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Full text of "Archiv für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen"

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Digitized by the Internet Archive 
in 2011 with funding from 
Biodiversity Heritage Library 


http://www.archive.org/details/archivfrdienat3187484prag 


ARCHIV 


für die naturwissenschaftliche 


LANDESDURCHFORSCHUNG 


von 


herausgegeben von den 


BEIDEN COMITES FÜR DIE LANDESDURCHFORSCHUNG 


unter der Redaction 
von 
PROF. Dr. €. KORISTKA und PROF. Dr. J. KREJCI 


mit Beiträgen von 


E. Boricky, L. Celakovsky, B. Hellich, C. Korisika, G. Laube, F. V. Rosicky und 
R. v. Sterneck. 


Dritter Band. 


Mit 7 lithogr. Tafeln, 1 Karve und zahlreichen Holzschnitten., 


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Commissions-Verlag von Franz Rivnäß, 


1984. 


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Inhalt des dritten Bandes des Archives. 


I. Topographische Abtheilung. 


Verzeichniss der in den Jahren 1877—1879 vom k.k. mil.-geogr. Institut trigono- 
metrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof. Dr. Karl R. 
Koristka und Major R. Doublebsky von Sterneck mit 1 Karte. 


U. Geologische Abtheilung. 


I. Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. 
Em. Boficky mit 2 chromolith. Tafeln. 


I. Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. 
Em. Boficky mit 2 chromolith. Tafeln. 


III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav 
Laube mit mehreren Holzschnitten und einer Profiltafel. 


III. Botanische Abtheilung. 
Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (II. Theil. 
Schluss.) 
IV. Zoologische Abtheilung. 
I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky mit 24 Holzschnitten. 
DI. Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich mit 70 Holzschnitten. 
V. Chemisch-petrologische Abtheilung. 


Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von 
Prof. Dr. Boricky mit 3 Hulzschnitten und 2 lith. Tafeln. 


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VERZEICHNISS 


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vom k. k. militär.-geographischen Institut 


trıgonometrisch bestimmten 


HÖHEN VON BÖHMEN 


herausgegeben von 


Dr. Carl R. v. Kofistka und R. Daublebsky v. Sterneck 
Professor an der k. k. deutschen technischen k. k. Major im militär.-geographischen Institute 
Hochschule in Prag. in Wien. 


Mit 1 Karte. 


(Archiv der naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. III. Band. I. Abtheilung.) 


— 
PRAG. 
Commissions-Verlag bei Franz Rivnä‘. 
1884. 


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VORWORE 


Nachdem sowohl die Vegetationsverhältnisse, als auch die Culturarbeiten, 
und endlich eine ganze Reihe von technischen Untersuchungen von der Höhenlage 
des Bodens und von der Form des Terrains abhängen, so werden auch in neuerer 
Zeit Höhenmessungen und Nivellements, welche zu dieser Erkenntniss führen, immer 
zahlreicher und in immer grösserer Ausdehnung ausgeführt, und da es sich in vielen 
Fällen um eine Vergleichung oder eine Verbindung dieser Messungen handelt, so er- 
scheint auch die Reduction derselben auf einen gemeinschaftlichen Horizont, als welcher 
sewöhnlich der Meereshorizont gewählt wird, wünschenswert. Da man durch die directe 
Messung nur den relativen Höhenunterschied zweier Punkte erhält, und da in Böhmen, 
soweit vom Meere entfernt, eine directe Messung der Seehöhe eines Punktes nicht 
möglich ist, so ist es für Jene, die sich mit solchen Messungen beschäftigen, gewiss 
sehr nützlich, wenn in jeder Gegend des Landes einige Punkte bekannt sind, deren 
Lage genau bestimmt ist, so dass sie aufgefunden werden können, und deren Höhe 
über dem Meerespiegel (die absolute Höhe oder die Seehöhe) so genau angegeben ist, 
als es die jetzigen Hilfsmittel und Methoden der Messung gestatten. 

Es ist klar, dass sich zu diesem Zwecke am besten die Triangulirungspunkte 
der Landesvermessung eignen, nemlich die Eckpunkte des grossen Dreiecksnetzes, auf 
welches die Detailvermessung des Landes basirt ist, da diese Punkte durch grosse 
Signalsteine auf die Dauer festgelegt, oder durch Kirchthürme oder andere hervor- 
ragende Baulichkeiten bezeichnet sind. 

Für diese Punkte ist nicht nur die Seehöhe sv genau als möglich angegeben, 
sondern man kennt auch ihre horizontale Lage auf der Erdoberfläche sehr genau, 
indem diese Lage durch ihre geographische Länge und Breite, oder durch ihre beiden 
Coordinaten im Längenmaasse bezogen auf einen bestimmten Meridian bekannt ist, so 
dass man aus diesen Coordinaten die Entferungen zweier solcher Punkte sofort be- 
rechnen, und mit Hilfe dieser bekannten Distanz eine Menge anderer nützlicher Auf- 
gaben auflösen kann. 

Die Kenntniss dieser Punkte ist daher sehr wichtig, und es ist zu wundern, 
dass dieselben zur allgemeinen Benützung nicht schon lange veröffentlicht wurden. 
Ich habe mich dieser Punkte bei meinen Messungen in Böhmen und Mähren schon 
seit mehr als 30 Jahren bedient, indem mir von Seite des k. k. milit. geographischen 


Institutes gestattet wurde, hievon Abschrift zu nehmen. Doch muss bemerkt werden, 
* 


dass die Höhenangaben dieser Punkte auf einer in den dreissiger Jahren dieses Jahr- 
hundertes ausgeführten Triangulirung beruhten, zu welcher Zeit auf Höhenbestim- 
mungen nur ein nebensächlicher Werth gelegt wurde, daher sie auch nicht jene Ge- 
nauigkeit besassen, welche gegenwärtig verlangt wird. 

Die im J. 1861 vom k. preuss. General-Lieutenant Dr. J. J. Bayer angeregte 
„Mitteleuropäische Gradmessung“, welcher nach und nach fast alle europäischen 
Staaten beitraten, stellte so hohe Anforderungen an die Beobachtungs- und an die 
Rechnungsmethoden, dass die Benützung der älteren Triangulirung sich als unmöglich 
herausstellte, und dass in allen Staaten, so auch in Österreich eine Revision derselben 
oder meistens eine Neu-Messung der Triangulirungspunkte stattfinden musste. 

In Böhmen wurden zu diesem Behufe in den Jahren 1862—1867 zuerst 40 Grad- 
messungspunkte, dann in den Jahren 1877—78 durch Hauptmann (gegenw. Major) von 
Sterneck 270 Punkte mit der grössten Sorgfalt neu bestimmt, auf welche gestützt dann 
von den Mappirungs-Unterdirectoren die Höhen der weiteren Triangulirungspunkte ge- 
messen und berechnet wurden. 

Mir schien es nun an der Zeit, dass diese neuen zuverlässigen Messungen im 
Interesse der Topographie und zur Benützung bei technischen oder Landeseulturarbeiten 
allgemein zugänglich gemacht würden. Ich wendete mich daher an den gegenwärtigen 
Director des k. k. milit. geographischen Institutes Herrn k. k. Generalmajor Joseph 
Freiherın Wanka von Lenzenheim, um eine Abschrift und Veröffentlichung der See- 
höhen der in Böhmen befindlichen Triangulirungspunkte zu gestatten, und an meinen 
geehrten Freund und ehemaligen Schüler Herrn Major Robert Daublebsky von Sterneck, 
Leiter der Sternwarte und der astronomischen Arbeiten desselben Institutes, um eine 
Revision und Controlle bei dieser Arbeit zu übernehmen. Herr General Baron Wanka 
gab in freundlichster Weise die Erlaubniss und Herr Major von Sterneck übernahm 
ebenso bereitwillig die Controlle und Revision, und so gelangte ich in den Besitz des 
werthvollen Materiales, welches in den nachfolgenden Blättern veröffentlicht ist. Be- 
züglich der Genauigkeit der Arbeit, der Differenzen gegen die Bestimmungen des 
Katasters u. s. w. spricht sich Herr Major von Sterneck in der nachfolgenden Ein- 
leitung ausführlicher aus. 

Mir erübriget nur noch einige Bemerkungen zu machen über die Anordnung 
des Ganzen, sowie über die von meiner Seite ausgeführte Revision der Schreibart 
der Namen und der topographischen Bezeichnung. Es ist gebräuchlich, jedem der 
Triangulirungspunkte einen Namen zu geben, da hiebei eine Verwechslung weniger 
leicht stattfinden kann als bei einer blossen Nummer. Unter diesem Namen ist der 
Punkt in allen Protokollen eingetragen, nur unter diesem Namen kann man seine 
Coordinaten, wenn man sie benöthigen sollte, wieder auffinden. Diese Punkte sind 
nun alphabetisch für jedes Land geordnet, und das nachfolgende Verzeichniss enthält 
eben die Triangulirungspunkte von Böhmen. Allein schon eine flüchtige Durchsicht 
zeigt, dass viele dieser Punkte, und zwar nicht blos die mit böhmischen sondern 
mitunter auch solche mit deutschen Namen unrichtig geschrieben oder benannt sind. 
Diese Irrthümer rühren von der ersten Triangulirung des Katasters aus den dreissiger 
Jahren her, und liegt ihre Ursache darin, dass man in jener Zeit auf die richtige 
Schreibung der Ortsnamen überhaupt einen geringeren Werth legte als gegenwärtig, 
dass der Triangulator oft der Landessprache nicht mächtig war und einen ihm richtig 
gesagten Namen in unrichtiger Schreibung notirte, oder dass auch mitunter von dem 


ortskundigen Begleiter dem Triangulator ein falscher Name angegeben wurde. Nun 
befindet sich der Punkt unter dieser Benennung in allen Protokollen der grossen 
Österr. Vermessung, und es ist, ohne eine totale Revision derselben für alle Länder, 
nicht möglich diese Benennung zu ändern. Daher habe auch ich aus Opportunitäts- 
sründen, um nemlich die Benützung der Punkte und der dazu gehörenden Daten in 
den Vermessungsoperaten zu ermöglichen, die angenommene Schreibweise derselben bei- 
behalten, jedoch habe ich bei allen Punkten, wo dies nothwendig war, die richtige 
Schreibweise hinzugefügt. Bei der neuen Mappirung von Böhmen ist auf die so 
wichtige richtige Schreibung der Ortsnamen schon ein grösseres Gewicht gelegt, 
trotzdem sind auch hier manche Unrichtigkeiten unterlaufen. 

Damit aber auch solche, welche den Punkt nur mit seinem richtigen oder 
nur nach seinem böhmischen Namen kennen, denselben in dem Verzeichnisse finden, 
habe ich am Schlusse noch ein besonderes alphabetisch geordnetes Verzeichniss der 
im Hauptverzeichnisse abweichend oder blos in deutscher Sprache geschriebenen 
Punkte hinzugefügt; z. B. ist zu suchen „Bucklicher Berg“ unter „Buglata B.“ (offenbar 
Missverständniss des deutschen Gebirgsdialektes „Buklater“ anstatt „Bucklicher“), oder 
„Vodärni hräzka“ ist zu suchen unter „Wodrany hrasko“ u. s. w. 

Zur näheren Auffindung des Punktes dienen die 2., 3. und 4. Colonne des 
Hauptverzeichnisses. Die 2. und 3. Colonne enthält die ehemaligen Kreise Böhmens 
vor dem Jahre 1848, und das Territorium, eigentlich die Domäne oder Herrschaft, 
auf welcher sich der Punkt befand. Die 4. Colonne enthält eine römische und eine 
arabische Zahl, welche beide Zahlen sich auf die diesem Verzeichnisse beigegebene 
Quadratnetzkarte beziehen, deren jedes Netz eine alte österreichische Quadratmeile 
enthält, so dass die Lage des Punktes bis auf eine Quadratmeile genau fixirt ist. Die 5. 
Colonne enthält die Seehöhe des natürlichen Bodens des betreftenden Punktes. Die 6. . 
Colonne enthält die nähere topographische Beschreibung desselben. Auch diese Co- 
lonne wurde einer sorgfältigen Revision unterzogen und die Schreibweise sowie die 
Orientirung vielfach rectificirt und richtig gestellt. Bei dieser Revision, welche eine 
sehr lange Zeit in Auspruch nahm, hat mich der Assistent am deutschen Polytechnikum, 
Herr Josef Lhota auf das eifrigste unterstützt. 

Trotz der sorgfältigen Revision sind in dem Haupt-Verzeichnisse noch einige 
Irrthümer übrig, sowie einige Lücken unausgefüllt geblieben, welche am Schlusse 
dieser Publication unter der Bezeichnung Ergänzungen und Berichtigungen beseitiget 
worden sind. 


Prag im Februar 1884. 


Koristka. 


EINLEITUNG. 


Die in dem nachfolgenden Verzeichnisse enthaltenen Höhen-Coten resultiren 
aus den für die neue Landes-Aufnahme in den Jahren 1877—79 ausgeführten neuen 
Höhenbestimmungen. 

Als Grundlage für dieselben dienten die Höhen der 40 Gradmessungspunkte 
in Böhmen, deren Höhenunterschiede durch sehr sorgfältige gleichzeitige Zenith- 
Distanzbeobachtungen mit Anwendung von Heliotropenlicht in den Jahren 1864—67 
ermittelt wurden. 

Von diesen Ausgangspunkten habe ich in den Jahren 1577 und 75 etwa 270 
Punkte (im Verzeichnisse mit einem Sternchen * bezeichnet) ebenfalls durch Zenith- 
distanzbeobachtungen neu bestimmt, und diese letzteren dienten der Mappirung als 
Grundlage für die Höhenbestimmungen. 

Es wurden nemlich von diesen Punkten durch die Mappirungs-Unterdirektoren 
mit einem Universal-Instrumente auf jeder Quadratmeile durch Zenithdistanzmessungen 
die Höhen von 3 bis 4 Punkten bestimmt, und von diesen die für die Terraindarstellung 
nothwendigen Höhen von S—900 Punkten per Quadratmeile durch die Mappeure mit- 
telst Höhenmessinstrumenten (mit Fernrohr, Höhenkreis und Libelle ete.) ermittelt. 
Diese letzteren Punkte erscheinen im Allgemeinen weder in diesem Verzeichnisse 
noch auf der Karte, sie dienten, wie gesagt, bloss zur Terraindarstellung, beziehungs- 
weise als Anhaltspunkte für die auf Grundlage der Schraffen gezogenen Schichtenlinien. 

Die absoluten Höhen der 40 Hauptpunkte wurden, da zu jener Zeit das 
Praezisions - Nivellement in Böhmen noch nicht ausgeführt war, von dem damals 
schon einnivellirten trig. Punkte Fliegengas in Mähren (bei Grussbach, westlich von 
Nikolsburg) durch eine von mir im Frühjahre 1376 ausgeführte trig. Höhenbestim- 
mung zwischen diesem Punkte und dem böhmischen Hauptnetze, bestimmt; sie basiren 
demnach nur mittelbar auf dem Praezisions-Nivellement. 

Im Allgemeinen erheischen die alten Höhen-Coten, die vom Kataster in den 
dreissiger Jahren bestimmt wurden, eine Erhöhung, u. z. in verschiedenen Landestheilen 
verschieden, bis zu 3 Meter und darüber anwachsend, etwa wie aus der nachfolgenden 
Skizze ersichtlich ist. 


Das in den letzten Jahren in Böhmen begonnene Nivellement bestätiget nicht 
nur diese Erhöhungen, ja es zeigt sogar, dass dieselben im allgemeinen noch zu 
gering waren, so bei Budweis um 1 Meter, bei Königgrätz um 2 und bei Eger sogar 
um 4 Meter. 


Ob nun diese Differenz zwischen dem Nivellement und der neuen Zenith- 
Distanz-Beobachtung ganz oder theilweise auf Rechnung der Mangelhaftigkeit der 
letzteren, beziehungsweise auf die immerhin willkührliche Ausgleichung der beobachteten 
Höhenunterschiede zu setzen ist, oder auf die sich nach den neuesten Theorien 
nothwendiger Weise, wegen der verschiedenen Formen der Geoide ergebenden Diffe- 
renzen zwischen den Resultaten geometrischer und trigonometrischer Nivellements, 
zurückzuführen ist, kann vorderhand wohl schwer entschieden werden, und sind in 
dieser Hinsicht erst die Resultate der Gradmessung abzuwarten. 

Denn obzwar die Bestimmung der 40 Hauptpunkte und die Verbindung des 
böhmischen Netzes mit dem Punkte Fliegengas mit aller Sorgfalt ausgeführt wurde, 
und wenn auch die Ausgleichung der Höhenunterschiede nur in seltenen Ausnahms- 
fällen Correceturen von 0'3 bis 0'4 Meter, sonst im Durchschnitte nur 0'1 erheischte, 
so ist dennoch bei der grossen Ausdehnung dieses Höhennetzes eine successive Ver- 
schwenkung desselben denkbar, wenn auch nicht wahrscheinlich. 

Es ist sehr schade, dass in diesem Falle die praktischen Interessen mit 
den rein wissenschaftlichen nicht Hand in Hand gehen konnten, dass nemlich das 
Nivellement erst nach der Mappirung in Böhmen begonnen, und daher nur theil- 
weise als Grundlage für die Höhen benützt werden konnte. Wo es noch thunlich 
war, wurde den neuen Nivellements-Daten längs der Franz Josefs-Bahn theilweise in 
so ferne Rechnung getragen, als in einem Streifen von 5—4 Meilen Breite längs dieser 
Nivellements-Linie die sich ergebenden Differenzen successive vertheilt wurden, so 
z. B. bei Strakonie etc. 

Wenn das alte Katastermateriale aus den 30ger Jahren halbwegs besser oder 
verlässlicher wäre, als es mir zu sein scheint, so wäre der Vergleich zwischen den 


alten und neuen Coten gewiss in vielfacher Hinsicht interessant, nachdem zwischen 
beiden Bestimmungen nahezu ein halbes Jahrhundert verflossen ist. Es könnten beispiels- 
weise Hebungen oder Senkungen grösserer Länderstrecken hiedurch konstatirt werden. 
So aber gewinnt man eher den Eindruck, dass dort, wo dem Kataster gute Ausgangs- 
punkte zur Verfügung standen, wie etwa aus langjährigen barometrischen Beobachtungen 
in Prag etc., die Höhen auch richtiger bestimmt erscheinen, je weiter von denselben 
entfernt, desto mangelhafter. 

Immerhin dürfte aber der Vergleich der alten und neuen Coten von grossem 
Interesse sein, und es können zu etwaigen einschlägigen Studien leicht die in der 
alten und eben erscheinenden neuen Spezialkarte von Böhmen enthaltenen Coten ver- 
wendet werden. In der neuen Karte sind die Höhen-Coten viel zahlreicher enthalten, 
und enthält sie alle Höhenpunkte der alten Karte. Wenn auch ein grosser Percent- 
satz derselben nicht mehr vergleichbar ist, da entweder die Höhen sich auf andere 
Objecte beziehen, oder Abgrabungen ete. stattgefunden haben, so dürften doch solche 
Fälle leicht bemerkt und ausser Calcul gebracht werden. — 


Wien im Februar 1884. 


Sterneck. 


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| 18, W ausgezeichneten Felskuppe. 
% IX Era, %4 Ande. er der 
Baerenallee Saaz |Eisenberg | g y 861 | Natschung auf einem von Wald 
| y grösstentheils entblösst. Berge 
ST“ | u. Bar 
Bakov ı Bunzlau |Kosmonos | 10, ö 213 Ortskirchthurm. 
UO: 
Ereamtäe, 3a Ba mb 2 
@ | ien Ha 
Bambousek || Caslau Schleb XI 207 neben elncm "WOEREEEn, 
15, 0. einige 1000 Sohritte östl. der 
Poststrasse. 
3 ; Vm RR 
Baräk Klattau |Welhartitz| ; 706 
| 26, w 
| Pyramide, 3/4 Stde. südöstlich 
Ban | Bydi Chl xl 267 | Disuhopaleko vr pe 20 
| g 2 es We ers, ungefähr 2 
| yazoy u 14, [0% Schritte nördlich Jan heresihalt: 
| | lichen Feldes. 
| en 
I 
Barzdorf ee: XXI : 
Kirche Königgrätz| Braunau | 9 ; 401 Ortskirchthurm. 
J, 0 
Barzdorf | RRXT | ‚ Pyrmde., 2 Stdn. südl. v. 
'ami 'Königgrätz) Braunau = 1490 , Barzdorf in einem Felde 
Pyramide | 73 9,6 | | nahe der preuss. Grenze. 
| Bischof- XI | Pyrmde., '/, Std. nördl. v. 
Baschetzen-B. | Klattau Eee ae = 522 \ Dorfe Gross-Semlowitz a. 
Teinitz | 22, w. ein. ausgezeichn. Höhe. 
Basis-Endpunkt * e XVII h Me. & 
(südwestlicher) Eger Eger 16, w. | 486 Be Se 
Basis-Endpunkt * A XVII , Stdn. östl. v. Eger an 
(nordöstlicher) Eger Egeı 16, w 463 | der Strassentheilung. 
| ER IX a Gerüst-Pyramide, hoher, steiler 
Bauholz \ Klattau Bistfie | 767 | und bewachsener Bergrücken, 
| 27 W. !/, Std. südwestl, v, Krotiw. 
| | PrEln, auf en 
| rır vi teau, Is . östli 
Baum-B ' Chrudim | Chrudim XV ı 300 v. Chrudim auf dem höchsten 
R \| | - Punkte an dem Fusswege, der 
9 am Bründl Bach vorbei gegen 
| Hrachow-Teinitz führt. 
SEEN MeERNeR Bee | EPRRRIERLEE EST DREH HORROR | ne. De nn 
| ı 
Bauschowitz | Leitmeritz, Doxan 9.5) 19 | Ortskirche. 
| b} = I} 
zu... I “usnssuunsneennennunnunenen un nn nnnnnnnnnunen I 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von EMeile |I”=t- Bodens 

30 6 VII Pyramide, ”/, Stde. v. Be- 

Bedrichovie Kourim | Jemniste | 91; 575 | diichovic auf einer Wald- 
2 kuppe. 

E XVII Pyramide, Y, Stde. östl. 

Beberek Caslau Polnä 3.5 669 || v. Gross-Loschenitz auf 

SD einem waldigen Berge. 

| 2 RN || Se /, Stde. südwestl. 

Becha pole Caslau Ledet 21.6 466 || von Kfenovie auf einem 
Busen Felde. 


Pyramide, hart nördlich an der 


x P RR: Pr = XV König; h Reichena 
Bödovic Königgrätz| Hohen- | XVII | 959 | fahrenden Strasse, 500 Schrite 
bruck 14, 0. || stdöstl. des Kirchthurms von 
Hohenbruck. 
Beischitz od. | Er mässig hoher 
Soudny B. Prachin | Drahenie | 95 y, | 513 | bewachs. Berg, ;), Stde. 
(richt. Vysic) Ey westlich von Vysie. 
Beischt : h XVII Pyramide, la Std. nördlich von 
(richt, Bystö) Chrudim | Pardubie | 15 ;, | 280 Er Eu eo 
? Chaussee. 
Bejscht . } XV N „2 
wicht, Byste) Chrudim | Pardubie | 5; 256 | Thurm des Dorfes Byste. 
no. 
ie Sa { XIV N 
Bela Chrudim | Pardubie | 15 5 263 Thurm. 
ul 
de 3 ; { XIV e 
Bela Chrudim | Pardubic | 5 5 263 Sienal 
0. 
8 } 3 h ; II | Stde. aan v. 
Beile* Leitmeritz | Libeschitz | 7 5 598 Weiskslten */, Stde. 
SED» nordöstl. v. Wernstadtl. 
vu | i 
Benatek Bunzlau | Benatek | 19 | 240 Stadtkirchthurm. 
20% 
N XVII Pyramide westlich beim 
Benatek Caslau Polna Een 619 || Dorfe Benatek und nörd- 
„Ur lich von Kohütov. 
Rn Xu Pyramide, /, Stde. nördl 
. Res yramide, '/ e. nördl, 
Benesov | Bunzlau Semil 8,6 562 van Benesan 
Ber (Bor) | XV Baumsignal u. Stange mit Kreuz- 
x A R 
Nebenpunkt | Bydzov | Sadowa | 19: || SL | hreitern im kerachatı: Walde 
Rn BEER RR - Fa ee Te 1 SEIFE BETT | V-ERRERLUE IE SFEN | 1 RE SHE SEE RS SEE ER ee EST EEE DEREN 
’ N en EU | aaa. | een 
r nur un n 
eran | eraum ITOW 20, Ö. | 686 Punkte GE auszezeichn, wal- 


digen Berges. 


Befindet sich im ehemaligen 
7 4 . ‚ Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der u des) Beschreibung 
von von DMeile Ira Z a 
u Ze er E- zum —ör — n— 11 — — 
Ik Schinkau "sY IL; | 584..|| platennn 2a wien 
i Klattau | Schinkau | < al 9 plateau e. südlic 
Beranice | 24, w. | | v. Radkovie. 
| XIV R 
Berg | Klattau Hostau | AN 551 Ortskirchthurm. 
Wein-Berg 24, w. | 
SENSE | | | ee 
. | Berg-Rei-| IV | . 
-Bei in ac fi s12 | 
Berg-Reichenstein | Prachin | <henstein 29, w. 3 | 
: } I: Pyramide, "/, Stde. süd- | 
Bernhardsberg | Budweis | Gratzen | 5 5, | 02 | Testlich von Nandort 
| | I 
| I} || 
FOR i VIE | 991.4 | Feisklotze, dor #1 Sido mordt 
Bernstein-B.* Saaz Eisenberg | 7 „, | % | von Ladung auf dem ausge- 
| | ’ sel ||  dehnten Plateau frei steht. 
j IR ST | 8 | Baumsign., /, Stde. west. 
Bertovny ' Pilsen Plass 18. w. | 509 I Jägerhause Öber- 
| | ur | Aujezd. 
| AETREER Ih. BE 
£ | | . Il r Pyramide, 1/; Stde. westl. von 
Besidka \ Beraun Dobris 0. . || >l4 | Kozihor auf dem höchsten 
| a \| Punkte d. ausgezeichn. Berges. | 
I I | I 
|: 4 Bee 
| u AXXT 5 
Betlach \ Chrudim | Landskron | 16. 6. | 526°6 || Kotawasser am oil Bande des | 
| re | Waldes auf dem Betlachberge. 
| [a | 
’ | ! 4 XXIell j ‚ Pyramtde, !/; Stde. südl. u I 
Bezdek Chrudim Policka | 1 5 | 069° Si, ge 
| | des Bezdük-Berges. 
Aus = 5 | N EEE Te er 
\ | 1 DIE 1 vogas | een nn are Pan | 
Bezdnä \ Beraun Slap 20. w. | 495 des ausgezeichneten kegelförm. 
| ’ | Berges. 
Een 1 Snuens: Prr 
Bezdekau Klattau | Bezdekau IX | 442 | 
26, w. | 
die | ar 7 | 8% 
Bezdedic Beraun | Horovie en 185 Ortskirchthurm. 
9, w. 
Bezno | Bunzlau Bezno a | 285 Pfarrkirchthurm. 
| R) > 
| 4 | VIIE | Pyramide, 1/4 Stde. nördl. 
Bezvel-B. Bunzlau Krnsko | 10, w ET er 
I | u) | ' des länglichen Bergrückens. 
Be | | BEER ÄF RE EN ER 
”: | Weiss- VII f UEyRmas, UA Bas une. iR 
Bilä horka Bunzlau | wasser 9,6. , 94 | nusgereichn. kahlen u steinigen 
erges. 


| Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 


| Ir Topografische 
Bapıg; des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von EMeile |? Bodens 
1 
198, | 3 NE N TEN he | Pyramide, ausgez. hoher 
Bilec | Klattau | Chudenic 108 | bewaldeter Berg, 1 Stde. 
, W. |  westl. von Schwihau. 
| | I 
| II ni, Ya Stde, nördl. nn 
Bihana |Leitmeritz | Türmitz || a Denen Blntean 
) S in einem Ackerfelde. 
N AS: xI 2 
Bikan richt. Bykan | Caslau | Maleschau | ıg ; 369 Ortskirchthurm. 
vi 
| Fr II 4 na 
Su ne | ; rauen- e Thurm im Dorfe Bilä 
Bild Hürka | Budweis berg 29, ö. 431 er a en 
en Baumsignal, 100 Schelte nor. 
Par 4 4 XV = hnung d. kaiserl. Jag 
Bily kopec | Chrudim | Goltie | 0% | 245 fe: Dendökower Revters an der 
16, {0} westl. Seite der v. Goltie nach 
| Prelou& führenden Strasse. 
EN, | IB; EN AR N Eee... 
a | | VIH 2 | Pyramide, ‘/, Stde. nördl. 
Bila hora ‚ Kourim | Brandeis | 4 5 234 | v. Dorf Prerau auf dem 
9 kegelförmigen Berge. 
Bisie  Kouiim | Meinik | 9', | 216 Ortskirchthurm. 
2,0. 
RER k ’ f IV Pyramide, '/, Std. westl. 
Biskovic Kourim | Biskovie | 13 6 155 || v. Biikovie auf d. hohen 
a) Plateau. 
a ERSTEN, = XX - 
Bistre Königsrätz| Opocno 25 546 Ortskirchthurm. 
Ei 
Bitina ln NE ‚ste 395 les 
AR ONILZ rannay 12. w 5 des heilig. Wenzel aut einem 
2 Feldraine. 
3 ! X Pyrmde., kahleKuppe des 
Bitov ı Klattau | Chudenie | ,- _. | 711 | bewald. Rückens, 1 Stde. 
25, W südl. v. Pollin. 
Ber XXI Pyramide, y, Stde. nord- 
Blaner 'Köniegrätz | Kwasney = | 643°3 || westlich von Aufim, auf 
| 15, ö. einer freien Anhöhe. 
nr Int San NIE: VII PEN Pyrınde., '/, Se v. 
Blanik ‚ Kourim | Lounovie X 636-7 || Loufovic am höchsten 
22, 6 Felsenblock dies. Berges. 
> | e VII Waldkuppe, östlich von 
Blanik ı Täbor Hrob 26, ö 659 2 A 
FUNEHROE TE RR Pyranıtde, anf einer freien An- 
; XXIV hohe, 34 Stde. nordwestl. der 
(Plamina) |, Chrudim |Landskron | 17,5, 194 | Batiulken Bee sr 
E} 


der höchsten Kuppe. 


[o 0] 


| Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium der Hbhe des Be'schreibung 
| von von EaMeile: ||” ame 
| N | Stange, '/, Stde. südl. v. 
Blankenstein |Leitmeritz | Prissnitz | 7, | 545 | Blankenstein a. d. gleich- 
| | nam. Ruine, süd. Mauer. 
| en u 
Blaschkow * x 4 | XVII 02.0 || zeichneten Höhe 1/4 Stde. nord- 
= S | - In = |: 698: D | 
richt, ;Blazkoy, ‘| T8lu | Wem aan, |"EIABUTmE re 
| IT 
Blatnä | Prachin | Blatnä | 95, | 39 | Pfarrkirehth. in Blatnd. | 
| „ W. | 
| | es 
| 
| Schweis- | | Pyrınde., auf der ausgez. 
ilse | e | 5: Anhöhe, Y, Stdn. südl. 
Blatten ' Pilsen singe | 20, w. | 531 | Anhö x res 
er Il E I En 
I) | | 
|| 2 n 2 a 7 | Bee | Pyramide, 1 Stde. westlich von 
Blottendorfer B. | Leitmeritz Bürgstein IV | 622 | Ballendorf, anfein. lang. Rücken, | 
| | 3 0, '' der sich v. Nord nach Sud dehnt, \ 
| | 
f. | I Be .$ | 
Blosdorfer Wald NRUV Baumsignal an’der mähr. 


| 
|| 
u. Berg | 

| 


| Olmütz | Trübau % 648°6 | Grenze, %, Stdn. westl. 
19, ö. | von Blosdorf. 
| . - 
Blovic | Pilsen Hradiste 8. = \ 385 Stadtkirchthurm, | 
| ER) 
Snnassasusennn I | a = a 
ER XIV N Stange, "/, Stde. nördl. v. 
Blumendorf Caslau Stöcken | 99 5 593 | Blumendorf, '/, Std. östl. 
| BIRSr der Wiener Chaussee. 
FR | Im. ler | Pyramide, steiler, bewal- 
Bohumilic Prachin Skalie 3 (31 | deter Berg, '/, Stde. östl. 
| „ W. von Bohumilic. 
E "04 = | Der Kirchthurm dieses 
Bobieschau Preussen Et | 505°3 || Dorfes hart an d. Grenze 
9,0. Böhmens. 
1 x E II "N ee 1/4 Sede. wadrrenieh 
Bocken B. Leitmeritz,  Politz ae 449. ‚j\ 7 KieDb e 
Die steilen Abfalles. 
Pyramide, auf der ausgezeichn. 
. bewald K 3 Boder- 
Boderberg Pilsen Tepl a 843 Dan. 0, SE Be as 
‘,W. Marienbad nach Töpl führenden 
BR Strasse. 
= : ä Pyrmde., 1 Stde. nordöstl. 
Böhmerwald * Pilsen Kladrau ‚ge 537 von Tmchad u. Y, Stde, 
RN 9 RE ER a Ei ,W nördl. v. Weshorsch. 
Böhmisch: Ir Schwarz- | VII 
ch-Brod Koufim Kostelec | 16, ö. Stadtpfarrthurm. 
.. . - = 3 \ - 7 . 
Böhmisch-Leipa | Leitmeritz Neu IV | 263 Kirchthurm der Stadt 
| schloss 7.08 | Böhm. Leipa. 


Absolute 


| Befindet sich im ehemaligen Tneähsüfe 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bes eihung 
von von DMeile |?a*- Bodens 
| IV 1 | Pyrmde., Y/, Stde. südöstl. 
Böhmischer Berg |Leitmeritz | Bürgstein | 6 5, | 483 | von Langenau. auf dem 
| | | spitzen Waldberge. 
e | 4 III | . 
Böhm. Neustadt | Bunzlau | Friedland 11, ö. | 480 |  Dortpfarrthurm. 
Kerr al 
u N a jetic, . höchst. Punk 
Bojetic = | Bunzlau | Dobrawitz ll 3653 des Pliteaus im den elle von 
| b) ro. 4, 
Re: xy | | Byramtae, 20 Schette end. von 
Bohanka "Königgrätz) Smiric im. | #85 || Schritte stdoad. v. steinernen 
’ |) | Kreuze, 
| | 
IS, ie RR N AT ee 
Bohdanece | Chrudim | Pardubie | 15.5, |) 216 |  Stadtkirchthurm. 
I 2) ” 
| | | 
Bohuschovitz Leitmeritz) Doxan 10.6) 149 | _ Ortskirehthurm. | 
| ’ | | 
a TE ERR | ERLEN, . | | 
| | 
N If Windie- | XI | g£4 | Gerüstpyramide, ’/, Stdn. 
PORN en Jenikau | 24, ö. | Rue | nördl. von Dudin. 
IE u = || | 
1 Il 
Bojesicer BB | Beraun Milin | se \ 490 | 1], Stde. westl. v. Bojesic. 
$) s || | 
IV | | Beumeignnl, 1 Erde: Sail: den 
= 3 R | a ||v r i i 
Bor B Saaz Zittolieb | 13, w, || 446. || ücs besonders: nach Snden sehr 
? | ausgedehnten Waldes. 
ee ee Re EEE EN 2 | AI u TE 
Borau * Ö XVI | 6365 | xi 
au | Caslau Polnä DEI, 9 | Kirchthurm d. Marktes. 
y | ar | 
| | en Mai ICOIEEn, 
\ | = t teau, 400 Schritte 
Borauer Höhe Pilsen Tepl IL 735 südl. v. Boran_ und 20 Schrüte 
F estl. es quer über den Berg- 
Y eken Fahzanden Feldweges, 
Pan air VII Pyramide, Y, Stde. süd- 
Borek | Prachin | Welhartitz 28, w 859 a akt. 
re CO ar Ir EL | ORTE Sek ern PERLE ESTER) LOERERT een ie N551 | PRERRRESFER Te IN A et 
5 Ei VI | A Pyrmde., 30 Schr. nördl. 
Borek Bydzov | Miletin 20, 6. | 264 | BEE 
I 
x e we A | F | Pyrmde.,'/, Stde. südwest. 
Borenovic | Kourim | Jemniste 0.%. | 519 | Borenovic auf einem stei- 
ernzjl |  nigen Ackerplateau. 
| Hr: heaiacscepastendeder = 
Borim Bunzlau Hauska 9 ” 376 Ortskirchthurm. 
I 


10 


| Befindet sich im ehemaligen | 
z Absolute | To 
- - — - 5 pografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von EMeile Pe Bon | 
w | s % Se || ER Pyramide, freies Acker- 
Boric Klattau Tauss 35, w. |, 478 || plateau 800 Schritte südl. 
FRI MeS | von Bofie. 
| 2 Erste, 4 Bein, april 
Barnay-B Bunzlau | Hirschberg | 443 san Batdomahl, auf einen an 
y E o s.ö | E gezeichneten Berge, neben dem 
ı | | höchsten Felsblocke. 
{ R y RITE | zu Pyramide, */, Stde. südl. 
Borovina” Caslau Leded 91. 6, | 585 || von Cihost, 7, Stde, süd- 
2! west]. von Kinitz. 
Windig- | XI | PER 1 
B we dıg Au || eo | Gerüst-Pyrmde., '/, Stde., 
Borovy B. Caslau Jenikau | 25, ö. 694 westl. v. Rothneustift. 
| | no 
2 : VII || Pyramide, 37, Btde-andlich von 
Bory Klattau Lukavie 33. Ww 380 | kemiie: Fr Schritte südl. der 
’ 5 ' Bildsäule des heilg. Adalbert. 
shbanuurnüsehe .... | Pr PETE ARE PPPPEBESFEEFERPFTT 
e ee e EN IV e Sign]., 1 Stde. südöstl. v. 
Boren (Borschen) | Leitmeritz) Bilin Du 538 | Bilin auf einem ausgez. 
| N; hohen Felsberge. 
| | RS Fer 
Bosov ' Chrudim | Nassaberg XV | 405 | nardwesil. der konstant legen. 
| Fer Oo 9.6 | | den Häuser v. Bo&uv auf einer 
N langen niedern Anhöhe, 
Bousov Rakonitz | Peruc I | 309 Öärocher, ', Sıde, sndwent 
“u 2 / 12, W. : | v. Jeöovie, nächst d. nach Lukov 
| | u. Öernochov führend, Strasse. 
| De 
x P | - Bischof- x | | Pyramide, 1/4 Stde. nördl. vom 
Bousoväa | Klattau Teinitz Sy W. | 474 | a re vom 
BEER ERRFE -LFEER all | || 
5 | Niere nansssesutsen ea 
Bouske | ! Winter- IV | | Frei ö 
Buskskv J m, Prachin en ! | 760 || Freie Anhöhe westl. vom 
(Busksky vrch) berg 30, w. | Dorfe Busk. 
: en Pyramide auf.ein, Besten raid 
| Leito- XXI za e auf ein, freien Felde, 
in oe AU | org /s Stde. südl. v. Bohunovi 
Bousovka || Chrudim mischl 18: ©. | 398 ans Kahrwöße v. en Orte 
| ’ | nach der Poststrasse, 
| I | > u E ; 
; Ye: | _ || Pyramide, '/, Stde. westl. 
Boxberg | »aaz Schönhof a 362 || von Groschau, Y, Stde. 
| ee | nördl. v. Schönhof. 
Boi EN. II 2 FR 
zar vakonitz | Radnitz ale 433 Östlich von Radnitz. 
FEawe 
EM ee xV Bantanman Tell sul 
yaZoV mau 9.6 519 Berge, dessen höchster Theil 
7 Ne Steingeröll ist. 
Brand | NicHeR MR, IX JE 0 Dorf zwischen Gmünd u. 
ieder-Osterreich 33, 6. | 537 Litöchan: 
| 


11 


Befindet sich im ehemaligen Absolute Tonanehsehe 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile ||"=t- Bodens 
= — = T — — 
Brandeis en 2 Ve | a 
a@der Elbe Kourim | Brandeis | 74 5, | 1895 Schlossthurm. 
are } e0> 
Branschauer Wald | Klattau | Chudenic | 5, | 773 | Tusthaus 1 Stde, v. Neu- 
26, W. gedein. 
“önisorä ÄXl | 5 Kirchth des Stift 
Braunau Königgrätz| Braunau | g ;, | 40 irchthurm des Stiftes. 
2 1 | 
z o r XVII | = Pyramide, 1/4 Stde. nordöstl. v. 
Bräzdüv kopec Islau Neustadt] 21, 6. 684 || Mährtsch-Meralec, auf siner un- 
|| Pyramide, 4/; Stde. nordöstl. v. 
Bree | Beraun Chlumee u | 424 || Chramost, At der nigen mit 
| 22, Ol  Gestrüpp bewachsenen Anhöhe. 
| N III | re Pyramide, 1 Stde, nördlich von 
a er un | ER a | TE u 
Bredi-Ber: Prachin | Eisenstein IX 801 Pyramide, ”/, Stde. süd- 
g | ; 29, W. westl. von Eisenstein. 
SENT ne | CE STETTEN SEEN... 
| Pyramide, westl. Abfall eines 
; Wald- RX | 7 | von Ost mach West gehend 
Brenner-Berg | Prachin - 1070 | Rackens, 1000 Schritte audlich 
| hvozd 28, W. | Bi: von Bronnet” 2 
2 | | IE 
E ASS XI 635 | Pyrude.,2 Stdn. südwestl. 
Brenteberg Klattau a Da. | an 
EN SR, Ile REN: 2 wer N ee 
SE vu Berek üdlich 
Q 9: | Bergkuppe südlich von 
Brenteberg Saaz | Pomeisel |, | Kuiakehni 
Pe. 27° Sr Pyramide, 5 Stde, west. yon 
| arten- © iebenau auf dem ausgezeichn. 
[; 7 R Inc spitzen bebauten Berge, einig 
Bresmitzbil | Ellbogen berg 115) W. 659 Schritte NER hrdhveres 
N dahin. 
| een. | ereser regsrezese ||| aber] ee ustraren See eeser green 
Anhöhe, 1/, Stde. südwestlich 
Brezi | Täbor : Bernartie II & 518 Be den. 
26, 0. von Podoli. 
Nee | nee | ae N | EEE RERETE 
IS 7 Pyrmde., */, Stde. nord- 
Brezina* | Caslau Jindie . 556-1 || westl. von Zandov auf 
1), 0%, der Gemeinde-Hutweide. 
“ Pyramide, 1/4 Stde. nördl, 
ie aa Bao 
rezina Il aslau a 34.6 folge des langen bewaldeten 
| EN ILL Bergrückens, 
SINE | 
Warten- VI “ 
Brims | Bunzlau berg | 26 Pfarrthurm. 


12 


| Befindet sich im ehemaligen 


Absolute | 


en | Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des, Beschreibung 
von von OMeile |jnat- Bodens | 
un m == 
Brix-B Brehe Waller II | 912 | Pyrmde., '/, Stde. westl. 
rıx-D. rachın altern 33, w. | br v. Maierhofe Brix. 
Pr a ee 
Brno * ‘ Beraun | Zbirow V.,| 715:7: || mean ae 
| 19, w. || \ Valduch, auf d. wald. Rücken. 
| | 
| | 
& = eh. j IRYT | >; | Pyramide, !/, Stde. nördl. 
Brücknerhöhe \Königgrätz) Grulich erg 322 | Ober Haydisch aözdL das jongen 
| | 9, 0. , Fichtenwäldchens auf d. Anhöhe. 
En 5 Wald- IX. - | Pyram., freie ausgezeich. 
Brückel-B. \ Prachin Be 98. w. |, 1234 | Bergkuppe, ”, Std. nord- 
| s a ah östl. von Frischwinkl. 
| | 
Brüx |  Saaz Brüx 8 1n I 238 | Stadtpfarrthurm. 
| Ri | 1} - - 
| XV | 5 Kyande, u 8. hunble- ae 
lanav N 2 | Ar es kahlen Be es auch Zie- 
Brunnberg Bydzov | Hohenelbe| 5; 1555, en er 
I westl. der weissen Wiesenlaube. 
en | er. N | 
Brezan Rakonitz Kritz 17 w|\ 48: | Ortskirchthurm. 
$) ”21 
| 
I | 
Bubenc-Lhota * x Unter- Ben ‚ Pyrmde., '/, Stde. nrdwest. 
ER |  Caslau olnwin 199 5 || 5412 || dieses Ortes auf d. Ko- 
(Hrabesin) | Kralovie | 22, ö. | | StERSEh: 
PEFEr. 5 Y - 1% de.. /, Std döstl 
F < = yrınde.. /, Stde.nrdöstl. 
Bubenickä Täboı Zelee | 95,5, | 521 on Male 
Bueina Casl: R g XV 02 | Bergkuppe, südwestl. v. 
aslaı omov | 18, 6, | PUZ || Podol u. östl. vw. Nutic. 
NE EN | e | 
| £ KUN | Pyramtde mit. @ ast, 3/, Stdn. 
Buchberg ' Chrudim | Landskron 16. ö, | 981 an rum Dokfe Meskank na 
el dem alten Mittelpunkt, 
Buchauer Berg Mr 'p 
J | IE 3 | „9 yrmde., 600 Schr. nord- 
(Bihauer B.) Budweis | Gratzen 36, 6. | 122 östl. vw Hodänie, 
| ge er a = | z . 
Ei KIXK sr Baumsignl. ?/, Stde. östl. 
Buche ‚Königgrätz| Adersbach FR en ie |), # Merkelsdorf auf einer 
| ae hohen Fichte. 
XI | Pyramide, 2/, Stde: west 
Date 4 PPT yramide, !/, Stde. westl. 
Buchen | Ellbogen | Petschau | j 4, w.| 132 | "von Poschitzau. 
| | 
B a \® er XI Stange auf einer hohen Kuppe, 
uchkoppe | Ellbogen |Giesshübel 13], 581 || an deren Fuss alch die Giess- 


| habl. Sauerbrunnquelle befindet. 


13 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 


| | | AD Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung 
| von von Meile |jmat- Bodens) 
EEE 
Buchstein |, Bunzlau Semil Be gSapeı) Kuppe d- hesatuphegrtack en 
| 2 choyic liegt, auf'ein. Felsblocke. 
BAEH | Be k IR Pyrmde., '/; Stde. südl. v. 
Budimeric ı Bydzov | Podebrad | 44 ;, | 189 || Budimeric a..d. Felde des 
| ’ |  Bauers von Nro. 13. 
P || » . Liebe- II k || Pyramide, 1/» Stde. südwestl. v. 
Budine-B. Leitmeritz schitz s, ö. 316 | a 
n 2 Ey: S. IV en Pfarrkirchthurm im Orte 
Budislavie Prachin Dozic 24, w. 595 | Budisiayie, 
Budweis Budweis | Budweis NE. 354 Kirchthurm in Budweis. 
7 
pe : I | Bergkuppe von Elhenitz 
Buglata Budweis | Elhenitz 39, ö. 829 | ich. 
I 
Bürgstein Leitmeritz | Bürgstein 6 ” 301 Ortskirchthurm. 
„0: 
4 x a 7 Pyramide, ”/, Stde. nord- 
Bukovic Bydzov Sadowa % 309 | westl. v. Schlosse Sadowa 
=! am Chaussee-Graben. 
A e Y XI  Baumsignl., ’/, Stde.nörd. 
Bukovy vreh Caslau Ledec 20.6 546 | v.Biebetinim herrschattl. 
E | Schlosswalde. 
v Sy I Pyrmde., !/, Stde. süd- 
Bukovec* Beraun Dobris 29. 6 561 | westl. v. Bukovec, auf ein. 
De | kleinen Bergkuppe. 
. VI Pyrmde., 1'/, Std d- 
* N yımde., e. nor 
Bukovec Pilsen Plass 16, w 5880 westl. v. Schloss Grünberg. 
a EREN |  ee  SERE x | | er A REFERFSEN 
| 
Bukavin | Preussen n 697 
| Den! 
1! 7 | u N e% 
Bukovno ' Bunzlau | Kosmonos, ‚'H | 315 | Pyramide, 100 Schr. südl. 
| 10, ö. | von Bukovno. 
u Io oe a 
Bukovno Bunzlau | Kosmonos N 0 5 \ 309 | Kirchthurm in Bukovno. 
Il 9 | 
” ( BE a ee 
Bukova hora | Klattau | Grünberg 94 6 a En | 
1 „WW | hohen Schüttbodens. 


14 


} . F I N} 
Befindet sich im ehemaligen Absolute | 
|| Sestweiuglir _  WABeeen "range 7 AAN | Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der Höhe des| Beschreibung 
k | von | von [Meile | 
Schwarz- VIII | e | Pyramide, 100 Schr. östl. 
Bulanka ! Kourim i n 402 von Bulanka, auf einem 
| Kostelec | 17, ö. | ausgez. Acker-Plateau. 
| & 
Burberg (Purb ) S Kaad | 591 | Fine wor ae 
urber urberg): Daaz aaden | 8 ‚ das Dorf Purberg liegt 
g | 1, w. | | 100 Schr. südl. dies. Ortes. 
AN 2:1... ee ei: | 
x ide, Y, Stde. b 
Burgstadtel-B.* |  Saaz Duppau 13, w. | 9320 || Pr Te nelee a 
1 I 
Buschar | Pils Schweis- Er 16. grmden auf, dachen Anhöhe, 
(Purschar) mn sing 20, || 
R Paul & | 
| K 5 IN - | Psrmde., aufeln. freistehend 
| Buschberg |: Saaz Maschau x I 529: || waldigen Bade Yu Std. we 
| 13, W. | v. Maschau auf.d. Mitte d. Kuppe. 
Bustehrad | Rakonitz | Bustöhrad | „,I. | 337 ‚ Thürmchen d. herrschaftl. 
| 14, ö. | | Schlosses. 
Butim | ME - 
(rieht. Putim) | Prachin Pisek je I 385 Pfarrkirchthurm in Putim. 
$} | 
| | | 
x: I 32 | | Pyrmde.,1/, Stde, sadöst.v. Ober- 
Bucic ' Caslau Sehusitz Zu 249 | Busıe 130 Schritte mördlich der 
| | 18, 0. | | Chaussde r. Caslau n. Chrudim, 
gi y a V Pyramide, auf einer stei- 
Butterhügel | Rakonitz Kritz | nz ' 589 | nigen Anhöhe, ', Std. 
| | 97 | | südöstl. von Nedovic. 
PEUPPEFE PET ji | | x | - | PPEFFI . .. ... 
Buzrak * VI - > 
akov | Klattau Plänie 95. w. | 639 || % Stde. westl. v. Loväie. 
25, | 
ER 2... ee Re le. - ' 
| r A | RG : XIV | op | Pyramide, Y, Std. nord- 
Cachotin Caslau |Rosochatec| 1,0) 596 | 7 went Chen. 
| a 
| | 
. ' - Jung- N Kapellentl '/, Std 
-B. * shor & 9£:0 | Kapellenthurm, ' e. 
Calvarien-B. Täboı Wozic 23, ö. | 696:0 | nordwestl. v. Miliein. 
Y | | || 
| | | 4 A 
Cappeln ' Budweis Hohenfurth en. ö. | 950 Kirchthurm in Cappeln. 
I | I 
Carlov (Karlshof) | Pilsen Drenn- | VI | 536 | Bymäs, 60 Babe, on. Tun 
| Poritschen.| 23, w. wi 1 bene un Se 


15 


| Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium |] der |Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |rat Bodens 
= | x 7 Ur | | 3 
Caslau | Caslau Caslau |48 5 263 Stadtpfarrthurm. 
, = | 
x x Rx | 
Castolovic Königgrätz | Castolovie | 15, 5, | 232 Ortskirchthurm. 


3 < $ SıRR VIE | P de., '/, Stde.nrdöstl. 
Castrovicer B. | Koutim | Vlasim | 99 5. | 600 | „Ipravoninim Hochwald, 
22, 6. 


Cecel 16 6, | +1 
b] 
en | Pyrmde., '/, Stde. südöstl. 
Cecemin | Koutim | Brandeis |.]9 |, || 234 || Wsetat’auf' dem höchst. 
9, MW. | Punkte d. Berg. Cedemin. 
| | | al 
a | : NUT MER Pyramide, kahle Anhöhe | 
Cejkov vrceh | Klattau | Elischau I, w 563 100 Schr. nordöst. Öejkov. 
x Sa ‚eihtoroyi Ds 
Celakovic Kourim | Brandeis | 4 ;, |, 176 | Ortskirchthurm. 
| 3 . 
Celin |; Pilsen |Rabenstein| „ [X |.:523. | 2Venen4, dies weniynaben: 
| N 16, W. stein, auf d. Kuppe d. Anhöbe. 
= n | IH || Byrmde., ?/, Stde. nördl. v. 
Cenkov  Kourim | Wodolka 2 282 || Cenkov, auf einem Berge 
| ii 712,0. | in einer Hutweide. 
Cenc itmeri $owi II 173 | Ortskirehth 
Ceneitz Leitmeritz | WrSowitz | 11. w rtskirehthurm. 
b} ° | 
u ge Ste Horazdo- VI A Ausgezeichnet. Waldberg 
Gepicnä Klattan vie 27, W. 669 westlich von Cepie. 
Öeskö Ayhny | Chrudim |Richenbungl XIX | ze | trank Basta 
eske nyDny | CUhrudim |Rıichenburg 20, 6. | (6 is Bider v. Cmske Ralny. 
ur | Re | Be Se EN 
acli | vr er TR ae MT Pyrınde., !/, Stde. südl. v. 
Ceslic | Kourim | Prühonie | 17, 6. 333 | Alstie A Weldraine, 
.unssann | | - PIPPPPFFFFFEPEFPPPFFTLLLLLELELFELTPLOTER 
| Ryrmde., 1/4 Stde. norddstl. v. 
Cotorazz | Täbor | Pacov | gun | 629 | Cara feinem augemtch, 
| au, 0. Ackerplateau, 
d | a. | Pyramide, Y, Stde. west). 
Cerhovska hora | Beraun Zbirow IV 500 | Görhavie auf der kahlen Anhöhe 


sidl. des Steinbruches. 


| I 19, m 


| Befindet sich im ehemaligen || Absolute || Tonoamznsuit 
Name, des Punktes Kreise | Territorium der |Höhe des Beschreibung 
von von DMeile Per Bodens 
R I 55 x ä RI | sn ER Büreli 
Cerekvic Bydzov | Cerekvic | 19 ;, | 285 || Südwestl. von Bürglitz. 
de . 
| 
r no $ Vu i 
Cermaku |  Täbor Sobeslau YA 531 
| 27,0. | 
| 
za \v BR & VIH | Pyrmde,, a Stde. nord- 
Cerenic Kourim | Sternberg | 19. & 480 | östl. v. Cefenic auf einem 
| BINET- Plateau. 
. Hl es XIV en Pyramide, 1 Stde. nördl. 
Cernä hora | Klattau Hostau 85, w. | ar 
Y Pyrmde,, 1, Side. sadostl. v. Ba- 
Cerna skäla "aslau | Podhoran | NV | 413 Kara, aut sem sasgeniche 
Er @ 18. ö. Felsen-Hügel, 1000 Schr. südl. 
‘ R) d. nach Chrudim führ, Chaussee. 
RR SEN ; RR, is ; 
Cernikovic Königgrätz | Reichenau | 14 6, | 341 Ortskirchthurm. 
(ob 
ß en ; Tuchome- I : Spitze des Bergthurmes 
Cernovicky Rakonitz ie ia 341 hei. Görmeszien 
MN I a Me Ei. XVII 
Cernilov Königgrätz| Smirie 13 ; 279 
Seh 
UML: ; h I E 
Cerny vrch Prachin Worlik | 95 5 418 || */, Stde. nördl. v. Oslov. 
u. b) . 
5 / 4) \ Pyrmde., 100 Schr. südöst. 
Cerveny vreh* ' Pilsen Kralovic Vu 512-2 | v. Obora auf d. ausge- 
| 18, w. zeichneten Anhöhe. 
| k REN “ ee 
x 5 { Pyramide, 1, Stde, nördl, 
Certovy dub | Chrudim | Choceu | X | 349 | Dobeikor In &. Walde zwischen 
16, 0. Chocen und Jeleni. 
e a j m Pyramide, Y, Stde, nord, von 
Gervenä hlina* | Beraun | VSenor |... || 4654 Iiupne dos gegen Marlon ie 
|| ‚0. henden Rückens. 

2 | IH Braun 3e 63 ee 
n | 5 a Slap, st 
Cervena hora | Beraun Slap 19.8 486, ln. oehimeriiilenteen Iren 

| ‚0. Moldauufer. 
x . | we “ xxX Pyrmde., einige 100 Schr. nord- 
Cervena vrata®“ Königgrätz | Castolovic 146 BET BR 
| ‚0 nach Össtolovic vereinigt. 
f - ‘ ; er 5 
Chanovice | Prachin | Chanovie | oa 661 Ortskirchthurm. 
| =] > 
\ Veen ze en EA) = 


17 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Funktes Kreise Territorium | der Höhe des Beschreibung 
von von EMeile |ir.% Bodens | 
Charvatee | Rakonitz | Zlonie L 261 | Spitze des Pfarrkirch- 
11, w thurms. 
u £ II Pyramide, 1800 Schritte 
Cheleic Prachim | Wodnan 99 422 || nördlich vom Libejicer 
24, W Badhaus. 
i % Spitze des nördl. Thur- 
aaijesch Ellbogen | Chiesch x AA mes der freistehenden 
(Spitzberg) 15, w Kirche. 
Chischka a = IX i i 
/ \d äbor ı 572 Pyramide, 500 Schritte 
richt. Chyska a ne 24, 6. 2 südlich v. Chyska. 
Chleb Bydi eb DR 9: i 
ydzov | Podebrad 3 192 Ortskirchthurm. 
2 
Chlomek Bunzlau | Melnik IV 281 | Thurm der Dreialtigkeits- 
11208 | kirche. 
Chlum * | Königerätz| Nedeliste XV 335: i 
| gg edeliste 13.5 SDR Ortskirchthurm. 
b) 
; ß VII Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Chlum Pilsen Pilsen 20 416 von Dobraken auf der 
ZU, W höchsten Spitze. 
; HM: 7 Pyrmde, 1 Stde. östl. v. Volduch, 
Chlum * Pilsen |Miröschau | . N 519-7 | nn nee: Ohm! 
) 
20, W - berge, am höchsten Pkte. 
Chlum Beraun |Nelzejovie | „IH 3 i 
Zejovie) 91 5 347 Ortskirchthurm. 
Zi) 
ER e: & ZN“ Pyramide, 3/, Stdn. südl. 
Chlum-B.*  |Königgrätz| Senften- | KXIT | 609.0 | Derkeı Kiıay u, 1 Side.none 
berg 15, Ö. östl, v. Mkte Pottenstein. 
e X Pyramide, auf d, höchsten K 
Chlum-B. Ellbogen Luditz 17.w 609 de Omneherers, Fr Sa. ori, 
I von Manötin. 
III Pyrmde,, auf der höchsten Kuppe 
Chlum-B. Saaz Pschan 12 303 1/4 Stde, westl. von Pschan, 1 
2, W. Stde. südlich von Laun, 
1: VI Pyramide, 1/4 Stde. südwestl, v. 
Chlum-B. Saaz Micholup 13 290 Klein-Holetitz auf einem frei- 
9,W „stehenden Hügel. 
a N II R Pyramide, ausgez. hoher 
Chlum-B. Prachin Worlik' 195.1 545 | Berg, Y, Stde. westl. v. 
3 Velka. 


18 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bor Eroldunt 
von von DOMeile m Bauaye 
vramide, %/, Stde, nordwostl. 
Chlum-B. Beraun | Lean II || 445 ||v’ebem, Aka höchsten Pete 
19, 0) des bewaldeten steinigen Berges, 
x Neu- xIV b) Pyramide, "/, Stde. nord- 
Chlum Bydiov Bydzov 130. 283 westl. v. Zechovic. 
b XII N s 
Chlumec Bydzov | Chlumes | 14. 5 216 Ortskirchthurm. 
I 
S a % 
Chlumcan Klattau | Lukavie ge 414 | Ortskirchthurm (westl). 
22, W. 
Chlum Beraun | Chlumee ie 252 | Pyramide, '/, Std. südl. 
23, ö von Skuhrov. 
zur ? 2 Pyrmde,, einige hundert Schritt 
Chlumetin | Chrudim Richenbure xVIm 699 Se Yon Chlametin EB en 
o° 20, (0) frele Aussicht gewähr, Rücken. 
® S VII md. herrschaftlich 
Chlumec  Budweis | Chlumee 32, ö. 491 en - ” 
Chod Ellbog XIV 98 rc 
odau Ellbogen | Ellbogen | j3 „| 428 Ortskirchthurm. 
I 
Chodeborek N an SE XVI + Pyramide am Fahrwege v, Bürg- 
A e coTAtZ N "10, = = itz nach Vilantte, Sch 
richt, Chotöborek ‚| Oniserätz| Smäkie | 0 a ohsdkhne 
| 
47 6 Pyramide, '/, Stde. südl. 
Chodov-B. Kourim | Kundratitz V 316 Eh Chodov auf einem 
ı 16, ö. Ackerplateau. 
Chodovie (Signal) | Bydiov | Holovous en 477 Signal. 
| I 
” | '& 
Chodovie (Thurm) Bydiov | Holovous us 450 Ortskirchthurm. 
| 
Cholenie (Signal) | Bydiov | Kopidino N Eu" 260 Signal 
bj 
Cholenie (Thurm) | Bydiov | KopidIno XI | 253 Ortskirchthurm. 
| 12, 6. 
en Kesssauonuenenn Tunnunnsnnunnnsnsnunnnnun nennen 


19 


- Befindet sich im ehemaligen Absolute Tanenrafisnhe 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |". Bodens 
Si &lni a | Ortskirehth 
Chorusic Bunzlau Melnik | 11 5 299 | rtskirehthurm. 
2) 
% Pyramide, 1/4 Stde. südlich 
Chotehor Caslau | Chotebor | „XV. | 557 | oheteber. rechte der Chausnte 
21, ö nach Markvartic. 
v r 5 c RER n Pyramide, 300 Schritte nordöstl. 
Chotenov Chrudim |Leitomischl Cor 504 der letzten Häuser yon Chotönoy. 
’ 
” 5 5 VI 265 Ze nl A Be, a v. 
& a » 3 t&tov, auf d. Raine zwi 
Chotetov-B aus Brauer 
& x ” XH Der Kirchthurm dieses 
Chotusic Caslau Sehusitz 17,6 220 EaREIER) 
an ki x er Kirchhofskapellenthürm- 
Chotuc * Bunzlau Krinee 13, 6. 2518 | chen wesdiieh v. Kfinee. 
R VII Pyramide, nordöstl. Ecke des 
Choustnik Täbor | Choustnik | 97; 555 || güterhaltenen Thurmes d, Ruine 
at, . Choustnik, 
ur Schwarz- | VII Pyramide, 300 Schritte 
Chrastan Kourim a 259 v. Chrastan auf d. Felde 
| Kostelee | 16, ö des Bauers Nr. 19. 
Chrastan Täbor Bechyne ba Ortskirchthurm. 
I 
r Ä XVI Nördl. Thurm des Stadt- 
Chrudim Chrudim | Chrudim i7, ö. | 270 ae 
ER 4 I Sehan AlnLEEE weht, 
Chvojna Beraun Knin 2. ö 4790 Berges, 34 Stdn. östl. v. Knin 
’ u. 1/4 Stde. nordöstl, v. Sudovlie. 
® V Thürmchen des herrsch. 
Chwala Koufim | Chwala | 1 5,6. 250 N ae 
h V | Pyramide, Y, Stde. süd- 
Chvojen Beraun | Konopiste | 4; 407 | westl. von Konopiste, 80 
20, ö. Schritte östl. der Kapelle. 
x et ER I } 1 Stunde östlich von 
Gicenic Prachin | Protivin 29, ö. 499 Wodian. 
A ne || ae Pyramide, Ya Stdo. nondostl. v. 
ag toraz i zeoz, / - 
Cichtic Prachin Libejie | „ I 543. || Plateanmtt nubeachränkter Aus- 
30, w sicht. H = 4'6mt, deren Achse 
2 ein 1'93mt hoher Stamm. 


I% 


u 


20 


Befindet sich im ehemaligen Absolute Tobunnahn 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Boubhreibhng 
von von OMeile |jt. Bodens 
= = — 
Cihadlo Beraun | Zbirow 19,w. 512 ns Dei In 
In II Poramide fe Side wordost. v 
Cihadlo Beraun |Königsaal | 17 5, | 383 || genännt, auf der Kuppe eines 
De hohen Berges. 
>, > 2 RX Pyramide mit Gerüst, nordöstl. 
Cihadlo Caslau Zrude 2 530 || von Lipina auf el äruges. 
zu, 0. Waldkopfe, 
Cihadlo 2 II Braalde, 200 Bene wenn. Ya 
(bei Hvozdec) Beraun | Horovie | 99, w, | 540 Metal (Bin) auf Er ER 
uppe. 
2 "hliissel- Pyramide, freier Berg 600 
Eihadlo Prachin u Mi 628 || Schritte südwestl. v. Po- 
burg 29 länka. 
Cihadlo Prachin Neznasov <H | 432 Pyramide, freie Anhöhe, 
i (Nezdasov) | 28, ö. | 1, Stde. östl.v.Albrechtic. 
Cihana Pilsen | Krukanitz N ie 579 Ortskirchthurm. 
,W. 
AR 5 VI Stange, ”/, Stdn. westl. v. 
Cilina Pilsen Rokycan 91 520 || Rokycan, auf einer wald. 
le Anhöhe, südl. d. Chaussee. 
Cimelic Prachin | Cimelie 30) a 421 | Schlossthurm in Cimelic. 
) I 
Cinöves Bydzov | Podebrad | 125, | 218 Ortskärchiänth. 
I 
Cistä Rakonitz Krit: I 3: i 
akon ritz ir 482 Kirchthurm. 
‚w 
zer 8 - { Pyrınde., Y/, Stde. südöstl. 
Cista-B Bydzov Cistä XIV 570 || v. Cistä auf einem langen 
4,0. Plateau. 
Ciska-B at 
Zizken-B Leitmeritz |Neuschloss A 324 || Gloriett beidem Schlosse. 
2908 
Zur. h Nördl. Thürmehen der 
Cizova Prachin | Drhovle su 512 | Y, Stde. von Cizovä ent- 
zb, W fernten Kirche, 
Citov Rakonitz |  Cit ul i 
2 'itov 1.8 182 Ortskirchthurm. 
I 


21 


Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |jHöhe des Beck an ng 
von von E]Meile | Bodens 
Crna skäla r ER x > | Baumsignal, zieml. hohe Kuppe 
BE ersklen|. Ka | aa | N nen 
Cuclav | ln: ; XxI 
(Sudislav, Sudslav) Königgrätz | Borownitz | 16 5 435 Ortskirehthurm. 
I , D 
| 
Snunnannunn .uunnnn Veeannennnenenannnnnnnnnn | Hrrsaneanaennnene nennen | Bananen nenn | Re | Le oa eecr or 
Czakan Kost u | E Pyramide, "/, Stde. nord- 
„ ni Bunzlau = “ 396 | westl. v. Rakov, !|, Stde. 
richt. Cakan Rakov 10, 6. | nordöstl. v. Markvartic. 
Czepine { ir IV Pyramide, auf einer be- 
Seht n um , Rakonitz Kritz one wald. Anhöhe, */, Stde. 
= p ’ nordwestl. v. Kl. Bukovä. 
Czerkov - Choden- | XII Prrantilen aus i 
$ = t = n yramide, 2 Stdn. südl. 
richt. Cerchov Klattau schloss | 26, w 10393 von Hochofen. 
iv Pyramide, Y, Ste, andwest, = 
. R r vr > fe Dabli m höchst 
Dablicer B.* Kourim | Dablie | 15 4, | 356°3 || Punkte den Ankoher Ale Achee 
9, 0. bezeichnet ein gemauerter In- 
strumentenstand. 
F a X Stange, 1/4 Stde. nordöstl. 
Daleschitz-Berg | Bunzlau | Zwikau = 681 | Daatıc“ aumteen höchsten 
(, 0. Pkte. eines bewaldeten Kegels. 
u 31 || adrausges. Kone;an ihrem endi. 
Damrich Bunzlau | Friedland 10. 6 AI | Ahhange Anckeradorf‘ }, Stde, 
ya nordöstl. v. Schönwald, 
Dami x { XI Stange, westlich v. Da- 
amırov Caslau Sedlec 1975 414 mirov, auf einer steinigen 
a Anhöhe. 
& al. 7 | Pyramide, freie Anhöhe 
Damicer Berg Prachin \Schichowitz N h 739 | 250 Schritte westlich v. 
„.W Damice, 
D : Sa VIH a Pyramide, 600 Sehritte 
aubek Pilsen Manetin 17 546 südlich von Plan auf 
Sa einem Acker. 
, 3 4 r 3 I Be Pyramide, '/, Stde. östl. v. 
Deblik ‚Leitmeritz | Lobositz | g 457°6 | Libochowan, auf d. Kuppe 
Sn des isolirt steh. Berges. 
x N XI Pyramide, °/, Stdn. nord- 
Dechants pole Caslau Ledee 1 5 471 || westl. v. Lede& am Wege 
ii nach Kozly. 
Döchnik Bvdzoy | Starken- | KIT || „..% ron den koche gelegenen Hin 
(Kamensko) ydaz bach Seo: 192510) sern v. Bystra, knapp am steilen 
e) westlichen Abhange. 


22 


Tan Befindet sich im ehemaligen Absolute | ana in 
amBıueS Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile ||"at- Bodens 
Desno ' Beraun | Chlumee II 452 | Pyramide auf einem aus- 
| 22,0. gezeichneten isol. Berge. 
| - wrlleenonvonssnesse-rer | sone nnonguedaneu ss rnnunanhnn ss hen 
x Eu BY, 
Deutschbrod | Caslau D Re PEIRR 492 Stadtpfarrthurm. 
| VE 
| ne -VIT | Pyramide, 300 Schritte 
Dedova Chrudim |Richenburg zu 674 | nordwestl. von Dedovä, 
‚0 auf einem Felde. 
se ee Pe nn Er 
| Se Baumsignal im hochstämmigen 
19 - RAT Walde, 80 Schr. westl. des von 
i i Chrudi i i = * R { h Kukle führ. 
Die Leiten | hrudim |Leitomischl 20, ö. 586:0 ie mähr. Grensohiidenden Fahr“ 
| weges. 
| x Byramtie, 34 Stde, südwest). r. 
r & . pres . am ißic, 1- 
Dily | Täbor Ser owitz 27 Ö. 617 schen dan Faller. Nr, 18, 28 
essd RT ’ und 37. 
| i ; el Ba 
i K Neu- XIH E Pyramide, ?/, Stde. nördl. 
Dillych Täbor : = 568 | von Unter-Cerekwe auf 
y Reichenau | 26, ö. | Venen Pe 
Dimokur | S x | s e 
ik m okur | Bydzov | Dymokur 13. ö 221 | Gloriett des Kirchthurms. 
4 | SED: 
Divos | IV 7 
27, W 537 
a ER. WERE h | - || Pyramide, 1, Stde. 1. 
Divinka  Königgrätz | Reichenau 14 6. | ALT. | kavee Sat Ta an Ba 
| ‚0. n. Nord ausdehnenden Rücken. 
| ee : EN 
P B | en RT, 7 Pyramide, 800 Schritte 
Diouhä skäla Beraun | Konopiste = A 388 || nördlich von Lhota auf 
| ‚0 einem Felde. 
| a Bee ee Keane BE 
- | 5 IV ? Pyramide, 1/, Stde. nordwestl, 
Diouhe pole | Beraun Lesan | 0 5 457. lv Voote uf ee 
| ‚0. zwischen Waldungen. 
I e ende Serbulikasns hen . 
I 
i Er N X Pyramide, '/, Stde. süd- 
Dlouhe Königgrätz | Neustadt BR x 672 | west). v. Dlonh6, auf ei- 
| ‚0 nem langen Bergrücken. 
= | n s Kreuzb: } 
Dlouhe pole Caslau Sedlee XIL 416 || Sta" endwesti. vom Dorle Ten 
19, 0. bonin auf den Feldern d, Ortes. 
Diouhy vreh | Liebs- IV Pyramtde, 27, Stde. östl. v. Ko- 
| Leitmeritz | ,. I 214 Sedo. aördl, werByanıe 
(Langer Berg) hausen | 10, w. | 482 Mira Insnnten piiardt Bar. 
hr | { II Pyramide, 4, Stde. südlich v. 
Diouhy hreben | Beraun Zbirow 16. w. | 465 Kurteck if (2 = erg 
| ‚ W. Oleänä auf der Kuppe d, Berges, 


(31) 


Befindet sich im ehemaligen 


I 
Absolute 


| 


n Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium] der |Höhedes| Beschreibung 
von von DMeile |nst Bodens| 
Dobsch 6; ir Bil IV 453 | Pyramide, !/, Stde. östl. 
oDSE eitmeritz ılin 10, w om ehe. 
en ya, „Qunke 1. Ordnung. Sn a 
\ Jb m im Jahre 1865 errich- 
Dobrawa Klattau | Chudenie : m 724°3 || teten Steinpfoller wurde eine 
S y . 
2 , vierseitige Pyramide mit erhöht 
| Stande errichtet. 
Preiten- N Pyramide, 500 Schritte nördl. 
itz- i : = 55 Dobrawitz neben d £ 
Dobrawitz-B. Pilsen stein 17, W. 655 nn A a 
Dobran Königgrätz | Opo@no | jo ;, | 6% Ortskirchthurm. 
I 
Dobre Königgrätz | Reichenau | 5 ;, | 451 Ortskirehthurm. 
208 
XV Gloriett des Kirchth 
ten R : 2 oriett des Kirchthurms 
Dobrenic Bydzov | Dobrenie | | 6 263'2 A DEbreRn. 
Dobräwoda XIV Pyramide, ”/, Stde. von 
Bydzov Horic DR 293 || Unter-Gutwasser auf ei- 
(Gutwasser) y 12, ö nem Felde. 
Chrou- XVIII Pyramide aufdem Plateau ausser- 
Dob rkov Chrudim % z 345 halb des Dorfes Dobrkov, unweit 
‘ des L h Hrachow- 
stovic | 18, ö “Teinitz führenden Weges. 
ve hr Ba, 7 Pyramide, einige Hundert Schrit. 
Dobriökov Koukim | Jemnistö | 90 5, | 3129 | alles Dehmiteraufamer 
au, 0 ausgezeichneten Kuppe. 
x NM Pyramide, nahe südwestl. 
Dobrovitov Caslau Schleb 20, 6 506 | von Dobrovitov auf dem 
2 Müllerfelde. 
x A ae: s X Pyrmide., einige Hundert Sehrit 
Dobrosov Königsgrätz | Nächod X 629 | DaBuiEer, WERSER: aan 
ill. [0] höchsten Punkte, 
D 3 EEE: . XIX k 
obruska Königgrätz | Opocno rc: 291 Rathhausthurm 
20. 
en ı XV £ h 
Dohalicky Bydzov Sadowa | 19 ; 271 Ortskirehthurm 
I 
2 $ I 2 
Dolin Rakonitz Schlan Ye 296 Ortskirchthurm 
R} 
f R : XII : Baumsigl, '/, Stde. süd- 
Domanovic Bydzov | Podebrad on 266 || östl: v. Domanovie auf d. 
2,0 höchsten Pkte. des Berges. 


24 


| Befindet sich im ehemaligen | | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DOMeile ||"=t. Bodens 
Donnersberg * j ’ y U _ | Pyrmde, ®, Stdn. nördl. v. 
(Milleschauer) ı Leitmeritz | Milleschau DR 8345 || Milleschau auf dem aus- 
| vote gezeichneten Berge. 
i 4 V Gerüstpyramide, °/, Stdn. 
Dopplerberg Budweis | Gratzen ö 953 | südwestl. von Theresien- 
9b, 0. dorf. 
N 2 Se: e Pyramide freier Berg- 
Doubravic Prachin Cestie se | 565 | rücken, */, Stde, nördlich 
IUW. von Doubravie. 
Be in ex Baumsignal im Walde 
Doubrava | Königgrätz| Kostelee n as 323 || zwischen Skofenie und 
| Nee Horka. 
R 2 3 IX Pyramide, 1/2 Stde. nordöstl. v. 
Doubrava-B. Pilsen Nekmir 9 w 492 Nokmir, a en. ot 
CL deten Bergrücken. 
En = L I Pyramide, 1 Stde. nördlich 
Doutnäö Beraun | Karlstein | 17 Fr ee 
(,W bewachsenen Anhöhe. 
Doxan Leitmeritz | Doxan 1 % ö 157 Höchster Thurm. 
b} 
Drachov (Drachau) Tibor | Kardasch- | VI | 497 | Pfarrkirche im Orte Dra- 
Reeie 28, ö chov. 
| 
Drahov (Drahles)| Tibor | Närdasch- | VI | y4, | Kirchthurm des Ortes 
Reeic 29, ö Drahles. 
; h II ®/, Stdn. westl. v. Slivenec 
Draha-B. Beraun Slivenee 16.6 368 | und ebensoweit südwest- 
all lich von Holin. 
. Pyramide, }, Stde, nördl, von 
Dra dzov icinev. XI 3 || Drah f einem Felde, 
horazer Berg Bydzov Jicineves 1 298 Dale el ee 
3 z. Chaussce nach KopidIno führt. 
cX Pyramide auf einer Kuppe 
Draschers-B. Chrudim | Bistrau En 6844 | in einem Acker, '/, Stde. 
‚0 nördl. von Dittersbach. 
- ; ; k . östlich v. 
Draschev-B. Prachin | Strakonie oe u e 545 Bl ri I ne AN 
i,W. von Strakonie. 
te x XI Pyramide, 1/; Stde. südlich 
Dreifaltigkeit Bydiov |; Dymokur | 74.5, | 240 ae an 
$) Dreifaltizkeitskapelle stand. 
Br Aut er freien Anhöhe zunschst 
Pr Pi er Zı7 h des 
Drei Fichten *. el: XV. I goo,r ‚lachen man t Bda naar 
Iglau Hossau 36. ö. | 5397 der Stadt Iglau. Auf der Anhöhe 
’ ist eine weitsichtbare einzeln 
stehende Fichte. 


25 


A selanang | Befindet sich im ehemaligen Absolute en 
ame des Funktes | Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung 
von von EMeile |m=*- Bodens | 
] | Kirche AOL I 
XV mässigen Anhöhe, 1 Stde. südl. 
Drei Trommeln * | Chrudim Örel XVH || 3093 | Chrudim; in d.nächsten Nähe 
18, 0. | der Kirche sind Schanzen auf- 
geworfen. 
IE | | ren “ 
P i «2 || Kirehthurm im Orte Drie 
Driesendorf Budweis |Hohenfurth 33, 0. | 9272 | sendorf, 
An ae Se een eos re een ee ee rec | a FAR, 
| Gerüstpyramide, die höchste 
2 Ahr VIII 2 ee nen Tees 
Drkolna Klattau | Teinitzl | 96 „| 729 | Kanne sta aheheisten here 
Ze vom Melvorhofe Neuhof. 
re et RE | RAR MOON & s 
Dreveic Kourim | Brandeis 14.5 227 Ortskirehthurm 
o. 
ar x k I _ || Pyrmde, !], Stde westl. 
Druzovy Rakonitz | Chrastan 16 407 Chrastan auf einem ho- 
‚eo hen Ackerfelde. 
b Kouktm: | Vikstn |VIE | 448.| aSnerioonSchrittewest- 
Du Xourim asm | 91 5 de, bei! chritte west- 
„0 lich von Dub. 
En de, i 
i len en a 
Dubalüv kopee Chrudim |Leitomischl 17. [5] weit vonder Chaussee von Her- 
Da are manie nach Zalßi. 
V Pyramide, 1/; Stunde südöstlich 


Dubee  Kourim |Aufinowes 6, ö 288 | von Dubeö auf dem Fel'e des 
| 008 


Bauers von Nr. 17. 


XI | Pyramide, /, Stundenord- 
x | x a / 
Dubecno  Bydzov | Dymokur | 13..5, | 246 Testliei rl Dubeöno. 
9,0. || a 
ER. ——— al. en 
a 3 XVI Der Kirchthurm dieses 
Dubenec Könisgrätz) Smirie 11, ö. 290 Diürfög; 
Dub = | B R latel I | 596 End, He Stdn. aa von 
ap, x PR | 2b f und Schloss Smolot f 
ubenecka | nl BEZ 22, 0. | 4. höchsten Schneide, Rnckons. 
E I 2 ON | = , Pyramide, 1/, Stde. westlich v. 
Dubinka Königgrätz Reichenau | 5 ; 378 || Reichenau, nördlich einer Heiit- 
ne | gen-Statue. 
a RT ee V Pyramide, 1/, Stunde östlich von 
- 2 men Kfitz, einige 100 Schritte nörd- 
Dubenskäa | Rakonitz Kritz 17. w. | 411 | lich NEE Mer 
| ae hofe Dubnan. 
a n ; u Gerüstpyramide, ?/, Stde. 
Dubovy vrch Budweis Moldautein 26, ö. 521 nördlich Fontslahkie, 
3 IR E I | o91p | Thürmchen des. Meier- 
Dusnik Leitmeritz| Doxan 3,5 | 216 | Hafası 


\ \ 


. Befindet sich im ehemaligen | Absolute Tonsusihne 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |nat- Bodens 
Dux init D IV 917 Südliche Kirchthurm- 
eitmeritz UX 8, w. spitze. 
Be Kosovä IV R Pyramide, ’/, Stde. von 
Dvoräcek * Beraun ea BEIM: 582-9 || Krenoviöky auf der Spitze 
8 ‚0 des Berges. 
% Pyramide, !/, Stunde südwest- 
Ebene Saaz | Saaz Iyg 1 | 626. Kärrmn Borameiien een 
; We | hohen, ausgezeichneten Plateau. 
e XVL | R 
Eger Saaz Klösterle | 15 448 Ortskirchthurm. 
>, W. 
IF i: a ibo- Pyramide, 1 Stund dwest- 
Eger-B. |Leitmeritz | Libo I 197 | uch von Podschedittz, nöralich 
chowitz 10, W. des Fahrweges nach Worasitz. 
h Br iv | Stangenpyramide, ?/, Std. 
Egerbil (Egerbühl)| Ellbogen |Königswart n V || 635 || nordwestlich von Alt- 
| „ W. wasser. 
Eidlit S VI || 286 
idlitz aaz  |Rothenhaus 10'w 56 Thurm dieser Stadt. 
DW 
Eibenber Ellbosen Grasslitz xXVI 302 Ein Te ee 
g Zi assitz 11; | kens auf einer Hutweide, 1; 
’ ix Stunde östlich von Eibenberg. 
Eich-B Saaz Schönhof VII | 470 De 
5 ai : 14, w I || Ost sich ziehenden Beıgrückens, 
un 1/; Stunde nördlich von Rudig. 
Ei IV reg au Be .- 
5 1 r 5 -Ei, öch- 
ichberg Bunzlau | Pernstein 95 BE er ian io Aeerein 
ı) a freien Berges. 
Pyramide, /, Stunde süd- 
Eichen-B. Pilsen |Choteschau ad; 405 | westlich von Lititz, auf 
al, w der kahlen Anhöhe. 
Eichelberg MI | 104 
37T, 6 
Elan Ei XV ee ee 
Ichhube yazov Arnau 9.6 503 Schritte westlich vom Fahrwege 
N nach Öls, auf der Anhöhe, 
PETE ; XII Pop 
Einsiedl Pilsen Tepl ae 156 Stadtthurm. 
ı 


27 


Name des Punktes 


Topografische 
Beschreibung 


Eisenstrass 


Evangelist 


Ewiges Leben 


Befindet sich im ehemaligen Unkisärtte 
Kreise Territorium der Höhe des 
von von EOMeile |[na*- Bodens 
Prachin [Waldhwozd a 895 
I 
Chrudim | Teinitz 1 ax 239 
Bunzlau | Friedland N n 293 
LE 
Pilsen Tachau a 867 
Pilsen Manetin ne 587 
Rakonitz es j 1 Mn 342 
Baiern Baiern a 502 
N IV 
Kourim Eule iss 380 
E} 
Pilsen Mies in 469 
Ellbogen | Karlsbad a 636 
XV 
Ellbogen | Falkenau | ;4 ,, | 401 
Ellbogen | Grasslitz a 743 
een i II ; 
Leitmeritz | Tetschen Big 501 
| Prachin |Waldhwozd IX | 1241 
29, w. z 


Ortskirchthurm. 


Die Kirchthurmspitze 
dieser Stadt. 


Pyramide, 2 Stunden nordwest- 
lich von Neu-Losimthal auf einer 
hochliegenden Waldblösse; 
westlich dieses Punktesin Baiern 
liegt Silberhütte. 


Pyramide, !/; Stunde nördlich 
von Hlubok6, auf der Kuppe des 
Berges Eremitage. 


Pyramide, !/, Stde. westlich von 

Tursko auf der Kuppe des aus- 

gezeichneten hohen Berges zwi- 
schen Felsblöcken. 


Pyramide, 1/; Std. nordwestlich 
von Svinnä, 1/ Stde. nordöst- 
lich von Mies auf der Anhöhe. 


Pyramide, 1/4 Stde. nordwest- 
lich des an der Chausste Hegen- 
Stde. 


Pfarrthurm der Stadt. 


Pyramide, 1/; Stde. westlich von 
Schönwerdim Felde des nächsten 
Bauernhofes, 


Pyramide, !/, Stde, östlich von 
Falkendorf, am Rand des nörd- 
ltch, steilen Abfalles. 


Pyramide, nördlicher Abfall des 
Fallbaum Riegels, 1 Stde, west- 
lich von Neuhurkenthal, 


28 


ı 


Befindet sich im ehemaligen 
Absolute T 
: en | opografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der Höhe des, Be en hie ibung 
| von von OMeile Ind Zudkns | 
5 | XXIV | Erzamlda, 1/, Stde. nördlich = 
He en a / b ovic, auf d ich. 
Faltus-B. Königgrätz Geyersberg| IHN | 634-9 || hohen Berge, 50 Schritte sad- 
| 16, 0. || westlich eines hohen Steinhau- 
| fens. 
| sıx EN 
.v r hr moänie auf de adl. 
Farärstvi * Chrudim |Neuschloss | 19 ;, | 445 | des zwischen Hohenmanth und 
’ \ Luze liegenden Platenus, unweit 
| ny | des Weges, 
| ee | Pyramide, 1), Stde. südwestlich 
£ ck... Per Senften- | XXIII der Kirche von Kunwald ein! 
Felzmannüv kopec Königgrätz| " Torc 15. 0. | 498°3 | 100 Schritte westlich des Ban- 
|| erg 9, 0. ernhauses Felzmann auf einer 
EEE | Anhöhe. £ 
Fenka XI B i 
B P - | äbor “önioseck f me ergkuppe nordwestlich 
richt. Faika (Fajfka) T4#bor | Königseck | 99 ;, | 6006 von Königseck. 
ie u DI essen Ka 17 5 assunte ma Veen ecke u 
Pr 5 7 Pyramide, einige 100 Schritte 
Feuerröst-B. Saaz Eisenberg vH | 524 nördlich der Strasse, die von 
5, W. Kalch nach Ochsenstall führt in 
dem dortigen jungen Walde. 
. 5 XI 1 Stde. östlich von Gottes- 
Fichtelberg Sachsen ge 1212 | gab nahe der böhmischen 
Er Grenze. 
I duanssnsnenunaraernunsnnaman nahe deren dee 
, ge y XVI Pyramide, 1/a Stde. nordwestlich 
| oorätz " 3 AQ2 von Kitzelsdorf, 109 Schritte 
Fichtenberg Königgı itz Schurz SO, 533 südwestlich der höchsten Spitze 
ei ? dieses Berges. 
r Stde. nordöstlich 
: } Hermanns- | XV FE Mean ee 
Fichtenkoppe Bydzov seifen er „ 685 Pe 1, Std. SORöich. vom 
1,0. Markte Schwarzenthal, auf einer 
freien Anhöhe. 
Fiedler en Nieder- VI 331 Pyramide, 1/4 Stde, östlich von 
fe Nieder-Georgenthal kna an 
Georgenthal 9, W. x Er Di 
ei h IM = 4 . XXI Baumsignal mitten im Walde 
in ' Chv " . f dem höchsten Baume des 
Findeis Chrudim | Bistrau 91. ö, || 6841 | Hinaeis-Berges; 50 Schritte nord. 
EINE 9 | östl. befinden sich Waldblössen. 
' N ‚asay | Starken- | XIV Stange, 34 Stunden östlich vo 
Finsterstein By dzov i bacl aa 1033 || Vitkovie auf derSpitze des kalken 
Jach 6, v0. Berges. 
ers “= : VII © Pyramide, ’/, Stde. west- 
Filippshütten Prachin |Stubenbach 31. w. | 1105 | lich vom Filippshütter Jä- 
hi gerhaus. 
Pyramide, auf einer reten An- 
g' 7 T öhe In der Mitte der steinigen 
Fischer © a XI 7 Hutwde, 1/, Stunde südlic} 
hübel Ellbogen | Petschau 15, w 7044 1||\mutrde, 3a Stunde zeiten vom 
Comerzialweges von Elbogen 
| nach Petschau. 
' i a XII 
Fischern Ellbogen | Karlsbad 1% 395 Ortskirchthurm. 
„WW 
n i IX j Thurm der frei stehenden 
Fiesko | Ellbogen | Chiesch ( 483 || Kirche, '/, Stde. südlich 
| „ Ws von Motschädl. 


= - S | 
Befindet sich im ehemaligen | 
| | Absolute | Topografische 
: Name des Punktes | Kreise Territorium der | Höhe des) Beschreibu 
ng 
| von von DMeile Nat, Bodens 
| | | 
. | ’ 3 ES, | Pyramide, auf einer An- 
Fleischbank Pilsen | Mariafels od 538 | höhe, , Stde. südlich 
Ei | von Heinrichsschlag. 
RE Se: eat. ER EN 
% || Westliche Dachspitze desWirths- 
Fleischbank Saaz Mecholup \- A31, | hazses; Kietokhace anf der Ans 
14, W. | höhe Beim Heiligen, 
Flüher-B. IX | Pyramide, /g Stde. südöstlich 
; Täbor Neuhaus ja 546 ARHEILEIRNtErhlEe Auf e, 
(FI l her) 7 29, 0. | Beistehedden) Hebanlonkiien. 
Pyranile and der Sndnzkeite 
X des freistehenden bebauten Ber- 
Flurs-B. Ellbosen Luk £ 797 ges, auf dessen Nordseite 2 
o° 14. w ausgezeichnete Tannen stehen, 
$) !/s Stde. sttdwestlich des Dorfes 
is. 
Flutzna $ ERST. IX Pyramide, , Stde. südl. 
ich Tllzna Pilsen Krimie Er 361 | von Tluönä, knapp am 
) ahrwege nach Lihn. 
S Fahrweg h Lih 
n R 2 2 IX Bergkuppe östlich von 
Flutschin-B. Täbor Cernovic Bi 684 || Vlkosovic und westlich 
„0 von Beneschau. 
E B ignal auf d die 
Forbes Budweis , Gratzen N ö | 554 zwischen dem Üostehler. und 
99, 5 'hrudimer Kreis bild. Rücken. 
es I AR N EIER IN 
Schlacken- xI ar Stange, '/, Stde. östl. von 
Franzens-B. Ellbogen u 553 | Permesgrün auf der aus- 
werth 12, w. dezeichnöten Anhöhe 
u Pyramide, einige 100 Schritte 
F B Ir: 2 0m 2 XVII k Erdlıch ron Fesenib, 20 Schritte 
ranzens-b. Königgrätz Nächod = 303 östlich von einem mit 4 Pap- | 
12, 0, peln umgebenen hölzernen Kreu- 
EEE TU RE | SORTE ze auf einer Anhöhe. 
| sn Besseren Eee ser ne ee een 
s Re XVII { 
Franzensbrunn | Ellbogen Egeı 155 441 Ortskirchthurm. 
=. 
: de III 
Frauenberg Budweis | Hlubokä 31.8 432 Schlossthurm. 
0: 
4 e 3 A || Pyramide, hoher mit Gest 
Freigebirg Prachin | Wodüan | „,1 GB H N wacherengEEnE IE 
30, W. Stde. südwestlich von Krepic. 
Er Elli 0) 009 2 »° Pyramide, 1/; Stde. sudwestlich 
Friedrichsberg * | Kourim Kolin 16. 5. | 278 von Nord Yes, ait’efnom ge- 
| ae spitzten kahlen Kegel, 
= & el | a | A eh 
Friedrichshofer | XxI \ Pyramide, mitten im Ackerfelde 
|| a 2 5 = NL = ines ausgez. Plateau’s 80 Schritt 
Feld | Chrudfm |Leitomischl| 49. 5, | 395 | nordöstlich der von Leitomischl 
| ’ nach Policka führenden Strasse. 
VII Pyramide, !/; Stde, nördlich v 
Fuchs-B. Ellbogen | Wallhof | 13. | 646 Dürzengeön, Tune der Süchst- 
y schen Gränze. 


m  —— —  — — — —. nn 


Befindet sich im ehemaligen Absolute 
| Topografisch 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Baeohreibnöf 
von von OMeile |jnat- Bodens 
I | = 
“.2...2,.| Marschen- | XV Pyramide, 217, Stdn. nordwestl. 
Fuchs-B. Königsgrätz dorf 6, ö. 1363 von Gross-Aupa, auf dem langen 
Fuchsberg Bydzov | Pilnikau | U | 608 
0: 
= Er, aa 
Fünf Eichen-B. | Rakonitz Pürglitz 15. w 476 en Kolonte FanfEichen knapp 
I x an der Strasse. 
Re = P VI Pfarrkirchth in Für- 
Fürstenhut Prachin Winterberg 32, w. 1021 je en vu 
VI en dtof: 
Gabel | Bunzlau Gabel Kris 315 Stadtpfarrthurm. 
nö. 
i ae XVII Jetzt M ent für di 
Gablenzhöhe * | Königgrätz| Trautenau 8, ö. | 5040 || 1866 Pre Beioger. 
Gais-B Tabor Neu- eis 703 Gerüstpyramide, '/, Stde. 
: E Bistritz | 32, ö nördlich von Althütten. 
= a ER: XI e Lusthaus, */, Stde. süd- 
Gais-B. Pilsen | Mariafels 19, w 531 | =, 
? = | Pyramide, 1 Std „nordostich 
Galgen-B. Beraun Zebräk | jg. w. | 400 || nordöstlich” der nr 
9 | Beraun, 
BE || Re | bene er ee nee 
| Jung- VI ® dr Der 
Galgenberg | Taäbor a 658 Südlich von Milein. 
| , 
I] 
ERBEN XXI üdli Benä 
Galgenberg Königgrätz, Skuhrov | 13, 5, |, 5819 u 
| 5 Xu. Pyramide, ‘/, Stde. nördl 
Galgenberg Ellbogen | Theussing | | 656 |) von Utwa, 80 Schritte v. 
3 9, W jüdisch. Friedhof. 
! Gross RIyE li | Pyramide, */, Stde. südl. 
Galgenberg Pilsen \Mayerhöfen| 22, ö. | 795 von Pfrauenberg. 
de, 4, Stde. 
Gal enbe Bı z] B t VII 223 a ee 
g rg ınzlau ystra 14. ö Grunde, wo früher ein Richt- 
) platz war. 


Befindet sich im ehemaligen | 


| ‚Absolute Topografische 
Hampzules;Rünktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibung 
von von OMeile |". Bodens | 
| ee: 
| W: ‚608 östlich v 
Galgen-B. Ellbogen | Waltsch | 74 ,. | 621 || den Spuren der früher dort be- 
BE | findlichen 3 Galgen, 
RE. Meere re | 
| 
| P XV Pyramide, einige Schritte nörd- 
@ lich dieses Dörfchens, auf el 
Galtestallung | Pilsen Tachau 18, w. 640 a 
Gali-B Bern |Köne 1 II 967 Friedhofskirchthurm des 
: Ta ll Städtehens Königssaal. 
Das vom Grafen Chotek errich- 
a XI r tete steinerne Monument, 
Gang-B. Caslau Neuhof 17. 352 Stde. südlich vom Berge Gang 
DE 3/4 Stdn. westlich Neuhof. 
Gasi-B Budweis | Kr || Bao] Frramide an Side nörd. 
. rummau 34, ö. von Priethal. 
Ba Tibor Chv Vo | 447 | Stange, 400 Schritte süd- 
IN a || | östlich v. Neudorf. 
EUREN | | 
| 1} 
E Ey. RX || Stangsgl. auf dem Felsenrücken 
Geierskorb Königgrätz| Braunau | g ; 704 || 3, Stdn. endwestlich von We- 
y 0. | kersdorf auf einem Felsblocke. 
es Th | ET TE | RR ER een 
| 
II Pyramide, 600 Schritte 


Gemeindeberg Budweis | Krummau | 34 5 673 Südöstlieh von Ahorn 
ae r 


Gemeindeberg | Budweis Hohenfurth, „IV 787 | Pyramide, 200 Schritte 
von Buggaus. 


Pyramide, einige Hundert Schrt. 


= 
al ‘ 


Gehängber Ellbogen A 36 || nordwestlich v. Schtldern neb 
us 8 En 
mn int Aa m | || Banmeignal, 1 Stde, nordwestl, 
Geltsch-B. Leitmeritz |Liebeschitz, 4; Ben een 
ee den Berges. 
= . III | Pyramide, 500 Schritte 
Gerbetschläger-B. | Budweis |Hohenfurth 37%. 755. sadl. von Gerbetschlag. 
R | b XV Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Gerichts-B. Pilsen Tachau 555 von Tachau auf dem Ge- 
197 w 
SEE SS \ richts oder Galgenbergen. 
Gersten-B. * |Leitmeritz Hainsbach | 9, | 508 |) Westlich von Hainsbach. 
. I z 
x f x Pyramide, "/, Stde. westl. 
Gessing | Ellbogen | Udritsch | 5 w 714 | v. Lintsch, ’/, Stde. nördl. 
’ = | 


von Zoboles. 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DDMeile |” Bodens 
en ——— ee — 
P 9 XI ge Gerüstpyramide, hoher ge- 
Gewintzy * Klattau | Kout | 97. | 736 | seichneier, bewaldeter Borg, A 
al, Std. östlich von Plöss. 
Geyers-B. 4# | SYE N ... 
(Geiers-B.) Ellbogen | Wildstein | | 3, w 586 || ztschen Gras Faden 2 
yramid % 
. .. |. VREL rn 
Gikels-B. Bunzlau \Grafenstein Big 466 ;|\Grenze, 2%, BMESAR Ober: 
’ Wittig. 
Ginenem Stangel XI Pyramide, |, Stde. östl. 
. Täbor Bozejov Ir 636 von Ondrejov auf einem 
(Zeleny vrch) I 26, ö. ausgezeichneten Plateau. 
Gindhirsch-B. Täbor a Sg 708 Östlich von Konrads. 
| | Apr. 
Pyramide, b E b 
G | . . 3 . U - ee 
aber | Leitmeritz | Türmitz 8 908 || on Ellbogen auf dem hohen 
) spitzen Berge, 
E XVI : Pyramide, !|, Stde. östl, von 
Glasberg | Ellbogen Grasslitz 12, Ww s13 Glöheng nal omom Bage östl, 
XII PR Pyramide, '/, Stde. westl. 
Glatzl Ellbogen | Petschau | 5 ı 750 || von Gabhorn auf der 
We | Kuppe des Berges. 
XV | Py ee aufer rer BaTRe 
Glatze-B. Ellbogen |Königswart| 16, w 987 ll yon Tatsarittien (online, 
’ 1 Stde. nördl. von Könfgswart, 
ee. 
Gloriett Kouif Vlast VI I 205 es 
ourim lasim 9790 513 3, Stdn. nordwestl. von Do- 
Io maßin. 
f a Pyramide kahle Anhöhe 
Gloriett Prachin |Horazdovie! „.‘ . | 507 Y, Stunde südlich von 
26, W Trebomyslie. 
Göh Bunalı An. IX 2 Pyramide auf dem Felde 
öhe unzlau | Friedland R 296 des Mossig v. Nr. 26, 500 
2, ö Schrt. nordwestl. v. Göhe 
3 i Ploschko- I Pyramide, 1], Stde. sudliel 
Goldberg Leitmeritz 9, ö. 453 alehzen safe ann Kalldn 
j de 3 I Pyramide, 100 Schritte 
Golitsch (Holiö) | Budweis |Hohenfurth 3 948 || nördlich vom Bauer Go- 
‚0. litsch. 
i x Goltsch- XIV 
Goltsch- as ee ; { 
Jenikau Caslau Jen 375 Pfarrthurm 


[34] 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute | Topografische 
Name ‚des Punktes Kreise Territorium der | Höheudesi) Beschreibung 
> En von eiMeRe | | | re 
| 
| . A lose: 5 I | | 
Gottes-B. Leitmeritz |Liebeschitz ö HB | Kapellenthurm. 
b) I) 
se] 
Fa He ” IN a || Pyramide, 1/} Stde. nördl. von 
Granner-Koppe ® | Könisgrätz | Trautenau Zn 253°7 | Burgersdort, auf der treten An- 
= J, 0. höhe, auf einem freien Felde. 
|| 
| Pyramide, 1/, Stile. sudwestl. v. 
G thöh Ellb © Ellb y XIV 493 | Neustadt auf Fr anesn Kalan 
rassetnone ogen ogen 14 2 Jo Anhöhe, die sich gegen Grasset 
„W | ausdehnt, auf einer Hutweide, 
uud ee (ee 
5 r I ie | Baumsignal, 1/; Stde. westlich 
Gratschen Leitmeritz Kulm 7 552 || von Gratschen auf dem höchsten 
„W. | Punkte des waldigen Berges. 
; 1 VII r Kr: IN 
Gratzen Budweis Gratzen 3 540 | Pfarkirchthurmin Gratzen. 
-) | 
Groschumer Prachin Netolitz | 778 || Pyramide, '/, Stde. südl. 
Wald-Berg 5 E | - | von Ober-Groschum. 
Weiss- VI , Pyramide, 1/, Stde. nordöstl. v. 
- Bunzlau B Ser: 47 Strasdorfauldersteinigen Kup 
ABELTElE 1 EN 
a = ll 
Gross-Chrastie Beraun Milin 95 547 
3, W 
\ Fi) TEL | 9% 
Gross-Chomutice | Bydzov | Smrkovie | 19 ;, | 292 Ortskirchthurm. 
2,0. | 
Langen- I | | Pyramide, auf der Kuppe des 
> = | a = \ #79 | keselförmigen, waldigen Berges, 
Be BE BEL a | ent | | ee 
Baumsignal auf dem höchst 
Gross Hlava BER Zbir III | 71 Punkte de: ) Schaitte 
- eraun 1rOW 21 - oO v freien, abgetriebenen Platze 
I W entfernt. 
1 un U 2 oa | Pyramide, 2 Stdn. nördl. 
Gross-Koppen Königgrätz| Reichenau | 9 ;, | 1141 | von Deschney auf dem 
| £ 2, 0. flachen Kogel. 
A | ee 17 2 |\h34 Me 
| vie) nu” 2 A 
Gross-Kostomlat | Bunzlau Lissa as | 5 Ortskirchthurm. 
| 9 a 
| BU Na De ER | REN ver | ex | 
N | Y | \ Hölzerner Kirchthurm 
Gross-Kozojed | Bydzov | Dymokur 2,0) 22 | PER re Sg 
ee." | 
| re ı DR Be 
Gross-Klecan | Kourim Klecan | 1g 5 | 269 | Ortspfarrkirche, 
| A| | 


34 


Befindet sich im ehemaligen | 
| Absolute 
Name des Punktes | rege —||Höhe des Topografische 
Kreise Territorium der Bl Beschreibung 
von von UJMeile |" | 
Sa | Choden- XIV Pyramid 
3 Ei attz 4 of yramide, 1 Stde. westl. 
Gross-Lisa-Berg | Klattau schloss "32 W 866 | vor 
Nana Fo Baumsignal mit Stange und 
AN N XI Keetnhreit, auge 2 nahe 
= I 5 aYZ) | stlich vom orte o an de: 
Gross-Lisic Bydzov | Chlumee |; 5. | 268° || west Spitao des Eichenwalden, 
| L) eine Eiche am Stamme mit einem 
| |...) Kreuz bezeichnet. H—29‘4mt, 
z VII | en Pyramide, 400 Schritte südöstl. 
Gross-Runitz Saaz | Podersam 13. w, || 368 Feen ee 
} =) liegenden Ackerplateau. 
2 n München- IX | 
- zla 7 5 2 , 
Gross-Solec Bunzlau Er 10, ö. 63 Ortspfarrthurm. 
E ß Pyramide auf der Kuppe d 
Gross-Spitzberg | Pilsen Plass VI || 252 || Bären 4, Bier nardlish vom 
| 17, Wa || Maierhof Hubenov. 
f * | 3 ee IV | „00.- | Baumsignal, ’/, Stde. südl. 
Gross-Steinberg Budweis |Frauenberg 30, 6. | 572-5 von Chlor 
| i Dh V S ; 
Gross-Bor ı Prachin |Horazdovic| 9; | 451 Pfarrkirchthurm. 
26, W. | 
| I 
Gross-Wosow Beraun Wosow | 19 5 349 
00. 
u. = Thurm d fe - 
Grünberg-Schloss | Klattau | Grünberg VI ee 
r 24, 0. ] Schlosses. 
|| a re ee pen nr 
Grulich Königgrätz| Grulich | SV | 5699 | Stadikirchthurm. 
ur 
rn ß i ? N U Pyramide, einige Hundert 
eitmeritz |Liebeschitz 208 chritte südl. von Gügel, 
Gügel | Leitmeritz |Liebeschitz| _, 505 | Sehri dl. von Gügel 
| 8, 6 westl. des Fahrweges. 
N S 7 | | Pyramide, 1 Stde. südl. v. 
Guck ' Daaz Dobritschan | _,' 510 | Tuchorschitz u. eine halbe 
| 15, w. | Stde. v. Nesamie. 
| 
| £ Te T | Freier Berg südlich von | 
Gugle | Rakonitz | _ Kole- Y 404 \ Sanov und nördlich von | 
| schowitz | 16, w. | Petrovie. | 
| | "|| Pyramtde, 2/4 Stde. westlich ». | 
Gutwasser T'abor cı P Vu 1006 || ee 
c J 7 = unbeschr: er Aussicht, 1 
| 29, W | 006 | 4'6mt. Axo ein I’Imt. hoher 
| Stamm, 


Befindet sich im ehemaligen 


| | 
Absolute | 


Fe | Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der | Höhe des, Beschreibung | 
von von OMeile "= Bon) 
2 n s al | = || Pyramide auf d. höchsten Kuppe 
Gyrna richt. Jirna | Pilsen | Kladrau | 91 1, | D19 || eines waldigen Berges, 1a Stde, 
5 = westl. von Elhoten. 
! XI i 
Habakladrau Pilsen Tepl 17 “= 727 Ortskirchthurm 
‚W. 
no Malie a Me range: Ro Stde. nordwest. 
er Stadt Smiric auf der, 300 
fi Königgrätz irie | AV Schritte nondwenti danse Wake 
Habrinka 55 Smitie LU GE 297 a Kapelle befindlichen Anhöhe, 
? H = T'3mt. 
a ! E XII R 
Haid (richt. Hayd) | Pilsen Haydl | 9] | 469 Schlossthurm. 
0. 
Haida Leitmeritz | Bürestein an 361 Pfarrthurm. 
b} 
a Te 1 Stde, nürdl. „ Hohenelbe ont 
| fi lich bedeutend 
ont, zi tende Höhe, 
h XIV tm Folsen gelegen; dieser Punk! 
Y » v = DEE ist nicht mit geg 
Haid! * (Haidel) | Bydzov | Hohenelbe ud. 2 ee 
Elbeufer zu verwechseln; 1 Stde. 
südl. v. Heidl liegt Pommerndorf. 
! Dobrit- V Pyramide, 25 Stde. nord- 
Haidhübl Saaz e 3323 östl. v. Tuchorsehitz auf 
schan 12, w einer freien Anhöhe. 
“ XIX Ze | Pyramide, '/, Stde. nord- 
Hainberg Ellbogen Asch FR 752 || östl.v. Hainberg 60 Schrt. 
13, w. westl. einer Ruine. 
EIERN RE Re a er ee ce en 
: ? : ; III \ 
Hainsbach Leitmeritz | Hainsbach | 9 372 Ortskirchthurm. 
Se ; Pyramide, 1/, Stde. östlich 
Häje Pilsen Kotterow Aa 432 Kotteron aub einem ausgezech. 
R VII Südlich v. Liboken und 
Häjek Klattau Lukavic | 93 581 östl. v. Dolzen, bewaldete 
9, W. Berg-Kuppe. 
Br ’ IV Pyramide, ", Stde. östl. 
Häjek Rakonitz Pürslitz 428 v. Klein-Aujezd auf einer 
17, w. steinigen Hutweide. 
| Baumsignalin einem an d. Ebene 
2: ak Chrou- | XVIIL | 2 || zwischen T „ Biezoylc 1le- 
Häjek Chr udim tovie 17 | 273 Senden Walde enenkndem 
STOVIG Umfange. 


UI een — 
Fr 1 E 5 £ 1 
aehasgns Befindet sich im ehemaligen | Absolute | august 
Name des Punktes Kreise Territorium der || Bun ei | Beschreibung 
von von EMeile I Zesn 
Senften- XXI Nahe an der Strasse y. Senften- 
Ai 'Könieerät; Pr 482 berg nach Gaabl, östl. von Lu- 
Häjek Königgrätz berg 15, 6. 8 kario und shadel. WE Lischnitz, 
2 : Dub u. I Es Bergkuppe westl. v. Häjek 
Häjek-B. Prachin Boreie | 30, w. | 58l u. östlich von Boröic. 
XII Ausgezeichneter bewald. 
Häjsko (Sträznik) Bydiov | Liebstädtl | 3 5 603 | Berg südlieh v. Pefimov 
| b Drag und östlich von Häje. 
Pyramide, !/; Stde. nördl. von 
VII | BAs 1], Side, 
27 r D E | / Stde. sudöstl. v. Schna- 
Hajsko Klattau Lukavic 2. Ww 519 CE auf der höchsten Spitze 
FI des waldigen Berges. 
IH Berg, dessen Spitze be- 
Hajeste ı Budweis Moldautein| og. 5 497 || waldet 2 mestueh von 
|| =) a ost, 
VI | Hohe Bergkuppo du hen 
Hanef-B. Prachin |Stubenbach 31, | 1259, a 
|| BASIS Aussergefilde, 
I-...0eenescenna | aaensreenseeseeentere |annessseenasseenn (Nrsseenannsseene | Bann BERHERTE h 
län. i : IH J | Pyramide,’ '/, Stde. v. der 
Hanl-B. \ Leitmeritz | Hainsbach | „ - 503 | Kirche von Nixdorf auf 
| 9 0. einer freien Anhöhe. 
| } R M E I Pyramide, 1/4 Stde nordöstl, v. 
Harra-B.  Leitmeritz | Türmitz ne: 494 || Böhmisch-Bokau auf dem höch- 
6, 0. sten Punkte der freien Anhöhe, 
a a a 3 LH Be 
; | xXIH | ide, ?/, Stde. westl 
Harpil ! Ellboe & Ä 6 Pyramide, '/, Stde. westl. 
p ı Ellbogen Ellbogen 1A m 501 Yon Höfen: 
1494 Pyramide, auf dem Saume des 
. - Leito- XxI | a Plateaus dieses Berges, 1/4 Stde, 
Harrich kopec | Chrudim Esch. 19 6 A61 || yatlich von Birantie; Mr BRaR 
y = westl. liegt ein Wald. 
[ Pyramide, 1), Side. südwestl. v. 
es 2 xXVl Hartl auf An Ebene, stdl, u. 
Harte Höhe Ellbogen Eser N | 455 östlich von 2 sich kreuzenden 
| = > il), W. Wegen, 100 Schritte nördl. von 
| | „elnoun, bölnersienı ErSUBE IE 
| XI Pamsenlin Ma Dh Madesie 
Hartenstein Ellbogen |Giesshübel 15 u Ta an Grleeie erinnern 
NE Kellergewölbe. 
RE ||. re RE 
= | BITTE Z, Pyramide, !/2 Stde, südwestlich 
Haschowarer | Klattau Bis( 'hov Xu All von Mirschikai Y/g Stde. östl. 
Birken | Teinitz 208 2 von Kieberau auf der Anhöhe, 
| | 
mel I 
r | | ramide au er uppe e 
h Hasel-B. | Chrudii ie lskr XXIV | 1458 Bisoe, 1/, Stde. westl. ae 
(richt. Schlossberg) rudım andskron 876 44)'D || skron, !/a Stde. östl, v. Rudels- 
| Rn 5 || dorf, 1/4 Stde. südl, v. Erlenelche. 
A || 3 E k r | e Pyramide, 1/4 Stde, östliel 
Hasenburg * | Leitmeritz | Libochovic u | 417 || Klappay, auf dem Berge zwi- 
10, W. | | schen Ruinen. 
EL ee \ \ 


37 


, Absolute | 


Befindet sich im ehemaligen Toponraftsphe 
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des| Beschreibung 
| von von EMeile ||"=# Bidene 
| XV | Pyramtde auf einer Anhöhe, A|, 
Hasentanz-B. | Ellbogen Lauterbach| „XIV | 837 aka mmiwent; 1 Tanerieh 
) C hauses. 
: CE I Q Theilweise bewald. Berg, 
Hasl-B. Budweis | Krummau 35, w. s04 one 
2 V en 
Hasl-B Täbor | Beneschau 35 176 Südöstl, v. Beneschan. 
| , . 
a | a ee BE NE RA Sr  UNEHER RERSFA Wiese Senre ee Se 
4 | : x | 1 Stde. nordöstl v. Städt- 
Hassberg * |  Saaz Pressnitz 10. | 990-4 || chen Pressnitz; ein aus- 
| „W. gezeichneter Berg. 
| | Baumsignal an Kansn Selnee De 
N S 2 | vier, 1/2 Stde. südöstlich der 
Hauenstein Ellbogen Hauenstein XI 1094 Hochberger Häuser, die an der 
: öl, W. Strasse zwischen Gottesgab u. 
Stolzenhabn liegen. 
- - 1 Bewaldeter Rücken süd- 
Haus-B. Budweis | Krummau | 5 Aw. 939 östlich von Salnan. 
Havran & VI uf : 
Habran Saaz Brüx | 303 Dorfkirchthurm. 
„W- 
VO Si GERT aaa Pyramide, nördl. v. Dorfe Her- 
& XI manie; von Ass Eube sn Fahr- 
D 7 * © n £ EN veg bi ide, die nn 
Havläv kopee* | Caslau | Heralee |... | 682 | mens sur Erramtde, sie au 
E3 E dem Orte auf einem frelen Felde 
NE SU ne See A | LE ee 
Hay (richt. Haj) | Rakonitz | Smetschna n Eu 524 
k} 
XIV | Stdsignal, 1/2 Stde. nordwestl. 
Haydi (Heidel-B.) | Bydzov |Hohenelbe KIN | aan 1, lernt zur eier ech 
. 9 0. gemanert, 
Heilige Neu- XIV 
5 E e j S 532 Ortskirchthurm. 
Dreifaltigkeit Pilsen | zetlisch | 21, w. | 32 
a 08 Kirche, '/, Stde. südöstl 
7 " R1C ’ 8 ° 2 
Heiligenkreuz Budweis | Krummau | 5 40.) 69 Vokal 
| 
| “dunsanun | |\er aan sau ausaNne na EHE een eeunuaun enden aunnnnen 
| £ h 2 R 
Heiliger-B. | Beraun Pribram I | 580 | Mittlerer Hauptthurm d. 
| 2, w. | Kirche am Heiligen Berge. 
I} 
AL BC ON ; E | 
Heinrichsgrün Ellbogen HR | a ” 649 Ortskirchthurm. 
Oo =) . 


Befindet sich im ehemaligen Absolute | T En 
Name des Punktes |... GE Höhe deg| PROBRAUSDNE, 
| Kreise Territorium der 4 nn Beschreibung 
| von von [rjMeile: ||" ouenz 
Zus 7: Mm ve ” u I u Brise, 14 Stäe. " esil. a 
Heinhübl Leitmeritz | Tetschen | „ ; 430.1) Verehenchen VESRSTHRENEEIE- 
Due brüchen, 
F ER, XI Pyramide, nordwestl. Alt-Kolin 
Hejkolec Kourim Kolin 16.ö 205 auf einem 100 Schritte v. Dorfe 
‚od. entfernten Sandhügel. 
SE Total; I 7 A 
Helfenburg Prachin Netolitz 29. w 687 Nördlich von Javornie. 
29, W. 
Nox Pyramide, BEE östlich von 
See 2 Hemäe, 100 Schritte südl. d 
Hemze ' Chrudim | Chotzen | 16, ö. || 370 || weges'v. Homienach Biöndeln, 
’ auf einem freien Felde, 
| | 
Hengberg Ellbogen Saaz h 827 
; 12, w. 
" XIV 
Hennerkogel Mähren Dö 582 
„0. 
Susy Ex |< V Baumsignal, #4 Stdn. östl. von 
Henslicka g Caslau Polnä X\ I 690 Borau im FoHer Walde, auf 
22, 0. einem der höchsten Bauern, 
Pyramide, !/, Stde. südwestl. v. 
H kli IK 4 G 1 XXIII 479 8 ge einige er Be: 
'Köniserätz Ver or = 4 westl. der Höhe, d. durch 3 ein- 
erklice öniggrätz |Geyersberg 16.6. 7 2 
| zeichnet ist, 
Pyramide, 1/, 'Stde. süudwestl. v. 
Hermin sdorfer RX 2 Tirpes, 200 Schritte sndlich vom 
I | Chrudim | Landskron . , 600°6 || Königsfelder und 230 Schritte 
Höhe RE westlich vom Hermingsdorfer 
2 Walde, auf einem Acker. 
ee XXI AT Ortskirchthurm 
Hermsdorf Königgrätz| Braunau | 7 5 457 ' 
E os 
f £ Hermann- | XV Der Kirchthurm des 
Hermannseifen | Bydzov seifen | 8,0. | 91 Dorfes. 
b5 .: ei XIV > Pyramide, nördl. von Hermanfe, 
Hermanic Caslau \ il&moy = e 361 einige Hundert Schritte v. einem 
1 ” 0. Fahrwege. 
5 - £ V 
Herrndorf Rakonitz |; Krusovie 15 365 Ortskirchthurm. 
W. 
’ 
Pyramide, !/, Stde. sttdwestlich 
H hüb I IV | von Uilersdort, a Da Zander 
1 3] Su N 97 Schritte nordöstl, der Vereini- 
errnhübl | ‚eitmeritz | Osseg T,w. 274 gung der Karlsbader u. Kostner 


Chausse& in einer Remise, 


| Befindet sich im ehemaligen 


| Absolute 


Kost Topografische » 
. = 5 N ” I 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des, Beschreib 
| schreibung 
von von DMeile |jna | 
Herzebensko Pilsen Nekmii IX. | 573. nn, ur der Kuppe des 
. 2 | 7 KR £ Q „1. Q48 || Berges, 3/4 Stdn. nordwestl. v. 
richt. Hrebensko 18, w. | || Nekmis, 5 Sarah ühoie 
er | N & | SER. 2; SER 
| Pyramide, !/; Stde. westl. von 
= . XXI || Trpin auf einer Bergkuppe, 300 
Hexenberg Chrudim | Bistrau 22. - || 696° | Schritte snal. des von’ Polttka 
0. über Bistrau nach Brünn führen- 
| den Weges. 
} A: XVJll | ae 3/4 Stdn. nordöst]. 
ea e A = m . Schwadowlitz, auf dem lange 
Hexenstein Königgı ätz) Adersbach | 135 waldigen Bergrücken, auf einer 
L | 41'7mt. hohen Fichte, 
Saunen sndannunnda- de | 
ee | BUN ne Meeha. -.. 
V || Ban: ga® He ne a 
»ı_x 2 7 v / | Se &trov, aufd. niederen Anhöhe, 
Hilacka * Täbor Zelet 529 100 Schritte nördl. T. iüdischen 
26, 0. | Begräbnissplatze, aufeinem ziem- 
| lich breiten Feldraine H=4'Smt. 
Vu on ei | | Pyramide, auf der Anhöhe Hin- 
. | 15 XXIH | er terfeld, 400 Schritte nördl. eines 
Hinterfeld | Mähren 9.6 | 4655 Waldes, 300 Schritte östl. von 
1 y 0. | j Neuwaldek, !/» Stde. nordwestl. 
ee N ee 2 TEE WET 
Hirschberg Bunzlau ‚Hirschberg N 276 Thurm des herrschaftl. 
5410: Schlosses. 
A L | er . I Kuppe des bewaldeten 
Hirschenstein | Ober Österreich 1026 || Rückens südöstlich von 
38, w a 
er ® Schönau. 
Hischka ; e III 
: Se Täbor Chyska Ye b 
richt. Chyska ma | Ad 613 Pfarrthurm. 
£ : < VI Kuppe, '/, Stde. südwestl. 
Hlasivo Täbor Chynov en 556 || von Gross-Hlasivo am 
24, Ö Wege nach Jedlan. 
R « = XXI Pyramide, Y, Stde. stdöstl. v. 
Hlavnov Chrudim [Leitomischl iso 386 || Korte, 1) Stde. nordwestl. von 
5, 0 Leitomischl, auf einem Plateau. 
8 V I Signal, 4/4 Stde, nordöstl. vom 
Hlavnov Bunzlau Loucen u 2. 252 Vlkava Re an der Bank So- 
1187, 0. phien-Ruhe, 
. München- | VII i 
Hlavie Bunzlau le : 4 Pfarrkirehthurm des 
| grätz 7,10: 06 Dorfes. 
Hlibokäa | ' 4 e X Stange auf einem Acker- 
rieht. Hlubokä | Täbor Kamenic re: 636 plateau, Y/, Stde. westl. 
PR | SE von Stranna. 
I I 
Hlinsko (Hlinsk6) | Chrudim |Richenburg) AYH | 469 ö 
| im |kichenburg 1.6 3 Stadtpfarrthurm. 
| al, 
| 


40 


Befindet sich im ehemaligen 
- Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bert A 
von von DMeile I ZuEeN 
zn =: Ir 1 = 
Zu ih 7 | Pyramide, !/, Stde, v.d. Chaus- 
Hlum Täbor Kar dasch- \ u | 51 3 | sc& und “ Peadten Sol. v. Dorf 
(Chlum) Reeie IS a0: | € Plesche an dem westl. Ende 
Zu) | | des länglich schmulen Berges. 
| £ e 
ve ER XXI a Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Hnätnic ‚Königgrätz |Schambach 16:8. | 4455 Ea Hnätale, a > 
Il RS | Fusse einer bewaldeten Anhöhe, 
Hnevceves Bydzov Sadova XV 984 | Der Kirchthurm des 
12, 0. | Dorfes. 
| | 
Hnöwnit Pilsen | Kladr a. lan 
wnitz ilsen | Kladrau | 9, . 424 | Kirchthurm. 
| As | 
| | IV || | ne. er von a. Ransy u. 
1% je (BE 1 Stde. nördl. v. Laun, : 
Hoblik Saaz Laun 1l. w | 509 | Yefer a Silek Selton elcht- 
| || ’ | | barer Berg. 
| | | 
| | 
In 3 304 > Bi, 1 in, 
Hoch-Aujezd |Königgrätz) Opotno as | 8315 Ortskirchthurm 
I | | 
Hochpetsch Leitmeritz |Liebhausen | n ne | 283 Ortskirehtharm‘ 
|| 57 a 
| cXIHT || 
Hochkoppen Chrudim | Landskron | ara I 607°9 || See Heike Beh Mran 
| 19, 0. | höchsten Punkte des Berges. 
N Be A nn 5. 
Hochrain XIV | ‘ Pyramide a. einem Acker- 
| „ Pilsen Tepl Eu 776 Plateau, ®, Stde. westl. 
(Hohendorfer-Höhe) | I 17, w. | von Hohendorf. 
Hochbruck Prachin |Waldhwozd Wi | 1077) Bealdeten BpenEne 
ä \ ERW östl. von Haidl. 
———— qffinnennenseuftnseninerennr nn senihesenaPereeeeere te ananeerrneerhinee 
Hochstadt Bunzlau ‚ Hochstadt en 695 Ortspfarrthurm. 
’ 
| 
(3 | Bischof- X Pyramide, °/, Stdn. östl. 
Hochstrasss | Klattau T etz Be 469 | v. Bischof Teinitz, »/,Stdn. 
c 2 RW südwestl. v. Semeschitz. 
url Pyramide, 3, Stdn. westl. von 
H en le X\ „ A 1], Stde, nördl, v. Mit- 
ochstrass | Bydzov Ar nau 1 ar 447 tolöls, , Es Inkhen Wahn 
| 9 Plateau. 
| | Fear 
| : | IR ö 
Hochstrass | Saaz | Sobiesak | N | 311 are saaı‘r Qnon, kueon 
| 12, W. | ‚ an der Spitze eines Ackerfeldes. 
| er | a 
= I Yır | | Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Hochtann * Jasl: öke XV || gar. adostl. v. Hoch fi 
ann Caslau | Stöken | 23,0 5869 || 2% er a a a Fü 
| weges. 


41 


Befindet sich im ehemaligen 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Ben Hrerhunt 
von von E)Meile |m=t Bodens 
& 1 
i Fi | Pyramide, '/, Stde. südl. 
Hoch-Tratten Pilsen Kladrau Xu 523 v. Beneschau auf einer 
21, w. freien Anhöhe. 
| , Ausgezeichneter bewal- 
Hochwald-B. | Budweis | Gratzen EN I | 1050 | deter Bere südlich von 
| 86, 0. | Heilbrunn. 
VI | Eumuide; 1, Stde. dstl ei 
Hochwald Sachsen m LEN nme 
2 z | sächsisohen Grenze. 
ae EN | EEE EEE | N 
Hochwald Budweis | an UL. I Pour 
z 5 34, w. | westlich von Hintering. 
ET ee nee tren sl en ee N 
Behwal age Teller une) 
chwald Prachin | Wallern | s | 942 
32, W. 
i | u Die Spitze des Glori 
- | : Spitze des Glorietts 
Hochwinter-B. Sachsen 4,0. | auf d. Hochwinter-Berg. 
1) 
nn ER EN 
e xVI | Pyramide, |, Stde. südl. 
Höllberg ı Pilsen |Schönwald | 99; 712 | von Schönwald auf der 
, 0 Kuppe. 
e E Gross- RAU Pyramide auf dem höchsten 
Ratlenkiera Pilsen \Meierhöhen! 21, 6. | 722 | Da Aehawenite-Weisteben 
a XI Pyramide, 600 Schrt. süd- 
Höllenkappe | Pilsen | Wesseritz | 19 w 575 || westl. v. Wolfersdorf, auf 
| 4, W. einer sanften Anhöhe. 
| X Eraantina, eineo Hondert Schze 
Höllenkoppe Ellbogen | Welchau | 3 y | neh 
DIR SH, auf einer Kuppe. 
Hörnlinger Budweis |Rosenberg | „1 age) a 
) weis a | südl. d. Häuser Stübling. 
E | Neu- BER Pyramide, */, Stde. östl. 
Hörniberg  Chrudim aa In A 476-2 | von Bohnau auf einer 
| ) ‚0. flachen Anhöhe. 
& Inn. ‚u XVI Pyramide, 44 Stde. südl. d 
Höflgut ‚Königgrätz| Schurz | jo, 5, | 480 Kirche r, Kuffahedort; anf einer 
‚0 Felde hart an einem Fahrwege, 
| nr = neunehan gan | are essen ccmoeel | ceedee os. | Sn ee - 
| n XV Pyramide, einige hundert 
Hofacker-B. Pilsen Tachau | 19 w 592 Schritte südlieh von 
| J,W. Frauenreut. 
y | R 2 VIII ira it Gerüst, " 
Hofbüschl | Täbor | Neuhaus | og ; 606 || Stde. nordwestl. v. Rie- 
| 9,70: gerschlag. 


42 


Name des Punktes 


Hofkuppe 


Hoflberg 


Hoflberg 


Hoflbusch 


Hofmannsberg 


Hofstellenberg 


Hoffeld 


Hohen-Erlitz 


Hoher Hau 


Hoher Kamm 


Hoher Schneeberg | 


Hohes Rad 


Hohe Staude 


Hoher Stein 


| 
| 


I 


Befindet sich im ehemaligen 
Er —— — | Absoluie Topografische 
Kreise Territorium der | Bol dee Beschreibung 
von von EDMeile ||" "osen8|ı 
RR 2 a XXV | u Iatcssts 1/, Stde. östl. eines 
Königgrätz Grulich 14 » 302-7 Vorrschaftliod Melerlıofes auf 
‚0. || d. kegeltörmigen spitzen Berge. 
| | 
| 
II Baummensl, 3/4 Stde. nordöstl. 
. .“ 5 von Politz, !/4 Stde. nördl. von 
Leitmer itz Politz HARD, 523 „ Hofberg, aurile höchsten Punkt 
? | es Waldberges, 
er eo ER 
en =. = ’ XXIV _ || Pyramide, !g Stde, nördl. von 
Königgrätz Grulich 5. 630°0 || Lichtenau, aufdem langen Berg- 
3 2,0. | rücken an der preuss. Grenze. 
Marschen- XV 1/3 Stde. süudwestl, von Rehorn 


Königgrätz 


Bunzlau 


Königgrätz 


Budweis 


Königgrätz 


Ellbogen 


Bunzlau 


Leitmeritz 


Bydzov 


Ellbogen 


Ellbogen 


dorf 


Friedland 


Grulich 


Rokytnic 


Hauenstein 


Reichen- 
berg 


. 


Tetschen 


Hohenelbe 


Falkenau 


Imm0: 


3900. | 
XXIL | 
14, 6.) 


-1 
> 
1 


auf dem langen bewaldeten pla- 
teauartigen Berge, 


ausgez, 
von Nr. 92 gehörigen Hügels, 


\ Y/g Stde. sudöstl. v. Ringenhaln, 


dem langen Rücken als letzter 
Abfall des Schneeberges. 


| Pyramide, %/4 Stdn. westlich v. 


Hohen-Eırlitz, auf dem langen 


| Pyramide, !/» Stde westlich von 


Öberhuls auf einem ziemlich be- 
deutenden Berge, dessen südl. 
Theil kahl ist. 


Pyramide auf dem höchsten 
Punkte des hohen wuldigen 
Rückens, !/, Stde. stidl. v. Frie- 
drichswald, zwisch. Felsblöcken. 


chen Namens. 
numentaler Thurm; die 
hen-Oote bezieht sich auch auf 
den höchsten Punkt des am 
Thurme befindlichen Stiegen- 
hauses). 
Pyramide einige Hundert Schrt. 
östl. der Rübezahls-Kanzelbaude 
knapp an d. preussischen Grenze, 


| auf einem hohen steinigen Berge. 


Pyramide, einige Hundert Schrt. 

südöstl. v. Maierhöfen auf dem 

langen Plateau, 60 Schritte nord- 
östl, einer kleiner Kapelle. 


Pyramide, /, Stde. west]. 
von Stein auf der freien 
Anhöhe. 


45 


Name des Punktes 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 
Höhe des 


nat, Bodens 


Topografische 
Beschreibung 


Hohe Strass 


Hohenelbe 


Hohenfurth 


Holy vrch 


Holoviska 


Holava strana 


Holtschitz 


Kreise Territorium der 
von von [DMeile | 
- T 
Ellbogen | Chiesch us 
,W. 
XIV 
Bydzov | Hohenelbe = N 
: N I 
» Budweis |Hohenfurth 3. 
: 
Baiern a, “ 
2 
Bunzlau | Friedland ) in 
5 
Pilsen Plan a 
Ellbogen | Gieshübel un 
e 
Saaz Komotau “ u 
Caslau Lipnie EN 
Brdi Velis u. Xu 
NO Nuke. 112.0. 
Beraun Horovic Pr 
Beraun Zbirow nn 
a, X 
Bunzlau Krinec 12, ö 
Könisgrätz| Solnie nn 
Saaz Eisenberg | « 5 I 


Pyramide auf der mit Feldern 

bebauten Anhöhe, 1/, Stde. östl. 

von Lubenz, 100 Schritte westl. 
eines grossen Birnbaumes. 


Stadtpfarrthurm. 


Höchster Klosterthurm 
in Hohenfurth. 


Auf dem Plateau bei Ho- 
henwald im Felde des 
Hauses Nr. 3. 


Signal, Y/, Stde. östl. v. 
Rodisfurtaufder Anhöhe, 
auf einem Feldrain. 


Stde. südl. der Chaussee, 100 
Schritte südl. von Tschern bei 
einem elsernen Kreuze, 


Pyramide, 1/4 Stde. südwestlich 
v. Libiste, 1/3 Stde. nordwestl. 
von Üe$oy auf einem Plateau. 


Pyramide, 1/4 Stde. süudöstl. v. 
Aujezd, auf einem ausgezeichn. 
waldigen steinigen Kogel. 


Auf der höchsten Spitze des 
ausgez. spitzen Waldberges, ®/a 
Stdn. nördl. von Drozdov. 


Pyramide, 4/, Stde. nördl. von 
Soyvenic, auf einem mit Feldern 
bebauten kegelfürmigen Berge. 


'/, Stde. norwestl. v. Sol- 
nitz; Rundsicht nur im 


1 il 
Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute To 
—— - - — I | pografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der | Höhe des, Beschreibung 
von von [Meile |”.t- Bodens 
: 3 7 VI | Pyramide, freier Berg, Y/, 
Holubi kopee | Rakonitz Kritz et) 508 || Stde. südwestl. v. Tschis- 
6, w tay aufd. höchsten Kuppe. 
| rrır 
24. sale IK] Agalı var moon. Pe 
Holcarka ‚Königgrätz| Nächod 9,6 EI" AN torte nut Ce 
a  jungem Wald bewachs. Anhöhe. 
2 % gi Pyramide, !/, Stde. nordwestl. 
Homole Caslau Polmä XV I 586 ||von Markt Gare Elsn: 
21 „o Hügel, zu d. ein Fussstelg fahrt. 
Vol Pyramide, Y, Stde. östl 
aueh « vu PT yramide, '/, Stde. östl. 
Homole Täbor Chynov 35, 6 629 | von Deneste 
H | » AXI 37 '/ Stde. südlich von Kl 
omole | Chrudim | Chotzen EI 385 I ü 2 
| 16, ö Lhota. 
& i VIII a, Pyramide, '/, Stde. östl. 
Homolka Pilsen Pilsen 1; 365 | von Wolfersdorf, aufeiner 
NG sanften Anhöhe. 
x Pyramide, 3% She, karl) stl. 
Homolka ' Bunzlau | Kfinee z 214 | y,Jerenik, Std nordotl. . 
= i 13°0, ' Jikev, auf der bebauten Anhöhe 
? „Kirchenfeld*, 
“nn. I a nn a RN 
| r d a .Vv 
ee a ta ZI | oo... 
>ydazo alumee | 19 5 von Alt-Bydzoy nach Hoch-We- 
Ü sely auf einem Felde. 
2 N a Baumsignal, Y/, Stde. südwestl. 
Homol-Wald \ Caslau Habern Bin 255 || von maitto' aut dem höchsten 
21, 0 Punkte d. herrschaftl. Waldes. 
| 
| XVII ae 1/4 ‚Sie. sul Re 
a | ‘@ N: 4 ANg Steingrub auf der Anhö 100 
Hopfenhöhe | Ellbogen | Wallhof 13. w. | 508 Schritte nordl. des jüdischen 
| b) s Friedhofes, 
| 3 Priamtdes- AjiStan morieküs 
Hora ko anina | Beraun K iste V 591 Une, ee nb 
p | zur ONOPISTE 223..0 % östlich eines Kreuzes auf einem 
| IIIRZ ausgez. Rücken. 
Horalec | 6 XII € : 
(richt. Heralec) | aslau Heralec EWR: 558 Ortskirchthurm. 
| ki 
SHE nn | 5 Ba V N 
Horazdovic | Prachin |Horaädovie Er 430 Pfarrkirchthurm. 
| ’ . 
| a 
H h | VII ger o% Bee nordöstl. 
N - A =. ein-Otschehau in ei 
orer erg | Saaz Poder sam 14 Ww 435 5 Feldrain autd. höchsten Punkte 
| 9 e eines ausgezeichneten Rückens. 
| 
j £ Pyramide, aufder Kuppe 
Horka Rakonitz | Bustehrad | ! 445 | einer felsigen Höhe, '/, 


Befindet sich im ehemaligen 


| | Absolute | To 
| — |: | pografische 
Name des Funktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun 
| “1 |nat. Bodens | 9 
| von von EMeile 7° “o<en® | 
Horka Leitmeritz, Kulm - 288 || Kapellenspitze nördl. v. 
| 6, W. Kulm. 
x { XIII R Pyramide, '/, Stde. westl. 
Horka Bydzov | Smrkovie ICH 27T v.Alt-Smrkovienahesüdl. 
| u ein. Jungen Nam are 
TER | 
kr | München- | VII ı ; Pyramide, /, Sdn. südöstl. 
Bunzlau er = 308 v. Münchengrätz, auf der 
bei raue grätz 9, 6. herrschaftlich. Hutweide. 
3 VI 
Horky Bunzlau Bezno | 9 x, | 220 Kirchthurm in Horky 
2, 0. 
VI Pyramide, 1a Stde, sudast. v. 
Horka-Berg Kouttm | Brandeis | 1 5, | 288 sten Punkte dor dominrd, An- 
‚0. höhe. 
Hin xv Br yramtde, R ‚Side. nocdost, % 
| : e 1 t 1. v. Wei- 
Hornberg Ellbogen Hartenberg| ;z° | 661 au een An. 
9, W. | höhe. 
Hornberg XII ® Pyramide, 1/, Stde. von der 
5 Oo \ 579: Chaussöe, Y/4 Stde. östl. v. Ho 
bei Ellbogen Ellbogen Ellbogen 14, W. 3793 an an Ende 5 BErRen. 
Be © XXI Pyramide, 1 Side, nordwestl = 
5 is 2 a R in, 1 St 1. 
Horni les Mähren 93 0.) 769 || Sillostonufden höchsten Punkte 
9, des Berges. 
; h Schlüssel- III 5 Pyramide, 700 Schr. westl. 
Hornosinskä hora | Prachin burg 9L m. 537 on Ekoiennjsiine 
. Horovic Beraun | Horoviec a 357 Ortskirchthurm. 
Sük 
= £ Schwarz- VIII Pyramide, 400 Schiltte südlich 
*j ER “ 238 H £ den Feldern d 
Horan | Koufim Kostelee 154 1) 238 aan Fr! Sid N 
|| 22 
Pyramide aufeinem ausgezeichn. 
Sani VA FSEUIT | neo: KEgeallentt einen ame 
Horanik ı Chrudim | Pardubie | 6 5. 26a m Amel ale ae 
| 3 | Rodic. 
| | 
| | 1/, Stde, östl. v. Dorfe Kl. Ot- 
|| VII SR a m IR Darts an v. 
Horerberg * Saaz Podersam | 436 dem Städchen Flöbau, höchster 
14, W | Punkt des ausgezelchn., langen 
Bergrückens. 
7 | naumsignal !/; Stdn, östl. von 
" E A REEL | vSaebirlliwohniften fun Be 
Horinek Bydzov | Smrkovie | 12 5, | 266 || eat SoeBoe ENEe le 
I | Eichen bewaldeten Rücken. 
a | TREE 
re , XVII | j ! 
Horicka Königgrätz| Nächod | jo 5. | #8 | Ortskirchthurm. 
| 2] 


46 


EEE Befindet sich im ehemaligen | Absolute ones 
Kreise Territorium | der Non des | Beschreibung 
von von | CJMeile |j"**- Sodenz! 
Ben. £ = 2 ur 
vn ® he XV | Pyramide, !/, Stde. nördl. von 
Horic \ Bydiov Hofie | 7. 5, | 407 || Horte in einem Ackerfelde 10 
Fan? Schritt östl. einer Marien Kapelle 


Hostinna-B. Bunzlau Liblic a ö | 280 v. Hostinnä auf dem herr- 
RO. 


: : ; III 
Hostic Prachin Hostic 632 
28, w. 
: lie g I Ne £ 
Hostomic Beraun | Hostomie | 19. w 359 Ortskirchthurm. 
,Ww. 
x RAlksnhe T | Pyramide, 2 Stde. südl, 
Houfka pole Caslau | oltsch- | XII | 445 ||y. Vikänet, auf einem 
Jenikau | 20, ö. | Felde. 
, 3 DT x Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Housch Pilsen Mariafels 20 467 | v. Malowitz, auf einem 
| am hochliegenden Felde. 
£ r | g . 3 { II Kar /, Stde. südwestl. v. Kut- 
Horziegl ‘ | Leitmeritz |Liebeschitz| 9 ;, | 370 || tendorf und 1 Meile süd- 
‚0. westlich von Auscha. 
7 | 5 
Hrädeker-Berg Prachin | Hrädek Pr I ı 575 | Südöstlich von Hrädek. 
zo, .ı| 
vr v a T D 
Hradesin * Kourim | Skvoree N N h. 399 Pfarrthurm. 
b} | 
Hradist Pilsen | Radnie V || 619. | Brenn’ schrie oe. om 
| = 20, W. Gloriett im herrschaftl, Gärten. 
2 ilitscho- | XI 2 : 
Hraditko | Bydzov |Militscho- | BI | 268 Ortskirchthurm. 
HuoL 
Hrad N Sange: R Fe Fans 
radoms ' Bunzlau |Domousnie » | 371 || Veselic auf einem be- 
| 11, ö. | waldeten Bergkopfe. 
| ER 
Ms | V ER 
Hraidisch | Saaz |Postelberg | 19 „. || 217 Ortskirchthurm, , 
‚w 
. | en I EL 
Hranice-B. | Budweis Poli | 33. 5 482 | Südlich von Bienendorf. 
| 33, 6. | 
1! 
RB | ER = \ | P: ide, 1/; Stde, nordwestl. 
Hrasticky kopec Königgrätz| Kwasney Xx 456 || von Skuhror. 100 Scheitte nord- 
|| r 13, 0. östl. v. Hraätie, auf einem Felde, 


47 


Sen 2 l 
et Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Toiiagratische 
Kreise Territorium der ee ' Beschreibung 
x von von [Meile El. & b 
Hrastina © Budwei Nedvedi u 512 | en en 
. Y 3 x Saul westl. v. Nedv ute 
Beh ehedstina,. in. nes I NEDYERIEN NOTE 9 v. led 
ON ORRINE BIER s ee ee 
= N R 2 II e Böles, A ns Be RE 
Hreben Rakonitz | Pürglitz | | w 564 || Weges zwischen Lahna und 
J Nischburg, auf oiner ziemlich 
ausgez. Höhe. 
EEE: |- ee  auesenn 0. 
g ß o ! III ; 
Hrobitsch Leitmeritz | Liboch ar 292 Ortskirchthurm. 
40% 
Hrochow-Teinitz Hrachow- | XVII { : 
de udi I: = 248 Ortskirchthurm. 
(r. Hrachov-Teinitz) Chrudim | Teinitz | 17, ö 43 DISS 
S 5 VI 
Hruska pole Budweis a7) 4 
iR 
Pyramide, 4, Stde. nördl. v. 
Hrupka-B. Bydzov Lomnic er IL SAL. || Neudorf, 1 En 
y 0) nic, auf der stelnigen Anhöhe. 
: 2 Pyramide, 1, Stde, südl. 
Huberberg Pilsen Tepl N 634 anlage on Ale ie allen 
°, W Bergwerke Huber genannt, 
6 B ide, !/, Stde, :döstl- 
Hübladung Saaz | Eisenberg en OO Knaus, Ah migefendl. von 
y 5) Kleinhahn, 
= R Gross XV i Pyramide, 1/; Stde. v. St. Ka- 
= (harina, 200 Schritte sudl, d 
Hüttenberg Pilsen Mayerhöfen 22, W sol A Brmdhidieh ” 
Me Heinrichs- XV Pyramide, auf der zieml. ausgez. 
" = 3 igen Höhe, 4 Stdo. nord- 
Hüttenberg Ellbogen eriin 12, w 824 | sieinigen Höhe, }4 Stde, nor 
1 ’ BR J 5 Pyramide !/, Stde. südl. 
Hümberg * Bunzlau Semily rn 689-4 | v. Hochstadt, ‘/, Stde. 
‚2. nördl. v. Ruppersdorf. 
I Pyramide aufeiner ausgez. 
Humensky vrch * | Rakonitz | Smetschna | 14 4110 || freien Anhöhe, '/, Stde. 
„.W | nördl. v. Vinaric. 
e x. RR 2 Pyramide, Ya, Stde. nord- 
Humitz Saaz Klösterle 12 103 | östl. v. Humitz auf dem 
y W-| ! schmalen Rücken. 
4 U. | Pyramide auf der Kuppe 
Humolka Ellbogen Teusing 16 ı 710 || d. Berges oleich. Namens, 
| We | % Std.nördl.v.Schmiedles. 
| Xu Sl 
Humpolec Caslau Heralec | 95 5 530 
r) 


| 
[ 


48 


I 


ich i ® | 
a ee, Bennael sich ” aan Absolute | Tannarktnole 
| Kreise Territorium der Höhe des, Beschreibung 
von von DMeile nat, Bodens 
F 5 || | Die halbmondförmige Spitze des 
Il > Jagdschlosses Humprecht, auf 
Humprecht | Bunzlau |Gross-Skall X | dem !/, Stde. nördl. v. der Stadt 


Sobotka zelegenen kegelförmigen, 
| bewaldeten Berge. 


Hudcovarhorkai Bunziin | alas [Nr | Gere 
udcova horka | Bunzlau | Alt-Aicha en 68 N enkeıne an ern dem 


6, 0. | | ausgez. hohen Berges. 

| h | ! e 

| 1 IX \ Pyramide, ”/, Stde. südl. 
Hundskoppe | Saaz Pressnitz | 19 w. | 725 | v. Wohlau auf der felsi- 

| PN gen Bergspitze. 


Hungersberg Ellbogen Asch re \ 690 | Thonbrunn in einem vom 
r U W* | Wald umgebenen Felde. 
i | 
Hüra * | IX | Pyramide ®, Stdn. westl. 
r | Kourim Vlas FR - v. Javornik auf der höch- 
(Hürka) a a 9 Sie Re 
r | \ ß 1% ide, ’,, Stde. südl. 
Huretz * | Ellbogen | Gabhorn En, ı 814 en ER 
H kv k | Budwei Zbor a | Berg in der Nähe von 
urecky kopec | Budlweis orov | 99 ;.| 539 | Hurka bei Zborov. 
I 
- Unter- Nebe 4 
Hürka ' Klattau ne m un | 428 Östlich von Dnesic. 
| el 
| = PPPEEESEFPRPNFTTITTTT PLFFFERRN 
| y | pP ide, 4/4 Stde. nördlich v. 
B It. Senften- x | ee 
Hürka Könisgrätz 5 u 504-5 a ea armen 


berg 19,0. 


breiten Feldrain. 
Hürka bei Neudorf Rakonitz | Kolescho- ; eg 
| witz 6, W. | || kleinen Waldhauses, 


| N | | 5 R 
Hürka | äabor Neu- XI | % 8 Stange auf einer Anhöhe 
u abi Reichenau | 26, ö. is Wr Stde östl. v. Rynarec. 


o : x f A sch- 'P Fanide 2. einemAcker- 
Hürka bei Reöic | Täbor |Kardasch- | VIL | 473 | Plateau, %, Stde, mördl.v. 


Recic 28, Ö. | |  Kardasch-Reöic. 
Hürka XI | Pyramide, '/, Stde. westl. 
3 : Pilsen Mies , | 488 | von Töchlovie, auf einer 
beiniäehlavie | | 20, W. I 5 | freien Anhöhe. 
|| | ee es ee 
IV = , Pyramide, westl. v. Hürka 
| 


18 


| 2 3 } 
| Hürka Nowäakova Beraun Tlaskov 20, w. | 4 Noväkova. 


| er : . 
Pyramide, einige 100 Schritte 

| z4s \ südöstl. v. Samosol, auf der 

I 513 östl. Kuppe dem Kreuze gegen- 
über. 


Hurky-B. Täbor Roth-Lhota 


49 


Befindet sich im ehemaligen Ab | 
solute 
Name des Punktes = TER = |Hoheudes Topografische 
Kreise Territorium der | | Beschreibung 
von von DMeile |" | 
TI X M Pyramide, '/, Stde. nord- 
Husen Ellbogen | Duppau 13 1757 | östl. von Dörfles, auf d. 
„ W. freien ausgez. Berge. 
Husinec Prachin | Prachatitz m. 4 573 
DW: 

Hutberg S E 4 R V Pyramide, !/, Stde. nordöstl. v. 
bei Bürgstein Leitmeritz | Bürgstein 6, ö. 495 Be a EIER Si 
ve utlberg os Nasanıı Dee Ga a | Pyramide auf oimom ausger- 

r frei , 1 Stde. östl. 
bei Komotau Saaz Komotau 10. w 510 N Komofeen 1, Stde. sudöstl. 
I von Pirken, 
Hutberg . . & III q Standsignal, 34 Stdn. östlich 
; z x Mertendort auf dem kegel- 
bei’Mertendorf. | eitmeritz | Konojed | 7,,a.: | 998, rom Mestendorkant dom kare 
; : Pyramide, I/z Stde. östlich 
Hutberg Leitmeritz | Binsdorf IL 399 | moendhT andern eimsela se- 
4, 0. henden kegelförmigen Hügel. 
: R Pyramide, %, Stde. nordwestl. 
Hutberg Leitmeritz Tetschen 5 u 495 an auf Bm höchsten 
„od Punkte des Berges. 
Tüppels- XIII Pyramide auf d. höchsten 
Hutber Ellbosen # : 544 Spitze d. Berges, "/, Stde. 
9 = srun 13, w von Alt-Rohlau. 
X = Pyramide, */, Stde. westl. 
Hutberg Saaz Maschau 13, w 714 2 re a 
ne ev IV ? Pyramide, */, Stde. westl. 
Hutta Prachin | Nemeie 29, w Ss44 an Read 
A XIV 3 
Iglau Mähren 25,6 516 
Ivina II || Baumsignal auf d. spitzen 
N aus Beraun Zbirow c 609 | bewald. Berge, '/, Stde. 
richt. Jivina 20 östl. von Olesnä. 
2 e r j Stdn. westl. von 
3 Böhmisch | IX IE TAebne Nsehe Aare 
Jaberlich | Bunzlau Ascha 7, L ö 6833 Jabeclichauaer höchsten Snlae 
es Berges. 
| een 8 1.02 a 
Mer III ö 
Jabuzek Rakonitz 2 443 
16, w 


Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Topografische 
Nano, np; Paukiun | Kreise 55 der Höhedes' Beschreibung 
| von von UOMeile |" 
| IV 999 nitenz euer freien. 
-B. Beraun Lesan HM Höhe, '/, Stde. nordwestl. 
u 19, w. von Netvofic. 

ä . 2 VI -oa. | Auf der freien Anhöhe, 
Jägerberg * Budweis | Ellexnitz | 5 4, 6. 528°3 | 1, Stde. westl.v. Ellexnitz. 
N . ‘ VI Waldige Kuppe südwestl. 

Jägerhütten-B. | Budweis | Gratzen 36, 6. | 1041 | a rk ti 
at 2 XX1;l'. | Waldkuppe, %/, Stde.östl. 
Jahodovy vreh |Königgrätz| Reichenau | | 2. 5097 ng 1 ent 
elle en = s a = 
v. v { I. 
Jaloveiny Beraun | Pribram | 91 „| 517 nördl.v. Pfibramı, 27 Bilde, Gott, 
b) 2 v, Lhota. 
je RR IT x Pyramide südöstl. Es 
ic s y Ser 475 || novieky an einem Fahr- 
Janovicky Caslau |Kuttenberg 19, ö. en 
3 f I | Östlich von Pisek, nord- 
Jarnik Prachin Pisek 27, Ö. 587 || östl. von Cihelna’ starä. 
ss ER El ww | XVoO i 
Jaromer Königgrätz| Jaromer | 1]. 5 260 Pfarrkirchthurm. 
NO, 
a 7 5 x Pyramide, '/, Stde. südl. 
Jarosov Chrudim |Leitomischl 19.5 538 || von Jarosov auf einem 
‚0 Raine. 
er 10, IE Ix ar Basrthuen mit ee 
S . -. 482 rothen bauchigen Schin- 
Jarosov | Täbor Neuhaus 29, ö. FE 
u Pyramide, Ms Stdo, ‚yudwestl. 
“ | ; > RR XVII hier ae t, auf einem frei- 
Jasena Königgrätz| Smirie 12. 6 291 sichenden Hagel, 100 Bokzilta 
| 3 stadt, Ya Stde. nordöst. v. Jasenä. 
| | Kuppe des bewaldeten 
; | p..ch: Berg- Wins! 5 || Rückens westl. v. Dorf 
Javornik-B. | Prachin Reichenstein 29, w. 1065 
I unnsurnuuSn er nn nuanndssnnnnehen nennen nenn 
Javornic  Königgrätz| Reichenau m 4177 Ortskirchthurm. 
| 200: 
I. r | ID | Pyramide, ’/, Stde. süd- 
Jedouchov ‘ Caslau | Okrouhlie 23,0 596 | a a echon, 
Jedovin  Leitmeritz | Türnitz se 338 | RrieN zieren Zune 


IE UR VER Befindet sich im ehemaligen Absolute Tarngtansche 
Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von [Meile |”=t- Bodens 
g : XI adli e 
Jehly Täbor Serowitz | 97 5 650 Südlich von Jakubin. 
h b} 
öhmis Pyramide, !/; Stde. nördlich v. 
Jelinka-B. Bunzlau Böhmisch vu 502 || Budichor auf einom Waldwege 
Aicha 780 im herrschaftl. Walde. 
Jemnice y r U Ausgezeichn. Bergkuppe, 
h Hl an k Ä /;, Stde. südöstlich von 
(val.'Nahybkaj‘ ‚| Frachin | Stiekna aim) | DA)’ Sllgahtest 
Jenec Caslau Polnä XV 549 See 
® 23, ö. Fahrwege a. freiem Felde. 
E :amide, %/, Stde. eudlich v 
e « ’ . XV 5) een rn ea Blatgkent = 
Jenikovic Chrudim | Pardubie | 17; 281 || Schritte nördl. des Wegen nach 
b) Herman-Möstec. 
TA z Mühl- II Pyramide, */, Stde. südl. 
Jensovie Täbor hausen | 24, ö. 556 von Dmyätic. 
v » y III Pyramide, 300 Schritte südl. v. 
Jensovie Bunzlau Melnik 12.6 190 Jensoyle auf der Kuppe d. freien 
ee Berges neben einem Kreuze. 
ir) one Mi, I rdenide Ansederalphitchsten 
Reichen- | VIH ee ai ® 
Jeschken * Bunzlau | Here | 6, 5, || [LO || Yatae-nordtr.Swäley, 1stie, 
o En südl. v. Haninchen. 
Weiss- VII Pyramide, 1/4 Stde. südöstlich 
- = Jesoway auf der Kuppe der 
Jesoway-horka | Bunzlau | wasser | 8,0. | 28 ven ernannt der ohuppe der 
“ udi eV Schlossthur 
Jestboric Chrudim | Pardubic | 17 ö 267 chlossthurm. 
y} 
= Pi pl VIE | gs Pe Icon ar Herlar, Ye 
Jezoveiny ilsen ass 18. w = Stde. st:lwestl. d. Hegerhauses 
I 3 „senovy dolik*. 
Jicin Bydzov | Kumburg Xu 376 | Der Thum’ der Stade 
10, ö pfarrkirche in Jicin. 
Unter- IV h 
ire % Y in Kirehthurm, 
Jirdan Kourim Biezan | 17, 6. 361 rehthurm 
RE | Ee F SR. ARRREN RE RR 
vr Bundle peter | NIE) ande Borepsce use, 
ITIC | unzlau enate Er, 6 = des Bauers Johan Maas NP, 25, 
| I in HZ 4‘9mt. 
‚ h N >öhmisch- er | Pyramide, '/, Stde. südl. 
Jirgl-B | Leitmeritz pa De y% 534 | v. Daubitz auf d. spitzen 
amnıtz ,‚ 0 bewaldeten Berge. 


Befindet sich im ehemaligen Ahsoluka 
Name des Punktes Kreise Territorium | der Höhe des 
i vn | von | Meile pin. Zuphege 
k XI P 
Jirkov Bunzlau | Benatek | 7 5 599 
Phi 
Jiva Bydiov | Chlumec hr: 249 
; - IX 
Johannesberg Täbor | Cernovie | 98 ;, | 602 
’ 
! VI 
Johannesberg Saaz | Horatitz | 19, w, | 28 
Johannesberg |Königgrätz| Trautenau a 696 
Johannesberg |Königgrätz |Königgrätz eh 265 
Josefstadt | Königgrätz| Josefstadt | 5° «| 266 
r IX 
Judendorf Bunzlau | Biezno | yo ö 232 
Judenhau Pilsen |Königswart Re 937 
Jüttel-B. Leitmeritz |Schlukenau N 507 
bh] * 
Jungbunzlau Bunzlau | Bunzlau nn 230 
y; ag Jung- VI : 
Jung-Vozic Täboı Vosic 24, Ö 522 
RR U. hy III - 
Jungfern-Teinitz | Rakonitz | Teinitz | j9 w. | 398 
oe) 
Käacov Caslau Svijan se 332 


Pyramide, '/, Stde. nördl. 


Topografische 
Beschreibung 


v. Jirkov auf d. höchsten 
Punkte des Plateaus. 


Anhöhe, “/, Stde. südl. 
von Hradistko, 


Bergkuppe, '/,Stde.nördl. 
von Rosicka u. '/, Stde. 
südlich v. Vl£etin. 


Pyramide, !/, Stde. nordöstlich 

v. Schiesselitz, einige Hundert 

Schritte des Hamelshofes an 
der Chausse6, 


Pyramide, 1 Stde. nordwestlich 
v. Petersdorf auf einem spitzen 
Feldean der preusischen Grenze, 


Pyramide, 120 Schritte südl. v. 
Johannesschloss, 20 Schritte 
südl. vom Falhrwege der v. Neu- 
königgrätz nach Pardubfe führt. 


Festungskirchthurm. 


Pyramide, Y/, Stde. nördl. 
v. Judendorf auf einer 
Hutweide. 


Signal im Kaiserwalde, auf der 
höchsten Spitze des Berges, !/s 
Stde. nördl. v. Königswart, 


Standsignal, Y4 Stde, östl. von 
Königswalde auf dem steinigen 
Berge. 


Gloriett des Rathaus- 
thurmes v. Jungbunzlau. 


Thurmspitze der neuen 
Kirche dieses Ortes. 


Ausgezeichneter Orts- 
kirchthurm. 


Befindet sich im ehemaligen Ab 
bsolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bee Hreih ung 
von von DMeile |j"at- Bodens 
Kaaden Saaz Kaaden a 297 Stadtpfarrthurm. 
DOW: 
5 Pyramide, '/, Stde. östl. 
Kadlin Bunzlau | Stränka MR 312 en Er d. Kuppe 
„8% d. ausgezeichneten Höhe. 
IH Pyramide, %/, Stdn. nord- 


Kahler-Berg Leitmeritz | Politz ö 476 || westl. v. Waltersdorf auf 
2: dem steinigen Waldberge. 


: ; X Pyramide, 4/, Stde. nordöstlich 
Kahn-Berg Leitmeritz | Schönwald 6 I 508 v. Böhm. Kal reten ah 
„W. wege auf einer Anhöhe, 
ass Yz BEE westlich v. 
A y a idach, auf ichn. 
Kaiserberg * Bydzov | Kumburg XIV || 605'5 || onen "pietsnuartigen Berge. 
S) 0% dessen südlicher Abfall beinahe 
senkrecht ist. 
XVI Pyramide, Y, Stde. östl. 
Kaiserstück Königgrätz| Schurz 10, ö H48 v. Ober-Söberle auf einer 
DL Hutweide. 
R 45 vu Schlossthürmchen des 
Kalec Pilsen | Manetin | j6, w. | 219 | Maierhofes in Kalee. 
En Sc 7 n. Pyramide auf einer An- 
Kaliste Kourim | Kammer I 382 | höhe, Y, Stde. südwestl. 
burg 18, ö. v. Kaliste. 
A R X Pyramide, auf d. '/, Stde. 
Kalina Saaz Milsau a 505 || v. Kl. Schönhof südlich 
DE gelegenen Berge. 
en ee a ee N- EI RUE BR een ee En 
7 Stange auf dem höchsten Punkt 
Kalkberg Bunzlau Grafenstein V 3% 759 d. Helen Dirgriakem, an dessen 
8, ®. westl. Fusse Pankratz liest. 
3 V Pyramide, 1/4 Stde. stidöstl. v. 
Kalken Bunzlau Hirschberg 8. 372 Kalken, auf dem Rücken in der 
„0. Einsattlung des nördl. Randes. 
D i Böhm. IH Pyramide, 1 Stde. nördl. 
Kalten-Berg* |Leitmeritz| Kamntiz | 5. 5, | 731 | v. Hasel, anf dem aus- 
amnıtz | 9, 0. gezeichn. Waldberge. 
K -B. } Pyramide, °/, Stdn. nördl. 
en. Beraun Zbirow BR, 504 v. Zdie, auf d. mittleren 
9%, W. von3Kuppen des Berges. 
. I B ame, um Bde. westl, des 
- ver Yorfes Rosovik, ı tein! 
Kamenny Beraun Dobiiß | jg w | 489 || Ankone, anfderen Snäseito eine 
I Windmühle ist. 


2 E 
ke SER Befindet sich im "ahemaligen Absolute ERERN 
auge Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von DMeile |na+- Bodens 
———— — —U — 
Kamenik | A , U f Ausgezeichneter Wald- 
:icht Kamok Budweis |Moldautein| og ;, | 6244 || bers, ?], Stde. südl. von 
rıeht. y Zieh Albrechtie. 
7 Ausgezeichneter bewald. 
IV x) zezeichneter bewa 
Kamennäa Beraun Zbirow | 91. w 735 || Berge, %, Stdn. nördlich 
al, W. von Zaäbehlä. 
RR ER mM Stde. andwestlich 
za» ua r 2 AL 5 on Kostelec, i A 
Kamenec Königgrätz| Kostelec | ]5°, | 312 || Airaer Anhohe Lhota nu einen 
| Au Fahrwege nach Kamenee. 
| - bs 
* ee Dam - XVII 5 Pyramide, nahe östl. bei 
Kamenec Chrudim | Pardubie | - „ | 226°2 || Fyramide, nahe östl. be 
19,0. Kamenic. 
I 
| 
Kamenec Bydzov | Dymokur zu 262 | Pyxamide, */, Stde. öatl. 
. de 13, 6. | = | v. Stiihovin einem Felde. 
| XV Prada, 300 ei: el r- 
ılzav Yin er aYd rebnous , 4 Stde. östli 
Kamenec Dy diov, Hoi IC 1% 8. 306 der Sen Königerätz nach 
| I Hoiic In einem Acker. 
‚np r NG Pyramide aufdem ausgez. Hügel 
P Kr Ser Hrochow- XVII } dieses N; 1/, Stde. südl. 
Kamenice | Chrudim | Teinitz |.18..0. | 298 || en Kamen 1 Side. sad 
| 9 | nach Zajetic. 
K “ Tal 3 K: ” > IX F 1 
amenic abor amenie PYR\ 96 Pfarrthurm. 
;1:0% 
Kamenik Ei 537 
26, W. 
VI 
u r 
Kamen 25, w. 513 
XVII Pyramide auf der Spitze des In 
Kammerbil Ellbogen || Eger) | 15. 1500 |endeme MEREENZ 
2 von Refsig. 
Weiss- VII Pyramide, 1/, Stde. südwestlich 
Kamm-Berg Bunzlau wasser % ö. 409 von a, m nen 
= | . 
Kammerburg Kouftm | Kammer- | VIE | 367 s 
Er R € chlossthurm. 
burg 19,6. 
. ? 7 x Pyramide, *, Stde. südl. 
Kamenitzer-B. Bunzlau | Reichstadt ; er 465 | Er. Kamenitz' auf dem 
2 ausgez. Berge. 
> I Pyramide, 4, Stde. nordwestl. 
Kaneshübel * Ellbogen Chiesch van 6311 | von Tis auf der Kucho ter stei- 
| = 15, W. nigen freien Anhöhe, 


Name des Punktes 


55 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 
Höhe des 


nat. Bodens 


Topografische 
Beschreibung 


Kanitz 


Kaplicka 


Kaplicka 


Kaplicka 
Kapellenberg * 


Karneshübel 


Kaunic 


Kreise Territorium der 
von von [DDMeile 
Klattau Kanitz 9 Ne 
Chrudim | Neuschloss ET 
Caslau Habern er 
b} 
Chrudim | Pardubie de 
Bydzov Sadskä An 
Sachsen a 
VI 
Bunzlau Wartenberg en 
Königgrätz/Pottenstein un 
4 Kardasch- | VI 
an Reäc | 29, ö. 
Chrudim |Leitomischl AXU 
20, ö 
Chrudim | Richenburg ae 
Beraun | Karlstein 18 I 5 
Saaz Klösterle x 
11, w 
Kourim Kaunie “ ': 


Spitze des Schloss- 
thürmehens. 


Baumslgnal auf einer der 5 ein- 

zeln stehenden Föhren, unweit 

des Maierhofes bei Kankovä 
boroyä, 


Pyramide, !/; Stde. nördl. von 
Tis, eben soweit südl. v. Knez, 
auf einem ausgez. Hügel, nahe 
der Jesus-Maria-Josefs Kapelle. 


Pyramide, 1/; Stde. südlich von 
Roven, einige Hundert Schritte 
östl. des Weges der an der Ka- 
pelle vorbei nach Platönic führt. 


Kirchthurmknopf, '/,Stde. 
südwestl. v. Sadskäa bei 
einem Badhause. 


Pyramide, 1/; Stde. nordöstlich 
v. Brims auf dem Kapellenberge 
7 Schritte westl. der Kapelle, 


Psramide, auf einem ausgez. 
hohen Berge, 100 Schritte nördl. 
von Proruba, 


Pyramide auf einer Hutwelde, 
einige Hundert Schritte westl. 
vom Jagdschloss Karlstein. 


Südl. viereckiger Thurm 
v. Karlstein. 


Pyramide, 1/, Stde. von Kunau 

auf dem freien Hügel, dessen 

südl. Abfall gegen das Egerthal 

stell Ist, einige Hundert Schritte 
östl, eines Kreuzes. 


Pyramide, '/, Stde. südl. 
v.Kaunic a. ein. Plateau. 


56 


Befindet sich im ehemaligen | 
Name des Punktes SerSE : | Topografische 
| Kreise Territorium der Nökp des Beschreibung 
| von von E3Meile an ie 
= 1 
Kaurim AB. ei VII Nördlicher Thurm der 
richt. Koufim Koufim | Koufim | 17, ;. | 265 Kreisstadt. 
| 
Kauter-Wald XI x | Pyramide, °/, Std 
F 4 A= yramide, “/, Stdn. von 
richt. Kouter-Walg | Klattau Kout | 96, w. | 958 Kout. 
XIX Stange, 1/2 Stde, östl. v. Asch 
Kegelberg Ellbogen Asch 1 3 Ww 659 ee ee 
ut) e Feldrain, 
| u | Prsmnldn Ah Stde. nördl.v. Nol- 
Keibler | Leitmeritz | Schönwald | & w. | 722 | VenNort. MROEe a 
9 Punkte des Berges. 
Riehen- FIX, 2. Baumsignal, 1/, Stde. südl. von 
Kellerberg | Chrudim bure 21.6 759 hun anf user der 
| re ’ ||  Kuppen des Kellerberges. 
Kelneer B. Prachin Winterberg) „IH 972 | Bergkuppe, '/, Stde. südl. 
| "Ds sw: | von Kelne. 
rer | | 
l ke Eee re 
a © \‘tarken- E, | dwestl. v.der $ ‚au 
Kesselkoppe* | Bydzov | Starken | Ka eerehren 
| k bach 6, 0. Wand, die sich In’s tlefe Thal 
| | erstreckt. 
Keizug Caslau | Neu-Kolin X 2 954 | Pyramide, '/, Stde. nord- 
| 17, ö | westl. vom Dorfe Polep. 
Kien-B. (Kühn-B. | II | Waldkuppe, * 
_ s ERTL r 02 ‚ Waldkuppe, '/, Stde. nord- 
vul. Hirsch-B.) Budweis | Hohenfurt 37.5. 330 | sstlich von Kühnberg: 
. : RUTIK 2 Pyramide, einige Hundert Schrt 
Kiesenreuth Pilsen Plan 8. westlich äicaes Doribs nf der 
°,.W. || plateauförmigen Anhöhe. 
= ARE | Pyramide, 1/, Stde. südwestlich 
Kirch-B. \Königgrätz Braunau 8.5 l 690 | un = Bern a lrdl. 
8,0. || Rande des Waldes. 
. 2 4 Pyramide, 1, Stde, südwestlich 
Kirch-B. | Bunzlau | Liebenau „IR A4A || den Biädichmms ‚Läsbenge, am 
1,0. Felde des Gastwirthes Spicka. 
. - Bergkuppe, 4% Stde. nördlich 
Kirchenacker Budweis | Hohenfurt u & 449 || von Babat und 5/s Bkäe, Oeklich | 
318 0. von Dobschltz. 
Kirchenbir Ellbogen | Kirchen- | XV 606 i 
g 8 birg 15, w. 6 Ortskirchthurm. 


57 


| Befindet sich im ehemali | | 
ana efindet sich im ehemaligen | Absolute Tinnatafleche 
ZIELE TS Kreise Territorium | der |Höhe Be Beschreibung 
| von von DMeile Es | 
| v Waldblöse, Y,'Stde. westl. 
Kirchenwald * Täbor Trebelic „ || 526°4 || v. Tiebelieim sogenannt. 
26, Ö. Kirchenwalde, 
A A XVII | ..-. || Pyramide, 100 Schrt. süd- 
Kladern * Königgrätz| Gradlitz 10.8 447 | westl. v. Kladern, knapp 
‚0 an dem Fahrwege. 
2 z I Thurm mit der rund 
Kladno Rakonitz | Kladno 15, 6. 384 : Kuppel Br 
L £r VII K Y/, Stde. östli 
v T r uppe, Y, Stde. östlich 
Kladrub Koutim | Vlasim | 91 5, | 983 v. Kladrub. 
x x XII Berekuppe, "/, Stde. nord- 
Klamos Bydzov Chlumee 15, 6. 260 östl. vom Orte Klamos. 
xIH Kuppe des bowaldsten, von Ost 
Klamossko Bydzov | Chlumee 15 5 266 Lens, 4 Side, sudwonch en 
= Xlamos. 
L. 2 IX 
Klattau Klattau Klattau | 96 w 409 
„Ww. 


N Pyramide, 34 Stdn. östlich von 
I 399 Zyrau, auf einem freien Hügel, 


Kleeberg Saaz Pomeisel 14. w an dessen Fusse der Ort Ober- 
OD Klee liegt. 
ee N h Bee len ern 
I BR Hapasienal, 1/4 Stde. west. v. 
in- Da & 2 58 Pieina, Tanne mit den Buch- 
Klein-Chlum Beraun | Hlubos | 90, 5, 34. an 
XIX Baumsienal, /, Stunde 


Klein-Chlum Königgrätz| Castolovie| 14 5 335 | nördl. v. Öertic am wal- 
E = digen Berge. 
| III | Pyramide auf einer niederen 


Klein-Horitz Leitmeritz Zebus 1005 324 waldigen Anhöhe, stidlich von 
URTTE 


einem Steinbruche. 


: s | SER V Pyramide, "/, Stde. nord- 
Klein-Hürka Beraun | Resohlau 18, w. 425 Te ee lan. 
En 2. 0 ee 
x yramide, 1/, Stde. östl. v. Lo- 
in- i asla Poln: er 6 Ic neben dem Fichtenbaum, 
u Bu A 
Klein-Moh Mähre Olmütz. XXVI Der Kirchthurm des 
ein-Mohrau aaren (Goldenstein 15, ö. Dorfes. 
XX Ausgezeichneter Berg, 1/, Stde. 


344 nordwestlich v. Breitenthal und 
6 1/4 Stde. nördl. der Strasse von 
Poliöka nach Hlinsko. 


Klein-Paseky-B. | Chrudim Policka | 99, ;, 


58 


Name des Punktes 


Klein-Purberg 


Klein-Spitzberg 


Klepec 


Kletschen-B. 


Klimentberg 


Klinger 


Klinger * 


Klitka 
(Kilitka) 


Klisovka 


Klitscher-B. 


Klitschin 


Klösterle 


Klotz-B. 


Kloucek 


| 
I 
| 
\ 


Kreise Territorium 
von von 
Saaz Komotau 
ß Preiten- 
Pilse ? 
ilsen stein 
Kourim Skvoree 
Leitmeritz | Milleschau 
Brass Starken- 
ee bach 
Pilsen Hayd 
Saaz Komotau 
Rlattau Teinitz 
Saaz | Petersburg 
Pilsen Tachau 
Sanz Fünf- 
m hunden 
Saaz Klösterle 
e Schwarz- 
Kour ee 
im Kostelec 


Beraun Hlubos 


Absolute 
Höhe des 


nat, Bodens 


592 


601 


356 


1053 


512 


754 


351 


Topografische 
Beschreibung 


Pyramide am Berge, '/, 
Stde. nordwestl. v. Dorfe 
Cernowitz. 


Pyramide am Spitzberge, 
!/, Stde. östl. v. Schusan. 


des von Südwest nach Nordost 
laufenden Bergrückens. 


Signal am Kegelberge, */, 
Stdn. nördl. v. Boschnay. 


Pyramide, 1, Stde, nördl. vom 
Dorfe Kruh, auf der unbedeu- 
tenden doch freien Höhe, 


Pyramide, !/ Stde. nordwestl. 
v. Godrusch auf der höchsten 
Kuppe des wald. Spitzberges. 


Pyramide, einige Hundert Schrt. 

nördl. der Strasse von Komotaa 

nach Sebastianberg, *]» Stde. 
nördl. v. Droschig. 


Bergkuppe, 3/5 Stdn. südwestl. 
von Lohoveie und ebensoweit 
westlich von Srbie. 


Hundert Schritte östlich eines 
Weges auf einem Feldrafn. 


Pyramide, 500 Schritte 
westl. von Klitschin. 


Südöstl. Kirchthurm. 


Pyramide, 800 Schritte 
u. von diesem Dorfe am 
hohen Berge. 


Ausgezelchneter Berg südlich 
v. Kostenblatt, auf dessen höch- 
stem Punkte ein Gloriett. 


Pyramide, 1 Stde. nordöstl. v. 
Dorfe Drachlin, 1 Stde. nord- 
westl. von Hlnbo8. 


Qu 


Ue) 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 


ra Topografische 
Name: des 'Runktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |"! Bodens 
se: a. I 27 
Klucenice Beraun | Klucenice |.95 . 457 
23,70. 
3 = II NE Waldberg, /, Stde. süd- 
Kluk Budweis | Krummau | 33; 137 estlkranisiie ce: 
1: s III N 
Klumpen Leitmeritz ı Zebus 10.8 245 
1 (013 
III 
al, BJe 
Knezsky vreh 25, w 519 
x Deutsch- | XIV | 247 KEu0p Bent Sahte dar 
Knik Caslau Brod DIA old Chaussee, die von Deutsch-Brod 
ä nach Habern führt. 
XXV & Pyramide, 2/, Stde. nördl. von 
itti 'Köniserä rulie us 756° Uerrnsdorf Berge kna E 
Knittingsberg |Königgrätz) Grulich | 4 1369 nnd sten Auge = 
XIV A Pyramide, Y/, Stde. nördl. 
Knok * Ellbogen [Lauterbach 15, w. SSGO. N 77 Vanessa 
; Schlaken- | XIL : Pyramide am Berge, '/; 
Koberstein Ellbogen | wert | 12, w. || 700. | Side, nördl. v.Pfafiengrün. 
Starken- XII an Pyramide auf der Waldhöhe, 1, 
a FRE 95 Stde. nordöstlich von Jestiabi, 
Kobyla Bydzov bach u | ee ab 
VI Pyramide am Plateau ei- 
i r3 Tlosk i 575 nige Hundert Schritte 
Konyl Bern roN 21, w südwestl, von Kobyli. 
= L { XI = Pyramide, “, Stde. süd- 
Kobyli hora Klattau | Chudenic | 9 4,w 474 Se EEE Neuhof 
VII hi. Pyramide, ’/, Stde. nördl. 
Kochanov Beraun | Konopiste | oQ. ; 500 || v. Kochanoy, auf kahlem 
„0 Plateau. 
« xVI Pyramide, 1/, Stde. östl. 
Kocher Ellbogen ‚Königsberg 521 || v. Königsberg, ‘/, Stde. 
= BEE LOW westl. v. Kogerau. 
B ß Ni : Pyramide am Berge, 1 Stunde 
Kocka Beraun Zbivrow | 9 IV 786 || nordöstlich von Padrt, 22 Stde. 
21, w. südlich v. Straste, 
h 4 U Pyramide, 150 Schritte 
Kocvar Beraun | Lochovie | 19 375 | nördlich des Meierhofes 
J,W. Kocvar. 


60 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium der Hol ER Beschreibung 
von von Meile ° 
3 | Schlaken- | XII Signal, ig Stde. vom Dorfe 
Koderich Ellbogen Sal 13, 2 468 Mantun. ». 4 usb Aue ern 
. Sue | XX Pyramide, "u Bide- nad 
Kodiska Königgrätz| Reichenau | 19, ; 428 | östlich v. Domasin, auf 
BT einer Anhöhe. 
Köniaarä N XVI ik 
öniggrätz Königgrätz 13.5 244 | Höchster Thurm d. Stadt. 
0. 
änias-B g Hase IX 356 | Prekuppe, *, Stdn. nördl. 
Königs-B. aaz aaden | 11, w. 5 von Hanne 
ee EN: XVI ö der Pfarr- 
Königsberg ‚ Ellbogen Königsberg 15, w. a Tuner mr 
Er ö xI 
Königstadtl Bydzov | Dymokur | 14 5 209 Rathhausthurm. 
10. 
| N ö 
Eiche 2 5 di i rfi 
Königswalde | Leitmeritz| Tetschen | Gy. | 338 | konieswalde. 
ED: 3 er V i 
Konopiste Beraun |Konopiste | 99, ö 423 Pfarrthurm. 
10: 
R TE. Anhöhe, *, Stde. östl. 
Köppel-B. Ellbogen | Waltsch = | 681 v. Gr. Lubigau, 1 Stde. 
| ; 14, w. westl. v. Waltsch. 
Körbitz S Hagensdorf| „IT | 389 ü 
Daaz agensdor I 2% Kirchthurm. 
| en 
4 . v. Dal R, r 
Kohout * Budweis | Gratzen en ;, | 690 rg ein nee 
u te a vorhanden, das Signal wurde auf 
| einen Baum aufgezogen. 
| y & 7 yramide, Stdn. di. 
Kohlberg Saaz Welm VI || 310 | One weine Eee a dee 
schloss he W. Saaz-Teplitzer Strasse. 
A. % Pyramide, 1, Stde. nordwestl. 
Kohlberg Königgrätz| Braunau | X | 546 || vännermmdoer anf ner ausge- 
; 0 zeichneten Anhöhe. 
I 
Kohl-Janovie | Kourim Rataje IX 427 Pfarrthurm der Stadt. 


61 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Pulenl Beschreibung 
| von von DMeile i u| 
Baumsignal, 3, Stdn. südl. v. 
1 h XVII ee Sehe Sul 
Kohlrang Ellbogen | Wildstein | 74 w. || 603 || punkt des trigon. Zeichens der 
’ Mit. Triang. v. 1808 bezeichnet. 
(Fichte.) 
e \ IV ee Pyramide, 1 Stde. nord- 
Kohutov Beraun Zbirow ey 593 | westl. v. Lestne am höch- 
ı sten Punkt dieses Berges. 
Kojetin Caslau | Bea XV | 557 || Signal südl. bei Kojetin 
22, ö auf einem Felde. 
au e VI 
Kojetic Kourfim | Kostelec | 13 ; 190 Ortspfarrthurm. 
b) 
z Kapelle, 1 Stde. südl. v. 
Kokolova hora Beraun Tmain Be 470 Lem auf dem ausgez. 
„'W. Berge. 
ß a Pyramide, !/, Stde. südöstlich 
Kokocko Pilsen | Rokycan EN I 509 || Basonte, 16 Schritte andl. v. 
„Ww Rokycaner Grenzsteln, 
Xu 
b) 
; ; Kole- V y 
Koleschowitz Rakonitz | „chowitz | 15. w 377 Ortskirchthurm. 
b) 
vu anne) 
Komotau Saaz Komotau | 10, w 330 Ortspfarrthurm. 
I 
P; Weiss- vI Pyramide, /, Stde. nördl. 
Komosin Bunzlau En * 348 || v. Zolldorf a. einer An- 
wasser | 10, ö höhe mitten im Felde. 
ER xI Erraride, Ma, El, zu 
v - Da v . rn onarovic auf einem Felde, Kin 
Konarovic Caslau Konaroviec vB 236 Bin führt von dem auf der 
16, 0 Anhöhe liegenden Theile des 
ee ee j Ortes zur Pyramide. 
en, a en a 
onecchlumı Bydzov j umburg 2.6 302 östl, und 1/a Stde. sudwestl. v. 
3 Mlazovic (Tanne). 
Ru SE % Bun: Pyramide, ‘/, Stde. westl. 
Konicek Beraun Horovic e \ 666 Velkä, /, Stde. südl. 
zu, W. v. Ohrazenic. 
Konojed 5 Schwarz- | VII > ; 
Thurm Kourim Kostelec | 17, ö. 409 Ortspfarrthurm. 


1 1 
Befindet sich im ehemaligen f 
5 s | Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise ° | Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von OMeile | mas NEN EEE 
Konojed nn Schwarz Vo : Auf d. Kuppe, 500 Schrt. 
Pyramide Koufim |, Kostelee eo, 430 | nordöstl.v. Dorfe Konojed. 
Er i; Pyramtda, 1/, Stde. östl. v. Kon- 
PS XVI ee en: a. \ Aallohe: Südlich 
Konradsgrün Ellbogen Eger FS I) von der Pyramide führt d. Fahr- 
16, W weg von dem genannten Dorfe 
nach Unt. Sandau. 
n ar ‚ RX Pyramide, '/, Stde. süd- 
Koneina 'Königgrätz) Politz 9% 540.1 | westl. v. Petrovie, auf 
- ‚o | den hohen Feldern. 
x | ’ SOKHTE I Pyramide, ", Stde. südl. 
h and: ac: 9261 | von Landsberg am Berg- 
Kopaing Chrudim |Landskron 5261 | Landsberg am Berg 
16, ö. | rücken. 
: öhm.- == || Signal, 314 Stdn. sadöstl. v. Pu- 
Kopain-B. Bunzlau Böhm x 655 || 1eday,’ einige Hundert Schritte 
Aicha TR 0. südl. der Gemeinde Kopnain. 
I Pyramide, ’/, Std 1 
. FL, BEER r yramide, '/, Stde. westl. 
Kopanina | Rakonitz | Krusovie 14, w. 504 ne Tetie a  PE 
5 Br II Pyramide auf diesem wal- 
Kopanina | Beraun | Königsaal 18 409 || digen Berge, ", Stde. 
; en südlich. v. Lipan. 
= e = Pyramide, Yz Stde. östl. v. Do- 
Kopanina * Bunzlau |Domousnie | „X. |. 379-4 || Zmmide, 1 Stein 1 Vo: 
Ilmeo: Baöalky hart am Wege. 
i Pyramide, %, Stdn. süd- 
Koppen Bydzov |Hohenelbe er 524 || östl. von der Kirche zu 
9,0. Langenan. 
Koppe I | Pyramide, ®/, Stdn. nord- 
r Leitmeritz | Tetschen | - 488 | östl. von Maxdorf mitten 
(Seheiben-Koppe) 56 im Walde. 
r= E 3 ee | ante 123 0,2 
i II Gerustpyramide, a Stde. ) 
Kopec * | Rakonitz | Krusovic | 13, 5, | 272 || Weimarer herrschafti: Wald, auf 
2 den zum Theil bewald. Berg. 
| BONN \ BURHRRRRESRIRE N EEHREEENE | SRRRRBE N. ci os ©. 
n B { I Pyramide auf der Kuppe 
Korabinsky Rakonitz | Tachlovie | 16, 5, | 437 || dieses Berges, ”, Stde. 
I, 0. west]. von Ptic. 
Signal, 1/, Stde nordwestl. 
K rt h B rs \% ax le ko sie ter 
ortschen unzlau | Houska | 9 ; 390 | feld des Bauens’ Franz Sooligor. 
UT 4. 
| I Prrbside, 2 Stien,, aba. - 
Koruna Beraun Zbirow 21.w | 329 gr pe e Üronelletedes 
I Prachiner u. Berauner Kreises, 
4 EN = Pyramide am Bergrücken 
Kosel-B. ‚ Leitmeritz |Neuschloss nn | 596 are Schritte westlich 
‚0 vom Walde. 


m 


69 


Befindet: sich im: ehemaligen ' ’ | 
Absolute Topografische 
Name, des Punktes Kreise Territorium der. | Höhe des Beschreibung 
von von OMeile |nat-Bodenz| 
Kosinec Starken- | XII | Pyramide, 7, Stde. südl. 
& Z Tue 5 Vichov auf 5 
(Kozinec) Bydzov back“ “leenaa, Slalom Vielauianigeie 
VII | Mittlerer zugleich höchst. 
Kosmonos Bunzlau | Kosmonos | jo, 5 270 || Thurm deri-Kirche in 
Dune Kosmonos. 
a x Pollers- | XIV ‚Signal am spitzen Kegel 
Kosover  Hübel Caslau kirchen 24, ö. 683 beim Dorfe Kason 
. Kostelee XX Thurm. des alten Schlos- 
(önleorä A 291: 'östl.” Ende‘ 
Kostelec Königgrätz| „m Adler 15, ö 291: |'ses a al. Mal: ‚des 
n | V A Rathhausthurm des Städt- 
Kostelec Kourim | Kostelec 13, 6 169 * hens HIHASKuStäler® 
; £ I : 
Kostelec Prachin , Worlik | 94 5 456 Ortskirchthurm. 
; 24, 0. 
ö 5 xu 94. Ohreio, 4% gie, nardl, ge Von 
Kostelik Bydzov Podebrad 15. ö 262 har auf einem Felde nahe an 
r I der Kauilmer Kreisgrenze. 
; 3 N IX { 
Kostelni Lhota Bydzov | Podebrad | 15 5 187 Ortskirchthurm, 
I 
: XI . 
Kostelzen Pilsen Kladrau | 9; „| 484 Ortskirehthurm. 
b} 
'Yamide, 1Stde, stdl. d.Stad 
Kotel Pilsen«. | Bolgean. | „5 DEAN. | Bere are 
y 
21, W dieses Berges. 
Kovär Täbor Cizkov X | 599 || Signal, 7, Stde. östl. v. 
290. Proset, auf einem Acker. 
ß h ! XI i Pyramide, '/, Stde. nord- 
Kozakov Bunzlau Semil Burg 743. || östl. v. Kozäkov, '/, Stde. 
20 nordwestl. v. Komärov. 
; ih So XXI =“ Pyramide, 3/4 Stdn. nordwestl. 
Kozinec Königgrätz Schambach | je, 5, | 537 er 
y rücken in einem Acker, 
N 3 us II ER. Pyramide auf der kalılen 
Kozi hrbet Rakonitz |Horomeric | 15, ; 322 | Felskuppe, '/, Stde. östl. 
„0 v. Horomefic. 
sun 2 5 VI ER Pyramide, 1, Stde. östl. v. 
Kozich Klattau Lukavic | 99 5819 || Libakovie, auf diesem 
9,W kahlen Berge. 


64 


Befindet sich im ehemaligen | Absolute 


n Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beet eihund 
von von OMeile |»at- Bodens 
E | Br}. R ' Pyramide, wenige hundert 
Kozmice ! Beraun | Konopiste ee 532 Schritte südöstl. ee 
‚0. Ortes. 
Koznik side: 636 
EIN: 
2 FAR. u : Pyramide am Berge, ' 
Koza Rakonitz Pürglitz 16, w. 43 Stde. nordöstl. v. Zbeeno. 
Kozover-B, | . 5. K. Iu Be 
ı, Leitmeritz | Wr$owitz I 356 Eyramide ‚an Deren, L 
‚„W m 3 


r P x v XI n ri Ihre 
Kozi hüra Bydzov | Podebrad | ]5 4, | 270 || d&uhochsten Punkte einen läng- 
Be: lichen bewaldeten Berges, 
XXI Pyramide, */, Stde. westl. 
Kozlauer-B. Chrudim |Leitomischl ]g ;, | 6000 | von Kozlau auf einem 
‚0. hohen Plateau. 
a 
Eu re III 0.0 || Pyramide im Hochwald 
Kozlov-B. * Täbor |Kl. Chyska| 9 a6. 708°8 Ti Stde. v. Kl. Chyska. 


| Waldberg, */, Stdn. östl. v. 


Krahulik Prachin Worlik | o g | 5923 || Lety u. Y, Stde. nordöstl. 
24, W. von Krälovä Lhota. 


A x®2 Pyramide, ®/, Stdn. nördl. 
Krahulec Königgrätz| Opo&no 12 640 | von Dobfan, auf einer 
2,0. Anhöhe. 
& ER 5 P au ip Pyramide einige Hundert 
Krälova Lhota |Königgrätz| Opo@no nı \ 294 | Schritte nördl. v. Krälova 
Zu | Lhota. 
\ k Waldkuppe, '/,Stde. nord- 
Kranzl-B. Budweis | Krummau ‚Ju | 6523 || westl. von Unter-Breiten- 
35, 6. stein. 
ER ’ a Pyramide südwestl. beim 
Kräsne Chrudim | Nassaberg a 1 | 614 | Dorfe Kräsne auf freiem 
>» 19, 6. | Felde. 
K ” . IV 
rassau Budweis | Krummau | 35 ;, |) 5719 
0 
Krate 3ydz { XIV 2 ' 
nau Bydzov | Kratenau 14 8 228 Ortskirchthurm. 
RE 
Kratzau Bunzlau \Erafenalein VII 306 | Pfarrthurm dieses Städt- 
n ä DROSE 6 chens. 


{or} 
[bit 


Es Befindet sich im ehemaligen Absolute : Triiaranleenn 
aunE les LE Kreise Territorium der Höhe des | Beschreibung 
von von OMeile F2 Buen| 
O\y | £ | Pyramide am Bergrücken 
Kraupen-B. Königgrätz) Adersbach EN U 704 | °/, Stdn. nordwestl. von 
‚0 Qualisch. 
& ne De I e 
Krö Prachin | Protivin | Sö 417 Kirchthurm. 
>) 
R . sen II nid 
Kre Prachin | Protivin | 99 ;, | #20 yramide. 
_ ’ . 
Ä , II „ Schlossthurm der Herr- 
Krummau Budweis | Krummau 34, ö 909 Schaft Krummar 
Krec Täbor Hroby nur 647 Kirchthurm. 
b} 
x nr Kemalı I Pyramide, 100 Schritte 
Kremenec-B. Prachin Cimelie 24, w 557 südwestl. von Pohori. 
” Se ! ! Xu Signal (Baumsignal) in 
Kremesnik * Täbor Pilgram 5,6 762'2 | der Nähe der Kapelle. 
kr Ir ; : XI r Wallfahrtskapelle mit 
Kremesnik * Täbor Pilgram 25, ö 767 einem kleinen Thurme. 
VRR ORG Pyramide, 1, Stde südystlich 
= B B v D Ss ran, iner 
Kremin Leitmeritz| Zahoran | 4 ; 238 | reien nen R Schan- 
3,0. zen umgebenen Anhöhe. 
Krenic anne x . VI Pr | Pyramide am Fahrwege 
Chrenic nu 16, 6. sl | zw. Slustie u. Aufinowes, 
u 593 Kirchth 
Krems Budweis | Krummau 35 525 irchthurm. 
nuiD: 
2 e : I Pr Bergkuppe bei Kreppen- 
Kreppenschläger-B. Prachin Winterberg] 31). | 932 nie ne 
reseti Ü Teseti X BI Kirchthurm des Ort 
Kresetic Caslau Kiesetie | ıg 5 320 irchthurm des Ortes. 
2 
Y 2A € , Böhm IV = Kirchthurm dieses Städt- 
Kreybitz (Kreibitz) Leitmeritz| Kymnitz 4, ö 346 Ehene, 
an. Se Pyramide auf der An- 
Kreuzacker-B. Pilsen |, Weseritz 180% 666 || höhe, '/, Stde. nördl. v. 
9, W. Hurz. 


66 


Befindet sich im ehemaligen 


I 


| 1 = | Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von Meile |j"=t- Bodens 
Kreuzberg * Casl Polnaı | Xvr | VeHo a a 
reuzberg aslau ng 91.06 Fahrweg auf das auf einer An- 
STR höhe liegende freie Feld führt. 
IX Ele sr an m Ecke des 
Kreuz-B. * | Pilsen Chotesau 23, w 4845 See Kirche HADESAESuN 
te 3/4 Stdn, westl. v. Öernotin, 
Kreuz-B. Liebs- I en 
en Leitmeritz r 448 Stde, nordöstl. v. Liebs- 
bei Liebshausen hausen | 10, w hansen. 
Kreuz-B. IV Ro: Ende eine Hunden Paz 
bei Postelberg Saaz  |Postelberg | 19, w. | 226 || Strasse von Bostelberg nach 
Laun auf einem Hügel. 
SU. XV Pyramide, !/, Stde. nordöstl. 
Kreuzweg Königgrätz | Trautenau | 7 ; 680 || v. Goldenols, 100 Schritte nordi. 
J eines Fahrweges. 
ß Neu- xI 2 Pyramide, 1000 Schritte 
Kreuzweg Täbor Bistritz | 32, ö 655, ||’ "nördl. von Beichers. 
ur RR. ä XXI 2 Pyramide, !/, Stde, nord- 
Kriba Königgrätz | Reichenau 1Alrö 423 | östl. v. Peklo auf einer 
„ı U» Anhöhe, 
i : | XVII Pyramide, "/, Stde. südl. v. 
Kriegshau Ellbogen | Wildstein Z 474 | Dorfe Klinkart am breiten 
„W Feldraine. 
“R X Pyramide, "/, Stde. westl. 
Krize Caslau | Maleschau 186 422 || von Polänka, auf einem 
Ser ka Rasenraine. 
EN 5 j VII Pyramide, '/, Stde. östl. 
Krivanek-B. Kourim Kounie NR, 245 || von Kozovaz, auf einer 
’ Anhöhe. 
Pyramide, 4, Stde. südlich v. 
Krkavec Pilsen Nekmir VII 505 Ledce auf der höchsten Kuppe 
20. w des ausgezeichneten bewaldeten 
I Berges. 
“ E : 5 ; Pyramide, !/, Stde. westl. 
Kronhübel Leitmeritz |Liebeschitz „U. 624 ||| Blankersorfsm höshat, Punkte 
6, 0. des ausgezeichneten Platenus, 
er XIV n Pyramide, Y, Stde. süd- 
Krkavka Caslau Ronov 18, 6. 566 , || 6X, v. Dörte ee, 
- - SEE I Pyramide, 1000 Schritte 
Krsic Prachin Cimelie oe 441 au 


Befindet sich im ehemaligen Tara: 


L Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile ||”. Bodens 
1 
I 
, 2 f XIV 30x |) Stange, Y, Stde. südlich 
Krudum-B. Ellbogen | Falkenau 15, w. 835 von Biznsdali 
ke x F x n Bergkuppe, einige Hundert Schrt. 
Krumwald-B. Tabor Üernovie x R; 698 nordwestl. = Stritez u. eben so 
26, 0. weit nordöstl. v. Grünwald. 
e Re Schwarz- | VIII Ausgezeichneter Thurm 
Krüty Kouiim | Kostelec 18, ö. 410 dieser Pfarre. 
| VE Pe a Re Pyramide am höchsten Prnki 
II dieses hohen waldigen Berg- 


Krusna hora* | Rakonitz | Pürglitz | 17 w. | 6065 


a ee | Prachin |Winterberg Pa 2 
BER > on teumerte| Lörie.\gF;n) 60 
an Prachin |Winterberg , 1362 
Künterg | rise | Plan | ,2Y, | 060 


Kühberg * | Leitmeritz Neuschloss ul, 3761 
zn. 


Kühhübl Budweis |Hohenfurth zu 866 
BED. 

Kü E 5 N Xu 

ühberg | Bydiov |Wildschütz| 7, 681 

Kuchynka Kourim | Brandeis | | IR 241 
er 

Kuklena Königgrätz an 241 
os 


Kulmhöhe | Ellbogen |MariaKulm 1a 567 


Kumburg Bydzov | Kumburg | Su | 640 


Pyramide, 800 Schritte 
nördl. v. Kresane. 


Baumsignal, 1/ Stde. nördlich 
vom Dorfe Konraditz, auf der 
höchsten Waldkuppe. 


Pyramide am spitzen 
Waldberge, */, Stde. nördl. 
v. Karsch. 


Pyramide, */, Stde. nord- 
westl. v. Markte Freiheit. 


Pyramide am Berge, an 
dessen nordöstl. Fusse 
Bräzdim liest. 


Pyramide, !/; Stde. stdlich von 
Marla Kulm, einige Hundert 
Schritte stdöstl. von Rauhen- 
kulm auf einem breiten Raine, 
Stangensignalaufd.höch- 
sten Thurmmauer d.alten 
Bergschlosses Kumburg. 


5* 


Name des Punktes 


Kunetickä hora * 


Kupatscher-Berg 


Kupferhübl * 


Kurimen 


Kuridla-B. 


Kuschwarta 


Kutiva hora 


Kuttenberg 


Kuttauer-Berg 


Kyrbniky * 


Laden 


Lachoten-B. 
(Lachotin) 


Lagau 


Lagerberg 


N Befindet sich im ehemaligen Absolute ana 
| Kreise Territorium der Hang Ans Beschreibung 
von von [. Eiöile; |” 
KVI 3 Bine Blashas en Die 
. £ ay if £ .S Höhen-Öote bezicht sich auf 
Chrudim Pardubie 1lö) 0 333°8 den Are BT iur: 
; Ann. IV Waldige Bergkuppe westl. 
Budweis , Kaplitz 36, ö 704 er B. a 
x Kapelle am Hügel bei 
Ellbogen |Kupferberg 10, w 908-1 P Kup 
II Ä Waldige Bergku tl 
>vacahi Talı IF se uppe westi. 
Prachin Wolin 28, w 585 || yon gleichnamigen Dorfe. 
! T N Pyramide m Plateau Kar duhen 
ak if, in 314 Gross- u. Klein-Palee, 1; Side, 
Rakonitz Zlonie 12, W. 3 4 nordöstl: vor well. ara 
Prachin |Winterberg) „1 830 || Pyramide, '/, Stde. östl, 
; lERENE ; von Kuschwarta. 
h £ Pyramide am Plateau am link 
Beraun | Königsaal u 2 386 || Beraunufer, 36 Schritte oatl. v. 
17, 0. jüdischen Friedhofe zu Tiebotov. 
ALS 2 R xI IR: 
Caslau \Kuttenberg 17.6 253 Pfarrthurm der Stadt. 
’ 
BR IV en x . 
Budweis |Hohenfurth 36.5 842 In der Nähe von Kuttau, 
I 
Pyramide auf der Anhöhe, 100 
Pilsen Manetin IX 5952 Schritte weatl. Bas Dorfes Dan 
18, W lau mitten im Felde, 
/ E r 4 Pyramide, Yg Stde. nordöstl. v. 
Leitmeritz | Liebschitz ai 292 | dem kleinen Dorfchen Laden auf 
3, 0 einem Feldraine, 
1 \ VII Pyramide, !J, Stde. nord- 
Pilsen Pilsen 20 414 öst. v. Ralic, auf einer 
zu, W steinigen Anhöhe. 
II . Pyramide, '/, Stde. nord- 
N Hin © 5 } + lie r 
Budweis | Krummau 35, 6. 819 östl. von Lagau. 
u vu 0 1'/, Stde. östlich von 
ähre a 4 Stde. 
Mähren 35, Ö 681 Gratzen. 


69 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des) Beschreibung 
von von DMeile ||na*- Bodens | 
- Pyramide, '/, Stde. west. 
Lampyr Beraun | Chlumeec Kr: 559 | des Schlosses Chlumee, 
, W. auf der Anhöhe. 
Laner R . ler I = 1), Std : 
. akonitz | Pürglitz 472 || "/ Stde. nordwestlich v. 
(richt. Lahnaer-B) ? 15, w. 5 Lahna 
X / Mauerspitze der Ruine 
a Chrudim |Landskron Bau 4542 || des Schlosses Lands- 
ume a berg. 
Landskron Chrudim | Landskron N 3818 Sehlossthuunme 
0 
Lämberg Bunzlau | Lämberg vu 352 || Thurm des herschaftl. 
5 Schlosses Lämberg. 
ke h VII & 2 
Lämberg Bunzlau | Lämberg a 415 Signal. 
5,6. 
. . V _ P r id 3 .. 
n rn yramide, °/, Stdn. südl. 
Landstrassen Prachin |Winterberg 33, w 920 en 
Lange Farbe Bunzlau | Reichen- x 877 || Ausgez.Waldbers, */, Std. 
berg DARO. südöstl. von Gersbach. 
Langenau * Saaz Klösterle | „X 755-6 || Pyramide, '/, Stde. süd- 
12, w westl. v. Laugenau. 
j P s XV es Pyramide, '/, Stde. nord- 
Langenber Pilsen |Kuttenplan 562 westl. v. Kohau auf der 
g g I Q 
15, w Anhöhe. 
Langenberg ee XIX Pyramide, "/, Stde. nördl. 
(bei Adersbach) Königgrätz | Adersbach 1300. 696 an dleriierdi 
enge, | Marschen- | XVI | a neben ke 
Langenberg Königgrätz|  lorf 7 10896 || Cdlacıen nun a Sin. 
I ki westlich von Kolbendorf. 
Langenbruck Bunzlau Ba am 498 Ortskirehthurm. 
ha \ 
L K R ki itz Pü o]litz II 515 a. 
anger amm akonıtz urglıtz 17. w ol: östl. der Strasse nach Pürglitz 
I auf einer kahlen Kuppe, 


70 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 


F Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Bus - Beschreibung 
von von erMenle "er Tores 
| VII Ezamide auf der Höhe v. Strahn 
Langgraben * Saaz Horatitz | 11 w. | 320 |% Ben Be ee De 
nz Ackerfelde. 
“= » P IV . Pyramide auf einer niederen 
Lattenhübl 'Leitmeritz |Neuschloss) g ; 259 || Anhöhe nordl. v. einem Teiche 
% 0. 1], Stde. südweastl, v. Neuschloss. 
xv Pyramide, 37 Stde, nördlich r. 
a z fi iner niederen 
Lanzer-B. Ellbogen | Falkenau | 2,0 r a a nete 
2 vo sich 2 Feldraine kreuzen. 
| xXVI |Brramtde, Y Stdo, a en 
N } » rn | y t jeml. 
Lauberin | Ellbogen | Eger 14 w. | 605 || ausger. Anhohoauf einem Feld- 
9 | raine. 
| I 
>. ; XI 
Laueic Bydzov | Chlumee e 220 Ortskirchthurm. 
= 14, 6. 
Laun Saaz Laun IV 201 \ Mittlerer und höchster 
11, w. Dachthurm der Kirche. 
24, Stde. nördl. v. Zwik uf 
ä V 1) Fa Spitsberge a % auf dr 
Lausche Sachsen 791’4 || höchsten Kuppe desselben an 
A t0: der Grenze zwischen Böhm. u. 
2 Sachsen, das sich dort befind- 
liche Glorlett. 
= = - ; % Pyramide, !/a Stde. nördl. v. 
Lauschhübel | Saaz Lischnitz N & 296 || Gr Läschnttwaufeherm ungen 
| y W. hohen und freien Ackerfelde. 
I 
Lauterbach | Chrudim |Leitomischl . 386 Ortskirchthurm. 
I} « ’ 
Lauterbach | Ellbogen Lauterbach ZN Th itze im Städchen 
| 8° c IDauı 15, Ww 791 urmspitze ım . 
Lautschin IX 
(richt. Loucen) Bunzlau | Loute 13, ö. | 257 Ortskirchthurm. 
Lavicka Saaz Gross- IV R Pyramide, !/, Stde. südöstl. v. 
. : 406 || Senkov, 1, Stde. nordostl. v. 
Lippen 13, w Pfinkor E u Baennpe. 
Pyramide auf dem von Berge 
Leger Ellbosen x H ich weit fortziehend 
g je) Duppau 12} Ww 776 Rnsken, Ba ge 
| Lage u. Höhe sich ausgezelch. 
: - Pyramide, Ha, Stde. nördlich 7. 
Az . a n u, . 
Leitenberg Bydiov |Wildschütz = 413 oa hler A Teacaadan führen- 
9, den Strasse, auf einer freien 


Anhöhe, 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibun 
g 
von von DMeile ||”=* Bodens 
BR : Brei XXI E 
Leitomischl Chrudim |Leitomischl| 9 ; 347 Pfarrkirchthurm. 
‚0. 
Pyramide auf einer niederen 
5 RE G durch d: he Erdreich 
Leithen Ellbogen Ober XIV 465 Woltem ; Behs A. 
Chodau 187 W. baren Anhöhe, 1/; Stde. nördl. 
von Ober-Chodau, 
Leitmeritz Leitmeritz \ Leitmeritz\ „1 170 | Dachthürmchen der bisch 
9,w Kirche. 
i L Pyramide, 200 Schritte östl. v. 
Lenzenberg | Klattau | Bischof | XI | 400 | Biete, 18 Sohrtte wert. 
Teinitz ‘ 29, W Fasanengarten am Horschau. 
R ' , x Pyramide, "/, Stde. nord- 
Lenzenhügel Pilsen Kladrau | 91. w 462 || westl. v. Dorfe Tinchau 
’ auf dem Hügel. 
I Kalle 1/4 Ba: mel. Son 
n t R : dehst t 
Lerchen-B. Leitmeritz | Teschen Bi Serra en 
I Plateaus an einem Feldraine. 
Lerchen-B Ellbosen Asch XIX 7133 Dass re 
r ; o SC 13. w von Asch nach Eger führt auf 
- 3 einer Hutweide, 
Me m ee auf Ee Körhaken, 
" elsspitze des kahlen Berges, 
Leskov Beraun Suchomast 18. w 485 1/4 Stäe. m vom Schlore 
z Suchomast, 
4 2 T Pyramide, /, Stdn. östl. 
Les u vrehu Klattau N t A 519 | v.Mkte. Prestie auf der 
UKavıtz | 20, W höchst. Spitze dies. Berges. 
e L III Waldige Kuppe, '/, Stde. 
Leskovic Prachin | Drhovle | 96 w 554 | nordwestl. v. gleichnam. 
2 Dorfe. 
: } I es ; 
- Akik r yramide, 800 Schritte 
Lety Prachin | Worlik | 9 4,w 503 Ener 
7 R T Pyramide 1); Stde. südwestlich 
Lhotka Rakonitz Unter- IV 951 Ton Dorfe Lhotka am Felde d. 
Yılr a Matl S 1 Nr. 9 
Berkovie | 11, w un den Pal ShrappeliN. 30 
. XVII De ton Sehen san 
Lhotky Chrudim [Richenburg, 5 % GO || gar von Derteminety a ARE 
—) hange des Jungwaldes, 
Be 
. ch v. na; - 
Lhota Chrudim Richenburg 19. 6 441 lich an der Serdaae en noiky 
I nach Richenburg. 


71 


Befindet sich im ehemaligen 


| Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium | der Höhe des Bons ya n 
g 
von von ÜOMeile Ir Zus 
. XVI Pyramide hart östl. End 
Lhota Chrudim | Pardubie | 14 5 3 N More Vraokd mut dee 
y . ausgez. Plateau. 
F XIX Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Lhota  |Königgrätz Neustadt | MR | 208 mann Dat ante® Aemlich 
| ’ bedeutenden Anhöhe. 
e. | Bo Kr 
ota ı Prachin | Strakonie | gg 664 /; Stde. von Libetic. 
25, 
ernennen [essen | ntneteraeennnenreerne netten 
x 4 = | Pyramide, 1/g Stde. südlich v. 
Lhota Caslau Käcov IX 470 || Thom U, 1 Skde. 'snd- 
20, 0 westlich von Käcov. 
XI Free 1a Ba r 
han Fe Toni ibän auf el teau, cir 
Libän Bydzov | Kopidmo | I as ee erkhhang 
| ’ neben einer Werkreuzung. 
| en |örssssessssssnsennsse Jane eeennnnnnne | emmmesennernnnnnnnnnnnenennnnnnnungennnene 
Liben Male ı ur Unter- T Pyramide, /, Stde. nördl. 
(richt. Lieben)  Kourim Bros an = 386 || v. Lieben am höchst. Pkte. 
i | = A \ des Ackerplafeaus. 
| 
2 h | r = VII Pyramide, !/ Stde. nördl. v. 
Liboritz-B. Saaz Liboritz 355 | Dosfa Iiboriie u. ebene 
12.w südl. von Miltschowes in einem 
’ Ackerfeld. 
Libeschitz < s V & 
(richt. Liebeschitz) | Saaz  |Dobritschan 12, w 237 Pfarrthurm. 
; : pie 4 T 
Libeznic Chrudim | Pakomerie 1 P 5 230 Ortskirchthurm. 
’ 
Libotitz VII 
(richt. Liebotitz) Saaz Maschau 12, w 270 Ortskirchthurm. 
YV ran je Fe Een. 
„eo. Tea Ne > __ Fam er AV = r Festg. ‚Josefst: Iner 
Libina Königgrätz Smirie x u 306 - || tamttch bedensnien kehehe; 
| 12. 0. 1000 Schritte östl. des Pulver- 
| tburmes Nr, 3. 
| Ausgez. Kuppe auf dem waldi- 
Libi B p } 4 II Eu zen . en nach 
a »£ ” \ t zi = 
ibin-B. | Prachin Wallern 39 w 1091 kon, 2), Stde, Dstlich v. Ge 
| Su schlag u. ebensowelt nordwestl. 
| v. Danetschlag. 
a 
i Ba). R III 
Liboch ‚Leitmeritz | Zebus 211 Kirchthurm. 


m 


Befindet sich im ehemaligen 
Absolute Topografische 
Has len Fulkies Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung 
von von MjMeifer mac Badanz 
Pyramide, meh Hundert 
ee BERN = AR XVII Schritte nördl, EToske Tibrie 
Librie Königgrätz| Smirie 5 271 || auf dem bedeutendsten der dor- 
: 12, 0. tigen Hügel, 60 Schritte westl. 
des Fahrweges nach Josefstadt. 
ie On | Pak RT || on | 7 Reiten Ehen 
IDFUV opec hru ım ol1cKa 22 fi) (22 hier nach Politka führenden 
$) I Wege, aufeinem ausgez. Plateau. 
ß j N IV Waldkuppe, Y/, Stde. süd- 
Lichtenberg Prachin |Winterberg| 37 ,,, || 1124 || östl. v. Heimbach (vulgo 
3 Michelhütte). 
. Schlaken- | XU 44 
\ 68 ir 
Lichtenstadt Ellbogen werth 12, w Ortskirchthurm. 
Lichtenwald Bunzlau |Reichstadt .ı 378 | Östl. Dachspitze d. Jagd- 
E Tw schlosses Lichtenwald. 
. a \ a Den Dial an 
Lieben-B. Bunzlau Repin | 19 || 299 || augen. "hohen mit Feldern be- 
’ k bauten Plateau. 
E XXI = 
Liebenthal Chrudim |Landskron je, ö 3589 Kirehthurm. 
0: 
P & x I VI > Waldkuppe, '/, Stde. 
Liebenstein Felsen Baiern Baiern | 39 y 1289 westl. von Buchwald 
„W- 
® Baumsign en hinter Wald 
. Er X | ande m al Dkre Irpzen 
Liesen Saaz Klösterle 12 w 306 1/, Stde. sudwestl. vom Maier- 
„.W-| hof (Liesenhof). 
ee et Signal, /, Stde. südl. v. 
Lindenbil, XVI A Ice a2 Es 
3 gS i anoawan 66 Sandau auf der freien 
Lindenhühl Pilsen |Königswart 17, w. 665 ee 
An null Bande nie Hundert Sehrt. 
2 p = r fi R KOTaNy = südl. des Dorfes Lipoltie, auf 
Lipolticka skäla *| Chrudim | Choltie XIV 299 || dem westlichen mit Gestrüpp 
17, ö. bewachsenen felsigen Hügel 
„Skäla“ genannt. H — 6'6 mt. 
Lipovic Pesehi Wällisch- II 603 St. Barbara-Kapelle süd- 
(U Barbory) Taonın Birken | 30, w östl. von Lipovic. 
v 
Lischau Budweis |Frauenberg| 3; ;, | 17 Pfarrkirchthurm. 
I 
Baumsignal mit Stange und 
Lisi 5 XXI an ah ze 
I ın F 3 Vv. orie radek, as am usse 
e j » = d ilen Abh di 
Hichielysinau.) Chrudim \Leitomischl] 17 &, | 904 | dnrzosstern ante dernich. 
sten Fichten; die Stange list 
7'6 mt. hoch. 


74 


Befindet sich im ehemaligen 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium der | Höhe des pie Kreibung 
von von DMeile | nat. Bodens 
Li k ‘ ur L k Erde. Ya Pen. ner), SE 
isek richt. Lyse x 1000 Schrt. nördl. v. Badhaus 
(Mähren) Iglau Studein 9770. 768 || St-Katharina, HZ 68 mt: Mil 
9 pünktstamm 11] mt. mit 6°6 mt, 
hoher Stange. 
Lisa-B. R Choden- | XW | _, Pyramide, 1 Stde. westl. 
(richt. Lysä) Klattau EHiBesı | Sum 869 | v. Stockau auf dem aus- 
: ‚1108 24, W gez. Berge Lysä. 
- en Aneanennenanenee > = | KARSRORBERRRRERRAEN | DARRREL Fun SHE 08 
i F nn Pyramide, 200 Schritte östlich 
Lisay-B. Bunzlau Weiss- vn 363 A Cbazn I Kader u IE 
Lysy ınzia wasser 11. ö ° soway auf der Kuppe des be- 
? wachsenen Bergrückens. 
Be Bla XVI 
ittisc Königgrätz| Schurz | 11, 5 330 Ortskirchthurm. 
’ 
Liti \ & VII 2 
itic Pilsen |Choteschau Se 370 Kirchthurm. 
I 
m __ || Pyramide, %, Stde. nord- 
Lobatin Pilsen Hayd en 558 | westl. v. Dorfe Juratin, 
av, W auf einem Feldraine. 
r re] Pyramide, Y, Stde, mordwesl 
- = :Q 71. 5 it { er 
Lobose 'Leitmeritz | Lobositz a a ee 
a nen Kreuze. 
2 3 XIX - P. de, !/, Stde. nordwestl. 
Löwen-B. Iglau | Ingrowitz ea | 809 || v-Daimkowiie am höchsten Pki 
Ri 21, ö. || | des sehr ausgez. Berges. 
Be re dem ga 7: 
“= ie X , Y/g Stde. nordöstl. v. Städt- 
Löwenhöhe ‘ Ellbosen | Falkenau X\ 449 ee Bene = 1% Stde. sodl, 
| _ 14. w > v. Dörfchen Löwenhof südl. an 
2 dem Fahrwege der von Falkenan 
nach Grasset führt. 
VII Eher auf ehe steinigen 
Lohnberg Bunzlau | Friedland | 9 5, | 375 | an Faessen a 
2.4 Engelsdorf liegt. 
Lomec Budweis | Witti ; 5 x 
udweis | Wittingau 30.8 515 Kapelle. 
RR 
Jung- VI Stange, ! ö 
Shor Ö an ge, Y/, Stde. östl. v. 
Lomnä Täbor Vozie 24, Ö 660 ” Tomnä. 
Lomnic Bydiov Lomnie a 479 5 | Der Beni 
9,0 , Marktes. 
Pi 9 ; B Pkte. 
Lobitsch Rakonitz | Kolesovie | | er 519 des sung Waldbeuges, Stdn. 
’ nordwestl. v. Dorfe Woratschen. 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der |jHöhe des Beschreibung 
von von Meile |ja.* Bodens 
= . II Pyr id 1 
E Zn yramide, %/, Stde. nord. 
Losnitz-B. Budweis | Krummau 34, w. 683 a RE 
Lotschenitz R E IV Pyramide, 600 Schrt. v. 
(richt. Lodenie) Budweis | Gratzen 34, 6. 6293 eat. 
Loukov Bunzlau Svijan Mu 255 | Der Kirchthurm dieses 
r0> Dorfes, 
| 07 een 
L XI SeıeEn, at Be nen: s: Ds 
ucan 5 < se 5 Walde auf dem höchsten Pkte. 
(richt. Luzan) Bydäov Kumburg 10, ö. 457 der AuHaNS ahftetner a0 mE 
hohen Fichte eine 9:5 mt. lange 
Stange. 
EN III ‚ Pyramide, Y, Stde. westl. 
Luch Beraun Horovic 19, w 387 Tier Dorfes Tlustie. 
a A 
Luchowä Pilsen | Nekmit \ „U | 406 | v Dorte’Ttmoins, 500 
19, w. Schrt. östl. v. d. Schafhüt. 
a | a a au a ee ren Pyramide FauslidsenSinEE des 
Luditz-B. ee >“ 629 Sehlos. 3 Stile. hal, der 
) - 2 t Itz, 6 Schritte dstl. 
(Schloss-B.) = 15, W. se Rölerren De 
Luhe Warten- VI Pyramide, 4, Stde. südl. von 
Z 3 34 Luh f der K iner mit 
(Schwarzer-B.) | Bunzlau | Dre N ee en 
ü EEE XXI ya f 
Lukavic Königgrätz/Geyersberg| 16, ;, | 2669 Ortskirchthurm. 
„ ( 
Pyramide, 800 Schrt. stidl. der 
Eukau Chrudim | Landskron a 388-0 Lakanor Kıch arent. ion home 
. S n ‘ schafl. Maierhof: Ackerfel 
(Rothhübel) 7, 0. a Vee Baer nn Tallan 
Pyr: m. 
Lummel Leitmeritz| Zebus u 353 Dort Strachel einige Hundert 
; i 9.6 = Schrt. nördl. v. einigen Häusern, 
I y welche Lummel heissen, 
Lusen Baiern u la Se oa ob 
32, W. } Waldhäuser. 
Sul VII 
Lustenie Bunzlau | Brodee | 19 5 207 Kirchthurm. 
’ 
Pyramide auf der K d 
L d f B B 1 Fri di d III 479 1) Stde, Eger at. 
usdorier-B. unzlau rıealan 10. ö theils mit Feldern, thells mit 
er ie Gestrüpp besetzten Anhöhe. 


Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der |Höhe des Bodchreihnng 
von von DMeile Ir zusenT 
I NV P id Lutzberg, 6 Schrt. 
Lutzberg Chrudim | Policka AX, 737 ||mördl. eines Kelsblocken, ia 
21, 0. Stde. östl. des Dorfes Teleci. 
Luzec Rakonitz | Raudnitz 1 au: 169 Thurm. 
2, W. 
Ss Koschum- | XVIU als Der südliche Thurm der 
Luze Chrudim berg 18, ö.| 397 Kirche 
Lypska * B; Schwarz- | VII 0 
(r. Lipanskä hora), Kowim | Kostelee | 16, ö. | 3642 | Stde. a > 
xI Pyramide, 500 Schrt. nordöstl. 
Machovic Caslau Ledeö | 90, ö. | 547 Giltatorie Auf einen Biewiche 
hügel, 
ichen- IX Pyramide, '/, Stde. nord- 
Maffersdorf Bunzlau nn 65 381 | westl. v. Maflersdorf am 
erg ’ Felde d. Jos. Jahn N® 27. 
ee re XX i 
Makov Chrudim (Leitomischl 19. ; 424 Ortskirchthurm. 
9,0: 
5 2 e 3 By 3 Ausgez. Waldkuppe, */ 
Maly Kourim Klattau | Chudenie O6 658 || Stde. nordwestlich von 
Es Cernikov. 
{ , Iberst- Pyramide am Ackerplat. 
Maly vreh Rakonitz ae f 1 375 Y/, Stde. nordwestl. v.D. 
urggra 9, 0 Rusin auf einem Raine. 
Mandelstein Mähren a) u 859 || Waldberg, ’/, Stde. süd- 
59, 0. östlich von Göllitz. 
We er 7 Pyramide am Plateau, 50. 
Mandola Kourim a 1 N 479 Schrt. östl. der Haupt- 
scheit 5, 0. strasse nach Prag. 
Maria Kulm | Ellbo Maria- | XVI | Südlicher Kirchthurm in 
ben Kulm 14, w >41 Maria Kulm. 
P - i & V 
Maria Ratschitz | Leitmeritz | Ossegg 8. 258 Ortskirchthurm. 
©, . 
Mari svata Prachin |Eltschowitz| „U Bergkuppe, 1Y, Stde. 
a 30, w 906 südöstl. von Eltschowitz. 


—ı1 


| 


Befindet sich im ehemaligen | 
| Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun 
| g 
von von EMeile |j”at- Bodens 
R 0 ALL XXVI =0.e || Servitenkloster am Berge 
Mariaberg | Königgrätz| Grulich 15, 5. TE)! sudostl) Vonl@rulich, 
| 
IE | 2 A 
Maria-Schein |Leitmeritz | Maria- In 252 Südl. Kirchthurm. 
Schein uw 
E { x k 
Maria-Stock Ellbogen | Udritsch | 15 w 596 Kirchthurm. 
,W: 
' Brunners- | VIIE | 245. || Binnnersäset n. Kralup, einig 
Marien-B. Saaz dorf 11 w 363 Hundert Sahrt: nern 
9 Fahrwege stehenden Kapelle, 
Marien-B. Leitmeritz | Aussig 7 7 264 | Kapelle, nördl. v. Aussig. 
I 
M kl ® Pyramide, SinlEs Hunden) Schrt. 
arklesgrün | | kiibogen Hartenbereli,XVE | 6070| Wen "sonne Mae wen 
(Bielberg) gen |Hartenbergii, ", | "Oz aut an Aue he te 
2 Felder führt. 
; } Er XI Pyramide, ”/, Stde. nördl. 
x 2 a 794. yramide, '/ e 
Marktstein Täbor | Königseck 30, ö 1312 SREenhrunn 
Gerüstpyramide, 7, Stde.. 
a Budweis , Krummau 3 U £ 839 || nördl. von Ober-Markt- 
a 7, w schlag. 
: | Pyramide am Kogel, '/ 
Marschowitz Bunzlau | Kl. Skal | 5 2 743 | Side. nördlich von Mar- 
9,0 schowitz. 

. : : V 1 Stde. südl. von Mar- 
Maschwitz Leitmeritz |Neuschloss 8, 6. 513 h nz , 
Masovic ö J: XII : 

(richt. Mlazovie) | PydZov Horie | 11, .. | 306 RT TLrEIH nEnN 
} Pyramide, einige Hun- 
Master Pilsen | Rokycan Re 658 || dert Schritte südl. vom 

23, W. Dorfe Presin. 
M t % | en Sau an: N 
aterov N e - NV: 3 || Duban, 300 Sohritte östl. d. here- 
» N r schaftl. Maierhofes & Acker, 
(Duban) Chrudim | Pardubie | 17, 5. | 292 |500’Schsitte ondl. denn. Duban 
Y nach Medleschitz führenden 

Weges. 

2 Ir dr. ß Pyramide, */, Stde. südl. 

Matzelig ‚ Leitmeritz | Zebus u 666 | v. Bibersdorf auf einem 
7,6 Plateau. 


-ı 


| Befindet sich im ehemaligen Abdoikie 
e Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von EiMeile |" Fangen 
= ———— ZZ =— — — = — =— = — — = 
Matzenstein Leitmeritz SEE: I. 597 Waldborge,3Stdn nördl 
Priessen | 7, ö. v. Dorfe Sullotitz. 
= : - I ramide, "/, Stde. 
Matzisbühl Budweis | Krummau 32, w. 909 | id ie ii: 
forchen- X IR Pyramide am Hügel dem 
Maxdorfer-B. Bunzlau or BR 188 Bauer Johann Dressl 
Sen er N° 32 gehörig. 
NE N ug XXI EU 
Mechnac Königgrätz \Geyersberg, 16, ;, | 4645 
- nd. 
x ne be Xu Kuikorie Ha Stde, noril. der 
Melechov-B. Caslan Lipnie 2.6 7991 Glashütte, 1 Stde. westl. von 
IN Meziklasi. 
Yes $ IV e 
Melnik Bunzlau Melnik | 12 ö 220 Pfarrkirchthurm, 
0: 
Melnik Kourim Sazava vIH 473 EHE 
18, 6. Melnik. 
Mehlhüttel % IV Freie Anhöhe südwestl. 
(Masakova hora) Prachin |Gr.-Zdikau| 30, w. | 899 || vom gleichnam. Dorfe. 
Mösic Täbor Mesie VI 476 || St. Annakapelle südl. v. 
25, ö. Mößic. 
; Pyramide, Y, Stde. süd- 
Meschnitz-Berg Täbor Neu er 755 || westl. v. Hojkov auf einer 
Reichenau ,.Ö. ausgez. Kuppe. 
y ar : wi Pyramide, !/, Stde. westl. 
a kopec  Leitmeritz) Doxan 1 I 208 | v. Dorfe Liboteinitz, auf 
(r. Mrchovy kopec) 0, 6. der Anhöhe. 
x j XVII ı . nordwestl. 
Merk Öndlan | Polka | 25” | ner ||’ Selazmoriral mom 
E - Schüssel- IV /, Stdn. östlich v. Dorf 
Metelskä hora | Prachin | "pure 124,0. de. 
Metkovy kopec F XVII | Pyramide auf einer An- 
Fr „ | Chrudim |Richenburg| 5) : 37: höhe, Y, Stde. nordöstl. 
(r. Medkovy kopec) 8| 20, ö. | 6375 | hö a Mein 
0: zu Kirchthurm. 


Metlican Bydiov Bydiov | 13, ö 246 
6; 


79 


Befindet sich im ehemaligen er 2 nen 
ler opografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |aat. Bodens 
1 - 
Metzling Klattau | Ronsperg En 395 Kirchthuen 
24, W. 
ul? alle 7I Re: & 11 
ezihori Beraun | Konopiste | ‚VI. 530 || Pyramide am Rücken, 
Mt P 19, ö. | °°° || Side. nördl. v. Mezihoft‘ 
Mezirici U RE. $ XVII 
Mezric Königgrätz) Opocno | 19 5 255 Kirchthurm. 
210. 
Mezi vraty* b VI Nördl. v. Miliöin unweit 
(Na each) Täbor |Neustupov| 99 ;, | 7121 || der Strasse, Y, Stde. süd- 
re westl. von Neustupov. 
f e x XIV Pyramide, \/, Stde. nord- 
Michalovic Caslau Kvetnov | 92 ; 504 östl. v. Michalovie auf 
29, 0. einer Hutweide. 
Mi y h XI ne £ 
ies Pilsen Mies 20. w 39: Spitze des Pfarrthurmes. 
,Ww. 
5 1 r £ XVI F 
Mikulovic Chrudim | Pardubie 175 261 Ortskirchthurm. 
20: 
. 5 . = n IV Pyramide, 1 Stde. südlich von 
Millayer-B. | Leitmeritz Bieloschitz 10. w 509 Bieloschitz am ausgezeichneten 
h) z hohen kegelförmigen Millayer.B. 
bo MR Bi A 
Miletin Bydzov Miletin | 11 5 333 Kirchthurm. 
I 
Ma x a. X u Pyramide,etwas südwestl. 
Miletin Caslau Jindie 1a 465 || des Dorfes Miletin, auf 
u einem Raine. 
en y Militscho- | XII 5 Thurm des herrschaft- 
j 5) urm des herrschaft 
Militschoves Bydzov er DE 259 ae lasse: 
ee $ { Pyramide,250 Schrt. südl. 
Milcie Bydzov | Podebrad .- 199 v. Milie, hart am Felde 
9, 0 des Bauers v. N® 26. 
EA ee | ; } I R 
Mirovic ı Prachin | Worlik | 94 w 438 Pfarrkirchthurm. 
b) 
Miskovic IV Erde "la Stde. nordöstl. v. 
k R ouy N: En F ‚skoyle, 1/4 Stde. südlich v. 
(richt. Myskovie) Koufim | Myskovie 14 5.1 289 De ar ee abealichen 
| d | Kuppe der Höhe, 
PPFPEPPEERPPPPEPPEPEFSPSPPSPEPEESPEPPFERFFE | PPERSREEPZPPZZZZZITZZZ | Eee Pr. SPP 
| 
= : - I Pyramide, 200 Schritte 
Misenec Prachin | Protivin 28, ö AN nordortl van" Misenee. 


s0 


l Fa: e Ten 
a u Befindet sich im ehemaligen Absolute Topansallanhn 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von OMeile ||”*- Bodens 
£ ! B n er x u Bi . IX ’ Pyramide, 100 Schrt.westl. 
Mitrov Kourim Rataje 196 5127 | v. Mitrov, auf einem aus- 
‚0. gez. Plateau. 
e : VIII Ausgez. Waldkuppe 1 
Mittags-B. Prachin |Stubenbach| 30, ,,, | 1314 Side, wege ee 
5 \ X = Ausgez. Waldberg, ®*/, Stdn. 
zl: 'jedl: dwestl. v. Haindorf und eben- 
Mittagsberg Bunzlau | Friedland Far 857 südwestl. v, Hnindorf und eben- 
xı Be 
. % vw 4 von eldo ’. 
Mitteldorf Caslau Ledet 2. 509 2 sich theilenden Feldwegen, 
iin ganz nahe beim hölzern, Kreuze. 
4 h e IV 24 Pyramide, '/, Stde. östl. 
Mladoticer B. Prachin Wolin { 703 || v. Skrobo&ov u. ebenso- 
28 \ 2 
295, W weit südl. von Mladotic. 
P : I Pyramide, '/, Stde. südl. 
Mlaka Prachin | Worlik 27, 6. 547 en ee 
Auf dem kalılen Berge, !/, Stde. 
M h 4 vIn Bra. er Dad 2 hen 
neschnov * un | Sekhkehr a en He en 
(richt. Mechniov) | Koufim | Sternberg | 50, &, | Ey ern eennleaabe more aut 
der Kuppe befindet stch 30 Schrt. 
östl. eln eisernes Kreuz. 
Mocovic ! Caslau Schleb er u 275 en en 
18, ö. vom Schlosse Krcehleb. 
- Bischof- XI x Pyramide. 1, sudöstl. dieses 
Mogolzen Klattau Teinitz | 23, w. 467 || Oktes, I One. Wilma Iren 
Molnär Brdne re VI Pyramide an der Strasse 
olnar udweis | Gratzen | 34 5, | #71 | im Dorfe Theresienfreud. 
Moor-B. ; VII z Baumsignal, ®/, Stde. östl. 
(richt. Mar-B.) Prachin |Stubenbach 39, w. 1328 || y. Pürtlinger Forsthause. 
XIII Pyramide auf einem freien Pla- 
N) ] atse 5 y im Felde, !/ Stde. 
Montleshöhe Ellbogen | Petschau | | 5, w. 757 | tcau mitten im Folde, 1a Stdo 
k x Pyramide auffreiemFelde 
Moravan * Chrudim | Pardubie XVIH 252-4 || 400 Schrt. südlich des 
17, ö. Dorfes Moravan. 
‚ Morchen- XI Thurm der freistehenden 
Morchenstein Bunzlau Een 6,6 649 hochliegenden Kirche. 


sl 


Sr: : 
3 AIR | Befindet sich im ehemaligen Absolute anneatsche 
ae UESSRUNFTES | Tereise Territorium der Balz ugs Beschreibung 
| von von ElMeile |” -ocens 
r P 1 1 N 
1 ’ 3 | XVII an Pyramide, /, Stde. von 
Mrakotin Chrudim [Richenburg 19. 6 529 | Mrakotin auf einer stei- 
‚0 nigen Anhöhe. 
al Erna südwest de Dee 
2 Roth- X R 9 Velky Lomee, in der Spitze, wo 
icte E EN 2 2 Wege sich theilen, von d 
Mrchoviste Can ae ae 
andere nach Malesov führt. 
m v Pyramide, 11, She, Sana 
= ® ap N M&3 Ra 

Mseno Bunzlau | Mseno | ,0 ;, | 357 || dertreionsioinigen Hohe,miaan 

b) unter Ackerfeldern 
ee | 0 ©. Pyrauide, A], Side. endwaskl, 

“ XVII ) Sirmitz auf ei d 
Mühlberg | Ellbogen | Eger | VI | 468 1a Stmi Mr ser neleen 

e) Feldraine. 
i Br XV Pyramide, %/, Stde. nördl 
R ya 8 yramide, '/, Stde. nördl. 
Mühlnet Wald Budweis | Rosenberg 5, 527 on nie 
FR Vorgang ee Pyramide, Y, Stde. nördl. 
! OU ee 
Mühlrand Chrudim | Landskron . | 4504 || vom Dorfe Triebitz au 
18, ö. einem breiten Felderaine. 
Mülauer-B ; Berg- V Pyramide auf dem Berge 
: F k i 5 5 989 Rn } 8 
(richt. Milauer-B.) Eraplen |. sichenstain 30, w. südöstl. v. Millau. 
| Pyramide, Y, Stde. nordwestl. 

& VIII ) v Merzderf auf de zul) Ba 

Müller-B. Saaz Komotau 9. w 347 Rande eines Wäldchens im 
= & Ackerfelde des Bauers Müller, 
RE ER Pyramide, 1/, Stde. ken) 
u. £ Se RER von Kamenee, auf einer Hut- 
Müller-B. Chrudim | Policka 1 Br 652 || weide; 60 Schrt. südl. der Pyra- 
al, 0. 5 mide ist ein kleiner Fichtenwald. 
4 x Tü = NAIIE Thurm des herrschatftl. 
Münchengrätz Bunzlau ar 9 244 Schlosses. 
YO: 

R ER ee a Pyramid a Bersrük- 
Mukenbil Heinrichs-| XV | ., ea Ren 
= Per Ellbosen = b) 949 ken, '/, Stde. nordöstl. 

(Mückenbühl) te) grün 12, w. von Neudorf. 
bin ; ER rn a N ia See 
a7 der Strasse zwischen Teplitz und 
| Leitmeri Maria- IH 2 | Kulm, 3/4 Stdn. nordwestl. 
Musterung |Leitmeritz| Schein | w. | 2 cn An a ner me 
| mauerten alten Säule. 
ae i j AD le: \ Pyramide,300Schrt.nördl. 
Muzeticer-B. | Prachin Blatnä 26, w. | 570 m Ninaeine, 
Bee. m Br =| 
Be | München- | IX Pyramide Berge ! 
.R * 2 N f yramide am Berge Y, 
Muzsky-B. *) Bunzlau grätz Do: 462°8 || Side. nördl. von Muäske. 

u, z 5 I a | a : er 

Muzskv-B, ! Prachin Netolitz | - . 5 Pyramide auf dem Berge 
da | r a 31, 6 508 | östl. von Netolitz. 
l 


husiem.. Befindet sich im ehemaligen Absolute | ananmaflsche 
Name des Punktes Kreise Territorium der BobE abs Beschreibung 
UBERERRBRRRE. WERE» Abe "AN: Sn... 
x Sehuschitz| XI ee Sr, 
Na babäch Caslau 2 up 288 letic und ebensoweit östl. 
u. Neuhof, 16, ö. r Ton Bere 
un L R XII “ Pyramide, '/, Stde. südl. 
Na bilych | Bydzov | Chlumec | 14 5 239 | von Nepolis auf einem 
| ‚0 Felde. 
Pr . Vu 5 Pyramide, 1 Stde. nord- 
Na buci Klattau | Schinkau | 94 „, | 614 ot, v Dee 
r II Q Pyramide am Plateau, !/g Stde, 
ak z |S schn; 5 459 vestl. Stoch w 
Na hrobce Rakonitz |Smetschna 15, w. 45 west]. von, Stochov am Wage 
” : Ere i II u Pyramide auf der Kuppe, 
Na cihadle Beraun | Königshof | |7 | 492 || . Stde. westl. v. Königse 
»W | hof. 
® R = \/, Stde. nordwestl. von 
Na Cimermannsku | Rakonitz | Kladno je w| #8 h Rosdelav, 
‚Ww 
Pyramide am Aokerfelde des 
Na devisi | Rakoni Swolenio- I 964 auore "pathtns ander aus 
ak 7 a 26: Slatina, . nördl. v. Sla- 
Auen takonitz wes 13, ö. Ka dal DSH) DIRL, Ana 
| u N 
(BR Pyramide am Felde, !|, 
Na dilech Caslau | Viklantie KUNG, 430 || Stde. südl. vom Dorfe 
29, Ö. Smrdov. 
4 RR II i va A a yon 
Na drähach Rakonitz | Wramnay | 3 344 eissthurm und ebenso- 
y ‚ W. weit nördl. von Plchov. 
e E h ) N Pyramide a üdl. Theile, de 
Na dräahach Chrudim | Svojanov XXU 644-0 | inaı. Kuppe, ‚don. »Bersanihlin 
: 21, 0. drihach“, auf einer Hutwelde. 
Eu 5 Warwa- I E Pyramide, 500 Schrt. südl. 
Na haji Prachin schau | 26, w. | 209 von Malcie. , 
| j I Pyramide, Y, Stde. süd- 
Na hajkäch *  Rakonitz Peruc 12 360 || westl. v. Peruc, auf einem 
| 2, W. Feldraine. 
| a | TEE |... ne See. 
N . I Pyramide, 1/5 Stde. südl. von 
Na horäch | Leitmeritz ) Doxan or 218 - | Paalune Am 
‚0 Chvalfn. 
|. er 
P | : ; Pyramide auf der K 1 
Na horkäach | Rakonitz | Tachlovie a4 I Mr 405 || kallen felsigen Höhe, In Stde. 
15, Ö. südl. des Dorfes Pritoeno. 
| e . 
Na hradku \ Bydiov Sadowa | XIX | 339 | Pyramide, '/, Stde, nördl. 
| 14, 6. | von Hrädek. 
| | 


3 
Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute | Topografische 
BERERUSTERNERS Kreise Territorium | der Höhe des | Beschreibung 
| von von DMeile | nat. Bodens 
u. n er V R Stange, am Feldrain '/, 
Na häjienych Budweis | Wittingau | sg ; 436 || Stde. westl. von Lhota 
‚0. bei Lomnice. 
a Sean Bier vom 
v FB = orie obnic am eide 
Na hranici Bydzov | Podebrad | 4 5 ER een 
N e) der Bunzlauer Kreisgrenze. 
e XIX Auennlas ma, Piäiean, 1/4 Side, 
Na hranicich* | Chrudim Chroustowie) 17 «| 3992 endet Sehe twestit des Den 
b) D fes Sedlec. 
Xu De ale wahl Ten 
= Pr - & » Ya . westl. der 
Na jamäch Klattau Kaut Der 488 || Stage Tauss, 200 Sohrt. nördl. 
Er SEN der Chaussöe, 
Nak Bec} II >05 | Pyramide am Berge beim 
a Kopcl echyn 27, 6. 909 Dorfe Nemgjie. 
Mi B v II Pyramide, auf der Anhöhe, Y 
Na kopei Rakonitz Bustehrad 1A. ö 328 Side. südl. vom Dorfe Rojazo, 
$) 1/; Stde. nördl. von Holous. 
= E P XVII ß Baumsignal, 1 Stde. südl. vom 
Na kopei Chrudim |Richenburg| 97 SO1 || Dorfe Lhotky, 2» Stde. v. der 
= z1, Ö Glashütte Nov6& hute, 
XVI Pyramide, ee nördlich 
1 * 7 . ir S ir ig, t 
Na kopei Chrudim | Pardubic 17 6 DA Ne DE ie 
Ir lovic, auf freiem Felde. 
= £ Pyramide auf d. Kuppe, !/} Stde. 
Na korouhvich Beraun | Alt-Knin |. I 488 || südl. von Mittel-Lhota, 1 Stde, 
20, 0 nordöstl. von Öelin. 
5 R Pyramide, 1/; Stde. nördl. von 
Na kostele 2 Könisgrätz Doudleb xx 445 Vıbic auf hen freien Anhöhe, 
115% 0 wo ehemals eine Kirche stand. 
ı - 
DIR I ja Stde. sad yon Bra- 
Na koutech Rakonitz | Pürglitz | 16 465 | tronie und !/, Stde. ös 
„ W» von Bele£. 
Na (ikagole +... 47% u y Pyramide auf der Strasse 
‚ui Liche Bu | Leu 26, 6 448 v. Jamny nach Podoli. 
2 VI (rat: Y. Stde. en 
Na myti \ Pilsen Liblin 18m 429 || v. Olesnä, 500 Schr. süd- 
| ’ | westl. v. Maierhof Obora. 
I 
I ee a | ke | ee nenne 
Na mytech Horazdovie| 94 | 453 | Pyramideam Berge nord- 
| ; 26, W. { östl. von Horazdovic. 
| ee 
\ | h XIV | # Pyramide a am Plateau „ua | 
Na üvoze Bydzov | Chlumee 1a 256 || üvoze“ genannt, 1 Stde. 
| | v. Mlekosrb. 


6* 


> 


34 


Na piskäch 
Na pohodnici 


Na pläni 


Na rovinäch 


Na rukave 
(Hranice) 


Na rouzeni 
Na radimovskem 


Na rozhrani 


Na skaläch 


Na skäle 


Na skalky 


Na Skalicich 


Na sträni 


Na Sylvachu 


Name des Punktes 


(richt. na SKalıaelı) 


| 

| 
I 

| 

| 


Ier ’icht. ERBERN vreh) 


I 
| 


ze 


Befi ich im ehemali en | 
Be . Absolute Topografische 
Kreise Territorium der Yellee 3 Beschreibung 
von von EMeile |"? odens 
Xu Baumsignal mit Stange 
Bydzov | Ohlumee | 13 5 269 || u.Kreuzbrettern, '/, Stde, 
; ‚0. westl. v. Zantov. 
j vII Bea '/, Stde. südl. 
Pilsen Pilsen 91 497 || v. Dorfe Kysie auf der 
21, W. Burgen: Felsenspitze. 
I Di Pyramide, '/, Stde. östl. 
Budweis | Krummau 33, ö 559 T il. 
d III '/, Stunde südlich von 
Täbor Bernartic | 96, 5 490 . Zac 
b} 
} 3 II E Pyramide am Plateau, ’/ 
Rakonitz Peruc ja w. || 34 Se 
2, W. 
"Pyramide auf dem Raine zwi- 
4 Vysel | IH 380 En dom KenBl pn ip ask 
S Bi "3 eide von r un r aus 
Kourfm YSBAKAL 14, 0) VötruSie und dem Draster herr- 
Se a | 
Caslan Neudorf: 12°. 450 || Pyramide, '/, Stde, nord- 
war 20, ö westl. v. Neudorf. 
B yramide auf der Kuppe 
V IB; ide auf der Kuppe, 
Kourim Stirin ar 504 500 Schritte östlich vom 
18, ö. Dorfe Radimovie. 
Klattau IX 421 Strassenpunkt nördl. von 
2 25, w Klattau. 
5 IR IV Pyramide, '/, Stde. westl. 
Prachin | Rozmitäl 93. W 743 T Y NEN 
u} 
V Pyramide, '/, Stde. östl. 
Pilsen | Miröschau | 99 567 || vom Kakejecov auf dem 
25, W höchsten Felszipfel. 
| f Pyramide, !/; Stde. südwestl. 
| Rakonitz |Smetschna H 379 || v. Rısut m hohen Adkerfelde 
14, W zwischen Risut und Sternberg. 
Schlüssel- V Pyramide am Berge, 800 
Do re Q & 8 
Prachin burg 24, w 660 Schritte westl, v. Radosic, 
: ' I Signal, !/ Stde. nordöstl. 
| Leitmeritz Budin 11 211 Biozan er Rando dor das Eger- 
W |  ufer einschliessenden Höhe. 
F IT | alle, 150 Schritte nördlich 
Rakonitz | Pürglitz ib ee 
’ | Fusssteig. 


[0 0] 


Befindet sich im ehemaligen 


T 


| Absolute | Topografische 
En Kreise Territorium | der ah der Beschreibung 
von von alMene I" 
rw Pyramide, 1, Stde. v. Walters- 
u a E KRUV | so4.n || acer 50 Schee } 
Na varte Chrudim |Landskron 6 9813, inoken Birken tank eingnklemen 
I \ Hutweide, 
r T . FR 
Na vrehäch Piken Tihlin Sul 478 | Pyramide, /, Stde. nördl. 
(Na vrsich) 19 w. v. Vranov am Plateau. 
Na vrehäch a XVIl Pyramide auf einer Anhöhe, Ya 
Ns Chrudim Chroustovie 273 Stde. nördl. v. Biezovic, etwa 
I an 200 Schritte der v Chrudi 
(Na vrsich) 11, ö. | ae 
EEE N ee ee 
ae e XN | | 4, Stde. nördl. v. Volet 
Na vrsich Bydzov | Chlumec 15 286 || und ebensoweit östlich 
9, 0. von Chyst. 
T vs 
Pilsen Rokvcan VI 436 | Thurm der Kirche, 1', 
Na vrehu y 20, W. 236 | Stde. v. Rokycan. 
R II x = “> 
M cd ai | 2 . . . J . 
Na vrchu Prachin Worlik 24, ö 529 | Y/, Stde. östl. v. Prilepov 
Pyramide auf et sgz. Pla- 
u a an III ee: a Stadi Prus 
{ Re 36 || 1/4 Stde. v. Butovic. Die A 
a vidouli ar mE OD ne ergencne 
frei. 
and 3/, Stdn. nordwestl. 
e en d Ds , einige Hundert 
Na Zämrsky | Bunzlau | Künee | X. || 277 | Sehne v.Produsie in d. Wald. 
12, 0. | spitze, die an die Felder von 
Prodasie grenzt. 
e = VII _ |) Pyramide, Y, Stde. südl. 
Na Zhure Pilsen Stahlau 405 v. Dorfe Nezbavötie, 17 
22, w Schr. westl. v. Fahrwege. 
Nad cela em Unter- I Pyramide am Raine der hohen 
R p BR k it \z © 6 Ackerfelder der Bauern Matou- 
(richt. nad zlabem) | “ON MZ | Berkovie | 11, ö 262 | sex und Bropft, 37, Stde. südl. 
- ’ des Dorfes Bechlin. 
en se Woporanu. IV Pyramide, '/, Stde. süd- 
2 B 3 % 3 2/4 : 
‚Nad Hlinskym Täboı Bernartie 26, fi) 462 östl. v. Dorfe Altsattel. 
; Xu Pyramide am Berge, süd- 
Nad louky Täbor Bileramse 0. nee: 662 | westl. von Rohozna bei 
26, Ö. Unter-Cerekve. 
7 E a T Pyramide, 1 Stde. östl. v. Dorf: 
Nad Moräskem Pilsen Brenn IV 797 Mitroyie, anf ec hunhaten Fell. 
(U pyramidy) Poritschen 23, w. spitze dieses waldisen Berges. 
0, D Bischof III Pyramide, !/; Stde. nördl. von 
‘Nad prühonem Rakonitz Br 5 | Teinttz, 2)g Side. südl. v. Vrbno, 
p Tonita dhaalim,. | A Tele RN 


S6 


= || 2 a 2 | 
E BT Befindet sich im ehemaligen Absolute EN 
Ella La lu Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von DMeile ||”.t- Bodens 
Tr r e r Pyramide, 1/, Stde. sndwontlich 
Et z Kole- V am DorfoiBeteadahlinur d 
Nad sträni | Rakonitz | „chowitz 17, w. | 515 | sten sich erhehenden, Anhohe, 
Ober- XI - Signal Acker Plateau, 
= | ibor 2 ) Stde. südlich von Cer- 
Nadka B. | Tabor Cerekwe 2%6, ö. 648 [a Be v 
y i Pyramide am Felde, '/, 
Nadlan Caslau Kresetic a 425 Stde. nordwestl. v. Opa- 
‚eo tovic. 
a | ER >... 
| Pyramide mit erhöhtem Stande, 
; En Neu- X 1j, Stde. sudöstl. v. Orte Mezud 
Nadawek | Täbor Rei eu z x 700 Bi Bande der Gionak Waldes, 
|| veichenau 26, 0. | sl mt. hoch, Achse ein 5'2 mt. 
| hoher Stamm. 
mas a aallich Aummıee 
i ee läcckin AR ST: 06 7 ä | ähon, hi \ 
Nähon | Königgrätz|Königgrätz | AYH | 232 | Hchters Garten, einige Schritte 
| Fa r 14, w. nördlich des Fahrweges nach 
2 Königgrätz. 
i IX | Pyramide, 1/; Stde. westl. von 
Na hranicich | Pilsen Manetin TS 565. | 
i,W. | „na hranleich“, 
Nahoran Prachin |Eitschowitz „A | 76g | Pyramide, %, Stde. östl. 
- SCHOWILZ 29: w v. Nahoran. 
| VII Erasmlie 2 - Aukabs, I; 
© = f tde. westl. v. tz, 
Na hürce Pilsen Plass 17 | 481 2, Stde. nördl, v. Plaon, and]. 
1% W. des Feldweges zwischen Hra- 
| diätko und Kralovie. 
Näkki | & E II r 
akri Budweis |Frauenberg 30. ö 406 Ortskirchthurm. 
RE 
UV 
Nassaberg Chrudim | Nassaberg Re: 1 500 Kirchthurm. 
0% 
Nautomic Rakonitz | Stativnie u = 314 | Thurm der Neutomicer 
14, ö. Friedhofs-Kirche. 
Nebahov Prachin Libejie I 153 Stange, ”/, Stde. nord- 
31, Ww. westl. von Nebahov. 
Nebanitz Ellbogen Eger nt 430 Ortskirchthurm. 
5, W. 
Nebrechovic | Prachin | Drhovle u 539 | Bergkuppe, '/, Stde. nördl. 
| 28, w von Nebrechoviec. 


37 


Befindet sich im ehemaligen | 
‚ Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der | Höhe des Beschreibung 
von von EMeile |nat. Bodens 
Nebuzel = - ” V E Pyramide, 3/4 Stdn. nordöstlich 
(Signal) Franz I. INCBIEE A eIeD | RE I ne = 
Nebuzel B V s 
unzlau Repin “ 307 tskir 
(Thurm) P 11, ö. Ortskirchthurm. 
N “ N Alere T Pyramide, '/, Stde. süd- 
Nebäu Höhe Klattau Heiligen ZIv 706 | westl. v. Mkte. Heiligen- 
kreuz 23, W. Ikannz. 
n x . X E Pyramide, 1/, Stde. südlich v. 
Necic Caslau Selau XI | 508 En An Sen tleubklien v. 
25, 0. Neeilc auf einer nackten Anlıöhe. 
Nedeliste Könisgrätz| Nedeliste a 259 Ortskirchthurm. 
2,0: 
Nedilech [6 He XII 517 | '% Stde. südöstlich von 
(Na dilech) aslau Vrbie 21, 6. 517 2 BE 
; % Pyramide, 200 Schritt tl. 
Nedoveska % Bunzlau Hauska on = 456 des Dorf Woubveskn, 8 Schet. 
9, 0. nördl. des grossen Kreuzes. 
Nehvizdy velke 1% au: " i 
(Gross-Nehwizd) Kourim Kaunitz ie N Pfarrkirche. 
DU, 
N zve VII ande, 173 Sie: une 
emeric ET RN 2 v. Nimötie am Raine zwischen 
- Elder = 7 Du | 28 den Feldern d. Jos. Siroyy Nr. 3 
(richt. Nimeric) Bunzlau Nimerie 1% W. 8 na der A arte, Da 
aus Soyinka. 
Pyramide, wenige Hundert Schrt. 
Nemeic Caslau | Karlovie su 452 nordöstlich von Nandie auf ei 
12, 0. nem Ackerplatenu. 
» & Xu ! 
Nemycoves Bydzov Sadowa | 11 5 289 Ortskirchthurm. 
0: 
Nepodricer B. Prachin | Protivin | „_! 530 || Pyramide, 1000 Schritte 
27, W. westl. v. Nepodiie. 
> 7 a h 
Nesvinä-B. Prachin Schlüssel- IV 576 Gerüstpyramide, "/, Stde. 
burg 25, w. westl. v. Schlüsselburg. 
ru h, # 2 e,0 V N ch Pyramide, Ya Stde. südl. 
Nestötickä hora * | Beraun | Konopiste | a9. ;, | 9392 || v. Cernikovie aufd. Spitze 
A des Kegelberges. 


IT 


Befindet sich im ehemaligen 


‚ Absolute To 
be | pografische 
Name, des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes) Beschreibung 
| von von OMeile |" Fe 
= — = T —— T — T 
ur | x | Pyramide auf einer An- 
Netrebic | Bydzov | Podebrad | 14, ; AL une rat Merci 
EN ee. 
| er 
Neu-Königgrätz | Königgrätz Königgrätz a A 276 Ortskirchthurm. 
< ’ I} 
| XI 
Neu-Kolin Kourim | Neu-Kolin 16. ö 225 Ortskirchthurm. 
, 
| VERESCERNBERRERIIRNDN : SERIE SER. DER) CHOR ERREr | GORRRERERR | E6 NERRE 0 o.. on... 
7 | Im Glorf: des Pfarrkirchth: 
Neu-Lysa ' Bunzlau Lysa | vu | OR men wurde share Eine 
| r 14, Ö. || desselben beträgt 441 mt. 
“ I a 24 V 299 | Kirchthurm des Stifts- 
Neu-Ossegg | Leitmeritz | Ossegg | 309 | ne! 
v r . | € 
Neu-Paka | Bydzov | Kumburg en ı 434 | Thurm der Klosterkirche. 
9, 6. 
Neu-Strakonic x " III m ö 
Kls rak : 7 Höchster Schlossthurm 
(Schloss) | Xlattau | Strakonie 98, w 107 ee 
Neu-Straschitz | Rakonitz | Krusovic 1 A | 476 Ringplatz. 
I ’ 
an „ - Pyramide, 3 Sch dl. d. 
Neudörfl-B. Bunzlau | Reichen- \ 51 Dorfen Sendort, um hochste 
(Steinberg) berg 9, ö ee 
x H » d 15 ide auf d dl.K 
Neudorf | Caslau | „Unter | % | 501 |alesen Waldrnckens, 2, Sedo 
Kralovie | 21, ö. | südwostl. von Neudorf. 
I 
| R 
Neudorf , Ellbogen | Petschau u 739 Ortskirchthurm. 
| b) 
| Ba a 
SE Bere Er Pyramide, 800 Schritte 
Neudorf Prachin Nemeie 29, w. 1,64; li nardwestlivälliiukikenie. 
| RN, 3 IV Bergk »/, Stdn. süd- 
2 Di am rgkuppe, °/, Stdn. sü 
Neudorfer B. Kourim | Brandeis 13,6 187.,-41° Söll, Vor 
BEN 
y | m Kole- VI | Br Eee st een An 
Neudorfer Höhe | Rakonitz RER 14. w.| #82 Nendorfunelaieiiind irn Baia 
I südl. eines kleinen Waldes. 


89 


| 
Befindet sich im ehemaligen 
Absolute Topografische 
Name des Funktes Kreise Territorium | der |Höhe des Beschreibung 
von von OMeile ||"=* Bodens 
> ! : V e Pyramide, westl. vom Jä- 
Neugebäu Prachin [Winterberg 31, w 1071 | gerhaus v. Schweigelhaid. 
Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl. 
J VI en Er a arane 
Neugewend Saaz Pomeisel 403 || westlich eines Feldweges, 200 
14, Ww Schritte südlich eines eisernen 
Kreuzes. 
Warten- VII Kapelle an der Strasse 
Neuhof Bunzlau re Pur 294 zwischen Niemes und 
8 Da Schwabitz. 
Pyramide, ei Hunder het. 
N h f Ö l: Stö k XV 307 a Dorta Neuhof BR 
euno aslau OcKken 24 ö « Felde; unweit davon ist der 
en Weg von Neuhof nach Polna. 
Ä £ Pyramide, 200 Schritt 
Neuhof Prachin Pisek BL ö 464 rn Neuhof R 
Mo: 
Neuhaus Täbor Neuhaus 9 a 478 Ortskirchthurm 
\ 08 
= XVI ee 
Neukirchen Ellbogen | Wallhof | 13 5, | 48 Ortskirchthurm 
I 
. Xu a 
Neumarkt Klattau Kaut 96. w 452 rtskirchthurm 
I 
Neumötel Beraun Wosow N 5 319 Ortskirehthurm 
R] 
B ET Aare VII 3 Kirchthurm St. Wenzel, 
Neusattel | Budweis | Wittingau 30, 6. AO Sr ietiel) 
Neuschloss Saaz  |Neuschloss n ve 262 Kirehthurm. 
2 
Neuschloss Bydzov Arnau Mi 374 Sehlossthurm. 
= 
r \ Spitze d. vestl. Rauchfanges 
Neuschloss (Ruine)| Chrudim |Landskron AXIV 435,4 ads atton Schlosses Nouachlece 
15 
\ °, 0 genannt, 
Neustadt | Königgrätz| Neustadt E 324 || Kapelle des Stadthurmes. 
2 


90 


Befindet sich im ehemaligen 


-— 


| ‚ Absolute | Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der |Höhedes) Beschreibung 
von von DMeile |”. Bodens 
IV 
Neweklau Beraun Tloskov 20.6 415 Ortskirchthurm. 
RO: 
d : : : V Kirchthurm am Rande d 
Ir, ve ” U. 
Nezamyslic Prachin \Schichowitz 28, w 516 .| Orion aufhaee 
. P & : V 
Nieder-Kalna Bydzov Cistä Rn 382 Ortskirchthurm. 
9,0. 
Nieder-Langenau | Bydiov |Hohenelbe 510 Ortskirchthurm. 
340: 
| = Prranide, 1% Beie eee 
Niederplatte Leitmeritz | Stvolenky 3 374 | ae misfeine fahrenden 
ET‘ Weg. 
Niemes | Bunzlau | Niemes a) r 293 Ortskirchthurm. 
FREE 
| : 
i | u: ; ‘ IX Ir Der höchste Thurm der 
Nimburg ' Bunzlau | Nimburg 14, 6. 186 Stadt Nimburg. 
| N Ka am 
Nimei kopec EB f Ki d Pyramide, einige Hundert 
(richt N emeiv k)) Täbor Serowitz PWER: 607-4 || Schritte von Zdesov auf 
s | ‚0. einer Anhöhe. 
| Pyramide ala aan gu 
r | . “IX mn y t 4 
Nova ves ‚ Chrudim | Pardubie XIX 276:1)| nundehnt, 10 afnna Melähietnige 
| 19: 0 Hundert Schritte v. d. letzten 
| Häusern des Ortes. 
i e IX & Signal, 300 Schrt. nördl. 
Nova ves Bunzlau Brezno | 11 5 317 v. Novä ves am Felde des 
| ‚0 | Bauers Nr. 4. 
Nova hospoda | II '/, Stde. v. Lhota Leka- 
: | Budweis |Frauenberg) : 2 418 fova an der Strasse nach 
Neues-Wirthshaus | | 2) 30, ö | Wodnan. 
a a es ne | = 4 
Novv häi Prachi Atn III 7 Pyramide, Y/, Stde. östl. 
ovy häj achin Blatnä 470 | mo er 
Nuserau Unter VII Pyramide, "/, Stde. nördl. 
Aare Sakıre Prachin ER, £ 803 || v. Unter-Körnsalz u. nahe 
(Auf der Warte) Körnsalz | 29, w westl. von Nuserau. 


a 


Befindet sich im ehemaligen Absolufe. Be 
0 | opografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von [Meile |na% Bodenz|| 
f ee uf der wellen Dans 
.. e. stille v . er 
Ober-Schön Ellbogen Egeı XVo 474 Schön, auf der Südseite des 
16, W Weges d. v. Ober-Schön nach 
Traunitz führt. H=20, 70. 
BIRIDBR ' A ae RN NY Pyramide am Hügel östl. 
Obecni kopec Täbor Ober XI 689 des Waldes, "/, Stde. östl. 
Cerekw 26 ? 
erekwe ‚0 von Rohovka. 
F Öber- XI Thurm der Kirchhof- 
Ober-Cerekwe Täbor Cerekwe | 27, ö 601 kapelle. 
XVII Bergkuppe, !/, Stde. westl. 
Ober-Kunreuth | Ellbogen Eger 16 653 ke 
: 5 VI . 
Ober-Slivno Bunzlau | Kosätky | 19, 5 296 Kapellenthürmcehen. 
I 
& 5 N V : 
Ober-Leitensdorf | Leitmeritz Dux De 320 Pfarrkirchthurm. 
b} 
Pyramide, %/; Stde. nordwestl, 
er Er k XXI Doreen N, 
Oberschlag Königerätz| Reichenau - | 793°8 || Anhöhe. Östlich der Pyramide 
| 1137 fü) führt ein Feldweg über den 
ganzen Rücken, 
E 5 4 XIV Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Obedovie Bydzov | Kratenau | 14 ; 243 | von Obedovic, auf einer 
’ herrschftl. Hutweide. 
7 Pyramide, /, Stde. östl. 
Ochsen-B. Caslau Habern XIV 585 vom Dorfe Radostin auf 
21, ö freiem Felde. 
II Ausgezeichnete Waldkuppe, 1/4 
Ochsen-B. Budweis | Krummau | 35 „| 883 Euler LESER UL ron, Fordern 
’ von Hinterstift. 
" 2 u a Pyramide, "/, Stde. östl. 
Ochsenhübl Budweis | Krummau 37,6 594 . ne 
& E \W Pyramide, 1/, Stde. südl. v. Ja- 
y % ha 57: f einer Aachen Höh 
Ohrazenka Beraun Votic 2,6 378 oa el 
- XV Pyramide, */, Stde. nord- 
Ohrenberg Pilsen Tachau | 90, w 741 | westl. v. Dorfe Wosand, 
WIE auf der Anhöhe. 
2 a Pyramide, °, Stdn. süd- 
Oedhäusel-B. Budweis |Hohenfurth| „U £ 938 | westl. von Mkte Hohen- 
37, 6 furth. 


02 


Befindet sich im ehemaligen I elf 
‚ Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Boat Kreiän ng 
| von von DMeile |"**- Baden! 
| Pyramide, 1 Stde. östl. v. Sach- 
Dedschloss-B. | Ellbogen | Duppau Re | 925 seneran an der Sad, Spitze des 
Okrouhlie \ Caslau | Okrouhlie Er 408 Sehlossthurm. 
| | 
| BEER | wow pn nenne een er BE an 
] vr (I XII Pyramide am ausgezeich. 
Oklika (V oklikäch Caslau Neuhof a 306 | Plateau nördl. von Ber- 
16, ö 
| Pi». * nardoy. 
ar, wu | „, Bernstein 
Oujezd, Ujezd  Bydzov |Neu-Paka | 10, ö. | 459 | Windmühle, 800. Schriite nördi. 
} der Chaussee. H — 5'7 mt. 
Oujezd bei Bölohrad Sr En 
‚(Aujezd St. Johann) ydzov elohrad | 10, ö. 328 Ortskirchthurm. 
e = a ” I} ges nn Eu Dan Er | HERpepea a NE 1 | | SR ET 2 05 79 92.1.2 5 ker 
| | - Pyramide einige Hundert Schrt. 
. | ” S XV östl. vom Dorfe Ujezd-podhorni 
' Qujezd podhorni | Bydzov Radim = 346 || m am sadL Ab- 
a I 11,5. 346 | Sn 
| mer Rückens. H—5"4 mt. 
: | h XVI e 
Opatovic  Chrudim | Pardubie . 223 Ortskirehthurm. 
14, 0 
|- 
= Zi a dee x XIX Lustschlossthurm in 
Opocno Königgrätz) Opoöno | 13, ;. | 312 Opoöno. 
Oppolz-B. | Budweis | Gratzen I u 704 | Bergkuppe, ', Stde. südl. 
37, 6 ; vom Dorfe Oppolz. 
1 ee ... 
L ; 7 Baumsignal östl. v. Max- 
Ortelsberg ‚ Leitmeritz | Bürgstein sa 550 | dorf am sogenannten 
0 | Waldberge. 
| { Pyramide, 3 Stdn, v. Ei- 
Oser-B. ' Prachin |Waldhwozd Big 1283 Fe an der Grenze 
| = Bayerns. 
I. Rn RE. 3° 
Otava , Chrudim |Richenburg 2 u 7134 Een Heieen ak Goa 
| 0, 0 ausgez. Anhöhe, 
Ounos Beraun |Jetfichovie| „IV Pyramide auf der Anhöhe 
f 24, ö 208 '/, Stde, westl. v. Zunkov. 
Duritz-B. | ‚Prachi Wällisch- II Pyramide, Y/, Stde. ‚östl. 
Wzeb | Prachin birken | 30, w 21 v. Aufitz. 
| 
u 


93 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Rampen Punkies Kreise | Territorium | der |jHöhe des Bedehreiheog 
von von DMeile nat. Bodens 
3 - 4 Freie Anhöhe, 1/4 Stde. . 
Pacher-B. Täbor Jistebnic V 626-1 ||aes Dortes a stae. 
24, 6. südl. von Nadöjkov. 
en Ik OR T ) Pyramide, !/, Stde. nord- 
Pocätky | Caslau Chotebor 5 xVv 516 östl. v. Podätky auf einem 
21, ö. Felde. 
P I. Br £ IV 5 ide, y, 8 
Pablowitz Leitmeritz | Neuschloss) g ;. 355 a 
Padelka Tabor we X ß Signal am Felde, 1000 
bor | Bozejov | 96 5.1 619 | Schritte üstl. v. Bozejor. 
a 2 Pyramide, Y, Stde. süd- 
Pahorek Klattau Unter vu 546 westl. v. Öhlum auf einer 


Lukawitz | 23, w. 


= r Tman- Siadt Heiman Möstee, einig 
Palac Chrudim Heim 2 XV SSH 1 Hresase Senne al der 
Mestec | 13, ö. Hefınau Möstoe nach Kalk-Podol 
fübrenden Strasse. 
De . 1% IV Pyramide, '/, Stde. östl. 
Palcir Pilsen | Miröschau | 99 723 | v. Kolvin, auf der höch- 
N sten Spitze dieses Berges. 
Pana i * = I A092 Ausgez. Bere, /, Stde. 
Leitmeritz | Zahoran SO: 593 nordwestl. v. Rübendörfl. 
i Pyramide, Y, Stde. westl. 
Pani hora Klattau Merklin | _ IX 450 v. Sobökur am höchsten 
23, W. Pkte. dieses Berges. 
’ f s V Pyramide auf der freien 
Pansky kopec Budweis Veseli 427 | Anhöhe nördl. vom Dorfe 
29 
ad, 0 Schweinitz. 
ee 0 Men en ee a 
Papka-B. Starken- XII | Pyramide auf d. Anhöhe des 
2% y r Dorfes Karlov, velch 
(richt. Babka) | Bydzov bach g: Oo 944 lb 1/4 Side, Sand skliethant: 
fernt ist. 
Pardubie Chrudim | Pardubie xVI 214 | Der höhere Thurm des 
| 16,90. Schlosses. 
I Pyramide, /, Stde. vom 
Panzer-B. Prachin | Eisenstein I 1152 | Wohnhause ‘a. Richters 
San. | Jos. Watti v. Panzer. 
2 | | | Pyramide, Y, Stde, südl. 
Parisau ı Klattau | Ronsperg B. I 483 || v. Dorfe Parisau östl. der | 
24, W. Papiermühle. 


Befindet sich im chemali en | 
Ess nr au Absolute | Topografische 
zu Les GLAUBE Kreise | Territorium der ang Jos Beschreibung 
von | von DDMeile |”** “odene 
Dr - II j Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Parloser-B. Leitmeritz | Bensen BG 481 || von Parlose auf einem 
‚0 Feldraine. 
| Pyramide, 1, Stde. östlich des 
z XXI | | p ik gehörigen Malerhofes auf 
Parnik Chrudim |Landskron | jg ;, | 4370 einer Hutweiiiiieminein zwei 
aid Feldwege kreuzen. 
Pyramide, 250 Schritte nordwestl. 
did Köni 2 Smiki XVIH 952 3, Dort Klotn-Skalita kanıp an 
Br AR = 3 stellen E , 100 Schrt. 
nn Onigpäle, "SURLe en eg nr u: 
stadt verbindenden Strasse. 
N Gerüst-P td f ei fla- 
p k c 1 Richent XIX 7095 chen, Kuppe am lichen Knde 
e P "Oo = J% on Fi \ 3 
aseKy ’hrudim |Richen burg 20, 5. ‘ 3) nu Berti er Si 
nitz 1 17'3 mt. 
VII Pyramide am Plateau, "/, 
Paterber Saaz  |Rothenhaus 356 | östl. v. Sporitz in einem 
I 10, w. Ackerfelde. 
ah z Vu Pyramide, '/, Stde. nord- 
Patkov Tabor Chynov 25, 6. 701 Te Choäin. 
XXI Pyramide, ®/, Stdn. südl. 
Pavlüv kopec | Königgrätzi Opo@no | 12 ; 654 | von Dobran, auf einem 
3 3 | Berge. 
IXeT Pyramide, '/, Stde. nord- 
Pavlicküv Täbor Pilgram | 94 ; 625 | östl. v. Chvojnov auf d. 
E Be Anhöhe. 
Ei NEXT Pyramide, 1a Stde. west. von 
Pavlüv kopec Brünn | Ingrowitz | 99 5 ee en 
en Übusin nach Ingrowitz. 
? x | Pyramide, 500 Schritt 
* A > yramide chritte 
Pelec Täboı Kamenic 27, 6. 718, 17 er ee 
? # ee Pyramide, !/, Stde. nord- 
Peilenhölzer Pilsen Spir ö R- - 481 || westl. v. Zwinomass, auf 
rıebe 3, W. | der Anhöhe. 
ii an | SEAN. JENE 
“ | XIV | '| Pyramide, !/, Stde. nördl. vom 
+ © N I 97 || Dorfe Eisenberg, höchst 
Peindlberg | Ellbogen Neudeck 1%, w. | 74 | be Be N en 
| I 
BIN. | iR 
n | XIX | | Pyramide, 4a Stde. nordwestl. 
Peralec Chrudim Richenburg 19.5, | 59 Ike ae en. Orie 
| ‚» ein Feldweg führt. 
I 
Pyramide auf einer Anhöhe, ! 
Perhil | Ellbogen | Schlaken- | XII | „3, Side. nordwsil. v. Grmsongrun 
u sc ‚er Ü >haı e Schla- 
| werth 12, w. Pe Re DE ER 


95 


RREFEREREN Befindet sich im ehemaligen Absolute Talnneansche 
Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile | ar elten 
Pernharz Pilsen | Krukanitz n ge 477 Ortskirchthurm. 
b) 
XI Pyraide so£ dar ausgedehnten 
= P Anhöhe, chrt. west]. 
Pern-Höhe Pilsen Tepl 17. w 710 von Pern, 1/, Stde südlich von 
$) a Hermannsdorf, 
Eh I | Euloe a arse To0 S 
Pernglau r DR ei von Kra h, y 5 
‚ | h OR D) 1. rasch, 40 Schritte 
(richt. Bernklau) | Ellbogen | Teussing | 17, w. | 12 |sudtich dos Woges von Krasch 
| BEE aan 
Peruc Rakonitz Peruc Re 333 rtskirchthurm. 
b} 
r 3 £ XVIII Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Pesava-B. Chrudim |Richenburs 20 5 697 || vom Dorfe Jenikov, auf 
> ak einem Plateau. 
L X Signal, !/; Stde. sttdl. v. Lhot 
Petershof Caslau Vrbie Pre: 548 ||| ovasns, 400 Scheitte sudwestl. 
y . vom herrschaftlichen Meierhofe. 
2 : XIV a un Der Le 
Petrovic Bydzov Sadowa 12. 287 am höchsten Pkt. dieses zieml. 
) a hohen Plateau. 
A ig xIV | _ u 
Petrovic Bydzov | Sadowa | 9 x, | 267 rtskirchthurm. 
8% 
an VII Pyramide, 10 Schrt. südl. 
Petikoziy Bunzlau Krnsko 1.00. 304 er Pötikozly am Felde. 
- Gross- XIV Q P ide, '/, Std ‚d- 
* s yramide, */, Stde nor« 
Pfrauenberg Pilsen Maierhöfen | 21, w. 837 westl. v. Pfrauenberg. 
r ET a ERBL. 1 R Pyramide auf der Anhöhe, 
Pichce Beraun Dobris | 569 1, Stde. nordwest. von 
21, w Dubno. 
=, 5 XIV Pyramide auf der Hutweide am 
Pil-B Pilsen Tepl 7188 Plateau „Pil“ genannt, 1/4 Stde. 
17, W westlich von Rojau. 
RR XIH Ypai|\ekemden Punkten are Seit 
Pilhübl Pilsen Tepl 17. w 728 westl. des Dorfes Enkengrin auf 
I einer Hutyelde. 
a : 3 Vi ? 
Pilsen Pilsen Pilsen 90. w. || 311 Kirchthurm. 
I 
E- | 2 x III | In Baumsignal, !/4 Stde. westl. v. 
Pirsken | Leitmeritz |Schlukenau 95, | 605 Fürstonwald Im Walde dos von 
y West n. Ost laufenden Plateaus. 


Befindet sich im ehemaligen | | 
| | Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von | von OMeile |[”2t Bodens 
Pisek Prachin Pisek ya ö 3785 Pfarrkirchthurm. 
sun. 
x . u | Pyramide, 1 Stde. östl. 
Pisek Beraun Jinec Rn 698 v. Cenkau am höchsten 
I 
| 20, ö. Pkte. des Berges. 
Pisnik = XII | Pyramide zwischen der Dorfe 
x \ 7 1 p = a 2 Hlaveönik u. Raäoch nördl. d. 
(Rasocher-B.) | Bydzov ‚ Chlumee 19, 0 24 Weree- derbeide Orte verbindet. 
Piskovä Lhota IX Dorfe "Fiekord Ihota anf elaer 


as ee \ Bydzov | Podebrad Ei 155 ; i 
(Pisecnä Lhota) 15, ö. | I a 


VI Pyramide, */, Stde. süd- 


Piska-B. ' Kourim | Brandeis 13.0 272 || westl. v. Meceri2 (Meäi- 
| 9 0. zit) am Felde. 
Bahn } 2 I ; 
Pıstin , Budweis |Frauenberg| 31; 399 Thurm. 
S3laa0. 
Pischely N R ie | Kapellenthurm westl. d. 
(richt. Pysely) | Kourim Pysely 18, ö. | 419 | Schlosses. 

v. | | Py : 5 dwestl. 
Placie = ehe BOY || Primmlde, 300, Sch INS AEEEE 
(Viökovie) ‚ Königgrätz| Königgrätz | 46 244 | bon, ı Bude Salt 

| | uklen, 
Plan | Pilsen Plan ZN 510 | _ Kirchthurm. 
| b} 
5 | ’ III | | Pyramide, '/, Stde. west. 
Planina | Täbor Mühlhausen er | 518 | v. Linie auf steinigem 
| 9,0 | Wiesengrunde. 
. | } \ r | Pyramide, 1 Stde. westltel 
Planina * | Bydzov | Chlume« EEE en 
| 15, 0. || haus, auf einer Kuppe. 
| | 
| | | ERREEEEEEEEEEEERREFEREEREFSTFTTUTTTT 
: | Eau, a an Eon 
F 2 ) er ) Böhm. tie, 5 chrt. nördl, 
Planina ' Chrudim | Nassaberg XVE || 561; | such Tomas Eatpnenden 
z 19 oO Waldes aufeinem schmalenStrei- 
| | fen Hutwelde, 
ee a | OD: ER EN... 6 1 
Piankenstein, | 3 er k B I | 3 Stange, !/, Stde. südlich. von 
Blankenstein I UEREE Prissnitz NEN: | a m 
RR TE | IE u 
en: J VI ER Pyramide, ziemlich hoher 
Plätenä hora | Klattau | Grünberg | „- | 557 bewald. Berg, ’/, Stde. 
| 25, W | | westl. v. Neudorf. 


97 


| x | Befindet sich im ehemaligen Absolute Tonnraflsuke 
AL uen Kreise Territorium der Aus = | Beschreibung 
von von EN 
Pyramide, einige Schritte nördl. 
Platten Saaz Rothen- VIH 680 Een Pfarrkirche y. Platten, ober- 
haus 2) W. halb des dortigen Steinbruches. 


‚Königgrätz| Trautenau 


9, 6. Anhöhe. 
| - II a Pyramide, ’/,, Stde. südl. 
Plattenberg Ellbogen Liebenstein 637 | v. Liebenstein am wal- 
15, W. digen Berge. 


VI 1366 || Nahe an der bairischen 


Plattenhausen Prachin \Stubenbach 39, w. Grenze, 
et Schütten- VI Q Pyramide, 300 Schritte 
Plattorn Prachin hofen 29, w. 685 östl. v. Plattorn. 

Bergkuppe, d. ördl. u. westl. 
ale. a Are 2 leg Il; „.. lesen er 
aweisct aaz k eters urg 16 westl. v. Gossawoda u. ebenso- 
„ W. weit nordöstl, v. Drahuschen. 
4 II Pyramide, */, Stde. südl. 
Ples Beraun Dobris R 419 || v.Zahoran, '/, Stde. westl. 

19, ö. v. Senesnic. 
II rmlde, nel Stde. Badgentz: 
Plesivec Beraun Tinee | 9 „|| 636 || stenspitne dieses hohen Berges 

b) e H= 4:7 mt. 


Plessberg Ellbogen Schlacken-| XIH | 1027 | Pyramide am Berge, 1 


werth Hew: Stde. südöstl. v. Abertham. 
PI | Ellb Giesshübl XI 838 Pyramide, '/, Stde. nord- 
PREB llbogen zu 14, w. westl. v. Langgrün., 
y . IH Pyramideknapp nördl. d. Strasse 
Plissen Leitmeritz | Hainsbach Pur N a 
2 5, am Berge, 
e L Pyramide, einige Hundert 
Plöss-B. Klattau |Heil. Kreuz ER 789 || Schte. nordwestl. v. Plöss 
| ze auf d. Anhöhe. 
Ploscha Saaz | Postelberg hei 1260 Kirchthurm. 
,W- 
m ß II 378 Pyramide, 2\, Stde.nördl. 
Plöckenstein Budweis | Krumau 95 1378 || von Schwarzenberg (in 
9, W. Baiern. 


98 


Befindet sich im ehemaligen | 
se Br = Absolute T fisch 
Name des Punktes | xKreise | Territorium | der Höhe des Bere trau 
von von DMeile ||nat Bodens 
Pocätek Täbor | Serowitz XI | 615 | Ausgezeichneter Kirch- 
28, ö. thurm mit einem Kreuze. 
Podersam Saaz Podersam An 330 Ortskirchthurm. 
$) | 
A le. | Pyramide, 1/4 Stde. sudwestl. v. 
Podhüra Saaz | Zittolieb | IV 1 459 | Oberkotschom, am hocbsion 
15, W. Punkte eines Berges. 

p d h Er Eyzamlii aan sine bedentenden 
N} orou ’ ] 2 B II Ei ar igen öhe, 34 ar 
(Hüra) Chrudim |Nassaberg | ıg, 5. | IE | nrnlkndngere Bohrtte wert, & 

Strasse nach Nassaberg. 
Podebrad Bydzov | Podebrad ee ö 159 Schlossthurm d. Stadt. 
’ 
her k. Unter- XI Pyramide, ’/, Stde. nord- 
Podivic Caslau p E r 636 | östl. v. Podivie am Ge- 
Kralovie | 22, ö meinde-Grund d. Dorfes. 
& v : IX 9 Pyramide, 6—7 Hundert 
Podvek Koufim Rataje 19, ö. 482 Schritte westl. v. Podvök. 
X Pyramide, freier mässig 
Pohori Klattau Kaut 9 640 || hoher Berg, '/, Stde nord- 
6, w östl. v. Putzenried. 
Pod üstupky Tibor |Roth-Lhota) „TH | 610 || Stange, Y/, Stde. westl. v. 
27,.0. Biezina. 
Pod jahodniei | Chrudim | Nassaberg| XVII | 331 | Bergkuppe, '/,Stde.nord- 
18, ö östl. von Klein-Lukavic. 
E XIV Signal, 3%, Stdn. sudl. v. 
Peklo Caslau Habern 20 543 || Haben, Ih, Stds, weatilch von 
‚od. Proseö am Steinhügel. 
P j . IH E Ausgezeichnete Berg- 
okustov Budweis |Frauenberg 29.6 527 || kuppe '/, Stde. westl. v. 
ia Neudorf. 
Pösi ER a 5 
(richt Bösig) '‚Königgrätz| Adersbach Be 490 Nördl. Kirchthurm. 
i 9, 
Pösig-B. * : VI E ObererRand des höchsten 
(richt. Bösig) Bunzlau |Hirschberg 9, ö 6061 ee 


| Befindet sich im ehemaligen Abs 
| Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von DMeile |">*- Bodens] 
h | VIL 2 Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Pösswitzer- BB | Saaz Rothenhaus oe sa rer "komalaı "rührenden 
| 9 5 Strasse. 
leer. ala | ee | RE 
PN | 6 1/s Stde. nördl. des Stadth: 
Pötzney * ' Kourim Kammer- vo 545 en IE nicht Ks 
(Opocnä) | burg 18, ö bewaldeten Kuppe. 
EEE PA ÄE  e are er ee en ee | PenBBene ee | SEES CEH ER Eee 
I 
Br % 1 XOXTIT !/, Stde. östl. von Rokyt- 
Pohlkuppe Königgrätz) Rokytnie | / Eier 655°5 | nitz und Y, Stde. nördl. 
| 15, ö. von Kunadic. 
| Ba EEE RN. nee ESS EE RE een 
Pohora kopec Chriti XXI 515 a en 
ırudim \Leitomyschl) na, nme inalltenn null) 
(Pod horou) y 20, ö. einige Hundert Bgbripte ösıl. v. 
z 2 } } Pyramide im Ackerfelde 
Pohlig Saaz Pohlig I 349 | einige Hundert Schritte 
„ W. von Pohlig. 
> Se VIII Baum-Signal (Kiefer), 1/, Stde. 
Poläak-Wald Bunzlau | Loucen 13 6 BB Te 7, NERBAR Bei 
I Lipnik nach Strak. 
Policka Chrudim | Policka | 21 | 555 Pfarrkirche. 
21,0. 
er 3 2 \ 2 Pyramide, "/, Stde. nord- 
Polinken-B. Pilsen | Wesseritz n an 681 westl. v. Poliuken am lan- 
„ W. gen kahlen Berge. 
Police 'Köniegrätz| Polic XX 449 Höchster Thurm des 
I,Ro: Klosters. 
Polna Caslau Polnä a 456 Ortskirchthurm. 
24, Ö. 
Polaun Bunzlau Semil Di 133 Ortskirchthurm. | 
I 
Poluska-B. | Budweis |Hehenfurth, „HF | 918-1 || Baumsign., '/, Stde. westl, 
39,06 v. Roiden. 
IKönıoorätr A XX a]: Pyramide auf d. Anhöhe 
Popelov ‚Königgrätz| Reichenau 1%. 6013 |; Ste, ah? Panelov. 
Popovicky Koufim | Aurinowes 1 ‚A 5 332 Ortskirchthurm. | 
’ I} 


7r* 


100 


m 
Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibung 
von von DMeile ‚se Kira) 
4 XII Eeside, a Hundert nr 
z 44 a 4 Dre adöstl. v. Popovie w "elde, 
Popovic Bydzov Militschoves 11 fi) 282 hart am Baier een 
Be und Popovic. 
A { Gloriett auf der niederen 
Poratsch Leitmeritz | Schwaatz eu 420°0 || Höhe, '/; Stde. westl. v. 
sw Poratsch. 
Porici Chrudim |Leitomyschl X 504 | Pyramide, '/, Stde. südl. 
19, 0. v. Porici. 
Posdener-Wald kei II B 1.(Kiefer), /, Std 
= conitz | Wranna 4 aumsgl.(Kiefer), "/, Stde. 
(r. Pozdener-Wald) | En südl. v. Pozdeh, 
Postelberg Saaz | Postelberg Bike, | 190 Kirchthurm. 
m 
. x s Pyramide, Y, Stde. südl. 
Poupil * Caslau | Zbraslavie FR . || 540:6 || a Stadt Zbraslavic nahe 
‚0 an einem Feldwege. 
En nn Tee a Pyramide, ua. „ger Stadt Z6- 
k, an der äcke, wo sic e 
Prachonoch Kourim Zäsmuk IX 398 \ NO:ten kommende Obstallee 
IT. 0 mit der nach Nesmön führenden 
Strasse vereint. 
n x 3 X Pyramide, ?/, Stde. nord- 
a Caslau | Pravonin . X 604 | westl. von Prachian im 
( ‚Ö. Walde. 
en he N... 
r ei Pyramide, '/, Stde. nord- 
Pranej Pilsen Brenn v1 526 ;.|| west). v. Lipnieär hoh 
he .v. Lipnic am hohen 
Poritschen | 22, w. | Fake 
N ELFLFLLELLPRPRRELEN ne ll.- a 
Praskoles Beraun | Praskoles 1 Bit 319 Ortskirchthurm. 
b} 

Prasleser B. Pilsen Ehditz x 672 | Pyramide am Berge, ', 
(Spitz-B.) 16, w Stde. südl. von Prasles. 
el nz Pyramide, 1000. Schrlite nord- 

Praslavic Täbor Brezina 2 yn 5 554 | gescichn. Acker-Platenn, I st. 

EN EB 2 ..:m Iren er rrkelteaauhöhe 11 219 
Pravetic Kourim | Naderadee | IH 520 | Pyramide, '/, Stde. östl. 
23, ö v. Pravetic. 
Preic Beraun Preic NV 417 Kirehthurm. 


101 


Befindet sich im ehemaligen Absolute T Pen 
In opografische 
HanizylergEunkins Kreise | Territoriam| der |Höhedes) Beschreibu ng 
von von OMeile ||?a*- Bodens 
5 i ee Pyramide, 1 Stde. südöstl. v. 
Presek Pilsen | Miröschau V 536 || Alröschar, 1 Std. ostl.y. Pil- 
22, W kosic auf einem Kegel, 
Predhradi Bydzov |, Podebrad N in 5 191 Kirchthurm. 
„05 
Pi Chr Pirduhi XIV 
relouc hrudim ardubie 16. ö 218 Stadtthurm. 
I 
Presti K 3.80 VIII £ % Re 
restic lattau Prestie 99, w 315 Östl. Kirchthurm. 
3, W. 
BE Caslau Polnä RN: 483 Ortskirchthurm. 
(0b 
KUN | un BAM 
veg« v > -Faka im Ss . © 
Pribislau Bydzov Neu Paka 10 ö 491 walde, /g Stde. nordwestl. von 
? Pribislan. 
el elite IV | ao a en 
Principä e yAazov DlArKenDac So. 523 nige Schritte sttdlich eines Fahr- 
R weges nach Hohenelbe. 
- ER % Pyramide, '/, Stde. von 
Priesener B. Saaz Kopitz 1 " 1 294 De Priekeni in einem 
„W Felde. 
Priesen Saaz |Hagensdorf of je 283 Südlicher Kirchthurm. 
‚„Ww 
v. un Mh . 3,8, Pyramide auf einer freien An- 
Priska Könisgrätz Reichenau 13. ö 356 höhe, einige Hundert Schritte 
Pe, nördl, v. Dorfe Weiss-Aujezd. 
A VI ; 
Pritschapl Saaz [Rothenhaus 0% 301 Kirchthurm. 
b} 
rivysin Bydzo or XH Signal am Felde, '/, Stde. 
Privysi 3ydzov | Kumburs 10,6 460 5. Dorfe Hole. 
Pröhl g VIII Baumsignal (Fichte) auf einer 
- aaz Kaaden frei stehenden Waldkuppe, 3 
(Weschitzen Busch) ; 11, w a a 
ö Pyramide am Berge, 100 
Prachomuther B. | Pilsen Tepl u 774 | Schritte südöstl. v. Pra- 
„W chomuth. 


102 


Befindet sich im ehemaligen | | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kröigelüh| Terstortum |oder.; |Häheiee]l  Ben@hrelbun g 
von von EJMeile |nst: Bodens| 
n IX 2% Barmelgunl auf der Bergkuppe, 
Prokopi-B. | Ellbogen | Waltsch | u. | as hh ner mnteiner ab su 
9 hohen Tanne. 
Pyramide, 2}, Stde. ntdlich von 
P k n B Ö % < X a o$an auf herrschaftl. Grunde, 
ro opI- . aslau osan rate 346 ganz nahe der steinernen Bild- 
7 säule des H. Prokop. 
in % Signal, Y, Stde. nord- 
Prosicka Bunzlau | Svijan 406 || westl. von Prosiöka im 
A ERPIN: herrschaftl. Fichtenwalde. 
Prospect Budweis | Gratzen a 548 „UN Pyramide narF a Ta 
= Ss 34, 6. hof von Sworetschau. 
Prosek Kourim Liben V 294 Kirchthurm. 
150 
b} 
f ! Pyramid Rai tsch 
Proväazka Rakonitz Schlan I ZO1 |} äRı Weiden der Bausch 7 Nr, 17 
13, W und Nr. 9 aus Drnov. 
nt Öaslau | Polna | 2 | or Terminen eat einem 
(richt. Brskov) “ah Einataıf obeR SLR ZEHE 
Prühon “ it it B I b Syaamılde „Es Tine sail des 
. . { u y 
eitmeritz| Brozan | 79, w. | 239 |" Sedo. nadl-Y. Rocher 
üh x . X Freie Anhöhe, südwestl. 
Prühonec Bydiov | Dymokur 13, ö. 218 von Br 
Ptec : f I. Pyramide, */, Stde. süd- 
IH Prachin | Worlik 23, w 632 Ost alas, 
P . Pyramid de. k 
Putimover B. Täbor Pilgram Ko 1 a 
9, 0. Pilgram führenden Strasse. 
Raeicer B.* rad 12% IV | anaır || Pyramide, Y, Stde. süd- 
Prachin Protivin 31, w 5065 en nzie, 
; V 
Rachel Baiern 39 I 1450 | %,Stde. nördl.v. Neuhütten. 
32, W. 


103 


Befindet sich im ehemaligen Absolute T aa 
Hampsles Pinktes Kreise Territorium der | Höhe des Bee Dnreinun g 
von von OMeile |[=*- Bodens 
Radec II Ike 1/; Stde,. westl. von 


516 Dorfe Borotic, ?/, Stde, südl. v. 
Drazetic, auf d. höchsten Pkte. 


(richt. Rohatec) Beam an 21, ö. des bewaldeten Berges 


Radim Kourim Radim on 205 Kirehthurm. 
Wo. 
Radim Bydzoy | Radim |, nn 267 Kirchihurd, 
I 
2 vr 1 IX Pyramide am Felde des 
Radimek Kourim | Cerhenie 16, 6. 243 BanerskTohe Meiely. 
I OR, | 0 ee TE ERFUEEE Stenal, Auf dor nordwestlichen 
Radina pi = VII cke des alten Sc NERRNUIES 
h ilsen Stahlau 565 d. Ruine Bas ande en Be 
(Ratina) 21, w. Miet DIE Enne "Habe ink 
El a 
LTE : e I : ER 
* Pr - AOR: Gerüstpyramide, "/, Stde. 
Radejovic rachim Stiekna 29, w. 5051 nordöstl. von Radejovic. 
Radejov Täbor | Horepnik Di 5 576 Jagdschloss. 
3,6. 
i * L 5 } I | Pyramide auf d. Berg- 
el Leitmeritz |Liebeschitz 9 I 543°2 | rücken, */, Stdn. südlich 
(Hradiste) „ W. von Hlinay. 
E ß V Pyramide, */, Stde. südl. 
Radlic Pilsen Teresov | 488 || v. Teresov, ”/, Stde. östl. 
15, w. der Strasse dahin. 
. u: X Pyramide, ®/, Stde. nord- 
Radlic Klattau | Chudenic | 9 4, w. | 998 west Mortänie, 
3 g : : } I 1 Stde. westl. v. Leitmeritz 
Radobil * Leitmeritz | Leitmeritz 3978 || das am kahlen Berge be- 
9, W. findliche Kreuz. 
Radonie Rakonitz Pätek 1 e I 174 Kirchthurm. 
Saw. 
Radonitz LEN VII Pyramide, Y/, Stde. nord- 
(Klum-B.) Saaz Winteritz 13, w. | 447 | östlich dieser Stadt. 
3 XV Pyramide, */, Stde. nord- 
Radostin Caslau |Münchsberg Re a 648 | westl. von Radostin auf 
a 3% freiem Felde. 


104 


Befindet sich im ehemaligen a | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der nenn des Beschreibung 
von von UOMeile |nat. Bodens | 
Radomysl Prachim | Strakonie I 511 | Pyramida, '/, Stde. nord- 
27, w. östl. von Radomysl. 
- I Pyramide, !/, Stde. vom Dorfe 
Radobilka Beraun | Chlumee Ruf El EA ne 
9 2 45 mt. 
Radsi, Pracht . III Pyramide, %, Std 
s >. rachin Wol 612 yramide, "7, Btde. von 
(richt. Rai) an 29, W. Raci. 
Rakonitz Rakonitz | Rakonitz VI 332 | Westl. Spitze d. Thurmes 
19, w. „vysokä bräna“ genannt. 
ER uf ER: i Pyramide, */, Stde, östl. 
Rampuüs-Höhe || Königgrätz) Reichenau XXI | 0592 | von Rampii® auf einer 
13, ö. Anhöhe, 
Rankov Öaslau | Chotebor | „AV. 589 || Pyramide, südl. v. Ran- 
21, 0. kov auf freiem Felde. 
r Berzkuppe, 1/a Stde. nordöstl. 
Rambousek | Caslau | Schleb | RE | 207. | nn an enackegenken 
Er} - führenden Strasse. 
R e KV 5 
Rannä Chrudim |Richenburg N I 504 Kirchthurm. 
SRO8 
Rantscher oder % x Pyramide, hoher bewald. 
pp Klattau Bistritz 830 | Berg, '/, Stde. südöstl. 
Freihöls-Berg 28, w.  y. Dörrstein. 
Ratenic Kourfim Radim a 231 Kirchthurm. 
20: 
= Ausgezeichn. Bergkuppe 
Rapotic Caslau Kralovie Au 631 ı/, Stde. nördl. v. Ober- 
23, 6. Rapotie. 
Ratschitze : IV r Ku 1 ö 
h 2 r nun Sn ppe, "/, Stde. nördl. 
(richt. Raßice) Budweis |Frauenberg 31,6 506 Bo, 
E Baumsignal (Fichte), ein 
Raubhäuser-B. | Ellbogen | Asch | IX | 691 |schnue va. 2 Haneden Raıb- 
13, W häuser genannt,im dünnen Walde. 
h yTur Pyramide, 3, Stde. nördl. von 
Rauchers-B. |Königgrätz| Adersbach | IX | 609 | Amkekdar an siper Anhehe 
und bewaldet ist, 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name ‚ces ‚Runktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung 
von von OMeile ||?=t- Bodens 
B r : I Thurmspitze des rothen 
Raudnitz Rakonitz | Raudnitz 11, ö. 175 en 
Pyramide, 1 Stde. westl. v. Lo- 
h 4 a I r baadan. nieanandert Schritte 
Raupen-B. Leitmeritz |Hainsbach | 9; ADT | südlich der nach Sachsen füh- 
b) renden Chaussee, knapp an 
der sächsischen Grenze. 
; ‘ f II Signal am langen Berg- 
Rauschen-B. Leitmeritz | Binsdorf Ai 447 | rücken, /, Stde. nördl. 
‚0 von Hohenleipe. 
R { XIV f 
auschenbach Pilsen Tepl {6 w. || #6 Ortskirchthurm. 
| 
AR IX r Pyramide, '/, Stde. östl. 
Red Täbor Pacov 94, 6. 589 a 
Redschitz Saaz Hagensdorf nn 305 Kirchthurm. 
&} 
2 N XIII Hl Pyramide auf der bewald. 
Regelshöhe Ellbogen | Theussing | | 6 739 | Kuppe, 500 Schritte südl. 
W. c 
2 von Tissau. 
[ } x Pyramide, 1 Stde, südl. 
Rehberg Klattau | Merklin 23, w 531 a 
: Berg- VII @55 || Kirche des Ortes, Basis 
H [097 N 
Rehberg Prachin reichenstein 30, w = beim Thurme. 
Reichenau Könisgrätz | Reichenau a 321 Rathhausthurm. 
b} 
Reichenberg Bunzlau |Reichenberg 5 = 375 Ortskirchthurm. 
u (ib 
p i X Pyramide, Y/, Stde. nordwatl. 
Reischberg Saaz Presnitz IX 873 | Rischdorr Am hohen Plateau 
10, W. am Fahrwege nach Sonnenberg. 
: 2 . G Pyramide, 1 Stde. nördlich vo 
Reiter-Koppe Königgrätz | Reichenau | XXH | 981-0 | Ritschka, am sadi. Apfallo des 
15, ö. hohen Berges. 
- ; 7 Pyramide, 1/g Stde. vom Dorfo 
Remizek * Pilsen Ujezd N 476-6 || Plakny Leni? 500 Schet, nördl. 
15, W v. Skoupy auf der Anhöhe, 


106 


T Br F 
| Befindet sich im ehemaligen | 
| ‚ Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der |) Höhe des BusDEFeikung 
von von DMeile |jn*. Bodens 
Rennersdorfer- |, . i Böhn.- Rue | „ | Pyramide einige Hundert 
Höhe | Leitmeritz Kamaite sinne | 407 Schritte nördl. von Ren- 
| ; Br | nersdorf. 
Beni | . V e 
epin ' Bunzlau Repin Te, 296 Ortskirchthurm. 
a: 
Reschwitz Ellbogen | Luk |, n_ | zı1 Ortskirchthurm. 
, 
2 e | 4 ur 65 Baumsignal, (Fichte), 1_Stde 
Retova ' Chrudim | Landskron Xu | 559-8 || saaı v8 GrperRitto in: Walde 
In, 0 des Erbrichters dieses Dorfes 
ae gar 
| a at IX Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Ressel-B. | Bunzlau | Friedland 3,06 | 397 von Kr 
ae SEREE ; V 
Rican Kourim |Aufinowes| 17_w 399 Kirchthurm. 
Wi 
Richenb Chrudim Ri | AR 7 
ichenburg hrudim |Richenburg 19.8 437 Ortskirchthurm. 
1108 
n e- = Vierzig- XXI e Pyramide am Ackerfelde, 500 
Riedhübel Olmütz huben 20, ö. 4578 Bicknt, nk van te des 
Riedsteigerwald-B. : XI - |, Stde. südöstl. von 
(Rittsteigerwald-B.) Baiern 28, w 1065 | * ° Rittsteig. 
Zi .| : s II Eingangsstufe d. Kapelle 
Rip Rakonitz | Raudnitz | ıı ; 459 || am Berge Rip, 1 Stde. 
, 0.  südwestl. von Raudnitz. 
Ri k Iran: er 2 XXU ee Honda 
tene ‚Königgı ätz Rokytnie 14, fi) 648-4 Schritte vr Ton Rienek am 
| elde, 
I} 
. = = > 2 Stde. std 1. vi 
Ringelkoppe \Königgrätz | Braunau | XXI OR es nF 
oo 
SE 0. ' einem freistehenden Baume, 
Rivno N | Pyramide, %/, Stde. süd- 
(richt. Hrivno) | Bunzlau | Kosätky Me | 285 | östl. v. Hfivno auf dem 
ri „.d Felde des Sedla& Nr. 18. 
ir Signal, 4, Stde. wostl. v. Ge- 
Rödlhöhe Ellbogen Eger XV || z18 hasgı 100 Schritte westlich. der 
16. w. Chausste zwischen Eger und 
| ’ Waldsachsen. 


107 


ee Befindet sich im ehemaligen Absolute are 
Kreise Territorium der ODE EEN Beschreibung 
| “ von von [Meile | = | 
„ 5 : IV Pyramide, "/, Std rd- 
- rbero : yra ah e. nord 
Röhrenberg Prachin [Winterberg 39, w. I UT releen. 
u 5 V Pyramide, 3/4 Stdn, südwestlicl 
Rössel-B. Saaz Brüx 9 411 || v.Brux, einige Hundert Schritte 
.W. vom Jiügerhaus. 
g. VII x Auf der freien Kuppe des Ber- 
Rodnä * Täbor \Jung-Vozic 34 6 692°7 | ges Rodna, 1, Ste. nordwestl. 
y . des Dorfes gleichen Namens. 
Rohat eitmeritz Lihhcher: I o65 Kuppe, '/, Stde. östl. v. 
onalec eıtmeritz | L1DOCHOVIC ib w. [9] Krzesein. 
77 
’ he . XXI | --0.g | Dreifaltigkeitskirchthurm 
Rokytnic Könisgrätz | Rokytnie 14, 6. 579.8 hei Rokylnie) 
Rokycan Pilsen Rokycan ARLN 362 Ortskirchthurm. 
W= 
Pyr. , Yo Ss 5 Ik 
a ie || en 
unzlau 1emes Tee) De der 7:6 mt. hohen Ringmauer 
Den‘ eines verfallenen Bergschlosses. 
om Mi Ta 9 a Let see: kauen 
onberg eitmeritz Drum 8 551 östl. von Bleiswedl, 3%, Stdn. 
’ e südwestl. vom Städtchen Drum. 
Ronov Caslau Ronov a 259 Kirehthurm. 
Ä ’ . 
Rosalien-B Königgrätz | Senftenberg AX 468 uud ag nlen: 
= Sa; ls; Ö. x kapelle bei Senftenberg. 
Rosawitz Leitmeritz | Teschen 6 a: 131 Nördl. Kirchthurm. 
Oo. 
si B ignal auf der K d 
Rosenberg Leitmeritz Böhn.- II 616 ausger, "soliten Waldhersen 
A - [ .. 3/, Stdn. vestl. or 
Kamnitz | 5, 6. Winter kannte 
.v ” { Pyramide, einige IIundert Schrt. 
Rosicka Caslau Polnä Eh 643 ne a Dorfe Rosicka A 
0. einem ausgezeichn. Felsen. 
i j U Signal auf freiem Felde, 
re Chrudim Rosie XV ul | 277 || einige Hundert Schritte 
ignal) 15, 0. | südöstl. v. Dorfe Rosie. 
l 


108 


Befindet sich im ehemaligen l | 
| - & Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise Territorium der ‚Hohn ass Bonnhreibunt 
von von DMeile |" 
Rosic c ; XVII 
ırudim sie £ : 
(Thurm) Rosie 18, ö. 266 Kirchthurm. 
Ross-B. Budweis | Krumau I 869 || Pyramide, Y/, Stde. östl. 
35, W von Ober-Plan. 
Rossberg * Prachin | Worlik I | 586.3 || Gerüstpyramide, Y, Stde. 
23.0: östl. von Zahoran. 
rar Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl. 
Rossbach Ellbogen | Asch | 1% | 620 | un ren se 
y Windmühle. 
V Bald: 1/2 Stde. nordwestl. 
Rother B. Saaz | Osseg | 5, | 364 || nannte und, Side, wei 
ud von Prohn. 
Rother B. Klattau | Ronsberg XI 497 || Pyramide, 1 Stde. süd- 
> | 24, w östl. v. Ronsberg. 
Rothe Höhe Bydzoy | Hermann- | XVI 519 Y, Stde. südlich von 
i seifen 3,0. Leopold. 
3 N, 4 v Pyramide am Plateau, 1/4 Stde. 
Rovina Rakonitz | Krusovie Mn Te a a. 
>) W zernen Kreuze, 
. . Pyramide, '/, Stde. süd- 
Rovina Rakonitz.| Sehlan 1 y # 341 östl. v. Zelenie am höch- 
0. sten Pkte. des Plateaus. 
Rovne Caslau XV Pyramide .östl. beim Dorfe 
ERR 20, ©. en Rovne auf einem Felde. 
Rovnicka Pilsen Radnie v 500 || Pyramide, ', Stde, nord- 
(Na rovnickäch) 19, w östl. von Radnie. 
Rozdalovic Bunzlau |Rozdalovie 1 “ 5 218 Schlossthurm. 
"RD. 
Rozhovic Chrudim Hermann- XV 258 | ange anche ut 
Mestec 17 a) einem Plateau. 
Rozmitäl Prachin | Rozmitäl | „all | 524 || Schlossthurm Roimitil 
u} 


109 


Befindet sich im ehemaligen ] 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bedannei bung 
von von DOMeile je | 
Rudolfstadt Budweis | Budweis 3 ns 481 Ortskirchthurm. 
0: 
e ’ ? E 3 Gloriett am spitzen Fel- 
Rudolfstein Leitmeritz Böhm. - ut 480 sen, 1 Stde. nordöstl. v. 
Kamnitz | 4, ö. Dittersbach. 
? i a : Pyramide, 4 Stde. nordwestl. 
Ruhestätte Pilsen |Wesseritz | TU | 683 || "onan’ eltige Schritte nord 
15, W. von Fahrwege. 
| i s IV ; 
Rumburg Leitmeritz | Rumburg | 5 5 381 Stadtpfarrthurm. 
b} 
Rupersdorf Könisgrätz ) Braunau XX 449 Ortskirchthurm. 
{olo) 1 Ö 
RO! 
x. D2 v Z Pyramide, rdwestl. v. Dort: 
Rusinov Caslau Malec AV ange. |Imlenen Antserkisnde neh. 
20, 0. davon entfernt auf freiem Felde. 
ae x SA 7 Pyramide, südl. v. Dorfe 
Rybnicek Caslau Base XIV 502 | Pybnidek, auf einer Hut- 
enikau | 20, ö. weide. 
en aa E* = Signal, 300 Sehrite ostieh von 
b un BET ermann- AV 298 | a a er A a en 
Syieka | N ebrudim | par u. | A et 
Seite, 
sovk » IV 53 Pyramide, am Kegel, '), 
RySov a Beraun Tloskov 21, w. 582 Stde. südl. v. Neweklau. 
Rzetowitz ; R I 2 
. z = 2 2 = - 
(richt. Vretovie) Rakonitz | Bustöhrad iur d 29 Ortskirchthurm. 
Saaz Saaz Saaz N 233 Kirchthurm. 
,„w 
Sabern AG } XVI Pyramide, '/, Stde. südl. 
i E j Caslau Polnä Srahr: 565 || v. Zäbowmä auf offenem 
(richt. Zäborna) 24, ö. Felde. 
Sachov ‚Königgrätz |Borohrädek ER 286 Kirchthurm. 
0: 


= Er ö SE- ? . FR . I 
h Me Befindet sich im ehemaligen | Absolute Tannuregaphp 
BUCHE MEN Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DOMeile ıjastı RR 
= : | T 1 Stde östl. v. Osseg die Spi 
Saleshöhe Leitmeritz | Ossegg | V 424 || des im’ Walde anf einem Felsen 
d, W errichteten Glorietts, 
Salney ‚Königgrätz | Schurz rei 306 Kirchthurm. 
’ 
i >ar || Pyramide, 2, Stdo. östlich d 
Salzberg Rakonitz | Schlan . I 326 || SX"Schlan anf dem nördlichen 
13, W Theile der Bergkuppe. 
Satzung Saaz Sebastians-, IX 867 | Höhe westl. vom Dorfe 
berg 9, w. Satzung. 
Salzkirchel-B. Budweis | Krumau |, u 956 | Pyramide, Y/, Stde. nördl. 
33, W von Christianbere. 
St. Albert Rakonitz | Kornhaus eV 493 | Kapelleuthurm, Y, Stde. 
13, w nördl. v. Dorfe Kaunowa. 
St. Anna Prachin |Kiestowitz) „I. 418 || Kapellenthurm, ',, Stde. 
27,6 südl. v. Kfestowitz. 
St. Anna Täbor Pilgram XI 569 || Kapelle, /, Stde. nord- 
25, ö östl. von Pilgram. 
k Köniserätz |Geyersber: XXI 994: Kapelle, 2 Stdn. nördl. 
3% ‚Ali, sgrätz Geyersberg| 13°, | 9943 || y.'Dorte Hohen!Krlitz. 
Stde. nördl. von Vysker 
St. Anna Bunzlau | Gross-Skal x 465 ante Pen en 
S 0 die St. Anna-Kapelle. 
- St. Anna Bunzlau | Gross-Skal XI 356 Spitze der isolirt stehen- 
1050: den Kirche. 
St. Anna Pilsen Tachau XV 687 Die St. Anna-Kirche in 
21, ö Purschau. 
ischof- Kirchthurm, Y/, Stde. süd- 
St. Anna Klattau TR f N 402 | westl. der Stadt Bischof- 
einitz | 23, w Teinitz, 
. x Thurm der % Stde. von 
St. Anna Pilsen Plan a 527 | Plan nordwestl. stehen- 
5, W. den Kirche. 


tl 


- = 
Befindet sich im ehemaligen 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 

von von OMeile |» Bodens 

- Yan XVII 4 Kirchthurm in Ober-Pil- 

St. Anna Ellbogen Eger m 594 en 
Thurm einer alleinstehne- 
St. Barbara Prachin | Altsattel- | I 591 | den Kepelle, 100 Schrt. 


Hradek | 23, w. nordwestl. v. Procevil. 


Kapellenthurm auf einem 
XVI 523 || Berge, 1 Stde. südl. von 


9, Ö. Kottwitz. 
i ttino VI 4: Kirchthurm, '/, Stde. süd- 
St. Egyd Budweis | Wittingau 31, 6. 438 en 
XxVI | Thurm der am Wege v. 
St. Georg Chrudim | Nassaberg | ıg ;, | 302 || Chrudim nach Chrast ge- 
120. 


St. Georg Königgrätz | Brandeis aa agan')| Kirchthuetuinnnin Sieger 


St. Gotthard Bydzov Horic Av 352 Kirchthurm bei Hofic. 


11, ö 
St. Gallus Kourim Rataje IX 483 Dorfkirchthurm in Pod- 
j ale | 19,0. vek. 
St. Huberti S N 2 VI e Hauptthurm des Schlos- 
RUDER aaz  |Petersburg| 16 w. | 963 || ses im Huberti-Wald. 
St. Johann-Kirche aufdem 
St. Johann Ellbogen | Duppau De 492 Berge gleichen Namens, 
IN Y/, St. nordöstl. v. Duppau. 
St. Johann Pilsen | Plan | 0, | 510 
„Ww. 


St. Johann 'Königgrätz | Reichenau XXuU 661'9 || Kapelleim Dorfe Kaderov. 


13, w. 
dar : II Spitze der Kapelle, ?/,Stn. 
St. Johann Prachin | Worlik 25, 6. 485 er 
St, Johann Beraun | Chlumec | „I. | 490 || Kirchthurm, %, Stdn. süd- 
22, 6. west]. v. Skrysov. 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von OMeile ||"=t- Bodens| 
ee rang “<horo| AXIO | 429.2 || Die Spitze der St. Johann- 
St. Johann Königgrätz \Geyersberg 16, 0 4323 Kapelle beiikkeyehkberg, 
ie Pyramide, 1a Stdo. nordastt, des 
vry v . rl an, Stde. 
Sv. Krize Kourim | Lieben NV 974 |\nördı. dos AltstadtarFriedhofen, 
ilaE 0 8 Schritte westlich vom grossen 
Kreuze. 
E Be Xu Thurm der Kapelle ®/ 
St. Lorenzi-B. Klattau Taus 95, w 582 || sn. rw Me 
SE L ER XVII Hauptthurm der Kirche 
. Loretto Ellbogen | Kinsberg A: 511 || St. Loretto bei Alt-Kins- 
16, ö berg. 
i Bere -hle Xu 5 Die Thurmspitze der Ka- 
St. Maria Paslan |: Pelleb laugz | ua pelle bei Schofovy. 
Thurm der allein stehen- 
St. Maurenzen Prachin Vatetie an 617 || den Kirche, '/, Stde. nord- 
ZU, W. östl. von Vatetic. 
g Kapellenthurm auf den 
St. Magdalena Täbor Jistebnic I 635 || Calvarienberg, Y, Stde. 
24, ö. südl. v. Jistebnie. 
e Thürmchen der '/, Stde. 
St. Margarethe | Prachin Voselec N “ 662 | westl. v. Voselec einzeln 
25, Ö. stehenden Kapelle. 
St. Rochus Caslau Lukavee | „IH 510 | Berekuppe, ’/, westl. v. 
R 32.10 Lukavee. 
ram f höhe, 1 
St. Salvator* | Rakonitz Muchomöhie „U, | 335.5 Se: sadost.y &,Oftyie, auf 
" v 15.6 I deren Kuppe eine Statue v. St. 
$) ® Salvator ist. 
ni (el, N y Thurm der einzeln stehen- 
St. Spiritus ‚Königgrätz | Opo&no NX 326 | deu Kirche,!/, Stde. nördl. 
12, ö v. Städtchen Dobruska. 
e- ? N Statue des hlg. Vojtöch 
Sv. Vojtech Pilsen | Miröschau “ V 512 || auf einer Anhöhe, '/, St. 
21, w südl.v.Dorfe Stein-Aujezd. 
1 ai £ An der Pilsen, Rakonitz 
Sv. Vojtöch Beraun Zbirov IV 490 | und Berauner Grenze, , 
17, w Stde. südwestl. v. Lhotka. 
St. Wolfgang Klattau | Chudenie x 583 || Kirche, '/, Stde. südwestl. 


von Chudenic. 


113 


Befindet sich im ehemaligen 


I 


| Absolute | Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |”** ae] 
TR 
| VIII | Pyramide nordwest]. der 
Sadska * Bydzov Sadskä | 15 ;, | 213°3 | Stadt Sadskä bei einem 
„eo Steinbruche. 
IV Slratie, 1’Stle. audi. der Stadt 
=, rasic, tde. südl. t 
Sandberg Beraun Zbir ow 20 w 660 Manth, auf der hucksten hewat 
$) deten Kuppe. 
. > t , x Pyramide, */, Stde. süd- 
Sandhöhe Leitmeritz |Liebeschitz ar 380 || westl. von Raschowitz 
‚0 am sandigen Plateau. 
Sän Koufi Koli XI | 199 
y ourım olın iu: Ortskirchthurm. 
, Ob 
3 r Pyramide, !/, Stde. nördl. 
Saratschen Pilsen Wesseritz 1 5 491 v-Dorke Zebau auf einem 
„ W niederen Plateau. 
ö h ® Sienal am Felsenkegel, 
Sattelberg Leitmeritz | Schönwald Age 719 | 1 Stde. westl. von Schön- 
„W wald. 
z Eyramtde, ia Side, östlich von 
Schafherg Saaz |Gr.Lippen| 7 | S16 | een anne auto 
12, W. der In d. herrschaftlichen Mayer- 
a es || ee | ee en DEE hof führt, 
Schaf-B Pilsen | Wesseritz | NH ge 
. Dorfe Kahudowa, am hohen 
18, W Berge nahe bei dem Teufelsstein. 
Be EN aren ER ER On 
Brramide, a Stde. östl. von 
Schafferberg |Leitmeritz|  Bilin ee nn 
9 W Berges, knapp an dessen südl. 
Be ee ER. Fr Abhange. 
S häf B & 5 r: XVI Pyramide, 1/4 Stde, westl. von 
chafer- erg L Bydzov Wildschütz 8.ö 442 Wildschütz auf einer kleinen 
’ Anhöhe in einem Feldrain. 
Schäfersberg |Königerätz Nächod m SEIN | en Beuiehen Saharntalte 
,„o Dubno auf einer Anhöhe, 
Schambach \KüniggrätzSchambach XXU | z41-8 || Gloriett auf der Ruine 
I 16, ö des Schlosses Schambach. 
BR | Pyramide, einige Hundert Schrt, 
Schanzen | Leitmeritz Rumburg v 540 ae ran ee den 
| 3, 0. Chaussee, auf einer ehemaligen 
er we: 1 NEN Schanze. 
BayYTH 7 Pyramide, /, Stde. vom 
Schanzen ı Königgrätz) Braunau 2 499 | Dorfe Dittersbach, knapp 
9, 0. an einem Wäldchen. 


114 


Befindet sich im ehemaligen 


k | Absolute | Topografische 
Name des Punktes yeise Territorium der (Male EHER Beschreibung 
von von EIMeile |"°" | 
: u Mi ur |. | oem, einige 100 Schriwo 
| NE er XXIV a süd o* er Sei on e. 
Schanzen-B. Königgrätz Grulich 5 7817 | om. a 
2 zen genannt. 
| Pyramide, Aa Stde. nordwestl. 
Schanzen-B. Königgrätz| Schatzlar en | PO a ee zen 
‚0. davon ist die preus, Gränze. 
, f IV £ Pyramide, 300 Schritte 
Schatawa Prachin Winterberg) „. 869 | nördl. vom Forsthaus 
32; w. Schatawa. 
" Ile. RR h XXI | 91 a en anT 
Schaubühne | Königgrätz Opo&no - || 108 östl. vom Dorfe Satte 
| MO. am hohen Bergrücken. 
Choden- | XIV || „ ramide, 2 Stdn. nord- 
Schauerberg Klattau || 886 we v. MarkteKlene &. 
schloss | 25, w 
ramid tde. nordwestl. 
Ss h | tz A: it erit K 1 III 792 a 
c aup a eitmeritz ulm 6.w Ebersdof, am südl. Abhange d. 
h) | hohen Wald-Platenus. 
ge; Pyramide, %, Stde. nord- 
Scheft Ellbogen Heinrichs- XV 416 | östl. vom Dorfe Scheft, 
; grün 12, w auf einer Anhöhe. 
3 : 5 III : ı/, Stde. südwestl. vom 
Scheiben-B. Prachin Winterberg 31, w 913 ® Dorke Schbiben. 
ee vs Pyramide, Ya Stde. nöcdl, yon 
| tterschitz, kna; tl. 
Schenkert Leitmeritz| Bilin IV 1,..994.. || unten Anl lsE 
S.w Teplitz führt, auf einem frel- 
9 stehenden Hügel. 
r XV E Pyramide, ®/, Stdn nord- 
Schenkelhof Caslau |Frauenthal| 99 ;, | 475 | westl. v. Frauenthal südl. 
Bea} neben dem Schenkelhofe. 
; hd ># | Bergkuppe in der Nä 
Bi . z rgkuppe in der Nähe 
Scheuerecken-B. | Prachin Winterberg 32, w 1056 a 
Yorı._ Steinhügel, 1 Stde nördl 
Scherlhof-Bg. Klattau |Stübenbach 29, w 376 le ; 
Sovöti Budweis | Wittineau Y F Kirchthurm des Ortes 
evetin i ittingau | 30, ö. | 486 Sevetin. 
Pen. 1. ROSEN. | Il. ee 
= - Hu rn 1 Stde. nördl. von Schin- 
Schindelauer-B. Baiern 1077 


delau, 


115 


] S 1 T 
| Befindet sich im ehemaligen | 
| ‚ Absolute | Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
| von von DMeile nat. Bodens | 
| 
Schirzowitz Leitmeritz | Cizkovic 10 4 187 Kirchthurm. 
I 
pe } - ne Ausgezeich. hoher freier 
Schladnig “ Leitmeritz  Bilin IV 521 | Felsberg, *, Stde. östl. 
| 9, W. d. Dorfes Böhm. Schladnig. 
Schlaggenwald | Ellbogen |Schlaggen-| XII | 588 Srlha 
chlagg (=) wald 15, w. Pfarrthurm. 
Schlakenwerth | Ellbogen Schlaken- Xu 400 Pfarrthurm. 
werth 12, w. 
> a xXIN Pyramide,!/,Stde.südöstl. 
Schlatiner-B. Klattau Hostau 513 || von Hostau, '/, Stde. östl. 
23 
29, W. von Schlatin. 
Re j II R ee an BE Stde. 
I ? e £ e Aral. Falle 
Schlössel-B. Leitmeritz | Schönwald A. 599,0 Sara: von Kar nl Be 
nen reuze, 
R Schönhof u. VII Pyramide, ‘/, Stde. südl 
Schlössel-B. Saaz Miltscho- | _. 331 || von Ceraditz auf einem 
wes 12, w. hohen Felde. 
e F 4 | Ausgezeichneter Berg 
Schlössel-BB | Prachin |Winterberg Yapı 1113 | 3, Stdn. nordwestl. von 
„ W. | Kuschwarda. 
xu Pyramide, 3 Stdn. südöstl. von 
Schlossersteine | Bunzlau | Semil | „, | 1004 ee 
„0. waldigen Bergrückens. 
| 3 8 ; II Signal, 1 Stde. nordöstl. 
Schlossberg ‚ Leitmeritz | Teplitz 392 \v. Teplitz, auf d. höchsten 
T,w. Mauer der Ruine. 
Pyramide, 1/4 Stde. nördl. de 
Schlossberg | Ellbogen | Petschau Xu GOdncg | Einkannterenenteshkeinten 
| 14, W. Kuppe des Schlossberges. 


| Pile ß XIV = Pyramide, Y, Stde. süd- 
Schlossenreuth Pilsen Tachau 20, w. | meer. 
Schlotten | Könieggrätz| B. Skalic EN u 350 || Höhe östl. v. Hefmanic. 

’ 
=, | x Py ide, 4a Stde. 1. der 
Schlowitzer-B. | Pilsen |Chotieschau VIII, || 427 ||suar DE alu 
| 22, W. Punkte des Schlowitzer Berges. 


gr 


116 


Befindet sich im ehemaligen | Feen ] 
Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beechreibaen 
von von DMeile |e* Ber | 
Sign | 2 I pP ide, /, 8 
y h yramide, ®/, Stdn. von 
Schöblich Budweis | Krumau 36, 6. 858 te ER. 
Signal auf einem Felsen 
Schömitzstein Ellbogen | Giesshübl Xu 641 || 100 Schritte westl. der 
13, w. Strasse nach Engelshaus. 
Thurm im Plansker- 
Schöninger-B. * | Budweis | Krumau | „u. | 1084 | Walde, », Stde. nördl. v. 
33, Ö. Lossnitz. 
Schönau Königgrätz) Braunau En 468 Kirchthurm. 
Io. 
- } x XVI . Ersulis, 1/, Stde. nördl. von 
Schönauer-B. | Ellbogen | Grasslitz TR: a ee EL 
= x Z, amide, dert Schrt. 
Schönfeld Oaslau Palnä AVI 524 || sddwest. vom Domte Schönfeld 
22, Ö. auf freiem Felde. 
N ie VII j Gotischer Thurm im herr- 
Schönhof Saaz Schönhof | |! 365 || schaftlichen Garten bei 
13, w. Schönhof. 
2 e ; Thurm der Kirche in 
Schönwald Bunzlau | Friedland 3 a 357 Schönwald. 
50: 
Schönwald | Ellbogen |Hauenstein 1 I 536 Kirchthurm, 
‚w 
Pyramide an d. niederen 
Schmalzberg Pilsen Kladrau |. Xu 479 || Anhöhe,Y,Stde.südwestl. 
21, w vom Dorfe Laz. 
/ Pyramid d h 
Schmuckner Pilsen | Tachau | VI | 781 |adr toren Grenseı 106 Behriun 
133 Ww nördlich des Dorfes Paulusbrunn. 
- 2 N: IX - Pyramide, */, Stde. südl. 
Schmidthansl-B. | Täbor | Neuhaus 30, 6. N N Den 
4 Baumsignal am Plateau „Schnee- 
Schneeko e Chrudim Leito- XXU 5788 koppe“ genannt auf der höchsten 
u myschl | 19, 0. | 0799 In les I einem Sonpraid 
%* “0: anne, Marschen- | XV Natürlicher Boden bei 
Schneekoppe Königgrätz dorf 6,ö 1603 der Kapelle. 


117 


Name des Punktes 


Höhe des 


' Absolute | 


nat. Bodens | 


Topografische 
Beschreibung 


Schneeberg * 


Schwarze Katz 


Schwarze Koppe 


Befindet sich im ehemaligen 
| Kreise Territorium der 
| von von [JMeile | 
Königgrätz, Grulich Da 
Tibor |Roth-Lhota) „VL 
27,6 
Prachin Winterberg au 
R} 
Caslau | Schrittens El 
Preussen Be 
0: 
x 
Bunzlau | Kl. Skal ö 
14 xV 
Caslau Belä 92, ö 
Ellbogen | Falkenau ar 
k} 
Bunzlau | Kl. Skal 7 
e} 
| Leitmeritz Dux nn 
= 2 02,1 Marschen-| XV 
\ Königgrätz Er FH 
An der Grenze 
zwischen Be. 
Mähren-Böhmen nl: 
Rakonitz | Kfitz vI 
16, w 
ae ona4,| Marschen- | XVI 
ee est Our: 


994-2 


2 Stdn. nordwestl. vom Dorfe 


‚ Rothwasser in Mähren und 11/2 


2 Stdn. nördl. v. Grulich 
an derpreuss. Grenze. 


/, Stde. nordwestl. von 
Descehna. 


Pyramide, 1'/, Stde.nord- 
östl. von Schatawa. 


Pyramide, "/, Stde nördl. 
von Schrittens. 


Pyramide, 1/; Stde. sitdl. von 
B&lä unweit der Bäla-Kapelle 
auf einem kleinen Hügel. 


Pyramide, einige Hundert Schr. 
westl. vom Dorfe Schwand auf 
einem ausgezeichneten Berge. 


Pyramide, 1/4 Stde. östl. v. den 
zerstreuten letzten Häüusera von 
Schwarzbrunn, 


Pyramide am hohen, gegen 
Süden sehr stellen Berge, östl 
von Langewliese, 


Pyramide auf der Bergkuppe 


Schwarzenberg. 


Pyramide mit Stange uud Kreuz- 
brett 21/, Stdn. nordwestl. von 


Stde. nordöstl. von Orliöka in 

Böhmen auf der Kuppe des nus- 

gezeichnet hohen Berges. Die 
Stange Ist 11‘3 m. hoch. 


Pyramide, °/, Stdn. nördl. 
v. Tschistay auf einer 
ausgezeichneten Anhöhe. 


des Weges am höchsten Punkte 
des Berges. 


118 


| Befindet sich im ehemaligen | 
‚ Absolute I 
Iris 2 Ina opografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des. Beschreibung 
von von CJMeile |jaat- Bodens) 
Schwarz Kostelec | Kourim | Schwarz | VI | 400 | Rother Friedhofsthurm 
Kostelee | 17, ö. St. Johann. 
: ! Joachims- | XI ee 
Schwarzfels Ellbogen thal 1 1129" A 2orc are Bene 
| ) J Stde. südl, des Glorietts. 
Y & | E}:. 6 XVIn Eure Se Beh rhie andl: des 
Schweinschädl | Königgrätz Nächod I Sl er 
Be | Obstbaumallee. 
Schömern-Feld  DBudweis | Krumau ee \ 610 | Inder Nähe v. Schömern. 
BE | a 
e: | XV | ande ee ade 
» r N “ L Er 'ktes Sec, w 
Sec Chrudim | Nassaberg 95)? | ee, 
| u \ Schrt. entfernten Pyımde führt. 
| .uununnuuunnunn- | [rnennnnnnnn nn seen || oannnnnnennn nennen nun ann nun nun nun nen 
| 
| B a 
Sebranic \ Chrudim Leito- XXI 51: i 
| myschl | 20, ö. an 
| 
: a BE 
Eee, | B 2 | E nic, 1/4, Stde. südl. 
Sebestenic * | Caslau Schleb XU || 403-8 | ver Bien kn Borg wenat die 
| 19, 0. | 9 ep eingg 
pfel die Pyramide ist, 
Sedlitz Prachin | Drhovle Br | 515 || Krrehihurte on Bellline: 
=) °F II 
Bee Be ||. RN 
| ; 
I Du: N ' Pyramide am Plateau 
Sedumpan Kourim Vlasim en X 433 | es Hundert Schritte 
| ‚od von Sedumpan. 
A | 7 |) | Y Stde. Hl. v, 
Seerucken Prachin Stubenbach „HU 1265 | DE aa Sana Megan Gr 
30, W. | Sl berger Wirthshaus, 
Uuuunennn nenn I nun nnnnn nun nun ner || | peaasges 
| | 
Seestadtl Saaz Neudorf Ri | 252 Kirchthurm. 
93, w| | 
iu: Ten. | | RN 
Seewand | Prachin | Eisenstein | X 1343 | Pyramide, 27, Stdn. nord- 
29, w. | westl. von Eisenstein. 
- V IR | 
Seifhennersdorf Sachsen 38 358 || Ortskirchthurm. 
3,0 | 
Ion 
Seelenz Caslau | Sehrittenz N 519 | Pfarrthurm in Seelenz. 
29,70% 
| 


119 


Befindet sich im ehemaligen 


| Absolute | Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung 
von von DMeile IE Baden: | 
T ri 1 
Pyramide, !/, Stde. nördl. 
Semmelberg Bunzlau | Rohozee x 488 | vom Dorfe Zdärek, auf 
8, Ö einem kahlen Kegel. 
Sendrazic ıKöniggrätz| Smiric EN, 272 Kirchthurm. 
0: 
en ü u Pyramt de aut "eine 3 freien "An- 
‘ r- x R öhe, 1/, Stde. nordwestl, von 
Senec * Rakonitz | Kolesovic 2 503-2 | Paxlikov und ndrdl. knapp am 
16 W Fahrwege, der vou diesem Orte 
2 nach Senee führt. 
A | Pyramide, 500 Schritte 
Senohrab Kourim Kammer- VI 424 || nordwestl. vom Dorfe 
burg 18, ö Senohrab. 
Ay: n XVI x Pramide ai ‚nächsten ae 
Sepiberg Königgrätz Trautenau | 2°; DANN were anzerhre Solhe Trdo 
en auszeichnet. 
.. Signal, ®/, Stdn. südwestl. 
Sedska Täbor Mühl- UL 513 | von Sepekov, und einige 
hausen | 25, ö Hundert Schrit. v. Zalsi. 
Sezemic Chrudim | Pardubie | VI | 228 alle, 
"0. 
EEE ; Pyramide, */, Stde. östl. 
Sibenicky vrch Rakonitz IN 405 | von Senomat auf der 
 W Anhöhe. 
EIER SA BE NR le sie ee BR WMEN 
An £ 3 Pyramide auf der kahlen 
Sibenic-B. Prachin Warwa- ı 488 || Anhöhe, ', Stde. nord- 
schau 25, W östl. vom Radobytce. 
a Pyramide, /, Stde. östl. 
Siberna Beraun | Hostomie I 450 || v. Markte Hostomic, auf 
19, w einem unbedeut. Berge. 
er Pyramide, '/, Stde. nord- 
Sibojed Königgrätz Schurz ah 423 | westl. vom Nordende d. 
170 Dorfes Sibojed. 
Sichelsdorf | Chrudim |Landskron, IXIV | 349 Kirchthurm. 
I . 
xI Pyramide am höchsten der 3 
Sieghübel * Bunzlau | Friedland ai 1. 
9 E von Weissbach befinden. 
. r Pyramide an der Anhöhe, 
\ Sikora Pilsen Lohowa X 457 //, Stde. westl. v. Dorfe 
richt. Sykora 20, w. Ewa 


120 


Befindet sich im ehemaligen Absolute | Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der jHOWE u \ Beschreibung 
| von von Meile 7" mon 
m M E x; 
| SE | | Pyramide, 4; Stde. nördl. vom 
Pi Bu | Ellbos Heinrichs- XV 706 \ Dorfe u 
Silbergrün | IIb sen grün. 13, ö. | | Schritte UHR BUN kleine: 
B I Ei f | ; 5 VI | = | angender einen Bundes Schrt. 
Silber berg | Klattau | Ellischau 27, a 532 . 1 ea ae Be 
e xo | , Signal nordweslt. v. Dorfe 
| Skala Caslau Sedlee . ı 450 || Cejkovic, auf einer stei- 
| 20, ö. nigen Hutweide, 
Skala | Täbor | Chynov | „NIE | 436 || *% Stde. west. von Klau- 
| 25,0. schovic. 
| enter 2 
| | a Pyramide auf d. höch K 
Skalka \ Beraun Mnisek TI ..549.. | Ggmane ne A Ze 
| 19,70 nordöstl. der Kapelle. 
Müsssacnnussassensenaunen len a naneennnnnuannsurasnfananann ne dennnen en lEne Ta «ten ee A U 
P | ! | Baumsignal, 1), Stde. sudwestl. 
Skalice | Bydzov Kumburg Xu 574 || des Dorfes Byaira im Akten 
| | 8, 0. Walde auf einer Fichte. 
” | ” - . 7 I € I 2 
Skalice * ‚ Budweis | Wittingau VI 436, || Pyramide, '/, Stde. nord- 
| 30, 6. , westlich von Lomnie. 
| ‚ XxxX R Signal, 1 Stde. nördl. der von 
Skalka | Chrudim Leitomischl| „,, | 694 nn aa Dee Don eb 
es der waldigen Skäla-Kuppe. 
> = Bergkuppe, !/, Stde. südwestl. 
Skalky \ Rakonitz | Zlonie I 256... von  Pehsrke malen 
| 12, W. nordöstlich von BieStan. 
| ME: T ' Pyramide, ’/, Stde. nord- 
Skalsko | Bunzlau | Nimerie e I 321 | westl. von Skalsko im 
„ W. Ackerfelde. 
z | ; : Ne Pyramide, */, Stde. südl. 
Skaly Prachin | Protivin 98. 6. 430 | vont 
en Pyramide auf der südl. Kante 
Skarehf | Rakonitz | Raudnitz | „9°, | 267 it Weldern beseisen Plateans, 
| ‚d | Y/, Stde. südl. von Ledöic. 
15,5 |) Pyramide, %/, Stdn. nord- 
Skoöickä myt  Klattau Kron- IX, 502 || östl. vom Dorfe Ruppau 
| Poritschen | 23, w. und ®/, Stdn. westl. von 
a... Mile: ..: Mr nn OR 
Skorkov Kouffim | Brandeis A. 5 223 Ortskirchthurm. 
eo: 


12 


1 


Befindet sich im ehemaligen 


| | Absolute | Topografische 
BEISERIETENRBN Kreise Territorium | der | ul DS " Beschreibung 
| von von ajreifenii lie 
| | | ie Teenie: ergeeN: von 
X || Skrehleb aı el B 
Skrehleb Bunzlau | Loucen | IX. | 208. |. as. einige Schritte nardi. 
| 13, 0. | | des Weges von Strak nach 
|| N Skrehleb. 
ii Ruuumannnnnnnsnnnnnnnne “dmasanananaruaanee 
er “ Hl Vi % | Pyramide, einige Hundert 
rySoV | ourim admerlc ” chrt. westl. v. rySow 
Sk Kouri Rad 548 | Schrt. westl. v. Skrys 
| | 22, 6. auf einem nackten Rücken 
ee Fe I | EREPETEE Pre SRSRS (= wi Be 
& { j 2 = ' Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl. 
Skutecko = | Chrudim Richenburg, XIX 427 von Sknteöko, von wo ein Fahr- 
| 115) 0. weg zur Pyramide führt. 
S in E e) XV 
Skuc , Chrudim |Riehenburg RS a 416 Pfarrthurm. 
| er | 
N | N : XIr | 599 | Pyramide, einige Hundert 
kuhrov \ Bydzov Lomnic Bl B) Schritte östl. v. Skuhror. 
| 4,0 am Plateau. 
| ee ein... 
I 
>= ni 7 3 Auhöhe einige Hundert 
Skuranovie | Caslau Unter- x 2 562 Schritte westl. von Sku- | 
Krälovie | 23, ö. En | 
5 er $ % Pyramide, 1], Stde. nördl. 
Skutina Königerätz| Opoöno | ‚IH || 736 || Shäine.auteihem kleinen Stack“ 
sul, 0. chen steiniger Hutweide. 
Pyramide auf d tl. Seit 
Sk tal ' Ellbos Walts 1 VII 551 re Kappel einen Be 
y ogen en 14. w Ir: 5 henden Berzes,, 1; Stde. östl. 
Eu | von Skytal. 
FERFEFLLELTFETEREPEFFTLEFELLFTETR | .- en A MEERE 
- 7 ji 
Slabetz Rakonitz | Slabetz m w.| 403 Schlossthurm. 
’ wa 
en Pyramide, "1/4 Stde. ‚sadlich "von 
wgr 2 < | Slabetin, ine Strasse 
Slavetin Caslau Polnä XVI | 623 alas, jobe nee, Ankinbe; 100 | 
25, O0. || Schritte westl. der Pyramide, 
| nach Borau führt. 
Slavnik Prachin |Horazdovie| „N 625 | Pyramide, '/, Stde. nördl. 
26, W. I von Biezan. 
Slanik Prachin | Strakonie I | 442 | Pyramide, '/, Stde. nord- 
27, w. | westl. von Slanik. 
Siabosovka | Budweis | Praelatur-| IV | 623 | Pyramide, 800 Schritte 
gutKrumau| 34, 6. westl. von Bessenitz. 
SEHE lie. 30: ER NENNE... | 
| 
2 | > 6: E- 5 7 Pyramide, !/, Stde. nördl. von | 
Slavicek ‚ Leitmeritz | Bürgstein Y, 535 | Schwoika, 3/4 Stdn. südostl. v. | 
6, [0] Bürgsteln am hohen Berge. 


122 


Befindet sich im ehemaligen 
‚ Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des Hy 
| von von DMeile "8 | 
ERTL : — rg zu Te TI I = 
Siiic | Beraun | Miltn |, | 575 Pfarrthurm. 
-, . | 
| k | 
Smetschna | Rakonitz | Smetschna 1 air | 374 Sehlossthurm. 
| Ed 
ui | u. F IX | hs Pyramide wenige Schrt. 
Smilovic  Koufim Rataje a x 455 || vom östl. Rande d. Ortes 
19, 0. || Smilovie. 
| | || Sursee 
| | | 
Smirie | Königgrätz Smitie . | 339 Kirchthufm. 
ö 


.u. r Be a el Bee U > Baumsignal, !/, Stde, südwestl. 
Smirickä strana | Königgrätz, Smirie XVII | 558 ! 


von Liebenthal am ausgezeich- 


$) ö. neten Waldberge (Fichte). 
| a 
Smolnic Rakonitz | Touzetin | I | 343 Pfarrthurm. 
| 3 
| | #- | EL cn. - 
| Smrdov | Caslau Vrbie XI | 493 Pyramide am Felde. 
| Signal | 20, ö. | | 
Smrdov ' Caslau Vrbie an | 497 Kirchthurm. 
ae | 
Br A A neh = 5 HS 2 re 
= || - x XII | | Se Dorko nee auf Yan 
Smrcensko Caslau Syetlä \ | 494 steinigen Hatweide der Herr- 
| 22, 0; | schaft Svötlä, ganz nahe beim 
|| Orte Smröensko, 
ee re | ; kanserenuneneeenn | 4rmmennnsanensenearsseennnnrerennsrernnsnneerr entre nnnerennnne 
| li 
x | € ; xy | Freie Anhöhe, 1 Stunde 
| 
Smröce | Täbor Kamenie 26, ö. 647 | nördl. v. Kamenic. 
ed 18 ei; en 0 
Ix.| Husten, Demmin RE 
Fr . ö R 
Smrei II Klattau Chudenic 25 w | 565 deten Rücken? 1/, Stde, westl. 
|| || von Stöpanovle. 
R | i Hefman- XV | Baumstgnal, in dem Set und 
Smrö | Chrudim a k 459 westl. vom Dorfe Z isnowitz 
| Möstee | 18, 0. | en = 


Ploschko- mer] 


Sobenitz Leitmeritz | WE 8,6. 316 Kirchthurm. 
Sobiesak Saaz | Sobiesak 1 = u 259 | Kirchthurm. 


123 


Absolute | 


| Befindet sich im ehemaligen | Traakananbe 
Name’ des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des‘ Beschreibung 
| von von DMeile |"=t- Bodens 
Sobeslau | Budweis | Wittingau , „1. | 403 | Pfarrkirchthurm in So- 
| 28, 6. beslau. 
R y Pyramide, '/, Stde. nord- 
Sokol-B. Bunzlau Gross- x 559 | westl.v.Besedicaufeinem 
Rohozee | 8, ö. hohen Bergkopfe. 
2 8 4 X Pyramide, '/, Stde. nord- 
Sokolec Bydzov | Podebrad Er 192 || westl. von Sokoled, auf 
15, ö. einem sandigen Felde. 
3 $ & Baumsignal, 4/, Stde. sul. 
Sonnenberg Leitmeritz ‚Neuschloss| „IV. 63 || Dirronen winutnelehare Az aus 
6, 0. | gedehnten Hochwalde, 
| 
RER BANN Sera bonn] aa DEN Thurm am höchsten Berge der 
- | ims- G ‚1 Stde. östl. v. = 
Sonnenwirbel | Ellbogen | TOachims- | XI | 1944 || ea ap Stde, and von den an 
thal 11, W. der Chaussee stehenden 2 Häu- 
sern Sonnenwirbel genannt. 
a A Pyramide, !g Stde. rudwestl. 
Sovinka Bunzlau | Svijan | VI | 354 ||ad"orek Sörinka am zahlen 
8, 0. Waldgrunde d. Herrscht. Syijan. 
} i - Pyaamide, 4, Stde. süudöslt. 
Sowitz-B. \ Leitmeritz, Brozan IT || 277% |Weiter am rechten Blbe Ufer 
I) 10, 0. auf einem huhen Berge. 
I | Pyramile am Bergrücken, 34 
Späleny | Beraun Dobris 19 ö 554 Fe a Re nehme 
9 im Revier Obora. 
t e { vu 1 Stde. östl, von Plass 
Späalena hora Pilsen Plass | 508 || und '/, Stde. westl. von 
17, w. Kopidlo. 
3 an, nn san Gerüstpyramide, '/, Stde. 
Spalkova hora Prachin | Bieznie Dun. 618 a 
a Pyramide, 1000 Schritte 
Spalava * Caslau Neu XVI 662 || westl. v. Dorfe Chloumek 
Studenec | 20, ö. u. 600 Schrt. v. Spalava. 
P . O8 7 Pyramid klei Berge, 
Spital-B. Pilsen | Nekmir | IH | 403 |A’siae.ostev.deden Ya Sde 
8) W. nordwestl. der Mühle Duby. 
F Pyramide am Spitzberge 
Spitzberg Ellbogen | Schönfeld | UV | 825 |», Stde. nordwestl. der 
15, w Stadt Schönfeld. 
R VII Signal, ®/, Stdn. nordöstl. 
r unzlau artenber Ss e ‚ v. Dorfe Hammer, auf d. 
Spitzbe \ Bunzlau Wartenberg 497 Dorfe H ‚auf d 
6,6 Kuppe dieses Walberges. 


Name des Punktes 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitzberg 


Spitz-B. 


Spitz-B. 


Spitzfeld 


' Befindet sich im ehemaligen 


Absolute | 


ie aa || AU Topografische 
| Kreise Territorium Ber, ‚Honnaz Beschreibung 
| von von DDMeile |" 
1 Dt @ & 2 
\ Klattau Choden- XII | 590 2 Stdn. nördl. v. Choden- 
schloss | 25, w. schloss. 
| xXxI | SErTER 1l/g Stde. vom Dorfe 
|’Königgrätz) Opozno | ZH | 839, tel zwi sur ann mein 
| Host mittlere, 
|| =” SR ee ee 
|! XI | Pyramide am Berge, der 11/ 
Ellbogen | Gottesgab | AH | ıııı ke. mand von Gala 1 
’ | liegt. 
| IH Signal, %4 Stdn. nördl. des an 
Leitmeritz Schlukenau) , ER | Kerle 4 len 
| ai berge, 
XXI | 
‚Königgrätz | Reichenau 19 ı 838°9 || 1/,Stde. westl.v.Deschney. 
| 
| RE 2}... 
e | Pyaseide, ga Bake ge v. 
| Jae, R 1 
Leitmeritz , Bürgstein IV 447 || nach Hatda führenden Ohanssde 
| 6, [0 am Spitzberge, 2 Schritte nördl. 
| der Martersäule. 
| f X Pyramide auf der spitzen 
Saaz Pressnitz 993 || Waldkuppe, knapp an d. 
10 | i 
| Strasse nach Pressnitz. 
Ita 0 nr .| XVII | gg || Pyramide, ’/, Stde. nord- 
\ Königgrätz) Schatzlar 7.6| SAD ale on Ve 
hi ‚ w II x Signal am Felsenkegel, 
\ Leitmeritz | Schönwald 119 || 1 Stde. westl. v. Schön- 
5, W wald. 
a 4 | Signal am Berge, ®/, Stdn. 
Ellbogen |Heinrichs-| XV 993 || westl. v.DorfeSilberbach, 
srun 11, w | am kahlen Felsen. 
\ k V Signal, 1 Stde. nördl. d. 
Leitmeritz | Rumburg g 539 || Kirche v. Warnsdorf am 
3, 6 kegelförmigen Berge. 
ß ; ö Signal, Y, Stde. nördl. 
Leitmeritz | Zebus I 280: ll Beklkechant aufiainaEpeten 
10, Ww Anhöhe, deren Spitze frei ist. 
Be Goltsch- XII Pyramide, ?/, Stde. nord- 
Frslau Jenikau | 20, ö. 500, östl. von Chrtnie. 
: , I Pyramide, '/, Stde. nord- 
Budweis | Krumau 1216 SH, Abe 


Befindet sich im ehemaligen | | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes | reise Territorium der Höhe des Eder: Breibu ng 
von von EMeile |”=% Bodens| 
N xXVI Pyramide, !/, Stde. nordöstl. v. 
Sponiel-B. Ellbogen | Schönbach n a ne E Polizi 
„ W. hofe dieser Gegend. 
Pyramide, freies Feld 
Spule Klattau Glosau IX 419 | 300 Schritte östlich von 
26, W Spule. 
|| Pyramide, 1, Stde. östl. vom 
Stachlberg |Königgrätz Schatzlar | VIE | 623 nn 
}) Fichte. 
Stakle Täb Chy IX 714 Bereskuppe, '/, Stde. südl. 
ul au 26, 6. | von Vintirov. 
ar: B k Pyramide, */, Stde. südl. 
Stahlav Pilsen |[Choteschau ah 522 v rohe AN yokal 
? Bergrücken. 
Standlberg Prachin \Winterberg V 1057 |, Waldkuppe, ’/, Std. nord- 
31, w östl. von Passeken. 
Starkenbach Bydzov | Starken- | XI 464 Kirchthurm. 
bach 8, 6. 
2 | Pyramide, 200 Schritte 
Steblovic Bunzlau Kost X e 389 | westl. von Steblovic, am 
10, ö. Felde des Richters. 
a F Pyramide, ”/, Stde. östl. 
Stebuzeves Kourim | Sternberg VI 508 von Stöbuzeves, auf einer 
20, ö Anhöhe. 
er ‘ Gerüstpyramide, ausgez., 
Stedry Klattau | Grünberg | 665 | hoher, bewaldeter Berg, 
24, w. | 3/, Stdn. östl. v. Wrtschen. 
Steinl-B. Saaz |[Rothenhaus VIH 836 | % Stde. westl. v. Katha- 
| °%, W rinaberg. 
Steindl-B. Prachin [Stubenbach| „IH | 1307 | Pyramide, Y, Stde. westl. 
30, w von Stubenbach. 
A X Pyramide am hohen Plateau, Ya 
Steinberg Bunzlau | Friedland | „“, 2 URN Ne 
| 51 mann Nro. 6. 
e 4 I ag Pyramide amlangen Berg- 
Steinberg Chrudim | Landskron XXI ' 615 | rücken, Y, Stde. südöstl. 
18, ö. von Rathsdorf. 


126 


1 ERS 5 | er 
| Befindet sich im ehemaligen | 
ji 23 _ Absolute Topografische 
| Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des‘ Bose Ur or ung 
| von von | OMeile |”* a 
—— — — Sur = I I er 
|| = | ramid f der Anhöhe, 
Steinberg Ellbosen Neudek XII | 641 Ein ande dies Dindapa Sieh 
8 12. ö || Neudek, !/4 Stde. westlich von 
$) = Voitsgrün. 
: En. Albrechts-| VI | ans Pyramide, ®, Std d- 
ac | 902 yramıde, *, Stdn. nor 
Steinberg | Eragkie ried 29, w. Q | ‚östl. von Kumpatitz 
SOSE HBDNBBEEE RER RESEARCH BEESR VO RORRERL ERBE Rn. 060. 
ER 4 b |w® Pyramide, einige Hundert 
Steinbil Pilsen Tachau Ra \ 574 | Schritte südwestl. v. Tisa 
| 20, W. | auf einer Hutweide. 
|| - . | PRTrFPre Tre ee 7« 
RE | ? j | Pyramide auf einer An- 
Steinbill Ellbogen | Libenstein XVIH 514 | höhe, '/, Stde. nördl. v. 
| ZA, W. Lindau. 
f y be Pyramide auf der kahlen 
Steinbruch Klattau | Ronsberg | XII | 561 || Höhe, Y, Stde. westlich 
24, w. | von Schüttwa. 
- f Er Yaxe, IV. » | Pyramide am Berge, !/ 
Steinbruch Rakonitz | Chrästan 1 416, | sine De Pillen‘ 
Steinbrüch-B. Pilsen Manötin XI 653 | , Stdn. nord-westlich v. 
| 18, w. Spankov. 
e | Gras ” - Pyramide, w Schr 1: 
Steinfeld Königgrätz  Prin XV || 309 || v"Oner-Pin een: 
| 13, Da Tom harsachhRRen nhloese: 
I 
Steinfels \Königgrätz Senften-  XXIV | 6709 | Pyramide, einige Hundert 
| = berg 150: | | Schritte von Tanndörfel. 
Steinhübel Saaz Pefersbure VI 530 Pyramide, , Stde. nördl. 
115 von Gossawoda. 
Steinhübl Caslau SEHöken XV | 555 , Pyramide, ’/, Stde. südl. 
25, 6. von Hilbersdorf. 
en, ” 7 x Signal, */;, südwestl. von 
Steinhügel | Caslau Polnä £ XV 513 Bergersdorf ‚ auf einer 
24, 6. steinigen Hutweide. 
Stei Morchen- XI Non Pyramide am Berge, nord- 
teinkoppe Bunzlau = en 373 westl. vom Dorfe Marien- 
stern 5, ö. berg zwischen Felsen. 
e | i Ur Pyramide, Y, Stde. süd- 
Steinknok ı Ellbogen 'Königswart XV 727 Ei von Schönficht, an 
16, w. der Anhöhe. 


Befindet sich im ehemaligen | Abs | 
| Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes Beschreibung 
Fo To DMeile nat. Ann 


IV | 481.0 | Kirchthurm in Stein- 


Steinkirchen Budweis | Krumau 33, 6. Kirchen 
$ ’ h EN X e Pyramide an der Anhöhe, 
Steintratten “ | Pilsen Cemin E 455 |, Stde. südl. von Do- 
21, w. braken. 
J Heiligen- XV 5 | Pyramide an der niederen 
Steinok Klattau Hz 544 Anhöhe, einige Hundert 
kreuz 23, W. Schritte von Eisendorf. 
XXI ı | SleinrSalte, 80 Schritte and. 


Steinseite Chrudim |Leitomischl 19. 6 | 512°8 | eines Waldes, Y; Stde. östlich 
Ay von Jansdorf. 


N 747 Pyramide, westl. v. St. 


Steinwald Klattau Neuern Keane 
27T, W. 
: - & 4 sat Pyramide, 600 Schritte 
Steinschicht Budweis | Krumau 33, w. 1084, a Toaincinkellork: 
Stelk pi Fe XI 543 | Pyramide, ?/, Stde. westl. 
eika ilsen Mariafels ee v. Kscheutzan d. Anhöhe. 
‘ Pyramide an der Berges- 
Stenzker-B. Pilsen Tepl Xu 747 || kuppe, Y, Stde. südlich 
17, w von Witschin. 
$törbi Brachi Rozmitsl III 751 Pyramide, Y, Stde. südl. 
erDina racıım ozmıta. 23, w 9 von Voltuse. 
el Bde IN a ln an Br 
e Anne Neu- x ag.4 || Einige Hundert Schritte 
Stern-B. Täboı Bistritz Sl 6684 | nördl. von Haugschlag. 
Sternber e VIII 
(Böhm. Schloss) Koufim | Sternberg | 19. ; Byal Schlossthurm. 
mö: 
Stiedra Ellbogen | Luditz 1 Din 582 Sehlossthurm. 
‚Ww. 
Stiekna _ | Prachin | Stiekna U 416 Pfarrkirchthurm in 
| 27, w. Stiekna. 
x 4 a Pyramide, 100 Schritte 
Stirchlowa Klattau | Bischof- x 466 | nördl. v. diesem Dorfe 


Teinitz | 23, w. an einem Feldrain. 


Befindet sich im ehemaligen | 
Name des Punktes - AB Topografische 
Kreise | Territorium der Höhe des| Beschreibung 
von von DMeile |"** uses 
— 1 = ur 38 1 | Eygeade, 1 Stde. südl. vom 
Zi RE. r. « | aseky auf einer frei 
Stir  Königgrätz) Opocno X 313 | Anhöhe, 50 Schritte nördl. vom 
| 14, ö. | || einzeln stehenden, grossen Birn- 
baum. 
e s h VI Pyramide, zieml. hoher 
Stirka vrch * | Klattau Plänic 704 | bewaldeter Berg, /, Stde. 
| 25, W. | |  westl. von Nehodivo. 
Er ee || | nee 
Stits | Bydi xI 3.7.|| Dorte Vinle) An der Zäboraior 
Stitär Bydzov Dymokur 13. ö 236 Gemeinde Grenze, auf eiuem 
) | Ackerfelde. 
Stolmir Kourim | Schwarz | VO | 995 
Kostelec | 15, ö. Pfarrkirchthurm. 
FON. h R “ | e ramide, "/, Stde. westl. 
Storchberg | Königgrätz| Bischofstein a \ 785 v- Schlosse Bischofstein, 
Eh auf der Bergspitze. 
s I 42. Signal, !, Stde. östl. von Bra- 
Sträznik * Caslau | Windig- ya 7121 air, ebensoweit, " Kellerador! 
P / an b- 
| Jenikau 24,6 | waldeten Borgen. 
"On- IX - Baumsignal, bewaldeter ziem- 
Stramch Klattau Kron T 541 ||lich hoher "Berg, 600 Schritt 
y Poritschen 24, W | naraseil. Yan 5: ER Porlisoher 
| Gerüsjpyramide, !, Stde, sud- 
x x. XIV e östl. ne Du ech _ 
Pr oe wen! e rener eg 
Stran Caslau Ronov 18, 6. | 5663 Is ee al 
| einige Hundert Schritte westl. 
| des alten Punktes steht. 
Stransko Bydiov | Lomnic | AH | 507 | Signal, 4, Stde. östl. v. 
8, 0. || StruZinee. 
Sträz | Prachin | Bieznie | „U | 533 | Pyramide am Berge südl. 
| 23, w. | von Breznic. 
3° | % R | Pyramide, '/, Stde. nord- 
Sträz Caslau er a: \ 651 östl. von Krasonov auf 
elau 24,0. einer steinigen Hutweide. 
Eee) 
EN i SER. | | Be, 
Sträze * Prachin | Netolic I 7404 | Pyramide, Y, Stde. westl 
3l, w von Elhenitz. 
a Kr | Bel He 
uralte a | na Erait,  Sae. sl. om 
. = F nder! 
raz Il Rkonitz Krusovic 14. w 383 ) Schrftte ae der ee, die 
| I | KruSovic u. Horosedly verbindet. 
I ll: FEB.» Be: 
26 KeHh, v $, Signäl, ', Stde südl. v. 
Sträze Caslau Polnä wi 588 | Dorfe Oleinä auf einer 
L) 0 | Anhöhe. 


129 


Befindet sich im ehemaligen | | 
__|| Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |nat- Bodens 
Sträziste * Tabor Gross- IX 744-4 || Pyramide, ®/, Stdn. nördl. 
Chyska 23, ö von Bratfic. 
er A Kardasch- | VI Einige Hundert Schritte 
Sträzka Täbor Bade 28, 6 455 westlich von Ripce. 
Se ER IV Pyramide, ‘/, Stde. nord- 
Sträznic Bunzlau , Melnik | 11 ; 324 || östl. vom Dorfe Sträänie 
‚0. am hohen Plateau. 
Stras Board S IV 960 || Pyramide, Y, Stde nord- 
rasnov unzlau tranov Bo: westlich v. Strashov. 
St höh Pil Pl XII 729 en un 
rassenhone usen an 18. w 50 Schritte westl. der Strasse 
$) nach Tepl. 
Sträzistö |Leitmeritz |, (708 ET een 
Tschernosek| 9, w en 
Bahn XIV Pyramide nordwestl. v. 
Sträzny vreh Caslau Auhrov x 51l | Piibram; ein Fahrweg 
20, ö. führt vorbei. 
. ide, 1, Stde. nördlich v. 
Stratov Bunzlau Lisä a 200 Dorfe ei aka Wege is 
‚0 v. Stratoy nach Väpensko führt. 
rn re se Maar ? yramide am, Ausseren hohen 
Strahov 3 £ III es nss® er Stadt Prag im 
Rakonitz | Brevnov h BE 
(Sandberg) 16, ö St enmichenien Winkel ie 
Courtine. 
Sträkovic* | Budweis | Komafic | „.. | 557 | Pyramide, 600 Schritte 
| 33, 0. von Sträzkovie. 
Strobnitz-B. Leitmeritz Dux V 853 | Baumsignalam Waldberg 
| T,w nordwestl. v. Osseg. 
I... NER AR len. ei. 
Strisowitz | Leitmeritz| Kulm u ae | eng Le 
| 7, w von Prödlitz am Plateau. 
Strojetitz | Saaz Pomeisel .. 368 Kirchthurm. 
| , 
ER I Een. 2: 
Strp | Budweis |Frauenberg „I. | 432 | Pyramide, 4, Stde. südl. 
2306 von Aujezd. 


130 


Befindet sich im ehemaligen Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe ds) Beschreibung 
von von OMeile ||*=t Bodens | 2 
Seh VII h 
Struh Bunzlau Loucen | 19 5 213 Kirchthurm. 
90% 
3 ee | AN „ Pyramide, am Plateau zw. 
Strupina Chrudim | Pardubic 17, 6. 455 ern 
Signal, */, Stde. nördlich 
Studeneyer Königgrätz Geyersberg XXIV 7182 || von Dorfe Studene, auf 
Oberwald 15, ö einer Fichte. 
e Be I Pyramide am hohen Berge, 1 
z 3 3 9 || Stde. südwestlich v. Chlumer, 
Eiuleny Peran | MabEIR: | aan. | ED ul 
DAR r Pyramide, 1/, Stde. nördl. 
Studnic * Chrudim |Richenburg Ab 678°4 || v. Dorfe Studnie a. e. 
0, ö steinigen Anhöhe. 
Bi x j R V Pyramide, Y/, Stde. südöstl 
Stürmer-B Leitmeritz| Bilin rn 869 | von Neustadtl am ausge- 
(,W. dehnten Berge. 
= i E , ‘ Pyramide, ®/, Stdn. süd- 
Stulec * Rakonitz | Pürglitz Ill 5362 | westlich von Branov am 
17, w hohen Berge. 
Stumer-Kogel Caslau | Schrittenz | XIV | 582 | Pyramide, %, Stde. nördl. 
25, ö von Ebersdorf. 
B Pyramide, !4 Stde. nordwestl. 
Stydie vody Beraun |St. Johann | „_! 438. vn De Sulan auf üer De 
7a W sten spitzen Kuppe. 
Suchenthal Budweis | Wittingau A: 452 Karol ale 7 ner 
b} 
zu: r x VI Freie Anhöhe östl. vom 
Sudomeric Täbor Nemysl 945 583, | Bahnhofeyon Bndamai 
I 
Pyramide a. d. Anhöhe 
1? Susanek k Bydzov Starken- XIV 614 /, Stde. nordwestl. vom 
richt. Susanky bach 7,0: Dorfe Waltersdorf. 
Pe ' arz, Pyramide, 10 Mint. nördl. der 
Te neh a 
a : k h Böhn.- III IE t je ısterdo: T. Tasse 
Süstrich * Leitmeritz 3 sn 576 | a De 
Kamnitz | 5, ö ee A 
u. d. Punkt mit einem mitM. T. 
beschrieb, Stein markirt. 
Susina Bydzov | Chlumee | XIV. 254 || Pyramide, !/, Stde. östl. 
190% von Väpno. 


131 


T 
Befindet sich im ehemaligen | 
Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des een 
| von von DMeile ||”=t Bodens 
Svatoniic | Prachin | Worlik I | 515 || Pyramide, Y, Stde. nord- 
| 26, Ö. westl. v. Svatoniec. 
ae f f Pyramide, */, Stde. südl. 
Svatojirsky | Chrudim | Pardubic XV 272 | v. Bohdanet, 120 Schrt. | 
| 16, ö. nördl. des Kirchhofes. 
Svate pole B vrx I 3 
ni eraun Dobris hr 383 
(Heiligenfeld) 20, ö. SR Dunn 
x 5 Re A Pyramide auf einer nie- 
Svetelskä strana | Königgrätz|Borohrädek XIX 272 | deren Anhöhe, 100 Schrt. 
15, ö || vom Dorfe Svetlä. 
Swötlay Bunzlau | Alt-Aicha Ru 544 Pfarrkirchthurm. 
b) 
Svemyslic Kourim | Brandeis 48 241 Pfarrkirchthurm. 
I 
FREE uehel Bi me Ktrchthurm. Nachdem d. Dach 
& Rn e ar ur‘ itz 
k Svicin = Bydzov Polican XV 671 er ee die sud- 
richt. Zviein 10, 0} westl. Ecke der selben ein Signal 
ERTITERN N er ION BEI 0 
vr Schwarz- | VII Pyramide, '/, Stde. östl. 
Svrabov Koutim | Trostelec 17, ö 421 Does 
uf dem höchsten Pkte d 
Svata Mari * Prachin Eltschowitz) „[H 906 einem mioderen Wäldchen ze 
30. w krönten Anhöhe, }/, Stde. südl. 
’ des Dorfes Budilov. 
er AR, 5 IX Gerüst ide, ?/, Std 
= n ; . pyramide, ' e. 
Svidnik Täbor Chynov 26, ö. | 389 | westlich von Moudrov. 
Szimann-B. 5 . VII Pyramide am Plateau, we- 
r. $imanüv kopec Täbor Neuhaus 29,6 519 | nige en vom 
; | z n |KEIXTIE 5) Wallfahrtskirche am 
Täbor | Bydzov | Kumburg 96 682 Berge Täbor. 
a Pyramide, Y, Stde. süd- 
„us | Kostelee  NURX westl. v. Dorfe Tutlek 
Tabule Königerätz|, d. Adler! 15, ö. 331 | auf einem breiten Feld- 
raıne 


1352 


r 
ich i : l 
ER, Befindet sic Li ehemaligen | Absolute | Topografische 
Ü Kreise Territorium der BUS he Beschreibung 
| von von OMeile |"2t Bodens 
v Ausgezeichnete Wald- 
Tachaer-B. Bunzlau |Hirschberg j 497 || kuppe, ', Stde. südöstl. 
9, ö. von Tacha. 
Fe F XI Pyramide auf Alena Dpszrüakön 
Tafelfichte Bunzlau | Friedland | „, |) 1122 | geht, 2’Stansadostk v. Böhm. 
„0 Neustadt, 
u vor eye inc Ba, Si, 
F . vr nördl. v, v 
Taliken-B. Rakonitz Kritz 592°3 allen Seiten eine won Aussicht, 
16, w. H=5'2 mt. 
vu Pyramide an der südl. Grenze 
Tanich-B. Saaz Eisenberg "len s5l ein = 
$) gebauten herrschftl. Glorlete. 
j I Pyramide am Berge, ', 
Tannbusch Leitmeritz | Bensen Ir 527 | Stde. nordwestlich vom 
6, Ö. Dorfe Gross-Wöhlen. 
} R f IV Ausgezeichn. Waldkuppe 
Tannen-B. | Leitmeritz | Kamnitz a 770 | Y, Stde. südlich v. Tan- 
EU nendörfel. 
I ? ’ II Pyramide, 1; Stde. nordwestl. 
Tanzplan Leitmeritz | Hainsbach R 596 | v. Thomasdörf, mitten im Walde 
3, ö. anı dominirenden Berge. 
Signal, Yg Stde. östl. v. D 
Tatce Kourtm | Radim | VIH | 919 |Heeenaf an dem son Tatoe 
15,.6: nach Dobfichoy führenden Wege. 
Tatobit Bunzlau |Gross-Skal ee 417 Kirchthurm. 
ug: 
Taubrath Ellbogen | Eger | XVI | 595 | Pyramide, %/, Stde. westl, 
5 Io) 16, w v. Taubrath. 
* | i \ Pyrmde, aufdiesem Berge 
Taubenhaus Bunzlau | Friedland x 1069 | zwischen grossen Fels- 
(Vogelberg) 4, blöcken. 
Taus Klattau Taus RK n 428 Pfarrthurm. 
I 
£i 2 VI Pyramide am Plateau, 
Tausimer-B. Kourim | Brandeis h 233 | Y, Stde. südl. des Ortes 
14, ö Tausim. 
7. Pyramide, 1, Stde. dwestl. 
Tehov Kourim Schwarz 10 454 2 es ae a 
Kostelee | 17, ö lichen Platenu-Rande. 


133 


| Befindet sich im ehemaligen Ahealuta A aa 
\ opografische 
DB WieRSENNKE: Kreise Territorium | der Höhe des B 2 De ibung 
von von DMeile |"=* zedea| | 
- BR ee q P ide, dn. westl. vo 
. Teiberhöhe |Königerätz Braunau | N | 498 | Brunn y2'Sider wertet v 
3, 0. Grossdorf. 
Teinitz Beraun | Konopiste 1 > 5 290 Kirchthurm. 
b} 
FR: ä 2 2 IX Pyramide, Y/, Stde. nördl. 
Teinitzl-Birkeln Pilsen Chotesau 381 | dieses Dorfes knapp am 
21, w Fahrwege. 
’ IV grande ker N freien An- 
Tejrovsky_ | Rakonitz | Pürglitz | 7 | #4 heine, dp Stda, mordwostlich 
a ke v. Tyiov. 
ea 5 ; SER, ’ 
Teplisovic Kourim ner A an 465 Kirchthurm. 
o 2 
Teplitz Leitmeritz | Teplitz en 230 Rathhausthurm. 
,W. 
Tepl Pilsen Tepl an: 683 Kurckikant 
R} 
Tesovie Prachin | Wallern u 613 | Pyramide, '/, Stde. westl 
al W v. Tesovic. 
Tetin Beraun | Karlstein m a; 284 Ortskirchthurm. 
,„Ww 
Tetschen Leitmeritz | Tetschen 5 ” 132 || Kirchthurm der Festung 
I 
3 Pyramide, /, Stde. nord- 
Teufelsberg Bydzov | >tarken- | XI | 1007 | westl. von Siehdichfür, 
bach 5, 6. am Waldberge. 
Theusing Ellbogen | Theusing 1 En 611 Ortskirehthurm. 
I 
Theresienstadt |Leitmeritz Theresien- | I 146 Thurm der Festung. 
stadt Jan 
x P ; Dax X /, Stde. südl. v. Roth- 
Tichovic-B. Täbor |Roth-Redic| „, , | 532 |" Regie. 


134 
T 1 T — 
| | Befindet sich im ehemaligen Ab | 
| I solute | Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der Höhedes Beschreibung 
| von von UMeile "+ Burcne 
r — 
= uch % | || Am s u ald- 
Tillenberg * || Ellbogen |Königswart, ‚AV | 939 | gehugen 32 Side. ostlich von 
| 17; W. Dorfe Grafengrün, 
= ramid Stde. N, 
Tisuvka Iglau Saar XV | 790 || ee 
22, 0. Fläche des Felsens, 
> In 
Tissaer-B. |Leitmeritz| Tetschen | „I | 594 |. "einige Aundert "Schritte 
3, Na! Il westlich von Schönsteln. 
z n | _ Pyramide, ’/, Stde. nord- 
Tobolsky vrch Beraun | Karlstein I | 46 us. v. Dorfe Tobolka, 
18, w. | auf einer Anhöhe. 
Tocek * Beraun Dobris UI | 841-5 | 1 Stde. westl, v. Dorfe 
| 21, w. Borek. 
En Mn Pyramide, 1 Stde. nördlich vom 
Tocka Beraun. | Mutäck | „1, | 508. | ba manmmdn Ban me 
Me Kuppe des Berges. 
Tocnik Beraun Tocnik II | 450 Thürmchen des alten 
(Ruine) 18, w. Schlosses am Berge. 
n e R Pyramide, 1, Stde. nordwestl, 
Touchonin * Rakonitz Pürglitz I 488 des Dorfes en am Boden 
16. w eines auf der Bergkuppe ste- 
’ > henden Lusthauses. 
Sr Pyramide, *, Stde. westl. 
Tozic Beraun Tloskov 9 = 2 504 v Tokie, in einem kleinen 
„ W. Föhrenwalde. 
Traha-B. Saaz Lischtian IV r | Pyramide /, Stde. südl. 
12, w. | 353 v. Dorfe Lischtian. 
2 : Pyramide, '/, Stde. südl. 
Traschka Pilsen Cemin Ei 412 | v. Dorfe Plesnie, auf der 
un. Anhöhe. 
: Rothen- vo 
Trauschkowitz Saaz a 10, = 302 Ortskirchthurm. 
= = Baumsignal (Fichte) auf 
Traussnitz-B. Ellbogen De u 949 || einer Waldkuppe, 2 Stdn. 
2 südl. v. Bärringen. 
Trautenau öniggrätz | Trautenau a 507 Ortskirchthurm. 
’ 


ELENA TETUCDHEUEN 


Per 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Bunktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |"2t«Bodens 
Triebsch Leitmeritz | Triebsch 8 da 345 Ortskirchthurm. 
0: 
Trebendorf Ellbogen Eger Pe, 436 Ortskirchthurm. 
I 
5 Kad II ı/, Stde. nordöstlich vom 
Tremosnäa Beraun Pribram Di rire ee 
Tremles Täbor |Königseck| „1. | 558 | Thurm der Pfarrkirche 
29,0 im Orte. 
XXI Pyramide aufeiner längl. Kuppe 
Trisch Chrudim |Leitomischl 19.8 SIE | ET ehten 
’ ” in einer Hutweide. 
g 2 r Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Trischlacker | Pilsen |Nacketen- | XIV | 593 cds. Dose Naeketondorites 
dörfles is), W auf einem Felde. 
X Seel ara höchsten Eunkte gen 
, - RR i , 1 Stde, nord- 
Trni-Wald Pilsen | Chotesau 95 w DL N ee Ben 
Föhrenstamme. 
Trnova Beraun Trnovä en, 340 Ortskirchthurm. 
”0: 
XI Signal, nördl. v. Troskovic auf 
Trosky Bunzlau |Gross-Skal R 514 der höheren der 2 Felsenspitzen, 
3. (0) auf der noch ein Thurm steht. 
Trzemschitz Leitmeritz | Trziblitz rar 330 Ortskirchthurm. 
I 
ADER f Pyramide, Y, Stde. süd- 
Tremsin * Prachin | Rozmitäl EN 825 | westl. v. Rozmital auf 
„ W der Bergkuppe. 
Tri bratri Caslau Käcov X 1 547 || Pyramide, 1), Stde. östl. 
20, ö von Cestin. 
x Pyramide, 1/, Stde. südwestlich 
Tschebon * Ellbogen | Theusing X 399. || ren Mschehon amı Kuga Bes fa. 
16, W chen bewaldeten Rückens. 
| XIH Pyramide einige Hundert Schrt. 
Tschala-B. Pilsen Hayd Fe 541 260 Behrt, mordl, vom Fahr: 
’ wege nach Hayd. 


136 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des B£estreibnu 
von von EMeile |"=t: Bolldns 
> = = 1 
| 
Tschachowitz Kouf x . VIII n 
: x = ourfm |, Cachovie i 277 h 
richt. Gachovic 2, 0. sen _ ei 
Tschapi vreh ; - | Sy 9.4 | Pyramide, 200 Schritte 
richt. Gapi vreh Budweis | Chlumec 31, ö. 4824 nördl. d. Gemeinde Sichs. 
; ’ | _ || Pyramide, 1, Stde, ‘vom Dorf 
Tschelin-B. Pilsen Lohowa X: || 450: lerne re en 
20, w. | auf stein. Anhöhe. 
I e P 8 5 “ 1. 
Tschir-B Bunzlau Hirschberg | IV 420 | v. Dorfe Sala 1a einer Bat; 
n Oo s.ö weide, welche sich am plateau- 
Fe förmigen Felsberge befindet. 
Pyramide, 1/, Stde. nordwestl. 
Tschikoppen Pilsen Chotesau x 399 v. Dorte Sallunchen, de Side 
PP >%1.w südl, v. Prehelschen am Berg- 
E) rücken. 
Tschinke-B. | Bunzlau | Niemes | NH | 404 | Bergkuppe östlich von 
7,6. Schwabitz. 
Tschischkowitz |7.; ; SE u 
E Or, eitmeritz | Öizkovie i 
richt. Cizkovie 10, w. 178 Ortskirchthurm. 
Tucap Täbor Tucap sn | 454 Kirchthurm des Ortes. 
| 
Tuchom Bunzlau Kfinee X “|| 264 Pyramide unweit südlich 
12, ö von Tuchom. 
Pyramide, 1/4 Stde. südlich 
Tuchoraz Koufim Schwarz- vu 313 Tachoran, am Pltein zwischen 
Kostelec | 16, ö. "Felde das Baker 
Tuma-B. Mähren x N 619-2 || /, Stde. östl. von Böhm. 
28, ö. Olesnä. 
Tummelplatz |\Königgrätz Smitie | A re tentonen aar 
[2r 0. dem Berge gleichen Namens, 
Turkovie Caslau | Podhoran N 361 Kirchthurm des Ortes. 
’ 
E Eu Pyramide, */, Stde. östl. 
Turkovy kopec | Caslau Dur DR 596 | vom Dorfe Chvalkov auf 
irchen ‚eo einem Felde. H = 6‘1mt. 


13 


[ 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile ||mat- Bodens 
| 
Turnau Bunzlau | Gr. Skal | „N, | 263 Rathhausthurm. 
I 
ö XXI Pyramide, 1/g Stde. östlich vom 
Turovske pole | Chrudim |Chraustovie IE AG In in, Fronten Meinen 
b) b raine, 
Turou Königgrätz! Starkstadt | IX | 602 | '« Stde, südöstlich von 
9) ö Wüstrey. 
Tusset Budweis | Krumau | „IV LOB re 1ramides Stdn! nördl. 
33, W vom Tusseter Forsthaus. 
San SE; Altsattel- 01 5 Pyramide, 600 Schritte 
Tusovie Prachin Hrädek 23, W 925 südwestl. von Tusovic. 
= = S n a Pyramide, 3/4 Stdn. v. Albendorf 
Tüpelstein Könissrätz Marschen XVu 907 Ban grelen Baeken 3 Schrt. 
dorf {k 0. westl. der preuss. Grenze, 
Tyniste Königgrätz| Öastolovic Be 250 Ortskirchthurm. 
$) 
Si a Er Auf dem. höchsten Punkte der 
reien Anhöhe zwischen dem 
o ander : Wald Hof ünd dem Wal- 
Tynsky häj Klattau | Bischof- | X BAD ee Ha, aut. dam ‚haben 
Teinitz 24, W Wege zwischen den beiden Ob- 
jekten, 3/, Stdn. nördl. d. Stadt 
ER ne EN 5.00 ww. le... | Taus, 1/ Stde. audlich \® Tiebnto. 
. 
Bele Ober- XI 7 Pyramide, ”/, Stde. süd- 
U Täbor Cerekwe | 27, ö ou westl. von Bela. 
| Pyramide, */, Stde. nördl. 
U Chouska Täbor Pilgram x 625 | von Bitöticee auf einem 
24, Ö. Acker-Plateau. 
U hräzk Kenssier Senften- | XXI 543-9 || Pyramide, */, Stde. süd- 
y öniggrät berg 14, ö 43 westlich v. Pecin. 
u Pyramide nordwestlich 
Uisab * Caslau | Chot&bor XIV 598°2 | beim Dorfe Veselä auf 
21, ö freiem Felde. 
e EN .; Pyramide, ?/, Stde. westl. 
U lipky Königgrätz| Nächod a 417 || v.Oleänic auf d. niederen 
0, ö. plateauartigen Anhöhe 


135 


| Befindet sich im ehemaligen 
| Absolute Topografische 
Name des Punktes | Kreise | Territorium] der |Höhedes) Beschreibung 
von von EMeile nat. Bodens 
Ullersdorf Sachsen Ar: 278 Kirchthurm. 
I 
Unhost Rakonitz | Pürglitz 5 l N 339 Ortskirchthurm. 
I 
Unter-Brezan Koutim Brezan I 333 || Knopf.d. Schlossthurmes. 
NO 
Unter-Aujezd Chrudim |Leitomischl a 413 Gloekenthurm. 
’ 
Ye : . Pyramide, !/, Stde. westl. 
U pusteho rybniku | Rakonitz Kritz y 435 | d. Dorfes Kfitz am lan- 
| 17, w gen Bergrücken. 
Ursprung Ellbogen | Schönbach xVI 805 | Pyramide, Y, Stde. nord- 
12, w. westl. von Ursprung. 
n Pyramide, !/, Stde. nordwestl 
U skal Pilsen Bı enn- V | 576 von Brenn-Poritschen, 1/4 Stde 
u Poritschen | 22, W eig 
en ' m; . n 
U Stumpfü Pilsen | Plass VO | 457 | Pyramide, %, Stdn. nördl. 
19, w von Hromic. 
1Y/, Stde. nordwestl. des 
U svateho Jana | Prachin | Rozmitäl I 833 || Städtchen Roämitäl auf d. 
22, w höchsten flachen Kuppe. 
E Baumsignal, '/, Stde. 
U svateho Ivana | Beraun | Jablonnä I 593 | westl. v. Belic auf einer 
21, w Kiefer. 
ur : Pyramide, ?/, Stde. östl. 
U tri dubü Rakonitz | Touzetin I 433 || v Ernestdorf auf einem 
13, w Plateau. 
Utziner-Höhe Pilsen | Wesseritz XH 559 || */ Stde. nordwestl. von 
19, w Utzin. 
k r Pyramide, */, Stde. östl. 
U Vevernice Rakonitz |Stredokluk I A 355 | von Dobroviz am hohen 
15, 0 Felde. 


139 


Befindet sich im ehemaligen Allsolüfe 
| L Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von "EjMeile |n=% Bodens 
3 } Vv Pyramide, '/, Stde. nord- 
Vapenka Beraun Smilkov 592 | östlich von Mitrovie, im 
25, W Stangenwald. 
Varta Prachin | Worlik I | 444 | Pyramide, 150 Schritte 
25, ö. westl. von Varta. 
1 X Pass, Ya nae: südlich v 
Varta * Täbor Pilgram Pe: GREEN Frans He ee 
2) ss stamm 1'1 mt, 
Varvrinec Kourim Rataje N 392 Ortskirchthurm. 
0b 
5 : ER. Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Veitberg Rakonitz | Krusovic IV 450: || wastt.y. Ohlnentke Biete: nord. 
16, W. östl. v. Pavlikov, am Fahrwege. 
f 2 IV Pyramide am höchsten Punkte 
Veiky vysoky * Beraun Zbirov 18 w BL 
> östl. v. Skıyje. 
2 _ war Pyramide am ausger, Platean 

r av e8 nördl. v. ollcka laufenden 
Velky vrch Chrudim Policka x 603 Gebirgszuges, 250 Schrt. östl, 

20, 0. der Strasse von Poliöka nach 
SE EEE SEE PEPERHEREERELTEFECHEN | HERD. SACHE AER es ae R Leitomyschl. 

Dies Kron- VII 567 || Pyramide, 1'/, Stde. nord- 
Mu un! Poritschen | 24, w. östl. Kron-Poritschen. 
Velkä leö Beraun Dobris I | 505 ||” Stäe. nördl. v. Dorfe 

21, ö. Jelenec, am Bergkamme. 
Velkä hora Prachin Lazan vI 673 || Gerüstpyramide, ’/, Stde. 
26, w. westl. von Volenov. 
R Pyramide, !/, Stde. nord- 
Velin Chrudim | Pardubie N 225 || westl. der Veliner Kirche 
nd: auf der Anhöhe. 
erny Beraun is I R /, Stde. südöstlich von 
Vörny vrch a Dobtis 20, 6. 395 2 Da 
V lesich Budweis | Wittine Vz Pyramide, /, Stde. süd- 
ir Kin ee ZUO, a östl. v. Ponedraä. 
Velvary Rakonitz | Welwarn I 190 Ortskirchthurm. 


(Welwarn) 13, ö. 


140 


| I 
Befindet sich im ehemaligen Ab | 
solute | 
Name des Punktes | pe; Teritori Höhe des Topografische 
ise erritorium der | Beschreibung 
| von von DMeile |»at- Bodens 
| Pyramide, 1/g Stde. 1. 
Viderholec Rakonitz | Raudnitz L- | 242 |Loneks am Höhen Ackorfelde r. 
12, 0) Nr. 7 des Dorfes Miletie. 
Il XXI Pyramide westl, v. Markte Abts- 
Viehweg ' Chrudim |Leitomischl 95 STE || Gectınen Kane 0 Bahr ande 
ER westl. v. hölzernem Kreuz. 
# XII Premiipn. a. Bit: apa 
.. 2 v . P: FR . r ie u. t. 
Vinice Caslau Kresetic rag 265 5 einzelnen Backsnleins aufd. 
’ Höhe gleichen Namens. 
4= | E A R Pyramide, 1/4 Stde. westl. 
Vinice | Rakonitz | Zlonie I 265 || Dirte Ratotfn auf einem Ruine 
12, MM: hochliegender Felder. 
kurt, Me * XVOIı Am nördlich. Ende des 
Vinice Königgrätz| Opocno 14 0. 260 Stndchen Akekruck 
Vinice-B KöniggrätzOber-Jelent| IX | 329 || ”» Stde. westl. v. Ober- 
a | 55 16:0. Jeleni. 
e XIV Signal, 4, Stde. östl. v. Pod- 
Visnovka Caslau Pohoran 18. ö | 379 a Er. 
9 2 weissen Stein. 
Viticer Berg Prachin | Protivin I 666-3 | Waldige Kuppe nord- 
böhm. Hrad 29, w westl. v. Vitic. 
Vitic Koufim | Schwarz- VI 294 Ortskirchthurm. 
Kostelee | 16, ö 
Bun ; ne 1di tlich 
Vitejicer-B. Prachin | Libejice 31 Ki 643 | Wa . ee : 
3l, w. 
y IV Stange, 21/, Stde. nordwestl. v. 
Vlastee Beraun Zbirov 18 un 
„ W Eichbaum. 
5 u Pyramide, */, Stde. westl. 
Vikava Kourtm | Mander V 2 519 | von Ladve am waldigen 
scheid | 18, ö. Berg. 
Viöi hrdlo Caslau | Lipnie | „AU | 590 |] Bergkuppe, ', Stde. westl. 
22,.0 von Lipnic. 
Fern | 7 Pyramide am höchsten 
R: Noel vreh h ' Klattau |Hradischtl | _ ) I h 521 | Pkte dieses Berges, westl. 
richt. Obeseny vreh | 25, W. v. Dorfe Augezd. 


ER 


141 


Befindet sich im ehemaligen 


, Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Anl 25 Beschreibung 
von von mjMeile Ines 
& A Pyramid höchsten Punkt 
Voökov (Voskov) | Beraun | Karlstein I, || 366. || issesausger. Piatenus, 1 Side. 
18, 0. nordwestl. v. Dorfe Belec. 
Voderad Königgrätz Castolovic ie 370 Ortskirchthurm. 
e] 
VI Pyramide, %/, Stde. nord- 
Vogelherd Saaz |Petersburg| _- 429 | östl. v. Dorfe Schmiehof 
15, w auf einer freien Anhöhe. 
i 4 XIH & Pyramide, "/, Stde. nördl. 
Vogelherd Pilsen | Mariafels En 581 || v.Dorfe Damnov,*/, Stde. 
’ südlich v. Pavlovic. 
xVvI Pyramide am Bergkopfe 
Vogelherd Ellbogen |Hartenberg 1. 677 | %, Stde. ar v. Kron- 
2 orf. 
EIN HN e N XIX | ls Ya Sa zur, vom 
Vojenic Königgrätz Castolovic Kr ae 
‚0. Zidoli. 
Volyne * Prachin | Bratronie | _[V | 5851 | Pyramide, Y, Stde. südl. 
26, w v. Cecelovie. 
v B e „ee IV ; 
olenic Prachin | Tazovie Dee 468 Ortskirchthurm. 
,W. 
Vorderlust Ellbogen | Eger XVI | 469 | Pyramide, Y, Stde. östl 
S 16, w | von Gasnitz. 
Vosecky vrch Pi vo Eyrauuer retde non: 
h , ilsen Rokycan 410 | östl. der Stadt Rokycan, 
richt. Osecky vreh " 20, w Y/,, Stde. südl. v. Ol 
Vostry-B. Prachin | Chanovie V | 610 | Pyramide, %/, Stde. nördl. 
25, w. v,. Chanovie., 
Vostry vrch ; I = Pyramide, 600 Schritt 
: ; Pr Drhovle 514 NLaLE le 
richt. Ostry vreh rachlı EN 26, w. nordöstl. von Kozly. 
a | xI Rn Pyramide, 1/, Stde. südl. der v. 
Vosko vrch Bydzov | Podebrad |, 5 On 
’ 2 Wolfsberg (Vlkov).H = 8'9 mt. 
Voslov Bach: ; 1 Ortskirchthurm (Alter 
; rachin Worlik ar 418 a 
richt. Oslov 26, ö. Thurm). 


142 


| | Befindet sich im ehemaligen Absolute | RR. 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung 
| von von DMeile |" ee 
| ; ; I Pyramide, 700 Schritte 
Votava vreh Prachin | Worlik 26, ö. 446 östl. v. Tuklek. 
i Hohen- DURX E ee des 2, Bein 
Vraclav Corudim ı| mau | Ir 0. | ee 
; ; I f Pyramide, !/, Stde. nördl. 
Vrata Budweis | Krummau 32. w.| 854 || vor Pleloh 
Pyramide, Stde. 
. Vrantsch Prachin | Worlik I || 606 || Marktes Mills am höckaken Pte 
(Cerveny vrch) | 22, w. des waldigen Bergrückens. 
_ 2 j II Signal am schroffen Fel- 
Vranni skäla Rakonitz | Pürglitz 536 | sen, '/), Stde. südwestlich 
18, w. von Svatä. 
Vrane Rakonitz | Wrannay | ‚H 303 Ortskirchthurm. 
(Wrannay) 12, w. 
IX Pyramide, einige Hundert 
Vranic \ Koufim Käbev: | or = 446 | Schritte nördl. v. Vranic, 
| 20, ö. auf einer Anhöhe. 
ei | : II Holzsäule, */, Stde, von 
Vräze ' Budweis | Krummau 33, 6. 477 Gross ek 
Vrbic Bydiov | Podebrad Mr; 239 Kirchthestn, 
20. 
xx Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Vreha ı Königgrätz) Nächod FE 499 || v. Dorfe Pavlisov rechts 
| oo 
| 10, ö. der Strasse nach Nächod. 
Pyramide, 1], Stde. nordwestl. 
Vreh Beraun | Tloskov u 446 | vom Dorke Nahorab, am Bord. 
20, w. | Saume dieser langen Kuppe. 
xu Pyramide, !/, Stde. nördlich v. 
Vrehy Tebor | Pilgram | „KH || 632 || Parakaunng ungen 
‚0 plateau, 
Vrehy Täbor Zelet Kae ı 5380 | %, Stde. südl. von Zeled. 
le 
ar ara ; IR | 9 | Freie Anhöhe westl. von 
Vrsik Täbor Pilgram 25. 6. 612 Neu-tieiäkwei 


145 


Befindet sich im ehemaligen 
Name des Punktes : enue Topografische 
Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von [FMeile |n2t. Bodens 
Sal; Gross- VI Pyramide, ?/, Stde. süd- 
Vseliser-B. Bunzlau Vselis LP, 20. 236 westl. von Gross-Veelis. 
| il 23, Baumsignal (Fichte) mit Stange 
> N T un euzbrettern, tde. süd- 
Vyhnanie * Königgrätz| Castolovic XIX | 448:3 || hat. vom Dorte Vylknante, anf 
14, [07 der bedentendesten Höhe dieser 
See 
er X Gerüst ide auf der Ruin 
Vysokä * Caslau | Malesov X || 471-4 || ac Se” Johann Baptist Kopalle 
180. 1/ Stde. östl. des Dorfes Vyaokd. 
Vysokä Klattau | Planie | „N | 657 | Bergkuppe, ”, Stunde 
26, W. westl. von Planie. 
Vysokä Bunzlau | Melnik 1 IN: 313 Pfarrthurm. 
E} 
nr f Pyramide, !/, Stde. südwestlich 
Vyska Beraun | Karlstein I AD1 | vDorte GrssaMelun, nut der 
ET, 0. Kuppe dieses Berges. 
Vysoky Chlumec | Beraun | Chlumee | „IH | 5392 || Thurm des herrschaftl, 
22,6 Schlosses. 
Vysoky pahorek | Prachin | Schlüss- | IV | 516 4, Stde. nördl. v. P 
ySsoky p burg 25, w /, Stde. nördl. v. Pole. 
Vyserowitz Kourim | Kaunie 1 N 4 233 Kirchthurm. 
I 
5 $ ne Pyramide, */, Stde. nördl 
Vyzlovka Kourim Schwarz yo 433 | v.diesem Dorfe auf einer 
y 
Kostelec | 17, ö steinigen Hutweide. 
| VI f Pyramide, ‘, Stde. westl. 
Wach-B. Bunzlau Niemes 3} 362 v. Barzdorf auf d. Berg- 
7,6. kuppe. 
XIV Pyramide, erlh ar ne ae 
Wachberg Bydzov |, Studenec Fa eg ea 
’ südl. v. Huttendorf. 
} XVII Pyramide bei Oberreut 
Wachtberg Ellbogen Asch 13, W 214 hartan dersächs. Grenze. 


144 


Befindet sich im ehemaligen Absolute | me 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung 
von von EMeile |" Zee 
E 5 : Pyramide, 1/, Stde. nordwestl. 
Wacholder-B. |Leitmeritz | Teplitz IH 382 ||v. Kradrob, %4 Ste, dat. des 
8, W sogenannten Bergwirthshauses. 
Wacovicer B. Prarhi Ct I) Pyramide, /, Stde. östl. 
h rachin estic 822 ; 
richt. Vacovicer B. 29, w. v. Vacovie. 
a RI 2 Pyramide, !/g Stde. nördlich v. 
= Widlitz, Hundert Schrt. 
a Biken; |. Hard, jan, | BR 
Wadim x, e . XIII Pyramide, /, Stde. nördl. 
(richt Vadiın) Caslau | Okrouhlie 22, 6. 469 Y Vadim sufemän Relde 
Waigsdorf B Tri X Hoher Thurm d. Dorfes 
: unzlau | Friedland 4 2 Due : 3 
richt. Weigsdorf r 3,0. en Weigsdorf. 
Wai ER XVI E + 
aidhaus Baiern 2. w 525 Mittl. Ortshöhe. 
E} 
E Pyramide, 1/; Stde. südwestlich 
- 2 xI om Dorfe Putzlitz, 420 Schritte 
Walkerskreuz Klattau | Bischof | 427... To Dozte Poste DB Babe 
Teinitz 23, w ordöstl. TEE Begräb. 
Pyrmde, mehrere Hundert Schrt. 
Walter-B. Leitmeritz) Bilin v 876 || von Uileradorf, dstl. in einem 
6, W Ackerfelde der Hochebene. 
| 2 Pyramide, einige Hundert Schrt. 
Walterskapelle Pilsen | Malesitz | „X 362 || edät. v.Dsrte Kozolup, 20Bchrt. 
20, W östl. v. der Kapelle. 
Wamberg | Königgrätz Reichenau | XL | 381 | Thurm der St. Barbara- 
| 55 15, 6. Kapelle. 
I 
Warnsdorf Leitmeritz | Rumburg 3 nn 333 Ortskirchthurm. 
| ’ 
| * N $ | Pyramide, 300 Schrt.westl. 
Warta (Kozinec) | Kourim |Autinowes | ‚IV. 312 || vom Dorfe Möcholup auf 
richt. Varta | 16, ö der Anhöhe. 
Ines] hen ER. 
| Pyramide, 500 Schritte 
„Warta-B. Beraun Dobris 1a 493 || nordöstl. v. Dorfe Skalic, 
richt. Varta 21, ö. am Berge. 
ignal, 4, Stde. südl. v. 
Wart-B ] N XV Be en 
R D au Frauenthal Pr ? 508 em @ Frauentha) au em 
richt. Varta Cas 23, ö ee hohe 


145 


1 "Ep: ; | 
| Befindet sich im ehemaligen 
| , Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung 
| on sin DMeile nat. Bodens 
Warten- VI h 
Wartenberg Bunzlau Sana 1) 310 Ortskirchthurm. 
; Warwa- I Schlosskapellenthürmchen 
Warwaschau Prachin schau |'25,)6 425 In Werden 
Wasseken Prachin |Waldhvoza| „UT | 950 | % Stde. südlich von Ro- 
Aw; chanov. 
; sh. V % Pyramide bei Watzau, 
Watzau Prachin Precin 29 747 800 Schritte nordwestlich 
„W von Vlkonice. 
Wceläkov 2 XVII - | Thürmehen der Pfarr- 
richt. Celäkoy | Chrudim Rosie 19, ö. 507 Rene, 
V Pyramide, südwestl. von 
Weberschaner-B. Saaz |Postelberg | 11] w 297 || Weberschan, auf einem 
„.W. Hügel. 
Mm Lei nt Tenli III 292 Y/, Stde. nordwestl. von 
eboschaner-B. | Leitmeritz | Teplitz 8, v Veen 
x Pyramide, "/, Stde. süd- 
Wein-B Pilsen | Wesseritz | 19 586 | westl. v. Dorfe Skupsch, 
’ am Berge. 
- Ey Be IX 310 Pyramide, '/, Stde. östl. 
Weinberg Kourim | Svojsie | On v. Dorfe Bosie am Berse. 
. Er VII Pyramide, 1/4 Stde. östlich 
Weinberg Bunzlau | Loueen | 13 5 240 Väejan, 1), Stae. westl. v. Jiebie, 
y in einer Gemeindehutweide. 
: Pyramide, 1, Stde. nordöstl. v. 
Weinberg Leitmeritz ‚Libochovic a 224. | Dörte Kokotie andi. neben einem 
y Weingarten. 
E 3 5 Plosch- V Pyramide, 1/; Stde. östlich von 
MeınheruWagN |. unueritz a Bean | ruhe ni 
| RR EEE a tan We 
Wei | u II % Höchste Thurmspitze der 
eisser-B. Rakonitz En Sy: 379 || Kirche am weissen Berge 
Ben 16, ö. bei Prag. 
scha 
: a | XIV ER 5 y EN 
Weissenstein Ellbogen | Ellbogen | 13 y 105 /, Stde. südl. v. Kürberg. 
b} 
s BE Heiligen- | XIV 
Weissensulz | Klattau kreuz) I zS@W 439 Ortskirehthurm. 
Kennpnssuuuunnsenennttnnnnnnrenun nennen | PEEPPEPFFPPEPFLELFETTER PRRFFFEPPELLTELTTTEL TEE TETETPELTTLPLLRLTTTLLTELELETTLTTELTTITTCRRELTLLTLLELTIT .urneununsunnnnunnnunnnen 


146 


Befindet sich im ehemaligen 


- || Absolute | Topografische 
Namg ‚des; Eunkiep Kreise | Territorium | der Höhe ds Beschreibung 
von von OMeile | nEme | 
—_ 1 - —— lu u 
Pyramide, 1/4 Stde. nördlich v. 
Weissfeld Leitmeritz| Ossegg | g ; 273 || Lauten, eint“e Hundert Schritte 
„W. südl. der Kapelle. 
Weistrousek : : I - | Pyramide, ‘, Stde. nord- 
richt. Vystruzek | Prachin | Netolitz 31, w. 59 westl. v. Schittna. 
Welis, * L Veli$ und XI | ‚a... || Bergkuppe, '/, Stde. nördl. 
ER | 7 gE R 05 YeliS bei - 
Velis Bydzov Vokdic 11, ö.| 4307 || vom ir ei Pod 
Weleschin IV 


, “ Budweis Gratz ? „ || 549: : n 
richt. Velesin udwels Gratzen 34,6 494 | Rathhausthurm in Velesin. 


Welka-B. * 


richt. Velkä-B. Saaz Pomeisel Ei 490°3 Em er 
Wärzen. 

n wei n 3 Ha H | Prachin | Velhartie a 3592 den ich Siegen: 
| | Heher 
Welsberg * | Bunzlau \Grafenstein) BUN | 3455 gr en Sie, 

9, 0. || nordöstl. v. Spittelgrund 
Wenzelsberg | Königgrätz Neustadt ER | 392 | Ortskirchthurm. 
Wernersdorf BEngBeAtz Braunau ng | 462 | Ortskirehthurm. 
| REN. | Leitmeritz | Cizkovie nel 466 N, mann 
ne | | 
| a | Budweis re > n | 429 Ortskirchthurm. 
Weschekun | Pilsen Hayd XIV 522 Pyramide, 1, Std: wen, 
| 21, ö. ; ; der sanften SRDLBE 
Wespenberg Leitmeritz E30 2% | 423. Bide napii rn Diters- 
Wesseritz Pilsen | Wesseritz er 588 Ortskirchthurm. 


- 147 


Befindet sich im ehemaligen Absolute | Tonepansche 
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des Beschreibung 
von von DMeile |”st Bodens 
L. Neu- XVI Pyramide, nördlich von 
pi Ober-West ff 
Westec Caslau Studenee | 20, ö 666 er ei Bin ” reiem 
TER ER ar Ben Der für die Gradmessungs-Ar- 
Wöternik * kn v De 
richt. Vötrnjk | Fudweis | Wittingau 31, ö 06612, Atem, aber Smelen need 
v. LiSov). 
; $ XIV Anhöhe östl. von Ullirs- 
Wetterbil Pilsen Tachau 20, w 517 reith bei Tachau. 
nt VIIT Aut dor Kuppe des bewaldeten 
Weyerer-B.* | Träbo | Neuhaus | on | 691.5 | Bere 1 Side, alien da 
? des kleinen Ortes Neudek, 
Weypersdorf Chrudim |Landskron ne nr 594 Ortskirchthurm. 
’ 
rn : Starken- XII ne 1/, Stde. N R 
Wichau Bydzov bach 1.ö 676 |Uch Arshlieh dee der cin 
? Anhöhe. 
Widim, Vidim u IV Pyramide, */, Stde. westl. 
An Bunzlau vor 346 des Dorfe Vidim, auf 
Vidim Kokofin | 10, w herrscht. Felde. 
: ” k VI Waldkuppe nordöstl. von 
Widhost Klattau | Kolineec 27, w 759 Kolner. 
3 V Pyramide, */, Stde. südl. 
Wiese Leitmeritz Dux 8 299 | d. Dorfes Wiese, aufeinen 
,W hohen Felde. 
x ee 1 BA erlniei v u Btungenatbud anf äh Heis- 
Wieselstein-B. |Leitmeritz| Dux Em || 956. nonen aussen 
Re: I plateaus befindet. 
- N II Einige Hundert Schritte 
Willentschener-B. \ Budweis | Rosenberg 36, ö 822 | nördl.  NElllemisdhem. 
wi rn N > 4 xVI Kirchth 
ildschütz Bydäov |Wildschütz| 9 ; 375 irchthurm. 
20: 
VII Sehr spitzer Rauchfang 
Wildstein Pil iste des alten am Felsen ste- 
Een Hradiste 22, W 551 henden Schlosses. 
ee | I a es 
Ag f ; a h VII Erauile: Ja Be or 
Wilkischener Höhe | Pilsen | Cemin | 99.1. | 443 | Strasse v.Malotte' nach! Vaorob 
Il I auf der frelen Anhöhe, 
} Wilemin i Leitmeritz Öizkovie I 292:0 Kirchthurm. 
richt. Velemin 9, w 


148 


{ T Befindet sich im ehemaligen an T 2 
R: | Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der ‚Höhe des| Beschreibung 
von von EMeile |" Bodens| 
2 e VII . 
Willomitz Saaz Maschau 2. w 313 Kirchthurm. 
.W. 
% 7. ® Pyramide, !/4 Stde. nordöstl. 
Winau Caslau W indig- XII 701 Windig-Jenikau, 1/; Stde. sud- 
Jenikau 24, ö östlich v. a aufelnem 
- - h : IX Kupıle auf der Anhöhe, 
Winteritz Saaz Winteritz = 353 Y, Stde. nördl. von Win- 
12, w. teritz. 
- Wischezahn Bas Skyrl VI 298 Das kleine Thürmchen 
böhm. Vysocany 11, w der Kirche, 
Wisocan Bydz Neu- XII 
a 5 dzov 5 Fre 241 ü } 
richt. Vysocan y Bydzov | 13, ö Kur 
’ e * Baumsignal, '/, Stde. östl. 
: Wistrkower B. \ Caslau Selau { xu 656 | vom Vystrkov, %, Stde. 
richt. Vystrkover-B. 24, Ö von Ba 
ES 5 ; Pyramide, '/. Stde. nördl. 
Witküv kopec Taäbor Ober- Xu 716 v. Bukovä, ) auf einem aus- 
Cerekwe | 26, ö gezeichneten Plateau. 
Ben s Ruine; a 
Wittinghausen Budweis | Krumau | . IR 1032 | 300 Schritte westlich v. 
37, w St. "Thomas. 
Wittingau * | Budweis | Wittingau an | 433 Ortskirchthurm. 
’ 
Wladar-B ß | k IX Pyramide auf der nordwestlichen 
rk oO = 92 || Kupped ır ausgezeich 
Viadar Ellbogen | Taidit | 2....3:2692, en 
Wlasim | Kourim Vlasim an 365 Schlossthurm. 
’ 
| | Pyramide, 21, Stde. nordost. y. 
Wlinach A PR VI | Dorfe Öerntkorie, 1/4 Stde. end- 
|p: k r 4 5 | Dorfe Öernikoviec, 44 Stde. std 
eigentl. U hlinäch | " onn | MEZ gm, m. | #92 on, un Kstchin Gone 
Wiypy * | U IV | | Auf dem westl. Ende ‚eines be- 
h Koufir Eule h; RR | waldeten Rückens, 3, Stdn. 
eigentl. V Iipäch , Kouffm 18, °6 | 202] 
n h : T | Pyramide, Y, Stde. nördl. 
alu Pilsen Pilsen vn 397 vom Dorfe Dolan am 
öhm. Viciny 19, w. | Feldraine. 


149 


Befindet sich im ehemaligen 


ı Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium | der HonenibE | Beschreibung 
von von EJMeile : | 
. Pyramide, 1000 Schritte 
.Wobratein Täbor Chynov vo 633 | südl. des Ortes Obratan 
richt. Obratan 25, ö. auf einem Acker-Platean. 
i Auf der Kuppe des be- 
Wobora # Prachin Worlik u € 569 || waldeten Berges, !/, Stde. 
richt. Obora 25, ö. nordwestl. v. Branic. 
r Pyramide, '/, Stde. südl. 
Wochoz * Chrudim | Nassaberg XV 519 || v. Nassaberg, auf einer 
ich. © Hutweide. 
n MR. 2. IV Pyramide, '/, Stde. süd- 
Wodmanice Täbor Nadejkov DAR: 666 östl. v. Lhota Starcova. 
"Wodrany h rask Da IX Slanalı 5 er 
eigentl. Vodarni Taäbor Chynov u BE Re ee 
hrazka $) J der beide Orte verbindet. 
Woderad Kourim | Schwarz- | IX | 351 Kirchthurm. 
Kostelec | 17, ö 
Wodolka * Koufim | Wodolka an 2696 | Kirehthurm. 
I 
Wöhr-B. * Er XV 135 ee auf der Euureide 
(Wehrer-B.) Ellbogen Schönlind 15, = | een ritte 
KERN, e Schlaken- XII Senal, am sen ichn. Berge, 
Wölfling Ellbogen werth 12, W ee! = er rem Felchldtke. " 
in Es 
Wojna 3 Kamenne II 662 an ende: mertich des 
Vom | Beraun | Yysoks | 22, w N on 
- » Le : | Stange, Y, Stde. östl. v. 
Wojslavic, Caslau Unter- XI 498 Vojslavie, "auf einem ka- 
Vojslavic Kralovie | 23, ö. hlen Rücken. 
Woken Bunzlau | Weiss- N 283 Ortskirchthurm. 
wasser El 
Woklikäch Ps s i XII 306 | an BEE Punkte eines 
richt. "M oklikäch | udn | Zdechovie |. ;6%, 31. ide, wenlteh ven Onratahe 
Pyramide, !/ Sıde, südlich d 
Wollepschitz* |Leitmeritz Bilin | 0 | a a 
Spitze eines freien Berges, 


150 


nn nn 


I | 
| Befindet sich im ehemaligen | Absolute 
| Topografische 
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des er Broibune 
von von DMeile et ia 
XIn | | una ar Eochiten Ba 
z ieses allein stehenden Spitz- 
* »j D) berges, Stde. westl. vo 
Wolfsberg Pilsen | Mariafels 17 71 7009 | este Je en vom 
II... ee 
IH Il Stangensignal auf der Spitze d. 
Wolfsberg Leitmeritz |Hainsbach | „| 588 safl. Kasse das Bar Wolkhen 
| b) legt. 
re 
XVII Pyramide, 4, Stde. nördl. von 
Wolfsgrube | Ellbogen | Euer 
e j XIV | Pyramide am Bergrücken, 
Wolfstein * Pilsen Tepl . | 880'1 | 1'Stde. nordwestlich von 
16, w Rauschenbach. 
E | Be... 
Wolin Prachin | Wolin | oo | 459 Ortskirchthurm. 
We 
- { x z Freie Anhöhe westl. von 
Worla Pilsen Lohowa 19, w. | 510 Wscheraub. Lichtenstein. 
- % Pyramide, ®/, Stdn. östl. 
Worlik Caslau | Heralee | AU | 676 || v. Dorfe Gejov,11%, Stde. 
(Orlik) 23, 6. westl. v. Lestina. 
tr Pyramide auf der freien 
Wosindsie-B. Pilsen | Wesseritz | U | 666 | Anhöhe, %, Stde. nördl. 
böhm. Voznice | 18, w | v. Dorfe Hohen-Jamny. 
: . I Steinernes Kreuz, 300 
WoslochowerKreuz Rakonitz | Zlonie 18,8. 258 || Schr. südl. v. Voslöcher, 
7 
Wosnitz Königgrätz re 264 Kirchthurm. 
’ 
e e Pyramide, I; Stde. westl. 
Wossnitz-Flur Pilsen Kuttenplan XV 605 ||Dörfe Heiligen Kreuz auf der 
19: W. westl. sanften Anhöhe, 
. 2 Pyramide, 3, Stdn. nordwestl. 
Wostojawka, Caslau | Ledeö | XI, | 543 ||aer sinat uedes, 1% Side, vom 
Vostojavka 21, ö. Dorfe Soubor auf einem Berge. 
ide, Y Stde. nordwestl. 
Wostray Leitmeritz | Schwaatz ee ee 
d- Ww || Feldberge. 
er I] BRRRERR |\V02 90-0000 RE... 
i 5 Pyramide, mässig hoher 
Wosovsk& oulehle | Klattau Kron VII || 547 || Bergrücken, 7, Stde. sd- 
| Poritschen | 25, w. | östl. v. Wosi. 
N N A Ws Ve A Fe 


— 


151 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bee reibu ng 
von von DMeile Be Seren 
‚ Pyramide, 4, Stde. studwestl. 
Wotratow Ch N 2 XV BR ‚vom Dorfe Otradov, auf einem 
: rudim [Richenburg = 558 | ? 
richt. Ostradov 219, 8 I en 
EEE | ee ee EEE IEN CR 
| Pyramide, Y, Stde. östl. 
Wonschow X Ve EN 
€ > ihor Ri I. \ v. Onsov, auf einer An- 
richt. Onsov Täbor a ee | "höhe. 
| 
SE ETF ONE OMER 7 GE en Pyramide auf d. Berges- 
Wratner-B. Bunzlau Lobes N 2 506 || kuppe zwischen Hauska 
10, ö. , u. Nosadl bei Vratno. 
Wresnik h XI R Pyramide, einige Hundert 
n Re $ zn Schritte nördlich 
richt. Vresnik Caslau a es ll ee 
Wröelni Tibor | Gemovie |. ,.% 671 | Pyramide, %, Stde, süd- 
ceinice 1 26, ö westl. v. Temnic. 
Wtelna Saaz Skyrl es 320 Ortskirehthurm. 
E] 
0 RE Pyramide, een 5 
Wurchowa Pi XI Dorfe Weshorsch, 1), Stde. nord- 
r & ilsen Kladrau = 517 t a 
böhm. Vrehovä 22, w See 
N i en VI Ortskirchth 
Wyserowitz Koufim | Kawmnie | 5 ;,| 233 riskirchthurm. 
2 
; IV Pyramide, 3, Stdn. südöstl. v. 
ahnyi * x ! 5 Zähoit, hen d S 
Zäbori Bunzlau | Melnik | 19 ;, a 
ee llk rel ER a Be 37 Stdn. östl. 
Senften- | XXI I 
- , a R 483-5 || v. Nordende des Dorfes 
Zächlumi Könisgrätz berg 15, 6. 8 a 
u. & 1 VIII Pyramide, 1/4 Stde. östlich vom 
A N Dorfe Kostomlat, am herschaftl. 
Zadni ütvrt | Bunzlau | Dia een kerschad 
} Hohen- RITXE Pyramide am westlich von Ho- 
r h h liegenden 
Zadni obora | Chrudım | m en 
XI Pyramide, '/, Stde. süd- 
Islau elo = 601 westl. v. Batelov, gegen- 
Za farou 5 Batelov 27, ö. über dem Judenkirchhof. 
ae 4 I Pyramide auf hohem Ackerfeld- 
Za hajem Rakonitz Schlan 13% 311 Plateau, auf dessen nördl. Ab- 
’ 


falle des Dorf Diinoy liegt. 


152 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute 


| M Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des B en bung 
von von DMeile |”. Bodens | 
j Pyramide, '/, Stde. nord- 
Za hospodou Rakonitz Zlonic Er ö 269 | westl. v. Charvatce, am 
ab Feldraine. 
: Be: xI Pyramide, /; Stde, südlich v. 
Za Jandowskym | Klattau | Priwosten | 94 w A51 || Pwonten, 12 Side: nordwestl 
5) v. Malonic, am langen Rücken, 
1x XII ‚ Baumsignal, 1/4 Stde. studwestl. 
Za kouty By dzov Dymokur 12. ö 305 vom Dorfe Kanoisd in herrsch. 
E} alde. 
r : VI | Pyramide, 44 Stde. nördlich v. 
Za lesikem Pilsen Plass 17. w 436 Zebnitz, !/; Stde. nordwestl. des 
’ Feldweges nach Kopidlo. 
27 j e 4 I Pyramide, 20 Schritte 
Za ovcim Leitmeritz | Budin Hr 265 nördl. von Brnkau auf 
’ einen Feldraine. 
Za humny Budweis |Moldauteyn|'od‘. | 496 || Pyramide, 150 Schritte 
yn| 928, ö östl. v. Dobsie. 
Za horou Chrudim Leitomischl| ‚IX. 343 | Pyramide auf einem Pla- 
18, ö teau nordöstl. v. Cerekvic. 
- IP Pyramide, hoher mit Bir- 
Zahrädka Klattau | Teinitzel 880 | ken bewachsen. Berg, 400 
a Schr. westl.v. Zahrädka. 
Zähori Caslau Selau u 552 | Pyramide, ', Stde. nord. 
; 24, ö westl. vom Dorfe Zähori. 
Zähori Prachin Worlik SEA ö 484 | Kirche in Ober-Zähofi. 
20: 
Ser | 
er. ä 4 II Pyramide, 800 Schritt 
a 7 k yramide chritte 
Zähorcicer-Berg | Budweis | Krumau 33, 6 602 est NER 
u II | Pyramide, 1, ‚Side onilich wun 
Zajeci vrch Beraun | Chlumec | 99 ,, | >19 ii ee 
u Penae Vletic, auf der flachen Kuppe 
ei str: Br Stange, 200 Schritte nord- 
Za Koutkem Budweis | Wittingau 32,0 SAH I a Eee Route 
| 
Ko Alter SE BE |I-ee Aion Da Pyramide, 100 Schritte atdl. v. 
Zalesi ‚Königgrätz, Schurz xvI Be ern Woldaian 
88 
10. ö 451 einige Schritte östl. d. Strasse, 
2 die nach Königshof führt. 
EN \ Pyramide, 1, Stde, nordostl d. 
Zalenda Chrudim | Polika | 9, | 652 null. der Ohanasee,dipmaah Po- 
SD. liöka führt auf einer Anhöhe. 


(Hutweide.) 


BP 


Pa) 2. 


Befindet sich im ehemaligen 


| 
! 


| 
| Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun 
gq 
von von OMeile nat. Bodens | 
| XXI | | er a Stde. nordwestl. 
. 1 rn AL 20, v. fe Si, auf ein: h 
Za lesy |Chrudim jLeitomischl| SL | 204 | mMecknune, Bananen ah 
) ” des Waldes. 
N XIX Bianee,/alnlae Enden Schritte 
. : Ta »alr AL! 5 nördli vi Irt i 
Zämrsk  Chrudim | Zämrsk IT 6 UI: | Daecsk. week Aeneh De 
3 brikov führenden Fusssteiges. 
a ET 
e N 58 Se yramide, '/, Stde. süd- 
Zamsky vrch Beraun Dobris 1 I 4 478 | östl. v. Necing, '/, Stde. 
21,0. | östl. v. Jablonee. 
z h X ga ryaule a d. En 
z rl 1 De, ER ‚waldete: er- | 
angerhau Pilsen | Krukanitz ee 668 || han, A Stde, nordl y. Sttpokl, 
e) © mit einem Mittelpunktstamme. 
PET, Bee & ze = .® | BE c ” Ei 
| 
Zangberg M x ‚ Pyramide auf dem westl. Theile 
Ellbosen Luditz L 699 | dieses ausgez. u. bebauten Ber- 
Oo E PR 
(Langer B.) 15, w een 
Mi lee er RE... 38 
| Stange, 1/4 Sie: ah von 
) Dotterwies ö 
Zankwald Ellbogen XIV 669 | Pate der Bes Wallbarees 
13, W. | auf einer hohen Fichte. HZ 
| 284 mt. 
I 
Za roklemi Rakonitz Neu Strasie u 423 | Freie Anhöhg südwestl. 
NE | von Stein Zehrovie. 
Zärubka j Ü | Pyramide, /, Stde. süd- 
(Vysokä paseka) Chrudim | Nassaberg A 453 | westl. von Habrovec auf 
y 4,0 einer Kuppe. 
Zassauer Röhren B.| Prachin |Winterberg| . uN 1079 | Pyramide, ‘/, Stde. westl. 
33, W. v. Böhmisch-Röhren. 
Be “ a EN 38. „ce... 
7ha s % = Pyramide, 800 Schritte östlich 
Zhäany Beraun Votie NN 684 || vRatısı, Ye Sedo. v. Otradoric 
22, 0.) auf einem ausgez, Rücken. 
3n% % s KR: \ Pyramide, 1 Stde. westl. 
Zbän-B. | Rakonitz | Krusovie m ı 5349 || von Rentsch auf einem 
| 14, w. | | flachen waldigen Rücken. 
—— EN = | | TER 
| | 
Zbirov-B. | Prachin | Blatns | „I | 4gı | Pyramide, 400 Schritte 
| 25, w. | | östl. v. Hojan. 
I BR re || VRR Pa |. 
: | 3 T Br 
Zbirow , Beraun Zbirow a | 846. | Schlossthurm. 
|| Eu ea) ı| 
| anne |. | 
| | | , 
Zborovic | Prachin | Strakonie | „| | 597 | Gerüstpyramide, !, Stde. 
| 26, w ‚ nordöstl. von Zborovic. 


154 


re T 
N Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Tononransahe 
| Kreise Territorium | der | Bone Ben | Beschreibung 
| | von von EMeile |n* “otena| 
m ee 2 2 2202 
Y 4 Pyramide, nördlich beim 
# Ehen Caslau | Sehuschitz ne | 23 Dorfe Zbislav auf einem 
richt. Zbislav Mn Feeh. 
Zdani ui : XV 99 : 
anic | Chrudim | Pardubie 15.6 222 Kirchthurm. 
I} I | 
Se | h B XVII Pyramida, "/, Stde. östl. 
Zdärec Chrudim |Richenburg) ‘4 . | 492 | v. Dorfe Zdäree, auf einer 
19, ö. niedern Anhöhe. 
3 V Pyramide, 1 Stde, ntlich der 
Zar... | Pilsen | Rokycan | 94", | 627 | SiitRokem antaerhauneer 
| | berges. 
| 
SE j RIVaz u Pyramide, !/} Stde, nordwestl. 
Zuär Onstau | Okronbtie) 32%, | 521 | Rambak seine File 
| | | zernen Kreuze. 
Sr $ VI | e Pyramide einige Hundert 
Zdär Bunzlau Hirschberg) 9 ; | 332 | Schr. nordöstl. v. D. Zdär 
Sa | auf herrschaftl. Felde. 
1 IMS 30 RN III 995 Ortskirchtl 
Zdib Kourim Zdib Te 295 rtskirchthurm. 
| ; 
Zdoba | Prachin | Nezda: II 57 Pyramide, '/, Stde. westl. 
| we BAUARON IT OBn. Byal v. Schemeslitz. 
I 
| $ e II | Baumsignal, !/z Stde. nördl. v. 
Zechberg \ Leitmeritz| Kulm ER a 
„ W. Walde. 
| ıl =. s u 
Ä | XIV Pyramide ganz nahe am 
Zechovic * Bydzov 13 ö 285 | östliche Ende des Dorfe 
Dr Zechovic. 
> : x KR | Pyramide, 1/4 Stde. nordöstl. v. 
Zehräkov | Caslau Svetlä Dies 601 || Dorfe Benetie, 1, Stde, nordostl. 
| Dat v. Beneticer Jägerhaus. 
P | XI Die westl. Dachspitze der auf 
Zebin | Bydzow | Kumbung | 127L, | 400 Bier solına Telstsnden An 
’ e. 1/, Stde. nordwestl, v, Jiein. 
; k II 
Zehus Leitmeritz | Zebus 10. 8 300 Kirchthurm. 
5008 
Zereic | Bundle | Deutz han 312 | Pyramide, '/, ViertelStde. 
| 12, 6. nordöstl. v. Zereie. 
L. | u Pa " Tr R er N Gerastpyramide, ia Stde. Borde 
Zernovk || Kourim G 1warz- } F Les . 3 ze re a der 
| Kostälee | 17 | an ee 
| Mittelstamm, 


155 


Befindet sich im ehemaligen | | 
Name des Punktes —__. —— a ale | Topografische 
\ Kreise Territorium der ae aut Beschreibung 
von von EMeile ||7* “o<ne || 
= i = = ; 
Zettlitz | Ellbogen Tüp pels- x 417 Ortskirchthurm. 
| grün 13, w. 
A 3 Pyramide, '/, Stde. nördl. 
Zhor Caslau Unter- Eye 620 || dieses Ortes auf einer 
Krälovie | 22, ö. ausgez. Höhe. 
u XXH Baumsignal (Fichte), *, 
Zhorsky kopec | Chrudim | Landskron Fer 542-1 | Stde. nordöstl. v. Dorfe 
18, ö. Zhoi. 
ne Pyrami ° sinige Hundert Schrt, 
I! ördl. v. , 1/4 Stde. dstl. 
Zhorec | Täbor Pacov VII 638 || der Kuche Ge A gen 
24, 0. südliche Abhange des Plateaus. 
H=4'3 mt. deren Achse 1'1mt. 
| I Pyramide, 1/; Stde. südlich v. 
Ziegenberg Leitmeritz | Prissnitz a Eee 
b) ” | senkrecht über die Elbe erhebt. 
1 ES ea ee | | ee nn 
= 5 5 € P- ide, 1/4 Stde. nördlich v. 
Ziegen-B. Pilsen | Wesseritz | ‚X 529 || Dorfe Langen Radisch, auf einer 
18, W. niedern Anhöhe. 
Ziegenruck Prachin | „Bers- | VI | gg3 | Pyramide, 600 Schritte 
reichenstein | 30, w. östl. v. Ziegenruck. 
| Prramide, 3 Stde.sadl;v. Dorfe, 
E 2 | 3 etzlau auf einem Felde, wel- 
Zigeunerhöhe Rakonitz |Wolleschna N | 435 ches sich auf einem flüchenweise 
| 14, W. mit Wald besetzten Rücken be- 
findet. 
Zimmerlehne | Bunzlau | Friedland XU | 1017 | Pyramide, %/, Stdn. nord- 
|| 4, (a I westl. von Wilhelmshöhe. 
= | IV Baumsignal, !/, Stde. östl. des 
Zinnwald 'Leitmeritz | Graupen Er BEN ce ans an ee niohäten 
| y . Plateaus. 
| Am östlichen Ufer der Elbe am 
. . S A I . FRA öchste else es ausgez. 
Zinkenstein 'Leitmeritz Tiebautitz | _ I 709 || hohen Waldberges ein Fichten- 
4220. baum an d. eine Beschreibungs- 
| tafel geheftet Ist. 
rar ramide, ®/, Stdn, nördl. 
x R X | Py ide, ®/, Std dl 
YAZOoV ohenelbe a ı v. Dorie Langenau, au 
Zirnkoppe Byd Hohenelb n 612 Dorfe L f 
7,6. der dortigen Anhöhe. 
Zittolieb | Saaz | Zittolieb Pal 337  Ortskirelithükm. 
We 
| 
Ei ae: = i | B Pyramide, %/, Stde. südöstl. v. 
Zizov ' Caslau Kresetie RX | 439 || äior, hart an dem’ über den 
18, dv. || Berg führenden Woge. 


156 


Befindet sich im ehemaligen 


Absolute Topografische 
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bash N relhün 
g 
von von DMeile nat. Bodens 
; X Gerüst ide, 1/4 Stde. ostl. 
Ziatenka Täbor | Chynov | „IR. | 644 | n"zitenke, zerhts’der Strang 
25, 0. nach Öizkov. 
e I Een an, ‚e Stde. oe 
8 N au A = N) sy, auf d. mitt- 
Zlaty kün Beraun | Königshof 18 w. | +86 |Teren Kuppe d. ausgeneichneten 
’ | Bergrückens. 
Zlatnik | Kourim Zlatnik N ö 360 Ortskirchthurm. 
’ 
Zobelicky * B - m V 1042 . 
r ya \E >udweis T 0 Q Freie Anhöhe westl. v. 
richt. Sobeticky Na 28, öÖ. Ban Hartmanice. 
. Zodusni Beraun |Konopiät& |. 329 | Pyramide, /, Stde. west. 
richt. Zädusni 19, 6 v. Teinitz. 
Zosumer B.* | Prachin Schichowitz „1 1063:2 | Pyramide, 1000 Schritte 
| 29, w östl. v. Zosum. 
Ztibor richt. Ctibor| Kourim | Vlagim | „HI | 490 | Pyramide, Y, Stde. nord- 
| 21, ö westl. von Ctibot. 
Zubri | Chrudim | Nassaberg oonils 646 | Thurmspitze d. Kapelle. 
| ’ 
| 
Ze E rır Pyramide auf der nied - 
i oen | Heinrichs-| XV - scan N. nnd D. feeien Ankanmı 
Zulegerbil Ellbogen 04 
z S orün IR || ; || 14 Stde. stülwestl. vom Dorfe 
> un | || Hermesgrün, 
I} | 
Zvole ‚ Königgrätz) ÖOpocno En n | 285 Kirchthurm. 
I . | 
| | 
. Ir... be ri "4 | \ Pyramide aufd h h 
Zvrcehnice \ Königegrätz| Reichenau AX \ 330 een eh In Btde. 
13, [6 | stidl. v. ersteren. 
Zwetbau | Ellbogen | Gieshübl | XI | 527 Kirchthurm. 
3, W. 
a a m 
e | R T E i 
Zwickau Bunzlau | Reichstadt g | 358 Kirchthurm 
| J, Pe || 
; ühl- Bergkuppe, !/4 Stde. westlich 
Zvikov | Täbor Mühl U en 540 RER Be nl hourante 3 TERM 
hausen | 25, ö Mühlhausen 


Verzeichniss jener Punkte, 


welche in deutscher oder in böhmischer Sprache einen anderen Namen haben, oder 
anders geschrieben werden, als wie sie im Hauptverzeichnisse enthalten sind. 


Albrechtice = Albrechtsried 
Arnoltice = Arnsdorf 
AS—= Asch 


Babka — Papka-B. 

Be&ov — Hochpetsch 

Belä == Weissensulz 

Ber = Bor 

Beranovskä vysina— Borauer Höhe 
Berounskä vysina = Pern Höhe 
Bezdez — Pösig spr. Bösig 
Bezdruzice = Weseritz 
Bezverov — Pernglau ıspr. Bernklau) 
Bihauer B. — Buchauer B. 

Bilä hora = Weisser Berg 

Bile pole = Weissfeld 

Bily kämen — Weissenstein 
Blansko, Blankstejn — Plankenstein, Blankenstein 
Blatno = Platten 

Blazim = Ploscha 

Blazkov = Blaschkow 

Bösig — Pösig-B. 

Bohusovice = Bauschowitz 
Bohusudov = Maria-Schein 
Boleslav mladä —= Jung-Bunzlau 
Boleslav starä — Alt-Bunzlau 
Bor = Haid 

Bor velky = Gross-Bor 

Boubin — Kubany 

Boubsky vrch= Bouskej 
Bozanov — Barzdorf 

Bozi vrch == Cottes-B. 
Brezensky kopece = Priesner-B. 
Brezno = Priesen 

Brezany dolni = Unter-Brezan 
Brlozecky vrch = Parloser-B. 
Brniste = Brims 

Broumoy — Braunau 

Brskov = Prskau 

Brzyansky vrch = Weberschaner-B. 
Bucklicher Berg — Buglata 
Bud&jovice = Budweis 

Bukovä = Gross-Buchberg 
Bukovec — Mogolzen 

Bukovina = Gügel 

Bukovinsky kopec — Bocken-B. 
Bukovy vreh = Buchberg 
Bydzov stary = Alt-Bydzov 
Bykan = Bikan 


Byst&e = Bejscht 
Bzansky vreh = Weboschaner-B. 


Cerekvice horni = Ober-Cerekwe 
Cikänskä vySina = Zigeunerhöhe 
Cimruky = Ziegenruck 

Cinvald — Zinnwald 

Cisafsky vreh = Kaiserberg 
Citoliby = Zittolieb 

Ctibor — Ztibor 

Cvikov = Zwickau 


Cachovice = Tschachowitz 
Cakan — Czakan 

Capi vrch = Storchberg 

Capi vrch = Tschapi vrch 
Celäkov = Weeläkov 

Cerchov — Czerkov 

Öernä hlava = Schwarze Koppe 
Öernä koöka — Schwarze Katz 
Öernä skäla—= Crnä skäla 
Cernä skäla — Schwarzfels 
Öertüv kopee —= Teufelsberg 
Öervenä vySina— Rothe Höhe 
Öerveny pahorek = Lukovä 
Öerveny vrch = Rother B. 
Öerveny vreh = Vrantsch 
Öerny vrch = Luhov 

Cerny vreh = Schwarzer-B. 
Ceskä Lipa = Böhm. Leipa 
Cesky Brod = Böhm. Brod 
Öesky les — Böhmerwald 
Öesky vreh = Böhmischer Berg 
Cihadlo — Vogelherd 

Cizkovice — Tschischkowitz 


D£cin == Tetschen 

Dlouhy hreben = Langer Kamm 
Dlouhy most = Langenbruck 
Dlouhy vreh = Zangberg (Langer B.) 
Dlouhy vreh == Langenberg 

Dobrou& dolni = Liebenthal 

Dobytäi cesta =: Viehweg, 


158 


Doksany = Doxan Chodzovsky vreh =Kozower-B. richt. Koschower-B. 
Domaälice = Taus Chomutice = Gross-Chomutie 

Doubrava — Dobrava Chomütov = Komotau 

Doubravicky kopece = Dobrawitz-B. Choteborky — Chodeborky 

Drahles = Drahov Chrastava = Kratzau 

Diem£ice = Trzemschitz Chrastina — Hrastina 

Druzkovice -= Trauschkowitz Chrastice velk& = Gross-Chrastic 
Dubany — Materov Chrbice, Krbice = Körbitz 

Dubovy pahorek = Eichhübel Chribskä, Kripskä = Kreybitz (Kreibitz) 
Dubovy vreh = Eichenberg Chvojensky kopee — Kahn-Berg 
Ducheov = Dux Chyse (spicäk) = Chiesch (Spitzberg) 
Dymokury = Dymokur Chyska — Hischka 


Chyska = Chischka 
Ervenice = Seestadtl 
Jablonne —= Gabel 


Faika, Fajfka = Fenka Jägerhütte od. Pechmanstein — Eichelberg 
Falknov — Falkenau Jalovcovy kopec = Wachholder-B. 
Frantiskovy Läzn& — Franzensbrunn Janovice uhlirske = Kohl Janovie 
Fridrichov — Friedrichsberg Javornä — Ahorn-Berg 

Javornik — Jaberlich 
Gross-Winterberg — Hochwinterberg Javürek = Jabuzek 
Grünwald = Krunvald Jenikov Gol&üv = Goltsch-Jenikau 
Gutwasser = Dobrä voda Jestrebi — Hirschberg 

Jested = Jeschken 
Habran — Hayran Jeviste — Schaubühne 
Häj = Hay Jevist& — Schauplatz 
Hazmburk = Hasenburg Jezerni stena — Seewand 
Heiligenfeld — Svate pole Jezoveskä horka = Jezoway-horka 
Helvikovskä vysina — Hermingsdorfer Höhe Jihlava — Iglau 
Heralec — Horalec Jilove = Eule 
Heimänkovice — Hermsdorf Jindfichovice — Heinrichsgrün 
Hlubokä — Hlibokä Jirna = Gyrna 
Hlubokä —= Frauenberg Jivina = Ivina 
Holä vyska = Holoviska Josefov = Josefstadt 
Holetice, Holeäice = Holtschitz 
Holi& = Golitsch Kalnä dolejsi = Nieder-Kalnä 
Holubnik = Taubenhaus Kalny vreh = Hostice 
Holy = Hollberg Kalvarskä hora — Calvarien-B. 
Holy vreh = Kahler Berg Kämen = Steinberg 
Homolka — Humolka Kamenä hlaya = Steinkoppe 
Hora — Gewintzy Kamenä strana = Steinseite 
Hora s. Väclava = Berg, Weinberg Kamenä vrstva = Steinschicht 
Horice male — Klein-Horitz Kamen pole —= Steinfeld 
Horno-chrastansky les = Groschumer Wald-B. Kamenicky vreh = Kamenitzer B. 
Hory Nalzovsk& = Silberberg Kameny les = Steinwald 
Houska = Semmelberg Kameny pahorek = Steinhübel 
Housti= Housch Kamyk = Kamenik 
Hovlikovsky kopec — Aulikauer Berg Kanksky vreh = Gang-B. 
Hradee Jindfichüv = Neuhaus Kaplickovy vreh = Kapellenberg 
Hradec Krälove = Königgrätz Karle = Karlsbrunn 
Hradee novy = Neu-Königgrätz Karlov = Carlov (Karlshof) 
Hradiste — Radischken Kaspersk& hory — Berg-Reichenstein 
Hradiste Mnichovo — Münchengrätz Kejcuk = Keizug 
Hreben = Kalze-B. Kilitka — Klitka 
Hreben = Kamm-B. Kladruby Habrove —= Habakladrau 
Hrebensko — Herzebensko Kläster Augustinü — Augustiner Kloster 
Hribojedy = Libojed Klatovy — Klattau 
Hrivno —= Rivno Klecany velk& = Gross-Klecan 
Hroznetin — Lichtenstadt Klicin = Klitschin 
Hürka — Horerberg Klobouk = Hutberg 
Hvezda — Stern-B. Knezeves — Herrndorf 

Kolin novy = Neu-Kolin 
Cheebus = Zebus Kolin stary = Alt-Kolin 
Cheb = Eger Komorni hrädek, Hrädek nad Säzavou = Kam- 
Chlum = Hlum merbure 
Chlum = Radonice Koncovy bod zäkladny — Basis-Endpunkt 
Chlumecek — Klein-Chlum Kopee u Ciste = Cistä-B. 
Chlumskä vySina = Kulmhöhe Kopee u Hostinne —= Hostinnä-B. 
Chmelnä = Hopfenhöhe Kopee u Polinky = Polinken B. 


en 


Kopee u Rasoch = Pisnik 

Kopece u Tiche = Oppolz-B. 

Kopec sv. Antonina = Antoni-Berg 
Kopec sy. Rosalie = Rosalien-B. 
Korce, Kor&i = Kortschen 

Kostelec = Kostelzen 

Kostelee &erny = Schwarz-Kostelec 
Kostelni les = Kirchenwald 
Kostelni role = Kirchenacker 
Kostelni vreh = Kirch-B. 
Kostomlaty velk& = Gross-Kostomlat 
Kotel = Kesselkoppe 

Kounice = Kaunic 

Kourim = Kaurim 

Koutsky les = Kauter Wald 

Kozel = Kosel-B. 

Kozi kopec = Gais-B. 

Kozi kopee — Ziegenberg 

Kozinec = Kosinec 

Kozojedy velke = Gross-Kozojed 
Kratin = Gratschen 

Kräliky = Grulich 

Krälove Mestee = Königstadtl 
Krälovsky vreh = Königs-B. 
Krasejovka — Krassau 

Kräsny dvür = Schönhof 
Kratonohy = Kratenau 

Kreplicky vrch =Kreppenschläger B 
Kresane — Krzesany 

Krizenee — Kiesenreuth 

Krizovä cesta — Kreuzweg 
Krucenburg = Kreuzberg 

Kukle = Gugle 

Kunzvart = Kuschwarta 

Kuzel = Kegelberg 

Kynsperk = Königsberg 


Lachotin = Lachoten-B. 

Lanov dolni = Nieder-Langenau 
Länsky vrch = Laner, Lahnaer-B. 
Lazecky vreh = Losnitz-B. 
Lemberk = Lämberg 

Lhotsky vrceh= Na Sylvachu 
Libedice = Libotitz, spr. Liebotitz 
Libeisky kopec = Lieben-B. 
Liberece —= Reichenberg 

Libisice = Libeschitz, spr. Liebeschitz 
Libouchec — Königswalde 

Libyne = Libin-B. 

Liche pole= Na lihapole 
Lipanskä hora = Lypska 

Lisci vrch = Fuchs-B. 

Lisice velke — Gross-Lisic 
Litoltov —Liesen 

Litomerice — Leitmeritz 

Litomysl = Leitomischl 
Literbachy —= Lauterbach 

Litvinov horni = Ober-Leitensdorf 
Locenice = Lotschenitz 

Lom = Steinbruch 

Lomnicky vreh = Lanzer-B. 
Lomy — Lummel 

Lomy — Steinbrüch-B. 

Loucen = Lautschin 

Louka = Wiese 

Louny = Laun 

Losenice malä — Klein-Losenie 
Lu@ina = Flutschin 

Luzny == Lusen 


Luzany = Lucan 

Lvi hora — Löwen-B. 
Lysa = Lisa-B. 

Lysä hora = Glatze-B. 
Lysä nova — Neu-Lysa 
Lysek = Lisek 

Lysina = Lisina 


Malä hürka = Klein-Hürka 

Maly spicäk = Klein-Spitzberg 
Mar-B. = Moor-B. 

Mariansky vreh = Maria-B. 
Marsovice = Maschowitz 
Masakovä Lhota = Mehlhüttel 
Meclov = Metzling 

Medkovy kopec = Metkovy kopec 
Medvedi stromoradi = Bärenallee 
Mechn&jov = Mneschnov 
Milesovka = Donnersberg 
Milovsky kopec —= Mülauer-B. 
Mimon = Niemes 

Mlazovice = Masovice 

Mnichov = Einsiedl 

Moraya malä = Klein-Mohrau 
Most = Brüx 

Mrehovy kopec =Merchowy kopec 
Myskovice = Miskovice 


Nad hradem = Hradoms 

Nad huti = Hüttenberg 

Na dilech = Medilech 

Nad zZlabem =Nad clapem 

Na rovnickäch == Rovnicka 

Na skalkäch =Na skalky 

Na smrku = Auf der Fichten 
Näspy = Schanzen 

Na sträzi= Auf der Wacht 

Na veselem = Wesselem-B. 

Na vratech = Mezi vraty 

Na zamku = Schlössel-B. 

Nömecky Brod = Deutschbrod 
Nemeüv kopec = Nimei kopec 
Nemeckä skäla = Hutta 

Neues Wirthshaus =Novä hospoda 
Nime&rice = Nemörice 

Novä ves = Neudorf 

Nove dvory = Neuhof 

Nove& hrady = Gratzen 

Nove Mesto — Böhm. Neustadt (Neustadtl) 
Nove m&sto nad Metuji = Neustadt 
Nove zämky = Neuschloss 
Novosedly — Neusattel 

Novoveskä vysina = Neudorfer Höhe 
Novovesky kopee = Neudorfer B. 
Novy dvür = Neuhof 

Novy hrad = Neuschloss 


Obeeny kupec= Gemeindeberg 
Obeseny vrch = Vobeseny vreh 
Obora = Wobora 

Obratany = Wobratein 

Ocimskä vySina= Utziner-Höhe 
Odolenä voda= Wodolka 

Okny = Woken 

Onsov = Wonschow 

Opocnä — Pötzney 

Orlice vrehni = Hohen-Erlitz 
Orlik = Worlik 

Osecky vreh = Vosecky vreh 


160 


Osek novy = Neu-Ossegg 
Osi = Eschelkamm 

Oslov = Voslov 

Osov velky = Gross-Wosow 
Ostrov — Schlakenwerth 
Ostry = Oser-B. 

ÖOstry = Wostray 

Ostry vreh = Vostry vreh 
Otradov — Wotratow 
Ov&äcky kopec — Schäfer-B. 
Ovei kopec = Schafberg 


Paka novä = Neu-Paka 

Parezov — Parisau 

Paseky male — Klein-Paseky-B. 

Pernarce — Pernharz 

Petrüv dvür — Petershof 

Piseitä vysina — Sandhöhe 

Piskovy kopee — Sandberg 

Planä = Plan 

Planina — Blanina 

Pod horou —Pohora kopec 

Podstely — Badstübel 

Pohradice = Poratsch 

Poläky — Pohlig 

Polednik — Mittags-B. 

Pozdensky les = Posdener Wald 

Prahly (Besickä kfovina) — Pröhl (Weschitzen- 
Busch) 

Precaply = Pritschapl 

Pfimda — Pfrauenberg 

Prostredni ves — Mittelsdorf 

Purberk maly = Klein Purberg 

Purschar — Buschar 

Pusty domek — Oedhäusel-B. 

Pusty zämek = Oedschloss-B. 

Putim = Butim 

Pysely = Pischely 


Raci = Radsi 

Ra£ice — Ratschitze 

Rad£ice — Maria-Ratschitz 

Radesov, Radesovice = Reschwitz 
Ratina — Radina 

Retice, Raeice = Redschitz 

Rejdiste — Tummelplatz 
Rittsteigsky les = Riedsteiger Wald 
Robee — Hrobitsch 

Rohatec — Radec 

Rokle— Rachel 

Roudnice — Raudnitz 

Rovina — Ebene 

Rozbelice, Rozbelesy = Rosawitz 
Runice velk€ = Gross-Runitz 
Rüzovy kopec = Rosenberg 
Rychmburk = Richenburg 

Rychnov — Reichenau 

Rynartickä vySina = Rennersdorfer Höhe 


Schlossberg — Hasel-B. 

Sedlec = Zettlitz 

Sedlist& vysok&, Sedlec = Hohen-Zetlisch 
Sedlo = Sattelberg 

Sejfy = Hermannseifen 

Silnicnä — Strassenhöhe 

Skäla = Steinfels 

Skalka = Kalken 

Sklep = Kellerberg 

Skoky = Maria-Stock, 


Skrehleby = Stirchlowa 
Skrivänek — Krivänek 

Slänsky vreh —=Salzberg 
Slatinsky vreh = Schlatiner-B. 
Slavkov = Lagau 

Slavkov = Schlaggenwald 

Slivno horeni —= Ober-Slivno 
Sloup = Bürgstein 

Smrzovka — Morchenstein 
Snezka — Schneekoppe 

Sneznik — Schneeberg 

Sneznik — Hoher Schneeberg 
Sobechlebsky kopee — Kleeberg 
Sobeticky = Zobelicky 
Strakonice nove = Neu-Strakonie 
Straseei nove — Neu-Straschitz 
Sträz — Wach-B. 

Stribro — Mies 

Stritez = Schrittenz 

Stfizov — Driesendorf 

Strmilov = Tremles 

Studniene = Brunnberg 
Sudislav, Sudslav —= Cuclav 
Supi hora — Geyers-B. 

Svata hora — Heiliger Berg 
Svatobor = Zwetbau 
Svatojansky vreh = Johannesberg 
Sv. Duch = St. Spiritus 

Sv. Havel=St. Gallus 

Sv. Havelsky kopec = Galli-B. 
Sy. Jan na kopei = Johannesberg 
Sy. Jiii= St. Georg 

Sv. Katefina — St. Katharina 
Sv. Kriz = Kreuz-B. 

Syaty kriz = Heiligenkreuz 

Sy. Trojiee = Dreifaltigkeit 

Sv. Trojice = Heilige Dreifaltigkeit 
Sv. Vavfinee= St. Lorenzi-B. 
Sv. Vojtech—=St. Albert 
Svinistany — Schweinschädl 
Sykora = Sikora 


Sauer — Schauerberg 

Semnicky kämen = Schömnitzstein 
Sevcovsky kopec — Schuster-B. 
Sibenik = Galgenberg 

Sibenik — Gerichtsberg 

Simanüv kopee — Szimann-B. 
Sirejovice — Schirzowitz 

Sonov — Sehönau 

Spitäk — Spitzberg 


Tantirna = Tanzplan 

Terezin — Theresienstadt 

Tluena = Flutzna 

Tousensky kopee — Tausimer-B. 
Touzim — Theusing 

Trat kamenä — Steintratten 
Trebon = Wittiegau 

Tieboun — Tschebon 

Tri bubny = Drei Trommeln 

Tri smrky = Drei Fichten 
Trutnov = Trautenau 

Tynec nad Labem — Elbe-Teinitz 
Tynec nad Säzavou — Teinitz 
Tyneck& brezi — Teinitzl-Birkeln 
Tynice panenskä — Jungfern-Teinitz 
Tyrovsky kopec — Tejrovsky 


U Cermäkü = Cermaku 

Udlice = Eidlitz 

Uhricky kopec - Oufitz-B. 
Uhrinöves = Aurinowes 

Ujezd = Oujezd 

Ujezd dolni = Unter-Aujezd 
Ujezd kameny — Steinkirchen 
Ujezd Svatojansky = Oujezd bei Belohrad 
Üjezd vysoky = Hoch-Aujezd 
U Kamenü — Kamenu 

Uliste — Auliste 

Unos = Ounos 

U obrazu — Tafelfichte 

U peti dubü = Fünf Eichen-B. 
U pyramidy = Nad Moräskem 
U sv. Prokopa — Prokopi B. 
Uvalsky kopec —= Auwal-B. 


Väclavice = Wenzelsberg 

Vacov = Watzau 

Vacovsky vrch = Wacovicer-B. 
Vadim = Wadim 

Valterova kaple = Walterskapelle 
Vamberk = Wamberg 

Väpeny vreh = Kalkberg 

Varta = Warta (Kozineec) 
Vartenberk = Wartenberk 
VarvaZov = Warwaschau 
Veelensky kopec —= Kelneer 
Velemin —= Wilemin 

Velesin — Weleschin 

Velhartice Welhartitz 

Velis = Welis 

Velkä = Welkä-B. 

Velkä hlava = Gross-Koppen 
Velky chlum = Gross-Chlum-B. 
Velky kämen = Gross-Steinberg 
Velky spicäk = Gross-Spitzberg 
Venec — Kranzl-B. 

Vernerovice = Wernersdorf 
Vesce = Westec 

Veseli = Weseli 

Vetrnik = Weternik 

V hlinäch = Wlinach 

Vidim = Widim 

Vichov = Wichau 

Vilemov, Vilemice = Willomitz 
Vilstein — Wildstein 

Vinice= Weinberg 

Vintitov = Winteritz 

Visovatsky kopec —= Scheiben-B. 
Vladaf —= Wladar-B. 

Vleice = Wildschütz 

Vlei jäma —= Wolfsgrube 

Vlei kämen = Wolfstein 

Vleiny = Wlschine 

Vlekovice — Plaeice 

V lipäch = Wlypy 

Vikysska vysina — Wilkischener Höhe 
Vodärni hräzka — Wodrany hrasko 
Voderady = Woderad 

Vojna= Wojna 

Vojslav = Uisab 

Vojslavice = Wojslavic 
Voleväice = Wollepschitz 


Volovsky kopec = Ochsen-B. 
Volovsky pahorek —= Ochsenhübl 
Volyne = Wolin 

V oklikäch = W oklikäch 
Vosi kopec = Wespenberg 
Voslochovsky kriz = Woslochower Kreuz 
Vostojavka = Wostojawka 
Voznice= Wosindsie-B. 
Vozice mladä = Jung-Wozic 
Vratensky vreh = Wratner-B. 
Vretovice = Rzetowitz 
Vrehlabi = Hohenelbe 
Vrehov& = Wurchowa 

Vrch u Mile = Millayer 

Vrch u Tise == Tissaer-B. 
Vsech Svatych = Allerheiligen 
Vseruby = Neumarkt 

Vtelno = Wtelna 

Vysocany = Weschekun 
Vysotany —= Wisocan 
Vysocany — Wischezahn 
Vysokä — Hochwald-B. 


161 


Vysokä mez (Zädubskä vysina= Hochrain (Ho- 


hendorfer Höhe) 
Vysokä trat — Hohen-Tratten 
Vysok& — Hochstadt 
Vysoke kolo = Hohes Rad 
Vysoky hreben = Hoher Kamm 
Vysoky kämen —Hoher Stein 
Vysoky ke? —Hohe Staude 
Vysoky les = Hochwald 
Vysoky prüsek = Hoher Hau 
Vyprachtice = Weypersdorf 
Vystrkovsky vrch = Wistrkower-B. 
Vystruzek = Wejstrusek 
Vysehofovice = Wyserowitz 


Vysicky neb Soudnykop. = Beischitz od. Soudny-B. 


Vysina sy. Aamalie = Amalienhöhe 
Vyssi Brod —= Hohenfurth 


Weinberg = Berg-Reichenstein 
Wrannay — Vrane 


Zäborna — Sabern 

Zädusni = Zodusni 

Zalonov — Salney 

Zämecky kopec = Schlössel-B. 
Zämecky kopec = Schlossberg 
Zbinohy = Winau 

Zbislav = Zbyslau 


Zbraslavsky Spicak — Prasleser B. (Spitzberg) 


Zelenä hora = Grünberg-Schloss 
Zeleny vrch = Ginenem Stangel 
Zichlinek — Sichelsdorf 

Zlatniky = Schladnig 

Zlaty vrch = Goldberg 

Zvicin = Syicin 

Zampach — Schambach 
Zdanovsky vrch — Zosumer-B. 
Zdirec, Zdärek = Seelenz 
Zithoves— Judendorf 

Zizküy kopec— Öiska-B. (Ziäken-B.) 


Zluticky (zämecky) kopec — Luditz-(Schloss)-B. 


Ergänzungen und Berichtigungen. 


Alm-B., heisst auch Alpen od. Alzen-B., hohe Bergkuppe westlich v. Kuschwarta in Bayern. 
7 
Augustiner Kloster, lies m statt I 
Baräk, topogr. Beschreibung: Waldige Berskuppe nordwestl. von Zdebofric. 
Berg-Reichenstein, soll heissen Weinberg, westlich von Berg-Reichenstein (Colonne VI anst. IV) 
Böhm. Neustadt, soll heissen Neustadtl, Stadtpfarrthurm anstatt Böhm. Neustadt, Dorfpfarrthurm. 
Bezdekau, topogr. Beschreibung: St. Anna-Kirche am Berge. 
Bukavin, topogr. Beschreibung: Bergkuppe südwestl. v. Weckelsdorf b. Bischofstein. 
Cecel, Kreis: Königgrätz, Territorium: Grulich, topogr. Beschreibung: Waldkuppe nordöstl. v. Karls- 
dorf bei Grulich. 


Cermaku, soll heissen: U Cermäkü ; topogr. Beschreibung: Anhöhe bei Kratosie nördlich v. Sobeslau. 


Chrastan, Seehöhe: 458 mt. 
Cihadlo, lies „,\, 
ww) e 

Czepinek, r. Cepinek, Seehöhe: 465 mt. 

Divos, soll heissen: Divos, Prachin, Strahl u. Hastie: topogr. Beschreibung: Bergkuppe südlich von 
Strahl-Hostie. 

Eichelberg, heisst auch Jägerhütte od. Pechmanstein; Kreis: Budweis, Territorium: Gratzen, topogr. 
Beschreibung: Waldkuppe nordwestlich von Puchers. 

Eschelkamm, topogr. Beschreibung: Karpfling-Berg südlich von Eschelkamm. 

Forbes, soll stehen: 513 mt., Kirchthurmbasis, anstatt: 554 mt., Baumsignal u. s. w. 

Fuchsberg, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe südöstl. von Deutsch Praussnitz. 

Gross-Chrastic, topogr. Beschreibung: Kirchthurm. 

Gross-Wosow, topogr. Beschreibung: Kirchthurm. 

Hay richt. Häj, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe östl. von Kornhaus; Seehöhe 439 mt. anstatt 
524 mt. 

Hennerkogel, topogr. Beschreibung: Anhöhe auf der Strasse von Iglau nach Fussdorf. 

Hochwald, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe nordöstl. v. Wallern. 

Hochwinter-B., soll heissen: Grosser Winterberg; Seehöhe d. natürl. Bodens: 556 mt. 

Hoffeld, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe südl. v. Kaplitz. 

Hohenstein, topogr. Beschreibung: Bergkuppe, etwa 450 Schritte nördlich vom Dreisesselberg bei 
Öber-Plan. 

Hostic, soll heissen Kalny vreh nordwestlich von Hostic. 

Humprecht, Seehöhe: 340 mt. 

Husinec, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe nördlich von Husinee. 

Iglau, Pfarrkirche zu St. Jacob. 

Ivina, lies an anstatt u 

Jabuzek, soll heissen: Javürek, topogr. Beschreibung: Waldige Kuppe nordöstl. v. Pürglitz. 

Jung-Vozie, topogr. Beschreibung: Anhöhe mit Mauer am östlichen Rande d. Ortes; Seehöhe 505 mt. 
anstatt 522 mt. 

Kamenik, Kreis: Prachin, Territorium: Pisek; topogr. Beschreibung: Bergkuppe beim neuen Wirths- 
haus an der Chausse nordwestl. von Pisck. 

Kamenu, richtig: U Kamenu, Kreis: Klattau, Territorium: Grünberg, Berekuppe südlich v. Nepomuk. 

Kardasch-Reeic, topogr. Beschreibung: Pfarrkirche, Thurm-Basis. Sechöhe: 439 mt. anstatt 247 mt. 

Klattau, top. Beschreibung: Pfarrkirchthurm. 

Klucenice, topogr. Beschreibung: Kirchthurm. 

Klumpen, topogr. Beschreibung: Bergkuppe von Gastdorf. 

Koznik, Kreis: Prachin, Territorium: Schichowitz, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe süd- 

westl. von Horazdovie, östl. von Rabi. 
Krassau, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe südl. von Krassau. 


anstatt sr 


u 


a ee a De 1 


Kuba, lies Kundratitz anstatt Konraditz. 
Mariaberg lies EN anstatt a 
Mehlhüttel, lies Masakovä Lhota anstatt Masakovä hora. 
Na kopei, Kreis: Budweis. 
Na lihapole, Territorium: Worlik. 
Na mytech, Kreis: Klattau. 
Na rozhrani, Kreis: Klattau. 
Nad louky, lies Rohoznä anstatt Rohozna. 
Nehvizdy velke, Seehöhe: 239 mt. 

So ORNNAENE XVII 
Ober Kunreuth, lies 16, w. 16 
Prasleser-B., lies Elbogen anstatt Pilsen. 
Prelouc, lies Stadtpfarrthurm anstatt Stadthurm. 


Z 2 


Schrittenz, lies „.\, anstalt X) 
25, 6. 2 
Slavötin, lies Slavetin anstatt Slabetin. 


anstatt 


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Spitzberg, lies 12, 6 anstatt, 

\ : II 
Spitzfeld, lies 10, 6. anstatt 10 


Velkä hora, lies Velenov anstatt Volenov 
Vositry-B. soll richtig Ostry heissen. 
Weyerer-B., lies Täbor anstatt Träbo 
Wotratow, lies Otradov anstatt Ostradov 
Zbirov-B., lies Hajau anstatt Hojan. 


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PETROGRAPHISCHE STUDIEN 


AN DEN 


PHONOLITHGESTEINEN BÖHNMENS 


von 


DR. EMANUEL BORICKY, 


A, 0. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU PRAG UND CUSTOS DES BÖIM. MUSEONS, 


(ARCHIV DER NATURW. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN Ill. BAND GEOLOG. ABTHEILUNG.) 


a Tu nnnegonasl — 
Commissions-Verlag von Fr, Rivnä&. — Druck von dr. Edv. Grögr 


1873. 


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Vorliegende Arbeit, die sich als Fortsetzung meiner Studien an den tertiären 
Eruptivgesteinen Böhmens an die bereits publizirte Abhandlung über die Basalt- 
gesteine anschliesst, gründet sich auf die mikroskopische Analysis von — aus eirca 
100 Lokalitäten Böhmens stammenden Phonolithgesteinen und auf die Interprätation 


mehrer chemischen Analysen. 


Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachybasalte, die man früher zum Theile zu 


den sogenannten trachytischen Phonolithen gezählt hatte, folgt im Anhange. 


Auch bei dieser Arbeit war mein besonderes Streben dahin gerichtet, die 
Haupttypen böhmischer Phonolithgesteine und Trachybasalte in Abbildungen einzelner 


Partien aus mikroskopischen Dünnschliffen möglichst getreu darzustellen. 


Prag, den 1. März 1874. 


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Mineralische Bestandtheile der Phonolithgesteine. 


Durch makroskopische Beobachtung wurden bekanntlich Sanidin und Amphibol 
(Augit), zum Theile auch Nosean (u. Leucit) als wesentliche Bestandtheile vieler 
Phonolithgesteine !) konstatirt; Titaneisen, Magnetit, Titanit, Olivin, Hauyn, Nephelin, 
Biotit und Oligoklas wurden theils als sporadisch, theils als selten und sparsam 
vorkommende Gemengtheile beobachtet. 

Nach den mannigfachen Bemühungen, die mineralische Natur des in Säuren 
gelösten Antheils”) der krystallinisch dichten Grundmasse (der einem Gemenge von 
Zeolithen am nächsten zu sein schien) durch chemische Versuche zu enthüllen, 
gelang es endlich Jenzsch ?) unter Zugrundelegung des Vorhandenseins von Nephelin 
(der aus einigen Phonolithen in makroskopischen Kryställchen bekannt war *)) die 
Berechnung seiner chemischen Analyse des Phonolithes von Nestomitz nach den 
mineralischen Bestandtheilen durchzuführen. 

Allein erst Zirkel) hatte das Vorhandensein des mikroskopischen Nephelin in 
allen — und des Nosean in den meisten Phonolithen nachgewiesen. 

Es müssen daher in jedem Gestein, das den Namen „Phonolith“ führt, Sanidin, 
Nephelin, Augit o. Amphibol als konstituirende Bestandtheile vorausgesetzt werden. 
In sehr vielen Phonolithen erlangt auch Nosean eine gleiche Berechtigung, während 


!) Die älteren Namen: (Werner’s) Porphyrschiefer und (v. Charpentier’s) Hornschiefer — wurden 
bekanntlich von Klaproth (Abhandl. der Berl. Akad. 1801) in „Phonolith“ verändert. 

?) Sämmtliche Analysen des ungelösten Antheils ergaben eine dem Sanidin ähnliche Zusammen- 
setzung. Und die Scheidungsmethode in einen durch Säuren zersetzbaren und einen unzer- 
setzbaren Antheil und die gesonderte Analysis beider Antheile wurde bekanntlich von Gmelin 
(1828) eingeführt, während schon früher (1805) Fleuriau de Bellevue darauf hingewiesen 
hatte, dass der Phonolith durch Behandlung mit Salpetersäure unter Ausscheidung gelatinöser 
Kieselerde eine theilweise Zersetzung erleidet und somit, dass der zersetzbare Antheil aus 
Mesotyp bestehen könnte. Zirkel’s Petrographie II. 195 u. 188. 

») Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167. 

*) Aus den böhm. Phonolithen waren Nephelinkryställchen vom Holeykluk bei Proboscht, vom 
Boren und Ganghofe bei Bilin, vom Teplitzer Schlossberge und vom Milleschauer Berge 
bekannt. 

°) Pogg. Ann. CXXX. 1867. 298. 


6 : 


die Zahl jener Phonolithe weit geringer ist, in denen Hauyn, Leueit, trikliner Feld- 
spath zu den wesentlichen Bestandtheilen zu zählen sind. }) 

In den meisten böhmischen Phonolithen ist auch Magnetit o. Titaneisen ein 
konstanter Bestandtheil, wiewohl dessen Menge selten 1°/, übersteigt. 

Die sparsamen, schwärzlichbraun durchscheinenden Körnchen gehören wahr- 
scheinlich dem Spinel an. 

Die übrigen ursprünglichen Minerale der Phonolithgesteine, nämlich: Titanit, 
Apatit, Tridymit sind als minder wesentliche, an der Zusammensetzung der Phono- 
lithsubstanz in geringem Masse betheiligte Gemengtheile zu betrachten. Und als 
seltene Beimengungen sind zu erwähnen: Olivin, Eisenglanz, Granat und Zirkon- 
in amorphes, rostgelbes und staubiges Cement ist nur bei einigen Nephelin-Pho- 
nolithen (z. B. vom westl. Fusse des Hradiskenberges b. Schwaden) stärker ent- 
wickelt. Fast alle erwähnten Bestandtheile betheiligen sich an der Zusammensetzung 
der äusserst feinkörnigen oder (gewöhnlich) krystallinisch dichten, in verschiedenen 
Nuancen grünlich oder gelblichgrauen Grundmasse. Porphyrisch pflegen ausgebildet 
zu sein: Sanidin (fast in allen Phonolithen), Nosean und Hauyn (in den Nosean- 
und Hauynphonolithen), Amphibol, Augit, Titaneisen und Magnetit, seltener Nephelin 
(in den Nephelinphonolithen) und trikliner Feldspath (in den Oltgoklas-Sanidin- 
phonolithen). 


Sanidin. 


Lamellen versehen — sind farblos oder schwach graulich oder gelblichweiss, ziemlich 
scharf begrenzt, meist einfach, durch Vorwalten der Flächen M tafelförmig und 
durch die bekannte rissige Beschaffenheit und das glasige Aussehen charakterisirt. 
Zuweilen erscheint der Sanidin in Zwillingskrystallen, deren Zwillingsgesetz sich 
folgenderweise ausdrücken lässt: Drehungsachse normal zur Ebene der Makrodia- 
gonale (k), Drehungswinkel 150°, Verwachsungsebene die Ebene der Makrodiagonale. 
(Solche Sanidinzwillinge fand Jenzsch im Phonolithe des Teplitzer Schlossberges 
und des Ganghofes bei Bilin.) 

Die mikroporphyrischen Sanidintäfelchen, zumeist an den schiefen Spaltungs- 
rissen leicht erkennbar, haben nicht selten verwaschene oder minder bestimmte 
Umrisse, da ihre Durchschnittskanten durch dichte Anhäufungen winzig kleiner 
Nephelin- (zuweilen auch Tridymit-) Durchschnitte mehr weniger verdeckt zu 
sein pflegen. 

Die mikroskopischen, zuweilen sehr zarten Sanidinleistchen sind lang u. dünn, 
gewöhnlich strangartig gruppirt 0. um mikroporphyrische Minerale stromartig an- 
gehäuft. Im polarisirten Lichte erscheinen die Sanidindurchschnitte theils homogen 
theils an beiden Längshälften verschieden gefärbt, im letzteren Falle als Durch- 


') Nach Möhl tritt auch der dunkle Glimmer in einigen Phonolithen (fremder Lokalitäten) 
konstituirend auf. N. J. f. M. 1874. I. 40. 


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schnitte von Zwillingskrystallen, denen das Karlsbader Gesetz zu Grunde liegt. 
(Wenn andere Mittel mangeln, so ist diese Erscheinung ein wichtiges Unterschei- 
dungsmerkmal von manchen Nephelinlängsschnitten.) 

Nicht selten (vornehmlich in den Sanidin-oligoklasphonolithen) trifft man 
Sanidinleistehen an, die an einzelnen Stellen (gewöhnlich an Enden) die Polarisa- 
tionserscheinungen trikliner Feldspäthe zeigen, während der übrige Theil des Durch- 
schnitts einfärbig ist. 

Uiber die chemische Beschaffenheit des Sanidin unserer Phonolithe gibt Heffter’s 
und Joy’s chemische Analyse des aus dem (ganz zersetzten) erdigen Phonolithe von 
Kostenblatt stammenden Sanidin einigen Aufschluss. 

Dieselbe ergab in %: 

Sauerstoffverhältnisse 


Kieselerde — 09:30,.7.793:954,... 53.994 
‚Phonerde, — 1941.72. 30722. . 9:270 
Bisenpsyd 1043 5.000198... 
Kalkerfer —E U: oym 0H 
Masnesiarı— 2 0:870.72..0:3302: | AN. 
Ki = 932... 158. | sun 
Natron AO. 2. 


das Verhältniss von XK:Na—4:3. 

Nach Rammelsberg !) gehört auch die geringe Menge Baryterde, welche einige 
Phonolithanalysen aufweisen, wahrscheinlich dem Sanidin an. °) 

Einschlüsse im Sanidin sind gewöhnlich sehr sparsam. Als solche kennt man: 

Nosean, recht häufig im Sanidin des Teplitzer (v. Schlossberge) und Mille- 
schauer (vom südl. Abhange) Phonolithes. 

Hauyn (nach Möhl) °). 

Nephelin, in mehren Sanidinnephelinphonolithen als Seltenheit (zZ. B. Klause 
bei Schönlinde). 

Apatit, äusserst selten. 

Ausit- und Amphibolnadeln (selten) z. B. im Phon. vom Wüstenschloss bei 
Böhm. Kamnitz. Äusserst kleine Amphibolkryställchen beobachtete Jenzsch *) in len 
grösseren Sanidinkrystallen des Nestomitzer Phonolithes. 

Tridymit (nach Möhl) 5). 

Magnetit und Schlackenkörnchen sind in verschiedenen Phonolithvarietäten 
mehrfach anzutreffen. 


') Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1362. 750. 

?) Nach Jenzsch schmilzt der Sanidin aus dem Phon. v. Nestomitz an den Kanten und gibt 
in der äusseren Flamme eine deutliche Natronreaktion. Jedoch wird in der Nähe der Probe 
eine röthlich violette Färbung bemerkt, wenn der zu untersuchende Splitter von der Spitze 
der blauen Flamme im äusseren Saume derselben nach dem Dochte zu bewegt wird. Dadurch 
wurde nachgewiesen, dass der Sanidin Kali und Natron, sowie geringe Mengen Lithion ent- 
hält. Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167. 

3) N. I. f. M. 1874. 1. 40. 

*) Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167, 

5) N. J. f. M. 1974. I. 40. 


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Trikliner Feldspath. 


Einen durch seine Zwillingsriefung deutlich erkennbaren Oligoklaskrystall 
fand (mach Jenzsch’s Angabe) G. Rose im Phonolithe des Schreckensteines bei 
\ussig. ') Meine Dünnschliffe dieses Phonolithes weisen auch mehrere breite 
Feldspathlängsschnitte mit ausgezeichneter Zwillingsriefung auf. 

Der trikline Feldspath erscheint in den böhm. Phonolithen keineswegs so 
selten, als man früher annahm, doch tritt derselbe nur in einigen sanidinreichen 
Phonolithen, theils makro- theils mikroskopisch, in erheblicher Menge auf (Sanidin- 
oligoklasphonolithe o. Trachyphonolithe). 


Die makroskopischen Krystalle des trikl. Feldspathes haben dieselbe länglich 
tafelförmige Form, dasselbe glasige Aussehen wie der Sanidin, von dem sie durch 
(lie bekannten Polarisationserscheinungen leicht zu unterscheiden sind. In frischen 
Phonolithgesteinen sind sie an der zarten Zwillingsriefung, an dem stärkeren Glas- 
olanz und dem Mangel an rissiger Beschaffenheit leicht kenntlich (z. B. im Phon. 
des Ziegenberges). Die mikroskopischen Krystalle erscheinen in Form von Leistchen 
wie in den Feldspathbasalten. Sanidintäfelchen mit interponirten triklinen Lamellen 
sind in verschiedenen Phonolithvarietäten keine seltene Erscheinung. ?) 


Leueit. 


Durch deutliche Umrisse und regelmässige Anordnung eingeschlossener Minerale 
charakterisirte Leueitdurchschnitte, die man z. B. im Phonolithe vom Schlosse 
Olbrück vorfindet, sind in böhmischen Phonolithen eine seltene Erscheinung. Der 
Leueit unserer Phonolithe ist gewöhnlich minder individualisirt, seine Umrisse sind 
minder bestimmt, nur die mehr weniger regelmässige Lagerung der Mikrolithen- 
und Staubkörnereinschlüsse in einer scheinbar homogenen Substanz verräth die 
Gegenwart von Leucit; doch findet man auch vereinzelte Leucitdurchschnitte, die 
an Regelmässigkeit denen fremder Fundorte nicht nachstehen. 

In den Leueitdurchschnitten des Phonolithes vom Schlosse Olbrück fand Möhl 
Hauyn als Einschluss. ?) 


Nephelin. 


Gering ist die Zahl jener Phonolithe, denen der Nephelin durch makrosko- 
pisches Hervortreten eine feinkörnige Zusammensetzung verleiht (z. B. v. einigen 
Punkten des Sellnitzer Phonolithkegels); aber sporadisch treten wohl häufiger 
winzig kleine Nephelinsäulchen porphyrisch hervor. 

1) Z. d. d. e. G. 1856. 167. 
°) Phonolithe, in denen trikliner Feldspath beobachtet wurde, werden bei den Oligoklas-sanidin- 
phonolithen anhangsweise namhaft gemacht. 
PN. J. 4. 321: 


9 


Die makroskop. Nephelindurchschnitte von Sellnitz stellen längliche, breite 
Rechtecke dar, die, völlig farblos, eine prächtige Schalenstruktur aufweisen. — 
Kleine, vereinzelte, nelkenbraune Nephelinsäulchen erwähnt Breithaupt !) aus dem 
Phonolithe des Holey-Kluk; farblose, gelblich, grünlich und graulichweisse Nephe- 
line fand Jenzsch *) im Phonolithe des Boren und des Ganghofes bei Bilin, des 
Schlossberges bei Teplitz und des Milleschauer Berges. 


Der mikroskop. Nephelin bildet gewöhnlich sehr kurze Säulchen, so dass 
dessen Längsschnitte nahezu als Quadrate erscheinen. Diese, sowie ihre hexago- 
nalen Querschnitte sind theils scharfkantig theils geflossen, abgerundet, selten 
nur partiell (schlackenkörnerähnlich) ausgebildet. Diese verschiedenen, durch län- 
gere und kürzere Abkühlungszeit bedingten Ausbildungsarten finden sich zuweilen 
an verschiedenen Punkten derselben Phonolithlokalität vor (z. B. am Wachholder- 
berge bei Teplitz). 

Wie in den Basalten, so auch in den Phonolithen sind die Nephelindureh- 
schnitte seltener völlig frei von Einschlüssen, sondern gewöhnlich mit Mikrolithen 
und Staubkörnchen versehen, die meist eine regelmässige, der Schalenstruktur 
entsprechende Anordnung haben. Tafel I, Bild I. geben die beste Charakteristik 
der mannigsfachen Nephelindurchschnitte. 


Zuweilen ist der Nephelin minder individualisirt, so dass seine Durchschnitte 
nicht bestimmt hervortreten, sondern zu einer scheinbar amorphen Masse verfliessen. 
In diesem Falle pflegt die mehr weniger regelmässige (rectanguläre und polygo- 
nale) Anordnung der eingeschlossenen Kryställchen und Körperchen das einzige 
Erkennungsmerkmal zu sein, während im polaris. Lichte mattblaue, rechtecken- 
ähnliche und dunkle, haxagonähnliche Partien deutlicher hervortreten. 


Von Einschlüssen des Nephelin sind ausser den Augit- und Amphibolmikro- 
lithen und Schlackenkörnern in mikroskopischen Kryställchen auch Amphibolkry- 
stalle und Magnetitkömer in makroskopischen Kıystallen bekannt. 


Aus dem Phonolithe des Boren erwähnt Jenzsch ?) Nephelinkrystalle, die im 
Innern roth, impellucid, in der Aussenzone milchweiss gefärbt sind; ausserdem 
fand er Nephelinkrystalle vor, die in eine rothe, steatitähnliche Masse umge- 
wandelt erschienen *) (wie es auch in den bräunlichen Peperinbasalten der Fall zu 
sein pflegt). 

Bestäubte Durchschnitte — lange, durch stumpfe Pyramiden geschlossene 


Säulchen, dem Nephelin oder Apatit angehörig — fanden sich in den Phonolithen 
selten vor. 


') Vollst. Handb. d. Min. Bd. III, 476. 

2) Z. d. d. geolog. Ges. 1856. 202. 

3) Z. d. d. g. Ges. 1856. 202. 

%) Dieselbe entfärbt sich im Feuer, schmilzt vor d.L. nur an den Kanten und färbt die Flamme 
bläulich, ist somit frei von Natron und nur kalihältig; ihre sehr schwache Löslichkeit in 
Salzsäure erinnert an Liebenerit und Giesekit, die bekanntlich als Umwandlungsprodukte des 
Nephelin angesehen werden (Jenzsch). 


10 


Nosean und Hauyn. 


Die meisten Phonolithe Böhmens enthalten Nosean oder Hauyn. Und in vielen 
ist die Menge des einen oder anderen Minerales so gross, dass es zu den vorwal- 
tenden Bestandtheilen gezählt werden muss (Nosean- und Hauynphonolithe). 

Sowohl Nosean als Hauyn erreichen selten die Grösse mehrer Millimeter, 
sinken aber bis zur mikroskopischen Kleinheit herab; namentlich der Hauyn erscheint 
zuweilen selbst bei 200 f. Vergrösserung in kleinen, schwärzlichen (magnetitähn- 
lichen) Körnchen, die sich erst bei stärkerer Vergrösserung in ein dichtes Netzwerk 
auflösen. Eine äusserst schmale, farblose, mit einem Stich ins Röthliche versehene 
Randzone pflegt die Hauynnatur dieser schwarzen Körnchen zu verrathen. Durch 
Abnahme der dunklen Partikelchen in den Hauynkörnern breitet sich der farblose, 
mit einem Stich ins Röthliche versehene Randsaum in das Innere derart aus, dass 
nur kleine (meist centrale) Häufchen oder minder regelmässige Kränzchen von 
dunklen Staubpartikelchen im röthlichweissen Polygone übrig bleiben. Solche 
Hauyngebilde sind in vielen Nephelin-Phonolithen ziemlich zahlreich (z. B. Kreuz- 
berg bei Pohoran). 

Die Durehschnitte der im den böhmischen Phonolithen vorkommenden Nosean- 
kıystalle zeigen meist eine rostgelbe, aus dichtem Staube und Fragmenten von 
Strichnetzen bestehende Randzone, die von einer fast farblosen, schmalen Aussen- 
zone umsäumt ist. Das Innere solcher Noseandurchschnitte ist theils locker und 
zart bestäubt, theils in büschelförmige Gruppen von sekundären Gebilden umge- 
wandelt. (Letztere bieten im polaris. Lichte ein buntes Farbenspiedar). Noseandurch- 
schnitte mit schönen lockeren Strichnetzen, die zuweilen nach innen schwarz, gegen 
den Rand zu röthlichbraun, bräunlichgelb und rostgelb erscheinen, kommen seltener 
vor (z. B. am Boznyberge) T. II. fig. 4. 

Die Hauyndurchschnitte böhmischer Phonolithe (z. B. von Wilhost, vom Johan- 
nissteine am Hochwalde, von Glasert bei Zwickau, vom Nesselberge, vom Gr. 
Franz bei Kostenblatt, vom südl. Fusse des Kelchberges u. a.) sind ausgezeichnet 
durch eine dunkle — aus dichten (schwärzlichblauen, schwärzlichgrauen oder röthlich- 
braunen) Strichnetzen oder aus dichten (bläulichschwarzen) Reihen oder aus einer 
regellosen Anhäufung von Staubkörnern bestehende — Innenpartie und eine fast farb- 
lose Aussenzone. Es kommen aber auch Hauyndurchschnitte recht häufig vor 
(z. B. im Phon. des Gr. Franz b. Kostenblatt), die — ohne farblosen Saum, am Rande 
bläulichschwarz und impellueid, gegen das Innere lichter und durchscheinend — 
mit Zirkels Abbildung !) des Hauyn völlig übereinstimmen. 

Als Einschlüsse im Nosean sind bekannt: Glaspartikelchen,-Gasporen, Schlacken- 
und Magnetitkörner, Amphibol oder Augitmikrolithe (Kelch bei Triebsch, Milleschauer 
Berg) Tridymit ?), ganze Partien der Phonolithmasse, bestehend aus Nephelin, Augit, 
Magnetit und einem spärlichen amorphen Cemente (Tafel I, fig. 7. zeigt einen solchen 
Einschluss im Nosean des Phonolithes von Boren). Farblose, leistenförmige Krystalle 
(mit rhomboidalen schiefen Schnitten), die wahrscheinlich sekundäre Gebilde der Nosean- 


!) Basaltgesteine. Bonn. 1870. 
2) N. J. f£. M. 1874. I. 40. 


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11 


substanz sind, fand ich im Nosean des Phonolithes von Horaberge bei Welhoten 
(Taf. I, fig. 8.; Taf. II, fig. 3.). Im Nosean derselben Lokalität sowie in dem a..d. 
Phon. zwischen Boöny und Borislau fand ich auch „bestäubte* Apatitdurchschnitte 
als Einschlüsse vor. 


Tridymit- 


Kryställchen fand Möhl!) in Phonolithen mit grobkrystallmischer Grundmasse 
zwischen Nephelinkrystallen in schuppig kleinkrystallimischen Aggregaten und als 
Einschluss in Sanidinen und im Nosean von Olbrück. 

Im Sanidin des Phonolithes vom Milayer Berge fand ich scharfe Hexagonein- 
schlüsse, zun Theile dachziegelartig überemander gelagert, wahrscheimlich dem 
Tridymit angehörig. Von älmlicher Art sind kleine Häufchen hexagonale Schüppchen 
im Phonolithe des Ilmensteines. 


Amphibol und Ausit. 


Der amphibolische oder augitische Bestandtheil, der keinem Phonolithe gänzlich 
fehlt, kommt in den Phonolithen in bedeutend geringerer Menge (#—20°,,) vor, als 
in den Basalten. 

Den graugrünen, grüngelben, bis lebhaft grasgrünen Gemengtheil der Grund- 
masse, der theils in Körnern und staubförmigen Fragmenten, theils in feinen Kıystall- 
nadeln oder lang prismatischen, tafelföürmigen Krystallen vorkommt und nur zum 
Theile schwach dichroitisch erscheint, erklärt Möhl !) für Augit. Letzterer konımt 
in den Phonolithen (nach Möhl) weit häufiger vor als Amphibol, beide oft neben- 
einander oder sich umhüllend ; Amphibol gewöhnlich braun, schön spaltbar, seltener 
grün, -oft ausgezeichnet durch Magnetitkornschale. 

Augitkrystalle bis zu 7mm. Länge beobachtete (nach Jenzsch’s Angabe ?) G. Rose 
porphyrartig eingewachsen in mehreren Phonolithvarietäten, am häufigsten am Ziegen- 
berge, seltener und in kleinen Krystallen im Phonolithe des Milleschauer Berges. 
Kleine und im Verhältniss zur Länge sehr schmale Amphibolkrystalle fand Reuss ?) 
in vielen Phonolithen (v. Kostenblatt, v. Stirbitzer Berge, von Hradek, v. Kirch- 
berge bei Teplitz). 

Nach Jenzsch *) ist der Amphibol der Phonolithe höchst wahrscheinlich eine 
manganreiche (etwa dem Arfvedsonit ähnliche) Species; denn ausserdem wäre es 
schwierig, die Gegenwart der vielen manganhaltigen Dendriten, welche die Kluft- 
flächen der Phonolithe häufig schmücken, zu erklären. Und dieser Vermuthung 
entspricht Jenzsch’s chem. Analyse des Phonolithes von Nestomitz, die im Ver- 
hältnisse zu der geringen Kalkerdemenge (0.46°%,) einen bedeutenden Mangan- 
oxydulgehalt (1°45°/,) anfühıt, der nur dem Amphibol angehören kann. 


) N. J. f. M. 1874. I. 40. 
2) Z. d. d. g. G. 1856. 202. 
») Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840. 191. 
*) 2. d.d.o, G. 1856. 202. 


Einschlüsse finden sich m Augit- und Amphiboldurchschnitten zuweilen recht 
zahlreich vor. Manche Amphiboldurchschnitte haben am Rande einen Kranz von 
Magnetitkörnern oder sind von denselben mehr weniger erfüllt (z. B. m dem grauen, 
schieferigen Phonolithe von Libschitz-Bilin). Sehr häufig und oft ungemein zahlreich 
findet sich Nephelin als Einschluss im A. vor (z. B. im Phon. von Ritschen, vom 
west]. Fusse des Hradiskenberges bei Schwaden). Namentlich in einigen jener Phono- 
lithe, in denen ziemlich gleichmässig vertheilte Gruppen von parallelen, grünlichen, 
schmalen und breiten Amphibolnadeln vorkommen, pflegen letztere durch farblose 
Nephelineinschlüsse förmlich zerstückelt zu sein (z. B. im Phon. vom Schreckenstein 
bei Aussig). Recht häufig sind auch farblose Apatit-Nadeln mit grell hervortretenden 
scharfen Hexagonquerschnitten als Einschlüsse zu finden, während Nosean nur in dem 
Phon. vom Hora bei Welhoten zu zwei Dritteln vom A. umschlossen bemerkt wurde. 


Magnetit und hexagonales Titaneisen. 


Wie wohl die schwarzen, quadratischen und hexagonalen Körner in der Grund- 
masse eines Phonolithes selten vermisst werden, so ist doch ihre Menge stets so 
gering, dass sie selten 1°, übersteigt. 

Das Titaneisen tritt häufiger porphyrisch auf (z. B. im Phon. des dicken 
Berges bei Lukov, des Stirbitzer Berges, des Gr. Franz bei Kostenblatt) und lässt 
sich (nach Möhl) im auffallenden Lichte (vor dem Auflegen des Deckglases) an 
seiner Spaltbarkeit erkennen. 

Dass das Titaneisen — nach Jenzsch’s Vermuthung — aus dem Titanit, der 
Magnetit theils aus dem Eisenkiese theils aus dem Amphibol entstanden sein 
könnte, wird durch das unversehrte Nebeneinandervorkommen des Titaneisens 
neben Titanit, des Magnetit neben Amphibol in Dünnschliffen frischer Bruchstücke 
vollkommen widerlegt. Wohl bildet nicht selten Magnetit mit Amphibol körnige — 
meist mikroporphyrisch hervortretende — Ausscheidungen der Grundmasse, aber 
jedes Mineral ist primärer Bildung. 


Eisenkies 


kommt in den Phonolithen nur sehr sparsam und in winzig kleinen Körnchen ein- 
gesprengt vor. Nur in den verwitterten Abarten ist derselbe reichlicher vorhanden, 
scheint daher zumeist sekundärer Bildung zu sein. Der Eisenkiesgehalt des Phon. 
von Nestomitz beträgt nach Jenzsch 0.04° ,. 


Spinel. 


Es ist sehr wahrscheinlich, dass die sparsamen, bräunlich durchscheinenden 
magnetitähnlichen Körner (die in Säuren ungelöst zurückbleiben), wie in den Ba- 
salten, so auch in den Phonolithen dem Spinel angehören (z. B. Ilmenstein am 
Hochwalde). 


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Glimmer. 


Porphyrische, tombackbraune Glimmerblättchen sind in den Phonolithen selten 
zu finden (z. B. im Phon. des Heidelberges bei Salesl, des Meischlowitzer Berges, 
sehr schön in dem sog. trachyt. Phon. des tollen Grabens '). Eben so sparsam 
sind auch in den echten, böhm. Phonolithen gelblichbraune und schwärzlichbraune 
Fragmente hexagonaler, selten zu kleinen Aggregaten gehäufter Glimmerblättchen, 
die unter den mikroskopischen Gemengtheilen anzutreffen sind (z. B. im Phonolith 
des Ilmensteines am Hochwalde). Häufiger findet sich der Glimmer nur in den 
augitreicheren Sanidinphonolithen. 


Apatit. 


Während die Apatitmenge in den Basaltgesteinen gewöhnlich 05—1°/,, ZU- 
weilen bis 5%, beträgt, scheint dieselbe in den Phonolithgesteinen mit 1°, ihr 
Maximum zu erreichen. Nach Jenzsch beträgt die Phosphorsäuremenge im Phono- 
lithe von Nestomitz 0'29°%, (entsprechend 0'594°, Apatit). 


Nach Hoffman enthält der trachyt. Phonolith aus dem tollen Graben 042%, 
Phosphorsäure (entsprechend 1'02°%, Ap.). Die Salzsäurelösung des Phon. vom Hora- 
berge bei Welhota gab mit molybdänsaurem Amon einen schwachen Niederschlag 
(eirca 0'1°%/, Phosphorsäure). 

Die Phonolithproben vom Marienberge und vom Bösig ergaben nur Spuren 
von Phosphorsäure; ebenfalls nur Spuren vom Phosphorsäure hält nach Struve der 
Phonolith vom Rothenberge bei Brüx. 


Titanit. 


Der Titanit erscheint meist in winzig kleinen (auch mikroskopischen), säulen- 
förmigen, blassgelben, hyazinthrothen, schwärzlichbraunen ?) (selten grünlichen oder 
graulichen) Kryställchen, die in den sanidinreicheren Phonolithvarietäten zahl- 
reicher eingesprengt zu sein pflegen. Dahin wäre Reuss’?) Bemerkung zu modifi- 
ziren, dass sich der Titanit nie in den grünen und schwarzgrauen (d. i. meist 
nephelinreichen und basaltähnlichen), sondern nur in den lichter grau gefärbten 
Abänderungen des Phonolithes, sowie in den, dem Trachyt sich annährenden (in 
letzteren aber fast konstant) vorfindet. 


Recht zahlreich erscheint der Titanit im Phonolithe des Ziegenberges, Holay- 
Kluk, des Gr. Franz bei Kostenblatt, im Phonolithe von Liesnitz u. v. a. 


Der Titanitgehalt des Phonolithes von Nestomitz beträgt nach Jenzsch 3.67°),. 


ı) Reuss. Umgebung von Teplitz u. B. 1840. 191. 
?) Die dunkleren Farben hat Jeiizsch in unmittelbarer Nähe von Hornblendenadeln beobachtet. 
*) Umgebung von Teplitz und Bilin, 1840, 191, 


Eintheilung der Phonolithgesteine und Charakteristik 
einzelner Varietäten. 


Als vor Einführung der mikroskopischen Analysis die mineralogische Natur 
mikrokrystallinischer Gesteine zum grössten Theile noch unbekannt war, hat man 
sich bei der Eintheilung derselben mit den äusserlich wahrnehmbaren Unter- 
scheidungsmerkmalen begnügen müssen. 

Auf dieser Grundlage beruht auch Jokely’s Eintheilung !) der Phonolithge- 
steine Böhmens, die er in drei Gruppen sondert: 

1. Basaltähnliche Phonolithe (mit dunkelbläulich oder grünlichgrauer, mikro- 
krystallinischen bis dichten, fettglänzenden Grundmasse, gewöhnlich mit einge- 
streuten Amphibol- oder auch Augitkrystallen, Körnern von Magnetit und 
Pyrit, selten Titanit) z. B. von Weschen; 

2. gemeine (echte) Phonolithe (bestehend wesentlich aus Nephelin, Sanidin und 
Amphibol) und 

3. phonolithartige Trachyte, bestehend wesentlich aus Sanidin (der aber oft 
durch Oligoklas ersetzt. sein dürfte) mit untergeordneten Mengen von Nephelin 
und Amphibol. 

Zur letztgenannten Gruppe fügt Jok&ly folgende Bemerkung hinzu: An meh- 
reren Orten wird das sonst ausgezeichnet krystallinische Gestein, wahrscheinlich 
in Folge der Zersetzung mehr weniger erdig, porös, rauh und hat dann eine voll- 
kommen trachytische Beschaffenheit. 2) Unter den Beispielen, die Jok6ly für die 
phonolithartigen Trachyte angibt, sind nach meiner Eintheilung, die ich weiterhin 
anführe, mehre Phonolithvarietäten vertreten, vornehmlich Nosean- und Sanidin- 
phonolithe, aber auch mehre Trachybasalte, so namentlich der Trachybasalt von der 
Bassstreicher Mühle bei Salesl. 


') Jahrb. d. geolog. Reichsanst. Wien. 1858. 413. 

?) Diese sogenannte trachytische Beschaffenheit, die Jok@ly meint, haben vorzugsweise die 
verwitterten sanidinreicheren Nosean (hauyn) phonolithe; sie rührt vor Allem von der Zer- 
setzung des Nosean oder Hauyn her, 


15 


Auf Grundlage der mikroskopischen Untersuchungen gab Mönl!) für die 
Phonolithgesteine folgende Eintheilung an (die nach des Autors Bemerkung der 
bereits eingebürgerten Inkonsequenz, einmal die porphyrischen Gemengtheile, das 
anderemal einen Grundmassenbestandtheil zu beachten, sich unabweisbar anschliessen 
musste): 

1) Noseanphonolithe. Grundmasse: Leucit, Nephelin, z. Th. Hauyn, spärlich 

Sanidin, Augit, Titanit; 

. Noseanphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin, oft Hauyn, Augit, 
Maenetit, z. Th. reichlich Titanit. 

3. Hauynphonolithe. Grundmasse: Leueit, spärlich Sanidin, Hornblende, Augit. 

4. Hauynphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin etc. 

5. Nephelinphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin, oft Tridymit, Aueit, 
Magnetit, oft Hauyn, selten porphyrisch Nephelin und Titanit. 

6. Nephelinglasphonolithe. Grundmasse: sog. Nephelinglas, Sanidin, Augit, spär- 
licher Hauyn, Glimmer, Tridymit, Magnetit ete. 

. Glimmerphonolithe. Glimmer bildet Flattern von gleicher Gestalt und Häufig- 
keit wie der Augit. 


1] 


-ı 


Wollte man für die Eintheilung der Phonolithgesteme nur die mineralische 
Qualität des feldspathigen Bestandtheils zur Grundlage nehmen, so würde man die 
verschiedenen Phonolithyarietaeten nicht genügend charakterisiren können; denn 
jedes Phonolithgestein enthält Sanidin und Nephelin, in den meisten ist mehr we- 
niger Nosean oder Hauyn vorhanden und in einigen ist auch Leucit oder trikliner 
Feldspath in einer beachtenswerthen Menge vertreten. (Augit, Amphibol und Maenetit 
variren gewöhnlich minder bedeutend und makroskopische Glimmertafeln sind spärlich ; 
noch spärlicher die mikroskopischen). Daher scheint eine Eintheilung vorzuziehen zu 
sein, die ausser der Qualitaet der feldspathigen Bestandtheile auch die approximativen 
Quantitätsverhältnisse derselben in den Vordergrund stellt und zwar ohne Rücksicht 
auf die Grössenverhältnisse einzelner Bestandtheile (ob porphyrisch ausgebildet 
oder der Grundmasse angehörig). Da die verschiedenen Phonolithvarietaeten durch 
Vorwalten des einen oder des anderen feldspathigen Bestandtheils allmählig 
in einander übergehen (zuweilen, jedoch selten an verschiedenen Punkten derselben 
Lokalitaet), da es sogar (spärliche) Uebergangsglieder zwischen Phonolith- und 
Basaltgesteinen gibt, so können auch zwischen einzelnen Phonolithvarietaeten 
keine absolut scharfe Grenzen gezogen werden. Allein zu wissenschaftlichen und 
technischen Zwecken genügt die approximative Angabe oder die Schätzung der 
mineralischen Quantitätsverhältnisse, die aus dem makro- und mikroskopischen 
Gesammthabitus des Gesteins hergeleitet wird. 

Diese Schätzung kömmt einer genauen Angabe nahe, wenn sie durch die 
Interpraetation einer chemischen Analyse oder wenigstens durch die Bestimmung 
der Löslichkeitsverhältnisse unterstützt wird; denn bei andauernder Einwirkung 


ı) N. I. £. M. 1874, I. 40. 


16 


kocheuder Salzsäure !) übergehen Hauyn, Nosean, Nephelin, Leueit und der grösste 
Theil des Amphibol und Augit in den löslichen Antheil, während Sanidin mit einer 
geringen Augit- und Amphibolmenge ungelöst zurückbleiben. 

Nach dem angedeuteten — sowol die mineralische als auch die chemische Natur 
des Gesteins beobachtenden — Prinzipe habe ich auf Grundlage mehrer chemischen 
Analysen und der mikroskopischen Analysis von aus circa 100 Lokalitäten Böhmens 
stammenden Phonolithgesteinen letztere in folgende Varietäten und Gruppen ein- 
getheilt: 

I. Nephelinphonolithe. 

II. Leueit-nephelinphonolithe. 

[ III. Nephelin-noseanphonolithe 

| (Nephelin-hauynphonolithe). 


A. Nephelinphonolithe 


5. Noseanphonolithe 


= nn 5 
(Hauyapkönoktit) IV. Leueit-noseanphonolithe. 


(Leueit-hauynphonolithe.) 
V. Sanidin-noseanphonolithe. 
VI. Nephelin-sanidinphonolithe. 
VI. Oligoklas-sanidinphonolithe ?) oder Trachyphonolithe. 
VIII. Sanidinphonolithe. 


€. Sanidinphonolithe 


I. Nephelinphonolithe. 


Die Nephelinphonolithe haben eine (bedeutend) vorwaltende, meist äusserst 
feinkörnige oder dichte (selten deutlich feinkörnige), grünliche o. gelbliche, schwach 
fettartig, zuweilen pechsteinartig schimmernde (oft hornsteinähnliche) Grundmasse, 
die wesentlich aus Nephelin besteht. Makroskopische Sanidintäfelchen sind minder 
zahlreich und makroskop. Nephelinsäulchen selten. 

Der in Salzsäure lösliche Antheil beträgt eirca 45—65°/, und der Nephelin- 
gehalt circa 40—60°],. 


II. Leucit-nephelinphonolithe. 


Die Leueit-nephelinphonolithe sind äusserst feinkörnige, grünlichgraue 0. dunkel- 
graue Phonolithvarietäten (mit äusserst seltenen porphyrischen Ausscheidungen), die 
in Betreff der Löslichkeitsverhältnisse den Nephelinphonolithen nahe stehen, sich 
wesentlich durch einen relativ grösseren Kaligehalt im gelösten Antheile unter- 
scheidend. Sie sind im Allgemeinen die augit- (amphibol) und magnetitreichste 
Phonolithgruppe, welche auch Uibergangsglieder zu den Phonolithbasalten umfasst. 
Makroskop. Sanidintäfelchen sind in denselben eine Seltenheit; aber winzig kleine 
Augit-, Magnetit- oder Titaneisenkörnchen treten zuweilen porphyrisch hervor. 


!) Rammelsberg hat durch Versuche nachgewiesen, dass concentrirte und mässig verdünnte 
Salzsäure gleiche Mengen des Phonolithgesteins zerlegen. 

2) Der trikline Feldspath der Phonolithe wird bei dem Mangel’näherer Bestimmungen als 
Oligoklas angenommen; derselbe könnte auch dem Albit angehören, 


17 
II. Nephelin-noseanphonolithe. (Nephelin-hauynphonolithe.) 


Die Nephelin-noseanphonolithe (u. Nephelin-hauynphonolithe) sind meist lichte, 
selblich oder grünlichgraue, sehr feinkörnige bis dichte Phonolithvarietäten, gewöhnlich 
mit sehr sparsamen makroporphyrischen Sanidintäfelchen, Augit- oder Amphibol-, 
(Titaneisen-) und Titanitkörnchen versehen. Selten ist auch ein blaues Hauynkorn 
makroskopisch wahrzunehmen, während gelbliche Noseankörnchen häufiger anzutreffen 
sind. Letztere treten zuweilen in solcher Menge auf, dass das Phonolithgestein 
gelblichweiss getüpfelt erscheint oder durch Zerstörung der Noseankörnchen eine 
poröse Beschaffenheit annimmt. 

Phonolithe dieser Gruppe geben einen löslichen Antheil von eirca 45—65%, 
mit etwa 40—60°/, Nephelin und Nosean. (Phonolithe, deren Noseangehalt weniger 
als 10°, beträgt, sind in diese Gruppe nicht einbezogen.) 


IV. Leueit-noseanphonolithe. (Leueit-hauynphonolithe.) 


Die Leucit-noseanphonolithe (und Leueit-hauynphonolithe) ähneln sowol im 
äusseren Habitus als in Betreff der Löslichkeitsverhältnisse den Nephelin-nosean- 
(hauyn) phonolithen. WUibereinstimmend mit der Menge der porphyrischen und 
mikroskopischen Leueitdurchschnitte muss der Kieselerde- u. Kaligehalt des gelösten 
Antheiles höher ausfallen. 


V. Sanidin-noseanphonolithe. 


Die Sanidin-noseanphonolithe sind lichte, gelblich oder grünlichgraue, äusserst 
feinkörnige Phonolithvarietäten, gewöhnlich mit mehr weniger porphyrischen Sanidin- 
täfelchen und sparsamen Nosean-, Hauyn-, Titanit-, Augit-, Amphibol- u. Magnetit- 
(0. Titaneisen-) körnchen. Durch zahlreiches Auftreten punktgrosser Noseankörnchen 
erscheinen sie weisslich getüpfelt (ausgezeichnet der Phon. von Welhota) und durch 
Verwitterung (vornehmlich durch Zerstörung des Nosean) werden sie porös (erlangen 
das sog. trachyt. Aussehen). 

Der in Säuren lösliche Antheil beträgt circa 25—45%,, der Nosean- und 
Nephelingehalt 20—40°%,, und der Noseangehalt allein 10—35%,. 

Phonolithe der IH. und V. Gruppe zeichnen sich durch die grösste Menge 
sekundärer Minerale aus. 


VI. Nephelin-sanidinphonolithe. 


Die Nephelin-sanidinphonolithe umfassen feinkörnige, grünlich o. gelblich-graue 
und mehr weniger schieferige oder dichte, dunkelgraue (feste) und graulichweisse 
(verwitterte) Phonolithvarietäten, in («denen gewöhnlich mehr weniger zahlreiche 
Sanidintäfelchen, zuweilen auch sparsame Augit- oder Amphibolsäulchen porphyrisch 
hervortreten. 

Der lösliche Antheil beträgt eirca 35—45°/, u. der Nephelingehalt etwa 30—40%,. 

9) 


Me, ve 


u ME u SE U Ali uU Zuce — DS 4° 


18 
VII. Oligoklas-sanidinphonolithe o. Trachyphonolithe. 


Die Oligoklas-sanidinphonolithe stimmen in der Makro- u. Mikrostruktur und 
in den Löslichkeitsverhältnissen mit den Sanidinphonolithen überein: allein einen 
erheblichen Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithsubstanz nimmt der 
trikline Feldspath ein (eirca 5—30%,), dessen Menge nach dem Vorwalten des 
Natrongehaltes im ungelösten Antheile abgeschätzt und aus der Analysis letzgenannten 
Antheiles approximativ berechnet werden kann. 


VII. Sanidinphonolithe. 


Die Sanidinphonolithe sind dunkelgraue oder lichtgraue, durch Hervortreten 
sehr zahlreicher Sanidintafeln porphyrische oder sehr feinkörnige Phonolithvarietäten, 
deren feldspathiger Bestandtheil wesentlich durch Sanidin repräsentirt wird. Sie ent- 
halten zuweilen auch recht zahlreiche porphyrische Augit- oder Amphibolkryställchen, 
sparsame Glimmertafeln und Titanitkörner. Die Grundmasse jener Varietäten, die 
sich durch bedeutenden Reichthum an porphyrischen Sanidintafeln auszeichnen, führt 
(neben Augit oder Amphibol) vorwaltend Nephelin, zuweilen auch etwas Nosean; 
doch mag das Quantum letztgenannter Minerale (Nephelin und Nosean) höchstens 
30%, und das des gelösten Antheils höchstens circa 35°, erreichen. 


Die Erkennungsmittel für einzelne Phonolithvarietäten auf chemischem Wege 
werden in dem Kapitel: Chemische Studien ete. angedeutet. 


nAannannnanannanannnR 


Bemerkungen über die Makro- und Mikrostruktur der Phonolith- 
gesteine. 


Der Makrostruktur nach sind die Phonolithgesteine entweder dicht, felsit-, 
pechstein- oder hornsteinähnlich (die meisten Nephelinphonolithe) oder äusserst 
feinkörnig (viele Nephelin-, Nosean- (Hauyn-) und Sanidinphonolithe), selten deutlich 
sleichmässig körnig, von granitischem Typus z. B. vom Plitzenberge bei Neukreibitz, 
von Wüstenschloss bei B. Kamnitz, Spitzberg bei Warnsdorf, oder durch Hervor- 
treten zahlreicher Sanidintäfelchen (Noseankörnchen, Nephelinsäulchen, Amphibol- 
und Augitkryställchen) porphyrisch (die meisten Sanidinphonolithe, Sanidin-nosean- 
phonolithe und Sanidin-nephelinphonolithe). 

Bei einigen Phonolithen ist die Grundmasse dunkel gefleckt. Die Flecke, die 
wohl eine verschiedene Ursache haben können, sind am gewöhnlichsten Anhäufungen 
von Augitkryställchen, zuweilen mit spärlichen Magnetitkörnchen und anderen 
Bestandtheilen der Grundmasse gemengt. Eine ziemlich regelmässig polygonale 
Begrenzung haben die grünen Flecke am Phonolithe des Schäferberges (Bilin), aber 


13 


bei zunehmender Dünne des Scherbehens nimmt die Regelmässigkeit ab und im 
Dünnschliffe erweisen sie sich als obgenannte, rundliche Anhäufungen. 

Andere (graue) Phonolithe erscheinen weisslich getüpfelt oder punktirt (z. B. 
Welhota). Solche lichte Punkte sind gewöhnlich verwitterte Noseankörnchen. 

Grössere Verschiedenheiten bietet die Mikrostruktur dar. Da dieselbe vor 
allem von der Art der vorwaltenden Minerale abhängt, so zeichnet sich jede Phono- 
lithgruppe durch eine besondere Mikrostruktur aus; allein da die Ausbildungsweise 
und Anordnung desselben Minerals eine mehrfache sein kann, so gibt es auch 
innerhalb einer jeden Gruppe gewisse Abweichungen. 

In der Grundmasse der Nephelinphonolithe und der wenigen Leueitnephelin- 
phonolithe waltet die körnige Mikrostruktur vor; denn der Nephelin der ersten 
Phonolithvarietät erscheint gewöhnlich in Form sehr kurzer Säulchen und in der 
minder individualisirten Leueit- und Nephelinsubstanz der zweiten Varietät !) sind 
die Augit- (und Magnetit-) körner ziemlich gleichmässig (mehr weniger rundlich, 
polygonal oder rectangulär) angeordnet. 

Je nachdem die Nephelinsäulchen eine fast gleiche oder verschiedene Grösse 
haben, ist auch die Mikrostruktur der Nephelinphonolithe gleichmässig oder ungleich- 
mässig körnig. Letztere findet häufiger statt. 

Sind die Nephelinkryställchen von ziemlich gleicher Grösse und an Kanten 
und Ecken geflossen, so tritt im den Dünnschliffen eine Aehnlichkeit mit dem 
Pflanzenzellengewebe hervor (z. B. an einigen Stellen des Phonolithes vom Wach- 
holderberge bei Teplitz). Und diese Mikrostruktur könnte als die zellenartige 
bezeichnet werden. 

Die Mikrostruktur der Nephelinnosean- und Nephelinhauynphonolithe, sowie 
die der Leueitnosean- und Leueithauynphonolithe ist meist mikroporphyrisch, da 
Nosean und Hauyn gewöhnlich mikroporphyrisch hervortreten. 

Auch die Mikrostruktur der Nephelinsanidinphonolithe ist in der Regel mikro- 
porphyrisch, denn zwischen zahlreichen, durch Grösse hervortretenden Sanidintäfelchen 
breitet sich die aus winzig kleinen Nephelinkryställchen bestehende Mikrogrund- 
masse aus oder erscheint zwischen ersteren eingeklemmt. 

Manche Verschiedenheiten in der Mikrostruktur (in dem Habitus der mikro- 
skopischen Bilder) bedingt die Ausbildungsart und Anordnung des Augit (Amphibol) 
und Sanidin. 

In den Nephelinphonolithen sind die Augitsäulchen seltener gleichmässig ver- 
theilt, sondern meist aggregirt, theils zu regellosen, strauchartigen oder garben- 
ähnlichen auch sternförmig strahligen Anhäufungen (bei Ausbildung der zellen- 
artigen Mikrostruktur zu chlorophyllähnlichen Körnerhäufchen) theils zu voll- 
kommen parallelen, lockeren Gruppen, aus denen mehre Augitnadeln gabelförmisg 
hervorragen. Wahrscheinlich fand im letzteren Falle die Anordnung nadelförmiger 
Partikelchen zur Bildung eines grösseren Kıystalles Statt, der jedoch wegen Mangel 
an Augitsubstanz und wegen Uiebermass an Nephelineinschlüssen nicht zur Aus- 
bildung gelangte. 


1) In der nur aus Leueit und Nephelin (nebst Augit und Magnetit) bestehenden Grundmasse 
des Noseanphonolithes vom Schlosse Olbrück treten die prächtigen Leueitdurchschnitte 
mikroporphyrisch hervor (die Dünnschliffe erscheinen wie von Nadelstichen durchlöchert). 


9x3 
2 


20 


In den Noseansanidinphonolithen waltet die Mikrofluktuationsstruktur vor, da 
die zarten Sanidinleistehen um (makro- und mikro-) porphyrische Noseankörner 
stromartig angeordnet zu sein pflegen. 

Die Sanidinoligoklasphonolithe und die Sanidinphonolithe haben theils eine 
mikroporphyrische oder ungleichmässig körnige Mikrostruktur theils eine ausge- 
zeichnete Mikrofluktuationsstruktur, je nachdem breite Sanidin- (und Oligoklas-) 
täfelchen oder lange, schmale Sanidin- (oder Oligoklas) leistchen vorwalten. 


Mikroskop. Studien an den Phonolithgesteinen”) Böhmens. 
I. Nephelinphonolithe. 


Die Nephelinphonolithe (deren allgemeine Charakteristik bereits S. 16 an- 
gegeben wurde) zeichnen sich durch eine vorwaltende, meist äusserst feinkörnige 
oder krystallinisch dichte (graulich grüne oder in mannigfachen Nuancen grünlich 
oder gelblich graue) schwach fettartig (zuweilen pechsteinähnlich) schimmernde 
Grundmasse aus, die ausser minder zahlreichen Augitkryställchen und Magnetit- 
körnern wesentlich aus Durchschnitten kurzer Nephelinsäulchen besteht und nur 
sparsame, vereinzelte oder strangartig aggregirte Sanidinleistchen enthält. 

Aus dieser Grundmasse treten gewöhnlich sparsame Sanidintäfelchen, oder 
auch wenige Nephelinsäulchen makroskopisch hervor und zwischen den krystallinischen 
Gemengtheilen der Grundmasse ist zuweilen ein trübes graues Cement bemerkbar, 
(las jedoch der Menge nach stets minder bedeutend ist. 

Das Gemenge der dicht aneinander schliessenden Nephelindurchschnitte — die 
als sehr kurze, zuweilen an Kanten und Ecken geflossene Rechtecke, nahezu Quadrate 
und als Sechsecke erscheinen — ähnelt zuweilen einem zellartigen Gewebe, aus 
(lem die Durchschnitte weniger Individuen mikroporphyrisch, selten makroporphyrisch 
hervortreten (Sellnitz). Und diese, porphyrisch hervortretenden Nephelindurchschnitte 
sind theils völlig farblos (frei von Einschlüssen), theils mit wenigen regelmässig 
selagerten Mikrolithen versehen, gewöhnlich aber durch eine, zuweilen durch zwei 
bis drei Randzonen von Mikrolithen oder Schlackenkörnchen geziert. Die prächtigen, 
kurz rektangulären Längsschnitte dieser Art ähneln einem Spiegel, der in einen 
einfachen, doppelten oder dreifachen Rahmen eingefasst ist. Zuweilen sind die 
Schalenzonen sehr dünn und zahlreich, nahezu bis in das Centrum reichend. 

Unter den aufgestellten Phonolithgruppen ist die der Nephelinphonolithe ver- 
hältnissmässig am ärmsten an Augit und Magnetit. Und beide Bestandtheile sind 
häufiger in kleine Aggregate — die manchmal schon an Bruchflächen als dunklere 
(grünliche), oft scharf polygonal begrenzte Flecke erscheinen (ausgezeichnet am 
Phonolithe des Ganghofes bei Bilin) — vereinigt, seltener einzelweise zerstreut. 
In jenen Phonolithen, in denen die Nephelindurchschnitte an Kanten und Ecken 
getlossen sind, haben auch die Augitdurchschnitte keine scharfkantige Begrenzung, 
sondern gleichen ovalen, länglichen, zuweilen chlorophyllähnlichen Körnern. 

*) Phonolithgesteine, die an der Grenze zweier Gruppen stehen, werden in der einen beschrieben, 
in der zweiten namhaft gemacht. 


Der Noscan ist in den Nephelinphonolithen eine minder häufige Erschemung; 
nur das Phonolithgestein des Boren macht durch seinen bedeutenderen Noseangehalt 
eine Ausnahme. 

Das spez. Gewicht der Nephelinphonolithe (unter meiner Controlle von Hr. 
Ph. €. Bilek bestimmt) = 2:569 (arithmetisches Mittel von — aus sechs Lokali- 
täten stammenden Phonolithproben, welche die Grenzwerthe 2:457—2:684 ergaben). 

(Die chemische Beschaffenheit ist in dem Kapitel „Chemische Studien etc.“ 
erläutert.) 

Der Nephelinphonolith 


vom blauen Berge aus dem Schönbachthale bei Oberleitensdorf (im Erzgebirge !)). 


In Dünnschliffen dieses Phonolithes bemerkt man auf einem fast farblosen Grunde 
zahlreiche, ziemlich gleichmässig vertheilte, grünliche Flecke, die sich als strom- 
oder strauchähnliche Gruppirungen von zarten Augitsäulchen mit untergemengten, 
sparsamen Sanidinleistchen, Nephelinkryställchen und Magnetitkörnern erweisen. 

Die Grundmasse, aus der nur sparsame Sänidintäfelchen porphyrisch hervor- 
treten, besteht durchwegs aus (für 400. Vergr.) winzig kleinen, farblosen Recht- 
und Sechsecken des Nephelin, zwischen denen einzelne Sanidinleistehen nur spo- 
radisch eingestreut sind. Mit scharfen Umrissen treten einzelne Nephelindurch- 
schnitte makroskopisch hervor, meist durch prächtige Schalenstruktur und regel- 
mässige Einlagerung der Mikrolithe ausgezeichnet. Neben den kleinen hexagonalen 
Durchschnitten finden sich auch sparsame deutliche Achtecke des Leucit vor, die — 
sowie viele der ersteren — centrale Anhäufungen von geflossenen und unvollkom- 
men ausgebildeten Augitkryställchen oder kleine Staubkränzchen aufweisen. 

Ausserdem sind auch spärliche winzige Hauyndurehschnitte zu bemerken, die, 
mit feinen Staubkörnern erfüllt, bläulichgrau durchschimmern. 

Das spez. Gewicht dieses Phonolithes ist = 2°55 und nach Reuss?) = 2:54. 

Von sehr ähnlicher mikroskopischen Beschaffenheit sind die sämmtlich hieher 
gehörigen Phonolithe zwischen Brüx, Bilin und Teplitz. 

Die Dünnschliffte des Phonolithes 


vom nördlichen Abhange des Schlossberges bei Brüzx 


zeigen vereinzelte, reine Sanidintafeln in einer scheinbar dichten Grundmasse. 
Letztere erscheint jedoch bei 400 f. Vergrösserung als ein zellenartiges Gewebe, 
bestehend aus dicht an einander schliessenden, an Kanten und Ecken geflossenen 
Polygonen und kurzen Rechtecken des Nephelin, zwischen denen farblose Sanidin- 
leistehen nur sparsam vertheilt sind. Möglicherweise gehören einige der farblosen 
Polygone dem Leuceit an. 


') Aus dem Duppauer Gebirge könnte das Phonolithgestein von Engelhaus bei Karls- 
bad, dessen unter den Nephelinsanidinphonolithen Erwähnung geschieht, auch zu den 
Nephelinphonolithen gezählt werden, da es an der Grenze beider Varietäten steht; denn in 
einigen Dünnschliffen desselben waltet die aus Nephelin bestehende Mikrogrundmasse be- 
deutend vor, während in anderen der umgekehrte Fall silt. 

2) Umgebung von Teplitz und Bilin 1840, 190, 


to 
ID 


Stellenweise treten strauchartige Aggregate von unvollkommen ausgebildeten, 
grünlichen, mit Magnetitstaub belegten Augitsäulchen oder lockere Gruppen von 
grasgrünen, chlorophyllähnlichen Körnchen auf, die ebenfalls dem Augit beizu- 
zählen sind. 

Das Aussehen der mikroskopischen Bilder, namentlich das Angeflossensein der 
Nephelindurehschnitte und der rundlich begrenzten Augitkörner weist auf ein sehr 
rasches Erstarren der Phonolithmasse hin. 

Während die Nephelindurchschnitte dieses Phonolithes nur sparsame kurze 
Mikrolithe einschliessen, sind die des Phonolithes 


vom Kreuzberg bei Brüzx 


durch schöne, mit langen spiessigen Mikrolithen versehene Randzonen (die einem 
Spiegelrahmen ähneln) ausgezeichnet. 

Auch dieses Phonolithgestein enthält dichte, mit Magnetitkörnern gemengte 
Aggregate von Augitkrystallen; allein unter diesen bemerkt man auch kleine 
Noseandurchschnitte, die mehr weniger aufgelöst sind. Und solche Aggregate sind 
schon in den Dünnschliffen als gelblichgraue Fleckchen wahrnehmbar. 

Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Kreuzberge —= 2.487. 

Mit diesem Phonolith stimmt jenes Phonolithgestein überein, von dem sich 
ein Formatstück mit der Etiquette: „ron einem der kleinen Kegelbei Brüx“ 
im böhm. Museum vorfand, enthält aber makroskopische Nephelin- und Sanidin- 
kryställchen. 

Nephelinphonolith vom Schladmiger Berge. 


Bis 2 lange und fast ebenso breite Durchschnitte des Nephelin sind in der 
kryst. dichten Grundmasse recht zahlreich verbreitet. Und diese besteht wiederum 
fast zu zwei Dritttheilen aus Nephelin. Dessen Durchschnitte, von der oberwälhnten 
Grösse bis zur kaum wahrnehmbaren Kleinheit herabsinkend, stellen sehr kurze 
Rechtecke und Hexagone von scharfen Umrissen dar und sind theils völlig rein, 
frei von Einschlüssen, theils nur mit einem engen Rahmen von wenigen Mikrolithen, 
aber zahlreichen Schlackenkörnern und Gasporen versehen. Wie in Phonolithen 
ähnlicher Art sind auch hier die äusserst ‘zarten (mikrolithischen) Augitsäulchen 
mit sparsamen Feldspathleistchen und Magnetitkörnern zu strauchartigen Gruppen 
vereint, während sie vereinzelt äusserst sparsam anzutreffen sind. Nosean wurde 
nicht bemerkt; dagegen sind durch die ganze Masse vereinzelte Hexagone ver- 
breitet, die aus einem breiten hexagonalen Kern von Staubkömern und einer 
schmalen, schwach röthlichen Aussenzone bestehen und an Hauyndurchschnitte 
erinnern. 

Von fast gleicher Beschaffenheit ist der Phonolith des nahen 

Sellnitzer Berges, 


in dem die strauchartig aggregirten Augitsäulchen und Magnetitkörner — kleine Aggre- 
gate von mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten umschliessend — zierliche 
Gebilde darstellen. Nach Reuss ist das spez. Gewicht = 2'563. Das Phonolith- 
gestein des 

Boren bei Bilin 


2} 
23 


zeichnet sich durch minder zahlreiche, porphyrische, rissige Sanidintafeln und winzig 
kleine sparsame Noseankörner aus; auch kleine Nephelinsäulchen sind im selben 
zu finden. 

Die Noseandurchschnitte sind rostgelb, staubig, mit einer bleigrauen, zuweilen 
Partikelchen von Strichnetzen aufweisenden Zone versehen, die. noch von einer sehr 
schmalen, fast farblosen Aussenzone umrandet zu sein pflegt. Ein grösserer Nosean- 
durchschnitt dieser Art schliesst in seiner Mittelfläche eine grosse Partie der Grund- 
masse so ein, dass der eingeschlossene Theil derselben mit dem ausserhalb des 
Noseandurchschnittes befindlichen strangartig verbunden ist. (Taf. I. fig. 7.) 

Die Mikrogrundmasse besteht zum grössten Theil aus Nephelin, dessen Durch- 
schnitte durch kurze, in den Randzonen regelmässig gelagerte Mikrolithe charakte- 
risirt sind. Stellenweise Gruppen von kleinen Noseandurchschnitten, Amphibol- 
nädelchen und Magnetitkörnern sind sehr sparsam. Vereinzelt erscheinen lange 
dünne Nadeln des Apatit. 

“Wenig abweichend zeigt sich der Phonolith vom Gipfel desselben 
Berges. Grössere Noseandurchschnitte, noch mit schwärzlichblauen Partien ver- 
sehen, sind zahlreicher; ebenso Stränge von monoklinen Feldspathleistchen, die im 
polarisirten Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigend, sich als Sanidin- 
Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetze erweisen. 

Ein frisches Fragment des Phonolithes vom Gipfel des Boren ergab das spez. 
Gewicht 2:56. 

Und beiden ähnelt der Phonolith, der von einem Blocke zwischen Libschitz 
und Bilin abgeschlagen, das spez. Gewicht = 2'523 ergab. 

Mit dem Phonolithgestein des Boren ziemlich übereinstimmend erscheint der 
Phonolith des nahen 


Schäferberges bei Ganghof unweit Bilin ; 


doch ist letzterer reicher an porphyrischen, :rissigen Sanidintäfelchen, die am Rande 
schöne Schalenstruktur aufzuweisen pflegen, und bedeutend ärmer an Nosean. Seine 
Grundmasse, die stellenweise wegen der durch rasches Erstarren unvollkommen 
erfolgten Ausbildung der (geflossenen) Nephelinkrystalle einem Zellgewebe ähnelt, 
scheint auch etwas Leueit zu enthalten. Auf das rasch erfolgte Erstarren der 
Phonolithmasse weist auch das Angeflossensein der Augitkryställchen hin, deren 
Aggregate in den Dünnschliffen als grünliche Flecke erscheinen. 

Die wenigen mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte haben theils eine 
zierliche Randzone, theils eine centrale Cumulation von grösseren Schlakenkörnern 
mit Gasporen. 

Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Schäferberge = 2:617. 

Nach Jenzsch') ist das spez. Gewicht des grünen Phonolithes vom Ganghofe 
(auf die grösste Dichtigkeit des Wassers zurückgeführt) = 2'502, einer braun- 
gefärbten Varietät = 2'511. 

Nach Reuss ?) ist: das spez. Gew. eines dunkelgrauen Phonolithes vom Ganghofe = 
2:555, einer gelben Varietät = 2471, einer sehr reinen dunkelgrünen Varietät = 2435 


4) Zeitsch. d. d. g. Ges. 1856. 177. 
2) Umgebung von Teplitz und Bilin 1840, 190, 


Minder zahlreich treten porphyrische Sanidintafeln iü dem Phonolithe 
des vothen Berges bei Prohn 


auf. Und seine Grundmasse besteht fast durchwegs aus Nephelin, dessen Durch- 
schnitte an Kanten und Ecken geflossen sind. Zwischen diesen sind äusserst spar- 
same Feldspathleistchen und stellenweise ein bräunliches amorphes Cement zu 
bemerken. 

Während Augit und Magnetit in der Grundmasse fast gänzlich fehlen, sind 
beide Bestandtheile m Form strauchartiger Gruppen ausgeschieden. 

Den grössten Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithmasse 


des Wachholderberges bei Teplitz 


hat der Nephelin, dessen Durschnitte in einigen Dünnschliffen geflossen, in anderen 
scharfkantig erscheinen. Und letztere sind durch die allerschönste Schalenstruktur 
ausgezeichnet. Durch die regelmässige Lagerung der spiessigen Augit- oder Amphi- 
bolmikrolithe in den Randzonen ähneln die kurzen Nephelinrechtecke kleimen 
Spiegeln, die im einen breiten oder in mehre enge Rahmen eingefasst sind. Wenige 
Nephelindurchschnitte haben regelmässig begrenzte Cumulationen von Mikrolithen 
in der Innenpartie und selten kommen “auch solche Durchschnitte vor, in denen 
die Mikrolithe verworren oder nur partiell regelmässig gelagert sind. Auch Ver- 
zerrungen und Unvollkommenheiten in der Ausbildung sind an manchen Nephelin- 
durehschnitten zu bemerken. 

Um die mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte sind zuweilen grünliche 
Augitsäulchen regelmässig (den Kanten parallel) gelagert, aber die meisten Augit- 
krystalle sind durch die ganze Phonolithmasse ziemlich gleichmässig vertheilt oder 
in kleinen Aggregaten, die in Dünnschliften als dunkle Flecke erscheinen, angehäuft. 

In jenen Dünnschliffen, in denen geflossene Nephelinkrystalle auf eine rasche 
Erstarrung des Gesteins hinweisen, sind auch die Augitkryställchen geflossen oder 
aus kleinen ovalen Körnern zusammengesetzt. 

Minder zahlreich sind farblose, porphyrische Tafeln, die im polarisirten Lichte 
verschieden gefärbte Längshälften — oft mit zahlreichen triklmen Lamellen — 
zeigen, ebenso lange, farblose Leistchen, die fast überall aus zwei im polarisirten 
Lichte verschieden gefärbten Längshälften bestehen. 

Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Wachholderberge = 2:648. 

Im böhm. Museum fand ich ein grosses Formatstück eines dichten, hornstein- 
ähnlichen (muschlig brechenden), gelblichweissen, schwärzlich zart geaderten Gesteins 
vor, das die Etiquette 


vom Milayer Berge bei Beloschitz 


trug und wahrscheinlich vom Gipfel des aus hauynreichem Nephelinbasalt bestehenden 
Berges stammt. Dieses Gestein, das nur äusserst sparsame Sanidintäfelchen mit 
freiem Auge erkennen lässt, besteht (bei 200 f. V. betrachtet) fast durchwegs 
aus winzig klemen, aber deutlichen Nephelindurchsehnitten. Der sehr spärliche 
Augit, an seinem dichroskopischen Verhalten und an der Form vieler Durchschnitte 
deutlich erkennbar, erscheint theils in Aggregaten sternförmig oder strahlig ge- 


25 


ordneter, chromgrüner (gelblich oder bräunlich grüner, auch grünlich grauer) Nadeln 
oder in scharf begrenzten Häufchen chlorophyllähnlicher Körner. In den sehr 
spärlichen makroskopischen Sanidintäfelchen fanden sich scharfe Hexagoneinschlüsse, 
dachziegelartig übereinander gelagert, vor, die der Anordnung nach mit Tridymit 
übereinstimmen. Aehnliche Tridymithäufchen kamen auch in den mit farbloser Sub- 
stanz und zarten Zeolithgebilden ausgefüllten Klüften der Grundmasse vor. 

Das dichte, felsitähnliche, gelblichweisse Phonolithgestein von 


Nestersitz 


besteht (bei 200. V. b.) fast durchgehends aus Durchschnitten des Nephelin und 
einem spärlichen, trüben, gelblich grauen, an Körnchen und dunklen Stachelchen 
reichen Cemente. Sehr sparsam sind kleine Augitsäulchen und Stränge von Feld- 
spathleistchen, während makro- und mikroporphyrische Sanidintäfelchen gänzlich 
fehlen. Ausser den wenigen Magnetitkörnchen wurden auch einige bläulichstaubige 
Hauyndurchschnitte beobachtet. 


Recht zahlreich sind auch die Nephelinphonolithe am rechten Elbeufer. 
Den Nephelinphonolithen von Brüx-Bilin ähnelt im Allgemeinen das Phono- 
lithgestein 


des Plateau von Nemschen, 


allein zwischen den Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, die entweder frei 
von Einschlüssen oder mit centralen Anhäufungen oder mit eimer Randzone von 
Mikrolithen versehen sind, finden sich Täfelchen und Leistehen des Sanidin reich- 
licher vor; auch der Augit — in Form kleiner Kıystallaggregate, die in Dünn- 
schliffen als Nädelchen erscheinen — ist zahlreicher als in Phonolithen ähnlicher Art. 

Während der Nosean in kleinen Durchschnitten sporadisch zu bemerken ist, 
sind winzig kleine, mit einem Stich ins Röthliche versehene Polygone (meist Sechs- 
ecke) eine häufige Erscheinung. Diese kleinen Durchschnitte, die ich für Hauyn 
halte, sind theils durch einen regelmässig und dem Umrisse concordant begrenzten 
Kern von Staub- und Schlackenkörnern, theils durch lockere Häufchen erwähnter 
Einschlüsse charakterisirt. 

Kleine polygonale Durchschnitte ähnlicher Art — meist durch schöne Kränzchen 
von Staubkörnern und Mikrolithen geziert — finden sich auch in dem ausgezeich- 
neten Nephelinphonolithe 


am Fusse des Kreuzberges bei Pohoran 


recht zahlreich vor; allein seine Mikrostruktur weicht von der des vorigen — wegen 
der ziemlich gleichmässigen Vertheilung von etwas gröberen Augitsäulchen und 
minder zahlreichen Masnetitkörnern, sowie wegen des sparsamen Vorhandenseins 
von Sanidinleistehen und des deutlichen Auftretens eines grauen, trüben Cementes 
— einigermassen ab. Das dichte Phonolithgestein 


von. Ritschen 


26 


besteht durchgehends (bei 200. V. b.) aus kleinen, scharf begrenzten Durehschnitten 
sehr kurzer Nephelinsäulchen und recht zahlreichen grünlichen Augitsäulchen, welche 
letztere reich sind an Einschlüssen des Nephelin. Ausserdem sind in der Grundmasse 
winzig kleine farblose mit einem Stich ins Röthliche versehene und durch Staub- 
körnerhäufchen oder Kränzchen ausgezeichnete Polygone verbreitet, die wahrscheinlich 
dem Hauyn angehören. Ein spärliches gelblichtrübes Cement ist stellenweise deut- 
licher entwickelt. Magnetit wurde nicht gefunden. — Mit diesem ziemlich überein- 
stimmend erweist sich der nahe Phonolith 


von St. Magdalena bei Taschov. 


In diesem fanden sich einige bräunliche Amphibolfragmente, von Aggregaten 
srünlicher Augitsäulchen umschlossen vor. 
Das schieferige, grünlichgraue Phonolithgestein von 


Proboscht (westlich, bei) 


enthält mehr des grauen Cementes, welches die Trübung der farblosen Gemeng- 
theile veranlasst. — Grössere (für 400f. Vergrösserung) mikroporphyrische Nephe- 
lindurchschnitte enthält in grosser Menge der Nephelinphonolith von 


Budove bei Schwaden Ä 


und die durch feinen, schwarzgrauen Staub getrübte Mikrogrundmasse, in der 
oberwähnte Krystalle eingebettet liegen, besteht wesentlich aus winzig kleinen, 
stellenweise mit Strängen zarter Sanidinleistchen gemengten Nephelindurchschnitten, 
die durch eine graulich trübe amorphe Substanz cementirt sind. 

Grünliche Augitdurchschnitte, die neben zahlreichen Aggregaten von Augit 
und Magnetit stellenweise porphyrisch auftreten, sind reich an Nephelineinschlüssen, 
die in Grösse und Aussehen den mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten gleichen. 

Von ziemlich gleicher Beschaffenheit ist der Nephelinphonolith vom westl. 
Fusse des Hradiskenberges bei Schwaden. 

In dessen Dünnschliffen bemerkt man wirr gelagerte, schwärzlich grüne Nadeln, 
die (bei 200f. V.b.) aus kleinen, durch Nephelineinschlüsse ganz zerstückelten Augit- 
säulchen bestehen. Und ausser den äusserst sparsamen mikroporphyrischen Sanidin- 
täfelchen besteht die Phonolithsubstanz nur aus Nephelin und einem staubigen 
Cemente. 

Eine gleichförmige, für 200 f. Vergrösserung mikrolithische Struktur hat das 
Phonolithgestein von 

' Cermischt 1) 


(dessen Substanz ausser sparsamen Sanidinleistchen und Magnetitkörnern wesentlich 
aus scharf begrenzten, zuweilen durch regelmässige Mikrolithenlagerung charakteri- 
sirten Nephelinkryställchen und kurzen, aus kleinen Partikeln zusammengesezten 
Augitsäulchen besteht. Letztere sind theils stromartig, theils verworren gelagert, 

An die eben aufgezählten Nephelinphonolithe schliessen sich noch die vom 
Eichberge bei Mertensdorf[(Sandau) u. vom Tachaberge bei Hirsch- 
berg an. 


') In der Museumsammlung mit der bezeichneten Etiquette vorgefunden. 


In beiden waltet eine krystallinisch dichte Grundmasse vor, die selbst bei 
einer 400f. Vergrösserung ein Gemenge winzig kleiner Krystallindividuen zeigt. 
Diese sind vorwiegend an Kanten und Ecken geflossene und unvollkommen ausge- 
bildete, kurze Rechtecke und Sechsecke des Nephelin, dem sich nur stellenweise 
sparsame Sanidinleistchen beigesellen. Und als Durehschnitte eines dritten Gemeng- 
theiles treten winzig kleine, mit einem Stich ins Röthliche versehene Hexagone 
und Polygone auf, die, entweder einen zarten Kranz von Staub- und Schlacken- 
körnern oder lockere (meist eentrale) Häufchen derselben einschliessend, vermuth- 
lich als Hauyndurchschnitte anzusehen sind. 

Grünliche Augitnadeln, die, sowie der sparsame Magnetit, durch die Phonolith- 
masse ziemlich gleichmässig verbreitet sind, haben geflossene Ränder und erweisen 
sich bei stärkerer Vergrösserung als Aggregate kleiner ovaler Körner. Wenige der 
porphyrischen Sanidintäfelehen im Phonolithe des Tachaberges zeigen stellenweise 
eine zarte trikline Riefung. 

Unter den Dünnschliffen des Phonolithes vom Tachaberge fanden sich auch 
solche vor, die sich mit den Phonolithen von Brüx-Bilin vollkommen übereinstim- 
mend erwiesen. 

An der Grenze der Nephelinphonolithe und der Nephelinsanidinphonolithe steht 
das Gestein vom südlichen Abhange des Steinberges bei Tschersing 
und manche Partien des Phonolithes vom Ilmensteine und vom oberen 
Steinberge bei Oberlichtenwalde. 


II. Leucit-Nephelinphonolithe. 


Die wenigen, mir bekannten Leueit-Nephelinphonolithe (deren allgem. Chara- 
kteristik bereits S. 16. angegeben wurde) sind dunkelgraue (selten lichtgraue) oder 
grünlichgraue, dichte oder äusserst feinkörnige, mehr weniger deutlich schieferige 
Varietäten, die nur spärliche Sanidintäfelchen und Augit- (zuweilen auch Titaneisen-) 
körnchen makroskopisch aufzuweisen pflegen. 

Während die Leueitdurchschnitte der Phonolithgesteine aus der Eifel theils 
durch scharfe Umrisse, theils durch concentrische, kranzähnliche Anordnung der 
Schlackenkörner- und Mikrolitheneinschlüsse charakterisirt sind, ist die Leueitsub- 
stanz dieser kleinen Gruppe böhmischer Phonolithgesteine zum grössten Theile 
nicht individualisirt; man bemerkt nur eine homogene, im polarisirten Lichte dunkle 
Substanz, die der rundlich oder polygonal gelagerten Einschlüsse wegen als Leueit- 
substanz angesehen werden kann. Aus dieser Substanz treten aber sporadisch 
deutliche Leueitdurchschnitte auf, die theils durch bestimmte Begrenzung, theils 
durch Kränzchen oder centrale Häufchen von Mikrolithen oder Schlackenkörnchen 
oder durch farblose, die mikrolithische Phonolithmasse umschliessende Ringzonen 
gekennzeichnet sind. 

Man kann der Vermuthung Raum geben, dass der grössere Theil der farb- 
losen, scheinbar amorphen Substanz dieser Phonolithe aus minder individualisirtem 
Leueit besteht, dem die übrigen Bestandtheile der Mikrogrundmasse — Nephelin 
in kurzen (im polaris. L. hervortretenden) Rechtecken und Hexagonen, Augit und 
Sanidin in fast kreisförmigen Strömungen zarter Mikrolithe — eingeschlossen sind, 


Phonolithe dieser Gruppe sind verhältnissmässig reich an Augit (Amphibol) 
und Magnetit (daher ihre meist dunkelgraue Färbung) und bilden einen Uebergang 
zu den leueitreichen Phonolithbasalten, denen sie in ihrem makro- und mikrosko- 
pischen Gesammthabitus ähneln. 


Hieher gehört das grünlichgraue, dichte Phonolithgestein von 
Weschen bei Teplitz 


das — sehr breite und der Quere nach plattenförmig abgesonderte Säulen bildend — 
von Reuss als ein Mittelelied zwischen Phonolith und Basalt bezeichnet wurde. 
Bei 200f. Vergrösserung zeigt dasselbe ein Gemenge von grünlichen, vorwaltend 
rundlich gelagerten Augitsäulchen und recht zahlreichen Magnetitkörnern in einer 
graulichweissen, staubigen Substanz, die im polar. L. zum grössten Theile dunkel 
erscheint und wegen der zuweilen recht deutlichen polygonalen Anordnung der 
Augitsäulchen (der Mikrolithe und Staubkörner) als minder individualisirte Leueit- 
substanz angesehen werden kann; nur stellenweise sind minder zahlreiche, matt- 
blaue Rechtecke des Nephelin zu erkennen. 


Sparsam finden sich kleine, bläulichgraue, grob netzartig gezeichnete Nosean- 
durehschnitte vor, aber recht zahlreich sind winzig kleine, trübe, graulichgelbe, 
quadratische oder polygonale Flecke, die am wahrscheinlichsten ebenfalls Nosean- 
durchschnitte sind. Bestäubte mikroporphyrische Apatitdurchschnitte sind selten 
zu finden. Bedeutend reicher an Nephelin ist das dunkelgraue, äusserst feinkörnige 


Phonolithgestein vom westlichen Abfalle des Kletschner Berges. 


Es enthält als vorwaltende Bestandtheile minder individualisirten Leueit und 
Nephelin, deren‘ Ausbildung wegen Einlagerung der äusserst zahlreichen, fast mikro- 
lithischen Augitnädelchen und der ebenfalls sehr zahlreichen kleinen Magnetit- 
körnchen zum grössten Theil gehemmt wurde; doch sind mehre Nephelindurch- 
schnitte, mikroporphyrisch hervortretend und fast völlig farblos, scharf begrenzt 
und durch breite, mit regelmässig eingelagerten Mikrolithen und Maenetitkörnern 
versehene Randzonen geziert. 


Die Mikrostruktur dieses Gesteins ist ziemlich gleichartig, ein Gewirr von 
kurzen Augit- oder Amphibolnadeln und Magnetitkörnern in einer farblosen Substanz 
darstellend, welche letztere wesentlich aus minder individualisirtem Leueit und 
Nephelin besteht. Es kommen aber auch Partien zum Vorschein, die halbentglasten 
Stellen gleichen. Und solche Partien pflegen rundliche oder ovale Anhäufungen von 
Magnetitkörnern als Mittelkerne einzuschliessen. 


Aus der Mikrogrundmasse wenig hervorragend erscheinen einzelne Nephelin- 
und Sanidintäfelchen — letztere im polarisirten Lichte an beiden Hälften verschieden 
gefärbt — sowie sparsame bräunliche Amphibolnadeln, die gewöhnlich mit einer 
trüben, schwarzgrauen, magnetitreichen Zone umsäumt sind. Sanidinleistehen sind 
in der Grundmasse sparsam verbreitet und Nosean in winzig kleinen Kryställchen 
kann als Seltenheit bezeichnet werden. 


29 


Im böhm. Museum fand sich das Formatstück eines dunkelgrauen, äusserst 
feinkörnigen Phonolithgesteins mit der Etiquette 


vom Hutberge 


vor. Dasselbe zeigt bei 200 f. V. ein gleichartiges Gemenge von vorwaltendem, 
nicht individualisirtem Leueit mit Nephelin Augit (Amphibol), Sanidin, Nosean 
und Maenetit. 

Die Leueitsubstanz zeigt nur an wenigen Stellen deutliche Umrisse; allein 
die rundliche oder polygonale Anordnung der grauen Augit- (oder Amphibol-) säulchen, 
hie und da mit winzig kleinen Nephelinkryställchen und stellenweise recht zahl- 
reichen Sanidinleistchen lässt letzgenannte Minerale als Einschlüsse des minder 
individualisirten Leueit erkennen. — Die Noseandurchschnitte sind sämmtlich klein, 
gelblich oder röthlich braun gefärbt, schön quadrirt oder ganz trübe und impellueid. 

Der reichlich entwickelte augitische Bestandtheil stellt diesen Phonolith nahe 
den Phonolithbasalten. Dasselbe gilt von dem dunkelgrauen, äusserst feinkörnigen 
Phonolithgestein (aus der Museumsammlung mit der Etiquette) 


vom Klumpen, Herrschaft Liboch. 


Dasselbe enthält sparsame porphyrische Amphibol-Kryställchen, deren bräun- 
liche Durchschnitte wegen zarter, paralleler Klüftchen fast seideglänzend erscheinen 
und mit einer Randzone schwärzlicher Körner versehen sind. 

Die Grundmasse zeigt ein lockeres Gewirr von grauen Augit-(Amphibol-) 
säulchen, welche meist polygonal gelagert sind, und eine graulichweisse Substanz, 
die im polaris. L. mit Ausnahme minder zahlreicher mattblauen Rechtecke dunkel 
erscheint, daher als minder individualisirte Leueit- und Nephelinsubstanz anzusehen 
ist. Einzelne Nephelinrechtecke sind auch an der regelmässigen Einlagerung der 
Mikrolithe im gewöhnlichen Lichte deutlich erkennbar. Stellenweise treten recht 
zahlreiche Sanidinleistchen auf, unter denen mehre einem triklinen Feldspathe 
angehören. 

In diese Gruppe ist auch ein titanitführendes, lichtgraues, dichtes Gestein 

von Salesl 


(wahrscheinlich von irgend einer Stelle des Holey-Kluk) einzureihen; denn die 
meisten Partien seiner Dünnschliffe, in denen wenige Sanidintäfelchen zu bemerken 
sind, zeigen eine rundliche Anordnung der mikrolithischen Augitsäulchen, Magnetit- 
körnchen nebst stellenweisen Strömungen zarter Sanidinleistehen und im polari- 
sirten Lichte minder zahlreiche mattblaue Nephelinrechtecke. Polygonale Leueit- 
durchschnitte mit scharfer Begrenzung sind selten zu finden, aber mehr weniger, 
deutliche Kränzchen von zarten Staubkörnern und farblose Ringe mit centralen 
Häufchen von Mikrolithen kommen häufiger vor. 

Die mikroporphyrischen, grünlichen Augitdurchschnitte, von «lenen viele im 
polaris. L. buntförmige Lamellen zeigen, sind schriveich an Glaspartikelchen mit Gas- 
bläschen, stellenweise auch an Nephelinmikrolithen. Bestäubte Apatitdurchschnitte 
sind sparsam. 


Bi) 


III. Nephelin-Noseanphonolithe und Nephelin-Hauyn- 
phonolithe. 


Die Nephelin-Nosean- (und hauyn-) phonolithe (deren allgem. Charakteristik 
bereits S. 17. angegeben wurde) zeichnen sich unter allen Phonolithvarietaeten durch 
den grössten Reichthum an Nosean und Hauyn aus. Und neben diesen Mineralen tritt 
gewöhnlich auch der Nephelin in den Vordergrund. Es muss jedoch bemerkt 
werden, dass in mehreren der nosean-(oder hauyn-)reichsten Phonolithgesteine, 
deren löslicher Antheil mehr als 45°, beträgt, die Nephelinmenge weit geringer 
ist als die des Sanidin, dessen zarte Leistchen um mikroporhyrische Nosean- oder 
Hauyndurchschnitte fluetuationsartig angehäuft zu sein pflegen; ausserdem ist der 
Nephelin selten mit scharfen Umrissen versehen (z. B. vom Gipfel des Boten b. 
Bilin und vom Wiltschberge oder Wilhost bei Drumm), sondern in der Regel minder 
deutlich individualisirt, somit nur an der regelmässigen Anordnung der zarten Ein- 
schlüsse und im polaris. L. an dem deutlicheren Hervortreten der mattblauen, rekt- 
angulären Längsschnitte zu erkennen. Da sich dem Nephelin mehr weniger Leucit 
beizugesellen pflegt, so sind allmälige Uebergänge zu den Leueit-Nosean- (Hauyn-) 
Phonolithen zu verfolgen, ebenso wie solche durch bedeutendes Uiberwiegen von 
Sanidin zu den Sanidin-Nosean- (Hauyn-) Phonolithen bestehen. Zuweilen scheint 
auch ein amorphes, gelblich oder graulich trübes Cement zwischen den Krystall-Be- 
standtheilen wahrnehmbar zu sein, doch der Menge nach stets unbedeutend. 

Das spez. G. des Phon. vom Gipfel des Boten — 2:56 

von Wistherschan — 2.545 (Redtenbacher) 
vom Milleschauer — 2.576 (Reuss) 
von Houska = 2,588 

Ein ausgezeichneter Typus für die Nephelinhauynphonolithe ist das Gestein 
vom Wiltschberge bei Drumm und von Houska, dessen mikroskop. Beschaffenheit 
weiterhin (in dieser Gruppe) angedeutet werden wird und für die Nephelin-Nosean- 
phonolithe das Gestein vom Gipfel des Boren (bei Bilin), dessen mikroskop. Ana- 
Iysis 5.23. angegeben wurde (von anderen Punkten dieser Lok. scheint der Nosean- 
gehalt bedeutend geringer zu sein). 

Die Mikrostruktur der nun folgenden Phonolithgesteine weicht von der des 
Boren, Wilhost und Houska in so fern ab, als sich jene im Allgemeinen reicher - 
an Sanidin erweisen und ihre Nephelindurchschnitte nie so scharf begrenzt und 
so schön charakterisirt sind wie in den namhaft gemachten Phonolithen. 

Von den übrigen, mit den letzteren in der Mikrostruktur übereinstimmenden 
Nephelinphonolithen tritt der Nosean in denen von Brüx und vom Ganghofe bei 
jilin etwas reichlicher auf, doch scheint dessen Menge nicht 10°, zu erreichen. 
Dasselbe gilt von der Menge der (meist) rötlillich weissen, durch centrale Cumula- 
tion von Staubkörnern ausgezeichneten — in einigen Nephelinphonolithen verbrei- 
teten — Polygone, die ich für Hauyn halte. 


Aus der dichten Grundmasse des Phon. 


von Libschitz bei Wistherschan 


os 
Bu 


treten nur wenige Sanidintäfelehen und Noseankörnchen porphyrisch hervor. Und 
die Grundmasse besteht aus Nosean, Nephelin, Sanidin und etwas wenig Leueit 
(dessen octagonale Conturen recht deutlich wahrzunehmen sind) mit gelblichen 
Augitnadeln und kleinkörnigem Magnetit. 

Die Noseandurchschnitte sind schwach rostgelb und mit einem scharf begrenzten 
dunkleren Saume versehen oder in Zeolithbüschel umgewandelt. Mehrfach finden 
sich kleine Partien einer auch zwischen die Krystalle eingeklemmten Substanz vor, 
die durch massenhafte Ausscheidung farbloser Mikvrolithe halb entglasten Stellen 
ähnelt. 

In einigen Dünnschliffen des Phonolithes 


von Liesnitz 


waltet minder individualisirter Nephelin (und etwas Leueit) über den Sanidin 
derart vor, dass dieses Gestein unter den Nephelinnoseanphonolithen erwähnt zu 
werden verdient. 

Aehnlich verhält es sich mit dem Phonolithe 


vom kleinen Franz bei Kostenblatt, 


das an der Grenze der Nephelin-Nosean- und Sanidin-Noseanphonolithe steht; denn 
stellenweise waltet minder individual. Nephelin, stellenweise Sanidin (in farblosen, 
Leistehen und rissigen Täfelchen) vor. Letztere Partien sind bedeutend reicher an 
mikroskop. Nosean, dessen rostgelbe Durchschnitte minder scharfe Umrisse zeigen. 
Augit und Magnetit sind sparsam nnd gleichmässig verbreitet, 

Eines der noseanreichsten Phonolithgesteine ist das natrolithführende Gestein 


der Langen Berge. 


Die Noseandurchschnitte, eirca ?/, der ganzen Phonolithmasse einnehmend, 
treten meist mikroporphyrisch hervor und erscheinen in den Dünnschliffen als lichte 
Punkte. 

Die trübe, staubige Mikrogrundmasse, ziemlich reich an kleinen Augitkıyställchen 
und Magnetitkörnchen, besteht wesentlich aus Nosean und minder individual. Ne- 
phelin (vielleicht auch etwas Leueit). Dieselbe erscheint im polaris. L. graulich 
oder bläulich und die sämmtlich umgewandelten Noseandurchschnitte bieten ein buntes 
Farbenspiel der zeolitischen Neubildungen dar. Die mikroporphyrischen Nosean- 
durchschnitte sind meist von regelmässig angelagerten Sanidinleistehen und Ausgit- 
säulchen umzäunt. Nur sporadisch treten strangartige Aggregate zarter Sanidin- 
leistehen auf. 

Sehr reich an Nosean ist das gefleckte, poröse, äusserst feinkörnige Phonolith- 
gestein 


vom südlichen, steilen Abhange des Mileschauer Berges (oder Donnersberges). 
Dasselbe zeigt in Dünnschliffen wenige porphyrische Augit- und Sanidindurch- 
schnitte und sehr zahlreiche, meist halb aufgelöste oder in Zeolithbüschel umge- 


wandelte Noseandurchschnitte. Und die Mikrogrundmasse besteht aus (umgewan- 
deltem) Nosean, Nephelin, Leucit, Sanidin (in Strömungen zarter Leistehen) und 


Augit (Amphibol). An einigen Stellen sind die Sanidinleistchen vorwaltend, wodurch 
eine Annäherung an die Sanidin-Noseanphonolithe, namentlich an das Phonolith- 
gestein des nahen Klotzberges Statt findet. 

Die porphyrischen Sanidindurchschnitte zeigen stellenweise eine schwache, 
aber dichte Riefung und schliessen oft mehre, in Zeolithbüschel umgewandelte 
Noseandurchschnitte ein. 

Viele Leueitpolygone haben recht deutliche Umrisse, aber keine oder undeut- 
liche Staubkränzchen; auch mehre Nephelinrechtecke sind scharf begrenzt. 

Sehr ähnlich ist das Phonolithgestein 
vom westlichen Abhange des Mileschauer Berges ; 


doch enthält letzteres weniger Sanidin und mehr des farblosen minder individual. 

Gemengtheiles, der im polaris. L. zum grösseren Theile dunkel erscheint (Leueit) und 

minder zahlreiche, mattblaue Nephelinrechtecke zeigt. Das Phonolithgestein vom 
Lobosch bei Lobositz 


stimmt in seiner Mikrostruktur mit dem vom Wistherschan überein. Seine Grund- 
masse, aus der nur winzig kleine Sanidintäfelchen und trübe rostgelbe Noseandurch- 
schnitte porphyrisch hervortreten, besteht wesentlich aus minder individualisirtem 
Nephelin, gemengt mit Nosean und Sanidin und erscheint im polaris. Lichte zum 
grösseren Theile lichtgrau und mattblau. Die Vertheilung des sparsamen Augit und 
Magnetit ist ziemlich gleichmässig. 

Das äusserst feinkörnige, grössere, aber nicht zahlreiche Sanidintafeln aufwei- 
sende Phonolithgestein 

vom Erdfallhügel am Ziegenberge bei Wesseln 


ist sehr reich an Nosean. Dessen porphyrische und mikroskopische Durchschnitte 
sind meist mit lockerem Staube erfüllt und ziemlich scharf begrenzt. Ausserdem 
Nosean besteht die Grundmasse wesentlich aus minder individualisirtem Leueit 
und Nephelin, zarten Sanidinleistchen, Augit (Amphibol) und Magnetit, welche 
letzgenannten zwei Bestandtheile eine ziemlich gleichmässige Vertheilung haben; 
doch kommen an wenigen Stellen Aggregate derselben vor, die, gewöhnlich auch 
Biotitfragmente und ein spärliches, bräunliches amorphes Cement enthaltend, ein 
den Basalten ähnliches Aussehen haben. In einigen Dünnschliffen ist wiederum 
der Sanidin so zahlreich, dass die Einreihung dieses Gesteins zu den Sanidin- 
Noseanphonolithen gerechtfertigt wäre. 
Eines der hauyn- und noseanreichsten Phonolithgesteine ist das 


vom Johannissteine am Hochwalde bei Krombach. 


Um die in den Dünnschliffen als Punkte erscheinenden mikroporphyrischen 
Nosean- u. Hauyndurchschnitte (letztere bläulichgrau, mit bräunlichgelben Randzonen 
umsäumt und mit Partien von Strichnetzen versehen) sind Anhäufungen farbloser 
Leistehen und bräunlich gelber und grünlicher Augitsäulchen in mannigfachen 
Strömungen gelagert. 

Die durch bräunliche Flocken und Staubkörnchen getrübte (auch an Mikro- 
lithen ziemlich reiche) Mikrogrundmasse lässt im polaris. L. bläuliche Rechtecke 


30 


und dunkle Polygone erkonnen, .besteht daher wesentlich aus Nephelm. Von den 
magnetitähnlichen Körnchen sind einige bräunlich durchscheinend, daher wahr- 
schemlich dem Spinell angehörig. 

Die Mikrosrundmasse des Nephelin-hauynphonolithes 


von Glasert bei Zwickau 


zeigt ausser den sleichmässig vertheilten, grünlichen Augitsäulchen und den 
Magnetitkörmern eine farblose Substanz, in der sich stellenweise recht deutliche 
winzig kleine Rechtecke und Sechsecke des Nephelin, hie und da auch Polygone 
des Leueit, sowie monokline und wenige trikline Feldspathleistchen erkennen lassen. 
Aber einen hervorragenden Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithmasse 
hat der Hauyn, dem sich etwas Nosean beigesellt. Die Hauyndurchschnitte, aus- 
gezeichnet durch dichte Netzwerke von bläulichschwarzer Färbung und einen fast 
farblosen Randsaum, ähneln denen des Basaltes vom Sehlanberge; manche, bläulich 
grau bestäubt, haben eme gelblichgraue Randzone. Die Noseandurchschnitte sind 
licht rostgelb und trübe. Spärliche grünliche Augitdurchschnitte, zuweilen mit Ein- 
schlüssen von Nephelin versehen, treten mikroporphyrisch hervor. 
Dünnschliffe des Phonolithgesteines vom 


Nesselberge bei Köhrsdonf, 


die ihrem Aussehen nach einem verwitterten Stücke entstammen, zeigen nur stellen- 
weise reichlichen Sanidin. Der grösste Theil der Phonolithmasse besteht ausser 
dem minder zahlreichen Augit und Magnetit aus Nephelin und Nosean. Die Durch- 
schnitte des letzten sind ganz trübe und haben meist aufgelöste Ränder. Von 
ihren Umwandlungsprodukten scheint die Trübung des ganzen Dünnschliffes her- 
zurühren. 

In den Dünnschliffen des Phonolithes 


vom Limberge, nordwestlich von Gabel, 


bemerkt man spärliche, schwärzliche Nädelchen und gelbliche oder bräunliche Flecke. 
Erstere sind dunkelgrüne oder bräunliche Amphiboldurchschnitte, die theils mit 
einem schwärzlichgrauen, durch dichte Anhäufung von Mikrolithen und Staubkörnern 
gebildeten Rande versehen, theils mit kurzen, ovalen Augitmikrolithen am Rande 
belegt sind. Die bräunlichen Flecke sind Anhäufungen von Mikrolithen und dunklen 
Körnchen in Form grösserer Amphiboldurchschnitte. 

Die fast farblose Mikrogrundmasse ist ein Gemenge von (meist) minder indi- 
vidualisirtem Nephelin mit sehr zahlreichen rostgelben Noseantlecken und nur au 
wenigen Stellen zahlreichen Sanidintäfelchen, deren Längsschnitte im polarisirten 
Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigen. 

Die Dünnschliffe des Phonolithes 


vom Franzensthal bei Densen (Goldloch), 


einem verwitterten Stücke entnommen, zeigen ausser dem gleichmässig vertheilten 
Ausit und Magnetit eine farblose Substanz, die sich durch rundlich, polygonal oder 
rektangulär gelagerte Staubkörner- und Mikrolitheneinschlüsse als minder individua- 


6} 
[9] 


34 


lisirte Leueit- und Nephelmsubstanz verräth. Dieser schliessen sich stellenweise 
recht zahlreiche, in Strömen gelagerte Sanidinleistehen an. Und in grosser Menge 
durch die ganze Phonolithmasse verbreitet erscheinen bräunlichgelbe Flecke, die als 
umgewandelte Noseandurchschnitte anzusehen sind; denn mehre derselben zeigen 
noch deutliche Umrisse des Nosean und lassen über ihre Natur keinen Zweifel zu. 

Sparsam an makro- und mikroskopischem Sanidin, aber ausgezeichnet durch 
(deutlich charakterisirten Nephelin ist das Phonolithgestein 


des Wütschberges oder Wühost bei Drumm. 


Aus seiner wesentlich aus Nephelin bestehenden Mikrogrundmasse treten 


kleine, bläulichschwarze Durchschnitte recht zahlreich auf, die — als schwarze 
Punkte in den Dünnschliffen sichtbar — dem Hauyn angehören. Diese aus einem 


sehr dichten Netzwerke bestehenden Durchschnitte haben keine farblose Aussen- 
zone, sondern einen impellueiden Rand, während nur die Mittelläche, mehr weniger 
durchschimmernd, das netzartige Gefüge erkennen lässt. 


Nephelin-hauynphonolith vom Schlossberge Houska (bei Mscheno). 


Den grösseren Theil der Grundmasse, aus welcher wenige Sanidintäfelchen 
und stellenweise recht zahlreiche Hauynkörnchen porphyrisch hervortreten, nimmt 
der Nephelin ein, der bei 200f. V. in winzig klemen, dicht gedrängten Durchschnitten 
erscheint und wahrscheinlich mit wenig Leueit gemengt ist. Zahlreiche Nephelin- 
durchschnitte treten mikroporphyrisch hervor. Letztere sind geflossen, meist mit 
einigen Staubkörnchen, seltener mit wenigen Mikrolithen versehen. Daneben sind 
auch mikroporphyrische Sanidindurchschnitte so zahlreich, dass sich in diesem 
Phonolithe ein Uibergangsglied zu den Sanidin-hauynphonolithen unverkennbar zeigt, 
Die makroskopischen Hauyndurchschnitte haben einen impelluciden, aus blauschwarzem 
Staube bestehenden und minder geradlinig begrenzten Rand und ein lichtes Innere, 
in welchem man ausser rundlichen Staubkörnern auch schwarze Hexagone (Magnetit 
oder Titaneisen) bemerkt. Die grünlichen, sehr langen und dünnen, aber aus 
klemeren Partikelchen bestehenden Augitnadeln sind zu vollkommen parallelen 
Aggregaten, welche unvollkommene Umrisse grösserer Augitkrystalle mit Binschluss 
von Nephelinsubstanz zeigen, angeordnet. Solche Aggregate sind m den Dünn- 
schliften ziemlich gleichmässig vertheilt. 

Anhangsweise möge das lichte hauynreiche Phonolithgestein 


vom südlichen Fusse des Kelehberges bei Triebsch 


erwähnt werden, das wegen des recht zahlreichen makro- und mikroskopischen 
Sanidin neben dem meist minder individualisirten Nephelin (und Leueit) an der 
Grenze dieser und der V. Gruppe steht. 

Von jenen Phonolithen, die in der Gruppe der Sanidin-noscan- (hauyn-) Phono- 
lithe (V. Gruppe) angeführt werden, könnten auch hieher gehören die vom Klotz- 
berge, von Reäny Ujezd, von Welhota, und von Bozny-Borislau. 


35 


IV. Leucit-noseanphonolithe und Leucit-hauynphonolithe. 


Die wenigen böhm. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe (deren allgemeine Charak- 
teristik bereits S. 17 angegeben wurde) besitzen keineswegs so schön charakterisirte 
Leueitdurchschnitte, wie z. B. einige Phonolithgesteine aus der Eifel (Olbrück, 
Perlkopf), sondern enthalten neben dem reichlichen Nosean oder Hauyn zumeist 
einen farblosen, unbestimmt begrenzten Bestandtheil, der wegen des Dunkelwerdens 
im polarisirten L. und der rundlichen oder polygonalen Anordnung der Einschlüsse 
als mimder individualisirte Leueitsubstanz angesehen werden kann. An diesen 
Bestandtheil schliesst sich mehr weniger Nephelin und Sanidin (letzterer Strömungen 
zarter Leistchen darstellend) an, so dass durch Uiberwiegen eines der letztgenannten 
Minerale allmälige Uibergänge zu den Nephelim-nosean- (oder hauyn-) phonolithen 
und den Sanidin-nosean- (oder hauyn-) phonolithen verfolgt werden können. 

Ebenso wie die Leucit-nephelinphonolithe smd auch die Glieder dieser Gruppe 
verhältnissmässig reicher an Augit (Amphibol) und Magnetit und ihre makro- und 
mikroskopische Beschaffenheit verräth manche Aehnlichkeit mit den leucit- und 
hauynreichen Phonolithbasalten. 

Das spez. Gewicht (des Phonolithes vom Kelchberge bei Triebsch) = 2°606. 


Die Mikrostruktur des äusserst feinkörnigen, grünlichgrauen (sparsame Sanidin- 
täfelchen, Titanit- und Ausitkörmer aufweisenden) Phonolithes 


vom nördlichen Abhange des Grossen Franz bei Kostenblatt 


ähnelt der mancher Phonolithbasalte. Die für 200f. V. fast mikrolithischen grauen 
Aueit- (Amphibol-) kryställchen, Magnetitkörnchen und minder zahlreichen, farblosen 
Leistehen sind in einer (farblosen) homogenen, im polaris. L. zum grössten Theile 
dunklen Substanz theils wirr gelagert, theils in rundlichen Häufchen, zuweilen in 
kranzähnlichen Gruppirungen vertheilt, so dass aus der Anordnung der deutlich 
krystallisivten Bestandtheile auf die Gegenwart des minder individualisirten Leueit 
seschlossen werden kann. Und diese Schlussfolgerung ist um so mehr berechtigt, 
dla sich stellenweise auch recht nette Leueitpolygone vorfinden, die mit concentrischen 
Kränzchen und centralen Anhäufungen von Einschlüssen versehen sind. Auch der 
Nephelin findet sieh meist in unbestimmt begrenzten, aber an der rektangulären 
Lagerung der Mikrolitheneinschlüsse und der mattblauen Färbung im polaris. L. 
erkennbaren Durchschnitten vor, ist jedoch der Menge nach minder bedeutend. 

Recht zahlreich sind prächtige Hauyn- und Noseandurchschnitte, zum Theile 
mikroporphyrisch hervortretend. Die meisten bläulichschwarzen oder bläulichgrauen 
- Hauyndurchschnitte bestehen aus dichten Striehnetzen und sind mit ‚einem graulich- 
trüben Rande versehen; einige weisen nur eine Richtung der dichten Staubreihen 
auf, Zahlreich sind auch Noseandurchschnitte mit schönen, lockeren Strichnetzen. 
— Sporadisch finden sich bestäubte Apatitdurehschnitte vor, die auch in mikro- 
porphyrischem Amphibol als Einschlüsse vorkommen. — 

Verschieden ist das Gestein vom Gipfel desselben Berges. Dessen Dünn- 


schliffe, einem verwitterten Stücke entnommen, enthalten weit weniger Hauyn u. Nosean ; 
2% 
9] 


36 


dagegen scheinen Nephelin und Sanidin an der Zusammensetzung der Phonolith- 
masse am meisten betheiligt zu sein. 
Dünnschliffe des plattenförmigen, äusserst feinkörnigen, grauen Phonolithgesteines 


vom Kelchberge bei Triebsch 


zeigen an vielen Stellen Fluctuationen grauer Augit- (Amphibol-) säulchen und 
langer farbloser Leistehen (nebst reichlichem Magnetit) theils um mikroporphyrische, 
trübe oder durch Fragmente von Strichnetzen gekennzeichnete Nosean- (oder Hauyn-) 
durchschnitte, theils um rundliche oder ovale Cumulationen von Magnetit, Augit 
(Amphibol) und Nephelin, theils um grössere Leueitdurchschnitte, die voll von Ein- 
schlüssen sind. An den meisten Stellen waltet aber eine farblose Substanz vor, 
die im polaris. L. zum grösseren Theile völlig dunkel, zum geringen Theile matt 
blau erschemt. Die im polaris. L. dunklen Partien bestehen aus Polygonen, die 
lichten aus kurzen Rechtecken. Da sich unter ersteren auch scharfe Achtecke vor- 
finden, von denen die grösseren voll von wirr oder rundlich gelagerten Einschlüssen 
sind, so kann diese farblose Substanz als ein Gemenge von vorwaltendem Leueit 
mit Nephelin angesehen werden. Bestäubte Apatitdurchschnitte, durch Umrisse 
scharf hervortretend, sind mehrfach zu finden. Die Noseandurchschnitte haben zuweilen 
Einschlüsse von Augit (Amphibol) und Nephelin; unter den farblosen Leistchen 
sind mehre triklin. 

In emigen Dünnschliffen fanden sich winzig kleine (makroskopische) Täfelchen 
vor, die, mit zahlreichen regelmässig gelagerten Einschlüssen versehen, entweder 
der ganzen Länge nach oder nur z. Th. gerieft waren und im polaris. L. lamellar 
buntfärbig erschienen. 

Das lichte Phonolithgestein vom südlichen Fusse des Kelchberges — bedeu- 
tend reicher an Sanidin und Nephelin — ist bereits S. 34 erwähnt worden. 


V. Sanidin-Noseanphonolithe und Sanidin-Hauyn- 
phonolithe. 


Die Sanidin-Nosean- (Hauyn-) phonolithe (deren allgem. Charakteristik bereits 
S. 17. angegeben wurde) sind jene sanidinreichen Phonolithe, die sich durch eine 
Nosean- oder Hauynmenge auszeichnen, welche mehr als 10°), beträgt. Die an 
Nosean armen Stellen ihrer Dünnschliffe stimmen in der Mikrostruktur mit den 
Sanidinphonolithen überein. Gewöhnlich treten ausser den rissigen Sanidintäfelchen 
auch viele Noseandurchschnitte mikroporphyrisch hervor und um beide Bestand- 
theile lagern sich die in der Mikrogrundmasse vorwaltenden, zarten Sanidinleistchen 
in Form von Strömungen herum. Stellenweise tritt zuweilen Nephelin mit etwas 
Leueit — beide gewöhnlich minder individualisirt — reichlicher auf, doch im 
Ganzen dem Sanidingehalte weit nachstehend. Es kommen aber auch einige Phono- 
lithe vor, die nach der mikroanalytischen Schätzung auch bei Berücksichtigung 
der ausgeschiedenen Sanidinkrystalle an die Grenze dieser und der III. Gruppe 
gestellt werden müssen. 


37 


Das spez. Gew. des Teplitzer Phonolithes —= 2'545 (Reuss), 
(sehr verwittert) = 2.585 (auf die grösste 
Dichtigkeit des Wassers zurückgeführt; nach Jenzsch), 
von Rezny Üjezd (sehr verwittet) . . = 2'484 (Bilek). 
Das graue äusserst feinkörnige Phonolithgestein 


” 


vom Teplitzer Schlossberge, 


das auf den schieferigen Bruchflächen recht zahlreiche, winzig kleine Sanidin- 
täfelchen aufweist, besteht hauptsächlich aus zarten Sanidinleistchen, die — strahlig 
oder fluetuationsartig aggresitt — vereinzelte oder in Gruppen vereinigte, sehr 
zahlreiche mikroporphyrische Noseandurchsehnitte umschliessen. Letztere sind meist 
im Innern licht und am Rande rostgelb, staubig. Nephelin, Ausit und Magnetit 
sind in geringer Menge vorhanden. In den porphyrischen Sanidintafeln wurden 
scharf begrenzte, mit bläulich grauem Staube erfüllte oder rostgelbe Noseandurch- 
schnitte als Einschlüsse vorgefunden. 

In einigen Dünmnschliffen des nur wenige porphyrische Sanidintäfelchen, Nosean- 
und Titanitkörner aufweisenden Phonolithes 


von Liesnitz 


(dessen bereits unter den Nephelin-Noseanphonolithen S. 31 Erwähnung geschah) 
sind die meist stromartig gelagerten Sanidinleistehen so reichlich vorhanden, dass 
das Gestein auch in dieser Gruppe erwähnt zu werden verdient. 

Dünnschliffe des Phonolithgesteins 


vom Kahlen Berge bei Boretsch 


zeigen farblose Leistchen (deren Längshälften im polaris. L. verschieden gefärbt 

sind) als vorwaltenden Bestandtheil; neben diesem tritt der Nosean in grauen, 

trüben, meist aufgelösten Durchschnitten in den Vordergrund. Aueit (Amphibol) 

ist minder zahlreich, während Magnetit (auch als Staub) reichlicher vorhanden ist. 
Das Phonolithgestein 


von der Zinne des Kostenblatter Berges 


(unterhalb der Ruine) enthält recht zahlreiche, porphyrische Sanidintäfelchen und 
Noscankörnchen. Seine Grundmasse besteht ausser dem gleichmässig vertheilten, 
sparsamen Aueit und Magnetit aus mikroporphyrischem Sanidin und Nosean, zwischen 
denen eine gelblichweisse körnige Substanz*steckt, die stellenweise recht viel Nephe- 
lin und vermuthlich auch Leueit enthält. Die Noseandurchschnitte sind minder 
scharf begrenzt, bräunlichgelb und staubig trübe. Sparsame, mikroporphyrische, grau- 
braune Amphiboldurehschnitte haben einen schwärzlieh trüben Saum. 
Die einem verwitterten Stücke des Phonolithgesteins 


vom Klotzberge bei Mileschau 


entnommenen Dünnschliffe zeigen stromartige Anhäufungen von monoklinen, zum 
geringen Theile triklnen Feldspathleistehen um grössere und kleinere, sehr zahl- 
reiche, trübe, rostgelbe Noseandurehschnitte, die fast sämmtlich in sekundäre Mineral- 
sebilde umgewandelt sind. Die grössten Durchschnitte dieser Art zeigen längst des 
Randes büschelförmige Zeolithgruppen, während das Innere von strahligen Aggre- 


38 


gaten farbloser Krystallsäulchen eingenommen ist. Stellenweise ist in der Mikro- 
erundmasse etwas Nephelin (und Leueit) bemerkbar, während Augit und Magnetit, 
sparsam vorhanden, eine ziemlich gleichmässige Vertheilung hat. 

Das dichte Phonolithgestein des 


zwischen dem Boänyjberge und Borislau 


selegenen Hügels zeichnet sich durch einen bedeutenden Reichthum an Nosean 
aus, dessen Durchschnitte die zierlichsten, schwärzlichblauen oder bräunlich- 
selben Strichnetze zeigen. Kleine, kurze, grünliche Augitsäulchen sowie die Magnetit- 
körmchen sind sehr sparsam verbreitet. Wenige Sanidintäfelehen und Augitdurch- 
schnitte ragen mikroporphyrisch hervor. Stellenweise scheint der Nephelin, mit 
Einschlüssen von Mikrolithen und Staubkörnern versehen, zahlreicher vorzukommen, 
doch sind seine Umrisse minder kenntlich. 

Das Phonolithgestein des nahen Boäönyberges, das ebenfalls zahlreiche 
und prächtige, mikroporphyrische Noseandurchschnitte zeigt, besteht ausser dem 
sparsamen Augit und. Magnetit wesentlich aus zarten Feldspathleistehen, deren 
Längshälften im polaris. L. verschiedenfärbig erscheinen. 

Das dichte, lichtgraue Phonolithgestein 

von Hora bei Welhoten 

aus dem nur wenige Sanidintäfelchen porphyrisch hervortreten, ist so reich an 
winzig kleinen (punktgrossen) Noseankörnchen, dass das Gestein weisslich getüpfelt 
erscheint. Um die Durchschnitte dieser Noseankörnchen sind Anhäufungen zarter 
Sanidinleistehen — die in einem spärlichen, durch Umwandlungsprodukte des 
Nosean getrübten Cemente eingebettet liegen — fluetuationsartig gelagert; stellen- 
weise ist jedoch auch Nephelin (unbestimmt begrenzt) recht zahlreich, während 
Augit und Magnetit — ersterer zuweilen in kleinen Ageregaten — sparsam ver- 
theilt sind. Einige der grösseren (sämmtlich rostgelben, zart staubigen) Nosean- 
durchschnitte sind von farblosen Krystallen ganz durchspickt. 

In den Dünnschliffen des graulichweissen, äusserst feinkörnieen nnd zart po- 
rösen Phonolithgesteines k ‘ 

von Reiny Ujezd 
sind rostgelbe, staubige Noseandurchschnitte ziemlich zahlreich. Und seine Mikro- 
grundmasse besteht wesentlich aus vorwaltendem Sanidin mit sparsamem Augit und 
Magnetit und ist ungewöhnlich reich an Schlackenkörnern, die auch in ‚den Sanidin- 
durchschnitten, zonenartig gelagert, eingeschlossen vorkommen. 

Die von dem an sekundären Gebilden reichen Phonolithgesteine 

des Marienberges bei Aussig 
stammenden Dünnschliffe weisen auf eine vorgerückte Umwandlungsstufe der ver- 
wendeten Phonolithstücke hin; doch erkennt man an den meisten Stellen ausser dem 
spärlichen Augit und Maenetit vorwaltende Strömungen zarter Sanidinleistehen um 
sehr zahlreiche mikroporphyrische Noseandurchschnitte, die zum grössten Theile 
in Zeolithbüschel umgewandelt sind. 

Möhl ') fand zwischen den Pfeilern ' des Noseanphonolithes vom Marienberge 


) N. J. £. M. 1874. I, 43, 


39 


bei Aussig. Blöcke eines — äusserlich dem lichten Gestein von Uskade am Monte 
Dor und dem Monte Venda Gesteine sehr ähnlichen — fast weissen Gesteines, das 
aus einem granitischen Aggregate von Sanidin, Tridymit, Albin und Natrolith (mit 
etwas Kaolin und Caloit) besteht. 


Das Phonolithgestein vom Bösig bei Weisswasser 


ist eines der noseanreichsten Gesteine und stimmt im der Mikrostruktur mit dem 
Phonolithe vom westl. Abhange des Mileschauer Berges am meisten überein. Schon 
in den Dünnschliffen erkennt man neben zahlreichen, rissigen Sanidintäfelchen sehr 
viele lichtere Stellen, die Noseandurchschnitten angehören, aber auch die Mikro- 
srundmasse, (die ausser vorwaltenden Sanidinleistehen, sparsamem Augit und Ma- 
enetit auch etwas Nephelin enthält, weist einen bedeutenden Reichthum an Nosean auf. 


Von jenen Phonolithen, die unter den Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen 
(Gruppe II.) erwähnt wurden, könnten auch hieher gehören: die Noseanphonolithe 
vom Kl. Franz bei Kostenblatt, vom westlichen Abhange des Mileschauer, vom 
Erdfall am Ziegenberge (Wesseln) und die Hauynphonolithe vom Schlossberge Houska 
und vom südlichen Fusse des Kelchberges (Triebsch). 


Mehr weniger Nosean und Hauyn (doch im Ganzen weniger als 10%,) ent- 
halten die feldspathreichen Phonolithe von Leukersdorf, vom Tielborn bei Tetschen, 
vom Ziegenberge (gegen 10%,), aus dem Wesselner Thale, von Katzenbusch, von 
Tschersing, von der Cerniskenmühle, aus dem Kl, Priesner Thale, von Neu Franzens- 
thal, vom Wüstenschlosse bei B. Kamnitz, vom Plitzenberge bei Neu Kreibitz und 
von Friedland. 


VI. Nephelin-sanidinphonolithe. 


Wie in der allgemeinen Charakteristik S. 17 bereits angedeutet wurde, gehören 
in diese Gruppe jene sanidinreichen Phonolithe, deren Nephelingehalt eirca 30—40”/, 
beträgt. Der Makrostruktur nach sind Phonolithe dieser Gruppe wesentlich zweierlei 
Art: a) (sehr) femkörnig (zuweilen vom granitischen Typus), gewöhnlich mit schwacher 
Andeutung einer schiefrigen Textur, d) kryst. dicht oder äusserst feinkörmig, durch 
Hervortreten mehr weniger zahlreicher Sanidintäfelchen porphyrisch ; deutlich schie- 
ferie, Der Mikrostruktur nach lassen sich drei Abarten unterscheiden: «) gleich- 
mässig körmig (eranitisch); in diesem Falle pflegt zwischen gleich grossen Sanidin 
und Nephelinkörnchen ein spärliches, gelblich graues, trübes Cement (reich an 
Mikrolithen und Staubkörnchen) vorhanden zu sein (z. B. Wüstenschloss bei B. 
Kamnitz); 5b) mikroporphyrisch, dureh Hervortreten zahlreicher mikroporphyrischer 
Sanidintäfelehen von ziemlich gleicher Grösse, zwischen denen eine aus scharf- 
kantigen Nephelinkryställchen bestehende Mikrogrundmasse verbreitet ist (z. BD. 
Ilmenstein bei Krombach) und e) wneleichmässig, mit stellenweise vorwaltenden 
Sanidinleistehen oder Nephelindurehschnitten (z. B. Hinterlomnitz). 


40 


Das spez. Gewicht des Phonolithes von Hinterlomnitz bei Duppau = 2:58 
vom Hochwaldberge : =12:58 
von der Klause zwischen Schön: 

linde und Rumbus . . .»= 2513 


An vielen Stellen der diehten Grundmasse des an porphyrischen Sanidin- 
täfelchen reichen Phonolithgesteines 


von Hinterlomnitz bei Duppau 


walten farblose Leistchen vor, die um mikroporphyrische Sanidintäfelchen fluetu- 
ationsartig gelagert sind. Sie bestehen zumeist aus zwei, im polarisirten Lichte 
verschieden gefärbten Längshälften und nur wenige derselben zeigen eine trikline 
tiefung. Stellenweise hat aber die Mikrogrundmasse ein anderes Aussehen. Durch 
Vorwalten von dicht gedrängten kurzen Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, 
der auch den Sanidinleistehen überall untergemengt ist, tritt eine Achnlichkeit mit 
den ausgezeichneten Nephelinphonolithen von Brüx-Bilin hervor. In letztgenannten 
Partien sind auch kleine, scharf begrenzte, schwärzlichblaue, dunkel umsäumte und 
schwach röthliche mit lockeren, zuweilen kranzähnlichen Häufcehen von dunklen 
Staubkörnern versehene Polygone (Hauyn) recht häufig zu finden. — In dem grünlich 
grauen, dichten, an porphyrischem Sanidin ziemlich reichen Phonolithgesteine 


von Engelhaus bei Karlsbad 


sind stellenweise vorwiegend farblose, fluctuationsartig gelagerte Leistchen, von 
denen mehre im polarisirten Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigen, 
während an anderen Stellen dicht gedrängte, kurze Rechtecke und Hexagone des 
Nephelin, der auch den Sanidinleistehen überall untergemengt ist, den vorwaltenden 
Bestandtheil bilden. Grünliche Augitsäulchen, die aus kleinen Partikelchen bestehen 
und kleine Magnetitkörner sind gleichmässig, aber sparsam verbreitet. 

Die wesentlich aus Sanidin und mikrolithenreichem Nephelin bestehende 
Grundmasse des Phonolithes 

zwischen Schwaden und Budove 
enthält ausser gleichmässig vertheilten, grünlichen Augitkryställchen und sparsamen, 
ungleich grossen Magnetitkörnern auch holzbraune Amphiboldurchschnitte. Die 
grösseren, zuweilen mit Einschlüssen von Apat.t versehenen Aueitdurchschnitte sind 
zu kleinen Aggregaten vereinigt. 

Das diehte Phonolithgestein an der Strasse bei Waldschnitz gegen Presau 
steht an der Grenze zwischen den Nephelin- und den Nephelin-sanidinphonolithen; 
denn stellenweise walten Nephelindurehschnitte (in einem grauen trüben Cemente) 
vor, stellenweise zarte Feldspathleistehen. 

In diese Gruppe wären auch die nephelin (und leueit) reicheren Partien des 
Phonolithes 

vom Schreckensteine bei Aussig 
einzureichen, «dessen Mikrostruktur unter den Oligoklas-sanidinphonolithen näher 
angedeutet werden wird. 


+1 


An der Grenze zwischen den Nephelinphonolithen und den Nephelin-sanidin- 
phonolithen steht das Gestein 


vom südlichen Abhange des Steinberges bei T'schersing. 


Die Dünnschliffe desselben zeigen mikroporphyrische, rissige Sanidintäfelchen 
(und stellenweise auch Nephelindurehschnitte) in ziemlich gleicher Vertheilung und 
(dazwischen eine wesentlich aus scharfkantigen Nephelindurchschnitten bestehende 
Mikrogrundmasse, die auch winzig kleine röthlichweisse Hauynpolygone sporadisch 
enthält. Die grünlichen, minder zahlreichen Augitsäulchen sind reich an Nephelin- 
einschlüssen. 

In dem graulichweissen, sehr feinkörnigen, zart porösen Phonolithgesteine 


von Leukersdorf 


treten mikroporphyrische Sanidintäfelchen recht zahlreich auf. Zwischen denselben 
breitet sich ein trübes Cement aus, das wesentlich aus minder deutlich begrenztem 
Nephelin besteht. Mikroporphyrische, durch grobe Gitterwerke charakterisirte Nosean- 
durchsehnitte sind nur sporadisch zu finden. 

Das graue, äusserst fenkörnige Phonolithgestein 


des Ilmensteines am Hochwalde (bei Krombach) 


enthält recht zahlreiche mikroporphyrische Sanidintäfelchen, deren Durchschnitts- 
kanten durch Anlagerung sehr dicht gehäufter Nephelindurchschnitte mehr weniger 
verdeckt erscheinen. Letztere, stets von sehr scharf geradliniger Begrenzung, aber 
von ungleicher Grösse bilden zwischen den Sanidintäfelchen ein ungleichkörniges 
Cement, das stellenweise wegen der An- und Uibereinanderlagerung der hexagonalen 
Durehschnitte, namentlich der zarten Schüppchen, eine grosse Aehnlichkeit mit 
Tridymithäufchen besitzt. Die grünlichen Augitdurchschnitte erscheinen von Nephelin- 
einschlüssen förmlich zerstückelt. Magnetit ist sparsam verbreitet. 

Mit demselben stimmen im Allgemeinen die einem Formatstück mit der Etikete 
„Hochwald bei Krombach“ entnommenen Dünnschliffe überein, weisen aber 
weit mehr Sanidin auf, so dass das Gestein auch unter die Sanidimphonolithe ein- 
gereiht werden könnte. 

Minder reich an Sanidin ist das im Ganzen mit dem Phonolithe des Ilmen- 
steines übereinstimmende Gestein 


vom oberen Steinberge bei Oberlichtenwalde. 


Die Aggregate zarter hexagonaler Schüppehen, überall mit sehr scharfen Umrissen 
versehen, haben eine grosse Aehnlichkeit mit Tridymithäufchen. 
Die Grundmasse des Phonolithes 


von der Klause zwischen Schönlinde und Rumburg 


weist recht viel Nephelin auf; doch walten an den meisten Stellen derselben rissige 
Sanidintäfelehen vor. Rostgelbe, trübe Noseandurchschnitte sind sparsam zu finden ; 
auch winzig kleine Leueitkryställchen scheinen vorhanden zu sein. 


Die sehr feinkörnige Grundmasse des Phonolithes 
vom Spützberge bei Warnsdorf 


enthält recht zahlreiche rissige Sanidintäfelchen, zwischen denen eine Mikrogrund- 
masse entwickelt ist, die aus winzig kleinen Rechtecken und Polygonen des Nephelin, 
recht zahlreichen, (bei 200f. V.) punktgrossen Hauyndurchschnitten, aus Augit- 
mikrolithen und spärlichem Magnetit besteht. Zwischen den krystallinischen Bestand- 
theilen scheint ein spärliches amorphes Cement vorhanden zu sein. Die winzig 
kleinen Hauyndurehschnitte, dunkle Hexagone und Octagone darstellend, sind mit 
breitem, röthlichweissem Saume versehen. 


vIl Oligoklas-sanidinphonolithe oder Trachyphonolithe. 


Phon.olithe dieser Gruppe stimmen in ihrer Makro- und Mikrostruktur, sowie 
in den Löslichkeitsverhältnissen mit den Sanidinphonolithen überein und unterscheiden 
sich wesentlich durch das häufigere Vorkommen des triklinen Feldspathes, dessen 
Menge 5— 30°, betragen mag. In vielen der vollkommen frischen Varietäten zeichnen 
sich die makroskopischen Feldspathtafeln durch stärker glänzende Lamellen aus, an 
denen eine zarte, dieltte Riefung mit freiem Auge wahrzunehmen ist (z. B. Wesseln, 
Ziegenberg, Kl. Priesen). 


Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Ziegenberge . . = 2608 (Bilek), 
eines anderen Stückes derselben Lokalität — 2'563 (Bilek). 


Das graulichweisse, dichte, poröse, halb aufgelöste Gestein 
von Schima 


zeichnet sich durch sehr zahlreiche, porphyrische Sanidinkrystalle mit reichlich 
interponirten triklinen Lamellen aus. Und die diehte Grundmasse besteht haupt- 
sächlich aus mannigfachen Strömungen zarter Feldspathleistchen, die zum grossen 
Theile triklin sind, daher das Gestein als Trachyt bezeichnet werden könnte; doch 
enthält die Grundmasse auch etwas Nephelin und mikroporphyrische rostgelbe, 
deutlich hesrenzte Partien, die wahrscheinlich dem Nosean entstammen. 

Dem äusseren Aussehen nach stimmt mit diesem Phonolithe das aufgelöste 
sanidinreiche Phonolithgestein von Kostenblatt und das ganz Ähnliche vom 
Spitzberge bei Tepl. 

Das äusserst feinkörnige, graulichweisse, ziemlich verwitterte Phonolithgestein 

von Gratschen (nördlich von Aussig) 
besteht wesentlich aus Strömungen farbloser Leistehen, unter denen viele triklin 
zu sein scheinen. Grünliche Augitkryställchen sind sparsam, aber Magnetitkörner 
zahlreicher verbreitet. 

Sehr reich an farblosen Leistehen, die sammt den recht zahlreichen Augit- 


säulchen und Magnetitkörnern theils in Strömungen, theils verworren aggreeirt, 


sind, ist das östlich von 


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45 


Spansdorf 


befindliche Phonolithgestein. Aus seiner fast dichten Grundmasse treten Sanidin- 
täfelchen hervor, die mit zahlreichen triklinen Lamellen versehen sind; aber auch 
unter den farblosen Leistehen sind viele triklin. Die meisten Partien der Dünn- 
schliffe sind durch eine staubige Substanz getrübt. 

Das unmittelbar bei Nestersitz vorkommende sanidinreiche Phonolithgestein 
enthält viele makroskopische Feldspathtafeln, die aus monoklinen und triklinen 
Lamellen bestehen. Recht zahlreich sind auch kleine makroskopische Augitkryställchen, 
Die ziemlich umgewandelte Grundmasse scheint ausser dem Sanidin und dem gleich- 
mässig vertheilten Augit und Magnetit wesentlich aus Nephelin zu bestehen. 

Die eimem schon etwas verwitterten Stücke entnommenen Dünnschliffe des 
Phonolithes 

vom Ziegenberge ‚bei Wesseln 

zeigen sehr zahlreiche, porphyrische, meist trübe, rissige Sanidintafeln, von denen 
viele mit triklinen Lamellen verschen sind. Recht zahlveich sind auch mikropor- 
phyrische Nosean- oder Hauyndurchschnitte, die mit schwarzgrauem, lockerem Staube 
erfüllt sind. Die meist eingeklemmte, schlackenkörnchen- und mikrolithenreiche 
Mikrosrundmasse besteht aus zarten Sanidinleistchen, die an einigen Stellen strom- 
artig aggresirt sind, und aus Nephelimdurehschnitten, denen sich stellenweise auch 
Leueitpolygone beigesellen. Bräunliche Biotitfragmente sind sparsam. Während die 
kleinen Augitsäulchen in der Grundmasse minder zahlreich vertheilt sind, bilden die 
grösseren kleine Anhäufungen. 

Unter den zahlreichen makroskopischen Feldspathtäfelchen des Phonolithes 

aus dem Wesselner Thale 


fanden sich mehre vor, die im polarisirten Lichte die schönsten Erscheinungen 
trikliner Feldspäthe zeigen und, schon im gewöhnlichen Lichte betrachtet, durch 
dichte Riefung ausgezeichnet sind. Ausser diesen treten auch Noseankörnchen und 
Ausit- und Amphibolsäulchen porphyrisch hervor, erstere in grösserer Menge. Um 
diese porphyrischen Durchschnitte pflegen zarte Feldspathleistchen, von denen die 
meisten monoklin sind, fluctuationsartig aggresirt zu sein. Diesen ist auch etwas 
Nephelin beigemengt. 

In grösseren Feldspathdurchschnitten sind zahlreiche Schlackenkörmner zonen- 
artig gelagert und die Augitdurehschnitte sind reich an farblosen Krystalleinschlüssen. 

Die recht zahlreichen, porphyrischen, farblosen Täfelehen des Phonolithes 

aus dem alten Steinbruche im Kl. Priesner Thale‘) 

erweisen sich zum grossen Theile als triklimer Feldspath, der sich durch die schönsten 
Polarisationserscheinungen auszeichnet. Die dichte Grundmasse, die erst bei 
400. V. deutlich auflösbar ist, besteht stellenweisse aus Strömungen zarter farbloser, 
auch polysynthetischer Leistehen, stellenweise aus Rechtecken und Polygonen des 
Nephelin, die reich sind an Feldspath- und Augitmikrolithen und zwischen denen 
auch Maenetitkörnechen ziemlich reichlich eingestreut sind. 


*) Boricky. Petrograph. Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturwissensch. 
Landesdurehforschung 1373.) Tafel VII. fie. 1. d. 


Ein aus der Nähe 
von Gross-Priesen (Binove?) 
stammendes Phonolithgestein ist schr reich an mikroporphyrischen Feldspathtäfelchen, 
von denen mehre einem triklinen Feldspathe angehören. Um dieselben lagern sich 
Ströme von Feldspathleistchen, die in der an Augitmikrolithen und Magnetitkörnern 
verhältnissmässig reichen Mikrogrundmasse vorwalten; nur an wenigen Stellen ist 
Nephelin deutlich bemerkbar. Nosean fehlt. Augit und Magnetit (mit wenig Nephelin) 
bilden stellenweise keine Anhäufungen, die Basaltpartien ähneln. 
Die Dünnschliffe des Phonolithgesteines von der Ostseite 
des Schreckensteines bei Anssig (unterhalb der Ruine) 

zeigen recht zahlreiche mikroporphyrische Sanidintäfelehen und breite farblose 
Längsschnitte, welche die schönsten Polarisationserscheinungen trikliner Feldspäthe 
zeigen. Die farblose Mikrogrundmasse, in der winzig kleine (für 200. Vergr. mikro 
lithische) graue Augitkryställchen und Magnetitkörnchen ziemlich gleich vertheilt- 
sind, besteht stellenweise aus minder individualisirtem Nephelin und etwas Leueit, 
deren Umrisse im polaris. Lichte deutlicher hervortreten, stellenweise aus Strömungen 
zarter, monokliner und trikliner Leistehen, welche die mikroporphyrischen Sanidin- 
und Oligoklasdurchschnitte umschliessen. Sporadisch und selten finden sich mikro- 
porphyrische, braune Amphiboldurchsehnitte vor, die von Anhäufungen grünlicher 
Aueitsäulchen umsäumt sind. 


Das Phonolithgestein 
vom Katzenbusch 


besteht aus vorwaltenden, z. Th. triklinen Feldspathleistchen und Augit, Magnetit und 
etwas Nephelin. Recht zahlreich sind auch mikroporphyrische Noseandurchschnitte, 
deren Inneres, eine Anhäufung von dunklen Staubkörnern umfassend, von einer 
rostgelben Randzone umsäumt ist. 


Ausser den in dieser Gruppe erwähnten Phonolithgesteinen kommt der trikline 
Feldspath in Phonolithen fast aller übrigen Gruppen, aber stets vereinzelt vor; nur das 
aus dem Contakte mit der Kohle stammende, feldspathreiche Phonolithgestein des Holey- 
Kluk zeichnet sieh durch eine bedeutende Menge des triklinen Feldspathes aus. 

Seltene oder minder zahlreiche trikline Feldspathkrystalle enthalten die 
Phonolithgesteine: vom Wachholderberge bei Teplitz, vom Tachaberge, vom Kelch- 
berge bei Triebsch, vom Klumpen (Hrschfi. Liboch), vom südlichen Abhange des 
Mileschauer Berges, vom Wüstenschlosse bei Böhm. Kamnitz, von Ilinterlomnitz 
bei Duppau, von Algersdorf bei Polie, vom Plitzenberge bei Neukreibitz, vom 
Gorditzer Berge und vom Mädsteine an der Elbe. 


VIII. Sanidinphonolithe. 


Die Sanidinphonolithe (deren allgemeine Charakteristik bereits S. 18 angegeben 
wurde) sind jene Phonolithgesteine, deren Sanidingehalt eireca */, der gesammten 
Phonolithmasse beträgt. Sie sind im Allgemeinen reicher an Augit und Amphibol 
als andere Phonolithvarietäten und führen häufig auch mehr weniger Biotit. Der 
Nephelin, dem sich zuweilen etwas Leueit beigesellt, pflegt minder individualisirt 
zu sein. Mehre enthalten auch Nosean, dessen Menge jedoch weniger als 10°;, beträgt. 


45 


Das spez. Gewicht des Phonolithes von der Schwarzthaler Mühle = 2414 (Bilek) 
von Algersdorf — SB 
von Holey-Kluk Bell 


Das sehr feinkörnige Phonolithgestein 
von der Cernisken- oder Schwarzthaler Mühle bei Schwaden 
besteht aus grösseren und kleineren Sanidintafeln, zwischen denen Ströme und Züge 
zarter farbloser Leistchen mit recht zahlreichen Augitsäulchen und einem Gewirr 
von Mikrolithen und Staubkörperchen eingeklemmt sind. Einige der farblosen 
Längsschnitte bestehen aus mehreren breiten Lamellen; diese zeigen aber keine 
Riefung. Kleine Nephelindurchsehnitte finden sich in der Zwischenklemmungsmasse 
sparsam vor, ebenso winzig kleine Nosean- oder Hauyndurchschnitte, die theils 
rostgelb, theils graulich und staubig erscheinen. Magnstitkörner verschiedener Grösse 
(auch als Staub) sind recht zahlreich. 
Dünnschliffe des graulichweissen Phonolithes 
von Holey-Kluk bei Proboscht 

zeigen Aggregate von parallel zerklüfteten, holzbraunen Amphibol- und grünlichen 
Augitkrystallen, welche letztere reich sind an Schlackenkörnern und Gasbläschen. 
Die Grundmasse dieses Phonolithes stellt ein Gemenge von vorwaltendem Sanidin 
mit kurzen Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, Polygonen des Leueit, locker 
vertheilten Augitkıyställchen und minder zahlreichen Magnetitkörnerın dar. Die 
minder scharf begrenzten Durchschnitte der farblosen Gemengtheile treten im 
polarisirten Lichte deutlicher hervor. Bestäubte Apatitdurchschnitte wurden mehrfach 
bemerkt; auch wenige Titanitdurchschnitte. Von den Sanidinleistchen sind nur 
einige wenige triklin. 

Etwas verschieden verhielten sich Dünnschliffe, welche den mir vom Herrn 
Bergdirektor Castelli zugeschickten, aus dem Contakte mit der Kohle her- 
rührenden Stücken des Phonolithes von Holey-Kluk entnommen wurden. 

Im Allgemeinen konnte dasselbe Verhältniss zwischen Feldspath und den 
übrigen Bestandtheilen konstatirt werden; allein die Mehrzahl der farblosen Leistchen 
erwies sich als einem triklinen Feldspathe angehörig. 

In dem dichten Phonolithgesteine 

vom Kl. Priesen (im Thale gegen Leschtina, am Bache) 

treten wenige Sanidintäfelchen porphyrisch hervor. Die Grundmasse zeigt bei 200. V. 
ein mikrolithisches  Gemenge von kurzen, dicht gehäuften Sanidinleistchen (die 
wesentlich eine Stromrichtung befolgen) und minder zahlreichen, winzig kleinen, 
rundlichen und kurz rektangwären Durchschnitten mit gleichmässig vertheilten 
Augitnadeln und sparsamen Magnetitkörnern. Die farblosen, rundlichen Durchschnitte, 
die wegen der äusserst zahlreichen, wesentlich eine Stromrichtung befolgenden 
Einschlüsse (die im polarisirten Lichte aus dunklem Felde färbig hervortreten) eine 
weniger bestimmte Begrenzung haben, könnten als minder individualisirte Leueit- 
substanz angesehen werden. Von den farblosen Stäbchen sind einige triklin. Kleine 
rostgelbe Noseandurchschnitte wurden sehr sparsam bemerkt. 


46 


In diese Gruppe gehört ein Phonolithgestein, dessen Formatstück die Etikete 
„trachytischer Phonolith zwischen Poemerle und Wesseln“ trägt; denn seine 
Grundmasse, aus der minder zahlreiche porphyrische Sanidintäfelchen hervortreten, 
besteht vorwaltend aus Strömungen zarter Sanidinleistehen; doch sind auch solche 
Partien recht zahlreich, die, unbestimmt begrenzt, durch angehäufte Staubkörner 
und Mikrolithe getrübt, theils als minder individualisirte Nephelinsubstanz, theils 
als amorphe Masse (oder Leueitsubstanz?) anzusehen wären. Trübe, meist auf- 
gelöste Noseandurchschnitte finden sich nur stellenweise vor. 

Das lichtgraue fast dichte Phonolithgestein aus dem Tunel 


bei Neschwitz a. d. Elbe 


enthält recht zahlreiche, winzig kleine Sanidintäfelchen. Und seine Grundmasse 
besteht hauptsächlich aus Strömungen von Sanidinleistchen in einem staubigen, 
graulichweissen, im polarisirten Lichte grauen Cemente. Augit und Magnetit sind 
sparsam. Apatitdurchschnitte sind mehrfach zu finden. — 

Strömungen von farblosen, z. T. getrübten Sanidinleistehen um rundliche 
Aggregate grünlicher Augitdurchschnitte erscheinen vorwaltend in den — einem 
ziemlich umgewandelten Stücke entnommenen — Dünnschlitfen des dichten Phonolithes 


vom Mädsteine (am rechten Elbeufer, bei Tetschen). 


Mikroporphyrisch hervortretende, farblose Längsschnitte bestehen aus zwei, im 
polarisirten Lichte verschieden gefärbten Längshälften, von denen eine zuweilen 
trikline Riefung zeigt; aber auch unter den in Strömungen aggregirten Leistchen 
sind einige triklin. Der übrige Theil der Dünnschlitte zeigt trübe und hellere 
Partien, die im polarisirten Lichte lichtgrau erscheinen und wesentlich aus Nephelin 
und Sanidin bestehen. Wie in einigen am Ziegenberge vorkommenden Phonolithen 
und in dem vom Gorditzer Berge kommen auch hier kleine augitreiche Partien 
vor, die etwa den lichten Magmabasalten ähneln. 
Das dem Mädsteine gegenüberliegende, ähnliche Phonoli thgestein 


des Gorditzer Berges bei Dubkovitz 


enthält recht zahlreiche, porphyrische Sanidintäfelchen, unter denen einige mit 
triklinen Lamellen versehen sind. Die farblosen, durch Umwandlung getrübten, 
im polarisirten Lichte farbigen Bestandtheile der Grundmasse — die an Augit und 
Magnetit reicher ist als andere Phonolithe — sind wesentlich Sanidin und Nephelin. 
Zwischen denselben steckt aber ein spärliches, stellenweise bräunlich gefärbtes 
Glascement. Und als besondere Eigenthümlichkeit dieses Phonolithgesteines (und 
einiger anderen schon erwähnten Phonolithe) erscheinen kleine aus reichlichem 
Augit, Magnetit und einem bräunlichen oder graulichweissen Cemente bestehende 
Partien, die den Magmabasalten ähneln. Um (diese sind die Sanidinleistehen strom- 
artig aggregirt. 
Das äusserst feinkörnige Phonolithgestein 
von Tielborn bei Tetschen 


besteht wesentlich aus Sanidin, dem sieh spärlicher Nosean, Augit und recht zahl- 
reiche Magnetitkörner beigesellen. Die Sanidindurchschnitte, grössere, rissige 


47 


Tälelehen, lange Leistehen und zarte Mikrolithe darstellend, enthalten zahlreiche 
Schlackenkörner, zuweilen in Reihen oder den Umrissen parallel geordnet; manche 
zeigen im polarisirten Lichte verschieden gefärbte Lamellen, jedoch ohne Riefung. 
Die Umrisse der trüben, rostgelben Noseandurchschnitte sind meist minder deutlich, 
so dass letztere zuweilen trüben Flecken ähneln. 

Die prächtigsten Fluctuationen vorwaltender farbloser Leistehen und grünlich 
grauer Augitsäulchen, zwischen denen Anhäufungen winzig kleiner Nephelinkryställchen 
und sparsamer Magnetitkörner in einem amorphen Cemente eingeklemmt sind, zeigen 
die meisten Partien des dichten Phonolithes 


vom Spützberge (Lausche) bei Lichtwald. 


In den farblosen Leistehen sind zuweilen spärliche, zart nadelförmige Mikrolithe 
und Staubkörner parallel der Hauptachse gelagert. Nephelin scheint nur an jenen 
Stellen reichlicher aufzutreten, die keine Strömungen zeigen. 

In dem sanidinreichen Phonolithe 


von Algersdorf bei Polie, 


finden sich sowohl unter den mikroporphyrischen, farblosen Täfelchen, als auch 

unter den zarten Leistchen trikline Lamellen mehrfach vor. Wegen der stärker 

entwickelten, nephelin- (und vielleicht auch leueit-) führenden, staubigen Mikro- 

grundmasse stimmen einzelne Partien mit den Sanidin-nephelinphonolithen überein. 
Die Dünnschliffe des feinkörnigen, grauen Phonolithgesteines 


vom Wiistenschlosse bei Döhm. Kamnitz 


zeigen (bei 200. V.) ein gleichkörniges Gemenge von Sanidin und Nephelin, zwischen 
denen eine trübe Mikrogrundmasse steckt, die, im polarisirten Lichte dunkelgrau, 
amorph zu sein scheint, aber durch zahlreiche Nephelim- und Sanidinmikrolithe 
und staubartige Körperchen mehr weniger entelast ist. Augitsäulchen und Magnetit- 
körner sind minder, zahlreich und gleichmässig verbreitet. Sparsam sind kleine 
Noseandurchsehnitte mit zarten, grauen Strichnetzen und einem lichteren Rande; 
es fand sich auch ein grösserer, bläulichgrauer Noseandurchschnitt vor, um den 
zarte Sanidinleistehen Huctuationsartig angehäuft waren. Aehnliche Anordnung der 
farblosen Leistehen findet zuweilen auch um die porpbyrischen Sanidin- und Nephelin- 
durehschnitte statt. 
Das feinkörnige Phonolithgestein 


vom Blitzenberge bei Neukreibitz 


ähnelt in der Makro- und Mikrostruktur dem Phonolithgesteine von Wüstenschloss 
allein die winzig kleinen porphyrischen farblosen Täfelchen bestehen zumeist aus 
zwei, im polarisirten Lichte verschieden gefärbten Längshälften, von denen einige 
trikline Riefung zeigen. Die zwischen den Sanidintäfelchen eingezwängte, staubige 
Mikrogrundmasse, in der Augit und Magnetit locker vertheilt sind, besteht aus 
zarten Sanidinleistehen, Nephelindurchschnitten und einem spärlichen, amorphen 
Cemente. Winzig kleine grauliche Noseandurchschnitte sind sparsam ; noch sparsamer 
mikroskopische Titanitkryställchen. 


re 
(6) 


Die Dünnschliffe des äusserst feinkörnigen Phonolithgesteines 
von Neu Franzensthal (unweit Warnsdorf) 


haben einen seideähnlichen Anhauch. Die Grundmasse, bei 200. V. b., besteht zum 
erössten Theile aus Sanidin, dessen mikroporphyrische Durchschnitte durch ein 
mikrolithisches Gemenge von Sanidinleistehen, Augitsäulchen und Magnetitkörnern, 
minder deutlichem Nephelin, recht netten, aber sparsamen Noseandurchschnitten 
und einer spärlichen amorphen Substanz cementirt sind. Durch Körnchen, Stäubchen 
und Mikrolithenanhäufungen ist letztgenanntes Gemenge stark getrübt; doch sind 
mehre trübe Nephelinhexagone deutlich zu erkennen. Strömungen von zarten 
Sanidinleistehen treten nur an wenigen Stellen auf. 

Das dichte Phonolithgestein des westlich vom Geltschberge gelegenen Kegels 


bei Liten€ 


besteht wesentlich aus trüben farblosen Sanitdinleistehen, die mit rundlichen oder 
hexagonalen schwarzen Körnchen und sparsamen grünlichen Augitsäulchen gemengt 
erscheinen. Woraus die sich stellenweise vorfindenden, graulichen, flockig trüben 
Partien bestehen, liess sich wegen des vorgeschrittenen Verwitterungsgrades des 
Gesteins nicht bestimmen. 

Das äusserst fenkörnige Phonolithgestein 


von Friedland 


in dem nur wenige, äusserst zarte Augitnädelchen und winzig kleine Sanidintäfelchen 
mit freiem Auge bemerkbar sind, besteht (b. 200. V. b.) aus mikroporphyrischen, 
rissigen, minder bestimmt begrenzten Sanidintäfelchen, zwischen denen ein Gemenge 
von winzig kleinen, geflossenen Nephelindurchschnitten mit grünlichen Augitsäulchen 
und recht zahlreichen, meist in hexagonalen Durchschnitten erscheinenden, schwarzen 
Körnchen eingeklemmt ist. Ganz kleine, schwärzlichblaue, mit röthlichem Saume 
versehene Hauyndurchschnitte fanden sich selten vor. 


Chemische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens. 


In Anbetracht dessen, dass der unlösliche Antheil der Phonolithgesteine aus 
dem monoklinen und triklmen Feldspathe nebst einer geringen Beimengung des 
unvollkommen zersetzbaren Augit oder Amphibol besteht, dass sich der Nosean- 
und Hauyngehalt der frischen Gesteine!) durch eine entsprechende Schwefelsäure- 
menge kund gibt und dass die Kieselsäureabscheidung aus dem Nephelin, Nosean 
und Hauyn gelatinös”?) und aus dem Leueit pulverförmig eıfolgt, ist es auch 
möglich, durch die einfachsten chemischen Versuche (ganz genau dureh eine chem. 
Analyse) jene Gruppe approximativ zu bestimmen, in welche ein Phonolithgestein 
gehört. 

I. Nephelinphonolithe. Dieselben ergeben eimen löslichen Antheil von circa 
45—65°/, mit einem Nephelin- (und zuweilen geringen Nosean- oder Hauyn-) gehalte 
von etwa 40—60°/, ; sie gelatiniren stark in Salzsäure und geben keine (oder äusserst 
schwache) Schwefelsäurereaktion. 

II. Leueit-nephelinphonolithe. Dieselben stehen wahrscheinlich in Betreff der 
Löslichkeitsverhältnisse den Nephelinphonolithen ziemlich nahe. Der Kaligehalt des 
gelösten Antheiles fällt wegen des Vorhandenseins von Leueit im Verhältnisse zum 
Natrongehalte etwas höher aus. Ebenso sind die Oxyde des Eisens und die Kalk- 
erde in grösserer Menge vertreten, da Augit und Magnetit reichlicher vorkommen. 
In Salzsäure gelatiniren Phonolithe dieser Gruppe in einem um so geringeren Grade, 
je mehr Leueit sie enthalten und geben keine (oder äusserst schwache) Schwefel- 
säurereaktion. 

III. Nephelin-nosean (o. hauyn-) phonolithe. Diese ergeben einen löslichen Antheil 
von eirca 45—65°/, mit etwa 40—60°%, Nephelin und Nosean (oder Hauyn). Sie 
gelatiniren stark in Salzsäure und geben je nach dem Nosean- (oder Hauyn-) gehalte 
(und dem Umwandlungsstadium des Gesteins) eine mehr weniger starke Schwefel- 
säurereaktion. 5 


ı) Aus den verwitterten Phonolithgesteinen ist bekanntlich der grösste Theil der Sulfate aus- 
gelaugt. 

2) In Uebereinstimmung mit der Menge der gelatinös ausgeschiedenen Kieselerde (somit mit 
der Menge des Nephelin, Nosean, Hauyn) geht auch die Filtration des in Salzsäure gelösten 
Antheils (unter gleichen Verhältnissen) mehr weniger langsam von Statten (ausser wenn 
sich der Niederschlag durch sehr langes Stehen nicht gänzlich abgesetzt hat). 


; 4 


50 


IV. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe. Dieselben stehen wahrscheinlich in 
Betrefl ler Löslichkeitsverhältnisse den Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen ziemlich 
nahe. Der Kaligehalt des gelösten Antheils fällt im Verhältnisse zum Natrongehalte 
höher aus. Das Gelatiniren in Salzsäure ist jedenfalls schwächer, als bei den 
Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen. 

V. Sanidin-nosean- (hauyn-)phonolithe. Dieselben ergeben einen löslichen Antheil 
von eirea 23>—45°/, mit etwa 20—40°/, Nosean (Hauyn) und Nephelin. Sie gelatiniren 
schwächer in Salzsäure, geben aber eine mehr weniger starke Schwefelsäurereaktion. 

VI. Nephelin-sanidinphonolithe. Diese ergeben einen löslichen Antheil von 
circa 35—45°/, mit einem Nephelingehalte von 30—40%,. Sie gelatiniren schwächer 
in Salzsäure und geben keine Schwefelsäurereaktion. 

VII. Oligoklas-sanidinphonolithe. Dieselben ergeben einen gelösten Antheil 
von eirea 15—35°/, mit einem Nephelingehalte von etwa 10—30°%,. Das Gelatiniren 
in Salzsäure ist meist unbedeutend. Keine Schwefelsäurereaktion. Der Oligoklasgehalt, 
(dev wenigstens 5—10°, beträgt, aber auch den Sanidingehalt übertrifft, gibt sich 
(durch ein mehr weniger bedeutendes Vorwiegen des Natrongehaltes im ungelösten 
Antheile zu erkennen. 

VIII. Sanidinphonolithe. Dieselben ergeben einen gelösten Antheil von eirca 
15--35°/, mit einem Nephelin- (zuweilen auch Nosean-) gehalte von 10—30%),. 
Das Gelatiniren in Salzsäure ist unbedeutend. Keine (oder äusserst schwache) 
Schwefelsäurereaktion. 


I. Nephelinphonolithe. 


Die chemische Natur der Nephelinphonolithe erhellt zur Genüge aus’der auf 
Grund der mikroskop. Analysis versuchten Interprätation Rammelsberg’s 5b und 
Guthke’s « Analysen ') des Phonolithes vom 

Boren bei Bilin. 

Diese Analysen, und zwar: g des ganzen Gesteines, 2 des gelösten und x des 

ungelösten Antheils, ergaben in %,: 


— — 


[7 b 7 b 


Kıeselerde 2... —=.55:95... 46:16, Ana sooo 
Thonerde.. ... —, 2158 1.15,.20:62,,25416: 1996 bar 
Kisenosyd .... u. nahe. :) 119. .— 3:07 
Eisenoxydul ... = — 23:05 1,143 12.1710, 

Manganoxydul.. = Spur... 1'65 — _ 

Kalkerden.*. . 240.884... 1.085 = 23lsnm235=0;0e 
Maenesia 2. EUER 0 AT EL TIEE 
GAR Cper an Ad ZH. 1 nano BBanmBr6 
INSLEONSR De ar — 1142... 1651 144 460 618 
Glühverlust a 5 PIERRE Dr ir ae Hl — 


9934 9854 100 10066 
') Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1862. 750. f 


51 


Der gelöste Antheil betrug nach Guthke . . 50:85°/, und 
„  Rammelsberg 52:24°/,. 
Ein flüchtiger Anblick der beiden Analysen, der gelösten und ungelösten 
Antheile, genügt, um zu ersehen, dass sich der grössere Theil des Augit bei 
Rammelsberg im gelösten, bei Guthke im ungelösten Antheile vorfindet. 


Die Schwefelsäuremenge (dem Nosean angehörig) wurde nicht bestimmt; es 
gibt somit keinen zuverlässigen Anhaltspunkt zur Berechnung der Noseanmenge. Da 
jedoch Nosean seiner chemischen Natur nach dem Nephelin ziemlich nahe steht, so 
kann in Anbetracht des Zweckes, nämlich einer approximativen Berechnung der 
mineralischen Zusammensetzung, der Nosean als Nephelin berechnet werden. 


Berechnung der Sauerstoffmengen und ihre Vertheilung nach einzelnen Mineralen 
aus Rammelsberg’s Analysen; und zwar: 


USER EEE EVER, RO euere ae SER ET EEre ze Er EEEREEER 37 GIS 25: SIERT TECH GEB TER RIErTEBeTEnT N n 


dest ya ler eo 8 teen des ungelösten Antheiles 
Sauerstoff Nephelin M Sauerstoff 3 br 
ver- und | Augit| „ ER Rest || ver- = Ausit) Rest 
hältnisse | Nosean hältnisse | 3 
Kieselerde . 24074 19:391 | 2978 | — 1'705 | 35'253 36°'00 | 1'616 | —2'363 
Thonerde . 11'747 12'927 — — —1'180 7.643 9:00 — —1'357 
-, . vr ah, | 732 » Be 3 Bu 
Eisenoxyd ; 0'357 x 3 10-463 0°921 FE 
Eisenoxydul 0:317 — 0211 - — 0614| — 
Manganoxydul 0371 | — Verl)  — — = — | —_ 
Kalkerde : 0'623 — 0'623 — — 0.194 — | 0'194 — 
Magnesia . 0284 = 02834 | — — — —_ _ —_ 
ala A 0'583 | 0'583 — 2 — 1'406 1'406 — — 
Natron . . 3'726 3'726 — — — | 1594 | 1594| — | — 


Anmerkung. Das Minus von 2'363 Sauerstoffmengen der Kieselerde des ungelösten 
Antheiles wird durch ein Plus von 1705 des gelösten Antheiles zum Theile aus- 
seglichen; allem die Sauerstoffmenge der Thonerde ist für die Berechnung des 
Nephelin, Nosean und Sanidin unzureichend. 


Berechnung der mineralischen Bestandtheile aus der Vertheilung der Sauer- 
stoffverhältnisse 


ITTaR! des.gelösten & des ungelösten Antheils 
| 
Nephelin 
Ed Augit | Masnetit | Rest Sanidin | Augit ı Rest 
Nosean | 
Kieselerde. . . .| 36'358 5'584 En —+3:197 675 3:03 — 4431 
Thonerde . . . „| 27'685 = — — 2'527 19'275 —— — 2901 
Eisenoxyd.... . — —_ s == —_ | _ — 
Eisenoxydul . . . - 0:95 7] } 292 — E 2:763 — 
Manganoxydul . . _ 1'646 - —_ _ — —_ 
Kalkerde m... —— 2181 — _ | — 0'679 — 
Magnesia .. . . _ 0:71 —_ — —_ —_ —— 
Baer nn. 343 _ — — | 826 _- — 
Natron... ..| 1444 _ — ee — — 
81'913 11:071 | 1'678 —_ 101'212 6'472 — 


Nimmt man von den gelösten Mineralmengen den 0°52. Theil, von den ungelösten 
deu 048. Theil, so erhält man 


die approximative Zusammensetzung des Phonolithgesteines von Dorfen — 
pl I 
(aus Rammelsberg’s Analysen abgeleitet) 


42%, Nephelin und Nosean + 48°, Sanidin + 10°, Augit und !/,°/% Magnetit. 


Berechnung der Sauerstoffverhältnisse und ihre Vertheilung nach einzelnen 
Mineralen aus Guthke's Analysen 


| desn gel Olsit ee Deal ne des ungelösten Antheiles | 
Kr ‚ \ Nephelin | mn PORN ig. 
Sanerstef- und Augit Mag- test SSLEIAN- Sanidin Augit Rest 
verhältnisse | © > I netit | verhältuisse | | ! 
Nosean | 
Kieselerde‘ I 2462" 2092| 151217 2172 | 3400131267271 +0:05 
Thonerde „| 1243 13959 | — — | -1529 911 17815 | — | .-+1:295 
Eisenoxyd . 0915 _ — U n.805 _ — —_ | == 
Eisenoxydul En u og I OR _ —_ —_ _ — 
Kalkerde . . 0:31 _ u ._ 0671 — 0671 -. 
Magnesia  . 0'136 - 0136 | _— | — 0,684 — 0684 — 
Aalım., „mn. 0393 0393 — —_ —_ 1418 | 1418| — — 
Natron... .| 436 371 ln ae 1187 | 1187| !— | _ 


Berechnung der mineralischen Destandtheile 


des gelösten des ungelösten Antheiles 


Nephelin und ER ea atı Sanıdı | i 
sn Augit | Magnetit | Sanidin Augit 
| | - 

Kiegelerdeiiti‘. ulmiiuf m 39.962 1 iatgasır) an ul) 15861 5:08 

Thonerla,enit- le «HR pls 29896 | u | _ 16737 —_ 

BIBENOXYHRT A ehe _ | — Se > 7 

Eisenoxydul . ..... .1...% = | 1895 | 2193 ; Bu 

Balkarllp2 0.08, MaBsrBe ee E= 24:08 71 — —_ | „2'348 

NNIRINENIRN nee WERNE IR: Bu EEE 2 _ 171 
Rama NEIN, 3 v3 EEE BE | 8:33 1 

NOT ee EEE 16:51 — | 4:60 \ .- 

Summe.’ .’., .-. 87979 565 .| 2198 | 838277 | 9.14 


Nimmt man von den Mineralmengen des gelösten Antheils den 051. Theil, 
von denen des ungelösten Antheiles den 0:49. Theil, so resultirt 


die approzimative Zusammensetzung des Phonolithgesteines von Doren — 
(aus Guthke's Analysen abgeleitet) 
45°/, Nephelin und Nosean + 45°, Sanidin + 7'/, Augit + 1%, Magnetit und 
31/,°/, amorpher Kieselerde und Wasser. 
2 0 

Mit der chemischen Analyse des Phonolithes vom Boren publizirte Rammels- 
berg auch die Analysen der Phonolithgesteine von Kostenblatt, Teplitz und vier 
Phonolithgesteine aus der Rhön und gelangte zu folgenden, auf Grundlage der 
analytischen Resultate sich basirenden Erwägungen: 


53 


„Vergleicht man die Gesammtmischung, so findet man in allen untersuchten 
Phonolithen fast dieselbe Menge Kieselerde (56—59°/,), Thonerde (17—21°/,), Kali 
(5—8°/,) und Wasser (1'/,—5°/,), wogegen Kalkerde (1—6/,) und Natron (4—11'/,°/,) 
am meisten schwanken. Die relativ grösste Menge des zersetzten Antheils (Boren) 
ist zugleich mit der grössten Menge Natron, der kleinsten Menge Kalkerde und 
der fast kleinsten Menge Wasser vereinigt. Der unzersetzte Antheil besteht in allen 
wesentlich aus Sanidin, der wahrscheinlich immer Baryt enthält und dem ein Theil 
des Kalkes angehört... Die mineralogische Zusammensetzung des zersetzten Theiles 
entspricht auch nach Abzug von Wasser und Eisen keiner einfachen Mineral- 
mischung . . .“ 

Zu diesen Erwägungen Rammelsberg’s kann vom Standpunkte der mikroskop. 
Analysis folgendes zur Erläuterung dienen: Vor allem muss bemerkt werden, dass, 
was die böhm. Phonolithe anbelangt, zwei Sanidin-noseanphonolithe (Teplitz, Kosten- 
blatt) und ein stellenweise an Nosean ziemlich reicher Nephelinphonolith (Boren) 
der Analyse unterworfen wurden, daher die Schwankungen die Quantitätsverhältnise 
des Nephelin und Nosean zum Sanidin betreffen. Die bedeutenden Differenzen im 
Kalkerde- und Natrongehalte beruhen wesentlich auf den Quantitätsverhältnissen 
des Augit zum Nephelin und Nosean. Die grösste Menge des zersetzten Antheiles 
ist mit der grössten Menge Natron und der kleinsten Menge Kalkerde verbunden, 
d. i. die nephelin- und noseanreichsten Phonolithe haben verhältnissmässig die 
geringste Augitmenge. 


Auf Nephelinphonolithe beziehen sich auch folgende chemische Analysen, die 
Dr. F. A. Struve bereits im J. 1826!) publieirt hatte: 


I. Die chemische Analyse des Phonolithes 
vom Rothenberge bei Brüx 


und zwar a des frischen Gesteins und b der verwitterten Oberfläche. 


[7 b 
RIEDEL 2 ee 6 ie ee Be —45..108..07:08 
Thonederm nn age ee 2280 18:93 
Eisenoxydul (mit Spuren von Mangan und Phosphorsäure) = 425 2:07 
Kalkerde . = 21.092 20:86 
Macnesia ’ 2.1.2 nm. - 0:55.02 
ETUI ER 1 A h ; - = 345 544 
INAULOTT. ı 4a Me. Asurainr ERTREFAN 
EEE 1 enesirge Ar wehrt) Vrckmaten bc Sinn Re fkaes A Fer — + N H0FRUBT 


Die chemische Analyse eines anderen Phonolithgesteines ohne Angabe des 
Fundortes, aber höchst wahrschemlich einem Nephelinphonolithe angehörig, ergab 
(nach Struve) in %,: 


2) Pogg. Ann. 1826. 348. 


für das frische u. verwitterte Gestein 


Kieselerde . . . . 27 Mat Le 
Thonerde mit Kalk Ar Me Ir. .. 2344 
Eisenoxydul mit Spuren von Mangan und Phospherule 410 
Kali inchot Berk ran ae Sant Gare In-laatrra Sn) 6:65 
Natron Ten lee A 11:50 380 


Aus den Analysen des frischen und verwitterten Phonolithes vom Rothenberge 
und des vom unbekannten Fundorte ist ersichtlich, dass bis zu einem bestimmten 
Stadium der Verwitterung mit der Kieselerde auch der Kaligehalt zunimmt, während 
fast alle übrigen Bestandtheile, namentlich das Natron, im Abnehmen begriffen sind. 

Die von Struve ausgeführte Bestimmung der Alkalien im Phonolithe des Boren 
ergab in %,: 

Kali 2 =483:62 
Natron, = ,.13:11 


III. Nephelin-noseanphonolithe oder Nephelin-hauyn- 
phonolithe. 
Interprätation der chemischen Analyse des Nephelin-noseamphonolithes von 
Libschitz bei Wistherschan unweit Teplitz. 
Diese vom Redtenbacher !) stammende Analyse ergab 
einen gelösten Antheil von 48°969%,,, 


ungelösten = „ 51.031°%, und die procent. Zusammensetzung 
des gelösten und ungelösten Antheiles 
Kieselerde . 41'220 66:96 
Thonerde . 29238 18:95 


Eisenoxydul 2:497 _ 
Manganoxydul 0:638 ze 


Kalkerde Erle: 03 
Maenesia . 1261 1:49 
Kalk. 25H 493 
Natron "0 192:108 6:32 
Wasser . . 6558 — 


Sauerstoffverhältnisse und ihre Vertheilung nach einzelnen das Pfionoläihaanlin 


zusammensetzenden Mineralen. 


—_——_—_—— _ — — 2 


des g e li ös $ en | des ungelösten Antheils 
Sauerstof-| Nosean IMa | Sanersto f- 
ver- | und | Augit| lag. Rest ver- \Sanidin Augit | Rest 
hältnisse |Nephelin 2 ‚ hältnisse ; 
| | 
Kieselerde . . . . | 21'984 | 18'104 | 2.002 | — ae | 35'712 | 35'208 | 0'458 | +0:046 
Thonerde . . . .| 13653 | 12070 | — | — | +1.583 |  8:839 | 8'802 — 10.037 
Eisenoxyd .... — 1 — —- |-| —- | — _ —_ —_ 
Eisenoxydul . . .| 0'553 | _ 0353| 02 | — — _ —_ u 
Manganoxydul . .| 014 | — |oi4| —| — — _ — = 
Kalkerde „in. 0'294 0'294 —_— lo — 0:097 0'097 — En 
Magnesia  ... .» 0'504 — 0504| —|ı — 0:596 | 0'367 | 0'229 or 
Kal. ....| 0604 | 06044 — —ı .— | 0839 | 0839| — = 
Natron. 2.02... 381285 | 3125 — I — | — 1631 | 12631 | — 7 — 


1) Poge. Ann. 1839. 491. 


Daraus folgt die procentische Berechnung der Mineralbestandtheile 


des ge - östen | des ungelösten Antheils 
Nosean u. | Mag- Be: - 
Nephelin ugit | netit Rest | Sanidin | Augit| Rest 
| N | 
EREPREEERE | — a | 
Kieselerde 33945 | 3754| — | +3:521 || 66015 | 0'859 | -+-0:086 
Thonerde 25'850 — _ —+3°390 | 18:851 — | —+0:078 
Eisenoxyd ge 2 } 0:06 = . wr 
Eisenoxydul — 1589 BE | Zu ze 
Manganoxydul . -. 0.639 | — 
Kalkerde 1:029 — | — — 0.340 _ 
Magenesia — 1:26 - — 0.918 | 0: 573 = 
Kali 3'549 = — — 4929 | = 
Natron 12-110 | | 630 | — — 
Wasser bi — E— — 6'558 — | —_ 
Summe . 16483 | 7242| 096 | 13'469 98'373 | 1'432 — 
Wird von dem gelösten Antheile der 049. Theil, vom ungelösten der 0:51. 


Theil genommen, so besteht der Nosean-nephelinphonolith von Libschitz bei Wisther- 
aus 50%, Sanidin, 37Y/,°%/, Nosean und Nephelin, 4'/,°/, Augit, "/,°/, Magnetit 
und 6'/,°, Kieselerde und Thonerdehydrat. }) 


V. Sanidin-noseanphonolithe oder Sanidin-hauynphonolithe. 


Interprätation Rammelsberg’s chemischer Analyse des Phonolithes vom Teplitzei 
Schlossberge. 
Der in Säuren gelöste Antheil betrug 28°26%,. 
Die chemische Analyse 
des ganzen Gestein, des gelösten und ungelösten Antheiles ergab in °, 


Kieselerde 58:16 42:28 64:28 
Thonerde . DH 25:09 20:18 
Eisenoxyd DR 6:12 1:45 
Manganoxydul 024 0:85 — 

Kalkerde 2:01 711 Spur 
Magmesia . 1:26 0:92 1:40 
Kali 6:57 3:89 762 
Natron .. Sell 324 5:07 
Wasser 2:03 718 —_ 


Sauerstoffverhältnisse obiger Analyse und ihre Vertheilung nach einzelnen durch 
die mikroskopische Analysis sichergestellten Mineralen. 


| des gelösten | des ungelösten Antheils 

Sauerstofl- |Nosean und ‚| Mag- | Sauerstofl- | 

verhältnisse) Nephelin | Auen netit Rest verhältnisse Sanidin Augit ZN 
Kieselerde . . | 22549 | 14:000 | 6784| — | 1'765 || 34'283 | 35'256 Temgriea 2:007 
Thonerde 11715 | 9333 | — _ 12382 | 9423 | 8814 | — Wer 0:609 
Eisenoxyd . - 1'836 — a llUgng u | 0.435 _ re 
Eisenoxydul . = — | 1124 |I ar Ar — 0291| — 
Manganoxydul | 0'192 — 0192| — _-— | — Ze | 
Kalkerde 2:031 0323 | 1708| — — — = N res 
Magnesia 0368| — Jos — | — | 056 | 0333 | 027] — 
Kali 0,662 | 0602| — | — = 1297| 17 | — | — 
Natron 2126| 2166| — | — —_ 1308 | 138 | — | — 


1) "Da das Kieselerde- und Thonerdehydrat der Zersetzung der Nosean- und Nephelinsubstanz 
entstammt, so muss die Menge der Letzteren im frischen Gestein mehr als 40% betragen haben. 


56 


Daraus resultirt die procent. Zusammensetzung der mineralischen Bestandtheile 


im gelöst en | im ungelösten Antheile 


Nosean u. . 4 | En | ? 
Nephelin Augit | Magnetit | Rest | Sanidin | Augit| Rest 
1} N I I 
Kieselerde . . . 26250 ; 12'720 _ | 43'309 | 66'105 | 1938 | —3763 
Thonerde . . . 19988 | — | = 5101 | 18877 — | +1304 
Eisenoxyd . . . ee | — Pe — 
Eisenoxydul . . Bee. — | _ 1'305 
Manganoxydul | = _— a vr 
Kalkerde u — _ 
Magnesia —_ | = 0833 | 0'568 
Kali — | .—' | 7620 | — 
Natron — | | 500 | 
Wasser . — 1.2180 | — | — 
Summe 0471 15°590 | 98505 | 3811! 


Nimmt man nun von der percent. Menge eines jeden Minerals aus dem 
gelösten Antheile den 0'283. Theil und aus dem ungelösten Antheile den 0'717. 
Theil, so erhält man 


die mineralische Zusammensetzung des Sanidin-noseanphonolithes vom Teplitzer 
Schlossberge: 


Sanidin, Nephelin und Nosean), Augit, Magnetit, Kieselerde- und Thonerdehydrat, 
71% 17% 3% 01% 4% 


Der Sanidin-noseanphonolith vom Teplitzer Schlossberge wurde auch vom 
Prettner (@) und Putzer (b) analysirt. °) 
Diese Analysen ergaben in %,: 
1 b 
Kieselerde 55:39 IT60 
Thonerde 18:58 15 01 
5 


Eisenoxyd "42 526 
Halkerde 281 501 
Magnesia — 017 
Kali x 458 
Natron 1473 6:68 
Wasser DT 213 


Der gelöste Antheil betrug nach Prettner 29-4107, 
» Putzer 30:449%,. 


') Da das Kieselerde- und Thonerdehydrat der Zersetzung des Nosean und Nephelin entstammt, 
so ist die Menge letztgenannter Minerale — circa 208. 
?) Roth. Gesteinsanalysen. 


57 


Und die von Prettner (a) und Putzer (b) ausgeführten chemischen Analysen 
der gelösten (2) und ungelösten (w) Antheile ergaben in %,: 


l 7 
a ——— 
a b a 
Kieselerde . . 4222 40:12 60:87 6474 
Thonerde .... 26:66 21:90 15227 18:55 
Eisenoxyd . . 930] 380 412 
. 5:67 

Eisenoxydul . = — — 
Manganoxydul . — 0:60 — — 
Kalkerdewer 250122926 al. 1% 
Magnesia . . — 064 — — 
Kalle 27 0: 2-41 2 5:64 
Natron re 740 S:05 17-80 544 
Wasser... 0n0,,9:83..,.12:02, _- —_ 
Summe . 98:92 10067 10000 99:92 


Fröhlich’s !) chemische Analyse des Phonolithes von Kostenblatt bezieht sich wahr- 
scheinlich auf den Sanidin-noseanphonolith von der Zinne des Kostenblatter Berges. 

Diese Analyse ergab für das ganze Gestein g, für den gelösten Antheil 2, (der 
30°56°/, betrug) und für den ungelösten Antheil « in %,: 


g l u 

Kieselerde . . . 5805 4128 65 95 
honerde 7 EHE 25:93 16:66 
Eisenoxyd . . . Sal 189 2:28 
Manganoxydul. . 0:18 — — 
Kaikerde . . .- 5:39 4:05 0:69 
Masnesia . . . 0:57 0:55 0:55 
Kanal oahire 629 2-17 800 
Natron Sr ee: 654 9:53 5:83 
Vasser Maul. ee 3:67 3:96 — 

Summe . 10024 100°36 100:01 


Hieher gehört auch der Sanidin-noseanphonolith vom Marienberge bei Aussig, 
nähert sich jedoch stellenweise den Nephelin-noseanphonolithen. Diess zeigt auch 
H. Meyer’s chemische Analyse ?) des erwähnten Phonolithes, von dem 37'47°%/, in 
Lösung überging. 

Diese Analyse ergab für das ganze Gestein g, den gelösten 7 und ungelösten 
Antheil « in °/,: 

ı) Roth, Gesteinsanalysen 1861. p. 23. 


” n ” n ” 


g l 7 
Kieselerde 5446 4324 61:09 
Thonerde . 1998 21:00 1936 


Eisenoxyd 375 182 1:35 
Kalkerde . 222 2:99 178 
Magnesia . 111 — ulkirer 
Kal nem, 279317 0:035 14:65 
Natron. . 267 at — 
Wasser . 4.99 13225 _ 
Summe 98:35 9552 100 — 


VI. Nephelin-sanidinphonolithe. 


Die chemische Beschaffenheit der Nephelin-sanidinphonolithe erhellt aus 
Jenzsch’s -Interprätation!) der vom demselben ausgeführten chemischen Analyse des 
Phonolithes aus dem Steinbruche 


von Nestomitz (z. Aussig und Nestrsitz). 


Das frische Gestein ist von bedeutender Härte, zerspringt "jedoch bei kräftigen 
Schlägen in hellklingende Scherben, besitzt eine perlgraue Farbe und hat das auf 
die grösste Dichtigkeit des Wassers zurückgeführte spez. Gewicht = 2'569 bis 2:75. 

Das spez. Gewicht des etwas verwitterten, trüben Phonolithes = 2'520. Die 
frischesten Stücke gaben nur eine Spur Wasser. 

Kleine Stückchen vom spez. Gewicht 2:569 bis 2575, der Weissglühhitze 
ausgesetzt, verloren an Gewicht 129°, bis 1'33%/,, während das schon veränderte 
Gestein vom spez. Gewichte 2'520 einen Glühverlust von 2:6°, erlitten hat. 

Die chemische Analyse des frischen Gesteins ergab folgende Zusammen- 
setzung in %: 


Glühverlut . 129 
Schwefel . . 002 
Chlor 2020720:94 
Phosphorsäure 029 
Titansäure . . 144 
Kieselerde . . 5628 
Thonerde . . 20:58 
Eisenoxydull . 2:86 
Manganoxydul 1:45 
Kalk. . .1. 0046 
Mamesia . . 032 
Kalı nos: 
Natron . . . 907 
Lithinn =... . 2005 


Auch Fluor wurde vor dem Löthrohr erkannt. 


Bar, Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1356. 167. 


59 


Aus dieser Analyse berechnete Jenzsch die muthmassliche Zusammensetzung 


des Phonolithes von Nestomitz nach mineralischen Bestandtheilen in folgender 
Weise: 
Gefunden durch di ‚ Artvedsonit- Ei Berechnete 
Y ee a nein: | Sanidin Nephelin an | re re 
‚Amphibol) 
| mit Sauerstoff 
TiO,.| ‚1:44, 0:57, |1.44 0:57| - — er RE 
SiO, | 5628 29-22 |1-10 0:57 | 36:29 18-84 | 1421 738 |468 243| — |56:28 29-22 
AL,O,| 20:58 9:62 — 10:08 4771| 10:50. 491 | — — | — [20:58 9:62 
FO 283 063 [0-67 015 216 0481| — | 283 0:63 
Fe So ee -. el = | HR2| 0R = 
MO, 145 033 a 145 033| — | 145 0:33 
Ca0 ı 046 013 [0-46 013) — IT| m Gone 
oO a || = are ee ee ee 
RO a ge |o-95o | = l5:82 70:99 
NaO 907 23 | — —| 29 07| 510 131.105 0239| — ! 907 2:33 
LO 0:05 0:08 — — | 005 0:03 — _ — — 0:05 0:03 
BO 10297010 1 Pr en u a I = _—0- 
17 0:02 | | 0202| 000 — 
[&/ 0:54 | — | en = — —_ 
| Fl | nicht an: | E72 ie gr 
‚= Spur — | — —_ 
367%,  |53:55% | 31:76%, 9.347, | 0:04%,,| 98:36%, 


Zu diesen Resultaten fügt Jenzsch folgende Bemerkungen hinzu: 


„Da in dem Nestomitzer frischen Gesteine Magneteisen nur eine Seltenheit 
ist, dasselbe aber meist als aus Amphibol entstanden zu betrachten sein möchte, 
so fand in der allgemeinen Uebersicht der Bestandtheile dieses Gesteins die äusserst 
geringe Magneteisenmenge keine Berücksichtigung.“ 

„Zu welchen Gemengtheilen aber die Phosphorsäure, das Fluor und das Chlor 
gehören, kann nicht mit Entschiedenheit ausgesprochen werden. Jedoch möchte 
ich den Fluorgehalt dem Sanidin und dem arfvedsonitähnlichen Amphibol zurechnen, 
welchen beiden Mineralen möglicherweise auch der das Fluor gern begleitende 
Phosphorsäuregehalt angehören könnte. Das Chlor mag aber wohl dem Nephelin 
zugehören.“ 

Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung der Phonolithe wäre auf diese 
Bemerkungen folgendes zu erwiedern: Das Magneteisen ist in den Phonolithen 
jedenfalls in spärlicher Menge vorhanden, indem es gewöhnlich weniger als 1%, 
beträgt; aber es kann keineswegs als sekundäre Bildung (etwa aus Amphibol ent- 
standen) betrachtet werden. 

Die Phosphorsäure gehört ohne Zweifel dem Apatit an, dessen zarte Nadeln 
bekanntlich auch im Sanidin und Amphibol als Einschlüsse vorkommen. 

0:29°/, Phosphorsäure entspricht 0'594°/, chlorhältigen Apatit mit einem Chlor- 
gehalte von 0048°%,. Und dem Apatit ist wahrscheinlich der geringe Fluorgehalt 
als Vertreter des Chlorgehaltes zuzurechnen. 

Der bedeutende Ueberschuss an Chlorgehalt (0°492%,), den die Phonolith- 
analyse angibt, scheint auf das Vorhandensein eimes sodalithähnlichen Minerales 
hinzuweisen. 


60 


VI. Oligoklas-sanidinphonolithe oder Trachyphonolithe. 


Die Oligoklas-sanidinphonolithe ergeben einen löslichen Antheil von  eirca 
15—35°/, mit einem Nephelingehalte von etwa 10—25°/, (mit Einschluss des Nosean 
oder Hauyn). Das Gelatiniren in Säuren ist unbedeutend. Keine (oder äusserst 
schwache) Schwefelsäurereaktion. Der Oligoklasgehalt, der mindestens zwischen 
5 und 10%, beträgt, aber auch den Sanidingehalt übertrifft, gibt sich durch ein 
entsprechendes Vorwiegen des Natrongehaltes im ungelösten Antheile zu erkennen. 
Im Uebrigen stimmen Phonolithe dieser Gruppe mit den remen Sanidinphonolithen 
überein (sind reicher an Augit (Amphibol) und Magnetit und führen zuweilen auch 
Biotit). 

Die chemische Analyse des (lufttrockenen) an porphyrischen Feldspathtäfelchen 
ziemlich reichen Phonolithes 


von Kl. Priesen !) 


dessen löslicher Antheil 31:27°%, betrug, ergab in ®/,: 


Kieselerde = 548) 
> Thonerde = 1975 
Eisenoxydul = 624 
Kalkerde UA 
Magnesia = 104 
Kali’. ". 
Natısmlk Is 9:35 (aus der Differenz berechnet) 
Wasser =, nd:68 


100 


VIII. Sanidinphonolithe. 


Die Sanidinphonolithe ergeben einen löslichen Antheil von circa 15—55°), 
mit einem Nephelingehalte von etwa 10—25°, (mit Einschluss des Nosean oder 
Hauyn). Das Gelatiniren in Säuren ist unbedeutend. Keine (oder äusserst schwache) 
Schwefelsäurereaktion. Der procent. Natrongehalt des unlöslichen Antheiles ist 
geringer als der Kaligehalt oder dem letzteren ziemlich gleich. Wegen der grösseren 
Menge an Augit, dem sich zuweilen Biotit beigesellt, pflegt der procent. Gehalt an 
Eisenoxydul, Kalkerde und Magnesia bedeutend grösser zu sein als in anderen 
Phonolithvarietäten (ausgenommen etwa die ebenf. is augitreichen Leueit-nephelin- 
und Leueit-noseanphonolithe). 

Die chemische Analyse des (luftrockenen) graulichweisen, an Sanidin ziemlich 
reichen, aber nicht mehr vollkommen frischen Phonolithes von 


Holey-Kluk bei Proboscht, 


dessen spez. Gewicht —= 2'597 (Bilek) und der in Säuren lösliche Antheil 34:15%, 
betrug, ergab in /,: 


') Bolicky. Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Tafel VIIL Fig. 1. d. 


61 


Kieselerde = 5430 
Thonerde =,1%04 
Eisenoxydull = 651 
Kalkerde — Hy. 
Magnesia = 35 
Kali... =HrOR 
Natron Hm 
Wasser mim==144:33 
003 


Sauerstoffverhältnisse obiger Analyse und ihre Vertheilung nach einzelnen Mineral- 


bestandtheilen: 


Sanidin  Nephelin! Augit | Magnetit | Rest 
—_— 


Kieslerde . .- ... | 28962 | 20300 | 2235 | 5a | — | 0428 
IENON ee ee ie 8:890 FREE ern ELLE u ne anna 2:305 
Eisnoxydul . . . . . 1.446 — heuer] | — 
Ralkertesi.de Kr N. & 1'208 — | — eg —l — 
Mamesiar- Rs. 2 0540 —_ — | 0540 | u _ 
Ballett, 1:195 De Pe a ren ee 
NARonalr nt el 097 0:597 |» 0:50. | —_ —iur — 


Daraus folgt die prozent. Berechnung der Mineralbestandtheile: 
ET Eu ur BE 


ı | | | Kieselerde 
Sanidin | Nephelin | Augit | Magnetit und Thonerde-] Summe 
| | \  hydrat 
{ 

Kiselerde . ..... | asias | aan | urıs | — | "0803 | 54504 
iBhonerden u. ee; 10.890 | 32137) Ze — 11 7 4937 19040 
Basennsydar ua. are. _ | — — era = 
michdaydai F ars — | el } ln) — 6:507 
Kalkerdeni)c.l). ualarıııa? u) = 4:228 | — — 4'228 
Mamesia nr... 2 um. — | — 72.1.4, 1:350, 5) — —_ 1'350 
Kali ES: Ur 7021 | — - | - | —- 7:021 
Nitvanl ala „Eile 2:313 | 1938 _ | - 4'251 
Wasser — a _ | = 433 433 

58.362 | 9.370 | 22231 | 0805 | 10.07 |,101:032 


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Bemerkungen über Geotektonik, Absonderungsformen u. Gesteins- 
einschlüsse der Phonolithgesteine. 


Die geologischen Verhältnisse der Phonolithgesteine Böhmens wurden bereits 
von Fr. Reuss, E. von Reuss und zum Theile auch von Jenzsch und Jokely derart 
erläutert, dass ausser der kurz gefassten Rekapitulation des Wichtigsten aus den 
zahlreichen Beobachtungen obgenannter Forscher nur Zusätze und Bemerkungen 
erübrigen, die sich auf den neuesten Standpunkt der Wissenschaft beziehen. 

Die Phonolithgesteine Böhmens — in ihrer Hauptmasse in dem centralen 
Theile des böhm. Mittelgebirges vorkommend und die höchsten Punkte desselben 
einnehmend — bilden meist isolirte (oft gruppenweise versammelte), steile, z. T. 
glockenförmige Kegel, die als Eruptionseentra unterirdischer Gänge anzusehen sind: 


62 


An wenigen Punkten erscheint der Phonolith in  langgezogenen Rücken 
(mächtigen Stöcken) oder in Gängen, die sich zuweilen aderähnlich verzweigen und 
andere Gesteinsmassen umfassen (Kl. Priesen, Tollegraben, Prosseln u. a. a. O.). 
Und ebenso selten sind die kreisförmig geschlossenen, kraterähnlichen Wälle (Heiden- 
berg bei Algersdorf, Ratzkerberg bei Levin), sowie jene Vorkommnisse, wo die 
Phonolithmasse durchbrochene Basalt- und Sedimentgesteine strom- oder decken- 
förmig überlagert hat (Hareth bei Brüx, Todtenberg bei Kostenblatt, Rovney (zwischen 
Taschov und Retaun), Steinwand bei Tschersing, Holey Kluk bei Proboscht). 

Die Phonolithgesteine weisen dieselben Absonderungsformen auf wie die 
Basaltgesteine, ausgenommen die Kugelform; allein, während an den Basalten die 
natürliche Säulenform die regelmässigste Entwickelung erreicht und die gewöhnlichste 
Absonderungsform bildet, herrscht bei den Phonolithen die Tafel- oder Plattenform. 

Es wurde bei den Basaltgesteinen bereits bemerkt, dass ihre Säulenform an 
Regelmässigkeit um so mehr einbüsst und die Plattenform um so deutlicher her- 
vortritt, je mehr sich das Basaltgestein den Phonolithen nähert (Phonolith- und 
Andesitbasalte). 

Während die Säulen der Basaltgesteine verschiedene Breitedimensionen und 
zahlreiche Flächen aufweisen, sind die Pfeiler der Phonolithgesteme stets sehr breit 
(unregelmässig), minder deutlich und von wenigen Flächen begrenzt. So z. B. am 
Boren haben die 4—6seitigen, senkrechten Pfeiler des Nephelinphonolithes eine 
Breite von 4—6 Ellen, fast ebenso breit sind die fast wagrechten des Leueit- 
nephelinphonolithes am Weschner Berge. Am Holey-Kluk ist der Sanidinphonolith 
in pfeilerförmige Massen abgesondert, die zu dem 25—30° im Nordost geneigten, 
bis 1° mächtigen Flötz senkrecht stehen. 

Jeder Pfeiler ist gewöhnlich der Quere nach plattenförmig abgesondert, so 
dass z. B. die senkrechtstehenden wie aus aufeinandergethürmten Platten verschie- 
dener Dicke aufgebaut erscheinen (Boten). 

Die Plattenform ist mit Ausnahme der frischen, pechstein- oder hornstein- 
ähnlichen Nephelinphonolithe und einiger massigen Phonolithe der VII. und VII. 
Gruppe stets sehr ausgezeichnet. R 

Die meisten Phonolithberge sind mit Tafeln besetzt. die den Tangentialflächen 
des Kegelberges parallel angeordnet sind. 

Von sekundären Absonderungsformen ist die schieferige allein zu verzeichnen. 
Die Kugelform kömmt bei den Phonolithen nicht vor; nur in den Schluchten des 
Phonolithes vom Wachholderberge bei Teplitz (oberhalb Kradrub) finden sich 
zusammengehäufte Kugeln eines grauen, ziemlich frischen Phonolithes vor, die in 
einem aufgelösten, thonigen Gestein eingebettet sind. 

Einschlüsse fremder Felsarten in Phonolithgesteinen sind 
äusserst selten und sparsam; namentlich erscheint es befremdend, dass der vom 
Phonolith durchbrochene und mit demselben fast überall im Contakte befindliche 
Basalt im ersteren nur äusserst selten als Einschluss zu finden ist. 

Als Einschlüsse im Phonolithe sind bekannt): 

Granit in nuss- bis faustgrossen, halbverwitterten Massen — in dem dunkel- 


!) Reuss. Umgebung von Teplitz und Bilin 1840. 252, 


ve din 


63 
\ 
srauen Phonolithe des Heidelberges bei Salesl (an der Elbe) und in recht grossen 
Brocken mit fleischrothem Feldspathe und schwarzem Turmaline im einem grünlich- 
schwarzen, undeutlichen Trachyt (?) bei Dubkovitz. !) 

Gneis in kleinen, selten faustgrossen Stücken, die theils ganz unversehrt, 
srobllaserig, theils durch Einwirkung einer hohen Temperatur verändert. (texturlos, 
porös) erscheinen (in letzteren ist der Feldspath milchweiss; Glimmer fehlt oder ist 
eisenschwarz und fast metallisch glänzend geworden) — im Phonolithe des Boten 
(westlicher Fuss) und des blauen Steins bei Oberleitensdorf. 

Ein porphyrartiges Gestein, wahrscheinlich Teplitzer Feldsteinporphyr, 
in zahlreichen Brocken in dem aschgrauen Phonolithe des Kirschberges bei Teplitz. 
Ein scharf begrenztes Fragment eines schieferigen schwarzen Hornblende- 
gesteins (Basalt) fand Reuss in dem rauchgrauen Phonolithe des grossen Franz 
bei Kostenblatt. — Zu diesen als Einschlüsse im Phonolithe bereits bekannten 
Gesteinsarten kann ich noch die des Plänerkalkes hinzufügen. 

In dem sehr festen und frischen, licht grünlichgrauen Oligoklas-sanidinphon. 
der Gangmasse bei Kl. Priesen ?) fand ich zollgrosse, scharf abgegrenzte, aber mit 
dem Phonolithgestein sehr fest zusammenhängende Plänerkalkfragmente als Ein- 
schlüsse vor, die nicht einmal an ihren scharfen Kanten irgend eine Veränderung 
verriethen. Die Fragmente von der Farbe und äusserst feinkörnigen Beschaffenheit 
des Weissenberger Pläners scheinen nur etwas fester und härter zu sein. Mit 
Säuren betuft braust ihr feingeriebenes Pulver stark auf und zeigt eine sehr schwache 
alkalische Reaktion, die beim Trocknen des Curkuma- oder Lackmuspapiers ver- 
schwindet (ein Beweis, dass ätzende alkalische Erden nicht vorhanden sind). 


a en 


Bemerkungen über die genetischen Verhältnisse und das 
relative Alter der Phonolithgesteine. 


Die vorherrschend spitze Kegelform unserer Phonolithe, das äusserst seltene 
Vorkommen und das meist unveränderte Aussehen der fremden Gesteinseinschlüsse 
in denselben können als Belege angeführt werden, dass die Phonolithgesteine zum 
srössten Theile nicht im feuerflüssigen Zustande, sondern als halbfeste oder 
ganz erhärtete Massen zu Tage getreten sind. 

Nur für jene wenigen Punkte, wo eine Ueberlagerung älterer Gesteine (meist 
nur am Rande der Phonolithberge) wahrzunehmen ist, muss angenommen werden, 
dass sich der Phonolith als eine dickflüssige Masse hervordrängte, wodurch ein 
(meist nur partielles) Ueberquellen nach den Seiten hie möglich ward. Zu diesen 
Vorkommmissen zählt Reuss auch die Phonolithgänge. Allein das Vorkommen von 
frischen Plänerkalkeinschlüssen im Phonolithe von Kl. Priesen (deren ich oben 
erwähnte) beweist, dass die Phonolithgangmasse im Horizonte des Pläners nicht 


!) Reuss. ‘Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840. 22. 
2) Boficky. Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturw. 
Landesdurchforschung 1873. I. B. 1 Abth. 2 Th.) Tafel VIU. fig. 1. d. 


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64 


mehr eine solche Temperatur besass, um den Plänereinschluss merklich zu ver- 
ändern, während der deckenförmig äusgebreitete Phonolith des Holey-Kluk die 
mit demselben im Contakte befindliche Glanzkohle (bis 1’ mächtig) theils in Kooks 
verändert, theils vertaubt hat. — Viele Phonolithdünnschliffe verschiedener Art, vor- 
nehmlich mehre der Nephelinphonolithe, sprechen für eine sehr rasche Erstarrung 
der Masse, da zuweilen weder Nephelin noch Augit beim Festwerden des Gesteins 
zur individuellen Ausbildung gelangen konnten (die Nephelindurchschnitte verfliessen 
zu einer scheinbar amorphen Masse und Augit ähnelt mannigfachen Gruppirungen 
chlorophyllähnlicher Körner); doch beschränken sich solche Phonolithe nur auf 
einzelne Punkte weniger Lokalitäten, von denen auch Dünnschliffe mit scharf ent- 
wickeltem Nephelin und Augit vorliegen (z. B. vom Wachholderberge bei Teplitz). 


Wiewohl das mehr weniger rasche Erstarren der Phonolith- (sowie der Basalt-) 
ımassen durch mannigfache lokale Verhältnisse beeinflusst war, so besteht im All- 
gemeinen — meiner Ansicht nach — dennoch eine gewisse Relation zwischen der 
chemischen Natur, dem mehr weniger leichten Erstarrungsvermögens und zugleich 
den geotektonischen Formen unserer tertiären Eruptivgesteine. 

Die den geringsten Kieselerdegehalt aufweisenden Nephelin- und Leueitbasalte, 
die im feuerflüssigen Zustande am längsten zu verharren vermochten, breiteten 
sich vorwiegend in Strömen und Decken aus. ") Die kieselsäurereicheren Feldspath- 
basalte (hauptsächlich Andesit- und Phonolithbasalte), die, ältere Basalte durch- 
brechend, wahrschemlich schon dickflüssig oder halbfest zu Tage traten, erhoben 
sich zu hohen und mächtigen, durch zackige Conturen markirten Gebirgsstöcken. 
Und die sauersten unserer tertiären Eruptivgesteine, die Phonolithe, die wahr- 
scheinlich schon während ihres Emporhebens eine teigartige Consistenz angenommen 
hatten, nahmen in Form isolirter Kegel die höchsten Punkte unseres Mittelgebirges 
ein. — Wiewohl die Phonolithe die meisten Basaltmassen Böhmens durchbrochen, die 
höchsten Punkte unseres Mittelgebirges eingenommen haben und daher unzweifelhaft 
zu den jüngsten Eruptivgesteinen gezählt werden müssen, so sind sie doch nicht als 
das letzte Produkt der Eruptionsthätigkeit in Böhmen anzusehen. 

Werfen wir einen Blick auf die geolog. Beziehungen der Phonolithe zu anderen 
Gesteinen des böhmischen Mittelgebirges, so äussert sich der Einfluss derselben in: 
(der Hebung aller angrenzenden Sedimentgesteine der Kreidformation, der meisten 
Sedimentgesteine der Braunkohlenformation und aller Urgebirgs- und Eruptivgesteine 
mit einziger Ausnahme der Trachy- und Tachylytbasalte. 

Die kleinen Urgebirgspartien (Granit, Gmeis, Glimmerschiefer, Hormblende- 
gesteine), die an einigen zerstreuten Punkten des böhmischen Mittelgebirges meist 


') Fast nur in den Peripherialzonen bilden Nephelin- und Leueitbasalte auch hohe Bergkegel 
oder lange, wenig breite Gänge. Letztere (z. B. die berühmten Basaltgänge der Teufelsmauer 
bei Böhm. Aicha), jedenfalls zu den jüngsten Gliedern der I. Basaltperiode gehörig, sind 
wahrscheinlich nicht im feuerflüssigen Zustande zu Tage getreten, da die sedimentären 
Contaktgesteine keine Veränderung durch Hitze verrathen und selbst unversehrte Petrefakte 
aufweisen (z. B. der Quadersandstein an der Teufelsmauer). Und von den Bergkegeln scheinen 
die höheren durch jüngere Eruptivgesteine gehoben worden zu sein, die nur an kleinen 
Stellen (meist am Gipfel) oder gar nicht zum Durchbruche kamen. 


68 


als Abhänge von Thälern und Schluchten, selten als kleine Hügel zu Tage treten, 
lehnen sich fast überall an hohe Phonolithkegel an oder treten in unmittelbarer 
Nähe derselben auf. 

Der in unmittelbarer Nähe des Lobosch auftretende, von Porphyrgesteinen 
durchsetzte Gneis des Woparnthales bildet im NW eine vorspringende, an den 
Lobosch sich anlehnende Kuppe, auf der die Ruinen des Schlosses Woparn stehen. 
An den Milleschauer Berg stösst die kleine, zum grösseren Theile vom Basalte 
umgebene Gneispartie des Galgenberges im Norden des Dorfes Milleschau. Die an 
die Phonolithkuppe des Schieferberges unweit Liesnitz sich direkt anlehnende, ganz 
kleine Partie eines schieferigen und glimmerreichen Gneises präsentirt sich als 
eine durch den Phonolith emporgehobene, vom Phonolith und Basalt eimgeschlossene 
Scholle. Ebenso erhebt sich der Gmeis am westlichen Fusse des Boren und an 
der Ostseite des Sellnitzer Berges weit über sein höchstes Niveau der Umgebung, 
Auch die Phonolithkuppen des Schönbachthales heben den Gneis, aus dem sie her- 
vortreten. 

Dass der Phonolith auch mit dem Granit in Berührung kam, beweisen die 
Graniteinschlüsse im Phonolithe des Heidelberges bei Salesl. !) 

Ebenso, wie an den angedeuteten Punkten die grösste Hebung der Urgebirgs- 
gesteine dem Emporsteigen der Phonolithmassen zuzuschreiben ist, kann man mit 
- Naumann annehmen, dass jene Eruptivkraft, welche die Phonolithmassen erzeugt 
hatte, auch an der Erhebung des Erzgebirges einen wesentlichen Antheil nahm, 
wiewohl zu berücksichtigen ist, dass (ausser den Porphyrgesteinen) auch die Leucit- 
und Nephelinbasalte sich an der Hebung des Erzgebirges in nicht unbedeutendem 
Masse betheilist und wahrscheinlich zu seiner mit dem Mittelgebirge parallelen 
Richtung das Meiste beigetragen haben. ’ 

Was die geologischen Beziehungen der Phonolithe zu den Basalten anbelangt, 
so unterliegt es keinem Zweifel, dass die Nephelin-, Leueit- und Feldspathbasalte 
älter sind als die Phonolithe, da diese aus jenen kuppenförmig hervorragen. Nur 
für die Trachy- und Tachylytbasalte, die in den Phonolithen und den älteren 
basaltischen Gesteinen gangförmig auftreten, ist ein jüngeres Alter anzunehmen. 
Um jedoch irgend einem Irrthume vorzubeugen, muss bemerkt werden, dass mehre, 
unter dem Namen „trachytische Phonolithe* (von Reuss, Jokely, Jenzsch etc.) an- 
geführten Gesteine (z. B. das von der Bassstreicher Mühle bei Salesl) auf Grund 
‚der chemischen und mikroskopischen Analysis nicht zu den Phonolithen gezählt 
werden können, sondern als mehr weniger verwitterte, daher licht gefärbte Trachy- 
basalte — und die in denselben auftretenden schwärzlichgrauen Basalte meist als 
augit- (oder amphibol-) und magmareiche Tachylytbasalte — angesehen werden müssen. 

Unter den Phonolithen selbst scheinen die nosean- und sanidinreichsten — die 
man zum grössten Theile unter den sogenannten trachytischen Phonolithen anzu- 
führen pflegte — die jüngsten zu sein, da sie die höchsten Punkte einnehmen, 


!) In der Nähe des Porphyrs tritt der Phonolith des Teplitzer Schlossberges auf, an dessen 
westlichem Fusse sich eine kleine, mit dem Schönauer Berge zusammenhängende Porphyr- 
kuppe erhebt. 

5 


66 


auch gang- und stockförmig auftreten und zuweilen von leucit- und nephelin- 
reicheren Phonolithen umgeben sind. ') 

Während die Nephelin- und Leucitbasalte die Hauptrichtung des böhmischen 
Mittelgebirges SW—NO und die meisten Feldspathbasalte die Querrichtung SOI— NW 
befolgen, scheinen die Phonolithkegelgruppen darauf hinzuweisen, dass sich die 
Eruptionskraft, welche dieselben emporhob, in beiden Richtungen (der älteren Basalte) 
fortpflanzte, jedoch, wie es scheint, ohne einen Unterschied der Substanz zu bedingen. 
So z. B. die Phonolithkegel von Brüx, Schladnig, Sellnitz und Boren weisen auf 
die Richtung SW—NO hin; dagegen Boren, Ganghof, Rother Berg (bei Prohn) und 
die Phonolithe des Schönbachthales (im Erzgebirge) liegen fast in einer Geraden, 
SO—NW und sämmtliche Phonolithe genannter Lokalitäten sind reine Nephelin- 
phonolithe, in ihrer Mikrostruktur wenig differirend. Die Phonolithe des centralen 
Theiles des böhm. Mittelgebirges (am linken Elbeufer) z. B. Milleschauer, Klotz- 
berg, Welhota, Kl. Franz, Kostenblatter Berg, Liesnitzer, BoZny Berg u. s. w. sind 
sämmtlich Nephelin- Nosean-, oder Sanidinnoseanphonolithe, aber bestimmte Rich- 
tungen der Kegelberge lassen sich nur schwierig aufstellen. Längs des Elbeflusses 
zwischen Aussig und Tetschen treten vorwiegend Sanidinphonolithe auf, die auch 
am rechten Elbeufer und im nordöstlichen Böhmen vorwalten und deren Kegel- 
gruppen zumeist auf beide obgenannte Richtungen hindeuten. 

Es scheint daher, dass die Eruptionskraft zum Emporheben der Phonolith- 
massen die alten Kanäle der Basalte (in denen wahrscheinlich die vulkanische 
Thätigkeit noch nicht völlig erloschen war) in beiden Richtungen in gleicher Art 
benutzt hatte. y 

Jenzsch hat bereits die Ansicht ausgesprochen, dass der Marienberg bei 
Aussig und der gegenüberliegende Krammel (am rechten Elbeufer) vor dem Durch- 
bruche des Elbeflusses im Zusammenhange waren. Wegen völliger Uibereinstimmung 
der Mikrostruktur gälte dasselbe von dem Phonolithe des Mädsteins und des gegen- 
überliegenden Gorditzer Berges. Uiberhaupt scheint es, dass sich noch mehrere 
Belege finden werden, dass das Elbethal zwischen Leitmeritz und Tetschen erst 
nach dem Hervortreten der Phonolithe gebildet wurde und zwar durch jene vulka- 
nische Thätigkeit, welche die jüngsten Eruptivgesteine Böhmens, nämlich die 
Trachy- und Tachylytbasalte emporgehoben und die zu diesen parallelen Spaltklüfte 
in der vorwaltenden Richtung S—N erzeugt hatte. 


Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachy- und Tachylytbasalte. 


Diesen kleinen Beitrag glaube ich der Abhandlung über die Phonolithgesteine 
hauptsächlich aus dem Grunde anreihen zu müssen, da mehre jener böhmischen 
Eruptivgesteine, die man in Abhandlungen und Lehrbüchern als trachytische Pho- 
nolithe anführt, ihrer mineralischen und chemischen Beschaffenheit nach nicht zu 

') Und da mehre der augit- und biotitreichen Sanidinphonolithe schon einigermassen den 
feldspathreichen Trachybasalten ähneln, so scheinen auch zwischen den Hauptgruppen der 
relat. Altersfolge: 4A) Nephelinphonolithe, B) Noseanphonolithe, (©) Sanidinphonolithe und 

D) Trachybasalte allmählige Uebergänge zu bestehen. 


67 


den Phonolithen, sondern zu den Trachybasalten gehören. Und da diesen in geo- 
logischer und genetischer Beziehung die Tachylytbasalte (mit Einschluss ihrer 
glasigen Modifikation, des Tachylyt) sehr nahe stehen, so schliesse ich auch einige 
Notizen über Letztere an. 

Eine allgemeine Charakteristik der Trachy- und Tachylytbasalte, insofern sie 
derzeit möglich war, gab ich in meinen „Petrographischen Studien an den Basalt- 
gesteinen Böhmens“ (Archiv der naturwissensch. Landesdurchforschung von Böhmen 
Band II. Abthl. 1. Theil 2) S. 172 und 181 an; auch berührte ich jene Motive, 
(die mich zur Aufstellung letztgenannter zwei Basaltgruppen veranlassten. Es waren: 
a) die geologischen Verhältnisse, 5) der eigenthümliche makro- und mikroskopische 
Charakter und c) die chemische Zusammensetzung. 

In Betreff des relativen Alters erscheinen die Trachybasalte durch die Gruppen- 
reihe der Phonolithe von den übrigen Basaltgesteinen geschieden (denn sie treten 
auch in den Phonolithen gangförmig auf) und sind nach unserer jetzigen Kenntniss 
als die jüngsten Eruptivgesteine Böhmens anzusehen. Ihre vorwaltende Richtung 
ist S—N und das vermuthliche Ergebniss ihrer Eruption das Elbethal zwischen 
Leitmeritz und Tetschen und die mit demselben parallel laufenden Thäler des 
böhmischen Mittelgebirges. 

Nach der makroskopischen Beschaffenheit stehen die Trachybasalte den älteren 
Basalten am nächsten. Sie sind theils durch zahlreiche makroskopische Augit- oder 
Amphibol-, zuweilen auch durch (vereinzelte) Feldspathkrystalle porphyrisch, theils 
sehr feinkörnig (anamesitartig), selten körnig (doleritähnlich); im frischen Zustande 
ist ihre Farbe schwarzgrau, wird jedoch je nach dem Grade der Umwandlung 
bräunlich- oder gelblichgrau oder auch graulichweiss. Im letzteren Falle pflegt das 
Gestein poröse Beschaffenheit anzunehm en. 

Die graulichweisse Färbung, das rauhe Aussehen der umgewandelten Varie- 
täten und ihre geologischen Beziehungen zu den Phonolithen waren vermuthlich 
die Ursache, dass man die Trachybasalte als Mittelglieder zwischen Phonolith und 
Trachyt ansah. 

Zur Deutung ihrer mikroskopischen und zugleich ihrer allgemeinen mineralischen 
Beschaffenheit glaube ich einiges über die Eintheilung der Basalte bemerken zu 
m üssen. h 

Bekanntlich hat Zirkel, dem wir die Kenntniss der Basaltgesteine verdanken, 
letztere auf Grundlage der Verschiedenheit des feldspathähnlichen Bestandtheils in 
Feldspath-, Leüeit- und Nephelinbasalte eingetheilt. Und diesen drei Hauptgruppen 
habe ich die Magmabasalte (in denen Glasmasse oder Magma den feldspathähnlichen 
Bestandtheil vertritt) hinzugefügt. 

Nach meiner Kenntniss der Basaltgesteine reicht man mit diesen vier 
Hauptgruppen für alle vorphonolithische Basaltgesteine aus, wenn 
man die hauyn- oder noseanreichen Varietäten !) der Feldspath-, Leueit- und Nephelin- 
basalte diesen drei Hauptgruppen unterordnet; doch könnte man für jene Basalt- 


') In den Phonolithgesteinen scheint Nosean oder Hauyn eine weit grössere Bedeutung zu haben, 
da es verhältnissmässig nur eine seringe Anzahl von Phonolithen gibt, in denen Nosean oder 
Hauyn nicht zu entdecken ist, während die Zahl der nosean- oder hauynreichen Basalt- 
gesteine (im, Verhältnisse zur ganzen Basaltfamilie) ziemlich gering ist. 


A* 


H* 


68 


varietäten, in denen der Nosean oder Hauyn andere feldspathigen Bestandtheile 
an Menge übertrifft, eine fünfte Gruppe, nämlich die der Nosean- oder 
Hauynbasalte feststellen. *) 

Aus dem Angedeuteten ist wohl zu ersehen, dass sich auch die Trachy- und 
Tachylytbasalte nach dem mineralischen Prinzipe unter die genannten fünf Haupt- 
gruppen einreihen liessen — etwa mit der Bezeichnung „jüngere oder nachphono- 
litische Basalte* — und diese Einreihung wäre leicht durchzuführen, da die detail- 
lirte Eintheilung der Trachybasalte nach demselben mineralischen Prinzipe (nach 
Art des feldspathigen Bestandtheils) vorgenommen wurde. 

(Die Trachybasalte würden theils zu den feldspath-, theils zu den nephelin-, 
theils zu den nosean- oder hauynreichen Basalten ?) zu zählen sein; die Tachylyt- 
basalte würden theils den Feldspath-, theils den Magmabasalten zufallen.) 

Allein auch die mineralische Beschaffenheit und die Mikrostruktur der Trachy- 
basalte — wiewohl mannigfaltig — weicht von der der vorphonolitischen Basalte 
in Manchem ab. 

Vor allem ist es das (fast) konstante Vorkommen eines bräunlichen, gelblichen 
oder graulichweissen amorphen Cementes, dann das häufige und oft reichliche Vor- 
kommen von dunklem Glimmer (der unter den vorphonolitischen Basalten nur in 
der Gruppe der Leueitbasalte, namentlich der Peperinbasalte, reichlich aufzutreten 
pflegt) und endlich die Vertheilung, Lagerung und Association des Amphibol und 
des Augit. 

Während die bräunlichen Amphibolnadeln — in Gesellschaft mit farblosen 
Feldspath- oder Nephelinleistchen und einem stark entwickelten bräunlichen oder 
selblichen Cemente — ziemlich gleichmässig vertheilt, aber verworren gelagert 
erscheinen, sind die graulichen oder grünlichen Augitsäulchen — in Gesellschaft 
mit einem graulichweissen Cemente und Strömungen von Feldspathleistehen (um 
Augitgruppen) oder in Gesellschaft mit einem vorwaltenden, durch Umwandlungs- 
produkte des Nosean oder Hauyn getrübten, gelblichgrauen oder graulichweissen 
Cemente — häufchen- oder gruppenweise vertheilt. 

Die hier kurz angedeuteten Grundzüge der Mikrostruktur der een Trachy- 
basalte lassen der Vermuthung Raum, dass auch einige Phonolithbasalte (meiner 
Unterabtheilung der Feldspathbasalte), deren Altersbeziehungen zu den Phonolithen 
entweder nicht bestimmbar oder mir nicht genauer bekannt sind, zu den Trachy- 
basalten zu rechnen sein werden. Aus anderen Gründen gab ich bereits derselben 
Vermuthung Raum betreff der (die Richtung S—N befolgenden) Nephelindolerit- 
gänge von Schreckenstein (bei Aussig). 

Bei flüchtiger Ansicht der von mir aufgestellten Reihe von Basaltgruppen ist 
es ersichtlich, dass derselben auch das chemische Prinzip zu Grunde liegt, indem 
der Kieselerdegehalt mit wenigen Ausnahmen von 40 bis 50%, im Steigen begriffen 


!) Möhl hat auch eine Gruppe mit der Bezeichnung „Glimmerbasalte“ aufgestellt, jedoch ohne 
Angabe, ob der feldspathähnliche Bestandtheil fehlt. Sep. Abd. aus dem XIII. Bericht des 
Offenbacher Vereins f. N. S. 14. 

2) Nur für die nosean- (oder hauyn-) reichsten Trachybasalte, in denen Nephelin kaum nach- 
zuweisen ist, müsste die V. Gruppe mit der Bezeichnung Nosean- (oder Hauyn-) basalte 
aufgestellt werden. 


win 


69 


ist. !) Dasselbe Prinzip wurde auch bei der Eintheilung der Phonolithe (die stets 

einen 50°, übersteigenden Kieselerdegehalt aufweisen) gewahrt, wiewohl auch hier 

Ausnahmen nicht behoben werden konnten, so namentlich unter den Sanidinphono- 

lithen, deren Kieselerdegehalt zuweilen wegen grösserer Ausit- (oft auch Biotit-) menge 

bis auf 54°), herabsinkt. ?) 

Aus den wenigen chemischen Analysen der Trachybasalte, die bei einem 
Wassergehalte von 2:9—4°9°%/, einen Kieselerdegehalt von 42—46°/, aufweisen, 
ersieht man, dass ihre chemische Zusammensetzung im Allgemeinen der der Feld- 
spathbasalte am nächsten steht. 

An die bereits (Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens 
S. 172—180) namhaft gemachten Trachybasalte sind folgende anzureihen: 

a) feldspathreiche Trachybasalte von Kremin und vom Kahlenberge bei 
Leitmeritz, von Horidel bei Liebeschitz, vom Eichberge bei Konojed, vom 
Taschov-Pohor, von Wölchen und vom Galgenberge bei Gross-Priesen und von 
der Gaube bei Tischlowitz; 

b) nephelinreiche Trachybasalte, Nephelindolerite, von Schreckenstein 
und von Tichlovitz °); 

ce) nosean- oder hauynreiche Trachybasalte von der Bassstreicher 
Mühle und der Günthers Mühle bei Salesl und vom Rübendörfel. 


a) feldspathreiche Trachybasalte. 


In einer amorphen, graulichweissen, an Stäubchen, Körnchen und Mikrolithen 
reichen Substanz des äusserst feinkörnigen schwärzlichgrauen Gesteins 


vom Gipfel des Kremin 


sind lockere Gruppen von grauen Augitsäulchen und Magnetitkörnern mit bräunlichen 
Biotitfragmenten ungleichmässig vertheilt. Um diese Gruppen, sowie um die mikro- 
porphyrischen Augit- und Amphibolkrystalle breiten sich Strömungen und regellose 
Anhäufungen farbloser Feldspathleistchen aus, die zum grössten Theile monoklin 
zu sein scheinen. Von gleicher Beschaffenheit ist das Gestein 


des Kahlenberges, 
nur sind in Letzterem zahlreiche, rostgelbe, zart staubige Fleckchen (einige noch 


!) Eine erhebliche Ausnahme bilden die nosean- oder hauynreichen Nephelinbasalte, deren 
Kieselerdegehalt zuweilen unter 40% herabsinkt. 

?2) Die augit- und biotitreichsten Sanidinphonolithe verrathen schon in ihrer Mikrostruktur 
manche Aehnlichkeit mit den feldspathreichsten Trachybasalten. 

®) In der Strahover Sammlung fand sich ein Formatstück mit der Etiquette „aus der Schlucht 
bei Tichlovitz“ vor, das mit dem Nephelindolerite von Schreckenstein vollkommen überein- 
stimmt. Es muss also bei Tichlovitz neben der anamesitähnlichen Varietät, deren ich 8. 178 
(Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens) erwähnte, auch die doleritähnliche 
Varietät des Trachybasaltes vorkommen, 


70 


ziemlich scharf polygonal begrenzt) zu bemerken, die wahrscheinlich aufgelöstem 
Nosean angehören. — Mit Kremin übereinstimmend erweist sich auch das Gestein 


von Horidl bei Liebeschitz ; 


ist aber bedeutend reicher an strahligen und stromartigen Aggregaten der farblosen 
Leistehen. Ausser den zahlreichen, mikroporphyrischen Amphibol- und Augitdurch- 
schnitten kommen auch makroporphyrische Durchschnitte von Augit- oder Amphibol- 
formen vor, die wesentlich aus gröberen Magnetitkörnern bestehen. — Das schwärz- 
lichgraue, augitreiche, sehr feinkörmige, an den Kluftflächen mit Eisenkiesflittern 
versehene Gestein von 


Konojed bei Auscha 


hat eine den vorerwähnten Basalten ähnliche Mikrostruktur. Ausser dem reichlichen 
Augit (Amphibol), Magnetit und recht zahlreichen Biotit bemerkt man nur Feld- 
spathleistchen und eine amorphe Substanz, die stellenweise durch Auftreten sehr 
zahlreicher, langer Mikrolithe halb entglast erscheint. Von den farblosen Leistehen 
sind sehr viele parallel aggregirt und durch dünne Stränge des amorphen Gementes 
getrübt; manche erscheinen deutlich gerieft, doch im polarisirten Lichte selten 
verschiedenfärbig gestreift, sondern gewöhnlich homogen gelblichweiss oder dunkel 
mattblau (zuweilen an Längshälften verschieden) gefärbt. — Aehnliche Mikrostruktur 
zeigt das Gestein 


von Taschov-Pohor ; 


enthält aber zahlreiche rostgelbe Fleckehen, die, stellenweise noch deutlich polygonal, 
wahrscheinlich aus Nosean entstanden sind. — Der Trachybasalt 


von Wölchen bei Gross-Priesen 


ähnelt theils dem Trachybasalte von Poemerle-Wesseln, theils dem von Konojed. 
Ein staubiges amorphes Cement ist stärker entwickelt; ausser den farblosen Leistehen, 
den langen, braunen, spiessigen Amphiboldurehschnitten und den stellenweise zahl- 
reichen Biotitfragmenten finden sich auch violettgraue, an Einschlüssen sehr reiche 
Augitdurchschnitte vor. Maenetit hat eine ziemlich gleichmässige Verbreitung. — In 
der an dunkelgrauen Körnchen, Nädelehen und langen dünnen Mikrolithen reichen, 
im polarisirten Lichte dunklen Mikrogrundmasse des dunkelgrauen Gesteins 


vom Galgenberge bei Gross-Priessen 


sind kleine Gruppen von länglichen, grauen, gelblichen oder bräunlichen Amphibol- 
(Augit-) säulchen, grösseren Magnetitkörnern und recht zahlreichen braunen Biotit- 
fragmenten ziemlich gleichmässig verbreitet. Zwischen diesen Gruppen sind farblose 
Leistchen (die im polarisirten Lichte homogene Färbung zeigen) parallel, strahlig 
oder stromartig gelagert; ausserdem wurden auch wenige breite rissige Sanidin- 
täfelchen bemerkt. 


71 


Zu den feldspathreichen Trachybasalten gehört auch das dunkelgraue, sehr 
feinkörmige Gestein 
von der Gaube bei Tichlovitz. 


Dessen Dünnschliffe zeigen eine farblose, im polarisirten Lichte dunkle Mikro- 
srundmasse mit einem lockeren Gewirre von langen, triklinen und monoklinen 
Feldspathleistchen, langen bräunlichen Amphibolnadeln und recht zahlreichen Mag- 
netitkörnern. Mehre trikline und monokline feldspath- und wenige holzbraune 
Amphiboldurchsehnitte treten (in den Dünnschliffen) porphyrisch hervor. 


c) Nosean- (oder hauyn-) reiche Trachybasalte. 


Die geologischen Verhältnisse des Trachybasaltes 
von der Bassstreicher Mühle 


bei Salesl (unweit Gross-Priesen) — der von Reuss und Jokely als trachytischer 
Phonolith, von Jenzsch als Phonolith (trachytischer Phonolith?) bezeichnet wurde — 
habe ich bereits durch ein Profil!) anschaulich gemacht. Tafel II. fig. 1. zeigt die 
Mikrostruktur des Mineralgemenges, von dem ich bereits das Wichtigste angegeben 
und zugleich erwähnt habe °), dass es an Trachybasalte erinnert. Weitere Unter- 
suchungen bestätigen obgenannte Vermuthung. 

Die Dünnschliffe zeigen lockere Gruppen von Augit (Amphibol), Magnetit und 
Fragmenten von Biotit, neben denen Nosean- (oder Hauyn-) durehschnitte in den 
Vordergrund treten. Recht zahlreich sind auch farblose, grell hervortretende, 
bläulich polarisirende Längsschnitte (mit hexagonalen Querschnitten) zu finden, die, 
durch stumpfe Pyramiden und die basische Fläche geschlossen, dem Apatit an- 
gehören. Alle diese krystallisirte Bestandtheile sind in einem staubigen, lichtgerauen, 
amorphen Cemente eingebettet, in dem. sich auch stellenweise sehr dünne und 
lange, farblose oder durch das staubige Cement getrübte Feldspathleistehen vorfinden, 
die theils büschelförmig, strahlig, theils um mikroporphyrische Krystalle (oder 
Krystallgruppen) stromartig aggregirt sind. Diese scheinen zum grössten Theile 
dem monoklinen Feldspathe anzugehören. 

Die Nosean- (oder Hauyn-) durchschnitte sind zum grösseren Theile aufgelöst, 
nur zum geringen Theile an einem schärfer begrenzten, dieht staubigen Kern und 
zwei bis drei concentrischen Randzonen erkenntlich. 

Die schwach gelblich oder grünlich gefärbten, parallel zur Hauptachse zer- 
klüfteten Durchschnitte des augitischen Minerals, die der Symmetrieebene nahezu 
parallel geschnitten sind, geben ein meergrünes, der optischen c-Achse parallelen 
Schwingungen entsprechendes Bild, während das zweite, der optischen a-Achse 
parallelen Schwingungen entsprechend, schwach bräunlich gelb bis schwach violett 


') Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturw. Landesdurch- 
forschung von Böhmen. Band II. Abth. I. Th. 2.) T. VII. fig. 2. f. 
2) Ebendaselbst S. 283. 


12 


erscheint. Die grünlichen, der Querschnittsebene sich nähernden Durchschnitte geben 
ein schwach bräunlichgelbes und ein grünliches (ins Meergrüne fallendes) Bild. 
Die chemische Analyse des löslichen Antheiles /, der 49-59°/, betrug und des 


unlöslichen Antheiles « ergab in %,: 
I u end 
Wasserugn 574 — 2:85 
Phosphorsäure : 4:00 — 1:98 
Schwefelsäure . 1:10 — 0:55 
Kieselerde . . 3673 56-17 46°53 
Thonerde', . 271951 % 10:62 14:95 
Eisenoxyd. . . 810 743 776 
Manganoxydul . 4:02 425 4:14 
Kalkerde . . . 9 86 3:61 9:23 
Magnesia . . . Spur 3:85 1:94 


Kalter 3:15 { ö 
Natron PR 3:53 | 30, si 


10054 98:98 99:76 
Berechnung der Sauerstoffverhältnisse obgenannter Analysen und ihre Vertheilung 
nach einzelnen Mineralbestandtheilen : 


1 u 

Apatit | Nosean | Nephelin] Augit |Magnetit| Rest Sanidin | Augit| Rest 
Phosphorsäure | 2253 | 2253| — | — _ — —_ 2 _ — _ 
Schwefelsäure | 0:66 — 06 — _ —_ —_ 2 u en 
Kieselerde . 119589 —— 2:64 | 8'357 | 544 — |-+-3:152| 29:96 | 19-80 | 12:90 | —2'74 
Thonerde. . 9016| — |19| 5571| — — |+1465| 495 | 4965| — | — 
Eisenoxydul 1:62 —_ — | — [050 | 112 — 149| — | — 
Manganoxydul | 0'905 _ u 0905| — _ 096 | — er 
Kalkerde . . 2817 | 1'502 — an 1315| — —_ 2:46 — == 
Magnesia . . —_ —_ — | — — | — 154 | — — 
Kali) ;,:,.. „0:36. || engl le — 0.26) nn >= 
Natron. . . | 2201 | — | 088] 1321| — — | — || 0835| _ 


Daraus resultirt folgende procent. Berechnung der mineralischen Bestandtheile 


TE rn uen 
des löslichen | u. unlöslichen Anth. 
Apatit| Nosean | Nephelin] Augit | Magnetit| Rest | Sanidin | Augit| Rest 
| BE ee 
WVaRBEr a Te a = = — en 57 — —_ 
Phosphorsäure . . . . 40 | — _ es &: _ se 
Schwefelsäure art eu 110 | — — En 2 er a 
Kieselerde . . . ... = 496 | 1567 | 10:20 — |+45'91 | 3713 | 24:18 
Thonerlagr warn nee, - 424 | 1193| — — |-+3:14 || 1060 | — 
Eisenoxyd . „= ... — Br —— — Es ee 
Eisenoxydul. .. . . — —— > 225 } Dal = 743 
Manganoydul . . . . u 2 — 402 | — —_ E= 425 
Kalkerde;£., /..3. 18J1ln0)< 526 | — _ 460 | — —_ _ 8:61 
Maomesis ee le. . _ ne _ ee 385 
Kal TEE TEN _ _ 3155| — n _ 4855| — 
Natrongier eis irn: - 241 | 512| — — Zee 
9:26 |1371 | 35°87 | 2107 | 541 | 1479 || 55'78 | 4832 


') Die Sauerstoffmengen der Alkalien des ungelösten Antheiles wurden auf Grundlage der 
Thonerdebestimmung unter Voraussetzung des Vorhandenseins von Sanidin berechnet, wobei 
angenommen wurde, dass die Sanidinsubstanz auf 1 at. Kali 1 at. Natron enthält, 


16) 


Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass der Noseangehalt bedeutend 
grösser sein mag, als diese auf Grundlage der Schwefelsäurebestimmung ausgeführte 
Berechnung desselben angibt, da mit Rücksicht auf das vorgerückte Umwandlungs- 
stadium des Gesteins angenommen werden kann, dass ein grosser Theil des schwefel- 
sauren Natron aus dem Nosean durch Auslaugungsprozesse entfernt worden ist, 
wodurch der restirende Theil dieses Minerals eine dem Nephelin ähnliche Zusam- 
mensetzung erlangt hat; ausserdem ist zu bemerken, dass Nephelin nur in geringer 
Menge nachgewiesen wurde, während neben Feldspath und Nosean eine homogene, 
im polaris. Lichte dunkle Substanz ohne bestimmte Umrisse im Vordergrunde stand. 
Demnach kann der Trachybasalt von der Bassstreicher Mühle 
betrachtet werden als ein Gemenge von 25°, Nosean (oder Hauyn), 
Nephelin und amorpher Substanz, mit 35°, Augit (Amphibol), 28°), Sanidin, 3% 
Maenetit, 5%, Apatit und 4°), Kieselerde- und Thonerdehydrat. 

Dem Trachybasalte von der Bassstreicher Mühle ähnelt der 


. von der Günthers Mühle (bei Salesl, unweit Proboscht), 


ist aber ärmer an Augit (Amphibol) und reicher an Feldspath. 

Und an beide schliesst sich (der mikroskopischen Beschaffenheit nach) das 
durch seine prächtigen Chabacitdrusen wohl bekannte, zart poröse, sehr feinkörnige, 
mit Caleitsubstanz imprägnirte, lichtgraue Gestein 


von Rübendörfel 


an. Dessen Dünnschliffe zeigen vorherrschend eine gelblich oder graulichweisse, 
staubige, im polarisirten Lichte dunkle Substanz, die zum grossen Theile durch 
Auflösung eines einfach brechenden Minerals, am wahrscheinlichsten des Hauyn 
oder Nosean entstanden ist; denn stellenweise bemerkt man noch deutlich aus- 
gebleichte oder dicht staubige und dunkel gefärbte und winzig kleine, mit bräun- 
lichem Staube dicht erfüllte Polygone, welche letztere als umgewandelte Hauyn- 
(oder Nosean-) durchschnitte recht deutlich zu erkennen sind. In dieser meist 
homogenen Substanz sind kleine, minder deutlich begrenzte Durchschnitte des 
Nephelin, einzelne, mikroporphyrisch (und grell) hervortretende Durchschnitte des 
Apatit, lockere Häufchen von Augit und Magnetit und zahlreiche Gruppen zarter 
Feldspathleistehen ungleichmässig verbreitet. Wiewohl die Polarisationserscheinungen 
der Letzteren über die Art des Feldspathes keinen sicheren Aufschluss geben, 
so scheinen doch viele derselben dem triklinen Feldspathe anzugehören. Einzelne 
holzbraune und grünlichbraune Amphiboldurchschnitte, meist mit Einschlüssen von 
Apatit versehen und von einer Zone dicht gehäufter Augitkrystalle umsäumt, treten 
porphyrisch hervor. Die Bildung des Chabasit rührt wahrscheinlich aus der Zer- 
setzung des Hauyn und der amorphen Substanz her, denn der Augit (Amphibol) 
ist wenig angegriffen und ein anderes kalkhältiges Mineral kömmt nicht vor. 
Anhangsweise möge noch eines Trachybasaltes Erwähnung geschehen, dessen 
Dünnschliffe einem Formatstück (des böhmischen Museum) mit der Etiquette 


74 


vom Kahlenberger Steinbruche 


entnommen wurden. Aus einer gelblichgrauen, körmnig staubigen, dem Anscheine 
nach amorphen Substanz, in der grünlichgraue Nadeln wirr- oder fluctuationsartig 
gelagert sind, treten recht zahlreiche Noseandurchschnitte porphyrisch hervor, die 
— schwach rostgelb gefärbt, zart und locker bestäubt und nur von einer schmalen 
dunkleren Zone umsäumt — ohne Vergrösserung als lichte Körner erscheinen. 
Unter den magnetitähnlichen Körnern, die eine gleichmässige Vertheilung haben, 
sind viele durchscheinend, daher wahrscheimlich dem Spinell angehörig. — Der grösste 
Theil der körmnig staubigen Substanz erscheimt im polarisirten Lichte völlig dunkel; 
nur selten sind bläuliche Rechtecke (Nephelin) und trikline Feldspathnaden an- 
zutreffen. 


Durch weitere Studien der Trachy- und Tachylytbasalte habe ich mich über- 


zeugt, dass letztere nicht blos in geologischer, sondern häufig auch in mineralogischer 


Beziehung den ersteren ziemlich nahe stehen. 

Bei Beobachtung mehrer, verschiedenen Punkten der Trachybasaltadern von 
Tiehlovitz und von Poemerle-Wesseln entnommenen Dünnschliffe habe ich wahr- 
genommen, dass die Trachybasalte gegen den Saalband zu eine den Tachylytbasalten 
ähnliche Beschaffenheit annehmen, entweder durch blosses Vorwalten des amorphen 
Cementes (Poemerle-Wesseln) oder zugleich durch mikrolithische Ausbildung der 
krystallisirten Gemengtheile (Tichlowitz). Auch von Premuth (westlich, bei) untersuchte 
ich Dünnschliffe eines neuen Formatstückes und fand als wesentliche Gemengtheile: 
staubiges Magma, Augit (Amphibol) und Magnetit. 

Fasst man nun die mineralische Beschaffenheit und die Mikrostruktur aller 
bis jetzt bekannten Tachylytbasalte ins Auge, so kann man wesentlich drei Varie- 
täten unterscheiden: 

a) Für 400. Vergr. mikrolithische Tachylytbasalte, die theils sehr dünne Adern 
(!,—2‘) bilden (Kl. Priesen), theils die Saalbänder der Trachybasalte zusam- 
mensetzen, ohne von Letzteren deutlich geschieden zu sein (Tichlowitz). — 
Tachylytbasalte dieser Art führen ausser dem Amphibol (oder Augit) und dem 
magnetitähnlichen Bestandtheil entweder nur Magma oder auch triklinen und 
monoklinen Feldspath oder auch Nosean (Hauyn). Auch die feldspath- und 
nosean- (hauyn-) führenden unterscheiden sich von den Trachybasalten durch 
bedeutendes Vorwiegen des Magma. 

b) Tachylytbasalte, die durch bedeutendes Vorwalten des Magma und Zurück- 
treten der feldspathigen Bestandtheile aus den Trachybasalten (wahrschemlich 
zumeist gegen die Saalbänder zu) entstehen. 

e) Tachylytbasalte, die in den. Trachybasalten gangförmig oder blockartig auf- 
treten und ausser dem reichlichen augitischen (oder amphibolähnlichen) Bestand- 
theil und dem Magnetit nur gelblichgraues Magma enthalten (Gang und Blöcke 
im Trachybasalte bei der Bassstreicher Mühle. Petrographische Studien an 
den Basaltgesteinen Böhmens. Tafel VII. figur 2. a. b. ce. und e.) 


Zur Paragenesis der sekundären Minerale der 
Phonolithgesteine. 


In einer früheren Abhandlung über die sekundären Minerale der Basaltgesteine !) 
habe ich mich bestrebt nachzuweisen, dass die in den Drusenräumen der Eruptiv- 
gesteine auftretenden Minerale vorwiegend von der mineralischen und chemischen 
Beschaffenheit des Muttergesteins abhängen und dass ihre paragenetische Folge in 
mineralisch und chemisch gleichen Gesteinsarten volle Gesetzmässigkeit erlangt. 
Neue Belege hiefür bietet die Beobachtung der paragenetischen Verhältnisse der in 
den Drusenräumen der Phonolithgesteine vorkommenden Minerale. 

Da in den Phonolithgesteinen der augitische und der magnetitähnliche Bestand- 
theil im Verhältnisse zu den übrigen, durch Säuren zersetzbaren Gemengtheilen in 
geringerem Masse vertreten sind, so fällt denselben bei der Bildung sekundärer 
Minerale die geringste und (wegen ihrer schwierigeren Zersetzbarkeit) zumeist auch 
die letzte Rolle zu. ?) 

Für das Mass, in welchem sich die feldspathigen, durch Säuren zersetzbaren 
Bestandtheile an der Bildung sekundärer Minerale betheiligen, kann mit eleich- 
zeitiger Berücksichtigung der Quantitätsverhältnisse jene Reihenfolge aufgestellt 
werden, in welcher die einzelnen (primären) Minerale nach ihrer Zersetzbarkeit 
geordnet sind (Hauyn, Nosean, Nephelin, Leueit). Der trikline und monokline Feld- 
spath, welche der Einwirkung der Säuren den stärksten Widerstand leisten und 
in völlig aufgelösten Phonolithgesteinen noch ziemlich unversehrt vorkommen, scheinen 
an der Bildung der sekundären Minerale (der Drusenräume) fast gar nicht betheiligt 
zu sein. 

Im Vergleiche mit der Anzahl der sekundären Minerale der Basaltgesteine ist 
die der böhmischen Phonolithe geringer. Namentlich der Phillipsit, der m den 
leucitreichen Basaltgesteinen so häufig vorkömmt, scheint in den böhm. Phonolithen 
entweder gar nicht oder äusserst selten ?) vorzukommen ®). Im Uibrigen sind es 


!) Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. 1873. S. 239. 

?2) Die an den Kluftflächen der (auch völlig frischen) Phonolithgesteine vorkommenden Wad- 
Dendriten, die wahrscheinlich dem augitischen Bestandtheil entstammen, wurden aus Gewässern 
abgesetzt, die bereits ganze Felspartien passirt haben; in den Drusenräumen gehört Wad 
zu den jüngsten Bildungen. 

*) Reuss erwähnt des Phillipsit (%) vom Marienberge (Aussig), wo er auf Apophyllit vorkommen 
soll. Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840. 

*) Die leueitreicheren böhm. Phonolithe weisen die geringste Anzahl von Lokalitäten auf. 


76 


dieselben Minerale, die bereits bei den (Phonolith- und Andesit-) Basalten namhaft 
gemacht wurden und ihre Succession weicht von der in den (Phonolith- und Andesit-) 
Basaltgesteinen nicht wesentlich ab. 

Wie unter den Basalten, so zeichnen sich auch unter den Phonolithen jene 
Varietäten durch die grösste Mannigfaltigkeit sekundärer Mineralgebilde aus, welche 
die meisten, durch Säuren zersetzbaren, feldspathähnlichen Bestandtheile enthalten. 
Und diess sind die Nosean- (oder Hauyn-) phonolithe, auf welche sich die meisten 
sekundären Minerale beziehen, die im Folgenden nach ihrer relativen Altersfolge 
und im Vergleiche mit denen der Phonolith- und Andesitbasalte angeführt werden. 


Chalcedon und Stilpnosiderit oder sen Umwandlungsprodukt, Limonit, wurden 
in Drusenräumen der Phonolithgesteine als älteste Glieder der sekundären Mineral- 
reihe nicht beobachtet; aber auch der 


Analeim 


fand sich nur als Seltenheit vor und zwar in undeutlichen graulichweissen Kry- 
ställchen (202) in einer hohlen Comptonitperimorphose (die in dem Absatze 
„jüngerer Comptonit“ näher erwähnt wird) direkt am Muttergestein eine zarte Druse 
bildend (Phonolith des Marienberges bei Aussig). !) 

Auf dem Analcim der Trachybasalte sind dünne oder dicke Tafeln und kurze 
Säulchen des 


Caleit (D 


(OR. x» R oder stumpfe Rhomboeder mit vorwaltender basischer Fläche) eine 
gewöhnliche Erscheinung. Analeim und Caleit waren sehr wahrscheinlich auch in 
Drusenräumen der nosean- (hauyn) reichen Phonolithe die ersten sekund. Minerale; 
allein bei der mächtigen Entwickelung neuer Zeolithgebilde, namentlich des Natrolith 
und Comptonit, fiel der Analeim zumeist einer gänzlichen Zerstörung anheim, während 
sich die Caleitformen 


in regelmässigen, dünn oder dick tafelförmigen oder kurz säulenförmigen (meist 
a1" gr.) Perimorphosen des kurzfaserigen, röthlichen Natrolith und des älteren 


(strahligfaserigen) Comptonit 


(zuweilen mit Ueberresten der Calcitsubstanz) ziemlich unversehrt erhielten. 


') Auch vom Kelchberge bei Triebsch wird der Analeim in Gesellschaft mit Comptonit erwähnt 
(von Zepharovich. Min. Lex. II). 


Der ältere Comptonit 


erscheint theils in Halbkügelchen — die in unmittelbarem Contakte mit dem Mutter- 
sestein dicht oder minder deutlich radial faserig, in weiterer Entfernung deutlich 
radialfaserig sind — (seltener in verworren faserigen Aggregaten) unter den aus 
zarten Nädelchen bestehenden Natrolithdrusen, theils in winzig kleinen radialfaserigen 
Wärzchen und dünnen Rinden unter den Krystalldrusen des jüngeren Comptonit 
(Marienberg, Aussig). 

Eine vollkommen reine Probe des in minder deutlich radial faserigen Halb- 
kügelchen erscheinenden Comptonites vom Marienberge bei Aussig ergab das spez. 
Gewicht — 2'307 (Bilek). Der Wassergehalt betrug — 15'206°, und der Kiesel- 
erdegehalt — 39'275°),. 

Das gewöhnlichste Mineral böhmischer Phonolithgesteine ist der 


Natrolith, 


welcher meist in zarten! farblosen, gelblich oder röthlich weissen Nadeln schöne 
Drusen bildet, die zuweilen durch einen zarten Anhauch von Wad röthlichbraun 
oder schwärzlichbraun (feurig) angeflogen sind. 

Die schönsten, in den Sammlungen vorkommenden Natrolithdrusen stammen 
aus dem Phonolithe des Marienberges bei Aussig, woselbst auch stänglig und 
faserig zusammengesetzte 0. verworrene Aggregate als Kluftausfüllungen vorkommen ; 
doch ist der Natrolith auch in Phonolithen anderer Lokalitäten eine häufige Er- 
scheinung. So kommen z. B. zu Trauenschile bei Boreslau gelbe, radialfaserige 
Asgregate, am Spitzberge bei Brüx dichte, bräunlichgelbe und gelbe Partien, in 
der Skala bei Hrtina gelbliche und röthliche Massen vor, welche letzteren aus steck- 
nadelkopfgrossen, innen strahligen Kügelchen gebildet, ins feinkörnige und dichte 
übergehen. Von Schima wird Natrolith in Gesellschaft mit Aragonit erwähnt (von 
Zeph. Min. Lex. II.). — Im Allgemeinen erscheint der Natrolith am reichlichsten 
in jenen Phonolithen, die sich durch einen grossen Reichthum an Nosean (Hauyn) 
und Nephelin auszeichnen (Nephelin-noseanph onolithe). 

Am wahrscheinlichsten gehören die büschelförmigen und strahligen Neubil- 
dungen, die man in den Noseandurchschnitten antrifft, vorwiegend dem Natrolith an. 

Eine reine Probe des röthlichen, kurzfaserigen Natrolith (unter dem sich nur 
winzig kleine Halbkügelchen von Comptonit befanden) vom Marienberge bei Aussig 
ergab das spez. Gewicht — 2'202 und einen Wassergehalt = 11'18°/, (Bilek). 

Die oberwähnten Perimorphosen nach Caleit stellen ziemlich regelmässige, 
meist sehr dünne, seltener dicke sechsseitige Tafeln und kurze Säulchen (o R.OR) 
von etwa '/,—1” Durchmesser dar, stets mit den basischen Flächen auf der Unter- 
lage fast senkrecht stehend. Die Oberfläche dieser Perimorphosen besteht aus sehr 
kurzen, röthlichen Nädelehen des Natrolith, die, auf den Caleitflächen meist sen- 
krecht stehend, eine Lage von gleicher Dicke bilden, unter der sich zuweilen eine 
aus mehr weniger deutlich radial faserigen Halbkügelchen des älteren Comptonit 
bestehende Parallellage vorfindet. Die Innenwände sind glatt und ebenflächig. Das 
Innere ist theils hohl, theils von Caleitsubstanz mehr weniger eingenommen. 


78 


Chabasit, Phakolith, Levyn scheinen in den echten Phonolithen entweder 
äusserst selten oder gar nicht vorzukommen; denn das Chabasitvorkommen von 
Rübendörfel bezieht sich auf einen Trachybasalt und ausserdem wird der Chabasit 
nur von der Lokalität Pihl namhaft gemacht, deren Gestein mir nicht näher bekamt 
ist. — Zwischen Natrolith und dem jüngeren Comptonit steht wiederum 


Caleit (ID) 


in sehr stumpfen Rhomboedern, die durch Vorwalten von OR dick tafelförmig er- 
scheinen, oder in dicken Tafeln (o R . OR), somit den Formen nach mit Caleit I 
übereinstimmend. 


Der jüngere Comptonit 


erscheint im Phonolithe des Marienberges in ganz kleinen, dicken, graulich und 
gelblichweissen Kryställchen, die zu halbkugeligen und nierenförmigen, rindenartig 
zusammenhängenden Drusen derart gruppirt sind, dass die basischen Flächen mit 
den stumpfen Makrodomen die Oberfläche der halbkugeligen Erhebungen bilden- 
Unter diesen Krystallrinden finden sich stellenweise radial zartfaserige Halb- 
kügelchen des älteren Comptonit vor. 

Eine etwa \/,“ hohe Erhebung dieser Comptonitrinden (Böhm. Museum. System. 
Sam. Nro. 149) schien wegen ihrer ziemlich regelmässigen, einer dicken hexagonalen 
Tafel ähnlichen Form einer näheren Betrachtung werth zu sein. Ich zerbrach die- 
selbe an einem Ecke und fand einen regelmässigen hexagonalen Hohlraum mit 
spärlichen Uiberresten einer porösen Kalkspathsubstanz und wenigen milchig 
getrübten Natrolithnadeln. Es war kein Zweifel, dass hier 


eine Comptonitperimorphose nach Caleit 


vorliegt. Auf diese Erscheinung aufmerksam gemacht, fand ich auf derselben 
Stufe das Fragment einer zweiten (abgeschlagenen) Comptonitperimorphose, eben- 
falls mit Einschluss weniger sehr zarter Natrolithnadeln, aber ausserdem mit winzig 
kleinen, graulichweissen (an dem Muttergestein angewachsenen) Analeimkryställchen 
(.0,). Hiedurch war eine wesentliche Stütze zur Bestimmung der relativen Alters- 
folge dieser Minerale gegeben. Ohne Zweifel befanden sich auf dem Phonolithgesteine 
zarte Analeimdrusen mit aufsitzenden spärlichen Natrolithnadeln und dicken Caleit- 
tafeln. Von den beiden erst genannten Mineralen wurden kleine Partien vom Caleit 
(der in derselben Form (eo &. OR) auf dem Analeim der Trachybasalte häufig 
vorkömmt) eingeschlossen und vor Zerstörung geschützt. Da schon mit der Bildung 
des Natrolith die Zerstörung des Analeim (von Innen aus) beginnt, so ist es sehr 
wahrscheinlich, dass in den ersten Stadien der Comptonitbildung bereits Analeim 
und Natrolith bis auf jene Reste zerstört waren, die in den Calcittafeln eingeschlossen 
gewesen sind. Nach beendeter Bildung der Comptonitrinden wurde auch die umhüllte 


79 


Caleitsubstanz zum grössten Theile entfernt und mit den spärlichen Uiberresten 
derselben blieben Analeim und Natrolith im Hohlraume der Comptonitperimorphosen 
zurück. Auf den Comptonitrinden sitzen zuweilen späthiger Caleit, der durch Wad 
schwärzlich gefärbt ist oder dicke Caleittafeln mit aufsitzenden spitzen Caleitrhom- 
boedern (etwa — 2R), die sämmtlich durch äusserst zarte, aus winzig kleinen 
Caleitkryställchen bestehende Rinden drusig erscheinen. 

Für diese Comptonitstufen lässt sich somit folgende relative Altersfolge der 
sekundären Minerale feststellen: «) Analcim, 5) Natrolith, e) Caleit m dicken Tafeln 
(o R. OR), d) jüngerer Comptonit, e) Caleit verschiedener Formen, f) Wad. 

Aehnliche Comptonitperimorphosen, die ich eben beschrieb, finden sich nicht 
selten in Blasenräumen des Trachybasaltes von Wesseln vor, hier jedoch auf Analeim- 
drusen aufsitzend und vollkommen frische (späthige, gelblichweisse) Caleitsubstanz 
einschliessend. 

Ausserdem wird der Comptonit in fächerförmigen Gruppen (mit Analeim) vom 
Kelchberge bei Triebsch und vom Heidelberge bei Salesl erwähnt (von Zeph. Min. 
Lex. 1.) 

Das Phonolithgestein des Marienberges wird auch als Fundort des 


Harmotom 


angeführt (v. Zeph. Min. Lex. I.), während von Stilbit und Desmin aus böhm. 
Phonolithen gar nichts bekannt ist. 

Ein gewöhnliches Mineral in böhmischen Phonolithgesteinen, namentlich in 
dem des Marienberges (bei Aussig) ist der 


Apophyllit 


zumeist in der milchweissen oder graulichweissen, nur stellenweise durchscheinenden 
Varietät, die man Albin nennt. 

Völlig farblose Apophyllitkrystalle (meist P., ePx», seltener P. Po. oP) 
sind gewöhnlich winzig klein und den grösseren milchweissen Krystallen (die durch 
Vorwalten von P pyramidal, durch Vorwalten von o P& kurz säulenförmig, selten 
durch OP dick tafelförmig erscheinen) aufgestreut. Nicht selten sind auch letztere 
mit farblosen Polecken derart versehen, als wenn diese der Basis regelmässig auf- 
gesetzt wären; es kommen auch Fälle vor, dass mehre farblose Spitzen (durch 
unvollkommene Ausbildung der Polecke) der basischen Fläche eines milchweissen 
Krystallrumpfes anhaften. ' 

Der Apophyllit erscheint selten unmittelbar auf dem Muttergestein, sondern 
hat fast immer den Natrolith zur Unterlage, auf dem die Apophyllitkryställchen 
einzeln aufgestreut oder in kleinen Gruppen angehäuft und zuweilen von Natrolith- 
nadeln derart durchspickt sind, dass letztere aus ersteren borstenförmig hervorragen. 

Als jüngere Bildungen erscheinen Caleit und Wad. Die minder pelluciden 
Caleitkryställchen (—'/, £ . ER) sind entweder mit gemeinschaftlicher Hauptachse 
übereinander oder mit parallelen Hauptachsen neben einander aggregirt; es kommen 
aber auch spitze Rhomboeder (durch Y/,#? geschlossen) oder °/,%.0% oder Säulchen 


80 


(vorwaltend © R. OR) und Skalenoederformen vor. — Auch die Caleitkrystalle 
sind häufig von Natrolithnadeln durchspickt, mit Albineinschlüssen versehen und 
mit Anflügen und dünnen Lagen von Wad (der sich auch an Natrolith und Albin 
abgesetzt hat) bedeckt. 

Sowohl die Natrolithnadeln, als auch die mit zarten W adanflügen stellenweise 
bedeckten Albinkrystalle sind zuweilen mit einem sehr zarten perlsinterähnlichen 
Uiberzuge von Hyalith versehen, der auch die borstenförmig hervorragenden 
Natrolithnadeln perimorph umkleidet. 

Es ist somit die relative Altersfolge der sekundären Minerale 
auf den Natrolith-Albinstufen: a) älterer Comptonit, 5) Natrolith, 
c) Albin, d) Caleit (in Krystallformen), e) Wad, f) Hyalith und an 
diese Reihe schliesst sich noch g) Caleit in zart traubigen TLiber- 
zügen als jüngste Bildung an. 

Besondere Erwähnung verdienen die von Knop beschriebenen Umwandlungs- 
pseudomorphosen von Kalkspath nach Apophyllit.*) Dass der Albin seine milch- 
weisse Färbung und Impellueidität einer Umwandlung verdankt, somit ein veränderter 
Apophyllit sei, war schon lange bekannt. Blum nahm eine Pseudomorphose durch 
Verlust von Wasser an, doch bemerkte er auch bei einigen das Aufbrausen mit 
Salzsäure. Neuerer Zeit fand Knopp, dass im Albin eine gänzliche oder partielle 
Pseudomorphose von Caleit nach Apophyllit vorliege, wobei die Veränderung von 
innen nach aussen Statt fand derart, dass nun oft der kohlensaure Kalk unter einer 
pellueiden Apophyllitdecke wie „ein Bild unter Glas“ erblickt wird. — Ich habe 
von verschiedenen Stufen Albinfragmente bezüglich des Verhaltens gegen Salzsäure 
untersucht und fand ebenfalls wie Knop verschiedene Umwandlungsstufen vor; 
allein von mehren Stufen gab es auch solche impellueide und cavernöse Albinproben, 
die, wiewohl dem Anscheme nach stark umgewandelt, nur wenige Blasen in Salzsäure 
aufsteigen liessen oder gar keine Spur von Kohlensäure verriethen. Das stärkste 
Aufbrausen zeigten Albinkrystalle jener Stufen, die mit zarten traubigen Qaleit- 
überzügen (Caleit g) versehen waren. Mit der Umwandlung des Apophyllit scheint 
die Bildung des Hyalith in einem innigen Zusammenhange zu stehen. Und da der 
Hyalith in Form eines dünnen Häutchens die Albinkrystalle überzieht, so scheint 
er zur Conservirung der Albinform häufig beizutragen. 


Aragonit 
wird aus dem Phonolithe von Schima in Gesellschaft des Natrolith erwähnt (von 
Zeph. Min. Lex). 
Caleit (II). 


Es wurde bereits erwähnt, dass sich auf den Comptonitstufen bis '/,“ breite 
Caleittafeln (eo R . OR) vorfinden, -die sammt den aufsitzenden Caleitrhomboedern 
(—2R) mit zarten Calcitdrusen bedeckt sind. Ausserdem erscheint der Caleit am 


‘) Blum. Dritter Nachtrag zu den Pseudomorphosen des Mineralreichs $. 41. und von Zeph. 
Min. Lex. II. 29. 


häufigsten auf den Comptonit-natrolithstufen in bis "/,“ dicken Skalenoedern, die 
zuweilen von einer leicht abschälbaren Wadrinde eingehüllt sind, und auf den 
Natrolith-Albinstufen in Comb. von —’/,R . OR, in verschiedenen Rhomboeder- 
formen und in Aggregaten zarter, spiessiger Krystalln adeln. 

Die schönsten Caleitstufen, die ich in der Sammlung des Herrn Bergdirektor 
Castelli sah, stammen aus dem Phonolithe von Vital (bei Gross-Priesen). Radial- 
faserige Halbkugeln des (älteren) Comptonit dienen dem Natrolith zur Unterlage 
und auf diesem sitzen theils dicke Tafeln (oR . OR) (oft dachziegelartig überein- 
ander gelagert), theils mehre Zolle hohe Säulchen des Caleit, die zuweilen durch 
eine prächtige Schalenstruktur ausgezeichnet sind (innen farblos, gelblichweiss, in 
der äusseren Schale milchig weiss). Diese Säulchen sind zuweilen mit einer aus 
winzig kleinen Caleitkryställchen bestehenden Rinde perimorph umkleidet und dar- 
über breiten sich noch zarte Ueberzüge von Pyritkryställchen aus. 

Erwähnung verdient noch eine Caleitstufe ohne Etiquette, deren Muttergestein 
dem Phonolithe vom Marienberge sehr ähnlich ist. Auf einer sehr dünnen Comp- 
tonit-Natrolithdruse breiten sich zarte, traubenförmige Rinden und Aggregate von 
fast erbsengrossen Oolithen aus, an denen man zumeist drei concentrische Schalen 
unterscheiden kann. Die innerste Schale, die gewöhnlich ein graulich oder schwärzlich 
gefärbtes, scharf ausgebildetes Caleitkon (oR . —!/,R) umfasst und nur selten 
hohl ist, ist bräunlich und pulverig, die mittlere Schale, die zuweilen Spuren eines 
radialfaserigen Gefüges verräth und sowie die innerste Schale wahrscheinlich ver- 
wittertem Aragonit angehört, ist weisslich und zumeist erdig und die oberste und 
breiteste Schale ist graulichweiss, ziemlich pellucid (mit schwacher Andeutung eines 
körnigen Gefüges) und an der ganzen Kugeloberfläche durch Rhombenflächen (Caleit) 
facettirtt. Auf den meisten Oolithen sitzen winzig kleine spitze Caleitrhomboeder- 
Die Oolithe lösen sich in kalter verdünnter Salzsäure unter starkem Aufbrausen 
rasch auf, und lassen nur spärliche bräunliche und weissliche Partikelchen (den 
inneren zwei Schalen angehörig) zurück. Diese in den Drusenräumen der Phono- 
lithe ungewöhnlichen Gebilde erinnern an die halbkugelförmigen, äusserst zart- 
faserigen und dünnen Aragonitrinden über den rundlichen Comptonitgruppen des 
Basaltes von Waltsch, auf denen ebenfalls winzig kleine, graulichweisse Calcit- 
kryställchen als jüngste Bildung vorkommen '). 


Wad 


bildet dendritische Anfiüge an den meisten Kluftflächen der Phonolithgesteine und 
erscheint in gleicher Art auf Natrolith, Albin und Galeit, auf letzterem zuweilen 
auch als dünne (abschälbare) perimorphe Rinde. 

Die Natrolithstufen gewinnen durch zarte Wadüberzüge oder Anflüge eine 
bräunliche oder schwärzlich braune Färbung und ein dem Sammterz (Pyrrhosiderit) 
nicht unähnliches Aussehen; die grösseren milchweissen Albinkrystalle sind zuweilen 


\) Boficky. Petrograph. St. a. d. Basaltg. B. S. 254. 


„a 


[ar 


durch Waddendriten geziert, die unter den zarten spiegelnden Hyalithüberzügen 
einer unter Glas befindlichen Zeichnung ähneln. 

Dünne, glatte, abschälbare Rinden (Perimorphosen) bildet der Wad auf den 
grösseren Caleitkrystallen, namentlich den Skalenoedern, den sechsseitigen Säulchen 
und Tafeln. Ist der Wad stärker entwickelt und die Caleittafel ziemlich dünn, so 
ist zuweilen die gesammte Caleitsubstanz ohne Veränderung ihrer 
scharfen sechsseitigen Tafelform durch kompakte feinerdige Wad- 
substanz verdrängt. Und solche sechsseitige Wadtäfelchen, die ich auf einer 
Natrolithstufe vom Marienberge bei Aussig in grosser Menge — mit parallelen 
Hauptachsen theils dachziegelartig übereinander, theils mit den basischen Flächen 
fast vertikal neben einander geordnet — vorfand, erwiesen sich zum Theile als 
Perimorphosen, zum Theile als vollkommene 


) 


Verdrängungspseudomorphosen von Wad nach Galeit ; 


denn sie liessen sich mit dem Messer leicht zu dunkelbraunem Pulver zerdrücken, 
brausten in Salzsäure sehr schwach oder gar nicht auf und gaben mit Soda auf 
Platinblech die schönste Manganreaktion. 

Zu den jüngsten Bildungen in den Drusenräumen der Phonolithgesteine 
gehört der 


Hyalith. 


Derselbe bildet zarttraubige, aber auch fast ebenflächige Ueberzüge auf 
Natrolith und Albin. Sowohl die Natrolithnadeln, als auch die zuweilen mit Wad- 
anflügen verschene Albinkryställchen sind mit Hyalith zuweilen ganz überzogen, so 
(dass letzterer schöne Perimorphen über beiden Mineralen bildet. Wenn auch die 
Albinkryställchen im Innern zerstört oder in Caleitsubstanz umgewandelt sind, so 
bleibt ihre Form doch vollkommen konservirt, wenn sie mit der zarten Hyalithdecke 
(Glashülle) versehen sind. 

Ausserdem wird der Iyalith als dünner Ueberzug kleiner Höhlungen des 
Phonolithes von der Hahnenkuppe bei Schwaden erwähnt (Reuss). 


> ZE 


Zur Paragenesis der sekundären Minerale der 
Trachybasalte. 


Sekundäre Minerale der Trachybasalte können nach der mineralischen Beschaffen- 
heit des Muttergesteins, dem sie entstammen, in zwei Gruppen eingetheilt werden, 
in sekundäre Minerale «) der nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen und 
b) der feldspathreichen Trachybasalte. 


a) Sekund. Minerale der nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen Trachybasalte. 


Die paragenetische Reihe der sekundären Minerale der nephelin- und nosean- 
(hauyn-) reichen Trachybasalte, die ich bereits in meinen „Studien an den Basalt- 
gesteinen Böhmens“ S. 258 angab, nämlich: «) Analeim, 5) Natrolith, c) Pyrit, 
d) Caleit findet sich theils partiell, theils vollständig in allen umgewandelten 
nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen Trachybasalten vor; auch für die 
Bemerkungen, die Bildung des Natrolith aus der Substanz des Analcim betreffend, 
lieferten alle Handstücke neue Belege. Wo der Analeim, der in allen Fällen das 
älteste Glied der Silikatreihe bildet, ohne Natrolith entwickelt ist, da sind dessen 
Krystalle unversehrt, graulichweiss und pellücid, aber auch farblos und wasserklar 
(z. B. im Trachybasalte von Wesseln); ist dagegen Natrolith zugegen, so sind die 
Analeimkrystalle stets im Innern mehr weniger zerstört, porös, zerfressen oder fast 
gänzlich ausgehöhlt, nur eine scharfkantige Hülle darstellend, die zuweilen noch 
mit einer äusserst zarten, abschälbaren Caleithaut bedeckt ist. Als Beispiel gab 
ich bereits den noseanreichen Trachybasalt vom Kunetitzer Berge bei Pardubie an. 
Dieselbe paragenetische Mineralreihe (mit Ausnahme des Pyrit) und in gleicher 
Ausbildungsart der Minerale findet sich auch auf den völlig übereinstimmenden 
doleritischen nephelinreichen Trachybasalten (Nephelindoleriten) vom Schreckensteine 
bei Aussig, von Tichlowitz (aus der Schlucht) und von Jakuben zwischen Tichlowitz 
und Neschwitz vor. Die meisten graulichweissen impellueiden oder schwach durch- 
scheinenden Analeimkrystalle (0,) befinden sich in vorgeschrittenem Grade der 
Umwandlung. Manche zeigen im Innern eine derartige Veränderung, dass der 
Schalenaufbau der Krystalle auf das deutlichste hervortritt, indem concentrische, 
der äusseren Form entsprechende Schalen mit Cavernitäten von ziemlich gleicher 
Breite regelmässig abwechseln. Und in den Cavernitäten stecken ganz frische 
Natrolithnadeln, die bereits aus der Substanz des Analeim im selben entstanden sind. 

6* 


Auf dem Trachybasalte von Wesseln pflegt wiederum Natrolith (b) zu fehlen, 
während zu der Mineralreihe «) Analeim, e) Pyrit (meist in Limonit umgewandelt) 
d) Caleit ein neues Silikat als jüngstes Gebilde hinzutritt, nämlich e) Comptonit, der 
in vereinzelten, winzig kleinen Kryställchen, theils unmittelbar dem Analeim auf- 
sitzt, theils über dem älteren Caleit (II) (in stumpfen Rhomboedern oder in dicken 
Täfelchen mit vorwaltender basischer Fläche) 


perimorphe Krystallrinden 


bildet. Aehnliche Perimorphosen von Comptonit nach Caleit, die ich S. 78. beschrieb, 
kommen auch hier nieht selten vor, jedoch mit dem Unterschiede, dass ich im 
Inneren dieser Perimorphosen überall noch völlig frische Caleitsubstanz vorfand. 

Ausser den erwähnten Vorkommnissen werden fleischrothe Analeimkrystalle 
von Mosern (wahrscheinlich aus dem blasigen, an triklinem Feldspathe reichen 
Trachybasalte), Analeimkrystalle mit aufsitzendem Caleit, OR. —S8R, von Wesseln, 
und Caleitkrystalle oR . OR vom Welchner Berge, vom Klotzberge bei Wesseln 
und von Neuschenke bei Schönpriesen angeführt (v. Zeph. Min. Lex.). 

Für den nosean- (hauyn-) reichen, auch feldspathhältigen Trachybasalt (früher 
sogenannter trachytischer Phonolith) von der Bassstreicher Mühle bei @r. Priesen 
gab Jenzsch !) folgende Succession der sekundären Minerale an: 1) Analeim, 
2) Comptonit frisch oder in Mesolith umgewandelt, 3) bräunliche Punkte, 4) Caleit 
in gelben Kıystallen vom spez. Gewicht 2'712 und 5) weisser späthiger Caleit vom 
spez. Gewicht 2'716. 

Nach dem dieser Suceession beigefügten, zur Veranschaulichung dienenden 
Diagram ist es sehr wahrscheinlich, dass hier sub 2) älterer Comptonit (in radial- 
faserigen und strahligen Aggregaten) und Natrolith, dem Analeim aufsitzend, vor- 
kommen. 


b) Sekundäre Minerale der feldspathreichen Trachybasalte. 


Eine von ersteren abweichende Physiognomie zeigen die Mineralstufen der 
feldspathreichen Trachybasalte, zu denen das durch seine schöne Chabasitdrusen 
bekannte Gestein von Rübendörfel gehört. 

Die meisten Stufen dieses Gesteins zeigen nur Drusen von Chabasit*?) ohne 
Gesellschaft irgend eines anderen Minerales. Und nur selten findet man Stufen in - 
Sammlungen, an denen unter den ziemlich grossen Chabasitkrystallen zarte gelbliche, 
nierenförmige, dem Muttergestein anhaftende Ueberzüge eines Mesotypes (wahr- - 
scheinlich des älteren Comptonit) oder Drusen winzig kleiner graulichweissen 


Y) Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167. 

®?) N. J. f. M. 1836. 648. — Analyse. Rammelsberg’s Mineralchemie. 816. — Optische Unter- 
suchungen. Des Cloizeaux. Manuel de mineralogie. Tome premier. Paris 1862. — Ueber 
die polyedrische Beschaffenheit der Krystallflächen. Scacchi. Z. d. d. geolog. Ges. 15. 51. — 
Ueber das Verhalten des Wassergehaltes bei höherer Temp. Damour. Ann. de chim, et de 
plıys. 53. 447. 


5 


85 
Analeimkryställchen vorkommen. Häufiger findet man im Inneren der Chabasit- 
asgsregate gelbliche Caleitkrystalle (Rhomboeder) oder nach Zerstörung derselben 
ziemlich regelmässige Hohlräume, deren Wandungsen zuweilen durch eine peri- 
morphe Rinde winzig kleiner Chabasitkryställchen gebildet werden. 

Vom Welchner Berge bei Binove werden garbenförmig gruppirte Krystalle von 
Desmin und von Mosern (wahrscheinlich aus dem an triklnem Feldspathe 
reichen Trachybasalte) Krystalle von Harmotom erwähnt. 


Uebersicht der die Phonolithgesteine Böhmens betreffenden 
Abhandlungen und Notizen. 


Orographische, z. Th. auch petrographische Skizzen der wichtigeren Phonolith- 
lokalitäten (nebst einer mit dem Jahre 1523 beginnenden, chronologischen Auf- 
zählung der mineralogischon Schriftsteller Böhmens und der von ihnen verfassten 
Werke) gab Dr. F. A. Reuss in seiner mineralogischen Geographie von Böhmen 
(Bd. 1. 1793, Bd. 2. 1797, Dresden, Walthersche Hofbuchhandlung) an. 

In Pogg. Ann. 1826. S. 348 publieirte Dr. Fr. A. Struve die chem. Analysis 
des Phonolithgesteines von Brüx, eines anderen von unbekanntem Fundorte und 
Alkalienbestimmungen für die Phonolithgesteine von Boren, Teplitz (Schlossberg), 
Mileschau, Engelhaus bei Karlsbad und Pragamuth bei Teplitz. 

Topographische Skizzen über einzelne Lokalitäten der Phonolithreeion finden 
sich in dem Werke vor: „Das Königreich Böhmen, statistisch-topographisch dar- 
gestellt von Joh. G. Sommer. Prag 1838.“ 

In Pogg. Ann. 1339. 491 publieirte Redtenbacher die chemische Analyse des 
Phon. von Wisterschan bei Teplitz und in denselben Ann. 1839 S. 494 (Bd. 48) 
gab Meyer die chemische Analyse des Phon, vom Marienberge (Aussig) an. 

Dr. A. E. von Reuss’ geognostische Skizzen der „Umgebung von Teplitz und 


- Bilin“ Prag 1840 enthalten eime detaillirte Schilderung der geologischen Verhält- 


nisse des böhm. Mittelgebirges. 
In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1854. 302 publieirte 


6. Rose Heffter’s und Joy’s chemische Analysen des verwitterten Phonolithes von 


‘Kostenblatt und der in demselben ausgeschiedenen Sanidinkrystalle. 


In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1856. 8. 167 
publieirte Jenzsch die chemische Analyse des Phonolithes von Nestomitz nebst 
anderen wichtigen Beobachtungen, die böhmischen Phonolithgesteine betreffend. 

Eine übersichtliche Darstellung der geologischen Verhältnisse des böhmischen 
Mittelgebirges gab Jokely im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt im 


Wien IX. 1858. 400 an, 


36 


In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1862. 750 publieirte 
Rammelsberg die chemischen Analysen der Phonolithgesteine von Boren, vom Teplitzer 
Schlossberge und von Kostenblatt. Das Phonolithgestein vom Teplitzer Schlossberge 
wurde auch von Prettner und Putzer und das von Kostenblatt vom Fröhlich ana- 
lysirt (Roth. Gesteinsanalysen 1861). 

Mehre Notizen über Böhmens Phonolithgesteine enthalten die Werke: 

„Die mikroskopische Beschaffenheit der Minerale und Gesteine“ von F. Zirkel. 
Leipzig 1573, „Mikroskopische Physiographie der petrograpisch wichtigen Mineralien“ 
von H. Rosenbusch, Stuttgart 1373 und H. Möhl’s Abhandlung: „Ueber die minera- 
logische Constitution und Eintheilung der Phonolithe“ Neues Jahrbuch für Minera- 
logie ete. 1874. I. 38. 

In den Sitzungsberichten der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissen- 
schaften publizirte ich bereits die Abhandlung: Ueber die Nephelinphonolithe Böhmens 
und gab das Schema meiner Eintheilung der Phonolithgesteine Böhmens an. 


Erklarung der Tafel 1. 
(Eutw. und Ausf. 8S0—200f. vergr.) 


Fig. 1. Nephelinphonolith vom Wachholderberge bei Teplitz. Die 200f. ver- 
srösserte Dünnschliftpartie zeigt vorwiegend farblose Rechtecke und Sechsecke des 
Nephelin (von verschiedener Grösse), die meist durch regelmässige Einlagerung 
äusserst zarter, dunkler Nädelchen die prächtigste Schalenstruktur aufweisen (zuweilen 
einem in mehre Rahmen eingefassten Spiegel ähnelnd). Der mittlere (grösste) 
Nephelindurchschnitt zeigt rechterseits eine unvollkommene Ausbildung durch Aus- 
treten der zarten Nadeleinschlüsse, während sich links am Rande des Bildes ein 
völlig farbloser Längsschnitt befindet, der an einem Ende durch Eindringen klemer 
Augitkryställchen in zwei Arme gespalten erscheint. Die an den zarten dunklen 
Nädelchen reiche, farblose Substanz, die zwischen den mikroporphyrischen Durch- 
schnitten verbreitet ist, besteht durchgehends aus mehr weniger individualisirtem 
Nephelin (winzig kleine Rechtecke und Sechsecke oder unbestimmt begrenzte Partien 
mit verworren eingelag rten Nädelchen). Unterhalb des mittleren Nephelindurch- 
schnittes (rechts) befinaet sich ein parallelopipedischer rissiger Sanidinlängsschnitt. 
Die grünlichen Kryställchen gehören dem augitischen Bestandtheile an, der stellen- 
weise mit den schwarzen Magnetitkörnchen zu kleinen Häufchen aggreegirt ist. 

Fig. 2. Sanidinphonolith von der Gerniskenmühle oder Schwarzthaler Mühle 
bei Schwaden (200f. vergr.). Das Bild zeist vorwaltend farblose Sanidinleistchen, 
zwischen denen eine graulichweisse staubige Mikrogrundmasse sparsam eingeklemmt 
oder in kleinen Partien entwickelt ist. Die grünlichen Kryställchen gehören dem 
Augit, die schwarzen Körnchen dem Magnetit an. Polygonale (meist sechseckige), 
durch parallele Reihen von zarten Staubkörnchen "oder regellose Anhäufung der- 
selben, sowie durch farblose und staubige Randzonen charakterisirte Hauyn- (oder 
Nosean-) durchschnitte sind meist winzig klein und sparsam. 

Fig. 3. Nephelin-hauynphonolith von Glasert bei Zwickau (200f. vergr.). 
Sehr zahlreich sind bläulichschwarze oder bläulichgraue Hauyndurchschnitte, die 
meist durch dichte und zarte Strichnetze, sowie durch farblose und staubige Rand- 
zonen charakterisirt sind; in einigen wenigen finden sich blos einzelne Fragmente 
von lockeren Strichnetzen vor, so dass der grösste Theil des polygonalen Durch- 
schnittes farblos erscheint. Während die schwarzen Magnetitkörner ziemlich gleich- 
mässig zerstreut sind, ist die Lagerung der grünlichen Augitkryställchen an vielen 
Stellen sowohl rings um die Hauyndurchschnitte, als auch um völlig farblose Partien 
polygonal, Und letztgenannte Partien erscheinen im polarisirten Lichte theils als 


85 


Gemenge bläulicher Rechtecke und dunkler Hexagone (Nephelin), theils alsı eine 
homogen dunkle Substanz, die wahrscheinlich dem Leueit angehört; im gewöhnlichen 
Lichte sind farblose Rechtecke und Hexagone des Nephelin und farblose Leistehen 
des Sanidin nur stellenweise und minder zahlreich zu finden. 

Fig. 4. Leueit-noseanphonolith vom Schlosse Olbrück in der Eifel (200f. 
verer.). Da sic die durch charakteristische Leueitdurchsehnitte ausgezeichneten 
Leueit-noseanphonolithe in Böhmen nicht vorfanden, so wurde, um alle Haupttypen 
der Phonolithgesteine bildlich darzustellen, dem Eifler Phonolithe vom Schlosse 
Olbrück eine Partie entnommen. In dieser Phonolithvarietät kömmt der Nosean 
nur makroskopisch vor, ist daher in kleinen Dünnschliffen seltener zu finden. 
Figur 4 zeigt eine Partie der Grundmasse im Dünnschliffe. Die völlig farblosen, 
fast kreisrunden, mikroporphyrisch hervortretenden Partien, deren Randzonen zahl- 
reiche kranzförmig gelagerte Mikrolithe einschliessen, sind Durehschnitte des Leueit, 
an die sich grünliche Augitkryställchen meist polygonal anlagern. Die an zart 
nadelförmigen Mikrolithen reiche Mikrogrundmasse besteht hauptsächlich aus winzig 
kleinen Nephelin- und Leueitkryställchen. Wegen der durchsichtigen mikropor- 
phyrischen Leueitdurchschnitte erscheinen die Dünnschliffe wie von Nadelstichen 
durchlöchert. 

Fig. 5. Eine augitreiche Partie aus dem Nephelinphonolithe des Sellnitzer 
Berges (200f. vergr.). Um einen rechteckigen farblosen Nephelindurehschnitt sind 
grünliche Augitkryställchen strauchartig angehäuft. In dieser Anhäufung finden sich 
recht zahlreiche, winzig kleine, farblose Rechtecke und Hexagone des Nephelin und 
ein spärlich entwickeltes, fast farbloses Cement. 

Fig. 6. Eine sanidinreiche Partie aus dem Noseanphonolithe vom westlichen 
Abhange des Mileschauer Berges (200f. vergr.). Die Mitte des Bildes nimmt ein 
Noseandurchschnitt (mit rostgelben Randzonen) ein, um velchen farblose Sanidin- 
leistehen und grünliche Augitkryställchen fluetuationsartig gelagert sind. Die schwarzen 
Magnetitkörnchen sind spärlich und gleichmässig vertheilt. 

Fig. 7. Das mikroskopische Bild (80f. vergr.) — einem Dünnschliffe des 
Nephelinphonolithes vom Boren bei Bilin entnommen — zeigt einen Noseandurch- 
schnitt mit einem gelblichgrauen, zartstaubigen Innern und zwei verschiedenfärbigen 
Randzonen, die durch eine farblose, äusserst schmale Zone geschieden sind. Von 
den Randzonen ist die innere graublau, die äussere dunkel gelblichgrau. Der die 
Mittelpartie des Noseankrystalls einnehmende Einschluss, welcher dieselben Bestand- 
theile (grünliche Augitkryställchen, farblose Nephelindurchschnitte und vorwaltendes, 
staubiges Cement) wie die den Noseandurchschnitt umschliessende Mikrogrundmasse 
enthält und mit letzterer durch einen dicken Stiel kommunizirt, ist von denselben 
zwei verschiedenfärbigen Randzonen des Nosean umzäunt, jedoch so, dass die innere 
graublaue Randzone des Nosean die äussere Hülle des Einschlusses bildet. Und 
diese Erscheinung spricht für die einzige mögliche Bildungsart, nämlich dass in den 
bereits fertigen Noseankrystall noch vor dessen plötzlichem Erstarren die Mikro- 
grundmasse eingedrungen ist. 

Fig. $. Eine Partie aus dem Noseanphonolithe von Hora bei Welhoten 
(200f. vergr.). Die Mittelfläche des Bildes nimmt ein durch eine rostgelbe, staubige 
Zone charakterisirter Noseandurehschnitt ein, der zum Theile von einem grünlichen 


E- 


sy 


Augitkrystall umschlossen und von Strömungen zarter farbloser Sanidinleistchen 
und spärlicher grünlicher Augitkryställchen umgeben ist. Das Innere des Nosean- 
durchschnittes, welcher bis auf die Randzonen ganz umgewandelt ist, erscheint von 
farblosen Säulchen durchspickt, die, einen fast rechteckigen Querschnitt aufweisend, 
wahrscheinlich — nach dem allgemeinen Habitus des stark umgewandelten Nosean 
und dem Hervortreten der farblosen Säulchen aus dem Innenrande des Nosean 
segen sein Inneres zu — sekundäre Gebilde (Natrolith?) sind, aus der Nosean- 
substanz entstanden. 


Erklarung der Tafel LI. 


(Entw. und Ausf. 200f. vergr.) 


Fig. 1. Trachybasalt (früher trachytischer Phonolith genannt) von der Bass- 
streicher Mühle bei Salesl unweit Gross-Priesen. Augit, graugrün gefärbt und 
zuweilen mit farblosen Glaseinschlüssen versehen und Magnetit (in schwarzen 
Körnern) sind weit reichlicher vorhanden als in den Phonolithen. Die farblosen, 
sechsseitigen, durch scharfe Conturen markirten (grell hervortretenden) Längs- und 
Querschnitte gehören dem Apatit an (der in dieser Partie im Verhältnisse zur 
Gesammtmenge (5°,) sehr zahlreich ist); die kurzen rechteckigen Längsschnitte 
und hexagonalen Querschnitte mit schwachen Conturen gehören dem Nephelin, die 
langen farblosen Leistehen dem Feldspathe an. Sehr zahlreich sind grössere und 
kleinere, polygonale, durch parallele Reihen zarter grauer Staubkörnchen oder 
regellose Staubanhäufung, gewöhnlich auch durch eine schmale farblose Randzone 
gekennzeichneten Durchschnitte, die dem Hauyn oder Nosean angehören. Ausser- 
dem ist ein graulichweisses, staubiges, im polarisirten Lichte dunkles Cement stark 
entwickelt, das zum Theile durch Auflösung des Hauyn oder Nosean entstanden 
sein mag. 

Fig. 2. Trachybasalt vom Gipfel des Kremin bei Zahoran unweit Leitmeritz. 

Das mikroskopische Bild zeigt graue Durchschnitte des Augit (oder Amphibol), 
bräunliche Fragmente von Biotit, schwarze Magnetitkörner (zuweilen mit farblosen 
Apatiteinschlüssen (Hexagonen) versehen und zu kleinen Häufchen aggregirt), zarte 
farblose Leistehen und Nadeln des Feldspathes, farblose, scharf begrenzte (grell 
hervortretende) Durchschnitte des Apatit, farblose, schwach oder minder deutlich 
begrenzte, hexagonale und kurz rechteckigen Durchschnitte des Nephelin und ein 
stark entwickeltes, zart staubiges, im polarisirten Lichte dunkles Cement. 

Fig. 3. Eine der Fig. 8 Taf. I ähnliche Partie aus dem Noseanphonolithe 
von Hora bei Welhoten. In dem die Mittelfläche einnehmenden, in der Umwandlung 
vorgeschrittenen Noseandurchschnitte finden sich dieselben farblosen Kıystalle 
(Natrolith ?) vor, wie in Fig. 8 T. I, jedoch in grösserer Menge und, wie es scheint, 
in deutlicherer Abhängigkeit von der Noseansubstanz; ausserdem ist in dem Nosean 
(oben rechts) ein farbloser Hexagonquerschnitt, der sich durch grelles Hervortreten 
von den übrigen Krystalleinschlüssen unterscheidet und sehr wahrscheinlich dem 


90 


Apatit — der auch in anderen Noseanen desselben Phonolithes in den charakteri- 
stischen „bestäubten“ Durchschnitten vorgefunden wurde — angehört. 

Fig. 4. Eine hauyn- (oder nosean-) reiche Partie aus dem Sanidin-, Hauyn- 
(oder Nosean-) phonolithe vom Boznyberge bei Boreslau. Die durch schöne, dichte 
Netzwerke und einen breiten, farblosen Randsaum charakterisirten Hauyn- (oder 
Nosean-) durchschnitte sind meist röthlichbraun, seltener bläulich oder schwärzlich- 
grau gefärbt. Dazwischen sind rissige farblose Täfelchen von Sanidin mit spärlichen 
grünlichen Augitkryställchen und schwarzen Magnetitkörnchen. 

Fig. 5. Eine Partie aus dem Nephelinsanidinphonolithe vom Hochwalde bei 
Krombach. Zwischen farblosen, rissigen, mikroporphyrisch hervortretenden Sanidin- 
täfelchen und grünlichen, parallelen Aggregaten zarter Augitsäulchen breitet sich 
die wesentlich aus winzig kleinen Nephelindurchschnitten bestehende Mikrogrund- 
masse aus. 

Fig. 6. Leueit-hauynphonolith vom Kelchberge bei Triebsch. Ausser den 
durch dichte Strichnetze charakterisirten Hauyndurchschnitten, den grauen Augit- 
(oder Amphibol-) kryställchen und schwarzen Magnetitkörnern zeigt das mikrosko- 
pische Bild nur eine farblose, scheinbar amorphe (im polarisirten Lichte dunkle) 
Substanz, die wegen der stellenweise rundlichen Lagerung der Augitkryställchen 
als Leueitsubstanz angesehen werden kann. 

Fig. 7. Eine Partie vom Saalbande der Trachybasaltader zwischen Nestrsitz 
und Poemerle. Ausser den bräunlichen Amphibolnadeln, den schwarzen Magnetit- 
körnern, den spärlichen farblosen Feldspathleistehen und einigen minder deutlichen 
Durchschnitten des Nephelin zeigt das mikroskopische Bild ein stark entwickeltes, 
staubiges, schwach bräunliches, amorphes Öement. 

Fig. 8. Tachylytbasalt vom Saalbande der etwa 2° breiten Trachybasaltader 
bei Tichlovitz. Das mikroskopische Bild zeigt ein Gewirr von graulichen Augit- 
mikrolithen mit bräunlichen Biotitfragmenten, schwarzen Magnetitkörnchen (zuweilen 
mit Apatiteinschlüssen), einigen farblosen Apatithexagonen, zwei deutlichen, grau 
bestäubten Hauyn- (oder Nosean-) durchschnitten und einem porphyrischen Feld- 
spathdurchschnitt, der eine kleine Anhäufung zarter Augitmikrolithe einschliesst 
und in seiner Mittelfläche die schönsten Polarisationserscheinungen trikliner Feld- 
späthe zeigt. 


— 


en 


Tabl. 


INHALTSVERZEICHNISS. 


Seite 


Mineralische Bestandtheile der 
Phonolithgesteine 

Sanidin.. . BEN 
Trikliner Feldspath 
Leueit E 
Nephelin 
Nosean und Hauyn 
Tridymit . . 
Amphibol und Augit . ? . 
Magnetit und hexagonales Titaneisen . 
Eisenkies & a ee) SELTERTTGR, 
Spinell . 
Glimmer 
Apatit 
Titanit . 


Eintheilung der Phonolithgesteine und Char vi 
teristik einzelner Varietäten . Er 


Nephelin-phonolithe B 
Leueit-nephelinphonolithe 5 : 
Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithe Ä 
Leueit-nosean- (hanyn-) phonolithe . 
Sanidin-nossanphonolithe i 
Nephelin-sanidinphonolithe . 
Oligoklas- LIE, oder Trachy- 
phonolithe . 
Sanidinphonolithe . 


Bemerkungen über die Makro- und Mikro- 
struktur der Phonolithgesteine 


Mikroskopische Studien an den 
Phonolithgesteinen Böhmens 


I. Nephelinphonolithe. 


vom blauen Berge aus dem Schönbachthale 
bei Oberleitensdorf (Erzgebirge) . 

vom nördl. Abhange des Schlossberges bei 
Brüx . E ara, 

(vom Engelhaus bei Karlsbad) 

vom Kreuzherge bei Brüx . 

von einem der kleinen Kegel bei Brüx 

vom Schladmiger Berge . re 

vom Sellnitzer Berge . 

yom Boren bei Bilin , 


ıeS5| 
Mo aan u 


[0 


| 


ll 


vom Gipfel des Boren bei Bilin . 

von Libschitz-Bilin e 

vom Schäferberge bei Ganghof unweit Bilin 

vom rothen Beree bei Prohn . Ss 

vom Wachholderberge bei Teplitz 

vom Milayer Berge bei Böloschitz . 

von Nestersitz ! L 

von Nemschen 2 

vom Fusse des Kreuzberges bei Pohoran 

von Ritschen . Ad 

von St. Magdalena bei Taschov . 

von Proboscht Sa 

von Budove bei Schwaden . . 

vom westlichen Fusse des Hradiskenberges 
bei, Schwaden . UFER N R2TT 

von Öermischt £ 

vom Fichberge bei Mertensdorf . 

vom Tachaberge bei Hirschberg . 

vom südlichen Abhange des Steinberges 
bei Tschersing AO RER 

vom Ilmensteine 

vom oberen Steinberge 'b. Oberlichtenwalde 
II. Leucit-nephelinphonolithe 

von Weschen bei Teplitz 

vom westlichen Abfalle 
Berges 

vom Hutberge 

von Klumpen, Herrschaft Liboch 

von Salesl 

II. Verheiie, nosean- Aauyn) 

phonolithe Jet 


von Libschitz bei Wisterschan . . 

von Liesnitz . 

vom Kleinen F vanz bei Kostenblatt' 

von Langen Bergen 

vom südlichen Abhange ‘des Mileschauer 
Berges . 

vom w vestlichen Abhange des Mileschauer 
Berges 2,0 POT 

von Lobosch bei Lobositz EUER 


des Kletschner 


vom Erdfallhügel am Ziegenber ge bei 
Wesseln ; 
vom ‚Johanissteine a m "Ho ch w alde bei 


Krombach 


DD 
x 


von Glasert bei Zwickau 

vom Nesselberge bei Röhrsdorf . 

vom Limberge bei Gabel 

vom Franzensthal bei Bensen 

v. Wiltschberge oder Wilhost bei Drumm 

vom Schlossberge Houska (Mscheno) . 

vom südlichen Fusse des Kelchberges bei 
Triebsch EISEN RT 

vom Klotzberge 

vom Rezny Ujezd . 

von Welhota 

von Boäny-Boreslau 


IV. Leueit-nosean- (hauyn-) Ban: 
nolithe . . 
vom nördlichen Abhange des Gr. Krk 
bei Kostenblatt . 
vom Gipfel des Gr. Franz bei Kostenblatt 
vom Kelchberge bei Triebsch : 


V. Sanidin-nosean- (hauyn-) 
phonolithe a MAR 

vom Teplitzer Schlossberge 

von Liesnitz . 

vom Kahlen Berge bei Boretsch . 

von der Zinne des Kostenblatter Berges . 

vom Klotzberge bei Milleschau . 

von Bozny- -Boreslau 

vom Boznyberge ir 

von Hora bei Welhoten 

von Rezny Ujezd = S 

vom Marienberge bei Aussig 

von Bösig bei Weisswasser 

vom Kl. Franz bei Kostenblatt 

vom westlichen Abhang des Mileschauer . 

vom Erdfallhügel am Ziegenberge . 

vom Schlossberge Houska . 

vom südlichen Fusse des  Kelchberges bei 
Triebsch . ; 


a. an nano 


von Hinterlomnitz bei Duppau 

von Engelhaus bei Karlsbad 

von Schwaden-Budove 

von Waldschnitz 

von Schreckenstein bei Aussig 

vom südlichen Abhange des Steinberges 
bei Tschersing A 

von Leukersdorf 

v. Imensteine am Hochwalde bei Krombach 

Hochwald bei Krombach h 

v. oberen Steinberge bei Oberlichtenwalde 

von der Klause zwischen Schönlinde und 
Rumburg = 

vom Spitzberge bei Warnsdorf 

VI. Oligoklas-sanidinphonolithe 
oder Trachyphonolithe. . . 


yon Schmale herauf malen 
von Kostenblatt . 

vom Spitzberge bei Tepl 

von Gratschen g 

von Spansdorf 

von Nestersitz 5 RL 
vom Ziegenberge bei Wesseln . .. 
aus dem Wesselner Thale, . 


eb. 1.1 


wo 
a 


u Iıtıse ı erılleilı 


© | 


BERSERER- 


aus dem alten Steinbruche im Kl. Priese- 
ner Thale . r R 

von Gross-Priesen (Binove?) 

vom Schreckensteine bei Aussig .. 

vom Katzenbusch 

vom Holey-Kluk (aus dem Contakte mit 
der Kohle) . Br 


VII. 


von der ÜGernisken oder 
Mühle bei Schwaden . B 

vom Holey Kluk bei Proboscht . . 

von Kl. Priesen (im Thale, am Dache) 

von Poemerle-Wesseln 2 - 

von Neschwitz an der Elbe 

von Madsteine E : 

von Gorditzer Berge . . . 

von Tielborn bei Tetschen.. . 

vom Spitzberge (Lausche) bei Lichtwald. 

vom Alsersdorf bei Police yo 

vom Wüstenschlosse bei B. Kamnitz P 

vom Blitzenberge bei Neu-Kreibitz . 

von Neu Franzensthal bei Warnsdorf . 

von Litene westlich vom Gelsiebbene 

von Friedland . . . . Ag a 


Sanidinphonolithe . . 
Schwarzthaler 


Chemische Studien an den Phono- 
lithgesteinen Böhmens . 


I. Nephelinphonolith ,. . . 2... 
UI. Leueit-nephelinphonolithe . 

III. Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithe 
IV. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe 
Y. Sanidin-nosean- (hauyn-) phonolithe 
VI. Nephelin-sanidinphonolithe 

VII. Oligoklas-sanidinphonolithe . 

VIII. Sanidinphonolithe . 


I. Nephelinphonolithe 


Interprätation Rammelsberg’s und Guthke’s 
Analysen des Phonolithes von Boren bei 
Bilin . 

Chemische Analysis des frischen und ver- 
witterten Phonolithes vom Rothenberge 
bei, Brüx, (Struye)./. 7° oe 


III. Nephelin-nosean- VaumEE 
phonolithe... 


Interprätation Redtenbacher’s RR 
Analyse des Phonolithes v. Wisterschan 
hei ‚Tepliia. tage" asien ag FR 


V. Sanidin-nosean- be 
phonolithe... 


Interprätation Rammelsberg’s euisntahke 
Analyse des Phonolithes vom Teplitzer 
Schlossberge . . 

Prettner’s und Putzer’s Analy sen des Pho- 
nolithes vom Teplitzer Schlossberge 
Fröhlich’s chemische Analyse des Phono- 

lithes von Kostenblatt 

H. Meyer’s chemische Analyse des Phon. 
vom Marienberge bei Aussig , . » » 


Seite 


[> 
or 


56 
57 


VI. Nephelin-sanidinphonolithe. 

Jenzsch’s Interprätation seiner chemischen 

Analyse des Phonolithes von Nestomitz 

VII. Oligoklas-sanidin- o. Tr nm 

phonolithe ar 

Chemische Analyse des Phonolithes von 
Kl. Priesen R 
vm. S a. 


Interprätation der chemischen Analyse des 
Phonolithes von Holey-Kluk 5 


" Bemerkungen über Geotektonik, Absonderungs- 


Seite 
38 


60 


formen und Gesteinseinschlüsse der Phono- 


lithgesteine . 


Bemerkungen über diegenetischen 
Verhältnisse und das relative Alter 
der Phonolithgesteine 


Ein Beitrag zur Kenntniss der 
Trachy- und Tachylytbasalte 


Eintheilung derselben 

a) feldspathreiche Trachy basaltı 
vom Gipfel des Kremin . 

vom Kahlenberse . . 2) SER 
von Hofidl bei Lieböschitz . Andre is 
von Konojed bei Auscha BR: 
von Taschov bei Pohor . e 

von Wölchen bei Gross-Priesen . 

vom Galgenberge bei Gross-Priesen 

von der Gaube bei Tichlovitz . 


(b) Nephelinreiche Trachybasalte, 
Nephelindolerite) . 
e) Nosean- (hauyn-) reiche Trachy- 
basalte . . 
von der Bassstreicher Mühle . . Su 


61 


63 


ee 


Seite 

(Interprätation der chemischen Analyse 

des Trachybasaltes von der Bassstreicher 
Mühle) . . a 2 72 
von der Günthers Mille ..... . 7 
von Kübendörfel . ea 
vom Kahlenberger Steinbruche . . . . 74 
Eintheilung der Tachylytbasalte . . . . — 


Zur Paragenesis der sekundären 
Minerale der Phonolithgesteine . 75 


HASIHÄCHTIGREN RT un ne, a ee ae ee 
Galt D . . _ 
Perimorphosen des älteren Comptonit und 
Natroltihnach Galau 1 =. 7... 2.76 
Aelterer Sn SORTE BEER SR 
Natrolith . . BEA ae teufen Se 
Glare a N ae Ne) 
Jüngerer Comptonit Er — 
Comptonitperimorphosen nach Caleit dr) — 


Hanmorome ur. ur ne Bere 79 
ZARODHyYllı ve ee 
NEN RL AS ee a ae) 
(BERKENAU I) Da er 
ad, vr2t es! 


Perimorphosen von Wad nach Caleit . . 82 

Ver Le an von Wad 
nach’ Galerie > EN RE en 292.0 

IEIVaLICHWe ar ae en RE 8 


Zur Paragenesis der secundären 
Minerale der Trachybasalte. . 83 


a) der nephelin- und nosean- (oder 
hauyn-) reichen Trachybasalte . 83 

b) der feldspathreichen Amuchrr 
basalte . ... st 

Uebersicht der die Phonolithgesteine Böhmens 
betreffenden Abhandlungen und Notizen . 85 


Alphabetisches Ortsverzeichnis 


der mikroskopisch u. chemisch untersuchten Phonolithgesteine Böhmens. 


MIRAAANnNANAN 


N. — Nephelinphonolith; NL. — Leueit-ne- Seite 
phelinphon; NsN. — Nephelin-nosean (hauyn) Ilmenstein bei Krombach. N. . . . ..27 
phonolith; NsZ. — Leueit-nosean (hauyn) pho- Karlsbad, Engelhaus. N...» ...2 
nolith; Ns8, — Sanidin-noseau (hauyn) pho- BN 20 00 
nolith; SN. —= Nephelin-sanidin phonolith; Katzenbusch. SO . KO RE 
50: = Oligoklas-sanidinphonolith; S. = SR- Kl. Priesen, am Bache. Ix2 2.00 wma: 45 
nidinphonolith, = alter Steinbruch. SO . . ...43 
! x 5 n Chem. An... 60 
Kletschner Bere. NL... ra a 
Klotzberg. NsN. . A Er} | 
Seite Kostenblatt, gr. Franz, Gipfel. BLU ER. 
Aussig, Marienberg. Ns$ . LOB 5 »„ nördlicher 
en AD a Abhang. N8S Suter wa 
Aussig, Schreckenstein. SF . . . ....40 - Kl. Franz Nas or Sa 
BO TE EEE AA NsN . ee 
Bensen, Franzensthal. NN . . ...38 Kostenblatter Berg, Zinne, Ns8'.'. . rt 
Beloschitz, Milayer Borges 771.0. 004 Kostenblatt; SO... MI ERTERD 
Bılin, Boren. N . ah Va Chem.- Ant tu a0 Sn 2, 2 Mn 
5 „.. Gipfel. NsN .. enet2 Krombach, Hochwald.VSN. 222.027 DE a 
= = ee ei) = Johannisstein. NN . . . . 32 
5 % EN RR RB Ilmenstein. SINN... esse 
„ Ganghof, Schäferbere. N .... 23 Lange Berge. NEN .. .... 2 ar 
Bilin-Libschitz. N. . a 9 Tieukersdorf. SN .. 27.7. Rt 
Boreslau-Bozny. NN. . . 2.2... 34 Liboch, Klumpen. NZ en 0. 
BoZny bei Boreslau Ns$ . . . ... 38 Lichtwald, SELF herE Be 
Boretsch, Kahler Berg. Ns8 . Bl Liesnitz. NN . . ER ne) 
Böhmisch Kamnitz, Wüstenschloss. $. . 47 NsS# P: er 
Brüx Kreuzberg, N . OR Liteng, westlich vom Geltsch . . . . . 48 
„»  Rothenberg. Chem. An . . 58 Lobosch . . nn ee 
vn RSCHGBSHREDTENIE Ne ee Madstein an der Ele .. . . . . . 46 
Budove. Sshwaden. N . 22.22 .2.% Mertensdorf, Eichberg . . N BR 
Öermischt. N . . ar Nee Mileschau, südlicher Abhang . ot; 
Drumm, Wiltschberg. MN.. | = westlicher ,„ en a er ’ 
Duppau, Hinterlomnitz. SN . . . . . 40 3 & n a 
Friedland. $S. . ee Fee Be Klotzbare ar ee an 
Gabel, Limberg. RL. ; Neschwitz an der Elbe...» ..... 46 
Gorditzer BErBiaS he ne Dres ne ne Nestersitz.. . -. . A 2. 
GEAISCHEN. SORT ER ae ae a ee, 
Gr. Priesen. SO  ! Nestomitz Chem. An. . . 2. 2.2... 58 
Holey-Kluk bei Proboscht. De Nemschen . . Be Se 
» Se) Din FEED Neu- -Kreibitz, Blitzenberg . 2 1 
Chem. An. a ee Oberleithensdorf, Blauer Berg a 
Houska, "Schlossberg. INBN Sr on ne ol Oberlichtenwalde, Oberer Steinberg . . 27 
NaB; a ag x 2 a 


Hutberg. 12. Pohofan, "Kreuzberg Se 


..- 


Polie, Alsersdorf 
Proboscht, westl. b. 
5 Holey-Kluk 


Prohn, Rother Berg 
Rezny sen - 


Chem. An. 


Ritschen ” PIE 
Röhrsdorf. Nesselberg 
Schima . 
Schladmiger Berg . 
Schönlinde (Klause) 
Schwaden, Budove . 
A N Re 
n Schwarzthaler oder Cernisken- 
A er 3 RE Ge 
Salesl - 
Sellnitzer Berg . 
Spansdorf . . 
Tachaberg, Hirschberg 
Taschov, Sv. Magdalena 3 
Tepl, Spitzberg . 
Teplitz, Schlossberg 


Teplitz, Schlossberg Chem. An. 
- Wachholderberg 
x IVeSchenie.n: 
® Wistherschan le 
5 „ Chem. An. 
Tetschen, Tielborn Se 
Triebsch Kelchberg RE 
i 5 südliche Fuss 


u ”, ” » 
Tschersing, Steinberg 


2 
Waldschnitz . ”. 
Warnsdorf, Neu Franzensthal 
n Spitzberg 
Weisswasser, Bösig 
Welhota, Horaberg 
Welhota en ErR» 
Wesseln-Poemerle . . . 
Wesseln, Ziegenberg - . . . . . 
5 a Erdfallhügel . 
Wistherschan > REDE 
Zwickau, Glasert 


Alphabetisches Ortsverzeichniss 


der im Anhange behandelten Trachybasalte. 


ana 


7. Tr. —Feldspathreicher Trachybasalt; ». T.— 
nephelinreicher Trachybasalt; ns. Tr. —nosean- 


reicher Trachybasalt. 


Auscha, Konoied; f. Tr MR 
Bassstreicher Mühle; ns. Tr. . 
Bassstreicher M. Chem. An. ie Whg) 
Gr. Priesen, Wölchen, £ 7... ... 
Gr. Priesen, Galgenberg; f. Tr. 
Günthers Mühle; ns. Tr. a 


Kahlenberg; f. Tr. . 
Kahlenberger Steinbrach; 
Kiemin Gipfel; RR: 
Liebeschitz, Hofidel; je Tr. 


ns. Tr. 


Seite Rübendörfel ; ns. Dr. 

70 Schreckenstein; n..Lr. (sogenannt. Nephelin 
71 dolerit) . . A E 
72 Taschov-Pohor ; f. Tr. ® 

70 Tichlovitz, Gaube; F R:S0- 

70 Tiehlovitz; n. : Gogenannt, Sephelin- 
73 dolerit) . he - auge 
Fan 


Corrigendum. 


In der Abhandlung: „Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens* 
ist zu setzen: 


Seite 7, Zeile 2 von oben, [ “Po ]...oder [Po] (statt oPw ...— Po). 
Seite 10, Zeile 19 von oben "Po (statt "Px» ). 
Seite 10, Zeile 20 von oben — Po» (statt —Ro). 


PETROGRAPHISCHE STUDIEN 


AN DEN 


MELAPHYRGESTEINEN BÖHMENS 


VON 


Dr. EMANUEL BORICKY, 


A. 0. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU PRAG UND CUSTOS DES BÖHM. MUSEUMS. 


(ARCHIV DER NATURW, LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. III. BAND. GEOLOG, ABTHEILUNG.) 


TIER IT— 


PR-A G: 


Commissions-Verlag von Fr. Rivnä&. — Druck von Dr. Edv. Gregr. 
1876. 


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Einleitung. 


Unzweifelhaft hat die Petrographie ein Missgeschick mit jener Gesteins- 


gruppe, für welche Alex. Brongniart!) den Namen „Melaphyr“ oder schwarzer Porphyr 
eingeführt hat. 


So lange man beim Studium der mit dem Namen Melaphyr belegten Ge- 


steine blos an die Untersuchung jener Krystallkörmer, die sich herauslösen, mit 


Hilfe 


der Loupe oder auf mikrochemischem Wege erkennen liessen, angewiesen 


war, so lange die chemische Analysis die einzige Grundlage abgab, um die Mineral- 
gemengtheile der kryptokrystallinischen Melaphyrsubstanz zu enträthseln, so lange 
konnte es Niemanden wundern, dass man darüber nicht einig werden konnte, was 


“ 
„der 


2) 


?) 


Melaphyr sei. °) 


Journal des mines XXXIX, pag. 40. Brongniart definirt den Melaphyr als „Päte noire 
d’amphibole petrosilicieux enveloppant des cristaux de feldspath“ (Porphyr mit schwarzer, 
felsitisch hornblendehaltiger Grundmasse und ausgeschiedenen Feldspathkrystallen). 
Leopold von Buch belest mit dem Namen Melaphyr Gesteine des Fassathales in Tirol 
und Gesteine des Harzes (Von Leonhardts Taschenbuch, 1824, II. pag. 289, 372, 437 u. 471). 

Delesse nennt Melaphyre Gesteine aus den Vogesen und aus Norwegen, an deren 
Zusammensetzung wesentlich Labrador, Hornblende und Augit theilnehmen sollen. 

Von Richthofen theilt die südtiroler schwarzen Porphyre in Hornblendesesteine (Mela- 
phyre) und Augitgesteine (Augitporphyre) und bezeichnet erstere als Gemenge von 
Plagioklas und Hornblende mit beigemengtem Apatit und Titaneisen, zuweilen auch mit 
Magnetit und Biotit (Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo ete. — 
Gotha 1860 — Sitzb. der Wiener Akad. d. W. 1857. Bd. 27 pag. 293. — Zeitschr. d.d. 
geol. (ses. 1356 pag. 589). 

Senft versteht unter Melaphyr alle dunklen, quarzfveien Eruptivgesteine des Thüringer 
Waldes, die im Wesentlichen eine dichte Labradormasse führen und theilt sie in Horn- 
blende-Melaphyre, Glimmer-Melaphyre und Delessit-Melaphyre ein (Ber. der Natur- 
forscherversammlung zu Wien 1858, pag. 144). 

Naumann beschreibt den Melaphyr als ein quarzfreies, aus Labrador und Pyroxen 
zusammengesetztes Gestein (Geognosie, 2 Aufl. 1. Bd. pag. 587). 

Zirkel definirt in seinem Lehrbuche der Petrographie (Bonn, 1866) den Melaphyr als 
ein Gestein, das aus ÖOligoklas (oder einem verwandten Feldspath), Augit, Titaneisenerz 
oder titanhaltigem Magneteisenerz besteht. 

Cotta bezeichnet den Melaphyr als ein inniges Gemenge von Feldspath, Augit, Horn- 
blende und Magnetit (Gesteinlehre, 2 Aufl. pag. 99). 

i* 


Aber auch dann — als die ersten Strahlen der neuen Untersuchungsme- 
thode das schwarze Gespenst auf der Bühne der Wissenschaft ') trafen, als nämlich 
die mikroskopische Analysis auch für die Melaphyr genannten Gesteine in An- 
wendung kam — sah man sich beim Anblicke der Mannigfaltigkeit der mit dem 
Namen Melaphyr belegten Gesteine in der Erwartung getäuscht, den Melaphyr de- 
finiren zu können, und schien nicht abgeneigt zu sein, den alten Brongniart’schen 
Namen nach seinem circa sechzigjährigen Bestande fallen zu lassen. 


In diesem Sinne sprach sich zuerst von Cotta aus, indem er die Frage 
aufwarf, ob nach Abzug alles dessen, was sich den Basalten, Grünsteinen und 
Porphyriten zurechnen lässt, noch irgend ein besonderer Melaphyr übrig bleibt. 
In demselben Sinne lässt auch Zirkel im. Anhange zu seiner klassischen Arbeit 
über die Basaltgesteine”) die Bemerkung fallen, dass ein mikroskopisches Detail- 
studium der „Melaphyr“ genannten Gesteine zur Sichtung oder zur gänzlichen Auf- 
lösung und Zersplitterung dieses umfangreichen Gesteinskomplexes führen könne. 
Und Haarmann gibt schon eine entschiedene Antwort auf Cotta’s Frage, indem er 
seine treffliche Arbeit „über die Struktur und Zusammensetzung der Melaphyre“, 
welche Meisters Zirkel leitende Hand verräth, mit folgendem Passus ®) schliesst: 


„Ganz abgesehen von der Verschiedenheit der Mikrostruktur müssen noth- 
wendig die als „Melaphyre* bezeichneten Gesteine in mehre Gesteinsarten zerfallen, 
die zum Theile anderen zugewiesen, zum Theile vielleicht auch als selbständige 
Gesteinsart bestehen bleiben können, da der Colleetivname „Melaphyr“ in seiner 
bisherigen umfassenden Bedeutung schwerlich noch länger in petrografischen Werken 
figuriren dürfte. Denn welch’ grosser Gegensatz zwischen einem Melaphyr mit reich- 
lichem Orthoklas und einem solchen, der gar keinen Orthoklas, blos Plagioklas 
enthält, ferner zwischen einem gar keinen Augit, aber viel Olivin enthaltenden, 
endlich zwischen einem quarzfreien und einem ziemlich viel Quarz führenden Gestein.“ 


Allein schon Doelter’s Publikation über die sog. Melaphyre Südost-Tirols®) 
scheint in der Melaphyrfrage einen Umschwung zu verrathen. 


Durch Tschermak’s Untersuchungen (Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869) wurde 
in vielen Melaphyren Augit, Orthoklas, Olivin, in manchen auch Hornblende nachgewiesen. 


Durch Zirkel’s Untersuchungen (Anhang zu den Basalten. Bonn. 1870) wurde in 
manchen als Melaphyr bezeichneten Gesteinen Augit, Olivin und Glasbasis mikroskopisch 
konstatirt, 

Die neuesten Untersuchungen über die Melaphyre verdanken wir Haarmann (Inau- 
gural-Dissertation. Leipzig. 1872 und Zeitschr. d. d. geolog. Gesell. 1873 pag. 436) und 
Doelter (Jarhb. d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1874. 1. und 2. Heft. — Tschermak’s 
Mineralog. Mittheil. 1875. 4. H.) Ausser dem Augit und Plagioklas, welche die Haupt- 
gemengtheile des Melaphyrs ausmachen, wurde von Haarmann noch Olivin, Orthoklas 
und Glasmasse in vielen Melaphyren nachgewiesen und ausserdem hervorgehoben, dass 
es auch augitfreie Melaphyre gibt. Und von Doelter wurde das Vorkommen von horn- 
blendeführenden Melaphyren konstatirt und das der augitfreien und orthoklashältigen 
bestätigt. 

') Wie Girard die Melaphyre treffend bezeichnet. 

2) Bonn. 1870, 

®) Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1873, pag. 458. 

*) Tschermak’s Mineralogische Mittheilungen. 1875. 4 Heft, pag. 289. 


5 


Dölter erscheint der Melaphyr immer noch als ein sehr schwer definirbares 
Gestein. Von dem Prineipe ausgehend.dass das Wesen der Petrographie mehr darin 
liest, die mineralogischen und chemischen Elemente der Gesteine zu erforschen, 
als Definitionen einzelner Typen zu geben, richtet Doelter sein Streben mehr 
darauf, die mineralogische Zusammensetzung der Südtiroler sogenannten Melaphyre 
zu erkennen, ohne den Begriff eines Melaphyrs überhaupt fixiren zu wollen. 

Wiewol Doelter die Unterschiede der von ihm untersuchten Melaphyre von 
den verwandten Gesteinen, den Basalten, Dioriten, Diabasen, Porphyriten nicht 
berührt und zwar wahrscheinlich aus dem einfachen Grunde, weil wir über die 
letzten drei (resteinsarten noch nicht gehörig orientirt sind, namentlich aber, weil 
wiv die Art des Plagioklases im Mikroskope ohne chem. Analyse nicht mit Sicherheit 
zu bestimmen vermögen — so leistet er doch durch die mikroskopischen Analysen 
der einzelnen Melaphyrvorkommnisse und durch die detaillirte Eintheilung der Mela- 
phyre Südost-Tirols, weiterhin durch die Konstatirung der geologischen Zusammen- 
gehörigkeit der Augit-, Amphibol-Melaphyre und der augit- und amphibolfreien 
Melaphyre einen sehr wichtigen Beitrag zur Beantwortung der Frage, was „der“ 
Melaphyr ist. 

Und wenden wir uns zu den Melaphyren Böhmens, so tritt uns nicht einmal 
jene Mannigfaltiskeit entgegen, welche an den Südost-Tiroler Melaphyren kon- 
statirt wurde. 

Bei dem fast gänzlichen Mangel an Amphibol haben wir 
unter unseren Melaphyren nur augitreiche, augitarme und augit- 
freie, meist olivinhältige Plagioklasgesteine, in denen Orthoklas 
selten ganz fehlen mag, zuweilen aber dem Plagioklas an Menge 
gleich kömmt oder denselben übertrifft. Und diese feldspathigen 
Gemengtheile haben an der Zusammensetzung eines jeden böhm. 
Melaphyrgesteinsdengrössten Antheil,so zwar, dass deren Menge 
in den meisten Fällen mit 60—80°, abgeschätzt werden kann. Was 
die Natur des Plagioklases anbelangt, so ist aus chemischen Ana- 
Iysen und Aetzversuchen die Schlussfolgerung gestattet, dass er 
in den meisten Fällen ein Glied der Oligoklas- oder Andesinreihe 
repräsentirt. 

Magnetit, in der fast niefehlenden, gekörnelt oder staubig- 
sglasigen, seltener (nur in ausitreichen Varietäten) felsitisch entglasten 
Cementmasse ein konstanter Gemengtheil, pflest in den augit- 
armen und augitfreien Varietäten besonders reichlich vorhanden 
zu sein. 

Hiedurch scheinen Unterschiede von den olivinfreien und fast nie eine ge- 
körnelt-glasige Cementmasse führenden Dioriten und den vovrwaltend Labrador 
führenden und gewöhnlich auch olivinfreien Diabasen gegeben zu sein; aber ziemlich 
nahe stehen einige unserer Melaphyre den Porphyriten und andere den Feldspath- 
basalten. 

Nach dem, was wir über die Porphyrite wissen, ') sind diese olivinfrei, 
plagioklas-, augit- und hornblendehältig und durch eine mehr saure Natur vor un- 


ı) Mikroskop. Beschafienheit der Min. und Gest. von F. Zirkel pag. 494. 


6 


seren Melaphyren ausgezeichnet. Während der höchste Kieselerdegehalt unserer Me- 
laphyre 58°, und der der Südtirolischen augitreichen Melaphyre nur 49°/, beträgt, ’) 
ist der Kieselerdegehalt der Porphyrite = 59 — 64°/,.”) Und der in den chem. 
Analysen der Letzteren den Natrongehalt meist übersteigende Kaligehalt spricht 
dafür, dass Kalifeldspath an der Zusammensetzung der Porphyrite wesentlichen 
Antheil hat. 

Ein Vergleich der mineralischen Zusammensetzung der augithältigen 
Melaphyre mit den gemeinen, oligoklasführenden Feldspathba- 
salten?) lehrt, dass zwischen diesen zwei, verschiedenen Familien angehörigen 
Gesteinsgruppen kein qualitativer Unterschied besteht, denn beide enthalten 
dieselben Minerale und führen ein ähnliches (amorphes) Cement; allein, während 
in den gemeinen Feldspathbasalten der augitische Bestandtheil 
vorwaltet, ist in den Melaphyren Feldspath der verbreitetste Ge- 
mengtheil und seine Menge mag äusserst selten unter die procentische Hälfte 
der Gesammtmasse sinken. Daher pflegt der quantitative Unterschied beim ersten 
Anblick eines jeden Dünnschliffes, sowie beim Vergleich der chemischen Analysen 
gleich auffallend zu sein. 

Ein Vergleich der böhmischen augithältigen Melaphyre mit 
jener, wenige Glieder umfassenden Gesteinsgruppe, die ich als 
„Melaphyrbasalt“®#) hervorhob, ohne deren Zugehörigkeit zur Tertiär- 
periode nachweisen zu können, lehrt mich nun, dass in der mineralischen 
Zusammensetzung dieser zwei Gesteinsgruppen kein qualitativer 
und ein kaum merklicher quantitativer Unterschied besteht, dass 
somit jene der „Melaphyrbasalt“ genannten Gesteine, von denen sich nachweisen 
liesse, dass ihre Eruptionsepoche nicht der tertiären, sondern der permischen Zeit- 
periode angehört, mit dem Melaphyr vereinigt werden müssten. Mag nun die Ent- 
scheidung in dem letztgenannten Falle wie immer ausfallen, so ist doch aus den 
letzten zwei Absätzen zur Genüge ersichtlich, dass augitreiche Melaphyre 
in der Tertiärperiode ihre Analoga haben.) 

Und wenn wir nun zu Haarmann’s Erwägungen, die wir oben eitirt haben, 
zurückkehren und nach Ausscheidung «der einzigen zwei quarzhältigen Melaphyre®), 
die am wahrscheinlichsten den Porphyriten beizuzählen sind, die Gegensätze aller 
übrigen, bis jetzt untersuchten Melaphyrgesteine zu beleuchten versuchen, so werden 
wir zu dem Resultate gelangen, dass diese Gegensätze kaum stärker hervortreten 
als diess zwischen einzelnen Gruppen der Basalt- oder der Phonolithfamilie der 
Fall ist. 


Melaphyre Südost-Tirols von Doelter. Tschermak’s Min. Mitth. 1875. pag. 295. 

®) Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. 2 Aufl. III. Bd. pag. 326. 

») Petrograph, Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Archiv der naturwiss. Landes- 
durchforschung v. Böhmen, II. Bd. 1. Abth. pag. 126. 

*) Ibidem pag. 120. 

°) Auf die schr nahen Beziehungen der gemeinen, oligoklasführenden Feldspathbasalte und 
der Melaphyrbasalte zu den augithältigen Melaphyren habe ich bereits im Jahre 1872 
(Sitzb. d. k. böhm. Ges. d. W. in Prag, 25. November) hingewiesen. 

‘) Bosenberg bei St. Wendel und aus dem Drusethal im Thüringer Walde. Haarmann’s 
Inaugural-Dissertation p. 31 und 32. 


Man erwäge z. B. den mineralischen und chemischen Unterschied zwischen 
einem (von jedem feldspathigen Minerale freien) Magmabasalte !), einem hauyn- 
reichen Nephelinbasalte, einem (an monoklinem Feldspathe reichen) Phonolithba- 
salte, einem (an triklinem Feldspathe reichen, aber nephelinführenden) Andesit- 
basalte, zwischen einem Augit- und einem Augit und Amphibol- oder nur Amphibol ?) 
führenden Basalte oder man erwäge den Unterschied zwischen einem Nephelim- 
noseanphonolithe und einem (nephelinführenden) Oligoklas-sanidinphonolithe und 
vergleiche dann diese Unterschiede mit den Gegensätzen, die uns im Bereiche der 
Melaphyrfamilie entgegentreten. 

Während Haarmann hervorhebt ?), dass, in den Melaphyren mikroskopische 
Hornblende zu finden, ein vergebliches Bemühen war, und während es auch mir 
nicht gelang, mehr als etwa zwei hornblendehältige Melaphyre aufzufinden, beschreibt 
Doelter *) eine grosse Anzahl von Amphibol-Melaphyren; konstatirt aber, dass eine 
scharfe Trennung der Amphibol-Melaphyre und Augit-Melaphyre, die, durch Uiber- 
gänge verbunden, eine kontinuirliche Reihe bilden, weder vom mineralogischen, 
noch viel weniger vom geologischen Standpunkte durchzuführen wäre. 

Ebenso naturwidrig wäre es — meiner Ansicht nach — eine scharfe 
Trennung der augitreichen, augitarmen und augitfreien Melaphyrgesteine vorzu- 
nehmen, da auch diese Varietäten nur eine kontinuirliche Reihe bilden, deren 
differente Glieder zuweilen an nicht weit entfernten Stellen eines und desselben 
Melaphyrstromes anzutreffen sind (vergl. das Melaphyrgestein von der Radostny- 
mühle am Kozakov und oberhalb des Dorfes Kozäkev). Hiebei ist noch ein be- 
sonderes Gewicht darauf zu legen, dass mit der Abnahme des Augitgehaltes 
die körnig- oder staubigglasige Cementmasse zuzunehmen pflegt 
und zugleich eine mehr basische Natur anzunehmen scheint, so 
dass die chemischen Analysen augitfreier Melaphyre im Eisen-, 

‘) Von Lasaulx (Elemente der Petrographie 1875 pag. 230) schlägt für den Magmabasalt den 
Namen „Augittachylit“ vor und reiht denselben unter die halbkrystallinischen Gesteine ein. 
Dem entgegen ist zu erwägen, dass die in Böhmen recht zahlreichen Magmabasalte sich 
sowohl durch ihre tektonischen Formen (indem sie ganze Berge von säulenförmiger Ab- 
sonderung zusammensetzen) als auch durch ihre mikroskopische Beschaffenheit (so namentlich 
durch die ziemlich gleichmässige Vertheilung der mikroskopischen Augitkryställchen und 
Magnetitkörner, durch den zumeist gänzlichen Mangel an jedem feldspathigen Minerale, 
zuweilen auch durch das spärliche Auftreten des Magma) von den Tachyliten wesentlich 
unterscheiden; denn Letztere bilden gewöhnlich nur Krusten an Saalbändern und in Blasen- 
räumen, weisen ungleichmässige Vertheilung der spärlichen Krystallgemengtheile auf und 
sind nicht frei von feldspathigen Mineralen. Dass man die Magmabasalte in ihrer Ge- 
sammtheit unter die halbkrystallinischen Gesteine einreihen dürfte, glaube ich verneinen 
zu müssen, da nur in wenigen das Maema vorwaltet, in den meisten circa ?/,—!/, der 
Gesammtmasse beträgt, in einigen aber (im B. von Kuzov, Geltschberg, Reichenau, vom 
östl. Fusse des Friedländer Schlossberges, von Studnay) in dem dichten Augit-, Olivin- 
und Magnetitgemenge nur eingeklemmt vorkömmt. Der mikroskopische Habitus der meisten 
Magmabasalte unterscheidet sich von dem der Nephelin-, Leueit- und der gem. Feldspath- 
basalte nur dadurch, dass ihnen der feldspathige Gemengtheil fehlt und dass seine Stelle 
das Maena einnimmt. 

*) Mehre T'rachybasalte führen Augit und Amphibol, andere nur Amphibol. 

®) Inaugural-Dissertation pag. 32. 

*) Tschermak’s Mineralog. Mitth. 1875. pag. 303. 


m 


8 


Kalk- und Magnesia-Gehalte denen der augitarmen Melaphyre 
kaum merklich nachstehen; daher man annehmen kann, dass der augitische 
Gemengtheil in dem gekörneltglasigen Cemente seinen Vertreter hat.') 

Endlich verdient hier auch die Stellung des Orthoklases in der Reihe der 
Melaphyrminerale eine Erwähnung. 

Die meisten Melaphyranalysen führen neben dem Natrongehalte nicht un- 
bedeutende Kalimengen an, die nur dem Kalifeldspathe oder dem glasigen Cemente 
angehören können. Da der monokline Feldspath in sehr vielen Melaphyren nach- 
gewiesen ist, in vielen aber zwischen den triklinen Leistchen, namentlich wenn 
er mit Letzteren (analog dem Perthit) lamellar verwachsen ist, der Beobachtung 
entgehen kann, so ist anzunehmen, dass es wenige Melaphyrgesteine geben wird, die 
gar keinen Orthoklas enthalten; aber auch umgekehrt ist die Zahl jener Melaphyr- 
sesteine ziemlich gering, in denen der monokline Feldspath dem triklinen an 
Menge gleichkömmt oder denselben übertrifit, so dass kein tuifitiger Grund vor- 
liest, die orthoklashältigen Glieder aus der Melaphyrfamilie auszuscheiden. 

Nur in dem Falle, wenn der vorwaltende Orthoklas in einem olivinfreien, 
augit- oder amphibolarmen, melaphyrähnlichen Gesteine von einem sehr spärlichen 
amorphen Cemente begleitet, daher so dominirend wäre, dass der Kieselerdegehalt 
des Gesteins den Kieselerde-Maximalgehalt der Melaphyre überträfe, namentlich 
aber wenn sich dem Orthoklase noch Quarz zugesellen sollte, nur in dem Falle 
wäre die Anreihung des orthoklasreichen melaphyrähnlichen Gesteins an die Por- 
phyrite anzuempfehlen. 

Wenn wir nun alles das zusammenfassen, was wir über den jetzigen Stand 
punkt unseres Wissens in der Melaphyrfrage mitgetheilt haben, können wir unseren 
Melaphyr folgendermassen zu charakterisiren versuchen: Der Melaphyr ist ein 
feinkörniges oder krystallinisch dichtes (selten kleinkörniges), häufig mandel- 
steinartiges, im frischen Zustande schwärzlichgraues, grünlichschwarzes oder grünlich- 
graues, im verwitterten Zustande bräunliches oder gelbliches Eruptivgestein der 
Dyas- oder Permformation, das aus einem Gemenge von vorwaltendem Feldspathe 
der Oligoklas- oder Andesinreihe (selten der Labradoritreihe) oder von vorwaltendem 
Orthoklas und Plagioklas mit- Augit oder Amphibol (Diallag, Bronzit), Magnetit 
und mehr weniger Olivin besteht und in dem gewöhnlich der augitische Gemeng- 
theil zum Theile oder durchgehends durch ein staubig- oder körnigglasiges Cement 
vertreten wird. 


!) Und diesen Vertreter bilden zuweilen grauliche und graulichweisse, durchscheinende 
Körnchen, die durch Glühen des Dünnschliffes (wie die deutlichen Augit- 
durchschnitte) eine bräunlichgelbe Färbung annehmen und wahrscheinlich 
nichts anderes sind als verkrüppelte Augitindividuen. 


I. Primaere Mineralgemengtheile der Melaphyrgesteine. 


1) Primaere Mineralgemengtheile, die an der Zusammensetzung aller 
oder der meisten Melaphyrgesteine wesentlichen Antheil nehmen. 


1) Plagioklas. 


In den meisten böhmischen Melaphyren ist der trikline Feldspath der vor- 
waltende Gemengtheil und nur in selteneren Fällen steht er dem monoklinen Feld- 
spathe an Menge nach. Und diese beiden Feldspatharten bilden gewöhnlich mehr 
als die Hälfte, oft %,—?/, der gesammten Melaphyrmasse. 


Die Längsschnitte des triklinen Feldspathes, die in den Dünnschliffen vieler 
Melaphyre als zarte Nädelchen und. Härchen schon mit freiem Auge beobachtet 
werden, sind scharf und geradlinig begrenzte, farblose, stellenweise oder durch- 
gehends geriefte Leistchen, die im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig oder mit 
zahlreichen dunkleren Streifen versehen erscheinen. Die dünneren Leistchen sind 
gewöhnlich nicht zerklüftet, während die breiteren nur spärliche schiefe Klüftchea 
aufzuweisen pflegen. 


In den meisten Melaphyren sind die triklinen Feldspathleistehen zu mehreren, 
oft ungleich langen Zwillingsindividuen parallel verwachsen; doch kommen auch 
rektangulär oder knieförmig zusammengefügte und wie ein gezimmertes Balkengerüst 
in einander greifende Verwachsungen der triklinen Feldspäthe vor (z. B. im Mela- 
phyre von Neudorf bei Lomnitz). Nicht selten kommen auch Gruppirungen der 


Feldspäthe vor, die L L E U förmigen Figuren ähneln (z. B. im M. von Lomnitz). 


Ausserdem sind zuweilen (namentlich im Melaphyre von Lomnitz) breite, trikline 
Längsschnitte zu finden, in denen (meist an den Enden und in der Mitte der Längs- 
schnitte) die Längsriefung plötzlich dureh eine Querriefung unterbrochen wird oder 
in denen (was aber als grosse Seltenheit gilt) eine zweifache, sich unter einem 
fast rechten Winkel durchkreuzende Riefung zu beobachten ist. ') 


\) Letztere Struktur, bereits von Haarmann an einem Feldspathe des Melaphyr von Altenstein 
beobachtet, wurde früher von Stelzner in vielen Labrador-Dünnschliffen wahrgenommen 
(Berg- und Hüttemän. Zeitung XXIX. N® 18. p 150). 


j 


10, 


Als Einschlüsse sind in den triklinen Feldspäthen zu erwähnen: ver- 
einzelte, bei 200% Vergrösserung gewöhnlich mohngrosse Bläschen mit fixen, und wie 
es scheint, auch mit wakelnden Libellen, dann Schlacken-, Staub- und Magnetit- 
körner, die meist in den Riefen der Feldspäthe oder parallel denselben reihenartig 
geordnet, aber auch zuweilen (wie z. B. im Melaphyr von Levin-Oels) in solcher 
Menge angehäuft sind, dass von der Feldspathsubstanz nur ein farbloser Saum zu 
bemerken ist, und endlich Streifen und ganze Partien des Uementes (z. B. in dem 
Melaphyr von Machovskä skäla bei Rybnitz), die zuweilen nicht zur Gänze ein- 
geschlossen sind und nicht selten im Feldspathe regelmässe Begrenzung haben. 

Da der trikline Feldspath ausser dem monoklinen das letzte Mineral ist, 
welches der Umwandlung anheimfällt, so ist zu vermuthen, dass derselbe eines der 
saueren Glieder der Feldspathfamilie ist. Dem entspricht auch das Verhalten der 
triklinen Feldspäthe zur Salzsäure. 

Umgewandelte, weisse, trübe Feldspathkryställchen, die ich mit Salzsäure 
behandelt habe, haben nie ein Aufbrausen gezeigt, was bei den trüben Labrador- 
kryställchen der untersilurischen Diabase Böhmens gewöhnlich der Fall war. Aetz- 
versuche an Dünnschliffen, die in einer viertägigen Behandlung derselben mit Salzsäure 
und zweimaligem Aufkochen bestanden, ergaben das Resultat, dass der Plagioklas 
der böhmischen Melaphyre gegen Salzsäure ziemlich widerstandskräftig ist; doch 
wurde die Beobachtung gemacht, «dass diese Widerstandskraft der Plagioklase in 
den Melaphyren nicht gleich gross ist, dass z. B. der Plagioklas in dem Melaphyre 
von Trosky bei Jitschin mehr angegriffen wurde als der in dem Melaphyre von Lomnitz. 

Die versuchte Interprätation der chemischen Analysen weist auf eine leld- 
PER hin, die einem kalkreichen Oligoklas oder Andesin am 
nächsten stände!); doch gibt es auch seltetie Melaphyre wie z. B. der zwischen 
Zdär und Kostälov, in denen der trikline Feldspath mehr umgewandelt erscheint 
als das augitische Mineral ?), oder Melaphyre, in denen sich Feldspath-lamellen 
(oder -leistchen) in ungleichen Umwandlungsstadien befinden, was auf das Vorhan- 
densein von zwei triklinen Feldspatharten in einigen Melaphyren hinweisen dürfte. 
Nur in einem einzigen Melaphyre, nämlich in dem an eingesprengten Caleitkörnern 
reichen von der Goldzeche bei Widach (zwischen Stupnay und Falgendorf) fanden 
sich trikline Feldspäthe vor, deren einzelne Lamellen oder Partien derselben in eine 
klare Kalkspathsubstanz umgewandelt waren. 


') Zu denselben Resultaten ist bereits Tschermak (die Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 
1869) gelangt. Derselbe deduzirt: aus der Analyse (pag. 44) des „völlig dichten, halb- 
glasigen (?), grünlichschwarzen, durch Säuren wenig angreifbaren“ Melaphyrs von Be- 
neschau (Benesov) das Vorhandensein eines plagioklastischen Feldspathes 
aus der Andesinreihe (und schätzt dessen Menge mit 66°, ab); aus der Analyse 
(pag. 54) des „grobkörnigen, aus grünlichweissen, schwarzgrünen bis schwarzen Theilen“ 
zusammengesetzten, durch Säuren sehr merklich angreifbaren®€ M. von Stränsko bei 
Liebstadt das Vorhandensein eines Feldspathes der Andesinreihe und aus 
der Analyse (pag. 55) des mittelkörnigen und kleinkörnigen Melaphyrs, der auf den 
Höhen zwischen Stränsko und Kostälov vorkömmt, das Vorhandensein einer kalk- 
reichen Oligoklasmischung. 

Aus der chemischen Analyse (pag. 46) des schwärzlichgrünen, kleinkrystallinischen, 
dur Säuren stark angreifbaren Melaphyrs von der Mühle bei Bistra deduzirt Tschermak 
das Vorhandensein eines Labradorites und schätzt dessen Menge mit 62°, ab. 


2 


= 


11 


Die Umwandlung der triklinen Feldspathleisten gibt sich durch eine Trübung, 
durch eine weisse, grauliche oder gelbliche Färbung’) und im vorgerückten Stadium 
durch eine zarte Granulation der Oberfläche sowie durch das allmählige Verwischen 
der Durchschnittskanten zu erkennen; aber selbst in Melaphyren, in denen Olivin 
und Augit der Zerstörung anheimgefallen sind, lassen sich umgewandelte Feldspath- 
leistehen noch deutlich erkennen. 


2) Orthoklas, Sanidin. 


Da die chem. Analysen der Melaphyrgesteine neben dem Natrongehalte 
nicht unbedeutende, zuweilen den Natrongehalt übersteigende Kalimengen ?) angeben 
und da die mikroskopischen Analysen ausser gerieften auch zahlreiche, zuweilen 
vorwaltende, nicht geriefte Feldspathdurchschnitte, sonst aber kein anderes kali- 
haltiges Mineral aufweisen, so muss angenommen werden, dass die nicht gerieften 
Feldspathdurchschnitte vorwiegend dem monoklinen Kali-Feldspathe angehören. ?) 

Die monoklinen Feldspathdurchschnitte erscheinen in zweifacher Art: ent- 
weder sind es einfache oder doppelte Leistchen, die sich von den triklinen Feld- 
späthen blos durch den Mangel an Riefung und im polarisirten Lichte durch einen 
einzigen oder blos «durch zwei, nach den Längshälften geschiedene Farbetöne (Karls- 
bader Zwillinge) unterscheiden, oder es sind breitere, minder geradlinig begrenzte 
und von schiefen Klüftchen durchzogene Längsschnitte, die an die Sanidindurchschnitte 
der Phonolithe beim ersten Anblick erinnern. Durchschnitte ersterer Art pflegen 
auch mit den triklinen Feldspathleistchen in paralleler Verwachsung vorzukommen, 
während in beiden Arten monokliner Durchschnitte und zwar an verschiedenen 
Stellen derselben regelmässige Interponirungen trikliner Lamellen nicht selten zu 
bemerken sind (z. B. im M. von Borek-Raschen). 

Durchschnitte des monoklinen Feldspaths sind gewöhnlich reiner als die 
des triklinen Feldspaths, weil ersterem die Riefen fehlen, zwischen die sich Staub- 
theilchen und Cementstreifehen bei der Bildung des Feldspathes einzuzwängen 
pflegen. Unter den böhmischen Melaphyren mag es nur sehr wenige geben, denen 
der monokline Feldspath gänzlich fehlen würde, wiewol es auch wenige gibt, in 
denen er den triklinen Feldspath an Menge übertrifft. Und solche Melaphyrgesteine 
sind in der Hauptgruppe „Orthoklasmelaphyre“ zusammengefasst. In den 
meisten Fällen nimmt der Orthoklas unter den Feldspathdurchschnitten den !/, 
oder */, Theil ein; nicht selten kömmt er zum triklinen Feldspathe in den Ver- 
hältnissen etwa 1:3 (Levin-Oels), 1:2 (Kozinec, Horensko), 2:3 (Loukov) und 

%) Weisse, grauliche oder gelbliche Färbung erlangen die farblosen Feldspathnadeln auch 
durch längere Einwirkung der Salzsäure. 

2) Werther’s Analyse des Melaphyrs von Hrabatov gibt 12%), NaO und 3'530, KO an. 

%) Im Jahre 1855 hat bereits Jenzsch in einer Abhandlung über: „Mikroskopische und 
chemisch analytische Untersuchungen des bisher für Melaphyr gehaltenen Gesteins vom 
Hockenberg bei Neurode in Schlesien“ (Pogg. Ann. B. 95 p. 418) für dieses Melaphyr- 
Gestein das Vorhandensein von Orthoklas hervorgehoben. Und im Jahre 1869 (Porphyr- 
gesteine Oesterreichs. Wien) wurde von Tschermak in vielen Melaphyren Orthoklas 
nachgewiesen. Weitere Aufschlüsse über das Vorkommen von Orthoklas in Melaphyren 
gaben Haarmann und Doelter (a. a. O.). 


12 


fast 1:1 (Wichova, Liebenau, Mareinov, Zdirec) vor. Und besonders häufig findet 
sich Orthoklas (Sanidin) unter den mikroporphyrisch hervortretenden Feldspath- 
täfelchen vor. 


3) Augit. 


Der augitische Gemengtheil kömmt in verschiedenen Melaphyren in sehr 
ungleicher Menge vor; steht aber in allen Fällen den feldspathigen Gemengtheilen 
an Menge nach. Und darin scheint der wesentliche Unterschied der Melaphyre von 
den gemeinen Feldspathbasalten zu liegen. 


Es gibt aber zahlreiche Melaphyrgesteine, in denen deutlicher Angit 
gegen die übrigen Gemengtheile so zurücktritt, dass er nur in spärlichen Aggregaten 
zwischen den Feldspathleisten zu finden oder dass er in einzelnen Dünnschliffen 
gar nieht zu bemerken ist. Allein für diesen Fall kann angenommen werden, dass 
die Augitsubstanz in dem (körnig-glasigen, bräunlichen oder selblichen) Cemente 
versteckt ist. !) 

Der Augit der Melaphyre ist durch eine besondere Ausbildungs- 
weise charakterisirt. Während in den Basalten und Phonolithen einfache, scharf- 
kantige und ebenflächige Augit-Krystaile die gewöhnliche Ausbildungsform bilden, 
sind solche für die böhmischen Melaphyre als eine sehr seltene Erscheinung zu 
bezeichnen. Häufiger sind verzwillingte Krystalle zu finden, «deren Durchschnitte 
zahlreiche einspringende Winkel zeigen, oder vereinzelte, verkrüppelte Körner oder 
längliche, zuweilen hornförmig gekrümmte Säulchen; aber am häufigsten erscheint 
der Augit in dichten Aggregaten zahlreicher verkrüppelter Individuen oder in dichten, 
aus rundlichen, ovalen oder unregelmässigen Körnern bestehenden Häufchen. Und 
während die grösseren Durchschnitte von Krystallen oder Aggregaten des Augits 
eine eigenthümliche, gelbliche oder bräunliche, mit einem Stich ins  Violette 
versehene, im Inneren lichte, am Rande dünklere Färbung besitzen, ist die der 
Körner und der kleineren Individuen graulichweiss bis farblos. (Uibergänge der 
bräunlichen oder gelblichen Augitdurchschnitte bis zu den fast farblosen Körnern 
sind z. B. in dem Melaphyre von Zdär-Studenee zu verfolgen.) 


Die Ausbildungsweise des augitischen Gemengtheils steht zur Ausbildungs- 
weise des Cementes in naher Beziehung. Jene Melaphyreesteine, die ein spärliches, 
felsitisch entglastes (an langen farblosen Mikrolithennadeln reiches), im polaris. 
Lichte am wenigsten dunkles Cement führen, weisen die meisten und verhältniss- 
mässig am besten entwickelten Augitkrystalle auf. Weit weniger ist diess in jenen 
Melaphyren der Fall, in denen das Cement felsitisch und zugleich körnig entglast 
und im polaris. Lichte zum grösseren Theile dunkel ist. Und wo das Cement eine 
schwarz- oder dunkelgrau-körnige oder durch Umwandlung und Auflösung der 
Gement-Körner bräunliche oder gelbliche, im polaris. Lichte dünklere Glasmasse 
darstellt, da ist der Augit nur in verkrüppelten Körnern zu finden oder gar nicht 
zu bemerken. 


') Chemische Analysen augitarmer und augitfreier Melaphyre weisen kaum merkliche 
Differenzen auf. 


13 


In vielen Dünnschliffen jener Melaphyrarten, die ein felsitisch oder felsitisch 
und zugleich körnig entglastes Cement führen, wechseln Auegitaggregate mit Olivin- 
durchschnitten so gleichmässig ab, dass an den Dünnschliffen schon mit freiem 
Auge lichtbräunliche und graugrüne, trübe Flecke in gleichmässiger Vertheilung 
zu unterscheiden sind. In den Melaphyren mit schwarz- oder graukörnigem Cemente 
sind die kleinen Augitaggregate meist zwischen den Feldspathdurchschnitten ein- 
geklemmt. 

Die verkrüppelten Augitkörner sind gewöhnlich unregelmässig zerklüftet; 
an den Längsschnitten grösserer Durchschnitte nimmt man parallele Längsklüftchen 

“war, während an den Querschnitten sowohl nach den Prismenflächen als auch nach 
den beiden Pinakoiden ziemlich scharfe Klüftehen zu beobachten sind. Und nicht 
selten ist die dem Orthopinakoid parallele Kluftrichtung die schärfste. Die Winkel- 
dimensionen der regelmässigsten octagonalen Querschnitte und der in denselben 
sich kreuzenden Klüftchen stimmten mit denen des Augits ziemlich überein. 

Im polarisirten Lichte erscheinen die Augitdurchschnitte (selbst 
ziemlich kleine Körner) buntfärbig; durch die dichroskopische Loupe oder 
mit einem Nikol betrachtet verrathen sie weder Dichroismus.noch Licht- 
absorption oder sie zeigen wenig verschiedene (graulich oder gelblich weisse, mit 
einem Stich ins Violette versehene, seltener sehr schwache, grünliche und röthliche) 
Farbetöne und geringe Differenzen in der Liehtabsorption. 

Fast in jedem Melaphyrgesteine sind grössere Augitdurchschnitte 
von den Feldspathleisten durchspickt; oft derart, dass erstere in kleine 
Fragmente zerstückelt erscheinen. Ausserdem sind in den Augitdurchschnitten als 
Einschlüsse zu erwähnen: Schlackenkörner, Glaspartikelchen, Ma- 
gnetitkörnchen, erstere zuweilen in Reihen, welche in den hornförmig ge- 
krümmten Säulchen den Biegungen regelmässig folgen (z. B.imMelaphyr von Horensko), 
letztere vereinzelt, in Reihen oder in Form eines Randkranzes, weiterhin zarte 
Bläschen (mit fixen und, wie es scheint, auch mit wackelnden Libellen), die sich 
zuweilen in grossen Schwärmen präsentiren, spärliche Apatitsäulen, kleine 
Partien des Cementes und als Seltenheit kleine Olivinkörner (z.B. im 
Melaphyr von Poric, von Zdär-Studenee). 

Aus der Reihe der im Augit der Melaphyre eingeschlossen vorkommenden 
Minerale kann man folgern, dass sich der Augit von den primären Krystallgemeng- 
theilen der Melaphyre zuletzt ausgeschieden hat und weiterhin, mit Rücksicht auf 
seine Ausbildungsweise, dass die Melaphyrsubstanz bei der Ausscheidung des Augits 
rasch erstarrte. 

Der gewöhnliche Umwandlungsvorgang, der an den Augitdurchschnitten zu 
verfolgen ist, besteht in der Ausscheidung und Entfernung des Eisen- (oder Mangan-) 
oxydulgehaltes und verräth sich durch die allmählige Entfärbung, oft auch (bis zu 
einem bestimmten Umwandlungsstadium) durch Vermehrung der zarten Klüftchen. 
Zuweilen tritt aber ein anderer Vorgang ein, der sich durch Umwandlung in eine 
delessitähnliche Substanz, somit durch Annahme einer grünlichen Färbung kund gibt. 
Dass der Kohlensäure bei den Umwandlungsvorgängen des Augits eine der ersten Rollen 
zufällt, beweisen die in den umgewandelten Melaphyrgesteinen von PoriC und von 
Mareinov vorkommenden Augitdurchschnitte, die, weiss gefärbt und graulich umrahmt, 


14 


durch die scharfen, schiefwinkliggekreuzten Klüftchen sowie durch starkes Brausen 
in Säuren die Umwandlung in Caleit verrathen. 


4) Amphibol ') 


ist in den böhmischen Melaphyren als eine Seltenheit anzusehen. 
Schon Tschermak ?) hat es hervorgehoben, dass die Melaphyre des Rothliegenden 
in Böhmen keine Hornblende enthalten. Und all’ mein Bemühen, durch Messung 
der sehr seltenen, regelmässigen Querschnitte ?) und durch Untersuchung des di- 
chroitischen Verhaltens (an dem augitischen Bestandtheil sämmtlicher Dünnschliffe), 
das Vorhandensein von Hornblende nachzuweisen, blieb — mit Ausnahme einiger 
Fälle in dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von Horensko und in dem von Kozinec 
— resultatlos. *) 


') Für viele südost-tirolischen Melaphyre führt Doelter (Tschermak’s Mineralog. Mittheil, 
1875 p. 294) Hornblende als wesentlichen Gemengtbeil an. Und nach dem Vorwiegen 
von Augit oder Hornblende, oder dem Fehlen beider scheidet er die südost-tirolischen 
Melaphyre in die drei Hauptgruppen (a. a. ©. p. 292): I. Augit-Melaphyre; II. Horn- 
blende-Melaphyre und III. Augit- und Hornblendefreie-Melaphyre. 

Uiber Augit und Hornblende der südost-tirolischen Melaphyre äussert sich Doelter 
(pag. 294) folgender Weise: „Der Augit erscheint in weingelben bis farblosen, meist 
einfachen Krystalldurchschnitten oder Körnern von verschiedenen Dimensionen, Er zeigt 
zahlreiche Risse, welche oft dem Pinakoid @P» parallel sind.“ „Die Hornblende, die 
in einigen Melaphyren makroskopisch, in Prismen, Krystallen oder kleineren Partien 
beobachtet wurde, ergab sich bei mikroskopischer Untersuchung als ein sehr häufiger 
Bestandtheil gewisser Melaphyre. Die Unterscheidung von Augit gründet sich auf die 
dichroitischen Eigenschaffen der beiden Mineralien. Um uns zu überzeugen, dass dieses 
von Tschermak angegebene Mittel wirklich allgemein anwendbar sei, haben wir Krystalle 
von Augit und Hornblende aus dem Melaphyr im Dünnschliff untersucht und es ergab 
sich, dass gefärbte Augite nie, Hornblenden immer Absorptions-Unter- 
schiede zeigen. Uibrigens lässt sich meistens schon ohne Anwendung dieses Mittels 
die Hornblende erkennen, da sie meist in kleinen, gelbbraunen Durchschnitten erscheint 
und meistens sehr frisch ist.“ 


A. a. 0. pag. 62. 


®) Es wurden octagonale Querschnitte aus dem schwarzgränen Melaphyr von Horensko 
und dem von Zdiretz gemessen und die Winkeldimensionen mit denen des Augits über- 
einstimmend gefunden. 


w 


*) Das dichroitische Verhalten des augitischen Gemengtheils ist in der mikroskopischen 


Analyse eines jeden Melaphyrs angegeben. Durchschnitte des augitischen Gemengtheils, 
die einen schwachen Dichroismus oder eine merkliche Lichtabsorption verrathen, sind 
von den nicht dichroitischen Durchschnitten durch gar nichts — ausser etwa durch 
eine stärkere Dicke und somit auch deutlichere Färbung — im gewöhnlichen Lichte zu 
unterscheiden. Durchschnitte (in den Melaphyren von Horensko und Kozinee), die ich 
nach dem dichroitischen Verhalten für Hornblende halte, sind durch eine vorwaltend 
gelbliche Farbennuance, gewöhnlich auch durch einen dunkleren, trüben Saum und den 
Mangel an groben Spaltklüftchen von den schwach bräunlich (ins Violette oder Nelken- 
braune) nuaneirten, von groben Klüftchen durchsetzten und schärfer begrenzten Augit- 
durchschnitten zu unterscheiden, 


15 
5) Olivin, 


Während der Olivin in zwei grossen Basaltgruppen, nämlich in den Pho- 
nolith- und Andesitbasalten, sowie in den Phonolithen äusserst sparsam zu finden 
ist oder gänzlich fehlt, ist derselbe in mikroskopischer Kleinheit ein fast nie fehlender 
Bestandtheil der böhmischen Melaphyrgesteine !) ; aber in makroskopischen Körnchen 
ist er seltener zu bemerken. ?) 

Nur in völlig frischen Melaphyren finden sich unversehrte, weisse und 
(wegen der beim Schleifen rauh gebliebenen Oberfläche) wolkige Olivindurchschnitte ; 
in den meisten Fällen sind sie in mannigfachen, zumeist vorgerückten Umwandlungs- 
‘ stadien anzutreffen. 

Umwandlungsstadien des Olivin. Eine graulichgrüne oder grün- 
liche Färbung am Rande und an den gewöhnlich zahlreichen Spaltungsklüftchen 
verräth den Beginn der Umwandlung, während die Verbreitung des grünlichen 
Neubildungsproduktes über den ganzen Olivindurchschnitt (vom Rande und von den 
Klüftehen in das Innere) und seine Aenderung in Gelbgrün, Grüngelb, Oranggelb 
und Rothbraun das erste, zweite und dritte Umwandlungsstadium darstellen. Und 
diese Umwandlungsstadien, die bereits an den Ölivindurehschnitten der Basalte von 
mir und anderen Forschern beobachtet wurden, sind neuerdings von Haarmann ’’) 
für die Olivine der Melaphyre hervorgehoben worden. 

Das erste Umwandlungsstadium, welches sich durch die Ausbreitung der 
srünlichen Färbung über den Olivindurehschnitt verräth, scheint auf der Ausscheidung 
eines Eisenoxydulsilikates, das zweite, an der gelblichen bis oranggelben Färbung 
erkennbare Stadium scheint auf der Oxydation des Eisenoxydulsilikates zu Eisen- 
oxydsilikat und das dritte Stadium, in dem die bräunliche Färbung hervortritt, 
scheint in der Wasseraufnahme des Eisenoxydsilikates zu beruhen. Und in jedem dieser 
drei Umwandlungsstadien pflegt an den Olivindurchschnitten eine flaserige oder 
wellig, sternförmig, büschelförmig faserige Textur bemerkbar zu sein. 

Allein ausser diesen drei Umwandlungsstadien, von denen die letzten zwei 
die Einwirkung des Sauerstoffes und des Wassers voraussetzen, sind in den Olivinen 
der böhmischen Melaphyre noch weitere, interessante Umwandlungsvorgänge zu 
verfolgen. 

Wenn sich die bräunliche Färbung über den Olivindurchschnitt verbreitet 
hat, so tritt nicht selten am Rande und längs der Spaltklüfte eine schwarze, impel- 
lueide Substanz auf, die den Beginn eines Reduktionsprozesses bekundet. 
Wahrscheinlich durch organische Substanzen, die mit den Gewässern einsikern, wird 


') Schon im Jahre 1867 berichtete Tschermak in seinen „Beobachtungen über die Verbreitung 

des Olivin in den Felsarten“ (Sitzgsb. d. kais. Akad. d. Wissensch. 1 Abth. Juliheft 1867. 
p. 20), dass er den Olivin in vielen Melaphyren wahrgenommen habe. Und Haarmann 
äussert sich in seiner Dissertation (p. 23), dass der Olivin nächst dem Feldspathe und 
Magneteisen als der verbreitetste Gemengtheil der Melaphyre genannt werden muss. Nach 
Doelter dagegen kömmt der Olivin nur in einigen Augitporphyren Südost-Tirols vor 
(Tschermak’s Mineralogische Mittheilungen 1875. IV. Heft. p. 294). 

) Nach Doelter dagegen sinkt der Olivin in den Augitporphyren Südost-Tirols nie zur 
mikroskopischen Kleinheit herab (A. a. O. p. 294), 

») Dissertation p. 25, 


2 


| 


16 


das Eisenoxyd der bräunlichen Olivinmasse theilweise zu Eisenoxydul reduzirt und 
es scheidet sich ein magnetitähnliches Mineral!) in Form von Körnern, kurzen 
Stäbchen und balkenähnlichen Gebilden oder in Form einer zartkörnigen oder dichten 
Masse aus, die sich am Rande (meist kranzförmig) oder längs der Klüftchen 
oder an anderen Stellen des Olivindurchschnittes anhäuft oder im Innern des- 
selben verzweigt. 

Mit der Verbreitung der magnetitähnlichen Substanz im Olivindurchschnitte 
tritt in demselben gewöhnlich eine Entfärbung ein, so dass man allmählige Uiber- 
gänge bis zu solehen Olivindurchschnitten verfolgen kann, welche graulichweiss 
oder fast farblos sind oder noch Uiberreste von gelblichen oder bräunlichen, flaserigen 
Partien enthalten und welche von einem dichten Kranze schwarzer Körner, Stäbehen 
oder von einem kohärenten schwarzen Balkengerüste umsäumt, mit Reihen oder 
Gruppen ähnlicher Magnetitgebilde (zumeist längs der ehemaligen Spaltklüfte) oder 
mit einer formlosen Magnetitmasse versehen sind. 

Dajedoch der Reduktionsprozess auch schon in einem früheren Umwandlungs- 
stadium des Olivin eintreten kann, so kömmt es nicht selten vor, dass Olivindurch- 
schnitte, welche durch die (am Rande und längs der Klüfte) neugebildete Magnetit- 
substanz in ziemlich regelmässige Felder eingetheilt sind, eine grüne Färbung und 
zarte Faserung besitzen (I. Taf. 8. Fig.). 

Endlich ist zu diesem letzten Umwandlungsvorgange zu bemerken, dass 
sich zuweilen zarte Randpartien der neugebildeten Magnetitsubstanz wiederum 
oxydiren und in bluthrothe Fetzen von Hixmatit zerfliessen. (1. Taf. 2. Fig. und 
II. Taf. 1. Fig.). 

Ausser den erwähnten Umwandlungsvorgängen ist noch ein anderer her- 
vorzuheben, der unter der Einwirkung kohlensäurehältiger Wässer stattfindet und 
in der Auslaugung der Olivinsubstanz besteht. Gewöhnlich tritt dieser Vorgang 
erst nach dem Reduktionsprozesse ein. Und wenn die einwirkenden Gewässer mit 
Kalkkarbonat reichlich versehen sind, so wird letzteres an Stelle der ausgelaugten 
Olivinsubstanz abgesetzt. Auf diese Art mögen die schönen, mit röthlichschwarzen 
Rahmen versehenen und durch röthlichschwarze Streifen markirten Oaleitpseudo- 
morphosen nach Olivin in dem Melaphyr aus der Nähe der Goldzeche bei Widach 
entstanden sein. 

Während mit der Umwandlung der Olivine ihre Polarisationserschei- 
nungen immer schwächer werden, tritt in bestimmten Umwandlungsstadien das 
dichroitische Verhalten in den Vordergrund. 

Die licht grünen, hell citron- und oranggelben Olivindurchschnitte zeigen 
den schwächsten Dichroismus; stärker dichroitisch erscheinen die dunkelgrünen 
und graugrünen Durchschnitte, indem sie hellere grünliche, grünlichgelbe und 
dunkelgraugrüne Farbennuangen aufweisen; aber ausgezeichnete Farben- und Licht- 
absorptions-Differenzen zeigen die dunkel roth- und gelbbraunen (faserigen oder 
flaserigen) Olivindurchschnitte, die ich in den Melaphyren von Wichova, Kozinee, 
Rybnitz-Beneschau, Loukov und von Usti bei Paka zu untersuchen Gelegenheit 


') In analoger Weise mag auch die Bildung des im Serpentin vorkommenden Chromit aus 
der Olivinsubstanz vor sich gegangen sein. 


= 


17 


hatte. Beim Drehen des Nicols wechseln die Farben: eitrongelb, grüngelb, sraugrün 
und grünschwarz, wobei die Helligkeit abnimmt und im letztgenannten Falle nahezu 
Impellueidität eintritt. v 


6) Magnetit. 


In frischen Melaphyrgesteinen ist der Magnetit, der oft reichlicher als in 
Basalten vorkömmt, unzweifelhaft primärer Bildung. Und dessen Durchschnitte 
sind schwarze impellucide Quadrate, Hexagone und dichte Aggregate derselben. 
Ausserdem erscheint derselbe in langen Stäbchen, Nadeln und mannigfachen, geraden 
und gekrümmten Trichitgebilden, an denen sich zuweilen bei starker Vergrösserung 
nachweisen lässt, dass sie aus zarten Körnchen bestehen. Und der grösste Theil 
des schwarzen Staubes, welcher das Cement imprägnirt, gehört wol auch dem 
Magnetit an. Es kommen auch grössere, unregelmässig polygonal begrenzte Körner 
vor, die zart durchlöchert (wahrscheinlich aus kleineren Individuen zusammengesetzt) 
sind und schwärzlichblau durchschimmern (z. B. im Melaphyr von Studenee). 


7) Das Cement (oder das rückständige Magma) der 
Melaphyrgesteine. 


Von den böhmischen und einigen anderen Melaphyrgesteinen, die zur Unter- 
suchung vorlagen, gab es nur zwei (das schwarzweisskörnige Melaphyrgestein von 
Horensko und das von Wichova), in denen sich nur stellenweise und ein so spärliches 
Cement vorfand, dass man sie als fast cementfrei bezeichnen könnte. In allen 
übrigen Melaphyren war überall zwischen den Krystallgemengtheilen ein mehr 
weniger stark entwickeltes Cement vorhanden. Und in einigen erlangte dasselbe 
eine solche Verbreitung, dass ihm neben den Feldspäthen der grösste Antheil an 
der Zusammensetzung der Melaphyrmasse zugesprochen werden musste. 

Die eigenthümliche Ausbildungsart des Cementes ist mit der 
mineralischen Beschaffenheit des Melaphyrgesteins und namentlich mit dem reich- 
lichen oder spärlichen Vorkommen des augitischen Gemengtheils innig verknüpft 
und trägt neben letztgenanntem Umstande (nämlich neben dem reichlichen oder 
spärlichen Augitvorkommen) zum Hervortreten der Unterschiede in den Melaphyr- 
arten das Meiste bei. 

Die augitreichsten, kleinkörnigen und feinkörnigen Melaphyrgesteine sind ent- 
weder fast cementlos (Horensko, Wichova) oder haben ein spärlich eingeklemmtes und 
nur an vereinzelten Stellen in kleineren und grösseren Partien auftretendes Cement, 
welches, durch ein Gewirr langer farbloser Mikrolithennadeln mit hexagonalen 
Querschnitten ausgezeichnet, im polarisirten Lichte nur zum geringen Theile opak 
erscheint, somit als eine zum grössten Theile entglaste Substanz angesehen werden 
kann. Dasselbe führt wohl auch schwarze, gerade und knotige Stäbchen, gerade 
ünd geknickte Nadeln, sowie schwarze Körner, Trichit- und Staubgebilde, aber 
keineswegs in erheblicher Menge. Durch zarte Stäubchen ist das Cement 'graulich- 
weiss und in der Nähe umgewandelter Olivine grünlich gefärbt (Fig. 4 und 7 auf 
der I. Tafel veranschaulichen diese Cementart). 


[57 


—_ 
je 2) 


Die augitärmeren, feinkörnigen und krystallinisch dichten Melaphyre haben 
zumeist ein stärker entwickeltes und fast überall ziemlich gleichmässig vertheiltes 
Cement, welches farblose Nadeln und schwarze Körner, Triehit- und Staubgebilde 
in ziemlich gleichen Verhältnissen enthält und im polarisirten Lichte mehr dunkel 
als licht erscheint. 

Und die augitärmsten und augitfreien, zumeist krystallinisch dichten Mela- 
phyre führen ein an schwarzen Körnern, Stäbchen und langen schwarzen Nadeln, 
sowie an Trichit- und Staubgebilden sehr reiches Cement (schwarzkörniges Cement), 
das gewöhnlich nur spärliche farblose Mikrolithe enthält. Und diese Cementart, 
die recht stark und ziemlich gleichmässig entwickelt zu sein pflegt und die das 
6. Bild auf der II. Tafel veranschaulicht, erlangt oft eine Modifikation dadurch, 
dass sich zu den schwarzen impellueiden Körnchen graulichweisse, durchscheinende 
Körner, die am wahrscheinlichsten verkrüppelte Augitkryställchen !) sind, entweder 
in kleinen Häufchen (1. Bild II. Tafel) oder in gleichmässiger Vertheilung (2. und 
8. Bild auf der II. Tafel) zugesellen. 

Wiewol diese drei Ausbildungsweisen des Cementes in vielen Melaphyr- 
dünnschliffen allmählige Uibergänge in einander zeigen, so kann doch immer eine 
derselben als die vorwaltende erkannt werden. 

Von besonderem Interesse ist der Umwandlungsvorgang, der sich an 
dem an schwarzen Körnern, Stäbchen, Nadeln, Trichit- und Staubgebilden reichen 
Cemente in verschiedenen Dünnschliffen verfolgen lässt. Die schwarzen Gebilde dieser 
Cementart, die unzweifelhaft vorwaltend aus Magnetit bestehen und vielleicht auch 
Titaneisen enthalten, lösen sich allmählig, partiell oder fast zur Gänze im 
Cemente auf, wobei anfänglich jedes dieser schwarzen Gebilde sich mit einer 
braunen Zone umgibt, die immer breiter wird und dem Cemente eine bräunliche 
Färbung ertheilt.2) Hiedurch nehmen die schwarzen Gebilde an Volumen ab: 
die Stäbchen werden zu Nadeln, die Nadeln zu Härchen und die Körnchen zu 
Staub. Dieses Umwandlungsstadium kann als das erste bezeichnet 
werden. Im zweiten Umwandlungsstadium nimmt die bräunliche Färbung 
des Cementes eine gelbliche Nuance an, wird bräunlichgelb und dunkel oranggelb, 
in dickeren Lagen schwärzlichgelb ?). Im oranggelben Cemente, das ziemlich durch- 
scheinend ist, sind gewöhnlich nur noch äusserst zarte, locker vertheilte schwärzliche 
Stäubchen wahrzunehmen. Allein im weiteren Fortschreiten dieses Umwandlungs- 
vorganges tritt ein neuer Prozess ein. Es beginnt wiederum die Ausscheidung von 
schwarzen, aber meist pelitischen (rundlichen oder flockigen oder am Rande 
zerfetzten) Körnchen, gekrümmten, knotigen Nädelchen und Stäbchen, die man 
wiederum als Magnetit ansehen kann. Die dunkelgelbe Färbung des Cementes wird 
lichter und geht allmählig unter Vermehrung der schwarzen Secundärgebilde ins 
Graulichweisse und fast Farblose über. Man hat in diesem dritten Um- 
wandlungsstadium ein fast farbloses Cement vor sich, das mit schwarzen 
Körnchen und anderen schwarzen Gebilden voll gefüllt ist.*) Es ist jedoch 

!) Dieselben werden durch Glühen röthlichgelh. 

2) Z. B. im Melaphyr von Kozäkov. 

°) Z. B. im Melaphyr von Trosky bei Jitschin, von Liebenau. 

*) Z. B. an dem umgewandeltem Melaphyr von Marcinov (5. B. II. Taf.), von Machoyskä 


19 


zu bemerken, dass bei diesem Umwandlungsstadium des Cementes auch bereits 
Augit und Olivin der gänzlichen Umwandlung anheimgefallen sind und durch 
Ausscheidung ihres Eisengehaltes in Form von Magnetit zur Vermehrung der 
schwarzen Gebilde beigetragen haben. Bei diesem Umwandlungsstadium des 
Cementes sind die fast farblosen und mit schwachen Conturen versehenen Augit- 
durchschnitte schwer zu erkennen, während die meist graulichweissen Olivindurch- 
schnitte durch ihre schwarzen Randzonen noch immerhin leicht wahrzunehmen sind. 


In den meisten Fällen schreitet dıe Umwandlung weiter, indem sich der 
Magnetit partiell oder zum grössten Theile in Hämatit oder in Limonit umwandelt. 
Und in diesem letzten Stadium trifft man das Cement in allen durch Ver- 
witterung roth oder braun gefärbten Melaphyren an; doch ist zu bemerken, dass 
man sich des reflektirten Lichtes bedienen muss, um die ganze Ver- 
breitung des Hämatit und Limonit zu überblicken. Was den chemischen Prozess 
anbelangt, der diesem Umwandlungsvorgange zu Grunde liegt, so scheint derselbe 
vor allem in der Umwandlung des primären Magnetit zu einem dunkelbraunen, 
hierauf zu einem dunkelgelben Eisenoxydsilikate, weiterhin in der theilweisen Re- 
duktion des Eisenoxydes und Ausscheidung von secundärem Magnetit und endlich in 
der Oxydation des Letztern oder auch in gleichzeitiger Wasseraufnahme zu bestehen. 
Eine Ausnahme von diesem Vorgange boten Dünnschliffe des umgewandelten Mela- 
phyrs aus dem Eisenbahndurchschnitte von Poric, wo sich ausser einem grünlichen, 
mit minder zahlreichen und locker vertheilten schwarzen Gebilden versehenen 
Cemente noch Uiberreste eines bräunlichen Cementes vorfanden. Hier mag die 
Umwandlung des braunen oder gelben Eisenoxydsilikates in ein grünliches Eisen- 
oxydulsilikat Statt gefunden haben. 


2) Primaere Minerale, die an der Zusammensetzung einiger wenigen 
Melaphyre wesentlichen Antheil nehmen oder die nur in geringer 
Menge oder accessorisch auftreten. 


1) Diallagähnlicher Augit. 


Dessen Durschschnitte unterscheiden sich von denen des im Vorhergehenden 
beschriebenen Augites bloss dadurch, dass sie durch eine dichte, scharf geradlinige 
und parallele Riefung, die sich in den Längsschnitten mit den gröberen Spalt- 
klüftchen unter Winkeln von circa 70°-90° kreuzt, ausgezeichnet sind.*) Die 
Riefen werden von Durchschnittskanten zarter Lamellen gebildet, die am wahr- 
scheinlichsten nach der basischen Fläche zwillingsartig verwachsen sind. 


In dem Melaphyr von Neudorf bei Lomnitz sind die diallagähnlichen 
Augitdurchschnitte breit, unregelmässig begrenzt, mit zahllosen Bläschen und 


skäla bei Rybnitz (4. B. II. Taf.). — In dem graubraunen, an Kaleitkörnern reichen Mela- 
phyre von der Goldzeche bei Widach ist das farblose Cement mit Kalkspathsubstanz 
imprägnirt. 
!) Beobachtet in dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von Horensko. 
2* 


20 


Schlackenkörnchen, die oft in den Riefen oder parallel denselben reihenartig ge- 
ordnet sind, versehen und, wie andere Augitdurchschnitte, von Feldspathleistchen 
durchspickt. Sie sind nicht dichroitisch und zeigen im polarisirten Lichte prächtige 
Farben und zuweilen einen wellenartig und regenbogenähnlich gefärbten Rand. 

Ausserdem ist zu bemerken, dass oft nur einzelne Stellen der Augitdurch- 
schnitte mit dieser, dem Diallage ähnlicher Riefung versehen waren. 

Diese diallagähnlichen Augitdurchschnitte fanden sich vereinzelt in vielen 
Melaphyren vor; häufiger wurden sie blos in dem schwarzweissen, körnigen Mela- 
phyr von Horensko und in den Melaphyren von Lomnitz, von Neudorf bei Lomnitz 
und von Zdiretz bemerkt. 


Uralit. 


Grasgrünen Uralit hat Doelter') in den Dünnschliffen einiger Melaphyre 
beobachtet. Derselbe war schwach dichroitisch. 


2) Ein bronzitähnliches Mineral. 


Naumann bemerkt in seiner Mineralogie?) und zwar in einer dem Bastit 
angehängten Anmerkung, dass in den Melaphyren der Gegend von Ilefeld am 
Harze, sowie in manchen Melaphyren Schlesiens oft sehr zahlreiche, kleine, prisma- 
tische, fast nadelförmige Krystalle vorkommen, welche in ihren physischen Eigen- 
schaften und, nach Streng’s Analysen, auch in ihrer Substanz dem Bastit ganz 
ähnlich, obgleich fast wasserfrei sind und als veränderte Krystalle von Enstatit 
(Bronzit) zu betrachten sein dürften. — Auch Haarmann ?) hebt Streng’s *) Unter- 
suchungen über den Schillerspath und die Melaphyre aus der Umgegend von 
Dlefeld hervor, bemerkt, dass die Längsschnitte der gelbgrünen, nadelförmigen und 
dünnsäulenförmigen Schillerspathkrystalle eine der Längsrichtung parallele Faser- 
bildung besitzen, während sie von zahlreichen, grünlich grauen Adern fast senkrecht 
zur Längsrichtung durchzogen sind, und führt die Melaphyre von Wiegersdorf und 
von Rabenstein als schillerspathreich an. Ein dem von Haarmann kennzeichneten 
Schillerspathe ähnliches, jedoch nicht von den grünlichgrauen Queradern durch- 
zogenes Mineral fand ich in dem Melaphyrgesteine von Ilmenau ziemlich reichlich 
vor. Seine oft mikroporphyrischen Längsschnitte, ziemlich breite Rechtecke oder 
an den Enden abgerundete Leistchen darstellend, sind meergrün, grünlichweiss bis 
graulichweiss, gewöhnlich zur Fängsrichtung parallel und dieht gerieft und nicht 
diehroitisch. Seine Querschnitte sind geriefte Oktagone, von den Durchschnitts- 
kanten der Prismen- und der beiden Pinakoidflächen gebildet. Es gelang mir 
einen regelmässigen, oktagonalen Querschnitt zu finden, an dem die Winkelmasse 
»oP:»P=: 86'/,° und 93'/,° und PS :oP% = fast 90° bestimmt wurden und 
an dem nachgewiesen werden konnte, dass die dichten Spaltungsriefen dem 


!) A. a. O. pag. 294. 

2) Elemente der Mineralogie 1871 p. 321. 

») A..a. O. p. 30. 

*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. B, X., 1858, p. 99; B. XI., 1859, p. 78 und B. XIII., 1861, p. 64. 


»1 
Brachypinakoide parallel verlaufen. Und auf Grundlage dieser Bestimmungen sind 
die erwähnten Durchschnitte als einem bronzitähnlichen Minerale gehörig zu be- 
trachten. Es mag noch erwähnt werden, dass sich in diesen Durchschnitten zuweilen 
vereinzelte Einschlüsse von Glaseiern, Gasbläschen und Einbuchtungen des Cementes 
vorfanden. 


3) Dem Titaneisen 


scheinen jene schwarzen, stabförmig platten Gebilde anzugehören, die, schranken- 
ähnlich zusammengefügt und meist rhombische Figuren bildend, nach dem Aetzen 
mit Salzsäure in den Dünnschliffen wahrzunehmen sind (z. B. im M. von Lomnitz). 


4) Apatit. 


Wie in Basalten, so auch in Melaphyren erscheint der Apatit recht häufig 
als accessorischer Bestandtheil. Am gewöhnlichsten erscheint er in Form langer 
farbloser, von Einschlüssen völlig freier Nadeln und Säulchen, die an Enden 
stumpf zugespitzt sind und deren Querschnitte mehr weniger regelmässigen, scharf 
geradlinig begrenzten und grell hervortretenden Hexagonen gleichen; selten dagegen 
sind vereinzelte Apatitdurchschnitte zu finden, die mit zartem Staube erfüllt, eine 
grauliche Färbung besitzen. — Es scheint, dass der grösste Theil der 
farblosen Nadeln in dem felsitischen Cemente dem Apatit ange- 
hört; denn diese Nadeln weisen regelmässig hexagonale Querschnitte auf, werden 
durch Salzsäure zersetzt und die Gesteinsproben, in denen sie vorkommen, geben 
starke Phosphorsäurereaktion. 

Es wird kaum ein Melaphyrgestein zu finden sein, in dem sich wenigstens 
eine Spur von Phosphorsäure, somit auch von Apatit, mit molybdaensaurem Amon 
nicht nachweisen liesse; aber es wird auch sehr wenige Melaphyre geben, in denen 
der Gehalt an Phosphorsäure 2°, und der an Apatit 5°, übersteigt. 

Von den böhmischen Melaphyren ergaben (nach Schätzung der mit molyb- 
daensaurem Amon erzielten Niederschläge) eirca '/,—2°, Phosphorsäure, somit 
1Y/,—5°/, Apatit die Melaphyrproben: von Roskopov, Jiva, Lomnitz, Hrabacov, 
Ziegenrücken bei Bräna, Horensko, Wichova, Trosky, Marcinov. 


5) Nephelin- 


durchschnitte, denen der Basalte ähnlich, wurden in geringer Menge von Haar- 
mann in dem Melaphyr von Ilmenau und aus dem Imsweiler Tunnel nachgewiesen. !) 
Von den böhmischen Melaphyren scheint nur der vom Wachberge (Sträz) bei 
Studenec und der von Neudorf etwas Nephelin zu führen. 


1) A. a. O. pag. 31. 


AALANATARAN NND 


II. Sekundäre Minerale, die als Gemengtheile der Grund- 
masse umgewandelter Melaphyre auftreten. 


Da bereits bei der Beschreibung der primären wesentlichen Minerale der 
Melaphyre auch die Umwandlungsarten eines jeden Minerals erläutert und die aus 
der Umwandlung hervorgegangenen Neubildungsprodukte namhaft gemacht wurden, 
so möge hier blos eine kurze mikroskopische Charakteristik der Letzteren folgen. 

Von den primären Mineralen der Melaphyrgesteine ist es der Olivin, welcher 
der Zersetzung zuerst anheimfällt. Ihm folgt in den meisten Fällen das Cement, 
namentlich seine schwärzlichen Gebilde und der augitische Gemengtheil, während 
der trikline und monokline Feldspath der Umwandlung am hartnäckigsten widerstehen. 
Sehr selten sind jene Fälle, in denen trikliner Feldspath mehr umgewandelt erscheint 
als der augitische Bestandtheil. 

Die aus dem Olivin, Augit und dem Cemente entstehenden Neubildungs- 
produkte sind: Ein delessitähnliches Mineral, ein chlorophäitähnliches 
Mineral, Magnetit, Hämatit, Limonit, Caleit (Dolomit), amorphe und 
kryst. Kieselerde (in verschiedenen Varietäten von Opal und Quarz). 


1) Sekundäre Minerale, die an der Zusammensetzung der Grundmasse 
der meisten umgewandelten Melaphyre wesentlichen Antheil nehmen. 


1) Ein delessitähnliches Mineral, das wesentlich in der Um- 
wandlung des Olıvin und des Cementes seinen Ursprung hat, erscheint in grünlichen, 
seltener gelblichen oder bräunlichen, schuppigen und faserigen Individuen. In den 
umgewandelten Olivindurchschnitten hat es gewöhnlich eine flaserige oder faserige 
Textur oder eine schalige und zugleich querfaserige Struktur. Im umgewandelten 
Cemente bildet es entweder zierliche Gruppen von Sternchen oder koncentrisch 
wellenförmig-schalige Gebilde, in deren Schalen die kurzen Fasern eine radiale 
Anordnung haben. !) 


') Aus dem Melaphyr von Kozinee erwähnt Tschermak (Porphyrgesteine, pag. 49) Eisen- 
chlorit und bemerkt von demselben, dass er die Feldspathlamellen färbt und beim 
Aetzen verschwindet, 


180) 
St) 


2) Ein chlorophäitähnliches Mineral erscheint in umgewandelten 
Olivinen, Augiten, sowie im Cemente als eine amorphe, gleichartige, erdige oder 
Hoockige, grüne, gelbliche oder bräunliche Substanz. In Blasenräumen pflegt es, 
gleich dem Delessit, in grösseren Partien ausgeschieden zu sein. }) 


8) Der sekundäre Magnetit erscheint im Cemente gewöhnlich in 
pelitischen Körnern und in regellosen Anhäufungen derselben. In den Olivindurch- 
schnitten stellt derselbe Reihen von Körnern, Streifchen oder balkenähnliche Gebilde 
dar, welche meist die Richtungen der ehemaligen Klüftchen verfolgen ‚und die 
Ränder der Olivindurchschnitte scharf markiren, oder derselbe breitet sich als eine 
schwarze, formlose Masse in grösseren Olivinpartien aus oder nimmt die ganze 
Olivinform ein, so dass er sich als eine scharf begrenzte Pseudomorphose 
nach Olivin präsentirt. 


Der sekundäre Magnetit ist nur in solchen Melaphyren zu finden, deren 
Olivine und deren Cementmasse im letzten Umwandlungsstadium anzutreffen sind. ?) 


4) Der Hämatit bildet bluthrothe, an den dünnsten Stellen gelbrothe, 
peletische Körner, Fetzen und Flocken oder unregelmässige Partien, die sich sowol 
im Cemente als auch in den Olivindurchschnitten vorfinden; tritt aber auch in 
geradlinig und scharf begrenzten, bluthrothen Hexagonen auf. 


Da sich letztere auch in der unmittelbaren Nähe wenig umgewandelter, 
grünlicher Olivindurchschnitte vorfanden (z. B. im Melaphyr von Rybnitz-Beneschau), 
so liest die Vermuthung nahe, dass der in hexagonalen Durchschnitten vorkommende 
Hämatit (sowie das Titaneisenerz) auch primärer Bildung sein kann. Dass der 
sekundäre Hämatit durch Oxydation des Magnetit enstanden ist, dafür sprechen 
die röthlichen Randzonen, mit welchen: zarte Magnetittheilchen (Streifchen, Nadeln, 
Körnchen) zuweilen versehen sind. 


Der in pelitischen Körnern, in Fetzen und Flocken erscheinende Hämatit 
kömmt nur in umgewandelten Melaphyrgesteinen (z. B. von Zläbek, Radostny am 
Kozakov, Oberstein) vor und dringt nicht selten bis in die zartesten Klüftchen der 
Feldspathe ein. °) 

5) Der Limonit erscheint in bräunlichen Flocken und fetzenartigen Partien 
und ist entweder ein Umwandlungsprodukt des Haematit (durch Wasseraufnahme 
entstanden) oder ein direktes Ausscheidungsprodukt des Olivin oder des Cements.?) 


!) Aeltere (böhmische) Melaphyre des 1. und 2. Lagers erwähnt Tschermak (a. a. 0. p 43) 
als chlorophaeit- oder biotitführende Gesteine. 

2) Die schönsten Magnetitpseudomorphosen nach Olivin fanden sich in einem Melaphyr- 
gesteine von Studenee vor. 

») Bis 2 mm. lange Pseudomorphosen von Eisenglanz nach Olivin beschreibt. Tschermak 
aus dem Melaphyr von Zderetz (Porphyrgesteine, pag. 60). 

*) In den röthlichen, bräunlichen und gelblichen Melaphyrarten pflegt das ganze Cement 
(und die Klüftchen der Krystallgemengtheile) mit Haematit oder Limonit imprägnirt zu 
sein; was an Dünnschliffen im reflektirten Lichte am besten wahrzunehmen ist, 


24 


2) Sekundäre Minerale, die nur stellenweise oder seltener an der Zu- 
sammensetzung der Grundmasse umgewandelter Melaphyre Antheil 
nehmen. 


Ein farbloses, rhomboedrisches Carbonat — Calcit oder Dolomit — 
durch die unter einem schiefen Winkel sich kreuzenden, dichten, geradlinigen und 
scharfen Klüftchen ausgezeichnet, wurde als die Substanz der mikroporphyrischen 
Durchschnitte!) in dem umgewandelten Melaphyre des Eisenbahndurchschnittes bei 
Poric erkannt. Ausserdem wurde an dem Brausen mehrer äusserst feinkörnigen und 
kryst. dichten Melaphyre in Säuren bemerkt, dass Caleitsubstanz zuweilen die 
Grundmasse imprägnirt. In grösseren grobkörnigen Partien ausgeschieden, fand sich 
der Caleit in dem Melaphyre von der Goldzeche bei Widach, wo derselbe auch 
im Augit, Olivin und dem triklinen Feldspathe beobachtet wurde. 


Es ist sehr wahrscheinlich, dass in der im polaris. Lichte dunklen Basis 
des schwarzkörnigen Cementes umgewandelter Melaphyre mehr weniger amorpher 
Kieselerde steckt, denn der mit fortschreitender Umwandlung der Melaphyre höher 
steigende Kieselerdegehalt der chemischen Analysen und das gänzliche Auflösen 
von Olivin und Augit in dem amorphen Cemente sprechen dafür; doch scheint oft 
ein grosser Theil der Kieselerde (wahrscheinlich noch mit anderen Substanzen 
gemengt) in krystallinischer Form als Skelet der Krystallgemeng- 
theile zurückzubleiben, in welchem Falle Durchschnitte der Letzteren im pola- 
risirten Lichte nicht opak werden. 


In krystallinischer Form im Cemente ausgeschieden ist die 
Kieselerde seltener zu finden; häufiger dagegen erscheint sie in erbsengrossen, 
durch die Melaphyrmasse ziemlich gleichmässig vertheilten Kügelchen von minder 
deutlich concentrisch schaligen und stellenweise radial faserigen Struktur (Chalcedon- 
kügelchen) und am häufigsten in kleineren und grösseren Mandeln. 


Eintheilung der Melaphyrgesteine und mikroskopische Analysis 
der von einzelnen Lokalitäten stammenden Proben. 


Durch von Richthofen’s Scheidung der südtiroler schwarzen Porphyre in 
Hornblendegesteine (Melaphyre) und Augitgesteine (Augitporphyre) und weiterhin 
durch Haarmann’s mikroskopische Untersuchungen, aus denen resultirte, dass es 
auch orthoklasreiche und augitfreie Melaphyre gibt, waren die Grundlagen zu einer . 
detaillirten Eintheilung der Melaphyrgesteine gegeben. 


Und die ersten Schritte zu einer solchen Eintheilung hat Doelter *) gethan. 
Nachdem er die Vereinigung der südtiroler Hornblende- und Augit-Gesteine 


») Wahrscheinlich gehören diese Durchschnitte dem Augite an. 
2) A. a. O. pag. 292. 


25 


durch die Bezeichnung „Melaphyr“* vom mineralogischen und geologischen Stand- 
punkte gerechtfertigt hatte, theilte er die Melaphyre Südost-Tirols folgendermassen ein: 

1) Augit-Melaphyre: 

a) Augitporphyr (augitreicher Melaphyr), 
b) Augitarme Melaphyre und Augit-Hornblende-Melaphyre. 

2) Hornblende-Melaphyre. 

3) Augit- und Hornblendefreie Melaphyre. !) 

Wir haben in der Einleitung hervorgehoben, dass die böhmischen Mela- 
phyre mit sehr wenigen Ausnahmen keine Hornblende enthalten und dass die 
augithältigen und augitfreien, sowie die orthoklasreichen und orthoklasarmen 
Melaphyre kontinuirliche Reihen bilden, daher eine scharfe Trennung nicht gestatten. 
Um aber doch approximativ die mineralischen und chemischen Unterschiede fest- 
zustellen, haben wir Doelter’s Eintheilung adoptirt und nur in so fern erweitert, 
dass wir das Vorwalten des Plagioklases oder des Orthoklases in den Vordergrund 
gestellt haben. Unsere Eintheilung der Melaphyrgesteine ist demnach folgende: 

I. Plagioklas-Melaphyre: 

1) augitreich (1. amphibolreich) ; 
2) augitarın (2. amphibolarm); 
3) augit- (oder amphibol-) frei. 

I. Orthoklas-Melaphyre : 

1) augitreich (1. amphibolreich) ; 
2) augitarn (2. amphibolarm) ; 
3) augit- (oder amphibol-) frei. 

In den Plagioklas-Melaphyren ist der feldspathige Gemengtheil mindestens 
zur Hälfte triklin, in den Orthoklas-Melaphyren monoklin. 

Die augitreichen Plagioklas-Melaphyre haben circa 20—40°,, 
Augit, sind in der Regel kleinkörnig, seltener feinkörnig und nicht mandelsteinartig. 
Ihre Dünnschliffe weisen gewöhnlich ein, das Krystallgemenge verkittendes und 
kleine Partien bildendes Cement (oder Magmaresiduum) auf, das vorwaltend fel- 
sitisch entglast (an langen, farblosen Mikrolithen ungemein reich) ist. 

Die augitarmen Plagioklas-Melaphyre haben circa 5—20°, 
Augit, sind feinkörnig bis krystal. dicht, zuweilen durch Hervortreten von Feld- 
spathtäfelchen mikroporphyrisch und oft mandelsteinartig. Ihre Dünnschliffe weisen 
einvorwaltend körnigesodertrichitreiches, amorphes, nur seltener 
oder zum geringeren Theile felsitisch entglastes Cement auf. 

Die augitfreien Plagioklas-Melaphyre haben weniger als 5%, 
oder gar keinen deutlichen Augit, sind in der Regel äusserst feinkörnig oder kryst. 


») Zu seiner Eintheilung fügt Doelter folgende Bemerkung hinzu: „Der Uralitporphyr 
kann nicht als besondere Gesteinsgruppe ausgeschieden werden, sondern gehört zu den 
Augit-Hornblende-Melaphyren.“ „Die Gesteine der 2. und 3. Gruppe müssten vom mine- 
ralogischen Standpunkte, der jetzigen Definition des Melaphyrs nach, eigentlich abge- 
trennt und als Porphyrite bezeichnet werden; da jedoch die Uibergänge in den wirklichen 
Melaphyr, sowie das Vorkommen in der Natur nicht gerade dafür sprechen, so haben 
wir diese Gesteine, ohne jene Frage entscheiden zu wollen, noch vorläufig zum Melaphyr 
gezählt. 


26 


dicht, zuweilen durch hervortretende Feldspathtäfelechen mikroporphyrisch und oft 
mandelsteinartig. Ihre Dünnschliffe weisen ein körniges, staubiges oder 
trichitreiches, amorphes Cement auf, das, gewöhnlich recht stark 
entwickelt, nur spärliche, farblose, lange Mikrolithe zu führen pflegt. 
Dieselben Grundlagen gelten auch für die Untergruppen der Orthoklas- 
Melapbyre; doch wurde in denselben nie ein vorwaltend felsitisch entglastes, 
häufig aber ein recht stark entwickeltes, gekörneltglasiges (aus schwarzen impel- 
lueiden und graulichen, durchscheinenden Körnern bestehendes) Cement beobachtet. 


I. Plagioklasmelaphyre. 


Diese Hauptgruppe umfasst alle jene augit- (oder amphibol-) reichen, 
augit- (oder amphibol-) armen und augitfreien Melaphyre, deren feldspathiger 
Gemengtheil der Menge nach mindestens zur Hälfte aus Plagioklas besteht. (Uiber 
die Natur des Plagioklas siehe pag. 10). 


1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre. 


In dieser Gruppe werden alle jene Plagioklasmelaphyre zusammengefasst, 
deren augitischer Bestandtheil etwa 20—40°%, beträgt. 

Dieselben sind kleinkörnig bis feinkörnig, sehr fest und nicht man- 
delsteinartig; im frischen Zustande schwarzweiss, grünlichschwarz, schwärzlich- 
grün, dunkel grünlichgrau oder schwärzlichgrau, im verwitterten Zustande lichter 
und mit einem Stich ins Bräunliche oder Gelbliche versehen. 

Ihre Dünnschliffe zeigen selten eine granitische Mikrostruktur, sondern 
weisen gewöhnlich ein, das Krystallgemenge verkittendes, felsitisches (an 
langen, farblosen Mikrolithennadeln reiches), zuweilen auch stellenweise 
ein staubkörner- und trichitreiches Cement auf. Im polarisirten Lichte ist ersteres 
zam grössten Theile hell, während letzteres meist ganz opak erscheint. 

Der augitische Bestandtheil hat zuweilen eine diallagähnliche Beschaffen- 
heit. Ausser dem Plagioklas ist gewöhnlich mehr weniger Orthoklas vorhanden. 
Olivin und Magnetit (Titaneisen) fehlen nie. 

Das spezifische Gewicht (bei 8° R) = 2:787—2'863. 


a) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit granitischer Mikrostruktur. 


Einer der augitreichsten Melaphyre ist der 
von Wichova bei Starkenbach. 
In dessen Dünnschliffen beobachtet man mit freiem Auge mohngrosse, 
lichte (fast weisse) Partien, die durch eine stellenweise graue, stellenweise bräun- 


liche Substanz verkittet sind. Und farblose Leistchen sind nur wie zarte Härchen 
zu bemerken. 


a7 


Im Mikroskope erscheinen die mohngrossen lichten Partien als Durchschnitte 
von zerklüfteten oder aggregirten Augitkrystallen, in denen äusserst zahlreiche 
Feldspathleistehen und vereinzelte Magnetitkörner als Einschlüsse vorkommen. Die 
graue Substanz besteht aus Feldspathdurchschnitten, Magnetitkörnern und einem 
sehr spärlichen Cemente, während an den bräunlichen Stellen zu den Gemeng- 
theilen der grauen Substanz noch kleinere und grössere, bräunlichgelbe oder 
schwärzlichbraune Olivinkörner hinzutreten. Letztere sind am Rande und an den 
Klüftchen schwärzlich markirt, haben eine flaserige Textur und zeichnen sich durch 
einen ungewöhnlich starken Dichroismus und eine starke Lichtabsorption aus, 
indem sie beim Drehen des Nicols citrongelbe, grüngelbe, grüngraue und grün- 
schwarze Farben aufweisen. Die mit einem Stiche ins Violettbraune versehenen 
lichten Augitdurchschnitte zeigen weder Dichroismus noch Lichtabsorption. 

Von den Feldspatbdurchschnitten sind sehr viele monoklin, breit, rissig 
und minder geradlinig begrenzt. Die triklinen Feldspathleistchen sind scharf ge- 
radlinig begrenzt und stark gerieft. 

Das äusserst spärliche Cement, welches nur zwischen den Krystallbestand- 
theilen der grauen Substanz eingeklemmt vorkömmt, enthält lange, farblose Mikro- 
lithe und zarte, schwarzgraue Staubkörner. 

Das schwarzweisse, kleinkörnige Melaphyrgestein 


von Horensko 


lässt weisse Feldspathkrystalle und schwärzliche Körner eines augitischen Minerals 
mit freiem Auge erkennen. 

In den Dünnschliffen dieses Melaphyrgesteines nimmt der Feldspath circa 
»,—?/; der Gesammtmasse ein. Und die grosse Mehrzahl der Feldspathdurchschnitte 
ist trikliner Natur. 

Die mit einem schwach bräunlichen oder bräunlichgelben Farbeton ver- 
sehenen, lichten Durchschnitte, die dem augitischen Bestandtheil angehören, scheinen 
zweifacher Art zu sein. Einige zeigen einen röthlichgelben und schwach grünlichen 
Dichroism, wobei eine schwache Lichtabsorption zu bemerken ist. Und diese pflegen 
mit einem dunkleren Rande versehen und frei von Klüftchen zu sein, zuweilen 
auch eine schwache faserige Textur zu verrathen. Andere, welche die Mehrzahl 
bilden und gewöhnlich lichter gefärbt (sehr schwach bräunlich bis graulichweiss) 
und mit Klüftchen versehen sind, zeigen weder Dichroism noch Lichtabsorption. 
Und diese sind als unzweifelhafte Augitdurchschnitte anzusehen. Mehre der Letzteren 
zeichnen sich diallagähnlich durch eine zarte und scharfe Riefung aus, deren 
Richtung mit den parallelen Spaltungsklüftchen der Längsschnitte Winkel von 70° 
bis etwa 90° bildet. 

Die meist unregelmässig begrenzten, graugelben und graugrünen Olivin- 
durchschnitte, die eine welligfaserige Textur haben, sind ziemlich sparsam. Noch 
sparsamer sind die farblosen Apatitnadeln mit ihren Hexagonquerschnitten. 

Die schwarzen, meist polygonalen Körner sind gewöhnlich durchlöchert, 
daher tüpfelweise bläulich durchscheinend. Unter ihnen kommen auch schwärzlich- 
braun durchscheinende Körner vor, die wahrscheinlich dem Titaneisen angehören- 

Das äusserst spärliche Cement ist nur stellenweise deutlich zu bemerken, 


28 
b) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit vorwaltend felsitischem Cemente. 


In den Dünnschliffen des kleinkörnigen, schwärzlich grünen Melaphyr- 
gesteins 


von Horensko 


unterscheidet man mit freiem Auge Y/,—2w= breite, farblose Feldspathnadeln, die 
mehr als die Hälfte der Gesammtmasse bilden, schwach bräunlichgelb gefärbte 
Durchschnitte dicht gedrängter Augitaggregate und graugrüne oder grauliche, mehr 
weniger lichte Stellen, die sich theils als Durchschnitte umgewandelter Olivinkrystalle 
theils als ein grünlichgraues oder graulichweisses Cement erweisen. Ausserdem 
sind spärliche schwarze Pünktchen zu bemerken, die dem Magnetit angehören. 

Bei 200fachen Vergrösserung erscheinen viele Feldspathdurchschnitte nicht 
gerieft (monoklin), schräge zerklüftet und in den Klüftchen mit dem graulichen 
oder grünlichen Cemente versehen. Manche derselben sind durch Schalenstruktur 
ausgezeichnet. 


Die schwach bräunlichen Augitdurchschnitte, welche von Feldspathkrystallen 
nach verschiedenen Richtungen durchwachsen, und hiedurch oft in kleine Fragmente 
zerstückelt erscheinen, zeigen weder Dichroismus noch Absorption; sie gehören 
seltener einfachen oder verzwillingten Individuen, sondern meist Aggregaten von 
kleineren Krystallen an. Spaltungsrichtungen, die zuweilen an den Querschnitten 
der ersteren zu bemerken sind, schneiden sich unter Winkeln von 85—89°. Ausser 
den zahlreichen Feldspatheinschlüssen sind in den Augitdurchschnitten seltene 
Apatitnadeln zu bemerken; aber die gewöhnlichsten Einschlüsse sind Schwärme 
von Bläschen und Anhäufungen von Schlackenkörnern und staubigen Gebilden, die 
oft regelmässig, in Reihen oder in Form eines Kranzes eingewachsen sind. Selbst 
in den gedehnten und hornartig gekrümmten Augitlängsschnitten sind die parallelen 
Schlackenkörnerreihen konkordant der Krümmung eingelagert. 

Es kommen auch Augitdurchschnitte vor, die dicht und zart gerieft, eine 
diallagähnliche Beschaffenheit haben. 


Die delessitähnlichen Umwandlungsprodukte der sporadisch vertheilten, 
graulich-, gelblich- oder dunkelgrünen Olivindurchschnitte bewirken an vielen Stellen 
eine graulichgrüne Färbung des Cementes und dringen selbst in die Spaltklüftchen 
und Zwillingsriefen der Feldspathkrystalle ein. 

Das ursprünglich graulichweisse, durch Umwandlungsprodukte des Olivin 
grünlich gefärbte, ziemlich stark entwickelte Oement erscheint als eine, durch ein Ge- 
wirre von langen farblosen Nadeln und von schwarzen impelluciden Trichit- und Staub- 
gebilden fast völlig entglaste Substanz, die im polarisirten Lichte fast überall hell 
bleibt. Die farblosen Nadeln dieses Cementes, meist 2—3"= Jang und 0'06"= breit, 
haben fast regelmässig sechsseitige Querschnitte. Von den schwarzen impellueiden 
Trichitgebilden finden sich allmählige Grössenübergänge bis zu den '/,"= dicken 
Magnetit- (oder Titaneisen-) Stäbchen, welche zuweilen sehr lang, mannigfach gebogen 
und aus kleinen Partikeln zusammengesetzt sind. Ausserdem finden sich im Cemente 
bräunlichgelbe und schwärzlichbraune Flocken vor, die wahrscheinlich dem delessit- 


29 


ähnlichen Umwandlungsprodukte des Olivin ihren Ursprung verdanken und endlich 
kleine bluthrothen Körner und Flocken, die als sekundäre Gebilde des Magnetit 
betrachtet werden können. 

In den — einem etwas verwitterten Stücke entnommenen — Dünnschliffen 
des feinkörnigen Melaphyrgesteins i 


aus dem Einschnitte von Hoiensko gegen Kostaälov 


erscheinen die Feldspathdurchschnitte mit lockerem zarten Staube erfüllt, die 
Augitdurchschnitte entfärbt und der Olivin zu einer citron- oder oranggelben, 
zuweilen flaserigen oder zartfaserigen Substanz (die oft von einem lockeren Kranze 
schwarzer Körner umrahmt ist) umgewandelt. 

Die Augitdurchschnitte zeigen weder Dichroism noch Lichtabsorption; sie 
sind parallel zerklüftet und oft durch Feldspatheinschlüsse ganz zerstückelt. Ihre 
Klüftchen, sowie die der Feldspäthe sind mit dem grünlichgelben Umwandlungs- 
produkte des Olivin, welches auch das spärliche, zartstaubige und farblose Mikro- 
lithennadeln führende Cement färbt, ausgefüllt. Gröbere Magnetitkörner und schwarze 
Stäbchen sind minder zahlreich. 

Eigenthümlicher Art sind grelle, farblose oder graulichweisse rundliche 
Körner, die in den umgewandelten Olivindurchschnitten, aber auch ausserhalb 
derselben (im Cemente) vorkommen und jedenfalls Neubildungen (Quarz?) sind. 

Apatitnadeln sind als Einschlüsse in den Augitkrystallen aber auch im 
Cemente zu finden. 

Das aus dem südöstlich 


an Lomnitz 


angrenzenden Haine stammende, schwärzlichgrüne, kleinkörnige Melaphyrgestein 
zeichnet sich durch ein stark entwickeltes, an langen farblosen Mikrolithennadeln 
und an zarten Trichitgebilden reiches Cement aus. In diesem Cemente, das im 
polarisirten Lichte zum grossen Theile dunkel erscheint, sind zuweilen kurze 


farblose Stäbchen derart gruppirt, dass sie L [ E U förmige Figuren bilden, 
die sich wiederum zu Quadraten und Rechtecken vereinigen. Die im Cemente vor- 
kommenden farblosen Nadeln haben regelmässig sechsseitige Querschnitte, die im 
polarisirten Lichte theils ganz dunkel theils durchschimmernd erscheinen. 

Die recht zahlreichen bräunlichgrauen, an Gasporen und Schlackenkörnern 
ungemein reichen Durchschnitte der Augitaggregate zeigen gewöhnlich nur an 
dickeren Stellen einen sehr schwachen Dichroism und eine schwache Lichtabsorption, 
sind oft von Feldspathkrystallen durchwachsen und von langen Mikrolithen durchspickt. 

Die durch wellenförmigen querfaserigen Randzonen und durch Spaltungs- 
klüftchen charakterisirten Olivindurchschnitte schliessen oft trübe bräunlichgrüne 
Partien und kleine Gruppen farbloser rundlicher Partikelehen ein. — Gröbere 
Magnetitkörner sind reichlich vorhanden. 

Mit diesem Gesteine im Allgemeinen übereinstimmend erweist sich der 
Melaphyr 


von Neudorf bei Lomnitz; 


30 


doch hat auch dieser Melaphyr seine Eigenthümlichkeiten. Vor allem findet man 
augitähnliche (nicht dichroitische) Durchschnitte, die, unregelmässig. begrenzt, oft 
von Feldspathleistehen durchspickt, an einzelnen Stellen oder durchwegs durch 
scharfe, geradlinige und parallele Riefung ausgezeichnet sind, somit dem Diallag 
ähneln. Zarte Bläschen und Schlackenkörnchen sind in denselben oft reihenartig 
geordnet. Die triklinen Feldspathleisten sind zuweilen rechtwinklig und knieförmig 
wie ein Balkengerüst zusammengefügt. Neben den farblosen, triklinen und mono- 
klinen Feldspathleisten finden sich auch trübe, weisse oder querzerklüftete oder 
querzzerfaserte Längsschnitte und hexagonale, mit spärlichen Mikrolithen und 
gedehnten Bläschen versehene Querschnitte, die als Nephelindurchschnitte angesehen 
werden könnten. 


In den verwitterten Melaphyrstücken von Lomnitz sind die Feldspath- 
krystalle milchweiss oder röthlichweiss und fast impellueid. Da sie in Salzsäure 
gar kein Aufbrausen zeigen, so gehören sie sicher keinem kalkreichen Feldspathe an. 


In den Dünnschliffen des kleinkörnigen, schwärzlichgrünen Melaphyrgesteins 
von Kozinec bei Starkenbach 


sind fast alle Mineralbestandtheile mit freiem Auge zu unterscheiden. Im Mikroskope 
bemerkt man, dass das ziemlich stark entwickelte, an langen farblosen Mikrolithen 
reiche, mannigfache Trichitgebilde und Staubkörner führende Cement aus einer 
farblosen, amorphen (im polar. L. dunklen) Substanz besteht, die durch die graulich- 
oder gelblichgrünen Umwandlungsprodukte des reichlich vorhandenen Olivin gefärbt 
und getrübt und durch farblose Mikrolithe und mannigfache Trichitgebilde mehr 
weniger entglast worden ist. 

Von den circa °/, der Gesammtmasse betragenden Feldspathleistchen sind 
viele — meist durch rissige Beschaffenheit charakterisirt — monoklin ; doch greifen in 
die breiten, im polaris. Lichte einfärbig gefärbten Durchschnitte dünne Lamellen 
zinkenähnlich ein. In den Längsschnitten der triklinen Feldspäthe kommen quer 
eingelagerte Lamellen vor. Deutlich ist der Uibergang der zarten Trichitgebilde in 
die dickeren, zuweilen sehr langen, geraden und gekrümmten, schwarzen Stäbchen 
zu verfolgen, an denen man nicht selten wahrnimmt, dass sie aus kleinen polygonalen 
Magmetit- oder Titaneisenkörnern zusammengesetzt sind. Die schwarzen Körner 
bilden zuweilen einen kohärenten Kranz um die graubraunen Augitdurchschnitte 
und kommen auch in den langen, gekrümmten Augitstäbchen in einer oder in zwei 
Reihen als Einschlüsse vor. Ausser den graubraunen (chokoladefärbigen) Augitdurch- 
schnitten kommen auch lichtere, gelbliche Durchschnitte vor, die von schwarzen 
Körnern umsäumt zu sein pflegen und bei einem schwachen Dichroism eine ziemlich 
starke Lichtabsorption zeigen. Die Magnetitkörner gruppiren sich oft zu zierlichen 
Figuren, welche auch andere Krystalle einschliessen. 

Sowohl in den Feldspath- als auch in den Augitdurchschnitten finden sich 
grauliche oder grünliche Streifen des Cementes vor. 

An den Olivindurchschnitten ist zuweilen vom Rande aus die ganze Farben- 
reihe vom Braunrothen bis zum Gelbgrünen zu verfolgen, während das Innere noch 
einen farblosen Kern unversehrter Olivinsubstanz birgt. 


31 


Dem Melaphyrgestein von Horensko ähnelt das 
von Hrabadov bei Starkenbach, 


welches prächtige, vertikale Pfeilergruppen oberhalb des Dorfes bildet und in 
welchem man neben grünlichschwarzen Augitkörnern zart geriefte und rissige Feld- 
spathkrystalle mit freiem Auge unterscheidet. In den Dünnschliffen desselben sind 
die polysynthetischen Feldspathdurchschnitte vorwiegend; aber die Lamellen sind 
oft breit und wechseln mit dünneren ab, welche meist durch dichte Riefung aus- 
gezeichnet sind. Ausserdem finden sich auch Feldspathleistehen vor, die im pola- 
risirten Lichte verschiedenfärbige Längshälften zeigen, somit als Durchschnitte von 
Orthoklaszwillingen gedeutet werden können. In vielen Feldspathdurchschnitten sind 
dünne Streifen und gedehnte Partien des grauen oder. bräunlichgrauen Cementes 
zwischen den Lamellen eingeschlossen. 

Die schwach bräunlichgrau gefärbten Augitdurchschnitte, die gewöhnlich 
nur sehr schwach dichroitisch sind, kommen etwas reichlicher vor als in dem 
Melaphyr von Horensko, während die grünlichen, flaserigen oder wellig faserigen 
Ölivindurchschnitte minder zahlreich zu finden sind. 

Die langen farblosen Mikrolithennadeln mit regelmässig sechsseitigen Quer- 
schnitten sind an den meisten Stellen des Cementes so reichlich entwickelt, dass 
letzteres fast völlig entglast erscheint. 

Dem Melaphyrgestein von Hrabacov ähnelt der kleinkörnige, schwarzgrüne 
Melaphyr 


von Brannd ; 


enthält aber ein reichlicher entwickeltes, halb entglastes Cement, in dem neben 
langen farblosen Mikrolithennadeln Trichitgebilde sehr zahlreich sind (daher erscheint 
dieses Cement im polarisirten Lichte dünkler als das des Hrabacover Melaphyr.) — 
Durch ‚Verwitterung wird dieses Gestein lichter und bräunlichgrau. 

Verschieden sind die Melaphyrgesteine vom ZiegenrückenbeiBrannä, 
deren weiter unten Erwähnung geschieht. 


c) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit felsitisch halb entglastem und zugleich 
staubkörner- und trichitreichem Oemente. 


Unter den Feldspathdurchschnitten des feinkörnigen Melaphyrgesteins aus 
dem Felsen 


zwischen Rybnitz und Beneschau 


sind recht zahlreiche, breite, minder geradlinig begrenzte und schief zerklüftete 
Längsschnitte, die, im polarisirten Lichte einfärbig oder zu Hälften verschieden 
gefärbt, dem monoklinen Feldspathe angehören. 


Die etwas reichlicher vorhandenen Augitdurchschnitte zeigen einen schwachen 
Dichroism und eine deutliche Lichtabsorption; sie sind frei von Mikrolithen und 
nur durch die Feldspatheinschlüsse zerstückelt. Die Olivindurchschnitte sind theils 


32 


oranggelb theils dunkelbraun bis schwärzlichbraun gefärbt, meist schwärzlich umrahmt 
und durch parallele oder wellige Faserung kennzeichnet; sie sind ebenso stark 
dichroitisch, wie die im Melaphyrgestein von Wichova. Es kommen auch graugrüne 
Partien vor, die ein Aggregat zarter Sternchen oder strahlig faseriger Gebilde dar- 
stellen. Auch hier sind in den Olivindurchschnitten graulichweisse, rundliche Körner 
(Quarz?) wahrzunehmen, die sekundäre Gebilde zu sein scheinen. 


Das spärliche Cement, das auch in den Feldspathleistehen in Streifchen 
eingeschlossen vorkömmt, ist reich an gröberen Staubkörnern, an dickeren schwarzen 
Stäbchen und Trichitgebilden, stellenweise auch an langen, dünnen, farblosen Mi- 
krolithen mit hexagonalen Querschnitten. Im polarisirten Lichte ist dasselbe meist 
ganz dunkel. 


2) Augitarme Plagioklasmelaphyre. 


In dieser Gruppe werden alle jene Plagioklasmelaphyre zusammengefasst, 
deren augitischer Bestandtheil etwa 5—20°, beträgt. 

Dieselben sind feinkörnig bis krystallinisch dicht, durch Hervor- 
treten von Feldspathkörnchen und Nädelchen mikroporphyrisch und oft 
mandelsteinartig. Im frischen Zustande, in welchem sie jedoch seltener an- 
zutreffen sind, haben sie grünlichschwarze, grünlichgraue oder schwärzlichgraue 
Farbe; durch Verwitterung werden sie mehr weniger licht bräunlich ‘oder gelblich, 
zuweilen auch graulichgrün gefärbt, wobei auch die feinkörnige Zusammensetzung 
oder die mikroporphyrische Struktur deutlicher hervortritt. 

Ihre Dünnschliffe weisen ein das Krystallgemenge verkittendes, vor- 
waltend staubkörner- und trichitreiches Cement auf, das nur im unterge- 
ordneten Masse lange, farblose Mikrolithe führt oder nur stellenweise an farblosen 
Mikrolithen reich oder mehr weniger felsitisch entglast ist und das im polarisirten 
Lichte ganz oder zum grössten Theile dunkel erscheint. 

In Dünnschliffen (verwitterter) bräunlich oder gelblich gefärbter Melaphyre 
erscheint das Cement, sowie die Klüftchen der Krystalldurchschnitte im reflektirten 
Lichte röthlich, bräunlich oder gelblich gefärbt. 

Plagioklas, dem sich gewöhnlich mehr weniger Orthoklas anschliesst, 
nimmt stets mehr als ®,,, zuweileu mehr als ®, der Gesammtmasse ein. Neben demselben 
tritt der Augit oder der Olivin oder das Cement in den Vordergrund; aber auch 
der Magnetit (nebst Titaneisen) und in den verwitterten Varietäten seine Umwand- 
lungsprodukte (Hämatit, Limonit) pflegen reichlich vorhanden zu sein. 

Auch in dieser Gruppe hat der augitische Bestandtheil zuweilen eine 
diallagähnliche Beschaffenheit. 

Das spezifische Gewicht (bei 3°—10° R) = 2:688—2'809. 


Mehr als 15°/, Augit enthält das aus dem Steinbruche 
oberhalb Walditz bei Kostalov 


stammende, grauschwarze, sehr feinkörnige Melaphyrgestein, in dessen Dünnschliffen 
spärliche, graulichgrüne, dunkel umrahmte Olivindurchschnitte mikroporphyrisch 


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hervortreten. Das staubkörner- und trichitreiche, fast schwarze Cement ist nur an 
dünnen Stellen durchscheinend. Den grössten Antheil an der Zusammensetzung 
des Gesteins haben die Feldspäthe, von denen die Meisten deutlich gerieft oder 
im polaris. L. lamellar buntfärbig erscheinen. _ 

Dünnschliffe des sehr feinkörnigen Melaphyrgesteins 


von Poitie bei Semil 


zeigen ein Gemenge von vorwaltenden (circa ®/, der Gesammtmasse einnehmenden) 
monoklinen und triklinen Feldspathleistehen (die einander so ziemlich das Gleich- 
gewicht halten und Schlackenkörnchen und Gasbläschen einschliessen) mit schwach 
bräunlich gefärbten und zerklüfteten Augitdurchschnitten '), die zu kleinen Gruppen 
aggregirt sind, mit ziemlich gleichmässig vertheilten und recht zahlreichen, am 
Rande graugrünen, innen schwach gelblichen Olivindurchschnitten und zahlreichen, 
fast gleich grossen Magnetitkörnern. Zwischen den Krystallbestandtheilen ist ein 
graulichweisses, schwarzstaubiges Cement verbreitet, das minder zahlreiche farblose 
Mikrolithe enthält, aber durch bedeutenden Reichthum an schwarzen Körnchen, 
Staub- und Trichitgebilden ausgezeichnet ist. An wenigen Stellen erscheinen de- 
lessitähnliche Umwandlungsprodukte der Olivinsubstanz als Färbemittel des Cementes. 
Die schwarzen Körnchen, Staub- und Trichitgebilde, weiche dem ursprünglich 
farblosen Cemente eine graue Färbung ertheilen, lösen sich durch Umwandlung 
allmählig auf, wobei sich anfänglich jedes Körnchen mit einer bräunlichen Zone 
umgibt, wodurch das Cement schwärzlichbraun gefärbt und fast impellucid wird, 
worauf ein Zerfliessen der Körnchen in eine bräunliche Substanz, eine hellbraune 
Färbung des Cementes und ein partielles oder fast gänzliches Verschwinden der 
schwarzen Körnchen, Staub- und Trichitgebilde erfolgt. 

Aus diesem Umwandlungsvorgange, der wahrscheinlich in der Oxydation des 
Eisengehaltes und in der Bildung eines Eisenoxydsilikates besteht, kann man folgern, 
dass die schwarzen Körnchen, die Staub- und Trichitgebilde, unter denen auch 
kleine (bei 200 X Vergrösserung mohngrosse) Bläschen vorkommen, zum grössten 
Theile aus Magnetit oder auch Titaneisen bestehen. 

Einen ganz anderen Anblick bieten Dünnschliffe, die aus einem verwitterten 
Stücke des Melaphyres 


aus dem Bisenbahndurchschnitt von Pormi& 


entnommen wurden. Bei flüchtiger Ansicht unterscheidet man bei 200 x Vergrösserung 
nur graulich- oder gelblichweisse, zart staubige Feldspathdurchschnitte, ein fast 
srasgrünes, mit locker vertheilten und minder zahlreichen, schwarzen Körnchen, 
Trichiten oder kleinen Häufchen derselben versehenes Cement und nur an wenigen 
Stellen weisse oder graulichweisse, mikro- und makroporphyrische Durchschnitte, 
an‘denen Umrisse des Augits zu erkennen sind. 

Stellt man aber eine genauere Beobachtung an, so bemerkt man noch an 
vielen Stellen des grünen Cementes Umrisse des zuweilen schwarzkörnig umsäumten 
Ölivin, der, meist einer strukturlosen Substanz gleichend, nur stellenweise zarte 

%) Dieselben sind nicht dichroitisch, zeigen aber eine schwache Lichtabsorption. 
3 


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Faserung zeigt. Und zwischen diesen Olivindurchschnitten findet man noch Uiber- 
reste des schwach bräunlichen und staubkörnerreicheren Cementes. 

Die mikro- und makroporphyrischen, weissen oder graulichweissen Durch- 
schnitte mit Augitumrissen zeigen scharfe geradlinige Zerklüftungen nach zwei 
unter einem schiefen Winkel sich schneidenden Richtungen, woraus man auf ein 
rhomboedrisches Carbonat, am wahrscheinlichsten Dolomit, schliessen kann. 

Das grünlichschwarze, feinkörnige, in Säuren schwach brausende Melaphyr- 
gestein 

von Loukov (zwischen Ruppersdorf und Semil) 


führt ein spärliches, zumeist nur zwischen den Krystallbestandtheilen eingeklemmtes, 
an dunklen Staubkörnern, stellenweise auch an langen schwarzen Nadeln und an 
farblosen Mikrolithen reiches Cement. Die monoklinen und triklinen Feldspath- 
durchschnitte, die einander nahezu das Gleichgewicht halten, nehmen etwa °, und 
die mit einem Stich ins Bräunliche versehenen, nicht dichroitischen und nur eine 


‘schwache Lichtabsorption verrathenden Augitdurchschnitte etwa "/,, des Sehfeldes 


ein, während die dunkelgelben oder rothbraunen, trüben Olivindurchschnitte minder 
zahlreich sind. Und letztere sind durch einen starken Dichroismus ausgezeichnet. 


Andere von Loukov stammenden Melaphyrgesteine sind fast dicht, zuweilen 
mandelsteinartig und haben eine dunkelgraue oder dunkel gelblichgraue Farbe. 
Diese brausen in Säuren stärker auf. 


In den grünlichen, bräunlichgrau gefleckten Dünnschliffen des grauschwarzen, 
fast dichten und sehr festen Melaphyrgesteines 


von Boikov bei Semil (nahe der Brücke über den Voleskafluss) 


sind äusserst zahlreiche, farblose, kurze Härchen (Feldspath) zu bemerken. 


Im Mikroskope treten die farblosen Feldspathleistchen in den Vordergrund; 
viele sind stark gerieft und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig; aber fast 
ebenso viele erscheinen einfach und im polarisirten Lichte homogen gefärbt. Letztere 
sind zuweilen mit den ersteren parallel verwachsen. Stellenweise kommen auch 
licht bräunlichgraue, schwach dichroitische Augitdurchschnitte zum Vorschein, die 
von Feldspathleistchen durchspickt sind. Im Ganzen nimmt der Augit irca 5—10%, 
der Gesammtmasse ein. Spärlicher ist der Olivin zu finden, dessen Durchschnitte 
graugrün und graugelb gefärbt, trübe und dunkel umrahmt sind. 

Das im polarisirten Lichte meist dunkle Cement, das zwischen den Krystall- 
bestandtheilen eingeklemmt vorkömmt und auch kleine Partien bildet, ist mit Ma- 
gnetitkörnern, lockerem schwarzen Staube, kurzen, schwarzen oder schwarzbraunen 
Härchen und langen farblosen Mikrolithen versehen, welche letztere, gewöhnlich 
grau bestäubt, oft von einem Punkte, z. B. einem Magnetitkorn, strahlig auslaufen. 

Aus dem Steinbruche von 


Kundratitz 


wurden vom Herrn Assist. Bilek zwei Melaphyrproben gebracht, welche beide unter 
die augitarmen Plagioklasmelaphyre eingereiht werden können. 


35 


Das Hauptgesteim des Steinbruches ‘ist schwärzlichgrau,, feinkörnig und 
scheinbar recht frisch; allein in dessen Dünnschliffen bemerkt man, dass der mehr 
als 5%, betragende Augit und der auch nicht reichlich vorkommende Olivin der 
Umwandlung fast gänzlich anheimgefallen sind. Durchschnitte des ersteren, weiss 
oder graulichweiss, etwas wolkig, haben minder deutliche Contouren, während die 
graugrünen trüben, flaserigen und die graugelben und gelbbraunen Olivindurch- 
schnitte gewöhnlich mit dunklen Rändern versehen sind. Dem vorwaltenden triklinen 
Feldspathe schliesst sich ziemlich viel Orthoklas an und beide nehmen mehr als 
®/, der Gesammtmasse ein. Eine eigenthümliche Umwandlung erlitt das stellenweise 
noch schwarz-körnige, an schwarzen Stäbchen reiche, ziemlich stark entwickelte 
Cement. An vielen Stellen, namentlich in der Nähe umgewandelter Olivindurch- 
schnitte, besteht dasselbe aus graugrünen Fäserchen, die theils parallel theils 
strahlig aggregirt sind und oft wellenförmige Figuren bilden; an anderen Stellen 
ist es grüngelb und zartstaubig. 

In diesem Gesteine kommen kleinere und grössere Blöcke eines an erbsen- 
und bohnengrossen Chalcedonkügelchen sehr reichen Melaphyrgesteins vor, das 
sich von dem ersten nur durch eine etwas dunklere Farbe und in Dünnschliffen 
durch mehr Augit und ein an Staubkörnern ungemein reiches Cement unterscheidet. 

In den Dünnschliffen des äusserst feinkörnigen, grauschwarzen Melaphyr- 
gesteins aus dem Hangenden des Kohlenflötzes 


von Nedves bei Semil 


sind die vorwaltend triklinen Feldspathleistchen, die circa ?/, der Gesammtmasse 
einnehmen, oft mit Einschlüssen von reihenförmig gelagerten Schlackenkörnern und 
Gasbläschen versehen; zuweilen weisen sie auch prächtige Schalenstruktur auf. — 
Die bräunlichen, nicht dichroitischen Augitdurchschnitte, deren Menge circa 10°/, von 
der Gesammtmasse beträgt, sind nicht gleichmässig vertheilt, sondern stellenweise 
angesammelt. — Olivin, dessen Durchschnitte grünlichgelb gefärbt sind, kömmt in 
Krystallen verschiedener Grösse, aber minder zahlreich vor. 

Das schwach bräunlichgrau gefärbte, im polarisirten Lichte dunkle Cement 
ist meist eingeklemmt, doch nimmt es stellenweise auch kleine Partien ein. Es ist 
staubkörner- und trichitreich und nur stellenweise walten im selben lange, farblose 
Mikrolithe vor. Durch Umwandlung wird es grüngelb oder oranggelb, wobei die 
schwärzlichen Staub- und Trichitgebilde verschwinden. Ausser den schwarzen Körnern 
kömmt der Masnetit auch in stabförmigen Gebilden vor. Apatitdurchschnitte sind 
selten zu finden. 

In den Dünnschliffen des Melaphyrs 


von Zar. Kostalov 


unterscheidet man längliche, fast milchweisse Feldspathdurchschnitte und graugrüne 
oder bräunliche Flecke. 

Die Feldspathdurchschnitte (eirca 60—70°/,) sind ganz trübe, daher näher 
nicht bestimmbar. Die grünlichen und bräunlichen Flecke sind umgewandeltes, an 
dünnen Stellen grünlich und oranggelb durscheinendes Cement, welches auch zwischen 
den Feldspathleistchen eingeklemmt ist und in welchem schwarz umrahmte, aus- 

g*+ 


a a u ers 


36 


gebleichte oder noch schwach grünlichgelb gefärbte Olivin- und schwach bräunliche, 
nicht dichroitische Augitdurchsehnitte (eirca 5°/,) wohl zu erkennen sind. — Da 
der Augit nicht so bedeutend zersetzt ist wie der Feldspath, so scheint letzterer 
nicht besonders saurer Natur zu sein. — Magnetit ist minder zahlreich. 

Der Magnetit erscheint in grösseren Körnern und Stäbchen, die durchlöchert 
sind. Apatit ist sparsam zu finden, 


Die Dünnschliffe des 
oberhalb Jaberlich am Raschen 


befindlichen, sehr feinkörnigen, fast dichten, dunkel gelblichgrauen Melaphyrgesteins 
sind graulichgrün und stellenweise bräunlichgrau gefleckt. 

Zwischen den triklinen und monoklinen Feldspathleistchen sind kleine 
bräunliche Augitdurchschnitte (5—10°/,) recht zahlreich verbreitet. Ziemlich stark 
ist das an schwarzen Körnern, an Trichit- und Staubgebilden reiche, trübe, dunkel- 
sraue Cement entwickelt, das in den bräunlichen Flecken der Dünnschliffe zu 
einer graugelben, an Körnern und Staubgebilden bedeutend ärmeren Substanz um- 
gewandelt ist. Ausgebleichte, schwarz umrahmte Olivinkörner sind selten zu finden. 


In dem sehr feinkörnigen, fast, dichten, grauschwarzen Melaphyrgestein 
von Jiva-Roskopov, 


das in Säuren nicht eine Spur von Kohlensäure verräth, sind farblose, trikline 
und monokline Feldspathleistehen in kleinen Gruppen mikroporphyrisch ausge- 
schieden; ebenso sind die etwa 10—15°%, der Gesammtmasse einnehmenden, nicht 
dichroitischen Augitkrystalle oft gruppenweise angehäuft. Das zumeist eingeklemmte 
Cement ist nur an wenigen Stellen grau, staubig und zum grössten Theile durch 
das Umwandlungsprodukt des Olivin grünlichgelb gefärbt. 

Die gelblichen und bräunlichen Olivindurchschnitte haben meist noch deutliche 
Umrisse und wellig faserige oder flaserige Textur; zuweilen sind sie mit einem 
schwärzlichen, fast impelluciden Rande und einem liehteren Aussensaume versehen, 
welche das Vorstadium zur Umbildung in die schwarzkörnige Randzone repräsentiren. 

In Dünnschliffen des sehr feinkörnigen, grauschwarzen, in Säuren nicht 
brausenden Melaphyrgesteins 


von Usti bei Paka 


sieht man mittelst der Loupe: schwarze Magnetitkörnchen, äusserst zarte Feld- 
spathnädelchen, dunklere grünliche und liehtere, grauliche, ziemlich gleichmässig 
vertheilte Partien. 

Bei 200% Vergrösserung erweisen sich die weniger zahlreichen, grünlichen 
Partien als smaragdgrüne, grüngelbe oder gelbbraune und von grünlichen Kluft- 
adern durchsetzte Durchschnitte des Olivin, die einen ziemlich starken Dichroismus 
zeigen, oder als das durch. Umwandlungsprodukte des Olivin-grünlichgrau: gefärbte 
Cement, welches überall zwischen die Krystallbestandtheile eingezwängt ist und in 
welchem Trichit- und Staubgebilde über die farblosen Mikrolithennadeln vorwalten. 
In den graulichen lichteren Partien walten Augitdurchschnitte vor, die etwa 10 bis 


SS] 
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15°, der Gesammtmasse ausmachen. Dieselben sind nicht dichroitisch, verrathen 
aber eine schwache Lichtabsorption. 

Die triklinen und monoklinen Feldspathleistchen, in denen Gasblasen, 
Schlackentheilchen und Magnetitkörner vorkommen, nehmen fast ”/, der Gesammt- 
masse ein. ö 


In den Dünnschliffen des grünlich schwarzgrauen, sehr feinkörnigen Melaphyrs 
von Levin-Oels 


sind zahlreiche mikroporphyrische Feldspathdurchschnitte zu bemerken, von denen 
mehre mit einem dunklen Kerne versehen sind. Und dieser erweist sich im Mi- 
kroskope als eine dichte Anhäufung von Schlackenkörnern, deren Menge zuweilen 
so gross ist, dass von der farslosen Feldspathsubstanz nur ein dünner Saum 
übrig bleibt. 

Neben den mehr als ®/, der Gesammtmasse einnehmenden, monoklinen und 
triklinen Feldspathdurchschnitten, die ausser den Schlackenkörnern auch grössere 
Gasblasen mit fixen und mit wackelnden Libellen einschliessen, treten Aggregate 
von schwach bräunlichen, nicht dichroitischen Augitdurchschnitten (10—15°/,) m 
den Vordergrund, während die graugrünen, meist mikroporphyrischen Olivindurch- 
schnitte minder zahlreich anzutreffen sind. 

Das graue, körnig staubige, auch lange farblose Mikrolithe umfassende, im 
polarisirten Lichte dunkle Cement erscheint meist nur zwischen den Kıystall- 
bestandtheilen eingeklemmt. 


Das Melaphyrgestein 
vom Gipfel des Kaiserberges unweit Neu-Paka 


ist feinkörnig, dunkel braungrau und gelb gefleckt. 

In seinen Dünnschliffen bemerkt man mit freiem Auge farblose Feldspath- 
nädelehen, in einer grauen Substanz eingebettet, und. rostbraune Flecke. Letztere 
erweisen sich unter dem Mikroskope als das amorphe, mit schwärzlich- oder graulich- 
braunem Staube imprägnirte, an dickeren Stellen fast impellueide und im reflektirten 
Lichte ziegelrothe Cement, das in diesem Melaphyre ziemlich stark entwickelt, aber 
ungleichmässig vertheilt ist. 


Der an Menge bedeutendste Gemengtheil ist der Feldspath, dessen Längs- 
schnitte zum grössten Theile dicht gerieft und im polarisirten Lichte lamellar 
buntfärbig erscheinen (doch sind auch monokline Feldspathdurchschnitte keine 
Seltenheit). Und zwischen den Feldspathleistchen sind die wenig zahlreichen (eirca 
5—10°%,), schwach bräunlichen Augitdurchschnitte, die einen schwachen Dichroismus 
verrathen, und das an grauem oder graubraunem Staube oder an Trichitgebilden 
reiche, stellenweise auch farblose Mikrolithe führende Cement eingeklemmt. 

Letzteres bildet aber auch kleinere und grössere Partien, die, meist rost- 
färbig, schon mit freiem Auge in den Dümnschliffen als Flecke zu bemerken sind. 
— Olivin (in graugrünen, graubraunen, trüben und schwärzlich umrahmten Durch- 
schnitten) ist weit spärlicher und der vorgerückten Umwandlung wegen minder 
kenntlich. 


38 


Das Vorstadium zur Umwandlung in die schwarzkörnige Cementmasse der 
augitarmen und augitfreien Melaphyrgesteine zeigt das Cement des feinkörnigen 
schwärzlichgrauen Melaphyrgesteins 


von Trosky (Panna, Baba) bei Jitschin. 


Dieses Cement, das im polarisirten Lichte überall dunkel erscheint, ist in 
dünnen Schichten oranggelb, in dicken Schichten schwärzlichbraun bis bräunlich- 
schwarz, enthält nur stellenweise zarte farblose Nädelchen, ist aber noch ziemlich 
reich an bräunlichschwarzen oder schwärzlichbraunen Staub- und Trichitgebilden. 

Zwischen den Feldspathdurchschnitten, die mehr als */, der Gesammtmasse 
betragen und unter denen auch monokline Durchschnitte recht zahlreich sind, steckt 
noch eirca 10—15°, Augit, dessen schwach bräunlich oder graulich gefärbten, 
nicht dichroitischen Durchschnitte (im polarisirten Lichte buntförmig hervortretend) 
von Feldspathleistehen durchspickt oder durch selbe zerstückelt sind. Die gelb- 
braunen und trüben Olivindurchschnitte sind wenig zahlreich. Und die gröberen 
Magnetitkörner haben, wie in anderen Melaphyren, eine ziemlich gleichmässige 
Vertheilung. 

Das äusserst feinkörnige, dunkel gelblichgraue, grünlich getüpfelte Melaphyr- 
gestein 


von Zläabek 


enthält schon bedeutend weniger Augit (5—10°/,) als vorgenannte Melaphyre. Und 
die Durchschnitte desselben, meist durch Feldspathleistchen zerstückelt, haben 
eine schwache violettbraune Färbung oder sind so ausgebleicht, dass sie fast farblos 
erscheinen. Sie zeigen keinen Dichroismus. Ausserdem finden sich graulichweisse, 
bis fast farblose Augitkörmer vor, die in spärlicher Menge den übrigen Krystall- 
bestandtheilen untergemengt sind. 

Die zart gerieften oder polysynthetisch verwachsenen, triklinen Feldspath- 
durchschnitte, die über die monoklinen vorherrschen, schliessen in ihren Riefen 
oder parallel denselben Reihen von schwarzen Staubkörnern und Nädelchen ein. — 
Der Magnetit erscheint in gröberen Körnern, denen am Rande kleinere, regelmässig 
gruppirt, anhaften; auch lange schwarze Stäbe sind keine seltene Erscheinung. 

In mehreren Stadien der Umwandlung ist der Olivin zu beobachten: In 
der Mehrzahl findet man graugrüne, trübe und zuweilen zerstückelte Durchschnitte, 
in denen eine gegen den Rand senkrechte Faserung zu bemerken ist und die von 
einer schmalen, graulichweissen, schwach violetten Zone umgeben sind. Und diese 
Zone hat zuweilen noch einen aus schwarzen Stäbchen bestehenden, mehr weniger 
kohärenten Aussenrand. Andere Olivindurchschnitte sind grüngelb oder bräunlich 
gelb umgewandelt, mehr weniger deutlich flaserig oder parallel faserig und ge- 
wöhnlich mit einem dunklen Rande versehen. Es gibt aber auch recht häufige 
Ölivindurchschnitte, die zum grössten Theile schwarz und scharf umrandet sind, 
so dass nur die grünliche delessitähnliche Mittelfläche, in welche vom Rande 
schwarze, schwarzbraune oder schwärzlichrothe Streifchen auslaufen, von der Olivin- 
natur Zeugniss liefert (vide Fig. 2, Taf. D. In anderen Olivindurchschnitten ist 
nur eine Seitenpartie schwarz, impellueid, während der übrige Theil derselben, 


39 


srünlich gefärbt, nur vereinzelte schwarze Streifchen, bluthrothe oder bräunlich 
gelbe Fetzen und einen dünnen, schwarzen oder bräunlichen Rand enthält. Uiber- 
haupt liefern die Olivindurchschnitte dieses Melaphyrs eine Reihe von Belegen, 
dass ausser der delessitähnlichen Substanz auch Magnetit (Chromit, Titaneisen), 
Haematit und Limonit aus der Umwandlung des Olivin hervorgehen können. Wie 
(das Bild 8, Taf. I zeist, fand sich auch ein fast im letzten Stadium der Umwandlung 
befindlicher Olivindurchschnitt vor, der vom Rande und von den Spaltungsklüften 
aus in eine schwarzkörnige Masse derart umgewandelt war, dass in demselben nur 
kleine, grünliche und grauliche, zart faserige Partien (delessitähnliche Substanz) 
übrig geblieben sind. 

Das graue oder. schwärzlichgraue Cement, welches zwischen den Krystall- 
bestandtheilen eingeklemmt ist, aber auch kleine selbstständige Partien bildet, ist 
reich an dunklen Körnchen und zarten Trichitgebilden; nur stellenweise enthält 
es auch farblose Mikrolithennadeln. An vielen Stellen ist das Cement gelblich oder 
bräunlichgrau gefärbt und getrübt. Bräunliche Fetzen von Limonit und pelitische 
Partikelchen und Körner von Haematit, unter denen sich selten ein scharf begrenztes 
Hexagon vorfindet, haben am warscheinlichsten in der Umwandlung des Olivin 
ihren Ursprung. 

Die trüben weissen Feldspathkryställchen der m der Umwandlung vorge- 
schrittenen Varietäten dieses Melaphyrs brausen in Säuren nicht auf, gehören 
daher keinem kalkreichen Gliede der Feldspathfamilie an. 


In dem sehr feinkörnigen, dunkel gelblich oder bräunlichgrauen, in Säuren 
nicht brausenden Melaphyrgestein 


von der kadostnj-Mühle am Kozaäkov (bei Turnau) 


ist der monokline und trikline Feldspath so vorwaltend, dass Ausit, Olivin, Magnetit 
und Cement nur eingeklemmt erscheinen. 


Die schwach bräunlich oder gelblich gefärbten, im polarisirten Lichte an 
der intensiv blauen Färbung sehr deutlich erkennbaren Durchschnitte der Augit- 
körner, die weder Dichroismus noch Lichtabsorption verrathen, betragen ceirea 5 
bis 10°/,. Eben so wenig zahlreich sind die gelbgrünen, grünlichgelben oder bräun- 
lichen Olivindurchschnitte, die zuweilen noch deutliche Faserung zeigen. — Das 
Cement ist grobstaubig, grau, bräunlich, stellenweise auch grünlichgrau. 


Einen von dem Melaphyre der vorgenannten Lokalität etwas abweichenden 
mikroskopischen Habitus hat das schwarzgraue feinkörnige Melaphyrgestein, welches 
einem oberhalb des Dorfes 


Kozakov 


liegenden Blocke entnommen wurde. Es unterscheidet sich vorzugsweise dadurch, 
dass in ihm meist monokliner Feldspath vorwaltet und dass sein bräunlich grau 
gefärbtes und bedeutend stärker entwickeltes Cement durch eine ziemlich gleich- 
mässige Vertheilung dicker, schwarzer Stäbchen und langer schwarzer Nadeln 
charakterisirt ist. Der etwa 5°), betragende Augit, der einen deutlichen, aber 
schwachen Dichroismus zeigt, erscheint in graulichweissen Säulchen, die zwischen 


i 


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den Feldspathleistchen eingeklemmt sind. Und die sehr sparsamen Ölivinkörner 
sind fast im letzten Stadium der Umwandlung anzutreffen. Sie sind fast farblos 
und von schwarzen Balken umsäumt. 


Ausser diesen zwei Proben, die ich am Kozakov selber schlug, finden sich 
im böhm. Museum noch folgende Melaphyrproben von Kozäkov vor: a) ein fein- 
körniges Gestein mit porphyrisch hervortretenden Feldspathtäfelchen, vereinzelten 
grösseren Mandeln (deren Hülle aus Delessit und deren Inneres aus späthigem 
Caleit besteht) und mit spärlichen Chalcedonkügelchen, 5) ein graubraunes, sehr 
feinkörniges Gestein, das an kleineren Mandeln und erbsengrossen Kügelchen von 
Caleit und Delessit sehr reich ist und grössere Partien und Adern von Quarz 
führt, und e) ein bräunlichgraues, sehr feinkörniges Gestein, das nur Quarzadern, 
Jaspis- und Grünerdepartien enthält. Alle diese Melaphyrarten sind mit einem 
mächtigen Nephelinbasaltstrome') bedeckt, dessen dunkle Färbung die Scheide- 
gränze von dem bräunlichen Melaphyre scharf markirt. 


3) Augitfreie Plagioklasmelaphyre. 


In dieser Gruppe werden alle Plagioklasmelaphyre zusammengefasst, deren 
augitischer Gemengtheil (gewöhnlich in Form von Kömern) weniger 
als 5°, beträgt oder gar nicht nachzuweisen ist. 


Dieselben sind zumeist krystallinisch dicht oder äusserst fein- 
körnig, selten deutlich feinkörnig. Durch Hervortreten von Feldspath-Täfelchen 
und Nädelchen sind sie zuweilen mikroporphyrisch und oft mandelsteinartig. 
Im frischen Zustande, in welchem sie eine schwärzlichgraue Färbung haben, sind 
sie selten anzutreffen; gewöhnlich erscheinen sie verwittert und lichter graugelb, 
graubraun, auch grauroth, seltener graulichgrün gefärbt. 

Ihre Dünnschliffe weisen ein das Krystallgemenge verkittendes, staub- 
körner- und trichitreiches oder schwarz- und graukörniges, durch 
Umwandlung bräunlich, dunkel oranggelb oder auch grünlich gefärbtes oder in 
eine pelitische, schwarzkörnige Masse mit farblosem Untergrunde umgewandeltes 
Cement auf, das nur spärliche farblose Mikrolithe zu führen pflegt und im polarisirten 
Lichte ganz dunkel wird. Dasselbe ist gewöhnlich ziemlich stark entwickelt. Im 
reflektirten Lichte erscheint das schwarzkörnig umgewandelte, pelitische Cement 
gewöhnlich roth braun oder gelblich; nur die gröberen Körner pflegen schwarz zu sein. 


Plagioklas, dem sich gewöhnlich mehr weniger Orthoklas anschliesst, nimmt 
in den meisten Fällen %/,—®/, der Gesammtmasse ein. Neben diesem tritt das 
Cement, der Magnetit und seine Umwandlungsprodukte, Haematit und Limonit, in 
den Vordergrund, während der Olivin, meist in den letzten Umwandlungsstadien, - 
minder reichlich vorzukommen pflegt. 


Das spezifische Gewicht (bei 8° - 10°R) = 2712— 27%. 


‘) Siehe: Borficky’s Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. 


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Die dem dunkel bräunlich oder gelblichgrauen, äusserst feinkörnigen 
Melaphyrgestein 
von Saskal (Korinek’s Steinbruch) 


entnommenen Dünnschliffe zeigen einen so vorgerückten Grad der Umwandlung, dass 
selbst die Feldspathdurchschnitte, welche mehr als die Hälfte der Gesammtmasse 
bilden, graulichweiss gefärbt, zart granulirt oder getrübt und mit minder scharfen 
Umrissen versehen erscheinen. 

Ein recht zahlreicher Gemengtheil scheint der Olivin gewesen zu sein, 
dessen Oonturen meist nur an dem dunklen Saume zu erkennen sind. Seine grün- 
lichen Durchschnitte sind von dem stark entwickelten, zuweilen auch grünlich 
umgewandelten (ursprünglich grauen und zart staubigen, auch schwarze Stäbchen und 
farblose Mikrolithe führenden) Cemente nicht immer leicht zu unterscheiden. Die 
spärlichen graulichweissen Augitkörner sind schwer zu erkennen. Die zarten 
Maenetitkörner, die zum grössten Theile einer Umwandlung des Olivin und des 
Cementes zu entstammen scheimen, sind entweder in Reihen geordnet oder um 
ehemalige Olivindurchschnitte kranzförmig angehäuft; ausserdem kommen sie auch 
in den Riefen der Feldspathleistehen vor. Die schwarzen Stäbchen sind zuweilen, 
zu einander parallel, an eine Mikrolithennadel senkrecht angebracht, ähnlich den 
Aesten einer Fichte. 

In dem schwarzgrauen, fast dichten Melaphyrgestein 


von Liebenau bei Reichenberg, 


welches vereinzelte, erbsengrosse, weisse Kügelchen von opalartiger Kieselerde ein- 
zuschliessen pflegt, ist ausser den zum grossen Theile monoklinen Feldspathdurch- 
schnitten und den minder zahlreichen Körnern und Stäben von Magnetit mur ein 
ziemlich stark entwickeltes, im polarisirten Lichte dunkles Cement zu bemerken. 
Dasselbe ist an einigen Stellen noch dunkelgrau, reich an schwärzlichen Körnern 
und Trichitgebilden, auch mit farblosen Mikrolithen versehen, aber an den meisten 
Stellen ist es bereits in eine gelbbraune oder oranggelbe, stellenweise flaserige oder 
konzentrisch wellig schalige Substanz (in welcher die schwarzen Körner, die Staub- 
und Trichitgebilde aufgelöst wurden) umgewandelt. Doch scheint es, dass das 
gelbbraune Cement stellenweise aufgelösten Olivin enthält, von dem nur die Uiber- 
reste eines schwarzen Saumes zu bemerken sind. — Graulichweisse Körner, die 
man hie und da im Cemente antrifft, gehören wahrseheinlich dem Augit an. 

Die erbsengrossen weissen Kügelchen, die das Melaphyrgestein einschliesst, 
bestehen am Rande aus minder deutlich strahlig faserigen, halbkugelförmigen Ge- 
bilden und im Innern aus einer scheinbar homogenen, von Aederchen durchdrun- 
genen, schwach durchscheinenden Substanz; aber im polarisirten Lichte .tritt fast 
überall ein buntes Farbenspiel auf, wodurch eine strahlig faserige Struktur an 
mehreren Stellen deutlich hervortritt. 

In den Dünnschliffen des schwärzlich braungrauen, sehr feinkörnigen 
Melaphyrgesteins 

von Mareinov 
sind einzelne farblose Nadeln bemerkbar. Bei 200% Vergrösserung erscheint der 


42 


monokline und trikline Feldspath in solcher Menge, dass die schwach bräunlichen 
oder schwach violettgrauen, zerklüfteten und zu kleinen Gruppen aggregirten 
Augit- und die graugelben, meist zartfaserigen und mit breitem schwarzen Rande 
versehenen Olivindurchschnitte sammt dem Cemente nur eingeklemmt erscheinen. 

Von den Feldspathleisten, die vereinzelte Schlackenkörnchen und Gas- 
bläschen enthalten, sind sehr viele monoklin. Die graulichweissen, schwach 
bräunlichen Augitkörner, die im polarisirten Lichte durch ihre bunte Färbung 
deutlicher hervortreten, betragen circa 3 - 5%,. Und das Cement, reich an schwarzen 
Körnchen oder an grauem Staube, stellenweise auch mit farblosen Mikrolithen 
versehen, ist zumeist bräunlich oder bräunlichgelb umgewandelt, wobei eine Ver- 
minderung der Staubkörner zu bemerken ist. Endlich ist zu erwähnen, dass auch 
rothe, röthlichbraune und bräunlichgelbe Fetzen (Haematit und Limonit), sowie 
vereinzelte rothe Hexagone im Cemente zu finden sind. 


Die Dünnschliffe des im Bilde 5, Taf. II dargestellten, stark umgewandelten, 
dunkel violettgrauen, sehr feinkörnigen, graugelbe erdige Körnchen und erbsen- 
grosse Chalcedonkügelchen einschliessenden Melaphyrgesteins 


von Marcinov 


zeigen (bei 200 X Vergr.) ein Gemenge von farblosen, monoklinen und triklinen 
(schön gerieften und polysynthetischen) Feldspathleistehen mit farblosen oder 
graulichweissen, polygonalen und länglichen Partien (die oft mit kleinen trüben, 
gelblich- oder bräunlichgrauen Partikelchen oder mit lockeren Häufchen schwarzer 
Körner versehen oder von dünnen, schwarzen, stabähnlichen Zonen umrahmt und 
durch äusserst zarte Klüftchen markirt sind) und ein schwarzkörniges, graulichweisses 
Cement. Im Letzteren sind die schwarzen Körnchen, die geraden und gekrümmten 
Nadeln und Stäbchen oft so dicht an einander gedrängt, dass die pellucide Substanz 
des CGementes kaum durchschimmert. 

Eine eingehendere Betrachtung der Umwandlungsstadien des Olivin, des 
augitischen Bestandtheils und der Cementarten der Melaphyre gibt über die ur- 
sprüngliche, mineralische Zusammensetzung dieses Melaphyrgesteines einen sicheren 
Aufschluss. Man erkennt, dass dieses Gestein ein olivinreicher, aber an Augit sehr 
armer und mit schwarzkörnigem Cemente versehener Melaphyr war, dessen Kry- 
stallgemengtheile mit Ausnahme des Feldspathes ihre letzten Umwandlungstadien 
erreicht haben. 

Die Durchschnitte des Olivin präsentiren sich theils als farblose, mit 
schwarzen stabförmigen Zonen umrahmte, theils als partiell bestäubte und mit 
lockeren Häufchen von schwarzen, rundlichen (pelitischen) Körnern oder mit trüben 
gelblichgrauen Partikelchen versehene Polygone. — Die äusserst spärlichen Durch- 
schnitte des augitischen Bestandtheils erscheinen als kleine, graulichweisse, durch 
zarte Klüftchen markirte Körner oder als längliche oder polygonale Aggregate 
derselben; sind jedoch in dem dunklen Cemente weit schwieriger aufzufinden als 
die Olivindurchschnitte. — Auch die zahlreichen Streifen und Putzen des körnig 
staubigen Cementes in den Riefen und Klüftchen der Feldspathdurchschnitte scheinen 
nicht primäre, sondern sekundäre, aus der Umwandlung des eingedrungenen Cementes 
entstandene Gebilde zu sein. Aus der gleichen Vertheilung der Feldspathleisten 


43 


und des Cementes in diesem und dem vorhin beschriebenen, frischen Melaphyre von 
Mareinov kann gefolgert werden, dass beide einem und demselben Melaphyrtypus 
angehören und dass in dem umgewandelten Melaphyre die Augit- und Olivinkörner, 
so wie die bräunlichgelbe Cementmasse, die Neubildung der äusserst zahlreichen 
Magnetitkörnchen veranlassten. 


Eine dritte Probe 


von Marcinov, von der Seite gegen Lomnitz, 


von welcher Dünnschliffe angefertigt wurden, unterscheidet sich von der zweiten 
Probe durch kleinkörniges Gefüge und durch Vorwalten des rissigen, monoklinen 
Feldspathes. Die von schwarzen Körnern umsäumten Partien in Dünnschliffen, die 
dem Olivin und Augit angehört haben, zeigten Spaltungsklüftchen des Caleits, 
brausten in verdünnter Salzsäure (unter dem Mikroskope beobachtet) stark auf und 
wurden gelöst; aber die Feldspäthe verriethen gar kein Aufbrausen. 


Ausser den drei Melaphyrproben von Marcinov sind noch folgende von 
derselben Lokalität in den Sammlungen des böhm. Museum vorhanden: a) (von 
der Seite gegen Lomnitz) schwarzbraun, sehr feinkörnig, mit sehr zahlreichen 
farblosen, porphyrich hervortretenden Feldspath-Täfelchen und Leistchen; 5) grün- 
lichschwarz, sehr feinkörnig, fast dicht; e) licht graubraun, fast dicht, mit einzelnen, 
deutlicher hervotretenden Feldspathtäfelchen; d) licht graubraun, mit länglichen, 
ziemlich parallel verlaufenden Blasenräumen; e) violettgrau, sehr feinkörnig, fast 
dicht, blasenreich, schlackenähnlich; f) braun, reich an Grünerde-Mandeln. 


In den Dünnschliffen des bräunlichschwarzen, fast dichten (in Säuren 
stellenweise schwach brausenden) Melaphyrgesteins 


von Jıva bei Paka 


sieht man bei 200X Vergr. farblose oder mit einem Stich ins Graue versehene, 
minder scharf begrenzte Feldspathleistchen, die circa ®/, der Gesammtmasse bilden, 
hierauf polygonale und längliche graulichweisse Durchschnitte und ein ziemlich 
stark entwickeltes, graulichweisses Cement, in welchem schwarze Körnchen, gerade 
und gekrümmte Nädelchen und Stäbchen dicht und ziemlich gleichmässig ver- 
theilt sind. 


Im polaris. Lichte erkennt man, dass die polygonalen und länglichen, 
graulichweissen Durchschnitte, die gänzlich umgewandeltem Olivin und Angit an- 
gehören, sich durch stärkere Lichtbrechung und deutlichere Umrisse von dem 
graulichweissen Cemente unterscheiden lassen. Ausserdem pflegen die Olivindurch- 
schnitte mit einer äusserst zarten, undullirten, schwärzlichen Aussenzone und 
kleinen Anhäufungen von schwarzen pelitischen Körnern versehen zu sein, während 
die winzig kleinen Augitdurchschnitte eine etwas dunklere, grauliche Färbung und 
eine schärfere Begrenzung besitzen. 

Andere, von derselben Lokalität stammende Proben sind porös oder so 
blasenreich, dass sie einem Schwamme ähneln. Auch diese brausen in Säuren 
stellenweise und mehr weniger stark auf. 


44 


In dem sehr feinkörnigen, dunkel graubraunen Melaphyrmandelstein 
von Zdiretz, 


dessen Mandeln aus Grünerde und Chalcedon oder aus Quarzdrusen bestehen, 
scheint der monokline Feldspath ebenso zahlreich als der trikline zu sein. Und 
zwischen den Feldspathleistchen erscheint das Cement sammt dem Magnetit und 
den spärlichen Augit- und Olivinkörnern eingezwängt. 

Der spärliche Augit (3—5°/,) erscheint in gelblichgrauen, giaulichweissen, 
dunkler umrahmten und zerklüfteten, zuweilen diallagähnlichen Körnern und Säulchen, 
deren Klüftchen mit der Entfärbung zahlreicher werden. — Ganz umgewandelt, 
daher schwieriger erkennbar sind die kleinen Olivinkörner, deren Durchschnitte 
sich theils als trübe bräunlichgraue, zuweilen noch minder deutlich wellig-faserige 
theils als graulichweisse, schwarzkörnig umsäumte Polygone präsentiren. Die bluth- 
rothen und rostgelben Flecke scheinen vorwiegend Umwandlungsprodukte des Olivin 
zu sein; ausserdem ist zu bemerken, dass fast jedes Magnetitkorn im reflektirten 
Lichte mit einer rostgelben Aussenzone versehen ist. 

In dem schwärzlich- und bräunlichgrau staubigen, trichitreichen Cemente, 
das im polaris! Lichte ganz dunkel ist, sind auch zarte farblose Mikrolithennadeln 
zu finden. 

Von den Krystallgemengtheilen des dunkel braungrauen, mit spärlichen, 
grünlichen Körnchen versehenen, sehr feinkörnigen Melaphyrgesteins 


von der Mühle Karlov 


sieht man bei 200% Vergrösserung monokline und trikline Feldspathleistchen, die 

‘circa ”/, der Gesammtmasse bilden, sehr zahlreiche schwarze Körner von verschie- 
dener Grösse, die dem Magnetit angehören, und spärliche graue Augit- und gelbliche 
oder bräunliche, trübe Olivindurehschnitte, letztere längs der Spaltungsklüftchen 
und am Rande schwarzkörnig umgewandelt. 

Das schwarz und graukörnigstaubige, im polarisirten Lichte dunkle Cement 
ist stellenweise rostgelb und filzie. 

Ein stärker entwickeltes, körner- und trichitreiches oder zartstaubiges, 
gelblich- oder bräunlichgrau gefärbtes Cement hat der graubraune Melaphyr- 
mandelstein 

von Levin bei Neupaka. 

Aus der sehr feinkörnigen Grundmasse desselben treten recht zahlreiche, 
weisse Feldspathnadeln deutlich hervor. Dessen Dünnschliffe sind so trübe, dass 
ausser den monoklinen und triklinen Feldspathleistehen kein anderer Krystall- 
gemengtheil mit Sicherheit zu bestimmen ist; doch wurden einige wenige, gelblich 
graue Körner als dem Augit gehörig erkannt. — Recht zahlreich sind bluthrothe 
Körner und Flecke, die wahrscheinlich aus der Umwandlung des Olivin hervor- 
gegangen sind. 

Im reflektirten Lichte erscheint das gesammte Cement, sowie die Klüftchen 
der Feldspäthe, röthlich- oder gelblichbraun gefärbt. 

Die Blasenräume dieses Melaphyrs führen vorwiegend schöne Quarz-, zu- 
weilen auch schwach violette Amethystdrusen. 


45 


Andere, von derselben Lokalität stammende Melaphyrproben sind: «) braun- 
grau, gelb getüpfelt, äusserst feinkörmig, fast dicht, in Säuren nicht brausend; 
5) schwärzlichgrau, durch zahlreich hervortretende weisse Feldspathnädelchen 
feinkörnig, blasenreich und mit Jaspiseinschlüssen versehen und c) violettgrau, 
grünlich getüpfelt, durch hervortretende weisse Feldspathnädelchen fast feinkörnig, 
mit jaspisähnlichen Einschlüssen und Stilbitausscheidungen versehen. 

Hier mag auch des graubraunen, sehr feinkörnigen kalkspathreichen 
Melaphyrgesteins 3 


aus der Nähe der „Goldzeche“ bei Widach (Vidochov) 


Erwähnung geschehen. Dasselbe führt ein bräunlich schwarzkörniges, an rothbraunen 
pelitischen Körnern reiches, nur an dünnen Stellen durchscheinendes Cement und 
ist so stark umgewandelt, dass sich über die Natur des vorwaltenden Feldspathes 
und über das Vorhandensein von Augit nichts bestimmtes anführen lässt. 

Das überall verbreitete Umwandlungsprodukt ist der Kalkspath. Derselbe 
bildet ziemlich grosse Partien, welche durch die scharfen, unter schiefen Winkeln 
sich kreuzenden Spaltungsrisse charakterisirt sind; er tritt aber auch in den mit 
röthlichschwarzen Rahmen versehenen und durch röthlichschwarze Streifen markirten 
Olivindurchschnitten, sowie stellenweise auch in den Feldspathleistchen auf. Von 
diesen sind es gewöhnlich nur kleine scharfe abgegrenzte Partien oder nur einzelne 
Lamellen, die in deutliche Kalkspathsubstanz umgewandelt sind. 

Das grünlichgraue, sehr feinkörnige Melaphyrgestein 


von Moschna bei Beneschau, 


aus welchem die untersuchten Dünnschliffe stammen, ist in der Umwandlung so 
vorgeschritten, dass selbst die Feldspathleisten, die mehr als die Hälfte der Ge- 
sammtmasse bilden, meist trübe und graulich gefärbt erscheinen. Und ausser diesen 
sind andere Krystallbestandtheile minder deutlich zu erkennen. Polygonale und 
längliche, graulichweisse Durchschnitte von sehr schwachen Umrissen sind Augit 
gewesen, während graugrüne, noch etwas flaserige Durchschnitte als umgewandelter 
Olivin zu deuten sind. Das graulichweisse, staubige Gement ist ziemlich stark 
entwickelt und darin die reichlichen Magnetitkörner oft reihenartig geordnet. 

Andere von derselben Lokalität stammenden Melaphyrproben sind: a) grün- 
grau, sehr feinkörnig, reich an Mandeln, die entweder eine weisse, erdige Substanz 
oder wachsähnlich oder gelblich gefärbte Halbopale enthalten; 5) licht gelbgrau, 
sehr feinkörnig, porös und mit grösseren Chalcedonmandeln versehen; ce) graubraun, 
äusserst feinkörnig bis krystallinisch dicht, mit gedehnten Kalkspath- oder Grün- 
erdemandeln versehen. 

In dem Cemente des bräunlichgrauen, durch Hervortreten äusserst zahl- 
reicher Feldspatnädelchen fast feinkörnigen, an erbsengrossen Kügelchen reichen 
Melaphyrgesteins 


von der Machovsk& skäla bei Rybnitz 


sind die schwarzen oder bräunlichschwarzen Staubkörnchen so dicht an einander, 
dass nur wenige Stellen des Cementes bräunlich oder graulich durchscheinen. 


46 


Und dieses Cement, das im reflektirten Lichte eine rothbraune Färbung hat, ist 
so stark entwickelt, dass die farblosen Feldspathdurchschnitte meist nur als sehr 
schmale, mannnigfach aber zierlich und dicht an einander gruppirte Leistchen 
durchschimmern, während von den breiteren Feldspathdurchschnitten zuweilen nur 
schmale rektanguläre oder parallelopipedische, farblose Aussenzonen als Rahmen 
des schwarzkörnigen Cementeinschlusses zu bemerken sind; doch sind auch viele 
der breiteren Feldspathdurchschnitte nur mit lockeren Anhäufungen der schwärz- 
lichgrauen oder bräunlichschwarzen Staubkörner versehen. Recht zahlreich sind die 
gewöhnlich durch schwarzen, scharfen Rand und scharfe Klüftchen markirten, aber 
in den letzteren Stadien der Umwandlung befindlichen Olivindurchschnitte. Die 
meisten derselben enthalten noch bräunliche oder oranggelbe Partien, die eine 
schwache, parallelfaserige Textur verrathen. Vom augitischen Bestandtheil konnte 
keine sichere Spur nachgewiesen werden. Fast denselben Anblick bieten Dünn- 
schliffe, die dem Melaphyrgesteine von der Windmühle zwischen Studenec 
und Lhota entnommen wurden. 


Dem Marcinover, stark umgewandelten Melaphyrgestein ähnelt das dunkel 
braungraue, feinkörnige, mit Grünerde- und Jaspiskügelchen versehene Gestein 


vom Ziegenrücken bei Brannd; 


indem auch hier ein an schwarzen Körnern überaus reiches, an ziemlich dünnen 
Stellen inpellucides Cement zwischen den Feldspathleistchen stark entwickelt 
ist. Zahlreich sind rothe und bräunliche, pelitische Körner, die selbst in den 
Klüftchen der Feldspäthe, von denen mehre mikroporphyrisch hervortreten, zu 
bemerken sind. 


Eine andere, von derselben Lokalität stammende Probe ist viollet schwarz- 
grau, stellenweise grünlichgrau und deutlicher feinkörnig. Dieselbe braust in Säuren 
schwach auf und enthält bohnengrosse Einschlüsse von Thoneisenstein, in deren 
unmittelbarer Nähe glänzende und farblose Feldspathnädelchen vorkommen, so 
dass an eine sekundäre Bildung des Thoneisenstein aus dem Melaphyre nicht zu 
denken ist. 


Die gewöhnlichste Melaphyrart am Ziegenrücken bei Brannä, die zum Strassen- 
schotter verwendet wird, ähnelt dem Melaphyre von Hrabacov; ist kleinkörnig, 
grünlichschwarz oder schwarzgrün. Ihre verwitterten Varietäten sind bräunlichgrau 
und lassen die zartgerieften Feldspathtäfelchen mit blosem Auge deutlich erkennen. 


In Dünnschliffen des dunkel gelbgrauen, kryst. dichten Mandelsteines 
vom Friedsteine, 


dessen Blasen entweder mit Cacholong, Chalcedon, Grünerde oder Kalkspath aus- 
gefüllt oder mit Quarzdrusen ausgekleidet sind, unterscheidet man graulich- 
weisse, meist polysynthetische Feldspathleisten, die circa ®/, der Gesammtmasse 
bilden, ein schwarz- und braunkörniges, nur an dünnen Stellen graulichweiss durch- 
scheinendes Cement und spärliche rothbraune, schwarz umrahmte Olivindurch- 
schnitte. Zahlreich sind grünliche Partien, die meist eine zart wellig faserige 
Struktur haben; spärlich dagegen sind grünliche, schuppige Umwandlungsprodukte 


47 


wahrzunehmen, die, wahrscheinlich einem chloritischen Minerale angehörig, auch 
in Feldspathdurchschnitten anzutreffen sind. 
Von ähnlicher Art sind die aus dem Mandelstein 


vom Raschen am Jeschkengebirge 


stammenden Dünnschlifte ; nur führen Letztere keine grünlichen Umwandlungsprodukte 
und die etwas zahlreicher vorkommenden, kleinen Olivindurchschnitte sind eitron- 
oder oranggelb gefärbt und am Rande und an den Klüftchen durch schwarze 
Körner regelmässig markirt, 


HI. Orthoklasmelaphyre. 


Diese Hauptgruppe umfasst alle jene Melaphyrgesteine, deren feldspathiger 
Gemengtheil mindestens zur Hälfte aus Orthoklas (siehe pag. 11) besteht. 


Anmerkung. Da auch Uibergänge zwischen der I. und II. Hauptgruppe der Melaphyr- 
gesteine an Dünnschliffen einer und derselben Lokalität zu verfolgen sind, so ist eine scharfe 
Trennung kaum durchführbar. 


1) Augitreiche Orthoklasmelaphyre. 


Zu den augitreichen Orthoklasmelaphyren, deren augitischer Gemenstheil 
mehr als 20°), beträgt, wäre eine Varietät vom Johannesberge bei Braunau 
zu zählen, deren weiter unten Erwähnung geschieht. 


2) Augitarme Orthoklasmelaphyre. 


In dieser Gruppe sind alle jene Orthoklasmelaphyre zusammengefasst, 
deren augitischer Gemengtheil 5—20°, von der Gesammtmasse der Melaphyr- 
substanz beträgt. 


Von den Feldspathdurchschnitten des feinkörnigen, dunkel graubraunen 
Melaphyrgesteins 


von Bradlee, 


die schon mit freiem Auge im Dünnschliffe wahrzunehmen sind, gehört an vielen 
Stellen die Mehrzahl dem monoklinen Feldspathe an. Und dieser hat — wie der 
Sanidin der Phonolithe — minder scharfe Umrisse und eine rissige Beschaffenheit 
und pflegt vom Cemente derart überlagert zu sein, dass es den Anschein hat, 
als würden Mikrolithe und Trichitgebilde in dessen Durchschnitte hineinragen. 
Die triklinen Feldspathleisten sind zart gerieft und scharf geradlinig umrandet. 

Schwach bräunliche Durchschnitte und graulichweisse Körneraggregate des 
Augit, die einen schwachen Dichroismus zeigen, nehmen weniger als 10°/, von 
der Gesammtmasse ein; ebenso spärlich sind die graugrünen, trüben und zart 


48 


faserigen Durchschnitte des Olivin. — Starke, schwarze Stäbe und Reihen von 
Magnetit- (Titaneisen) körnern sind eine häufige Erscheinung. 

Ein an langen, schwarzen oder schwarzbraunen Trichitnadeln ’und an 
Staubkörnern reiches Cement, das nur spärliche farblose Mikrolithe enthält, bildet 
kleine dunkle Partien und kömmt zwischen den Krystallbestandtheilen überall ein- 
geklemmt vor. Dessen Streifen, zuweilen mit Reihen von Magnetitkörnern, sind 
auch in den Riefen der triklinen Feldspäthe nicht selten zu finden, während in 
den schiefen Querklüften der monoklinen und triklinen Feldspathdurchschnitte, so 
wie an verschiedenen Stellen des Cementes rothe, röthlichbraune und bräunlich- 
gelbe Fetzen (Haematit und Limonit) zu bemerken sind. Im reflektirten Lichte 
erscheint der grösste Theil des Cementes rothbraun und ziegelroth; nur die grö- 
beren Körner sind schwarz. 

In die Gruppe der Orthoklasmelaphyre gehört das kleinkörnige, violett- 
schwarze, an hervortretenden Feldspathtäfelchen reiche Melaphyrgestein von 
Marcinov, von der Seite gegen Lomnitz (dritte Probe, pag. 43); ‚hieher 
könnte auch das Melaphyrgesteinoberhalb des Dorfes Kozäkov aufgenommen 
werden, dessen mikroskopische Analyse S. 39. gegeben wurde. 


Ein an den meisten Stellen felsitisch halbentglastes (an wenigen Stellen 
schwarzkörniges) Cement führt das graubraune, sehr feinkörnige Melaphyrgestein, 


das vom Gipfel des gegenüber Widach bei Neu-Paka 


gelegenen Berges stammt; doch bildet das Cement nur kleine Partien zwischen 
den circa ?2/;—?/, der Gesammtmasse einnehmenden, zumeist nicht gerieften und 
im polarisirten Lichte einfärbigen oder nur in den Längshälften verschiedenfärbigen 
Feldspathdurchschnitten. Der augitische Gemengtheil mag etwas mehr als 5%, 
betragen. Und demselben sind auch jene Durchschnitte beizuzählen, die, durch 
scharf geradlinige Riefung ausgezeichnet, eine diallagähnliche Beschaffenheit haben. 
Recht zahlreich sind oranggelbe und braunrothe pelitische Körner, die zur Färbung 
des Gesteins wesentlich beitragen. 

In dem schwärzlich oder gelblichgrauen, zuweilen schwach bräunlich ge- 
färbten, sehr feinkörnigen Melaphyrgestein 


von Zdär-Studenee 


walten monokline Feldspathdurchschnitte, die im polarisirten Lichte einfärbig oder 
blos in den Längshälften verschieden färbig erscheinen, über die triklinen Feld- 
spathleisten vor. Und letztere greifen oft zinkenähnlich oder fransenartig in die 
ersteren ein. 

Die durch Feldspatheinschlüsse zerstückelten Augitdurchschnitte sind fast 
farblos, nur am Rande und an den Klüftchen etwas gefärbt. Sie sind nicht gleich- 
mässig vertheilt, sondern stellenweise angehäuft. Und die kleineren, rundlichen 
oder ovalen Augitkörner sind graulichweiss und dunkler umrahmt. Diese zeigen 
allmählige Uibergänge bis zu den grauen, ovalen Körnchen, die man in den 
schwarz- oder graukörnigen, scheinbar augitfreien Melaphyren antrifftt und die im 
Cemente entweder gruppenweise oder ziemlich gleichmässig vertheilt sind. 


49 


Das Cement ist graulich oder bräunlich gefärbt, mit bräunlich schwarzen 
Staub- und Trichitgebilden, stellenweise auch mit zahlreichen farblosen Nadeln 
und ihren hexagonalen Querschnitten versehen, so dass letztgenannte Stellen als halb 
entglast bezeichnet werden können. — Die Magnetitkörner sind gröber und locker 
vertheilt. 

Die Olivindurchschnitte sind bräunlichgelb oder rothbraun gefärbt. Ein 
rothbraunes, stark umgewandeltes Olivinkorn fand sich im Augit als Einschluss vor. 


Unter den circa 70°%, von der Gesammtmasse einnehmenden Feldspath- 
durchschnitten des schwärzlich oder bräunlichgrauen, sehr feinkörnigen Melaphyr- 
gesteins 


von Studenee 


kommen sehr viele vor, die minder geradlinige Umrisse zeigen, von schiefen Quer- 
klüftchen durchzogen sind und im polarisirten Lichte einfärbig oder nur in den 
Längshälften verschieden gefärbt erscheinen; andere sind wiederum unvollständig 
ausgebildet, indem sie rektangulär begrenzte Einschlüsse des Cementes enthalten 
oder selbst gabeHförmig oder zinkenähnlich enden. 


Die minder zahlreichen (eirea 10%, betragenden), schwach gelblichen oder 
sraulichen, nicht dichroitischen Durchschnitte des augitischen Bestandtheils zeigen 
im polarisirten Lichte die prächtigsten Farben, während die gelblichen und bräun- 
lichen Olivinkörner die Farbenqualität nicht ändern. Und in der Nähe der Letzteren 
kommen gewöhnlich bluthrothe Eisenoxydflecke vor. — Manche der Magnetit- 
körner sind zart durchlöchert (wahrscheinlich aus kleineren Körnchen zusammen- 
gesetzt) und schwärzlichblau durchscheinend. Ausserdem sind auch lange schwarze 
impellueide Säulchen und Nadeln (Maenetit oder Titaneisen) zu finden. 


Das ziemlich stark entwickelte farblose Cement ist mit bräunlich- oder 
graulichschwarzem Staube erfüllt, daher trübe und dunkel graulich oder bräunlich 
grau gefärbt. Wo aber lange farblose Mikrolithe auftreten, da nimmt die Staub- 
menge ab. 

Durch ein ausgezeichnet gekörnelt glasiges Cement bemerkenswerth ist 
das Melaphyrgestein 


vom Wachberge (Strd£) östlich von Studenee, 


von welchem Dünnschlifipartien auf der II. Tafel Fig. 2. (bei 200% Vergrösserung), 
Fig. 7 (bei 400% Vergrösserung) und Fig. 8. (bei 8S00X Vergr.) dargestellt sind. 
In dessen Dünnschliffen kömmt eine stark entwickelte, schwarze und 
graulichweisse Körner umfassende Mikrosrundmasse vor, aus welcher recht zahl- 
reiche, etwas mehr als die Hälfte der Gesammtmasse betragende Feldspath- und 
fast gänzlich umgewandelte Olivindurehschnitte mikroporphyrisch hervortreten. 


Von den Feldspathdurchschnitten, die durch zarte Granulation mit einem 

Stich ins Gelbliche oder Bräunliche versehen zu sein pflegen, erscheinen noch 

viele zart gerieft und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig; doch stimmt die 

Mehrzahl in den Polarisationserscheinungen mit dem monoklinen Feldspathe überein. 
4 


50 


Nicht selten kommen auch Feldspathdurchschnitte vor, von denen die eine Längs- 
hälfte (im polarisirten Lichte) einfärbig, die andere lamellar buntfärbig oder zart 
gerieft erscheint. 

Die Olivindurchschnitte, die oft tiefe Einbuchtungen der Mikrogrundmasse 
aufweisen und von derselben nicht selten in kleinere Stücke zertheilt sind, haben 
eine aus einem dichten Kranze schwarzer Körner und Stäbchen bestehende Zone, 
während das Innere theils farblos und nur partiell mit Anhäufungen von Staub- 
körnern (namentlich längs der früheren Klüftchen) versehen ist theils grössere 
oder kleinere Uiberreste der trüben, grünlich- oder gelblichgrauen, zum Theil noch 
wellig faserigen Olivinsubstanz aufweiset. 

Die Mikrogrundmasse besteht aus einer farblosen, im polarisirten Lichte 
dunklen Substanz, in welcher schwarze impellucide und graulichweisse, durch- 
scheinende und dunkel umrahmte Körner so dicht gedrängt eingebettet sind, dass 
erstgenannte Substanz zumeist nur durchschimmert. 


Während die schwarzen Körner unzweifelhaft einem magnetitähnlichen 
Minerale angehören, sind die graulichweissen, rundlichen oder ovalen, hie und da 
partielle Conturen eines monoklinen Minerals aufweisenden, im polarisirten Lichte 
buntfärbigen Körner am wahrscheinlichsten einem unvollständig ausgebildeten, 
augitischen Mineral anzurechnen (Fig. 8, Taf. II). ') — Zwischen diesen Körnern finden 
sich stellenweise auch kurze farblose, minder geradlinig begrenzte Rechtecke und 
polygonale Durchschnitte vor, die an die Nephelindurchschnitte vieler Basalte 
erinnern. 

Die graulichweissen Körner sind zuweilen, mit den Magnetitkörnern gemengt, 
zu grösseren, rundlichen oder ovalen Partien aggresirt. Es fand sich auch ein 
Aggregat von länglichen Augitkörnern vor, die, eine farblose (im polarisirten Lichte 
dunkle) fast kreisrunde Mittellläche einschliessend, in Form eines Heiligenscheines 
(dieht gedrängt) angeordnet waren (Fig. 7, Taf. II). Endlich ist zu erwähnen, dass 
sich in diesem Melaphyre auch grünliche Gruppen von sternförmigen und wellig 
faserigen Gebilden vorfinden, die als eine delessitähnliche Substanz gedeutet werden 
können und wahrscheinlich aus Olivin hervorgegangen sind. 

Das dunkelgraue, fast dichte, mit vereinzelten grünlichen Körnern versehene 
Melaphyrgestein 


von Dolni Kruh 


ist so stark umgewandelt, dass selbst Feldspäthe, von denen viele mikroporphyrisch 
hervortreten und die meisten im polarisirten Lichte homogene Färbung zeigen, 
ganz trübe erscheinen. Und dieselben sind so vorwaltend, dass die kleinen Olivin-, 
Augit- und Magnetitkörner sammt dem grauen trüben Cemente nur eingeklemmt 
zu finden sind. Die graulichweissen, im Ganzen sehr spärlichen Augitkörner sind 
in dem trüben Gemente schwierig wahrzunehmen, während die Olivindurehschnitte 
an der graugrünen oder schwärzlichbraunen Färbung und an den ziemlich deutlichen 
Umrissen leichter zu erkennen sind. Maenetit ist reichlich vertreten. 


Y) Dieselben werden durch Glühen röthlichgelb gefärbt, 


öl 


An die Scheidegrenze zwischen die augitarmen und augitfreien Orthoklas- 
melaphyre möge der violett schwarzgraue, stellenweise ins Grünliche fallende, fein- 
körnige, in Mandelstein übergehende Melaphyr 


vom Ziegenrücken bei Brannd 


gestellt werden. Während derselbe ein ziemlich frisches Aussehen hat und glasige, 
farblose oder schwach getrübte Feldspathtäfelchen und Leistehen mikroporphyrisch 
aufweist, zeigen Dünnschliffe desselben einen hohen Grad der Umwandlung. Von 
dem recht zahlreichen Olivin sind nur spärliche, trübe, grüngraue oder gelbgraue 
Uiberreste in einer farblosen, meist schwarzkörnig umsäumten Substanz zu finden, 
während die wenig zahlreichen Augitdurchschnitte zu Caleit oder Dolomit umge- 
wandelt und gewöhnlich wie der Olivin mit einem schwarzkörnigen Rahmen ver- 
sehen sind. Von den Feldspathdurchschnitten, die circa °/,—?/, der Gesammtmasse 
einnehmen, ist die Mehrzahl monoklin. Uni das an schwärzlichen Körnern und 
Trichitgebilden, stellenweise auch an farblosen Nadeln reiche Cement kömmt 
überall in kleinen Partien eingeklemmt vor. 

Eine andere, von derselben Lokalität stammende Probe ist grau, sehr 
feinkörnig, mit mikroporphyrisch hervortretenden Feldspathkryställchen und Ein- 
schlüssen von braunen, mit Grünerde bedeckten Jaspiskügelchen versehen. 

Manche Ähnlichkeit mit dem eben beschriebenen Melaphyr vom Ziegen- 
rücken bei Brannä hat das sehr feinkörnige, bräunlichschwarze Gestein, welches 
die Etiquette 


zwischen Hennersdorf (Unter-Brannd) und Hohenelbe 


trägt. Auch in diesem waltet der monokline Feldspath über den Triklinen vor; 
aber die schwach bräunlichgelben, leicht erkennbaren Augitdurchschnitte sind zahl- 
reicher zu finden und die graulichgrünen Olivindurchschnitte haben überall einen 
dünnen schwarzen Rahmen. Das an bräunlichschwarzen Körnern und Trichitgebilden 
ungemein reiche Cement enthält selten farblose Mikrolithe. 

Das grünlichgraue, krystallinisch dichte, mit einzelnen mikroporphyrischen 
Feldspathtäfelchen versehene Melaphyrgestein 

von Johannesberg bei Braunau 


besteht zum grössten Theile aus monoklinem Feldspathe, dessen Durchschnitte 
durch ein graulichgelbes, felsitisch und zartkörmig entglastes, recht zahlreiche, 
verkrüppelte Augitkörner führendes Cement verkittet erscheinen. Mikroporphyrische 
Feldspathdurchschnitte pflegen voll von Einschlüssen zu sein. 

Andere Dünnschliffe, wahrscheinlich von einem anderen Punkte derselben 
Lokalität und zwar einem dunkleren, kryst. dichten Gesteine entnommen, unter- 
schieden sich wesentlich dadurch, dass sie bedeutend mehr Augit, etwas mehr an 
triklinem Feldspathe und ein bräunliches Cement enthielten. Diese Gesteinsart 
könnte als augitreicher Orthoklasmelaphyr bezeichnet werden. 

Endlich findet sich im böhmischen Museum von Johannesberg bei Braunau 
ein dichtes, fast pechsteinartiges, schwarzes Melaphyrgestein vor, das 
als Gang im Porphyr auftreten soll. Wahrscheinlich ist es ident mit jenem Mela- 

r Dr 


52 


phyre, der von Richthofen ') partiell analysirt wurde. Es ist selbst bei 200% Ver- 
srösserung sehr kleinkörnig und besteht aus einem graubraunen Glase, ähnlich 
dem des Weisselberger Melaphyrs (St. Wedel, Hundsrück) ; aber Augitkryställchen 
walten in «demselben über die einfachen Feldspathleistehen bedeutend vor. Ausser 
den sparsamen, gleichmässig vertheilten Magnetitkörnchen enthält es porphyrische 
Orthoklas-, seltener Augitkrystalle. 

Das schwarze, kryst. dichte Melaphyrgestein 


von Schönau 


führt ein dunkel braungraues Glas, in dem vorwaltend monokline Feldspathleistchen, 
Ausit- und Magnetitkörner dicht gedrängt sind; doch treten auch zahlreiche mo- 
nokline Feldspathkrystalle, denen zuweilen wenige, äusserst dünne Lamellen ein- 
gelagert sind, nebst vereinzelten Augit- und Olivinkrystallen mikroporphyrisch hervor. 

An die vorgenannten Melaphyre mag das schwärzlichgraue, mit einem 
Stich ins Gelbliche versehene, kryst. dichte Gestein 


von Tunschendorf bei Braunau 


angereiht werden, wiewohl bei dem vorgerückten Umwandlungsgrade nicht konstatirt 
werden kann, ob dessen Feldspäthe vorwaltend dem monoklinen oder einem triklinen 
Feldspathe angehören. Dünnschlitfe dieses Melaphyrs, graulichweiss und grünlich- 
grau gefleckt, zeigen eine fast dichte Substanz mit spärlichen zarten Feldspath- 
härchen. Im Mikroskope aber treten umgewandelte, schwach graulich- oder gelb- 
lichweisse, zart granulirte Feldspathleistchen so vorwaltend auf (eirca *, der Gesammt- 
masse), dass vereinzelte, graulichweisse Augit- (circa 2—6%,) und graulichweisse 
oder eraulichgrüne, meist schwarz oder braunschwarz umrahmte Olivindurchschnitte 
sammt dem gelblichgrauen körnigstaubigen Cemente nur eingeklemmt erscheinen. 
techt zahlreich sind lange farblose Leistchen mit scharf sechsseitigen Querschnitten 
zu finden, die mit grellweisser Farbe hervortreten und dem Apatit angehören, 


3) Augitfreie Orthoklasmelaphyre. 


In dieser Gruppe sind alle jene Orthoklasmelaphyre zusammengefasst, deren 
augitischer Gemengtheil weniger als 5%, beträgt oder gar nicht nachzu- 
weisen ist. 


In den Dünnschliffen des Melaphyrgesteins 
zwischen Borek und. Raschen, 


in welchen zahlreiche Feldspathdurchschnitte mikroporphyrisch hervortreten, bemerkt 
man schwärzlichbraune Streifen und Flecke. 

Im Mikroskope treten Strömungen von monoklinen, zum geringeren Theile 
triklinen Feldspathleistehen auf, zwischen denen ein graues, an Staubkörnern und 


‘) Tschermak. Porphyrgest. Oesterreichs. Wien 1869. pag. 80. 


en 


[6] 
© 


zarten Prichitgebilden reiches Cement und recht zahlreiche, grübere Magnetitkörner 
eingeklemmt sind. Ausserdem sind noch bräunlichgraue, bräunlichgelbe und zu- 
meist schwarz umrahmte Olivindurchschnitte zu erwähnen, die zwischen den Feld- 
spathleistchen vorkommen, während graulichweisse Körner, die wahrscheinlich dem 
Augit angehören, seltener aufzufinden sind. 

Die oberwähnten Streifen und Flecke der Dünnschliffe weisen dieselben 
Bestandtheile auf, jedoch. mit einer schwärzlichbraunen Substanz, die am wahr- 
scheinlichsten aus der Umwandlung der Staubkörner hervorging, oft bis zur Im- 
pellueidität gemengt. Und in der Nähe dieser Substanz sind die Risse der Feld- 
späthe rothbraun markirt. 


Anhangsweise mögen die Melaphyre von Obersten in Schlesien und von 
Ilmenau in Thüringen erwähnt werden, da sie durch besondere Eigenthümlichkeiten 
ausgezeichnet sind. 


Sehr arm an Augit ist das Melaphyrgestein 
von. Oberstein in. Schlesien, 


von dem eine Dünnschlifipartie auf der II. Tafel in der 1. Fig. dargestellt ist. 
In den Dünnschliffen dieses Melaphyrs nimmt der Feldspath, dessen Leistchen und 
mikroporphyrisch hervortretende Durchschnitte wegen vorgeschrittener Umwandlung 
nur zum geringen Theile die trikline Natur verrathen, wenigstens °/, der Gesammtmasse 
ein. Und zwischen den Feldspathdurchschnitten kömmt ein graulichweisses oder 
bräunliches, zart staubiges Cement zumeist eingeklemmt vor, das ziemlich gleich- 
mässig, aber locker vertheilte Magnetitkörner und kleine Häufchen von ovalen, 
eraulichen, durchscheinenden, wahrscheinlich dem Augit gehörigen Körnchen enthält. 

Die Olivindurchschnitte, im letzten Stadium der Umwandlung befindlich, 
treten meist mikroporphyrisch hervor. Sie sind fast überall durch eine oder durch 
zwei, dünne oder breite, schwarze, impellucide und gewöhnlich scharfe _Rand- 
zonen ausgezeichnet; enthalten aber auch im Innern grössere oder kleinere, meist 
gewundene, zuweilen den Spaltungsrichtungen des Olivin parallele Partien der 
Magmetitsubstanz und ihres Oxydationsproduktes, nämlich bluthrother Hamatit- 
theilchen. Der übrige Theil der Olivindurehschnitte pflegt graulichweiss oder schwach 
grünlich oder bräunlichgelb, zuweilen noch flaserig oder zart faserig zu sein. 

Mit deutlichen Umrissen versehen, fanden sich nur wenige sraulichweisse 
oder mit einem Stich ins Bräunliche versehene, stark zerklüftete Augitdurchschnitte 
vor, von denen ein octagonaler, ziemlich regelmässiger Querschnitt in der 1. Fig. 
der II. Taf. unten rechts dargestellt ist. 


Porphyrartiger Melaphyr von I/menau in Thüringen. 


Einige in den Dünnschliffen dieses Melaphyrs sich darbietenden Eigen- 
thümlichkeiten hat bereis Haarmann in seiner vortrefflichen Inaugural-Dissertation 
namhaft gemacht; und zwar: die stellenweise ausgezeichnete Mikrofluetuations- 
struktur (pag. 14), die Zwillingsstreifung an den triklinen Feldspäthen (pag. 17), 
die Einschlüsse der Grundmasse in den Feldspäthen, die Magnetitkornaggregate 


54 


in Form von Olivin oder Augit (pag. 23) und das Vorhandensein von Nephelin 
(pag. 31). 

Die Dünnschliffe dieses Melaphyrs zeigen vorwiegend Strömungen farbloser, 
monokliner und trikliner Leistchen und breiterer Feldspathdurchschnitte, die eirca 
®/, der Gesammtmasse bilden und zwischen d«nen ein an zarten Staubkörnern 
und Trichitgebilden ziemlich reiches Cement eingeklemmt ist. Im Letzteren, welches 
auch in den breiteren Feldspathdurchsehnitten eingeschlossen vorkömmt, erkennt 
man stellenweise recht zahlreiche, graue, durchscheinende Körnchen, die wahr- 
scheinlich dem Augit angehören, und ziemlich gleichmässig vertheilte, nicht zahl- 
reiche Magnetitkörner, die auch, wie Haarmann hervorhob, in solchen Aggregaten 
vorkommen, welche Augitdurchschnitten ähneln. Ausserdem sind in dem Cemente 
farblose, kurze Rechtecke und Polygone zu bemerken, die etwa denen des Kozäkover 
Basaltes ähneln und die Gegenwart von Nephelin verrathen. 


Endlich sind fast in allen Objektstellen meergrüne, grünliche oder grünlich- 
weisse bis graulichweisse, oft parallel und dicht geriefte (fast mikroporphyrische) 
Durchschnitte zu entdecken, welche die Umrisse von kurzen breiten Rechtecken 
oder von länglichen, gewöhnlich an den Enden stumpf abgerundeten Säulchen be- 
sitzen, zuweilen mit einem äusserst zarten schwarzkörnigen Saume versehen sind 
und welche keinen Dichroismus verrathen. Es gelang mir einen zu den erwähnten 
Längsschnitten gehörigen, regelmässigen, octagonalen Querschnitt zu finden, an 
welchem die Winkelmasse © P:o P= 93\/),° und 861,’ nd oP@a:oPx» = 
fast 90° bestimmt wurden und an welchem zugleich nachgewiesen werden konnte, 
dass die dichten Spaltungsriefen dem Brachypinakoide parallel verlaufen. Und 
auf Grundlage dieser Bestimmungen sind diese Durchschnitte als dem Bronzit 
gehörig zu betrachten. 


Chemische Untersuchungen an den Melaphyrgesteinen 
Böhmens. 


Mit Rücksicht darauf, dass augitarme und augitfreie Melaphyre in den 
chemischen Analysen von einander wenig oder kaum merklich abweichen, ist die 
Trennung obgenannter zwei Gruppen ohne mikroskopische Analyse kaum durch- 
zuführen. 

Allein aus den Atomverhältnissen des Kaligehaltes zum Natrongehalte und 
weiterhin aus den Atomverhältnissen des Kalk-, Magnesia-, Eisenoxydul-{oxyd-) 
gehaltes zum Alkali-, Thonerde- und Kieselerdegehalte ist es möglich, mit voller 
Sicherheit oder mit grösster Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, ob ein Melaphyr 
der Plagioklas- oder Orthoklasgruppe angehört, dann ob er der aueitreichen oder 
der augitarmen Untergruppe anzuschliessen ist und endlich welchem Gliede der 
Oligoklas- oder Andesin- (eventuell der Labradorit-) Reihe der Plagioklas des 
Melaphyrs am nächsten steht. 

Doch ist zu bemerken, dass durch Berechnung der Atomverhältnisse und 
ihre Vertheilung nach den ein Melaphyrgestein konstituirenden Mineralelementen 
nur dann vollkommen zufriedenstellende Resultate zu erwarten sind, wenn sich 
kein Mineral des untersuchten Gesteins in einem vorgerückten Umwandlungsstadium 
befindet. Und diese Bedingung kann nur bei wenigen Melaphyrproben, die analysirt 
wurden, als erfüllt angesehen werden. 

Von den 13 Analysen der böhmischen Melaphyre, die Tschermak ') anführt, 
enthalten die meisten 2—4°/, Wasser. Der geringste Wassergehalt ist —= 0'S1", 
und der grösste — 6'35°/,. Von den drei neuen Analysen, die ich hinzufüge, gibt 
nur die des Melaphyrs von Horensko weniger als 1°, Wasser an, die anderen 
zwei enthalten mehr als 2°%,. Enthält aber ein Melaphyrgestein mehr als 2%, 
Wasser, so sind schon mehre seiner Mineralgemenstheile als ziemlich umgewandelt 
anzusehen. Und in diesem Falle gibt die Gesteinsanalyse weniger Basen an (da 
ein Theil derselben durch Auslaugung entfernt worden ist) und die Berechnung 
der Analyse nach den konstituirenden Mineralelementen weist einen Uiberschuss 
von Kieselerde und zuweilen auch von Thonerde auf; und zwar einen um so grös- 
seren Uiberschuss, je weiter das Gestein in der Umwandlung vorgeschritten ist. 


!) Porpbyrgesteine Oesterreichs. Wien. 1869. pag. 37. 


56 


Chemische Analysen, die an solchen, in der Umwandlung vorgeschrittenen 
Melaphyrproben ausgeführt wurden, sind zur Berechnung der prozentischen Mengen 
konstituirender Minerale nicht geeignet, wenn nicht durch mikroskopische Analyse 
die Augitmenge approximativ bestimmt oder wenn die Art des triklinen Feldspathes 
nicht konstatirt werden kann; denn die vorzunehmende Vertheilung der Kalkerde 
für den augitischen Bestandtheil und für den triklinen Feldspath bildet den Stein 
des Anstosses, über den man nicht vorwärts kömmt. 

Einen bedeutend vorgerückten Umwandlungszustand der meisten Minerale 
eines Melaphyrgesteins verräth die Gegenwart von Carbonaten (Caleit, Dolomit, 
Siderit), die entweder in körnigen Partien ausgeschieden sind oder das Gestein 
imprägniren und sich im letzteren Falle durch das Aufbrausen (des Gesteins) in 
Säuren bemerkbar machen. Und dass die Gegenwart von Caleit in einigen wenigen 
Melaphyren auf das Vorhandensein eines Feldspathgliedes der Labradoritreihe hin- 
weist, dürfte.als sehr wahrscheinlich angenommen werden (siehe die Interprätation 
der chemischen Analyse des Melaphyrs von der Mühle in Bysträ). 

Zur Berechnung des monoklinen Feldspathes ist zu bemerken, dass die 
Menge desselben stets etwas geringer ausfällt, wenn der Kaligehalt allein als 
Grundlage der Berechnung angenommen wird; denn bei Anbetracht der glasigen 
Beschaffenheit der in den Melaphyren vorkommenden, monoklinen Feldspathtäfelchen 
ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass in denselben eine isomorphe 
Mischung von Kalifeldspath mit Natronfeldspath — analog dem Sanidin — vorliegt. 


I. Plagioklasmelaphyre. 


Die meisten Analysen böhmischer Plagioklasmelaphyre weisen einen, den 
Kaligehalt gewöhnlich ziemlich bedeutend übersteigenden Natrongehalt auf. Und 
dieser schwankt zwischen 199%, und 5°326°/, (der Kaligehalt = 0'62—3°59). Je 
mehr Natron ein Melaphyrgestein enthält, desto sauerer Natur ist sein Plagioklas. 
Nach der Beschaffenheit des Plagioklases wären die Plagioklas- 
melaphyre in Oligoklas-, Andesin- und Labradoritmelaphyre ein- 
zutheilen. 


1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre. 


Die augitreichen Plagioklasmelaphyre zeichnen sich durch einen relativ 
grösseren Kalkerde- und Magnesiagehalt aus. 

In den augitreichen Oligoklas- und Andesin-Melaphyren (deren Augitgehalt 
auf etwa 20—35°/, geschätzt wird) beträgt die Kalkerdemenge eirca T5—11:5%,; 
in den augitreichen Labradorit-Melaphyren würde die Kalkerdemenge mehr als 
10%, betragen müssen, da sich aus dem Melaphyrgestein von der Mühle in 
Bysträ (Bistra), welches 926%, CaO enthält, unter Voraussetzung von Labrador 
nur 132°, Augit berechnen lassen. 

Der Magnesiagehalt der augitreichen Melaphyre überhaupt schwankt zwischen 
32%, und 56%, 


57 


Das kleinkörnige, schwarzweisse (wesentlich aus schwarzen und weissen 
Körnern bestehende) olivinarme Melaphyrgestein von Horensko. 
Von der zur chemischen Analyse verwendeten Probe von 13565 Gr. betrug 
der gelöste Antheil 0.408 Gr. = 30:078%, und 
der ungelöste Een Pr 
Die von mir und Herrn Assist. Bilek ausgeführten aeiechen Analysen 
hatten folgende Resultate: 
y Der gelöste und ungelöste Antheil ergaben in °/,: 
Kieselerde = 39293 . . . 59'886 (aus der Differenz berechnet) 


Thonerde = 9187 . . . 18197 (mit sehr wenig Eisenoxyd) 
Eisenoxyd = 285181). — 

Kalkerdee = 6516 . . . 13'642 

Masnesiast = 1801 lem) OST 

Kali = — en EEE 

Natron = BEE SEHR) 

Wasser ==171935 — 

99011 100 


Sauerstoffverhältnisse obiger Analysen und ihre Vertheilung nach einzelnen, 
durch die mikroskopische Analysis sichergestellten Mineralen 


des gelösten | des ungelösten Antheils 
| e I I = 
= 5 Andesin u) e | = 2 | Andesin 2 ; 
as # ge Sein] = ee 
IN 8 ITS Be &0 Di HIg AUS | mem F Sur 
== ‚| Anor-| 5 == ==, . = en 
Bi Ba> am thit S S | | Abit Anorthill S 
| | | | 
Kieselerde . . . . . |20'956| 7752| 2'584) 11'588] 0'886 |31:939| 20'232) 2248) 1'944] 7290 
Thonerde . . .. .| 4290| 1'938) 1:938| 0'414 — || 8496| 5:058| 1'686) 0486| 1'266 
Eisenoxydul ... . — —_ _ 0'886 0:089| — — —,| — — 
Kalkerde >. ...)189 — | 0646| 19233] — || 3898| — | 0562| — 3330 
Magenesia .....| 442] — — 3'675) 0:797| 0:315]| — — — 0'315 
Bag Pe Sr osten ne 5 nozteol = 
Natron... 2%... | 0:646| 70:646| -— _ — 1686) 1686| — == 
| | 


Procentische Berechnung der Mineralbestandtheile 


des gelösten | des ungelösten Antheils 
’ = | IN | ae Tr | 
Andesin 1 321 = | ? = 
| Ryalınsz j=| ESER |, SuM ee = | BE = 
a ee ee nn 
Albit | Anorilit — Sr ws 2 = >) Em RZ | 7) 
Br | Free 
Kieselerde . . 14535 4.845 21727 1.661 | — 14% ae] 37-935 4215 3°645| 13:669 59-464] 
Thonerde .. 4151 4151 0885 — Br: 187] 10°833 3'611 1041 2711 18'196 
Eisenoxyd Te e De 24 Ba. er | 
Eisenoxydul .  — — 3:987 0400 [ = 850 _ | — — | == 
Kalkerde .. — 2261 4315 — | — | 6576| — | 1967 — | 11'655, 13'622] 
Maenesia ..| — | +) Suszıı ade | — dzyı — ME — 070787] (0787| 
Ba a ee. le nl 20:52 
Natron... : .| 2504 —'ı — I — | — | 8504| 6534 — | — | —.| 
|21:190 11'257 39216 4053 22'856 — 55'302] 9'793 5'638 28:822 
, | | | | | Il | | I 


!) Sämtliches Eisen wurde als Eisenoxyd bestimmt. 
?) Für den Augit wurde auf Grund der Berechnungsversuche angenommen, dass in demselben 


58 


Nimmt man von der Menge eines jeden Minerales im gelösten Antheile 
3, (= 30°/,) und im ungelösten Antheile 7, (= 70%,), so resultiren die procen- 
tischen Gewichtsmengen einzelner Minerale, für den gelösten (I) und ungelösten (II) 
Antheil zusammengenommen oder für das ganze Gestein (III) 


1. In. In. 
. [Albit  . 6,357 ET 2.2020. 48°068] 
Andesin | Anorthit.. "3:377...2. 0. BED Lane... MRaR Birne 
Orthoklas — 0 . 184 22 0. 3:97 s 
Augit 12030. . W152... ..32205 
Olivin 1.216 43 .„. = 10 are 
Magnetit 6'857 . . —t BR 3 


00:58. 
Nimmt man von jedem chemischen Bestandtheile des gelösten Antheiles 
%/ . und des ungelösten Antheiles "/,., So resultirt für das schwarzweisskörnige 
Melaphyrgestein von Horensko folgende Bauschanalyse: 


Kieselerde = 53'708 
Thonerde = 15594 
Eisenosyd = 8'555 
Kalkerde = 11'522 
Magnesia = 3'905 
Kali — 0667 
Natron el) 
Wasser ==40:526 

99-803 


Auf augitreiche Oligoklas- oder Andesin-Melaphyre beziehen sich: 1. 
Tschermak’s chemische Analyse des deutlich krystallinischen, dunkelgrünen Me- 
laphyrs von Kozinee und II. Werther’s chemische Analyse des Melaphyrs von 
Stransko, welche in %, ergeben: 


je I. 
spez. Gew. —= 2.830 
YES 15 4 er er: 97437: TER STE RAN, 
Ihonerder Amen BEN el 
Eigenasyd'. 7% IR Bläser 
Eisenoxyaulı 9 25 Tan ni 
Kalkerd a. IE a EEE 
Mäßnesiau tn zuBrelel 2 BE ADE TE 2 
Kal 8 read 1. Ride He ai 
Natron. er an Ta. 7 BO ERBE 2 
Wasser szene. Ale —_ 
9943 .  . 100,82. 


Ca: My: Fe=6:3:"J, und dass sich der grösste Theil Magnesia und sämmtliches Eisen- 
oxydul im gelösten Antheile, der grösste Theil der Kalkerde im ungelösten Antheile befindet. 


2) Augitarme und augitfreie Plagioklasmelaphyre. 


Die augitarmen und augitfreien Oligoklas- und Andesin-Melaphyre (deren 
Augitgehalt weniger als 20°/, beträgt) enthalten meist weniger als 75°), Kalkerde 
und die augitarmen Labradorit-Melaphyre meist weniger als 10°, Kalkerde. 

Das Melaphyrgestein von Trosky bei Jitschin. 

Spezifisches Gewicht = 2774. 

Das gelblichgraue Pulver dieses Melaphyrgesteins brauste in (kalter und 
heisser) Salzsäure nicht auf; durch Glühen wurde es bräunlich. 

Von 1'374 Gr. wurde durch Salzsäure 
gelöst 0954 Gr. — 69'432°/, und es blieb 
ungelöst 0420 Gr. = 30 568°).- 

Von 1'090 Gr. einer zweiten (einem anderen Stücke entnammenen) Probe 
wurde gelöst 0'660 Gr. — 60:55°/, und blieb 
ungelöst 0.430 Gr. = 3946°],- 


Die mit der ersten Probe ausgeführte chemische Analyse ergab in °/,: 


Kieselerde . . . . 52'340 
Ihonerder u... .1..518:032 
Eisenoxydul!) . . . 10184 
Kalkerde . . 2m 91- =6:836 
Maenesia .*. ..... 3424 
Natron mit wenig Kali 42283 (aus der Differenz berechnet) 
Phosphorsäure . . . 0268 
Wassenz +2... sg. m69:556 
100— 


Berechnung und Vertheilung der Sauerstoffverhältnisse nach den durch 
die mikroskopische Analyse sichergestellten Mineralgemengtheilen, wobei der tri- 
kline Feldspath als ein aus 1 mol. Albit und 1 mol. Anorthit bestehendes Glied 
der Andesinreihe angenommen und die kleine ÖOrthoklasmenge nicht berück- 
sichtigt wurde. 


Sauer, Andesin 
Bea | Apakit Augit | Olwi Rest 
verhält- BAUS rg ugit | win es 
nisse | Albit | Anorthit | 
| 
Rieselerde .-... 27.914 as 13:092 | 4.334 3:424 0:696 | + 6:338 
Thonerde ..... 8.420 = sors | e 31078 0585| — |+1291 
Eisenoxydul .... 2263 a | —_ 0190 |  0:087 — 
Kalkerde. .. ... | 1953 0.101 —. 1:091 Das — 
Magnesia ..... 1'370 — — el 0'761 0609 _ 
Natron (Kali)... .| 1091 = 1091 | — _ 2 _ 
Phosphorsäure ....| 0151 Ola), —. | wa -- _ 


!) Sämmtliches Eisen wurde als Eisenoxyd gewogen und als Eisenoxydul berechnet. 


o 
o 


Procentische Berechnung der 1 Minerelgemangtheile« 


A Ficken „u Augit ‚| Olivin | Magnetit | Rest 
yati Augi ivin agneti es 
| . Albit | Anorthit er - 
| Kieselerde .....1 — 24547 8182 | 6420 1'305 — .,+11:884 
| Thonerde . ...... = 7:009 7010 1'253 —. | .— + 2765 
| Eisenoxyl ..... _ — _ _ — I ORPRBE, —_ 
| Eisenoxydul ... . .| _ — 0'855 0.392 || van | .— 
| Kälkerde .7 ..% |. .0:353 = 3:819 2664 | _ u — 
Magnesia ı .. ....... _ _ — 1'903 1'522 — .|ı — 
Natron (Bali)  ...| — | 4228 _ — _ = | ._ 
Phosphorsäure . ..| 0268 | — _ _ E= _ _ 
Wasser .... .. .C20:051 _ _ | —_ = —_ 3556 
| 0672 | 35784 | 19011 | 13094 | 3219 | 9599 | 18205 
| mn 
| 54795 


In runden Zahlen kann daher das Melaphyrgestein von Trosky als ein 
Gemenge von 55%, Andesin (=1 mol. Albit + 1 mol. Anorthit), 13%, Augit, 
10°/, Magnetit, 3°, Olivin, 1%, Apatit und 18°, Kieselerde, Thonerde und Wasser 
angesehen wurden. 

Die von mir und Herrm Assist. Bilek ausgeführte chemische Analyse 
des in Salzsäure gelösten Antheiles von dem Melaphyrgestein 
der „Trosky bei Jitschin“ ergab in %: 


Kieselerde = 45'388 
Thonerde — 16'860 
Eisenoxydul — 1379008 
Kalkerde = E90 
Magnesia = m9l05 
Natron le 
Phosphorsäure = 0'387 
Wasser 9:10 

99-245 


‚Jenzsch's chemische Analyse kr Va den dunkelolivengrünen Melaphyrs 
vom Hockenberge. 


Der weniger als 1°, betragende Wassergehalt und der hohe Kieselerde- 
gehalt bewog mich, eine Interprätation dieser chemischen Analyse zu versuchen, 
wiewol mir die mikroskopische Analyse nur nach Haarmann’s Andeutungen partiell 
bekannt war. 


| | | Verthelung. - Sauerstofverhältnisse m nach e einzelnen Mineralen-- 


| Sanerstofl- - ec 


g Andesin 
0 
| Verbältei « Apatit Ort Augit | Olivin rest 
‚ verbaltuiss pP rtho | ] Fr mol Anka ugl ivi es! 


Ü 

| Kieselerde . . 5652 | 30144 | — m 11'489 1'916 13'488 |0:384 | + 5'535 

| Thonerde . ‚13 53) 6318 | — 11'838 ı 2'872 1'437 0176| — = 

\ Eisenoxydul 1256 | 2791 | u Be —ı — 0.194 | 0:043 — 

| Kalkerde . .| 531 | 1'517 |0:263 | -- — 0.479 0775| — _ 

| Magnesia . 2:79 1116 | — | — — | - 07751031 | — 

pKali. ».. = 217389. 3016 20 6! —ı] —: — | = 
Natron .. 371 | 0'957 | u > | 0:957 . = — | — | 
Phosphorsäure | 070 | 0394 | 0394 ps= a u | _ — | 
Wasser „>... 0:81 — ı- 1 | -—- — -- _ — | 


, 61 


Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile: 


| &| | Andesin Ja], k 

‚Apatit | Octhokl. = — Augit | Olivin| Magnetit hest | Summe 

| | Albit | 2, mol. Anortlit | | | 
Kieselerde . . — 113748 121542 3.592 6'540 | 0720 | —_ —+- 10'378 156520 
Thonerde ..ı — 3'926 | 6151 3:078 1037| — |. — —_ 113532 
Eisenoxyd ..  — | — — — — — | e Au 
Eisenoxydull . — E _ _ 0:3873 | 0'193 ı} au — —— 
Kalkerde. . . 0921| — _ 1:677 [2713| — 2 — 5311 
Masnesia ..|ı — _ -- _ 11'938 | 0'853 — 2791 
Kali). m. ae 3:590 | _ — — | 3'590 
Natron... zu. — — | 3710 - ı- _ _ — 1 3710 
Phosphorsäure | 0:70 — | | — — — —_ _ 070 
WEB 2 5 | | _ = = = 0'810 | 0:81 

1'737 \21'264 |31'403 8'347 12'441 | 1'766 12'345 11'138 199.427 

nam nm 
39'750 


Dieser Berechnung nach würde der Melaphyr vom Hockenberge in runden 
Zahlen aus 40°, Andesin (= 2 mol. Albit + 1 mol. Anorthit), 21°, Orthoklas, 
12%, Augit, 12%, Magnetit, 2%, Olivin, 2°, Apatit und 11°, Kieselerde und 
Wasser bestehen. 


Strommer's chemische Analyse des kleinkrystallinischen, schwärzlichgrünen 
. Melaphyrgesteins von der Mühle in Bystrd (Bistra). 


Von den bis jetzt analysirten 16 Melaphyrgesteinen Böhmens ist es das 
einzige, in dessen Analyse ein Kohlensäuregehalt, und zwar mit 0:77°/,, angegeben 
ist und in welchem man mit grösster Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein eines 
Gliedes der Labradoritreihe annehmen darf. Diess veranlasste mich, eine Inter- 
prätation der chemischen Analyse zu versuchen, wodurch folgende Resultate zum 
Vorschein kamen: 


| we Vertheiluug der Sauerstoflverhälinisse nach. einzelnen Mineralen 
le 2 n | alt, = |. 
NS nee N 2 N 
== | Caleit  Orthokl. .. | 3 mai, |Augit | Olivin| u; a 883 
IA E Albit | 3 S SS 
| , Anorthit = m BES 
| | | 
Kieselerde . | 5100 27200 | — 2:143, 6'168 | 6'168 3:502 0:882 1117 — 8'332 
Thonerde.. . 18:04 | 8423| — | 0'537 | 1542| 4'626 | 0583| — TR — 1'135 
Eisenoxyd . | 620 1860| — = = rn — [0942| 0918| — 
|Eisenoxydul | 237 | 0527| — | — = — 2221504103 702110) E03, — 
IKalkerde ..| 926 2646| 028 | — | —- | 12 Joa — | — | — - 
‚Magnesia..ı 39/1596 | — | — — — „Jose — —- | — 
Kali... 1.105) 0179| — 1.0179 | — | | — | 
‚Natron ..... | 199 | 0514| — — 0514| u — RZ —_ _ — 
Kohlensäure | 0777| 056 1056 | — | — ı — | — _ — = | 
Wasser... | a7) — | — —_ — —_ = — —_ — | 3707 
| ER Ana 
| | Ko | Yan 
| KegaaH prrxfsn] 


Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile: 


| 


| Labradorit | 3 Es en 
Caleit | Orthokl. | nn re Augit | Olivin 5 8 158 B 
[= © Anorthit = 3 SEE 
Kieselerde. . . . . | — | 4028| 11:565 11:565 6566 | 165 | — — 115:623 
Thonerdei...... Me} — | 1'150 | 3'302 9,906 | 1249| — Fe ar 2431 
Bisenoxydi.. 2 ru. — — - E= _ — | 3°:140 | 3060| — 
Bisenasydnlı 2 7 2 el — — 0'464 | 0'495 | 1413| — _ 
Kalkerde . . » - -. |) 0980| — -- 5397 2884| — _ 2 u 
Mamesia's . . .,.)| — u — | 2:060| 1'930 | — -- —_ 
Waller a el nl L0BBl, — En _ _ — - 
Natnonsiaer 0 u 1'992 _ — _ _ _ _ 
Kohlensäure . . . . | 0770| — _ _ _ —_ _ _ —_ 
ESS Bee Fe _ —_ _ — —_ — — | 4170 
| 1'750 | 6'230 | 16 859 26'868 13'223 | 4079| 4553 | 3:060 |22:224 


Demnach würde der analysirte Melaphyr von der Mühle in Bysträ aus 
44°/, Labradorit, 6'/,°, Orthoklas, 13'/,%, Augit, 4°, Olivin, 4\,%, Magnetit, 
3%, Haematit, 2%, Caleit und 22'/,°, Kieselerde, Thonerde und Wasser bestehen. 


Von den augitfreien Melaphyrgesteinen wurde das schwärzlichgraue, mit - 


einem Stich ins Violette versehene, bereits veränderte Melaphyrgestein von 
Marcinov untersucht (dessen mikroskopische Analyse pag. 42 gegeben wurde). 
Das violettgraue Pulver brauste in Säuren nicht auf; durch Glühen wurde 
es röthlichbraun. 
Die von mir und Herrn Assist. Bilek ausgeführte chemische Analyse des 
durch mehrtägiges Behandeln mit Salzsäure gelösten Antheils (I), welcher 
50:65°/, betrug, ergab in %,: 


iR Il, 
Kieselerde EHE DU AURBNEIHE 37 > in 7 I 0 RANRR 
Thonerde — 118800 L 3... 5105800 
Eisenoxyd =, 1082 4.10. ,. MR al. Sea Hr 
Kalkerde E11 17 Te EEE SEI”) 
Magnesia —) ,DU0, ce een 
Natron — 312 (a. d. Differenz berechnet) 3'527 
Wasser ne 12 5 ea SR I ER B: 191215) 
Phosphorsäure . 0'387 
100— .. 99245 


Wiewol die Analyse des ungelösten Antheiles misslang, so genügt doch 
ein Vergleich der chemischen Analysen der gelösten Antheile der Melaphyrgesteine 
von Mareinov (I) und von Trosky (ID, um zu erschen, dass beide Gesteine von 
einander sehr wenig differiren. 

Etwa 20%, Augit kann man in den Melaphyren von Zderetz, Beneschau 
(Benesov) und Landeshut annehmen, auf welche sich Merkel’s, Mikula’s und von 
Richthofen’s chemische Analysen beziehen. 


63 


I. Merkel’s chemische Analyse des gangförmig auftretenden, dichten, 
schwarzen Melaphyrs von Zderetz. 

II. Mikula’s chemische Analyse des dichten, grünlichschwarzen Melaphyrs 
von Beneschau. 

III. v. Richthofen’s chemische Analyse des basaltartigen bräunlichschwarzen 
Melaphyrs von Landeshut (Buchbers). 


ik I. III. 
spez. Gew. = 2'773 spez. Gew. = 2720 
Kieselerdeue un 2 BE DBE Te Hase lu ı. SEES 
Thonerde,e20 7. 180% „m. 2., ENT DOM, 18:92 
Bisenosyder@ rn ser 094 m er AED > 
Hisenoxydule® 2. Abs en. 2 Bra 10:87 
Kalkerdensen ar ( Banı zn.  SRORARE .TTST7 
Macrestaned 0. grade... 4, WASSER. 115 
Kalt ra 2922210 er = micht besummt 
Natron ae In re 2 han ee A 
Phosphorsäure . . ER — he. 
\Vrasser 000 VOEBIESOTE, DERHNER- DDIMNER WOBSNOTLT 
10156 100.03. 


Weniger als 20°, Augit enthielten die Melaphyrproben von Porie und 
Stransko, an denen von Werther, Mikula und Hayek chemische Analysen vorge- 
nommen wurden. 

I. Werther’s chemische Analyse des Melaphyrs von Poric. 

II. Mikula’s chemische Analyse des kleinkörnigen, aus weisslichen und 
schwarzgrünen Theilchen zusammengesetzten Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt. 

III. Hayek’s chemische Analyse des grobkörnigen, aus grünlichweissen, 
schwarzgrünen bis schwarzen Theilen zusammengesetzten Melaphyrs von Stransko 
bei Liebstadt. 


I. II. I. 
spez. Gew.— 2'842 spez. Gew. — 2'859 

Kieselerde — 54:14 Daulewn lee 
Thonerde — 18:06 aA: 21530 4 
Eisenoxyd HESS TDRRERE I. 16 AG 2 #1 10:06 
Eisenoxydul il BA Aan 888 
Kalkerde 420) Mara ERDE. Si. . 6:61 
Magnesia rg fol0) 1 cn vergmegreanesc 323 1 )2 Een ereegr: 30) 
Kali A ern. SER te 37 
Natron — Re, E00 Dt 
Phosphorsäuge as=/ 1... . — nn 2040 
Wasser = OBEN 4 WR IS Aene 48d, 


100°23 oe II14- 


64 


11. Orthoklasmelaphyre. 


Auf augitreiche Orthoklasmelaphyre beziehen sich Werther’s chemische 
Analysen der Melaphyrgesteine von Hrabacov (I) und von Täbor (II). 


I: I. 
Kieselerde . . = 51:9: . . 4997 
Thonerdezsi3 aus 11627. =.) 21564 


Eisenoxyd . 438. 0640) 


Eisenoxydul =: gel. NEO 
Kalkerde a 0) 
Magnesia — a... 40 
Kali =. ET hen! 
Natron ee 1 Re 2 05} 


2 2:03 
106:2% - 99:08 


Wasser . 


Interprätation Werther's Analyse des Melaphyrs von Hrabacov (]). 


= 2 | re 3 
| i== |, Andesin | | 82, | 
| 5= Orthokl. | © |) Augit | Olivin |, Maguelit = S5$ 
\ > | Albit Anorthit | | zz 
| | | | \ze>| 
I’Kieselerde en,” . | Dura 16790 | BTa HA 7148 | 1'142 _ 7.740 
Thonerde . ... 2 .| 759, | 1683 | 093 1 09310893 | — | — 3160 | 
Eisenoxyd . 9, -— ).,— — — 1:31 _ 
Eisenoxydul 183 a — 1.0447 | 0143 | 124 _ 
| Kalkerde . 2.1 209, | — = 08H] za Al - 
| Magnesia . . . . .| .234 — — '|*'— | 1341 | 0'999 = = 
Kali . - | 056 0561 _ u Be u Be _ 
Natron . 2081 _ 031 | — ei ee _ | 
| | | ! 


Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile. 
 — un m nn 


:  Andesin | Er 
Orihoklas 7°) Augit | Olivin | Magnetit| $= 5 | Summe 
| | Albit Anorthit | SEE 


| Kieselerde . . . - 1209, 6975| 2425 » 13-402, | 21a | — 14512 | 52:078 

| Thonerde .'. . .|. 3°60& | 1992| 1'992 1912, | — | _ 6768 16268 

I Eisenoxyd „,. . . | — Sr ee I 4:38 — || 4380 
Eisenoxydul . . . = Ei 2'011, | 0'643, h 5:58 — If 8235 
Kalkerde . !. . — A085 | AR | = — — | 7340 
Magnesa ...i. .1 =...) ,— 3'352, | 2'497 u 5'850 
Kali., cl Er aa = bee) Dee Eee = 3296 | 

ISNSETONn Se ee —'. | 1200 _ — |l- | —_ a 1200 

| Wassert,  aE e —_ Ne — | 27710 2710 

| 19-523 10'167 | 5'502 |26'934 | 5'282 9:96 23°990 | 101'357 


| ET Tu | | | 


# 65 


Es würde somit der von Werther analysirte Melaphyr von Hrabatov aus 
19'/,°/, Orthoklas, 15"/,°/, Andesin (= 1 mol. Albit -+ 1 mol. Anorthit), 27%, 
‚ Augit, 5%, Olivin, 10%, Magnetit und 24°, Kieselerde, Thonerde und Wasser 
bestehen. 


Uiber das spezifische Gewicht der Melaphyrgesteine Böhmens. 


Auf meine Veranlassung haben die Herren Assist. Fr. Bilek und Engb. 
Novak Bestimmungen des spezifischen Gewichtes an den Melaphyrgesteinen Böhmens 
(bei 8’—10° R.) vorgenommen, deren Resultate folgende sind: 

Für die augitreichen Plagioklasmelaphyre 2:787— 2'863, und zwar: 


Für das Melaphyrgestein von Horensko — 2:863 
ls ® „  Horensko-Kostaloev —= 2796 
BD) » h) n Hrabacov . 92196 
» » » » Brannä Zr 996 
he 4 „ Lomnitz . ST 


Für die augitarmen Plagioklasmelaphyre 2:6538— 2'809, und zwar: 
Für das Melaphyrgestein von der Radostny Mühle 


(Kozakov) 


— 4 Ce 
ER: = „ Jaberlich — 2719 
ra 1 - „.. Trosky (Jicin) eat 
ER. R vom Gipfel des Kaiser- 
berges (bei Neu-Paka) 2.755 
er " von Walditz . i 273 
5 ® „  borkov 2.730 
a, 2; »„  Loukov 2.706 
Se a Pas korıcee 2:688 
” ” » ” Rväcov 2741 
ER: „  Liebstadt 2730 


Für die augitfreien Plagioklasmelaphyre 


NN N N 


Für das Melaphyrgestein von Marcinov 
n b) » a n 2:767 
ae ” „  Saskal 2 2.732 - 
Für die augitarmen Orthoklasmelaphyre 2:693— 2767, und zwar: 
Für das Melaphyrgestein von Dolni Kruh 2714 
ae e „ Bradlec 2194 
SR » „  Zdär-Studenec 2.762 
BR = „  Studenec 2'693 (dichte, pechsteinartige, 


srauschwarze Varietät) 
2:759 (sehr feinkörnige, grau- 

braune Varietät) 
2767 (dichte, graue, grünlich 

sesprenkelte Varietät), 


Il 


Il 


Das kleinste spezifische Gewicht ist —= 2'633 und 
Das grösste ” 4 „= 19:863. 


66 

Das mittlere spez. Gew. der augitreichen Plagiokläsmelaphyre ist — 2813 

D » » 3» » augitarmen N „= 74 

» » » » .» Augitfreien a „= 2756 

5 » n »  » Augitarmen Orthoklasmelaphyre „ = 2'741. Somit ist 
> e x » » böhmischen Melaphıre im Allgemeinen — 2763. 


Bemerkungen über die Geotektonik, Absonderungsformen, Struktur 
und Einschlüsse der Melaphyrgesteine Böhmens,. 


Wegen ihrer grösseren Festigkeit gegenüber den angrenzenden Gesteinen 
bilden die Melaphyre Böhmens gewöhnlich wallähnliche Erhebungen, breite Rücken 
und Hügelgruppen, seltener flache Kegel, indem sie vorwaltend in Strömen von 
bedeutender Länge und geringer Breite (meist ältere Melaphyre) oder in mächtigen, 
oft durch Erosion in ihrem Zusammenhange gestörter Decken (meist jüngere 
Melaphyre) über und zwischen den Conglommeraten, Sandsteinen und Schiefer- 
thonen des Rothliegenden auftreten, seltener aber die letztgenannten Sedimentär- 
gesteine gangförmig durchsetzen. 

Während das strom- und deckenförmige Auftreten an den meisten Punkten 
des Melaphyrterrains am Südrande des Riesengebirges (zwischen Liebenau, Kozakov, 
Eisenstadtl, Neu-Paka, Arnau, Schatzlar, Hohenelbe und Semil), vornehmlich in 
den Einschnitten der Iser (zum B. bei Ober-Sitova), des Woleskabaches (zum B. 
zwischen Roskopov und Falgendorf, bei PoriC) und in den Einschnitten anderer, 
der Iser zuströmenden Bäche deutlich beobachtet werden kann, ist das gangförmige 
Auftreten des Melaphyrs bisher nur an zwei Punkten, nämlich bei Zderetz (zwischen 
Levin-Oels und Roskopov) und am Wachberge bei Rovnacov (durch Jokely) auf- 
gedeckt worden. 

Die gewöhnlichste Absonderungsform der böhmischen Melaphyre ist 
die blockförmige. Selten ist die pfeilerförmige oder minder deutlich 
säulenförmige, noch seltener die kugelförmige und koncentrisch scha- 
lige Absonderung zu beobachten. 

In senkrechte Pfeiler ist der horizontal gelagerte, 5°—6° mächtige, feste, 
massige Melaphyr in dem Eisenbahndurchschnitte bei Levin-Oels abgesondert. 
Prächtige senkrechte Pfeilergruppen des Melaphyrs erheben sich oberhalb des 
Dorfes Hrabacov nördlich von Starkenbach; auch von Beneschau ist die pfeiler- 
förmige Absonderung des Melaphyrs bekannt. 

Die kugelförmige und koncentrisch schalige Absonderung des Melaphyıs, 
die als Folge der vorgeschrittenen Gesteinsverwitterung zu betrachten ist, wurde 


von Herın Assist. Bilek und Ph. C. Englb. Noväk in dem bei dem Kundratitzer - 


Wirthshause befindlichen Steinbruche beobachtet. 


Eine plattenförmige Absonderung hat nach Tschermak’s Angabe eine 
kleine Melaphyrpartie im Nordwesten von Starkenbach. 


In Bezug auf die Struktur weichen die böhmischen Melaphyrgesteine 
von einander wenig ab oder zeigen allmählige Uibergänge in einander. Im Allge- 


Be. 


67 


meinen ist die Struktur derselben entweder gleichförmig krystallinisch oder mikro- 
porphyrisch oder blasig oder mandelsteinartig. Eine deutlich porphyrische Struktur 
wurde nicht beobachtet. 

Die meisten Melaphyrgesteine sind feinkörnig und krystallinisch dicht; 
viele sind durch Hervortreten winzig kleiner Feldspath-Täfelehen und Leistchen 
(aus dichter Grundmasse) mikroporphyrisch; aber es gibt auch allmählige Uiber- 
gänge einerseits zu kleinkörnigen und grobkrystallinischen Varietäten (welche 
letztere jedoch als eime Seltenheit zu bezeichnen sind) und andererseits zu dichten, 
pechsteinähnlichen Abarten, an denen keine Spur eines krystallinischen Gefüges 
mit freiem Auge wahrzunehmen ist. Ebenso lassen sich alle möglichen Abstufungen 
von einem dichten oder feinkörnigen, mit wenigen kleinen Blasen versehenen bis 
zu einem stark blasigen oder schwammigen Melaphyre oder von einem dichten oder 
feinkörnigen Melaphyrgesteine mit ausgeschiedenen, winzig kleinen delessitähnlichen 
Partikeln bis zu einem mit grossen, rundlichen Einschlüssen versehenen Melaphyr- 
mandelsteine verfolgen. 

Was die Bildung der leeren oder von sekundären Mineralen erfüllten 
Blasenräume in den Melaphyrmandelstemen anbelangt, so ist dieselbe als eine 
primäre und sekundäre zu unterscheiden. 

Die meisten Blasenräume der Melaphyrmandelsteine sind wie die der Laven 
und der blasigen Basalte primärer Bildung; dafür sprechen die glatten Wände 
der Blasenräume, ihre zuweilen gestreckte Form, ihre ziemlich parallele Anordnung 
und endlich ihr Vorkommen, da sie nicht blos in den am meisten verwitterten 
Melaphyrstücken einer Lokalität, sondern zuweilen umgekehrt in den weniger ver- 
witterten Proben am grössten und zahlreichsten entwickelt sind. Die Volumabnahme 


oder das allmählige Verschwinden der Blasenräume gegen das Innere eines Me- 


laphyrgesteins scheint nur auf die den Laven analoge Bildung hinzuweisen. 

Doch gibt es auch bei den Melaphyren wie bei den Basalten blasige und 
mandelsteinartige Varietäten, deren Cavernitäten durch Zerstörung einzelner Mi- 
neralgemengtheile entstanden sind. 


Vergleicht man die einzelnen, auf Grund mineralischer Unter- 
scheidungsmerkmale von einander geschiedenen Melaphyrgruppen mit den 
Strukturverhältnissen, so ergeben sich folgende Resultate: 

Die Plagioklas- und Orthoklas-Melaphyre sind durch Strukturverhältnisse 
von einander nicht unterschiedlich; denn beide Melaphyrgruppen weisen gleich- 
mässig krystallinische, mikroporphyrische, blasige und mandelsteinartige Varie- 
täten auf. 

Unter den kleinkörnigen und feinkörnigen Melaphyrarten kommen sämmtliche 
augitreiche, aber auch viele augitarme Melaphyre vor. Unter den krystallinisch 
dichten sind die meisten augitarmen, aber auch viele augitfreie Melaphyre vertreten, 
während unter den blasigen und mandelsteinartigen Varietäten die meisten augit- 
freien Melaphyre zu finden sind. 


u 


68 


Von Einschlüssen anderer Felsarten in den Melaphyrgesteinen wurden 
blos rundliche Fragmente von Thoneisenstein und hornstein- oder 
jaspisähnliche Gesteinsfragmente, mit der Melaphyrmasse innig verwachsen, 
wahrgenommen. 


Uiber das relative Alter der Melaphyrgesteine Böhmens und 
über die Verbreitung einzelner Melaphyrarten nach ihren 
Altersverhältnissen. 


Uiber das relative Alter der Melaphyrgesteine Böhmens, über ihre 
Beziehungen zum Rothliegenden finden wir die ersten Andeutungen in den Publi- 
kationen F. A. Reuss’ (1797), K. v. Raumer’s (1819), Motejlek’s (1829), Zippe’s 
(1834—1837) und eine übersichtliche Darstellung der Resultate älterer, diess- 
bezüglichen Forschungen in A. E. Reuss’ „Kurzer Uibersicht der geognostischen 
Verhältnisse Böhmens“ (Prag, 1854). In neuerer Zeit. wurden durch E. Porth 
(1855—1858) ') bei dessen bergmännischen Studien über die Verbreitung der Mela- 
phyre und ihre Beziehungen zu den Schichten des Rothliegenden wichtige Resultate 
erzielt; doch eine umfassende, gründliche und detaillirte Lösung des obgenannten 
Thema nahm erst Jokely vor, dem von Seite der k. k. geolog. Reichsanstalt die 
Detailaufnahme des Melaphyrterrains zufiel. 

Jokely entledigte sich seiner Aufgabe in glänzender Weise und lieferte 
eine genaue Karte?) sammt zahlreichen, instruktiven Profilen und einem gründlichen 
Berichte ?), wodurch allen weiteren, diessbezüglichen Studien im Bereiche des 
Melaphyrterrains eine feste Basis gegeben wurde. 

Jokely unterscheidet fünf Melaphyrdurchbrüche, beziehungsweise Mela- 
phyrströme. 

Drei davon, nahezu gleich mächtig, lagern zwischen den Schichten der unteren 
Etage des Rothliegenden, und zwar in den Sandsteinen und Schiefern, im Han- 
genden des oft mächtigen Brandschieferflötzes, das, von Mergel, Hornstein, Thon- 
eisenstein und Schwarzkohlenschiefer begleitet, auf Conglommeraten und mit Schiefer- 
thon wechselnden Sandsteinen ruht. Diese drei (älteren) Melaphyrströme sind längs 
der Isergehänge zwischen Semil und Dolanky (NW. von Starkenbach) deutlich zu 
beobachten. 

Der unterste oder erste Strom keilt sich bei Ober-Sitova aus, der zweite 
setzt bei Dolanky östlich bis über Susanek fort und der dritte, welcher zwischen 
dem Sträänik- (Haisko-) und Kozinee-berge (bei Perimov) eine Strecke wıterbrochen 


!) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. VIII (1857) pag. 701. — Verhandlungen 


der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien (1858) IX pag. 45. — Amtlicher Bericht der 32. 
Naturforscherversammlung in Wien 1858 pag. 76. 
?) Geologische Karte d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Umgebungen von Jicin und Hohenelbe. 
°) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst, in Wien. Bd. X (1859) pag. 384 und Bd. XII (1861) 
pag. 381. 


69 


ist, erstreckt sich östlich bis über Brannä, wo er sich nördlich von der Kuppe 
des Prineipalek gänzlich auskeilt. 

Die zwei jüngeren Melaphyrströme, von denen der untere mehr mandel- 
steinartig, der obere mehr massig und krystallinisch zu sein pflegt, lagern theils 
auf den oberen Schichten der mittleren Etage des Rothliegenden (auf den unteren, 
oft arkosenartigen oder den oberen, glimmerreiche Schieferthone einschliessenden 
Sandsteinen) theils in und auf den Schichten der oberen Etage. Und diese besteht 
aus braunrothen bis ziegelrothen, sandigen Schieferthonen, welche von Mergel- 
schiefer und Brandschieferflötzen, sowie von Thoneisenstein- und Hornsteinschnüren 
begleitet werden. 

Zu diesen jüngeren Melaphyrströmen gehören: die vielfach zerrissene 
Melaphyrmasse zwischen Neu-Paka und Huttendorf, der mächtige Strom zwischen 
Lomnitz und Tatobit, jener des Hrupkaberges, östlich von Lomnitz, jener des 
Kozakov, der Melaphyrrücken zwischen Tuhan und Horensko sammt dem Stränsko- 
berge bei Pohor und die Melaphyrmassen zwischen Mri@na und Bysträ, zwischen 
Cistä und Gross-Borovitz. 

Diese jüngeren Melaphyrströme sind entweder unmittelbar über einander 
gelagert oder durch eine Zwischenlage von tuffartigen Letten oder sandigen Thonen 
von einander geschieden (so am Kaiserberge bei Levin-Oels, wo folgende Gesteins- 
folge zu beobachten ist: «) Oberer Melaphyrstrom, mehre Kafter mächtig; b) zäher, 
sandiger, rother Thon 2° mächtig und ec) Melaphyrmandelstein, zum Theile schlacken- 
artig, 10—12° m.). 

An Orten ‘jedoch, wo nicht beide Ströme vorhanden sind, lässt es sich 
kaum entscheiden, welchen von beiden man vor sich habe. 


Jokely’s Fussstapfen folgend hat Tschermak') den Versuch gemacht, für 
die einzelnen Melaphyrströme petrographische Charaktere festzustellen; allein nach 
den damaligen Methoden, die man bei petrographischen Studien angewandt hatte, 
konnte es kaum gelingen, ein endgiltiges Resultat zu erzielen. Doch darf nicht 
verschwiegen werden, dass durch Tschermak’s Studien wichtige Beiträge zur Er- 
kenntniss der Melaphyrnatur geliefert wurden. 

„In Bezug auf das Gefüge“ — äussert sich Tschermak (pag. 42) — „sind 
alle Melaphyrströme darin gleich, dass sie eine gleichförmig krystallinische oder 
eine mandelsteinartige Ausbildung zeigen. Nur das dritte Lager (der dritte 
Melaphyrstrom) hat keine Mandelsteine.“ 

„Die mineralogische Zusammensetzung zeigt keine sehr auffallenden Unter- 
schiede; doch ist das Eine hervorzuheben, dass die älteren Melaphyre den jüngeren 
nicht ganz gleich sind, indem diese Augit enthalten, während jene weder Augit 
noch Hornblende deutlich erkennen lassen ?)“ .. (pag. 43). „Doch sind sie nicht 
etwa unter einander gleich, sondern die einzelnen Lager (Ströme) unterscheiden 
sich auch einigermassen durch Struktur und Zusammensetzung des Gesteins. Wenn 


2) Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869 pag. 29—88. 
2) Die mikroskopische Analysis spricht für das Gegentheil. 


70 


sich auch kein für jedes Stückchen zutreffender scharfer Unterschied geben lässt, 
so kann doch folgende Charakteristik aufgestellt werden: 

1. Lager (Strom). Dichte oder feinkörnige Gesteine ohne deutlichen Chlo- 
rophäit oder Biotit. 

2. Lager. Dichte oder feinkörnige Gesteine mit deutlichen Chlorophäit- 
theilchen oder Biotitblättchen.') 

3. Lager. Deutlich krystallinisch körniges Gestein ohne Mandelsteinbildung.“ 

Für den ersten Melaphyrstrom führt Tschermak die chemische Analyse des 
Melaphyrs von Beneschau an, für den zweiten die chemische Analyse des Melaphyrs 
von der Mühle in Bysträ und von Pori@ und für den dritten die chemische Analyse 
des Melaphyrs von Kozinece und von Hrabacov. 

„Die jüngeren Melaphyre* — sagt weiter Tschermak (pag. 51) — „zeigen 
keine bunte Abwechslung in Bezug auf ihre Struktur und ihr Ansehen. Wenngleich 
alle Uibergänge zwischen schwarzem dichten Gestein bis zum hellfarbigen, grob- 
körnigen auftreten, so sind doch die Extreme selten; das gewöhnlich vorkommende 
Gestein ist feinkörnig mit schwachem Schimmer. Die mineralogische Zusammen- 
setzung der einzelnen Abänderungen ist nicht sehr verschieden. In allen findet 
sich ein Mineral aus der Augit- oder Hypersthen(?)reihe.‘“ „Da die jüngeren Me- 
laphyre zufolge ihrer deckenförmigen Lagerung den Einflüssen der Athmosphäre 
sehr stark ausgesetzt sind, so ist bei denselben die Verwitterung stark vorge- 
schritten . . .* 

In Rücksieht auf die Struktur bringt Tschermak die jüngeren Melaphyre 
in drei Abtheilungen, nämlich in: «) grobkörnige bis mittelkörnige (nur bei Stränsko), 
b) mittelkörnige bis feinkörnige (das gewöhnliche Vorkommen) und c) dichte bis 
halbglasige Gesteine (bei Kruh und Zderetz) und führt die chemischen Analysen 
der Melaphyre von Stränsko, vom Täborberge bei Lomnitz und von Zderetz an. 


Uiberblickt man die mikroskopische Analysis der den einzelnen Melaphyr- 
strömen entnommenen Proben, so wird man zu dem Resultate geleitet, dass 
sich weder für die älteren und jüngeren Melaphyre, noch weniger 
für die einzelnen Melaphyrströme der beiden Altersgruppen eine 
bestimmte petrographische Charakteristik feststellen lässt, da 
jede der aufmineralische Unterscheidungsmerkmale gegründeten 
Melaphyrgruppen in verschiedenen Melaphyrströmen ihre Ver- 
treter hat; allein über das vorwaltende Vorkommen einzelner 
Melaphyrgruppen in den aufeinanderfolgenden Melaphyrströmen 
sind bestimmte Schlussfolgerungen zu erzielen. 

So treten die augitreichen Plagioklasmelaphyre in dem ersten 
(Rybnitz-Beneschau), in dem zweiten (Wichova), vorzugsweise aberin dem 
dritten Melaphyrstrome auf (Kozinee, Hrabatov, Brannä), haben aber auch 


‘) Wahrscheinlich ist der diallagähnliche Augit mit Biotit verwechselt worden, da ich von 
Biotit in den böhmischen Melaphyren nichts vorgefunden. Der Chlorophäit ist offenbar 
sekundären Ursprungs. 


1 


in den jüngeren Melaphyrströmen [bei Horensko, bei Lomnitz und bei Zläbek !)] 
ihre Vertreter. 

Von den augitarmen Plagioklasmelaphyren finden sich die von 
Poric, Borkov und Loukov im zweiten Melaphyrstrome und alle übrigen (nämlich 
die von Nedves, Walditz, Kundratitz, Kostälov, Stränsko; von Jiva-Roskopov, Üsti 
bei Paka, v. Kaiserberge, v. Levin-Oels, v. Trosky, v. Zläbek, v. d. Radostny- 
Mühle und v. Kozäkov) in dem vierten (oder fünften) Melaphyrstrome vor. 

Die augitfreien Plagioklasmelaphyre fallen mit Ausnahme des 
Melaphyrs von Moschna bei Beneschau und von Machovskä Skäla bei Rybnitz, die 
dem ersten Melaphyrstrome angehören, und mit Ausnahme des Melaphyrs vom 
Ziegenrücken bei Brannä, der sich wahrscheinlich im dritten Strome vorfindet, 
sämmtlich in den Bereich der jüngeren Melaphyrströme (des vierten und fünften). 
In den Bereich der Melaphyrmasse zwischen Paka und Huttendorf fallen die 
Lokalitäten: Jiva bei Paka, Zdiretz, Karlov, Levin, Goldzeche bei Widach und 
in die südöstliche und nordwestliche Fortsetzung des Kozakover Melaphyrstromes 
fallen die Lokalitäten: Mareinov, Liebenau, Saskal. 

Die Orthoklasmelaphyre, fast durchwegs augitarm und augitfrei, 
sind mit sehr wenigen Ausnahmen nur auf die jüngeren Melaphyrströme (auf den 
vierten oder wahrscheinlicher auf den fünften) beschränkt. 

Dieselben treten in der südöstlichen Eortsetzung des Kozäakover Melaphyr- 
stromes bei Marcinov, auf der Seite gegen Lomnitz, bei Bradletz, hierauf in der 
vielfach zerstückelten Melaphyrmasse zwischen Paka und Starkenbach, vorzugs- 
weise bei Widach, bei Studenee (Studenee, Zdär-Studenec, Wachberg bei Studenee) 
bei Unter-Kruh, bei Hennersdorf und in der Waldenburger Mulde bei Braunau 
(Johannisberg), Schönau und Tunschendorf auf. 

Als Ausnahmen wären nur das Melaphyrgestein von Hrabadov, welches 
Werther analysirte, und das vom Ziegenrücken bei Brannä als dem dritten Mela- 
phyrstrome angehörig zu verzeichnen. 

Aus dem Vorangehenden ist die Schlussfolgerung gestattet, 
dass die augitreichen Plagioklas-Melaphyre vorwaltend den äl- 
teren, die augitarmen und augitfreien zum grössten Theile den 
jüngeren Strömen angehören und dass die Orthoklasmelaphyre 
in der grossen Mehrzahl die jüngsten sind. 


Bemerkungen über die Zersetzbarkeit der Melaphyrgesteine Böhmens. 


Ausser dem vorwaltenden Einflusse der Kohlensäure oder des Sauerstoffes 
als der mächtigsten, in der Natur wirkenden Agentien haben wir bei der über 
die Zersetzbarkeit der Melaphyre angestellten Betrachtung nur die Verschiedenheit 
der Struktur und der mineralischen Zusammensetzung zu berücksichtigen. 


2) Die mikroskopische Analysis des augitreichen Melaphyrs von Zläbek, den ich erst nach 
Drucklegung der ersten Bögen zu untersuchen Gelegenheit fand, ist unter den vorgenannten 
Melaphyren nicht angegeben. Die mikroskopische Analysis des augitarmen Melaphyrs 
findet sich auf pag. 38 vor. 


u Zr EEE TEE SEE RE EEE ME 


Mit Rücksicht auf die Struktur zeigt sich in der Zersetzbarkeit 
der Melaphyre ein greller Gegensatz zwischen den schlackigen, blasigen oder 
porösen und den klein- oder feinkörnigen oder krystallinisch dichten Varietäten. 

Wiewohl die ersteren die saueren (augit- und olivinarmen) Glieder der 
Melaphyrfamilie umfassen, so sind sie doch gewöhnlich nur in vorgeschrittenen 
Umwandlungsstadien anzutreffen, während von den klein- oder feinkörnigen oder 
dichten, oft augit- und olivinreichen Varietäten nicht selten recht frische Proben 
zu erhalten sind. 

Was den Einfluss der mineralischen Zusammensetzung eines Melaphyrs 
auf seine Zersetzbarkeit anbelangt, so gründet sich derselbe wesentlich auf die 
relative Olivin-, Augit- und Cementmenge und dann auf die Beschaffenheit des 
triklinen Feldspathes (ob Oligoklas, Andesin oder Labradorit). Je mehr Augit, 
Olivin oder Cement ein Melaphyrgestein enthält und je weniger sauer sein Feld- 
spath ist, desto leichter wird es zersetzt. 

Einen Einblick in die chemischen Umwandlungsvorgänge eines Melaphyrs 
bieten v. Richthofen’s chemische Analysen‘) an der frischen, veränderten und 
mandelsteinartigen Varietät des Melaphyrs vom Buchberge. 


I. Frischer Melaphyr vom Buchberge. 

lI. Ein verändertes Gestein von ebendaher. Es ist röthlichgrau, matt, 
braust nicht mit Säuren, enthält aber einzelne, stark brausende Ausscheidungen 
von Eisenkarbonat. 

III. Mandelstein vom Buchberge. anne grauviolett hell, Bruch erdig. 
Resultat von drei Partialanalysen. 

IV. Derselbe Mandelstein. Resultat einer Gesammtuntersuchung. 


® II. II. Iy: 


Kieselerde ! . = 5458 5441 50:31 48:94 
Thonerde . . = 189% 25:08 2408 2625 
Eisenoxyd Zee 770 578 ol 
Eisenoxydull . = 1087 = _ 2 
Kalkerde 7 331 6.98 535 
Macnesia 7,2, = Hlel5 1:90 300 n. best. 
Kali = n.best. n. best. 2:40 n. best. 
Natron = en * 0:34 R 
Wasser al! 2:87 2:81 2:81 
Phosphorsäure . = 112 076 056 074 
Kohlensäure Zi 0.45 374 3:72 


Vergleicht man die I. und II. Colonne, so ersieht man, dass die Um- 
wandlung des Melaphyrs wesentlich in der Auslaugung des Eisenoxydul, der Kalk- 
erde, zum Theile auch der Kieselerde und in der relativen Vermehrung der Thon- 
erde und der Magnesia statt fand; d. h. in dem augitischen Gemengtheile wurde 
der Eisenoxydul- und Kalkerdegehalt vermindert und hiedurch der Gehalt an 
Magnesia und Thonerde relativ vermehrt. Ebenso wurde auch wahrscheinlich aus 


‘) Tschermak’s Porphyrgesteine Oesterreichs, pag. 82. 


I 
os 


dem feldspathigen Gemengtheile ein Theil der Basen und der Kieselerde entfernt 
und hiedurch der Thonerdegehalt relativ vermehrt. 


Dehnt man den Vergleich auf die III. und IV. Colonne aus, so bemerkt 
man nur die Fortsetzung des oberwähnten Umwandlungsvorganges, jedoch unter 
ziemlich bedeutender Vermehrung des Kalkkarbonates. 


Zur Paragenesis der sekundären Minerale der Melaphyrgesteine 
Böhmens. 


Die ältesten sekundären Mineralgebilde, die vorzugsweise dem Olivin und 
dem augitischen Gemenstheile des Melaphyrs entstammen und die in der Regel 
die Wandungen der Blasenräume auskleiden oder in kleineren oder grösseren 
Partien ausgeschieden vorkommen oder das ganze Gestein imprägniren, sind: Chlo- 
rophäit, Delessit oder ein chloritisches Mineral. 


Chlorophäit — in kleinen Körnern — erwähnt Tschermak als ein für 
den zweiten Melaphyrstrom charakteristisches Mineral und hält dessen Körner für 
Pseudomorphosen nach Olivin.!) 


In Dünnschliffen als eine homogene Substanz ziemlich gleichmässig ver- 
breitet, fänd sich der Chlorophäit in dem aus dem Eisenbahndurchschnitte von 
Poric stammenden Melaphyre vor. Erdige strukturlose Theilchen von Chlorophäit 
wurden in Blasen- und Hohlräumen der Melaphyre mehrfach bemerkt. 


Delessit ist in den Mandelsteinen allgemein verbreitet. Bald füllt er die 
Blasenräume vollständig aus, bald bildet er nur die Aussenrinde von Caleit-, Quarz-, 
Chalcedon- oder Opalknollen. Reich an Delessit sind die meisten Mandelsteinpartien, 
besonders die von Kozäkov, Beneschau, Kundratitz, Kruh. Die kleinen Mandeln 
bestehen gewöhnlich zur Gänze aus Delessit, die grösseren haben einen kleinen Kern 
von Caleit, Quarz ete., die grössten haben nur eine Rinde von Delessit und einen 
grossen Kern, der aus anderen Mineralen besteht, so dass die Mächtigkeit des 
Delessites überall dieselbe ist. Diess erklärt sich aus dem Umstande, dass schon 
in den ersten Stadien der Umwandlung eines Melaphyrgesteins der dem Olivin 
und Augit gehörige Eisengehalt in Form eines eisenoxydulreichen Silikates aus- 
geschieden wird. 


Ein Chloritähnliches Mineral kömmt in manchen Fällen an Stelle des 
Chlorophäites oder des Delessites vor. Tschermak erwähnte des Eisenchlorits aus 
dem Melaphyr von Kozineec ?) und von Kostälov ?); früher aber liess schon Bischof?) 
die Bemerkung fallen, dass die Grünerden (der Melaphyre) nur Varietäten eines 
dem Ripidolith ähnlichen Minerals zu sein scheinen. Und ein soiches Mineral, 


!) Porphyrgesteine Oesterreichs pag. 66. 

2) A. a. O. pag. 49. 

®) A. a. O. pag. 57, j 

*) Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. III Bd. pag. 641. 


74 


welches Delesse!) aus einer Mandel des Melaphyrs von Oberstein analysirt hatte, 
ergab in %o: 


Kieselerde == 29:08 
Thonerde 
Eisenoxyd ( 42:00 
Kalkerde EEETT 
Magnesia = 1223 (a. d. Differenz ber.) 
Glühverlust —p 12:99 
100:00 


Ein chloritähnliches Mineral hatte Hr. Assist. Bilek aus dem Melaphyr 
von Unter-Kruh qualitativ untersucht. Dasselbe gab viel Wasser, erlangte durch 
Glühen eine speisgelbe, metallische Farbe, lösste sieh in Salzsäure unter Brausen, 
da es mit Kalkkarbonat gemengt war, und mit Ausscheidung von flockiger Kiesel- 
erde auf und gab Reactionen auf Thonerde, Eisenoxyd, Kalkerde, Magnesia und 
Spuren von Mangan. Das Pulver des in kleinen rundlichen Partien ausgeschiedenen, 
zartschuppigen Minerals war graulichgrün. 

Jünger als die vorerwähnten eisenoxydulreichen Silikate sind die Carbonate: 
Siderit, Caleit, Dolomit, von denen das erste und dritte nur dem Olivin und dem 
augitischen Minerale, das zweite aber sowohl dem augitischen Minerale als auch 
dem triklinen Feldspathe (falls derselbe der Andesin- oder Labradoritreihe ange- 
hört) entstammen kann. 


Siderit — in kleinen, gelblichgrauen, grobkörnigen Partien ausgeschieden 
— wurde in dem an farblosen Calcitausscheidungen reichen Melaphyrgestein von 
der Goldzeche bei Widach und von Richthofen in dem veränderten Melaphyr vom 
Buchberge beobachtet. 


jaleit — in Form einer farblosen, weissen oder gelblichweissen, späthigen 
Substanz — füllt recht grosse Blasen der Melaphyre (Mandelsteine) vollständig aus 
oder kömmt in Partien mit Quarz abwechselnd vor; seltener ist er in späthigen 
Partien, in die Grundmasse der Melaphyre eingesprenst, zu finden. 

Das spezifische Gewicht des späthigen Caleits aus dem Mandelsteime von 
Kozäkov (vom Hın. Bilek best.) = 2'723 (bei 15° R). 


Dolomit in Drusen gelblich gefärbter Rhomboeder als Auskleidung von 
Hohlräumen stark zersetzter Partien des Melaphyrs von Beneschau und in Klüften 
im zweiten Melaphyrstrome bei Semil wurde von Tschermak *) beobachtet. Im 
Innern der von Dolomit ausgekleideten Drusenräume von Beneschau war schwarzes, 
bei gewöhnlicher Temperatur sprödes, glänzendes 


Erdpech angesammelt. Dasselbe verbrannte auf dem Platinblech fast ohne 
allen Rückstand. ?) Auf ein ähnliches Vorkommen bezieht sich wahrscheinlich Mo- 
tejlek’s Angabe über den Anthracit des zersetzten Mandelsteins von Rybnitz. 


') Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. III Bd. pag. 640. 
?) A. a. O. pag. 45 und 64. 
») Erdpech wurde schon früher aus dem Melaphyr von Oberstein durch Volger bekannt, 


75 


Wahrscheinlich jünger als die erwähnten Carbonate, jedenfalls jünger als 
der Siderit, aber zum grössten Theile älter als der Quarz ist der 


Göthit von Ruppersdorf bei Reichenberg zu verzeichnen. Derselbe bildet 
bis 10 cm. breite Kugeln von radialstängligem Gefüge und hoch gelblichbraunem 
Striche und ist mit stängligem Quarze und hierauf mit Quarzdrusen bedeckt oder 
von denselben eingehüllt. In zarten Nadeln kömmt er auch im den Quarzstängeln 
und Quarzkrystallen eingewachsen vor. 

Die gewöhnlichste und allgemein verbreitetste unter den sekundären Mineral- 
substanzen der Melaphyre, welche erbsen- und bohnengrosse, aber auch faust- und 
kopfgrosse Höhlungen ausfülit, ist die Kieselerde, welche seltener in Form von 


Opal, gewöhnlich aber in Form von Chalcedon oder Quarz erscheint. 


Chaleedon, farblos, weiss, gelblich- oder graulich- oder bläulichweiss, 
füllt kleinere und grössere Blasenräume aus; häufig erscheint er in erbsengrossen, 
durch die Melaphyrmasse ziemlich gleichmässig vertheilten Kügelchen oder in 
bohnengrossen Mandeln oder in Knollen. Traubige Gestalten, die eine concentrisch 
schalige Struktur aufzuweisen pflegen, sind gewöhnlich in eine erdige, weisse 
Substanz, den 


Kascholong, umgewandelt. Mit Grünerde imprägnirte Chalcedonvarietäten 
von Kozäkoy werden als 


Heliotrop angeführt (Zippe). 

Der Kascholong aus dem Mandelstem von Kozäkov ergab das spezifische 
Gewicht = 2'613 (von Hrn. Bilek best.). 

Dem Chalcedon, welcher in Form von Kascholong oft nur die äussere 
Hülle der Mandeln bildet, folgen die mannigfachen, kryptokrystallinischen Varietäten 
des Quarzes, die man allgemein mit dem Namen 


Jaspis belegt oder ihre streifenweise wechselnden Gemenge mit phanero- 
krystallinischem Quarze, die den Namen 


Achat !) führen. Das Innere der Chalcedon- und Achatmandeln pflegt von 
stängligem Quarze und hierauf von schönen Berskrystall-, Amethyst- oder Quarz- 
drusen ausgekleidet zu sein. 

Die grössten (oft kopfgrossen) und schönsten Amethystkugeln unseres Me- 
laphyrgebirges stammen von Kozäkov, von Saskal bei Liebenau, von Schönau bei 
>raunau und schöne Amethystplatten von Kriesdorf bei Reichenberg. An den 
Amethystkrystallen von Kozäkov sind die beiden Rhomboeder sehr ungleichmässig 
ausgebildet und die Krystalle nach einer Nebenachse verzogen, so dass an Stelle 
der Polecken fast überall Kanten auftreten. Von Kriesdorf enthält das böhmische 
Museum zwei grosse Platten mit schön violet gefärbten Amethystkrystallen, die 
in kugeligen Gruppen radial angeordnet sind und dieselbe Beschaffenheit haben 
wie die von Kozäkov. 


‘) Eingehende Studien über die Bildung der Chalcedon- und Achatmandeln theilt Bischof 
"mit (in s. Geologie III Bd. pag. 631). 


Aufgewachsene und an beiden Enden wohl ausgebildete Quarzkıystalle, 
die in Quarzdrusen von Kozäkov und von Marcinov beobachtet wurden, stellen 
einfache Pyramiden dar, an denen seltener die Prismenflächen in Form äusserst 
dünner Streifehen zum Vorschein kommen. !) 

Besondere Erwähnung verdient noch der trübe, matte, radialstänglige Quarz, 
dessen Strahlen oft in die sechsseitige Pyramide auslaufen und der mit dem Namen 


Sternquarz belegt wird. Derselbe, von A. E. Reuss”) und Breithaupt ?) 
beschrieben, findet sich nach Jokely’s Angabe im Tuffe bei Kundratitz vor. Ge- 
wöhnlich führt dessen Etiquette Hohenelbe als Fundort an. — In grossen Knollen 
und an verschiedenen Punkten des Melaphyrgebirges kommt der 


derbe Quarz vor, dessen Höhlungen zuweilen mit traubenförmigen An- 
häufungen winzig kleiner Kryställchen ausgekleidet sind und in dem als Seltenheit 


Baryt in grossen rhombischen Tafeln eingewachsen vorkömmt. Die bis 
4 cm. langen und fast ebenso breiten, graulichweissen Barytkrystalle, die das 
böhmische Museum aufweist, stammen von Kloko@ am Kozäkov. Sie stellen die 
einfache Combination P&.oP% dar und sind in derbem röthlichen Quarze ganz 
eingewachsen. Von Trautenbach bei Schatzlar brachte Hr. Assist. Bilek eine Kugel 
von derbem gelblichweissen Quarze, deren Inneres mit einer zarten Quarzdruse 
versehen und von einer röthlichen, dicken Baryttafel eingenommen war. 

Nach Motejlek’s und Zippe’s Angaben kömmt der Baryt bei Präckov am 
Kozäkover Gebirge vor. Und Tschermak ?) erwähnt des Barytvorkommens in den 
Knollen des Mandelsteins vom zweiten Melaphyrstrome im Woleskathale, südlich 
von Semil, neben Caleit und Delessit, und ebenso im Mandelstein von Perimov. 
In dem Bahndurchschnitt durch das Woleskathal hat Tschermak eine Kluftaus- 
füllung mit folgender Mineralfolge beobachtet: 

a) derber Braunspath, 5) Chalcedon, ec) krystallisirter Quarz, d) Rhom- 
boeder von Braunspath, e) strahliger Baryt, f) trübe Caleitkrystalle, A) durch- 
sichtige Caleitkrystalle. 

Reine Barytfragmente von Kloko@ am Kozäkov hatten das spezifische 
Gewicht (von Hrn. Assist. Bilek best.) = 4432. 

Als jüngste Gebilde treten auf den Quarzdrusen der Melaphyr-Mandelsteine 
die Zeolithe: Stilbit, Chabasit, Harmotom und nach Zippe’s Angabe auch Analeim auf. 

Eine bestimmte Folge dieser Zeolithe lässt sich aus den böhmischen Vor- 
kommnissen nicht ableiten, da sie gewöhnlich vereinzelt, seltener neben einander, 
an verschiedenen Stellen der Quarzdrusen oder fast unmittelbar auf dem Melaphyr- 
gestein, blos durch eine dünne Lage von verhärteter Grünerde geschieden, vorkommen.°) 


ı) Manche Quarzkrystalle enthalten nahe der Oberfläche und an der Oberfläche punkt- bis 
mohngrosse, schwärzliche und röthliche Kügelchen (wahrscheinlich Stilpnosiderit und Hae- 
matit), nach deren Ausfallen sie wie mit Nadelstichen markirt erscheinen. Andere Quarz- 
krystalle sind reich an rothen Schüppehen von Eisenrahm. 

*) Lotos 1857 pag. 2. 

®) Berg- und Hüttenm. Zeit. 1866 pag. 107. 

#) A. a. O. pag. 64. 

5) Auf den Melaphyr-Mandelstemen fremder Lokalitäten, von denen das böhmische Museum 
Mineralstufen aufweiset, lässt sich folgende Succession der Zeolithe beobachten: 


77 


Stilbit in kleinen, dicktafelförmigen, farblosen oder grösseren, graulich- 
oder gelblichweissen, zuweilen nach RP zwillingsartig verwachsenen Krystallen 
und in weissen oder ziegelrothen, späthigen Partien. Die einfachen Kıystalle stellen 
die Combination von Ro. »Pw.Pw.oP.:P dar. 

In einem Knollenfragmente aus dem Mandelsteine von Kozäkov erscheint 
der Stilbit in folgender Suecession: a) stängliger, bläulichweiss gefärbter, ziemlich 
pellueider und röthlich gefärbter, minder pellueider Quarz. b) schwach röthlich 
weisse, stark durchscheinende Quarzdruse, ec) Stilbitkrystalle und daneben milch- 
weisse Chabasitkrystalle. In einem anderen Knollenfragmente bildete späthiger Stilbit 
die Ausfüllung des Drusenraumes. 

In dem Melaphyre von Levin bei Neu-Paka finden sich kleine, ziegelrothe, 
späthige Stilbitpartien mit graugrünem Jaspis mehrfach eingesprengt vor. 

Ausserdem fand sich Stilbit in äusserst zahlreichen, aber winzig kleinen, 
meist mikroskopischen, farblosen oder gelben und grünlichen, dnrehsichtigen Kry- 
ställchen auf einer aus jaspisartigen, rothen, grauen und grünen Bändern beste- 
henden Quarzplatte vor, die wahrscheinlich aus dem Kozäkover Melaphyrzuge stammt. 
Die zarten Kryställchen stellten die Combination von oP».»“Pw.Pwund oP dar. 

Das spezifische Gewicht reiner Fragmente des Kozäkover Stilbits (von Hrn. 
Bilek bei 19° R. best.) = 2232. 


Chabasit erscheint gewöhnlich in graulich- oder gelblichweissen, seltener 
fast farblosen Kıystallen auf den Quarz- oder Amethystdrusen von Kozakov, und 
zwar mit oder ohne Stilbit. 

Seine Krystalle sind Durchkreuzungszwillinge der Combinationen von R 
— !/, Rund —2R. 

Harmotom. Bis jetzt war Harmotom aus dem böhmischen Melaphyr- 
gebiete nicht bekannt. Erst vor kurzem brachte mir Hr. Assist. Bilek einen Mandel- 
stein von Kozäkov, der in einem, nur mit Grünerde (Chlorophäit) ausgekleideten 
Blasenraume spärlich zerstreute, winzig kleine, graulichweisse, minder  pellueide 
Kryställchen enthielt, die der Form nach (oP%.»P%&.P) dem Desmin, Phillipsit 
oder Harmotom angehören könnten; allein die auf den Pyramiden- und Makro- 
pinakoidflächen zuweilen bemerkbare, den gegenseitigen Combinationskanten letzt- 


Auf dem Melaphyrmandelstein von Oberstein in Schlesien: 

a) späthiger, weisser oder grauer Caleit, b) traubiger Kascholong, c) zarte Quarzdrusen, 
d) Drusen graulichweisser, ziemlich stark pellueiden und glänzenden Chabasitkrystalle 
(R), deren Flächen parallel den Polkanten gerieft sind und e) vereinzelte, röthlichweisse, 
schwach pellucide Harmotomkıystalle (oP%.»P%&.P), Durchkreuzungszwillinge mit 
zusammenfallenden Hauptachsen. 

Auf dem Mandelstein von Dalsnypen (Faröer): 

a) Grünerde, b) fächerförmig und wulstförmig sgehäufte, graulichweisse Desmin- 
krystalle und c) vereinzelte graulichweisse Stilbitkrystalle, beide Zeolithe mit Einschlüssen 
von Grünerde versehen oder durch Letztere thelweise gefärbt. 

a) Stilbit b) Apophyllit. 

a) strahligblättriger Desmin, b) Chabasit, ce) Wärzchen von radial zartfaserigem 
Comptonit. Auf der Basaltwacke von Dalsnypen und von Nalso& ist die 
Zeolithenfolge gerade umgekehrt, 

Auf einem Mandelstein von Fassa: a) röthlicher Analeim, 5) Apophyllit. 


78 


genannter zwei Gestalten parallele Streifung schien auf das letztgenannte Mineral 
hinzuweisen. Ich opferte ein Kryställchen, löste dessen Pulver auf einem Uhrglase 
in Salzsäure auf, wobei sich Kieselpulver ausschied, und brachte die reine Solution 
auf einem anderen Uhrglase mit einigen Tropfen von schwefelsaurem Kalke zusammen. 
Es entstand sogleich eine starke Trübung von gefälltem schwefelsauren Baryt. 
Endlich ist des 


Analeim zu erwähnen, der nach Zippe’s Angabe in dem Mandelstein von 
Kozakov, auf Quarz aufsitzend, vorkömmt. 


Verzeichniss der die böhmischen Melaphyrgesteine betreffenden 
Abhandlungen und Notizen. 


Ferber J. — Beiträge zur Mineralgeschichte von Böhmen. Berlin. 1774. 

Grünwald. — Uiber die physikalische Beschaffenheit des Bunzlauer Kreises. 
Prag und Dresden. 1786. 

Jiräsek. — Mineralogische und botanische Bemerkungen auf einer Reise 


nach dem Riesengebirge. Dresden. 1788 pag. 7—9. 

F. A. Reuss. — Mineralogische Geographie von Böhmen. II. Bd. 1797. 
Mandelstein des Jeschken p. 157. Mandelstein und Basalt von Kozäkov p. 338—341. 

K. v. Raumer. — Die Gebirge Niederschlesiens, der Grafschaft Glatz und 
eines Theils von Böhmen und der Oberlausitz, geognostisch dargestellt. 1819 p. 77 
und 105. 

J. Motejlek. — Das rothe Sandsteingebilde zwischen dem linken Iser- 
und dem rechten Elbeufer am südlichen Fusse des Riesengebirges geognostisch 
geschildert. Prag 1829, mit einer geognostischen Karte. 

F. X. M. Zippe — Uibersicht der Gebirgsformationen in Böhmen 1831, p. 39. 

F. X. M. Zippe — in Sommer’s „Königreich Böhmen, statistisch-topo- 
graphisch dargestellt“. Bunzlauer Kreis 1834. Semil, p. 343. — Bidschover Kreis 1835. 
Libstadtl, Bysträ, p. 127. Lomnitz, p. 157. Starkenbach, p. 164. Studenec, p. 198. 
Falgendorf, p. 225. — Königgrätzer Kreis 1336 p. XVII, Schatzlar, p. 148. 

F. X. M. Zippe — in den Verhandlungen der Gesellschaft des vater- 
ländischen Museums in Böhmen. Jahrg. 1837 p. 63 ff. Die Mineralien des Mandel- 
steingebirges. 

F. X. M. Zippe — Böhmens Edelsteine. Prag 1837. 

A. E. v. Reuss — kurze Uibersicht der geognostischen Verhältnisse Böhmens 
1854. pag. 65. 

E. Porth — im Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. VII (1857), 
p. 701. Bd. IX (1855), p. 4. 

E. Porth — im Lotos, Prag. Bd. V (1855). 


1) 


E. Porth — im amtlichen Berichte der 32. Naturforscherversammlung in 
Wien 1858, p. 76. Lagerungsprofile. 

F. Römer — im N. Jahrb. für Mineralogie und Geol. von Leonhard und 
Bronn. 1858 p. 554. 

J. Jokely — im Jahrb. der kais. köngl. geolog. Reichsanst. Bd. X (1859). 
Jeschkengebirge p. 354 und Bd. XII (1861). Gliederung des Rothliegenden p. 381. 

J. Jokely — Geolog. Karte. Umgebung von Ji&in und Hohenelbe. Heraus- 
gegeben von der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. 

A. Madelung — Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. XIV. 
Verhdl. p. 135. 

G. Tschermak — die Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869, p. 29—88. 
(Eine von der kais. Akad. d. Wissensch. gekrönte Preisschrift.) 

E. Boricky — in der königl. böhm. Gesellsch. der Wissensch. Prag 1876. 
Uiber die Umwandlungsstadien einiger Gemengtheile der böhm. Melaphyre. 


I FPAIIR 


Einleitung 


I. Primäre Mineralgemengtheile der 
Melaphyrgesteine 


1) Primäre Mineralgemengtheile, die an der 
Zusammensetzung aller oder der meisten 
Melaphyrgesteine wesentlichen Antheil nehmen 


1) Plagioklas £ 

2) Orthoklas, Sanidin 

3) Augit . 

4) Amphibol 

bBaDhyamı 00.05 

6) Magnetit . 

7) Das Cement oder das rücketändige Men 
der Melaphyrgesteine ww: 


2) Primäre Minerale, die an der Zusammen- 
setzung einiger wenigen Melaphyre we- 
sentlichen Antheil nehmen oder die nur in 
geringer Menge oder accessorisch auftreten 


1) Diallagähnlicher Augit . 
Uralit . 2 
2) Ein Ironeltähnlichen Mineral) 
3) Titaneisen Ei Pen 
4) Apatit 
5) Nephelin 


II. Sekundäre Minerale, die als Ge- 
mengtheile der Grundmasse umge- 
wandelter Melaphyre auftreten 


1) Sekundäre Minerale, die an der Zusammen- 
selzung der Grundmasse der meisten umge- 
wandelten Melaphyre wesentlichen Antheil 
nehmen in RN Se a 


Seite 


22 


1) 


1) Ein delessitähnliches Mineral 

2) Ein chlorophäitähnliches Mineral . 
3) Sekundärer Magnetit 

4) Hämatit 

5) Limonit . 


2) Sekundäre Minerale, die nur stellenweise 
oder seltener an der Zusammensetzung der 
Grundmasse umgewandelter Melaphyre An- 
theil nehmen . 


BEN A A a 2 
Dolomit . 
Kieselerde 


Eintheilung der Melaphyrgesteine 

und mikroskopische Analysis der 

von einzelnen Lokalitäten stammen- 
den Proben. 


I. Plagioklasmelaphyre 
Allgemeiner Charakter . 
1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre 
Allgemeine Charaktere = 


Augitreiche Plagioklasmela- 
phyre mit granitischer Mikro- 
struktur 


Wichova bei Starkenbach 
Horensko (schwarzweisskörnig) 


b) Augitreiche Plagioklasmela- 
phyre mit vorwaltend felsiti- 


schem Cemente 


llorensko (schwarzgrün) 
Horensko-Kostälov . » . 2 2 2 00. 


Lomnitz 

Neudorf bei oaitz 
Kozinee bei Starkenbach . 
Hrabacov „ e 
Brannä 


ec) Augitreiche Plagioklasmela- 
phyre mit felsitisch halb entgla- 
stem und zugleich staubkörner- 
und trichitreichem Cemente 


Rybnitz-Beneschau 

2) Augitarme Plagioklasmelaphyre 
Allgemeine Charaktere . 

Oberhalb Walditz bei Kostälov 

Pofic bei Semil ; 

Poric (Eienbahndurchschait) 
Loukov ; 

Borkov bei Eh 

Kundratitz 

Nedves bei Semil 

Zät. Kostälov 

Jaberlich am Raschen . 
Jiva-Roskopov . 

Usti bei Paka . 

Levin-Oels : ; 
Kaiserberg (Gipfel) bei NER raRs L 
Trosky bei Jicin . 

Zläbek - 

Radostny-Mühle am in Ih ienen) 
Kozäkov (oberhalb des Dorfes) 

3) Augitfreie Plagioklasmelaphyre . 
Allgemeine Charaktere 

Saskal A 

Liebenau bei itieyaftsniiteen 

Marcinov (schwärzlichbraun) 
Mareinov (dunkel violettgrau) 
Mareinov (von der Seite gegen ) 
Jiva bei Paka . 

Zdiretz 

Mühle Karlov . 

Levin bei Neu-Paka 

Widach (nahe der Goldzeche) 
Moschna bei Beneschau 

Machovskä skäla bei Rybnitz ; 
Windmühle zwischen Studenee und ih 
Ziegenrücken bei Brannä . 
Friedstein 

Raschen am Benkenslhote 


1. Ortboklasmelaphyre 


Allgemeiner Charakter . 
1) Augitreiche Orihokiasmalanhyre 


Seite 


Johannesberg bei Braunau . . 2... 
2) Augitarme Orthoklasmelaphyre 
Bradlec Rn RER 
Mareinov 

Kozäkov . ' 
gegenüber Widach Be Nana ö 
Zdär-Studenee . 

Studenee . 

Wachberg bei Stildenen 

Dolni Kruh . 2 
Ziegenrücken bei Brannä . 
Hennersdorf-Hohenelbe 

Johannesberg bei Braunau R 
grüngrau, kryst. dicht 
schwarz, pechsteinartig 


Schönau . 
Tunschendorf bei Brain 

3) Augitfreie ale ren 
Borek-Raschen i 


Anhang. 


Öberstein in Schlesien . 
Ilmenau in Thüringen . 


Chemische Untersuchungen an den 
Melaphyrgesteinen Böhmens . 


Einleitung 


I. Plagioklasmelaphyre 


Allgemeiner Charakter . 

1) Augitreiche Eoniakiesmelanlire) 

Allgemeiner Charakter . . . a 

Interprätationen der een een 
des gelösten und ungelösten Antheils von 
dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von 
Horensko. h 

Mineralische nee rung Denen : 

Berechnete Bauschanalyse desselben . 

Tschermak’s chemische Analyse des Mela- 
phyrs von Kozinec 

Werther’s chemische Analyse des Melanhyes 13 
von Stränsko 

2) Augitarme und Bnilsreie Plagioklasmela- 
phyre : 

Allgemeiner Oherakler - 

Interprätation der chemischen Analyse des 
Melaphyrgesteins von Trosky 5 

| Chemische Analyse des in Salzsäure ge- 

| lösten Antheils 

 Interprätation Jenzsch’s ae Sake 

des Melaphyrs vom Hockenberge 


6 


57 
58 


82 


Seite 


Interprätation Strommer’s chemischer Ana- 
lyse des Melaphyrs von der Mühle in 
Bysträ (Bistra) . - . 61 
Chemische Analyse des in Salzsäure gelösten 
Antheils von dem augitfreien use 


von Marcinov . . . 62 
Merkel’s chem. Analyse dee ee von 
Zderetz . . 63 


Mikula’s chem. Ahklyue b Meier von 
Beneschau . . . = 
v. Richthofen’s chem. a deg "Mela- 
phyrs vom Buchberge bei Landeshut . — 
Werther’s chem. Analyse des Melaphyrs 
von Poric nee 63 
Mikula’s chem. Arakyan das, een 
Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt . — 
Hayek’s chem. Analyse des grobkörnigen 
Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt . — 


II. Orthoklasmelaphyre . . . 64 


Interprätation Werther’s chemischer Ana- 
lyse des Melaphyrs von Hrabaöov . . . — 


Werther’s chem. Analyse des Melaphyrs 
von Täbor TER © 


Diber das spezifische Gewicht der Melaphyr- 
gesteine Böhmens Br 5: 


Bemerkungen über die Geotektonik, Absonde- 
rungsformen, Struktur und Einschlüsse der 
Melaphyrgesteine Böhmens . . 


Uiber das relative Alter der Mela- 
phyrgesteine Böhmens und über 
die Verbreitung einzelner Mela- 
phyrarten nach ihren Altersver- 
hältnissen 


Bemerkungen über die Zersetzbarkeit der Me- 
laphyrgesteine Böhmens . 


\ Zur Paragenesis der sekurdären Minerale der 


Melaphyrgesteine Böhmens . 


Verzeichniss der die böhm. Mela- 
phyrgesteine betreffenden Ab- 
handlungen und Notizen 


Seite 


64 


65 


66 


68 


71 


73 


78 


Alphabetisches Verzeichniss 


jener Melaphyrvorkommnisse, auf welche sich die vorerwähnten mikro- 
skopischen und chemischen Analysen beziehen. 


aunnnnnan 


ar. PM. — augitreicher Plagioklas-Melaphyr ; | Seite 
aa. PM. — augitarmer 5 4 | Jaberlich, Raschen aa. PM. . . . ...36 
af. PM. — augitfreier = 5 Jeschkengebirge, Raschen af. PM. . . . 47 
ar. OM. = augitreicher Orthoklas-Melaphyr; | Jiein, Trosky ch. A. . . 2.2.2.2... 59 
aa. OM. — augitarmer 2 : Jıcm, Trosky aa EM Na Dee RE 
af. OM. — augitfreier - > Jayarı Fakayarı PM. rm ER 
ch. A. = chemische Analyse. Jiva-Roskopov aa. PM. . 2 .2.2..2.2.%86 
Johannesberg, Braunau aa. OM. . . . . 51 

Seite | Johannesberg, Braunau ar. OM. . . ..47 

Beneschau ch. A. ne 63 | Ilmenau, Thüringen a. OM. .....5 
Beneschau, Moschna af. PM. 45 | Kaiserberg, Neu-Paka aa. PM... . . . . 37 
Beneschau- a ar. PM. 312 u Kanlov ra DM Ne AR 
[Bysträ, ch. A. ... . 61 | Kostälov-Horensko ar. PM. . . ....29 
Borkov, Semil aa. PM. 34 | Kostälov, Walditz aa. PM. . . .».... 3 
Borek, Raschen af. OM. 52 | Kozäkov aa. OM. . . . . 48 
Bradlec aa. OM BE Aa 47 | Kozäkov (oberhalb des Dore aa. PM. 239 
Brannä, Ziegenrücken af, PM. 46 | Kozäkov, Radostny aa. PM... . ....3 
Braunau, Johannesberg af. OM, 47 | Kozinee, Starkenbach ar. PM. ee N 
Braunau, Johannesberg aa. OM. 51 | Kozinec, Starkenbach ch. A . ....58 
Braunau, Tunschendorf af. OM. 920° KruheDolnı 32, QM ER nn 50 
Buchberg, Landeshut ch. A. 634 Kundratitz Samba Bi 
Buchberg, Landeshut ch. A. 72 | Landeshut, Buchberg ch.A. .....6 
Dolni Kruh aa. OM. 50 | Landeshut, Buchberg ch. A. ..... 72 
Friedstein af. PM. 46 | Levin, Neu-Paka af. PM... . . .... 44 
Hennersdorf-Hohenelbe aa. oM. 51 | Levin-Oels aa. PM... . . nn, SEN 
Hockenberg ch. A. ca 60 | Liebenau, Reichenberg af. PM. RR BE 
Hohenelbe-Hennersdorf aa. oM. 51 | Lhota-Studenee, Windmühle af. PM. . . 46 
Horensko (schwarzgrün) ar. PM. . sul Komnitz-arı EM Are en 
Hofensko (schwarzweiss) ar. PM. . 27 Domnitz, Maremoy, ab EM. 2.2.0 et, 
Horensko ch. A. - 56 | Lomnitz, Mareinov af. PM. . .2....43 
Horensko-Kostälov ar. PM. 29 | Lomnitz, Mareinov aa. OM.. . ....48 
Hrabatov, Starkenbach ar. PM. 31. |' Lomnitz,'Mareinov. ch. A. 2, 2.28 
Hrabatov, Starkenbach ch. A. 69 STIOUKOVZaRNIE Ne 


84 


Machovskä skäla, Rybnitz af. PM. 


Marcinov, Lomnitz aa. OM. . 
Mareinov, Lomnitz af. PM. . 
Marcinov, Lomnitz af, PM. . 
Marcinov, Lomnitz ch. A. 
Moschna, Beneschau af. PM. 
Nedves, Semil aa. PM. es 
Neu-Paka, Kaiserberg aa. PM. . 
Neu-Paka, Levin af. PM. . 
Neu-Paka, Widach aa. OM. . 
Neu-Paka, Widach af. PM. 
Oberstein, Schlesien aa. OM, 
Paka, Jiva af. PM. 

Paka, Usti aa. PM. 

Porie, Semil aa. PM. 2 
Poti6 (Eisenbahndsch.) aa. PM. 
Pori6& ch. A. RE AR: 
Radostny, Kozäkov aa. PM. 
Raschen, Borek af. OM. 
Raschen, Jaberlich aa. PM. . 
Raschen, Jeschkengebirge at. PM. 
Beichenberg, Liebenau af. PM. 
Reichenberg, Saskal af. PM. 
Rybnitz-Beneschau ar, PM. 


Rybnitz, Machovskä skäla af. PM. 


Roskopov-Jiva aa. PM. 
Saskal, Reichenberg af. PM. 
Schönau aa. OM. 

Semil, Borkov aa. PM. 
Semil, Nedves aa. PM. 
Semil, Pori@ aa. PM. 


Seite 
45 
48 
42 
43 
62 
45 
35 
38 
44 
48 
45 
53 
43 


Selte 
Starkenbach, Hrabacov ar. PM. .... 3 
Starkenbach, Hraba&ov ch. A. . . . . . 64 


Starkenbach, Kozinee ar. PM... . . .. 80 
Starkenbach, Kozinec ch. A. . ....58 
Starkenbach, Wichova ar. PM. . ...%6 
Stränsko. ch, YA, an. *.. Te 
Strärisko ch. Al An 0. te 
Studenec aa. OM. . . . 2.40 
Studenee-Lhota, Windmühle af PM. ee 
Studenee, Wachberg aa OM. . . ... 49 
Studenee-Zdär aa.0OM. ....2... 48 
Täborich..A& 7. el vo Kae 
Trosky, Jiein aa. PM. 2er ee EI 
Trosky, Jiecih ch. AX °. 0% et) 
Tunschendorf, Braunau af, oM. sat 12 
Usti, Paka; a8, PM.uc 02 ae 
Wachberg, Studenec aa. OM. . . . .. 49 
‚Walditz, Kostälov aa. PM. 7 Fee 
Wichova, Starkenbach ar. PM. . ... 26 
Widach, Neu-Paka aa. OM.. . ....48 
Widach, Neu-Paka af. PM... . : . 45 
Windmühle 2. ee und Lhota af. PM. 46 
Zderetz ch. Bw uhr 
BE Biammi aa. oM. oa 
Ziegenrücken, Brannä af, PM. u ZT A 
Zär. Kostälov aa.-PM. . u... un. 02 20 85 
Zdär-Studenee aa. OM: 2.0.0. 0 2. 48 
Yäirete af PM. „5,0 6 
Zläbek-aa/ PM. „2.70. % VoSk Re 
Zläbek’ar. PM. . 0: 0. uk a An 


Tafel I. 


Mikroskopische Melaphyr-Partien. 


‘Fig. 1. Eine Partie aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr 
von Pori6 (SOX vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen, monoklinen 
und triklinen Feldspathleistehen mit bräunlichen Ausit-, grünlichen Olivin- und 
schwarzen Magnetit- (oder Titaneisen-) Durchschnitten in einer amorphen, staub- 
körner- und mikrolithenhältigen Cementmasse. 

Fig. 2. Eine Partie aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr 
von Zläbek (200% vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen, mono- 
klinen und triklinen Feldspathleistchen, bräunlichen Augit-, schwarzen Magnetit- 
und bluthrothen Haematitkörmnern mit grünlichen, zartfaserigen Partien eines de- 
lessitähnlichen Minerals in einem staubigen und mikrolithenhältigen Glascemente. 
Das Bild illustrirt den Umwandlungsprozess des Olivin einerseits in Masnetit und 
Haematit, andererseits in die delessitähnliche Substanz. 

Fig. 3. Eine Partie aus dem schwärzlichgrünen, augitreichen 
Blagioklas-Melaphyr von Horensko (80%X vergrössert), darstellend ein 
Gemenge von bräunlichen, von farblosen Feldspathleistehen durchwachsenen Augit- 
krystallen, grünlichen, zum Theile in Augit eingewachsenen Olivin- und schwarzen 
Magnetitkörnern in einem felsitisch entglasten (mikrolithenreichen) Cemente. 

Fig. 4. Das felsitisch entglaste (mikrolithenreiche), gerade und gekrümte 
schwarze Stäbchen und Nadeln führende Cement des Melaphyrs von Ho- 
rensko, bei 400X Vergr. beobachtet. 

Fig. 5. Eine Partie aus dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr 
von Kozinee (bei 200% Vergr... Um den centralen, grünlichen, wenig um- 
gewandelten Olivindurchschnitt sind farblose Durchschnitte des monoklinen (links) 
und des gerieften, triklinen (rechts) Feldspathes, dann bräunliche, theils mit Magnetit- 
körnern (in Reihen) theils mit Streifen des Cementes versehene Augitdurchsschnitte, 
schwarze Magnetitkörnchen und lange dünne Titaneisenstäbchen in dem mikrolithen- 
reichen, grünlich gefärbten Cemente verbreitet. 

Fig. 6. Eine Partie aus dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr 
von Hrabadov (80X vergrössert), darstellend Durchschnitte von bräunlichen 
Augitaggregaten, die von farblosen Feldspathleistchen durchwachsen und mit grün- 


> 


86 


lichen Olivineinschlüssen versehen sind; oben eine Partie des felsitisch entglasten, 
graulichweissen Cementes. 

Fig. 7. Eine mit rektangulär angeordneten Mikrolithen ver- 
sehene und von farblosen Feldspathdurchschnitten umschlossene Partie aus 
dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr von Lomnitz (200X vergr.). 
Der bräunliche Durchschnitt (links) gehört dem Augit, der grünliche (links) dem 
Olivin und die zarten, schwarzen Nadeln gehören dem Magnetit oder Titaneisen an. 

Fig. 8. Ein zu Magnetit mit Einschluss einer grünlichen, delessitähnlichen 
Substanz umgewandelter und von Strömungen zarter Feldspathleistchen umschlossener 
Olivindurchschnitt aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr von Zläbek 
(200% vergrössert). 


Tab ..I. 


Tafel LI. 
Mikroskopische Melaphyr-Partien. 


Fig. 1. Eine Partie aus dem fast augitfreien Melaphyr von Ober- 
stein in Schlesien (200% vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen 
Feldspathleistehen, von denen mehre mikroporphyrisch hervortreten, mit vereinzelten, 
völlig umgewandelten Olivindurchschnitten, die meist gelblich trübe gefärbt, von 
schwarzen, stellenweise bluthrothen Zonen umsäumt und durchdrungen sind, mit 
gleichmässig vertheilten (schwarzen) Magnetitkörnern, kleinen Häufchen abgerundeter 
Augitkörner und einem gekörnelt-glasigen, graulichweissen Cemente. Unten rechts 
findet sich ein einsamer, deutlich begrenzter Augitdurchschnitt vor. 

Die Olivindurchschnitte stehen auf der letzten Umwandlungsstufe, da sie 
nur noch an dem schwarzen Saume zu erkennen sind. Die schwarze Substanz der- 
selben gehört dem Magnetit, die bluthrothe dem Haematit an. 

Fig. 2. Eine Partie aus dem augitarmen Orthoklas-Melaphyrvom 
Wachberge (Sträz) bei Studenec (200% vergrössert). Die Mitte derselben 
nimmt ein Olivindurchschnitt ein, der, durch das Eindringen eines Stromes zarter 
Feldspathleistchen in Hälften getheilt, in eine graulichgrüne, stellenweise graulich- 
weisse Substanz umgewandelt und von einem dichten Kranze zarter Magnetitkörner 
umsäumt ist. Ähnliche Olivindurchschnitte, in denen zuweilen Uiberbleibsel einer 
smaragdgrünen Substanz wahrzunehmen sind, finden sich oben und unten, rechts 
und links vor. Das Cement, aus welchem recht zahlreiche, monokline und trikline 
Feldspathleistehen hervortreten, besteht aus einem Gemenge äusserst zarter Augit- 
und Magnetitkörnchen und ebenso zarter Feldspathleistchen, eingebettet in einer 
graulichweissen Glassubstanz. 

Fig. 3. Eine Partie des augitarmen Orthoklas-Melaphyrs von 
Ilmenau in Thüringen (200% vergrössert). In derselben bemerkt man Strö- 
mungen von Feldspathleistehen um mikroporphyrische Feldspathdurchsehnitte oder 
um dichte Anhäufungen von Magnetitkörnern, deren Conturen zuweilen denen des 
Augits ähnlich sind. Der grünliche Durchschnitt (oben, rechts) gehört einem bronzit- 
ähnlichen Minerale an. 

Fig. 4. Eine Partie des umgewandelten, augitfreien Plagioklas- 
Melaphyrs von Machovskä skäla bei Rybnitz (200%. vergrössert). In 


ss 


einem schwarzkörnigen, fast impelluciden Cemente sind nur farblose Feldspath- 
leistehen und bräunlich gefärbte Olivindurchschnitte zu unterscheiden. 

Fig. 5. Eine Partie aus dem augitfreien Plagioklas-Melaphyr 
von Marcinov (200%. vergrössert). Die Mitte des Bildes nimmt ein völlig um- 
gewandelter Olivindurchschnitt ein, der schwarz umsäumt ist und Uiberreste einer 
bräunlichen Substanz aufweist. In dem graulichweissen, durchscheinenden, schwarz- 
körnigen Cemente sind monokline und trikline Feldspathdurchschnitte ziemlich 
gleichmässig vertheilt. 

Fig. 6. Eine Partie des nahezu augitfreien Melaphyrs von Ko- 
zakov (200%. vergrössert). Das bräunlichgraue, staubige Cement, in welchem farb- 
lose, monokline und trikline Feldspathdurchschnitte, grünlich umgewandelte Olivin- 


und äusserst spärliche, bräunliche Augitdurchschnitte deutlich zu erkennen sind, . 


zeichnet sich durch Stäbchen und Nadeln von Magnetit (oder Titaneisen) aus, die 
im Cemente eine ziemlich gleichartige Vertheilung haben. 

Fig. 7. Eine Partie des augitarmen Orthoklas-Melaphyrs vom 
Wachberge (SträZ) bei Studenec (400% vergrössert). Dieses Bild zeigt eine 
kranzähnliche (radiale) Anordnung von Augitkryställchen um eine farblose, im po- 
larisirten Lichte dunkle Substanz, ausserdem Aggregate von grünen Delessit- 
Sternchen, aus der Umwandlung des Olivin oder des Cementes entstanden. 

Fig. 8. Eine andere Partie des Melaphyrs vom Wachberge, jedoch bei 
800%. Vergrösserung (um die graulichweissen Augitkörner zwischen den farblosen 
Feldspathdurchschnitten deutlicher hervortreten zu lassen). 


per 


yopnoy 10q onaedpueidsdugadzum 


EEE. u EEE TE EL) 


GEOLOGIE 


BÖHMISCHEN ERZGEBIRGES. 


VON 


Dr. GUSTAV,C. LAUBE, 


ord. b. Professor der Geologie und Palaeontologie an der k. k. Carl-Ferdinands-Universität in Prag, Akademiker, Mitglied 
des Comit@’s zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Böhmens u. s. w. 


ISIDEREITTE: 


Geologie des westlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Maria- 
Kulm-Schönbach und Joachimsthal-Gottesgab. 


Mit 4 Landschaftsbildern, 1 Tatel geolog. Durchschnitten und 4 Holzschnitten im Text. 


1876. 


Druck von Dr. Ed. Gregr in Praz 1876. 


na 


Böhmens 


1: N»kl Anbsule; 


Bericht an das löbliche Comit€ zur naturwissenschaftlichen Durchforschuns 


EN u u DI ar FE ep 


I Graniteerteineeee Dre 
1. Gruppe: Gebirgsgranite 
2. Gruppe: Erzgebirgsgranite 


3. Ausscheidungsgranite 


a) feinkörnige Ausscheidungsgranite . . . 


Einleitende Betrachtung über den geologischen Bau des Erzgebirges 
Geologie des westlichen Erzgebirges. 
I. Theil. Petrographie des westlichen Erzgebirges . . 


I. Krystallinische Massengesteine . ... . 


b) Pegmatitische Ausscheidungsgranite. . . 


SRGTANIIDOLDBYTAeE sr ee ee ne 
3. Porphyrgesteine 

Felsitporphyr . . . « 
4. Syenitgesteine . . 


Glimmersyenitporphyr. Minette 


5. Dioritgesteine 
1. Diorit 
2. Epidiorit 
6. Basaltgesteine . . 
. Krystallinische Schiefergesteine 


1. Gmeisartige Gesteine 


. Glimmerschiefer 

. Kalkglimmerschiefer . . 22.2... 0. 

. Serieit-Quarzschiefer 

MEYER ee 
1. Phyllite im engeren Sinn... . 


2. Serieitphyllit. , . 


ap wm 


3. Schistite. (Urthonschiefer, Glimmerthonschiefer) . . » 


4. Quarzit oder Quarzschiefer . . 


Er OO EG eu 


ee ee 


Lu ur a Sur ur ur Be re 


EN Re ESEL BEE VILLE 


PR SE) Er a Tat Lay 1 Br HER TaRt ER Ya! 


RE N. Kris: aka er e g 


Das Gebirge zwischen Schönbach und Joachimsthal 


ie ae 


Bulnigeilerga » id: Tale 


ta a ,= ebreigm, ei m a,ys| Haile 


ur Let Sal 'aı mia, (my ah iat ee 


ae erregen 8 


ee ee 


Seite 


IV 


IH. Krystallinische Gesteine, untergeordnete Lagermassen. . . 2... cc rue en 
1. Krystallinischer Kalkstein . ..... 2... 0. 

Körniger Kalkstein or sea ven. 2 ee Er 

9, Ampiibolilewes See ra oe ee bla cn a 


3. Dklomiizsege ner BE Er SRH De 
4... QUATZBeRtEme ee ee a a a 
Der Quarzbrockenfels und Gangquarz . » ». 2» sr... 
GTEIBEnFERTOIn ee en ee are En ee 
b+TUnmalinperteir ee fe re e hate 
. Halbkıystallinische Schiefer... 2. .useo nn. 00. rn a 
Hohensteınschieferen er ee ee ne en: 


= 


IV 


V! Rlastıkche ‚Gestemer eo cn en ef nA 

1. Trümmergesteine. Psephite, . . 2... 2... ces 
Seifenwerk 4% een nee. Se 
"THongestenme. a Beltere., ran ee, Bau aNE RN. SER HENN N Mr RL Nana 


1o) 


1; Kaplınerdena wa a ER RN ER ERRERRELERE NE. ee 
2. Thonerde. Quarzpelit.. Töpferthon . . I... 
3 LERNEN ee EEE ER 
3. Sandgekteine. PRammite nt 2 re: 


VI. Phytogene Bildungen. .. 2.2... .... EEE 
Torf (Mut oder Müd)i\. EU 2 ee) en ee re 


II. Theil. Geologische Beschreibung des westlichen Erzgebirges. . . 
I. Abschnitt. Der Granitstock des Erzgebirges .... . 22... 
Östliche Grenze des Granites im Erzgebirge . 2 2. Hu m rum nenn 

Isolirte Granitpartien auf der östlichen Seite des Stockes . . .. 2... . 
Westliche. (Grenze..des, Massiwes:.. 0% Late eur ne ae Se 


THAT en ee N 


2. Capitel. Geologie des Granitgebietes . -. . . -.. ee 
1. Die westliche Gebirgsgranit-Partie: . . » BASIEREN? „SERREE 
2. Die östliche Gebirgsgranit-Partie . 2... 2. 2.2.2.0. . 
3 ‚Der Erzgebirgsgranit u aaa... 000 00000 AR RIERTERUGDEEN Su nn 
4. Die Granitpartien bei Platten und Hengstererb . . 2 v2 2 2 nn nen 
Sandfels zwischen Schwimmerich und Streitseifen . . . » 
. Altersverhältniss der Granite: .ı 2: : ı cn oo 0. 
. Jüngere Eruptivgesteine im Granit .... . 6 PN. RR OR 
. Krystallinische Schiefer im Granit . 2. 2:2 2 2 2.. 47 


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- Verhalten der Granite zum Schiefergebirge . .»...... a Be 
9. Altersverhältnisse des Granites zum Schiefergebirge . 2 2 - 2: 2 2 rn 2... 


Seite 
uBap nel EL AU NTUNDFGERBTATITTOR EBEN TREE EEE RR 2, 103 
Tier Zinnsternlagen? 20h ea EN 2 en SERIE 104 
Das Zinnwerk St. Mauritius bei Hengstererb . ... 2.2. 2 2 22.2. 105 
IB EISENSTEINLA SEHE ee N ERNERNENEEN a ee Fe 111 
3. Die Rotheisenstein und Manganerze führenden Ordens eo il 
RieAbschnitt. Die, schieferhülle, des- Granites, aan me 122 
I. Theil. Das westliche Schiefergebirge . . ». 2. 2... 2... el 
1. Capitel. Orographische Verhältnisse . .... . ER E | 
2. Capitel. Einige geologische Gehiresprotle 22. 2. ir... 127 | 
12 Durchschnitt deccht den? Neibitschrano Era Te — 
2. Durchschnitt von Dasnitz-Maria-Kulm, über Gossengrün und den Hochhau- 
berg resp. im Leibitschthal, dann über Loch und das Bleistädter Gebirge | 
tesp. Zwodtathalenach Schönau: bei Graslitz. 2 ea mn: 129 
3. Ein Durchschnitt von Heinrichsgrün gegen den Hohenstein ...2..... 131 
4. Durchschnitt von Graslitz nach Ruhstatt u.s.w. ....2..... NT, 
3. Capitel. Geologischer Bau des westlichen Schiefergebirges . . -.. 2.2... 133 
I>ORUpper von Maria, Kulm en N: Ne — 
ZB ENKUppENÜDEINRanzEun oNValdle 134 
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SRBUREURODSCHLETETTEDIE Eee aD: 00 00 140 
6. Die Schiefer vom Hohen Stein a VOTE FUND Stage ee 142 
7. Eruptivgesteine der westlichen Schieterhüle ©... 2. nz. 2m an... 145 
SaVernhaltenwdersSschteters zum aan ee ee 147 
4. Capitel. Erzführung des westlichen Schiefergebirges ....... on) 
I. Theil. Das östliche Schiefergebirge. .. . . u WET re gr 151 
1 Gapıtel» OrostaphizchenVerhältiissen ee _ 
2. Gapitel. Hinige geologische Gebirgsprofle . ... . vn. 2. 0a. 0nun 154 
1. Ein Durchschnitt von Oberbrand gegen Pfaffengrün, Joachimsthal und gegen 
VERASPILZHETTADETRGUTEERBADE RT SE AR. Ran ie _ 
2. Ein Durchschnitt von Blösberg über Abertham, Hengstererb nach Goldenhöhe 155 R 
3. Capitel. Geologischer Bau des östlichen Schiefergebirges . » 2»... . = 
1. Das Glimmerschiefergebirge . . .».. 2... ee a _ 
DI WIBSEHYLILS@BITDEN Te m RER ie A nt 160 
3. Eruptivgesteine der östlichen Schieferhülle .... . 2.22.2002 00n 163 % 
I GranstreSteITern 2. a kr RR ee er ae 1165 
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AANBRRBAlLE: 2.2018 So BE EL © BEE ee 166 
4, Verhalten der Schiefer zum Granit. . 2... 2.22 ne 0 nen. 169 
4. Capitel. Erzführung des östlichen Schiefergebietes . . .»..... ek. 
Am ZinNerzlagerStuttorte ee een, line ef ee -- 
DAN Rotheisensteingänger Ts. kan eat er 172 
3. Amphibolitische Erzlagerstätten . .» .. . « SE le Reken SWEc one _ 


VI 


4. Silber-, Kobalt-, Nickel-, Wismut- und Uranerz-Lagerstätten „ . 


1x. Joachimethal mern. 2er A En ro: 
2, Abertham.n, . 7. PET EEE BEE NE RES. o 
3. Platten und Junghengst . ..... LEEREN ER. 
III. Abschnitt. Jüngere Gebilde im westlichen Erzgebilde..... 22. .2 222.0. 
1. Capitel. Antebasaltische Gebilde von Seifen... 2. 2 v2 eu 0 20 ge age 
Braunkoblengebilde .... . 0. 0 [a ügtrie mad Kart anheben) TreH = Veh 
2. Capitel. Quantäre und recente Bildungen . v2... ..... a ee RL 
1. Schuttablagerungen, Kaolin- und Seifenlager ... - ! 2.2.2... RR 
2, DIELTOTHAVErR® 8, nu ee ee ar ah ee TE 
Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der geologischen Untersuchungen des westlichen 
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Tabelle zur Vergleichung gleichalteriger Gebilde der krystallinischen Schiefer des westlichen 
Erzgebirges 2°, lese ots Laufe u are ann ee PU an 


uumnnnnnnnnnnan 


VORWORT. 


anna 


Bericht an das löbliche Comite zur naturwissenschaftlichen 
Durchforschung von Böhmen. 


Geehrtes Comite! 


As mir von Seite des geehrten Comites für die naturwissenschaftliche 
Durchforschung von Böhmen die ehrenvolle Aufforderung zuging, mich an dessen 
Arbeiten zu betheiligen, habe ich freudig die Gelegenheit ergriffen, an der Er- 
weiterung der wissenschaftlichen Kenntniss unseres schönen Vaterlandes mit zu 
wirken, und habe mir es angelegen sein lassen der mir gestellten Aufgabe „eine 
abgerundete Darstellung des geologischen Baues und der Erzlagerstätten des 
Erzgebirges zu liefern“ gerecht zu werden. 


Gleichwohl kann ich nicht verschweigen, dass ich mit einer gewissen Re- 
signation an’s Werk ging, da ich mich in voller Übereinstimmung mit der von Herrn 
Prof. Krej&i in der allgemeinen Vorbemerkung zu den Arbeiten der geol. Section 
gemachten Bemerkung fand: „Die geologische Beschaffenheit des Erz-, Iser- und 
Riesengebirges ist von ausgezeichneten deutschen Geologen (Naumann, Cotta, 
Geinitz, Gust. Rose u. Ss. w.), sowie durch die k. k. geol. Reichsanstalt (Jokely) 
auf eine so gründliche Weise durchforscht und beschrieben worden, dass die 
Ergebnisse der Nachlese eine bedeutende Bereicherung des bisher Erworbenen 
kaum bieten werden.“ 

Eine vorläufige Begehung des ganzen Gebirges im Sommer 1872 belehrte 
mich in der That, dass weitgehende Abänderungen in kartographischer Richtung 
kaum nöthig waren, denn sowohl die ältere sächsische Karte, welche in ihren 
südlichen Randblättern, Hof, Johann-Georgenstadt, Freiberg, sich bis an die Eger 
erstreckt, erwies sich, wie dies schon Reuss (die geolog. Verhältnisse des Egerer 
Bezirkes und des Ascher Gebietes) lobend hervorhebt, als eine sehr verlässliche 


VII 


Arbeit, nicht minder bin ich in der Lage, die Sorgfalt und Genauigkeit der 
Beobachtungen Jokelys rühmend anerkennen zu müssen. *) 

Ich konnte solchergestalt nur darin meine Aufgabe erkennen, das bereits 
vorhandene Bild vom geologischen Baue des Erzgebirges in allen seinen Zügen 
zu vertiefen, etwaige Lücken noch auszufüllen, unvollkommene Beobachtungen zu 
ergänzen und — wohl nur in wenigen Fällen — unterlaufene Irrthümer zu 


verbessern. 
Die Ausdehnung des Gebietes, und gewisse sich geltend machende Momente, 


über welche die meiner Arbeit vorausgeschickte allgemeine Betrachtung des Erzge- 


birges Aufschluss gibt, haben mich bewogen, das Ganze in mehrere Partien abzu- 
theilen. Über den Gang meiner Untersuchungen in den verflossenen Sommern habe 
ich dem geehrten Comite in den betreffenden Jahressitzungen Rechenschaft gelegt; 
ich habe heute die Ehre den ersten zum Abschluss gebrachten Theil meiner 
wissenschaftlichen Ergebnisse vorzulegen. 

Was die Revision der hiezu gehörigen geologischen Karte (Generalst. K. 
Blatt V, dann VI, XI. z. Thl.) anbelangt, so ist aus dem Nachfolgenden ersichtlich, 
dass ausser einigen unbedeutenden Grenzbestimmungen meine Ansicht im wesentlichen 
dahin geht: 

1. Es sei durch eine besondere Farbe die Ausdehnung des Erzgebirgs- 
granites nach der angegebenen Begrenzung vom Gebirgsgranit zu scheiden. 

2. Es seien die zwischen Heinrichsgrün und Rossmeisl, dann zwischen 
Oberbrand und Abertham auftretenden Gmneisglimmerschiefer in der von mir fest- 
gestellten Ausdehnung mit einer anderen Farbe als der des grauen Gneises ein- 
zutragen. 

3. Es ist die Zone der auf die eigentlichen Glimmerschiefer folgenden Zone 
der Phyllite und Urthonschiefer mindestens durch zwei Farbennuancen als ältere 
und jüngere Gesteine in der von mir ermittelten Ausdehnung einzutragen. 


Einen weit grösseren Spielraum bot mir die beschreibende Darstellung 
der petrographischen und geologischen Verhältnisse, über welche wir ausser dem 
kurzen Berichte Jok&ly’s: (Zur Kenntniss der geologischen Beschaffenheit des Egerer 
Kreises in Böhmen. Jahrb. geol. R-A. 8. Jahrg. 1857 1. Heft. pg. 1. ff.) nur wenige 
unvollständige Bemerkungen haben, mit der Ausnahme des Joachimsthaler Erz- 
gebietes, worüber allerdings eine recht reichhaltige Literatur vorhanden ist. Die 
Anordnung meiner Arbeit in zwei Hauptheile, einen petrographischen und einen 
geologischen, hielt ich deshalb für erspriesslich, weil gewisse rein petrographische 
Bemerkungen im geologischen Text leicht übersehen werden, und für die Zwecke der 
Wissenschaft so leichter aufzufinden sind. Der Umstand, dass es in der Intention des 
geehrten Comite’s liegt, die Arbeiten desselben auch in nicht streng wissenschaftlich 
gebildeten Kreisen zu verbreiten, hat mich bewogen bei vielen Gesteinen die Defi- 
nition derselben in wenigen Worten voranzuschicken, sie ist vielleicht auch manchmal 


*) Zu beklagen ist lediglich der unzulängliche Maasstab, welchen die k. k. geol. Reichs- 
Anstalt für ihre Karten benützt, sowie der Umstand, dass die Eintragung der Farben 
mit der Hand in die einzelnen Blätter niemals jene Sicherheit erlangt, wie eine durch 
die Presse vervielfältigte genau controllirte Karte, 


IX 


an rechter Stelle, wo die Ansichten über den Umfang eines Gesteines auseinander 
gehen. So weit es der Zweck des Buches erforderte, habe ich sämmtliche Gesteine 
aufgenommen, dennoch wird sich ergeben, dass dieselben nicht vollkommen gleich- 
mässig behandelt wurden. Eine weniger eingehende Schilderung liess ich eben 
dort eintreten, wo von anderer Seite monographische Untersuchungen in Angriff 
und Aussicht genommen sind, wie die des Herrn Prof. Dr. Boricky über Basalte, 
Porphyre u. s. w. Auch vom Mikroskop habe ich bei der Untersuchung nur da 
Anwendung gemacht, wo es zum Erkennen und Bestimmen des Gesteines besonders 
erspriesslich war. Zur Klarlegung der chemischen Constitution habe ich eine Anzahl 
von Gesteinsanalysen beigefügt, für deren Anfertigung- im Laboratorium des k. k. 
deutschen polytechn. Justitutes, und der k. k. Universität zu Prag und Wien ich 
Herın Prof. Dr. W. Gintl und Herrn Dr. Jos. Kachler zu Danke verpflichtet 
bin. Bei deren Auswahl leiteten mich dieselben Ansichten wie bei der Schilderung 
der Gesteine. 


In der geolog. Beschreibung schicke ich die Schilderung des granitischen 
Gebirsstheiles voraus, weil er sich eben als das die Lagerung der übrigen zu 
beiden Seiten gelegenen Theile bestimmende Element zu erkennen giebt. Der Be- 
schreibung der Schieferzonen habe ich einige leicht zu begehende Profile vorange- 
setzt, nach denen es unschwer ist, sich von der Richtigkeit der gemachten Angabe 
zu überzeugen. Ich habe es nicht an Mühe fehlen lassen die nicht ganz leichte 
Darstellung der Verhältnisse möglichst klar zu fassen. 


Die Schilderung der Gangverhältnisse basirt sich nach Thunlichkeit auf 
selbst gewonnener Anschauung. Leider ist der Bergbau in diesem Theile des Erz- 
gebirges bereits so verfallen, dass seine Ausbeute kaum noch der Rede werth ist, 
an den meisten Orten liest er seit langen Jahren, und selbst die altehrwüdigen, weit 
berühmten Baue von Joachimsthal dürften, da ihr einst unerschöpflich scheimender 
Silbersegen nun doch fast spurlos verronnen ist, über kurz oder lang zum Stillstand 
kommen. Auch dieser Umstand bewog mich zuerst diesem Theile des Erzgebirges 
meine Aufmerksamkeit zu widmen. 


Eine ausführliche Zusammenstellung der bestandenen, und d. Z. noch im 
Umgang befindlichen Bergbaue hat Jokely a. a. O. gegeben. Dorthin verweise ich, 
falls eine Ergänzung der von mir gegebenen Daten wünschenswerth erscheinen sollte. 


Einer monographischen Darstellung der Porphyre, Basalte der Torflager 
‚u. 5. w. durch eine andere Feder ist ebenfalls dadurch Raum gelassen worden, 
dass ich über ihre Lagerungsverhältnisse in die vorliegende Beschreibung nur so 
viel aufgenommen habe, als mir zur Vollständigkeit des entworfenen Bildes 
nothwendig schien. 


Ich habe mit aller Gewissenhaftigkeit getrachtet eine möglichst genaue 
Kunde von dem geologischen Baue dieses Theils des Erzgebirges zu geben, und 
hoffe dieselbe auch in Bälde auf die übrigen ausdehnen zu können. Wenn das 
Streben dennoch mancherorts hinter dem Ziele zurückblieb, so waren nicht 
selten unüberwindliche örtliche Hindernisse die Ursache davon, und es bleibt daher 
noch immer manches zu bessern und zu vervollständigen einer günstigeren Zukunft 
und kenntnissreicheren Forschern überlassen. 


Rühmend und mit wärmsten Dank muss ich noch erwähnen, dass meine 
Bestrebungen vielseitig freundlichst gefördert und unterstützt wurden. 


So sage ich namentlich der löbl. Generaldirektion der k. k. priv. 
Buschtiehrader Eisenbahn-Gesellschaft, der k. k. Berg- und Hütten- 
verwaltung in Joachimsthal, meinem lieben Freund Herrn Bergrath Carl Stern- 
berger, den Herren Bergverwaltern v. Kraft und Mixa meinen wärmsten 
Dank. Ingleichen den Herren Bergmeister Josef Florian Vogl in Platten, Dr. 
R. Tröger in Bärringen, sowie allen Anderen, welche mir bei meinen Unter- 
suchungen hilfreichen Vorschub geleistet haben. Nicht minder bin ich Herrn Prof. 
Dr. Boricky hier, Prof. Dr. Möhl in Cassel, Prof. Dr. Vrba in Czernowitz und 
Prof. Dr. Zirkel in Leipzig, sowie den Herren Chemikern, welche die Durch- 
führung der Analysen unternahmen, für ihre Unterstützung zum wärmsten Dank 
verpflichtet. 


Indem ich hiemit meine Arbeit dem geehrten Comit& zum Drucke über- 
gebe, erscheint der erste Theil meiner Aufgabe gelöst, und ich hoffe in der 
Lage zu sein, davon weitere Beweise zu liefern, wie sehr es mir daran gelegen ist, 
die hochverdienstlichen Zwecke des geehrten Comite’s fördern zu helfen. 


Prag, im Januar 1876. 


Dr. Gustav C. Laube. 


e 


Einleitende Betrachtung 


über den 


geologischen Bau des Erzgebirges, 


Das Erzgebirge, mit welchem Namen wir seit Ende des siebzehnten Jahr- 
hunderts etwa das ob seines Erzreichthumes vielberühmte Grenzgebirge zwischen 
Böhmen und Sachsen zu bezeichnen gewohnt sind, ist in seiner äusseren Umgrenzung 
ziemlich scharf umschrieben. In einer mittleren Kammhöhe von circa 820 Meter 
streicht es in SSW—NNO Richtung als ein fast gleichförmig hoher Wall, dessen 
gegen Südosten gekehrte Seite steil abfällt, während die Nordwest gewendete 
allgemach in die norddeutsche Niederung verflächt. Als östliche Grenze des Gebirgs 
sehen wir den Durchbruch der Elbe von Tetschen bis Niedergrund an, indem wir 
die nördlich von diesem Orte bis Pirna folgenden Quadersandsteinmassen in der 
Regel nicht mehr dem Erzgebirge zuzählen. Die südwestliche Begrenzung bildet 
die Eulauer Schlucht zwischen Bodenbach und Königswald, die Aussig-Teplitzer 
Braunkohlenmulde, die Komotau-Kaadener Mulde, endlich das Egerthal bis Maria- 
Kulm. Durch den nach Osten vorgeschobenen Höhenzug des Fichtelgebirges, welcher 
den Kapellenberg bei Schönbach trägt, gewinnt es das Ansehen, als ob dieses 
Gebirge unmittelbar mit dem Erzgebirge zusammen hinge, so wenigstens scheint es, 
wenn man von Eger aus gegen das Gebirge hin sieht; allein auch hier ist die 
Grenze deutlich durch die breite Thaleinsenkung gegeben, welche über Schönbach 
hinaus ins Voigtland gegen Elster hinführt; nirgends übersieht man dieses Ver- 
hältniss schöner und unzweifelhafter als vom Hohenstein, W. Graslitz, von welchem 
aus ein deutliches Verflächen der Abfälle des Erzgebirges gegen die Ausläufer des 
Fichtelgebirges, das Voigtland einerseits und das Egerland anderseits vor die 
Augen tritt. Die nordwestliche Begrenzung bildet endlich der ebene Theil von 
Sachsen in der Linie Dresden, Chemnitz, Zwickau. 
| So unzweifelhaft die Abgrenzung des Erzgebirges in geographischer Hinsicht 
ist, so gewinnt es mir doch den Anschein, dass es etwas sehwieriger ist die geolo- 
sische Grenze desselben fest zu stellen. Nach seinem allgemeinen Charakter, auf- 
gebaut vornehmlich aus metamorphischen Schiefergesteinen, erweist es sich als 

1 


w. 


2 


einen Theil des grossen Hercynischen Massives, welches die grösste krystallinische 
Masse zwischen den Alpen und Skandinavien sich aus jüngeren Gebilden insular 
erhebt, und solche innerhalb seiner muldenartigen Vertiefung gegen die Mitte zu 
aufnimmt; aber es wird sich fragen, ob nicht nähere Grenzen gezogen werden 
können, welche etwa mit den geographischen zusammenfallen oder über dieselben, 
wenn auch innerhalb des grossen Massives, weiter hinausrücken. Eine allgemeine 
Betrachtung des Baues des Erzgebirges dürfte uns dieses wohl klar machen. 

Die steil nach Südosten gekehrte Seite des Erzgebirges und die sanft nach 
der entgegengesetzten Richtung verflachende, wodurch das Gebirge einen keil- 
förmigen Querschnitt erhält, ist eine ziemlich auffällige Erscheinung, welche um so 
auffälliger wird, wenn man sie mit dem Baue des Gebirges vergleicht. 

Wenn jemand das Erzgebirge in nord-südlicher Richtung überschreitet, 
und zum Ausgangspunkt die Elbe zwischen Dresden und Pirna, als Ziel der Reise 
das Teplitzer Thal nimmt, so dass er auf diesem Wege die Orte Mügeln, Dohna, 
Liebstadt, Breitenau, Schönwald, Tellnitz, Arbesau berühen würde, der würde 
folgenden Gebirgsdurchschnitt erhalten: 

Von der Elbe aufwärts ragt aus dem Alluvial- und Diluvialgebiete derselben 
ein niedriger Höhenzug zwischen Mügeln und Dohna aus Kreidegebilden aufgebaut, 
welche sich umittelbar bei Dohna auf Granit auflegen. Von Dohna ab bis über 
Wesenstein folgt ein breiter Zug von krystallinischen Thonschiefern, welche bei 
Maxen Kalk führen und von Dioritgängen durchsetzt sind, und je weiter sie sich 
dem Erzgebirge nähern, ein um so entschiedeneres krystallinisches Gefüge annehmen, ') 
wobei sie sich zum Theil in Quarzschiefer, zum Theil, wo sie mit Granit in Contact 
kommen, in Fruchtschiefer umwandeln. Die Anfangs gegen das Gebirge steil auf- 
gerichteten Schichten legen sich allgemach concordant auf die krystallinischen Schiefer. 
Nach einer schmalen, oft verdeckten Glimmerschieferzone folgt grauer Gneiss, welcher 
unausgesetzt den ganzen Rücken des Erzgebirges zu bilden scheint, bis auf den steilen 
Absturz der böhmischen Seite, wo unter ihm sodann der sogenannte rothe Gneiss 
hervortritt, auf welchem unmittelbar die offenbar mitgehobenen Kreide- und Braun- 
kohlengebilde des Aussig-Teplitzer Beckens aufliegen. 


Herr Hermann Mietsch, welcher sich um die Kenntniss der sächsischen 
Schieferzone des Erzgebirges sehr verdient gemacht hat, hat nun dargelegt, dass 
man diese Schiefer, welche man zwischen Dohna und Wesenstein verquert, längs der 
ganzen Seite des Erzgebirges verfolgen könne, bis die Schiefer unter dem Quader 
verschwinden, und seinen Darlegungen nach haben wir den Granit von Dohna in 
Zusammenhang zu bringen mit dem Granit der Lausitz. Aber genau dieselbe Folge 
der Gesteine erkennt man im sogenannten Ausgehenden des Erzgebirges bei 
Niedergrund, dort folgen von Nord zuerst Granit, sodann steil südlich fallende 
Urthonschiefer, und so erkennen wir hieraus, da sich die Granite bis Dohna in 
einzelnen Partien verfolgen lassen, dass wir eigentlich im Elbpass ebenso gut 
ein Stück Lausitzer wie Erzgebirge haben, respective, dass das Lausitzer Gebirge 
trotz des zwischenliegenden Quadergebirges mit dem Erzgebirge einerseits und 
dieses durch jenes mit dem Riesengebirge anderseits zusammenhängt. Dieser 


!) Hermann Mietsch, über das Erzgebirgische Schieferterrain, 1871. 


we) 


Zusammenhang wird um so auffälliger, als hier in der That im Jeschkengebirge der 
Urthonschiefer der erzgebirgischen Zone, und im Granit des Riesengebirges der 
Lausitzer Granit in conformer Lagerung fortstreicht. 
Es ist nun nicht schwierig am Fusse des Erzgebirges in Sachsen bis ins 
Voigtland die Schieferzone zu verfolgen, und hier, wo wir sie hereinragen finden 
bis in das Gebiet unseres Vaterlandes, dürfen wir sie wieder etwas näher betrachten. 
Auf dem hohen Erzgebirge reicht sie fast bis auf den Kamm, und bildet Mäntel 
um den Granit, auch hier lässt sich erkennen, dass die Schiefer gegen das Gebirge 
zu an krystallinischer Ausbildung zunehmen. Die Glimmerschieferzone unter ihnen 
tritt östlich als schmaler Saum hervor, und ist nur stellenweise bemerkbar, bildet 
aber den höchsten Punkt des Gebirges, den Keilberg bei Gottesgab, und reicht 
schon bei Joachimsthal bis gegen das Egerthal herab; auf der westlichen Seite des 
Gebirges aber bei Graslitz fällt der Urthonschiefer constant und deutlich westlich 
und nordwestlich ab, bildet eine wellige Fläche, und steigt an den Höhen des 
Fichtelgebirges wieder empor. 
Überschreitet man aber den Urthonschiefer im Schönbacher Thal in östlicher 
Richtung, so dass man im Abhange des Erzgebirges verbleibt, so gelangt man 
wieder zwischen Leibitschgrund und Bleistadt in eine Glimmerschieferzone, welche 
sich hier unmittelbar an den mächtigen Granitstock anlehnt, den wir als kıystal- 
linisch massigen Kern des westlichen Erzgebirges bezeichnen können 
Es wird nun im Weiteren noch dargethan werden, wie diese Zone in west- 
lichem Abfall fortstreicht, ihre genaue Reihenfolge begrenzt sohin nach Westen 
auch sehr deutlich das eigentliche Gebiet des Erzgebirges. 
Für die Begrenzung des Erzgebirges aber dürfen wir noch einen Faktor 
nicht unberücksichtigt lassen, das ist eben der Reichthum an bauwürdigen Erzen,?) 
deren Schatz zwar schon längst stark geplündert wurde, und gegenwärtig — 
wenigstens auf unserer Seite — fast zur Sage geworden ist, den wir aber mit Aus- 
nahme eines Gebirges in den naheliegenden Massiven weder finden noch fanden; 
und daher wird uns die Zone der erzführenden Gesteine auch das Gebiet des 
nach ihm benannten Gebirges abgrenzen helfen, wenn es uns auch einerseits über 
die geographischen Grenzen desselben hinausführt. Zu allen den Schiefern, welche 
sich in der gedachten Richtung demnach wie in allen altkrystallinischen Gebirgen 
hinsichtlich ihrer Aufeinanderfolge verhalten, verhalten sich Granit, Porphyr und 
Basalt selten Phonolih als Eruptivgesteine, hebend, störend und durchsetzend. 
Ganz anders verhält sich der steile Abfall nach Südosten. Fast ohne Aus- 
nahme wechseln hier rother und grauer Gneiss, doch so, dass ersterer weitaus die 
Vorhand hat, und dieser nur in einzelnen grossen Schollen, deren Lage zur Annahme 
der Eruptivität des rothen Gneisses Veranlasung gaben, im östlichen und mittleren 
. Erzgebirge vorherrscht und, wie schon Naumann °?) bemerkte, sich vorzugsweise 

in schwebender Lage befindet. Die Reihe der jüngeren Schiefer fehlt nicht nur 
- ganz, sondern die Art und Weise, wie die älteren Schiefer sich lagern, lässt das 
" Ganze als eine Art kolossalen Bruchrand längs des ganzen Gebirges erkennen. 


2) Hochstetter, geognostische Studien aus dem Böhmerwalde. Jahrb. geol. R.-A. IV. Band 
1855 pag. 811. 
») Naumann, Lehrbuch der Geologie 2. Aufl. II. Bd. p. 102. 
1* 


Unter diesen Verhältnissen ist es natürlich, dass wir fragen, wo das abge- 
brochene Stück hingekommen sei? Gewisse Erscheinungen, welche wir sofort erörtern 
wollen, geben uns einige Auskunft darüber, ‘Wenn wir jene Linie, welche uns ein 
Profil des Erzgebirges von Nord nach Süd gab, weiter landeinwärts bis an die 
Elbe fortsetzen, so dass wir die Teplitz-Aussiger Mulde nach Türmitz überschreiten, 
und zuerst im Bielathale ein Stück aufwärts, dann über Steben, Dubitz und Prasko- 
witz über das basaltische Mittelgebirge an die Elbe gelangen, da wo sich gegenüber 
von dem zuletzt genannten Ort eine Erweiterung des Elbthales um Libochowan 
bemerkbar macht; werden wir in den sich uns hier auf unserem Wege nach Süden 
entgegenstellenden Höhen, durch welche sich die Elbe einen mühsamen Weg 
erzwang, den allerdings ‘die Eisenbahnbauten gegenwärtig sehr verbreiterten, ein 
Gestein wieder finden, das wir im Erzgebirge bei Tellnitz verliessen, rothen Gneiss, 
der bei Libochowan ziemlich granitartig ist, jedoch diesseits der Elbe um Woparn 
vollkommen jenem des Erzgebirges gleicht, dann aber folgen, wie das durch die 
Bauten der österr. Nordwestbahn aufgeschlossene Profil,bei Gross-Ozernosek *) zeigt, 
Amphibol-Glimmer-, Kalk und Urthonschiefer, bis diese kvystallinischen Gebirge 
nahe bei diesem Orte unter Kreidegebilden, und ebenso diesseits der Elbe, 'theils - 
unter diesen, theils unten basaltischen Gesteinen verschwinden. Eine ähnliche kleinere 
Urgebirgsscholle umschliesst das Elbgebirg weiter nördlich bei Rongstock. Wandern 
wir von hier aus parallel zum Erzgebirge gegen Westen, so treffen wir in Mileschau 
am südlichen Abhange des Donnersberges recht mitten im basaltischen Gestein des 
Mittelgebirges, und noch weiter westlich in und um Bilin gleichfalls Gmeisschollen, 
welche zum Theile hier von Kreide zum Theile von Braunkohlenschichten bedeckt 
werden. Weiter aber belehren uns die von Herrn Prof. Krej£i ?) gezogenen Profile durch 
die Kreide gegen die Eger, dass diese Formation an vielen Stellen auf Urgebirgs- 
schichten aufruhe. Wenn diese weiteren Punkte nun auch nicht jene vollständige 
Schichtenreihe wie das Profil zwischen Libochowan und Czernosek erkennen lassen, 
so können wir diese Erscheinungen doch auf keinen Fall anders deuten’ und in 
Zusammenhang bringen, als dass wir darin eben jenen Theil des Erzgebirges sehen, 
welcher an jenem Bruchrand, den uns die südliche Seite des Erzgebirges zukehrt, 
einst haftete und von dieser durch eine gewaltige Macht der Länge des Gebirges 
nach abgetrennt wurde. Dass diese Spaltung, die auch durch die lange Kette von 
Thermen und Mimeralquellen von Bodenbach bis Franzensbad charakterisirt wird, eine 
Wirkung plutonischer Kraft war, dürfen wir als bestimmt hinnehmen, ja alle Um- 
stände deuten darauf hin, dass wir es hier mit einer jener eigenthümlichen ge- 
waltigen Faltungen zu thun haben, welche die Entstehung der Gebirge veranlasst 
haben. *) Später wurde die nördliche Hälfte des Gebirges gehoben, während die 
südlich versunken blieb, wie die darüber abgelagerten Kreideschichten beweisen ; 
bis zur Zeit der Braunkohlenformation vielleicht unter Beihilfe der hervor- 
brechenden Basalte das Erzgebirge um ein Bedeutendes aufstieg, während durch 


*) Wolfinau, geologische Studien aus Böhmen. Jahresbericht der Comm,-Oberrealschule ; 
Leitmeritz 1873. 

°) Arbeiten der geol. Section. Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurehforschung 
von Böhmen I. Bd. II. Abth. Krejei, Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation p. 51. 

°) Ed. Suess, die Entstehung der Alpen p. 74. 


5 
die erumpirenden Massen des. Mittelgebirges einzelne Theile des versunkenen 
Gebirgstheiles wieder mit emporgehoben wurden. Einen bemerkenswerthen Beweis 
für diese Entstehungsart bilden die zahlreichen, auf der Gebiresaxe senkrecht ste- 
henden, zumeist mit Quarz ausgefüllten Gänge von grosser Mächtiskeit und Dauer. ?) 5 
Es ist nun auch unschwer zu erkennen, dass nicht die ganze südliche 
Hälfte des Erzgebirges, sondern nur der grössere östliche Theil derselben versunken 
ist, ‘während der westliche stehen blieb, oder — mit geringerer Wahrscheinlich- 
keit — wieder gehoben wurde. °) 
Verlassen wir das Mittelgebirge und wandern wir immer parallel zum Erz- 
gebirge, über die Braunkohlengebilde von Brüx und Priesen gegen Kaaden, so tritt 
uns auf diesem Wege allerdings nirgend eine krystallinische Schieferscholle entgegen, 
bis wir in letzgenanntem Ort in den Felsengehängen an der Eger solche Gesteine 
antreffen. Das Duppauer Basaltgebirge tritt zwischen Kaaden und Karlsbad dicht 
an das Erzgebirge heran, ja man darf wohl die Basalte des hohen Erzgebirges in 
die innigsten Beziehungen zu diesem Gebirge bringen, aber andererseits beweisen 
auch die rechten Ufer der Eger im Egerthal zwischen Klösterle und Schlackenwerth, 
dass das krystallinische Gebirge unter den Basalten fortsetzt, indem diese auf Gramulit 
aufliegen, auch wird dieses durch die kleine Amphibolscholle dargethan, welche 
unmittelbar bei Duppau sowie die Glimmerschieferscholle bei Meritschau in jenem 
Gesteine liegt, wie denn auch auf der südlichen Seite des Duppauer Gebirges die 
krystallinischen Schiefer wieder sehr verbreitet sind. An seiner westlichen Grenze aber, 
welche wir kurz vor Kärlsbad erreichen, stossen die jungplutonischen Gesteine hart | 
an die altkrystallimischen, ja sie brechen sogar an vielen Stellen aus diesen hervor. 
Ihre Grenze bildet auffallend scharf das Teplthal, an dessen rechtem Abfall die 
Basaltkuppen bleiben, um sich erst südlich von Tepl in weitern Bogen gegen | 
Marienbad hinzuziehen. Mit Karlsbad betreten wir das bekannte Granitgebiet, . 
welches ein verhältnissmässig schmaler Streifen bis etwas südlich von Petschau zu | 
verfolgen ist, dann hier verschwindet und westlich in den Graniten von Marienbad 
und Königswart wieder zum Vorschein kommt, während dieses Gestein am nördlichen 
Abfall bis Falkenau dominirt. Auf seinem Rücken trägt der Granit die fachmulden- 
förmige Gmeisscholle von Schlaggenwald, Lauterbach, Lobs. Das ganze Gebirge, 
das Karlsbader und Kaiserwaldgebirge, wird im Westen und Süden und im Osten 
von einem zusammenhängenden Zug krystallinischer Schiefer, Amphibolite, Glimmer- 
und Urthonschiefer mantelförmig umhüllt, wovon man sich überzeugen kann, wenn 
man das Gebirge von Plan über Neumarkt gegen Lubenz, Rudig überschreitet. 
Man findet in diesem Gebirge in der geschilderten Weise das genaue Gegen- 
stück zum Erzgebirge, wie ein durch das Gebiet gezogenes Profil ersichtlich macht, 
aber noch mehr; die Profile, welche man erhält, wenn man die beiden einander 
zugekehrten Steilränder des Gebirges abgeht, sind so übereinstimmend, dass 
man wohl zu dem Schluss berechtiget ist, dass beide Partien zusammen gehören. 
En man im Karlsbader Gebirge den Granit bis Falkenau verfolgt, so begegnet 
an im Lobsthal einer schmalen Zone Gneiss, sodann einer breiten Zone Glimmer- 


?)'Robert Mallet, über vulkanische Kraft, übersetzt von A. o Lasaulx p. 126, 
8) Suess a. a. O. 


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Egerfluss 


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Teplthal 


schiefer, und endlich Urthonschiefer bei Königs- 
berg. Gerade so verhält sich das Erzgebirge. 
Hat man unmittelbar bei Heinrichsgrün das 
Granitgebiet verlassen, so betritt man eine breite 
Glimmerschieferzone, welche mit gneissartigen 
Gesteinen beginnt und welcher wieder Urthon- 
schiefer folgt. Einem genauen Beobachter wird 
ausser dem Umstand, dass der Glimmerschiefer 
sich keilförmig gegen das Gebirge hin ver- 
schmälert, auch sofort der Umstand auffallen, 
dass die Schichten gegen das Erzgebirge ein- 
fallen, und wenn er das Egerthal über Maria- 
kulm verquert, so wird er auf diesem Wege die 
Erfahrung machen, dass er bis ins Kaiserwald- 
Gebirge den Urthonschiefer nicht verlässt, dass 
derselbe aber auch sein Fallen bis dorthin gleich- 
mässig beibehält. Hier also am westlichen Aus- 
gang des Erzgebirges ist zweifelsohne der Zu- 
sammenhang hergestellt, wenn aber auch die 
über Falkenau streichende schmale Gmeisszone 
nicht im Zusammenhange bekannt ist, so steht 
es zweifellos fest, dass ‘der Granit des Erzge- 
birges durch die Hügel zwischen Karlsbad und 
diesem Gebirge, und unter den seicht liegenden 
Braunkohlengebilden zusammenhängt, wozu noch 
erwähnt werden soll, dass es im Plane dieser Aus- 
einandersetzungen liegt zu zeigen, dass auch die 
Granite dieseits und jenseits der Eger in allen 
ihren Verhältnissen identisch sind. 

Es wird sich durch meine Untersuchungen 
erweisen lassen, dass bis an die Höhen von 
Mariakulm sich zwar die Spalte im Gebirge 
in ihrem Verlaufe erkennen lasse, und zwischen 
letzterem Ort und dem Joachimsthale durch 
eine Faltung markirt ist, allein offenbar ist 
der vom Erzgebirge getrennte Theil stehen 
geblieben, und es scheint somit vollkommen 
gerechtfertigt, das Karlsbader und Kaiser-Wald- 
gebirge als einen integrirenden Theil des Erz- 
gebirges aufzufassen. Hierhin weist auch die 
Fortsetzung der erzgebirgischen Erzlagerstätt 
namentlich die um Schlaggenwald auftretende 
Zinnsteinformation, und die Nickelerze führen- 
den Gänge von Michelsberg bei Plan, ja selbst 
die in dieses Gebirge fortsetzenden obener- 


7 


wähnten nordwärts streichenden Quarzgänge. (Vergleiche Hochstetter a. a. O.) 
In dieser Weise erhalten wir als solches ein Gebiet, welches als geologisches 
Ganze durch die jüngsten krystallinischen Gebilde, und wohl auch durch die 
ältesten zum Theil halbkrystallinischen Schiefer der Cambrischen Formation von 
dem Massiv des Böhmerwaldes und Fichtelgebirges, und weiter auch von dem 
Mittelböhmischen Gebirge abgeschlossen wird. Und obgleich es unzweifelhaft ist, 
dass, wie Geinitz °) nachwies, das Fichtelgebirge mit dem Erzgebirge zusammehänge, 
und diess wieder sich als ein Fortsatz des Böhmerwaldes herausstellt, 1%) mit kurzen 
Worten sonach das Erzgebirge sich als das herausstellt, was wir Eingangs dieser 
Auseinandersetzungen betonten, als ein Theil des grossen Hercynischen Massives ; 
so haben wir doch in dieser, dem Erzgebirge als Ganzes gegebenen Ausdehnung 
die Abgrenzung gegeben, wie weit wir es als eine zusammengehörige geologische 
Bildung aufzufassen berechtigt sind. 

Werfen wir nun noch einen Blick auf die Gliederung der Massen im Ge- 
birge, so ergiebt sich leicht, dass das Erzgebirge in vier Partien zerfällt. Das 
westliche Erzgebirge, dessen Ausdehnung wir vom Schönbacher Thal bis zur 
Joachimsthaler Schlucht begrenzen, stellt in seiner Wesentlichkeit ein ziemlich 
abgeschlossenes Ganzes dar, den nördlichen Flügel einer langgezogenen Ellipse, 
deren Mitte der mächtige Granitstock von Karlsbad-Eibenstock einnimmt, während 
sich um denselben eine Hülle von krystallinischen Schiefern, in welchen der 
Gneiss fehlt, dagegen jüngere auffällig vorherrschen, ausbreitet. Nach den voraus- 
gehenden Erörterungen haben wir im Karlsbader und Kaiserwaldgebirge den südlichen 
Flügel dieser Ellipse, und wir werden ihn folgerichtig im Zusammenhang mit dem 
Erzgebirge betrachten müssen. Das mittlere Erzgebirge von Joachimsthal bis an 
den Niklasberger Pass ist nur in seiner nördlichen Hälfte, deren südlicher Absturz 
nach Böhmen fällt, erhalten. Dieser lange Gebirgszug besteht vorzugsweise aus 
krystallinischen Schiefern, und unter diesen wieder nimmt in unserem Gebiet der 
sogenannte rothe Gneiss, den wir wohl mit Gümbels bojischen indentifieiren können, 
die erste Stelle als verbreitetstes Gestein ein. Endlich das östliche Erzgebirge von 
Niklasberg bis an die Elbe, resp. an das Quadergebirge bei Tyssa, ist von dem 
mittleren durch die breite Quarzporphyrzone getrennt, welche sich in fast nörd- 
licher Richtung von Teplitz bis weit nach Sachsen (Zwickau a. d. M.) verfolgen 
lässt, hereynischer und bojischer Gneiss sind die einzigen krystallinischen Schiefer- 
gesteine auf böhmischer Seite, ihm sind die oben beschriebenen Schollen im Mittel- 
gebirge zuzuzählen. 

Der Arbeit, an die wir unsere Kräfte wagen wollen, obwohl uns auf diesem 
Wege schon so viele namhafte und berühmte Gelehrte vorangegangen sind, wird 
demnach der Plan zu Grunde liegen, vorstehende Auseinandersetzungen zu beweisen 
und zu diesem Zwecke den geologischen Bau des Erzgebirges in gedachter Reihen- 
folge zu schildern. 

& °) Geinitz, über den Gebirgsbau Sachsens, Denkschriften der naturw. Ges. Isis 1860 p. 109 


und Sitzungsber. der Ges. Isis 1862 p. 155 fl, 
10) Hochstetter a. a. O. p. 810 fi. 


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Geologie des westlichen Erzgebirges. 


Das Gebirge zwischen dem Schönbachthal und dem 
Joachimsthaler Grund. 


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er Gebirgstheil, welchen ich in seinem geologischen Bau in den nach- 
folgenden Blättern eingehend untersuchen will, umfasst das Gebiet vom Schön- 
bacher Thal bis zum Joachimsthal zwischen der Landesgrenze im Norden und der 
Eger im Süden, respective dem tertiären Braunkohlenland des Falkenau-Karlsbader 
Beckens, welches zu schildern nicht in meiner Absicht liegt. Dieser Gebirgstheil 
besteht aus drei Zonen von ziemlich gleicher Ausdehnung. Die beiden äusseren 
Zonen bestehen aus krystallinischen Schiefern, welche allerdings durch den Umstand, 
dass ihre grössere Ausdehnung ausser den Bereich der politischen Landesgrenze 
fällt, als zwei gesonderte Zonen auftreten, in der Wirklichkeit aber im Norden die 
mittlere Zone umfassen. Diese mittlere Partie besteht aus massigem Gestein u. z. 
aus Granit, und es wird sich zeigen lassen, dass die beiden Schieferzonen in ihrer 
Schichtenstellung vom Granit abhängig sind, daraus denn auch die Zusammen- 
gehörigkeit der Gebirgspartie abgeleitet wird. 

Als das unmittelbar seinen Einfluss geltend machende Glied haben wir 
demnach den Granit in seinem Auftreten, sodann die denselben umgehenden Hüllen 
kennen zu lernen, wenngleich von vornherein gesagt werden muss, dass das 
Verhalten des Granites zum Schiefer ihn als die jüngere Bildung erscheinen lässt. 

Unsere Betrachtungen werden sich demnach beziehen 

1. Auf das Granitgebiet, 
2. auf die Schieferhülle des Granites. \ 

Da es sich jedoch als besonders zweckdienlich erweisen wird, zuerst das 
Baumateriale dieses Gebirgstheiles eingehender kennen zu lernen, schicke ich der 
geologischen Schilderung die Petrographie desselben voran. 


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T. Theil. 
Petrographie des westlichen Erzgebirges. 


I. Krystallinische Massengesteine, 
1. Granitgesteine. 


Über die Granite des Erzgebirges besitzen wir schon einige bemerkens- 
werthe Abhandlungen. Abgesehen von einer älteren von Mohs, welche Naumann 
in seiner Erläuterung zu geolog. Karte von Sachsen erwähnt, haben wir noch des 
letztgenannten Gelehrten Arbeit über den sächsischen Theil des Granitgebirges im 
2. Band des gedachten Werkes (Erläuterung zur Section XV der geognostischen 
Charte des Königreiches Sachsen p. 123 ff.) und eine jüngere von Dr. Otto Prölls 
(Das Granitgebiet von Eibenstock im Erzgebirge im neuen Jahrbuch für Mineralogie 
von Leonhard und Geinitz 1868). Über die böhmische Hälfte Jokely’s. Aufnahms- 
bericht im Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1857 und Reuss’s Abhandlung 
in Löschner’s balneologischen Beiträgen. Die Literatur wird noch umfangreicher, 
wenn wir betonen, dass die Granite des Karlsbader Gebirges mit’ denen des Erz- 
gebirges identisch sind, denn dann müssen wir auch bis auf Leopold von Buchs, auf 
Göthes und von Hoffs Abhandlungen zurückweisen, und jene von Warnsdorft, Hoch- 
stetter und Naumann über diesen Gegenstand in Betracht ziehen. 

Wie Naumann a. a. O., so nehmen alle anderen späteren Beobachter zwei 
Varietäten an, welche die Granite hauptsächlich bilden, bei welchen eine femkörnige 
einer grobkörnigen gegenüber steht. Beide zerfallen wieder in einzelne andere 
Varietäten. Naumann zählt auf 1. eine grosskörnige Varietät, 2. eine sogenannte 
porphyrartige Varietät, 3. eine feinkörnige Varietät, welche der Obererzgebirgische 
Bergmann mit dem Namen „Sand und Strich“ belegt, und 4. eine greisenähnliche 
Form. An der Kirchberger Granit-Partie unterscheidet er eine grobe, mittel- und 
feinkörnige Abart. 

Hochstetter theilt die Granite (Bericht über die geol. Aufnahme der 1. Section 
in Böhmen 1855. Jahrbuch geol. R.-A. 1856 p. 419 ff.) folgender Massen ein: 

TI. Hauptgranite, grössere Gebirgstheile zusammensetzend. 
A. Gebirgsgranite grobkörnig. 
1. Gleichmässig grobkörmige Varietät. 2. Porphyrartige Varietät. 


B. Zinngranite feinkörnig. 
3. Gleichmässig feinkörnig. 4. Porphyrartige Varietät. 
II. Untergeordnete Granite. 
C. Nestergranit. 
5. Grauer Granit. 6. Glimmerdioritartiger Granit. Hornblende und tombak- 
braunen Glimmer führend. 
D. Ganggranite. 

7. Kleinkörniger. 8. Grosskörniger Ganggranit. 

Für die Umgebung Karlsbads unterscheidet er: 

1. Hirschensprunggranit — A. 1. 2. 

2. Karlsbader Grant =B 4. 

3. Kreuzberggranit ==#1 05053 

Jokely unterscheidet 1. Gebirgsgranit, grobkörnig und porphyrartig. 
2. Zinngranit klein-feinkörnig und porphyrartig, identisch mit Naumann’s 1. 2. u. 3. 
3. Grauer Granit. Oligoklasreiche feinkörnige Varietät. 4. Ganggranite feinkörnig 
und grobkörnig, zum Theil identisch mit Naumann 3. 

Jokely bemerkt, dass sein 1. mit Hochstetter’s Hirschensprunggranit, sein 
2. mit Hochstetter’s Kreuzberggranit identisch sei. 

Seiner Ansicht folgt auch Reuss a. a. O. 

Prölls unterscheidet: 1. Grobkörnigen Granit, 2. grobkörpig-porphyrartigen 
Granit, 3. mittelkörnigen Granit, 4. feinkörnigen Granit, 5. feinkörnig-porphyr- 
artigen Granit. Letztere zwei entsprechen Jokely’s 2. u. 4. z. Thl. 

Wenn sich Jemand die Mühe nimmt, die Granite des Erzgebirges zu unter- 
suchen, so wird er in der That auch nur zwei grosse Gruppen unterscheiden 
können, die in ihrer Struktur, Absonderungs- und Lagerungsweise manches Abwei- 
chende besitzen, so dass es nicht schwer wird, eine grosse Anzahl von Vorkommnissen 
unter diese beiden Reihen unterzubringen, aber es fehlt auch nicht an schwan- 
kenden Verhältnissen, welche eine scharfe Trennung beider Gruppen sehr schwierig 
machen, wie dies nicht allenthalben anders der Fall ist. So gestattet die von 
Jokely vorgenommene Trennung in erzarme, zinnsteinführende und Ganggranite 
allerdings eine sehr übersichtliche Trennung für gewisse Granite, aber die Erz- 
führung des einen ist doch sehr lokaler Natur, sie ist kein Kriterium für den 
Unterschied der Granite bei Karlsbad selbst. Von anderer Seite wurde geltend 
gemacht, dass man nach dem Vorhandensein des Oligoklas eine Trennung in 
oligoklasarme und oligoklasreiche vornehmen könne. Auch dieser Umstand fällt 
bei der Beobachtung sofort in die Augen, aber auch das entgeht nicht, dass die 
Menge des Oligoklases bei sonst gleich bleibenden petrographischen Verhältnissen 
auf- und abschwankt. Selbst bei den so eigenthümlichen Ganggraniten, welche bei 
ihrer Glimmerarmut, dem äusserst feinen Korn und bei ihrer eigenthümlichen 
Lagerung so gut unterscheidbar scheinen, kann man ein Übergehen wenigstens in 
eine Art der Granite unmöglich übersehen. 

Ein beharrliches Untersuchen der granitischen Gesteine des Erzgebirges 
und des übrigen Hercynischen Massives hat mich nun auch zur Überzeugung gebracht, 
dass im Erzgebirge zwei verschiedene Granitvarietäten auftreten, welche, wenn 
auch in der That ziemlich Schwierig, so aber doch nach Lagerung, Alter und Aus- 


15 


bildung. von einander verschieden sind. Diese beiden Granite bilden jedoch nach 
ihrer Struktur hinsichtlich der Grösse und Ausbildung der Körner vollkommen 
parallele Reihen, deren kleinkörnigere Formen wohl leicht täuschen können, die 
aber ein geübteres Auge unter allen Umständen auseinander hält. 

Diese beiden grossen Gruppen sind: ; 

1. Der klinoklasarme, erzfreie, graue, ältere Granit, welcher im westlichen 
Gebiete des Hercynischen Massives, also im Fichtelgebirge und Böhmerwald ebenso 
auftritt, und welchen ich mit dem Namen Gebirgsgranit belegen werde. 

2. Der klinoklasreichere, zinnsteinführende jüngere Granit, welcher im Erz- 
gebirge und im Karlsbadergebirge auftritt, ausserhalb dieses Verbreitungsbezirkes 
aber fehlt, oder doch sehr untergeordnet auftritt, und den ich daher als Erzge- 
birgsgranit bezeichnen werde.) 

Das von Jokely mit dem Namen „Grauer Granit“ von Hochstetter mit 
„glimmerdioritartiger Granit“ belegte Gestein findet eine andere Deutung. 


Das mit dem Namen Ganggranit benannte. Gestein ist wohl eigentlich 
nirgends so aufzufassen, als ob die feinkörnigen oder pegmatischen Kluftausfül- 
lungen jüngere Ganggebilde von anogener Natur wären, sondern sie werden 
sich im Laufe der Abhandlung als sekundäre Sekretionsgesteine erkennen lassen, 
welche einander im Wesentlichen allerdings ähnlich, dennoch an die sie führen- 
den Granite gebunden erscheinen. 

Ich werde nun im Folgenden die Granite des erzgebirgischen Terrains 
möglichst genau zu charakterisiren suchen. 


T. Gruppe: Gebirgsgranite. 


Der Gebirgsgranit ist ein vorwiegend grobkörnig gemengtes Gestein, welches 
Orthoklas und Quarz als Gemengtheile erster Ordnung, Biotit als solches zweiter 
Ordnung, und Klinoklas und Muskovit als dritter Ordnung führt. Ich will hiemit 
ausdrücken, dass die ersten beiden Mineralien, wenn auch nicht im Gleichgewicht, 
doch immer oder in der Regel als Hauptbestandtheile wahrgenommen werden, 
während der Biotit zwar immer, doch in geringerer Menge zugegen ist, und die 
beiden letzten Bestandtheile hinsichtlich ihres Antheiles an der Gesteinsbildung 
zwischen der Masse des Biotits und dem gänzlichen Fehlen schwanken. 

Der Orthoklas kommt im Gemenge in länglichen oder mehr isometrischen 
Körnern, aber auch in deutlichen Krystallen vor. Letztere stellen fast durchwegs 
Zwillinge dar nach («Px&), und sind an der Zwillingsnaht auch in Bruchstücken 
im Gemenge zu erkennen. Im frischen Zustande ist er glas-fettglänzend, zeigt 
wohl auch einen perlmutterartigen Glanz, ist mehr oder weniger durchscheinend, die 
charakteristische vollkommene Spaltbarkeit nach zwei auf einander fast senkrechten 
Richtungen lässt er immer erkennen. Von Farbe ist er schneeweiss, gelblich weiss 


*) Einzig und allein der Granit vom Fichtelberg bei Hof aus den Gesteinsammlungen der 
Freiberger Mineralien-Niederlage, und Gümbel’s Waldlagergranit von Grafenau im bayr. 
Wald zeichnen sich soweit meine Erfahrung durch grössere Übereinstimmung mit 
Erzgebirgsgraniten aus, 


16 


oder fleischroth. Letztere Farbe ist selten. Einzelne fleischrothe Orthoklase finden 
sich im Granit bei Lindig und Kafl, Die Grösse des Individuums ist sehr schwan- 
kend, man findet ihn in erbsengrossen Individuen, aber auch in zwei bis drei Zoll 
langen Krystallen (Beichtzetteln von den Arbeitern bei Graslitz genannt), welche 
namentlich im porphyrartigen Granite auftreten. Obwohl die Orthoklasmasse in der 
Regel homogen erscheint, findet man doch in den grossen Individuen nicht selten 
Einschlüsse, Kerne von felsitischem Gepräge, welche sich gewöhnlich dureh eine 
schmutzigweisse Farbe zu erkennen gaben, so wie einzelne Glimmerblättchen ein- 
gewachsen, welche eine ganz regelmässige Lagerung einnehmen, so dass der Krystall 
aus concentrischen Schalen gebildet erscheint. Letzteres lassen die Krystalle im 
Granit von Schönlind sehen. In dem Granit zwischen Thierbach und Oedt findet 
man in jedem Orthoklas-Krystall einen scharf umschriebenen erbsengelben Kern, 
welcher aus Klinoklas besteht. In den roth gefärbten bemerkt man oftmals einen 
lichter gefärbten‘ Kern. 4 

Unter Einfluss der Atmosphäre zersetzt sich der Orthoklas, indem er zunächst 
seinen Glanz verliert und matt wird, und nach und nach zu einer kaolinigen Masse 
zerfällt. Die grossen weissen oder gelblichweissen Zwillinge scheinen viel länger der 
Verwitterung zuwiderstehen, als die Körner im Gemenge, sie bleiben entweder lose 
oder zerfallen zu kubischen Stücken, an denen mehr oder weniger Granitmasse haftet. 

Der Quarz bildet im Granit individualisirte Massen, welche bald eine mehr 
massige, vorherrschend eckigkörnige, vereinzelt rundlich körnige Gestalt "haben, 
bald als vielarmiger oder ästiger Körper zwischen die übrigen Gemengtheile ein- 
greifen. In der letzteren Form tritt er wohl am häufigsten auf und.es gewinnt den 
Anschein, dass auch die körnigen Gebilde sich mit kürzeren Ästen zwischen die 
anderen Gemengtheile einkeilen. Zuweilen, jedoch nur in Gesteinen, welche sich 
schon zum Übergang in den zweiten Typus hinneigen, bemerkt man auch ein- 
zelne rundliche, scharf umschriebene Körner. Das Auftreten von wirklichen Kry- 
stallen, welches Jokely erwähnt, habe ich so wenig beobachtet wie Prölls. Die 
Farbe des Quarzes ist vorwiegend milchweiss, weisslich grau, oder rauchgrau. Selten 
bläulich oder schillernd (im Walde zwischen Thierbach und Oedt). 

Im Gemenge erkennt man ihn unschwer an seinem stets ausgezeichneten 
Fettglanz und seinem kleinmuschlichen Bruch, so wie auch an der bei weitem grösseren 
Härte. Hinsichtlich der Grösse des Kornes erhebt er sich nicht über dass allge- 
meine des Gefüges, und bedingt nie durch sein Hervortreten porphyrartigen Cha- 
rakter, selbst wenn er, wie es öfter geschieht, in grösseren Nestern vorkommt, so 
erscheinen diese nie als ein Individuum, sondern immer als ein eckigkörniges Aggregat. 

In ‘der Verwitterung bleibt der Quarz unverändert neben dem’ sich zer- 
setzenden Feldspath, und lässt sich aus der mehr zersetzten Masse in BINIREUN, 
eckigen Körnern leicht auslesen. 

Der Biotit erscheint im Gemenge in Form von kleineren oder grösseren 
dunkeln Täfelchen, mit stark metallischem Perlmutterglanz auf den 0 P Flächen. 
Die Farbe ist immer dunkeltombakbraun oder pechschwarz. Die Täfelchen sind 
entweder regellos durch die Masse zerstreut, und kommen nicht nur zwischen 
den Orthoklas- und Quarzindividuen sondern auch, wie oben dargethan, auch 
in diesen vor. Zuweilen erscheinen sie auch zu blättrigen Aggregaten gehäuft, 


17 


deren Aussehen nicht metallartig ist, und manchmal turmalinartig wird, wenn man 
die basische Theilbarkeit nicht wahrnehmen kann. Eine solche Lagerung des Glim- 
mers zwischen den anderen Gemengtheilen, dass die Textur hiedurch gneissartig 
wird, wie ich sie an Graniten bei Petschau und Neudorf beobachtete, habe ich im 
Erzgebirge nicht beobachtet. Der Biotit bedingt in dieser Granitgruppe niemals 
ein porphyrartiges Aussehen. Wenn er auch in Quantität den vorhererwähnten 
Gemengtheilen nachsteht, so ist er umso gleichmässiger in dieser Gruppe ver- 
theilt, man kann, wie schon Prölls bemerkt, kaum ein Schwanken in der Menge 
des Glimmers bemerken, und kann darnach auch keinen glimmerarmen oder reichen 
Granit unterscheiden. 

Auch auf dieses Mineral hat die Verwitterung keinen Einfluss, es bleibt 
im Gruss unverändert und hell. 


Der weisse Glimmer, Kaliglimmer, wie ich glaube, kommt in ganz ana- 
loger Weise wie der Biotit vor, nur ist seine Farbe durchgehends weiss, gelblich oder 
srünlich weiss, und wie jener liest er regellos oder in kleinen Massen zwischen 
und in den Gemenstheilen, er tritt jedoch gegenüber dem schwarzen Glimmer in 
schwankenden und untergeordneten Verhältnissen auf. Zumeist erscheint er neben 
dem schwarzen Glimmer in grösseren oder kleineren Quantitäten, oftmals fehlt er 
aber auch gänzlich, sehr dünne Biotitblättechen können auch zuweilen täuschen, 
indem sie in günstigem Licht leicht für weissen Glimmer gehalten werden können. 
Eine Verwachsung beider Glimmerarten zu den bekannten tafelartigen Gebilden 
mit dunklem Inneren und lichtem Rand, wie es der Granit bei Haslau und ander- 
wärts im Fichtelgebirge zeigt, habe ich im Gebirgsgranit nicht wahrgenommen. 
Jokely bemerkt, dass bei Gesteinen, welche sich mehr dem zweiten Typus nähern, 
die Menge des weissen Glimmers zunehme. 


Der Klinoklas, der trikline Feldspath des Granites, welcher zumeist als 
Oligoklas gedeutet wird, ist der letzte zu beschreibende Gemengtheil. Er erscheint 
immer in individualisirten Massen von eckigkörniger Gestalt von meist graulich-, 
grünlich-, gelblich-weisser Farbe, und meist mattem Aussehen. Frisch mit lebhaftem 
Glasglanz habe ich ihn wenig beobachtet; die bekannte Zwillingsstreifung der basischen 
Fläche ist selten zu bemerken z. B. im Granit vom Katzenfels bei Graslitz, gewöhnlich 
ist die Bruchfläche rauh und zuweilen sogar erdig. An Grösse kommen die Klino- 
klaskörner den-Orthoklaskörnern gewöhnlich gleich, zuweilen sind sie auch kleiner, 
niemals aber habe ich beobachtet, oder von einer derartigen Beobachtung von an- 
derer Seite erfahren, dass der Klinoklas allein oder vorwiegend einen porphyrartigen 
Charakter bedingt habe. Die Verwachsung beider Feldspatharten in der Weise, 
dass dieser oder jener den Kern und der andere die Schale bildet, wie sie von 
Gustay Rose und Anderen beschrieben wird, und bei den später zu beschrei- 
benden Graniten auch vorkommt, habe ich beim grobkörnigen nicht beobachtet. 
Ein solches mittelkörniges Gestein- habe ich, wie vorne erwähnt, an dem Granit 
zwischen Thierbach und Oedt gefunden. Die Menge des Klinoklases ist äusserst 
schwankend. Bei den porphyrartigen Graniten fehlt derselbe zumeist gänzlich, bei 
den mehr gleichkörmigen dagegen schwankt er zwischen fast gleicher Quantität 
und geringerer Menge. Je mehr der Typus des Gesteines sich dem des feinkörnigen 


6) 


“ 


18 


Granit nähert, desto auffälliger tritt auch der Klinoklas hervor. Ein bemerkens- 
werthes Beispiel bietet das Gestein des Katzenfelses. 

Der Klinoklas verwittert sehr rasch und: zerfällt zu einer gelblichen oder 
sraulichen, grünlichen erdigen Masse, daher Gesteine, welche diesen Feldspath führen, 
neben anderen Graniten ein matteres Aussehen haben, besonders Stücke, welche 
länger an der Luft lagen. Das Verwitterungsprodukt erscheint immer kaolinartig, 
als ein leichter erdiger Staub von weisslicher, gelblichweisser Farbe. 

An accessorischen Gemengtheilen ist dieser Granit arm. Ich kann nur 
Turmalin daraus anführen. 

Turmalin kommt verhältnissmässig seltener in dieser Art Granit vor als 
in der später zu erwähnenden; er fehlt aber nicht und erscheint zumeist in nester- 
förmigen Gebilden (zwischen Neudek und Thierbach), welche theils eingewachsene 
strahlige Krystallgruppen, theils mehr unregelmässige, körnigstänglige Aggregate 
bilden, und im letzteren Falle Quarz zwischen den einzelnen Individuen erkennen 
lassen. Naumann hat bemerkt, dass der Turmalin in diesem Granite immer mit 
Quarz umgeben sei und selten oder gar nicht mit Glimmer und Feldspath in Be- 
rührung komme. Diese Angabe habe ich nicht bewährt gefunden, da ich den 
Turmalin auch durch das Feldspath führende Gemenge hindurchwachsen sah. 

Seltener ist das Auftreten von einzelnen meist nadelförmigen Turmalinen 
im Granit. Was Prölls weiter über das Auftreten dieses Minerals bemerkt, glaube 
ich vornehmlich auf Granite des zweiten Typus beziehen zu sollen. 

Einschlüsse fremder Gesteine in diesem Granit habe ich nicht beobachtet ; 
sie sind mir auch anderweitig nicht bekannt geworden. 

Ausscheidungen kommen im Gebirgsgranit vorwiegend in gangförmiger Ge- 
stalt vor u. z. sind dies entweder dem Normalgranit ähnliche Gebilde, welche ich 
weiter unten als Ausscheidungsgranite vorführen werde, oder es sind solche Aus- 
füllangen, für welche Credner (Die granitischen Gebilde des sächsischen Granulit- 
gebietes, Zeitschr. der deutschen geol. Gesellsch. 1875) den Namen Halbgranite 
vorschlägt. Es sind diess theils dichte Massen von weisser Farbe von felsitischem 
Aussehen, welche beständiger als das umgebende Gestein der Verwitterung Wider- 
stand leisten und wulstförmig aus solchem vorstehen, oder man kann deutlich 
Orthoklas und grauliche Quarzkörnchen und Äderchen unterscheiden. 

Interessant erscheint mir eine solche Ausscheidung, welche auf der süd- 
westlichen Seite des Katzenfelses warnehmbar ist und im schrägen Verlauf von 
links nach rechts den porphyrartigen Granit vom grobkörnigen scheidet, so dass 
es beinahe den Anschein gewinnt, als ob hier eine Contactgrenze zwischen beiden 
Gesteinsvarietäten geschaffen wäre, da man sogar bemerken kann, wie einzelne 
grosse Orthoklasindividuen hart an dieser Ausscheidung ruhen. Indessen belehrt 
eine andere Seite dieses interessanten Felsens, das sowohl beide Gesteinsvarietäten 
in einander greifen, als auch dass der scheinbar sehr gleichartige grobkörnige Granit 
einzelne Zwillinge und ganze Nester derselben ausgeschieden enthält. 

Als Ausscheidungen sind wohl auch die mächtigen Gangzüge zu betrachten, 
welche mit Quarz ausgefüllt in zahlreichen, nordsüdlich streichenden Parallelen den 


Granit durchschwärmen, wenn auch an gewissen Orten Quelleneinflüsse sie ver- 
ändert haben mögen. 


19 


Aus den vorstehend geschilderten Mineralien setzen sich nun einige Va- 
rietäten von Granit zusammen, welche sich folgendergestalt beschreiben lassen: 

1. Grobkörniger Porphyrgranit. In einem grobkörnigen Gemenge von Ortho- 
klas, Quarz und schwarzen und weissen Glimmer liegen 3—8 Ctmtr. grosse Ortho- 
klasindividuen nach dem Karlsbader Zwillingsgesetz gebildet reichlich einge- 
streut. Der trikline Feldspath fehlt gänzlich. Zuweilen finden sich auch neben den 
Orthoklaskrystallen einzelne grössere Quarzkörner ausgeschieden. 

Ich glaube, dass meine Auffassung dieses Granites von jener des Herrn 
Dr. Prölls etwas abweicht, da dieser unter den grobkörnig porphyrartigen eine an- 
dere Varietät, welche ich unter die zweite Gruppe verweise, zu begreifen scheint. 
Ich fasse meinen Begriff in der Weise, dass ich hierunter nur den von anderen 
Petrographen und Geologen mit dem Namen Elbogner-, Karlsbader- und Krystall- 
granit belegte Varietät bezeichnet wissen will. 

. Obwohl diese Varietät durch die eingestreuten Individuen sehr leicht 
kenntlich ist, kann man doch in Zweifel sein, ob man diese oder die folgende Va- 
rietät vor sich habe. Die Menge der eingestreuten Orthoklase wechselt sehr, und es 
stellen sich im Erzgebirge genau solche Verhältnisse dar, wie man sie prachtvoll am 
Felsen unter dem Friedhof bei Elbogen sehen kann, wo man auf einer einen Qua- 
dratfuss grossen Stelle mehrere Hundert Zwillinge beisammen findet, während ander- 
wärts dieselben viel vereinzelter liegen. Der Typus ist also ein schwankender, und 
durch das allmälige Seltenerwerden der Zwillinge wird diese Varietät allgemach 
in den srobkörnigen übergehen. Dieser Umstand lässt sehr fraglich erscheinen, ob 
man wohl mit einiger Sicherheit den porphyrartigen von dem grobkörnigen karto- 
graphisch abtrennen könne, wie es Prölls gethan hat. 

2. Grobkörniger Gebirgsgranit. Dieser Granit besteht aus einem mehr gleich- 
mässigen Gemenge von den genannten Mineralien. Die Grösse der Körner wechselt 
sehr, da man sowohl grosskörnige als mittel- und selbst kleinkörnige Granite 
unterscheiden kann. Der Orthoklas ist weiss oder gelblich weiss, der Glimmer 
schwarz und weiss, der Quarz weisslich rauchgrau auch bläulich. Diese Varietät 
ist neben dem Porphyrgranit die verbreitetste, man ist eigentlich in stätem Zweifel 
sagen zu können, wo jener aufhört, dieser anfängt. Prölls sagt sehr richtig: 
„Nie findet man einen Granit so gleichmässig gemengt, dass nicht einzelne ein, 
ja zwei Zoll grosse Induviduen porphyrartig in ihm eingesprengt lägen.“ Hier 
also kommen wir wieder mit der porphyrartigen Varietät zusammen, und es ist 
in der That ein Ding der Unmöglichkeit eine scharfe Grenze zu ziehen, wo man 
eine beginnen lassen, die andere aufhören lassen will. Am vorerwähnten Katzenfels 
ist das Verhalten beider Varietäten allerdings auffällig, denn nicht nur der gleich- 
mässig gemengte setzt an einer Seite scharf gegen den porphyrartigen ab, sondern 
letzterer erscheint auch mehr der Verwitterung unterworfen; aber eben so gut, 
wie man hier einzelne Individuen und Nester findet, ebenso findet man deren 
auch anderwärts, und es wird zuletzt die Wahl schwer, ob man die Granite grob- 
körnig oder Porphyrgranite nennen soll. 

Beide Gesteinsvarietäten, der porphyrartige und grobkörnige Granit, nähern 
sich auch den Gesteinen der zweiten Gruppe, ersterer, wenn das Gemenge fein- 


DE 
7 


2 


körniger wird und wenn namentlich die einzelnen Quarzkörner häufiger auftreten, 
letzterer ebenfalls durch Zunahme des feinen Korns und durch Aufnahme von 
Klinoklas und Quarzkömern und Zurücktreten des Glimmers. 

Zur Feststellung der chemischen Constitution wurden folgende Gebirgsgranite 
der Analyse im chemischen Laboratorium der k. k. deutsch. technischen Hoch- 
schule unterworfen: 

I. Grobkörniger Gebirgsgranit von Schönlind analysirt von Herrn Franz Kraus. 

II. Grobkörniger Gebirgsgranit vom Katzenfels bei Graslitz analysirt von 
Herrn J. Nowotny. 

Dieselben ergaben: 


E N. 
Kieselsäure 68.49 172.27 
Thonerde 15.38 13.70 
Eisenoxyd 3.26 3.11 
Kalkerde 2.64 2.82 R 
Magnesia 1.74 1.59 
Kali 2.26 3.70 
Natron 5.45 1.45 
Schwefelsäure 0.51 0.65 
Phosphorsäure 0.36 0.36 


Die Absonderung des Gesteines ist sowohl durch horizontale als vertikale 
Klüfte hervorgebracht, wodurch zunächst parallelopipedische Stücke geformt werden, 
welche unter Umständen die bekannte Wollsack-Form annehmen. Die Absonderung 
durch horizontale Klüfte in plattenförmige Massen ist stellenweise sehr auffällig, 
da diese Massen an der westlichen Grenze eine ausgezeichnete Neigung nach 
Westen zeigen. Der Katzenfels bei Graslitz, der Mückenbühlberg zeigen diese 
Neigung. 

Nicht selten herrscht auch die senkrechte Klüftung gegen die horizontale 
vor, und es entstehen pfeilerartige Gebilde, wie sie namentlich auf der östlichen 
Seite des Mückenbühlberges zu sehen sind; und vielleicht weniger vom dichten 
Hochwald verdeckt den prächtigen Felsenpfeilern im Hansheilinggrund wenig nach- 
geben möchten. 

Der Gebirgsgranit ist vermöge seines groben Gefüges der Zerstörung durch 
die Atmosphäre bedeutender als alle anderen Granite ausgesetzt. Er zerfällt sehr 
rasch zu grobem Gruss, welcher leicht fortgeführt und zu einer lichtgelblichen, 
sandigen Ackererde umgewandelt wird. In den Thälern innerhalb des Gebirges 
findet sich der grobkörnige Granitgruss weniger häufig, selbst da, wo Hochwald 
die Felsen überzieht, ist die Krumme verhältnissmässig unbedeutend, wohl aber 
erscheint er auf den unteren Gebirgsterrassen und im Gebiet der Eger in grosser 
Menge. Auf der Terrasse zwischen Heinrichsgrün und Thierbach erscheint er zu- 
weilen in mächtigen Wällen, welche alten Moränen gleichen, umsomehr als auch 
einzelne grosse Blöcke darin nicht fehlen. Die durch die Abwitterung hervorgerufene 
wollsackähnliche Form findet sich allenthalben an den Felsen mehr oder weniger 
entwickelt; man hat auch hier Gelegenheit zu bemerken, dass dieselbe viel deut- 
licher und prägnanter bei porphyrartigen Gesteinen hervortritt, als bei mehr gleich- 


al 


körnigen Granitmassen. (Die Quarkquetsche bei Graslitz u. a. auffälligen Fels- 
massen.) 


Die Folge der Verwitterung sind auch einzelne grosse Blöcke, welche wohl 
als Reste einstiger grösserer Bestände übrig geblieben sind und hie und da, wo 
sie mitten im urbaren Felde ähnlich den erratischen Blöcken liegen, zuweilen lästig 
genug werden. Andere liegen weit und breit zerstreut auf den Abhängen der 
Berge herum, wie am Abhange des Glasberges an der Strasse von Graslitz nach 
Silberbach, Mariasorg, Pfaffengrün und anderwärts, und es scheint, dass durch sie 
die Gesteins-Grenze öfter über die wirkliche Scheidelinie hinausgerückt werde. 


3. Lagergranit. Im Anschluss an den Gebirgsgranit möchte hier die Be- 
schreibung eines Gesteines folgen, das eine kleine undeutliche begrenzte Einlage- 
rung im Glimmerschiefer an der Strasse südwestlich vor Bleistadt macht. Das Gestein 
ist feinkörmig gelblichweiss, quarzreich, und führt Biotit und Muscowit, deren 
Blättchen vorzugsweise nach einer Richtung dem Gestein eingelagert sind, die 
aber auch nach anderen Richtungen regellos zerstreut sind. Hiedurch geschieht 
es, dass das Aussehen des Gesteins gneissartig wird. Die Schieferung desselben ist 
jedoch nirgends eine ganz deutliche, und wird durch die sich deutlich bemerkbar 
machende körnige Textur überwogen. 


Gümbels grauer Lagergranit von Falkenstein, welchen ich im kgl. baier. 
geol. Museum (bezeichnet 636) verglichen habe, stimmt ganz damit überein. Da 
nun, wie es mir scheint, dieser Granit eine Art Lagergang im Glimmerschiefer bildet, 
so halte ich auch die von Gümbel gegebene Bezeichnung für die angezeigteste, 
nachdem auch die von ihm (Geogr. Besch. ostb. Grenzgeb. pag. 230) gegebene 
Beschreibung des grossen Waldlagersranits vollkommen auf unseres Gestein passt. 


2. Gruppe: Erzgebirgsgranite. 


Es gehören hierher alle jene Granite, welche als Zinngranite, Sand-, Strich-, 
zum Theil feinkörnige, zum Theil feinkörnig-porphyrartige Granite, Greifenstein- 
sranit, endlich Karlsbader- und Kreuzberggranit genannt wurden. 

Lange habe ich mir es überlegt, ob ich die Nomenklatur um einen neuen 
Namen bereichern solle, allein ich bin zu der Einsicht gekommen, dass alle die 
aufgezählten Namen für eine allgemeine Bezeichnung zu enge seien. Der Name Zinn- 
sranit lässt sich unmöglich auf jene Partien beziehen, welche keinen Zinnstein 
führen, und Namen wie Karlsbader- oder Kreuzberggranit, Greifensteingranit lassen 
sich wohl kaum auf ein so ausgebreitetes Vorkommen anwenden. Dagegen scheint 
mir der vorgeschlagene Name, welcher das charakteristische Verbreitungsgebiet 
des Gesteins hervorhebt, am besten zur allgemeinen Bezeichnung gewählt, selbst 
für die Karlsbader Verhältnisse, denn ein Blick auf die Karte und noch mehr die 
angestellten vielfachen Untersuchungen belehren darüber, dass in der That die 
Massen des Kreuzberggranites nur aus dem Erzgebirge fortsetzende Massen sind. 

Der Erzgebirgsgranit besteht aus einem Gemenge von Orthoklas, Quarz, 
Klinoklas und Glimmer. Erstere beiden Gemengtheile sind erster Ordnung, der 
zweite 2. Ordnung, der Glimmer 3. Ordnung, so dass das vorwaltende Zurücktreten 


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dieses Minerales eine auffällige, von allen Schriftstellern hervorgehobene Eigenschaft 
dieses Granitvarietät bildet. 

Der Orthoklas erscheint in individualisirten Körnern und in deutlichen 
Krystallen. Er ist vorwiegend »öthlich bis fleischroth, aber auch weisslich gelblich- 
weiss gefärbt. Die Individuen erscheinen als Zwillinge nach (“P&), so dass man 
die Zwillingsnath nach ©P © immer deutlich auf der OP erkennen kann. Auch die 
grossen ausgebildeten Orthoklase folgen diesem Gesetze. Vorkommen nach dem 
Bavenoer Zwillingstypus, wie sie nach Stelzner im Greifensteingranit vorkommen, habe 
ich nicht bemerkt. Die grossen Individuen verhalten sich ganz so wie jene, welche 
ich aus dem Gebirgsgranit beschrieb, erreichen aber nie die Grösse derselben, und 
sind häufig zerbrochen in die Masse eingebettet, zuweilen so, dass die Bruchstücke 
in der ursprünglichen Lage nebeneinander liegen (Granit vom Plattenberg). Häufig 
sieht man das Mineral in einer gänzlichen oder theilweisen Umwandlung in eine 
specksteinartige Substanz von grünlichweisser oder braunrother Farbe begriffen, 
welcher Umwandlung auch die grossen Zwillingsindividuen verfallen. 

Im Granit von Breitenhof und Neuhaus sieht man nicht selten im rothen 
Orthoklase einen lichteren Kern und auf den Spaltungsflächen nach ©?» eigen- 
thümliche Streifen, welche in der Richtung von © P, O0 P gehen, wodurch der lichte 
Kern zuweilen in rhomboidaler Form umschrieben wird. 


Die Orthoklaskrystalle erscheinen in der Regel ohne Anordnung in der Masse 
gestreut. An einer Granitwand halbwegs zwischen Platten und Neuhammer rechts 
von der Strasse beobachtet man jedoch auch eine fast durchwegs parallele La- 
gerung der Individuen, welche alle auf einer © P ® Fläche liegen. 

Der Quarz erscheint im Gemenge in individualisirten Massen von graulich- 
weisser rauchgrauer oder schwärzlicher Farbe, welche gewöhnlich ein abgerundetes 
Äussere haben und als erbsen-bohnengrosse Körner im Gemenge reichlich eingestreut 
liegen. Während bei anderen Graniten der Quarz durch die Ramifikationen das zusam- 
menhaltende Mineral zu sein scheint, ist hier diese Rolle dem Gemenge selbst zu- 
gewiesen. Wirkliche Krystalle habe ich niemals beobachtet, obwohl Jokely sie 
angiebt und Stelzner anführt, dass er wirkliche Doppelpyramiden ein einzigesmal be- 
obachtet habe. Dieses Auftreten von grossen Quarzkörnern, welches feinkörnigen 
Varietäten ein quarzporphyrartiges Aussehen verleihen kann (Hirschberg bei Platten), 
ist jedenfalls eine typische Eigenthümlichkeit dieses Granites. Ausser diesen Körnern 
muss noch erwähnt werden, dass in dem feinkörnigen Gemenge der Quarz als 
körnig verflösste Masse auftritt, welche neben dem fein vertheilten Orthoklas als 
grauliche fettglänzende Partikelchen erkannt wird. 


Aus dem verwitterten Granit fällt der Quarz in Form von rundlichen 
Körnern aus. 

Der Klinoklas erscheint im Gemenge theils in kleineren, theils in grösseren 
Körnern und Leistchen, jedoch nie als Krystall ausgebildet. Die kleineren Körner, 
vorwiegend die leistenförmigen zeigen oftmals einen lebhaften Glasglanz bei graulich- 
weisser oder gelblicher Farbe und charakteristische Zwillingstreifen (Sandfels, 
Fischern), die grösseren Körner dagegen sind in der Regel durch einen matten Glanz 
und gelblich weisse, grünlich gelbe Farbe und mehr körniges Gefüge vom Orthoklas 


zu unterscheiden, da die trikline Streifung sehr selten, in der Regel gar nicht zu 
erkennen ist. 

Den triklinen Feldspath vom Greifenstein glaubt Stelzner (Granite von 
Geyer und Ehrenfriedensdorf) für Albit ansehen zu sollen, doch fehit ihm die che- 
mische Begründung. Die rindenartige Verwachsung, wie ich sie zwischen Orthoklas 
und dem Klinoklas wohl nicht im Erzgebirge aber in analogen Gesteinen bei Karlsbad 
beobachtete und welche auch von anderer Seite — Prölls a. a. O. und Stelzner — an- 
geführt werden, könnten mir auch für diese Annahme plausibel erscheinen, indessen 
halte ich es bei der herrschenden Unsicherheit doch angezeigt, hier den Namen 
Klinoklas als Bezeichnung dieses triklinen Natronfeldspathes im Allgemeinen an- 
zuwenden. 

Der Klinoklas erscheint im Gemenge immer weniger vertreten als der 
Orthoklas, nur einmal fiel mir das überwiegende Hervortreten dieses Minerales 
gegenüber den anderen Gemengtheilen auf (Bahneinschnitt bei Fischern). Hinsichtlich 
der Grösse des Kornes gleicht er dem Orthoklas; es liegen grössere und kleinere 
Individuen im Granit, erstere tragen dazu bei, den Granit porphyrartig erscheinen 
zu lassen. 

Der Klinoklas verwittert viel rascher als der Orthoklas, wodurch diese 
Granite wohl im Allgemeinen ein matteres Aussehen gegenüber den Gebirgsgraniten 
haben, der Umwandlung in Speckstein scheint dieser Feldspath mehr verfallen 
zu sein als Orthoklas. 

Glimmer kommen zwei, vielleicht auch drei Varietäten vor. Von allen 
dreien gilt, dass sie zwar einer oder alle immer vorhanden sind, aber ihre Qualität 
steht der der übrigen Gemengtheile nach. 

Der Biotit erscheint in einzelnen schwarzen oder bronzebraunen Schüpp- 
chen; zuweilen bildet er auch grössere nesterförmige Aggregate (Plattenbersgranit). 

Der weisseGlimmer, welcher schon von Stelzner als Kaliglimmer erkannt 
wurde, ist im erzgebirgischen Gestein seltener, kommt aber gegen die Eger hin häu- 
figer vor, namentlich in dem Höhenzug zwischen Sponsl und Föllaberg, wo er sogar 
vorherrscht. Die Verwachsung des weissen Glimmers mit dem Biotit zu tafelför- 
migen Gebilden, in oben gedachter Weise, habe ich bei Graniten von Unterrothau, 
Sponsl, Föllaberg gesehen. 

Jokely erwähnt das Vorkommen von lichtem lithionhaltigem Glimmer, was 
ich jedoch aus eigener Erfahrung nicht bestätigen kann. 

Als accessorischen Gemengtheil müssen wir in erster Linie Turmalin 
anführen. Dieses Mineral erscheint weit häufiger als im Gebirgsgranit in grossen und 
kleinen Nestern oder in einzelnen Individuen eingewachsen. Diese nesterförmigen 
Gebilde, welche von ziemlich bedeutender Grösse sein können, bestehen entweder 
aus locker verwachsenen Turmalin-Individuen (Mauritiuszeche, Hirschenstand) oder 
sie sind mit Quarz dicht gemengt, so dass zwischen den Individuen strahlig 
Quarzkörner liegen, oder die ganze Masse ein inniges Gemenge von beiden 
Mineralien darstellt. Diese accessorischen Gebilde erscheinen im Granit als scharf 
umschriebene schwarzgraue oder sammtschwarze Flecke. 

Stelzner beobachtete, dass einzelne Turmalinkrystalle immer eine Hülle von 
rothem Feldspath besitzen. Für die Turmalinnester zeigt sich nun zwar keine ganz 


or 


24 


quarzfreie, wohl aber eine auffällige feldspathreiche Zone, welche zuweilen auch durch 
ein grösseres Korn von dem übrigen Gestein unterschieden ist (Granit von Heng- 
stererben, Sodau). 

In der obenerwähnten Granitwand rechts an der Strasse von Platten nach 
Neuhammer sieht man über handgrosse Turmalinnester mit einer mehr als zoll- 
dicken Orthaklashülle umgeben. 

Der Turmalin erscheint im verwitterten Gestein immer frisch glänzend- 
schwarz, selbst in der ganz zu Kaolinerde zerfallenen Masse. 

Das Vorkommen von Topas in einzelnen nadelförmigen, wasserhellen Kry- 
stallen habe ich nur zweimal an einem Block am nördlichen Abfall des Patten- 
berges bei den letzten Häusern von Zwittermühl, das anderemal in der St. Mau- 
ritiuszeche beobachtet. Zinnerz führt Jokely als accessorischen Gemengtheil an. Ich 
kann dies insoferne bestätigen, wenn man unter den Granit auch das Zinnstein führende 
Gestein von St. Mauritius, ete. einrechnete, wo allerdings das sogenannte Zwitter- 
gestein als ein mit Zinnstein imprägnirter Granit aufzufassen ist. Dieses Gestein 
aber setzt erwiesenermassen gegen den Granit ab, d. h. die Imprägnation beschränkt 
sich auf bestimmte Zonen. In den übrigen Graniten habe ich niemals accessorischen 
Zinnstein gefunden. 

Ein weiterer accessorischer Gemenstheil ist der Talk, oder ein talkartiges 
Mineral von gelblich grüner oder öhlgrüner Farbe, welches namentlich in Graniten 
vorkommt, welche rothen Orthoklas und weissgelben Klinoklas führen. Er bildet 
körnige Individuen, und ist wahrscheinlich ‘das Umwandlungsprodukt aus einem 
Feldspath, wie ich meine, Klinoklas. Die Verwandlung des Orthoklas in einzelne 
specksteinartige Gebilde habe ich schon erwähnt. Prölls glaubt den Talk aus 
Turmalin entstanden, dawider spricht mir aber der Umstand, dass man dieses Mi- 
neral gewöhnlich in ganz zersetzten Graniten vollständig erhalten findet. 

Einschlüsse fremdartigen Gesteines mit Ausnahme grösserer Schollen fand 
ich nur einmal am Aschberg bei Graslitz, wo eine Partie des anliegenden Schiefers 
mit einem grobkörnigen Granit von dort fest verwachsen war. Handstücke hievon 
wurden im böhm. Museum und im mineralog. Kabinet des deutschen polytechnischen 
Institutes hinterlegt. 

Die Ausscheidungen im Erzgebirgsgranit sind mannigfacher als im Gebirgs- 
granit. Abgesehen von dem weiter unten zu beschreibenden Ausscheidungsgranit 
trifft man verschiedene Halbgranite auf den Klüften. 

Auf der Grube Mauritius bei Hengstererben finden sich auf Gangkreuzungen 
Ausscheidungen von rothen Orthoklas-Individuen von bedeutender Grösse, welche 
innig mit dunkelm schwarzgrünem Turmalin gemengt und durchwachsen sind, ver- 
gesellschaftet mit Zinnerz und Quarz. Verwachsungen von Quarz und ÖOrthoklas, 
wobei beide Mineralien in freien Räumen auskrystallisiren u. z. letzterer in der 
Adularform. &P. 0 P— Inu finden sich dort gleichfalls. 


Bemerkenswerth erscheinen noch die in diesen Graniten öfter bemerkbaren 
Ausscheidungen von Quarz. Diese durchsetzen ebenfalls gangförmig (das Gestein, 
trümern oft nach einer oder mehreren Seiten aus, so dass sie wie graue oder grün- 
liche Adern und Bänder das Gestein durchziehen. Sie nehmen in der Regel einen 


25 


greisenartigen Charakter an resp. werden selbst Greisengestein, indem man im Quarz 
häufig Glimmerblättchen oder grüne Talkschüppchen (Gilbertit) eingelagert findet. 


Diese Ausscheidungen können sehr grobkörnig im Gefüge werden. Auf 
dem Hartelsberg bei Frühbuss kommen dergleichen Gebilde vor, welche aus über 
faustgrossen Quarz- und mindestens zollgrossen Glimmer-Individuen bestehen, 
ähnlich wie dies von Ziunwald bekannt ist. 

Als Ausscheidungen sind wohl auch die oben beschriebenen feldspath- 
umrindeten Turmalinnester im Erzgebiresgranit aufzufassen. Ähnliche Turmalin- 
Quarzausfüllung kommt auch gangförmig vor. Im Granit der grossen Hengstererbner 
Pinge sieht man wenig mächtige Gangtrümmer von grauschwarzer Farbe das Gestein 
durchziehen, selbst Orthoklas-Individuen mitten durchsetzen, welche aus einem innigen 
Gemenge von Turmalin und Quarz bestehen, wobei man eine streifenweise Anord- 
nung dieser Mineralien wahrnimmt, zwischen welche sich gegen die Salbänder hin 
auch einzelne Orthoklaskörner einfügen. 

Nach dem vorherrschenden Auftreten der Gemenstheile lassen sich unter den 
Erzgebirgsgraniten einige schärfer charakterisirte Abarten unterscheiden; dass die- 
selben in einander vielfach übergehen, ist leicht einzusehen, so dass man, wie dies 
Stelzner von Blöde erwähnt, wohl an einer Lokalität eine grössere Reihe von 
Varietäten leicht unterscheiden könnte. 

Als besonders auffällige Varietäten will ich nachstehende hervorheben: 

1. Porphyrartiger Erzgebirgsgranit. 

a. Durch Hervortreten von Orthoklas und Quarz. 

1. Grosskörniger porphyrartiger Erzgebirgsgranit. Er erscheint dem grob- 
körnigen Porphyrgranit sehr ähnlich, in der grobkörnigen Grundmasse erkennt man 
jedoch sofort die reichlich vorhandenen runden Quarzkörner neben den grossen 
Orthoklas-Individuen, wodurch das Gestein ein bemerkenswerthes rauhes Ansehen 
erhält. Die Farbe des Gesteines ist gelblich oder röthlich, jenach dem vorherrschenden 
Feldspath. Am weitesten verbreitet. 

2. Grosskörniger rother Erzgebirgsgranit (Eibenstocker Granit). Grosse rothe 
Orthoklas-Individuen manchmal mit lichterem Kern und ebensolche rauchgraue oder 
graulichweisse Quarzkörner machen sich in einem grobkörnigen Gemenge von Quarz, 
rothem Orthoklas, gelblichgrünen oder gelben Klinoklas und schwarzem Glimmer 
bemerkbar. Das Gestein ist auf einen kleinen Bezirk zwischen Frühbuss und Hirschen- 
stand beschränkt, hängt aber mit dem vorigen eng zusammen, und geht natürlich 
dahin über. 

Diese beiden Varietäten entsprechen ziemlich genau dem grobkörnigen 
porphyrartigen Gebirgsgranit, und sie sind leicht damit zu verwechseln. Nimmt man 


jedoch Rücksicht auf die Form und Menge des Quarzes, auf den reichlicheren - 


Klinoklas, so unterscheidet man sehr bald, obzwar immerhin eine genaue Besich- 
tigung des Gesteines nothwendig ist, da das Aeussere zuweilen doch irreführen kann. 

b. Durch Hervortreten von Orthoklas, Quarz und Klinoklas. In einer fein- 
körnigen granitischen Grundmasse von fleischrothem Orthoklas, gelblichen Klinoklas, 
grauem Quarz und schwarzen Glimmer liegen zollgrosse fleischrothe Orthoklas- 


26 


krystalle, erbsen- bis bohnengrosse abgerundete Quarzkörner, und ebensogrosse 
Klinoklaskörner, letztere nicht selten mit grossen Orthoklasindividuen ohne regel- 
mässige Lage verwachsen. Zuweilen bildet selbst der Glimmer nesterförmige grosse 
Gruppen darin. Turmalin ist häufig vorhanden in Partien, wie sie vorstehend ge- 
schildert wurden. 


Diese Varietät, welche man unschwer als die analoge Form des von Hoch- 
stetter beschriebenen Karlsbader Granites erkennen wird, findet sich in ausgezeichneter 
Entwicklung im Gebiete des grossen Plattenberges und zwischen Frühbuss und Neu- 
hausen, an beiden Orten geht er gerade so wie der Karlsbader in Kreuzberggranit 
in feinkörnigen Varietäten über. In der mittleren Ausbildung gleicht er dem Gestein, 
welches als Mittelglied zwischen den beiden von Hochstetter unterschiedenen Varie- 
täten angesehen werden kann, und in einem Steinbruch nahe beim Helenenhof 
oberhalb dem böhmischen Sitz bei Karlsbad gebrochen wird, zum Verwechseln. Er ist 
zugleich jenes Gestein, welches mit dem grobkörnigen porphyrartigen Erzgebirgs- 
granit durch Übergänge verbunden ist, wie etwa durch den Granit von Auerhammer 
bei Aue in Sachsen. 

c. Durch Quarz allein porphyrartige Varietät. Sie findet sich in geringer 
Ausdehnung auf dem kleinen Plattenberg resp. Hirschberg bei Platten und bei 
Hengstererben. Das Gestein hat in der That ganz den Charakter eines Quarzpor- 
phyrs. Jokely hebt diesen Charakter hervor, bezeichnet jedoch das Gestein vom 
gedachten Fundort als Porphyr auf der Karte. Trotz meines sorgfältigen wieder- 
holten Suchens an dem angezeichneten Punkte fand ich jedoch keinen wirklichen 
Porphyr, wohl aber dieses Gestein, dessen feinkörniges felsitähnliches Gemenge und 
die grösseren Quarzindividuen wohl für den ersten Blick täuschen können, bei 
näherem Zusehen aber findet man zahlreiche feine, lichtere und dunklere Glimmer- 
blättchen eingestreut, so dass die Frage über die Natur des Gesteines keine Frage 
sein kann. 


Das Vorkommen von porphyrartigem Granit durch Quarz wird auch von 
Stelzner vom Greifenstein erwähnt. Auch Prölls erwähnt denselben, allem Anscheine 
nach entspricht diese und die vorstehende Varietät besonders der von letzterem 
Gelehrten als „feinkörnig porphyrartiger“ Granit unterschiedenen Varietät. Das weiter 
oben erwähnte Gestein vom Fichtelberg bei Hof würde auch hierher gehören. 

d. Durch Vortreten von Klinoklas porphyrartige Varietät. Dieses Gestein 
scheint sehr untergeordnet vorzukommen. Es bildet den Hügel, durch welchen ober- 
halb Fischern die Buschtiehrader Eisenbahn einen Durchstich angelegt hat. In dem 
feinkörnigen Granit, welcher grau gefärbt erscheint, wie der feinkörnige Aberggranit, 
liegen einzelne grössere graulich- oder röthlichweisse Orthoklase, und zahlreiche 
erbsen- bis bohnengrosse individualisirte Massen von Klinoklas, welche sich durch 
eine gelbe, ins grünliche geneigte Farbe vom Untergrund seltsam abheben. Dieses 
Gestein vermittelt offenbar den Übergang zu den grobkörnigen Klinoklas führenden 
Gebirgsgraniten. 

e. Durch Vortreten von Glimmer porphyrartige Varietät. Diese äusserst 
auffällige Gesteinsart fand ich bei Unterrothau auf dem Wege durch das Thal gegen 
die Schönlinder Strasse, sowie in der Schlucht zwischen Mückenbühlberg und Hoch- 


a 


ZU 


garth in grossen Blöcken. Es steht jedoch in einer kleinen Ellipse zwischen Oedt, 
Scheft, Sponsl und dem Föllaberge an. E 

In einem feinkörnigen Gemenge aus graulichweissen Quarz und röthlich- 
weissen Orthoklas, (Klinoklas ist nicht zu unterscheiden,) liegen bis 1'5 Centimeter 
im Durchmesser haltende Glimmergruppen von deutlich rhombischer Tafelform, 
deren Inneres von braunem Glimmer gebildet wird, uud deren Rand ein etwa 
5 Millimeter breiter Streifen weissen Glimmers bildet. Diese Gesteins-Varietät 
finde ich bei den sächsischen Geologen nicht erwähnt, muss sie demnach für 
eine dem böhmischen Granitgebiete eigene Abart halten. Offenbar steht sie in 
Verbindung mit dem eigentlichen Erzgebirgsgranit, in welchem auch öfter der 
Glimmer in grossen Gruppen ausgeschieden ist, und in welcher das Auftreten 
beider Glimmerarten zu beobachten ist. Diese Gesteinsart scheint der Ver- 
witterung sehr zugänglich, da die Grundmasse beinahe sandsteinartig zerreib- 
lich ist. 

2. Gleichkörnige Erzgebirgsgranite. 

a. Grobkörnige quarzreiche Varietät (Aschberg-Granit). An der Landes- 
srenze am Aschberg bei Silberbach kommt ein helles grobkörniges Gestein vor, 
welches aus grossen Orthoklasindividuen und ebenso grossen rauchgrauen Quarz- 
körnern besteht, zwischen welcher kleine schwarze Glimmer liegen. Quarz und 
Orthoklas erscheinen im Gleichgewicht, ersterer aber nimmt nicht selten auf Kosten 
des letzteren zu, so dass er am Ende vorherrscht. (Auf der Kuppe des Asch- 
berges am Wege nach Morgenröthe). Der Klinoklas ist ganz zurückgetreten. 

b. Glimmerärmere Varietät. In seinem Charakter dem Granit von Greifen- 
stein in Sachsen und dem von der Hub bei Schlaggenwald ganz gleiches Gestein. 
Der Quarz erscheint in runden rauchgrauen Körnern, zwischen welche sich 
schwachröthliche Orthoklasindividuen und starkglänzende deutlich gestreifte Klino- 
klasleistehen einschieben. Der Glimmer ist sparsam in tombakbraunen Blättchen 
in die Masse gestreut. Hie und da fällt übrigens auch ein grosses Quarz- oder 
Orthoklasindividuum auf. Diese Gesteinsvarietät bildet den sogenannten „Sandfels“ 
zwischen Schwimmrich und Streitseifen, und wird in der Gegend. gemeinlich als 
Sandstein bezeichnet. In der That könnte man das Gestein für den ersten Augen- 
blick für einen feldspathreichen Kohlensandstein halten, da das Gefüge desselben 
ein sandiglockeres ist. 

Dieser Varietät kommt zunächst der Granit, welcher zu Sauersack auf 
der alten Zeche und westlich bei Frühbuss am Fusse des Hartelsbergs vorkömmt. 
Die Farbe des Gesteins ist nur lebhafter roth, und das Korn etwas gröber und 
ungleichartiger, so dass es eine Annäherung zu den unter 1, « und 5 beschrie- 
benen Varietäten bildet. In der That kommt es an der Lokalität auch in Ver- 
bindung mit den letzteren Abarten, wie obem erwähnt, vor. 

An der Strasse von Lichtenstadt nach Bärringen gewahrt man bei der 
Bareuther Brettmühle im Salmthal einige den Gebirgsgranit durchsetzende Gänge, 
deren Granit vorwiegend aus röthlichem und blutrothem Orthoklas, sparsamen 
Quarz und noch sparsameren Glimmer besteht, wobei das Gestein ein mittel- 
körniges Gefüge besitzt. 


28 


c. Glimmerreichere Varietät. Sie entspricht vollständig dem Kreuzberg- 
granit Hochstetters. Gelblichweisser oder röthlicher Orthoklas und ebenso gefärbter, 
jedoch immer matt aussehender Klinoklas, graulichweisser oder rauchgrauer Quarz, 
und schwarzer, weisser oder grauweisser Glimmer bilden ein feinkörniges Gemenge, 
in welchem der Feldspath gewöhnlich überwiegt. Obwohl das gleichkörnige 
Gemenge vorherrscht, findet man doch auch grössere Orthoklasindividuen ausge- 
bildet, welche als Zwillinge nach (“eP ») in der Masse liegen. Das Vorkommen 
von Quarzdihexaedern habe ich nirgends beobachtet. Wohl aber, dass Orthoklas 
und Quarz deutlich grobkörniger wurden, wo das Gestein Turmalinausscheidungen 
einschloss. Der Glimmer, vorherrschend schwarzer oder brauner, aber auch weisser 
bildet zuweilen grössere Partien. Eine eigenthümliche Varietät dieses Granites 
bildet den Föllaberg bei Dotterwies. Es kommt in diesem nur weisser Glimmer 
vor, wodurch das Gestein ein sehr eigenthümliches Aussehen erhält, umsomehr 
als dieses Mineral durch grössere Individuen von den übrigen Gemengtheilen 
absticht. — Dieser Granit nimmt nach und nach schwarzen Glimmer auf — bei 
Sponsl — und wird dann dem Kreuzberggranit vollkommen gleich, so wie dann 
auch der Zusammenhang mit dem vorerwähnten durch Glimmer porphyrartigen 
Granit hergestellt wird. 

Der Granit von Föllaberg zeigt grosse Ähnlichkeit mit Gümbel’s Wald- 
lagergranit von Grafenau. 

Allem Anscheine nach sind diese Varietäten im weiteren Verlaufe des 
erzgebirgischen Granitstockes nicht vertreten; wenigstens entspricht keines der von 
Prölls unterschiedenen Gesteine dem typischen Kreuzberggranit oder dem letzt- 
genannten, auch habe ich selbst auf dem von mir durchforschten Gebiet den- 
selben vorzugsweise an dem südlichen Abhang entdeckt. 

Die chemische Zusammensetzung von hierhergehörigen Graniten wurde im 
chemischen Laboratorium an nachfolgenden untersucht: 

III. Grobkörniger Erzgebirgsgranit von Platten (anal. Hr. Jar. Pecold). 

IV. Grobkörniger Erzgebirgsgranit von Fischern (analysirte Herr Ottokar 
Daubrawa). 

V. Kleinkörniger Granit von Sandfels bei Streitseifen (J. Weber). 

VI. Kleinkörniger Granit von Zettlitz (Benj. Reinitzer). 

VII. Kleinkörniger Granit von Oberrothau (August Endler). 

Diese ergaben folgende Resultate: 


II. IV. V: VI. Vo. 
Kieselsäure 60.50 73.02 12.91 12.85 13.30 
Thonerde 13.82 | 2 13.89 16.17 15.59 
Eisenoxyd 2.47 [ 15.81 0:85 Spuren 0.99 
Kalkerde 2.14 1.42 1.52 — 0.88 
Magnesia 2.13 0.14 073 0.36 0.09 
Kali 9.50 4.50 3.99 4.34 4.50 
Natron 4.12 1.52 2.76 3.42 1.02 
Schwefelsäure 4.74 1.21 1.82 — 1.50 
Phosphorsäure Spur Spur = Spur — 


Glühverlust Wasser 2.84 —_ 


29 


Die charakteristische Absonderung dieses Gesteines in polyedrische scharf- 
kantige Stücke, welche -hiedurch von den mehr abgerundeten Formen des grobkör- 
nigen Granites wesentlich verschieden sind, ist für die hierher gehörigen Varietäten 
von Karlsbad bereits gebührend gewürdigt worden. Für die diesbezüglichen Ge- 
steine im Erzgebirge bemerkt Jokely, dass sich ähnliche Absonderungsformen, wie 
bei jenem von Karlsbad zeigen, jedoch blockförmige Anhäufungen im Erzge- 
birge fast nirgend. In der That kann man in allen Gebirgspartien, welche diesen 
Granit im Erzgebirge führen, diese Eigenthümlichkeiten wahrnehmen. Da aber weder 
die Aufschlüsse so günstig sind wie bei Karlsbad, noch so zahlreich sich beobachten 
lassen, so fällt dieselbe weniger auf. Sehr schön sieht man diese Absonderungs- 
formen an den zu Bruch gegangenen Zinnwerken bei Hengstererben, wo das Gestein 
in mächtigen Pingen blosgelest ist. Die von Hochstetter hervorgehobenen Block- 
anhäufungen sind allerdings selten genug zu bemerken, was wohl mit dem Umstande 
zusammenhängen dürfte, dass der Bergbau viele solche Orte unkenntlich gemacht hat, 
indessen darf ich hier nur auf den charakteristischen Sandfels bei Streitseifen hin- 
weisen, wie die Blockanhäufung eine eminente ist, nicht minder auf den Absturz 
des Plattenberges gegen Zwittermühl, auf den Peinelberg bei Neudek u. s. f., wo 
man die Erscheinung deutlich genug wieder erkennen wird. 

Im Gebiete des Erzgebirgsgranites kommen übrigens auch zahlreiche Felsen- 
partien vor, welche die dem Gesteine eigenthümlichen Formen besitzen, ja es ge- 
hören die meisten und schönsten Felsengruppen hierher, die freilich wenig gekannt 
fast alle Berghäupter krönen. So die Kuppe des Aschberges, Peindelberges, die 
Trinkseifen. Hartelsberg, der Weissestein, die Drachenköpfe, die Rachelfelsen über 
Hohenstollen, endlich die prächtigen Pfeiler und Säulen im Silberbacher Thal bei 
Nancy-Forsthaus, die Felsen bei Neuhammer und viele andere noch. 

Bei diesen Felsen tritt die wollsackartige Gestalt allerdings entschieden 
hervor, und die scharfen Absonderungskanten verschwinden mehr und mehr. Aber 
selbst in dieser Form besitzt der Erzgebirgsgranit ein ‘'bemerkenswerthes Gepräge, 
er erscheint nämlich auf den Abwitterungsflächen durch die zahlreichen Quarzkörner 
bei weitem rauher, als diess in der Regel bei diesem Vorkommen am Gebirgsgranit 
wahrzunehmen ist. 

Höchst charakteristisch für die Absonderungs- und Abwitterungsweise des 
Erzgebirgsgranites ist wohl der Felsenwall, welcher die Stadt Neudek an ihrem 
nördlichen Ende umgiebt. Diese „natürliche“ Stadtmauer besteht aus riesigen, durch 
Quer- und Längsklüfte entstandenen Quadern, welche gegen die Strasse einen 
menschenkopfähnlichen, weit überhangenden Vorsprung bilden. 

Als weitere Eigenthümlichkeit wird die Bildung von kuppigen Berggipfeln 
genannt. Diese kann nicht charakteristischer als durch den Plattenberg, den Sandfels, 
den Hartelsberg und andere einzelne Höhen zum Ausdruck gebracht werden. 

Eine ferner zu berührende Eigenthümlichkeit dieser Granite ist die viel 
grössere Verwitterbarkeit namentlich der grobkörnigen Gesteine, welche daher nicht 
wie der Gebirgsgranit zu Hausteinen verwendbar sind ; ferner die entschiedene Neigung 
zur Kaolinbildung. Untersucht man in der Nähe von Karlsbad die auf der linken 
Seite der Eger gelegenen Kaolinlager und die damit zusammenfallenden Lager von 
Kapselthon („weisse Erde“ bei Hochstetter), so-wird man die Erfahrung machen, 


30 


dass die Kaolinlager in den Bereich dieses Granites fallen, und dass in der That 
die bei dem Kaolinschlemmen erzielten Rückstände aus diesem Granit eigenthüm- 
lichen Quarzkörnern, Turmalin und wenigen Glimmerblättern bestehen. Als chara- 
kteristisch kann dieses angesehen werden, weil es sich auch anderwärts wieder ° 
findet; wenn auch nicht in Form von reinem Kaolin. So liefert der verwitterte 
Granit des Plattenberges, nicht minder der des Sauersacks ein Materiale zur Ziegel- 
bereitung, das treffliche, lichte, feuerbeständige Ziegel giebt. Der Grund, auf 
welchem das grosse Sauersacker Hochmoor gelagert ist, besteht gleichfalls aus 
zu einem kaolinigen Brei zerweichten Erzgebirgsgranit, wie denn auch die 
alten Zinnseifenstätten um den Hartelsberg bei Frühbuss und zwischen Sauersack 
und Hirschenstand einen kaolinigen, allerdings rothgefärbten, klaren Gruss oder 
Sand darstellen, welcher der sogenannten weissen Erde bei Karlsbad ganz analog 
ist. Geradezu muss das thonige, wasserhaltende Verwitterungsprodukt dieser Gra- 
nite als eine Bedingung für die Existenz der grossen Torfmoore angesehen werden, 
welche sich im Bereiche der Granitpartie finden, und in dem Gebiete der Ge- 
birgsgranite weit sparsamer sind. 

Da aus der Verwitterung die feldspathigen Theile zuerst weggeführt werden, 
so bleiben in der Regel die Quarzkörner liegen, welche durch ihre Form einen 
sehr bezeichnenden Sand bilden, der sich ausserhalb des Granitgebietes nicht findet. 

Im übrigen zerfallen die grobkörnigeren Formen vorwiegend zu einem 
groben, gewöhnlich gelbbraun oder braungelb gefärbtem Gruss, welcher den ent- 
blösten Lehnen des Erzgebirgsgranites ein recht charakteristisches Aussehen giebt. 


3. Ausscheidungsgranite. 


Unter dem Namen Ausscheidungsgranite sehe ich mich veranlasst eine Anzahl 
von Gesteinen abzusondern, welche sowohl unter die pegmatitischen wie unter die 
feinkörnigen, klinoklasführenden Gesteine zählen, gleichwohl aber von den vorher 
als Erzgebirgsgranite beschriebenen durch ihre constant gangartig auftretende La- 
gerung verschieden sind, wenn sie auch dann und wann zu mächtigeren Massen in 
Form von Gangstöcken anschwellen. Statt der von mir gewählten Bezeichnung 
wurde von Jokely, wie oben erwähnt, der Name Ganggranit angewendet, jedoch 
habe ich lediglich eine Art der von ihm bezeichneten Ganggranite im Auge, die 
sich von wirklichen, dem Erzgebirgsgranite zugehörigen Gängen wesentlich unter- 
scheiden. 


a. Feinkörnige Ausscheidungsgranite. 


Im wesentlichen entsprechen diese von mir als Ausscheidungsgranite bezeich- 
neten Gesteine vorzugsweise den von Prölls mit „feinkörniger Granit“ bezeichneten 
Varietät. 

Die unter vorstehendem Namen zusammengefassten Gesteine zeigen ein 
äusserst feines Gemenge von Feldspath und Quarz, in welchem der Glimmer in 
sehr untergeordneter Menge in einzelnen Blättchen erscheint. Dieses Gemenge 
nimmt entschieden an Feinheit zu, je enger der Gang ist, in welchem es auftritt, 
und hat an solchen Stellen ganz das Aussehen einer felsitischen Masse, in der man 


al 


oftmals kaum die mineralischen Bestandtheile erkennen kann. Die Farbe ist weiss 
oder röthlich, und dergleichen Gebilde stechen von dem Nebenstein immer sehr 
srell ab. Gleichwohl kommt es vor, dass ein oder das andere Individuum der 
vorherrschenden Bestandtheile auf Kosten des übrigen sehr ausgedehnt erscheint. 

Über die Verhältnisse des Gefüges giebt natürlich nur der mikroskopische 
- Dünnschliff eine Aufklärung und in derlei Präparaten erkennt man denn, dass der 
Quarz das vorherrschende Gemengtheil ist, welches in eckigen Körnern zwischen die 
Feldspathmasse eingekeilt erscheint. Schon beim Betrachten des Schliffblättchens er- 
scheint der Quarz vermöge seines grösseren Glanzes auf der matten Fläche, wenn man 
das Präparat ein wenig schief gegen das einfallende Licht hält, in Form von zahl- 
reichen spiegelnden Körnern. Unter dem Mikroskop gewahrt man zahlreiche kleine 
Bläschen in der Quarzmasse, welche zuweilen eine Art Fluidalstructur zu erkennen ° 
geben. In den grösseren ist in der Regel ein grösserer Hohlraum gegen die Mitte 
hin wahrzunehmen, welcher mit sehr kleinen, dunkleren und lichteren, nicht weiter 
unterscheidbaren Krystallchen oder Körnchen erfüllt ist. Der Orthoklas ist aller- 

“ dings der vorherrschende Feldspath, aber auch der trikline fehlt nicht, er erscheint 
zwar gewöhnlich in einzelnen Individuen. diese aber können oft beträchtlich gross 
werden. In einem Präparat aus dem feinkörnigen Granit von Katzenfels bei Graslitz 
fand ich ein Klinoklasindividuum, welches an Grösse alle übrigen Gemengtheile 
übertrifft. 

Das Vorhandensein dieses Minerales, welches sonach unzweifelhaft constatirt 
ist, ist dem fleissigen Beobachter Herrn Dr. Prölls entgangen, er war der Meinung, 
die er allerdings nicht als entschieden hinstellt, dass nur Orthoklas als Gemengtheil 
dieses Gesteines vorhanden sei, es ist also eine Bezeichnung des feinkörnigen Ge- 
menggranites als „oligoklasfreie“* Varietät nicht möglich. 

Das Auffinden des Klinoklases in diesem Granit ist übrigens mit einiger 
Schwierigkeit hie und da verknüpft, da die charakteristische Zwillingsstreifung bei 
den sehr kleinen so wie bei schon angegriffenen Individuen, im gewöhnlichen Lichte 
bei nicht allzustarker Vergrösserung oft nicht deutlich wahrzunehmen ist, umso- 
weniger wenn das Kryställcken noch von dem übrigen Gewebe bedeckt wird. Da- 
gegen hilft die Anwendung des polarisirten Lichtes über alle Zweifel hinweg, weil 
hier durch die wandelnden Farbenlinien das Dasein eines triklinischen Feldspathes 
ganz markirt hervortritt. 

So wie mit freiem Auge bemerkt man auch unter dem Mikroskop nur spar- 
same Glimmerblättchen und zwar sind auch beide Glimmerarten, sowohl schwarzer 
als weisser wieder zugegen, ersterer ist jedoch der überwiegend vorhandene. 

Als accessorischen Gemengtheil muss ich auch hier wieder den Turmalin 
anführen, welcher in Form von schwarzen feinen Nädelchen, oder analog den 
vorherbeschriebenen Turmalin-Nestern 'vorkömmt. Letztere erscheinen oftmal wie 
feine schwarze dendritische Zeichnungen im Gestein, welche von der nie fehlenden 
feldspathreichen Zone mit einem feinen zierlichen, gewöhnlich röthlichem Rändchen 
eingefasst erscheinen. Der in manchen Graniten vorkommende Apatit ist hier 
kaum aufzufinden, es könnten dafür nur etwa bläulichgrüne helle feine Nädelchen 
gelten, welche in grösseren Quarzindividuen des Neudeker Gesteines gegen den 

- Rand hin bei einer starken Vergrösserung wahrzunehmen sind, 


Obzwar das Auftreten dieser Gesteine, nicht minder wie die in der Regel 
granitische Textur derselben kaum Zweifel aufkommen lassen können, dass man 
es mit einem Granit zu thun habe, so muss hier doch hervorgehoben werden 
dass ein Übergang dieses Gesteines in den Quarzporphyr sehr hervortritt, namentlich 
bei solchen Varietäten, wo der Glimmer stark zurücktritt, und das Gestein ein 
sehr feinkörniges wird, wie es z. B. in den Gängen vorkommt, welche man auf 
dem Wege von der Unterrothauer Mühle auf den Ilmerberg überschreitet. Dies 
Gestein könnte man für den ersten Blick in der That mit einem Porphyr ver- 
wechseln, wie er in den Gängen dieses Gesteines bei Joachimsthal vorkömmt, denn 
erst bei genauerem Zusehen gewahrt man den vorhandenen Glimmer. 

Dass aber selbst diese so feinkörnigen Granite die Tendenz aller Granite 
“ theilen, durch das Aufnehmen gröss erer Individuen porphyrartig zu werden, habe 
ich mehrfach beobachtet, da man mit freiem Auge wie unter dem Mikroskop 
sowohl einzelne grössere Durchschnitte von vollkommenen Orthoklaszwillingen 
(Katzenfels) als auch einzelne grössere Quarzkörner hervortreten (Katzenfels, Neu- 
deker Thorfels!) 

Der feinkörnige Ausscheidungsgranit ist vermöge seines Quarzgehaltes und 
dichten Gefüges ein sehr beständiges Gestein, und ich kann mich nicht erinnern, 
irgendwo Verwitterungsprodukte angetroffen zu haben, welche darauf hinweisen 
würden, dass diese hieraus entstanden wären. Herr Dr. Prölls glaubt Grussgebilde 
an der Frühbusser Strasse zwar auf dieses Gestein zurückführen zu können, jedoch 
ist meinen Erfahrungen nach eher anzunehmen, dass diese Gebilde, wie die 
Grussmassen um Frühbuss und Sauersack selbst von dem Erzgebirgsgranite, der dort 
auftritt, abstammen. 

Die chemische Constitution wurde im chemischen Laboratorium der k. K. 
deutschen techn. Hochschule von folgenden untersucht: 

VIII. Feinkörniger Ausscheidungsgranit vom Katzenfels bei Graslitz analy- 
sirt von Herrn J. Weber. 

IX. Eben solcher Granit von Unterrothau anal. von Herrn B. Reinitzer. 


Die Zusammensetzung derselben ist: 


VII. R. 
Kieselsäure 74.68 75:23 
Thonerde 14.25 
Eisenoxyd 1.87 115.15 
Kalkerde 2.01 Spur 
Magnesia 0.73 Spur 
Kali 4.52 4.67 
Natron 1.64 3.53 
Schwefelsäure Spur — 
Phosphorsäure Spur ° Spur 
Wasser — 1.49 (Glühverlust) 


Als Absonderungsformen des Gesteines beobachtet man Klüfte, wodurch 
die Masse in parallelopipedische Stücke gelöst wird; oder wenigstens Querklüfte, 
welche bei dem gangförmigen Auftreten des Gesteines auf den Wänden des 
Nebengesteines aufstehen. Da nach Vorstehendem die Verwitterung eine sehr gering- _ 
fügige ist, so bleiben die durch die Klüftung hervorgebrachten Absonderungsstücke 


39 


auch gewöhnlich sehr lange scharfkantig und eckig, besonders da, wo sie noch 
von dem umgebenden Gesteine theilweise geschützt werden. 

Eine genaue Vergleichung dieser feinkörnigen Gesteine ergiebt, dass sie 
‘ trotz ihrer grossen Ähnlichkeit doch in zwei Varietäten zerfallen, welche im 
Wesentlichen den beiden grossen Gruppen entsprechen, welche wir im Granit 
bemerkt haben, und in welchen sie auch ganz constant auftreten. 

Die eine Varietät erscheint weiss, gelbweiss, turmalin- und apatitarm, sie 
findet sich im Gebirgsgranit, die andere enthält Apatitnädelchen und die oben 
beschriebenen Turmalinnestchen, sie gehört dem Erzgebirgsgranit. 

Diese für die genetische Erklärung dieser Granite wichtige Bemerkung 
vorausgeschickt, können wir das übrige als ihnen ganz gemeinsam behandeln; es 
sei nur noch erwähnt, dass ihr Auftreten im Erzgebirgsgranit wohl häufiger und 
mächtiger ist als im Gebirgsgranit. 

Der räumlichen Verbreitung nach scheint der feinkörnige Ausscheidungs- 
sranit am wenigsten entwickelt. Auffälligerweise kömmt derselbe meist lose in brod- 
oder linsenförmigen Brocken in dem Schutte der Thäler vor, und im Gegensatze 
zu den Blöcken des grobkörnigen Granites hat derselbe ein glattes, wie Prölls be- 
merkt, wie geschlifienes Aussehen, so dass man schon aus einiger Entfernung dieses 
Gestein von jedem anderen ziemlich sicher unterscheiden kann. Diess Auftreten 
hänst offenbar mit seiner weit dichteren, der Verwitterung weniger günstigen Textur 
zusammen. Die Blöcke blieben überall liegen, wo sie von dem umgebenden srob- 
körnigen Granit befreit wurden. In diesem und, wie mich meine Erfahrung belehrte, 
ausnahmslos im grobkörnigen Granit bildet der feinkörnige Lagermassen, welche 
ihrer Eigenthümlichkeit wegen verschieden gedeutet werden. Ich will zunächst 
einige Beispiele anführen, wie er anstehend angetroffen wird. 

Wenn man vom Neuhammerthal beim Wirthshaus über den Rohlaubach nach 
Hochofen geht, kommt man jenseits des Baches an Granitfelsen. Sofort tritt eine 
auffällige Erscheinung hervor. An dem grobkörnigen Granit der Felswand bemerkt 
man einerseits freie, linsenförmige Stücke von feinkörnigem Granit mit der einen 
breiten Seite fest angekittet, so dass man nicht im Stande ist sie mit wuchtigen 
Hammerstreichen zu lösen. Die Linsen erscheinen wie die auskeilenden Enden eines 
saiger stehenden Ganges, dessen übrige Partien abgewittert sind; fallen sie im 
Laufe der Zeit ab, so helfen sie die glatten Blöcke der Thalsohle vermehren. 

Weiter erwähne ich die Verhältnisse an dem Neudeker Felsen, welcher 
wie eine natürliche Befestigung die Stadt im Norden umgibt, und wie es scheint 
einst auch in der Weise benützt wurde. Den grobkörnigen Granit, welcher den 
Felsen bildet, sieht man auf, der nördlichen Seite und unter dem alten Thurm von 
fast wagrechten schwach nach Fig. 1 
NW. geneigten Gängen des N 
feinkörnigen Granites durch- |\jj||]j)j) I I ı | Il I | 
setzt (Fig. 1), welche gegen I al Bi I ü 
N. auskeilen und eine eigen- ı 
thümliche Schaarung zeigen. | 
Die Gänge werden im Ein- 
‚schnitt unter dem Thurme 


| 


Will) 


34 


und in der jenseitigen Fortsetzung des Felsens immer breiter, (sind hier etwa zwei 
- Hand breit), man kann die Masse bis an das auf dem Felsen gebaute Häusel hinter 
der Kirche verfolgen, wo der feinkörnige Granit in der Sohle in ziemlicher Mächtig- 
keit verschwindet. Das Auffällige in der Lagerung besteht darin, dass der aus- 
keilende Gang sich mehrmals abtrümert und wieder schaart, und mit seiner zu- 
nehmenden Mächtigkeit Liegendtrümer absendet, welche unter einem spitzen Winkel 
gegen die Mächtigkeit streichen. Ganz so erkennt man das Verhalten an einem Gange, 

Fig. 2. welchen man unter dem kopfartigen 
Vorsprung des Felsens mit einem südli- 


NN Se St), chen Verlauf wahrnimmt. Überschreitet 
IN IN man den Rohlaubach, so sieht man an 
JM 


i 7 dem Felsen recht gegenüber ebenfalls 


ı Hull) Al \ | N i 

IM IN I II \ einen derartigen Gang (Fig. 2). Da 

IN N ul mul aber bemerkt man, dass derselbe, ob- 

IM N N N ih ni I ii) i wohl fast horizontal S. streichend und 
| Ian Ill in gleicher Weise wie der vorbeschrie- 


bene ein Liegendtrum absendend gegen 
das grobkörnige Gestein in kurzer Teufe linsenförmig auskeilt, genau so wie an 
oben angeführter Stelle bei Neuhammer in vertikaler, Stellung. P 

Es sei hier erwähnt, dass ich ganz solche Verhältnisse auch am rechten 
Gehänge des Zechgrundes zwischen Elbogen und Schlaggenwald bemerkte, wo sich 
ein fast schwebender Gang neben der Strasse von der Zeche bis zur Schlaggen- 
walder Porzellanfabrik fast auf eine Stunde Wegs verfolgen lässt, sowie ein solcher 
zwischen Schlaggenwald und der. Huber Pinge als weiteres leicht erreichbares 
Beispiel genannt werden kann. 

Auf der Ostseite des Katzenfels bei Graslitz sieht man im körnigen Granit 
einige etwa handbreite gangfürmige Massen von feinkörnigem Granit saiger stehen, 
und unten in verschiedenen Krümmungen in die Teufe schiessen. Man kann diese 
Gebilde in den überliegenden aus porphyrartigem Gestein bestehenden Bänken nicht 
verfolgen, sehr deutlich sieht man. einen etwa-5 Centimeter mächtigen Gang an 
jenem Gestein absetzen. 

Es sei ferner noch ein Verhältniss erwähnt, wie es sich bei Elbogen an 
der Eger und der Strasse auf den Neusattler Bahnhof zeigt. Auf dieser Strasse 
ausserhalb der letzten Häuser, neben einem uralten, durch den Felsen gebrochenen 
Houhlweg bemerkt man einige senkrecht stehende Gänge, welche theils ganz fein- 
körnigen, theils grobkörnigen glimmerarmen Pegmatitgranit führen. Man kann diese 
Gebilde an den Wänden des Hohlweges durchsetzen sehen, man sieht sie auch über 
die Strasse an den Felsen hinab zur Eger laufen, und findet sie wieder, wenn man 
am linken Ufer der Eger stromaufwärts den weithinsichtbaren Felsen umgeht, an 
dessen nach Südwest gekehrter Seite man drei senkrecht stehende Gänge sieht, von 
denen die beiden äusseren in der gedachten Weise nach oben zu verfolgen sind, 
während der mittlere plötzlich ohne wahrnehmbare Ursache im Gesteine absetzt. 
Auf der anderen Seite des Felsens gegen die Stadt zu bemerkt man lentikulare 
Massen von feinkörnigem Granit, und grauen Granit mit ähnlichen Apophysen, 


wie von Neudek beschrieben wurden im grobkörnigen Porphyrgranit. be 


3 


Auf eine eigenthümliche Weise nun verhält sich dieser Ganggranit zu 
dem benachbarten Gestein. Es hält nicht schwer, es ist eigentlich die Regel, dass 
man von diesen gangartigen Gebilden immer ein Stück des Nebengesteines mit 
abschlägt. Man erkennt keine eigentliche Grenze, kein Salband, in welchem der 
Granit absetzt, wie solche Gänge zu begrenzen pflegen. An dem Ganggranit des 
Katzenfelsens sieht man sowohl die Gangmasse als das Nebengestein umgekehrt 
in einander hineinragen und beide mit einander fest verwachsen. An den Gängen 
am Neudekerfelsen bemerkt man zwar, dass das Gestein parallel dem Liegenden 
geklüftet ist, jedoch geht auch hier das feine Korn des einen in das grobe des andern 
unmittelbar über. Über die gleich bleibenden Verhältnisse an dem gedachten Gang 
im Zechgrunde wurde ich auch belehrt. Nur an den zuletzt erwähnten Gängen bei 
Elbogen liess sich die Gangmasse leicht aus dem Nebengestein lösen, wohl in Folge 
der Einwirkung von Tagwässern. 

Diese eigenthümlichen Verhältnisse haben verschiedene Deutungen erhalten. 
Freiesleben, welcher diese Vorkommnisse zuerst von Johann Georgenstadt beschrieb, 
nennt dieselben Bänke. Öhlschlägel beschreibt sie als Gänge, welche theils Ver- 
wachsung theils Ablösung an den Salbändern zeigen, seiner Ansicht pflichtet Nau- 
mann bei, und auch Jokely bezeichnet diese Gebilde als Ganggranite; dagegen ist 
Prölls anderer Meinung und verficht die Ansicht, dass diese feinkörnigen Granite 
concretionäre gansförmige Gebilde seien. Ich kann dieser Ansicht nur beipflichten 
denn hiefür spricht in ungemein bezeichnender Weise der Mangel eines Salbandes 
und das innige Verwachsen mit dem Nebengestein, aus welchem es seinem Auf- 
treten nach vielmehr herausgewachsen ist, und das oftmals plötzliche stumpfe Aus- 
keilen des Ganges. Hiefür spricht weiter der Umstand, dass gerade jene Massen 
im Gesteinsgang vorwiegend vorhanden sind, welche durch Wasser leichter gelöst 
und weggeführt werden konnten, Kieselsäure und die Feldspäthe, während der 
Glimmer nur äusserst spärlich in diesen Graniten auftritt. Ferner die grosse Menge 
von mit Flüssigkeit erfüllten verästelten Hohlräumen sowie der Umstand, dass am 
ausgeschiedenen Granit die Ähnlichkeit mit dem umgebenden Granit bemerkbar bleibt. 


b. Pegmatitische Ausscheidungsgranite. 


1. Pegmatitgranite. 

Das Vorkommen von Pegmatitgraniten ist im Erzgebirge an den Erz- 
gebirgsgranit gebunden, es ist mir dort wenigstens niemals aus dem Gebirgsgranit 
bekannt geworden. 

Hierher rechne ich alle jene Massen, welche aus unregelmässigen sehr 
grossem rothen und röthlichen Orthoklas und grauweissen Quarz bestehen, welchen 
sich nur sparsamer Glimmer zugesellt. Diese Massen kommen ganz unter denselben 
Verhältnissen vor, wie die vorstehend beschriebenen feinkörnigen Granite d. h. sie 
bilden gangartige Kluftausfüllungen, welche nirgend gegen das Nebengestein ab- 
setzen, sondern mit diesem eng zusammen hängen, resp. plötzlich in dieses über- 
zugehen pflegen. Gerade so wie man von jenem Gestein das Nebengestein schwer 
oder nicht trennen kann, findet man auch hier oft den gewöhnlichen Granit mit dem 
Pegmatit verwachsen, und es sind eben nur die Dimensionen der Gemengtheile 

3* 


36 


sowohl wie die der Gangspalten, welche für diese Ausbildung massgebend gewesen 
sein mögen. Eine Verbindung der beiden extremen Formen war jedoch nicht auf- 
zufinden. Die Pegmatit-Lagerstätten werden des Feldspathes wegen ausgebeutet, 
und man findet im Gebiete von Karlsbad (Dallwitz), Neudek (Voitsgrün), auch bei 
Sponsl auf den Gruben die verschiedensten Ausbildungen des Gesteines in Ab- 
änderung vom allein herrschenden Orthoklas bis zum pegmatitischen Granitgemenge. 
Vorzugsweise scheint die glimmerarme mittelkörnige Granitvarietät zur Bildung 
dieser pegmatitischen Ausscheidungen geneigt, da man nach gegenwärtiger Erfahrung 
dieselben in anderen Gesteinsvarietäten nicht kennt. 

2. Stockscheiderartige Granite. 

In der Nachbarschaft von Erzgebirggraniten jedoch im Thonglimmerschiefer 
kommen auf den alten Halden von Zwittermühl Brocken von gangartigem Gestein 
vor, welche ganz und gar den zu Geyer und Schlaggenwald vorkommenden Stock- 
scheidergranite ähneln. 

In der Gangmasse erscheinen die Salbänder aus fleischrother Feldspath- 
masse mit durchgewachsenen Quarzindividuen und in der Mitte Quarz mit ein- 
zelnen Feldspathbrocken. Andere zeigen den Quarz und Feldspath regellos neben 
einander in grossen Massen u. z. sowohl Orthoklas als Klinoklas ausgebildet. 

Dieser letztere, welcher eine sehr ausgesprochen grobe, lamellare Zwillings- 
streifung zeigt, hat nach der Untersuchung des Herrn Dr. Kachler folgende Zu- 
sammensetzung: 

Kieselsäure 67.12 
Thonerde 15.96 
Eisenoxydul 2.30 
Manganoxydul 0.94 


Kalkerde 2.03 
Magnesia 1.21 
Kali 3.25 
Natron 5 
Wasser 1.69 

99.62. 


Der Glimmer fehlt ganz. Ähnliche Gänge finden sich auch in dem vom 
Blasiusstollen durchfahrenen Glimmerschiefer bei Hengstererben, und es ist wohl 
kein Zweifel darüber, dass diese Gebilde ganz analoge Erscheinungen sind, wie sie 
Credner ausführlich aus dem sächsischen Granulit beschrieb. (Vergl. Credner gra- 
nitische Gänge im sächsischen Granulitgebiet. Zeitschrift der deutschen geologischen 
Gesellschaft 1875.) 


2. Granitporphyr. 


In einer scheinbar homogenen Grundmasse von dunkler Farbe liegen Ortho- 
klas-, Klinoklas-, Quarz- und Biotit-Individuen ausgeschieden. 

Von den hierher gehörigen Gesteinen habe ich zunächst das Vorkommen 
vom Grünberg bei Graslitz zu erwähnen. Die Grundmasse des Gesteines ist mehr 
oder weniger licht oder dunkel perlgrau und von fast hornsteinartigem Aussehen. 


37 


In derselben erscheinen noch dunklere bis sammtschwarze Partien von feinkörnigem 
matten Aussehen in scharfbegrenzten Partien ausgeschieden. 

Der hervorragendste Gemengtheil ist der Orthoklas. Er kommt in allen 
möglichen Grössen von über Zoll bis Linsen- und Hanfkorn gross vor. Die Krystalle 
haben die Karlsbader Zwillingsform, lassen sich jedoch nicht auslösen, sondern 
sind fest eingewachsen. Die Umrisse der Durchschnitte sind oft abgerundet, so 
dass diese eine mehr länglich ovale als hexagonale Contur besitzen. Die Individuen 
sind oft sehr frisch, enthalten aber häufig einen matten Kern. Es liegen mir welche 
von beträchtlicher Grösse vor, welche von Aussen ein völlig sanidimähnliches oder 
adularartiges Aussehen haben, während sie im Innern einen matten weissen Kern be- 
sitzen, welcher Biotitblättchen eingeschlossen enthält. Neben diesen tritt der 
Klinoklas in Form von unregelmässigen grösseren oder kleineren Körnern auf, 
welche gelblich und matt, eine Zwillingsstreifung nicht erkennen lassen. Eine Ver- 
wachsung beider Feldspatharten ist mir nicht aufgefallen. 

Der Quarz erscheint in rauchgrauen rundlichen Körnern, aber auch voll- 
kommen zum Diploeder ausgebildet und dieser Form durch eine hexagonale Contur 
der Bruchflächen entsprechend. Die Grösse der Körner ist verschieden, steht im 
Allgemeinen der der Feldspäthe pach, und zeigt in den kleineren Partien regel- 
mässigere Begrenzungsformen als in den grösseren. 

Der Biotit ist in Form von kleinen, ziemlich gleichen tombakbraunen 
Blättchen regellos durch die Masse zerstreut. 

Unter dem Mikroskope zerfällt die Grundmasse in ein granitisches, 
elimmerreiches Gemenge, die schwarzen Ausscheidungen erscheinen als An- 
häufungen kleiner Glimmerblättehen. Die Ortoklaskrystalle zeigen dasselbe Ver- 
halten, wie die mikroskopischen, einen trüben Kern von einer hellen Hülle 
umschlossen, andere zeigen eine prächtige Fluidalstruktur. Auch die Klinoklas- 
partien erscheinen trübe, zeigen jedoch die Zwillingsstreifung noch deutlich. Die 
Biotitblätter von brauner oder grünlichbrauner Farbe und die nicht zahlreichen 
Quarzdurchschnitte zeigen nichts besonderes. Auffallend erscheint nur das äusserst 
dichte Gefüge und der Mangel an mit Flüssigkeit erfüllten Hohlräumen im Gestein. 

Das Gestein bildet zwei mächtige Parallelgänge mit O-W-Streichen am 
Grünberg bei Graslitz im Thonglimmerschiefer. Die zu Tage liegenden Blöcke sehen 
dem Gebirgsgranit sehr ähnlich, sie bilden wie diese an den Kanten abgerundete 
Massen, die schwarzen glimmerreichen Ausscheidungen in der Grundmasse sind 
leichter zerstörbar, daher solche Stellen wie ausgenagt erscheinen. Hochstetter be- 
schreibt das Auftreten des Granitporphyr von Pumperle im Böhmerwald mit dem 
letzteren übereinstimmend (Vergl. Jahrb. geol. Sect. VI. Bd. 1855 pg. 22 ff.) 

Im Grenzwalde nördlich von Markhausen finden sich kleine Blöcke zerstreut 
von einem sehr verwitterten Gestein von porphyrartiger Natur. Nach den darin 
vorkommenden grossen Orthoklasindividuen und daraus auslesbaren Quarzdiploedern 
vermuthe ich, dass das Gestein hierher zu rechnen ist; wie es denn auch auf der 
sächsischen Karte und von Jok6ly als Porphyr bezeichnet wird. 

Bis auf die Farbe der Grundmasse ähnelt dieses Gestein wesentlich dem 
Granitporphyr von Niederschöna bei Freiberg (Vergl. Cotta Gesteinslehre p. 149), 
ausserdem aber auch dem von Gümbel mit dem Namen Regengranit belegtem 


oQ 
ts} 


Gesteine (Vergl. geognost. Beschreib. des ostbayer. Grenzgeb. p. 302 ff.). Namentlich 
stimmt das Gestein vom Tegenheimer Keller bei Regensburg. Ebenso ist es mit dem 
von Hochstetter als Granitporphyr von Kuschwarta beschriebenen Gestein wohl 
identisch (Vergl. Jahrb. geol. Sect, VI. Bd. p. 23 fi.) 


Am Eliasbach bei Werlsgrün W. Joachimsthal liegen zahlreiche Blöcke 
eines äusserlich weissen Gesteines, welches sich jedoch auch als ein Granitporphyr 
zu erkennen gibt. Derselbe ist jedoch kleinkörniger als der vorhergehende. In der 
lichtperlgrauen ziemlich spärlichen Grundmasse liegen zahlreiche bis erbsengrosse 
weisse Feldspäthte in körniger nicht auskrystallisirter Form, und hanf- oder hirse- 
korngrosse rauchgraue Quarze, von denen man häufig hexagonale Querschnitte, 
auch einzelne diploederartige Kanten und Ecken wahrnimmt. Der Glimmer ist 
sehr spärlich in Form von schwarzen Pünktchen vorhanden. Sehr zahlreich treten 
schwarze scharfbegrenzte Ausscheidungen auf, welche leichter als das Gestein 
verwittern, und an solchen Stellen der Oberfläche ein zernagtes Aussehen geben. 


Im äusseren Aussehen durch das feinere und gleichmässigere Korn und 
lichtere Farbe von dem vorhergehend beschriebenen Grünberger Gestein verschieden, 
zeigt die mikroskopische Untersuchung um so grössere Übereinstimmung. Die 
schwarzen Einschlüsse lösen sich auch hier in glimmerreiche Partien auf, das übrige 
Gesteinsgefüge und die Gemengtheile verhalten sich ganz gleich. Es ist demnach 
der Werlsgrüner Granitporphyr nur eine feinkörnigere Varietät. 

Da das Gestein nicht anstehend gefunden wurde, so lässt das Vor- 
kommen der Blöcke im Glimmerschiefer zunächst auf ein gangförmiges Auftreten nur 
schliessen. Dabei ist immerhin der Umstand interessant, dass hier, wie auch am 
Grünberg der Gebirgsgranit in unmittelbarer Nähe ist, demgemäss es wohl nahe 
liegt mit Gümbel in diesem Gestein eine Granitvarietät zu erkennen, u. z. wohl 
den Gebirgsgranit, welcher in einer gangartigen Ausbildung meines Wissens nirgends 
bekannt, in dieser Form allen bei den Gangbildungen gegebenen Bedingungen ent- 
sprechend sich ausgebildet haben dürfte. 


3. Porphyrgesteine. 
Felsitporphyr. 


In einer diehten Grundmasse von felsitischem Charakter liegen Krystalle 
oder ‚krystallinische Individuen von Quarz, Orthoklas, zuweilen auch von Klinoklas, 
seltener von Glimmer eingebettet. 

Die felsitische Grundmasse der Porphyrgesteine des hierher gehörigen 
Erzgebirgischen Distriktes ist in ihrer Beschaffenheit nach mehreren Seiten, sowohl 
nach der Farbe, als nach der Textur verschieden. Der Farbe nach schwankt die- 
selbe zwischen dem blass fleischrothen bis zum blutrothen einerseits, zwischen dem 
gelbgrauen, und grünlich grauen bis ins dunkelgraue. Zwischen beiden Hauptfarben- 
nüancen finden auch ihrerseits Übergänge statt, so dass man von röthlich grauer 
Grundmasse ebenfalls sprechen kann. Ausserdem kommen Porphyre mit einer 
gelblichweissen Grundmasse vor. Die Textur derselben ist ebenfalls eine sehr ver- 


39 


schiedenartige, die Grundmasse erscheint zuweilen hornstein- oder porcellanartig, 
splittrig sehr dicht mit einem flachmuscheligen Bruch, zuweilen hat sie ein mattes 
Aussehen und einen unebenen Bruch und endlich erscheint sie selbst im Bruche 
sehr feinkörnig rauh. | 

Der Orthoklas tritt darin auf in Form von schnee- oder gelblichweissen 
oder rosenrothen rhombischen oder hexagonalen Täfelchen mit stark glänzenden 
Spaltungsflächen. Sie haben durchwegs ein frisches Aussehen, und pflegen selten 
zersetzt zu sein. 

Klinoklas erscheint, wo er vorkommt, wie im Granit in Form von stark- 
glänzenden Leistehen mit der charakteristischen Zwillingsstreifung. Die Farbe ist 
weiss oder röthlich. Blut- oder ziegelrothe erdige Einschlüsse im Ziegenschachter, 
sowie auch in den fleischrothen Porphyren von Joachimsthal gemahnen an ähnliche 
Vorkommen im Erzgebirgsgranit, und rühren vielleicht auch vom Klinoklas her. 

Der Quarz erscheint in kleinen rundlichen Individuen von rauchgrauer 
oder milchweisser Farbe, eine diploedrische Ausbildung habe ich nicht beob- 
achten können. 

Das Auftreten des Glimmers im Porphyr ist an einigen Vorkommen von 
Joachimsthal zu beobachten, wo er als Magnesiaglimmer in sparsamen Schüppchen, 
aber auch in rundlichen lamellaren Partien von schwarzer Farbe in der felsitischen 
Grundmasse eingestreut erscheint. 

Hinsichtlich der“ Grösse der ausgeschiedenen Gemenstheile habe ich in 
Erfahrung gebracht, dass dieselben in der Regel in ziemlich gleich grossen Körnern 
von 1—2 Millimetern auftreten, häufig auch unter dieses Maass heruntersinken. 
Zirkel beschreibt (Mikroskopische Gesteinsstudien. Sitzungsber. Wien. Akad. d. W. 
1363 XLVI. Bd. p. 226 ff.) einen grauen Porphyr von Joachimsthal mit zollgrossen 
Orthoklaseinschlüssen, ähnliche finden sich auf den Halden von Abertham. Hin- 
sichtlich ihrer relativen Quantität, herrscht zuweilen der Orthoklas, zuweilen der 
Quarz vor, letzteren Fall beschreibt Zirkel a. a. O., gewöhnlich halten sie sich ziemlich 
die Wage. Ähnlich erscheint es auch hinsichtlich des Verhaltens zur Qualität der 
Grundmasse. Unter den Porphyren von Joachimsthal finden sich solche, welche an aus- 
geschiedenen Gemenstheilen so reich sind, dass sie die Grundmasse zurückdrängen, 
andere dagegen haben ziemlich gleich viele Grundmasse und Einschlüsse, und so 
kann man anderseits das stätige Zunehmen derselben verfolgen, bis man darin nur 
sehr vereinzelte, ja selbst mit freiem Auge gar keine Krystalle wahrnehmen kann, 
und der Porphyr sich als eine hornsteinartige oder feinkömig felsitische Masse 
darstellt. Eine auffällige Abweichung zeigen die Porphyre von Bleistadt, in welchen 
die Gemenstheile an Quantität der Grundmasse nachstehen, und hiebei höchst 
ungleichartig an Grösse sind, so dass man an einem Handstück grosse, mittelgrosse 
und kleine Individuen ausgeschiedener Mineralien in der Grundmasse findet. 

Als accessorische Gemengtheile sind Hornblende und Magneteisen 
(siehe unten) von Zirkel im Joachimsthaler Porphyr nachgewiesen worden. 

Zirkel theilt a. a. ©. p. 244 die mikroskopische Untersuchung zweier 
Felsitporphyre von Joachimsthal mit. 

Der erste mit graublauer, hornsteinartig dichter Grundmasse von splittrigem 
Bruch und zollgrossen weissen blättrigen Orthoklaskrystallen, zahlreichen rauchgrauen 


40 


Quarzkörnern und spärlicher Hornblende zeigte in den grossen (Quarzkrystallen 
viele Wasserporen mit Bläschen, in den Feldspathkrystallen viele unregelmässige 
Einschlüsse von Quarz, Hornblendesubstanz und Magneteisenkörnern, in der Grund- 
masse, welche der des Porphyres vom Donnersberg in der Pfalz gleichkommt, 
zeigte sich ebenfalls Magneteisen neben graulicher Feldspath- und wasserheller 
Quarzsubstanz. 

Der zweite zeigte in einer basaltähnlichen schwarzen, sehr festen Grund- 
masse zahlreiche rundliche Quarzkörner und weniger grünlichgrauen Feldspath. 
Unter dem Mikroskope sah Zirkel im Quarz viele in Streifen und Bänder geordnete 
Wasserporen, und Hornblende in bräunlichen, dünnen Splittern in unregelmässigen 
Massen mit verhältnissmässig grossen eckigen Körnern vom Magneteisen. In der 
Grundmasse ist der Quarz fast gar nicht vertreten, man findet ein weisses Mineral 
durchzogen von grauen bis gelbbraunen Flecken und vieles Magneteisen vorhanden. 
Weitere Untersuchungen über die mikroskopische Struktur des hier auftretenden 
Gesteins sind von Herrn Prof. Boricky zu erwarten. 

Als accessorische Begleiter des Porphyres sind auch hier kieselige Gebilde 
zu bezeichnen, welche auf den Porphyrklüften in Form von Hornstein, Amethyst, 
Quarz u. Ss. w. auftreten und in dieser Art wohl im Joachimsthaler Erzdistrikt eine 
bemerkenswerthe Rolle spielen. Ferner ist hier das Vorkommen von Erzen im 
Porphyr selbst zu erwähnen. Der Porphyr des Danielistollen führt Bleiglanz, 
gediegen Silber, Silberglanz und Rothgiltigerze eingesprengt. Zinnstein dürfte der 
Porphyr des Ziegenschachtes bei Platten führen, es ist mir hierüber zwar keine 
Sicherheit geworden, nur könnte man dieses aus dem Umstande schliessen, dass 
dieser Schachtbau selbst vor Zeiten im Porphyr angelegt wurde, und notorisch auf 
die Gewinnung von Zwittergesteinen betrieben wurde. 

Hinsichtlich ihrer Ausscheidungen kann man unterscheiden: 

1. Quarzfelsitporphyr oder klinoklasfreien Felsitporphyr mit Ausscheidungen 
von Quarz- und Orthoklas-Krystallen. 

a) Mit röthlicher oder röthlichgrauer auch brauner Grundmasse zu Joachims- 
thal, Abertham, am Ziegenschacht, 
b) Mit graugrüner, graugelber oder dunkler Grundmasse zu Joachimsthal. 

Letzterer am Pfaffenberg über der Hütte in losen Blöcken. 

2. Klinoklasführender Quarzporphyr. 

In einer weissen, nichtglänzenden, porzellanartigen Grundmasse liegen 
ungleichgrosse Individuen von weissem Orthoklas, weissem oder rötlichem Klinoklas 
und rauchgraue rundliche Quarzkörner ziemlich sparsam oder in kleinen Gruppen. 

Dieses Gestein tritt bei Bleistadt in einem mächtigen O. W. streichenden 
Gang auf. 

3. Gimmerfelsitporphyr mit einzelnen Glimmerblättchen im Joachimsthaler- 
porphyrzug auf dem Wernerschacht angetroffen. 

Eine sehr eigenthümliche Ausbildung besitzt ein hierhergehörige zwischen 
Pfaffengrün und Abertham an der Grenze des Granites vorkommendes Gestein, 
welches durch eine regelmässige lagenweisse Einstreuung von schwarzen Glimmer- 
partien gneisartig wird. Diese gneisartisen Porphyre sind in der That vielfach 
mit Gneisen verwechselt worden, und dies ist da möglich, wo das Gestein wie es 


41 


manchmal vorkommt, sehr feinkörnig wird. In dem Vorkommen von Werlsgrün, 
dann auf der Fischbacher Halde vor Abertham jedoch unterscheidet man ganz 
deutlich die matte, röthliche, felsitische Grundmasse, und die ausgeschiedenen Quarz- 
und Orthoklaskörner neben dem Glimmer, so dass sich leicht durch Vergleichung 
der Übergang aus den gewöhnlichen Porphyren in diese eigenthümliche Varietät 
erkennen lässt. 

4. Eelsitporphyr, in welchem die hornsteinartige, splittrige, röthliche, graue, 
sraugrünliche Grundmasse bei weitem vorherrscht. Auf den Gängen zu Joachimsthal, 
in welchen die vorherrschende Grundmasse von rother bis blutrother Farbe eine 
feinkörnige Ausbildung hat, am Wolfsberg zwischen Mariasorg und. Ullersgrün. 

Die Absonderungsform ist, so weit sie zu beobachten ist, eine unregel- 
mässig polyedrische, die Stücke sind scharfkantieg. 

Die Porphyre treten im Gebiete vorwiegend gangförmig auf, und zwar 
bilden sie im östlichen Schiefergebiet einen mächtigen Gangzug, welcher sich 
mehrfach trümernd und wieder schaarend längs der Granitgrenze zwischen dem 
Joachimsthaler Stadtgrunde und dem Granit ‘sich vom Fusse des Gebirges bis 
gegen Abertham verfolgen lässt, und wohl bis gegen Johanngeorgenstadt fortsetzt, 
indem der Porphyr des Ziegenschachtes ganz genau mit dem von Joachimsthal 
übereinstimmt. Zwischen Pfaffengrün und Joachimsthal bilden diese auch einige 
kleine Kuppen. Der Porphyr durchsetzt auf diesem Wege, so weit er aufge- 
schlossen ist, die Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer. 

Ausser diesem Vorkommen ist er nur in sehr untergeordnetem Auftreten 
im westlichen Schiefergebiet ebenfalls, als Gang nördlich von Bleistadt, dann bei 
Silbersgrün und bei Pichlberg bekannt. Im Granit des Wolfsberges findet sich 
ebenfalls, wie schon oben bemerkt, ein kleiner Gangtrum des Joachimsthaler Zuges. 

Wie überall kann man auch hier die Bemerkung machen, dass die 
Mächtiskeit des Ganges mit der krystallinischen Ausbildung des Gesteins im 
engen Zusammenhange steht, da die Quarz- und Glimmerfelsitporhyre von den 
mächtigeren Gängen stammen, während schmälere Gangklüfte mit Felsitporphyr aus- 
gefüllt erscheinen. Das Vorkommen von fremden Gesteinsbrocken im Porphyr ist beim 
Abteufen des Wernerschachtes zu Joachimsthal auf den durchsunkenen Gang- 
trümmern mehrfach bemerkt worden. Hier sind es namentlich Glimmerschiefer- 
brocken von verschiedener Grösse, welche eingeschlossen erscheinen. Bei den 
Wolfsberghäusern zwischen Bärringen und Platten fand ich am Abhange des 
Schuppenberges einen grossen Block rothbraunen Porphyr, welcher eine grosse 
Menge faust- bis wallnussgrosser Brocken von Erzgebirgsgranit eingeschlossen 
enthielt. Ein ähnliches Vorkommen wurde mir auch von den Abhängen des 
Hartelsberges gegen Frühbuss bekannt. Hier umschliesst eine felsitische braun- 
rothe Masse, in welcher man keine ausgeschiedenen Gemengtheile sieht, zahlreiche 
scharfkantige Granitbrocken, welche noch ihre eigenthümliche Lage zu einander 
besitzen, wie diese vor dem Eindringen des Porphyrmagmas gestaltet war. 

Ein besonderes Verhalten zeigen die Porphyre der westlichen Gruben- 
abtheilung von Joachimsthal hinsichtlich ihrer Beständigkeit. Während diese 
Gesteine über Tags der raschen Verwitterung weniger ausgesetzt zu sein pflegen, 
und aller Orts durch ihr frisches Aussehen leicht auffallen, zeigen die durch den 


42 


Bergbau aufzeschlossenen Porphyre eine auffällig rasche Zersetzung in eine kaolin- 
artige, knetbare Masse, wie man auf einigen Strecken des Geisterganges wahrnehmen 
kann. Auch da, wo die Morgengänge (z. B. der Kühgang) den Porphyr durchsetzen, 
ist die Gangfüllung resp. die begleitende Gesteinsmasse eine graulich weisse, im 
frischen Zustand knetbare, an der Luft verhärtende Masse von zersetztem Porphyr. 


4. Syenitgesteine. 


Glimmersyenitporphyr. Minette. 


(Grauer Granit, glimmerdioritartiger Granit, Nestergranit z. Thl.) 


In einer feldspathigen Grundmasse liegen viele dunkle Glimmer und 
Feldspäthe, bisweilen auch mehr oder weniger zersetzte Hornblenden. 

Mit dem Namen Glimmersyenitporphyr möchte ein Gestein bezeichnet 
werden, welches schon früher durch sein eigenthümliches Aussehen die Aufmerk- 
samkeit der Geologen beanspruchte. 

Es ist im Erzgebirge selbst wenig verbreitet, scheint in Sachsen ganz 
zu fehlen, tritt aber im Karlsbader Gebirg bei Petschau etwas häufiger auf. 

Joköly nennt das vom ihm am nördlichen Abhang des Blösberg bei 
Abertham, dann bei Lindig im Salmthal und im Eliasgrund (?) aufgefundene 
Gestein „grauer Granit“. Er fand dasselbe namentlich ausgezeichnet durch den 
Reichthum an Oligoklas und Glimmer, während Quarz immer untergeordnet ist. 
„Der Oligoklas ist graulich weiss, der Glimmer tombackbraun, daher die Farbe des 
Gesteins mehr weniger dunkelgrau nüaneirt ist. Accessorisch führt er Amphibol 
und Pyrit.“ Den Glimmerdioriten findet Jok&ly dies Gestein sehr ähnlich, und 
Hochstetter bezeichnet es geradezu als elimmerdioritähnlichen Granit: 

Das fragliche Gestein tritt in zwei Varietäten auf, einer feinkörnigen und 
einer grobkörnigen. 

Erstere zeigt ein feinkörniges porphyrartiges Gefüge, in einer spärlichen, 
lichten, feldspäthigen Grundmasse liegen zahlreiche dunkle Glimmerblätter, wodurch 
dasselbe einem Diorit allerdings sehr ähnlich wird. 

Der Dünnschliff des Gesteines liess nun folgende Zusammensetzung erkennen: 
Das Gestein besteht aus Orthoklas, Klinoklas, Glimmer, Hornblende, Apatit, Quarz 
und einem augitartigen Mineral. Herr Professor Möhl, welchem ich eine Gestein- 
probe mittheilte, fand auch spärlichen Olivin vor. 

Die Grundmasse löst sich in eine trübe gelbliche Orthoklasmasse auf, in 
welcher man Klinoklas in länglichen Leistchen mit der bekannten Zwillingsstreifung, 
braunen Glimmer und bräunlich grüne Hornblendebündel mit der charakteristischen 
Längsstreifung erkennt. Der Apatit ist in grosser Menge in sehr feinen, lang 
gezogenen Individuen vorhanden. Einzelne Individuen scheinen parallel der basischen 
Fläche in ziemlich gleich lange Stücke gebrochen zu sein, welche theils in gestreckter 
theils in geschlängelter Lage hintereinander liegen, auch sieht man wohl zwei 
Individuen dicht an einander gelagert oder mehrere zu einem strahlenförmigen 
Bündel vereiniget oder unter verschiedenen Winkeln sich kreuzen. Der Quarz 


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erscheint als Ausfüllungsmasse eckiger kleinerer und grösserer Hohlräume. Die 
grösseren Individuen lassen im Inneren einen rundlichen Hohlraum erblicken. 
Der Apatit ist vorzugsweise in diesem Minerale sichtbar und erscheint wie durch 
denselben hindurchgespiesst (Zirkel, Mikroskop. Unters. d. Miner. p. 222). Man hat 
den Quarz wohl als sekundäre Bildung aufzufassen. 

Ausser den genannten Mineralien zeigen sich im Gemenge noch trübe grüne 
Flecken, welche ich für eine augitische Umwandlung der Hornblende halten möchte. 

Die grobkörnige Varietät hat ein eigenthümliches an Gabbro erinnerndes 
Aussehen, die graugefleckte Grundmasse enthält zahlreiche bis 2 Centimeter grosse 
Biotitlamellen und Individuen, welche eine srobkörnige Absonderung hervorbringen, 
daneben zahlreiche kleinere, sowie Hornblenden. Klinoklas erkennt man schon 
ziemlich deutlich mit der Lupe. Dagegen ist Quarz nicht unterscheidbar. 

Der Dünnschliff giebt ein dem vorigen analoges Bild, nur erscheinen die 
Individuen durchwegs grösser, der Klinoklas tritt in bei weitem grösserer Menge 
auf, während der Apatit in kurzen Säulen und Sechsecken sparsamer vorhanden 
ist. Quarz ist auch hier das jüngste Element. 

Letztere Varietät wurde im chemischen Laboratorium der k. k. deutschen 
technischen Hochschule von den Herren Emil Kögler und Benj. Reinitzer einer 
Analyse unterworfen, welche folgendes Resultat lieferte: 

Kieselsäure 51.34 


Thonerde 

Eisenoxyd | 20 
Kalkerde 7.05 
Kali 4.05 
Magnesia 3.51 
Natron 3.79 
Phosphorsäure 1.55 
Wasser 2.18 


Ein Aufbrausen des frischen Gesteines bei Behandlung mit Säuren konnte 
ich nicht bemerken. \ 

Der geringe Kieselsäuregehalt, welchen die Analyse nachweist, so wie das 
Auftreten des Quarzes nach dem Dünnschliff lassen es nicht zu, dieses Gestein 
fernerhin unter die Granite zu stellen, seiner mikroskopischen Zusammensetzung 
nach reiht es sich viel ungezwungener dem von Vogelsang aufgestellten Typus 
der Syenite an (Verel. Vogelsang über die Systematik der Gesteinslehre. Zeitsch. 
d. deut. Geol. Gesell. Jahrg. 1872 p. 538). Aber auch hier schwankt das Gestein 
durch seinen Reichthum an Klinoklas nach dem Diorittypus hinüber. Dadurch ist 
nun, wie mir scheint, recht deutlich der Charakter des Gesteins als Minette 
gekennzeichnet, die wir auch von Vogelsang unter beiden Typen als Glimmersyenit- 
porphyr und Glimmerdioritporphyr, je nach ihrem Übergewicht an Orthoklas 
oder Klinoklas untergebracht finden. 

Im vorliegender Falle hat mich die deutliche Orthoklasgrundmasse, welche 
im feinkörnigen Gestein überwiegt und im grobkörnigen zum Mindesten reichlich 
vorhanden ist, bestimmt, mich für die strietere Bezeichnung dieser Minette als 
Glimmersyenitporphyr zu entscheiden. 


44 


Die chemische Zusammensetzung des Gesteins stimmt übrigens wohl überein 
mit den von Pauly bekannt gemachten von Minetten des Odenwaldes (Neu. Jahrb. 
für Miner. und Geol. 1863 p. 269 u. 311). 

Im Erzgebirge sieht man dieses Gestein nur in kleinen Massen von 
undeutlicher Begrenzung bei den Zechhäuseln unter Abertham, am Wege gegen 
den Blösberg am linken Gehänge des Modesgrundes, in der kleinkörnigen Form 
an der Grenze gegen die Glimmerschiefer und Porphyr anstehen. Von hier lässt 
es sich östlich in einem Streifen bis an die Joachimsthaler Strasse verfolgen, wo 
das Gestein dann in losen Blöcken in der grobkörnigen Form gefunden wird. 

Im Karlsbader Gebirge bildet das Gestein bei Petschau oberhalb Wasser- 
häuseln eine nesterartige Einlagerung im Granit, während die glimmerreiche 
grobkörnige Varietät in Petschau selbst gelegentlich eines Hausbaues gangförmig 
im Granit angetroffen wurde. “ Hochstetters Bezeichnung „Nestergranit“, soweit 
diese eben auf unser Gestein zu beziehen ist, ist jedenfalls für die Lagerungsform 
treffend. Das Auftreten des Gesteines entspricht aber auch den anderwärts, 
in den Vogesen und im Odenwald beobachteten Verhältnissen. Immerhin scheint 
es mir aber möglich, dass das Gestein eine mit dem Granit zusammenhängende 
Bildung sei, eine eigenthümliche concretionäre Ausscheidung, was sich bisher bei 
den mangelnden guten Anschlüssen noch nicht feststellen liess, jedoch bei den 
zu erwartenden Untersuchungen des Karlsbader Gebirges wohl zu Tage treten wird. 


4. Dioritgesteine. 


Die hierher gehörigen Gesteine werden von den Geologen theils als 
Grünsteine, theils als Diorite oder dioritische Gesteine, zum Theil als Eklogit 
bezeichnet. Soweit es die Untersuchung mit dem Mikroskope gestattet hat, habe 
ich es versucht, dieselben etwas weiter auseinander zu halten und zwar in Diorite 
und Hornblendefelse, welche letztere an gehörigem Orte beschrieben werden. 

1. Diorit. 

Ein krystallinisch körniges Gemenge von Amphibol und Klinoklas, wozu‘ 
sich Orthoklas und Glimmer gesellen. 

Die hierher gehörigen Gesteine unseres Gebirgsdistriktes sind alle durch 
eine sehr feinkörnige, fast dichte Struktur ausgezeichnet, so dass sie sich nur 
unter dem Mikroskop in ihre Bestandtheile auflösen lassen. Sie erscheinen als 
dunkelgrüne, schwarzgrüne Gesteine mit mattem unebenen Bruch, auf welchem 
man nur einzelne schwarze glänzende Amphibolnädeln und Bündel wahrnimmt, 
welche in einer grünen Grundmasse liegen. Daneben bemerkt man weissliche oder 
lichtgraue Pünktchen von Feldspath. Hie und da erscheint auch eine grössere 
Partie Amphibol und einzelne grössere Feldspathkörner ausgeschieden. Als accesso- 
rischer Gemengtheil macht sich Pyrit in eingesprengten Partien bemerkbar. Aus 
seiner Zersetzung resultiren braune Flecken im Gestein und auf Klüften desselben. 

Unter dem Mikroskope erscheint der Amphibol in Gestalt von grünen 
Nadelmassen, welche zum Theile die charakteristische Längsstreifung erkennen 
lassen, zum Theile matt erscheinen und in Chlorit oder Augit umgewandelt sein 


45 


mögen. Diese Nadelbündel bilden zuweilen ein eigenartiges Netzwerk um die 
Feldspäthe, zuweilen auch finden sich einzelne Körner in dem Amphibol eingeklemmt. 
Der Klinoklas erscheint mehr oder weniger in langen Leistchen einzeln 
zwischen den Amphibolindividuen oder auch in grösseren Partien weiss oder 
grünlich, zuweilen trübe. 
Neben diesem macht sich auch Orthoklas in einer manchmal auffälligen 
Weise bemerkbar. Herr Prof. Möhl, welchem ich eine Probe des Diorits von Heng- 
stererben übersandte, fand darin den Orthoklas über den Oligoklas vorwiegend. 
Auffällig erscheint der Mangel von den sonst so häufig auftretenden 
Gemengetheilen Apatit und Magneteisen in den Dioriten von dem Hengstereben 
Aberthamer Lager. 
Eine Infiltration von Quarz lässt sich in dem Gestein hie und da bemerken. 
Der Diorit von Abertham wurde im Laboratorium der k. k. Universität 
einer Analyse unterworfen, welche folgende chemische Zusammensetzung des 
Gesteins ergab: 
Kieselsäure 37.50 
Thonerde 11.44 
Eisenoxydul 14.58 
Manganoxydul 512 


Kalkerde 8.55 
Magnesia 4.53 
Natron 5.0 
Wasser 13.02 
95. 


In dieser Analyse muss der ungemein niedrige Gehalt an Kieselsäure 
gegenüber anderen Dioriten (Vergleiche Roth Gesteinsanalysen pag. 26 und Bei- 
träge zur Petrographie der plutonischen Gesteine pg. XVII ff) auffallen. 

Das Gefüge des Gesteins ist feinkörnig, die Struktur kurz und grobschieferig. 
Das Gestein tritt im Erzgebirge in Form eines Lagerganges zwischen Hengstererben 
und Bärringen im Glimmerschiefer auf. Nördlich von Abertham ragt das Gestein 
in Form eines ruinenartigen Blockwalles über den Boden hervor. Hier zeigt das 
Gestein eine grobblöckige polyedrische Absonderung. 

In Form grosser Blöcke, welche wohl unentblöste Gänge verrathen, finden 
sich Diorite auch im westlichen Schiefergebiet zwischen Graslitz und Konstadt. 

Im Dorfe Schoenau bei Graslitz liegen an der Strasse nach Konstadt 
zahlreiche Blöcke, welche ein kleinkörniges Gefüge besitzen, und deutlich lichtgrüne 
und dunkelgrüne Körner als Feldspath und Amphibol unterscheiden lassen, dazwischen 
sieht man auch noch kleine Pyrite glänzen. Die Verwitterungsrinde ist braun und 
lässt Klinoklaskrystalle erkennen. Im Dünnschliff zeigt sich der Klinoklas trübe 
und sparsam. Die Hornblende bildet ziemlich grosse zusammenhängende Massen. 
Auch Magneteisen kommt in einzelnen Körnern vor. 

In Konstadt selbst findet man Blöcke, welche ein deutliches Korn und 
schieferiges Gefüge besitzen, indem hier die dunkelgrünen Amphibole nach einer 
Richtung gelagert sind, dazwischen liegt matter, gelblich weisser Klinoklas. Das 
schon stark umgewandelte Gestein lässt jedoch weiter keine Untersuchung zu. 


46 


2. Epidiorit. 


Mit diesem Namen belegt Gümbel (Die palaeolitischen Eruptivgesteine des 
Fichtelgebirges) ein Gestein, welches aus Hornblende, Augit, spärlichem Klinoklas 
und Magnetitkörnern besteht, und welches gangförmig in vor- oder silurischen 
Schichten des Fichtelgebirges auftritt. 

' Westlich vom Graslitzer Friedhof steht im Quarzschiefer in einem kleinen 
Bruch ein kryptomeres Gestein an, welches im frischen Bruche dunkel, an der 
Luft aber lichter und mehr ‚grün wird. Weiter hin auf dem Wege nach Ruhstatt 
liegt es in grossen Blöcken unter dem Graslitzer hohen Stein. 

Es gleicht im Äusseren völlig dem von Gümbel als Epidiorit een 
Gesteinen von Tiefengrün und Koditz. Das Gestein erweiset sich im Dünnschliff über- 
einstimmend mit dem Fichtelgebirgsgestein. Man sieht deutlich grüne Hornblende, 
welche zarte fächerförmige Nadelsträusschen bildet, gelbgrünen Augit in Bündeln 
dazwischen und ein sattgrünes Mineral von staubigem Aussehen, das man für 
Chlorit halten kann. Magneteisen kommt in einzelnen Körnern und Häufchen darin 
vor. Der trikline Feldspath findet sich nur ganz spärlich im Gestein, so dass 
ich anfänglich an einen Hornblendefels denken wollte. 

Mit den Angaben Gümbels stimmt auch der Umstand überein, dass das 
Pulver mit Salzsäure behandelt merklich lichter wird. Dagegen differirt die chemische 
Constituion in bemerkenswerther Weise. 

‘Das Gestein vom Graslitzer Friedhofe wurde im chemischen Laboratorium 
der k. k. deutschen technischen Hochschule von den Herrn Benj. Reinitzer und 
Emil Kögler einer Analyse unterzogen und zeigte folgende Zusammensetzung : 

Kieselsäure 50.68 
Eisenoxydul 21.99 
Thonerde 13.92 


Kalkerde 8 

Mangan Spuren 

Magnesia Spuren 

Kali 0.64 

Natron 4.45 , 
Wasser 11.64 


Bei Konstadt findet sich gleichfalls ein Lagergang und zahlreiche Blöcke 
dieses Gesteines, welches eine entschieden grüne Farbe hat. Die Hornblende zeigt 
deutlich ihre Faserung und zuweilen eine blättrige Struktur. Unter dem Mikroskope 
findet man keinen Unterschied von dem vom Graslitzer Friedhof. 

Bei Joachimsthal finden sich am Gehänge des Pfaffenberges in der Gegend 
der Hütte ebenfalls Findlinge eines grünschwarzen kryptomeren Hornblendegesteins 
im Glimmerschiefer, welche feine nadelförmige, grüne Amphibole in straussartigen 
Bündeln, wenig Klinoklas und Magneteisenkörner in Häufchen und verschiedenen 
Gruppen zeigen, daher auch als Epidiorite anzusprechen sind. 


5. Basalt-Gesteine. 


Durch die umfassenden Untersuchungen der Basaltgesteine durch Zirkel, 
Möhl, Boricky u. A. wurde die Thatsache klar gestellt, dass sich unter einem 
eleichartigen äusseren Gewande der Zusammensetzung nach ganz verschiedene Ge- 
steine verbergen, in welchen man nach dem Vorgange Vogelsangs zwei verschiedene 
Gesteintypen erkennt, Basalte und Basite, von welchen erstere zusammen- 
gesetzt aus Klinoklas, Augit, Magneteisen, Olivin, wobei Hornblende und zuweilen 
Nephelin als Hypergemengtheile auftreten, den Feldspathbasalten Zirkels und an- 
derer. Petrographen entsprechen; letztere bestehend aus einem löslichen Silicat 
d. i. Nephelin, Leucit, Hauyn oder Nosean, Augit, Magneteisen und Olivin, Horn- 
blende und Glimmer als Hypergemengtheile führend, werden als Nephelin-Leueit- 
Hauyn-Nosean-Basalte, oder Nephelinit, - Leucitophyr, Hauynoophyr u. s. w. 
unterschieden. 

Bereits von Zirkel (Die Basaltgesteine p. 168), dann von Möhl (Die Basalte 
und Phonolithe Sachsens. Nova acta Acd. Leop. Carol. B. XXXVI. Nro. 4) und 
von Boricky (Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens p. 109) 
“ wurde das Vorherrschen der Nephelin und Leueit führenden Basalte im Erzgebirge 
nach den bis dahin bekannt gewordenen Daten hervorgehoben. 

Die Basalt-Gesteine aus dem westlichen Erzgebirge sind mit. Ausnahme 
der von Möhl von zwei Fundorten an der Grenze beschriebenen noch nicht bekannt 
gemacht worden. Ich habe mir es daher angelegen sein lassen Gesteinsproben 
von den verschiedenen Punkten zu sammeln, welche ich meinem verehrten Herrn 
Collegen Boficky zur Untersuchung übergab. Es ist zu erwarten, dass derselbe 
seine obenerwähnten petrographischen Studien an den Basalten Böhmens bald 
durch einen weiteren Band erweitern wird, in welchem dann die ausführliche 
Beschreibung der untersuchten Basaltgesteine dieser Gegend ihren Platz finden 
wird. Dorthin verweise ich vorläufig den geneigten Leser, und erlaube mir nur 
so viel über die Resultate der Untersuchungen mitzutheilen, als eben zum Ver- 
ständniss und zur Vollständigkeit meiner Arbeit nöthig erscheint. 

Die Gesteine, welche von hier untersucht wurden, bestätigen die bisher 
gemachte Erfahrung über den Typus der Erzgebirgischen Basalte; sie sind sämmtlich 
Basite u. zw. vorwiegend Nephelingesteine, welche einzelne Leueitkıystalle ent- 
halter. Indem ich auch für die allgemeine Beschaffenheit dieser Gesteine auf die 
ausführliche Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Boricky hinweise, begnüge ich mich 
folgende Gesteine als hierhergehörig aufzuführen: 

I. Leucitführende Nephelingesteine. 


1. Basaltgang im Glimmerschiefer beim Bahnhof Dasnitz. Ist ein olivin- 
reicher Nephelinbasalt mit etwas Leucit zum Theil mit minder individuali- 
sirtem Nephelin (ähnlich dem Basalte von Kozakow.) B.*) 

2. Basaltgang im Phyllit im Schönauer Wald W. Graslitz. Ist ein olivin- 
reicher Nephelinbasalt, der etwas Leucit enthält, und dessen Nephelin 
zum Theil minder individualisirt ist. 2. 


*) B von Boficky, Z von Laube untersucht. 


\“ 


48 


DS) 


ot 


10. 


bil 


12. 


. Basalt vom Blösberge. Steinbruch bei Kaff. Ist ein fast olivinfreier 


Nephelinbasalt. 2. 


. Basalt von der Kuppe des Blösberges. Leueitführender Nephelinbasalt. 


Olivin fehlt oder ist sehr sparsam vorhanden. Nephelin und Leueit sind 
meist minder individualisirt. B. 


. Basalt vom Jugelstein, eine Kuppe bei Joachimsthal. Ein leueitreicher 


Nephelinbasalt, der spärlichen Olivin enthält (ähnlich dem Basalt vom 
Rücken der Paskopole.) B. 


. Basalt von der Kuppe an der Glücksburg bei Wittigsthal. Eine fein- 


körnige aus Augit, Nephelin, veränderten Nephelinglas, Leucit, Magnetit, 
sowie Glimmer und Melilith zusammengesetzte Grundmasse mit Zeolith- 
nadeln, mikroskopischen Augitkrystallen und serpentinisirtem‘ Olivin. 
Möhl a. a. O. p. 76. 


. Basalt von Johann Evangelisten-Gang in Joachimsthal. Nephelingestein mit 


zumeist undeutlich individualisirten Nephelin- und zahlreichen Glimmer- 
blättchen und einzelnen undeutlichen Leueit- oder Hauynkörnern. L. 


. Basalt von Kühgang auf der Einigkeit Joachimsthal. Nephelingesteine 


mit undeutlichen Nephelinkrystallen und zahlreichen Olivinpartikeln. L. 


. Basalt aus einem Eisensteinschurfschacht bei Pfaffengrün. Nephelingestein. 


Die Nepheline sind ziemlich gross, mit grossen Augiten einzelnen (?) Hauynen. 
Glaspartikeln, welche Flocken von Nadeln enthalten, sind bemerkbar. L. 
Basalt in grossen Blöcken unter der Antonieisensteinzeche am Wege nach 
dem Hainzenteich. Ein leueitführender sehr augitreicher Nephelinbasalt, 
der nur sehr sparsam mikroskopischen Olivin enthält. Die kurz rektangu- 
lären Nephelinlängsschnitte und Hexagonquerschnitte schliessen spärliche 
unregelmässig gelagerte Mikrolithe ein. B. 

Basalt vom Illmerberge, eine Kuppe bei Heinrichsgrün. Ist ein Leueitoid- 
basalt d. h. Basalt mit minder individualisirtem Leueit, denn derselbe 
enthält eine farblose, im polarisirten Lichte dunkle, scheinbar homogene 
Substanz, die nur stellenweise polygonale Umrisse zeigt, aber flocken- 
artig oder mehr weniger rundlich angehäufte Mikrolithe und kleine 
Kryställchen eingeschlossen enthält. Ausser recht zahlreichem Nephelin 
sind vereinzelte, lange, farblose Feldspathkryställchen ziemlich gleich- 
mässig vertheilt. Olivin ist sparsam, Augit erscheint zuweilen in Durch- 
kreuzungszwillingen. B. 

Basalt von Tippelsgrün. Mittlere Kuppe. Feldspathfreier augitreicher 
Leucitoidbasalt, der Nephelin und etwas Biotit enthält. 2. 


II. Hauynbasalte (Hauynophyr). 
13. Basalt (Hauynophyr) vom Spitzberg bei Gottesgab. In einer sehr trüben 


14. 


Grundmasse makroporphyrischer Augit, Hauyn, Zirkon (?), Titaneisen, Apatit 
wahrscheinlich Nephelin, Porphyrischer Hauynbasalt Möhl a. a. O. p. 69 
tab. III. IV. fig. 8. 

Basalt von der Steinhöhe bei Hengstererben. Ist ein olivinfreier hauyn- 
reicher Nephelinbasalt (Hauynophyr). Die Hauyndurchschnitte, ziemlich 
deutlich begrenzt, sind meist mit gelblichbraunem Staube dicht oder 


49 


locker erfüllt. Die weisen auf die Comb. 0:0. Ausserdem scheint auch 
Leueit vorhanden zu sein. 2. 

15. Basalt von der Südseite der Steinhöhe in losen Blöcken westlich vom 
St. Mauritius-Zinnwerk. Ist ein nephelin- und hauynreicher Leucitbasalt, 
dessen feldspathähnliche Bestandtheile (Leueit, Hauyn, Nephelin) reichlich 
vertreten sind. Die Leueitdurchschnitte sind reich an rundlichen und wirr 
gelagerten Mikrolithen. Als Hauyn werden die mit bläulich- oder gelblich- 
grauem Staub erfüllten, recht zahlreichen Polygone angesehen. Olivin 

scheint gänzlich zu fehlen. B. 

Unter den accessorischen Gemengtheilen tritt der Olivin am meisten 
hervor. Er ist namentlich in den Gesteinen des Illmerberges, Hechtenhöhe, am 
Kleebühl, im Schönauer dann im Kühgänger Basalt häufig vorhanden, und bildet 
im Gestein des Kleebühls bis wallnussgrosse Mandeln. Magneteisenerz erscheint 
im Gestein des Kleebühls, namentlich aber in dem des Jugelsteins stark aus- 
geschieden, es finden sich davon Knollen bis zu einigen Kubikzoll Rauminhalt 
(Oberbergamtsammlung in Joachimsthal). Augit erscheint in Krystallen ausge- 
bildet im Kleebühl, am Jugelstein, vereinzelt im Gestein von der Steinhöhe und 
dem Spitzberg bis Gottesgab. Biotit findet sich vorwiegend in einzelnen ziemlich 
grossen Partien im Spitzberggestein, in einzelnen Blättchen auch in den Joachims- 
thaler Gangbasalten. Basaltglas von dunkelgrüner Farbe findet sich im Basalt 
vom Pfaffengrüner Berg. 

Die Basalte sind vorwiegend von dichter, eine gleichmässige homogene 
Masse darstellender Textur. Seltener erscheinen sie durch den Olivin, noch 
seltener durch den Augit porphyrartig ausgebildet. Mandelsteinartige Basalte sind 
nur von der Dreibrüderkuppe und vom Kleebühl bekannt. 

Die Absonderungsformen der Gesteine sind verschieden. Zumeist in den 
Kuppen finden sich die säulenförmigen, recht schön an der Pfaffengrüner Kuppe, 
am Jugelstein, Blösberg und Illmerberg, weniger deutlich am Spitzberg, an der 
Steinhöhe u. a. O. Sphäroidische Absonderung zeigt der Basalt vom Flötzberge 
bei Unterrothau, dessen eigenthümliche Kugelbildungen Jokely beschreibt und 
abbildet. Sphäroidische mehr ins unregelmässig polyedrische übergehende Abson- 
derungen findet man am Blösberg oberhalb Kaff und um die Steinhöhe und den 
Spitzberg bei Gottesgab. Der Basalt in den Gängen stellt zumeist eine compacte 
unregelmässig geklüftete Masse dar. 

Der Basalt bildet in diesem Theile des Erzgebirges vorzugsweise Gänge 
und Kuppen. Erstere sind z. B. bei Dasnitz im Glimmerschiefer, im Schönauer 
Wald bei Graslitz im Phyllit, dann im Gebiete von Joachimsthal, wo sie vielfach 
durch Grubenbau aufgeschlossen sind. (Wackengänge der Bergleute zum Theil z. B. 
Kühgänger, Evangelistengänger Wacke). Gangkuppen, weil sie wie das Ausgehende 
eines mächtigen Ganges aussehen, sind die Pfaffengrüner Kuppe und der Jugelstein, 
Kuppen im allgemeinen der Blösberg, Spitzberg, die Tippelsgrüner und Heinrichs- 
grüner Basaltberge. Eine sekundäre Kuppe, wohl der Rest einer einst mächtigen 
Decke, die sich weit über das Erzgebirge ausbreitete, oder doch eines Stromes, 
den man mit dem Gottesgaber Spitzberg in Verbindung bringen muss, und wozu 
wohl auch das kleine Depöt bei Försterhäusern gehört, ist die Steinhöhe bei 

4 


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Seifen, an welcher man noch die horizontale Ausbreitung so wie die für Decken 
bezeichnende senkrechte Absonderung deutlich erkennt. Als eine besondere Eigen- 
thümlichkeit möge hier noch erwähnt werden, dass manche dieser Kuppen bedeutend 
auf die Magnetnadel wirken. Am bemerkenswerthesten thut dies der Jugelstein ; 
dieser stellt eine in die Nähe gebrachte Inclinationsnadel senkrecht und lenkt die 
Nordspitze des Compasses in allen Stunden, je nachdem man sich der Basalt- 
kuppe von dieser oder jener Seite nähert, durch Ost oder West, selbst nach Süd 
ab. Jokely behauptet daher, der Jugelstein sei polarisch magnetisch. Nachdem 
ich aber in Erfahrung gebracht habe, dass die Nordspitze, von der Südseite dem 
Berge genähert, in ihrer Richtung bleibt, kann ich nur gemeinen Magnetismus im 
genannten Berge annehmen, und dürfte Jok&ly’s Angabe auf einer Täuschung beruhen. 
Auch die Dlösbergkuppe lenkt eine in ıhre Nähe gebrachte Nadel um 4—5 Stun- 
den ab, ebenso dürften sich auch die übrigen Kuppen verhalten. Weniger magnetisch 
wirken die Gänge. Ich habe Herrn Bergverwalter von Kraft gebeten den mächtigen 
Kühsänger Basalt auf dem Danielistollen in Joachimsthal nach seinem Einfluss 
auf die Nadel zu prüfen. In Folge dessen theilte dieser mir mit, dass nur in 
allernächster Nähe mit eimer empfindlichen Markscheidebussole eine sehr geringe 
Ablenkung bemerkbar werde. 

Die Basalte treten sowohl im Schiefergebirge als im Granit auf, man 
kann jedoch ihre Zunahme nach Osten hin gegen den Duppauer Basaltstock, zu 
welchem sie wohl in Beziehungen stehen deutlich erkennen. 

Im Anhange hieran mögen nun die Zersetzungsprodukte der Basalte und 
eine eigenthümliche Tufibildung erwähnt werden, welche im Joachimsthaler Erzrevier 
bergmännisch aufgeschlossen wurden und gleichfalls mit dem Namen „Wacken“ 
belest sind. Als eigentliche Basaltwacke kann man die sogenannten Geister- 
gänger- und Andreasgänger Wacke bezeichnen, Es ist dies eine scheinbar homo- 
gene, dichte, grünlichgraue oder bläulichgraue Masse von mattem Aussehen, im 
Striche aber glänzend und etwas fettigem Anfühlen. Im frischen Zustande weich, 
an manchen Stellen fast knetbar, wird sie an der Luft rasch hart und zerfällt 
in unregelmässige polyedrische Stücke. In der Masse selbst sieht man übrigens 
unter der Lupe, oft auch mit freiem Auge, deutliche Augitkryställchen und 
Augitfragmente sowie Pyritilimmerchen. Zuweilen scheinen die Augite zersetzt zu 
sein und nur in Form von unregelmässigen oder länglichen -schwarzen Flecken 
angedeutet (Geistergänger Wacke!). 

Die Wacken bilden wie die wirklichen Basalte Gangausfüllungen, sind 
jedoch in der Regel von minderer Mächtigkeit als diese, weshalb sie wohl eher 
in ihr gegenwärtiges Stadium umgewandelt werden konnten. 

Mit dem Namen Putzwacke bezeichnet der Joachimsthaler Bergmann ein 
ebenfalls gangartig auftretendes, weil eine Kluft ausfüllendes Gestein, welches seiner 
Beschaffenheit nach ein mit vielem Biotit gemengter dunkelgrauer bis schwarzer 
Basalttuff ist, der ausser zahlreichen Bruchstücken und Geschieben fremder Gesteine 
auch einst das von Unger unter dem Namen „Ulminium dilwiale“ beschriebene 
fossile Holz lieferte. Der in diesem Gestein vorkommende Biotit deutet darauf 
hin, dass es wohl genetisch mit dem Leueitophyr von Böhmisch-Wiesenthal, der 
ebenfalls an diesem Mineral sehr reich ist, in Zusammenhang gebracht werden dürfte. 


I. Krystallinische Schiefergesteine. 


Die Gesteine, welche die den Neudekergranitstock umhüllende Schiefer- 
zone bilden, sind durchwegs der Gruppe der metamorphischen oder krystallini- 
schen Schiefer angehörig und entsprechen nach ihrer Zusammensetzung und Folge 
genau jener längst bekannten Anordnung, wornach die Reihe einerseits mit dem 
am meisten krystallinisch ausgebildeten, durch drei wesentliche Gemengtheile aus- 
gezeichneten Gneis als dem ältesten Gliede beginnt, und mit dem wenigst krystal- 
linischen, in seinen Gemengtheilen wenig oder gar nicht unterscheidbaren Urthon- 
schiefer als jüngster Bildung endist. Alle Glieder der Reihe sind mit einander 
innigst durch Übergänge verbunden, so dass man in diesen Übergängen kaum zu 
entscheiden vermag, ob man ein solches Gestein dieser oder jener Art zutheilen 
solle, und die Ansichten der Gelehrten gehen in diesem Punkte sehr individuell 
auseinander. 

Einen recht klaren Beweis hiefür bietet ein Vergleich der Karten der 
älteren sächsischen Landesaufnahme und der geolog. Reichsanstalt über das Gebiet, 
welches ich hier zu beschreiben versuche. Man wird hier finden, dass auf der 
sächsichen Karte die als Glimmerschiefer bezeichneten Gesteine eine Ausdehnung 
besitzen, welche sie auf der österreichischen nicht gewinnen. Beispielweise finden 
wir auf der Seite vor Graslitz zwischen dem Granit und Urthonschiefer einen 
Streifen Glimmerschiefer verzeichnet, während auf der österreichischen der Urthon- 
schiefer bis an den Granit heranreicht. Diese Verschiedenheit, welehe man auch 
anderwärts wahrnehmen kann, entspringt lediglich aus der Auffassung des hier 
auftretenden Gesteines, indem dieses von den sächsischen Geologen dem Glimmer- 
schiefer, von Jokely dem Urthonschiefer zugezählt wird. 

Das Mittelglied zwischen den beregten zwei Gesteinsarten nun vereiniget 
in der That die verschiedenen Charaktere derselben in einer solchen Weise, dass 
man oft schwierig entscheiden kann, welcher Ansicht man beipflichten solle, denn 
wenn man auch für die Vorkommen einer Zone nach der grösseren oder geringeren 
Ähnlichkeit das Gestein unterscheiden kann, so lassen sich doch durch ander- 
weitige Vorkommen die Glieder so interpoliren, dass die Reihe der Übergänge 
eine ganz vollkommene wird. 

Was nun die obengedachte Ansicht der Geologen über die Gesteine der 
westlichen Schieferzone anbelangt, so kann ich nicht umhin der von Jokely an- 
genommenen Trennung der Gesteine den Vorzug zu geben, die ja auch Zirkel 
adoptirt hat. Weniger zutrefiend erscheint mir Jokely's Angabe über das Verhalten 
der Phyllite und Glimmerschiefer im Contacte zu Eruptivgesteinen. Ersteres 
Gestein wird in die eigenthümlichen Contactschiefer, Frucht-, Knoten-, Garben-, 
Fleckschiefer umgewandelt, während der Glimmerschiefer in der Nähe des Granites 
nur durch Aufnahme von Feldspath, also durch Übergänge in Gneiss charakterisirt 
sein soll. Ich fand auch Glimmer- Fleck- und Knotenschiefer. 

Ebenso steht meine Ansicht hinsichtlich der als Gneis auf der öster- 
reichischen und sächsischen geologischen Karte bezeichneten Gesteine bei Hein- 
richsgrün und Brand mit dem bisher Geltenden im Widerspruche, da mich meine 

4* 


52 


Erfahrungen belehrt haben, dass diese Gesteine, deren gneisartiger Charakter aller- 
dings nicht geläugnet werden kann, im engsten Zusammenhang mit den Glimmer- 
schiefern stehen, mit denen sie sogar wechsellagern, daher ich zwar von gneisartigen 
Gesteinen reden kann, aber nicht um damit metamorphisches Gestein vom bestimmten 
Alter, sondern nur besondere Modifikationen von Glimmerschiefer zu bezeichnen, 


1. Gneisartige Gesteine. 


Gneis ist ein Gemenge von Quarz, Feldspath und Glimmer mit schiefriger 
Textur und deutlicher Schichtung. 

Unter diese Gesteine gehören zweierlei Gebilde des westlichen Erzgebirges. 
Die einen kommen bei Frauenreuth, Oberschossenreuth, bei Heinrichsgrün und 
zwischen Oberbrand und Pfaffengrün, dann am Pfaffenberg bei Joachimsthal auf 
den Herrnäckern vor. 

Es sind dieses mehr oder weniger quarz- oder glimmerreiche Schiefer, 
welche durch die Aufnahme von rundlichen Feldspathkörnern gneisartig werden. 

Das Frauenreuther Gestein ist licht gefärbt, sehr quarzreich, führt weissen 
Glimmer und mehr oder weniger vereinzelte Orthoklaskörner. Durch Verwitterung 
dunkelt es, und die Feldspäthe erscheinen darin als weisse Flecke. Der von 
Hochstetter (a. a. ©. p. 35) beschriebene Gneisglimmerschiefer aus dem Böhmer- 
wald von Lakaberg, Fallbaum, Hochfiedert, Brennerberg scheint diesem Gestein 
zu gleichen, bis auf den Einschluss von Granat, welcher hier fehlt. Das Gestein 
von den Herrnäckern bei Joachimsthal ist ihm ähnlich, aber glimmerreicher und 
grau. In der Verwitterung treten die Feldspathkörner, welche reichlicher vor- 
handen sind, knotig hervor. 

Das Gestein von Heinrichsgrün enthält an manchen Stellen sehr viele 
runde Orthoklaskörner und ist dabei sehr glimmerreich, geht aber durch feldspath- 
ärmere Varietäten nach und nach in Glimmerschiefer über. Ihm gleichen die 
Gesteine bei Oberbrand, nur dass hier auch feinkörnige Gemenge vorkommen. 

Die Zusammengehörigkeit dieser Gneise mit den Glimmerschiefern geht 
am besten aus dem Umstande hervor, dass sie nach und nach wirklich durch 
Verlust des Feldspathes in dieses Gestein übergehen. Ja man findet zwischen 
die feldspathführenden feldspathfreie eingelagert, wie dies sowohl auf der säch- 
sischen Karte zwischen Frauenreuth und Schossenreuth angedeutet ist, und 
wie man es auch zwischen Rossmeissl und Unter-Neugrün beobachten kann, wo 
ebenfalls eine feldspathfreie Partie den feldspathführenden eingelagert ist. Ähnliche 
Verhältnisse bietet auch die Gegend zwischen Oberbrand und den Herrenäckern. 

Auch Jokely hat die Zusammengehörigkeit dieser gneisartigen Gesteine 
mit den Glimmerschiefern erkannt und dafür den, wie mir scheint, sehr passenden 
Namen „Gneisglimmerschiefer“ gewählt. 

Darin aber eine Contaetwirkung des Granites erkennen zu wollen, möchte 
ich für dieses Gestein dahin gestellt sein lassen. Es ist zwar wahr, dass diese 
Gesteine im westlichen Schiefergebiet unmittelbar und nur in der Nähe vom 
Granit bei Heinrichsgrün und Frauenreuth vorkommen, auch im östlichen Gebiet 
den Granit tangiren. Aber ich mache darauf aufmerksam, dass östlich von Joachims- 


- u. N <= Ännn 
U EEE — = 


53 


thal im Zeileisen- und Stübnersgrund, wo sie vom Granit beträchtlich entfernt 
sind, diese Gesteine, wie sich Jedermann überzeugen kann, bei weitem mehr 
entwickelt sind als an den oben genannten Orten, und dass man das Vorkommen 
hier eher als eine zum Theil aus dem Zusammenhang gerissene Partie, anderen 
Theils als eine Wiederholung derselben auffassen muss, die wohl älter als die 
überlagernden Glimmerschiefer, aber ohne Einfluss des Granites zur Ausbildung 
im Wege der Metamorphose kam. 

Ähnliche Gesteine kommen, wie auch Jokely bemerkt, im Fichtelgebirge 
vor, und Gümbel hat für sie den Namen Phyllitgneis vorgeschlagen. Ich fand in 
der That Belegstücke in der kel. bayr. geolog. Anstalt, welche mit dem Heinrichs- 
srüner vollkommen übereinstimmen. Nichtsdestoweniger aber kann ich nur dem 
Jokelyschen Namen den Vorzug geben; erstlich weil er unzweideutig den Glimmer- 
schiefercharakter ausdrückt, dann weil ich mich überzeugt habe, dass der Name 
Phyllitgneiss auf Gesteine ausgedehnt wird, weiche ganz anderer Natur sind. 
2. B. die sogenannten Phyllitgneise des Taunus. 


Die zweite Art gneisähnlichen Glimmerschiefers findet sich am Abhang des 
Aschberges bei Graslitz vom Dorf Aschberg bis herab nach Hintersilberbach, 
dann zwischen Pfaffengrün, Werlsgrün und der weiten Wiese bei Abertham, endlich 
im Blasiusstollen bei Hengstererben und auf den Lehnerstauden nördlich von Neudek 
in einer vom Granit eingeschlossenen Partie. An allen Orten demnach in un- 
mittelbarer Nähe und als ein schmales Band dem Granit aufgelagert. 


Auch hier wird nirgends der Glimmerschiefercharakter verläugnet. Das 
dünnschiefrige ebenflächige Gestein ist feinkörnig, führt ziemlich vielen Quarz und 
weissen oder schwarzen oder beide Glimmer in kleineren oder grösseren deutlichen 
Individuen, und dazwischen deutliche, oftmals reichliche Feldspathlamellen. 


Das Gestein am Aschberg zeigt grauen und schwarzen Glimmer und den 
Feldspath wenig zersetzt. Das von Lehnerstauden ist mehr matt und durch vor- 
herrschenden Glimmer dunkel gefärbt, äber sehr feldspathreich. Die Gesteine 
zwischen Abertham und Werlsgrün zeigen den Feldspath sehr sparsam von röth- 
licher Farbe, vielen Quarz und weissen Glimmer bei den ersten. 

Ich möchte diese Art von Gneisglimmerschiefern ihrer Lage wegen auch 
mit dem Granit in Beziehung bringen, und obwohl es nicht gerade recht einzu- 
sehen ist, wie durch eine Einwirkung des letztern Gesteines auf das erstere eine 
Anreicherung mit Feldspath hervorgerufen sein könnte, scheint mir doch immerhin 
die Möglichkeit im Contact der beiden Gesteine die Ursache hiefür zu finden gegeben, 
da ein diesen Gebilden analoges Vorkommmen an anderen Orten nicht bemerkt 
worden ist. Dazu möchte ich noch den Umstand hervorheben, dass man namentlich 
am Aschberg, Lehnerstauden und im Blasiusstollen jene weiter rückwärts be- 
schriebenen Flecken auch an diesen gneisartigen Gesteinen wieder findet, wo- 
durch dieselben mit den Contactschiefern auch in der Wirklichkeit in Zusammen- 
hang treten. 


54 


2, Glimmerschiefer. 


Der Glimmerschiefer ist ein schiefriges Gemenge von Glimmer und Quarz. 
So einfach diese Definition ist, ist es keinesfalls leicht eine möglichst umfassende 
Darstellung dieses Gesteins in seinen Abarten zu geben, da dieselben unendlich 
vielen Schwankungen unterworfen sind, welche sich auf das wechselseitige Ver- 
hältniss der Gemengtheile, auf deren Farbe und Ausbildung, auf die Absonderung 
und Strukturverhältnisse, endlich selbst auf die aecessorisch auftretenden Gemeng- 
theile erstreckt. 


Der Glimmer, welcher dem Gesteine den Namen giebt, erscheint immer 
deutlich in schuppigblättrigen Individuen ausgebildet. Auch hier sind zwei Glimmer- 
arten, welche durch ihre Farbe unterscheidbar sind, vorhanden, von welchen man 
die weiss, grünlichweiss, gelblichweiss, goldgelb, rothgelb, graulichweiss, über- 
haupt lichtgefärbten Vorkommnisse dem Kaliglimmer, die tombakbraun, grauschwarz, 
schwarz, überhaupt dunkelgefärbten dem Magnesiaglimmer zuschreibt. 


Beide Glimmer kommen zumeist getrennt von einander vor, ihr Vor- 
handensein verleiht dem Gestein ein lichteres oder dunkleres Aussehen. Sie 
kommen aber auch, wiewohl ziemlich selten (z. B. in der Umgegend von Bärringen 
am Altenberg) beide zusammen vor, wodurch das Aussehen des Glimmerschiefers 
ein buntes wird. Durch grünen Glimmer erhalten manche Glimmerschiefer von 
Prünlass bei Bleistadt ein eigenthümliches aber hübsches Aussehen. Je gross- 
schuppiger die Ausbildung des Glimmers ist, wie um Bleistadt, Hartenberg, 
Gottesgab, Hengstererben, desto charakteristischer ist das Gestein gekennzeichnet, 
dagegen verliert es mehr und mehr sein Gepräge, je kleinschuppiger, unvoll- 
kommener der Glimmer entwickelt ist. 


Beginnt derselbe seinen starken Glanz mit einem schwächeren zu ver- 
tauschen und verfliessen die Individuen mehr und mehr in eine zusammenhängende 
undeutlich individualisirte Haut, so ist der Übergang des Gesteines in den Phyllit 
erreicht. Die Glimmerschiefer der Umgebung von Joachimsthal sind von dieser 
Beschaffenheit, dass man oftmals sehr in Zweifel sein kann, ob man es mit 
einem Glimmerschiefer oder Phyllit zu thun habe. 


Der Quarz erscheint im Glimmerschiefer in Form von dünnen, aus Quarz- 
körnern gebildeten Lamellen, welche im Querbruche sichtbar werden, während 
sie auf den Schieferflächen durch den Glimmer mehr weniger ganz verdeckt werden; 
von Farbe ist er gewöhnlich graulich, röthlich oder rein weiss; zuweilen werden 
die Quarzmassen wulstiglinsenförmig, öfter sind sie flach und platt. Je mehr der 
Quarz aus dem Gemenge hervortritt, desto härter werden die Schiefer, und das 
Gestein geht endlich durch das Überwiegen des Quarzes, auf dessen Schieferungs- 
flächen der Glimmer nur noch eine mehr oder weniger zusammenhängende Membran 
bildet, in Quarzschiefer über (auf der Höhe zwischen Bärringen und Platten, bei 
Berg, Unterschossenreute etc.). 


Aus dieser Auseinandersetzung ergiebt sich demnach, dass der Glimmer- 
schiefer durch das relative Auftreten seiner Gemengtheile nach zwei Seiten hin 
in andere Gesteine übergeht, 


55 


Was nun die Lagerung der Gemengtheile anbelangt, so ist dieselbe 
entweder sehr deutlich schiefrig, und zwar vorzugsweise dünnschiefrig, je mehr 
Glimmer ausgebildet ist. Je quarzreicher das Gestein ist, desto mehr tritt die 
Schiefrigkeit zurück, dasselbe wird dick-, keil-, verworrenschiefrig, zeigt auch nicht 
selten eine feinere oder gröbere Faltung und Streckung. Letztere Erscheinung 
besonders schön an Gesteinen vom Pfaffenberg bei Joachimsthal. Anderseits ist es 
auch ziemlich ebenplattig. Die Struktur des Gesteines wechselt übrigens so oft, 
dass man diese verschiedenen Formen oft sehr nahe bei einander sehen kann. 

Unter den accessorischen Gemenstheilen muss ich in erster Linie den 
Granat nennen. Er tritt vorzugsweise in lichtgefärbten, quarzärmeren Glimmer- 
schiefern in Individuen auf, die im Mittel Erbsengrösse haben, und mehr oder 
weniger deutlich krystallisirt als Rhombendodekaeder, meistens als rundliche Körner 
regellos in der Masse liegen, aus welcher sie sich durch ihre gewöhnlich trübe, 
rothbraune oder braune Farbe abheben, und nebenher dem Glimmerschiefer auch 
ein knotiges unebenes Aussehen verleihen, da zuweilen Glimmermembranen die 
Granaten beharrlich verhüllen, oder in der Masse rundliche Grübchen und Eindrücke 
wahrzunehmen sind, wo dieselben im Gesteine lagen. Zuweilen ist das Gestein 
sehr reich an Granaten (bei Bleistadt, Hartenberg, Neugrün, Bärringen), zuweilen 
fehlen dieselben gänzlich, namentlich mit Zunahme des Quarzes. Wo dieselben 
vorhanden sind, da erhält das Gestein einen porphyrartig-schiefrigen Charakter. 

Orthoklas kömmt in granatarmen Glimmerschiefern ähnlich wie der Granat 
in kleinen Körmern vor, jedoch immer so, dass durch dieses Auftreten. das Gestein 
zwar einen Übergang in den Gneis vermittelt, jedoch nie mit Gneis verwechselt 
werden kann. Dagegen spricht das Auftreten nur in geringer Quantität, ferner 
dass der Feldspath zwar in das Gestein eingestreut, nicht aber damit ver- 
woben erscheint. h 

Turmalin erscheint an einigen Stellen gegen den Granit zu ziemlich häufig 
im Gemenge, so zwischen Bärringen und Platten bei dem sogenannten Höfel; 
hiedurch geht der Glimmerschiefer in das Turmalingestein über. 

Ausser diesen accessorischen Gemengtheilen muss ich noch das Vorkommen 
von Pyrit, in kleinen gelben oder bunt angelaufenen Körnchen und Häutchen, 
namentlich bei Joachimsthal häufig, erwähnen, welche oftmals verwittert sind, 
und rothbraune Flecken und Streifen im Gestein hervorbringen. Durch diese 
Kiesimprägnation werden derlei Glimmerschiefer den Fahlbändern Norwegens ähnlich. 

Das Vorkommen von kohlensaurem Kalk vermittelt den Übergang zum 
Kalkglimmerschiefer, welchen wir als besonderes Gestein betrachten werden. 

Als besondere Abarten lassen sich im Glimmerschiefer etwa folgende 
bezeichnen: 

1. Grossblättriger Glimmerschiefer, von grauer, lichter, auch grünlicher 
Farbe, quarzarm, und daher mehr oder weniger weich, granatreich, wulstig-, kurz-, 
gewunden-, flasrig-schiefrig, das am weitesten verbreitete -Gestein. 

2. Kleinblättriger Glimmerschiefer, grau oder licht gefärbt, quarzreicher 
als der vorige, und die einzelnen Glimmerindividuen mehr von einander getrennt, 
granatärmer. Bei Bärringen und Abertham, bei Joachimsthal, auch bei Gossengrün. 


ER, 


56 


3. Feinkörniger Glimmerschiefer von lichter Farbe, reich an weissen 
Glimmerblättchen und kleinen schwarzen oder schwarzbraunen Granaten. Bei 
Dassnitz, Maria Kulm, Unterschossenreuth. 


4. Lagen-Glimmerschiefer. Der Glimmer grau oder weiss, einzelne In- 
dividuen oder Partien in Lagen mit vorherrschendem Quarz von weisser oder 
röthlicher Farbe, mehr oder weniger gefaltet, in der Regel mit sehr deutlich aus- 
geprägtem Linearparallelismus. Granatarm. Zwischen Bärringen und Abertham, 
am Pfaffenberg bei Joachimsthal, hier namentlich mit ausgezeichneten Streckungs- 
formen, von gneisartigem Aussehen, bandförmig gestreift und feingefaltet. 


- 


5. Urthonschieferartige, graphitische Glimmerschiefer. Joachimsthaler 
Schiefer. Sie sind äusserst feinkörnig, schwarzgrau bis schwarz, wenig glänzend, 
einem Urthonschiefer ähnlich. Sie färben ab, brennen im Feuer licht, verrathen 
also kohlige Beimengungen, und sind häufig mit Kies imprägnirt, durch dessen 
Verwitterung sie an der Luft rostbraun werden. Sie gleichen hiedurch den Fahl- 
bändern in Norwegen auf eine bemerkenswerthe Weise. Bei Joachimsthal und 
Abertham bilden sie Einlagerungen im normalen Glimmerschiefer. 


6. Als eine besondere Modifikation können wir die in der Nähe von 
eruptiven Gesteinen vorkommenden Ausbildungen des Glimmerschiefers, welche 
wir als Anoten- und Fleckschiefer zu bezeichnen haben, nicht unerwähnt lassen. 


Der Knotenglimmerschiefer zeigt in seinem Gemenge dunkle, schwarzgrüne 
Knoten oder Concretionen eines fahlunitartigen Minerales, welche durchaus nicht 
mit Granat verwechselt werden können, da man die braunrothen Individuen dieses 
Minerals sehr deutlich davon unterscheiden kann; durch dieselben wird das 
Schiefrige des Gesteines sehr beeinträchtigt, indem durch die Knoten die Ab- 
sonderungsflächen vielfach unterbrochen und uneben werden. 


Dieses Gestein fand ich bisher nur einmal und zwar auf einer Halde vor 
einem noch unbenannten Stollen nördlich von Bärringen am Altenberg, welchen 
vor eirca zwanzig Jahren eine Gewerbschaft trieb, jedoch später liegen liess. Er 
stammt entweder von der Grenze gegen Granit oder Diorit, letzterer scheint mir 
der wahrscheinlichere, jedenfalls ist er ein Contactgebilde. 


Endlich muss auch hier wieder der Unsicherheit in Bezug auf die Grenze 
der Gesteinesbezeichnung gedacht werden; denn die Fleckschiefer, welche zwischen 
Silberbach und Schieferhütten vorkommen, unterscheiden sich von denen des Gra- 
slitzer Hausbergs dadurch, dass man in ihnen deutliche Partien von Glimmer, neben 
der undeutlich geschiedenen glimmerigen Schiefermassen wahrnimmt, also das ein 
genau in der Mitte, und deshalb dahin so gut wie dorthin zu zählende Gestein 
hiedurch dargestellt wird, 


3. Kalkglimmerschiefer. 


Das Gestein besteht aus einem schiefrigen Gemenge von Kalk, Quarz und 
Glimmer, so dass es je nach dem Übergewicht der Gemengtheile des Glimmer- 
schiefers in dieses Gestein oder beim Überwiegen des Kalkes in körnigen Kalk, 
oder Kalkschiefer übergeht. 


57 


Dieses Gestein kommt in unserem Gebiet nur sehr untergeordnet vor 
und zeigt an diesen Stellen alle Übergänge aus dem Glimmerschiefer in den 
Kalkschiefer. 

Bei Kalkofen nördlich von Heinrichsgrün an der Strasse nach Unterrothau 
ist dieser Kalkglimmerschiefer in einem Kalkbruch aufgeschlossen, von oben geht 
der Glimmerschiefer durch Aufnahme von Kalk nach und nach in Kalkelimmer- 
schiefer über. Der Glimmer ist grau, bildet im Anfang dickere, dann immer dünnere 
Lagen zwischen dem Kalk. Der Kalk ist ebenfalls licht rauchgrau, sehr innig mit 
Quarz gemengt, sehr feinkörnig, das Gestein wird auf der Strasse nach Unterrothau 
als Schotter verwendet. Nach unten geht der Kalkglimmerschiefer in einen rauch- 
grauen körnigen Kalkschiefer über, welcher im Liegenden wieder durch Aufnahme 
von Glimmer allgemach in Kalkglimmerschiefer, und endlich in Glimmerschiefer 
übergeht Als accessorischer Gemengtheil ist nur Pyrit und dessen Zersetzungs- 
produkt Brauneisensteinknoten aufgefunden worden. 

Übereinstimmend zeigt sich auch das Vorkommen von Ober-Neugrün südlich 
von Heinrichsgrün, und ebenso die den Geyerischen Kalkzug von Joachimsthal im 
Hangenden und Liegenden begleitenden Schiefer. 

Das Gestein ist, je weiter es sich dem Glimmerschiefer nähert, um so mehr 
schiefrig, und dünn geschichtet, dagegen verschwindet die deutliche Schieferung 
mehr und mehr, je näher es dem Kalkstein kommt. 


4. Serieit-Quarzschiefer. 


Ein schiefriges Gemenge von Quarz und Serieit in analoger Ausbildung vom 
Glimmerschiefer. 

Das mit dem Namen Sericit-Quarzschiefer von mir belegte Gestein ist eine 
dem Glimmerschiefer ganz analoge Schieferform, nur ist in demselben der Glimmer 
durch ein von mir als Serieit bestimmtes Mineral ersetzt. 

Das Gestein ist rein weiss oder gelblich weiss, zeigt zahlreiche dünne 
Quarzlamellen, welche durch ein weisses perlmutterglänzendes Mineral, von ein- 
ander getrennt werden. Dieses lässt sich leicht in dünnen Schüppchen ablösen, ist 
jedoch sehr brüchig, zerfällt leicht, hat ein mildes Anfühlen und eine geringe 
Härte. Für den ersten Anblick würde man geneigt sein, das Gestein für einen 
quarzreichen Talkschiefer zu halten. Das talkartige Mineral bläht sich vor dem 
Löthrohr etwas auf, leuchtet, schmilzt zu einer weissem Email, welches mit Kobalt- 
solution befeuchtet und geglüht blau wird. Beim Glühen im Kolben zeigt sich ein 
sehr geringer Wassergehalt. 

Die Ähnlichkeit mit dem zuerst von List als Serieit beschriebenen (Ann. 
Chem. Pharm. LXXXI 193, Rammelsberg Hdb. Min. Chem. p. 1012.) von Lossen 
(Zeitschr. deut. geol. Ges. 1867 p. 539) näher bekannt gemachten Taunus-Mineral 
tritt hieraus schon sehr deutlich hervor. Noch mehr geschieht dies durch Neben- 
einandersetzung der chemischen Analyse I. unseres Gesteins ausgeführt von Herrn 
Benj. Reinitzer im chem. Laboratorium des deutschen polytechn. Institutes, und der 
von List (Lossen a. a. O. p. 547) mitgetheilten I. 


58 


I. I. 
Kieselerde 62.24 51.091 
Thonerde 23.17 23.247 
Eisenoxydul Spur 10.791 
er 9.82 11.546 
Natron | 
Wasser 4.77 3.345. 


Hiebei muss allerdings noch bemerkt werden, dass List nach einer anderen 
a. a. O. mitgetheilten Analyse auch noch Phosphor- und Titansäure (0.31 und 1.59 %,), 
Fluor und Maenesia (1.22, 0.93 °/,) anführt, berücksichtigt man aber den Umstand, 
dass es äusserst schwer halten müsse, ja wohl unmöglich sei, chemisch reine 
Serieitsubstanz zu erhalten, so verschwinden die Differenzen fast zur Gänze. Der 
höhere Gehalt an Kieselsäure, welchen unser Gestein zeigt, lässt sich wohl darauf 
zurückführen, dass es unmöglich ist, ganz feine Quarz-Schüppchen vom Serieit zu 
trennen. Anderseits muss auf den Umstand aufmerksam gemacht werden, dass 
Zirkel (Neues Jahrb. 1875) in den Taunussericitschiefern, gerade wie ich es auch 
weiter unten von böhmischen konnte, zahreiche mikroskopische Turmalineinschlüsse 
nachwies, wovon unser Serieit völlig frei zu sein scheint; auf diese Einschlüsse 
lässt sich unschwer das Vorkommen von Phosphorsäure, Fluor und Magnesia in 
dem Taunussericit zurückführen. Nur der Unterschied in der Menge des Eisen- 
Oxyduls fällt ins Auge, und das böhmische Mineral wäre darnach als ein eisen- 
freier Sericit zu bezeichnen. Das Gestein selbst wäre nun eigentlich als Analogon 
des Glimmerschiefers „Serieitschiefer“ zu nennen. Da aber dieser Name bereits 
zur Bezeichnung anderer Schiefer dient, bezeichne ich dasselbe mit dem Namen 
Serieitquarzschiefer. Die Bezeichnung „Serieitglimmerschiefer“ verbietet der Mangel 
an Glimmer. 

Fremdartige Einschlüsse habe ich im Gestein keine auffinden können, 
auch versagten die Versuche, einen genügenden Dünnschliff zu erzeugen. 

Das Gestein tritt sehr untergeordnet als eine etwa 1 Meter mächtige 
Einlagerung im Glimmerschiefer am nördlichen Portal des Tunnels der Falkenau- 
Graslitzer Bahn bei Lindenhammer im Zwodtathale auf. 


5. Phyllite. 


Mit Gümbel, Jokely und anderen Petrographen unterscheiden wir zwei 
Gruppen von Gesteinen, welche sich durch die verschiedene Art der Ausbildung 
der Gemenge trennen, es sind die Phyllite im engeren Sinne, und die Schistite 
oder eigentlichen Urthonschiefer, woran wir dann noch Quarz- und Quarzit- 
schiefer reihen. 


1. Phyllite im engeren Sinn. (Thonglimmerschiefer Naumann.) 


Sie sind deutlich krystallinisch, das glimmerartige Mineral erscheint schon 
mehr individualisirt, und durch deutlichen metallähnlichen Perlmutterglanz ausge- 
zeichnet, die Spaltungsflächen sind eben oder gefältelt, die Schieferung ist sehr un- 
gleich, bald dick bald dünn gefaltet, geschlungen, gewunden, zu keilförmiger Absonde- 


59 


rung geneigt. Quarz erscheint zuweilen dazwischen abgesondert in einzelnen flachen, 
blattförmigen oder linsenförmigen Einschaltungen, zuweilen auch sehr reichlich 
entwickelt, und dann quarzreiche, oder selbst Quarzschiefer bildend. Die Farbe 
des Gesteines wechselt sehr, vom graulich-, röthlich-, silberweissen, ins graue, 
grünliche, schwarzgraue bis schwarze. 

An accessorischen Gemengtheilen ist der Phyllit arm, obwohl 
Eisenkies, bei Graslitz zwischen den Eibenberg und Grünberg auch Kupfer- 
kies, wohl auch Granat darin vorkommen, auch das Auftreten von Ortho- 
klaskörnchen ist bemerkbar. Sehr häufig sind jedoch Knoten und Wülste 
von Quarz in der Masse, welche gangartig oder lagerartig darin verbreitet sind. 
Bei Hainbach im Zwodtathal zeigen die Schiefer blutrothe Flecke von Roth- 
eisenstein, die über Hand gross werden. 

Im Dünnschliff eines Phyllites von sehr charakteristischem Gepräge aus 
dem Leibitschgrunde konnte ich in der Grundmasse, welche aus einem grauen 
Gewebe mit einer eigenthümlichen Fluidalstruktur, worin einzelne grüne staub- 
artige Partien hervortreten, ausser Quarz kein Mineral unterscheiden. Wohl aber 
lagen durch die Masse scharfkantige grössre und kleinere dunkle Trümmer von 
Thonschiefermasse oder vielleicht kohliger Natur zerstreut, welche die dem Schiefer 
eigene fluctuirende Struktur noch mehr markirten. 

Der Phyllit zeigt ausser der Schieferung noch häufig die Schiefermasse 
durchsetzende Klüfte, wodurch die Masse in säulenförmige Gebilde abgesondert 
wird; dergleichen Schieferpfeiler finden sich namentlich dort, wo das Gestein eine 
steile Aufbruchkante zeigt, und es entstehen aus der Wiederholung derselben 
ruinenartige Häufungen oder Steilwände, welche mit thurmartigen, zinnenartigen 
Vorsprüngen geziert erscheinen. Der Heinrichsfelsen im Breitenbacher Thal zwischen 
Platten und Johanngeorgenstadt, die Taubenfelsen zwischen Halbmeil und Ritters- 
grün sind hiefür Beispiele. Im übrigen bildet der Phyllit Kämme, wit scharfen 
Grad, wie den Haus- und Eibenberg hei Graslitz, oder rundrückige Joche wie 
Haimberg und Kaff, Fichtelberg in Sachsen u. s. w. 

Folgende Abarten lassen sich unterscheiden: 

1. Phyllit mit mehr oder weniger starkem, metallartigem Perlmutterglanz 
entsprechend der vorstehenden Beschreibung, vorwiegend grau, graugrün, schwärzlich 
grau gefärbt, zuweilen auch kupferroth, (beim alten Farbwerk zwischen Breitenbach 
und Platten), in dieser Modification aber wohl schon eine Art Fleckschiefer, da in 
der rothen lichteren Farbe hie und da dunklere Flecken wahrzunehmen sind. 

2. Konstadter Phyllit. Bei Konstadt treten an der Grenze gegen die Dach- 
schiefer eigenthümliche kleinschuppige Phyliite auf, welche unebene kurzwellige 
Schieferflächen zeigen, die rötlich und grau geflammt oder gestreift gefleckt 
erscheinen. 


3. Fleckschiefer. Im Phyllit erscheinen eigenthümliche Knoten und Conere- 
tionen von verschiedener Farbe und,Härte, die theils knötchenartig hervortreten, 
theils als Flecken von verschiedener Gestalt erscheinen. Sie sind nach den 
Untersuchungen von Carius in ihrer Masse übereinstimmende Gebilde, indem eine 
innere Umkrystallisirung die eigenthümliche Metamorphose erzeugt. (Ann. der 
Chem. und Pharmacie B. XCIV. p. 45). 


60 


Im Erzgebirge kann man unterscheiden: 

1. Knotenschiefer. Im graulich oder grünlich gefärbten Phyllit liegen Knoten 
von schwarzer oder brauner Farbe, von länglicher Gestalt, welche im Aussehen, 
sowie durch die Lage zu einander öfter an Staurolith erinnern,*) aber sich als 
ein unbestimmbares Mineral von fahlunitartigem Charakter zu erkennen geben. 
Die Individuen erscheinen auf dem Schiefer nicht selten an einem Ende zu einem 
garbenförmigen, ährenartigen Büschel oder Bündel ausgefranzt, weshalb man diese 
Art Schiefer mit dem Namen Garbenschiefer bezeichnen kann. 

Die mineralische Substanz, welche die Flecken verursacht, verwittert leichter 
als der Schiefer zu einer erdigen, eisenschüssigen Masse von brauner, gelbbrauner 
Farbe, und wird aus dem sie umgebenden Gestein herausgewaschen. Dieses erlangt 
hiedurch nicht selten das Aussehen von von Borkenkäfern durchfressenem Holz. 

2. Fleckschiefer sind eine weitere Modifikation der vorgedachten; mit diesem 
Namen belegt man die Schiefer, wenn die concretionären Massen nicht mehr als 
begrenzte Individuen auftreten, sondern nur als Flecken mit mehr oder weniger 
verschwommenen Rändern in der Masse liegen, und sich nur eben in diesen Flecken 
die eigenthümlichen Concretionen erkennen lassen. 

Die in einander übergehenden Varietäten dieser Schiefer kann man in der 
Graslitzer Gegend zwischen dem Granit und dem Eibenberge leicht auffinden. Auf 
der östlichen Seite der Schieferhütte kommen sie vereinzelter vor. 


2. Serieitphyllit. 


Ein Phyllit, dessen glimmerartiger Bestandtheil aus Sericit besteht. 

Zwischen Annathal und Lindenhammer treten im Zwodtathal Phyllite auf, 
welche stark seidenglänzend, kurzschuppig, schiefrig, fein gefältelt, lichtgrün gefärbt 
sind. Im Schiefer bemerkt man mit freiem Auge zahlreiche, äusserst feine Feld- 
spathkörnchen, welche auf den Flächen als matte, auf den Bruche als weissliche 
Pünktchen mit glänzenden Spaltungsflächen hervortreten. Das Gestein schmilzt 
leicht zu graulichem Email, schwillt dabei ein wenig an, und nimmt mit Cobalt- 
solution befeuchtet und geglüht eine deutliche blaue Färbung an. Der Dünnschliff 
zeigt unter dem Mikroskope faserig gewundene und gebogene Lamellen, die man 
wohl als Sericit ansprechen darf, da sie der von Rosenbusch (Mikrosk. Physiogr. 
p. 377) gegebenen Beschreibung entsprechen, wie auch die obenerwähnte Reaction 
das Thonerdesilikat erkennen lässt. Dazwischen bemerkt man ein staubartiges 
grünes Mineral (Chlorit), und braungrüne, im polarisirten Licht dunkle Trümmer 
eines nicht näher erkannten Minerales, vielleicht Schiefertrümmer. Diese Trümmer 
markiren eine höchst auffällige wogenartige Textur, indem sie von einem Punkte 
aus garbenförmig auseinander gehen, jedoch in den Ausläufern eine bogenförmige 
Krümmung, welcher auch die Serieitfasern folgen, erkennen lassen. Trikline Feld- 
spathkörner entsprechen wohl den oben beschriebenen, neben ihnen bemerkt man 
zahlreiche grössere und kleinere Turmaline als längliche, einem Pflanzenstängel 


*) Stelzner sieht in den Gebilden der Garbenschiefer Sachsens gleichfalls Staurolith- 
bildungen. Vergl. Uber Garbenschiefer, Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Jahrg. 
XXVII. Nro 5, p. 41. 


61 


ähnlich gegliederte, oben mit dem R Winkel geschlossene Sechsecke, oder beider- 
seits fein ausgefranzt, farblos, grün oder braungrün, im polarisirten Lichte nicht 
selten einen, gegen die äussere Hülle anders gefärbten Kern zeigend. Endlich 
machen sich zahlreiche kleinere und grössere unregelmässige Quarzkörnchen be- 
merkbar. Ganz so fand auch Zirkel (Neues Jahrb. f. Min. und Geol. 1875 p.) zahl- 
reiche Turmalineinschlüsse in den Serieitgesteinen des Taunus. 

Das Gestein hätte, wie mir sehr wahrscheinlich dünkt, eine den Sericit- 
analysen aus dem Taunus wohl entsprechende Zusammensezung gezeigt, indessen 
glaubte ich nach so deutlichen Aufschlüssen durch das Mikroskop auf eine che- 
mische Untersuchung verzichten zu können. Streng genommen, wäre dies Gestein 
nun Serieitschiefer, und seines Feldspathgehaltes wegen sogar als gneisartig zu 
bezeichnen. Indessen ist der Name Serieitschiefer auf andere später zu beschrei- 
bende Gesteine bereits angewendet, und da der Charakter des Gesteines einem 
Phyllite entspricht, möchte es einstweilen mit dem Namen Sericitphyllit oder gneis- 
artiger Sericitphyllit belegt werden, umsomehr, als es mit dem ächten Phyllit 
vergesellschaftet vorkömmt. 

Von den Taunus-Sericit-Gesteinen mögen verschiedene von Lossen a. a. O. 
erwähnte, sowie auch Thüringische grosse petrographische Ähnlichkeit haben, doch 
habe ich von diesen die den Urthonschiefern im kryptokrystallinischen Wesen 
ähnlichen Schiefer abgetrennt und weiter unten beschrieben. 


3. Schistite. (Urthonschiefer, Glimmerthonschiefer.) 


Dünnschiefrige, mehr oder weniger kurzbrüchige Gesteine mit mehr oder 
weniger ebenen, gewölbten, gewundenen, geknickten oder gefälteten Schieferflächen. 
Die Masse des Gesteines lässt eine glimmerartige Haut nicht mehr erkennen, 
sondern zeigt ihren krystallinischen Charakter nur mehr in dem mehr oder weniger 
lebhaften Seidenglanz der Bruchflächen. Sie sind bald härter bald weicher, jenachdem 
sie mehr oder weniger von Kieselsäure durchtränkt sind. Ausser Quarz, welcher in 
lamellaren Zwischenlagern vorkommt, aber die Schiefer auch vielfach in knolligen 
und knaurigen Massen durchsezt, finden sich nur noch hie und da Pyriteinspreng- 
linge, oder als Zersetzungsprodukt derselben Eisenoxydhydratpartikelchen. Die dunkle 
Färbung mancher Schiefer dürfte von kohliger, graphitischer Substanz herrühren. 

Ich unterscheide: 

1. Urthonschiefer, die mehr weniger dunkelgrau, grüngrau gefärbten, kurz 
geschieferten Gesteine mit wenig ebenen, sehr gewundenen, häufig von Quarz be- 
gleiteten Schiefer, mit mehr oder weniger deutlichem Seidenglanze. Zwischen Absroth 
und Schönbach besonders deutlich entwickelt. 

2. Dachschiefer. Von graugrüner, grauer Farbe, ebenflächig oder fein ge- 
fältelt, dünn schieferig, jedoch mit zahlreichen Einlagerungen von Quarzknoten und 
Knauern. Sie werden als Dachdeckmaterial gebraucht, und sind bei Kirchberg am 
Stein und gegen Ursprung am besten entwickelt. Ein Schiefer von dort zeigt unter 
dem Mikroskop bei geringer Vergrösserung eine staubige graue Masse, in welcher 
einzelne zusammengehäufte oder aufgelöste schwarze kohlige Partikeln liegen. Bei 
starker Vergrösserung jedoch löst sich das ganze in einen förmlichen Filz von 


62 


Nädelchen auf, wie sie von Zirkel (Poggendorfs Annalen Bd. CXLIV p. 319) und Georg 
Rud. Credner (Zeitsch. f. d. ges. Naturw. 1874 p. 507) beschrieben wurden, deren 
Natur nicht weiter zu ergründen ist. So regellos das Gewirr dieser Nädelchen 
aussieht, so bemerkt man doch das Vorherrschen einer Richtung in der Lagerung. 
Im polarisirten Licht sieht man noch Quarzpartikelchen, so wie Leistchen, welche 
man wohl für Klinoklas halten könnte, letztere sind gleichfalls vorherrschend nach 
einer Richtung orientirt. 

Diese Dachschiefer gehen in die weiter unten zu beschreibenden Sericit- 
schiefer über, indem sie mehr und mehr von diesem Mineral aufnehmen und 
lichter und zugleich weicher werden. Eine scharfe Grenze lässt sich auch da 
nicht ziehen, doch zeigen die Dachschiefer ausser der Farbenverschiedenheit und 
der gewöhnlich grösseren Härte auch ein etwas höheres sp. Gewicht (2.30), wie 
denn auch die chemische Analyse einen Unterschied recht wohl erkennen lässt. 
Eine Schieferprobe von Kirchberg analysirt im Laboratorium der k. k. Universität 
in Wien von Herrn J. Zeisel gab: 

Kieselsäure 50.50 
Eisenoxyd 6.31 
Manganoxydul 2.04 
Thonerde 30.55 


Magnesia 1.12 
Kalkerde 0.93 
Kali 1.02 
: Natron 14 
Wasser 4.87 


Ebenso wie in Serieitschiefer gehen die Urthonschiefer und Dachschiefer 
in eigentliche Phyllite durch das Hervortreten der glimmerigen Beschaffenheit der 
Schieferflächen, als auch in Quarzschiefer durch Aufnahme von Kieselsäure über. 

Die Dachschiefer von Kirchberg werden in einer ziemlich primitiven Weise 
als Dachdeckmaterial gewonnen, und in der Gegend von Graslitz und Schönbach 
als solches verbraucht. j 

3. Serieitschistit. Serieitschiefer. Dünn- und ebenschiefrige Gesteine. Aus- 
gezeichnet durch schönen Seidenglanz, von geringer Härte und Beständigkeit, 
liehtgrün, graugrün, violett, buntgefleckt, auch braun oder gelbbraun. 

Diese Schiefer sind namentlich zwischen Waltersgrün, Lauterbach und am 
Schwang bei Konstadt typisch entwickelt, wo sie zum Theil auf Urthonschiefern 
aufliegen und nach Oben in Dachschiefer übergehen. Man kann namentlich schon 
im Äusseren zwei durch die Farbe verschiedene Varietäten unterscheiden: hellgrüne 
und violette. Die hellgrünen, lauchgrünen oder ins graugrüne geneigten sind aus- 
gezeichnet durch einen prächtigen Seidenglanz auf den Schieferflächen, sie sind 
sehr dünnschieferig, leichtbrüchig. Die Schieferflächen sind ziemlich glatt und 
eben, zuweilen etwas wellig und gefältelt, sie sind sehr weich, haben ein sp. G. 
von 2,733, schmelzen vor dem Löthrohr leicht zu einer grauen Masse, welche die 
Thonerdereaction mit Kobaltsolution nicht mehr deutlich erkennen lässt. 

Im Dünschliff bemerkt man auch hier eine ausserordentliche Menge regellos 
gelagerter, mannigfach gruppirter Krystallnädelchen, wie ich sie oben im Dach- 


63 


schiefer beschrieb, doch sind sie weniger häufig wie dort, und nehmen bei sehr 
starker Vergrösserung im polarisirten Licht einen grünlichen Schimmer an. Ob 
man sie als Epidotnädelchen bezeichnen könnte, will ich nicht entscheiden. Ausser 
diesen zeigen die Schiefer noch zahlreiche trikline Feldspathleistchen und un- 
zweifelhafte Turmaline, welche trotz ihrer Kleinheit mit Zeiss Oc, und Syst. F ganz 
charakteristisch hervortreten. Der Sericit bildet kleine krause Häufchen und fase- 
rigen Blättchen. Ausserdem bemerkt man noch Quarzmasse und dunkle Pünktchen, 
sowie einzelne von Eisenocker herrührende Flecken. 

Die violetten Schiefer haben einen mehr metallähnlichen Glanz, sie sind eben- 
falls sehr dünnschiefrig, die Schieferfächen sind jedoch häufiger uneben, zuweilen mit 
feinen Körnchen bedeckt, welche wie in den Schiefer hineingezwängt sind. Sie 
sind etwas fester als die grünen Schiefer. Im Dünnschliff werden die Schiefer heller, 
und man sieht dann deutlich bei etwas schief auffallendem Licht bläuliche und 
röthliche, metallisch schillernde, wolkenartige Streifen in der Schiefermasse abwechseln. 
Unter dem Mikroskop bemerkt man nun wolkenartig vertheilte, dann dicht ge- 
drängte Schüppchen von rothbraunrother Farbe und abgerundete Conturen von 
Eisenglanz, und dunkle, braune Körnchen, wahrscheinlich diese in Brauneisenstein 
umgewandelt. Die Schiefermasse lässt ausserdem Klinoklasleistehen, Quarzkörnchen, 
sowie die oben beschriebenen Nädelchen erkennen, doch kommen die letzteren in 
auffallend geringerer Menge vor. Turmalin sowie charakteristische Sericitlamellen 
liessen sich auch auffinden. Sehr bemerkbar machten sich übrigens viele kleine 
Lücken im Gewebe, welche im grünen Schiefer nicht bemerkbar waren. 

Eine dritte Modifikation der Schiefer ist gefleckt und zwar treten kreis- 
förmige und ovale, scharf umschriebene violette Flecken von verschiedener Grösse 
im grünen Schiefer auf. 

Die Schiefer selbst wechsellagern mit einander ohne Uebergänge zu bilden. 
Die vorstehende Beschreibung zeigt in allem und jeden so viel Uebereinstimmung 
mit den Angaben von List (Zirkel, Petrographie II. p. 478.) und Lossen (Zeitschr. 
d. d. geol. Ges. 1367 p. 585 #.) beschriebenen Serieitschiefer des Taunus, dass man 
wohl berechtiget ist, sie als petrographisch identisch zu bezeichnen. Ausserdem 
verdanke ich Herın Dr. Umlauft die Benützung eines Dünnschliffes von typischem 
Sericitgestein aus Thüringen, der vollständige Uebereinstimmung mit jenem zeigt *). 

Fremdartige Einschlüsse konnte ich ausser den oben erwähnten Körnchen, 
welche ich für Quarz halte, weder in den grünen noch in den violetten Schiefern 
bemerken. (Quarz macht sich jedoch auch hier auf Klüften als Ausfüllungsmaterial 
bemerkbar, und bildet wohl auch löcherige Knauern und Knollen, welehe mitunter 
die Reste eines röthlichen, erdigen, wie aus der Zersetzung eines Feldspathes her- 
rührenden Thones enthalten. 


*) Von ganz besonderer Interesse ist die grosse Übereinstimmung, welche hinsichtlich der 
vorstehend beschriebene Schiefer und den von Herrn Dr. G. R. CUredner äusserst sorg- 
fältig untersuchten aus der Gegend von Hainichen in Sachsen besteht (Vergl. Das 
Grünschiefersystem von Hainichen im Königr. Sachsen. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 
1876. Bd. XLVII) Nur der von Herrn Credner in den Hainichener Schiefern namentlich 
im violetten nachgewiesene kohlensaure Kalk fehlt in dem unsrigen, dagegen wird dort 
der Turmalin nicht erwähnt, sonst ist die Beschreibung wörtlich auf die böhmischen 
Gesteine anzuwenden. 


64 


Die chemische Analyse eines grünen Schiefers, welche im chem. Univer- 
sitäts-Laboratorium in Wien durch die Herren Dr. Kachler und Steinschneider 
ausgeführt wurde, ergab folgende Zusammensetzung: 


Kieselsäure 63.98 


Thonerde Aal, 
Eisenoxydul 6.28 
Kalkerde gering 
Magnesia 0.81 
Kali 1.13 
Natron 0.36 
Phosphorsäure 0.08 
Wasser 3.95 


Lossen hat die analogen Gesteine als Sericitphyllite beschrieben; da ich 
diesen Begriff etwas strikter fasste, so musste ich für diese Gesteins-Modifikation 
einen anderen Namen aufnehmen. Es empfiehlt sich dann wohl, den oben ange- 
wendeten Namen zu gebrauchen, wenn man nicht den von List gegebenen, aller- 
dings etwas allgemeinen Namen Serieitschiefer hiefür anwenden will. 

Diese Schiefer sind im engen Zusammenhang mit den Dachschiefern, lassen 
sich aber durch ihr auffälliges Äussere sehr wohl unterscheiden. Das Uebergangs- 
glied zu den eigentlichen Dachschiefern, welches sich von diesen durch bunte 
Färbung auszeichnet, wird seiner Ebenflächigkeit und Spaltbarkeit wegen ebenfalls 
als Dachdeckmaterial genommen, ist jedoch minderer Güte, findet nur lokale An- 
wendung bei Stall- und Scheuerdachungen, obwohl das bunte Aussehen dieser 
Dächer gleichwohl gefälliger ist als das Monotone der graugrünen Schiefer. 

Durch Aufnahme von Quarz gehen diese Schiefer in Quarzschiefer über, wie 
im Steinbruch nördlich von der Rebmühle bei Schönbach und im Tockengrüner Wald. 


4. Quarzit oder Quarzschiefer. 


Es sind dies mehr oder weniger dünnschiefrige Gesteine von vorwiegend 
lichter Farbe mit rauhen, selten ebenen Schieferflächen, theilweise mit linearer 
Fältelung, welche ihrer Wesenheit nach vorwiegend aus Quarz bestehen, dessen 
kleine körnige Individuen — daher Quarzit — die Schieferlamellen bilden, welche 
von einander durch dünne Häutchen eines glimmerigen oder sericitischen Minerales 
getrennt sind. Nach dem reichlicheren Vorhandensein dieses Minerales richtet sich 
auch die Farbe und der geringere oder deutlichere Perlmutterglanz der Schiefer- 
flächen. Als Beispiele der Abarten will ich den westlich von Graslitz hinter dem 
Friedhof, am Eibenberg bei Schwaderbach und gegen Sachsengrund vorkommenden 
Schiefer erwähnen, welcher gelblichweiss fast gar nicht oder nur sehr schwach 
perlmutterglänzend ist, und sehr vielen Quarz führt. Ebenfalls quarzreich, jedoch 
schon deutlich seidenglänzend und von grünlicher Farbe ist der Quarzschiefer, 
welcher zwischen Ruhstatt und Kirchberg vorkommt, endlich grau und vollkommen 
perlmutterglänzend ist der Quarzschiefer, welcher sich am Fusse der Taubenfelsen, 
am Hahnberg bei Halbmeil vorfindet. 


65 


Je grösser die Menge des glimmerigen Minerales ist, desto mehr gehen 
diese Schiefer, welche vorzugsweise gegen die Glimmerschiefergrenze, aber auch 
als Zwischenlagen im Schiefer entwickelt sind, in Phyllite oder Dachschiefer über. 

Durch Aufnahme von Turmalin gehen sie in Turmalingestein über (bei 
Schieferhütten NO Graslitz). 

Quarzfleckenschiefer. Mit diesem Namen ist wohl ein Gestein zu verzeichnen, 
welches den Fleckschiefern des Phyllites analog ist, aber einen anderen Charakter 
hat, gleichwohl nirgends erwähnt erscheint. Auf dem Gesteinigt am Glasberg bei 
Graslitz, und längs der Granitgränze bei Silberbach findet man Quarzschiefer oft 
im Zusammenhang mit Knotenschiefern, welche in einem gelblich- oder erünlich- 
grauen lichten Grund grosse, braunrothe, scharf umschriebene durchgehende Flecken 
sehen lassen. Sie sind ganz analog jenen Erscheinungen, die man in Rothliegend- 
schichten so oft sieht, und als partielle Reduktion des Eisenoxydes deutet. Die 
minder entschieden grüne Farbe des Schiefers ausser den Flecken, und die weisse 
Farbe. des Quarzes auf den Bruchflächen selbst lässt wohl weniger diese Eisen- 
oxydulfärbung erkennen, dennoch muss diese Fleckung wohl in Zusammenhang 
mit dem Granit gebracht werden, und ist als Contacterscheinung zu bezeichnen. 

Der Quarzitschiefer, welcher unmittelbar hinter dem Graslitzer Friedhof 
ansteht, lässt ähnliche Flecken jedoch schon bei weitem kleiner und unscheinbarer 
erkennen, dafür eine andere Erscheinung, welche darin besteht, dass sich auf der 
Grundfläche zahlreiche feine schwarze Pünktchen wie abgebrannte Schiesspulver- 
körner zeigen; wodurch dieser Fleckschiefer dem von Zinken aus dem Harz beschrie- 
benen Spilosit ähnlich zu werden scheint. (Zirkel Lehrb. d. Petrographie II. p. 447. 
Spilosit nannte Zinken am Harz vorkommende eigenthümliche metamorphische 
Schiefer von grauer Farbe, die mit zahllosen dunklen Körnchen erfüllt sind.) 

Als Graphitschiefer könnte man ausser den oben erwähnten Joachimsthaler 
Schiefern eine ebenfalls zu den Quarzschiefern zu stellende dunkle Gesteinsvarietät 
bezeichnen, dadurch charakterisirt, dass zwischen den Quarzitlamellen mehr oder 
weniger Graphit eingestreut ist, wodurch die Schiefer zuweilen sogar abfärbend 
werden. Sie finden sich in der westlichen Schieferzone bei Schönwerth und 
Absroth dem Phyllit eingelagert und kommen nach Jokely auch bei Pachthäusern 
und Halbmeil in der östlichen Schieferpartie vor. 

Obwohl sämmtliche Quarz- oder Quarzitschiefer hauptsächlich nur Zwischen- 
lager zwischen den übrigen Phylliten bilden, und sie sonach im wesentlichen der 
Lagerungsform dieser Gesteine folgen, kann man doch ein eigenthümliches Auftreten 
derselben anderwärts nicht ausser Acht lassen. Sie erscheinen da, wo sie auftreten, 
als rauhe kahle Felsmassen, welche aus den übrigen durch Verwitterung entfernten 
Schiefern hervorragen. So stellen sie sich in ihrer vollen Eigenthümlichkeit in 
der nächsten Umgebung von Graslitz dar, wo sie die kahlen Felspartien am Glas- 
berg, das Gesteinigt, dann einige Felsenkuppen westlich von der Stadt in der Richtung 
gegen Kirchberg zusammensetzen, 


66 
III. Krystallinische Gesteine, untergeordnete Lagermassen. 
1. Krystallinischer Kalkstein. 


Körniger Kalkstein. 


Der körnige Kalkstein, welcher aus deutlich geschichteten, mehr oder we- 
niger schiefrigen Massen von krystallinischem Caleit besteht und mehr oder weniger 
Quarz beigemengt enthält, findet sich nur sehr untergeordnet im Gebiet bei Kalk- 
ofen und Ober-Neugrün bei Heinrichsgrün. Hier ist er theils feinkörnig (Ober-Neu- 
grün), theils grosskörnig (Kalkofen) von rauchgrauer bis graulich weisser Farbe, 
nach oben hin ziemlich quarzreich, und durch Aufnahme von Glimmer allmählig 
in den Kalkglimmerschiefer übergehend. An beiden Orten ist er dickschiefrig, und 
daher mehr ein Kalkschiefer zu nennen. Er wird bei Kalkofen gebrannt und in 
der Gegend zum Bauen verwendet. 

Ausserdem findet er sich noch an der östlichen Grenze des von uns ab- 
gesteckten Gebietes nördlich von Joachimsthal am sogenannten Kalkhübel östlich 
von der Stadt, ist aber auch diesseits durch den Bergbau aufgeschlossen worden, 
wo er den sogenannten Geyerischen Kalkstrich bildet. 

Das Gestein erscheint sehr feinförmig, grau gefärbt, aber auch mannigfach 
weiss, roth, selbst grün gebändert, geädert und gefleckt, und ist reichlich mit Kiesel- 
säure gemengt, so dass es stellenweise hornsteinartig wird und Hornsteinknoten 
ausscheidet; hiedurch entzieht es sich einer Verwendung zum Kalkbrennen. Es 
führt ausserdem Pyrit, Zinkblende und andere Erze stellenweise als zufällige Ge- 
mengtheile. 


2. Amphibolite. 


Ein körniges oder schiefriges Aggregat von Amphibolindividuen meist von 
dunkler Farbe, zu welchen sich Magnetit, Granat, Oligoklas, Pyrit, Chlorit als 
accessorische Gemengtheile gesellen. 

Nach dieser Definition vereinige ich unter diesem Besriff eine Anzahl von 
Gesteinen, welche anderwärts eine verschiedenartige Bezeichnung erhalten haben, 
und sich wohl auch als verschiedene Abarten auseinanderhalten lassen, gleichwohl 
aber alle in dem einen übereinkommen, dass unter ihren Bestandtheilen die Horn- 
blende überwiegend entwickelt ist. Schon nach der Struktur des Gesteines, ob 
dieses schiefrig oder körnig ist, muss man zwei Gesteinsabarten unterscheiden : 

a) Eigentlichen Amphibolit oder Hornblendefels, 

b) Amphibolit oder Hornblendeschiefer. 


a) Der eigentliche Amphibolit oder ‚Hornblendefels. 


Er erscheint als ein grobes oder feines Aggregat von Amphibolkry- 
stallen, welche in Bündeln oder Gruppen von grösserer oder geringerer. Ausdehnung 
gewöhnlich sehr dicht und verworren durch einander liegen. Die Hornblende ist 
starkglänzend, parallelfaserig auf den Bruchflächen, zuweilen verschieden hin und 


67 


her gebogen, und von schwarzer, dunkelgrüner bis pistaziengrüner Farbe. Hin- 
sichtlich der Grösse des Kornes kann man sehr verschiedene Modifikationen unter- 
scheiden, welche selbst auf geringem Raume nicht gleichen. Unter dem Amphibolit 
der St. Antonieisensteinzeche NW. Joachimsthal kann man folgende Varietäten 
gut unterscheiden: 1. Grobfaseriges Gestein. Die Amphibole von schwarzgrüner 
Farbe erscheinen zu flachen, bis zollerossen Bündeln vereinigt und durch einander 
gewachsen. 2. Mittelkörnig, die Amphibole erscheinen in kurzen Bündeln von 
dunkelgrüner Farbe verwachsen. 3. Das Gestein erscheint dioritartig, feinkörnig, 
mit gröberen Zwischenlagen. Ähnlich verhalten sich die Amphibolite des Kaff 
bei Goldenhöhe. Ausser verschiedenen grob- und feinfaserigen und körnigen 
Amphiboliten kommt ein sehr feinkörniges, von den Bergleuten „Kamp“ genanntes 
Gestein hier vor, welches auf seinen Bruchflächen die Amphibole nur in Form von 
seidenglänzenden, eisblumenartigen fächer- oder palmartigen Gebilden erkennen lässt. 

Das Vorkommen von einzelnen Feldspathindividuen ist sowohl im 
Amphibolit der Antonieisensteinzeche von Vogl (Gangverh. v. Joachimsthal pg. 42) 
sowie in dem des Kaff von Sternberger (Zschft. mont. Ver. Erzgeb. pg. 90) beob- 
achtet worden. In einem von mir angefertigten Schliff des Kamp zeigen sich 
zwischen den Amphibolbündeln hie und da einzelne Klinoklasleistchen eingezwängt, 
jedoch immer nur spärlich und in ihrer Menge zwar den Übergang des Gesteines 
zum Diorit andeutend, aber keineswegs dazu berechtigend, das Gestein selbst, wie 
es ehedem von Cotta und Anderen geschah, als Diorit anzusprechen. 

Der häufigste Begleiter des Amphibolites ist der Magnetit. Dieser kommt 
nicht allein in einzelnen Krystallen und Körnern zwischen die Individuen ein- 
geklemmt vor, sondern er bildet auch grosse stockförmige Nester darin, welche 
abbauwürdig sind. Nicht selten trifft man die Magnetitkörner sodann mit Asbest- 
bündelchen verwachsen an, wie dies auf den Kaffer Erzlagen und auf St. Antoni 
zu beobachten ist. 

Neben oder wohl auch statt des Magnetites führt der Hornblendefels auch 
Granat in geringeren oder grösseren Massen. Letztere Gesteine wurden von den 
sächsischen Geologen und von Jokely mit dem Namen Granatfels*) belegt, auch 
häufig als Eklogit bezeichnet. Zu letzterem Namen ist jedoch gar keine Veran- 
lassung vorhanden, da sich nirgend eine Spur von Smaragdit im Gestein befindet. 

Es besteht aus einem Gemenge von derbem Granat und Amphibol. Ersterer 
erscheint oft in grossen überwiegenden Massen von körniger Gestalt, braunrother und 
gelbrother Farbe mit unebenem Bruch, zwischen welchen sich schwarzgrüne, gras- 
grüne oder pistazgrüne, sehr feinfaserige oder selbst kryptomere Hornblende ein- 
lagert. Die Gemengtheile erscheinen entweder regellos durch einander gewachsen, 
oder sie bilden abwechselnde Lagen von Hornblende und Granat, wodurch die 
Bruchfläche des Gesteines entweder fleckig oder im letzteren Fall bandstreifig ge- 
zeichnet wird. 


*) Den Namen Granatfels verdienen meiner Meinung nach lediglich. die auf der Pinger- 
und Eibenberger Eisensteinzeche bei Neudek vorkommenden Begleiter des Eisenerzes, 
welche vorwiegend Granat führen und sehr eigenthümlich jedoch nicht übereinstimmend 
ausgebildet sind. Ihres beschränkten Auftretens wegen habe ich sie nicht in den 
petrographischen Theil aufgenommen, sondern am gehörigen Orte charakterisirt. 

5* 


68 


Im mikroskopischen Dünnschlifi erscheint der Granat von einer Menge 

Rissen durchzogen, auf welchen Eisenoxydhydrat eingesickert ist. Die Granatmasse 
selbst enthält zahlreiche grosse, regellose Hohlräume und Einschlüsse von Horn- 
blendestaub und Granatbrocken, sowie einzelne Körner, welche sich bei gekreuzten 
Nikels als doppeltbrechend zu erkennen geben, welche ich jedoch nicht zu deuten 
weiss. Dr. Kachler hat durch die angestellte Analyse das Vorhandensein von 
Zinnoxyd in diesem Amphybolit nachgewiesen. Es wäre somit möglich, dass diese 
kleine Einschlüsse von Zinnstein herrühren. Der sogenannte Granatfels vom Scharf- 
brand bei Abertham zeigt folgende chemische Zusammensetzung: 

Kieselsäure 42.53 

Eisenoxyd 17.54 

Thonerde 10.06 

Chromoxyd 1.83 (!) 

Manganoxyd 0.62 

Kalkerde 9.24 


Magnesia 2.27 
Zinnoxyd 1.81 (!) 
Kali 3.62 


Glühverlust 0.52 


Die Hornblende, welche die Granatkörner umgiebt, erscheint unter dem 
Mikroskop in Form von grasgrünen oder gelbgrünen Nadelbündeln, sowie in ein- 
zelnen grösseren oder kleineren fleckenartigen Inseln zwischen dem Granat. Von 
Magneteisen zeigen weder der von mir untersuchte Dünnschliff noch die Handstücke 
eine Spur, es scheint demnach, dass dieser nesterweise hie und da vorkommt. 
(Vergleiche Cotta, Erläuterung zur geog. Karte v. Sachsen. H. II. S. 225 ff.) 

Das hier beschriebene Gestein bildet eine gangartige Einlagerung in Glimmer- 
schiefer, welche sich von Werlsgrün bei Joachimsthal, wo sie den sogenannten 
Schmirgelfelsen bildet, bis gegen Platten verfolgen lässt, und bei Abertham und 
Lässig-Häusern einige kleine Felskuppen bildet. Scharfbrand, Eiserne Hand u. s. w. 

Es wurde vor einer Reihe Jahren technisch verwerthet, indem das Gestein 
fälschlich Schmirgel genannt, auf den Plattner Pochmühlen gestampft und als Putz- 
pulver (gefälschter Schmirgel ist wohl richtiger) in den Handel gebracht wurde. 

Hievon nicht verschieden ist das Gestein der St. Antoni-Eisensteinzeche 
bei Joachimsthal, von welchem Vogl a. a. ©. bemerkt, dass es weniger Granat als 
das erstere führe. Indessen lässt sich mit Bestimmtheit behaupten, dass auch 
dieses Vorkommen genau sowie jenes stellenweise an Granat sehr reich ist, wie 
ein Besuch auf den Halden erweist. 


b) Amphibolit- oder Hornblendeschiefer. 
Mit diesem Namen bezeichne ich die zahlreichen Einlagerungen von schie- 
frigen Gesteinen, welche von Jokely als Grünsteinschiefer bezeichnet werden. 


Es sind dies dunkelgrüne, schwarzgrüne rauhschiefrige Gesteine, welche 
in schmäleren und breiteren Lagen den Thonglimmerschiefern eingelagert erscheinen, 


69 


namentlich häufig in der östlichen Schieferzone zwischen Platten und Goldenhöhe 
anstehen. 

Die Schiefer haben auf den Spaltflächen einen schwächeren oder stärkeren 
Seidenglanz, jenachdem die Hornblendeindividuen grösser oder kleiner ausgebildet 
sind. Zuweilen nimmt die Hornblende einen chloritartigen Charakter an, wahr- 
scheinlich in Folge der Zersetzung, wo dann auch die Schiefer chloritschieferartig 
werden. Z. B. bei Halbmeil. 

Sehr merkwürdig ist der reichliche Gehalt an Magneteisen. In den grob- 
körnigen Schiefern von Halbmeil kann man schon mit freiem Auge zahlreiche kleine 
pechschwarz glänzende Körner von Maeneteisen unterscheiden. Noch sicherer wird 
der Nachweis dadurch, dass selbst mässig grosse Handstücke eine ziemlich schwer- 
fällige Nadel abzulenken vermögen. 

Unter dem Mikroskop erkennt man das Gestein als aus einem Gewirr 
äusserst feiner grüner Hornblendenadeln bestehend, in welchem grössere und klei- 
nere Nester von Magneteisensteinkörnern liegen, und zwischen welche sich nur 
sehr vereinzelt kleine Quarzinfiltrationen eindrängen. Feldspath wurde gar keiner 
beobachtet. 

Es erhellt hieraus zur Genüge, dass diese Schiefer durchaus keine Be- 
rechtigung haben, als Dioritschiefer aufgefasst zu werden, vielmehr zeigen sie den 
innigsten Zusammenhang mit dem vorstehend beschriebenen körnigen Hornblendefels. 

Als Hypergemengtheil dieser Gesteine führe ich Pyrit im einzelnen 
Körnern an. Aus seiner Zersetzung resultiren wie auch anderwärts gelbe oder 
rothbraune Flecken. 

Das Auftreten von Granat habe ich nicht bemerkt. 

Das Auffinden des Magneteisens in so grosser Menge und der Nachweis 
des Zusammenhanges mit den Hornblendegesteinen, welche, wie wir später sehen 
werden, grosse Mengen von Erzen führen, ist desshalb vom besonderen Interesse, 
weil hiedurch der Charakter der Gesteine wesentlich ergänzt wird. 

Der Hornblendeschiefer von Zwittermühl wurde im chemischen Laboratorium 
der k. k. Universität einer Analyse unterworfen, und zeigte folgende chemische 
Zusammensetzung: 

Kieselsäure 49.10 
Thonerde 23.34 
Eisenoxydul 22.67 


Kalkerde 1.00 
Schwefel 2.58 (Pyrit) 
Glühverlust 0.70 

99.29. 


Eine gewisse Ähnlichkeit der Schiefer mit den von G. R. Credner aus- 
führlich beschriebenen Grünschiefern von Hainichen (Das Grünschiefersystem von 
Hainichen im Königreiche Sachsen. Zeitschr. für die ges. Naturwissenschaften, Bd. 
XLVI. 1876) lässt sich nieht verkennen, zumal auch die Lagerung des Gesteines 
eine Analogie darbietet. Aber der Mangel an kohlensaurem Kalk, Epidot u. s. w. 
bildet doch einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Gesteinen, so dass 
sich für die vorstehenden der Name Grünschiefer nicht anwenden lässt. 


70 


3. Eklogit. 


Eklogit ist ein grob- oder feinkörniges Gemenge von Smaragdit (Hornblende 
mit Augit verwachsen) und Granat. 

Als hierher gehörige Gesteine sind zwei Vorkommen zu bezeichnen, von 
welchen das erstere als eine kleine Einlagerung im Glimmerschiefer zwischen Har- 
tenberg und Loch, wo sie in einem Steinbruch aufgeschlossen ist, das andere eben- 
falls im Glimmerschiefer wahrscheinlich in übereinstimmender Lagerung bei der 
Herrenmühle unterhalb Joachimsthal auftritt. 


Die Farbe des Gesteines von Loch ist licht graubräunlich, die Smaragdit- 
nadeln sind starkglänzend, weisslich bis grau. Dazwischen erkennt man rothbräun- 
liche Massen und sehr spärlich einzelne Krystallflächen von Granat. Die verwit- 
terten Partien nehmen eine braune Farbe an. Dieses Gestein erinnert lebhaft an 
den Eklogit von Eppenreuth bei Hof im Fichtegelbirge, dem er bis auf die Farbe 
sehr ähnlich sieht. 


Im Dünnschliff sieht man zunächst grössere und kleinere Smaragditindi- 
viduen oft durch eine Menge paralleler oder unter einem Winkel von eirca 120° 
sich schneidenden Theilungspalten — jenachdem der Schnitt dem Prisma oder 
der Basis entspricht — durchzogen. Das Mineral zeigt im polarisirten Licht 
sehr lebhafte Farben. Bei einer schwächeren Vergrösserung zeigen sich nur mehr 
verworren gelagerte Fasern mit grünlichem Staub. Der Granat zeigt sehr regel- 
mässige hexagonale Querschnitte, welche farblos oder blassröthlich sind. Sie 
enthalten im Inneren einen staubigen Kern, der jedoch bei genügender Vergrösse- 
rung sich in Apatit- und Smaragditnädelchen und in Magnetitkryställchen auflöst 
und nebenbei auch Flüssigkeitseinschlüsse erkennen lässt. Als weiterer Gemengtheil 
macht sich Apatit geltend, welcher in langen und kurzen, sehr querrissigen farb- 
losen Säulen zwischen und im Smaragdit sehr reichlich vorhanden ist. Ausserdem 
bemerkt man noch kleine Gruppen von Magneteisenkrystallen, braunem Glimmer, 
Quarzindividuen und etwas Orthoklas. Der Granat kommt sowohl im Smaragdit 
als im Apatit vor. 


Das Gestein von der Herrenmühle bei Joachimsthal sieht äusserlich eher 
einem Diorit als einem Eklogit ähnlich. Es ist grünlich und dunkel gefleckt. 
Die Textur ist porphyrartig, in einer lichtern homogenen Grundmasse sieht man 
starkglänzende blättrige, dunkelgrüne, in der Masse unregelmässig vertheilte Partien 
von Smaragdit, dann röthlichbraune Pünktchen, welche man unter der Lupe als 
Granaten erkennt, weiter machen sich kiesige Einsprengungen, die öfter selbst 
grössere Massen bilden, bemerkbar. Letztere wirken auf die Magnetnadel und 
geben sich schon hiedurch als Pyrrhotin zu erkennen. Die Verwitterungsrinde 
des Gesteines ist braun, eisenschüssig. 


Im Dünnschliff sieht man wieder den Smaragdit bei schwacher Vergrösse- 
rung als eine staubige grüne oder graue, faserige Masse, welche jedoch bei stär- 
kerem Objektiv eine entschieden strahlige Form zeigt, in der man die verwach- 
senen Mineralien recht deutlich erkennt. Dazwischen den Granat in verhältniss- 
mässig grossen, farblosen, sehr rissigen Individuen, welche fast sämmtlich eine 


1 


Hülle von einen zarten Filz bildenden grünen Amphibolmikrolithen haben. Im Inneren 
enthalten sie, wie die von Loch, zahlreiche Einschlüsse von den obengenannten 
Mineralien. Der Apatit, welcher sich im Locher Gestein so bemerkbar macht, ist 
hier ganz zurückgetreten. Das Pyrrhotin scheint stellenweise umgewandelt zu sein. 


4. Quarzgesteine. 


Der Quarzbrockenfels und Gangquarz. 


Zu den besonders dem Granit eigenartigen Gebilden gehören die zahlreichen, 
in seinem Gebiete auftretenden, mit Quarz erfüllte Gänge, welche, da sie fast 
sämmtlich mit einander parallel sind, ein zusammen gehöriges System darstellen. 

Das Gestein ist vorwiegend Quarzbrockenfels, unter welcher Bezeichnung 
es von Naumann bereits eingeführt wurde, das zwar im Allgemeinen leicht zu de- 
finiren, aber in seinen einzelnen Abarten sehr schwer zu beschreiben ist. Der 
Quarzbrockenfels besteht zunächst aus klastischen Stücken von Quarz von sehr 
wechselnder Grösse, Farbe una Structur, welche mit einander durch sekundären 
Quarz innig verkittet sind, oder eine mehr poröse Masse darstellen. 

Hinsichtlich der Grösse der Quarzkörner kann man Stücke beobachten, 
welche von Kopfgrösse, Faustgrösse, Eigrösse bis zur Erbsengrösse herabsinken, 
ohne: dass eine Regel hinsichtlich ihrer Verbindung bestände. Die mittlere 
Grösse ist die häufigere. Die Farbe ist weiss, röthlich, gelblich, bräunlich, roth, 
braunroth, die Structur oft jaspis- oder hornsteinartig dicht (Eisenkiesel), oder 
krystallinisch. Das Bindemittel gewöhnlich weisser, krystallinischer, halbdurchsich- 
tiger Quarz, der in Drusenräumen zuweilen in grössere oder kleinere Individuen 
ausgebildet ist; zuweilen ist derselbe chalcedonartig, wie am Irrgängerzug bei 
Todtenbach. 

Die Struktur des Gesteines selbst ist ganz unmöglich allgemein zu be- 
schreiben, es wechselt von Fall zu Fall, kömmt jedoch immer auf die von Naumann 
gegebene Beschreibung hinaus, welche er vom Gestein des Raschauerknochens 
siebt: „Dasselbe besteht aus krystallinischem Quarz, grauem, rothen, sehr eisen- 
schüssigen Hornstein und Jaspis, die auf das seltsamste in stücklichen Partien 
und knorrigen Nestern, in Adern und Trümmern durch einander vorkommen, 
wodurch eine unbeschreiblich regellose Struktur hervorgebracht wird, und das Gestein 
das Aussehen einer, aus über einander gestürzten Blöcken und Brocken bestehenden, 
durch krystallinischen, zuweilen knospigen Quarz verkitteten Breccie erhält.“ — 
Der Quarzbrockenfels führt Rotheisenerz und Braunstein in Nestern und 
Putzen. Zu erwähnen ist das Vorkommen von mehr weniger ausgebildeten, ziemlich 
grossen Orthoklaskrystallen, welche im Quarzbrockenfels lagenweise oder 
putzenweise eingeschlossen vorkommen, so dass solche Partien einem regenerirten 
Granit gleichen. Man findet solche Massen an der Strasse von Hirschenstand noch 
Sauersack. 

Dieses Vorkommen deutet darauf hin, dass die Gänge ähnlicher Natur 
sind, wie die bei den Graniten erwähnten Secretionsgranite, nur dürften vielleicht 
ganz besondere örtliche Einschlüsse sich hier geltend gemacht haben. (Vergleiche 
das über die Frzführung dieser Gangbildungen am gehörigen Orte Gesagte.) 


-1 
[%) 


Die allgemeine Farbe des Gesteines ist natürlich abhängig von der Farbe 
der Gemengtheile, sie ist bald mehr weiss, grau oder roth, bleibt aber selten auf 
lange Strecken ganz gleich. 

Das Vorhandensein dieser Gebilde äussert sich in einzelnen Blöcken, 
welche theils gehäuft, theils einzeln auf weite Strecken zu verfolgen sind, vielfach 
ist die Richtung der Gänge auch durch den Bergbau aufgeschlossen worden, 
welcher hier vordem sehr schwunghaft betrieben wurde. 

Die allgemeine Richtung innerhalb des Granitstockes ist fast genau NS, 
es gewinnt jedoch immer mehr den Anschein, als ob dieselben sich dem Streichen 
des Granites mehr aceomodirten. Im Osten weichen die äussersten Gänge von der 
mittleren Streichungsrichtung mehr und mehr ab, und während sie gegen Westen 
nur im Granit vorfindlich sind, setzen sie auch im östlichen Gebiet in das Gebiet 
der Schiefer hinein, oder verlaufen stellenweise hart an der Schiefergrenze 
(zwischen Bärringen und Platten.) 

Bemerkenswerth ist nun auch die ungeheure Längsausdehnung, welche 
viele dieser Gruppen besitzen, von denen namentlich einige weit bis nach Sachsen 
hinein verfolgbar sind. 

Der eigentliche Gangquarz ist vorwiegend von Farbe weiss oder gelblich- 
weiss, und bildet dichte oder krystallinische Massen, welche mehr oder weniger 
durch unregelmässige Klüfte abgesetzt sind. Er kommt ebenso gut in Abwechselung 
mit dem Quarzbrockenfels als auch selbständig vor, daneben auch in Gängen, 
welche durch ihr Parallelstreichen mit dem Nebengestein als Lagergänge anzu- 
sprechen sind (z. B. zwischen Prünlas und Libenau). Sowie der Quarzbrockenfels 
vorwiegend Rotheisenstein und Braunstein führt, so ist der Gangquarz wieder der 
Träger von Blei-Zink-Kupfer, sowie Nickel-, Kobalt- Silber- und Wismutherzen. 
Namentlich sind die ersteren Erze diejenigen, welche auf den Quarzgängen der 
westlichen Schieferpartie auftreten, während die letzteren in der östlichen ein- 
heimisch sind. 


Greisengestein. 


Ein krystallinisch körniges Gemenge von Quarz, Glimmer oder Talk, wozu 
Zinnstein, Steinmark, Turmalin und Topas als accessorische Gemengtheile auftreten. 

Der Quarz erscheint in diesem Gestein als eine Anhäufung von rundlichen 
Körnern, wie sie im Erzgebirgsgranit vorkommen, die in der That einer Menge 
Hagelkörner ähnlich sehen, (Greisen werden in der Gegend von Karlsbad die 
Hagelkörner genannt), sie sind durch ein quarziges Bindemittel mit einander ver- 
wachsen, zwischen dieselben ist Glimmer von vorwiegend grauer Farbe eingestreut. 
Statt oder neben demselben tritt nicht selten öhlgrüner Talk in feinen Schüppchen 
auf. Eigenthümlich ist das Vorkommen von sogenanntem Steinmark von röthlicher 
oder weisser matter Farbe und feinem Anfühlen, das zuweilen die Lücken des 
Gesteines ausfüllt, und häufig mit Zinnstein vergesellschaftet ist. Letzterer tritt 
entweder in deutlichen Individuen als schwarzglänzende Körner auf, oder er ist fein 
vertheilt. Turmalin kommt zuweilen in sehr bemerkbaren Massen vor, bildet aber 
auch einzelne Nadeln und Nestehen im Gestein. Vereinzelt kömmt der Topas 


73 


gewöhnlich farblos oder bläulich oder gelblich, Flusspath, Kupfer- und 
Schwefelkies auch dann und wann im Gemenge vor. 

Das Gestein ist mit Granit u. z. mit dem Erzgebirgsgranit eng verwandt, 
und geht durch Aufnahme von Orthoklas in jenen über. Es kömmt stets im 
Zusammenhange mit diesem Gestein vor, und bildet unregelmässige, gewöhnlich 
stockförmige oder gestreckte Einlagerungen in demselben. Sehr bemerkenswerth ist 
das Greisengestein als Träger des Zinnerzes, welches hauptsächlich darin vorkommt. 

Man kann unterscheiden: 

1. Greisen. Körniges Gemenge von Quarz und Glimmer. Bei Platten, 
Hengstererben, Frühbuss u. s. w. 

2. Lagergreisen. Gewöhnlich grobkörnig ausgebildet, Quarz und Glimmer 
nehmen abwechselnde Lagen ein. Am Hartelsberg bei Frühbuss. 

3. Talkgreisen. So nannte Jok&ly das Gemenge von Quarz mit öhlgrünen 
Talkschuppen und mehr oder weniger Glimmer. Am Plattenberg, bei Hirschen- 
stand und auf St. Mauritius. 

4. Zwittergestein. Mit diesem Namen wird nicht allein, wie Cotta (Gesteins- 
lehre pg. 245) und nach ihm Zirkel (Petrographie II. pg. 322.) sagt, das mikro- 
krystallinische Gestein von Altenberg belegt, sondern es bezeichnet überhaupt das 
den Zinnstein in mehr oder weniger feiner Vertheilung führende Gestein, das durch- 
wegs den Charakter der Greisen hat, aber theils grobkörnig auftritt, so dass die 
Zinnsteinkörner im Gemenge in Gestalt von einzelnen Körnern, und oft sehr 
reichlich inneliegen (Handstein), theils feinkörnig bis kryptokrystallinisch gewöhnlich 
durch den beigemensten Zinnstein dunkel gefärbt, oder diesen in kleinen, durch die 
Farbe erkenntlichen Nestern beherbergend. Zuweilen merkt man selbst eine streifen- 
oder lagenweise Anordnung der Bestandtheile. Flussspath, Kupfer-, Schwefel- und 
Arsenikkies, sowie Eisenglanz und Magneteisen sind sehr häufig vorhanden, auch 
der Topas fehlt nicht. 

Das Zwittergestein war und ist der Gegenstand des Zinnbergbaues zu 
Platten, Hengstererben, Hirschenstand und Frühbuss u. s. w. 

5. Turmalingreisen kann man das sehr untergeordnet vorkommende, an 
Turmalin besonders reiche Greisengestein von Mauritius bei Hengstererben und 
von Sauersack nennen. 


5. Turmalingestein. 
(Turmalinfels oder Turmalinschiefer, Schörlgestein, Schörlfels oder Schiefer.) 


Ein körmiges oder schiefriges Gemenge von Turmalin mit Quarz. 

Die Schörlgesteine treten sehr untergeordnet auf, und finden sich nur an 
einigen Punkten in der Contaetzone gegen den Granit am ausgezeichnetsten bei 
Platten am sogenannten Höfel, dann an der Neudeker Strasse unter dem Schuppen- 
berg, ausserdem bei Brettmühl, Halbunie. 

Der Turmalin ist sammtschwarz, dicht, von mattem Aussehen und nur 
da glänzend, wo die Kıystallflächen der meist verworren verwachsenen Indivi- 
duen sichtbar werden. 


Fi 


Der Quarz erscheint weiss, röthlich oder gelblich, meistens steht er in 
der Quantität dem Turmalin nach. 


Das Gestein hat ein eigenthümliches rauhes Aussehen, und zeigt eine 
mehr oder weniger schiefrige Textur. (Schörlschiefer Cotta Gesteinslehre p. 246). 
Der Quarz bildet auf dunklem Grunde längere und kürzere zungenförmige oder 
bandartige Zwischenlagen. Bei Überhandnehmen von Quarz gehen die Gesteine in 
Quarzschiefer resp. quarzreiche Glimmerschiefer über. 


‚Von Cotta und Zirkel werden übrigens auch die weiter oben beim Granit 
angeführten Turmalin führenden Ausscheidungsgesteine hierher gerechnet. 


IV. Halbkrystallinische Schiefer. 


Hohenstein-Schiefer. 


Mit diesem Namen möchte ich ein Schiefergestein bezeichnen, welches 
mir wesentlich von allen anderen Gesteinen verschieden erscheint, und das ich 
nachstehend genauer bezeichnen will. Das Gestein, welches in zwei kleinen, weiter 
unten näher zu beschreibenden Depöts an der Landesgrenze am Hohenstein bei 
Kirchberg, und zwischen letzterem Ort und Graslitz bei Ruhstatt ansteht, erscheint 
in der sächischen Karte als Quarzit, in der Karte der Reichsanstalt als Pribramer 
Grauwacke, wird auch von Jokely in dieser Weise angesprochen: „Petrographisch 
gleicht der Schiefer vollkommen manchem quarzigen Grauwackenschiefer, und auch 
die Lagerungsverhältnisse machen es sehr wahrscheinlich, dass er nur diesem 
Gebilde angehört.“ 

Wie weit der erste Theil dieser Ansicht gerechtfertigt ist, wird das 
weitere lehren. 

Die Hohensteinschiefer sind ein kurzschiefriges, deutlich geschichtetes 
Gestein von grauer Farbe mit mehr oder weniger Seidenglanz — dieser ist jedoch 
immer vorhanden — auf den Schieferflächen, welche nebenbei einen eigenthüm- 
lichen, sehr feinkörnigen Linearparallelismus zeigen. Im Bruche sind sie matt, 
grau und haben ein sandiges Korn, welches lichtere und dunklere Individuen 
zu erkennen giebt, einem Gemenge von Quarz und Thonschiefer entsprechend. 
Sie sind sehr viel durchklüftet und zerfallen in flache keilföürmige Brocken. Die 
dunkle Schiefermasse wird von reichlichen Quarzadern durchzogen, welche stellen- 
weise ein förmliches Haufwerk durch einander bilden, als ob deren viele zer- 
trümmerte über einander gethürmt wären, so dass an solcher Stelle das schiefrige 
Gestein ganz zurück tritt. 

Der mikroskopische Dünnschliff belehrt, dass der Schiefer aus Körnern 
von Quarz, Orthoklas, Glimmer und Thonschiefermasse gebildet ist, wohl auch 
feine Pyritkörner vorkommen, welche durch eine kieselige Masse verbunden sind. 

Die Quarzkörner haben das Eigenthümliche, dass ihre Ränder wie ver- 
schmolzen erscheinen, während die Feldspäthe scharf abgegrenzt, die Conturen nicht 
abgerollt sind, manche Orthoklase zeigen selbst einen hexagonalen Durchschnitt. Der 


75 


Glimmer erscheint in einzelnen kleinen Blättehen; von ersteren beiden Mineralien 
ist ziemlich viel vorhanden. Die Thonschieferpartikeln erscheinen in einzelnen 
Schmitzen in einer der. Schieferung entsprechenden Lage eingebettet, so dass sie mit 
ihrer Längsseite alle nach einer Richtung gelagert sind. Gegen die Ränder zu ist 
die Substanz in Körnchen aufgelöst, welche der Brocken mehr weniger einfassen. 
Man kann auch Körner sehen, welche kugelig rund sind, und in einiger Entfernung 
von einem Kreis von Thonschieferkörnchen eingefasst werden. Dazwischen erscheint 
der Thonschiefer auch in wolkenartigen Stäubchenlagen eingestreut. Auch Quarz 
und Orthoklas-Individuen sieht man mit einem Saume von solchen Thonschiefer- 
körnchen zuweilen umgeben. Das Bindemittel erscheint ziemlich klar und nur hie und 
da etwas getrübt; man erkennt darin zahlreiche der Schieferung parallele Nädelchen, 
im polarisirten Licht jedoch wird dasselbe unter gekreuzten Nikols blaugrau, und 
man bemerkt an vielen Stellen Einlagerungen, welche von dem Durchsichtigen 
unmittelbar eine aschgraue Farbe annehmen. Solche Partien verfliessen theils mit 
der Bindesubstanz, zuweilen werden sie auch durch einen Kreis Thonschiefermasse 
abgegrenzt. Ich möchte diese Masse für amorphe Kieselsäure halten. In der 
Anordnung der nadelförmigen Krystalliten des Bindemittels macht sich übrigens 
entschieden eine Struktur bemerkbar, welche einen fluidalen Charakter hat, und 
der Richtung der Schieferung entspricht. — 

Die von Herrn L. Haitinger im Wiener Universitäts-Laboratorium ausge- 
führte chemische Analyse ergab für den Hohensteinschiefer folgende chemische 
Constitution. 


In Salzsäure nicht löslich: In Salzsäure löslich: 
Kieselsäure 88.40 Eisenoxyd 5.16 
Thonerde 2.32 Thonerde 0.74 
Eisenoxydul Spur Kalkerde 0.37 
Magnesia 0.29 Magnesia 0.38 
Kalkerde 0.96 
Kali 0.98 
Natron 0.49 
Wasser 0.65 


Die Gesteine kommen auch im Fichtelgebirge vor. In der kgl. hair. geol. 
Sammlung liegen Handstücke von Lichtenberg, Wilhelm-Stollen, Schönbrunn und 
Albersreuth, welche alle den Hohensteinerschiefern sehr ähulich sind. Gümbel 
bezeichnet sie als untersilurische Thonschiefer. Was nun Jokely’s Ansicht anbelangt 
so bin ich zwar der Ansicht, dass, wie die stratigraphischen Verhältnisse beweisen, 
wohl die Hohensteinschiefer als cambrischen Ursprungs, den Pribramerschiefern 
nahe stehen, so weit meine Erfahrung aber reicht, habe ich nirgend welche kennen 
gelernt, die in ihrer petrographischen Zusammensetzung den Hohensteinschiefern 
entsprochen hätten; das entschieden krystallinische Gepräge, welches diese Schiefer 
aufweisen, lässt sie doch nicht gut — schon nach dem Aussehen — mit jenem 
Gesteine unter einen Gesichtspunkt bringen Wie weit die mikroskopische Struktur 
einen Unterschied bietet, ist wohl noch nicht dargethan worden. Auch die von 
Gümbel für die analogen Fichtelgebirgsgesteine gewählte Bezeichnung „Schwarze 
Thonschiefer“ scheint mir, weil das letztere Verhalten nicht genug betont erscheint, 


76 


für die Hohensteinschiefer nicht passend. Dagegen kann ich anführen, dass mir 
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem die Unterlage der silurischen Gesteine bildenden 
Grundfels bei Christiania nicht entgangen ist, welcher vorwiegend durch das kry- 
stallinische Gepräge dieser Gesteine hervorgerufen wird. Ich würde daher für die 
Schiefer von Hohenstein den Namen Sparagmit in Vorschlag gebracht haben, wenn 
ich nicht in Erfahrung gebracht hätte, dass die skandinavischen Geologen von 
dieser Bezeichnung einen ziemlich weitgehenden Gebrauch machen, und zum Theil 
auch Gesteine damit bezeichnen, welche unseren Pribramer Grauwacken gleich 
kommen. 

Darnach ist es wohl gerechtfertiget einstweilen diese Gesteine als Hohen- 
steinschiefer, als ein eigenthümliches, zwischen den Grauwackenschiefern und den 
Urthonschiefern in der Mitte stehendes Gestein zu fixiren, und unter diesem Namen 
aufzuführen. 


V. Klastische Gesteine. 


1. Trümmergesteine. Psephite. 


Unter .diese sind zu rechnen die Ablagerungen von Gebirgsschutt, welche 
sowohl die meisten Thäler auf der Sohle bedecken, als auch am Abfall des Erz- 
gebirges in mächtigen Ablagerungen hügelartig aufgeschüttet sind. 

Diese Ablagerungen von Trümmergestein sind sehr mannigfach sowohl nach 
Art, als nach Grösse und Gestalt wie auch nach Verbindung derselben zu einem 
Ganzen. 

Da die Trümmer durch die Tagewässer zum Theil durch ihre Schwere von 
der Stelle bewegt werden, so können hiedurch die verschiedenartigsten Gesteine 
zusammen getragen werden. Dasselbe gilt von der Grösse, indem riesige Blöcke 
mit gleichartigen oder viel kleineren zusammen liegen können. Nach der Gestalt 
endlich unterscheidet man Geschiebe oder Gerölle, wenn die Kanten der Stücke 
abgerollt sind oder nicht. 

Hiernach kann man unterscheiden. 

1. Blockwerk. Anhäufung von grossen Blöcken meist im Granitgebiet, wie 
am Abfall des Katzenfels bei Graslitz und des Sandfelses bei Streitseifen, am 
Peindlberg bis Neuhammer u. s. w. 

2. Gebirgsschutt. Anhäufung von ungleich grossen, scharfkantigen Gesteins- 
trümmern, welche entweder aus einerlei oder aus verschiedenen Gesteinsarten zu- 
sammengesetzt und wohl auch durch eine Art sandiges oder lehmiges Bindemittel 
in ihren Zwischenräumen ausgefüllt sind. Dieses leicht wegführbare Mittel fehlt 
gewöhnlich an der Oberfläche, und sie erhält hier ein chaotisches Ansehen. 

Derart sind die meisten Thäler ausgefüllt, und die Abhänge der Berge 
vielfach am Fusse oder höher hinauf umlagert. 

3. Geschiebeablagerungen. Alle oder der grösste Theil der Gesteinstrümmer 
haben abgerollte Kanten und Ecken. Derlei Ablagerungen sind namentlich im 
Gebiete der Gewässer heimisch, man bemerkt im allgemeinen, dass die Grösse der 


77 


Geschiebe gegen den Fuss des Gebirges abnimmt, vor demselben liegen die Ge- 
schiebemassen in grösserer Menge zusammen, oder mit Gebirgsschutt mehr oder 
weniger vermengt. Die tertiären Geschiebeablagerungen der Braunkohlenformation 
wollen wir auch hier nicht ins Auge fassen, sondern uns an die Gebilde des Erz- 
gebirges halten. 

Bildungen, welche mit dem Namen erratische oder „Findlingsblöcke“ in 
der Wissenschaft bezeichnet werden, und eine eigene Genesis haben, kommen im 
Gebiete nicht vor, obzwar dieser Name häufig von Eisenbahnin genieuren auf einzelne, 
besonders grosse, hie und da sich findende Blöcke auch hier angewendet wird. 


Seifenwerk. 


Unter Seifenwerk oder Seifengebirge, von Beudant auch plusiatische Abla- 
serung genannt, versteht man im Allgemeinen Ablagerungen von Gebirgsschutt 
von mancherlei Zusammensetzung, welche unter anderen auch Metall-, Erz- oder 
Edelsteinkörner beigesellt enthalten. Die Art der Gewinnung der letzteren durch 
Waschen und Schlämmen wird „Seifenarbeit“ genannt. 

Nach Beschaffenheit der auf diese Art ausgebeutenden Stoffe unterscheidet 
man Gold-, Zinn- und Edelsteinseifen. 

Im Erzgebirge kommen nur Zinnseifen vor;*) welche sehr verschiedener 
Zusammensetzung und auch verschiedenen Alters sind. In ersterer Beziehung richtet 
sich ihre Natur natürlich nach dem Orte ihrer Lagerung. Ist dieser im Bereiche 
des Granites, so haben die Seifen den Charakter dieses Gesteines, d. h. sie bestehen 
sodann aus mehr oder weniger gleichkörnigem Quarzsand, welcher zuweilen noch 
frischen Feldspath und Glimmerhlättehen enthält, und mehr oder weniger kaolini- 
sirte oder talkige Masse zwischen sich führt. 

Derartige Seifen kommen um Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Trinkseifen, 
auch z. Th. bei Bärringen vor. 

Sind die Seifenablagerungen dagegen im Bereich der Schiefer, so gesellen 
sich ihnen zahlreiche Schieferbrocken zu, welche in der Regel gröber als der Granit- 
grus, mehr weniger scherbenartig, scharfkantig, oder an den Rändern abgerundet 
sind. Ihrer Zusammensetzung entsprechend finden sich auch darin dann grössere 
Quarzbrocken. 

Derart sind die Seifen bei Streitseifen, Försterhäuser, um Platten, zum 
Theil bei Bärrigen, um Hengstererben. 

Endlich bemerkt man eine Mischform beider, das ist also, wo Granit- 
und Schieferbrocken in ziemlich gleichem Gemenge auftreten, welche am Fusse des 
Gebirges mehr auftreten, wie die Gebilde im sogenannten Zinnrich bei Karlsbad, 

Man darf nicht vergessen, das der älteste im Erzgebirge betriebene Berg- 
bau zumeist im Seifen bestand, daher die allermeisten Seifenlagerstätten bereits 
eine Umlagerung durch Menschenhand erfuhren, und hiedurch allerdings auch ein 


*) Nach Johannes Mathesius Sarepta fol. 40 u. 139 fanden sich jedoch auch Goldkörner 
und Flitter darin vor. Ebenso berichtet Lehmann in seinen natürlichen Merkwürdig- 
keiten des oberen Erzgebirges. p. 442. Vergleiche weiter unten. 


18 


sehr charakteristisches Aussehen erhielten, indem dergleichen Seifenstätten aus 
einem regellosen Gewirr von runden Löchern und Halden bestehen, welche schon 
vom weiten die Stätte erkennen lassen. Dass in Folge dessen der Erzgehalt an allen 
derartigen Plätzen verschwunden ist, ist leicht erklärlich, gegenwärtig gehört ein 
ergiebiges Seifenlager im Erzgebirge zu den Seltenheiten. 

Von nicht nur montanistischem, sondern auch wissenschaftlichem Interesse 
war daher die Auffindung eines gänzlich unversehrten Seifenlagers durch die Herrn 
Gewerken Tröger Vater & Sohn bei Hengstererben, welches über die Art der Erz- 
führung Aufschluss gibt. Seinem Auftreten im Zwittergestein entsprechend ist 
der Zinnstein im Seifenwerk ganz fein vertheilt, und wird durch Absumpfen in 
Form eines ungleichkörnigen Schliches gewonnen; die grösseren Körner, welche 
darin vorkommen und welche nie oder selten die Grösse einer Erbse erreichen, sind 
abgerundete oder scharfkantige Trümmer, welche von dem sie begleitenden „Schörl“ 
sehr schwer zu unterscheiden sind. Vorwiegend aber ist das Vorkommen ein staub- 
artiges, welcher Umstand es erklärt, weshalb die Zinngewinnung schon vor dem 
Bekanntwerden der nassen Aufbereitung möglich war. 

Dem Alter nach sind die Seifen gewiss auch sehr verschieden. Während 
die Seifenablagerungen von Seifen unter der Steinhöhe offenbar antebasaltisch sind, 
dürften andere wohl jüngeren Datums sein, ja noch zu den gegenwärtigen Bildungen 
mit gehören, da sie offenbar ihren Ursprung aus der Verwitterung erzführender 
Gebirgsglieder nehmen. 

Ihrer Natur nach sind die Seifenlagerstätten Thalausfüllungen ; das genannte 
Seifenlager an der Steinhöhe macht hievon jedoch eine Ausnahme, 


2. Thongesteine. Pelite. 


1. Kaolinerde. 


Kaolinerde ist eine im frischen Zustande knetbare, formbare, sehr wasser- 
haltige Masse von weisser, grünlicher, röthlicher oder graulicher Farbe, welche 
ihrer Wesentlichkeit nach aus einem Gemenge von Quarz, Kaolin, Glimmerblättchen 
und Turmalinbrocken besteht. 

Der Quarz ist wie im Granit in rundlichen oder eckigen, verschieden 
grossen Körnern von graulicher oder weisslicher Farbe vorhanden, welche durch 
das Kaolin zusammengehalten werden. 

Das Kaolin, das Zersetzungsprodukt des im Granit enthaltenen Feldspathes, 
ist eine feine staubartig erdige Masse, welche sich fein zereiben lässt, abfärbt aber 
mager anzufühlen ist, trocken an der Lippe haftet, im feuchten Zustand äusserst 
plastisch ist, und beim Erhitzen wohl Wasser abgiebt, aber unschmelzbar ist. Mit 
Cobaltsolution befeuchtet und geglüht nimmt die Masse eine schöne blaue Farbe 
an. Das Kaolin ist im reinsten Zustand weiss, etwas ins gelbliche oder grauliche 
geneigt, häufig aber mehr oder weniger graulich oder röthlich gefärbt. 

Der Glimmer erscheint in der; Erde immer in Form kleiner lebhaft 
glänzender Schüppchen mit zertrümmerten, ausgezackten Rändern. Turmalin- 
brocken von schwarzer Farbe ganz dem Auftreten im Granit entsprechend finden 


79 


sich vereinzelt, und bilden oft zusammenhängende Nadelbündel in der Masse, welche 
aber nach Bruchflächen parallel der Basis und dem Prisma sehr leicht zerfallen. 

Die Kaolinerde, offenbar ein Produkt der Zerstörung der Granite, und, wie 
oben schon auseinander gesetzt wurde, namentlich der Erzgebirgsgranite, ist 
innerhalb des Granitgebietes verbreitet. 

Die chemische Constitution derselben wurde im Laboratorium der k. Kk. 
deutschen techn. Hochschule untersucht und es wurde gefunden: 

I. Rohe Kaolinerde von Zettlitz analysirt von Herrn Benjamin Reinitzer. 

I. Zum Vergleich Granit von Zettlitz. ; 

II. Eine von Dr. Bauer (Sitzungsber. kais. Akad. d. W. B. 22. p. 696) 
mitgetheilte Analyse der Zettlitzer Kaolinerde. ; 

IV. Aus letzterer berechnet das Kaolin 

I. II. al, Ve 


lösliche Kieselsäure | 6.65 
Kieselsäure 69.46 72.85 unlösl. 5 15.65 48.27 
Rückstand Quarz | 53.40 
Thonerde Ta TER 17.46, 251.51 
Eisenoxydul Spur Spur 0.24 ae 
Mangnesia 0.28 0.36 Spur. j 0-91 
Kohlens. Kalk _ — 0.40 0.86 
Natron at 4.54 
Kali [ 0.69 3.42 Spur 
Phosphorsäure Spur Spur 
Wasser (Glühverl.) 783 2.84 Se 


Von jeher für die Porzellanmanufaktur von unschäbzbarem Werthe sind 
die Kaolinlager bei Karlsbad zwischen Fischern, Zettlitz und Sodau. Die hier 
gewonnene Erde wird ausdrücklich Kaolinerde genannt, weil das Kaolin daraus 
durch Schlämmen gewonnen wird. Man kann dort unterscheiden: 

1. Porzellanerde, liefert als Schlämmeprodukt die gelblich weisse Masse für 
das Porzellan. 

2. Weisse Erde, liefert ein weniger reines und feines Produkt, welches sich 
nur zur Erzeugung von feuerfesten Gefässen und Ziegeln eignet. 

Es gehören aber auch hierher noch Ablagerungen, welche innerhalb des 
Gebirges vorkommen, und zumeist den wasserhaltigen Untergrund der Moore 
bilden, hierher also die Unterlager des Sauersacker, Frühbusser, Hirschenstander, 
Trinkseifner Moores. Das hier vorkommende Kaolin eignet sich freilich nicht zu 
Porzellanmanufakten, da es viellerorts stark durch Eisenbeimengungen verunrei- 
niget ist, ist aber ein vorzügliches Material zur Zielgelbereitung, und lässt sich 
gewiss noch weiter verwenden. 

Die um Frühbuss und Sauersack auftretenden Seifensande sind offenbar nichts 
anderes als die Reste der noch jetzt unter dem Moore liegenden Kaolinerde, aus 
welcher das thonige Bindemittel zum grössten Theile ausgewaschen ist. 


80 


2. Thonerde. Quarzpelit. Töpferthon. 


Hierher zähle ich das Vorkommen unter der Steinhöhe und am Kölbel bei 
Seifen. Eine im trockenen Zustand mager anzufühlende Masse von gelber oder 
röthlicher Farbe, welche befeuchtet plastisch wird, und auf der Drehscheibe ver- 
arbeitbar ist. Durch Schlämmen lässt sie sich in eine feine erdige, thonige 
Masse und in feinen geiben oder gelblichen scharfkantigen Quarzsand trennen, 
welcher in grösserer oder geringerer Quantität je nach dem Lager vorhanden ist. 

Wie das Koalin ein Zersetzungsprodukt feldspathiger Gesteine, ist die 
Thonerde nach ihrem Lager jedoch ein Absatz aus trüben, schlammigen Gewässern, 
daher nicht an Ort und Stelle wie jenes entstanden. Wie jenes leicht im Wasser 
vertheilbar, ist sie nur da liegen geblieben, wo sie vor der mechanischen Einwir- 
kung desselben geschützt war, und ist daher nicht weit verbreitet. Im Zusammen- 
hange mit anderem Trümmergestein zunächst mit Seifengebirge verliert sich der 
Thon zwischen diesem nach und nach als eine Art Bindemittel desselben. 


3. Lehm. 


Nach der allgemeinen Bezeichnungsweise möchte ich mit diesem Namen 
jene Ablagerungen von Thonerde bezeichnen, welche von jeher in der Technik als 
Ziegelerzeugungsmaterial Verwendung fanden. Im Gebiete des Erzgebirges ist dies 
nichts anderes als grösstentheils dislocirte, durch die Einwirkung der Tagewässer 
mit mehr oder weniger Eisenoxydhydrat und anderen fremdartigen Stoffen vermengte 
Kaolinerde; von mehr oder weniger gelber, gelblicher oder graugelber Farbe. 
Ihre Ablagerungen sind im eigentlichen Gebiet nicht häufig, bei Graslitz unter 
dem Hausberg, am Abhange des Plattenberges und bei Sauersack sind kleine 
Lager bekannt, dagegen sind in den Vorbergen und noch mehr im Egerthal grosse 
Massen davon angehäuft, welche in letzterer Gegend zumeist das Hangende der 
Braunkohle mitbilden z. B. nördlich von Zettlitz. 


3. Sandgesteine. Psammite. 


Unter diesen kann nur eines einzigen Vorkommens innerhalb des Erz- 
gebirges gedacht werden, nämlich jenes zwischen den tertiären Seifen und Thonen 
von Steinhöhe bei Seifen. 

Tertiärer Sand von feinem und gröberem Korn, vorzugsweise aus 
scharfkantigen und gerollten Quarzkörnern bestehend, und durch ein thoniges 
Bindemittel schwach verkittet, gelblich gefärbt, oder durch ein eisenschüssiges 
Bindemittel von rothbrauner Farbe ‚zu einem bankförmige Massen bildenden, 
eisenschüssigen Sandstein verbunden. 

Durch dasselbe Bindemittel werden an Ort und Stelle auch Quarz- und 
Schieferbrocken, meist Geschiebe von Haselnuss- bis Wallnussgrösse zu Con- 
glomeraten verbunden. 

Braunkohlensandstein findet sich in zahlreichen Blöcken als sehr 
feinkörniger, fester Quarzit von grauer oder weisslicher Farbe am Rande des 
Gebirges zwischen Nonnengrün und Gossengrün verstreut. 


VI. Phytogene Bildungen. 


Torf. (Mut oder Mud.) 


Der Torf ist eine in eine kohlige Substanz sich umwandelnde abgestorbene 
Pflanzenmasse, welche durch gewisse örtliche und klimatische Verhältnisse hiezu 
befähiget wird. Zu den ersteren gehören feuchte, weite Becken mit wasserdichtem 
Untergrund, zu letzteren feuchte Luft und geringe Jahrestemperatur. 

Da die Bildung noch gegenwärtig vor sich geht, erkennt man in den jüngsten 
Lagen das Materiale, welches den Torf bildet, als eine dicht verfilzte und verwebte 
Pflanzenmasse, welche je älter sie ist, desto dichter und dunkler sich färbt, bis 
sie auf dem Grunde des Moorlagers eine erdige Consistenz und dunkle oder 
schwarzbraune Farbe erlangt hat, in welcher man nur noch undeutlich härtere 
Pflanzentheile unterscheiden kann. 

Mit dem Alter nimmt auch die Güte des Torfes zu, so dass die oberen 
Schichten gewöhnlich weggeworfen, und nur die unteren als Stechtorf ausgebeutet 
werden. 

Nach der Natur der Pflanzen, welche den Torf bilden, kann man haupt- 
sächlich zwei Arten im Erzgebirge unterscheiden: 

1. Moostorf. Gebildet vorwiegend aus Sphagneen, sauren Gräsern und 
mehr oder weniger Besenhaide, vorzugsweise von Sumpfkiefern bewachsen. 

Diese Art ist die bei weitem verbreitetste und bildet die grossen Moore 
des Gebirges bei Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Abertham u. s. w. Die 
unteren Schichten sind schwarzbraun, ganz vermoort, die mittleren lassen noch 
die Halme und Stängel saurer Gräser erkennen, die obersten bestehen aus einer 
gelbbraunen verfilzten Masse von Sphagnum. 

2. Rasentorf. Vorzugsweise aus sauren Gräsern gebildet, gewöhnlich grau- 
schwarz und niemals so mächtig wie der Moostorf entwickelt. Er bildet einige 
kleinere Moore bei Ahornswald, Schönlind, im westlichen Schiefergebiet, im Leibitsch- 
und Zwodtathale und weit ausgebreitete versumpfte Wiesen im hügeligen Vor- 
gebirge; er wird nur in sehr geringem Grade als Feuerungsmateriale verwendet, 


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1I. Theil. 


Geologische Beschreibung des westlichen Erzgebirges. 


I. Abschnitt, 


Der Granitstock des Erzgebirges. 


Der Granitstock des böhmischen Erzgebirges, das Neudeker Granitgebirge 
auch genannt, bildet die südliche Hälfte jener srossen Granitpartie des Erz- 
gebirges, welche mit einer mittleren Streichungsrichtung in NW sich auf dem 
nördlichen Abhange bis nach Schneeberg in Sachsen erstreckt, und unter dem Namen 
Eibenstocker Granitstock bekannt ist. Der Granit tritt in Gestalt eines breiten, 
Südost streichenden Bandes zwischen dem Aschberg bei Graslitz und dem Breiten- 
bacher Thal bei Platten in Böhmen ein, und behält anfangs eine mittlere Aus- 
dehnung in der Breite von 11—15 Kilometer bei, verbreitet sich aber dann plötzlich 
nach Westen und Osten, so dass seine grösste Breite zwischen Graslitz und Unter- 
Brand 28.4 Kilometer beträgt. Von hier sich gegen Süden wieder einengend beträgt 
die Breite zwischen Heinrichsgrün und Ruppelsgrün etwa 19 Kilometer. An seiner 
südlichen Grenze gegen die Braunkohlengebilde des Egerthales erweitert sich der 
Granit noch einmal gegen Osten auf eine Breite von 22.7 Kilometer zwischen der 
Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse und Grassengrün. 

Die Form des Umrisses gleicht bis an die Landesgrenze dem Bilde von 
England zwischen Hule und Preston und dem englischen Canal, wenn man die 
von einer Linie von Cardif nach Dorchester westlich gelegene Halbinsel wegdenkt. 
Die Länge der Streichungslinie von der Landesgrenze bis nach Altrohlau beträgt 
24.5 Kilom. Der Stock selbst stellt em zwar in der gedachten Weise von einer 
sehr vielfach gebogenen Linie umschriebenes, jedoch fast ganz geschlossenes Ganze 
dar. Nur an seiner östlichen und südlichen Seite treten aus den ihn umgebenden 
anderen Gebilden kleinere isolirte Partien auf, welche wir ihrer Natur nach als 
zum grossen Massiv gehörige appendikuläre Massen auffassen müssen. 


Zwischen dem Granitstock und dem im östlichen Erzgebirge auftretenden 


grossen Porphyrzuge wird man in der Streichungsrichtung und auch in der süd- 


lichen Begrenzung eine gewisse Analogie finden, nur ist jener bei weitem kleiner 
6* 


w 


34 


sowohl als schmäler. Beide jedoch stellen die grössten Massive von plutonischen 
Gesteinen im Erzgebirge dar. 

Um zunächst das vom Granit eingenommene Gebiet kennen zu lernen, 
liegt es uns ob, die Grenzlinien und deren Verlauf etwas näher zu betrachten, in 
welchen derselbe sich von anderen Gesteinen scheidet, soweit die Begrenzung auf 
vaterländisches Gebiet fällt. 


Oestliche Grenze des Granites im Erzgebirge. 


Wenn man als Beginn des eigentlichen Erzgebirges die Linie annimmt, 
in welcher dasselbe in stetem Ansteigen sich aus der flachen Egermulde erhebt, 
so findet man als östlichen Grenzpunkt des Granites die Ausläufer des Gebirges 
nordwestlich von Unterbrand seitwärts von der Strasse nach Joachimsthal. Von 
hier verläuft die Grenze in einer ziemlich tiefgerissenen Schlucht, welche in nord- 
westlicher Richtung gegen Mariasorg führt, auf deren westlichem Gehänge am Fusse 
des Wolfsberges entlang nach Kloster Mariasorg, von hier hinab gegen den Elias- 
grund, macht hier eine kleine nördliche Ausbuchtung und streicht nun recht West 
zwischen der weiten Wiese nnd den drei Brüdern am nördlichen Abhange des 
Blössberges über den Modesgrund nach den untern Fischbachhäusern nach Bär- 
ringen. Kurz vor Bärringen am Ende des grossen Moores biegt die Grenze nord- 
aufwärts über die Aberthamer Strasse hinüber, läuft aber dann etwa in der Gegend 
der Kirche quer über das Thal bis an das gegenüberliegende Gehänge des Gebirges 
im Raumen genannt, und nun erst nördlich in der Richtung des Schuppenberges, 
dann im Bogen immer weiter westlich bis an die Landesgrenze bei Ober-Jugel. Hier 
streicht dieselbe erst westlich fort, wendet sich dann aber bald östlich und bildet 
einen weiten Bogen um die Bergstadt Johanngeorgenstadt, indem sie sich bis über 
Breitenbrunn am rechten Ufer des Schwarzwassergrundes hinzieht und erst von da 
wieder nordwestlich bis zu ihrem nördlichsten Punkte westlich von Neustädtel 
verläuft. In ziemlich scharfer Linie kann man die Grenze vom Anfangs genannten 
Punkte bis gegen Mariasorg verfolgen, doch ist dieselbe keineswegs an die oro- 
sraphischen Verhältnisse geknüpft, vielmehr bemerkt man ein Übergreifen der 
Schiefer auch jenseits der Schlucht unmittelbar auf dem Granit. Von Mariasorg 
bis gegen die weite Wiese leiten Granitblöcke, hier jedoch wird die Grenzbestim- 
mung unsicher durch Wald, Hutweide und Torfmoor. Erst auf dem Abhang des 
Blössberges gegen Abertham ergiebt sich die Grenzbestimmung wieder durch Granit- 
blöcke. Auf dem Plateau auf der rechten Seite des Modesgrundes verschwindet 
die Grenze unter dem Moor, man findet sie erst wieder südlich vom Bärrin- 
ger (?) Schiesshaus, von wo man sie quer über die Strasse verfolgen kann, immer 
am Rande des Hochmoores, bis sie wieder ziemlich undeutlich anfangs gegen 
die unteren Häuser von Bärringen zurückbiest. Längs des Abfalles der Rücken 
des Raumen- und Schuppenberges ist die Grenze am schärfsten markirt durch 
eine deutliche Depression, welche längs des Gebirgszuges bis über Höfel an die 
Neudeker Strasse verfolgt werden kann. Obwohl von hier aus dichter Wald wieder 
ausgebreitet ist, lässt sich doch die Grenze in derselben Weise verfolgen, sie fällt 
aber hier auch nicht mit dem Thal zusammen, sondern streicht unabhängig weiter. 


85 


Isolirte Granitpartien auf der östlichen Seite des Stockes. 


Von der grossen Masse durch zwischenliegende Schiefer und durch diese 
auch von einander getrennt, treten auf der westlichen Seite drei kleinere, isolirte 
Stöcke auf. Der östlichste derselben, die Hengster Höhe, auf welcher die Irr- 
ganghäuser und ein Theil von Hengstererben liest, liegt genau Nord von Abertham, 
und ist durch eine breite Schieferzone im Süden von dem grossen Granitstocke 
getrennt. Sie bildet eine elliptische, wenig über das Plateau erhobene Kuppe, 
deren grösste Achse NW streicht, welche sich im Süden unmittelbar aus dem 
Schiefer erhebt, östlich mit den Basalten der Steinhöhe zusammenstösst, welche 
sich nordwestlich anlegen, bis dann auch auf der Nordseite die Schiefer des Scharz- 
wasserthales sich anfügen. Durch eine nordsüdlich verlaufende Thalschlucht, in 
welcher sich das Todtenbacher Moor ausbreitet, und nur durch Geröllblöcke an der 
nördlichen Seite am Schwarzwasser gegenüber von Junghengst zusammenhängend 
erhebt sich die zweite isolirte Masse, der grosse Plattenberg. Dieser weithin 
als eine prächtige, flachkegelförmige Kuppe sichtbar, wird im Westen wie im Süden 
von Schiefern umgrenzt, seine Ausdehnung reicht etwas über die Platten-Gottes- 
gaber Strasse, dann über den Plattner Marktplatz — die unteren Häuser von 
Platten liegen auf Schiefer — verläuft seine granitische Grenze Nord über Jung- 
hengst und das Schwarzwasser-Thal bis zum Schwimmrich (Schwimmiger Irrgang), 
dann westwärts dergestalt zwischen der kaiserl. Brettmühle und der alten Grube, 
„Gottholdstollen*, auch das rechte Gehänge des Schwarzwassers bildend. Auf der 
östlichen Seite wird vom Plattenberg durch ein Thal, welches mit Alluvionen 
ausgefüllt ist, die kleinere Kuppe des Hirschberges getrennt, welche nur durch 
eine schmale Schieferzone des Breitenbacher Thales von dem grossen Massiv 
geschieden, und gegen dieses am weitesten vorgeschoben ist. Ein drittes respect. 
viertes isolirtes Massiv u. z. das kleinste bildet der sogenannte San dfels, gerade 
Nord vom grossen Plattenberg und von diesem und seinem Ausläufer durch eine 
Schieferzone getrennt. . Es ist dieses eine kleine kegelförmige Granitkuppe, welche 
sich zwischen Schwimmrich und Streitseifen befindet, auch auf den anderen Seiten 
von Schiefern eingeschlossen wird. 


Westliche Grenze des Massives. 


Von seinem nördlichsten Punkte, nur durch eine schmale Schieferzone von 
einer grossen als Forsetzung zu betrachtenden nordnordwestlich gelegenen Insel 
getrennt, verläuft die Grenze zuerst südwestlich, dann ziemlich genau Süd. Zwi- 
schen Beerenhaide und Breitenbach erlangt das Massiv seine grösste Breite in 
Sachsen. Bei Steindöbra biegt die Grenze nach Osten, und erreicht mit dem 
Aschberg nördlich von Silberbach die Landesgrenze, Von hier anfangs südsüd- 
östlich bis an den Eselsberg, dann Ostsüdost bis gegen die Mühlhäuser südlich von 
Frühbuss, wendet sie sich plötzlich um das Dorf Schieferhütten recht West bis an 
das Silberbachthal nördlich von Graslitz, so dass dieses bis zur Graslitzer Spinnfabrik 
die Grenze bildet. In Böhmen erlangt der Granitstock in dieser Gegend seine grösste 
Breite. Die Granitgrenze biegt sodann wieder auf die linken Höhen des Graslitzer 
Thales und streicht südsüdöstlich über den Glasberg bis Pechbach, dann von hier 


36 


fast gerade südöstlich in einer sanften Bogenlinie nach Heinrichsgrün, von welcher 
Stadt die östliche Vorstadt und die Gegend um das Schloss auf Granit liegen, 
während der andere Theil auf Glimmerschiefer steht. Von Heinrichsgrün verläuft 
die Grenze bis westwärts gegen den Altengrüner Weg, biegt jedoch nördlich von dem 
Dorfe gegen Osten ab, übersetzt die Heinrichsgrün-Falkenauer Strasse und streicht 
nun nach Rosmeissl, und in der angenommenen Richtung fort noch eine halbe Meile 
südlich von Douglasgrün gegen das Egerthal, wo sie an der Strasse nach Chodau 
über den Herrenteichen den südlichsten Punkt erreicht. Der Verlauf der westlichen 
Grenze lässt sich auf der ganzen zum Lande gehörigen Strecke mit Ausnahme des 
Stückes vom Aschberg bis zum Katzenfels bei Graslitz ziemlich genau verfolgen, nur 
bei Heinrichsgrün wird dieselbe durch Äcker, Wiesen und Heideplätze u. s. w. wieder 
unsicher, und lässt sich nur durch Blöcke und Geröll bestimmen. Nach diesen 
fand ich mich bestimmt, die Grenze zwischen Heimrichsgrün, Altengrün und Ros- 
meissl etwas weiter West, als dies auf der Karte der geol. Reichanstalt angegeben 
ist, zu rücken, so dass der Zug der Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse schon zwi- 
schen Altengrün und Rosmeissl in das Granitgebiet fällt. 


Südliche Grenze des Gramitstockes. 


Von dem oben genannten südlichsten Punkte der Westgrenze des Granit- 
stockes zwischen Chodau und Douglasgrün wendet sich die Grenze plötzlich wieder 
Nord, geht über letztgenanntes Dorf um die nördlich davon gelegenen Teiche und 
bildet sodann abermals eine nach Südsüdwest gerichtete Zunge, welche bis Stel- 
zengrün sich erstreckt, hier wieder Nord aufbiegt, und zwischen den grossen Cho- 
dauer Teichen und Pechgrün und weiter östlich nach Neu-Rohlau fortsetzt. Hier 
schiebt sich ein langer Arm, welcher dem Laufe des Rohlaubaches folgt, bis nach 
Altrohlau vor. Derselbe theilt sich etwa eine halbe Stunde ober Altrohlau und 
sendet einen Seitenflügel bis an den Chodaubach zwischen Putschirn und Mönchhof. 
Von Altrohlau biegt die Grenze wieder Nord bis an die Abhänge des Hutberges, 
und verläuft an dessen Fusse über Schankau und Sodau bis südlich von Grassengrün, 
wo sie den Ausläufer des Duppauer Basaltstockes erreicht. Iier wendet sich dann 
die Grenzlinie nordwärts, biegt auf einmal wieder recht westlich um den grossen 
Teich bei Ruppelsgrün um, streicht etwas östlich von diesem Dorfe in Nordnordwest 
gegen West von Edersgrün, von wo sie dann in östlicher Richtung bis Lichtenstadt, 
dann nördlich der Weseritz bis Tiefenbach, von hier nordöstlich in einer Bogen- 
linie bis gegen Unterbrand verläuft, von welchem Orte wir ausgegangen sind. 

Die Grenze ist meistens ziemlich scharf markirt, indem der Granit über 
das davor gelegene Braunkohlenterrain in Gestalt niedriger Hügel aufragt. Stellen- 
weise jedoch muss der Verlauf der Grenze wohl auch durch Blöcke und Granit- 
geröll bestimmt werden; er dürfte da, wo die Schotterkegel des Gebirges ihn be- 
grenzen, zwischen Chodau und Neurohlau, zwischen Edersgrün und Lichtenstadt 
vielleicht noch eine grössere Ausdehnung haben. 

In dem Gebiete der Braunkohlen selbst liegen einige kleinere Kuppen, 
welch® bis an die Eger geleiten. Eine solche liegt bei Wintersgrün etwas südsüd- 
östlich von der oben beschriebenen westlichsten Zunge des Granites. Eine zweite 


87 


am südlichen Ende von Chodau recht West von der erstern und etwas kleiner als 
diese, sodann einige kleine Kuppen zwischen Untermünchhofen und Putschirn, in 
deren östlichen Verlauf man auf die Granitkuppen von Fischern, am rechten Eger- 
ufer, und von da an das granitische Gehänge dieses Flusses bis Schobrowitz und 
Dallwitz geführt wird. 

Hier an der Eger ergibt es sich von selbt am besten, dass nur eine 
künstlich gezogene Grenze es ermöglicht, von den Graniten des Erzgebirges zu 
sprechen. Verfolst man den Fluss aufwärts, so gelangt man bald in das roman- 
tisch viel bekannte und besuchte Hausheilingthal, dessen malerische sagenumwobene 
Felspartien auf dem linken Flussufer trotz dieser Lage doch gewiss in den Bereich 
des Karlsbad-Elbogner Granitgebietes gehören, und nicht deshalb, weil sie jenseits 
der Eger liegen, als eine besondere Partie des Erzgebirges betrachtet werden 
können. Auf der anderen Seite bildet die Eger auch keinerlei petrographische 
Grenze, denn das eben ist der Beweis für die Zusammengehöriskeit des Gebirges 
diesseits und jenseits der Eger, dass die Granite auf eine grosse Erstreckung gleich 
bleiben. Wenn wir also die einzelnen Kuppen zwischen Chodau und Sodau mit zu 
dem Erzgebirge rechnen, und ihnen folgend die Eger bei Karlsbad erreichen, so ist 
hiezu keine andere zwingende Nothwendigkeit vorhanden als unsere Willkür, wir 
können sie ebenso gut als zu dem Karsbader Gebirge gehörig auffassen. 


1. Capitel. 
Orographische Verhältnisse des Granitgebietes. 


Von der Eger bei Fischern ausgehend breiten sich vor dem eigentlichen 
Erzgebirge zwei Terassenstufen aus. Die unterste bildet unmittelbar die steile Ufer- 
lehne der Eger, welche sie in einer mittleren Höhe von eirca 100—150 Meter über- 
ragt und eine etwa eine 4 Kilometer breite, wellige Fläche bildet. Aus dieser 
steist im Form eines niedrigen vorgeschobenen Hügellandes und einem mehr 
ebenen Plateau von etwa ebenfalls vier Kilometer Breite die zweite Terasse auf, 
welche die erstere um circa 160—220 Meter überragt. Von dieser Stufe erhebt sich 
in sanfter Neigung das Erzgebirge bis zu seiner Kammhöhe, von welcher es 
nördlich abdacht, und welche die Eger bei Fischern um 506 - 537 Meter überragt. 
Auf dieses nördlich geneiste Plateau erschemen dann noch einzelne Bergkuppen 
aufgesetzt, welche bei einer Höhe von 935—984 Meter über dem Meere das 
Plateau nur wenig überragen und auf diesem nur wie Hügel aufsitzen, daher 
durch sie der so eleichmässig hohe Gebirgskamm nur wenig wellig gekrümmt wird. 
Als besonders auffallende Kuppen stellen sich der Wölfling (957 M.), der Platten- 
berg (1033°5 M.), der Paindlberg bei Neudek, der Trinkseifner Berg (9292 M.), 
der Hartelsberg bei Frühbuss, der Mückenbühlberg (9492 M.) bei Graslitz dar. 


Thäler. 
Gegliedert wird die Masse durch einige Quer- und zugehörige Seitenthäler. 
Die zweite oder Hügelterasse, welche dem Granit ausnahmslos gehört, wird durch 
südnördlich laufende Thäler und Flussgerinne des Dallwitz-Witiz-Schwarzbach, Dotter- 


38 


wieser-Fölla- und Griesbach, zu denen noch das Rohlauthal gehört, in einzelne steil- 
randige Partien zertheilt. 

In das östliche Gebirgsgebiet fällt das Salmthal bei Lichtenstadt, welches 
sich bei der Lichtenstädter Porzellanfabrik in das Salmthal mit seinem Nebenthal, 
dem Modesgrund, mit NNW und NWstreichen, und in das Lindigthal mit Nstreichen 
theilt, und die Wistritz verstärkt durch den Zusammenfluss des. Bärringerbaches 
und des Lindigbaches ausführt. 

Das Rohlauthal verläuft fast in der Mitte des Gebietes von. dem Buch- 
schachtelberg an der Landesgrenze bis Altrohlau. Auf seiner grösseren Hälfte von 
der Einmündung des Hochofner Thales bis nach Altrohlau streicht es genau NW. 
Es wendet sich von hier erst recht N bis zur Mündung des Neuhammerthales, 
dann wieder NW bis gegen Hirschenstand und endlich in einem Bogen zuletzt 
recht W verläuft es gegen das Sauersacker Plateau, aus dessen Mooren mit Zu- 
flüssen der Hirschenständer Moore die Rohlau entspringt. Das Thal besitzt bei 
seinem nördlichen Ausgange ziemlich breite, muldenförmige Ausbuchtungen, es 
verenet sich bald und behält auf seiner Ausdehnung zwischen Unterhirschenstand 
und Neudek eine gleiche Breite, unterhalb dieser Stadt jedoch verengt sich in 
der Hügelterasse das Rohlauthal zu einer Schlucht. 

Die Nebenthäler dieses Hauptthales sind auf der rechten Seite: 

l, Das Neuhauser Thal südlich von Hirschenstand recht W als Schlucht 
einmündend, dann sich bei Neuhausen erweiternd. Es sendet einen Arm N zwischen 
Sauersack und Hirschenstand, den Tannelgrund, einen W gegen Frühbuss und einen 
OÖ gegen Hirschenstand. 

2. Das Hochofen-Trinkseifner Thal mündet etwas Nord vom Gusswerk in 
einer schwachen NW streichenden Schlucht und erweitert sich später zu einem 
weiten Thalkessel, aus welchem der Hochofner Bach sein Wasser führt. 

3. Das Mühlbergerthal, eine flache Mulde zwischen den Abhängen des 
Erzgebirges und dem in der Hügelterasse gelegenen Flüttersberge zwischen Neudek 
und Unterkohling. 

Auf der linken Seite: 

1. Das Neuhammerthal nördlich vom Hochofner Thal. Es theilt sich in 
zwei Arme, wovon der eine ONO gegen den Grabenberg verläuft, der zweite OÖ 
viel höher gelegen das Dorf Neuhammer beherbergt. 

2. Das Schneebergerthal, welches unterhalb Neudek einmündet und sich 
NO gegen das Schneeberger Försterhaus in einem Arm, in einem anderen Ost gegen 
Ullersloh hinzieht. 

Das Gibachterthal gegen Hohenstollen, das Hohenstollerthal, welches bei 
Voitsgrün, das Kämmersgrünerthal, welches bei Tippelsgrün heraustritt, sind enge, 
verhältnissmässig kurze Nebenthäler zwischen dem Neudeker- und Lindigthal. Das 
Kämmersgrünerthal setzt als Rinnsal «des Witizbaches über die Hügelterasse fort. 

Ein weiteres Thalgebiet ist das des Rothaubaches. Dieses, ein Seitenthal 
des Zwodauthales, gehört in seinem unteren Ende von seiner Mündung bei Anna- 
thal bis Unter-Rothau der westlichen Schieferhülle, in seinem übrigen Verlaufe 
ganz dem Granit. Das Rothauthal bildet anfangs bis Schindelwald ein ziemlich 
breites Thal, verengert sich jedoch zwischen Schönlind und Hochgarth bedeutend 


89 


und erweitert sich wieder etwas bei seiner Verlängerung nach Frühbuss, wo es 
bei Oberfrühbuss ausstreicht. Es hat eine beinahe genau nördliche wenig östlich 
abweichende Richtung. Ein sehr enges, fast paralleles Nebenthal verläuft zwischen 
dem Mückenbühlberg und Hochgarth und mündet auf der rechten Seite des 
Hauptthales beim Unterrothauer Hammer. Ein linkes Nebenthal dehnt sich weit 
östlich und dann nördlich, es bildet zunächst ein weites flaches Becken zwischen 
Schindelwald und Unterkohling und von hier in einer nördlichen Erstreckung 
zwischen dem Mittelberg und Mittelwaldberg zwei schluchtartige tiefe Thalarme, 
aus welchen der Lerchenbach das Wasser ausführt. Es mündet etwas tiefer als 
das rechte Nebenthal in Unterrothau. 

Das Silberbachthal, welches bei Graslitz mit dem Zwodauthal sich ver- 
einiget, gehört zum Theil in das Granitgebiet u. z. dessen ostwärts gerichteter 
Ausläufer von Silberbach bis zum Naney Forsthause, in dessen Umgegend sich 
das Thal in mehrere theils Nord, theils Ost nach Sauersack und Frühbuss aus- 
streichende Arme theilt, aus welchen die Zuflüsse des Silberbaches hervortreten. 

Sämmtliche Thäler haben den Charakter von Erosionsthälern. Die Haupt- 
thäler und grösseren Nebenthäler bilden mehr weniger tiefe Einschnitte, welche 
sich von der Thalsohle gegen die Wände mehr und mehr erweitern, an ihren Enden 
theils in weite flache Kesselthäler ausgehen, oder auf der Wasserscheide ausstreichen, 
und gegen die Mündungen sich zu Schluchten verengern. Die Nebenthäler sind 
theils flache Mulden, theils schluchtartig eingerissene Rinnsale von Gebirgsbächen. 
Die Sohle der breiteren Gerinne ist mit Schotter ganz und gar bedeckt, auf 
welchen sich in den höher gelegenen flachmuldenförmigen Erweiterungen mächtige 
Torfmoore ausbreiten, welche die Reservoire für die durch die Thäler rinnenden 
Gewässer sind. 

Der Winkel, unter welchem die Thäler zusammenstossen, ist nur in wenigen 
Fällen ein sehr offener, vorzugsweise stossen die Thäler unter einem ziemlich 
spitzen Winkel zusammen. Vergleicht man die Richtung derselben mit jenen auf 
der Nordseite des Gebirges, so findet man wohl die aus der gleichen Bildungsart 
entspringende Übereinstimmung des Charakters, jedoch nehmen sie hier in ihrer 
Gruppirung, wie Prölls hervorhebt, eine radiäre Anordnung an. 

Gebirgsglieder. 

Aus der Richtung und Form der Thäler geht die Form der Berge hervor- 
Die Masse gliedert sich in keilförmige Höhenzüge, welche von den Thälern mehr 
oder weniger steil aufsteigen und zwischen ihnen Höhenrücken bilden. Der Verlauf 
ist nach der Richtung und der Länge des Thales ein verschiedener. Der längste 
Rücken dürfte der vom Glasberg nördlich von Lichtenstadt über den Hirschkopf 
und Schuppenberg an der östlichen Grenze sein. Diesem mehr oder weniger parallel 
laufen eine Anzahl anderer Gebirgsstöcke. Sie bilden einen Kamm zuweilen auch 
eine weite sanfte Abböschung (Neuhammer, Trinkseifen), welche bis obenhinauf 
bebaut und besiedelt ist. Auf diese Kämme setzen sich dann noch längliche Kuppen 
auf, welche die mittlere Kammhöhe des Erzgebirges überragen. (Mückenbühlberg, 
Hüttenbrandberg, Peidlberg, Wölfling, Hirschkopf.) Die Conturen der Berge erhalten 
durch den sie bekleidenden Waldbestand ein gefälliges gerundetes Aussehen, und 


90 


man sollte glauben, dass sie in ihren Abhängen so glatt und eben seien wie künstlich 
aufgeschüttet. Indessen überzeugt man. sich in der Nähe bald, dass unter dem 
Tannengrün wilde Felspartien und Schroffen aller Art versteckt liegen, welche 
zu Tage treten, wenn der Wald gelichtet wird. In der Regel pflegt auch eine 
Felspartie die höchste Erhebung der Berge zu krönen, welche jedoch unter Wald 
versteckt selten sichtbar ist. 

Bemerkenswerth erscheinen noch die ziemlich regelmässigen, flach kegel- 
förmigen Kuppen, welche auf das Plateau des Gebirges aufgesetzt erscheinen, wie 
sie der Hartelsberg bei Frühbuss, der grosse Plattenberg, der Spitzberg u. s. w. bilden, 

Zum Granitgebirge gehören der Rammelsberg mit seinem westlichen Aus- 
laufer, dem Achsberg, nördlich von Graslitz zwischen dem oberen Silberbachthal 
und dem Morgenröther Thal, welcher westöstlich streichend über den Bronnenberg, 
Veitberg, Kranichswald und Bürgerhauwald mit dem  Buchschachtelgebirge nord- 
westlich von Neudek zusammenstösst. 

Vor diesem Gebirgswalde breitet sich im Westen vom Hartelsberg und 
Spitzberg, im Osten vom Hirschenstander Thal begrenzt die Frühbusser Hochfläche 
aus, welche in ihren flachen Thalfurchen und beckenartigen Vertiefungen bei Sauer- 
sack eines der grössten Hochmoore des Erzgebirges begreift. Östlich hievon durch 
das Hirschenstander Thal getrennt streicht in nordsüdlicher Richtung das Buch- 
schachtelgebirge, der Buchschachtel, der Buchberg, der Grabenberg westlich von 
Hirschenstand, zum Theil die Landesgrenze bildend. Durch das quer. von Platten 
gegen das erstere Thal streichende Neuhammerer Thal wird dieses Gebirge von dem 
südlich fortsetzenden Gebirgszuge abgeschnitten, welcher aus dem Schuppenberg, 
Bergraumwald, Kohlhau, Hirschkamme bis zum Dürrenhau und Glasberg fortsetzt, 
und von da plötzlich gegen Edersgrün zum Flachland abstürzt. Während dieses 
Gebirge im Westen vom Salmthal begrenzt wird, ohne merkliche Gliederungen zu 
zeigen, zerfällt der westliche Absturz gegen das Rohlauthal durch Nebenthäler 
desselben in mehrere Nebenrücken und zwar in den Peindlberg zwischen Neu- 
hammer und Neudek, in den Ullersloher, Hohenstollner, Trausnitzer Rücken. Der 
Absturz des Erzgebirges in Süden wird gleichfalls durch mehrere Thäler cupirt. 

Zwischen dem Zwodta- und Rothauthal streicht der Rücken ‚des Mücken- 
bühlberges und westlich davon durch eine flache Depression getrennt, der Glasberg 
bei Graslitz mit dem Katzenfels bis in die Niederung von Unterrothau. Zwischen 
dem Rothauthal und dem Frühbusser Thal verläuft parallel mit dem Mückenbühl- 
berg der Hochgarther Rücken, als Abfall des Hartelsberges, sodann folgt der Hütten- 
berg zwischen Schönlind und Frühbuss und weiter östlich «das Trinkseifner Gebirge, 
welches im Westen und Süden durch das Mittelbach-Thal, im Norden vom Neuhauser 
Thal, im Osten von Rohlauthal begrenzt bogenförmig das Trinkseifen-Hochofner 
Kesselthal einschliesst und nur durch ein kurzes Joch über dem Brandwald mit 
dem Frühbusser Plateau zusammenhängt. 

Wir müssen nun noch zweier, durch Thäler abgegliederten Gebirgstöcke 
Erwähnung thun. Östlich vom Salmthal liegt das vom Modesgrund, Salm- und 
Lindigthal begrenzte Kaflengebirge südlich von Abertham; und der Wolfsberg 
zwischen Joachimsthal und Lichtenstadt, welcher einerseits durch das Lindigthal, 
anderseits durch die Ebene im Süden, und durch die von Werlsgrün über den 


91 


Mariasorger Sattel nach Pfaffengrün verlaufende Schlucht vom Schiefer getrennt ist. 
Die Beschaffenheit der vor dem eigentlichen Granitgebirge ausgebreiteten Terasse 
habe ich bereits eingangs charakterisirt, sie bildet eben ein welliges Hügelland, 
welches mit einzelnen vorgeschobenen Zügen in das Braunkohlengebiet hereinreicht, 
und sich in einzelne Hügel und Hügelreihen auflöst. 

Das Landschaftsbild im Granit wechselt sehr, während der dem Pilanzen- 
wuchs bei weitem günstigere Boden schon hiedurch dem Gebiete, zu wenigsten 
dem Vorland einen fveundlicheren Eindruck verleiht, und die tiefeingerissenen Thal- 
gründe zwischen den mit mächtigem Wald bedeckten Höhen an vielen Orten von 
grosser Schönheit sind, selbst die hochgelegenen Matten von Trinkseifen und Neu- 
hammer eine eigenthümliche, fast an das Alpine gemahnende Scenerie besitzen, 
birgt dieses Gebiet doch auch die trostlosesten Strecken Landes, die man sich 
denken kann, die berüchtigte Hochmoorgegend von Frühbuss, Sauersack und 
ähnliche Strecken, welche an Traurigkeit und Armseliekeit nichts zu wünschen 
übrig lassen. 

Prachtvolle Aussichtspunkte gewähren im Granitgebiete einzelne Kuppen, 
wie der Hartelsberg, Trinkseifen, Peindlberg, Wölfling (Dürner Hau) und die Basalt- 
kuppe des Blössberges im Kaftengebirge. 


2. Capitel. 


Geologie des Granitgebietes. 


Ein genaues und möglichst eingehendes Studium der Granite des Erz- 
sebirges und ihrer Lagerung, welches leider durch viele örtliche Hindernisse von 
unübersteiglicher Natur immer noch lückenhaft genannt werden muss, hat mir die 
Überzeugung aufgedrängt, dass man, vorausgesetzt, es werde die vorn gegebene 
petrographische Unterscheidung beliebt, im Granitgebiet drei Regionen unterscheiden 
kann, welche durch den vorherrschenden petrographischen Charakter der dort 
auftretenden Gesteine sekennzeichnet sind. Diese drei Gebiete zerfallen in eine 
westliche und östliche Partie von Gebirgsgranit, welche durch die grösste 
mittlere von Erzgbirgsgranit durchbrochen resp. auseinander gehalten werden. 


1. Die westliche Gebirgs-Granitpartie. 


Von Süden her in das Gebiet eintretend findet man als unmittelbare Fort- 
setzung des Gebirgsgranites zwischen Elbogen und Karlsbad die einzelnen Kuppen 
südsüdwestlich von Chodau (Wintersgrüner Berg ete.), dann aber auch die beiden 
nach Süden vorgeschobenen Ausläufer des Gebirges ober dem Herrenteich und 
bis Stelzengrün aus Gebirgsgranit bestehend, eine kleine Gruppe von anderem 
Granit, welcher den Föllaberg bis Dotterwies bildet und sich bis Sponsl erstreckt, 
ausgenommen, liegt auch zwischen den beiden Vorhöhen Gebirgsgranit, und breitet 
sich dann östlich weiter noch bei Ober-Pechgrün und nordwärts von Poschetzau 
und den Rohlauer Teichen aus, obwohl er hier bereits das Gebiet mit dem Erz- 
gebirgsgranit theilt. 


Pi 


Die westliche Grenze führt vom Ausgangspunkt, dem Herrenteiche, Nord- 
nordwest gegen das Dorf Rossmeissl längs des westlichen Abfalls des Weissen 
Steines über die Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse zwischen Altengrün und dem 
obgenannten Dorfe, und nun auf dem hohen Rücken links von der Strasse nordwärts 
fort bis Heinrichsgrün. Hier mitten durch die Stadt, so dass der Stadttheil rechts 
von der Kirche um das Schloss auf Granit steht, (demnach etwas weiter die Grenze 
gegen W geschoben werden muss, als es die Karte der geolog. Reichsanstalt 
markirt) nordwärts nach dem Illmersberge und von da weiter nach Unterrothau 
westlich gegen Pechbach an den Südfuss des Glasberges und an dessen westlichen 
Gehängen längs des Graslitz-Silberbacher Thales bis nach Unter-Silberbach, wo kurz 
hinter der Mühle die Grenze gegen Norden erreicht ist, und in gerader Linie 
herüber nach Schieferhütten zu verläuft. ji 

Die Grenzbestimmung auf dieser Strecke hat keine besonderen Schwierig- 
keiten, da man anfangs Braunkohlen, Diluvialgebilde und Gebirgsschutt, dann aber 
von Rossmeissl an Glimmerschiefer und Glimmerschiefergneise bis nach Heinrichs- 
grün, weiter bei Pechbach Glimmerschiefer und von hier Fleekschieier und Knoten- 
schiefer als Nachbargesteine des Granites hat, welche also eine Abgrenzung leicht 
ermöglichen. Viel schwieriger ist das Bestimmen der Grenze nach Osten hin, wo 
die beiden Granite zusammenstossen. An den nördlichen Gehängen des Mückenbühl- 
berges und über den Hochgarther Rücken verfolgte ich die Spur bis unter den Hartels- 
berg bei Frühbuss, dann herüber auf den Hüttenberg nördlich von Schönlind und 
über die Abhänge von Ahornswald, Bernau, auf die Hohe Tanne und ins Rohlauthal 
nördlich von Neudek bis zur Theilung in das Hochofner und Neuhammerer 
Thal. Dann längs der Rohlau auf ihrem rechten Gehänge bis gegen die Hammer- 
häuser südlich von Neudeck, von wo die Grenze sich dann an die über Pechgrün 
und um den Rohlauer Teich verlaufende Linie anschliesst. Hochwald, Wiesen und 
Felder erschweren zwischen Schieferhütten und dem Rohlauthal die Versuche 
ungemein, eine Grenze festzustellen. Hiezu kommt noch der Umstand, dass selbst 
die Gesteinsblöcke oft verschiedenen Graniten angehören, wie sie eben durch 
einander gestürzt wurden. Ich habe so die Erfahrung gemacht, dass in einem Gebiete, 
wo man sich mitten im Erzgebirgsgranit wähnt, wie auf dem Rabenberg N. von 
Neudek plötzlich einzelne Gebirgsgranitblöcke auftreten, deren Herkunft sehr fraglich 
erscheint, und umgekehrt auch so Erzgebirgsgranit im Gebirgsgranit gefunden. 
Im Rohlauthal bis an die Hammerhäuser sind die Verhältnisse ziemlich klar; sie 
nehmen jedoch von da ab bis gegen Pechgrün eine recht eigenartige Form an, da man 
auf dieser Strecke beständig beide Granite neben oder resp. untereinander hat. 

Man erkennt aus dieser Gebietsbegrenzung, dass der Gebirgsgranit sich 
seitlich und randlich zum Theil an den Erzgebirgsgranit anlehnt und sich namentlich 
auf der niedrigen Gebirgsterasse ausbreitet. 

Die den Granit begrenzenden Schiefer sind sämmtlich auf ihn gelagert, 
auf dem Glasberg bei Graslitz liegen noch einige isolirte Schieferpartien dem Granit 
unmittelbar auf. Über die Lagerung gesen den Erzgebirgsgranit giebt jedoch nur 
die Strecke zwischen Pechgrün und Hammerhäusern Aufschluss. Im Verfolg des 
Gebirgsabhanges zwischen den genannten Orten hat man bei Pechgrün noch durchwegs 
Gebirgsgranit, weiter östlich tritt unter dem in riesige Blockwerkmassen aufgelösten, 


95 


an vielen Stellen zu Steinmetzerarbeiten gewonnenen Gebirgsgranit der Erzgebirgs- 
granit in seiner charakteristischen Ausbildung hervor, nimmt immer mehr an Aus- 
dehnung zu, bis in der Nähe von Neu-Rohlau etwas westwärts der Erzgebirgsgranit 
den ersteren ganz verdrängt hat. Charakteristisch und bezeichnend für die Alters- 
verhältnisse ist das sich hier ergebende Verhältniss jedenfalls, indem der Gebirgs- 
granit hier an dem Rande, wo er mit dem Erzgebirgsgranit zusammenstösst, gerade 
auf letzerem aufgelagert erscheint, und auch nicht die mindeste Spur eines Über- 
sanges des einen Gesteines in das andere wahrgenommen werden kann. 

In dem genannten Gebiet herrscht in jeder Beziehung die Monotonie des 
Gebirgsgranites, man ist nicht im Stande verschiedene Gesteinsbezirke zu unter- 
scheiden, da alle Granitvarietäten innig zusammenhängen. Nur insoferne scheint 
sich eine kleine Verschiedenheit bemerkbar zu machen, als man etwa gegen Westen 
hin den grobkörnigen Porphyrgranit vorherrschend findet, wie dies Jokely bereits 
erkannt hat (Jokely a. a. ©. p. 502), welchen man in einem stäten Zusammenhang 
vom Wintersgrüner Berg bis auf den Absturz des Glasberges bei Silberbach verfolgen 
kann, während mehr einwärts im Gebiet westlich von Neudek bei Thierbach, Oedt 
n. s. w. mehr grobkörnige und gleichkörnige Granite vorkommen, die aber alle 
innig mit jenem zusammenhängen. 

Die Einförmigkeit des Ganzen wird nur am östlichen Rande, etwas unter- 
brochen, wo es namentlich im Rohlauthale den Anschein gewinnt, dass sich mehr 
weniger grössere Ramifikationen des Erzgebirgsgranites in den Gebirgsgranit ein- 
schieben. Solche wären etwa der mauerartige Felsen am Nordende von Neudek, 
weiter südlich von Thierbach ähnliche Vorsprünge, die aus lokalen Gründen. nicht 
weiter verfolgbar sind, die jedoch sich, wie zahlreiche Blöcke verrathen, wohl bis 
unterhalb Köstelwald an den Spitzberg bei Pechgrün streichen dürften. 

Ein vielleicht ebenfalls auf eine Ramification zurückzuführendes Gebilde 
ist die kleine Partie von Erzgebirgsgranit, welche den Föllabers südlich von Dotter- 
wies, und dann einen kleinen Stock bei Sponsl nördlich davon bildet. Beide Partien 
scheinen durch einen quer durchgehenden Riegel von Gebirgsgranit getrennt, sind 
aber doch wohl im Zusammenhang. Auf dem Wege zwischen Schwarzbach und 
Dotterwies sieht man den Gebirgsgranit überall in mächtigen Blöcken herum liegen, 
während darunter der Erzgebirgische Granit in der Gestalt von gleichkörnigen, 
glimmerreichen Gesteinen zum Vorschein kommt, und endlich zwischen Sponsl, 
Scheft, Schwarzbach und Dotterwies die eine, dann südlich davon den gegen das 
Braunkohlenterrain steil abfallenden, im übrigen Granit ziemlich scharf markirten 
Föllaberg bildet, um dessen südlichen Absturz sich jedoch wieder im östlichen Zu- 
sammenhang der Gebirgsgranit ausbreitet, so dass der genannte Berg stockförmig, 
ohne irgend welchen Übergang aus dem umgebenden Gebirgsgranit herausragt. 


2. Die östliche Gebirgsgranit-Partie. 


Sie ist bei weitem kleiner als die westliche, ihre südliche Grenze wird 
theilweise durch einen sich vorlegenden Ast des Erzgebirgsgranites markirt. Wenn man 
das Salmthal von Lichtenstadt aus betritt, gelangt man durch den Pass zwischen 
dem Glas- und Hochberg in die kesselartige Erweiterung des Thales bei Merkels- 


94 


grün. Das Gestein der vorgenannten Berge ist Erzgebirgsgranit. Um Merkelsgrün 
herum macht sich der Gebirgsgranit bemerkbar, welcher daselbst in mächtigen 
Blöcken liegt. Die Grenze dieses Gesteines gegen das obengenannte wird durch 
eine sehr ausgesprochene, von Ost nach West streichende Depression auffällig, welche 
in ihrem Verlauf zwischen dem Hochberg und der Ullersgrüner Höhe hindurch 
unterhalb Tiefenbach und Pfaffengrün an die Grenze gegen das Schiefergebirge 
führt, und unter letzterem Dorfe dann längs den nordwestlichen und nördlichen 
Gehängen des Wolfsberges gerade auf das Capuzinerhospiz Mariasorge, dann hinab 
an die Werlsgrüner Häuser, und von da an der südlichen Grenze der weiten 
Wiese bis an den Anfang des Modesgrundes an der Abertham Joachimsthalerstrasse 
führt. Der Modesgrund bildet unterhalb Abertham bis gegen die Modesmühle die 
Grenze, hier aber setzt das Gestein über den Grund, und lässt sich nach vielen 
aus dem Moorboden von Unterfischbach aufragenden Blöcken bis wieder ins Salmthal 
unterhalb Bärringen verfolgen, wo der Gebirgsgranit an der Strasse in einem Bruche 
blosgelegt ist. Noch ehe man jedoch Bärringen erreicht, einige hundert Schritte 
unter dem Försterhaus sieht man deutlich an der Strasse Erzgebirgsgranit in seiner 
kleinkörnigen Form an der Strasse anstehen, so dass hier die nördliche Grenze 
des Gebirgsgranites erreicht ist. Wie weit sich der Gebirgsgranit noch an dem 
Abhang des Glasbergrückens auf der rechten Seite des Salmthales hinziehe, ist 
sehr schwer zu bestimmen. Dort verhindert dichter Wald und mächtig gehäuftes 
Blockwerk eine Durchforschung, es gewinnt aber den Anschein, als ob der Ge- 
birgsgranit noch auf dieser Seite ein Stück, das Thal abwärts, etwa bis zur Barreuther 
Brettmühle das Gehänge bilde. Nach dieser Begrenzung hat dieses Gebiet des 
Gebirgsgranit eine etwa dreieckige Form, und wird auf mehr als der Hälfte vom 
Erzgebirgsgranit umgeben. 

Man kann sagen, dass ausschliesslich der grobkörnige Porphyrgranit das 
herrschende Gestein ist; eine feinkörnige Modifikation dieses Gesteines ist mir 
nicht bekannt geworden. Gleichwohl macht sich aber auch innerhalb des Gebietes 
das Auftreten anderer Granite bemerkbar. Am nördlichen Abhang des Blössberges 
unmittelbar am linken Gehänge des Modesgrundes beim Schlickenstollen steht Glim- 
mersyenitporphyr in einer kleinen Kuppe an. Soweit man das Gestein nach Blöcken 
verfolgen kann, bildet es einen OW streichenden Streifen, bis an die Joachimsthaler- 
strasse, wo es in grobkörnigen Blöcken aufgehäuft liegt. Weiter bemerkt man, wenn 
man den Blösberg von Norden her.ersteigt, sehr deutlich durch Blöcke markirt einen 
Streifen von Erzgebirgsgranit, welcher in paralleler Richtung mit jenem den Ge- 
birgsgranit zu durchsetzen scheint; unzweifelhafte, weil deutlich aufgeschlossene 
Gänge des Erzgebirgsgranites treten bei der Barreuther Brettmühle im Salmthal 
im Gebirgsgranit auf. Ebenso sieht man auf dem Wege vom Mittleren Kaff nach 
Lindig einen solchen eirca 2 Meter mächtigen Gang, welcher in Stund 7—S im 
Gebirgsgranit aufsetzt. 

Ähnlich der Föllaberg-Sponsler Einlagerung tritt der Erzgebirggranit nord- 
östlich von Lindig in Gestalt einer langgezogenen elliptischen Kuppe aus dem 


umgebenden Gebirgsgranit heraus. 
% 


95 


Es ist immerhin beachtenswerth, dass auch diese Granitpartie, ‘welche 
der früher beschriebenen conform an den Erzgebirgsgranit angelagert ist, von 
letzterem überhöht wird, und eine im wesentlichen südwärts gerichtete Lage der 
Verbreitungsfläche zeigt. 


3. Der Erzgebirgsgranit. 


Zwischen den beiden Gebirgsgranitpartien, und nordwärts von ihnen durch 
die Schiefergesteine schiebt sich wie ein breites Band der Erzgebirgsgranit hindurch. 
Im Westen tritt er mit der Aschbergkuppe von Sachsen her in Böhmen ein, ver- 
läuft dann über das hintere und vordere Silberbacher Thal am Eselberg gegen den 
Spitzberg, dann an den Hartelsberg bis Frühbuss, bis wohin ihm im Südwesten 
eine Fleckschieferzone folst, welche bei Schieferhütten dann wieder westwärts um 
den Nordabfall des Gebirgsgranites umbiest. Vom Südfuss des Hartelsberges bis 
ins Rohlauthal verwischt sich die Grenze des Gesteines, sie kann wenigstens nicht 
sicher bestimmt werden und es lässt sich nur sagen, dass die Grenzlinie etwa 
von obengenanntem Berg gegen Mittelberg um die Trinkseifen nach dem Rohlau- 
thale läuft, wo sie von der Vereinigung des Trinkseifner mit dem Neuhammer- 
Thal, dann bei Neudek zunächst am linken Rohlauufer bleibt. Hier sendet der Granit 
nördlich von der Stadt den schon erwähnten mauerartigen Felsen und südlich da- 
von den kahlen Rücken, des Calvarienberges als Ramifikationen gegen Südwesten 
aus. Bis gegen die Hammermühle bleibt dann der Rohlaubach die Grenze, obwohl 
es den Anschein hat, dass er schon weiter oben unter den Gebirgesgranit unter- 
taucht, dann erscheint er in der oben beschriebenen Art bis im Norden von den 
Rohlauer Teichen gemeinsam mit dem Gebirgsgranit, und von hier ab bleibt er nun 
das herrschende Gestein der Granitpartien, welche im Zusammenhange oder vereinzelt 
aus dem Braunkohlenterrain bis nach Karlsbad hin auftreten. 

Es gehören dann hierher die Gehänge des Rohlauthales bis Altrohlau, dann 
die Höhenzüge seitwärts von Putschirn, die Hügel bei Fischern und fast ausnahmslos 
die Abhänge am linken Egerufer, nämlich unter der Vorstadt und dem Bahnhof 
von Karlsbad bis nach Dallwitz resp. Egerbrück. 

Von Altrohlau aber läuft die Grenze am Fusse des Hutberges über Schankau 
an den Dallwitzbach, an dessen linkem Gehänge nach Sodau und von da nach 
Norden gegen Grassengrün, bildet dann die niedrigen Höhen südlich der Lichten- 
städter Teiche, in Gemeinschaft mit einigen Basaltkuppen, und wendet. sich in einem 
weiten Bogen von da über Grossenteich um die Lichtenstädter Schottermulde nord- 
westlich zurück bis Edersgrün, dann wieder östlich mit dem Fusse des Gebirges 
über Lichtenstadt und bis gegen Tiefenbach, wohin der Hochberg nördlich von 
Lichtenstadt seine Ausläufer noch erstreckt. Der. letztgenannte Berg bildet den 
östlichsten Vorsprung. An seinem nördlichen Abfall biegt die Grenze um nach dem 
linken Gehänge des Salmthales und verläuft nun wesentlich diesem entlang nach 
Bärringen, wo der Granit etwa 200—300 Schritt unter dem Försterhaus sich östlich 
über das Thal gegen Abertham hinzieht. Hier wird die Grenze durch Moor und 
Wald vollkommen verdeckt, sie läuft aber offenbar unter dem Fischbacher Moor 
etwas gegen Norden, und biegt dann am östlichen Abfall des Altenberges wieder 


96 


nach Westen, so dass sie das Bärringer Thal an der Aberthamer Strasse in der 
Gegend der Kirche wieder übersetzt, und dann längs des Bergraum- und Schuppen- 
berges, dann am Grabenberg und der Buchschachtel an die Landesgrenze verläuft. 
Von Bärringen bis hierher ist der Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer der 
Grenznachbar. Auf der ganzen östlichen Seite bis hinab an den Hochberg ist der 
Gebirgsgranit, sodann das Schuttland und Braunkohlgebilde des Egerthales das 
begrenzende Nachbargestein. Auch auf der westlichen Seite bildet der Gebirgsgranit 
auf eine weite Strecke die Grenze, bis bei Schieferhütten Fleckschiefer und am Asch- 
berg andere Contaktschiefer die Begrenzung bis nach Sachsen übernehmen. 

Eine Vergleichung mit den orographischen Verhältnissen des Granitgebietes 
ergiebt zunächst, dass die höchste Erhebung desselben dem Erzgebirgsgranit zufällt, 
es ergiebt sich aber auch, dass in einer gewissen räumlichen Abgrenzung der Granit 
mit Thälern zusammenfällt, so das Rohlauthal bei Neudek und das Salmthal. Auch 
die nördlich von dem Gebirgsgranit auftretende Schieferbegrenzung ist eine be- 
zeichnende, namentlich wird die bei Silberbach östlich tiefe einschneidende Fleck- 
schieferzunge nun in ihrer Bedeutsamkeit erkannt, da sie hier die beiden Granite 
in ihrem nördlichen Verlaufe von einander scheidet. 

Schon aus den im petrographischen Theile aufgeführten weit zahlreicheren 
Varietäten des Erzgebirgsgranites geht hervor, dass die Monotonie in diesem Ge- 
biete weniger hervortritt als in den angrenzenden des Gebirgsgranites. 

In der That haben diese Erscheinungen zu mancherlei Auffassungen geführt, 
die namentlich etwas unklar wurden, sowie man den Gebirgsgranit nicht scharf 
von dem grobkörnig porphyrartigen Erzgebirgsgranit trennt. Im Gebiete des Erz- 
gebirgsgranites zeigt sich zunächst das Auftreten von feinkörnigen Gesteinen in 
Gestalt von elliptischen Stöcken und gangförmigen Zügen. Im Allgemeinen herrscht 
der grobkörnige Gebirgsgranit vor. Von Süden kommend jedoch wird man vorerst 
im Gebiete des Egerthales die feinkörnigen Gesteine bis an den Fuss des Erzge- 
birges ausgebreitet finden. Auch der Glas- und Hochberg bestehen noch, wie die 
am Lichtenstädter Pass aufgeschlossenen Partien zeigen, aus dieser Gesteins-Varietät. 
Aber schon weiter von ersterem Berg gegen Westen hin, also gegen Neudek zu 
folgen grobkörnige Gesteine. Über den Rücken des Glasberges vom Wölflinger 
Jägerhaus bei Bärringen wird man bei genauer Beachtung des Gesteines am Wege 
eine wiederholt ostwärts gerichtete Wechsellagerung von feinkörnigem und grob- 
körnigem Erzgebirgsgranit wahrnehmen, bis man dann im weiteren Verlaufe des 
Gebirges nur mehr grobkörnigen Granit im östlichsten Gebiete antrifft. Dagegen 
wird man im Verfolg dieses Gebirgsrückens auf der westlichen Seite südlich vor 
Neuhammer um den Peinlberg wieder das feinkömige Gestein finden, welches hier 
eine elliptische Contur zu haben scheint. Ebenso macht sich eine stockförmige 
Einlagerung dieser Gesteinsabänderung zwischen dem Hartelsberg, Mittenbrand- 
berg und den Hirschenstander Gebirge, d. i. um Frühbuss und Sauersack be- 
merkbar, die zwischen den genannten Höhen eine flachmuldenförmige Depression 
darstellt. Kleinere solche Gesteinslinsen, wie ich sie bezeichnen möchte, lassen sich 
noch vielfach aus den Abänderungen des Gesteines erkennen, jedoch nicht fixiren. 

Diese meine Erfahrung stimmt sowohl mit Jokely, als auch mit Prölls 
überein. Ersterer wirft allerdings den porphyrartigen und grobkörnigen Gebirgs- 


97 


granit mit dem Erzgebirgsgranit zusammen, aber hievon abgesehen, und den Aus- 
druck „Zinngranite* auf die feinkörnigen bezogen, stellen diese allerdings im 
srobkörnigen concretionäre Massen dar, welche mit diesem umgebenden Gestein 
durch alle möglichen Übergänge zusammenhängen. 

Es geht aber aus dieser Darstellung ebenso gut hervor, dass man auch in 
der Karte zwei resp. drei verschiedene Granite unterscheiden könne, nämlich 
den Gebirgsgranit, dann den grobkörnigen und feinkörnigen Erzgebirgsgranit, wie 
eben Prölls nach meiner Vermuthung letzteres Gestein auch kartographisch aus- 
einander gehalten hat. 


4. Die Granitpartien bei Platten und Hengstererb. 


Obwohl diese Partien rings vom Schiefer umgeben werden, und im Schiefer- 
gebirge eine untergeordnete Einlagerung bilden, glaube ich sie doch ihres engen 
Zusammenhanges willen mit den benachbarten Graniten bei diesen erwähnen zu sollen. 

Die Granitpartie von Platten und Hengstererb bildet ein Dreieck, welches 
mit seiner Basis Ostwest streicht, eine Seite gegen die benachbarten Granite 
kehrt, und in der dritten in einer west-nordwestlich-, ost-südöstlichen Richtung 
begrenzt wird. Durch die Einsenkung zwischen Irrgang und Todtenbach zerfällt 
sie in zwei ungleiche Hälften, die westliche bildet den grossen und kleinen Platten- 
berg, den Hirschberg und zum Theil den Zottenberg bei Schwimmerich, die öst- 
liche die Hengstererber Höhe. 

Das herrschende Gestein ist porphyrartiger Erzgebirgsgranit, der nament- 
lich auf dem kleinen Plattenberg einem Quarzporphyr sehr ähnlich wird, wofür ihn 
wohl Jok&ely mag genommen haben. Trotz sorgfältigem wiederholtem Suchen habe 
ich wenigstens dort keinen Porphyr angetroffen. 

Das benachbarte Gestein ist auf der Süd-, West- und Nordseite der Plattner 
Phyllit. An der Ostseite liegt das Todtenbacher Torfmoor, unter welchem nach 
den Aufschlüssen auf der Irrgänger Rotheisensteinzeche der Phyllit noch weiter 
fortstreicht. 

Die hiedurch getrennte Hengstererber Höhe bildet zwischen Zwittermühl bis 
Seifen das südliche Gehänge des Schwarzwasserthales. Am Wege von Zwittermühl 
nach Iırgang stösst sie übrigens mit dem Plattenberg zusammen, und darf man den 
hier zerstreut liegenden Granitblöcken trauen, so bildet der Phyllit unter dem Todten- 
bacher Moor nur einen nordwärts ausgehenden Schieferkeil zwischen der hier zu- 
sammenhängenden Granitmasse. Im weiteren Verlaufe der Grenze in ostsüdöstlicher 
Richtung stösst der Granit zwischen Seifen und Hengstererb unmittelbar an die 
Basaltdecke der Steinhöhe, ohne dass hier irgend eine Spur von den unterliegenden 
antebasaltischen Gebilden, wie es irrthümlich in der von mir benützten Karte der 
geol. Reichsanstalt dargestellt ist, zum Vorschein käme. Weiter folgen dann wieder 
Phyllite und Glimmerschiefer, welche die Grenze im Westen und Süden bilden, 
soweit eben die hier ausgebreiteten Moorlager eine Grenzbestimmung zulassen. 

Als Fortsetzung der Plattner Partie besteht auch die Hengstererber Höhe 
im Westen und Osten aus porphyrartigem Erzgebirgsgranit, während in der Mitte 
um die Hengster grosse Binge das Gestein feinkörniger wird. 


98 


Getrennt von diesen beiden, im Norden vom Plattenberg tritt endlich die 
kleine Kuppe des 


Sandfels zwischen Schwimmerich und Streitseifen 
L 


inselartig aus den Phylliten heraus, welche sie rundherum umgeben. Der Granit, 
welcher meiner Meinung nach eine grössere Ausdehnung hat, als es auf der Karte 
der geol. Reichsanstalt angegeben ist, ist von den anderen wesentlich verschieden, 
und fällt auf durch sein den Greifensteingraniten von Geyer sehr ähnliches Aus- 
sehen auf der Nordseite, während südwärts bei Schwimmerich feinkörniges, dem 
Kreuzberggranit von Karlsbad gleichendes Gestein ansteht. 


5. Altersverhältniss der Granite. 


Nachdem wir aus der vorstehenden Darlegung die Lagerung der im Erz- 
gebirge herrschenden Granite kennen gelernt haben, müssen wir nothwendig aus 
ihr eine Ansicht über ihr Alter abstrahiren. 

Die gegenwärtigen Ansichten gehen etwas auseinander, umsomehr, wenn 
man auf die seit Göthes Zeiten beachteten Verhältnisse von Karlsbad, welche als 
Fortsetzungen der diesseitigen Gebilde natürlich dasselbe Gepräge zur Schau tragen, 
ins Auge fasst. 


Es ist hier nicht der Ort die verschiedenen Ansichten mit allen für und 
wider des Weiteren auseinander zu setzen, welche von den Geologen seit beinahe 
hundert Jahren über die Verhältnisse von Karlsbad aufgestellt wurden. Man findet 
sie zusammengetragen in Hochstetters geolog. Beschreibung der Umgegend von 
Karlsbad. Im Wesentlichen nehmen Hochstetter, Reuss und Jokely alle Granite als 
gleichzeitige Bildung an, und erklären die Texturabweichungen als Ab- 
kühlungsmodifikationen, Naumann dagegen (Vergl. Die Granite von Karlsbad. Neu, 
Jahrb: f. Miner. u. Geol. 1869) hat die ältere Ansicht wieder aufgegriffen und sieht 
in den Graniten auf einander folgenden Akte einer und derselben Bil- 
dungsperiode. 

Meine Erfahrung hat mich zu folgenden Ansichten geführt: 


1. Es giebt zwei Granite, welche nicht durch Übergänge mit einander ver- 
bunden sind, wenn sie auch in einer Modifikation einander sehr ähnlich werden; . 
dies ist der im hereynischen Massiv namentlich im westlichen allgemein verbreitete 
Gebirgsgranit, und der auf das Erzgebirge vorzugsweise beschränkte Erzgebirgsgranit. 

2. Dieser letztere durchsetzt in einem breiten Streifen den am südlichen 
Abhang des Gebirges auftretenden Gebirgsgranit, welcher in zwei Partien getrennt 
wird, und unterteuft ihn, wie die Verhältnisse zwischen Pechgrün und Hammer- 
häuser darthun, wobei der Bruchrand des Gebirgsgranites auf den Erzgebirgsgranit 
zu liegen kommt, 

3. Der Erzgebirgsgranit bildet im Gebirgsgranit stockförmige Massen, am 
Föllaberg bei Sponsl, bei Lindig, wobei wieder zwischen Sponsl und Dotterwies 
der Gebirgsgranit wie eine zersprengte Hülle in Blöcken auf dem ersteren liegt. 


4. Der Erzgebirgsgranit wirft unzweifel- 
hafte Gänge in den Gebirgsgranit, wie man 
bei der Barreuther Brettmühle im Salmthal, 
bei Lindig, u. a. a. O. sehen kann. 

Alle diese Verhältnisse sprechen dafür, 
dass der Gebirgsgranit das ältere 
Gestein, und der Erzgebirgsgranit das 
jüngere sein müsse, dass aber unter den 
Gesteinsvarietäten des letzteren keinerlei 
Altersverschiedenheiten stattfinden. Ganz ab- 
gesehen wird hiebei von den feinkörnigen 
und pegmatitischen Secretionsgraniten, welche 
natürlicherweise als noch jüngere Bildungen 
zu gelten haben, die aber hier gar nicht in 
Betracht kommen. 


6. Jüngere Eruptivgesteine im 
Granit. 


Den Granit durchsetzen als jüngere 
Eruptivgesteine Phorphyre und Basalte. Von 
den in den Schiefern zu beiden Seiten des 
Granitgebietes auftretenden Dioriten findet 
sich im Granit selbst keine Spur, obwohl 
sie in nächster Nähe beim Mauritius-Zinn- 
werk in Hengstererb aufsetzen, und bis 
an den Granit zu verfolgen sind. Es geht 
hieraus hervor, dass diese Gebilde älteren 
Datums sein müssen, als der Granit. 

Das Auftreten des Porphyrs ist ein 
sehr untergeordnetes, und beschränkt sich 
auf einige gangartige Gebilde Auf dem 
Wolfsberg verfolgt man auf dem Fussweg 
zwischen Ullersgrün und Mariasorg einen 
ziemlich mächtigen Gang von blutrothem 
felsitischen Porphyr, welcher hier im Granit 
aufsetzt. Sein Streichen ist etwa Ostwest, 
in der Hauptrichtung der Joachimsthaler 
Porphyrgänge, der Gang lässt sich jedoch 
wegen des Waldes nicht weit verfolgen. 

Am Schuppenberg etwas südlich von 
den Pachthäusern bei Platten fand ich einen 
ziemlich grossen Block von rothbraunem 
Porphyr, der unzählige faust — wallnussgrosse 
Brocken von Erzgebirgsgranit umschloss, 


Auruassargen *z “roporyospoeguog *T 


esequpoyden '9 “Toporyosrowwnp) pun uydaıog 'q “ODE [UIOISUOSTEJOUSENT "7 Yrueassdugaszug 'E 


"abngobzıunıH «orapnax sDp ya.ınp MO wu pruyosyoan 


Graslitz 


Glasberg 


iss 


99 


100 


woraus deutlich hervorgeht, dass der Porphyr auch hier im Granit aufsetzt. Nach 
dem analogen Vorkommen, welches mir von Frühbuss bekannt wurde, wo gleichfalls 
braunrother Felsit Granitpartien einschliesst, darf man annehmen, dass der Porphyr, 
wenn auch nur in schmalen Gängen, bis mitten ins Granitgebiet hereinstreicht. 

Weit verbreiteter ist das Auftreten der Basaltgesteine. Vor dem Ab- 
hange des Gebirgs zwischen Heinrichsgrün und Lichtenstadt liegt eine Reihe von 
kleinen Leueitoidbasaltkuppen, welche einer fast genau ostwestlichen Streichenslinie 
folgen. Nördlich von Heinrichsgrün beginnt die Reihe mit dem Illmerberge, 
dessen nach Süden gekehrte Steilseite durch einen Schotterbruch aufgeschlossen 
den meilerartigen Bau dieses Berges aus gegen die flache Kuppe eonvergirenden 
Säulen zeigt. Einige kleinere Kuppen folgen dann weiter östlich, die eine 
zwischen Hermannsgrün und Scheft, die andere ein wenig westlich von letzterem 
Dorfe unmittelbar am Wege nach Heinrichsgrün. (In der Karte der geologischen 
Reichsanstalt nicht angegeben.) Diese sehr niedrigen Bühel zeigen weiter keine 
bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten. Das Gestein ist in polyedrischen Stücken, 
welche kurzsäulenförmige Anordnung verrathen, abgesondert. Weiter westlich folgt 
dann die Basaltkuppe des Steinberges westlich von Voigtsgrün, dann die 3 Kuppen 
im Westen, Osten und Norden von Tippelsgrün, denen noch weiter westlich einige 
kleinere südlich von Edersgrün folgen. Hier schliessen sich dann die Ausläufer der 
Duppauer Basalte an, welche südlich von Lichtenstadt bei huppelsgrün, Grassen- 
grün und Grossenteich mit den Graniten zusammentreffen. 

Obwohl diese kleinen Basaltkuppen ohne weiterer Bedeutung zu sein scheinen, 
so erlangen sie doch durch ihre Anordnung und ihre gleichartige mikroskopische 
Gesteinsbeschaffenheit (siehe oben) ein gewisses Interesse, denn sie scheinen eine 
alte Bruchlinie, auf welcher sie hervordrangen, zu markiren, welche zur Hebung des 
Erzgebirges in einiger Beziehung stehen könnte, da sich mindestens bei Tippelsgrün 
das Gebirge unmittelbar dahinter erhebt. 

Isolirt und rings vom Granit umgeben erhebt sich südlich von Abertham die 
basaltische Doppelkuppe des Blösberges mit den drei Brüdern. Der Nephelinbasalt 
dieser Kuppen stellt eine südwärts geneigte Masse dar, insoferne an der Nordseite 
der Basalt nur verhältnissmässig wenig aufragt, dagegen von Süden her sich aus 
mächtigen, in der Ostwest gerichteten Scheitellinie convergirenden Säulen auf- 
baut. Auf dieser Seite reicht der Basalt herab bis Oberkaft, und es scheint, 
als ob aus der Spalte, welche heute die gemeinsame Scheitellinie markirt, 
der Basalt seimen Abfluss etwa gegen Südwesten genommen habe, da nach dieser 
Richtung das Gestein am weitesten verbreitet erscheint. In dieser Richtung liegt 
eine kleinere, ganz im Wald versteckte Basaltkuppe weiter gegen Merklesgrün und 
Salmthal zu, die Mühllaithen, welche wohl mit dem Blösberg in Verbindung 
sein mag. x 

Unzweifelhaft stehen mit der Blösbergkuppe Gänge in Verbindung, welche 
unterirdisch das Gebiet durchziehen, und wohl selbst die im Glimmerschiefer 
gelegenen Jugelstein und Pfaffengrüner Kuppe können damit in Zusammenhang ge- 
bracht werden. Im Granit westlich von Pfaffengrün fand ich auf einem Eisenstein- 
schurf Nephelinbasaltblöcke, welche aus dem Baue stammten, die darauf hindeuten, 
dass in dieser Richtung das Gestein unterirdisch fortsetzen mag. 


101 


7. Krystallinische Schiefer im Granit. 


Insuläre Schiefermassen, wie sie häufig im Kaiserwaldgebirge dem Granit 
aufgelagert sind, kennt man im böhmischen Antheil des Erzgebirges nur an einer 
einzigen Stelle. Nördlich von Neudek und östlich von Hochofen finden sich in 
den Lehnerstauden oberhalb der Rabenberghäuser zahlreiche Blöcke von Contact- 
eneisglimmerschiefer verstreut und auf den Feldrändern zusammengehäuft. Sie 
deuten darauf hin, dass hier eine Partie des umgebenden Glimmerschiefers beim 
Aufbruche des Granites mit eingeschlossen worden sei. Über die Lagerung des 
Gesteines kann man sich jedoch keine Auskunft verschaffen, da dasselbe nirgends 
ansteht. Die räumliche Verbreitung desselben ist gegen das Granitgebirge ver- 
schwindend klein zu nennen, doch lässt sich aus naheliegenden Gründen auch hier 
keine genaue Grenze markiren. 

Es lässt sich auch nicht erkennen, ab diese Schieferscholle ganz oder 
zum Theile eingeschlossen war. Dem Gebirgsbaue nach dürfte das erstere der 
Fall sein. 

Auffällig ist wohl auch der Umstand, dass bei den Rabenberehäusern, wie 
weiter oben schon bemerkt, einzelne Blöcke von Gebirgsgranit mitten im Erzgebirgs- 
sranit vorkommen, was offenbar darauf hindeuten könnte, dass auch dieser s. Z. 
als Einschluss an diese Stelle gelangt sein möchte. 


$S. Verhalten der Granite zum Schiefergebirge. 


Der Granit wird vom Schiefergebirge — abgesehen von der Bruchlinie 
des Egergebietes, — wie ein Kern von eimer Schale umgeben. Man sieht (die 
normal nordeinfallenden Schichten sich in der Nähe des Granites allgemach m eine 
Richtung drehen, deren Streichen der Grenze (des Granites endlich ganz conform 
wird. Dies ist namentlich auf dem westlichen. Gehänge zu bemerken. “Anders ge- 
staltet sich dies auf dem östlichen, wo die Streichungrichtung des Glimmerschiefers 
zwischen Bärringen und Platten senkrecht auf dem Granit steht, und sich erst 
weiter nördlich in die des Granites dreht. Ebenso zeigen die Verhältnisse um die 
Erzgebirgsgranitkuppen von Platten und Hengstererben, dass im Westen und Süden 
derselben die Schiefer ihnen zufallen und nördlich und zum Theil östlich davon 
abfallen. 

Letzterer Umstand hat Jokely zur Ansicht geführt. dass die Schiefer unter 
die Kuppen bei Platten darunter fallen. Über das Verhältniss der Schiefer zum 
Granit an diesen Stellen giebt lediglich das Verhalten der Schichten im Blasius- 
stollen bei Hengstererben Aufklärung, den ich zu diesem Zwecke wiederholt be- 
fahren habe. 

Dort sieht man, dass die Schiefer auf den ersten Lachtern ein sehr regel- 
mässiges Einfallen noch Norden haben, wobei sich die Schiefer nach und nach von 
45°, in 50°, 60°, 65° aufrichten. Dann aber zeigen die Schiefer durch eine sehr 
verworrene Lage die Wirkung seitlichen Druckes, welche bis auf die 200 Kltr. an 
die Grenze des Granites reicht, an welcher Stelle eine sehr sorgfältige Unter- 
suchung dargethan hat, dass die Schieferungsrichtung des Gesteines abgewendet, 
daher also die wahre Schichtung eine südwärts gerichtete sei. 


102 


Aus diesen Verhältnissen lässt sich schliessen, dass die Schiefer dort von 
zwei Seiten zu verschiedenen Zeiten in ihrer Lage beeinflusst wurden. Die früher 
durch den Gebirgsgranit gegen Norden geneigten Glimmerschiefer wurden, nach- 
dem sie ihre Stellung erlangt hatten, neuerlich durch den Erzgebirgsgranit zurück- 
gestaucht, und es spricht eben dieses Verhältniss auch für das jüngere Alter der 
Erzgebirgsgranite. Anderseits konnte die zwischen Bärringen und Platten vom 
Granit erfasste Schieferecke wegen ihrer Einkeilung kaum eine dem Eruptivgestein 
angepasste Lagerung annehmen. 


9. Altersverhältnisse des Granites zum Schiefergebirge. 


Angesichts des Umstandes, dass die Schieferschichten, wie an anderem gehö- 
rigen Orte gezeigt wird, in der Berührung mit dem Granit eine solche Lagerung an- 
nehmen, dass dieselbe in offenbare Abhängigkeit zum Granit gebracht werden muss, 
demnach das ganze Schiefergebirge als durchsetztes zum Granite als durchsetzendem, 
sich als älteres zum jüngern Glied verhält; wird zunächst wohl fraglich sein, ob 
wohl auch beiden Graniten diese Rolle zuzuschreiben sei, oder ob etwa nur einer 
derselben nach der Bildung der Schiefer zum Durchbruch gelangte. 

.Der zu beiden Seiten des Erzgebirgsgranit gelegene Gebirgsgranit hat in 
keinerlei Weise bisher irgendwo einen Einschluss von umgebenden Gestein gezeigt, 
dagegen zeigen sich gewisse Verhältnisse, wie die nach Westen fallenden Quer- 
klüfte im Granit von Katzenfels und Mückenbühlberg bei Gryaslitz, als ob dieses 
Gestein durch den ihn unterteufenden Erzgebirgsgranit mit gehoben worden sei. 
Anderseits aber kann man freilich wieder die bei Abertham durch den Gebirgs- 
granit nordwärts gestellten Schiefer als bezeichnend dafür anführen, dass derselbe 
gleichfalls als jünger als die Glimmerschiefer aufgefasst werden müsse. Einen 
wesentlich für das Alter desselben sehr bezeichnenden Umstand aber findet man 
darin, wenn man die beiderseits vom Gebirgsgranit im Glimmerschiefer und Thon- 
glimmerschiefer von Werlsgrün und Grünberg auftretenden Gänge von Granitporphyr 
als dem Gebirgsgranit angehörig betrachtet, dann stellt sich das höhere Alter der 
Schiefer ausser Zweifel. 

Anders ist es jedoch beim Erzgebirgsgranit. Ihn finden wir unzweifelhaft 
jünger als das Schiefergebirge durch den Umstand, dass sich im grobkörnigen 
Aschberggranit Einschlüsse von Schiefern finden, sowie durch den Umstand, dass 
mitten darin die Schieferscholle von Lehnerstauden bei Neudek liegt. Anderseits 
sind verschiedene wirkliche Gänge dieses Gesteines bekannt, welche die Schiefer 
durchsetzen, wie deren der Blasiusstollen bei Hengstererb überfährt. Lässt sich 
nun, wie es im Vorstehenden geschehen, erkennen, dass der Erzgebirgsgranit jünger 
sei als der Gebirgsgranit, so dürfen wir wohl eine längere Dauer für die Granit- 
bildung in Anspruch nehmen. Der Beginn derselben fällt offenbar in die Zeit 
nach dem Absatz der Thonglimmerschiefer. Da aber nachweislich auch die Urthon- 
schiefer, und selbst die ihnen aufgelagerten Hohensteinschiefer eine solche Neigung 
haben, dass ihre Ablenkung von der Horizontalität auf die Wirkung des auf- 
tretenden Granites zurückgeführt werden kann, so muss die letzte Granitbildung 
offenbar in die Zeit nach der Ablagerung «der cambrischen Schiefer gesetzt werden. 


103 


Nach den Beobachtungen von Andrian (Jahrb. geol. R. A. 1863 p. 168 ft. 
und 200) sind die Granite von Mittelböhmen durch Einschlüsse von cambrischen 
Schieferbrocken als jünger als diese Gebilde gekennzeichnet. Es scheint also die 
Annahme berechtiget, dass die Granite des Erzgebirges, zum mindesten die 
jüngeren mit den mittelböhmischen gleichen Alters sind. 

Dagegen geht wieder aus dem Umstande, dass der Gebirgs- und Erzgebirgs- 
granit von Porphyren durchsetzt wird, unwiderleglich hervor, dass die Granit- 
bildung vor dieser Zeit abgeschlossen war, also zum mindesten vor der Dyasperiode, 
wenn man den erzgebirgischen Porphyren das Alter der Zwickauer Gesteine zu- 
schreiben will, zum Abschluss gebracht worden war. 


3. Capitel. 


Erzführung des Granites. 


Die Erzführung des Granites beschränkt sich auf das Vorkommen von 
Zinnstein, Magneteisen, Rotheisen und Braunstein. Jokely führt an, dass man der 
Sage nach auch Gold gewonnen habe, u. z. bei Unter-Rothau, Graslitz und bei 
Joachimsthal und Platten sollten Spuren davon vorgekommen sein. Es ist offenbar die 
Möglichkeit hiezu vorhanden, und es ist bekannt, dass in Sachsen aus der Mulde an 
mehreren Stellen Gold gewonnen wurde, etwas sichereres als die Nachrichten aller- 
dings glaubwürdiger Chronisten lässt sich jedoch dafür nicht auffinden. 

Johannes Mathesius erwähnt in der Sarepta wiederholt das Vorkommen 
von Goldflittern und Körnern in Zinnseifen. (Sarepta 1565 fol. XLI u. OXXXIX.) 
Ausführlich schreibt Chr. Lehmann in seinem „Historischen Schauplatz derer 
natürlichen Merkwürdigkeiten in dem meissnischen Oberen Erzgebirge,“ Leipzig 
1699 p. 42: „Goldkörnichter Sand, welcher meistentheils am Kühnbach über 
der Zwittermühl gegen Gottesgab anzutreffen, dann daselbst ein Goldgang vermuthet 
wird, welcher aber bis dato wegen des flachen und wassernöthigen Gebirges niemals 
erschürfet werden können. Ingleichen auf der Plätten im Grunde bei der Farb- 
mühlen und den drey Fischteichen hinauf hat man im Seifen viel Goldsand-Körner 
und Flietschen, ja unter dem Zienstein als gefeilten Messing gefunden, welcher 
Goldschliech dann das Zien etwas gilbicht gemacht, und ist dennoch niemand ge- 
wesen, der vermocht Gold vom Zien zu scheiden. Im Grund ist ein Forellen 
Bächlein; auratum rivulus (? Der Goldbach bei Goldenhöhe ®9)* ... 

Die Lagerstätten der anderen Erze sind in ihrem Charakter sehr von einander 
verschieden, entsprechen aber im Wesentlichen den im sächsischen Antheil des 
Erzgebirges vorkommenden, in grosser Ausführlichkeit von den sächsischen Berg- 
leuten und Geologen beschriebenen Lagerstätten, welche zu einer Zeit abgefasst 
werden konnten, da der Bergbau in weit grösserem Flor stand als gegenwärtig. 

Über unsere böhmischen Verhältnisse eine ausführliche Darstellung aus 
eigener Anschauung geben zu können, ist gegenwärtig für die meisten Vorkommnisse 
unmöglich, da an sehr wenigen Stellen noch der Bergbau im Umgang ist, und es 
bleibt nichts übrig, als zur Vervollständigung der Darstellung auf verlässliche 


104 


Gewehrsmänner zu greifen. Es wird mir mit ihrer Hilfe wenigstens möglich die 
an verschiedenen Orten gemachten Bemerkungen zu verallgemeinern. 
Wir beginnen mit Betrachtung der Zinnsteinlager als den ältesten Gebilden. 


1. Die Zinnsteinlager. 


Es ist zunächst eine feststehende Erfahrung, dass das Vorkommen von 
Zinnstein eine besondere Eigenthümlichkeit des Granites ist. Denn wenn auch 
bekannt ist, dass auch in den den Granit umgebenden Schiefern Zinnsteingänge 
auftreten, so bilden diese gewissermassen nur die Fortsetzung der im Granit 
eingelagerten Massen, was schon daraus hervorgeht, dass derlei Zinnsteingänge 
im Schiefer niemals weit fortsetzen. Es ist ferner eine bestimmte Thatsache, dass 
sich nur gewisse Granite, und zwar die von mir als Erzgebirgsgranite bezeichneten 
Gesteine als zinnsteinführende Bildungen erweisen, während der Gebirgsgranit 
vollkommen frei von jeder Spur von Zinnstein ist. 

Das Zinnerz kommt im Granit in gangartigen Gebilden vor, welche an ein 
bestimmtes Ganggestein gebunden erscheinen, nämlich an das sogenannte „Zwitter- 
sestein“ und das Greisengestein. Die Zinnsteingänge sind insoferne von anderen 
Erzgängen verschieden, als man bei ihnen weder Besteg noch Salband unter- 
scheidet, der Zinnsteingang vielmehr eben da seine seitliche Begrenzung erfährt, 
wo er eben aufhört Zinnstein zu führen, und in seiner Richtung durch eine Kluft, 
und dieser parallel die Anordnung des Erzes bestimmt wird. Derselbe besteht aus 
imprägnirtem Greisen oder Quarzgestein, dem eigentlichen Zwittergestein, und 
schnürenartigen, seltener putzenartigen Einlagerungen von Zinnstein. Dergleichen 
Anreicherungen, welche stellenweis in der Mitte der Gänge liegen, zuweilen sich auch 
gegen die äussere Begrenzung hin wiederholen, nennt der Bergmann „Handstein“.*) 

Diese Gebilde, welche sich oftmals neben einander wiederholen, und mit 
ähnlichen sich schaaren, bilden innerhalb des Erzgebirgsgranites stockwerkartige 
Lager, und sind von jeher an vielen Stellen durch den sogenannten Stockwerks- 
bergbau ausgebeutet worden, welcher vielerorts durch zu Bruche gehen Veranlassung 
mächtiger Bingen war, anderseits aber auch einen höchst eigenthümlichen Abbau 
veranlasste, welcher darin bestand, dass man zur Gewinnung des Zwittergesteines 
Schacht neben Schacht im Streichen des Lagers abteufte, jenachdem man gegen 
die Teufe vom Wasser vertrieben wurde. 

Der Umstand, dass auch hier sich erweist, dass die Gänge an den Scharungs- 
punkten sich veredeln, hat die Alten bereits veranlasst an solchen Punkten zu bauen, 
weshalb man derlei Stellen gewöhnlich durch mächtige Verhaue gekennzeichnet findet. 

Die Erfahrung hat gelehrt, dass es namentlich zwei Richtungen giebt, welchen 
die Gänge folgen, so dass dieselben in stehende und flache, in Morgen- und Spat- 
gänge zerfallen, von denen die ersteren die älteren, weil durchsetzten sind. 


*) Sehr bezeichnend schildert Joh. Mathesius (Sarepta fol. OXNXIX.) das Verhalten der 
Zinnerzgänge : „Solche zyn bergwerck aber habe eins theils streychende genge, welche 
zwar allein nichts sonders thuen, es fallen denn geschick oder gefehrt darzu, wie in der 
roten gruben auffn hengst, da der gang an jm selber kaumet einer donen oder pret 
breit ist vnd wirfit doch einen bauch in die vier lachter.“ 


105 


An accessorischen Mineralien sind die granitischen Zinnerzlagerstätten arm, 
es sind mir nur folgende Mineralien bekannt geworden: Turmalin vom Hengst, 
Plattenberg, Bärringen, Neuhammer, Hirschenstand, Sauersack, Topas vom Platten- 
berg, Uranglimmer vom Mauritius, Pyrit und Arsenikkies vom Mauritius. Jokely führt 
noch an Amethyst, Eisenglanz, Magneteisen, Braunstein, Titaneisen, Wolfram, 
Kupferkies. 

Gegenwärtig ist der Betrieb des Zinnbergbaues fast ganz eingeschlafen. 
Meines Wissens besteht nur noch eine Zeche, es ist dieses die Grube St. Mauritius 
bei Hengstererb, eine andere bei Hirschenstand ist jüngst eingestellt worden. 
Über das, was von älteren Bauen auf Zinnstein im böhmischen Erzgebirge 
bekannt wurde, hat bereits Jokely a. a. OÖ. einen umfassenden Bericht gegeben. 
Da dieselben nun nicht mehr zugänglich, ist es auch, glaube ich, hinreichend, 
auf das hinzuweisen, was Jokely über diese Baue nach den Mittheilungen des 
damaligen Neudeker Bergverwalters Ullmann dort mittheilt. 

Einen schätzenswerthen Aufsatz über die Zinnerzlagerstätten im böhm. 
Erzgebirge hat F. Jantsch in der Zeitschrift des montanistischen Vereins für das 
Erzgebirge 1865 p. 65 ff. unter dem Titel: „Einiges über das Vorkommen des Zinn- 
erzes in Böhmen, und über die geognostischen und bergmännischen Verhältnisse 
der Zinn-Industrie von Schlasgenwald“ veröffentlicht. 

Ich beschränke mich darauf das von mir selbst Gesehene in möglichster 
Ausführlichkeit und im stäten Vergleich mit anderen ähnlichen Vorkommnissen 
mitzutheilen, um die grössere oder geringere Übereinstimmung der Gebilde deutlich 
zu machen. 

Als besonders reiches Zinnerzlager war von Alters her die Plattner Granit- 
insel bekannt. Der einst blühende Bergbau ist noch gegenwärtig erkenntlich an 
den möchtigen Bingen und Verhauen, welche man in dieser Gegend voıfindet. Die 
Werke zerfallen in zwei Gruppen, in die Hengster und die Plattner. Jene be- 
standen aus zwei verschiedenen Werken: das Zinnwerk am vordern Hengst und 
die Mauritiuszinnzeche. Das erstere und die Plattner Baue sind gänzlich verfallen. 


Das Zinnwerk St. Mauritius bei Hengstererb. 


Von den vielen Zinnbergwerken, welche im 16. Jahrhundert den Wohlstand 
der Bevölkerung des Erzgebirges bedingten, ist gegenwärtig nur, noch ein ein- 
ziges in etwas schwunghaftem Betrieb, es ist dieses die St. Mauritiuszeche bei 
Hengstererb, (lermalen im Besitze der Herren Tröger. Da über die Verhältnisse der 
Zinnerzlagerstätten auf dem böhmischen Erzgebirge wenig bekannt ist, indem nur 
wenige Notizen hierüber von Joseph Florian Vogl, Jokely und nach ihnen von 
Cotta gegeben wurden, habe ich mir es angelegen sein lassen dieses Vorkommen 
ein wenig näher in Betracht zu ziehen, um eine etwas ausführlichere Schilderung 
davon geben zu können. 

Von den zahlreichen Zinnbauen, welche am Hengst 1545 eröffnet wurden, 
zeigen noch unendlich viele grosse und kleine Bingen, welche den ganzen südlichen 
Abfall der Hengstererber Granithöhe bedecken. Gegenwärtig noch im Baue'ist nur 
vorstehend genannte Grube, welche durch den 76 Meter tiefen Mauritiusschacht und 


106 


den auf 720 Meter vom Füllort getriebenen Blasiusstollen befahren werden kann. 
Letzterer, welcher den besten Aufschluss über die Verhältnisse giebt, ist bis an 
die 379 Meter in Glimmerschiefer getrieben, welcher Anfangs gegen Nord einfällt, 
dann sich nach und nach aufrichtet, und an der Gränze deutlich vom. Granit 
abfällt. An mehreren Stellen bemerkt man Granit- und Quarzgänge, welche in 
OWstreichen den Schiefer durchsetzen. Unmittelbar an der Berührung zeigt der 
Schiefer eine eigenthümliche Veränderung, welche als Contacterscheinung aufgefasst 
werden muss. Er erscheint nämlich fester, gneisartig und zeigt in lichtem Grunde 
rothe, scharf umschriebene Flecken von unregelmässiger Gestalt, welche man auf 
dureh den Contact partiell coneretionirtes Eisenoxyd zurückführen kann. Der nun 
folgende grobkörnige Granit führt noch kein Erz, erst in einiger Entfernung. tritt 
die Erzführung mit einem geänderten Gestein auf. 

Die Zinnsteingänge folgen zwei Streichungsriehtungen oder Gangzügen: der 
erste, der Mauritiushauptgang, streicht zwischen Stund 1—2, und besteht aus einer, 
einer mittleren Kluft (Gangrichtung) folgenden, in W fallenden Masse, welche den 
Zinnstein putzenförmig führt (Handstein), und daher bald ärmer bald reicher 
erscheint. Der in solchen Putzen auftretende Zinnstein ist in kleinen, etwa hanfkorn- 
srossen Individuen in Gilbertit ähnliches Steinmark reichlich eingelagert. Die Gang- 
masse selbst hat kein Salband, und hängt innig mit dem imprägnirten Neben- 
gestein zusammen, welches als sogenanntes Zwittergestein eine stockwerkförmige, in 
den grobkörnigen Granit eingelagerte Masse darstellt. Das Zwittergestein ist offenbar 
eine Varietät des Granites. Es ist ein quarziges Gestein, welches deutlich einzelne 
Quarzkörner in der oben beim Granit beschriebenen Form ausgeschieden enthält, 
es führt in der Regel öhlgrünen Talk, seltener seladongrüne Massen wahrscheinlich 
von Turmalin herrührend, und ist von rauchgrauer, oder lichter durch den Talk 
grünlicher Farbe, Feldspath erkennt man darin nicht, wohl aber hie und da speck- 
steinähnliche Massen, welche vielleicht von zersetzem Feldspath herrühren. Glimmer 
habe ich nicht beobachtet, und hierin liegt der wesentliche Unterschied dieses 
Quarzgesteins vom Greisen, wesshalb auch Jokely hiefür den Namen Talkgreisen 
einführt. Der Zinnstein erscheint in einzelnen kleinen Nestern eingestreut, die, 
‚je weiter das Gestein vom Gang abliegt, desto feiner werden. Dasselbe führt 
ausserdem feine, mit freiem Auge nicht unterscheidbare Partikeln von Magneteisen, 
Eisenglanz und Kiesen, namentlich Arsenkies. Da das imprägnirte Nebengestein 
eines Ganges mit dem des anderen zusammenfällt, so bildet die Zinnlagerstätte 
eine langgestreckte Masse, welche auch in ihrer Gänze abgebaut wurde, und 
noch abgebaut wird, indem man eben das Gestein soweit herausnimmt, als die Im- 
prägnation reicht. 

Den Mauritiushauptgang durchsetzt unter Stund 11—12 der Zinngräbner- 
gang, ein Ähnliches, jedoch weit schmäleres Gangsystem, welches jedoch viel erz- 
reicher ist. Das Erz, das ebenfalls Putzen bildet, liegt hier in lockerem, speckstein- 
ähnlichen Steinmark, das oftmals viel Eisenoxyd führt, daher ganz roth erscheint. 
Eine Anreicherung an der Scharung ist ebenfalls beobachtet worden. Das Zwitter- 
stockwerk wird von Spalten durchsetzt, welche von Quarz ausgefüllt sind, der oftmals 
in grossen Individuen auskrystallisirt ist. Zuweilen zeigen diese Individuen dicke 
Überzüge von kleintraubigem rothem Eisenkiesel. An den Scharungspunkten dieser 


107 


Klüfte zeigt sich auch eine Anreicherung, und erscheint nicht selten der Zinn- 
stein in ganz hellem Quarz sehr reichlich eingewachsen. 

Bemerkenswerth ist noch das Auftreten eigenthümlicher oben Seite 24 
beschriebener Gebilde auf derlei Klüften, welche aus Turmalin und Orthoklas 
bestehen. Zwischen und um diese Gebilde sieht man das Zwittergestein reichlich 
Zinnstein führen. Zuweilen erscheint auch Quarz und Orthoklas als Ausfüllung, 
dann zeigt letzteres Mineral in Drusen die Adularform. *) 

Das Stockwerk wird übrigens von einem etwa 2 Fuss breiten Gang von 
feinkörnigem Granit, welcher scharf gegen das Nebengestein absetzt, in OWstreichen 
durchsetzt, dieser Granitgang, welcher auf einer Strecke verfolgt wurde, ist taub, 
oder scheint nur, wie man aus alten Bauen schliessen könnte, in den oberen Teufen 
erzführend gewesen zu sein. 

Den Erzadel hat man auf 208. Meter Teufe anhaltend gefunden. Jedenfalls 
setzte das stockwerkförmige Gebilde gegen oben, wohl selbst oberirdisch fort, und 
wurde anfänglich, wie dies auch anderwärts geschah, von Tage abgebaut, anderer- 
seits stammt auch der am südlichen Abhang gelegene, in reichlicher Menge im 
Seifenland vorkommende Zinnstein von derselben Fundstätte. 

An Mineralien, welche sonst ausser den genannten den Zinnstein begleiten, 
ist die Lagerstätte sehr arm, nur das Vorkommen von Chalkolith und Uranit in 
hübschen Krystallen auf den Gangklüften, ist noch zu erwähnen. 

Es scheint interessant hier einige Vergleiche mit anderen Zinnerzlager- 
stätten anzuknüpfen, welche ebenfalls stockwerkförmig gelagert sind. Vergleicht 
man die von Stelzuer (Die Granite von Geyer und Ehrenfriedersdorf pag. 42) 
gegebene Beschreibung des Erzvorkommens vom Geiersberg bei Geyer, so findet 
man an beiden Orten grosse Übereinstimmung. Im Stockwerksgranit von Geyer 
sind die 0:65—10 Centimeter mächtigen, unter sich parallelen Gänge ganz so 
zu Zügen vereiniget, wie ich dies vorstehend von Mauritius darstellte. Die 
dort citirte Beschreibung des Geyer'schen Erzes von Charpentier kann ebenso 
gut auf Mauritius passen. Sie lautet: „Was aber den Gängen des Geyer’schen 
Stockwerkes ganz eigenthümlich ist, und sie von allen bisher beschriebenen 
merklich unterscheidet, ist, dass allemal, wenn die Gänge mit Erz erfüllt sind, 
und nicht aus reinem Quarz allein bestehen, das Nebengestein auf beiden 
Seiten des Ganges 3, 6, 8, und mehrere Zoll breit ganz verändert ist, und 
aus sogenannten Zinnzwitter besteht. Man sieht nicht das Geringste mehr von 
Feldspath. Die ganze Masse ist alsdann derber, körniger Quarz mit inliegenden 
kleinen Theilchen von Zinnstein, Arsenikkies und allen den Erzen, die man 
in dem dazwischenliesenden Gange in grösseren und reineren Theilen findet. 
Es ist unmöglich die Grenzen aus dem weissen Quarz in den grauen, woraus 
der Zinnzwitter besteht, und aus diesem wieder in den darauf kommenden 
Granit zu bestimmen, so unmerklich verläuft sich das eine in das andere. Desto 
deutlicher aber zeichnet sich der Gang, der anliegende Zinnzwitter, und das darauf 
kommende taube Gestein, der Granit, von der verschiedenen weissen, dunkelgrauen 
röthlichen Farbe aus.“ 


*) Auf pag. 24 bitte ich die Combinationsformel zu corrigiren in aP.oP—®Po, 


108 


Das Eine aber muss, so genau auch diese Beschreibung hier zu passen 
scheint, doch hervorgehoben werden, dass der Glimmer ganz vermisst wird, welcher 
im Geyerschen Gestein eine Rolle spielt, während wir hier Talk seine Stelle ein- 
nehmen sehen, dessen Vorkommen von Stelzner dort nicht einmal erwähnt wird. 

Einen weiteren Unterschied kann man im Fehlen des sogenannten Stock- 
scheiders finden, wie ihn Geyer zeigt, und wie ich ihn auch am Huberstock bei 
Schlaggenwaldl erkannt habe. Da sich aber nach Stelzners Mittheilung a. a. O. 
p. 30 herausgestellt, dass dergleichen Stockscheidermassen gegen die Tiefe hin 
abnehmen und endlich verschwinden, so wäre hier keine Ursache vorhanden, dass 
man nicht das einstige Bestehen eines solchen Gebildes annehmen könnte, welches 
in Folge der Erosion verschwunden ist. 

Eine Vergleichung mit dem Altenberger Stockwerk (Cotta, die Lehre von 
den Erzlagerstätten II p. 14 ff) zeigt auch einige Analogien. Auch hier ist eine 
vorherrschend dunkle quarzige Masse der sogenannte „Stockwerksporphyr“ das 
Gestein, welches den Zinnstein führt und welches von einem dem Erzgebirgsgranite 
entsprechenden feinkömigen Granit begleitet wird; auch Quarzgänge werden von 
dorther beschrieben, welche die Masse durchsetzen, aber darin liest wohl ein 
bemerkenswerther Unterschied, dass zu Altenberg das Zinnerz und seine Begleiter 
sanz fein in dem Gestein vertheilt sind („deutlich erkennt man nur den Quarz, 
welcher in der feinkörnigen Hauptmasse oft grössere Körner, aber ohne Krystall- 
form bildet.“ Cotta). Auch dieses Gestein ist dadurch, dass es statt Glimmer 
Chlorit führt, vom eigentlichen Greisen verschieden. 

Von den weiteren auf Böhmen fallenden Zinnerzlagerstätten können wir 
nur Schlaggenwald in Betracht ziehen, da das Auftreten des Zinnsteins in echten 
Gängen zu Graupen und Zinnwald einen Vergleich ausschliesst. 

Nach den trefflichen Darstellungen des Zinnvorkommens in Schlaggenwald 
durch Rücker (Jahrbuch geol. R. A. 1864. 311 ff) ähnelt allerdings das Auftreten 
des Erzes an beiden Orten, jedoch fallen auch entschiedene Unterschiede an 
beiden Orten auf. So beschreibt Rücker den Huberstock pag. 313 folgender 
Massen: „Er besteht der Hauptsache nach aus dem vorbeschriebenen Zinn- 
granit, welcher meist sehr mächtige Greisenputzen (kleine Stöcke im Haupt- 
stock) einschliesst, welcher Greisen sich von dem Zinngranite durch einen gänz- 
lichen Mangel an Feldspath und durch das vorwaltende Auftreten von Quarz und 
einer grossen Anzahl Mineralien unterscheidet, oft tritt der Glimmer nahezu gänz- 
lich zurück, und der Greisen bildet dann eime dichte, feinkörnige, krystallinische 
Masse aus Quarz, Zinnstein, Wolfram ete., ferner durchschwärmen den ganzen 
Stock eine grosse Menge von Quarzegängen. 

Abbau würdig waren und sind die Greisenpartien nicht, aber der eigent- 
liche Zinngranit. Das Zinnerz ist in den Massen in der Regel fein eingesprengt, 
so dass es mit freiem Auge oft gar nicht wahrgenommen werden kann, doch 
eoncentrirt es sich oft zu Schnüren, Nestern und Putzen.“ 

Aus dieser Mittheilung ergiebt sich zur Genüge, welche Analogien und 
Differenzen sich hier herausstellen. Unter letzteren hebe ich nur heraus den 
Reichthum an Mineralien, das Greisenvorkommen, während sonst anderes mit 
mit Mauritius in Übereinstimmung wäre. Ich erwähne übrigens noch, dass mir ein 


109 


Handstück von der ärarischen Mariaschönfeld-Zeche vorliegt, das von einem Gang 
im Gneise stammt und einer dort gelagerten Greisenputze angehörte (Rücker a. a. 
0. 317), welches in seinem Äusseren nur dadurch von einem Gangstück von Mau- 
ritius verschieden ist, dass dort Glimmer vorhanden ist, welcher hier fehlt. Den 
Hauptunterschied zwischen hier. und Schlaggenwald findet Jantsch a. a. ©. p. 75 
darin, dass die Gänge hier ausschliesslich im Granit aufsetzen. 

Dass sich im Gebiete des Erzgebirgischen Granitstockes dieselben Bil- 
dungen wiederholen, daran ist wohl kein Zweifel, leider ist der Zinnbergbau 
auf böhmischer Seite bis auf Mauritius ganz eingeschlafen, nur der von Jokely 
a.a. O. näher beschriebenen Zirchzeche bei Hirschenstand kann ich noch erwähnen, 
da die dort mitgetheilten Details den von Mauritius geschilderten Verhältnissen 
genau entsprechen. 

Das Zinnwerk am vorderen Hengst 758 Meter W. von Mauritius baute 
nach Jos. Flor. Vogl a. a. ©. p. 28, namentlich auf zwölf sogenannten Zinngängen, 
welche unter Stund 6—8 und 2—5 streichen, und wohl ähnliche Verhältnisse be- 
sitzen, wie die von Mauritius. 

Die grosse Hengsterbinge steht genau im Schaarungspunkte dieser Gänge, 
nördlich davon sieht man durch die Richtung der Bingenzüge angedeutet das 
fächerförmige Auseinandergehen der Gänge, welche auch hier wie auf Mauritius 
eigentlich nur durch Klüfte angedeutet werden. Die Verlängerung der unter 
St. 2—5 streichenden Gänge streicht gegen das Bärringen-Neudeker Zinngebiet, 
welcher Umstand es eben nahelegst, dort die Fortsetzung der hier aufsetzenden 
Gänge anzunehmen. 

Ebensowenig ist etwas Näheres über den einst so berühmten Bergbau am 
Plattenberg zu erfahren. Es zeigt sich nur, dass hier, wie die Hauptrichtung der 
Verhaue zeigt, vorzugsweise nordstreichende Gänge vorhanden sind. Jokely, welcher 
Gelegenheit hatte eine alte Gangkarte einzusehen, fand mehrere Ganggruppen darauf 
verzeichnet u. z. Gänge in Stunde 11—35, andere in Stunde 4—7 und 8—10 
streichend. 

Dass auch hier das zinnsteinführende Gestein sogenannter Talkgreisen, 
und wohl auch Glimmergreisen sei, welcher im Granit gangartig vorkommt, beweisen 
die Fundstücke auf den alten Halden. Über die Erzführung selbst wurde ich etwas 
durch ein Handstück aufgeklärt, welches ich vom Herrn Bergmeister Vogl in Platten 
erhielt, das von einem alten Verhau des Plattenberges stammt. Die Anordnung 
ist hier eine entschieden gangartige, die etwa 8 Centimeter mächtige Gangmasse 
zeigt im Salband Schnüre von Zinnstein mit Turmalin verwachsen, sodann körnigen 
Quarz mit einzelnen Topaskrystallen und Nester von Zinnstein ebenfalls mit 
Turmalin verwachsen, endlich in der Mitte wieder Zinnstein mit Topas und Tur- 
malin. Ersterer erscheint hier das ältere, der Turmalin das jüngste Mineral. 

Dieses Vorkominen erinnert sehr an das von Rücker a. a. OÖ. p. 316 von 
den Schlaggenwalder Gängen beschriebene, und stimmt ganz mit der von ÖOppe 
beschriebenen Form vom Auersberg (Zinn- und Eisenerzgänge der Eibenstöcker 
Granitpartie. Gangstudien II. B. p. 141). Bemerkenswerth erscheint übrigens noch, 
dass dieses Vorkommen von Platten ein paragenetisches Verhalten zeigt, welches 
bisher weder bei Breithaupt (Paragenesis p. 146 ff.) noch bei Stelznerl. c. p. 55 ff. 


110 


erwähnt wird, noch mit einem von Rücker bekanntgemachten Falle stimmt, wenn- 
gleich dasselbe den Charakter der Zinn - Scheel- Formation ausgezeichnet zur 
Schau trägt. 

Über das Alter und die Bildungsart weitläufiges mitzutheilen glaube ich 
unterlassen zu können, da sich im Allgemeinen keinerlei Abweichungen zu erkennen 
seben, und für die Zinnerzlager im böhmischen Erzgebirge dieselben genetischen 
Ansichten geltend sind, wie für die ganz gleichartigen Gebilde von anderwärts. 

Demnach gilt es als eine Thatsache, dass die Zinnsteinlager Bildungen 
sind, welche gleichzeitig mit dem Granit, welcher sie führt, entstanden, das Erz 
selbst aber ein Sublimationsprodukt, oder um die Bemerkung Rlie de Beaumonts 
zu wiederholen, dıe Zinnerzlagerstätten die „ersten Fumarolen der Granite.“ 


Mein verehrter Freund Rücker hat sehr kurz und klar in seiner dankens- 
werthen Abhandlung über Schlaggenwald a. a. ©. die Ansichten Beaumonts und 
Daubr6es dargelegt, welche er auch für Schlaggenwald gültig erachtet. Ich habe 
sie in einer früheren Arbeit über die Zinnsteinzänge von Graupen adaptirt, ihnen 
wird auch von B. v. Cotta und Stelzner beigepflichtet. 

Der Umstand, dass auch hier im Erzgebirge die Zinngänge ausserhalb 
des Granites im Schiefer fortsetzten, wie anderwärts zu Geyer und Schlaggenwald, 
ist cbenfalls nicht befremdend und würde nur beweisen, dass dergleichen Fuma- 
rol nspalten des Granites auch in den ihn umgebenden Schiefern vorkamen, in 
deuen sie sich sogar ziemlich weit erstrecken konnten. 

Dass ferner die Gänge meist Quarz führen, dürfte im ersten Augen- 
blicke freilich etwas befremden, allein bei einer Erzbildung durch Sublimation 
ist eine folgende Infiltration von Quarz, welche die Gangräume ausfüllt, nicht aus- 
geschlossen, wie überhaupt der elektrisch-chemischen Thätigkeit der Natur hier noch 
ein weiter Spielraum gelassen ist, und manches Geheimniss noch seiner Ent- 
hüllung harrt. 

Oppe’s erwähnte vorzügliche Arbeit setzt uns in den Stand, aus dem dort 
Mitgetheilten die Übereinstimmung mit den im Sachsen so reichlich auftretenden 
Zinnerzgängen des Eibenstocker Gebirges darzuthun. Wir erfahren daraus, dass 
auch anderwärts das Streichen der Gänge hauptsächlich ein süd-nördliches und 
ein ost-westliches sei; nach ih.er dortigen Entwicklung darf man die böhmischen 
seits um Frühbuss, Sauersacx und Hirschenstand auftretenden Erzlager als eine 
Fortsetzung derselben Gebilde in der Gegend von Eibenstock erkennen; und wohl 
auch daraus mit Sicherheit vermuthen, dass sie nicht anders als jene beschaffen sind. 


Auch Oppe findet, dass die Zinnsteingänge nicht von gleichem Alter, und 
zwar dass die süd-nordwärts streichenden Gänge die älteren, während die Ost- 
West streichenden Gänge die durchsetzenden daher die jüngeren sind. 

Durchwegs älter erscheinen die Zinnerzgänge als die mit ihnen hie und 
da zusammenkommenden Silber- und Eisenerzgänge; Oppe erwähnt, dass beide Arten 
von Gängen die ersteren an vielen Orten durchsetzen. 

Dieses wurde mir auch von Zinnsteingängen des Plattenberges mitgetheilt, 
welche gegen den Schwiminerich streichen, und bei Junghengst von dem Irrgänger 
Eisensteinzuge durchsetzt werden, 


111 


2. Eisensteinlager. 


Im Granit der Umgegend von Neudek kommen einige Erzlagerstätten vor, 
welche in ihrer Art sehr merkwürdig sind. Leider sind dieselben gegenwärtig nicht 
zugänglich, zum Theil verfallen, und gewähren nur durch den auf den Halden 
liegenden Vorrath einigen Aufschluss über ihre Beschaffenheit. 

Nördlich von Neudek im Hochofner Thal baut die Hieronymus- oder 
Binger Zeche auf einem Eisensteinlager, welches nach Angabe Jokely’s, auf eine Strecke 
von 57 Meter in einer Mächtigkeit von 23—25 Meter durchfahren ist, und in Stund 
10—11 streicht. Ich habe die Zeche wiederholt besucht, da ich in der Bildung 
eine höchst auffällige Verschiedenheit mit anderen ähnlichen Lagern erkannte, doch 
konnte ich in Folge der ungünstigen Bergbau-Verhältnisse auch hier nicht zum 
Ziele gelangen. Das Eisenerz bricht, wie es scheint, in Nestern und Putzen, oder 
wie mir ein mit der Grube vertrauter Gewährsmann mittheilte, in verworrenen 
Gängen, welche das Ganggestein allerorts durchsetzen. Das Erz scheint auf den 
ersten Blick Rotheisenstein zu sein, es ist ein schöner dichter Handstein, von 
röthlich stahlgrauer Farbe im frischen Bruch, und rothem Strich. Wenn man aber 
genau zusieht, erkennt man darin braune Pünktchen, welche man schon mit freiem 
Ause als Granat erkennt, über deren Natur man unter dem Mikroskop jedoch 
vollkommen aufgeklärt wird, da dieselben im undurchsichtigen Erz als kleine runde 
Durchschnitte von 20 2 erscheinen von braunlicher Farbe mit braunen Kernen in 
der Mitte, von welcher Risse nach der Begrenzung hingehen. Die chemische Analyse 
-des Erzes durch Herrn Dr. Kachler ergab: 


Eisenoxyd 53.3 
Eisenoxydul 5.9 
Manganoxyd 2.9 
Thonerde 190 
Kieselerde 19.1 

100.3 

Bringt man eine empfindliche Magnetnadel in die Nähe des Erzes, so sieht 
man, dass dieselbe in Bewegung geräth, in der That kann man aus dem Pulver 
mit dem Magnetstab auch eine bemerkenswerthe Menge Magneteisen ausziehen. 

Dieser scheinbar homogene Rotheisenstein ist also ein Gemenge, und zwar 
kann man unschwer in dem auf die Halde gestürzten Vorrath Proben auffinden, 
welche bald mehr bald weniger magneteisen- oder rotheisenartig sind, und woraus 
der Umstand hervorgeht, dass das Rotheisen wohl erst eine Umwandlung des 
Magneteisens sein mag. 

Das das Erz begleitende Gestein wird von Jokely als Eklogit bezeichnet, 
hat aber eine wesentlich andere Zusammensetzung. Es besteht vorwiegend aus 
rothem Granat, welcher in einem grünen, weichen, chloritartigen Gestein ein- 
gelagert ist, in welchem man strahlenförmigen, schwarzen oder dunkelgrünen Tur- 
malin wahrnimmt. An vielen Handstücken zeigt sich hier eine eigenthümliche 
Verwachsung des letzteren Minerales mit dem Granat. Dieser nämlich wird von 
allen Seiten von Turmalinnadeln strahlenförmig umgeben, deren Ausgangpunkt der 
in der Mitte gelegene Granat ist. In Folge des vereinzelten Auftretens von Turmalin- 


112 


gruppen scheint es daher für den ersten Augenblick, als habe man es mit einem 
granatführenden Hornblendegestein zu thun, in welchem letzteres Mineral stark 
zersetzt ist. Der Granat zeigt eine grosse Tendenz sich in Rotheisenstein zu verwan- 
deln. Dabei erkennt man zugleich am Granat auch die Neigung nach einer Richtung 
sehr ebenflächig zu spalten, welches ebenfalls auf die Tendenz hinweist, nach einer 
anderen Richtung Pseudomorphosen zu bilden. Ich habe in der That auch Um- 
wandlungen dieses Minerales in ein glimmer- oder eigentlich gigantolithartiges 
Mineral gefunden, welches im Äusseren vollkommen die Form des Granates 202 
besitzt, während es im Innern nach einer Richtung vollkommen theilbar aus wenig 
biegsamen glimmerartigen graugrünen Blättern besteht. 

Dasselbe zeigt nach der von Herrn Anton Meissner im k. k. Universitäts- 
laboratorium in Wien unternommenen Analyse folgende Zusammensetzung: 


Wasser 7.81 
Kieselsäure 30.08 
Eisenoxyd 39.12 
Kalkerde 0.71 
Manganoxydul 1457 
Thonerde 8.12 
200.41 


Das erzführende Gestein findet sich auch im zersetzten Zustande als eine 
matte, dunkelgrüne erdige Masse, in welcher rothe, scharf umschriebene Partien 
liegen (? von erdigem Rotheisen), welche man als umgewandelte Granatpartien zu 
betrachten hat. Vor langer Zeit hat bereits Reuss eine Pseudomorphose von 
Brauneisenstein nach Granat (Sitzungsber. k. kön. Akad. d. W. 1853, B. X. p. 44) 
von Neudek beschrieben, welche wohl von hier stammen mag. 

Die Bildungen, welche hier vor sich gehen, sind gewiss sehr räthselhaft, 
die merkwürdigen Umwandlungen des Granates im Ganggestein habe ich bereits 
erwähnt; es scheinen nun auch Umwandlungen des Erzes stattgefunden zu haben, 
welche anderwärts, wie wir gleich zu erwähnen haben, sich nicht vorfinden. 

Nach Jokely’s Darstellung müsste angenommen werden, dass mit diesem 
Erzvorkommen zugleich — das einzige, wie ich es kennen lernte — auch ein 
Rotheisensteingang abgebaut werde, welcher in seiner Beschaffenheit mit den später 
zu beschreibenden Vorkommen zusammenhängt, wie dieses ähnlich auch anderwärts 
bei Bärringen vorkommen soll. 

Aus Mittheilungen des Herrn Bergmeister Vogl in Platten, welcher gegen- 
wärtig die wieder aufgenommene Grube verwaltet, geht jedoch hervor, dass ein 
solches Verhalten dort nicht bekannt ist, wie denn auch keine Spur einer solchen 
Schaarung auf den Halden zu bemerken wäre. 

Ähnlich den Gebilden, welche ich vorstehend beschrieb, kommen auch auf 
dem Eibenberg zwischen Neudek und Neuhammer zwei Erzlagerstätten vor. Das 
eine Erzlager streicht in Stunde 10—11 und fällt in 70-—-80° Ost nach Jokely 
und hat eine Mächtigkeit von 15—19 Meter, das andere weiter östlich 4—5'6 Meter 
mächtig streicht dem ersteren parallel. Die Gangausfüllung ist hier wesentlich 
anders. Zwar findet sich reichlich Granat vorhanden, allein man trifft auch nicht 
eine Spur von Turmalin. Das Ganggestein ist zuweilen dicht von öhlgrüner 


113 
f} 

Farbe, in welcher die Granaten porphyrartig liegen, aber diese dichte Grundmasse 
hat unter dem Mikroskop nur ein felsitisches Aussehen. Das Erz ist auch hier 
in Nestern, Putzen und Schnüren im Gestein vertheilt, und soll auf dem ersteren 
Gang reiner, auf dem letzteren mehr mit Granat gemengt sein. Beide Erzlager 
werden von einem Salband begleitet, welches ausgesprochen granitischer Natur ist. 
Man erkennt darin deutlich einen schwarzgrünen, oft ziemlich reichlichen und gross- 
blättrigen Glimmer, reichlichen fleischrothen Orthoklas und zuweilen grosse wachs- 
gelbe Klinoklase. Es scheint ein allmäliger Übergang durch dieses Gestein vom 
magneteisen- und granatreichen zum eigentlichen Granit zu bestehen. Man kann 
wenigstens auf den Halden — den gegenwärtig einzig Auskunft gebenden Orten — 
die sonderbarsten Granat und Magneteisen führenden Granite auflesen, und findet 
dabei Handstücke, welche ihren Erz- und Granatgehalt immer mehr einbüssen, bis 
man endlich nur noch rein granitisches Material vor sich hat. 

Es ist zu bedauern, dass die Lager selbst unzugänglich sind, und man auf 
ihre Bildung nur aus diesen spärlichen Daten schliessen kann. Jedenfalls ist die 
Entstehung dieser und des Bingerzecher Lagers trotz dessen Abweichungen derselben 
Natur. Man kann sowohl in dem einen wie in dem anderen Erzlager eine dem 
Erzgebirgsgranite eigenthümliche Bildung annehmen, welche immer einige Ähnlich- 
keit mit der der Zinnerzlager, zu deren häufigsten Begleiter übrigens auch der Magnet- 
eisenstein gehört, hat. Man wird durch diese gangartigen Ausscheidungen übrigens 
auch an die im Syenit des Thüringerwaldes und Norwegens bekannten Magnet- 
eisenlager erinnert, doch lässt sich eine eingehendere Vergleichung aus nahe liegenden 
Gründen nicht durchführen. Dass man in diesen Lagern gänzlich verschiedene 
Bildungen von den in den Amphiboliten des Schiefergebirges vorkommenden er- 
kennen muss, ist wohl nicht erst besonders hervorzuheben. 


3. Die Rotheisenstein und Manganerze führenden Quarzbrocken- 
felsgänge. 


Zu den wichtigsten erzführenden Gebilden im Gebiete des Granites des 
böhmischen Erzgebirges gehören jene auch in Sachsen bedeutend entwickelten 
Quarzbrockenfelsgänge, welche sowohl diesseits als jenseits der Eger beobachtet 
werden können. 

Diese Gebilde erscheinen im Granit, obwohl nicht streng an denselben 
gebunden, sondern, ‚was für ihre Natur von Bedeutung ist, auch ausserhalb diesen, 
als mächtige Gänge oder richtiger Gangzüge, welche als eine Gruppe zusammen- 
gehöriger, verschieden geschaarter Trümer auftreten, im ganzen Gebiet ausge- 
zeichnet durch ein paralleles SO—NW Streichen, und stellenweise bedeutende 
Mächtigkeit, und sind fast allerwärts erzführend bekannt, wenn auch der Reichthum 
ein sehr schwankender ist. 

Dass man diese Gebilde nicht lediglich als Ausscheidungen des Granites 
betrachten könne, geht daraus hervor, dass sie, wie auch für die analogen Vorkommen 
um Marienbad, deren Gangnatur, von Germar und Reuss angezweifelt, von Kapp und 
I. Müller dargethan wurde, nicht allein im Granit, sondern aus diesem auch im 
Schiefer fortsetzen, dass das die Gangspalte erfüllende Gestein ein Trümmergestein 

8 


114 


von breceienartiger Beschaffenheit ist, an welchem nicht selten hie und da Druck 
und Spiegelflächen wahrzunehmen sind. Auf dem Wege von Henneberg nach 
Hirschenstand überschreitet man zwischen dem Buchberg und der Buchschachtel 
einen solchen zu Tage ausstreichenden Gang, welcher mir die schönsten, einem 
Gletscherschliff sehr ähnlichen Spiegelflächen lieferte. 

Auch der Bau der Ausfüllung ist ein sehr charakteristischer. Die Haupt- 
sangmasse ist der vorn beschriebene Quarzbrockenfels, bestehend aus den manig- 
fachsten Combinationen von Quarz, Hornstein, Eisenkiesel, Jaspis, Chalcedon, 
Amethyst und anderen Kieselmineralien, welche entweder durch Kieselerde oder 
durch Letten miteinander verbunden sind, und zwischen denen wohl auch Feld- 
spathe aus dem Granit mit eingekittet sind, oder statt deren im Schiefer auch 
Schieferbrocken auftreten. Das Quarzgestein ist in vielen Fällen roth, braunroth 
oder gefleckt, aber auch lichtröthlich oder weisslich, zuweilen sehr bunt gefärbt. 

Zuweilen ist der Letten für sich allein die Gangmasse, indem er im 
Wechsel nach dem Quarzbrockenfels im Gange auftritt, und zur sogenannten Fäule 
wird. Darin erscheint das Erz, welches vorwiegend Rotheisenstein, in oberen 
Teufen auch wohl Brauneisenstein ist. 

Der Rotheisenstein tritt als faseriges krystallinisches Mineral, als rother 
Glaskopf, oder als dichter Rotheisenstein entweder weich, zerreiblich, etwas lettig 
oder mehr quarzig, oder mehr unrein als Eisenmulm auf. 

Stäte Begleiter des Eisenerzes sind Manganerze auf diesen Gängen. 
Vorzüglich sind es Pyrolusit, Manganit, Waad, Polianit und Psilomelan, welche mit 
einbrechen; ihnen verdankt das Eisenerz eine besondere günstige Beschaffenheit 
für die Hüttung. Zuweilen ist der Mangangehalt überwiegend, und es treten selbst 
ganz reine eisenfreie Massen davon auf. 

Die gänzliche Abwesenheit von geschwefelten Erzen und jeder Spur von 
Phosphorsäure erhöht ihren Werth noch bedeutend. 

Diese Erze bilden im Quarzbrockenfels oder im Letten grössere oder 
kleinere Putzen und Nester entweder in der Mitte, oder an den Salbändern. 

Die Mächtigkeit wechselt zwischen 5’5—15 Meter, im Segen Gottes am 
Irrgang soll das Rotheisenstein sogar 28 Meter mächtig sein. Die Gänge trü- 
mern oft aus, und werden von tauben Nebengängen begleitet. Zuweilen sind diese 
dicht geschaart und bilden nur durch verschiedene Färbung getrennte Zonen, 
von denen man auch ältere durch vorherrschend rothe, und jüngere durch braune 
Färbung unterscheiden kann. Zuweilen schleppen sie sich auch mit anderen 
Gängen. Ihren besonderen Erzreichthum haben sie im Granit und an der Schiefer- 
scheidung, während sie weiter im Schiefer vertauben und zu Fäule werden. Ihr 
Reichthum nimmt nach der Tiefe ab; bei Hilfe Gottes am Irrgang hat man in 
189 Meter Teufe noch Erze gefunden, gewöhnlich nehmen sie aber bei dem 95. Meter 
ab. Oppe bemerkt, dass die Zonen des Gebirges, welche Zinnerz führen, den Reich- 
thum an Eisenerzen beeinträchtigen. Dem scheint zwar doch nicht ganz so zu 
sein, da die Eisensteingruben Segen Gottes am Irrgang und andere bei Hengster- 
erb recht im Zinnsteingranit zu liegen scheinen, und erstere Grube gerade sehr 
edel ist; allein in der That ist auch hier eine verborgene Schieferscheidung 
vorhanden, 


115 


Jantsch bemerkt in seinem Aufsatz a. a. O. p. 65, dass Zinn- und Eisen- 
stein oftmals so dicht bei einander im Granit vorkommen, dass man unter Um- 
ständen mit lohnendem Erfolge auf beide bauen könne. Dagegen sagt Oppe I. c. 
p. 190, dass Kreuze zwischen Zinn- und Eisensteingängen arm seien, nur meint 
er, dass die Zinngänge als die älteren keinen Einfluss von den Eisensteingängen 
leiden, und dass es wohl vorkommen könne, dass ein solcher trotz der Schaarung 
mit letzteren sehr viele Zwitter bringe, dagegen hat sich überall gezeigt, dass die 
Eisensteingänge in der Nähe der Zinngänge meist nur Letten und Hornstein führen. 

Das allgemeine Gesetz, dass die Gänge an der Schaarung sich veredeln, 
hat sich auch hier als giltig erwiesen. 

Man kennt eine grosse Anzahl solcher Gänge, welche theils durch Bergbau, 
oftmals auf eine weite Erstreckung, aufgeschlossen sind, zumal im östlichen 
Granitgebiet, während das westliche nur Spuren davon aufzuweisen hat. Oppe’s 
trefllicher Aufsatz über die Zinn- und Eisenerzgänge der Eibenstocker Granitpartie 
belehrt uns darüber, dass auch in Sachsen das östliche Gebiet der Hauptsitz der 
mächtigen Rotheisensteingänge sei. 

So streicht ein Quarzgang in der Richtung des Glasbergrückens bei Graslitz. 
Nördlich von Rossmeisel gegen Heinrichsgrün kann man gleichfalls einen solchen 
nach Blöcken auf ein gutes Stück Weg verfolgen. Vom Zehrwirthshaus bei Kühherg 
geleiten Quarzbrockenfelsblöcke nach Dotterwies. Im Dorfe Dotterwies steht neben 
der Kirche ein blendendweisser mächtiger Quarzgang an, welchen man ein Stück 
im Streichen nach Stunde 2 verfolgen kann, der aber dann hinter dem Dorfe ver- 
schwindet, jedoch weiter nördlich östlich von Sponsl wieder zum Vorschein kommt. 
Diese scheinen übrigens niemals erzreich gewesen zu sein, obwohl sie immerhin auch 
die gleiche Natur mit anderen erkennen lassen. Bei Unter-Rothau, Hochgarth 
kennt man gleichfalls derlei Gänge; sie lieferten ehedem zum Theil das Erz für 
die dortigen Eisenwerke. Auf dem Wege von Schönlind nach Frühbuss begegnet 
man unmittelbar nördlich von diesem Ort Quarzblöcke an der Strasse, welche 
Braunsteinnester führen und sohin einen solchen Gang verrathen. Ein weiterer 
ist durch einen Stollen und Schächte am Sauersack aufgeschlossen, gegenwärtig 
ist der ganz verfallene Bau auf Braunstein eingemuthet. Auch bei Neuhaus und 
Hirschenstand kennt man mehrere dieser Gänge. Auf eine sehr weite Strecke 
verfolgbar, wenn auch stellenweise unterbrochen, ist ein Quarzbrockenfelsgang, 
welcher südlich von Schwarzbach bei Neudek beginnt, und über Wasserstadt, 
Bernau, Hohe Tanne, Hochofen, Hirschkopf, zwischen Hischenstand und Buchberg, 
und westlich von Buchschachtel über die Landesgrenze streicht und jenseits mit 
dem Eibenstocker Gangzuge schaart.*) Von ihm ist zwar nicht bekannt, dass er 
bauwürdig ist, jedoch kommen in ihm, wie die zahlreichen, sein Streichen be- 
kundenden Steinblöcke beweisen, Manganerze vor. 

Ein weiterer Zug verläuft diesseits des Rohlauthales von Giebacht etwa 
über Unter-Ullersloh gegen den Peindlberg über Neuhammer, den Schuppenberg, 


*) Über die Ganegverhältnisse in Sachsen geben die obenerwähnte Abhandlung Oppe’s und 
H, Müller’s Aufsatz „Die Eisenerzlagerstätten des oberen Erzgebirges und des Voigt- 
landes“ Aufschluss. 

g* 


116 


Grabenberg, bis an die Landesgrenze bei Ober-Jugel, wo er sich als eine Fort- 
setzung des in Sachsen auf 4700 Meter bekannten Steinbacher Zuges zu erkennen 
gibt. Nur an seinen südlichen Ausbissen kennt man ihn in der Gegend von 
Ullersloh und am Ringelberg O. von Neudek als eisensteinführend. In Sachsen ist 
er durch Bergbau an vielen Stellen aufgeschlossen. Jokely belegt diesen Zug mit 
dem Namen Buchschachtelzug. Der Plattner Zug ist die Fortsetzung des in 
Sachsen unter dem Namen Rehhübler Zug bekannten Gangsystems. Er ist jenseits 
der Grenze in einer Erstreckung von 5700 Meter bekannt und verläuft in süd- 
östlicher Richtung aus der Gegend von Oberwildenthal längs der Granitgrenze 
über den Henneberg an die Landesgrenze in’s Pechofner Gebirge. Auch hier 
hält er sich längs der Schieferscheidung und ist westlich von Platten bei den 
Wolfsberghäusern durch die einst schwunghaft betriebene, gegenwärtig liegende 
Protasi-Zeche aufgeschlossen. Sein weiterer südlicher Verlauf immer längs der 
Gesteinsgrenze wird durch einige alte Baue, sowie durch eine enorme Menge 
von Quarzbrockenfelsblöcken angedeutet, welche westlich von Bärringen auf dem 
ganzen Abhang des Gebirges verbreitet sind. Südlich von Bärringen scheint er 
wieder in den Granit einzusetzen, da mit ihm wohl zahlreiche Quarzbrockenfelsblöcke, 
welche mit bis Ullersloh und über Hohenstollen selbst bis Voitsgrün verfolgbar 
sind, in Zusammenhang gebracht werden können, wornach der Gang eine beträcht- 
liche Länge (Jokely meint 4'/, Meilen) erlangen würde. 

Sonach ist der Gang erst in der Nähe der Landesgrenze als bauwürdig 
erkannt. Gegenwärtig lässt sich jedoch wenig über seine Beschaffenheit sagen. 
Nach der auf der Protasi-Zeche liegenden Halde ergibt. sich, dass das mit Braun- 
stein wohl ziemlich reichlich gemengte Erz mit weniger Quarzbrockenfels, als mit 
Letten anstehe; die Gangfüllung erscheint als lettige, Schieferbrocken führende 
Masse. Das Erz ist vollkommen übereinstimmend mit dem Erze auf den Henne- 
berser Zechen von Johann-Georgenstadt. Ob der Erzadel weiter südlich ver- 
schwinde, wie es nach der Beschaffenheit der Quarzbrockenfelsmassen und den 
offenbar resultatlos gebliebenen Bauen bei Bärringen zu schliessen wäre, oder ob 
der Adel erst in der Tiefe anzutreffen ist, darüber lässt sich nichts sagen. Nur 
so viel ist bekannt, dass die bereits seit Anfang dieses Jahrhundertes aufgelassene 
Protasi-Zeche ein besonders gutes Erz lieferte, und offenbar alle Beachtung ver- 
dient, falls es sich einmal darum handelt, den Eisenbergbau im Erzgebirge 
wieder zu heben. 

Der Rehhübler Zug ist unmittelbar jenseits der Grenze eine der reichsten 
Eisenerzlagerstätten, welchen Reichthum er hier verschiedenen Schaarungen mit 
dem Steinbacher Zuge einerseits, mit dem Eibenstocker Zuge andererseits zu 
verdanken hätte. 

Der Plattner Zug scheint ein südliches Trum des Eibenstocker Zuges 
zu sein, wenigstens würde sein Verlauf gegen Nordwesten darauf hindeuten. Anders 
dürfte er auch als ein Trum des Rehhübler Zuges angesehen werden, mit dem er 
etwa zwischen Ober-Jugel und Johannes schaaren dürfte. Er streicht diesseits der 
Landesgrenze im Thonglimmerschiefer längs des Breitenbacherthales in Stunde 7, 
übersetzt dasselbe beim Heinrichsfelsen, zieht sich eine Strecke längs der Schiefer- 
scheidung hin, und setzt dann in den Granit des kleinen Plattenberges ein. 


117 


Bemerkenswerth ist einerseits, dass sich dieser Gang am Heinrichsfelsen 
eine Strecke mit einem im Schiefer aufsetzenden Zinnsteingang schleppt, wie er 
denn auch in dieser Gegend mit Kobalt-Silbererzgängen in Berührung kommen soll. 


Nicht minder bemerkenswerth ist der Umstand, dass dieser Gang am Hirsch- 
berg bei Platten im vorwiegenden Maasse Manganerze führt, welche auf zwei 
Zechen daselbst abgebaut werden. Das Erz tritt ganz wie der Eisenstein in Putzen 
und Nestern auf, welche im Streichen des Ganges liegen, und oft beträchtlich 
gross sind; nur erscheint der begleitende Gangquarz auch in die entsprechende 
Form umgeändert, schwarzer Mangankiesel statt des rothen Eisenkiesels. In den 
Nestern kommen die schönen Drusen von Pyrolusit, Polianit u. s. w. vor, welche 
längst bekannte Vorkommen von dort sind. Analog dem Eisenerz kommt der 
Braunstein auch hier meist derb mehr oder weniger kieselig vor, die Erze werden 
geschieden und der derbe, im frischen Bruch dunkel stahlgrau oder blauschwarz 
schimmernde Braunstein als Primasorte, vom Bergmann mit dem Namen „Stuftrich“ 
(Stuffwerk oder Stoffreich ?) belegt, besonders ausgehalten. 


Gegen die Grenze bei Pechofen zu, wie auch weiter südwärts führt er 
dagegen wieder vorherrschend Rotheisenstein. Hier scheint er sich auch mit dem 
Ausgehenden des in Sachsen ebenfalls mächtig entwickelten Riesenberger Zuges 
zu schaaren, welche unmittelbar an der Grenze bei Ober-Jugel als Fäule im 
Glimmerschiefer überfahren wurde, diesseits der Grenze jedoch weiter nicht be- 
kannt ist. 

*-. Der am meisten bekannte und zugleich ausgedehnteste Zug ist der in 
Sachsen Rothgrübnerzug genannte westlichste derartige Gang. Er ist von Sosa in 
Sachsen Nordnordwest von Johanngeorgenstadt bekannt, wo er sich mit dem Riesen- 
berger Zuge im W. schaart, namentlich auf der Rothen Grube bebaut, und von hier 
über den hinteren Fastenberg und an Rabenberg dieseits des Schwarzwasserthales 
bekannt, wo er im Glimmerschiefer eine sogenannte Fäule bildet. Westlich von 
Breitenbach im Glücksburggebirge setzt er über die Grenze. Bis dahin erreicht er 
in Sachsen eine Länge von 1100 Kilom.; er verläuft anfangs auf dem rechten, dann 
auf dem linken Schwarzwassergehänge im Streichen nach Stunde 10 nach Jung- 
hengst, indem er ungefähr gegenüber von Brettmühl in den Granit eintritt, und 
innerhalb des Plattenbergstocks über Todtenbach, Irrgang nach Hengstererb zu, 
dann quer durch den Glimmerschiefer über die weite Wiese nach Werlsgrün ver- 
läuft, wo er sich nun an der Schieferscheidung über Mariasorg nach Pfaffengrün 
verfolgen lässt, und eine Erstreckung von nahezu 18 Kilom. erreicht; erst gegen- 
wärtig wieder in Aufnahme, war er einst der am meisten bebaute, da eine zusammen- 
hängende Kette von Schachtpingen und Stollenmundlöchern von seinem Ausstrich 
bei Pfaffengrün bis auf das Plattner Gebirge seinen ganzen Verlauf deutlich 
kennzeichnet. 

Über die Beschaffenheit dieses Ganges in der Gegend von Pfaffengrün und 
Werlsberg belehrt uns Vogl’s Buch über Joachimsthal pg. 30 ff. 


Der Gang, welcher hier gerade an der Schieferscheidung angefahren ist, 
zeigt die vorstehende beschriebene Zusammensetzung, und hält sich im dieser 
Weise durchaus gleich, doch hat man die Beobachtung gemacht, dass das Erz vor- 


118 


zugsweise auf den östlichen Thalgehängen concentrirt sei, während die westlichen 
Gehänge trotz zahlreicher Schürfungen sich nicht abbauwürdig zeigten. Ein Schurf- 
schacht bei Werlsgrün gab ein deutliches Bild des Ganges. Bei einem Streichen 
in Stund 9 und einem Verflächen von 49° in N hatte derselbe 17 Meter Mächtigkeit, 
zeigte im Liegenden verwitterten feldspathreichen Granit, an welchen eine 3°9 
Meter mächtige Lage von ganz verändertem Granit anschliesst, die ganz verworren 
mit Talkadern durchzogen erscheint. Dann folgt 4 Meter mächtig Quarz mit 
Drusenräumen, ganz zerklüftet, dann folgt wieder Granit, dann Quarz, dann Granit, 
dann erst Glimmerschiefer. Der Granit erscheint weich und aufgelöst, der Glimmer 
in Gestalt kleiner rother Flecken, eine Partie des Granites ist grünlich. Der Quarz 
ist Brockenfels. 


Innerhalb des Glimmerschiefers zwischen Werlsgrün und dem reichen Gebirge 
bis an den Brand bei Hengstererb zeigt sich der Gang taub. An letzterem Orte 
bestanden jedoch ehedem Berggebäude auf diesen Gang. In ihrem Verfolg gelangt 
man zu der Segengotteszeche am Irrgang am östlichen Abhang des Plattenberges. 


Ebenso wie hier ist er auf der Segengotteszeche. am Irrgang seit Anfang 
des erzgebirgischen Bergbaues genau bekannt. Er erreicht hier eine Mächtigkeit 
von 9—15 Meter, nach Einigen sogar 23 Meter, streicht in Stund 8—10 und fällt 
60—70° in SSW. Er setzt beim Göppelschacht in einer Schieferzunge auf, welche 
hier den Granit auflagert, streicht sodann im Granit und ist von Junghengst aus 
durch den Franzisci-Stollen angefahren. Bei seinem Austritt aus dem Granit wird 
er zur Fäule, und bleibt so, bis er aus dem Schiefer wieder in den Granit am 
Fastenberg bei Johanngeorgenstadt eintritt. 

Dieser Bau ist namentlich reich an den prachtvollen Glasköpfen, welche 
ehedem von dorther in die Sammlungen gelangten, und von denen man Scheite bis 
zu einer Länge von 1 Meter brach. Bis vor kurzer Zeit lag auch hier der Bau. 
Die Vorräthe auf den Halden bestehen aus derbem rothen Eisenstein, der ziemlich 
quarzig und manganarm zu sein scheint. 

Einige kleinere derartige Gangzüge wurden noch südlich von Abertham 
und bei Ullersgrün beobachtet, wohl auch erschürft, sie sind jedoch ohne weitere 
Bedeutung, Jokely spricht die Vermuthung aus, dass sie sich wohl in ihrem nörd- 
lichen Verlauf mit dem Irrgänger schaaren mögen. 

Es erübriget nach der vorstehenden Darstellung, die ich nach Möglichkeit 
vollständig zu geben bemüht war, wenn ich gleichwohl manches nur nach dem 
Hörensagen berichten konnte, noch einen Blick auf die Natur dieser Gänge 
zu werfen. 


Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Erzreichthum besonders da anhält, 
wo dieselben als wirkliche Contactgänge an der Schieferscheidung auftreten. Im 
Granit dagegen scheinen sie nur dort besonders reich zu werden, wo sie schaaren, 
solche Punkte sind jedoch nur in Sachsen bekannt. Im Schiefer verwandelt sich 
der Gang in Fäule und vertaubt. Nahe liest auch die Vermuthung, dass die Gänge 
im Granit stellenweise,reicher an Braunstein werden, wenigstens liegen bei Platten, 
Neuhammer, Hirschenstand, Sauersack verschiedene Punkte, welche auf dieses Erz 
abgebaut oder gemuthet werden. 


119 


Im Ganzen folgen diese Gänge einer eigenen Gangformation, welche von 
Cotta (die Lehre von den Erzlagerstätten I. p. 42) als vierte Combination dieser 
Erze, von Breithaupt (Paragenesis der Mineralien p. 193) unter X als Mangan- 
Eisenformation bezeichnet wird. 

Ihrer Entstehung nach ist es wohl unzweifelhaft, dass sie auf gleiche 
Ursache und Bildungszeit zurückgeführt werden können, dass die erste Veranlassung 
dazu wohl eine vulkanische war, die wir aber mit keinerlei genügendem Grund auf 
ein in der Nähe auftretendes Eruptivgestein zurückführen können, bei der beträcht- 
lichen Ausdehnung der Gangspalten und dem genauen Parallelismus derselben, und 
dem Umstande, dass sie sich mit keinem Eruptivgestein in Verbindung bringen 
lassen, liegt der Gedanke nahe, darin Wirkungen von Erdbeben zu erkennen, 
um so mehr, als in ihrer Richtung in der That auch unzweifelhafte Spuren solcher 
Wirkungen zu erkennen wären. Anderseits jedoch entsprechen diese Spalten, denen, 
wie weiter ersichtlich werden wird, auch die Richtung der Mitternachtsgänge in 
den Schiefergebieten parallel sind, einem weit wesentlicheren Bildungsmoment. Die 
Richtung der Gangspalten senkrecht auf die Hauptaxe des Erzgebirges ist mit der 
Entstehung des Gebirges im engen Zusammenhang, sie deutet entschieden die 
Richtung der grössten Spannung bei der Faltung des Gebirges durch tangentialen 
Druck an. (Vergl. Mallet über die plutonische Kraft deutsch. v. A. v. Lassaulx p. 126). 

Ich komme hier auf die interessanten Darstellungen, welche Herr Hermann 
Müller über die Beziehungen zwischen Mineralquellen und Erzgängen im nördlichen 
Böhmen und in Sachsen veröffentlicht hat. (Cotta Gangstudien III). 

Herr Müller geht bei seiner Betrachtung von den Karlsbaderquellen aus, 
welche im Tepl-Thal im Granit entspringen, und in enger Beziehung zu gewissen 
Hornsteingängen stehen, wie dieses bereits Hoff, Herder, Cotta, Warnsdorf erkannten, 
während Hochstetter das Hervordringen von warmen Wasser aus dem Hornstein zwar 
bestätigt, in diesen Hornsteingängen aber Kieselabsätze aus den einst hier über- 
stehenden tertiären Tagwässern erkennt, welche nach einer Angabe Kopp’s jedoch 
älter wären als der Basalt, da er in letzterem Gestein Einschlüsse von Granit 
mit Hornstein gefunden haben will. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigt die unmittel- 
bare Umgebung von Marienbad, da auch hier die Richtung der Quellenspalte mit 
Hornsteingängen im Streichen zusammenfällt, welche in der dortigen Gegend mehr- 
fach bekannt sind, deren Übereinstimmung mit den Gebilden des Erzgebirges 
bereits von Warnsdorf erkannt wurde. 

Auch die übrigen in jener Gegend auftretenden Säuerlinge zeigen ähnliche 
Verhältnisse, der Königswarter Säuerling liegt im Hauptstreichen des Marienbader 
Hornstein-Quarzgangzuges, und hier beginnt auch jener mächtige Gangzug, welcher 
von Sandau über Franzensbad, Seeberg, Haslau bis über Asch hinaus zu ver- 
folgen ist. 

Aehnliche Verhältnisse macht Müller von den Quellen des voigtländischen 
Badeortes Elster und einigen anderen Orten bekannt. 

Der Schluss, welchen er aus seinen Betrachtungen zieht, geht dahin, dass 
alle von ihm der Reihe nach geschilderten Quellen auf Gängen entspringen, welche 
in ihrem Charakter den vier im Erzgebirge auftretenden Gangtypen entsprechen. 
„Es sind die Quellengänge, sagt Müller weiter, ziemlich gradlinige und weitfort- 


120 


setzende reine Spaltengänge, deren spätere Bildung, als das umgebende Neben- 
sestein, theils die häufig in ihnen eingeschlossenen mehr oder minder scharfeckigen 
Bruchstücke von letzterem, theils die bisweilen durch sie bewirkten Verwerfungen 
des Hangenden und Liegenden, theils die an den Salbändern zu beobachtenden 
Lettenbestäge und Reibflächen, theils ungestörtes Fortsetzen durch mehrere Gebirgs- 
slieder verschiedenen Alters ausser Zweifel setzt.“ 

Von den 4 aufgestellten Formentypen brauchen wir nur den ersten zu 
erwähnen. 

Bestandtheile: krystallinischer Quarz, Hornstein, Eisenkiesel, Jaspis, Chal- 
cedon, Achat, Amethyst, Baryt, Rotheisenstein, Eisenglanz, Brauneisenerz, Stilpno- 
siderit, Eisenocker, Psilomelen, Braunstein, Manganocker — Typus der Erzgebirgischen 


Eisenerz-Gangformation — bei den Quellengängen von Marienbad, Karlsbad, Gies- 
hübel, Eger, Elster, Christian-Eberhardinenbrunnen, Wiesenbad, Wolkenstein und 
Radeberg. r 


Auch hinsichtlich des Streichens stimmen die Quellengänge mit den Gängen 
der Erzformationen überein, da die gemeinsame Streichungsrichtung vorzugsweise 
zwischen Nord 20—24 schwankt, ein Streichen, welchem, wie Müller weiter bemerkt, 
viele wichtige Hebungen im mittleren und nördlichen Deutschland, Riesengebirge, 
Böhmerwald, Harz, Hauptverwerfungen im Zwikauer und Dresdner Kohlenbasin 
u. s. w. folgen, wozu ich noch auf dieselbe Richtung der Verwerfungen im Pilsener 
und Kladnoer Becken aufmerksam machen will. 

Ich sehe gleichfalls in dieser Beobachtung eine Bestätigung dafür, dass 
diese Bildungen einer Thätigkeit, die sich durch Erdbeben mag zu erkennen gegeben 
haben, ihr Dasein verdanken, welche sich jedoch auf den wirkenden Tangentialdruck 
zurückführen lässt; und es liegen in der That auch Anzeichen vor, welche darauf 
hindeuten, dass das obere Erzgebirge auch in neuerer Zeit wiederholt von heftigen 
Erdbeben heimgesucht wurde, welche nach wenigen Andeutungen gleichfalls eine 
nordsüdliche Erstreckung hatten. *) 

Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Eisenerzgänge älter sind als - 
der Basalt, denn sie werden an mehreren Stellen von denselben durchsetzt, beispiels- 
weise der Irrgängerzug zwischen Mariasorg und Pfaflengrün. 

Dass man in der That nach der Beschaffenheit der Gänge unmöglich in 
ihnen eine plutonische Bildung, etwa eine Injektion erkennen wollte, dazu braucht 
man wohl kein Chemiker zu sein. Auch in dieser Richtung äussert sich Müller 
äusserst zutreffend: 

„Wer bei den Gängen der Eisenerz-Formation, krystallinische Massen von 
reinem (Quarz in bunter Verwachsung mit Rotheisenstein, Brauneisenerz oder 
Manganerzen nebeneinander, oder wasserhelle Quarzkrystalle mit punktfleckigen 
Einschlüssen der eben genannten Erzarten abgelagert sieht, wird bei dem jetzigen 
Stande der Wissenschaft nicht daran denken, dass solche Combinationen aus einem 


*) Vergleiche meine Notiz „Über Erdbeben im Erzgebirge im 16. und 17. Jahrhundert“ in 
den Sitzungsber. der naturf. Gesellschaft „Isis“ in Dresden Jahre. 1874 p. 270, deren 
ich dort nicht weniger als 19 innerhalb 1505—1694 in alten Chroniken verzeichnet 
mittheile, und aus welchen sich ein nordsüdlicher Verlauf (Schneeberg-Joachimsthal sind 
Beobachtungspunkte) dieser Erscheinungen zu erkennen gibt. 


121 


heissflüssigen, in die Gangspalten eingedrängten Mineralbrei sich habe entwickeln 
können, sondern die Erklärung dieser Art von Bildungen lediglich in Niederschlägen 
aus wässrigen Solutionen suchen. Wie sollten auch die unzähligen, zum Theil nur 
halbfertigen oder gar erst begonnenen Pseudomorphosen, welche die fraglichen 
Gänge besonders häufig bisweilen auf grosse Länge fast ausschliesslich erfüllen, 
anders als durch einen atomweise erfolgten allmäligen Austausch verschiedener Stoffe 
mit Hülfe wässriger Lösung vor sich gegangen sein. Auf ähnliche chemische Wirkung 
deutet ferner auch der substanziell mehr oder weniger veränderte Zustand des 
Nebengesteines in der Nähe aller Erzgänge, wobei hauptsächlich die allmälige Zer- 
setzung der Feldspathe zu Kaolin oder Steinmark und der Ersatz der entführten 
Stoffe durch kieselreiche Verbindungen sowie Imprägnationen von Gangs- und Erz- 
arten eine wichtige Rolle gespielt haben.“ 

Allerdings aber meint der geistreiche Beobachter, dass man auf die gegen- 
wärtigen Verhältnisse der Quellen nicht allein Rücksicht nehmen dürfe, sondern 
durch mehr als einen Umstand darauf hingewiesen werde, dass die Thätigkeit zu 
verschiedenen Zeiten eine verschiedene gewesen sein müsse. 

Es ist leider nicht möglich, mehr als diesen kurzen Auszug aus der 
interessanten Abhandlung an dieser Stelle mitzutheilen, dem ich meinerseits nichts 
weiter hinzufügen kann, als dass ich ihm ganz und gar beipflichten muss, wie 
wohl ein jeder, welcher Gelegenheit nimmt, sich wenn auch nur sehr oberflächlich 
mit den vorstehenden des weiteren geschilderten Ganggebilden zu beschäftigen. 
Auch ich sehe in der Ausfüllung dieser Gangspalten vorwiegend die Wirkung von 
auf denselben hervortretenden kohlensauren Wässern, wozu übrigens auch Aus- 
scheidungen aus dem Nebengestein, allerdings auch unter der Einwirkung der 
eindringenden Gewässer gebildet, ihren Beitrag geleistet haben mögen, den man 
noch gegenwärtig in den hie pnd da vorkommenden Halbgraniten u. s. w. erkennt. 


I, Abschnitt, 


Die Schieferhülle des Granites. 


Wenn der geneigte Leser die Auseinandersetzung, welche ich zu Anfang 
meiner Arbeit über den allgemeinen Bau des Erzgebirges vorausgeschickt habe, 
der Ehre einer Durchsicht würdigte, so darf ich nun als bekannt voraussetzen, 
dass die Schieferhülle, welche den Granit umlagert, in einen westlichen und öst- 
lichen Theil zerfällt, und dass wir deren südliche Hälfte im dem dem Erz- 
gebirge gegenüberliegenden Gebirgsstock suchen müssen, wo wir sie zum Theil 
erhalten, auch ganz in entsprechender Lagerung wieder finden. Von dem Granit ist 
dargethan worden, dass derselbe durch das Egerthal zwischen Schlackenwerth und 
Falkenau keine Unterbrechung erfährt, sondern unter ganz gleichen Verhältnissen 
sich diesseits wie jenseits dieses Flusses ausbreitet. Ähnliches wird sich auch 
wenigstens von der einen Seite der Schieferhülle zeigen lassen. Zwischen dem 
Tertiärbeeken von Karlsbad-Falkenau und dem von Eger schiebt sich ein Höhen- 
rücken quer durch, welcher das erstere im Westen, folgerecht letzteres in Süden 
abschneidet, auf dessen mittlerer Kuppe Maria-Kulm gelegen ist, und durch welchen 
sich in vielen Krümmungen die Fger zwischen Königsberg und Dassnitz Bahn 
bricht. Dieser Höhenzug, welcher einmal ununterbrochen als linkes Thalgehänge des 
Leibitschbaches bis zu den wirklichen Ausläufern des Erzgebirges bei Schossenreuth 
nach Norden, anderseits über Königsberg, Goldendorf nach Miltigau im Süden 
gegen das Karlsbader Gebirge verläuft, bildet den unzweifelhaften Zusammenhang 
des diesseitigen und jenseitigen Gebirges, und kann rechtmässig wohl wieder zu 
beiden gerechnet werden. Lassen wir für unseren Zweck als südlichsten Punkt des 
Erzgebirges den Mariahilfberg bei Maria-Kulm gelten, was auch den geologischen 
Verhältnissen ganz entspricht, und bestimmen wir von hier aus die westliche Grenze 
der Schieferhülle, so stösst dies anfangs auf keine Schwierigkeit, da der Leibitsch- 
bach von Katzengrün bis Frauenreutb die Grenze bildet. Von hier, wo der Bach 
in den Schiefer hinein tritt, geht die Grenzlinie immer in Nord über Berg, Frauen- 
reuth, Zweifelsreuth, Neukirchen nach Ullersgrün und erreicht hier das Schönbach- 
thal. War der Umstand, dass sich bis an letztgenannten Ort überall im Westen 
Tertiärgebilde anlehnen, der Grenzbestimmung sehr günstig, so bleibt von hier an 
kein anderes Mittel, als eine künstliche Grenze einzuführen, denn die sich vom 
Erzgebirge einerseits, vom Fichtelgebirge anderseits herabsenk@nde Mulde ist von einer 
und derselben Formation ausgefüllt und es bleibt uns nichts übrig als dem Erzge- 
birge den östlichen, dem Fichtelgebirge den westlichen Flügel derselben als Begren- 


123 


zung zuzusprechen. Nicht weit nördlich von Schönbach erreichen wir im Verfolg 
dieser flachen Thalmulde die Landesgrenze, und zugleich die Wasserscheide, welche 
nun in einer gegen Nordosten verlaufenden Linie bis an den Aschberg nördlich 
von Graslitz das nach Böhmen gehörige Stück der Schiefermulde abschneidet. Am 
letztgenannten Punkte wird der Granit erreicht. 

Die innere Grenze des Schiefergebirges wird anfänglich ebenso wie auf 
dem westlichen Abfall des Maria-Kulmer Höhenzuges durch die Tertiärgebilde des 
Falkenauer Beckens gebildet. Von Dassnitz läuft die Grenze in einer sehr buchtigen 
Linie erst Nord um die Hohenstauden, dann am rechten Gehänge des Rauschen- 
baches recht West bis zur Kapelle zwischen Maria-Kulm und Littengrün, hier 
wieder Nord um Littengrün herum nördlich zwischen Boden und Kahr nach 
Josefsdort in einer grossen Bogenlinie von hier ins Zwodtathal, an dessen linkem 
Gehänge die Grenze als schmaler Streifen über Tilling nach Pichelberg, unter 
Neugrün bis an das südliche Ende von Rossmeisel in ziemlich genau OW Richtung 
verläuft. Etwas östlich von Rossmeisel trifft der Schiefer mit dem Granit zu- 
sammen und längs diesem verläuft nun die Grenze am westlichen Abhange des 
Weissensteines Nordwest durch Heinrichsgrün, nach den Nadlerhäusern am süd- 
lichen Abhang des Illmerberges, über, Unterrothau nach Pechbach und quer über 
den Rücken des Glasberges nordwärts nach Graslitz, von hier im Silberbachthale 
recht Nord bis nach Untersilberbach, wo der Schiefer plötzlich eine tiefe, nach 
Osten vorspringende Zunge in den Granit bildet, so dass die Grenze vom Eibenberg 
recht Ost über Schieferhütten gegen die Mühlhäuser zwischen Frühbuss und 
Schönlind streicht, hier am südlichen Abfall des Hartelsberes umbiegt und in 
west-nordwestlicher Richtung am Abhang des Spitzberges über den Eselsberg bei 
den letzten Häusern von Obersilberbach das Thal wieder erreicht, übersetzt und fast 
genau Nord zum Aschberg verläuft, dessen westliche Hälfte von Schiefer ge- 
bildet wird. 

Stehen wir hier wieder an der Landesgrenze, so ist doch keineswegs 
hiemit eine geologische Grenze erreicht, vielmehr erfahren wir aus der Be- 
trachtung einer geologischen Karte unseres Nachbarlandes, dass die so betretene 
Schieferhülle eine bedeutende Ausdehnung im Norden erfährt, dann umbiegt und 
als ein breites Band einerseits längs des nördlichen Abhanges des Erzgebirges fort- 
streicht, anderseits in einem noch breiteren Streifen zwischen Neustädtel bei Schnee- 
berg und Schlettau südöstlich abzweigt und in dieser Breite fortsetzend einige Granit- 
inseln umschliessend zwischen Oberbrand und Pürstein die Eger erreicht. Hier 
tritt nun wieder die Nothwendigkeit auf, eine künstliche Grenze zu schaften, da 
das breite Band der Schieferzone in seiner Ausdehnung gleichwohl zum mittleren 
Erzgebirge gerechnet werden kann, und wir, um einen Ruhepunkt für unsere Be- 
trachtungen zu gewinnen, nothwendig ein Ziel stecken müssen, bis wohin wir. ge- 
langen wollen. 

Wie bei der Grenzbestimmung gegen das Schönbachthal das Verhältniss des 
Schichtenfalles massgebend war, und wir aus der nachweisbaren Abhängigkeit der 
Lagerung der Schiefer vom Erzgebirgischen Granit hiebei geleitet, wurden; so 
können wir auch auf der östlichen Seite eine Grenze bestimmen, welche da verläuft, 
wo wir aus ähnlichen Gründen so verfahren können. 


124 


Am Fusse des Erzgebirges eignet sich als Ausgangspunkt Oberbrand 
nördlich Schlackenwerth und von dort das Joachimsthal. Ein Blick auf die Karte 
lässt uns erkennen, dass diese tiefgerissene Schlucht zu dem Granit-Massiv einen 
merkwürdigen Parallelismus erkennen lässt. Verfolgen wir diesem entlang die Grenze, 
bis auf die Wasserscheide des Gebirges, so fällt dieselbe zwanglos in die Mittel- 
linie des Gesenkes zwischen dem Spitzberg und Keilberg und von hier bis an die 
Landesgrenze. Das Auftreten vom Thonglimmerschiefer im Höhenzuge zwischen 
Goldenhöhe und Tellerhäuser im sogenannten Kaff, welchen wir im mittleren Erz- 
gebirge diesseits der Grenze nicht mehr finden, bestimmt uns, dem Tellerhäuser 
Thale von der Landesgrenze erst nordwestlich bis Rittersgrün und dann nach ihrem 
westlichen Verlauf nach Breitenbach und von hier westlich an den Granit bei Pech- 
öfen zu folgen. Hier läuft nun die Grenze in der bekannten bereits näher erläuterten 
Linie über Bärringen, Abertham, Mariasorg bis zum Ausgangspunkt zurück. 

Für den Bereich unseres Vaterlandes zerfällt somit die Schieferhülle des 
Granites in zwei gesonderte Partien: eine westliche zwischen Maria-Kulm und der 
Landesgrenze nördlich von Schönbach und Graslitz, und eine östliche zwischen 
Oberbrand, Breitenbach und Rittersgrün. Es wird sich daher zweckdienlich er- 
weisen jede Partie eingehend nach ihrem Gebirgsbau zu schildern. 


L; Cheil, 


Das westliche Schiefergebirge. 


1. Capitel. 
Örographische Verhältnisse. 


Die terassenförmige Erhöhung vor dem eigentlichen Erzgebirge, welche 
wir zwischen Heinrichsgrün und Lichtenstadt im Gebiete des Granites kennen lernten, 
dehnt sich auch weiter nach Westen hin aus, und zwar bildet sie ein breites, von 
einigen parallelen Thälern durchfurchtes Plateau zwischen Heinrichsgrün und Ross- 
meisel einerseits und Nonnengrün-Schönbach anderseits. Die mittlere Seehöhe dieser 
Stufe beträgt eirca 632 Meter, sie überhöht die Eger bei Falkenau (etwa 428 Meter 
Seehöhe) um etwa 253, und das dazwischen liegende Braunkohlenland um circa 
190 Meter. Ebenso fällt ihre westliche Grenze der Abfall des Leibitschrang 
zwischen Berg und Fasattengrün gegen das Egerbecken ab. Zwischen Nonnengrün 
und Littengrün senkt sich ein südwärts vorgeschobener Flügel der Terasse sattel- 
förmig und erhebt sich sodann wieder in der Doppelkuppe des Maria-Kulm- und 
Mariahilfberges, von welchen weiter westlich eine kleinere Kuppe die von Dasnitz 
durch eine schmale Schlucht getrennt ist. Dieser schmale, zwischen das Falkenauer 
und Egerer Braunkohlenbecken eingeschobene Höhenzug reicht unmittelbar an die 
Eger, und stellt die natürliche Verbindung mit dem Kaiserwaldgebirge her, das 
seine Ausläufer bis hierher an das andere Egerufer aussendet, 


125 

Die Terasse erreicht eine Breite von etwa 15 Kilometer. Nördlich von 
der Linie Heinrichsgrün-Schönbach erhebt sich das Gebirge sowohl von Süden 
her, als auch von Westen, indem die Höhen 727, 758, 790 Meter, und endlich im 
Aschberg nördlich von Graslitz mit 925°5 Meter ihre grösste Erhebung erreichen. 

Im wesentlichen bedeutend niedriger als die Erzgebirgsgranitmasse, von 
welcher eben das Schiefergebirge gegen Westen hin abdacht, bis es in der Mulde 
von Schönbach die orographische Grenze des Gebirges gegen das Fichtelgebirge macht, 
gliedern doch einige grössere, nach Süden geöffnete Thäler, welche sich zum 
Längenthal der Eger als Querthäler stellen, und mit den Haupthälern im Granit 
ziemlich parallel sind, ähnliche Höhenzüge ab, wie dies in jenem Gebirge beschrieben 
wurde. Das flache Schönbachthal gehört bis Ullersgrün mit seinem linken Flügel 
dem Erzgebirge an, und ist ein negatives Thal zwischen dem Granit des Fichtel- 
und Erzgebirges. Diesem parallel verläuft der Leibitschgrund. Sein nördlicher 
Beginn ist das Kirchberger Thal, welches sich zwischen Stein und Waltersgrün, 
schluchtartig verengert, dann von hier bis zur Rebmühle bei Absroth flach ausbreitet, 
und dann wieder etwas verenst bis unter die Fabrik Leibitschgrund gegen Süd- 
südosten sich erstreckt. Hier nimmt der Grund dann das Frankenhammerer Thal 
von Nordnordwest her auf, und streicht als ein breiter schöner Thalgrund recht 
Süd bis zur Hammermühle, von wo ab er sich wieder schluchtartig bis zu seinem 
Ausgang bei Berg verengert. Das Leibitschwasser, welches aus der Vereinigung 
des Reb- und Frankenhammerwassers entsteht, bildet auch noch südlich von Berg 
bis zu seiner Mündung in die Eger die Gebirgsgrenze gegen das Egerer Becken. 

Der Leibitschgrund hat bis gegen sein nördliches Ende den Charakter 
eines Erosionsthales, welches senkrecht auf das Streichen der Schichten gestellt 
ist. Sein nördliches Ende bei Stein und Kirchberg hat jedoch mehr den Charakter 
eines Faltenthales. Ebenso auch das Frankenhammererthal, welches bogenförmig erst 
östlich, dann zwischen Konstadt und Schönau nordwärts gerichtet, noch westlich 
das mit dieser Strecke fast parallele, am nördlichen Ende etwas westwärts ge- 
krümmte Lauterbacher und Schwarzenbacher Thal aufnimmt. 

Nach Osten folgt weiter das Hauptthal des Gebietes, das Zwodtathal. Von 
der Landesgrenze bei Markhausen nördlich von Graslitz, bis an die Mündung der 
Zwodta in die Eger bei Falkenau streicht das Thal im Mittel fast nördlich, nach- 
dem es bis Klingenthal in Sachsen recht östlich, dann von da bis gegen Annathal 
nordwestlich und endlich gerade Nord verläuft. 

Auch dieses schöne Thal ist in seinem südlichsten Theil namentlich zwischen 
Hartenberg und Bleistadt eng und schluchtartig, und erweitert sich gegen Norden 
hin. Es nimmt eine Anzahl grösserer Seitenthäler, und mit diesen zugleich eine 
Anzahl Nebenwässer der Zwodta auf. 

Auf dem rechten Zwodtaufer: 

Die Markhausner Schlucht nördlich von Grvaslitz an der Landesgrenze. 
Sie streicht westlich gegen den Nebelberg und Ursprung, wo sie durch ein Joch 
vom Kirchbergerthal getrennt ist. Sie ist wohl ein Spaltenthal zu nennen. 

Das Ruhstätter Thal unmittelbar südlich von Graslitz, welches sich bei 
Ruhstatt sehr erweitert, mit dem ersteren ziemlich parallel, und gleichfalls vom 


126 


Kirchberger Thal durch ein Joch getrennt ist. Zwischen beiden liegt ein Nebenthal, 
das Schönwerther Thal. 

Auf dem linken Zwodtaufer: 

Das Schwaderbach- und Silberbachthal nördlich von Graslitz. Beide parallele 
Faltenthäler, welche nordwärts gerichtet sind. Das erstere streicht gegen den Asch- 
berg aus, das letztere theilt sich an seinem Ursprung in mehrere Arme, von 
welchen einer Nord, der Hauptarm Ost ins Granitgebirge, endlich ein dritter Arm 
Nord-Ost streicht, welcher sich muldenförmig ausbreitet. 

Das Unterrothauthal, dessen weitere nördliche Ausdehnung in das Granit- 
gebiet gehört, gehört von der Einmündung des Rothaubaches in die Zwodta bei 
Unterrothau ins Schiefergebiet, und nimmt hier als Nebenthal noch das Thal von 
Kalkofen nordwestlich von Heinrichsgrün auf. 

Bei Bleistadt mündet auf der linken Seite der Zwodta der tief eingeschnittene 
schluchtartige Horngrund, welcher östlich bis Heinvichsgrün streicht, und unterhalb 
Waizengrün einen südlich gerichteten Arm, den nördlich von Altengrün ausstrei- 
chenden Leithmühlgrund abgiebt. 

Die durch die Thäler gegliederten Gebirgs- und Höhenzüge gruppiren 
sich folgendermassen : 

Der Stein-Berger Rücken, dessen südlicher Theil zwischen Ebmeth und Berg 
Leibitschrang genannt wird. Er beginnt im Norden mit dem die Wasserscheide zwischen 
der Elster, Zwodta und Eger bildenden Gebirgsrücken zwischen Ursprung, Stein, 
Wernsgrün, erreicht im Hohen Stein bei Kirchberg eine Höhe von 7664 Meter 
und streicht über Waltersgrün, Absroth, Krondorf, Ebmeth bis Berg, wo er dann 
gegen Süden in das Egerer Becken abfällt. Er ist durch den Leibitschgrund von 
dem übrigen Gebirge abgeschnitten, und bildet namentlich im südlichen Theil einen 
ziemlich scharfen, nach Westen sanfter, nach Osten steiler abfallenden Rücken. 
Weiter nordwärts wird er gegen die mitaufsteigende Thalsohle immer flacher, behält 
aber seine angegebene Neigung Ost und West bei. 

Das Graslitz-Bleistädter Gebirge zwischen dem Leibitsch- und Zwodtathal. 
Es hängt im Norden durch den Höhenrücken zwischen Markhausen und Ursprung 
mit dem Stein-Berger Rücken zusammen, ist durch die verschiedenen Nebenthäler 
des Zwodta- und Leibitschgrundes in mehrere kurze Rücken, den Reiterknock und 
Leitenberg zwischen Waltersgrün und Lauterbach, den Schwang zwischen Lauter- 
bach und Konstadt, und den Schönauer Rücken zwischen Konstadt und dem 
Zwodtathal in nordsüdlicher, durch die westlich gerichteten Querthäler zwischen 
Ruhstatt und Klingenthal in ostwestlicher Richtung gegliedert. 

Weiter südlich durch die obengennanten Thäler in nordsüdlich streichende 
niedere Höhenrücken getheilt, fällt es nördlich von Gossengrün sanft gegen die vor- 
liegende Terasse ab. 

Im Norden von Graslitz liegen sodann die parallelen, scharf geschiedenen 
Höhenzüge des Grünberges, Haus- und Eibenberges, von welchen der erstere sich 
zwischen Georgenthal und Schwaderbach bogenförmig gegen Osten krümmt, und 
mit dem letzteren in der westlichen Lehne des Aschberges sich vereinigt. Den 
Faltenthälern, welche sie trennen, entsprechend bilden diese hohe, nach Osten 
scharf abfallende Kämme, Östlich von der Zwodta bildet der Schiefer zunächst die 


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Urthonschiefer- und Hohensteinschieferpartie: Der Hohe Stein bei Kirchberg. 


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127 


erwähnte Schieferzunge zwischen dem Granit bei Silberbach, im vollsten Sinne 
des Wortes ‚eine schollenartige geneigte Partie, sodann südlich vom Katzenfels 
einige durch Schluchten isolirte kahle. Kuppen am Abhange des Glasberges, und 
endlich die Schachthöhe zwischen Pechbach und dem Rothauthale. 

Westlich vom Granit, im Nordwesten theilweise von ihm durch das Rothau- 

thal getrennt, folgt sodann das Heinrichsgrüner Plateau zwischen den Gehängen 
des Weissen Steines und dem Zwodtathale, die östlichste Partie des Bleistädter 
Gebirges von diesem durch den unteren Lauf der Zwodta getrennt. Der oben 
erwähnte Horngrund mit seinem Nebenthale, dann ein kleines südwärts gerichtetes 
Thal bei Ober- und Nieder-Neugrün schneiden dasselbe ein. 
2 In landschaftlicher Beziehung steht das westliche Schiefergebiet dem Granit 
bedeutend nach. Die Umgebung von Schönbach, das Gebirge westlich von Graslitz, 
dann die Gegend von Gossengrün, Bleistadt und Heinrichsgrün ist zumeist 
kahl, oder mit kümmerlichem Wald bedeckt und wenig fruchtbar wegen des 
rauhen Klimas. 

Romantisch und anmuthig ist an vielen Stellen der Leibitschgrund bis gegen 
sein nördliches Ende zu nennen. In noch höherem Grade ist es das Zwodtathal, welches 
sehr reiche Abwechselung in der Scenerie bietet. Einen auffälligen Contrast gegen 
die diehtbewaldeten Abhänge des Thales zwischen Bleistadt und Pechbach bildet 
die Umgebung von Graslitz mit ihren kahlen Höhen und Kämmen, man fühlt sich 
urplötzlich in eine hochnordische Gegend versetzt. 

Das mit magerer Hutweide und dürftigem Kieferbestand bedeckte Dach- 
schiefergebirge westlich von Graslitz, dessen Thäler sumpfige Moorwiesen einnehmen, 
erhält bei Kirchberg einen eigenthümlichen Schmuck durch die pittoresken, einer 
mächtigen Ruine ähnlichen Gebilde des Hohen Steines, dessen Felsenpfeiler und 
Zinnen weithin sichtbar die welligen Schieferrücken überragen. 


2. Capitel. 
Einige geologische Gebirgsprofile. 
1. Durchschnitt durch den Leibitschrang. 


Der Leibitschrang beginnt im Süden mit dem Orte Berg, wird westlich 
von den Braunkohlengebilden des Egerer Beckens bis Fasattengrün, und sodann 
vom Schönbachthale begrenzt, dessen östliches Gehänge er bis an die Wasser- 
scheide an der Landesgrenze bildet, andererseits im Osten bildet er das westliche 
Gehänge des Leibitschgrundes, der dann in das Rebbachthal über Waltersgrün bis 
nach Ursprung verläuft. 

Beim Eintritt bemerkt man zunächst eine kleine Granitkuppe, auf welcher 
zum Theil das Dorf Berg liegt, und die an der Strasse nach Frauenreuth durch 
einen Steinbruch aufgeschlossen ist. Unmittelbar auf den Granit folgen grobfla- 
serige Glimmerschiefer, weiche bei Frauenreuth quarzreich und durch Aufnahme von 
Orthoklaskörnern gneisartig werden, und in dieser Form ein Band gerade westlich 


128 


vom genannten Dorfe bilden. Von diesen nordwärts folgen wieder lichte grob- 
flaserige Glimmerschiefer, welche nach und nach etwas feinkörniger werden und 
bis nach Zweifelsreuth keine besondere Abweichung erkennen lassen. Von der 
Linie etwa, welche der von diesem Dorfe über Ebmeth in den Leibitschgrund füh- 
rende Weg bezeichnet, bemerkt man jedoch das allmälige Übergehen des Gesteines 
in Thonglimmerschiefer, welcher jedoch erst auf der Linie von Unterschönbach nach 
der Mündung des Rebbaches in den Leibitschbach das charakteristische Gepräge 
dieses Gesteines annimmt — der Granat verschwindet ganz, das Gestein ist grau, 
stark glänzend, wellig gebogen mit linearer Fältelung — lässt aber immerhin noch 
eine gewisse Individualisirung von Glimmerblättchen erkennen. Letztern Zustand 
kann man bis nach Absroth hin bemerken, von hier über Schönbach folgen graue 
oder grünlichgraue Urthonschiefer, welche sodann nördlich von Schönbach etwas 
lichter werden und zwischen hier und der Landesgrenze über die Strassenhäuser 
hin, dann nördlich von der Rebmühle bei Waltersgrün trifft man lichte, quarzreiche, 
sehr sterile Schiefer. Von Waltersgrün bis nach der Landesgrenze bei Ursprung 
folgen nun lichte gefärbte, grüne oder violette ebenflächige Sericit- und Dach- 

schiefer, denen am Hohen Stein die Hohensteingebilde aufgelagert sind. 

Folgendes Streichen und Fallen der Schichten wurde beobachtet: 

1. Zwischen Berg und Frauenreuth Streichen St. 6—7. Fallen St. 24. 

2. Auf dem Wege von Frauenreuth über 
das Schwedenhaus nach der Stegmühlle „ 6-7. „ as. r12hundıRk 
3. Am Weg aus dem a nach 


Neukirchen . . „6-1. EPWERR 
4. Am Einfall des Rebhaches in ee er 

bitschbach@: nasal, we ai re 
5. Bei der Spinnerei Leibitsoherund,s ia na RN 2} 
6. Bei Schönbach Steinbruch östlich von der 

unteren Dialer: end], u 
7. Nördlich von Schönbach an le Btrakde 

vor. Schl088.°Schonbach ar PEN. m Aa 
8. Nördlich davon . . . EEE MOUR SL 
9. Bergnazen-Steinbruch bei "Wallersgrän a 1) nn 2—23. 
10. Steinbruch über dem Berghof N.. . . „ 34 , „21-20 (25°) 
11. Hoher Stein am Pferdekopffelsen . . . „ 2-3. ,„.,„ 20-21. 
12. Hoher Stein am Commandanten . . . „. 1-4 ,„  ,„.18-19. 


Der Fallwinkel beträgt im Mittel 45°, und weicht unbedeutend von dem- 
selben steiler oder flacher ab. 

Das Vorherrschen einer nördlichen Richtung und das Bilden einer Falte 
bei Frauenreuth wird ersichtlich. 


2. Durchschnitt von Dasnitz-Maria-Kulm, über Gossengrün und 
den Hochhauberg resp. im Leibitschthal, dann über Loch und das 
Bleistädter Gebirge resp. Zwodtathal nach Schönau bei Graslitz. 


Der am weitesten vorgeschobene Zweig des Erzgebirges zwischen dem 
Leibitschbach und der Zwodta ist die bis an die Eger vortretende Kuppe von 
Maria-Kulm, deren am weitesten nach Süden reichende Partie die Kuppe über 
dem Dasnitzer Bahnhof ist. Der südliche Abfall derselben ist durch einen Bahn- 
einschnitt blosgelegt, man sieht graue Thonglimmerschiefer mit einem südlichen 
Fall anstehen. Am Bahnhof von Dasnitz folgt darunter ebenfalls südlich fallend 
ein fein schuppiger, gelblichweisser Glimmerschiefer, der ziemlich steil aufgerichtet 
Ostwest streicht, und von einem mächtigen Basaltgang, der sich oben in mehrere 
Äste theilt, durchsetzt wird. Es folgt nun der Einschnitt des Dasnitzer Baches. Auf 
dem Wege nach Maria-Kulm bemerkt man sodann weiter oben ein entgegengesetztes 
Fallen der Schichten, gegen Maria-Kulm hin gehen dann die Gesteine in graue quarz- 
reiche Thonglimmerschiefer über. Diese Gesteine, welche den Mariahilfberg und den 
Kulmberg bilden, reichen im Süden bis an die Eger herab, und erscheinen stellen- 
weise als sehr gewundene Quarzschiefer, andererseits als sehr eisenschlüssige lockere 
Gesteine, welche auf dem Sattel zwischen den beiden Bergen nordwärts fallen. 
Unter dem Kulmberg nordwärts gegen Schossenreuth treten wieder Glimmerschiefer 
zu Tage, welche lichtgrau und grobflaserig sind. Zwischen Nonnengrün und Littengrün 
scheint übrigens, nach den zahlreichen Braunkohlensandsteinblöcken zu schliessen, 
das Braunkohlenterrain zuwenigsten in der tiefsten Stelle der Einsenkung im 
Zusammenhang zu stehen, und sohin die Mariakulmer Schieferpartie eigentlich 
insulär abzuschliessen. Auf der Terrasse zwischen Unterschossenreuth bis an den 
Pichlberg bei Bleistadt folgen nun vorwiegend Glimmerschiefer, welchen, nach 
Blöcken zu schliessen, von der Stegmühle zum Neuen Wirthshaus ein Zug Gneis- 
glimmerschiefer eingelagert ist. Bei Gossengrün wird der Glimmerschiefer sehr 
quarzreich. Bei Loch, südlich von Gossengrün, ist eine kleine Partie von Eklogit 
eingelagert. 

Im Leibischsrund am linken Gehänge sieht man die Glimmerschiefer von der 
Stegmühle an in einem etwa 60° geneigten, nördlichen, gleichmässigen Fallen. 
Von der Hammermühle bis zur Glashütte bleiben sie gleichfalls unverändert, von 
letzterem Orte jedoch gehen sie äusserst langsam und stätig in Thonglimmerschiefer 
über. Halben Wegs zwischen der Glashütte und dem Leibitschgrunder Hegerhaus 
beginnen die Thonglimmerschiefer, lichte, weissliche, dünn- und ebenschiefrige 
Gesteine vom Charakter der bei Graslitz vorkommenden, von hier ab bis an die 
oben erwähnte Vereinigung des Rebthales werden sie zu vollständigen Thonglim- 
mersehiefern. 

Die Verhältnisse bleiben nun ganz gleich mit den oben geschilderten bis 
Schönbach, indem die starkglänzenden Schiefer bis zur Rebmühle anstehend bleiben. 
Nördlich von der Rebmühle folgen in einem Steinbruch aufgeschlossen sandige, 
lichtgrüne, und diesen weiter bis nach Stein und Kirchberg im Leitenberg und 
Reitersknock Serieitschiefer von grüner, violetter, und Dachschiefer von grauer 

9 


130 


Farbe, ‘ganz wie im jenseitigen Thalgehänge, die sich dann auch noch weiter 
nordwärts fortsetzen. 

Im Zwodtathal treten zuerst südlich von Hartenberg und von hier nördlich 
bis gegen Bleistadt sehr weiche und granatreiche gross- und dünnblättrige Glimmer- 
schiefer von grauer Farbe auf, welche vielfach gefaltet und gewunden einen zwar 
vorwiegenden nördlichen Einfall, aber auch Falten und Schleifen erkennen lassen. 
Unmittelbar vor Bleistadt an der Strassenkrümmung steht ein nicht weiter auf- 
geschlossener Lagergranit an. Hinter Bleistadt bei den letzten Häusern setzt ein 
Gang von klinoklasführendem Felsitporphyr über das Thal. Nördlich von Bleistadt 
gegen Prünles werden die Glimmerschiefer licht, grünlich, quarzreich. Zwischen 
diesem Ort und Liebenau setzt ein Ostwest streichender, etwa 3 Fuss mächtiger 
Gang von schneeweissem, strahlig krystallinischem Quarz auf. 

Im Zwodtathale bleiben die grauen und lichten Glimmerschiefer ganz 
gleichartig bis zum Tunnel bei Lindenhammer, welcher noch in diesem Gesteine 
steht. Am nördlichen Ausgange desselben wurde in etwa 1 Meter Mächtigkeit 
Serieitquarzschiefer angefahren, welchem jedoch wieder Glimmerschiefer folgen. 
Weiter nordwärts folgen weiche, dünnblättrige, grünliche Serieitphyllite, welche 
winzige Feldspathkörnchen führen. Bis Annathal nimmt der Glimmerschiefer- 
charakter mehr und mehr ab. Es folgen weiter nordwärts Thonglimmerschiefer, 
welche denen des hinteren Leibitschgrundes gleichen, und nur an einzelnen Stellen 
mehr Quarz aufnehmen, bis hinauf nach Graslitz an die Abhänge des Schönauer 
Berges, an welchem sie in Folge des veränderten Streichens in der Thalsohle 
sichtbar bleiben. 

Von Schönau her verquert man jedoch bei der Schönauer Kirche Dach- 
schiefer, welche nach und nach quarzreicher werden. In Mitte des Abhanges 
durchsetzt ein etwa 5 Meter mächtiger Nordsüd streichender Quarzgang die Schiefer. 
Zahlreiche Epidioritbrocken lassen erkennen, dass das bei Konstadt und westlich 
vom Friedhof bei Graslitz den Schiefern eingelagerte Gestein auch hier auftritt. 


Folgendes Streichen und Fallen wurde beobachtet: 

a) Gegen den Leibitschgrund. 
1. Glimmerschiefer am Dasnitzer Bahnhof Streichen 6—7. Fallen 12—13, 65°. 
2. Glimmerschiefer zwischen Maria-Kulm 


und Dasnitz . . . ; 6—1. ur DAR 
3. Thonglimmerschiefer an ih rer * am 

Bahnkörper unter Maria Kulm . . . Pen En ne 7: 
4. Glimmerschiefer am Fussweg von Gos- 

sengrün nach Hammermühle . . . . = 6—17. „ 24. 
5. Thonglimmerschiefer vor dem Heger- 

haus im Leibitschgrund . . " 6—7. er 
6. Bei Absroth auf dem Wege zur Rebmühle z 8 ».2-3 
7. Ober der Rebmühle am Wege . . 5 3 sr ‚21: 
8. ImSteinbruch nördlich von der Bibmühle u 3 5 21 


9. Bei Schwarzbach am Wege 


131 


b) Im Zwodtathale. 


10. Unter Hartenberg an der Zwodta . . Streichen 6—-7. Fallen 12. 
11. Bahneinschnitt an der Herrenmühle . n 6—1. „ 12-24. 
12. Westl. Bleistadt Weg nach Prünles . e 2—3. „20-21. 
13. Thonglimmerschiefer am Bahnhof Blei- 

Sr ee hi 2—3 n. .20—21 
14. Thonglimmerschiefer unter Prünles . » 2. a: 
15. Thonglimmerschiefer bei Lindenhammer v 12. „19-20 
16. Thonglimmerschiefer Bahnhof Annathal 3 4. HaNW22! 


17. Thonglimmerschiefer südlich Graslitz 
im Zwodtathal . SR BEE 
18. Thonslimmerschiefer an der Bahn bei 


Gras ER IE > il. sag 19: 
19. Schiefer am Weg von Schönau nach 

Graslitz oberhalb der Fabrik. . . . ; 2—3. „.. 20—21. 
20. Graslitz hinter Nro. Cons. 244 am alten 

SOEBEN e 24—1l. „ 18-19. 


ce) Zwischen Gossengrün und dem Ruhstatter Thal: 


1. Am Wege von Liebenau nach Prünles Streichen St. 3—4. Fallen 21—22. 
2. Quarzgang südl. vom Prünleser Jäger 3 „94. „ 21-22. 
3. Zwischen Frankenhammer u. Konstadt N „3-4. nr 222 
4. Konstadt. Epidiorit beim Hause Nr. C. 12 » „ 3—4. „21-22. 
5.:Ober-Konstadt, Schieferbruch an der 

Strasse nach Schöonu . . 2... n „ 4-5. 2 22—23. 
6. I. Schieferbruch westlich vom Stadl- 

pauerhot axhergenlumd 44 In, ik e „ 3-4. » 22 
7. II. Schieferbruch westlich vom Stadl- 

banerboh aaahı „Meolkiat raue R „ 5-6 »..23—24. 
8. Lauterbach nördl. Schieferbruch . . „ „ 4-5. nm —2. 


3. Ein Durchschnitt von Heinrichsgrün gegen den Hohenstein. 


Die östliche Hälfte der Stadt Heinrichsgrün liest auf Granit, die westliche 
auf Gneisglimmerschiefer, welchen man von der Kirche weg gegen Weizengrün an- 
stehen sieht. Sehr bald ausser der Stadt senkt sich die Strasse gegen Nadlerhäuser 
herab, hier hat man schon unzweifelhafte Glimmerschiefer anstehen. Im Thal bei 
den Nadlerhäusern ist ein Kalkschieferlager durch Steinbrüche aufgeschlossen, man 
sieht das rauchgraue, dickschieferige Gestein im Hangenden nach und nach in 
Kalkglimmerschiefer übergehen, welchem wieder Glimmerschiefer folgen. Bei der 
Mündung des Rothauthales ins Zwodtathal bei Annathal nehmen diese den oben 
beschriebenen Charakter an, sie verwandeln sich in Thonglimmerschiefer, in welcher 
Beschaffenheit sie über das Heinbacher Jägerhaus bis Konstadt zu verfolgen sind. 
Hier folgen die eigenthümlichen kurzwelligen, röthlich geflammten, feinschuppigen 

9* 


132 


Konstadter Schiefer, welchen hinter dem Hause Nr. 12 im linken Gehänge des 
Konstadter Thales ein eirca zwei Meter mächtiges Epidioritlager eingebettet ist. 

Auf dem rechten Thalgehänge gegen den Stadlbauerhof folgen nun eigent- 
liche sehr krystallinische Dachschiefer und Serieitschiefer, welche in den Schiefer- 
brüchen westlich von diesem Hof, dann nördlich und östlich von Lauterbach 
aufgeschlossen sind, wo wir dann das unter 1. und 2. beschriebene Verhältniss 
der Dachschieferlager über Schwarzenbach, Kirchberg bis an den Hohen Stein 
wieder finden. 


Es wurde auf diesem Wege beobachtet: 
1. Gneissglimmerschiefer westl. der Heinrichsgrüner Kirche auf dem Wege nach 


Weizengrün . . . . 2... Streichen St. 23. Fallen 16—17. 
2. Am Feldweg w. von SH einicheerin 

gegen die Leithmühle . . . . . n v2 2 
3. Kalkschiefer bei Nadlerhäuser h n 24 „ 4199359 
4. Thonglimmerschiefer im Annathal . a „3. „ 23122. 
5. Schieferbruch bei Konstadt 5 „A. „ 22-23. 
6. Schieferbruch ‘beim Stadlbauerhof . R „DRM. 
7. Lauterbach nördl. Schieferbruch . a „4-5. „ 2223. 


4. Durehsehnitt von Graslitz nach Ruhstatt u. s. w. 


Auf dem Granit des Glasberges liegen einige Überbleibsel einer Auflage- 
rung von Quarzfleckschiefern, welche das sogenannte Gesteinig und Felsel bilden. 
Jenseits des Silberbaches erhebt sich der Hausberg mit seinem steilen Absturz 
gegen den Glasberg gekehrt, er besteht aus Fleckschiefern, die sich zu unvollstän- 
digen Knotenschiefern ausbilden. Am Grünberge und noch mehr an der Falken- 
berglehne zwischen dem Graslitzer Friedhof und der Landesgrenze verschwinden 
sie. Hinter dem Graslitzer Friedhofe stehen zunächst lichte Quarzschiefer an, 
dann folgt weiterhin gegen West eine Einlagerung von Epidiorit, dann Thonglimmer- 
schiefer wechsellagernd mit Quarzschiefern, welche in Form einiger rauher Kuppen 
den Hohen Stein bei der Schönauer Schmiede bilden. Bei Ruhstatt stellen sich 
anfangs einzelne Blöcke von Hohensteinschiefern ein, dann folgt das kleine Ruhstätter 
Depot, welches den Schiefern aufgelagert ist. Weiter gegen Lauterbach zu gehen 
die Thonglimmerschiefer in Quarzschiefer, und durch diese in Sericit- und Dach- 
schiefer über, welche nun die welligen Rücken bis an den Hohen Stein bei Kirch- 
berg bilden. 


Es wurde auf diesem Durchschnitt beobachtet: 
1. Quarzfleckschiefer am Felsel am Glasberg Streichen St.24. Fallen 18 w. 


2. Fleckschiefer des Hausberges . . . . ,„ „24. h 18 w. 
3. Thonglimmerschiefer am Falkenberg . „ „24—1. „ 19—20 w. 
4. Quarzschiefer w. Graslitzer Friedhof . „ „2-3. „ 20-21 w. 
5. Thonglimmerschiefer beim Wirthshaus 

zur Sommerlust . ... Br RR „i \ 19 15 wi 


6. Hohensteinschiefer bei Ruhstatt BU ZART 2. 23: 22-235 16—17, 20° w. 


3. Capitel. 


Geologischer Bau des westlichen Schiefergebirges. 


Aus den vorstehend geschilderten Durchschnitten durch das Schiefergebiet 
ergiebt sich, dass dasselbe wesentlich aus drei Zonen besteht, nämlich einer 
Glimmerschiefer- und Urthonschieferzone, welche mit einander durch ein Band Thon- 
elimmerschiefer zusammenhängen, von welch letzterer Zone, da sie eben den 
allgemachen Übergang des älteren Gesteines in das jüngere vermittelt, schwer 
zu sagen ist, wie weit sie dem ersteren oder dem letzteren Gebiete zuzuzählen 
ist. Ich werde übrigens nach Thunlichkeit versuchen eine Grenze zwischen allen 
drei Zonen zu bestimmen. 

Das ganze Gebiet bildet ein geschlossenes Ganzes, vor dessen südlicher 
Grenzlinie von Berg über Nonnengrün, Unterschossenreuth bis nach Douglassgrün 
einige kleine dazugehörige Inselchen aus dem umgebenden Tertiärgebiet aufragen, 
von welchen das von Maria-Kulm das bedeutendste ist, weniger bemerkenswerth 
ist der Lanzer Berg bei Lanz und die Küppchen bei Waldl. Wir werden die ge- 
nannten zuerst betrachten. 


1. Kuppe von Maria-Kulm. 


Die Kuppe von Maria-Kulm und Dasnitz wird südlich und östlich zum 
Theil von der Eger begrenzt, im weiteren Verlauf im Osten und im Norden bis 
an den von Maria-Kulm gegen Unterschossenreuth abfallenden Rücken tritt sie 
aus dem Braunkohlenland hervor. Im Westen wird sie von dem Egerer Tertiär- 
becken begrenzt. 

Auf der sächsischen Karte, sowie bei Reuss (die geolog. Verhältnisse des 
Egerer Gebietes und des Ascher Bezirkes) und bei Jok@ly erscheint die Kulmer 
Kuppe im Zusammenhang durch einen schmalen Strang von Glimmerschiefer mit 
dem Gebirge bei Schossenreuth. Die vielen Braunkohlensandsteinblöcke, welche 
zwischen Nonnengrün und Littengrün ausgestreut liegen, deuten jedoch eine Trennung 
vom Gebirge sehr deutlich an, weshalb ich um genau zu sein hier die Grenze als 
vollständig annehme. 

Der Glimmerschiefer bildet im Süden eine zusammenhängende Partie, welche 
die Dasnitzer Kuppe bildet und bei Dasnitz unmittelbar an die Eger herantritt, 
dann aber zwischen Perglas und Kloben von Thonglimmerschiefer umlagert wird. 
Gegen Westen dehnt er sich bis gegen Maria-Kulm hin aus, verschwindet aber 
nicht weit vor dem Orte selbst unter dem Thonglimmerschiefer. Gegen Norden 
bildet er die Abhänge des Kulmer Berges gegen Habersbirk und ostwärts gegen 
Kittlitzdorf und Meyerhöfen hin, und kommt unter dem Thonglimmerschiefer 
in der Niederung des Rückens gegen Nonnengrün und Littengrün wieder zum 
Vorschein. Der Glimmerschiefer, wie er hinter dem Dasnitzer Bahnhof aufgeschlossen 
ist, ist ein feinkörniges, etwas eisenschüssiges Gestein, mit kleinen weissen Glimmer- 
blättchen und schwarzen Granaten, auf der Höhe vor Mariakulm ändert das Gestein 
die Farbe in Grau und wird quarzreich. Gegen Schossenreuth führt derselbe 


134 


weissen und grauen Glimmer in zusammenhängenden Massen und ist hier sehr 
quarzreich. 

Die Schichten hinter dem Dasnitzer Bahnhof fallen St. 12 und streichen 
5—6. Diese Fallrichtung behalten sie bis ziemlich auf die Höhe vor Maria Kulm, 
wo sie dann, wie man an den am Wege ausstreichenden Schichten bemerkt, ihr 
Fallen in Nord ändern, welche Fallrichtung man auch weiter nordwärts dann 
beobachtet, so dass also der Glimmerschiefer hier einen Sattel bildet. 


Bei Perglas lagert sich Phyllit um den Glimmerschiefer, welcher jedoch 
ein nordnordwestliches Einfallen besitzt, und daher widersinnig gegen den Glimmer- 
schiefer einfällt. 


Die den Glimmerschiefer umlagernden Thonglimmerschiefer des Mariahilf 
und Maria-Kulmberges gestatten nur ein sehr unvollkommenes Beobachten ihrer 
Lagerung, da die an der Eger im Bahneinschnitt auftretenden Schichten aus sehr 
quarzreichen, vielfach gewundenen licht grauen Thonschiefern bestehen, welche zwar 
an einzelnen Orten ein südöstliches Fallen, an anderen dagegen auch wieder eine 
andere Fallrichtung erkennen lassen, und in grossen Schollen die Höhe zu um- 
schliessen scheinen. 


Diese quarzigen Gesteine ziehen sich östlich bis hinauf nach Maria-Kulm, 
wo man sie in der unmittelbaren Nähe des Ortes, dann nördlich davon an dem 
Abhange der Kuppe noch findet. Südsüdwestlich vom Orte jedoch auf dem Maria- 
hilfberge gegen Pochlowitz hinunter und gegen Katzengrün steht ein sehr feinkör- 
niger, lichter, stark eisenschüssiger, quarzreicher, vielgewundener Thonglimmerschiefer 
an, welcher zu einem feinen Sande von ockergelber Farbe zerfällt. Die Schichten 
fallen an der einzigen Stelle, wo man sie beobachten kann, zwischen Maria-Kulm 
und Mariahilf nordwärts. Im übrigen ist die sterile Kuppe mit einer Menge ausge- 
witterter eisenschüssiger Quarzbrocken bedeckt, welche an die namentlich im 
südlicheren Egerer Becken auftretenden Geschiebe erinnern, so dass man annehmen 
darf, dass dieselben zumeist vor hier oder wenigstens aus der Nähe stammen mögen. 
Die lichten Thonglimmerschiefer behält man auch noch auf dem Wege bis etwa 
die halbe Höhe hinab gegen Norden zu, wo sie dann aber verschwinden. 


Soweit es die Verhältnisse zulassen, kann man sonach in der Mariakulmer 
Kuppe aus dem Fall der Schichten eine Sattelfalte erkennen, welche im Inneren 
aus Glimmerschiefer besteht, während darüber ein Mantel von Thonglimmerschiefer 
folgt, der dann in einer Gegenfalte im Kaiserwaldgebirge jenseits der Eger 
fortsetzt. 


2. Die Kuppen bei Lanz und Waldl. 


Die Kuppen, welche weiter östlich von der Grenze des Glimmerschiefer- 
gebietes aus dem Braunkohlengebiete aufragen, bieten wenig bemerkenswerthes. 
Die Kuppe von Lanz besteht aus normalem Glimmerschiefer, welcher südwärts 
einfällt, ebenso die nördlich von diesen östlich von Waldl,' dagegen entspricht 
die westliche von letzterem Ort den Gneisglimmerschiefern vom Heinrichsgrüner 
Zuge, welcher darin sein Ende erreichte. 


135 


3. Das Glimmerschiefergebirge. 


Wenn wir gedachter Massen die Kulmer Kuppe von dem zusammenhän- 
genden Massiv isolirt denken, verläuft die Grenze des Glimmerschiefers im 
Süden vom linken Ufer des Leibitschbaches bei Nonnengrün gerade Ost gegen 
Littengrün, und biegt hier über das Waldhäusel und die Marklesgrüner Abdeckerei 
nördlich von Annadorf an der Falkenau-Gossengrüner Strasse hinab ins Zwodtathal 
und längs der Abhänge der Vorterasse über Werth nach Tilling, nach Unter- 
Neugrün und über die Finkmühle nach Douglasgrün. Hier biegt dann die Grenze 
um und folgt den westlichen Abhängen des Weissensteines und seiner Erstreckung 
hinüber nach Osten bis gegen Altengrün und dann nordwärts auf die westlichsten 
Häuser von Heinrichsgrün zu, dann westwärts vom Marktplatz und der Kirche dieser 
Stadt bis nach Nadlerhäuser und Unter-Rothau, wo der Glimmerschiefer sein Ende 
erreicht, indem er hier am Granit absetzt. Die nördliche Grenzlinie ist schwer zu 
bestimmen, da es eben hier darauf ankömmt, welche Gesteinsausbildung man als 
Grenze zwischen Glimmerschiefer und Thonzlimmerschiefer annehmen will. Es 
erscheint demnach auch auf der sächsischen und österreichischen geol. Karte die 
Grenze verschieden gezogen, da auf letzterer der Bezirk der Thonglimmerschiefer 
mit den Urthonschiefern vereiniget wurde, während auf der ersteren das Umge- 
kehrte der Fall ist. 

Nach meiner Auffassung, welche im Wesentlichen mit Jokely’s übereinstimmt, 
erhält man die Grenze, wenn man die in vorstehend geschilderten Durchschnitten 
als Grenzen angebenen Punkte verbindet. Am westlichen Abfall des Leibitschranges 
fällt dieser Punkt etwas nördlich vom Wege von Neukirchen nach Ebmeth; im 
Leibitschgrund findet sich die Grenze da, wo besagter Weg in den Grund ein- 
mündet. Im Zwodtathale fällt sie etwas südlich von Annathal und nordnordwestlich 
von Heinrichsgrün liest sie im rechten Gehänge des unteren Rothauthales. 

Verbindet man diese Punkte mit einander, so erhält man eine südwest- 
nordöstlich streichende Linie, welche ziemlich mit der südlichen Begrenzung des 
Gebietes parallel läuft. 

Die ältesten Gebilde des Gebietes sind offenbar die dem Granit zwischen 
Douglasgrün und Heinrichsgrün aufgelagerten Gneisglimmerschiefer, welche übrigens 
nach meiner Erfahrung eine weit schmälere Zone bilden, als dieses auf der öster. 
geol. Karte dargestellt wird, da erstlich die Granite des Weissensteines sich weiter 
nach Westen erstrecken, anderseits nach einer genauen Prüfung die Grenze weiter 
östlich vom Weizengrüner Jägerhaus ist und von hier östlich von der Leithmühle 
nach Altensrün und unter Neugrün verläuft. Jenseits des Baches bei der Schmiede 
von Neugrün stehen Felsen an, welche Glimmerschiefer mit einzelnen Feldspath- 
augen führen, die man etwa als die westliche Grenze dieser Gesteine betrachten 
könnte. Verfolst man aber den Fussweg von hier östlich nach der Falkenauer 
Strasse, so findet man deutlich in Steinbrüchen links von dieser normalen Glimmer- 
schiefer, und erst rechts an den Abhängen unter Rosmeisel wieder gneisartige 
Gesteine. 

Man sieht hieraus, dass diese gneisartigen Gesteine mit Glimmerschiefern 
wechsellagern und in dieselben übergehen, daher dieselben wohl weil das unterste 


136 


Glied der Schieferzone als das älteste Gebilde, nicht aber als ein Äquivalent von 
laurentianischen Schichten aufzufassen sind. Darum verbietet es sich auch die- 
selben mit der Bezeichnung der alten Gneise in die Karte einzutragen. 


Als unmittelbar folgendes Glied wären wohl quarzige, gebänderte im 
Aussehen etwas an Hälleflinta erinnernde Schiefer zu nennen, die zwar nirgends 
anstehen, aber längs der Gneisglimmerschieferzone vom Weg nach Altengrün bis 
nach Heinrichsgrün in zahlreichen Blöcken herumliegen. Im nordwestlichen Verlauf 
der Ablagerungen folgt sodann das Kalksteinlager bei Kalkofen im unteren 
Rothauthale. Dieses aus wohlgeschichtetem Kalkstein bestehende, etwa 4—5 Meter 
mächtige Lager ist in einem grossen Bruch an der Strasse aufgeschlossen, der 
nach unten immer dickschiefrigere Kalkstein geht nach oben in Kalkschiefer, und 
aus diesem in Kalkglimmerschiefer über, denen dann wieder gewöhnliche Glimmer- 
schiefer folgen, die übrigens hier bald das Gepräge der Thonglimmerschiefer 
annehmen. 

Im weiteren westlichen Gebiet folgt nun in der bekannten grossen Monotonie 
der Glimmerschiefer, welcher ziemlich selten in der Gesteinsbeschaffenheit ändert, 
nur etwa in soweit, als man am äusseren Rande zwischen Oberneugrün und 
Nonnengrün lichte glimmerreiche Gesteine findet. Ihnen ist zwischen Hartenberg 
und Loch ein Eklogit eingelagert, der sich möglicherweise auch ostwärts gegen 
Pichelberg fortsetzt. 

Bemerkenswerth ist der unmittelbar an die kleine Granitkuppe von Berg 
angelehnte Zug von Gneisglimmerschiefern, welche östlich von Frauenreuth über 
den Leibitschrang streichen, und auch jenseits des Leibitschwassers bei der Steg- 
mühle und dann beim Neuen Wirthshaus nördlich von Marklesgrün noch in Blöcken 
vorhanden sind, die man unter Umständen selbst mit den Heinrichsgrüner Gesteinen 
in Verbindung bringen kann, obwohl dieselbe nirgends nachweisbar ist. 

Das übrige Gebiet wird nun von mehr oder weniger quarzigen (bei 
Gossengrün) oder weichen Glimmerschiefern (zwischen Hartenberg und Bleistadt) 
ausgefüllt. Zwischen die Schiefer lagern sich hie und da Quarzzüge ein, wie 
zwischen Liebenau und Prünles, wo ein etwa 2 Meter mächtiger Quarzgang im 
Streichen der Schichten aufsetzt. Gegen die Grenze des Thonglimmerschiefers 
hin gewinnt es an zahlreichen Punkten wie im Rothauthal, dann bei Prünles und 
im Leibitschgrund bei der Glashütte den Anschein, als ob die Glimmerschiefer nach 
und nach quarzreicher würden. Im diese Zone gehören auch jene eigenthümlichen 
weissen perlmutterartigen quarzreichen Schiefer, welche ich als Serieitquarz- 
schiefer bezeichne, und welche beim Bau der Falkenau-Graslitzer Bahn am nörd- 
lichen Portale des Tunnels bei Lindenhammer in einer etwa 1 Meter mächtigen 
Schichte zum Vorschein kamen, mir aber anderwärts nicht bekannt wurden. 

Etwas weiteres lässt sich über die sehr einförmigen Gesteinsverhältnisse 
nicht mittheilen. 

Was nun die Lagerung der Schichten anbelangt, so findet man, wie schon 
ein Vergleich der vorn angeführten beobachteten Punkte gibt, dass das Streichen 
der Schiehten von Ost nach West in einem nach Norden geöffneten Bogen verläuft, 
wobei die Schichten zugleich fächerförmig auseinander laufen. 


137 


Der Kalkschiefer von Kalkofen streicht St. 24.; der Gneisglimmerschiefer 
von Heinrichsgrün am Wege nach Waizengrün St. 22—23, am Feldwege nach 
Altengrün St. 2. Der Glimmerschiefer im Steinbruch unter Altengrün St. 1, an der 
Falkenauer Strasse St. 24. Der Glimmerschiefer beim Waizengrüner Jägerhaus 
St. 2, darunter im Hornsprung am Bach St. 3. Dasselbe Streichen zeigen die Schiefer 
im Zwodtathal zwischen Lindenhammer und Bleistadt, nur unter dem Bahnhof von 
Bleistadt ändert sich dasselbe plötzlich in St. 12—13, um dann wieder ein Streichen 
von Stund 7—8 und endlich St. 3—4 anzunehmen. Auf dem Wege nach Prünles 
streichen die Schichten St. 4. Endlich im Leibitschgrund an allen Stellen, wo 
man das Streichen beobachten kann, constant in Stund 6—7. Dieses letztere 
Streichen haben aber die Glimmerschiefer bereits an der äussern Schiefergrenze 
am Lanzer Berg, dann bis Pichelberg, Hartenberg und lassen im ganzen Gebiet 
zwischen bis an die westliche Grenze dann keine Änderung bemerken. Was die Fall- 
richtung anbelangt, so gewahrt man auf der Höhe zwischen Frauenreuth und der 
Stegmühle und ebenso beim Neuen Wirthshaus zwischen Gossengrün und Markles- 
grün ein antiklines Einfallen nach Nord und Süd. Diese Faltung bemerkt man 
auch in der Lagerung der Schiefer bei der Herrenmühle, bei Hartenberg im Bahn- 
einschnitt, ferner bemerkte auch Jokely bei Neugrün eine antiklinale Schichten- 
stellung. Diese Faltenbildung wurde bereits von Reuss (Geol. Verhal. des Egerer 
Bezirkes und des Ascher Gebietes) beobachtet, auch von Jokely bestätigt, welcher 
sie einer Granitapophyse zuschreibt, deren Ausgehendes die Kuppe von Berg wäre. 
Da sich jedoch wird zeigen lassen, dass gleiche Verhältnisse auch im Gebiete von 
Joachimsthal auftreten, kann hievon keine Rede sein, vielmehr wird diese Falte in 
genetischen Zusammenhang mit der Bildung des Erzgebirges zu bringen sein. 

Nördlich von dieser Linie behalten die Schiefer in der westlichen Glimmer- 
schieferpartie ein dem OW. Streichen conformes nördliches Einfallen, in der Weise 
aber, wie sich jenes mehr und mehr nördlich dreht, wird das Fallen gleich- 
mässig westlich. 

Alle diese Verhältnisse legen die Ansicht nahe, die abgerissene Gneis- 
glimmerschieferpartie mit der Heinrichsgrüner in Verbindung zu bringen, und sie 
eben als das tiefste Glied der Glimmerschiefergebilde auch im westlichen Gebiete 
anzusehen. 

Auch Reuss a. a. ©. hält diese Schichten für die ältesten und möchte sie 
mit einem Gmeis des nahen Fichtelgebirges in Verbindung bringen. Dazu lässt 
sich nun bemerken, dass diese Gneisglimmerschiefer allerdings das Ausgehende 
einer grösseren Ablagerung sind, diese jedoch liegen gleichwohl im Erzgebirge in 
der Gegend von Joachimsthal an den Südabhängen des Sonnenwirbels, von wo 
sie über Oberbrand bis an den Granit des Wolfsberges herantreten, so dass die 
Heinrichsgrüner Partie als Fortsetzung gedacht werden kann. 

Übrigens habe ich in der kön. bair. geol. Sammlung in der That Gesteine 
aus dem Fichtelgebirge gesehen, welche Gümbel als Phyllitgneis bezeichnet, die 
‚den beregten Gesteinen vollständig gleichen, und es wohl wahrscheinlich machen, 
dass die Ablagerungen aus dem Erzgebirge bis hinüber ins Fichtelgebirge reichen. 


138 


4. Das Phyllitgebirge. 


Zwischen dem eigentlichen Glimmerschiefer- und dem Urthonschiefer-Gebiet 
liest eine ziemlich gleich breit bleibende Zone von Gesteinen, welche zum Theil 
den zweifelhaften Charakter der Phyllite besitzen, zum Theil Quarz- und Fleck- 
schiefer sind, die in einem weiten nach Nordwesten offenen Bogen sich zwischen 
die obengenannten Schiefer und den Granit einlagern und in letzteren eine weite 
Zunge ostwärts hineinschieben. Die Bestimmung der Grenze dieser Zone ist 
natürlich kaum anders als nach der individuellen Auffassung des Begriffes der 
Gesteine gezogen, und wird etwa nur gegen die Urthonschiefer etwas schärfer 
markirt, aber es herrscht einmal in der ganzen Zone ein fortwährendes Übergehen 
des einen Gesteines in das andere, und daher ist auch wohl nach dorthin die 
Grenze auf individueller Anschauung gegründet. Am westlichen Abfall des Leibitsch- 
rang bemerkt man die Veränderung der Glimmerschiefer in Phyllite zwischen 
Zweifelsreuth und Ullersgrün, und man kann die Grenze etwas vor dem letzt- 
genannten Dorfe annehmen. Hier quer am Südabhang des Vogelherdberges nördlich 
von Ebmeth hinüber führt sie in den Leibitschgrund etwa in der Mitte zwischen der 
Glashütte und dem Hegerhaus, von da nordöstlich am südlichen Abhang des Hoch- 
hauberges westlich und nördlich um Prünles hinab ins Zwodtathal, wo man die 
Grenze etwas südlich von der Mündung des Rothauthales setzen kann, sodann am 
rechten Gehänge des Rothau-Baches nordöstlich weiter bis an den Granit vor 
Unter-Rothau, von wo aus die Grenze sodann längs des Granites in einem östlich 
weit offenen Bogen über Pechbach und Glasberg bis herab ins Silberbachthal bei 
der Graslitzer Spinnfabrik unter dem Hausbere, sodann am rechten Ufer des 
Silberbaches im Hausberg und Eibenberg recht Nord verläuft, dann bei den ersten 
Häusern von Silberbach plötzlich recht Ost umbiegt, und an den nördlichen Ab- 
hängen des Mückenbühlberges in einer einmal scharf gegen Süden gezackten 
Linie gegen Schieferhütten zieht, von wo sie am westlichen Gehänge des Hartels- 
berges und Spitzenberges eben so plötzlich wieder West umbiegt, und über den 
Eselsberg nach Ober-Silberbach und über das Dorf Aschberg in nordwestlicher 
Richtung die Landesgrenze erreicht. 

Nehmen wir als giltig für die Grenzbestimmung jenen Zustand des Gesteines 
an, wo die krystallinische Ausbildung der Schiefer nur mehr durch einen starken, 
etwas metallartigen Seidenglanz noch zu erkennen ist, wo selbst einzelne glimmer- 
artige Partien aus der Schieferfläche geschwunden sind, kein Granat mehr auftritt 
und die lineare Fältelung auf der Schieferfläche in feinen Wellenfurchen und 
Streifen auftritt; so erreichen die Schiefer auf der westlichen Grenze des Gebietes 
bei Schönbach ihre Grenze. Im Leibitschgrund zeigen erst die Felsen bei der 
Einmündung des Frankenhammerer Baches diesen Charakter. Auf die bis zur 
Glashütte im Leibitschgrund ziemlich gleichbleibenden Glimmerschiefer folgen lichte, 
weissliche, dünnschiefrige Thonglimmerschiefer, wie sie in der Umgegend von 
Graslitz anstehen, bis ihnen an oben genannten Orten graue, starkglänzende Thon- 
glimmerschiefer folgen, welche wenige Spuren von Glimmerbildung zeigen, wellig 
gebogen und dünnschiefrig sind und flache Quarzlinschen enthalten. Diesen 


139 


Charakter haben die Schiefer bis nach Absroth, wo ihnen dann die Urthonschiefer 
etwa zwischen dem Dorfe und der Rebmühle folgen. 

Über den Hochhauberg nach Frankenhammer gewahrt man dieselben Ver- 
hältnisse. Im Zwodtathal fangen die Glimmerschiefer an nördlich von Lindhammerer 
Tunnel einen mehr phyllitartigen Charakter anzunehmen. Bei Annathal erscheinen 
eigenthümliche, gneisartige grüne Serieit-Phyllite, dann haben die Phyllite rechts und 
links der Zwodta bis unter Graslitz einen ganz eintönigen gleichbleibenden Charakter, 
der nur einigemale darin ändert, dass sich quarzreichere Partien einlagern. Im 
Wesentlichen stimmen die Gesteine mit jenen aus dem Leibitschgrunde überein. 
Westwärts vom Zwodtathal bleiben die Schiefer ebenfalls ganz monoton bis ins 
Frankenhammer-Konstadter Thal. Hier treten an der Strasse durch einige kleine 
Brüche aufgeschlossen jene eigenthümlich geflammten kleinschuppigen Schiefer auf, 
welche ich als Konstädter Schiefer bezeichnete (p. 59). Sie scheinen hier die Grenze 
gegen die Urthonschiefer zu markiren, am rechten -Gehänge des Thales folgen diese 
Gesteine nach oben hin und ziehen sich dann nördlich von Sponirlberg wie es 
scheint zur Schönauer Kirche hin. An den Abhängen des Glasberges beginnen sich 
nun in der Nähe des Granites Fleckschiefer zu zeigen. Die kleinen Felsen-Partien 
des Gesteinig bei der Skt. Adalbertskapelle, und unter Glasberg bestehen aus 
Quarzfleckschiefern, welche jedoch am rechten Gehänge des Graslitzer Thales nicht 
vorkommen, und offenbar auch die Fleck- und Knotenschiefer, welche den Hausberg 
und den östlichen Abfall des Eibenberges bilden, unterteufen. Die den Graniten 
eingelagerte Schieferzunge zwischen Silberbach und Schieferhütten besteht aus 
Knotenschiefern, welche zuweilen sehr lebhaft an Glimmerschiefer erinnern, da 
ganze Partien von Glimmer darinnen ausgebildet sind. 

Gesen Westen ist die Fleckschiefer-Zone durch die Abdachung des Haus- 
berges begrenzt, das Gestein fällt unter die Phyllite des mit diesem parallel strei- 
chenden Grünberges. Sie scheinen nicht plötzlich, sondern allgemach abzunehmen. 
Hierauf folgen sodann Quarzschiefer, welche von Schwaderbach bis über die Landes- 
grenze, und östlich an den Gehängen des Aschberges bis Silberbach zu verfolgen 
sind. In ihrer Berührung mit dem Granit treten eigenthümliche gneisartige Bildungen 
hervor, welche sich an der Gesteinsgrenze von Obersilberbach bis an die Landesgrenze 
verfolgen lassen. Ihnen folgen dann wieder conform gelagerte Thonglimmerschiefer. 
Auf dem rechten Gehänge des Zwodtathales sieht man gleichfalls unmittelbar 
hinter dem Friedhof von Graslitz Quarzschiefer anstehen, welche nur noch sehr 
wenig an die Fleckschiefer erinnern. In ihrem nördlichen Streichen dürften sie 
mit denen von Schwaderbach zusammenhängen, obwohl sie weiter nordwärts von 
Graslitz verschwinden und von den Thonglimmerschiefern des Falkenberges über- 
lagert werden. : 

Die sächsische geologische Karte zeichnet die Urthonschiefergrenze un- 
mittelbar im Westen von Graslitz, und zieht bereits den Grünberg mit in das 
Gebiet. Ich glaube jedoch die Grenze weiter nach Westen rücken zu müssen. Auf 
die Phyllite folgen weiter westwärts nochmals Quarzschiefer wenigstens in Trümmern, 
welche die Hohensteinkuppe westlich von Graslitz bilden, dann Quarzlinsen führende 
Thonglimmerschiefer bei der „Schmiedte“, und erst von Ruhstatt folgen Schiefer, 
welche man meiner Meinung nach als Urthonschiefer bezeichnen kann. Aber selbst 


140 


nördlich von dem kleinen Depöt von Hohensteinschiefern, welches sich hier findet, 
treten Thonglimmerschiefer jene unterteufend auf, die noch ganz und gar den 
Charakter der Graslitzer Schiefer haben, anderseits auch an die Konstädter Schiefer 
gemahnen, so dass wir erst auf diesem Punkte etwa die Grenze gegen die Urthon- 
schiefer hätten. Was von hier aus westwärts und nordwärts liegt, ist Urthonschiefer. 

Hiemit hätten wir auch die nördliche Grenzlinie der Zone bestimmt. Sie 
tritt zwischen Aschberg und dem Zwodtathal nach Sachsen aus. Von hier verläuft 
sie von Markhausen über den Falkenberg nach Ruhstatt, dann über den Schönauer 
Berg zur Schönauer Kirche, dann ins Konstadt-Frankenhammerer Thal nördlich vom 
Sponirlberg und dann West nach Absroth und Schönbach. 


Die Lagerung der Schichten ist eine dem Glimmerschiefer ganz conforme, 
so weit sie mit diesem zusammengelagert ist, dann aber am Granit schmiegen die 
Schichten sich an diesen an, so dass dieselben einen nach Nordwesten offenen 
Bogen bilden. Bei Ullersgrün, Ebmeth und im Leibitschgrund finden wir ein con- 
stantes Streichen in Stund 6—7, im Annathaler Bahnhof haben sie Stund 4—5, 
im Zwodtathal weiter nördlich Stund 3—4, am Bahnkörper unter Graslitz, am 
Schönauerberg Stund 2—3, endlich an der Strasse bei Pechbach Stund 22—23. 
Am Gesteinig im Hausberge und Eibenberg Stund 23—24. 

Auf einer zweiten Linie zeigen die Schiefer in einem Steinbruch östlich 
zwischen Schönbach und Absroth ein Streichen in Stund 6—7, bei der Spinnerei 
in Leibitschgrund, dann bei der Strassenbiegung daselbst ein Streichen in 6—7. 
Bei Absroth auf dem Wege zur Rebmühle Stunde 8, zwischen Frankenhammer 
und Konstadt Stund 3—4, auf dem Wege von Schönau nach Graslitz oberhalb 
der Fabrik 2—3, in Graslitz am alten Stollen bei Nr. ©. 244. 24—1. Hinter dem 
Gottesacker von Graslitz Streichen 2—3, nördlich von Ruhstatt Stund 21—22, 
am Falkenberg bei Graslitz Stund 1—2. 


Die Fallrichtung ist anfangs Nord und wendet sich dann dem Streichen 
entsprechend westlich. Die Schichten sind zwischen 40—50° geneigt. 


Abweichend hievon verhält sich die in den Granit zwischen dem Asch- 
und Mückenbühlberg eingeklemmte Schieferpartie, welche bei einem östlichen 
Streichen Nord einfällt und sich gegen den dort vorliegenden Granit stemmt. Es 
gewinnt hiebei das Ansehen, als ob diese Schieferpartie auf die südliche Granit- 
masse hinauf geschoben worden wäre, da zwischen den nächsten Partien der Phyllite 
kein Zusammenhang in der Lagerung besteht, sondern diese Fleckschieferzunge ist, 
wie Jokely treffend bemerkt, von den übrigen Schiefern losgerissen und von den 
Graniten in ihre gegenwärtige Lage gebracht worden. 


5. Urthonschiefergebiet. 


Der nun noch übrige Theil des Gebietes nördlich und westlich von der 
zuletzt gezogenen Grenzlinie der Phyllite wird vom Urthonschiefergebirge erfüllt. 
An der westlichen Gebietsgrenze, im Schönbacher Thal nördlich bis an die Wasser- 
scheide an der Landesgrenze kann man zunächst vielgewundene kurzschiefrige 
Urthonschiefer wahrnehmen, welche von Schönbach bis zu den Strassenhäusern 


141 


bleiben. Hier machen sich dann die von mir als Sericitschiefer bezeichneten stark- 
seidenglänzenden Schiefer und gewöhnliche graue Dachschiefer bemerkbar, welchen 
sodann quarzige, lichte, grünliche Schiefer folgen, die wohl die Sterilität des Tocken- 
srüner Waldes verursachen. Sie sind zwar nirgends aufgeschlossen, liegen aber überall 
umher. Weiter östlich von Schönbach hat man die gewöhnlichen Urthonschiefer 
zwischen Absroth und der Rebmühle, doch sind dieselben hier ebenflächiger als 
bei ersterer Stadt. Nördlich von der Rebmühle sind quarzreiche Serieitschiefer 
aufgeschlossen von einem eigenthümlichen feinsandigen Gefüge, dann folgen weichere 
ebenflächige Sericitschiefer sowohl im Waltersgrüner Thal am westlichen Gehänge 
des Leitenberges, als unter der Tockengrüner Flur. Beim Berghof sind Dachschiefer 
in einigen Brüchen aufgeschlossen, die einzelnen Schieferschichten liegen regel- 
mässig wie die Blätter eines Buches übereinander, sind durch senkrechte Klüfte 
abgetheilt, und wechseln in der Gesteinsfarbe, bald sind sie violett, bald blau grau, 
lichter oder dunkler gefärbt. Sie zeigen keinerlei Abweichung im Aussehen, man 
mag sie 10—12 Klafter höher oder tiefer aufnehmen. Im weiteren nördlichen Ver- 
folg unterteufen sie hier die später zu beschreibenden Hohensteingebilde, und 
treten dann nördlich hievon ausser Landes. An der westlichen Lehne des Lauter- 
bach- Schwarzenbacher Thales sieht man nirgends Aufschlüsse, doch verrathen sich 
allenthalben grüne starkglänzende Sericitschiefer. Dagegen sind deren auf dem 
östlichen Gehänge, am Schwang, westlich vom Stadlbauer durch Schieferbrüche ge- 
schaffen. Der tiefere Bruch führt Serieitschiefer, der darüber etwas nördlichere 
Dachschiefer. Letztere entsprechen im Aussehen ganz denen beim Berghof in 
Waltersgrün, sie sind blaugrau oder violett fein gefältelt, haben jedoch viele Quarz- 
knoten eingeschlossen. 

Weiter nördlich von Lauterbach ist sodann in einem kleinen Bruch der 
typische Lauterbacher Serieitschiefer aufgeschlossen, die stark seidenglänzenden, 
feingefaltelten, lichtgrünen, violetten oder buntgefleckten Schiefer lassen sich 
dann noch weiter im Thale gegen Ursprung hin verfolgen, gegen Westen jedoch 
folgen auf sie sodann die Kirchberger Dachschieferlager, welche zwischen Stein 
und Kirchberg an vielen Orten aufgeschlossen sind, am westlichen Abhange des 
Schwang gegen das Konstädter Thal sieht man keine Dachschiefer ausbeissen, sie 
scheinen demnach hier ihr Ende zu erreichen, unter ihnen folgen wieder gewöhnliche 
Urthonschiefer. Dagegen scheinen sie sich weiter nördlich etwa bis zur Schö- 
nauer Kirche zu verbreiten, wie auch auf der sächsischen Karte in dieser Gegend 
etwa eine weitere Verbreitung der Schiefer gegen Osten angenommen wird. 

Von Graslitz gegen Westen folgen erst westlich von Ruhstatt und Schön- 
werth, dann von Markhausen an der Landesgrenze an den westlichen Abhängen 
der Falkenberger Urthonschiefer, welche grau oder auch licht gefärbt erscheinen 
und überall viele Quarzknoten enthalten, die nach der Verwitterung übrig bleiben. 
In dem Thale, welches von Konstadt nach Ursprung zu streicht, trifft man dann 
quarzige und grüne Serieitschiefer an, ein weiterer nördlicher Verfolg aller wird 
durch die Unzugänglichkeit der Gegend abgeschnitten. Zwischen Markhausen und 
Ursprung in der Umgebung des Nebelberges sieht man nur den normalen Urthon- 
schiefer, mit seinen quarzigen Zwischenlagen, erst westlich von Ursprung folgen 
dann wieder Dachschiefer, welche hie und da in kleinen Brüchen blosgelegt sind. 


142 


Man sieht aus dieser Darstellung, dass das Gebiet aus drei sich constant 
folgenden Schieferzonen besteht, zu unterst aus kurzschiefrigem welligen Urthon- 
schiefer in welchen unmittelbar der Phyllit übergeht, dann quarzige und weiche 
Sericitschiefer und endlich die Kirchberger Dachschiefer, welche die Mitte des 
Gebietes einnehmen. 

Das Streichen der Schichten ist analog den vorher geschilderten Verhält- 
nissen. Bei der Strasse nördlich von Schönbach streichen die Urthonschiefer Stund 
6—7, sie ändern dann auf eine kurze Strecke in NO, behalten aber dann ihr west- 
östliches Streichen bis in die Tockengrün bei. Am Wege zur Rebmühle, dann im 
Steinbruch nördlich davon streichen die Schiefer Stund 2—3, ebenso am Wege 
bei Schwarzenbach. Im Schieferbruch nördlich von Lauterbach Stund 4—5. In den 
Brüchen beim Stadlbauerhof 4—6, bei Ruhstatt 2—3, nördlich 8—9, endlich bei 
Markhausen in dem der Landesgrenze parallelen Thal Stund 7—8. Im Dachschiefer- 
bruch beim Berghof südlich vom Hohen Stein Stund 3—4, im Schieferbruch von 
Kirchberg 7—8. 

Das Einfallen der Schiefer ist im Westen nördlich, gegen Osten wird es 
mehr und mehr westlich, endlich nimmt die Fallrichtung im Nord-Westen von 
Graslitz an der Grenze bei Markhausen eine südwestliche Richtung an. Der Fall- 
winkel ist bei weitem kleiner als bei den älteren Schiefern. Er beträgt in den 
Brüchen am Berghof 25°, in den Brüchen bei Kirchberg 12" und selbst noch weniger, 
bei Ruhstatt. 15—20°., 

Aus den Lagerungsverhältnissen der Schiefer geht hervor, dass dieselben 
den westlichen und z. Thl. südlichen Flügel einer Mulde bilden, welche sich nach 
Norden ausdehnt. Der Gegenflügel hiezu findet sich unmittelbar gegenüber am 
nördlichen Abfall des östlichen Ausläufers des Fichtelgebirges, wo man vom Granit 
des Kapellenberges eine Glimmerschiefer- und aus dieser eine Phyllit- und Thon- 
glimmerschieferzone erreicht. Erstere ist im Westen durch die jüngeren Gebilde 
bei Fleissen plötzlich abgeschnitten, kann aber, wie dies Reuss und Jokely (a. a. O.) 
erkannten, im Zusammenhang mit den Glimmerschiefern des Erzgebirges gedacht 
werden. Die Thonglimmerschiefer von Schönbach stehen jedoch im Westen und 
Norden in ununterbrochenem Zusammenhang mit der im Voigtland weit ausgebrei- 
teten Formation, von welcher in oben gedachter Mulde eine verhältnissmässig 
schmale Bucht zwischen dem Granit des Fichtelgebirges und Erzgebirges hindurch 
tritt, die offenbar auch ehedem im Zusammenhange stand mit den zwischen dem 
südlichen Flügel des Erzgebirges, dem Fichtelgebirge und Böhmerwald ausgebrei- 
teten Glimmerschiefer und Phyllitgebiete. 


6. Die Schiefer vom Hohen Stein und von Ruhstatt. 


Eine nach Form und Lagerung von den Phylliten und Urthonschiefern 
wesentlich verschiedene Bildung sind die im westlichen Schiefergebiete nördlich 
von Schönbach am Hohen Stein bei Kirchberg und westlich von Graslitz bei Ruh- 
statt auftretenden Ablagerungen, welche ich im petrographischen Theile dieser 
Arbeit (p. 74) mit dem Namen „Hohensteinschiefer“ belegte. 

Die weit hin sichtbare durch ihre Formen auffällige Schiefer-Ablagerung, 
welche den Hohen Stein bei Kirchberg bildet, nimmt einen verhältnissmässig kleinen 


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145 
Raum ein, welchen man nach Quadratmetern bestimmen kann, ist aber der 
grössere Depot. Ummittelbar an der Landesgrenze gelegen kehrt es gegen Osten 
seine Steilseite, und fällt westwärts ab. Die Steilseite des Hohen Steines bietet 
einen sehr malerischen Anblick dar. Über den kahlen Dachschieferrücken ragt sie 
in einer Höhe von 800 Meter wie die vielzinnige Ruine eines gewaltigen Schloss- 
baues aus niedrigem Wald. Die einzelnen Pfeiler und Zinnen haben nach ihren 
nachahmenden Gestalten von den Umwohnern besondere Namen erhalten, so der 
Pferdekopf, der Commandant u. s. w. In der Nähe erscheinen dieselben als Erosions- 
formen, gebildet und unterstützt durch senkrechte das Gestein durchsetzende Klüfte, 
und bedingt durch den im Schiefer reichlich vorhandenen Quarz. Die freistehenden 
wohl 4—5 Meter hohen Säulen mit einer sehr geringen Bodenfläche zeigen ein sehr 
eigenthümliches Verhältniss in der Lagerung des reichlich vorhandenen Quarzes. 
Während nämlich die Schieferung der Säulen der Lagerung conform nach Westen, 
geneist erscheint, sind die Quarzlagen östlich geneigt. Man möchte hierin die 
Ursache der Erhaltung dieser Gebilde. erkennen, da überall anders auf dem 
westlichen Abhang das Gestein in unzählige Stücke und Blöcke zerfallen ist. 

Die Schiefer zeigen ein Streichen in Nord St. 24. und ein Fallen in West 
Stund 18 mit 10°. Die Klüftung und Lösung ruft übrigens Schwankungen von 
3—4 St. hervor. Vorstehende Orientirung bezieht sich auf den Commandantenfelsen. 

Ich schätze die Mächtigkeit der Ablagerung auf etwa 12—15 Meter an 
ihrer östlichen Steile. 

Die Schiefer sind keinesfalls gleich, sondern sind in den liegendsten 
Schichten entschieden krystallinischer als in den hangendsten, wie man an vielen 
auf der Südseite gelegenen grossen Blöcken, welche offenbar aus der Grundlage 
stammen, erkennen kann. 

Das zweite Depot befindet sich etwas nördlich von den vorderen Ruhstätter 
Häusern, es ist viel kleiner als der Hohe Stein, zeigt keine Zinnen und Säulen, 
kehrt aber auch seine Steilseite gegen Osten, und ist durch senkrechte Klüfte 
getheilt. Seine gleichfalls westwärts geneigten Schichten erscheinen in der Mitte 
schwach gewölbt, und besitzen bei einem nördlichen Streichen ein Fallen in Stund 
16—17 West 20°. 

Das Gestein stimmt namentlich mit dem aus den unteren Partien des 
Hohen Steins überein. 

Ausser den genannten Lagerstätten ist der Hohenstein-Schiefer weit in 
losen Blöcken verstreut. Abgesehen von Findlingen, die im Leibitschgrund bis 
zur Hammermühle, im Zwodtathal bis Hainbach gelangten, findet man das Gestein 
auf der Höhe über dem Berghof nördlich von Waltersgrün, auf dem Knockberg 
und über den Schwang herüber bis Schönau ja man findet sogar zahlreiche 
Blöcke bei den westlichsten Häusern von Graslitz, und den Schiefer selbst 
vor Ruhstatt schon vom Wirthshause „zur Sommerlust“* an. Nordwärts von 
Ruhstatt kann man ihn um den Nebelberg und bis an die Landesgrenze bei 
Markhausen, und gewiss auch weiter nördlich verfolgen. Dagegen scheint er west- 
wärts gegen Eubabrunn und Werlsgrün in Sachsen nicht mehr vorzukommen. 
Man sieht hieraus, dass das Gestein immerhin einen verhältnissmässig weiten Ver- 
breitungsbezirk besitzt. 


144 


Jokely hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Hohensteinschiefer 
gegen die sie unterteufenden Dachschiefer eine merkbare Discordanz der Lagerung 
zeigen. (Man vergleiche die gefundenen Verhältnisse im Dachschieferbruch beim 
Berghof und die von Ruhstatt). Da sich aber in unmittelbarer Nähe nirgends 
Aufschlüsse ergeben, welche das Verhalten der auf- und unterlagernden Gesteine 
erkennen liessen, und da immerhin eine gewisse gemeinsame westliche Neigung 
vorhanden ist, so wäre hierauf vielleicht weniger Gewicht zu legen, wohl aber 
mehr darauf, dass die Hohensteinschiefer in ihrer Ausdehnung von Kirchberg bis 
Graslitz resp. Ruhstatt Schiefer von entschieden verschiedenem Alter überlagert 
haben. Aus diesem Verhalten, sowie aus der sich zeigenden Discordanz ergibt 
sich nun offenbar eine bemerkenswerthe Altersdifferenz. 

Über das Alter der Schiefer selbst lässt sich kaum ein sicherer Schluss 
. ziehen. In der sächsischen älteren Karte sind diese Gebilde einfach als Quarz- 
schiefer verzeichnet. Jokely bezeichnet sie als Pribramer Schiefer, und bemerkt: 
„Petrographisch gleicht der Schiefer vollkommen manchem quarzigen Grauwacken- 
schiefer, und auch die Lagerungsverhältnisse machen es sehr wahrscheinlich, dass 
er nur diesem Gebilde gehört.“ 

Von besonderem Interesse war es mir gelegentlich eines Besuches im 
kön. bair. geolog. Museum, dunkle schwarze Gesteine aus dem Fichtelgebirge von 
Lichtenberg, Schönbrunn und Albersreuth zu finden, welche, wie ich schon vorn 
hervorgehoben habe, den Hohensteinschiefern petrographisch ganz gleich sind, und 
denen Gümbel ein untersilurisches Alter zuschreibt. 

Da keinerlei Petrefacten über das Alter einen Aufschluss geben, sondern 
nur die Gesteinsähnlichkeit allein in die Wagschale fällt, so können wohl beide 
Geologen Recht haben. Ich stimme Jokely zu, dass die Hohensteinschiefer den 
Pribramer Schiefern sehr ähnlich sind, möchte aber aus den bemerkenswerthen 
halbkrystallinischen Ausbildung, wie sie die Pribramer Schiefer nicht besitzen, den 
den Beweis noch höheren Alters erkennen. Ganz entschieden älteren Gepräges 
sind sie aber jedenfalls als die böhmischen ‚silurischen Grauwackenschiefer aus 
Dd,, Dd,, Dd,. Insoferne könnte ich für die Hohensteinschiefer mit Gümbel 
nicht übereinstimmen. Da er aber möglicherweise seine Silurschichten nach unten 
weiter ausdehnt, und analog den österreichischen Geologen auch Barrandes B 
und C' noch umfasst, so würden unter solchen Umständen auch mit der Auffassung 
Gümbels keine Differenz bestehen. 

Sonach dürften wir in den Hohensteinschiefern eine Bildung der Cambri- 
schen Formation sehen, welche, wie die Übereinstimmung mit Fichtelgebirgs- 
gesteinen erweiset, einst den Zusammenhang herstellte zwischen den cambrischen 
Ablagerungen von Mittelböhmen und mit jenen gleichartigen ausserhalb des her- 
eynischen Massives in Mittel-Europa. Gegenwärtig ist freilich der Zusammenhang 
allerorts gelöst, immerhin aber ist diese Spur eines ehemaligen Canales, der 
möglicherweise noch jüngere jetzt verschwundene Gebilde aufzuweisen hatte, eine 
sehr interessante, weil hiedurch denn doch eine Richtung angedeutet wird, in welcher 
der alte Meeresarm in Mittelböhmen mit dem ausserherceynischen zusammenhing. 

Einige Aufmerksamkeit muss man auch der entschiedenen westlichen 
Neigung der Schichten widmen, sie entspricht der allgemeinen Schichten-Neigung 


145 


auch der älteren Gebilde, muss also auf dieselbe Ursächlichkeit zurückgeführt 
werden. ‘Zwingen uns nun die Verhältnisse im Granit jenes Ursächliche zu sehen, 
welches im Allgemeinen diese Schichten-Neigung hervorgebracht hat, so liegt uns 
anderseits der Schluss nahe, dass selbst die durchbrechenden Granite jünger sein 
müssen als die cambrischen Schiefer. Diese Folgerung hat nichts befremdliches, 
wenn wir uns erinnern, dass Andrian (Jahrb. geol. R. A. a. a. O.) auch die 
Granite von Mittelböhmen zum Theil jünger als die cambrischen Schiefer in 
ihrer Nähe fand. 


7. Eruptivgesteine der westlichen Schieferhülle. 


Das Auftreten von Eruptivgesteinen ist in der westlichen Schieferhülle 
verhältnissmässig geringfügiger als in der östlichen, dennoch finden sich ver- 
schiedene derselben vor. 

Als die ältesten derselben haben wir wohl die Lagergänge zu bezeichnen, 
welche der Epidiorit in den Phylliten bei Graslitz bildet. Bereits in der älteren 
sächsischen Karte ist das Vorkommen dieser Gesteine angedeutet, und Jokely er- 
wähnt a. a. O. das Auftreten derselben in Blöcken bei Schönau und Konstadt. 

In letzterem Orte liegt der Epidiorit in zahlreichen Blöcken an der Strasse 
nach Frankenhammer zu, man findet das Gestein jedoch auch anstehend, und zwar 
an einer durch einige Waldbäume markirten Stelle am linken Thalgehänge hinter 
dem Hause Nro. C. 12. Der etwa drei Meter mächtige Lagergang fällt und 
streicht den ihn begleitenden Schiefern conform,. lässt sich aber nicht weit ver- 
folgen. Westlich vom Graslitzer Friedhof, wo dieses Gestein früher nur in einigen 
grossen Blöcken an der Strasse unter dem Hohenstein vorkam, ist dasselbe nun 
in einem kleinen Steinbruch blosgelegt, es bildet eine 15 Meter mächtige, Stund 
20—21 W. einfallende Einlagerung in Quarzschiefern. Im Dorfe Schönau an der 
Strasse beim Hause Nro. ©. 34 und weiter gegen die Mitte des Ortes finden sich 
zahlreiche Blöcke von Diorit, nicht minder auf dem Fusswege von Schönau nach 
Graslitz auf dem Abhange des Schönauer Berges gegen das Zwodtathal zahlreiche 
Blöcke dieses Gesteines. 

Der Granit erscheint ebenfalls als untergeordnetes Eruptivgestein in der 
kleinen Kuppe, welche am Ausgehenden des Leibitschgrundes bei Berg auftritt, 
und welche wohl mit Recht als ein östlich vorgeschobener Ausläufer des Fichtel- 
gebirggranites vom Kapellenberg bei Schönberg zu betrachten ist. Jokely vermuthet 
eine noch weitere unterirdische Erstreckung dieses Gesteines gegen Westen und 
glaubt darin die Ursache der am südlichen Ende des Glimmerschiefergebirges 
auftretenden Falte zu sehen. 

Hierher ist dann auch das wenig aufgeschlossene Gestein zu rechnen, 
welches an der Strassenbeuge vor Bleistadt eine Einlagerung im Glimmerschiefer 
bildet. In der sächsischen Karte erscheint es als Gneis eingetragen, während es 
auf der österreichischen Karte ‚fehlt, obwohl es von Jokely a. a. O. als „Gmeis- 
glimmerschiefer* erwähnt wird. Nach dieser Bezeichnung vermuthe ich, dass es 
Jokely nicht gesehen hat, denn es entspricht, wie die pag. 21 gegebene Beschrei- 
bung ergibt, nichts weniger als dieser Bezeichnung. 

10 


146 


Ich selbst fand das sehr versteckte Gestein erst nach beharrlichem Suchen, 
nachdem es gegenwärtig auch nicht durch den Eisenbahnbau im Zwodtathal aufge- 
schlossen ist. Leider gewährt die ganz und gar überwachsene und bebaute Stelle 
keinen anderen Einblick in die Lagerung, als dass man gewahr wird, dass das 
fragliche Gestein in einer Mächtigkeit von einigen Metern dem Glimmerschiefer 
eingelagert sei. Über die Verbreitung desselben, ob es wirklich, wie man nach der 
sächsischen Karte annehmen sollte, eine Art Stock oder Kuppe bildet, ist nicht 
zu entscheiden; am ehesten würde es vielleicht als Lagergang zu bezeichnen sein. 

Granitporphyr tritt nördlich von Graslitz im Grünberge auf. Auf dem 
Wege von Graslitz nach Schwaderbach fallen die zahlreichen Blöcke auf, welche 
man in dem Thale zwischen dem Haus- und Eibenberge und dem Grünberge bis 
zur Meindl’schen Fabrik findet, welche man für den ersten Blick für Porphyrgranit 
halten möchte, die aber fast durchwegs namentlich weiter thaleinwärts aus Granit- 
porphyr bestehen. Das Gestein steht am Grünberge einige Hundert Schritte .weiter 
nördlich in einem durch einen Steinbruch aufgeschlossenen, 56 Mtr. mächtigen 
Gang an, welcher nicht zu Tage ausstreicht. Etwa 100 Schritte davon nordwärts 
sieht man jedoch durch zahlreiche Blöcke markirt einen zweiten Gang dem ersten 
parallel in OW. streichen. Beide Gänge setzen im Fleckschiefer auf, eigen- 
thümlicherweise hat sich jedoch an der gegenüberliegenden Gehängen des Thales 
keine Spur der Gangfortsetzung gezeigt, ebenso wenig wie eine genaue Unter- 
suchung der Abhänge des Eiben- und Hausberges am Contaet mit dem Granit im 
Silberbacher Thale eine Spur von einem etwaigen Zusammenhang mit diesem Gestein 
gezeigt hat. Dagegen tritt hart an der Landesgrenze etwa nördlich vom Mark- 
hausener Försterhaus im Walde ein Gestein auf, welches Jokely als Porphyr be- 
zeichnete, das ich aber trotz seiner weit vorgeschrittenen Verwitterung als identisch 
mit dem Grünberger Gestein erkenne. Dasselbe wäre das Ausgehende eines in 
Sachsen weit ostwestlich streichenden Ganges, dessen Fortsetzung nach der Angabe 
der sächsischen Karte ungefähr in das Streichen der Grünberger Gänge fällt, so 
dass angenommen werden kann, dass dieselben oder einer von ihnen mit Unter- 
brechung auf eine sehr bemerkenswerthe Strecke fortsetzt. 

Obwohl oben bemerkt wurde, dass ein sichtbarer Zusammenhang zwischen 
dem Granitporphyr und dem Granit nicht bestehe, existirt für mich doch kein 
Zweifel, dass das erstere Gestein eine in Folge der Gangbildung' veränderte Form 
des Granites sei, nachdem die mikroskopische Untersuchung (pag. 37) die Über- 
einstimmung der Gemengtheile klar darthut. Es ist hiedurch um so deutlicher 
dargethan, dass der Granit u. z. auch der Gebirgsgranit jünger sei als die ihn 
begleitenden Schiefer bis in die Urthonschiefer herauf, nachdem er bis in dieses 
Gestein gangartig fortsetzt. 

Der Quarzporphyr tritt in der Gegend von Bleistadt gangförmig auf. 
Unmittelbar hinter den letzten Häusern der oberen Stadt sieht man einen mächtigen 
Gang an dem Thalgehänge herab ziehen, auf dem gegenüber liegenden Ufer setzt 
derselbe wieder fort, bildet hier einen kahlen, leicht bemerkbaren Felsenvorsprung 
von etwa 6 Meter Mächtigkeit, und streicht in OW fast saiger stehend. Im Streichen 
gegen West lässt er sich ein Stück oberhalb Bleistadt, gegen Osten bis über Silbers- 
grün gegen Altengrün verfolgen, auf dem Silbersgrüner Berg bis an den Heinrichs- 


r 


147 


grün-Altengrüner Weg liegt er in unzähligen Blöcken verstreut. Aus losen Blöcken, 
welche zwischen Liebenau und Pichelberg angetroffen wurden, schloss Jokely auf 
einen südlichen, dem ersteren parallelen Gang, den ich jedoch nicht kennen lernte. 

Auch der Nephelinbasalt hat ein nur sehr untergeordnetes Auftreten in 
diesem Gebiete. Bei Unter-Rothau bildet er hart an der Granitgrenze die Kuppe des 
Flötzberges, welche in nord-südlicher Linie verlängert nach Westen steil abfällt. Im 
Norden in schöne Säulen abgesondert zeigt der südliche Abfall das Gestein kugelig 
und die einzelnem Sphaeroide durch gemeinsame Schalen zusammengehalten, wie 
diese gleichfalis Jokely beschrieben und abgebildet hat. 

Eine weitere kleine Kuppe ist der Kleehübl südsüdöstlich von Graslitz, 
dessen zum Theil mandelsteinartiges Gestein, so wie sein Auftreten in undeutlichen 
Säulen bereits von Jokely eingehender beschrieben wird. 

Ausserdem bildet der Basalt noch Gänge u. z. im Glimmerschiefer nördlich 
vom Bahnhof in Dasnitz, wo ein saigerer etwa vier Meter mächtiger Gang an- 
steht, welcher sich nach oben in ein paar mehr tonnlägige Trümer zerwirft, welche, 
wie es scheint im Schiefer auskeilen. Der durchsetzende Basalt beeinflusst weder 
im Hangenden noch im Liegenden das Fallen und Streichen des Nebengesteines, ver- 
ändert dieses auch nicht, und hat davon auch keine Einschlüsse. Er dürfte mit der 
etwas nordöstlich liegenden kleinen Kuppe bei Kloben im Zusammenhange stehen. 

Als nördlichstes und zugleich westlichstes Auftreten dieses Gesteines ist 
endlich der Basaltgang zu verzeichnen, welcher im Walde bei der Schönauer 
Schmiede südwestlich von Graslitz in einer Mächtigkeit von etwa 2'S Meter und 
einem Streichen in Stund 2—3 im Thonglimmerschiefer aufsetzt. Der bisherige 
Aufschluss des Gesteines ist sehr unvollkommen, man sieht nur rundliche Blöcke 
zu Tage ausgehen, und kurze säulenförmige Stücke des stark zerklüfteten Gesteines 
durch einige kleine Brüche blosgelest. 


8. Verhalten der Schiefer zum Granit. 


Wir haben aus der vorhergehenden Darstellung des Schichtenbaues des 
westlichen Schiefergebirges ersehen, dass die auf der grössten Strecke nördlich 
einfallenden Schichten sich gegen Osten allmählig im Streichen und Fallen ändern, 
je mehr sie sich dem Granit nähern, und endlich mit diesem parallel verlaufend 
von ihm abfallen. Es wird hiedurch eben jene muldenförmige Schichtenstellung 
hervorgerufen, deren Gegenflügel dem Fichtelgebirge bereits angehört, und wir 
können von den Schiefern des Erzgebirges sagen, dass sie sich längs der Granit- 
grenze an diesen anlehnen. 

Ziehen wir über den Granit hinüber eine Verbindunglinie, so trifft sie auch 
östlich von Granit wieder auf den Glimmerschiefer und den Phyllit, welche auch 
dort vom Granit entfernt ein vorherrschend nördliches Einfallen haben, während in 
dessen Höhe die Ränder dem Granit parallel verlaufen. Es geht hieraus hervor, 
dass die veränderte Streichens- und Einfallsrichtung längs dem Granite dem letzteren 
Gesteine u. z. dessen gewaltsamen Empordringen zuzuschreiben sei, wodurch nach 
Osten hin der Zusammenhang gesprengt und der Bruchrrand der Schichten durch 
2 veränderte Streichen angedeutet wird. 

Ei 10* 


148 


Hiedurch ergibt sich unzweifelhaft weiter, das der Granit offenbar erst nach 
der Ablagerung der krystallinischen Schiefer emporgedrungen ist, und zwar nicht 
etwa der jüngere Granit allein, sondern, wie oben aus dem gangartigen Auftreten 
vom Granitporphyr am Grünberg bei Graslitz dargethan wurde, selbst der 
Gebirgsgranit. 

Von Jokely wird auch die am südlichen Rande des Schiefergebirges be- 
merkbare Faltung einer Fortsetzung des bei Berg kuppenartig auftretenden Granites 
zugeschrieben. In der That habe ich ein bei Bleistadt auftretendes Granitgestein 
zu erwähnen gehabt, welches ziemlich weit gegen das Granitmassiv vorgeschoben 
wäre, Seine Annahme erscheint mir aber fraglich, da man nirgends eine Spur von 
Granit ausbeissen sieht, wo er sich verstrecken müsste, anderseits auch im östlichen 
Schiefergebiet, wie wir sehen werden, eine gleiche südwärts gerichtete Schichten- 
stellung am Rande des Schiefers bemerkbar ist, welche mir weit eher eine Folge 
der Hebung des Gebirges als die eines Granitdurchbruches zu sein scheint, da 
selbst die weit mächtigeren Granitkuppen der östlichen Schieferpartie die um- 
gebenden Schiefer auf eine weitere Strecke nicht im Streichen verändern konnten. 
Das jenseits der Eger im Süden aufsteigende Granitmassiv des Kaiserwaldes aber 
dürfte wohl als das Agens zu betrachten sein, welches das Schiefergebirge in seine 
nordwärts gerichtete Stellung gedrängt haben mag, und die dem Fgerthale parallele 
Faltung dürfte man wohl als eine Markirung der alten Bruchlinie auffassen, welche 
das Erzgebirge vom Kaiserwalde trennt, daher denn auch nur die Glimmerschiefer 
und nur am Kulmer Berge die südwärts fortsetzenden Phyllite an dieser Faltung 
theilnehmen. 


Ebensowenig, wie die mechanische Einwirkung des Granits auf die Schiefer 
sich der Beobachtung entzieht, thut dies die chemische oder metamorphosische. 
Ihr müssen wir wohl das Auftreten eigenthümlicher Gesteine in der unmittelbaren 
Nachbarschaft des Granites zuschreiben, obwohl wir ‘für die Erklärung derselben 
noch immer keine plausible Darstellung besitzen, und eben nur das Vorkommen 
in der Berührung mit dem Granit den Causalnexus zwischen beiden bildet. 

Längs der ganzen Westgränze des Granites treten jene eigenthümlichen 
getleckten und geknoteten Schiefer auf, welche ich im petrographischen Theile dieser 
Arbeit pag. 53, 56, 59, 65 eingehender beschrieben habe. Der Nachbarschaft des 
Granites wegen glaubt Jokely auch die Frauenreuther und Heinrichsgrüner Gneis- 
glimmerschiefer hieher rechnen zu dürfen, in ihnen kann ich aber keine Contactgebilde 
erkennen, da diese gneisartigen Gesteine im östlichen Schiefergebiet entfernt vom 
Granit in weit mächtigerer Weise entwickelt sind als hier, und weil das Vor- 
kommen von Feldspäthen in Schiefern auch anderwärts nicht |in Verbindung mit 
Eruptivgesteinen vorkömmt, daher wohl keine Ursachlichkeit hierin hat. 

Anders ist es mit den Phylliten, welche wir, je nachdem sie quarziger 
oder glimmeriger sind in Quarzfleckenschiefer, wie am Gesteinig bei Graslitz, oder 
in Flecken-, Graben- und Knotenschiefer, wie am Hausberge und am Eselsberge bei 
Silberbach und von da längs der Granitgrenze fort ausgebildet sehen. Nicht ge- 
läugnet soll übrigens auch das Vorkommen von wirklichen gneisartigen Gesteinen 
im Contact werden, wie die am gehörigen Orte näher beschriebenen vom Asch- 


149 


berge, welche denen aus den Schieferschollen der Lehnerstaude und denen aus 
dem Blasiusstollen vollkommen gleichen. 

Dass man diese an sich räthselhaften Bildungen wirklich auf den Einfluss 
des Granites zurückzuführen berechtigt ist, dafür spricht wohl der Umstand, dass 
sie nur in einer schmalen, den Granit begleitenden Zone auftreten, welche in der 
Gegend von Graslitz nicht an das rechte Ufer der Zwodta reicht. Welcher Art 
der Einfluss jedoch war, welcher sie hervorrief, dies näher zu erörtern bin ich zu 
wenig Chemiker, und mag die Welt nicht mit einer Hypothese beglücken, welche 
eben so wenig wie jede andere überhaupt im Stande wäre, das dunkle Wesen 
des Gesteinsmetamorphismus aufzuklären. 


4. Capitel. 
Erzführung des westlichen Schiefergebirges. 


Wie die östlichen und nördlichen Partien des Erzgebirges ihre verschiedenen 
Erzlager aufzuweisen haben, so ist auch das westliche Ausgehende des Gebirges 
nicht ohne Erzgängen. Leider ist der in dieser Gegend einst schwunghaft betrie- 
bene Bergbau nunmehr gänzlich verfallen, und über die Gangverhältnisse ist kaum 
etwas Näheres zu erfahren. 

Dank dem Eifer Jokely’s, welcher zu einer Zeit hier arbeitete, wo das 
letzte Aufflackern des Bergbaues wenigstens an einigen Punkten noch bemerkbar 
war, sind über die hiesigen Verhältnisse ziemlich umfangreiche Daten gesammelt, 
und in seinem Aufnahmsbericht a. a. ©. mitgetheilt. Auf diesen Bericht sei hier 
hingewiesen, da ich selbst nicht mehr in die Lage kam, aus eigener Anschauung 
etwas näheres über die Gangverhältnisse von Schiefergebirge westlich vom Granit 
kennen zu lernen. 

Über die einst hier bestandenen Bergbaue möge in aller Kürze folgendes 
mitgetheilt werden: 

Ehedem bestanden hier Baue auf silberhaltigemBleiglanz und auf 
Kupfererze. Erstere wurden betrieben im Glimmerschiefergebiet bei Heinrichs- 
grün, Sibersgrün, in der Umgebung von Bleistadt, bei Hartenberg und Berg. 

Über die Gangverhältnisse von den ersteren beiden Orten gibt es keine 
sicheren Nachrichten mehr, da die Baue in längstvergangener Zeit eingegangen sind, 
sie sollen übrigens besonders silberreiche Erze geführt haben. 

Die Baue bei Bleistadt, welche vor längerer Zeit aus dem Besitz des 
Montanärares in den einer Privatgesellschaft übergingen, sind gegenwärtig auch 
ausser Betrieb, und werden demnächst in andere Hände übergehen. 

Die im Glimmerschiefer aufsetzenden Gänge sind zum Theil Mitternachts- 
gänge mit einem Streichen in Stund 11—1 und einem Fall von SO oder 60 Grad in 
Osten, oder einem Streichen in Stund 10—11 und einem Fallen von 50, 60 und SO Grad 
in Westen oder Nordosten, und einige Morgensänge mit einem Streichen in Stund 
6—7, Fallen 8S0—85 Grad in Nord. Die Mächtigkeit wechselt zwischen mehren 
Zoll und Klaftern. Die Gangausfüllung besteht in Quarz und Letten, darinnen der 


Eee 


150 


Bleiglanz in Begleitung von Zinkblende in mehr oder weniger regelmässigen Nestern- 


und Putzen vorkommt. (An einem Gangstück vom Ignazgang in der Joachimsthaler 
Bergamtssammlungsieht man übrigens folgende mehr regelmässige Vertheilung: 
Quarz, Bleiglanz, Quarz, Bleiglanz, Quarz. Der Bleiglanz löst sich in einzelne 
Putzen ab.) Das Erz ist gewöhnlich derb. Die von Bleistadt bekannten Bleisalze, 
Cerussit und Pyromorphit sind Bildungen der oberen Teufen, und wurden seit sehr 
langer Zeit nicht mehr angefahren. 

Die bei Hartenberg im Umtrieb gewesene Peterszeche baute auf einigen 
Nord streichenden Gängen und einem Morgengang, welche sich ähnlich wie die 
Bleistädter Gänge hinsichtlich der Gangfüllung und Erzführung verhalten. 

Ebenso beschaffen waren auch die bei Liebenau, Horn u. s. w. öfter in 
Aufnahme gekommenen kleinen Grubenbaue, die jedoch wegen spärlicher Erzmittel 
bald wieder verfielen. Etwas länger, wenn auch mit geringem Erfolge hielt sich 
noch der Bergbau bei Berg, welcher ehedem auf einigen Zechen betrieben wurde. 
Die in Stund 9—11 streichenden 70—80° Südsüdwest verflächenden Gänge waren 
von geringerer Mächtigeit. Über die Gangbeschaffenheit theilt Reuss (Geolog. 
Beschaffenheit des Egerer Kreises) mit, dass die Füllung aus drusigem rauhem Quarz 
bestand, in welchem das Erz in nussgrossen und kleineren Massen eingesprengt 
war. Der Bleiglanz war selten undeutlich auskrystallisirt, in der Regel grobkörnig 
derb. Zinkblende und Pyrit wurden selten, Grünbleierz noch seltener bemerkt. 

Auf Kupfererze, der Sage nach auch auf Blei, Silber ja sogar Golderze 
wurde der Bau bei Graslitz am Hausberg, Eibenberg und Grünberg betrieben. 
Noch heute zeugen riesige Halden im Eibenberger Thal, wie lebhaft einst der Berg- 
bau hier im Umtriebe war, und die seit langer Zeit bereits in Verwendung für 
die Strassenschotterung stehenden Kupferschlackenhalden sind bis heute noch nicht 
verschwunden. 

Dennoch kann man über die Beschaffenheit der Gänge und der Erze hier 
selbst keine weiteren Nachrichten erhalten, da auch die ältesten Leute nichts mehr 
zu berichten wissen, und auf den Halden kaum die Spur von Erzen zu finden ist. 

Einem 1362 erschienenen Schriftchen „Die Wiedergewältigung des alten 
Kupferbergbaues von Graslitz in Böhmen von Constantin von Nowicki“ entnehme 
ich Folgendes: Die Erze bestehen der Hauptsache nach aus Kupferkies, welchem 
sich ein wenig Pyrit, Magnetkies und Magneteisen, sparsam Arsenikkies und einige 
sekundäre Kupfererze zugesellen. Sie bilden Lager mit demselben Streichen und 
Fallen wie der begleitende Phyllit. Das Ganggestein besteht aus (?) chloritischem 
verworrenschiefrigen Thonschiefer mit mehr oder weniger Quarz. Das Erz ist darin 
in Körnern, Schnüren und Linsen vertheilt. In einem Lager finden sich zwei 
oder mehrere erzführende Schieferzonen, sogenannte Erzlager, welche von tauben 
Mitteln auseinander gehalten werden (Felsbänder). 

Nowicki zählt nicht weniger als 10 Erzlager von einer Mächtigkeit von 
0:3—1'8 Meter auf, welche durch die von ihm gewältigten alten Baue überfahren 
wurden. Der Gehalt an Kupfer wurde von Prof. Fritzsche in Freiberg auf 1—3°/, 
bestimmt. * 

Die Erzlager werden von Mitternachtgängen und Morgengängen durchsetzt, 
welche Lettenfüllung haben, und von denen die erstern die jüngeren sind. Die 


21 


’ 


151 


Morsengsänge sollen Blende, Bleiglanz und Arsenikkies führen. Von Nowicki wird 
auch einer Cementquelle gedacht, aus deren Wasser vor Zeiten Kupfer aus- 
gefällt wurde, welche jedoch nun nicht mehr fliesse oder wenigstens kein Kupfer 
mehr führe. Es mag der einstige Gehalt an Kupfersalzen im Wasser dieser Quelle 
wohl seine Ursache in dem Feuersetzen beim Berebau gehabt haben, wie sich heute 
noch die Goslarer Cementwässer in Folge dieser Abbaumethode bilden. 

Dies die Angaben der auf die Gründung einer Aktiengesellschaft gerichteten 
Broschüre, welche jedoch in dieser Richtung nicht den mindesten Erfolg hatte, da 
die Graslitzer Baue nach wie vor liegen geblieben sind. 

Endlich sei noch der öfter auftauchenden Angabe gedacht, welche sich bis 
auf Agricola zurückführen lässt, dass im Phyllit von Schönbach Zinnober als 
Quecksilbererz vorkomme. Es liegen auch nicht die leisesten Andeutungen vor, dass 
jemals hier ein bezüglicher Bergbau getrieben wurde, und es scheint mir wahr- 


scheinlich, dass die im Phyllit öfter vorkommenden bluthrothen Flecke und Anflüge 
von Rotheisenerz, welche dem Zinnober sehr ähneln, von jenem alten Mineralogen 


vielleicht für letzteres Mineral gehalten worden seien, oder von anderen, die ihm 
darüber Mittheilung machten, dafür gehalten wurden. 


I mmeit. 


Das östliche Schiefergebirge. 


1. Capitel. 
Orographische Verhältnisse. 


Etwas anders als im westlichen Schiefergebiet und im Granit gestalten 
sich die Oberflächen-Verhältnisse in der östlichen Schieferzone, deren mittlere, 
ostwestlich streichende Höhenlinie die Wasserscheide des Gebirges bildet, daher 
wir sowohl auf dem südlichen als auf dem nördlichen Abfall Thäler zu ver- 
zeichnen haben. 

Die Ausbreitung des Granites gegen Osten verursacht, dass wir in dem 
zu beschreibenden Gebiete auf dem südlichen Abhange des Gebirges ein einziges 
Thal antreffen, welches dem Schiefer von seinem Ursprung bis zu seinem Ende 
angehört, das Joachimsthal, dessen rechtes Gehänge eigentlich nur hierher gehört. 
Dieses enge, tiefe, einerseits zwischen den Abfällen des Sonnenwirbelgebirges, 
anderseits von dem Pfaffengrün - Neustädter Gebirge westlich von Joachimsthal 
begrenzte schluchtartige Thal streicht von Ober-Brand bis zum Joachimsthaler 
Hüttenwerk recht Nord, wendet sich sodann Nordwest bis zu seinem Ursprung, 
und wird von der Weseritz, die ihr Wasser zum grossen Theil aus den grossen 
Mooren auf der diesseitigen Wasserscheide erhält, durchströmt. Eim dem 
Joachimsthale fast paralleler, gegen seinen Ursprung jedoch nordöstlich strei- 
chender Grund, der Eliasgrund, gehört bis Werlsgrün den Schiefern an, und 


152 


bildet von da das Lindigthal. Beide Thäler stehen an ihrem Austritt aus dem 
Schiefer durch ein doppelseitiges Nordwest, streichendes Querthal, welches zugleich 
die Formationsgrenze markirt, von Werlsgrün über Mariasorg und Pfaffengrün bei 
Ober-Brand in Verbindung. 

Ein kurzes Querthal ist die obere Hälfte des Modesgrundes, welcher 
östlich der Modesgrundmühle, bis wohin er von Salmthal dem Granit. angehört, 
im nördlichen Streichen bis nach Hengstererb zwischen den steilen Abhängen 
unterhalb der Bergstadt Abertham, von denen sie den Namen haben soll, und 
den Abhängen des Blösberges, Reichen Gebirges und Nonjkluplongen fortsetzt, und 
die Wistritz ins Salmthal ausführt. 

Als eine Fortsetzung des oben beschriebenen Querthales zwischen Werls- 
grün und Ober-Brand erscheint ein ebenfalls doppelseitiges Querthal zwischen 
Abertham und Werlsgrün am nördlichen Abhange des Blösberges und zwischen 
der weiten und Lindiger Wiese. 

Das Bärringer Thal von seinem Ursprung an der Wasserscheide bis zum 
Granit im Süden von Bärringen ist das westlichste, kürzeste und am wenigsten 
vertiefte Querthal im östlichen Schieferterrain, welches seine Gefälle gegen 
Süden nimmt. 

Jenseits der Wasserscheide verlaufen die Enden des Schwarzwasserthales. 

Das Breitenbacher Thal zwischen Platten und Johanngeorgenstadt, ein 
tiefgerissenes schluchtartiges Thal, welches die Gewässer von jenseits der Wasser- 
scheide um Platten ausführt, und welches recht Nord streichend an der Landes- 
grenze bei Breitenbach mit dem Schwarzwasserthal zusammenstösst. 

Dieses, ein Längenthal, welches sich bei Johanngeorgenstadt ziemlich 
beträchtlich erweitert (daher der Name Breitenbach), verengert sich in seinem 
ostsüdöstlichen Verlauf anfangs schluchtartig, namentlich zwischen Brettmühl 
und Zwittermühl. Von letzterem Ort bis zu seinem Ursprung westlich von 
Gottesgab breitet es sich jedoch mehr aus und nimmt zwischen dem Hahnberg 
im Norden, den Abfällen des Plattenberges, Irrganges, der Steinhöbe und des 
Kölbel eine weite beckenartige Gestalt an, deren Längsaxe parallel zum Kamm 
des Gebirges gerichtet ist, und dessen tiefste Linie der nördlichen Begrenzung 
näher liegt, als der südlichen. Das Thal wird von dem sehr charakteristisch be- 
zeichneten Schwarzwasser durchströmt, das in den Mooren zwischen Försterhäuser, 
Gottesgab und Seifen seinen Ursprung hat, und tiefbraun gefärbt ist. 

Ein Nebenthal desselben ist das Streitseifenthal zwischen Breitenbach und 
Brettmühl, welches zwischen der Glücksburg und dem Bärenfang einerseits, dem 
Sandfels anderseits um letzteren im Halbkreis verläuft und bei seinem Ursprung 
nördlich von Zwittermühl fast das Schwarzwasserthal wieder erreicht. 

Weiter nach Osten folgt das Mückenbachthal zwischen Halbmeil und 
Rittersgrün eine der Landesgrenze nach verlaufende, nordöstlich streichende 
Schlucht und endlich das Goldenhöher Thal, welches zwischen dem Kaflenberg, 
dem Hahn- und Mückenberg und den Taubenfelsen fast recht Nord verläuft, und 
jenseits der Gewände des Schwarzwasserthales nordöstlich bei 'Försterhäusern 
entspringt. Von den Thälern sind das Joachimsthal, das Breitenbacher, Mücken- 


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158 ° 


bacher und Goldenhöher Thal Spaltenthäler, während die übrigen wohl Erosions- 
thäler genannt werden dürfen. 

Das durch diese Thäler gegliederte Gebirge besteht sonach aus dem Neu- 
stadt-Pfaffengrüner Rücken, welcher zwischen dem Eliasgrund, dem Mariasorger 
Querthal und Joachimsthal in einem Nordost geöffneten Bogen die Bergstadt 
westlich umgibt, und durch die malerischen Basaltkuppen, Jugel- oder Koboldstein 
und Pfaffensrüner Kuppe bei seinem Absturz gegen die Ebene markirt ist. 

Das übrige Gebirge diesseits der Wasserscheide zwischen Bärringen und 
Hengstererb bildet eine wellige Hochfläche, von welcher durch das Hengstererber 
Thal das sogenannte Reiche Gebirge und der Neujahrsberg abgetrennt sind, 
welcher bogenförmig nach Osten streichend dann den Gebirgskamm und die 
Wasserscheide, und von Gottesgab an den westlichen Abfall des Sonnenwirbel- 
stockes bildet. 

Die Wasserscheide selbst wird bis daher sehr charakteristisch durch die 
Kuppen des Plattenberges, Irrganges, der Steinhöhe und des Spitzberges markirt, 
sie bildet ausser diesen einen schwach nord- und südgewölbten Rücken, welcher 
fast unter rechtem Winkel in West an den Granit anstösst. 

Jenseits der Wasserscheide bilden die Schieferzüge zunächst den östlichen 
Abfall des Granitgebirges zwischen Wolfsberghäusern und Jugel, dann die Ziegen- 
schachter Rücken, welche zwischen dem Breitenbacher und Schwarzwasser al 
zwei schmale parallele Höhenzüge bilden. 

Das Streitseifner Thal wird von den nördlichen Abfällen der Rabenberg- 
gruppe begrenzt, und diese stossen mit dem östlich streichenden Hahnberg zu- 
sammen, dessen nördlicher Flügel die Taubenfelsen und den Mückenberg bilden. 
Ein besonderer, schon einen Ausläufer des Sonnenwirbelgebirgs darstellender Höhen- 
zug is das Kafigebirge zwischen Goldenhöhe und den Tellerhäusern. 

Ähnlich wie in der westlichen Schieferzone stellt auch das dem Granit 
am nächsten gelegene Neustädter Gebirge wenigstens an seinem südlichen Flügel 
einen vom Granit steil abstürzenden Kamm dar. Die übrigen Berge diesseits der 
Wasserscheide haben kein besonderes Gepräge. Jenseits derselben zeigen die 
Schiefer am Heinrichsfelsen und an den Taubenfelsen gleichfalls dem Granit zu- 
gekehrte steile Abstürze, ihre flache Lage jedoch lässt sie nicht als Kämme, 
sondern als steilwändige Plateaus erscheinen. Die sonstigen Höhen bilden ausser 
der schon erwähnten Fläche zwischen Bärringen und Hengstererb langgezogene 
rundrückige Höhenzüge. 

Die Landschaft ist in diesem Theile nieht minder wechselnd wie im Granit, 
das Joachimsthal, und der. Eliasgerund gehören zu den schönen Erzgebirgsthälern, 
nieht minder das Goldenhöher Thal. Die sehr entlegene, wenig besuchte Gegend 
der Taubenfelsen und das Breitenbacher Thal sind durch malerische Felsformen 
ausgezeichnet. Weniger romantisch ist die moorreiche Hochebene, welcher gleich- 
falls ein nordländischer Charakter nicht abgesprochen werden kann. Gleiches 
gilt vom Schwarzwasserthal, welches jedoch vermöge seiner Lage einen freund- 
licheren Anblick gewährt. 


154 


2. Capitel. 
Einige geologische Gebirgsprofile. 


1. Ein Durchschnitt von Öberbrand gegen Pfaffengrün, Joachims- 
thal und gegen den Spitzberg bei Gottesgab. 


Dieses Profil gibt Aufschluss über die Lagerungsverhältnisse der östlichen 
Schieferzone. Würden wir anstatt anfänglich nordwestlich und daher etwas quer auf 
das Streichen, von Tiefenbach gerade auf Pfaffengrün losgehen, so würden wir zwar 
die gebrochene Linie vermeiden, jedoch nieht sämmtliche Schieferschichten betreten. 

Bei Oberbrand rechts vom Bache treffen wir gleich hinter dem Dorfe in 
einem kleinen Steinbruch einen feinkörnigen gneisartigen Glimmerschiefer, dessen 
Schichten OW. streichen und südwärts einfallen. Auf dem Wege gegen die 
Pfaffengrüner Höhe nimmt das Gestein mehr und mehr das Aussehen der Heinrichs- 
grüner Gneisglimmerschiefer an, und behält sein südliches Einfallen. In der Nähe 
der Pfaffengrüner Basaltkuppe trifft man auf quarzreiche Glimmerschiefer, welche 
am nördlichen Abhange zwischen dem Dorfe Pfaffengrün und dem Jugelstein 
ziemlich verworren liegen. Nördlich vom genannten Dorfe streicht ein Trum des 
Irrgänger Zuges aus. Die weichen grobflaserigen Glimmerschiefer werden weiter 
hin von Porphyren durchsetzt, welche man der Sohle des Joachimsthales näher 
Gänge bilden sieht, während sie weiter oben links vom oberen Pfaffengrüner Weg 
eine kleine Kuppe bilden, welcher dann weiter nordwärts noch einige Gänge folgen. 
Die normalen grobflaserigen Glimmerschiefer bleiben ganz constant bis unter die 
Herrenmühle bei Joachimsthal, wo ihnen ein schmaler Streifen Joachimsthaler 
Schiefer eingelagert ist. Auf diese folst sodann vom Jugelstein her über die Herren- 
äcker und bis auf den Vorsprung des Pfaffenberges unter dem Viertelswald quarziger 
Lagenglimmerschiefer von röthlicher Farbe, sodann folgen auf dem nördlichen Hang 
des Pfaffenberges kleinschuppige dunkle Glimmerschiefer, welche immer mehr das 
Aussehen der eigentlichen Joachimsthaler Schiefer gewinnen und ihren Kiesgehalt 
durch rostbraune Kluftflächen erkennen lassen. Ihr Ausgehendes ist, wie man an 
einigen Aufschlüssen am Pfäffengrüner Weg über dem Friedhof von Joachimsthal 
sieht, etwas nordwärts gekrümmt, so dass man hienach meinen könnte, dass sie 
südlich einfallen. Die bei der Herrnmühle vorkommenden Blöcke von Eklogit und 
von Epidiorit oberhalb der kaiserl. Hütte gegenüber der Mündung des Zeileisen- 
erundes deuten darauf hin, dass hier solche Gesteine das Gebirge durchsetzen. In 
der nun am nördlichen Abhange des Pfaffenberges folgenden Thalschlucht würde der 
den Joachimsthalerschiefern eingelagerte sogenannte Geyerische Kalkstrich in der 
Gegend der St. Annacapelle zu Tage ausstreichen. Die Joachimsthaler Schiefer bleiben 
bis gegen den Dürrenschönbergstollen nördlich von der Stadt im Gehänge, ihnen 
folgen dort wieder grobflaserige Glimmerschiefer, und aus Blöcken dürfte man auf 
eine Einlagerung von Hornblendschiefer schliessen. In der Gegend des Dürrenschön- 
bergerstollens soll noch eine schmale Zone Joachimsthaler Schiefer wiederkehren, 
dann aber folgen grobflaserige Glimmerschiefer, die nur noch durch die OW strei- 
chende Einlagerung der Amphibolite der St. Antoni-Eisensteinzeche einmal unter- 
brochen werden. Weiter nordwärts entziehen sie sich der Beobachtung. 


155 


2. Ein Durchschnitt von Blösberg über Abertham, Hengstererb 
nach Goldenhöhe. 


Dem nördlichen Abfall des Blösberggranites folgen jenseits des Modes- 
grundes die Glimmerschiefer von Abertham, zunächst erscheinen quarzreiche Gesteine, 
welchen, wie aus Haldenfunden zu schliessen, dunkle den Joachimsthaler Schiefern 
ähnliche eingelagert sind. Die Schiefer fallen ziemlich steil gegen Norden ein. 
Bei den westlichsten Häusern von Abertham gewahrt man aus zahlreichen Blöcken 
das Fortsetzen des östlich davon im Schartbrand anstehenden Amphibolites, 
noch weiter nördlich folst dem Glimmerschiefer der Dioritgang vom Felsel im 
Streichen und Fallen des Schiefers. 

Die Strecke von Hengstererb bis an den Granit wird am deutlichsten 
durch die Verhältnisse im Blasiusstollen ersichtlich. Die grossflaserigen Glimmer- 
schiefer, welche schon einen phyllitartigen Charakter annehmen, fallen anfangs unter 
einem Winkel von 45° ein, richten sich aber allgemach steiler auf und erreichen 
auf die 189.6 Meter etwa 60° bis 65° Fallwinkel. Weiter einwärts sind die Schiefer 
nun manigfach gebogen und gestaut, so dass sie ganz und gar verworren sind. 
Im 379. Meter in der Nähe des Granites bemerkt man aber sodann aus der Richtung 
der Schiefertextur, dass hier die Gesteine einen sehr steilen südlichen Einfall ge- 
wonnen haben. Hier an der Gränze gegen den Granit erscheinen sie auch als ein 
gneisartiges Gestein ausgebildet und zugleich fleckig. Es folgt nun der Granitstock 
der Hengsterhöhe, und unmittelbar daran stossend die Basaltdecke der Steinhöhe 
südlich von Seifen, unter welcher antebasaltische Thon-, Sand- und Conglom- 
meratschichten wagrecht ausgebreitet liegen. Unter ihnen und nördlich davon folgen 
nun Phyllite, welche das moorbedeckte, mit Basaltblöcken besäete Schwarzwasser- 
thal begrenzen und von dessen Nordseite dem Hahnberg dann sehr flach gegen 
Goldenhöhe abfallen. 


3. Capitel. 
Geologischer Bau des östlichen Schiefergebirges. 


1. Das Glimmerschiefergebirge. 


Der Glimmerschiefer nimmt in der östlichen Schieferzone ziemlich genau 
die Hälfte des ganzen Gebietes ein und zwar bildet er die vom Granit im Westen 
und Süden begrenzte Hochfläche zwischen Bärringen, Abertham und Gottesgab, und 
zieht sich von Abertham in einer nach Westen offenen Bogenlinie ganz eonform 
den Conturen des Granites bis an den Fuss des Erzgebirges bei Oberbrand 
herunter. 

Die Grenze im Westen gegen den Granit zwischen dem Höfl bei Platten 
und bis Bärringen ist recht deutlich markirt, es verläuft hier längs der Scheidung 
eine ganz merkliche sanfte Thaldepression, welcher man bis zum Umbiegen des 
Granites im Süden von Bärringen folgen kann. Hier wird nun längs des Granites 
die Grenzbestimmung unsicher durch das grosse Fischbacher Moor, welches zwischen 


156 


Bärringen und Abertham seine grösste Ausdehnung erlangt. Südlich von dieser 
letzteren Stadt jedoch verläuft die Grenze wieder in einer deutlichen Weise am 
nördlichen Abhange des Blösberges als rechter Flügel des oberen Modesgrundes, dann 
über die weite Wiese hinab nach Werlsgrün in den Eliasgrund, und jenseits am 
nördlichen und östlichen Gehänge des Wolfsberges über Mariasorg nach Pfaffen- 
grün bis an den Fuss des Gebirges bei Oberbrand. Jenseits des Joachimsthaler Grundes 
und von Gottesgab weg steigt der Glimmerschiefer zu einer grossen Doppelwelle, 
dem Sonnenwirbel und Keilberg an, welcher jedoch schon ausser der von uns ge- 
zogenen Grenzlinie liegt, weil hier die Abhängigkeit vom Granit ihr Ende erreicht hat. 

Den nördlichen Verlauf der Glimmerschiefer-Grenze finden wir etwa vom 
Höfel über das Plattner Moor über das Ruscherhaus nordwärts von Abertham, 
von hier über Hengstererb längs des Irrganges, des Granits und des Basaltes 
der Steinhöhe biegt sie dann um den Spitzberg hinaus bis etwas westlich von 
Gottesgab, wo sie nach Norden umkehrt und die Grenze erreicht. Es erscheint 
bemerkenswerth, dass die Wasserscheide auf der ganzen Strecke ziemlich mit der 
nördlichen Grenze des Glimmerschiefers vom Höfl bis an den Spitzberg zusammen- 
fällt. Die weit ausgebreiteten Moore zwischen der Steinhöhe und dem Spitzberg 
gestatten übrigens hier und nördlich vom letzteren Berge bis an die Landesgrenze 
eine ganz genaue Abgrenzung des Terrains nicht. 

Die östlichen Verhältnisse bieten nur an wenigen Stellen Gelegenheit eine 
genauere Untersuchung der Stellung der Schichten wahrzunehmen, sie sind von 
Jokely bereits alle notirt und ich kann nichts weiter beifügen, als dass ich mich 
durch eigene Anschauung von der Richtigkeit der Angaben überzeugt habe. 

Auf den bestehenden geologischen Karten erscheint als Liegendstes der 
Glimmerschiefergneis eingetragen, jedoch mit verschiedener Ausdehnung. Während 
die Gneiszone auf der sächsischen Karte etwas westlich von Brand beginnt, nördlich 
bis zum Jugelstein reicht und westlich bei Pfaffengrün an den Granit angrenzt, 
erscheint sie von Joköly in der österreichischen Karte als ein den Granit von Brand 
bis Abertham begleitender Saum eingetragen. 

Ich habe die fragliche Partie wiederholt besucht, aber weder die eine noch 
die andere Angabe bestätiget gefunden. Die Angabe der sächsischen Karte kömmt 
der Wahrheit nach meiner Meinung etwa ziemlich nahe. Beim Eintritt in das 
Gebirge findet man gneissartige Gesteine bei Brand aufgeschlossen, es sind dies 
dieselben Gneissglimmerschiefer wie bei Heinrichsgrün, sie variiren etwas im Korn, 
scheinen aber gerade so wie dort bei Neugrün mit Glimmerschiefern zu wechseln. 
Sie sind bis gegen die Pfaftengrüner Basaltkuppe zu verfolgen, doch habe ich sie 
in der Nähe derselben nicht mehr gefunden, ich kann das Gestein um und zwischen 
dieser und dem Jugelstein nur als normalen Glimmerschiefer bezeichnen. Auch 
zwischen dem Jugelstein und Mariasorg habe ich keine Spur mehr von Gneis- 
glimmerschiefer auffinden mögen, so dass ich nun zunächst der Ansicht huldige, 
diese kurze Zone erreiche ihr Ende schon am Wolfsberg, und bilde hier das Aus- 
gehende der im Sonnenwirbelgebirge ostwärts von Joachimsthal reichlich entfalteten 
Ablagerung. Anderseits aber habe ich allerdings auf den Herrnäckern nördlich vom 
Jugelstein zahlreiche Blöcke von Gmeisglimmerschiefer gefunden, welche wieder 
darauf hindeuten würden, dass auch noch weiter nördlich dergleichen feldspath- 


157 


führende Glimmerschieferstreifen vorkommen. Noch weiter nördlich habe ich sie 
aber dann nicht mehr bemerkt. 

Dagegen will ich aber zugeben, dass ich am Abhange des Blösberges bei 
Werlsgrün, auf der weiten Wiese und unter Abertham wohl Glimmerschiefer ge- 
sehen habe, welche ein ähnliches Aussehen wie die Gesteine aus der Contactzone 
am Aschberg bei Graslitz, und von den Lehnerstauden haben. Diese Gesteine erwähnt 
sowohl Walter (in „Der alte Silberbergbau von Abertham,* Zeitschr. d. Mont. Ver. f. 
d. Erzgeb.) als auch Jusef Flor. Vogl (Gangverhältnisse und Mineralreichthun 
Joachimsthals) und es muss noch bemerkt werden, dass in dieser Zone auch jene 
gneisähnlichen Porphyre auftreten, welche sehr leicht im Stande sind irrezuführen. 
Aus der im Jokely’s Bericht: „die geolog. Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazer 
Kreise,“ Jahrb. geol. R.-A. VIII. p. 525 gegebenen Beschreibung von sogenannten 
rothen Gmeisen, welche zwischen dem Wolfsberg und Küberstein auftreten sollen, 
geht hervor, dass auch er dieser Täuschung verfallen war. 

Meiner Auffassung nach hat also die Auszeichnung einer Gneiszone in 
dem diesseitigen Schiefergebirge ebensowenig Berechtigung, wie in dem jenseitigen, 
und für die Bezeichnung der Gneisglimmerschiefer scheint eben die sächsische 
Karte der Wahrheit näher zu kommen. 


Was die Aufeinanderfolge der Schiefer anbelangt, so ist sie im östlichen 
Gebiet weit weniger gut aufgeschlossen, als dies im östlichen der Fall ist. 

Auf die Gneisglimmerschiefer folgen, oder richtiger es wechsellagern damit 
normale grobflaserige Glimmerschiefer, welche man nördlich von Oberbrand im 
Joachimsthalgrunde bis etwa zur Herrnmühle, und ebenso auf dem Pfaffengrüner 
Wege bis etwas nördlich vom Jugelstein an der Seite behält. Vom Jugelstein hinüber 
bis auf den Gebirgsvorsprung unter dem Viertelswald ziehen sich quaızreiche 
Glimmerschiefer, Lagenglimmerschiefer. 


Am Abhange des Pfaffenberges gegen Joachimsthal etwa vom Knieriemen 
aus folgen nun auf diese quarzigen Schiefer Glimmerschiefer, welche successive in 
die sehr eigenthümlichen Joachimsthaler Schiefer übergehen, welche nunmehr eine 
Mächtigkeit von etwa 2000 Meter erreichen und den ganzen Stadtgrund bis zu den 
nördlichsten Häusern von Joachimsthal einnehmen. Es kann von ihnen übrigens 
nicht behauptet werden, dass sie etwa vollkommen constant im Aussehen blieben, 
vielmehr wechseln auch sie manisfach, wie die Halden der östlichen Gruben- 
abtheilung am besten beweisen, bald feinkörniger, bald etwas gröber, bald weicher, 
bald quarzhaltiger. Schmale Zone dieser Schiefer hat man übrigens schon im 
Joachimsthaler Grunde als Zwischenlager der grobflaserigen Glimmerschiefer 
überfahren. 

Eine Einlagerung im Liegenden der Joachimsthaler Schiefer, welche unge- 
fähr zwischen die Herrenmühle und die Schmiede oberhalb derselben zu setzen 
wäre, die aber nur durch Blöcke, welche am gedachten Orte vorfindlich sind, 
angedeutet werden, bildet der oben pag. 70 beschriebene schöne Eklogit, der wieder, 
wenn auch petrographisch verschieden, doch an das Auftreten dieses Gesteines bei 
Loch pag. 136 errinnert, so dass man ihn fast für eine Fortsetzung von dort 
deuten könnte. 


158 


Bemerkenswerth ist die Einlagerung des sogenannten Geyerischen 
Kalkstriches in den Schiefern von Joachimsthal. Er setzt in der Gegend der 
St.Annakapelle auf dem Brodmarkt vom sogenannten Kalkhübel im östlichen Gehänge, 
wo er ausbeisst, quer über den Stadtgrund gegen Neustadt, streicht in Stund 6—7 
dem Glimmerschiefer gleichförmig eingelagert und fällt 53° N (nach Vogl a. a. O.) 
Das Kalklager ist auf eine Länge von 137°5 Meter bekannt und circa 95 Meter 
mächtig. Es soll nach Paulus im Westen in der Teufe bis 133 Meter zunehmen, 
über Tag hat es nur eine Mächtigkeit von 38 Meter. Gegen Osten zertrümert, 
sich der Geyerische Zug in drei Trümer, welche 208'6—256 Meter von einander 
weichen, und durch Kalkschiefer-Zwischenlagen getrennt sind. Das liegende Trum, 
welches als Hauptfortsezung zu betrachten ist, schwankt zwischen 34—104'3 Meter, 
das mittlere, zwischen 37—23 Meter mächtig, ist bis jetzt am wenigsten bekannt, 
das hangendste wurde durch die östlichen Grubenbaue in 3:7—43:6 Meter Mächtig- 
keit angefahren. 


Der Kalksteinzug geht gegen die Schiefer hin nach und nach in Kalkschiefer 
und Kalkglimmerschiefer über. Vogl bemerkt a. a. O. bereits hierüber: „Das Auf- 
nehmen von kalkigen Theilen in den Schiefer findet auf viele Klafter von dem 
eigentlichen Kalklager statt, und ist ein allmäliges Verschwommensein des Schiefers 
mit dem Kalke leicht zu erkennen.“ 


Nördlich von Joachimsthal folgen auf die gedachten dunklen thonschiefer- 
artigen Gesteine nun wieder grobflaserige Glimmerschiefer, deren nur noch in der 
Gegend des Dürrenschönbergstollens ein schmaler Streifen von Joachimsthaler 
Schiefern eingelagert ist. Dann aber folgen, soweit man sich hierüber auf dem 
an Aufschlüssen ganz armen Terrain Kunde verschaffen kann, normale Glimmer- 
schiefer, welche nördlich vom Spitzberg etwa in Phyllit übergegangen sind. 

Vom Joachimsthaler Gebirge wird das Abertham- Bärringer Plateau durch 
den Eliasgrund getrennt. Leider gestatten selbst die Abhänge dieses Grundes nur 
eine sehr undeutliche Orientirung über die Verhältnisse, und auf der Fläche 
bedeckt das weit verstreckte Fischbacher Moor die Ausbisse. Es gewähren also nur 
wenige Punkte einigen Aufschluss. Im Modesgrunde unterhalb Abertham sieht man 
recht deutlich den Rand des Glimmerschiefers gegen den Granit aufgebogen und 
kann dies bis gegen Unter- Fischbach noch wahrnehmen. Die Schiefer an der weiten 
Wiese und um Abertham sind quarzig, mehr Lagenglimmerschiefer, sie würden 
etwa als eine Fortsetzung der die Joachimsthaler Schiefer unterteufenden Lagen- 
glimmerschiefer zu betrachten sein. Das Vorkommen von dunklen thonschiefer- 
artigen Gesteinen entsprechend den Joachimsthaler Schiefern ist auch hier bemerkbar, 
indem viele derartige Gesteinsbroken auf den Halden liegen. Da aber diese Gesteine 
nirgends anstehen, vielmehr auf die quarzigen sofort grobflaserige Glimmerschiefer 
folgen, welche im Reichen Gebirge, am Neujahrsberge und nördlich von Abertham 
bis an die Grenze gegen die Phyllite beharren; so müsste man annehmen, dass 
diese in grösserer Teufe anstehen, oder dass verhältnissmässig nur ein schmaler 
Zug davon herüber streicht. 


Im Osten und Norden von Bärringen, wo die Glimmerschiefer den Granit 
berühren, bemerkt man nur normalen Glimmerschiefer, welcher jedoch gegen Norden 


159 


hin immer quarzreicher wird, und im Plattner Walde zwischen Bärringen und Platten 
kann man das Gestein, welches hier auch ziemlich die Grenze gegen den Phyllit 
bildet, geradezu als Quarzschiefer ansprechen; er scheint in der That in dieser Natur 
bis ins Reiche Gebirge zu verharren, da man im Blasiusstollen in Hengstererb 
eben unmittelbar am Granit sehr quarzreiche Schiefer anstehen findet. 

Im Übrigen lässt sich nur im Allgemeinen sagen, dass die Glimmerschiefer 
überall rasch im Aussehen und Farbe wechseln. Jos. Flor. Vogl, dem wir eine 
‚ausführliche Darstellung der Joachimsthaler Gangverhältnisse danken, bemerkt 
von den Gesteinen, dass sie von dem feinsten, innigsten Gemenge bis zum gross- 
blättrigen Gefüge durch unendlich viele Nuancen übergehen. 


Bemerkenswerthe Einlagerungen bilden feıner im Glimmerschiefer zwei 
ziemlich parallele Züge von Amphibolit. 

Schon nördlich von Joachimsthal deuten einzelne Amphibolitblöcke hinter 
dem Dürrenschönbersstollen das Auftreten dieses Gesteines hier an, es ist aber 
weiter nichts hievon bekannt geworden. Der südliche Amphibolitzug beist im Elias- 
srunde südöstlich vom Eliasschachte als sogenannter Schmirgelfels aus, und lässt 
sich von da ab in westlichem Streichen über Werlsberg bis in den Scharfbrand 
im Reichen Gebirge verfolgen. Nach zahlreichen Blöcken dieses Gesteines in 
den Garten- und Hausmauern der Aberthamer Häuser bei der Kreuzhalde setzt 
der Gang auch weiter westlich fort, und dürfte bis an den Altenberg bei Bärringen 
reichen. Jokely glaubt, dass er im Pulverwaide N von Bärringen wieder zu Tage 
austrete, doch stimmt dies nicht mit dem Streichen, welches der Zug im Scharf- 
brande wahrnehmen lässt. 


Ein andere Einlagerung von Amphibolitgesteinen befindet sich nördlich 
vom Eliasgrunde an der Aberthamer- Joachimsthalerstrasse, er ist durch die St. 
Antoni- Eisensteinzeche aufgeschlossen, welche jedoch schon lange ausser Betrieb ist. 

Verschiedene alte Eisensteingruben im Reichen Gebirge wie die eiserne 
Hand u. s. w. deuten darauf hin, dass dieses Lager in paralleler Richtung vom 
oben beschriebenen nach Westen fortstreicht, und eben dieser Zug scheint bei den 
Lässighäusern bei Platten wieder aufzutauchen, und wohl auch noch weiter zwischen 
Bärringen und Platten fortzustreichen. 

Als weitere untergeordnete Lager hätten wir nun noch zweier Quarzbrocken- 
felsgänge Erwähnung zu thun, welche in der oben beschriebenen Form und Art 
das Glimmerschiefergebiet an vornehmlich zwei Stellen berühren; nämlich einmal 
längs der Granitgrenze am Abhange des Bergraumwaldes und Schuppenberges von 
Höfel bis südlich von Bärringen der Henneberger-Zug, dann im NW—SO Streichen 
von den westlichen Hengstererber Häusern nach Werlsgrün und von da über Maria- 
sorg nach Pfaffengrün der Irrgänger Zug. Nachdem diese Vorkommen jedoch in 
ihrer Wesenheit bereits bei der Betrachtung des Granitgebietes pag. 115 fi. be- 
handelt wurden, entfällt es hier auf dieselben noch weiter einzugehen und es 
genügt dieselben erwähnt zu haben. 

Die Stellung der Schichten aceommodirt sich auch hier zum Theile der 
Granitgrenze, Am Abhange des Gebirges zwischen Pfaffengrün und Brand hat 


1C0 


man anfänglich Gelegenheit zu bemerken, dass die Schiefer südwest-nordöstlich 
streichen und südöstlich einfallen. Zwischen dem Pfaffengrüner Berg und dem 
Jugelstein aber nehmen dieselben bereits ein nordwest-südöstliches Streichen und 
ein nordöstliches Fallen an. Auf dem Kamm zwischen Mariasorg und Joachimsthal 
streichen die Schiefer 9—10, dann am Abhange des Pfaffenberges 6—7. Bei 
Werlsgrün streichen die Schichten Stund 9, im Reichen Gebirge bei Abertham 
Stund 8. Zwischen Bärringen und Platten Stund 6—7 und dieser Richtung ver- 
harren sie ziemlich im Glimmerschiefer-Gebiet auf dem Plateau und um Joachims- 
thal. Daraus geht hervor, dass an der südlichen Partie das Streichen sich dem 
Granit accommodirt, dagegen zwischen Bärringen und Platten fast senkrecht auf 
demselben steht. Anderseits muss noch bemerkt werden, dass nördlich vom Neu- 
jahrsberge im Reichen Gebirge die Schichten nach und nach ihr Streichen in Nord 
verändern, wobei sie einen westlichen Fall annehmen, was im NO. von Gottesgab 
auch wirklich der Fall ist. Man sieht hieraus am besten, dass wir in der That 
an eine Scheidungslinie im Gebirgsbau gekommen sind, indem sich eben in der 
Umdrehung des Streichens der Einfluss des Sonnenwirbelgebirges am deutlichsten 
markirt, während anderseits durch die Lage der Schiefer westlich von Joachimsthal 
die Abhängigkeit vom Granit noch hervortritt. 

Der Einfallswinkel der Schichten in Nord und Nordost ist ein ziemlich 
gleichmässiger; er beträgt zwischen 60—70°, Östlich von Hengstererb wird er 
etwas kleiner, doch richten sich die Schiefer sehr bald gegen den Granit auf und 
zeigen dann die oben (p. 155) angeführten Verhältnisse. Am Abhange des Pfaffen- 
berges bemerkt man übrigens an manchen Stellen, dass die Schiefer deutlich nach 
Nord im Ausgehenden umgebogen sind, so dass man nach diesen Verhältnissen 
glauben sollte, sie hätten ein südliches Einfallen, wovon jedoch die Aufschlüsse in 
den Gruben das Gegentheil beweisen. 

Es ist übrigens ausser allem Zweifel, dass die verschiedenen Durchbrüche 
von Porphyren und Basalten immerhin Verrückungen in den Schiefern hervor- 
gebracht haben mögen, wenn auch in den Joachimsthaler Gruben selbst bemerkens- 
werthere Verwerfungen nicht bekannt wurden. 


2. Das Phyllitgebirge. 


Als zweites Glied der Schieferzone bleibt nun noch der Phyllit übrig. 
Auf der sächsischen Karte erscheint dessen Gebiet vom Glimmerschiefer-Gebiet 
nicht getrennt, weil der Begriff des krystallinischen Thonschiefergesteines in oben 
gedachter Weise etwas enger gefasst wird, als dieses von Jokely und demnach 
auch von mir geschieht. 

Obwohl in der That die Trennung der beiden Gebiete eine recht schwierige 
ist, ja selbst bei der vorgenommenen immerhin einige Willkür herrscht, denn. in 
oben gedachter Weise wird es im Gebiete von Joachimsthal schwer, sich immer 
mit Sicherheit zu entscheiden, ob man es mit einem Glimmerschiefer oder Phyllit 
zu thun habe; glaube ich doch auch hier Jok6&ly’s Ansicht beipflichten zu sollen, 
da die Grenzbestimmung im Süden durch eine besondere Beschaffenheit des Ge- 
steines markirt wird. 


161 


Die Grenze gegen den Glimmerschiefer läuft in der oben gedachten Linie 
vom Höfl über den Plattner Wald nach Hengstererb hin, und ist durch die die 
Wasserscheide bildenden Quarzschiefer deutlich markirt. Auf dem Abfall gegen 
Platten zu haben die Schiefer bereits einen solchen Charakter, dass man sie ohne 
Bedenken als Phyllit bezeichnen kann; sie sind von den nur wenig südlicher an- 
stehenden echten Glimmerschiefern total verschieden. 

Weniger leicht wird die Grenzbestimmung, wie ich schon hervorhob, 
zwischen der Steinhöhe und dem Spitzberg bis zur Landesgrenze westlich von 
Gottesgab, kann man aber auch der örtlichen Schwierigkeiten halber die Scheidung 
nicht genau verfolgen, so findet man doch unschwer den weiteren Verlauf durch 
den immer mehr auseinander gehenden Gesteinscharakter angedeutet. 

Einestheils breitet sich sonach noch der Phyllit am südlichen Fusse des 
Plattenberges als eine schmale Zone aus, welche in der gedachten Weise von dem 
Glimmerschiefer im Süden begrenzt wird, während die andere Grenzlinie um den 
Abfall des Berges im Westen herum nach Süden, sodann längs des Granites am 
südlichen Gehänge des Schwarzwasserthales gegen Scherberhäuser, an die Steinhöhe 
bei Seifen, um das Kölbl nördlich gegen Försterhäuser und die Landesgrenze 
verläuft. Die genaue Bestimmung der Verbreitung des Gesteines wird hier sehr 
schwierig, da ‚einmal die Rollblöcke des Granites, dann wieder die des Basaltes 
viel weiter verbreitet sind als ihre ursprüngliche Lagerstätte, gleichwohl aber 
jede Erforschung des Untergrundes unmöglich machen, daher die Grenzbestimmung 
nicht genau angegeben werden kann. Nach der Karte der k. k. geologischen 
Reichsahstalt würde sie sogar noch auf dem diesseitigen, südlichen Gehänge der 
Steinhöhe verlaufen, was aber ebenfalls nur auf Vermuthung beruht. 

Das ganze Phyllitgebiet ist jedoch nur ein sehr kleiner Theil der auf dem 
jenseitigen Abhange des Erzgebirges viel beträchtlicher entwickelten Formation, 
gleichwohl aber grenzt sich unser Gebiet recht gut orographisch mit .der Landes- 
grenze zugleich ab, wir haben das bereits in Sachsen gelegene Tellerhauser Thal 
im Osten, dann den Abhang der Taubenfelsen im Thale von Rittersgrün nach 
Halbmeil, dann die nördlichen Abfälle des Bärenfanges und der Glücksburg im 
Norden, endlich das Breitenbachen Thal bis Niederjugel und das Oberjugler Thal 
bis an den Abhang des Buchwaldberges, wo wir den Granit erreichen, der nun in 
fast gerader südlicher Richtung die geologische Grenze des Phyllitgebietes bis zum 
Höfl bei Platten macht. 

Die Stellung der Schichten in diesem Gebiet ist eine wenngleich im 

llgemeinen dem Glimmerschiefer analoge, doch mehrfach geänderte. Zunächst dem 
Granit im Osten bemerkt man, dass die Schichten sich längs des Breitenbacher 
Thales an den Neudecker Granit aufriehten, demnach ihm parallel streichen, gegen 
die Pachthäuser zu geht das Streichen aus Stunde 10 in Stund 9—8 über, und 
schmiest sich so nach und nach dem Glimmerschiefer an, ohne jedoch ganz genau 
mit ihm im Streichen zusammenzufallen, Das Streichen in Stund 3—9 zeigt sich 
auch längs der Abhänge der Granite des Plattenberges am linken Gehänge des Schwarz- 
wasserthales, während es weiter nordwärts immer mehr in Westen herumgeht. 
Verfolst man das Streichen von Pachthäusern längs des Granites, so findet man 
also bei Pachthäuser Stund 8, am Eingang des Breitenbacher Thales und am 


s 11 


162 


Heinrichsfelsen Stund 7—8, bei Pechöfen und bei Breitenbach Stund 10—11. 
Schon an den Abhängen des Sandfelsberges hat der Schiefer ein Streichen in 
Stund 12—1, welches er über Halbmeil bis an die Taubenfelsen beibehält, und 
auch im Hochofengrunde und im Goldenhöher Thale am linken Gehänge beibehält. 
Im Verfolge dieses Thales hat man Gelegenheit wiederholt eine Störung in der Lage- 
rung zu beobachten. In der Kaffhöhe jedoch, welche die Grenze zwischen Böhmen 
und Sachsen macht, kann man ein Streichen in Stund 1—2 bemerken; so dass 
es sich hier wieder allgemach dem des Glimmerschiefers anschmiest. 

Innerhalb dieser Streichungslinien zeigen die übrigen noch bemerkbaren 
Punkte eine Stellung — so zwischen Zwittermühl und Brettmühl 9—10, westlich 
von Seifen S—9, am Hahnberg zwischen Seifen und Goldenhöhe 9—10, — welche 
mit der Längsrichtung des Plattener Granitstockes genau parallel ist. Construirt 
man die erste Streichungslinie, so erhält man eine sehr merkwürdige Curve, welche 
in entgegengesetzter Richtung gegen die äussere Glimmerschiefer-Curve verläuft, 
mit der inneren jedoch in eine Linie zusammenfällt. 

Was die Richtung des Fallens anbelangt, ist dieselbe anfangs eine nord- 
östliche, geht sodann aber immer mehr in eine östliche über. (An den Tauben- 
felsen unten beobachtete ich Fallen 30° O.) Im Goldenhöher Thal und in dessen 
Fortsetzung jedoch kann man deutlich plötzliche Änderungen in der Fallrichtung 
bemerken, da die Schiefer am nördlichen Ende bald Nord bald West einfallen, 
und endlich auf der rechten Seite des Kaffwassers am Kaff selbst gegen Westen 
(WNW.) also widersinnig gegen die Schiefer lagern, was die Grenze des Granit- 
gebietes sehr deutlich markirt. Der Einfallswinkel der Schiefer ist bei weitem 
kein so steiler als bei den Glimmerschiefern, er beträgt am Heinrichsfelsen etwa 
8% an den Taubenfelsen oben stellenweise 3—5°, so dass sie fast schwebend 
liegen, am Goldenhöher Bach S—10°. Längs der südlichen Granitgrenze fallen 
die Schiefer conform dem Granit in Nordost mit einem Winkel von etwa 20° ab- 

Von Interesse ist hiebei jedenfalls der Umstand, dass das Streichen und 
Vertlächen ziemlich genau um das Schwarzwasserthal herum läuft, was jedenfalls 
einen Fingerzeig für die Bildungsart dieses Thales gibt. 

Die petrographische Beschaffenheit des Phyllitgebietes ist durch eine sehr 
ausgesprochene Monotonie gekennzeichnet; da sowohl die vorkommenden Schiefer 
wenig Abwechslung bieten, als auch darin vorkommende untergeordnete Lager- 
massen sehr spärlich vorhanden sind. 

Das vorherrschende Gestein ist der Thonglimmerschiefer oder Phyllit im 
engeren Sinne, Dach- oder Urthonschiefer fehlen. Stellenweise, namentlich gegen 
den Glimmerschiefer hin, nimmt der krystallinische Charakter des Glimmers sehr 
zu, so dass man in diesen Gegenden viele Übergänge der beiden Gesteine findet. 
Im übrigen wechseln nur quarzreichere oder zum Theil wirkliche Quarzitschiefer 
mit den quarzärmeren Phylliten ab. Man findet deren am Hahnberg, amı Fusse 
der Taubenfelsen, bei Brettmühl am Sandfelsberg auf dem Wege von Streitseifen 
gegen Zwittermühl und an anderen Orten. Graphitische Schiefer finden sich bei 
den Pachthäusern, Jokely hat sie auch bei Halbmeil beobachtet. 

In der Nähe des Granites fehlen auch die eigenthümlichen Fleckschiefer 
und ähnlichen Gebilde nicht, welche auf der westlichen Seite des Gebirges so 


163 


hervorragend entwickelt sind, hier ist eine solche Entfaltung jedoch nicht zu be- 
obachten. Fleckschiefer kommen zwischen Ober-Jugel und Pechöfen vor, aber im 
Breitenbacher Thal zwischen dem Neudeker Gebirge und dem Plattenberg sind sie 
nicht aufgeschlossen; ihr Vorhandensein geht jedoch aus dem Vorkommen eines 
schön kupferroth gefärbten gestreiften und gefleckten Schiefers hervor, der in der 
Gegend des Heinrichfelsens gefunden wird. Dagegen treten hier namentlich bei 
den Pachthäusern und dem Höfel Turmalingesteine auf (pag. 73). Die quarzreichen 
Schiefer am Sandfels nördlich von Brettmühl und bei Halbmeil sind auch zur 
Bildung von Schörlschiefer geneigt. Die bei weitem ungünstigeren örtlichen Ver- 
hältnisse lassen hier eine Verfolgung dieser Gebilde schwerlich zu, wenn man 
ihr Vorhandensein auch constatiren kann, so scheint gleichwohl die Zone der 
Fleckschiefer nicht in der Weise ausgebreitet wie jenseits des Granites, da unter 
gleichem Verhältnisse ja dann der ganze den Plattenberg umschliessende Phyllit 
in Fleckschiefer verwandelt sein müsste. 

Als untergeordnete Lagermassen eigenthümlicher Art müssen jedoch die 
hier häufig vorkommenden „Grünsteinschiefer“ oder richtig bezeichnet Hornblende- 
schiefer genannt werden, welche genau im Streichen der Schiefer zwischen dem 
Plattenberg und dem Buchschachtelberg als auch nördlich und östlich von letzterem 
Vorkommen. Die Schiefer lassen sich allerdings in den meisten Fällen nur durch 
das Vorhandensein von Blöcken constatiren, zwischen Brettmühl und Junghenst 
jedoch bei der alten Grube Glück mit Freuden und dem Gottholdstollen stehen 
sie unmittelbar an der Strasse in einer ziemlichen Mächtiekeit an. Zwischen den 
Pachthäusern bei Platten und Breitenbach kann man etwa sechs solche Einlage- 
rungen zählen. Die zuletzt genannten scheinen keine weite Erstreckung zu haben, 
dagegen kann man die zwischen dem Gotthold- und Glück mit Freuden-Stollen auf- 
geschlossenen Schiefer sowohl nordwestlich über den Schwimmrich ins Streitseifner 
Thal als auch südöstlich bis gegen den Granit des Plattenberges verfolgen. In- 
gleichen begegnet man einem Hornblendeschieferzug, welcher bei Zwittermühl am 
Wege gegen Streitseifen ausbeisst, im Streichen -nordwärts bei Halbmeil wieder. 


3. Eruptivgesteine der östlichen Schieferhülle. 


Zahlreicher und mehr entwickelt als in dem westlichen Schiefergebiet treten 
im östlichen die jüngeren Eruptivgesteine auf, wenn sie gleichwohl auch hier ohne 
Ausnahme eine ziemlich untergeordnete Rolle spielen. 

Ihre Lagerungsverhältnisse sind übertags nur sehr mangelhaft zu beob- 
achten, leider aber macht es der so erlahmte Bergbau auch nicht möglich sie unter- 
irdisch aufzusuchen, so bleibt auch hier nichts übrig, als durch Benützung des 
Überkommenen das Bild eigener Anschauung zu vervollständigen. 


1. Granitgesteine. 

Ausführlich beschrieben wurden bereits oben (p. 97.) die im Schiefergebiet 
aufsetzenden grossen Granitkuppen; auch der die Schiefer durchsetzenden Gänge 
wurde bereits Erwähnung gethan. Verstreute Blätter von Granitporphyr, welche 
am Eliasbach bei Werlsgrün liegen, lassen darauf schliessen, dass hier ähnliche 
Gebilde, wie oben von Grünberg bei Graslitz beschrieben wurden, vorkommen. 

11* 


164 


2. Diorit. 


Die auftretenden Dioritgesteine lassen auch hier das ihnen eigenthüm- 
liche Lagerungsverhältniss erkennen, dass sie den metamorphischen Schiefern ein- 
gelagert erscheinen. 

Im Bereiche des Glimmerschiefers macht sich ein Gangzug bemerkbar 
welcher unmittelbar am Granit bei Bärringen beginnend im Streichen der Schiefer 
unter Stund 6—7 über den Altenberg gegen Osten fortsetzen. Der Anfang dieses 
Gangzuges ist wohl nur mit Blöcken markirt, allein eine in Folge dessen missglückte 
Stollenanlage am Altenberg hat dort das Anstehen des Diorits ausser Zweifel 
gesetzt. Unterbrochen durch das Fischbacher Moor tritt der Dioritgang nördlich 
von Abertham als eine von Weitem sichtbare und verfolgbare Felsenpartie auf der 
Fläche hervor, verschwindet jedoch in der Gegend von Hengstererb gegen das 
Reiche Gebirge wieder. 

In ähnlicher Weise setzen zwar längs des Kammes des Erzgebirges zwischen 
dem Keilberg und Kupferberg dioritische Gänge wie hier fort, es ist jedoch zwischen 
dem Gestein ein bemerkenswerther petrographischer Unterschied. 

Im Glimmerschiefer des Joachimsthaler Erzgebietes haben sich auch ausser 
den bereits oben erwähnten Amphiboliten keine Diorite bemerkbar gemacht; von 
den gedachten Amphiboliten ist es immer bemerkenswerth, dass sie auch eine 
parallele Lagerung gegen diesen Dioritzug besitzen. Eine Beeinflussung der Erz- 
führung ist sohin nirgend nachgewiesen. An der Halde jenes Stollens, welchen 
ich weiter vorn am Altenberg bei Bärringen erwähnte, fand ich auch den schon 
erwähnten Knotenglimmerschiefer, und es wäre sohin wohl auch möglich, dass 
derselbe seine Ausbildung diesem Eruptivgestein verdanke, wie ein solcher Einfluss 
seitens des Diorits auf das Nebengestein auch anderwärts beobachtet wurde. 


3. Porphyrgebilde. 


Obwohl die Porphyre ebenso wie die Diorite in diesem Gebiete nut gang- 
förmig auftreten, verhalten sie sich doch wesentlich anders als jene Gebilde, indem 
sie durchwegs eine durchgreifende Lagerung bekunden. Leider ist auch hier ein 
weiteres Verfolgen noch weniger möglich, da bezüglich ihrer geringere Auf- 
schlüsse vorhanden sind als in den Dioriten. Oberirdisch bemerkt man nur an 
einzelnen Stellen das Auftreten der Porphyre. Zwischen Oberbrand und Joachims- 
thal streichen zwei grössere Porphyrgänge quer über das Thal, welche man auf 
dem Wege von Pfaffengrün nach dem Joachimsthal wieder verquert, und welche 
sich bis zum Jugelstein verfolgen lassen. Diese Gänge erreichen auf dem oberen 
Pfaffengrüner Weg ziemlich genau südlich vom Jugelstein ihre grösste Mächtigkeit 
und bilden hier eine kleine, mit vielen Blöcken überstürzte Kuppe, ich glaube 
immerhin 10 Meter Mächtigkeit annehmen zu können. Unmittelbar nördlich vom 
Jugelstein steht der Porphyr wieder in einer sehr niedrigen, die Richtung des 
Ganges andentende Kuppe an. Es ist hier sehr charakteristisch zu sehen, wie der 
Porphyr offenbar von untenher aufgebrochen wurde, worin man nothwendig eine 
Wirkung des im Jugelstein hervorgequollenen Basaltes erkennen muss. Sonst sind 
die Porphyre hier durchwegs durch den Bergbau aufgeschlossen. Vogel berichtet 


169. 


hierüber a. a. ©. p. 56: „Am zahlreichsten und mächtigsten treten die Porphyre 
in dem Joachimsthaler Erzrevier auf, und sie rechtfertigen die Aufmerksamkeit, 
welche man ihnen von jeher zu Theil werden liess, denn sie sind mit der Erz- 
führung derjenigen Gänge, neben denen sie auftreten, in der innigsten Verbindung.“ 

„Der Hauptsitz der Porphyre im Joachimsthaler Erzrevier ist die Eliaszeche 
und der südwestliche, an den Granit gränzende Theil der Joachimsthaler westlichen 
Grubenabtheilung, wo sie in ihrer grössten Mächtigkeit und Verbreitung auftreten. 

Die Porphyre sind in ihren verschiedenen Zügen von sehr variabler Mäch- 
tiekeit und zwar gehen sie von 1'5 bis über 190 Meter. Durch das Abteufen des 
Wernerschachtes wurden drei verschiedene Porphyre durchbrochen, welche beinahe 
alle das gleiche Fallen und Streichen besitzen (30—40° NW., Streichen hor. 1—3). 

Der oberste Porphyr im Wernerschacht am ersten Geisterlauf besitzt eine 
Mächtiskeit von 15 Meter ein Fallen von 30° in Nordwest, Streichen in hor. 2., 
er lässt sich leicht vom Schiefer trennen, die Linie ist sehr gut sichtbar, abgesehen 
von einigen Winkeln ziemlich regelmässig. Etwas tiefer (10 Klaft.) fällt em zweiter, 
3 Meter mächtiger Porphyrgang in gleicher Weise ein, hier kommen am Contaet 
Schiefereinschlüsse im Porphyr vor. 

Noch tiefer kömmt unter gleichen Verhältnissen ein 16 Meter mächtiges 
Gangtrum, den früheren fast gleichfalls parallel vor. 

„Die im Wernerschacht aufgeschlossenen Porphyre besitzen zwar alle ein 
ziemlich gleichmässiges Fallen und Streichen, jedoch ist dasselbe nicht das Haupt- 
streichen der Porphyrgänge, welche im Grossen von Nordwest nach Südost gehen, 
und von dem Aberthamer Bergbaue bis an den südlichsten und südöstlichsten Punkt 
der Joachimsthaler Reviere reichen.“ 

„Es sind also vorzüglich die westlichen Grubenbaue, wo Porphyre auftreten, 
u. z. der Eliaszecher, Evaapfelbaumstollner und Wernerschächter Bau. Die Porphyre 
zeigen sich daher gerade in jenen Bergbauen, welche in der Nähe der Granitgrenze 
liegen und sich längs derselben hinziehen. In der Nähe der Erzeänge zeigen sich 
bei Veredlungspunkten auch mitunter sehr reiche Erze in die Zerklüftungen des 
Porphyrs.“ *) 

Ähnlich wie die Erzgänge scheinen auch die Porphyrgänge in der Gegend 
von Abertham fortzusetzen. In seinem Aufsatz über den alten Silberbergbau in 
Abertham (Zeitschrift des montanistischen Vereins für das Erzgebirge Nro. 1.) 
bemerkt Bergrath Walter: 

„Feldsteinporphyre, welche bei der westlichen Abtheilung des Joachims- 
thaler Bergbaues in mehreren Zügen auftreten, sind zwar auch in Abertham, aber 
weniger massenhaft vertreten, und scheinen auch hier einen günstigen Einfluss auf 
die Erzführung der Gänge ausgeübt zu haben.“ 


*) Bezüglich des Porphyrs bemerkt Bergrath Sternberger in einem Aufsatz: „Die ärarischen 
Bergbauunternehmen im böhm, Erzgebirge. Österr, Berg- und Hüttenmannische Zeitung.“ 
V. 1857. p 35: „Man ist angewiesen die Porphyrzüge als höchst irreguläre Gangbildung 
oder langgestreckte Stöcke mit mannigfach gebogenen Grenzflächen und den bizarrsten 
Anhängseln und Ausläufern zu betrachten, mit deren Existenz auf einem oder dem 
anderen Horizont man sich begnügen muss, ohne mit einiger Verlässlichkeit das Fort- 
setzen oder Eintreffen auf dem nächstfolgenden tiefern bestimmen zu können,“ 


166 


In der Richtung des Streichens dieser Gänge, also gegen Nordwest tritt 
auch jenseits des Plattenberges ein ziemlich mächtiger Porphyrgang im Thonglim- 
merschiefer zu Tage. Er beginnt beim Ziegenschacht, dessen Anlage nach der 
in diesem Gesteine liegenden Binge zu schliessen, darin niedergetrieben war, und 
lässt sich in Nordwest über das Thal bis nach Breitenbach verfolgen. 

Die Mächtigkeit dieser Gänge dürfte an zwanzig Klafter betragen; ausser 
einer Stelle beim Ziegenschacht selbst, wo die Schiefer ein wenig verdrückt sind, 
scheint der Schiefer nirgend durch das ihn durchsetzende Gestein in seiner 
Lagerung gestört zu sein. Wie Jokely erfuhr, soll derselbe noch ziemlich weit 
gegen Westen in Sachsen fortsetzen. 

Ob letzterer Gang in Zusammenhang mit den Joachimsthaler Porphyren 
zu bringen ist, wird fraglich, wenn man erwägt, dass etwas nördlich in Sachsen 
zwischen Gross-Pöhla und dem Schwarzwasserthal ein Porphyrgang ziemlich parallel 
verläuft (Naumann Erläutrs. Set. XV. p. 213. ff.). Auffällig erscheint der Umstand, 
dass diese Gänge vorherrschend im Schiefergebiet auftreten, und zwar in der 
Joachimsthaler und Aberthamer Gegend, besonders in einer Lage, die sich der 
Contur des Granites anschmiegt, ohne mit der Sehichtung zusammenzufallen. Dass 
dieselben jünger sind als der Granit, beweist ihr Vorkommen in diesem Gestein am 
Wolfsberg u. s. w.; aber es scheint, dass die gewaltige Masse des Granits, welche 
bis in weite Tiefen so fortsetzt, für die späteren Durchbrüche zu fest war, und 
nur am Rande etwa ein Eindrängen der Porphyrmassen in vorhandene Granit- 
spalten möglich war. 

Dass die durchbrechenden Porphyre nirgends eine bemerkenswerthe Störung 
in der schon durch die Granite bedingte Lagerung der Schiefer hervorgebracht 
haben, geht schon aus dem oben gesagten hervor; ebenso ist ausser den mecha- 
nischen Contactbildungen über einen Einfluss auf die Struktur der Schiefer nichts 
bekannt geworden. 3 

Eine Bildung höchst eigenthümlicher Art sind jedenfalls die gneisartigen 
Porphyre, (pag. 40), welche sich in der Grenzzone des Granites mit dem Schiefer vom 
Wolfsbergabhang bis nach Abertham finden, und welche, wie erwähnt, vielmal: mit 
wirklichen Gneisen verwechselt worden sein dürften. Dieses Gestein steht leider 
nirgends deutlich an, es findet sich nur bei den Werlsgrüner Häusern in zahlreichen 
Blöcken, und scheint dort vorzugsweise ausgebildet, ich fand es aber auch sehr frisch 
auf der Aberthamer Halde gegen Fischbach, woraus hervorgehen würde, dass es 
auch dort, allerdings wieder gegen die Granitgrenze anstehe. Offenbar ist diese 
auffällige Gesteinausbildung auf die örtliche Beschaffenheit seiner Lagerung zurück- 
zuführen, wie dergleichen ähnliche Gebilde auch anderwärts an den Grenz- und 
Contactflächen gegen das Nebengestein vorkommen, und in Folge eines Druckes 
entstanden sein mögen. (Vergleiche Zirkel Petrographie I. p. 546 ff.) 


4. Basalte. 


Als drittes Eruptivgestein haben wir in diesem Gebiete auch der Basalte 
zu erwähnen, welche jedoch weniger zahlreiche Punkte als im Granitgebiet auf- 
zuweisen haben, 


167 


Das rechte Gehänge des Joachimsthaler Grundes wird beim Ausgange 
oberhalb Oberbrand von der weithin sichtbaren Pfaffengrüner Kuppe überragt; es 
ist dies eine Basaltkuppe, welche aus lauter schlanken Säulen aufgebaut ist, die 
nach Art der Hopfenstangen zu einer spitzen, jedoch nach Südosten geneigten Pyramide 
zusammengeschlichtet sind, was offenbar darauf hinweisst, dass diese Kuppe das Aus- 
gehende eines mächtigen Ganges, der wahrscheinlich in der Richtung des Joches 
nördlich von Pfaffengrün gegen den Jugel-, Kobold- oder Küberstein streicht. 

Dieser erhebt sich in zwei dieht an einander liesenden, etwa 25 Meter 
hohen Pyramiden von ähnlicher jedoch etwas massigerer Form wie die Pfaflengrüner 
Kuppe; und besteht gleichfalls aus schlanken, einseits geneigten Säulen. In wie ferne 
das umgebende Gestein vom Basalt beinflusst wurde, lässt sich auf keine Weise 
feststellen. Es ist auch wohl nicht festgestellt, ob zwischen beiden Punkten ein 
Zusammenhang bestehe. Gegen den in nordwestlicher Richtung gelegenen Blösberg 
scheinen allerdings Gänge zu gehen, wie mich Basaltblöcke belehrten, die auf einer 
wahrscheinlich von einem Versuchsbau auf Eisenstein herrührenden Schachthalde 
zwischen Pfaffengrün und Mariasorg belehrten. 

Zwischen diesen äusseren Basalten, wie‘ ich sie nennen möchte, deren 
Zusammengehöriskeit mit dem Duppauer Gebirge wohl klar liegt, liegen die durch 
die Joachimsthaler Bergbaue aufgeschlossenen Gänge, über welche Vogl folgender 
Massen berichtet (a. a. ©. p. 39 ff.): „Nächst den Porphyren sind die Basalte am 
meisten in dem hiesigen Revier vertreten, und sie sind entweder in den Gängen 
als Gangmasse aufgenommen oder sie treten selbständig auf. 

Bei den Wacken und Basalten ist es wieder der östliche und nördliche 
Theil des Joachimsthaler Reviers, in welchem sie vorzüglich herrschen. Im Ganzen 
haben sie eine Streichungsrichtung von Osten gegen Westen, und treten ganz in 
der Eigenschaft von Gängen auf, sie schleppen sich mit Morgengängen, oder ver- 
einigen sich auf grosse Strecken mit ihnen, verwerfen und durchsetzen die Mitter- 
nachteänge, und führen auch bei Vereinigung mit Gängen Erz. 

Der Andreasgang ist auf eine Erstreckung von 50° mit emem Wackengang 
vereiniget, und die Mächtigkeit der darin auftretenden Wacke ist zwischen 4—4 
Zoll. Sie ist gleichförmig grau, ein sehr inniges Gemenge, zerfällt an der Luft in 
kleine Stücke und enthält Glimmerblättchen. 

Der zweite Wackengang ist derjenige, welcher den Kühsang begleitet. In 
höheren Horizonten streicht dieser Gang in einer Entfernung von 1 Meter parallel 
und N vom Kühgang in Stund 6 mit 70° Verflächen. Die Ausfüllung ist reines 
Conglommerat mit Einschlüssen von schwarzen Glimmerkörnern von Quarz, Schiefer, 
Porfyr und Augit.“* Aus eigener Erfahrung kann ich diese Angabe nicht bestätigen, 
denn erstens sieht man auf dem Kühgang, welcher ein Morgengang ist, sehr deutlich, 
wie der Nephelinbasalt den Gang durchsetzt (Barbarastollen), ferner ist das von 
mir wiederholt entnommene Gestein ein wahrer und ächter Nephelinbasalt, der 
niehts mit der Putzenwacke gemein hat. Unzweifelhafte Nephelinbasalte sind auch 
anderwärts in der Tiefe z. B. im Südfelde des Johannes Evanselisten Ganges 
angehauen worden, sie unterscheiden sich von den später zu erwähnenden Putzen- 
wackenzügen schon dadurch, dass sie nicht zu Tage ausgehen, und in ihrem 
Auftreten eine regelmässige Injektionsausfüllung zu erkennen geben. 


168 


„In der Reihenfolge von Süd nach Nord kommt nach der Kühgänger Wacke der 
hier als Putzenwacke bezeichnete, 26—36 Ltr. mächtige Basalttuff. Er streicht in 
Stund 5, hat ein sehr steiles Verflächen in Nord. In diesem Basalttuff wurde an zwei 
Punkten bituminöses Holz gefunden und zwar das eine 1557 am Barbarastollen, 
also in einer Tiefe von 140 Lacht. von den damaligen Bergleuten „Sintfluthholz“ ge- 
nannt.*) Das zweite wurde bei Durchtreibung des Wernerschächter Wasserstollens 
1851 erhauen. Die Teufe, in welcher das Holz vorkam, war 20 Kft. unter Tag.“ 

Dieses Holz, welches von Unger als Ulminium dilwviale (Synopsis plantarum 
fossilium p. 221) beschrieben wurde, so wie die Beschaffenheit des Gesteines lassen 
die letztere Bildung keineswegs als anogene Bildung, wahren Gang erkennen, viel- 
mehr erscheint dieselbe als Ausfüllung von vorhandenen Spalten, durch einge- 
schwemmte Basaltasche, welche bei den unzweifelhaft in der Nähe ‚stattgehabten 
Eruptionen reichlich gebildet worden sein mag. Ein Analogon dieses Vorkommens des 
eingeschlossenen Holzes bietet in neuerer Zeit der durch einen Steinbruch aufge- 
schlossene Basalt von Strisow bei Pilsen, dessen Tufidecke gleichfalls reiche Mengen 
von zum Theil verkohltem zum Theil verkieseltem Holze führt. 

Auf dem Wege von Evaapfelbaum zum Eliasschacht bemerkte ich übrigens 
wiederholt Basaltbrocken, es ist jedoch nicht festzustellen, ob sie nicht etwa von 
obenher von benachbarten Basaltkuppen hierher gelangten. 

Die übereinstimmende Beschaffenheit des Gesteines macht es unzweifelhaft, 
dass die in den Joachimsthaler Gruben angefahrenen Nephelinbasaltgänge mit den 
vorher erwähnten zusammenhängen, dagegen weist die zuletzt erwähnte Tuffbildung 
auf die glimmerreichen Leucitgesteine von Wiesenthal jenseits des Sonnenwirbels hin. 

Nördlich von Joachimsthal haben wir zunächst der Hauynbasalte des Spitz- 
berges und der Steinhöhe zu gedenken. 

Der 1089 Meter hohe Spitzberg erhebt sich nur etwa 80 Meter über den 
Rücken des Gebirges, als eine rundliche Kuppe, die vorzugsweise von sphaerischen 
Blöcken gebildet wird. Einerseits von Basaltschutt umlagert, anderseits ganz und 
gar vom Hochmoor umgeben, ist es ziemlich schwer dessen Natur festzustellen. 
Nach der Lage sowohl, als aus anderen Anzeichen dürfte freilich angenommen 
werden, dass dieser Basalt die Stelle bezeichnet, von wo aus beträchtliche Massen 
von Basalt austraten. Ohne auf die nördlich vom Sonnenwirbel gelegenen zu denken 
hing früher offenbar die benachbarten Steinhöhe mit dem Spitzberg zusammen, 
wie sich aus der Übereinstimung des Gesteines ergiebt. 

Diese, deren besondere Verhältnisse wir auch noch anderwärts zu betrachten 
haben, bildet westlich vom Spitzberg einen etwa 2000 Meter langen niedrigen 
Höhenzug, welcher im Norden Seifen bogenförmig umgiebt, und in Westen un- 
mittelbar an den Granit bei Irrgang anstösst. Das Gestein sondert runde Blöcke 
ab, und die ganze Lagerung deutet darauf hin, dass die Steinhöhe der Rest einer 
Basaltdecke war, welche, wie die über das Gebirge im Norden so wie im Süden 
davon weit verstreuten Basaltblöcke andeuten, einmal eine weit beträchtlichere 
Ausdehnung besass. 


*) Mathesius Chronik von Joachimsthal: „1557 den 7. Februarij hat man ein baum auf 
Barbara prüln stoln troffen 150 lachter tief, der ist zu steyn worden darauss man 
wetzstein machet.“ 


rs 


169 


Auf dem gegenüber liegenden Gehänge des Schwarzwasserthales findet sich 
ein kleiner Nephelinbasalt- Anbruch bei Försterhäusern, und endlich an der 
Landesgrenze bei Breitenbach eine kleine — wohl eine der am weitesten vor- 
geschobenen — Kuppe, die von Wittichsthal von unbedeutendem Umfang und 
Ausdehnuns. 


4. Verhalten der Schiefer zum Granit. 


Nachdem ich im Vorhergehenden den Bau und die Schichtenstellung der 
Schiefer eingehender auseinander gesetzt habe, wird es nun an der Zeit sein ihr 
Verhalten zum Granit etwas näher zu betrachten. Im allgemeinen werden wir ähn- 
liche Verhältnisse hier wahrnehmen, welche wir schon auf der westlichen Hälfte 
kennen gelernt haben; der Granit ist es zunächst, welcher offenbar auch hier die 
Neigung der Schichten hervorgebracht hat. 

Während wir aber im westlichen Gebiete gesehen haben, wie die einzelnen 
Schieferzonen durch den Granit nach und nach im Streichen verändert werden, 
und sich demselben accomodiren, findet doch im westlichen Gebiete etwas anderes 
statt. Hier fallen’ auch die Thonglimmerschiefer zwischen der Landesgrenze und 
den Wolfsbershäusern von dem Granite ab, allein zwischen hier und Bärringen 
stossen sie fasst senkrecht an den Granit im Westen an, freilich aber um constant 
an der westlichen Grenze desselben sich dem Verlaufe desselben anzuschmiegen; 
diese scheinbare Anomalie ist nichts anderes als die Folge des Druckes von zwei 
unter einem fast rechten Winkel hier abzweigenden Granitausbreitungen, welche 
innerhalb desselben eben keine bleibenden Schichten möglich machte. Je weiter 
entfernt, desto leichter konnten sich die Schichten in ihrem Streichen accomodiren, 
bis sie eben das eines anderen Gebirgstheiles annahmen, und hier in einer mächtigen 
Stauung die Grenze markirten, bis wohin der Einfluss des Granites reichte. 

Mitten aber ist das Schiefergebiet wieder durch die Insel des Platten- 
berges durchbrochen; und das Verhältniss, welches sich hier darstellt, ist jedenfalls 
ein eigenthümliches. 

Ich musste zwar der Darstellung schon vorgreifen, und bei der Erörterung 
des Altersverhältnisses der Granite darauf hinweisen, dass das sich hier darstellende 
Verhältniss dafür von Belang ist, ich will aber dieses doch hier noch einmal 
wiederhohlen. 

Soweit man die Verhältnisse längs der westlichen Grenze des Plattenberg- 
granites verfolgen kann, sieht man, dass der Schiefer überall seine Richtung bei- 
behält und unter den Granit einfällt, während er auf dem nördlichen Abhang im 
Streichen und Fallen mit dessen Grenze diesseits des Schwarzwasserthales paralle] 
bleibt. Auch im Blasiusstollen zeigen sich dieselben Verhältnisse, die Glimmerschiefer 
behalten bis an den Granit ihre Fallrichtung und ihr Streichen bei, und wenn 
auch hier nicht von einem Unterteufen die Rede sein kann, so geht doch aus 
dem Ganzen hervor, dass die Schiefer offenbar in ihrer geneigten Stellung schon 
gewesen sein müssen, ehe der Granit des Plattenberges zum Durchbruche kam. 
Es ist hier an den Schiefern ganz dasselbe wahrzunehmen, was auch Weissenbach 
an dem Schiefergebirge, welches den Geyersberg bei Geyer umgiebt, anführt (Vergl. 


170 


Votta Gangstudien. Bd. 1. Weissenbach über Gangformationen) und was auch 
anderwärts beobachtet werden konnte; und der Plattenberg hat demnach nur eine 
durchgreifende Lagerung ohne weitere Störung der Schichten in ihrer Stellung ihnen 
gegenüber eingenommen. 

Ähnliche Verhältnisse dürfte auch der Sandfels darbieten, wenn derselbe 
einer. Untersuchung zugänglich wäre. 

Damit ist aber immer noch nicht nothwendig anzunehmen, dass die Schieter 
in der That ais Liegendes den Granit einseitig unterteufen, wie Jok&ely es meint; 
und die gedachten Verhältnisse im Blasiusstollen widersprechen auch thatsächlich 
einer solchen Annahme. Von den besonderen Contactverhältnissen, welche sich 
auf der westlichen Schiefersrenze bemerkbar machen, kommen auch hier Analogien 
vor; freilich nicht immer in so ausgeprägter Form. Mechanische Contactwirkungen 
sind mir auch hier nicht bekannt worden. Zwar finden sich auf den alten Halden 
von Glück mit Freuden bei Zwittermühl, Ganggranite, Stücke höchst eigenthümlicher 
Art, welche wohl auch dann und wann das Aussehen haben, als hätten sie die 
anhaftenden Schieferbruchstücke eingebettet enthalten, und den Blasiusstollen 
übersetzen einige schmale Granitgänge im Schiefer, doch sind andere ähnliche 
Erscheinungen von grösserer Ausdehnung auch hier nicht bekannt geworden. , 

Dagegen tritt auch hier die chemisch physikalische Wirkung des Granites 
auf die Schiefer an vielen Stellen hervor. Jok@öly erkennt wohl auch hier in dem 
schmalen Gmeisbande, welches längs der westlichen Granitgrenze zwischen diesem 
und dem Glimmerschiefer hervortritt, ein ledigliches Contaktgebiede, wogegen ich 
mich anderwärts schon aus stratigraphischen Ursachen ausgesprochen habe; und 
wozu auch das Verhalten des Granites zum Glimmerschiefer anderwärts spricht. 

Ich kann zwar die Verwandlung des Glimmerschiefers in Knotenglimmer- 
schiefer, wie er am Altenberg bei Bärringen vorkommt, nicht als Beleg anführen, weil 
er hier ebenfalls in der Nachbarschaft der Diorite entstanden sein kann; dagegen 
ist jedoch das Verhalten im Blasiusstollen, wo der Glimmerschiefer einfach in 
Fleckschiefer verwandelt wurde, gewiss bezeichnend. Die Turmalinschiefereinlage- 
rungen, die Fleckschiefer fehlen auch hier längs der Granitgrenze nicht, obwohl 
sie nicht so in die Augen fallen, wie auf der anderen Seite des Granitgebirges. 
Auch auf dieser Seite bemerkt man keinerlei Spur einer Rückwirkung welche etwa 
die Schiefer auf den Granit ausgeübt hätten. 

Überblickt man aber nun das Verhältniss der östlichen Schieferzone zur 
westlichen, so finden wir zunächst im Süden dem Granite beiderseits angelagert 
eine Zone von Gneisglimmerschiefer, in geringer Entwicklung, welche jedoch 
einerseits in das östliche Erzgebirge fortsetzt. Fassen wir noch ins Auge, dass 
die spärlichen Reste von Schiefern im Granitgebiet gleichfalls Gneiseglimmerschiefer 
sind, so liest wohl nahe, dass viele beiderseitigen Zonen einmal ‚zusammenhingen 
und eine grössere Ausdehnung hatten. Nicht minder charakteristisch ist das 
Verhalten des Glimmerschiefers. Dieser lehnt sich als ein schmales Band von 
Westen her an den Granit an und setzt im Osten als ein solches, sich wieder 
mehr und mehr verbreiterndes Gebirgsglied fort, also auch einem ehemaligen 
Ganzen entsprechend. Und schliesslich gilt dieses auch von dem folgenden Thon- 
glimmerschiefergebirge. 


171 


Würden wir ausser petrographischen Hilfsmitteln noch palaeontologische 
herzuziehen können, würde es noch leichter sein zu erweisen, dass die Theile auch 
noch den Grundsätzen dieser Wissenschaft zusammen gehören, allein schon die 
Stellung der Schichten belehrt uns darüber, dass hier das einst in ungestörter 
Reihenfolge aufgebaute Schiefergebirge vom Granit durchbrochen worden sei, 
wobei die äussersten Thonglimmerschieferpartien mantelförmig weggedrängt wurden, 
während die näher gelegenen Glimmerschiefer und Gneisablagerungen hiebei gesprengt 
und auseinander gerissen und ihre Schichten in der Weise an den Rändern auf- 
gerichtet wurden, wie wir sie gegenwärtig finden; denn obwohl in diesem Gebiete 
auch jüngere Eruptivgesteine auftreten, deutet doch alles darauf hin, dass dieselben 
keinen bedeutenden Einfluss auf die Schichtenstellung gehabt haben können. 


3. Capitel. 
Erzführung des östlichen Schiefergebietes. 


Obwohl in diese Zone des böhmischen Erzgebirges jedenfalls der grösste 
Reichthum und die grösste Maniefaltiskeit an Erzen fällt, schon durch den Umstand, 
dass der Haupttheil der Joachimsthaler Baue hierher gehört, habe ich doch nicht 
die Absicht ein besonders ausgedehntes Bild der Verhältnisse zu geben. Speziell 
die Verhältnisse von Joachimsthal anlangend besitzen wir ohnehin eine reiche 
Literatur, welche leicht zugänglich ist, die ziemlich mit jener Zeit abschliesst, wo 
die dortigen Baue noch etwas in Blüthe waren. Gegenwärtig, wo bereits das Da- 
moklesschwert über dem aerarischen Grubenbetriebe schwebt, wo man nur noch 
der Bevölkerung wegen die kaum die Kosten deckenden Baue unterhält; ist wohl 
nicht mehr die Zeit etwas neues den längst bekannten Verhältnissen hinzuzufügen 
ich werde mich also begnügen eine ganz kurze Übersicht davon zu geben, indem 
ich den Wissbegierigen zunächst auf J. F. Vogl’s mehreitirtes Buch verweise. 

Von anderen Erzgängen ist wenis zu erkunden, da die meisten seit langer 
Zeit: ausser Betrieb gesetzt sind, und selbst nur Wenige der gegenwärtigen Generation 
noch Nachricht von ihnen haben, die meisten bereits dem Bereiche der Sage ange- 
hören. Über sie kann auch nur sehr wenig mitgetheilt werden. Nur da, wo es 
eben der Sache werth scheint, will ich mir erlauben einige Worte mehr zu sagen, 
ich will hiemit, wennauch im Allgemeinen das Bild etwas ungleichmässig wird, 
die schon vorhandenen Erfahrungen eben nur ergänzen. 

Die östliche Schieferzone ist ungleich reicher an Erzlagerstätten als der 
Granit. Ausser den Zinn- und Eisenerzlagerstätten, welene dort vorkommen gesellen 
sich hier noch weiter silber-, kobalt-, wismutführende Gänge hiezu, so dass wir 
sämmtliche im Erzgebirge vorkommenden Erzlagerstätten hier vertreten haben. 


1. Zinnerzlagerstätten. 


Im Bereiche des Glimmerschiefers sind solche nicht bekannt, wohl aber 
treten verschiedene Gänge in der Nähe des Zinnsteingranites im Thonglimmer- 
schiefer auf. Man weiss von ihnen, dass sie als Mitternacht- und Morgengänge 


172 


auftreten, und ihr Erstrecken ist stellenweise auf ziemliche Entfernung bekannt. 
Auf ihnen bestanden früher Baue am Hirschberg, am Schwimmrich, am Ziegen- 
schacht und bei Breitenbach, wo sie sich mit Silber- und Kobaltgängen schleppen. 
Gegenwärtig sind sie längst verlassen. Auf dem Hirschberg bei Platten erhielt ich 
durch den dortigen Steiger, welcher es aus eigenem Antrieb einmal unternommen 
hatte, die in der Nähe des dortigen Mangaubaues allerdings ziemlich schwer zu 
erreichenden alten Baue zu durchstöbern, einige Handstückchen, welche für die 
dortige Gegend verhältnissmässig grosse Kassiteritzwillinge ganz analog”dem Vor- 
kommen von anderwärts mit Steinmark und Quarz vergesellschaftet zeigen. Von ihm 
erfuhr ich auch, dass die beiden verschiedenen Gänge sich auf eine gute Weile 
schleppten. Schaarungen und Durchsetzungen mit Rotheisensteingängen sollen an 
verschiedenen Stellen, so zwischen Brettmühl und Schwimmrich stattfinden, leider 
ist die Stelle nicht zugänglich, doch das Verhalten beider Gänge (siehe oben) durch 
Oppe aus Sachsen bekannt gemacht. 

Jokely a. a. O. p. 59. lernte noch zwei Zinnerzzechen bei Goldenhöh 
kennen, welche auf zwei 1—2 Fuss mächtige, in Norden verflächende Gänge bauten, 
deren Ausfüllung aus Letten und Quarz oder aus turmalinführenden Schiefern, 
worin Zinnerz eingesprengt oder lagenweis ausgeschieden ist, bestand. Jantsch 
a. a. O. bemerkt, dass eigenthümlicher Weise die Gänge nirgends eine grössere 
Teufe als 20—30 Klafter erreichen. 

Es dürfte wohl anzunehmen sein, dass sich diese Gänge zu den Zinnerz- 
gängen nicht anders verhalten, als wie sie durch Stelzner, Rücker, Oppe und andere 
a. a. O. von Geyer, Schlaggenwald, aus dem Eibenstocker Gebirge u. s. w. beschrieben 
werden, wornach eigentlich anzunehmen, dass die im Granit aufsetzenden Zwitter- 
massen gangartig viel weiter als im Granit im Schiefer fortsetzen. Die allgemeine 
Richtung des Streichens der Gänge zu wenigstens der bei Platten würde hiefür 
wohl sprechen. (Vergleiche auch Jantsch a. a O.) 


2. Rotheisensteingänge. 


Ihr Verhalten habe ich weitläufig schon im Kapitel über die Erzführung 
des Granites bekannt gemacht, wo ich mittheilte, dass sie an der Schiefergrenze 
am reichsten werden, während sie sich im Schiefer selbst in Fäulen verwandeln, 
sie zeigen demnach ein anderes Verhalten als die Zinnsteingänge, welche an An- 
reicherung gewinnen, wo jene verlieren. 

Jokely erwähnt Spuren von Rotheisenstein führenden Gängen im Schiefer 
südöstlich von Halbmeil und bei Forsterhäusern, auch soll das amphibolitische 
Eisensteinlager der Antonienzeche von Joachimsthal von solchen durchsetzt werden, 
ich habe hievon selbst nichts erfahren. 


3. Amphibolitische Erzlagerstätten. 


Unter diese Bildungen haben wir zwei Lagerstätten zu rechnen, welche 
nördlich von Joachimsthal auftreten, dann gehört der Altenberg bei Bärringen hierher. 
1. Die St. Antoni Eisensteinzeche bei Joachimsthal, welche durch 2 Schächte 
aufgeschlossen aber schon geraume Zeit ausser Betrieb ist. Vogl (a. a. ©. p. 20) 


173 


berichtet über diese Grube, dass das Magneteisen in dem Hornblendegestein 
nicht gleichmässig vertheilt sei, sondern in Linsen, welche in grösserer und geringerer 
Mächtigkeit und Ausdehnung in der Streichungsrichtung eingelagert sind. Diese 
Erzlinsen gehen gegen die Peripherie zu durch Aufnahme von Amphibol mehr und 
mehr in taubes Gestein über. Der erzführende Amphibolit ist vorwiegend von dunkel- 
grüner Farbe, ist verworren stänglich, faserig, führt als Beimengung Granat und 
reichlich Quarzausscheidungen. Pyrit bricht nur selten mit. Die Mächtigkeit des 
Lagers wechselt zwischen 5'6—19 Meter, die der Erzlinsen S—13 Centimeter. 

2. Das Erzlager am Kaff bei Goldenhöhe. Dieses Erzlager, welches bereits 
in den ältesten Zeiten des Bergbaues im Erzgebirge bekannt, und seither in Abbau 
war, bis auch gegenwärtig der Betrieb eingestellt wurde, ist in mehrfacher Be- 
ziehung interessant, und wurde bereits 1856 von dem damaligen Berggeschworenen, 
jetzigen Bergrath Carl Sternberger in der Zeitschrift des montanistischen Vereines 
tür das Erzgebirge p. 59 #. sehr ausführlich beschrieben. Zur Zeit als ich den 
Bau besuchte, und denselben befuhr, war er bereits ausser Betrieb gesetzt, und 
ich kann auch hier nur wieder im allgemeinen die Angaben Sternbergers in Kürze 
wiederholen. 

Der am Kaff vorherrschende Schiefer ist ein sehr quarzreicher, eng- und 
kurzgewellter Thonglimmerschiefer, welcher hart an der Grenze des Glimmer- 
schiefers steht, und von Sternberger auch als solcher bezeichnet wird. Diesen 
Schiefern ein, oder-, wohl nach der Örtlichkeit aufgelagert ist ein Hornblendfels- 
Lagerstock, mit ausgedehnten Ausscheidungen von Zinkblende, reinem und mit 
Horn- und Zinkblenden, sowie mit Kiesen gemengtem Magneteisenerz, Schwefel- 
und Kupferkies, sowie in Begleitung dieser Mineralien von Lagen eigenthümlich 
markirter Hornblendegesteine, und endlich von Zinnerzen, welche mehr weniger 
den ganzen Lagerstock imprägniren, und vorzüglich den in denselben regellos 
kreuzenden Quarz, Feldspath, Granat und Kiese führenden Klüftchen adhäriren. 

Die vorkommenden Hornblendegesteine treten meistens in ganz dichtem 
Zustande auf, höchstens ist eine streifenweise Vertheilung der Bestandtheile be- 
merkbar. Als unterste, den Contact der reinen Glimmerschiefermassen und des auf- 
lagernden Stockes Hornblendegesteine vermittelnde Zwischenglieder dürften zumeist 
Schieferlagen auftreten, welche Feldspath accesorisch führen, und die 3 Bestand- 
theile gebändert neben einander führen, welche mit Gesteinen wechseln, die aus 
Amphibolit und Schieferbrocken gebildet scheinen, hierauf folgen etwa 2 Meter 
zart gestreifte (?), ganz dichte, hie und da quarzige Amphibolite in manigfach grünen 
Nuancen, in der Regel Ausscheidungen von 15—60 Centim. Streifen aus büschel- 
förmigen Amphibolnadeln, Magneteisen, Kupfer und Schwefelkiesen, auch Zink- 
blende, in den Mengungsverhältnisse wechselnden Erzgesteines, hierauf oftmals 
neuerliche Spangen oder Lagen eines hie und da von Schnürchen feiner Horn- 
blende, auch spärliche Gruppen andere Mineralien aufnehmenden grünlichweissen 
Gesteines, welches man für eine dioritische Varietät mit vorwaltendem Albit be- 
trachtete, das aber nur ein dichter Amphibolit ist (pag. 67) und endlich ausgiebige 
Ablagerungen von Magneteisen und Zinkblende, im Hangenden oft begrenzt von 
einer aufgelösten eisenokrigen, kiesführenden, auch mürbe Zinkblende einschliessen- 
den Masse, dem sogenannten Zinkschweife. 


174 


Das beschriebene untergeordnete Gebirgsglied tritt am markirtesten am 
östlichen Gebirgsflügel auf, sowohl durch eine ziemlich scharfe Begrenzung im 
Liegenden, als durch den continuirlichen Zinkschweif, endlich des wenig absetzigen 
höchst ergiebigen Reichthum an Zinkblende. Diese Erzführung wird viel unter- 
geordneter tiefer im Gebirge, ausgebreiteter hingegen in der Mächtigkeit treten 
daselbst die Zinnzwitter auf. Auch das Magneteisen scheint gegen das Hangende 
ausgiebiger zu sein. 

Im Liegenden setzen mit schiefrigen Bastarden sogenannte Flötze nieder 
nirgend hat man jedoch das Hauptgebirgsglied erreicht. 

Das Erzlager hat übrigens eine ziemlich grosse horizontale Verbreitung, 
worin die Zinkblende in geringer Tiefe in abwechselnder Mächtigkeit von 1 Fuss am 
westlich südwestlich geneigten Ausgehenden bis 075 Klafter gewinnt.“ 

Von den in so merkwürdiger Combination vorkommenden Erzen wurden 
zu verschiedenen Zeiten verschiedene gewonnen. So hat es das Ansehen, als sei 
zur Reformationszeit zunächst Magneteisen dort gebrochen worden.*) Später scheint 
der Zinnstein die Hauptausbeute geliefert zu haben; und da dieser im Innern 
eoncentrirt auftritt, ist ein ganz gewaltiger Abbauraum, dessen Quer- und Längs- 
ausdehnung Jokely auf 190 Meter schätzt und welcher eine Höhe von 9—10 Meter 
hat, die Folge. Mächtige Pfeiler, zum Theile schon geborsten, oder durch den ehedem 
betriebenen Raubbau arg beschädiget, tragen die Decke, welche über Kurz oder Lang 
einstürzen dürfte. | 

Zur Zeit meines Besuches wurde noch auf der Kohlreuterzeche auf Zinn 
gebaut, welches auch in dem kleinen Goldenhöher Aufbereitungwerk verpocht und 
verhüttet wurde. Ungeheure Massen Zinkblende und Kiese, welche auf den Halden 
liegen, zeigen, dass die Alten diese Erze nicht zu verwenden wussten. 

Das Kafler-Erzlager gehört augenscheinlich in die Reihe jener merkwür- 
digen Ablagerungen, welche von hier aus über Breitenbrunn bis Schwarzenberg 
bekannt sind, welche in der Literatur Sachsens mehrfach erwähnt und beschrieben 
werden. (Nauman Erläuterung zur geog. Charte Sachsens Set. XV. p. 19 fl. Cotta 
Lehre von den Erzlagerstätten I. p. 67.). Als letztes Glied der derartigen Gebilde 
ist wohl der in der ostsüdöstlichen Fortsetzung des Zuges gelegene Kupferhübel 
bei Kupferberg anzusehen. Breithaupt bezeichnet dies Vorkommen in seiner Para- 
genesis (pg. 154 fi.) „Pyroxen-, Granat-, Pyrit-, Blende-Formation;* und erkennt 
darin eine der ältesten, vielleicht die älteste Formation der Erzgänge. Obwohl er 
den Kupferhübel in Böhmen als hierher gehörig erwähnt, scheint ihm Kaff ent- 
gangen zu Sein, da er nur Breitenbrunn und Pitkärande in Finnland als Fundorte 
von Zinnerz in dieser Formation aufführt. Nach der klaren Darstellung Sternbergers 
hat es augenscheinlich das Ansehen, dass die Bildung gleichzeitig mit den Schiefern 
stattfand, demnach auch wirklich älter ist als selbst die im Granit auftretenden 
Zinnsteine; und es dürfte sich wohl auch das Auftreten des Zinnsteines auf Klüften 


*) Mathesius Vorrede zur Sarepta 1564: „Item von Schwarzenberg und Caffen sehr guten 
Magneten bekommen.“ Petrus Abinus meissnische Bergchronika 70.: „Ferner ist ein 
ander Böhmisch Zienwerk, da man sonderlich guten Magneten zu Zeiten gewonnen.“ 
(Beide Stellen beziehen sich auf das hier vorkommende attractorische Magneteisenerz.) 


175 


in diesem Erze als eine jüngere Bildung deuten lassen; so dass der ursprüngliche 
Lagerstock in der Zusammensetzung der der übrigen sich nähert. 

Dass für das Gebilde der Antoni-Eisensteinzeche dasselbe gelten kann, liegt 
auf der Hand. 


Bernhard von Cotta widmet der Formation in seiner Lehre von den Erz- 
lagerstätten II. Bd. p. 57 fi. ein eigenes Kapitel unter der Aufschrift: Erzgebiet 
von Schwarzenberg. Hier wird auch p. 38 der erzführende Grünstein vom 
Kaff bei Goldenhöhe unter der Breitenbrunner Gruppe aufgeführt; p. 4. bemerkt 
derselbe über die Bildung: 


„Alle diese Lagerstätten scheinen im Wesentlichen zusammenzugehören und 
das Resultat eines geologischen Vorganges zu sein. Dass die Grünsteine, mit 
denen die Erze so innig verbunden zu sein pflegen, als Eruptivgesteine in die 
Schieferung durch ziemlich parallele Spalten eingetrieben worden sind, kann wohl 
kaum einem Zweifel unterliegen ; ausser der Analogie der übrigen Grünsteine des 
Erzgebirges spricht ganz speziell auch noch die grosse Mächtigkeit dieser nur 
20--30° geneigten Spaltenausfüllung dafür. Wie hätten sich so weite flache Spalten 
für irgend eine andere Art der Ausfüllung offen erhalten können. Deshalb 
braucht aber das Material für die Erze und viele der anderen Mineralien noch 
nicht nothwendig urspünglich in diesen Grünsteinen enthalten zu sein. Die lokale 
Erzführung .der Grünsteine spricht vielmehr dafür, dass der besondere Gehalt der 
Erzlagerstätten erst später durch Infiltration oder Sublimation eingedrungen sei.“ 

Dieser Ansicht dürfen wir wohl zunächst entgegenhalten, dass das Kafler 
Gestein kein Diorit ist, sondern nichts anderes, als eine Form der wohlgeschlich- 
teten Hornblendeschiefer, und dann hat wohl auch die Einwendung eine Berechti- 
sung, dass ja der krystallinische Kalk gerade solche Stöcke macht, dass er sich 
häufg mit Amphibolit sogar vergesellschaftet, ist er deshalb auch eruptiv ? 

Constantin von Beust (Gangstudien III. Bd., pg. 224 ff.) glaubt die Erz- 
vertheilung auf den Einfluss von Zerklüftungen zurückführen zu können, durch 
welche gewisse Lösungen in die Amphibolite einsickerten und hier zum Absatz kamen. 

Diese Ansicht scheint mir wohl die zum Theile wahrscheinlich zu sein. Dass die 
Amphibolite trotz ihrer Ausdehnung und in Folge ihres engen Zusammenhanges mit 
den Schiefern nicht eruptiver Natur sind, darauf deutet Sternbergers treffliche Beob- 
achtung hin, welcher eine besondere Contactzone, in welcher das Amphibolitgestein 
in Thonglimmerschiefer durch mancherlei Zwischenstufen übergeht, kennen gelernt 
hat. Das Vorkommen von Magneteisen scheint wohl im Amphibolit ursprünglich 
zu sein, daja auch die von mir untersuchten Hornblendschiefer, welche keine Erze 
führen, dies Mineral reichlich eingestreut enthalten (pag. 69). Auch am Kaft erscheint 
das Magneteisen innig mit dem Amphibol oder amphibolischen Asbest verwebt, 
dass man stellenweise nur eine phanerokrystallinishe Ausbildung der Amphibol- 
schiefer vor sich hat. Dass noch eine spätere Infiltration das Hinzukommen der übrigen 
Erze namentlich der geschwefelten stattgefunden haben “kann, ist wohl möglich, 
hat doch die Analyse auch gelehrt, dass das Eisenerz der Pingerzeche bei Hochofen 
Schwefelblei beigemengt enthält. Das Auftreten des Zinnerzes können wir erklären, 
indem wir annehmen, dass die Bildung der Amphibolite in die Bildungszeit der 


176 


Schiefer im Erzgebirge fällt, dann erkennen wir leicht das Auftreten des Zinnsteines 
in der Nähe des zinnsteinführenden Granits als eine Sublimation. 

3. Das Magneteisensteinlager auf dem Altenberg bei Bärringen deutet nach 
der Beschaffenheit der Halden darauf hin, dass es im Wesentlichen mit der Antoni- 
zeche übereinstimmt. Auch hier brechen die Erze im Amphibolitgestein, und es 
ist wohl kaum ein Zweifel darüber, dass irgend ein Zusammenhang zwischen den 
Amphibolitlagern des Reichen Gebirgs und dem Altenberg, wohin sie unter dem 
Fischbacher Moor wegstreichen, bestehen muss. Wie schon weiter oben erwähnt, 
waren auch zwischen Abertham und Werlsberg ehedem Baue auf Magneteisen auf 
diesen Amphibolitlagern im Gange, welche gleichfalls nun verfallen sind. Nach Jokely’s 
Angabe wäre man versucht anzunehmen, dass auf dem Altenberg ein Gangtrum 
des Henneberger Zuges mit dem magneteisenführenden Amphibolite schaart. Dies 
scheint aber nicht der Fall zu sein, wenigstens habe ich hierüber keinerlei Andeu- 
tungen gefunden. Noch war Herrn Bergmeister Vogl in Platten, welcher mit den 
betreffenden Verhältnissen sehr genau bekannt ist, ist etwas derartiges bekannt 
geworden. 


4. Silber-, Kobalt-, Nickel, Wismut- und Uranerz-Lagerstätten. 


1. Joachimsthal. 


Obwohl es mir kaum gelingen wird über die viel beschriebenen und durch- 
forschten Gangverhältnisse von Joachimsthal etwas Neues zu Tage zu fördern, 
sehe ich mich doch veranlasst im Interesse der Vollständigkeit des Bildes, welches 
ich von den geologischen Verhältnissen des oberen Erzgebirges zu geben ver- 
suchte, eine kurze Darstellung derselben hier folgen zu lassen. 

Der einst so ungemein schwunghaft betriebene Bergbau von Joachimsthal 
wird gegenwärtig mit Ausnahme zweier einziger Gruben, des Edelleutstollen und 
der Schönerzzeche im Schrödersgrund ausschliesslich auf jener Seite des Glimmer- 
schiefergebirges betrieben, welches wir als in Abhängigkeit vom Granit noch in 
den Bereich unserer Betrachtungen gezogen haben. Die Werksanlagen selbst liegen 
theils unmittelbar in der Stadt, theils westlich davon im sogenannten Elias- und 
Stübnersgrunde. Sie zerfallen in eine östliche und eine westliche Abtheilung, und 
liegen in einer Zone, welehe bei west-östlichem Streichen etwa eine Breite von 
1'3 Kilom. und eine Erstreckung von 32 Kilom. hat. Es ist dies unmittelbar jener 
Zug feinkörniger thonschieferartiger Glimmerschiefer,*) welche mit quarzigen ab- 
wechseln, welche ich oben angeführt habe, deren südliche Grenze mit den unteren 
Häusern der Stadt gegen den grobflaserigen Glimmerschiefer absetzt, und der nach 
oben hin oberhalb der Stadt wieder von grobflaserigen Schiefern begrenzt wird. 
Josef Florian Vogl, welcher a. a. O. die feinkörnige Beschaffenheit der Schiefer 
als besonders günstig für die Erzführung hervorhebt, theilt den Joachimsthaler 
Erzdistriet in zwei Zonen ein, welche parallel zu einander lagern und von einander 


*) Bonnard Journal des mines tom. XXXVIIL p. 351. Sur 1’ Erzgebirg bemerkt bereits: 
„A Joachimsthal et a Johann-Georgenstadt le micaschiste passe insensiblement au phyl- 
lade et au schiste ardoise.“ A. F. Maier geog. Untersuch. p.4 $. 2 ist derselben Ansicht. 


177 


durch eine erzarme Zwischenzone getrennt werden. Die südliche oder erste Erzzone 
Vogls fällt in unseren Gesichtspunkt, sie umfasst die Joachimsthaler Gruben 
westlich vom Stadtgrund, die zweite oder nördliche dagegen fällt mit ihren 
Gebäuen bereits in das Sonnenwirbel-Gebirge, und umfasst die Gruben zwischen 
Gottesgab und dem Schrödergrund. Ich werde daher in der Folge zur Bezeichnung 
der zu betrachtenden erzführenden Schichten den Namen Joachimsthaler 
Erzzone wählen. 

Die Joachimsthaler Erzzone streicht in Stund 6—7 mit einem nördlichen 
Einfall von 50—55° einerseits bis gegen Abertham, und allem Anscheine nach 
auch noch weiter gegen Westen fort, setzt jedoch nach kurzer Erstreckung auf 
dem unteren Türkner schon im Ölbecken ab, wo überhaupt das Verhältniss der 
Lagerung ein mehr gestörtes und verändertes wird. Die graphitischen thon- 
schieferartigen Gesteine enthalten in ihrer östlichen Erstreckung den weiter vorne 
näher beschriebenen Geyerischen Kalkzug eingelagert, während die westliche Ab- 
theilung durch die vielverzweigten Porphyrgangtrümer in nordwestlicher Richtung 
vielfach durchsetzt wird. Mit diesen fast rechtwinklich kreuzen sich die zahl- 
reichen Nephelinbasaltgänge und die mit Putzenwacke ausgefüllten Klüfte, welche 
im östlichen wie im westlichen Ganggebiet bekannt sind. 

Die in dieser Schieferzone auftretenden Gänge zerfallen nach ihrem 
Streichen zunächst in zwei Gruppen u. zw. in Mitternachtsgänge, Streichen zwischen 
Stund 22—3 und Morgengänge in Stund 6—7. 


I. Mitternachtsgänge der westlichen Abtheilung. 


*1. Der Schweizergang . . . . .Streicht"Stund 1. fällt 57 Gyad West. 
Deräberckütllenrnt, 109 MBREN 2 u. 00 " 
*3. Der Hieronymusgang . . . . . Ba HUND a N 
4. Der Geistergang ! „IT e MBIT. IE NOTE n 
SDrBerrnotherG an er v a 222 DO En > 
Meer BIEUTET Aare ee a a DE NIGHT a 
7. Der Heinzenteicher ... . .”. R ah ErGOr IR! " 
82 Deräfinderzanee. ae u: > RADIAL! 4 
9. Der Neuhoffnungsgang . . . . u I 72 a n 
2. Mitternachtsgänge der östlichen Abtheilung. 

1. Der Kaiser Josef-Gang . . . . streicht Stund 24. fällt 83 Grad Ost. 

2." Den!Manıa-Gane Hall Ian 2 al 4 NEED HUB TuS; n 

a. Der Runderübner 2 . „enge F = Bwiian. DIENEE,, - 

4. Der Prokopigang. . von - 4 Ir BaAHSTE NN, 5 
5..:Der Klementigang . . . . . . 2 R 1 8409 ,, N 

16 Der Annagang in! Inge x 3 1238 Massa, h 
AaDerBekengang ." „ar. u y DRS. LIE, ) 

*8, Der Geschiebergang . . . N NI23SH 198blgs; 2 

9. Der Hildebrandgang . . . A , 228 1 5 Se WVer 


*) Die mit * bezeichneten Gänge werden bereits von Joh. Mathesius Sarepta fol. CLIV fi, 
angeführt. 
12 


10. Der Junghäuerzecher . . . streicht Stund 24. fällt 56 Grad West. 
*11. Der Evangelistengang . . R “ N R 
12. Der Rose von Jericho-Gang . . ” 31.2 1 RODUEE “ 


3. Morgengänge. 
a) Westliche, 


*1. Eva Apfelbaum . ... „2... .... streicht Stund 7. fällt 60 Grad Nord. 
#2, Himmelsktonpr. "er nn ee: & a RT > 
3, Bothröckel, eg ee: 2 as Ale ICERTRE ZU > 
4. Georgengang. . . Eat: 3 at de RT o 
5. Johannes- llseng.. se a a Kae TO aa ’ 
6 sRlAScaner = le ORTE “ 
THSERERFOHER ae 5 a OR = R 


b) Östliche von Süden nach Norden. 


*1. Maurizi- oder Schindlergang . . streicht Stund 7. fällt 79 Grad Nord. 

SUWGEyernE er nl, m, a, a a ren Se cilde : 

*3. Dreifaltigkeitsgang. . . . . .. # u 6a DIE K 

*4. Dürrenschönbergergang . . . . 4 SImE 0772182 > 11752 „ 
c) Gemeinsame. 

1. Freudenfundgrübner Gang . . . streicht Stund 7. fällt 76 Grad Nord. 
=D. ADUTEASBANO U SER R Rn < "ad Pad Saba bit 5 
73. Kühempr u ar ai A Br a 

4. Dorotheagang: 1: sungen auto: . 1 ee DO, u 


Die Zahl der gesammten Gänge ist demnach 36, und zwar 21 Mitternacht- 
gänge und 13 Morgengänge. Eine grosse Anzahl der Gänge ist jedoch wenig, 
andere als sehr erzarm bekannt. Unter erstere gehören der Bergküttler-, Fiedler-, 
Heinzenteicher- und Neuhofinungsgang der westlichen, der Kaiser Josef der östli- 
chen Mitternachtsgänge, der Freudenfundgrübner, Dorothea, Johannes-Silbermüller, 
Rothröckl, Himmelskroner Gang. Taub oder sehr erzarm der Dorothea, Freuden- 
fundgrübner, Dürrenschönberger Gang. Andere Gänge sind zum Theile bereits 
grösstentheils verhaut, so dass sich der Bergbau gegenwärtig auf verhältnissmässig 
wenige der namhaft gemachten Gänge erstreckt. (Sie sind im vorstehenden 
Verzeichnisse durch den Druck kenntlich gemacht.) 

Aus der vorstehenden Darstellung ergibt sich zunächst, dass die Morgen- 
gänge ein entschieden beharrliches Streichen und Fallen zwischen 53—86° in Nord 
besitzen, während die Mitternachtsgänge theils in West theils in Ost fallen und im 
Streichen grösseren Schwankungen unterworfen sind. 

Die Mächtigkeit der Gangspalte variirt sehr, sowohl bei den einen ai bei 
den anderen Gängen, sie schwankt zwischen 1560 Centimeter, erreicht selten 
1—2 Meter Mächtigkeit, und ist auch im Gegentheil nicht selten bis zur Stein- 
scheide verdrückt. Dabei trümern die Gänge vielfach aus. Der Geistergang 
wirft zum Beispiel ein Hangendtrum, welches sich auf dem Barbarastollenhorizonte 
dem Hauptgang in der Tiefe bis auf 0°5 Meter nähert, dann aber wieder aus- 
einander geht, und auf dem ersten Wernerlauf schon wieder weit auseinander 
liegt. Im Fallen sind die edlen Gänge der westlichen Gruben - Abtheilung 


179 


2844 Meter, im Streichen auf 569 Meter aufgeschlossen, die östlichen Mitternacht- 
gänge auf 570 Meter Teufe und 13275 Meter im Streichen, die Morgengänge 
selbst an 2 Kilometer Länge aufgeschlossen. Bei einigen Mitternachtsgängen hat man 
die Erfahrung gemacht, dass dieselben untertags gegen oben auskeilen, so erreicht 
der in tieferem Horizonte bei 1 Meter mächtige Junghäuerzecher Gang zwischen 
dem Danieli- und Barbarastollen sein Ende in Gestalt einer schmalen Kluft. Der 
Prokopigang erscheint auf dem 5. Joachimslauf als ein 26—30 Centim. mächtiger 
Gang, während er auf dem Danielistollen als schmal und unedel und 74 Meter 
darüber gar nicht mehr vorhanden ist. *) Dagegen reichen die Morgengänge stets 
bis zu Tage und bleiben überall gleich mächtig. 

Verwerfungen der Gangspalten werden mehrfach beobachtet, doch ist die 
Verwerfung selbst nicht beträchtlich. Als Verwerfer treten in der Regel die 
Morgengänge auf. So wird der Johann Evangelistengang mehrfach vom Dorothea 
und anderen Gängen verworfen. Nur der Andreasgang wird vom Geistergang in 
seinem östlichen Streichen etwas in Nord gedrückt. Die grösste Verwerfung 
15'3 Meter wäre die, welche zwischen dem Geister- und Rothen Gang besteht, 
welcher letztere als eine Fortsetzung des ersteren vielseitig angesehen wird. Diese 
Verwerfung müsste den Basaltgesteinen zugeschrieben werden, erscheint aber 
gegenüber dem sonstigen Verhalten dieser Gesteine unglaubhaftig, und es ist wahr- 
scheinlich, dass der Rothe Gang ein selbstständiger, zum Geistergang paralleler 
Gang ist. 

Viel häufiger treten Schaarungen ein, das Schaarungskreuz ist je nach 
Beschaffenheit der Streichungsrichtung ein schiefwinkliges oder ein rechtwinkliges. 

Auf dem Barbarastollen sieht man den Schweizergang, Wernergang und 
Geistergang vom Kühgang und Andreas Morgengang durchsetzt. 

In der östlichen Abtheilung sieht man auf dem 10. Joachimslauf Kreuzungen 
des Geyerganges mit dem Geschieber (undeutlich), des Andreas mit dem Prokopi, 
der Dreifaltigkeit mit dem Hildebrand. Auf dem 2. Joachimslauf Kreuzung des 
Geyerganges mit dem Annagang. An mehreren Stellen kann man eine Einwirkung 
der Schaarung auf die Gangkörper wahrnehmen. Bei der Kreuzung des Hildebrand 
mit dem flachfallenden Dreifaltigkeitsgang auf dem 10. Joachimi schneidet der 
letztere in 10 Centimeter den ersteren und verdrückt ihn auf 1'3 Centimeter. Auf 
dem 8. Joachimilauf kreuzt der Junghäuserzecher mit dem Andreas, letzterer 
schneidet ersteren schief ab, lenkt ihn auf circa 35 Meter in Nord aus und drückt 
ihn hier zusammen. 

Das Schleppen der Erzgänge mit Gesteinsgängen kommt, wie wir sehen 
werden, wohl häufiger vor. Von Erzgängen untereinander ist nur ein solches 
zwischen dem Evangelisten und Rose von Jerichogang bekannt. 

Die Ausfüllung der Gänge ist sowohl nach den Materialien als auch nach 
der Art der Anordnung eine verschiedene. Bezüglich der Ausfüllung der Mitter- 
nachtgänge macht sich vor Allem der Umstand bemerkbar, dass in den westlichen 
eine lettige bröckliche Masse und daneben Quarz, zumeist Hornstein vorherrscht, 
während die der östlichen kalkig oder dolomitisch ist. Damit ist jedoch nicht 


*) Siehe Maier a. a. O. p. 8. 8. 3. 


150 


ausgeschlossen, dass Dolomit und Quarz nicht auch in der westlichen und öst- 
lichen untergeordnet vorkommen. Beispielsweise ist die Füllung des Geschiebergangs 
auf dem Danielstollen im Süden auf 47 Meter fester Quarz, dann wieder im 
Süden und im Norden kalkig, und der Fludergang zeigt oftmals eine das Uran- 
pecherz begleitende dolomitische Ausfüllung. Im Porphyr besteht die. Gangfüllung 
aus zersetztem Porphyı einer etwas knetbaren, grünlichweissen Masse, welche an 
der Luft erhärtet. 


Die quarzige wie die kalkige Ausfüllung wird häufig zu einem ordentlichen 
Quarz- oder Kalkbrockentels. Im südlichen Feldort des Geschieberganges kommen 
eisenschüssige Quarzbrockenfelsmassen vor, welche von denen der Rotheisenstein- 
gänge nicht zu unterscheiden sind. Auch der Hornstein der westlichen Abtheilung 
ist häufig zertrümmert, und mit Quarzmasse zusammengebacken. Bemerkenswerth 
ist übrigens. auch das Vorkommen von rothem Hornstein und Amethystgangquarz 
mitten in der kalkigen Ausfüllung des Prokopiganges. Der Kalkbrockenfels, welcher 
oft eine äusserst bunte Farbenzeichnung zur Schau trägt (Hildebrandtgang, Prokopi- 
sang), ist ebenfalls zumeist sehr quarzig, und daher technisch nicht verwerthbar. 


Der Gangkörper ist theils deutlich symmetrisch angeordnet, und es lässt 
sich Besteg und Salband wohl erkennen, häufig aber kommt es vor, dass das 
Ganggestein mit dem Nebengestein fest verwachsen ist. Dies erstere ist nament- 
lich der Fall bei schiefriglettiger und bei quarziger, das letztere dagegen bei einer 
kalkigen Gangausfüllung. 

In den Morgengängen herrscht eine schiefrige, lettige, quarzige Ausfüllung 
mit einer schaligen Anordnung vor. Dort, wo die Gänge jedoch Porphyr oder 
Kalkgesteine durchsetzen, treten breceienartige Massen dieser Gesteine vermengt 
mit Nebengesteinsbrocken in die Ausfüllung. Diese Umstände lassen erkennen, 
dass die Beschaffenheit der Nebengesteine einen entschiedenen Einfluss auf die 
Gangausfüllung haben. Die mehr quarzigen westlichen Mitternachtgänge lassen den 
Einfluss der Porphyre, die kalkigen der östlichen des Geyerischen Kalkstriches 
sehr deutlich erkennen, man kann die Ausfüllung in ihrer Nähe wenigstens auf 
diese zurückführen. 


Die in den Gängen einbrechenden Erzmittel sind keineswegs gleichmässig 
vertheilt, sondern sie bilden Schnüre, Nester und Putzen, welche in der Gang- 
masse bald näher bald weiter von einander liegen,*) wodurch die berüchtigte 
Absetzigkeit der Joachimsthaler Erzgänge hervorgerufen wird, die schon wiederholt 
die Ursache war, dass man daran denken wollte, den Joachimsthaler Bergbau 
gänzlich aufzulassen. Die grossen Weiten, welche man bei dem Befahren älterer 
Baue z. B. auf dem Geschieber auf dem 2. Joachimslauf sieht, sind wenigstens 
ein negativer Beweis hiervon. Zwischendurch laufen wohl auch feine Schnürchen 
und Bändchen von Erz, und es ist eine stehende Erfahrung, dass selbst das Neben- 


*) Josef Florian Vogl hat im Jahrbuch der geol. Reichanst. 1854 Bd. 9. p. 630 ff.: „Der 
neue Silberanbruch auf dem Geistergang zu Joachimsthal am 1. October 1853“ eine 
sehr ausführliche Darstellung der Verhältnisse dieses Ganges gegeben. Der im J. 1847 
angefahrene Erzanbruch hatte im Streichen 30 Lachter, im Verflächen 12 Lachter und 
lieferte bis 1353 3249 Centner 50 Pfd. Erz im Werthe von 387.143 fl. 18 kr. 2 pf. CM. 


151 


gestein-Geschiebe sowie die übrige Gangmasse vielfach von feinvertheilten Erzen 
imprägnirt erscheint. *) 

Der Mineralreichthum der Joachimsthaler Gänge ist bekannt. Voel zählt 
bereits 1856 83 verschiedene Mineralien a. a. O. auf, welche grösstentheils von 
Joachimsthaler Gängen herrühren, die Zahl derselben ist durch die Auffindung des 
Argentopyrit, Zeunerit, Uranotil, Schröckingerites, Wapplerites u. s. w. bisher 
noch vermehrt worden. Ohne auf das Vorkommen dieser Mineralien speziell ein- 
sehen zu wollen, bemerke ich nur, dass die meisten derselben als Gebilde zu 
betrachten sind, welche durch den Einfluss wässriger Solutionen auf die in den 
Gangmassen feinvertheilten Erze als eine Art sekundärer Gebilde und durchwegs 
als jüngste Erscheinungen hervorgebracht werden. 

Die den eigentlichen Erzreichthum von Joachimsthal bildenden Mineralien 
sind die der Breithauptischen Kobaltsilberformation u. zw.: 

1. Silbererze. 
Gediegen Silber, Argentit, Polybasit, Stephanit, Tetraedrit, Proustit, Pyrar- 
gyrit, Sternbergit, Argentopyrit. (Rittigerit, Akanthit, Kerargyrit.) 
2: Niückeleirzie: 
Nickelin, Chloanthit, Millerit. 
3. Kobalterze. 
Smaltin (Wismutkobaltkies, Asbolan). 
4. Wismuterze. 
Gediegen Wismut (Wismutglanz, Wismutocker). 
5. Arsenikerze. 
Gediegen Arsen, Arsenopyrit (Pharmakolith ete.). 
6. Bleierze. 
Bleiglanz. 
7. Zinkerze. 
Zinkblende. 
8. Eisenerze. 
Pyrit, Markasit, Haematit. 
9. Kupfererze. 
Chalkopyrit, Chalkosin. 
10. Uranerze. 

Uranpecherz (Uranmineralien). 

Von technisch wichtiger Bedeutung sind nur die unter 1—5 und 10 ange- 
führten Erze, auf welche seit jeher schon der Abbau betrieben wurde. Die übrigen 
machen sich weniger bemerkbar. Das Auftreten der Erze ist übrigens ein manig- 
faches, sie treten entweder neben- und übereinander auf, so dass man ein paragene- 
tisches Verhalten derselben hieraus ableiten kann, oder sie bilden sogenannte 
Speiseerze. Dieses letztere Vorkommen stellt ein inniges Gemenge von sehr 
verschiedenen Erzen, namentlich aber Kobalt- Nickel- un Wismuterzen **) dar, 


*) Vogel a. a. ©. p. 35 bemerkt, dass in der Nähe reicher Gänge dünne Anflüge und 
öfters Dendritische Zeichnungen von ged. Silber, Glaserz, Rothgülden ete. bis 2 Schuh 
im Glimmerschiefer auf den Schichten zu finden sind. 

**) Siehe Seite 194. 


182 


welche theils verstrickt, theils breccienartig von feinem oder gröberen Korn gebildet 
sind. Feine oder gröbere Schnürchen oder Trümerchen und Fäden bilden nicht 
selten zumal Kiese oder Zinkblenden zwischen den tauben Ganggesteinen. 


Das Auftreten der Erze ist vorzugsweise an die Gangausfüllung von Quarz 
(Hornstein), Kalkspath und Dolomit gebunden, viel seltener an Letten und Schiefer 
oder andere Gangmittel mit Ausnahme der eben vorstehend erwähnten Gangimpräg- 
nationen oder Schnürchen ; hiedurch sowie in den nesterweisen Vorkommen 
grösserer Erzmittel liegt eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gangausfüllung der 
oben beschriebenen Eisensteingänge, wozu im westlichen Grubenfeld überdiess 
noch das quarzige Gangmittel hinzutritt. Eine deutliche zonenartige Bildung der 
Erze ist jedoch nicht immer zu beobachten, die Verhältnisse stellen sich oftmals 
mehr oder weniger unklar dar. 


Aus den mir bekannt gewordenen Vorkommen, welche das paragenetische 
Verhältniss und die Reihenfolge der Erze erkennen lassen, habe ich nachfolgende 
Tabelle entworfen. Ich bemerke nur noch, um Irrthümern vorzubeugen, dass ich 
Quarz sowohl für solchen als für Hornstein und andere Varietäten dieses Minerales 
aufgenommen habe, eben so wie Caleit für Kalkspath und Kalkstein steht. Wo es 
thunlich war, habe ich die Namen der Gänge hinzugesetzt, von welchen mir das 
Vorkommen bekannt wurde, die mir in der Bezeichnung zuverlässig schienen. Die 
bezüglichen Belegstücke hievon finden sich fast ausnahmslos im der k. k. Ober- 
amtssammlung und in der Sammlung des montanistischen Vereines für das Erz- 
gebirge in Joachimsthal. Obwohl die gegebenen Verhältnisse keineswegs erschöpft 
sind, geben die vorgeführten Combinationen doch schon ein ziemlich klares Bild. 
Es sei übrigens auch noch hinzugefügt, dass die auf den Erzgängen brechenden 
Mineralien, welche von nicht wesentlicher Bedeutung für die Erzführung sind, 
absichtlich weggelassen oder nur angedeutet wurden, sie würden sich übrigens fast 
durchwegs als letztes Glied der Combinationsreihe zu erkennen geben, wie eben 
aus den Andeutungen hervorgehen wird. 


Paragenetische Beispiele des Joachimsthaler Erzvorkommens. 


1) 1. Quarz. 2. Weissnickel. 3. Rothnickel . . . . . Geistergang. 
2) 1. Quarz. 2. Schwefelkies. 3. Glaserz . . . . . . Geistergang. 
5) 1. Quarz. 2" Bleiglanz =. ES Rare Geisiereang: 
4) 1. Quarz. 2. Gediegen Silber . . . . . . . Geistergang. Barbarastollen. 
5) 1. Quarz. 2, Speiskobalt. 3. Weissnickel. 4. Ged. Silber Geistergang. 
6) 1. Uranpecherz. 2. Schwefelkies . . . . . . . . Geistergang. 
pa an: 2. Ged. Wismut .. . . . Geistergang. 
8) 1. Pyrit. 2. Quarz. 3. Bleiglanz. 4. Wianut . . .„ Geistergang. 
9) 1. Quarz. 2 Bleiglanz. 3. Schwefelkies. 1. 3. 2. 1. Geistergang. 
10) 1. Quarz. 2. Zinkblende breceienartig. . . . . . Geistergang. 
11) 1. Quarz. 2. Weissnickel. 3. Pyrit. 4. Wismut 

5. an Bars}. 0... 20. Geistergang. 
12) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissuiekel. et Chalcedon. 

5. ged. a EAN: 0 20 2A ER MZEISTETERTIER 


13) 1. Hornsteinpseudomorphose nach Caleit. 2. Weiss- 


TEC ar RE le a ae Geistergang. 

14) 1. Quarz. 2. Speisskobalt. 3. Millerit . ..... Geistergang. Barbarastollen. 
15) 1. Quarz. 2. Kupferkies. 3. gediegen Silber . . . Geistergang. 
16) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissnickelkies. 4. Glaserz Geistergang. . 
17) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissnickel. 4. Galenit. 

Setroustit. 0. Annalersit- . 2 ; sea ran wahrscheinlich 
Hey 12 Ouarz.. 2. gedieren Wismuß 0. ur. 00 Geistergang. 
Br Quam. 2 Glaser NN J 
20) 1. Caleit. 2. 1. Rothgültig. 3. Polybasit .... . Junghäuerzecher. 
21) 1. Caleit. 2. Arsen: 3. Jüngerer Calct .... ./ Annagang. 
2a Galetie2 Terraediieer ee em Annagang. 
23) 1. Caleit. 2. Yr IKorhrultemen 2. net Annagang. 
24) 1. en . Weissnickel. 3. Rothnickel . . . . Junghäuerzecher. 
25) 1. Caleit. en 3. a Mn EC EUER Junghäuerzecher. 
26) 1. Caleit. a ne Wismut. 3. Caleit ... . . Johann Evangelistengang. 
27) 1. Dolomit. 2. Uranpecherz. 3. Dolom. 2. 1.. . . Fludergane. 
28) 1. Dolomit. 9. Uranpecherz. 3. Uranocker. 4. Br Fludergang. 
29) 1. Dolomit. 2. Arsen. 3. Dolomit 2. 1. . ... . . Andreasgang. 
30) 1. Dolomit. 2. Markasit. 3. Dolomit. 4. Argentopyrit Prokopigang. 
31) 1. Dolomit. 2. Argentopyrit. 3. Proustit. ... . Prokopigang. 
32) 1. Dolomit. 2. Weiss- 3. Rothnickel. 4. Proustit . 
Jay BAD DLOMI. 2. Brousul rar äÄtgenii. >... . 0. 


34) 1. Dolomit. 2. Quarz. 3. Proustit 
35) 1. Dolomit. 2. Markasit. 3. Proustit. 4. Dolomit. 
Seichanmakolit 0. Dolomiten... 
36) 1. Dolomit. 2. Caleit. 3. Proustit. . . Sm 
a0) 1-2-Dolomttr 2 wrecke WISMUR IS u ee ee Gang unbekannt. 
38) 1. Dolomit. 2. Sternbereit . 2 0 co 0 ne aaa 
39) 1. Dolomit. 2. Smaltin. 3. ged. Wismut 
40) 1. Markasit. 2. Dolomit. 3. Argentopyrit. 4. arsch 
ZEN IRELALCIERDERTASELZE ER en er TREE, 
42) 1. Dolomit. 2. Chloanthit. 3. Nicklin. 4. Caleit. 3 
43) 1. Uranpecherz. 2. Chalkopyrit. 3. Uranpecherz. 2 I ) 
Aus der Betrachtung vorstehender Combinationen ergeben sich folgende 
Bemerkungen: 
1. Die Kobalt- und Nickelerze sind durchwegs die ältereren, Glaserz, 
Rothgülten und gediegen Silber die jüngeren Bildungen. 
2. Roth- und Weissnickel kommen gewöhnlich zusammen, häufiger in 
quarzigen als in kalkigen Gängen vor. 
3. Glaserz und gediegen Silber erscheint häufiger in den quarzigen, Roth- 
eültigerz im den kalkigen Gängen. 
4. Gediegen Wismut kömmt häufiger in Gesellschaft von Smaltin oder 
für sich allein vor. 
5. Gediegen Arsen kömmt für sich allein oder wie Wismut vor. 


184 


6. Uranpecherz erscheint in Gesellschaft von Dolomit und Chalkopyrit 
oder Pyrit. 

Diese Ergebnisse werden durch die Art und Weise des Auftretens in den 
Gruben vollständig bestätiget. 

In den westlichen Grubenabtheilungen sind Kobalt- und Nickelerze, Glaserz 
und gediegen Silber sowie Wismut die vorwiegendsten Erze, welche in quarzigen 
Gesteinen brechen. In den östlichen kalkreichen Gängen ist dunkles und lichtes 
Rothgültigerz, gediegen Arsen, Argentopyrit neben den Farberzen vorwiegend. 

Das Uranerz ist dasjenige, welches ziemlich gesondert, unter sehr eigen- 
thümlichen Verhältnissen zumeist erscheint. Es findet sich in Spangen, Nieren 
und Nestern, welche bis ins Nebengestein hinausgreifen, und in elipsoidischen 
Mugeln, welche oftmals Glimmerschieferbrocken umschliessen oder mit Schiefer 
wechsellagern. *) 

Was die Vertheilung der Erze anbelangt, so sind die Mitternachtsgänge 
die bei weitem reicheren, während die Morgengänge zumeist nur da einen Adel be- 
sitzen, wo sie mit jenen schaaren. Die vielfach mächtigen Verhaue auf diesen Gängen, 
wie z. B. auf dem berühmten Geyergang lassen zwar annehmen, dass diese Gänge 
von Alters in oberen Teufen besonders erzreich gewesen sein mochten, indessen 
dürfte wohl die leichtere Gewältigung der lettig schiefrigen Ausfüllung der erste 
Grund sein, weshalb der Abbau dieser Gänge von den Alten besonders gepflegt 
wurde. **) 

Bezüglich der bis in bedeutende Teufe aufgeschlossenen Mitternachtsgänge 
der östlichen Abtheilung ist man übrigens zu der gegründeten Annahme berechtiget, 
dass die in oberen Horizonten erschlossenen Frzverhältnisse auch in der Teufe 
anhalten, wenigstens hat der Junghäuerzecher- und Prokopigang, welche im Tiefbau 
aufgeschlossen sind, dieses bestätiget. 

Die Erfahrung hat weiter gelehrt, dass ‘die Gänge besonders da sehr an 
Adel gewinnen, wo sie einen mehr seigeren Fall annehmen. (Vergleiche die vor- 
stehende Gangtabelle, worin = der That die erzarmen und tauben Gänge durch 
flachen Fall bemerkbar sind.) *** 

Bezüglich der fi ee durch Schaarung hat man bemerkt, dass eine 
solche nur da eintritt, wo ein schiefwinkliges Schaarungskreuz entsteht. 7) Andreas 
und Hildebrand, Geschieber und Dreifaltigkeit, Anna und Geyergang, Andreas 
und Kühgang, Johann Evangelist und Rose von Jericho u. s. w. Dagegen haben 
rechtwinkelige Schaarungen keinerlei Einwirkung erkennen lassen. Ebensogut, 
wie man dem Nebengestein einen Einfluss auf die Gangausfüllung zuschreiben 


*) C. Sternberger a. a. O. 

**) Aus dem vorher gegebenen Gangverzeichniss ergibt sich in der That, dass anfänglich 
meist Morgengänge bebaut wurden, ausserdem bemerkt Mathesius a. a. O. fol. 90/b, dass 
das meiste Erz in 30—40 Lachter Teufe angetroffen wurde. 

***) Vergleiche Vogel Silbererzanbruch Jahrb. geol. R.-A. 1854. p. 637. 

r) Mathesius a. a. O. fol. LII.: „felt der gang seiger vnd gewint drauf ein Donleg, oder 
stürzt er sich, so will mans für besser achten denn wenn er gar flach felt. One erz 
aber hat ein Bergkmann die sterkste Hofinung, wenn er andre geng oder geschick im 
Felde weiss, die seinem gang zueilen, und sich daran lehnen, oder damit schleppen 
oder einAndres Creutz machen.“ 


185 


muss, hat dasselbe auch einen solchen auf die Erzführung. Beim Geschiebergang 
hat man in Erfahrung gebracht, dass derselbe in seinem nördlichen Ende, wo er 
in den grobflaserigen Glimmerschiefer tritt, in eine taube Kluft ausgeht; dieselbe 
Erfahrung hat man bei dem Geyergänger Zug gemacht, auch die als die nörd- 
lichsten Morgengänge angeführten Himmelskroner, Dürnenschönberger, welche bereits 
an der Grenze der dünnschiefrigen Glimmerschiefer liegen, haben sich als taube Gänge 
erwiesen. Dies beweiset zunächst, dass der Erzreichthum von den Schiefern selbst 
abhängig ist, und in der That hat man die Erfahrung gemacht, dass durch das 
Auftreten der sogenannten Geschicke, blattartigen Erzeinlagerungen in dem dunklen 
thonschieferartigen Gesteine eine solche Annahme ganz gerechtfertigt ist.”) Da 
diese Geschicke dem Schiefer eingelagert sind, so erklärt sich wohl auch daraus, 
warum im allgemeinen die Mitternachtgänge reicher sind als die Morgengänge. 

Einen weiteren Einfluss auf die Erzführung haben im westlichen Gruben- 
feld die Porphyre, im östlichen der Geyrische Kalkstrich gezeigt. 

Die Verhältnisse zeigt am Besten der Geistergang, welcher in seinem 
Streichen, soweit man die Verhältnisse kennt, sechsmal vom Porphyr übersetzt 
wird, wenngleich dieses Gestein, wie Sternberger dargethan hat, keineswegs 
in allen Teufen auftritt. - Hier hat man nun die Erfahrung gemacht, dass der 
Gang im Porphyr vollkommen verdrückt und erzleer wird, aber die Contactzonen 
im Liegenden wie im Hangenden haben wiederholt die reichsten Anbrüche geliefert.**) 
Ganz analoge Erscheinungen hat der rothe Gang sowohl wie der Fludergang er- 
geben. Ersterer führt im nördlichen Felde meist taubes Gestein, während er im 
Contact mit dem Porphyr reiche Anbrüche zeigt. Ähnlich wie das Ganggestein 
anderwärts nimmt übrigens auch der Porphyr Erze auf, und feinvertheiltes Glaserz 
in Anflügen, auch gediegen Silber auf Porphyrklüften nahe der Onbtaehzung sind 
vielfach beobachtet worden. 

In sehr bemerkenswerther Weise übernimmt im östlichen Gebiet der 
Geyerische Kalkstrich die Rolle der Porphyre. Auch hier hat man die Erfahrung 
gemacht, dass die in denselben hineinsetzenden Gänge innerhalb desselben verdrückt 
werden und sich auskeilen, andere wie der Anna- und Mariengang haben im Han- 
genden des Kalkes resp. des Geyerganges sich nicht oder als taube vom Streichen 
abweichende Kalkspathgänge gefunden (Sternberger). Aber im Contact mit dem 
Kalkstrich und innerhalb seiner Trümer haben diese so wie die übrigen Gänge 
einen beträchtlichen Erzadel bald im Hangenden bald im Liegenden gezeigt. Daher 


*) Siehe die weiter oben von Vogl a. a. O. p. 35 angezogene Äusserung über die Erz- 
führung des Nebengesteines. 

#5) Der Geistergang hat in einer Teufe von 100 Klftr. zwischen Han 6. Geisterlauf und dem 
2. Wernerlauf in der Porphyrregion aufgeschlossen von 1847—1867 15417'82 Centner 
Mi im Werthe von 1,031.418 fl. geliefert! Vergleiche die ausführliche Darstellung 
Vogel a. a. O. Dort bemerkt Vogel wohl, dass der Erzreiehthum, wenn der Porphyr im 
Hangenden sei, zu erhoffen, wenn der Gang im Porphyr aufsetzt, ganz sicher sei, jedoch 
kann dieses sich immer nur auf die Contactregion beziehen, da Vogl in seinen Gang- 
verhältnissen p. 61 bemerkt: „An der Scheidung des Schiefers und Porphyrs ist er am 
Barbara-Stollen mit reichen Erzen gesegnet, welche sowohl im Porphyr als im Glimmer- 
schiefer im Gange abgelagert sind, in kurzer Entfernung jedoch aufhören, weil der 
Gang südwärts in Porphyr und nordwärts in Glimmerschiefer aufsetzt, 


186 


denn auch der von den Alten besonders viel bebaute Geyergang, welcher in un- 
mittelbarer Nähe mit dem Kalklager streicht, namentlich in seinen oberen Teufen 
sehr reich an dem charakteristischen Rothgülten war. Der in neuester Zeit auf 
dem Prokopigang eroberte Anbruch von gediegen Silber, welchen Herr Schröckinger 
in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1875 beschreibt, 
stammt gleichfalls aus der Contactzone des Ganges mit dem nördlichen Hangendtrum. 

Auch der Kalkstein erscheint im Liegenden wie im Hangenden manigfach 
mit Erzen imprägnirt. 

Bemerkenswerth ist der Umstand, dass die übrigen Morgengänge eine 
Anreicherung durch den Porphyrzug oder Kalkstrich nicht erkennen lassen. 

Den die Gänge kreuzenden Nephelinbasaltgängen und Basaltwackenklüften 
kann man keinerlei Einfluss auf die Anreicherung zuschreiben. Zwar beschreibt 
Mayer a. a. O. p. 16., dass der Kühgang auf dem 6. Joachimilauf in Schleppung 
mit einem Wackengang einen ausgebreiteten Erzpunkt mit gediegen Silber und 
Argentit die zwei Schuh mächtige Wacke einschliessend gezeigt habe, wobei das 
Glaserz selbst in der Wacke vorgekommen sei, ähnlich zeigte auch der Junghäuer- 
zeche auf dem 10. Joachimilauf im Contact mit einem 3—4 Fuss mächtigen Wacken- 
gang einen Anbruch edler Erze, dagegen zeigen sehr zahlreiche andere Punkte, dass 
die Gänge einfach von den Basalten und Wacken durchsetzt oder selbst abgeschnitten 
werden, ohne dass eine Anreicherung an der Schaarung einträte. Gleichwohl be- 
weiset aber der Umstand, dass die Wacke selbst erzführend ist, indem sie ähnlich 
wie der Porphyr an verschiedenen Stellen Glaserz eingesprengt enthält, dass nach 
Auftreten derselben die Gangbildung noch nicht vollendet war; und es ist leicht 
möglich, dass dennoch die Nephelinbasaltdurchbrüche, wenn sie auch weiter nicht 
unmittelbar einwirkten, doch mittelbaren Einfluss auf die Erzführung hatten. *) 

Auf Grundlage des im Vorstehenden entwickelten Bildes der Joachimsthaler 
Erzverhältnisse können wir nun einige Gesetze über die daselbst sich bemerkbar 
machenden Erzvertheilung abstrahiren : 

1. Nachdem es sich als thatsächlich erweist, dass der Erzreichthum auf 
eine Zone von charakteristischen Schiefern sich beschränkt, in welcher sogenannte 
Geschicke eingelagert sind, gilt für Joachimsthal dasselbe Gesetz, welches von 
Beust für die Freiberger Gänge dargelegt wurde. **) 

2. In Folge dieses Umstandes erscheinen die Mitternachtgänge reicher als 
die Morgengänge. 

3. Schiefwinklige Schaarungskreuze sind Adelspunkte, welche in grosse 
Teufen anhalten, ein Gesetz, das auch anderweit zur Geltung kommt. 

4. Die Richtung der Erzgänge entspricht der zweier der wichtigsten 


*) Bezüglich der Nephelinbasaltgänge bemerkt Mathesius a. a. O. fol. 90 b. „Denn man 
ersinkt oft ein unartig oder schwarz gebirg, darauf setzen sich die ertze abe, wenn man 
es wieder durchsinkt, erschlegt man bisweilen wieder gut ertz.“ 

**) Vergleiche F. C. v. Beust: „Über ein Gesetz der Erzvertheilung auf den Freiberger 
Gängen. 1855 und 1858.“ Die Ähnlichkeit der Verhältnisse mit den Bräunsdorfern im 
Freiberger Gebiet wurde bereits von Sternberger a. a. O. hervorgehoben. 

***) Vergleiche Beust: Über die Erzgänge im sächsischen Erzgebirge in ihrer Beziehung 

zu den dasigen Porphyrzügen. 


187 


5. Die die westliche Grubenabtheilung durchsetzenden Porphyrgänge bringen 
an den Berührungsstellen mit den Gängen einen grossen Adel mit, ähnlich verhält 
sich im östlichen Theil der Geyerische Kalkstrich. 

6. Von den abgelagerten Erzen erscheinen die Kobalt- und Nickelerze 
die älteren, die Silbererze die jüngeren. *) 

Im Allgemeinen stimmen die Verhältnisse von Joachimsthal sehr wohl 
überein mit den Gangverhältnissen der Kobaltsilberformation namentlich im Gebiete 
von Schneeberg. Die von Hermann Müller sehr umfangreich geschilderten dortigen 
Verhältnisse (Der Erzdistrikt von Schneeberg im Erzgebirge. Gangstudien 3. Bd.) 
zeigen sowohl im Allgemeinen wie im Besonderen die auffallendsten Ähnlichkeiten, 
man vergleiche nur die dort pg. 137 mitgetheilten Verhältnisse des Erzvörkommens, 
ferner die sich hinsichtlich des Alters p. 138 ff. ergebenden Daten, sowie die sehr 
analogen paragenetischen Erscheinungen, welche aus einem von Müller in Breithaupts 
Paragenesis p. 222 ff. gegebenen Verzeichniss von Beobachtungen sich manifestiren. 

Grosse Ähnlichkeit besitzen ferner die Erzlager von Johanngeorgenstadt, 
soweit sie dieser Erzformation zugehören, es passen wohl auch die später noch zu 
erwähnenden Vorkommen von Platten und Junghengst in den Rahmen, so dass wir 
anzunehmen berechtiget sind, die Joachimsthaler Erzniederlage gehöre einem Gang- 
zuge, welcher in nordsüdlicher Richtung streichend sich längs der Granitgrenze 
hinziehe; dessen eines Ende durch Joachimsthal, das andere durch Schneeberg 
markirt wird. 

Ohne mich der Gefahr aussetzen zu wollen Unnöthiges herbeigeholt zu 
haben, muss ich doch auf die Ähnlichkeit zwischen den Joachimsthaler Verhältnissen 
und Kongsberg zu sprechen kommen. Diese fällt in der östlichen Abtheilung mehr 
auf, als in der westlichen. Den Fahlbändern analog erscheinen die kiesführenden 
thonschieferartigen Gesteine der Joachimsthaler Erzzone. Die den Fahlbändern 
eingelagerten Schichten, welche Hornblendschiefer, und zum Theil sehr granatreiche 
Glimmerschiefer darstellen, können wir den ähnlichen Vorkommen von Joachims- 
thal (granatreicher Horblendschiefer) vergleichen. Die Kongsberger Gänge führen 
nur Silbererze innerhalb der von ihnen durchsetzten Fahlbänder, dasselbe ist in 
Joachimsthal mit den Schiefern und Mitternachtgängen der Fall. In Kongsberg 
bricht gediegen Silber, Glaserz und Rothgülten im Kalkspath — ganz analog den 
östlichen Joachimsthaler Gängen. In der That hat mich nichts so bald an Kongsberg 
erinnert, als der letzte oben erwähnte Silberanbruch auf dem Prokopigang. Von 
Kjerulf und Dahl**) werden die Kongsberger Erzgänge beeinflussend in der Nähe 

‚ auftretende Gabbrogesteine genannt — obwohl wir solche Gesteine nicht in unmit- 
telbarer Nähe haben, und sie nicht im fahlbandartigem Schiefer vorkommen, will 
ich nur erwähnen, dass wir jenseits des Keilberges einem mächtigen Gabbrogesteins- 
zuge begegnen, welcher das Streichen der Morgengänge einhält, worauf ich mir 
später noch einmal zurückzukommen erlauben werde. 

Hinsichtlich des Alters der Gänge gehen die Ansichten wohl etwas ausein- 
ander. Maier, welcher sich eingehends mit der Untersuchung des Gangsalters 
beschäftiget hat, kömmt zum allgemeinen Schluss, es haben sich dieselben theils 
el Ay Vergleiche Vogl Jahrb. geolog. R-A. 1854 p. 639. 

**) Vergleiche Kjerulf og Dahl om Kongsbergs Sölvdistrikt. 


188 


vor theils nach dem Basalt gebildet. F. C. Beust, welcher die Beziehungen der 
Erzgangzüge des sächsischen Erzgebirges zu den Porphyren beleuchtet, kam zu der 
Ansicht, dass die von ihm als Böhmerwaldlinie bezeichnete Richtung der Mitter- 
nachtgänge, und die als Erzgebirgslinie zu bezeichnende Richtung der Morgengänge 
auf analog streichende Porphyrgangzüge zurückzuführen seien. 

Ich will nun einige Bemerkungen hiezu machen. 

Halten wir uns zunächst vor Augen, dass die Richtung der Porphyrgänge 
sowohl wie die der Nephelinbasalte nicht mit der Richtung der Erzgänge zusammen- 
fällt, und dass die Richtung der Morgengänge im Streichen der Gebirgsaxe und 
die Mitternachtgänge parallel zu den im Granit und an der Schieferscheidung auf- 
tretenden Eisensteingängen ist; so lässt sich nicht wohl die Spaltenbildung auf 
die Einwirkung des} einen oder anderen Eruptivgesteines zurückführen. Zudem 
bemerken wir, dass die westlichen Gänge den Porphyr durchsetzen, wenn sie 
sich darin gleichwohl verdrücken und vertauben. Sie sind also jünger als dieser, 
andererseits wieder werden die Gänge vom Basalt durchsetzt. Der von Maier 
angeführte Fall (p. 18 a. a. O.), dass zwei Mitternachtgänge den Basalt durchsetzen 
sollen, wird schon von Vogl a. a. OÖ. p. 62 dahin berichtet, dass die Durchsetzung 
und Verwerfung der Wacke an diesen Orten nur eine scheinbare ist, wie derartige 
Beispiele öfter schon gefunden wurden. Dass die Wacke zeitweilig Erz führt, ist 
nur ein Beweis, dass die Gangbildung noch nicht geschlossen ist, übrigens sind 
analoge Erscheinungen, die auf noch weit jüngeres Datum der Bildung hinweisen, 
anderwärts genugsam bekannt. *) 


Die Richtung der Mitternachtspalten habe ich oben in einen Connex mit 
ähnlichen Erscheinungen gebracht, die einen sehr weiten Verbreitungsbezirk haben. 
Es ist nicht einzusehen, warum diese Spalten hier eine andere Ursache haben 
sollen, ich betrachte sie daher als auf dieselbe Ursache zurückführbar. Was dagegen 
die Morgengänge anbelangt, so erweisen sie sich entschieden als jüngere Bildungen 
als die Mitternachtgänge, und ihre Richtung stimmt mit der der Putzenwacke 
nicht überein, schleppt sich aber öfter damit (Segengottesgang!), und ist ziemlich 
mit der Richtlinie parallel, welche den Blösberg mit dem Küberstein verbindet, an 
deren Zusammenhang man wohl zu denken berechtigt ist. Der Umstand, dass wir 
in der Tiefe vielfache Nephelinbasalt-Injektionen kennen, beweiset auch, dass 
eine Reaktion auf das Innere des Schiefergebirges beim Durchbruch stattfand. **) Aber 
durch diese werden nicht nur die Mitternachtgänge, Geistergang, Evangelistengang 


*) Es möchte bei dieser Gelegenheit der seltsamen Erscheinung gedacht werden, von welcher 
Joh. Mathesius a. a. O. fol. XLIII und fol. LXXXVII als Augenzeuge berichtet, dass 
ich nämlich damals auf dem Lorenzergang auf dem Abertham in und an Grubenholz, 
das etwa zwanzig Jahre eingebaut war, gediegen Silber gebildet habe. Die Erscheinungen 
in den Kupfergruben von Duektown in Tenessee N.-A., wo sich in wenigen Jahren 
während des letzten amerikanischen Bürgerkrieges zolllange Trauben gediegenen Kupfers 
an der Grubenzimmerung bildeten, lässt die Mittheilung des ehrwürdigen Pfarrers ganz 
glaubhaft erscheinen. 

**) Vogl Silberanb. auf dem Geistergang. Jahrb. geol. R.-A. 1854. p. 638 bemerkt: „Der 
Geistergang war während Adelspunktes am Porphyr sehr wasserreich, und aus allen 
Klüften des Ganges und Porphyres sickerte fortwährend Wasser,“ 


. 


189 


durchsetzt und abgeschnitten, sondern auch die Morgengänge erfahren dies, wie der 
Kühgang durch den Basalt auf dem Danielistollen durchsetzt, und das Hangende in 
Nord gedreht wird, wie es auf jenem durch das Basaltgestein aufwärts gekrümmt 
wird! Es müssen also auch die Morgengänge älter als die sie durchsetzenden 
Gesteine sein. Es erscheint mir aber überhaupt fraglich, ob diese mit der Schie- 
ferung des Gebirges parallel streichenden Gänge auf die Wirkung eines plutoni- 
schen Gesteines zurückzuführen sind. Ob die Spalten nicht vielmehr, darauf deutet 
ihr so entschieden gleichbleibender Charakter hin, einfach die Folge der säkularen 
Hebung sind, welche bei dem Empordringen des Gebirges in Folge einer damit 
entstandenen Aufblätterung der Schiefer entstanden sind? Es ist ja bekannt, dass 
das Erzgebirge nach oder während der Kreidezeit eine Erhebung erfahren hat, welche 
vor die basaltischen Eruptionen fällt. In jene Zeit also wäre die vorwiegende 
Spaltenbildung der Morgengänge zu verlegen, wobei ganz und gar nicht ausge- 
schlossen ist, dass einzelne solche sowohl früher als später entstanden sind. Diese 
Anschauung gewinnt um so mehr Wahrscheinlichkeit, wenn man in Betracht zieht, 
wie wenig selbst mächtige hervordringende Basaltmassen die Lagerung der sie 
umgebenden Gesteine stören, und man müsste wohl auch fragen, wie es zu erklären 
sei, dass die keineswegs geringfügigen Porphyre nicht im Stande wären, dasselbe 
zu erzielen, was die Basalte thaten? Hermann ‚Müller a. a. O. p. 164 ff. setzt 
überhaupt die Bildung der Gänge dieser Erzzone in die Zeit der Basalte, die er 
allerdings sehr ausgedehnt hält. Insoferne könnte man ihm allenfalls Recht geben, 
als dieselben jünger als der Porphyr sind, und es auch Basalte gibt, welche älter 
als die Nephelinite sind, aber ich bin nicht der Meinung, dass diese jemals die 
Ursache der Gangspaltenbildung waren. 

Was nun die Art der Spaltenausfüllung anbelangt, so ist es wohl kaum 
nöthig auf die von Maier entwickelte Ansicht, die Erze durch Sublimation entstanden 
zu erklären (a. a.0.$.7 p. 22) einzugehen. Vogl bereits erkannte in den Joachimsthaler 
Gängen Folgen eines chemischen Infiltrationsprozesses, eine Ansicht, die gegenwärtig 
wohl allein berechtiget erscheint. Die ursprüngliche Lagerstätte der Erze dürfen 
wir wohl in den Schiefern suchen (Geschicke!!) und eine Vorstellang der ursprüng- 
lichen Bildung und Beschaffenheit der Schiefer, welche sie mit den Kupferschiefern 
des Mansfeldischen vergleichen lässt, liegt nahe. Es ist mir sehr wahrscheinlich, 
dass die thonschieferartigen Gesteine ursprünglich so inprägnirt waren, wie gegen- 
wärtig der Kupferschiefer mit Kupfer-, Kobalt-, Nickel- und Silbererzen, was wohl 
im Laufe der Zeit sich wiederholen konnte, daher etwa die Thonglimmerschiefer 
des oberen Erzgebirges ähnlich gebildet waren. Im Laufe der metamorphischen 
Gestaltung der Schiefer geschah bereits eine Dislokation der Erze, wobei die- 
selben sich theils schieden, und als Geschicke, Kies, Imprägnation u. s. w. sich 
formirte. Als die Spaltenbildung eintrat, begann die Bildung der Erzgänge durch 
wechselnde Oxydation, Solution, Reduction, Bildung von Arsen- und Schwefelver- 
bindungen, welche auf nassem Wege wieder weiter umgebildet wurden. Auf diese 
Weise kamen zuerst die älteren, dann die jüngeren Erze zur Ausbildung und 
Umbildung. Waren die älteren Mitternachtgänge zum Theile schon gebildet, so 
gewährte die jüngere Bildung der Morgengänge neue Gelegenheit zur Erzanhäufung 
an günstigen Punkten — Schaarungskreuze! Ja die mit der Basaltgangbildung wohl 


190 


anzunehmenden Gas- und Dampf- Exhalationen dürfen wir als neues Agens für 
Erzbildungen betrachten (Schwefelsilber in der Wacke). Bischofs Versuche über die 
Einwirkung von heissen Wasserdämpfen auf Glaserz, Rothgülten und andere Silber- 
erze (Lehrbuch der chemischen Geologie) wurden von ihm auf Grundlage der Er- 
gebnisse vorgenommen, welche er zum Theil aus dem Studium Joachimsthaler 
Stufen gewann. (a. a. O. III. Bd. p. 758). 

Dass man aber in der That berechtiget ist, dergleichen wirkende Kräfte 
anzunehmen, beweiset eine allerdings weniger für den Bergbau günstige, 1864 ge- 
machte Erfahrung im Tiefbau der Einigkeitszeche. 

Ich habe bereits oben (p. 119) des Weiteren der trefilichen Arbeit gedacht, 
welche Hermann Müller „Über die Beziehungen zwischen Mineralquellen und Erz- 
gängen im nördlichen Böhmen und in Sachsen“ 1860 veröffentlicht hat. In dieser 
Arbeit wird nicht nur erwähntermassen der rotheisensteinführenden Quarzbrocken- 
felsgänge gedacht, sondern es wird auch auf die Bildung der übrigen Kobalt-, Silber- 
und s. w. führenden Gänge Rücksicht genommen, und mit zum Theil aus der im 
Bergbau erschrotenen Quellen, sowie durch frei hervorbrechende Mineralquellen 
und ihre Bestandtheile erwiesen. Diese Lehre konnte kaum eine bessere Bestätigung 
ihrer Anwendbarkeit auf die Joachimsthaler Verhältnisse haben, als durch die 
Auffindung einer warmen Quelle im Joachimsthaler östlichen Tiefbau, am 12. 
März 1864. *) 

Am genannten Tage wurde beim Aufschrammen einer Druse des Geschieber- 
ganges im Tiefsten der Einigkeitsschachte 531 Meter unter dem Schachtkranz eine 
18-—20° R warme Quelle erschroten, die für die ersten 38 Meter 0:48 Cubikmeter 
Wasser für die Minute gab. Man hielt die Wässer anfangs für Entleerungen 
alter Baue, bis man sich durch den constanten Zufluss davon überzeugte, dass das 
Wasser einen anderen Ursprung haben müsse. Am 22. August hatte es bereits 349 
Meter unter Tage erreicht und zeigte einen Zufluss von 0'227 cub. Meter per Mi- 
nute und eine Temperatur von 15° R. In Folge angestrengter Arbeiten und durch Ge- 
wältigung des Wassers durch Hebekräfte gelang es das Wasser wieder zum Sinken 
zubringen, und endlich durch ein Beton zum meisten zu verspunden. Dabei erfuhr man 
auf dem 5. unter dem 12. Joachimslauf eine constante Zunahme der Temperatur 
des Wassers von 165° R auf 23° R, was sich wohl aus dem Umstand erklärt, 
dass das Wasser durch die Erwärmung des Nebengesteines später keinen Tem- 
peraturverlust in der Tiefe erlitt. Bei diesem Temperaturgrad blieb es auch 
schliesslich stehen. ; \ 

Das Wasser wurde vom Hüttenverwalter Mann untersucht und ergab beim 
Trocken einen Rückstand von 0'072°,,- 


Darin wurden gefunden: 


Alkalien 32-71 Schwefelsäure 31:06 
Kalkerde 16:80 In Salzsäure unlöslich 4-50 (Kieselsäure) 
Magnesia 410 Kohlensäure 5'83 
Eisenoxyd 1:50 Organ. Subst. 3:50 


*) Ausführliche Mittheilungen hierüber siehe in der österr. Zeitschrift für Berg- und 
Hüttenwesen XVII. Jahrg. 1870. Nro. 20 und 26. 


191 


Das Vorhandensein von Schwefelwasserstoff gab sich durch einen deut- 
lichen Geruch nach abgebranntem Schiesspulver auf den vom Wasser besetzten 
Strecken zu erkennen. 

Äusserst auffällig stimmt mit dieser Quelle diejenige überein, welche auf dem 
Kurprinzen bei Freiberg 1821 erschroten wurde, deren Temperatur 25:74—25'90° C 
und deren fixe Bestandtheile nach Lampadius gleichfalls 0:073°/, ausmachen, welche 
in wesentlichen bis auf den Eisengehalt mit vorstehenden übereinstimmen. *) Eine 
Quelle von ähnlichem Charakter und mit Schwefelwasserstoff **) jedoch einer 
niederen Temperatur wurde auf Gottes Geschick bei Schwarzenberg in Sachsen 
angefahren. 

Betrachten wir das Ergebniss der Mann’schen Analyse etwas näher, so 
finden wir, dass dieselbe alle jene Bestandtheile enthält, welche die Gangausfüllung, 
da wo sie nicht schiefrig lettig ist, liefert wie kohlensauren Kalk, Dolomit, Kiesel- 
säure, endlich Alkalien, Schwefelsäure, Kohlensäure führt um zu oxydiren, und 
Schwefelwasserstofft und organische Substanz um zu Schwefelmetallen oder reinen 
Metallen zu redueiren, jene Agentien, welche auf Bildungen vom Charakter der 
Joachimsthaler Erzlagerstätten den entschiedensten Einfluss haben. Dieser Quellen- 
fund giebt es auch an die Hand, das manigfache Vorkommen von sogenannten 
Gestricken, Kasten- und Speisedrusen zu erklären, sowie auch die von Zippe, 
Vogl (a. a. OÖ. p. 52), Reuss bekannt gemachten Pseudomorphosen zu deuten, 
Endlich auch erklärt sich hieraus der Charakter der tauben lettigschiefrigen 
Gangausfüllung. 

Die Erfahrung hat gelehrt, dass die Morgengänge, da wo sie erzreich 
waren, wie der Geyer- und Mauritiusgang, in den oberen Teufen ihren Adel hatten. 
Bedenkt man, dass von den Mitternachtgängen ein Ausgehen über Tag nicht be- 
kannt ist, während wir dies von den Morgengängen wissen, so darf man ihren 
Erzreichthum wohl auf die Wirkung der einsickernden Tagewässer zurückführen. 
Alle Umstände weisen darauf hin, dass die in oberen Teufen von den Alten ge- 
brochenen Erze Bildungen waren, welche eben durch das an organischer Substanz 
und Chlor reiche Tagwasser hervorgerufen wurden, daher gediegen Siber und Chlor- 
silber in bedeutender Menge, wie Mathesius und Agricola anführen, vorgekommen ist. 

Hierin liest nun auch neben der Beschaffenheit der Gänge überhaupt die 
Ursache, warum von den Alten zuerst die Morgengänge mit Vortheil abgebaut 
wurden, und warum später aus örtlichen Verhältnissen der Bergbau verfiel. Es 
mussten, sobald grössere Schwierigkeiten im'Bau mit der Tiefe sich einstellten, 
dieselben zumeist aus Mangel an technischen Hilfsmitteln aufgelassen werden; 
anderseits bewog das Auslassen des Erzadels auf den Morgengängen in der Teufe 
zum Einstellen des Baues. Bedenkt man nun noch die in ihren Verhältnissen 
unberechenbare Absätzigkeit der Erzmittel, so ergaben sich hieraus Umstände 
genug, welche es erklärlich machen, dass der einst so blühende Bergbau von nicht 
langem Bestande war, und nur zu oft auf einem Punkte anlangte, wo er dem 
gänzlichen Erlöschen nahe war. Kein Umstand jedoch weist darauf hin, dass man 


*) Vergleiche Reich Erfahrungen über die Temperatur des Gesteines p. 173 ff. 
**) H. Müller a. a. O. p. 28. 


192 


Ursache habe eine Abnahme des Erzes gegen die Teufe anzunehmen, vielmehr 
erweisen die Aufschlüsse sowohl als auch die Gangverhältnisse, dass man nach 
unten eher eine Zunahme des Adels erwarten dürfe. Ob aber nicht Umstände 
ähnlicher Art, wie sie schon oft bekannt wurden, eintreten können, wo zwischen 
den Erzlinsen unverhältnissmässig grosse taube Zwischenmittel eintreten — das 
muss dahin gestellt bleiben. Jedenfalls aber kann nur das grosse Capital oder der 
Staat mit einiger Sicherheit auf Erfolg den Bau betreiben; sollte es einmal ein- 
treten, dass das Werk Privaten überlassen würde, so würde eben geschehen, was 
auch anderwärts eintrat, dass nach Eroberung des noch eben Erreichbaren und 
bei eintretenden langen Zubussfristen der Bau zum Erliegen käme. 


Abertham. 


Der einst mit ganz besonderem Schwunge in Abertham betriebene Bergbau 
ist zur Gänze erloschen, und die Gruben seit Anfang dieses Jahrhunderts auflässig. 
Ein Versuch, welchen der bestandene montanistische Verein für das Erzgebirge 
unternehmen wollte, das einst so blühende Bergwerk wieder ins Leben zu rufen, 
blieb unausgeführt. So stehen uns nur historische Daten zu Gebote, welche Berg- 
rath Walther mit Sorgfalt zusammengetragen und in der Zeitschrift des genannten 
Vereines veröffentlicht hat _unter dem Titel: „Der alte Silberbergbau zu Aber- 
tham.“ Bereits Vogl a. a. OÖ. p. 21. und nach ihm auch Jokely theilen aus 
Walthers Arbeit Auszüge mit, und es bleibt auch mir nichts übrig als zur 
Vervollständigung meines Bildes über die Erzführung der Schiefer aus dieser 
Quelle zu schöpfen. 

Die hier aufsetzenden Gänge streichen im Glimmerschiefer, und zwar in 
einem ziemlich quarzigen Gestein, welches unmittelbar dem auf dem Abhang des Blös- 
berges vorkommenden Gneisglimmerschiefer aufliegt. Ihrer Art nach sind es wieder 
Morgen- und Mitternachtgänge, erstere sind sowohl der Zahl als auch der Bedeu- 
tung nach gegen letztere überwiegend. 

Die Morgengänge 10 an der Zahl streichen Stund 4—-7, die meisten 6, und 
fallen mit Ausnahme eines einzigen, welcher in Nord fällt (Sanet. Lorenz), in Südost 
zwischen 56 und 86°; die meisten fallen unter letzterem Winkel. 

Die Mitternachtgänge, deren 6 bekannt sind, sind nur auf kurze Strecken 
aufgeschlossen, sie streichen zwischen Stund 21—24 und verflächen in 81 bis 
84° West. 

Die Gangausfüllung ist bei beiden gleich, es wird Feldspath, Quarz und 
Hornstein, Schiefer und Letten angeführt, die Erze sind: Speiskobalt, Nickelerze, 
gediegen Wismut, Bleiglanz und Zinkblende, gediegen Silber, Glaserz und Roth- 
gülten, auch Uranpecherz kam vor. Man sieht, sie gleichen in der Erzführung den 
Joachimsthaler Gängen, mit denen sie auch den Umstand gemein haben, dass die 
Erze absätzig auftreten. Hält man das Streichen der Gänge im Auge, so liegt sogar 
die Annahme nahe, dass einzelne der Morgengänge im Joachimsthaler Gebiet wieder 
zum Vorschein kommen, doch müsste man hiefür freilich auf die verschiedene 
Fallrichtung keinen Werth legen. 


193 


Nach allem was man über die Verhältnisse kennt, wurden zwar auch hier 
von den Alten besonders die Morgengänge und zwar wohl zumeist aus ähnlichen 
Gründen wie zu Joachimsthal, abgebaut, sie mögen jedoch wohl erzreicher als die 
dortigen gewesen sein. Nichts desto weniger aber lässt sich annehmen, dass die 
Mitternachtsgänge ebenfalls zumindesten den Morgengängen an Adel nichts nach- 
gaben. Bezüglich des Allerseelenganges, welcher bis in die letzte Zeit des Betriebes 
1805 belegt war, bemerkt Walther, dass derselbe zu den alleredelsten des Aber- 
thamer Gebirges gehörte. Wenn dieselben weiter nicht bekannt wurden, so dürfte 
immerhin anzunehmen sein, dass die schwierigere Gewältigung Ursache daran sei, 
und man kann von ihnen ein den Joachimsthalergängen analoges Verhalten nach 
der Tiefe annehmen, wenn sie nicht zubald gegen den unterteufenden Granit absetzen. 

Gleichwohl aber sind weder die Morgen- nach die Mitternachtgänge, so 
weit man sie kennt, gleich erzreich, und unter den 16 sind deren 6—8, welche 
wenig oder gar nicht erzführend bekannt sind. 

Der Einfluss, welchen die Porphyre auf die Erzführung der Joachimsthaler 
westlichen Mitternachtsgänge haben, hat sich auch hier bemerkbar gemacht, indem 
schon den Alten bekannt war, dass die Schaarungen der Gänge mit dem Porphyr 
(von ihnen Sand genannt) erzreich sind, wie diess auch von Bergrath Walther 
und Bergmeister Vogl hervorgehoben wird. 


Platten und Junghengst. 


Noch weniger als über die Verhältnisse von Abertham lässt sich über die 
Kobalt- Silbererzgänge von Platten und Junghengst berichten. So lebhaft und blühend 
der Bergbau auf diese Erze ehemals war — wie die mächtigen Haldenzüge namentlich 
im Schwarzwassergebiet darthun — so ist derselbe gegenwärtig um Platten ganz 
erloschen, und bei Junghengst begnügt man sich augenblicklich damit, die alten 
Halden auf Wismut auszukutten, eine Arbeit, welche bisher das geringfügige 
Fristen etwa verlegt hat. Was über die Plattener Verhältnisse zu eruiren war, hat 
Jokely bereits in seinem Bericht zusammengetragen. 

Es erscheint wohl bemerkenswerth, dass nach den von Jokely zusammen- 
getragenen Daten die hier überfahrenen Gänge vorwiegend Morgengänge sind, 
während die Mitternachtsgänge weit weniger zahlreich sind. Das dürfte, auf die 
Joachimsthaler Verhältnisse bezogen, wohl in den am gehörigen Ort auseinander 
gesetzten Umständen zu erklären sein. Da sich die Alten vorwiegend auf oberen 
Bauen bewegten, so werden einmal die tieferen, zu Tage nicht aufstreichenden, und 
gewöhnlich mit der Teufe erst an Erzen zunehmenden Mitternachtgänge unbekannt 
geblieben sein. Anderseits erklärt auch der Umstand, dass die Morgengänge haupt- 
sächlich in oberen Teufen Adel besitzen, die Erscheinung, warum wohl die Baue 
heut zu Tage verlassen sind. 

Soviel ich über die Erzführung des gegenwärtig noch schwach belegten 
Gottholdstollen bei Junghengst erfahren konnte, brechen auf den dortigen quarzigen 
Morgengängen Speise- und Wismuterze, welche mit den Joachimsthaler Vorkommen 
völlig übereinstimmen. Ausserdem sah ich in der Sammlung des montanistischen 
Vereines für das Erzgebirge eine Stufe sehr feinkörnigen eisenschüssigen Bleiglanz, 

13 


194 


ferner sogenannten Erdkobalt in einem rothen thonigen Gangmittel. Interessant 
und für die Natur der Gänge bezeichnend ist der Umstand, dass sie am Granit 
absetzen, wie man dies in jüngster Zeit erfahren hat. Ein von Herrn Aichinger 
im chemischen Laboratorium der Universität in Wien untersuchtes Speiseerz 
vom Gottholdstollen bei Zwittermühl zeigt folgende chemische Zusammensetzung: 


Unlösliche Gangart 24.01 
Blei 500 
Wismut 18.39 
Arsen 17.00 
Kobalt (mit einer Spur Nickel) 1413 
Eisenoxyd und Thonerde 2.39 
Kalk 1.06 
Schwefel 16.29 
Magnesia gering 
Natriumoxyd gering 
Fr 


Nach den Mittheilungen des Herrn Bergrath Sternberger (Zeitschrift des 
montanist. Vereines a. a. O.) hat man auf dem Ausgehenden des amphibolitischen 
Erzlagers am Goldenhöher Kaff einen Stund 6 streichenden, 60° S fallenden, 2—3 
Fuss mächtigen Silbererzgang angefahren, welcher nach Sternbergers Ansicht mit 
den Gängen von Weipert in Zusammenhang zu bringen ist, jedoch nicht weiter 
verfolgt wurde. 


nanannanrnannann 


Ill, Abschnitt, 
Jüngere Gebilde im westlichen Erzgebirge. 


1. Capitel. 
Antebasaltische Gebilde von Seifen. 


Eigenartige Gebilde, welche allerdings manchen Vorkommen anderer Orte 
sehr ähnlich, diesen gleichwohl sehr schwer zu parallelisiren sind, sind die Ablage- 
rungen, welche man als Liegendes verschiedener zum Theil einmal unzweifelhaft 
zusammenhängender Basaltkuppen im Erzgebirge trifft. Am Nordabhange des Bären- 
steins bei Weipert, am Fusse des Pöhlberges bei Annaberg und des Scheibenberges 
bei Schlettau in Sachsen, trifft man zwischen. dem Gneiss oder Glimmerschiefer 
und dem Basalt durch Steinbrüche aufgeschlossene Ablagerungen von Quarzgeröll und 
Sand von der Grösse eines Hirsekorns bis zu der einer wälschen Nuss, zwischen 
denen oft okergelber Staub, und zuweilen zu einem mehr weniger festen Geröll- 
sandstein verbunden. Der feinere Sand soll nach und nach vorwalten, und in reinen 
Thon übergehen, wie Naumann a. a. O. mittheilt, wurde dieser ehedem unter dem 
Pöhlberg durch einen bis 20 Lachter eingetriebenen Stollen gewonnen; über diesem 
Thon liest erst Wacke, dann Basalt. 

Eine analoge Ablagerung findet sich in Böhmen merkwürdiger Weise genau 
auf der Wasserscheide des Erzgebirges zwischen Seifen und Hengstererb unter 
der sogenannten Steinhöhe und am Kölbel. 

Diese flachen Kuppen bestehen aus Hauynbasalt (p. 48), welcher offenbar 
einmal in Zusammenhang mit dem Spitzberg gegenwärtig eine von diesem westlich 
gerichtete stromförmige Masse bildet, die einerseits im Osten durch ein Moor vom 
Spitzberg getrennt ist, anderseits im Westen unmittelbar an den Plattenberg-Irr- 
gängergranitstock anstösst, und eirca 2275 Meter horizontale Ausdehnung hat. Auf 
der Nordseite fast auf der ganzen Erstreckung treten am Abhang, worauf die zer- 
streuten Häuser und die Kirche von Seifen liegen, sedimentäre Ablagerungen hervor, 
welche auf der südlichen Seite in einer breiteren Zone jedoch auf eine kürzere 
Strecke unter den Steinhöher Häusern nördlich von Hengstererb am sogenannten 
Kölbel bekannt sind. 

Die Ablagerung lässt, wie durch bergmännische Aufschlüsse dargethan 
wurde, erkennen, dass dieselbe aus einer Reihe verschiedener Gesteinsmassen 
besteht. Zu unterst und am weitesten verbreitet liegt ein grober, aus Glimmer- 
13* 


196 
schiefer-, Thonschiefer-, Hornstein-, Quarz-, Amphibolit-Geschieben bestehender 
Schotter, dessen Bestandtheile zuweilen durch Brauneisenstein zu Conglomerat- 
bänken von grösserem und kleinerem Korn verbunden sind, zuweilen auch, wie 
zum Beispiel an einer Halde dicht bei der Kirche von Seifen roth, wie gebrannt 
aussehen. Zwischen den Geschieben findet oder fand sich Zinnstein, so dass ihr’ 
Vorhandensein Namen nnd Ort Seifen zunächst hervorgerufen haben mag. Auf 
diese etwa 3—6 Meter mächtige Ablagerung folgt ein sehr feiner fetter rother Letten, 
in Mächtigkeit von 0'3—1'3 Meter, hierauf folgt 30—60 Centimeter sandiger, 
gelber oder bläulicher Letten und zu oberst 0'6—1'5 Meter Quarzsand. Die Schichten 
zeigen eine schwache Neigung — nach Herrn Bergmeister Vogl’s Mittheilungen etwa 
14° Süd —, und sind nicht gleich, sondern schwellen an und verdrücken einander 
stellenweise. Der rothe und gelbe Letten, sowie der Sand werden noch gegenwärtig 
ausgebeutet, ersterer diente als „Schussletten“ zum Besetzen der Bohrlöcher, der 
andere, und wohl auch der rothe ist plastisch, und wird als Töpfermaterial in 
Joachimsthal und anderwärts verarbeitet. Die Erdarten wurden ehedem durch 
Stollen und grössere Schachtanlagen gewonnen, gegenwärtig bestehen nur kleine 
Handschächte, welche im Winter in Betrieb sind, und im Sommer verfallen. 

Die von mir gegebenen Daten über die Mächtigkeit rühren aus einer 
gefälligen Mittheilung des k. k. Bergmeisters Jos. Flor. Vogl her, welcher die 
Ablagerungen zu einer Zeit, da sie in lebhafterem Abbau waren, untersuchte. Sie 
weichen von denen ab, welche Jokely a. a. O. verzeichnet, darnach die Mächtigkeit 
eine weit grössere wäre, Soweit ich mich durch eigene Untersuchung überzeugen 
konnte ist die Angabe Vogl’s die genauere. Dagegen muss eben nochmals der 
Umstand betont werden, dass die Schichten sich allerwärts als sehr ungleichmässig 
ergeben haben. 

Unrichtig ist die Angabe der geologischen Karte der Reichsanstalt, wor- 
nach die Ablagerung den Basalt ringsumgiebt. Man findet weder westlich noch 
östlich eine Spur davon, und gebührt sonach der älteren sächsischen Karte der 
Vorzug grösserer Genauigkeit. 

Über das Alter dieser Gebilde etwas Bestimmteres angeben zu können, als 
dass dieselben antebasaltisch sind, ist ziemlich schwer. So viel ist sicher, dass man 
es mit einer Süsswasser- Ablagerung zu thun hat. Um ganz sicher zu sein, habe ich 
eine vom Kölbel entnommene Probe geschlämmt, als Rückstand aber nur feinen 
Quarzsand gefunden, auch die eisenschüssigen Conglomerate weisen darauf hin. 

Wir haben in Böhmen zwei ganz ähnliche Süsswasserbildungen, die Perutzer 
Schichten der Kreideformation, und den Braunkohlensandstein. Beide haben mit 
den Ablagerungen grosse Ähnlichkeit. Bedenkt man, dass die Kreideschichten bis 
in ihre tiefsten marinen Glieder, Koryzaner Schichten, im westlichsten Theil des 
Erzgebirges nachgewiesen sind, so wäre es wohl immerhin erlaubt an eine Süss- 
wasserablagerung zu denken, welche bis hierher gereicht habe, und mit den Perutzer 
und Niederschönaer Schichten von gleichem Alter wäre. 

Anderer Ansicht sind jedoch die Geologen, welchen vordem diese Gebilde 
bekannt wurden, sie finden sie durchwegs Braunkohlenbildungen adäquat, und 
Jokely glaubt sie nur mit Tertiärgebilden des Falkenau-Elbogner Beckens identi- 
fieiren zu können. 


197 


Es ist nun nicht zu läugnen, dass im Karlsbader Gebirge auf dem Plateau 
ähnliche Erscheinungen bekannt sind, von denen das Braunkohlenvorkommen am 
südlichen Abhang des Traubberges bei Troskau die Sache ausser Zweifel stellen, 
ebenso wie die um Engelhaus verstreut liegenden Blöcke von Braunkohlenstandstein 
dies beweisen. Angenommen, der Egerspiegel bei Karlsbad eirca 379 Meter über Meere, 
und die Ruine Engelhaus mit 612.5 Meter so würde dies bei einer Höhe des Engel- 
hauser Felsens über dem Plateau von circa 79 Meter die Höhe der Braunkohlen- 
gebilde über den analogen Gebilden im Egerthal um 158 Meter verrücken, welche 
Erscheinung wir allenfalls auf die Wirkung der Basalte des Duppauer Gebirges 
zurückführen können. Anders ist es nun bei den Gebilden der Steinhöhe, sie liegen 
fast 632 Meter höher als die Braunkohlen des Egerbeckens, und wir müssten den 
Basalten des Erzgebirges die kolossale Kraft zuschreiben, eine solche beträchtliche 
Niveau-Veränderung hervorgebracht zu haben, welche wir mit ihrer Masse und 
ihrem Wesen durchaus nicht in Einklang zu bringen im Stande sind. 


Für die sächsischen Vorkommnisse hält es Naumann für wahrscheinlich, 
dass sie eine selbständige Bildung seien, welche sich gleichwohl in grösserer Aus- 
dehnung über das Erzgebirge ausbreitete, oder gewissermassen neben einander 
wiederholte. Seite 481 seiner Erläuterungen zur geolog. Karte von Sachsen Secte. 
XV sagt Naumann: „Manche Umstände sprechen dafür, dass der Bärenstein ehemals 
mit dem Pöhlberg zusammenhing, und dass ebenso die Sand- und Gneissablagerungen 
ununterbrochen von seinem nördlichen Abhang bis in die Gegend von Annaberg und 
weiter hinreichten. Jedenfalls dehnte sich ein flacher Landsee in der 
Gegend aus, auf dessen Boden die Geröllschichten abgesetzt wurden, über denen 
sich später der Basalt des breiten Stromes oder als Decke ausbreitete —“ 


Ich für meine Person nehme keinen Anstand dieser Ansicht Naumanns bei- 
zupflichten. Wenn auch gegenwärtig das Terrain, welches gemeint ist, durch die 
tiefen Wasserrisse der Zschopau und der beiden Nebenflüsse der Sehma und des 
Pöhlwassers so durchfurcht wurde, dass eine Zusammengehörigkeit schwer zu 
erkennen ist, könnte die Fläche, wie man sie vom Fichtelberg z. B. übersieht, 
immerhin ein altes flaches Seebecken gewesen sein, und was von den sächsischen Vor- 
kommen gilt, darf wohl ohne Zwang für das böhmische angenommen werden. Es 
scheint zwar minder wahrscheinlich, dass sich jener flache Landsee bis zur Wasser- 
scheide erstreckt haben möge, da zwischen beiden Örtlichkeiten beinahe 316 Meter 
Höhendifferenz sich finden. Dass aber die Ablagerung von der Steinhöhe einem 
ähnlichen flachen Landsee ihren Ursprung zu verdanken habe, dafür spricht das ganz 
analoge Vorkommen. Man dürfte sich diesen eben nur höher gelegen als den er- 
wähnten sächsischen, kleiner und ganz geschlossen denken. Vielleicht deutet so- 
gar das hier ziemlich breite muldenförmige Schwarzwasserthal am nördlichen 
Abhange |der Gebilde die Ausdehnung des ehemaligen Sees an, wenngleich das 
Schwarzwasserbeet jetzt viel tiefer gerissen und die dasselbe im Norden abgren- 
zenden Höhen nicht besonders hoch erscheinen mögen. Die ursprünglich in grösserem 
Umfange abgesetzten Sand-, Thon- und Geschiebemassen mögen wohl zum grössten 
Theil weggeführt, zum Theile auch mit jüngeren alluvialen Massen vermengt dadurch 
vollkommen unkenntlich geworden sein. Das schwache Einfallen in Süd, welches 


198 


[ee] 


beobachtet wurde, spricht nicht dagegen, da Jokely a. a. O. auch Neigung in Nord 
für die gedachten Gebilde am Kölbel anführt. 

Sehr bemerkenswerth ist die Mittheilung, welche Paulus in seiner Orographie 
von Joachimsthal p. 246 fl. über den Spitzberg bei Gottesgab macht. Das zwischen 
dem Berge und Gottesgab gelegene, 10—12 Hektar grosse Moor heisst der See- 
sumpf, aus welchem das Schwarzwasser entspringt. Paulus untersuchte das Becken 
desselben auf 5 Lachter mit einem Bohrer, konnte jedoch den Grund nicht er- 
reichen, und kam zu keinem Resultate, weil das Loch bei jeder Räumung wieder 
zusammensetzte. 

Dessen ungeachtet ist bekannt dass unter der mächtigen Torfmasse, welche 
4—6 Meter hoch liegt, ein lichtaschgrauer Lehm und hierunter ein unbestimmt 
mächtiges Sandlager sich befinde, welches gleichfalls in frühester Zeit zur Seifen- 
arbeit ausgebeutet wurde, aber auch bald wieder verlassen wurde, weil man die 
Erfahrung machte, dass die Sandlager sich gegen die Mitte des Sumpfes mulden- 
artig senkten. 

Es geht aus dieser Mittheilung offenbar hervor, dass die vorbasaltischen 
Gebilde von Seifen in der That auf eine viel weitere Strecke ausgebreitet sind, 
und dass aus ihnen heute noch das Schwarzwasser seinen Ursprung nimmt. 


Braunkohlengebilde. 


Im Zusammenhang mit den Braunkohlenbildungen des Falkenauer Beckens 
stehen die zahlreichen losen Brankohlensandsteinblöcke, welche man bis Gossen- 
grün und weiter nach Westen hin noch im Gebiete der Schiefer verstreut findet. 
Nördlich von Chodan breitet sich offenbar auf dem Granit, der weiter nach Süd 
verfolgbar ist, eine mehr zusammenhängende Masse von Braunkohlensandstein aus. 
Die Betrachtung dieser Gebilde gehört jedoch nicht mehr in den gesteckten 
Umkreis. 


2. Capitel. 


(uantäre und recente Bildungen. 


Jüngere Gebilde von ausgesprochenem diluvialem Charakter fehlen im 
Erzgebirge, oder sind wenigstens bisher nicht aufgefunden worden. Irgend welche 
Spuren von auf Gletscherthätigkeit in der Quartärzeit deutenden Erscheinungen 
finden sich nicht, obwohl Grund vorhanden ist, darnach zu suchen. Denn nimmt man 
für die Eiszeit nach Vorgehen der Schweizer Geologen nur eine Erniedrigung der 
Temperatur (Heer Urwelt der Schweiz p. 548 fl.) um 4—5° Ü an, so lägen alle 
Punkte des Erzgebirges von einer Seehöhe über 948 Meter in der Schneeregion, 
und man hätte demnach Ursache in ihrer Umgebung nach Gletscherspuren zu 
suchen. Trotzdem hat sich bis gegenwärtig nichts derartiges gefunden, wobei nicht 
ausser Acht gelassen werden darf, dass allerdings die örtlichen, klimatischen und 
vegetativen Verhältnisse, ja schon die Beschaffenheit der geologischen Constitution 
für Erhaltung von allenfallsigen derlei Spuren nicht günstig ist. 


199 


Andere Gebilde jüngeren Ursprungs, die sich hier finden, sind Schuttabla- 
gerungen, Kaolin-, Sand- und Seifenlager und Torfmoore, welche unter einander im 
engen Zusammenhang, stehen. 


1. Schuttablagerungen, Kaolin-, Sand- und Seifenlager. 


Die Schuttablagerungen liegen theils am Fusse des Gebirges, theils inner- 
halb der grossen Thäler namentlich gegen den Ausgang, wo die plötzliche Verenge- 
rung des Thales das Ausschaffen des Schuttes durch die Gewässer verhinderte. 
Am bemerkenswerthesten erscheint die Schuttmasse am Fusse des Gebirges im 
Ausgehenden des Granites, nördlich von Stelzengrün, Poschitzau und Altrohlau, 
dann südlich von Lichtenstadt, wo das Schuttland zwischen den. Ausläufern der 
Granite und der basaltischen Hügel bis herunter nach Schlackenwerth sich ausdehnt. 
Wie überall ist dieses Schuttland ausgezeichnet durch die Fähigkeit zwischen seinen 
unregelmässigen welligen Hügeln und Thälern Wasser in reichlicher Menge zu stauen, 
und die Menge von Teichen, welche man um Lichtenstadt und nördlich von Chodau 
antrifft, — vom Jugelstein bei Joachimsthal vermag man allein über 30 zu zählen 
— verdanken ihr Dasein einzig und allein dem Gebirgsschutt. Wahrscheinlich 
trägt die aus dem verwitternden Feldspath entstehende kaolinige Masse wesentlich 
bei den Schuttwall besonders wasserdicht zu machen. 

Das westliche und östliche Schiefergebirge hat einen ähnlichen Schuttwall 
nicht, wenigstens sieht man überall die unzweideutigsten Braunkohlenbildungen 
bis an das Urgebirge hinanreichen, oder, wie oben erwähnt wurde, man findet es 
sogar weiter hinauf auf den Rändern verbreitet. Den Zusammenhang der Geschiebe 
von diluvialem Aussehen im südlichen Egerer Becken mit dem Gestein von Maria- 
Kulm habe ich auch bereits p. 134 erwähnt. 

Innerhalb des Gebirges sind es die Thäler, welche in ihren Weitungen mit 
Schutt ausgefüllt sind, und deren Boden oft durch darauf folgende Torfbildungen 
geebnet erscheint. Der Leibitschgrund, das Zwodtathal sind hiefür anzuführen. Der 
Schutt besteht aus einer thonigen, mit Schieferbrocken vermengten Masse, auf 
welche aus den Seitenthälern her, wie man jetzt recht gut beim Eisenbahubau im 
Zwodtathal sehen konnte, ganz junge Schotterkegel aufgesetzt werden. Die Thäler 
im Granit erscheinen mit mächtigen Blockwerkmassen erfüllt, wie man im Neudeker 
Thal und im Salmthal sieht. Die Wasser scheinen hier die löslichen und leichteren 
Massen zumeist weggespült zu haben. Dagegen breitet sich Granitschutt auch auf 
dem Plateau der Terasse zwischen Heinrichsgrün und Neudek bemerkenswerth aus, 
und die aus Gruss und Blöcken bestehenden Hügel und wallartigen Rücken haben 
oft wirklich ein moränenartiges Gepräge. 

Auch hier ist der Granitgruss an vielen Stellen zur Versumpfung geeignet, 
wie man in der Gegend von Scheft, Thierbach, Ödt, Sponsl u. s. w. bemerken 
kann. Charakteristisch sind auch die vielen einzelnen Blockmassen von Granit, 
welche als die letzten Reste einer früheren grossen Ausbreitung nun vereinzelt 
aber häufig auf diesen Plateau auftreten. 

Kaolin-, Lehm- und Sandlager, wozu auch die Seifen z. Th. gehören, sind 
sleichfalls im Granitgebiet heimisch. Lehm und Sand sind zum mindesten im 


800 


Schiefergebiet spärlich vorhanden, und Kaolin ist ein Gebilde, das Granit zu seiner 
Entstehung voraussetzt. 

Die Kaolinlager, welche im Egerthal bei Karlsbad vorkommen, werden als 
tertiär u. z. als Gebilde der Braunkohlenformation, an deren Grunde sie vorkommen, 
angesehen. 

Es sei hier nur bemerkt, dass das Karlsbader Kaolin nur im Gebiete des 
Erzgebirggranites vorkommt auf der Breite zwischen Fischern und Sodau, demnach 
an diesen Granit gebunden scheint; ich halte aber die Kaoline vielmehr für eine 
Bildung eigener Art durch den Einfluss von warmen kohlensäurehaltigen Wassern, 
welche man mit den Karlsbader Quellen in Verbindung bringen kann. Denn man 
muss doch fragen, warum aus demselben Granit anderwärts, durch Einfluss ähnlicher 
Wässer wie die der Braunkohlenseen, nicht auch Kaolin sondern ein gewöhnlicher 
Thon gebildet worden sei? Dass in der That warme Quellen die Kaolinisirung ge- 
eigneter Gesteine bewirken, haben die Thermen von Karlsbad selbst bewiesen, 
ebenso wie die Thermen von Teplitz, wo man bei der Tieferlegung der Steinbad- 
quelle den Porphyr zu einer weissen Kaolinmasse verwandelt fand, wie eben dort 
im Bereiche der Quellen kaolinisirte Porphyre überhaupt nicht selten sind. (Sie 
fanden sich auch bei den Grundgrabungen der Häuser vor dem Aussig-Teplitzer 
Bahnhof.) 

Da diese Kaoline zum Theil unter der Braunkohle liegen, so dürften sie 
wohl älter als diese sein, die jedoch ihrem ganzen Aussehen nach wohl eine sehr 
jünge Bildung ist, andere aber zeigen keinen Zusammenhang mit dieser wie die 
z. B. Sodau, und es dürfte wohl der Fall sein, dass solche Kaoline auch von 
jüngerem Alter sein mögen. 

In Zusammenhang mit diesen Gebilden müssen die Vorkommnisse im Innern 
namentlich bei Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Platten und Bärringen gebracht 
werden. Als Untergrund der Torfmoore genannter Orte findet sich ein fetter, weisslich- 
grauer Kaolinsand, der in seinem natürlichen Zustand voll Wasser gesogen, schwammig 
erscheint, sich aber da, wo er besonders thenig ist, kneten und formen lässt. An 
manchen Orten ist der Thon sogar vorherrschend und von gelblicher Farbe, die 
Menge desselben gestattet die Erzeugung von Ziegeln von besonderer Schärfe und 
Güte, wie zu Sauersack und Platten. Häufig aber ist der Sand thon- oder ‚kaolin- 
arm und dann locker und wenig zusammenbackend. Dann ist das leicht wegführ- 
bare thonige Bindemittel entweder durch die Tagwässer, oder es ist wohl gelegentlich 
der Seifenarbeit durch menschliche Beihülfe entfernt worden. Die genannten Lager 
liegen im zinnsteinführenden Granit, und wurden in frühester Zeit schon als 
Seifenlager ausgebeutet. Die Sandlager am Abhange des Hartelsberges bei Frühbuss, 
dann an der Hirschenstand- Sauersackerstrasse und zwischen Bärringen und Aber- 
tham zeigen, wo sie nicht von Torf bedeckt sind, die unzweideutigsten Spuren 
dieser Art Ausnützung. Ähnliche Ablagerungen finden sich in derselben Beschaffenheit 
noch um Ahornswald, Trinkseifen, Hochofen, Neuhaus, am Abhange des Platten- 
berges u. S. w. 

Im östlichen Schiefergebiet finden sich in der Nähe der Granite ebenfalls 
Jüngere Seifenablagerungen, welche aus Geschieben von Granit und Schiefern 
bestehen, und die man zwischen Platten und Ziegenschacht, bei Streitseifen und 


201 


Zwittermühl vielfach begegnet, alle zeigen die Einflüsse der Aufbereitung bei der 
Seifenarbeit. Dass diese Seifen auch Gold führten habe ich vorn Seite 103 wenig- 
stens aus chronistischen Quellen bemerkt. 

Interessant scheint endlich ein in jüngster Zeit von Herrn Tröger aufgefun- 
denes Seifenlager am südlichen Abhange der Hengstererber Höhe zwischen Abertham 
und dem Neujahrsberge. 

Unmittelbar unter dem Wiesenboden fand sich grobes Geschiebe von 
Granit-, Quarz- und Schieferbrocken, welches reichlich Zinnerz führte, etwa 
2 Meter tief, dann folgte grober Sand mit wenig Erz und endlich Thon und 
Letten zinnerzfrei. Vergleicht man diese Aufeinanderfolge mit dem oben beschrie- 
benen antebasaltischen Seifenlager von Seifen, so sieht man, dass dieselbe hier 
umgekehrt ist, also offenbar die Umlagerung jener Gebilde, welche nach und nach 
weggeschafit an ihrer neuen Lagerstatt das Oberste zu unterst zu liegen kommen 
mussten, und wovon sich nur jene Partien des leicht Fortschwemmbaren erhalten 
konnten, welche rasch also in nächster Nähe des Ursprunges eine schützende Decke 
gröberer Massen erhielten. Wahrscheinlich begünstigte das basinartige, sich gegen 
den Eingang in den Modesgrund bei den östlichsten Häusern von Abertham 
schliessende Terrain den Absatz und die Erhaltung dieser Gebilde. 


2. Die Torflager. 


Die verbreitetsten und für die Bevölkerung gegenwärtig und für die Zukunft 
wichtigsten quartären und recenten Bildungen sind die Torflager. Durch die 
klimatischen Existenzbedingungen schon vorwiegend auf das Pläteau des Gebirges 
verwiesen, sind auch hier besonders jene Umstände und Verhältnisse vorhanden, 
welche ihrer Entwicklung günstig sind, daher sie namentlich dort eine besondere 
Rolle spielen. 

Eine eingehende Untersuchung der Torfmoore mit anderen im Zusammen- 
hang liegt ausser dem Bereich meiner Aufgabe, und ich beschränke mich lediglich 
darauf, über ihre Beschaffenheit so viel mitzutheilen, als mir eben zur Vervoll- 
ständigung des Bildes vom geologischen Bau dieses Theiles des Erzgebirges zu 
geben nöthig scheint. Verhältnissmässig arm an Torfmooren ist das westliche 
Schiefergebiet, wo nur die flachen Thalmulden und zum Theil die Erweiterungen 
der Hauptthäler Gelegenheit zur Ansiedelung von Torf boten. An den meisten Stellen 
besitzt derselbe jedoch nur eine sehr bescheidene Mächtigkeit von wenigen Fuss. 
Offenbar ist in diesem Bereiche die starke Klüftung der Schiefer, welche eine 
Stauung der Tagewässer verhindert und überhaupt den Boden dürr macht, der 
Torfmoorbildung ungünstig. Vorwiegend ist derselbe auch Gras- oder Wiesentorf, 
der sich unter der Decke von sumpfigen Wiesen aus den Abfällen von saueren Gräsern 
bildet, weniger bemerkbar machen sich Sumpfmoore, wenn sie auch nicht ganz 
fehlen. n 

Eine etwas weitere Ausdehnung gewinnen die Torflager nur im Tocken- 
grüner Wald bei Waltersgrün, bei Lauterbach und Frankenhammer. 

Bei weitem grossartiger ist die Entfaltung der Moore auf den Höhen im 
Granitgebiet und in dessen höher gelegenen Thälern. Die flache beckenartige 


202 


Weitung vieler derselben war schon eine günstige Bedingung, nicht minder die 
sich dort ausbreitende wasserdichte Schichte aus zersetztem Granitgestein. Auch 
hier ist es vorzugsweise der Erzgebirgsgranit, welcher durch seine leichten kaoli- 
nigen Zersetzungsprodukte die Torfbildung fördert. 

Auf solchen flachen Becken siedeln sich die Moore als wirkliche Hoch- 
moore an, deren grösstes und mächtigstes das nördlich von Frühbuss gelegene 
Sauersacker Moor ist. 


Dieses zwischen dem Kranichseewalde, dem Kronisberg, Hartelsberg und dem 
Hüttenbrandberge ausgedehnte Moorlager, das eine halbmondförmige Gestalt hat, 
in dessen Ausschnitt der letztgenannte Berg liegt, und dessen nördlicher Flügel 
mit den Moorlagern im Hirschenständer Thal zusammenhängt, breitet sich zwischen 
Frühbuss und Sauersack am weitesten aus und lässt von seinen Rändern ein 
allgemaches Zunehmen an Mächtigkeit gegen die Mitte zu deutlich, namentlich 
in der südlichen Partie erkennen. Hier erreicht es in den Torfstichen an der 
Strasse beim Zollhause eine Mächtigkeit von mehr als 6 Metern. Als Unter- 
grund findet man einen kaolinreichen aufgequollenen Granitsand, wie er seitwärts 
Frühbuss und an der Hirschenständer Strasse ober Sauersack auf den alten Seifen- 
halden nur etwas kaolinärmer liest. Die Verwandlung der vegetabilischen Decke 
in Torf zeigen die Torfstiche in der lehrreichsten Weise, man kann die Bildung 
von den lebenden Pflanzen bis zur Bildung des reinen braunglänzenden Specktorfes 
Schritt für Schritt verfolgen. 

Die Vegetationsdecke bilden Sumpfmoosfilze, Besenhaide, Vaceineen, saure 
Gräser und die üppig wuchernde Sumpfkiefer. Selbst im schönsten Sommersonnen- 
schein hat das Hochmoor einen düsteren unheimlichen Charakter. 

Das Hochmoor dürfte in seiner ganzen Ausdehnung immerhin einen Flächen- 
raum von 153 Hektaren bedecken. 

Von geringerer Ausdehnung sind die Torflager auf der rechten Seite der 
Thalweiterung des oberen Hirschenständer Thales, dann in dem Neuhäuserthal 
östlich von Frühbuss und seinen Nebenthälern und in dem Thalkessel der Trinkseifen 
nördlich von Neudek. Die hier auftretenden Moore entbehren den Charakter der 
Hochmoore und sind im Mittel 1—2 Meter mächtig. Die torfbildenden Vegetabilien 
sind vorwiegend Sphagnen und saure Gräser. 

Südwestlich von Schönlind und zwischen Schindelwald und Kohling breiten 
sich weite Strecken vermoorter Wiesen aus, welche einen wenig verwendeten Grastorf 
liefern, ähnlich diesen breiten sich auch auf der Vorterasse des Granites zwischen 
Thierbach, Ödt, Sponsl, Schwarzbach bis gegen Neudek Moorwiesen mit unter- 
liegendem Grastorf aus. Auf dem breiten Rücken des Trausnitzberges liegt zwischen 
Ullersloh, Hohenstollen und den Tellerhäusern ebenfalls eine weite, meist von Wald 
bedeckte Moorstrecke, welche an ihren waldentblösten Stellen wieder den tristen 
Charakter des Hochmoores von Sauersack bietet. 

Im östlichen Schiefergebiet finden sich auf dem Plateau des Gebirges und 
auf seinem nördlichen Abfall einige sehr ausgedehnte Torfstrecken. 

Hierher gehört zunächst die Fischbacher Haide zwischen Bärringen, Aber- 
tham, Hengstererb und Niederfischbach. 


203 


Dieses weit ausgedehnte Moor hat wieder den Charakter eines Hochmoores, 
indem es eine von den Rändern gegen die Mitte schwach gewölbte Fläche darstellt, 
es steht jedoch dem Sauersacker aır Mächtigkeit nach. Der Untergrund wird, 
soweit man hierüber Aufschluss erlanst, zum Theil von zersetztem Granit, zum 
Theil von älterem Seifenwerk gebildet, welches zwischen Bärringen und Fischbach 
blosgelest ist, so wie auch an der Strasse nach Abertham, welche aus dem Moore 
ausgeschält ist, zu Tage tritt. Die Vegetation ist von jener des Sauersackes nicht 
verschieden. 

Ich schätze die Ausdehnung desselben auf 108 Hektare. Nördlich setzt 
es zwischen dem Plattner Spitzberg und der Hengster Höhe noch in einem schmalen 
Streifen bis ins Schwarzwasserthal fort, und bildet das Todtenbacher Torfmoor bei 
Iırgang, das eine beträchtliche Mächtigkeit besitzt. 

Weiter nördlich bildet sodann das obere Schwarzwasserthal zwischen Zwitter- 
mühl, Seifen, Försterhäusern bis herauf nach Gottesgab auf seiner flacheren südli- 
chen Seite ein zusammenhängendes weites Torfbecken, das bis herauf nach der 
Seifner Höhe, an’s Kölbel und an die nördlichen Abhänge des Spitzberges heran- 
rückt, und diesen auch ostwärts, wo sich das Moor bis zur Hangenden Brücke 
nördlich von Joachimsthal ausdehnt, umeiebt. 


Diese Moorstrecken, welche namentlich zwischen dem Spitzberg und der 
Steinhöhe den Hochmoorcharakter annehmen, und sonst mit den geschilderten 
Mooren, namentlich in ihren hochgelegenen Partien übereinstimmen, haben zur 
Unterlage, wie es allen Anschein hat, jenes Seifenwerk, welches ich als Unterlage 
des Basaltes der Steinhöhe bei Seifen beschrieb. Man sieht wenigstens bei Seifen 
und Kölbel dieses wirklich darunterliegen, es tritt auch bei Gottesgab an vielen 
Stellen aus dem Seesumpfe hervor, wo es durch Torfstiche oder durch alte Seifen- 
halden blosgelest ist. (Vergleiche die Erfahrungen Paulus weiter vorn p. 198). In 
seiner ganzen Ausdehnung dürfte mau diese Moorstrecke auf 0:15 [Meile schätzen. 


Das Alter dieser und überhaupt aller Moore, welche das beschriebene 
Gebirge noch beherbergt, scheint mir ein verhältnissmässig junges zu sein. Ich 
habe wiederholt mein Augenmerk darauf gerichtet, nach Spuren einer Vegetation zu 
suchen, welche etwa gegenwärtig erloschen wäre, wie sie Nathorst (Om arktiska 
växtlemningor ete. Stockholm kgl. Akad. d. Vet. 1872 N. 2.) in einigen Mooren des 
südlichen Schweden auffand, dieses Suchen ist jedoch erfolglos geblieben, ich wurde 
vielmehr darüber belehrt, dass dieselbe Vegetationsdecke, welche heute noch die 
moorbildende ist, von Anfang an vorhanden gewesen sein müsse, da man das Holz 
und Früchte der Sumpfkiefer, dann Vaeeineenblätter, Callunenstämmehen, Sphagnen- 
reste bis in die untersten Schichten auffindet. Nur das Vorkommen von Birkenholz 
und Haselnüssen auf dem Grunde und in den untersten Lagen der Moore würde 
auf eine seitherige Änderung der Vegetation hindeuten. 

Ich habe es auch nicht unterlassen auf den Torfstichen, sowie bei Personen, 
welche Auskunft geben konnten, anzufragen, ob nicht etwa Knochen diluvialer Thiere 
vorgekommen seien, jedoch sind Funde von Knochen überhaupt sehr selten bemerkt 
worden, nur im Fischbacher Moor erhielt ich davon Kunde, doch gehörten die 
gefundenen Skelettheile einem Reh an. 


904 


Das Vorkommen einer bei der Seifenarbeit benützten Steinplatte im Grunde 
eines Torpfstiches im Seesumpf nach der Gottesgaber Kirchenchronik erwähnt 
Paulus a. a. O. Obwohl diese Steinplatte ein sehr hohes Alter haben kann, so 
würde sie doch erweisen, dass zur Bildung des Torfes in seiner gegenwärtigen 
Mächtigkeit eine nicht besonders lange Zeit in Anspruch genommen wurde. 

Vielleicht die ältesten Torflager sind die im Schwarzwasserthale, die etwa 
noch aus einer Zeit stammen dürften, wo das Thal ein See war, doch giebt es 
keine Aufschlüsse, welche diese Vermuthung unterstützen könnten. 

Die nationalökonomische Bedeutung dieser Lager hat Jokely a. a. O. 
bereits hervorgehoben. Gegenwärtig versehen sie nur ihre nächste Umgebung mit 
Brennmaterial, wo sie bei den enormen Holzpreisen und bei der kostspielig zu 
beschaffenden Braunkohle ein wahrer Schatz für die armen Gebirgsbewohner sind. 

Leider kann man aber selbst auf jenen Strecken, welche grossen Domänen 
angehören (Joachimsthal, Schlackenwerth, Neudek, Heinrichsgrün), nicht die Spur 
einer geregelten Torfwirthschaft, welche auch die Zukunft im Auge hätte, wahr- 
nehmen, geschweige denn auf dem Besitze eines kleinen Gebirgsbauern. Auf einen 
Nachwuchs des abgestochenen Torfes wird nicht gedacht, und der in primitivster 
Weise gewonnene Torf wird an vielen Stellen im vollen Sinne des Wortes ver- 
geudet. Auch dieses sinnlose Gebahren mit einem Naturgeschenk, das in der 
That von Jahr zu Jahr an Werth gewinnt, dürfte sich in der Zukunft bitter rächen 
und es wäre Zeit, dass einsichtige Leute ihre Aufmerksamkeit auf das Torfwesen 
des Erzgebirges richten möchten. 


Annan 


Kurze Zusammenfassung 


der Ergebnisse der geologischen Untersuchungen des westlichen 
Erzgebirges. 


Die weitläufigen Untersuchungen des geologischen Baues des westlichen 
Erzgebirges, wie ich sie im Vorhergehenden mitgetheilt habe, geben nun in Kürze 
zusammengefasst folgendes Bild von demselben: 

Das Erzgebirge zwischen Mariakulm, Schönbach, Joachimsthal und Gottes- 
gab besteht aus einer Reihe von krystallinischen Schiefern, deren älteste im Süd- 
osten liegen, deren jüngste im Nordwesten auftreten. Erstere sind die Gneis- 
glimmerschiefer von Oberbrand und Heinrichsgrün, letztere sind die Dachschiefer 
von Kirchberg. 

Die Gneisglimmerschiefer sind jedoch in der Reihe der krystallinischen 
Schiefergesteine noch von anderen älteren Schiefern unterteuft, den ächten Gneisen 
der laurentianischen Formation, welche in diesem Theile des Erzgebirges nicht 
nachzuweisen sind, und welche erst weiter östlich im Gebirge sich einstellen. 
Anderseits gehen die jüngsten Schichten dieses Gebirges jenseits der Landesgrenze 
bei weitem mehr ausgebildet als diesseits in ununterbrochener Reihe gegen die 
jüngeren Gebilde fort (vergleiche das hierher gehörige Blatt der sächs. geol. Karte, 
Umgebung von Hof ete.), und es ergiebt sich hieraus, dass wir in diesem Theile 
des Gebirges die jüngeren Glieder desselben vor uns haben. 

Ein Blick auf die Karte, resp. auf die vorn festgestellten Grenzen der ein- 
zelnen Gebiete zeigt sehr deutlich, dass sich sowohl diesseits als jenseits des Gra- 
nite seine sehr bestimmte beiderseits gleich bleibende Zone bildet, wie denn auch 
das Streichen der Richtung, wo es eben nicht durch andere Einwirkungen beein- 
flusst wird, beiderseits gleich bleibt. Obwohl man keinerlei palaeontologische 
Einschlüsse hat, so muss doch die Übereinstimmung der Formationen in die Augen 
fallen, wenn man, abgesehen von der gleichen Gesteinsbeschaffenheit, auf die hier 
wie dort zu bemerkende Wiederkehr gewisser Einlagerungen hinweist. Zu unterst 
treten hier wie dort Gmneisglimmerschiefer auf, in den unteren Gliedern folgen 
dann die Einlagerungen von Eklogiten bei der Herrenmühle bei Joachimsthal, bei 
Loch und Bleistadt und körniger Kalk und Kalkschiefer, der Joachimsthaler Geye- 
rische Kalkstrich und das Kalklager bei Heinrichsgrün. Während diese Gebilde ver- 
schwinden, sobald man in die jüngeren Glieder heraufsteigt, findet sich hier wieder 
in den Einlagerungen von dioritischen Gesteinen und Hornblendeschiefern eine Über- 


235 , 


einstimmung. Es soll aber hervorgehoben werden, dass hiemit ein früherer Zu- 
sammenhang der Einlagerungen nicht gefolgert werden will, wie sich z. B. ander- 
seits die Fortsetzung der Joachimsthaler Erzzone jenseits des Granites nicht 
nachweisen lässt. Sämmtliche Schiefer finden sich in concordanter Lagerung, nur 
der Rand des Glimmerschiefergebirges gegen das Egerthal ist umgebogen. Erst 
die Hohensteinschiefer, welche westlich von Graslitz auftreten, zeigen eine gewisse 
Discordanz und eine deutliche Auflagerung auf ältere Gebilde. Es geht hieraus 
hervor, dass die Bildung dieses Theiles des Erzgebirges abgeschlossen war vor 
den Ablagerungen der ältesten sedimentären Bildungen, insofern wir die Hohen- 
steinschiefer als cambrische Bildung gelten lassen. Die nebenstehende Tabelle giebt 
eine Übersicht, wie sich die Schichten mit auswärtigen gleichaiterigen Bildungen 
parallelisiren lassen. 

Wir sehen daraus, dass das beschriebene Stück des Erzgebirges einen Theil 
der Hercynischen Glimmerschiefer- und Phyllitformation ausmacht. Der Zusammen- 
hang mit dem westlichen Theile des Hercynischen Massives wird einerseits durch 
die brückenartigen Verbindungen gegen Süden, durch das Mariakulm-Königsberger 
Joch, welches durch die Eger getrennt ist, mit dem Kaiserwald und durch diesen 
mit dem Böhmerwald, anderseits durch den Gegenflügel der Schönbacher Mulde 
unmittelbar mit dem Fichtelgebirge hergestellt. 

Die Schieferzonen, welche offenbar einst im Zusammenhange waren, sind 
durch ein breites Granitmassiv getrennt. Der Umstand, dass die Schiefer in seiner 
Berührung ihr Streichen ändern und auch von diesem beiderseits abfallen, macht es 
unzweifelhaft, dass dieselben in der That von diesem durchbrochen und hiebei 
gehoben wurden. Der Granit ist als Gebirgs- und Erzgebirgsgranit verschieden. 
Ersterer wird durch letzteren in zwei ungleiche Hälften getheilt. Die grössere 
westliche setzt in einzelnen Kuppen im Kaiserwaldgebirge gegen den Böhmerwald 
fort und scheint, wie die kleine Kuppe von Berg andeutet, auch mit dem Fichtel- 
gebirgsgranit, dessen nächste Masse der Kapellenberg bei Schönbach i. S. ist, 
in Zusammenhang zu stehen. Die östliche ist kleiner und isolirt. Der Erzgebirgs- 
granit tritt als ein breites Band zwischen beiden hiedurch und setzt, verbunden 
durch einzelne aus dem Tertiär aufragende Kuppen, auch jenseits der Eger noch 
bis gegen Petschau hin fort. Dieser ist jünger als der erstere Granit, weil er 
Gänge darin macht und ihn unterteuft, ihn daher durchbroehen haben muss. Beide 
sind jünger als das Schiefergebirge, wie aus der Stellung der Schiefer und: aus 
dem Umstande hervorgeht, dass der Granit Gänge darin aufsetzt (Granitporphyr). 

Diorite finden sich nicht im Granit, wohl aber zu beiden Seiten desselben 
den Schiefern als Lagergänge zugesellt. Sie sind offenbar älter als der Granit. 
Die Porphyre und Basalte sind im östlichen Gebiete weit häufiger als im west- 
lichen, wo sie nur sporadisch gangartis auftreten. Sie setzen offenbar von 
Osten her in den Granit ein, dieser aber scheint wie eine Mauer diese jüngeren 
Eruptivgesteine aufgehalten zu haben. Nur zwischen Heinrichsgrün und Tippelsgrün 
deutet die hier vorkommende Reihe von Leueitoid-Nephelinbasalten eine alte 
gemeinsame Bruchspalte an, welche man mit der Erhebung des Gebirges in Ver- 
bindung bringen kann. 


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208 


Charakteristisch für die Bildung des Gebirges ist der südliche umgebogene 
Rand der Schiefer zwischen Mariakulm und Joachimsthal. Er deutet die alte 
Bruchlinie des Gebirges an. Eine weitere Charakteristik bilden die vielen paral- 
lelen, in nordsüdlicher Richtung verlaufenden Spalten, welche sowohl Eisen- als 
auch andere Erze führen. Diese auf der Gebirgsaxe mehr weniger senkrecht 
stehenden Sprünge zeigen, dass das Gebirge durch langsame Faltung entstanden 
ist. Nicht minder charakteristisch sind die mit den Schiefern parallel fallenden 
und streichenden Morgengänge, welche ebenfalls mit der Bildung des Gebirges 
zusammenhängen. Es können diese Gangbildungen nirgends mit den die Schiefer 
durchbrechenden Eruptivgesteinen in Verbindung gebracht werden, da sie kaum 
annährend mit ihnen in der Richtung parallel, anderseits, wie die Joachimsthaler 
Verhältnisse zeigen, auch ganz verschiedenen Alters sind. 

Die Erzlagerstätten sind sehr verschiedenen Alters. Als die ältesten können 
die den Amphiboliten eingelagerten Magneteisenerzlinsen bei Joachimsthal, Bärringen, 
Goldenhöh u. s. w. angesehen werden. Jüngeren Datums sind dann die Zinnerzlager- 
stätten, welche offenbar mit der Granitbildung zusammenhängen, und aus diesem in 
die Schiefer fortsetzen. Ihnen gleichzeitig oder etwas jünger wären die Magneteisen- 
steinlinsen vom Eibenberg und Hochofen bei Neudek. Hierauf folgten dann die 
Rotheisen- und Maänganerze führenden Quarzbrockenfelsgänge. Diesen zum Theile 
als gleichzeitig zum Theile jünger zu achten sind die Silber-, Kobalt-, Nickel-, 
Wismut- u. s. w. führenden Mitternachtsgänge. Ihre Bildungszeit wird durch die 
Aufschlüsse in Joachimsthal als jünger als der Porphyr gekennzeichnet. Noch jünger 
sind wohl die meisten Morgengänge, welche die Mitternachtsgänge durchsetzen, doch 
sind auch diese älter als die Nephelingesteine des Erzgebirges, weil sie von 
letzteren gekreuzt werden. 

Von den jüngeren Gebilden sind nur die den Dachschiefern von Kirch- 
berg aufgelagerten Hohensteinschiefer von besonderem Interesse, weil sie die Ver- 
bindungsstelle des nördlichen palaeozoischen Meeres mit dem böhmischen Becken 
andeuten. Die übrigen Gebilde sind minder bemerkenswerth und sehr lokaler 
Natur, mit einziger Ausnahme des Torfes, dessen weit ausgedehnte Flächen von 
grosser national-ökonomischer Wichtigkeit sind. 


Bemerkung. Der Druck der zweiten Hälfte der Arbeit fällt in die diesjährige 
Begehung des mittleren Erzgebirges, wodurch unterlaufene Druckfehler entschuldigt werden mögen. 


Berichtigung einiger sinnstörender Druckfehler: 
5 Zeile 18 von oben bitte zu lesen statt: Amphibolscholle — Amphibolitscholle 
b./ 1.2185 ,.)8: N »  Glimmerschieferscholle — Kieselschieferscholle 
Bi, n A4®, ment. um „ Halbunie — Halbmeil. 
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Bojischer Gneis. 

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4.1274 Phylüit. 

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6.77 Sericitschiefer 
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s. IM Sericit Quarzschiefer 


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Laube freologie des böhm.Erzgebirges I.Thl. 


(Ichschnitt durch das Erzgebirge von Miügeln nach Arbesau. seite 2. 


Burkartimalde Kant 4 


Weesensleiw, 


1.2 Bojischer (neis. 

2.EZZA Nereynischer Gneis. 
3.222 Glimmersschiefer. 

b5 Amphibolschiefer. 

3224 Gineisglimmerschiefer. 
3°2Z2 Serieitgneis. 
4.ZArtyiit. 

ir Urthonschiefer 

S 4F22] Fleckschiefer. 


Quarzschiefer. 


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Hohensteinschiefer. 


5 Rebuühteh® 


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N 6.Durchschnitt nach dem Zwodtathal vonWerth nach Graslitz. seite. 129. 1. [1 Dachschiefer. ir 
Hoheroleim Schömauers, Berg 3.1] Sericit Quarzschiefee 
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Botanische Abtheilung 


enthaltend 


den Ill. Theil des Prodromus der Flora von Böhmen. 


PRODROMUS 


der 


FLORAvon BÖHMEN. 


Dritter Theil 


enthaltend 


die Eleutheropetalen. 


Von 


Dr. Lad. Celakovsky, 


a. o. Professor der Botanik an der Universität Prag, Custos am böhmischen Museum und hon. 
Docent der Botanik am k. böhm. Polytechnicum, 


Herausgegeben von dem 
Comite für die naturwissenschaftliche Durchforscehung Böhmens. 


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Druck von Dr. Eduard Gregr. — Selbstverlag des Comite’s. 


1875. 


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PRÜBROMUS 


FLORA von BÖHMEN. 


die Beschreibungen und Verbreitungsangaben 


der wildwachsenden und im Freien kultivirten 


Gefässpflanzen des Königreiches. 


I. Theil: Gefässkryptogamen, Gymnospermen und Monocotylen. 1367. 
II. Theil: Apetale und Sympetale Dieotylen. 1571—72. 
III. Theil: Eleutheropetale Dieotylen. 1574. 


Von 


Dr. LADISLAV CELAKOVSKY, 


a. 0. Professor der Botanik an der Universität Prag, Uustos am böhmischen Museum und hon. 
Docent am k. böhmischen Polytechnieum. 


Herausgegeben von dem 
Comite für die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens. 


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PRAG. 
Druck von Dr. Eduard Gregr. — Selbstverlag des Comite’s. 
1867 —18753. 


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C. Eleutheropetalen (Dialypetalen, Polypetalen). 


Blüthenhülle doppelt: Kelch und Krone. Kronenblätter unter einander frei. 


Analytische Darstellung der Ordnungen. 


1. (Eleutherocarpicae.) Fruchtknoten monomerisch, selten unvollkommen polymerisch, 
d. h. von je einem Fruchtblatt gebildet, einer bis viele, unter einander frei 
oder nur ganz am Grunde, selten (Nigella, Saxifrageae) bis auf die freien Ober- 
theile, Hörner, verwachsen. 


a) (Thalamiflorae.) Fruchtboden kegelförmig, Blumenblätter und Staub- 
gefässe bodenständig (hypogynisch). (I.) 


b) (Calyeiflorae.) Blumenblätter und Staubgefässe dem scheibenförmigen oder 
becherförmig hohlen, aussen vom Kelehe überzogenen Blüthenboden (Becher 
oder Cupula, anscheinend dem blossen Kelche) eingefügt (epigynisch). (IV.) 


2. (Synearpicae). Fruchtknoten einer, polymerisch, d.h. von 2 oder mehreren bis auf 
die freien Griffel oder auch noch mit diesen zu einem Ganzen verschmolzenen 
Fruchtblättern gebildet. 


a) (Eleutherogynae). Fruchtknoten ganz oder zum grössten oberen Theile 
vom Kelche frei. (II.) 


b) (Calycogynae.) Fruchtknoten bis nahe unter die Griffel oder bis zur 
oberständigen Scheibe mit dem die Krone und Staubgefässe tragenden becher- 
förmigen Blüthenboden und dem Kelche verwachsen, (III.) 


I. Eleutherocarpicae Thalamiflorae. 


Fruchtknoten monomerisch (oder unvollkommen polymerisch). Staubgefässe hypogyn. 


72. Ranunculaceae. Blüthen regelmässig oder unregelmässig.*) Kelch kraut- 
artig oder blumenblattartig, 3—vielblättrig, abfällig oder bleibend. Blumenbl. 5—5, mit 
den Kelchblättern abwechselnd, oder zahlreich spiralig, oft verkleinert und nektarienartig 
oder fehlend. Staubgef. meist zahlreich, spiralig, seltener wenige, in 1—2 den Kelch- 
blättern gleichzähligen Kreisen, Staubkolben mit 2 meist seitlichen oder etwas nach 
aussen gerichteten Längsritzen aufspringend. Fruchtknoten meist spiralig und zahl- 
reich, seltener wenige cyklische oder nur einer, 1- oder mehreiig. Früchtchen nussartig, 
lsamig, oder mehrsamig, einwärts aufspringend, balgfruchtartig, selten beerenartig. Keim selır 
klein im Eiweiss. — Kräuter, selten strauchig. Blätter meist spiralig, einfach oder getheilt. 
Blattstiel am Grunde oft in eine Zöhrige Scheide erweitert. 


73. Berberideae. Blüthen regelmässig. Kelch 3—9blättrig, in 1—3 
Kreisen, abfällig. Blumenblätter soviel wie Kelchblätter, diesen superponirt oder doppelt 
so viele, bisweilen nektarienartig. Staubgefässe (meist) den Kronblättern gleichzählig und 
superponirt. Staubkolben mit 2 von der Basis zur Spitze zurückgerollten Klappen 
elastisch aufspringend. Fruchtknoten einer mit einem seitenständigen Samenträger, 
Eichen 1—3 nächst dessen Basis. Frucht Beere oder Kapsel. Keim im Eiweiss. 

*) Hypericineae. Staubgef. zahlreich, in 3 Bündeln, am Grunde verwachsen, Frucht- 
knoten unvollkommen polymerisch, 3fächerig, 3schnäbelig. 


*) Immer oder in der Regel zwitterig, wenn nicht das Gegentheil angegeben wird. 
26 


1. Syncarpicae Eleutherogynae. 


Fruchtknoten polymerisch, vom Kelche ganz oder doch grösstentheils frei. 


1. Parietales. Samen wandständig, d.h. an den wandständigen Samenträgern eines 1—2fächerigen 
Fruchtknotens oder an den Scheidewänden eines mehrfächerigen Fruchtknotens. 


a) Fruchtknoten vielfächerig, Scheidewände samentragend. Blumenblätter zahlreich, 

spiralie, allmälig in die Staubgefässe übergehend. 

74. Nymphaeaceae, Blüthen regelmässig. Kelch 4—6blättrig, bleibend oder 
spät abfällig. Staubgef. unter dem Fruchtknoten oder auf einem den Fruchtknoten über- 
ziehenden Blüthenboden eingefügt; Staubkolben mit 2 Längsritzen aufspringend. Frucht- 
knotenfächer vieleiig, Narbe strahlig, schildförmig. Frucht markig, beerenartig. Keim von 
dem im bleibenden Perisperm eingebetteten Keimsacke eingeschlossen. — Wasserpflanzen 
mit dickem horizontalem Wurzelstocke, mit grossen, schwimmenden, spiraligen Blättern 
und achselständigen, langgestielten, emporgetauchten Blüthen. 

b) Fruchtknoten einfächerig, seltener durch die mehr vorspringenden Samenträger unvoll- 


ständig 3fächerig, oder 2fächerig mit dünner, häutiger Scheidewand. Blumenblätter 
4—6, in einem Kreise, von den Staubgefässen scharf geschieden. 


«) Blumenblätter 4 (selten 6 oder 7). Frucht entweder nicht klappig aufspringend 
oder die Klappen von den stehenbleibenden Samenträgern sich ablösend. 


*) Kelch 2blätterig (selten 3blätterig), sehr bald (oft bei der Blüthenentfaltung) abfällig. 


75. Papaveraceae, Blüthen regelmässig. Blumenblätter in 2 Kreisen, meist 4, 
in der Knospe oft unregelmässig zerknittert. Staubgef. meist zahlreich, frei, Staubkölbehen 
aussen oder seitlich längs aufspringend. Fruchtknoten 1fächerig mit 2Q— mehreren, 
bisweilen tiefer nach Innen vorragenden Samenleisten, vieleiig. Frucht kapsel- oder 
schotenartig, mit mehr oder minder vollständigen Klappen aufspringend. Keim im Eiweiss. 
— Kräuter, mit spiraligen, meist getheilten, nebenblattlosen Blättern und mit meist 
gelärbtem Milchsatft. 


76. Fumariaceae. Dlüthen zygomorph. Blumenblätter in 2 Kreisen, 4; 
von den 2 äusseren (lateralen) eines (oder bei fremden Arten beide) gespornt, die in- 
neren (medianen) oberwärts blasig verdickt und zusammenhängend. Staubgef. 2, mit ver- 
breitertem 3spaltigen Staubfaden, der mittlere Zweig einen 2beuteligen, die 2 seitlichen 
je einen einbeuteligen Staubkolben tragend. Fruchtknoten einfächerig, mit 2 wandstän- 
digen Samenleisten, 1—mehreiig. Frucht schotenartig, 2klappig, oder nussartig, 1samig 
(bei fremden auch beerenartig). Keim im Eiweiss. — Kräuter mit spiraligen, getheilten, 
nebenblattlosen Blättern, mit wässerigem Safte. 

**) Kelch 4blätterig oder 4—6theilig. 


77. Cruciferae, Blüthen regelmässig. Kelchblätter 4, abfällig, die inneren am 
Grunde mehr weniger sackartigen seitlich, von den äusseren, jedoch höher hinaufgerückten 
medianen meist mit den Rändern gedeckt. Blumenblätter 4, mit den Kelchblättern abwechselnd, 
meist benagelt, selten durch Verkümmerung fehlend. Staubgef. in 2 episepalen. Kreisen, 
bodenständig, die äusseren (seitlichen) 2 Stbgef. einfach, selten (Lepidium) fehlschlagend, 
die 2 inneren (medianen) verdoppelt, daher 4, länger als die äusseren (4mächtig), selten 
einfach (nur 2) (Lepidium); Staubkolben längs aufspringend. Zwischen und unter den 
Staubgefässen 2—4—6 bodenständige Drüsen. Fruchtknoten aus 2 seitlichen Frucht- 
blättern, meist vollkommen 2fächerig mit häutiger durch Verlängerung der wandständigen 
Samenträger gebildeter Scheidewand, selten Ifücherig mit placentären Narben; Eichen 
wandständig, zahlreich oder wenige oder nur 1, auf längerer Samenschnur hängend oder 
wagrecht. Fracht meist eine 2klappige Schote, selten nussartig oder in quere Glieder 
zerfallend (Gliederschote). Keim gekrümmt, ohne Eiweiss, — Kräuter oder Halbsträucher 
mit spiraligen, einfachen, seltener getheilten, nebenblattlosen Blättern. Blüthen in deck- 
blattlosen, anfangs verkürzten, doldentraubigen Trauben, Blüthenstiele ohne Vorblätter. 


78. Resedaceae. Blüthen etwas zygomorph, mit schief abgestatztem breitem 


391 


Blüthenboden, Kelch 4—Ttheilig, bleibend. Blumenblätter 4—7, mit den Kelchblättern 
abwechselnd, ungleich, meist getheilt. Staubgef. meist zahlreich, dem inneren Rande der 
unterweibigen Scheibe eingefügt; Staubkolben längs aufspringend. Fruchtknoten Ifächerig, 
an der Spitze meist offen, mit 5—6 meist vieleiigen Samenträgern, mit sitzenden kar- 
pellären Narben. Frucht häutig, oben offen, nicht aufspringend (oder eine geschlossene 
Beere). Keimling eiweisslos. — Kräuter, selten strauchartig, mit spiraligen, ganzen oder 
getheilten nebenblattlosen Blättern; Blüthen traubig oder ährig. 
£) Blumenblätter 5 (bei uns stets). Frucht kapselig, zwischen den Samenträgern 

wandspaltend 3-(2—4)klappig- 

*) Samen am Grunde mit einem Haarschopf. 

79. Tamariseineae. Blüthen regelmässig. Kelch 4— 5blättrig oder 4—5theilig, 
bleibend, in der Knospe deckend. Blumenblätter 4—5, mit dem Kelche abwechselnd, 
bodenständig. Staubgef. 1—2mal so viele, dem Fruchtboden oder dem Rande einer 
scheibigen Verbreiterung desselben eingefügt, frei oder am Grunde röhrig verwachsen ; 
Staubkölbehen längs aufspringend, Fruchtknoten einfächerig, mit 2—4 vieleiigen Samen- 
trägern, Griffel gleichviele, frei oder in einen verwachsen. Kapsel 2—4- (meist 3)k appig. 
Keim gerade, eiweisslos. — Sträucher mit spiraligen, kleinen, einfachen, dicht gereihten 
nebenblattlosen Blättern; Blüthen in ährenartigen Trauben. 

’=®) Samen ohne Haarschopf. 
7 Staubgefässe (bei uns stets) 5, einfach. 


80. Droseraceae. Blüthen regelmässig. Kelch 5blättrig oder 5theilig, bleibend. 
Blumenblätter 5. Staubgel. 5 (bei fremden auch 10—20.) Nebenstaubgefässe keine. 
Fruchtknoten mit 3—5 oft setheilten, meist freien oder nur am Grunde verwachsenen 
carpellären Grifteln, ebensovielen vieleiigen Samenträgern. Samen spahnartig mit geradem 
Keime im Eiweiss. — Moorbewohnende Kräuter mit spiraligen, einfachen, meist boden- 
ständigen, drüsig-gewimperten Blättern, am Blattstielgrunde mit wimperartigen Neben- 
blattrudimenten. ; 


81, Parnassieae. Blüthen regelmässig. Kelch 5theilig, bleibend. Blumenbl. 5. 
Staubgef. 5, mit 5 inneren epipetalen drüsig-gefransten staubbeutellosen Nebenstaubfäden 
abwechselnd. Fruchtknoten mit 4 (selten 3) placentären sitzenden Narben, ebensovielen 
vieleiigen Samenträgern. Samen spahnartig, mit den Kern locker umgebender netziger 
Samenschale, und geradem Keime ohne Eiweiss. — Sumpfbewohnende Kräuter mit spi- 
raligen, einfachen, bodenständigen Blättern und einfachen, 1hblüthigen, 1—wenigblätterigen 
Schäften. 


82. Violaceae. Blüthen (meist, bei uns stets) zygomorph. Kelch 5blättrig 
oder ötheilig, bleibend. Blumenbl. 5. Staubgef. 5, ungleich; Staubkolben nach innen 
längs aufspringend, vom breiten Conneetiv überragt. Keine Nebenstaubfäden. Fruchtknoten 
mit einfachem Griftel und Narbe, mit 3 vieleiigen Samenträgern. Samen mit geradem 
Keim im reichlichen Eiweiss. — Kräuter (fremde auch strauchig) mit einfachen, bei uns 
spiraligen Blättern und dem Blattstiele angewachsenen Nebenblättern. 

r) Staubgef. zahlreich, in 5 Gruppen. 


83. Cistineae. Blüthen regelmässig, Kelch 3blättrig, oft mit 2 kleineren 
Vorblättern an seinem Grunde, bleibend. Blumenblätter 5, in der Knospe eingerollt, 
bald abfällig.. Fruchtknoten 1fächerig oder durch die 3—5 (selten 6—10) nach innen 
vorspringenden, am Grunde auch verwachsenden vieleiigen Samenträger unvollständig 
gefächert. Griffel einfach mit 3—5 kopfig-vereinigten, placentären Narben. Samen mit 
meist gekrümmtem Keim im reichlichen Riweiss. — Kräuter, Halbsträucher oder Sträucher 
mit ungetheilten gegenständigen oder spiraligen Blättern, mit oder ohne Nebenblätter; 
Blüthen einzeln endständig oder in endständigen traubenartigen Wickeln. 

2, Centrospermae. Samen auf centralem oder basalem, ganz oder oberhalb freien Samenträger 
oder einzeln grundständie, im einfächerigen oder unterwärts mehrfächerigen Frucht- 
knoten. Keim ringförmig das Eiweiss umgebend. 

26* 


84. Portulaccaceae, Blüthen oft nicht ganz regelmässig. Kelch 2spaltig 
oder 2blättrig (bei fremden auch 3—5spaltig), frei oder unterwärts mit dem Frucht- 
knoten verwachsen. Blumenblätter d4—6, getrennt oder am Grunde verwachsen, dem 
Grunde des Kelches eingefügt, oder fehlend. Staubgef. in 1—2 Kreisen (bei uns in 
einem epipetalen, bisweilen unvollständigen Kreise), einfach oder zu zwei nnd mehreren 
sruppirt, dem Kelehgrunde eingefügt oder der Krone angewachsen. Fruchtknoten ur- 
sprünglich oder nachträglich durch Zerstörung der Scheidewände einfächerig (bei fremden 
auch bleibend 2—mehrfächerig), 3—vielsamig; Samen auf mittelständigem Samenträger, 
meist auf langen Samenschnüren. Griffel 1 einfach oder in 3—8 Narbenlappen getheilt. 
Frucht kapselig, klappig oder deckelartig aufspringend (bei fremden auch steinfruchtartig). 
Kräuter mit spiraligen oder gegenständigen, ganzen und ganzrandigen, mehr weniger 
fleischigen Blättern mit oder ohne trockenhäutige Nebenblätter, cymösen Blüthen., 


85. Alsineae.‘ Blüthen regelmässig. Kelch am Grunde mit dem becher- 
oder schüsselförmigen Blüthenboden verwachsen, bis auf denselben 4—-Stheilig, daselbst 
innen mit einem verdickten Ringe, bleibend. Blumenblätter 4—5, bisweilen sehr klein, borst- 
lich oder auch fehlend, mit den Staubgefässen unter den Kelchblättehen eingefügt. Staubgef. 
in 1—2 Kreisen, 4—10, bisweilen durch Verkümmerung weniger, einfach oder selten 
(Seleranthus) verdoppelt, die des äusseren oft mit basilären Drüsen aussen am Grunde, 
die des inneren Kreises meist kürzer; Fruchtknoten sitzend, aus 2—5 Fruchtblättern, 
durch frühzeitiges Schwinden der Scheidewände einfächerig (bei fremden Arten auch 
unvollständig mehrfächerig). Griffel 2—5, frei oder am Grunde verwachsen, Samen 
zahlreich an mittelständigem Samenträger oder einzeln auf grundständigem Träger. Frucht 
eine Kapsel, klappig aufspringend, seltener häutige Schliessfrucht. — Kräuter oder Halb- 
sträucher mit ganzrandigen, meist gegenständigen, decussirten, seltener abwechselnden 
Blättern, meist ohne, seltener mit häutigen Nebenblättern; Blüthenstand wickelartig, 
meist gabelig. 


86. Sileneae. Blüthen regelmässig, meist zwitterig, seltener durch Fehlschlagen 
zweihäusig. Kelch frei, röhrig oder glockig, 5zähnig oder Ö5spaltig. Blumenblätter 5, 
benagelt, nebst den Staubgefässen bodenständig, gewöhnlich auf einem stielartigen Frucht- 
träger nebst dem Fruchtknoten emporgehoben. Staubgef. in 2 Kreisen, die des inneren 
epipetalen Kreises dem Nagel der Blumenblätter angeheftet, seltener nur 5 episepale. 
Fruchtknoten unvollständig (am Grunde) 2—5fächerig, oberwärts 1fächerig oder durch 
Schwinden der Scheidewände vollständig 1fächerig, mit- centralem, mehreiigem Samen- 
träger. Griffel 2—5, frei. Frucht aus 2—5 Fruchtblättern, mit 4—10 Zähnen oder 
Klappen aufspringend, selten beerenartig, nicht aufspringend. — Kräuter oder Halbsträucher 
mit ungetheilten, meist gegenständigen, nebenblattlosen Blättern, Blüthenstand gabelig 
eymös, oder ähren- und traubenförmige einseitige Wickeln. 

3. Multiloculares. Fruchtknoten 2—mehrfächerie, mit Eichen am Innenwinkel jedes Faches 


(nur bei Terebinthaceen durch frühzeitige Verkümmerung der übrigen Fächer nur 1fächerig, 
mit icentralen Eichen). Keim ohne Eiweiss oder im Eiweiss gelegen. 


a) Thalamiflorae. Blumenblätter und Staubgefässe rein hypogyn; kein Discus oder 
Becher in der Blüthe. j 


1 . «) Staubgefässe (durch Verzweigung der ursprünglichen Anlagen eines Kreises) zahl- 
reich, wenigstens 3—4mal so viele als Kelch- und Kronenblätter. 
*) Kelch in der Knospe klappig. 


87. Malvaceae. Kelch 3—äspaltig oder -blätterig, aussen meist von einer 
Hülle (Aussenkelch) umgeben. Blumenblätter mit den Kelchtheilen gleichzählig, benagelt, 
am Grunde meist untereinander und mit der Staubgefässröhre zusammenhängend, in der 
Knospe eingerollt. Staubgefässe in (5) Gruppen, Staubfäden unterwärts in eine Röhre 
zusammengewachsen, oberwärts frei und gespalten, mit 2 gesonderten, nierenförmigen, in 
einer halbkreisförmigen Längsritze aufspringenden Beuteln. Fruchtknoten aus 3—5 oder 
(so bei uns stets) durch Theilung derselben aus vielen sekundären Fruchtblättern gebildet, 
dann vielfächerig mit leiigen ein dickes Mittelsäulchen umgebenden Fächern und ebensovielen 


393 


unterwärts verwachsenen Griffeln (oder 3—5fächerig, mit mehreiigen Fächern und 3—5 
Griffeln). Frucht eine in die einzelnen Fächer zerfallende Spaltfrucht (oder bei fremden 
eine fachspaltig aufspringende Kapsel). Keim im Eiweiss mit gefalteten Keimblättern. — 
Kräuter (oder Sträucher) mit handnervigen und oft handförmig getheilten Blättern, mit 
Nebenblättern, schönfarbigen, oft ansehnlichen Blüthen. 


88. Tiliaceae. Kelch 4—-5blätterig, abfällig.. Blumenblätter gleichviele, in 
der Knospe etwas dachig. Staubgef. frei oder vielbrüderig mit 2beuteligen, wenig ge- 
spaltenen Staubkolben. Fruchtknoten 2—10fächerig, Fächer 2—-mehreiig; Griffel einer, 
oben 2—10theilig. Frucht kapselig (selten beerenartig), durch Verkümmerung bisweilen 
1fächerig und nussartig, nicht aufspringend. Keim gerade im Eiweiss. — Bäume oder 
Sträucher (auch Kräuter) mit meist zweizeiligen abwechselnden Blättern und freien 
Nebenblättern. 

**) Kelch in der Knospe dachig. 


89. Hypericineae. Kelch 4—5theilig oder -blättrig, bleibend. Blumen- 
blätter gleichviele, in der Knospe zusammengerollt. Staubgef. in 3—5 Bündeln am Grunde 
vereinigt, mit 2beuteligen Staubkolben. Fruchtknoten 3—5fächerig (bei fremden auch 
1fächerig mit wandständigen Samenträgern), vieleiig. Griffel 3—5, meist frei. Frucht 
eine 3—5klappige Kapsel. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter (und Sträucher) mit ganz- 
randigen, oft durchscheinend punktirten, gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter und 
eymösen Blüthen. 

ß) Staubgefässe einfach, in 1—2 Kreisen, 3—10. Kelch dachig. 
*) Frucht kapselig, aufspringend, 3—5fächerig mit je 2 — mehreren Eichen im 
Fache, selten durch falsche Seitenwände 8—10fächerig, alsdann die secundären Fächer 1eiig, 
7) Fruchtknoten ungeschnäbelt, seine Fächer (3—5) ungetheilt, der ganzen 
Länge nach gleich weit und am Innenwinkel mehreüg. Kapsel klappig aufspringend, die Samen 
entlassend. 

90. Elatineae. Blüthen regelmässig. Kelch 2—5theilig. Blumenblätter 
2—5. Staubgef. gleichzählig oder doppelt so viele, frei. Fruchtknoten 3—5fächerig. 
Griffel 3—5 mit kopfigen Narben. Eichen am inneren Fachwinkel zahlreich, mehrreihig. 
Kapsel 5—5klappig, Klappen durch Randtheilung der Fruchtblätter von den Scheide- 
wänden am bleibenden Mittelsäulchen und von einander sich ablösend. Samen eiweisslos, 
kantig-walzig mit krustiger Schale. — Kleine, zarte Sumpfpflanzen mit gegen- oder quirl- 
ständigen, ungetheilten Blättern und häutigen Nebenblättern, blattwinkelständigen Blüthen. 


91. Oxalideae. Blüthen regelmässig, Kelch 5theilig, bleibend. Blumenblätter 
5, in der Knospe gedreht. Staubgef. 10, am Grunde oft zusammenhängend, die inneren 
epipetalen*) meist kürzer. Fruchtknoten 5fächerig aus 5 epipetalen Fruchtblättern. 
Griffel 5, frei. Eichen am inneren Fachwinkel 1reihig. Kapsel durch Mittentheilung 
in 5, oder durch Mitten- und Randtheilung mit 10 Ritzen aufspriugend (bei einer fremden 
Gattung eine Beere). Samen mit Eiweiss, die fleischige Aussenschicht (unserer Gattung) 
von der krustigen Samenschale elastisch abspringend und den Samen herausschleudernd. —- 
Kräuter (selten Bäume) mit spiraligen, langgestielten, fingerartig 3zähligen Blättern 
ohne Nebenblätter. 


92. Balsamineae. Blüthen zygomorph. Kelch 3—5blättrig, abfällig, das 
hintere Kelchblatt gespornt. Blumenblätter ungleich, das vordere am grössten, die seit- 
lichen mit je einem hinteren verwachsen. Staubgef. 5, ungleich, die 2 vorderen am 
längsten, das hintere am kürzesten; Staubfäden oberwärts zusammengewachsen, am Grunde 
zuletzt meist abreissend und den Fruchtknoten mützenförmig bedeckend. Staubkölbchen 


*) Die epipetalen Staubgefässe, die Döll mit Unrecht für die äusseren hielt, sind hier 
und bei den Geraniaceen interpolirt, daher die epipetale Stellung der Carpelle, die bei nur 
einem Staubgefässkreise (der Balsamineen) und bei regelmässiger Alternation geboten ist, nicht 
alterirt wird. Die Annahme eines Schwindekreises ist daher hier weder nothwendig, noch auch 
gerechtfertigt. 


frei, mit breitem, überragendem Connectiv und 2 einwärts gekehrten Fächern. Frucht- 
knoten 5fücherig, Eichen am inneren Fachwinkel 1reihig. Griffel 1 mit 5 Narben. 
Kapsel durch Randtheilung mit 5 von der Basis zur Spitze getrennten, elastisch nach 
innen sich einrollenden oder schraubig sich windenden Klappen aufspringend (oder bei 
einer fremden Gattung eine Steinfrucht). — Kräuter mit safligem Stengel und zarten, spi- 
raligen oder gegenständigen Blättern und rudimentären Nebenblättern; Blüthen in blatt- 
achselständigen Trauben. 

* Hypopityaceae et Ericaceae part. (Ledum). Blüthen regelmässig. Staubgef. 
10 oder 8, Staubbeutel an der Spitze mit einem Loch oder mit gemeinsamer Ritze aufspringend. 
Fruchtknoten 5(—4)fächerig mit einem Griffel. 

jr) Fruchtknoten geschnäbelt, seine Fächer (5) ungetheilt, am Grunde klausen- 

artig aufgetrieben und 2eiig, oberwärts in einen schmalen den Schnabel durchsetzenden eilosen Kanal 
verengert. Samen in der abgelösten Klause eingeschlossen. 

93. Geraniaceae. Blüthen regelmässig, seltener etwas zygomorph. Kelch 
5blättrig oder 5theilig, bleibend. Blumenblätter 5, in der Knospe eingerollt. Staubgef. 
10,*) die 5 episepalen immer fruchtbar, länger als die 5 epipetalen (interpolirten, obzwar 
äusseren), bisweilen sämmtlich oder theilweise unfruchtbaren, staubbeutellosen, selten 
verdoppelten (Monsonia) Staubgefässe, welche letzteren aussen am Grunde von einer drü- 
sigen Anschwellung des zwischen der Blumenblatt- und Staubgefässregion gestreckten 
Blüthenbodens gestützt werden.**) Griffel 5, frei, oft zurückgerollt. Kapsel durch Rand- 
theilung der Fruchtblätter 5klappig; Klappen am Grunde die durch Verkümmerung 
eines Eichens 1samige, häutige, innen spaltenförmig geöffnete Klause bildend, mit dem 
grannenartigen oberen Theile vom Mittelsäulchen des Schnabels vom Grunde, zur Spitze 
sich ablösend. Samen eiweisslos. — Kräuter mit spiraligen oder theilweise gegenständigen 
Blättern und mit Nebenblättern; Blüthenstände wickelartig, endständig, oft nur 2—1blüthig. 

irr) Fruchtknotenfächer (4—5) durch unechte unvollständige Scheidewände 
getheilt, secundäre S—10 Fächer daher 1eiig und später 1samig. 

94, Lineae. Blüthen regelmässig, Kelch 4—5blättrig oder -theilig, bleibend. 
Blumenblätter 5—4, in der Knospe eingedreht. Staubgef. 5—4, am Grunde meist ring- 
förmig zusammengewachsen, öfter mit 5 episepalen Züähnchen zwischen einander. Griffel 
3—5. Kapsel durch Mittentheilung in 5 unvollständig 2fächerige oder zugleich durch 
Randtheilung in 10 einfächerige Theile zerfallend. Samen eiweisslos. — Kräuter mit 
ungetheilten nebenblattlosen Blättern und eymösen Blüthen. 

**) Frucht kapselig, klappig aufspringend, 2fächerig, mit 1 (bei fremden Gattungen 
auch 2) Eichen im Fache. 

95. Polygaleae. Blüthen zygomorph. Kelchblätter meist 5, die 2 seitlichen 
(Flügel) meist grösser und blumenblattartig, Blumenblätter 3—5, ungleich, meist unter 
sich und mit den Staubgefüssen röhrig verwachsen (selten frei). Staubgef. 8, 1- oder 
2brüderig; Staubkolben 1beutelig mit einem Loch an der Spitze aufspringend. Frucht- 
knoten zusammengedrückt, schmalwandig. Kapsel fachspalteud 2klappig (selten eine 
Steinfrucht). Keim im Eiweiss (selten ohne solches). — Kräuter oder Sträucher mit unge- 
theilten, ganzrandigen, nebenblattlosen, meist abwechselnden Blättern; Blüthen tranbig 
oder einzeln, 

”**) Steinfrucht mit 3—9 1samigen Steinen, Fruchtknoten mit 3—9 1eiigen Fächern. 


9%. Empetreae. Blüthen regelmässig, zweihäusig-vielehig, in allen vier 
Kreisen 3zählig (sehr selten 2zählig). Kelch- und Blumenblätter frei. Staubgef. 3 (oder 2). 
Griffel sehr kurz, Narben (3—9) strahliggelappt. Keim im Eiweiss. —  Erikenartige 
immergrüne Sträuchlein, mit nadelförmigen, spiraligen, öfter wirtelig genäherten, neben- 
blattlosen Blättern, 


; *) Die verbreiterten Staubfäden sind untereinander völlig frei; was schon Linn& und nach 
ihm fast alle Schriftsteller für den verwachsenen Grund derselben ansahen, ist nur der unter- 
halb der Staubfüden gestreckte Blüthenboden. 

’ **) Es ist kein Grund, diese Drüsen für einen fehlgeschlagenen äussersten Staubgefäss- 
kreis anzusehen. 


[24] 
Lle} 
[bi 


b) Discitlorae. Zwischen dem Fruchtknoten und den Staubgefässen oder auch um 
letztere herum ein schwieliger, bald flacher oder gewölbter, ringförmiser oder gelappter, bald 
becherförmig vertiefter (dem Kelche angewachsener) Discus. Kelch in der Knospe dachig. 


&) Fruchtknoten durch Verkümmerung zweier oder mehrerer Fächer 1fächerig mit 
1 grundständigen Eichen. 

97. Terebinthaceae. Blüthen oft durch Verkümmerung 1—2häusig. Kelch 
3—5theilig.. Blumenblätter mit den Kelchblättern gleichzählies, mit ihnen abwechselnd, 
unter einer gewölbten oder flachen Scheibe (Discus) eingefügt (oder fehlend). Staubgef. 
gleichzählig oder 2—mehrmal so viele. Fruchtknoten einfächerig, leiig, mit meist 
3 Griffeln oder Narben (seltener mehrere monomerische, zum Theil verkümmernde Frucht- 
knoten). Frucht eine Steinfrucht oder nussartig, nicht aufspringend. Keim eiweisslos. 
Bäume oder Sträucher, mit harzigen und scharfen, oft giftigen Säften, einfachen oder 
gedreiten und gefiederten, nebenblattlosen Blättern, kleinen meist rispigen oder ährigen 
Blüthen. 

P) Fruchtknoten 2 — mehrfächerig, Fächer mit 2 — wenigen Eichen. Kelchtheile 
(meist 4—5) einreihig. 
*) Staubgefässe (unserer Gattungen) mehr als Blumenblätter (”—10), entweder durch 
Verdoppelung einzelner Glieder des ursprünglichen episepalen Kreises oder durch Einschaltung 
eines zweiten epipetalen Kreises vermehrt. 

98. Rutaceae. Kelch 4—S5theilig, bleibend. Blumenblätter A—5, in der 
Knospe dachig, regelmässig oder etwas ungleich. Staubgef. 8—10, in 2 Kreisen (bei 
fremden auch nur 4—5 episepale), unter oder im gewölbten Discus eingefügt. Frucht- 
knoten A—5fächerig, 4—5lappig, mit einem zwischen den Lappen hervortretenden Griffel ; 
Fächer 2—A4eiig. Frucht eine Kapsel, am Innenrande der Lappen (Fächer) oder durch Fach- 
theilung aufspringend, mit durch Fehlschlagen 1—3samigen Fächern. Keim im Eiweiss 
(oder eiweisslos). Kräuter, Sträucher oder Bäume, reich an ätherischen Oelen und 
Harzen, mit spiraligen oder gegenständisen einfachen oder getheilten und gefiederten 
Blättern. 

99. Acerineae. Blüthen zwitterig oder vielehig. Kelch 4A—9theilig, abfällig, 
oft gefärbt. Blumenblätter gleichzählig, in der Knospe deckend, selten fehlend. Staubgef. 
durch theilweise Verdoppelung 8 (selten weniger oder mehr), der Mitte der flachen 
Scheibe eingefügt. Fruchtknoten 2- (ausnahmsweise auch 3-) fächerig, zusammengedrückt, 
mit schmaler Scheidewand, flügelig 2lappig, Fächer 2eiig. Griffel 2spaltig. Frucht ?n 
die 2 meist nur lsamigen geflügelten Theilfrüchtehen spaltend, mit geschlossen blei- 
benden Fächern. Keim eiweisslos, gefaltet und gerolli. — Bäume mit zuckerhaltigem 
Safte, gegenständigen, gestielten, handförmig gelappten oder gefiederten, nebenblattlosen 
Blättern, meist traubigen oder ebensträussig rispigen Blüthen. 

= Hypopityaceae. Staubgef. 10 (oder 8). Fruchtknotenfächer mit zahlreiche 
Eichen. Griffel 1 mit 5lappiger oder trichterförmiger Narbe. | 

100. Hippocastaneae. Blätter zwittrig oder fehlschlagend vielehig, etwas 
zygomorph. Kelch 5theilig oder 5zähnig. Blumenblätter 4—5, ungleich. Staubgef. in 2 
Kreisen, deren epipetaler unvollständig, daher nur 7—S8, einem flachen Ringe eingefügt, 
frei. Fruchtknoten 3fächerig, mit einfachem Griffel und spitzer Narbe; Fächer 2eiig. 
Kapsel durch Fehlschlagen oft nur 1— 2fächerig, 1—4samig. Samen ohne Mantel, eiweisslos. 
Keim mit dirken, zusammengewachsenen, beim Keimen in der Erde bleibenaen Keim- 
blättern. — Bäume oder Sträucher mit gegenständigen, sestielten, nebenblattlosen, 
einfachen oder meist gefingerten Blättern, Blüthen in Rispen. 

##) Staubgefässe ebensoviele als Blumenblätter, 4—5, mit denselben abwechselnd 
(episepal, vor den Kelchblättern). 

101. Staphyleaceae. Kelch 5theilig. Blumenblätter 5, gleich, dem Rande 
einer vertieften Scheibe eingefügt. Staubgef. 5, mit den Blumenblättern. Fruchtknoten 
2—3fächerig, 2—3lappig; Fächer 1—2reihig mehreiig, oben öfter getrennt. Griffel 
2—5, getrennt oder verwachsen. Frucht eine häutige Kapsel, mit oberwärts an den 
Nähten aufspringenden, durch Fehlschlagen nur 1—3samigen Fächern (bei fremden auch 


beerenartig). Samen knöchern, ohne Mantel, mit spärlichem Eiweiss oder eiweisslos. 
Keim mit dieken Keimblättern. — Sträucher oder Bäume, mit meist gegenständigen, 
unpaarig gefiederten Blättern und abfälligen Nebenblättern. 


102. Celastrineae. Kelch 4—5spaltig, der flachen bodenständigen Scheibe 
angewachsen. Blumenblätter 4—5, gleich, dem äusseren Rande der Scheibe eingefügt, 
Staubgef. ebensoviele, der Scheibe selbst eingefügt. Fruchtknoten 2—5fächerig, mit ein- 
fachem Griffel und Narbe, Fächer 1—mehreiig. Kapsel oft lappig-kantig. Samen mit 
reichlichem Eiweiss, von einem fleischigen Mantel mehr weniger umhüllt. Keim mit 
flachen, grünen Keimblättern. — Sträucher oder Bäume mit spiraligen oder gegenstän- 
digen, ungetheilten Blättern und sehr bald abfälligen Nebenblättern. 

*+*) Staubgefässe soviel wie Blumenblätter, 4- 5, vor dieselben gestellt (epipetal). 


103. Ampelideae. Blüthen zwittrig oder 2häusig-vielehig. Kelch klein, 
4—5zähnig oder ganzrandig, abfällig. Blumenblätter 4—5, dem äusseren Rande der 
flachen oder becherförmig vertieften Scheibe eingefügt, oft am Grunde oder an der 
Spitze zusammenhängend, in der Knospe klappig oder an den Rändern einwärts gefaltet. 
Fruchtknoten 2—mehrfächerig, Fächer 2eiig. Griffel einer mit kopfiger Narbe. Frucht 
eine Beere. Keim im Eiweiss. 


104. Rhamneae. Blüthen zwitterig oder 2häusig-vielehig. Keleh 4—5spaltig, 
frei (oder dem Fruchtknoten unterwärts angewachsen), die Zipfel abfällig, in der Knospe 
klappig. Blumenblätter 4—5, nebst den Staubgefüssen dem Rande einer flachen oder 
becherförmigen, mit der Kelchröhre verwachsenen Scheibe eingefügt, in der Knospe 
eingefaltet klappig (oder fehlend). Fruchtknoten 2—4fächerig, Fächer leiig. Griffel 
einer mit 2—4 Narben. Frucht steinfruchtartig (oder kapselig). Keim im spärlichen 4 
Eiweiss. — Bäume oder Sträucher, mit ungetheilten Blättern und kleinen, zuweilen dornigen 
Nebenblättern, kleinen meist grünlichen Blüthen, 


y) Fruchtknoten 2—4fächerig, Fächer vieleiig. Kelchtheile (bei unseren Gattungen) 
2reihig, 4—6 innere und ebensoviele äussere. 


105. Lythrarieae. Kelch 8—12zähnig, mit zweireihigen, ungleichen Zähnen, 
deren innere in der Knospe klappig (oder gleichmässig 3—6zähnig oder -spaltig). Blumen- 
blätter 3—6, dem Schlunde des Kelehbechers eingefügt, manchmal fehlend. Staubgef. in 1—2 
gleichzähligen Kreisen (selten mehr oder weniger). Fruchtknoten vom Kelehbecher umschlos- 
sen, 2—4fächerig, Fächer vieleiig. Griffel 1 mit einfacher Narbe. Kapsel durch Schwinden 
der Scheidewände bisweilen 1fächerig. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter (oder Sträucher 
und Bäume) mit meist 4kantigen Stängeln und Ästen, mit gegenständigen, ungetheilten 
Blättern ohne Nebenblätter, mit blattwinkelständigen oder traubig-ährigen Blättern. 


Id. Syncarpicae Calycogynae. 


Fruchtknoten polymerisch, mit dem Kelchbecher verwachsen (unterständig). 


! ; 1. Fruchtknoten 2—mehrfächerig, selten (Circaea alpina) durch Verkümmerung 1fäche- 
rig und leiig. 


| a) Staubgefässe so viele oder doppelt so viele als Blumenblätter (d. h. einfach, 
in 1—2 Kreisen). 


vo. . «) Blüthen blattwinkelständig oder ährig und traubig, ‚aus stets 4- oder 2- 
zähligen Kreisen, 

106. Oenothereae. Blüthen zwittrig. Kelchröhre (Becher) noch über den 
Fruchtknoten hinaus verlängert, mit 4—2theiligem in der Knospe klappigen Saume 
(bei unseren Gattungen vom Fruchtknoten zuletzt abfällig). Blumenblätter mit den Staub- 
gefässen dem Becher eingetügt, 4—2, in der Knospe gedreht dachig. Staubgef. 2—8. 
Fruchtknoten 2—4fücherig, Fächer meist viel-, selten leiig. Griffel 1 mit einfacher oder 
2—4spaltiger Narbe. Frucht kapselartig, fachspaltig aufspringend (oder beerenartig) oder 


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nussartig nicht aufspringend. Keim ohne Eiweiss, mit 2 Keimblättern. — Land- oder 
Sumpf bewohnende Kräuter (oder Sträucher) mit oft gegenständigen, einfachen, neben- 
blattlosen Blättern. 


107. Trapaceae. Blüthen zwittrig. Kelch den oberen Theil des Frucht- 
knotens frei lassend, Kelchsaum daher halb oberständig, bleibend und mit der Frucht 
erhärtend. Blumenbl. 4, sammt den 4 Staubgefässen dem äusseren Rande eines wulstigen 
Ringes am Grunde des freien Fruchtknotentheiles eingefügt. Fruchtknoten 2fächerig, 
Fächer 1eiig. Griffel 1 mit kopfförmiger Narbe. Frucht eine saftlose Steinfrucht, durch 
Fehlschlagen 1fächerig und 1samig, durch die Kelchzipfel 2—-Ahörnig. Keim ohne Eiweiss, 
mit einem grossen, massigen, mehligen Keimblatte. — Schwimmende Wasserpflanzen mit 
spiraligen, einfachen Blättern. 


108. Halorrhagideae. Blüthen einhäusig (seltener zwittrig) Kelch der 
& Blüthen 4theilig, Kelchsaum der Q und Zwitterblüthen 4zähnig, an der Spitze des 
Fruchtknotens. Blumenblätter 4, bald abfällig. Staubgef. 8 oder 4. Fruchtknoten Afächerig, 
Fächer leiig, Griffel sehr kurz oder fehlend, Narben 4. Frucht in 4 Theilfrüchtchen 
zerfallend (oder nuss- oder steinfruchtartig). Keim im Eiweiss, mit 2 Keimblättern. — 
Untergetauchte, nur zur Blüthezeit aufgetauchte Wasserpflanzen (oder Landpflanzen) mit 
quirlständigen (gegenständigen oder abwechselnden) Blättern ohne Nebenblätter. 
ß) Blüthen in Dolden oder ebensträussigen Trugdolden oder Köpfchen. 
*) Blüthen 5zählig (bei den Adoxeen nur die oberste Blüthe 4zählig). 


109. Umbelliferae. Blüthen zwittrig, durch Fehlschlagen auch theilweise 
eingeschlechtig, regelmässig oder die äusseren in der Dolde strahlend zygomorph. Kelchsaum 
özähnig oder 5lappig oder undeutlich. Blumenblätter mit einem meist einwärts geschla- 
genen Endläppchen und in der Einbiegung meist herzförmig ausgeschnitten. Staubgef. 5 
in der Knospe einwärts gebogen. Fruchtknoten 2fächerig, Fächer anfangs öfter mit 2, bald 
durch Fehlschlagen des einen mit 1 hängenden Eichen. Griffel 2, am Grunde in eine 
oberständige Scheibe (Griffelpolster) verbreitert. Frucht durch die Rücken- und vereinigten 
Randspuren der Kelchblätter meist deutlich 1Orippig, eine Spaltfrucht, in die beiden 
Fächer (Theilfrüchtehen) vom Grunde zur Spitze spaltend; Früchtehen meist dem stehen- 
bleibenden fädlichen Mittelsäulchen (Fruchtträger) mit der Spitze aufgehängt, auf der 
Berührungsflläche mehr weniger flach, auf der gewölbten äusseren Seite mit 5 Hauptriefen, 
in den zwischenliegenden 4 Thälchen bisweilen von je einer Nebenriefe (dem Seitennerven 
des Kelchblattes), innen gewöhnlich von je 1— mehreren oft dunkler gefärbten Oelgängen 
(Striemen) durchzogen. Samen der Fruchtschale des Faches öfter anhaftend, mit dünner 
Samenhaut nnd mit reichlichem hornigen Eiweiss, in dessen oberem Ende der kleine 
Keim eingeschlossen ist. — Kräuter mit stielrundem, aber oft gefurchtem, an den Knoten 
meist verdiektem Stengel, meist abwechselnden, meist verschiedentlich getheilten Blättern, 
deren Blattstiel scheidig erweitert; Blüthen in schirmförmigen, selten kopfförmigen, meist 
zusammengesetzten Dolden. 


110. Araliaceae. Blüthen meist zwittrig. Kelchsaum oberständig, 5zähnig 
oder ganzrandig. Blumenblätter 5—10, in der Knospe klappig, mit breiter Basis sitzend, 
frei. Staubgef. 5—10, Staubkolben 2beutelig.. Fruchtknoten 2—10fächerig, Fächer 
anfangs mit 2, bald durch Fehlschlagen des einen mit einem hängenden Eichen. Griffel 
so viele als Fächer, frei oder in einen verwachsen, am Grunde von einer oberständigen 
Scheibe umgeben. Frucht eine Beere. Keim im reichlichen Eiweiss. — Bäume oder 
Sträucher, letztere oft kletternd, mit abwechselnden, ganzen oder gelappten, nebenblatt- 
losen Blättern; Blüthen in Dolden oder Köpfen. 


111. Adoxeae. Blüthen 5zählig (nur die Endblüthe des Köpfchens 4zählig). 
Kelchsaum halboberständig, 3—2spaltig. Blumenblätter am Grunde verwachsen, radförmig, 
in der Knospe deckend, Staubgef, in einem Kreise, durch Verdoppelung 10—8, mit 
ibeuteligem, schildförmigem Staubkolben. Fruchtknoten oberwärts frei, ohne oberständige 
Scheibe, 5—4fächerig. Griffel 4—5. Frucht eine Beere, in der Mitte vom bleibenden 


398 


Kelchsaum umgeben, von den Griffein gekrönt. Keim im Eiweiss. — Zartes Kraut mit 
getheilten nebenblattlosen Blättern und endständigen 5—7blüthigen Köpfchen mit 
einer Endblüthe. 
**) Blüthen 4zählig. 

112. Corneae. Kelchsaum oberständig, 4zähnig. Blumenblätter mit breiter 
Basis, in der Knospe klappig. Staubgefässe 4. Fruchtknoten 2—3fächerig, Fächer mit 
ihängenden Eichen. Griffel einfach, am Grunde in eine kleine oberständige Scheibe ver- 
breitert. Frucht eine Steinfrucht mit 3—1fächerigem Steine. Keim im Eiweiss. — Bäume 
oder Sträucher mit ungetheilten, nebenblattlosen, meist gegenständigen Blättern, Blüthen in 
Dolden oder Trugdolden. 

* Ericaceae (Oxycoccus). Staubgefässe S. Fruchtknoten 4fächerig mit vieleiigen 

Fächern. — Krautartiges Sträuchlein. 

b) Staubget. (unserer Gattungen) 20 und mehrere (d. h. 4—5 zusammengesetzte eines Kreises). 

113. Philadelpheae. Kelchsaum 4-—ö5theilig, in der Knospe klappieg. 
Blumenblätter gleichzählig, mit den Staubgef. unter der oberständigen Scheibe eingefügt. 
Fruchtknoten 4—10fächerig, Fächer vieleiig. Griffel soviel wie Fächer, frei oder unten 
verwachsen. Frucht eine (meist) fachspaltig klappige Klapsel. Samen mit häutiger, den 
kleinen Kern locker umgebender Samenhaut. Keim im Eiweiss. — Sträucher mit gegen- 
ständigen, einfachen, nebenblattlosen Blättern. 


* Pomariae. Kelchsaum in der Knospe dachig. Frucht fleischig, apfelartig. Samen 
mit krustiger oder knorpeliger Aussenhaut. Keim ohne Eiweiss. — Blätter mit Nebenblättern. 


2. Fruchtknoten 1fächerig mit 2 (sehr selten 3—4) wandständigen, fadenförmigen viel- 
eiigen Samenträgern. 

114. Grossularieae. Kelchröhre (Becher) über den unterständigen Frucht- 
knoten mehr weniger, oft röhrig verlängert, mit 4—5theiligem, verwelkendem, in der 
Knospe deckendem Saume. Blumenblätter 4—5, mit den gleichzähligen, abwechselnden 
Staubgefässen im Schlunde des Bechers eingefügt, meist klein. Griffel 2—4spaltie. Frucht 
eine saftige, vom Kelche gekrönte Beere. Samen mit schleimiger Aussen- und krustiger 
Innenhaut. Keim klein im Eiweiss. — Sträucher mit abwechselnden, gestielten, hand- 
förmig gelappten Blättern ohne Nebenblätter. 


IV. Eleutherocarpicae Calyciflorae. 


Fruchtknoten monomerisch oder unvollkommen polymerisch. Staubgefässe perigyn. 


1. Fruchtknoten aus 2 (oder 3) nur oberwärts freien (die Schnäbel der Frucht bildenden), 
im unteren Theile zusammengewachsenen Fruchtblättern, nebstbei mit der Kelchröhre (dem Becher) 
in seinem unteren grösseren oder kleineren Theile verwachsen. 

115. Saxifrageae. Kelch mit 5—4 freien Zipfeln. Kronenblätter 5—4, 
nebst den Staubgef. dem Kelchschlunde eingefügt. Staubgef. gleich viele oder doppelt 
so viele. Fruchtknoten 2schnäbelig, einfächerig mit 2 wandständigen Samenleisten, oder 
2fächerig mit centralen Samenleisten, mit zahlreichen Eichen. Frucht eine Kapsel, 
durch Nahttheilung auf der Innenseite der Schnübel aufspringend. Samen zahlreich, 
klein, mit glatter oder runzeliger Schale. Keim im Eiweiss. Kräuter mit abwechselnden, 
seltener gegenständigen, einfachen, nebenblattlosen Blättern, endständig-eymösen Blüthen. 

* Staphyleaceac. Blumenblätter und Staubgefässe (5) dem Rande einer vertieften 


Scheibe eingefügt. Kapsel aufgeblasen, häutig. Samen durch Fehlschlagen nur wenige, knöchern 
mit spärlichem Eiweiss. 


2. Früchtchen unter einander ganz frei oder nur am Grunde etwas verwachsen. 


a) Früchtchen am Grunde, oberhalb der Staubgefässe, von schuppenförmigen Boden- 
auswüchsen (hypogynen Schüppchen) umgeben.*) Becher sehr wenig entwickelt, mit der Basis der 


2 *) Diese Schüppchen sind keine Ligularbildungen der epipetalen Staubgefüsse, wie Döll 
meint, sondern Anhängsel (äussere Ligularbildungen) der Carpellarbasen; daher sie auch (bei 
Crassula, Bulliarda) vorhanden sind, wenn die epipetalen Staubgefässe fehlen. 


399 


Carpelle verwachsen, daher die Blumenblätter und Staubgefässe dicht unter den Carpellen einge- 
fügt. — Blätter fleischig, ohne Nebenblätter. 

116. Crassulaceae. Kelch 4—20theilig, bleibend, in der Knospe deckend. 
Blumenblätter gleichzählig, frei oder am Grunde verwachsen. Staubgefässe I—2mal so 
viele in 1—2 Kreisen.*) Fruchtknoten so viele als Blumenblätter, diesen superponirt 
(epipetal), (meist) vieleiig, frei (selten in einen polymerischen Fruchtknoten verwachsen). 
Früchtchen balgkapselartig, einwärts aufspringend. Samen sehr klein, mit häutiger Schale 
und spärlichem Eiweiss, — Kräuter oder Halbsträucher mit meist abwechselnden, ein- 
fachen Blättern und meist eymösen, selten einzelnen Blüthen. 

b) Früchtehen ohne hypogyne Schüppchen. Blätter krautig, meist mit Nebenblättern. 

«) Früchtehen mit dem entwickelten, vertieften Becher aussen verwachsen (innen 

unter einander meist frei), daher die Blumenblätter und Staubgefässe unmittelbar unter dem freien 
Theile der Carpelle oder am Rande einer oberständigen Scheibe eingefügt. 

117. Pomariae. Kelchsaum 5spaltig oder 5zähnig, vertrocknend, in der 
Knospe dackig. Blumenblätter 5, benagelt. Staubgef. 20—40, in der Knospe einwärts 
gebogen. Fruchtknoten 2—5, selten nur 1, mit 2 — mehreren aufrechten Eichen, in 
den Becher eingewachsen. Frucht eine Apfelfrucht, vom fleischig gewordenen Becher 
um die häutigen, knorpeligen oder steinkernartigen Früchtchen (Fruchtfächer) gebildet. 
Samen ohne Eiweiss. — Sträucher oder Bäume mit abwechselnden, einfachen, selten 
gefiederten Blättern und mit meist abfälligen Nebenblättern. 

* ß) Früchtchen frei im Grunde oder auch an der Iunenwand des mehr weniger 
ausgebildeten Bechers, dessen Rand die Kelchzipfel, Blumenblätter und Staubgefässe trägt. 


*) Blumen. regelmässig. 

118. Rosaceae. Blüthen zwittrig, selten durch Fehlschlagen eingeschlechtig. 
Kelch 5—4spaltig, nebst dem Becher meist oder wenigstens letzterer bleibend. Blumen- 
blätter 5—4, benagelt, selten fehlend. Staubgef. frei, meist 20 und mehrere, selten 
weniger, auch nur soviel als Kelchzipfel und noch weniger. Fruchtknoten meist mehrere, 
selten nur einer, 1—vieleiig. Früchtehen meist nussartig, selten steinfruchtartig oder balg- 
kapselartig. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter oder Sträucher (und Bäumchen) mit meist 
abwechselnden, fieder- oder handnervigen, einfachen oder getheilten und zusammengesetzten 
Blättern, meist mit krautigen, bleibenden Nebenblättern. 


119. Amygdaleae. Blüthen meist zwittrig. Becher röhrig oder glockig, nebst 
den 5 Kelchzipfeln nach der Blüthe am Grunde abgeschnitten abfällig. Blumenblätter 5, 
benagelt, zeitlich abfällig. Staubgefässe frei, 20—30. Fruchtknoten 1 mit 2 im Scheitel 
des Faches hängenden Eichen, mit einfachem Griffel. Steinfrucht mit saftigem oder 
seltener trockenem Fleische und mit meist 1samigem Steine. Keim ohne Eiweiss. 
Bäume oder Sträucher mit abwechselnden, einfachen, meist gesägten Blättern und bald 
abfallenden Nebenblättern. 

*=) Blumen unregelmässig (zygomorph), schmetterlinssartig. 

120. Papilionaceae. Kelch ötheilig, 5spaltig oder 5zähnig, öfter zweilippig. 
Blumenblätter 5 (selten ein oder mehrere fehlend), benagelt, nebst den Staubgefässen 
dem Rande eines wenig entwickelten, niedrigen Bechers im Kelchgrunde eingefügt. Die 
beiden vorderen (unteren) Blumenblätter meist zu einer, die Befruchtungswerkzeuge auf- 
nehmenden Rinne (dem Schif}chen) verwachsen, dessen Seiten die beiden seitlichen (Mlägel) 
anliegen ; das hintere (obere) meist viel grössere (die Fahne) in der Knospe die übrigen 
bedeckend, später zurückstehend. Staubgefässe 10, öfter abwechselnd länger und kürzer, 
ihre Fäden sämmtlich oder mit Ausnahme des hintersten freien zum grösseren Theile 
röhrig verwachsen. Fruchtknoten 1, mit nach hinten (zur Fahne) gekehrter, meist 
mehrere 2reihige Eichen tragender Samenleiste, mit einfachem Griffel und Narbe. Frucht 


*) Die Blüthenkreise alterniren sämmtlich, wenn der Staubgefässkreis einfach ist; ist 
er doppelt, so ist der innere, später auftretende epipetale interpolirt, daher vor den Carpellen 
stehend. Die Annahme von Schwindekreisen ist auch hier überflüssig. 


400 


eine Hülse, durch Rand- und Mittentheilung des Fruchtblattes 2klappig, oder eine in 
einsamige quere Glieder zerfallende Gliederhülse, selten ein einsamiges Nüsschen. Keim 
ohne, selten mit spärlichem Eiweiss. — Bäume, Sträucher und Kräuter, mit abwech- 
selnden, meist spiraligen, oft zusammengesetzten (gefiederten oder 3zähligen) Blättern, 
und meist mit ausgebildeten, seltener mit drüsig verkümmerten oder fehlenden Neben- 
blättern. Blüthen traubig, ährig oder kopfförmig. 


72. Ordnung. Ranunculaceen Juss. 


Gattungen: 


A. Früchtchen”mehrere, oft zahlreich, nussartig, nicht aufspringend, Isamig. 
1. (Clematideae.) Kelch in der Knospe Kklappig, mit flachen oder eingebogenen 
Rändern, blumenkronenartig. Samenknospe hängend. Blätter gegenständig. 
1. Clematis. Kelch meist 4- (seltener 5-blättrig), abfällig. Blumenkrone fehlend. Frücht- 
chen vom bleibenden, langen, zottigen Griffel geschwänzt. 
2. Kelch in der Knospe dachig. Blätter wechselständig. 
a) (Anemoneae.) Blumenblätter fehlend oder flach, ohne Honiggrübchen. Sa- 
menknospe hängend. 
«) Früchtchen in geringer Zahl, ungeschwänzt, einem kleinen scheibenförmigen 
Fruchtboden eingefügt. 
2. Thalietrum. Kelch blumenblattartig, 4—5blättrig, abfällig. Blumenkrone fehlend. 
Pf) Früchtchen zahlreich, einem halbkugeligen bis kugelförmigen Frucht- 
boden eingefügt. 
*) Blumenblätter fehlend. Kelch blumenblattartig. Unter der Blüthe eine 
verschiedengestaltige Hülle aus 3 (selten 4) Blättern. 
3. Pulsatilla. Blüthe von der Hülle laubartiger, vieltheiliger Blätter entfernt. Kelch- 
blätter meist 6, meist glockig. Früchtchen vom verlängerten zottigen Griffel 
geschwänzt. 


4. Anemone. Blüthe von der Hülle laubartiger Hüllblätter entfernt, Kelchblätter 5 
bis mehrere, sternartig ausgebreitet, Früchtehen vom kurzen kahlen Griffel bespitzt. 


5. Hepatica. Hülle kelchartig, aus ungetheilten Blättchen, der Blüthe sehr genähert, 
fast angedrückt. Kelchblätter zahlreich, sternförmig. Früchtehen vom kurzen, 
kahlen Griffel bespitzt. 

**) Blumenblätter 5 — viele. Kelch etwas krautartig, 5blätterig, die Blättchen 
am Grunde etwas höckerig. 

6. Adonis. 

x b) (Ranunculeae.) Blumenblätter innen am Grunde mit einem oft von einer 

Schuppe bedeckten Honiggrübchen. 

. ,%) Kelchblätter 5, am Grunde in einen fädlichen Sporn verlängert, abfällig. 

Blumenblätter mit langem fädlichen Nagel. Samenknospe hängend. 

7. Myosurus. Honiggrübehen am Grunde der kurzen Platte röhrig. Staubgef. wenige, 
oft nur 5. Früchtchen sehr zahlreich, auf einem sehr verlängerten eylindrischen 
Fruchtboden, 


ß) Kelehblätter ungespornt. Blumenblätter kurz oder undeutlich benagelt. 

Samenknospe aufrecht. y 

8. Ceratocephalus. Kelchblätter 5, lange bleibend. Blumenblätter 5, ihr Honig- 
grübehen von einem” Schüppchen bedeckt. Staubgef. 5—15. Früchtehen auf 
walzigem Fruchtboden, längs der oberen (Bauch-) Naht mit 2 hohlen, dem 
Fruchtfach parallelen Höckern. 


Clematis. 401 


9. Ranunculus. Kelchblätter 5, selten 3, abfällig. Blumenblätter 5, selten mehr, 
ihr Honiggrübchen nackt oder von einem Schüppchen bedeckt. Staubgef. meist 
zahlreich. Früchtchen ohne hohle Höcker, auf kegelfürmigem oder kurzem 
halbkugeligem Fruchtboden. > 
B. Früchtehen mehrere, selten nur 1, mehrsamig, balgfruchtartıg, auf der Bauchnaht 

aufspringend. — Kelch- und Blumenblätter in der Knospe dachig, erstere (ausgenommen Helle- 


borus) blumenblattartie, abfällig. Blumenblätter meist kleiner als der Kelch, nektarienartig 
oder fehlend, 


a) Kelch (und Blumenkrone, wenn vorhanden) regelmässig. 
«) Blumenblätter (Nektarien) benagelt, röhrig oder mit Honiggrube, unge- 
spornt, oder fehlend. Staubgef. spiralig, alle fruchtbar. 
10. Caltha. Kelchblätter 5. Blumenblätter fehlend. DBalgfrüchte 5—10, frei. 
11. Trollius. Kelchblätter 5 — viele, abfällig. Platte der zahlreichen Blumenblätter 
flach, lineal, am Grunde mit offenem Honiggrübchen. Balgfrüchte zahlreich, 
walzlich, frei. 


12. Helleborus. Kelchblätter 5, grün oder gefärbt, an der Frucht bleibend. Blu- 
menblätter 5 — mehrere, ihre Platte röhrög mit 2lippiger Mündung. Balgfrüchte 
3. — mehrere, langgeschnäbelt, am Grunde ein wenig verwachsen. 


13. Isopyrum. Kelchblätter 5 oder 4, abfällig. Blumenblätter 5—4, ihre Platte 
kurz röhrig, offen, einlippig. Balgfrüchte 1 — mehrere, pfriemlich geschnäbelt, 
nur am Grunde schwach verwachsen. 


14. Nigella. Kelchblätter 5, benagelt. Blumenblätter 5—10, geknickt aufsteigend, 
ihre Platte 2spaltig, am Grunde mit einer grossen, von einer Schuppe be- 
deckten Honiggrube. Balgfrüchte 3—10, zur Mitie und darüber verwachsen. 

ß) Blumenblätter 5, trichterförmig, nach abwärts gespornt, ungenagelt, mit der 
inneren Seite des schiefen Saumes angeheftet. Staubgef. in abwechselnden 5zähligen Kreisen, 
über jedem Kelch- und Kronenblatt in eine Zeile gestellt, die 10 innersten beutellos, schuppenförmig. 

15. Aquilegia. Kelchblätter 5, am Grunde zusammengezogen. Balgfrüchte 5, frei. 

b) Kelch und Blumenkrone zygomorph (bloss symmetrisch, unregelmässig). Kelch 
5blättrig. Blumenblätter der Anlage nach 5, episepal, häufiger aber durch theilweise Verdoppelung 
$, jedoch nur das hintere einfache oder gedoppelte, oder auch noch die beiden seitlichen (ein- 
fachen) sich entwickelnd, die übrigen verkümmernd. 

16. Delphinium. Das hintere Kelchblatt gespornt. Blumenblätter entweder 4, davon 
die 2 hinteren gespornt, oder nur 1 hinteres, gesporntes entwickelt; deren 
Sporne in den Kelchsporn eingeschlossen. Balgfrüchte 1—5. 


17. Aconitum. Das hintere Kelchblatt am grössten, helmförmig ausgehöhlt (Helm), 
aber ungespornt. Nur 2 hintere, im Helm verborgene Blumenblätter entwickelt, 
kapuzenförmig, lang benagelt; die übrigen klein fadenförmig oder theilweise 
fehlschlagend. Balgfrüchte 3—5. 

C. Früchtchen einzeln, mehrsamig, beerenartig. 


18. Actaca. Kelch 4blätterig, bald abfällig. Blumenblätter 4, schmal, ohne Honig- 
grübchen. 


1. Clematis L. (s. str.) Waldrebe. 


1. C. recta L. Stengel krautig, aufrecht, gerillt. Blätter unpaariggefiedert, 
meist 7zählig, die untersten am Triebe einfach, die nächstfolgenden 3zählig. Blättchen 
gestielt, eiförmig bis lanzetlich, manchmal am Grunde herzförmig (die seitlichen schief), 
zugespitzt, ganzrandig. Jispe endständig, trugdoldig verzweigt; deren unterste Aeste 
auch blattachselständig. Kelchblätter aussen am Bande weichhaarig-filzig, sonst 
fast kahl oder zerstreut behaart. Schweif der Früchtehen elwa 3mal so lang als 
diese, mit horizontal abstehenden langen Zotten. 


402 Thalietrum. 


3-5‘ hoch. Kelchblätter weiss. Früchtchen berandet, auf den Flächen vertieft, behaart. 


%, Juni, Juli. Auf steinigen, buschigen Hügeln, in Weinbergen, an Waldrän- 
dern, auf Wiesen der wärmeren Hügel- und Thalregion, gerne auf Kalk, verbreitet. Bei 
Prag: Lorenzberg (Opiz); Dvoree, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal 
nächst Kosof, Zävister Berg, Karlstein, Tetin! Podbaba, Scharka und Generalka, Horo- 
möricer Wald! Bohnicer Weinberge, Beckover Hain bei Libeznie (Dedetek)! Gegen- 
über Libeie, felsiges Moldauufer! Kalklehnen über Hledsebe bei Weltrus! — Elbegebiet : 
Kalkhügel bei Dvakacovie nächst Chrudim! Kladrub auf Wiesen (Opiz); Elbe-Teinitz ! 
Elbauen bei Kolin, Nimburg! Voskoyreh bei Podebrad, zerstreut in den Wäldern zwi- 
schen Dymokur und Rozdalovie, bei Nouzoy ! Cetelic bei Bysic! N. Benatek (Dedetek) ! 
Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Weisswasser am Rande eines Kieferwaldes im Biela- 
thale, auf Quadersandstein, und auf dem Bösig (Hipp.)! Schnedowitz (Pöch)! Widim 
(Hackel). Sovice bei Roudnie! Wald Sebin bei Libochovic! _Leitmeritz: Loretto, 
Weisse Lehne, Weinberge des Lobosch! Cernosek (A. Mayer). Mittelgebirge, z. B. am 
Granatbache unter dem Radelstein! am Klotzberge, Südseite der Hora bei Merzkles, 
Mileschauer! Wostray bei Mileschau (Reuss). Elbabhang bei Aussig, Felsen bei Neste- 
ric! Bilin (Reuss), Teplitz (Winkler)! Komotau: im Grund, am Schwarzen Hübel! Schloss- 
garten bei Schlackenwerth (Ortmann). — Hohenfurth (Nenning! fehlt aber in Jungbauers 
Verzeichnis) ? 


2. C. vitalba L. Stengel an der Basis holzig, strauchig, klimmend, teffurchig- 
kantig. Blätter unpaarig gefiedert, 5—7zählig, mit den Blattstielen rankend. Blätt- 
chen gestielt, herzförmig oder eiförmig, ganzrandig oder grobgekerbt, fast gelappt. Dlüthen- 
stände trugdoldig, end- und zahlreich blattwinkelständig. Kelchblätter beiderseits filzig. 
Schweif der Früchtchen vielmal länger als diese, mit schief abstehenden Zottenhaaren, 

6—12' hoch. Kelch weiss, aussen grünlich. Früchtchen weit kleiner als bei vor., behaart. 


» Juli, August. In Wäldern, Hecken, Zäunen. Wirklich wild wahrscheinlich 
nur im südlichen Striche an der österreichischen Gränze (Presl Fl. &ech.), nach Purkynö 
zahlreich in Fichtenwäldern nahe der Linzer Bahn. Sonst wohl nur gepflanzt und ver- 
wildert, so bei Prag selten, in Zäunen bei Hlubocep (Tausch)! in der Scharka ! an der 
Säzava bei Kammerburg verwildert (Vogl). Dvakadovicer Fasangarten bei Chrudim (Opiz), 
Jungbunzlau in Gartenzäunen (Hipp.)! Gebüsche am Sovicberge (Neumann, von mir 
nicht bemerkt). 


2. Thalictrum L. Wiesenraute. 


a) (Tripterium DC.) Staubfäden stark verdickt, vielmal länger als die Staub- 
kölbehen, Früchtchen gestielt, überhängend, 3kantig geflügelt, unberippt. Blüthen lila oder weiss. 


1. T. aquilegiaefolium L. Wurzelstock kurzgliedrig, büschelfasrig. Stengel 
feingerieft. Blätter 2—3fach gedreit-gefiedert, an den Verzweigungen der Blattstiele 
durchwegs mit rundlichen häutigen Stipellen; Blättchen rundlich verkehrteiförmig, 
eingeschnitten-gekerbt. Blüthen aufrecht in Trugdolden. 

1—3' hoch, heilgrün. Blättchen und Blüthen die grössten der Gattung. 


2. Juni, Juli. Auf feuchten Waldwiesen, an Waldrändern, Bergabhängen und 
Abstürzen, Felsen, an Bächen, in Gebirgsgegenden ziemlich verbreitet, doch zerstreut, 
selten in niedere Lagen herabsteigend. Bei Prag nur bei St. Ivan auf-dem Felsabhange 
(Feistmantel)! und hinter St&chovic bei den Stromschnellen am rechten Moldauufer (1872)! 
— Rohoznä (Cenek; ob bei Bystrau an der mähr. Gränze?)! Landskron (Erxleben) ! 
Glazer Schneeberg! Verbreitet im Riesengebirge: Rehhorn, Marschendorf (Haenke), 
Kesselberg (Kablik)! Riesengrund (Tausch)! Eibgrund (Gottstein)! Teichränder u. s. w. 
Rochlitz (Gottstein)! Vesecer Hain bei Jiein (Varetka, Pospichal)! Lausche, Tollenstein 
(Matz). Jeschken (Langer)! Nixdorf, Georgswalde (Neumann), Kreibitz unter dem 
Pickelsberg! B. Kamnitz (Zizelsberg.) Park bei Oberliebich nächst Leipa, im Höllen- 


Thalictrum, 403 


grunde (Watzel). Weisswasser (Hipp.). Tetschen (Malinsky)! Kamm des Göltschberges 
(A. Mayer). Verbreitet im Brzgebirge: Seegrund bei Fichwald, Kleinhahn, Göhrn, 
Krinsdorfer Thal (Reuss); Teltscher Grund, Komotauer Grundthal! Wiesenthal bei 
Schlackenwerth, Gottesgab (Reiss), Karlsbad (z. B. Plobenwald), Ellbogen, Falkenau 
(Ortmann). — Padrtbach bei Padrt! Rozmitäl (Lusek)! Burg Klingenberg (Dedeeck)! 
Vorberge des Böhmerwaldes : Freiung (Claudi); Alpenweide bei Glöckelberg (Mardetschl.).*) 
Vogeltenne bei Krumau (Mard.), Goldenkron (Jungbauer); geht bis an die Budweiser 
Ebene bei Poric (Mard.). Neuhaus: bei der Burg Jindris mit Soldanella (Schöbl, 
Noyotny) ! 

b) (Euthalictrum.) Staubfäden unbedeutend verdickt, 1— viermal so lang als das 
Staubkölbehen. Früchtehen sitzend, aufrecht, längs gerippt. Blüthen gelblich oder grünlich. 

«) Blüthenstand pyramidal-rispig; Blüthen ziemlich gleichmässig entfernt, (die 

letzten fast doldentraubig gestellt), nebst den Staubfäden überhängend. 


2. T. foetidum L. Wurzelstock meist kurzgliedrig, büschelfaserig, bisweilen aber 
auch wagrechte, langgliedrige Sprosse treibend. Stengel unterwärts blattlos mit Nieder- 
blättern, feenkantög gerieft. Blätter 3zählig, 3—-4fach gefiedert, im Umriss gleichseitig 
3eckig, Blattfiedern fast rechtwinkelig spreitzend. Blättchen feingestielt, rundlöch oder 
verkehrt eiförmig, tiefgekerbt, oft auch tief 3spaltig. Ochrehen der Blattscheiden 
kurz eiförmig, abgerundet. Staubkölbehen langbespitzt. Früchtehen ciförmig-ellöptisch 
bis. elliptisch-kreisförmig, zusammengedrückt und berandet, jederseits Srippig, mit 
länglicher, häutiger, nach rückwärts umgerollter, daher schmal aussehender, 
gezähnelter Narbe. 

/,—1’ hoch. Ähnlich dem folgenden, am leichtesten durch die (bei uns wohl nie, wie 
anderwärts bisweilen fehlenden) einfachen und drüsigen Hürchen auf Stengel, Blättern und 
Blattstielen, durch feineres, mehr eingeschnittenes, sattgrünes, unterseits bleigraues Laub zu unter- 
scheiden. Rispenäste wagrecht abstehend. Blüthen grösser als bei T. minus, Kelchblätter oval, oft 
schmutzigroth angelaufen. Früchtchen gross, rund. 


2. Juni, Juli. Auf Felsen, namentlich Kalkfelsen, in lockerer Walderde, nur in 
der südlichen Prager Gegend: bei St. Prokop! und St. Ivan zahlreich! spärlicher auf 
dem Zävister Berge bei Königsaal (Hauft) ! 


3. Th. minus L. (T, vulgare Kittel). Wurzelstock beschuppt, bald kurzgliedrig, 
aufrechtästig, büschelfaserig, bald mehr weniger kriechend. Stengel fein kantig gerieft, 
oft bläulich bereift. Blätter 3zählie 3—4fach gefiedert, im Umriss gleichseitig 3eckig; 
Blattfiedern spitzwinkelig abstehend. Blättehen rundlich, am Grunde etwas herzförmig, 
oder keilig verkehrteiförmig, vorn eingeschnitten und gekerbt. Oehrchen der Blattscheiden 
kurz eiförmig, abgerundet. Staubkölbehen langbespitzt. Früchtchen elliptisch oder 
länglich-elliptisch, stielrundlich oder mässig zusammengedrückt, S—10rippig, mit 
breiter 3echig-spiessförmiger, nur mässig nach hinten wumgeschlagener, wumge- 
zähnter Narbe. 


H. 1—4‘. Sehr veränderlich im Rhizom, Grösse und Beblätterung des Stengels, im Zu- 
schnitt der Blättchen, der Blattfarbe, Grösse der Früchtchen u. 8. w. Doch gelang es mir bisher 
nicht, konstantere Formen, wie solche mehrere Autoren als Arten (T. montanum, collinum Wallr., 
majus Jacgq., silvaticum Koch) aufführen, zu unterscheiden. Uber diese problematischen Arten 
haben auch die Autoren widersprechende Angaben, so namentlich über das Rhizom, welches nach 
Neilreich bei Th. montanum und collinum nicht kriechend, bei silvaticum kriechend, nach Wimmer 
bei montanum kriechend, bei collinum ohne Läufer, nach Grenier bei montanum und collinum 
kriechend, aber bei T. majus ausläuferlos, nach Ascherson wieder bei allen mehr weniger krie- 
chend sein soll. Unsere Pfianze scheint in der Regel ein aufrechtästiges Rhizom zu bilden, nur 
an der Pflanze vom Göltsch (Malinsky!) fand ich Läuferrudimente. Stengel bald vom Grunde 
beblättert, bald am Grunde mit Niederblättern, Blätter unterseits mehr weniger graugrün oder 
ziemlich grasgrün, nur blässer; bei uns nebst Stengel immer kahl, ohne Drüsenhaare; Stipellen an 
den sckundären Dlattstielen fand ich nie bei unserer Pflanze. Rispe bald mehr ausgebreitet, bald 
mehr aufrecht ästig. Eine ausgezeichnete Form ist nur: 

*) Daselbst wird die Art von den Sennern als „grosses Tausendsuldenkraut“ gesammelt 
und als Mittel gegen mancherlei Viehkrankheiten sehr geschätzt (Mardetschläger). 


A404 Thaliotrum, 


ß) elatum (T. elatum Gaud.? T. majus Crantz, Jacq.?). Stengel 4—5‘ hoch, hin 
und hergebogen, am Grunde beschuppt. Blätter unterseits mehr grasgrün. Läufer des Rhizoms 
reichlich, federkieldick, beschuppt, ",' lang und noch länger. Früchte stielrundlich, wenig 
zusammengedrückt. 

2. Juni, Juli. Auf Wiesen, Reinen, Feldrändern, buschigen Flügeln und Felsen, 
durch Nordböhmen verbreitet, aber oft sehr zerstreut, in den Niederungen wie im 
Hügellande, selbst im Vorgebirge, z. B. bei Petsch im Erzgebirge an Feldrändern (Knaf)! 
In Südböbmen wohl seltener, so bei Zbirow (Opiz), Tucap (Berchtold), Budweis! Neuhaus 
(Mardetschl.) — ß. An der Eger bei Saaz hinter Libotan 1869! 


4. T. simplex L. Wurzelstock langgliedrig, kriechend. Stengel kantig-gefwrcht, 
vom Grunde beblättert. Blätter 2—3fach abnehmend gefiedert, im Umriss länglich 
3eckig; Blättchen breit keilförmig bis schmallineal, 3spaltig und ungetheilt. Oehrchen 
der Blattscheiden verlängert, länglich-eiförmig, an den oberen blättern spitz. Staub- 
kölbchen kurz bespitst. Früchtchen ellipsoidischh 8—10rippig, mit breiter 3eckig 
spiessförmiger Narbe. 

1—3° hoch. Blätter grasgrün, oberseits glänzend; die Blättchen unserer Pflanze breit 
keilförmig. Die Form mit schmalen linealen Blättchen (T. galioides Nestler) kommt in Böhmen 
nicht vor. Die untersten 2 Blattfiedern sind nicht bedeutend grösser als die nächstfolgenden oberen, 
bei den vorigen 2 Arten aber so gross als der ganze übrige Rest des Blattes, daher die ver- 
schiedene Blattgestalt. Rispe schmal, mit aufrecht abstehenden Ästen. Kelche gelblichgrün. 

2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen, an lichten Waldgebüschen. Bisher bloss 
bei Saaz (Joh. Pokorny! als T. medium Jacgq. in Oest. Bot. Wochbl. 1852 p. 135); der 
Standort auf der Scheda nicht genauer angegeben. 


£) Blüthenstand doldentraubig-rispig, mit fast gleich hohen Ästen. Blüthen gehäuft, 
nebst den Staubgefässen aufrecht. 


5. T. favum L. Wurzelstock langgliedrig, Iıriechend. Stengel gefurcht. Blätter 
3eckig-länglich, abnehmend gefiedert, die untersten 2 Fiedern kurz, nur 2—1paarig; 
Blättehen keilig verkehrteiförmig oder keilig länglich, vorherrschend 3spaltig mit 
spitzen Lappen, unterseits grasgrün, kahl, mit deutlichem Adernetz. An den unteren 
Fiederstielen meistens häutige Stipellen. Früchtchen rundlich eiförmig. 

1',—3‘ hoch; wird sehr dickstenglig und grossblätterig. Blattbreite veränderlich, doch 
nie so schmal wie bei dem folgenden. Blüthen meist etwas grösser, gelblich. 

2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen der Elbniederung, selten. An Wiesenbächen 
bei Hermanie nächst Jarom&f (Knaf)! Bei Podebrad (zuerst von Opiz 1833): Blatowiese ! 
und zwischen Podebrad und Pecky auf Wiesen mit Gentiana pneumonanthe! Brandeis 
(Opiz); bei Geelic und Chrast auf torfigen Riedgras-Wiesen! — Andere Angaben zwei- 
felhaft, wahrscheinlich zu T. angustifolium p. gehörig, so bei Bilin, Klapay bei Libochowic 
(Reuss), Vysotan, saaz. (Thiel). 


6. T. angustifolium (L. part.) Wimmer et Grab. Wurzelstock kurzgliedrig, 
büschelfaserig. Stengel gefurcht. Blätter 3eckig, wenig länger als breit, fast 3zählig 
gefiedert ; die untersten 2 Seitenfiedern viel länger als dienächstfolgenden, 3—2paarig. 
Biättchen lünglich-lanzettlich bis schmallineal, vorherrschend ungetheilt (selten 
verkehrteiförmig und keilförmig länglich, unregelmässig gelappt), unterseits blass graugrün, 
mit vorspringenden Hauptnerven aber undeutlichem Adernetz, mehr weniger flaumig, 
selten verkahlt. Fiederstiele ohne Stipellen. Früchtehen länglich. 

2—4' hoch. Blüthen gelblich, wohlriechend. Var. 

ß) angustissimum (T. angustissimum Crantz, T. galioides Presl fl. cech., Opiz! 


nec Nestler). Blättchen schmallineal, die der obersten Blätter oft fädlich, ",—1“' breit, meist 
ungetheilt. 


y) fallax (T. flavum y. variisectum Neilr., Th. nigricans Scop., Jacg.). Blättchen 
der unteren Blätter verkehrt-eirundlich, der oberen keilförmig-länglich, meist unregelmässig 
2—3lappig, fast völlig kahl, die oberen mit deutlicherem Adernetz. Diese, sicher hieher gehörige 
Form (besonders im Herbste zu finden) wird bisweilen für T, flavum gehalten, 


Pulsatilla, 405 


2% Juni, Juli. Auf feuchten, auch torfigen Wiesen, im Gebüsch, an Gräben, 
besonders an Flussufern, sowohl in den Niederungen, als auch in gebirgigeren Gegenden 
und bis an den Fuss der höheren Gebirgszüge, doch sehr zerstreut, ß. und y. hin und 
wieder mit der Hauptform. Bei Prag: Vyso&an (Schöbl)! Pankraz (Opiz)! bei Modran 
im Thale (Jirus), Königsaal! Moldauufer hinter Stöchovic! Böchoyic (Leonhardi). Stefans- 
überfuhr (Tausch, mit ß.)! Lobkovic, Kostelec an der Elbe! bei Cecelie mit T. flavum! 
Nimburg (VSeteöka)! Blatowiese bei Podehrad! Kolin, Neuhof (Veselsky, mit ß.)! Par- 
dubic gegen Broäan und Hradi$t sparsam (Opiz). Da$ic (Mann)! Königingrätz (Reichel)! 
Jaromer (Knaf)! Vorberge der Sudeten (Kablik)! so bei Grossmohrau unter dem Glazer 
Schneeberg (Erxleben ß.)! Trautenau (8. Pastor)! Vostruäno bei Jitin am Teichdamme 
(y. Pospichal)! Iserwieseu bei Jungbunzlau (Himmer)! Münchengrätz, z. B. bei Mohelnice 
(Sekera)! Torfwiesen bei Cistaj und Höflitz (Schauta). Grottau (Langer, £.)! Böhm. 
Kamnitz (Zizelsb.)! B. Leipa (Watzel)! Tetschen am Elbufer (Malinsky)! Leitmeritz und 
Prosmik auf den Elbinseln selten, Mühlteichwiesen bei Liebeschitz (A. Mayer)! Brozan 
(Neumann). — Türmitz! Probstauer Park bei Teplitz (y. und ß.)! Judendorf, Eichwald 
(Eichler), Osseg (Thiel)! Schwatz, Bilin (Reuss), Brüx (Stika)! Rothenhaus, Komotau, 
Eidlitz! Joackimsthal (Hofmann)! Nicht bei Karlsbad von Ortmann angegeben. — Beroun- 
wiesen bei Tejrov nächst Bürglitz (Poläk)! Horovie gegen die Fasanerie (mit p.)! Wiese 
Krälovka bei Volesnä zbir.! Rozmitäl (Lusek)! Bei Goldenkron selten (Jungbauer). Budweis 
(Jechl)! Veseli gegen Borkovice im Gebüsch auf Moorboden ! 


3. Pulsatilla Miller. Kuhschelle. 


a) Hüllblätter am Stengel anders gestaltet als die Grundblätter, handförmig getheilt, 
an der Basis in eine Scheide zusammengewachsen. 
«) Grundblätter überwinternd und dann lederartig, rosettig. 


1. P. vernalis Miller (Anemone vernalis L.). Grundblätter zur Blüthezeit sich 
mitentwickelnd, zwer- bis einpaarig gefiedert; Blättchen keilförmig verkehrt-eiförmig, 
fiederspaltig, deren Zipfel eiförmig, ganz oder 2zähnig. Abschnitte der Hülle langgezogen, 
schmallineal, fast ungetheilt. Blüthe aufrecht oder nickend, offen glockig, aus geraden, 
abstehenden Blättchen. 

Blüthenschaft 2—6‘ hoch. Kelch weiss, aussen rosa bis violett, seltener ganz violett 
oder strohgelb, gross, zottig, bis 1'/,' lang. 

2. April, Mai, im Hochgebirge Juni, Juli. In lichten Kieferwäldern auf Sandboden 
in der Ebene nur bei Doubravic bei Jungbunzlau (Himmer)! und um Weisswasser, 
daselbst aber zahlreich! dann in Südböhmen bei Neuhaus (Schöbl, Novotny) und bei 
Budweis gegen Gutwasser (Jechl). Im Teufelsgärtchen des Riesengebirges an 4000 hoch 

ß) Grundblätter im Herbste absterbend, 1—2fach gefiedert mit fiedertheiligen oder 
tief fiederspaltigen Blättchen. 


2. P. pratensis Mill. (Anemone pratensis L.). Grundblätter zur BDlüthezeit sich 
mitentwickelnd, doppeltgefiedert; Blättchen fiedertheilig, mit .linealen, selten lineal- 
länglichen, ganzen oder öfter 2—3spaltigen Zipfeln. Abschnitte der Hülle meist zur 
Hälfte odor vorn 2—3spaltig. Blüthe übergebogen oder überhängend, aus glockiy 
zusammenschliessenden, an der Spitze auswärts gebogenen Dlättchen. 

Stengel zur Blüthezeit /,—®/,‘ hoch, zur Fruchtzeit bis 1'/,‘ hoch. Blätter behaart. Blume 
graufilzie, kleiner als bei den Verwandten, schwärzlich-violett, auch scharlachroth, sehr selten 
strohgelb. Grifiel röthlich. Var. @) angustisecta, Blattzipfel lineal, /,—1' breit, und £) lati- 
secta, Blattzipfel lineal-länglich, bei 2‘ breit. 

% April, Anfang Mai, einzeln wieder im Herbste. Auf trockenen, sonnigen Hügeln, 
Felsabhängen, in Kieferwäldern und Haiden besonders aut Sandboden, im Hügellande der 
nördlichen Landeshälfte verbreitet, jedoch nicht in Gebirgsgegenden, daher im nördlichsten 
Gränzgebiete fehlend, Bei Prag häufig, z. B. Podbaba, Roztok, Dablicer Berg, Särka, 


27 


406 Pulsatilla, 


Motol, St. Prokop, Königsaal, zwischen Modran und Lhotka, Michle, Stöchovie, Radotiner 
Thal, Karlstein, St. Ivan, Tetin, Neuhütten bei Beraun u. a. 0. — Nimburg (VSetelka) ! 
Podöbrad, Kolin, Kladrub, Chrudim, Pardubie, Seelau (Opiz). B.-Aicha (Wiese)! Jung- 
bunzlau (Stika)! Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Souta)! Vidim (Hackel). Malschen bei 
Gastorf! Roudnic, z. B. gegen den Sovicberg im Sandboden! Leitmeritz, z. B. am Uhu- 
berge, Radischken bei Cernosek! Lobosch bei Lobositz häufig ! (auch gelbblühend : Tausch!) 
Kundratie (Malinsky)! Aussig! Teplitz, Bilin im Schillingethale! Janegg (Reuss). Brüx 
(Knaf)! Schwarzer Hübel bei Komotau! Heiliger Berg bei Kaden (Knaf). Sandhaiden bei 
Klösterle (Reiss). Raine unter dem Eichberge bei Podersam! Milayer Berg bei Laun! Peruc 
(Wondra)! Dreukreuzberg bei Schlan (Roth)! Bürglitz! — Südböhmen: bei Neuhaus 
(Rundensteiner)! Vielleicht gehören die Standorte der folgenden theilweis oder alle hieher. 


? 3. P. vulgaris Mill. (Anemone pulsatilla L.). Grundblätter zur Blüthezeit 
wenig entwickelt, doppelt gefiedert; Blättchen fiedertheilig, mit linealen, fast ganzen, 
spitzen Zipfeln. Abschnitte der Hülle langgezogen, fast ungetheilt. Blüthe ziemlich 
aufrecht. Kelch am Grunde glochkig, aus geraden, oberwärts weit von einander 
abstehenden Dlättchen. | 

Blüthenschaft vom Ansehen der P. patens, Hülle und Kelch dicht langzottig, letzterer gross, 
bleiebviole tt ins Röthliche. 

2, März, April. Auf den Standorten der vorigen. Angeblich in Südböhmen: 
nach Pohl bei Gratzen an der österr. Gränze, nach Pfund im Walde bei Puchers; Deutsch- 
Beneschau, Doubravic bei Budweis (Krej&); was möglich wäre, da die Art in Niederösterreich 
gemein ist, doch fehlt eine neuere, sichere Bestättigung. 


= P. Hackelii Pohl (P. hybrida Mikan, P. pratensis X patens). Grundblätter 
zur blüthezeit wenig oder gar nicht entwickelt, einfach zweipaarig gefiedert, Blättchen 
tief fiederspaltig, mit lanzettlichen, ganzen oder 2zähmigen Zipfeln. Abschnitte der 
Hülle oft halb 2—3spaltig. Blüthe elwas schief geneigt, aus geraden, weitglockig abste- 
henden Blättchen. 

Ein unzweifelhafter, schon von Pohl richtig gedeuteter Bastard, in der Blatt- und Blüthen- 
bildung bald der einen, bald der anderen Stammart mehr sich nähernd. Blätter weit einfacher 
getheilt als bei P. pratensis, Blüthenschaft bald niedrig wie bei P. patens, bald höher, vom An- 
sehen der pratensis. Blüthen rothviolett, kleiner, weniger ausgebreitet als bei P. patens, Griffel 
merklich länger als die Staubgef., geröthet. Der Bastard hat in den Blättern sehr grosse Ähnlichkeit 
mit der breitzipfeligen Var. (ß latisecta) von P. vulgaris, mit der ihn manche Autoren verwechselt 
haben, doch sind Blumen und Hüllen verschieden, das Vorkommen ein entscheidendes. 

2. März, April. Auf sonnigen, grasigen Hügeln, Sandhaiden, einzeln oder in geringer 
Zahl in der Nähe der zahlreichen beiden Stammarten. Bei Prag: Karlstein (Sieber nach 
Pohl) und Königsaal [wohl Zävist] (nach Tausch). Weisswasser (Hipp.).! Leitmeritz: Grosser 
und Kleiner Hradischken! (von Hackel daselbst vor 1814 zuerst entdeckt). Kahlenberg ober- 
halb Hlinay (A. Mayer) (dieser Standort wohl gleich dem Malinsky’s von Sebusein!). 

y) Grundblätter im Herbste absterbend, handförmig 3zählig. 


4. P. patens Miller (Anemone patens L.). Grundblätter erst nach der Blüthe 
sich entwickelnd, deren, Blättchen 2— Stheilig, mit keilförmigen, kurg 2—3spaltigen 
Abschnitten. Abschnitte der Hülle langgezogen, fast ungetheilt. Blüthe etwas schief 
aufrecht, aus weit glockig abstehenden, geraden Blättern. 

g Blüthenschaft meist kurz, 3'' hoch, nebst Hülle und Aussenseite der 1'/,“ langen, schön 
hellvioletten  (lilafarbigen) Blume dichtfilzig. Blätter am Grunde mehr weniger herzförmig, mit 
breiteren und kurzen oder mit mehr vorgezogenen, schmäleren Blättchen. Der blattlose Blüthen- 
schaft von dem der P. vulgaris kaum zu unterscheiden. Breite und Stumpfheit der Kelchblätter 
ebenfalls veränderlich. Griffel weisslich, nicht viel länger als die Staubgefässe., 

t % März, April. Auf sonnigen, grasigen Hügeln und felsigen Lehnen, auch in 
Kieferwäldern des wärmeren Hügellandes im Nordwesten Böhmens, selten, jedoch an 
ihren Standorten meist sehr zahlreich. Bei Prag: Zävist und Cholupic (Vetter); Kiefer- 
wald bei Ridka (Knaf)! Velikä hora bei Karlstein (Steinmann, neuerdings K. Poläk 


ÄAnemone. 407 


1871!); bei St. Ivan mit Veronica dentata (Neumann)! Angeblich am Berge Zbän bei 
Rentsch. — Weisswasser: an feuchten Stellen eines bemoosten Felsens im Walde! Bei 
Leitmeritz am Grossen und Kleinen Hradischken! Südlehne des Kahlenbergs zwischen 
Hlinay und Kundratic zahlreich (A. Mayer) [wohl gleich Sebusein (Malinsky) !] Mileschau 
(Hackel). Marienberg bei Aussig (Reuss). Schönlindner Berg am Erzgebirge bei Komotau! 

b) Hüllblätter den Grundblättern ähnlich gestaltet, doppelt gefiedert, auf kurzen, 
blattigen, nur ganz am Grunde etwas zusammengewachsenen Scheiden. 


5. P. alpina Schultes (Anemone alpina L.). Grundblätter mit der Blüthe sich 
entwickelnd, fast 3zählig doppelt gefiedert, Blättchen fiedertheilig bis fiederspaltig 
mit lanzettlichen, 1—2zähnigen Zipfeln. Blüthe aufrecht, aus flach abstehenden Blättchen. 

Blüthenschaft 3°°—1‘ hoch. Blattscheiden, Aussenseite des Kelches und Blüthenstiel von 
langen dünnen Haaren weisszottis. Blume (Kelch) 1—1!/,‘ lang, weiss, aussen röthlich, selten 
schwefelgelb (so auf der Schneekoppe: Kablik !), auch gefüllt (im Teufelsgärtchen: Kablik!). 

2. Mai, Juni, und wieder August, Septemb. Auf den felsigen Kämmen, Lehnen 
und Koppen des hohen Riesengebirges, um 4000 allgemein verbreitet. 


4. Anemone (L.) Miller. Windröschen. 


a) Hüllblätter gestielt, den Grundblättern ähnlich gestaltet, in der Regel ohne Seiten- 
blüthen im Blattwinkel. Früchtchen klein, ohne Hautrand, behaart. 


«) Wurzelstock walzig, langgliedrie, wagrecht, dunkelbraun, mit vergänglichen 
Niederblättchen und vereinzelten Laubblättern. Stengel terminal, vom Wurzelstock rechtwinkelig 
aufsteigend, am Grunde mit einem Schuppenblatt, in dessen Achsel die Ersatzknospe. Frucht- 
köpfchen übergebogen. Früchtchen rauhhaarig, mit gleich langem bis 3mal kürzerem Schnabel. 


1. A. nemorosa L. (Waldhähnchen). Grundblatt 3zählig, unterseits zerstreut behaart ; 
mittleres Blättchen 3spaltig, seitliche 2spaltig, vorn eingeschnitten gesägt. Hüllblätter 
3zählig, auf halb so langem Blatistiele. Kelchblätter meist 6, aussen spärlich fein- 
haarig oder fast kahl. Früchtchen mit nur !|;, so langem vorgestreckten oder einwärts 
gekrümmten Schnabel. 

Stengel 3—9‘ hoch, meist 1blumie. Das Grundblatt neben dem Stengel, welches jedoch 
sehr häufig rudimentär bleibt und anscheinend fehlt, ist meist das erste Blatt der Ersatzknospe 
für das nächste Jahr, seltener gehört es der durch den Stengel beschlossenen Rhizomaxe an, 
unter dem Schuppenblatte am Grunde des Stengels. Blume weiss oder rosenroth bis purpurroth. 

2. April, Mai. In trockeneren Wäldern und Gebüschen verbreitet durch ganz Böhmen 
bis in’s Vorgebirge, im Böhmerwalde bis über 3000° (nach Göppert). 


2. A. ranunculoides L. Hüllblätter 3theilig, auf vielmal kürzerem Blattstiele. 
Kelchblätter meist 5, aussen dicht angedrückt feinhaarig. Früchtehen mit etwa gleich 
langem, zurückgekrümmtem Schnabel. 

Der vorigen sehr ähnlich. Blätter nur am Rande gewimpert, sonst fast kahl, ihre Ab- 
schnitte am Grunde mehr keilförmig, länger vorgezogen als bei voriger. Stengel nicht selten mit 
1—2 gestielten, je 2 Vorblätter tragenden Seitenblüthen. Kelchblätter gelb. 

2. April, Mai. In Wäldern, Gehölzen, oft mit der vorigen, besonders an feuchten 
Stellen, Bächen, verbreitet durch das ganze Land, auch im Vorgebirge, z. B. des Riesen- 
gebirges, Böhmerwaldes, doch etwas mehr zerstreut, in manchen Gegenden ziemlich selten. 


f) Wurzelstock kurzgliedrig, aufrecht ästig, mit Pfahlwurzel, büschelfaserig. 
Grundblätter zahlreich am Grunde des Stengels und an sterilen Trieben. Fruchtköpfchen aufrecht, 
Früchtchen weisswolligfilzig, mit winzigem Schnabel. 


3. A. silvestris L. Grundblätter handförmig 5zählig oder 5theiligs, Abschnitte 
2—3spaltig, vorn eingeschnitten gesägt. Hüllblätter ziemlich langgestielt, 5theilig. Kelch- 
blätter auswärts wolligiilzig. 

Stengel /,—1'/,‘ hoch, meist 1blüthig, selten auch 2blüthig. Blume weiss oder aussen 
röthlich, ansehnlich. 

27* 


408 Hepatica. Adonis, 


°, Mai, Juni. Auf steinigen, buschigen Lehnen, grasigen, sonnigen Hügeln, gern 
auf Kalk, zerstreut, doch ziemlich verbreitet im wärmeren Hügellande. Bei Prag: Lau- 
venzberg, Roztok (Tempsky); Särka, Horomöfic! Hain Lutovnik bei Kralup (Gintl)! 
Kalklehnen oberhalb Hledsebe bei Weltrus! St. Prokopithal mehrfach, Kuchelbad, Radotiner 
Thal gegenüber Hinter-Kopanina! Karlstein, St. Ivan! Beroun (Barzal)! — Neuschloss 
bei Leitomysl, Hrabösin bei Cäslau (Opiz). Nimburg (V$eteöka)! Dymokur auf dem 
Holy vreh und auf dem Abhang über dem Teiche häufig! Jiöin: am Cidlinaufer 
beim Dorfe Cidlina (Poläk)! Hohenelbe (Kablik)! B. Aicha (Wiese)! Horka bei München- 
grätz (Sckera). Weisswasser auf Sandstein (Hipp.)! N. Benätek (Kablik)! Husov bei Melnik 
(Prazäk)! Vidim (Hackel). Ober-Berkovic! Georgenberg und Sovice bei Roudnie! Peruc 
(Vondra)! Leitmeritz häufig: Uhuberg, Loretto, Maierhof unter dem Radobyl! Cernosek ! 
unter dem Lobosch! und weiter im Mittelgebirge (Reuss). Koselberg bei B. Leipa 
(Watzel)! Sandauer Berg (Zizelsberger). Tetschen (Malin.)! Hügel bei Türmitz (Hampel)! 
Bilin (Winkler)! Lippenei bei Teplitz (Eichler)! Brüx (Reuss). Lampenberg bei Schlacken- 
werth (Reuss). Tepl (Konrad)! — Herrschaft Zbirow (nach Opiz). Krumau über der 
Budweiser Vorstadt, am Kalkfelsen, Niklasberg und unter dem Blansker beim Kokels- 
heger auf Kalk! 
b) Hüllblätter sitzend, fingerförmig eingeschnitten, in der Regel alle Seitenblüthen 


(in einer endständigen 3—4blüthigen Dolde) erzeugend, selten steril unter der einzelnen Endblüthe. 
lrüchtchen kahl, eirundlich, zusammengedrückt, mit Hautrand und sehr kurzer schieter Spitze. 


4. A. narcissiflora L. Wurzelstock kurzgliedrig.. Grundblätter mehrere am 
Stengelgrunde, handförmig 3—Btheilig, Abschnitte doppelt 3spaltig mit linealen Läppchen. 
Kelchblätter beiderseits kahl. Fruchtköpfehen aufrecht. 

Schaft nebst Blatt- und Blüthenstielen zottig, 3”—1’ hoch, sehr selten nur 1blüthig. 
Blume (Kelch) weiss oder rosig angelaufen, etwa 1’ im Durchmesser. 

2. Mai, Juni. Auf grasreichen Hängen und Lehnen des hohen Riesengebirges, 
um 4000° häufig. Klausengrund bei Spindelmühle, Kiesberg, Teufelsgärtehen des Riesen- 
srundes, Kesselberg (K. Knaf)! Krkonos! Kl-Teich (K. Knaf)! Schneegruben (Wimmer). 


5. Hepatica Gilib. Leberblümchen. 


1. H. triloba Gil. (Anemone hepatica L.) Wurzelstoek unbegränzt, häutige 
Schuppenblätter, Grundlaubblätter und blattwinkelständige langgestielte Blüthen treibend. 
Blätter langgestielt, herzförmig, 3lappig, ganzrandig, zuletzt lederartig, oberseits kahl. 

Blüthen vor den Blättern erscheinend, auf 3—6‘ langen Stielen; Blume himmelblau, 
seltener rosenroth, sehr selten weiss, 

2. März, April. In Laub- und Nadelwäldern, Gehölzen, auf steinigen buschigen 
Hügeln, in humosem, mässig feuchtem Boden von den grösseren Thalebenen durch das 
ganze Hügelland, stellenweis bis in die Vorgebirgsregion (bis 3000°) des Riesengebirges, 
böhmerwaldes verbreitet, meist sehr gesellig. Bei Prag z. B. Lorenzberg, St. Prokop, 


Särka, Stern, Kröer Wald, Kuchelbad, Karlstein, Radotiner Thal, Säzavathal bei Davle, 
Moldauthal bei Stechovie u. s. w. 


6. Adonis L. 


a) Ausdauernder Wurzelstock. Blumenblätter 10—20. Früchtchen in kugelig-eiförmigem 
Köpfchen, behaart; Schnabel kurz, hakig zurückgekrümmt, dem Früchtchen angedrückt. 


2 1. A. vernalis L. Wurzelstock aufrecht-ästig, diekfaserig. Stengel aufrecht, 
einfach oder ästig, am Grunde mit trockenhäutigen, schuppenförmigen Niederblättern. 
Kelchblätter ausgefressen gezähnt, flaumig, halb so lang als die länglichen, ausgebreiteten 
Blumenblätter. Früchtehen länglich, runzelig, horizontal gestellt. 


41° hoch. Blätter 2—3fach fiederschnittig mit linealen Zipfeln. Kelch meist bräunlich 
angelaufen. Blumenblätter gross, über 1" lang, glänzend, eitrongelb. g 


Adonis, . 409 


2. April, Mai. Auf trockenen grasigen Hügeln, Triften, Waldrändern des wär- 
meren Hügellandes in der nördlichen Hälfte, zerstreut, aber meist gesellis. Bei Prag: 
Podbaba häufig, spärlich bei Lib£ic! im Haine Lutovnik zwischen Kralup und Lesan 
(Gintl)! um Karlstein und St. Ivan! Tetin (Pöch)! Ptäk bei Beroun (Feistm.) — Nimburg 
(VSetecka)! Voskovreh bei Podebrad! Katina bei Kuttenberg (Peyl)! Weiter nach Osten 
fehlend. Dauba (Watzel)! Niemes (Lorinser)! Ober-Berkovic (Kollasch)! Hof Kalesov 
bei Roudnie (Reuss). Hasenburg bei Libochovic (Hackel), Brozan (Neumann). Leit- 
meritz: bei Mallitschen gegen den Sträzickaberg! Kostäl bei Trebnitz: am Fusse des Ba- 
saltberges (Hackel, Mayer), und über der Fasanerie bei Skalken (Mayer). Schlucht bei 
Koloseruk (Reuss). Rannayer-Berg bei Laun! Im Bielathal: am Bukovicer Berge (Hampel)! 
Mariaschein (Reuss); Teplitz unter dem Schlossberge (Eichler). Bei Bilin! Fuss des Sel- 
nicer Berges (Eichler). Rudelsdorf bei Brüx (Stika) ! 


b) Pflanze 1jährig, mit spindelförmiger Hauptwurzel. Blumenblätter 6—8. Früchtchen 
in walzlichem Köpfchen, kahl; Schnabel derselben aufrecht oder aufsteigend. 


2. A. aestivalis L. Kelchblätter länglich, kahl, vorn gezähnt, den ausgebreiteten, 
länglich spateligen, höchstens doppelt längeren Blumenblättern angedrückt. Früchtchen 
schief 3eckig-eiförmig, grubig-runzelig, auf der oberen Kante mit einem spitzen Höcker, 
am Grunde mit einer queren, zackigen, auf der Rückenkante in einen spitzen Zahn aus- 
gezogenen Leiste; Schnabel aufsteigend, gleichfarbig grün. 

Stengel aufrecht, einfach oder ästig, /,—1'/,‘ hoch. Blätter wie auch bei dem folgenden 
2—3fach fiederschnittig mit linealen, stachelspitzen Zipfeln. Blüthen in der Grösse veränderlich 
(auch eine var. parviflora, Krone kürzer als der Kelch, so bei Leitmeritz gefunden!), die Seiten- 
blüthen bisweilen ganz klein. Blumenblätter scharlachroth, meist mit blauschwarzen Flecken am 
Grunde (Adon. miniatus Jacq.), selten strohgelb (#. eitrinus, Adonis eitrinus Hofmann), am Grunde 
mit schwarzbraunem Fleck. Fruchtköpfchen ziemlich dick, walzlich, Früchtehen dicht ohne 
Zwischenräume an einander gepresst. 

© Mai—Juli. In Getreidefeldern, auf Brachen, auf Lehm- und Kalkboden im 
ebenen und Hügellande verbreitet, stellenweise häufig, 8. nur selten und vereinzelt, 
z. B. bei Chlomin (Eisenstein)! Melnik (Prazäk)! Münchengrätz (Sekera)! Loun (Mann); 
Leitmeritz! Lobosie (Tausch)! Meronic! Bilin (Reuss), Brüx (Stika)! Trubschitz bei 
Komotau (Knaf) ! 


3. A. flammeus Jaeg. Kelchblätter erförmig, gezähnelt, am Grunde mit grös- 
seren, häntigen Anhängseln, aussen weich wollig-behaart, den ausgebreiteten, schmal 
länglichen, 3—4mal längeren Blumenblättern angedrückt. Früchtchen schief 3evkig, ei- 
förmig, grubig-runzlig, an der oberen Kante vor dem Schnabel mit gerundetem Höcker ; 
Rückenkante an der Basis mit wenig bemerkbarem oder ohne Zähnchen. Schnabel 
an der Spitze brandig-schwarz. 

Schlanker, feiner als voriger. Stengel ®/,—1',‘ hoch, unten mehr behaart. Blumenblätter 
viel schmaler, oft sehr ungleich, brennend scharlachroth, am Grunde schwarz, selten citrongelb 
(so bei uns noch nicht beobachtet). Früchtchen kleiner als bei vorigem, Fruchtähre dünner, mehr 
verlängert und locker, mit Zwischenräumen zwischen den Früchtchen! 

© Juni—August, In Getreidefeldern, besonders auf Kalkboden der wärmsten 
Region, fast nur in der unteren Elbe- und unteren Moldaugegend. Bei Prag: St. Prokop 
oben unweit der Kirche! Podbaba mit vorigem, aber seltener! Brüky (Dödetek); zwischen 
Okor und Tuchomöric (Jirus). Ounetie (Opiz)! Lib£ie bei Chejnov! Bei Kralup ziemlich 
häufig (Poläk)! — Elbegebiet: bei BySie und Celelic in Kalkthon- und schwarzem Lehm- 
boden! Sehr häufig um Wegstadtel, Gastorf, Roudnic! Budin und Libochovic (Russ). 
Brozan, Choteschau (Mayer). Nächst dem Rannayer Berge bei Laun! Unter dem 
Loboseli! bei Mallitschen nächst Leitmeritz! Klein-Pale@ bei Schlan (Knaf)! — Sonst 
wohl minder beständig und eingeschleppt, so bei Saaz (Weicker), Kosmanos! Nach 
Schlechtendal sogar bei Horovic hin und wieder. 


+ Adonis autumnalis L., mit glockig zusammengeneigten, einander mit den Rändern 
deekenden, eiförmigen, blutrothen Blumenblättern, von denen die kurzhaarig-rauhen Kelchblätter 


410 Myosurus — Ranunculus. 


abstehen, auch durch zahnlose Früchtehen ausgezeichnet, aus Südeuropa stammend, findet sich 
nur sehr selten zufällig aus Gärten verwildert, so einmal bei Prag (Tausch)! bei Bodenbach auf 
einem Schutthaufen (Malinsky)! 


7. Myosurus L. Mäuseschwanz. 


1. M. minimus L. Blätter grundständig, lineal, stumpflich, in den Blattstiel 
spatelig verschmälert, kürzer als die blattlosen 1blüthigen Schäfte. 

1-4” hoch, meist in Rasen beisammen wachsend, völlig kahl, Blumenblätter gelblich, 
sehr klein. Fruchtähren 1'/,‘ lang. 

April—Juni. Auf feuchten lehmigen und sandigen Aeckern, auf grasfreien 
Sandplätzen und Anhöhen des grössten Theils des inneren Hügellandes, zerstreut, in ge- 
birgigeren Lagen fehlend. Bei Prag: Baumgarten! Veleslavin (Opiz)! Generälka! Ci- 
bulka (Jirus); Zävist (Müller)! über der Modraner Schlucht! Kr&! Michle (Jirus), Li- 
busabad (Nickerle); Däblic! Roztok! gegenüber Liblie, Ouval, Cakovic im Kamenicer 
Thale, Pikovie an der Säzava u. a. O. Kuttenberg, Cäslau häufig, Pardubic (Op.), 
Josefstadt, Trautenau, Jiöin, Sobotka, Münchengrätz, Reichstadt, Reichenberg, Fugau, Weiss- 
wasser, (nach Schauta nicht bei Niemes), Habichtstein, Melnik. Scheint bei Leitmeritz und 
im Mittelgebirge zu fehlen. Häufig am Erzgebirge von Tetschen über Komotau, Karlsbad, 
Ellbogen. Saaz. Rakonitz bei Losy (Krej@). Bei Pfibram nicht häufig (Schlechtendal), 
Brezina (Sternberg)! Bei Pilsen gemein (Eichler). Budweis (Jechl)! Neuhaus (Mar- 
detschl.). Goldenkron (Jungbauer). 


8. Ceratocephalus Mönch. Hornköpfchen. 


1. C. orthoceras DC. (C. faleatus Tausch! et vet. Autt. boh.) Blätter grund- 
ständig, spinnwebig-wollig, Stheilig, mit ganzen oder fiederspaltigen Abschnitten, geweih- 
artig gespreizten und gekrümmten linealen Zipfeln. Schaft nackt, 1blüthig, besonders 
oberwärts nebst den Kelchen und den länglichen Fruchtähren weisswollig. Früchtehen 
wagrecht abstehend, geschnäbelt, oberseits zwischen den Höckern mit seichter Furche, 
unterseits auf dem Rückenkiel mit einem sehr kleinen Kamme; Schnabel schwertförmig- 
pfriemlich, schwach gekrümmt, von der Basis an verschmälert, mit gerader oder 
öfter auswärts gekehrter Spitze. 

Stengelchen 1—2“ hoch, meist zahlreich, rasig beisammenwachsend, zur Fruchtreife bis 
3“ hoch, von der wolligen Behaarung ganz grau. Blumenblätter klein, schwefelgelb, hinfällig. 
Die Früchte des österreichischen C. falcatus Pers. sind viel grösser, mit breitem, von der Mitte 
an verschmälertem und mit der Spitze bogig einwärts gekrümmtem Schnabel. 

© Ende März, April. In Hohlwegen, auf trockenen kurzgrasigen Wegrändern, 
nur bei Prag an wenigen Orten, aber dort meist zahlreich: am Wege von der 
Cikänka binter dem Kanalschen Garten gegen Strasnie, von da im Thale gegen Vröovic! 
bei Michle einzeln! am Bohdalec (nach Jirus). Im Hirschgraben [unter dem Kaiser- 
garten] (Gebauer 1844!) bei Troja (Fieber! von mir neuerdingst daselbst nicht bemerkt). 
Invalidenhaus (Freyersmuth bei Opiz). 


9. Ranunculus L. Hahnenfuss. 


., A: Blüthenstiele zur Fruchtzeit bogig zurückgekrümmt. Blumenblätter weiss, am 
Nagel meist gelb, mit nacktem (von keinem Schüppchen bedeckten) Honiggrübchen. 


Ä I. (Batrachium DC) Kelchblätter 5. Früchtehen unberandet, mit gewölbten querrun- 
zeligen Seitenflächen, ungeschnäbelt, kurz bespitzt. — Wasserpflanzen, untergetaucht oder im 
Schlamme kriechend. 


& u) Untergetauchte vieltheilige Blätter im Umrisse rundlich oder nierenförmig, mit 
nach allen Seiten ausgebreiteten Zipfeln. Staubgefässe länger als die meist kurzhaarigen Früchtchen. 
Blumenblätter meist 5. 


Ranunculus, 411 


1. R. aquatilis L. (R. peltatus, diversifolius et divarieatus Schrank). Blätter 
sämmtlich untergetaucht oder öfter die oberen schwimmend, breitspreitig, gelappt und 
gespalten, die untergetauchten länger oder kürzer als die Stengelglieder, die oberen 
auf ihrer Scheide kürzer, die unteren länger gestielt, vieltheilig, mehrmals 3spaltig, 
zuletzt wiederholt 2spaltig, mit weichen, borstlich verschmälerten, allseitig abstehenden, 
ausser dem Wasser zusammenfallenden Zipfeln. Obere Nebenblatteheiden gross, ge- 
dunsen, oberwärts 2lappig, rauhhaarig. 


Stengel stumpfkantig, ästig, kahl oder zerstreut behaart, 2“—5‘ lang. Variirt sehr 
und zwar: 


«) heterophyllus Wallr. (R. heterophyllus Web,, Presl. fl. ©.) Obere Blätter schwim- 
mend, dicklich, fettglänzend, handförmig 3—5lappig, mit grobkerbigen oder ganzen Lappen, am 
Grunde meist tiefherzförmis (var. peltatus Koch), selten abgestutzt (@* truncatus Koch). Blüthen 
langsestielt, Blumenblätter gross, 5“' lang, Staubgefässe 20 und mehr. — R. intermedius Knaf 
(Flora 1846) ist wahrscheinlich eine hieher gehörige, in seichtem Wasser gewachsene Form von «, 
ohne die getheilten Blätter der Normalform; in Knafs Herbar fehli sie, er fand sie bei Kundratic 
nächst Prag und bei Komotau gegen Sporitz zu. 


ß) trichophyllus. Alle Blätter untergetaucht, vieltheilig, Zänger als die Inter- 
nodien, selten einzelne oberste fächerförmig getheilte oder eingeschnittene dünnere Laub- 
blätter. Blüthen wie bei &). — Auf Schlammstellen, an denen das Wasser abgelaufen, werden 
die Blätter kürzer, breiter, saftiger, freudig grün, der Stengel kürzer, nur 2—4“ hoch, oft rasig- 
astig (P* terrestris). 

y) paucistamineus (R. paucist. Tausch). Blätter wie bei £), aber kürzer als 
die Stengelglieder, kürzer gestielt. Blüthen kürzer gestielt, Stiele kaum länger als ihr Trag- 
blatt. Blumenblätter kleiner, oft nur 2’ lang. Staubgef. 10—15. Früchtchen kleiner als bei £), zahl- 
reicher. Hiezu auch eine Form y* terrestris. — (R. divaricatus Schrank ist nach der Abbildung 
bei Tabernaemontan S. 187 zweifellos diese var. y., könnte aber auch £.und schliesslich auch den 
R. ceireinnatus begreifen, welchen auch Haller in Hist. stirp. mit R. aquat. f. y. zusammen- 
gezogen hatte). 

6) Petiveri Koch. Wie y), jedoch die oberen Blätter schwimmend, tief 3- bis 
5theilig, spitzzähnig eingeschnitten. 


2. Mai—Aug. In stehenden und langsam fliessenden Wässern im Hügellande und 
in der Ebene allgemein verbreitet, besonders «.— «*) z. B. bei Schluckenau (Karl)! Boden- 
bach (Winkler)! Postelberg, Komotau (Knaf)! u. a.— ß#) Hohenelbe (Kablik)! Jiein 


(Veselsky)! Nimburg (VSetecka)! Tetschen (Malinsky)! Rothenhaus (Roth)! — y) Prag: 
Libusabad! Kaiserwiese (Nickerl), Tresovic (Opie)! — Nimburg (VSetecka)! Katina 


(Peyl)! Jarom&r (Knaf)! Veselä bei Münchengrätz (Sekera)! Hracholusk und Podlusk bei 
Roudnie (Reuss), Hrdly, Theresienstadt (Jirus). Herzinsel bei Lobosie (Mayer). Kommern 
und Püllna (auch p*)! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! — 0) Jungbunzlau (Hipp.)! Tetschen 
(Malinsky)! 


2. R. eireinnatus Sibth. (R. divaricatus Koch et Autt., R. rigidus Hofm., Presl 
fl. &ech.). Blätter sämmtlich untergetaucht, viel kürzer als die Siengelglieder, alle 
auf der länglichen, angedrückten, ungelappten, kahlen, bloss gewimperten, vergüng- 
lichen Nebenblattscheide sitzend, vieltheilig, zuerst nur 1—2mal 3theilig, dann wieder- 
holt 2theilig, mit starren, in eine nierenförmig-kreisrunde Fläche ausgebreiteten, 
ausserhalb des Wassers nicht zusammenfallenden Zipfeln. Blüthen langgestielt. 

Pflanze spröde, zerbrechlich, häufig kalkig inkrustirt. Blumenblätter an 5'’ lang, selten 
klein, wie bei R. paucistamineus (£. parviflorus). 

2. Juni—August. In Wässern, Tümpeln wie vorige, jedoch viel mehr zerstreut. Bei 
Prag selten: Slichov, Vysoöan! Modran (Jirus)! Unhoster Thal bei der rothen Mühle! 
JungferbreZan (Leonhardi). Böchovic (Jirus). Tisie an der Elbe (ß.)! Nimburg! Cäslau 
im Stadtteiche! Pardubic (Opie). Hrusov bei Hohenmauth im Bache! Bach bei Leito- 
mySl! Tümpel der Adler bei Wildenschwert! Chraster Flur bei Jaromer! Altbuch (Guder- 
natsch)! Jiöin (Vafecka). Kleinweisel bei Münchengrätz (Sekera)! Cetno bei Jungbunzlau 
(Reich)! Tümpel der Iser bei Benätek (Dedeöek)! Weisswasser (Hipp.)! Höflizer Bach 
bei Niemes (Schauta)! Schluckenau (Karl). Melnik (Prazäk)! Bach zwischen Hracholusk 


112 Ranuneoulus, 


und Podlusk (Reuss)! Teplitz (G. Opiz). Sehwarzteich bei Schlackenwerth (Reiss). Park zu 
Schönhof bei Saaz (Thysebärt). Senomat bei Rakonitz (Krej&). — Moldautümpel bei Budweis ! 

b) Untergetauchte vieltheilige Blätter im Umriss länglich mit verlängerten, paral- 
lelen Zipfeln. Staubgef. kürzer als die kahlen Früchtchen. Blumenblätter 5—10. 


3. R. fluitans Lam. (R. fluviatilis Web., Presl fl, &, R. peucedanifolius All.) 
Stengel stielrand. Blätter sämmtlich untergetaucht, untere langgestielt, obere sitzend, 
alle zuerst einmal 3spaltig, dann wiederholt 2spaltig. Nebenblattscheide verlängert, 
oben etwas 2lappig. Blüthenstiele dick, zur Spitze verdünnt. Früchtchen kahl, an der 
Spitze abgerundet, seitlich bespitzt. 

Stengel bis 20° lang. Die Früchte schlagen gewöhnlich fehl, und die Blüthenstiele krüm- 
men sich dann nicht. Fruchtboden wie bei den vorigen behaart (nicht kahl, wie Grenier und 
Neilreich angeben). Variirt mit Janggestielten grösseren (etwa 1‘ Durchm.) und kürzer gestielten 
kleineren ("/,‘‘ Durch.) Blüthen (R. Bachii Wirtgen). In sumpfigem Wasser werden die Blatt- 
zipfel kürzer, breiter, dicklicher (so Ietzinsel bei Prag, Purkyn&!). Schwimmende Blätter, die 
Ascherson nierenförmig, gelappt, ziemlich klein in Norddeutschland beobachtete, wurden bei uns 
noch nicht geschen. 

2, Juni—August. In fliessenden Wässern, Flüssen und Bächen, besonders in der 
nördlichen Hälfte verbreitet. Bei Prag: in der Moldan bei Podbaba, Kuchelbad, zwischen 
7ävist und Stöchovic! Beroun im Berounflusse (Feistm.), — Elbe bei Lissa (Tausch)! 
Nimburg! Pardubie in Gräben (Opie), Sehusie (Preiss). In der Chrudimka bei Tun&chody ! 
l,eitomysl im Bache gegen Hohenmauth! Adler bei Wildenschwert! Königingrätz (Guder- 
natsch)! Aupafluss bei Jarome* (Knaf)! Iser bei Kleinskal (Neumann), Münchengrätz 
(Sekera)! Jungbunzlau (Hipp.)! Benatek (Dödelek)! Elbe bei Leitmeritz (Thiel)! Häufig 
im nördlichsten Striche in den Bächen und Flüsschen, so bei Tetschen im Bolzenfluss 
(Malinsky)! bei Herrenskretschen, Windischkamnitz! B. Kamnitz! Nixdorf (Neumann). 
Bolzen bei Niemes (Schauta)! und B. Leipa! Reichenberg (Siegmund)! Predlitzbach bei 
Karbitz! Bielabach bei Teplitz (Eichler). Tepelfluss bei Karlsbad (Ortmann) ! und Franzens- 
bad (Palliardi). — Zbirow: im Bache bei Padr£! Bei Krumau im Kalschinger Bach 
(Mardetschläger)! in der Moldau und im Mühlbach (Jungbauer); Budweis in der Moldau 
(Mardetschl.) , 
>... . P. Blüthenstiele zur Fruchtzeit gerade. Blumenblätter gelb, sehr selten (nur bei R. 
aconitifolius) rein weiss, und dann mit einer Honigschuppe. 

4A. Früchtehen unberandet, ungeschnäbelt, mit fast sitzender Narbe. 
II. (Hecatonia Lour.) Kelch- und Blamenblätter 5. Blumenblätter gelb; ihr Honig- 
grübehen klein, von keinem Schüppehen bedeckt (nackt). Fruchtköpfchen walzlich. 


4. R. sceleratus L. Wurzel büschelig-fasrig. Stengel aufrecht, ästig, hohl, sammt 
den Blättern kahl, nur oberwärts zerstreut behaart. Untere Blätter 3theilig oder 
3lappig mit oft 2—3spaltigen und eingeschnitten-gezähnten Lappen, obere tief 3theiliy 
mit schmal keilförmigen Abschnitten, gestielt. Kelche zurückgeschlagen. 
un. A—1'/,‘ hoch, blassgrün; Blätter etwas dicklich, oberseits sattgrün. Blumenblätter 
hinfällig, blassgelb, klein, etwa so lang als der Kelch. Früchtchen sehr klein, gekielt, schwach 
uerrunzelig, kahl. Giftig. Var. 8) clavatus, Stengel (im Schlamme) niederliegend, Blätter lang- 
gestielt, obere ungetheilt, eiförmig-löffelförmig, gekerbt, in den Blattstiel zugeschweitt. 

’ © oder 69. Auf nassen, sumpfigen Stellen in Gräben, Lachen, an schlammigen 
Ufern durch ganz Böhmen mit Ausnahme der Gebirge, am häufigsten in niederen Ge- 
genden verbreitet, obwohl nicht überall häufig; auch bei Prag schr zerstreut, nicht häufig, 

II. (Ficaria Huds.) Kelchblätter 3 (selten 4-5). Blumenblätter 8—12, gelb, ihr 


Ioniggrübchen von einem fleischigen, schuppenförmigen Anhängsel bedeckt. Fruchtköpfchen fast 
kugelig. Keim mit nur einem Cotyledonen. 


3 5. R. ficaria L. (Ficaria verna Huds.) Wurzel büschelig, aus keulenförmigen 
Knollen und eingestrenten ästigen Fasern. Stengel liegend oder aufsteigend, ein — mehr- 
blüthig. Blätter nieren-herzförmig, untere langgestielt, ausgeschweift oder eckig-gekerbt, 
obere kurzgestielt, winkelig-seichtbuchtig. Früchtehen behaart, oberwärts gekielt. 


ten 


Ranunoulus, 413 


Kraut kahl, 3—9' lang; Blätter fettieglänzend, in der Mitte öfter mit schwärzlichem 
Fleck. Blumen eoldgelb, es soll aber auch eine weissblühende Gartenvarietät geben. Früchte bilden 
sich selten aus, wegen reichlicher vegetativer Vermehrungsweise. Die Knollen am Stengelgrunde 
gehören eigentlich zu den meist verkümmert bleibenden Achselknospen der grundständigen 
scheidigen Blätter; ebenso entstehen häufig derartige, aber mehr rundliche Brutknöllchen in den 
Achseln der oberen Stengelblätter als Adventivwurzeln zu je einer Achselknospe (wie bei Orchis 
und anderen Orchideen). 
2. April, Mai. In schattigen Gebüschen, an Waldrändern, Bächen in gelockertem 
Boden sehr gesellig, bis in das Vorgebirge verbreitet und häufig. 
B. Früchtchen deutlich geschnmäbelt. Kelehblätter 5. Blumenbhlätter meist 5, selten mehr, 


-IV. (Ranunculastrum m., Hecatonia DC.) Blumenblätter weiss (selten bei fremden 
Arten auch gelb), mit von einer dünnen häutigen Schuppe oder einem häutigen Rande umgebener 
(selten bei fremden Arten nackter) Honiggrube. Früchtehen wnberandet, bloss von einem Kiele 
umgeben, beiderseits gewölbt, aderig. 


6. R. aconitifolius L. Wurzelstock kurzgliedrig, mit eimem Büschel dicker 
Wurzelfasern, von alten Blattstielfasern schopfig. Stengel beblättert, oben ästig 3- bis 
vielblüthig. Grundblätter und untere Stengelblätter gestielt, handförmig 3—7theilig, 
Abschnitte 2—3spaltig oder ungetheilt, ungleich eingeschmitten-gesägt, spitz oder 
zugespitzt; obere Stengelblätter kurzgestielt oder sitzend, mit schärfer gesägten Ab- 
schnitten. Honiggrube der Blumenblätter von einer zungenförmigen blattigen Schuppe 
bedeckt. Fruchtköpfehen kugelig. Früchtchen verkehrteiförmig, kahl, oberwärts dick, 
mit kurzem, dünnem, gekrümmtem Schnabel, 

Stengel bald nur 1‘ hoch, 2--3blättrig und 3—5blüthig, bald bis 3° hoch, vielblätterig, 
mit vielen Blüthen in end- und seitenständigen, deckblätterigen Doldentrauben (R. platanifolius 
L.). Blätter satterün, unterseits auf den Nerven meist spärlich behaart, selten (#. velutinus m.) 
schimmernd seidig behaart. Blüthenstiele dünn. Blumen rein weiss, 8 - 10° Durchmesser. 

2, Mai—August. In Bergwäldern, Holzschlägen, Schluchten, an Gebirgsbächen 
und auf Waldwiesen der Gränzgebirge über 1600—4500 Fuss. Glatzer Schneeberg 
zahlreich! Verbreitet auf den Abhängen der höchsten Kuppen und in den Gründen des 
Riesengebirges, z. B.: Schneekoppe! Riesengrund (Tausch)! Rehhorn (Kablik)! Kl. Teich 
(A. Opiz), u. s. w. Bei Johannisbad am Schwarzenberg (Opie)! Rochlitz (Gottstein)! 
Im Erzgebirge in den Gründen: Seegrund bei Eichwald (Reuss); Klostergrab (Malinsky)! 
Krinsdorfer Grund, Kleinhahn (Reuss); Komotauer Grund, zumal beim Bösen Loch! 
Pressnitz (Häjek)! Hauenstein, Wiesentbal, Gottesgab, Joachimsthal (Ortm., Reiss!). Im 
Böhmerwalde in der Buchenregion zwischen 3000 und 4500 Fuss verbreitet: Seewand- 
berg c. 3000 Fuss (Purkyne)! Eisenstein und Arber (Müncke), Rachel, Aussergefild 
(Claudi), Fürstenhut (Purk.)! Kubani 4200 Fuss (Müncke)! Kuschwarta (Savel)! Drei- 
sesselberg (Jgb.), Quellen des Plöckensteins (Purkyn&)! bei Hirschbergen, Salnauer Hoch- 
fieht, Alpenweide bei Glöckelberg (Jungbauer). 

V. (Euranunculus.) Blumenblätter gelb, ihr Honiggrübchen . von einer fleischigen 
Schuppe bedeckt. Früchtchen linsenförmig zusammengedrückt, (von einem platten Saume) berandet, 
selten gedunsen (R. flammula). 

1. Pflanze vieljährig oder 2jährie, mit büscheligen oder quirligen Wurzelfasern, zur 
Blüthezeit ohne Hauptwurzel. Fruchtboden verlängert, walzlich, mit zahlreichen glatten, höchstens 
warzig punktirten Früchtchen. k 
a) Wurzelfasern grösstentheils zu länglichen Knollen verdickt, fädliche Fasern 

eingemischt. Fruchtköpfchen eilänglich. 


7. R. illyrieus L. Stengel armblättrig, einfach, iblüthig oder langästig, mehr- 
blüthig, sammt den Blättern weissgrau seidenhaarig- wollig. Blätter 3schnittig oder 
3theilig, mit ganzen oder tief 3spaltigen Abschnitten und schmallanzettlichen, ganzran- 
digen Zipfeln, die grundständigen langgestielt, die stengelständigen kurzgestielt oder 
sitzend, manchmal ungetheilt. Blüthenstiele stielrund. Kelch herabgeschlagen. Früchtchen 
eingestochen-punktirt, langgeschnäbelt, 


1—1'/,' hoch. Blumen ziemlich ansehnlich, glänzend goldgelb, 


414 Ranunculus, 


2, Mai, Juni. Auf Weiden und feinsandigen Grasplätzen unter Gebüsch, nur im 
unteren Moldau- und Elbthale. Bei Prag: Michle (Fierlinger)! im Baumgarten an der 
Mauer nächst Holesovie in der lichten Baumparthie ehemals häufig, jetzt durch Abholzen 
und Umwandlung der Grasplätze in Felder bis auf geringe Reste ausgerottet! Felsen 
der Kaisermühle (Opiz, von mir nicht gefunden). Hain bei Kralup (Poläk 1872)! Wiesen 
um Weltrus (Tausch)! Schützeninsel bei Leitmeritz (schon Sieber!), nur an wenigen 
Stellen, selten (A. Mayer). Aussig (Malinsky) ! 


b) Wurzelfasern sämmtlich fädlich, nicht verdickt. Fruchtköpfchen fast kugelig. 
«) Blätter sämmtlich ungetheilt. 


8. R. lingua L. Wurzelstock senkrecht, dick, röhrig, quirlig-faserig, Aus- 
läufer treibend. Stengel steif aufrecht, sammt den Blättern angedrückt behaart oder 
kahl. Blätter verlängert lanzettlich bis lineal-lanzettlich, zugespitzt, meist entfernt 
kleingezähnelt, oder nur geschweift, untere kurzgestielt, obere mit kurzscheidigem 
Stielehen, die der Ausläufer elliptisch oder löffelförmig, langgestielt. Blüthenstiele stzelrund. 
Früchtchen zusammengedrückt, breitberandet, mit breitem, geradem, schwerlförmigem 
Schnabel. 

2—4' hoch; unsere grösste und kräftigste Art. Blätter derb, dicklich, bläulichgrün. 
Blumen goldgelb, glänzend, ansehnlich, 1—1',‘“ Durchmesser. 

2 Juli, August. In Sümpfen, Gräben, an Wassertümpeln und Teichen zwischen 
Schilf und Binsen sehr zerstreut (ähnlich wie Rumex hydrolapathum und aquaticus 
verbreitet, am häufigsten in den Niederungen, selten im höher gelegenen Hügellande. 
Fehlt der eigentlichen Prager Gegend; erst bei Popovic hinter Beroun; bei Horovic im 
Thale nächst Komärov am Teichel! — Nördlich von Prag erst an der Elbe bei Stefans- 
überfuhr (Bracht)! Libis und Lobkovie (Kostelecky). Nimburg gegen Kreökov! Podebrad: 
am gegenseitigen Ufer in Tümpeln, und in Gräben der Blatowiese! Elbsümpfe bei Gross- 
Vosek! Teichel bei Zähornie! Gräben bei Chlumec! Teich Kmotrov bei Sehusic, Rozkos 
bei Bohdane?, Lipina bei Pardubic (Opiz). Dasie (Kablik)! Holie (Cenek)! Königingrätz 
(Reichel). Nickl bei Leitomysl (Walter). Landskron (Erxleben)! Senftenberg am Kun- 
walder Teiche (Brorsen). — Ji@iner Teich und Sümpfe unter dem Prachoy (Poläk)! 
Mankovic bei Münchengrätz (Hutzelmann)! Teich bei Jungbunzlau (Himmer)! Weisswasser 
(Hipp.)! Hirschberg (Tausch)! Neuschlosser Teich (Watzel)! Niemes: Gräben bei Warta, 
am Hammerteich bei Wartenberg u.a. (Schauta)! Gabel (Neumann), — Teplitz (Wiakler) ! 
am Steinmühlteich, Kostner Teich (Laube). Dux (Thiel)! Brüx: bei Tschauch, Kopitz 
(Eichler) und unterhalb Eisenstein! Schlackenwerth (Reiss); Zettlitz bei Karlsbad (Ortmann)! 
— Rakonitz: am Neu-Teich (Krejt). Teichsümpfe bei Böhm. Fellern bei Budweis! und 
an der Malsch gegen den Rothen Hof (Mardetschläger). Neuhaus am Teiche Bajgar 
[Weiher] (Novotny). 


9. R. fammula L. Wurzelstock abgekürzt, büschelfaserig, ohne unterirdische 
Ausläufer. Stengel aufrecht bis niederliegend und an den Gelenken wurzelnd, kalıl 
oder angedrückt behaart. Blätter elliptisch, lanzettlich bis lineallanzettlich, meist 
entfernt gezähnelt,- untere langgestielt, obere kürzer scheidig-gestielt. Blüthenstiele 
gefurcht. Früchtehen bauchig, schwachberandet, von dem kurzen, stumpfen, geraden 
oder etwas zurückgekrümmten Schmäbelchen bespitzt. 

Blumen sattgelb. Varirt «) erectus Neilr., Stengel aufrecht oder aufsteigend, '/, bis 
1'/,‘ hoch; Blumen grösser, 5—8‘ Durchm., und £) reptans Rchb., Stengel dünn, niederliegend, 
kriechend, an den Knoten wurzelnd, mit geraden Stengelgliedern, oder am Grunde liegend und 
dann geknickt aufsteigend, Blüthenstiele oft einzeln, Blüthen kleiner. — R. reptans L., wofür 
ß) öfter genommen wird, wächst nicht in Böhmen, er ist noch viel zarter als ß), mit bogigen 
Gliedern, reichlich wurzelnd, mit schmalen, kleinen, fast ganzrandigen Blättern, einzelnen Blüthen- 


stielen, viel kleineren Fruchtköpfchen, mehr zusammengedrückten Früchtchen und längerem, mehr’ 
zurückgekrümmtem Schnabel. 


2 Juni bis Herbst, An feuchten Orten, Sumpfwiesen, Torfen, in Sümpfen, Gräben, 


ee EEEEESESSSCEESSEEEEEEGS nn  — 


Ranunculus. 415 


durch ganz Böhmen, auch im Gebirge (Böhmerwald bis 3000‘ nach Sendtner) verbreitet 
und gemein. ß) an Sumpfrändern, seltener. 
£) Blätter 3—5schnittig, getheilt oder gelappt. 
*) Früchtchen behaart. Fruchtboden kahl. Blüthenstiele stielrund (unge- 
furcht). Kelche locker anliegend. 


10. R. auricomus L. Wurzelstock abgekürzt, reichfaserig. Stengel meist ästig. 
Grundblätter herzförmig-rundlich oder nierenförmig, grobgekerbt oder kerbiggezähnt, 
ungetheilt oder 3—5lappig oder 3—5spaltig, auch handförmig getheilt. Stengelblätter 
sitzend, fingerförmig getheilt, mit linealen ganzrandigen oder keilförmig länglichen, grob- 
gesägten oder eingeschnitten gezähnten Abschnitten. Früchtchen mit langem, hakig ge- 
krümmtem Schnabel. 

Y,—1'/,‘ hoch, kahl oder spärlich flaumig, hellgrün ins Graugrüne. Blumen soldeelb, 
ziemlich gross, jedoch an den ersten Blüther einzelne oder alle Blumenblätter verkümmert. 
Stengel am Grunde in der Regel nur mit einem vergänglichen, später nicht mehr wahrnehmbaren 
Niederblatt und einigen Laubblättern, deren unterstes einfach oder minder getheilt ist. Von einer 
Achselknospe ist in der Regel auch schon 1 (oder 2) langgestieltes Laubblatt vorhanden, einfach 
oder minder getheilt als die anderen. Variirt aber £) vaginatus, Scheiden am Stengelsrunde 
2—3, dagegen kein oder nur 1 Laubblatt und das meist ungetheilte Laubblatt der Achselknospe. 
Eine kräftigere, üppigere Form dieser Varietät, deren Stengelblätter breiter lanzettlich und mehr 
gezähnt-gesägt, die Blüthen grösser sind, ist R. cassubicus L., in dem ich keine eigene 
Art sehen kann; sie ist bei uns nicht so typisch wie in Nordostdeutschland und Polen entwickelt. 

2. April, Mai. In lichten Laubwäldern, Gebüschen und auf Waldwiesen durch 
das ganze Hügelland und niedere Gebirgsland verbreitet und häufig; bei Wittingau auf 
den etwas torfigen Wiesen in Menge, wie anderwärts R. acris, und mit demselben. 
— ß) seltener, die magere normale Form bei St. Prokop (Knaf)! und im Walde bei Brezi 
nächst Chedrby &äsl. (Opiz)! wohl auch anderwärts; in der üppigeren Form bei Tetschen 
(Malinsky)! und im nordöstlichen Theile: bei Eisenstadtl nächst Jiein im Gebüsche des 
Mühlbaches (Varetka, Pospichal!), bei Jaromer am Aupaufer nächst Zwol (Knaf)! im 
Walde Leithen bei Hochtann nächst Deutschbrod (Schwarzel). 

**) Früchtehen kahl. Fruchtboden kahl. Blüthenstiele ungefurcht. Kelche 
locker anliegend. 


11. R. acris L, Wurzelstock kurz, abgebissen, reichfaserig. Stengel aufrecht, 
ästig, nebst den Blättern und Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen (lezteren beiden 
sehr dicht) angedrückt behaart. Grundblätter handförmig ötheilig, Abschnitte fast 
rhombischh 2—3spaltig mit lanzettlichen eingeschnitten-gezähnten Zipfeln; obere 
Stengelblätter sitzend, 3theilig.. Blüthenknospen nöedergedrückt kugelig. Früchtchen 
schmal berandet, auf den Flächen etwas gewölbt, blassgeblich; Schnabel vielmal kürzer 
als das Früchichen, kurz, etwas gekrümmt. 

1—3° hoch, Zwergformen 2—3‘ hoch. Blätter öfter schwarzgefleckt, in der Breite der 
Abschnitte und Zipfel veränderlich; auch die Behaarung bald stärker, bald geringer. Blumen 
goldgelb. Var. £) alpestris Wimmer et Grab. (R. montanus Presl fl. ech.), niedrig, 1—3blüthig, 
Blattzipfel länglich, Blume grösser. 

2. Mai—Herbst. Auf Wiesen und Triften, auch in Hainen und Gebüschen, auf 
Mooren und Felsen gemein bis auf die höchsten Stellen des Hochgebirges; z B. Schnee- 
koppengipfel! ß) Kleine Schneegrub® des Riesengebirges (Wimmer, Knaf!). 


* 12. R. tuberosus Lapeyr. (Tausch). Wurzelstock wagrecht, dick fleischig, dick- 
faserig. Stengel aufrecht, ästig, vielblüthig, sammt Blättern, Blüthenstielen und Kelchen 
angedrückt rauhhaarig;, Blattstiele und Scheiden dichter und etwas abstehend behaart. 
Grundblätter langgestielt, handförmig 5theilig, Abschnitte rhombisch-eiförmig, tief 
2—3spaltig, eingeschnitten-gezähnt; oberste Stengelblätter fast sitzend, 3theilig, mit 
linealen Zipfeln. Blütbenknospen kugelrundlich. Früchtehen breiter berandet; Schnabel 
halb so lang als das Früchtehen, gerade, schwertförmig, am der Spitze gekrümmt. 

1—2’ hoch. Ähnlich breitblätterigen Formen des R. acris, jedoch durch Rhizom und 


416 Ranunculus, 


Früchte bedeutend verschieden, robuster, kräftiger und dichter behaart. Blattscheiden der Grund- 
blätter sehr gross, daher der Trieb sehr dick, fast zwiebelartig. Blumenblätter satt goldgelb, so 
eross wie bei R. polyanthemus. — Diese merkwürdige Pflanze stimmt vollkommen mit dem R. 
tuberosus des Sternberg’schen Herbars überein, welchen Graf Sternberg ohne Zweifel aus fran- 
zösischen Samen kultivirt hatte. Nach Standort und Beschreibung scheint auch der Wiener R. 
tuberosus Schur dieselbe Art zu sein. Auch R. Frieseanus Jord. (nach Neilreich =R. Steveni 
Andrz.. der jedoch nach Koch und Ledebour zu R. acris gehört), bei Zemansk& Podhradi (Nemes- 
Podhragy) in Nordunpgarn von Holuby gesammelt, würde ich für identisch halten, gäben nicht 
Jordan und Neilreich den Schnabel als sehr kurz (wie bei acris) an. 

2. Mai—Juli? Kaiserwiese im Baumgarten (Tausch)! vermuthlich mit Grassamen 
dahin gelangt. Ob noch vorhanden, weiss ich nicht. 


13. R. lanuginosus L. Wurzelstock verkürzt, abgebissen, dichtfaserig. Stengel 
aufrecht, ausgebreitet-ästig, sammt Blättern, Blattstielen und Kelchen von langen abste- 
henden Haaren zottig. Grundblätter und untere Stengelblätter handförmig 3—5lappig, 
Lappen breit verkehrteirundlich, zugespitzt, seicht 3spaltig, grob oder eingeschnitten 
gezähnt; obere Stengelblätter 3theilig mit länglichlanzettlichen Zipfeln. Früchtehen 
schmal berandet; Schnabel halb so lang als das Früchtchen, zusammengedrückt, 
schlank, mit feiner, eingerollter Spitze. 


1—3‘ hoch. Blätter weich, irübgrün. Blumen gross, dottergelb. 


2. Mai, Juni. In feuchten, schattigen Wäldern, an Waldbächen des ganzen 
Hügellandes, Mittelgebirges, bis in’s höhere Gebirge, zu 4000‘; so am Glazer Schnee- 
berg, im Riesengebirge und Böhmerwalde allgemein verbreitet. Bei Prag: St. Prokop, 
Kuchelbad, Karlstein, St. Ivan, Zävist, Königsaaler Wälder, Stöchovie, Kundraticer, Horo- 
mericer Wald u. a. 0. ; 

***) Früchtchen kahl. Fruchtboden behaart. Blüthenstiele gefurcht. 
7) Kelchblätter locker anliegend. Grundblätter handförmig getheilt. 


14. R. nemorosus DC. (R. Breyninus Crantz, R. aureus Rchb.) Wurzelstock ver- 
kürzt, abgebissen. Stengel aufrecht, sammt den Blättern, Blüthenstielen und Kelchen anlie- 
gend oder etwas abstehend behaart, am Grunde sammt den blattslielen meist angedrückt 
rauhhaarig. Grundblätter handförmig 3theilig oder tief 3spaltig, mit halb 2spaltigen 
oder 2lappigen Seitenabschnitten,; Abschnitte und Zipfel breit rhombisch-eiförmig 
oder länglich-keilförmig, vorn eingeschnitten und grobgezähnt; Früchtchen mit flachen 
bräunlichen Seiten, breitberaudet, Schnabel kürzer als das halbe Früchtchen, mit einer 
längeren, feinen Spitze eingerollt. | 

1—2‘ hoch. Blätter derb, gesättigt grün; die oberen stengelständigen kurz gestielt oder 
sitzend, 3theilig. Blumen ziemlich ansehnlich, bis %/,—1” Durchm., dunkelgoldgelb ins Dotter- 
gelbe. Varürt «) Jatisectus, Grundblätter minder tief 3theilig oder 3spaltig mit 2lappigen 
Seitenabschnitten; Abschnitte breit rhombisch-eiförmig; die Blätter in der Form denen von R. 
lanuginosus ähnlich, sind aber viel derber, nicht so langzottie; ß) angustisectus, Blätter tiefer 
3spaltig oder ätheilig, seitliche Abschnitte halb 2spaltig, Zipfel breit keilförmig-länglich. 

2 Mai—Juli, im Gebirge bis August. In Wäldern und auf Waldwiesen, in 
gebirgigeren Lagen und bis auf das Hochgebirge, auch im wärmeren Mittelgebirge, ausnahms- 
weise im niederen Hügellande. Glazer Schneeberg gegen das Mohrauthal zu! Riesenge- 
birge: Schneekoppe (Kablik)! Teufelsgärtchen (Tausc)! kl. Schneegrube (Wimmer), St. 
Petersgrund! u. s. w. gewiss viel verbreitet. Nordböhmen selten: B. Kamnitz (Zizelsberger). 
Schluckenau (Karl)! Basaltmittelgebirge: um den Mileschauer und Radelstein ! Klotzberg ! 
Hrädek bei Triblic (Reuss) ; Lobosch am Gipfel! Elbhänge bei Aussig, Sperlingstein! Turner 
Park bei Teplitz! Bilin (Reuss); Verbreitet im Erzgebirge, z B. Grundthal bei Komotau, 
Petsch! Duppauer Gebirge bei Deutschenrust und Bukva! Gebirgswälder um Karlsbad 
und Ellbogen (Ortm., Leonhardi!). — Laubgebüsch bei Gross-Holetitz bei Saaz (wenn 
nicht polyanth. latisectus)! Loun: permisches Thal, Waldabhang, unweit Listan! Rakonitz 
(Krej&). Klicavathal bei Lana häufig! Bei Prag auf dem Nordabhang des Zävister Berges! 
(schon Maun 1822) bei Karlstein! Abhang der Säzava bei Davle! Zliner Revier nächst 


» 


Ranunculus. 417 


Lukavie bei Prestie! Strakonie: auf dem Kufidlo! Gutwasser bei Budweis! Wittingau: 
im Haine beim Opatovicer Teiche! Vogeltenne bei Krumau, und häufiger im Blansker- 
walde! Im Böhmerwalde verbreitet (Göppert), so bei Kuschwarta (Müncke), hinter Hohen- 
furth, bei Oberplan, oberhalb Stuben (Purkynß)! 


15. R. polyanthemus L. Warzelstock verkürzt, abgebissen. Stengel ayfrecht, 
oberwärts aufrecht ästig, sammt Blättern, Blüthenstielen und Kelchen anliegend oder 
etwas abstelend rauhhaarig, am Grunde mebst den Stielen der Grundblätter meist 
weit abstehend rauhhaarig. Grundblätter handförmig 5theilig mit 1—2mal 2—3spal- 
tigen und eingeschnitten-gezähmten Abschnitten, oder nur 3theilig, oder tief 3spaltig 
und mit halb 2spalligen seitlichen Ahschmitten, mit linealen, lineallangettlichen bis 
länglich keilförmigen, ausgespreizten Zipfeln. Früchtehen mit flachen, bräunlichen 
Seiten, breitberandet, Schnabel kürzer als das halbe Früchtchen, ziemlich gerade, mit 
kurzer stumpflicher, hakig gekrümmter Spitze. 

1— 2‘ hoch, sehr nahe verwandt dem vorigen; die Blätter einer selteneren Var. ß) latifo- 
lius Tausch sind von denen der schmalzipfeligen Form des vorigen kaum zu unterscheiden; die 
gewöhnliche schmalzipfelige Form aber durch die mehrmals getheilten Blätter mit linealen bis 
länglich-linealen, gespreizten Zipfeln sehr abweichend. Blumen satt goldgelb. 

2. Mai—Juli. In lichten trockenen Laubwäldern und Gebüschen auf buschigen 
Hügeln, auf Waldwiesen, Grasplätzen in Thon- oder Kalkboden des wärmeren Hügel- 
landes und Mittelgebirges in Nordböhmen, sehr zerstreut. In der eigentlichen Prager 
Gegend fehlend; erst an der Elbe auf fruchtbaren Wiesen bei Lobkovie und aut fetten 
Thonerde-wiesen bei Cecelic! Voskovrch bei Podebrad! Sehr häufig in den Dymokurer 
Wäldern! Chlumek bei LeitomysSl! Lomnie, unter dem grasigen kahlen Hügel Babylon 
(Poläk)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Baba bei Kosmanos (Himmer)! Gebüsch am 
Fusse des Bösig (Purkyn&)! Niemes an Feldrainen sehr selten (Schauta)! Geltsch bei 
Auscha! zwischen Giessdorf und Liebeschitz in Strassengräben (Reuss). Sovice bei Roudnic, 
Westseite, zahlreich! Budin und Doxan (Reuss). Leitmeritz: Fuss des Uhuberges, Satana- 
berg! Schützeninsel (Tausch)! Lobosch! Eichgebüsch unter dem Radelstein! Mileschauer 
(Tausch)! Tiehlowitz : Elbablıang sehr häufig! Pfaffenberg bei Tetschen! Teplitz (Eichler) ! 
Sporitz bei Komotau! (aber nicht im Erzgebirge) Häufig bei Karlsbad (Ortmann). 


fH) Kelchblätter locker anliegend. Grundblätter 3zählig bis doppelt 
3zählig, mit gestielten Blättchen. 


16. R. repens L. Wurzelstock abgebissen. Stengel aus liegendem Grunde auf- 
steigend, aus den Achselu der Grundblätter und des untersten Stengelblattes beblätterte, 
langgliedrige, an den Gelenken wurzelnde Ausläufer treibend, oberwärts ästig, viel- 
blüthig, sammt den Blättern angedrückt bis abstehend behaart. Grundblätter und untere 
Stengelblätter 1—2fach 3zählig; Blättchen 3lappig oder 3spaltig, keilföürmig-rhombisch, 
eingeschnitten-gezähnt, das mittlere ziemlich lang gestielt. Früchtehen mit gewölbten 
Seitenflächen, mit kurzem, fast geradem oder schwach gekrümmtem Schnabel. 

!,—1'/,‘ lang. Blumenblätter goldgelb. 

2. Mai—Juli. Auf feuchten und nassen Wiesen und Aeckern, in Gräben, an 
Lacken, sumpfigen Waldstellen gemein, bis auf das Hochgebirge, im Böhmerwalde auf 
dem Arbergipfel, Rachelgipfel e. 4500° (Sendtner, Müncke), 

+rr) Kelchblätter herabgeschlagen. 


17. R. bulbosus L. Stengel an der Basis zu einer rundlichen Knolle verdickt, 
abstehend rauhhaarig bis fast kahl, oberwärts anliegend behaart. Untere Blätter 3zählig ; 
deren Blättehen 3theilig mit 3lappigen eingeschnitten-gekerbten Abehnitten, oder 3lappig, 
die seitlichen Blättchen sitzend oder kurz gestielt, das endständige länger gestielt; 
mittlere Blätter fast fiedertheilig, oberste handförmig 3—5theilig. Fruchtköpfchen eiförmig- 
rundlich. Früchtchen diek scheibenförmig, mit stumpfem gekieltem Rande, auf den 
Flächen glatt (unter der Loupe fein punktirt), mit kurzem, schwachgekrümmtem Schnabel. 


418 Caltha. 


Y/,—/,‘ hoch. Unter der frischen heurigen Knolle findet man bisweilen eine verschrumpfte 
alte Knolle. Blumen goldgelb. 

2, Mai—Juli. Auf Triften, Rainen, grasigen Abhängen, in lehmigem und lehmig 
sandigem Boden verbreitet, im ganzen Hügellande, im höheren Gebirge fehlend. 


„ 18. R. sardous Crantz (R. philonotis Ehrh.) Stengel an der Basis nicht verdickt, 
abstehend, oberwärts anliegend rauhhaarig oder fast kahl. Untere -Blätter 3zählig, mit 
sitzenden Seitenblättchen oder 3theilig oder 3lappig; ihre Blättchen 2—3lappig mit 
eingeschnitten gezähunten Lappen; mittlere Blätter 3theilig oder fast fiedertheilig. Frucht- 
köpfchen kugelrund. Früchtchen platt, dünn scheibenförmig mit geschärftem Rande, 
mit breitem, fast geradem Schnabel, am’ Rande der Flächen oder auf der ganzen Fläche 
mit feinen Knötchen besetzt, selten glatt. 

3“—1' hoch, schmächtiger und feiner als voriger; Blätter blassgrün, abstehend behaart, 
Blumen kleiner als bei vorig., jedoch in der Grösse etwas veränderlich. Varürt @) tuberculatus 
(R. ee Ehrh.), Früchtehen mit Knötchen und ß) laevis (R. sardous Crantz), Früchtchen 
ganz glatt. 

69 und %. Aut Triften und Hutweiden, in Gräben, auf etwas feuchten Feldern 
und Brachen, an Sumpfrändern, in der var. «. (=!!) besonders in lehmigen und kalkigen 
Alluvien sehr zerstreut durch das Hügelland und die Ebenen von ganz Böhmen, ß) bisher 
nur im südlichen Böhmen beobachtet. Bei Prag selten: Lieben und Vysotan! Zäbählie 
(Opie)!! Michle (Hoffmann)! nächst dem Strassenwirthshause LiSka (Opiz), Sumpfwiesen 
unter dem Vysehrad (Hofmann)!! wilde Särka, Radotiner Thal! — Obristvi (Dödetek)! 
zwischen Pecky und Podebrad!! und unter dem Voskoyrch! Thal der Kourimka bei 
Koufim (Jirus)!! Vehynie bei Chlumec!! Königgrätz (Reichel) !! Loretto bei Jicin! Reichen- 
berg (Siegmund)! Backofen (Sekera). Weisswasser (Hipp.)!! Niemes auf Feldern sehr selten 
(Schauta)! Bousovic bei Theresienstadt (Reuss)! Kulm (Gf. Leop. Thun). Dux gegen 
Janegg auf nassen Stellen (Thiel)! am Barbarateiche, Holöie bei Brüx (Reuss). Rotlen- 
haus (Roth)! Franzensbad (Bracht)! — Ziemlich häufig im mittleren Böhmen; südlich 
von Beroun im Litavka-Thale! um Horovic (an verschiedenen Stellen)!! Zebräk, Cerhovic, 
Osek bei Rokycan! Häufig auch südlich von Budweis: gegen Krems auf Aeckern! um 
Rojau, Krumau, Lagau u. s. w. Felder bei Wittingau! Um Veseli sehr häufig! — ß) In 
Südböhmen . vor Klattau (Purkynd)! Hummeln südlich von Budweis! 

2. Pflanze einjährig, mit gleich oben verzweigter Hauptwurzel. Fruchtboden kurz, 
halbkugelig, mit wenigen (5—8) grossen, auf den Flächen mit Stacheln oder kegelförmigen Knötchen 
besetzten (anderwärts selten auch bloss geadert-runzeligen) Früchtchen. 


19. R. arvensis L. Stengel aufrecht, gespreizt ästig, zerstreut behaart. Blätter 
3zählig, untere meist 3theilig mit keilförmigen, vorn eingeschnitten gezähnten Zipfeln, 
mittlere mit Stheiligen schmalkeiligen Abschnitten und lineal-lanzettlichen Zipfeln. Blüthen- 
stiele nicht gefurcht. Kelche locker anliegend. Früchtehen gross, zusammengedrückt, 
hervorragend netzig-adrig, langgeschnäbelt; Rand der Rückenkante meist gezackt 
oder gestachelt. 


,—1",‘ hoch. Blätter hell, fast gelblich grün. Blumen klein, helleitronengelb. Var. 
«) aculeatus, Früchtchen auf den Flächen und dem Rande mit pfriemlich zugespitzten Stacheln; 
P) tuberculatus Koch (R. tuberculatus DC.), Früchtchen auf beiden Seiten mit stumpfen 
Knötchen, am Rande stumpf gezackt; y) inermis Koch, Früchtchen ohne Stacheln und Knötchen. 


© Mai—Juli. Auf lehmigen und sandigen Aeckern unter der Saat, verbreitet 
und häufig im ganzen Hügellande und der Ebene, auch in niederen Gebirgslagen ; 
#) jedoch sehr selten, bisher nur bei Prag nächst Nusle (Hofmann)! y) bisher noch 
nicht gefunden. 
10. Caltha L. Dotterblume. 


1. C. palustris L. Wurzel büschelfaserig. Stengel aufsteigend, oberwärts ästig. 
Blätter gekerbt, untere gestielt, herzförmig-rundlich, obere querbreiter, nierenförmig, 
oberste sitzend. Nebenblattscheide geschlossen, häutig, kurz tutenförmig. 

Kahl, ,—1‘ hoch. Blätter in der Knospe zusammengerollt. Am Grunde des Stengels 


Trollius, Helleborus. 419 


meist ein Niederblatt und mehrere Grundlaubblätter, darüber 2—3 Stengelvlätter. Blumen (Kelche) 
gross, dottergelb. Var. £) dentata, Blätter spitzer gezühnt. 

2. April—Juni, einzeln im Herbste. Auf sumpfigen Wiesen, in Waldsümpfen, 
an Bächen, gemein durch gauz Böhmen bis auf die Gränzgebirge, im Böhmerwalde 
bis 4000‘ (Sendtner), 


11. Trollius L. Trollblume. 


1. T. europaeus L. Wurzelstoek büschelfaserig, oberwärts schopfig. Stengel 
einfach, 1blüthig, selten oberwärts 2—3ästig und 2—3blüthig. Blätter handförmig Stheilig, 
grundständige langgestielt und scheidig, oberste am Stengel fast sitzend, Stheilig; 
Abschnitte rautenförmig-verkehrteilörmig, 3spaltig, doppelt eingeschnitten-gesägt. Kelch- 
blätter kugelig zusammenschliessend. 

Kahl, 1—1"/,‘ hoch. Blätter sattgrün, unterseits blass, netzaderig. Kelchblätter eitronen- 
gelb, Blumenblätter dottergelb, klein, so lang als die Staubgef. 

2 Mai, Juni, und einzeln wieder im Herbste. Auf feuchten Wiesen, besonders 
Riedgraswiesen, Waldwiesen, in sandig-moorigem Boden, verbreitet und truppweise, 
besonders in der höheren Hügelregion und in Gebirgsgegenden bis auf das Hochgebirge, 
selten in der Ebene. Bei Prag selten, nur im südlichen, höher gelegenen Theile, bei 
Lhotka und Cholupie! hinter Dusnik! Roblin bei Karlstein! Nizburg bei Beroun (Hauft)! 
— In der Elbniederung bei Nimburg (VSetecka)! Auf dem höheren zur Elbe abfallenden 
Terrain: Kuttenberg (Veselsky)! Hrabesin (Gregory), VyZic bei Hefmanmöstec (Harrant); 
Pardubie bei Vystrkov und Mikulovie (Opiz). — Niekl bei Leitomysl (Walter); Senften- 
berg: nur bei Popluz (Brorsen). — Im Riesengebirge: Kesselberg (Kablik)! Riesengrund, 
Iserwiese (Wimmer); auch auf den Vorbergen, südlich bis Königgrätz (Reichel); Opo&no 
(Kohn)! an der Aupa! Jaromer in der Chraster Flur (Knaf)! Lomnic häufig (K. Poläk) ! 
Jiein auf allen Wiesen, fehlt dann von KopidIno südlich (Pospichal). Münchengrätz gegen 
Prestavik (Sekera); Weisswasser (Hipp.)! Leipa: bei Mertendorf, Quitkau (Watzel)! 
Niemeshin und wieder (Schauta)! Rumburg (Neumann). Verbreitet im Basaltmittelgebirge: 
Geltsch gegen Pöckel! Leitmeritzer Gebirge bei Welbine, Winterberg! Langer Berg bei 
Triblitz (Reuss), Radlstein, gegen Bilin zu, Klotzberg! Mileschauer (Reuss). Wernstadtl 
(Kratzmann)! Perue (Vondra)! Königswald und Kriglitz bei Tetschen (Gf. Friedr, Thun, 
Malinsky!) — Erzgebirge selten, bei Teplitz am Fusse des Erzgebirges, bei Probstau 
(Eichler), bei Klostergrab (Reuss), Rothenhaus gegen Weingarten (Roth)! (Nicht bei 
Komotau). Karlsbader Gebirge: Bukva bei Duppau! Saar, Buchau (Steinreiter). Schlacken- 
werth, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.) Tepl (Konrad)! — Olesna’er Wiesen bei Rakonitz ! 
Wedel bei Jesenie, Stab hinter Lubenz, Bürglitz (Krej£). Verbreitet um Horoviec, Zbirower 
Bahnstation, Hlubos, Pribram, Rokycan gegen Vosek, Radnie u. s. w.! Rozmitäl (Lusek)! 
Pisek (Dedetek). — Fehlt im südlichsten Theile und im Böhmerwalde. 


12. Helleborus L. Niesswurz. 


1. H. viridis L. Wurzelstock senkrecht, aufrecht-ästig, Laubtriebe und grund- 
blattlose Stengel treibend. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, unten nackt, nur mit 
etlichen bleichen Schuppenblättern, oberwärts mit getheilten Laubblättern. Grundblätter 
(meist 1 an jedem Triebe) am Grunde von Schuppenblättern umgeben, langgestielt, 
fussförmig 5—7schnittig; Abschnitte länglich-lanzettlich, vorragend-aderig, scharfgesägt, 
die seitlichen meist ungleich tief 3spaltig. Stengelblätter kurzscheidig sitzend, 5—3spaltig. 
. Kelchblätter krautig, ziemlich flach. 

®/)—1",‘ hoch, ziemlich kahl. Blätter grasgrün. Kelch 2“ im Durchmesser, grünlich, 
Blumenblätter gelbgrün. 

2. März, April. In feuchten Gebirgswäldern, an Waldbächen, Berglehnen ; 
ausserdem in Gebirgsgegenden und Bauerngärtchen kultivirt und halb verwildert. Die 


Isopyrum, Nigella. 


420 
bisherigen nicht genug bestimmten Angaben lassen Zweifel zu, ob die Art überhaupt 
in Böhmen wirklich wild wächst. Bei Landskron (Erxleben). Herrschaft Schatzlar (Herb. 
Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Pohley)! Bei Lomnitz und Neu-Paka nur in Bauern- 
gärtchen (Poläk)! ebenso bei Bölohrad bei Hofie (Öenek)! Feuchte Stellen des Wolfs- 
berges bei Rumburg (Opiz). Tetschen (Malinsky)! Oberhalb Graupen bei Teplitz im 
Erzgebirge (Eichler 1856). — Bei Hohenfurth nach Nenning selbst nur kultivirt. Soll 
bei Neuhaus nahe der mähr, Gränze vorkommen (nach Dr. Novotny’s unverbürgter Mittheilung). 


72. H. niger L. Wurzelstock schief, dick, aufrecht-ästig, Niederblätter und 
jährlich ein grundständiges, erst nach der Blüthe sich entwickelndes Laubblatt treibend. 
Schaft zum Laubtriebe endständig, einfach, nackt, oberwäts mit 2—3 eiförmigen 
ungetheilten Deckblättern, 1—2blüthig. Grundblätter langgestielt, fussförmig 7 —9schnittig ; 
Abschnitte länglich, vorn breiter, spitz, zum Grunde keilförmig, von der Mitte an gesägt. 
Kelchblätter blumenartig gefärbt. 

Stengel 3—6 hoch. Blätter überwinternd, lederartig, zur Blüthezeit des nächsten Jahres 
noch vorhanden. Kelche 2—3° im Durchm., weiss oder rosa angelaufen; Blumenblätter nebst 
Staubgef. gelb. 

2 März, bei günstiger Witterung in Gärten schon vom December bis Feber. 
In den Alpen wild, bei uns nur in Obst- und Bauerngärten selten gebaut. So in Obst- 
gärten bei Prag (Tausch)! auf Lichtenburg bei Ronov in Bauerngärtchen (Steinreiter) ; 
bei Ledeö (Janota nach Opiz). Bei Leitmeritz angeblich wild, also etwa verwildert (Thiel) ! 


\ 


13. Isopyrum L. Tolldocke. 


1. I. thalietroides L. Wurzelstock stielrund, kriechend, unterhalb des jeweiligen 
Stengels gestaucht, zablreiche, im unteren Theile einfache und etwas fleischige, dann fein 
faserig verzweigte Wurzeln treibend. Stengel aufrecht, einfach, am Grunde mit etlichen 
häutigen, weissen Niederblättern, bis zur Hälfte und darüber nackt, oben beblättert. 
Blätter doppelt-, die oberen am Stengel einfach-gedreit, die obersten einfach, breit 
elliptisch. Blättchen ungleich 3theilig oder 3lappig, vorn eingeschnitter gekerbt, am Grunde 
oft herzförmig. Nebenblätter 2 am Grunde der Blattstiele, häutig, rundlich. Blüthen einzeln, 
achselständig, gestielt. Kapseln meist 2, pfriemlich geschnäbelt. 

'„—1' hoch, kahl. Die Knospe in der Achsel des obersten grössten Schuppenblattes 
am Stengelgrunde wächst zur Blüthezeit meist in 1—2 langgestielte Laubblätter und bisweilen in 
einen schwächeren Nebenstengel aus. Blätter dünn und weich. Kelche zart, weiss, glockig ausgebreitet. 

2. April. In lichten Gehölzen, an Waldbächen, auf Waldwiesen in lockerem 
humosem Boden der Hügel- und Gebirgsgegenden, sehr zerstreut im Nordosten und im 
Berounthale. Turnau: am linken Iserufer auf dem sogenannten Faräfstvi (Laufberger nach 
Varecka). Jiein: bei Eisenstadtel am Bache (Varelka). Radim (Nosek ex Opiz)! Aupaufer 
an der Zwoler Lehne bei Jaromör (Knaf, Cenek)! Senftenberg: Fasanerie unter dem 
Häjek und bei Dlouhohovic (Brorsen). Cernovyr bei Wildenschwert, und bei Landskron 
(Eirxleben) [nach Erxleb. jun. im Olbersdorfer Grund]. Glazer Gebirg (Tausch! etwa unter 
dem Schneeberge?) Leitomysl: in der Sträü bei Nedo$in, im Lazarether Remise-Gebüsch, 
im Nordwesten des Kondina-waldes bei N&meic (Pospfchal)! Chrudim (Weidenhofer) ! 
Nimburg (Vseteöka)? — Im Berounthale: bei Beroun, u. zw. bei Althütten im Thale Vüznice 
und am jenseitigen Ufer! dann im einem Thale nächst Beroup (Feistm.) und einzeln bei 
Karlstein an der Moldau, wohl herabgeschwemmt (Ruda); gegenüber Bürglitz auf der 
Lehne Stribrny bei Castonic (Samohrd) und im Bergkessel „Jezero“ bei Skrej (Kreje). 


14. Nigella L. Schwarzkümmel. 


..... b N. arvensis L. Stengel aufrecht, meist ästig. Blätter 2—3fach fiedertheilig, 
mit fein linealen, spitzen, am Rande gesägt-rauhen Zipfeln. Blüthen einzeln endständig, 
unbehüllt. Nagel der Kelchblätter fast so lang als ihre rundliche, plötzlich zugespitzte 


nn, 


A.dquilegia, 421 


Platte. Staubkolben grannög bespitzt. Blumenblätter behaart, mit lanzettlicher Honig- 
schuppe, ihre beiden Zipfel in einen stielrunden, an der Spitze vırdickten Fortsatz 
ausgehend, am Grunde mit einem Höcker. Früchtehen 3—5, warzig-punktirt, bis zur 
Mitte verwachsen. Samen körnig-rauh. 

3“—1‘ hoch. Kelchblätter weiss, grüngeadert, zur Spitze himmelblau angelaufen, vorn 
mit grünem Fleck. Blumenblätter gelbgrünlich, blau quergestreift, mit grünen Höckerchen. 

© Juli—September. Auf Aeckern, nach der Ernte in Stoppelfeldern, vorzugs- 
weise auf Kalk und Lehmboden, auch auf buschigen Abhängen, sehr zerstreut im wärmeren 
Hügellande der nördlichen Landeshälfte, in der südlichen äusserst selten. Bei Prag: 
Lorenzberg (Kalmus)! Holin (Nickerl) ! Karlstein (Ruda)! St. Ivan (Opiz); Tetin! Neuhütten 
bei Beroun (Feistm.). Stifin (Sykora). Kr&! Strizkov bei Lieben (Opiz)! Bohnic (Osborne)! 
Baumgarten (Bozdöch) ! Särkathal! Chabry und Brüky häufig (Dödedek)! Zalov bei Roztok 
(Poläk). Kalklehnen oberhalb Hledsebe bei Weltrus! — Podebrad (Kostelecky). Elbufer bei 
Kolin auf Sand! Cäslau: Wilhelminenshügel (Opiz). Elbe- Teinitz, Sand auf einem Gneuss- 
Abhang an der Elbe! Pardubicer Fasanerie gegen BroZan (Opiz). — N. Benätek (Dedetek) ! 
Jungbunzlau (Stika) ! Münchengrätz, bei KäCov und gegen Hoskovic (Sekera). Weisswasser 
(Hipp.)! Niemes (Lorinser! von Schauta aber nicht verzeichnet). Schnedowitz (Watzel) ! 
— Leitmeritz, z. B. unter dem Radobyl! Marienberg bei Aussig, auf Kalk, mit Linosyris 
(Poläk)! Nestefic vor Tetschen! Teplitz: nächst dem Weschenberg! hinter Schönau gegen 
den Schlossberg! Bilin im Zizkathale! Laun: zwischen dem Rannayer und Milayer Berge 
auf Kalkäckern! Horatice und Schliesseliz bei Saaz auf Abhängen! Fehlt um Komotau 
und Karlsbad; jedoch bei Marienbad (Glückselig). — Bürglitz: auf bebuschter Lehne 
unter der Burg (Gintl)! Rokycan auf einem Thonschieferfelde ! 

Anmerkung. Nigella damascenaL., deren Blüthe von einer Hülle aus fieder- 


theilisen Blättern umgeben, wird in Gärten gebaut und findet sich selten verwildert, so bei Prag 
beim Karmeliter Garten vor dem Strahover Thore (Opiz)! 


15. Aquilegia L. Akelei. 


1. A. vulgaris L. Wurzelstock mit dicker ästijger Hauptwurzel. Stengel aufrecht, 
an der Spitze ästis, 3—mehrblüthig. Blätter doppelt 2zählig, untere langgestielt, mittlere 
und oberste Stheilige oder auch ungetheilte fast sitzend; Blättelien unterseits graugrün, 
breit eiförmig-rundlich, 2—3lappig oder 3theilig, Lappen eingeschnitten-gekerbt. Blüthen 
langgestielt, überhängend. Platte der Blumenblätter stumpf ausgerandet, Sporne an der 
Spitze hakig gekrümmt. Staubgef. ein wenig länger als die Blumenblätter. 

1—2‘ hoch, abstehend kurzhaarig oder theilweise verkahlt. Blumen violett, seltener 
fleischfarben, bläulichweiss oder weiss (in Gärten auch gefüllt und selbst ungespornt). Früchtchen 
behaart oder kahl. 

2, Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, auf felsigen, buschigen Abhängen und 
Waldwiesen, in bügeligen und gebirgigen Gegenden bis zu 2000‘, gern auf Kalk, zerstreut, 
in manchen Gegenden aber häufig. Um Prag: Zizkabers, Laurenzberg, Cibulka, Särka, Stern, 
St. Prokop, Karlstein, Stirin, Säzava-Ufer bei Davle, Felsen der Pulvermühlen bei Stöchovie! 
—- weiterhin in der Sternberger Fasanerie hei Schlan! Neuhütte bei Beroun (Feistm.); 
Klicavathal bei Lana!. Kaufimecer Revier bei Bürglitz (Samohrd)! — Pöchurka bei 
Koufim (JiruS)! Vodrant bei Cäslau, Hrochovteinitz (Opiz). LeitomySl: Neuschloss (Opiz), 
St. Antonibad, von Lauterbach gegen die mährische Gränze zerstreut, so bei Karlsbrunn, 
bei Strenic gegen Nickl (Pospichal)! Böhm. Trübau (Rybilka). Landskron: im Olbern- 
dorfer Grund auf Kalkmergel! Glazer Schneeberg (Kallmünger). Brandeis a. Adler! 
Senftenberg: Remise bei Lukavic! Rochlitz (Gottstein)! Kleinskal (Neumann). Jiöin: auf 
Rainen um Zämek und Breska mit Salvia pratensis selten (Pospich.)! Dymokurer Wälder: 
nur am Holy vrch und bei Zähornic! Chlum bei Jungbunzlau (Himmer)! Fasanerie Kälov 
bei Münchengrätz (Sekera). Weisswasser auf Sandstein (Hipp.)! Rollberg bei Niemes 
selten (Schauta)! — Reichstadt (Hockauf)! Friedland (Kratzmann)! Lausche (Matz), 


28 


4223 Delphinium. Aconitum, 
28 


Tollenstein (Neumann, Ascherson). Rumburg, Georgswalde (Neumann). — Melnik (Prazäk). 
Vidim (Hackel). Peruc (Wondra)! Leitmeritz: Hradischken! Hügel zwischen Pokratie und 
Skalic, Schüttenitz, bei Kameik u. a. (A. Mayer). Mittelgebirge: Mileschauer, Klotzberg! 
u. a. Elbhänge bei Aussig! Sperlingstein! Mittelgrund bei Tetschen! Boren bei Bilin 
(Reuss). Erzgebirge: Teplitz (Eichler). Osseger Wald (Thiel); Brandstein im Teltschgrund 
bei Görkau (Roth)! Petsch (Knaf)! — Duppauer Gebirg bei Bukva! Unter dem Oedschloss- 
berg! Karlsbad häufig (Ortm.). — Komorskä hora bei Hlubos (Schlechtend.). Rozmitäl 
(Lusek)! Berg Kufidlo bei Strakonic! Pisek: bei Vreovic (Dedetek). Doubravie bei 
Budweis (Krej£). Krumau: unter dem Vogeltenn! bei Lagau! im Blansker Wald auf der 
Bergspitze oberhalb Srnin (Jungbauer). 


16. Delphinium L. Rittersporn. 


1. D. consolida L. Einjährig mit spindliger Wurzel. Stengel aufrecht, ästig. 
Blätter doppelt Stheilig mit linealen Zipfeln, unterste einfach 3theilig mit 3spaltigen 
Abschnitten, oberste einfach, lineal; die unteren gestielt, die oberen sitzend. Trauben 
armblüthig, sehr locker. Blüthenstiele dünn, fast fädlicb, mit 2 linealen Vorblättchen. 
Blumenblatt nur eines, 1spornig, ausgerandet, mit 2 Seitenflügeln. Kelchsporn bogig, 
pfriemlich zugespitzt. Früchtehen 1, plötzlich in den langen Griffel zugespitzt. 

1—1'/,'hoch, angedrückt grauflaumig. Kelch und Krone dunkelviolettblau, sehr selten weiss. 


© Juni — August. Auf Aeckern im Getreide, Brachen im ganzen Hügellande, 
in Gebirgsgegenden selten oder fehlend (so nach Karl bei Schluckenan). 


2. D. elatum L. (D. intermedium Ait.). Wurzelstock walzlich, aufrecht-ästig. 
Stengel steifaufrecht, meisteinfach. Blätter gestielt, handförmig tief 5spaltig, Abschnitte 
gespitzt, rautenförmig-länglich, 3spaltig mit kleinen Seitenzipfeln, eingeschnitten-gesägt. 
Traube reichblüthig, locker, deckblätterig oder am Grunde beblättert. Blüthenstiele 
aufrecht, unter der Blüthe meist mit 2 linealen Vorblättchen. Blumenblätter 4, 2 vor 
dem hinteren Kelchblatt stehend (verdoppelt), beide gespornt, die 2 seitlichen gebartet. 
Kelchsporn walzlich, runzelig, emporgerichtet, an der kolbigen Spitze mehr weniger ge- 
krümmt. Früchtchen meist 3, in den langen Griffel zugespitzt. 

3—6’ hoch, bald kahl, bald nebst den Kelchblättern feinhaarig. Kelchblätter hell violett- 
azurblau, selten weiss. Blumenblätter violett. 

2 Juli, August. In den Gründen und auf den pflanzenreichen Lehnen des hohen 
Riesengebirges selten: im Elbgrunde (Tausch)! Kesselgrund (Kablik, auch weissblüthig!), 
und schlesischer Seits bei Agnetendorf und Krummhübel (Wimmer). Häufig auf der 
Fuchswiese des glazer Schneeberges (Opiz). 


17. Aconitum L. Eisenhut. 


a) Wurzelstock dick walzlich, kurzgliedrig, schief, mit Wurzelfasern. Blätter hand- 
förmig tief 5—7spaltig. Blumen blassgelb. 


1. A. lycoctonum L. Stengel aufrecht. Untere Blätter herzförmig-kreisrund, 
5—7spaltig, Lappen keilig-rautenförmig, 1—2mal 3spaltig, Zipfel länglich oder breit 
lanzettlich, eingeschnitten-gezähnt. Traube ziemlich dicht, deckblätterig, einfach oder am 
Grunde etwas ästig. Helm des Kelches walzig-kegelförmig, 3mal so lang als breit. Nagel 
der kappenförmigen Blumenblätter geräde, am Ende schief zur Gegenwand des Helmes 
geneigt, die Kappe mit dünnem, schneckenförmig eingerolltem Sporn. Samen 3kantig, 
auf allen 3 Seiten mit scharfen zackigen Querfalten. 

1—4’ hoch, durchaus mehr weniger kurzflaumig. Blumen schwefelgelb, bräunlich geadert. 
Helm verhältnissmässig lang und gross, schief nach aufwärts gerichtet. Kapseln meist kurzhaarig. 

2 Juli, August. In lichten Laubgebüschen, auf waldigen Lehnen der warmen 


Aconitum, 423 


Hügelregion, gern auf Kalk, sehr zerstreut, nur selten in Gründen der Gränzgebirge. 
Bei Prag: Laurenzberg (Maun); Radotiner Thal (Nickerl); bei Karlstein, zumal am Fusse 
der Velikä hora! — Leitomysl: in der Sträh bei St. Antonius! Landskron (Erxleben)! 
— Egerthal: Bei Brozan (Neum.), Libochovie: zwischen Kostelee und Poplz (Reuss), 
am Rande des Sebinwaldes! Peruc (Vondra)! — Erzgebirge: Gebirgswald bei Hauenstein 
im Haselgrunde (Reiss). Tepl (Presl) und Marienbad (Kablik)! — Budweis: bei Dou- 
bravic und Plavo (Krej£). Krumau: nächst dem Niklasberg! unter dem Vogeltenn! Zwischen 
Priessnitz und Rojau auf einer Anhöhe des linken Moldauufers, im Blanskerwalde 
(Jungbauer. — Im Böhmerwalde am Rachel nur auf baierischer Seite (Sendtner), 
nahe 2800° hoch. 


b) Wurzelstock kurz, abgebissen, jeder Trieb mit einer knollisen Nährwurzel. Blätter 
5—7theilig, Blumen violettblau. 


2. A. variegatum L. (A. cammarum Jacq. et Autt., an L.?) Stengel aufrecht 
oder öfter schlapp, unfruchtbar auch klimmend und niederliegend, kahl oder fast kahl 
(wie die ganze Pflanze). Blattabschnitte rautenförmig, tief fiederspaltig mit länglich-lan- 
zettlichen, zum Theile eingeschnittenen Zipfeln. Traube ziemlich locker, öfter kurz, arm- 
blüthig, am Grunde beblättert. Helm zusammengedrückt, walzig-helmförmig, oben schmal, 
_ mit vorn plötzlich abgedachter Kuppe. Blumenblätter auf aufrechtem oder oben etwas 
vorwärts gebogenem Nagel aufrecht oder schief geneigt, die Kuppe des Helmes meist 
nicht erreichend, mit stark hakig gekrümmtem Sporn. Samen undeutlich ungleich 
3seitig, auf 2 Seiten geflügelt querfaltig. 

Stengel 1—5‘ hoch, gegen die Basis wegen der abgestorbenen Blätter nackt. Die rüben- 
förmige Knolle ist hier und bei den folgenden eine starke Nebenwurzel aus der Axe der Haupt- 
knospe (wie bei Orchis), die frischeste, jüngste trägt daher auf dem Gipfel die Knospe für’s 
nächste Jahr. Blätter dünner, hellergrün, matt, unterseits mit mehr vorragenden Nerven als bei 
A. napellus. Kelche blauviolett, heller als bei napellus, auch selten weiss gescheckt oder ganz 
weiss; Form des Helmes veränderlich. Junge Früchtchen unter einander parallel. 

2. Juli, August. Auf feuchten, waldigen Lehnen, im lichten Laubgebüsch, be- 
sonders an Bächen, an Waldrändern im Hügellande und in Gebirgsgegenden, wie auch 
in den Gründen und auf Abhängen des Hochgebirges, zerstreut. Bei Prag nur unter 
der Velikä hora bei Karlstein (1856)! und auf Berounfelsen bei Srbsko (1858)! sehr 
spärlich, später nicht mehr gesehen. — Herrschaft Pod&brad (Opiz)! Hie und da in 
den Dymokurer Wäldern: im Thal von Nouzov zahlreich, Waldhau bei Bristev, an der 
Strasse von Dymokur nach Nouzov! Divodina bei Pardubie (Opiz)! Dasie (Mann). Seelau 
(Syrücek nach Opiz). St. Antonibad bei Leitomysl! Glazer Schneeberg häufig! Im Rie- 
sengebirge verbreitet z. B.: Riesengrund (Tausch)! Kessel (Kablik)! Elbgrund (Tausch)! 
Elbfall, Brunnenberg, Rehhorn, Ufer des Weissbachs, kl. Teich, .kl. Schneegrube (K. 
Knaf)! Rochlitz (Gottstein)! Hohenelbe! — Chraster Flur bei Jaromef (Knaf)! Neukö- 
nigingrätzer Wald (Cenök)! Unter der Burg Hammerstein (Petters)! Engelsberg bei 
Kratzau (Menzel). Reichstadt (Mann); Niemes: am Waldrande bei Neubrück (Schanta)! 
— Selten im Basalt-Mittelgebirge: Dreiberg bei Triebsch (Neumann). Babina bei Leit- 
meritz (Mayer)! Mileschauer (Malinsky)! Radelstein (Reuss). Tetschen (Malinsky)! — 
Pläner-Kalklehne des Winaficer Thales! Peruc (Danes)! Erzgebirge: Kalich, Rothenhaus, 
Petsch, Komotauer Grund, hin und wieder zerstreut! Abertham (Reiss). Plobenwald bei 
Karlsbad, Elbogen, Rodisfort Hügel an der Tepel und in der Soosz (Ortm), Falkenau 
(Leistner). — Südböhmen: Klingenburg (Dededek)! Tesin prach. (Lhotsky)! Strakonie 
in der Sträh! Eleonorenhain in Gebüschen mit Spiraea salieifolia (Müncke). Satava (Pur- 
kyn&)! Im Böhmerwalde verbreitet bis auf die Höhen (Purkyn&, Sendtner). Goldenkron 
(Purkyn@! Jungb.) Doubravie bei Budweis (Krej£). 


3. A. napellus L. Stengel steif aufrecht, oberwärts nebst den Blüthenstielen 
kurzhaarig-flaumig, seltener fast kahl. Blattabschnitte breit bis länglich rautenförmig, 
tief fiederspaltig mit ganzen oder tief eingeschnittenen Abschnitten, Traube ziemlich dicht, 

28* 


424 Actaea, 


verlängert walzlich, meist einfach. Blüthen kurzgestielt, alle etwa mit Ausnahme von 
1—2 untersten von kleinen linealen Deckblättchen gestützt. Helm zusammengedrückt, 
kurz, schief halbkreisförmig mit gewölbter breiter Kuppe, spitz geschnäbelt. Blumen- 
blätter auf bogigem Nagel vorwärts geneigt, mit wagrechter Kapuze, diese mit 
kurzem, dickem, mässig gekrümmtem (nicht hakigem) Sporne. Samen 3seitig, auf 
einer Seite mit stumpfen Querfalten. 

Stengel 1—5’ hoch, gegen die Basis durch vertrocknete Blätter nackt, oberwärts dicht 
beblättert. Blätter steif, dicklich, oberseits etwas glänzend, unterseits mit wenig vorspringenden 
Adern. Blume dunkler blauviolett, auch blau und weiss gescheckt (im Kessel, nach Tausch!), sehr 
selten purpurn oder weiss. Junge Früchtehen nach Angabe der Autoren etwas spreizend. Variirt: 
ea) angustisectum, Blattabschnitte länglich-rhombisch mit schmalen, linealen Zipfeln, und 
ß) latisectum (f. neomontanum Tausch!), Blattabschnitte breit, eirhombisch, mit länglich- 
lanzettlichen Zipfeln. 

2) Juli, August. Auf Bergtriften und pflanzenreichen Lehnen in den Gründen 
der hohen Gränzgebirge, in Südböhmen auch in niedere Vorgebirgslagen hinabsteigend. 
Glazer Schneeberg! Im Riesengebirge verbreitet: Kesselgrund (Tausch)! Riesengrund! 
Klausengrund, Elbfall! am Weisswasser, Rehhorn, kl. Teich, kleine Schneegrube, kl. Sturm- 
haube (K. Knaf), Rochlitz (Gottstein)! Im Isergebirge an der kl. Iser (Petters)! am Buch- 
berge (Menzel). — Höchstes Erzgebirge: Gottesgab (Reiss) und Abertham (Fischer). 
Böhmerwald: Arber 4400, Seewände des Pleckensteins (Sendtner); Seewand des Teufels- 
sees in sumpfigem Boden (Purkyn&)! steigt herab: in Gebüschen von Spiraea salieifolia 
bei Eleonorenhain, mit A. variegatum (Müncke); zwischen Hohenfurth und Rosenberg 
an der Moldau! Blanskerwald: in der Libina (Jungbauer). 


* A. Stoerkeanum Rehb. Blätter glänzend. Traube locker, jedoch kaum be- 
blättert. Blüthen mässig lang gestielt. Helm höher gewölbt und abschüssiger als bei 
napellus, jedoch kürzer und breiter als bei variegatum. Blumenblätter auf bogigem 
Nagel schief geneigt ; Sporn hakig, jedoch nicht so stark wie bei variegatum. 

Hält fast die Mitte zwischen beiden vorhergehenden, scheint hybrider Herkunft zu sein. 
Die jungen Frücbtchen sollen in der Jugend etwas einwärts gekrümmt, zusammenneigend sein; 
Samen auf einer Seite nach Koch geschärft faltig, jedoch bilden sich die Früchte nach Koch und 
Neilreich selten aus, sondern schrumpfen und fallen bald ab. 

2 Juli, August. In Bauerngärtchen kultivirt und verwildert, so bei Schluckenau 
fast in allen Hausgärtchen (Karl)! im Lomnitzthal bei Karlsbad aus Gärten hie und da 
verwildert (Ortmann)! Soll aber nach Wimmer auch im Riesengrunde des Riesengebirges 
(Kaiser) wild gefunden sein. 


18. Actaea L. Christofskraut. 


1. A.spicata IL. Wurzelstock walzlich, geringelt, aufrecht ästig. Stengel aufrecht, 
unten kahl, am Grunde mit röthlichen Scheiden, oberwärts flaumig, wenigblättrig. Blätter 
gestielt, doppelt bis 3fach 3zählig gefiedert. Blättchen breiteiförmig oder eilänglich, fein 
zugespitzt, eingeschnitten-gesägt, öfter auch 3lappig; oberste Blätter kleiner, 3zählig. 
Traube kurz, dicht, eiförmig, mit Gipfelblüthe, endständig, oft noch 1—2 seitliche klei- 
nere. Blumenblätter langgenagelt, so lang als die Staubgefässe, 

...... 1-2‘ hoch. Blätter gross, im Umrisse 3eckig, dünn, schlaff, unterseits bleich. Kelch 
weisslich, Blumenblätter und Staubgef. gelb. Beeren oval, schwarz, glänzend, auf horizontal 
abstehenden, zuletzt auch herabgeschlagenen Stielen. Die Staubbeutel springen nicht innen, 
sondern wie bei anderen Ranunculaceen seitlich und etwas nach aussen auf. (Siehe auch Döll 
Fl. v. Baden.) 

; 2. Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, zumal Buchenwäldern, auf feuchten wal- 
digen Lehnen in Gebirgsgegenden allgemein verbreitet und häufig, so im nördlichen Böhmen, 
Mittelgebirge, Zbirower Waldgebirge, Karlsbader Gebirge, Krumauer Vorgebirge u. s. w., 
in den Grenzgebirgen bis zu 3000° hoch; minder häufig und sehr zerstreut im Hügel- 


Berberis, 425 


lande, daher bei Prag selten: St. Prokop, Karlstein, St. Ivan! Stirin (Sykora). Selten 
auch bei Dymokur, Jungbunzlau, im niederen Elbthale fehlend. 

Anmerkung. Eine Paeonia wurde am Boren bei Bilin von Tausing gefunden, ohne Zweifel 
ursprünglich ebenso angepflanzt wie die, welche ich am Wostray bei Mileschau in Blättern in 
der Nähe der Restauration antraf. Auch Prof. Kosteletzky erhielt einst eine Paeonia, die irgendwo 
bei Teplitz oder Komotau am Fusse des Erzgebirges gesammelt sein sollte. 


73. Ordnung. Berberideen Vent. 
1. Berberis L. (part.) Sauerdorn. 


Kelchblätter 6. Blumenblätter 6, flach, innen an der Basis mit 2 Drüsen. 
Staubfäden zahnlos. Beere 2—3samig. 


1. B. vulgaris L. Verlängerte Zweige mit strohgelben, 3theiligen, oberwärts 
auch mit einfachen Dornen als dornig umgestalteten Blättern besetzt. Gestauchte Seiten- 
zweige in deren Achseln zu unterst mit dornig stachelspitzen Niederblättern, darüber mit 
einem Büschel gestielter Laubblätter. Blätter länglich-verkehrteiförmig, feinstachelig- 
gesägt. Blüthentrauben überhängend, mit kleinen Deckblättchen, an den Kurztrieben 
endständig. Beeren länglich. 

Ästiger, 4—8’ hoher, kahler Strauch. Blumen gelb, stark spermatisch riechend; die 3 
äusseren Kelchblätter kleiner uud dunkler gelb als die inneren. Beere scharlachroth. Staubgef. 
reizbar, nach Berührung dem Stempel sich anlegend. Auf den Blättern wuchert der rothe Becher- 
pilz Aecidium berberidis, aus dem auf Getreide der Rost (Puccinia graminis) entsteht. 

f Mai. Auf buschigen Hügeln, am Rande von Weingärten, in Hecken und 
Zäunen, im wärmeren Hügellande zerstreut, gerne auf Kalk, an den lezteren Standorten 
meist ursprünglich gepflanzt. Bei Prag auf Hügeln um Karlstein, im Radotiner Thale 
gegenüber Kopanina und auf dem Tobolka-Berge bei Tetin, sicher wild! ebenso auf Ab- 
hängen bei Neuhütten (Feistmantel). Zizkaberg, Generalka, bei Motol und Cibulka an 
Feldrändern eher gepflanzt. Lehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus, einzeln! — Nimburg 
am Elbufer! Hügel Kamejka bei St. Jakob! und im „Häjek“ hinter Trebesic bei Kutten- 
berg, am Bumberg bei Chrudim (Opiz), im Thiergarten bei Hermanmeöstee (Harant). — 
Jungbunzlau im Busche bei Neuberg (Stika)! Mölnik (Prazäk)! Bei Niemes nur im Parke 
gepflanzt (Schauta). Tiefendorf bei Leipa (Watzel!) Leitmeritz: am Blockhaushügel, 
gegen Treboutic auf Kalk (Mayer), zwischen Malitschen und dem StraZickenberge auf 
steinigem Feldraine! Weinbergsgebüsche unter dem Lobosch! Aussig am Elbabhang ! 
Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel)! Brüxer Schlossberg (Eichler). Thiergarten und Hei- 
delsberg bei Schlackenwerth (Reiss). Gebüsche und Gartenzäune bei Karlsbad (Ortm.). 
Tepl (Konrad)! — Um Krumau und Lagau, unter dem Blansker auf buschigen Hügeln, 
Felsen und zwischen Steinen, auf Rainen, sehr häufig und zahlreich, wirklich wild! 

Anmerkung. Epimedium alpinum L., in den südlichen österreichischen Alpen- 
ländern einheimisch, liegt nach Dr. Joh. Palacky’s Mittheilung im Herbar zu Frauenberg, angeblich 
bei Innergefild im Böhmerwalde von einem Forstadjunkten gesammelt vor, wurde auch in neuester 
Zeit im sächs. Erzgebirge nahe der böhmischen Gränze der Karlsbader Gegend anscheinend 
wildwachsend (?) gefunden. Die Blüthe hat einen 4blätterigen, von meist 3 Paaren Vorblättchen 
gestützten, braunrothen Kelch, 4 gelbe Kronblätter mit sackartigem Sporn und 4 Staubgef. 


74. Ordnung, Nymphaeaceen Salisb. 
Gattungen: 


1. Nymphaea. Kelch 4blätterig, bei der F'ruchtreife abfallend. Blumenblätter ohne 
Honiggrübchen. Staubgefässe der Aussenwand des Fruchtknotens aufsitzend. 
Narbe in mehrere (6- viele) aufwärts gebogene Strahlen gespalten, 


426 Nymphaea. 


2, Nuphar. Kelch 5blätterig (selten 6—7blätterig), an der Frucht bleibend. Blumen- 
blätter mit einem rückenständigen Honiggrübchen. Staubgefässe unter dem Frucht- 
knoten eingefügt. Narbe ganzrandig oder sternförmig-gezähnt. 


1. Nymphaea (L.) Smith. Seerose. 


1. N. alba L. Blumen ausgebreitet; die viereckige Kelchbasis wenig abge- 
gränzt. Staubfäden verlängert, die innersten lineal, kaum breiter oder etwas schmäler 
als der Staubkolben. Pollenkörner meist stachelig. Fruchtknoten kugelig, bis dicht 
unter die Narbe mit Staubgefässen bedeckt. Narbenstrahlen (und Fächer) zahlreich 
(meist 12—20), schmal, lanzettlich, etwas runzelig, aber ohne Furchen. Frucht 
kugelig, meist etwas plattgedrückt. 

Wurzelstock dick, walzig, kriechend. Blätter langgestielt, die zur Blüthezeit schon meist 
zerstörten ersten Blätter untergetaucht, 3eckig spiessförmig, wellig, durchscheinend, die späteren 
schwimmend, lederartig, oval oder rundlich, ganzrandig, tief herzförmig, mit etwas spreizenden 
oder parallelen oder zusammenneigenden Lappen, unterseits kahl, mit stark vorspringenden, 
gegen den Rand zu netzig anastomosirenden Nerven, die Spreite !/,—1‘ lang. Blattstiele stielrund, 
innen in der Mitte mit 4 grösseren Luftlücken; Nebenblätter lanzettlich, vorn spitz ausgerandet, 
frei. Blumen langgestielt, schwimmend, gross, 4—6“ im Durchm. Blumenblätter so lang wie die 
Kelchblätter, wie die Innenseite der aussen grünen Kelchblätter weiss, schwach wohlriechend. 
Staubbeutel gelb, Narbenstrahlen hellgelb. 

2 Juni—August. In Teichen, Wassertümpeln der Flussufer selten, viel seltener 
als die folgende. Bisher mit Sicherheit nar an der Elbe bei Libis, nächst der Stephans- 
überfuhr (Tausch! Caspary) und bei Libie nächst Podebrad (Jaromfr Celakovsky)! 
Voseker Weiher (Sternberg)! Zwischen Wittingau und Chlumec im Schwarzbache ! Doch 
mag von den mit ? bezeichneten Standorten der folgenden Art noch einer oder der 
andere hiehar gehören. 


2. N. candida J. Sv. Presl in Rostlinär 1821 (N. alba b. oocarpa Casp.). Vier- 
eckige Kelchbasis stark vorspringend. Staubfäden kürzer, die innersten unter dem 
Staubkolben noch merklich breiter. Pollenkörner stets gekörnelt. Fruchtknoten eiförmig, 
unter der Narbe verschmälert und daselbst ohme Stauhgefässe. Narbenstrahlen meist 
6—10, oval oder eilänglich, abgerundet, innen mit schmaler Mittelrinne und 2 
breiten Seitenrinnen. Frucht eiförmig. 

Blumen kleiner als bei voriger, 2—4” im Durchm, Kelchblätter verhältnissmässig kürzer, 
Staubfäden breiter und kürzer. Narbenstrahlen gelb oder hochroth, an der Spitze oft gebräunt 
(3spitzig sah ich sie bei uns nie). Sonst der vorig. ähulich, aber doch wohl specif. verschieden ; 
in der Richtung der Blattlappen finde ich aber keinen konstanten Unterschied. Var. @) aperta 
(N. candida Presl, N. Kosteleckyi Palliardi, N. intermedia Weicker), Blüthen ganz geöffnet, und 
ß. semiaperta (N. semiaperta Klinggr., N. biradiata Sommer., N. neglecta Hausl.), Blüthen 


halbgeöffnet. 

2. Juni—August. Wie vorige, aber allgemein in den Niederungen und im 
Hügellande verbreitet. Fehlt in der wasserarmen Prager Gegend; erst bei Schlan gegen 
Srbet zu!? bei Weltrus (Presl) und weiter an der Elbe: bei Stefansüberfuhr (Presl, 
Caspary). Brandeis (Presl). Nimburg (Jirus)!? Podebrad (Presl). Teiche bei Dymokur 
häufig!? Kolin Elbtümpel!? Teich Kmotrov bei Sehusie (Presi). Alte Elbe bei Elbe- 
Teinitz (Patzelt)? Preloud, Bohdaneter Teiche (Presl). Elbtümpel und Teiche bei Par- 
dubie! Landskron (Erxleben)! zwischen Adler-Kostelee und Borohrädek!? Königgrätz 
(Reichel)? Smiric (Presl). Alt-Plas bei Jaromer!? Tren&in bei Münchengrätz (Sekera). 
Jungbunzlau (Hipp.)! Niemes: Teichel bei Grünau, Plouönicer Teich (Schauta)! Hammer- 
teich bei Wartenberg! B.-Kamnitz (Zizelsb.)? Schönlinde! Schluckenau (Karl)! — Vidim, 
Roudnie, Leitmeritz (Presl). Probstauer Parkteich! Teiche zwischen Teplitz und Dux 
(Winkler)! DBettelgrün bei Oberleitensdorf, Rothenhaus (Roth)! Zwischen Saaz und 
Traovan an der Eger!? — Teiche bei Schlackenwerth, Falkenau, Doglasgrün, Königs- 
werth, Ellenbogen (Presl, Caspary, Ortm.!) Franzensbrunn (Kablik)! Ruppau (Presl). 
Nepomuk (Lusek)! Blatna, Tu&ap, Sobeslav (Presl). Schwarzenberg-Teich bei Veseli! 


Nuphar, 427 


Platz: Teich von Koralova (Leonhardi). Wittingau im Schwarzbach! Frauenberg (Jechl). 
Budweis: Moldautümpel, Teichel bei Vierhöf, gegen Leitnowitz! Goldenkron: im Pleso- 
vicer Graben (Jungbauer, Presl), Hohenfurth (Presl). 


2. Nuphar Smith. Nixblume. 


1. N. luteum Smith. (Nymphaea lutea L.). Blattstiele 3kantig, oberseits flach, 
rückwärts Aflächig. Blumenblätter etwa 3mal kürzer als die glockig zusammenschlies- 
senden Kelchblätter. Staubkolben länglich-lineal, mehrmals länger als breit Narben- 
scheibe trichterig vertieft, ganzrandig oder seichtgeschweift, 10—20strahlig, mit 
niedergedrückten, vor dem Jande verschwindenden Strahlen. 

Wurzelstock dick, walzig, kriechend. Blätter zur Blüthezeit theils untergetaucht, theils 
schwimmend, erstere kürzer gestielt, herz-pfeilförmig, stumpfwinkelig ausgeschnitten, dünn,. wellig, 
durchscheinend, letztere lederartig, /„—1' lang, tief herzförmig-oval, unterseits flaumig, mit nicht 
vorragenden (getrocknet eingesenkten), zum Rande wiederholt gabelig getheilten, aber nicht unter- 
einander anastomosirenden Hauptnerven; Blattstiele mit zahlreichen kleineren Luftlücken, am 
Grunde jederseits häutig erweitert, ohne besondere Nebenblätter. Blüthen aufgetaucht, dottergelb, 
schwach eigenthümlich wohlriechend, 1Y,—2‘ im Durchm., Narbenstrahlen 14—20. Variirt aber 
f) minus, Blüthe wenig über 1” Durchm., Narbenstrahlen 10. Staubkölbehen kürzer, nur 3 bis 
4mal länger als breit; schwimmende Blattspreiten nur 3—4° lang. (Nicht etwa mit N. intermedium 
Ledeb. zu verwechseln !) 

2. Juni — August. Wie vorige, oft in ihrer Gesellschaft, minder häufig, mehr 
auf die Ebene beschränkt. Elbetümpel: Stefansüberführ (Tausch)! Lobkovic (Kostel.). 
Nimburg in der Mrdlina! Podebrad gegen Vosek zu! Chlumec! Kolin, Prelouö! Sümpfe 
der Pardubicer Fasanerie (Opiz)! Abtsdorf (Rybicka)! Königingrätz! Chraster Flur bei 
Josefstadt (Knaf)! Jiein südlich: Teich bei Ostruäno (Varecka); Gräben bei Militoves, 
in der Cidlina bei Vitinoves, bei Breziua selten (Pospichal)! Tümpel unterhalb Zviretic 
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau! Teichel bei Weisswasser! Roudnie, Eger bei 
Bauschowitz (Reuss). Leitmeritz auf der Herzinsel (Mayer); zwischen Aussig und Boden- 
bach! Bilin: in der Biela! Karlsbad an der Eger bei Zettlitz, Ellbogen (Ortm.)! Falkenau 
(Leistner)! — Strakonie: in der. Votava! Teiche bei Veseli (Sternb.)! im Bache gegen 
Boskovic zu! Böhmisch-Fellern bei Budweis! Wittingau: im Schwarzbach! im torfigen 
Schlossrevier! Moldau. zwischen Rojau und Cernie (Juugb.). — ß. In der Neubach bei 
Platz (1861 Leonhardi)! im Bache zwischen Veseli und Borkovic ! 


2. N. pumilum Smith (Nymphaea pumila Hoffm.). Blattstiele parallel der Blatt- 
fläche zusammengedrückt. Blumenblätter sehr klein, eiwa 5mal kürzer als die Kelch- 
blätter, selten die äussersten 1—2 grösser. Staubkolben 4eckig, kurz, verstäubt nur 
2—2N/,mal länger als breit. Narbenscheibe ziemlich flach, zuletzt halbkugelig, am 
Rande sternförmig gelappt, mit 10—12 stark vorragenden, fast bis zur Lappenspitze 
auslaufenden Strahlen. 

Sonst wie vorige, in allen Theilen kleiner als diese in ihrer Normalform; schwimmende 
Blätter nur bis 5° lang. Staubgef. minder zahlreich. Blumen wohlriechend. 

2. Juni — August. In Lacher an der Moldau und in Teichen des Budweiser 
Kreises. In der Moldau: bei Oberplan (Jirus), Unterwuldau (Jechl)! bei Rosenberg! 
nächst Budweis bei Vierhof! Im Goldbach zwischen Wittingau und dem Rosenberger 
Teich angeschwemmt 1860 von einem südlicheren Standort her?) Bei Platz (Leonhardi). 
Bei Blovic an der Pilsner Bahn (Novotny). 


75. Ordnung. Papaveraceen De Cand. 
Gattungen: 


1. Papaver. Narbe scheibenförmig, 4—20strahlig. Kapsel eiförmig oder keulig. unvoll- 
ständig 4—20fächerig, unter der Narbe mit ebensovielen Löchern (kurzen Klappen) 
aufspringend. 


498 Papaver. 


9%, Glaucium. Narbe 2lappig. Kapsel verlängert schotenförmig, 2fächerig mit schwam- 
miger Scheidewand, in deren tiefen Gruben die Samen eingebettet liegen, von 
der Spitze zur Basis 2klappig aufspringend. 


3, Chelidonium. Narbe 2lappig. Kapsel verlängert-schotenförmig, 1fächerig, mit2 vom 
Grunde zur Spitze von den stehenbleibenden wandständigen Samenträgern sich 
ablösenden Klappen aufspringend. 


1. Papaver L. Mohn. 


a) Stengelblätter 1—2mal tief fiederspaltig bis fiedertheilig, mit schmaler Basis sitzend. 


«) Staubfäden fadenförmig, oberwärts nicht verbreitert. Narbenstrahlen niedrig, 
schmal, in der Mitte der Scheibe nicht zusammenfliessend. Kapsel kahl. 


1. P. rhoeas L. (Klatschrose). Stengel, Blätter und Blüthenstiele von wagrecht 
abstehenden (selten letztere von aufrechten anliegenden) Borsthaaren rauh. Blätter 
fiedertheilig, mit länglichen oder lanzettlichen, mehrfach eingeschnitten-gezähnten Ab- 
schnitten; Stengelblätter mit verlängertem, vielgezähntem Mittelzipfel, Zähne borstlich- 
bespitzt. Narbenscheibe kurz kegelig, mit 7—14 mit den Rändern sich deckenden 
Läppchen. Kapseln verkehrteiförmig. . 

1—2’ hoch. Blätter etwas graulich-grün. Blumenkrone scharlachroth, grösser als bei 
beiden folgenden, auch gefüllt. Var. f. strigosum Bönningh., Borsten der Blüthenstiele anliegend. 

© Mitte Mai—Juli, einzeln noch im August, Septemb. Auf Aeckern im Ge- 
treide, besonders in lehmigem Boden, einzeln auch auf wüsten Plätzen, an Rainen, 
Wegen, durch das ganze Hügelland verbreitet und meist gemein; ß) selten, auf den 
Schanzen Prags (Opiz)! Michanic bei Komotau (Knaf)! Niemes (Schauta)! Reichen- 
berg (Opiz)! 


2. P. dubium L. Stergel und Blätter von abstehenden, Blüthenstiele von 
steiferen, kürzeren, angedrückten Borsthaaren rauh. Blätter fiederspaltig oder fieder- 
theilig, mit lanzettlichen oder linealen weniggezähnten Zipfeln, diese und die Zähne 
borstlich bespitzt. Narbenscheibe flach, 6—Slappig, Lappen von einander getrennt, 
sich deckend. Kapsel länglich-keulenförmig. 

—1!/,'‘ hoch. Blätter blass, etwas bläulich-grün. Blume gross, scharlachroth, sehr 
selten weiss (Münchengrätz: Sekera!). Narbe braunsammiig. 

© Juni, Juli, um 14 Tage später als vorige. Auf Aeckern, Brachen, in Hohl- 
wegen, auf felsigen Abhängen, besonders in sandigem Boden, sehr zerstreut, weniger 
häufig als vorige, am häufigsten in den niederen, wärmeren Thälern und Ebenen, wohl 
öfter übersehen. Bei Prag in der näheren Umgegend ziemlich verbreitet: vor dem Korn- 
thor, Folimanka, Michle, Zizkaberg, vor dem Bruskathore, beim Baumgarten an der Bahn 
häufig! Podbaba (Opiz). Slichov, Radotiner Thal! Felsen des Moldauthals bei Zävist bis 
Stöchovie bäufig! Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus! — Unter dem Woskovrch 
bei Podebrad in Schwarzem Lehm! Koliner Sandfluren! Cäslau (Opiz). Leitomysl: bei 
Jonsdorf unter Wicken! Landskron (Erxleben). Ji&in: hinter dem Dorfe Cidlina (Poläk)! 
Leinräcker am Krizek bei Kleinskal (Neumann). Münchengrätz (Sekera). Weisswasser 
(Hipp.)! Hohlweg zwischen Gastorf und Malschen im Sandboden! Roudnie (Reuss). Eger 
bei Loun! Trebontitz bei Leitmeritz (Thiel)! Bensen (Zizelsberger). Mosern vor Tetschen ! 
Brüx (Eichler). Rothenhaus (Roth)! Vysodan saaz. (Thiel). Puschwitz bei Podersam und 
hinter ne im Kartoffelfelde! Karlsbad (Ortm.) (doch war die Pflanze, die 
ich sah, P. rhoeas). Marienbad (Glückselig). — Neumetel bei Horovie im Runkelrüben- 
felde! Zbirow (Hb. Opiz)! Woporan bei Tabor (Hb. Opiz)! Krumau: im Moldauthale 
gegen Wettern mehrfach, vor Hohenfurth in Feldern zahlreich! 

ß) Staubfäden oben verbreitert, dann plötzlich unter dem Staubkolben zugespitzt. 


Narbenstrahlen erhaben, in der Mitte der Scheibe zu einem sternförmisen Kranze zusammen- 
fliessend. Kapsel borstig (selten kahl). 


Glaucium. Chelidonium, 429 


3. P. argemone L. Stengel und Blätter von aufrecht abstehenden Haaren rauh. 
Blätter doppelt tief fiederspaltig oder fiedertheilig, mit lanzettlichen oder linealen, ganz- 
randigen Zipfeln, stengelständige mit kurzem Endzipfel; Zähne borstlich bespitzt. 
Narbenscheibe —5strahlig, seicht-gelappt. Kapsel Äkeulenförmig oder keulenförmig- 
eiförmig, schwach runzelig, mit aufrecht abstehenden (selten ohne solche) Borsten. 

!,—1’ hoch. Blumenblätter wässerig-blutroth mit schwarzem Fleck am Grunde. Die 
Borsten der Kapsel beschränken sich oft nur auf deren Spitze und fehlen bisweilen ganz (£. 
leiocarpum). 

© Mai—Juli. Im Getreide, auf Sandplätzen im Hügellande ziemlich verbreitet, 
obwohl nicht überall; 8) z. B. bei Prag: Zizkov, Generalka (Opiz)! Liblie! Tetschen 
(Malinsky) ! 

b. Stengelblätter ungetheilt, mit breiter Basis stengelumfassend. 


i 4. P. somniferum L. Kahl, blaugrün. Blätter länglich, ungleich einge- 
schnitten-gezähnt. Blüthenstiele mit wagrecht abstehenden Borstchen. Staubfäden nach 
oben etwas verbreitert. Kapsel fast kugelig, kahl. 

2—4' hoch. Blumenblätter gross, verwildert blauviolett mit schwarzen Flecken, kultivirt 
oft gefüllt und vorn zerschlitzt, roth, violett und weiss, oder aus diesen Farben gescheckt. Samen 
bläulich-schwarz, var. (# album) schmutzigweiss. 

© Juni— August. Stammt aus dem Orient, in Gemüsegärten häufig und im 
Grossen auf Feldern hin und wieder gebaut, besonders in der Elbniederung um Pod£- 
brad; in Mittelböhmen bei Horovie und Hostomic! 


e 


2. Glaucium Haller. Hornmohn. 


7 1. G. phoeniceum Crantz 1769 (G. cornieulatum Curtis, Chelidonium cornicula- 
tum L.). Blätterlänglich oder die oberen eiförmig, buchtig-fiederspaltig, grundständige gestielt, 
obere stengelständige mit gestutzter oder herzförmiger Basis halbstengelumfassend 
sitzend. Zipfel länglich, ungleich grobgezähnt, ausgesperrt. Schoten walzlich-lineal, zur 
Spitze verschmälert, von aufrechten Borsten steifhaarig. 

Stengel meist ästig, ,—1!/,' hoch, sammt den grasgrünen, etwas in Blaugrüne ziehenden 
Blättern und den einblüthigen Blüthenstielen zerstreut gliederhaarig. Blumenblätter 6—8” lang, 
orange oder scharlachroth, mit einem schwärzlichen Fleck am Grunde. 

© Juni, Juli. Auf Rainen, Brachen, wüsten Plätzen, sehr selten und vereinzelt, 
gewiss nicht einheimisch, sondern zufällig dann und wann verwildert. Bei Prag (Seidl): 
auf den Hügellehnen zwischen Podol und Bränik (Knaf 1825! seither Niemand wieder); 
Zwolenewes (Presl fl. &ech.). Feldraine um Leitmeritz (Tausch) ! 


3. Chelidonium (L. part.) Haller. Schellkraut. 


1. Ch. majus L. Blätter fiederschnittig, Abschnitte eiförmig oder eilänglich mit 
am Grunde blattartig verbreiterten Stielen, die seitlichen oft am Grunde des unteren 
Randes tief eiugeschnitten, der endständige mehr weniger tief dreilappig, sonst kurz- 
fiederspaltig mit spärlich grobgekerbten Zipfeln. Blüthen wenige in deckblätterigen Dolden 
mit Gipfelblüthe. Staubfäden oberwärts breiter. Schoten lineal, holperig. 

1—2’ hoch, ästie, zerstreut behaart; Blätter schlaf, unterseits graugrün. Blumen klein, 
dottergelb. In allen Theilen einen orangegelben Milchsaft enthaltend. 

2, Mai—Herbst. Auf Schutt, im Gebüsch, auf Mauern, Felsen gemein von den 
Niederungen bis in die niedere Gebirgsregion, z. B. am Rosenberge bei B.-Kamnitz, bei 
Rochlitz (Gottstein). 


430 Corydalis, 


76. Ordnung. Fumariaceen De Cand. 


Gattungen: 


1. Corydalis. Blume 2lippig; ein äusseres Blumenblatt (Oberlippe) gespornt. Frucht 
eine 2klappige, vielsamige Schote. 


2. Fumaria. Blume 2lippig; ein äusseres Blumenblatt gespornt. Frucht ein einsamiges, 
nicht aufspringendes Nüsschen (Schliessfrucht). 


1. Corydalis Ventenat. Lerchensporn. 


a. (Laterales.) Stengel am Gipfeltrieb der Knolle, der Niederblätter und gestielte 
Laubblätter treibt, sämmtlich Zateral, am Grunde ohne ein schuppenförmiges Niederblatt, nur mit 
2 Laubblättern um die Mitte. Knolle zeitlich hohlwerdend, jährlich sich vergrössernd, an ver- 
schiedenen Stellen der ganzen Oberfläche Wurzelfasern treibend. 


1. C, cava Schweigg. et Körte (C. tuberosa DC., C. bulbosa Pers., Fumaria 
bulbosa «. cava L., Hoblwurz). Deckblätter eiförmig oder elliptisch, ganzrandig, sehr 
selten die untersten 2—3spaltig. Blüthenstielehen 2—3mal kürzer als die Schote. Saum 
der Oberlippe sehr stark zurückgerollt, Unterlippe am Grunde fast rechtwinklig auf- 
wärts gebogen, vorn ziemlich flach vertieft mit abstehendem Saume. Sporn horizontal 
oder schief abwärts gerichtet, gegen die Spitze stark abwärts gekrümmt. Fruchtknoten in 
den Griffel geradlinig verschmälert. Schoten länglich-lanzettlich. Samenanhängsel lang, 
bandförmig, der Samenperipherie angeschmiegt. 

Stengel /,—1’ hoch. Blätter wie bei allen folgenden doppelt 3schnittig, Abschnitte 2- bis 
3spaltig, ungleich eingeschnitten, unterseits bläulich bereif. Blumen in endständiger Traube, 
schwach wohlriechend, am häufigsten lilapurpurn oder ganz weiss, seltener blasslila (wie bei C. 
pumila) oder gelblichweiss mit röthlichem Sporn und röthlichem Rande der Lippen; die Flügel 
wie bei den folgenden vorn mit purpur-braunem Fleck. Bei allen unseren Arten sind die Nägel 
der Flügel unterseits an die unteren Staubfäden, oberwärts an die oberen und an den Rand der 
Oberlippe angewachsen. Bei Motol fand ich ein armblüthiges Exemplar, dessen Deckblätter am 
Grunde unregelmässig eingeschnitten und dessen Kronen 2spornig! waren. Samen wie bei den 
folgenden glänzend-schwarz, Anhängsel weiss. Den bezeichnenden, allgemein eingeführten Namen 
cava ziehe ich vor, obwohl C. tuberosa DC. die Priorität hat. 

2. April. Inlichten humosen Laubwäldern und Gebüschen zerstreut, aber ver- 
breitet, in der Ebene und dem Hügellande bis auf das Vorgebirge, sehr gesellig und 
zahlreich. Bei Prag: Ziäkaberg (Kosteletzky); Generalka, Gehölz hinter der Cibulka; St. 
Prokop, Kuchelbad, Zävister Berg, Radotiner Thal, Vsenor, St. Ivan! Fasanerie des Bades 
Sternberg! Weltruser Park! In der Elbniederung bei Nimburg, besonders bei der Waldruine 
Mydlovar bei Gross-Wosek, in Gehölzen unter und auf dem Woskoberg in enormer Menge (in 
allen Farbyarietäten !) Cäslau: Tupadler Fasanerie, Hain bei Zleb u. s, w. (Opiz) Pardubicer 
Fasanerie (Opiz)! Landskron (Erxleb.)! Königingrätz (Reichel)! Jaromer (Knaf)! Rochlitz 
im Vorgebirge des Riesengebirges (Pohley)! Bei Lomnie nur an einer Stelle, als ein- 
zige Art (Poläk)! Fasanerie Käöov, Berg MuZsky bei Münchengrätz (Sekera). Iserlehne 
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Reichenberg (Siegmund)! Spitzberg bei B. 
Leipa (Watzel) !- Kaltenberg bei B.-Kamniz (Zizelsb.). Nixdorf, Rumburg, Schluckenau 
(Neum.), Tetschen (Malinsky)! Dobiin bei Roudnie (Jirus)! Pätek bei Peruc (Danes)! 
Leitmeritz z. B. Radischken (Hackel), Ploskovicer Park (A. Mayer). Teplitz (Eichler)! 
Brüx selten (Reuss). Komotau! Karlsbad und Ellbogen (Reiss). — Burg Pravda bei Do- 
mousic, über der Klapkovicer Mühle bei Rakonitz (Krej&). Horovic nicht selten (Schlechtend.), 
Brezina (Sternberg)! Plesovic bei Goldeukron (Jungbauer). Budweis (Jechl)! Läsenic bei 
Neuhaus (Novotny). 

b) (Terminales). Stengel zu dem nur Niederblätter bildenden Gipfeltrieb der Knolle 
endständig, über dem Grunde mit 1schuppenförmigen Niederblatte, aus dessen Achsel häufig ein 
bisweilen blühender Kurzzweig kommt, oben mit 2 Laubblättern. Knolle aussen abblätternd, innen 


mit frischem Kern, sich regenerirend, klein bleibend, nur am unteren Ende mit einem Kranze 
von Wurzelfasern. 


Corydalis, 431 


, «) Traube meist reichblüthig, in der Frucht aufrecht. Blüthenstiele dünn, etwa so 
lang als die Schote. Kronoberlippe an den Rändern umgerollt. Fruchtknoten unter dem Griffel 
meist stark geknickt. 


2. C. digitata Pers. 1807 (C. bulbosa DC. 1805, C. solida Swartz 1819, C. 
Halleri Hayne). Deckblätter breit keilförmig, fächerförmig, vorn fingerförmig eingeschnitten, 
bis verkehrteiförmig, vorn nur gezähnt oder selten selbst fast ganzrandig. Unterlippe 
breit, queroval, am Grunde mit kleiner spornartiger Aussackung, vorn mit seichter 
3eckiger Vertiefung, mit flachausgehreitetem, gezähneltem Saume. Sporn dicklich, nach 
aufwärts gerichtet, kaum gekrümmt. Schote länglich-lanzettlich, Samenanhängsel ziemlich 
klein, flach, länglich löffelförmig, vom Samen segelartig abstehend. 

Fast ebenso kräftig wie vorige. Blumen purpurn, höchst selten weiss (so im Herb. 
Sternbg. von Presl in Böhmen gesammelt); innere Blumenblätter wie bei C. pumila. 

2. April. Wie vorige, aber nur in der wärmeren Hügelregion, selten. Bei Prag: 
Strahover Garten (Kratzmann)! Hiluboteper Hain, St. Prokop! oberhalb Kosir (Opiz)! 
Kreer und Kundraticer Wald, Zävist, hinter Wran gegen Davle! Hradisko bei Davle an 
der Sazava (Wagner). — Cäslau: Tupadler Fasanerie, Chedrby u. s. w. (Opiz). Nickl 
bei Leitomysl (Walter)? Königingrätz (A. Brayer)! Berg Muzsky bei Münchengrätz (Se- 
kera). Reichenberg (Siegmund)! Schützeninsel bei Leitmeritz (Hackel). Lovos bei Lovosic 
am Gipfel! Schloss- und Breiter Berg bei Brüx (Reuss)? (wenn nicht C. pumila gemeint 
ist, die Reuss nicht aufzählt\. Hecken der Stadt Schlackenwerth (J. Reiss) ! 


f) Traube armblüthig, in der Frucht überhängend. Blüthenstiele wenigstens 3mal 
kürzer als die Schote. Kronoberlippe mit flach abstehendem Saume. Fruchtknoten unter dem 
Griffel nur mässig gebogen. 


3. C. pumila Rehb. (C. Lobelii Tausch, Fumaria pumila Host). Deckblätter 
gross, keilförmig-fächerförmig, fingerförmig eingeschmitten, so lang oder ?/, so lang 
als die kurzeestielte Frucht. Blüthenstiele meist nur !/, so lang als die meist einseits- 
wendig nach abwärts qekrümmte Srhote. Kron-Oberlippe fast 3eckig, mit schmalem, 
gezähmeltem, flxch abstehendem Runde, vorn im Ausschnitt mit Stachelspitze; Unterlippe 
am Grunde schwach höckerig, allmäliy aufwärts gehogen, stark kahnförmig vertieft, 
in eine Spitze auslaufend, mit aufgerichtetem schmalem Rande. Flügel mit dickem bla- 
sigem Kiel, vorn gestutzt. Sporn abwärts gerichtet: Schoten breitelliptisch, vielnervig. 
Samenanhängsel länglich löffelförmig, vom Samen segelartig abstehend, schwach gedreht. 

1/,—3/,' hoch, robuster als folgende, Laub heller grün, in’s Gelbliche ziehend, Blattzipfel 
vorherrschend breiter, weniger gespalten, nach dem Grunde mehr keilig verschmälert und häufig 
fast gestielt. Kronen bleich lila: Oberlippe mit hervorstechend weissem Schlunde, Unterlippe 
grünlich mit lilafarbenem weisshäutigeın Rande. 

2. März, Anfang April, blüht am ehesten. Wie die vorigen, mit folgender meist 
zusammen, nur im unteren Moldau-, Elb- und Bielathale auf waldigen Hügellehnen und 
in schattigen Auwäldern selten. Bei Prag meist nur auf Abhängen an der Moldau: Zizka- 
berg (Renger)! Michle: beim Libusabad (Opiz, Keil). Strahover Garten, Wäldchen ober- 
halb Sel&, Roztoker Hain! Park zu Weltrus! — Molitorov bei Kourim (Jirus)! Nimburg: auf 
der Waldruine Mydlovar und um dieselbe am Waldsaume (1873)! Brüx (Stika, als C. solida) ! 


4. C, fabacea Pers. (Fumaria intermedia Ehrh.). Deckblätter oval, ganz oder 
selten vorn 2—3spaltig, nur '/,—'), so lang als die Schote. Blüthenstiele !/,—!/, sO 
lang als die Schote, stets aufrecht. Kronoberlippe gerundet, mit abstehendem brei- 
terem Rande, vorn im seichten Ausschnitt mit schwachem : Kerbzahn; Unterlippe am 
Grunde höckerig und damn fast rechtwinkelig aufwärts gekrümmt, mässig vertieft, 
mit breitem abstehendem Rande. Flügel mit dünnem, flügelartigem, an der Spitze 
vorgezogenem Kiele. Sporn horizontal oder abwärts gerichtet. Schoten länglich-lan- 
zettlich, wenignervig. Samenanhängsel ziemlich klein, der Samenperipherie anfangs an- 
geschmiegt und dann mit einem Umgang schraubig gedreht. 

3—8' hoch, am kleinsten von allen. Blätter oberseits sattgrün. Blumen ganz hell 
purpurn, selten weiss. 


432 Furmaria, 


2, März, Anfang April. Wie die vorigen, aber ebenso sehr wie C. cava verbreitet, 
im Hügellande und in Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge. Bei Prag: Selter und 
Roztoker Hain, mit voriger! Cibulka! St. Mathäus (Kostel.), Scharka (Knaf)! Veleslavin 
(Opiz)! Kundraticer Wald, St. Prokop und Hlubodep, Radotiner Thal, Zäwister Berg 
hinter Königsaal gegen Davle am Moldauufer! Trebohostie am Waldbach, Kamenicer 
Thal! — Nimburger Elbauen gegen Mydlowar, doch viel seltener als C. cava! Senften- 
berg und Schambach (Brorsen). Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gottstein)! Friedland 
(Seibt)! Reichenberg (Siegm.). B.-Aicha (Benes)! Muäsky bei Münchengrätz (Sekera)! 
Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Schlossberg bei B.-Kamniz, Rosenberg bei 
Windisch-Kamniz (Zizelsberger), Schluckenau (Karl)! Rumburg, Nixdorf (Neumann). 
Tetschner Schlossfelsen (Malinsky)! Kl. Hradischken bei Leitmeritz! Kelchberg bei 
Triebsch (Hackel). Woparner Thal bei Lobositz (A. Mayer). Pätek bei Peruc (Danes). 
Schluchten des Borfen, Debre und Schillinge bei Bilin (Reuss), Eichwald bei Teplitz 
(Laube), Klostergrab (Winkler)! Damm der Langen Wiese bei Rothenhaus (Roth). 
Komotau: Eidlitzer Eichbusch, Alaunhüttenbusch, Rohland, Schwarzer Hübel (Knaf). 
Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad (Ortm.). Tepl (Konrad)! Ronsperg (Hocke). — Rako- 
nitz: über der Klapkovicer Mühle (Krej&). — Horovic selten: bei Komärov (Schlecht.). 
Pisek beim Snrkovieer Teich und anderwärts, einzige Art (Döde@ek)! Budweis (Jechl)! 
Schlossgarten von Platz (Leonhardi), Läsenic bei Neuhaus (Novotny) ; — sicher noch vielfach. 


2. Fumaria (L.) DC. Erdrauch. 


a) Kelchblätter nur 2—3mal kürzer als die Blumenkrone (ohne Sporn), erst mit der 
Blumenkrone abfällig. 


1. F. rostellata Knaf Flora 1846 (F. prehensilis Kit. part, F. mierantha 
Autt. bohem. nec Lag.). Blattzipfel flach, lineal-länglich oder lanzettlich. Deckblätter 
kürzer als das Fruchtstielchen. Kelchblätter gross, eiförmig-rundlich, zugespitzt, gezähnt, 
!,, so lang als die Krone (ohne Sporn) und breiter als die Kronröhre. Aeussere 
Blumenblätter mit schnabelförmiger Spitze, das obere (Oberlippe) schmal, nach hinten 
in den dicklichen Sporn stark emporgekrümmt. Früchtchen kugelig mit sehr kurzem 
Spitzchen und daneben jederseits mit länglichem Grübchen. 

Pflanze wie bei den folgenden aufrecht oder aufsteigend, ästig oder einfach, Mn —1’ hoch, 
mit spindliger Wurzel, zarter als die folgende. Blätter etwas graugrün, doppeltfiederschnittig 
mit eingeschnittenen Blätichen, deren Zipfel wieder 2-3spaltig. Trauben anfangs dicht, dann 
verlängert, locker, mit schmächtiger Spindel. Blüthen etwas kleiner als bei der folgenden bis so 
klein wie bei F. Vaillantii. Biumenblätter rosapurpurn, auf den Kielen ziegelroth, ohne grüne 
Streifen, vorn schwärzlich purpurbraun. Früchtchen höckerig-runzelis. Die süd- und westeuro- 
päische F. densiflora DC. (F. mierantha Lag.), mit ähnlichen grossen Kelchen, unterscheidet 
sich unter anderem durch sehr dicke Spindeln der Fruchttraube, kürzere Fruchtstiele als die 
Deckblätter und schmal lineale, dickliche, rinnige Blattzipfel. 

© Juni, Juli, einzeln und im Gebirge allgemein im August, September. Auf 
Aeckern, besonders in Kartoffel- und Rübenfeldern und in Zäunen und Gebüschen, 
ziemlich verbreitet im nordwestlichen Theile, vom Erzgebirge durch das Elbthal bis 
Prag. Bei Prag: Eisenbahndamm bei der Premyslovka (1873)! hinter dem Kleinseitner 
Kirchhofe in einem Kartoffelfelde! Scharkathal, Zizkaberg, Weinberge bei der Trojer 
Schule! bei Holesoviec! Acker auf der Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus! — 
Jungbunzlau (Himmer)! Niemes (Schauta)! — Melnik (Ortmann, Prazäk)! Zwischen 
Roudnie und Wegstädtel häufig! Leitmeritz: zwischen Mallitschen und dem Sträziöka- 
berge! zwischen Kundratie und Winterberg, bei Hlinay (A. Mayer). Sebusein, Mileschauer 
(Malinsky)! Bilin (Jirus)! Gebirgsplateau oberhalb Rongstock! Spitzberg bei Schönwald 
im Erzgebirge (Aschers.). Komotau: im Erzgebirge, z. B. bei Petsch, Schönlinde, Pres- 
nitz, Rothenhaus, auch in der Ebene am Fusse des Gebirges, so bei Oberdorf! Um 
Karlsbad spärlich, häufiger gegen Engelhaus zu (Irmisch, als F. micrantha). 


2. F. offieinalis L. Blattzipfel flach, lineal-lanzettlich. Deckblätter kürzer oder 


Fumaria, 433 


so lang wie das Fruchtstielehen. Kelchblätter mittelgross, eilanzettlich, gezähnt, 3mal 
kürzer als die Blumenkrone (ohne Sporn) und schmäler als die Kronröhre, aber be- 
deutend breiter als das Blüthenstielchen. Aeussere Blumenblätter stumpf, das obere mit 
geradem Rücken und sanft in den Sporn gekrümmt. Früchtchen plattkugelig, etwas 
birnförmig, quer breiter, vorn gestutzt und etwas ausgerandet, mit 2 rundlichen Grübchen. 

Sonst wie vorige, /,—1‘hoch. Kelchblätter innerhalb gewisser Gränzen in der Grösse etwas 
veränderlich, doch nie so klein wie bei folg. oder so gross wie bei voriger. Blumenblätter rosa- 
purpurn, beide Lippen vorn schwärzlich-purpurn und mit grünem Kielstreifen. F. tenuiflora 
Fries (F. Wirtgeni Koch) ist blosse Varietät dieser Art mit kleineren, mehr kugelisen, kurz 
bespitzten Früchten, im Uebrigen aber gar nicht verschieden, sie wurde recht typisch hierzulande 
noch nicht gefunden. 

© Mai — Herbst. Auf Aeckern, Schutt, in Hecken und Zäunen durch ganz 
Böhmen und bis auf das Vorgebirge der Sudeten, des Böhmerwaldes, und auf das Erz- 
gebirge verbreitet und meist gemein. 


b) Kelchblätter sehr klein, spitz gezähnelt, 6—10mal kürzer als die Blumenkrone 
(ohne Sporn), sehr zeitlich abfällig. 


3. F. Vaillantii Lois. Blätter dicklich, stark graugrün. Blattzipfel flach, lineal- 
länglich oder lanzettlich. Blüthenstielchen zur Fruchtzeit wenig bis Qmal länger als 
das Deckblatt, so lang als die Frucht. Aeussere Blumenblätter stumpf, zu einer kurzen 
und dicklichen Röhre zusammenschliessend, an der reifenden Frucht länger bleibend ; 
oberes Blumenblatt in den dicklichen Sporn stark emporgekrümmt. Frucht bei der Reife 
kugelig, vorn mit 2 rundlichen Grübchen, nicht merklich bespitzt, nur jung bespitzt. 

Zarter als vorige, mehr eraugrün, 1°’—1‘ hoch. Der Kelch, obwohl immer sehr klein, 
doch etwas in der Grösse veränderlich; Blumen so gross wie die der F. rostellata, meist aber 
kleiner. Kronen meist bleich rosa oder lila, an der Spitze schwärzlieh-purpurn (äussere Blumen- 
blätter vorn mit grünem Nerven), oder gelblichweiss, vorn schwarzpurpurn (£ ochroleuca Knaf). 
— Die südlichere F. parviflora Lamk., die auch einigemal fälschlich in Böhmen angegeben 
wurde, hat schmal-lineale, dickliche und rinnige Blattzipfel, grössere und länger andauernde Kelch- 
blättchen, aber sonst dieselben Blüthen; in den Beeten des Prager Bot. Gartens säet sie sich all- 
jährlich konstant neben F. Vaillautii selbst aus. 

© Juni, Juli. Wie vorige, auf Aeckern, besonders auf Hügellehnen, Felsen, im 
Gebüsch, in thonigem, Kalk- und Schieferboden, nur im wärmeren Hügellande, im Beroun-, 
unteren Moldau-, Elbthal und längs des Erzgebirges, (Nur die mit!! bezeichneten Standorte 
konnten mit Rücksicht auf F. Schleicheri revidirt werden, die übrigen sind insofern 
zweifelhaft, als daselbst theilweise die folgende, von mir früher nicht unterschiedene Art 
gemeint sein könnte.) Bei Prag ziemlich häufig und stellenweise in Menge: Belvedere, 
Pele!! Roztok, Nusle!! Zäbehlic (Opiz)!! Kanalscher Garten (Opiz)!! Smichov, Kuchel- 
bad, Felsen des Vsenorer Thales, Zävister felsige Lehne, Elbabhang von Königsaal nach 
Davle und Stechovic bis zum St. Johannes! — Nimburg (VSetecka)!! Jungbunzlau (Hipp.)!! 
Jaromer gegen die Chraster Flur (Knaf)!! Elbe bei Rondnie! Malschen bei Gastorf und 
im Hopfenthal gegen Auscha! Leitmeritz gegen Schüttenitz, Radobyl, Fuss der weissen 
Lehne ete.! Tetschen Elbufer (Malinsiy)!! Teplitz (Eichler)!! Hrobsie bei Bilin (Reuss)!! 
Komotau: auf Mauern (Knaf)!! Schiesselitz bei Vysocan (Thiel, als F. parviflora) !! 
Karlsbad, Ellbogen (Ortmann). Falkenau (Leistner). 


4. F. Schleicheri Soyer-Willemet (F. Pseudo-Vaillanti Ed. Hofm. in scheda 
1854! F, Wirtgeni Malinsky exsice.! nec Koch, F. media Ortm., Opiz exsiec.!) Blätter 
zart, schwach graugrün; deren Zipfel flach, lineal-länglich oder lanzettlich. Blüthenstiel 
zur Fruchtzeit 2—3mal länger als das Deckblatt, beträchtlich länger als die Frucht. 
Aeussere Blumenblätter stumpf, in eine. lange und schmale Röhre zusammenschliessend ; 
das obere in den längeren, ziemlich dünnen Sporn allmälig gekrümmt. Frucht bei der 
Reife kugelig, vorn mit 2 rundlichen Grübchen und einem sehr kurzen Spützchen. 


Der vorigen ähnlich, bisher mit ihr bei uns verwechselt; unterscheidet sich von ihr 
durch zarteres, dünneres, mehr hellgrünes Laub, die langen dünnen Blüthenstiele, etwas grössere 
Kelchblätter, die schmale lange Kronenröhre, die deutlicher bespitzten Früchte, Blumen rosa- 


434 Fumaria. 


purpurn, vorn schwärzlich-purpurn (die äusseren Blumenblätter vorn mit grünem Kiele) oder ganz 
weiss, vorn grünkielig, aber ohne schwarzen Fleck (f. albiflora). 

© Mai — Juli. Wie vorige und von ähnlicher Verbreitung. Bei Prag: am Wind- 
berge in Sup (Ed. Hofmann)! Belvedere (1870 3.)! Zäbehlie (Opiz)! Lieben und Strizkov 
(Opiz 1838 et 54)! — Mündung des Klitavathales in das Berounthal bei Zbeöno, auf 
Feldern (1869)! — Geltschberg (Malinsky 1858 ß.)! Teplitz (Eichler, Winkler)! Rothen- 
haus (Roth 1852)! Vysocan bei Saaz, häufig (Thiel)! Sandige felsige Hügel unterhalb 
des Dreikreuzberges bei Karlsbad (Ortm.)! — und wahrscheinlich auch anderwärts. 


77. Ordnung, Cruciferen Juss. 


Gattungen: 


I. (Angustiseptae.) Schote senkrecht auf die Scheidewand zusammengedrückt, mit 
stark (kahnförmig) gewölbten Klappen; Scheidewand im schmalsten Querdurchmesser der Schote, 
folglich 2 — vielmal schmäler als der breitere Querdurchmesser der Schote. 

1. (A. pleurorrhizeae s. Thlaspideae DC.). Keimblätter im Samen flach auf- 
einander liegend; Würzelchen ihrem Rande seitlich anliegend. 
a) Bodendrüsen 4, je eine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgef. Blumen weiss. 


1. Teesdalea. Blumenblätter ungleich, die äusseren etwas länger. Staubfäden am Grunde 
verbreitert und mit einem blumenblattartigen, dem Fruchtknoten anliegenden 
Anhängsel. Schötchen plattgedrückt, rundlich, oben ausgerandet; Klappen kahn- 
förmig, schmal geflügelt. Fächer 2samig. 


2. Thlaspi. Blumenblätter ziemlich gleich. Staubfäden ohne Anhängsel. Schötchen platt- 
gedrückt, oval oder verkehrteiförmig, oben ausgerandet. Klappen kahnförmig, 
geflügelt. Fächer 2—mehrsamig, selten 1samig. 

b) Bodendrüsen 4, je eine grössere, wenig umfassende unterhalb der kürzeren 

Staubgefässe, je eine kleinere unterhalb und zwischen 2 längeren. Blumen gelb. 

3. Biscutella. Blumenblätter gleich, mit breitem, jederseits 1zähnigem- Nagel. Staub- 
fäden zahnlos. Schötchen plattgedrückt, auf kurzem Fruchtträger, brillenfömig 
(beiderseits ausgeschnitten); Fächer kreisrund :childförmig, rundum flügelrandig, 
lsamig, nach dem Abspringen den Samen einschliessend. 

2. (A. notorrhizeae s. Lepidinae DC.). Würzelchen der Rückseite eines der 
auf einander liegenden flachen (nur bei Coronopus geknickten) Keimblätter aufliegend. 
a) Schötchen (anfangs 2fächerig, bald) 1fächerig, 1—2samig, nicht aufspringend. 

4. Isatis. Bodendrüsen 6, je eine kleine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe, 
und je eine unterhalb und zwischen den längeren Stanbgefässen. Schötchen zu- 
sammengedrückt, lineal-keilig oder oval. Blumen gelb. ‚ 

b) Schötchen 2fächerie, nicht aufspringend oder in die 2 geschlossen bleibenden, 
1samigen Fächer zerfallend. Blumen weiss. 

5. Coronopus. PBodendrüsen 4, konisch verlängert, zu beiden Seiten der kürzeren 
Staubgefässe. Schötchen plattgedrückt, nierenförmig oder brillenförmig. Keim- 
blätter über der Basis zurückgeknickt. 

e) Schötchen 2fächerig, mit 1samigen Fächern, 2klappig aufspringend, die Samen 
entlassend. Blumen weiss (sehr selten gelb). 

6. Lepidium. Bodendrüschen 4, klein, zerstreut, je eines zu beiden Seiten der kürzeren 
Staubgefässe oder der durch ihr Fehlen entstandenen Lücke. Schötchen rundlich 
oder eiförmig, oben oft ausgerandet, mit kurzem, dicklichem Griffel oder ohne 
Griffel. Klappen gekielt, oft geflügelt. Samenleisten oberwärts dünn, fast verdeckt, 
unterwärts verbreitert und vorspringend. 


7. Cardaria. Blüthenboden aussen rings um die Staubgefässe und zwischen denselben 


4835 


drüsig entwickelt. Schötchen am Grunde herzförmig, in den verlängerten, fädlichen 
Griffel zugespitzt; Klappen auf dem Rücken gerundet, ungekielt, etwas gedunsen, 
Samenleisten nach unten etwas verbreitert. 
d) Schötchen oder Schote 2fächerig, mit vielsamigen Fächern, 2klappig aufspringend, 
die Samen entlassend. Blumen weiss, 
8, Capsella. Bodendrüschen 4, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe. 
Schötchen 3eckig-keilförmig oder länglich; Klappen kahnförmig, auf dem Rücken 
gekielt, ungeflügelt. 


9. Stenophragma. Bodendrüsen 2, je eine unter beiden kürzeren Staubgefässen oder 
an ihrer Stelle. Schote lineal, doppelt breiter als die Scheidewand, mit kahn- 
förmig ausgehöhlten, schmalen, auf dem Rücken gerundeten, ungekielten, schwach 
inervigen Klappen. 

II. (Latiseptae.) Schote parallel zur Scheidewand zusammengedrückt oder stiel- 
rundlich, mit flachen oder halbstielrunden Klappen; Scheidewand im breiten Querdurchmesser 
der Schote. 

3. (L. pleurorrhizeae 8. Arabideae). Würzelchen dem Seitenrande der flach 
aufeinander liegenden Keimblätter anliesend. 


a) Bodendrüschen 4, klein, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe, 
oder 2, je eines an Stelle des fehlenden kürzeren Staubgefässes (Draba). Schötchen rundlich bis 
lanzettlich, zusammengedrückt, auf dem Fruchtboden fast sitzend, Samenschnüre mit dem 
grössten Theile frei. 

10. Draba. Staubfäden fädlich ohne Anhängsel; Bodendrüsen kurz. Schötchen oval bis 
lanzettlich, Klappen mit einem schwachen Nerven; Samenleisten fädlich, von den 
Klappenrändern eingeschlossen. Blumen weiss (sehr selten bei fremden Arten gelb). 


11. Alyssum. Staubfäden, wenigstens die kürzeren, mit zahn- oder flügelartigen An- 
hängseln, oder die Bodendrüsen borstlich verlängert. Schötchen kreisrund oder 
oval, Klappen nervenlos; Samenleisten in einer durch den vorspringenden Rand 
der Klappen gebildeten Rinne gelegen. Blumen gelb, selten weiss. 

b) Je eine grössere, 3theilige, unten offene, oberseits um die kürzeren Staubge- 
fässe herumgehende Bodendrüse; mediane Drüsen keine. Schote oval bis elliptisch-lanzettlich, 
auf einem längeren Fruchtträger gestielt. Samenschnüre in die Scheidewand eingewachsen. 

12. Lunaria. Aeussere Kelchblätter am Grunde höckerig, Kappen der Schote flach, 
nervenlos. Samen zusammengedrückt. Blumen violett. 

ec) Bodendrüsen: je eine grössere napfförmige oder hufeisenförmige (innen oder 
aussen offene) selten 2theilige (aus 2 oben zusammenstossenden Theilen gebildete) Drüse um die 


kurzen Staubgefässe, meist auch je eine kleinere unterhalb und zwischen den längeren Staubge- 
fässen. Schote lineal bis kugelig, ungestielt. Samenschnüre zum grössten Theile frei. 


«) Schote lineal oder lineal-lanzettlich, zusammengedrückt, mit Hachen Klappen. 

Blumen weiss (gelblichweiss oder lila). 

13. Cardamine.‘ Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen ringförmig, innen 
offen; die medianen Drüsen einfach, gesondert oder fehlend. Klappen ohne 
Mittelnerv, bei der Reife sich elastisch nach aussen umrollend. Samen Ireihig, 
zusammengedrückt. 


14. Turritis. Bodendrüssen der kurzen Staubgefässe aussen ringförmig oder napf- 
förmig, innen offen; die medianen Drüsen aussen um die längeren Staubge- 
fässe gezogen und mit den ringförmigen zusammenfliessend. Klappen 1nervig, 
sich nicht rollend. Samen 2reihig, zusammengedrückt. 


15. Arabis. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen geöffnet, innen geschlossen 
ringförmig, 2theilig oder mehrlappig; die medianen Drüsen gesondert, einfach 
oder 2lappig. Klappen meist mit 1 Mittelnerv, sich nicht rollend. Samen 1reihig, 
zusammengedrückt. 


£) Schote stielrundlich oder stielrundlich-4kantig, mit gewölbten oder 2flächigen 
Klappen, verlängert lineal bis elliptisch und kugelig. 


16. Barbarea. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen offen, innen ringförmig 
oder 2theilig; mediane Drüschen klein, gesondert. Schote abgerundet. Klappen 
mit sich zur Spitze verlierendem Mittelnerven ; Samen etwas zusammengedrückt, 
lreihig. Blumen gelb. 


17. Nasturtium. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe je 2, gesondert, über dem 
Staubfaden zusammenstossend; mediane Drüsen fehlend. Schote gedunsen, 
walzlich, aus dem stielrunden zusammengedrückt, Klappen neryenlos, Samen 
unregelmässig 2reihig. Blumen weiss. 


18. Roripa. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen offen oder doch niedriger, 
innen ringförmig oder aus 2 innen zusammenfliessenden Seitenlappen ; 
mediane Drüsen ziemlich gross, gesondert oder öfter mit den lateralen zu- 
sammenfliessend. Seitliche Staubgef. bogig aufsteigend. Schote stielrundlich, 
lineal-walzlich, gedunsen elliptisch bis kugelig, Klappen ohne oder nur am 
Grunde mit schwachem Nerven; Samen wenig zusammengedrückt, unregelmässig 
2reihig. Blumen gelb. 

19, Armoracia. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe ringförmig, innen offen, mit den 
medianen Drüsen zu einem kontinuirlichen Bodenringe zusammenfliessend. Alle 
Staubgefüsse gerade, aufrecht. Schötchen ellipsoidisch, edunsen, Klappen 
nervenlos. Blumen weiss. 

4. (L. notorrhizeae s. Sisymbrieae.) Würzelehen der Rückseite eines der auf- 
einander liegenden Keimblätter aufliegend, 
a) Schötchen kugelig, oval oder birnförmig. Blumen gelb. 


20. Neslia. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe innen offen, , aussen ringförmig, 
aber sattellörmig gesenkt, und so in 2 seitliche Lappen getheilt; mediane 
Drüschen sehr klein, unregelmässig situirt, oft mit einer näheren lateralen 
Drüse zusammenfliessend, oder fehlend, Schötchen kugelig, jung 2fächerig und 
4eiig, später lfächerig, Isamig, nicht aufspringend, vom dicken abgeschnürten 
Griffel bleibend gekrönt; Fruchtknoten mit starkem Mittelnerv. 

21. CGamelina. Bodendrüsen 4, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe; 
mediane fehlend. Schötchen birnförmig oder oval, gedunsen, an .den (placentalen) 
Rändern zusammengedrückt, 2fächerig, 2klappig, Klappen inervig, oben plötzlich 
in einen dem Griffel angewachsenen Fortsatz zugespitzt; Griffel mit einer Klappe 
zusammen abfallend. 

b) Schote lineal, verlängert. Samen 1reihig. 
«) Narbe aus 2 aufrechten, ovalen, aufeinanderliegenden, aussen flachen 

Platten gebildet. 

22. Hesperis. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe ringförmig, oben mit engem 
Spalte gespalten; mediane fehlend. Aeussere Kelchblätter am Grunde höckerig. 
Schote aus dem Stielrunden znsammengedrückt. Klappen 1nervig. 

ß) Narbe ungetheilt oder seicht 2lappig ausgerandet. 

*) Schote stielrundlich oder schwach zusammengedrückt, mit aussen ver- 
tlackten Samenleisten. Klappen mit 1—3 ziemlich gleichen, mässig vorragenden oder schwachen Nerven. 
23. Sisymbrium. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe niedrig-ringförmig, ringsge- 

schlossen oder aussen schwach offen; mit den medianen, die längeren Staub- 
fäden aussen umschliessenden Drüsen zu einem einzigen lappigen Drüsenringe 
zusammerfliessend. Schote walzlich, gleich dick, am Grunde gerundet; Blumen gelb. 

24. Chamaeplium. Je 2 gesonderte Bodendrüsen zu beiden Seiten der kürzeren Staub- 
gelässe; mediane Bodendrüsen fehlend. Schote kurz, zur Spitze kegelig-pfriemlich 
verchmälert, am Grunde abgestutzt. Klappen nervig. 

’**) Schote 4kantig, mit vorgewölbten Samenleisten und stark gekielten Klappen. 
25. Alliaria. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe ringförmig oder oberseits ge- 

spalten: mediane Drüsen gross, einfach, aussen zwischen den längeren Staubge- 


457 


fässen, seitlich mit den lateralen verfliessend. Klappen ausser dem starken, kiel- 
artigen Mittelnerven mit zwei schwachen Seitennerven. Blumen weiss. 


26. Erysimum. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe innen hufeisenförmig, «aussen 
offen; die medianen unterhalb der längeren Staubgefässe, von jenen gesondert, 
in 2—3 kleine Drüschen zerfallend. Klappen nur mit starkem Mittelneryen, ohne 
Seitennerven; Scheidewand dünnbäutig. Blumenblätter gelb, ausgebreitet. 

27. Conringia. Seitliche Bodendrüsen innen hufeisenförmie, 2lappig ausgerandet, 
aussen offen; mediane Drüsen fehlend. Klappen ausser dem starken Mittelnerven 
mit oder ohne schwächere Seitennerven. Scheidewand etwas schwammig, mit 
Gruben für die Samen. Blumen weisslich oder hellgelb. 


5. (L. orthoploceae s. Brassiceae.) Keimblätter tiefrinnig, aufeinander liegend, 
das Würzelchen in die Rinne aufnehmend. Bodendrüsen 4, getrennt, die 2 lateralen innen über 
den kürzeren Staubfäden, kantig (nicht ringförmig), die 2 medianen (selten fehlenden?) unter dem 
Paar der längeren Staubgefässe. 

a) Schote verlängert, längs 2fächerig, nicht gegliedert, 2klappig aufspringend. 
Blumen gelb. 
«) Schote zusammengedrückt stielrundlich oder 4kantig, undeutlich geschnäbelt. 
Samen oval oder länglich, etwas zusammengedrückt. Klappen inervig. 


28. Diplotaxis. Samen (im Fache) 2reihig. 
29. Erucastrum. Samen lreihig, f 
ß) Schote gedunsen stielrundlich oder Akantig, deutlich seschnäbelt. Samen 

kugelig, in jedem Fache 1reihig. 

30. Brassica. Schote stielrundlich, in den Schnabel allmälig verschmälert. Klappen mit 
1 schwächeren Nerven. 

81. Melanosinapis. Schote Akantig, langpfriemlich zugespitzt. Klappen durch einen 
starken Mittelnerven gekielt. 

32. Sinapis, Schote stielrundlich, mit starkem Schnabel. Klappen gleichmässig 3—5nervig. 


b) Schote durch unvollkommene Querscheidewände oder Einschnürungen gegliedert 
oder schwammig quergefächert, nicht aufspringend oder in quere Glieder zerfallend. 


33. Raphanus. Aeussere Kelchblätter am Grunde sackig. Schote walzlich, mehrsamig, 
zwischen den Samen mehr weniger eingeschnürt oder unvollkommen quer gefächert. 
Blumen hellgelb oder weiss, violett geadert. 

34, Rapistrum. Aeussere Kelchblätter am Grunde etwas sackig. Schote 2gliedrig; unteres 
Glied stielartig mit 1 hängenden Samen oder leer, oberes mit 1 aufrechten 
Samen, kugelig oder eiförmig, in den Griffel zugespitzt. Blumen gelb. *) 


*) Da die Untersuchung der Keimlage nur im ausgebildeten Samen thunlich und auch 
dann bisweilen schwierig ist, die Bestimmung der Gattung aber auch in früheren Blüthenstadien 
und ohne Rücksicht auf den Keim wünschenswerth erscheint, so folgt hier ein zweiter, lediglich 
für den praktischen Gebrauch bestimmter 


Schlüssel zur leichteren Bestimmung der Gattungen. 
I. Angustiseptae. Scheidewand 2—mehrmal schmäler als der breitere Querdurch- 
messer der Schote. Schote kurz (ein Schötchen) (ausgenommen Stenophragma),. 
1. Schötchen einfächerig, 1—2samig, nicht aufspringend. Bodendrüsen 6. Blumen gelb. 
4. Isatis. 
2. Schötchen 2fächerig, Fächer 1samig. 
a) Drüsen 4, 2 grössere lateral (d. h. unterhalb der kürzeren Staubgefässe), 2 median 
(d. h. unter den 2 Paaren längerer Staubgefässe). Schötchen brillenförmig. Blumen gelb. 
3. Biscutella. 
b) Drüsen 4, alle lateral, (d. h. je eine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe). 
Schötchen oben abgerundet oder ausgerandet. Griffel meist kurz, dicklich. Blumen 
weiss (nur bei Lepidium perfoliatum gelb). 
5. Coronopus. Schötchen (bei uns) nierenförmig, nicht aufspringend, netzig-runzelig, durch am 
Rande vorspringende strahlige Leisten kämmig-gezähnt. 
6. Lepidium. Schötchen 2klappig, rundlich oder eiförmig, oben oft ausgerandet, am Rande 
gekielt oder geflügelt, aber ungezähnt. Samenleisten oberwärts dünn, fast verdeckt, nach 
unten verbreitert und vorspringend. 


29 


4383 Teesdalia, 


1. Teesdalia R. Brown. 


1. T. nudicaulis R. Br. (Iberis nudicaulis L.). Stengel blattlos oder armblätterig, 
einzeln oder häufiger mehrere aus einer Grundblattrosette. Grundblätter gestielt, leier- 
förmig-fiederspaltig, seltener ungetheilt, verkehrteiförmig. Fruchtstiele horizontal abstehend, 
wenig länger als das Schötehen; Scheidewand gekrümmt. Griffel sehr kurz. 

Stengel 2—6‘ hoch, meist einfach, einzelne auch aus dem unteren Dritttheil mit einigen 
Aesten. Blumen klein, weiss. 

©) (meist überwinternd) April — Juni, einzeln auch im Herbst. Auf sandigem 
Boden, Sandfeldern, Triften, Brachen, dürren Hügeln, in Kieferwäldern auf Waldblössen, 
in den Ebenen und niederen Gebirgsgegenden. Fehlt um Prag. Kolin (Bayer)! Kladrub, 
Brozan bei Pardubie (Opiz)! Zivanie bei Bohdane& auf Aeckern (Cenek)! Weissleim und 
Kost bei Jungbunzlau (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera). Weisswasser, Bösig, Hirschberg ! 
Niemes häufig, z. B. Rabendorf (Schauta)! bei Wartenberg! Kühthal (Benes). Neuschloss 
(Mann)! B. Leipa häufig, z. B. gegen Schiessnig mit Arnoseris! B.-Kamnitz (Zizelsb.). 


* 3, Thlaspi. Schötchen 2klappig, oval, oben ausgerandet, am Rande geflügelt, aber ungezähnt. 
Samenleisten überall gleich dünn, nur am äussersten Grunde plötzlich verbreitert. 

c) Der ganze Blüthenboden um die Staubgefüässe und zwischen denselben drüsig. 
Schötchen oben in den verlängerten fädlichen Griffel zugespitzt. Blumen weiss. 

7. Cardaria. Schötchen 2klapp’g,'am Grunde etwas herzförmige, am Rande (Rücken der Klappen) 
abgerundet. 

3. Schötchen 2fächerig, Fächer 2—mehrsamig. Blumen weiss. Drüsen 4, alle lateral. 

- a) Blumenblätter ungleich. Staubfäden innen mit einem blumenblattartigen Anhängsel, 
1. Teesdalia. 
b) Blumenblätter gleich, bisweilen fehlend. Staubfäden ohne Anhängsel. 

2. Thlaspi. Schötchen oval oder verkehrteiförmig, oben ausgerandet. Klappen auf dem Rücken 

geflügelt. 

8. Capsella. Schötchen verkehrt 3eckig (oder länglich), oben sehr seicht stumpfwinkelig aus- 
gerandet. Klappen auf dem Rücken gerundet, ungetlügelt. 

4. Schote verlängert lineal, Fächer yielsamig. Blumen weiss. Drüsen 2, lateral (unter- 
halb oder an Stelle der kurzen Staubfäden). 

9. Stenophragma. 

II. Latiseptae. Scheidewand im breitesten Durchmesser der Schote; diese also im 

Durchschnitte rundlich oder viereckig oder parallel zur Scheidewand zusammengedrückt. 

A. Schötchen kurz, höchstens 4mal so lang als breit, ungegliedert, kugelig, oval, 
elliptisch bis elliptisch-lanzettlich. . 
a) Staubfüden mit zahnförmigen Anhängseln, oft auch geflügelt, oder die Boden- 
drüsen borstlich verlängert. Blumen gelb. 

11. Alyssum,. Schötchen kreisrund oder oval, zusammengedrückt, in der Mitte der Flächen oft 

gewölbt. Samenleisten in einer Rinne zwischen den Fruchtblatträndern gelegen. 
b) Staubfäden fädlich, ohne Anhängsel oder Flügel, Bodendrüsen niedrig, nicht 
borstlich. 
«) Schötchen plattgedrückt, oval bis elliptisch-lanzettlich, Blumen weiss oder 
purpurn. 

10. Draba. Drüsen 4 oder 2, lateral, klein, ungetheilt. Schötchen sitzend. Samenschnüre zum 
grössten Theile frei. 

12. Lunaria. Drüsen 2, lateral, 3theilig, ein Lappen über, 2 zu den Seiten der kürzeren Staub- 
gefässe. Schötchen auf dem Fruchtboden langgestielt. Samenschnüre in die Scheide- 
wand eingewachsen. 

P) Schötchen gedunsen, im Durchschnitt stielrund, höchstens an den Rändern 
zusammengedrückt, kugelig bis elliptisch-walzlich. 
*) Blumen gelb. 

21. Camelina. Drüsen 4, lateral. Schötehen birnförmig oder oval, an den (placentalen) Rändern 
zusammengedrückt, 2klappig. Klappen in einen dem Griffel angewachsenen Fortsatz 
plötzlich zugespitzt. N 

20. Neslia. Laterale Drüsen 2, innen offen, aussen ringförmig, seitlich 2lappig. Schötchen 
kugelig, jung 2fächerig, 4eiig, später 1fächerig, 1samig, nicht aufspringend, ohne 
Griffelfortsätze. 


Thlaspi. 439 


Georgswalde selten (Neumann). Dittersbach in dem böhm. Sandsteingebirge! Loosdorf bei 
Tetschen! Kieferwälder zwischen Dobrin u. Roudnic (Kratzmann, Reuss)! Teplitz (Winkler) ! 
Saar (Gudernatsch)! Ellbogen am Stemeissel, bei Fischern (Ortmann)! — Bahnstation 
Gratzen im Walde gegen das Rothe Moos an sandigen Wegrändern! 


2. Thlaspi L. em. Täschelkraut, Pfennigkraut. 


a) Pflanze 1jährie, zur Blüthezeit ohne frische Grundrosette, mit spindelförmiger Haupt- 
wurzel. Griffel sehr kurz, im tiefen Ausschnitt des Schötchens versteckt. 

1. T. arvense L. Stengel aufrecht, einfach oder oben ästig. Grundblätter länglich 
verkehrteiförmig, in den Blattstiel verschmälert, stengelständige mit spitzen abstehenden 
Oehrchen pfeilförmig sitzend, geschweift-gezähnt. Schötchen aufsteigend, flach, rundlich- 
verkehrteiförmig, mit breitem, zur Basis nur mässig verschmälertem Flügelrande. 
Fächer 5—7samig. Samen mit concentrischen, etwas welligen Riefen. 


Pflanze kahl, .hell-, dann gelbgrün, Y,—1'/,‘ hoch, knoblauchartig‘ riechend. Blumen- 
blätter klein, weiss. Staubbeutel gelb. Schötchen gross, bis '/,‘' lang. 


18. Roripa. Laterale Drüsen 2, aussen offen, innen ringförmig, oft 2lappig, mediane gross, oft 
mit. den lateralen verschmelzend. Schötchen kugelig bis walzlich-elliptisch, 2fächerig, 
2klappig, ohne Griffelfortsätze, 

**) Blumen weiss. 

19. Armoracia. Laterale Drüsen 2, innen offen, mit den medianen zusammenfliessend. Schötchen 
ellipsoidisch, 2klappig. 

B. Schötchen kurz, 2gliedris; unteres Glied stielartig, oberes kugelig oder eiförmig, 
beide oder nur das obere 1samig. 


34. Rapistrum. 
C. Schote lang (mehrmal länger als breit), lineal bis lineal-lanzettlich, stielrund 
oder 4kantig. 
a) Laterale Drüsen: je eine gesonderte kantige (nicht ringförmige) oberhalb der 
kurzen Staubgefässe; mediane Drüsen 2, unter den 2 längeren Staubgefässpaaren. 
«) Schote nicht klappig aufspringend, markig oder gegliedert und in die Glieder 
zerfallend. Aeussere Kelchblätter sackig. 
33. Raphanus. . 
ß) Schote 2klappig aufspringend. Kelchblätter am Grunde gleich oder ziemlich 
gleich. Blumen gelb. 
28. Diplotaxis — 32. Sinapis siehe oben. 
b) Laterale Drüsen entweder je 2 getrennte zur Seite der kürzeren Staubgefässe 
oder je eine ringförmige oder hufeisenförmige. 
«) Blumen weiss, gelblichweiss oder purpurn. 
*) Narbe aus 2 aufrechten, ovalen Platten. 
22. Hesperis. 
**) Narbe ungetheilt oder nur ausgerandet 2lappig. 
+) Schote zusammengedrückt mit flachen Klappen. 
13. Cardamine — 15. Arabis siehe oben. 
7) Schote gedunsen, stielrundlich. 
17. Nasturtium. 
rr) Schote 4kantig, mit vorgewölbten Samenleisten, Klappen mit starkem 
Mittelnerven. 
25. Alliaria und 27. Conringia siehe oben. 
£) Blumen gelb. 
*) Schote Akantig. Laterale Drüsen hufeisenförmig, aussen offen, oder in 2 
oben zusammenstossende Drüsen setheilt, von den medianen gesondert. 
16. Barbarea. Mediane Drüsen je eine. Blätter leierförmig-fiederspaltig. 
26. Erysimum. Mediane Drüsen je 2—3. Blätter ganz, nur gezähnt bis buchtig-gezähnt. 
#*) Schote stielrundlich. Laterale Drüsen ringförmig, aussen oft niedriger, 
mit den medianen zu einem Drüsenringe zusammenfliessend. 
23. Sisymbrium. Fruchtklappen 3—1nervig. 
* 18, Roripa (part.). Fruchtklappen nervenlos. 
*#*) Schote stielrundlich. Laterale Drüsen 4, zu den Seiten der kürzeren 
Staubgefässe; mediane fehlend. 
24. Chamaeplium. Schote am Grunde gestutzt, zur Spitze kegelig-pfriemlich verschmälert. 


2g* 


440 Thlaspi. 


© April bis Herbst. Auf Acckern, Brachen, wüsten Plätzen, Schuttstellen gemein 
durch das ganze Land. 


2. T. perfoliatum L. Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder von Grund 
aus langüstig. Grundständige Blätter verkehrteiförmig, gestielt, die stengelständigen eiläng- 
lich, ganzrandig oder entfernt gezühnelt, mit grossen gerundeten Oehrchen herzförmig 
stengelumfassend. Schötchen wagrecht abstehend, unterseits etwas gewölbt, verkehrt- 
herzförmig mit vorn breitem, zum Grunde keilförmig verschmälertem Flügelrande. 
Fächer 2—4samig. Samen glatt. 

2-1’ lang, bläulich grün. Blumen weiss, klein. Staubbeutel gelb. Schötchen höchstens 
halb so lang als bei vorigem. 

©) April, Mai. Auf Grasplätzen, Aeckern, Ackerrainen, sonnigen, buschigen 
Hügeln, an Wegrändern, im Hügellande der nördlichen Landeshälfte zerstreut, in den 
wärmsten Gegenden hävfig und meist sehr gesellig. Um Prag häufig, z. B. Lorenzberg 
Bucek’sche Anlagen, Baumgarten, Podbaba (Op.), Särka, hinter der Cibulka im Busche, 
Radlic, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal! Zävister Berg! Stirin (Sykora). 
Karlstein (Op.) Beroun (Barzal) — Klitavathal bei Lana! — Woskowrch bei Podebrad, 
Neuhof im Schlossgarten, Bumberg bei Chrudim (Opiz). Dorf Cidlina bei Jitin (Poläk) ! 
Horka bei Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau gegen Kosmonos (Himmer)! Weisswasser 
(Hipp.)! Vidim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Weltrus! Berg Sovice bei Rondnic! Levin und 
Geltsch bei Auscha! Leitmeritz häufig, z. B. gegen Pokratic! Cizkovie (Neum.), Lobosch ! Stein- 
dörfel bei Aussig! Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Brüx (Stika) ! Komotau: am 
Weinberge, am Erzgebirge (Knaf)! Karlsbad (J. Reiss)! — Horovicer Gegend (Schlechtend.). 

b) Pflanze ausdauernd, mit einer grossen frischen G rundblattrosette; Rhizom später 


verzweigt, mehrere Rosetten tragend. Griffel ziemlich lang, aus dem sehr seichten oder unmerk- 
lichen Ausschnitt der Schote weit vorragend. Samen glatt. 


3. T. alpestre L. (T. coerulescens Presl fl. tech.). Stämmchen kurz, einfach 
oder rasig-ästig. Blätter ganzrandig oder schwach gezähnt, die grundständigen verkehrt- 
eiförmig, stumpf, in den breiten Blattstiel spatelig zugeschweift, die stengelständigen ei- 
förmig oder eilänglich, etwas spitz, vom Stengel elwas abstehend, mit kleinen Oehrehen 
herz-pfeilförm’g sitzend. Blüthentraube ziemlich locker, eiförmig, zur Fruchtzeit sehr 
verlängert. Staubgefässe so lang oder etwas kürzer als die Blumenblätter, Beutel 
verstäubt schwärzlich blauviolett. Schötchen keilförmig-länglich, unterseits stark gewölbt. 
Fächer 4—8samig. 

Y/—1‘ hoch. Blätter graugrün, etwas dicklich. Kelchblätter meist blassviolett angelaufen, 
auch selbst am häutigen Rande. Blumenblätter klein, aber auch fast doppelt grösser, weiss, oft 
etwas geröthet. Reife Schoten nur 3‘ lang, wagrecht abstehend. 

2 April, Mai. Aufgrasigen, etwas feuchten Abhängen, steinigen, buschigen Lehnen 
in Gebirgsgegenden, seltener im Hügellande und bisweilen, wie längs des Erzgebirges in 
die Ebene herabsteigend, zerstreut, doch meist sehr gesellig; (sowie Chamaebuxus alpestris) 
nur in der westlichen Landeshälfte bis an den Moldaufluss. Bei Prag: Strahöver Garten 
(Roth)! Zizkaberg (Presl) ; Kr& (Purkyn&) ! häufiger im südlichen Theile der Umgegend: nächst 
der Berouoka, z. B. bei Branisov, Mokropsy, Dobrichovie, Karlstein, Neuhütte bei Beroun! 
Zbeöno am Eingange in das Klicavathal! Bürglitz (Gint})! Cholupie, Moldaufelsen hinter König- 
saal, St. Kilian bei Davle und binter Stechovie! — Ruine Tollenstein (Neumann, Aschs.)! 
Böhm. Kamnitz (Poläk)! Herrnskretschen auf Mauern (Ascherson)! Tetschen : Schäferwand 
(Malinsky)! Zinkenstein, Deblik bei Sebusein (Mayer)! Pokratitz b. Leitmeritz (Reuss). 
Am Fusse des Erzgebirges und in seinen Thälern: Teplitz (Winkler)! und zwar noch bei 
Settenz in der Ebene (Prof. Reuss), KEichwald, Osseg, Neundorf (Reuss), Rothenhaus 
(Roth)! Komotau häufig, auch in der Ebene! bei Eidlitz (Reuss). Kupferhügel bei 
Kupferberg (M. Aschers.), Hauenstein (Opiz)! Schlackenwerth (Reiss). Gottesgab, Joachims- 
thal (Presl), Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). Oedschlossberg bei Duppau! — Chlum, Stadtl 
bei Bürglitz (Krej&), Tejrov, Skrej! Bei Jinee häufig (Schlecht.), so am Pletivec! Darova 
bei Brezina (Sternberg)! Burg Klingenberg am Moldauabhange (Dödetek)! 


Biscutella, Isatis. 441 


4. T. montanum L. Stämmehen ausläuferartig verlängert. Blätter ganzrandig 
oder schwach gezähnelt, die grundständigen verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich, stumpf 
oder spitz, spatelig in den Blattstiel zugeschweift; die stengelständigen viel kleiner, 
dem Stengel angedrückt, mit kleinen Oehrchen herzpfeilförmig sitzend. Blüthentraube 
gedrungen, kurz, gleichgipfelig, zur Fruchtzeit verlängert. Staubgefässe halb so lang 
als die Blumenblätter, Beutel länglich, verstäubt blassgelb. Schötchen verkehrt-herz- 
förmig bis verkehrteiförmig, vorn ausgerandet oder gestutzt, unterseits mässig gewölbt. 
Fächer /—2samig. 

3—8‘ hoch. Blätter graugrün, zuletzt lederartig. Kelchblätter grün oder violett ange- 
laufen, aber mit weisshäutigem Rande. Blumenblätter weiss, mehrmals grösser als bei der vorigen 
sehr ähnlichen Art; Schoten ebenfalls grösser und breiter (etwa wie bei Th. perfoliatum). 

2) April, Mai. Auf felsigen auch buschigen Abhängen, auf Kalkboden, nur in 
der südlichen Prager und Leitmeritzer Gegend, selten. Bei Prag: Radotiner Thal auf der 
Lehne gegenüber Kopanina! bei Gross-Morina und Karlstein! St. Ivan! Berg Bän& bei 
Königsaal (nach Presl)? — Leitmeritz: auf der weissen Lehne bei Pokratitz (Hackel, 
Jirus, Mayer)! bei der Menthauer Mühle (Mayer), Dubina-berg bei Kamajk (Thiel, A. Mayer) ! 


3. Biscutella L. Brillenschote. 


1. B. laevigata L. Wurzelstock kurzgliedrig, rasigastig. - Stengel armblätterig, 
oberwärts ästig, unten nebst den Blättern meist rauhhaarig, oberwärts kahl. Grundblätter 
länglich oder länglich-verkehrteiförmig, in den Blattstiel verschmälert, meist eckig- bis 
buchtig-gezähnt, wenige ganzrandig; obere Stengelblätter lanzettlich bis lineal, ganzrandig, 
mit gerundeter Basis sitzend. Kelchblätter nicht sackig. Schötchen oben und unten aus- 
gerandet, kahl. Griffel so lang wie das Schötchen. 

1/,„—1‘ hoch. Blätter dieklich. Blumen eitronengelb. . 


2. Mai — Juli. Auf Felsen (Kalk, Schiefer, Basalt), buschigen Abhängen, 
sandigen Hügeln, Wegrändern sehr zerstreut im nordwestlichen Theile des Landes, in der 
Hügelregion und im Mittelgebirge. Bei Prag: im Thale der Moldau und Beroun: Baum- 
garten (Sandplätze), Kaisermühle, Podbaba! und vis & vis in der Lubomirka spärlich! 
Roztok (Purkyn&)! Mäslovicer Felsen gegenüber Libeic! Hledsebe bei Weltrus häufig! 
Quareitrücken bei der Väpenka bei Hrdlorez (K. Knaf)! Butek’sche Anlagen am Belvedere 
einzeln, Motoler Felsen, Bränik, Kuchelbad, Zävister Berg, hinter Königsaal, bei Zäb£hlie, 
Vran! Sandwälder des Berges Bän& bei Königsaal (Neumarn). St. Ivan! — München- 
grätz (Sekera)! Weisswasser: lichtbewachsene Abhänge im Bielathale auf Sandstein (Hipp.)! 
Niemes (Lorinser) ! — Im Elbthale selten: Berg Deblik bei Sebusein (Malinsky, A. Mayer)! 
Lobosch, im Sattel des Gipfels bloss einmal 1 Expl. Fuss des Ziegenberges bei Aussig 
(Berchtold). — Gipfel des Boren bei Bilin! Saaz im sogenannten Rain (Pokorny). 


4. Isatis.L. Waid. 


1. I. tinetoria L. (Färberwaid). Wurzelstock aufrecht ästig. Stengel steifaufrecht, 
sammt den Blättern blaugrau bereift, wie diese kahl oder zerstreut behaart, an der 
Basis auch dichter abstehend behaart, oben doldenrispig-ästig. Untere Blätter gesticlt, 
länglich, die meisten stengelständigen mit tief pfeilföürmiger Basis sitzend, länglich-lan- 
zettlich oder lanzettlich, ganzrandig, oder untere gezähnelt. Schötchen länglich-keilförmig, 
auf fädlichen, an der Spitze keulig-verdiekten, etwas kürzeren Blüthenstielehen wagrecht 
abstehend oder hängend. 

1°/;,—4' hoch. Blumen gelb, ziemlich klein. Schötchen gelbgrün, zuletzt schwärzlich. 
Var. abnorm mit verkümmerten Blumenblättern und theilweise auch verkümmerten Stauhgefässen 
(I. apetala Opiz, so kultivirt in einem Garten bei Pras, Opiz !) 

2, Mai, Juni. Auf sonnigen, schotterigen und kiesigen Hügeln, Dämmen, Feld- 
rainen, an Wegen und Eisenbahnen, auf Mauern, nur im wärmeren Hügellande, wenig 


442 Coronopus. Lepidium. 


verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag selten: Kinsky-Garten am Laurenzberg, auf 
Sandstein! bei Radlic (Thiel). Mauern gegen St. Prokop (Tausch)! [ist wohl derselbe 
Standort.] Michle! Belvedere! Abhänge zwischen Kl. Holesovie und Troja häufig! — 
Öäslauer Wälle, Chrudim (Opiz). Unter den Kasernen bei Jungbunzlau (Himmer)! Massen- 
haft an der Bahn von Wegstädtel bis Theresienstadt! seltener bei Leitmeritz, Gross- 
Cernosek! Rongstock bei Aussig! Laun (Stumpf). 


5. Coronopus Haller. Krähenfuss. 


1. C. Ruellii All. (Senebiera coronopus Poir., Cochlearia coron. L.). Hauptstengel 
auf eine Grundblattrosette und eine ihr aufsitzende mittelständige, kopfförmige Traube 
redueirt, Seitenstengel zahlreich, sympodial zusammengesetzt, verzweigt, im Kreise aus- 
gebreitet und niederliegend. Blätter gestielt, fiedertheilig, Abschnitte lineal oder keilig- 
länglich, ganz oder eingeschnitten. Trauben kurz, gedrungen, blattgegenständig, sitzend. 
Blüthenstielchen kürzer als die Blüthe. Bodendrüsen kegelig, ganz grün. Blumen- 
blätter oval, wenig länger als der Kelch. Staubgefässe 6, didynamisch. Schötchen nieren- 
förmig, vom kurzen pyramidalen Griffel bespitzt, netzig-runzelig, durch strahlige, über 
den Rand vorspringende Leisten kämmig gezähnt. 

Stengel 1—6“ lang. Kraut kahl, trübgrün, fleischig. Blumen sehr klein, weiss, die 
unterste Blüthe häufig am Stengel herabgerückt. — Bei C. didymus Smith sind nur 2 einfache 
mediane Staubgefässe wie bei Lepidium ruderale, auch ist die Krone meist verkümmert, die 
Bodendrüsen zu beiden Seiten der Staubgefässe sind zum Grunde stielförmig verschmälert, der 
obere staubfadenähnliche Theil fällt von den bleibenden grünen Stielchen später ab. *) 

© Juni — August. An Wegen, Mauern im kurzen Grase, feuchten Triften, an 
und in Gräben, in schwerem Lehmboden oder sandig-lehmigem Boden der Niederungen, 
besonders im Elb- Eger- und Bielathale. Bei Prag nächst der Moldau selten: in Podskal 
um die Holzniederlagen! Smichov, Inyalidenhaus (Opiz), Vysotan (Kalmus)! häufiger von 
da gegen die Elbe zu: bei Cimic, Veltez, Sluhy (Dödetek). Jungfer-Brezan gegen Pfedboj 
(Leonh.). — Vlkava, N. Benätek (Dödetek). Prestavlky und Kloster bei Münchengrätz 
(Sekera). Nimburg: bei Veleliby (Dede£.), gegen Kre&kov! Podebrad: gegen Pelky, Senic, 
Odrepes am Woskoberg! Dymokur im Dorfe, am Wege bei Bfistev, Ji@inoves und Mili- 
toves gegen Jicin! Popoviec (Pospichal)! Kuttenberg: Ov&är nahe der Bahn und bei Ze- 
husic mehrfach! Pardubic: nächst dem ehemaligen Teiche Velikä Ceperka! — Posädovic 
bei Unter-Berkovic (Reuss), Roudnic, Choteschau (Reuss), Libuü bei Libochovic! Leitmeritz, 
z. B. an der Elbe! und bis in die Vorstädte hinein (Mayer), bei Enzovan (Reuss). Öi2kovic 
(Neum.), Trebnitz (Reuss). Türmitz im Rübenfelde! Bodenbach! Teplitz (Eichler)! Dux 
(Reuss). Hrobschitz bei Bilin! Synuz, Laun nächst der Eger häufig! Brüx (Rössler) ! 
Püllna (Knaf)! Rothenhaus (Roth)! Komotau: Michanic, Trauskovic! Horatitz (Thiel). 
— Tetin bei Beroun! Horovic gegen Lochovic! Neuhaus (Schöbl)! 


6. Lepidium L. em. Kresse. 


a) Stengelblätter mit herz-pfeilförmiger Basis stengelumfassend sitzend, alle ungetheilt. 
Blumen weiss. 

1. L. campestre R. Brown (Thlaspi campestre L.). Stengel aufrecht, sammt 
Blättern und Trauben dicht grauflaumig. Grundblätter gestielt, länglich-verkehrteiförmieg, 
zuweilen leierlörmig buchtig-fiederspaltig. Stengelblätter länglich oder die oberen eiförmig, 
geschweift bis buchtig-gezähnt. Schötchen auf wagrecht-abstehenden, wenig als sie selbst 
längeren Stielen, eiförmig, breitgeflügelt, vorn ausgerandet, warzig punktirt, auf der 
Unterseite gewölbt, oben concay. Griffel sehr kurz. 


*) Döll betrachtet diese staminoidalen Bodendrüsen irrthümlich für einen inneren 
unfruchtbaren epipetalen Staubgefäüsskreis (der niemals existirt), weil er das Dedoublement des 
inneren Staubgefäüsspaares nicht kennt oder nicht anerkennt. 


Lepidium. 443 


/,—1!/,‘ hoch, steifaufrecht, dicht »eblättert, oberwärts meist aufrecht rispig-ästie, am 
Grunde öfter mit Nebenstengeln. Blumen klein. Tracht von Thlaspi. 

© Juni, Juli. Auf trockenen Hügeln, Rainen, Ackerrändern, an Wegen, im 
wärmeren Hügellande und den Ebenen verbreitet, doch zerstreut. Bei Prag z. B.: Michle, 
Generalka, Motol, Jinonic, St. Prokop, Kuchelbad, über der Modraner Schlucht gegen 
Lhotka, Velikä& hora bei Karlstein (Purkyn&)! Podbaba, Troja, Libtice am Bahndamm u. 
a. 0. Verbreitet in den Elbgegenden, im Osten noch bei Hohenmauth! nördlich gegen 
die Vorberge der Sudeten: Jaromer (Knaf)! Hohenelbe! noch häufig bei Jicin, nicht mehr 
bei Lomnic (Poläk). Bäba bei Kosmonos! Münchengrätz (Sekera). Weisswasser seltener 
(Hipp.)! Niemes (Schauta). — Nördlich von Leitmeritz bei Auscha! Leipa (Watzel), Böhm. 
Kamnitz (Zizelsb.); Tetschen! Längs des Erzgebirges von Teplitz bis Komotau! Saaz! 
Schlackenwerth (Reiss), Fischern (Ortmann), und wohl noch mehrfach. — Rakonitz! Neu- 
mötely und Horovic (nächst der Fasanerie)! Scheint aber südlicher nicht mehr vorzu- 
kommen, wenigstens nicht beobachtet, auch bei Krumau weder von mir gesehen, noch 
von Jungbauer verzeichnet. 


b) Obere Stengelblätter mit tiefherzförmiger umfassender Basis sitzend, untere fieder- 
theilig. Blumen gelb. 


7 2. L. perfoliatum L. Stengel oberwärts nebst den oberen Blättern kahl, unten 
nebst den unteren Blättern fein flaumig. Untere Blätter 1—2mal fiedertheilig mit fieder- 
spaltigen Abschnitten und linealen oder lineal-lanzettlichen Zipfeln, die grundständigen 
gestielt, die folgenden am Grunde geöhrt, durch mindere Theilung in die oberen unge- 
theilten übergehend; diese tief herzeiförmig, ganzrandig. Schötchen auf aufrecht abste- 
henden, wenig längeren Stielen, rhombisch-eirundlich, vorn schmalgeflügelt und spitz 
ausgerandet, glatt. Griffel sehr kurz. 

1/,—1‘ hoch, abstehend ästig; die ungetheilten Blätter saftigglänzend, ähnlich denen von 
Bupleurum rotundifolium. Blumenblätter sehr klein, spatelig, eitronengelb. 

©) Mai, Juni. Auf Schuttplätzen und Dämmen, seit 1872 bei Prag an der 
neuen Verbindungsbahn bei Nusle und besonders zahlreich am Bahndamme nächst der 
Premyslovka angesiedelt, höchst wahrscheinlich mit der Prag-Gmünder Bahn aus Nieder- 
österreich eingeführt; ist vordem nie bei Prag gesehen worden. 


c) Stengelblätter mit verschmälerter Basis sitzend, die unteren gestielt, alle ausser den 
obersten fiedertheilig. 

3. L. ruderale L. Stengel und Blätter von feinen Härchen schärflich. Keim- 
blätter ungetheilt. Untere Blätter 1—2fach fiedertheilig mit linealen stumpfen Zipfeln, 
oberste lineal, ganzrandig. Blumenblätter meist fehlend. Staubgefüsse 2. Schötchen 
auf abstehenden Stielen, rundlich-oval, vorn kaum geflügelt, ausgerandet, schärflich. 
Narbe sitzend. 

3“—1’‘ hoch, trübgrün, unangenehm kressenartig riechend. Die 2 Staubgefässe sind 


median (placental), entsprechen also den sonst gedoppelten längeren Staubgefässen, die lateralen 
(carpellären) fehlen. Blumenblätter höchst selten ausgebildet, sehr klein, gelblichweiss. 


©) (auch überwinternd) Mai — bis Herbst. Auf Schuttplätzen, Mauern, an 
Wegen, Landstrassen im Hügellande und den Niederungen verbreitet, sonst selten oder 
fehlend. Nächst Prag gemein; hin und wieder verbreitet im Elbthale von Tetschen 
(Malinsky)! bis Königgrätz! Bei Böhm. Trübau nabe der Bahn, nach Dr. Rybitka erst 
durch dieselbe importirt. Kuttenberg gegen Kalina und Zehusic! Wälle von Cäslau, 
Strasse nach Hermanmestee (Opiz). Bei Dymokur, Jiöin noch häufig! nicht mehr bei 
Lomnie (Poläk); ebenso um Jungbunzlau, Kosmonos (Hipp.)! nicht mehr b. Münchengrätz 
(Sekera), noch bei Weisswasser (Hipp.), noch bei Niemes (Schauta). Längs des Erzge- 
birges bis Karlsbad (Fischer); um Saaz gemein! — Gemein um Rakonitz! Häufig um 
Pilsen! Budweis, um die südl, Vorstadt! 


+ 4. L. sativumL. (Gartenkresse). Stengel und Blätter kahl, blaugrau bereift. 
Keimblätter 3spaltig. Untere Blätter gestielt, unregelmässig 1—2mal fiedertheilig und 


444 Cardaria. Capsella. 


fiederspaltig, mittlere einfach fiedertheilig mit oft eingeschnittenen Abschnitten und lineal- 
lanzeitlichen, spitzen Zipfeln; oberste 3spaltig und ungetheilt. Blumenblätter spatelig. 
Staubgefässe 6. Schötchen rundlich oval, breitgeflügelt, vorn ausgerandet, auf aufrechten 
Stielen der Traubenawe angedrückt. Griftel sehr kurz. 

1—2’ hoch, aufrecht, oberwärts ästige. Blumenblätter weiss, klein. Schoten mehrmals 
grösser als bei voriger, über 2’ lang. 

© Juni, Juli. Aus dem Orient, in Gärten, selten auf Aeckern gebaut, bisweilen 
auch vorübergehend verwildernd. Bei Prag selten gebaut um Podol, Bränik, Vrsovie! 
Jungbunzlau auf einem Grasraine (Hipp.)! auf alten Dungstätten bei Darenie in Menge 
(Sekera)! Hecken bei Eisenstadtel nächst Ji&in spärlich (Pospichal)! Salesl b. Aussig 
(Malinsky)! 


7. Cardaria Desv. 


1. C. draba Desy. (Lepidium draba L.). Stengel und Blätter von einfachen 
Haaren grauflaumig. Blätter geschweift oder ungleich gezähnt, die grundständigen eilänglich, 
in den Blattstiel verschmälert, die stengelständigen länglich, obere eiförmig, mit pfeil- 
förmigem Grunde stengelumfassend. Platte der Blumenblätter eirundlich. Schötchen quer- 
breiter, fast 2knotig, auf schief oder wagrecht abstehenden langen Blüthenstielen. 

1—2' hoch, oberwärts doldentraubig-ästig. Trauben kurz, dicht. Blumenblätter weiss. 
tiecht widerlich. Var. $) brachypetala (Cardaria brachypetala Opiz), Blumenblätter verkümmert, 
kurz, ohne Nagel, bisweilen schmal keilig, in Staubfäden übergehend wie bei Capsella. 

% Mai, Juni. Auf Feldrainen, Schuttplätzen, an Wegen und Landstrassen, im 
wärmeren Hügellande, von Prag an nördlich, zumal im Moldau- Elbe- Iserthale, stellenweise 
häufig, anderwärts ganz fehlend. Bei Prag gemein, Böchovic und Ouval! Weltrus! Fehlt in der 
Podebrader Gegend. Malin bei Kuttenberg! Aecker bei Cäslau (Opiz). — Leitomysl: neben 
dem Fusssteig von NedoSin nach den Cihadla, scheint sehr unbeständig zu sein, wahr- 
scheinlich nur eingeschleppt (Pospichal)! Königingrätz (Cenek)! Josefstadt (Knaf)! Jiein 
spärlich (Pospichal). Jungbunzlau, Kosmonos (Hipp.! Sekera), bei Münchengrätz nur in 
einem Kleefelde (Sekera)! Fehlt bei Niemes (Schauta). — Dämme bei Roudnic! The- 
resienstadt, Leitmeritz: z. B. gegen den Radobyl massenhaft! Sebusein (Malinsky)! Aussig 
(Reuss); hinter dem Teplitzer Schlossgarten (Laube), Striemitz bei Brüx (Eichler); 
Rothenhaus (Roth), Komotau spärlich! Hrusovan (Knaf)! und Vysocan (Thiel)! — BP.) 
Schanzen Prags (Joh. Opiz)! 


8. Capsella Vent. Hirtentäschel. 


1. C. bursa pastoris Mönch (Thlaspi bursa pastoris L.). Stengel unterwärts von 
ästigen und längeren einfachen Haaren rauh oder ziemlich kahl. Grundblätter rosettig, 
länglich; Stengelblätter mit pfeilförmiger Basis umfassend sitzend, lanzettlich. Schötchen 
3eckig-verkehrtherzförmig, auf wagrecht abstehenden Stielen. 

1”—2’ hoch. Blüthen klein, weiss. Fruchttrauben verlängert. Var.: «@) integrifolia 
Opiz, Blätter alle ungetheilt, fast ganzrandig bis buchtig-gezähnt, £) pinnatifida, Grundblätter 
und oft auch untere Stengelblätter fiederspaltig bis fiedertheilig, oft schrottsügeförmig mit 3eckigen 
oder länglichen, ganzrandigen bis eingeschnitten-gezähnten Zipfeln. — Die Blumenblätter wandeln 
sich nicht selten in Staubgefässe um, daher die blumenkronenlosen Blüthen 10männig (y. ape- 
tala, Caps. apetala Opiz). 

2. Februar—Novemb. Auf Schuttplätzen, Rasenplätzen, schlechten Wiesen, Rainen, 
an Wegen, Häusern, auf Aeckern überall äusserst gemein, «) seltener, in besserem ge- 
lockerten Boden, 


Stemnophragma— Aiyssum. 445 


9. Stenophragma Celak. 


1. S. Thalianum Celak. kvöt. praz. (Arabis Thaliana L., Sisymbrium Thalianum 
Gay.). Stengel 1— viele aus einer Grundblattrosette, sammt den Blättern bläulich bereift, 
unten abstehend rauhhaarig, armblättrig. Blätter gewimpert und zerstrent gabelhaarig, 
grundständige gestielt, spatelig, eiförmig bis länglich-lanzettlich, stengelständige kleiner, 
lineal-lanzettlich, zum Grunde verschmälert sitzend. Schoten weit abstehend, locker, wenig 
länger als die fädlichen Stiele. 

1°—1‘ hoch, zart und fein, vom Aussehen einer Arabis, aber von dieser Gattung durch 
Frucht- und Samenbau sehr verschieden. Blumenblätter sehr klein, schmal keilig, weiss. 

©) April, Mai, und wieder im Herbst. Auf sandigen Brachen, Grasplätzen, Triften, 
Rainen, Hügeln durch ganz Böhmen gemein, bis auf die Gebirge; so am Buchberg im 
Isergebirge (Tausch nach Opiz). 


10. Draba L. Hungerblümchen. 


1. D. muralis L. Stengel entfernt beblättert, einfach oder von Grund an langästig. 
Blätter (nebst dem Stengel) von verzweigten Haaren kurzhaarig, am Rande und der Ober- 
seite auch von längeren einfachen Haaren rauhhaarig, winkelig-gezähnt; grundständige 
rosettig gedrängt, spatelig, kurzgestielt; die stengelständigen rundlich-eiförmig, herz- 
förmig stengelumfassend sitzend. Traube zur Fruchtzeit sehr verlängert und locker. 
Blüthenstielchen wagrecht abstehend, 211|,—2mal so lang als das kahle, längliche 
Schötchen. Blumenblätter schmal keilförmig, vorn nur ausgerandet. 

!/,—2' hoch, schlank, aufrecht oder aufsteigend. Blumen weiss, sehr Klein. 


2. April, Mai. ‚Auf buschigen, grasigen Lehnen der Bergregion, wenig verbreitet. 
Häufig und oft massenhaft auf den Moldauabhängen von Zävist, zwischen Davle und Ste- 
chovie und hinter Stöchovie in den waldigen Thälern! auch noch in der Gegend von 
Vosedan und Nalzovie (Schmidt); seltener bei Prag selbst: Zizkaberg! Gehölz der Podbaba 
oberhalb Sel& (Opiz)! —- Fuss des Geltsch hinter Bischkowitz (Hackel). Bodenbach: auf 
grasigen Stellen über dem Tunnel (Winkler, Malinsky!); Ziegenberg bei Rothenhaus (Roth). 


2. D. verna L. (Erophila vulgaris DC. ampl.). Stengel blattlos, meist zahlreich 
aus der Grundblätterrosette. Blätter (und unterer Theil des Stengels) von meist gabel- 
ästigen Haaren kurzhaarig, spatelig-lanzeitlich, stielartig verschmälert, ganzrandig oder 
entfernt gezähnt. Traube oft schon am Stengelgrunde beginnend, locker, untere Frucht- 
stiele verlängert, aufrecht abstehend, mehrmals länger als das kahle Schötchen. Blumen- 
blätter halb 2spaltig. Hs 

1/,—8” hoch, aufrecht oder aufsteigend. Blüthen anfangs nickend, grösser als bei voriger, 
weiss. Kelche aussen gabelig-behaart; an winzigen Exemplaren die Traube auch nur 1blüthig. 
Var. «) vulgaris, Schötchen länglich bis lanzettlich, weit (4mal) länger als breit; £) rotunda 
Neilr. (Draba pr&cox Steven), Schote kreisrund oder rundlich oval, wenig länger als breit. 

© März—Mai. Auf Triften, Sandplätzen, dürren Hügeln, Rainen, an Wegen, 
gemein, meist massenhaft bis in die niedere Gebirgsregion (etwa 2000‘); ß.) seltener, bei 
Prag häufig: Lieben, Troja, Podbaba, Scharka (Opiz)! St. Prokop, Felsen vor Kuchelbad, 
hinter Königsaal an der Moldau, gegenüber Stöchovic, Thal Vüznice bei Neuhütten! u. 
a. ©. Weisswasser (Hipp.)! Komotau (Knaf)! Karlsbad (Ortm.)! Sonst nicht beobachtet, 
aber wahrscheinlich noch vielfach. 


11. Alyssum L. em. Schildkraut. 


3) Blumenblätter gelb, vorn abgerundet oder seicht ausgeschnitten. Fruchtfächer mit 2 
(bei fremden Arten 1—4) Samen. 


«) (Adenochaete m.) Bodendrüsen zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefüsse 
verlängert, borstlich, Blumen zuletzt verbleichend, weisslich, Pflanze 1jährig. 


446 Alyssum, 


1. A. calyeinum (Psilonema calyeinum C. A. Meyer). Wurzel spindelig, dünn, 
überwinternd 1jährig. Stengel am Grunde (durch glattabgefallene Herbstblätter) blattlos, 
einfach oder vom Grunde ästig. Blätter ganzrandig, untere verkehrteiförmig, spatelig in 
den Blattstiel verschmälert, obere lineal-keilig oder lanzettlich. Traube endständig, frucht- 
tragend verlängert. Kelche an der Frucht bleibend, langhaarig. Staubfäden sämmtlich 
fädlich, ohne Flügel oder Anhängsel. Schötchen rundlich, vorn etwas ausgerandet, 
sternhaarig-flaumig. Grifiel vielmal kürzer als das Schötchen. 

3—6‘ hoch, das ganze Kraut, die dicklichen Blätter besonders unterseits von grossen 
angedrückten Sternhaaren rauh und grau. Selten unter der Traube ein paar Ästchen. Blumen 
klein, anfangs hellgelb. In diese Section gehört auch A. minimum Willd., dessen kürzere Staub- 
fäden geflügelt sind. Psilonema Meyer, auf die einfachen fädlichen Staubfäden ohne Rücksicht auf 
die Bodendrüsen gegründet, fällt theilweise mit Lobularia Desy. oder Koniga Adans. zusammen. 

© April—Juni, einzeln in den Herbst. Auf sandigen Aeckern, Rainen, Mauern, 
Schuttplätzen, mageren Grasplätzen, an Wegen, durch das ganze innere Hügelland ver- 
breitet und meist gemein, 

f) Bodendrüsen zu den Seiten der kürzeren Staubgefüsse kurz, zäpfchenförmig. 
Blumen sattgelb, verblüht nicht verbleichend. Pflanzen vieljährig, holzige Stämmchen und zahl- 
reiche blühende Stengel und Blatttriebe treibend. 


2. A. montanum L. (A. arenarium Gmel., Lois.). Stämmehen nicht beschuppt, 
Ajährige Stengel am Grunde durch die glattabgefallenen vorjährigen Blätter blattlos. 
Blätter ganzrandig, am Stengel dichtgestellt, (wie das ganze Kraut) von grossen ange- 
drückten Sternhaaren rauh und besonders unterseit grau; die unteren verkehrteiförmig, 
in den Blattstiel spatelig verschmälert, die untersten kleiner, nicht rosettig; obere 
lineal-keilig oder lanzettlich. Traube einzeln endständig, fruchttragend verlängert. Kelche 
nach dem Verblühen abfallend, sternförmig-kurzhaarig. Längere Staubfäden innen seitlich möt 
einem in ein Zähnchen endigenden Flügelrand, die kürzeren innen am Grunde mit 
einem linealen, Zzähnigen Ligularanhängsel. Schötchen rundlich oder oval, vorn schwach 
ausgerandet, sternhaarig. Griftel nicht viel kürzer als das Schötchen. 

Stengel 3—6‘ hoch, einfach, seltener unter der Traube etwas ästig. Blumen mittel- 
gross, goldgelb. 

2. Mai, Juni. Auf dürren Hügeln, Felsen, besonders auf Sandflächen, auf Kalk 
und Basalt, im wärmeren Hügellande verbreitet. Bei Prag hie und da: Podbaba, Troja, 
Bohnice, Minice! Felsen bei Mäslovie (Leonh.)! VySehrad, Dvoree, Hlubo&ep, Holin, Kuchel- 
bad, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Beroun! Zävist (Op.) u.s.w. Weltras! Häufig in 
der Elbniederung auf sandigen Alluvien, so besonders bei Kolin, Podebrad, Nimburg, 
Melnik und Roudnic; Leitmeritz auf Felsen! Weisswasser häufig (Hipp.)! aber nicht bei 
Münchengrätz (Sekera), noch bei Niemes (Schauta). Tetschen (Malinsky)! Längs des 
Erzgebirges, z. B. bei Teplitz, Brüx (Eichler)! Egerthal, Rannayer Berg bei Loun! 
Egerabhänge bei Pröhlig nächst Saaz (Thiel)! und wohl häufiger in diesen Gegenden. 
Bei Rakonitz selten (Kreje). Für Karlsbad bei Ortmann nicht verzeichnet, aber bei Tepl 
(Konrad)! — Volesnä ber. Kreises (Opiz); sonst aus dem südlichen Theile nicht verzeichnet, 
auch von mir nicht bemerkt. 


3. A. saxatile L. (Aurinia saxatilis C. A. Meyer). Stämmehen von alten Blatt- 
resten schuppig. Grundblätter gross, zahlreich, rosettig, länglich, spatelig in den Blattstiel 
verschmälert, geschweift oder entfernt gezähnt, von angedrückten Sternhaaren (wie das 
sanze Kraut) weich graufilzig, Stengelblätter entfernt, viel kleiner, mit verschmälerter 
Basis sitzend. Trauben auch zur Fruchtzeit kurz, am Stengelende meist rispig zusammen- 
gestellt. Kelche nach dem Verblühen abfällig. Staubfäden alle innen am Grunde mit 
einer zahnförmigen Anschwellung. Schötchen rundlich oder oval, nicht ausgerandet, 
kahl. Griffel kurz. 

—1‘ hoch, aufrecht oder aufsteigend, in grossen Rasen. Blumen mittelgross, goldgelb. 


2 April, Mai. Auf Felsen (Kalk, Schiefer, Basalt, Phonolit) im warmen Hügel- 


Lunaria, 447 


lande und Mittelgebirge, besonders an der Moldau, Beroun und unteren Elbe, sehr ge- 
sellig. Bei Prag: Podbaba, Troja, stellenweise bis gegen Kralup! Scharka! Vysehrad, 
Zlichov, St. Prokop, Knchelbad! Zävister Felsen! Stechovie bis zu St. Johannes! Rado- 
tiner Thal unterhalb Kopanina! Im Berounthal von Königsaal bis Beroun, Neuhütten! 
bei Bürglitz und Skrej häufig! Im Elbthale von Leitmeritz gegen Tetschen zu (Sperling- 
stein!) fast auf allen Basaltfelsen; ebenso häufig sonst im dortigen Mittelgebirge: Kelchberg 
bei Triebsch! Rollberg bei Niemes (Lorinser)! Hradek bei Triblie (Jirus)! Kostäl bei 
Trebnitz, Wostray bei Mileschau! Fuss des Grossen Franzberges bei Kostenblatt (Reuss). 
Bofen bei Bilin! Zlatniker Berg (Stika)! Milayer bei Loun! isolirt noch auf dem 
Dreikreuzberg bei Schlan (Roth). — Auf Kirchhofmauern bei Janegg nur verpflanzt 
(Thiel). Heiliger Berg bei Kaaden (Roth). Chemnitzstein, Himmelstein bei Karlsbad (Reiss) ! 
— Felsen und Mauern an der Moldau bei Krumman zahlreich ! 


b) (Berteroa DC.) Blumenblätter weiss, tief 2spaltig. Fruchtfach mit 6—mehreren Samen. 


4. A. ineanum L. (Berteroa incana D.C., Farsetia incana R. Br., Camelina 
incana Presl fl. &ech.). Blätter (nebst Stengel) von sternhaariger Bekleidung grau, am 
Rande gewimpert, ganzrandig oder geschweift, lanzettlich, spitz, die unteren in den 
Blattstiol keilig verschmälert. Fruchttrauben verlängert, mit aufrechten Blüthenstielen. 
Kelche verblüht abfällig. Kürzere Staubfäden am inneren Grunde mit zahnförmigem 
Anhängsel, längere unten etwas verbreitert. Schote ellöptisch, nicht ausgerandet, stern- 
haarig, der Spindel angedrückt. Griffel 1/,—"/, so lang als die Schote. 


1— 2’ hoch, einfach oder oberwärts ästig. Blumen doppelt grösser als der Kelch. 


69 Juni—September. Auf sandigen Hügeln, Felsen, Triften, wüsten Plätzen, an 
Wegen, im Hügellande verbreitet und meist häufig, in gebirgigeren Lagen fehlend. Häufig 
um Prag, im ganzen Elbthale und dem benachbarten Hügelterrain, östlich bis Pardubie, 
Königgrätz! Tynist, Borohrädek! bei B.-Trübau nur mit der Bahn angesiedelt (Rybicka) ; 
fehlt ganz um Leitomysl, ebenso nordwärts schon bei Jicin und Lomnic (Pospichal). 
Niemes selten: bei Gruppay (Schauta). B. Leipa! und Sandau, aber nicht bei B. Kamnitz 
(Zizelsb.). Verbreitet längs des Erzgebirges, b. Ellbogen schon selten (Aschers.). — Ra- 
konitz! Toönik, Zbirow auf den Burgfelsen! Dobri$! Osek bei Rokycan! Wittingau (Jechl)! 


12. Lunaria L. Mondviole. 


1. L. rediviva L. Wurzelstock walzlich, geringelt. Stengel aufrecht, oben ästig. 
Blätter alle gestielt, gegenständig, die oberen abwechselnd, breit und tief herzförmig, 
zugespitzt, ungleich stachelspitz gezähnt. Trauben sehr kurz, locker, gleichgipfelig. Schote 
elliptisch-lanzettlich, oben und unten spitz, auf einem !/, so langen Fruchtträger, über- 
hängend. Samen rundlich-nierenförmig. 

ı/,—4' hoch. Blätter gross, wie der Stengel zerstreut-kurzhaarig. Blumen ansehnlich, 
hellviolett, wohlriechend. Schoten 2—3‘ lang. 

2%. Mai—Juli. In schattigen Bergwäldern, an buschigen Abhängen, an Waldbächen 
in Gebirgslagen, in den Gränzgebirgen bis nahe zur Hochgebirgsregion. Bei Podol im 
Ronover Gebirge (Gregory nach Opiz), auf dem Plattenhübel bei Stücken im Buchwalde 
(Opiz), bei Pilgram im Korecer Revier (Presl). Glazer Schneeberg (Opiz, Rybitka). 
Elbgrund im Riesengebirge (Kablik)! Hain „Velik& faräfstvi“ bei Turnau (Dedecck)! 
Haindorfer und Machendorfer Revier am Isergebirge! Engelsberg bei Kratzau (Menzel)! 
Rauchberg bei Rumburg (Neumann, Karl)! Kaltenberg bei B.-Kamnitz (Zizelsb.). Rollberg 
bei Niemes, auf der Nordseite unter Basaltfelsen nicht häufig! Geltsch bei Auscha (Hackel, 
Malinsky)! Erzgebirge selten: Krinsdorfer Thal (Thiel)! Pressnitzer Waldungen (Reuss). 
Duppauer Gebirge (Reiss)! — Kli@avathal bei Lana! Am Bache Ratinka bei Tetin (Jos. 
Kalina nach Opiz)! Rozmitäl (Lusek)! Goldenkron : in der Schwarzen Leuchte am rechten 
Moldauufer unfern Zäluzi und am linken Ufer gegenüber der Ruine Maidstein (Jungbauer). 


448 Cardamine. 


13. Cardamine (L. em.) R. Br. Schaumkraut. 


A. (Dentaria L. gen. pr.). Rhizomaxe kriechend, fieischig, weiss, von zahlreichen 
Niederblättern zackig; nur an sterilen Jahrgängen wird ein Grundblatt statt des Stengels gebildet. 
Samenschnur nach unten verbreitert. Schoten lanzettlich; Samenleisten dick, breit. 

1. C. bulbifera R. Br. hort. Kew. IV. (Dentaria bulbifera L.). Wurzelstock fast 
gleich dick, walzlich. Stengel bis zur Mitte nackt, darüber beblättert. Blätter zahlreich, 
abwechselnd, gestielt, die unteren 2—3paarig fiederschnittig, die folgenden 3zählig, 
oberste einfach, kleiner; letztere sowie die Blattabschnitte lanzettlich, ungleich gekerbt- 
gesägt. Fleischige, abfällige, schwärzliche Brutknospen in den blattwinkeln. Traube 
ziemlich dicht, kurz; Blumen aufrecht. Staubgef. elwa '/, so lang als die Blumen- 
blätter. Schoten abstehend, in den langen Griffel verschmälert. : 

1—2’ hoch. Blumen gross, rosaviolett. Wegen reichlicher Brutknospenbildung schlagen 
die Früchte gewöhnlich fehl (ich fand und erhielt nie reife Früchte aus Böhmen). 

2. April, Mai. In feuchten, schattigen, humosen Wäldern, auf Abhängen gebirgiger 
Gegenden zerstreut, aber verbreitet, Bei Prag nur in der entfernteren südlichen Gegend: 
Ridkä& (Knaf)! bei Hradisko am Säzavaufer nächst Erythroniam! hinter Stöchovie! Stirin 
(Sykora). Mukarov (Tutek)! Velikä hora bei Karlstein! — Podol am Ronoyver Gebirge 
(Opiz). Leitomysl: Nedosiner Parklehne bei St. Antonius, ärmlich! Buchwald bei Strokele 
(Pospichal)! Herrenwald bei B. Trübau (Rybiöka). — Schatzlar (Opiz). Kl. Skal (Neumann). 
Mukatover Wälder bei Münchengrätz (Sekera), Freudenhöhe bei Kratzau (Matz), Hammer- 
stein bei Reichenberg (Siegm.)! Lausche (Cantieny). Kleis (Hb. Watzel)! Kaltenberg und 
Rosenberg b. B. Kamnitz! Rollberg b. Niemes (Lorinser, Schauta)! Widim, Göltsch, Langer 
Berg bei Leitmeritz (Hackel). — Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malinsky). 
Erzgebirge bei Teplitz [Katharinenberg], Osseg (Winkler, Thiel)! Hauenstein und Olitz- 
haus (Fischer), Grasberg b. Schlackenwerth, bei Joachimsthal (Reiss), Ploben bei Karls- 
bad (Ortm.). Oedschlossberg bei Duppau unter dem Gipfel! Tepl (Konrad)! — Bürglitz 
häufig (Samohrd); gegen Skrej oberhalb der Nezabudicer Mühle (Krej&). Neuhof bei 
Läna! Padrtbach bei Straßic, seltener! Zaböhler Revier bei Rozmitäl (Lusek)! Kubani- 
gebirge: am Kubani und Vogelberg (Müncke). Hohenfurth (Nenning)! Bleschenberg und 
Kumberg bei Krumau, Blanskerwald (Jungbauer). — Am Stankauerteiche bei Chlumec 
budw.! Margarethwald bei Neuhaus (Novotny) ! 


2. C. enneaphyllaR. Br. 1. c. (Dentaria enneaphylla L.). Wurzelstock stellen- 
weise eingeschnürt. Stengel bis nahe unter die Traube nackt, daselbst in der Regel mit 
3 quirlständigen Blättern. Blätter gestielt, gedreit, Blättchen kurzgestielt oder fast 
sitzend, eiförmig-lanzettlich bis länglich-lanzettlich, ungleich-grobgesägt, die seitlichen am 
Grunde schief. Traube locker, wenigblüthig;, Blüthen überhängend. Staubgefässe aus der 
Krone elwas vorragend. Schoten aufrecht abstehend, mit ("/, so) langem Griffel. 

Y/,—1'/,' hoch, kahl, aufrecht, Blumen gross, gelblichweiss. Bisweilen sind nur 2 Blätter 
im Wirtel oder über den 3 wirtelständigen Blättern noch ein einzelnes kleines Blatt; einmal fand 
ich das 3. Blatt dem Traubenstiel und dem untersten Blattstiele angewachsen. Brutknospen 
keine, dafür bilden sich die Früchte ziemlich regelmässig aus. 

2. April, Mai. Wie vorige, und von ähnlicher Verbreitung, häufig in feuchten 
Buchenwäldern, an Waldbächen, mit der vorigen oft zusammenwachsend. Prager Gegend: 
Ridka (Knaf)! Mukafov (Tuiek)! Karlstein! — Selau (Steinreiter), Leitomysl: bei Stro- 
kele (Pospichal)! Herrnwald bei B. Trübau (Rybiöka). Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gott- 
stein)! Lomnie: am Berge Tabor, in den „Popelky,“ bei Turnau nächst Bukovina (Poläk) ! 
Mukafover Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Neuberg b. Jungbunzlau (Stika)! Weiss- 
wasser gegen Neudorf (Hipp.)! Vidim (Hackel). Rollberg im Buchenwalde (Schauta) ! 
Jeschken (Tacheci). Hammerstein bei Reichenberg (Siegmund)! Lausche, Hochwaldberg an 
der sächs. Gränze (Matz), Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malie.)! Rosenberg 
und Kaltenberg bei B. Kamnitz! Sonnenberg nächst Steinschönau (Zizelsb.). Geltsch bei 
Auscha (Opiz), Langer Berg bei Triebsch (Hackel). Vostrey bei Sedl nächst Aussig 


Cärdamine. 449 


(Mayer). Erzgebirge: bei Georgenthal (Röttig)! Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss), 
Ploben bei Karlsbad (Ortm.). — Bürglitz: gegen Skrej oberhalb der Nezabudicer Mühle 
(Kreje)! am Berge Stfibrny an der Beroun (Samohrd)! Klicavathal bei Lana mehrfach! 
Vüznice bei Neuhütten! Horovicer Wälder häufig (Schlechtend.). Volesnä (Tausch)! Bre- 
zina (Sternberg)! Roämitäl (Lusek)! Kubani (Müncke), Thomasgebirge, Vogeltenn und 
Grausamweide bei Krumau, Schwarze Leuchte, Schöninger (Jungbauer). Margarethenwald 
bei Neuhaus (Novotoy). 


B. (Cardaminoides m. nee Godron). Rhizomaxe langgliedrig, kriechend, theils Laub- 
blätter, theils wenige Niederblätter tragend. Schote lanzettlich, mit dicken breiten Samenleisten 
(wie bei vorigen). Samenschnüre nach unten verbreitert, 


3. C. trifolia L. Stengel aufsteigend, blattlos oder mit I—2 sehr kleinen, 2- bis 
3schnittigen oder ungetheilten Blättern. Grundblätter langgestielt, gedreit; Blättchen 
rautenförmig-rundlich, kurzgestielt, fein gewimpert. Blumenblätter 2—3mal länger als 
der Kelch. Schoten abstehend, in den mässig langen Griffel zugespitzt. 

Y,‘ hoch. Kronenblätter weiss (so gross wie bei C. pratensis und in der Grösse ebenso 
veränderlich). 

2. Mai, Juni. In schattigen, humosen Bergwäldern des südlichsten Theiles 
von Böhmen selten. Hochficht im Böhmerwalde (Krej@). Hohenfurth im Klosterwalde 
(Nenning)! im Herrnwalde bei Lagau (Mardetschläger). Neuhaus: Margarethenwald (No- 
votny), Gestütthofer Thiergarten (Mardetschl.). 


C. (Eucardamine). Rhizomaxe aufrecht-ästig oder kriechend, nur Laubblätter tragend. 
Schoten lineal, Samenschnüre dünn, fädlich, nicht verbreitert. 


a) Samen ungeflügelt. Alle Grundblätter, wie auch die Stengelblätter gefiedert, 
wenigstens erstere mit am Grunde stielartig verschmälerten und selbst länger gestielten Blättchen. 


«) Pflanze ausdauernd. Blumenblätter verkehrteiförmig, mittelgross, 2 — 3mal 
länger als der Kelch, mit wagrecht abstehender Platte. 


4. C. amara L. Wurzelstock beblätterte Läufer treibend. Stengel nicht oder 
wenig hohlwerdend, stumpf 5kantig, nicht bereift,; Blätter fast kahl oder sehr zerstreut 
behaart, 2—Apaarig, keine rosettig gehäuft; Blattstiele am Grunde nicht geöhrt, Blättchen 
sitzend oder sehr kurz gestielt, buchtig stachelspitz gezähnt, an den unteren Blättern 
rundlich-eiförmig, an den oberen eilänglich oder länglich, Staubgef. und Griffel wenig 
kürzer als die Blumenblätter, diese am Nagel ohne Erweiterung. Drüsen der 2 kürzeren 
Staubgefässe vorn 2spitzig ausgeraudet. Staubkolben violett. Schoten aufrecht-abstehend, 
in den langen feinen Griffel mit punktförmiger Narbe pfriemlich-zugespitet. 

/,„—1'/,‘ hoch. Stengelblätter grösser als bei der folgenden. Blumenblätter weiss, gross, 
selten doppelt kleiner. Von kressenartigem Geschmack wie Nasturtium officinale, wofür diese 
Art von Anfängern und Dilettanten oft gehalten wird (siehe daselbst). 


a) genuina (C. amara Presl, Aschers. Fl. v. Brand. etc). Stengel entfernter beblättert, 
nebsi den Blattstielen kahl oder unterwärts zerstreut steifhaarie, oberwärts nebst Blüthenstielen 
fast kahl (#. hirta Wimm. et Grab., C. umbrosa Lej., C. Libertiana Lej.,, C. bicolor Opiz!). 
Blätter 3-- 4paarig, unterste Blättchen oft abwechselnd. 

b) Opizii (Presl sp. 1819). Stengel dichter beblättert, feister und kräftiger. Blätter 
5—Spaarig, Blättchen kleiner, ziemlich genau gegenständig, die Paare allmälig abnehmend, Kron- 
blätter meist kleiner, Var. «) glabrescens (Ü. Opizii f. Presl, C. cerassitolia Opiz!) Stengel 
kahl oder zerstreut behaart, Blatt- und Blüthenstiele kahl; £) hirsuta (C. Opizii «. Presl, C. 
amara y. subalpina Koch), Stengel, Blatt- und Blüthenstiele dicht- und kwrz-rauhhaarig. 


2. Mai, Juni. a) Auf sumpfigen und quelligen Wiesen, an Bächen, in Wasser- 
gräben, am häufigsten in gebirgigeren Gegenden, in den Gränzgebirgen bis in die Hoch- 
gebirgsregion, seltener im niederen Hügellande oder in der Ebene. Bei Prag ziemlich 
selten: Fliedermühle (Opiz)! Krer Wald! Zävist (Claudi)! häufig erst bei Stöchovic, 
im Kamenicer Tnal bei Stirfin, bei Mukarov! Karlstein und St. Ivan! Klicavathal bei 
Lana! — Leitomysl! St. Katharina bei Poliöka! Olberndorfer Grund bei Landskron ! 
Grulich! Glazer Schneeberg (auch ß.) Im Riesengebirge allgemein verbreitet, z. B.: 


450 Cardamine, 


Hohenelbe (Kablik)! Planurberg (Uechtritz). St. Peter (Eisenstein)! Klausengrund ! Riesen- 
grund, kl. Schneegrube u. s. w. (Uechtritz). Jaromer (Knaf, ß.)! Königgrätz (Reichel). 
Lomnie häufig (Poläk)! Sichrov, Münchengrätz (Sekera), Kratzau (Kratzmann)! B.-Kam- 
nitz (Zizelsb.), Herrnskretschen und Obergrund bei Tetschen! Wernstädtel (Kratzm.)! 
Höllengrund (Watzel)! Niemes häufig: Rollberg, Höflitzer Wiesen! Weisswasser ! Widim 
(Hackel), Melnik (Prazäk)! Roudnie (Jirus)! — Im Erzgebirge und am Fusse desselben: 
Eichwald, Klostergrab (Reuss), Krinsdorf, Strobnitzberg (Thiel)! Maltheuer und Johns- 
dorf bei Brüx (Stika), Teltschgrund bei Rothenhaus (Roth), Platten, Komotauer Grund- 
thal, Sporitzer Wiesengräben! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (mit #, Ortm., Opiz!), 
Marienbad (Reiss), Ronsperg (Hocke)! — Abfluss des „Jezero“ bei Skrej! Volesnä bei 
/birov, am Padrtbach, im Obeenicer Revier bei Pribram! Rozmitäl (Lusek)! Hrädek bei 
Moldautein! Wittingau! Im Böhmerwalde (bis 3500) und auf dessen Vorbergen häufig, 
so bei Krumau, Goldenkron, Stubenbach, Fuss äes Arbers (Purkyne)! u. s. w. — b) An 
Bächen und quelligen Stellen im Riesengebirge und am Glazer Schneeberge: «) am 
Rehborn, Brunnenberg (Kablik)! Riesengrund (Opiz)! Neue Schlesische Baude! /) im 
Riesengebirge selten, nur am Brunnenberg (Opiz)! hänfiger am Glazer Schneeberg (Opiz)! 


5. C. pratensis L. Wurzelstock kurzgliedrig, olme Läufer. Stengel hohl, 
stielrund, graubereift. Blätter kurzbehaart, 4—vielpaarig, die grundständigen rosettig, 
mit rundlichen, winkelig-gezähnten und geschweiften, gestielten, geienkartig abfallenden 
Blättchen ; die stengelständigen mit nicht geöhrtem Blattstiel. Blumenblätter am Nagel 
häufig mit einer einseitigen zahnförmigen Verbreiterung. Staubgef. und Griffel Y/,—*/, 
so lang als die Blumenblätter. Staubkolben gelb. Drüsen der 2 kürzeren Staubgefässe 
gerundet napfförmig. Schoten aufrecht abstehend, mit kurzem dicklichem Griffel und 
kopfiger Narbe. 

Stengel aufrecht oder aufsteigend, kahl oder am Grunde etwas behaart. Am inneren 
Grunde der Blättchen der Rosettenblätter bilden sich im Herbste bisweilen Adventivknospen. 

a) genuina (C. pratensis Schult., Knaf et Autt.). Stengel ",,—1’ hoch. Abschnitte der 
mittleren und oberen Stengelblätter Zineal oder schmallänglich, ganzrandig, mit kaum ver- 
schmälerter Basis sitzend und in den Blattstiel mit schmalem Rande herablaufend, nicht abfällig. 
Blumenblätter lila oder seltener weiss. Var. «) parviflora, Blumenblätter nur bis 3‘ lang; 
schmächtigere, kleinere Wiesenform, Schoten schlank, dünn, mehr gedrungen; £) grandiflora, 
Blumenblätter bis 2mal so gross, Pflanze feister, Fruchttraube locker (Sumpfform). Eine Abnor- 
mität von « («* forma uniflora Sternberg) hat den Stengel unentwickelt, aus der Achsel eines 
oder zweier Grundblätter je eine langgestielte Blüthe treibend. 

b) dentata (Schultes Observ. 1809 spec.) (C. stolonifera Tausch herb.!, C. paludosa 
Knaf Flora 1846, C. palustris Peterm. 1849, C. grandiflora Hallier 1866). In Allem grösser, feister, 
1'/,—2‘ hoch, im Habitus der C. amara ähnlich. Blättchen der mittleren und oberen Stengel- 
blätter sämmtlich gestielt, eiförmig bis länglich-lanzettlich, eckig-gezühnt, die seitlichen mit ab- 
gliederndem Stielchen, oft zeitlich abfällig; die Blattsubstanz dünner als bei a), die Blättchen 
daher jung muschelförmig, am Rande eingebogen. Blumenblätter stets weiss, noch grösser wie bei 
aß; Staubgefässe länger als bei a). 

2 April—Juni. a) Auf feuchten oder nassen Wiesen, Moorwiesen, in Sümpfen, 
Gräben, an Teichrändern allgemein verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Hochge- 
birge, z. B. im Riesengrunde des Riesengebirges (Wagner); «* Herrschaft Brandeis 
(Opiz)! feuchte Wiesen beim Radnitzer Steinkohlenbergwerk (Gf. Sternberg 1812)! — 
b) Viel seltener, vorzugsweise in Sümpfen, an Bächen und Gräben. Bei Prag: nächst 
der Folimanka (Schöbl 1853!), gegenwärtig wohl nicht mehr; Schanzgräben des Korn- 
thors (Opiz); St. Ivan am Bache (Knaf)! — Herrsch. Brandeis (Opiz 1835)! Neratovic 
nächst der Elbe am Bache (1870)! Königingrätz (Reichel)! Jaromer (Knaf)! Weisswasser 
(Hipp.)! Reichstadt (Tausch)! Komotau: an einer Quelle im Rothenhauser Waldrevier 
(Knaf)! Wittingau: nächst dem Rosenberger Teiche und in Chaussegräben auf dem 
Wege dahin, ziemlich häufig, mit a) zusammen (1873)! 


ß) Pflanze 1—2jährig. Blumenblätter klein, schmal-keilig oder lineal, aufrecht, 
bisweilen fehlend. 


6. C. hirsuta L. Stengel kantig-gefurcht, am Grunde mit einer Rosette frischer 


Cardamine. 451 


Grundblätter. Blätter 2—5paarig, zerstreut steifhaarig; Blättchen der unteren Blätter 
rundlich, winkelig-gezähnt oder geschweift, gestielt, die der oberen länglich bis lineal- 
keilig; Blattstiele am Grunde ohne Öhrchen. Schoten kurz zugespitzt, meist aufrecht. 

a) multicaulis (Hoppe sp.) (C. hirsuta Link et Autt.). Grundstock öfter mehrere 
Stengel treibend. Stengel /,—1’ hoch, ziemlich kahl. Stengelblätter kurz, von einander abstehend, 


3—4paarig, die oberen und mittleren mit schmalen kleinen, die unteren mit geschweiften Blättehen. 
Staubgef. meist 4.. Schoten auf aufrechten Stielen aufrecht, die oberen die Blüthen weit überragend. 


b) silvatica (Link spee.), Stengel meist einzeln, ,„—1‘ hoch, steifhaarig. Blätter am 
Stengel gross, einander wechselseitig überragend, 4—6paarig, die oberen noch mit ziemlich 
grossen, breitlichen Blättchen, untere mit deutlicher gezähnten Blättchen. Staubgef. 6. Schoten 
auf abstehenden Stielen aufrecht, kürzer als bei a), daher die Blüthen nicht viel überragend. — 
Hiezu 8) interrupta, Blätter unterbrochen gefiedert, hin und wieder mit kleinen Blattanhängseln 
an der Spindel zwischen den grösseren buchtig-gezähnten Blättcehen. Herbstform, 


Blumen klein, doch kleiner und doppelt grösser varürend. 

© oder 69 April, Mai, b) auch öfter wieder im Herbste. a) Auf Waldplätzen, 
waldigen Abhängen in Gebirgsgegenden und selbst im Hochgebirge, selten. Hinter Ste- 
chovic gegen Slap zu zahlreich! Riesengrund im Riesengebirge (Kablik)! Buchberg im 
Isergebirge (Tausch! im Übergange zu b.) Schlossberg bei B.-Kamniz (Zizelsberger). 
Tetschen im Strassengraben bei Obergrund (Malinsky! Winkler). Klostergrab (Winkler) ! 
Padrt bei Zbirow (Presl)? (ich fand dort nur b.) Grazen (Presl). Böhmerwald: Biertopf 
bei Aussergefild (Claudi nach Jirus); Rachel, Arber (Sendtner).*) — b) In feuchten 
schattigen Gebirgswäldern, zerstreut, doch viel verbreiteter als a. Bei Prag angeblich in 
der Scharka (Opiz) und bei Stifin (Sykora), von mir aber nie gesehen; sicher erst im 
Laner Thiergarten (Poläk)! Cäslau: bei Pabönie (Opiz)! Zäky, Tupadler Fasanerie 
(Opiz). Landskron: Olberndorfer Grund. im Buchenwald! Burg Litice bei Senftenberg! 
Chwojno bei Tynist (Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! am Rehhorn (Kablik! im Übergange 
zu a)! Kl.-Skal (Neumann). Jeschken (Opiz)! Reichstadt (Tausch)! Rollberg (Schauta) ! 
Kaltenberg und Rosenberg b. B.-Kamnitz ! Georgswalde, Nixdorf (Neum.)! Tetschen im 
Mittelgrund mit C. amara! Kl.-Geltsch bei Auscha unter Fichten! Leitmeritz: am Bache 
von Skalie gegen Schüttenitz! — Erzgebirge: Kalich und Natschung (Reuss), Neuhaus 
(Knaf)! Grundthal unterhalb Petsch (ß)! Rothenhaus (Thiel)! Hassberg-gipfel bei Press- 
nitz! Duppauer Gebirge bei Bukva, am Odschlossberge zahlreich! Karlsbad : Lamitzthal, 
Plobenwald (Aschers.). — Padrtbach bei Strasic häufig! Waldschläge bei Biezina gemein 
(Sternberg). Böhmerwald : bei Eisenstein, am Arber (Göpp. et Müncke). Krumau (Jungb.). 
Rimau bei Budweis (Mardetschl.). Margarethenwald bei Neuhaus (Novotny)! Pilgram, 
Selau (Opiz). 


7. C. impätiens L. Stengel kantig-gefurcht, am Grunde mit bereits vertrock- 
neten blättern. Blätter 5—9paarig, zerstreut feinhaarig; Blättehen der unteren Blätter 
gestielt, eöförmig (die der sterilen Grundblattrosette rundlich), 2—5spaltig, der oberen 
länglich oder lanzettlich, kurzgestielt, das endständige grösser, meist 3spaltig. Blattstiele 
am Grunde tiefpfeilförmig-geöhrt. Schoten lang-pfriemlich zugespitzt, schief abstehend. 

1,—2' hoch, aufrecht. Blätter hellgrün, zart. Blumenblätter die kleinsten von allen, 
lineal, weiss, hinfällig, öfter fehlend. 

© und 69 Mai, Juni. In schattigen, humosen Wäldern, in Schluchten, auf 
waidigen Berglehnen, an nassen Waldwegen, an Waldbächen, vorherrschend in gebirgigen 
Gegenden, bis in die Vorgebirgsregion der Greuzgebirge, seltener im Hügellande und 
(im Elbthal) in der Ebene. Bei Prag: am Laurenzberg im Lobkovie’schen Garten (Knaf)! 
Stern (Opiz)! St. Prokop (Tausch)! Hetzinsel (Kostel,, wahrscheinlich einmal ange- 
schwemmt); häufiger im südlichen Theile: Stiin (Sykora) ; Zävister Berg! Königsaaler 
Wälder gegen Jilovist! Stechovicer Wälder, Karlstein und St. Iran! — Eilbauen bei 

*) Sendtner giebt a) im höheren Böhmerwalde an, b) dagesen ausserhalb des Waldes 
bei Regensburg und Deggendorf, Göppert und Müncke wiederum nur b) im Böhmerwalde. Ob 
Böpe Bar im Böhmerwalde vorkommen oder nur eine und welche, bleibt weiter noch zu 

ersuchen. 


4 59 Tuarritis, Arabis, 


Roudnic (Reuss), Melnik (Herzig)! Weltruser Park! Kly (Kratzmann) ; Mydlovar bei Nimburg! 
Gross-Vosek gegen Podöbrad häufig! — Franzdorf bei Kuttenberg im feuchten Erlengebüsch ! 
Cäslau: Chedrby, Skaredy dül vor Hrabösin (Opiz). Selau (Steinreiter). Neuköniggrätzer 
Wald (Cen&k)! Jaromef (Knaf)! Mettauthal bei Neustadt! Riesengebirge (Ed. Hofmann; 
doch fehlen genauere Angaben). „Räuberhöhle* in den Prachover Felsen bei Jilin (Po- 
spichal)! Kleinskal (Neumann). Chlum, Chobot bei Jungbunzlau (Hipp.)! Buchenwald 
des Bösig (Hipp.). Rollberg (Lorinser)! Rumburg, Georgswalde, Nixdorf (Neum.), 
Schluckenau (Karl)! Rosenberg b. B.-Kamnitz! Tetschen (Malinsky)! Selten im Mittel- 
gebirge: Geltsch (Mayer); Skalitz b. Leitmeritz im Waldsumpfe mit Glyceria nemoralis! 
Kundratie, Mauern im Dorfe Tlutzen, Wopparner Thal, Südfuss des Mileschauers (Mayer); 
zwischen Kostenblatt und Mileschau, Bilin (Reuss). Probstauer Park bei Teplitz (Eichler). 
Verbreitet im Erzgebirge: Strobnitz bei Osseg (Thiel)! Rauschegrund (Knaf)! Teltsch- 
grund bei Görkau! Komotauer Grund! Pressnitz (Häjek)! Karlsbad: Plobenwald (Ortm.)! 
Liebenstein bei Franzensbad (Kablik)! — Burg Pravda bei Domousic! Hanna’er Revier 
bei Rakonitz! Kouffmecer Revier! und Pisky bei Bürglüitz (Gintl)! Klicavathal! Thal 
Vüznice bei Neuhütten! Thiergarten zu Brezina und Berg Hradist (Sternberg). Klingen- 
berg, Pisek (Dedelek)! Rimau bei Budweis, Krumau (Jungb., Mardetschl.), Hohen- 
furth (Nenning). 

b) Samen an der Spitze schmal geflügelt. Unterste Grundblätter ungetheilt, die 
folgenden und die Stengelblätter 1—3paarig fiederspaltig mit am Grunde breiten Abschnitten. 


8. C. resedifolia L. Wurzelstock kurzgliedrig, aufrecht-ästig, mit spindeliger 
Hauptwurzel. Grundblätter langgestielt, unterste rundlich oder rundlich-herzförmig. Stengel- 
blätter mit pfeilförmig-kleingeöhrtem Blattstiel; Blattabschnitte verkeLrteiförmig bis 
länglich-keilfürmig. Blumenblätter 2mal so lang als der Kelch, länglich-keilförmig, auf- 
recht. Schoten aufrecht, allmälig zugespitzt. 

1—4“ hoch, grasgrün, kahl, einfach oder ästig. 

2 Juni—August. In Felsspalten des hohen Riesengebirges über 4000°, auf 
Granit und Glimmerschiefer nur an und jenseits der böhmischen Gränze: Schneegraben, 
Mädelsteine (Wimmer). Mittagssteine (Eisenstein)! Kl. Teich (Tausch)! Im dene 
nur baierischerseits am Falkenstein auf Gneissfelsen 4040’ (Sendtner). 


14. Turritis L. em. 


1. T. glabra L. (Arabis perfoliata Lamk.). Grundblätter rosettig, grasgrün, wie 
die Stengelbasis von meist ästigen Haaren rauh, länglich, buchtig-gezähnt, in den 
Blattstiel verschmälert. Stengelblätter länglich bis Jänglich-lanzettlich, ganzrandig, kahl, 
blau bereift, mit tief herzpfeilfürmigem Grunde stengelumfassend. Blumenblätter lineal- 
keilig, aufrecht. Schoten gedrungen, aufrecht, der Spindel angedrückt, oft einseitswendig. 

Stengel 1'/,—5’ hoch, steifaufrecht, einfach oder oberwärts etwas aufrecht-ästig. Blumen- 
blätter Berdich klein, gelblichweiss. 

69 Juni, Juli. An Waldrändern, in Gebüschen, auf bebuschten und bewaldeten 
Lehnen, steinigen Plätzen in kiesigem oder sandigem Boden, durch das ganze Land bis 
auf das Vorgebirge verbreitet, aber zerstreut und oft vereinzelt. Noch in den Erzgebirgs- 
gründen, im Riesengebirge z. B. unterhalb Spindelmühle, im oberen Moldauthal bei 
Hohenfurth u. s. w. 


‚ 15. Arabis L. em. 


A. (Pseudarabis m.). Klappen ohne Mitteluerven, fein gestreift. Blätter herzförmig 
stengelumfassend. 


1. A. alpinaL. Aestige, zerbrechliche Stämmchen treibend. Stengel einfach oder 
am Grunde etwas ästig, sammt den Blättern mit Gabelhaaren besetzt. Blätter ausgeschweift- 


Arabis, 453 


bis buchtig-grobgezähnt und oft etwas wellig, grundständige verkehrteiförmig, stengel- 
ständige herzförmig-breiteiförmig, spitz. Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig, abstehend. 
Schoten abstehend, kurz zugespitzt. Samen von schmalem Flügelrande umzogen. 

3“—1' hoch, aufrecht oder aufsteigend. Blumenblätter mittelgross, weiss. 


2. Juni—August. Auf felsigen Lehnen, in Felsritzen des hohen Riesengebirges 
nur auf schlesischer Seite im Basalt der kl. Schneegrube c. 4000‘ (Tausch! Kablik!). 
Ist nach Uechtitz von den schlesischen Botanikern seit Jahren nicht mehr gefunden 
worden; wahrscheinlich wurde sie in früherer Zeit zu eifrig heimgesucht. 


B. (Turitella C. A. Meyer), Klappen mit deutlichem Mittelnerven. Blumenblätter 
lineal-keilig. Blätter herz- oder pfeilförmig stengelumfassend. 


a) Stengel- und Blattunterseite bläulich-bereift, Grundblätter wenige, in einen langen, 
unterwärts schmalen und ungeflügelten Blattstiel verschmälert. Blumenblätter abstehend. 


2. A. brassicaeformis Wallr. (Brassica alpina L., Turritis paueiflora Grimm). 
Wurzelstock kurzgliedrig, zuletzt aufreeht-ästig. Stengel einfach. Blätter ganzrandig, kahl, 
grundständige eiförmig oder länglich, langgestielt; Stengelblätter mit tiefherzpfeil- 
förmiger Basis stengelumfassend, untere länglich, zum Grunde verschmälert, obere 
länglich-lanzettlich. Fruchttraube sehr locker; Schoten auf abstehenden Stielen schief- 
abstehend. 

1—3‘ hoch, völlig kahl. Grundblätter pergamentartig. Blumen weiss, hinfällig. Schoten 
viel grösser als bei den nächstfolgenden. Vom Ansehen einer Brassica, auch der Turritis glabra, 
welche besonders durch behaarte buchtig-gezähnte Grundblätter und aufrechte Schoten unter- 
schieden ist. 

2. Mai, erste Hälfte des Juni. Auf bewaldeten, grasigen oder steinigen Abhängen, 
auf Kalk, Basalt, Trachyt und Schiefer, in der wärmsten Hügelregion der unteren Moldau- 
und Beroungegend und im Leitmeritzer Mittelgebirge, an den Standorten meist ziemlich 
häufig. Prager Gegend: Kundraticer Wald bei der Ruine! Horomöricer Wald! Hain bei 
Brezüoves (Dedetek)! St. Prokop, Kuchelbad, Zävister Berg! Wälder hinter St&chovic 
gegen Slap, mehrfach! Thal von Vsenor, einzeln! Radotiner Thal, Karlstein und St. 
Ivan! — Zwischen Zbeöno und Bürglitz an der Beroun nicht häufig (Poläk 1872)! 
Gegenüber Nezabudic zwischen Bürglitz und Skrej! — Wald Sebin bei Libochovic! Geltsch- 
berg am Kamme, Trachyt 2345° (Malinsky, Mayer)! Kletschenberg, Trachyt 2226’ 
(Mayer). Gipfel des Boren! Elbabhang bei Sedl nächst Aussig! „Tetschen“ (Malinsky)! 

b) Pflanze unbereift. Grundblätter rosettig, in einen breiten kurzen Blattstiel fügelig 
herablaufend. Blumenblätter aufrecht. 


3. A, contraeta Spenner. Wurzel Zjährig und mehrjährig, in einen kurzen, 
manchmal aufrecht verzweigten Wurzelstock übergehend. Stengel einfach oder oben ästig, 
öfter mit Seitenstengeln, wie die Blätter von einfachen und gabeligen Haaren mehr 
weniger rauh oder kahl. Blätter gezähnt, die grundständigen gross und frischbleibend, 
die Stengelblätter eiförmig oder länglich, mit pfeilförmiger bis abgerundeter Basis sitzend. 
Traube mehr weniger dicht; ihre Stiele vzel dünner als die linealen, aufrechten, der 
Spindel angelehnten Schoten. Samen von einem an der Spitze schmalhäutigen Rande 
umzogen, fein netzig-punktirt. 

a) hirsuta (Scop. sp.) (Turritis hirsuta L.). Stengel 1—1'/,‘ hoch, oberwärts einfach, 
entfernter beblättert, von meist einfachen, längeren Haaren meist dicht abstehend behaart, nur 
oberwärts fast kahl; kleine angedrückte Gabelhaare spärlich. Blätter eilänglich oder eiförmig, 
mit gestutzter, obere mit herzförmiger Basis sitzend. Schoten schmal, nur 1“ lang, entfernter, lockerer. 

b) sagittata (DC. sp.) (A. longisiliqua Wallr., A. planisiligqua Pers, A. glastifolia 
Rchb., Turritis Gerardi Presl fl. &ech., Opiz in herb.!). Stengel 2—3’ hoch, unter der Traube oft 
ruthenförmig aufrecht-ästig, dichter beblättert, nebst den Blättern von minder abstehenden ein- 
fachen Haaren mehr zerstreut behaart, Stengel und Unterseite der unteren Blätter schon mit 
häufiseren angedrückten Gabelhaaren; die Pflanze daher mehr grün, nicht so grau wie a), ober- 
wärts kahl. Blätter länglich, seichter gezähnt, untere herzförmig, obere pfeilförmig mit abstehenden 
Öhrchen. Schoten in langer Traube dichtzedrängt, sehr flach und breit, 1”, lang, 


30 


454 Arabie, 


c) Gerardi (Besser sp.). Stengel steif-aufrecht, meist einfach, dicht beblättert, 1',—3’ 
hoch, wie die Blätter von angedrückten Gabelhaaren rauh; einfache Haare selten eingemischt ; 
untere Blätter am Rande nach der Basis zu auch von längeren Haaren gewimpert. Blätter länglich, 
seicht-gezähnt, obere pfeilförmig, mit dem Stengel anliegenden Oehrchen. Schoten dicht und ver- 
längert in langer Traube. 


d) sudetica (Tausch sp, T. Raji Presl fl. @ech.). Stengel ziemlich dicht beblättert, 
1/,„—1Y/,' hoch, ganz kahl. Blätter länglich, geschweift, seicht gezähnt, kahl, die unteren aber am 
Rande von einfachen und gabeligen Haaren gewimpert, die oberen pfeilförmig mit etwas ab- 
stehenden Oehrchen. Schoten dicht, flach und breit. — Ist eine ebenso gute und ebenso schlechte 
„Art“ wie die vorhergehenden, nämlich eine recht hübsche Race. 


Es scheint mir zweckmässig, den Namen hirsuta für die Race a), die er allein gut 
bezeichnet, beizubehalten und nicht mit Döll auf alle Racen erweitert zu gebrauchen. 

2. und$3 Mai—Juli. In lichten Wäldern, Haiden, auf feuchten, steinigen Abhängen, 
in Gebüschen, auf Rainen, an Bachufern. a) Verbreitet doch zerstreut im Hügellande, 
Mittel- und Vorgebirge. Bei Prag häufig, z. B. Laurenzberg, Michler Wald, Roztokt 
Tuchomöfie (Jirus)! Motol, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, St&chovicer Wälder, Radotiner 
Thal, Karlstein, St. Ivan! Stifin (Sykora). — Neuhütten (Feistm.), Kli&avathal bei Lana! 
Kl. Pale bei Schlan (Knaf)! Fasanerie bei Sternberg! Elbthal: bei Bysie, Öeßelic, 
Kostelec! Woskoberg bei Pod&brad! Dymokurer Wälder zerstreut! Franzdorf in feuchtem 
Erlgebüsch! Kamejka bei Chotusic! Wodrant und Chedrby bei Cäslau (Opiz)! Elbe-Teiniz 
(Veselsky)! Dolan bei Pardubic (Opiz), Dasic (Kablik)! Nedosin bei Leitomysl (Pospichal). 
Selau (Opiz).. — Hohenelbe (Mann, als A. curtisiliqua? vielleicht zu d). Kleinskaler 
Felsenkamm (Neum.), Trosky (Kablik)! Mukarov, Mankovicer Thiergarten (Sekera). Bäba 
bei Kosmonos! Jungbunzlau (Stika)! Weisswasser (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Widim 
(Hackel); Melnik (Kratzmann)! Sebin bei Libochovice! — Häufig im Leitmeritzer Mittel- 
gebirge: Auscher Thal bei Roche! Geltsch, Kelehberg bei Triebsch! Zwischen Welbine 
und Babina! Raine zwischen Leitmeritz und Schüttenitz (Mayer), dann bei Malitschan! 
Lobosch! Mileschauer! Steindörfel bei Aussig! Tetschen (Malinsky)! Erzgebirge und 
Fuss desselben: Geiersburg bei Teplitz! Teplitzer Schlossberg, Katharinaberg im Erz- 
gebirge (Eichler), Bofen bei Bilin, Brüx (Reuss). Rothenhaus (Roth)! Karlsbad und 
Ellbogen (Ortm.) Marienbad (Glücks.). — Berglehnen der Burg Pravda, Vinaficer Thal 
häufig! Komärov bei Hofovic im Walde gegen Mrtnik! Krumau (Jungbauer). — b) Mit 
a) selten: Bei Prag: Hain oberhalb Dvoree! Hlubotep, Karlstein und St. Ivan! Kli- 
tavathal bei Lana! Säzavathal unfern Davle unter dem Berge Mednik! Auschauer Thal 
bei Roche! Leitmeritz: Raine bei Malitschan unter dem StraZiökenberg! Radelstein am 
Granatbache! Elbhänge nächst dem Sperlingstein! — c) Nur im Elbthale, sehr zerstreut. 
Dasie bei Pardubie (Kablik)! Woskoberg, Elbauen von Gross-Wosek gegen Podebrad und 
bei Nimburg zerstreut und vereinzelt, aber doch hin und wieder! im Gebüsch am 
Bache der Lejkover Mühle bei Bysic! im Walde zwischen Libis und Stefansüberfahr 
(Poläk)! Wiesen in der „Lohe“ bei Mileschau (A. Mayer)!) — d) Nur im höheren 
Riesengebirge: Kesselkoppe (Kablik! und schon Presl in Fl. &ech.). 


4. A. auriculata Lamk. (Turritis patula Ehrh.) Wurzel dünn, Yjährig. Stängel 
einfach oder ästig, sammt den Blättern mit gabeligen Haaren besetzt. Blätter entfernt 
gezähnelt, die grundständigen klein, zur Blüthezeit meist schon vertrocknet, die 
stengelständigen eilänglich, mit tiefherzpfeilförmiger Basis sitzend. Traube sehr locker, 
Blüthenstiele kurz, fast ebenso dick wie die schmal linealen, schief abstehenden Schoten. 
Samen von einem zusammengedrückten (aber nicht häutig-flügelartigen) Rande umzogen. 

Stengel ',,—1‘hoch, schlank, meist hin und hergebogen und geröthet. Blumen klein, weiss. 

© April, Mai. Auf sonnigen, steinigen Lehnen, buschigen Felsen und Hügeln, 
meist auf Kalk und Basalt des wärmsten Mittelgebirges bei Prag und Leitmeritz selten. 
Königsaal (Ruprecht). Karlstein: nächst der Burg an der Strasse im Walde! und auf der 


Velikä& hora (Ruda, Poläk)! Bei Leitmeritz: an den steinigen Lehnen des Uhuberges und 
Radobyl’s (A. Mayer)! 


C. (Euarabis C. A. Meyer). Klappen mit einem oft sehr schwachen Mittelnerven. 


L 


Arabis, 455 


Blumenblätter länglich verkehrteiförmig, ausgebreitet abstehend. Stengelblätter mit verschmälertem 
Grunde sitzend oder kurz gestielt. 


5. A. arenosa Scop. ampl. (Neilreich Fl. v. Wien?). Wurzelstock einfach oder 
aufrecht-ästig (mehrköpfig), ohne Ausläufer. Stengel aufrecht oder aufsteigend, nebst 
den Blättern bläulich bereift. Grundblätter in Rosetten, leierförmig tiederspaltig bis gezähnt 
oder einige ganzrandig. Stengelblätter alle oder die oberen schmallänglich, ganzrandig, 
zum Grunde allmälig verschmälert. Kelchblätter länglich. Schoten abstehend, lineal, 
ziemlich flach. 

2/,—1' hoch. 

a) genuina (A. arenosa Scop. et Autt., Sisymbrium arenosum L.). Stock ein- oder 
2jährig, 1stängelie, oder vieljährig, mehrästig und mehrstengelig. Rosetten meist gross, ausge- 
breitet, heller grün, aus meist kurz gestielten, länglich-verkehrteiförmigen, leierföürmig fieder- 
spaltigen, jederseits mit3—9 Läppchen versehenen, gabelhaarigen Blättern. Stengel einfach oder 
ästig, aufrecht oder aufsteigend, am Grunde mehr weniger abstehend-rauhhaarig, meist vom 
Grunde beblättert; untere Stengelblätter fiederspaltig oder schrottsägezähnig, behaart. Blumen 
lila oder weiss. — Var. f) feroönsis (A. feroönsis F]. dan.), mit kleiner Rosette, deren Blätter 
nur etwa mit 3 Läppchen jederseits wie bei b), auch spärlich behaart; geht in b) über, indem 
die sonst gezähnten oder fiederspaltigen Stengelblätter alle ganzrandig werden, nur bleiben die 
Blüthen lila; y) integrifolia, Grundblätter alle ungetheilt, nur gezähnt; 6) scapiformis, 
Stengel schaftförmig, blattlos, 1° hoch, bis zu den Blüthenstielen sehr dicht rauhhaarig. — Knaf 
fand an a) 1839 und 40 auf Schieferfelshängen bei Jaromer reichliche, sehr interessante Wurzel- 
adventivsprosse, die noch im Zusammenhange mit der sie erzeugenden Wurzel zu Blüthenstengeln 
aufgewachsen waren. Diess die A. Presliana Knaf! 

b) petraea (Lamk. spec.) (A. hispida Mygind in L. Syst., Cardamine petraea L.). 
Stock mehrjährig, mehrköpfig, mehrstengelig. Rosetten klein, aus dumkelgrünen, langgestielten, 
länglichen oder länglich-verkehrteiförmigen, theils ganzen, theils buchtig-gezähnten oder leier- 
förmig eingeschnittenen, jederseits 1—4lappigen, derberen, meist einfach behaarten Blättern. 
Stengel dünn, kahl, meist einfach, am Grunde nackt, Stengelblätter ganzrandig, kahl oder das 
unterste etwas steifhaarig. Blumen stets weiss. 


69 oder 2. Mai, Juni, einzeln.im August wieder. a) Auf sandigen oder steinigen 
und felsigen buschigen Abhängen, Felsen, Sandhügeln, Ufern, Bächen, im Hügellande und in 
Gebirgsgegenden, bis auf das Hochgebirge, zerstreut, stellenweise häufig, anderwärts 
fehlend. Um Prag häufig: Zizkaberg, Hetzinsel, Baumgarten, Kaisermühle, Podbaba, Scharka, 
Stern, St. Prokop (auch Ö), Modraner Schlucht, .Zävist, sehr häufig an der Säzava bei Davle 
und Moldau bei St&chovie bis St. Johannes! VsSenorer Thal! Radotiner Thal! St. Ivan! 
— Cäslau: Chedrby, Skaredy dül (Finsterthal) bei Hrabesin (Opiz). Sternberg an d, 
Säzava (Veselsky)! Sandhügel bei Seelau (Steinreiter). Brandeis an d. Adl. auf Kalksand! 
Senftenberg Kalkmergelfelsen! Riesengebirge: Felsen der Kl. Schneegrube (ß Kablik)! 
Spindelmühle (K. Knaf)! Neustadt im Mettauthale! Schieferfelsen des Elbufers bei Jaromer 
(Knaf)! Kleinskal, Rohozec bei Turnau (Neumann). Nicht um Jiein (Pospichal). Unter 
dem Kloster, auf der Sekanice bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser, Bösig (Hipp.)! 
Rollberg (Lorinser)! Widim (Hackel). Mölnik (Prazäk)! Dobifn bei Roudnie (Jirus) ! 
Verbreitet auf felsigen, beschatteten Stellen im Leitmeritzer Mittelgebirge: Göltsch, 
Hradischken (Mayer), Satanaberg bei Schüttenitz! Wopparner Thal (Mayer)! Aussig: 
Ruine Blankenstein (Zizelsb.); bei Selnitz, am Schreckenstein, bei Nesteric! Tetschen: 
gegen Niedergrund! Kolmer Scheibe (Malinsky) ! Herrnskretschen (Aschers.)! Teplitz (Reuss). 
Fehlt westlicher am Erzgebirge, so schon bei Komotau, Karlsbad (Ortm.). — Rakonitz: 
unter dem Hannaer Revier! Verbreitet im Berounthale bei Stadtl, im Kourimecer Revier 
bei Bürglitz! Klicavathal bei Lana! Häufig bei Horovic (Schlecht.); Chotobus bei Dobris! 
Hlubos (Neumann), Felsen bei Darova nächst Brezina (Sternberg)! Nezdasov bei Moldau- 
tein (Gebauer)! Krumau: im Moldauthal und anderwärts häufig! Kaplie (Kirchner)! — 
b) In Felsenritzen, sehr selten: bei Prag in der Modfaner Schlucht zahlreich! Fonolith- 
felsen des Bösig (Kablik, Hippelli)! Felsen über dem Neuen Teich bei Rakonitz (1873)! 


6. A. Halleri L. (Cardamine stolonifera Scop.). Wurzelstock oberirdische, dünne, 
eingliedrige Ausläufer treibend; diese am Ende mit kleiner Laubblattrosette, wurzelnd, 
30* 


456 Barbarea. 


im folgenden Jahre stengeltreibeud. Stengel einfach oder ästig, öfter liegend bis auf- 
recht, nebst den Blättern kahl oder mit zerstreuten Härchen. Blätter grasgrün, unbereift, 
die grundständigen und unteren stengelständigen rundlich-herzföürmig oder eiförmig, 
winkelis-gezähnt oder mit 1—2 kleinen Seitenläppchen; obere Stengelblätter eiförmig 
oder länglich, in den kurzen Blattstiel rasch keilig verschmälert. Kelehblätter eiförmig. 
Schoten abstehend, etwas gedunsen, rosenkranzförmig eingeschnärt. 

Stengel ,—1"/,‘ lang, schlaff, ungleichmässig beblättert. Blumenblätter weiss, kleiner 
als bei A. arenosa. 

2. Mai, Juni und wieder im Herbst. Auf Wiesen, an Bächen, Waldrändern, selbst 
anf feuchten Mauern, an Hecken und Steinwänden gebirgiger Gegenden bis auf das 
Hochgebirge. Im Riesengebirge: im Walde zwischen Petzkretscham im Aupagrunde und 
den Blaubauden, Grossaupa, Marschendorf, Hampelbaude (Opiz)! Riesengrund (Tausch)! 
Rehhorn (Pöch)! Glazer Schneeberg (Opiz). Turnau: an der Iser im Weidengebüsch des 
sog. Faräfstvi (Dedetek)! Klein Skal (Neumann). Wiesen im Dorfe Herrnskretschen (Ascher- 
son)! Mittelgrund bei Tetschen auf feuchten Mauern am Bache! Erzgebirge selten: bei 
Teplitz! Riesenburg bei Osseg (Thiel)! fehlt in der Komotauer Gegend. Karlsbad (Gebauer)! 
Elbogen (Ortmann). — Fehlt um Prag; erst im Klitavathale bei Bürglitz an Bächen und 
quelligen Wiesenstellen! bei Kalubie (Krej£). Thal des Zbirover Baches zwischen Cil& u. 
Strebüuska zerstreut (Poläk)! Hlubos: am Litavka-bache nächst der weissen Hütte! Am 
Birkenberg bei Pfibram im trockenen Gebüsche! Rimau bei Budweis (Jechl, Mardetschl.)! 
Doubravie, Frauenberg (Krej&). — Böhmerwald: Biertopf bei Aussergefild (Claudi)! und 
wohl häufiger. 


16. Barbarea R. Br. ° 


1. B. vulgaris R. Br. (Erysimum barbarea L.) Stengel einfach oder besonders 
oberwärts mit abstehenden Aesten. Blätter am Grunde herzpfeilförmig stengelumfassend, 
mit abstehenden Ohren, unterste leierförmig fiedertheilig, wit 2—4paarigen länglichen 
Seitenzipfeln, deren oberste so breit wie der rundlich-eiförmige, geschweifte, am Grunde 
oft herzförmige Endzipfel ; mittlere am Grunde fiederspaltig, oberste eifürmig-keilig, vorn 
eingeschnitten-gezähnt und selbst fiederspaltig. Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig, 
wenigstens 2mal so lang als die Kelehblätter. Kappen der letzteren kahl. Seitliche 
Bodendrüsen, innen ringförmig, ungetheilt. Schote aufrecht- bis wagrecht-abstehend, 
in den dicklichen Griffel allmälig zugespitzt. - 

1—2' hoch. Blumenblätter soldgelb. Var. «) pachycarpa m., Schoten 1“ breit 
dick, nur 4/,—1' lang, ziemlich gerade, aufrecht- bis horizontal-abstehend. Eine Form mit meist 
nur !/,“ langen Schoten ist var. brachycarpa Tausch! — Pf) arcuata (Erysimum arcuatum 
Opiz, Barbarea iberica et taurica DC.), Schoten nur wenig über !/,‘ breit, flacher, mehr ver- 
längert, 1—1'/,‘ lang, bogig aufsteigend. Andere von den Autoren angegebenen Merkmale finde 
ich nicht immer zutreffend. 

6% und 4 Mai—Juli. Auf Wiesen, Rainen, an Gräben, Bächen, Flussufern, 
Aeckern, steinigen Lehnen, verbreitet und meist häufig durch das ganze Hügelland, bis 
an den Fuss der Gränzgebirge, z. B. bis Hohenelbe («)! (Kablik ß)! Fuss des Blan- 
skerwaldes gemein! u, s. w.; ß) noch häufiger als «). 


2. B. strieta Andrzej. (B. adpressa Mann in scheda! DB. vulgaris ß) strieta 
Tausch! Neilr.) Stengel oberwärts mit aufrecht abstehenden, anfangs oft schlängeligen 
Aesten. Blätter am Grunde herzpfeilförmig-umfassend, mit anliegenden Ohren, untere 
eiförmig oder länglich-eiförmig, in den Blattstiel zugeschweift, geschweift-gekerbt, 
ungetheilt oder meist mit 2—3 Paaren kleiner Läppchen am Blattstiel; mittlere 
am Grunde mit einem Paare kurzer Lappen, obere länglich-verkehrteiförmig, kerbög-gezähnt, 
in die herzförmige Basis zugeschweift. Blumenblätter keilig, um ‘, länger als der 
Kelch. Kappen der Kelchblätter penselförmig-behaart. Seitliche Drüsen in 2 oben zu- 
sammenstossende Theile getheilt. Schoten auf aufrechten Stielen der sehr verlängerten 
Traubenaze angedrückt, in den dünneren Griffel rasch zugespitet. 


Nasturtium. Roripa. 457 


2—3' hoch. Blätter heller grün als bei voriger, ins Gelbliche, untere mit sehr grossem 
Endzipfel. Blumenblätter heller gelb. Eine sehr gute Art, die Tausch und Neilreieh mit Unrecht 
gleich der B. arcuata als Varietät der vorigen behandelten. 

6% Mitte Mai—Juni. Auf feuchten Flussufern, an Bächen und Wassergräben, 
bisweilen mit der vorigen, aber viel seltener, nur in den Niederungen und tieferen Fluss- 
thälern, sehr zerstreut. Bei Prag am Moldauufer bei Vran und bei St. Johannes hinter 
Stechovic! bei Podbaba (Opiz 1838)! Häufiger in der Elbniederung: Stefansüberfuhr 
(Tausch, Poläk)! gegenüber Neratovic, bei Ovlär und gegenüber Elbe-Kostelec beim Heger ! 
Elbufer bei Kolin gegen Podebrad zu! Bach bei Dvakaovie nächst Chrudim! Königin- 
grätz (Reichel)! Elbe bei Jarom&f (Knaf 1841); Höflizer Bach bei Niemes (Schauta) ! 
B. Leipa (Mann)! Herzinsel bei Leitmeritz (Mayer). Mühlbach bei Tetschen (Malinsky, 
Winkler)! Stefanshöhe bei Teplitz (Roth, Winkler)! — Am Goldbach beim Rosenberger 
Teiche bei Wittingau, mit häufigerer B. vulgaris! 


17. Nasturtium Reichb. Brunnenkresse. 


1. N. offieinale R. Br. (N. aquaticum Wahl. Sisymbrium nasturt. aquaticum 
L.) Stengel am Grunde kriechend und wurzelnd oder fluthend, hohl, kantig-gefurcht, 
ästig. Blätter gefiedert, untere 3-, obere 5—15zählig; Blättchen geschweift oder 
ganzrandig, eiförmig oder die seitlichen eilänglich; letztere verschmälert sitzend, das 
endständige gestielt, grösser, breiter, öfter herzförmig. Blumenblätter 2mal so lang als 
der Kelch. Griffel so diek wie der Fruchtknoten. Schoten lineal-walzig, gedunsen, meist 
sichelförmig-gekrümmt, auf horizontalen oder herabgeschlagenen, ihnen etwa gleichlangen 
Blüthenstielen. - 

1—3' lang. Blätter etwas fleischig. Blumen weiss, Staubbeutel gelb. Geschmack kressen- 
artig. Von der viel gemeineren ähnlichen Cardamine amara besonders durch mehr als doppelt 
kleinere Blüthen, gelbe Staubbeutel, dicklichen Griffel zu unterscheiden. 

% Mai—Juli. In Bächen, Quellen, Sümpfen, Wassergräben, halb aus dem Wasser 
aufgetaucht, mit Sicherheit nur im nördlichen Theile jenseits der Elbe, sehr zerstreut. 
Gräben bei Lissa (Tausch)! Jiöin in den Prachover Felsen (Vare&ka)? Mukarov bei 
Münchengrätz (Sekera). Weisswasser im Bielathale! Dauba (Reuss)! Niemes (Schauta, 
das eingeschickte Exemplar aber Cardam. am.). Höllengrund bei Neuschloss (Mann). Fuss 
des Koselberges bei: Leipa (Watzel)! B. Kamnitz (Zizelsb.. — Angeblich auch längs 
des Erzgebirges: Osseg (Thiel)? (das von mir gesehene Exempl. war Cardam. amara) 
Kommern (Winkler), Vysocan b. Saaz (Thiel nach Reuss)? Zwischen Schlackenwerth und 
Joachimsthal (Reiss), an der Tepl und an Quellen bei Karlsbad (Ortmann), Marienbad 
(Glücks.). — Bei Prag in den Chotek’schen Anlagen auf einem bewässerten Grasplatze 
(1870)! von Gintl aufgefanden, wahrscheinlich nur zufällig oder absichtlich angesäet. Bad 
Sternberg (Vatecka)? 


18. Roripa (Scop.) Besser. Sumpfkresse. 


a) Blumenblätter nur so lang als der Kelch, blassgelb. 


1. R. palustris Bess. (Sisymbrium palustre Pollich, Nasturtium terrestre R. Br., 
N. palustre DC.). Blätter leierförmig buchtig-fiedertheilig, die oberen fiederspaltig, die 
grundständigen gestielt, die stengelständigen mit geöhrter Basis sitzend; Abschnitte 
länglich oder eiförmig, ungleichseitig, ungleich tief kerbig, ja eingeschnitten-gezähnt. 
Schoten länglich-elliptisch, stark gedunsen, ungefähr so lang als der zuletzt horizontal 
abstehende Blumenstiel; die unteren etwas gekrümmt, oft bogig-herabgeschlagen. Griffel 
sehr kurz. 

/„—3' hoch. Stengel meist von Grund an ästig, wie die Blätter kahl oder sehr spärlich 
behaart. Blumen sehr klein, hinfällig. Var. $) aquatica, Blattzipfel schmal länglich, ganzrandig, 


Endabschnitt eckig-gezähnt; untere Blätter (im Wasser) kämmig-fiedertheilig, mit linealen Zipfeln, 
Stengel einfach, dick. 


458 


Roripa, 


od. %. Auf nassen Sandstellen, Triften, Ufern, überschwemmten Plätzen, in 
Gräben, verbreitet in den Ebenen und im ganzen Hügellande bis an den Fuss der Gebirge. 


b) Blumenblätter fast doppelt so lang als der Kelch, goldgelb. 


«) Schote lineal bis länglich-elliptisch, am Rande zusammengedrückt, so lang-als 
der Fruchtstiel oder etwas kürzer, 


2, R. silvestris Bess. (Nastartium silvestre R. Br., Sisymbrium silvestre L.). 
Blätter sämmtlich fiedertheilig, gestielt oder obere sitzend, am Grunde nicht oder klein 
geöhrt; Blattabschnitte länglich oder lanzettlich, tief gezähnt oder fiederspaltig, an den 
oberen Blättern lineal, ganzrandig. Schoten lineal-walzlich, etwa so lang als der 
Blüthenstiel. Griffel sehr kurz. 

!/;—2' hoch, aufrecht oder niederliegend, unten meist feinhehaart. Blumen der wilden 
Pflanze auch gefüllt vorkommend, so im Getreide bei Srbsko gegen die Velikä& hora (Poläk)! 
Griffel bisweilen fehlend (Nast. astyloides Knaf!). 

2. Jani—Septemb. Auf feuchten Wiesen, Sandplätzen, an Wegen, Ackerrändern, 
Gräben im ganzen Hügellande gemein. 


* R. barbaraeoides (Nasturtium barbaraeoides Tausch!, N. anceps Autt.). Blätter 
fiederspaltig oder die unteren leierförmig-fiedertheilig, obere keilförmig-länglich, nach 
unten mehr weniger tief eingeschnitten, am Grunde bald kleingeöhrt, bald ungeöhrt ; 
Blattabschnitte länglich bis lanzettlich, gezähnt. Schoten lünglich-elliptisch, meist kürzer 
als der Blüthenstiel. Griffel meist ziemlich lang (1” lang). . 

An 2‘ hoch, kräftiger als R. silvestris gewöhnlich, soll ein N. amphibium  silvestre sein, 


wird als solches oft ausgegeben. Den Namen anceps habe ich aufgegeben, weil er verschiedentlich 
gebraucht wird. Var. 


«) pinnatipartita (Nast. barbar. y. macrostylon Tausch! N. Reichenbachii Knaf! N. 
Morisonii Tausch ?). Untere Blätter leierförmig-fiedertheilig mit weiten Buchten und tiefgezähnten 
Abschnitten, obere unterwärts tief fiederspaltig ınit langen Zipfeln. Sieht der R. silvestris ähnlicher, 
doch Blätter immer mehr leierförmig und breitschnittig. 


pP) pinnatifida (N. barbaraeoides Tausch herb.!). Untere Blätter am Grunde tief fieder- 
spaltig mit engeren Buchten und weniger gezähnten Abschnitten, obere ungleich scharf- und tief- 
gezähnt, am Grunde tiefer eingeschnitten mit lanzettlichen kürzeren Zipfeln. — Sieht der R. 
amphibia ähnlicher. 

2. Juni—Aug. Wie vorige, an Flussufern. Bei Prag an der Moldau: Kaiserwiese 
(«, ß)! Podol (Op. «)! Hetzinsel (3 Opiz)! nächst dem Baumgarten (Opiz «)! Podhor 
bei Troja (Op. &)! Podbaba (Op. «, ß)! Libdie gegenüber (ß)! — Jezbin bei Jaromer 
(Knaf «)! Elbufer bei Rongstock und Tetschen (3)! — und sicher noch mehrfach. 


..P) Schoten elliptisch, etwa 2mal so lang als breit, etwas länger als ihr Griffel, 
auf langen, feinen (3>—5mal längeren) Stielen. 


3. R. amphibia Bess. (Nast. amphibium R. Br, Sisymbrium amphib. L.). 
Stengel am Grunde Äriechend und wurzelnd, meist röhrig. Blätter länglich, obere 
auch lanzettlich, spitz- oder kerbig-gezähnt, öfter die unteren kammförmig-hederspaltig, 
mit lanzettlichen oder lineal-lanzettlichen, abstehenden, zugespitzten, im Wasser mit 
fädlichen Abschnitten, oder leierförmig-fiederspaltig mit länglichen Abschnitten, alle zur 
Basis verschmälert, selten am Grunde geöhrt. Schoten ellipsoidisch, 2—3mal so lang 
als breit, und ebensovielmal länger als der Griffel, auf horizontalabstehenden Blüthenstielen. 

1'2—3' lang, kräftig. Blumen öfter ziemlich gross, aber auch viel kleiner als gewöhnlich. 
Var. «. riparia (Tausch!), Landform, Blätter zum Grunde sämmtlich verschmälert, alle unge- 


theilt, f) aquatica, Wasserform, Blätter alle zum Grunde verschmälert, untere fiederspaltig, 
y) auriculata (Maly) (Sisymbr. stoloniferum Presl?), mittlere Blätter mit herzförmig-geöhrtem 


Grunde sitzend. 

j 2 Mai—Juli. Auf feuchten Flussufern, in Siümpfen, Wassergräben, sehr zer- 
streut in ‚den Ebenen und Thälern des Hügellandes. Bei Prag an der Moldau nicht 
häufig: bei Zliehov (Opiz y.)! gegenüber Holesovic! bei der Kuchynka (Roth)! — Elbe- 


Roripa, 459 


gebiet: Stefansüberfuhr (Tausch)! Kostelee! Brandeis (Opiz)! Nimburg au der Mrdlina! 
Kolin (Veselsky)! Teich Kmotrov bei Zehusie, Pardubie (Opiz)! Wildenschwert: an der 
Adler! Königingrätz (Reichel)! Mettaufluss bei Jaromer! Jiliner Teich (Poläk)! Teich 
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Gräben bei Gabel (Schauta). B.-Leipa! Schluckenau (Karl). — Melnik 
(Prazäk)! Roudnie (Presl, Reuss). Leitmeritz:an der Elbe und alten Eger bei Theresienstadt! 
Tiehlowitz Elbeufer! Tetschen (Malinsky)! Duxer Teiche (Thiel)! Bilin (Reuss). Brüx 
(Ziegler)! Laun (Reuss). — Pisek (Dedeiek)! Goldenkron an der Moldau (Jungb.). 


* R. terrestris (Nasturtium terrestre Tausch!). Stengel fest, dicht. Blätter 
sämmtlich ungetheilt, buchtig-gezähnt und doppeltgesägt, oder schmalbuchtig-fieder- 
theilig mit scharf gesägten, genäherten Abschnitten, verkehrteiförmig, oberste länglich, 
keilförmig verschmälert, mittlere am Grunde mit ziemlich langen schmalen Oehrchen. 
Schoten elliptisch, etwa 3mal so lang als breit, mit etwas kürzerem Griffel. 


2—3' hoch. Die Früchte haben ganz die Gestalt derer von R. amphibia, nur sind sie 
doppelt kleiner und minder geschwollen. Dass es ein Bastart (R. austriaca X silvestris Neilr.) sei, 
wie Manche wollen, bezweifle ich doch noch, denn z. B. im Museumsgarten kommt keine der 
praesumtiven Stammformen vor. Auch ist die Form keineswegs mit Nast. armoracioides ganz 
identisch, wie Ascherson und Garcke annehmen, Var. 


} «) pinnatifida (Nasturt. terrestre ß. pinnatifidum et y. macrostylum Tausch herb.!). 
Blätter fiedertheilig, die oberen und untersten fiederspaltig, ir H 


h .,B) indivisa (N. terrestre «. integrifolium Tausch herb.! N. commutatum Opiz!). Blätter 
sämmtlich ungetheilt, buchtig doppeltgezähnt. Kommt auch als £* forma multiplex Tausch vor, 
d. h. mit verlängerten Blütheninternodien und gefüllter Blume. 

2. Mai—Juli. Wie vorige, meist an Flussufern. Bei Prag an der Moldau (nach 
Opiz oft in Gesellschaft der R. austriaca): Kuchelbad (Kalmus £)! Slichov (Opiz ß)! 
Kaiserwiese (ß)! Dvorce (Opiz ß)! Hetzinsel, Baumgarten (Opiz «)! Podbaba und Pod- 
hor bei Troja (Opiz «, ß, auch ß*). Im Museumsgarten an Wegen als Anflug (P)! — 
Elbufer bei Wegstädtel (Mittelform)! und bei Roudnic («&)! Leitmeritz («, ß Mayer)! 
vor Lobositz (Mittelform)! Tetschen (Winkler ß)! 


* R. armoracioides (Nasturtium armoracioides Tausch!). Stengel fest, dicht. 
Blätter unterseits von kurzen Härchen rauh, ungeiheilt, buchtig-gezähnt bis einge- 
schnitten doppelt scharfgezähnt, verkehrteiförmig, in den Blattstiel zugekeilt, oberste 
länglich-keilförmig, alle mit grossen Oehrchen herzförmig umfassend. Schötchen rund- 
lich-elliptisch, nur 1*/;mal so lang als breit; Gwiftel fast ebenso lang. 

2—3° hoch. Auch hiezu eine forma multiplex Tausch. Steht der R. austriaca schon 
sehr nahe, aber doch durch die tiefer wezähnten oder eingeschnittenen Blätter und nicht voll- 
kommen kugelige Früchte verschieden. Die 3 mit * bezeichneten Formen, zuerst von Tausch gut 
unterschieden, bilden anscheinend eine zusammenhängende Reihe, deren Fortschritt von R. sil- 
vestris zu R. austriaca als den extremsten Gränzgliedern darin besteht, dass die Schoten stets 
kürzer und der runden Form näher werden, der Griffel sich verlängert, ebenso die Blüthenstiele, 
die Blätter immer mindere Theilungen zulassen. Da ich bisher eine ganz sichere Deutung aus 
eigener Beobachtung nicht geben kann, so habe ich diese Formen lieber gesondert und unge- 
deutet vorgetragen. 

2. Mai—Juli. Wie vorige, aber seltener als diese, Prag: Wiesen bei Kuchelbad 
(Tausch)! Kaiserwiese (Opiz)! Pankraz (Opiz)! Moldauufer bei Troja (K. Knaf), gegen- 
über Libdic! Bürglitz (Gintl, die Bestimmung der zerfressenen Blüthen halber zweifel- 
haft)? Elbufer bei Tetschen (Malinsky)! 

y) Schötchen kugelig, so lang wie der Griffel, auf etwa 6mal längeren, feinen 
fädlichen Stielen. 


4. R. austriaca Besser (N. austriacum Crantz, Camelina austriaca Pers.). Stengel 
holzig aber hohl, aufrecht, oben ästig. Blätter ungetheilt, doppelt kleingezähnt oder 
kerbig-gezähnt, länglich, die untersten in einen breiten Stiel verschmälert, die mitt- 
leren und oberen mit tief hersförmig geöhrtem Grunde sitzend, Schötchen klein, 
vollkommen kugelig, 


460 Armoräacia—Camelina, 


1-3‘ hoch. Blätter etwas derb, unterseits feinhaarig-rauh. Blumen ziemlich klein, gold- 
gelb. Schötchen sehr klein, stecknadelkopfgross, also bedeutend kleiner als bei R. armoracioides, 
welche mit austriaca auch verwechselt wird. Niemals fand ich „eingeschnitten-gezähnte oder 
fiederspaltige“ Blätter, daher auch Neilreich beide Formen nicht gehörig unterschieden zu haben 
scheint, denn auch das von ihm zu seiner R. austriaco-silvestris eitirte Nast, armoracioides Tausch 
ist offenbar nicht dieses selbst, sondern N. terrestre Tausch. 

2 Juni, Juli. Auf feuchten, sandigen Flussufern, in Gräben, auf Wiesen, fast 
nur im Gebiete der unteren Moldau und Elbe. Eingang in das Klidavathal bei Zbeöno 
nächst der Beroun! Bei Prag: Königsaal, Scharka, Bränik, Kaiserwiese, Hetzinsel, Pod- 
baba, zwischen Kl.-Holesovie und Troja, Roztok! — Elbe: Jezbin bei Jaromer an Feld- 
rändern (Knaf)! Teich Ceperka bei Pardubic (Opiz). Elbufer bei Roudnie! und bei 
Leitmeritz (Berchtold, Mayer). Tetschen (Malinsky)! „Teplitz“ (Winkler) ! 


19. Armoracia Fl. Wett. Meerrettig, Kren. 


+ 1. A. rusticana Fl. Wett. (Cochlearia armoracia L., Nasturtium armor. Fries). 
Wurzel und unterirdische läuferartige Wurzelsprosse dick, fleischig. Stengel aufrecht, 
oben rispig-ästig. Grundblätter sehr gross, langgestielt, herzförmig- oder eiförmig-länglich, 
gekerbt-gesägt, untere Stengelblätter fiederspaltig oder kämmig-hedertheilig, obere länglich 
oder lanzettlich, ungleich gekerbt, mit verschmälertem Grunde sitzend, oberste auch 
lineal, fast ganzrandig. Fruchtstiele aufrecht abstehend, fädlich, viel länger als das rund- 
lich-eiförmige, gedunsene Schötchen. Griffel sehr kurz mit kopfiger Narbe. 

1',—4' hoch. Blumen ziemlich gross, weiss. Statt 2 medianen Staubgef. finden sich 
öfter 3 in gleicher Höhe (also wie bei den Fumariaceen ein verdreifachtes Staubgefäss), deren 
mittelstes keineswegs, wie Döll will, mit den 2 lateralen zu einem Kreise gehört. Die Früchte 
schlagen bei uns gewöhnlich fehl. Var. $#) macrocarpa (W. Kit. sp.), untere Stengelblätter nur 
unregelmässig eingeschnitten-gezühnt, Blumen fast doppelt grösser, Schoten ebenfalls, elipsoidisch, 
über 2° lang. 

2. Mai-Juli. Stammt aus dem östlichen Europa, wird aber häufig auf Feldern 
gebaut und verwildert nicht selten, besonders an Fluss- und Bachufern; so bei Prag 
an der Moldau auf der Trojainsel, bei Podbaba, Libeie! Pardubice, Jaromör, Jungbunzlau, 
Niemes, Bolzenflussufer bei Leipa, Roudnic, Thal von Auscha, Leitmeritz auf Elbwiesen, 
zwischen Aussig und Tetschen, am Dux-Osseger Bache, Karlsbad u. a. — ß) Angeblich 
auf feuchten Wiesen bei Cäslau (Opiz in Presl. fl. öech.); ich sah die gemeinte Pflanze 
nicht und zweifle etwas an der richtigen Bestimmung. 


20. Neslia Desv. 


1. N. paniculata Desv. (Myagrum paniculatum L., Rapistrum panicul. Gärtn.). 
Stengel und Blätter von Gabelhaaren rauh, Blätter länglich bis lanzettlich, entfernt 
gezähnelt, mit pfeilfürmigem Grunde sitzend, die untersten in einen Blattstiel ver- 
schmälert. Schötchen auf feinen, abstehenden, mehrmals längeren Stielen, netzig-runzelig, 
mit wenig kürzerem Griffel. 

'/y—2‘ hoch, oben meist rispig-ästig. Blumen klein, dottergelb, in anfangs sehr dichter 
Traube. Die ähnliche Roripa austriaca unterscheidet sich durch viel kleinere, glatte Schötchen 
und vorn verbreiterte, grobgezähnte Blätter, 

© Mai—Juli. Im Getreide, an Wegen und wüsten Plätzen, allgemein verbreitet, 


auch im Gebirge, z. B. auf dem Erzgebirge bei Presnitz c. 2300’ (Häjek)! bei Hohen- 
furth! u. s. w. 


21. Camelina Crantz. Leindotter. 


1. C. mierocarpa Andtz. (C. silvestris Wallr., C. sativa Presl, Tausch! et alior. 
Autt. boh.) Stengel und Blätter von ästigen und einfachen Haaren rauhhaarig, letztere 


Camelina. 461 


am Rande langgewimpert. Schötchen verkehrt-eirund, zum Grunde verschmälert, mit 
breitem, scharf zusammengedrücktem, vorn abgerundetem oder selbst etwas in den 
Griffel zugespitztem Rande, auf den Flächen gewölbt, früh hartschalig, 2—3mal 
so lang als der Griffel, auf aufrecht abstehenden Stielen. Samen 3kantig-eiförmig, 
dunkel rothbraun, sehr fein körnig-punktirt; Würzelchen der Mitte des Keimblattes 
aufliegend, (äusserlich) durch eine seichtere Rinne von ihm getrennt. 


',—2' hoch, einfach oder oben langästig. Fruchttrauben oft sehr verlängert. Blätter 


entfernt- oder re eift-gezähnelt, wie bei den 2 "folgenden länglich-lanzettlich oder lanzettlich, 
mit pfeilförmigem Grunde SERDE, Blumen klein, blassgelb. Schötchen und Samen kleiner als 
bei den folgenden. 

© Mai—Juli. Auf wüsten Plätzen, Weg- und Ackerrändern, grasigen Dämmen, 
dürren sonnigen Hügeln, Mauern, in Feldern, verbreitet und häufig durch das ganze 
Hügelland, wie auch in niederen Gebirgsgegenden. In Südböhmen z. B. häufig um Stra- 
konie, Budweis, Krumau, Hohenfurth ! 


2. C. sativa (Crantz part.) Fries (C. sativa &, integrifolia Wallr. part.). Stengel 
und Blätter von zerstreuten, kurzen, angedrückten, meist sternförmigen Haaren ein 
wenig rauh. Schötchen gedunsen, böürnförmig, mit stark zusammengedrücktem, aber 
schmalem Rande, vorn abgerundet, früh hartschalig, 3—4mal so lang als der 
Griffel, auf aufrecht abstehenden Stielen. Samen 3kantig-walzlich, hell rothbraun, sehr 
fein körnig-punktirt. Würzelchen der Mitte des Keimblattes aufliegend, jederseits (äusser- 
lich) durch eine seichte Rinne von ihm getrennt. 

1—2’ hoch, oberwärts meist rispig-ästig. Blätter wie bei der vorigen, aber viel schwächer 
behaart, oft deutlich sezähnt. Blumen dunkler gelb, grösser. Fruchttraube minder verlängert, 
Fruchtstiele länger; Schote mehr gedunsen, mehr länglich, der zusammengedrückte Rand schmäler. 
Samen nicht nur doppelt grösser als bei voriger, sondern auch mehr Jänglich. 

© Mai—Juli. Auf Äckern, Dämmen, sehr selten, wohl nicht eigentlich ein- 
heimisch. Mit Sicherheit nur bei Prag: Äcker in Sup (Hofmann 1853)! daselbst neuer- 
dings (1873) auf dem neuen Eisenbahndamme! Nach meinen früheren, nicht ganz 
sicheren Aufzeichnungen bei Kosor nächst Radotin im Esparsettefelde und bei Priesen 
nächst Saaz. Wohl noch anderwärts, doch sind fremde Angaben unbrauchbar, weil beide 
Arten und auch C. foetida var. integrifolia häufig verwechselt worden sind. Angebaut 
zum Zwecke der Ölbereitung, so wie anderwärts, habe ich die Art bei uns nie angetroffen. 


3. C. foetida Fries. Stengel und Blätter von zerstreuten Haaren etwas rauh 
bis fast kahl. Schötchen aufgeblasen, kugelig oder verkehrteirundlich-birnförmig, 
mit schmalem zusammengedrücktem Rande, vorn gestutzt oder ausgerandet, lange 
dünnhäutig, erst später hartschalig, —5mal länger als der Griffel, auf langen, meist 
horizontal abstehenden oder herabgebogenen Stielen. Samen braun, körnig-punktirt, 
doppelgestaltig: 3kantig, wobei das Würzelchen der Mitte des Keimblattes aufliegt, 
durch eine tiefere Rinne von ihm getrennt, oder häufig flach eirundlich, das Würzelchen 
dem Rande des Keimblattes anliegend. 

1—3’ hoch. Blätter hellgrün. Blumen grösser als bei C. microcarpa, hellgelb. Frucht- 
traube kürzer. Samen grösser als bei C. sativa, dunkler braun, von gröberen Körnchen deutlicher 
punktirt; sie entwickeln einen starken Senfölgeruch, den man beim Oeffnen der Schote ver- 
spürt, Var. 

e) integerrima (C. sativa Autt. boh. part., C. sativa «. integrifolia Wallr. part., C. 
macrocarpa Wierzb.?) Blätter alle ganzrandig oder entfernt kleingezähnelt, nebst dem Stengel 
in der Regel fast kahl. 

ß) dentata (C. dentata Pers, ©. pinnatiida Hornem.). Blätter nebst Stengel etwas 
behaart; untere Blätter buchtig-gezähnt bis buchtig-fiederspaltig. 

© Juni, Juli. In Leinfeldern, daher in Leingegenden verbreitet und bis auf 
das Vorgebirge (Erzgebirge), selten und vereinzelt auf Brachen oder Schuttstellen. In 
der Prager leinlosen Gegend daher nur vorübergehend und einzeln, so bei Nusle (Hofm.)'! 
am Smichov (Knaf)! im Lein erst an der Säzava bei Pikovie!, bei Schwarz-Kostelec 


462 Hesperis, Sisymbrium., 


(Tu&ek). Häufig im nördl. Böhmen jenseits der Elbe, am Erzgebirge, bei Karlsbad. In 
Südböhmen, z. B. bei Hostomie, Jinec (Presl, Wolfner)! Strakonic! häufig um Budweis! 
Lagau! — «) seltener als ß), bisher notirt: Nusle bei Prag (Hofm.)! Jiöin bei Cidlina 
(Poläk)! Münchengrätz (Sekera)! Jungbunzlau (Hipp.)! Osseg (Thiel)! Bezdedie bei Jinee 
(Wolfner)! Budweis bei Böhm. Fellern! 


22. Hesperis L. Nachtviole. 


1. H. matronalis L. ampl. (H. inodora L.). Blätter eilanzettlich bis lanzettlich, zuge- 
spitzt, geschweift bis etwas buchtig-gezähnt, untere länger gestielt, manchmal schrottsäge- 
förmig-leierförmig, zur Blüthezeit meist fehlend, obere kurzgestielt, fast sitzend, am Grunde 
gerundet oder gestutzt. Kelchblätter aufrecht, länglich, oben breit weissrandig, etwa so 
lang als der Blüthenstiel. Blumenblätter breit bis länglich verkehrteiförmig. Schoten auf 
abstehenden Stielen aufrecht oder bogig, ziemlich stielrund, rosenkranzartig-holperig. 

1:!,—3‘ hoch. Blätter hellgrün. Blumen gross, hell purpurviolett, lila oder selten weiss, 
am Abend wohlriechend. 


a) genuina. Stengel unten rückwärts rauhhaarig und sonst nebst den Blättern und 
Blüthenstielchen von einfachen und gabeligen Haaren rauh oder fast kahl. Blätter geschweift- 
gezähnelt bis grobgezähnt, untere selten leierförmig-eingeschnitten. Kelche und Blüthenstiele 
kürzer, Blumenblätter breiter eiförmig. 


b) runcinata (W. Kit. sp.). Stengel, Blätter und Blüthenstiele von dichten Drüsen- 
haaren, spärlichen einfachen und höchst selten von einzelnen Gabelhaaren flaumig. Blätter tiefer 
geschweift-gezähnt, aber am Grunde fast eingeschnitten, untere schrottsägeförmig-leierförmig. 
Kelche schmäler und länger, Blüthenstiele meist merklich länger, Blumenblätter länglich-eiförmig. 

6% und % Mai—Juli. Auf buschigen Hügeln, im Laubgehölz der warmen Hügel- 
region und des Mittelgebirges Nordböhmens, nur an wenigen Stellen wahrscheinlich wild, 
an anderen aus Ziergärten verwildert; a) Bei Prag nur verwildert, in der Cibulka! im 
Baumgarten (Tausch)! — Mileschauer (Malinsky 1847)! Geltsch (Klaudy ex Opiz)! Bei 
Tetschen am Elbufer (Mal.)! Fuss des Breitenberges bei Brüx (Eichler). Komotau am 
Eidlitzer Bach! nur verwildert. Karlsbad: im Plobenwalde und beim Oelberge (Ascherson). 
— b) Nur am Chlum bei Jungbunzlau (Stika, Hipp. 1852)! und auf dem Voskoberg bei 
Podebrad im Laubwäldehen mehrfach! (wahrscheinlich gehört hieher auch schon: Lou&in 
in Presl fl. ech. für H. matronalis). — Gebüsch an der Elbe bei Nimburg (VSeteöka), 
Isergebüsch bei Münchengrätz (Sekera), ob zu a) oder b) gehörig, ist zweifelhaft. 


23. Sisymbrium L. Rauke. 


«) Pflanze mit ausdauerndem Wurzelstock. Blätter ungetheilt. Samen an der Spitze mit 
einem spitzen Anhängsel. 


I. (Norta DC.) Schoten lineal, abstehend. Klappen 3nervig, Scheidewand ohne Nerven, 


1. S. strietissimum L. Blätter dunkelgrün, unterseits (wie der Stengel) weich- 
haarig, kurzgestielt, länglich-lanzettlich, ungleich geschweift-gezähnt. Kelch abstehend. 
Schoten 2—6mal länger als der dünnere Blüthenstiel, meist auswärts gekrümmt, holperig, 

Stengel 2—5’ hoch, aufrecht, oberwärts rispig-ästig. Blumen mittelgross, dottergelb. 


2 Juni, Anfang Juli. Auf bebuschten felsigen Lehnen, in Laubgebüschen der 
wärmsten Hügelregion, selten. Bei Prag: Premyslovka (Nickerl)! Kuchelbad (Opiz)! Ra- 
dotiner Thal! Velikä hora bei Karlstein! St. Ivan (Presl). Park zu Weltrus häufig (Opiz). 
— Melnik (Sieber nach Gf. Sternberg). Chlum bei Jungbunzlau (Himmer)! Leitmeritz: 
auf einem bebuschten Ackerraine neben einer überwölbten Quelle unter dem Gaubehofe 
(Mayer)! dann am Fusswege aus Dorf Wellemin in das Wopparner Thal (A. Mayer), 
Elbufer bei Bodenbach (Malinsky, Winkler)! ; 


P) Pflanze ein- oder 2jährig. Blätter getheilt. Samen ohne Anhängsel. 


Sisymbrium. 465 


U. (Irio DC.) Schoten lineal, stielrundlich, abstehend. Klappen 3nervig. Scheide- 
wand ohne Nerven. Blätter leierförmig-fiedertheilig. 


a) Blüthenstiele so dick wie die Schote. Scheidewand mit Querwänden zwischen 
den Samen. Blattabschnitte am Grunde des unteren Randes mit einem aufstrebenden Oehrchen. 


2. $. sinapistrum Crantz (S. pannonicum Jacq.). Stengel unterwärts nebst den 
untersten Blättern rauhhaarig, oberwärts kahl und bereift. Unterste Blätter tiefbuchtig- 
gezähnt, die folgenden fast schrottsägeförmig unterbrochen-fiedertheilig, mit lämglichen, 
gezähnten Abschnitien, obere fiederschnittig, mit linealen gamzrandigen, selten mit 
einzelnen Zühnchen versehenen Abschnitten, ganz oder fast ganz kahl. Kelchblätter 
weit abstehend. Schoten kahl, weit abstehend. 

1Y/,—3° hoch, aufrecht, meist ästig. Obere Blätter hell seegrün. Blumenblätter blassgelb, 
mittelgross. Durch die ganz verschiedenen oberen und unteren Blätter sehr ausgezeichnet. 

69 Mai, Juni. Auf Mauern, Aeckern, trockenen Grasplätzen nnd Wegrändern, 
nur im Elbthale sehr zerstreut und selten, scheint auf der Wanderung von Osten her zeit- 
weilig dem Laufe der Elbe folgend, doch nur vereinzelt oder in geringer Menge auf- 
zutreten. Wildenschwert (Opiz 1815)! Jarome&r (Knaf 1839)! Leitmeritzer Mittelgebirge 
(Hackel)! Bodenbach (Tempsky). 

Anmerkung. 8. Columnae Jacq., durch die dichtere, graue Behaarung, selbst auf den 
Kelchen und Schoten, 2—3paarige, schrottsägeförmig-fiedertheilige obere und spiesspfeilförmige 
oberste Blätter, aufrechte Kelchblätter und dünne, nicht querfaltige Fruchtscheidewand von der 
vorigen verschieden, fand Opiz schon vor 1819 (Fl. &ech.) einmal am Laurenziberge, jedenfalls 
nur zufällig, da es seither von Niemandem wieder gesehen worden. 


b) Blüthenstiele dünner als die Schote, Scheidewand dünn, ohne Querwände. 


3. 8. Loeselii L. Stengel nebst den unteren Blättern rauhhaarig. Blätter schrott- 
sägeförmig-fiedertheilig; Seitenzipfel länglich bis lanzettlich, am oberen (vorderen) Rande 
ungleich gezühnt; Endzipfel gross, spiessförmig-3eckig oder lanzettlich. Kelch weit ab- 
stehend. Schoten kahl, oder behaart, 2—5mal länger als der Blüthenstiel, schiefabstehend 
und bogig aufstrebend, die jüngsten die gewölbte blühende Traube nicht überragend. 

1—3' hoch, weit kräftiger als die folgende, ihr ähnlich. Laub mattgrün. Blumenblätter 
mittelgross, 2—3“’ lang, goldgelb. 

6% Mai— August. An und auf Mauern, Dämmen, Schuttplätzen, an Wegen, nur 
in den wärmsten Thallagen Nordböhmens sehr zerstreut. Um Prag sehr häufig in den 
nächsten Umgebungen! Kuttenbergs nächste Umgebung häufig! aber nicht bei Cäslau oder 
Kolin. Münchengrätz selten (Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Melnik (Prazäk) ! 
Roudnic (Reuss). Leitmeritz! Ruine Schreckenstein (A.Mayer). Tetschen, am Elbufer (Ma- 
linskf)! Bilin! Loun nächst der Eger! Saazer Stadtmauern selten! 


+ 4. $. irio L. Blätter (sammt Stengel) spärlich feinbehaart oder kahl, gestielt, 
buchtig-fiederspaltig; Abschnitte länglich oder eilanzettlich, ganzrandig oder ungleich- 
gezähnt; Endzipfel oft spiessförmig-3lappig. Kelch etwas abstehend. Schoten kahl, 5— 
ömal länger als der Blüthenstiel, schief abstehend, die jüngsten die in einer Ebene 
stehenden Blüthen weit überragend. 

1”—1!/,‘ hoch, meist ästig, sehr zart und fein. Laub weich, hellsrün. Blumenblätter 
nur 1’ lang, gelb. 

© Mai—Juli. An Wegen, Mauern, in Südeuropa einheimisch, selbst bei Wien 
nur vorübergehend, auch sonst in Mitteleuropa nur verwildert, So auch in Prag im 
Klosterhofe der Elisabethinerinen in Slup, an Mauern und zwischen den Pflastersteinen, 
seit mehr als 20 Jahren (von Dr. E. Hofmann zuerst gefunden, vielleicht auch ausgesäet, 
von mir noch 1861 gesammelt). 

II. (Sophia Haller, Deseuraea C. A. Meyer). Schoten lineal, ein wenig zusammenge- 
drückt, abstehend. Klappen Inervig mit seitlichen, zu einem schwachen Scheinnerven verfliessenden 


Schlingelnerven. Scheidewand von 2 feinen Nerven durchzogen. Blätter gefiedert (unserer Art 
2—3fach gefiedert). 


464 Chamaeplium—Erysimum, 


5. $. sophia L. Blätter 2—3fach fiederschnittig, Abschnitte lineal oder lineal- 
lanzettlich. Kelchblätter aufrecht abstehend. Schoten 2—3mal länger als der dünne ab- 
stehende Blüthenstiel, au fstrebend. 

1—3’ hoch, aufrecht, meist ästig, sammt den Blättern grauflaumig. Blumen sehr klein, 
kürzer als der Kelch, ; 

© Mai bis Herbst. Auf Schutt, wüsten Plätzen, Mauern, an Wegen im ganzen 
Hügellande häufig, meist gemein und massenhaft. 


24. Chamaeplium Wallroth. 


1. Ch. offieinale Wallr. (Erysimum offieinale L., Sisymbrium office. Seop.). Blätter 
schrottsägeförmig-fledertheilig, leierförmig, unterste 2—3paarig, ungleich-gezähnt, mit sehr 
grossem spiessförmig-3lappigem Endzipfel; die obersten spiessförmig. Schoten kurz, auf 
gleich dieken kurzen Stielen in ruthenförmiger Traube, der Spindel angedrückt, kurzhaarig. 

Stengel 1—2’‘ hoch, aufrecht, ausgesperrt ästig, sammt Blättern, Kelchen und Schoten 
kurzhaarig, schmutziggrün. Blumen sehr klein, hellgelb. L 

© Mai—Septemb. Auf Schuttplätzen, an Wegen, in Zäunen wie die vorigen, 
verbreitet durch ganz Böhmen, auch in gebirgigeren Lagen, so z. B. bei B. Kamnitz 
(Zizelsb.); Gratzen an der österr. Gränze! am Fuss des Riesengebirges bei Hohenelbe! 


25. Alliaria Adanson. Lauchkraut. 


1. A. offieinalis Andrz. (Erysimum alliaria L., Sisymbrium alliaria Scop.). Stengel 
aufrecht, unterwärts nebst den Blattstielen zerstreut behaart. Blätter gestielt, herzförmig- 
rundlich, unterste nierenförmig, grobgekerbt, oberste auch am Grunde gestutzt bis 
keilförmig, geschweift-grobgezähnt. Schoten dick, holperig, schief abstehend, auf fast 
wagrechten, mit ihnen gleich dicken Blüthenstielen. 

1—3’ hoch. Blumen weiss, ziemlich klein. Blätter gerieben nach Knoblauch riechend 
(Schwefelallyl enthaltend). 

69% Mai, Anfang Juni. In schattigen Gebüschen, Hainen, auf buschigen und 
waldigen Abhängen, an Zäunen und Wegen durch ganz Böhmen verbreitet, auch in 
Bergwäldern, z. B. am Gipfel des Limberges bei Gabel! am Rollberge (Schauta)! Bürg- 
litzer Wälder gegenüber Nezabudic, bei Skrej im hochgelegenen Waldhau! 


26. Erysimum L. Hederich. 


, „Stengelblätter gestielt oder mit verschmälertem Grunde sitzend. Behaarung aller Theile 
aus spindelförmig-2schenkeligen und 3spaltigen Haaren. Blumenblätter ausgebreitet, gelb. 


a a) Schoten zusammengedrückt stumpf 4kantig, auf gleich dieken oder-dünneren kurzen 
Stielen abstehend. Behaarung der Blätter und Schoten vorherrschend aus angedrückten 2schenke- 
ligen spindelförmigen (fälschlich einfach genannten) Haaren (die beiden Schenkel in der Längs- 
richtung des Organs geradlinig ausgespreizt), 3spaltige Haare spärlich eingestreut. 


1. E. repandum L. Wurzel Zjährig. Stengel einfach, öfter mit Kurzzweigen 
(Blattbüscheln) in den Blattachseln oder sehr abstehend-ästig. Blätter Zineal-länglich, 
zugespitzt geschweift oder etwas buchtig-spitzgezähnt oder ganzrandig, grün. Blüthen- 
stielchen etwa !/, so lang als der Kelch. Kelch an der Basis nicht höckerig. Platte 
der Blumenblätter in den Nagel keilig verschmälert. Schoten von zerstreuten Haaren 
rauh, grün, holperig, auf schief oder wagrecht abstehenden Stielen gerade oder aufwärts 
gekrümmt. Samen an der Spitze mit schmalem gerundetem Flügelsaume. 


3°—1‘ hoch, durch die ausgespreizten Aeste und Schoten zuletzt sehr kenntlich. Blumen- 


Erysimum. 465 


blätter mitteleross, eitrongelb, in der Grösse veränderlich, vorn 1‘ breit (var. platypetalum 
Knaf) oder nur '/,“ breit (var. stenopetalum Knaf). Var. ferner @) integritolium, Blätter 
alle ganzrandig oder kleingezähnelt, und £) sinuatum, Blätter buchtig-geschweift. 


© Mai—Juli. AufAeckern, besondersim Lettenboden, aufRainen, wüsten Plätzen, 
Mauern im wärmeren Hügellande, zerstreut, meist sehr zahlreich beisammen. Bei Prag 
ziemlich häufig: vor dem Bruskathor, bei Dejvic, Holesovic, über der Podbaba, zwischen 
Liböie und Chejnov! Zizkaberg, Michle, Radlie, über der Mädchenburg, über der Kirche 
von St.Prokop, Holin ! Kuchelbad (Opiz)! Hinter-Kopanina! Scharka (Karl) ! Kr& (Bozdech) ! 
u. a. 0. — Unter dem Woskoberge bei Podebrad! Kolin (Veselsky)! Kuttenberg, Cäslau, 
Chedrby (Opiz). Zvol bei Jarom&f (Cen&k)! Jieinoves, Dymokur (Pospichal). Jungbunzlau 
(Hipp.)! Malschen bei Gastorf! Bauschowitz, Leitmeritz, Lobositz (Mayer, Malinsky)! Teplitz! 
Brüx häufig (Eichler). Komotau: bei Michanie! Thal bei Priesen! Saaz am Egerufer! 
Lubenz (Fischer); Laun gegen den Rannayer! Kl,-Pale& bei Schlan (Knaf)! — Südwärts 
noch bei Zebräk (Auguste Opiz)! 


2. E. crepidifolium Rehb. (E. hieracifolium L. herb., Pollich, Tausch herb. 
bohem.! E. cheiranthus Presl N. &ech.). Wurzel Zjährig. Grundstock unter den frischen 
Blättern mit vertrockneten Blattresten. Stengel oberwärts ästig, im unteren Theile ästig 
oder mit Kurzzweigen in den Blattachseln. Blätter länglich oder länglich-lanzettlich, 
obere lineal, zum Grunde keilig, mit der Spitze oft zurückgebogen, buchtig oder 
geschweift-gezähnt, spitz, untere stumpf oder stachelspitz. Blüthenstielchen 2—3mal länger 
als der Kelch. Seitliche Kelchblätter am Grunde höckerig. Platte der Blumenblätter 
verkehrteiförmig, in den Nagel zugeschweift. Schoten von kleinen Haaren etwas grau, 
glatt, steif, auf dünnerem Stiele schief abstehend. Samen an der Spitze umngeflügelt. 

Sehr steif, holzig und: steifästig. Blüthenknospen grau feinhaarig. Blumen von den 
grössten, schön schwefelgelb. Länge und Dicke der Schoten sehr veränderlich. 

6% Mai, Juni. Auf wüsten Plätzen, steinigen Abhängen, Felsen, an Wegen und 
Rainen des warmen Hügellandes und Mittelgebirges. Bei Prag häufig, z. B. Laurenzberg, 
Slichov, Kuchelbad, Plateau gegen St. Prokop, Radotiner Thal, Belvedere, Zizkaberg, 
bei Michle, Holekoyie, Generalka, Mäslovicer Thal u. s. w. Von Beroun gegen St. Ivan 
auf Felsen! Tetin! — Trosky bei Turnau (Kablik) ! Kl, Skal (Neumann). Jungbunzlau 
(Hipp.)! Häufig im unteren Elb- und Egerthale und im Mittelgebirge: Georgsberg (Barzal) ! 
Koudnic (Reuss). Hasenburg b. Libochovie (Hackel)! Milayer und Rannayer Berg bei 
Loun! Lobosch! Radobyl! Dreikreutzberg, Schreckenstein, Sedl bei Aussig! Winterberg, 
Kelchberg (Mayer), Geltsch (Neumann). Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Bilip: 
Boren, Schillingethal gegen Prohn! Kaaden (Thiel). — Burg Pravda bei Domousic! 
Rakonitz: im Hanna’er Revier im Thale zur Glashütte (Krej). Bei Zbirov (Poläk). 


b) Schoten scharf Akantig, auf bedeutend dünneren Stielen. Bekleidung der Blätter und 
Schoten vorherrschend aus 3spaltigen Haaren gebildet. 


«) Blüthenstiel höchstens so lang als der Kelch und viel kürzer als die Schote. 


3. E. odoratum L. (E, pannonicum Crantz, E. hieracifolium Jacq. Cheiranthus 
erysimoides L.). Blätter länglich-lanzettlich, geschweift bis buchtig-gezähnt, angedrückt 
graulich behaart, untere länglich spatelig, stumpf, kurz stachelspitz. Blüthenstiele etwa 
halb so lang als der anliegend graubehaarte Kelch oder etwas länger. Platte der 
Blumenblätter rundlich-verkehrteiförmig, in den Nagel zugeschweift. Schoten von sehr 
feinen dichten Sternhärchen graufilzig, mit grünen Kanten, aufrecht, der Trauben- 
spindel locker anliegend oder schief abstehend. Samen ohne Flügelanhang. 

1—3‘ hoch, holzig, aufrecht, bisweilen aus der zur Blüthezeit meist schon vertrockneten 
Grundblattrosette schwächere Nebenstengel oder kürzere beblätterte unfruchtbare Triebe treibend, 
durch welche der Stock buschig erscheint (so sehr auffällig an £. bei Bilin vorkommend); auch 
in den Achseln der Stengelblätter oft beblütterte Kurztriebe. An den Blättern der Schlaner 


Pflanze fand ich auch, besonders im unteren Theile spindelförmige Haare vorherrschend, nur 
gegen die Spitze mehr 3spaltige. Seitliche Kelchblätter stark sackförmig. Blumen meist gross, 


466 Erysimum, 


schön eitronengelb, schwach wohlriechend, ihre Platte 2—3' breit, bisweilen aber auch kleiner 
und dunkler gelb. Narbe besonders gross und deutlich 2lappig. Var. 

«) dentieulatum Koch, Stengelblätter geschweift-kleingezähnt, mitunter auch etwas 
buchtig oder fast ganzrandig, Grundblätter tiefer gezähnt. 

ß) sinuatum Neilr. (E. carniolicum Dolliner), Stengelblätter buchtig-gezähnt, die 
grundständigen fast fiederspaltig-buchtig. 


6% Juni—August. Auf steinigen buschigen Lehnen, im Gebüsch, an Waldrändern, 
gerne auf Kalkboden im warmen Hügellande und Mittelgebirge des unteren Moldau- und 
Elbegebietes. Bei Prag selten: Kuchelbader Berglehne! Radotiner Thal! St. Prokop (Koste- 
letzky, von mir dort nicht bemerkt). — Jungbunzlau (Hipp.)! — Roudnic, an den Elb- 
und Eisenbahndämmen massenhaft! Gastorf gegen Malschen auf Sand! sehr bäufig am 
Kelchberge bei Triebsch! Göltsch, Kamajk (Mayer. Um Leitmeritz sehr häufig z. B. 
Loretto, Satanaberg, Weisse Lehne, Radobyl, Lobosch! bei Boree (Mayer). Fuss des 
Mileschauer! Klotzberg! Südlich von Teplitz zwischen Schallan und Auperschin (Maas), 
bei Kostenblatt (Eichler)! Bilin: am Sauerbrunnen und bei Kutschlin! Zlatniker Berg 
(Eichler). Libochovic gegen Libun, im Thale von Peruc! Loun: hinter Citolib auf Kalk- 
mergel! Kalklehnen bei Domousic! Kalkmergellehne des Srbeter 'Thales bei Schlan! — 
P) sehr schön auf Anhöhen und am steinigen Bachufer bei Kutschlin nächst Bilin mit 
«) in grosser Menge (1869)! 


4. E. hieracifolium L. ampl. Blätter länglich-lanzettlich" bis Iimeal-lanzettlich, 
untere länglich-spatelig, stumpf, kurzstachelspitz, geschweift-gezähnt bis ganzrandig. 
Blüthenstiele etwa solang als der Kelch. Platte der Blumenblätter keilförmig-verkehrt- 
eiförmig. Schoten von feinen Sternhaaren rauh, gleichfarbig-graulichgrün, aufrecht, 
der Traubenspindel angedrückt, Samen an der Spitze mit einem häutigen Anhängsel. 

a) denticulatum (Presl fl. tech. sp.) (E. virgatum DC., Tausch herb., E. hieracii- 
folium L. Amoenit., E. strietum fl. Wett.). Blätter breiter, untere länglich-lanzettlich, obere lanzett- 
lich, geschweift-gezähnt oder feingesägt, ziemlich dünn und locker-behaart, mattgrün. Blumen 
meist grösser, citrongelb oder dottergelb. Schoten verlängert, etwa 1'/,,—2‘ lang, langgriffelig, 
der Spindel lockerer anliegend. — Hieher ß. integrifolium (E. virgatum Roth, E. longisili- 
quosum Rchb.), Blätter schmal, schwachgezähnt oder fast ganzrandig. 

b) durum (Presl sp.) (E. virgatum Presl fl. öech. et Autt,, an Roth?). Stengel oft 
oberwärts ruthenförmig-ästig, 1—2‘ hoch. Blätter schmäler, obere lineal-lanzettlich, ganzrandig, 
die unteren mit unmerklichen, dem Blattrande aufgesetzten Zähnchen, etwas derb und durch 
dichtere Behaarung graulich-grün. Blumen kleiner, schwefelgelb. Schoten nur 1‘ lang mit kürzerem 
Griffel, der Spindel steif angedrückt. — Hiezu f. serrulatum (E. hieraciifolium Presl fl. 
tech. ?), Blätter entfernt fein- und scharfgesägt. Trotz der gesägten Blätter kann diese Form doch 
nicht zu a) gehören, da sie in allem Uebrigen, namentlich in der grauen Behaarung, den Blüthen, den 
kurzen Schoten, dem Standort mit b) übereinstimmt. Vorläufig kann ich b) gleich Ascherson von 
a) durch keine specifischen Merkmale trennen, doch macht a) von der Elbe im Blüthenstadium 
einen von b) stark abweichenden Eindruck, und wird eine genaue vergleichende Untersuchung 
im lebenden Zustande, die mir bisher nicht möglich war, möglicherweise brauchbare Artmerk- 
male abgeben. 


6% Juni, Juli, b) noch im August, September. a) Auf Flussufern, Dämmen im 
Gestein und Gebüsch, auf Mauern, fast nur im Elbthale. Bei Prag selten, nur am Moldau- 
ufer bei Troja! Mauern des Elisabethklosters (Hofm. 1854)! Vr5ovic? — Häufig an der 
Elbe bei Stefansüberfuhr (Tausch, Poläk)! Elbe-Kostelee! Celakovie (Poläk)! Elbufer 
bei Nimburg, Gr. und Kl. Wosek! Pardubic! — Roudnie gegen den Sovicberg! Triblie 
Gartenmauer! Leitmeritz, besonders alte Schanzen bei Treboutic (Mayer), Tetschen (Ma- 
linsky auch 3. Celak.)! — Mauern um Habstein (Neumann; ob nicht zu b.?) Osseg (Thiel) ! 
Egerabhang bei Saaz (vielleicht zu b.?)! — b) Auf dürren, sonnigen Hügeln, Sandhügeln, 
wüsten Plätzen, Mauern, Flussufern, im warmen Hügellande ziemlich häufig. In und um Prag 
verbreitet (selten auch 8. Tausch!): auf der Prager Brücke, Laurenzberg, vor dem 
Strahover Thor, Karlshof, Windbergmauern, Vysehrad, Podskal, bei Hole$ovic, Trojainsel, 
Roztok, Lib&ic! — Woskoberg! Mauern von Kuttenberg! Jungbunzlau (Hipp.)! Roudnic, 
zwischen Poplz und Kostelec bei Budin (Reuss), Malschen bei Gastorf! Leitmeritz, z. B. 


Conringia. Diplotaxis. 467 


um den Radobyl häufig! Teplitz: am Schlossberge (Winkler, Eichler)! Trümmer der 
Riesenburg bei Osseg (Knaf)! Bilin! — An der Eger bei Loun! Kl. Pale& bei Schlan 
(Knaf)! Anhöhen bei Schiesselitz bei Saaz (Thiel, als E. canescens Roth in Reuss’ Skizze) ! 
Stadtmauern und Sandhügel von Ellbogen, Buchau (Ortmann)! — Mauer in Hlubos bei 
Pribram (8. 1871)! 

£) Blüthenstiel 2—3mal länger als der Kelch und fast "/, so lang als die Schote. 


5. E. cheiranthoides L. Blätter grün, zerstreut angedrückt-behaart, länglich-lan- 
zettlich, ganzrandig oder geschweift-gezähnelt. Platte der Blumenblätter rundlich, in den 
Nagel keilig verschmälert. Schoten grün, sehr zerstreut sternhaarig, kurzgriftelig, auf 
schief abstehenden Stielen aufsteigend. Samen ungeflügelt, vorn spitz. 

!/,„—2’ hoch, im Ufergebüsche bis 3° hoch, aufrecht. Blumenblätter dottergelb sehr 
klein (die kleinsten von allen Arten). Var. £. dentatum, Blätter gröber-, fast buchtig-gezähnt. 

© Juni—September. Auf sandigen Aeckern, Schutt, an Wegen, Ufern, im Ge- 
büsche, verbreitet und häufig in den Ebenen, dem Hügellande bis in niedere Gebirgsge- 
genden, so z, B. bei Rochlitz (Gottstein)! Kamnitz, Kreibitz, Reichenberg u. s. w. — 
In der südlichen Landeshälfte aber wie es scheint, selten und theilweise fehlend, von mir 
nicht gesehen, von Jungbauer bei Krumau nicht verzeichnet. Bei Lochovic (Purkyne)! 


27. Conringia Adanson. 


1. C. orientalis Andrzej. (Brassica orientalis L., Erys. orientale R. Br., Erysimum 
perfoliatum Crantz, Gorinkia orientalis Presl. fl. @ech.). Blätter ganzrandig, nebst dem 
Stengel bläulich bereift und kahl, untere verkehrteiförmig, in den kurzen Blattstiel ver- 
laufend, stengelständige oval oder eilänglich, mit herzpfeilförmiger Basis stengelum- 
fassend. Schoten schief abstehend, viel länger als die dicken Stiele. Klappen Znervig, 
mit anastomosirenden Seitenadern. 

—1‘ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Traube armblüthig mit dicken, grossen Schoten. 
Blumenblätter weisslich, aufrecht, doppelt länger als der Kelch. 

© Juni—August. Auf Aeckern im Kalk- und Thonboden, im wärmeren Hügel- 

lande zerstreut, doch ziemlich verbreitet. Bei Prag: Smichov (Opiz), Holin! am Wege 
von Karlstein nach St. Ivan! Neuhütten (Feistm.); bei Vejhybka (Reuss). Podbaba (Presl), 
Roztok (Malinsky)! Minice (Purkyne)! Libäic! Bfezüoves im Wickenfelde mit Linaria 
spuria (Dededek)! — Gelakovie (Seidl)! Unter dem Woskoberge b. Podebrad! Cäslau 
(Opiz), Pardubie (Genek) ! KopidIno, Jicin (Varelka). Jungbunzlau (Hipp.)! Lhotec unter 
der Horka, Lehmäcker bei Neusitz b. Münchengrätz (Sekera). — Melnik (Prazäk)! 
Malschen bei Gastorf! Roudnie! Budin (Presl)! Libochovie (Reuss), Trebnitz gegen die 
Hasenburg (Jirus)! Leitmeritz nicht selten! Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Eichler). Bilin 
(Jirus)! B. Zlatnik, Brüx (Eichler). Stepanov im Mittelgebirge! Rannay bei Loun! Klein- 
Pale& bei Schlan häufig (Knaf)! Vysotan bei Saaz häufig (Thiel)! 

Anmerkung. C. austriaca Rchb. (Erysimum austriacum Baumgart.), mit der Spindel an- 
liegenden Schoten, mit 2 schwächeren Seitennerven auf den Klappen und eitrongelben Blüthen, 
sah ich im Herbar Knaf’s angeblich bei Roztok nächst Prag von Roth als Brassica orientalis ge- 
sammelt. Entweder lag eine Verwechselung des Zettels und der zugehörigen Pflanze oder ein 


zufälliges Auftreten der sonst östlichen, ungarischen, nur bis Niederösterreich vordringenden 
Pflanze vor, die auch bei Leitmeritz, wo sie Neumann angab, nicht wieder gefunden worden ist, 


28. Diplotaxis DC. 


1. D. muralis DC. (Sisymbrium murale L.). Stengel krautartig, mehrere aus 
einer bald zur Blüthezeit noch frischen, bald schon vertrockneten Grundblattrosette, 
meist einfach, seltener unten ästig, meist nur am Grunde beblättert, oberwärts nackt, 
schaftartig. Grundblätter buchtig fiederspaltig oder fast fiedertheilig, mit gezähnten 


468 Erucastrum., 


Abschnitten; Stengelblätter länglich, zum Grunde keilig in den Blattstiel verschmälert, 
leierförmig-fiederspaltig, mit länglichen, ganzrandigen oder gezähnten, vorgestreckten 
Zipfeln, oder grob-gezähnt. Schoten auf den Blüthenstielen abstehend, über dem Keleh- 
ansatz kaum merklich gestielt. 

3”—1!,‘ hoch, zerstreut behaart oder kahl. Die 1jährige Form bildet eine grosse, zur 
Blüthezeit frische Grundblattrosette, der 2jührigen fehlt sie meist ganz, bisweilen sogar ist ein 
ästiges, wohl mehrjähriges Rhizom vorhanden. Stengel rur selten zu '/, bis °/, seiner Länge 
beblättert. Blüthenstiele häufig nur so lang wie die Blüthen, aber auch länger, so wie bei der 
folgenden. Blumen eitrongelb, verblüht rothbräunlich. 

und &9 Juni—September. Auf Aeckern mit Thon- und Kalkboden, an Wegen, 
Sandstellen, wüsten Plätzen, im wärmeren Hügellande ziemlich verbreitet. Bei Prag nur 
nordwärts: Laurenzberg (Opiz)! einmal (1868) im Hofe des Museumsgartens! Hetzinsel 
(Tausch)! Podbaba (Dedetek)! Proseker Steinbruch bei Vysocan (Nickerl), — Häufiger 
an der Elbe: Bahnstation Chlumin-Obristvi auf Sandboden! bei Bysie, Tisic, Cedelic auf 
Kalkmergel! Lissa auf Sand (Tausch)! Sadskä (Opiz). Blato und Fuss des WoSkobergs 
bei Pod&brad! Brandeis a. d. Adler am Flussufer! Leitomysl (nach Varecka). N. Benätek 
bei Jungbunzlau (Schroft, Dedetek)! Melnik (Maly)! Roudnie, besonders auf den Bahn- 
dämmen, am Fusse der Sovice im Kalkthonboden ! um Gastorf häufig! Zwischen Öernie 
und Vrbitan, um Lukavec (Mayer). Schanzen bei Leitmeritz häufig! Fuss des Lobosch! 
und sonst bei Lobositz. Fuss des Dreikreuzberges bei Cernosek (Mayer). Aussig (Poläk) ! 
Tetschen (Malin.)! Huhndorf bei Teplitz, Bilin, Loosch (Reuss). Brüx! Am Postelberger 
Teiche (Knaf)! — Budweis am Teichdamme (Mardetschläger ex Rodler) ? 


2. D. tenuifolia DC, (Sisymbrium tenuifolium L.) Stengel unterwärts holzig, 
halbstrauchig, vielästig, Aeste aufsteigend oder aufrecht, im unteren Theile beblättert. 
Blätter alle fiederspaltig, obere mit ausgespreizten, verlängerten, linealen oder länglich- 
linealen Zipfeln. Schoten über dem Kelchansatz deutlich (1 lang) gestielt. 

1—2' hoch, Der vorigen sehr ähnlich und vielleicht besser als deren Race zu betrachten, 
durch das Wachsthum, feiner zertheilte Blätter, etwas grössere Blüthen und über dem Kelch- 
ansatz gestielte Schoten verschieden. Blüthenstiele meist 2—3mal länger als die Blütbe und 
1—'/‚mal so lang als die Schote. 

2% Juni—August. Auf Felsen, Sandplätzen selten. Felsen der Bruska in Prag 
und einzeln vor dem Sandthore ! im Baumgarten (Opiz)! Steinbrüche bei Prosek (Nickerl) ! 
Felsen in Jungbunzlau gegen das Iserthal zu, zahlreich! Im Sande des Roudnicer Bahn- 
hofes (Reuss)! Am Hirtberge bei Ellbogen (Ortmann). 


29. Erucastrum Presl. 


f 1. E. Pollichii Schimp. et Spenn. (Sisymbrium erucastrum. Pollich). Stengel 
aufrecht oder aufsteigend, ästig, sammt den Blättern ziemlich angedrückt behaart, Blätter 
leierförmig. buchtig-hedertheilig, Abschnitte länglich, ungleich kerbig-eingeschnitten oder 
fiederspaltig, au den stengelständigen das unterste Paar derselben vom Stengel entfernt, 
Untere Blüthen der Traube von fiedertheiligen, kleinen, und oberwärts in der 
Traube an Grösse abnehmenden Laubblättchen gestützt. Kelchblätter aufrecht abste- 
hend. Schoten aufrecht-abstehend. 

,—2' hoch. Blätter etwas dicklich, unterste‘ häufig trübviolett angelaufen. Blumen- 
blätter blassgelb mit grünen Adern. 

© Juni—Herbst. Am Fusse des Woskoberges bei Podöbrad am Rande eines 
Brachfeldes im Kalkmergelboden, mit Diplotaxis muralis und Linaria elatine nur in 
einem Exemplare 1867 von mir gefunden, in späteren Jahren nicht wieder, daher offenbar 
nur zufällig eingeschleppt gewesen. 


Brassica, 469 


30. Brassica L. em. Kohl. 


&) Traube schon während des Aufblühens locker und verlängert, daher die offenen Blüthen 
die Knospen nicht überragend. 


r. 1. B. oleracea L. Blätter alle blaugrau bereift und kahl, untere leierförmig- 
fiederspaltig oder ungetheilt, länglich-verkehrteiförmig, eckig-sezähnt oder ausgeschweift, 
gestielt, obere mit verschmälerter oder gerundeter Basis sitzend. Kelchblätter und 
Staubfäden aufrecht. Schoten auf den Blüthenstielen aufsteigend, holperig, auf den Klappen 
gerundet. Samen glatt. 

1—3° hoch. Blumen ziemlich gross, schwefelgelb. Culturvarietäten: 

*) Stengel und Blüthen nicht, wohl aber die Blätter verändert: 
«@) acephala DC., Stengel verlängert. Blätter ausgebreitet, nicht in eineu Kopf geschlossen, 


meist buchtig-fiederspaltig, flach oder gekräuselt, grün, roth oder braun (Blattkohl, Grün- 
kohl, Braunkohl). 


£) sabauda L. (Wiersing, Blasenkohl, in Böhmen auch Kapuste)*). Stengel etwas verlängert. 
Blätter zu einem lockeren Kopf geschlossen, blasig-runzelig. 
y) eapitata L. (Koptkohl, Kraut). Stengel verkürzt. Blätter gewölbt, in einen kugeligen 
festen Kopf zusammenschliessend, weissgrün oder roth. 
**) Stengelbasis knollig umgestaltet. 
ö) gongylodes L. (Kohlrübe, Kohlrabi). 
***) Blüthenknospen sammt dem Blüthenstande tleischig und bleich. 
e) botrytis L. (Blumenkohl, Carviol, Spargelkohl). 


69 Mai, Juni, selten © Juli—Septemb. Wild an den Küsten der Nord- und 
Ostsee ; wird allgemein gebaut und verwildert einzeln. 


7 2. B. napus L. Blätter alle blaugrün bereift, kahl oder die ersten zerstreut- 
steithaarig, die unteren gestielt, leierförmig-fiederspaltig, selten ungetheilt, buchtig oder 
eckig-gezähnt, obere mit verbreiterter, tief herzförmiger Basis stengelumfassend, minder 
gezähnt bis ganzrandig. Kelchblätter zuletzt aufrecht abstehend. Kürzere 2 Staubfäden 
bogig aufstrebend. Schoten holperig, etwas zusammengedrückt, 3mal so lang als der 
Schnabel, abstehend. Samen netzig-punktirt. 

1—3’ hoch. Blumen goldgelb. Samen braun. Kulturyarietäten: 

«e) oleifera DC. (Raps, Reps). Wurzel spindelig, Pflanze 1jährig oder überwinternd. 
f) napobrassica L. (Steckrübe, Erdkohlrabi, Dorschen)**). Wurzel rübenförmig, mit der 
knolligen Stengelbasis zu einem kugeligen oder eiförmigen unterirdischen Knollen umgebildet. 

69 April, Mai, ©) Juli, August. Heimath zweifelhaft; wird allgemein gebaut, 
zumal «) als Oelpflanze. 


ß) Traube während des Aufblühens verkürzt, gedrungen, flach oder konkav, die Knospen 
daher von den geöffneten Blüthen überragt. 


+ 3. B. campestris L. ampl. Unterste Blätter gestielt, grasgrün, beiderseits 
zerstreut steifhaarig, leierförmig, seltener ungetheilt, rundlich, winkelig-gezähnt, obere 
eilänglich, fast ganzrandig, mit tiefherzförmiger Basis umfassend-sitzend. Kelch- 
blätter zuletzt wagrecht abstehend. Kürzere 2 Staubfäden bogig aufsteigend. Schoten 
holperig, auf abstehenden Stielen aufrecht. Samen fein netzig-grubig. 

1—3’ hoch. Blätter weniger seegrün als bei den vorigen, Blumen kleiner, goldgelb. Varürt: 


«) genuina (B. campesiris L., B. praecox W. Kit.). Wurzel spindelig, dünn. Stengel 1—1'/,’ 
hoch. Pflanze meist 1jährig. 


*) Nach dem Böhmischen kapusta. 
**) Böhmisch twin (sprich turschien). 


31 


470 Melanosinapis, Sinapis. 


ß) oleifera DC. Wurzel spindelig, dünn. Stengel 1'/,—3‘ hoch, kräftiger, ästiger. Schoten 
und Samen grösser. Pflanze 1jährig oder überwinternd (Sommer- und Winterrübsen). 


y) rapa (Br. rapa L.). Wurzel rübenförmig, sonst wie f., überwinternd (Weisse Rübe). 


5% April, Mai, © Juli, August. «) Auf Brachfeldern und wüsten Plätzen verwildert, 
nicht häufig; ß) als Oelpflanze seltener als Raps gebaut, 7) auf Aeckern nach der Ernte, 
in Gärten gebaut. 


31. Melanosinapis Schimp. et Spenn. 


1. M. communis Schimp. et Sp. (Sinapis nigra L., Brassica nigra Koch, Schwarzer 
Senf). Blätter grasgrün, alle gestielt, untere leierförmig mit gezähnten Abschnitten, 
bis eiförmig, lappig gezähnt; obere lanzettlich, spitz, ganzrandig. Traube oben abge- 
rundet, die Knospen über die geöfineten Blüthen emporragend. Kelch zuletzt wagrecht 
abstehend. Blumenblätter mit füdlichem Nagel. Schoten sammt den Stielen der Trauben- 
awe angedrückt, holperig, kurzgriffelig. 

1'/,—3° hoch, ästig, kahl oder unterwärts zerstreut steifhaarig. Blumenblätter goldgelb, 
kleiner ale bei den vorigen. Blüthen und Schoten kurz gestielt, letztere nur !/,“ lang. 

© Juni, Juli. Auf wüstem und bebautem Boden, Aeckerrainen, Feldern, nur 
selten und wohl nur mit Getreidesamen eingeführt, so bei Prag (Tausch), z. B. nächst 
der Bulovka (Purkyn&)! Püllna (Roth). Karlsbad (Ortmann)! Um Schloss Brezina (Sternberg) ! 


32. Sinapis L. em. Senf. 


1. $. arvensis L. Blätter alle gestielt, eiförmig, verkehrteiförmig oder die oberen 
länglich, ungleich-gezähnt, öfter am Grunde leierförmig eingeschnitten, dann mit 
einem Paare kleiner Seitenabschnitte. Kelch wagrecht abstehend. Schoten aufrecht oder 
abstehend, walzlich ‚holperig, oft fast rosenkranzförmig; ihr Schnabel zusammengedrückt- 
kegeliy, jederseits mit 3 ziemlich gleichweit entfernten starken Nerven, am Grunde 
häufig einen Samen einschliessend, meist kürzer als die Schote. 

1—2‘ hoch, aufrecht ästig, kurzsteifhaarig oder oben kahl. Blumen dottergelb, mittel- 
gross. Samen schwarz, glatt. Var. «) leiocarpa Neilr., Schoten kahl, oder ziemlich kahl, ab- 
stehend; f} dasycarpa Neilr. (ß. hispida Döll, S. orientalis Murray), Schoten von rückwärts 
gerichteten Borstchen kurz steifhaarig und abstehend, y) strieta (8. villosa Merat), Schoten 
aufrecht, der Spindel angedrückt, ebenfalls steifhaarig. 

© Juni—August. Auf Aeckern unter der Saat, auf Schuttplätzen im Hügellande 
verbreitetes und meist häufiges Unkraut, besonders auf Kalk- und Thonboden, in manchen 
zumal in gebirgigeren Gegenden dagegen fehlend und von Raphanus raphanistrum ver- 
treten; ) hin und wieder; bei Prag, z. B. im St. Prokopi-Thal, hinter Slichov! Lieben 
(Opiz)! Blato bei Podebrad (Opiz)! KopidIno und Rozdalovie! Leitmeritz (Thiel)! Tetschen 
(Malin.)! Hopfengärten bei Roucov hinter Schlan! u. a.; y) mit ß) z. B. bei Prag: St. 
Prokopithal, einzeln! Dablizberg (Opiz)! Kolin, in der Futterwicke mit S. alba! Elbufer 
südlich von Bodenbach ! 


T. 2. 8. alba L. Blätter alle gestielt, leierförmig-fiedertheilig, mit winkelig 
oder buchtig-gezähnten Abschnitten, die obersten so wie der schr grosse Endzipfel der 
übrigen meist tief 3spaltig. Kelchlätter abstehend. Schoten auf abstehenden Stielen 
aufsteigend, oft tast wagrecht, kurz walzlich, holperig oder rosenkranzförmig eingeschnürt, 
sammt dem Schnabel meist abstehend steifhaarig; Schnabel schwertförmig zusammen- 
gedrückt, oft sichelförmig, auf jeder Fläche mit 3 stärkeren der Mittellinie nä- 
en er daneben jederseits linirt, meist ohne Samen, so lang oder länger als 

ie Schote. 


Raphanus,. Rapistrum. 471 


1—2‘ hoch. Blumen hellgelb, kleiner als bei voriger, Schoten viel kürzer und breiter, 
deren steife kräftige Borsthaare weiss; eine var. glabrata (Döll Fl. v. Baden) mit kahlen 
Schoten sah ich noch nicht. Die Klappen in der Regel ebensogut 3nervig wie bei S. arvensis, 
ein 4. oder auch ein schwacher 5. Nerv bildet sich ausnahmsweise bei dieser ebenfalls aus. 
Samen hellgelblich, sehr fein grubig punktirt. 

© Juni, Juli. Wird auf Feldern gebaut und verwildert stellenweise, so bei 
Prag, z. B. nächst Smichov, Vyso&an (Opiz)! Damil bei Tetin (Purkyne)! Kolin gegen 
Sendraäie in der Wicke! Caslau (Opiz). Jaromer (Knaf)! Höflitz im Flachs (Schauta). 
Calosie bei Leitmeritz! Osseg (Thiel)! Karlsbad (Ortmann). 


35. Raphanus L. Rettig. 


1. R. raphanistrum L. (Raphanistrum lapsana Gärtner, Rapistrum arvense All., 
Hederich). Blätter grasgrün, gestielt, leierförmig fiedertheilig, mit eiförmigen oder lanzett- 
lichen, ungleich-gezähnten Abschnitten, die obersten auch ungetheilt, gezähnt. Kelchblätter 
aufrecht. Schoten abstehend, aufsteigend, walzlich über dem Kelchansatz gestielt, 
zwischen den Samen rosenkranzförmig eingeschmürt, an den Einschnürungsstellen 
in die Isamigen Glieder zerfallend; Glieder Skantig und Sfurchig, das oberste 
langgeschnäbelt. 

1—1!/,' hoch, aufrecht, ästig, etwas stejfhaarig oder oberwärts kahl. Blumenblätter 
gross, schmutzig blassgelb oder weiss mit violetten Adern, selten schwefelgelb mit dunklergelben 
Adern. Schote meist kahl, seitener kurzhaarig (var. scabrirostris Opiz!). 

© Juni— August. Unter Getreide, im niederen Lande (Veseli bei Wittingau !), 
im Hügellande und in gebirgigeren Gegenden, im Erzgebirge, Böhmerwald über 3000‘ 
(Sendtner) meist gemein und massenhaft, in manchen Gegenden die Sinapis arvensis 
vertretend, so z. B. um lHorovie, wo ich keine Sinapis sah, und um Krumau, wo auch 
Jungbauer letztere nicht angieht. 


72. R. sativus L. Schote abstehend, über dem Kelchansatz kaum deutlich 
gestielt, reif gedunsen, schwammig, längsfurchig, nicht eingeschnürt, noch auf- 
springend, eilänglich, in den langen Griffel schnabelartig zugespitet. 

Blumenblätter weiss oder lila mit violetten Adern. Sonst wie vorige. Var. @) silvestris 
Koch, Wurzel dünn, spindelig, £) niger DC., Wurzel verdiekt, rübenförmig, länglich, gross, 
aussen schwarz, sehr scharf schmeckend, y) radicula, Wurzel kugelig oder rübenförmig, 
kleiner, roth, weiss oder violett, minder beissend. 5 

© und 58 Juni— August. In Südosteuropa und Asien einheimisch, bei uns ß) 
und y) in Gärten gebaut, «) wohl selten auf Schutt verwildert. 


34. Rapistrum All. em. Repsdotter. 


1. R. perenne All. (Myagrum perenne L.). Blätter gestielt, schrottsägeförmig- 
fiederspaltig, mit ungleich winkelig-gezähnten Abschnitten, oberste fast ungetheilt, 
länglich, gezähnt, sitzend. Schoten aufrecht, der Spindel angelehnt, Blüthenstiel dick, 
bald länger, bald etwas kürzer als das untere Glied. Griffel dick, kegelig, kürzer als 
das obere Glied, dieses eiförmig mit 8 glatten Rippen. 

Stengel 2—3' hoch, aufrecht, ausgesperrt-ästig, sammt den Blättern steifhaarig, ober- 
wärts ziemlich kahl. Blumen dottergelb, mittelgross. Fruchttraube verlängert. 

2. Juni, Juli. Auf Aeckern, Rainen, Wegrändern, auf Kalk- und Lehmboden, 
im wärmeren Hügellande und den Niederungen, oft zerstreut und einzeln. Bei Prag 
spärlich, im Moldauthale: bei Dvorec! Radlie (Siegmund)! Slichow (Opiz), Hlubodep 
(Opiz)! an der Künigsaaler Landstrasse (Knaf)! vor dem Bruskathore, Dejvice (Opiz)! 
Podbaba! Neu-Lieben (Op.)! Vinor vor Brandeis (Opiz)! Hledsebe bei Weltrus (Poläk)! 

31* 


472 Reseda, 


— Zwischen Nehvizdy und Celakovice (Poläk)! Oumyslovice bei Podebrad (Opiz)! Nieder- 
Rokytey bei Münchengrätz, bei Libän (Sekera). Vidim (Hackel). Kalkäcker bei Malschen 
nächst Gastorf häufig! Habrovka und Thiergarten bei Roudnic (Reuss). Vrbican (Mayer). 
Leitmeritz: gegen Schüttenitz! Lobositz (Reuss). Aussig, Teplitz (Winkler)! Bilin ( Malinsky)! 
Brüx (Knaf)! — Semtsch bei Triblie! um Loun nach Norden häufig, besonders um den 
Rannayer Berg! auch südwärts hinter Citolib! Saaz! und Vysotan (Thiel)! 


78. Ordnung. Resedaceen De Cand. 


1. Reseda L. Resede. 


Blumenblätter meist eingeschnitten, am Nagel varbreitert und mit einem Krönchen 
versehen, die vorderen kleiner, minder getheilt oder ungetheilt, mit kleinem oder ohne 
Krönchen. Kapsel 3—4kantig, oben often, mit ebensoviel wandständigen Samenleisten. 


1. R. lutea 1. Stengel aufsteigend, meist ästig. Blätter gestielt, unterste keilig, 
ungetheilt oder 2—3lappig, die übrigen einmal oder fast doppelt 3theilig, Abschnitte 
länglich-lineal, längs der Blattspindel herablaufend, am Rande wellig und warzig-rauh. 
Trauben Anfangs gedunsen, kegelig, dann verlängert, deckblätterig. Blüthenstiele so lang 
oder etwas länger als der Kelch. Kelch 6theilig, Zipfel lineal, bleibend. Blumenblätter 
6, Sspaltig mit verkürstem Mittelzipfel. Kapsel eiförmig-länglich, aufrecht, 3zählig, 
Samen glatt. 

/,„—2' hoch, zerstreut warzig-kurzhaarig. Blumenblätter gelblich. Die lange kräftige 
Wurzel treibt Adventivknospen. 

6% und 2 Juni—September. Auf Schuttstellen, an Wegen, auf dürren sonnigen 
Hügeln der warmen Hügelregion und Ebene verbreitet. Um Prag häufig, namentlich im 
ganzen Moldauthale, bei Karlstein! Ebenso im Elbthale, im Osten seltener: Wälle von 
Königingrätz! Wälle von Pardubie (Opiz). Chrudim: im Chrudimkathale und an der 
Strasse nach Hrochov-Teinitz im Kleefelde! Cäslau vor dem Wiener Thore (Opiz). Kutten- 
berg! Zehui, Podebrad, Nimburg! Liblie, Bysie, Obfistvi! Melnik (PraZäk) ! Um Gastorf, 
Roudnie häufig! Brozan, Lobosic (Neum.). Leitmeritz! noch bei Tetschen am Elbufer! 
— Jungbunzlau (Hippelli)! nicht bei Münchengrätz (Sekera), angeblich wieder bei Kl. 
Skal (Neumann). Niemes (Lorinser! von Schauta aber nicht verzeichnet, somit gewiss 
selten). — Teplic selten (Opiz). Bilin! Brüx (Stika)! Görkau, Vysolan b. Saaz (Thiel) ! 
Um Loun seltener! Lubenz, Falkenau (Ortmann). 


2. R. luteola L. (Wau). Stengel steif aufrecht, dieht beblättert, einfach oder 
oberwärts mit aufrechten Aesten; Blätter länglich-lanzettlich, obere lanzettlich, gang- 
randig, stumpf, stachelspitz, am Grunde jederseits mit einem schmalen Zähnchen, 
am Rande, besonders die der ljährigen Rosette, oft wellig, die unteren in den Blattstiel 
verschmälert, die oberen sitzend. Trauben schmal-walzlich, schweifartig, zur Fruchtzeit 
sehr verlängert. Blüthenstiele kürzer als der Kelch. Kelch 4theilig, Zipfel eilänglich, 
bleibend. Blumenblätter 4, das hintere grössere 5—7spaltig, die übrigen 2—3spaltig, 
Kapsel fast kugelig, aufrecht, 3—4zählig. Samen glatt. 

Die Achse treibt im ersten Jahre grössere Rosettenblätter. Stengel 1—4' hoch. Blumen- 
blätter gelblich. Das bittere Kraut enthält einen gelben Farbstoff (Luteolin). 

6% Juni—September. Auf Triften, an Wegen, Ufern, steinigen und kiesigen 
Plätzen, sehr zerstreut in dem von der vorigen bewohnten Gebiet der warmen Hügel- 
region und der Ebene, aber seltener. Bei Prag hin und wieder, z.B. Bruska, Belvedere, 
Bubend, Podbaba! Zizkaberg (Jirus)! VySehrad, St. Prokop, Motol! Königsaal, Bachgeröll 
bei Radotin! Karlstein! — Schlan (Stika, Knaf)! Kuttenberg! Cäslau (Op.) Jungbunzlau 
(Hipp.)! Kloster bei Münchengrätz (Sekera). Kl. Skal (Neumaun). Melnik (Prazäk)! Unter 


Myricaria. Drosera, 47 


109 


der Soyice, zur Elbe hinab! Budin (Reuss), Brozan (Neumann). Ufergeröll gegenüber 
Cernosek, nächst dem Radobyl bei Leitmeritz! Bilin im Zizkathale im Gneussfelde! Loun: 
bei Citolib, hinter Kosov, bei VrSovic! Brüx häufig (Eichler). Bran bei Komotau (Knaf)! 
‚Schiesselitz! Saaz! Karlsbad hin und wieder (Ortm.). — Bei Goldenkron, an Mauern in 
der Fabrik und am Farbhause und an der Strasse bei Rojau, nach Jungbauer sicher 
nur durch Farbmaterial verstreut (Jungbauer schreibt zwar R. Iutea, kann aber hienach 
nur R. luteola gemeint haben). Wird übrigens, soviel mir bekannt, in Böhmen nirgends gebaut. 


79. Ordnung. Tamariseineen Desvaux. 
1. Myricaria Desv. Tamariske. 


Kelch 5theilis. Blumenblätter 5. Staubgef. 10, bis zur Mitte verwachsen, die 
epipetalen kürzer, dem Kelche (Becherboden) eingefügt. Griffel mit kopfiger Narbe. 
Kapsel 3seitig-pyramidal, 3klappig, vielsamig,. Samen mit gestieltem, federartigem 
Haarschopf. 


? 1. M. germanica Desy. (Tamarix germanica L.). Aeste aufrecht, ruthenförmig, 
mit dünnen, dicht beblätterten, traubig-ästigen Zweigen. Blätter abwechselnd, länglich-lineal, 
fleischig, graugrün, am Rande häutig, sitzend, einander dachig deckend. Blüthen an den 
Aesten und Zweigen in endständigen, ziemlich gedrungenen, langwalzlichen Trauben; 
Deckblätter am Rande häutig und gefärbt, länger als der vorblattlose Blüthenstiel. 

3—6°’ hoch, ganz kahl. Zweige gelbgrün oder purpurn angelaufen. Blätter klein, eriken- 
artige. Blumen rosenroth, an der weit vorragenden Frucht lange bleibend, diese bald klaftend, 
die Samenwolle entlassend. 

» Juni. An Fluss- und Bachufern. Bei Krumau an Waldbächen 1852 von Jechl 
entdeckt, nach Mardetschläger am Bache bei Maidstein, jedoch konnten sie Jechl selbst 
und Hillardt 1854 nicht wieder finden und vermutheten, dass sie durch einen grossen 
Wolkenbruch (?) weggeführt wurde. Hiemit ist aber die Angabe, die Pflanze sei dort so 
häufig gewesen, dass sie Landleute als Hutzierde trugen, schwer zu vereinigen (S. Oesterr. 
Bot. Wochenbl. 1853 und 58). Ob sie ferner bei Tepl (Konrad!) wirklich wild wächst, 
ist sehr zweifelhaft. 


80. Ordnung. Droseraceen De Cand. 
1. Drosera L. Sonnenthau. 


Kelch tief 5theilig. Blumenblätter vertrocknend, bleibend. Staubgef. 5. Griffel 
meist Stheilig (auch 4—5theilig) mit meist 2spaltigen Schenkeln. Kapsel 3—5klappig. 


1. D. rotundifolia L. Blätter fast kreisrund, wagrecht ausgebreitet, plötzlich 
in den langen Blaitstiel zugeschweift. 


Schaft nackt, aufrecht, 3—8“ hoch, mehrmals länger als die Blätter, am Ende mit ein- 
seitswendiger, anfangs zurückgekrümmter, am Grunde öfter 2spaltiger Scheintraube (Wickel). 
Blätter in grundständiger Rosette, mit rothen Drüsenhaaren besetzt, deren randständige dichter 
und länger, fadenförmig; am Grunde des Blattstiels mit zerschlitzten häutigen Anhängseln. Blatt- 
spreite geren Berührung (durch Fliesen) reizbar, in der Knospe eingeknickt. Blüthen bis 10. 
kurzgestielt, mit fädlichen Deckblättern. Blumen weiss, nur Vormittags bei Sonnenschein geöffnet, 
Treibt kurze fädliche Läufer, deren Spitze neue Rosetten bildet. 


2, Juni— August. Aufsandig-moorigen Teichrändern, in moosig-torfigen Gräben und 
Sümpfen, auf Torfmooren, nassen Sandsteinfelsen aus den’ feuchteren Ebenen bis auf die 
Hochgebirgsmoore, verbreitet, doch zerstreut, nur im warmen Hügellande fehlend. In der 
weiteren Prager Gegend daher nur bei Böchovic (Bayer)! Am Teich Rozkos bei Neuhof, 


474 Parnassia. 


(Richter nach Opiz), Kalkopodol bei Hermanmöstec ( Gregory). Seelau (Opiz). St. Katha- 
rina bei Poliöka! Nickel (Walter), B. Trübau: Zwischen Michelsdorf und Jokelsdorf 
(Rybiöka). Verbreitet im nördlichen Striche längs der Sudeten und auf denselben. 
Senftenberg: bei Ritka und zwischen Petersdorf und Cihäk (Brorsen). Neukönigingrätzer 
Wald (Cenek)! Adersbacher Felsen (Cenek)! Hohenelbe (Kablik)! Riesengebirgskamm : 
Weisse Wiese, E!bwiese! Mooswiese bei Gross-Aupa (Brandeis). Studenec bei Falgendorf 
(Pospich.). Prachover Felsen bei Jiein (Pospich.)! Brantez bei Münchengrätz (Sekera). 
Trosky bei Turnau (Jirus)! Kleinskal (Neum.). Weisswasser (Hipp.)! Hirschberger Sümpfe ! 
Cistaj bei Niemes (Schauta)! Wartenberg! B. Leipa! Bürgstein (Hocke)! Reichstadt 
(Mann)! Friedland (Menzel)! Liebwerd (Kratzmann)! Harzdorf bei Reichenberg! Iserwiese 
(Tausch)! Schluckenau, Rumburg, Schönlinde! Nixdorf (Neum.). Maxdorfer Teich bei 
Tetschen (Malin.)! Kaltenberg b. B. Kamnitz! Wald Homola unter dem Geltsch (Reuss). 
Teplitz (Winkler)! so bei Kosten und Probstau (Reuss). Moorwiesen bei Eisenberg! 
Auf allen Torfmooren des Erzgebirges, z. B. bei Zinnwald, Neuhauser Seehaide, Petsch! 
Purberg bei Komotau! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (Ortm.), Franzensbad (Bracht) ! 
Tepl (Konrad)! — Padrt bei Zbirow! Bfezina unter dem Teich Malikovece (Sternberg). 
Häufig auf den Filzen des Böhmerwaldes bis 3500° und in dessen Vorgebirgsstriche, z. 
B. Hammer bei Neuern (Jirus)! Kuswarta, Satava, Desenicer See, Salnau, Christianberg, 
Blanskerwald (Purkyne, Jungbauer). Wittingauer Teichebene: Budweis (Mardetschl.) ! 
Brannä bei Wittingau, im Schlossrevier, am Rosenberger und Kanzlerteich! Platz hie und 
da (Leonh.). Neuhaus (Schöbl)! 


2. D. longifolia L. (D. anglica Huds.) Blätter löneal-keilig, aufrecht abstehend, 
in den langen Blattstiel allmälig verschmälert. 

Aehnlich der vorigen, doch kräftiger, Blattstiele am Grunde mit schmäleren und längeren 
Fransen, bedeutend länger als bei vor., daher der Schaft nur 2mal so lang oder wenig darüber 


länger als die Blätter. Trauben kürzer, stets einfach, Blüthen grösser, in geringerer Zahl, meist 
4—6, Samen in der Mitte viel dicker. Perennirt durch kurze Seitentriebe. 


2, Juli, August. In Torfsümpfen sehr selten, mit Sicherheit nur im Wittingauer 
Becken. Chlumee bei Wittingau (Presl, Jechl!). Platz: am Rande des Skalnicer Teiches 
und in Sumpflöchern beim Dorfe Pribraz (Leonh.)! Neuhaus: Läsenicer Torfmoor gegen 
Margareth (Grim bei Opiz 1838, Novotny). Angaben von F. W. Schmidt: Gottesgab im 
Erzgebirge, Friedland sind nicht beglaubigt noch später bestätigt worden. 


81. Ordnung. Parnassieen E. Meyer. 
1. Parnassia L. Studentenröschen. 


1. P. palustris L. Wurzelstock senkrecht, abgebissen. Blätter herzeiförmig, 
bogennervig, ganzrandig, die grundständigen langgestielt, ihr Blattstiel scheidig, am 
Grunde fransig-gewimpert. Stengel 5kantig, über der Basis mit einem (selten 2) herz- 
förmigen stengelumfassend-sitzenden Blatte, sonst nackt, einfach, Iblüthig. Nebenstaub- 
blätter mit 9—13 Wimpern. Kapsel eiförmig, aufrecht. 


j '/,;—1' hoch, kahl. Stengel terminal (und nicht lateral, wie Döll angiebt), obgleich neben 
einem vorjährigen, am mehrblätterigen Rhizomsprosse terminalen Stengel öfter 2 relativ laterale, 
zu den obersten vorjährigen Grundblättern achselständige Blüthenstengel vorkommen, die dann 
am Grunde nur ein Niederblatt oder ein wenig entwickeltes Laubblatt mit einem Blattbüschel in 
dessen Achsel tragen. Blume gross, Blumenblätter weit grösser als der Kelch, weiss, mit vom 
Grunde fussförmig sich verzweigenden eingegrabenen, wässerig farblosen Nerven. Nebenstaub- 
blätter gelbgrün, einem inneren Kreise verzweigter und steril umgebildeter Staubblätter entspre- 
chend. Vor dem 1. (seitwärts nach hinten stehenden) Kelchblatt steht stets eines der 4 oder 
selten 3 Carpelle. Die Staubgefässe entwickeln sich sukcessiv, in der Reihenfolge 1, 4, 3, 2, 5 
(Zahlen der Kelchblätter, vor denen sie stehen), legen sich so dem Pistill an und biegen sich 
verstäubt und meist nach Verlust des Beutels ebenso sukcessiv auf die Kelchblätter zurück. 


Viola. 475 


2. August, September. Auf nassen Wiesen und Mooren in der Ebene und in 
Gebirgsgegenden, bis auf das Vorgebirge verbreitet, nur in der warmen Hügelregion 
selten oder fehlend. Bei Prag daher selten, nur auf Sandstein oberhalb der Cibulka, bei 
Unhost! Zlatnik und Pisnie (Bozdech)! Stirin (Sykora). Pysely häufig (Vogl). Elbniederung: 
bei Melnik, Lobkovie, Öetelie, Pod&brad, Chlumec, Horusic bei Kuttenbers, Bohdanet, 
Pardubic, Chrudim, Königingrätz, Jaromer. Im Osten bei Landskron, Leitomysl, Policka, 
Stecken, Seelau u. s. w. Im nördlichen Striche jenseits der Elbe bis auf die Sudeten 
allgemein verbreitet. Häufig auf dem Erzbirge und längs desselben von Tetschen und 
Teplitz bis zu den westlichen Badeorten. Mittelböhmen: Rakonitz! Volesnä, Padıt, 
Obecnie, Bfasy und Bfezina bei Radnie, Rozmitäl u. s. w. Böhmerwald und seine Vor- 
berge, wie Kolinee bei Klattau, bei Lagau, Blanskerwald u. s. w. Wittingauer Ebene: 
gegen den Rosenberger Teich, bei Veseli gegen Zalsi. 


82. Ordnung. Violaceen De Cand. 
1. Viola L. Veilchen. 


Kelchblätter am Grunde mit Anhängseln. Blumenblätter ungleich, das vordere 
(zugleich untere) mit hohlem Sporn; die seitlichen am Grunde meist gebärtet. Staub- 
gefässe in einen Cylinder zusammenneigend, die 2 vorderen mit in den Blnmensporn 
hineinragenden spornartigen Anhängseln.. — Blüthen blattwinkelständig, ihr Stiel mit 
2 Vorblättchen. 


A. (Clandestinae, Nomimium). Die ersten Blüthen mit Blumenkronen, oft unfrucht- 
bar, die späteren mit verkümmerten Blumenblättern, kleistogamisch, stets fruchtbar. Seitliche 
Blumenblätter seitlich abstehend. Griftel ziemlich gerade, am Grunde zusammengeschnürt. 


‚1. Narbe in ein schiefes, bespitztes, veriieftes Scheibehen verbreitert. 


1. V. palustris L. Grundaxe langgliedrig, kriechend, stellenweise verkürzt, 
nur Laubblätter tragend. Blätter nöerenförmig oder rundlich-herzförmig, gekerbt, kahl 
oder fast kahl, später vergrössert; Blattstiele ungeflügelt oder oberwärts schwachgeflügelt. 
Nebenblätter gezähnelt oder ganzrandig, frei. Blüthenstiele als 2. Axen aus der Grund- 
axe, am Ende nickend, auch zur Fruchtreife aufrecht, die Vorblättchen meist über 
der Mitte tragend. Kelchzipfel stumpf, eiförmig oder länglich, mit gestutzten oder ge- 
rundeten Anhängseln. Sporn kurz, stumpf, ziemlich gerade. 


Blüthenstiele 2—6° hoch. Blumenblätter lila oder weisslich, meist rundlich, seltener 
länglich-verkehrteiförmig, das gespornte mit violetten Aderstreifen. Die ersten Blätter sind stets 
ganz kahl, in der Regel auch die späteren, doch sind bisweilen diese letzteren uuterseits auf den 
Adern mit zerstreuten Härchen bestreut (solche sah ich bisher nur aus Südböhmen bei Wittingau! 
Lomnic am Zäblat-Teiche! Budweis! „an der Strasse nach Stubenbach“: Purkyne!), und zwar 
an üppigen, in gelockertem Moorboden gewachsenen Exemplaren. Selten tragen die letzten 
Blüthenstiele und dann die Fruchtstiele die Deckblättchen unter der Mitte. Diess und die be- 
haarten Blätter gelten bisher für wesentliche Merkmale der V. epipsila Ledebour, daher der- 
artige Exemplare mit zugleich theilweise spitzen Blättern von Wittingau v. Uechtritz mit Be- 
stimmtheit für V. epipsila erklärt hat und ich diese Art bereits als in Böhmen gefunden angezeigt 
habe. Jedoch ergab eine im J. 1873 vorgenommene Untersuchung der blühenden Pflanze an der 
genannten Lokalität, dass die dortige Pflanze gewiss nur eine unbedeutende Modifikation der V. 
palustris ist. Die echte V. epipsila hat freilich noch grössere Blumen von mehr blauer Farbe, 
dürfte aber doch nicht specifisch verschieden sein. 


2 Mai, Anfang Juni. Auf Sumpfwiesen, Torfmooren, moorigen Waldhaiden im 
Moose kriechend, verbreitet in Gebirgsgegenden bis auf das Hochgebirge und stellen- 
weise in der Nähe derselben auch in tiefere Lagen herabsteigend, im warmen Hügel- 
lande fehlend. Im Prager Gebiete bisher nur im Süden bei Kloko@nä nächst Michalovic 
(1870)! und bei Popovic südl. von Beroun (Opiz). Fehlt in der ganzen Elbniederung. 
Ostböhmen : Bergrücken südlich von Chrudim! Seelau, Stöcken (Opiz). St. Katharina 


476 Viola, 


bei Poliöka! Nickl gegen Gayer an der mähr. Gränze! Landskron (Erxleben)! so zwischen 
Jokelsdorf und Michelsdorf (Rybitka). Grulich, Glazer Schneeberg, Potenstein, Chotzen 
mit Carex pilosa! Im Riesengebirge z. B. auf der Weissen Wiese, bei der Schlingelbaude 
beim Elbfall (K. Knaf)! Verbreitet im nördlichsten Theile; z. B. Reichenberg! Weiss- 
kirchen bei Groltau (Matz). Rollberg (Schauta)! Habsteiner Sümpfe! B. Leipa! B. Kamnitz, 
Kreibitz, Rumburg, Tetsehen! Gründe und Moore des Erzgebirges, auch in der Ebene 
am Fusse desselben, z. B. bei Probstau! Weisskirchlitz bei Teplitz (Reuss), Eisenberg ! 
Eidlitz bei Komotau! Fischern, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). Franzensbad (Palliardi). — 
Mittelböhmen selten: Rakonitz, am Eingange des Bürglitzer Thales (Krej&); Padrt bei 
Zbirow! Brezina (Sternberg)! Im Böhmerwalde und auf seinen Vorbergen sehr verbreitet 
(Purkyne)! bis über 4000° (Sendtner). Blanskerwald: bei Krems, Goldenkron (Jungb.). 
Budweis bei B. Fellern u. s. w. Um Wittingau, Veseli sehr häufig, auf den Wiesen, 
torfigen Teichrändern und auf den Waldmooren ! 


2. Narbe in ein hakig abwärts gebogenes Schnäbelchen verschmälert. 


a) Ausgebildete Kronenblüthen alle oder doch fast alle als 2. Axen aus dem unbe- 
gränzten Wurzelstocke entspringend. 


«) (Zweiachsige). Blüthenstiele zur Fruchtzeit niedergestreckt. Rhizom nur mit 
Laubblättern besetzt. Gestreckte Stengel fehlend, daher alle Blüthen aus dem Wurzelstocke. 
Blätter nach der Blüthezeit sehr vergrössert. Kelchblätter stumpf. 


*) Rhizom mit langgliederigen, beblätterten, kriechenden und wurzelnden Läufern. 


2. V. odorata L. Ausläufer lang, dünn, Blätter rundlich-nierenförmig bis herz- 
förmig-eiförmig, fein behaart. Nebenblätter eilanzettlich, spitz, kurzgefranst, spärlich 
gewimpert, Fransen kahl. Blüthenstiele eiwa in der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelch- 
anhängsel breit, vom Blüthenstiel weit abstehend, ein Höfchen um ihn bildend. Frucht- 
knoten meist dichtflaumig. 

An manchen Stöcken, besonders jungen, bilden sich die Läufer bisweilen nicht aus. 
Blätter satt-, dann dunkelgrün, mässig lang gestielt. Blumenkronen meist stark wohlriechend, 


dunkler violett, am Grunde weiss, selten aber auch wässerig lilaviolett (wie bei V. hirta), rosa 
oder weiss. Var. 


«) rotundata. Ausläufer verlängert, sehr langgliedrig, dünn. Blätter nierenförmig- 
oder rundlich-herzförmig, so breit oder breiter als lang, stumpf. 


f) oblongata (V. odorato-hirta Autt.). Ausläufer ziemlich dick, mehr kurzgliederig, 
daher von dichterem Wuchse. Blätter herzeiförmie, länger als breit, ein wenig spitz, nur die 
untersten breit herzförmig. — Diese Form, von Vielen für den Bastart odorata X hirta gehalten, 
ist noch weiter zu beobachten. 

2 EndeMärz, April. In Gebüschen, Hecken, an Waldrändern, Rainen, Grasplätzen 
durch ganz Böhmen, in der Ebene nnd dem Hügellande bis auf das Vorgebirge, besonders 
massenhaft in den Elbauen bei Nimburg, Podebrad u. s. w. — ß. Schüttenitz bei Leitmeritz 
mit «. (A, Mayer)! 


3. V. eyanea Öelak. (Oest. Bot. Ztsch. 1872). Ausläufer ziemlich kurz. Blätter 
rundlich-, die oberen breit-herzförmig, ziemlich stumpf, zur Blüthezeit fast kahl und 
fettglänzend. Nebenblütter lanzettlich, lang zugespitzt, kurzgefranst, spärlich gewimpert, 
Fransen kahl. Blüthenstiele weit unter der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelchanhängsel 
sehr kurz und den Blüthenstielen anliegend. Fruchtknoten völlig kahl. 

Aehnlich der vorigen, die Blätter zur Blüthezeit lebhaft erün und fast kahl. Blumen 
etwas wohlriechend, höchstens so gross wie bei voriger, oft kleiner. Blumenblätter in der grösseren 
oberen Hälfte kornblumenblau, unterwärts weiss, 

2. Ende März, April (in gleicher Position um einige Tage vor V. odorata auf- 
blühend). Auf Grasplätzen, in Zäunen. Bisher mit Sicherheit nur auf Gartenplätzen in 
Prag sehr selten eingebürgert, so zahlreich im Museumgarten und spärlicher im Ver- 
einsgarten ! auch im Kinsky’schen Garten (Leonh.) Die Museumspflanze hat sich seit etwa 
10 Jahren aus einigen Töpfen spontan ausgesäet, die Topfpflanzen sollen nach Parkyne 


Viola, 477 


von VSetecka aus der Gegend von Nimburg mit anderen wildgewachsenen Pflanzen ein- 
geschickt worden sein; jedoch konnte ich die Art in den veilchenreichen Elbauen Nim- 
burg’s (Mydlovar u. s. w.) nicht finden. 

**) Rhizom durchaus kurzgliederig oder bisweilen etwas verlängert, aber schief 
aufsteigend, ohne verlängerte, wagrecht kriechende Läufer. 


* V. foliosa m. (V. odorata X hirta?) Wurzelstock sehr verzweigt, mit kurz- 
gliederigen und Imorrigen, aber wagrecht hingestreckten Aesten, nur selten am 
Umfange des Busches kurze Läufer aus höchstens ?°/,‘ langen Internodien treibend. 
Blätter breitherzförmig, langgestielt, schon zur Blüthezeit länger als die Blüthenstiele. 
Kelchanhängsel sehr kurz und vom blüthenstiel (im weiten Höfchen) weit ab- 
stehend. Fruchtknoten spärlich-flaumig. 


Bildet grosse, dichte Büsche, bis 1‘ im Durchmesser. Blumen violettlila, fast geruchlos. 


2, April. Bisher nur in einem Gehölz nächst Cholupic bei Prag unfern der 
muthmasslichen Aeltern von mir 1861 gefunden. In den Garten gesetzt entwickelte 
diese Form ein sehr üppiges buschiges Wachsthum, 


4. V collina Bess. (V. Opizii Knaf! V. paryula Opiz!). Wurzelstock schief 
aufrecht-ästig. Blätter hell-, unterseits graulichgrün, grau-weichhaarig, breiteiherzförmig. 
Nebenblätter (die meisten) lanzeitlich, langzugespitzt, langgefranst; Fransen länger 
als die Breite des Nebenblattes, sammt deren Rande dichter gewimpert. Kelchan- 
"hängsel etwas abstehend. Fruchtknoten spärlich flaumig. 

Durch das helle Grün der Blätter, die dichtere, abstehende, graue, weiche Behaarung 
und lilafarbige, am Grunde weissliche, etwas wohlriechende Blumenkrone mit weisslichem Sporn 
vor der folgenden sehr ausgezeichnet. 

2. Halber März — Anfang April (blüht früher auf und steht Mitte April ver- 
blüht, wenn V. hirta in voller Blüthe prangt). In Laubgebüschen, lichten Hainen, auf 
bewachsenen grasigen Abhängen des warmen Hügellandes und gebirgigerer Gegenden, 
besonders auf Kalk ziemlich verbreitet. Bei Prag: Cibulka (Opiz)! Abhang bei Dvorec, 
St. Prokop, Hlubotep, Kuchelbad, Zävist, Vran, Berg Mednik an der Säzava, hinter 
Stechovic, Radotiner Thal! — Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus! Am Wosko- 
berg bei Podebrad spärlich! Häufiger in den Dymokurer Wäldern, besonders im Haue 
bei Kopidino, über dem Jakobsteich bei Dymokur! Jaromer! Johannisbad (Kablik)! 
Kl.-Skal (Neum.). Um Jungbunzlau, Weisswasser häufiger als V. hirta! Bösig auf Phono- 
lithfelsen (Purk.)! Rollberg auf Kalk (Schauta)! Thiergarten bei Roudnic (Reuss). Peruc! 
Leitmeritz nicht selten, z. B. Satanaberg, Weisse Lelıne, Hradischken, Radobyl! Mile- 
schauer und Kamajöken (Meyer) u. a. Mileschauer Mittelgebirge häufig! Rongstock ! 
Tetschen (Malin.)! Erzgebirge und am Fusse desselben: Teplitzer Schlossberg (Eichler)! 
Boren bei Bilin! Langewiese oberhalb Osseg (Thiel)! Rothenhauser Park, Komotauer 
Grund, Eidlizer Eichbusch! Eichberg bei Podersam! Ellbogen (Ortmann). — Kalklehne 
bei Kounovä& und überall auf Kalk bei der Burg Pravda und im Winaficer Thale! 
Koufimecer Revier bei Bürglitz! am Wege von Neuhof in das Klitavathal! Chotobus 
bei Dobris! Komorskä hora bei Jinec! Kuridlo und andere Bergwälder bei Strakonie ! 
Krummau: im Moldauthal südwärts, Kalkfelsen, Kalkhügel unter dem Kokelsheger! 


5. V. hirta L. Wurzelstock schief aufrecht-ästig. Blätter grasgrün, nebst den 
Blüthenstielen abstehend kurzhaarig, kürzer als die Blüthenstiele, die ersten 3eckig- 
herzeiförmig, die letzten herzeiförmig. Nebenblätter eiförmig bis lanzettlich, kurzge- 
franst, spärlich gewimpert, Fransen kahl, kürzer als der Breitendurchmesser des 
Nebenblattes. Kelchanhängsel mässig-gross und dem Blüthenstiele ziemlich anliegend. 
Fruchtknoten spärlich flaumig, selten ganz kahl. 


Blumen geruchlos, hellviolett ins Blaue ziehend, mit gleichfarbigem Sporne, oft am 
Grunde weisslich, auch ganz weiss oder gescheckt. 


478 Viola. 


2, April—Anfang Mai. In Wäldern, lichten Gebüschen, Zäunen, auf trockenen 
Wiesen, im ganzen Hügellande und in gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge 
verbreitet und meist häufig. 

f) (Dreiaxige). Unterhalb der rhizomständigen, kronentragenden Blüthen ent- 
wickeln sich am Rhizom aus den Achseln von Laubblättern später verlängerte Stengel, mit einigen 
(2—3) kronenlosen Blüthen, oder bisweilen mit einer untersten korollinischen Blüthe (als 3. 
Axen). Rhizom unter den Laubblättern mit schuppenförmigen, rothbraunen Niederblättern. Kelch- 
blätter spitz. Kapseln (aus beiderlei Blüthen sich bildend) auf stets aufrechten Blüthen- 
stielen nickend. 


6. V. mirabilis L. Blätter breitherzeiförmig, gekerbt, jung stark tutenförmig 
nach einwärts gerollt, umterseits auf den Blattadern, am Rande, den Blattstielen ab- 
stehend behaart. Stengel unterhalb "der Blätter Zreihig behaart. Nebenblätter und 
Niederblätter ganzrandig, nur drüsig-gewimpert. Kelchblätter gross, breit länglich-lan- 
zettlich, spitz, etwas sichelig gekrümmt, das hinterste und die beiden seitlichen schmäler, 
Anhängsel der 2 vorderen und des hintersten breit 4seitig, geschweift gezähnelt, 
das der 2 seitlichen viel kürzer. Sporn etwas gekrümmt, stumpflich, nicht gefurcht 
und nicht ausgerandet, etwas zusammengedrückt. 


Blätter saftig hellgrün. Erscheint zur Blüthezeit 2axig, indem die lateralen 3—9” hohen 
Stengel mit den Blüthen als 3. Axen erst zu Ende der Blüthezeit sich entwickeln. Blumenblätter 
wohlriechend, wässerig blasslila, das vordere mit dunkelvioletten Adern und weisslichem Sporne. 


2 April, Mai. In lichten Laubwäldern, Vorhölzern, auf buschigen, steinigen 
Hügellehnen, in lockerem Waldboden, besonders auf Kalk und Basalt, zerstreut in den 
Niederungen, im warmen Hügellande und Mittelgebirge, seltener auch in der höheren 
Gebirgsregion. Bei Prag: Kundraticer Wald, Cibulka, Hlubodep, St. Prokop, Kuchelbad, 
Zävist, Hradistko an der Säzava! VSenorer Thal, Radotiner Thal! Berg Tobolka, bei 
Tetin! Klicayathal bei Lana! Hain Beckov bei Libeznie (Dedetek)! Wald bei Jungfer- 
breZan (Leonhardi). — In den Ebenen bei Nimburg, Gross-Wosek gegen Podebrad, am 
Woskoberge sehr zahlreich, fast gemein in den Wäldern um Dymokur, KopidIno, Zä- 
hornic! Pardubicker Berg bei Pardubie (Opiz). St. Antonius bei LeitomySl! Jaromer am 
Elbufer bei Horeniec, Zwol (Knaf)! Riesengrund des Riesengebirges (Kablik)! Eisen- 
stadtel bei Jicin (Pospfichal)! Fasanerie Kälov bei Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau, 
z. B. am Berge Bäba! Widim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Schnedowitz.(Pöch)! Triebsch 
(Neumann). Leitmeritz: weisse Lehne, Satanaberg ! auf der Dubina (Reuss), Hradischken ! 
Wopparner Thal, Mileschauer Fasanerie bei Mileschau (Mayer). Basaltgerölle unter dem 
Klotzberge! Geröll der Hora bei Merzkles! Granatbach unter dem Radelstein! Berg 
Wostray bei Sedl nächst Aussig! Probstauer Eichbusch bei Teplitz! Komotau: am Ein- 
gange in den Grund! Karlsbad, Ellbogen, Falkenau (Ortm.). — Burg Pravda! Bfezina 
(Sternberg)! Niklasberg bei Krumau! Böhmerwald 2. Reg. (Göppert)? (nicht im Baier. 
Walde nach Sendtner). 


b) Alle Blüthen aus den Blattachseln auf aufrechten oder aufstrebenden verlängerten 
Stengeln entspringend. Kelchblätter spitz oder zugespitzt. Fruchtstiele aufrecht. 


«) (Silvestres). Wurzelstock unbegränzt, mit centralem Bodenlaub und mit 
lateralen Stengeln. Blätter herzförmig-eiförmig bis nierenförmig. 


*) Rhizomsprosse unter den Laubblättern mit bräunlichen Niederblättern. 


<< V. spuria m. (V. mirabilis X silvestris). Blätter herzeiförmig, gekerbt, unter- 
seits auf den Adern, am Rande, nebst den Blattstielen und nebst dem Stengel unter- 
halb der Blattstiele sehr zerstreut behaart. Nebenblätter breitlanzettlich, am Rande 
kurzgefranst und gewimpert, Fransen viel kürzer als die Breite des Nebenblattes. 
Kelchblätter lanzettlich, die seitlichen von den Rändern der 3 übrigen gedeckt, aber 
nicht schmäler als das hinterste, öhre Anhängsel viel kleiner als an den hintersten, 
die der vorderen am grössten, etwas eckig-geschweift. Sporn gekrümmt, gross, bleicher 
lila, schwach gefurcht und ausgerandet. 


Viola. 479 


Hält in allen Stücken sehr gut die Mitte beider Aeltern. Behaarung der Blätter und 
Blattstiele viel spärlicher als bei V. mirabilis; Blätter ähnlich denen der V. mirabilis, etwas 
kleiner, von dunklerem Grün, weniger -als bei "mirabilis, doch mehr als an V. silvestris einge- 
rollt. Blüthen meist tiefer am Stengelgrunde entspringend. Blumenblätter gleichmässig lilablau, 
zum Grunde nicht dunkler, mit dunkler violetten, ausstrahlenden, aber doch zuletzt verwäs- 
serten Adern. 


2. April, Mai. Im Laubwäldchen des Woskobergs bei Pod&brad, Südostseite, 
zwischen zahlreichster V. mirabilis und V. silvestris (1873 in 3 Exempl.)! 


**) Rhizomsprosse ohne Niederblätter, nur mit Laubblättern. 


7. V silvestris Kit, Koch (V. silvatica Fries, V. canina Autt. veter. part.). 
Blätter herzeiförmig, untere breiter, obere zugespitzt, nur die untersten öfter herznieren- 
förmig, alle kleingekerbt, sammt Blattstielen, Stengel und Blüthenstielen kahl oder doch 
nur mit vereinzelten Härchen. Nebenblätter schmallanzettlich, kahl, kammartig ge- 
franst, Fransen so lang als die Nebenblattspreite. Kelchzipfel lanzettlich, das hinterste 
so breit wie die seitlichen, alle 3 mit sehr kurzen, wie verkümmerten Anhängseln. 
Seitliche Blumenblätter kurz gebärtet, das gespornte vorn ausgerandet. Sporn ziemlich 
gerade, kurz, zusammengedrückt walzig, binten nach abwärts abschüssig, furchig und 
an der Spitze ausgerandet, gleichfarbig. 

Stengel aufsteigend oder ausgebreitet, */,—*/,‘ hoch. Blätter satt- bis dunkelerün, jung 
mässig eingerolit. Kelchzipfel nicht halb so lang als die Blumenkrone, viel kleiner als bei V. 
mirabilis. Spora noch intensiver gefärbt als die übrige Krone. Blumenblätter hell blauviolett, 
innen zur Basis intensiver, das gespornte am Grunde unterhalb des dunkler violetten Hofes weiss, 
mit Iilavioletten in die intensivere Grundfarbe des Hofes sich verlierenden (nicht ausstrahlenden), 
einfachen oder wenig verzweisten, nicht anastomosirenden Adern. Eine hübsche Var. (ß. lila- 
cina) hat blass lilafarbene Blumenblätter. 

2. April, Mai, bisweilen wieder im Herbste. In schattigen Laub- und Nadel- 
wäldern, lichten Vorhölzern, besonders an Waldbächen, in Holzschlägen, verbreitet durch 
das ganze Land bis zur Hochgebirgsregion der Gränzgebirge, so im Riesen- und Erzgebirge 
(Gipfel des Hassbergs 3100’ hoch), im Böhmerwalde bis gegen 4000’. Sehr zahlreich in 
den Elbauen bei Nimburg und Podebrad; häufig im warmen Hügellande. Bei Prag 
2. B. Kröer Wald, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Kamenicer Thal u. s. w. — ß) Im 
Parke von Weltrus zahlreich ! 


8. V. Riviniana Rehb. (V. canina Autt. vet. part.). Blätter breit herzeiförmig, 
kurz zugespitzt, untere fast rundlich, alle kleingekerbt, sammt Stengel und Blüthen- 
stielen meist kahl. Nebenblätter lanzettlich, kämmig-langgefranst, meist kahl. Kelch- 
blätter lanzettlich; vordere Kelchanhängsel sehr gross, gestutzt, ausgeschnitten oder 
ausgefressen, die seitlichen 3eckig bis 3eckig lanzeitlich, vorgezogen, meist gezühnt. 
Seitliche Blumenblätter dicht- und langgebärtet, mit dem Barte sich berührend; das 
gespornte vorn abgerundet. Sporn ziemlich gerade, zusammengedrückt, furchig und aus- 
gerandet, meist weisslich. 

Der vorig. sehr ähnlich. Stengel aufsteigend, meist kräftiger und höher als bei voriger; 
Blätter breiter, lebhafter grün. Blumen meist fast doppelt so gross wie bei voriger, doch auch 
nur wenig grösser, helllilablau, am Grunde weiss, das gespornte Blatt mit dunkelvioletten Adern, 


deren seitliche stark verzweist und oft anastomosirend. An trockenen unfruchtbaren Stellen in 
niedrigen an 3“ hohen Büschen mit blassen, milchbläulichen bis weisslichen Blumen. Var. 


£) fallax m. Niedrig-buschige, Blätter kleiner, kurzgestielt, denen der V. arenaria 
ähnlicher, jedoch die unteren tiefer herzförmig. Nebenblätter kürzer gefranst, am Rande gewimpert. 
Blüthenstiele behaart. Sporn lila oder ins weissliche, Seitennerven des vorderen Blumenblattes 
nicht anastomosirend. Vielleicht Bastart mit V. arenaria? 


2, April, Mai. Wie vorige und oft mit ihr zusammen, meist ebenso häufig, 
in den Elbauen seltener und spärlicher als vorige, um Prag dagegen häufiger als diese, 
auch im Vorgebirge, z. B. im Erzgebirge! Blanskerwald (Jungb.)! Rosenberg bei B.- 
Kamnitz, Duppauer Gebirge u. s. w. — ß) Weisswasser auf der Lysä hora (Purkyne)! 


9. V. arenaria DC. (V. rupestris Schmidt?). Stengel und Blüthenstiele messt 
rundum feinflaumig. Blätter rundlich herzförmig, stumpf, die unteren nierenförmig, 


480 Viola, 


oft vorn ausgerandet, fein gekerbt, dicklich, meist graugrün, feinflaumig oder kahl. 
Nebenblätter eilanzettlich, kurz kämmig-gesägt, die oberen gewimpert. Kelchblätter 
eilanzettlich, ihre Anhängsel alle kurz, von fast gleicher Länge, gerade, die seit- 
lichen fast 4eckig und abgerundet. Seitliche Blumenblätter kurzgebartet, das vordere 
kürzer, vertieft. Sporn kurz walzig, zusammengedrückt, am Ende nicht ausgerandet. 

In allen Theilen kleiner als die beiden vorigen, in der Regel durchaus feinflaumig, 
doch auch in ziemlich kahler Form. Stengel rasig, niederliegend, dann aufsteigend, nur '/,—3* 
lang. Blumen halb so gross, wie bei V. silvestris, lilafarben mit gleichfarbigem oder etwas weiss- 
lichem Sporn, bis fast reinweiss; vorderes Blumenblatt mit blassen, einfach verzweigten Adern. 
Vorläufig führe ich diese und die vorige noch als Arten auf, da sie wohl unterscheidbar sind, 
und die von anderen wie von mir beobachteten Uebergangsformen zwischen ihnen und V. sil- 
vestris, sofern sie nicht bloss scheinbar sind, doch Bastartformen sein könnten. 

2. April, Mai. In trockenen Haidewäldern, Kieferwäldern, auf sandigen Hügeln 
der Hügelregion, auf trockenen Bodenarten, besonders Sand oder Kalk, sehr zerstreut, 
vielleicht bisher mehrfach übersehen. Bei Prag: Slichov, St. Prokop, Zävist, Strnad! 
Bän® bei Königsaal (Neum.), Karlstein (Pohl), Särka, Troja, Holesovic, Horomerfic 
(Opiz); Rand des Roztoker Haines (Poläk)! Lehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus 
häufig! — Kumburg bei Jiein im Sandboden (Vareöka)! Kl.-Skal (Neum.), Münchengrätz 
(Sekera), Weisswasser (Hipp., Purk.)! Rollberg auf Kalk selten (Schauta)! Georgsberg, 
Sandfelder im Walde Bor bei Roudnie gegen Wettel (Jirus)! Peruc (Malinsky)! Sandige 
buschige Hügel bei Skalie (Mayer)! Teplitz (Winkler). Fuss des Boren! und Selnicer 
Berg bei Bilin (Reuss), Sandhügel bei Vysolan (Thiel)! Rakonitz: unterhalb Chlum, am 
Hlavatov (Krejc). Waldrand am Chotobus bei Dobris! 

£) (Caninae.) Wurzelstock und seine Aeste ohne Niederblätter, anfangs ge- 


staucht, später in den endständigen Stengel auswachsend und dann ohne centrales Bodenlaub. 
Blätter länglich eiförmig bis lanzettlich, am Grunde herzförmig bis keilförmig. 


10. V. canina L. (V. silvestris Lamk.). Stengel aus niederliegendem Grunde 
aufstrebend bis aufrecht, kahl oder etwas behaart. Blätter aus herzförmiger oder fast 
gestutzter Basis dreieckig oder eilänglich, stumpflich, gekerbt, mit schmalgeflügeltem 
Blattstiel. Nebenblätter 3—mehrmal kürzer als der Blattstiel, fransig gesägt. Sporn 
zusammengedrückt, breit. 


Blumen kornblumenblau, am Grunde gelblichweiss, sehr selten ganz weiss; Sporn weiss 
oder gelblich. Var. 


«) ericetorum Kkcehb. Stengel niedergestreckt, 2—6 lang, mit kleinen kürzer gestielten 
Blättern und Blüthen. 


A) lucorum Rchb. (V.montana L.). Stengel aufrecht, bis 1‘ hoch. Blätter und Blüthen 
grösser, länger gestielt. Nebenblätter oft grösser. 


2 Mai, Juni. Auf trockenen Wiesen, Rainen, Wald- und Heideplätzen, Hügeln, 
an Gräben, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge zu 3000’. 


Anmerkung. V. Ruppii Rchb. (V. strieta Hornem.), die ich bisher nicht lebend am 
Standorte beobachtet habe, unterscheidet sich von V. canina f. lucorum kaum anders als durch 
vergrösserte blattige Nebenblätter, deren mittlere halb so lang, die oberen aber so lang und 
länger sind als der Blattstiel. Eine besondere Art ist es keineswegs, sondern entweder ein Bastart 
mit einer der folgenden (Kietschl, Ascherson), oder wahrscheinlicher eine blosse Varietät der 
V. canina. Wurde gefunden bei Tetschen mit V. canina (Malinsky)! Rollberg nicht häufig (Schauta) ! 
Nixdorf, Georgswalde, Kl.-Skal (Neum.). Weisswasser (Hipp.)! Elbauen bei Podöbrad! und wohl 
auch anderwärts. 


11. V. stagnina Kit. (V. lactea Smith, V. Ruppii Presl fl. @ech.). Stengel 
steif aufrecht, kahl, in dichten Rasen. Blätter etwas starr, hellgrün, kahl oder oberseits 
zerstreut-feinhaarig, aus gerundeter oder schwach herzförmiger Basis länglich-lan- 
zettlich, mit schmalgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter blattie, schmal lanzettlich, kurz- 
fransig-gesägt, die mittleren etwa halb so lang als der Blattstiel, die oberen bald 
noch kleiner, bald vergrössert, länger, Kapsel zugespitzt. 


Viola, 481 


Dünnstengelig, 3”—1’ hoch, schwächer und schmächtiger als die folgenden. Blumen- 
blätter mehr rundlich, milchweiss; Sporn bisweilen grünlich oder bläulich überlaufen. 

2. Mai, Juni. Auf sumpfigen oder moorigen Wiesen, an Gräben und Teich- 
rändern, an feuchten Waldrändern der niederen Gegenden, Flussniederungen, sehr zer- 
streut. Elbniederung: Veleliby bei Nimburg (Dödetek)! Rand der Remise bei Kreckoy ! 
und Blatowiese bei Podebrad ! Am grossen Teich bei Kopidino (Pospichal)! Semtiner 
Teich bei Bohdane&! Wiesen vor der Pardubicer Fasanerie (Opiz)! Waldwiesen zwischen 
Tyniste und Borohrädek! — Windischkamnitz! und B.-Kamnitz (Zizelsb.). Wesseln bei 
Aussig (Malinsky)! Kommerer Seewiesen! — Chlum bei Rakonitz (Krej&) ? Wiesen bei 
Radan zwischen Strakonie und Protivin (Dedecek)! An Gräben der Westseite des Zä- 
blat-Teiches bei Lomnice! 


12. V, pumil& Chaix (V. pratensis Koch). Stengel kahl, aufrecht. Blätter etwas 
dicklich, trübgrün, kahl oder zerstreut behaart, meist aus keilförmig verschmälerter, 
selten ansgerundeter Basis breiter oder schmäler lanzettlich, entfernt klein gekerbt, 
mit oben breitgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter gross, blattig, meist länger als 
der Blattstiel, oft ganzrandig oder mit wenigen kurzen Zähmchen. Blumenblätter 
eilänglich. Kapsel stumpf. 

Stengel 3-6‘ hoch. Blumenblätter mittelklein, blass himmelblau. 


2. Mai, Juni. Auf Sumpfwiesen, nassen Wiesengräben in den Niederungen wie 
vorige, noch seltener. Jungbunzlau ; auf sumpfigen Bergwiesen, am nördlichen Fusse des 
Chlum (Hipp.)! in den Doubravicer Wäldern (Himmer)! Sumpfwiesen um die Teiche 
von KopidIno mit V. stagnina (Pospfchal)! Blato bei Podebrad! Brandeis (Opiz)! Rudels- 
dorfer Wiese bei Brüx (Stika), Cernovic bei Komotau! 


13. V. persicifolia Roth (V. elatior Fr., V. montana Presl fl. cech. Tausch!). *) 
Stengel aufrecht, oberwärts fast immer fein rauhhaarig. Blätter weich, hellgrün, aus 
gestutzter oder seicht herzförmiger, selten aus keiliger Basis länglich bis länglich- 
lanzettlich, kerbig-gesägt, auf dem Rande und den Blatinerven meist kurzhaarig- 
rauh, mit oben breitgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter gross, blattartig, länger als 
der Blattstiel, eingeschnitten-gesägt oder ganzrandig. Blumenblätter breitwerkehrtei- 
förmig. Kapsel zugespitzt. 

/,—1"J,‘ hoch. Ist gleichsam eine vergrösserte V. stagnina mit sehr grossen Neben- 
blättern. Blumen ziemlich gross, weisslich-lilafarben. Von Halle sah ich eine ganz kahle Varietät 
dieser Pflanze. 

2, Mai, Juni, In feuchten Gebüschen und Auen der Niederungen, mit Sicherheit 
nur im Elbthale, selten und oft spärlich. Podebrad (Opiz)! Rand der Elbaue bei 
Gross»Wosek spärlich! Feuchte Gebüsche bei Bfistev nächst Dymokur (nur wenige 
Exempl. (Pospichal)! Houska bei Brandeis (Opiz)! Stefansüberfuhr (Tausch! und 1872 
Poläk!) Brozan (Dittrich)! und Doxan (Watzel). Fasanengarten von Wettel (Neum,). — 
Die Standorte der Prager Gegend: Karlstein (Tausch!) und Prag selbst (Nickerl!) sind 
mir zweifelhaft und scheinen einer irrigen Angabe zu entstammen. 

B. Blütben alle fruchtbar, alle mit entwickelten Blumenkronen, selten einzelne der 
letzten verkümmert. Seitliche Blumenblätter zu den oberen (hinteren) enmporgerichtet, sie von 


unten mit dem oberen Rande deckend. Griffel am Grunde abwärts gekrümmt, dann geknickt 
aufsteigend. 


3. (Dischidium). Narbe gestutzt, flachvertieft, etwas 2lappig. 


14, V. biflora L. Wurzelstock und seine Aeste kurzgliedrig oder läuferartig 
verlängert mit schuppenförmigen Niederblättern, am Ende gestaucht mit Laubblättern, 


*) Dass die hier aufgeführten „Arten“ alle echte Arten sind, glaube ich nicht, doch 
. konnte ich sie bisher zu wenig in der Natur beobachten, um mit Bestimmtheit Art und Race 
sondern zu können, daher ich es vorzog, nach Koch’s und Uechtritz’s Vorgange auch die muth- 
masslichen Racen gesondert aufzuführen. 


482 Viola. 


unbegränzt. Stengel seitenständig, 2—3blättrig und 1—2blüthig. Blätter nieren- 
förmig, gerundet stumpf, gekerbt. Nebenblätter kurz, oval, ganzrandig. 

Zart und schlafl, 3—6“ hoch. Blumenblätter klein, reingelb, das kurzgespornte mit 
schwarzen Strichelnerven. 

2. Mai—August. Auf feuchten quelligen und moosigen Waldplätzen, feuchten 
Sandsteinfelsen der nördlichen Gränzgebirge zwischen 1000 und 4000’, selten tiefer 
hinabsteigend. Lisnie bei Senftenberg (Brorsen), Glazer Schneeberg (Wimmer). Aders- 
bacher Felsen etwa 1500’ (Purkyn@)! Im Riesengebirge: Riesengrund (Tausch)! Elb- 
grund nächst Spindelmühle (K. Knaf)! Klemme bei Hohenelbe (Kablik)! Brunnberg 
(Opiz). Kl. Teich, Schneegruben (Wimmer). Isergebirge: beim Wittighaus (Riedel), um 
Haindorf, am Buchberg (Pohl). Tetschner Sandsteingebirge bis zu 400° herabsteigend 
(Malinsky) ! 

4. (Melanium). Narbe dick, kopfig, krugförmig ausgehöhlt, am unteren Rande der 


Mündung mit einem Läppchen, nach abwärts jederseits mit einem queren Haarbüschel. — Zwei- 
axige Arten mit terminalen Stengeln. 


15. V. tricolor L. Stengel einfach oder öfter von Grund aus ästig, Z—Ajährig, 
seltener mit ausdauernder verzweigter Basis, am Grunde in die Hauptwurzel 
sich fortsetzend, nebst den Blättern kurzhaarig oder ziemlich kahl. Blätter kerbög-ge- 
zähnt, die unteren eiförmig bis herzeiförmig, die oberen länglich bis lanzettlich. Neben- 
blätter gross, leierförmig fiederspaltig, mit grösserem, oft blattartigen und gekerbten, 
zum (runde stielartig verschmälerten Endzipfel. Kelehblätter lanzettlich, allmälig 
zugespitzt, mit grossen gezähnten Anhängseln. Sporn meist gerade, dünnwalzlich. 

Stengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, 3’—1' lang. Blätter weich, getrocknet 
mit zahlreichen durchscheinenden Adern, in der Breite und Behaarung schr veränderlich. Das 
untere Blumenblatt dunkler gestrichelt. Var. 

a) montana (V. tricolor Murr., Presl fl. cech.). Stengel meist 1jährig, bisweilen aber 
durch den niederliesenden verzweisten Grundtheil ausdauernd, Blumenblätter doppelt länger als 


der Kelch, entweder alle gelb, (V. saxatilis Schmidt), oder das untere gelb, die übrigen violett 
oder alle schön blau und violett. 


b) arvensis (V. arvensis Murr., Pr. fl. ©ech.). Stengel stets 1jährig. Blumenblätter 
doppelt kleiner als bei «, kürzer bis wenig länger als der Kelch, bleichgelb, seltener die oberen 
Paare etwas violett getleckt. 

© und 69, selten %. April—Herbst. a) Vorzugsweise auf Waldwiesen und 
grasigen Hügeln der Gebirgsgegenden häufig und gesellig, so auf den Vorbergen des 
Erzgebirges, auf den Basaltkegeln Nordböhmens, Gablonz bei Reichenberg, Rollberg, 
Rosenberg, Wolfsberg bei Schönlinde, Göltsch, Hradischken, Boren bei Bilin u. s. w. 
Bergiges Moldauthal bei Krumau! Bei Prag in der gebirgigeren südlichen Gegend, im 
Moldauthale oberhalb Königsaal bis Stöchovie, an der Säzava, besonders prachtvoll im 
Klitavathale bei Lana! Wilde Scharka (gelbblühend)! Mehr zerstreut und minder 
mannigfach auch sonst im Hügellande. b) Auf Aeckern, Brachen, Schuttplätzen u. s. w. 
gemein dureh das ganze Land bis auf das Vorgebirge., 


16, V. luteas Huds. (V. grandiflora Huds. fl. angl. Ed. 2da., V. sudetica 
Haenke). Durch dünne, niederliegende und kriechende, verzweigte, schuppenartige 
Blätter tragende, dann in die einfachen Stengel aufsteigende Stämmehen ausdauernd. 
Blätter seschtgekerbt, die unteren rundlich bis herzeiförmig, die oberen elliptisch-lan- 
zettlich. Nebenblätter gross, fast gleichmässig fiederspaltig, Zipfel kürzer, der end- 
ständige lineal-länglich, zum Grunde kaum vırschmälert. Kelchblätter länglich- 
lanzettlich, stumpflich, spitz oder plötzlich bespitzt, mit sehr grossen Anhängseln. 
Sporn dünnwalzlich, am Ende oft zugespitzt oder kurzhackig gekrümmt. 


h Stengel 3—10‘ hoch, sammt Blättern mehr weniger kurzhaarig. Steht schr nahe der 
vorigen, besonders deren manchmal ebenfalls perennirenden grossblumigeren Var. &), jedoch die 
in der Breite und Länge ebenfalls variablen Blätter derber, dicklicher, daher an den getrock- ' 
neten die Nerven kaum oder wenig durchscheinend. Handförmig getheilt, wie die Autoren 


FHrelianthemum, 483 


schreiben, sind die Nebenblätter doch nicht, sondern ebenfalls fiederspaltig, nur sind die Zipfel 
in Form und Grösse wenig verschieden, lineal-länglich, stumpflich. Blumen meist bedeutend 
gross, bis 1Y/, im Durchmesser, aber auch doppelt kleiner, meist ganz gelb, das untere Biumen- 
blatt dunkelviolett gestrichelt, bisweilen die oberen violett gefleckt (anderwärts auch alle violett). 
Das Längenverhältniss des Sporns zu den Kelchanhängseln ist bei dieser und der vorigen Art 
veränderlich, als specifisches Merkmal unbrauchbar. Kapselklappen mehr länglich als bei V. 
tricolor, mit dickerem Placentalwulste, Samen grösser. 

2. Juni, Juli. Auf Bergwiesen und grasigen Lehnen in der niederen Hochgebirgs- 
resion der Sudeten, selten. Gipfel des Glazer Schneeberges (Erxleb. Opiz)! Im Riesenge- 
birge im Blaugrund (Opiz!) Bibernelltieck im Riesengrunde mit Hierae. aurantiacum! 
am Brunnberg (Wagner)! bei den Richterbauden! Fehlt auf der schlesischen Seite. 


83. Ordnung. Cistineen DC. 
1. Helianthemum Haller. Sonnenröschen. 


Kelch 3blätterig, aussen meistens (bei unseren Arten stets) von 2 kleineren 
Vorblättcehen begleitet. Blumenblätter 5, eines vor dem 1., je 2 vor dem 2. und 3. Kelch- 
blatt.”) Kapsel 3klappig, 1fächerig oder durch die scheidewandartigen Samenträger unvoll- 
kommen 3fächerig. 


1. H. chamaeeistus Mill. (H. vulgare Gärtu., Cistus helianthemum L.). Halb- 
strauchig, ästig; Aeste aufsteigend, flaumig bis fast filzig. Blätter gegenständig, gestielt, 
oval oder länglich, stumpf, am Rande etwas umgerollt, mehr weniger büschelhaarig-rauh, 
mit krautigen, linealen Nebenblättern. Scheintraube gestielt, lockerblüthig, einseits- 
wendig. Griffel 2—3mal so lang als der Fruchtknoten. Fruchtstiele bogig zurückgekrümmt. 

: Blüthenzweige 3”—1' lang. Kelchblätter breitoval, häutig, 3—5nervig, rauhhaarig. Blumen- 
blätter eitrongelb, am Grunde orange gefleckt, selten reingelb, sehr selten reinweiss (so einmal 
am Erzgebirge bei Birken nächst Komotau!). 


a) obscurum (Pers. sp., H. ovatum Dunal). Blätter beiderseits grün, auf den Nerven 
und am Rande mehr weniger rauhhaarie, bisweilen mit Ausnahme des Randes und des Mittel- 
nerven fast kahl. ’ 


b) tomentosum Koch (H, vulgare et tomentosum Dunal), Blätter unterseits grau- 
bis weissfilzig. 

b Mai—Septemb. a) Auf trockenen Wiesen, Waldwiesen, grasigen Hügeln, 
sonnigen und buschigen Lehnen durch das ganze Hügelland und Mittelgebirge bis auf 
das Vorgebirge, besonders auf Kalk und anderen trockenen Bodenarten, stellenweise 
fehlend. Sehr häufig um Prag, bei Weltrus, in den Elbgegenden von Jarom6r bis Tetschen ! 
Molitorov bei Kourim (Jirus)! Cäslau (Op.); Chrudim seltener, an einer Stelle des süd- 
lichen Bergrückens bemerkt! Deutschbrod (Fieber)! Nickel bei Leitomysl! Popluz bei 
Senftenberg (Brorsen).. Dymokurer Wälder zerstreut! Bösig, Weisswasser, Jungbunzlau 
(Hipp.)! Horka bei Münchengrätz (Sekera)! Am Rollberg nicht häufig (Schauta)! Fehlt 
bei B. Leipa (nach Watzel) und bei B. Kamniz, erst auf der Ruine Blankenstein (Zizelsb.). 
Im Leitmeritzer Mittelgebirge verbreitet, nördl. bis Auscha! Häufig auf dem Erzge- 
birge (2000°). Karlsbad häufig (Ortm.)! Fuss des Duppauergebirges! Tepl (Konrad)! — 
Rakonitz über_dem Neuteich, bei Krusovic! fehlt aber auf dem Kalk des Vinaricer 
Thales und der Hügelrücken bei Domousic. Hin und wieder bei Zebräk, Horovic, Dobiis, 
Pribram! Brezina, Rokycan! Rozmitäl (Lusek)! Strakonic auf dem Bergrücken hinter dem 


*) Döll fasst den Kelch wie alle anderen Autoren als 5blätterig auf und nennt die 
Blumenblätter mit den Kelchblättern abwechselnd. Dem ist nicht so, die Blumenblätter können 
mit den Kelchblättern gar nicht alterniren, weil die 3 inneren grösseren Blättchen des Kelches 
der Autoren nach °/, in einem ganzen Cyclus gestellt sind, woraus auch folgt, dass die 2 äussersten 
Blättehen besser als Vorblätter, die ja auch fehlen können, aufzufassen sind. 


484 Portulaca, 


Kuridlo! Bei Kapellen, Schwarzbach, oberhalb Stuben (Purk.)! Krumau, Blanskerwald 
(Jungb.). Heilbrunn bei Gratzen! Chiumec bei Wittingau! — b) wächst nicht in Böhmen, 


2. H. oelandicum Wahlenb. Halbstrauchig, rasig-ästig; Stämmchen niederliegend 
mit aufsteigenden Blüthenästen. Blätter gegenständig, länglich, lanzettlich oder oval, am 
Rande etwas umgerollt, am Rande und Mittelnerven, wie auch oberseits mit zerstreuten 
längeren Büschelhaaren, ohne Nebenblätter. Scheintrauben gestielt, arm- und lockerblüthig, 
Blüthen anfangs etwas nickend. Griffel am Grunde gekrümmt, so lang als der Frucht- 
knoten. Fruchtstiele aufrecht abstehend, 

3—6” hoch. Stämmchen gegliedert. In allen Theilen kleiner und zierlicher, dichter 
rasig als vorige, auch die Blumen kleiner, eitrongelb. 

a) genuinum (H. oelandicum Pers., H. alpestre Dunal, Cistus oelandicus L.). Blätter 
beiderseits grün, nur von Büschelhaaren mehr weniger rauhhaarig. 

b) vineale (Pers. sp.) (H. canuım Dunal, H. marifolium DC., Pers. part., Presl fl. cech.). 
Blätter unterseits (wie die jungen Zweige) grau- oder weissfilzige, oberseits grün oder ebenfalls 
von Büschelhaaren graufilzig. 

p Mai, Juni. a) Ist eine nordische und alpine Race, zunächst in Niederösterreich 
auf Kalkalpen. b) Auf sonnigen, trockenen Kalkhügeln nur in der Prager Gegend, auf 
Silur-Kalk, aber stets in Menge. Abhänge des St. Prokopithales hinter der Kirche! Berg- 
lehne gegenüber dem Chuchler Berge (Jirus)! Radotiner Thal gegenüber Kosor und 
auf Felsen unter Hinter-Kopanina! Karlstein uud St. Ivan häufig! Tetin (Purkyn&)! 


34. Ordnung. Portulacaceen Juss. 
Gattungen: 


1. Portulaca. Kelchröhre mit dem unteren Theile des Fruchtknotens verwachsen, 
Saum halboberständig, 2spaltig, von der bleibenden Kelchbasis ringsumschnitten 
abfallend. Blumenblätter meist 5 (4—6), frei oder am Grunde verwachsen, der 
Kelchröhre eingefügt. Staubgef. S—15, oft dem Grunde der Blumenblätter ange- 
wachsen. Kapsel rundumaufspringend, mit 5 vielsamigen Aesten des centralen 

« Samenträgers. 


2. Montia. Kelch tief 2theilig, bleibend, unterständig. Blumenblätter 5, in eine auf 
einer Seite gespaltene Röhre verwachsen, von den Zipfeln 3 kleiner. Staubgef. 
3, dem Grunde der .3 kleineren Zipfel eingefügt. Kapsel durch Mittentheilung 
der Fruchtblätter 3klappig, mit 3—2 grunäständigen Samen. 


1. Portulaca L. Portulak. 


1. P. oleracea L. Stengel ästig. Blätter fast gegenständig, länglich verkehrtei- 
förmig, stumpf, an der Spitze der Aeste etwas gedrangen. Knäuel endständig, später 
gabelständig, 1—5blüthig. Samen fein gekörnelt. 

Ganze Piianze fleischig, saftig, kahl. Kelchzipfel nach dem Verblühen über der Kapsel 


zusammenschliessend und zuletzt mit deren Deckel abfällig. Blumen gelb, nur beim Sonnen- 
schein geöffnet. 


a) silvestris DC. (P. oleracea Autt.). Stengel und Aeste niedergestreckt, /,—1' lang. 
Blätter länglich-keilförmig. Kelchzipfel einfach gekielt. 


b) sativa DC. (P. sativa Haworth). Stengel der viel kräftieeren Pflanze aufrecht, 
1— 2‘ hoch, Aeste aufsteigend. Blätter verkehrteiförmig. Kelchzipfel flügelig-gekielt. — Ist die 
gebaute Race, welche nach Döll bei vernachlässigter Cultur in a) allmälig übergeht. 

© Juni— October. a) Auf wüsten Plätzen in der Nähe von Ortschaften, auf 
Dorfplätzen, an Wegen, in Krautäckern, südlicheren Ursprungs, jedoch gegenwärtig hin 


Montia, 


[ 
2) 
oe 


und wieder eingebürgert, obwohl ohne bleibenden Standort. Bei Prag: Karolinenthal 
(Opiz)! Fuss des Zizkaberges spärlich (K. Knaf)! Belvedere unterhalb der Restauration 
(Jirus). Felsen bei Kl. Holesovic (K. Knaf 1870)! Troja nächst dem Xeranthemum-Standort! 
Tetin im Dorfe! — Semin (Opiz)! Jungbunzlau! Weisswasser an einer Mauer (Hipp.)! 
Wege bei Obfistvi, häufig bei Weisskirchen bei Unterberkovic, dann bei Roudnic an den 
Bahndämmen (Reuss). Zwischen Bousoyie und Hrdly, sandige Aecker zwischen Mliko- 
jed und Prosmik, Sandbänke der Elbe bei Leitmeritz, Weingärten bei Cernosek, Bahn- 
dämme bei Sales! (A. Mayer). Neuschloss bei B. Leipa auf Felsen dem Bräuhaus gegen- 
über (Mann). Tetschen (Malinsky)! Bilin! 


9. Montia L. 


1 M. fontana L. Stengel gabelästig. Blätter gegenständig, untere spatelig mit 
am Grunde verbreitertem Blattstiel, obere lineal-länglich, stumpf, ganzrandig. Blüthen 
in endständigen und durch Uebergipfelung durch einen vegetativen Zweig scheinbar 
seitenständigen 2—5blüthigen Wickeln. Blüthenstiele nach dem Blühen herabgekrümmt. 
Kapsel kugelig, 3kantig, Kanten jederseits mit kurzer Furche. Samen gekörnelt. 

Pflanze kahl, saftig, zerbrechlich. Blüthen klein, Blumenkrone weiss. Linne hat obigen 


Namen nach Ausweis der Synonyme und Standorte in dem weiteren, a) und b) befassenden 
Sinne verstanden. 


a) rivularis (Gmel. sp... Wohl meist perennirend. Stengel im Wasser fluthend, mit 
dem oberen Theile emporgetaucht, dunkelgrün, rasig, gestreckt, bis 1‘ lang, an seichten, nassen 
Stellen aufsteigend, nur 1—2‘ hoch und mehr gelblichgrün. Wickeln meist alle durch Ausbildung 
eines beblätterten Zweiges aus der Achsel eines der beiden obersten gegenständigen Laubblätter 
seitenständig, an der kleineren Landpflanze aber auch endständig, indem sich jener Trieb nicht 
weiter entwickelt. Samen von flacheren Wärzchen geschildert, glänzend. 


b) minor (Gmelin sp.) (M. arvensis Wallr., M. fontana Fries ete.). Stengel 1jährig, 
ausgebreitet, aufsteigend, nur '/,—3’ hoch, sammt den Blättern gelblichgrün, der blattachsel- 
ständige Zweig unter der letzten Wickel nicht weiter entwickelt, daher diese endständig. Samen 
von gröberen spitzeren Wärzchen gekörnelt, matt. — Der Unterschied in den Samen ist nicht 
grösser, wie z. B. der von Chenopodium fieifolium und Ch. album, daher ich a) und b) nicht 
trennen kann. Dazu kommt noch, dass eine dritte intermediäre nordosteuropäische Form, die M. 
lamprosperma Chamisso den Habitus und einjährige Dauer der M. minor mit den glänzenden 
Samen der M. rivularis verbindet. 


a) Mai—September, wohl meist %}, aber auch ©. In frischen, klaren Bächen, 
Quellen, Wassergräben, auch auf nassen Sandplätzen, auf Kies und Sandboden, Granit 
und Gneuss, in kühleren, gebirgigeren Gegenden, fast nur in den Gränzstrichen bis auf 
das Vorgebirge gegen 3000‘: Fehlt gänzlich im wärmeren Hügellande, wie in der Prager 
Gegend, im ganzen Elbethale, Basalt-Mittelgebirge u. s. w. und auch sonst im grössten 
Theil des inneren Hügellandes.. Am Riesengebirge: bei Hohenelbe (Kablik)! Klausen- 
grund, -Aupagrund! und wohl verbreiteter. Dittersbach bei Braunau (Erxleben). Fuss 
des Glazer Schneeberges (Opiz). Olbersdorfer Grund bei Landskron! St. Annabad bei 
Frauenthal nächst Deutschbrod (Opiz). Seelau, Podol bei Se& (Opiz).,. — Reichenberg ! 
Am Brettteiche zwischen Haida und Zwickau (Pospichal)! B.-Kamnitz, Georgenthal! 
Schluckenau (Karl)! Tetschen (Malinsky)! Im Erzgebirge ziemlich verbreitet und mit 
den Gebirgsbächen stellenweise in die Ebene hinabsteigend, so bei Komotau bis Eidliz. 
Schlackenwerth, Joachimsthal (Reiss)! Karlsbad (Ortm.)! Gräben um Theising (Tausch) ! 
— Thal Oupor bei Skrej (Krej£). Padrt bei Zbirov! Bei Pisek mehrfach (Dededek)! 
Häufig in der Vorgebirgsregion am Böhmerwalde bis in die Budweiser Ebene hinab: 
bei Budweis nächst Vierhöf in fettem Moorboden! Blanskerwald: bei Maidstein (Pur- 
kyne)! Krumau: im Rosszipf, gegen den Schwalbenhof (Jungb.); zwischen Öernic und 
Rojau im Moldauthale unter dem Felsen! Kaplie (Kirchner)! Schlumitz bei Oltau! Rosen- 
berg! Gutwasser (Purk.)! zwischen Andreasberg und Christianberg (Jungb.), Kuschwarta 
(Müncke). Stubenbach, Neuern (Purkyne)! — b) © Mai. Auf feuchten Sandfeldern, 


32 


überschwemmten Stellen, bisher nur bei Klostergrab (Winkler)! und angeblich bei Karls- 
bad (Ortm.). 


85. Ordnung. Alsineen De Cand. 
Übersicht der Gattungen: 


A, Fruchtknoten mit einem einzigen Samen. 


1. (Selerantheae.) Blüthenbecher gross, glockig, den Fruchtknoten ganz ein- 
schliessend. Staubgefässe 5 episepale oder durch Verdoppelung bis 10. Blumenblätter fehlend. 
— Blätter ohne Nebenblätter. 


1. Seleranthus. Kelchsaum 5theilig. Griffel 2. 


2. (Paronychieae.) Blüthenbecher mässig entwickelt, den Fruchtknoten nur am 
Grunde umgebend. Kelch 5theilig. Staubgef. 5, episepal. Blumenblätter 5, klein, meist verkümmert, 
pfriemlich-fädlich. — Blätter mit häutigen Nebenblättern. 


a) Blumenblätter sehr klein, pfriemlich-fädlich. Narben 2. Eichen grundständig. 
— Blätter gegenständig oder obere abwechselnd. Blüthen in trugseitenständigen Knäueln. 


2. Herniaria. Kelchblätter etwas konkav, krautig. Narben 2, fast sitzend. Frucht 
ein kugeliges, häutiges, nicht aufspringendes Nüsschen. 


[> 


. Illecebrum. ‘Kelchblätter knorpelig verdickt, gefärbt, von den Seiten zusammen- 
gedrückt, grannig zugespitzt, innen mit schmaler konkaver Fläche. Griffel kurz, 
2narbig. Frucht länglich, längsfurchig, in den Furchen durch 5—10 Längsritzen 
in ebensoviele oben verbunden bleibende Klappen sich spaltend. 

b) Blumenblätter fast so gross wie die Kelchzipfel, verkehrteilänglich. Narben 

3. Eichen von der Spitze des Fruchtfaches auf einem Samenstrange hängend, — Blätter spiralig 

s’ehend. Blüthen in end- und trugseitenständigen traubigen Truzdolden. 

4. Corrigiola. Kelchzipfel konkav, abgerundet, breit weisshautrandig. Frucht ein 

hartschaliges, nicht aufspringendes Nüsschen. 

B. Fruchtknoten mit vielsamigem Mittelsäulchen. Blüthenbecher sehr niedrig entwickelt, 


selten etwas trichterförmig, nur die Basis des Fruchtknotens umgebend. Staubgefässe meist 10, 
seltener 5—3. 


3. (Polycarpeae.) Blätter mit häutigen Nebenblättern. Blumenblätter ganz oder 
seicht ausgerandet. Kapsel mit ebensoviel Klappen als Griffel (3—5) aufspringend, 


5. Polycarpum. Kelchblätter konkav, mit von den Seiten zusammengedrücktem, in 
eine Spitze auslaufendem Kiele. Staubgef. 3—5. Griffel 3, sehr kurz. Kapsel 
durch Randtheilung mit 3 Klappen aufspringend. 


6. Spergularia,. Kelchblätter ziemlich flach. Staubgef. 10—3. Griffel 3 (selten 5 
episepale). Kapsel durch Mittentheilung in 3 (selten 5 epipetale) Klappen auf- 
springend. Samen birnförmig oder schiefeiförmig, mit oder ohne häutigen Flügel. 


7. Spergula. Kelchblätter ziemlich flach. Staubgef. 10—5. Griffel 5, epipetal. Kapsel 
durch Mittentheilung in 5 episepale Klappen aufspringend. Samen kreisrundlich 
mit geschärftem oder breitem hautflügeligem Rande. 

4. (Eualsineae.) Blätter ohne Nebenblätter. 


a) Kapsel mit so viel Klappen als Griffel (3—5) durch Mittentheilung der Frucht- 
blätter aufspringend. Blumenblätter ganz oder seicht ausgerandet, bisweilen fehlend. Samen 
njerenförmig, ungeflügelt. 

8. Sagina. Kelchblätter 4—5. Staubgef. A—5 oder 10. Griffel den Kelchblättern 
gleichzählig (4—5), epipetal. 


9. Alsine. Kelchblätter in der Regel 5. Staubgef. meist 10. Griffel in geringerer Zahl 
als Kelchblätter (3—4). 


Seleranthus. 487 


1 .. b) Kapsel mit doppelt so viel Zähnen oder Klappen als Narben (durch Rand- 
und Mittentheilung der Fruchtblätter) aufspringend. 


; ' ‚«) Blumenblätter ganz, an der Spitze ausgefressen-gezähnelt. Samen länglich- 
schildförmig, auf einer Fläche etwas gewölbt mit erhabenem Kiel, auf der anderen furchig-vertieft. 


10. Holosteum. Kelch 5theilig. Staubgef. 3, seltener 4—5. Griffel meist 3. Kapsel 
eiwalzlich mit meist 6 an der Spitze sich nach aussen zurückrollenden Zähnen 
aufspringend. 

f) Blumenblätter ganz, ungezähnt, bisweilen vorn seicht ausgerandet. Samen 
nierenförmig oder fast kugelie. 

11. Möhringia. Kelch 4—ötheilig. Staubgef. S—10. Griffel minderzählig (2—3), aus- 
nahmsweise in einzelnen Blüthen 4—5, epipetal. Kapsel mit (meist 4—6) gleichen 
kurzen Klappen oder Zähnen aufspringend. Samen am Nabel mit einem weissen 
Anhängsel. 


12. Arenaria. Kelch 5theilig. Staubgef. 10. Griffel minderzählig 3—2. Kapsel eiförmig, 
erst mit 6—4 Zähnen, dann mit 3—2 zweispaltigen Klappen aufspringend. Samen 
ohne Anhängsel. 


13. Mönchia. Kelch 4- (seltener 5)theilig. Staubgef. 4 oder 8—10. Griffel den 
Kelchblättern gleichzählig, episepal. Kapsel eilänglich, mit 8—10 Zähnen auf- 
springend. Samen ohne Anhängsel. 

y) Blumenblätter 2spaltig bis tief 2theilig. Samen nierenförmig oder fast kugelig, 
ohne Anhängsel. 

14. Cerastium. Kelch 5theilig. Blumenblätter vorn kurz oder höchstens bis zur Mitte 
2spaltig. Staubgef. meist 10, seltener weniger. Grifiel 5, episepal, selten 3. 
Kapsel walzlich, an der Spitze mit 10—6 kurzen Zähnen aufspringend. 


15. Malachium. Kelch 5theilig. Blumenblätter tief 2theilig. Staubgef. 10. Griffel 5 
epipetale (selten 4—6). Kapsel eiförmig 5eckig, bis über die Mitte mit meist 
5 an der Spitze 2spaltigen Klappen aufspringend. 


16. Stellaria. Kelch 5theilig. Blumenblätter 2spaltig bis tief 2theilig. Staubgef. 10, 
selten weniger. Griffel 3 (selten 2—4—5). Kapsel kugelig bis ellipsoidisch, bis 
über die Mitte mit meist 6 gleichmässigen ungetheilten Klappen aufspringend. 


1. Scleranthus L. Knauel. 


1. S. annuus L Stengel einfach oder öfter vom Grunde ästig, flaumig, nur auf 
einem Längstreifen kahl, Zjährig oder überwinternd 1jährig und wohl gar mehrjährig. 
Kelchzipfel zur Spitze verschmälert, zugespitzt, meist nur schmal, weissberandet, bis 
zur Spitze gerade, zur Blüthe- und Fruchtzeit aufrecht- oder schiefabstehend. Staub- 
gefässe 3—4dmal kürzer als die Kelchzipfel, nur 2—5 fruchtbar mit kleinen Beuteln. 


Grasgrün oder gelblich, 1—8' lang. Blätter lineal-pfriemlich, gegenständig, ganz am 
Grunde häutig und mit einander verwachsen. Blüthen in gabelig verzweigten Trugdolden. Der 
weisse häutige Rand der Kelchzipfel ist gewöhnlich sehr schmal, selten so breit wie bei S. inter- 
medius. Die von L. Reichenbach neuestens aus dieser und der folgenden Art gemachten Schein- 
arten sind meist nur individuelle Formen vom Werthe mancher ÖOpiz’schen und Jordan’schen 
Arten, Var. 


«) fastigiatus. Stengel aufrecht oder aufsteigend, minder ästig, 1jährig. Trugdolden- 
äste verlängert, nur die letzten verkürzt, daher die Blüthen einzeln oder zu 2—3, viele in den 
Astwinkeln. Obere Blätter die Blüthen überragend. ; 


f) polycarpus (S. polycarpus L., S. verticillatus Tausch). Stengel ausgebreitet, lie- 
gend oder aufsteigend, rasig-ästig, 1jährig. Zweige der Trugdolde verkürzt, daher die Blüthen 
dichter geknäuelt, zahlreich, keine in den Gabeln der längeren unteren Zweige. Obere Blätter 
sehr kurz, die Blüthen nicht überragend. 


32* 


+85 Herniaria, 


y) congestus K. Knaf. Stengel vom Grunde ästig, mehrjährig, unterwärts bereits ver- 
trocknet, dicht beblättert. Blumen geknäuelt, klein; sonst wie ß. 


©, 6% bis mehrjährig. Mai—October. Auf Aeckern, sandigen Hügeln, an Wegen 
;chr gemein; y. auf trockenen Anhöhen, bisher nur am Zizkaberge (K. Knaf)! 


2. $. perennis L. Stengel vom Grunde rasig-ästig, aus dauerndem, durch 
Blattbüschel überwinterndem Grunde aufsteigende Aeste treibend; diese mit einem 
!laumigen Streifen, sonst fast kahl. Kelchzipfel gerundet stumpf, kappenförmig einge- 
zogen, mit breitem milchweissem Hautrande, zur Blüthezeit sternförmig ausgebreitet, 
an der Frucht aufrecht zusammengeneigt. Staubgefässe beim Aufblühen fast so lang 
wie die Relchzipfel, meist alle 10 fruchtbar mit grösseren Beuteln. 

Steifer als vorige, mehr graugrün, dichter beblättert, mit Blattbüscheln in den unteren 
blattachseln. Der Blüthenstand ändert ähnlich ab wie bei voriger; der weisse Hautrand so breit 
wie der grüne Mittelstreif der Kelchzipfel. 

2, Mai—September. Auf trockenen, kiesigen und sandigen Hügeln, Rainen, in 
Waldhaiden verbreitet und häufig in der Ebene und im ganzen Hügellande, 


* $. intermedius Kittel, Lasch (S. annuus X perennis?). Stengel vom Grunde 
rasig-ästig, mit aufsteigenden, unterwärts später vertrockneten Aesten. Kelchzipfel eilan- 
zeitlich, zur Spitze verschmälert, aber stumpflich und eiwas kappenförmig, mit 
mässig-breitem milchweissem Hautrande, zur Blüthen- und Fruchtzeit aufrecht ab- 
stehend. Staubgefässe efwa */, so lang als die Kelchzipfel, mit kleinen, oft verküm- 
merten Beuteln. 

Hautrand der Kelchzipfel bedeutend breiter als gewöhnlich bei S. annuus, doch schmäler 
als bei S. perennis. Früchte reifen selten, was für die Bastartnatur dieser merkwürdigen Form 
spräche, welche in der That zwischen beiden vorigen die Mitte hält, bald dieser bald jener mehr 
sich nähernd ; nur ist das häufige Vorkommen eines solchen Bastartes in manchen Gegenden und 
ılas Fehlen in anderen, wo gleichwohl beide Stammarten häufig vorkommen, etwas bedenklich. 
Der S. intermedius Rehb.! gehört nicht hierher, sondern zu S. annuus. Var. 


«) fastigiatus. Einjährig oder überwinternd einjährig, Stengel am Grunde meist ohne 
blattbüschel; Aeste des weitschweifigeren Blüthenstandes mehr verlängert, Blüthen so gross wie 
bei 8, annuus, dem (zumal der Var. ß) die Form sehr ähnlich sieht. 


ß) fasciculatus m. Einjährie oder mehrjährig, Stengel dichter beblättert, unterwärts 
später vertrocknet, mit Blattbüscheln in den unteren Blattachseln. Blüthen gebüschelt, zahlreich, 
meist bedeutend kleiner als von @). — Sieht mehr dem S. perennis ähnlich, in dessen Gesell- 
schaft er sich sofort durch grasgrüne Farbe auszeichnet; geht auch in «) über. 

©&)-—2 Mai, September. a) Auf Feldrainen, in Kartofieläckern und an Wegen 
in Gesellschaft der vorigen Arten: bei Komotau nächst dem Oberndorfer Kirchhofe (Knaf 
1843 und 52)! Prag: auf dem Bergrücken bei Hrdlorez, auf dem Ziäkaberge und beim 
Steinbruche oberhalb Kl. Holesovic selten (K. Knaf 1870)! An der Strasse von Hostomic 
ach Dobiis, am Chotobus bei Dobris, bei der Felbabka gegen Jinec, Dusnik bei Pribram, 
Zbirov! — b) Besonders auf trockenen Hügeln unter S. perennis. Bei Prag: auf dem 
(uareitrücken hinter Wolsan gegen Hrdlorez ziemlich häufig (1870)! (zuerst K. Knaf 

l.) auf dem Zizkaberge (K. Knaf)! Nicht selten in der Umgegend von Horovic! bei 
Koltopek, Netolie, Gipfel des Toönik und bei Zbirov, an der Strasse nach Pribram 
nächst Dusnik (1871)! 


2. Herniaria L. Bruchkraut. 


1. H. glabra L. Stengel fein kurshaarig-flaumig. Blätter länglich oder oval, 
kurzgestielt, kahl, ungewimpert oder nur am Grunde kurzgewimpert. Blüthenknäuel am 
Ende der Stengel und Seitenäste genähert, ährig zusammenfliessend, von kürzeren oder 
wenig längeren Blättern gestützt. Kelche glockig, kahl oder nur am Grunde spärlich 
behaart, kürzer als die reife Frucht, stumpflich, grannenlos. 


3—6“ lang, vom Grunde vielästig, ausgebreitet, hell- oder gelberün. Blüthen srünlich- 


Tllecebrum. Corrisiola, age 


gelb. Blätter gegenständig, das eine jedes Paares kleiner, an den oberen die Blüthenknäuel be- 
gleitenden Paaren verkümmert. Nebenblätter je 2 zusammengewachsen. Knäuel mit häutigen 
Vorblättchen. 

2. Juni—Herbst. Auf sandigen und grasigen Weiden, Sandfluren, Aeckern, 
Hügeln und wüsten Stellen durch ganz Böhmen bis an das Vorgebirge. 


2. H. hirsuta L. Stengel abstehend steifhaarig. Blätter länglich oder elliptisch, 
kurzgestielt, sierfhaarig und gewimpert. Blüthenknäuel von einander entfernt, von 
grösseren Blättern begleitet. Kelche walzlich-eiförmig, steifhaarig, länger als die Frucht, 
die Zipfel von einer längeren Borste begramnt. 

2—6‘ lang, der vorigen sonst ähnlich, dunkler grün und durch die reichliche Behaarung 
graulich. Blätter schmäler, Blüthen länger, Früchte aber kürzer. 

2 Juli—Septemb. Auf Sandfluren, sandigen Feldern im nördlichen Böhmen 
selten. Kochänky auf der Herrschaft Brandeis (Opiz)! Sandfelder bei Lissa (Tausch)! 
Sandfelder bei Weisswasser häufig (Hipp.)! bei Jungbunzlau seltener (Hipp.). Felder hinter 
Niemes gegen Reichstadt nicht sehr häufig (Schauta, Lorinser)! — Zweifelhafte Angaben 
sind: Bilin (1848 Prof. Reuss), seither nicht wiedergefunden, dann Joachimsthal (1833 
nach Hofmann ! dessen Angaben kein volles Vertrauen verdienen), ein unglaublich hoch- 
gelegener Standort; Stekna bei Strakonie (Würl nach Opiz). 


3. Dlecebrum (L. part.) Gärtn. fil. Knorpelkraut. 


1. I. vertieillatum L. (Paronychia vertieillata Lamk., Presl fl. &ech.). Kahl. 
Stengel ausgebreitet-ästig, niedergestreckt, am Grunde wurzelnd, Aeste vom Grunde an 
blüthentragend. Blätter gegenständig, dicklich, verkehrteiförmig, stumpf, spatelig, kurz 
gestielt. Nebenblätter klein. Blüthen in 4—bblüthigen, blattachselständigen, paarweise 
Scheinquirle bildenden Knäueln, jede mit 2 häutigen rauschenden Vorblättern. 


Stengel 1”—1’ lang, meist geröthet. Kelche reinweiss, nur auf der Innenseite grün, 
trocken, zusammenschliessend, sehr auffällis, einer Sedumfrucht ähnlich. Blumen sehr zahlreich, 
die obersten Scheinwirtel und Blätter gedrungen, 


© Juli—September. An feuchten sandigen Teichrändern, auf feuchtem Moder- 
boden und selbst auf Torfboden, mit Sicherheit nur um die Teiche des Wittingauer 
Beckens, meist sehr zahlreich. Bei Wittingau um mehrere Teiche: Svet, Ruda, Teich bei 
Brannä u. s. w.! Im rothen Moos bei Gratzen auf losen Torfstichen nächst dem Graben! 
Stankauer Teich bei Chlumee (schön und gross)! Platz an verschiedenen Teichen (Leon- 
hardi). Zäblat-Teich bei Lomnie spärlich! Ponödraäer Teich b. Veseli! — F. W. Schmidt’s 
Angaben aus dem nördlichen Böhmen („Elbe bei Brandeis, Iser bei Benätek*) sind, wie 
seine meisten Angaben überhaupt, sehr zweifelhaft, obschon auch Tausch die Pflanze 
„von sandigen Stellen um Bunzlau“ (d. h. Altbunzlau) ausgegeben hat; das ausgegebene 
ärmliche Fragment ist wohl kultivirt und die ganze Angabe vermuthlich eine blosse Repro- 
duetion der einen Schmidt’schen. 


4. Corrigiola L. Strandling. 


1. C. litoralis L. Kahl, blaugrün. Stengel vom Grunde in zahlreiche liegende, 
meist kreisförmig-ausgebreitete Aeste getheilt. Blätter abwechselnd, lineal-keilig oder 
lanzettlich, vorn breiter, spatelig in den Blattstiel verschmälert. Nebenblätter halbpfeil- 
förmig, gezähnelt, zugespitzt. Trugdolden reichblüthig, trugseiten- und endständig. Kelch- 
zipfel eiförmig, stumpf, breit weisshäutig-berandet. 

Stengel 1”—1’ lang; sie sind oberwärts sympodial zusammengesetzt; die um das obere 


Drittel der Stengellänge entspringenden ersten 2 seitlichen Blüthenstandszweige enthalten zwischen 
sich die Endblüthe des Stengels; diese Zweige und der die Scheinachse fortbildende Hauptspross 


490 Polycarpum, Spergularia, 


haben scheinbar kein Tragblatt, so dass hieraus und aus den eigenthümlichen Furchungen des 
Stengels zu schliessen ist, dass hier Anwachsungen der Zweige stattfinden. Blüthen klein. Kelch- 
rand milchweiss, der krautige Theil an der Spitze schwarzpurpurn. Blumenblätter weiss, sehr klein. 

© Juli, August. Auf kiesigen Ufern der Elbe bei V&domic nächst Roudnie und 
bei Lounky (Reuss)! Schützeninsel bei Leitmeritz! bei Calosic und Lobosie (A. Mayer), 
bei Tetschen (Malinsky, neuerdings Pospichal)! Bei Prag zwischen Holesovic und Pelz 
(1846 Opiz) wohl nur zufällig und vorübergehend, 


5. Polycarpum L. Nagelkraut. 


7 1. P. tetraphyllum L. fil. Stengel aufsteigend oder aufrecht, einfach oder 
vom Grunde ästig, oberwärts gabelästig. Blätter gegenständig, oft ungleich gross, verkehrt- 
eiförmig, stumpf, kurz stachelspitz, in den Blattstiel spatelig zusammengezogen. Neben- 
blätter paarweise zusammengewachsen. Blüthenstand gabelig-trugdoldig, am Stengel und 
den Aesten endständig, mit trockenhäutigen, weissen Deckblättchen. Kelchabschnitte spitz, 
weisshäutig berandet. Staubgef. 3. 

2—6‘ hoch, grasgrün, kahl, auf den Stengelkanten und dem Blattrande zackig-rauh. 
Nur je eines der gegenständigen oberen Blätter birgt in der Achsel einen Zweig, dessen basiläres 
Blattpaar mit dem Paare am Stengel sich kreuzt und mit ihm einen 4zähligen Wirtel zu bilden 
scheint. Blumenblätter sehr klein, weiss. 

© Juli—September. Bisher nur in Komotau in der Weinberggasse in kurzem 
Grase an der gegen den Weinberg sich anlehnenden Mauer ziemlich zahlreich und bleibend 
angesiedelt, wahrscheinlich aus benachbarten Kräutereien ausgekommen, aus Südeuropa 
stammend (zuerst 1863 von Thiel aufgefunden)! 


6. Spergularia (Pers.) Presl.*) 


1. S. rubra Presl fl. &ech. (S. campestris Aschers., Arenaria rubra &) campestris 
L.). Stengel kurzhaarig, oberwärts nebst den Blüthenstielen und Kelchen drüsenhaarig oder 
ziemlich kahl. Blätter lineal-fädlich, meist beiderseits ziemlich flach, stachelspitz. 
Nebenblätter eiförmig oder eilanzettlich, silberweiss glänzend, oft zerrissen. Trug- 
dolden wickelartig, einseitig, beblättert, mit meist wenig verkleinerten Tragblättern. Kapsel 
3eckig-eiförmig, etwa so lang als der Kelch. Samen 3eckig-dirnförmig, bisweilen fast 
tetraedrisch, auf 2 Seiten mit wulstigem Rande, mit feinen, spitzen, in Kreislinien 
angeordneten Wärzchen dicht besetzt, sämmtlich ungeflügelt. 

Stengel liegend oder aufsteigend, meist von Grund aus vielästig, 2—6‘' lang, feiner und 
dünner als die folgende, mit kleineren Blüthen und Früchten. Fruchttragende Blüthenstiele wag- 
recht abstehend. Kelchblätter krautig, am Rande weiss trockenhäutig, nervenlos oder am Grunde 
mit einem schwachen Nerven. Blumen rosenroth, nur bei Sonnenschein geöfinet. Samen winzig, 
graubraun. 

©, &9 oder %. Juni—September. Auf sandigen, etwas feuchten Plätzen, 
Rainen, Triften, trockenen Torfmooren, in Gräben, an Wegen, auf Flussufern, zerstreut, 
aber verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge (über 2000‘). 


2. $. salina Presl fl. &ech. ampl. (S. media Fenzl, S. marina Neilr.). Stengel 
oberwärts dicht klebrig-drüsenhaarig. Blätter lineal-fädlich, halbstielrund, kurzstachelspitz, 
oft nur zugespitzt. Nebenblätter breiteiförmig, kurz, weisslich, wenig glänzend. Trug- 
dolden wickelartig, einseitig beblättert, mit oft kurzen oder oberwärts mit verkümmerten 
Tragblättern. Kapsel 3eckig-eiförmig, länger als der Kelch. Samen gerundet 3eckig, an 
einem Ecke bespitzt, zusammengedrückt, auf einer Fläche mit wulstig verdicktem, von 
der Mittelfläche rinnig gesondertem Rande, mit zerstreuten feinstacheligen Wärzchen 


*) Bei Persoon nur als zweifelhafte Gruppe unter Arenaria aufgestellt. 


Spergula. 491 


oder glatt, ungeflügelt oder theilweise oder alle längs des Randwulstes von einem 
häutigen, bräunlichen, strahlig gestreiften, breiten Flügel umzogen. 
Pflanze 3—10' lang, kräftiger als vorige sehr ähnliche, mit grösseren Blüthen und 


Früchten. Kelchblätter breiter weissrandig; Blumenblätter rosa oder seltener weisslich. Samen 
fast doppelt grösser als bei voriger, hellbraun. 


a) genuina (S. salina Presl 1819, S. marina Bess., Arenaria marina Roth, A. rubra 
ß. marina L., Lepigonum medium Wahl.). © und <® mit dünner Hauptwurzel, Staubgefässe oft 
nur 3—5. Kapsel etwas länger als der Kelch. Samen feinstachelig-warzig, seltener ganz glatt (!), 
sämmtlich ungeflügelt, seltener einige der untersten geflügelt. — Sieht der S. rubra sehr ähnlich 
und im Grunde nur durch geringfügige Merkmale unterschieden, doch sah ich keine Uebergänge. 


b) marginata (Kittelsp.) (S. media Griseb., Arenaria media L., A. marginata DC., Lepi- 
gonum marinum Wahl.). Pflanze andauernd, mit verdickter, möhrenförmiger Wurzel, noch kräftiger, 
robuster als a), mit dickeren, starreren Blättern, mit noch grösseren Blüthen, aber mit kleineren, 
nach oben mit verkümmerten Deckblättern. Staubgef. meist 10. Kapsel 1'/,mal länger als der 
Kelch. Samen am Rande glatt, alle geflügelt oder seltener einige der obersten ungeflügelt. — 
Verhält sich zu a) wie Scorzonera Jacquiniana zu S.laciniata, ich fand zwischen a) und b) deut- 
liche Uebergänge. 

© und 2. Juni—September. Auf Triften und Wiesen, an Gräben und Wegrändern 
auf Salzboden, im nord-westlichsten Theile. a) Wiesen zwischen Chotesau, Cerniv und 
Slatina bei Budin, Wunic bei Libochovice (Reuss). Brunnen und Srpinawiese bei Saidschiz ! 
Bei Püllna um die Bitterwasserbrunnen bis zum Dorfe massenhaft! Kommerner Sauerbrunn 
(Winkler! und ‚schon Haenke); Strasse von Brüx nach Wteln (Reuss). Horenc bei Eidliz 
(Thiel). Soos bei Franzensbad (K. Knaf)! — [Die Angabe Landskron (Erxleb.)! ist zu 
. bezweifeln, da dort kein Salzboden bekannt ist, vielleicht stammte die Pflanze von Wien.] 
— b) Bei Püllna um die Brunnenhäuschen mit Lotus tenuifolius und seltenerer var. a)! 
(zuerst von Knaf aufgefunden), dann auf der Srpinawiese nur an einer Stelle! 


7. Spergula (L. part.). Spark. 


1. $. pentandra L. (S. vernalis Willd.). Blätter lineal-pfriemlich, stumpflich, ziemlich 
stielrund, ohne Furche. Staubgefässe meist 5. Samen zusammengedrückt-linsenförmig, 
nur am Rande feinkörnig oder punktirt, in der Mitte glatt, von einem breiten, strahlig- 
gestreiften, nierenförmig eingeschnittenen Rande umgeben. 

a) genuina Döll (S. pentandra Boreau). Hautrand der Samen weiss, zuweilen schwach 


bräunlich angehaucht, so breit wie der übrige Samendurchmesser, Samenrand glatt, bloss 
fein punktirt. 


b) Morisonii (Bor. spec). Hautrand mehr oder weniger bräunlich angehaucht, meist 
schmäler ‚als der Samendurchmesser, Samenrand mit weisslichen Wärzchen besetzt. — Der nicht 
ganz reife Samen ist gelb und der Hautrand weiss! Die Menge der Wärzchen ist sehr veränderlich, 
in der Form der Blumenblätter ist kein haltbarer Unterschied von a). 


Bläulichgrün, 3—10‘ hoch, aus liegendem Grunde aufsteigend oder aufrecht, oberwärts 
meist drüsig-Haumig. In den Achseln der Stengelblätter verkürzte Blattbüschel. Blüthen in wieder- 
holt gabeligen, zuletzt uniparen, einseitigen Doldentrauben, auf borstlichen Stielen. Blumenblätter 
weiss, kürzer als der Kelch. Samen schwarzbraun. 


© April, Mai. Auf sandigen Fluren, Hügeln, Felsen, Haiden und Waldblössen 
der Kieferwälder, an Ackerrainen in der nördlichen Landeshälfte von der Ebene bis an 
das Vorgebirge sehr zerstreut. a) Seltener, bisher mit Sicherheit nur bei Pragnächst 
Modian auf sandigen Ackerrainen! dann im Elbthale gegenüber Elbe-Kostelee nächst 
dem Heger! und am Feldrande in den Kieferwäldern bei Dobfin nächst Roudnie (Jirus, 
Reuss)! — b) Hin und wieder (Aeltere Standorte ohne! der $. pentandra im Allgemeinen 
zugeschrieben, sind nur vermuthungsweise hieher gezogen). Bei Prag: Höhe hinter der 
Fliedermühle (Reuss), Däblicer Berg, Särka auf Felsen! auf dem Felsenhügel Vavruska 
oberhalb Troja (Poläk)! Felsen zwischen Libdie und Dolan (Poläk). — Konetop und 
Neratoyic bei Elbe-Kostelec! Altbunzlau (Neumann). Semites bei Weisspodol (Opiz) ! 
Pardubiöky bei Pardubie (Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! Turnau unter dem Kozäkov in 


492 Sagina. 


sandigen Kieferwäldern (Poläk)! Fuss des Muäsky-Berges bei Münchengrätz (Sekera)! 
Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Kokofin (Tausch)! Thammüble (Neumann), Cistaj bei 
Niemes (Schauta)! und bei Wartenberg! Horkaberg bei Leipa (Watzel). — Libotejnie 
bei Roudnic (Reuss, Mayer). Leitmeritz:bei Schüttenitz, Skalie (Hackel) ! Tetschen (Malinsky)! 
Teplitz (Eichler). Schlackenwerth: bei Unterbrand (Reiss), Karlsbad (Ortm.). 


9. S. arvensis L. Blätter lineal-pfriemlich, oberseits convex, umterseits mit einer 
Längsfurche. Staubgef. meist 10. Samen hochgewölbt-Iinsenförmig, feinpunktirt, von 
einem äusserst schmalen, geschärften, glatten Rande umzogen. 

Y/,—1"/,‘ lang, heller oder dunkler grün (nicht blaugrün); sonst wie vorige. Var. 

a) vulgaris ($. vulgaris Bönningh.). Samen klein, schwarz, mit keulenförmigen, weissen, 


zuletzt bräunlichen Wärzchen. — Eine grössere Form hievon mit 2—3mal grösseren Samen ist 
(#) S. maxima Bönningh. 


b) sativa (S. sativa Boeningh.). Samen klein, schwarz, glatt, nur fein punktirt. 


© Juni—September. Auf Aeckern und Brachen, Rainen, an Wegen, entschieden 
nur auf kiesigem, sandigem Boden, gemein durch das ganze Land bis auf das Vorge- 
birge hin und wieder, besonders im nördlichen und östlichen Theile als Futterkraut 
gebaut. Die gebaute Pflanze, die ich auf die Samen nicht untersucht habe, soll meist 
b) sein, sonst sah ich bei uns nur a). — a f. die besonders im Lein vorkommen soll, 
sah ich ebenfalls noch nicht aus Böhmen, nach Mann bei Hohenelbe (Kablik), nach 
Opiz bei Nixdorf (Neumann). 


8. Sagina(L. em.). Mastkraut. 


a) (Spergella). Blüthen 5zählig, Staubgef. meist 10. 


1. S. nodosa Meyer (Spergula nodosa L.). Vom Grunde vielstängelig-rasig- 
ästig. Stengel lateral, theils aufsteigend, theils liegend, am Ende trugdoldig, an den 
Seitenzweigen traubig mit einzelnen Endblüthen, nebst Blüthenstielen, Kelchen und Blatt- 
rändern fein drüsenhaarig oder ziemlich kahl. Blätter lineal-fädlich, kurz stachelspite, 
die oberen viel kürzer, mit kleinen Blattbüscheln in den Achseln. Blüthenstiele 2—vielmal 
länger als der Kelch, stets aufrecht. Kelehblätter oval, schmal, randhäutig, stumpf, 2mal 
kürzer als die Blumenblätter, zuletzt der Kapsel angedrückt. Kapseln eikegelförmig, 
länger als der Kelch. 

Stengel 2—6° lang. Die Blattbüschel in den oberen Blattachseln erinnern an Spergula. 
Blumen weiss. Var. &) erecta, Stengel ziemlich aufrecht, kurzgliedrig, Glieder höchstens "/,” 
lang; Blüthenstiele 2—4mal länger als der Kelch; £) filiformis, Stengel niederliegend, faden- 
förmig, langgliedrig, Glieder 1—1!/,'' lang, Blüthenstiele vielmal länger als der Kelch. 

2. Juli, August. Auf feuchtem Sand- und Moorboden, Triften und mageren 
Wiesen, in Gräben, an Teichrändern, auf sandigen Aeckern in den feuchteren Niede- 
rungen und in niederen Gebirgsgegenden, von der Elbe nordwärts bis an den Fuss des 
Riesengebirges und in der Karlsbader Gegend, Nimburg gegen Kre@koy! Podebrad gegen 
Ratenic! Kolin in einer Kieferheide spärlich! Horusie und Sulovic bei Neuhof! Rybetev 
bei Bohdane&! Pardubice gegen Zminy! Dasie (Mann, Kablik)! Böhmisch-Trübau! Alt-Ples 
bei Josefstadt! Altbuch (Gudern.)! Vostrufno bei Jilin am Teichdamme (Pospichal)! Um 
Weisswasser, Hirschberg, Niemes häufig! Douba (Reuss). Wiesengräben unterhalb B. Leipa! 
Rohrteich bei Piehl nächst B. Kamnitz (Zizelsb.). Sandäcker bei Georgswalde (Neumann). 
Fehlt in der unteren wärmeren Elbgegend undim östlichen Erzgebirgsstriche gänzlich. Erst 
wieder bei Schlackenwerth (Reiss) und Karlsbad (Schuberth) ! 


2. 8. Linnaei Presl Reliqu. Haenk, 1835 (8. saxatilis Wimmer 1840, Spergula 
saginoides L.). Durch niederliegende, fädliche, ästige Stämmchen rasig. Stengel lateral, 
aufsteigend oder fast aufrecht, fast kahl oder oberwärts unter der Blüthe zerstreut drüsen- 
haarig, meist Iblüthig. Blätter schmallineal, kurz, stachelspitz, kahl oder am Rande 


Sagina. 493 


mit entfernten einfachen Haarspitzchen. Blüthenstiele fädlich, vielmal länger als der 
Kelch, nach dem Verblühen hakig gekrümmt, zuletzt wieder aufrecht. Kelchblätter 
eirundlich, stumpf, schmal randhäutig, etwas länger als die Blumenblätter, zuletzt 
der Kapsel angedrückt. Kapsel eikegelförmig, beinahe doppelt so lang als der Kelch. 

Stengel 1—3’ lang, dünn. Blätter graserün, länger als an der folgenden, bisweilen mit 
achselständigen Blattbüscheln. Blumen weiss, abfällig. 

2. Juni—August. Auf Berstriften, an feuchten quelligen Stellen der höheren 
Sudetenregion und des Böhmerwaldes. Riesengebirge: Gipfel der Schneekoppe! Weisse 
Wiese! im Riesengrunde (Tausch)! nächst den Richterbauden zwischen Petzkretscham 
und dem Brunnberg! Kl. Schneegrube, schwarze Koppe (Wimmer), Iserwiese (Nees). 
Böhmerwald vom Vorgebirge bis auf die höchsten Kuppen: an einer Quelle vor Hart- 
manic (Purkyne)! Rachelgipfel 4520’ (Sendtner) und wohl mehrfach; auf baierischer Seite 
an verschiedenen Stellen von 2300° an. 


3. 8. subulata Torr. et Gray (Spergula subulata Swartz). Durch niederliegende, 
fädliche, ästige Stämmchen rasig. Stengel lateral, oberwärts nebst Blüthenstielen und 
Kelchen fein drüsenhaarig, bald über der Basis trugdoldig, 2—3blüthig, seltener 1blüthig. 
Blätter lineal-pfriemlich, drüsig-gewimpert, mit langer granniger Stachelspitze. 
Blüthenstiele fädlich, vielmal länger als der Kelch, nach dem Verblühen hakig gekrümmt, 
zuletzt wieder aufrecht. Kelchblätter oval, stumpf, schmal randhäutig, so lang wie 
die Blumenblätter, zuletzt der Kapsel angedrückt. Kapsel eikegelig, wenig länger als 
der Kelch. 

Der vorigen sehr nahe verwandt, dicht rasig, nur 1—2” hoch. Blätter kürzer, gedrun- 
gener als bei voriger; die grannenartige Stachelspitze der Blätter ist wohl 3mal so lang als bei dieser. 

2. Juni, Juli. Auf sandigen kurzgrasigen Triften und Brachäckern, nur um Weiss- 
wasser und Niemes, daselbst aber reichlich! : 


b) (Sagsina L.). Blüthen 4zählig mit 4 Staubgef. (selten einzelne 5zählig mit 5 
Staubgefässen). 


4. 8. procumbens L. Durch niederliegende oder kriechende, oft wurzelnde 
Stämmchen mit Blattrosetten rasig-ästig. Stengel lateral, aufsteigend, mit einzelnen, 
end- und seitenständigen, langen, nach dem Verblühen hakig herabgekrümmten, zuletzt 
wieder aufrechten Blüthenstielen. Blätter schmallineal, stachelspitz. Kelehblätter rundlich- 
eiförmig, stumpf, zuletzt von der Kapsel wagrecht abstehend. Blumenblätter 2—3mal 
kürzer als der Kelch oder fehlend. Kapseln kugelig-eiförmig, etwas länger als der Kelch. 

",—3" hoch, kahl, nur an der Spitze der Blüthenstiele oft einige Drüsenhaare. Blätter 
hellgrün. Blumen weiss, unscheinbar. Var.: 

«@) glaberrima Neilr. Blätter am Rande glatt urd kahl. 

ß) eiliata Neilr. (S. bryoides Fröl.). Blätter am Rande fein gezähnelt-rauh und hin 
und wieder gewimpert. Auf derselben Pflanze finden sich auch glatte Blätter eingemengt. 

2. Mai—September. Auf feuchten Sandplätzen, Sandäckern, Brachen, Triften, 

Flussufern, in Gräben allgemein verbreitet; im Riesengebirge bis in die untere Hoch- 
gebirgsregion. 8) An Mauern und zwischen Steinen: am Teplitzer Schlossberg, bei Platz 
(Leonhardi)! und wahrscheinlich auch anderwärts. 
Anmerkung. S. apetala L., einjährig, mit ästigem nie wurzelndem Stengel, nach dem 
Verbltihen stets aufrechten Blüthenstielen und mit bespitzten äusseren Kelchblättern, in den 
nördlich und westlich angränzenden Ländern vorkommend, ist für Böhmen zweifelhaft, da bei 
uns öfter die kronenlose Form von $. procumbens für $S. apetala gehalten wurde, und ich bisber 
kein richtiges Exemplar der letzteren erhalten konnte. Angeblich bei Schlackenwerth (Reiss), 
Karlsbad und Ellbogen (Ortm., Weitenw.), bei Krumau (Jungbauer) und Gratzen (Portenschlag 
in Presl fl. cech.; die Diagnose aber unzulänglich). 


494 Alsine. Holosteum, 


9. Alsine Wahl. Miere. 


a) Pflanze einjährige. Blüthenstiele mehrmals länger als der Kelch. Blumenblätter 
kürzer als der Kelch. 


1. A. tenuifolia Wabl. (Arenaria tenuifolia L.). Stengel aufrecht, meist von 
unten gabelig-ästig. Blätter lineal-borstlich, 3nervig. Trugdolde wiederholt 2gabelig. 
Kelchblätter 3nervig, lanzettlich oder eilanzettlich, pfriemlich spitz, randhäutig. 

Pflänzchen sehr fein, nur 1-4‘ hoch. Kelchblätter bald so lang, bald länger als die 
Kapsel. Blumenblätter kleiu, weiss. Var. «) glabra, ganz kahl, und ß) viscosa (Arenaria vis- 
cosa Schreber, Presl fl. cech.), klebrig-drüsenhaarig (bisweilen aber nur die Blüthenstiele und 
Kelche mit zerstreuten Drüsenhaaren), meist kleiner, auch die Blüthen kleiner. 

© Juni, Juli. Auf Sandfeldern, sandigen Brachen, die var. 3 im niederen Nord- 
böhmen selten, aber an den Standorten in Menge. Weltrus (Opiz). Kolin! Semites bei 
Weisspodol (Opiz)! Eibe-Teinitz auf einem sandigen Abhang an der Elbe! Sandige 
Aecker um Prachov bei Jiöin spärlich (Pospichal)! Weisswasser (Hippelli)! Sandfelder 
im Walde Bor bei Roudnic (Reuss)! und bei Wettel (Tausch)! — «) habe ich aus 
Böhmen noch nicht gesehen. 

b) Pitlanze vieljährig, niederliegende, ästige, holzige Stämmchen und fast aufrechte 


Stengel treibend. Blüthenstiele 2—-4mal länger als der Kelch. Blumenblätter so lang oder etwas 
länger als der Kelch. 


2. A. setacea Mert et Koch (Arenaria setacea Thuill., A. verna Presl fl. tech.). 
Stengel kahl oder unten kurzhaarig. Blätter pfriemlich-borstlich, 3nervig. Trugdolden 
einfach- oder wiederholt-2gabelig. Kelchblätter 3nervig, eilanzettlich, weissknorpelig, 
mit grünem Rückenstreifen. Blumenblätter oval, etwas länger als der Kelch. Samen 
spitzkörnig, nierenförmig-schnäbelig. 

In reichlichen Rasen, Stengel sehr schlank und fein, Blüthenstiele borstlich, Blumen 
weiss, flachgeöffnet. 

2 Mai—Juli. Auf Felsen der Prager Gegend: bei St. Ivan auf Kalk! im 
Moldauthale auf Silurschiefer von Husinec bis gegenüber Liböie! (zuerst F. Fischer in 
Opiz Tauschver. 1826) undauf dem Lib£icer Ufer von da bis zum Kraluper Haine (Poläk)! 


3. A. verna Bartl. (Arenaria saxatilis Huds,, A. verna L.). Stengel unten kahl, 
oben drüsenhaarig. Blätter lineal-pfriemlich, 3nervig. Trugdolden endständig, einfach 
oder wiederholt 2gabelig. Kelchblätter 3nervig, eilanzettlich, krautig, grün, schmal- 
randhäutig. Blumenblätter oval, solang oder etwas länger als der Kelch. Samen nieren- 
fürmig, kaum schnäbelig, am Rande spitz gekörnelt. 


Der vorigen ähnlich, doch schwächer, niedriger. Blumen weiss. 

a) collina (Arenaria caespitosa Ehrh.). Stengel 2—8° hoch, 3—Tblüthig. 

b) Gerardi (Wahl sp.) (Arenaria Gerardi Willd.). Nur 2—4‘ hoch, in grösseren polster- 
förmigen Rasen, Stengel 2—3blüthig, Blumen grösser. 

2 a) Mai, Juni, b) Juni, Juli. a) Auf sandigen Rainen, nur bei Weisswasser 
an der Strasse nach Jungbunzlau! — b) Auf Felsen im Hochgebirge, nur im Riesen- 
grunde des Riesengebirges (Tausch, Kablik)! 


«10. Holosteum L. Spurre. 


j 1. H, umbellatum L. Bläulich-bereift. Blätter elliptisch oder länglich, sitzend, 
die unteren gestielt. Trugdolde endständig, doldenförmig-zusammengezogen, deren 
Stiele nach dem Blühen herabgeschlagen, zuletzt wieder aufrecht. 


{ 1—5“ hoch, bald auf Stengeln, Blüthenstielen und Blatträndern drüsenhaarig, bald die 
Stiele, bald die ganze Pflanze kahl. Blumen weiss, oft röthlich angelaufen, länger als der Kelch, 


Möhrinsia—Mcenchia, 495 


© Ende März—Mai. Auf sandigen Aeckern, Rainen, Grasplätzen, Hügeln, Erd- 
abhängen im Hügellande und den Niederungen allgemein verbreitet, in gebirgigeren 
Gegenden stellenweise fehlend, so um B.-Kamnitz nach Zizelsberger, erst bei Tetschen. 


11. Möhringia L. em. 


1. M. trinervia Clairv. (Arenaria trinervia L.). Einjährig, kurzhaarig-flaumig. 
Stengel aufsteigend, ästig. Blätter eiförmig oder eilänglich, spitz, nervig, fast alle 
gestielt. Trugdolde einfach- oder wiederholt-gegabelt, beblättert,; Blüthenstiele zuletzt 
wagrecht. Blüthe fünfzählig mit 3 Griffen. Kelchzipfel lanzettlich. Blumenblätter 
kürzer als der Kelch. 
!/,—1‘ lang. Blumenblätter weiss. Von manchen Stellarien, z. B. S. media, durch unge- 
theilte Blumenblätter sofort zu unterscheiden. 
© Mai—Juli. In schattigen Hainen, auf moderndem feuchten Laube, in faulen- 
den Baumstrünken, im Gebüsch, an Zäunen verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das 
Vorgebirge (zu 3000’). 


? 2. M. muscosaL. Ausdauernd, kahl. Stämmchen niederliegend, ästig, fädlich, 
zerbrechlich, aufsteigende Stengel treibend. Blätter schmal-lineal, fädlich, fein stachel- 
spitz, glatt, nervenlos. Trusdolde gablig, 3—5blüthig, mit borstlichen Deckblättchen. 
Blüthenstiele lang, fädlich, zuletzt wagrecht abstehend. Blüthe Zzählig mit 2 Griffeln. 
Kelchzipfel eilanzettlich, spitz. Blumenblätter efwas länger als der Kelch. 

Stengel 2—6‘ lang, dünn. Blätter verlängert, grasgrün. Blumen klein, weiss. Von der 
ähnlichen Sagina procumbens durch die Kelchzipfel, die 8 Staubgef. und 2 Griffel und die längeren 
Blumenblätter gleich zu unterscheiden. 

2. Juni--August. Auf Felsen, Mauern, auf steinigen waldigen Stellen des 
höheren Gebirges. „Landskron“ Erxleben 1814, als Sagina procumbens! vielleicht auf 
dem Glazer Schneeberge? vielleicht aber auf den Alpen gesammelt und verwechselt. 
Bürglitz (Knaf, Juni 1827)!; das Vorkommen im inneren Böhmen sehr merkwürdig, 
allein bei Knaf’s Genauigkeit und Wahrhaftigkeit kaum zu bezweifeln. 


12. Arenaria L. Sandkraut. 


1. A. serpyllifolia L. Feinflaumig, zuweilen drüsig-klebrig. Stengel am Grunde 
liegend, vielästig. Blätter eiförmig, zugespitzt, 3—Önervig, durchscheinend punktirt, 
sitzend, die untersten etwas gestielt. Trugdolden wiederholt 2gabelig. beblättert. Blumen- 
blätter 2—3mal kürzer als die lanzettlichen, spitzen, Snervigen Kelchblätter. 

1—6“ lang, Blätter klein, Blumen weiss, unansehnlich, 


© Mai—August. An Wegen, Rainen, auf Mauern, wüsten Plätzen, sandigen 
und lehmigen Aeckern, Brachen gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge 
(am Rachel des Böhmerwaldes z. B. 4500’ hoch: Sendtner). 


13. Moenchia Ehrh. 


1. M. quaternella Ehrh. .(M. erecta Fl. Wett, M., glauca Pers., Sagina 
erecta L.). Kahl, etwas blaugrün. Stengel aufrecht, einfach oder wenigästig, oben nackt, 
1—2blüthig, mit langen Blüthenstielen. Unterste Blätter lineal-keilföürmig, obere lineal- 

“ länglich, kürzer als die Stengelglieder. Blüthen 4zählig mit 4 Staubgef. Kelchblätter 
lanzettlich, mit breitem weissem Hautrande, länger als die Blumenblätter. 

1—4“ hoch. Blumen weiss. Der Name Mönchia quaternella ist nicht nur viel älter 


als M. erecta, sondern auch viel bezeichnender, weil alle Mönchien aufrecht sind, aber nur diese 
4zählige, und der Linne’sche Beiname nur innerhalb der Gattung Sagina am Platze war, 


496 Cerastium, 


© Mai, Juni. Auf feuchten Triften, Brachen, Sandplätzen sehr selten. Bei 
Schluckenau auf Weiden zeitweilig (Karl)! Pfarrer Karl bemerkt dazu in Oest, Bot. 
Wochbl. 1851 p. 229: war seit 10 Jahren nicht wieder zu finden, erschien erst 1851 
wieder sehr zahlreich, mit Taraxacum glaucescens, wohl des milden Winters und nassen 
Frühjahrs wegen. — Gratzen in Südböhmen (Portenschlag in Presl fl. &ech.), was einer 
weiteren Bestätigung bedarf. 


14. Cerastium L. Hornkraut. 


A. (Dichodon Bartl.) Griffel 3. Kapsel länelich-walzlich, mit 6 flachen, an den Rändern 
nicht umgerollten Zähnen aufspringend. 


1. C. anomalum W. Kit. (Stellaria viscida M. Bieb.). Stengel stielrund, einfach 
oder vom Grunde mehrstängelig-ästig, aufrecht, sammt Blättern, Deckblättern, Kelchen 
und Blüthenstielen drüsög-flaumig, klebrig. Blätter ganzrandig, lineal, stumpf, sitzend, 
die unteren in den Blattstiel keilig verschmälert. Trugdolde endständig, gabelig, erst 
gedrungen, dann lockerer; Blüthenstiele stets aufrecht, fruchttragend, die unteren 3mal 
länger, die oberen auch nur so lang als der Kelch. Deckblätter ‚krautig. Kelchzipfel 
randhäutig. Bluamenblätter länger als der Kelch. Die unteren Kapseln 2mal so lang 
als der Kelch. 

3—8° hoch. Blätter trübgrün. Blumen weiss, zart. C. trigynum Vill. (Stellaria cera- 
stoides L.) aus dieser Abtheilung hat 3, bisweilen aber 4—5 Griffel, daher der Unterschied von 
Cerastium und Stellaria nicht in die oft veränderliche Griffelzahl gesetzt und C. anomalum, übrigens 
auch vom Habitus eines Cerastium, nicht zu Stellaria gerechnet werden darf. 

© Mai, Juni. Auf Feldrainen, grasigen Plätzen, auf sandigem und thonigem 
Boden, nur in der Gegend von Jiein und Jungbunzlau. Bei Jicin nächst Jiöinoves (Po- 
spichal 1871)! Jungbunzlau auf schwarzer Thonerde (schon Hippelli 1852 als Cerastium 
triviale!), nämlich bei Kosmanos und an der Strasse von Lustenie nach Loutin nächst 
Charvätec (Purkyn& 1868)! — Diese östliche Art erreicht hier ihre Westgränze und 
scheint schon zu Anfang dieses Jahrhunderts, freilich als Stellaria cerastoides L. beo- 
bachtet zu sein, da Pohl im Tentamen letztere Art bei Krinec und Zbozicko in dieser 
Gegend angiebt. 


B. (Orthodon Ser.) Griffel 5. Kapsel walzlich, mehr weniger gekrümmt, mit 10 auf- 
rechten, an den Rändern nach aussen gerollten Zähnen aufspringend. 


a) Pflanze 1jährig ohne unfruchtbare Blattsprossen. Blumenblätter so lang als der 
Kelch oder kürzer. 


2. C. brachypetalum Desp. Von langen weichen Haaren graugrün. Blätter 
oval oder länglich. Deckblätter sämmtlich krautartig, sammt den theils schmal- theils 
breiter randhäutigen Kelchblättern bis über die Spitze hinaus langhaarig: Blumenblatt- 
nägel und Staubfäden gewimpert. Blüthenstiele mit oder ohne eingestreute Drüsenhaare, 
zur Fruchtzeit 2—5mal länger als der Kelch. Kapseln meist wenig länger als der 
Kelch. Samen mit spitzen erhabenen Warzen. 

3”—1’ hoch. Blumenblätter klein, weiss, kürzer als der Kelch. 

© April, Mai. Auf sonnigen, begrasten, buschigen Abhängen, Rainen, Waldplätzen 
im Hügellande und im niederen Berglande sehr zerstreut, aber wahrscheinlich bisher 
wegen zeitlicher Blüthezeit zu wenig beobachtet. Am häufigsten in der Prager Gegend, 
besonders im Moldauthale und stets in Menge, so am Zizkaberge, Pelz, Podbaba, Roz- 
toky, Baumgarten, Särka, Michlerwald, Hlubolep, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist! Bei 
Davle an der Säzava! hinter St&chovic zahlreich! Anfang des Radotiner Thales, Karlstein! 
Bürglitz (Knaf)! Klicavathal! — Mölnik (Prazäk)! Jungbunzlau im Steingerölle (Hipp.)! 
Bäba bei Kosmanos (Watzel). Münchengrätz (Sekera). Rollberg (Lorinser)! Wostray bei 
Mileschau und Kl. Deblik bei Sebusein stellenweise zahlreich (Mayer)! Tetschen (Ma- 
linsky)! Bilin (Reuss), Brüx (Stika). Rothenhaus, Komotau (Reuss), Schlackenwerth (J. 


Cerastium. 497 


Reiss); hinter dem Dreikreuzberg in Karlsbad (Ortm,) — Ruine Klingenberg an der 
Moldau (Dede£ek)! 


3. €. glomeratum Thuill. (C. vulgatum L. sp. pl. et herb., Pohl, Tent., C. ovale 
Pers.). Von kürzeren Haaren und oberwärts meist von eingemengten Drüsenhaaren kurz- 
zotlög. Blätter oval oder rundlich, langgewimpert. Deckblätter sämmtlich krautig, so wie 
die Kelchblättchen bis zur Spitze steifhaarig. Aeussere Kelchblätter äusserst schmal-, innere 
breit-weissrandhäutig. Blumenblätter am Nagel gewimpert, manchmal fehlend. Staubfäden 
kahl. Blüthenstiele zur Fruchtzeit nur so lang als der Kelch oder kürzer. Kapseln 
doppelt länger, die oberen auch nur so lang als der Kelch. Samen fein gekörnelt. 

3”—1‘ hoch, gelbgrün. Blumenblätter klein, weiss, se lang oder kürzer als der Kelch. 
Kapseln sehr dünn und fein mit kleinen Zähnen. Den Linne’schen Namen, der unzweifelhaft 
hieher gehört, setze ich aus Nützlichkeitsgründen nach, weil er durch falsche Interpretation zwei- 
deutig geworden und für unsere Pflanze nicht bezeichnend ist. 

©) Mai, Juni und oft wieder August, September. In schattigen bergigen Wäldern 
an feuchten Stellen und in Waldschlägen, in gebirgigen Gegenden auch auf Aeckern 
und Rainen, in Wiesengräben, vom höheren Hügellande bis auf das Vorgebirge sehr zer- 
streut, selten in der Ebene, im wärmsten Hügellande gänzlich fehlend, so in der näheren 
Prager Umgegend, in der Leitmeritzer Ebene und im Mittelgebirge. Im Prager Umkreise 
erst bei Karlstein (Tausch)! an der Säzava bei Davle! hinter Stöchovic gegen Slapy! 
Neuhcf bei Lana in Wiesengräben (Poläk)! — Kolod&j bei Pardubic (Opiz)! Wald bei Neu- 
Königingrätz! Opatovic (Op.)! Leitomysl auf Aeckern (Pospichal)! — Riesengebirge: 
Friedrichsthal bei Spindelmühle (K. Knaf)! Raine um Ji&in (Pospichal)! Weisswasser 
(Eipp.)! Zwischen Haida und Steinschönau an der Strasse! B, Kamnitz! Eulau bei Bo- 
denbach! Brüxer Schlossberg (Eichler). Komotau: Flössplatz am Anfange des Grundthales! 
und Eidlizer Flössplatz (Reuss). Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). Marienbad (K. Knaf)! 
— Plesivec bei Hostomnic am Waldwege ! Waldtrift auf der Komorskä hora bei Jinec! — 
Vor Hohenfurth (Purkyne) ! 


4. C. semidecandrum L. Kurzhaarig, meist überall mit eingestreuten Drüsen- 
haaren. Blätter oval oder länglich. Deckblätter alle oder doch die oberen mit längerer 
oder kürzerer trockenhäutiger Spitze, so wie die randhäutigen Kelchblätter an dieser 
Spitze kahl. Blumenblattnägelund Staubfäden kahl. Blüthenstiele zur Fruchtzeit 2!/,—3mal 
länger als der Kelch. Kapseln doppelt kürzer, so lang oder nur etwas länger als der 
Kelch. Samen sehr klein, undeutlich gekörnelt. 

1—10‘ hoch, fein, heller oder dunkler grasgrün. 


a) scariosum (C. semidecandrum Fries, Koch, C. viscosum Pers,, Presl fl. cech., 
Tausch herb. boh.!). Deckblätter und Kelchblätter etwa im ganzen obersten Dritttheil trocken- 
häutig. — Hiezu ß. parviflorum m., Kelche und Kapseln doppelt kleiner als an der Normalform. 


b) subherbaceum (C. semidecandrum Pers., Presl fl. cech., Tausch h. boh.!, C. glu- 
tinosum Fries, ©. Opizii Seidl!). Deck- und Kelchblätter mit kurzer häutiger Spitze, die unteren 
öfter selbst ganz krautig. 

©) April, Mai. Auf sonnigen, kurzgrasigen Hügeln und Wegrainen, sandigen 
Weiden und Brachen, im Hügellande und der Ebene wohl verbreitet, aber wegen früher 
Blüthezeit wenig beobachtet, a) jedoch minder häufig. a) Bei Prag seltener, bisweilen 
mit b) zusammen: Karlshof (Hofm.), Michle, Slichov, St. Prokop, Generälka. — Pardubie: 
auf den Schlosswällen, an der Chrudimka (Opiz)! Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! 
Münchengrätz (Sekera), Höflitz bei Niemes (Schauta)! Melnik (Prazäk)! Roudnie (#, mit 
Spergularia Morisonii: Jirus)! Leitmeritz: Radobyl, Kolleben, beim Skalicer Försterhaus, 
hinter Auscha auf Sandstein (Mayer). Tetschen (Malin.)! Bilin (Reuss). Komotau (Kuaf)! 
Vysolan bei Saaz (Thiel)! Karlsbad (Ortm,). — b) Um Prag häufig. Säzavaufer bei Davle'! 
— Elbe-Teinitz: Sandhügel mit Radiola! Pardubie! Jaromef (Knaf)! Loretto bei Jilin 
(Pospichal)! Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera). Melnik (Prazäk)! Hrdly und 
Dobfin bei Roudnic auf Sandboden sehr häufig (Reuss). Bilin (Reuss). Rothenhaus (Roth)! 
Komotau (Knaf), Vysodan (Thiel). Karlsbad (Ortm). Budweis (Jechl)! Wittingau! 


498 Cerastiurm, 


b) Pflanze ausdauernd, nebst den blühenden Stengeln beblätterte sterile Triebe fürs 
künftige Jahr treibend, am Grunde zuletzt wurzelnd. Blumenblätter so lang bis doppelt so lang 
als der Kelch. 


5. C. triviale Link (C. viscosum L. Sp. pl. et herb,, Pohl Tent., C. vulgatum 
Wahl., Presl fl. &ech. nec L.). Stengel am Grunde niederliegend, ästig, rasenbildend. In 
den Blattachseln der Stengel und sterilen Triebe keine Blätterbüschel. Stengel von 
abstehenden kurzen und längeren Haaren rauhhaarig, seltener unten kahl. Blätter oval 
oder länglich, die unteren in den Blattstiel keilförmig verschmälert, angedrückt-steif- 
haarig oder fast kahl. Deckblätter und Kelchblätter am Rande alle trockenhäutig und kahl, 
am Rücken langrauhhaarig. Blumenblätter so lang oder ein wenig länger als der 
Kelch. Samen mit stumpfen, kornartigen Warzen. 

Stengel 3°—1’ lang. Obwohl die Art vieljährig und rasig ist, so blüht sie doch oftschon 
im ersten Jahre, wo noch keine sterilen Triebe da sind; in dieser Form ist sie von (©. semidec- 
andrum b., mit dem sie die trockenhäutige unbehaarte Spitze der Kelch- und Deckblätter gemein 
hat, hauptsächlich durch die längere, drüsenlose oder drüsenarme Bekleidung zu unterscheiden 
(wegen welcher der Linn@’sche Name auch sehr schlecht gewählt ist). Var.: 

«) pratense. Kriechende Stämmchen meist kurz. Stengel 2—1‘ hoch, überall steif 
und dichtbehaart, oberwärts meist drüsenlos. Blätter dicklich mif steifen Haaren, höchstens 
6° lang, 2‘ breit. 

£) elabratum Neilr. (C. holosteoides Fries). Blätter kahl, die obersten gewimpert. 
Stengel nur einreihig behaart. Sonst wie «). 


y) nemorale Uechtr. (C; silvaticum Opiz!). Höher und grösser als «), bis 2’ lang; 
kriechende Stämmehen oft verlängert, Stengel schlapp, zerstreuter behaart, aber meist drüsen- 
tragend. Blätter gross, die oberen 1‘ lang, 4“ breit, weich und dünn, etwas durchscheinend, 
kürzer und weicher behaart; Trugdolde lockerer, langzweigiger. — Das C. silvaticum W. Kit., 
dem y) in Tracht und Grösse sehr ähnlich ist, hat doppelt so grosse Blumenblätter als der Kelch 
und spatelförmige, plötzlich in den Blattstiel zugeschweifte Blätter der Stengelbasis und der 
unfruchtbaren Triebe. 

2. Mai—Herbst. Auf Wiesen, Triften, Aeckern, Rainen, an Wegen, in Gebüschen, 
«) durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge verbreitet und gemein; f)sehr selten 
beobachtet, bei Prag im Baumgarten und auf der Hetzinsel (Opiz)! ) In feuchten, schattigen 
Waldgebüschen, seltener, bei Prag im Michlerwald (Opiz)! Elbniederung: Houska bei 
Brandeis (Opiz)! im Erlgebüsch bei Franzdorf nächst Horusie! Herrschaft Pod&brad (Opiz)! 
Erlbruch bei Prelou&! 


6. C. arvense L. Stämmchen niederliegend, ästig, zerbrechlich, mit aufsteigenden 
Stengeln; @n den Blattwinkeln sterile Blattbüschel. Stengel mit kurzen, weichen, ab- 
stehenden Haaren, oben oft mit eingemengten Drüsenhaaren, oder unten kahl. Blätter 
lineal, lanzettlich oder elliptisch, beiderseits behaart oder kahl und nur gewimpert, 
die der stengelständigen Büscheltriebe viel schmäler. Deckblätter, wenigstens die oberen 
am Rande nebst den Kelchblättern mehr weniger trockenhäutig. Kelehblätter feinhaarig 
oder drüsenhaarig. Blumenblätter meist doppelt länger als der Kelch, trichterfömig- 
glockig. Samen mit vorspringenden, theils spitzen, theils leistenartigen Warzen. 


Blumen weiss, ziemlich ansehnlich. Var. 


«) vulgare. Stengel "/,—1‘ höch, sammt den Blättern behaart, graulichgrün. Blätter 
lineal bis lanzettlich, schmal. Deckblätter deutlich randhäutige, Kelchblätter länglich. Blumen- 
blätter doppelt so gross, Kapsel 1—2mal so lang wie der Kelch. 


ß) brachypetalum. Blumenblätter wenig länger als der Kelch, sonst wie «). 


..... Y) eondensatum (y. latifolium Neilr.). Stengel nur,3“ hoch. Blätter elliptisch oder 
elliptisch lanzettlich, kurz, Kelchblätter oval. Sonst wie «). 


ö) subherbaceum (C. Kablikianum Wolfner!). Stengel 3—6” hoch. Deckblätter die 
unteren krautig, die obersten schmal randhäutig. Kapseln 2—3mal länger als der Kelch. Sonst wie y). 


&) glabrescens Neilr. (C. alsinefolium Tausch!). Niedrig, kahl. Stengel nur oben 
behaart, armblüthig. Blätter elliptisch, grasgrün, starr, ganz kahl oder sammt den Deckblättern 
langgewimpert. 


Malachium. Stelilaria, 499 


2. Mai, Juni, und einzeln im Herbste. Auf trockenen Rainen, Feldrändern, Gras- 
plätzen, «) überall verbreitet bis auf das Vorgebirge; ß) Klostergrab (Winkler)! Ranzen- 
berg bei Komotau (Knaf)! y) Feldränder bei Oberdorf nächst Komotau (Knaf)! d) Ein- 
siedel bei Marienbad (Kablik)! e) Felsen von Einsiedel bei Marienbad (Tausch) ! 


15. Malachium Fiies. 


1. M. aquaticum Fries (Cerastium aquaticum L.). Stengel oberwärts dicht drüsen- 
haarig klebrig, unten sammt den Blättern ziemlich kahl. Blätter aus herzeiförmigem 
Grunde langzugespitzt, am Rande wellig, die untersten gestielt. Trugdolde beblättert, 
wiederholt 2gabelig; Blüthenstiele zuletzt wagrecht oder herabgeschlagen. Kelchblätter 
eilänglich, krautig, mattgrün, drüsig behaart, kaum randhäutig, doppelt kürzer als die 
Blumenblätter. 

1—3‘ lang, schlaff, liegend und klimmend, sehr zerbrechlich, wobei die Rinde von dem 
ellastischen Gefässbündeleylinder ringsum abbricht. Sehr ähnlich der Stellaria nemorum, aber durch 
die Behaarung, die Kelche und die 5 Griffel leicht zu unterscheiden. 

2 Juni—September. In Waldsümpfen, an Gewässern im Gestrüpp, in Gräben, 
in denEbenen und durch das ganze Hügelland, wie auch in niederen Gebirgsgegenden ver- 
breitet und meist häufig. 


16. Stellaria L. em. Sternmiere. 


A. Stengel stielrund. Wenigstens die unteren Blätter gestielt. Trusdolde beblättert, 
wiederholt 2gabelig. Blumenblätter zu °/, oder bis gegen die Basis 2theilie. 

1. $. nemorum L. Durch kriechende, zerbrechliche Stämmchen ausdauernd. 
Stengel besonders oberwärts rundum oder 2—Ireihig flaumig und drüsenhaarig. Blätter 
gewimpert oder die unteren ungewimpert, länglich-eiförmig, zugespitzt, die unteren 
langgestielt und etwas herzförmig. Fruchtstiele wagrecht abstehend. Kelchblätter länglich- 
lanzettlich, glänzend, schwachbehaart, breit randhäutig. Blumenblätter doppelt länger als 
der Kelch. Mittelsäulchen der Kapsel verlängert. 

1—2' lang, schwach. Treibt aus den Achseln der unteren Blätter dünne, kleinblätterige, 
horizontale oder aufstrebende Zweige. Blumen wie bei allen übrigen Arten weiss. 

2. Mai, Juni. In schattigen Wäldern der Berg- und Vorgebirgsregion, seltener 
in feuchten Auwäldern der Ebenen und des Hügellandes. Bei Prag daher selten: Krter 
Wald, Cibulka, Königsaaler Stadtwald, Kamenicer Thal! bei Trebohostice am Waldbache! 
— 0Oestliche Elbniederung selten: Libig (Poläk)! Fasanerie bei Pod&brad! — Berg 
Woheb bei Cäslau (Opiz). Senftenberg: Remise bei Liänie (Brorsen), Königingrätz (Genck) ! ! 
Josefstadt (Hähnel)! Im Riesengebirge aus dem Vorgebirge bis zur unteren Hochgebirgs- 
region : Hohenelbgrund ! Klausengrund! Schatzlar, Johannisbad (Opiz)! Rochlitz (Gottstein) ! 
Lomnitz, Pekloves bei Cidlina (Poläk)! Münchengrätz Iserufer (Sekera)! Jungbunzlau, 
Weisswasser (Hipp.)! Niemes: Barzdorfer Büschel, Rollberg (Schauta)! Limberg bei Gabel! 
B. Aicha (Prochäzka)! Reichenberg (Siegm.)! Kratzau (Kratzm.)! Lausche (Matz). Kalten- 
berg bei B. Kamnitz! Tetschen (Winkler)! Am Lobos oben im Sattell Am Erzgebirge: 
bei Teplitz (Reuss), Rothenhaus (Roth)! Grund bei Komotau (Thiel)! Presnitz auf der 
Höhe des Erzgebirges (Häjek)! Karlsbad (Ortm.). — Zwischen Lana und Neuhof am 
Bache nächst der Strasse (Poläk)! Padrtbach bei Strasic! Thiergarten von Brezina (Stern- 
berg)! Blanskerwald! und an der Moldau zum Stichser Graben hin (Jungbauer). Hoch- 
waldberg bei Gratzen! Im Böhmerwalde wohl häufiger, noch am Rachel 4500 (Sendtner). 


2. S. media Vill. (Alsine mediaL.). Stengel mit 1jähriger Wurzel, vielästig, am 
Grunde oder ganz niederliegend, einreihig behaart, oberwärts nicht drüsenhaarig. Blätter 
eiförmig, kurz zugespitzt, die unteren spatelförmig, langgestielt, kahl oder nur am Grunde 
gewimpert. Blüthenstiele zuletzt herabgeschlagen. Blumenblätter so lang oder kürzer als 
der Kelch oder fehlend. Mittelsäulchen der Frucht sehr kurz. 


500 Stellaria, 


3“—1' lang, zerbrechlich. Bald die meisten Stengelblätter sitzend, bald die meisten 
gestielt. Var. «) oligandra, Staubgef. 5-3—1; ß) apetala, ohne Blumenblätter; y) decandra 
(S. neglecta Weihe), Staubgef. meist 10, Pflanze grösser, grossblätteriger, der vorigen Art ähnlicher. 

© oder $%. DBlüht das ganze Jahr mit Ausnahme des strengen Winters. Auf 
Acker- und Gartenboden, wüsten Plätzen, an Wegen, in Gebüschen, im ganzen Lande 
und im Gebirge bis zur Culturgränze sehr gemein, ß) und y) hin und wieder, letztere 
in fetterem humosen beschatteten Boden. 


B. Stengel vierkantig. Blätter sämmtlich sitzend. 


a) Trugdolde beblättert, mit krautartigen, den Stengelblättern ähnlichen, nur kleineren 
Tragblättern der Blüthenzweige. Blumenblätter zur Hälfte gespalten. 


3. S. holostea L. Blätter lanzettlich oder lineallanzettlich, langzugespitzt, am 
Rande und unterseits am Mittelnerven zackig-rauh. Kelchblätter häutig durchscheinend, 
anscheinend nervenlos, doppelt kürzer als die Blumenblätter. Kapsel kugelig. 

Grasgrün, vom Grunde rasig verzweigt, unterwärts zerbrechlich, mit sterilen Blatttrieben 
und aufsteigenden, 1—2‘ hohen Stengeln. Blüthenstiele lang. Blumen am ansehnlichsten unter 
den Verwandten. Perennirt, wie auch manche andere Alsineen, durch Knospen, die im Frühjahr 
aus den Blattachseln der vorjährigen, sammt Blättern verdorrten und anscheinend ganz todten, 
aber dennoch unter der abgestorbenen Rinde einen lebenden Gefässbündeleylinder bergenden 
Stengel, öfter in auffallender Höhe über dem Erdreich situirt, in frische Zweige a ustreiben. 

2 Mai. In Wäldern, auf ssteinigen, buschigen und bewaldeten Abhängen, verbreitet 
aus den Ebenen durch das ganze Hügelland bis auf das Vorgebirge, so auf Vorbergen 
des Riesengebirges (Kablik)! im Blansker und den Vorbergen des Böhmerwaldes (Jungb.). 

b) Trugdolde ganz oder im oberen Theile mit trockenhäutigen Deckblättern. Blumen- 
blätter bis gegen die Basis 2theilig. 


«) Stengel oberwärts auf den Kanten und die Blätter besonders an den Rändern 
feinzackig-rauh. Deckblätter kahl. 


4. S. Frieseana Ser. (S. longifolia Fries nee Mühl.). Stengel vielästig, ausge- 
breitet, Aeste aus liegender Basis aufsteigend. Blätter schmal lineal-lanzettlich, spitz, zum 
Grunde verschmälert. Gabelige Trugdolde sehr locker, langzweigig, rein deckblätterig, gestielt, 
durch den ebenfalls zuletzt trugdoldigen Seitenzweig aus der obersten Blattachsel häufig 
übergipfelt. Kelchblätter frisch anscheinend nervenlos, getrocknet 3nervig, elliptisch- 
lanzettlich. Blumenblätter so lang als der Kelch. Kapseln eilänglich, die unteren doppelt 
länger als der Kelch. Samen glatt. 

Stengel bis 1‘ lang, sehr schlapp und zerbrechlich, freudiggrün, in allen Theilen feiner 
als die ähnliche S. graminea. Fruchttragende Stiele schief herabgeschlagen. 

% Mai—Juli. An feuchten Waldstellen, in torfigen Wäldern des südlichsten 
Böhmens. Haidberg des Kubanigebirges (Müncke 1864)! Schwarzbach bei Krumau auf 
Torfstichen und im Kieferwäldchen beim Dorfe (Müncke),. In den Wäldern auf 
Torfboden südöstlich von Wittingau bis gegen St. Magdalena, und im Rothen Moose 
gegen Grätzen! 


ß) Stengel und Blätter glatt. Deckblätter kahl, 


5. $. uliginosa Murr. (Larbrea aquatica St. Hilaire). Stengel ästig, liegend oder 
aufsteigend, oberwärts sympodial zusammengesetzt, meist mit mehreren scheinbar 
seitenständigen, nämlich vom obersten die Axe fortsetzenden Laubspross übergipfelten 
Trugdolden. Blätter länglich oder elliptisch lanzettlich, kabl oder am Grunde schwach 
gewimpert. Trugdolden gabelig, rein deckblätterig. Kelchblätter lanzettlich, schwach 3nervig, 
fast doppelt länger als die Blumenblätter und so lang als die Kapsel. Samen Klein- 
warzig runzelig. 

Kraut bläulichgrün. Blätter etwas dicklich, getrocknet sehr deutlich netzig-nervig. Der 


sympodiale Stengel bis 1‘ lang. Neben dem stärkeren oder einzigen, den Stengel fortsetzenden 
Blattspross unterhalb der jeweiligen Endeyme findet sich in der Blattachsel noch eine Beiknospe. 


Steliaria, 501 


An einer kleinen, nur etwa 3 langen Form (S. linoides Tausch!) bleibt die zweite Axe des 
Stengels schon kurz mit nur 1—2 Blätterpaaren, daher die Cyme evidenter endständir bleibt. 
Blüthenbecher bald niedrig und der Fruchtknoten unten gleichbreit, bald der Becher trichter- 
förmig und der Fruchtknoten unten verschmälert (Larbrea St. Hil,, welche Gattung daher nicht 
einmal als Section haltbar ist). Samen dunkelbraun. 

2. Mai—Juli. An guelligen und sumpfigen Wald- und Wiesenstellen, an Bächen, 
zerstreut aber verbreitet, besonders in Gebirgsgegenden, häufig im Vorgebirge der Sudeten 
und des Böhmerwaldes und bis auf’s Hochgebirge, seltener im wärmeren Hügellande und 
inder Ebene. B.:i Prag daher nicht häufig und mehr in der südlichen bergigen Gegend : 
Hetzinsel, Nusle, Königsaal, Stirin, Klokoönä, Trebohostic, Kliava bei Lana an Waldbächen ! 


6. S. palustris Ehrh. 1789 (S. glauca Wither. 1796). Stengel ziemlich aufrecht, 
einaxig, unter der endständigen Trugdolde meist mit einem einfachen, sterilen, nicht 
übergipfelnden Laubzweige. Blätter lineal-lanzettlich, kahl und ungewimpert. Trugdolde 
wiederholt gabelig, ihre untersten Aeste oft von einem Laubblatipaar gestützt und 
dann der eiue Ast beblättert. Kelchblätter länglich-lanzettlich, 3nervig, fast nur halb 
so lang als die Blumenblätter, so lang als die Kapsel. Samen kleinwarzig-runzelig. 

3/,—1!/,‘ hoch. Stengel selten bloss 1blüthig. Seitenzweige des Stengels oft viel schlanker, 
schmalblätteriger. Blätter meist graugrün, doch auch grasgrün. Blumen viel grösser als bei der 
ähnlichen S. graminea. Samen hellbraun. 

2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen, sumpfigen Wiesenstellen, an moorigen Fluss- 
und Teichufern, in Torfsümpfen, vorherrschend in niederen Gegenden, Flussthälern, seltener 
im niederen Vorgebirge; im warmen Hügellande, wie um Prag und Leitmeritz ganz 
fehlend. Elbthal: Elbe-Kostelec gegen Ovcär und beim Heger! Elbwiesen bei Podebrad! 
Chlumee bydz. am ehemaligen Kosicer Teiche! Kolin gegen Sendrazic! Bohdanet: am Teiche 
Rozkos (Opiz)! bei Rybetev! Königingrätz (Reichel). Elbufer bei Jaromer (Knaf)! Am 
Rehhorn des Riesengebirges (Kablik)! Lomnice unter der Fabrik (Poläk)! Münchengrätz 
(Sekera) ! Weisswasser (Hipp.)! Hirschberg! Cistaj bei Niemes häufig (Schauta)! B. Kamnitz 
(Zizelsb.). Herrnskretschen am Wege zum Prebischthor! Am Fusse des Erzgebirges bei 
Teplitz (Laube), Bilin (Prof. Reuss), Kommern (Knaf)! Skyrl bei Komotau (Thiel). Teich 
bei Donitz nächst Karlsbad und auf der Kukukswiese bei Schlackenwerth (Reiss). Marien- 
bad (Friedr. Aug.). — Rakonitz: auf der Belsanka (Krej). Wiesen bei Pisek (Dede£ek) ! 
Tucap bei Sobeslau (Bercht.). Veself: Waldgraben vor Borkovic! Westseite des Zäblat- 
Teiches bei Lomnie! Wittingau am Rande des Schlossreviers! Gratzen (Presl). 


y) Stengel und Blätter glatt. Deckblätter am Rande gewimpert. 


7. $. graminea L. Stengel schlaf‘, am Grunde niederliegend, einaxig;, die Zweige 
unterhalb der endständigen Trugdolde kurz, oft rein reproductiv (ohne Laubblätter), nicht 
übergipfelnd. Blätter lineal oder lanzettlich, seltener elliptisch-lanzettlich, kahl, zuweilen 
am Grunde schwach gewimpert. Trugdolde wiederholt gabelig, langzweigig, deckblätterig. 
Kelchblätter elliptisch-lanzettlich, auch frisch 3nervig, wenig kürzer als die Blumen- 
blätter und die Kapsel. Samen kreisfaltig-runzelig. 

: 2,„—2' lang. Blätter grasgrün, meist schmal, seltener (ß. latifolia) breiter elliptisch- 
lanzettlich. Blüthen klein, 2häusig-vielehig. Fruchtstiele wagrecht oder schief herabgebrochen. 

4 Mai—August. Auf feuchten Wiesen, in Gebüschen, in kühleren gebirgigeren 
Lagen auch an Ackerrändern, allgemein verbreitet bis auf das Hochgebirge (im Böhmer- 
walde bis auf den Arber 4540’: Sendtner), im wärmeren Hügellande wie bei Prag minder 
häufig und nur an feuchten oder schattigeren Stellen. 8) Ackerränder bei den Seehäusern 
im Böhmerwalde (Purkyn&)! in Wäldern um St. Katharina bei Policka! und wohl auch 
anderwärts. 


33 


502 


nn nm dm mn 


86. Ordnung. Sileneen De Cand. 


Uebersicht der Gattungen. 


I. Diantheae Döll). Kelch ohne Commissuralrippen (d. h. solche Rippen, welche 
von der Bucht zwischen zwei Kelchzühnen herablaufend, an der Gränze zwischen je zwei ver- 
schmolzenen Kelchblättern liegen). Narben in der Regel 2. Kapsel 1fächerig, mit 4 Zähnen 
aufspringend. 

A. Samen nierenförmig oder kugelig. Kelche am Grunde ohne eine Hülle aus 
Vorblättern. : 
a) Blumenblätter ohne Flügelleisten am Nagel. 


1. Gypsophila. Kelch glockig, mit breiten häutigen Commissuralstreifen. Blumenblätter 
in den Nagel allmälig keilig verschmälert mit ungetheilter Platte, ohne Krönchen, 
Kapsel kurz, oft fast kugelig, mit kurzem Mittelsäulchen. Samen nierenförmig, 


b) Blumenblätter mit Flügelleisten am Nagel. 


2. Vaccaria. Kelch pyramidenförmig, am Grunde bauchig, scharf 5kantig mit häutigen 
Commissuralstreifen. Blumenblätter mit ungetheilter Platte, ohne Krönchen. Kapsel 
kurz eiförmig, mit einer pergamentartigen, von der seidenartigen, unregelmässig 
zerreissenden Innenwand sich ablösenden Aussenwand. Samen kugelig. 


3. Saponaria. Kelch röhrig-walzlich, vielrippig. Blumenblätter mit ungetheilter oder 
schwach gespaltener Platte, meist mit 2spitzigem Krönchen. Kapsel walzig, mit 
verlängertem Mittelsäulchen, ihre Wand nicht spaltend. Samen nierenförmig, 
zusammengedrückt, 

B. Samen schildförmig, fast plattgedrückt, mit etwas convexer Rückenfläche und 
mit concaver, von einem verdickten Rande berandeter und daselbst von einem Kiel durchzogener 
Bauchfläche. Kelche am Grunde von einem bis mehreren Paaren von Vorblättern behüllt. Blumen- 
blätter ohne Krönchen. c 
4. Tunica. Kelch kreiselförmig-glockig, 5spaltig, 5kantig, mit breiten häutigen Commis- 

suralstreifen, von den Deckblättern am Grunde nicht eingehüllt, zur Fruchtzeit 
nicht einreissend. Blumenblätter in den kurzen Nagel allmälig verschmälert, trichter- 
förmig_ offen. 


5. Kohlrauschia. Kelch röhrig-walzlich, ganz häutig, 5streifig, 15rippig, kurz 5zähnig, 
von 2 trockenhäutigen Vorblättern eingehüllt, zur Fruchtzeit durch die aus- 
wachsende Kapsel längsschlitzig-aufreissend. Blumenblätter in einen langen Nagel 
allmälig verschmälert, im Schlunde zusammenstossend. 


6. Dianthus. Kelch röhrig-walzlich, vielrippig, ganz krautig, ohne häutige Commis- 
suralstreifen, von den Vorblättern nicht ganz eingehüllt, zur Fruchtzeit nicht 
einreissend. Blumenblätter in den langen Nagel plötzlich zusammengezogen, im 
Schlunde zusammenstossend. 


II, (Lyehnideae Döll). Kelch mit Commissuralrippen. Narben in der Regel 3 oder 5. 
Samen nierenförmig. 


A. Blumenblätter am Nagel ohne Flügelleisten, aber fast immer (nur einige Silenen 
und Melandryen ausgenommen) mit Krönchen. Fruchtblätter nebst Narben 3 oder 5 episepale. 
Narben auf der Innenseite behaart. 


a) Kapsel kugelig, nicht aufspringend, beerenartie. Kelch beckenförmig-glockig. 


7. Cueubalus. Blumenblätter mit 2spaltiger, zurückgebogener Platte und kurzem Krönchen. 
Fruchtknoten (frühzeitig) 1fächerig. Griffel 3. 
b) Kapsel eiförmig bis kugelig, an der Spitze mit 5—10 Zähnen aufspringend. 
Kelch walzig-glockig bis walzig-keulenförmie. 
8. Viscaria. Blumenblätter mit Krönchen. Narben 5. Kapsel im unteren Theile 5fächerig, 
durch Mittentheilung der Fruchtblätter (unter den Narben) mit 5 in der 
Mitte mit einem Längsstreifen bezeichneten Zähnen aufspringend. 


Gypsophila. Vaccaria. 503 


9. Silene. Blumenblätter meist mit Krönchen. Narben 3 (seltener 5). Kapsel im unteren 
Theile 3- (oder selten 5-)fächerig, durch Rand- und Mittentheilung der Frucht- 
blätter 6—10zähnig aufspringend. 


10. Melandryum. Blumenblätter meist mit Krönchen, Narben 3 oder 5. Kapsel ein- 
fächerig, durch Rand- und Mittentheilung der Fruchtblätter 6—10zähnig auf- 
springend. 

11. Lychnis. Blumenblätter mit Krönchen. Narben 5. Fruchtknoten einfächerig, durch 
Randtheilung der Fruchtblätter (zwischen den Narben) 5zähnig aufspringend. 

B. Blumenblätter am unteren Theile des Nagels mit 2 Flügelleisten, ohne Krönchen, 

Narben 5, epipetal, allseitig behaart. 

12. Agrostemma. Kelch länglich, öben verengert, mit 10 vorragenden Rippen und 
5 verlängerten, laubartigen Zipfeln. Kapsel einfächerig, durch Randtheilung 
der Fruchtblätter mit 5 kurzen Klappen aufspringend. 


1. Gypsophila L. em. Gypskraut. 


1. @. muralis L. (G. serotina Hayne, Presl fl. £&.). Wurzel jährig. Stengel 
gabelästig, kahl oder unten etwas flaumig. Blätter lineal, zugespitzt. Bläthen vereinzelt, 
am ganzen Stengel gabelrispig zerstreut. Kelche glockig-kreiselförmig, stumpf 5zähnig. 
Kapsel und Mittelsäulchen verlängert. Samen tetraädrisch, an der Spitze nierenförmig 
ausgebuchtet, fein gerunzelt. 

Klein, zart, dünnstengelig und feinästig, 2—6‘ hoch. Blumenblätter klein, gekerbt oder 
ausgerandet, rosenroth, dunkler geadert, selten weiss. 

®& Juli—0October. Auf feuchten, sandig-thonigen Aeckern und Triften, an über- 
schwemmt gewesenen Stellen, besonders an Teichrändern, von der Ebene bis in das niedere 
Gebirge (so z. B. als Anflug im Waldschlage des Duppauer Gebirges etwa 1600’ 
spärlich!), zwar allgemein verbreitet, aber sehr zerstreut und nicht überall häufig. 


2. G. fastigiata L. (G. arenaria W. Kit... Ausdauernd, halbstrauchig, mit 
vielen unfruchtbaaren Blätterbüscheln. Stengeln aus aufsteigendem Grunde aufrecht, 
ziemlich einfach, kahl, oberwärts sammt dem Blüthenstande drüsig-klebrig. Blätter 
lineal, zugespitzt, etwas fleischig. Blüthen ?n endständiger, flacher trugdoldiger Rispe, 
an deren Zweigen gehäuft, mit häutigen Deckblättchen. Kelche glockig, mit stumpfen 
aufrechten Zähnen. Kapsel und Mittelsäulchen kurz. Samen zusammengedrückt nieren- 
förmig,. mit warzigen, an der Kante einen spützgezähnten Kamm bildenden Höckern. 

1—2‘ hoch. Blumen klein, weiss oder röthlich angelaufen; Staubgefässe und Griffel 
aus denselben hervorragend. 

2, Juni—August. In sandigen Kiefenwäldern, auf Hügeln in lockerem Sande, 
nur zwischen Roudnic und Theresienstadt, um Wolesko, Libotejnic und Drab£lic in grosser 
Menge, auch auf Eisenbahndämmen (schon Presl fl. dech., Reuss, Mayer etc.)! und bei 
Weisswasser auf Sandsteinabhängen (Hippelli) ! 


2. Vaccaria Medik. Kuhkraut. 


1. V. parviflora Mönch (V. pyramidata Fl. Wett., Saponaria vaccaria L.). Stengel 
oben gabelig-vielästig. Blätter länglich-lanzettlich, vorragend-Inervig, am Rande glatt. 
Blüthen in weitläufiger beblätterter Trugdolde. Blumenblätter vorn gezähnelt. Samen mit 
einer zum eingedrückten Nabel verlaufenden Mittelzone, kleinwarzig- gekörnelt. 

Kraut kahl, bläulich-bereift, 1—2‘° hoch, Blumen hellpurpurn. Kelche bleich mit 
grünen Kanten. 

©) Juni, Juli. Auf Aeckern mit Lehm- und Kalkboden, unter Getreide und 

38% 


504 Saponaria—Kohlrausohia, 


en 


besonders unter Hülsenfrüchten, Wicken und Erbsen, in den wärmeren Ebenen und 
Thälern zerstreut, doch meist zahlreich. Bei Prag fast nur nordwärts: Michle (Opiz)! 
Bruska (Ramisch)! Dablic (Opiz)! Chabry (Dödee.); Zwischen Lisolaje und Horomefrie! 
Bei Weltrus stellenweise lästiges Unkraut (Poläk)! Chlomin (Kostel.. — Kolin gegen 
Sezemie in Wickenfeldern! Bei Podebrad unter dem Voskoberge bei Senic, Opoönic, 
einzelu vor dem Blato! Gastorf: oberhalb Drahobuz in der Wieke! Roudnic (Neum.). 
Zlonie! MSeno bei Budin (A. Mayer). Pätek bei Libochovie in der Wicke! Leitmeritz: 
bei den Blockhausschanzen, gegen Theresienstadt (A. Mayer). Tetschen (Malin.)! Um 
Teplitz häufig (Opiz, Winkler) ! Bilin: bei Kutschlin und im Zizkathale auf Gneiss! Brüx 
(Eichler). Lieschnitz bei Püllna im Kleefelde! Meronic! unter dem Rannayer Berge bei 
Loun ! Komotau: am Eidlitzer Busch, bei Sporitz, Prahn (Knaf)! Vysocan (Thiel), Waltsch 
(Konrad)! Rakonitz; bei der Rothen Mühle (Krej£.). 


3. Saponaria L. em. Seifenkraut. 


1. $. offieinalis L. Wurzelstock walzig, kriechend,. Blätter eiförmig- oder länglich- 
lanzettlich, nervig, am Rande rauh. Blüthen in end- und seitenständigen, 1- bis mehrmal 
gegabelten Trugdolden, zu 3—7 gehäuft. Blumenblätter ausgerandet. Samen klein- 
warzig-gekörnelt. 

1—2‘ hoch, kahl oder feinhaarig, grasgrün. Blumenblätter ziemlich gross, weiss oder 
etwas fleischfarben, schwach riechend. 

2 Juli—September. Auf kiesigen Flussufern im Weidengebüsch, im Kies der 
Bäche, in feuchten Hecken, auch auf Felsabhängen und feuchten sandigen Aeckern 
zerstreut aber verbreitet durch ganz Böhmen, besonders in der Nähe der grösseren Flüsse: 
Moldau von Budweis bis Melnik hin und wieder, häufig an der Elbe von Jaromer bis 
Tetschen, an der Iser, Eger und Tepl (von Budin bis Karlsbad), Säzava, Berounka (bei Bürg- 
litz), Wotava (bei Strakonic) u. s. w. Auch in gebirgigeren Gegenden (bis 2000°), wie 
bei Hohenelbe, Schatzlar, Böhm. Kamnitz, B. Leipa u. s. w. 


4. Tunica (Scop. em.) Koch. Felsnelke. 


? 1. T. saxifraga Scop. (Gypsophila saxifraga L. Speec. ed. II., Dianthus saxi- 
fragus L. Spec. ed. I.). Wurzelstock kurzgliedrig, vielstängelig-rasig, mit spindeliger Wurzel. 
Stengel ästig. Blätter lineal-pfriemlich, halbrund. Blüthen in weitläufiger gabeliger Dolden- 
rispe. Kelche glockig, mit stumpfen breit weissrandigen Zähnen; ihre Hüllblätter eiförmig, 
zugespitzt, häutig, grünkielig. Blumenblätter ausgerandet. 

Stengel Y,—1‘ hoch, oft im Kreise ausgebreitet. Blumen klein, rosa oder lilafarben, 
Sieht einer Gypsophila sehr ähnlich, doch sogleich durch die Kelchhülle zu unterscheiden. 

2. Juni—August. Auf steinigen Hügeln, trockenen Wiesen und Sandplätzen, an 
Wegen, im Kiese der Bäche. Bei Wittingau (Seidl, Tausch}! woselbst ich sie nicht auf- 
finden konnte. Brezina (Gf. Sternberg). Angeblich am Lobosch (an welchem vielbe- 
suchten Berge sie Niemand weiter fand) oder sonst einem Hügel im Nordwesten (Winkler). 


5. Kohlrauschia Kunth. 


1. K. prolifera Kunth (Dianthus prolifer L., Tunica prolifera Scop.). Stengel 
einfach oder gabelig-ästig. Blätter lineal, am Rande rauh, kurzscheidig. Blüthen zu 3—8 
im Büschel, von 3 Paaren stufenweise grösserer, verkehrteiförmiger, häutiger, rauschender 
Deckblätter bis auf die ausgerandete Blumenblattspreite ganz eingehüllt; die äussersten 
kleinsten Deckblätter stachelspitz, die übrigen stumpf, die innersten unterhalb der End- 
blüthe mit je einer, von 2 häutigen Vorblättern behüllten, aus deren Achseln oft abermals 
Seiteublütlien erzeugenden Seitenbluthe, 


Dianthus, 505 


Pflanze kahl, aufrecht, einfach oder ästig, /,—1Y,‘ hoch, Hüllblätter etrohgelb-bräunlich. 
Blumen klein, lila, nur bei Sonnenschein geöffnet. 

© Juni— August. Auf trockenen, steinigen und sandigen Hügeln, Felsabhängen, 
Dämmen und Wegen, besonders an Flussufern im ganzen Hügellande und in den Ebenen ziem- 
lich verbreitet, oft vereinzelt. Bei Prag hin und wieder, besonders im Moldauthale: Michle, 
Kr&, Troja, Podbaba, Lib£ic, Särka, Hledsebe bei Weltrus, Belvedere, Folimanka, Fuss 
des Chuchler Berges, Zävist, St. Ivan, Beroun u. s. w. Häufig im Elbgebiet: Elbe- 
Teinitz! zwischen Horusie und Zdechovie (Opiz)! Cäslau, Chedrby (Opiz). Lissa (Tausch)! 
Wegstädtel! Roudnic! Hrdly und Bousovic (Reuss, Mayer), Theresienstadt, Sperlingstein, 
Tetschen gegen Loosdorf! — Münchengrätz: an der Strasse von Kloster nach Mankovic 
(Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Habstein (Neum.), Kummer und Gruppay 
bei Niemes (Schauta). Neuschloss (Hockauf)! B. Leipa gegen den Koselberg auf Sand- 
stein! B. Kamnitz! Scharfenstein bei Bensen (Zizelsb.)! Teplitz, Aloisiushöhe bei Poratsch, 
Brüxer Schlossberg (Reuss), Rothenhaus (Roth). Eidlizer Busch (Reuss). Strasse von 
Saaz nach Schiesselitz! Schlackenwerth (Reiss). Karlsbad (Ortm.), Franzensbad (Bracht)! 
— Rakonitz! Bürglitz! Felshänge zwischen To£nik und Zebräk! Strasse bei Dusnik nächst 
Pribram! Rokycan Kalk-Anhöhe! Radnic, Brezina (Sternbg.)! Podskal bei Strakonic ! 
Otava-Abhang bei Pisek (Dede£.). 


6. Dianthus L. em. Nelke. 


A. (Armeriastrum). Blüthen sehr kurzgestielt, kopfig-gehüschelt, selten an Schwäch- 
lingen einzeln endständig. Blumenblätter vorn seichter oder tiefer zackig-gezähnt. 


a) Hüllblätter krautig, mit den Grannen so lang und länger als die Kelchröhre, 
Blattscheide höchstens so lang als die Blattbreite. 


1. D. armeria L. Zweijährig. Stengel (nebst Blättern) ganz oder doch oberwärts 
nebst Deckblättern und Kelchen rauhhaarig. Blätter lineal, obere spitz, untere stumpf- 
lich; ihre Scheide kaum so lang als die Blattbreite. Büschel 2—10Oblüthig. Hüll- und 
Deckblätter krautig, aus eiförmiger, randhäutiger Basis lanzettlich-pfriemlich. Kelchzähne 
lanzettlich-pfriemlich, letztere aufrecht. Blumenblätter länglich verkehrteiförmig. 

1—2’ hoch, steif aufrecht. Kelchröhren, Deck- und Hüllblätter trübgrün, stark längs- 
nervig. Blumen klein, karminroth. h 

63 Juni—August. In lichten Laubwäldern, Waldschlägen, auf sonnigen, buschigen 
Hügeln, gerne in kiesigem Boden, im Hügellande und Mittelgebirge, zerstreut und oft 
nur in geringer Menge. Bei Prag: Velikä hora bei Karlstein! St. Prokop (Presl). Kröer 
und Kundraticer Wald (Opiz)! Dablicer Berg (Op... Hain bei Bäst (Dedetek)! Oune- 
tie (Wagner)! Chval!l — Elbgebiet: Stefansüberfuhr (Poläk)! Brandeis (Opiz)! Lissa 
auf Feldern (Tausch)! Elbauen bei Kolin, Gross-Wosek, Nimburg! Anhöhe bei Dva- 
kaöovie! Pardubic: bei Wystrkow, Wald bei Bohdane&! — Osiker Thal bei Leito- 
mysl (nur 1 Exemplar Pospichal)! — Häufig bei Chlumec (Sternbg.)! in den Dymo- 
kurer Wäldern, Slatina bei Ji&in! zwischen KopidIno und Cesov, um die Wälle [valy] 
(Pospichal)! Horka und Fasanerie Kätov bei Münchengrätz (Sekera). Bäba bei Kosmanos! 
Chlum bei Jungburzlau (Himmer)! Vidim (Hackel). Habstein (Neumann); Fuss des Kosel- 
berges bei Leipa! B. Kamnitz (Zizelsb.). Wälder um Kostäl (Reuss), zwischen W-chynic 
und Boree (A. Mayer). Unter dem Radelstein gegen den Granatbach! Laubgebüsch unter 
dem Mileschaner! Leitmeritz: am Wege vom Skalicer zum Menthauer Forsthause und 
nördlich vom Kelchberge (A. Mayer). — Debrethal bei Bilin (Reuss), Kopitzer Dämme 
bei Brüx (Eichler). Weingarten am Erzgebirge bei Rothenhaus (Roth), Sporitz bei Komotau! 
Eidlitzer Eichbusch! Deutschenrust bei Pomeisl! Marienbad (Skalnik). Lehne am Neuteich 
bei Rakonic! Hofovic: beim Bahnhofe! und überhaupt nicht selten (nach Schlechtend). 


+ D. barbätus L. Wieljährig, mit wagrecht kriechendem Waurzelstock. Stängel 
kahl. Blätter breitlanzettlich oder länglich-lanzettlich, spitz, zum Grunde verschmöälert, 
am Rande wimperig-rauh, Kelchhüllblätter aus breiterer, randhäutiger und gewimperter Basig 


506 Dianthus. 


zusammengerollt-pfriemlich, am Rande rauh,. sonst kahl, die Blüthendeckblätter breiter, 
weit abstehend oder zurückgesehlagen. 
1:/,—2' hoch. Blumenblätter rosa, purpurn punktirt. g 


2, Juni—August. Zierpflanze aus Südeuropa, selten und einzeln in Gebüschen 
verwildernd, so am Sauerbrunnberg bei Bilin! in Hecken links vom Wege von Leitomy3l 
nach Visüar (Pospichal)! 

b) Hüllblätter lederartig, rauschend, braun, sammt Granne meist nur halb so 
lang als die Kelchröhre, selten fast gleichlang. Blattscheiden etwa 4mal länger als die Blattbreite. 


2. D. Carthusianorum L. Wurzelstock aufrecht-ästig, rasig. Blätter lineal, spitz, 
untere stumpflich. Blüthenbüschel endständig, 2—10Oblüthig, selten auch 1—2 seitenständige 
einzelne Blüthen. Hüllblätter kahl, am oberen Rande weisslich-häutig, stumpf mit 
pfriemlicher Granne. Kelchzähne eiförmig, zugespitzt. Blumenblätter keilig, vorn breit 
3eckig-verkehrteiförmig. 

Völlie kahl. Var. «) nanus (D. montanus et saxatilis Schmidt), 1—6“ hoch, 1—3- 
blüthig, Blumen klein, bleichpurpurn; £) pratensis Neilr., 1—2’ hoch, 3—10blüthig, Blumen 
grösser, hellpurpurn, selten weiss; y) parviflorus m. 1',—2’ hoch, Blüthenbüschel 10—11- 
blüthig, Platte der Blumenblätter klein, kaum '/, so lang als ihr Nagel. 

2. Juni—August. Auf trockenen, grasigen, steinigen und sandigen Hügeln und 
Abhängen, Feldrainen, Felsen, Weiden und trockenen Wiesen; «) auf sehr dürrem, 
steinigem Boden, ß) auf fruchtbarerem Wiesenboden, in der Hügelregion verbreitet, be- 
sonders im wärmeren Hügellande häufig, so in der Prager Gegend an der Moldau, Beroun 
und Säzava, im Unhoster Thale! Verbreitet im Elbthale und dem benachbarten Hügel- 
terrain, im Basaltmittelgebirge, an den Abhängen des Erzgebirges, um Saaz, Podersam 
Karlsbad (D. vaginatus Ortm.!). Nordwärts noch bei Niemes (Schauta), aber nicht bei 
B. Kamnitz (Zizelsb.). Häufig in der Horovicer Gegend. Im südlichen Theile: bei Stra- 
konic, in der Budweis-Wittingauer Ebene. Um Krumau nirgends gesehen (auch nicht 
bei Jungbauer verzeichnet). — 9) Zwischen Kopidino und CeSov mit D. armeria, selten 
(Pospichal) ! 

B. (Caryophyllus.) Blüthen länger &estielt, entfernt, in lockerer, selten etwas 
zusammengezogener (doch nie kopfförmiger) Trugdolde oder typisch einzeln endständig. Blumen- 
blätter mit breiter, vorn mehr weniger tief gezähnter Platte, längs des ganzen Nagels mit vor- 


springenden Längsleisten. Blattscheide so lang oder kürzer, seltener bis 2mal so lang als 
die Blattbreite. 


3. D. deltoides L. Durch niederliegende ästige Stämmchen nur locker rasig. 
Stengel aufsteigend, oberwärts rispig-langästig und 3—Tblüthig, seltener einfach, 
1blüthig, sammt den Kelchen fein rauhhaarig oder fast kahl. Blätter lineal-lanzettlich, 
spitz, die unteren stumpf, zum Grunde keilig verschmälert, am Rande und Kiele fein- 
gesägt-rauh. Hüllblätter 2—4, krautig, am Rande häutig, elliptisch mit längerer Spitze, 
etwa halb so lang als die Kelchröhre. Kelchzähne lanzettlich, wenig deckend. Blumen- 
blätter keilföürmig, vorn gerundet, spitzgezähnt. 

!—1’ hoch. Blätter grasgrün, seltener graugrün (Donitz bei Karlsbad, Ortm.), am 
Stengelgrunde zur Blüthezeit schon vertrocknet. Blumenblätter karminroth, weissgetüpfelt und 
mit purpurnen zackigen Querbändern, sehr selten gleichfarkig weiss (Birken bei Komotau! EIl- 
bogen: Ortm., Weisswasser: Hipp.). 

2. Juni—September. Auf Wiesen, Rainen, Waldrändern, auf kiesigem Boden 
verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge (Riesengebirge, Böhmerwald bis 
über 3000‘, Kämme des Erzgebirges), am häufigsten in den minder warmen Gegenden, 
in denen D. Carthusianorum fehlt oder selten ist, seltener in der warmen Hügelregion, 
so bei Prag in der nächsten Umgegend fast ganz fehlend, auch bei Leitmeritz nur im 
oberen Niveau.auf Bergwiesen, bei Welbine, Triebsch, um den. Geltsch. - In. Südböhmen 
z. B. Strakonie, Budweis, Wittingau, Veseli, Krumau häufig, 


4, D. Seguierii Vill. (D. silyaticus Hoppe). Stämmchen kurz, niederliegend, einzelne 


Dianthue, 507 


Stengel und Blatttriebe treibend. Stengel aufrecht, nebst den Blättern grasgrün und 
kahl oder mehr weniger kurz rauhhaarig, an der Spitze doldentraubig-rispig, mit 
2— vielen, ziemlich entfernten oder theilweise büschelig genäherten Blüthen. Blätter 
lineal-lanzettlich, verschmälert zugespitzt, am Rande gesägt-rauh. Hüllblätter eöförmig 
mit kurzer oder verlängerter, lanzettlicher, krautiger Spitze, selten länger als die halbe 
Kelchröhre. Kelchzähne eiförmig, zugespitzt, am Rande flockig. Blumenblätter breit 
keilförmig, vorn rundlich, eingeschnitten gezähnt. 

a) glaber. Stengel, Blätter und Kelchröhren kahl. Blüthen entfernt oder zu 2 ge- 


nähert, Hüllblätter stumpf, kurz bespitzt, kaum halb so lang als die bläulich roth angelaufene 
Kelchröhre. 


b) scaber (D. collinus W. Kit.). Stengel und Blätter kurzrauhhaaris, Blüthen mehr 
gebüschelt, Hüllblätter länger begrannt. 
1—2‘ hoch, grasgrün. Blätter 1—3nervig. Blumen purpurn, am Grunde dunkler punktirt. 


2. Juli, August. Auf grasigen, buschigen Hügelv, au Waldrändern; a) in der 
höheren waldigen minder warmen Hügelregion und dem Mittelgebirge, seltener in die 
übrigens feuchteren und kühleren Ebenen herabgehend. Kleinskal, Mankovicer Thier- 
garten bei Münchengrätz (Sekera) sehr zerstreut. Weisswasser (Sternbg., Hippelli)! 
Kummer bei Hirschberg (Neumann). Cistaj bei Niemes (Schauta)! Leitmeritzer Mittel- 
gebirge: zwischen Menthau und Welbine und am Abhange des Eisberges gegen Tlutzen 
(A. Mayer)! Herbstwiese bei Tetschen (Malin.)! Auf den Kämmen und Kuppen des Erz- 
gebirges in der Teplitzer Gegend (Spitzberg bei Schönwald: Aschers.), bis an den Fuss 
desselben hinabgehend, so bei Mariaschein, Graupen und Judendorf bei Teplitz (Reuss). 
Eichbusch bei Janegg (Thiel)! Ziemlich verbreitet in den Bürglitz-Lana’er Wäldern! Berg 
Plesivee bei Jinee (schon Sternberg)! Klinkenberg an der oberen Moldau (Dede£ek)! 
Krumau: in der Moldauanhöhe unterhalb Priessnitz, im Branny-Wald, in der Brandaue bei 
Schönau an der Moldau und über dem Rockenstein (Jungbauer)! Wittingau (Seidl). — 
b) Wächst nicht in Böhmen. 


5. D. caesius Smith (Borennelke bei Bilin), Durch niederliegende ästige Stämmchen 
posterförmig-rasig. Stengel aufrecht, 1blüthig, seltener 2—3blüthig, sammt den Blättern 
kahl und seegrün. Blätter lineal-pfriemlich, stumpflich, am Rande meist von feinen 
Zäckchen rauh. Hüllblätter —4, eiförmig, krautig, am Rande häutig, stumpf, kurz zu- 
gespitzt, 2—3mal kürzer als die kahle Kelchröhre. Kelchzühne eiförmig, spitz, am 
Rande feinwimperig, die äusseren stark deckend. Blumenblätter rundlich-keilförmig, 
zackig-gezähnt. 

Stengel 3—10” hoch. Blätter am Stengelerunde und an sterilen Trieben gehäuft, etwas 
starr, ihre Scheide 1—2mal so lang als die Blattbreite;;, im Schatten wird der rauhe Blattrand 
fast glatt. Kelche stark bläulich bereift und röthlich überlaufen. Blumen schön rosenroth, 
wohlriechend. 

2, Mitte Mai, Juni. Auf Felsen der Mittelgebirge, selten, jedoch zahlreich 
beisammen: Felsen einiger Basalt- und Phonolitberge im Nordwesten: am Biliner Boren! 
und, wohl ursprünglich angepflanzt, auf Gneissfelsen hinter dem Biliner herrschaftlichen 
Bräuhause (Reuss)! Schladniger Berg (Laube)! Hora bei Merzkles! Höchste Fonolithfelsen 
des Bösig (Hippelli)! — In der südlichen Prager Gegend an der Beroun bei Karlstein 
und Tetin zahlreich! an der Moldau am Zavister (BieZaner) Berge! und bei Stöchovie! 

C. (Plumaria) (Cryptopteron Döll). Blüthen langgestielt in lockerer Trugdolde, 
selten (an Schwächlingen) einzeln endständig. Blumenblätter bis auf das längliche oder verkehrt- 
eiförmige Mittelfeld fiederförmig in verlängerte lineale Zipfel zerschlitzt, ihr Nagel nur oberwärts 
mit anliegenden Flügelleisten. 


6. D. superbus L. Wurzelstock ästig, langgliedrig, wenige Stengel und Blatt» 
triebe treibend. Stengel aufrecht oder aufsteigend, oben doldenrispig ästig und reichblüthig, 
seltener 1—2blüthig, sammt den Blättern kahl und grasgrün. Blätter lineal-lanzettlich, 
am Rande gesägt-rauh. Hüllblätter 4, krautig, schmal randhäutig, eiförmig, stumpf, kurz- 


508 Cucoubalus, Viscaria. 


bespitzt, 3—4mal kürzer als die Kelehröhre. Kelchzähne länglich, mit den Rändern sich 
nicht deckend. Blumenblätter fiederspaltig-vieltheilig mit länglichem Mittelfelde. 

a) silvestris. Stengel mit etwas ausgesperrten dünneren Blüthenästen; Kelche schmal 
röhrig. Blumenblätter lila oder fast weiss, am Nagel grünlich mit rotbbraunen Haaren, ihre Platte 


1," Jang, mit schmallänglichem Mittelfelde. Var, 8. parviflorus, Blumenblätter klein, nur 
3—4‘' über den Kelch hinausragend. 


b) alpestris Kablik exs. (D. Wimmeri Wichura). Stengel und die mehr aufrechten 
Blüthenäste kräftiger, 1—wenigblüthig. Blätter breit lineal, Kelche dicker, Blumenblätter fast 
doppelt grösser als von a), dunkler purpurn mit länglich verkehrteiförmigem Mittelfelde. 

H. 1—1'/,‘. Kelche oft violett angelaufen. 

2. Juli—September. a) Auflichten, trockenen Waldwiesen, in lichten Laubwäldern 
und feuchten Gebüschen des Hügellandes und wärmeren Mittelgebirges, nicht häufig. Bei 
Prag selten, nur im Stern (Kratzmann)! Bohnicer Wald (Opiz)! und Zdiber Wäldchen 
(Dedetek)! Fiederholz bei Ouval! häufiger auf der Velikä hora bei Karlstein und bei 
Tetin! Neuhütte auf dem Dreviö! — Neuhof (Veselskf)! Cäslau zwischen Brezi und 
Opatovic (Opiz). Zvole und Neuples bei Jaromer (Öenek, Knaf)! Königingrätz (Cen&k)! 
Pardubiz im Kieferwäldchen (Opiz). Laubwälder bei Kladrub, Chlumec (mit ß), zwischen 
Königstadtel, Dymokur und KopidIno, Slatina bei Jiein! Louöin, Bäba bei Kosmanos! 
Weisswasser (Hipp.)! Reichenberg (Siegmund)! Leitmeritzer Mittelgebirge: bei Menthau, 
Babina, Welbine und Skalic (Mayer), Göltsch (Neumann), Mileschauer (Thausing)! am 
Radelstein bei Drevce gegen den Granatbach! vom Radelstein gegen die Hora bei Merzkles! 
Kostenblatt (Reuss). Tetschen (Malinsky)! Teplitz im Kuhbusch, Looscher Busch (Eichler)! 
Eichbusch bei Janegg, Mönchsbusch bei Bilin (Reuss). Görkau (Thiel)! Grundthal bei 
Komotau! Kraluper Eichbusch (Reuss). Schlackenwerth (J. Reiss), Karlsbad, Elbogen, 
Fischern (Ortm). — Zbirow (Opiz), Hradister Wald bei Pisek (Dedeiek)! Goldenkron, 
Vogeltenne bei Krumau, am Bleschenberg (Jungbauer). b) Auf grasigen Bergtriften des 
hohen Riesengebirges: Kessel (Kablik, Tausch) ! Teufelsgärtchen (Wimmer). Glazer Schnee- 
berg (Wimmer). 


7. Cucubalus (L. part.) Gärtn. Taubenkropf. 


1. C. baceifer L. (Seribaea divaricata Fl. Wett). Feinbehaart. Stengel schlaft, 
kletternd, sehr ästig mit ausgesperrten Aesten. Blätter eiförmig- bis länglich-lanzettlich, 
Blüthen kurzgestielt, einzeln endständig an den Aesten der zuletzt trugdoldig verzweigten 
Rispe. Kelch zur Fruchtreife wagrecht abstehend oder zurückgeschlagen. 

3—5‘ hoch. Blumen grünlichweiss. Beeren zuletzt glänzend schwarz. 

2 Juli, August. In feuchtem Ufergebüsch besonders der grösseren Flussthäler, 
ziemlich selten, am verbreitetsten im Elbthale. Neustadt an der Mettau! Königingrätz, 
(Reichel, Tausch)! Münchengrätz (Sporil)! Iser bei Jungbunzlau (Hipp.)! Pardubie (Opiz) ! 
Chlumee im Erlbruche des ehemaligen Teiches! ebenso in feuchtem Erlengehölz bei 
Franzdorf! Elbauen gegenüber Podebrad! und bei Nimburg nächst Pist! Brandeis (Karl)! 
Elbaue bei Libis spärlich (Poläk)! Roudnic am Wege nach Zidovic (Reuss). Leitmeritzer 
Schützeninsel, Zäune bei Prosmik, Lovosicer Schützeninsel (Mayer)! Rosawitz bei 
Tetschen am Elbufer (Malinsky)! Frauenberg (Dödetek). Insel der Maltsch bei Budweis 
(Mardetschläger)! 


8. Viscaria Röhling. Pechneike. 


1. V. vulgaris Röhl. (Lychnis viscaria L.). Stengel aufrecht, oberwärts unter 
den Knoten dunkelroth leimigklebrig. Blätter kahl, am Grunde gewimpert, untere verkehrt- 
lanzettlich, obere lineal-lanzettlich, sitzend. Wickel 1—5blüthig, eine endständige Traube 
bildend. Kelch walzig-keulenförmig, häutig, mit eiförmigen Zähnen, kahl oder flaumig. 
Blumenblätter verkehrteiförmig, vorn ausgerandet und kleingezähnelt. Kapsel gestielt, mit 
5 umgerollten Zähnen aufspringend. 


Silene, 509 


1—3‘ hoch. Kelche trübroth angelaufen. Blumen wässerig purpurn, sehr selten weiss 
(z. B. Weisswasser: Hippeli, bei Welbine bei Leitmeritz, im Grundthal bei Komotau! bei Fischern 
und Ellbogen nach Ortmann). 

2. Mai, Juni, selten wieder im Herbste. Auf Waldwiesen, sonnigen, bewaldeten 
Abhängen verbreitet durch das ganze Hügelland und Mittelgebirge bis auf das höhere 
Vorgebirge (gegen 3000‘), auf Schiefer, Sandstein, Gneiss, Granit (nicht auf Kalk!). 
Bei Prag nicht allzu häufig; über dem Kleinseitner Kirchhofe, Särka, Kuchelbad, Wälder 
bei Roztok, Bohnie, Kundratic u. a. m, 


9. Silene L. em. Leimkraut. 


A. (Eusilene m.). Blüthen zwitterig oder polygamisch 2häusig (zwitterig und einge- 
schlecht'g). Der die Blumenblätter und Staubgefässe tragende Ring niedrig, nur die Basis des 
Fruchtknotens oder seines Stieles umgebend. Blumenblätter mit einem aus 2 spitzen Anhängseln oder 
niedrigen Höckern gebildeten Krönchen, vorn verbreitert, verkehrteiförmig, ungetheilt oder 2spaltig. 


1. Platte der Blumenblätter ungetheilt, vorn gezähnelt oder ausgerandet, mit 2 spitzen 
Krönchenanhängseln. Kelche 10rippig, ungeadert. Pflanze einjährig (oder 2jährig). 
+1. S. armeria L. Kahl, bläulich bereift. Stengel aufrecht, an den oberen 
Knoten klebrig. Blätter eiförmig oder eilänglich, spitz, sitzend, die unteren spatelig. 
Blüthen in endständigen regelmässig gegabelten, büschelig zusammengezogenen, 1—viel- 
blüthigen Trugdolden. Kelche walzlich-keulenförmig. Blumenblätter seicht ausgerandet. 
Kapsel langgestielt, bis nahe zur Spitze 3fächerig. 
/,„—1"/,' hoch. Kelche röthlich. Blumen klein, hellpurpurn, selten rosenroth oder weiss. 


© Juli, August. Stammt aus dem Süden und Westen Europa’s, wird in Gärten 
als Zierpflanze gebaut und verwildert, obwohl nur selten, an Zäunen, Aeckern und Wald- 
gebüschen, so bei Tetschen, am Mileschauer (Malinsky)! 


2. S. galliea L. ampl. Kurzweichhaarig, mit eingestreuten längeren Haaren, 
oberwärts drüsig. Untere Blätter länglich verkehrteiförmig, spatelig, obere lineallanzettlich, 
mit verschmälertem Grunde sitzend. Blüthen in endständigen traubenartigen Wickeln. 
Kelche walzlich, zur Fruchtzeit vergrössert, eiförmig, auf den Nerven langhaarig und 
drüsig, mit lineal-lanzettlichen Zähnen. Blumenblätter gezähnelt oder ausgerandet. Kapsel 
gestielt, zu °/, 3fächerig. Samen querrunzelig, auf den Seitenflächen vertieft. 

Stengel /,—1'/,' hoch, einfach oder aufrecht-ästig (bei einer fremden Form, S. anglica 
L., auch ausgebreitet-ästig). Blumen klein, licht fleischfarben oder weisslich (bei einer fremden 
Form, S. quinquevulnera L., im Mittelfelde blutroth, am Rande weisslich), Fruchtkelch blass, 
mit grünen Nerven, 

© Juli—September. Auf sandigen und kiesigen Aeckern, an wüsten Stellen, 
selten, wahrscheinlich nur zeitweise eingeführt und nicht beständig, Bei Landskron 
(Steinmann in Presl fl. &ech.). Rokytnie gegen Himmlisch Rybnei (Borges, Brorsen) ! 
Neudorf bei Tynist auf einem Stoppelfelde nach Hirse (September 1868)! Feld am 
Abhange des Bösig auf Klingstein (Hippelli 1862)! Tetschen (Malinsky)I — Neu- 
haus (Schöbl) ! 

Anmerkung. 8. conica L., durch 30nervige Kelche von den Arten dieser Abtheilung 


verschieden, will Pfarrer Mardetschläger bei Stradonie bei Budweis gefunden haben, wo sie aller- 
dings aus der Wiener Gegend eingeschleppt gewesen sein könnte, 


2. Platte der Blumenblätter 2theilig oder 2spaltig. 


a) Kelch röhrig, 10rippig, nicht netzie-geadert. Blumenblätter in der Knospe 
gedreht. Blüthen zwitterig. 
o) Blüthen in traubenartigen Wickeln. Pflanze ein—zweijährig. 
Anmerkung. Hieher gehörende folgende zwei Arten können zeitweilig eingeschleppt 
gefunden worden sein: 


1. $, hirsuta Lagasca (S. tenerrima Presl!) auf Sandfeldern des Bunzlauer Kreises 
(Presl in Opiz B. ph, Gew. 1822). Dieser Fund wäre bei dieser portugiesischen, erst in neuerer 


510 Silene, 


Zeit mit Serradella (Ornithopus sativus Brot.) hin und wieder in Mitteleuropa eingeschleppten 
Art um so merkwürdiger, da er aus so alter Zeit datirt und Serradella noch heutzutage in 
Böhmen nirgends im Freien gebaut wird. 


2. 8. diehotoma Ehrh., eine ungarische Art, die selbst im Wiener Becken nur zu- 
fällig vorkommt, will Mardetschläger bei Poric nächst Budweis 1841 gefunden haben, was, eine 
zufällige Einschleppung vorausgesetzt, nicht unmöglich wäre. 


A) Blüthenstand traubig, unterwärts beblättert, seltener eine einfache Traube, 
meist aus mehrblüthigen gegenständigen Trugdolden oder Wickeln zusammengesetzt. Pflanze 
ausdauernd. 


*) Blumenblätter mit einem Krönchen von 2 längeren, zahnförmigen Aus- 
wüchsen. 


3. 8. longiflora Ehrh. Stengel aufrecht, sammt den Blättern kahl. Blätter 
graugrün, am Rande feingesägt-rauh, untere lanzettlich, in den Blattstiel spatelig verschmälert, 
obere lineal-lanzettlich. Traube meist einfach, aufrecht ; deren Blüthenstiele meist 1blüthig, 
aufrecht, höchstens so lang als der Kelch, in der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelche 
langwalzig-keulig, völlig kahl; Zähne kurzeiförmig, breit randhäutig und gewimpert. Kapsel 
auf gleichlangem Träger, '/, 3fücherig. Samen fein querrunzelig, 5flächig (mit 2 
grösseren Seiten- und 3 Randflächen). i 

Pflanze 1Y,—3‘ hoch, durch die Kahlheit, graugrüne Blattfarbe, einfache Traube ausge- 
zeichnet. Kelche weisslich mit grünen Nerven, oft auch schwach rosa angehaucht. Blumenblätter 
breiter wie bei folgender, oberseits bleichgrünlich, unterseits weisslich-bleigrau, des Abends 
wohlriechend. 

2 Juni—August. Auf Ackerrainen bei Leitmeritz sehr selten (von A. C. Mayer 
zuerst 1870 entdeckt): unterhalb des Radobyl! dann auf einem Raine bei Sebusein am 
Wege nach Tlutzen (A. Mayer, daselbst jedoch nach demselben durch Einreissen des 
Raines bereits verschwunden). Ist übrigens eine östliche Art, welche die ungarische Gränze 
sonst nach Westen nirgends überschreitet. 


4. $. nutans L. Kurzflaumig, oben klebrig-drüsenhaarig. Blätter grasgrün, 
lanzettlich bis elliptisch, nach unten verschmälert, die unteren elliptisch oder elliptisch- 
lanzettlich, in den Blattstiel verschmälert. Traube einseitswendig, überhängend, aus 1I— 
zblüthigen, langgestielten Trugdolden zusammengesetzt, am Grunde öfter ästig. Vorblätter 
von der Blüthe entfernt, daher die Endblüthe jeder Trugdolde so lang oder noch länger 
gestielt als die Seitenblüthen. Kelche walzig-keulenförmig, Aklebrig-drüsenhaarig, zur 
Blüthegeit nickend, zuletzt aufrecht, mit eiförmigen, gewimperten Zähnen. Kapsel auf 
3mal kürzerem, spärlich behaartem Träger, zur Hälfte 3fächerig. Samen zusammen- 
gedrückt, fast nierenförmig, körnig-warzig. 

1—2’ hoch. Blumen schmutzigweiss, selten fleischfarben angelaufen, meist eingerollt. 


2. Juni, Juli. In trockenen Wäldern und Hainen, auf steinigen, buschigen Ab- 
hängen, im ganzen Hügellande und Mittelgebirge bis auf das höhere Vorgebirge der 
Sudeten und des Böhmerwaldes (bis 3500) sehr verbreitet. 

**) Blumenblätter am Grunde der Platte mit 2 kleinen, flachen Höckern. 


5. 8. italica Pers. (S. nemoralis W. Kit.) Stängel nebst den Blättern feinflaumig, 
drüsenlos, unterwärts fast rückwärts-zottig, oben klebrig. Blätter am Grunde wollig-behaart, 
elliptisch-lanzettlich, nach unten verschmälert, die unteren rundlich-elliptisch bis elliptisch- 
lanzettlich. Traube aufrecht, aus 1—7blüthigen langgestielten Cymen zusammengesetzt, 
am Grunde öfter ästig. Vorblätter nahe unter der Blüthe, daher die Seitenblüthen der 
Cyme meist länger gestielt als die Endblüthe. Kelche walzig-keulenförmig, zerstreut 
feinflaumig, seltener spärlich drüsenhaarig, stets aufrecht abstehend, mit eiförmigen, 
stumpfen, häutig berandeten Zähnen. Kapsel auf ebensolangem oder noch längerem rück- 
wärts seidigbehaartem Träger, zu ?/, 3fächerig. Samen körnig-warzig, zusammengedrückt, 
$/ ‚kreisförmig. 


1—2' hoch. Blumenblätter weisslich, unterseits oft bleigrau oder schwach fleischfarben 


Silene, 511 


angelaufen. Staubgefässe vorragend. Unsere Form (S. nemoralis) weicht von der südlicheren S. 
italica nur sehr unbedeutend ab. 
2. Juni, Juli. Auf lichtbewaldeten und bebuschten, trockenen Abhängen, felsigen 
Lehnen, besonders auf Kalk und Basalt, nur im wärmsten Hügellande. In der Prager 
Gegend ziemlich häufig: Stern (Opiz)! Laurenzberg (Opiz), Zizkaberg (Dittrich)! Foli- 
manka! Felsen der Premyslovka! Lehne oberhalb Dyorec sehr zahlreich! Hlubodeper 
Hain und St. Prokop, sehr zahlreich! Königsaal (Sternberg). Karlstein, besonders auf der 
Velikä hora häufig! St. Ivan, Tobolka bei Tetin! — Oberhalb Sebusein im Thale gegen 
Tschersink aufwärts (A. Mayer, Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Bilin (Prof. Reuss). — 
‚Angeblich auch bei Karlsbad, aber sehr selten (Ortm.) und bei Königingrätz (Reichel in 
Opiz Tauschverein), doch sah ich kein Exemplar und bezweifle besonders die letztere Angabe. 
b) (Behen Mönch). Kelch eiförmig, aufgeblasen, 20—30rippig und netzig-geadert. 


Blumenblätter in der Knospe dachig, am Grunde der Platte mit 2 Höckern. Blüthen zweihäusig- 
polygamisch, theils zwitterig, theils männlich oder weiblich. 


6. S. inflata Smith (Cucubalus behen L,, Behen vulgaris Mönch). Stengel aus 
verzweigter, niederliegender, verholzender Grundaxe aufsteigend, sammt den Blättern bläulich 
bereift und kahl, selten am Grunde behaart. Untere Blätter elliptisch oder lanzettlich, 
die oberen elliptisch- bis lineal-lanzettlich. Trugdolde endständig, gabelig 3—vielblüthig, 
selten 1blüthig. Kapsel auf kurzem dicken Träger, kugelis, halb 3fächerig. 

Wurzel spindelig, tief hinabsteigend. Kelche grünlichweiss, oft blassviolett angelaufen. 
Blumen weiss, sehr selten lila, die der männlichen Blüthen grösser als die der weiblichen. 

2. Juni—August. Auf trockenen Wiesen, grasigen, buschigen Hügeln, an Wald- 
rändern, im ganzen Lande verbreitet und häufig bis auf das Hochgebirge, so im Riesen- 
gebirge allgemein auf den Lehner, Kämmen und Koppen, selbst am Gipfel der Schnee- 
koppe (4900°)! und ebenso im Böhmerwalde noch am Rachelgipfel 4500’ (Sendtner). 

B. (Otites Kittel, Diplogama Opiz). Blüthen unvollkommen zweihäusig, die der 
® Pflanze ohne Spur von Staubgefässen, die der Z' mit einem unfruchtbaren Fruchtknoten. Der 
die Blumenblätter und Staubgefässe tragende (perigynische) Ring der letzteren Blüthen höher, 
becherförmig-glockig, den ganzen unfruchtbaren Fruchtknoten bis zu den Griffeln einschliessend, 
in den 2 Blüthen niedrig, nur den kurzen Stempelträger umgebend. Blumenblätter schmal, 
lineal, ohne Spur eines Krönchens. 


7. S. otites Smith (Cucubalus otites L., Diplogama otites Opiz). Stengel nebst 
den Blättern fein grauflaumig, etwas drüsig-klebrig, oben nebst den Blüthenzweigen kahl. 
Blätter lineal-lanzettlich, die unteren lanzettlich-spatelig. Blüthenstand traubig, steif 
aufrecht, unten meist rispig-ästig, äus 1—7blüthigen Cymen, deren untere gestielt, obere 
sitzend, döldchenartig, mit dünnen Blüthenstielen. Kelche röhrig-glockig, mit stumpfen 
Zähnen, stets aufrecht. Kapsel halb 3fächerig. 

Stengel 1—2’ hoch, mit wenigen, meist kleinen Blattpaaren. Blumenblätter winzigklein, 
gelbgrünlich, die der Z' Blüthen länger. 

2, Juni—August. Auf sandigem oder kiesigem Boden, auch auf Kalk, auf 
trockenen sonnigen Hügeln, Triften, Felsen, in lichten Kieferwäldern des Hügellandes 
und der Ebenen, zerstreut, doch in der nördlichen Landeshälfte ziemlich verbreitet, aus 
der südlichen mir nicht bekannt. Bei Prag ziemlich häufig: Michle, Baumgarten, Kaiser- 
mühle, Podbaba, Felsen zwischen Troja und kl. HoleSovic, Särka, Hlubodeper Hain, St. 
Prokop, Reporyje, Kuchelbad, Königsaal, St. Ivan u. s. w. — Pfelovic bei Bohdaned 
(Opiz). Trnovka bei Elbe-Teinitz (Opiz)! Sandfluren bei Kaöina! Kolin (Veseisky)! Gross- 
Wosek, zwischen Nimburg und Podebrad! Jungbunzlau! Kosmanos, Weisswasser (Hipp.)! 
Scheint von da ab nordwärts zu fehlen. — Melnik, Jenikov (Prazäk)! Widim (Hackel) ! 
Bei Roudnie auf den Sandfluren sehr gemein! Leitmeritz, z. B. am Gipfel des Radobyl, 
auf der Südseite des Lobosch! Tetschen (Malin.)!'Kutschlin bei Bilin ! Brüxer Schlossberg 
(Knaf)! Lieschnitz bei Püllna! Loun: am Milayer und Rannayer Berge, hinter Citolib! 
Im Thal bei Priesen und Horatiz! Egerufer bei Saaz! Podersam unter dem Eichberge! 
Karlsbad selten; auf einem Hügel bei Belle-vue (Ortm.). 


512 Melandryum., 


10. Melandryum Röhl. em.*) Lichtnelke. 
A. (Elisanthe Fenzl). Griffel 3. Blüthen zwitterig. 


1. M. viscosum Öelak. in Lotos 1868 (Cucubalus viscosus L., Silene viscosa 
Pers., Elisanthe viscosa Ruprecht). Stark klebrig behaart. Blätter wellög, länglich-lanzettlich, 
die oberen mit breiter Basis sitzend, die grundständigen vertrockneten länglich-keilig. 
Blüthenstand eine straff aufrechte Traube, aus 1—Sblüthigen, kurzgestielten Cymen 
gebildet. Kelche walzig, in der Mitte etwas bauchig, drüsig-behaart, zur Blüthezeit schief 
oder wagrecht abstehend, zur Fruchtreife aufrecht, mit stumpfen, eilänglichen Zähnen. 
Blumenblätter 2spaltig, ohne Krönchen. Kapsel länglich, kürzer als der Kelch, mit ge- 
raden Zähnen aufspringend. Bi 

1—2‘ hoch, einfach oder vom Grunde 2stengelig. Kraut schmutziggrün, sehr klebrig, 
Blumen weiss, Staubgefässe und Griffel vorragend. 

59% Juni, Juli. Auf sandigen Triften, an Wegen der Elbniederung sehr selten. 
Bei Libis (Presl. fl. &ech.), Weltrus (Tausch)! Gipfel des Berges Sovice bei Roudnic 
(1867)! (vordem schon Opiz!) Bousovic (nach Watzel). 


2. M. noctifiorum Fries (Silene noctiflora L.). Stengel zottig, oben klebrig- 
drüsenhaarig, mit längeren Zotten. Blätter flach, angedrückt klebrig-behaart, die oberen 
länglich-lanzettlich oder lanzettlich, die unteren länglich-verkehrteiförmig. Blüthenstand 
eine endständige, meist nur 3—4blüthige gabelige Trugdolde. Kelch walzig, am 
Grunde bauchig, zur Fruchtreife bauchig-elliptischh unten eingeschnürt, drüsenhaarig, 
mit lanzettlich-pfriemlichen Zähnen. Blumenblätter 2spaltig, mit 2theiligem Krönchen. 
Kapsel eiförmig, so lang als der Kelch, mit zurückgerolltien Zähnen aufspringend. 

1,»—1'/,‘ hoch. Kelche weisslich, grün gestreift und geadert. Blumenblätter schmutzig- 
weiss oder fleischfarben, wohlriechend, spät Abends sich öffnend. 

6% Juli—Herbst. Auf Aeckern, Stoppelfeldern in Lehm- und Kalkboden, doch 
auch auf Sand, im wärmeren Hügellande und den Niederungen der nördlichen Landes- 
hälfte zerstreut, stellenweise häufig. Bei Prag: Vor dem Ross- und Kornthore, vor dem 
Strahover Thore! bei Brevüov, Lieben (Opiz)! Vr$ovic, Horomöfic, Tetin! Stirin (Sykora) 
u. a. O. Oestliches Elbgebiet: um Podebrad, Kuttenberger Gegend häufig! Dvakatovic 
bei Chrudim! Verbreitet bei Pardubic, Dasic, Holice auf sandigen Alluvionen! Hohenmauth! 


Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau (Hipp.)! — Westliches Elbgebiet (nach Reuss 
verbreitet): Melnik (Prazäk)! Gastorf und Auscha! Leitmeritz! unter dem Wostray bei 
Mileschau! Meronic! — Erzgebirgsstrich: Turn bei Teplitz! Bilin! Osseg (Thiel)! 


Schlackenwerth, Elbogen (Ortm.). — Thal des Rakonicer Baches bei Bürglitz (Krej£). 
[Wahrscheinlich etwas mehr verbreitet, aber bisher mit Unrecht als „gemein“ weniger beachtet]. 
B. (Eumelandryum). Griffel 5 (seltener 6—8). Blüthen 2häusig, in einer endständigen, 


weitschweifigen Gabeleyme mit ungleichen Aesten. Blumenblätter 2spaltıg, mit einem 2theiligen 
(aus 2 Zähnen bestehenden) Krönchen. 


3. M. silvestre Röhl. (M. rubrum Garcke, Lychnis dioica «. L., L. diurna Sibth., 
L. silvestris Presl. fl. Zech.). Stengel langhaarig-zottig, ohne Drüsenhaare, selten ganz 
kahl. Blätter angedrückt behaart, selten kahl, die oberen elliptisch oder eiförmig, die 
unteren länglich verkehrteiförmig. Kapseln eiförmig, mit umgerollten, gleichmässig 
getrennten Zähmen aufspringend. 

1—2‘ hoch. Blätter weicher, breiter als bei folgender, Blumen etwas kleiner, hell- 


*) Diese Gattung, welche die Dehiscenz der Silene mit der einfächerigen Kapsel von 
Lychnis verbindet, die Griffelzahl aber von beiden aufweist, ist insofern schwach zu nennen, als 
sie nichts Auszeichnendes für sich besitzt; doch ist sie nothwendig, wenn man nicht Silene mit 
Lychnis gar vereinigen oder einen Charakter auf Unkosten des anderen ausschliesslich berück- 
sichtigen will. Am wenigsten zu billigen ist die Abgränzung von Melandryum gegen Silene durch 
die Griffelzahl, 


Lyehnis, 513 


purpurn, sehr selten weiss (bei Nimburg, VSetecka! Elberund, Tausch nich Opiz), geruchlos, am 
Tage geöffnet. Kelche meist schmutzigroth, die der @ Blüthen walzig-länglich, die der Z zur 
Fruchtreife bauchig eiförmir, mit eilanzettlichen Zähnen. 


a) villosum. Stengel, Blätter und Kelche weichbaarig-zottig. 
b) glaberrimum (Lychnis Preslii Sekera). Pflanze vollständig kahl. 


% Mai—Juli und einzeln in den Herbst. a) In feuchten Auwäldern der Ebene 
wie auch an Waldbächen, auf feuchten Wiesen der Gebirgsgründe, bis auf das Hoch- 
gebirge, daselbst an felsigen buschigen Lehnen und Grasplätzen. Im Riesengebirge auf 
allen Lehnen und Kämmen noch über 4000‘, ebenso häufig im Vorgebirge, im Peters- 
grunde, Aupagrunde, bei Rochlitz, Johannisbad, Marschendorf u. s. w. Glazer Schneeberg | 
Gebirgiges Nordböhmen: Landskron (Erxleben)! Senftenberg auf Urgebirge (Brorsen). 
Jaromerer Fasanerie! Berg Muzsky bei Münchengrätz auf schattigen Felsen, Mukarov, 
Kost (Sekera). Reichenberg, Kratzau (Kratzm.)! Friedland (Seibt)! Pirschkenberg bei 
Schluckenau (Karl)! Waldsumpf bei Windisch-Kamnitz, Böhm. Kamnitz! Kunersdorf, 
Bokvenhügel b. B. Leipa! Limburg bei Gabel! Tetschen (Maliusky)! Widim (Hackel). 
— Eilbniederung: Hrochov-Teinitz, Kladrub (Opiz). Franzdorf im Erlbruche! Elbauen 
bei Gross-Wosek! Nimburg (VSete&ka)! Houska bei Brandeis (Opiz). Lobkovic! Libis 
gegen Stefansüberfuhr (Poläk)! — Erzgebirgsstrieh: Grosser Franzberg bei Kostenblatt, 
Biliner Boren (Reuss). In den Gründen des Erzgebirges hie und da: Strobnitz bei Osseg 
(Thiel)! bei Oberleutensdorf (Eichler)! Rothenhauser Neuhaus, Gabrielahütten, Kalich 
(Roth). Komotauer Grund! Gottesgab, Platten u. s. w., bei Karlsbad und Elbogen (Ortm.). 
— Im Böhmerwalde bis auf den Arbergipfel 4500’ (Sendtner) und auf seinen Vorbergen 
verbreitet, z. B, Schwarzer See bei Eisenstein (Jirus), Bergreichenstein (Lindack.), 
Aussergefild (Claudi), Vogelberg des Kubani (Müncke). Plöckenstein und Dreisesselberg, 
Hirschbergen, Kum bei Christianberg (Jungbauer). Blanskerwald! Zbirover Gebirgsgegend: 
am Padrtbache bei Strasie! — b) Auf Felsen im Thale bei Kost unweit Münchengrätz 
(Sekera)! Bisher der einzige überhaupt bekannte Standort dieser merkwürdigen Form. 


4. M. pratense Röhling (M. album Garcke, Lychnis dioica ß. L., Presl. fl. &., 
L. alba Miller, L. vespertina Sibth.). Stengel dicht kurzhaarig, oben drüsenhaarig. 
Blätter angedrückt-kurzhaarig, die oberen lanzetilich oder länglich-lanzettlich, seltener 
elliptisch, die unteren länglich-elliptisch. Kapsel eökegelförmig, mit gerade aufrechten, 
paarweise mehr verbundenen Zähnen aufspringend. 

1—3‘ hoch, dem vorigen ähnlich. Kelche weisslich, grün gestreift, öfter roth angelaufen, 
die @ zur Fruchtreife bauchig eiförmig. Blumenblätter weiss oder etwas in’s Gelbliche, sehr 
selten rosenroth (so an der Elbe bei Nimburg! und bei Kladrub!), schwach wohlriechend, am 
Abend geöffnet. 

6% und  Mai—September. Auf trockenen Wiesen, Rainen, Wegen, wüsten 
Plätzen, Aeckern im ganzen Lande bis auf das Vorgebirge (über 2000‘) verbreitet und 
meist häufig. 


11. Lychnis L. em. Kukuksnelke. 


1. L. flos eueuli L. Stengel kurzhaarig, unter den Gelenken klebrig. Grund- 
blätter länglich-spatelig, obere länglich oder roncal-lanzettlich. Blüthenstand locker gabelig- 
trugdoldig. Kelch kahl, häutig, gleiehmässig [qrippt, walzig-glockig, mit eiförmigen Zähnen. 
Blumenblätter handförmig 4theilig, mit linealen Zipfeln, mit einem weichen 2theiligen, 
flach aufsitzenden Krönchen, Kapsel eiförmig, sitzend, mit zurückgekrümmten Zähnen 
aufspringend. 

1—2' hoch. Blumen rosenrotb, fleischfarben, seltener weiss. 

2. Mai, Juni, einzeln im Herbst. Auf feuchteren oder nassen Wiesen, im feuchten 
Gebüsch, an Bachufern, auf Torfmooren, im ganzen Lande bis auf das höhere Vorgebirge 
(im Riesengebirge, Böhmerwalde über 3000’) verbreitet, im warmen Hügellande, wie 
2. B, um Prag, seltener. 


514 Agrostemma. Malva, 


En — re u . - u 


12. Agrostemma L. part. Kornrade. 


1. A. githago L. Stengel einfach oder gabelspaltig-ästig. Blätter lineal oder 
lineal-lanzettlich, spitz. Blüthen einzeln, langgestielt. Kelch lederartig, später verhärtend, 
glänzend seidig-filzig, mit lineal-lanzettlichen Zähnen. Blumenblätter verkehrteiförmig, 
seicht ausgerandet. 

1—3‘ hoch, von langen anliegenden Haaren grauzottigfilzig. Blumenblätter trübpurpurn, 
meist kürzer als der grosse Kelch; selten (#. brachycalyx Opiz, £. microcalyx Döll) die 
Kelchzipfel kürzer als die Krone. Samen gross, tetraödrisch. 

© Juni, Juli. Auf Feldern im Getreide, besonders Korn, im ganzen Lande 
gemein, auch im Vorgebirge; ß) bei Prag: Veleslavin (Opiz 1840)! Podbaba! [Die 
Variet. scheint bisher nur noch aus dem Taurusgebirge in Vorderasien bekannt zu sein, 
siehe Döll Fl. Bad. III. p. 1232]. 


87. Ordnung. Malvaceen Juss. 


Gattungen: 


1. Malva. Aussenkelch aus 3 getrennten Blättchen. 
2. Lavatera. Aussenkelch verwachsenblättrig, 3spaltig. 
3. Althaea. Aussenkelch verwachsenblättrig, 6—9spaltig. 


1. Malva L. Malve, Käspappel. 


A. (Eumalva.) Blüthen in 2blüthigen Büscheln in den Blattwinkeln. Stengelblätter 
handförmig gelappt. 


a) Blüthenstiele sehr kurz, auch zur Fruchtzeit höchstens 2mal so lang als der Kelch. 
Blüthen klein. 


7 M. crispa L. Blätter am Grunde herzförmig, ungleich gelappt, Lappen stumpf, 
nochmals seichter gelappt und kleingezähnt, am Rande kraus. Büschel reichblüthig, dicht, 
mehrmals kürzer als der Blattstiel. Fruchtkelche vergrössert, häutig, netzig-aderig. Blumen- 
blätter etwas länger als der Kelch. 

3—6‘ hoch. Blumenblätter weisslich, lilabläulich. 


69 Juli—Septemb. Stammt wahrscheinlich aus dem Orient, wird in Bauern- 
und Gemüsegärtchen gepflanzt und verwildert bisweilen in und aus denselben, so bei 
Goldenkron (Jungb.), Jungbunzlau (Hipp.)! in Bauerngärtchen des Riesengebirges (Tausch)! 

b) Blüthenstiele wenigstens zur Fruchtzeit mehrmals länger als der Kelch, zu dieser 


Zeit wagrecht abstehend oder abwärts gebogen, mit aufrechtem Kelche. Aussenkelchblättchen 
lineal-lanzettlich. Blüthen ziemlich klein. 


1. M. pusilla Smith (M. rotundifolia L. part., M. parviflora Huds. nec L., 
M. borealis Wallm. 'ap. Liljeb.). Blätter rundlich-herzförmig, sehr seicht winkelig 5— 
Tlappig, gekerbt-gesägt, Lappen sehr schwach. Kelchzipfel breit eiförmig, kurz zugespitet, 
am Rande kraus, mit langen von einander abstehenden Borsthaaren. Blumenblätter 
seicht ausgerandet, etwa so lang als der Kelch. Griffelpolster im Durchmesser viel 
schmäler als die Früchtchen; diese netzig-runzelig, scharfberandet, auf den Seiten- 
flächen mit stark vorspringenden radialen Rippen. 

Stengel niederliegend, ästig, */,—1"/,' lang, wie die ganze Pflanze zerstreut behaart. 
Kelche besonders zur Fruchtzeit sehr blass grünlich. Blumenblätter klein, weiss. Die ganze 
Blüthe viel kleiner als bei folgender. 

6% und % Juni—Herbst. Auf Dorfangern, wüsten Plätzen, an Mauern, Strassen, 
am häufigsten in und um die Ortschaften, gewöhnlich in Gesellschaft der folgenden, vor- 


Malva, 515 


zugsweise in den Ebenen verbreitet, seltener im Hügellande. Bei Prag in der nächsten 
Umgebung, nicht zu häufig: Hlubotep, Kosir! Veleslavin, Buben, Lieben, Vyso@an, Nusle, 
Vrsovic, Zäbehlie, Malesie (Opiz)! Karlstein! — Oestliche Elbniederung: Kuttenberg 
(Veselsky)! Elbe-Teinitz! Dvakadovie, Hrochow-Teinitz! Am Teiche Oplatil bei Bohdane&! 
Häufig in der Gegend von Podebrad and nordwärts bis Jiin: so in Peöky, Odrepes, 
Sanie, Königstadtl, Zehuü, Lhota Jestrebi, Klämos bei Chlumec, Mlejnice, Dymokur und 
so fort bis Jiöin: Prager Vorstadi! — Kosmanos! Reichenberg (Siegmund)! — West- 
liches Elb- und Egergebiet: Schlan (Ascherson). Slatina bei Libochovie in Kartoffelfeldern 
(Reuss), Poplz! Leitmeritz nicht selten! Mileschau, Nedvedic, Meronic! Teplitz (Winkler)! 
Osseg (Thiel)! Bilin! Prohn (Reuss). Sehr verbreitet in den Dörfern und Städten am 
Fusse des Erzgebirges, zwischen Brüx, Komotau, Saaz, Loun, seltener am Erzgebirge 
selbst, z. B. bei Petsch (Knaf): so beiLoun, Citolib, Püllna, Saidschitz, Polehrad, Hoschnitz, 
Schlössl, Sporitz, Oberdorf, Hrusovan, Schiesselitz, Vysotan! Seltsch (rother Sandstein) ! 
Puschwiz! Mühldorf bei Duppau! Rodisfort und Engelhaus bei Karlsbad (Aschers.)! 
Franzensbad, Marienbad (Glücksel.). — Kounovä, Gross-Oujezd bei Bürglitz! — Neumittel, 
Hostomnic, Hofovic, Cerhovie, Dobris! (bei Pfibram nicht mehr gesehen). — Wittingauer 
Ebene: bei Veseli in Horusic und Borkoviec, aber spärlich! 


2. M. rotundifolia (L. part.) Hudson (M. neglecta Wallr., M. vulgaris Fries). 
Blätter rundlich-herzförmig, seicht 5—7lappig, gekerbt-gesägt, Lappen gerundet. Kelch- 
zipfel breit eiförmig, langzugespitzt, am Rande flach, mit vorwärts gerichteten Borst- 
haaren. Blumenblätter tief ausgerandet, 2—3mal länger als der Kelch. Griffelpolster 
fast ebenso breit als die Früchtchen; diese glatt, an den Rändern abgerundet, auf 
den Commissural-Flächen ohne radiale Rippen. 

Niederliegend-ästig und zerstreut behaart wie vorige. Blumenblätter bleichrosa. Früchtchen 
zerstreut- bis dicht-, fast sammtartig rauhhaaris. Linne’s M. rotundifolia befasst nach der aus- 
drücklichen Bemerkung in der Flora suecica diese und die vorhergehende Art, Hwdson unterschied 
zuerst beide, indem er den Linne’schen Namen auf vorliegende Art einschränkte, die ihn auch 
seither bis auf die neuere Zeit immer getragen hat; ich sehe keinen Grund, wesshalb sie ihn 
aufgeben und sogar an M. pusilla abtreten müsste. 

6% bis 4. Mai—Herbst. Wie vorige, aber im ganzen Lande, selbst bis auf das 
Vorgebirge verbreitet und sehr gemein. 


<< M. hybrida m. (M. pusilla X rotundifolia, M. borealis . lilacina Opiz!). 
Blätter sehr seicht gelappt. Blüthenbüschel armblüthig (meist nur 2—3blüthig). Kelch- 
zipfel eiförmig, ziemlich lang zugespitzt, mit weit abstehenden Borstenhaaren. Blumen- 
blätter länger als der Kelch, seicht ausgerandet. Griffelpolster schmäler als die 
Früchtchen; diese schwach-runzelig, ziemlich scharfberandet, auf den Seitenflächen 
mit feinen radialen Rippchen. 

Sonst wie die vorigen. Blumenblätter weiss, gegen die Enden bläulich-lila. 


6% bis 2. Juni—Herbst. In Gesellschatt beider Aeltern, so bei Laun an der 
Strasse in Drahomörice 1869! Ferner bei Prag ebenfalls an den Standorten der M. pu- 
silla, und zwar bei Veleslavin und bei Zäbehlice (letztere 1840, Opiz)! 


c) Blüthenstiele mehrmals länger als der Kelch, zur Fruchtzeit schief abstehend 
oder aufrecht. Aussenkelchblätter eiförmig oder länglich. Blüthen mittelgross. 


3. M. silvestris L. Blätter 5—7lappig, selten 3lappig, am Grunde gestutzt 
oder herzförmig. Lappen kerbig-gesägt. Blüthenbüschel 2—6blüthig. Aussenkelchblättchen 
länglich. Blumenblätter 3—4mal länger als der Kelch, länglich-keilförmig, vorn tief 
ausgerandet. Früchtchen scharfberandet, netzförmig-runzelig, kahl. 

Pflanze rauhhaarig, 1'/,—3’ lang. Blumen rosa-purpurn mit dunkleren Längsstreifen, 
selten weiss (bei Prag, Tausch!). Var. o) latiloba, Blätter oft herzförmig mit breiten gerundeten 
Lappen, und £) angustiloba (M. recta Opiz!), Blätter am Grunde gestutzt, tief 3- oder 5lappig, 
mit ausgesperrten, durch weite Buchten getrennten, länglichen Abschnitten. 


69 und %. Juli—September. Auf Schutt und wüsten Plätzen, Dorfangern, an 


516 Malva, 


 ———— _— — - _ _ ur uU u u ET nn nt nen 


Wegen, Zäunen, zwar durch ganz Böhmen in niederen und gebirgigeren Gegenden (bis 
etwa 2000’) verbreitet, aber sehr zerstreut, stellenweise fehlend öder selten und spärlich, 
stellenweise häufig, ohne bestimmte Verbreitungsgränzen. In der östlichen Elbniederung 
sah ich sie nur selten, ebenso bei Leitmeritz (nach Mayer); ß) Veleslavin bei Prag 
(Opiz)! Dasie (Mann)! und wohl an a. ©. 

Anmerkung. M. Mauritiana L. (voriger ähnlich, durch kahlen, kräftigeren Stengel, 
sehr spärlich behaarte grüne Theile und breit verkehrtherzförmige, vorn seichter ausgerandete, 
trüb purpurrothe Blumenblätter zu unterscheiden), als Zierpflanze aus Südeuropa gebaut, ver- 
wildert selten einzeln, so einmal in Prag auf der Kepelschen Insel! 


B. (Bismalva DC.) Blüthen gross, einzeln blattwinkelständige, oberwärts der sehr ver- 
kleinerten Tragblätter wegen in eine endständige Traube zusammenfliessend. Stengelblätter (meist 
bis gegen die Basis) handförmig getheilt. 


4. M. alcea L. Steugel von abstehenden längeren und anliegenden kürzeren 
Düschelhaaren rauh. Unterste Blätter herzförmig-rundlich, gelappt, folgende handförmig 
5theilig, oberste 3theilig, mit eingeschnitten-gekerbten oder fiederspaltigen Abschnitten. 
Aussenkelchblättchen eiförmig, zugespitzt. Früchtchen in der Rückenmitte gekielt, kahl, 
auf den in den Rücken verwölbten Seiten stark querrunzelig. 

2—4' hoch. Blätter am Rande bisweilen etwas gekraust. Blumen bei uns die grössten 
der Gattung, Kelche jung fast filzige. Blumenblätter vorn ausgerandet, rosa, selten weiss. Var. 
«) latisecta Neilr., Blätter 5-, obere 3theilig, Abschnitte breit, im Umrisse rhombisch, 3spaltig, 
grob gezähnt; f) angustisecta Neilr. (M. excisa Rchb.), Blätter 5-, obere 3theilie, Abschnitte 
tiederspaltig mit lanzettlichen oder lineallänglichen, ausgesperrten Zipfeln; geht in «) durch 
Mittelformen allmälig über; y) palmatifida (M. fastigiata Cav.), Blätter tief 5- und 3spaltig, 
mit länglichen, eingeschnittenen und grobgezähnten Abschnitten. 

2 Juli—September. Auf trockenen felsigen oder buschigen Abhängen, an Wald- 
rändern, in lichtem Gebüsch, auf Rainen, an Wegen, verbreitet in der Ebene und dem 
Hügellande, doch zerstreut, stellenweise zahlreich, anderwärts nur sehr vereinzelt; 9. nur 
sehr selten. Bei Prag: Kröer Wald, Podbaba, Roztok, Scharka, Kuchelbad, Zävist! hinter 
Stechovice am Moldauufer! Stirin (Sykora)! Pysely! Karlstein (Ruda ß.)! Tetin! Popoviec 
bei Beroun (Opiz). Unhost! — Böchovic (Mayer)! Stefansüberfuhr (Kostel.).. Nimburg 
(VSetecka)! Podebrad! Volesnie bei Chlumec! Lehne bei Kopidlno! Rand des Wäldchens 
zwischen Nouzov und Butoves! Jiöin: unter den*Prachover Felsen (Poläk)! und bei 
Ostruzno (Vareöka). Cäslau: auf dem Wilhelminenshügel, bei Chedrby (Opiz) Dvakato- 
vicer Hain! Pardubicer Fasanerie (Opiz). Hohenmauth am Walde gegen Leitomysl! 
und „Sträh“ bei Leitomysl! Chotzen, Lehne am Adlerflusse! Landskron (Erxleben)! 
Tyniste (y.)! Königivgrätz (Reichel)! — Münchengrätz: unter der Ruine Zäsadka, unter 
der Sekanice häufig (Sekera). Jungbunzlau selten (Hippelli 7)! Niemes und Barzdorf 
vereinzelt (Schauta)! Grottau (Menzel)! Teufelsmauer bei B. Aicha (Wiese)! Nicht‘ bei 
B. Kamniz (nach Zizelsberger). — Zivonfn bei Melnik (PraZäk)! Roudnic: am Rip 
(Kratzm.)! in der ZäluZer und Üernoveser Fasanerie, in letzterer sehr zahlreich (Reuss, 
auch Hackel) ! Leitmeritz hie und da z. B. am Radischken! Elbabhang unter dem Sperling- 
stein! Wessenberg bei Teplitz! Zwischen Teplitz und Dux (Roth)! Mönchsbusch und Fuss des 
Boren bei Bilin! Spitzer Berg bei Brüx (Reuss), Görkau (Thiel)! Heidelsberg bei Schlacken- 
werth (Reiss), Berg Vladar bei Ludie (Köhler). Thal des Rakonicer Baches bei Stadtl! 
— Im Walde zwischen Mnisek und Dobris! und zwischen Dobris und Hostomnic! Sta- 
tion Zbirow! Podsisal bei Strakonic! Böhm. Fellern und Gutwasser bei Budweis! Horusic 
bei Veseli! Platz (Leonhardi). Goldenkron unter dem Hvezdär (Jungb.), bei Gojau! 


+ M. moschata L. Stengel von längeren abstehenden, meist einfachen Haaren 
rauhhaarig. Untere Blätter herzförmig-rundlich, gelappt, die folgenden handförmig 5- bis 
Ttheilig mit einfach oder doppelt fiederspaltigen, im Umrisse rhombischen Abschnitten. 
Aussenkelchblättchen schmal lineallanzettlich. Früchtchen dic htrauhhaarig, am Rücken 
glatt, auf den flachen Seiten sehr fein querrunzelig. 

2-3’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Junge Blätter welk schwach nach Bisam 
riechend. Blüthen und Staubfadensäule bedeutend kleiner als bei der vorigen, sehr ähnlichen. Var. 


Lavatera— Tilia, Sam 


a) angustisecta, Abschnitte der oberen Stengelblätter doppelt fiederspaltig, mit schmalen fast 
linealen Zipfeln; #) lJatisecta, Abschnitte auch der oberen Blätter breit rhombisch, vorn einfach 
fiederspaltig, mit länglichen Zipfeln. 

2, Juli, August. Wie vorige, kaum wirklich einheimisch, sondern nur zufällig 
verwildert. Hrtin bei Jaromer (Knaf)! Nordwestböhmen (Winkler ß.)! Ist erst in Baiern 
und Niederösterreich sicher einheimisch. 


2. Lavatera L. 


1. L. thuringiaca L. Stengel oberwärts sammt den Blatt-, Blüthenstielen 
und Kelchen filzig. Blätter eckig-gekerbt, 5lappig, obere 3lappig, am Grunde herzförmig, 
oberseits zerstreut flaumig, unterseits graulich, dünnfilzıg. Blüthen langgestielt, aufrecht, 
einzeln blattwinkelständig, oberwärts traubig zusammenfliessend. Abschnitte des Aussenkelches 
rundlich, kurz zugespitzt. 

2—3° hoch, aufrecht, meist ästig. Blumenblätter sehr gross, 1Y/,“ lang, tief ausgerandet, 
hellrosa, Staubbeutel hellgelb. 

2, Juli, August. Auf trockenen, buschigen, auch felsigen Anhöhen, im Gebüsch, 
an Waldrändern im wärmsten Hügellande, zerstreut, gern auf Kalkboden. Bei Prag am 
häufigsten nordwärts im Moldauthale: St. Mathaeus (Opiz). Troja (Presl), Husinee hinter 
Roztok! Pfemyslener Thal, bei der Weltezer Mühle, auf der Waldanhöhe Beckov bei 
Libeznie (Dödetek)! Morany bei Libtie (Poläk)! Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus! 
Ferner in der Scharka unfern der Generalka (Poläk), Gebüsch hinter der Cibulka! St. 
Prokop und Holin (Kosteletzky, Nickerl), Zävist (Opiz). Felsen bei Tetin! — Lobkovie 
(Kostel.). Libis (Presl).. Lhota Kostelni (Dede&ek), Budimerie bei Nimburg! Podebrad: 
gegen die Blatowiese und am Woskoberge! Rand des Lustwäldehens bei Dymokur und 
auf dem Abhange über dem Dymokurer Teiche, zahlreich! Lou&in (Presl); Dobravie 
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Kuttenberg (Veselsky). — Schnedovitz (Keil)! Sovice bei 
Roudnie häufig! Im Thal von Malschen gegen Auscha bei Roche nur 1 Expl.! Leitmeritz: 
gegen den Hradischken zu reichlich! Uhuberg (Mayer). Brozaner Hügel, Mastnä hora 
(Hackel), Kostäl bei Trebnitz (Presl). Bilin, Dux (Reuss). Schiesselitz (Thiel). 


3. Althaea L. Eibisch. 


1. A. offieinalis L, Sammetartig weichfilzig. Wurzelstock dick, walzlich. Blätter 
gestielt, eiförmig, spitz, ungleich oder doppelt gekerbt, schwachgelappt, am Grunde 
öfter herzförmig. Blüthenbüschel mehrblüthig, kürzer als das Blatt, die obersten auch 
traubig zusammenfliessend. Aussenkelch meist Ispaltig, seine Zipfel lanzettlich, zugespitzt. 

2—3‘ hoch, aufrecht. Blumen blass rosenroth oder röthlichweiss. Staubbeutel dunkelpurpurn. 


2) Juli, August. Auf feuchten, besonders salzigen Wiesen, an Gräben der Niede- 
rungen, sehr selten. Libic bei Podebrad (Kosteletzky 1818)! Salzige Wiesen des ehema- 
ligen Srpina-Morastes bei Saidschitz (Reuss 1863)! an beiden Orten gewiss sehr spärlich, 
wenn nicht bereits verschwunden, da ich sie dort neuerdings nicht wiederfand. Ausserdem 
selten aus Bauerngärtchen verwildert, so offenbar bei Komotau am Wege bei Oberdorf 
in wenigen Exemplaren (Knaf!), in Grasgärten bei Teplitz (Winkler!), bei Neuhof £äsl. 
an einem Bache (Opiz), au der österreich. Gränze gegen Freistadt (Presl. fl. Cech.). . 


88. Ordnung. Tiliaceen Juss. 
1. Tilia L. Linde. 


Blüthen 5zählig. Kelchblätter innen am Grunde mit einer Honiggrube. Staub- 
gefässe zahlreich, frei oder in 5 epipetalen Bündeln. Fruchtknoten 5fächerig mit je 2 Eichen 
in jedem Fache, Frucht ein durch Fehlschlagen 1fächeriges, 1—2samiges Nüsschen, 

34 


518 Tilia, 


a) (Decapetalae.) Innerhalb der Staubgefässe eine 5blättrige Nebenkrone, aus blatt- 
artigen, sterilen Staubfäden oder durch die 5 innersten Staubgefässe mit verbreiterten Fäden 
angedeutet. Staubgef. 50—70. Staubbeutelhälften durch Spaltung des Staubfadens getrennt. Griffel 
nach der Blüthe sich verlängernd. Kronenblätter nicht völlig ausgebreitet. Behaarung aus stern- 
oder büschelförmigen Haaren. 


+ T. argentea Desf. (T. alba W. Kit.) Blätter winkelig-scharfgesägt, unterseits 
nebst jungen Zweigen, Knospen, Blüthenständen, Deckblättern und Kelchen dicht weiss- 
filzig, ohne Bart in den Aderwinkeln. Staubgefässe halb so lang wie das Blumenblatt 
und nicht viel länger als der Fruchtknoten. 


» Ende Juli. Stammt aus Ungarn, selten gepflanzt: Neuhof (Patzelt)! Hohen- 
elbe bei einem Dorfe (Kablik)! B. Leipa (Nenntwich)! Kaplic (Kirchner)! 


+ T. americana L. (T. nigra Borkh., T. glabra Vent.). Blätter gross, langspitzig, 
sägezähnig, grün, kahl, nur in den Aderwinkeln mit schr kleinem Bärtchen. Trug- 
dolden 10—20blüthig. Staubgefässe kürzer als die Blumenblätter, doppelt so lang wie 
der Fruchtknoten. 


%» Juli. Stammt aus Nordamerika, wird bisweilen gepflanzt, so bei Prag nahe 
der Civilschwimmschule; vor dem Oujezder Thore in den Anlagen (Kosteletzky)! Neuhof 
bei Kuttenberg (Patzelt)! Budweis (Jechl)! Kaplie (Kirchner) ! 

b) (Pentapetalae.) Nebenkrone fehlend. Krone radförmig ausgebreitet. Staubgef. 


20-40. Staubbeutel eines Staubkolbens verbunden oder wenig getrennt. Griffel nach der Blüthe 
kaum verlängert. Behaarung aus eirfachen Haaren. 


1. T. platyphylla Scop. (T. europaea L. part., T. grandifolia Ehrh.,, Sommer- 
linde). Junge Zweigtriebe und Blattstiele meist stark behaart, seltener fast kahl. Blätter 
heiderseits gleichfarbig grün, unterseits nur blasser, daselbst zerstreut weichhaarig, 
seltener verkahlt, in den Aderwinkeln weisslich gebärtet, scharfgesägt mit feinstachel- 
spitzigen Sägezähnen. Trugdolden hängend, 2—5blüthig. Staubgef. gegen 40. Narben- 
lappen aufrecht. Früchte diekschalig, holzig, vorspringend 5rippig. 

Aendert vielfach ab. Blätter bald gross, bald nur klein, am Grunde herzförmig bis 
gestutzt, an einer kultivirten Form (ß. laciniata)unregelmässig-zerschlitzt, an einer andern (y. cu- 
cullata) theilweise kappenförmig. Blumen gelblich, meist grösser als bei folgender, aber auch 
kleiner als gewöhnlich. Früchte wie bei folgender grauzottiz. An einem Blüthenstande sah ich 
auch 3 Brakteen, nämlich das 2. war ein Deckblatt des untersten sehr tief unten entsprungenen 
blüthenzweigs, diesem angewachsen, der Zweig selbst trug die 3. Braktee. Var. ö. glabrata (T. 
translucens Opiz), verkablt, Blätter mit spärlichen Haaren, unterseits glänzend, Blumen grösser 
und mehr gelb. — Zu dieser Art gehören ferner T. corylifolia Host, T. obliqua et Nickerlii 
Opiz! T. bohemica et mollis Ortm.! 

p Mitte Juni, Juli. In Laubwäldern des Hügellandes und der Ebene und häu- 
figer in Bergwäldern, sehr zerstreut und nur vereinzelt, weit seltener als die folgende. 
Bei Prag z. B. bei St. Prokop, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan! (alles d., selten 
blühend), in den Stöchovicer Wäldern! — Schlucht des Kli&avathales bei Lana! Burg 
Pravda! — In den Ebenen z. B. bei Elbe-Kostelee, Podebrad, Kolin ! (überall d.). — 
Nordböhmen: z. B. im Königingrätzer Wald, fruchtend! Limberg bei Gabel (Schauta), 
B. Kamnitz (Zizelsb.). — Südböhmen: Kufidlo bei Strakonie! Blanskerwald (Jungbauer). 
Im Böhmerwalde (Purk.). Ausserdem häufig in Alileen und Anlagen gepflanzt; ß. im 
Park von Jungbunzlau (Hipp.)! y) im Fabriksgebäude von Goldenkron (Jungb., Kirchner) ! 


2. T. ulmifolia Scop. (T. parvifolia Ehrh., Winterlinde). Junge Zweigtriebe und 
Blattstiele kahl. Blätter kahl, nur in den Aderwinkeln unterseits rostgelb gebärtet, 
unterseits seegrün, gesägt, mit kurz und dicklich bespitzten Sägezähnen. Trugdolden 
5—10blüthig (selten nur 3blüthig), aufgerichtet. Staubgef. gegen 30. Narbenlappen 
wagrecht abstehend. Früchte dünnschalig, schwachberippt. 


Voriger ähnlich, nicht so stämmig und hochwüchsig. Blüthen kleiner und blasser, gelb- 


Hypericum, a) 


lichweiss, wohlriechend. Früchte klein, mit abgestutzten Spitzchen (Griffelrest), leicht zusammen- 
drückbar. Auch diese Art bildet gepflanzt Kappenblätter (f. eucullata). 

» Juli, etwa 14 Tage später als vorige aufblühend. In Wäldern und lichtem 
Laubgehölz von der Ebene (Elbauen bei Kolin und Podebrad!) durch das ganze Hügel- 
land und Mittelgebirge zerstreut, meist vereinzelt. Häufig auch in Dörfern, in Alleen 
und Anlagen gepflanzt. ß) z. B. auf dem Kirchhofe des Klosters Sedlee (Hb. Sternberg !), 
berühmt durch historische Sagen. Schiessstattallee bei Budweis (Jungb.). 


* T. intermedia DC. (T. parvifolio-grandifolia Bayer! T. acuminata Opiz!) 
Blätter grösser als bei voriger, unterseits blassgrün, oder ‚schwach graugrün; Bart in 
den Aderwinkeln weisslich in’s Rostgelbe. Trugdolde 5—7blüthig. Blüthen grösser als 
bei T. ulmifolia, sonst wenig verschieden, Früchte 2—3mal grösser, derbschaliger, mit 
etwas deutlicheren Rippchen unter den Zotten. 

» Juli. Gepflanzt in Alleen, wahrscheinlich Bastart. Alleen um Prag (Tausch) ! 
so an der Strasse vom Kornthor nach Nusle (Opiz)! 


89. Ordnung. Hypericineen De Cand. 
1. Hypericum L. Hartheu. 


Kelch und Blumenkrone 5zählig. Staubgef. am Grunde in 3 (selten 5) Bündel 
verwachsen, Staubbeutel rückwärts nächst der Spitze mit einer Harzdrüse. Kapsel 
3fächerig, 3klappig (selten 5fächerig). 

(Die 3 Staubgefässbündel unserer Arten alterniren mit den 3 Carpellen, indem ein Staub- 


gefässbündel nach vorn zwischen Kelchblatt 1 und 3, und ein Carpell nach hinten vor Kelch- 
blatt 2 fällt.) 


a) Kelchzipfel am Rande drüsenlos, selten mit wenigen Drüsenzähnen, mit den 
Rändern einander deckend. Staubgef. wenig zahlreich (15—21). Staubbeuteldrüse lichtbräunlich. 
Stengel vom Grunde vielästig, ausgebreitet, an den unteren Gelenken öfter wurzelnd; Aeste mit 
den Spitzen aufsteigend. 


1. H. humifusum L. Kahl. Stengel schwach 2kantig. Blätter oval oder länglich, 
zum Grunde verschmälert, längs des Randes schwarzpunktirt, nur die oberen durch- 
scheinend-punktirt. Blüthenstand übergipfelnd, locker- und armblüthig, Kelchblätter 
länglich, stumpf, fein stachelspitz, schwarz gestrichelt. Kapsel längsgestreift. 

Stengel dünn, fast fädlich, 3-10‘ lang. Blumenblätter klein, hellgelb, nur bei Sonnen 
schein offen. 

2, oder ©) 6%. Juli—September. Auf feuchten sandigen und kiesigen Aeckern, 
Brachen, Kleefeldern, Weiden, auf Torfstichen und frischen Waldhauen zerstreut, doch 
verbreitet in kälteren und etwas gebirgigen Lagen von ganz Böhmen bis auf’s Vorge- 
birge, im warmen Hügellande und den wärmeren Ebenen ganz fehlend oder nur selten 
an geeigneten Stellen. Bei Prag daher nur bei Holin auf Triften (Nickerl), Hodkovicky 
(Jirus), beim Kröer Walde (Vävra), bei Zlatnik (Bozdech)! Ritan mit Aphanes arvensis 
(Poläk) ! Fehlt im ganzen Elbthale und Basaltmittelgebirge. — Ostböhmen:: Selau (Syrütek), 
Frauenthal bei Deutschbrod (Opiz). Leitomysl: Aecker um die Borky (Wälder) vor 
Johnsdorf im Kabät-Walde (Pospichal)! B.-Trübau (Rybiöka). Nepomuk bei Landskron 
(Opiz). Grulich: Feuchte Sandstelle im Tannenwalde! Rokytnie (Titz)! — Nordböhmen: 
Marschendorf am Riesengebirge (K. Knaf). Forst- und Kühberg bei Freiheit (Opiz). 
Altbuch (Kudernatsch) ! Reichenberg! Sichrov bei Turnau! Weisswasser (Hipp.)! Widim 
(Hackel), Melnik (Prazäk)! Niemes häufig (Schauta)! B-Leipa, z. B. unter dem Spitz- 
berg auf feuchter sandiger Moorstelle! Kleebrachen bei Kreibitz ! Rumburg! Schluckenau ! 
Tetschen, z. B. Kleefeld unterhalb Schönborn! Schinderwand, Liebwerd (Malin.)! — 
Fuss des Erzgebirges: Kleinoujezd und Weisskirchlitz bei Teplitz (Reuss), Herrlich bei 

34* 


Hypericum, 


en 
[5% 
< 


Osseg, Oberleutensdorf, Eisenberg (Roth, Thiel)! KRothenhaus (Sachs)! Hrusovan bei 
Saaz (Thiel). Elbogen, Karlsbad (Ortm., Tausch!). Franzensbad (Kablik) ! — Mittel- 
böhmen: Fuss des Plesivee bei B&sin mit Centunculus! Strassenrand im Walde bei 
Straßie! Waldblösse des Brdygebirges bei Pribram! — Südböhmen: Pisek bei der Hürka 
(Döde.)! Tutap (Bercht.). Neuhaus (Novotny). Wittingau: beim Opatovicer Teiche! 
Budweis: gegen Gutwasser, gegen Krems am Nordfusse des Blanskerwaldes! oberhalb 
Srnin (Jungb.). Kaplie (Kirchner)! Gratzen (Sternberg). Hohenfurth (Nenning)! Bei 
Hartmanic, am Wege zwischen Neuern und Grün (Purkynö)! 


b) Kelchzipfel am Rande drüsenlos, einander nicht deckend. Staubgef. sehr zahlreich 
(50-60). Staubbeuteldrüse schwarz. Stengel aufrecht oder aufsteigend. 


«) Stengel 2kantig (mit 2 Blattrückenspuren belegt). Fruchtfächer am Rücken mit 4 
Längsstriemen (Harzgängen), deren 2 seitlichen zum Rande schief abwärts gehende und stellen- 
weis untereinander anastomosirende, etwas blasig aufgetriebene Harzgangzweige aussenden. 


2. H. perforatum L. (Johanniskraut). Blätter oval, länglich oder länglich-lineal, 
stumpf, mit gerundeter Basis sitzend, durchscheinend punktirt, längs des Randes schwarz- 
punktirt. Trugdolden meist rispig zusammengestellt. Kelchblätter lanzettlich, spitz. 

'/„—2' hoch, aufrecht ästig, kahl. Wurzel stark, holzig. Der Wurzelstock treibt nach 
der Blüthezeit zahlreiche dünnere sterile Triebe. Meist alle Blattorgane, Blätter, Deckblätter und 
Kelche schwarz gestrichelt. Blumen goldgelb. Var. «) vulgare, Blätter oval oder länglich, 
Kelchblätter lanzettlich, sehr spitz, £) stenophyllum W. et Grab. (H. stenophyllum Opiz! H. 
veronense Schrank ?), Blätter lineal-länglich, schmal, Blüthenstand armblüthiger, Kelche wie bei «; 
y) platycalyx (y. latifolium Koch), Blätter breit oval oder länglich, Kelchblätter breitlanzettlich 
bis länglich, minder spitz. 

2. Juli—September. Auf trockenen Wiesen, Rainen, begrasten und steinigen 
Hügeln, in Waldschlägen und Gebüschen, gemein durch das ganze Land, bis auf das 
Vorgebirge (2500°), z. B. auf das Erzgebirge; /) nicht selten auf dürren, sonnigen Hügeln, 
zumal auf Kalk, p) bei Jungbunzlau (Hipp.)! und wohl auch anderwärts. 


ß) Stengel 4kantig (von den Blattrücken- und vereinten Blattrandspuren belegt). 
Fruchtfächer mit zahlreichen Längsstreifen. 


3., H. tetrapterum Fries (H. quadrangulare Murray, Presl fl. cech., Tausch 
herb.). Stengelkanten schmalgeflügelt. Blätter oval, gerundet stumpf, am Grunde halb- 
umfassend, mit grobmaschigem, wenig vorragendem Adernetz, in dessen Maschen 
mit zahlreichen durchscheinenden und zerstreuten schwarzen drüsigen Punkten. Kelchzipfel 
lanzettlich, spitz oder zugespitzt, aussen wie auch die Blumenblätter fast ohme 
schwarze Punkte. 

1-—1"/,‘ hoch, oberwärts ästig, kahl. Der Wurzelstock treibt rothe, kriechende, mit kleinen 
Niederblattpaaren besetzte Ausläufer. Blumen hellgelb, kleiner als bei vorigem und folgendem. 
Der angebliche Bastart H. tetrapterum > quadrangulum Lasch, von mir noch nicht beobachtet, 
ist wahrscheinlich eine Form des H. tetrapterum mit stumpferen Kelchzipfeln, analog der var. y. 
des vorigen. 

2, Juli, August. In Wiesengräben, an Bächen, in feuchten Gebüschen, sehr 
zerstreut, in niedrigen und gebirgigen Gegenden bis auf das Vorgebirge (über 2000%). Bei 
Prag ziemlich selten: Vysocan! Schwarzer Ochs bei Ounetic (Opiz)! Dejvic (Hoser)! 
Cibulka, Kuchelbad! Michlerwald (Opiz), Stirin (Sykora), Pysely (Vogl). Karlstein (Rada). 
Schlan (Tausch)! — Oestliches Elbgebiet: Lissa (Kostel.); Kreökov bei Nimburg, Chlumee ! 
Kaöina und Franzdorf bei Kuttenberg! Kladruber Wälder häufig! Opatovicer Kanal bei 
Prelou&! Bohdaneö! Civie (Opiz). Chrudim : auf dem Bergrücken am Waldbache! Hohenmauth, 
Chotzen, Rudelsdorf bei Landskron! Zdelover Teich zwischen Kostelec a. Adl. und- 
Dorohrädek! Königingrätzer Wald! Elbe bei Jaromer (Knaf)! Neustadt a. Mettau (Tausch) ! 
— Jiöin: bei Dilee und auf dem Sandsteinbergrücken Brada! Turnau! Kloster bei 
Münchengrätz (Sek.)! Bach bei Weisswasser (Hipp.)! Niemes hie und da (Schauta) ! 
Wartenberg! B. Leipa, B. Kamnitz, Kreibitz! Im westlichen Elbgebiet (verbreitet nach 
Reuss), mir nur bekannt: Schnedovitz (Pöch)! Töchobusitz nördlich von Leitmeritz (Mayer), 


Hypericum. 521 


Tallinathal im B. Mittelgebirge! Königswald bei Bodenbach! Serbitz bei Teplitz! — 
Sporitz bei Komotau (Knaf)! Karlsbad (Ortm.) — Rakonitz, Graben am Neu Teiche! 
Um Horovic! Borkovie bei Veseli! Krumau: zwischen Rojau und Cernie! beim Turko- 
'vicer Hammer (Jungb.). Hinter Rosenberg am Mühlarm der Moldau! 


4. H. quadrangulum L. (H. dubium Leers, Presl. fl. &ech., Tausch herb.). 
Stengelkanten ungeflügelt. Blätter oval oder länglich, stumpf, zum Grunde verschmälert, 
nicht umfassend, mit kleinmaschigem, starkem _Adernetz, ohne oder mit einzelnen 
grösseren Drüsenpunkten in zerstreuten Maschen des Netzes. Kelchzipfel oval oder 
elliptisch, stumpf. Blumenblätter mit zahlreichen schwarzen Punkten und Strichelchen. 

Sonst wie voriges. 1—1'/,‘ hoch, kahl. Blumen grösser als bei vorigem, goldgelb. 


2. Juli, August. Auf trockenen oder feuchten Wiesen, Waldwiesen, an Wald- 
rändern, Rainen, auf Granit, Gneuss, Schiefern, Sandstein u. dgl., nicht auf Kalk, hin 
und wieder verbreitet in gebirgigeren Gegenden, auf den Gränzgebirgen in den Gründen 
und deren Abhängen bis in die Hochgebirgsregion zu 4000’, so im Riesengebirge und 
Böhmerwalde; im Hügellande und den Ebenen fehlend oder selten an geigneten, hoch- 
gelegenen Stellen. Bei Prag z. B. nur im Stern (Tausch)! bei Oberkr& auf Wiesen 
(Opiz)! im Fiederholz bei Böchovie (Poläk)! — in der weiteren südlichen Umgegend 
bei Unhost! Säzavaufer bei Hradistko und am Berge Mednik! Stirn (Sykora). Pysely 
(Vogl). — Chlumee byd2.! Kladruber Wälder! Chrudim: am Fusse des südlichen Berg- 
rückens! bei Woheb, Seö (Opiz). Leitomysi! Königingrätzer Wald! Verbreitet in dem 
gebirgigen Vorlande des Riesengebirges: Eipel, Arnau, Freiheit, Hohenelbe u. s. w. 
Aupaufer bei Jaromer! Lomnie (Poläk)! Kleinskal (Sek.)! Hammerstein, Reichenberg, 
Friedland. Smröov b. B. Aicha! B, Kamnitz, Kreibitz, Georgenthal, Rumburg häufig! 
B. Leipa! Limberg bei Gabel! Niemes (Schauta), Fuss des Bösig (Purk.) ! Weisswasser 
hänfig (Hipp.)! Widim (Hackel). Seltener im Basaltmittelgebirge, so am Geltsch! am Klotz- 
berge (Reuss), bei Mileschau (Keil)! Kletschenberg! Königswald bei Bodenbach! Häufig im 
Erzgebirge und am Fusse desselben: so bei Komotau! Bukva im Duppauer Gebirge mit 
Parnassia! Karlsbad (Ortm., Reiss)! Tepl (Konrad)! — Bahnstation Luänä bei Rakonitz! 
Wald bei Skrej (Purkyn&)! Hostomic gegen die Bäba, Krälovka-Wiese bei Volesnä! Obecnic 
bei Pribram! Roämital (Lusek)! Böhmerwald: bei der Seewand und bis Eisenstein gemein, 
bei Neuern, Hartmanie, Stubenbach, Schatava (Purkyn&)! Blanskerwald! Heilbronn bei 
Gratzen auf Granit! 


ce) Kelchzipfel am Rande drüsig-gefranst oder drüsig-gesägt, einander nicht decekend. 
Staubgef. zahlreich. Stengel aufrecht oder aufsteigend. 


«) Kelchblätter eiförmig, vorn gerundet stumpf, fein drüsig-gezähnt. Deekbl ätter 
ganzrandig. Blumenblätter drüsig-gesägt. 


5. H. pulchrum L. Stengel stielrund, ohne Kanten, vom Grunde mit sterilen 
Aestchen, oberwärts durch verlängerte, aufrechte, doldentraubige Aeste schmal pyramidal- 
rispig, Blätter durchscheinend punktirt, - die des Stengels eiförmig, stumpf oder ausge- 
randet, mit breitem, herzförmig wmfassendem Grunde sitzend, die unteren und die 
der Aeste oval, zum Grunde verschmälert. Staubbeuteldrüse lichtbräunlich. Samen fein- 
grubig punktirt, kahl. 

1—2‘ hoch, völlig kahl. Rhizom sehr reichästig, vielstengelig. Blätter oberseits sattgrün, 
unterseits bleich. Blumenblätter goldgelb. 

2. Juli, August. In trockenen Wäldern und anf Haiden, im nördlichsten Zipfel 
bei Fugau (Karl, zuerst 1852). — Angeblich auf der Herrschaft Chudenie im Walde 
Ritsche sparsam (Seidl), was zu bezweifeln ist. 

ß) Kelchblätter lanzettlich, spitz, wie auch die Deckblätter drüsig-gefranst, Blumen- 
blätter ganzrandig. 
*) Stengel oberwärts 2kantig. Staubbeuteldrüse schwarz. 


6. H. elegans Steph. (H. Kohlianum Spreng.), Stengel kahl, dieht beblättert, 


529 Hypericum, 


unterwärts mit sterilen Aestchen, oben durch längere, blattwinkelständige Blüthenäste 
mit armblüthigen gespreizten Trugdöldchen traubig-rispig. Blätter sitzend, aus schwach 
herzförmigem Grunde eiförmig oder eilanzettlich, am Rande häufig etwas umgerollt, 
ganz kahl, längs des Randes schwarz, auf der Fläche dicht durchscheinend-punktirt. 
Blumenblätter nur an der Spitze mit schwarzen Drüsenpunkten. Samen feingrubig-punktirt. 

1—2‘ hoch. Schwarze Drüsen der Zähne der Kelchblätter kleiner und minder zahlreich 
als bei folgendem, daher minder auffällig. Blumen ziemlich gross, hell goldgelb. Habitus von 
H. perforatum. 

2% Juni, Juli. Auf sonnigen Hügeln, in Weingärten der Leitmeritzer Gegend. 
Bei Schirschovitz und Keblitz nächst Lobositz in Weingärten (1819 von Naumann! ge- 
funden, Karl!). Hügel um Budin (Tausch)! 

**) Stengel stielrund, kantenlos. Staubbeuteldrüse gleichfarbig, lichtgelb. 


7. H. montanum L. Stengel stielrund, kahl, oberwärts armblättrig, meist ganz 
einfach, ganz an der Spitze mit gedrungenem, fast knäuelförmigem, oder unterwärts 
unterbrochenem, deckblätterigem Blüthenstande. Blätter eiförmig bis länglich, mit herz- 
förmiger Basis sitzend, kahl, nur unterseits auf den Nerven von kurzen Härchen 
rauh, längs des Randes schwarz punktirt, die unteren auf der Fläche nicht punktirt, 
die oberen durchscheinend punktirt. Blumenblätter ohne schwarze Punkte. Samen 
feingrubig-punktirt. 

1-3’ hoch. Blätter sattgrün, unterseits blass graugrün. Selten kommen aus den Achseln 
der obersten beiden Laubblätter 2 Aeste mit einem Paar Laubblätter, an der Spitze mit einem 
gegabelten Blüthenstande, dessen Gabeln eine deutliche verlängerte Schraubel bilden. Blumen 
ziemlich klein, bleich goldgelb. 

2. Juni—August. In Laubwäldern und Heiden des Hügellandes und in Gebirgs- 
wäldern, zerstreut aber verbreitet durch den grössten Theil des Landes. Bei Prag nicht 
selten: Abhang am Kleinseitner Kirchhofe, Laurenzberg, Ziäkaberg! Stern, Scharka, 
Horomßficer, Kröer Wälder, Cibulka, St. Prokop, Zävist, Königsaaler Wälder, Abhänge 
der Säzava, bei Stifin (Syk.), Stöchovic! Karlstein, Tetin! — Opatovie bei Cäslau (Opiz), 
Chrudimer Bergrücken, Hrochovtejnic! Chotzen, Strakele bei Leitomysl, Borohrädek ! 
Königingrätz (Cenek)! Bei Jiein seltener, häufiger gegen Kopidlno, häufig in den Wäldern 
von Dymokur, Zähornic, Chlumec! Bäba bei Jungbunzlau! Weisswasser (Hipp.)! Am 
Rollberg einzeln (Schauta)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Widim (Hackel), Melnik 
(Prazäk)! Wald Sebin bei Libochovic! Schnedowitz (Pöch)! Auscher Thal bei Roche! 
Zerstreut im ganzen Basalt-Mittelgebirge, z. B. am Radelstein, Mileschauer, Lobosch, 
Hradischken, Radobyl u. s. w. Elbabhang unter dem Sperlingstein! Pfaffenberg bei 
Tetschen! Kaltenberg bei B.-Kamnitz ! Bozenberg bei Schluckenau (Karl). Schillinge bei 
Bilin! Abhänge und Gründe des Erzgebirges: bei Rothenhaus, Komotau! Abhang bei 
Gross-Holetitz, Kalkmergel! Burg Pravda bei Domousic! Waldthal bei Brdloch nächst 
Loun, permisch! Ploben bei Karlsbad (Ortm.), Neudek (Weitenweb.). — Hannaer Revier 
bei Rakonitz! Koufimecer Revier gegen Nezabudie! Wald bei Skrej (Purk.)! Hofovicer 
Gegend häufig, z. B. Komorskä hora bei Jinec! quellige Bergwiese bei Padrt! — Klingen- 
berg (Dedetek)! Fuss des Kubani (Sternberg), Fuss des Blanskerwaldes! Vogeltenne 
bei Krumau! — — u. s. w. 


8. H. hirsutum L. Stengel stielrund, kurzhaarig-zottig, gleichmässig beblättert, 
mit achselständigen Kurzzweigen, oberwärts pyramidal locker-rispig., Blätter oval oder 
länglich, gestielt, durchscheinend-punktirt, am Rande ohne schwarze Drüsenpunkte, im 
Blüthenstande allmälig in drüsig-gesägte Deckblätter übergehend. Samen papillös-sammt- 
haarig, glatt. 

1—2‘ hoch. Blumen hellgoldgelb, nur so gross wie bei H. montanum, 


2 Juli, August. In Laubwäldern, feuchten Gebüschen, auf Abhängen der Ebenen, 
des Hügel- und Gebirgslandes bis über 2500’, gerne auf Kalkboden, Basalt u. dgl., ebenso 
zerstreut wie voriges. Bei Prag häufig: Laurenziberg, Michler Wald, Dablicer Berg, 


Elatine. 523 


Premyslener Hain, Roztok, Ounetic, Generalka, Stern, Cibulka, Hlubo&ep, St. Prokop, Kuchel- 
bad, Radotiner Thal, Zävist, Stirin, Stöchovie, Karlstein, UnhoSt u. a. — Elbniederung: Libie, 
Brandeis, häufig in den Elbauen bei Podebrad gegen Gr. Wosek, bei Kolin, am Woskoberse, in 
den Wäldern von Chlumec, Dymokur zerstreut! — Cäslau bei Podol, Krelovic u. a. (Opiz)! 
Selau (Opiz), Eichenhain bei Hrochovtejnic, Chotzener Eichenwälder, St. Antonius und 
Chlumek bei Leitomysl! B. Trübau Bergrücken auf Kalkmergel! Swarko& bei Nachod auf 
Kalkmergel ! Zvol bei Jaromef (Cenek)! Jiäin: Vesecer Fasanerie, Popovicer Hain! 
Horka und Kätov bei Münchengrätz (Sekera), Bäba bei Jungbunzlau! Fehlt bei Weiss- 
wasser, Niemes und B. Kamnitz (Hippelli, Schauta, Zizelsberger), wohl aber bei Doubic 
auf Kalk! Schönborn bei Schluckenau (Karl). Zerstreut doch häufig im westlichen Elbthal 
und im Basaltmittelgebirge: Tetschen (Malin.)! Elbhänge bei Rongstock, Aussig, Gross- 
Priesen, Leitmeritz, Kletschenberg, Miieschauer, Radelstein, Geltsch! Sovice und Jezero 
bei Roudnie! Wald Sebin bei Libochoviec! Abhänge und Gründe des Erzgebirges, z. B. 
im Komotauer Grundthal! Waldschlag unter dem Gipfel des Oedschlossberges bei Duppau 
über 2500! Joachimsthal (Hofm.)! Ploben bei Karlsbad (Ortm.), Marienbad (Kabl.)! 
— Berounthal gegenüber Nezabudic, bei Tejrov, Skrej! Wosow bei Lochowie (Wolfner)! 
Klingenberg an der Moldau (Dedeöek)! Blanskerwald! Kaplie (Kirchner)! Hinter Hohen- 
furth im Gebüsche (Purkyne)! 


90. Ordnung. Elatineen Cambess. 
1. Elatine L. Tännel. 


a) (Hydropiper). Stengel ästig, rasie, niederliesend, an den Knoten wurzelnd. Blätter 
gestielt, gesenständig. Blumenblätter rosenröthlich oder weiss. — Zarte, im Schlamme kriechende, 
wahrscheinlich einjährige Pflänzchen, vom Ansehen einer Callitriche. 


1. E. triandra Sckkuhr (E. hydropiper ß. L. Sp. pl., ß. triandra Presl. fl. &ech.). 
Blätter länglich-elliptisch bis lineallänglich, ganz kurz gestielt. Blüthen alle sitzend, 
mit 2theiligem Kelche, 3 Blumenblättern und 3 Staubgefässen. Kapsel oben einge- 
drückt. Samen wurmförmig gekrümmt, an den Enden abgerundet, sehr fein netzig, längs- 
und quergerippt. 

Trübgrün oder röthlich angelaufen, 1—4‘ lang. Blüthen bisweilen gegenständig. Blumen- 
blätter rosenroth. Früchte klein, pfefferkorngross, doch grösser als bei E. hydropiper. Samen wie 
bei allen Arten stielrund, stäbchenförmig, dabei dünn, bleich, gelblich. 

© ? Juni— August. An schlammigen Teichrändern, in seichtem Wasser oder 
ausserhalb desselben, selten. Am Barbarateiche bei Dux, unter E. hexandra (Winkler, 
mit der scheda „Teplitz“\! Stitin bei Prag (Sykora)! Teiche bei Frauenberg (Jechl! 
Purkyn@! mit E. hydropiper), Teich Braunä bei Wittingau! (nieht blühend, doch wahr- 
scheinlich diese Art). Skalnicer und Cerny-Teich bei Platz häufiger als E. hexandra 
(Leonhardi)! Teiche bei Soböslau (Berchtold, als E. hydropiper)! 


2. E. hexandra DC. Blätter länglich-elliptisch, 2% den ebenso langen oder kür- 
zeren Blattstiel verschmälert. Blüthen meist gestielt, die oberen oft sitzend, 3zählig, 
mit 3theiligem Kelche, 3 Dlumenblättern und 6 Staubgefässen. Kapsel genabelt be- 
spitzt. Samen schwach gekrümmt, fast gerade, an einem Ende abgestumpft, längs- und 
quer netzig scharfgerippt, braun. i 

Grasgrün. Blüthen sämmtlich abwechselnd, an den Platzer Pflänzchen bisweilen sämmtlich 
sitzend! Samen dicker und kürzer, meist auch grösser als bei voriger, zuletzt braun. — E. major 
A. Br. des westlicheren Europas unterscheidet sich nur durch die Vierzahl aller Blüthenkreise 
und merklichere Grösse, wird daher von Seubert wohl mit Recht mit E. hexandra unter dem 
Namen E. paludosa vereinigt. 

© ? Juni— August. Wie vorige. Sehr häufig am Barbarateiche bei Dux (Winkler! 
Reuss), Am grossen Hirschberger Teiche bei einer vorspringenden Felsenklippe meist 


524 Oxalis, 


im Wasser (Asckerson! Schauta!) Teiche bei Frauenberg, mit E. triandra (Jechl, mit 
der scheda „Budweis“)! Teiche bei Platz und Lomnie: Skalnicer, Cerny, Prolom- und 
Z&bov-Teich (Leonhardi)! 


3. E. hydropiper L. (part.). Blätter elliptisch, wenigstens die unteren in den 
merklich längeren Blattstiel spatelig verschmälert. Blüthen sitzend, 4zählig, mit 4thei- 
ligem Kelch, 4 Blumenblättern und 8 Staubgefässen. Samen ungleichschenklig huf- 
eisenförmig gekrümmt, längs- und quer- netziggerippt, gelb. 


? Juni— August. Wie vorige, etwas häufigerals diese. Teich zwischen Schlacken- 
werthi und Rodisfort (Ascherson). Barbarateich bei Dux unter E. hexandra (Winkler)! 
Am grossen Hirschberger Teiche (Ascherson)! Woseker Teiche, mit Coleanthus (Sternberg 
herb. 1817)! Teiche bei Frauenberg (Jechl! Purkyne! unter Chara coronata Ziz.). Wit- 
tingau, Sobeslau (Presl fl. tech)? Am Horusicer Teiche bei Weseli (mit Chara coro- 
nata, 1873)! 


b) (Alsinastrum.) Wurzelstock im Schlamme kriechend, nach hinten absterbend. 
Stengel aufsteigend. Blätter sitzend, quirlständig. Vom Ansehen einer kleinen Hippuris. 


4. E. alsinastrum L. Die unteren untergetauchten Blätter schmallineal, zahlreich 
im Quirl, die oberen vorzugsweise blüthentragenden eiförmig oder eilanzettlich, zu 3. 
Blüthen quirlig, sitzend, die unteren bisweilen gestielt. Blüthen 4zählig, Smännig. Samen 
schwachgekrümmt. 

Stengel 2—6‘ hoch und oft kräftig, bei der ganz aufgetauchten Landform feiner, mi 
fast lauter schmalen, zahlreichen blüthentragenden Blättern. Blumen grünlich-weiss. 

2 Juli—September. Am Rande der Teiche, in seichtem Wasser oder im Schlamme 
besonders unter Schilf. Mit Sicherheit nur an einigen Teichen am Fusse des Erzgebirges: 
bei Komotau am Steinteich (Knaf) und grossen Udwitzer Teiche! (an letzterem noch 
1869 häufig, von Knaf 1830 für Böhmen zuerst entdeckt) früher auch am Sporitzer 
Teiche! Am Barbarateiche bei Dux (Winkler! Reuss). — Angeblich früher auch an der 
alten Eger bei Theresienstadt, jedoch neuerdings nicht wieder gefunden (A. Mayer) und 
bei Reichstadt (Herb. Hackel nach Mann). 


91. Ordnung. Oxalideen De Cand. 
1. Oxzalis L. Sauerklee. 


a) Erste Axe als unterirdischer Wurzelstock, kriechend, fädlich, ausläuferartig, dann 
gestaucht, kurzgliedrig, ausläufertreibend, jährlich fleischige Niederblätter und darüber etliche 
langgestielte Laubblätter bildend, aus deren Achseln einfache, in der Mitte ein Paar Vorblättchen 
tragende, 1blüthige Blüthenstiele hervorkommen. Blumen ziemlich gross, 3—4mal länger als 
der Kelch, weiss. 


1. 0. acetosella L. Blätter 3zählig, Blättchen breit verkehrteiförmig. 


Ganze Pflanze zerstreut-, Basis der fleischig verbreiterten Blattstiele dichter behaart. 
Blättchen im Schatten zusammengelegt und herabgeschlagen. Blüthenstiele 3—4” hoch, etwas 
länger als die Blätter. Blüthen dimorph, die späteren Sommerblüthen (wie bei Viola) klein, ge- 
schlossen bleibend, sich selbst befruchtend (siehe Mohl in Bot. Zeitg. 1863 p. 321). Die Blumen- 
blätter der Frühlingsblüthen weiss mit purpurröthlichen Adern, am Grunde mit gelbem Fleck. 


2 April, Mai. In schattigen Wäldern, in humosem, lockeren Boden, zumal an 
feachteren Stellen und an Waldbächen im ganzen Hügellande verbreitet und besonders 
in Gebirgsgegenden gemein, im Riesengebirge bis zur Baumgränze, im Böhmerwalde bis 
auf die höchsten Höhen (Gipfel des Arber 4500, nach Sendtner). 

b) Erste Axe sofort über der Wurzel als gestreckter Stengel aufsteigend oder nieder- 
liegend, oder erst als Wurzelstock unterirdisch kriechend, dann als Stengel aufsteigend. Blüthen- 


stiele am Stengel blattachselständig, 1—3blüthig (selten mehrblüthig). Blumenblätter klein, 2mal 
länger als der Kelch, gelb, 


Impaätiens. 525 


2. 0. strietaL. Stengel aufsteigend oder aufrecht, ästig, am Grunde unter- 
irdische Ausläufer treibend. Blätter langgestielt, Blättehen verkehrtherzförmig, mit fast 
geradlinigen unteren Rändern. Nebenblätter fehlend. Blüthenstiele zur Fruchtzeit auf- 
recht bis wagrecht abstehend. Blumenblätter abgerundet. 

Y,—1' hoch, zerstreut behaart. Die mit Hauptwurzel begabte Samenpflanze kommt 
bereits zur Blüthe, stirbt dann ab und perennirt durch die fleischigen, fortan ein kriechendes 
Rhizom bildenden Ausläufer. Laub hellgrün, unterseits eraugrün. Samen querrunzelig wie bei 
der folgenden. 

2. Juni—Herbst. Auf Aeckern und in Gebüschen sehr zerstreut im Hügellande 
und in niederen Gebirgsgegenden. Soll aus Nordamerika stammen, ist aber gegenwärtig 
vollkommen einheimisch., Bei Prag nicht häufig: Troja um die Bäume der Obstgärten! 
Chabry (Dedecek). Gebüsche des Kanalschen Gartens, der Cibulka! an der Säzava bei 
Pikovice (Krell)! — Jiein: Auf Feldern bei Vrbic! Jungbanzlau im Laubgebüsch (Hipp.)! 
Iser bei Benätek (Dedecek). Niemeser Schiesstätte (Schauta). B. Kamnitz (Zizelsb.). 
Felder bei Kreibitz mit Hypericum humifusum! Schluckenau (Karl). Tetschen (Winkler) ! 
Elbufer bei Tichlowitz! Aecker bei Gross-Priesen, Elbgebüsch bei Prosmik, Herz- und 
Schützeninsel bei Leitmeritz, an der alten Eger bei Kopist (A. Mayer). Elbauen bei 
Roudnic! Herrlich bei Osseg, Brüx, Komotau (Reuss). — Budweis? (Herb. Jechl 
ohne scheda!). 


7 3. 0. cornieulata L. Stengel Ijährig, ohne Läufer, von Grund aus ästig, 
mit ausgebreiteten, niedergestreckten, am Grunde oft wurzelnden Aesten. Blätter 
langgestielt, Blättehen verkehrtherzförmig, mit ausgeschweiften unteren Rändern. Neben- 
blätter klein, häutig, länglich, gewimpert, dem Blaitstiele angewachsen. Blüthenstiele 
bogig herabgeschlagen mit aufrechter Kapsel. Blumenblätter ausgerandet. 

Stengel !/,—”/,‘ lang. Blättchen vorn tiefer als bei vorigem ausgeschnitten, trübgrün, 
unterseits grau, oft schmutzigroth angelaufen. Stengel, Stiele und Kapseln dichter behaart. 

© Juni—Herbst. Stammt aus Südeuropa, in Gärten auf Beeten und in Parks, 
auch auf Aeckern selten verwildert. Cibulka bei Prag (Purkyne)! Niemes: am Kalvarien- 
berg, auf Feldern bei der Schiesstätte in Lehmboden (Schauta)! Tetschner Schlossgarten 
(Malinsky)! Karlsbad (Winkler)! 


92. Ordnung. Balsamineen Rich. 
1. Impatiens L. em. Springkraut. 


Kelchblätter meist nur 3, die 2 seitlichen äusseren und das gespornte hintere 
innere vorhanden, die 2 vorderen fehlend. Narben verwachsen. Kapsel länglich, ihre 
Klappen sich elastisch nach innen rollend. 


1. I, noli tangere L. Blätter eiförmig oder eilänglich, in den ungeflügelten 
_Blattstiel verschmälert, spitz, grob stachelspitz gezähnt, am Grunde schärfer gesägt. 
Trauben achselständig, 1—6blüthig, unter das Blatt gebogen, kürzer als dasselbe. Blüthen 
hängend, Sporn gekrümmt. 

Ganz kahl, etwas bereift. Stengel 1—2’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig, glasartig, 
an den Gelenken angeschwollen, unterwärts blattlos. Blumen ziemlich gross, goldgelb, im Schlunde 
roth punktirt, die letzt gebildeten klein, ohne Corollen, mit freien Staubfäden (s. Mohl in Bot. 
Ztg. 1862). Pfarrer Karl giebt bei Schluckenau eine var. albiflora an. Kapsel 5eckig-walzlich, bei 
der Berührung aufspringend. Samen kleinkörnig-rauh. 

2, Juli, August. In Wäldern an feuchten und schattigen Stellen, besonders an 
Bächen und Waldsümpfen, an Flussufern im Gebüsche, verbreitet im Hügellande und 
besonders in Gebirgswäldern, im. Vorgebirge bis 3000‘, so am Riesengebirge, Böhmer- 
walde, Kuppen des Erzgebirges; in der Ebene gern in Erlbrüchen, so bei Prelouc, Chlumec 


526 Erodium,. Geranium., 


bydzov., B. Fellern bei Budweis. Bei Prag: Hetzinsel, Kröer Wald, St. Prokop, Moldau- 
ufer bei Kuchelbad, Radotin, Zävist, VSenory, St. Ivan. 


+ 2. I. parviflora DC. Blätter eilänglich, zugespitzt, stachelspitz gesägt, in den 
geflügelten Blattstiel herablaufend. Trauben langgestielt, so lang als das Blatt, aufrecht, 
4—10blüthig. Blüthen aufrecht. Sporn gerade. 

1—2' hoch. Blumenkrone mehr als doppelt kleiner als bei voriger, hellgelb. 


© Juni—September. Stammt aus russisch-Asien; bei Prag auf der Hetzinsel 
und Kapselehen Insel unter Gebüsch in grosser Menge seit vielen Jahren verwildert, 
wahrscheinlich aus durch Hochwasser aus dem Botan. Garten dahin herabgeführten Samen. 


93. Ordnung. &eraniaceen De Cand. 
Gattungen: 


1. Erodium. Epipetale Staubfäden unfruchtbar, ohne Beutel. Abgelöste Grannen der 
Fruchtklappen schraubig gewunden, auf der Innenseite lang wimperig-behaart. 


2. Geranium. Staubgefässe meist alle 10 fruchtbar, seltener die 5 epipetalen beutellos. 
Abgelöste Grannen der Fruchtklappen auswärts spiralig (kreisförmig) eingerollt, 
auf der Innenseite kahl oder angedrückt feinflaumig. 


1. Erodium L’Herit. Reiherschnabel. 


1. E. eieutarium L’Herit. (Geranium eicutarium L.) Blätter gefiedert; Blättchen 
fiederspaltig mit eingeschnitten-gezähnten Abschnitten, oder nur eingeschnitten gezähnt. 
Blüthenstände langgestielt, scheinbar doldenartig, 2—mehrblüthig, scheinbar blattwinkel- 
ständig, länger als das Blatt. Kelchblätter länglich mit kurzer pinselhaariger Granne. 
Klausen steifhaarig, Grannen angedrückt feinhaarig oder verkahlt. 

Mehr weniger rauhhaarig und oberwärts meist drüsenhaarig. Stengel anfangs (im Früh- 
jahr) verkürzt, kaum 1° hoch, mit rings ausgebreiteten Grundblättern, später verlängert, liegend 
oder aufsteigend, Y,—1’ larg. Die zweijährige Pflanze (auf Thonboden beobachtet) macht im 
Herbste grosse blüthenlose Blattrosetten. Blumenblätter ungleich, rosa-purpurn oder lila, seltener 
weiss, etwas länger als der Kelch. 

6% oder ©. März—Herbst. Auf Grasplätzen, Triften, grasigen Hügeln, Rainen, 
Brachen, an Wegen, besonders auf Sandboden, auch auf Lehm, durch ganz Böhmen gemein, 
mit Ausnahme der Gebirge (fehlt z. B. bei 2000° auf dem Erzgebirge). 


2. Geranium L. em. Storchschnabel. 


A. (Robertium Picard.) Kelch schon zur Blüthezeit aufrecht, zusammenschliessend. 
Pflanze ein- oder 2jährig mit bleibender Pfahlwurzel. 


1. G. Robertianum L. Stengel, Blattstiele und Kelche abstehend rauhhaarig und - 
drüsenhaarig. Blätter 3—5zählig, Blättchen gestielt, abnehmend doppelt oder einfach 
fiederspaltig und grob kerbig-sägezähnig, das mittlere länger gestielt, die seitlichen des 
3zähligen Blattes oft ungleich 2theilig. Kelchblätter lauggrannig. Blumenblätter ungetheilt, 
abgerundet, langgenagelt, doppelt läuger als der Kelch. Klausen netzig-runzelig, schwach 
behaart oder fast kahl. Samen glatt. 

1—2‘ hoch. Blumenblätter rosa mit 3 helleren Streifen, selten weiss (so bei Krumau: 


Jungbauer, Pelz bei Prag: Opiz), mittelgross. Pflanze später meist blutroth überlaufen, wider- 
lich riechend. 


© und 6% Mai—Herbst. An feuchten schattigen Waldstellen, Felsen, Mauern, 
wüsten Plätzen, Zäunen, in feuchten Gebüschen verbreitet und gemein durch das ganze 
Land, auch im Gebirge, z, B. am Rosenberg bei Windisch-Kamnitz ! 


Geranium, 527 


ugeranium Godr.) Kelch zur Blüthezeit ausgebreitet. 


(Columbina Fries.) Pfahlwurzel bleibend, meist einjährig, selten dauernd mit 
kurzem vielköpfigem Wurzelstock. Blumenblätter klein, 2—4' lang, mit viel kürzerem Nagel, 
meist wenig, selten (nur bei G. pyrenaicum) 2mal länger als der Kelch. 


a) Blätter handförmig 5—7theilig, Abschnitte gespreizt, einfach bis doppelt 
En altie, in lincale spitze Zipfel zerspalten. Kelchblätter langgrannig. Samen bienenzellig-punktirt. 


2. G. columbinum L. Stengel unten angedrückt behaart, oberwärts sehr spärlich 
flaumig, drüsenlos. Stiel-der 2blüthigen Cyme nebst den Blüthenstielen viel länger als 
die vorgängigen 2 Laubblätter. Kelchblätter angedrückt kurzhaarig, etwas kürzer 
als die verkehrteiförmigen Blumenblätter. Klausen glatt, sehr kurz behaart, Schnabel 
angedrückt feinhaarig. 

Stengel ausgebreitet ästig, /,—2' lang. Kelchblätter eilanzettlich, zur Fruchtzeit ver- 
grössert. Blumenblätter 4—5‘ lang, een grösser als bei den folgenden. 

Juni— September. Auf trockenen, steinigen, buschigen Hügeln, Felsen, Schutt, 
in kühleren, feuchten Lagen auch auf Brachäckern, im Hügellande und niederen Gebirgs- 
gegenden (bis 2000”) ziemlich verbreitet, doch zerstreut, gerne auf Kalk, 'Thonschiefer. 
Bei Prag: Roztok, Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Künigsaal, Zävist, am linken 
Säzavaufer bei Davle! Karlstein, Tetin, Unhost! — Chedrby, Schlan &äsl. (Opiz). 
Dvakaöovic bei Chrudim auf Kalk! Scheint sonst in der östlichen Elbeniederung 
ganz zu fehlen. Altbuch (Kudernatsch)! Jiöin: am Hügel bei Bieska! Kfizek bei Kl.- 
Skal (Neumann). Kloster und Bfezina bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! 
Widim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Niemes: Felder bei Barzdorf und Neuhof (Schauta)! 
B. Leipa: unter dem Kosel! B. Kamnitz (Zizelsb.). Haudorf am Jeschken (Matz). Bozen- 
berg bei Schluckenau (Karl). Im Basalt-Mittelgebirge häufig: am Geltsch, Kelchberg bei 
Triebsch, Lobosch! Pokratie b. Leitmeritz! Wostray bei Mileschau! Bei Tetschen häufig 
auch auf Aeckern: am Pfaffenbers, bei Schönborn, Königswald bei Bodenbach! Rongstock! 
— Erzgebirgsstrich: Waldhau bei der Geiersburg! Teplitzer Schlossberg (Roth)! Osseg 
(Thiel)! Bilin (Reuss), Brüx (Eichler), Komotau: Eidlitzer Busch, Schwarzer Hübel, auch 
auf dem Erzgebirge selbst bei Petsch (Knaf)! Karlsbad häufig (Ortm.)! Franzensbad, 
Marienbad (Eversmann). — Rakonitzer Bach gegen Bürglitz! Berg To£nik, Zbirower Schloss- 
berg! um Horowie häufig! Darova auf Felsen an der Mies (Sternberg)! Budweis, häufiger 
um Krumau (Mardetschl.), so bei Cernie im Moldauthale'! 


3. 6. disseetum L. Stengel rückwärts kurzhaarig, oberwärts zuweilen auch 
drüsenhaarig. Stiel der 2blüthigen Cyme sammt den Blüthenstielen kürzer als die 
vorausgehenden Laubblätter. Kelchblätter rauhhaarig oder auch drüsenhaarig, so 
lang als die verkehrteiförmigen Blumenblätter. Klausen kurzhaarig und sammt dem 
Schnabel abstehend drüsig-behaart. 


© Mai—Herbst. Auf lehmigen Aeckern, Brachen, Schuttstellen, in gebirgigeren 
Gegenden stellenweise verbreitet, im wärmeren Hügellande und der Ebene selten und 
spärlich, Bei Prag: in Getreidefeldern des Kanalschen Gartens (Knaf)! bei VrSovie 
(Opiz)! auf dem Plesivec bei Karlstein (Ruda)! Pysely (Vogl). — Am Teiche Svornost 
bei Cäslau (Opiz). KlamosS bei Chlumee bydi. im Kartoffelfelde! Pardubic! Hohen- 
mauth, Chotzen, Wildenschwert! Lisnice bei Senftenberg auf Kalkmergel! — Altbuch 
(Kudern.)! Hohenelbe (Kabl.)! Ji&in unterhalb Prachov (Pospichal)! Fasanerie Kätov 
und unter dem Horkaberge bei Münchengrätz (Sek.). Kl. Skal (Neum.), Reichenberg 
(Siegm.)! Kosmanos bei Jungbunzlau, in schwarzem Lehmboden mit Linaria spuria (Hipp.) ! 
Barzdorfer Felder (Schauta)! Wartenberg, Reichstadt! B. Kamnitz (Zizelsb.), Schluckenau 
(Karl). Melnik (Prazäk)! Habern bei Auscha! Im westlichen Elbthale verbreitet nach 
Reuss: Leitmeritz (Hackel), unter dem Wostray bei Mileschau! bei Meronie! Häufig 
bei Tetschen (Königswald, Schönborn u. s. w.), Aussig und in der Aussig-Teplitzer Ebene, 
bei Wessen, Mariaschein, Turn u, s. w. Erzgebirge: bei Petsch! Mühldorf bei Duppau! 
Im Duppauer Gebirg oberhalb Deutschenrust im Waldschlage als Anflug! Schlackenwerth ; 


528 Geranium. 


bei Grassengrün (Reiss)! Karlsbad und Elbogen verbreitet (Ortm., Reiss)! — Rakonitzer 
Bach (Krejt). Zebräk gegen die Burg, Zbirow, Myto bei Strasic, Hiubo$, Pribram hin 
und wieder! Goldenkron (Jungbauer). 


b) Blätter handförmig 5—7spaltig, Abschnitte rautenförmig oder länglich rauten- 
förmig, zur Spitze vorgezogen, eingeschnitten-grobsägezähnig. Kelehblätter mit pinselhaariger Granne. 


4. G. divaricatum Ehrh. Stengel kurz drüsenhaarig und von spärlicheren langen 
abstehenden Haaren zottig-rauhhaarig. Blattabschnitte der einen Seite grösser. Kelch- 
blätter kurzhaarig, fast drüsenlos, mit kurzer Granne. Blumenblätter und Staubfäden 
fast kahl. Klausen querrunzelig, oben nebst dem Schnabel kurzhaarig. Samen glatt. 

1—2’ hoch, schlapp, mit wagrecht abstehenden Aesten. Blumen klein, hellpurpurn. 
Durch die grosse Ungleichheit der Blattzipfel von allen anderen Arten zu unterscheiden ! 

© Juni—August. Im Steingerölle, auf felsigen und steinigen Abhängen, an 
Mauern, in Hecken, im niederen Gebirgslande und bergigen Hügellande nicht häufig. 
Bei Prag: Veleslavin (Opiz)! Scharka (Seidl, als G. bohem. nach Pfund); Steingerölle 
des Zävister Berges (Roth)! Felsschlucht zwischen Davle und Stöchovic (Poläk)! — 
Mauern und Zäune in Kostelni Lhota bei Podöbrad (Poläk)! Jungbunzlau im Iserthal, 
am Chlum, am Bösig (Hipp.)! Gebüsch bei Brezina nächst Münchengrätz (Sekera). Gärten 
bei Niemes, nicht häufig (Schauta)! Tetschen (Malin.)! Felsen der Riesenburg bei Osseg 
(Thiel)! Feldränder bei Rothenhaus (Roth). Komotau: an Gartenmauern der Stadt, im 
Rohland bei Oberdorf (Thiel)! Rand des Eidlitzer Eichbusches (Prof. Reuss)! Karlsbad 
am Dreikreuzberge, Ellbogen (Ortm.)! Engelhausberg (Ortm., Tausch)! Franzensbad 
(Glückselig), Tepl (Konrad). — Felsen bei der Burg Klingenberg an der Moldau (Dödetek)! 


5. G. bohemicum L. Stengel abstehend kurz drüsenhaarig und von spärlichen 
langen Haaren zottig-rauhhaarig. Blattabschnitte beiderseits gleich. Kelchblätter dicht 
drüsenhaarig und zottig-langhaarig, langbegrannt. Blumenblätter am Vorderrande und 
an der Basis gewimpert. Staubfäden langhaarig. Klausen glatt, sammt Schnabel 
drüsen- und langhaarig. Samen bienenzellig-punktirt. 

Stengel aufrecht, 1—1'/,‘ hoch, Blumenblätter blau mit violetten Adern, die grössten 
unter den Columbinen, an 5‘ lang. 

© Juli, August. In Wäldern, auf bewaldeten Bergen sehr selten, mit Sicherheit 
nur bei Karlsbad am Stadtgut, in der Soosz bei Satteles (Ortm.)! und nächst Franzensbad 
am Plattenberge bei Liebenstein (Hermann Bang in herb. Bracht)! — Am Bösig, wo es 
Tausch gesammelt haben will (Herb. bohem!), neuerdings nicht mehr gefunden, 


c) Blätter im Umriss rundlich, handförmig 5—9spaltig, Abschnitte keilförmig-ver- 
kehrteiförmig, stumpf oder gestutzt, vorn kurz 3—5spaltig. 


«) Kelchblätter mit kurzer am Ende pinselhaariger Granne. Blumenblätter unge- 
theilt, länglich-keilig, vorn abgerundet. Samen bienenzellig punktirt. 


? 6. G. rotundifolium L. Stengel abstehend drüsenhaarig, dazwischen mit spär- 
lichen kurzen drüsenlosen Haaren. Kelchblätter langhaarig, nur spärlich drüsenhaarig. 
Klausen glatt, oben abstehend-langhaarig, Schnabel drüsenhaarig. 

Stengel ausgebreitet-ästig, '/,—1‘ lang, nebst den Blättern später röthlich überlaufen. 
Blumenblätter klein, rosa. 

© Juni—September. In Gebüschen, an steinigen buschigen Stellen, Rainen, 
sehr selten und kaum irgendwo wirklich einheimisch. In Hecken bei Prag (Tausch herb.!) 
doch wohl nur zufällig, weder von mir, noch von Anderen sonst beobachtet. Biezina 
(Gf. Sternberg in herb.!), vielleicht nur im Schlossgarten verwildert gewesen. Nach 
Reuss’ Skizze bei Brüx (Knaf), wovon mir nichts bekannt ist. 

Pf) Kelchblätter ganz kurz bespitzt. Blumenblätter vorn herzförmig ausgeschnitten. 
Samen glatt. 


1 .. ) Pflanze 1jährig. Blumenblätter so lang oder nur etwas länger als der Kelch, 
St’ele der 2blüthigen Cyme höchstens so lang als die vorausgehenaen uaubblätter. 


Geräaniurn, 529 


7. G. mölle L. Stengel flaumig und von langen Haaren weichzottig, oben 
drüsenhaarig. Kelchblätter langzottig, etwas kürzer als die am Grunde gewimperten 
‘ Blumenblätter. Klausen nefzög-querrunzelig, kahl, mit flaumhaarigem Schnabel. 
Stengel dünn, schlapp, niederliegend oder aufrecht, ,,—1’ lang. Blumen rosa oder hell- 
purpurn, grösser als bei dem folgenden. Riecht moschusartig. 
© Mai—September. Auf grasigen Wegrändern, wüsten Plätzen, unter Gebüsch, 
an Zäunen, Waldbächen im bergigeren Theile des Hügellandes, selten und sehr zerstreut, 
vielleicht öfter übersehen (die Angaben der älteren böhmischen Botaniker, welche wie 
selbst Gf. Waldstein, Sternberg. Presl, Kosteletzky, Opiz, meist @. pusillum, bisweilen 
auch G. pyrenaicum für G. molle bestimmten, sind unbrauchbar, auch die hier ohne ! 
angeführten nicht ganz sicher). Bei Prag: Zlichov? Scharka! am Bache im Zävister 
Thale! bei Stechovie an der Strasse nach Slapy und bei St. Johannes! — Dorf Biezina 
bei Münchengrätz (Sekera). Kleinskal, mit G. pusillum (Neumann). B. Kamnitz (Zizels- 
berger). Sebusein (Malinsky)! Teplitz (Prof. Reuss); Osseg (Thiel)! — Um Horovie häufig 
(nach Schlechtendal, von mir aber nicht gesehen). Stadtpark von Pisek (Dedecck). 


8. G. pusillum L. Stengel von kurzen, theilweise drüsentragenden Haaren 
dichtflaumig. Kelchblätter flaumig, am Rande langhaarig, so lang oder etwas kürzer 
als die am Grunde kahlen Blumenblätter. Klausen glatt, sammt dem Schnabel ange- 
drückt feinhaarig. 

Stengel ausgebreitet ästig, reichblüthig, aufrecht oder liegend, bald niedrig (3—4“ hoch) 
und kleinblätterig, bald hoch (bis 1'/,‘) und grossblätterig, fast wie G. pyrenaicum. Blattabschnitte 
etwas gespreizt und schmalzipfelig. Blüthen die kleinsten der Gattung, Blumenblätter nur 2 
lang, blassrosa oder lila. Drüsen des Blüthenbodens fast 4eckig. Fruchtgrannen innen kahl. 

© Mai—Herbst. Auf bebautem und wüstem Boden, Brachen, an Wegen, Zäunen, 
im Gebüsch, auch in Wäldern als Anflug in gelockertem Boden (z. B. im Waldgebirge 
bei Deutschenrust), in niederen und gebirgigen Lagen bis auf’s Vorgebirge (im Erzgebirge 
über 2000‘). 


**) Pflanze ausdauernd mit mehrköpfigem Wurzelstock. Blumenblätter 2mal so 
lang als der Kelch. Stiel der 2blüthigen Cyme viel länger als die vorausgehenden Laubblätter. 


9. G. pyrenaicum L. (G. umbrosum W. Kit., Presl fl. &ech.). Stengel langzottig, 
dazwischen feinflaumig. Kelchblätter rauhhaarig, Blumenblätter am Grunde gewimpert. 
Klausen glatt, sammt dem Schnabel angedrückt feinhaarig. 

Stengel aufrecht, 1—2'/,‘ hoch, reichlich beblättert, ästig, nebst den Blättern grösser und 
stärker als bei den vorigen. Blumenblätter 3—4‘ lang, hellblauviolett, selten weisslich-Heischfarben. 

2 Juni—September. Auf Grasplätzen in Gärten und Parkanlagen, auf Hügeln, 
an Zäunen, Gebüschen, wüsten, steinigen Plätzen, sehr zerstreut im bebauten Hügellande, 
wahrscheinlich überall ursprünglich durch fremden Grassamen eingeführt, aber bereits als 
eingebürgert zu betrachten. Bei Prag: Kepelsche Insel (Opiz)! Zizkaberg, Hirschgraben 
am Hradschin! Butek’sche Anlagen (Poläk)! Veleslavin (Opiz). Kuchelbad: bei der Kirche 
im Gebüsche! Michlerwald, Königsaal (Hofm.)! Schloss Hradist bei Neuhütten (Feistmantel). 
Pysely (Vogl). Nachweislich verwildert im Museums- und Botanischen Garten! Schloss- 


garten von Jungferbrezan (Leonh.). — Leitomysl: längs eines Gemüsegartenzaunes bis 
zum Bachufer herab in Menge (Posp ). Jiein: im ehemaligen Vok$icer Park (Pospichal) ! 
Schlossgarten von Münchengrätz (Sekera). — Tetschen am Elbufer bei der Brücke! 


Teplitz, Biliner Schlossberg, Sauerbrunnberg (Reuss). Grasplätze nächst dem Rothen- 
hauser Schlosse (um 1866)! (als G. molle bei Roth in Ö. B. W. 1857, als G. rotundi- 
folium in Reuss’ Skizze nach einer von mir herrührenden irrigen Angabe). Oberdorf bei 
Komotau nächst dem Blumengarten, spärlich! 

2. (Batrachium L.) Pflanze ausdauernd; Pfahlwurzel absterbend, daher das Rhizom 


abgebissen. Blumenblätter in der Regel doppelt so lang als der Kelch, 5—9“‘ lang, mit meist 
(bei uns stets) sehr kurzem Nagel. 


a) Blumenblätter, verkehrteiförmig, abgerundet oder ausgerandet. Staubfäden kahl 
oder feinflaumig. Früchtchen glatt, ohne (uerfalten. Samen fein netzig-punktirt, 


530 Geranium, 


«) Blätter 5—7theilig, mit auseinanderfahrenden, tief 2—3spaltigen, seltener ein- 
fachen Abschnitten und linealen bis lineallänglichen Zipfeln. Der die 2 Deckblättchen tragende 
allgemeine Blüthenstiel 1blüthig (sehr selten ausnahmsweise auch 2blüthig). 


10. G. sanguineum L. Stengel, Blattstiele und Kelche abstehend lang-rauhhaarig, 
drüsenlos. Besonderes Blüthenstielchen nach dem Blühen etwas herabgebogen. Kelchblätter 
3nervig. Klausen oberwärts borsthaarig, Schnabel kurzhaarig, drüsenlos. 

1—1'/,‘ hoch, im Alter oft blutroth überlaufen. Blumen purpurn. Var. «) vulgare, 
Blattabschnitte 2—3spaltig mit linealen Zipfeln, £) latifolium, Blätter minder tief getheilt, der 
mittelste Abschnitt 2-3spaltig, die seitlichen meist ungetheilt, lineal-länglich, breit. 

2. Mai—August. Auf sonnigen, steinigen, buschigen Abhängen, trockenen Wald- 
wiesen, im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge ziemlich verbreitet auf Kalk, Gneuss, Ba- 
salt, Sandstein u. dgl. Um Prog ziemlich häufig: Kundraticer Wald, Ziäkaberg, Podbaba, 
Scharka, Hlubotep, St. Prokop, Moldauhänge von Slichov gegen Kuchelbad, Zävister Berg, 
Königsaal, Felsen hinter St&chovie, Karlstein! — Dvakatovic bei Chrudim, Kalkmergel- 
Abhang! Pardubie (Gen&k mit £.)! Bei Dymokur nur am Abhang über dem Teiche! 
N. Benätek (Dedecek)! Melnik (Prazäk) ! Widim (Hackel). Fuss der Sovice bei Roudnic! 
Jungbunzlau (Hipp. #.)! Horka [Marienruh] bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser 
(Hipp.)! Schwabitz bei Niemes (Schauta)! Kleis bei Haida (Neum.). Sandauer Berg bei 
B. Leipa (Zizelsberger). Basalt-Mittelgebirge: Kelchberg bei Triebsch! Leitmeritz : Loretto, 
Weisse Lehne, Cernosek gegen den StraZiökenberg, Radischken, Lobosch! Granatbach, 
Kalkabhang! Mileschauer! Abhänge bei Aussig! Nestersitz! Liebwerd bei Tetschen 
(Malinsky)! Brüxer Schlossberg (Knaf)! Vorberge des Erzgebirges bei Komotau: Schwarzer 
Hübel! Cernovic! Schönlinde an 1500° hoch! Nicht mehr bei Karlsbad (Ortm.). Beroun- 
felsen bei Bürglitz! am Rakonitzer Bache (Krej£). 

ß) Blätter 5—"theilig oder 5—7spaltig, mit genäherten (nicht ausgespreizten), 


länglich-keiligen, spitz vorgezogenen, grob bis eingeschnitten gezähnten, seltener kurz 2spaltigen 
Abschnitten. Allgemeine Blüthenstiele 2blüthig. 


11. G. silvaticum L. Stengel rückwärts flaumig, oben nebst den Kelchen 
meistens drüsenhaarig. Blätter 5—Ttheilig. Besondere Blüthenstiele mit sammt den 
Kelchen stets aufrecht. Kelche 3- (oder unvollständig 5-)nervig. Blumenblätter länglich- 
verkehrteiförmig, innen über dem Nagel bärtig. Staubfäden lanzettlich. Klausen raulı- 
haarig, Schnabel flaumig, meist auch abstehend drüsenhaarig. 

Y,—2' hoch, aufrecht, oberwärts ästie. Aehnlich dem folgenden, Kelchblätter schmäler 
und kleiner. Blumenblätter kleiner, purpurn-azurblau. Var. $f. parviflorum Knaf, Blumen- 
blätter wenig länger als der Kelch, y. denudatum m. (G. aconitifolium Knaf in Lotos 1854 
p. 240), Fruchtschnabel beinahe kahl, Früchtchen nur sehr zerstreut behaart und mit äusserst 
wenigen eingestreuten Drüsenhaaren. Eine auf Stengel und Früchten völlig drüsenlose Varietät 
(6. eglandulosum m.) sah ich bisher nur aus Ungarn und Krain. 

2, Juni— August, einzeln noch im September. Auf Waldwiesen, an Waldrändern, 
in Schluchten und auf Abhängen der Gebirge, zumal des Hoch- und Vorgebirges, seltener 
im Mittelgebirge. Bei Prag in der südlichen gebirgigeren Gegend: Waldrand im oberen 
Theile des Vsenorer Thales gegen Ridka zu ziemlich häufig! Waldwiese am Berge Mednik 
an der Säzava (mit Orchis coriophora)! Stirin (Sykora). — Wälder bei Lana im Neu- 
hofer Thiergarten! — Senftenberg im Gebirge, z. B. bei Klösterle (Brorsen). Im Riesen- 
gebirge häufig auf den Lehnen und in den Gründen des Hochgebirges, im Riesengrunde 
am Kiessberg! Klausengrund! im Elbgrund (mit £, Knaf)! am Kesselberge (y, Knaf)! 
Kl.-Teich, Schneegruben (Wimmer). — Fuss des grossen Geltsch, oberhalb Pöckel! 
Mileschauer (Malin.)! Klotzberg bei Mileschau! zwischen der Hora und dem Radelstein ! 
Gipfel des Radelsteins! — Verbreitet im Erzgebirge (Reuss): bei Osseg (Thiel)! Grund 
hinter dem Bösen Loch bei Petsch! Hassberg bei Pressnitz! bei Weipert (#, Knaf)! 
Duppauer Gebirge bei Bukva! Karlsbad (Ortm.).. — Kubani bei Winterberg (Claudi). 
Im Böhmerwalde zwischen 3000 und 4000‘, bei Buchwald, am Lusen, Pleckenstein (Sendtner). 


12, G. pratense L. Stengel flaumig, am Grunde rückwärts weisslich-rauhhaarig, 


Geranium, 531 


oberwärts nebst den Kelchen meist dicht drüsenhaarig. Blätter 5—7theilig. Beson- 
dere Blüthenstiele nach dem Verblühen herabgeschlagen mit abwärts gerichtetem 
Kelche. Kelche 3- (oder undeutlich 5-) nervig. Blumenblätter rundlich- verkehrteiförmig, 
nur am Rande des Nagels bärtig. Staubfäden am Grunde kreisförmig verbreitert. 
Klausen rauhhaarig, Schnabel Haumig, meist auch abstehend drüsenhaarig. 

1— 2‘ hoch. Blumenblätter violettblau, seltener wässerig-lilafarben (#. lilacinum), 
sehr selten weiss mit rothen Adern (so bei Lieben nächst Prag, Opiz). Var. ferner y. eglan- 
dulosum, Kelche und Früchte, oder doch letztere drüsenlos. 

2. Juni— August. “Auf fruchtbaren Wiesen, in feuchten Gebüschen, an Bächen 
und Gräben, im Hügellande, den Ebenen, und stellenweise auch im Gebirge bis 2000’, 
doch seltener. Häufig um Prag, Horovic, in der Elbniederung, um Dymokur, Jicin, Weiss- 
wasser, Grottau, Niemes selten, gar nicht um B. Kamnitz (Zizelsb.). In der Ebene längs 
des Erzgebirges häufig, stellenweise auch auf dem Gebirge, so bei Sperbersdorf, Petsch 
nächst Komotau! Podersam! Um Karlsbad nicht häufig (Ortm.). Fehlt in der Krumauer 
Gegend, und vielleicht überhaupt selten in Südböhmen. Die Var. ß. (bisher von keinem 
Floristen erwähnt) sah ich nur in Ostböhmen bei Leitomysl, Hohenmauth, Hrochovtejnie 
und Dasic, meist auf Kalkmergel, bei Leitomysl allein herrschend, bei Hohenmauth mit 
der blauen Var. gemischt; y. in einem Sumpfe bei Gottesgab (Hofmann)! 


13. G. palustre L. Stengel und Blüthenstiele rückwärts rauhhaarig, drüsenlos. 
Blätter 5—7spaltig. Besondere Blüthenstiele nach dem Verblühen herabgeschlagen, 
mit aufstrebenden Kelchen. Kelchblätter 5- (oder unvollkommen 7-)nervig. Blumen- 
blätter länglich-verkehrteiförmig, über dem Nagel gewimpert. Staubfäden lanzettlich. 
Klausen rauhhaarig, Schnabel flaumig, drüsenlos. 

2/,—2' hoch, etwas schlapp, aufrecht oder liegend, im Gebüsche auch klimmend. Wurzel- 
fasern rübenförmig verdickt. Blattabschnitte breiter als bei vorigen, bisweilen kurz 3spaltig. 
Blumenblätter etwas kleiner als beiG. pratense, purpurn (in den Pyrenaeen auch weiss!). Frucht- 
grannen innen feinflaumig. 

2 Juni—August. Auf feuchten Wiesen, im feuchten Gebüsch, an Wassergräben, 
in der Ebene (Elbthal u. s. w.) und dem Hügellande sehr zerstreut, doch allgemein 
verbreitet, im Gebirge häufiger, sogar an Strassenrändern, auf Dorfangern (wie G. pra- 
tense im niederen Lande), so im Erzgebirge bei 2000‘, auf dem Krumauer Gebirgsplateau 
bei Lagau! Um Prag nicht häufig: Kreer Wald, Cibulka, Stern, Königsaal, Unhost, Stirin. 


b) Blumenblätter eirundlich, kurzzugespitzt, flach ausgebreitet oder selbst etwas zu- 
rückgeschlagen. Staubfäden langhaarig. Früchtehen oben mit 3--4 Querfalten. Samen völlig glatt. 


14. G. phaeum_L. Stengel sammt den Kelchen, Blatt- und Blüthenstielen abstehend 
langhaarig, oben nebst den Kelchen drüsigflaumig. Blätter zerstreut behaart, im Umriss 
herzförmig-rundlich, 5—7spaltig, mit eilänglichen, eingeschnitten-gesägten Abschnitten. 
Blüthenstände 2blüthig. Klausen kurzhaarig, Schnabel flaumig. 

1— 2’ hoch, aufrecht, oberwärts ästig, Blumen braunviolett, mit weisslichem Nagel. 


2, Mai—Juli. In Laubwäldern, auf lichtbewaldeten Lehnen, auf Waldwiesen, 
besonders auf Kalk und Sandstein im östlichen Böhmen, daselbst auch in Grasgärten, 
wahrscheinlich von den Bewohnern verpflauzt oder auch als Ueberrest ehemaliger Wald- 
flora. Bei Hohenmauth nur in Grasgärten! Bei Leitomy$l auf dem Abhang bei St. Antoni- 
bad, in der Sträh und auf Wiesen unter derselben. Chotzen, Brandeis a. Adler auf 
ähnlichen Lehnen, bei Landskron am Anfange des Olbersdorfer Grundes, soweit der 
Kalkboden reicht! Senftenberg: in der Vorstadt selten (Brorsen). Politz bei Braunau 
(Knaf)! Marschendorf (Kablik)! Fugau (Karl). — In Südböhmen bei Kaplitz (Kirchner)! 
vielleicht nicht ursprünglich wild, bei Krumau von Jungbauer nicht angegeben. Die 
Angabe: „Erzgebirge“ scheint auf einem Schreibfehler Tausch’s (Herb. bohem. !) zu 
beruhen, wird daselbst von keinem anderen Botaniker erwähnt. { 


Radiola. Linum, 


or 
wo 
[54 


94. Ordnung. Lineen De Cand. 
Gattungen: 


.Radiola. Blüthenkreise 4zählig. Kelchblätter am Grunde zusammengewachsen, 2--3spaltig. 
. Linum. Blüthenkreise 5zählig. Kelchblätter frei, ungetheilt. 


- 


ww 


1. Radiola Gmelin. 


1. R. linoides Gmelin, Roth (R. millegrana Smith, Linum radiola L.). Stengel 
vom Grunde ausgebreitet gabelästig. Blätter gegenständig, sitzend, eiförmig, spitz. Blüthen 
gabelständig, auf langen fädlichen Stielen, am Ende der letzten Zweige gedrungen trugdoldig. 

Kleines, 1—4“ hohes, zartes, kahles Pflänzchen. Stengel und seine Aeste sehr dünn, 
fast borstlich, Blumen sehr klein. Blumenblätter weiss, so lang als die spitzen Kelchblätter. 

© Juli—September. Auf feuchten Sandstellen, an Wegen, auf Triften, Aeckern, 
an Teichrändern, selten, sehr zerstreut in den feuchten wasserreichen Ebenen und in 
kühleren gebirgigeren Lagen, mit Centunculus, Peplis, Alsine tenuifolia, Lythrum hyssopi- 
folia, Spergularia rubra u. a. Sandpflanzen in Gesellschaft. Neratovic bei Elbe-Kostelec 
(Poläk)! Böhm. Trübau: am Waldrade hinter der Dampfmühle (Rybitka). Elbe-Teinitz: jen- 
seitiger sandiger Uferabhang der Elbe! Pardubie: bei Pardubiky (Opiz), beim Teiche Geperka 
am Waldwege! Dasie (Mann) ! Hohenelbe (Tausch, Kablik)! Reichenberg (Siegmund)! Niemes: 
am Fahrwege und auf einem Stoppelfelde unter dem Rollberg (Schauta)! Leipa (Hackel) 
und zwar auf Brachen bei Bürgstein (Pospichal)! Schluckenau: mit Centunculus gemein 
(Karl)! Tetschen (Malin)! Kunersdorf bei Eisenberg (Prof. Reuss)! Fischern (Ortm.)! 
Franzensbad (Bracht)! — Horovie auf einer Trift bei Podluh (Schlechtend). Teich Zäbov 
bei Lomnie (Leonh.)! Chlumec, Wittingau (Presl). Goldenkron ? (in Jungbauer’s Herbar 
ohne scheda.) 


2. Linum L. Lein. 
a) Blätter sämmtlich gegenständig, drüsenlos. Blumen weiss. 


1. L. eatharticum L. Stengel stielrund, dünn, aufrecht oder aufsteigend. Blätter 
3nervig, wimperig-rauh, untere gedrungen, spatelig, stumpf, die der oberen entfernten 
Paare länglich oder lanzettlich. Trugdolde gabelig, mit langen fädlichen Zweigen. Blüthen- 
stiele überhängend, zur Fruchtzeit aufrecht. .Kelchblätter elliptisch, zugespitzt, weiss- 
randig, drüsig-gewimpert, etwas länger als die Kapsel. 

3—10“ lang, 1—mehrstenglig. Blätter grasgrün. Blumenblätter klein, weiss, am Nagel gelb 


© Juni—August. Auf feuchten etwas sandigen Wiesen, Moorwiesen, Triften, in 
niederen und gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge zwischen 2000 und 3000‘ 
verbreitet und gemein. 


b) Blätter wechselständig, nur die unteren zuweilen gegenständig, am Grunde drüsen- 
los. Blumen blau oder rosa. 


r 2. L. usitatissimum L. (Flachs). Wurzel jährig. Stengel meist einzeln, aufrecht, 
stielrund, gerillt. Blätter lanzettlich oder lineal-lanzettlich, spitz, 3nervig, am Rande 
ziemlich glatt. Kelchblätter eiförmig, zugespitzt, am weisshäutigen Rande drüsenlos 
kurzgewimpert, fast so lang als die Kapsel. Fruchtstiele steifaufrecht. Narben keulenförmig. 

1—3‘ hoch, ganz kahl. Blätter etwas graugrün. Blumen gross, wässerig himmelblau. 
Var. @)indehiscens, die Flachspflanze, Stengel höher, minder ästig, armblüthig; Blumen 
und Kapseln kleiner, letztere geschlossen bleibend oder in 5 nicht aufspringende Gehäuse zer- 
fallend, Samen dunkler; $) erepitans, die Oelpflanze, Stengel niedriger, ästiger, mehrblüthig, 
Blumen und Kapseln grösser, beim Sonnenschein 5klappig-aufspringend. 


Linum. 


or 
os 
u 


© Juni— August. Wird in kühleren, gebirgigeren Gegenden und in feuchteren 
‚Ebenen mit häufigerem Niederschlage und in leichterem, sandigem Boden häufig gebaut; 
gar nicht im warmen trockenen Hügellande, wie in der ganzen Prager Umgegend süd- 
wärts bis zur Säzava, nordwärts erst hinter Melnik, Kommt auf wüsten Plätzen einzeln 
verwildert vor. Vaterland unbekannt. 


3. L. tenuifolium L. Wurzelstock kurzgliedrig, rasig-ästig. Stengel auf- 
recht, stielrund, gerippt, kahl, unterwärts feinflaumig, unten dicht beblättert, oberwärts 
fast nackt und trugdoldig-gabelig, längästig. Blätter lineal, zugespitzt, Inervig, starr, 
fast stechend, am Rande feinstachelig-gewimpert, die unteren abstehend. Kelchblätter 
eilanzettlich, zugespitzt, nicht randhäutig, sammt den Deckblättern drüsig-gewimpert, 
länger als die Kapsel. Fruchtstiele steif aufrecht. Narben kopfig. 

7,—1’ hoch. Blühende und unfruchtbare Triebe zahlreich aus einem Stocke, am Grunde 
halbstrauchig-holzig. Blumen ziemlich gross, hell rosenroth-lila. 

2. Juni, Juli. Auf Kalkhügeln des wärmsten Hügellandes im westlichen Elbe- 
gebiet, immer sehr gesellig. Bei Weltrus auf dem Abhange oberhalb Hledsebe zahlreich ! 
Westseite der Sovice! Thalabhang unterhalb Malschen bei Gastorf! Habrovka bei Roudnie 
(Reuss). Bei Leitmeritz häufig: Lorettohügel! Weisse Lehne bei Pokratiec! Hügel zwischen 
Leitmeritz und Kamajk, südlich von Kobloschken, unterhalb Cernosek auf Gneiss mit 
Globularia (Mayer). 

Anmerkung. L. austriacum L. bei Podebrad (Opiz 1819) ist zweifelhaft und bedarf 
weiterer Nachforschung. Im Herbar von Opiz fehlt es, lag aber im Herb. Wallroth mit einem 
Opiz’schen Zettel und Wallroth’s Beisatz: dedit Opiz 1819. Das Exemplar ist im ersten Blüthen- 
stadium, daher das charakteristische Merkmal der einseitswendig gekrümmten Fruchtstiele (zum 
Unterschiede von den steifaufrechten des ähnlichen L. perenne L.) nicht zu sehen. Nach dem 
Habitus, nämlich der grösseren Starrheit, dichteren Beblätterung, den langgespitzten Blättern, 
dem unterwärts durch Abfallen der Blätter nackten, narbigen Stengel, den ruthenförmigen, nur 
gegen die Spitze blüthentragenden oberen Aesten ist es eher L. perenne. Tausch’s Pllanze im 
Herb. bohern. ist werthlos, weil wiederum nur kultivirt. Prof. Kosteletzky, dann Dr. Reuss und 
ich konnten die Pflanze bei Podöbrad nicht finden. — L. perenne und austriacum sind von L. 
tenuifolium durch azurblaue Blumen, glatten Rand der Blätter, von L. usitatissimum durch rasiges 
Rhizom, von beiden noch durch stumpfe innere Kelchblätter verschieden. 


ce) Blätter wechselständig, an der Basis jederseits mit einer braunen Drüse. Blumen gelb. 


4. L. flavum L. Stengel aufrecht, geschärft-kantig. Blätter Snervig, am Rande 
feingesägt-rauh, untere spatelförmig, stumpf, obere lanzettlich, spitz. Blüthen in verkehrt- 
pyramidaler, gabelig-rispiger Trugdolde. Kelehblätter lanzettlich, nebst den Deckblättern 
wimperig-gesägt. Blumenblätter mit den Nägeln zusammenhängend. 

Wurzelstock aufrecht-ästie, neben den Blüthenstengeln mit unfruchtbaren Laubtrieben. 
Blätter dicklich, graugrün, Blumen ansehnlich. 

2. Juni, Juli. Auf sonnigen, kräuterreichen Kalklehnen des wärmsten Hügel- 
landes. Bei Karlstein selten auf der Velikä& hora (Ruda, Opiz)! — Lehne des Wosko- 
berges bei Podebrad schr reichlich! Bei Dymokur auf einer kleinen Lehne an der Strasse 
nach Kopidino, nächst dem Teiche, nicht zahlreich! Berg Kotus bei Kiinec (Haenke) ? 
Iserufer bei Benätek (Schmidt)? Sovice bei Roudnic (Neumann)! doch konnte es weder 
Reuss noch ich dort finden. Thal bei Peruc! Leitmeritz: weisse Lehne bei Pokratitz, 
sehr zahlreich! Salanaberg! Debus bei Praskovitz auf Basalt (A. Mayer). 


95. Ordnung. Polygaleen ‚Juss. 
Gattungen: 


1. Polygala. Kelch bleibend, seine 3 äusseren Blättchen krautig, die inneren grüsser, 
gefärbt (Flügel), den Fruchtknoten und dann die Frucht bedeckend. Blumen- 
35 


534 Polygala. 


blätter unter sich und mit den Staubfäden verwachsen, einem niedrigen Becher- 
boden eingewachsen (epigyn), das vordere kahnförmig mit einem kämmig-viel- 
spaltigen Anhängsel. Staubfäden zur Hälfte oder (bei unseren Arten) bis zur Spitze 
2brüderig. Staubkolben mit einer gemeinsamen Ritze aufspringend. 


2. Chamaebuxus. Kelch nach der Blüthe abfällig, seine 3 äusseren Blättchen häutig, 
die inneren grösser, gefärbt, in die Höhe gerichtet oder zurückgeschlagen. 
Blumenblätter hypogyn, verwachsen, das vordere kalhnförmig, vorn 4lappig. 
Staubfäden nur ganz am Grunde verwachsen. Staubkolben mit 2 getrennten 
Ritzen aufspringend, 


1. Polygala L. em. Kreuzblume. 


1. P. vulgaris L. Stengel niederliegend, oft kreisförmig ausgebreitet oder auf- 
steigend. Blätter am Stengel von unten nach oben meist allmälig grösser werdend, 
die oberen länglich- oder lineal-lanzettlich, die untersten oft verkehrteirund oder eilänglich, 
kleiner, die darüber stehenden (vorjährigen) oft grösser als die folgenden diessjährigen, 
aber nicht rosettig gedrungen, noch Nebenstengel aussendend. Flügel zur Fruchtzeit 
meist viel länger als die Kapseln, selten gleich lang, länglich, oft etwas bespitzt, 
Snervig, die Seitennerven aussen verzweigt, meist mit dem Mittelneryen, wie auch die 
Aussenenden durch Queräste mehr weniger häufig verbunden (anastomosirend). 
Fruchtknoten zum Grunde stielartig verschmälert. 

Sehr vielgestaltig. Blätter ohne bitteren Geschmack. Blumen azurblau-violett, rosenroth 
oder weiss, bei der Fruchtreife verbleichend, die Adern hervortretend. 


a) genuina (P. vulgaris Autt.). Stengel niederliegend oder aufsteigend. Kelchadern 
meist reichlicher anastomosirend. Deckblätter nicht länger als die Blüthenknospen, daher am 
Ende der Traube nicht über dieselben hinausragend. — Die Normalform hat meist durchaus 
abwechselnde Blätter, reichblüthige, aber lockerblüthige und einseitswendige Trauben, die Flügel 
so breit und breiter als die Kapsel, stumpflich. Var. aber ß. densiflora, Blüthen gedrungen, 
ziemlich allseitswendig, Traube am Ende abgerundet. (Hieher var. densiflora Tausch, eine 
niedrige Form) ; y. grandiflora (P. montana Opiz!), Blumen gross, Flügel 3 lang, doppelt 
länger als die Kapsel; ö. fallax, Blätter am Stengelgrunde grösser, an P. amara erinnernd, 
&. turfosa m., vielstängelig, niederliegend, untere Blätter breit, gedrungen, die untersten häufig 
fast gegenständig; & oxyptera (Rchb. sp.), Flügel schmäler als die Kapsel, zugespitzt, Blumen 
meist weiss; n. multicaulis, wie &, jedoch die Stengel am Grunde dünn, ausgebreitet-nieder- 
liegend, mit lateralen, armblüthigen etwas übergipfelnden Blüthenzweigen unter der Traube, 
». depressa (P. depressa Wender.), wie &, jedoch die unteren Blätter elliptisch, - fast gegen- 
ständig, Endtraube locker- und armblüthig. (4—5-, seltener bis 10blüthig) von verlängerten Blüthen- 
tragenden Seitenzweigen übergipfelt, Blumen schön kornblumenblau. 


b) comosa (Schkuhr). Stengel steifer, oft aufsteigend, bis ®/,‘ hoch. Blätter abwechselnd, 
lang lineal-lanzettlich. Trauben verlängert, ziemlich dichtblüthig, am Ende meist kegelförmig ver- 
jüngt, schopfig; die Deckblätter überragen die Knospen der Spitze mehr weniger. Flügel spär- 
licher anastomosirend. Blumen schmutzig rosenroth, selten weiss oder blauu — Geht in aß 
gewiss über. : 

2. Mai—Juli und oft noch im Herbste. a) Auf Wiesen, Waldwiesen, an Rainen, 
grasigen Hügeln, sehr verbreitet aus der Ebene bis auf das Vorgebirge; 0) z. B. bei 
Bürglitz (Knaf)! Leitmeritz! — e) Auf dem Erzgebirge bei Pressnitz! auf torfigen 
Wiesen! beim Dorfe Bösig (Ascherson)! — &) Am Buchberg im Isergebirge (Tausch)! bei 
Komotau und am Erzgebirge (Knaf)! bei Rakonitz auf feuchten Waldwiesen ! — ®) Auf 
sumpfigen Waldstellen des Erzgebirges, oberhalb Niklasberg gegen Zinnwald (Winkler)! 
Rothenhäuser Waldrevier (Roth). — b) Auf trockeneren Wiesen und Rainen im Hügel- 
lande und Mittelgebirge, ziemlich verbreitet. Bei Prag z. B. Scharka, Kuchelbad, Rado- 
tiner Thal, Modraner Wiesen, Zävist, Karlstein u. s. w. — Bei Bürglitz im Klitava- 
thale ! Skrej (Krej&)! Slapy! — Ostböhmen: Nimburg, Podebrad, Chrudim, Pardubiz, 
Hohenmauth, Leitomysl! Zvol bei Jaromer, Jiöin, Münchengrätz, Jungbunzlau, Weiss- 
wasser, Melnik, Leitmeritz, Tetschen, Teplitz, Komotau, Karlsbad. — Beneschau (Prevöt), 
Horovic häufig (Schlechtendal). Goldenkron, Krumau, Lagau (Jungb.). 


Chamaebuxus. 535 


2. P. amara L. Stengel aufsteigend. Blätter des Stengelgrundes (vom vorigen 
Jahre) sehr gross, verkehrieiförmig-keilig, mehr weniger in eine Rosette zusammen- 
gedrängt, aus den Blattachseln öfter Nebenstengel aussendend , am heurigen ter- 
minalen und an den lateralen -Stengeln plötzlich stark verkleinert, länglich-keilförmig. 
Flügel zur Fruchtzeit so lang oder kürzer als die Kapsel, verkehrt oval oder länglich- 
verkehrteiförmig, gerundet stumpf, 3nervig; Nerven und die wenigen äusseren Seiten- 
zweige derselben gar nicht oder selten etwas amastomosörend. Fruchtknoten verkehrt- 
eiförmig, sitzend. 

Kleiner als meist die vorige, 2—6‘ hoch. Blätter meist von bitterem Geschmack, dick- 
licher als bei voriger, die der Rosette lederartig, überwinternd. Sonst der vor. sehr ähnlich, eine 
ziemlich schwache Art. 

a) genuina (P. amarella Crantz). In allen Theilen grösser, 3—6’ hoch, besonders die 
Blüthen grösser, etwa wie bei P. vulgaris, übrigens etwas veränderlich in der Grösse, in der 
Regel kleiner als bei der niederösterreichischen Pflanze, meist lila-azurblau (nach Neilreich auch 
rosa oder milchweiss). i 

b) uliginosa (P. austriaca Crantz, P. uliginosa Rchb.). Noch kleiner, nur bis 3“ hoch. 
Blüthen sehr klein, 1'/,“‘ lang, weiss oder weisslich-blau. Flügel meist kürzer als die Kapsel. 
Kapseln viel kleiner, schmäler berandet. — Eine Form (die echte P. uliginosa Rchb.) soll ohne 
bitteren Geschmack sein. 

2 Mai, Juni. a) Auf lichten Waldplätzen, grasigen Dämmen und Abhängen 
und auf trockenen Wiesen, auf Kalk, im warmen Hügellande nicht häufig. Bei Prag: Ci- 
bulka „auf Hügeln“ (Opiz)! Karlstein (Wolfner)! — Lobkovie (Purkyne)! Zwol bei 
Jaromer (Cenek)! Münchengrätz: Wiesen am Fuss des Horkaberges, auch Marienruhe 
genannt (Sekera)! Bergwiesen bei Weisswasser (Hipp.)! Reichenberg (Siegmund)! Libo- 
chovie: zwischen Poplz und Horka und im Sebin-Walde (Reuss, Jirus)! Peruc (Malinsky)! 
Leitmeritz: bei Schüttenitz (Tausch)! Weisse Lehne! Leitmeritzer Kalksteinbrüche, 
Satanaberg, Lehne am Fusswege von Ober-Pokratiz nach Hlinay (Mayer), Rain gegen 
den Straschitzkenberg zu! am Dubinaberge (Reuss), Hradischken (Jirus). Kamajtschken 
bei Mileschau (Mayer). — b) Auf torfigen und sumpligen Wiesen mit kalkiger Unter- 
lage, in den Niederungen selten. An der Elbe: bei Öetelie auf speckigen alten Torf- 
wiesen! Blätowiese bei Podebrad (Opiz)! Liboch (Presl)! Schwammige Bergwiesen bei 
Weisswasser (Hipp.)! Torfe bei Habichtstein (Neumann)! B. Leipa (Mann 1834)! Hügel 
um Kratzau (Tausch)! Wernstädtel (Kratzmann)! — Budweis (Jechl) ! 


2. Chamaebuxus Spach. 


1. Ch. alpestris Spach (Polygala chamaebuxus L.). Halbstrauchig. Stengel nieder- 
liegend, kriechend, mit aufsteigenden, spärlich feinflaumigen Aesten. Blätter länglich- 
lanzettlich, die unteren jedes Triebes verkehrteiförmig, ausgerandet, stachelspitz. Blüthen 
auf 1—2blüthigen, mit rundlich-eiförmigen Deckblättern versehenen Zweiglein in den 
Achseln der oberen Blätter. Blüthenstiele zur Fruchtzeit gerade aufrecht. Vorderes 
Kelchblatt am Grunde stark höckerig, Flügel gross, schief verkehrt-eiförmig, so lang 
als die Krone. Kapsel ungleichseitig, ziemlich breit geflügelt. 

Aeste 3—6“ lang. Blätter lederartig, immergrün. Blumen gelb, an der Spitze roth, 
ziemlich ansehnlich, Flügel gelblichweiss. Schon Haller sagt von der Gattung Chamaebuxus (Po- 
lygaloides Dillen): Apparet conferenti, quam diversus sit character a Polygala. 

p Mai, Juni. In Bergwäldern, Laub- und Fichtenwäldern an moosigen Stellen, 
seltener auf schattigen Nordabhängen der wärmeren Hügelregion, in der westlichen 
Landeshälfte bis auf das Erzgebirge zerstreut aber verbreitet und meist zahlreich im 
Gebiete der Biela, Eger, Mies (Beroun) und Votava, bis an die Moldau, welche die so 
viel bekannt nirgends beträchtlich überschrittene Ostgränze billet. Abhänge und Gründe 
des Erzgebirges: bei Osseg selten (Thiel), bei Komotau: im Töltschgrund bei Rothen- 
haus, im Komotauer Grund, am Schönlinder Berge und am Hutberge! Hauenstein am 
Eichelberg (Opiz)! Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad im Stadtgut (Aschers.), Ellbogen 

35* 


536 Empetrum. Rhus, 


(Ortm.), Liebenstein bei Franzensbad (Kablik), Petschau (Weitenweber), Buchau (Opiz). 
Brezina bei Radnie (Sternberg), Zlin bei Lukavic! Blovie (Novotny), Strakonie auf 
dem Berge Kufidlo! Rozmital (Lusek)! Bei Pribram häufig, selten bei Horovie (Schlecht- 
endal), St. Benigna (Sieber), Zbirov gegen Prisednie (Poläk), Dobiiser Wälder (Purk.). 
Wosecan (Schmidt), Stechovic (Krell). Oberhalb VSenor (Jirus)! Karlstein und St. Ivan! 
Tetin! Zwischen Kladno und Smeöno (Prof, Krejöi), Fasanerie bei Sternberg (Jirus) ! 
Kalkrücken bei Kounovä, nächst dem Försterhause! Bergrücken zwischen Routov und 
dem Vinaficer Thale! und in diesem Thale links oberhalb den Kalkwänden! Rakonitz 
bei Luznä, Hiavatov, Olesnä (Kreje). Bürglitz (Samohrd). — Horomörie nächst Prag! 
— Berg Hoblik bei Loun (Stumpf), Perucer Thal (Malinsky)! Libochovie: Wald Sebin !, 
dann zwischen Poplz und Horka (Reuss). 


96. Ordnung. Empetreen Nutt. 
1. Empetrum L. Rauschbeere. 


1. E. nigrum 1. Blätter sehr kurzgestielt, lineallänglich, ganzrandig, am Rande 
etwas rauh, stnmpflich, unterseits mit einem von einer Furche halbirten weissen Mittel- 
streifen, zuletzt herabgeschlagen. Blüthen nahe der Spitze der vorjährigen Triebe an 
blattwinkelständigen, mit 3 schuppigen Hochblättehen versehenen Kurzzweiglein, einzeln 
oder selten zu 2—3 seitlich, jede noch mit 2 Vorblättehen. Blumenblätter länglich- 
verkehrteiförmig, kürzer als die Staubgefässe. 

Kleines, niedergestrecktes, ästiges Sträuchlein, die Stämmchen '/,—1'/,‘ lang, mit auf- 
steigenden, rothbraunen, jung feinflaumig bestäubten Zweigen, vom Ansehen einer Erika, aber 
durch die weisse gefurchte Mittellinie der kleinen, immergrünen, glänzenden, abstehenden, ab- 
wechselnden, aber häufig zu 3—4 scheinbar in Wirteln genäherten Blätter, die im Trocknen 
indigoblau sich färben, ausgezeichnet. Aeste nächst der Spitze des vorjührigen Triebes zu 2 bis 
mehreren gehäuft. Blumen 2häusig, mit Rudimenten des anderen Geschlechts, selten einige zwittrig. 
Blumenbläster klein, die der $ Blüthe rosa, der 2 purpurn. Steinfrucht kugelig, schwarz, glän- 
zend, mit purpurrothem Safte, von säuerlich fadem Geschmack. 

% Mai, Juni. In Torfsümpfen, Hochmooren und auf moosigen Felsen der 
Gränzgebirge. Im Riesengebirge nur in der Hochgebirgsregion nicht häufig: Mooswiese 
südlich von Gross-Aupa (Brandeis); Riesengrund, Bruunberg (Kablik)! Grosser Teich 
(Wimmer). Elbwiese unweit des Pantschefalls (Opiz). An der Iser im Isergebirge (Schmidt, 
Wimmer). Erzgebirge: Grünwalder Heide bei Teplitz (Winkler)! Moosbeerheide bei 
Kalich, Secheide bei Neuhaus (Reuss), Erlbruchmoor bei Sonnenberg! Gottesgab und 
Abertham (Reiss)! Bei Karlsbad bei Schönfeld (Fischer) in bedeutend tiefer Lage (etwa 
1800‘), desgleichen bei Franzensbad hinter Unter-Lohma (Sternberg)! Im Böhmerwalde 
bis 4500: Arber, Plekenstein (Sendtner), Dreisesselberg (Jungb.). Ferchenhaid und 
Aussergefilde (Jirus, Malinsky) ! 


97. Ordnung. Terebinthaceen De Cand. 
1. Rhus L. Sumach. 


Kelch 5theilig. Blumenblätter und Staubgef. 5. Fruchtknoten durch Verküm- 
merung :weier Fächer einfächerig, mit 3 Griffeln. Steinfrucht trocken, meist Isamig. 


7 1. R. toxicodendron L. (Giftsumach). Stamm niederliegend und wurzelnd 
oder klimmend oder aufrecht, warzig-punktirt, kahl. Junge Triebe, Basis der Blattstiele 
und junge Blätter angedrückt behaart. Blätter langgestielt, 3zählig; Blättchen breit 
eiförmig, zugespitzt, am Grunde etwas herzförmig, geschweift-grobgezähnt oder fast ganz- 


4 
& 


Ruta. 537 


randig, am Rande, unterseits auf den Nerven und besonders dicht unterhalb der Blättchen 
auf den Blattstielen behaart, oder fast kahl. Rispen in den Achseln heuriger und vor- 
jähriger, abgestorbener Blätter, viel kürzer als der Blattstiel, oberwärts einfach traubieg. 

2—3’ hoch. Blüthen vielehig, grünlich, oft purpurn geadert. Enthält einen scharfgiftigen, 
Entzündungen der Haut verursachenden Milchsaft. 

7 Mai, Juni. Stammt aus Nordamerika, findet sich aber bisweilen an Zäunen 
und Waldrändern verwildert. So bei Bürglitz im Walde (Gintl)! Beim Schiesshause 
von Jungbunzlau! Rothenhaus (Roth), Blatnä, im Schlossparke (Vrtätko)! 

Anmerkung. R. typhina L., der Essigbaum, mit unpaarig vielzähligen Blättern, läng- 
lich-Janzettlichen, gesägten, unterseits stark seegrünen Blättchen und dichtzottigen, purpurbraunen 
Fruchtrispen, aus Nordamerika, wird in Parks, Lustgebüschen, auch auf buschigen und waldigen 
Anhöhen gepflanzt. 


R. cotinus L., der Perückenbaum, ein in Südeuropa, selbst noch bei Wien einhei- 
mischer Strauch mit ungetheilten, verkehrieiförmigen oder ovalen, im Herbste rothgefärbten 
Blättern, und einer durch lange Zotten ihrer unfruchtbaren Aestchen ausgezeichneten, perücken- 
artigen Fruchtrispe, wird nur in Parks und Gärten gepflanzt. 


Ailanthus glandulosa Desf., der Götterbaum aus China, aus der nächstverwandten 
Ordnung der Xanthoxyleen, dem Essigbaum durch die unpaarig-gefiederten Blätter ähnlich, aber 
durch Drüsengrübchen an jedem Zahne des Grundes der Blättehen und durch in jeder Blüthe 
zu 3—5 stehende Flügelfrüchte sehr ausgezeichnet, wird jetzt in Anlagen häufiger gepflanzt; ein 
junges Bäumchen fand ich unter einheimischem Waldgebüsch am Fusse der Kalklehne bei Weltrus. 


98. Ordnung. Rutaceen Juss. 
Gattungen: 


1. Ruta. Blüthen regelmässig, 4zählig, die Gipfelblüthe 5zählig. Kelch 4—Stheilig, 
bleibend. Blumenblätter 4—5, benagelt. Staubgefässe 8—10, gerade, dem 
äusseren Rande der drüsigen Scheibe eingefügt. Kapsel A4—5lappig, Fächer am 
inneren Rande der Lappen aufspringend, die Innenhaut der Wand sich nicht 
von der äusseren Fruchtschale trennend. 


2, Dietamnus. Blüthen etwas zygomorph, 5zählig. Kelch 5theilig, spät abfällig. 
Blumenblätter spatelig, genagelt, ungleich gross. Staubgefässe 10, abwärts ge- 
neigt, am Ende aufsteigend. Kapsel auf einem kurzen dicken Fruchtträger 
emporgehoben, 5lappig, aus 5 am Grunde und oberwärts zu einem Griffel ver- 
wachsenen, dazwischen innen getrennten, 3—1samigen, einwärts aufspringenden 
Theilfrüchtehen gebildet; die knorpelige Innenhaut der Fruchtwand 2klappig, 
von der äusseren Schale elastisch sich trennend. 


1. Ruta L. Raute. 


1. R. graveolens L. Blätter graugrün, im Umrisse fast 3eckig-eiförmig, abneh- 
mend 2—3fach fiedertheilig, Abschnitte keilig-länglich bis keilig-lineal, der endständige 
verkehrteiförmig, stumpf, stachelspitz. Blumenblätter ganzrandig oder gezähnelt, mit 
plötzlich abgesetztem Nagel, ausgehöhlt, viel länger als der Kelch. Kapsellappen stumpflich. 
Samen netzig-punktirt. 

Aufrecht, mehrstengelis, am Grunde holzig, 1—2’ hoch, kahl, drüsig punktirt, von 
aromatischem Geruch, Blüthen in anfänglich gegabelter, dann wickelartiger Trugdolde. Blumen- 
blätter gelb. 

2. Juni—August. In steinigen Weinbergen im Felsgerölle, auf Basalt und Kalk, 
bei Cernosek und dann zwischen Wettel und Gastorf ziemlich häufig, gegenwärtig voll- 
kommen einheimisch! Auf dem Wostray bei Mileschau verwildert an der Burgruine 
(A. Mayer). 


538 Diotamnus. Acer, 


2. Dietamnus L. Diptam. 


1. D. albus L. (D. fraxinella Pers.). Blätter unpaarig-gefiedert, 6—3paarig; 
Blättchen elliptisch oder länglich, spitz, kleingesägt, durchscheinend punktirt; Blattstiel 
schmal geflügelt. Blüthen in endständiger, begränzter, überall mit Oeldrüsen besetzter 
Traube, die unteren Blüthenstiele oft mit 1—2 Seitenblüthen. Staubfäden oberwärts 
drüsig. Lappen der Kapsel spitz, quernervig-runzelig, drüsig-behaart. 

Stengel aufrecht, meist einfach, 1—3‘ hoch, kurzhaarig, oben nebst allen Blüthentheilen 
mit zimmetbraunen, glänzenden Drüsen besetzt. Wurzelstock weisslich, daher der Name. Die 
ersten Blätter an jungen Stengeln einfach, eiförmig, erst in Spannenhöhe einfach 3zählig. Blumen 
gross, hellrosenroth mit purpurnen Streifen, selten weiss (so bei Bürglitz: Gintl!). Samen glänzend 
schwarz. Riecht sehr stark zimmtartig aromatisch. 

2. Mai, Juni. Auf buschigen, steinigen Hügeln, Felsen, in Laubwäldern und an 
Waldrändern, auf Kalk, Basalt, Thonschiefer, im warmen bergigen Hügellande und Mittel- 
gebirge ziemlich verbreitet. Bei Prag: Wald bei Jungferbrezan, sehr spärlich (Leon- 
hardi). Haine bei Sel& und Roztok! Trojafelsen (Hoser)! Michler Wald (Opiz). Felsen 
der Generalka! Hlubotep, Kuchelbad, Radotiner Thal gegenüber Kosor häufig! Zävister 
Berg! Karlstein häufig (Ruda), so auf der Velikä hora! St. Ivan! Ptäk bei Beroun 
(Feistm.)! — Klitavathal, Bürglitz (Gintl)! Skrej (Krej£.), Berg Zbän bei Rentov (Krej£). 
— Häufig in den Dymokurer Wäldern: Abhang am Dymokurer Teich! Waldrand gegen 
Rozdalovie, Wäldchen zwischen Mlejnice und Bristev! Thal von Nouzov! Chlumec (nach 
Opiz). Fasanengarten bei Kosmanos (Himmer) ! Widim (Hackel). Peruc (Wondra)! Verbreitet 
im Basaltmittelgebirge bei Leitmeritz: Satanaberg (Mayer), Weisse Lehne bei Pokratiz ! 
Hradischken! StraZiökenberg! zwischen Kobloschken und Michelsberg, Gipfel des Deblik, 
Basalthöhen westlich von Salesl (Mayer), Dreiberg bei Triebsch (Neumann); Phonolith- 
geröll des Kletschenbergs! Boreslau und Wellemin (Reuss), Wald Sebin bei Libochovie! 
Felsen bei Nesteritz! Welmin und früher hinter Schönau bei Teplitz (Eichler). Schillingen- 
thal bei Bilin (Reuss), Südseite des Brüxer Schlossbergs (Eichler). Nordrand des Eid- 
litzer Busches bei Komotau, sehr spärlich! Warta bei Hauenstein (Reiss). Ellbogen 
(nach Weitenweber). 


99. Ordnung. Acerineen De Cand. 
1. Acer L. Ahorn. 


Blüthen einhäusig-vielehig (zwittrig und männlich) oder (bei fremden Arten) 
zweihäusig-vielehig. Kelch ötheilig (seltener 4—mehrtheilig). Blumenblätter meist 5. 
Staubgef. meist 8, mit deutlichen Staubfäden. 


a) Blüthen in aufrechten Doldenrispen. Staubgef. der f Blüthen so lang oder wenig 
länger als die Blumenblätter. Fruchtflügel fast wagrecht abstehend und selbst zurückgebogen 
oder ein wenig vorwärts gerichtet. Blätter beiderseits gleichfarbig, rückwärts blässer; ihre Buchten 
gerundet, stumpf. 


1. A. campestre L. (Feldahorn). Blätter herzförmig, 5lappig, rückwärts wenigstens 
in der Jugend flaumig, in den Aderwinkeln auch bärtig, zuletzt öfter kahl; Lappen 
stumpflich, bisweilen aber zugespitzt, buchtig 2—3lappig, mit stumpfen Läppchen, oder 
ganzrandig, spreizend. Blüthenstiele, Kelche und Blumenblätter behaart. 


Baum bis 60‘, oder Strauch bis 10° hoch, als Strauch bisweilen mit korkig geflügelten 
Aesten. Blüht gleich nach der Belaubungsperiode. Variirt vielfach in der Tiefe der Zertheilung 
der Blätter, Breite und Stumpfheit der Abschnitte; die Lappen bald gerundet, bald ausgezogen, 
zugespitzt. Früchte bald grösser mit bis 1‘ langem, 4 breitem Flügel, bald klein, mit nur 5 
langem und 2” breitem Flügel (ß. mierocarpum Tausch!), meist kahl, selten dieht flaumig 
(y. hebecarpum Tausch). Var. ferner ö) palmatisectum (Ortm. spec.), Blätter tief einge- 
schnitten mit schmalen länglichen Abschnitten. Die vielen (24!) neuen „Arten“, welche Opiz und 


Aesculus, 3 539 


einige Schüler desselben aus dieser Art unbegreiflicherweise geschaffen haben (siehe Seznam), 
sind kaum der Aufzählung werth. 

» Mai. In Laubwäldern, besonders an Waldrändern, in Gebüschen der Ebenen, 
des Hügellandes und Mittelgebirges (nicht viel über 1500‘) verbreitet, gruppenweise oder 
zerstreut. Häufig um Prag, in der Elbniederung, dem Basaltmittelgebirge, Jilin u. s. w. 
bis an’s Vorgebirge der Sudeten, z. B. bei Hohenelbe. Auf dem Berge Kosel bei B. 
_ Leipa 1800° hoch noch hübsche Bäume. Fehlt bereits auf dem Erzgebirge. Bürglitzer, 
Horovicer und Zbirover Wälder u. s. w. Fehlt fast ganz bei Krumau (Jungbauer). — 
y) Bei Prag: Kundratic, Roztok, Scharka, Baumgarten, Hlubodep, Kuchelbad (Opiz) ! 
Karlstein (Purkyn&)! — 0) Buben bei Prag (Ortm.)! Karlstein! Hohenelbe (Kablik) ! 


2. A. platanoides L. (Spitzahorn). Blätter herzförmig, 5lappig, kahl, unterseits 
glänzend, in den Aderwinkeln weissbärtis; Lappen vorn buchtig-gelappt oder grobgezähnt 
mit lang und fein zugespitzten Läppchen, gespreizt, die 3 vorderen mit fast parallelen 
Seitenrändern. Blüthenstiele und Blüthen fast kahl. 

Baum. Blattstiele milchend. Blüthenentfaltung gleichzeitig mit der Blattentfaltung oder 
noch etwas früher. Blumen freudis-gelbgrün. Früchte kahl. 

% April, Anfang Mai. In Bergwäldern bis auf das höhere Vorgebirge, 3500’ 
hoch, nicht häufig und sehr vereinzelt. Ausserdem auch in niederen Gegenden in Anlagen 
gebaut. Bei Prag: Cibulka! Kundraticer Wald !Scharka (Opiz)! Wälder um Karlstein ! Säzava 
bei Davle, hinter Stechovie! — Nordböhmen: Riesengebirge!l Widim (Hackel). Neustadt 
an der Mettau! Harzdorf bei Reichenberg! Kleinskal (Neum.), Rollberg (Schauta)! Spitz- 
berg bei B. Leipa, Rosenberg bei Windisch-Kamnitz! Nixdorf, Mileschauer! Boren! 
Georgswalde (Neum.). Osseg (Thiel)! — Mittel- und Südböhmen: Burg Pravda bei 
Domousie, schöne Bäume! Bürglitzer Wälder (Gintl)! Koufimecer Revier! Um Horovie 
häufig: Chlum bei Komärov u. s. w. (Schlecht.). Blanskerwald, Niklasberg bei Krumau ! 
Im Böhmerwalde in den Thälern an Bächen (Purkyne). 

b) Blüthen in überhängenden, unterwärts etwas ästigen Trauben. Staubgef. der f Blüthen 


doppelt so lang als die Blumenblätter. Fruchtflügel vorwärts gerichtet, oft fast parallel. Blätter 
unterseits blaugrün, ihre Buchten ziemlich spitzwinkelig. 


3. A. pseudoplatanus L. (Bergahorn). Blätter 5lappig, am Grunde herzförmig 
oder gestutzt, kahl, unterseits längs der Nerven und in den Aderwinkeln weisszottig oder 
auch zerstreut behaart, in der Jugend seidig-zottig; Abschnitte zugespitzt mit stumpflicher 
Spitze, ungleich grobkerbig-gesägt. Staubfäden am Grunde zottig. 

Baum, 60—80’ hoch, glattrindig. Blüthenentfaltung nach vollbrachter Belaubung. Blüthen 
grünlich. Früchte kahl oder anfangs zerstreut behaart, gelblichbraun oder röthlich. Früchte in 
der Grösse abändernd; Fruchtflügel meist aus schmälerem Grunde nach vorn verbreitert, manchmal 
zuletzt nach vorn bogig gekrümmt und stärker verbreitert (A. Dittrichii Ortm.). Auch aus dieser 
Art haben Opiz und Ortmann eine Anzahl (12!) Arten gemacht. 

% Mai, Juni. In Bergwäldern, auf steinigen, felsigen, buschigen Stellen der 
Gebirgslehnen, auf Urgebirgen, einzeln oder in grösseren Gruppen verbreitet, viel 
häufiger als der vorige, besonders von 2000° ab, in den Gränzgebirgen bis zur Gränze 
des Baumwuüchses, gegen 4000’, unter Tannen, Buchen, Fichten; im niederen Hügellande 
meist nur gepflanzt. Bei Prag: bei Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal, um Karlstein, 
Tetin in Wäldern, 


4 


100. Ordnung. Hippocastaneen De Cand. 


1. Aesculus L. Rosskastanie. 


+ 1. Ae. hippocastanum L. Blätter gefingert, meist 7zählig; Blättchen keilförmig- 
verkehrteiförmig, plötzlich zugespitzt, kerbig-gesigt. Plüthenstand eine aus Wickeln 


540 °  Staphylea, Evonymus. 


zusammengesetzte straussförmige Traube. Kelch glockig, mit breit ovalen, abgerundeten 
Zähnen. Blumenblätter ausgebreitet, 5, meistens aber durch Fehlschlagen nur 4. Staubgef. 
meist 7, niedergebogen. Kapsel stachelig. 

Baum 60—80’ hoch. Blumen weiss mit gelben und rothen Flecken. 


hp Mai, Juni. Stammt aus Asien; jetzt in der Nähe der Städte an Strassen und 
in Anlagen allgemein gepflanzt. 


101. ‚Ordnung. Staphyleaceen Bartl. 


1. Staphylea L. Pimpernuss. 


1. S. pinnata I. Blätter gegenständig, unpaarig-gefiedert, 5—7zählig; Blättehen 
eiförmig oder elliptisch, zugespitzt, kleingesägt, fast kahl, sitzend, am Grunde mit 2 
häutigen kleinen Nebenblättchen, das endständige oft 2—3schnittig mit zum Grunde 
stielartig verschmälerten Nebenblättehen. Rispen endständig, langgestielt, traubig, locker- 
blüthig. Blumenblätter glockig zusammengeneigt. Kapsel aufgeblasen, rundlich, 2—3lappig. 

Stamm 6—15’ hoch. Blätter sattgrün, mattglänzend, unterseits graulich. Blumenblätter 
weiss, aussen röthlich. 

> Mai, Juni. Auf sandigen Abhängen, in lichten Hölzern, Hecken. Mit Sicherheit 
wild unweit Davle an der Säzava unter dem kleinen Mednik zahlreich (Poläk 1871)! 
und auf Felsen hinter Stöchovie einzeln (Krell); an ersterem Standorte gegenwärtig: 
abgeholzt, auf Nachwuchs wartend. An den meisten anderen Standorten offenbar nur 
angepflanzt oder verwildert, für andere fehlen genauere Daten, um die Frage, ob wild- 
wachsend oder nicht, entscheiden zu können. B. Aicha (Tacheci nach Opiz). Wesecer 
Fasanerie bei Jiein, ziemlich zahlreich (Pospichal)! Berg Kotus bei Skfinec häufig 
(Haenke). Um Nimburg nur in Gärten (Vsetecka)! Bei Melnik (PraZäk)! Park von 
Niemes (Schauta). Komotau, beim Steinteiche in Zäunen (K. Knaf)! Bei Karlsbad auch 
nur verwildert, in Zäunen bei Chodau (Ortmann) ! Giesshübel (Patzelt) ! — Neuhaus (Schöbl) ! 


102. Ordnung. Celastrineen R. Brown. 
1. Evonymus L. Spindelbaum. 


Kelch flach, 4—5spaltig. Blumenblätter 4—5, am Rande der Scheibe, Staubgef. 
4—5, der Scheibe selbst eingefügt. Kapsel 3—5fächerig, 3—5kantig, fachspaltend 3— 
5klappig, Fächer 1samig. 


1. E. vulgaris Scop. (E. europaeus var. tenuifolius L.). Aeste jung 4kantig, 
später stielrundlich, glatt. Blätter länglich, länglich-elliptisch bis breit oval, untere 
stumpf, obere zugespitzt, sehr klein gesägt, kahl. Blüthen meist 4zählig, in 3—7blüthigen 
Trugdolden, diese auf flach zusammengedrücktem, in der blattachsel aufrechtem 
Stiele. Blumenblätter länglich, von einander entfernt, Kapseln stumpf Akantig. Samen- 
mantel den Samen ganz einhüllend. 

Strauch, 3—10‘ hoch. Sägezähnchen der Blätter mit drüsiger Stachelspitze. Blumen- 
blätter klein, grünlichweiss. Kapsel erst rosa, zuletzt karminroth. Samen brechenerregend, mit 
weisslicher Samenhaut, orangefarbenem Mantel. Var. #. ovalifolia Tausch, Blätter breit 
eiförmig. Nachdem Linne unter E. europaeus auch den E. latifolius Scop. mit einbegriff! und 
diese einzige ihm bekannte europäische Collektivart im Gegensatze zu E. americanus so benannte, 
gebührt es sich, Scopoli auch für diese Art als Autor zu setzen und mit ihm den E. vulgaris 
des Bauhin und Clusius zu restauriren. 

» Mai, Juni. An Waldrändern, in lichten Waldgebüschen, Hecken, verbreitet 
aber zerstreut im ganzen Hügellande, in den Elbauen, seltener in niederen Gebirgsge- 


Vitie. 541 


genden, so z. B. im Gebirgsthale bei Neustadt an der Mettau, bei B. Kamnitz, Zbirover 
Wälder, Blanskerwald u. s. w., auch in Hecken, Zäunen gepflanzt. 


2. E. verrucosa Scop. Aeste stielruud, dicht drüsig-warzig. Blätter elliptisch 
oder länglich-elliptisch, meist zugespitzt, kleingesägt, kahl. Blüthen sehr flach, meist 
4zählig, in armblüthigen langgestielten Trugdolden; deren Stiel fädlich, in der 
Blattachsel fast rechtwinkelig ausgespreizt. Blumenblätter breit, rundlich. Kapseln 
4lappig, stumpfkantig. Samenmantel den Samen nur halb einhüllend. 

Strauch, 3—6’ hoch. Blumenblätter grünlich, rothpunktirt, Blüthenscheibe rothbraun. 
Kapseln rosenroth, Samen schwarz mit orangefarbigem bis blutrothem Mantel. 

» Mai, Juni. In Laubgebüschen des warmen Hügellandes und Mittelgebirges, 
sehr selten und vielleicht nicht ursprünglich einheimisch. Bei St. Prokop fand ich vor 
etwa 20 Jahren auf einem Felsen im Haine einen einzigen Strauch, der später nicht 
mehr aufzufinden war. Bei Karlstein (Steinmann), St. Ivan (Göttlich); jedoch in neuerer 
Zeit nicht wieder gesehen. Bei Mileschau (nach Hackel). — F. W. Schmidt’s Angaben: 
Drbakoy bei NalZovie und Slaper Buky sind wie so häufig wohl nur aus der Luft gegriffen, 


103. Ordnung. Ampelideen Kunth. 
1. Vitis L. Weinrebe. 


Kelch 5zähnig, abfällige. Blumenblätter 5 an der Spitze zusammenhängend und 
mützenförmig abgeschnitten abfallend. Staubgef. 5. Narbe kopfig-scheibenförmig, auf sehr 
kurzem dickem Griftel. Beere 2—3fächerig. 


+1. V. vinifera L. Blätter herzförmig-rundlich, 3—5lappig, grob-spitzgesägt. 
jung, unterseits wollig-filzig, zuletzt verkahlend. Neublätter häutig. Rispe traubig, aus 
fast doldig gestellten, zwitterigen Blüthen. 

Der Stamm treibt jährlich rankende Laubtriebe. Wickelranken gabelig mit Deck- 
blättchen, unterhalb der Verzweigungen gleich den Blüthenständen blattgegenständig. Blüthen 
klein, gelberün. Die verwilderte Rebe (V. silvestris Gmel.) hat vielehig-2häusige Blüthen mit 
Rudimenten des anderen Geschlechts und kleinere, sauere, violettblaue Beeren. 

Juni. Stammt aus dem Kaukasus. Zuerst durch König Karl von Böhmen 
(Kaiser Karl TV.) aus Burgund an die Elbe verpflanzt, wird jetzt die Rebe besonders 
im unteren Elbthal, bei Melnik, Cernosek und Aussig im Grossen gebaut, doch ist der 
Weinbau in Böhmen in den letzten Decennien in stetigem Verfall begriffen. Der Melniker 
und Cernoseker Wein geniessen eines europäischen Rufes, Bei Prag sind gegenwärtig 
Weinberge nur im nördlichen Moldauthal (Troja), Nusler Thal und an wenigen anderen 
Punkten. In aufgelassenen Weinbergen kommt die Rebe auch bisweilen wie verwildert vor, 


104. Ordnung. Rhamneen R. Brown. 
Gattungen: 


1. Rhamnus. Blüthen 2häusig-vielehig, meist 4zählig. Blüthenbecher röhrig-slockig, mit 
(meist) 4theiligem Kelchsaum. PBlumenblätter unbenagelt. Griffel 2—4spaltig. 
Steinfrucht mit 1—5 einsamigen, dünnen Steinen. Samen mit tiefer Rücken- 
furche. Keimblätter der Furche parallel gekrümmt, dünn, bei der Keimung über 
die Erde kommend, 


9. Frangula. Blüthen zwitterig, 5zählig. Blüthenbecher röhrig-glockig, mit 5theiligem 
Kelchsaum. Blumenblätter benagelt. Griffel ungetheilt mit kopfiger Narbe. Stein- 


Rhamnus, Frangula. 


frucht mit 2—5 Kernen. Samen zusammengedrückt 3eckig-linsenförmig, ohne 
Furche, mit seitlicher Ausrandung. Keimblätter diek, bei der Keimung in der 
Samenschale bleibend. 


1. Rhamnus (L.) Haller. Kreuzdorn. 


1. Rh. cathartica L. Aeste ?n Dornen ausgehend. Knospen mit Knospen- 
schuppen. Blätter (und Aeste) fast gegenständig, eiförmig oder elliptisch, zugespitzt, 
einzelne rundlich und stumpf, doppelt klein-drüsiggezähnt, am Grunde öfter schwach 
herzförmig, jederseits mit nur 2—3 bogigen Seitennerven, jung flaumig, später kahl, 
gestielt; Blattstiel mehrmals länger als die schmalen hinfälligen Nebenblätter. Blüthen 
4zählig, an der Basis der jungen Laubtriebe in blattachselständigen, armblüthigen Büscheln. 
Kelchzipfel lanzettlich, spitz, an der (S Blüthe zurückgeschlagen. Steinfrucht kugelig. 
Samenfurche mit anejnanderschliessenden Rändern, nur an der Basis und Spitze knor- 
pelig berandet, in der Tiefe erweitert. 

Strauch, 5—10° hoch. © Blüthenbüschel armblüthig, g' reichblüthiger. Blüthen grünlich, 
wohlriechend. Steinfrucht schwarz, abführend. 

h Mai, Juni. Auf buschigen, steinigen Abhängen, in lichten Laubhölzern, besonders 
auf Thon- und Kalkboden im Hügellande und Mittelgebirge, seltener im Vorgebirge, 
ziemlich verbreitet, doch zerstreut und oft einzeln. Bei Prag: Zizkaberg, Lieben, Hain 
bei Böchovie, Stern, St. Prokop, Kuchelbad, Karlstein, Tetin! Zävist, Moldau- nnd Säzava- 
ufer bei Davle und Stechovie! Bysie, Elbe-Kostele, Podebrad, Dymokurer Wälder! 
Cäslau (Opiz), Landskron, Senftenberg, Jarom&f in der Kon£ina [Kalkmergel]! Friedland 
(Petters), Georgswalde (Neum.). Reichstadt (Hockauf), Grünau bei Niemes selten (Schäuta). 
Kätov bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser (Hipp.)! — Widim (Hackel), Leitmeritz, 
z.B. am StraZiöken! Aussig! Boren und Schillinge bei Bilin! Tetschen (Malin.) ! Abhänge 
und Vorberge des Erzgebirges; Karlsbad (Ortm.), Tepl (Konrad)! — Stadt bei Bürglitz 
(Kreje.), Skrej Bergwälder! Blanskerwald, Vogeltenne bei Krumau! 


2. Frangula Haller. Faulbaum. 


1. F. alnus Mill. (Rh. frangula L.). Aeste ohne Dornen. Knospen ohne Knospen- 
schuppen. Blätter (und Aeste) deutlicher abwechselnd, jung zusammengefaltet, klebrig, 
elliptisch oder verkehrteirund, zugespitzt, ganzrandig, nur schwachgeschweift, auf den 
Nerven unterseits angedrückt behaart, zuletzt fast kahl, jederseits mit 8 und mehr 
schrägen, parallelen am Blattrande sich verbindenden Seitennerven. Blüthen gestielt, 
längs des oberwärts behaarten Triebes in 2—mehrblüthigen Büscheln. Kelchzipfel 3eckig- 
lanzettlich, aufrecht. Steinfrucht kugelig. ; 

Strauch, 5—10' hoch. Blumenblätter sehr klein, weiss, 


% Mai, Juni (im Herbst oft zum zweiten Male). In lichten, besonders etwas 
feuchten Wäldern und Gehölzen, an Bächen, auf Abhängen mit der vorigen, auch in 
Erlbrüchen und Torfmooren, verbreitet in den Ebenen und im Hügellande, bis auf das 
Vorgebirge (z. B. am Hochwaldberg b. Grazen, 3200° hoch). 


105. Ordnung. Lythrarieen Juss. 
Gattungen: 


1. Peplis. Blüthen 5—6zählig. Kelehbecher zusammengedrückt glockig. Blumenblätter 
nebst den 5 oder 6 Staubgefässen dem oberen Rande desselben eingefügt. Kapsel 
2fächerig, unregelmässig zerreissend. B 

2. Lythrum. Blüthen 4- oder 6zählig. Kelehbecher röhrig-walzlich, Blumenblätter dem 


Peplie. Lythrum., 543 


oberen Rande, Staubgefässe in 1—2 Kreisen der Mitte seiner Röhre oder tiefer 
eingefügt. Kapsel 2fächerig, unregelmässig zerreissend oder fachspaltig-aufspringend. 


1. Peplis L. 


1. P. portula L. Blätter gestielt, je zwei genähert (unvollkommen gegenständig), 
länglich verkehrteiförmig, stumpf, ganzrandig, in den kurzen Blattstiel spatelig verschmälert. 
Blüthen einzeln blattwinkelständig, sehr kurz gestielt, mit 2 Vorblättehen. Blüthen 6zählig. 
Kapsel kugelig, aus dem 12nervigen Kelchbecher etwas vorragend. 

Kahl. Stengel ästig, liegend oder aufsteigend (auch im Wasser fluthend), 3—9“ lang, 
meist roth überlaufen, Aeste oft am Grunde wurzelnd. Blumenblätter rosa, sehr klein und hin- 
fällig, öfter fehlend. 

© Juli—Herbst. Auf feuchten, überschwemmten Stellen, sandigen Triften, 
schlammigen Teich- und Flussufern, an Pfützen und Gräben, in der Ebene und im Hügel- 
lande verbreitet, stellenweise auch in gebirgigeren Gegenden. Bei Prag hin und wieder 
an den Ufern der Moldau, Beroun; Stirin (Sykora), Pysely (Vogl), Hie und da in der 
Elbniederung, z. B. bei Kolin, Chlumee, Pardubie, Dasie, Königingrätz! Ostböhmen: 
Wildenschwert, Abtsdorfer Teich, Landskroner Teiche! —- Niemes (Schauta)! B. Leipa! 
Theresienstadt, Cernosek an der Eger und Elbe (Mayer). Teplitz, Bilin, Osseg, Dux, 
Brüx, Rothenhaus (Reuss), Teiche bei Udwitz und Sporitz! Eger bei Straubitz (Thiel), 
Karlsbad (Ortm.)} und Franzensbad (Palliardi). — Häufig in der Horovieer Gegend, 
z. B. bei Neumittel, St. Benigna an Teichen, in Waldgräben zwischen Strasie und Myto! 
Strakonie! Pisek (Dedel.)! Nicht selten an den Teichen um Veseli, Wittingau, Platz! 
Goldenkron, zwischen Spitzenberg und Oberplan (Jungb.). 


2. Lythrum L. Weiderich. 


a) Blüthen mit 6 Staubgefässen (durch Verkümmerung auch noch weniger), in den 
Blattwinkeln, tief am Stengelerunde beginnend, einzeln oder zu 2. Hauptblüthe unterhalb des 
Kelches mit 2 bleibenden, weisslichen Vorblättchen. Pflanze einjährig. 


1. L. hyssopifolia L. Stengel aufrecht, 4kantig, meist vom Grunde ästig, mit 
ungleichen, ruthenförmigen, armförmig aufsteigenden, seltener niederliegenden Aesten. 
Blätter abwechselnd, nur die unteren fast gegenständig, länglich- oder lineal-lanzettlich, 
ganzrandig, zum Grunde verschmälert. Blüthen kurzgestielt. Äussere Kelchzähne lanzettlich, 
2mal länger als die 3eckigen inneren. Kapsel cylindrisch. 

“_]’ hoch. Blätter graugrün, besonders auf etwas salzhalticem Boden, daselbst auch 
feister. Blumen klein, licht purpurn-lila, hinfällig. Staubgef. etwa in der halben Kelchröhre 
entspringend und in ihr verborgen. 

© Juli—September. In Gräben, auf feuchten Triften, feuchten Aeckern und 
Teichrändern, meist sehr gesellig, in den Niederungen, namentlich der Elbe, ziemlich 
verbreitet. Südlich von Prag nur am Teiche von Neumettel, massenhaft! und an der 
Litavka hinter Beroun! In der Prager Gegend nur gegen die Elbe zu: Vysocan, Vinor 
(Pohl), bei Bäst und Obfistvi (Dededek)! Neratovic bei Lobkovie (Poläk)! — Iser bei 
Benätek (Döde£.). — Oestliche Elbniederung: Häufig bei den Dörfern um Podebrad, 
2. B, zwischen Nimburg und Kfekov, Vrbni Lhota! Vlkava (Dedeöek)! Kolin, Horusic! 
Stit bei Chlumee, unter Lein! Chyst (Pospich.)! Bohdanet am Teiche RozkoS! Pardubie: 
bei Brosan, Zminy, Lana bei Da$ic! Chrudim: am Teichel bei Stolan! Sendraäie bei 
Königingrätz (Öenek)! In westlichen Elbthal seltener: Budin (Tausch)! Brozan (Neum.), 
Baufovic, Herzinsel bei Leitmeritz (A. Mayer). Tetschen (Malinsky)! — Erzgebirgsebene : 
Bach der Niedervorstadt Karbitz bei Teplitz (Hampel)! Osseg, Oberleitensdorf (Thiel) ! 
Georgenthal (Prof. Reuss). Salztrift bei Püllna! Komotau: bei Drazkovic [Trauschkowitz] ! 
und Öernovie (Knaf)! 


b) Blüthen mit 12 Staubgefässen in 2 ungleich hohen und ungleich hoch in der Kelch- 


544 Lythrum. 


röhre entspringenden Kreisen, am Ende des Stengels ährig gestellt; Aehren wenigstens am 
Grunde aus 2—6blüthigen Büscheln in den Deckblattachseln. Vorblättcben der Blüthen bald abfällig, 
am Grunde des Blüthenstieles. Pflanzen ausdauernd, mit aufrecht-ästigem, holzigem Wurzelstock. 


? 2. L. virgatum L. Kahl. Stengel aufrecht oder aufsteigend. meist ästig, 
schwach 4kantig. Blätter fast gegenständig, lanzettlich, in den kurzen Blattstiel 
verschmälert oder am Grunde abgerundet, am Rande gesägt-rauh, in Deckblätter 
übergehend. Aehre aus 2—3blüthigen Büscheln, oben aus einzelnen Blüthen. Blüthenstiele 
!/, so lang als der Kelch. Kelchzähne beider Reihen fast gleich lang, innere eckig, 
äussere lineal-pfriemlich. Kapsel länglich-oval. 

1—3° hoch, ähnlich dem folgenden, aber feiner, mit schmalen, ruthenförmigen, lockeren 
und armblüthigen Aehren und kleineren Blüthen. Blumen hellpurpurn. 

2, Juli, August. Auf nassen Wiesen, in Gräben der Niederungen. Nach Graf 
Berchtold in Fl. ech. an der Elbe, ohne bestimmtere Angabe, nach Tausch Herb. 
bohem! in Gräben bei Stefansüberfuhr, doch ist diese niederösterreichische Art seither 
nicht wieder gesehen worden. 


3. L. salicaria L. Flaumig oder kurz rauhhaarig, unterwärts öfter auch 
kahl. Stengel aufrecht, geschärft-, oft schmalflügelig-4kantig, meist einfach. Blätter fast 
gegenständig oder zu 3, sitzend, aus herzförmigem Grunde länglich-lanzettlich oder 
lanzettlich, in Deckblätter übergehend, am Rande gesägt-rauh. Aehre aus 2—-6blüthigen, 
paarweise in einen Scheinwirtel zusammengestellten, genäherten Büscheln. Blüthenstiele 
mehrmals kürger als der Kelch. Innere Kelchzähne breit 3eckig, kahl, halb so lang 
als die äusseren pfriemlichen rauhhaarigen Zähne. Kapsel länglich-oval. ; 

1—3'‘ hoch. Aehren zuletzt oft sehr verlängert, bis 1‘ lang. Blumen purpurn, ziemlich 
gross. Blüthen trimorph mit 3fachem Längenverhältniss des Griffels und der 2 Staubgefässkreise: 
Griffel entweder am längsten, weit vorragend, oder mittel, zwischen den beiden Staubgefäss- 
kreisen der Höhe nach in der Mitte, aus dem Kelche wenig vorragend, oder am kürzesten, im 
Kelche eingeschlossen. 

2. Juni—September. Au Gräben, Fluss- und Teichufern (massenhaft um die 
Teiche von Veseli) im Gebüsch, auch an feuchten Waldstellen, (so z. B. oberhalb Skalitz 
bei Leitmeritz sehr schön, in der Waldremise bei Kre@kov); bei Zalsf nächst Veseli 
in Waldtorfmooren, in der Ebene und im Hügellande verbreitet und häufig, stellenweise - 
auch in höheren Lagen, so noch bei Rosenberg oberhalb Krumau an der Moldau! im 
Vorgebirge des Riesengebirges! 


106. Ordnung. Oenothereen Endl. 


a) Kelchsaum 4spaltie. Blumenblätter 4. Staubgefässe 8.*) Griffel fädlich mit 4lap- 
piger Narbe. £ 


1. Oenothera. Freie Kelchröhre weit länger als der Fruchtknoten. Kapsel pyra- 


*) Wie bei den Geraniaceen und Oxalideen stehen die Fruchtblätter vor den inneren 
epipetalen Staubgefässen; auch hier ist es naturgemässer anzunehmen, dass der innere Kreis (im 
Sinne der Descendenzlehre) nachträglich eingeschoben worden, als dass ein dritter Kreis ausge- 
fallen sei. Denn drei Staubgefässkreise finden sich bei den Oenothereen und in dem ganzen Ver- 
wandtschaftskreise überhaupt nirgends verwirklicht, wohl aber nur ein Kreis, bei Isnardia, Cir- 
caea, der mit den Karpellen normal alternirt und der, wenn für Oenothera ein Schwindekreis 
angenommen wird, in konsequenter aber gekünstelter Weise das Schwinden zweier Staubgefäss- 
kreise verlangen würde. Diese so häufig wiederkehrende Verminderung der Staubgefässe ist aber 
am wenigsten motivirt, wogegen die Interpolirung eines ausserordentlichen Kreises in dieselbe 
Categorie morphologischer Thatsachen fallen würde, wie das (von manchen Morphologen mit 
Unrecht perhorreseirte, aber nicht wegzuleugnende) D&doublement und die phalangenartige Ver- 
zweigung von Staubgefässen, welche durch den der Pflanze erwachsenden Vortheil der Pollen- 
vermehrung als sekundäre Erscheinungen recht wohl erklärlich sind, 


Oenothera. 545 


midenförmig 4kantig, 4fächerig, fachspaltig-4klappig, vielsamig. Samen ohne 
Haarschopf. 


2: Epilobium. Freie Kelchröhre so lang oder länger als der Fruchtknoten. Kapsel 
gleich dick, prismatisch 4kantig, schotenförmig, 4fächerig, fachspaltig-4klappig, 
vielsamig. Samen mit einem Haarschopf gekrönt. 

b) Kelchsaum 2spaltig. Blumenblätter 2, zweispaltig. Staubgef. 2. Griffel mit ein- 
facher Narbe. 

3. Cireaea. Kelchröhre über dem Fruchtknoten stielartig zusammengeschnürt und dann 
in ein kurzes Röhrchen mit 2spaltigem Saume erweitert. Frucht keulig oder 
birnförmig, 2fächerig oder durch zeitliches Fehlschlagen 1fächerig, nicht auf- 
sprirgend, mit einsamigen Fächern. Samen ohne Haarschopf. 


1. Oenothera L. Nachtkerze. 


1. Oe. biennis L. Blätter der sterilen Rosetten länglich verkehrteiförmig oder 
elliptisch, stumpf, bespitzt, buchtig- oder geschweift-gezähnt oder fast ganzrandig, 
kurzhaarig, in den langen Blattstiel verschmälert; stengelständige kurzgestielt, länglich- 
lanzettlich, gezähnelt. Kelchzipfel lanzettlich, langzugespitzt, herabgeschlagen, aussen 
glatt, behaart. Blumenblätter länger als die Staubgefässe. Samen unregelmässig- 
tesseral, scharfkantig, braun, 

Stengel 1—2‘ hoch, holzie, steif aufrecht, reich beblättert. Behaarung auf Stengel, 
Fruchtknoten und Kelchen doppelt: kürzere Drüsenhaare und lange steife Haare dazwischen. 
Blume gross, schwefelgelb, wohlriechend, nur in der Nacht bis zum Morgen geöffnet. 

6% Juni—September. Auf Flussufern, unter Weidengebüsch im Kies der Bäche, 
auch auf steinigen Hügeln im Gebüsch, vorzugsweise längs der grösseren Flüsse in den 
_ "Thälern und Niederungen verbreitet, seltener auch in gebirgigeren Lagen. Stammt aus 
Nordamerika, ist aber seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Europa eingewandert und 
vollständig eingebürgert. Bei Prag an der Moldau und Beroun. Im Elbthale besonders 
im westlichen Theile von Melnik bis Tetschen häufig; im östlichen bei Kostelec, Nimburg 
Semin u.a. Nordböhmen: Jiein! Jungbunzlau, Sandflur bei Weisswasser (Hipp.)! Kleinskal 
(Neumann), Ertelsberg bei Politz! Am Erzgebirge nicht häufig: Bielaufer bei Brüx 
(Reuss), Rothenhaus (Roth), Karlsbad (Ortm.). Berounthal bei Bürglitz! Selten in der 
Horovicer Gegend (Schlecht.). Podol bei Strakonie an der Wotava! Krumau: bei Cernie 
an der Moldau! Platz: an Abflussgräben der Bräuerei (Leonhardi). 


2. 0e. muricata L. Blätter der sterilen Rosetten verlängert-lanzettlich, zuge- 
spitzt, in den kurzen Blattstiel sehr allmälig verschmälert, geschweift-gezähnt, kurz- 
haarig; stengelständige ähnlich, lanzettlich. Kelchzipfel lanzettlich, langzugespitzt, herab- 
geschlagen, aussen abstehend rauhhaarig; Haare auf purpurn gefärbten Knötchen 
sitzend. Blumenblätter so lang als die Staubgefässe. Samen zusammengedrückt 2flächig, 
am Rande von einer bogig-gekrümmten und einer geraden Fläche umzogen, kleiner als 
bei voriger, graulich. 

Sonst der vorigen sehr ähnlich, Fruchtknoten und Kelche mit doppelt längeren und 
viel dichteren steifen Haaren zwischen den kurzen Drüsenhaaren. 

6% Juni—September. Wie vorige und ebenfalls aus Nordamerika stammend, 
aber nur an der unteren Elbe, offenbar erst in neuerer Zeit eingeführt. Bei Leitmeritz 
auf der Herzinsel und unterhalb Mlikojed, dann am rechten Egerufer gegenüber Brüan 
häufig, auch an Eisenbahndämmen zwischen Bausovic und Hrdly (A. Mayer)! Elbufer bei 
Tetschen (Malinsky)! 


* Qe. muricata X biennis Winkler (Österr. Bot. Wochenbl. 1853 p. 252). Rosetten- 
blätter länglich-lanzettlich, spitzlich. Blumenblätter etwas länger als die Staubgefässe. 
Sonst wie Oe, biennis, Ob diess wirklich ein Bastart ist oder nur Varietät von einer der 


516 Epilobium. 


beiden vorigen, ist noch weiter zu untersuchen. Auch A. Braun und Döll geben einen 
derartigen Bastart an, welchen Döll 0. Braunii benannte. Bei Bodenbach am Elbufer 
unter den beiden vorigen (Winkler)! 


2. Epilobium L. Weidenröschen. 


I. (Chamaenerium Tausch.) Blätter alle wechselständige. Blüthen traubig, mit Aus- 
nahme der untersten in den Achseln kleiner Hochblätter. Blumenblätter flach ausgebreitet, vorn 
nur ausgerandet. Griffel und Staubgefässe abwärts gebogen. 


1. E. angustifolium (L. part.) Jacqg. (E. spicatum Lamk.). Stengel reichlich 
beblättert, stielrund, nebst den Blättern fast kalıl. Blätter ganz kurz gestielt, lanzettlich 
oder länglich-lanzettlich, geschweift, bisweilen wellig, sehr klein drüsiggezähnelt, unterseits 
graulichgrün und netzaderig. Trauben verlängert, oberwärts mit kleinen lineal-pfriemlichen 
Hochblättchen. Blumenblätter benagelt. 

2—5’ hoch. Blätter in der Breite veränderlich. Fruchtknoten und Blüthenstiele dicht 
weisslich-feinflaumig. Blumenblätter ziemlich gross, doch auch kleiner abändernd, purpurviolett, 
selten weiss (St. Peter im Riesengebirge: K. Knaf! Schluekenau: Karl; Teplitz: Winkler! u. a.). 

2: Juli—September. In Holzschlägen, auf lichten sonnigen Waldplätzen, Heiden, 
auf steinigen, waldigen Abhängen, auch auf Neubrüchen in Mooren, im ganzen Hügel- 
lande und Vorgebirge bis auf das Hochgebirge, im Riesengebirge z. B. am Elbfall, bei 
der kl. Schneegrube, auf den Kämmen des Erzgebirges, im Böhmerwalde bis auf den 
Arbergipfel 4500’ hoch (Sendtner), allgemein verbreitet und oft massenhaft auftretend. 

II. (Lysimachium Tausch). Untere Blätter gegenständig, seltener zu 3. Blüthen in 


den Achseln von allmälig kleiner werdenden Laubblättern. Blumenblätter 2spaltig, trichterig ab- 
stehend. Griffel und Staubgefüsse gerade aufrecht. 


A. Narben gesondert, ausgebreitet. Stengel stielrund, ohne Blattspuren (von den 
Blatträndern herablaufende Linien). 


a) Der Wurzelstock treibt schon zur Blüthezeit lange, fleischige, unterirdische 
Ausläufer. Blätter sitzend, kurzherablaufend. 


2. E. hirsutum (L. part.) Jacg. (E. grandiflorum All.). Stengel ästig, von abste- 
henden kürzeren, meist drüsentragenden Haaren weichhaarig und meist auch von 
längeren Haaren zottig. Blätter länglich-lanzettlich, sitzend, etwas stengelumfassend, 
kurz herablaufend, stachelspitz, scharf uud klein gesägt, mit vorwärtsgekrümmten Säge- 
zähnen, mehr weniger weichhaarig. Kelchzipfel mit grannigen, in der Knospe auseinander- 
stehenden Spitzchen. 

2—5‘ hoch, buschig-ästig. Blumenblätter gross, dunkelpurpurn. Fruchtknoten abstehend 
rauhhaarig. Die kahlere Form ohne lange Zottenhaare ist nicht gar selten. 

2. Juni—September. An Gräben und Bächen, Teichrändern und Flussufern, im 
Gebüsche, besonders Weidengebüsch in niederen Lagen, im Hügellande und niederen 
Berglande bis an den Fuss des Vorgebirges, so noch bei Hohenelbe (K. Knaf!), ver- 
breitet und meist häufig, aber nicht überall. Fehlt bei Niemes (Schauta), bei Krumau 
(Jungb.), auch um die Teiche in Südböhmen, bei Pfibram und Horovic von mir nicht 
gesehen. Bei Biag: Nusle, Libusabad, Kosir, Liboc, Scharka, St. Prokop u. s. w. 

b) Der Wurzelstock trägt zur Blüthezeit oder nach derselben kurze, aus fleischig- 


verdickten, genäherten Schuppen gebildete, oder zuletzt eine Laubblattrosette treibende Sprosse. 
Blätter nicht herablaufend. j 


3. E. parviflorum Schreb. (E. pubescens Roth). Stengel von abstehenden drüsen- 
losen Haaren zottig oder weichhaarig. Blätter sehr kurz gestielt oder sitzend, 
nur die obersten und untersten deutlicher gestielt, Zanzettlich oder länglich-lanzettlich 
(an Seitenzweigen auch eilanzettlich), spitz, geschwerft kleingezähnelt, am Grunde abge- 
rundet oder verschmälert, besonders unterseits grauflaumig. Lappen der Blumenblätter be- 
spitzt. Kapsel mit kahlen glänzenden Kanten, zwischen ihnen abstehend zerstreut behaart. 


u 


Epilobium, 547 


1—3‘ hoch. Blumen purpurn, ziemlich klein. Vielleicht ist unter den Exemplaren dieser 
Art auch der Bastart E. roseum X hirsutum versteckt (diess vielleicht eine Pflanze A. Mayer’s 
von Techobusitz), den ich bisher nicht beobachtet habe und den ich nach getrocknetem Materiale 
von vorliegender Art nicht zu unterscheiden wüsste, ' 

2 Juni— September. Wievorige, in den Niederungen und im Hügellande verbreitet, 
häufiger als vorige Art, oft in Gesellschaft derselben und des E. roseum. Bei Prag: Nusle, 
Michle, Lieben, Kobylis, Kosir, Cibulka, St. Prokop, hinter Dusnik, Karlstein u. s. w. 


4. E. montanum L. Stengel angedrückt feinflaumig. Blätter meist kurzgestielt, 
die mittleren öfter fast sitzend, eöförmig bis eilanzettlich, spitz, ungleich scharfgesägt 
oder ganzrandig, am Grunde gerundet oder in den Blattstiel zugekeilt, zerstreut fein- 
flaumig. Lappen der Blumenblätter gerundet, stumpf. Kapsel mit gerundeten Kanten, 
fast flachen, sehr seicht vertieften Flächen, angedrückt flaumig, auf den Kanten am dichtesten. 

Die fleischigen meist violett gefärbten Knospen des Wurzelstockes sind öfter schon im 


August zur Blüthezeit ausgebildet. Blumen rosa-purpurn, anfangs oft weisslich, selten ganz weiss 
(am Mileschauer: Tausch! am Kaltenberg bei B.-Kamnitz!). 

a) genuinum. Stengel einfach oder sparsam ästig, meist 1—3° hoch, in höheren 
Lagen niedrig, 1—6° hoch, wenigblüthig. Blätter grasgrün, doppelt gesägt, am Grunde gerundet, 
in den Blattstiel bogig zugeschweift, bis über die Stengelmitte hinauf entgegengesetzt, bisweilen 
zu 3 quirlig (f. vertieillatum); die mittleren gegenständigen Blätter meist ganz kurz gestielt, 
doch auch auf einem bis 3° langen Blattstiel. 


b) hypericifolium (Tausch spec.). Blätter ganzrandig. Sonst ganz wie a); entspricht 
der Veronica spicata f. integerrima. 

c) collinum (Gmelin spee.). Stengel 1“—1/,‘ hoch, in kräftigeren Exemplaren reich- 
ästig, in kleineren auch einfach, Blätter geschweift gezähnelt, mit Ausnahme der untersten 
wechselständig, in den Blattstiel allmälig verschmälert, kleiner, etwas dicklich und etwas ins 
Graugrüne. 

2. Juni—September. In Wäldern, lichten Vorhölzern, auf feuchten Berglehnen, 
steinigen Abhängen (wo besonders c. vorkommt), an Waldwegen, a) und c) im ganzen 
Hügellande und im Gebirge bis auf’s Hochgebirge (Riesengebirge und Böhmerwald bis 
3500), überall sehr verbreitet und Läufig; aß) selten: bei Tetschen hinter Loosdorf 
(Malinsky)! Tafel- und Klauselbauden oberhalb Hohenelbe und am Brunnberge im Riesen- 
gebirge (K. Knaf)! — b) Auf dem Mileschauer (Tausch)! sehr selten, seither oft vergeblich 
gesucht, doch vor 10 Jahren neuerdings einmal dort gefunden (siehe Lotos 1864 p. 
59). Tetschner Schneeberg (Rabenhorst) und am Waldrande zwischen Elend und Dorf 
Schneeberg (Weicker nach Wünsche). Im Prager botanischen Garten hat sich die merkwür- 
dige Race zwischen Steinen der Alpenparthie aus Tausch’s Originalsamen zahlreich 
ausgesäet und konstant erhalten. 

B. Narben keulenförmig vereinigt. Stengel mit mehr weniger deutlichen Blattspuren 
(Kantenlinien) belegt, selten (nur bei E. palustre) ohne solche. 


a) Der Wurzelstock bildet aufrechte Triebe mit schuppenförmigen, braunen Nieder- 
blättern, daher der aus ihnen sich entwickelnde Stengel am Grunde mit Niederblättern besetzt. 


5. E. trigonum Schrank (E. montanum . trigonum Presl fl. &ech., E. alpestre 
Reichb.). Stengel mit 3 (selten 2—4) feinen, fein krausflaumigen Linien belegt, röhrig, 
unten sonst ziemlich kahl, meist einfach. Blätter meist zu 3 im Quirl, seltener zu 4 
oder gegenständig, in ein sehr kurzes breites Stielchen zugeschweift oder sitzend, 
eilänglich oder länglich-lanzettlich, am Grunde gerundet, ungleich gezähnelt, auf Rand 
und Nerven flaumig, sonst kahl. Kapsel überall feinflaumig. 

1-3’ hoch. Blätter freudiggrün, oberseits glänzend. Blumen grösser als bei E. mon- 
tanum und roseum, licht purpurn. 

- 2 Juli, August. In den Gründen und Schluchten des Hochgebirges der Sudeten 
an feuchten, quelligen, pflanzenreichen Stellen, an Bächen. Im Riesengebirge hin und 
wieder verbreitet: Spindelmühle (Knaf fil.), Langer oder Klausengrund! Ziegenrücken, 
Weisswassergrund (Knai)! Riesengrund (Wimmer), kl, Teich (Kablik)! Kesselgrund 


548 Epilobium, 


(Gottstein)! Elbgrund, Elbwiese zahlreich (Knaf). — Unter dem Glazer Schneeberg in 
dem Grund zem Mohrauthale hin! 

b) Der Wurzelstock bildet zur Blüthezeit oder meist nach derselben kürzere, 
aufsteigende, beblätterte, bisweilen fast zwiebelige, bisweilen rosettenartige, bisweilen gar keine 
Sprossen, daher der Stengel am Grunde ohne Niederblätter. 

«) Blätter ziemlich lanpgestielt, in den Blattstiel verschmälert. Rosettenblätter 
meist etwas fleischig, klein, gedrungen, 


6. E. roseum Schreber. Stengel unten ziemlich kahl, oberwärts feinflaumig, meist 
sehr ästig. Benachbarte Blattspuren meist vereinigt, als feine Linien, nur die oberen 
getrennt. Blätter länglich oder länglich-lanzettlich, beiderseits verschmälert, nur die 
unteren gegenständig, dicht ungleich- klein-gesägt. Blüthen vor dem Aufblühen nickend. 
Kapseln mit gerundeten Kanten, auf den Flächen mit breiter flacher Fuwrche, ab- 
stehend fein- und auch drüsig-behaart. 

1—3’ hoch, Blätter trüberün. Stockknospen nicht so fleischig wie bei E. montanum, 
gelblich oder purpurroth oder grün. Blumenblätter blass rosenroth, selten weiss (so bei Chrudim !) 

2, Juli, August. An Bächen, Mühlgräben, Flussufern in niederen und gebirgigeren 
Gegenden verbreitet, bis auf das Vorgebirge, etwas über 2000°; so auf dem Erzgebirge 
bei Pressnitz (Häjek)! hört am Riesengebirge bald oberhalb Hohenelbe und Gross-Aupa auf. 


ß) Blätter sitzend oder mit abgerundetem Grunde ganz kurz gestielt. Grund- 
rosetten meist sehr spät entwickelt, mit flachen, laubigen Blättern, oder fehlend. 


7. E. Lamyi F. Schultz 1844 (E. tetragonum Griseb., E. obscurum Fries exs.!). 
Stengel unten nur auf den Blattspuren, oberwärts ringsum angedrückt feinflaumig, einfach 
oder ruthenförmig-ästig. Blattspuren erhaben, getrennt, nur die untersten benachbarten 
vereinigt. Blätter lineal-länglich, stumpflich, entfernt gezähmelt, alle sehr kurz gestielt, 
nicht herablaufend, auf dem Mittelnerv und am Rande feinflaumig. Kapseln angedrückt 
feinflaumig, jung grauschimmernd, 

Stengel "/,—2’ hoch, meist steifaufrecht, wie die unteren Blätter oft rotlı angelaufen. 
Rosetten unten am Stocke spät sich bildend oder fehlend und die Pflanze nach dem Blühen 
(immer?) absterbend. Blätter dunkler grün als gewöhnlich bei der folgenden ähnlichen Art, viel 
feiner gezähnelt, unterseits etwas graugrün, alle, besonders die der aufrechten ruthenförmigen 
Aeste klein und sehr genähert, aufrecht abstebend. Eine niedrige Form (ß. pumilum) hat fast 
horizontal abstehende, noch dunkler grüne Blätter und grössere grundständige Rosetten. Blumen- 
krone sattpurpurn, etwas länger als der Kelch, etwa um die Hälfte grösser als bei folgendem. 
Blüthenknospen etwas bauchig, kurz bespitzt. Kaps’In wie bei dem folgenden sehr lang und 
lang zugespitzt. 

6% ? Juli, August. In Waldschlägen, Waldgräben, auf lichten Waldplätzen, 
sonnigen Hügeln in der Hügelregion sehr zerstreut. Im Laubgebüsche der Konlina bei 
Jaromerf, zwischen Steinen, mit Galium aristatum und silvaticum (Knaf 1837, als E. 
tetragonum)! Auf,einem Hügel bei Breska nächst Jiein mit E. montanum c. collinum 
und Lactuca saligna, sehr zahlreich! Waldhau bei Kopidino mit Potentilla heptaphylla, 
spärlich! Tetschen (Malinsky 1852, als E. virgatum)! Bei Podersam am Eichberge (ß.)! 
und in einer gerodeten Waldstelle bei Deutschenrust! Lichtung an der Strasse von 
Mnisek nach Dobris und Strassengraben im Walde zwischen Dobiis und Hostomnic! Bei 
Strasic im Graben an der Strasse nach Padrt, vor dem Walde! 


8. E. tetragonum L. (E. obscurum Schreber ? Schmidt Fl. Boh., E. adnatum Griseb.). 
Stengel kahl, nur im obersten Theile nebst den Blüthenstielen und Fruchtknoten spärlich 
feinflaumig, einfach oder meist aufrecht ruthenförmig-ästig. Blattspuren erhaben, die 
benachbarten unteren vereint, die ‚oberen von der Stengelmitte an getrennt. Blätter 
lanzettlich, die oberen lineal-lanzettlich, meist allmälig zur Spitze verschmälert, 
scharf und dicht sägenartig-gezähnelt, mit meist gekrümmten Zähnchen, sitzend, die 
mittleren mit Blattsubstanz in die Blattspur kurz hinablaufend, ganz kahl, seltener 
am Rande und Mittelnerven spärlich flaumig. Kapseln grün, zerstreut feinflaumig. 


Epilobium. 549 


1—3° hoch, dem vorigen sehr ähnlich, aber die Blätter in der Regel hellgrün, selten 
(bei Leitmeritz!) ebenso dunkelgrün, am Hauptstengel bedeutend grösser, die ganze Pflanze 
ziemlich kahl. Auch bei dieser fand ich die junge Stengelspitze nickend. Rosetten spät sich 
bildend, wahrscheinlich die Pflanze auch öfter nach dem Blühen absterbend. An kräftigen Exem- 
plaren laufen mehrere mittlere Blattpaare eine längere Strecke herab, an schwächern öfter nur 
ein mittleres Blattpaar und oft nur schwach (nicht zu verwechseln mit E. Lamyi!); die obersten 
Blätter sind mit gekräuselt faltigem Rande plötzlich stielartig verschmälert. Breite der Blätter 
veränderlich, diese auch ganz schmal lanzettlich. Blattzähne merklich grösser und dichter gestellt 
als bei vorigem. Blüthenknospen schmal, langbespitzt. Kronen kleiner als bei vorigem, kaum 
läuger als der Kelch, rosa. Linn&’s Diagnose: foliis lanceolato-linearibus, caule tetragono, — und 
das Citat: Lysimachia siliquosa glabra minor Ray (caulibus rigidis quodammodo quadratis, foliis 
absque pediculis lata basi cauli adnatis, in acutum mucronem sensim desinentibus) gehören zwei- 
felsohne zu dieser Art, das Citat: Lysimachia minor Tabern. der Figur nach zu E. roseum. 

2, und 69? Juli, August. An Wiesengräben und Bächen, in offenen, niedrigeren 
Gegenden Nordböhmens, am häufigsten in der Elbniederung. Bei Prag mit Sicherheit 
nur zwischen Dusniky und Ouhonice! — Oestliche Elbniederung: Brandeis (Schmidt). 
Iser bei Neu-Benätek (Dedeiek)! Wiesengräben bei Gross-Wosek am Rande der Elbauen ! 
Häufig um Dymokur: bei Nouzov, hinter Mlejnice gegen Bfistev, nächst Rozdalovie! 
Bei Jiein (nördlichste Punkte): unterhalb Zebin! und unter dem Svintieberge (K. Knaf)! 
Chlumee, Gräben am ehemaligen Teiche! Kolin gegen Neudorf nahe der Elbe! Sulovic 
bei Horusie! Cäslauer Stadtteich! Dasic! Unter den Wällen von Königingrätz! — West- 
liche Elbe- und Erzgebirgsebene: Leitmeritz selten, bei Skalie am Bache! und bei Techo- 
busie unweit Ploskovic in Strassengräben (Mayer)! Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel)! 
Bilin (Reuss). Püllna gegen Lisnic! Seehäusel bei Kaaden (Knaf)! Neu-Teich bei Rakonitz! 
— Andere Angaben sind zweifelhaft, zum Theil wenigstens sicher falsch und zu E. vir- 
gatum und vielleicht auch Lamyi gehörig, welche man früher bei uns nicht unterschied; 
dahin sind zu zählen: Teptin unweit Rule (Steinmann, Sykora, wohl E. virgatum), Selau, 
Berg Woheb bei Seö (Opiz, desgleichen), Senftenberg: bei Popluz (Brorsen), Schlacken- 
werth (Reiss), Ploben und Stadtgut bei Karlsbad (Ortmann, dessen von mir gesehene 
Pflanze E. virgatum mit etwas herablaufenden Blättern war), Eger in den Ruinen des 
Saales, wo Wallensteins Gefährten ermordet wurden (Graf Sternberg in herb., vielleicht 
E. Lamyi?). 

c) Der Wurzelstock treibt verlängerte, schnurförmige oder fädliche, oberirdische, 
beblätterte, sich später meist bewurzelnde Ausläufer. 


«) Blattspuren des Stengels als mehr weniger erhabene Linien. 


9. E. virgatum Fries (E. tetragonum Tausch! Ortmann! et vet. Autt. bohem., 
E. obscurum Rechb., Knaf, E. chordorrhizum Fries). Ausläufer kräftig, schnurförmig, 
entfernt beblättert, mit aufwärts immer grösser werdenden Blättern. Stengel aufsteigend, 
meist ästig, mit armförmig abstehenden, selten aufrechten Aesten, unterwärts auf den 
Blattspuren, oberwärts ringsum dünn und fein flaumig. Biattspuren erhaben, meist vereinigt, 
nur die obersten, seltener auch die mittleren getrennt. Blätter breit- oder länglich- 
lanzettlich und lanzettlich, geschweift- entfernt- drüsig-gezähnelt, gewimpert, mit 
gerundeter Basis sitzend oder in ein ganz kurzes Stielchen zusammengezogen, 
bisweilen die mittleren mit blaitsubstanz ein wenig herablaufend, die untersten in 
ein kurzes Stielchen verschmälert. Kapseln feinflaumig, mit gerundet-stumpfen Kanten, 
auf den Flächen mit scharfer Furche. 

3”— 24,’ hoch. Blätter trübgrün, wenig glänzend, in der Breite sehr veränderlich, bis- 
weilen die untersten fast eilanzettlich, auch alle schmallanzettlich, die Zähnchen fast nur auf die 
Drüse reduzirt, viel schwächer als bei beiden vorigen; die Blattpaare entfernter als bei vorigem. 
Die Ausläufer bilden sich im August und September meist zahlreich aus, vordem ist die läufer- 
lose Stengelbasis älterer Pflanzen dadurch von den vorhergehenden verschieden, dass sie in einen 
längeren, horizontalen, absatzweise Wurzelfasern treibenden Grundtheil abgeht und nicht in die 
Hauptwurzel. Blüthenknospen nicht merklich bespitzt; Blumen hellpurpurn, klein, so gross wie 
bei E. Lamyi. Kapseln bedeutend kürzer als bei den beiden vorigen, auch kürzer zugespitzt. 
Kleine einfache Formen sind leicht mit E. alpinum zu verwechseln. E. virgatum Lamk. ist nach 
Lamarks Herbariumsexemplaren ein mixtum compositum verschiedenartiger, meist schwer zu 
bestimmender Formen, daher nicht weiter zu berücksichtigen. 


36 


550 Epilobium. 


2, Juli, August. An quelligen Orten, rieselnden Gebirgsbächen, Moor- und 
Wiesengräben, auch in feuchten Waldhauen in Gebirgsgegenden verbreitet, bis auf das 
Vorgebirge gegen 3000‘, stellenweise wohl auch in die Ebene herabsteigend, dem niederen 
Hügellande und den von diesem umgebenen Niederungen, wie dem Elbthale, der Prager 
Gegend u. S. w. gänzlich fehlend. Ostböhmen: Bergrücken bei Chrudim auf der Hüra 
im Waldhaue! St. Katharina bei Policka! Litieer Thal bei Senftenberg! Grulich! Glazer 
Schneeberg hinab in das Mohrauthal! Nordböhmen: verbreitet in den Gründen des Vor- 
gebirges; im Riesengebirge z. B. im Riesen- und Aupagrunde! Dunkelthal, St. Petersgrund, 
noch südlich von Hohenelbe (K. Knaf)! bei Rochlitz (Gottstein)! Isergebirge, z. B. am 
Haindorfer Wasserfall (Tausch)! — Bei Lomnie häutig (Poläk)! Berghöhe zwischen Brada 
und den Prachower Felsen bei Jiein! Kleinskal (Neum.). Unter dem Jeschken gegen 
teichenberg! Niemes! bei Hötlitz, Rollberg, bei Rehwasser! Zwischen der Lausche und 
Innocenzidorf (Aschers.)! Kreibitz, Schönlinde gegen den Wolfsberg! Schluckenau! Nix- 
dorf (Neum.). Herrenskretschen! Tetschen. (Malin.)! — Sehr häufig auf dem Erzgebirge 
un stellenweise auch in die Ebene und das Mittelgebirge herabsteigend, so bei Bilin! 
nächst dem Kletschenberge! Teplitz, Eisenberg, Natschung, Petsch! bei Komotau und 
Michanie in der Ebene! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann)! 
Franzensbad: Steckermühle (Bracht)! — Mittelböhmen: Bei Rakonitz in Waldschlägen des 
Hannaer Reviers! am Rakonitzer Bache gegen Bürglitz zu! Koufimecer Revier im Berounthale! 
Verbreitet in der Gegend von Zbirov, Horovie, Pfibram, Rokycan: Kamenny Ujezd bei 
Rokyean! Zbirov, Cerhovic, Padrtbach, Obeenicer Revier bei Pfibram! Krälovka hei Volesnä, 
Ple$ivyee bei Jinee! In diesen Bezirk fällt noch ein einziger Standort der Prager Gegend: 
Davle in einem Rinnsale am felsigen Abhange! — Böhmerwald und Vorgebirge: St. 
Thomagebirge, Hohenfurth (Purkyne)! Rosenberg, Schlumitz bei Ottau, Lagau, Krumau: 
bei Cerpie, am Blansker, Adolfsthal, zwischen Krems und Hammeln! Auch in der Wittingauer 
Ebene am Steindamme des Teiches Svet bei Wittingau! und um Chlumee mehrfach! 
Borkovice bei Veseli! 


10. E. alpinum L. Ausläufer dünn oder fast von Stengeldieke, beblättert. Stengel 
aufsteigend, einfach, an der Spitze nickend, armblüthig (I—4blüthig), nur unterwärts auf 
den Blattspuren oder auch oberwärts feinflaumig. Blattspuren mehr oder minder erhaben, 
meist vereinigt oder nur die obersten minder deutlichen getrennt. Blätter kürzer oder 
länger gestielt, verkehrteiförmig, gerundet stumpf, oder meistens die oberen länglich, 
ganzrandig oder kaum merklich gezähnelt. 


Stengel {—6' hoch. Blätter matt- und hellgrün, etwas dicklich. Blumenblätter klein, 
rosa-purpurn. Kapseln sehr kurz, noch kürzer als bei vorigem. 


a) anagallidifolium (Lamk sp.) (E. alpinum Tausch!). Stengel 1—3‘ hoch, zart 
und fein, 1—2blüthig, selten bis 4blüthig, nur auf den Blattspuren feinflaumig, sonst nebst 
Blüthenstielen und Kelchen kahl. Blätter fast alle gegenständig, verkehrteiförmig oder verkehrt- 
eilänglich, spatelig, in einen ziemlich langen (1'/, langen) Stiel zugeschweift. Fruchtknoten und 
Kapseln kahl oder mit sehr spärlichen abstehenden Drüsenhärchen. Ausläufer fast von Stengels- 
dicke, mit nach oben vergrösserten Blättern, lange mit dem Mutterstengel zusammenhängend. 


b) nutans (Tausch sp.!). Stengel 3—6° hoch, oberwärts ringsum nebst Blüthenstielen 
und Kelchen feinflaumig. Fruchtknoten dicht weissflaumig, Kapsel zerstreut behaart mit ver- 
steekten Drüsenhärchen. — In der Regel sind auch die Blätter kurzgestielt, nur die unteren 
segenständig und verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich, die übrigen (meist) abwechselnd, 
lünglich, in ein sehr kurzes Stielchen verschmälert. Auch sind die Ausläufer dünn, fädlich, meist 
nur mit kleinen Blättchen, vom Mutterstengel bald sich trennend. —— Allein an einer selteneren, 
nur 3° hohen var. £. intermedium sind die Läufer ganz wie bei a), die Blätter bis zur Stengel- 
mitte und darüber länger gestielt und gegenständig, nur die oberen abwechselnd und kurzgestielt 
aber doch verkehrteilänglich. — Das ursprüngliche E. nutans Schmidt „capsulis glabris“ scheint 
eher zu a) zu gehören. 


2 Juli, August. Auf quelligen moorigen Stellen der Gränzgebirge, zwischen 
2500—4000', im Erzgebirge noch tiefer hinabgehend. a) Sehr selten, im Riesengebirge 
nur in der Kl.-Schneegrube (Tausch, Kablik)! im Böhmerwalde auf der Seewand des 
Deschenizer Sees (Purkyne)! auch am Arber (Purkyne). — b) Glazer Schneeberg (Rybieka)! 


u 


Epilobium. 551 


Im Riesengebirge häufig, z. B.: Klausengrund! Aupagrund (Wimmer)! Weisse Wiese 
(Tausch)! Brunnenberg, kl. Teich, kl. Sturmhaube (K. Knaf)! Elbequellen (Gottstein)! 
Erzgebirge: Spitzberg bei Schönwald (Garcke), Petsch (Kuaf)! Pressnitz (Roth)! Gottes- 
gab (F. Schmidt, Fischer, Reiss), so am sächsischen Fichtelberge (Weicker)! Am Kubani 
4200° (Müncke) und wohl auch anderwärts im Böhmerwalde. ß) Im Riesengebirge am 
Elbufer nahe den Quellen (K. Knaf)! 


£) Blattspuren nicht erhaben, nur durch eine Haarlinie bezeichnet. fi 

11. E. palustre L. Ausläufer fudenförmig, mit sehr kleinen, oft schuppen- 
förmigen Blättchen, im Herbste eine eiförmige, etwas fleischige Endknospe bildend. 
Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder ästig, stielrund, flaumig oder unterwärts 
kahl. Blätter breitlanzettlich bis lineal-lanzettlich, zur Spitze allmälig verschmälert, 
stumpflich, ganzrandig oder sehr schwach gezähnelt, am Rande umgerollt, mit 
keilförmig verschmälerter Basis sitzend oder kurzgestielt; die oberen abwechselnd. 
Kapseln dicht feinflaumig. 

!/, bis über 2’ hoch. Blätter in der Breite und Grösse veränderlich, mattgrün, nicht 
glänzend, unterseits blassgrün; Seitenadern unter spitzem Winkel abgehend und gerade langhin 
verlaufend. Die Ausläufer bilden sich schon im Sommer zahlreich, sie sterben ab, wenn die 
zwiebelartige Endknospe im Spätherbst sich bewurzelt. Eine grosse Form mit breiten, länglich- 
lanzettlichen, schwach sezähnelten (nicht ganzrandigen) Blättern ist E. Schmidtianum Rostkov 
icon fl. sed. (#). Blumenblätter klein, rosa, selten weiss. 

2, Juli, August, Auf Sumpfwiesen, sumpfigen, quelligen Waldstellen, Torfmooren, 
in nassen Gräben des höheren kühleren Hügellandes und Gebirges, in den Gränzgebirgen 
bis gegen 3000’, auch in feuchten, wasser» und moorreichen Ebenen, so in den EIb- 
gegenden bei Chlumec, Pardubic, Podebrad, in der Budweis-Wittingauer Ebene, unter 
dem Erzgebirge u. s, w., sehr verbreitet und häufig, nur im warmen trockenen Hügel- 
lande, wie bei Leitmeritz, Prag selten oder fehlend. Bei Prag: Nusle, Kaiserwiese, 
Cibulka, Kuchaf, Unhost u. a. ß) Feuchte Gebüsche bei Jiein (Pospfchal)! Riesenge- 
birge (Tausch) ! 

d) Der Wurzelstock treibt unterirdische Auslänfer mit dicklichen, eirundlichen, 
sitzenden Niederblättern. 


12. E. alsinefolium Vill. (E., origanifolium Lamk , E. alpestre Schmidt). Stengel 
aus kriechender Basis aufsteigend oder aufrecht, einfach, stielrund, kahl, bloss auf den 
oft nur schwachen Blattspuren meist etwas flaumig. Blätter eiförmig oder eilanzettlich, 
geschweift-gezähnelt, sehr kurz gestielt, kahl. Kelche und Kapseln kahl, nur mit sehr 
zerstreuten abstehenden Drüsenhaaren. 

5—10“ hoch, im Verhältniss zur Höhe ziemlich robust, Ausläufer bräunlich gelb oder 
weisslich. Blätter dicklich, etwas fettglänzend. Blumen hellpurpurn, so gross wie bei E. montanum. 

2 Juli, August. An Bächen, Quellen der Kämme und Gründe des Riesenge- 
birges, zwischen 2500°—4000, bis z. B. Spindelmühle, Dunkelthal herab allgemein ver- 
breitet, eine wahre Zierde desselben. j 


Bastarte. 


= E. Knafi m. (E. parviflorum % roseum ?). Stengel stielrund, mit sehr 
schwach angedeuteten, nicht erhabenen Blattspuren, vuthenförmig ästig, ziemlich an- 
gedrückt kurzflaumig. Blätter länglich, obere länglich-lanzettlich oder eilanzettlich, 
spitz, geschweift kleingesägt, alle mässig gestielt. Narbe breit, kurz, 4lappig, Lappen 
aufrecht. Kapseln mit locker abstehenden drüsentragenden Haaren. 

Stengel 1—2'/,‘ hoch. Blattstiel au 3 lang. Blumenblätter klein, rosa. Die böhmische 
Pflanze stimmt gut mit der von Hausknecht ausgegebenen thüringer überein, die von Josefstadt 
hat schmälere, mehr lanzettliche Blätter. Blattzähne weit kleiner als bei E. roseum, aber grösser 
als bei E. parviflorum, die Blattstiele viel länger, die Behaarung weit kürzer, minder abstehend 
als bei letzterem. 

36* 


552 Circaea, 


% Juli—September. Unter der Schwojka bei B. Leipa am Bache (1864!), auf 
die Nachbararten wurde leider nicht Bedacht genommen. Bei Josefstadt (Knaf)! 


= E. aggıegatum Celak. Sitzungsb. d. k. böhm. Ges. d. Wissensch. 1873. 
(E. montanum X virgatum). Triebe des Wurzelstocks horizontal, aber kurz, etwas 
fleischig, mit kleinen unentwickelten Blättern. Stengel aufrecht, mehrere am Grunde 
karz verkettet, meist ästig, mit ziemlich aufrechten Aesten; Blatispuren sehr fein, 
nur an den mittleren Internodien, oft nur unvollständig, nicht tief herablaufend, häufig 
nur auf einer Seite der Blattbasis, öfter vereinigt. Blätter länglich bis eilänglich-lan- 
zettlich, ungleich gezähnelt, in einen breiten, kurzen Blattstiel zugeschweift. Narbe 
4lappig, Lappen etwas unregelmässig, nicht umgerollt, aufrecht abstehend, unter- 
wärts etwas verwachsen. Kapsel mit gewölbten Kanten, auf den Seiten mit ziemlich 
tiefen, aber breiten, stumpfwinkeligen Rinnen. 

b) minus (E. collinum X virgatum), niedriger, nur ®/,‘ hoch, Blätter derber, kleiner, 
graulichgrün. 

Hält in allen Stücken sehr schön die Mitte beider Aeltern. Stengel bis 3° hoch, Triebe 
und deren Blätter aussen geröthet (genau in der Mitte zwischen den kurzen fleischigen Knospen 
des E. montanum, und den verlängerten, fast farblosen Läufern des E. virgatum). Die vereinigte 
Blattspur kurz, an den unteren Stengelgliedern durch schief abwärts gehende Blattbasen gebildet 
(bei E. montanum stossen sie horizontal zusammen). Behaarung dichter als bei E. virgatum, 
minder dicht und fein als bei E. montanum, Blattsubstanz minder dünn als bei E. virgatum, 
dessen Blattstiele minder deutlich. Blumen rosa-purpurn, doppelt grösser als bei virgatum, so 
gross wie bei montanum. Von den Staubgefässen meist nur 2—3 mit entwickelten Staubkolben. 
Samen nur theilweise ausgebildet. 

2L Juli, August. An feuchten Stellen, Mvorgräben, in der Nähe der Aeltern. 
Im Erzgebirge bei Petsch oberhalb Komotau: an einer Mauer und am Rinnsal des 
Platzes im Dorfe selbst, dann hin und wieder im Gebirgsthale hinter dem Bösen Loch 
(1572)! Im Aupagrunde des Riesengebirges oberhalb Petzkretscham (1873)! — b) In 
Strassengräben bei Petsch mit E. virgatum und collinum! 

Anmerkung. Eine ähnliche, noch zweifelhafte Form (vielleicht E. montanum X tetra- 
gonum ?) sammelte A. Mayer zwischen Schüttenitz und Skalitz, wo aber nurE. tetragonum, nicht 
virgatum vorkommt. 


= E. brachiatum Celak. 1. c. (E. roseum X virgatum). Stengel aus kriechen- 
dem, holzigem Grunde aufsteigend, am Grunde beblätterte und bewurzelte Läufer trei- 
bend, vom Grund an armförmig-ästig, mit deutlich erhabenen, zusammenfliessenden, im 
oberen Stengeltheile getrennten Blattspuren, zerstreut flaumhaarig. Blätter meist ab- 
wechselnd, länglich-lanzettlich, spitz, geschweift-drüsiggezähnelt, alle in einen mässig 
langen Blattstiel zugeschweift oder verschmälert. Kapseln anliegend feinflaumig und 
mit abstehenden Drüsenbärchen. t 

2—3‘ hoch. Blumenblätter rosa-purpurn. Dem E. virgatum ähnlich,- auch graulich 
dunkelgrün, durch den 2--3 langen Blattstiel sofort zu unterscheiden. Blattzähne sröber als 
bei E. virgatum, aber doch kleiner und bedeutend entfernter als bei E. roseum. Die aus zweierlei 
llaaren gemischte Bekleidung der Fruchtknoten ebenfalls dem Bastart entsprechend. 

2, Juli, August. Im Dorfe Petsch im Erzgebirge, am Rinnsale des Angers unter 
den Aeltern, nur in einem Exemplare (1872)! 

Anmerkung. Eine andere muthmassliche Bastartform von Petsch (vielleicht E. palustre 

virgatum) ist mir noch zweifelhaft. Winkler’s angebliche Bastarte mit E. virgatum sind meistens 

un diess letztere selber, theilweise aber nach Herbarexemplaren nicht sicher zu deuten. E. pa- 
lustri-hirsutum Rehb., nach Reuss’ Skizze von Prof. Reuss im Debrethal bei Bilin unter den 
Stammarten gefunden, ist mir unbekannt. 


3. Circaea L. Hexenkraut. 


a) Deckblätter der Traube ganz verkümmert. 


1. €. lutetiana L. Wurzeistock derb, holzig, gegen den Stengel kaum verdickt, 
langgliedrig, ohne Spur der früh verwesenden Niederblätter, mit anliegender Oberhaut, 


Circaea. 553 


schnurförmige Läufer treibend. Stengel Haumig oder unten kahl, oberwärts und auf der 
Traubenspindel drüsenhaarig. Blätter eiförmig, zugespitzt, am Grunde gestutzt oder schr 
schwach herzförmig, geschweift-gezähnelt. Stielförmiger Theil der Kelehröhre länger als 
der Fruchtknoten. Blumenblätter so lang oder fast so lang als der Kelchsaum, kaum 
genagelt, mit gespreizten, stumpfen Lappen. Narbe 2lappig. Fruchtknoten und Frucht 
bürnförmig, gleichseitig, mit 2 gleichen I1samigen Fächern, weichstachelig; . Weich- 
stacheln steif, am Ende kurzhackig-gekrümmt, ziemlich locker stehend oder fast fehlend. 

!,—2’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Blätter trübgrün. Wie bei den folgenden sind 
die Spaltöfftnungen auf den Blättern strichelförmig, die Traube später sehr verlängert und locker, 
nebst der endständigen meist noch seitliche aus den oberen Blattachseln, die Fruchtstiele wag- 
recht oder herabgeschlagen, die Blumen weiss oder röthlich, Kelchzipfel meist purpurn über- 
laufen. Frucht doppelt grösser als bei der folgenden. Var. «) alabrescens, Stengel angedrückt 
feinflaumig, unterwärts meist kahl, und £) mollis, Stengel abstehend weichhaarig. } 

2. Juni—August. In feuchten, schattigen Auwäldern und Gebüschen, im Hügel- 
lande und der Ebene verbreitet, obwohl zerstreut, seltener in gebirgigeren Gegenden, 
doch selten über 1200’ beobachtet. Bei Prag (einzige Art) nicht häufig: Hetzinsel! 
Baumgarten (Opiz)! Scharka (Rohrer)! St. Prokop, Karlstein, Tetfn! Vüzniee bei Neu- 
hütten (Feistm.). Häufig in den östlichen Elbauen und dem angränzenden Hügelterrain: 
Stefansüberfuhr, Lobkovic, Brandeis, Liblie bei Podebrad, zwischen Podebrad und Gross- 
Wosek sehr häufig, Chlumec! Franzdorf bei Kuttenberg! — Schwarz-Kostelee (Tutek) ! 
Cäslau: Tupadler Fasanerie (Opiz), Wälder um Podol und Se& (Opiz)? Sruby bei 
Chotzen im Fichtenwalde! Brandeis a. Adler, B. Trübau, Leitomysl im Nedosiner Park! 
Neuköniggrätzer und Kuklener Wald bei Könisgrätz (Uenek)! Koneechlum . bei Jiein 
(Kablik)! Adersbacher Felsen (quidam)! Gross-Skal! Kleinskal (Neum.). Mukatover 
Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Neuberg bei Jungbunzlau (Himmer)! Reichenberg 
(Siegmund)! B. Aicha (Wiese)! Rollberg (Schauta)! Limberg bei Gabel! B. Kamnitz im 
Walde gegen die böhm. Schweiz, unter dem Rosenberg an der Strasse nach Kreibiz ! 
Schluckenau (Karl). Georgswalde, Nixdorf (Neumann)! Tetschen, am Bolzenbache (Ma- 
linsky)! Leitmeritz: im Walde oberhalb Skalic! bei T&chobusice am Fahrwege (Mayer). 
Elbauen bei Roudnie (Reuss). Mseno bei Budin (Knaf)! — Am Erzgebirge selten: 
Osseg (Thiel)! Brüx (Eichler). Petsch im Gebirge 2000’ (Knaf)! Schlackenwerth im 
Schlossgarten (Reiss)! Merkovka wei Rakonitz (Kreje), Kourimecer Revier bei Bürglitz 
unweit des Försterhauses! Plackov bei Bürglitz (Gintl)! Südböhmen: Fürstenmühle bei 
Budweis (Mardetschläger, Jechl)! 


b) Blüthenstiele der lockeren Traube von borstlichen Deckblättehen gestützt. 


2. C. intermedia Ehrh. (C. alpina ß. intermedia Pohl, Tausch!). Wurzelstock 
aus dem fädlichen verdickt, fleischig, gestreckt, langgliedrig, nebst der Stengelbasis fäd- 
liche Ausläufer treibend, mit bleibenden Schuppenblättern ; äussere Haut der Internodien 
sich nur stellenweise unvollkommen blasig abhebend. Stengel kahl, oberwärts nebst der 
Traubenspindel drüsig-flaumig,. Blätter herzeiförmig, selten eiförmig, zugespitzt, ge- 
schweift-gezähnt. Stielförmiger Theil der Kelchröhre etwas kürzer als der Frucht- 
knoten. Blumenblätter so lang als der Kelchsaum, kaum merklich genagelt, mit ge- 
. rundeten, stumpfen Lappen. Narbe 2lappig. Fruchtknoten und Frucht fast gleich- 
seitig, birnförmig, 2fächerig, ein Fach ausgebildet, 1samig, das andere kleiner mit 
mehr weniger verkümmertem Eichen, zusammengedrückt; Weichstacheln sehr weich, 
zart, sanft gekrümmt, dicht, wirr, so lang und länger als der Querdurchmesser des 
grösseren Fruchtfaches. 


Yy,—5/,' hoch, meist ästig, stärker als folgende; Blätter grösser, matter, bleicher erün, 


minder zart. Früchtcehen meist abfällie. 


2, Juli, August. In feuchten, schattigen Bergwäldern, besonders an Bächen und 
an quelligen Stellen, zwischen Steinen im Gebüsch, in gebirgigeren Gegenden und im 
Vorgebirge gegen 3000’ hoch, verbreitet, häufig mit C. alpina, aber kaum irgendwo mit 
C. lutetiana, Ostböhmen: Berg Woheb bei Se“, bei Seelau (Opiz), B. Trübau auf dem 


554 Trapa. 


Bergrücken bei Schirmdorf, bei Leitomysl, Landskron im Olbendorfer Grunde! — Nord- 
Böhmen. Riesengebirge: Mooshübel und Weissbach bei Hohenelbe (K. Knaf)! Waldregion 
des Krkonos unterhalb der Schüsselbauden! Rochlitz (Gottstein)! Bei Lomnice auf Berg 
Täbor (Poläk)! Mukarover Wälder bei Münchengrätz (Sekera), Kleinskal (Neum.). Kratzau 
(Schroft) ; B. Aicha (Wiese)! Rollberg (Schauta)! Kosel bei Leipa! Kaltenberg und Rosen- 
berg bei B. Kamnitz! Nixdorf (Dittrich)! Georgswalde (Neum.). — Verbreitet am Fusse 
und in den Gründen des Erzgebirges: bei Teplitz [Geiersburg]! Osseg, Eisenberg, Rothen- 
haus, Komotau (besonders im Grundthal)! Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad 
(Ortm., Knoll)! Petschau (Weitenw.). Königswarter Kaiserwald bei Marienbad (Konrad). 
— Skrej (Kreje.)? Brdy-Gebirge: bei Pfibram im Obecnicer Revier, am Padrtbach bei 
Strasic, Volesnä! Thiergarten bei Brezina (Sternberg)! Ruine ‘Choustnik tabor. kr. 
(Berchtold), Böhmerwald (Göppert), bei Ronsberg (Hocke)! Krumau (Jungbauer). In der 
Wittingauer Ebene bei Chlumec am Stankauer Teiche! 


3. C. alpina L. Wurzelstock ziemlich kurz und kurzgliedrig, knollig verdickt, 
fleischig, mit bleibenden Schuppenblättern, fädliche Läufer treibend; äussere Haut seiner 
Internodien vom inneren verschrumpften Pareuchym blasig abgehoben. Stengel oberwärts 
fein drüsig, in der Traubenspindel mit spärlichen, fast sitzenden Drüsen. Blätter herz- 
förmig, geschweift-gezähnt. Stielfürmiger Theil der Kelchröhre !/, so lang als der 
Fruchtknoten. Blumenblätter kürzer als der Kelchsaum, mit längerem Nagel und spite- 
lichen Lappen. Narbe ausgerandet. Fruchtknoten und Frucht vollkommen einfächerig, 
ungleichseitig keulenförmig, weichstachelig; Weichstacheln ziemlich locker, am Ende 
nur kurz gekrümmt, viel kürzer als der Querdurchmesser des Fruchtfaches. 

2—6‘ hoch, aufrecht, meist einfach, kleiner, zarter als vorige. Blätter bleich sattgrün, 
fettglänzend, zart und dünn, mit durchschimmernden Nerven. Kelchblätter wagrecht abstehend, 
weiss. Früchtchen oft fehlschlagend, vor der Reife häufig abfallend. 

2 Juli, August, etwas früher verblüht als vorige. In schattigen Bergwäldern 
in Modererde, auf modernden Baumstrünken, an Bächen der Gebirgsregion von 1000— 
3000‘ ziemlich verbreitet. Ostböhmen: Wälder bei Schwarz-Kostelee (Tutek)! Chotzen 
Abhang an Adle:flusse! B. Trübau im Herrenwalde (Rybitka), Landskron: Buchwald im 
Olberndorfer Grunde! — Nordböhmen. Im Riesengebirge: in der Waldregion des Krkonos! 
bei Marschendorf (Opiz). Worli Wald bei Münchengrätz (Sekera)! Rollberg (Schauta, 
Lorins.)! Kleiss bei Haida (Neum.). Schlossberg b. B. Kamniz (Zizelsb.)! Kaltenberg, 
Rosenberg! Bozenberg bei Schluckenau (Karl). Mittelgrund bei Tetschen! — Im höheren 
Erzgebirge hin und wieder: Osseg, Niklasberg, Göhrn, Teltschgrund (Reuss), hohe Leite 
bei Petsch ! Spitzberg bei Gottesgab, Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Ploben bei 
Karlsbad, bei Gabhorn (Ortm.), Duppauer Gebirge: Schlucht unter dem Oedschlossberg! 
Podhorn bei Tepl (Sternberg)! — Böhmerwald: Ronsberg (Hocke)! Seewand (Purkyn®) ! 
am Arber mit Epilobium alpinum (Purkyn&)! Rachel (Sternberg). Vogelberg des Kubani 
2300° (Müncke). Berg Kum bei Andreasberg, Au nördlich vom Langenbrucker Teich 
(Jungb.). Wittinghausen bei Friedberg, Schöninger (Mardetschl.)! Hochwaldberg bei Gratzen 
gegeu 3000°! In der Wittingauer Ebene auf den Kieferwaldtorfmooren: Rothes Moos 
bei Grazen! Schlossrevier bei Wittingau! Neuhaus (Novotny). — Ruine Choustnik bei 
Täbor (Bercht.)! 


107. Ordnung. Trapaceen E. Meyer. 
1. Trapa L. Wassernuss. 


1. T. natatis L. Stengel langgliedrig, am Grunde des Wassers kriechend, dann 
zur Oberfläche aufsteigeud, an der Spitze eine Blattrosette tragend. Blätter derselben 
langgestielt, schwimmend, lederartig, rhombisch, in der vorderen Hälfte ungleich buchtig- 
gezähnt, unterseits mit Cförmigen Figuren gezeichnet, auf den Adern zottig; Blattstiele zer- 
streut zottig, halbstielrund, über der Mitte mehr weniger bauchig aufgetrieben, später hohl. 


Myriophyllum, 555 


Blüthen kurzgestielt, blattwinkelständig, ihre Stiele zottig, zur Fru htzeit verlängert und 
verdiekt. Früchte meist Ahörnig, mit abstehenden, paarweise ungleich hoch gestellten Hörnern. 


Blätter sämmtlich wechselständig, die Blattspreite bald gleichseitig rhombisch, bald quer- 
breiter, an den Ecken mehr gerundet und seichter gezähnt. An der kriechenden Axe sind zur 
Blüthezeit die Blätter (Niederblätter nach Döil) bereits zerstört, aus ihrer Basis entspringen 
meist 2 fiederartig verzweigte Wurzeln, seltener einfache, lange, fädliche Wurzelfasern in Mehr- 
zahl. Blumenblätter länger als die Kelchzipfel, weiss. Die Frucht hat eine dünne, saftlose, glatte 
Fleischhaut, wird in halber Höhe von einem am Rande der Kelchzipfel (Hörner) verlaufenden 
Saume rings umzogen, und geht oberwärts in einen serundet 4kantieen, den abfälligen Griffel 
tragenden, von der Ansatzstelle der Blumenblätter und Staubgefässe umgürteten Kegel aus. J. Sv. 
Presl beschrieb diese Frucht im Rostlinopis als T. laevis. Der Steinkern, welcher wohl durch- 
Verwesung von der Fleischhaut befreit wird, ist oberhalb und unterhalb des Kelchsaumes herippt- 
gefurcht, sein Conus oben durchlöchert, seine Hörner gehen in rückwärts 2reihig-stachelige, 
pfeilschaftartige, leicht abbrechende Spitzen aus; er ist anfangs gelbbräunlich und färbt sich 
wahrscheinlich erst durch das Liegen im Schlamme schwarz. Eine var. platyacantha m. hat 
genäherte, nur um !/, der Steinhöhe entfernte, am Grunde stark verbreiterte und abgeplattete, 
4mal breitere als dicke Hörner, eine var. stenacantha m. hat um !/, der Steinhöhe von ein- 
ander entfernte, schmale, fast halb so dicke als breite Hörner, Samenkern herzförmie, stärkereich, 
essbar, Embryo mit nur einem grossen Cotyledon und ohne Hauptwurzel, also ganz monocotylisch 
(Hofmeister). 


2, Juni— August. In seichten, schlammigen Tümpeln der Flüsse und in Teichen, 
nicht häufig. Ov&arer Teich nächst Cirkvie bei Neuhof (Gf. Chotek 1820! Opiz, Tausch!) 
uud bei der Skalka bei Cäslau im Teiche gegen die Spatzenmühle (Opiz). Elbtümpel 
bei Pardubic! Kostelec a. Adler, Jaromer (Gepelka nach Pohl). Landskron (Erxleben). 
Popelteich bei Hirschberg (Praesens 1818, Lorinser)! Teiche der Herrschaft Frauen- 
berg (Jungb., Jechl)! Teich Rozkos bei Neuhaus (Schöbl nach Opiz). 


108. Ordnung. Holorrhagideen R. Brown part. 


1. Myriophyllum L. Tausendblatt. 
Frucht in 4 Theilfrüchte zerfallend. 


1. M. vertieillatum L. Blätter alle in Quirlen, zu 5—6, kämmig-fiedertheilig, 
mit haarförmigen gegenüberstehenden Abschnitten. Blüthenquirle in aufrechte Aehren 
zusammengestellt, ihre Deckblätter laubartig, sämmtlich fiedertheilig oder fiederspaltig, 
länger oder so lang als die Blüthen. 

Kahl. Stengel gabelspaltig-ästie, stielrund, ästig , saftig, zerbrechlich. Blätter etwas 
steifer als bei dem folgenden. Biüthendeckblätter meist 2—3mal länger als die Blüthen, seltener 
ziemlich ebenso lang als diese, von den Stengelblättern verschieden, fiederspaltig oder die obersten 
nur gezähnt (ß. pectinatum Wallr, M. pectinatum DC.), oder mehrmals länger als die Blüthen, 
fiedertheilig, den Stengelblättern ähnlich (y. pinnatifidum Wallr.). Durch Abfallen des Wassers 
entsteht eine niedrige, sterile oder nur wenige 2 Blüthen tragende Landform mit mehr genäherten 
Blattquirlen. Aus dem Wasser ragen allein die Blüthertrauben hervor, unten 2, oben g' Blüthen 
tragend, selten zwitterige eingemischt. Blüthen röthlich, Blumenblätter grünlichweiss, bald abfal- 
lend. Antheren gelb, verhältnissmässig gross. Ueberwintert durch 'abfällige, zusammengeballte 
Achselknospen. 

2, Juni—August. In Wassertümpeln, Gräben, an Teichrändern sehr zerstreut, 
nicht häufig. Bei Prag sehr selten: ehemals in nicht mehr bestehenden Tümpeln der 
Kaiserwiese! in Tümpeln bei Vysodan! Thiergarten bei Sme@no (Jirus)! — Oestliche 
Elbniederung: Stefansüberfuhr (Tausch)! Chlumee: Gräben am ehemaligen Rosicer Teiche 
(mit y)! Elbgräben bei Elbe-Teinitz! Pardubie: bei Hradist an der Elbe (Opiz)! Her- 
manie bei Jarom&r (Knaf y)! — Bei Douba (Reuss), Habstein (mit ß, Tausch)! Leipa: 
bei der Karbemühle (Pospfchal)! — Elbe bei Roudnie (Reuss), Herzinsel bei Leitmeritz 
(Mayer) Lobositz! Eger bei Bausovie und Pist (Reuss). Triblicer Schlossteich! Tetschen 
(Malinsky y)! Bilin in der Rudiay und bei Kutterschiz, Kommern bei Brüx (Reuss). 
Karlsbad (Ortmanu), Tepl (Konrad), Franzensbad (Glückselig). — Krumau: Tümpel bei den 


556 


Wasserwehren an der Strasse nach Rojau (Jungb.)! Budweis: bei Vierhöfen und gegen 
Leitnowiz, dann vor Krems! Am Schwarzenberg-Teiche bei Veseli im Moorsümpfe des 
Teichrandes (die Landform)! 


2. M. spicatum L. Blätter alle in Quirlen, meist zu 4 (auch zu 5—6), kämmig- 
fiedertheilig mit haarförmigen gegenüberstehenden Abschnitten. Blüthenquirle in auf- 
rechten Aehren. Deckblätter der unteren Q Quirle fiedertheilig und fiederspaltig, die 
der oberen und der 5 alle ganzrandig, die oberen kürzer als die Blüthen. 

Blattabschnitte noch feiner, weicher als bei vorigem, Blumenblätter röthlich; sonst 
wie voriges. 

2 Juni— August. Wie das vorige, zerstreut, doch häufiger als jenes. Bei Prag: 
Nusle, Kaiserwiese ehedem, Vysocan (Opiz), Mühlarm der Moldau bei Troja, gegenüber 
Roztok an der Moldau! Königsaal (Kostel.), Wermefie oberhalb Stechovie an der Moldau 
(Nickerl)! Karlstein (Ruda), Tetin in der Beroun! Popovie (Opiz). Bad Sternberg 
(Tausch)! Mukarov (Tulek)! — Oestliche Elbe: Lobkovie (Kostel.). Pod&brad (Jirus) ! 
Chlumec! Kolin, Elbtümpel! Teich Svornost bei Ov&är, Cäslauer Stadtteich, Teich Rozkos 
bei Bohdane@ (Opiz), Pardubie, an der Elbe! Königingrätz, Chräst bei Jaromer! Wilden- 
schwert in der stillen Adler! Iser bei Benätek (Dödeiek), bei Jungbunzlau! bei München- 
grätz (Sekera). Turnau gegen Bad Wartenberg! Hirschberger Teiche (Neum.), Höflizer 
Bach (Schauta)! B. Leipa! Elbe bei Bodenbach (Malinsky)! bei Nesterfie! Rudiay bei 
Bilin (Prof. Reuss). Tümpel der Launer Wiesen (Knaf). Eger bei Saaz! bei Kaaden 
(Thiel). Eger bei Karlsbad selten (Ortm.)! Tepl (Konrad). Horovie (Schlechtendal). — Um 
Pisek ziemlich häufig (Dödetek)! Moldau bei Goldenkron (Jungb.), Krumau am Ralsching- 
bach! Budweis an der Moldau! 


109. Ordnung. Umbelliferen Juss. 


I. (Orthospermae). Sameneiweiss auf der Innenseite flach (auf dem Querschnitt 
geradlinig) oder doch ziemlich flach (bisweilen gewölbt, selten ein wenig concav). 


A. Dolde einfach oder mehrere oft kopflörmige Dolden in eine unvollkommene, von 
Laubblättern gestützte und unregelmässig verzweigte Dolde oder Trugdolde mit gestielter (Cen- 
tral-) Terminaldolde zusammengesetzt. 


1. (Hydrocotyleae.) Dolde traubig, armblüthig. Frucht stark von der Seite 
zusammengedrückt, mit 5 einfachen Rippen, unbeschuppt. Blumenblätter an der Spitze nicht oder 
nur wenig einwärts gebogen. 

1. Hydrocotyle. Kelchrand undeutlich. Früchtehen mit 5 fädlichen Riefen, die Kielriefe 
und die 2 seitlichen oft verwischt. 

2. (Saniculeae). Dolden schirm- oder kopflörmig, in unvollkommene Dolden 
2. Grades zusammengestellt. Frucht stielrundlich, 5rippig oder rippenlos (bei uns mit Stachelu 


oder Hohlschuppen bedeckt). Blumenblätter aufrecht, in ein langes, einwärts geknicktes Spitzchen ' 
ausgehend. Kelchrand 5zähnig. 


a) Blüthen zwitterig, in kopflörmigen Dolden, auf einem walzlichen spreublätterigen 
Blüthenlager. Kelchzähne blattig, dornspitzig. 
2. Eryngium. Frucht verkehrteiförmig, Früchtehen ohne deutliche Riefen, mit spreu- 
artigen Schuppen oder Knötchen dicht besetzt. 
b) Blüthen zwitterig und g, in behüllten, doldig oder trugdoldig zusammengesetzten 
Dolden mit kurzem spreublattlosem Blüthenlager. Kelchzähne blattig, nicht dornig. 
3. Sanicula. Dolden kopfförmig. Frucht fast kugelig. Früchtehen ohne Rippen, viel- 
striemig, mit hakigen Stacheln bedeckt, ohne Träger sich von einander lösend. 


4. Astrantia. Dolden schirmförmig, strahlend. Frucht länglich. Früchtehen mit 5 
erhabenen, stumpfen, faltig-gezackten, aufgeblasen-hohlen Rippen, striemenlos,; 
ohne deutlichen Träger von einander sich trennend. 


957 


B. Dolden in regelmässige Dolden 2. Ordnung zusammengestellt. (Dolde aus Döldchen 
zusammengesetzt ohne Centraldöldchen, bisweilen Dolde und Döldchen mit einer Centralblüthe.) 


a) Früchtehen 5rippig, ohne Nebenrippen (Rippen niemals mit Stacheln oder 
Borsten besetzt). 


1. (Ammineae). Frucht von den Seiten deutlich zusammengedrückt, am 
Rande nie geflügelt. 


0) Kelchrand 5zähnig. Hüllchen vorhanden. Blumenblätter verkehrt-herz- 
förmig. *) 
*) Frucht querbreiter, zusammengedrückt kugelig, fast 2knotig. Blüthen 
zwitterig und g'. Hülle fehlend oder nur 1—2blättrig. 
5. Cieuta. Rippen stumpf, dieklich, die äussersten randbildend.  Thälchen 1striemig, 
Fugenfläche 2striemig. Früchtehenträger frei, 2theilig. 


**) Frucht eiförmig, fast 2knotig. Blüthen alle zwitterig. Hülle vielblätterig. 


6. Sium. Stempelpolster kissenförmig. Rippen fädlich, wulstig, die äussersten rand- 
bildend. Thälchen mit 3—2 oberflächlichen Striemen. Träger 2theilig, mit der 
Fugenfläche verwachsen oder frei. Eiweiss auf der Fugenfläche flach. 


7. Berula. Stempelpolster kurzkeilig. Rippen fädlich, vertieft, die äussersten neben 
dem Rande. 'Thälehen mit mehreren, vom Fruchtgehäuse bedeekten Striemen. 
Träger 2theilig, mit der Fugenfläche verwachsen. Eiweiss auf der Fugen- 
fläche konvex. 

*=*) Frucht länglich-walzenförmig, ziemlich schmal. Blüthen zum Theil 

männlich. Hülle vielblätterig. 

8. Falearia. Rippen fädlich, die äussersten randbildend. Thälchen 1striemig. Früchtehen- 
träger 2theilig, frei, 


£) Kelchrand undeutlich. 


*) Blumenblätter verkehrtherzförmig, mit eingeschlasenem Endläppchen, 
weiss oder rosa. — DBlüthen zwitterig und Z. Hülle und Hüllchen fehlend oder nur aus 1-3 
borstlichen Blättchen bestehend. Blätter fiederschnittig oder fiederspaltig. 


7) Früchtchen mit einem schmalen Commissuralstreifen der Innen- 
fläche zusammengehefitet; Seitenriefen von der Commissur entfernt. Stempelkissen 2theilig, jeder 
Schenkel allmälig in den Griffel verschmälert. Früchtchenträger an der Spitze 2spaltig. 

9. Aegopodium. Frucht länglich-eiförmig, mit dünnen fädlichen Riefen. Thälchen und 
Berührungsfläche striemenlos. Sameneiweiss stielrund, von der Samenhaut umhüllt. 


10. Carum. Frucht länglich-eiförmig, mit dick wulstigen Rippen. Thälchen von einer 
grossen Strieme fast ganz ausgefüllt. Berührungsfläche 2striemig. Sameneiweis 
stumpf 5kantig mit geschweiften Flächen, nackt. **) 


*), D. h. mit eingeschlagenem Endläppchen und im Buge mehr weniger tief herz- 
förmig ausgerandet. 

**) D, h. die Samenhaut wird in der reifenden Frucht frühzeitig resorbirt. Diese merk- 
würdige Aufsaugune, die bisher übersehen zu sein scheint, wird wahrscheiolich durch die an- 
liegende Fruchtschale und nicht durch den Eiweisskörper bewirkt; denn bei Aegopodium, wo 
sie nicht bis zur Zerstörung der ganzen Samenhaut fortschreitet, sieht letztere äusserlich rauh, 
wie angefressen aus, es beginnt also die Resorption von aussen. Die aufgesaugten Stoffe scheinen 
von der Fruchtschale zur Bereitung des ätherischen Oeles verwendet zu werden, daher die Re- 
sorption bei Aegepodium, welche keine Kanäle (aber doch ölhaltige Zellgewebstreifen) besitzt, 
nieht weit fortschreitet, dagegen bei Carum mit je einem gressen und bei Pimpinella mit meist 
3 kleineren Oelgängen die Samenhaut bis auf eine innere das Gefässbündel der Raphe enthaltende 
Parthie ganz aufgezehrt wird. Der Same lässt sich aus dem halbirten, vollkommen ausgebildeten, 
aber noch frischen grünen Früchtehen von Aegopodium nur durch stärkeren Druck heraustreiben, 
da die Samenhaut der Fruchtschale stark anhaftet, bei Carum und noch mehr bei Pimpinella aber 
&eht der nackte, glatte Eiweisskörper ganz leicht herauszudrücken. Ich gebe hier eine genauere 
Definition der drei Gattungen, da mir die bisherige von Koch gegebene lediglich nach der 
Striemenzahl (siehe z. B. Bupleurum) unzureichend erschien. Ob übrigens Carum und Bunium 
generisch zu trennen sind, muss eine bessere Untersuchung frischer Früchte und Samen lehren, 


Z— 


558 


Be — - 


fr) Früchtehen mit breiter elliptischer Commissur (der ganzen Be- 
rührungsfläche) zusammengeheftet; Seitenriefen an den Rand der Commissur gestellt. Stempel- 
kissen breit, nur durch eine seichte Rille getheilt, mit nebeneinander stehenden Grifleln. Früchtchen- 
träger bis gegen die Basis 2theilig. k 
11. Pimpinella. Frucht breit eiförmig, mit fädlichen Rippen. Thälchen mit 2—4 sehr 
feinen Striemen. Sameneiweiss nackt. 
**) Blumenblätter eirund, mit eingebogener Spitze oder schmalem Läpp- 
chen, weiss oder grünlichweiss. 
12. Apium. Frucht rundlich 2knotig, mit fädlichen Riefen. Stempelpolster flach, kissen- 
föormig. Thälchen 3—1stiemig, Fruchtchenträger ungetheilt. — Blüthen zwittrig. 
Hülle und Hüllchen fehlend. 


13. Petroselinum. Frucht eiförmig, fast 2knotig, mit fädlichen Rippen. Stempel- 
polster kurz kegelförmig. Thälchen 1striemig. Träger 2theilig. — Blüthen theil- 
weise 3. Hüllchen vielblätterig. 

***) Blumenblätter rundlich, abgestutzt mit breitem eingerollten Lappen, 
gelb. Blüthen zwitterig. Hüllcben 3—mehrblätterig. Blätter ungetheilt, ganzrandig. 

14. Bupleurum. Frucht oval oder länglich, mit geflügelten, fädlichen oder undeut- 
lichen Rippen. Stempelpolster flach. Thälchen striemenlos oder 1—3striemig. 
Früchtchenträger tief 2spaltig. 

2.(Seselineae.) Früchte stielrundlich (auf dem Querschnitt ziemlich kreisrund). 
«) Kelchrand 5zähnig. 

15. Oenanthe. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen verkehrtherzförmig, 
ungleich. Frucht länglich-walzlich oder kreiselförmig, von den langen aufrechten 
Griffeln gekrönt; Rippen stumpf, die seitlichen randbildenden breiter. Thälchen 
einstriemig. Schenkel des Früchtchenträgers mit der Fugenfläche der Früchtchen 
verwachsen. Eiweis auf der Fugenseite convex. 


16. Seseli. Blumenblätter verkehrteiförmig, durch das eingeschlagene Endläppchen 
meist etwas ausgerandet. Fracht oval oder länglich; Rippen dick vorragend, 
gekielt oder dickflügelig, die seitlichen randbildenden oft breiter. Thälchen 1- bis 
3striemig. Früchtchenträger 2theilig, frei. Eiweiss auf der Fugenseite flach. 


£) Kelchrand undeutlich. 
*) Hüllchen 3—vielblätterig. 
7) Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen, verkehrtherz- 
förmig, weiss. Früchtchenträger 2theilig. Eiweiss innen flach. £ 
17. Aethusa. Blumenblätter ungleich, äussere des Döldchens grösser. Frucht kugelig- 
eirund; Riefen dick, scharfgekielt, die randständigen etwas breiter. Thälchen 
1striemig; Fugenfläche 2striemig. Fruchtträger frei. 


18. Cnidium. DBlumenblätter gleich. Frucht eiförmig. Riefen gleich, fast häutig 
schmal-geflügelt. Thälchen einstriemig. Fugenfläche 2striemig. Fruchtträger 
nicht abgesondert. E 


19. Conioselinum. Blumenblätter ungleich, äussere grösser. Frucht eilänglich. Riefen 
geflügelt, Flügel gänzlich häutig, die der randständigen Riefen doppelt breiter. 
Thälcben 2—3striemig. Fugenfläche 4— 6striemig. 

r) Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig, durch ein schmales ein- 
geschlagenes Läppchen zuweilen ausgerandet, gelblich. 

20. Silaus. Frucht länglich-eiförmig. Riefen gleich, erhaben, geschärft oder geflügelt. 
Thälchen (und Fugenfläche) mit mehreren Striemen. Eiweiss innen flach. 

**) Hülle und Hüllchen fehlend. Blumenblätter rundlich, abgestutzt, mit 
fast 4eckigen Läppchen eingerollt, gelb. 

21. Foeniculum. Frucht länglich-eiförmig. Rippen vorspringend, stumpfgekielt, die 
randständigen breiter, Thälchen 1—3striemig, 


559 


3. Früchte vom Rücken der Theilfrüchtchen her zusammengedrückt, rundlich 
oder oval, oft ganz platt. Früchtchenträger frei, 2theilig, 


\ aa) (Peucedaneae.) Früchtehen mit der ganzen breiten Innenfläche (als 
Fugenfläche) aneinander gefügt, daher der Rand nicht klaftend, sondern verdickt oder einfach 
tügelig. Frucht oval oder rundlich, linsenförmig oder flach zusammengedrückt. 


&) Frucht von einem abgeflachten, glatten Rande umzogen. 


*) Blumenblätter gleich, rundlich, abgestutzt, mit fast 4eckigem, ein- 
gebogenem Läppehen, gelb. Kelchrand undeutlich oder schwach 5zähnig. 


22. Anethum. Riefen gleich weit entfernt, die 3 rückenständigen geschärft-gekielt, die 
seitlichen schwächer, mit dem verbreiteten Rande zusammenfliessend, Thälchen 
lstriemig; Striemen fädlich, von der Länge des Thälchens. 


33. Pastinaca. Rieten sehr dünn, die 2 seitlichen entfernter, von dem verbreiterten 
Rande durch eine feine Furche geschieden. Thälchen einstriemig; Striemen fädlich, 
von der Länge des Thälchens. 


**) Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen verkehrtherzförmig. 


24. Heracleum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter meist ungleich, die äusseren der 
Döldchen grösser, tief 2spaltig. Rippen ursprünglich kaum angedeutet, nach 
vollständigem Austrocknen durch die 5 feinen Gefässbündelstreifen vertreten, 
deren 2 seitlichen entfernter, von dem verbreiterten Rande durch eine feine 
Furche geschieden. Thälchen 1striemig; Striemen das untere Ende des Thälchens 
nicht crreichend, keulenförmig geendigt. Früchtehen lange vor Spaltung des 
Randes an den Fugenflächen von einander getrennt. 


180) 
ou 


Peucedanum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter gleich. Rippen ursprünglich 
vorhanden, stumpf, breit, öfter durch eine Furche der Länge nach getheilt, die 
2 seitlichen flacher, dem verbreiterten Rande anliegend oder in ikn verfliessend. 
Thälchen 1—3striemig; Striemen fädlich, durch das ganze Thälchen verlaufend. 
Fougenflächen der Früchtchen bis zur vollen Reife verbunden bleibend. 


26. Imperatoria. Kelchrand undeutlich. Sonst wie Peucedanum. : 
ß) Frucht von einem verdickten, runzelig-knorpeligen Rande umzogen. 


27. Tordylium, Kelch 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Läppchen verkehrt- 
herzförmig, ungleich, die äusseren der Döldehen grösser, tief 2spaltig. Rippen 
sehr fein, kaum bemerkbar, die seitlichen dem verdickten Rande anliegend oder 
von ihm verdeckt. Thälchen 1—3striemig. 

bb) (Angeliceae.) Früchtchen nur mit einem schmalen Mittelfelde (Fugen- 
fläche) der Fugenseite an einander gefügt. Seitenrippen geflügelt, die Flügel zweier Theilfrücht- 
chen aneinanderliegend, am Rande klaffend, 


«&) Blumenblätter verkehrtherzförmig mit eingebogenem Läppchen, weiss, 


28. Selinum. Kelchrand undeutlich. Riefen häutig geflügelt, nicht hohl, die randstän- 
digen mit doppelt so breitem Flügel. Thälchen 1striemig, die äusseren oft 
2striemig. Fugenfiäche 2— 4striemig. 


29. Ostericum. Kelchrand 5zühnig. Riefen des Rückens kielartig, die randständigen 
breit geflügelt, alle hohl. Thälchen 1striemig ; Striemen im Fruchtgehäuse verborgen. 
Fugenfläche 2striemig. 


£) Blumenblätter elliptisch oder lanzettlich, zugespitzt, mit gerader oder 
einwärts gekrümmter Spitze, weiss, 


30. Archangelica. Kelchrand undeutlich 5zähnig. Blumenblätter elliptisch. Riefen des 
Rückens dicklich gekielt, die randständigen schmalgeflügelt; Flügel kaum so 
breit als das halbe Früchtchen. Äusseres Fruchtgehäuse von der inueren dem 
Samen anhaftenden, reichstriemigen Fruchthaut ringsum abgelöst. 


a 


560 


31. Angelica. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter lanzettlich. Riefen des Rückens 
füdlich, erhaben, die randständigen breitgeflügelt; Flügel etwa so breit wie das 
Früchtehen. Samen mit dem ganzen Fruchtgehäuse verwachsen. Thälchen 1striemig. 

y) Blumenblätter rundlich, nicht ausgerandet, eingerollt, mit kurzem breiten 
eingebogenen Läppchen, gelb. 

32. Levisticum. Kelchrand undeutlich. Riefen alle geflügelt, die randständigen mit 
doppelt so breitem Flügel. Thälchen 1striemig. 


b) Früchtehen mit 5 Haupt- und 4 Nebenriefen.*) 


1. (Thapsieae.) Frucht vom Rücken zusammengedrückt, Hauptrippen fädlich, 
die seitlichen auf die Fugenfläche gerückt, Nebenriefen (bei unserer Gattung alle) geflügelt, stachellos. 
33. Laserpitium. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen 

verkehrt-herzfürmig, gleich. Nebenrippen sämmtlich geflügelt, Thälchen unter 
denselben 1striemig. 

2. (Daucineae). Frucht vom Rücken her zusammengedrückt. Tlauptriefen 
fädlich, mit Borsten besetzt, die seitlichen auf der Fugenfläche; Nebenrippen stärker vorragend, 
mit Stacheln besetzt. 

34. Daucus. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppehen ver- 
kehrt-herzförmig, die äusseren der Döldchen grösser, halb 2spaltig. Neben- 
riefen mit 1—3 Reihen Stacheln besetzt. Thälchen unter ihnen 1striemig. 

II. (Campylospermae.) Sameneiweiss auf der Innenseite tief furchig oder mit den 


Rändern gleichsam eingerollt, auf dem Querschnitt stark konkav, im Längsschnitt gerade. Dolde 
stets regelmässig zusammengesetzt. 


1. (Caucalineae.) Frucht von den Seiten etwas zusammengedrückt. Hauptriefen 
fädlich, mit Borsten oder Stacheln besetzt, die 2 seitlichen auf der Fugenfläche; Nebenriefen 
stachelig oder stachelborstig. 


>35. Caucalis. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen 
verkehrtherzförmig, die äusseren der Döldchen grösser, halb 2spaltig. Neben- 
riefen mit 1—3 Reihen Stacheln besetzt, hervorragend, durch tiefere Furchen 


von einander und den Hauptriefen gesondert; Thälchen unter den Nebenriefen 
lstriemig. 


36. Torilis. Nebenriefen /lach, niedrig, fast das ganze Thälchen bedeckend, mit 
mehreren Stachelreihen, durch sehr seichte und schmale Furchen von einander 
und den Hauptriefen gesondert, daher die Früchtehen anscheinend ganz mit 
Stacheln besetzt. Eiweiss einwärts gekrümmt. Sonst wie Caucalis. 


‚2. (Scandicineae.) Frucht von den Seiten etwas zusammengedrückt. Hauptrippen 
erhaben, niedrig oder fehlend. Nebenriefen keine. 


a) Frucht ursprünglich rippenlos, oder mit wenig bemerkbaren, sehr niedrigen, 


stumpfen, flachen Rippen. Kelchrand undeutlich. Blüthen vielehig. 
*) Frucht geschnäbelt. 


37. Seandix. Frucht lineal-Jänglich, anfangs undeutlich stumpfberippt, mit das Frucht- 
gehäuse an Länge übertreffendem rippenlosem Schnabel. Thälchen ohne oder 
mit einem undeutlichen Striemen. 


38. Anthriscus. Frucht eiförmig, unberippt, mit gekrümmten Stacheln besetzt, mit 


*) Die Riefen der Frucht sind eigentlich die Nerven des mit dem Fruchtknoten ver- 
wachsenen Kelches oder die Blattspuren der Kelchtheile, und zwar entsprechen die 10 Haupt- 
riefen den Mittelnerven und vereinigten Randnerven (Blattrücken- und vereinigten Blattrand- 
spuren) der Kelchtheile, die selteneren Nebenriefen aber den Seitennerven der Kelchtheile. Da 
bei der Spaltung der Frucht eine Hälfte (nicht ganz vollständig) 3 Kelchzähne, die andere reichlich 
2 Kelchtheile mitnimmt, so sind auf der 2zähnigen Hälfte die 4 Seitennerven, auf der 3rähnigen 
aber die 2 Seitennerven des Mittelzahnes ‚und je ein innerer Seitennerv der Seitenzähne als 
Nebenriefen entwickelt, während die 2 randständigen Seitennerven der 2 Seitenzähne in den 
Rand der Spaltfläche fallen, 


Hydrocotyle, ; 561 


bedeutend kürzerem, 5rippigem Schnabel. Thälehen Striemenlos. Griffel sehr kurz, 
Narben daher fast sitzend. 


39. Cerefolium, Frucht länglich oder lineal-länglich, unberippt, glatt, stachelborstig 
oder feinknotig, mit wenigstens um die Hälfte kürzerem, 5rippiyem Schnabel. 
Thälchen striemenlos. Griffel verlängert (länger als das Griffelpolster). 

**) Frucht ungeschnäbelt. 


40. Chaerophyllum. Frucht länglich oder lineal-länglich, ursprünglich rippenlos, aber 
zuletzt durch Zusammensinken der Thälchen beim Austrocknen unecht-berippt, 
mit sehr flachen, stumpfen Rippen. Thälchen 1striemig. Griffel verlängert. 

b) Frucht ungeschnäbelt mit ursprünglich vorragenden, gekice!ten oder geschärften 

Rippen. Blüthen vielehig. 

«) Fruchtrippen hohl. 


41. Myrrhis, Kelchrand undeutlich. Blumenblätter mit einwärtsgebogenem Läppchen 
verkehrtherzförmig. Frucht lävglich. Rippen geschärft, in der Höhlung auf der 
inneren Fruchthaut ohne innere Rippe. Striemen fehlend. 


42, Pleurospermum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter verkehrteirund, nicht ausge- 
randet. Frucht eiförmig. Riefen fiügelartig, jede in ihrer Höhlung eine kleinere, 
der inneren dem Samen anhaftenden Fruchthaut aufsitzende Riefe einschliessend. 
Thälchen in der inneren Fruchthaut 1—2striemig, 


£) Fruchtrippen solid. 


43, Meum. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter elliptisch oder eiförmig, spitz, mit der 
Spitze eingerollt. Frucht länglich-eiförmig, Rippen geschärft. Thälechen mit 3—4 
Striemen. Eiweiss oft nur schwach vertieft und in der Mitte wieder hervorgetrieben. 

e) Frucht ungeschnäbelt, mit vorragenden, soliden, wellig-gekerbten Rippen. 

Blüthen zwitterig. 

44. Conium. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter verkehrtherzförmig. Frucht eiförmig. 
Thälchen striemenlos, sehr fein gestreift. 

III. (Coelospermae.) Sameneiweiss auf der Innenseite fast halbkugelig ausgehöhlt (im 

Längs- und Querschnitt concav). Dolden regelmässig zusammengesetzt. 

45. Coriandrum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, die äusseren 
der Döldchen grösser, tief 2spaltig. Frucht kugelig. Hauptriefen flach, schlängelig, 
die 2 seitlichen vor den Rand gestellt; Nebenriefen stärker vorragend, gekielt. 
Thälchen striemenlos. Früchtchenträger halb 2spaltig, mit der 2striemigen Fugen- 
fläche verwachsen. 

46. Bifora. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, öfter die äusseren 
grösser, 2spaltig. Frucht 2knotig, aus 2 fast kugeligen, fein runzeligen Früchtchen 
gebildet. Hauptriefen eingedrückt rillenförmig, die 2 seitlichen halbkreisförmig, 
vor den Rand gestellt. Nebenriefen und Striemen keine. Früchtchenträger 2theilig, 
mit der von 2 Löchern durchbohrten Fugenfläche verwachsen. 


1. Hydrocotyle L. Wassernabel. 


1. H. vulgaris L. Stengel kriechend, langgliedrig, beblättert, an den Gelenken 
wurzelnd. Blätter gestielt, kreisrund, schildförmig, lappig-zgekerbt; Blattstiele am Grunde 
mit 2 häutigen, rundlichen Nebenblättern. Blüthenstand gestielt, traubig, armblüthig, viel 
kürzer als der Blattstiel; Blüthen zu 2—3 quirlig-genähert, kurzgestielt. 

Stengel 2—8° lang, Blüthenzweig kaum 1” hoch, am Grunde mit einem Laubblatt, 
einfach, oder aus der Laubblattachsel sympodienartig noch 1 bis 2 weitere ähnliche Blüthen- 
zweige höherer Ordnung treibend (siehe Bucherau Bot. Ztg. 1866). Blumenblätter winzig, weisslich, 
öfter röthlich überlaufen. 


2 Juli, August. Auf Moorwiesen, moorigen Teichrändern, feuchten Waldstellen, 


- 


562 E Fryngeium. Sanienla, 


in Erlbrüchen, stets in moorigem Boden niederer Gegenden, sehr zerstreut, jedoch sehr 
gesellig. Am häufigsten im Norden und Nordosten: bei Königingrätz im Erlbruche am Rande 
des Neukönigingrätzer Waldes! und am Malschovitzer Teich (Reichel)! gegen Opatovie 
(Sekera). Um Bohdanet häufig! Bei Chlumec am sumpfigen Waldrande gegen Wchynie, 
spärlich! Neuschlosser Teich bei Habstein (Tausch, Kablik, Reuss) ! Höllengrund (Watzel) ! 
Cistaj bei Niemes (Schauta)! Schliessnig bei Böhm. Leipa! und Kühnast (Pospichal) ! 
— Erzgebirgsstrich: Kommerer Seewiesen häufig! Bild bei Karlsbad (Ascherson), — 
Siidböhmen: Bei Veseli am Schwarzenberg-Teiche und bei ZalSf auf den Moorwiesen und 
Waldtorfmooren häufig, auch vor Borkovic um einen ringsversumpften kleinen Hain! 


2. Eryngium L. Mannstreu. 


1. E. campestre L. Blätter starr, stechend, netzaderig, 3zähliy doppelt füeder- 
spaltig, dornig-gezähnt, die unteren gestielt, die oberen mit dornig-gezähnten Ohrchen 
stengelumfassend, die obersten nur 3—Öspaltig Hüllblätter dornspitzig, länger als die 
rundlichen Köpfchen. Spreublättchen pfriemlich-lineal, ganz. Kelchlänger als die Blumenkrone, 

Kahl. Stengel sehr ästig, einen rundlichen Busch bildend, ’/,—2’ hoch, sammt den 
Köpfchen apfelgrün, Blumen weiss, graulichgrün überlaufen. 

2 Juli, August. Auf trockenen Grasplätzen, Triften, dürren Hügeln, Feldrainen 
und an Wegen, im wärmeren, ebenen nnd hügeligen Theile Nord- und Mittelböhmens 
verbreitet und häufig. Im östlichen Elbgebiet um Podebrad, bei Kolin, Cäslau, Elbe- 
Teinitz, nordwärts bis gegen Jitin, Jungbunzlau, Bösig (nicht mehr bei Niemes nach 
Schauta). Verbreitet in der westlichen Elbgegend von Melnik, Wegstädtel, Gastorf, 
Roudnie, Auscha, Leitmeritz, Lobcositz, Aussig bis gegen Tetschen; bei Teplitz bis an 
den Fuss des Erzgebirges. Um Komotau fast fehlend, nur gegen Eidlitz, Schössl und 
weiterhin gegen Loun; um Loun massenhaft! Meronic! Thal von Horatic, Vysotan, Saaz, 
Miecholup, Sele, Schönhof, Puschwitz, Lubenz; zwischen Kaaden und Klösterle. Fehlt 
bereits der Karlsbader Gegend. — Kounoyä! Bei Rakonitz bereits sehr selten: west- 
lich von St. Aegidi (Kreje). Gemein in der Prager Gegend; südwärts noch an der 
Säzava bei Cercan; südlich der Beroun von Ridkä, Mni$ek, Dobiis, Hofovic; nicht mehr 
bei Pribram; dagegen vom Berounthale her noch bei Radnic (Sternberg). — Strakonic 
(Mardetschläger). 

Anmerkung. E. planum L., mit ungetheilten, herzförmig-ovalen unteren Blättern und 
amethystblau überlaufenem oberen Theile der ganzen Pflanze, scheint Koch nur durch ein Ver- 
sehen in Böhmen angegeben zu haben; weder die Flora techiea noch Tausch’s Herbarium ent- 


halten diese Art, auch ist mir sonst kein Standort bekannt geworden. Nur einmal fand ich im 
Mileschauer Gartenpark 1 Exemplar, offenbar nur verwildert. 


3. Sanicula L. Sanikel. 


1. S. europaea L. Grundblätter gestielt, haudförmig-Btheilig, Abschnitte vorn 
abgerundet keilföürmig, 2- 3lappig, ungleich doppelt-gesägt. Stengelblätter 1—2, klein 
oder feblend. Kopffürmige Döldchen aus sitzenden Zwitterblüthen und gestielten S Blüthen, 
trugdoldig zusammengestellt. Untere Deckblätter der Trugdolde 3 —2spaltig. Blättchen der 
Döldchenhüllen sehr klein, lanzett'ich, kürzer als das Döldchen. 

1—1Y/,‘ hoch, kahl, einfach. oder oben etwas ästie. Blumen klein, weiss oder röthlich. 

2 Mai, Juni. In feuchten schattigen Laub- und gemischten Wäldern, besonders 
Buchen- und Heinbuchenwäldern der Gebirg:gegenden bis an das Hochgebirge* über 
3000’ verbreitet, selten in der Ebene, wie im Elbthale bei Pardubie am Teiche 
Oplatil! — Ostböhmen: Chrudimer Gebirgsrücken! Seelau (Opiz), LeitomySl: im Nedo- 
$iner Parke, bei Karlskrone! Brandeis a. Adler! Lukavicer Hain bei Senftenberg! Ro- 
kytnie (Titz)! Thal zwischen Kostelee und Reichenau! Königingrätzer Wald! — Nord- 
böhmen: Vorberge des Riesengebirges, z. B. bei Johannisbad (Opiz). Jiöin: Prachover 
Felsen! Im Hügellande südlicher nicht häufig: Dubina-Wald bei Chlumec und Dymokurer 


De 


Astrantia. Cicuta, 563 


Wälder hie und da! Jungbunzlau (Himmer)! Mukafover Wälder bei Münchengrätz (Sekera). 
Kleinskal, B. Aicha, Reichenberg, Friedland! Hochwaldberg an der sächs, Gränze bei Zwickau 
(Matz). Kaltenberg und Limberg bei Gabel! Rosenberg bei B. Kamniz, Bürgstein, B. Leipa, 
Rollberg b. Niemes, Weisswasser, Hirschberg! Chlum, Chobot b. Jungbunzlau (Himmer) ! 
Widim (Hackel). Göltsch (Mayer), Mileschauer, Kletschenberg! Erzgebirge: bei Juden- 
dorf, Osseg, Oberleutensdorf, Teltschgrund, Komotauer Grund, bei Petsch u. s. w. häufig. 
Duppauer Gebirge, Schlackenwerth, Hauenstein! Ploben bei Karlsbad. Eger (Ortm.). Marienbad 
(Konrad). — Bei Prag nur südlich hinter Königsanl, bei Ridka, Stöchovic, um Karlstein! 
Bad Sternberg bei Schlan! Verbreitet in den Bürglitzer Wäldern! Loustin bei Rakonitz 
(Kreje), Brezina (Sternberg), Zbirov, Zebräk, Brdywald bei Welkau, Obecnic, Plesivec! 
Rozmitäl (Lusek)! Kuridlo bei Strakon’c! Böhmerwald: Dreisesselgebirge u. s, w. Blanskerwald! 


4. Astrantia L. 


1. A. major L. Grundblätter langgestielt, haudförmig-5theilig; Abschnitte länglich 
oder länglich-verkehrteiförmig, spitz, 5—3lappig, doppelt gesägt. Stengel mit mehreren 
kürzer gestielten und sitzenden Blättern. Hüllblättchen lanzettlich, ganzrandig oder vorn 
beiderseits 1—2zähnig, kürzer oder länger als das Döldchen. Kelchzähne eilanzettlich, 
stachelspitz. 

1— 2‘ hoch, kahl. Hüllehen verhältnissmässig gross, meist weisslich, grün geadert oder 
rosa überlaufen, Blumenblä’ter weiss oder röthlich. Die Form mit vorn mehrzähnigen, die Döldchen 
überragenden Hüllblättchen ist A. pallida Presl fl. ech. 

2 Juli—September. In lichten Laubwäldern, auf Waldwiesen, im Gebüsche, 
zerstreut, doch ziemlich verbreitet im Hügellande und besonders im wärmeren Mittel- 
gebirge, im Vorgebirge bis 2000. Bei Prag seltener: Kundraticer Wald! Kuchelbad 
am Bache, spärlich! Zävist! Stirin (Sykora), Stechovie, Karlstein, St. Ivan! Unhost 
(Barzal)! — Ostböhmen: Chrudimer Gebirgsrücken! Leitomysl: im Nedosiner Park, 
am Chlumek bei Strokele! Sruby segen Hohenmauth! Rokytnie (Titz)! Chraster Flur 
bei Jaromer (Knaf)! — Nordböhmen: Rehhorn im Vorgebirge des Riesengebirges (Kablik)! 
Arnau (nach Opiz). Ji&in: im Popovicer Haine, Vesecer Fasanerie! Reckov bei München- 
grätz (Sekera)! Bäba! und Neuberg bei Jungbunzlau (Himm.)! Koväü (Riba)! Widim 
(Hackel), Bösig (Opiz). Niemes (Lorins.)! Berg Kosel, Mertendorf b. Leipa (Watzel) ! 
Thal bei Döhnis bei Grottau (Matz). Dorfanger von Habern bei Auscha, unter dem 
Geltsch gegen Triebsch! Leitmeritz: bei Pokratie, Skalie, Welbine! Woparn, Boreslau 
(Reuss), Fuss des Radelstein, Mileschauer! Debre bei Bilin (Reuss), Aussig! Tetschen! 
Türmitzer Berg! Turner Park bei Teplitz! Eisenberg (Reuss). Komotau im Ranzenthale! 
Gebirge bei Bukva! Karlsbad: bei Satteles, in der Soosz und Puppischen Allee (Ortm.). 
Joachimsthal (Hofmann)! — Cerhovie am Waldrande gegen Zbirov! Rozmitäl (Lusek)! 
Altsattel (nach Opiz). — Bienendorf bei Budweis (Kreje). Vogeltenne bei Krummau! 
gegen den Kranzelberg (Jungbauer). Lagau (Mardetschläger). Satava am Fusse des Kubani, 
im Blanskerwalde (Purkyne). ® 


5. Cicuta L. Wasserschierling, 


1. C. virosa L. Wurzelstock dick, innen gefächert (durch die hoblen verkürzten 
Internodien), aussen geringelt. Stengel röhrig, feingerillt, oben ästig. Blätter 2—3fach 
gefiedert, Blättchen ganz oder 2—3theilig, mit lineal-lanzettlichen bis linealen, scharf, 
doppelt-gesägten, spitzen, einseitig herablaufenden Zipfeln. Enddolde grösser als die 
seitenständigen, von ihnen übergipfelt. Hülle fehlend oder 1—2blätterig. Hüllchen viel- 
blätterig, zurückgeschlagen. 

Kahl, grasgrün, 2—5° hoch. Blumen weiss. Sehr giftig! Var. «) latisecta, Blattzipfel 
lineal- bis Jänglich-lanzettlich, Enddolde 20- und mehrstrahlig; £) angustisecta (€. tenui olia 
Fröhlich), Blattzipfel schmal-lineal, die der obersten Blätter nur schwachgesägt bis ganzrandig, 
Enddolde 5 —8strahlig. 


2, Juli, August. In Sümpfen, Erlbrüchen, Wassergräben und an Teichen, in 


564 Sium. Berula, 


niederen, wasserreichen Gegenden (nicht in der warmen Ebene und Hügelregion) sehr 
zerstreut, nicht gar häufig, selten im höheren Gebirge. Fehlt fast ganz in der Prager 
Gegend: ehemals im Baumgarten (Opiz 1849)! bei Stirin (Sykora). — Östliche Elb- 
niederung: Teich Kmotrov bei Sehusie (Opiz). Erlbruch bei Pfelou&! Bohdane&! Gräben 
unter den Pardubicer Schlosswällen (Opiz)! Thal der Adler zwischen Wildenschwert und 
Brandeis! Königingrätz (Reichel)! Alt-Plesser Teich und Metauufer bei Josefstadt! — 
Nordböhmen: Habstein (Tausch)! Wartenberg! B. Leipa in Erlbrüchen und am Bolzen- 
fuss! Teich bei Oberliebich {Zizelsberger). Hötlitz (Schauta)! Tetschen (Malinsky)! Erz- 
gebirgsebene: Janegg (Thiel), Kopitz bei Brüx (Reuss) und Kommerner Seewiesen! — 
Loun (Stumpf). Zettlitz und Falkenau (Leistner, Ortm.)! Franzensbad, Eger (Sternberg). 
— Neu-Teich bei Rakonitz! Stählaver Teich bei Rokycan (Sekera). Blatnä (Sternbg.). 
Putim bei Pätek (Dedelek)! Budweis: bei Vierhöfen! gegen Leitnovitz und gegen B. Fellern! 
Goldbach bei Wittingau! Um die Teiche zwischen Lomnie und Veseli stellenweise, z. B. 
am Lomnicer Teichel, am Horusicer Teiche! Platz: am Abfluss des Cerny-Teiches und 
an der Naser (Leonh ). Im Böhmerwalde am Plöckensteiner See (Kirchner). — P. 
selten, bei B. Leipa gegen Schwora (Watzel)! Oberleitensdorf (Thiel nach Reuss). Teich 
nächst Lomnic! 


6. Sium (L.) Koch. Merk. 


1. S. latifolium L. Wurzelstock ausläufertreibend, mit [ädlichen büscheligen 
Wurzelfasern. Stengel kantig-gefurcht, ästig, röhrig. Blätter einfach gefiedert, Blättchen 
an den unteren, untergetauchten Blättern kämmig eiogeschnitten oder 2—3fach fieder- 
spaltig mit linealen, tast borstlichen Zipfeln; die der emporgetauchten länglich-lanzettlich 
bis lineal-lanzettlich, am Grunde schief, fast einfach scharf- feinspitzig-gesägt. Dolden 
endständig, nicht viel übergipfelt. Hüllblätter lineallanzettlich, einfach oder 2spaltig, selten 
eingeschnitten-gesägt, am unteren Rande meist trockenhäutig. Schenkel des Früchtchen- 
trägers sich von den Früchtchen nicht lösend. 

2—5‘ hoch, kahl. Dolden ziemlich gross. Blumen weiss. Fruchtrippen gelblich, Thälchen 
braun. Im ersten Frübjahr sind von der Pflanze nur die untergetauchten, im Wasser lauchgrün 
leuchtenden Blätter in grossen Büschen zu sehen. Var. «@) subcordatum m. (S. latifolium 
Presl fl. Zech.), obere Blättchen am Grunde schwach-herzförmig, eilänglich-lanzettlich; ß) longi- 
folium (Presl ibid. spec.!), Blättchen alle am Grunde verschmälert, lanzettlich oder lineal- 
lanzettlich. 

% Juli, August. In stehenden Wässern, Tümpeln, Gräben, Sümpfen, an Teichen 
der Niederungen Nordböhmens und des angränzenden Hügellandes, zumal im Elbthale 
häufig; /. seltener. — Östliche Elbniederung: Stefansüberfuhr und Elb-Kostelee häufig! 
zwischen Welen und Sluhy (Dödedek)! Brandeis (Opiz 3.)! sehr häufig um Nimburg, 
Podebrad, Kolin! Zehusie! Jetenic (Presl, 3.)! Chlumee, Teichel bei Zähornie, bei 
KopidIno, Rozdalovie, Nouzov auf dem Plateau oben! Jiöiner Teich! Kladrub, Pardubic! 
Teichdorf bei Dasic! Königingrätz! Josefstadt (Hähnel). — Teich bei Jungbunzlau! Neu- 
Benätek (Dedelek ß.)! Cistaj bei Niemes (Schauta). — Westliche Elbniederung, seltener. 
Roudnic: zwischen der Überfuhr und dem Meierhofe gegen Wödomie (Mayer). Egerufer 
bei Piest nächst Budin (Reuss), und zwischen Theresienstadt und Leitmeritz, Leitmeritzer 
Herzinsel, Elbwiesen bei Prosmik am Mandelbach bei Lobositz (Mayer); Elbe bei Nesteric! 
und Tetschen (Malinsky .)! Bielaarm zwischen Bilin und Kutterschitz (Reuss). Prasetitz, 
Weidenmühle bei Brüx (Eichler). Kommerner Seewiesen (Knaf)! 


7. Berula Koch. 


1. B. angustifolia Koch (Sium angustifolium L.). Wurzelstock ausläufertreibend, 
mit fädlichen, büscheligen Wurzeln. Stengel stielrund, fein- und vielgerillt, ästig, röhrig. 
Blätter einfach gefiedert, Blättchen doppelt kerbig-gesägt, mit gerundeten, stachel- 
spitzen Zähnen, am Grunde oft eingeschnitten, die der unteren Blätter eilänglich, die 


TFalearia Aegopodium. 565 


der oberen eilanzettlich oder lanzettlich. Dolden kurzgestielt, scheinbar seitlich. Blättchen 
der Hülle keilig-lanzettlich, grün, krautig, oft eingeschnitten. 

1—3‘ hoch, kahl. Blumen weiss. Früchte einfarbig, graubraun, glanzlos. Blättchen oft 
breiter als bei Sium latifolium; dieses durch den kantigen Stengel, Bezahnung der Blätter, deutlich 
endständige Dolden leicht zu unterscheiden. 

2, Juli, August. In Gräben, Bächen niederer Gegenden, sehr zerstreut, keineswegs 
gemein. Bei Prag hin und wieder häufig! Tlbthal: bei Podebrad und Kolin häufig! Preloug, 
Elbe-Teinitz! Hohenmauth, Leitomysl! Kloster bei Münchengrätz (Sek.)! Jungbunzlau, 
Weisswasser (Hipp.)! Cistaj bei Niemes (Schauta)! Wartenberg! Höllengruud, Schiessnig 
b. Leipa (Watzel). Roudnic: zwischen Hracholusk und Podlusk, Fasanerie Jezero (Reuss), 
Leitmeritz (Mayer). Bilin (Reuss), Saidschitz! Brüx (Thiel)! — Rakonitz: nur bei der 
Rothen Mühle! und im Thale gegen Bürglitz! Bei Karlsbad von Ortmann, bei Krumau 
von Jungbauer nicht verzeichnet, überhaupt kenne ich aus Südböhmen keine Standorte. 
Aut die Verbreitung dieser als gemein vernachlässigten Art ist noch weiter zu achten. 


Ss. Falcaria Host. Sichelmöhre. 


1. F. Rivini Host (Sium falcaria L.). Stengel feingerillt, ausgesperrt-ästig. 
Blätter 3zählig mit 2—3spaltigen Dlättchen, die grundständigen auch einfach; Ab- 
schnitte lineal-lanzettlich, starr, spitz, gleichmässig knorpelig-scharfgesägt. Blättchen 
der Hüllen und Hüllchen zahlreich, lineal-borstlich. Griffel wagrecht-abstehend, kolbig, 
nur von der Länge der Griffelpolsterbreite. 

1—2‘ hoch, kahl, bläulichgrün. Wurzel dick, tief hinabsteigend, geringelt runzelig, 
weisslich, bisweilen Adventivknospen treibend. Dolden verkehrt-kegelförmig. Blumen weiss. Den 
bei Linne und den Patres (Rivin) vorkommenden, obzwar erst 1827 von Host für die Gattung ver- 
wendeten Namen ziehe ich demälteren Drepanophyllum Wib. (1799) und Critamus Besser (1822) vor. 

6% oder %. Juli, August. In Feldern unter dem Getreide, an Rainen, Wegen, 
in lehmigem' und Kalk-Boden, verbreitet im Hügellande, besonders dem wärmeren Theile 
desselben. Um Prag häufig. Skvoree bei B. Brod! Podebrad, Kolin, Kuttenberg, Cäslau, 
Königsstadtl bis Jitin! Chrudim, Hrochov-Teinitz seltener! Schlan (nach Opiz). Chlum 
bei Königgrätz! B. Aicha (Prochäzka), Grottau (Matz). Tetschen! B. Kamnitz (Zizelsb.). 
B. Leipa! Barzdorf bei Niemes (Schauta)! Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera). 
— Verbreitet im westlichen Elbthale und unteren Egerthale, um Melnik, Roudnie, Leit- 
meritz, Aussig, Auscha, um den Geltsch, Mileschauer, Libochovic! Mittelgebirge, Louner 
Gegend, Erzgebirgsebene, z. B. bei Teplitz, Bilin, Rothenhaus, Komotau! Vysocan bei 
Saaz häufig! Schlackenwerth (Reiss), Fischern und Ellbogen (Ortm.). — Häufig bei Ra- 
konitz! Dobris, Neumettel zahlreich, Lochovie, Horovie, Pfibram! Strakonie! — Fehlt ° 
bei Budweis, Krumau. 


9. Aegopodium L. Geissfuss. 


1. Ae, podagraria L. (Sison podagraria Spreng.). Wurzelstock stielrund, krie- 
chend, an den Knoten etwas verdickt. Stengel nur oben aufrecht-ästig, kantig-gefurcht. 
Grundblätter meist doppelt 3zählig, mit einfach 3zähligen und ungetheilten ab- 
wechselnd; Blättchen eiförmig oder eilänglich, am Grunde sehr schief, das end- 
ständige oft 3lappig, alle scharf ungleich- bis doppelt-gesägt. Oberste Stengelblätter 
einfach 3zählig. Hülle und Hüllehen durchaus fehlend. 

1',—4' hoch, ziemlich kahl, nur die oberen Blätter, der Stengel unterhalb der Dolde 
und die Doldenstrahlen fein kurz behaart. Blumen weiss, Griffelpolster kurz pyramidal, Griflel 
abwärts gebogen, am Ende kolbig. 

2, Mai—August. In feuchten Gebüschen, an Zäunen, Wiesenrändern, an Bächen 
und Flussufern, allgemein verbreitet bis auf das Vorgebirge über 3000‘ z. B. am Hoch- 
waldberge bei Gratzen nächst dem Gipfel, und auf allen Gränzgebirgen. 

37 


566 Carnm,. Pimpinella, 


10. Carum L. Kümmel. 


1. C. carvi L. (Bunium carvi M. Bieb.). Wurzel dick spindelförmig, zweijährig. 
Stengel schwachkantig, entfernt beblättert. Blätter mit breithäutig berandeten Scheiden, 
deren grundständige nicht zerfasernd (nicht schopfbildend), doppelt fiederschnittig ; 
Blättehen fiedertheilig mit linealen spitzen Zipfeln; die untersten Abschnitte 2. Ordnung 
an der Hauptblattspindel Areuzweis gestellt. Dolden wenig-(3—5)strahlig. Hülle und 
Hüllchen fehlend oder aus 1—3 borstlichen Blättchen. 

1—3’ hoch, ästig, kahl. Blumen weiss oder bisweilen rosenrotb. Griffel bald zurückge- 
bogen. Wenn Bunium (L.) Koch wirklich nur durch 3 Striemen im Thälchen von Carum ver- 
schieden ist, so muss wohl Carum zu Bunium eingezogen werden. 

$9 Mai, Juni. Auf Wiesen, an Rainen, Strassenrändern, Zäunen, in niederen 
und gebirgigeren Gegenden gemein, im Vorgebirge bis über 2000, so auf dem Erz- 
und Riesengebirge, . 


4 


11. Pimpinella L. Bibernell. 
a) Perennirende Arten. Frucht kahl. 


1. P. saxifraga L. Stengel stielrund, fein gerillt, abstehend-ästig, meist kurz- 
flaumig, spärlich beblättert. Blätter einfach gefiedert, Blättchen der Grundblätter meist 
sitzend, vundlich, eingeschnitten gekerbt-gesägt bis fiedertheilig, die der Stengelblätter 
tiederspaltig oder 2—3spaltig, die der obersten ungetheilt, ihre Zipfel lineal oder lan- 
zettlich. Oberste Blattscheiden mit verkümmerter bis fehlender Blattspreite. Frucht 
kugelig-eiförmig, mit halb so breitem Griffelpolster. 

Stengel 1—2‘ hoch, selten niedriger, (nebst zugehörigen Blattstielen und Blattspreiten) 
am Grunde oder höher hinauf und bis zur Dolde dicht graulich-laumig, seltener ganz kahl. 
Blumen weiss, seltener vor dem Aufblühen rosenroth (so bei Rakonitz!). Die Länge der in der 
Blüthe sehr kurzen, dann sich verlängernden Griffel ist bei dieser wie bei der folgenden Art 
veränderlich. Früchtchen klein, kaum 1°“ lang. Die echte P. nigra Willd., eine Abart, die auch 
auf den Blüthenstielchen dicht flaumig ist, und deren Wurzel an der Luft sich blau färbt, habe 
ich bei uns nie gesehen. Var. ferner: «) integrifolia Wallr., Blättchen der Grundblätter 
einfach, rundlich, £) dissecta Presl fl. tech. 1819 (f. dissectifolia Wallr. 1822, P. hircina 
Leers), Blättehen der Grundblätter 1—2fach fiederschnittig mit lanzettlichen Zipfeln. 

2 Juli—Herbst. Auf trockenen Wiesen, Triften, Rainen, Hügeln, in lichten 
Wäldern und ‚Haiden, sehr gemein durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, etwa 
3000°; ß. hin und wieder seltener, z. B. Erzgebirge bei Platten und Petsch, Mile- 
schauer, Wolesko bei Roudnie, Berg Sovice, B. Leipa, Wosek bei Rokycan, Kufidlo 
bei Strakonie u. s. w. 


2. P. magna 1. Stengel kantiy-gefurcht, selten fast stielrund, schwach- 
kantig und gerillt, entfernt beblättert, oberwärts ästig, sammt den Blättern kahl. 
Blätter einfach gefiedert; untere Blättchen der Grundblätter meist gestielt, eilörmig 
oder länglich, am Grunde keilig oder gestutzt, eingeschnitten-ungleichgesägt bis doppelt 
tiederspaltig, die der oberen Stengelblätter lanzettlich. Oberste Blattscheiden meist mit 
entwickelter, seltener mit verkümmerter Spreite. Frucht eiförmig, mit 3—4mal schmä- 
lerem Griffelpolster. 

1—3’ hoch. Blumen weiss oder rosenroth (so im Teufelsgärtehen des Riesengebirges: 
Tausch! bei Karlsbad : Ortm.). Früchte weit grösser als bei voriger, fast 1'/,“‘ lang. Var.: 

«) indivisa. Stengel kantig gefurcht, mit wenigen vorspringenden Kanten, Blättchen 
ungetheilt. ! 

f) laciniata Wallr. (P. orientalis Gouan). Stengel desgleichen, Blättchen handförmig- 
fiederspaltig, Abschnitte lanzettlich, eingeschnitten-gesägt. 


y) disseeta Wallr. (P. dissecta Retz). Stengel ebenso, Blättchen doppeltfiederspaltig. 


Apium. 567 


ö) tereticaulis m. Stengel stielrundlich, nur schwach kantig, aber tiefer gerillt; 
Blättehen ungetheilt, nur das endständige auch 3spaltig oder 3theilig. 

2 Juni—September. Auf Wiesen, buschigen Hügeln, in feuchten Hainen, sowohl 
in feuchteren, wasserreichen Ebenen als auch im Mittel- und Vorgebirge verbreitet, 
im Riesengebirge selbst in der Hochgebirgsregion, im trockeneren, warmen Hügellande aber 
selten oder fehlend; ß) seltener als «). Fehlt gänzlich auch der weiteren Prager Gegend 
(mit Ausschluss der Elbe), erst südlich an der Säzava bei Tejnie und Lstön (Vogl). Oestliches 
Elbgebiet: Verbreitet bei Libis und Stefansüberfuhr (Poläk)! häufig in Elbauen bei Nim- 
burg, Podebrad (auch auf dem Woskoberg), Gross-Wosek! (bei Kolin nicht gesehen), 
Katina bei Kuttenberg in feuchtem Gehege! Cäslau (Opiz), Chrudim: bei Dvakatovie 
in feuchtem Eichenhaine! Sehr verbreitet im östlichsten Theile: Pardubie, Dasie, König- 
grätzer Wald, Jaromer: Aupawiesen, Vogelberg u. s. w. Hohenmauth bis Leitomysl 
gemein! auch auf dem Gebirgsrücken zwischen Leitomysl und B. Trübau! Wildenschwert, 
Chotzen! — Nordböhmen: Im Riesengebirge in der Hochgebirgsregion häufig, z. B. im 
Riesengrunde am alten Bergwerk und unter dem Teufelsgärtehen (Kablik, Tausch)! 
Klausengrund (K. Knaf)! Krkonos (Opiz), Kessel (mit ß. Kablik)! Auf den Vorbergen, 
z. B. bei Praussniz bei Trautenau (Opiz) und wohl häufiger. Jiin im Popovicer Haine, 
Dymokurer Wälder! Jungbunzlau (Hipp.)! Fehlt bei Niemes (nach Schauta) und bei 
Leipa (nach Watzel). Lausche (Ascherson). Bei Georgswalde, Schluckenau (Neumanu). 
Wilsdorf, Mittelgrund bei Tetschen! — Melnik (Prazäk)! Elbauen bei Leitmeritz (ß)! 
und Lobositz! Eger bei Loun! Im Basaltmittelgebirge, z. B. unter dem Radelstein, am 
Türmitzer Berge! Am Erzgebirge und in den Gründen, z. B. bei Rothenbaus, im Komo- 
tauer Grundthal! Schiesselitz bei Saaz (Thiel), Karlsbad und Ellbogen (nebst ß, Ort- 
mann). Franzensbad, Marienbad. Vinaric, Rakonitz ziemlich häufig! In der Horovic- 
Zbirover Gegend nirgends gesehen. Radan bei Pisek (Dedetek)! Budweis bei Vierhöf! 
Krumau, z. B. am Schlossabhang, im Blanskerwalde! Im Böhmerwalde bis 2500“ viel 
häufiger als vorige (Göppert), bei Eleonorenhain (Müncke), hinter Rosenberg an der 
Moldau! Kaplitz (Kirchner)! Platzer Schlossgarten (Leonhardi)! — >) In Böhmen noch nicht 
gefunden. — d) Am Grauatbach unter dem Radelstein nur in einem Exemplare unter 
P. magna (August 1869)! und zahlreich auf den Luzna’er Wiesen bei Rakonitz (1873)! 


b) Einjährig. Frucht angedrückt flaumig. 


+ 3. P. anisum L. (Anis). Stengel stielrund, tiefgerillt, angedrückt-flaumig, 
oben ästig. Untere Blätter rundlich-nierenförmig, tiefeingeschnitten-gesägt, mittlere 
3zählig-fiederschnittig, mit keilförmigen, meist 3spaltigen Blättchen. 

/,—1'/,' hoch, Hülle und Iüllchen wie bei den vorigen fehlend. Blumen weiss. Früchte 
grösser als bei jenen, graubehaart. 


© Juli, August. Stammt aus dem Orient; wird selten im Freien gebaut, so 
um Holesovie bei Prag, wenigstens ehemals, bevor die Neubauten den Ackerbau ver- 
drängt haben! um Malin bei Kuttenberg (Opiz). 


12. Apium (L.) Hoffm. Sellerie. 


7 1. A. graveolens L. Stengel kantig-gefurcht, sehr ästig. Blätter glänzend, 
untere gefiedert, obere 3schnittig; Blättehen der ersteren 3lappig oder Sschnittig mit 
breit rautenförmigen, 2—3spaltigen, eingeschnitten-gesägten Abschnitten. Dolden sehr 
kurzgestielt, darunter mit meist kleinen Laubblättern, durch deren verlängerte, doldigy 
gestellte Aeste übergipfelt. Hülle und Hüllchen fehlend. 


1—2‘ hoch, kahl. Blätter breitzipfelig.. Blumen weiss in’s Gelbliche, wie die Früchte 
sehr klein. 


5% Juli, August. An salzigen sumpfigen Stellen, besonders an Meeresküsten 
37* 


568 Petroselinum. Bupleurum, 


Europas wildwachsend, bei uns nur in Küchengärten, hin und wieder, z. B. bei Prag, 
auch in Kräutereien im Freien gebaut, 


13. Petroselinum Hofim. Petersilie. 


+ 1. P. sativum Hofim. (Apium petroselinum L.). Stengel stielrund, gestreift, 
ästig. Blätter oberseits glänzend; untere 2—öfach fiederschnittig, Abschnitte keilförmig 
tiederspaltig mit lanzettlichen, ganzen oder eingeschnittenen Zipfeln; obere Blätter 
3zählig auf kurzen, weisshäutig berandeten Scheiden. Dolden langgestielt, endständig, 
nicht übergipfelt. Hülle wenigblätterig oder fehlend; Hüllchen vielblätterig, die Blättchen 
fädlich, viel kürzer als die Düldchen. 

2—5’ hoch, kahl. Blumen gelblichweiss, aussen grünlich. 

68 Juni, Juli. Wild in Südeuropa, bei uns wie vorige gebaut; in den Wein- 
bergen von Leitmeritz und Öernosek und in deren Umgebung ganz verwildert (A. Mayer). 


14. Bupleurum L. Hasenohr. 


a) (Eubupleurum.) Früchte auf Riefen und Thälchen glatt. Dolden aus ziemlich 
gleich lang gestielten Döldchen. Blüthen und Früchte deutlich gestielt. 


«) Wurzel spindelig, 1jährig. Obere Blätter durchwachsen. Thälchen der Frucht 
striemenlos, gestreift. Hülle fehlend. Blätter der Hüllchen 2',„mal länger als das Döldchen. 


1. B. rotundifolium L. Blätter von der Basis strahlig-vielnervig, unterste (zur 
Blüthezeit meist vertrocknete) zum Grunde blattstielartig verschmälert, die übrigen durch- 
wachsen, eiförmig, oberste rundlich, feinbespitzt. Dolden 4—Sstrahlig. Hüllchen aus 
3—5 grossen, rundlich-eiförmigen, feinbespitzten Blättchen. 

Stengel /,—1'/,‘ hoch, ästig oder einfach, wie bei den folgenden aufrecht, stielrund 
und fein-gestreift. Ganze Pflanze blaugrün, kahl. Hüllchen gelblichgrün. Blumen sattgelb. 

© Juni—August. Auf Aeckern im Getreide, Rainen, in Weinbergen in Kalk- 
und Thonboden, nur im wärmsten Hügellande des westlichen Elbgebietes, daselbst aber 
ziemlich verbreitet. Bei Prag fast nur nordwärts gegen das Elbthal zahlreicher, so 
am Haine bei Brezüoves mit Linaria spuria (Dedecek); um Weltrus häufiges Unkraut 
(Opiz), bei Chlumin (Kostel.), Brandeis (Opiz); sonst nur vereinzelt am Ziäkaberge 
(Bozd£ch) ! am Laurenziberg, bei Brevnov (Opiz), bei Dvorce (Schroft); zahlreich bei Karl- 
stein in der sogenannten Bulina (Ruda, Poläk)! — An der Sovice bei Roudnic, von 
Roudnie über Brozan, Budin, Libochovie, Trebniz, Liebshausen bis an’s Mittelgebirge 
stellenweise häufig (Reuss), auch häufig bei Loun nordwärts! Bei Leitmeritz, besonders 
gegen den Radobyl, unter dem Lobosch, bei Mileschau, Merzkles! Kostenblatt, Rado- 
wesic (Reuss), Hrobschitz bei Bilin! Saidschitz (Reuss), Loosch bei Teplitz (Thiel); am 
Teplitzer Schlossberg (Eichler). 

£ß) Wurzelstock ausdauernd. Blätter nicht durchwachsen. Thälchen der Frucht 3striemig, 
glatt, Hülle 1—5blätterig, Hüllchenblätter so lang oder wenig länger oder kürzer als das Döldchen. 


2. B. longifolium L. Blätter vom Mittelnerv austrablend seitennervig, netzig- 
aderig, untere verkehrteiförmig oder elliptisch, in den langen Blattstiel verlaufend, obere 
mit herzförmig umfassender Basis sitzend, länglich oder oval. Dolden 5—Sstrahlig 
(langgestielt endständig), Strahlen lang, bogig. Hüllchen 5—Tblätterig, deren Blättchen 
oval, zugespitzt. Früchte eilänglich, Riefen fädlich. 

Wurzelstock walzlich, horizontal, ziemlich langgliedrig. Stengel 1—2’ hoch, einfach oder 
oben etwas ästig, wie die ganze Pflanze kahl, bläulich-bereift. Hüllchen bisweilen purpurviolett 
überlaufen. Blumen gelb. 

2. Juli, August. In lichten Laubwäldern, auf buschigen Abhängen des warmen 
Hügellandes und Mittelgebirges, auf Kalk- und Basaltboden, und wiederum im Riesen- 


Bupleurum, 569 


gebirge zwischen 3000 und 4000‘, daselbst nur im Riesengrunde um das alte Berg- 
werk (Wimmer) und am Kesselberge (Kablik)! — Allgemein verbreitet in allen Wäldern 
von Dymokur, KopidIno, Rozdalovic! dann auf den „Valy“ (Avarenwällen) bei Cesov 
(Pospichal)! Bei Jungbunzlau auf den Iserlehnen, am Chlum, auf der Bäba (Hipp.)! 
Horka bei Münchengrätz (Sekera). — Auf Silurkalk der südlichen Prager Gegend: Haine 
bei Mlubocep und St. Prokop, Radotiner Thal gegenüber Kopanina und um Karlstein! 
— Verbreitet im Basaltmittelgebirge: Geltsch (Mayer); Gebüsche und Waldränder um 
Babina! Gipfel des Lobosch! Bergschluchten oberhalb Praskovitz, zwischen dem Klotz- 
berge und Mileschau, am Donnersberge selbst! zwischen der Hora und dem Radelstein ! 
Am Granatbache unter dem Radelstein! Kamajöken, in der Lohe, am Kletschen (Mayer). 
Wostray bei Mukov (Reiss). Wischkenwald bei Kostäl (Reuss). Wald Sebin bei Libo- 
chovie! — Turner Park bei Teplitz! Im Erzgebirge auf Grundlehnen bei Rothenhaus: 
bei Hennersdorf, Aumühlthal gegen Stolzenhabn (Sachs)! Grundthal bei Komotau (Knaf)! 
Eidlitzer Busch! 


3. B. falcatum L. Blätter 5—7nervig, untere elliptisch oder länglich, zum 
Grunde lang blattstielartig verschmälert, obere lanzettlich, mit schmalır Basis sitzend. 
Dolden 6—9strahlig (langgestielt, endständig). Hülle 1—4blättrig, Hüllchen 5blätterig, 
deren Blättchen larzeitlich. Früchte länglich; Riefen schmalgeflügelt. 

1—3° hoch, oben ästig, kahl, graugrün. Blumen sattgelb. 


2 Juli—Herbst. Auf sonnigen, buschisen Hügeln, Felsen, auf Dämmen und Rainen, 
in Hecken des Hügellandes, besonders des wärmeren Theiles desselben, gerne auf Kalk, 
ziemlich verbreitet. Um Prag häufig auf Abhängen des Moldauthales, im Stern, St. Prokop, 
Kuchelbad, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Zävist, Säzavafelsen bei Davle, hinter 
Stöchovie u. s. w. — Ostböhmen: Woskoberg bei Pod&brad! Sehr häufig in den Wäldern 
von Königstadtl, Dymokur, Rozdalovie, Kopidlno! bis Jicinoves, aber nicht weiter nördlich 
(Pospichal). Kuttenberg: Kalklehnen am Bache! bei Neskaredie und Mocovie bei Cäslau 
(Opiz). Dvakatovic bei Chrudim, Kalkhügel! Pardubiöky bei Pardubie (Opiz)! Hügel um 
Hohenmauth! Bei Leitomysl nur auf einem Raine südlich vom Kabatwalde (Pospichal) ! 
Jarom&r: Kalklehne bei Zwol, am Vogelberg (Knaf)! Kalkhügel bei Rychnovek! — Chlum 
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Gipfel des Rollberges (Ascherson)! — Verbreitet im west- 
lichen Elbthale und Mittelgebirge, bei Melnik, Gastorf, Roudnie, Leitmeritz, unter dem 
Lobosch, Aussig, Rongstock! im Mittelgebirge bis Teplitz, Bilin, Brüx gemein; im Eger- 
thale bei Peruc, bei Loun nordwärts, z. B. am Rannayer Berge bei Sem&@! Brandeisl bei 
Schlan (Ramisch). Schliesselitz bei Saaz! Fehlt bei Komotau. Dörfels bei Duppau (Reiss), 
Hetmesgrün (Opiz nach Ortm.). — Hügel bei Zebräk gegen Toönik! Bergrücken der 
Burg Pravda häufig! Rakonitz! Bürglitz, Tyfov, Skrej häufig! Ruine Klingenberg an der 
oberer Moldau (Dedeek)! Felsen bei Rojau nächst Krumau! 

b) (Isophyllum Presl fl. ech.) Früchte auf Riefen und Thälchen körnig-warzig. 
Dolden aus sehr ungleich lang gestielten Döldchen. Blüthen und Früchte sehr kurz gestielt, 
theilweise fast sitzend. 


4. B. tenuissimum L. (Isophyll. tenuissimum Presl). Stengel vom Grunde aus- 
gesperrt-vielästig, aufrecht oder niederliegend. Blätter sitzend, schmal Tineal-lanzettlich, 
3nervig, zugespitzt. Endständige Dolde 3—5strahlig, seitliche blattachselständige 
kurzgestielt, 1—3strahlig. Hülle und Hüllchen 3—5blättrig, Blättchen lineal-lanzettlich, 
die der Hüllchen länger als die Döldchen. 

4" —1’ hoch, glatt und kahl, graulichgrün, Aeste ruthenförmig, der ganzen Länge nach 
traubig-reichdoldig, Seitendöldchen minder ausgebildet. Blumen klein, gelblich. 

© Juli—September. Auf salzigen Triften in den Umgebungen der Bitterwasser- 
brunnen von Saidschiz! Einmal anf einem feuchten Sandplatze am Judenkirchhof bei 
Hofenz (Thiel 1859)! 


570 Oenanthe. Seseli., 


15. Oenanthe L. em. Rebendolde. 


1. Oe. phellandrium Lamk. (Phellandrium aquaticum L.). Wurzelfasern fädlich, 
an den Rhizomknoten büschelig-quirlig. Stengel an der Basis öfter Ausläufer treibend, 
stielrund, gerillt, röhrig, ausgesperrt-ästig. Blätter ausgesperrt 2—3fach gefiedert, 
untere langgestielt; Dlättchen eiförmig, tief fiederspaltig mit lanzettlichen Zipfeln, 
die der untergetauchten Blätter vieltheilig mit fädlichen Zipfeln. Dolden mehrstrahlig, 
kurzgestielt, durch Übergipfelung oft seitlich; Döldchen ausgebreitet, nicht strahlend. 
Hülle meist fehlend, Hüllchen mehrblätterig. Blüthen alle zwitterig. Frucht eilänglich. 

Stengel 2—5’ hoch, unten sehr dick. Blumen weiss. 


% Juli, August. In stehenden Wässern, Gräben, Tümpeln, an Teichrändern im 
Schilfe, in den Ebenen und im Hügellande verbreitet, meist häufig. 


? 2. Oe. fistulosa L. Wurzelfasern büschelig, theils fädlich, theils rübenförmig 
verdickt. Stengel aus der Basis beblätterte Ausläufer treibend, stielrund, röhrig, aufrecht- 
ästig. Blätter langgestielt, doppelt-, die oberen einfach gefiedert; die Spreite etwas 
kürzer als der röhrige etwas aufgeblasene Blattstiel; Dlättchen Tineal, oft 2—3spaltig. 
Endständige Dolde 1—4strahlig, ihre Döldchen mit länger gestielten, unfruchtharen, 
strahlenden Randblüthen und kopftörmig gehäuften, fruchtbaren Mittelblüthen, bei der 
Fruchtreife kugelig; die seitenständigen. Dolden bis 5strahlig, unfruchtbar. Hülle 
fehlend oder 1blätterig, Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich, kürzer als die Döldchen, 
Frucht kantig-kreiselförmig, mit langen ausgespreizten Griffeln. 

1—2’ hoch, bleichseegrün, kahl. Blumen weiss oder röthlich. 


4 Juni—August. In Sümpfen, Gräben wie vorige. Einen sicheren Standort 
konnte ich bisher nicht ausmitteln. Im Herbar Knaf’s mit der Bezeichnung: „Bohemia“, doch 
konnte sich Knaf nicht mehr erinnern, wo er die Pflanze in jüngeren Jahren gesammelt 
hatte; vielleicht bei Klein-Pale@ nächst Schlan oder bei Jaromsr ? Nach Wolfner bei 
Neumettel unweit Horovic, doch fand ich daselbst nur O. phellandrium. Bei Pilgram 
(Opiz mpt., Pfund in Fl. Böhm. mpt.); Dollern bei Budweis (in Jungbauer’s Verzeichniss 
von fremder Hand zugeschrieben); am Graben, der sich aus dem Fischhof bei Budweis 
in die Moldau ergiesst (Mardetschl.). 


16. Seseli L. em. 


a) Kelchzähne kurz 3eckig, bisweilen sehr klein, an der Frücht öfter bleibend. Früchte 
kahl oder gleichsam mehlig bestäubt. Hülle fehlend oder 1blätterig, hinfällig. 


«) (Hippomarathrum DC.) Blättchen des Hüllchens in eine beckenförmige, am 
Rande gezähnte Scheibe zusammengewachsen. 


1. S. hippomarathrum L. Wurzelstock aufrecht-ästig, oben schopfig. Stengel 
stielrund, feingerillt, oben ästig. Blätter 2—3fach gefiedert, mit linealen spitzen Blättchen, 
die oberen scheidig mit verkümmerter Spreite. Dolden 5—10strahlig. Hüllen meist fehlend. 
Tüllchen und Früchte sehr fein-filzig (gleichsam mehlig-bestäubt). 

/,—2' hoch, blaugrün, kahl. Döldchen sehr gedrungen, halbkugelig, aus kurzgestielten 
Blüthen. Blumen weiss oder röthlich, 

2 Juli, August. Auf trockenen, sonnigen Hügeln, Felsen, auf Kalk, Gneiss, 
Lehm- oder Schotterboden, im wärmsten Hügellande zerstreut. Bei Prag: häufig auf 
Felsen zwischen Klein-Hole$ovic und der Trojer Schule! zwischen Podbaba und Selt 
(Poläk)! bei Chabry häufig (Dededek); Felsen gegenüber Libdic! auf der Kalklehne 
oberhalb Hledsebe bei Weltrus häufig! Slichov, Hlubo&ep, St. Prokop, Kuchelbad, Rado- 
tiner Thal gegenüber Kosor, Karlstein, Velikä hora! St. Ivan,. Berouner Stadtberg (Opiz). 
— Rip oder Georgenberg bei Roudnie! Leitmeritz: am Radoby, Strazi&kenberg ! Kalkhügel bei 
Pokratic! Hradischken! Uhustein (A. Mayer). Lobosch! Kosfäl bei Trebnitz (Reuss), 


Seseli. 5 


u | 
I 


Schreckenstein (Hampel)! Teplitz (Winkler)! Bilin auf Gneiss gegen den Sauerbrunn ! 
am: Kostelece (Reuss). Brüxer Schlossberg (Knaf) ! Rothenhaus (Roth)! Lieschnitz auf 
einer Trift! Rannayer Berg bei Laun! Thal von Horatiz auf schotterigem Abhange! 
Egerufer bei Stroupie nächst Saaz, im Lehmboden! 


#) Euseseli.) Blättchen des Hüllchens frei, 


2. S, glaueum Jaeg. Wurzelstock dick, schopfig. Stengel stielrund, fein gerillt, 
ästig, sammt den Blättern kahl und blaubereift. Blätter 2—3fach gefiedert, mit linealen 
oder lanzettlich-linealen, spitzen Blättchen, Blattstiele stielrund oder zusammengedrückt, 
oberseits nicht rinnig; obere Blattscheiden weissrandig mit einfacher linealer oder 2— 
3theiliger Spreite. Dolden 5—15strahlig, Strahlen kahl. Hüllehen mehrblätterig, deren 
Blättchen pfriemlich, 2mal kürzer als das Döldchen. Früchte oval, mehlig bestäubt. 

Stengel 1—4’ hoch, beinartig weisslich, langästig. Blätter etwas starr, die oberen mehr 
grasgrün. Blumen weiss, Früchte weisslich, Thälchen schwärzlich. Linn& giebt sein S. glaucum in 
Frankreich an, wo unsere Pflanze nicht wächst und auch die Worte: „Hores ante explicationem 
purpurascentes, explicati albi antheris purpurascentibus“ passen gar nicht auf unsere Pflanze. 

und 2, Auf felsigen Abhängen, trockenen Lehnen der Hügelregion, selten. 
Felsen des Elbufers zwischen Leitmeritz und Aussig (Reuss). Georgenberg bei Roudnie ! Ziem- 
lich häufig in der Prager Gegend, besonders im Moldau- und Berounthale, auf Kalk und Schie- 
fern: Moldaufelsen gegenüber Lib£ic, bei Roztok, Selt, Podhaba, Kaisermühle, Brüky, über 
Podhor, Troja, Pelz! Generälka, St, Prokop, Kuchelbader Felsen, Radotiner Thal gegenüber 
Hinter-Kopanina, VSenorer Thal, Karlstein, St. Ivan! Biezaner (Zävister) Berg! Moldau- 
felsen bei den Stöchovicer Stromschnellen! — Häufig auf Felsen des Berounthales bei 
Bürglitz! Berg To£nik! Felsen des Chotobu$ bei Dobris! Budweis: bei Gutwasser auf 
einem niedrigen trockenen Abhang nächst der unteren Schenke (1870)! bei Porit auf 
Felsen (Mardetschläger). 


3. $. coloratum Ehrh. (S. annuum L., S. bienne Crantz). Wurzelstock schopfig. 
Stengel stielrund, kantig-gerillt, einfach oder oberwärts ästig, sammt den Blättern fein- 
flaumig. Blätter. —3fach gefiedert, Blättchen meist 3spaltig, mit kurz linealen, spitzen, 
gespreizten Zipfeln. Blattstiele oberserts rinnig. Blattscheiden aufgeblasen, am Rande 
breit weisshäutig, die oberen mit kleinen 1. Stach fiederschnittigen Spreiten. . Dolden 
15—30strahlig, Strahlen besonders innen dichtflaumig. Hüllchen vielblätterig, die 
Blättchen lanzettlich, pfriemlich zugespitzt, breit weissrandig, etwas länger als die Döldchen. 
Früchte oval, jung etwas flaumig, zuletzt ziemlich kahl, wenig bestäubt. 

Stengel steif aufrecht, meist 1—3‘, auf dürrem Boden aber auch nur 1—3” hoch. Die 
oberen Blattscheiden, oft auch die ganze Pflanze zuletzt purpurröthlich angelaufen. Blumen weiss 
oder röthlich. Früchte braun mit bleicheren Rippen. 

69 und % Juli—September. Auf trockenen, grasigen Hügeln, trockenen Wald- 
plätzen, Triften, auf Kalk, Thon, Schotter und Sandboden im Hügellande zerstreut, aber 
ziemlich verbreitet. Bei Prag: bei Brüky, Klecan, Chabry, im Hain bei Welen, am Beckov 
bei Libeznic (Dödecek)! Hügelrücken bei Hrdlorfez (K. Knaf)! Michler Wald (Opiz). 
Dejvie, (Hoser)! Scharka (Bracht)! Stern (Steinmann). St. Prokop (Bercht.), Kuchelbad 
(Tausch)! Karlstein (Ruda), St. Ivan (Bracht)! Pysely häufig (Vogl). — Östliches Elb- 
gebiet: Woskoberg bei Podebrad, unter dem Kirchlein! Trift am Teiche bei Dlouho- 
polsko ! Kladruber Wald! St. Georgskirche bei Bohdanel, Sandhügel! Pardubie: am 
Kunöticer Berge, bei Weska, Wystrkov! Königingrätz (Sporil)! Jaromer: Waldränder 
der Kontina, Aupaufer vor Zwol, bei Wolowka! Ruine Potenstein (Sternberg). — Nord- 
böhmen : Loretto bei Ji&in! Münchengrätz: Felsen in der Stadt, Basalthügel Sichrow 
(Sekera), Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Malinsky)! Niemes und Gruppay 
(Schauta) ! — Westliches Elbgebiet und Eger: Gipfel des Rip oder Georgenberges (Gf. 
Chotek). Goldberg bei Ploskovie (Fieber, Hoser)! Leitmeritz; am Radobyl, Lobosch ! 
Schreckenstein (Hampel)! Wessenberg und andere Hügel zwischen Aussig und Teplitz ! 
Teplitzer Schlossberg, Boren bei Bilin (Reuss). Rannayer Berg bei Loun! Schiesselitz 


572 Aethusa. Cnidium. 


bei Saaz! Fehlt der Karlsbader Gegend. — Chotobus bei Dobris in der Kieferpflanzung 
über der Waldlehne, spärlich! Brezina (Sternberg). Budweis: Teichdamm bei B. Fellern 
(Döde£.), Pori@ (Mardetschläger). 


b) (Libanotis Crantz part.). Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, abfällig. Früchte kurz- 
haarig. Hülle vielblätterig. 


4. $. libanotis Koch (Athamanta libanotisL., Libanotis montana Crantz). Wurzel- 
stock aufrecht-ästig, faserschopfig. Stengel tief kantig-gefurcht, oberwärts meist etwas ästig. 
Blätter unterseits blaugrün, untere gestielt, doppelt bis einfach, obere einfach gefiedert; Ab- 
schnitte eiförmig bis keilig-länglich, 1—2mal fiederspaltig mit breitlanzettlichen Zipfeln, die 
unteren an der lauptspindel sitzenden Paare gekreuzt. Wülle und Hüllchen mehr- 
blätterig, Blättchen lineal-pfriemlich, die der Hüllchen länger als die gedrungenen Döldchen, 
Blüthen kurzgestielt. Früchte eiförmig, grau kurzhaarig. 

2—4' hoch. Stengel und Blätter bei uns stets zerstreut behaart, erstere oben nebst den 
Doldenstielen und Hüllchen grauflaumig (die kahle Varietät sah ich nicht aus Böhmen). Blumen 
weiss, klein. Thälchen schwarzviolett. Var. «) bipinnatum, untere Blätter doppelt gefiedert, 
Blättchen fiederspaltig, Zipfel ganz oder 2spaltig; £) bipinnatifidum (Athamanta sibiriea 1.., 
Libanotis sibirica Koch), untere Blätter einfach gefiedert, Blättchen länglich, tief fiederspaltig, 
am Grunde fiedertheilig mit fiederspaltigen Abschnitten. - 

%3 Juli, August. Auf felsigen buschigen Abhängen, auf Basalt und Kalk, auch 
anf Weiden nnd Wiesen mit Lettenboden im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge, 
sehr zerstreut, doch am den Standorten schr zahlreich. Oestliche Elbniederung: Wil- 
helminenshügel bei Cäslau (Opiz). Auf einem Raine zwischen Chlunee und Chejst (Po- 
spichal)! Bei Pardubie massenhaft auf lettigen Elbwiesen mit Daucus (nebst ß) und, auf 
dem Kuneticer Berge! Unterhalb Königingrätz auf einer Wiese nahe der Elbe! — 
Westliches Elbgebiet: Gipfel und steinige Lehnen des Mileschaners! Felsen des Klet- 
schenberges (Reuss, Mayer), Berge bei Sebusein (Malinsky)! Weiden am Egerufer zwischen 
Libochovie und Libus (Reuss). — Buschige Hügel bei Ellbogen (Ortmann, Aschers.). 
Ruinen der Burg Räbi bei Horazdovic (Pohl Tent.)? Bei Kruman auf Kalkfelsen häufig, 
so über der Budweiser Vorstadt, am Niklasberg, Kalkfelsenberg! Rabenstein (Jungb.). 
Im Schlossgarten von Platz und auf der Schanzmauer des Schlosses (Leonhardi)! 


17. Aethusa L. Gleisse. 


1. Ae. eynapium L. (Hundsgleisse, Hundspetersilie), Stengel stielrund, feingerillt, 
ästie, sammt den Blättern kahl. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättchen im Umrisse 
eiförmig oder lünglich, fiederspaltig, mit lineallanzettlichen, spitzen, oberseits glänzenden 
Zipfeln. Blattscheiden mässig lang, breit weissrandig. Hülle fehlend. Hüllchen aus 3 
einseitigen, abstehenden oder herabgeschlagenen, linealen Blättchen. 

Blumen klein, weiss. Variirt 1—6’ hoch (so meist in Gebüschen, über klafterhoch in 
len Bürglitzer Wäldern) und 1—4“ hoch (so besonders auf Aeckern, A. segetalis v. Bönningh.). 
Blätter des Hüllchens bald viel, bald wenig (A. cynapioides M. Bieb., Presl fl. ech.) länger als 
das Döldchen, Blumen bald grösser, bald doppelt kleiner als gewöhnlich (A. mierantha Opiz!), 
üussere Doldenstrahlen bedeutend länger oder nur ebenso lang als die Frucht, Früchte auch 
kleiner und grösser. Eine konstantere Vereinigung dieser Abänderungen zu bedeutenderen Ab- 
arten kann ich aber nicht finden. : 

© Juni—September. Auf Aeckern und Brachen, auf Gartenbeeten, Schuttstellen 
und in Gebüschen, gemein im ganzen Lande und bis auf das Vorgebirge (über 2000‘, 
so z. B. im Erzgebirge) verbreitet. 


18. Cnidium Cusson. 


1. €. venosum Koch (Seseli venosum Hoffm., S. dubium Schkuhr, Selinum sil- 
vestre L,?). Stengel unten stielrund, feingerillt, oberwärts kantig-furchig, einfach oder 
oberwärts ästig, sammt den Blättern kahl. Blätter 2—3fach fiederschnittig, mit aufge- 


u 


Conioselinum, Silaus. 573 


richteten linealen oder lineallanzettlichen, am Rande umgerollten, unterseits graugrünen 
und geaderten Zipfeln, die untersten zur Blüthezeit meist vertrocknet. Blattscheiden 
lang, etwas aufgeblasen, breit randhäutig und oben 2öhrig. Hülle fehlend oder aus ein- 
zelnen Blättchen. Hüllchen vielblätterig, Blättchen linealpfriemlich, etwa so lang als das 
Döldchen, nicht randhäutig. Dolde vielstrahlig, Strahlen innen feinflaumig. 

1—3’ hoch, aufrecht, oft purpurn überlaufen. Blumen weiss. Das sehr ähnliche Sesel 
eoloratum ist durch die randhäutigen Hüllblättchen und behaarte Stengel und Blätter neben 
den Gattungsmerkmalen unterschieden. Die grundständigen Scheiden hinterlassen auch kaum 
einen Schop[ wie bei S. coloratunı. 

89 August, September. Auf feuchten Wiesen und in lichten Wäldern der Ebenen 
selten, sehr zerstreut, nur in zwei getrennten Verbreitungsbezirken. Oestliche Eibnie- 
derung: Blatowiese bei Podebrad (1867)! Am Rande der Louöiner Wälder von Dou- 
bravie her! Waldwiese im Thale bei Zähornie hinter Königsstadtl (1869)! Laubwald bei 
Chlumee unter dem Berge Listice (1867)! (schon Mann 1824). Vor Wohar (zwischen 
Podebrad und Elbe-Teinitz) im Walde (Mann 1819 indeterm.)! Bei Rlbe-Teinitz gegen 
Kladrub im Kieferwalde! Nördliche Erzgebirssebene: Kommerner Seewiesen! Sadschitz 
bei Görkau nächst dem Bade (Prof. Reuss), Sporitz bei Komotau! (zuerst von Knaf 
entdeckt). 


19. Conioselinum Fischer. 


1.€C. tatarieum Fisch. (C. Fischeri W. et Grab., Angelica chaerophyliea Lotter- 
moser). Stengel stielrund, feingerieft, oberwärts gefurcht, ästig, bereift, sammt den Blättern 
kahl. Blätter im Umriss 3eckig-vhombisch, 2—3fach gefiedert; Blättehen eiförmig oder 
länglich, tiederspaltis, deren untere Abschnitte öfter 2—mehrspaltig, Zipfel lanzettlich, 
feinzugespitzt, am Rande umgerollt. Blattscheiden gross, aufgeblasen, am Rande wenig 
häutig, alle blatttragend. Hülle fehlend oder wenigblätterig; Blättchen der Hüllchen 
pfriemlich, unberandet, gewimpert-rauh, theilweise länger als die Döldchen. Dolden- 
strahlen innen von kleinen Zäckcehen ranh. 

H. 2—3‘, Blätter ähnlich denen eines Chaerophyllum. Blumen schmutzigweiss. 


. 2, Juli, August. Auf waldigen, kräuterreichen Gebirgslehnen. Auf dem Glazer 
Schneeberg (Tausch)! |Ist aber den schlesischen Botanikern daselbst nicht bekannt]. 


20. Silaus Besser. Silau. 


1. $. pratensis Bess. (Peucedanum silaus L., Cnidium silans Spreng.). Wurzel- 
stock schopfig. Stengel unten ziemlich stielrund, oben kantig, ästig, nebst den Blättern 
kahl. Blätter 2—3fach, oberste einfach gefiedert, Blättchen 2spaltig und fiederspaltig, 
Zipfel lanzettlich und länglich-lanzettlich, feinspitzis, am flachen Rande sehr fein 
gesägt-rauh, unterseits geadert, blasser grasgrün. Blattscheiden kurz, schmal. Hülle 
fehlend oder 1—2blätterig. Hüllechen vielblätterig, ihre Blättchen lineal-lanzettlich, sehr 
schmal randhäutig, glatt und kahl, kürzer als das Döldchen. 

1-3’ hoch. Blumen blassgelb. Von Cnidium und anderen ähnlichen Arten, ausser der 
Blüthenfarbe, besonders durch breitere, flache, gesägt-rauhe Blattzipfel zu unterscheiden. 

2, Juni—August. Auf fruchtbaren, etwas feuchten Wiesen der Ebenen, des 
Hügellandes und Mittelgebirges sehr zerstreut, stellenweise häufig und in Menge. Bei 
Prag sehr selten, nur am untermauerten Moldauufer der Keppelschen Insel mit Senecio 
barbareaefolius (1869!) und vor dem Prager Schlossthor auf einer kleinen Wiese gegen 
das Strahover Thor zu (K. Poläk)! wahrscheinlich auf beiden Stellen mit Grassamen 
eingeschleppt. Oestliches Elb- und Isergebiet: Zwischen Peöky und Podebrad, und um 
Podebrad auf den Elbwiesen! Nimburg: Elbwiesen und Wiesen gegen Kreckov! Eib- 
wiesen bei Kolin gegen Libie und Neudorf! Chrudim: bei Slatinan am Rande der 
Fasanerie! und bei Dvakatovie am Rande des feuchten Eichenhaines spärlich! Bei Par- 
dubie auf Wiesen an der Bahn! Teichdorf bei Dasic! Dvorfisko und Sruby bei Chotzen ! 


574 Foeniculum—Pastinaoa, 


Leitomysl: Wiesen gegen Nemosin ! Bei Senftenberg zwischen Pelin und Rokytnie 
(Brorsen). Jarom&f: bei Jezbin (Knaf) und bei Wolowka! Zwischen Nächod und Starko&! 
— Bergwiesen bei Jungbunzlau (Hipp.)! — Fehlt bei Niemes (Schauta). Georgswalde, 
Rumburg, Nixdorf (Neumann). — Verbreitet in der Gegend des Basalt-Mittelgebirges: 
Egerwiesen bei Libochovie und Pätek! Elbwiesen bei Leitmeritz, Bergwiesen bei Kotomir 
(Mayer). Um Mileschau, um den Radelstein und von da auf allen Wiesen bis Bilin! 
Am Sauerbrunnberg bei Bilin! Aussig, hochgelegene Bergwiesen! Karbiz, Teplitz bis 
Brüx auf den Kommerner Seewiesen! Fehlt von da ab nach Westen gänzlich, — In 
Südböbmen bei Blatna (Sternberg)! (vielleicht aber nur auf künstlichen Grasplätzen 
eingeschleppt ?) 


91. Foeniculum Haller. Fenchel. 


+ 1. F. capillaceum Gilib. (F. ofüeinale All., Anethum foenieulum L.). Stengel 
stielrund, feingerillt, sammt den Blättern kahl und bläulich-bereift. Blätter 3—mehr- 
fach fiederschnittig, zuletzt gabelig-getheilt, Zipfel lineal-pfriemlich, verlängert. Blatt- 
scheiden lang, halbumfassend, oben breithäutig 2öhrig. Hülle und Hüllchen fehlend. 

3—5’' hoch, kräftiger als die ähnliche folgende Art, die Zipfel länger, Blattscheiden 
viel länger. Dolden gross. Blumen gelb. 

29 Juli—Herbst. Stammt aus Südeuropa, wird meist in Gärten, selten im 
Freien gebaut und verwildert bisweilen, 


22. Anethum L. em. Dill. 


7 1. A. graveolens L. Stengel stielrund, feingerillt, sammt den Blättern kahl 
und bereift. Blätter 2—mehrfach fiederschnittig, zuletzt gabelig-getheilt, Zipfel lineal- 
pfriemlich. Obere Blattscheiden kurz, breit weissrandig, etwas geöhrt. Hülle und Hüll- 
chen fehlend. 

1—3’ hoch, ästig. Dolden gross. Blumen gelb. Geruch eigenthümlich. 


© Juli—Herbst. Stammt aus Südeuropa, bei uns in Gärten und auf Feldern 
gebaut, auch hin und wieder auf wüsten Plätzen, Wegen und Zäunen verwildert. 


23. Pastinaca L. Pastinak. 


1. P. sativa L. Stengel kantig-gefurcht oder gestreift, behaart. Blätter einfach 
gefiedert, mit schmalen, kaum häutig berandeten Scheiden; Blättchen eiförmig bis 
länglich, am Grunde oft herzförmig, sitzend, ungleich-gekerbt-gesägt, am Grunde 
öfter eingeschnitten, das endständige 3lappig. Hülle und Hüllchen fehlend, seltener aus 
1—2 Blättchen, 

1—3° hoch. Blumen sattgelb. 


a) genuina (P. sativa Gren. et Godr.). Stengel starkkantig, gefurcht. Dolden aus 8 
bis 10 verlängerten, ungleich langen Strahlen; die centrale Dolde srösser als die seitlichen. 
Früchte der letzteren kleiner als die der Terminaldolde. Blattoberfläche glänzend, (nebst dem 
Stengel und den Doldenstrahlen) mit feinen, kurzen, angedrückten Haarspitzchen, unterseits mit 
a nr abstehenden Härchen. Untere Blätter kürzer gestielt, die mittleren auf der Scheide 
yereits sitzend. 


b) urens (Requien in Gren. Godr.). Stengel stielrundlich, nur gestreift. Dolden alle 
gleich gross, nur aus 5—6 kurzen, fast gleichen Strahlen gebildet. Früchte kleiner als die der 
Seitendolden von a). Blätter beiderseits weich behaart, Blattunterseite, Blattstiele und mittlere 
Stengelglieder besonders dicht, daher die Pflanze aschgrau behaart. Untere Blätter sehr lang- 
gestielt, das in und über der Mitte stehende noch mit 1—2‘ langem Blattstiel; Blättchen in ge- 
ringerer Anzahl als bei a) (nur 5—9). 


29 Juli—September. a) Auf Wiesen, Rainen, Gräben, an Wegen, im ganzen 
Hügellande und besonders in niederen Gegenden sehr verbreitet, oft weite Wiesenflecke 


Heracleum, Peucedanum. 575 


gelb färbend. Fehlt aber meistens in gebirgigeren Gegenden, wie z. B. um B.-Kamnitz, 
tritt erst bei Tetschen und B.-Leipa wieder auf (Zizelsberger). Um Krumau noch häufig. 
— b) Bisher nur bei Bürglitz an der Beroun im Waldesschatten des Bergufers (1873)! 
und bei Schlackenwerth gegen den Galgenberg (Reiss)! 


24. Heracleum L. Bärenklau. 


1. H. sphondylium L. Stengel kantig-gefurcht, röhrig, sammt den Blätteru 
steifhaarig, oberwärts ästig. Blätter 1—3paarig gefiedert, seltener fiedertheilig; Blättehen 
sitzend, gelappt oder fiederspaltig, das endständige 3lappie, ungleich grobgesägt. Blatt- 
scheiden .bauchig aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1—-mehrblätterie. Hüllchen viel- 
blätterig. Randblüthen der Dolde mehr weniger vergrössert, strahlend. Früchte verkehrt- 
eiförmig, anfangs kurzbehaart, zuletzt ganz kahl. Striemen der Berührungsfläche 2, 
keulig zur Mitte hinabreichend. 

$ 2—5 hoch, kräftige. Blumenblätter weiss, auch grünlich oder gelblich oder röthlich, 
seichter oder tiefer ausgeschnitten, selbst 2lappig, die randständigen meist strahlend, bisweilen 
aber wenig oder gar nicht strahlend, meist grünlich (* discoideum, MH. flavescens Bess,, Tausch!). 
Var. ferner &) latifolium, Blättchen breit- und kurzgelappt, Lappen breiteiförmig; f) augusti- 
folium Wimm. et Grab. (H. angustifolium Jacq., H. lonsifolium Jacq.), Blättchen fiederspaltig, 
Abschnitte verlängert, lanzettlich, das endständige Blättchen 3schnittig, Ttheilig. H. elegans Jacq. 
Tausch! ist eine Uebergangsform zu «. mit kürzeren Zipfeln. 

2 Juni— September. Auf Wiesen, in Waldgebüschen, auf freien Waldplätzen, 
&) verbreitet im ganzen Lande, von den Ebenen bis auf das Hochgebirge (Glazer 
Schneeberg, Riesengebirge), * hin und wieder, z.B. bei Prag, im Grundthal bei Komotau, 
auch auf Abhängen des hohen Riesengebirges! £) selten, schön ausgebildet im hohen 
Riesengebirge, z. B. am Kiesberg des Riesengrundes! Kesselgrund (Gottstein)! wo auch 
die Uebergangsformen vorkommen; aber auch im niederen Lande, z. B. bei Prag 
(Hoser)! Neuschloss bei B.-Leipa! Uebergangsformen z. B. bei Alt-Pless nächst Jaro- 
mer! bei Jungbunzlau (Hipp.)! 


25. Peucedanum (L. ampl.). Haarstrang. 


A. (Eupetcedanum.) Striemen der Fugenseite 2—mehrere, in der dünnen Frucht- 
schale oberflächlich. Stengel ausgefüllt, markie. 


a) Fruchtrand schmal, höchstens "/, so breit als die übrige Frucht. 
&) Blumen hellgelb. 


1. P. alsaticum L. (Onidium alsatieum Spreng.). Wurzelstock schopfig. Stengel 
kantig-gefurcht, rispig-ästig, mit ruthenförmigen, öfter zu 2 und 3 genäherten Aesten. 
Blätter 3fach gefiedert, Blättchen breiteiförmig, fiederspaltig oder fiedertheilig mit lineal- 
lanzettlichen, stachelspitzen, am Jtande feingesägt-rauhen, unterseits graugrünen, vor- 
ragend-nervigen Zipfeln , die oberen Stengelblätter klein, gedreit, mit 1—2mal fieder- 
spaltigen Blättchen, auf mässig grossen, nur halbumfassenden Scheiden. Hülle 5—8- 
blätterig, ihre Blättchen lanzettlich, weissrandig. Doldenstrahlen kahl. Grifiel der Frucht 
zurückgebogen, wenig länger als das Griffelpolster. 

2—6‘ hoch, eigenthümlich unregelmässig kandelaberartig ästig, kahl, später oft purpurn 
überlaufen. Dolden verhältnissmässig klein und gedrungen. Von dem ähnlichen Silaus, der auch 
einen rauhen Blattrand hat, unterschieden durch die Verästelung, die mehrblätterigen Hüllen, 
ganz kahle Doldenstrahlen. 

2, Juli, August. Auf trockenen, begrasten Hügeln, am Rande von Gebüschen, 
fast nur im Elbthale, selten. Bei Prag nur im Kanal’schen Garten (Opiz 1853)! Bei 
Podebrad im Gebüsch der Fasanerie vor dem Blato ziemlich zahlreich und in den 
Elbauen spärlich! Im Eichengebüsch bei Nimburg (VSeteöka)! Am Berge Sovice auf 
und nahe dem Gipfel nicht zu häufig! Fasanerie bei Choteschau (Malinsky)! Wiesen 
um Mileschau (Tausch) ! 


576 Peucedanum. 


ß) Blumen weiss oder anfangs röthlich. 


2. P. cervaria Cusson (Selinum cerv. L., Athamanta cerv. L., Ligusticum 
cerv. Spreng.). Wurzelstock schopfig. Stengel stielrund, gerillt, oben ästig, armblätterig. 
Grundblätter doppelt gefiedert, Blättchen meist sitzend, länglich-eiförmig, nur am 
Grunde eingeschnitten, sonst scharf-stechend-gesägt, alle ziemlich in einer Fläche 
ausgebreitet und spitzwinkelig von den Tragblattstielen abstehend. Scheiden gross, 
aufgeblasen, die oberen fast spreitenlos. Hülle und Hiüllehen vielblätterig, die Blättehen 
lineal-pfeiemlich, die der Hülle weissrandhäutig, zurückgeschlagen. Die 2 Striemen der 
Fugenseite öhrer Mittellinie sehr genähert. 

1—4' hoch, kahl. Blätter hellgrün, unterseits blass, graulichgrün. Dolden gross, Blumen 
weiss, vor dem Aufblühen röthlich. Die breiten Riefen sind der Länge nach gleichsam in 2 Riefen 
zertheilt. Griftel der Frucht herabgeschlagen. 

2, Juli, August. In trockenen Laubwäldern, auf buschigen Hügeln, Waldwiesen, 
gerne auf Kalk, Basalt, Gneiss, im Hügellande, besonders im wärmeren Theile desselben 
und in der Ebene ziemlich verbreitet und stellenweise häufig. Bei Prag: Lorenzberg, 
Podbaba, Podhor, Hain bei Bäft, Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus, St. Mathaeus, 
Scharka, Stern, Hlubotep, Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal, Karlstein! Pysely im Parke 
(Vogl). — Oestliches Elbgebiet: Hain bei Cetelice an der Elbe, Wiesen zwischen Ra- 
tenie und Podebrad, am Woskoberge, Eichwälder bei Dlouhopolsko, Zähornie, Dymokar 
und KopidIno, häufig! Slatina bei Jiein! Drabinawald bei Chlumee! Katina bei Kutten- 
berg! Kalklehne bei Dvaka@ovie unweit Chrudim! Scheint weiter östlich zu fehlen. Jaromer: 
in der Kontina auf Kalkmergel, bei Zvol, Kalkhügel bei Rychnovek! — Nordböhmen: 
llorka und Basalthügel Sichrov bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser 
(Hipp.)! N. Benätek (Dedet.)! Widim (Hackel). Schnedowitz (Pöch)! Neuschloss (Kablik) ! 
Kuhberg b. Leipa (Watzel)! Verbreitet im ganzen Mittelgebirge, nordwärts noch am 
Sandauer Berge und bis gegen Tetschen, am Zinkenstein, auf den Elbabhängen bei 
Aussig, Nesteritz, Tichlowitz massenhaft! Häufig um Leitmeritz: bei Pokratie, Radobyl, 
Satanaberg, Uhuberg, überall um Welbine! Goldberg bei Ploskovic (Mayer), Levin bei 
Auscha, kleiner Geltsch! Fuss der Sovice bei Roudnie!-Loboseh, Granatbach unter dem 
Radelstein! u. s. w. — Am Erzgebirge: Lippenei bei Teplitz (Eichler)! Rothenhaus, 
Komotau: am schwarzen Hübel, Schönlindner Berg mit Pulsatilla patens, Eidlizer Busch! 
u. a. Heidelsberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Eichberg bei Podersam! — Bergrücken 
der Burg Pravda, häufig! Skrej bei Bürglitz! Wälder zwischen Mnisek und Dobris 
spärlich ! Chotobus bei Dobris! Bei Horovie gegen Kotopeky! Pisek: in den Hürky und 
anderwärts (Dedee.)! Pori& bei Budweis an der Moldau (Mardet.). 


3. P. oreoselinum Mönch (Athamanta oreosel. L., Selinum oreosel. Crantz). 
Wurzelstock schopfig. Stengel stielrund, gerillt, oberwärts gefurcht. Grundblätter 3fach 
gefiedert, Abschnitte zum Grunde keilig. Blättchen im Umrisse eiförmig, 1—2mal 
fiederspaltig, mit länglich-lanzettlichen, am Rande unregelmässig zackig-rauhen 
Zipfeln;, seitliche Blättchenstiele in stumpfen oder rechten Winkeln gespreiet. 
Scheiden ziemlich gross, etwas aufgeblasen, die obersten mit sehr kleiner Spreite. Hülle 
und Hüllchen vielblätterig, die Blättchen der Hülle weissrandig, zurückgeschlagen. Die 
2 Striemen der Fugenseite längs ihres Randes bogig verlaufend. 

1—3° hoch, kahl, grasgrün, oft purpurn überlaufen. Dolden gross. Das junge Laub 
riecht möhrenartig. 

2 Juli, August. Auf Wald-, Berg- und Uferwiesen, im Waldgebüsche, an 
Rainen, nur im sandigen und kiesigen Boden, in der Hügelregion fast nur der nörd- 
lichen Landeshälfte, sehr zerstreut. Bei Prag selten: bei Podhor in der Lubomirka auf 
der Nordseite des Abhanges! Michler Wald, zwischen Lhotka und Modran, Uferwiesen 
(mit Armeria) bei St. Kilian nächst Davle! Stifin (Sykora). — Bei Certan auf Wiesen 
an der Säzava häufig! Bad Sternberg bei Schlan! — Oestliches Elbgebiet: Hain bei 
Cetelie! Brandeis (Opiz). Waldränder bei Lissa (Tausch)! Nimburg Elbwiesen! Pode- 


Peucedanum, 577 


brad bei Zbo2i! und Pecky (Dedetek)! Chlumee: am Berge Klamoska und bei Kundratic! 
Kolin (mit Armeria)! Elbe-Teinitz, mehrfach, auch gegen Kladrub zu! Um Bohdanei 
häufig! Pardubie: Kichwald bei Pardubicek ! Königingrätzer Wald! Vogelberg bei Jaro- 
mer (Knaf)! -- Neu-Benätek (Dede&ek)! Weisswasser (Kablik)! Horka bei München- 
grätz (Sekera). Niemes, Rehwasser! Um Dauba verbreitet (Reuss), Auscha, Widim 
(Hackel), Husov bei Melnik (Praääk)! Anhöhen oberhalb Hof Kalesov bei Roudnic 
(Reuss)! Eichbusch zwischen Ober-Berkovic und Ctinoves! Leitmeritz: bei Skalie, unter 
dem Strazickenberg! am Deblik, oberhalb der Mentbauer Mühle, zwischen Sebusein und 
Tlutzen, um Welbine u. s. w. (A. Mayer). Marienberg bei Aussig (Poläk)! Tetschen 
(Malinsky)! — Sandige Raine unter dem Eichberge bei Podersam! Am Stemeissl bei 
Ellbogen (Ortm.). Kalkhügelrücken nächst dem Jägerhaus bei Kounova, bei Burg Pravda, 
dann zwischen Roucov und dem Vinaficer Thal! Berg Zbän bei Rentsch (Krejt). Be- 
rounka bei Nezabudic nächst Bürglitz. Südböhmen: bei Frauenberg (Mardetschläger; auch 
in Jechl’s Herbar aus der Budweiser Gegend vorhanden). 
b) Fruchtrand fHlügelartig, dünn, so breit als die sanze übrige Frucht. 

? 4. P. austriacum Koch (ampl.) (Selinum austriacum Jacq.). Wurzelstock nicht 
schopfig. Stengel gefurcht, mit beinarlig weissen Kanten belegt, einfach oder oben 
ästig. Grundblätter fach getiedert, im Umriss 3eckig; Blättechen eiförmig, zum Grunde 
keilig, tief fiederspaltig; Ziptel länglich-lanzettlich bis schmallineal, am Rande glatt, 
mit knorpeliger Spitze. Hülle und Hüllchen reichblätterig, Blättchen lanzettlich, am 
Rände etwas gewimpert-rauh, zurückgeschlagen, die des Hüllchens kaum halb so lang 
als das Döldehen. Doldenstrahlen innen feinflaumig-rauh. 

a) genuinum (P. austriacum Koch). Blattzipfel länglich- bis lineal-lanzettlich, 

b) rablense Koch spec. (Selinüum rablense Spreng.). Blattzipfel schmallineal. (Koch 
zweifelte selbst an der Echtheit dieser „Art.“) 

2—4' hoch. Stengel und Blattstiele durch die glänzend weissen Kanten schr kenntlich. 
Blätter hell grasgrün. Dolden gross. Blumen weiss. 

2 Juli, August. Auf felsigen buschigen Hügeln. a) Für Böhmen sehr zweifel- 
haft. Bei Wittingau nach Presl fl; &ech., doch ist in der ebenen Gegend kein Terrain 
dafür und da auch als Standort Wiesen angegeben werden, so ist wohl eine Verwechs- 
lung etwa mit der folgenden Art anzunehmen, welche daselbst auch häufig vorkommt. 
Nach Pfund (Fl. Böhm. mspt) aber auf Hügeln bei Gratzen und Hohenfurth, wo ich 
aber nichts dergleichen sah. b) Wurde von Opiz am 15. Aug. 1837 bei Hlubocep 
nächst Prag (wahrscheinlich im Hiluboceper Wäldehen) mit schönen Früchten in 2 
Exempl. gesammelt. Dieses Vorkommen gehört zweifelsohne in die gleiche Categorie 
mit Caucalis orientalis, Allium odorum. paradoxum u. dgl.; die Pflanze ist aber später 
bei Hlubodep nicht mehr gefunden worden. 


B. (Thysselinum Hofim.) Striemen der Fugenseite 2—4, von der Fruchtschale be- 
deckt, der Innenwand des Faches anliegend. Stengel röhrig. 


5. P. palustre Mönch (Selinum palustre L., Thysselinum palustre Hofim,, Th. 
Plinii Spreng., Olsenick, Oelsenich)*). Wurzelstock nicht schopfig. Stengel kantig- 
gefurcht, hohl, oberwärts etwas ästig. Blätter 2—fach gefiedert; Blättehen tief tieder- 
spaltig, mit linealen oder lanzettlichen, weissbespitzten, am umgerollten Rande glatten 
Zipfeln. Blattscheiden mässig gross, die obersten kleinspreitigen etwas aufgeblasen. Hülle 
und Hüllchen vielblätterig, deren Blättehen lanzettlich, sehr langspitzig, am häutigen 
Rande gewimpert-raub, zurückgeschlagen; die der Hüllchen so lang und länger als die 
Döldchen. Doldenstrahlen innen dichtflaumig-ranh. 

3—5’ hoch, grasgrün, ganz kahl, die Kanten des Stengels dünn, in der Farbe von den 
Furchen wenig abweichend. Blumen weiss. Die Striemen der lugenseite sind von einer dieken 
Parenchymschichte bedeckt, daher äusserlich nicht sichtbar, bei den echten Peucedanumarten 


*) Ein slavisches Wort, böhm. Olsenik oder Olesnik (auch für Selinum carvifolia ge- 
braucht), von olse, Erle, weil die Art in Erlbrüchen wächst. 


578 Imperatoria. Tordylium, 


bedeckt eine sehr dünne, durchsichtige Parenchymschichte die braune Wandschicht der Oelgänge, 
welche dagegen von der Innenwand des Faches entfernter liegen. Von den ähnlichen Arten unter- 
scheiden sich Cnidium und Selinum leicht durch den Mangel der Hülle, ersteres auch durch 
stielrunden, letzteres durch geflügelt-kantigen Stengel, Peucedanum austriacum durch nicht hohlen 
Stengel, weisse Stengelkanten und viel kürzere Hüllchen. 

63 Juli, August. Auf sumptligen Wiesen, in feuchtem Gebüsch, besonders an 
Gräben, Teichrändern, in Erlbrüchen, auf Torfmooren, in den Niederungen und in 
gebirgigeren Gegenden ziemlich verbreitet, jedoch im wärmeren Hügellande und Mittel- 
gebirge, so im ganzen westlichen Elbthal, dem Basaltmittelgebirge, der Prager Gegend 
(mit Ausnahme eines im gebirgigeren Theile gelegenen Standortes bei Stifin nach Sy- 
kora) ganz fehlend. Oestliche Elbniederung: Fiederholz zwischen Ouval und B&chovic 
(Poläk)! bei Brandeis (Opiz), Teich Kmotrov bei Sehusic (Opiz)! Pfeloud in Erlbrüchen, 
bei Bohdanet, Pardubiec! Sümpfe des Königingrätzer Waldes! Zdelover Teichel zwischen 
Adler-Kostelee und Borohrädek und bei Borohrädek selbst! Plesser Wald bei Josef- 
stadt (Hähnel)! — Nordböhmen: Weisskirchen bei Kratzau (Matz). Niemes! Horka- 
teich bei Wartenberg ! Habstein (Pöch)! Höllengrund (Pospichal) ! Erlbruch bei Schiessnig, 
Teich bei Oberliebich und anderwärts bei B. Leipa! Teich bei Hainspach (Karl)! — 
Erzgebirgsebene (doch nicht im Erzgebirge selbst): Duxer Teiche (Thiel), Bettelgrün 
bei Ober-Leitensdorf (Roth), Kommerner Seewiesen (Knaf)! Sumpf zwischen Görkau 
und Udwitz (Roth)! Karlsbad an der Eger, an Teichen und Gräben der Umgegend 
(Ortm.)! Franzensbad (Bracht)! — Bei Padrf in den Zbirower Wäldern! Blatna (Stern- 
berg); Budweis: am Teich bei Böhm. Fellern! Frauenberg, Gratzen (Sternberg). Am 
Böhmerwalde: zwischen Rosenberg und Ilohenfurth an der Moldau! bei Schwarzbach 
(Jungb.), Böhm. Röhren (Müncke). Bei Wittingau am’ Goldbach, auf nassen Wiesen 
sehr häufig, desgleichen um die Teiche bei Veself und auf dem Moore bei Zalsi! Platz 
(Leonhardi)! 


26. Imperatoria L. Meisterwurz. 


1. I. ostruthium L. Wurzelstock dick, walzliche Ausläufer treibend. Stengel 
gerieft, oberwärts ästig, kahl. Blätter einfach (oder die grundständigen doppelt) 3zählig; 
Blättchen breiteiförmig, zugespitzt, öfter das endständige 3lappig, die seitlichen 2lappig, 
ungleich grobgesägt, unterseits auf den Nerven etwas rauh. Stengelblätter kleiner, mit auf- 
geblasenen Scheiden. Hüllchen aus wenigen fädlichen Blättehen. Fruchtrand jederseits so 
breit als die Fruchtfächer. 

1—3' hoch. Blumen weiss. Pflanze stark aromatisch. 


2 Juni, Juli. Auf Gebirgswiesen, in feuchten, bewässerten Schluchten und Rinn- 
sälen der Gränzgebirge bis 3500‘, an manchen Stellen wohl nur aus Bauerngärten verwildert, 
an anderen anscheinend wild. Stiebnitz im Gebirge bei Senftenberg (Brorsen). Im Riesen- 
gebirge: bei St. Peter anscheinend wild! am Schwarzberg bei Johannisbad, bei Schatzlar 
(Opiz). — Gablonz bei Reichenberg, nächst der Bräuerei (Sekera). Bei Schluckenau an 
Scheuern der Landleute (Karl)! Im Erzgebirge: bei Niklasberg an einem Strassengraben, 
wahrscheinlich nur verwildert (Winkler)! Auf Wiesen bei Sebastiansberg (Thiel)! bei 
Gottesgab (Reiss)! zwischen Neudeck und Neuhammer (Ortm.). Bei Hauenstein beim 
Forsthause (Walter nachı Opiz) wohl nur angepflanzt. Im Böhmerwalde nur in Bauerngärten 
selten angebaut (Göppert), so bei Buchwald bei Fürstenhut (Mardetschl.); aber auf der 
Lusener Waldhauswiese (schon in Baiern) nach Sendtner bestimmt wild. 


27. Tordylium (L. part.). Zirmet. 


1. T. maximum L. Wurzel 1jährig, spindelig-ästig. Stengel kantig-gefurcht, 
nebst den Blättern augedrückt steifhaarig; Kanten, Blattscheiden und Blattstiele mit 
längeren abstehenden Ilaaren. Blätter einfach gefiedert, 2—4paarig; Blättchen der unteren 


Selinum, Ostericum,, 97 


“D 


Blätter eilänglich, der oberen länglich-lanzettlich, deren endständiges verlängert, alle grob 
gekerbt-gesägt oder auch am Grunde eingeschnitten. Hülle und Hüllchen vielblätterig; 
die Blättchen lanzettlich, nicht randhäutig, die der Hülle kürzer als die Doldenstrahlen. 
Die äusseren Blüthen strahlend, mit 3 grösseren Blumenblättern, deren mittleres gleich-, 
die seitlichen sehr ungleich-2spaltig. Früchte rundlich, borsthaarig; Thälchen 1striemig. 

1—3° hoch. Blätter sehr rauh, spröde. Blumen weiss; der dicke Fruchtrand weisslich. 


© Juli, August. Auf steinigen, buschigen Abhängen, in Weinbergen des wärmeren 
Hügellandes, sehr selten und vielleicht nicht ursprünglich einheimisch. Bei Prag im felsigen 
Weinberge Folimanka, vormals in der vorderen Parthie mit Allium sphaerocephalum, jetzt 
(noch 1872) nur im hinteren Theile! Bei Jungbunzlau im Eichengebüsch auf dem Chlum, 
in Lettenboden (1853 Hipp.)! [Königgrätz (Reichel, mit der scheda Torilis anthriscus!) 
beruht vielleicht auf einer Zettelverwechselung im Opiz’schen Tauschvereine. Ebenso zweifelhaft 
ist Haenke’s alte Augabe in Pohl’s Tentamen: zwischen Beroun und Nizburg]. 


28. Selinum (L. part.). Silge. 


1. 8. carvifolia L. (Angelica carvifolia Spreng.). Wurzelstock nicht schopfig. 
Stengel kantig-gefurcht, mit geschärften, häutig-geflügelten Kanten, einfach oder ober- 
wärts ästig. Untere Blätter 5fach, obere doppelt gefiedert; Blättehen fiederspaltig oder fieder- 
theilig, mit flachen, schmal lanzettlichen oder linealen, weiss-stachelspitzigen, am Rande 
ein wenig rauhen Zipfeln. Hülle fehlend, Hüllchen vielblätterig; Blättchen lineal-pfriemlich. 

1—3’ hoch, ganz kahl, nur die Doldenstrahlen innen etwas flaumig-rauh. Blumen weiss. 
Von alien ähnlichen Dolden mit feinzertheilten Blättern durch die Flügelkanten des Stengels 
leicht zu unterscheiden. & 

2% Juli, August. Auf feuchten und sumpfigen Waldstellen, auf bebuschten 
sumpfigen Wiesen, an Gräben, Waldbächen, sowohl in den Fluss-Niederungen als auch 
im Hügellande, in kiesigen und feinsandigen Bodenarten, und im niederen Gebirge bis 
etwa 1500’, zerstreut, doch allgemein verbreitet. Am spärlichsten im wärmsten Hügellande, 
so bei Prag nur bei Stirin (Syk.), im Kundraticer Walde und nordwärts gegen die Elb- 
ebene: im Bohnicer Walde, am Beckoy bei Chabry, bei Bechovic, häufiger an der Elbe, 
bei- Lobkovie, Tousim u. s. w. 


29. Ostericum Hofim. 


? 1. O0. pratense Hofim. (0. palustre Besser, Angelica pratensis MBieb. nec Presl 
fl. @ech.). Stengel kantig-gefurcht, röhrig, oberwärts ästig. Blätter 2—3fach gefiedert, 
mit gespreizten Blattschnittstielen; Blättchen schief, herzeiförmig, zugespitzt, ungleich 
grobgesägt, auf den Nerven und am Rande etwas rauh, die obersten mit langer, etwas 
aufgetriebener Scheide und kleiner, zuletzt schwindender Spreite. Hülle fehlend oder aus 
1—3 lineal-pfriemlichen Blättchen, 

2—3’ hoch. Blumenblätter weiss. Flügel des grosszelligen Fruchtgehäuses sehr dünn- 
häutig. Von der ähnlichen Angelica silvestris auch durch den stärker kantigen Stengel, die aus- 
gespreizten, am Grunde sehr schiefen und etwas rauhen Blättchen zu unterscheiden. 

2 August. Auf feuchten und sumpfigen Wiesen. Für Böhmen sehr zweifelhaft, 
indem allen bisherigen Angaben eine Verwechselung mit Angelica silvestris zu Grunde 
zu liegen scheint. Die Gebrüder Presl haben unter Angelica pratensis wohl nur A. silvestris 
verstanden, da sie für dieselbe in Fl. Cech. „prata humida passim“ angaben, also eine 
verbreitete Pflanze gemeint haben, die Ostericum sicher nicht ist, womit auch das stimmen 
würde, dass Ang. silvestris Presl (wohl A. montana Schleich.) nur im Riesengebirge an- 
gegeben wird. Bei Budweis, wo ÖOstericum nach Krej@ (Lotos 1855) auf allen Wiesen 
wachsen soll, fand ich nur A. silvestris, welche auch in Jechl’s Herbar als Ostericum 
bestimmt ist. Nach Tausch (Herb. bohem.!) auf Wiesen des Böhmerwaldes, doch ist die 


580 Archäangelica, Angelica, 


Allgemeinheit der Angabe verdächtig, während die Art sonst weder von Purkyne noch von 
Anderen dort gesehen wurde, auch auf baierischer Seite nicht vorkommt. 


30. Archangelica lHoffim. Engelwurz. 


1. A. offieinalis Hofim, (Angelica archangelica 1..). Stengel stielrund, gefurcht, 
röhrig, oberwärts ästig, nebst den Blättern kahl, nur unter der Dolde, wie auch die 
Doldenstrahlen, dicht feintlaumig. Blätter einfach oder 2—3fach gedreit-geliedert; Blättchen 
gross, eiförmig, ungleich grob-stachelspitz-gesägt, bisweilen am Blattschnittstiel herab- 
laufend, das endständige oft 3lappig, die seitlichen 2lappig, unterseits bläulichgrün. Blatt- 
scheiden bauchig-aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1blätterig. Hüllchen vielblätterig aus 
fädlichen Blättehen 

3—8’ hoch. Wurzel dick, fast rübentörmig. Blätter und Dolden sehr gross. Seitendolden 
unter der Enddolde oft zu 2—3 genähert. Blumen grünlich-weiss. Irüchte reif und trocken bleich. 
Es ist ganz falsch (wie Koch und Andere nach ihm sagen), dass der Samen frei im Fruchtge- 
häuse liege und die Samenschale Striemen besitze; gerade in dieser Gattung haftet das Frucht- 
gehäuse dem Samen fest an, allein die innerste, anhaftende, die Striemen enthaltende Schicht 
der Fruchtwand löst sich von der äusseren Fruchtschale ab. 

6% Juni, Juli. In kräuterreichen Schluchten des hohen Riesengebirges selten: 
in den Schneegruben (Tausch)! und im Elbgrunde (Nees). Ausserdem in Gebirgsgegenden 
hin und wieder in Bauerngärtchen gebaut und aus denselben an Gräben und Wiesen 
verwildert; so im Riesengebirge um die Bauden, bei Johannisbad, Schatzlar, Adersbach, 
Friedland (Opiz). Bei Lichtenburg Cäsl. (Opiz). An einem Wiesengraben bei Liebeschitz b. 
Auscha (A. Mayer)! Grasgärten bei Rehwasser (Schauta)! Bei Schlackenwerth, Zech, 
Birndorf in Bauerngärten (Ortm.). Im Böhmerwalde ebenfalls nur in Dörfern; auch im 
Dorfe Wettern bei Lagau im Strassengraben aus einem Gärtchen verwildert (1870)! 


31. Angelica (IL. part.). Brustwurz. 


1. A. silvestris L. Stengel stielrund, feiugerillt, röhrig, oberwärts ästig, sammt 
den Ästen unter den Dolden, wie auch die Doldenstrahlen dicht feinflaumig, sonst nebst 
den Blättern kahl. Blätter Sfach-, obere doppelt-gefiedert; Blättehen spitzeiförmig bis 
eilanzettlich, ung!eich scharfgesägt, mit weissbespitzten Zähnen, die seitlichen an der 
Basis des oberen Randes tiefer ausgeschweift, mit dem unteren oft etwas herablaufend. 
Blattscheiden bauchig aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1—3blätterig; Hüllchen aus mehreren 
fädlichen Blättchen. 

1—5‘ hoch. Am Grunde der seitlichen Blattschnittstiele häufig kleine Nebenblättchen. 
Dolden gross, Blumen weiss in’s Grünliche oder purpurroth angelaufen, sehr klein und fein. 
Staubfäden sehr hervorragend, Früchte bleich. ° Var. «) vulgaris (A. pratensis Presl fl. Gech.), 
Blättchen am Blattstielehen nicht oder unbedeutend herablaufend; ) montana (Schleich sp., 
A. silvestris Presl fl. cech.), oberste Blättchen am Blattstiel mit breiterer keiliger Substanz her- 
ablaufend, Pflanze sehr hoch und kräftig. 

2. Juli—September. Auf feuchten Wiesen, an Gräben, in feuchten Bergschluchten, 
in Waldgebüschen, sowohl in wasserreichen Ebenen als auch im kühleren Hügel- und 
Gebirgslande bis über 3000‘ verbreitet, nur im wärmeren Hügellande selten oder fehlend, 
so bei Prag selten: Cibulka, Oberkr&, DuSnik, Karlstein, Beroun, Kamenicer Thal bei Stirn! 
— dann erst wieder in der Elbebene bei Lobkovic, Tousfm. — Verbreitet in den Elbauen, im 
östlichsten Striche, im bergigeren Nordböhmen bis auf die niedere Hochgebirgsregion der Su- 
deten, hin und wieder im Basaltmittelgebirge, im Erzgebirge und am Fusse desselben; im 
mittleren Gebiet z. B. häufig um Rakonitz, Vinaric, Horovic, Zbirov! bei Biezina (Sternbg.), 
bei Altsattel (Zeizig), häufig um Veseli, Budweis, Krumau, Lagau und auf hochgelegenen 
Wiesen des Böhmerwaldes (Göppert). — /) meist im Gebirge, seltener im niederen 
Lande, so in den Gründen des Riesengebirges: Riesengrund (Tausch)! Schwarzenberg 
(Mann); im Erzgebirge bei Rothenhaus, Teltschgrund u. s. w.! bei Karlsbad (Aschers.), 


Pa 2, 


» 


Levisticum. Laserpitium, 581 


im Basaltmittelgebirge in einer Bergschlucht unterhalb Praskovie und bei Mileschau (A. 
Mäyer)! Tetschen, Schlucht gegen Schönborn! Fasanerie bei Jaromer (Knaf)! Am Padrt- 
bach in den Zbirover Wäldern! 


32. Levisticum Koch. Liebstöckel. 


j 1. L. offieinale L. (Ligusticum levistieum L.). Stengel stielrund, gerieft, ästig, 
sammt den Blättern kahl. Blätter doppelt gefiedert. Blättchen rhombisch-eiförmig oder 
keilig-Jänglich, oft 2-—3lappig, eingeschnitten-gezähnt; die obersten Blätter doppelt 
oder einfach 3zählig oder einfach, auf kurzen Scheiden, meist zu 2 genähert gegen- j 
ständig. Blättehen der Hüllen und Hüllchen zahlreich, lanzettlich, weissberandet, zurück- 
geschlagen. 

4—7' hoch, steifästig. Blumen blassgelb. 


2 Juli, August. Aus Südeuropa stammend, in Bauerngärtchen der Gebirgsgegenden, 
auf Grasplätzen um die Hütten und Bauden gebaut und halbverwildert. Sehr häufig im 
Riesengebirge! Im Erzgebirge (Reuss), bei Tetschen (Malin.)! B. Leipa (Nenntwich)! 
Niemes (Schauta)! Falkenau bei Karlsbad (Leistner)! Auch im Böhmerwalde fast überall 
in Bauerngärtchen (Göppert, Sendtner), bei Andreasberg au Zäunen (Jungb.). 


33. Laserpitium L. 


1. L. latifolium L. Wurzelstock faserig-schopfig. Stengel stielrund, fein gerillt, 
oberwärts ästig, kahl. Blätter gedreit-doppeltgefiedert (Abschnitte 1. Ordnung des ersten 
Paares so gross, wie das ganze übrige Blatt} oder doppelt gedreit; Blättehen oberseits 
slänzend, gestielt oder die 2 obersten sitzend, breit eiförmig oder eilänglich, am 
Grunde herzförmig, die seitlichen meist schief, grobgesägt. Blattstiele -zusammenge- 
drückt-3kantig, mit scharfer, rinniger, mit zerstreuten Büschelhaaren besetzter oberer Kante. 
Blattscheiden bauchig-aufgeblasen, oberste mit sehr kleiner Spreite oder spreitenlos. 
Blätichen der Hülle lanzettlich-pfriemlich, die des Hüllchens borstlich. Dolden- 
strahlen innen rauh. Fruchtflügel oft welliggekraust, Hauptriefen angedrückt feinhaarig. 

2—5‘ hoch. Dolden gross, sehr vielstrahlig. Blumen weiss. Fruchtilügel viel breiter als 
bei folgendem. Var. «@) glabrum, in allen Theilen ziemlich kahl, £) asperum (L. asperum 
Crantz), Blattstiele und Blattunterseite rauhhaarig. Uebergänge sind so häufig, wie die ex- 
tremen Formen, 

2. Juli, August. In lichten Laubwäldern, auf steinigen buschigen Lehnen 
des warmen Mittelgebirges, seltener des Hügellandes, vorzugsweise auf Kalk und 
Basalt. Bei Prag: Hluboceper Hain, Hain von St. Prokop (#.), Zävister Berg, Rado- 
tiner Thal gegenüber Kopanina! Bei Karlstein selten (Ruda), St. Ivan (Pohl). — Bei 
Weisswasser im jungen Kieferwalde, nicht blühend (Hipp. 8.)! Häufig (besonders 3) auf 
Kalk bei Leitmeriz und im Mittelgebirge auf Basalt, z. B. Weisse Lehne bei Pokratic! 
Straäickenberg, Hradischken (Mayer); Lobosch! Geltsch (Malinsky «)! Am Radelstein zum 
Granatbache hin! Felsen des Kletschenberges (Reuss), Mileschauer («)! Elbabhänge 
bei Aussig! Teplitz: Turner Eiehbusch! und Lippney (Keuss). Sonnige Abhänge des 
Erzgebirges: Langewiese bei Osseg (Thiel), Hennersdorf bei Rothenhaus (Reuss), bei 
Birken im Gebüsch! Oberhalb Petsch (2000° hoch)! — Oberhalb des Friderikenfelsens 
bei Karlsbad (Ortm.). — Bergrücken der Burg Pravda bei Domousic (3)! Bürglitzer 
Wälder, an der Strasse von Bürglitz nach Nizburg («)! 


2. L prutenieum L. Wurzelstock nicht schopfig. Stengel kantig-gefurcht, ästig, 
mehr weniger raulı oder rauhhaarig. Blätter doppelt geliedert; unterste Blättehen fieder- 
spaltig, Zipfel breit lanzettlich, am Rande feingesägt-rauh;, obere Blätter einfach 
gefiedert, 3zählig bis ungetheilt, oberste oft spreitenlos. Hülle und Hüllchen vielblätterig, 

38 


583 Daucus, 


ihre Blättchen lanzettlich, breit weisshäutig berandet, zurückgeschlagen. Doldenstrahlen 
flaumig-rauh. Früchte auf den Hauptriefen zerstreut-steifhaarig. 

1—3' hoch. Blumen gelblichweiss, getrocknet schwefelgelb! Früchte ziemlich klein, mit 
dünnhäutigen, gelblichweissen Flügeln. Von ähnlichen Arten (besonders Peucedanum palustre, 
mit dem es bisweilen verwechselt wird) durch die Hüllen und Hüllchen, die Behaarung oder 
wenigstens Rauhigkeit auf den Stengelkanten oberwärts zu unterscheiden. 


Var. «) hirtum Wallr. Stengel unterwärts von dichten, abstehenden oder etwas zurück- 
stehenden, oberwärts von zerstreuten Haaren rauhhaarig, Blätter und Blattstiele auf der Unter- 
seite ebenfalls, nur feiner, raubhaarig. 


f) seabrum (ß. glabrum Wallr.). Stengel und Blätter kahl, doch meist von feinen 
Zäckehen rauh, höchstens am Grunde etwas behaart. 

2), Juli, August. Auf Waldwiesen und in lichten Laubgebüschen, auch auf Moor- 
wiesen, in feinsandig-lehmigen Boden, im Hügellande und den Niederungen, wie auch 
im niederen Vorgebirge sehr zerstreut, doch verbreitet, Fehlt gänzlich der Prager Gegend ; 
erst südwärts bei Pysely (Vogl), Cenötie (Presl). Östliches Elbgebiet: Eichenhain bei 
Öetelie! bei Brandeis (Opiz). Verbreitet in den Laubwäldern um RoZdalovie und Kopidino ! 
Strasse von Nouzov nach Dymokur, im Lustwalde von Dymokur («)! bei Zähornic! 
Jiöin im Hain bei Wesce! und in den Prachover Felsen (Poläk); bei Dlouhopolsko, 
Chlumec im Drabina-Walde («)! Wystrkov bei Pardubie! Dasie (Mann)! Oberhalb Leito- 
mysl auf dem Plateau (#)! im Kabätwalde (Pospichal)! B. Trübau am Fusse des Gebirges 
gegen Neuteich, bei Abtsdorf! Nickel, mit Gladiolus imbricatus! Neu-Plesser Wald bei 
Josefstadt, mit Galium aristatum! — Nordböhmen: Hohenelbe (Mann & und /, Kablik !) 
Lomnic (Poläk)! Waldstein bei Turnau (Aug. Opiz)! Reichenberg (&)! Grottau (Matz) ! 
Zwischen Gabel und Wartenberg! B. Leipa (Zizelsberger)! Georgswalde (Neum.), Fugau 
gemein (Karl). Um Niemes häufig (Schauta)! Habstein (Presl). Weisswasser im Biela- 
thale, Jungbunzlau (Hipp. «@)! — Westliches Elbthal: Roudnicer Thiergarten (Reuss). 
Babina bei Leitmeritz (A. Mayer). Am Fusse des Mileschauer gegen Mileschau zu (Mayer, 
Tausch)! Bodenbach, Kosten bei Teplitz (Winkler &)! Eichbusch bei Janegg und bei 
Oberleitensdorf (Thiel &)! Grundthal des Erzgebirges bei Komotau (Knaf)! Am Grünlas- 
bach bei Ellbogen (Ortm.), Fischern (Fischer). — Zbirover Waldlandschaft: Krälovka- 
Wiese bei Wolesnä (#)! Zliner Revier bei Lukavie bei Pilsen! Lagau bei Krumau, be- 
sonders bei Moletin (Mardetschläger, auch in Jungbauer’s Herbar aus der Gegend). Lomnic 
bei Wittingau, im Strassengraben! 


54. Daucus L. (ampl.) Möhre. 


1. D. carota L. (Mohrrübe, gelbe Rübe). Stengel gefurcht, sammt den Blättern 
mehr weniger steifhaarig. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättchen fiederspaltig, mit linealen 
oder lineal-lanzettlichen, stachelspitzen, am Rande gesägt-rauhen Zipfeln, auf ziemlich 
kleinen Scheiden. Dolde zur Fruchtzeit vertieft, vzelstrahlig, öfter mit centraler Blüthe. 
Blättehen der Hülle und der Hüllchen zahlreich, die ersteren so lang als die Dolde 
selbst, fiedertheilig mit linealen Zipfeln, am Grunde weisshäutig berandet, die der 
üllchen 3spaltig oder ungetheilt. Aeussere Blumen meist strahlend. Stacheln der Neben- 
riefen einreihig, am Grunde membranartig vereinigt, pfriemlich, kahl. £ 

1—3‘ hoch, Kümmerlinge auch nur 1—3” hoch (D. montanus Schmidt). Wurzel spindel- 
förmig, die der kultivirten Abart fleischig, aussen roth, innen gelb. In Mitten der Dolde öfter 
eine gestielte, von einigen Vorblättern gestützte, monströse, aus schwarzpurpurnen Blumenblättern 
gebildete Endblüthe; die übrigen Blüthen weiss, im Trocknen oft schwefelgelb werdend, manchmal 
vosa angelaufen. Var. «) hispidus, Stengel und Blätter mehr weniger steifhaarig, £) glaber 
D. slaber Opiz!), die ganze Pflanze mit Ausnahme einiger Wimpern an den unteren Blattscheiden 
vollkommen kahl, Blumen kleiner, nicht strahlend. (Diese interessante Form wird noch in keiner 
Flora erwähnt.) 

6% und @) Juni—Herbst. Auf Wiesen, Triften, Rainen, Brachen, trockenen 
Hügeln, in thonigem und sandig-lehmigem Boden, gemein durch das ganze Land von 
der Ebene (massenhaft auf den Elbwiesen) bis auf das Vorgebirge. 


Caucalis. 583 


7 2. D. grandiflorus Scop. (Caucalis grandiflora L., Orlaya grandifl. Hofim.). 
Stengel sefurcht, ästig, kahl. Blätter 2—3fach gefiedert, sammt den Blattstielen kahl 
oder steifhaarig; Blättchen fiedertheilig, Abschnitte ganz oder fiederspaltig, mit linealen, 
spitzen, gewimperten Zipfeln; Blattscheiden breit weissrandig, obere mit kleiner oder ohne 
Spreite. Dolde 5—-9strahlig, mit centralem Döldchen; Doldenstiele innen feinflaumig- 
rauh. Hülle und Hüllchen meist 5blätterig, ihre Blättchen länglich-lanzettlich, ganz, 
sehr breit weisshäutig berandet. Aeussere Randblumen strahlend, 2spaltig, vielmal 
grösser als die inneren. Nebenriefen der länglichen Früchte gleich, ihre Stacheln Sreihig, 
kahl, zur Spitze pfriemlich, meist hakig. Gritiel an der Frucht herabgebogen. 

;—2' hoch. Blumenblätter weiss, die äusseren bis "/,“ lang, dadurch die Art sehr 
ausgezeichnet. 

© Juli. Auf Aeckern unter der Saat und auf steinigen, buschigen Hügeln, in 
Kalk- und Lehmboden, sehr selten und wohl nur zufällig eingeschleppt, erst in Nieder- 
österreich und Baiern einheimisch. Bei Karlstein auf Aeckern (Steinmann in Fl. Zech.), 
‘seither nicht wieder. Auf dem Hrädek bei Cäslau (Opiz). 


35. Caucalis L. em. Haftdolde. 


1. €. daucoides L. Stengel kantig, oberwärts gefurcht, ausgebreitet-ästig. 
Blätter 2—3fach gefiedert, Blättehen fiederspaltig mit linealen oder schmal lanzettlichen 
kurzen Zipfeln. Blattscheiden kurz, alle spreitentragend. Hülle fehlend oder 1blätterig, 
Hüllchenblätter 5—5, lanzettlich, steifgewimpert. Dolde meist 3strahlig, Döldehen arm- 
blüthig. Früchte eilänglich. Stacheln der Nebenriefen Zreihig, am Grunde kegelförmig 
verbreitert und rinnig, an der Spitze hackig, von den Hauptriefen durch einen weiteren 
Thalraum getrennt. Eiweiss eingerollt. 

3”—1' hoch, zerstreut behaart, seltener fast kahl, Blumen klein, weiss oder röthlich. 
Früchte gross, eilänglich. 

a) genuina (C. daucoides Bischof). Stacheln der Nebenriefen derb, so lang oder 
länger als der Querdurchmesser der Frucht. 


b) muricata (Bischoff spec.). Stacheln der Nebenriefen verkümmert, viel kürzer als 
der Querdurchmesser der Frucht. — Es giebt manche Uebergangsstufen von a) zu jener extremen 
Form, deren Stacheln nur auf die dünne, schlappe Spitze auf kurzer Basis redueirt sind. 

© Mai—Juli, einzeln noch im Herbst. Auf Aeckern unter der Saat, auf 
Brachen, steinigen Hügellehnen, Weingärten, in Kalk- und Thonboden, a) im wärmeren 
Hügellande verbreitet und häufig. Um Prag sehr häufig, z. B. Folimanka, Michle, 
Obrkr&, Belvedere, Podbaba, von kl. Holesovic gegen Troja, gegenüber Libdic, Kralup, 
Weltrus, Öenkov bei Jungferbrezan, Lorenzberg hinter dem Kinsky’schen Garten, Seharka, 
Plateau von St. Prokop, Kuchelbad, Karlstein, St. Ivan, Tetin! — Bysie an der Eibe, 
auf Kalk! Trebesie bei Kuttenberg (Opiz). Unter dem Woskoberge! Jilin: bei Zämez 
und Eisenstadtel (Posp.)! beim Dorfe Cidlina (Poläk)! Turnau (Poläk)! Bei München- 
grätz nächst der Fasanerie Katov von Sekera nur einmal gefunden! häufiger bei Jung- 
bunzlau; bei Weisswasser beim Paterhof (Hipp.)! Kahlenberg bei Leipa (Watzel)! — Ver- 
breitet im westlichen Elbgebiet: Melnik (Prazäk)! Widim (Hackel). Gemein um Weg- 
städtel, Gastorf, Roudnie, Leitmeritz, Lobositz, durch das ganze Mittelgebirge und Elbthal 
bis an den Fuss des Erzgebirges, bei Tetschen, Teplitz, Bilin, Brüx! Libochovic, Pätek! 
Bei Loun auf Kalkmergel gegen die Eger, gegen Rannay, bei Citolib! Schiesselitz bei 
Saaz! Podersam auf Basalt gegen den Eichberg! Schlackenwerth (Reiss). Nicht mehr 
“ bei Karlsbad (Ortm.). — Mittelböhmen selten: bei Bürglitz an der felsigen Uferlehne! bei 
Skrej (Krej£), bei Zebräk, besonders nächst dem Berge Toönfk! — Südböhmen: bei 
Krumau auf dem Kalkfelsenberg, über der Budweiser Vorstadt! — b) Bisher nur bei 
Tetschen (Malinsky 1852)! und bei Leitmeritz, daselbst nicht selten, so gegen Pokratic 
nächst dem Radischken (1865)! oberhalb der Kalksteinbrüche, am Fahrwege zum Uhu- 
berge an der Strasse nach Treboutic links von der Brücke (A. Mayer) ! 

38* 


584 Torilis, 


; 2. €. orientalis L. (C. orientalis et C. pulcherrima M. Bieb., Daucus pul- 
cherrimus Koch). Stengel stielrund, feingerillt, aufrecht, einfach oder ästig. Blätter 
— fach gefiedert, Blättchen fiedertheilig mit schmal linealen, rinnigen, kurzen Zipfeln. 
Blattscheiden mässig lang, nach unten weissberandet, alle spreitentragend. Hülle fehlend 
oder aus wenigen kurzen, häutigen Blättehen; Hüllchen vwielblätterig, ihre Blättchen 
lanzettlich, breit weissrandig, gewimpert. Dolde 8—Iöstrahlig mit Centraldöldchen, 
Doldenstrahlen ganz glatt. Früchte oval; Nebenriefen gleich, von den Hauptriefen 
durch sehr schmale Thalräume getrennt, Stacheln 2—3reihig (selten durch Ver- 


wachsen der ursprünglichen Stacheln 1reihig), viel länger als der Fruchtdurchmesser, 


pfriemlich, gerade oder gebogen, am Ende mit einem Häckchen, feinflaumig-rauh. Eiweiss 
einwärts gekrümmt. 
1'/,—2’ hoch, kahl. Wurzel spindelig, Wurzelhals nicht beschopft. Blätter grasgrün. 


Enddolde langgestielt, häufig durch den Seitenast übergipfelt. Blumenblätter weiss, die äusseren i 
am Umfange der Dolde strahlend, etwa 4mal länger als die inneren. Früchte kleiner als bei 
voriger, mit aufrechten Griffeln, zuletzt schmutzig purpurn angelaufen, die Stacheln dünn, ähnlich 


denen von Sanicula. Die Variet. mit breiten, durch Verwachsung je zweier Stacheln entstandenen‘ 
ireihigen Stacheln findet sich bei uns nicht. 


69 Juni, Juli. Stammt aus dem Kaukasus und der Krimm, ist aber seit mehr” 
als 25 Jahren (schon 1847 von B. Klemens als Daueus grandiflorus gesammelt und von 


Opiz bereits richtig bestimmt) auf dem steinigen Abhange des Kuchelbader Berges dicht 
über der Bahn angesiedelt und in grosser, immer wachsender Menge vollständig ein- 


gebürgert ! 


36. Torilis Adanson. Klettenkerbel. 


1. T. anthriscus Gmelin (Tordylium anthriseus L., Caucalis anthr. Crantz). Blätter 
doppelt-, die oberen einfach gefiedert, im Umrisse länglich, die untersten Abschnitte 


1. Ordnung ziemlich kurz gestielt; Blättchen fiederspaltig, am Grunde fiedertheilig, ' 


mit lanzettlichen, gesägten oder ganzrandigen Zipfeln, Endblättchen verlängert, vorn 
eingeschnitten-gesägt. Hülle aus mehreren linealpfriemlichen Blättehen. Fruchtstacheln 
aufwärts gebogen, an der Spitze pfriemlich verdünnt, nicht widerhakig. Wugen- 


fläche lanzettlich, von 2 braunen, ‘oberflächlichen Striemen durchzogen. Griffel an der” 


Frucht herabgeschlagen. 


1Y/,—3‘ hoch. Stengel unten stielrund, cberwärts kantig, von rückwärts angedrückten, " 
die Blätter und Blattstiele von vorwärts angedrückten steifen Haaren rauh. Blätter schlaf, trübgrün. 
Blumenblätter weiss, aussen grünlich, behaart, oft röthlich überlaufen. Früchte klein, zuletzt 


öfter schwärzlichgrün. 
6% Juni—Augast. In Gebüschen, Hecken, an Zäunen und Dorfangern, auf 


waldigen Lehnen sehr gemein durch das ganze Land, bis auf das Vorgebirge über 2000° 
(Erzgebirge, Rosenberg bei Windisch-Kamnitz im Bergwalde u. s. w.). 


2. T. helvetica Gmelin 1805 (T. infesta Hoffm. 1814, Scandix infesta L., 
Caucalis arvensis Huds.). Blätter doppelt, die oberen einfach gefiedert, im Umrisse 3- 


eckig oder 3eckig-länglich, die untersten Abschnitte 1. Ordnung viel länger als die 


folgenden gestielt. Hülle fehlend oder 1blätterig. Fruchtstacheln ziemlich gerade, fein- 
HHaumig, an der Spitze kurz widerhakig. Fugenfläche schmal-lineal, mit wenig deut- 
lichen Striemen. Griffel an der Frucht aufrecht oder ausgebreitet. 


Schwächer als vorige, sonst ihr sehr ähnlich, nur Y,—2’ hoch, ästiger. Blätter zum 
Grunde breiter, Blättchen wie bei voriger gestaltet. Früchte mehr als doppelt grösser, zuletzt 


gern schwarzgrün. Blumen weiss oder röthlich. Die Fugenfläche ‚ist nicht striemenlos, wie.Neil- 


reich angiebt, doch sind die beiden Striemen erst auf mikroskopischen Schnitten gut zu sehen. 


$% und ©). Juni—August. In Gebüschen und an Wegen, in Weingärten, an 


steinigen Stellen, nur im wärmsten Hügellande. Bei Prag im Weinberge Folimanka und4 


bei Troja! und weiterhin längs der Bahn hinter Rostok in Kirschenpflanzungen häufig 


& 

auf der Lehne oberhalb -Nusle und Vräovie häufig! Ziäkaberg (K. Knaf)! An Abhängen i 
i 

Bi 

d 


Scandix. Anthrisceus. 585 


- (K. Poläk 1873)! Am Berge Plesivee bei Karlstein (Poläk 1872)! — Leitmeritzer Elb- 
thal: an einem Fusssteige von der Elbe zwischen Weingärten auf den Dreikreuzberg und 
auf einem Eisenbalındamme nächst dem Gasthause zu Salesl (A. Mayer)! Am Basaltberge 
gegenüber Schwaden nächst Aussig! — Jungbunzlau an Mauern (Hipp.)! 


37. Scandix (L. part.) Haller. 


1. $. pecten Veneris L. Stengel stielrund, feingerillt, meist vom Grund an 
ästig. Blätter Janggestielt, auf schmaler, weissrandhäutiger Scheide, 2—3fach gefiedert. 
Blättchen fiederspaltig mit kurzlinealen, spitzen Zipfeln, Dolden 2—3strahlig, Döldehen 
mehrstrahlig. Hülle fehlend. Hüllchen meist 5blätterig, Blättehen 2—3spaltig oder unge- 
theilt, gewimpert. Fruchtschnabel vom Rücken der Frucht her zusammengedrückt, an 
beiden Rändern borstig-gewimpert. 

X 3—1’ hoch, mit zerstreuten abstehenden Haaren. Stengel ausser den Grundblättern 
meist Ablätterig. Blumen weiss, klein. Früchte sehr sross, ihr Schnabel 1"/,” lang. 

© Juni, Juli und oft noch im Herbst. Auf Aeckern unter Getreide, auf Kalk- 
und Lehmboden im wärmsten ebenen und hügelisen Lande, hauptsächlich im westlichen 
Elbthale, hin und wieder zerstreut, stellenweise häufig. Bei Prag: Karlstein (Feist- 
mantel) ! Laurenzberg (Opiz), Nusle (Presl), Zäbehlie (Opiz) wohl nur vereinzelt, häufiger 
nordwärts gegen das Elbthal zu: nächst dem  Dablicer Berge! beim Bohnicer Walde 
(Opiz), bei Chabry, Brüky, Drahäü, Biezäoves (Dedecek). Cetelic an der Elbe (Poläk)! 
Lissa (Tausch)! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Sovice bei Roudnie (Reuss)! Von Roudnic 
[z. B. am Wege in den Roudnicer Thiergarten, bei Rovney!j über Budin, Libochovie 
nach Trebnitz, ziemlich häufig (Reuss), Brozan (Neumann). Leitmeriz, z. B. um die 
Kalksteinbrüche (Thiel, Mayer) ! Praskovic (Hackel) ! Tetschen (Malinsky) ! Teplitz (Winkler), 
Janegg (Thiel), Bilin um den Boren selten (Reuss). Tejrovic am Berounflusse (Krejt). 


38. Anthriscus Pers. (part.). 


1. A. vulgaris Pers. (Scandix anthriseus L., Caucalis scandix Scop., Echinan- 
thriscus vulgaris Lantzius-Beninga). Stengel stielrund, gerillt, kahl, ästig. Blätter unter- 
seits, an den Rändern und Blattstielen zerstreut behaart, Sfach gefiedert; Blättchen 
fiederspaltig mit kurzen, lineal-länglichen, stumpfen, stachelspitzen Zipfeln. Dolden 3- bis 
Astrahlig, durch sympodiale Uebergipfelung bald seitenständig, theils gestielt, theils 
sitzend; Doldenstrahlen kahl. Hülle fehlend, Hüllchen aus 2—5 lanzettlichen, gewim- 
perten Blättehen. Fruchtgehäuse 3—4mal länger als der Fruchtschnabel. 

1,—2' hoch. Blätter sehr fein, zart. Blumen weiss, klein, Pflanze geruchlos. Die gene- 
rische Trennung des Anthriscus vulgaris und der Cerefolium-Arten scheint mir gerechtfertigt, nicht 
aber der neue Gattungsname von Lantzins-Beninga, .da Persoons Gattung vorzugsweise auf diese 
Art gegründet ist („Fructus ovatus“ passt z. B. gar nicht auf A. nodosa Pers.), von der sie auch 
den Namen erhielt, und da schon Cerefolium Hallers und Bessers die Priorität vor Anthriseus 
Hofim. hat: Das Zurückgehen auf die vorlinn&ische Nomenclatur (Myrrhis Tournef. = Chaero- 
pbyllum L. und Chaeroph. Tourn. — Cerefolium Bess.) aber kann ich prineipiell nicht billigen. 

© Mai, Juni. An Zäunen, Mauern, besonders in und an Dörfern, selten und 
kaum ursprünglich einheimisch, sondern durch Kräutersamen aus dem Süden einge- 
schleppt, wofür auch der Umstand spricht, dass die Art in Norddeutschland, wo der 
Gemüsebau viel grössere Ausbreitung hat als bei uns, auch viel häufiger ist. Auffällig 
ist die dichtere Verbreitung längs des Erzgebirges. Bei Prag: Vrsovic (Opiz)! Dolany 
bei Lib£ic (Poläk)! Budüan bei Karlstein! Hft. Podehrad (Opiz)! Münchengrätz, Jung- 
bunzlau (Sekera). Teplitz (Reuss), Bilin (Malinsky)! Brüx (Stika), Rothenhaus (Roth). 
Komotau: an Häusern in Sporitz (Knaf)! Rakonitz (Krejt). 


586 Cerefolium, 


39. Cerefolium (Haller) Besser (1809). 


a) (Eucerefolium). Frucht lineal, mit hallı so langem (2 langem) Schnabel. Dolden 
2—3strahlig, durch sympodisle Uebergipfelung bald seitenständig, theils gestielt, theils sitzend. 
Pflanze 1jährig, 


1. C. sativum Besser 1809 (Chaerophyllum sativum Lamk., Scandix cerefolium 
L., Anthriseus ceref. Hoffm., Kerbel). Stengel stielrund, feingerillt, ästig, kahl oder über 
“ den Knoten kurzhaarig. Blätter zerstreut behaart, Szählig 2—3fach gefiedert; die 
untersten Abschnitte langgestielt; Blättchen fiederspaltig, mit länglich-eiförmigen, stachel- 
spitzigen Zipfeln. Doldenstrahlen zerstreut-behaart. Hülle fehlend. Hüllchen aus 2 bis 
3 lineal-lanzettlichen gewimperten Blättehen. Griffel auf der Frucht steif aufrecht, zu- 
sammenneigend. 

1—2’ hoch. Blätter hellgrün, zart und weich. Blumen weiss. Früchte zuletzt schwarz- 
braun, von stark anisartigem Geruche. Var. «) leiospermum, Früchte kahl, glänzend, ß) tricho- 
spermum (Chaerophyllum trichospermum Schult), Früchte steifhaarig. 

© Mai, Juni. In Gebüschen, an steinigen, buschigen Stellen, schattigen Felsen, 
an Zäunen, in bebauten Gegenden, in der Nähe von Städten und Ortschaften, ursprünglich 
jedenfalls seit Alters kultivirt, aus Südeuropa stammend, jedoch gegenwärtig viel häufiger 
als vorige Art in beiden Varietäten einheimisch geworden. Dass sich die Var. «. im 
verwilderten Zustande in ß. verwandle (s. Neilreich Fl. v. N.-Oest. S. 642), ist möglich, 
doch gewiss nur theilweise, da z. B. am Ziäkaberge bei Prag beide miteinander und 
zweifelsohne von derselben Herkunft*) sehr zahlreich vorkommen. Bei Prag: Zizkaberg 
(«. und ß. massenhaft)! Premyslovka (/, zweifelsohne ehemaligem Anbau entsprungen, 
ebenfalls massenhaft), von da auch auf Felsen unter den VySehrader Ringmauern ent- 
flohen, aber wieder verschwunden! Laurenzberg, Kanal’scher Garten, Neu-Lieben, Baum- 
garten, Bucek’sche Anlagen (« Opiz)! Särkathal, kultivirter Theil, «! — Gemüsegärten 
bei Cäslau (Opiz «). Um Niemes nur gebaut (Schauta). Bei Leitmeriz am Uhuberge 
(5, Mayer). Peruc (Wondra, & und ß)! Rakonitz (Krejt). Tetschen, in Küchengärten 
eultivirt (8, Malinsky)! Rothenhauser Park (Roth, &)! Komotau, Sporiz (ß, Knaf)! Am 
Egerufer bei Strahn (@, Thiel)! Karlsbad: in Gärten und wild auf einem Hügel beim 
Bernardsbrunn (Ortm.). Tepl (« und $, Konrad)! Um Budweis verwildert (Jechl); Kapliz 
(Kirchner, 5)! Krumau: nur in Gärten kultivirt (Jungb.). 

b) (Cacosciadium Rchb.). Frucht länglich-lanzettlich, ihr schrumpfiger Schnabel mehr- 


mals kürzer. Dolden vielstrahlig, sämmtlich gestielt, am Ende des Stengels und der Aeste (nicht 
sympodial-seitlich). Mit ausdauerndem Wurzelstock; vom Habitus der Chwerophyllum-Arten. 


2. C. silvestre Besser 1809 (Chaerophyllum silvestre L., Anthriscus silvestris 
Hoffm. 1814). Blätter abnehmend doppelt bis dreifach gefiedert, unterste 2 Haupt- 
abschnitte weit kleiner als das ganze übrige Blatt, Blüttchen tief eingeschnitten gesägt, 
Läppchen länglich-lanzettlich, spitz. Blüthen des Döldchens ziemlich gleich gross, die 
meisten (8—12) fruchtbar. Blumenblätter lange bleibend. Griffel aufrecht oder zu- 
sammengeneigt, an der Frucht abstehend. Früchte so lang und länger als ihre Stiele, 
glatt oder zerstreut feinknotig. 

Stengel aufrecht, gefurcht, 2—4’ hoch. Blätter glänzend. Blumen grünlichweiss. Früchte 
ausser dem matten, blassgrünen Schnabel firnissartig glänzend, braun bis schwarzbraun. 

2. Mai, Juni. Auf Wiesen, Waldrändern, in Zäunen, besonders an feuchten 
Stellen, so an Bächen, Gräben und Waldschluchten, gemein in ganz Böhmen, in niederen 
und gebirgigen Gegenden, bis auf das Hochgebirge (Riesengebirge, Böhmerwald). 


3. C. nitidum m. (Chaerophyllum nitidum Wahl., Anthriscus alpestris Wimmer 
et Grab). Blätter gedreit-gefiedert, die 3 Hauptabschnitte gleich gross, abnehmend 


*) Ascherson’s Einwendung gegen diese Auffassung (Bot. Zeitung von Mohl und 
de Bary 1871, S 42) halte ich daher für unbegründet. 


Chaerophyllum. 587 


gefiedert mit fiederspaltigen Blättchen oder doppelt gefiedert mit eiförmigen oder läng- 
lichen, gesägt gekerbten Blättchen, deren Zähne stumpflich oder feinbespitzt, oft 2zähnig. 
Randblüthen des Döldchens 2—6, meist weit grösser als die übrigen unfruchtbaren, 
mehr männlichen. Blumenblätter bald abfällig. Griffel efwas gespreizt. Früchte kürzer 
als ihre Stiele oder gleich lang, oft zerstreut kleinwarzig. 

Stengel tiefgefurcht, am Grunde kurzhaarig, 2—4‘ hoch. Blätter bald heller, bald dunkel- 
grün, bald mehr, bald weniger glänzend, Blättchen und Zähne breiter als bei vorigem. Blumen 
reinweiss, getrocknet gelblich. Sieht dem Chaerophyllum hirsutum ähnlich. 

2. Juli, August, in tieferen Lagen im Juni. In Gründen und Schlachten, an 
Bächen und quelligen Stellen im höheren Gebirge (über 3000‘), hin und wieder an 
schattigen Bächen und an feuchten Wäldstellen an den Fuss des Gebirges herabsteigend. 
Glazer Schneeberg (Opiz 1815 als Chaeroph. affıne Opiz)! Im Riesengebirge schlesischer 
Seits am Kleinen Teiche (Kablik)! in der Melzergrube (Wimmer), in der Kleinen (Knaf 
1841!) und Grossen Schneegrube (Wimmer), böhmischer Seits im Elbgrunde (Krause), 
dann im tieferen Vorgebirge zwischen Hohenelbe und der Krausemühle im Gebüsche 
an der Elbe! und bei Johannisbad (J. Kablik als Ch. hirsutum ß. glabrem)! Nach Pur- 
kyne im Böhmerwalde. 


40. Chaerophyllum L. em. (Besser, Hoffm.). Kälberkropt. 


a) Zweijährige mit Pfahlwurzel, ohne Wurzelstock. Grifiel so lang oder etwas länger 
als das Griftelpolster. Blumenblätter kahl. 


1. Ch. bulbosum L. (Myrrhis bulbosa Allioni), Wurzelhals ?n eine eiförmige 
oder runde Knolle angeschwollen. Stengel stielrund, feingerillt, unten 'steifhaar:g, 
oberwärts kahl, unter den Kuoten verdickt. Blätter 3—4fach gefiedert , Blättchen fieder- 
theilig bis fiederspaltig mit lineal-lanzettlichen, die oberen mit schmal linealen, am 
Rande kahlen oder zerstreut-langwimperigen Zipfeln. Hüllchenblätter ungewimpert oder 
sehr spärlich steifgewimpert. Früchte eikegelförmig. Grifiel länger als das stark nieder- 
gedrückte Griffelpolster. 

Stengel 3—6’ hoch, roth gelleckt oder oben roth überlaufen. Blätter grasgrün. Hülle 
(wie bei allen folgenden) fehlend oder aus 1—wenigen Blättchen. Blumen weiss. Von dem in der 
Tracht ähnlichen Conium maculatum durch den Mangel der Hülle, schmale Blattzipfel und 
besonders die Früchte verschieden. Die süssschmeckenden Knöllchen der 1jährigen, eine Blatt- 
rosette tragenden Pflanze sollen um Neusattel bei Ellbogen auf Lehmfeldern zum Genusse besonders 
geeignet sein und werden als Pimperl-Salat zum Verkaufe gebracht (wurden einstens auclı in 
öffentlichen Blättern für Bunium bulbocastanum erklärt). 

69 Juni—August. In feuchten Hainen und Gebüschen, seltener auf Feldern, in 
den Niederungen der Flüsse und’ im angräuzenden niederen Hügelterrain verbreitet, doch 
sehr zerstreut. Bei Prag nicht häufig: Nusle! Veleslavin (Opiz)! Dablicer Berg, Slichov 
(Op.), Kosir! St. Prokop, Kuchelbad (Opiz). Jarov bei Tetin! Östliche Elbniederung : 
Elbauen bei Nimburg! Podöbrad: im jungen Fasanengebüsch vor dem Blato! hin und 
wieder in den Dymokurer Wäldern, bei Rozdalovie, Zähornie, bei Mlejnice in Kleefeldern 
sehr zahlreich! Elbauen bei Kolin! Fasanerie bei Katina! Wodrant bei Caslau (Opiz). 
Dvakaovicer Hain bei Chrudim ! Elbufer und Fasanerie bei Pardubie! Weichdorf bei 
Dasic! Königingrätz (Reichel)! Fasanerie bei Jaromör!-— Hohenmautb, im Kornfelde! 
Fasanerie Chlumek bei LeitomysSl! — Horka bei Münchensrätz (Sekera). Jungbun lau 
(Hipp.)! — In allen Elbauen bei Roudnic, bei Woparn (Reuss). Tetschen (Malin.)! Osseg 
(Thiel)! Bilin, Brüx (Reuss). Um Komotau häufig, Eidlizer Bichbusch! Skyrl (Reuss). 
Webrany bei Loun! Um Karlsbad häufig an der Prager Strasse, Teplmündung (Aschers.). 
Auschowitz bei Marienbad (Conrad). Neusattel bei Ellbogen (Ortm.). — Altsattel (Merkl). 
Pisek (Dedeöek)! Budweiser Ebene: Moldauufer bei Budweis, bei B. Fellern! Bosilee 
bei Weseli! 


2. Ch. temulum L. (Myrrhis temula All.). Wurzel spindelig, Wurzelhals nicht 
verdickt. Stengel stielrund, flachgerillt, sammt den Blättern Aurzhaarig, nnter den 


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588 Chäerophyllum, 


Gelenken etwas angeschwollen. Blätter doppelt gefiedert; Blättchen eiförmig. oder 
eilänglich, lappig-fiederspaltig, mit stumpfen, bespitzten, theilweise gekerbten Zipfeln. 
Blättchen der Hüllchen gewimpert. Früchte länglich-kegelförmig. Griffel so lang als das 
zwiebelförmige Griffelpolster. 

Stengel 1-2‘ hoch, schmutzigroth gefärbt. Blätter trübgrün, weich. Dolden vor dem 
Aufblühen überhängend. Blumen weiss. Früchte reif gelblich. 

6% und @) Mai—Juli. In Gebüschen, Hainen, auf wüsten Plätzen, an Mauern 
und Zäunen, überall gemein, bis auf's Vorgebirge an 2000’. 

b) Pflanze mit ausdauerndem Wurzelstock. Griffel 2—mehrmal länger als das Griffel- 
polster. Hüllchen zurückgeschlagen. 

«) Blättchen der Hüllchen gewimpert. Blumenblätter kahl. 


3. Ch. aromaticum L. (Myrrhis aromatiea Spreng.). Stengel stielrund, gerillt, 
sammt Blättern steifhaarig oder oben ziemlich kahl, unter den Gelenken angeschwollen. 
Blätter 2—3fach 3schnittig, zum Ende einfach gefiedert; Blättchen ungetheilt, eilänglich, 
an der Basis oft etwas herzförmig, zugespitzt, scharf gesägt. Früchte länglich-kegelförmig, 
Griffel gekrümmt, 3mal länger als das niedergedrückte Griffelpolster. 

2—3' hoch, oben ästig; durch die ungetheilten grossen Blättehen ausgezeichnet. Blumen 
weiss. Früchte gelblich, bis 4 lang, die grössten aller unserer Chaerophyllum-Arten, 

2, Juni—August. In feuchtem Gebüsch, feuchten Auwäldern, an Wiesengräben 
und Bächen, im ganzen Hügellande und in gebirgigeren Gegenden ziemlich verbreitet, 
seltener in der Ebene. Bei Prag häufig: z. B. Kosif, Cibulka, Krier Wald, Vrsovie, 
Zsbehlie u. s. w. Karlstein, Tetin, Stifin, Trebohostice! — Ostböhmen: St. Jakob bei 
Kuttenberg! Chlumec um die Teiche! Pardubic am Elbufer! Hohenmauth, Brandeis a. Adl., 
Nedosiner Park und anderwärts bei Leitomysl! Deutschbrod (Weidenhoffer)! Königin- 
grätz (Reichel). Jaromer, z. B. in der Fasanerie! — Nordböhmen : Hohenelbe (Kablik)! 
Schatzlar, Adersbach {(Opiz)! bis in die untere Waldregion des Riesengebirges.. Um 
Lomnic, Jitin häufig (Poläk)! Kleinskal (Neum.). Münchengrätz (Sekera). Reichenberg 
(Langer)! Grottan (Menzel)! zwischen der Lausche und Innocenzidorf (Aschers.). Niemes 
bei Barzdorf und am Rollberg bäufig (Schauta)! Tiefendorf bei Leipa! B. Kamniz (Zizelsb.), 
Schluckenau (Karl). Tetschen (Malinsky)! — In der’ westlichen Elb- und Egerebene bei 
Melnik (Prazäk)! Wrbie und Webruc bei Roudnie, auf Waldblössen bei Libochovie (Reuss). 
Häufiger im Basaltmittelgebirge: am Geltsch, um Auscha! Woparner Thal, Pilkau bei 
Mileschau (Reuss), Granatbach unter dem Radelstein! nächst dem Klotzberge! u. s. w. 
Debrethal bei Bilin (Reuss). Aussig: am Predlitzbach gegen Karbitz ! Osseg (Thiel)! 
Ranzenthal oberhalb Komotau! Strahn bei Saaz (Thiel)! Vinafice! Fehlt um Karlsbad 
(nach Ortmann), aber am Podhorn bei Tepl (Sternberg). — In Südböhmen wohl selten, 
bisher nur bei Budweis, selten (Krej®), und auf den südlichsten Vorbergen des Böhmer- 
waldes: Weichseln bei Krumau (Jungb.), auch vor Lagau! Kaplitz (Kirchner)! Platzer 
Schlossgarten (Leonhardi) ! 


4. Ch. aureum L. (Myrrhis aurea All.). Stengel kantig-gerillt, an den unteren 
Knoten verdickt, unterwärts kurzhaarig oder von langen abstehenden Haaren steifhaarig. 
Blätter 3fach gefiedert; Blättchen angedrückt dicht gewimpert, aus eiförmigem fieder- 
spaltigem Grunde in eine lanzettliche, einfach gesägte Spitze ausgezogen, Zipfel 
lanzettlich. Früchte länglich-kegelförmig. Grifiel höchstens doppelt so lang als das 
zwiebelförmige Griffelpolster. | 
y Stengel 2—4’ hoch, ästig, öfter rothgefleckt oder röthlich angelaufen. Blätter glanzlos, 
weich, die jungen und die Blattstiele graulich behaart. Blumen weiss. Früchte braun, mit gelb- 
lichen Rippen. 
2 Juni, Juli. Auf Rainen, steinigen Stellen, Bergwiesen, im Gesträuch, an Wald- 
rändern, im Mittelgebirge und Vorgebirge bis gegen 3000‘, seltener im Hügellande. 
Bei Prag: nur bei Karlstein im Thale Hlubokä (Ruda)! — Am Kourimecer Forsthause 


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CIE TEE DE 


. 


Mryrrhis, 589 


unweit Bürglitz! Wosow in der Horovicer Gegend (Wolfner)! Ruine Wiegstein im &äslauer 
Gebirge (Opiz). Vorgebirgsregion des Riesengebirges?: Aupagrund (Pohl), Elbgrund (Haenke). 
Bergwiesen bei Jungbunzlau (Hippelli)! Basalt-Mittelgebirge : am Radelstein bei Skaliz! 
auch am Gipfel desselben (Reuss). In die Ebene herabsteigend bei Brozan (nacıı Neumann). 
Steindörfel bei Aussig!? Im Erzgebirge stellenweise häufig: Langewiese bei Osseg (Thiel)! 
Töltsch bei Görkau! Quinau, Petsch, Komotauer Grundthal! Duppauer Gebirge bei Bukva, 
bei Duppau selbst! Karlsbad, Ellbogen häufig (Ortm. Aschs.) — Vorgebirge des Böhmer- 
waldes: Vogelberg des Kubanigebirges 2300° (Müncke); oberhalb Kuschwarta (Purkyne) ! 
häufig um Lagau! Wiesen des Platzer Schlossgartens (Leonhardi). 


£) Blättchen der Hüllchen und Blumenblätter gewimpert. 


5. Ch. hirsutum L. (Myrrhis hirsuta All.). Stengel stielrund, gerilt, unter 
den Knoten kaum amgeschwollen, sammt den Blättern steifhaarig bis völlig kahl. Blätter 
doppelt Szählig-gefiedert; Blättehen tief fiederspaltig, mit gesägten Zipfeln, ungleichseitig 
eiförmig, das endständige fast rautenförmig. Blättenen der Hüllchen sehr ungleich. Früchte 
länglich-kegelförmig, nach oben verschmälert. Griffel steif aufrecht, mehrmals länger 
als das schwach verdickte Griffelpolster. 

1— 2’ hoch. Blattscheiden ziemlich aufgebläht, gewimpert. Blumenblätter weiss oder rosen- 
roth. Stengel und Blätter in der Regel rauhhaarig, selten (%. glaberrimum) vollkommen kahl. 

2. Mai, Juni, von allen am frühesten. An feuchten und sumpfigen oder quelligen 
schattigen Waldstellen, an Waldbächen gebirgiger Gegenden von 1000° an, selten tiefer, 
bis auf das Hochgebirge gegen 4000’, verbreitet, meist gesellig. Fehlt der Prager Gegend, 
erst in den Bürglitzer Wäldern: im Neuhofer Thiergarten #! — Ostböhmen: Chedrby bei 
"Cäslau (Opiz), St. Annabad bei Frauenthal (Opiz)! Krelovicer Thal bei Seelau (Opiz) ! 
B. Trübau (Rybicka), Grulich: am Buchberg (Erxleben), gegen den Hohen Stein! Schlucht 
unter dem Glazer Schneeberge! Kostelee a. Adler $! Wildenschwert $%! — Nordböhmen: 
Adersbacher Felsen (Knaf)! Häufig im Riesengebirge, z. B. im Klausengrund, Riesengrund ! 
bei Johannisbad (Opiz) ! Häufig bei Lomnie (Poläk)! Jiein auf dem Sandsteingebirge schon 
seltener! Freudenhöhe bei Kratzau, Lausche (Matz), Jeschkenberg! B. Aicha (Tachect). Roll- 
berg bäufig (Schauta)! Fuss des Limberges bei Gabel, Sandstein! Schluckenau (Karl)! Mittel- 
grund, Schneeberg bei Tetschen! Fehlt im ganzen Basalt-Mittelgebirge. — Sehr verbreitet 
im ganzen Erzgebirge in den feuchten, quelligen Gründen. Selten an den Fass herab- 
steigend, so auf den Sperbersdorfer Wiesen bei Komotau (. Knaf)! Duppauer Gebirge 
bei Bukva, unter dem Ödschlossberg! Häufig um Karlsbad (Ortm.)! Franzensbad, Tepl 
(Konrad)! Brady-Waldgebirge: bei Wolesnä, im Obecnicer Revier u. s. w.! Im Böhmer- 
walde verbreitet, auch auf den Vorbergen, am Kubani (Müneke), Blanskerwald, bei Adolfs- 
thal, im Moldauthal bei Cernie, bei Rosenberg u. s. w.; auch noch bei Budweis: bei 
Gutwasser und Libnitsch (Mardetschl.). Hochwaldberg bei Gratzen! Platz (Leonh.)! 


41. Myrrhis Scop. 


1. M. odorata Scop. (Scandix odorata L., Lindera odorata Aschers.). Stengel 
gerieft, hohl, nebst den Blättern abstehend graulich behaart. Blätter 3fach gefiedert; 
Blättchen eiförmig oder länglich, fiederspaltig, deren untere Zipfel länglich-eiförmig, 
gesägt. Dolden mehrstrahlig, Strahlen und Blüthenstiele dicht flaumig. Hülle fehlend, 
Hüllchen aus 5—7 häutigen, lanzettlichen, zur Blüthezeit aufrecht abstehenden Blättchen. 

2-4’ hoch, oben ästie, Blätter weich, unterseits graulichgrün. Dolden am Stengelende 
öfter zu 2—3 trugdoldig zusammengestellt. Blumen weiss. Früchte gross, 1’ lang, dunkelbraun, 
wie lackirt, auf den Kanten borsthaarig. Geruch und Geschmack stark aromatisch. 

2. Mai, Juni. In Grasgärten, und bei den Hütten der Gebirgsgegenden, selten 
auf Wiesen in deren Nähe, wahrscheinlich überall nur verwildert, nicht ursprünglich ein- 
heimisch. Hie und da im Riesengebirge, namentlich bei Marschendorf, im Aupagrunde, 
(Kablik)! bei Petzkretscham auf einer feuchten Wiese nahe einer Gebirgswohnung (Opiz) ! 
Am Glazer Schneeberg in den Thälern (Opiz 1815)! — Kleinskal, Gablonz bei Reichen- 


590 Pleurospermum, Meum, 


berg (Sekera). Schluckenau an Häusern nur gepflanzt (Karl). Bei Weisswasser in einem 
Gebirgsthale (Hippelli 1859)! und in Grasgärten bei Rehwasser (Schauta)! Bei Karlsbad 
und Marienbad (nach Glückselig, aber von Ortmann, Conrad u. A. nicht genannt). Im 
Böhmerwalde (Presl. fl. &ech.), ohne genauere Angabe. Auf der Höhe des Berges Kum 
bei Andreasberg (Jungbauer), hier vielleicht wild? 


42. Pleurospermum Hofim. 


1. P. austriacum Hofim. (Ligusticum austriaeum L.). Wurzelstock schopfig. 
Stengel gefurcht, röhrig, oberwärts traubig-ästig, oft vieldoldig. Blätter 3zählig doppelt- 
gefiedert, die äusseren Abschnitte des 2. Grades viel grösser (länger, mehr getheilt) als 
die inneren; Blättchen am Rande feingesägt-rauh, schief länglich, mit dem unteren Rande 
am Blattschnittstiel bis zum nächst unteren Paare keilig herablaufend, fiederspaltig, am 
Grunde selbst fiedertheilig, mit grobgesägten, zugespitzten Zipfeln; obere Stengelblätter 
kleiner, minder getheilt, mit langgezogenen Abschnitten, auf flachen, krauswelligen Scheiden. 
Blättehen der Hülle zahlreich, oft fiedertheilig oder fiederspaltig, die der Hüllchen lan- 
zettlich, ungewimpert, herabgeschlagen. Doldenstrahlen und Blüthenstiele wie kleiig be- 
stäubt. Fruchtriefen mit etwas welligem Kiele. 

Stengel 2—5‘ hoch, sehr dick, sammt den etwas lederig derben Blättern kahl. Dolden 
gross. Blumen weiss. 

2% Juli, August. Auf felsigen buschigen Stellen des Basalt-Mittelgebirges und auf 
kräuterreichen Lehnen der Gründe des Riesengebirges selten. Im Basalt-Mittelgebirge am 


Mileschauer, besonders am Gipfel (Malinsky, Mayer ete.)! dann auf Felsen der Babina’er‘ 
Wiesen (1870)! und an einer felsigen Stelle des mit Laubholz bewachsenen Hügels 


zwischen Babina und Winterberg mit Aconitum variegatum, Actaea spicata u. dgl. (1871 
blühend, Mayer)! — Riesengebirge: Riesengrund (Wimmer); Kesselgrube (Kablik)! Kl. 
Teich (Tausch)! 


43. Meum Haller. Bärwurz. 


1. M. athamanticum Jacg. (Athamanta meum L.) (Köprnickl im Erzgebirge) *) 
Wurzelstock reichfaserig-schopfig. Stengel kantig-gerieft, armblätterig, einfach oder oben 
wenig- und langästig. Grundblätter 2—3fach fiederschnittig, die letzten Abschnitte 2» 
viele haarförmige Zipfel fast gabelig getheilt. Blättchen erster Ordnung sitzend, schon 
am Grunde zertheilt. Hülle fehlend oder 1—4blätterig, Hüllchen aus mehreren 
pfriemlichen, unberandeten Blättchen. Strahlen der Fruchtdolde ungleich verlängert. 
Früchte eilänglich. r 

1/,,—1!%‘ hoch, grasgrün, kahl. Wurzelstock sehr dick, geringelt, braun, oberwärts in 
zahlreiche, einen dichten, schopfigen Rasen bildende Aeste zertheilt. Blumen weiss, Stempelpolster 
gross, grünlich. Geruch durchdrinsend dillartig. Die Samen sind theilweise auf der Innenseite 
tlach, nur theilweise rinnig vertieft. 

2 Mai, Juni, nach der Mahd zum zweiten Male im August. Auf Bergwiesen, 
grasigen Abhängen und Rainen der Vorgebirge bis 3000, bis an den Fuss derselben 
herabsteigend. Im Isergebirge (Tausch)! [Auf schlesischer Seite sah ich selbst die Art 
bei Flinsberg.] Fuss des Pirschkenberges bei Schluckenau, Neu-Ehrenberg (Karl)! Nix- 
dorf, Georgswalde (Neum.). Wolfsberg bei Schönlinde (Opiz)! Sehr verbreitet auf dem 
Kamme, hie und da auch am Fusse des Erzgebirges, z. B. Geiersburg bei Teplitz (Opiz), 
bei Zinnwald, Neustadt, Flöha [Fleyh] (Reuss) ; Strobnitz bei Osseg (Thiel)! Klostergrab 
(Winkler)! Göhrn, Katharinaberg, Kalich (Reuss). Rothenhaus (Roth)! Natschung bei 


/ *) Von dem böhmischen koprnik, dieses abgeleitet von kopr, Dill, wegen der Achnlich- 
keit der Blätter. Die Erhaltung dieses Wortes in dem ganz deutschen Erzgebirge giebt einen 
botanisch-etymologischen Beweis ab von der ehemals slavischen Einwohnerschaft des Erzgebirges. 


Conium, Coriandrum, 591 


Platten selten, Pressnitz ! Selbst auf der Nordseite des Teplitzer Schlossberges 1862 in 
mehreren Exemplaren (Eichler). Gottesgab (Reiss), zwischen Neudeck und Platten (Ortm.). 
Olitzhaus bei Karlsbad (Fischer). — Wohl zufällig ist das Auftauchen dieser Art im 
Stern bei Prag schon vor 1819 (Presl)! 


2. M. mutellina Gärtner (Phellandrium mutellina L.). Stengel unten stielrund 
yerillt, oben kamlig-gerieft, einfach und blattlos oder oben 1—2blätterig, 1— 2ästig. 
Grundblätter 2—3fach fiederschnittig; Abschnitte fiederspaltig, mit schmal Tineal- 
lanzettlichen Zipfeln;, Blättehen erster Ordnung gestielt, erst höher über dem Grunde 
getheilt. Hülle fehlend oder 1blättrig, Hüllchen mehrblätterig, oft etwas einseitig, ihre 
‚blättchen lanzettlich, weisshäutig berandet. Strahlen der Fruchtdolde ziemlich gleich. 
Früchte eilänglich. 

",»—1"/,' hoch, grasgrün, kahl. Blumen weiss, meist rosa angelaufen, vor dem Auf- 
blühen purpurroth. 

2. Juni, Juli. Auf Bergwiesen der höheren Gränzgebirge zwischen 3000 und 
4500’. Gipfel des Glazer Schneeberges (Opiz, Tausch ! ete.). Im Böhmerwalde: Bystricer 
See (Streinz), bei Eisenstein (Müncke), Stubenbach (Presl. fl. &ech.), Aussergefild (Mardet- 
schläger); an und jenseits der Gränze am Arber, Rachel, Lusen (Sendtner). 


44. Conium L. Schierling. 


1. C. maculatum L. (Gefleckter Schierlins). Stengel kantig, seicht gefurcht, 
bläulich Dbereift. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättehen fiederspaltig, am Grunde oft fieder- 
theilig mit länglichen, ganzen oder eingeschnitten- gesägten Zipfeln. Hülle und Hüllchen 
3—6blätterig, zurückgeschlagen. 

3—6‘ hoch, kahl. Stengel unten roth gefleckt. Blumen weiss. Kraut giftig (enthält Coniin), 
von starkem widerlich mäuseartigem Geruche. 

69 Juni—August. Auf Dorfangern, an Zäunen, in feuchten Gebüschen, vorzugs- 
weise in niederen Gegenden, sehr zerstreut, in gebirgigeren Lagen selten. Bei Prag: 
Lorenzberg, Baumgarten, Michle, Zäbehlie, Podhof, Smichov u. a. Stifin (Sykora). — 
Bucoves bei Kopidlno! Kuttenberg (Veselsky)! Kaöina (Peyl)! Cäslau, Seelau (Opiz). Dva- 
katovie bei Chrudim, Hrochow-Teinitz und Moravan! Pardubie (Opiz). Wälle von Königin- 
grätz! Racie bei Smific (Halla). Jaromef (Knaf)! Kleinskal (Neum.). B. Leipa (Watzel) ! 
Schluckenauer Kirchhof (Karl)! Tetschen (Malinsky)! Elbthal hinter Tichlovitz! Roudnie 
(Reuss), Budin (Opiz), Osseg (Thiel)! Bilin, Brüx (Reuss), Rothenhaus (Knaf)! Schiesselitz 
gegen Saaz an der Strasse! Deutschenrust, "Mühldorf bei Duppau! Karlsbad und Ellbogen 
(Ortm.) -- Rakonitz (Krej&). Berounthal: beim Koufimecer Forsthause und bei Tejrov! 
Dorf Ten bei StraSie zbirow.! Brezina (Sternberg). Bräuhaus zu Konopist (Vogl). — 
Häufig um die Dörfer an den Teichen von Veseli! Brannä bei Wittingau! Platz (Leonh.) ! 
Gutwasser bei Budweis! Um Krumau häufig: bei Krumau und Rojau, bei der südlichen 
Vorstadt, im Moldauthal südwärts! an der Strasse von Rothenhof nach Kalsching sehr 
zahlreich (Mardetschl.). 


45. Coriandrum L. Koriander. 


+1. 0. sativum L. Stengel stielrund, feingerillt, ästig. Untere Blätter einfach 
gefiedert oder nur fiederspaltig, mit randlich-keilfürmigen fiederspaltigen Blättchen oder 
Abschnitten und eiförmigen, vorn kerbig-gezähnten Zipfeln; obere 2—3fach gefiedert, 
mit oft fiedertheiligen Blättehen und linealen Zipfeln. Dolde meist 5theilig, oft durch 
Übergipfelung seitenständig. Hülle fehlend oder Iblättrig. Hüllchen 1seitig, aus 3 pfriemlich- 
borstlichen Blättehen. Randblumen der Dolde strahlend. 
‚ 1-2’ hoch, kahl. Blumen weiss oder rötblich. Stinkt nach Wanzen. 


5923 Bifora. Hedera. 


© Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, wird nur selten gebaut und kommt dann 
an Strassen, Zäunen, Schuttstellen sparsam verwildert vor, so nächst Prag bei Bubna und 
Holesovic! um Malin, Königingrätz (Opiz), Geyer bei Leitomysl! Tetschen (Malin.)! 
Budweis (Jechl, Mardetschl.), Kapliz (Kirchner). 


46. Bifora Hoffm. 


1. B. radians M. Bieb. Stengel kantig, gefurcht, oben ästig. Blätter 2—3fach 
gefiedert; Blättchen fiedertheilig mit linealen, an den oberen Blättern fast fädlichen 
Zipfeln, kurzscheidig. Dolde 3— 6strahlig. Hülle fehlend. Blättehen der Hüllchen 2—3, 
einseitig, pfriemlich. Randblüthen der Doldestrahlend. Griffel fädlich, der Fruchtangedrückt, 
viel länger als das Griffelpolster. Frucht oben vertieft, nicht geschnäbelt. 

1,—1Y/,'hoch, kahl. Blumen weiss. Aehnlich dem vorigen, ebenfalls nach Wanzen stinkend. 


© Juni—August. Um den Woskoberg bei Podöbrad! auf schwarzlehmigen 
Weizen- und Erdäpfelfeldern, immer vereinzelt, aber schon seit etwa 40 Jahren beobachtet, 
wahrscheinlich mit fremden Getreidesamen eingeführt (Opiz! schon 1836, von mir 1867 
und 1869 wiedergefunden). 


110. Ordnung. Araliaceen Juss. 
1. Hedera L. Epheu. 


Kelchsaum sehr kurz, ungetheilt oder klein 5zähnig. Blumenblätter 5—10, 
ausgebreitet. Staubgef. 5—10. Griffel 5—10, zusammenneigend oder zu einem verwachsen, 
einer grossen halbkugeligen Scheibe aufsitzend. Beere 5—10fächerig, mit dünnhäutigen 
Fachwänden. 


1. H. helix L. Stamm ästig, kriechend oder klimmend, zahlreiche anhaftende 
Luftwurzein treibend. Blätter lederartig, immergrün, die der blühenden Zweige rauten- 
eiförmig, theilweise selbst lanzettlich, geschweift, zugespitzt, die übrigen herzförmig, 
eckig 3—5lappig. Dolden an dem laubblattlosen Endtriebe endständig und seitlich traubig, 
aus der Achsel von abfälligen Deckschüppchen. Stiele sammt Fruchtknoten filzig-behaart. 
Blüthen 5zählig. Griffel verwachsen, kurz, bleibend. Frucht kugelig. 

Klimmt bis 40° und höher. Blätter oberseits dunkelgrün, meist blassaderig, unterseits 
blasser. Blumen grünlichgelb. Beeren schwarz, im nächsten Frühjahr reifend, 

f September—October. In Wäldern, zwischen Gestein und Gerölle, sowie an 
Bäumen kletternd, auch an Mauern und Felsen, nur an diesen, wenn sie besonnt sind, 
bei grösserer Stammdicke selten blühend, sowohl im Hügellande als auch in Gebirgs- 
gegenden, mit Ausnahme des Hochgebirges, verbreitet aber zerstreut. Bei Prag z. B.: 
Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Hinter-Kopanina, Karlstein, St. Ivan, Kamenicer Thal 
u. a.; in Blüthe nur gepflanzt an Gartenmauern in und um Prag, auch auf Felsen, z. B. 
in der Pfemyslovka! Sonst blühend gefunden: Kuttenberg (Veselsky)! Jungbunzlau auf 
den Iserlehnen (Hipp.)! Loudin (Schauta)! Reichenberg, Friedland (Siegmund)! Rollberg 
bei Niemes (Schauta)! Schlossberg bei B. Kamnitz (Zizelsb.), Felsen des Kelchberges 
bei Triebsch (Neumann)! Boren bei Bilin (Tausch! Reuss). Rothenhaus (Roth)! Cernovie 
an Mauern und Häusern (Knaf)! Im Blansker, bei Krumau (Jungb.)! jedoch an manchen 
dieser Lokalitäten, wie bei Cernovic ursprünglich wohl nur gepflanzt. 


Adoxa. Cornus, 593 


111. Ordnung. Adoxeen E. Meyer.) 
1. Adoxa L. Bisamkraut. 


1. A. moschatellinaL. Wurzelstock kriechend, fädlich, gegen das Ende verdickt, 
durch die zweizeiligen, gegen das Rhizomende gedrängten Niederblätter gezackt, dünne 
zerbrechliche Läufer treibend. Stengel seitlich, einfach, oben 2blätterig, mit endständigem, 
meist Sblüthigem (auch 3—7blüthigem), rundem, begränztem Köpfehen. Grundblätter doppelt 
3zählig, Stengelblätter kürzer gestielt, gegenständig, einfach 3zählig; Blättchen 2—3spaltig, 
Abschnitte ganz oder 2—3lappig mit stumpfen, stachelspitzen Lappen. Stiel des Köpfchens 
zur Fruchtzeit bogig herabgekrümmt. 

Ganze Pflanze kahl. Wurzelstock unbegränzt, anfangs fädlich, zu Ende der Jahres- 
periode sich stauchend und verdickend; im folgenden Frübjahr entwickeln sich die Grundblätter, 
aus der Achsel des zweiten oder auch ersten Laubblattes und selbst des letzten Niederblattes 
kommen die Stengel hervor. Nachher senkt. sich die Rhizomspitze, als fädlicher Lauftrieb fort- 
wachsend und den vorjährigen Vorgang wiederholend; der fädliche Theil stirbt bis zum Stauchling 
ab, dessen Niederblätter erzeugen auch wieder Läufer aus den Blattwinkeln. Stengel 3—6‘ hoch. 
Blumen srünlich, schwach nach Moschus riechend. Endblüthe des Köpfchens 4zählig mit 2theiligem 
Kelche, die der seitlichen decussirten Paare 5zählig mit 3theiligem Kelche. Beeren grünlich. 

2. April, Anfang Mai. In Laubwäldern, Gebüschen, Zäunen, in lockerem humosen 
Boden, von der Ebene bis auf das Vorgebirge verbreitet, aber zerstreut, meist sehr 
gesellig. Bei Prag: Smichov (Siegmund)! Bach bei ZäbeEhlic! Kundraticer Wald, Baum- 
garten, Stern, Generälka, St. Prokop, Moriny, St. Ivan, Thal Vüznice bei Neuhütten ! 
Zävist! Wälder im Kamenicer Thal, bei Trebohostie, Bechovic! Weltruser Park, massen- 
haft! — Nimburg: massenhaft um die Ruine Mydlovar, in Hainen unter dem Woskoberge! 
Radvandic, Tupadler Fasanerie, Semin, Thiergarten bei Herman-Möstee, Pardubic, Selau 
(Opiz). Leitomysl: im Schlossgarten, Nedosiner Park (Pospichal)! Landskron (Erx- 
leben). Senftenberg: Revier bei LiSnic und bei Schambach (Brorsen), Königingrätz, Zwol 
(Cenök)! Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gottstein)! Reichenberg (Siegmund)! Kl. Skal 
(Neum.). Lomnie: Nevdorl (Poläk)! Prachover Felsen bei Jicin (Pospich.)! MuZsky-Berg 
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Höllengrund (Watzel)! 
Jägersdorf bei B. Leipa (Zizelsb.). Schluckenau (Karl)! — Dobriner Fasanerie bei Roudnie 


‚(Reuss, Mayer), Leitmeritz: Schützeninsel, Woparner Thal (Mayer). Tetschen (Malinsky)! 


Teplitz (Eichler)! Osseg (Thiel)! Bilin häufig (Reuss). Rothenhaus (Roth), Eidlitz (Reuss). 
Thiergarten bei Schlackenwerth (Reiss). Karlsbad (Ortm.). Werscheditz bei Luditz (Thyse- 
bärt)! Tepl (Konrad)! — Rakonitz, z. B. beim Zäbransky mlyn, im Thale des Rako- 
nicer Baches (Krej£). Horovie häufig (Schlecht.), Strasic (Safr&nek)., Brezina (Sternberg)! 
Pisek! am Smrkovicer Teiche mit Corydalis fabacea (Dödecek). Läsenic bei Neuhaus 
(Novotny). Budweis (Jechl)! bei Doubravic (Krej6). Krumau, Lagau mehrfach (Jungb., 
Mard.), auch im Blansker! Böhmerwald (auf bair. Seite bis 4000°: Sendtner). 


112. Ordnung. Corneen De Cand. 
1. Cornus L. Hornstrauch. 


Kelchsaum sehr kurz, 4zähnig. Griffel mit kopfiger Narbe. Steinfrucht mit meist 
2fächerigem (1—3fäücherigem) Steine. 


a) (Tanyerania Endl,, Cornus Opiz). Blüthen gelb, in fast kugeligen, au knorrigen 
Seitenzweiglein endständigen, von einer Ilülle aus 4 Schuppen umgebenen, vor den Blättern 
erscheinenden Dolden, Embryo senkrecht, mit dem Würzelchen nach oben. 


*) Adoxa ist zwar auch mit den Araliaceen nahe verwandt, wäre aber konsequenter der 
gamopetalen Blumenkrone wegen bei den’ Caprifoliaceen untergebracht, wo sie durch ein Ver- 
sehen übergangen wurde. 


594 Philadelphus, 


1. €. mas L. (Kornelkirsche, Herlitze). Blätter elliptisch oder eiföürmig, in eine 
stumpfliche Spitze vorgezogen, ganzrandig oder geschweilt, beiderseits zerstreut behaart, 
unterseits blasser. Hüllblätter der Dolden lederartig, so lang wie dick, eiförmig, aussen 
angedrückt behaart. Steinkern innen schwammig porös, in den Poren mit harzigem Stoffe. 

Strauch oder kleiner Baum, mit 4kantigen, graulich ledergelben, in der Jugend ange- 
drückt behaarten Zweigen; die Langtriebe jährlich 2 Paar Laubblätter und amı Ende ein Paar 
Knospenschuppen bildend, mit kurzgliedrigen, jährlich nur 2 Blätter oder einen Blüthenstaud und 
2 Seitentriebe producirenden, sich somit verzweigenden Kurztrieben. Blüthenstiele und Kelche 
dicht rauhhaarig. Blumenblätter gelb. Früchte länglich, kirschroth, glänzend, hängend, weit grösser 
als bei dem folgenden. 

p März, April. In lichten Laubgehölzen, auf sonnigen buschigen Hügeln, gern 
auf Kalk, nur in den wärmsten Thälern der unteren Beroun, Moldau und Elbe wirklich 
wild, ausserdem hin und wieder in Laubgebüsch und Fasanengärten gepflanzt. Wirklich 
wild: bei Prag im Stern (?) Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal, Königsaal, 
Karlstein und St. Ivan sehr häufig, Tetin! — Elbauen bei Nimburg! Leitmeritz: Lobos! 
Hügel an der Strasse zwischen Nedweditsch und Palit (Mayer). Elbhänge bei Nestersitz, 
Tichlowitz, am Sperlingstein! am Erzgebirge bei der Geiersburg vor Teplitz! Wohl nur 
als angepflanzt zu betrachten, in Ostböhmen: Neuhofer Fasanengarten (Opiz, Patzelt!), 
im Fasaneriegebüsch St. Antonius bei Leitomysl! Brandeis a. Adler! Fasanerie bei 
Jaromer (Knaf)! — Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Schlossgarten bei Niemes (Schauta). 
Osseg [im Klostergarten?] (Thiel)! Komotauer Mühlgraben! Lustgebüsche bei Schlacken- 
werth, Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). — Fasanerie bei Bad Sternberg! Herrschaft 
Pürglitz (Stumpf). Hofovic, selten angepflanzt (Schlecht.). Krumau, ebenfalls nur einzeln 
gepflanzt (Rodler). 

b) (Thelyerania Endl., Suida Opiz)*). Blüthen weiss, in endständigen, gestielten, 
rispig-ästigen, gleichgipfeligen, nach den Blättern hervorbrechenden Trugdolden. Embryo schief, 
fast rechtwinkelig zur Fruchtaxe, mit ovalen Cotydelonen (Irmisch). 


2. C. sanguinea L. (Hartriegel). Äste aufrecht. Blätter eiförmig, zugespitzt, ganz- 
randig, zerstreut behaart, umierseits blasser grün, mit schwachen, nicht vorspringenden 
Nerven 3. Ordnung. Blüthenknospen länglich. Blamenblätter länglich-lanzettlich. Steinfrucht 
kugelig mit solidem Steinkern. 


Strauch, 3—6’ hoch. Zweige im Herbste schmutzig blutroth. Ausnahmsweise fand ich 
(bei Bilin) zu 3 wirtelständige Blätter. Blumen weiss. Früchte schwarz, weisspunktirt, ungeniessbar. 


bp Mai, Juni. In Wäldern und Gebüschen, von den Niederungen und dem 
warmen Hügellande bis auf das Vorgebirge (z. B. Erzgebirge) verbreitet und häufig, auch 
in Lustgebüschen häufig gepflanzt. 

Anmerkung. C. alba L. (C. stolonifera Mich.), von vorigem unterschieden durch abstebende 
Aeste, unterseits blaugrüne, mit vorspringenden Nerven 3. Ordnung versehene Blätter, ovale 
Blüthenknospen und weisse Früchte, aus Nordamerika stammend, wird in Parkanlagen kultivirt 
und scheint auch irgendwo „im Weidengebüsch am Ufer der Elbe“ bei Stefansüberfuhr (Pöch) ! 
verwildert vorgekommen zu sein. 


113. Ordnung. Philadelpheen Don. 
1. Philadelphus L. Pfeifenstrauch. 


Kelchsaum 4—5theilig. Staubgef. zahlreich. Griffel 4—5, unterwärts verwachsen, 
Kapsel 4—5fächerig, fachspaltig aufspringend. 


ry 1. Ph. coronarius L. Blätter elliptisch oder elliptisch-lanzettlich, entfernt 
kleingesägt, 3nervig, unterseits nächst den Nerven, wie auch die Blattstiele und jüngere 


*) Nach dem böhmischen Namen des Hartriegels svida, 


Ribes. 595 


Zweige behaart. Blüthen in beschlossener, meist 5—-7blüthiger Traube. Kelehzipfel kurz 
zugespitzt. Griffel bis gegen die Basis hin getrennt, kürzer als die Staubgefässe. 

Strauch, bis 10° hoch. Blumen gross, weiss, angenehm aber betäubend jasminartig 
riechend (heisst bei uns auch böhmischer Jasmin). 

% Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, häufig in Gebüschen, Lustwäldehen, selbst 
auf Abhängen gepflanzt und anscheinend wild, so z. B. bei Prag im Kundraticer Walde 
am Bache! Zieb und Neuhof, auf der Skalka bei Cäslau (Opiz), Neuberg bei Jungbunzlau 
(Hipp.)! in der Fasanerie St. Antonius bei Leitomysl mit Cornus mas! Krumau: auf dem 
Kreuzfelsen gegenüber Turkovie (Jungb.) u. a. 


114. Ordnung. 6rossularieen De Cand. 
1. Ribes L. 


Eichen zahlreich, auf den wandständigen Samenträgern mehrreihig. 


A. (Grossularia DC.) Blätter der verlängerten Zweige aus dem Blattkissen meist 
einen einfachen oder 3spaltigen Stachel treibend. Trauben 1—3blüthig. 


1. R. grossularia L. em. (Stachelbeere). Blätter rundlich, handförmig 3— 5lappig, 
doppelt eingeschnitten-gekerbt, sammt den Blattstielen besonders unlerseits flaumig oder 
zuletzt verkahlt. Früchteben an den kurzen Seitenzweigen endständig, übergebogen. Kelch- 
röhre glockig, mit läuglichen, stumpfen, bald zurückgeschlagenen Zipfeln. Blumenblätter 
verkehrteiförmig. 

Strauch 1—4° hoch. Stacheln gelblich, pfriemlich; ausser dem Hauptstachel öfter noch, 
besonders an sogenannten Wurzeltrieben, zahlreiche Stacheln auf den Internodien. Die an den 
Blattstielen oft vorkommenden, & gefiedert behaarten steifen Haare entsprechen morphologisch den 
Stacheln. Längs der vorjährigen "Langtriebe zahlreiche, von den Stacheln der vorjänrigen Blätter 
gestützte Kurztriebe mit stachellosen Blättern. Kelche aussen grünlich, Zipfel innen schmutzig- 
röthlich. Blumenblätter weisslich, klein. Beeren srün, gelblich oder trübpurpurn. Var. «) glandu- 
losum, Kelche behaart, Fruchtknoten mit Drüsenborsten; £) villosum (R. uva erispa L.), 
Kelche behaart bis zottig, aber drüsenlos. 

» April, Mai. In Gebüschen, Wäldern, auf Anhöhen und Felsen sehr zerstreut, 
wahrscheinlich überall nur verwildert, am häufigsten in Zäunen und Hecken gepflanzt, 
bis auf das Vorgebirge, so bei Rochlitz am Riesengebirge (Pohley), bei Petsch auf dem Erz- 
gebirge auf Steinhalden unter Haselnüssen! Vollkommen verwildert oder anscheinend 
wild auch bei Prag: bei Hlubodep, St. Prokop, Scharka, auf Felsen bei Stechovic! Bei 
Bürglitz im Waldhau oberhalb des kourfimecer Forsthauses! Ebenso am Rollberge (Schauta), 
am Geltschberg! auf Basaltfelsen bei Rongstock! Bei Krumau im Blanskerwalde und auf 
Anhöhen beim Kalkofen (Jungb.) u. s. w. 


B. (Euribes). Blattpolster ohne Stacheln. Trauben reichblüthig (bei getrenntem Ge- 
schlecht wenigstens die S'). 


a) Blüthen unvollständig zweihäusig. Trauben hängend. Deckblätter lanzettlich, länger 
als die Blüthenstielchen. Blattstiel meist nur halb so lang als die Blattspreite. 


2. R. alpinum L. Blätter oberseits zerstreut behaart, tief 3-, seltener 5lappig, 
am Grunde zugeschweift-gestutzt oder etwas herzförmig; Lappen eingeschnitten-gekerbt 
oder gezähnt, stumpf oder spitz. Traube am Grunde des unten beschuppten Blatttriebes, 
scheinbar seitlich, aber eigentlich endständig, die  vielblüthig, die @ nur 2—10- 
blüthig. Traubenaxe und Rand der Deckblätter drüsig. Kelchröhre flach beckenförmig, 
kahl, ungewimpert, Zipfel eiförmig, stumpf. Blumenblätter spatelig. 

Strauch, 2—5‘ hoch. Blätter kleiner als bei den folgenden, zuletzt etwas glänzend. 


Blumen grün- gelblich, 2 mehr grünlich. Blumenblätter sehr klein, gelblich oder röthlich. Beeren 
scharlachroth, fade. 


596 Ribes, 


P» April, Mai. In Wäldern, besonders auf steinigen und felsigen, bewaldeten 
Abhängen des höheren Hügellandes, Mittel- und Vorgebirges zerstreut, doch ver- 
breitet. Bei Prag: Zizkaberg, Särka, Veleslavfn, Cibulka, Radotiner Thal gegenüber Ko- 
panina, St. Prokop, Zävist, Wälder hinter Königsaal, Felsen der Säzava am Berge Mednik, 
hinter Stöchovic! Berounfelsen bei Bürglitz und Skrej (Zachystal, Krejt), gegenüber 
Nezabudic! — Ostböhmen: Brandeis a. Adler, am Rieselbache nächst der Baude! Böhm, 
Trübau: Herrenwald (Rybicka). Glazer Schneeberg (Erxleben)! — Vorgebirge des Riesen- 
gebirges, z. B. bei Rochlitz (Gottstein)! Ji&in: in Gebüschen gegen Eisenstadtel und 
im Parke (Pospichal)! Neuberg bei Jungbunzlau (Reich)! Rollberg im Basaltgerölle 
(Schauta)! Weisskirchen bei Grottau, Lausche (Matz). Berg Kosel bei B. Leipa! Rosen- 
berg und Kaltenberg bei B. Kamnitz! Rauchberg bei Rumburg, Botzenberg bei Schluckenau 
(Neum.). Tetschen (Malinsky)! — Leitmeritzer Basaltgebirge: Dreikreuzberg bei Cernosek, 
Buschberg bei Sutom, Zinkenstein, Kamajöken, Kletschenberg (Mayer) und Mileschauer! 
Fuss des Franzberges bei Kostenblatt, Boren, Selnizer Berg bei Bilin (Reuss). — Erz- 
gebirge: Weinberg und Grundthal bei Komotau (Knaf, Reuss)! Platten (Reuss). Bläs- 
lingberg bei Abertham (J. Reiss)! Karlsbad (Ortm.), Tepl (Konrad)! Einsiedl bei Marien- 
bad (Kablik)! — Böhmerwald: Berg Kum bei Andreasberg (Jungb.), bei Kundratitz 
(Gebauer)! . 

b) Blüthen zwitterig. Trauben wenigstens nach dem Verblühen überhängend. Deck- 
blätter eiförınig, kürzer als das Blüthenstielchen. Blattstiel meist so lang und länger als das Blatt. 


«) Blätter und Kelche drüsenlos. 


3. R. rubrum L. (Johannisbeere). Knospenschuppen fein behaart. Blattstiele 
drüsig gewimpert. Blätter handförmig 3—-5lappig, am Grunde mehr weniger herz- 
förmig, unterseits nebst den Blattstielen anfangs dicht grauflaumig; Lappen breit, 
kurz, ziemlich stumpf, doppelt kerbiggesägt. Trauben locker, bald hängend, fast kahl. 
Blüthenstiele 2'/,—4mal länger als das eiförmige Deckblättchen. Kelchsaum flach 
beckenförmig, nebst den rundlich-spateligen, stumpfen, nicht zurückgerollten Zipfeln 
kahl. Blumenblätter keilföürmig, sehr klein, dem Kelch anliegend. 

Strauch, 3—5‘ hoch. Kelch gelbgrünlich oder im Grunde bräunlich, Blumenblätter 
gelblich. Beeren scharlachroth, kultivirt auch gelblichweiss. 

b April, Mai. Wirklich wild wohl nur in Südböhmen, an feuchten Bach- und 
Teichufern, selten: am Goldbach und am Rosenberger Teiche, mit Ribes nigrum und 
Spiraea salieifolia, ziemlich zahlreich! bei Platz im Ufergehölz der Neubach, bei der 
Krävova-Wiese (Leonhardi)! wild vielleicht auch bei Goldenkron auf der Mühleninsel 
hinter der Maierei (Jungb.). — Ob in feuchten Fasanengebüschen, wie z. B. bei Libic 
nächst der Elbe! und bei Jaromer (Knaf!), wo die Art vereinzelt und selten vorkommt, 
wild oder ursprünglich gepflanzt, ist zweifelhaft. Ausserdem in Hecken, Zäunen, am 
Rande der Weinberge, auch auf Felsen unl Waldrändern in der Nähe menschlicher 
Ansiedelungen gepflanzt oder allenfalls verwildert, obzwar selten, so z. B. um die Wein- 
berge am,Lobosch! bei Prag in der Cibulka, im Kundraticer Walde am Bache (mit 
Philadelphus)! hinter Stechovie (Krell), bei Stirin (Sykora); bei Strakonie in Podskal 
auf Felsen, nebst Rhus typhina offenbar nicht ursprünglich wild! u. s. w. 


4. R. petraeum Wulf. Knospenschuppen kahl, feingewimpert. Blattstiele mit 
langen drüsenlosen Fransen. Blätter handförmig tief 3—5lappig, gewimpert, sonst 
kahl oder unterseits nebst den Blattstielen zerstreut flaumig; Lappen länglich, spitz 
oder zugespitzt, doppelt gesägt. Trauben erst ziemlich aufrecht, zuletzt hängend; 
Traubenaxe und Blüthenstiele flaumig, letztere höchstens Qmal länger als das eiförmige 
Deckblättehen. Kelchsaum glockig, kahl, nur die länglichen, stumpfen Zipfel gewimpert. 

Strauch, 2—5’ hoch, vielästig. Aehnlich der vorigen, die Blattlappen aber viel spitzer 
und spitzer gesägt, nur zerstreut behaart. Blumen grünlichgelb, roth gesprenkelt. Beeren blut- 
roth, sehr sauer. 


%» Mai, Juni. Auf felsigen Lehnen und an Bächen der Hochgebirgsregion der, 


Saxifraga. 597 


Sudeten, selten. Glazer Schueeberg nahe dem Gipfel (Opiz, Wimmer, Erxleben)! Im 
Riesengebirge im Elbgrunde (Kablik, Tausch)! und am Kl. Teiche (Wimmer). 


ß) Rückseite der Blätter, Blattstiele, Knospenschuppen, Kelche und spärlicher 
auch die Traubenaxe mit gelben, glänzenden Harzdrüsen bestreut, 


5. R. nigrum L. (Gichtbeere, Aalbeere). Knospenschuppen breit, feinllaumig. 
Blätter 3—5lappig, am Grunde gestutzt oder herzförmig, unterseits auf den. Hauptnerven 
und am Blattstiele sehr fein flaumig; Lappen gespreizt, spitz, seltener stumpf, doppelt 
grob-kerbiggesägt. Trauben locker, ihre Axe flaumig. Blüthenstiele viel länger als die 
ei-pfriemlichen Deckblätter. Kelche flaumig, ihr Saum bauchig-glockig, die Zipfel länglich, 
stumpf, zwrückgerollt. Blumenblätter lineal-länglich, aufrecht, halb so lang als die 
Kelchzipfel. 

Strauch, 2—6‘ hoch. Blätter kahler, oberseits dunkler grün und glänzender als bei R. 
rubrum. Blüthen gelblich, Blumenblätter meist röthlich überlaufen. Beeren schwarz. Geruch 
unangenehm, wanzenartig. 

» April, Mai. In feuchten Gebüschen, an Fluss- und Bachufern, in Erlsümpfen, 
selten. Wirklich wild in Südböhmen in Erlsümpfen am unteren Theile des Goldbaches 
und am Rosenberger Teiche bei Wittingau zahlreich! wahrscheinlich auch so bei Tucap 
(Berehtold). — Wahrscheinlich ebenfalls wild an der Iser im Sovojovicer Revier auf 
der Brandeiser Herrschaft (Opiz 1835)! und bei Josefsthal nächst Jungbunzlau (David, 
Hippelli)! wohl auch bei Brüx am rechten Bielaufer auf der Wiese nächst Rudelsdorf 
(Stika). — Ausserdem auch in Gebüschen und Zäunen offenbar gepflanzt oder verwildert, 
bisweilen auch in Gärten gebaut, so bei Prag hinter Stöchovie ein Strauch (Krell). am 
Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz), bei Hohenelbe in Gartenzäunen (Tausch)! bei 
Wellnitz nächst Reichstadt (Mann), in Gebüschen bei Tetschen (Malinsky)! Bei Karls- 
bad und Ellbogen in Hecken und Zäunen nur verwildert (Ortm.). 


115. Ordnung. Saxifrageen Vent. 
Gattungen: 


1. Saxifraga. Kelch 5spaltig bis 5theilig, mit bald langer bald sehr kurzer Röhre 
dem Fruchtknoten mehr weniger angewachsen. Blumenblätter 5. Staubgef. 10. 
Kapsel unter- oder fast oberständig, 2fächerig, 2schnäbelig, zwischen den Schnäbeln 
durch eine weite Ritze aufspringend. 


2. Chrysosplenium. Kelch 4lappig (ausnahmsweise auch 5lappig), gefärbt, die Röhre 
mit dem halben Fruchtknoten verwachsen, 2 Zipfel kleiner. Blumenblätter fehleud. 
Staubgef. 8 (selten 10). Kapsel halb unterständig, 1fächerig, bis zur Mitte in 
2 an den Rändern die Samen tragenden Klappen anfspringend. 


1. Sazifraga L. Steinbrech. 


A. Blätter gegenständig, an den unfruchtbaren Zweigen 4reihig, an der verdickten Spitze 
mit einem ein später abfälliges Kalkschüppchen absondernden punktförmigen Grübchen. 


1. S. oppositifolia L. Stämmchen kriechend, vielästig; Äste aufrecht, gedrungen, 
dicht beblättert, die blühenden nach oben locker beblättert, einblüthig. Blätter spatelig, 
steifgewimpert, sonst kahl oder sammt dem Stengel spärlich behaart, unterseits gekielt, 
oberseits ausgehöhlt, mit abstehend zurückgebogener Spitze. Kelch halb 5spaltig, Röhre 
mit dem halben Fruchtknoten verwachsen, Zipfel eiförmig, gerundet, (drüsenlos) steifge- 
wimpert. Blumenblätter verkehrteiförmig. 

Blüthenäste 1—2“ hoch. Blüthen ziemlich gross, anfangs am Ende des Astes fast 
sitzend. Blumenblätter lilapurpurn. 

39 


b- 


2, Mai, Juni. Auf Felsen des hohen Riesengebirges sehr selten; nur im Teufels- 
gärtchen (Kablik, Tausch)! und am alten Bergwerke des Riesengrundes (Wimmer), dann 
in den Schneegruben (Engler) und angeblich auf der Kesselkoppe (Elsner). 


B. Blätter wechselständig, in Rosetten, am Rande jederseits mit einer Längslinie ein- 
gedrückter Punkte, die von einem weissen, später abfallenden Kelchschüppchen bedeckt sind, 


2. $. aizoon Jacg. (S. cotyledon var. &. L.). Stengel aufrecht, beblättert, am 
Ende traubig oder traubig-rispig, mit einblüthigen oder mit 3—5blüthigen Ästen, 
unterwärts mit zerstreuten langen, oberwärts mit kurzen Drüsenhaaren bestreut. Blätter 
der Rosetten am Grunde gewimpert, zungenförmig, länglich oder oval, gesägt, mit ober- 
wärts knorpeligen, auf der Oberseite den Porus tragenden, spitzen, vorwärts gekrümmten 
Sägezähnen; die stengelständigen kleiner, spatelig, am Grunde gewimpert. Kelch ?], 
5spaltig, Zipfel eiförmig, stumpf. Blumenblätter verkehrteiförmig oder länglich. 

!,„—1’ hoch. Blätter steif, dicklich, kahl, flach, der weisse Rand gegen die hellgrüne 


Blattfläche abstechend. Blumenblätter so gross wie bei S. granulata, weiss ins Gelbliche, oft an 
der Basis purpurn punktirt. Kommt in einer kurz- und einer (ß) langblätterigen Form vor. 


2 Juni, Juli. Auf Kalk und Basaltfelsen des warmen Mittelgebirges, selten. Bei 
Prag: im Haine von St. Prokop spärlich mit häufigerer S. Hostii! bei St. Ivan zahlreich! 
— Am Dreiberge bei Triebsch, auf der Nordwestseite des höchsten Felsenkammes (Hackel, 
Neum.). Ziegenberg gegenüber Gross-Priesen (%, A. Mayer)! 


7 3. 8. Hostii Tausch (S. longifolia £. media Sternbg., S. elatior M. Koch.). 
Stengel am Ende traubig-rispig, mit an der Spitze doldentraubig 5—7blüthigen Asten, 
drüsig-behaart. Blätter der Rosetten am Grunde gewimpert, aufgerichtet, zungenförmig- 
länglich, gekerbt, mit dünnen, knorpeligen, auf der Oberseite den Porus tragenden, 
gestutzten oder wenig vorgezogenen, stumpflichen Kerbzähnen;, die stengelständigen 
kleiner, lineal-länglich, drüsig-gewimpert, nur vorn gesägt. Kelch etwa ?/, öspaltig, 
Zipfel eiförmig-3eckig. Blumenblätter länglich oder verkehrteilänglich. 

1—1’/,‘ hoch. Aehnlich der vorigen, die Drüsenhaare oberwärts länger, Stengelblätter 
schmaler, Rosetten lockerer aus längeren Blättern; diese ausser den Schüppchen auch auf der 
Fläche mit einer dünnen Kalkschichte überzogen, zuletzt sich röthend. Blumenblätter rein weiss 
oder unterwärts purpurn punktirt. 

2 Juni, Juli. _ Stammt aus den Alpen, ist aber auf den Kalkfelsen im Haine 
von St. Prokop (zur Zeit Tausch’s) angepflanzt worden und gegenwärtig ziemlich reich- 
lich eingebürgert. ; 


C. Blätter wechselständig, ohne Kalk absondernde Grübchen am Rande. 
a) Pflanze ausdauernd, dicht beblätterte, rasige oberirdische Stengel treibend. 


«) Fruchtknoten von dem bis gegen den Grund getheilten Kelche fast ganz frei. 
Blätter ganz, dornig-gewimpert, mit ungegliederten Wimpern. 


[ 4. 8. bryoides L. Stengel armblätterig, 1—mehrblüthig, zerstreut drüsen- 
haarig oder fast kahl. Blätter lanzettlich oder lineal-lanzettlich, feindornig-zugespitzt 
und dornig, am Grunde fast kämmig gewimpert, sonst kahl, oberseits ausgehöhlt; 
die stengelständigen schmal und klein, entfernt. Kelchzipfel länglich-eiförmig, stumpf 
oder bespitzt. Blumenblätter verkehrteilänglich oder länglich. 

Blätter steiflich, ältere Blätter und die Wimpern werden weisslich. Blumenblätter gelb- 
lichweiss, Autheren gelb. Bei uns nur die echte S. bryoides L., deren Stämmchen auch sehr dicht 
beblättert, polsterförmig, deren grössere Achselknospen so gross wie ihre Stützblätter, der Stengel 
1—2' lang, 1—2blüthig. Die alpine S. aspera L. ist aber specifisch nicht verschieden. 

2. Juni, Juli. Im hohen Riesengebirge nur auf schlesischer Seite, auf Basalt- 
felsen der Kleinen Schneegrube (Sieber! Tausch!). ] 


£) Fruchtknoten mit der Jängeren Kelchröhre verwachsen. Blätter von gegliederten 
Haaren gewimpert, wenigstens tbeilweise 3—9spaltig. 


Saxifraga, 599 


[ 5. $. moschata Wulf. ampl. (S. muscoides Wulf. nec All., S. caespitosa L. Sp. 
pl. part., Jacq., Scop., S. condensata ß. minor Presl. fl. &ech. nec Gmel.). Unfruchtbare 
Stämmchen am Ende rosettentragend. Stengel blattlos oder armblätterig, Iblüthig oder 
armblüthig-doldentraubig, sammt Blüthenstielen und Kelchen drüsig-feinbehaart oder 
unterwärts kahl. Blätter gestiell, kahl oder am Grunde gewimpert oder drüsig-faumig, 
frisch nervenlos, keilföürmig, vorn 3-, selten 5spaltig oder einfach, lineal; Zipfel 
stumpf, nicht stachelspitz. Kelchzipfel länglich, stumpf. Blumenblätter länglich, nervig, 
so breit oder wenig breiter und kaum doppelt länger als die Kelchzipfel. 

Bald mit dichtgehäuften, polsterförmigen Rosetten, bald mit etwas verlängerten Stämm- 
chen. Stengel 1—4‘ hoch, an unserer Form sammt den Blättern drüsig-klebrig. Blumenblätter 
gelblichgrün (auderwärts auch purpvrn und safrangelb). Ist der folgenden sehr nahe verwandt, 
wurde von Linne auch nicht unterschieden. 

2. Juni, Juli. In der Hochgebirgsregion des Riesengebirges nur auf dem Basalt 
der kleinen Schneegrube, mit voriger (Kablik)! ] 


6. $. eaespitosa L. (Fl. suec. em.) (S. deeipiens Ehrh.). Unfruchtbare Stämm- 
chen bald verkürzt, rosetteutragend, bald verlängert mit entfernten Blättern und Achsel- 
knospen. Stengel armblätterig, mehr weniger besonders im 3—9blüthigen Blüthenstande 
ammt den Kelchröhren fein drüsenhaarig. Blätter gestielt, mit flachen, glatten oder 
schwach lfurchigen Blattstielen, von langen, gegliederten Haaren gewimpert, die der 
Rosetten handförmig 3—9Ispaltig, an den verlängerten Trieben und Stengeln 3spaltig 
und ungetheilt, lineal; Zipfel lineal-lanzettlich oder lanzettlich, Inervig, stumpf oder 
stachelspitz bis haarförmig zugespitzt. Kelchzipfel 3eckig-lanzettlich. Blumenblätter 
oval oder länglich, 3nervig, 2—3mal so lang und viel breiter als die Kelchzipfel. 

Stengel 2”’—!/,‘ hoch. Blumenblätter weiss, 3—6' lang. 

Var. @) glabrata, dichte Rosetten bildend, anfangs auch etwas verlängert mit 3epaltigen 
Blättern, Blattzipfel kürzer, stumpf oder kurz stachelspitz, selten haarförmig stachelspitz, kahl 
oder zerstreut behaart; , 

£) villosa (S. villosa Willd., S. Steinmanni Tausch). Blätter fast zottig behaart, Wuchs 
wie bei «); 

y) sponhemica (S. sponhem. Gmel., S. hypnoides fl. &ech., Sternberg in herb.! Tausch 
herb. boh.! an Linne?). Rosetten lockerer, zahlreiche verlängerte, liegende, unfruchtbare Triebe 
mit einfachen linealen oder am Grunde mit 3spaltigen, entfernten Blättern und einer zusammen- 
schliessenden Endknospe treibend; Blätter am Rande etwas häutig, langgewimpert, mit zuge- 
spitzten, fein stachelspitzigen Blattzipfeln ; in den oberen Blattachseln Knospen, die auch zu 
Zweigen auswachsen. Die böhm. Pflanze stimmt ganz mit der von Stain im Fichtelgebirge, die 
auch Engler eitirt; über ihren Unterschied von der westlichen echten $. hypnoides konnte ich 
nicht in’s Reine kommen, jeder Autor giebt ein anderes geringfügiges Merkmal an, auch bei 
Engler vermisse ich greifbare Merkmale, daher glaube ich, dass Sternberg Recht hatte, der unsere 
Pflanze von S. hypnoides L. laut Herbarium nicht für verschieden hielt. 

2, Mai, Juni. Auf Felsen (Kalk, Basalt, Thonschiefer) des warmen Hügellandes 
und Mittelgebirges, an der unteren Mies und Moldau und im unteren Elbgebiete. Horovie 
(Lusek nach Opiz y!). Berounthal: bei Bürglitz gegenüber Nezabudice «)! und bei 
Slabee (Krej&); Tetin! um Karlstein (« Poläk! y Sternberg!) Moldauthal: bei Worlik 
(Sternberg Y)! bei Stöchovie häufig (@ und p)! und hinter Zävist auf Thonschiefer! — 
Im Leitmeritzer Mittelgebirge verbreitet: Felsen des Winterbergs bei Leitmeritz (Mayer), 
Warhost (Kuba-Berg) nördlich von Hlinay (Mayer « und ß! Hackel). Berge bei Aussig 
(durchaus 8): Schreckenstein (Grimm et Pöch)! Schlucht bei der Padloschiner Mühle 
(Poläk)! und bei Salesl (Malinsky)! Am Mileschauer &! Wostrey bei Mileschau! Hora 
bei Merzkles! Kahler Berg bei Borec (Reuss, A. Mayer)! Hrädek bei Triblie (Jirus) ! 
Bilin: Bofen! Felsen über dem Bräuhausteiche, am Selnicer und Zlatniker Berg (Reuss). 
— Bei Semil (Kablik!) sehr üppig, ob auch wild? 


b) Pflanze ausdauernd mit unterirdischen Stämmehen (Wurzelstock). 


[ 7. $. nivalis L. Wurzelstock walzlich, ohne Zwiebelknospen. Stengel blattlos, 
39* 


600 Ohrysosplenium. 


drüsenhaarig, an der Spitze trugdoldig, 5—12blüthig; die kurzgestielten Blüthen am 
Ende des Stengels und der Trugdoldenäste kopfig gedrungen. Grundblätter rosettig, 
verkehrteiförmig, in den breiten Blattstiel spatelig verschmälert, ungleich stumpf-ge- 
zälhnt, zerstreut behaart. Kelch halb 5spaltiy, Röhre kreiselförmig, mit '/;, der Frucht 
verwachsen, Zipfel 3eckig-eiförmig. Blumenblätter schmal, keilig, wenig länger als 
der Kelch. 


Stengel 3—5‘ hoch, 1—2 beisammen. Blumenblätter klein, weiss. 


2, Juli. Im hohen Riesengebirge nur auf dem Basalt der Kleinen Schneegrube 
(Tausch, Kablik)! ] 


8. S. granulata L. Wurzelstock kurz, mit rundlichen fleischigen Zwiebel- 
knospen besetzt. Stengel aufrecht, wenig beblättert, einfach oder bald vom Grunde 
an ästig, am Ende trugdoldig, mit an der Spitze gedrängt 2—3blüthigen Aesten. Grund- 
blätter rosettig, langgestielt, rundlich-nierenförmig, tief-gekerbt ; Stengelblätter keil- 
förmig, oben verbreitert, handförmig eingeschnitten-gekerbt, ohne Zwiebelknospen. Kelche 
zu *, 5spaltig, Zipfel aufrecht, länglich. Blumenblätter verkehrt-länglich, fast 3mal 
so lang als die Kelchzipfel, aufrecht abstehend. 


/,—1'/,' hoch, kurztlaumig, oberwärts drüsenhaarig-zottig. Blumen weiss, die grössten 
von unseren Arten. 


2. Mai, Juni. Auf trockenen Wiesen, Rainen, grasigen Hügeln, vorzüglich in 
Sand- und Schotterboden, verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das untere Vorgebirge, 


ce) Pflanze 1jährig, mit spindeliger dünner Hauptwurzel. 


9. S. tridaetylites L. Stengel meist vom Grunde ästig, Aeste mit lockeren, 
wickelartigen Trugdolden. Untere Blätter in den breiten Blattstiel spatelig verlaufend, 
3spaltig oder 3zähnig, mit öfter 2spaltigen Seitenzipfeln, die untersten grundständigen 
ungetheilt, spatelig; die oberen sitzend, in die ganzen oder 2theiligen Deckblätter über- 
gehend. Blüthen langgestielt. Kelch kaum auf "/,5spaltig, Röhre glockig, mit der Frucht 
stark vergrössert, Zipfel eiförmig, aufrecht. Blumenblätter doppelt länger als die Kelchzipfel, 

Pflanze gelblichgrün, oft röthlich überlaufen, drüsigkurzhaarig-klebrig. Kümmerlinge 
mit fast lauter ungetheilten, nur vorn 3zäühnigen Blättern nur 1—3blüthig. Blumen weiss, sehr klein, 

2 April, Mai. Auf felsigen und moosigen oder sandigen Abhängen, Dämmen 
im wärmeren Hügellande nicht häufig (und wahrscheinlich der früheren Blüthezeit wegen 
vielfach übersehen). Bei Prag: Felsen unter den Vysehrader Festungsmauern nächst der 
Premyslovka, spärlich ! Fliedermühle (Vietz)! Lorenzberg, St. Mathäus (Opiz), Podbaba, 
Generalka, Motol, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, bei Zäbehlie hinter Königsaal! Rado- 
tiner Thal! Karlstein! St. Ivan (Tausch)! Cenkov bei Jungferbrezan (Leonh.). Kune- 
ticer Berg bei Pardubic (Opiz)! Koster Schlossberg (Kablik)! Münchengrätz selten 
(Sekera), Weisswasser (Hipp.)! Klein-Skal (Neum.). Widim (Hackel). Georgenberg bei 
Roudnic (Jirus)! Hasenburg bei Libochovic (Reuss). Leitmeritz: Felsen des Radobyl 
sehr sparsam (Mayer), Uhuberg (Hackel). Tetschen (Malin.)! Nixdorf (Neum.). Tepliz 
(Schmalz!), so auf der Stefanshöhe (Reuss). Boren und Schillinge-Thal bei Bilin, Spitzen- 
berg bei Brüx (Reuss). Rothenhauser Park (Roth) ! 


2. Chrysosplenium L. Milzkraut. 


1. Ch. alternifolium L. Blätter, besonders die unteren lamggestielt (Stiel 
länger als die Spreite), rundlich nierenförmig, eingeschnitten-gekerbt, die grund- 
ständigen rosettig gehäuft, die stengelständigen wenige (1—3), abwechselnd, die der 
flachen Trugdolde rundiich-keilförmig. v 


j Wurzelstock dünn, zerbrechlich, kriechend, Ausläufer treibend. Stengel 2—6‘ hoch, 
terminal, aufrecht, nebst den Blättern unterwärts behaart, oberwärts kahl, trugdoldig, im Herbste 


Chrysosplenium., 601 


bereits abgestorben, nur die Grundblätter bleibend. Kraut blassgrün, zuletzt gelblich, saftig, die 
oberen blüthenständigen Blätter und die Blüthen sattgelb. Blüthen zuweilen auch 5zählig. 

2. März—Mai, im Riesengebirge noch einzeln Ende Juli, August. Aut feuchten 
schattigen Waldstellen, besonders an Waldbächen, in Schluchten verbreitet durch ganz 
Böhmen, besonders in gebirgigeren Gegenden bis in die niedere Hochgebirssregion der 
Sudeten (Glazer Schneeberg, Brunnenberg, St. Petersgrund, Waldregion des Krkonos u. s. w.), 
und des Böhmerwaldes, stellenweise auch in der Ebene, z. B. im Elbthale bei Roudnie 
in der Dobriner Fasanerie (Reuss), bei Nimburg, Pardubie! Häutig im gebirgigen Nord- 
böhmen bis zur Elbniederung, auch im wärmeren Theile, wie bei Jungbunzlau (Hipp.)! 
In Ostböhmen z. B. bei Kuttenberg, Cäslau, Hermanmeöstee, Seelau, Policka, Leitomysl, 
Landskron, Litice bei Adlerkostelec, Reichenau bis gegen Königgrätz. Im Basalt-Mittel- 
gebirge bei Leitmeritz, Zinkenstein, Tetschen u. s. w. Peruc (Wondra). Erzgebirge, 
Karlsbader Gebirge. Bei Prag seltener, mehr im weiteren südlichen und östlichen Theile: 
Kundraticer Wald, Zävist, Wälder hinter Königsaal, Stechovie am Berge Mednik, Kame- 
nicer Thal, Kloko@nä, Trebohostie! St. Ivan! Vüznice bei Neuhütten, Kliecavathal bei 
Bürglitz! — Rakonitz (Kreje). Horoviec, Zbirov, Brdygebirge bei Welkaul Brezina 
(Sternberg)! Wotice (Maly). Budweis (Jechl)! Blanskerwald, Kubani, Blankerwald, bei 
Gratzen u. S. w. 


2. Ch. oppositifolium L. Blätter kurzgestielt (Stiel nur so lang als die Spreite), 
gegenständig, am Stengelgrunde nicht rosettig gehäuft, rundlich, am Grunde gestutzt 
oder etwas keilig oder halbkreisrund, geschweift-gekerbi, die oberen Paare entfernter, 
die blüthenständigen rundlich keilförmig. 

Sonst ähnlich dem vorigen, aber zarter, gestreckter, dunkler grün. Stengel 2—6‘ hoch. 
Die liegenden und wurzelnden Laubtriebe, kenntlich an den gegenständigen Blättern, sind noch 
im Herbste vorhanden. 

2 April, Mai. An Gebirgsbächen, quelligen und brüchigen Waldstellen im Vor- 
gebirge, auf Moor- und Torfboden auch in niederen Lagen, sehr zerstreut. Im Riesen- 
gebirge: Waldregion des Krkonos! am Weisswasser zwischen Rochlitz und Neuwelt 
(Opiz, Gottstein!), Schwarzberg bei Johannisbad (Opiz). Isergebirge (Presl). — Lands- 
kron (Erxleben). Jeschken bei Reichenberg! Friedland (Seibt)! Freudenhöhe und Weiss- 
kirchen bei Kratzau (Matz), Sümpfe bei Habstein (Schauta), Höllengrund bei Neuschloss 
Mann (1827), B. Kamnitz (Zizelsb.), Schluckenau (Karl), Nixdorf (Neum.)! Herrns- 
kretschen an einer feuchten Felswand (Maas), Mittelgrund bei Tetschen! Im Erzge- 
birge hie und da: oberhalb Teplitz (Winkler)! Krinsdorfer und Lange Wiese bei Osseg 
(Thiel), Hühnerhaide bei Neuhaus, Teltschrund (Roth), Komotauer Grundthal oberhalb 
der Grundmühle! oberhalb der Grellmühle gegen Neuhaus (Roth), Hauenstein, Grasberg 
bei Schlackenwerth (Reiss). Ploben bei Karlsbad (Ortm.)! Ellbogen (Presl), Tepl (Konrad) ! 
— Bei Horoyie zwischen Burg Waldek und Sta. Benigna (Poläk)! Padrfbach bei Strasie 
(Mörk)! und Obecnicer Revier bei Pribram! — Böhmerwald (Presl), — Bei Platz 
(Leonhardi). l 


116. Ordnung. Crassulaceen De Cand. 
Gattungen: 


1. Bulliarda. Kelch 4theilig. Blumenblätter 4, frei, mit breiter Basis sitzend. Staub- 
gefässe 4. Hypogyne Schüppchen 4, lineal. Kapseln 4, mehrsamig, 


2. Sedum. Kelch 4—theilig (meist 5theilis). Blumenblätter 4—7 (meist 5), frei 
oder am Grunde etwas zusammenhängend. Staubgefüsse meist in 2 Kreisen 
(10 oder 8), selten in einem (5). Hypogyne Schüppchen 4—7, oval oder 
länglich, ganzrandig oder ausgerandet, Kapseln 4—7, mehrsamig. 


602 ; Bulliarda. Sedum. Ä 


3. Sempervivum,. Kelch 6—20theilig. Blumenblätter 6—20, am Grunde unter sich 
und mit den Staubgefässen verwachsen (selten frei). Staubgef. in 2 Kreisen 
(12—40). Hypogyne Schüppchen 6—20, vorn gezähnt oder geschlitzt. Kapseln 
6—20, melırsamig. 


1. Bulliarda DC. 


1. B. aquatica DC. (Tillaea aquatica L., T. prostrata Schk., Presl fl. tech.). 
Stengel im Wasser aufrecht, im Schlamme niederliegend, ästig, oft ausgebreitet vielästig, 
an den unteren Gelenken wurzelnd. Blätter gegenständig, am Grunde häutig ver- 
wachsen, lineal, spitzlicb, die Paare entfernt. Blüthen scheinbar seitenständig, kurz 
gestielt oder fast sitzend. Kelchblätter oval. Blumenblätter breit, einander berührend, 
stumpflich, 1%/,mal so lang als der Kelch. Kapseln oval, stumpf, bespitzt. 

Pflänzchen klein, niedlich, kahl, vom Habitus der Callitriche verna oder ciner Elatine, 
Stengel '/,—2' lang. Blumenblätter weisslich. Blüthen eigentlich endständig, was dann deutlich 
zu sehen, wenn in der zweiten Blattachsel neben der Blüthe ein kurzes Zweiglein (Blattbüschel) 
sich entwickelt, aber gewöhnlich trägt nur eines beider Blätter einen nur ein Blattpaar tragenden, 
mit einer Blüthe beschlossenen, den Mutterspross scheinbar fortsetzenden Zweig, wodurch die 
Blüthe achselständig erscheint. 

© Juli, August. Auf schlammigen, lehmigen oder kiesigen Ufern der Teiche 
des Wittingauer Beckens, ziemlich häufig. Wittingau: Opatovicer Teich, Teich bei Brannä! 
Rosenberger Teich nächst der Fischmeisterswohnung (Leonh.)! häufig am südlichen, 
kiesigen Ufer des Zäblat-Teiches! Zäbov-Teich, Neuhäuser Teich gegen Widdern [Dvoree] 
(Leonhardi). Stankauer Teich bei Chlumec! Horusicer Teich, Schwarzenberg-Teich bei 
Veseli u. a. Teiche bei Frauenberg (Krej£). 


2. Sedum L. Fetthenne. 


A. Woürzelstock durch unterirdische Knospen perennirend. Blätter flach. Trugdolde 
gedrungen, gewölbt, vielästig. 
a) (Rhodiola L.). Blüthen 2häusig, 4zählig. Staubgef. Ss. Blumenblätter der 2 
Blüthen klein oder fehlend. 


1. S. rhodiola DC. (S. roseum Scop., Rhodiola rosea L.). Stengel aufrecht, 
einfach, dicht beblättert. Blätter graugrün, untere oval, obere länglich-keilig, zugespitzt, 
vorn gezähnt, mit abgerundeter Basis sitzend. Kapseln am Grunde verwachsen. 

3—8” hoch, ganz kahl. Rhizom noch Rosen riechend. Blumenblätter grünlichgelb, oft 
roth überlaufen. Das prägnantere Substantivum ziehe ich dem zwar älteren Adjektiv Scopoli’s vor. 

2. Juni, Juli, In Felsspalten, zwischen Steinen der Lehnen und Gründe des 
hohen Riesengebirges selten; nur in der Kl. Schneegrube (Gottstein, Tausch! ete.), auf 
der Kesselkoppe (Elsner) und im Teufelsgärtehen des Riesengrundes (Wimmer). 


b) (Telephium). Blüthen zwitterig, 5zählig. Staubgef. 10. 


2. 8. telephium L. (Fl. suee., Sp. pl. exel. ß, y). (S. maximum Suter). Blätter 
abwechselnd, gegenständig oder zu 3, drüsig-rothpunktirt, eiförmig oder länglich, vorn 
ungleich gezähnt oder nur geschweift, mit breitem, geöhrtem, etwas stengelumfas- 
sendem Grunde sitzend. Blüthenknospen an den Seiten vertieft. Blumenblätter an der 
Spitze kapuzenförmig vertieft. Innere Staubgefässe über dem Grunde der Blumenblätter 
eingefügt. Früchtchen klein, auf dem Rücken abgerundet. 

Wurzelstock kurz, abgebissen, mit rübenförmig verdickten Wurzelfasern besetzt. Stengel 
aufrecht, 1—2‘ hoch, oft roth angelaufen, einfach oder oben rispig-doldentraubig verästelt. Blumen- 
blätter grünlich, gelblichweiss. 

% August, September. Auf waldigen, steinigen Lehnen, Felsen, Mauern, 
trockenen Waldstellen, Ackerrändern, durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge 
(Kessel im Riesengebirge nach Kablik) verbreitet und häufig, 


Sedum, 603 


3. S. purpureum Schultes, Tausch! (S. telephium 5. purpureum L., S. purpu- 
rascens Koch). Blätter abwechselnd, gegenständig oder zu 3, rothpunktirt, die oberen 
mit gerundeter (nicht geöhrter) Basis sitzend, die unteren in einen kurzen breiten 
Stiel verschmälert, keilförmig-oval oder länglich, vorn winkelig-gezähnt. Blüthenknospen 
flachseitig. Blumenblätter an der Spitze schwach vertieft. Innere Staubgefässe !/, über 
dem Grunde der Blumenblätter eingefüst. Früchtchen grösser, am Rücken gefurcht. 

Blumenblätter rosenroth, auch die Fruchtknoten hellpurpurn. Sonst wie vorige. Der 
specifische Werth dieser Form, die ich neuerdings nicht lebend beobachten konnte, ist mir noch 
nicht ausser Zweifel; die Anheftung der Staubgefässe scheint nicht ganz konstant zu sein. Sonderbar 
ist es, dass sich S. purpureum zu telephium in der Verbreitung, Färbung und zweifelhaften spe- 
eifischen Bedeutung ebenso verhält, wie Phyteuma nigrum zu Ph. spicatum! 

2. Ende Juli, August, früher als vorige (nach Koch). In Wäldern, auf steinigen 
Feldrändern und Felsenabhängen, besonders im Vorgebirge, nicht häufig. Auf Garten- 
mauern um Prag (Tausch)! doch habe ich sie hier nie gesehen. Auf Rainen bei Hirsch- 
berg! Felsabhänge bei Kl. Skal (Neumann). Am häufigsten im Erzgebirge: Zinnwald und 
Ebersdorf (Reuss)! Klostergrab (Winkler)! Petsch (Knaf)! An Teichrändern und Sümpfen 
der Eger bei Karlsbad, Fischern, Ellbogen (Presl, Ortm., Tausch!). Im Böhmerwalde 
(Purkyne)! so am De$enicer See (Presl). 


B. Pflanze entweder nach der Fruchtreife absterbend (1i—2jährig) oder durch ober- 
irdische niederliegende Stämmchen ausdauernd. Blätter mehr weniger walzlich, Blüthen meist 
5zählig (selten 6—7zählig), Staubgef. meist 10 (selten nur 5.). 


1. Blätter stumpf. 


a) Blüthen weiss oder rosenroth. Trugdolde vielzweigig, dichotom. Blüthenstiele 
länger als die Blüthen. Kapseln aufrecht. 


4. $. album L. Kahl, ausdauernd, sterile locker beblätterte Stämmchen und 
aus liegendem Grunde aufsteigende, einfache, unten nackte blühende Stengel treibend. 
Blätter seegrün, walzig, Heischig, oberseits etwas abgeflacht, wagrecht abstehend. Kelch- 
zipfel oval, stumpf. Blumenblätter lanzettlich, stumpflich, 2—3mal länger als der Kelch. 

Stengel 4—8‘ hoch, Trugdolde ziemlich gleich hoch. Blumen weiss oder hell rosen- 
roth, Antheren purpurbraun, 

2. Juni, Juli. Auf Mauern und Felsen zwischen Steinen und auf dürren Hügel- 
stellen im mittelwarmen Hügellande ziemlich verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag 
in der ganzen näheren Umgegend, besonders im Moldauthale häufig, auch bei Stechovie 
und auf Felsen der Säzava beim Berge Mednik! Neuhütte bei Beroun (Feistm.). — 
Kuttenberg (Opiz), Kaöina (Peyl)! Cäslau (Opiz)! Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Schauta) ! 
Jungbunzlau (Chlupä&)! Stepanie bei Hohenelbe (Kablik)! — Tollenstein (Aschers). 
B. Leipa (Nenntwich)! am Kosel, Einsiedlerstein bei Bürgstein (Watzel)! B. Kamniz 
(Zizelsb.). Schluckenau (Karl)! Verbreitet im westlichen Elbgebiet und im Basaltmittel- 
gebirge: Schäferwand bei Tetschen (Malinsky)! Sperlingstein, Felsen bei Mosern, Schrecken- 
stein, Lobosch, Radobyl, Kelchberg bei Triebsch, Mileschauer u. s. w. Melnik (Prazäk)! 
Milayer bei Loun! Breiter Berg bei Brüx (Knaf)! Komotau! Franzensbad, Eger (Kablik)! 
— Thal des Rakonieer Baches und auf Felsen bei Bürglitz! Felsen der Burg Zebräk! 
Chotobus bei Dobris! 


5. $. villosum L. Drüsig-flaumig. Unfruchtbare Triebe zerstreut-beblättert, aus 
liegendem und wurzelndem Grunde aufsteigend, mit gestielten Blattrosetten in den oberen 
Blattachseln. Stengel aufsteigend oder aufrecht, einfach oder oberwärts äst’g, am Grunde 
öfter sterile Zweige treibend. Blätter grasgrün, lineal-länglich, halb stielrund, oberseits 
ziemlich flach, aufrecht abstehend. Kelchzipfel länglich, stumpf. Blumenblätter oval, 
stumpflich oder spitzlich, 2mal länger als der Kelch. 

Pflanze gelblichgrün, oft geröthet, Stengel 4—8“ hoch. Blumenblätter rosa, unterseits 


mit dunklem Rückenstreif. Antheren purpurn. Ist keineswegs 2jährig, jedoch trennen. sich die 
gestielten Blatttriebe für's nächste Jahr bald von der vergänglichen diessjährigen Pflanze. 


604 Sedum. 


2, Juni, Juli. Auf quelligen, torfigen und sumpfigen Wiesen, in Wiesengräben 
der feuchteren, sowohl niedrigen als gebirgigen Gegenden, bis auf das Vorgebirge, im 
wärmeren Hügellande fehlend. Bei Prag daher nur an der Südgränze, bei Stifin(Praesens)! 
— Ostböhmen: Kreuzberg Cäsl. (Opiz), Landskron: bei Hermanic um die Teiche (Erx- 
leben)! — Nordböhmen: @Qualisch bei Adersbach (Knaf), Johannisbad und Langenau 
(Opiz). Altbuch (Kudernatsch)! Friedland (Seibt)! Grottau (Matz). Reichenberg (Siegmund)! 
Höflitz bei Niemes nicht häufig (Schauta)! Hirschberg, am Grossteiche und anderwärts! 
B. Kamnitz: am Fusswege nach Kunersdorf, über die Kleine Nolde und den Schnecken- 
berg (Zizelsb.)! Schluckenau (Karl). — Im Basaltmittelgebirge nur am Mileschauer (Malinsky) ! 
Im Erzgebirge nicht häufig: Rothenhauser Sumpfwiesen (Roth)! bei Quinau (Roth), gegen 
Neuhaus (Knaf)! Hauenstein (Opiz). — Tüppelsgrün und Abertham (Reiss), Olitzhaus 
und Schönfeld (Ortm.), Ploben bei Karlsbad (Klinger). Ellbogen (Tausch)! Franzensbad 
(Kablik)! Theusing (Opiz). Im Bühmerwalde und auf seinen Vorbergen: Eisenstein, 
Ferchenhaid (Jirus)! vor Stubenbach (Purkyne)! Winterberg bei den Kubanihütten 3000‘ 
(Müncke), Kuschwarta, Hirschbergen (Müncke). Au bei Hohenfurth (Nenning)! — Häufig 
um Krumau: im Brany, bei der Petschmühle, bei Podesdorf, im Sachsenthal, auf den 
Faboritenhofer und Weichseler Wiesen, in der Habichau u. s. w. (Jungbauer)! Budweis: 
bei Vierhöf! „Korälovä louka“ bei Platz (Leonh.). Tulap (Bercht.). — Altsattel (nach Opiz). 


b) Blüthen gelb. Blüthenstand aus einigen ährenförmigen Wickeln zusammenge- 
setzt, oder einfach 3blüthig. Blüthen kurzgestielt oder fast sitzend. Kapseln spreizend. 


«) Pflanze 2jährig, ohne unfruchtbare Stämmchen. 


7 6. $. annuum L. (S. saxatile DC., S. divaricatum Lapeyr.). Kahl. Stengel 
vom Grunde an mehr weniger verzweigt, am Grunde nackt. Blätter lineal-walzig, stumpf, 
oberseits etwas abgeplattet. Blüthenstand aus 2—3 oft nach der ersten Blüthe erst noch 
einmal gegabelten, dann wickelartigen, mehrblüthigen Ästen. Kelchzipfel länglich, stumpf. 
Blumenblätter lanzettlich, spitz, 1'/, mal länger als der Kelch. Kapseln in die ('/, so) 
langen Griffel zugespitzt. 

1—3° hoch, aufsteigend oder aufrecht. Blumen gelb. 


69 oder ©. Juni—August. Bisher nur bei Tetschen, und zwar bei Mittelgrund 
auf Brachen nur in einem Exemplar gefunden (Winkler), dann einmal bei Obergrund 
(Malinsky)! Wahrscheinlich (mit der Saat?) nur verschleppt; wächst sonst auf Felsen 
und Mauern und in höheren Gebirgslagen. 


f) Pflanze ausdauernd, mit rasigen beblätterten Stämmchen. 


7. 8. alpestre Vill. (S. saxatile Allione, Tausch herb. boh.! S. rabens Haenke, 
S. repens Schleich.). Stengel am Grunde niederliegend und ästig. Blätter verkehrtei- 
länglich, etwas zusammengedrückt, am Grunde gestutzt, etwas vorgezogen, die der nicht 
blühenden Stämmchen nicht in deutliche Reihen geordnet. Blüthen ziemlich kurzgestielt, 
3—5 in gedrungener endständiger kleiner Trugdolde. Kelchzähne oval, am Grunde nicht 
vorgezogen. Blumenblätter stumpf, aufrecht, 1'/,mal so lang als der Kelch. Kapseln 
auf der Innenseite nicht höckerig. Samen glatt. 

Kahl, %/,— 3“ hoch, rasig. Kapseln und auch Stengel öfter geröthet. Blumenblätter blassgelb. 


% Juni (auf dem Gipfel der Schneekoppe noch Ende Juli). Auf steinigen, 
felsigen Stellen, in Felsritzen und auf Mauern in der Hochgebirgsregion des Riesen- 
gebirges verbreitet, z. B. Schneekoppe, Koppenplan, Riesengrund, Teichränder, Schnee- 
gruben u. s. w., stellenweise in’s niedrigere Vorgebirge herabsteigend, so auf Mauern im 
Thale nicht weit oberhalb Hohenelbe (daselbst Ende Juli im völlig reifen Zustand)! 


8. 8. acre L. cm. Stengel am Grunde niederliegend und wurzelnd, (wegen der 
abgefallenen vorjührigen Blätter) daselbst nackt, oberwärts beblättert. Blätter eiförmig, 
oberseits flach, am Rücken buckelig, am Grunde gestutzt und nur kurz vorgezogen, an 
den sterilen Stämmchen dicht dachig, meist 6zeilig. Blüthenstand aus 2—3 ährenförmigen 


Sempervivum, 605 


Wickeln fast sitzender Blüthen. Kelchzipfel oval, stumpf, am Grunde vorgezogen. 
Blumenblätter lanzettlich, spitz, abstehend, 2mal länger als der Kelch. Kapseln auf 
der Innenseite höckerig. Samen glatt. 

Blühender Stengel 11/,—4'' hoch. Blumen sattgelb. Var. @) genuinum Godr. (S. acre 
L. str.), Blätter zerstreut, locker stehend, Wickeln des Blüthenstandes verlängert, reichblüthig, 
Geschmack scharf; ß) sexangulare Godr. (S. sexangulare L., S. mite Gilib.), Blätter gedrängt 
stehend, Wickeln des Blüthenstandes kurz, meist 2—3blüthig, Geschmack kaum scharf. 

2, Juni, Juli. Auf trockenen, sonnigen, sandigen oder steinigen Plätzen, Hügel - 
lehnen, Wegrändern, Mauern nnd Felsen verbreitet im ganzen Hügellande und niederen 
Gebirge, stellenweise aber fehlend, so bei Komotau (nach Knaf). 


9. $. boloniense Lois. (S. sexangulare DC., Presl fl. &ech. et Autt. bohem.). 
Stengel wie bei vorigem. Blätter walzig-lineal, stielrund, am Grunde in ein über die 
Anheftungstelle hinabreichendes Zäpfchen vorgezogen, an den nicht blühenden Stämm- 
chen und jungen Trieben meist dicht dachig, meist 5zeilis. Dlüthenstand aus 2—4 ähren- 
artigen mehrblüthigen Wickeln. Kelchzipfel lineal-walzie, stumpf, am Grunde nicht 
vorgezogen. Blumenblätter lineal-lanzettlich, spitz, abstehend, 2Qmal länger als der 
Kelch. Kapseln eilänglich, am Innengrunde nicht höckerig. Samen (unter Loupe) 
feinwarzig. 

Stengel 3—6’‘ hoch, reichblätterig, Blätter abstehend. Blumen sattgelb, Geschmack 
nicht scharf. 

2. Juni, Juli. Wie vorige, ebenso verbreitet und fast noch häufiger, auch im 
Vorgebirge, z. B. bei Petsch im Erzgebirge ! Soll bei Niemes (nach Schauta) fehlen. 


2. Blätter stachelspitz. Kapseln aufrecht. 


10. $. rupestre L. (Sp. pl. ed. 1.) Stämmcehen kurz, niederliegend, kriechend 
und wurzelnd, ziemlich dicht beblättert. Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach, reich- 
aber zerstreut beblättert. Blätter stzelrund, am Grande in ein stumpfes Anhängsel 
vorgezogen. Trugdolde aus mehreren 2spaltigen, dann wickelartigen Zweigen. Kelchzipfel 
lanzettlich, spitz, am Rande und an der Spitze knorpelig verdickt, in der Mittel- 
linie vertieft. Blumenblätter lanzettlich, spitz, weit abstehend, gekielt-einnervig, mehr 
als 2mal so lang als der Kelch. Kapseln elfwas drüsig-rauh. Samen längsgerippt. 

ı/,„—1’ hoch, kahl, viel kräftiger als die vorhergehenden. Blätter abfällig, an den 
Stämmchen anliegend, abstehend oder zurückgebogen. Der Name S. rupestre ist der ältere und 
bezeichnet die Art im jetzigen Umfange, welche Linn& erst in der 2. Auflage in zwei Arten 
theilte, von denen die blausrüne Hauptform auch da diesen Namen behielt. Var. nämlich: 
«) glaucum (S. rupestre L. Sp. pl. ed. 2.), Blätter blaugrün, Stengel oft geröthet; £) viride 
(S. reflexum L. Sp. pl. ed. 2.), Blätter grasgrün. 

2. Juli, August. &) Auf trockenen kiesigen und sandigen Hügellehnen, an grasigen 
Rändern trockener Wälder, besonders Nadelwälder, auf Felsen, verbreitet aber zerstreut 
im Hügellande und Mittelgebirge. Bei Prag z. B. Zizkaberg, Podbaba, Lieben, Roztok, 
Horomörie, Generalka, Kuchelbad, Zävist u. s. w. Am häufigsten im nördlichen und west- 
lichen Landestheile, stellenweise aber fehlend, so um Münchengrätz (Sekera). Auch in 
Mittelböhmen, z. B. bei Hofovie, Zbirow! Aus dem südlichen Theile sind mir keine 
Standorte bekannt. P) Ist mir bisher aus Böhmen nicht vorgekommen, dürfte aber 
vielleicht noch aufzufinden sein. 


3. Sempervivum L. Hauswurz. 


1. $. teetorum L. Blätter am Rande fransig-gewimpert, sonst kahl oder nur 
kleiartig-kurzhaarig, grasgrün, die der Rosetten länglich-verkehrteiförmig, zugespitzt, die 
stengelständigen mit breiter Basis sitzend. Kelchzipfel und Blumenblätter  122ählig, 
sternförmig ausgebreitet, letztere lanzettlich, zugespitzt, von langen Gliederhaaren ge- 
wimpert. Bodenständige Schuppen sehr kurz, gewölbt. Kapseln 12, an der Basis zusam- 


606 Sempervivum., 


mengewachsen, einen beckenförmigen Raum einschliessend, aufstrebend, mit dem 
inneren Rand auswärts in den Griffel gebogen, dieht drüsenhaarig. 

3,—1Y,‘ hoch, in Allem kräftiger als folgende. Stengel schmutzig-röthlich, nebst dem 
Blüthenstand und den Kelchen dicht drüsig-behaart; Blätter auch oft zur Spitze trübpurpurn. 
Blumenblätter schmutzigrosa.. An unserer (nicht ursprünglich wilden) Pflanze sind meist die 12 
epipetalen oder alle Staubgefässe in offene eiertragende Carpelle umgewandelt. 

2. Juli, August. Auf Mauern, Dächern und Felsen, kaum irgendwo ursprünglich 
wild, aber eingebürgert. Bei Prag z. B. auf Mauern in Smichov, auf der Cisarka bei 
Kosff ! Ounötie, Lobkovie (Kostelecky). — Kolin (Veselsky)! Melnik (Prazäk)! Ctinoves 
unter dem Rip! Widim (Hackel). Jungbunzlau (Himmer)! Basaltfels bei Mosern nächst 
Aussig! Felsen beim Sperlingstein (Malinsky)! Tepliz, Bilin, Brüx (Reuss). Komotau und 
Cernovic! Mauern von Saaz! Karlsbad (Ortm.)! Marienbad, Franzensbad (Glückselig). — 
Um Horoyic in Dörfern (Schlechtend.). Brezina (Sternberg)! Altsattelhrädek (Zeisig)! 
Goldenkron: im Dorfe Pohle, in der Anhöhe des Hofküchengartens bei Krumau (Jungbauer) ! 


2. S. soboliferum Sims (ampl.). Blätter (nebst den Kelchblättern) am Rande 
fransig-gewimpert, die der Rosetten verkehrteiförmig oder länglich, spitz oder kurz zu- 
gespitzt, die stengelständigen eilanzettlich oder länglich-lanzettlich, mit gerundeter oder 
fast herzförmiger Basis sitzend. Kelch und Blumenblätter 6zählig, aufrecht, glockig. 
Biumenblätter lanzettlich, fransig-gewimpert und fein drüsig-flaumig, mit in eine grannen- 
artige Stachelspitze auslaufendem Mittelnerven. Kapseln gerade, aufrecht, parallel 
stehend, allmälig in den Griffel verschmälert. 

Stengel 3”—1'/,' hoch, sammt Blüthenstielen behaart. Rosetten anfangs geschlossen 
kugelig, polsterförmig zusammengedrängt, Brutknospen zahlreich, am Ende von fädlichen Läufern, 
von denselben leicht abfallend. Blätter am Grunde der blühenden Stengel meist schon vertrocknet. 


Trugdolden aus mehreren, erst gabeligen, dann wickelartig fortgesetzten Aesten. Blumenblätter_ 
blassgelblich. 


a) genuinum ($. soboliferum Sims. str., S. hirtum Presl. fl. @ech., Ortm.! et al. Autt. 
boh.). Blätter und Kelchblätter nur gewimpert, auf den Flächen kahl oder die oberen von spär- 
lichen kurzen Härchen kleiig bestäubt, hellergrün als von b), die der Rosetten meist kürzer, zur 
Spitze kurz verschmälert. — Eine forma pumila (), nur etwa 3” hoch, mit 3—7blüthiger Trug- 
dolde, kleineren Blättern, sieht dem alpinen S. arenarium Koch sehrähnlich, welches sich durch 
schmälere, allmäliger zugespitzte Rosettenblätter und feindrüsig gewimperte (nicht grobfransig- 
gewimperte) Kelchblätter kaum specifisch unterscheidet. 


b) hirtum (S. hirtum L.). Blätter und Kelchblätter auf den Flächen mit Haaren von 
der Art der Randwimpern dichter oder dünner besetzt, mehr graugrün, die der Rosetten meist 
allmälig von der Mitte an verschmälert. — Mit Neilreich, Bertoloni, Decandolle kann ich diese 
Form nicht von a) spezifisch trennen, habe aber den Linn&’schen Namen, gerade nur für b) 
bezeichnend, für die erweiterte Art nicht vorsetzen wollen. 

2 Juli—September (selten blühend). a) Auf Felsen, auf kiesigen und sandigen 
kurzgrasigen Hügeln, auch auf Mauern (auf diesen häufiger als auf Felsen zur Blüthe 
gelangend) im Hügellande und im Vorgebirge. Im Riesengebirge bis nahe zur Hoch- 
gebirgsregion, so bei St. Peter im Klausengrunde und am Wege von Spindelmühle nach 
den Siebengründen (K. Knaf)! bei Schatzlar (Opiz). — In Ostböhmen selten: mir nur 
auf Gartenmauern bei Leitomysl bekannt; dann bei Kuttenberg auf Felsen! im Elbthal 
bei Nimburg auf Mauern (VSeteöka)! — Nordböhmen: Spilsov [Splzov] bei Klein-Skal 
auf Thonschieferfelsen (Neumann), Teufelsmauer bei B. Aicha! Valeiov bei München- 
grätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Malinsky)! Habichtstein, 
Schwabitz, Rollberg bei Niemes (Schauta)! Neustadt] bei Leipa! Kunersdorf bei Zwickau ! 
Tollenstein (Ascherson), Kleiss bei Haida (Matz), B. Kamnitz (Zizelsb.), Bozen- und 
Pirschkenberg bei Schluckenau (Karl)! — Leitmeritz (A. Mayer)! Öernosek (blühend) ! 
Am Erzgebirge: bei Komotau auf Mauern, im Gebirge bei Petsch c. 2000’ auf Felsen 
gegen das Grundthal (blühend)! Mauern bei Schlackenwerth (Reiss)! Felsen bei Engel- 
haus und Petschau, Spitzer Stein bei Elbogen, Felsen bei Eger (Ortm., theilweise als 
S. hirtum!), Franzensbad (Palliardi). — Bei Prag nach Süden hin ziemlich häufig, 
z. B. Folimanka (auch blühend), Oberkr& (blühend), Zäböhlicer Felsen (Opiz blühend), 


Cotoneaster. Mespilus. 607 


Kuchelbad, hinter Zävist auf den Moldaufelsen, hinter Stöchovic! Thal von Vsenor! 
Vüznice-Thal bei Neuhütten, Felsen! Bürglizer Berounfelsen (Kreje). Burg Zebräk und 
Toönik! Felsen des Chotobus bei Dobris! — Naserfelsen bei‘ Platz (Leonh., auch 
blühend). Krumau: südlich im Moldauthal bei der Spinnfabrik, bei Rosenberg zahlreich ! 
— b) Kommt in Böhmen nicht vor. 


117. Ordnung. Pomarien Lindl. 


Gattungen: 
a) Frucht ein Steinapfel mit knöchern erhärteten Früchtehen oder Fächern. 


1. Cotoneaster. Früchtchen (Steine) 3—5, untereinander frei, mit den freien Spitzen 
aus dem Fruchtbecher hervorragend. 


2. Mespilus. Früchtehen 1—5, vom Fruchtbecher vollständig eingeschlossen und 
ihm eingewachsen. 


b) Frucht ein Beerenapfel mit dünnhäutigen oder pergamentartigen Früchtchen oder Fächern. 


3. Pirus. Frucht 2—5fächerig. Fächer mit 2 oder durch Verkümmerung 1 Samen am 
Grunde des Innenwinkels. 


4. Cydonia. Frucht 5fächerig. Fächer vielsamig. Samenhaut aussen verschleimend. 


1. Cotoneaster Medikus. Steinmispel. 


1. C. vulgaris Lindl. (Mespilus cotoneaster L.). Wehrloser Strauch. Blätter 
eiförmig, ganzrandig, kurzgestielt, oberseits kahl, sattgrün, unterseits weissgrau wollig- 
filzig. Blüthen in kurzen 1—5blüthigen überhängenden Doldentrauben an kurzen Laub- 
zweiglein endständig. Kelchröhre glockig, kahl, mit eirunden, wollig gewimperten 
Zähnen. Früchte hängend, kugelig, kahl, glänzend. 

2—5' hoch. Aeste rothbraun, glänzend mit abschülfernder Oberhaut. Kelche trüb geröthet. 
Blumenblätter klein, blassrosa. Früchte blutroth, erbsengross. 

hp April, Mai. Auf felsigen und steinigen Abhängen, in lichten Nadelhölzern, 
besonders auf Kalk, im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge verbreitet, merkwürdiger 
Weise wieder im Hochgebirge. Bei Prag: z. B. Zizkaberg, Kaisermühle, Podbaba, zwischen 
Troja und Holesovie, Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus, Scharka, Kundraticer Wald, 
Kosir, Motol, St. Prokop, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Zävister Berg, Ufer der 
Säzava beim Berge Mednik! — Neuhütte bei Beroun (Feistm.), Berounthal bei Bürglitz ! 
bei Skrej (Krej@.). Wosek bei Rokycan auf einem felsigen Hügel spärlich! — Felsen 
bei Kuttenberg (Opiz). VSeborice unweit der Säzava (Poläk). Fehlt weiterhin östlich. Im 
hohen Riesengebirge: Kl. Schneegrube (Kablik)! Brunnenberg (Mattuschka), Teufelsgärtehen 
(Krause). — Reichenberg (nach Richter)? Verbreitet auf den Basaltbergen des böhm, 
Mittelgebirges: am Rollberge nächst der Ruine nur wenige Stöcke (Schauta), Geltsch 
(Malin.)! Kelcehberg bei Triebsch! Uhuberg, Radobyl u. a. bei Leitmeritz! Lobosch! 


Elbhänge bei Aussig! am Sperlingstein! — Schlossberg bei Brüx (Knaf)! Schwarzer 
Hübel bei Komotau! Milayer Berg bei Loun! Gross-Holetitz bei Saaz! Eichberg bei 
Podersam unter jungen Fichten! Grasberg bei Jokes (Reiss). — Krumau: Felsen der 


südlichen Vorstadt, Kalkfelsen, Niklasberg! am Vogeltenn, bei Priessnitz links an der 
Strasse nach Srnin (Jungbauer). 


2. Mespilus L. em. 


+ 1. M. germanicaL. (M. silvestris Mill., M. domestiea Gat., Mispel). Dorniger 
Strauch, kultivirt wehrlos. Blätter länglich bis länglich-lanzeitlich, ganzrandig oder 


nn 


608 Pirus. 


kleingesägt, sehr kurzgestielt, unterseits graugrün, filzig oder dicht kurzhaarig. 
Blüthen an den unter ihnen dicht beblätterten Zweigen einzeln endständig. Früchte 
kreiselförmig, dann niedergedrückt kugelig, am Scheitel von einer mit dem Frucht- 
durchmesser fast gleich breiten Scheibe abgestutzt, mit blattartigen, lineal-lanzett- 
lichen Kelchzipfeln. 


5—12‘ hoch. Blumenblätter gross, weiss, Früchte gross, braun. 


p Mai. Stammt aus dem Orient; wird in Gärten hin und wieder gebaut und 
findet sich auf buschigen Lehnen, auf Felsen selten verwildert, so am felsigen Elbufer 
nächst dem Sperlingstein! Weiher bei Tetschen (Malinsky)! bei Leitmeritz verwildert 
(Thiel)! ebenso bei Hauenstein (Ortm.) und wohl noch anderwärts. 


2. M. oxyacantha Crantz em. (Crataegus oxyacantha L. em., Weissdorn, Hagedorn, 
Mehlbeere). Strauch oder Baum mit dornigen Zweigen. Blätter kahl oder jung zerstreut 
flaumig, keilförmig-verkehrteiförmig oder -rundlich, 3—5lappig oder -spaltig; Lappen 
vorn ungleich gesägt. Blüthen in aufrechter an den Zweigen endständiger Doldentraube 
oder Doldenrispe. Früchte ellipsoidisch oder fast kugelig, am Scheitel mit einer viel 
schmäleren Scheibe als der Fruchtdurchmesser, mit kurzen eiförmigen zugespitzten 
Kelchzipfeln. 

a) genuina (Cratzgus oxyacantha L. str.). Blätter seicht gelappt, auch theilweise 
ungetheilt, mit gerundeten vorgestreckten Lappen, unterseits blässer. Blüthenstiele und Kelche 
stets kahl. Griffel und Steinkerne meist 2. Frucht fast kugelig. 

b) monogyna (Willd. sp.). (Mesp. oxyacantha Crantz, Scop. str., C. monogyna Jacq.). 
Blätter fiederspaltig oder fiedertheilig, seltener einzelne ungetheilt; Lappen länger, spitzer, ab- 
stehend oder die unteren ausgesperrt, durch spitze Buchten getrennt, unterseits blassgrün oder 


bläulichgrün (ß. glauca). Kelche anfangs manchmal etwas wollhaarig, oft aber auch sammt den 
Blüthenstielen ganz kahl. Griffel und Steinkern 1. Früchte länglich. 


3—15‘ hoch. Blätter oberseits glänzend, steif. Blumen weiss, auch röthlich überlaufen 
oder (in Gärten) satt rosenrotb. Früchte roth, mehlig. Linne stellte die Art irrthümlich zu Cra- 
tegus, welcher Gattung er doch „semina cartilaginea® (der Gattung Mespilus . semina ossea“) 
zuschrieb, wobei semina nicht die wahren Samen, sondern die Fruchtfächer bedeutet. 


7 Mai, Juni. In Hecken und Gebüschen, an Wegen und Rainen, in lichten 
Wäldern und an Waldrändern a) und b) in den Ebenen, dem Hügellande und bis auf 


das Vorgebirge (z. B. Erzgebirge über 2000’) verbreitet, b) stellenweise, besonders im 
wärmeren Hügellande noch häufiger. 


3. Pirus Lindley. 


a) (Pirus L.) Blüthen gross, in wenigblüthigen Doldentrauben. Fruchtfächer meist 5 
(2—5), pergamentartig. Griffel meist 5. h 


1. P. communis L. (Birnbaum). Dorniger Baum oder Strauch, kultivirt wehrlos, 
Knospen kahl. Blätter eiförmig oder rundlich oder länglich-lanzettlich, kurz zugespitzt, 
scharf und klein drüsiggesägt, kahl oder besonders jung wolligfilzig, etwa so lang als 
ihr Stiel. Blumenblätter flach, rundlich oder länglich, in den Nagel zugeschweift. Griffel 
5, frei. Frucht zum Grunde verschmälert oder abgerundet, daselbst nicht genabelt. 
Auskleidung der Fruchtfächer aussen abgerundet. 

Ziemlich hochwüchsiger Baum mit pyramidalem Wipfel. Blumenblätter weiss. Staubge- 
fässe braunroth. Griffel kahl. Frucht wildgewachsen klein, grün, herbe. Var. «@) glabra Koch, 
(P. comm. var. pyraster Wallr.), Blätter höchstens nur in der Jugend dünn spinnwebig, erwachsen 
kahl, steif, glänzend; £) tomentosa Koch (y. dasyphylla Tausch'!), Blätter längere Zeit und oft 
bis in den Herbst unterseits oder beiderseits weisswolligfilzig, weicher. 

1» Ende April, Mai. In Laubwäldern, Auen, sehr zerstreut und vereinzelt, oft 
verkrüppelt und unfruchtbar, dann an Ackerrainen, an Dorfstrassen offenbar nur verwildert. 
a) Bei Prag z. B. bei Hlubodep, Kuchelbad, im Radotiner Thal, bei Karlstein in Wald- 


gebüschen. Schlucht unter dem Forsthaus Zakopany im Klitava-Thale! Tejrov bei Bürglitz ! 
— Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Auf Bergen des Basaltmittelgebirges häufiger, 
so am Straschitzkenberge bei Leitmeritz! Elbhänge bei Salesl, Aussig nächst dem 
Sperlingstein! Schillinge bei Bilin, Abhang des Erzgebirges bei der Geiersburg nächst 
Teplitz! — In Südböhmen, z. B. bei Goldenkron (Jungb.), mit Berberis vor Lagau! 
Oberhalb Kuschwarta bei Scheurek fast 3000’, sehr knorrig (Purkyne)! — b) Nur 
gepflanzt in Hecken bei Prag, z. B. in der Podbaba (Opiz, als P. nivalis! Tausch!). 


2. P. malus L. (Apfelbaum). Dorniger Baum oder Strauch, kultivirt wehrlos. 
Knospen mehr weniger behaart bis filzig. Blätter eiförmig, zugespitzt, seicht kerbig- 
gesägt, kahl, oder unterseits flaumig oder filzig, etwa doppelt länger als ihr Stiel. 
Blumenblätter concav, meist rundlich. Griffel 5, am Grunde verwachsen. Frucht kugelig, 
beiderseits genabelt. Fruchtfächer aussen scharfwinkelig. 

Blumenblätter weiss, aussen rosa angelaufen. Staubbeutel gelb. Frucht wildgewachsen 
klein, grün, sauer. Var. «) glabra Koch (Malus acerba Merat), Blätter von Jugend auf nebst 
dem Fruchtknoten kahl; $) tomentosa Koch, Blätter unterseits nebst dem Fruchtknoten wollig. 

» Mai, später als voriger. In Wäldern sehr vereinzelt, seltener als voriger, 
meist unfruchtbar, wahrscheinlich wie voriger nur seit Alters verwildert. «) Bei Prag: 
Kuchelbad, Kundraticer Wald! — Neuköniggrätzer Wald, blühend (Cen&k)! Tetschen 
(Malinsky)! Am Erzgebirge unter der Geiersburg! Rothenhaus (Roth)! Prfibramer Wald- 
gebirge bei Welkau, am Waldrande, steril! — In Südböhmen bei Goldenkron auf einigen 
Anhöhen (Jungb.). Oberhalb Kuschwarta, unfruchtbar (Purkyn&)! — £) wohl nur gepflanzt 
oder halbverwildert, im Gebüsch bei Kuchelbad (Tausch)! Schwojka bei B. Leipa! 


b) Blüthen mittelklein, in vielblüthigen Doldenrispen. Fruchtfächer meist dünnhäntig. 
&) (Crataegus L. Gen. pl.) Griffel 2. Blätter einfach, gezähnt oder auch gelappt. 


*) Blätter jederseits mit 7—10 Seitennerven, oberseits zuletzt kahl, glänzend, 
satt- oder dunkelgrün, unterseits weiss- oder graufilzis, kleingelappt oder nur doppelt gesägt, 
Lappen abgerundet oder gestutzt. 


3. P. sudetica Tausch (Sorbus chamaemespilus: 8. Koch, Sorbus aria Wimmer 
Fl. v. Schles., Zwergmispel). Blätter kurzgestielt, efwa 10mal länger als der Blattstiel, 
eilänglich oder eiförmig, doppelt gesägt (nie gelappt), mit etwas zusammenneigenden, 
kurzbespitzten, zum ganzrandigen Blattgrunde allmälig kleiner werdenden Sägezähnen, 
jederseits mit meist 7 entfernteren Seitennerven, oberseits auf den Nerven zerstreutdrüsig, 
unterseits nebst den Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen dünn- und lockerfilzig. 
Doldenrispen gedrungen, aufrecht ästig; Blüthenstiele so /ang oder kürzer als die 
Kelchröhre. Kelchzipfel 3eckig-lanzettlich. Blumenblätter verkehrteiförmig, aufrecht 
abstehend. Staubgefässe kürzer als die Blumenblätter. 

Niedriger bis mannshoher Strauch, mit glatten, rothbraunen, von schmalen kleinen Len- 
ticellen punktirten Aesten. Blumen rosenroth (nach Tausch aufrecht, aber an der getrockneten 
Pflanze nicht so deutlich wie bei P. chamzemespilus DC.). Früchte ellipsoidisch, röthlich, mit 
aufrechten Kelchzipfeln. Der Filz dünner als bei folgender und schwindet leichter, besonders an 
den Blüthenstielen und Kelchzipfeln. Pirus chamamespilus unterscheidet sich durch meist kleinere, 
noch kürzer gestielte, schärfer gesägte, unterseits kahle oder ziemlich kahle, schmälere, oft läug- 
liche Blätter, mehr krautige Nebenblätter der ersten Blätter des Triebes, stumpfliche oder gerundete 
Kelchzipfel und schmal längliche, in einen längeren Nagel verschmälerte, vollkommen aufrechte, 
die Staubgefässe viel mehr überragende Blumenblätter. P. sudetica hält so vollkommen die Mitte 
zwischen P. aria und chamsemespilus, dass man sie mit keiner oder mit beiden vereinigen muss; 
ich halte es für wahrscheinlich, dass alle drei nur Racen einer Art sind. 


Db Mai. An Berglehnen des hohen Riesengebirges: im Elbgrunde bei der 


. Pantsch (Kablik! Gottstein!), am Krkonos (Wimmer) und im Teufelsgärtchen des Riesen- 


grundes (Tausch)! 


4. P. aria Ehrh. (Crataegus aria L., Sorbus aria Crantz, Mehlbeerbaum). Blätter 
mässig lang gestielt, eiwa 5mallänger als ihr Stiel, verkehrteiförmig, doppelt gesägt 


610 Pirus. 


oder vorn kleingelappt, mit etwas abstehenden, zugespitzten, von der Mitte zum 
ganzrandigen Grunde des Blattes kleiner werdenden Sägezähnen, jederseits mit 7—10 
parallelen Seitennerven, oberseits auf den Nerven zerstreut drüsig, unterseits sammt den 
Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen weiss- oder graufilzig. Doldenrispen reichblüthig, 
locker, Blüthenstiele so lang und länger als die Kelchröhre. Kelchzipfel 3eckig-lan- 
zettlich. Blumenblätter verkehrteiförmig, abstehend. Staubgefässe weit hervorragend. 

Strauch oder Baum, bis 30° hoch. Blumen weiss. Früchte scharlachroth, mit gelbem 
teigigem Fleische. Var. £. lobata, Blätter kleingelappt, Läppchen spitz. 

% Mai. Auf bewaldeten Lehnen, steinigen, felsigen Hügeln, im wärmeren Hügel- 
lande ziemlich verbreitet. Bei Prag: Laurenzberg, Zizkaberg, Podbaba, Scharka, Dablicer 
Berg, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Karlstein, St. Ivan, Tetin! — Im Beroun- 
thale bei Bürglitz! Skrej (Krejt). Am Felsgipfel des Plesivec bei Jinee! — Zleb bei 
Cäslau (Opiz). Kladruber Wälder an der Elbe! Häufig auf den Basaltbergen des Mittel- 
gebirges : Ro!lberg selten (Schauta)! Geltsch (Neum.), Kelehberg bei Triebsch! Radischken, 
Uhuberg, Lorettohügel, Weisse Lehne, Lobosch! (daselbst auch 5. Opiz!). Abhänge bei 
Kl. Gernosek, Aussig, Türmitz! Tetschen (Malinsky)! Mileschauer! Boren bei Bilin! Im 
Erzgebirge: bei Eisenberg (Knaf)! Quinau (Knaf)! Hauenstein (Opiz, Reiss). — Berg- 
rücken der Burg Pravda bei Domousie! — Bei Krumau im Hirschgarten nur gepflanzt 
(Jungbauer). 


5. P. intermedia Ehrh. (Crataegus aria ß. suecica L., Sorbus scandica Fries). 
Blätter mässig lang gestielt, elwa 5mal länger als der Stiel, länglich-eiförmig, einge- 
schnitten-gelappt, jederseits mit meist 7 Seitennerven, oberseits mit sehr wenigen 
Drüsenknötchen auf den Nerven, unterseits nebst den Blattstielen, Blüthenstielen und 
Kelchen locker graufilzig; Lappen ungleichgesägt, gerundet, durch den Mittelzahn 
bespitzt, ziemlich parallel, die unteren durch tiefere Einschnitte getrennt, die oberen 
kleiner. Doldenrispen sehr reichblüthig, ausgesperrt, Blüthenstiele meist viel länger als 
die Kelchröhre. Kelchzipfel kurz 3eckig. Blumenblätter verkehrteiförmig, abstehend. 
Staubgefässe weit vorragend. 

10—20° hoch. Filz lockerer, schmutziger als beiP. aria, Blumen grösser, weiss. Früchte 
orangeroth mit gelbem Fleisch. 

hp Mai. Im Riesengrunde des Riesengebirges (Tausch)! (schon in Presl fl. tech. 1819) 


- **) Blätter jederseits mit 3—5 stärkeren Seitennerven, beiderseits gleichfarbig, 
unterseits flaumig, lappig-federspaltig mit zugespitzten Lappen. 


6. P. torminalis Ehrh. (Crataegus torminalis L., Sorbus torminalis Crantz, 
Elsbeere). Blätter langgestielt, 2—3mal so lang als der Stiel, aus gestutztem oder 
herzförmigem Grunde breit eiförmig, lappig-fiederspaltig; Lappen ungleich- oder doppelt- 
gesägt, zugespitzt, die unteren grösser, fast horizontal abstehend, oberseits kahl, unterseits 
flaumig, blasser grün. Doldenrispe flach, locker, reichblüthig. Blüthenstiele und Kelche 
dicht seidig-grauflaumig. Blumenblätter rundlich-verkehrteiförmig, ausgebreitet. 

Baum, 20-40‘ hoch. Blumen weiss. Früchte ellipsoidisch-birnförmig, braun, zuletzt teigig. 


» Mai. In Bergwäldern, im Mittel- und Vorgebirge, meist einzeln, häufig nur 
als Unterwuchs und Stockausschlag, seltener als kräftiger, blühbarer Baum. Bei Prag: 
Scharka, Hlubocep, Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal (als Unterwuchs), Karlstein, Tetin! 
— Forsthaus Zakopany bei Lana, schöne Bäume! Skrej! — Hinter Zleb £äsl. (Steinreiter 
nach Opiz). Eichenwälder bei Chlumee bydä., spärlich! Kosmanuos bei Jungbunzlau (Hipp.)! 
Niemes selten, wohl nur gepflanzt (Schauta). Widim (Hackel). Zerstreut im Basaltmittel- 
gebirge: bei Leitmeritz am Satauaberg, Radischken, Fuss des Lobosch im Eichwalde! 
bei Welbine, Kundratic, Mileschauer (A. Mayer). Uferabhänge bei Aussig, bei Tiehlovie! 
Tetschen (Mal.)! Am Erzgebirge: Schillinge bei Bilin! Bei Görkau (Thiel)! bei Komotau 
an den Umzäunungen der Obstgärten gepflanzt! Schlackenwerth (Fischer). Grassberg bei 
Jokes und Hauenstein, am Eichelberg (Reiss, Opiz). Tepl (Konrad)!,. Bergrücken der 


Cydonia. 611 


Burg Pravda! —- Bei Goldenkron im Walde hinter der Forstplantage, wahrscheinlich 
gepflanzt (Rodler). 


£) (Sorbus L.) Griffel meist 3 oder 5 (selten 2-4). Blätter unpaarig-gefiedert 
(oder fiederschnittig). 


7. F. aucuparia Gärtner (Sorbus aucuparia L., Sorb. lanuginosa W. Kit., 
Eberesche, Vogelbeerbaum). Knospen behaart. Blättehen länglich-lanzettlich, am Grunde 
ungleichseitig, ungleich stachelspitz-gesägt, zum Grunde ganzrandig, sitzend oder die 
untersten sehr kurz gestielt, unterseits locker wolligfilzig, im Alter ziemlich oder ganz 
kahl, unterseits blassgrün, Blattspindel an der Einfügung jedes Blättchenpaares mit stiel- 
föormigen braunrothen Drüsen. Doldenrispen endständig, reichblüthig, kugelig-gewölbt. 
Kelchzipfel kurz 3eckig. Grittel 3 oder £, kurz. Früchte kugelig. 

Baum, im Hochgebirge strauchig, niedrig. Blumen weiss. Früchte ER scharlachroth. 
Var. £. alpestris Wimmer, Blätter steif lederartig, nur jung flaumig, on zur Blüthezeit 
nebst dem Blüthenstande fast ganz kahl, nur die Blattstiele und Kelche hin und wieder mit zer- 
streutem Flaum, 

h» Mai, Juni. In Bergwäldern, auf steinigen und waldigen Lehnen, daselbst 
sowie in Alleen auch häufig gepflanzt, am häufigsten im Mittel- und Vorgebirge bis auf 
das Vorgebirge, seltener im Hügellande und in der Ebene in feuchten Hainen und Erl- 
brüchen. Bei Prag in der näheren Umgegend, z. B. auf dem Zizkaberge, wohl nur ge- 
pflanzt, weiterhin am Zävister Berg, hinter Stechovie, an der Säzava! In niederen Lagen 
z. B. im feuchten Auwalde bei Kaöina! in Erlbrüchen bei B. Leipa! bei B. Fellern 
nächst Budweis! Auf den Bergkuppen des nördlichen Böhmens hin und wieder, z. B. am 
Rosenberg bei Windisch-Kamnitz, am Rollberge! Ebenso im Leitmeritzer Mittelgebirge, 
bei Gernosek, Aussig, Bilin u. s. w. Im Erzgebirge bis auf die Kämme, in den Gebirgs- 
wäldern Mittelböhmens bei Horovie, Wolesnä, Rokycan! Bürglitz! Blansker Wald! Im 
Böhmerwalde bis auf die höchsten Kuppen, noch bei 20° Stammhöhe auf dem Drei- 
sesselberg, am Arberrücken (Göppert), daselbst nach Sendtner die var. £., die auch im 
hohen Riesengebirge, z. B. im Elbgrunde (Tausch)! am Kl. Teich, auf der Weissen Wiese 
(Opiz) herrschend ist. x 

fi P. sorbus Gärtner (Sorbus domestica L., Pirus domestica Smith, Spierapfel). 
Knospen fast kahl. Blättehen. wie bei voriger. Kelchzipfel aus 3echigem Grunde spitz 
vorgezogen. Griftel 5, unterwärts dickwollig. Früchte birnförmig. 

Bis 50° hoch, höher als vorige; Blumen grösser als bei dieser, weiss. Kelche dickfilzig. 
Früchte gelb, zuletzt braun und teigig. In den Blättern von voriger kaum zu unterscheiden, aber 
die Früchte sehr verschieden. 

bp Mai. Stammt aus Südeuropa, wird in Obstgärten selten kultivirt, noch seltener 
im Freien, besonders bei Leitmeritz nächst Pokratitz und am Uhuberge (Presl, Mayer! 
Neumann). Auch bei Hirschberg einzelne Bäume (Schauta). 


< P. hybrida Smith (Sorbus hybrida L., Pirus aria X aucuparia). Blätter länglich, 
grösstentheils am Grunde fiederschnittig, vorn eilänglich, lappig-fiederspaltig oder 
doppelt-gesägt, mit vorn gezähnten Lappen und Abschnitten, unterseits lockerfilzig. 
Doldenrispe reichblüthig, locker, filzig. 

» Mai. Kommt bei uns nur selten gepflanzt vor, so am Kirchhof zu Schluckenau 
(Karl)! im Rothenhauser Park (Roth)! 


4. Cydonia Pers. Quitte. 
+ 1. C. vulgaris Pers. (Pirus eydonia L.). Blätter gestielt, oval oder rundlich- 


eiförmig, am Grunde oft herzförmig, ganzrandig, oberseits zuletzt kahl, sattgrün, unter- 
seits nebst den jungen Zweigen und der Kelchröhre weiss-wolligfilzig. Blüthen einzeln 


612 


endständig. Kelchzipfel länglich, drüsig-gesägt. Frucht kugelig, beiderseits genabelt, 
oder birnförmig, spinnwebig-filzig. 

3—6‘ hoch, kultivirt bis 12‘ hoher wehrloser Strauch oder kleiner Baum, Blumen gross, 
röthlichweiss. Früchte gelb, hart, erst durch Kochen geniessbar. 

% Mai. Stammt aus Asien, wird in Gärten seltener gepflanzt und kommt auch, 
wiewohl selten, in Hecken und Gebüschen im Freien wie verwildert vor. Bei Prag am 
Laurenzberg (Förster)! hinter Lieben (Opiz) bei Kuchelbad (Kostelecky). Lobositz in 
Hecken (Opiz). Weiher bei Tetschen, Gebüsche bei Bilin! 


118. Ordnung. Rosaceen Juss. 
Übersicht der Gattungen: 


1. Früchtehen isamig, nuss- oder steinfruchtartig. 

A. (Roseae). Früchtchen zahlreich, nussartig, der Innenwand und dem Grunde eines 
später knorpeligen und zuletzt fleischigen Bechers (der mit dem hohlen Blüthenboden verwach- 
senen Kelchröhre) eingefügt, von ihm bis auf die hervorragenden Griffel eingeschlossen. * 

1. Rosa. Fruchtbecher innen dicht steifhaarig, Kelchsaum Stheilig. Blumenblätter 5. 
Staubgefässe 20 und mehr. 

B. (Sanguisorbeae.) Früchtehen wenige (1—3), nussartig, im Grunde des ausge- 

bildeten, oft erhärteten oder unveränderten Bechers sitzend, von ilım eingeschlossen, 


a) Fruchtbecher erhärtet, holzig, am Grunde mit 2—3 Vorblättchen, Kelchzipfel 
ohne Aussenkelchzipfel (Nebenblätter). Griffel endständig. Staubgefässe einzeln oder in Gruppen 
vor den Kelchzipfeln, Blüthenstand traubig oder kopfig, deckblätterig. 


«) Blüthen 5zählig. Blumenblätter 5. 


2. Agrimonia. Blüthen zwitterig. Becher unter dem 5theiligen Kelchsaume mit hakigen, 
anfangs weichen, dann vergrösserten und erhärteten Stacheln besetzt, zuletzt 
10furchig. Staubgefässe 15—20. Früchtchen 2 oder durch Verkümmerung 1, 


£) bBlüthen 4zählig. Blumenblätter fehlend. 


3. Poterium. Blüthen einhäusig oder vielehig. Staubgefässe 20—30, in vier Gruppen. 
Narbe "pinselförmig mit fädlichen Zipfeln. Früchtchen 2—3 im vierkantigen 
unbewehrten Fruchtbecher. 


4. Sanguisorba. Blüthen zwitterig. Staubgefässe 4 (bei fremden Arten auch mehrere). 
Narbe kopfig, warzig. Früchtchen 1 im vierkantig-kreiselförmigen, unbewehrten 
Fruchtbecher, 

b) Fruchtbecher unverändert krautig, am Grunde ohne Vorblätter; zwischen den 

4 Kelchzipfeln äussere, bisweilen rudimentäre Zipfel (Nebenblätter). Griffel seitlich. Staubgefässe 


Ser a den Kelchzipfeln. Blüthenstand cymös (doldentraubig oder büschelig), ohne Hoch- 
ättchen. F 


5. Alchemilla. Früchtchen 1-—2. 


C. (Dryadeae.) Früchtchen meist zahlreich, nuss- oder steinfruchtartig, auf einem 
halbkugeligen oder kegeligen Blüthenboden sitzend, von dem niedrigen, beckenförmigen oder flachen 
Becher nicht eingeschlossen. Blumenblätter stets vorhanden (4—5). Staubgefässe (unserer Gat- 
tungen) zahlreich. 


BT a) Kelchzipfel 4—5, in der Knospe klappig, von ebensoviel abwechselnden äusseren 
Zipfeln (den paarweise verschmolzenen Nebenblättern) umgeben. Früchtchen trocken, nussartig. 


a «) Früchtehen von dem endständigen, bleibenden, mehr weniger behaarten und 
oft 2gliedrigen Griffel geschwänzt, 


6. Geum. Blüthen 5zählig. 


P) Früchtehben ungeschwänzt, Griffel seitlich oder fast endständig, welkend, 
zuletzt abtällig. 


Rosa. 613 


7. Potentilla. Blüthen 5zählig (selten 4zählig). Fruchtboden trocken oder schwammig, 
nicht abfällig. Blumenblätter rundlich oder verkehrteiförmig, abfällig. 


8. Comarum. Blüthen 5zählig. Fruchtboden schwammig-fleischig, nicht abfällig. Blumen- 
blätter lanzettlich, zugespitzt, bleibend. 

9. Fragaria. Blüthen 5zählig. Fruchtboden zuletzt fleischig-saftig, vergrössert, die Carpelle 
in seine Gruben aufnehmend, zuletzt mit ihnen als ein Ganzes (Scheinfrucht) 
abfällig. Blumenblätter verkehrteiförmig, abfällig. 

b) Kelchzipfel 5, ohne Aussenkelch, in der Knospe meist dachig. Früchtchen 
steinfruchtartig, einer aussen schwammigen Blüthenaxe aufsitzend, zuletzt als ein Ganzes (Schein- 
frucht) abfällig. 

10. Rubus. Griffel endständig, abfällig. 

2. Früchtchen kapselartig, innen aufspringend, meist (bei uns stets) 2-—mehrsamig. 

11. Spiraea. Becher niedrig, becken- oder tellerförmig, mit 5theiligem Kelchsaum, 
5 Blumenblättern, zahlreichen Staubgefässen. Früchtchen 2—12, mit 2—mehre- 
ren Samen, 5 


1. Rosa L. Rose. 


A. Stacheln der Schösslinge ungleich, pfriemlich bis nadelförmig, an den Blüthenzweigen 
auch fehlend. Fruchtknoten im Fruchtbecher sitzend oder sehr kurz gestielt. (Stiel viel kürzer 
als der halbe Fruchtknoten.}) Nebenblätter schmal, an den blühenden Zweigen nicht merklich 
oder nur oberwärts (im freien Theile) verbreitert, selten durchaus verbreitert. 


a) Blättehen fast einfach gesägt, höchstens einzelne Zähne mit einem wenig kleineren 
Nebenzahne. Kelchzipfel ungetheilt. 


1. R. pimpinellaefolia L. em. (R. spinosissima L.). Stackeln alle gerade, pfriemlich, 
nadelförmig und borstlich, an den Stämmchen und alten Zweigen zahlreich, gedrungen, 
an den blühenden öfter zerstreut, sogar fehlend. Blätter 2—4paarig; Blättchen rundlich 
oder oval, scharfgesägt, unterseits blass oder graugrün, kahl, nur am Mittelnerven etwas 
behaart. Nebenblätter drüsig- kleingezähnt (oberwärts wenig verbreitet). Blüthen einzeln 
endständig, meist ohne Vorblatt, langgestielt, der Stiel stets gerade. Kelchzipfel weüt 
kürzer als die Krone, lanzettlich, am Rande weisshäutig und zottig, glatt, ohne Stiel- 
drüsen. Fruchtbecher krugförmig, oben verengert, glatt oder ganz am Grunde stachelig, 
zur F'ruchtzeit knorpelig, plattkugelig, von den bleibenden, aufrechten, zusammen- 
schliessenden Kelchzipfeln gekrönt. 

: Wildwachsend niedrig, 1—3° hoch, durch blutrothe Stämmchen, sehr stechende, dichte 
Stacheln und kleine etwas steife Blättchen ausgezeichnet. Blattspindel oft mit Stieldrüsen. Blumen 
weiss, ins Gelbliche. 

p Mai— Anfang Juni, am frühesten von allen. Auf buschigen Hügeln, an 
steinigen Stellen der Abhänge, an Rainen, wildwachsend mit Sicherheit nur in der Leit- 
meritzer Gegend, daselbst aber ziemlich häufig: Loretto-Hügel, Satanaberg, Basalttelsen 
gegen Schüttenitz [Katzenstein] mit Alyssum saxatile! Uhuberg, Weisse Lehne bei Po- 
kratitz, Kamajtschken! Abhänge der Dubina, auf einem Ackerraine hinter den Leitmeritzer 
Schanzen gegen Tfeboutie (A. Mayer). Ferner am Waldrande des Drinover Reviers bei 
Zlosein nächst Weltrus (Poläk). — Ausserdem bisweilen gepflanzt, so bei Bürglitz (Gintl)! 
bei Unter-Lukavie am Rande der Fasanerie! und wahrscheinlich auch nur gepflanzt auf 
dem Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz), bei Fugau (Karl)! und Georgswalde (Göttlich) ! 


7 2. R. lueida Ehrh. Stacheln der Stämmchen gerade, gedrungen, pfriemlich 
und borstlich, an den Zweigen unterhalb der Blattstiele stehend, pfriemlich, öfter fehlend. 
Blätter 3—4paarig; Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, scharfgesägt, kahl, 
nur am Mittelnerven unterseits etwas behaart, oberseits sattgrün, etwas glänzend, unter- 
seits blassgrün. Nebenblätter drüsiggesägt (an den blühenden Zweigen wenig verbreitert). 
Blüthen einzeln oder zu 2—3 (dann mit Vorblättern), ihre Stiele stets gerade. Kelch- 

40 


614 Rosa, 


zipfel so lany und länger als die Krone, mit zahlreichen Stieldrüsen Lesetzt, au 
der Spitze zungenförmig verbreitert, am häutigen Rande zottig; Kelchröhre breit kugelig, 
glatt oder am Grunde etwas stachelig. Früchte plattkugelig, frühreif, Kelchzipfel abfällig. 

4—5’ hoch, mit braunrothen Zweigen. Blumen ziemlich gross, rosenroth. Frucht anfangs 
scharlachroth, dann schwarzbraun (Sonder). 

» Juni, Juli. Stammt aus Nordamerika; verwildert am Egerufer bei Karlsbad 
(Winkler 1850)! und bei Marienbad (Kablik)! — Nach Knaf in herb.! von Helfer im 
Riesengebirge (wohl in einem Bauerngärtchen?) gesammelt. 


b) Blättchen doppelt gesägt, nämlich die grösseren Sägezähne mit kleinen drüsigen 
Zähnchen besetzt. \ 


«) Nebenblätter schmal, die der blühenden und nicht blühenden Aeste ziemlich 
gleich. Kelchzipfel eingeschnitten, selten ungetheilt, meist kürzer als die Blumenkrone. Auch die 
oberen und blühenden Zweige zerstreut bis dicht stachelig, selten stachellos. 


7 3. R. eglanteria L. (excl. synon.). Stacheln der Schösslinge pfriemlich und 
borstlich, an den Zweigen zerstreut, stärker, aus breiter Basis pfriemlich, drüsenlos, 
ziemlich gerade. Blätter 2—4paarig; Blättchen elliptisch oder verkehrteirund, gleich- 
farbig, sammt den Blüthenstielen zerstreut behaart. Nebenblätter schmal, zu ”/, ange- 
wachsen, mit lanzettlicher drüsig gezähnelter Spitze. Blüthen einzeln endständig. Kelch- 
becher krugförmig, oben stark verengt, oberwärts sammt den am Rande zottigen Zipfelu 
mit zerstreuten Stacheln und Drüsenborsten, Zipfel kürzer als die Krone. Staubkölbehen 
länglich, am Grunde oft spiessförmig. Früchte aufrecht, plattkugelig, von den 
bleibenden, weit abstehenden oder zurückgebogenen Zipfeln bekrönt. 

4—6’ hoch. Blumen dottergelb (R. lutea Miller) oder scharlachroth (ß., Rosa punicea 
Mill.), wie die Blätter nach Wanzen riechend. Früchte scharlachroth. 

np Ende Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, kommt aber in Zäunen und Rosen- 
hecken auch verwildert vor; so bei Prag: Roztyly, Michle! Scharka (Opiz)! Dejvic 
(Tausch)!, Podbaba auf Felsen (Mann 1814)! — Zäune bei Bürglitz (Gintl, 3)! Leit- 
meritz: unter Rosa canina am Kremin oberhalb Treboutic, dann am ersten Fahrwege, 
er hinter Leitmeritz von der Lobositzer Chaussce rechts gegen die Weinberge und 
gegen den Radobyl abbiegt (Mayer)! Fugau (Karl, 8)! Brüxer Schlossberg (Eichler); 
Zäune bei Komotau (Kuaf)! 


4. R. gallica L. (R. pumila Jaeq.). Stacheln dünn, pfriemlich, nadelförmig und 
borstlich, die derberen wohl auch aus breiterer Basis etwas sichelförmig, zum grossen 
Theile auch drüsentragend, an den Schösslingen gedrungen, an den oberen Zweigen 
gedrwngen, zerstreut oder bis auf einzelne Drüsenborsten auch fehlend. Blätter meist 
2paarig (selten 1—3paarig); Blättchen eirund oder elliptisch bis länglich-elliptisch, 
meist etwas starr, lederartig, zerstreut behaart oder kahl, oberseits sattgrün, unterseits 
blaugrüu; DBlattstiele behaart, mit sitzenden Drüsen uud Stachelchen besetzt. Neben- 
blätter gleich, schmal, zu ”/, der Länge angewachsen. Blüthen einzeln endständig. 
Kelehbecher krugförmig, sammt Blüthenstielen und Kelchzipfeln mehr weniger mit Stacheln 
und Stieldrüsen, letztere auch mit sitzenden Drüsen besetzt; Zipfel kürzer, seltener so 
lang oder länger als die Blumenkrone. Staubkolben eirundlich, am Grunde tief ge- 
spalten mit anliegenden Läppchen. Frucht aufrecht, eikugelig, knorpelig, mit abstehenden 
oder zurückgeschlagenen, bald abfälligen Kelchzipfeln. 

Nur 1—3’ hoch, mit kriechendem Stamme und aufsteigenden Aesten. Drüsen der Borsten 
purpurschwarz. Blume gross, meist dunkelpurpurn, selten hellrosa oder weiss, an der kultivirten 
höher werdenden grossblättrigeren Pflanze auch gefüllt. 

b Juni. Au Waldrändern, in Hohlwegen und auf Rainen, steinigen buschigen 
Abhängen, im Hügellande auf Kalk- und Lehmboden verbreitet. Bei Prag hin und 
wieder, z. B. Podbaba, Weinberge zwischen Kl. Holesovic und Troja an einer Stelle, 
Scharka, Zizkaberg, oberhalb Slichov, St. Prokop spärlicher, Kuchler Berg oben, Zävist, 
Vsenorer Thal, Radotiner Thal, Karlstein, Beroun, Trebonie bei Stechovie, Hradistko 


Rosa. 615 


bei Dave! — Ostböhmen : an der Elbe bei Ce&elie! Herrschaft Brandeis (Opiz)! Wosko- 
berg bei Podebrad! Drabina-Wald bei Chlumec, Wälder hinter Königstadtel, bei Dlouho- 
polsko, in den Dymokurer Wäldern ziemlich häufig! Herrschaft Pardubie (Opiz). Kalk- 
hügel bei Dyakacovie! Kieferwald bei Chotzen! Bei Leitomysl nur auf einem, zwischen 
Feldern gelegenen Grasplatze gegen Neuschloss zu!*) Königingrätz (Reichel)! Zvol und 
Koncina bei Jaromer! Wolowka! — Nordböhmen: Jiein am Lorettohügel, im Popovicer 
Hain und bei Slatina! Jungbunzlau (Hipp.)! Weisswasser! Widim (Hackel)! Sandauer 
Berg! Westliches Elbgebiet: Melnik (Prazäk)! Rowney-Busch und Thiergarten bei 
Roudnic (Reuss). Verbreitet im Basaltmittelgebirge: sehr häufig und prachtvoll unter 
dem Geltschh, am Gipfel des Kelchberges bei Triebsch! bei Leitmeritz am Satanaberg, 
Straschizkenberg in Menge, Radischken, Weisse Lehne bei Pokratic! zwischen Leitmeritz 
und Kamejk (Meyer). Lobosch! Kalkhügel am Granatbach unter dem Radelstein! Aussig: 
“ bei Selnitz, gegen Predlitz, am Berge bei Türmitz! Elbabhänge bei Tichlowitz! Tetschen 
(Malinsky)! Teplitz (Winkler. Um Bilin häufig (Reuss), Össeg selten (Thiel), Breiter 
Berg bei Brüx (Reuss). Um Komotau häufig, besonders am Eidlitzer Busch, am Schwarzen 
Hübel und bei Schönlinde am Erzgebirge! Karlsbad: bei Fischern (Ortm.)! Franzensbad, 


Marienbad (Glückselig).. — Litavka-Thal bei Pribram! Station Zbirow gegen den Ste- 


fansteich! Biezina, Plas häufig (Sternberg), Choteschau (Opiz)! Am Zlin bei Unter- 
Lukavic! Wälder bei Pisek (Dedetek)! Borkovie bei Veseli, nur beim Försterhause! 
Krummau über der Budweiser Vorstadt! 


Anmerkung. Rosa centifolia L,, die Centifolie, wird zwar häufig in Gärten gepflanzt, 

kommt aber verwildert nirgends vor. 
£ £) Nebenblätter der blühenden Zweige verbreitert. Kelchzipfel fiederförmig einge- 
schnitten, meist kürzer als die Blumenkrone. Zweige meist nur mit zerstreuten, zu 2 unter einem 
Blatte stehenden, derberen, gekrümmten, aus breiter Basis pfriemlichen Stacheln, oft auch stachellos. 


5. R, trachyphylla Rau (R. provineialis Presl fl. cech. seeund. Tausch et Opiz!, 
R. spinulifolia Dematra, R. humilis et R. canina d. hispida Tausch! R. pygmaca MBieb. 
sec. Tausch). Achnlich der R. gallica, jedoch auf den Zweigen mit den derberen, zer- 
streuten Stacheln, bisweilen auch mit sehr zerstreuten dünnen nadelförmigen Stacheln 
dazwischen. Blätter 2—3paarig; Blättchen unterseits minder blaugrün, oft nur blasser 
grün als oberseils, kahl oder ziemlich kahl, auf den Adern unterseits mit zerstreuten, 
dicklichen, keuligen Drüsen bestreut, selten ohne solche, mehr zugespitzt, Sägezähne 
länger zugespitzt und deutlicher drüsig-gezähnelt (bei R. gallica seichter, flacher, die 
der 2. Ordnung auf blosse Drüsen reducirt); Blattstiele behaart und drüsigrauh, ausserdem 
mit einzelnen stärkeren Stachelchen. Blüthenstiele und Kelchröhre mit derberen, geraden 
Stachelchen und Stieldrüsen, Kelchzipfel mit zahlreichen Fiedern, mit Stieldrüsen und 
sitzenden Drüsen. Fruchtbecher dicker, fast kugelig. 


Strauch von 1—5' H. Blumen fast so gross wie bei R. gallica, aber lichter, rosenroth 
oder weiss. Wird für einen Bastart von R. gallica und canina eehalten, wogegen aber schon 
das oft von R. gallica weit entfernte Vorkommen und stellenweise Häufigkeit am Standorte spricht. 
Sieht auch der R. collina ähnlich, jedoch durch die doppelten Sägezähne, immer noch mehr bläu- 
liche Blattunterseite und grössere Kahlheit der Blätter verschieden. 


b Juni. Auf sonnigen Hügeln selten. Bei Prag: St. Prokop! Kuchelbad (Tausch! 

Opiz!), bei Karlstein auf der Vel. hora sehr häufig, meist nicht in Gesellschaft der R, 

gallical Bei Slap (Fieber 1827, als R. Fieberi Seidl)! — Weisswasser (Hippelli)! Geltsch 

(Sternberg 1817)! Weisse Lehne bei Pokratitz (A. Mayer)! Bilin im Mönchsbusch (Prof. 
Reuss 1854, als R. rubiginosa)! Karlsbad (Ortmann, als R. collina)! 

y) Nebenblätter der blühenden Zweige nur oberwärts verbreitert. Kelchzipfel 

ungetheilt, so lang oder länger als die Blumenkrone. Stacheln nur an den Grundtrieben, an den 
Stämmen und Aesten meistens fehlend, seltener zerstreut, pfriemlich, gerade. 


*) Ein Landmann machte mich auf die Stelle und die „blutrothe Rose“ aufmerksam, 
welche sonst nirgends in der Leitomysler Gegend vorkomme (was ich bestätigt fand) und nach 
einem dortigen Glauben die Stelle bezeichne, wo einst rach blutigen Kriegen sich zwei grosse 
Monarchen begegnen würden. 


40* 


616 Rosa, 


6. R alpina L. Stacheln nadel- und borstenförmig. Blätter meist 3- (bis 5-) 
paarig; Blättchen oval bis länglich-elliptisch, scharf stachelspitz-gesägt, oberseits sattgrün, 
unterseits graugrün und zerstreut behaart oder kahl; Blattstiele mit Stieldrüsen und zer- 
streuten Nadeln. Nebenblätter lineal-keilförmig, oberwärts verbreitert, eiförmig. Blüthen 
einzeln endständig, langgestielt; Stiele nach der Blüthe zurückgekrümmt. Kelchbecher 
kabl oder sammt den Blüthenstielen drüsig-steifhaarig, Kelchzipfel an der Spitze lan- 
zettlich verbreitert. Frucht elliptisch oder seltener eiförmig, oben halsartig verengert, 
von den aufrechten Kelchpzipfelm bleibend gekrönt, übergeneigt. 

2—4' hoch. Kelchbecher und Blüthenstiele mit langen oder seltener mit kurzen Stiel- 
drüsen besetzt («. setoso-hispida, R. pyrenaica Gouan), weit seltener kahl (f. nuda). R. reversa 
Presl fl. cech.! (nee Kitaibel) ist eine seltene Var. mit dicht drüsenborstigen Blüthenstielen aber 
kahlen Kelchröhren, mit sehr dichten und rückwärts gerichteten Stacheln am unteren Stamm- 
theile, mit pfriemlichen Stacheln auf den Aesten und jungen Zweigen. (Koch hat diese Form 
unrichtig mit der var. pubescens identifizirt). 

b Juni, Juli. In Wäldern, an Waldrändern, an buschigen felsigen Stellen gebirgiger 
Gegenden, im Vor- und Hochgebirge, stellenweise in niedere Lagen herabsteigend. Ost- 
böhmen : Frauenthal gegen Siebenthan (Opiz). Kunwald und Slatina bei Senftenberg 
(Siegmund, Brorsen «&)! Schlucht unter dem Glazer Schneeberg! Kondina und Zwol bei 
Jaromer (Knaf «)! Eisenbrod (Dedecek). — Im Riesengebirge (auch ß Kablik!): Kessel- 
grund (Tausch «)! Krkonos (K. Knaf)! Elbgrund (Wimmer), Kl. Teich (Aug. Opiz «)! 
Herrschaft Schatzlar (Opiz), Rochlitz (Gottstein)! Reichenberg (Neumann). Zinkenstein 
bei der Eishöhle (Mayer «, und schon Sternberg!) bei Praskowitz (Malinsky «)! Mile- 
schauer (Mayer «)! — Abhänge des Lampenberges bei Schlackenwertlh (J. Reiss)! Karlsbad 
und Ellbogen (Ortmann, «@ und ß)! Trauermühl hinter Einsiedl (Kablik)! — Pribramer 
Waldgebirge [Brdy] nur «: bei Hlubos (Presl, R. reversa!), im Obecnicer Revier am 
Bache häufig! selbst noch auf der Chotobus-Lehne bei Dobris! bei Strasic! Rozmitäl 
(Lusek «)! Klingenberg (Dedeiek)! Berg Mehelnik bei Pisek (Deödecek «)! — Im 
Böhmerwald bis 3500’: am Vogelberg .des Kubani (Müncke), am Berge Kum bei Andreas-, 
berg (Jungb.), Hohenfurth (Nenning). Um Krumau häufig (durchaus «): Vogeltenne am 
Bache! Birkenhügel südlich vom Blanskerwald! am Blansker, Schwarze Leuchte, am Ple- 
Sovicer Steg in der Moldauanhöhe (Jungb.), bei Lagau (Mardetschläger)! Hochwaldberg 
bei Gratzen! Schlossgarten von Platz, wild (Leonhardi)! 

B. Stacheln der Schösslinge ungleich gross, pfriemlich bis borstlich. Fruchtknoten im 
Kelchbechergrunde gestielt, der Stiel Y, so lang als der Fruchtknoten. Nebenblätter an den 
blühenden Zweigen deutlich grösser und breiter, 


7, R. einnamomea L. Stacheln der Schösslinge dicht, alle drüsenlos, an den 
/weigen stärker, am Grunde verbreitert, serade oder etwas gekrümmt, zerstreut, 
besonders unter den Nebenblättern zu 2, oder auch fehlend. Blätter meist 2paarig (auch 
1— 3paarig), Blättchen oval bis länglich, im vorderen Umfange einfach gesäyt, ohne 
Drüsenzähnchen, zur Basis ganzrandig, unterseits aschgrau, flaumig. Nebenblätter an den 
nichtblühenden Ästen lineal-länglich, mit den Rändern fast röhrig-zusammenschliessend, 
an den blühenden Zweigen stark verbreitert, flach, mit eiförmigen, zugespitzten Enden. 
Blüthen einzeln erdständig, oder zu 2—3; Blüthenstiele sammt Kelchröhre nackt, kahl. 
Kelchzipfel aussen zum Rande wollig-zottig, mit lanzettlicher, ungetheilter, selten schwach 
eingeschnittener Spitze, an der eiförmigen oder kugeligen, frühreifen, markigen, aufrechten 
Frucht aufrecht zusammenschliessend, nicht abfällig. 


Stamm kriechend, Aeste 2—6‘ hoch, die wilde Pflanze niedriger, die kultivirte höher. 
Blätter oft schmutzig bellpurpurn überlauten, Aeltere Aeste zimmetbraun, gläuzend. Blumen 
mittelgross, rosa, wohlriechend, an kultivirten und verwilderten Stöcken meist ganz oder halb 
gefüllt. Früchte scharlachroth. 


P Mai, Juni. Auf steinigen buschigen Abhängen des Mittelgebirges (vollkommen 
wild, mit einfacher Blüthe) selten, auf Basalt, Trachyt: Mileschauer, am Fusse ostwärts! 
und am Gipfel (Mayer); im Steingerölle des Berges Kletschen fast ganz oben (A. Mayer)! 
Geltsch (Hackel)! (daselbst aber auch gefüllt [Presl!], daher nicht ganz sicher, ob wild- 


Rosa. 617 


wachsend). — Ausserdem auf Abhängen, in Hecken und Zäunen gepflanzt und verwildert 
(mit gefüllten oder halbgefüllten Blumen); so bei Prag: Zäbehlic, Lieben, Scharka, 
Cibulka (Opiz)! Cakovic am Damme mit Sambucus ebulus (Dödecek)! Ki. Palec bei 
Schlan in Zäunen (Knaf)! — Kuttenberg (Veselsky)! Leitomysl: an einem sonnigen 
Abhang beim Borkover Försterhaus (Pospichal)! Landskron (Erxleben)! Strassenhecken 
südlich von Jiecin! Hecke bei Trisovie nächst Turnau! B. Kamnitz (Zizelsb.)! Auscha 
(Watzel). Feldäränder am Mileschauer (Tausch)! Praskowitz an der Elbe (Malinsky)! 
Schiesselitz bei Saaz (Thiel), Karlsbad (Kablik)! und Ellbogen auf Hügeln und in 
Gärten (Ortmann). 


+ 8. R. turbinata Ait. (R. crassa Seidl!). Stacheln wie bei voriger; Blüthen- 
zweige oft wehrlos. Blätter meist 2paarig (auch 1—3paarig); Blättehen eiförmig oder 
eirundlich, fast ringsum einfach grobgesägt, ohne kleine Drüsenzähnchen, unterseits 
nebst den Blattstielen dicht flaumig, aschgrau. Nebenblätter der nicht blühenden Zweige 
länglich, flach, die der blühenden breiter, mit eiförmigen Enden. Blüthen einzeln end- 
ständig oder zu 2—3 doldentraubig (die seitlichen in der Achsel von Laub- oder von 
scheidigen Hochblättern). Blüthenstiele sammt der Basis der Kelchröhre dicht feinstachelig 
und drüsenborstig. Kelchzipfel mit ganzer oder etwas fiederspaltiger Spitze, so lang 
oder kürzer als die Blumenkrone, mit kurzen Nadeln und Drüsen. Früchte aufrecht, 
ellipsoidisch oder kugelig, von den abstehenden, zuletzt abfallenden Kelchzipfeln gekrönt. 


3—6' hoch. Aeste bläulich bereift. Blumen purpurroth,; wohlriechend, bei uns nur gefüllt 
oder halbgefüllt, mit kreiselförmigem, oft grossem dickem Kelchbecher; an der wilden einfachen 
Blüthe ist aber die Kelehröhre oberwärts halsartig zusammengezogen. Von der ähnlichen R. alba 
unterschieden durch mehr aschgraue Blattunterseite, stumpfere, gerundetere Blattzähne, zahlreiche 
sitzende dunkle Drüsen auf den Blattstielen und durch verschiedenartige Stacheln am Grunde 
der Triebe. 

? b Juni. In Hecken, auf sonnigen Hügeln, wohl überall nur verwildert. Bei 
Prag: Ziäkaberg (Tausch, Opiz)! Lieben (Opiz), Kuchelbad (Tausch)! Wälder bei Dymokur 
und Kopidlno (1872)! Hecken bei Skalie nächst Leitmeritz! Zäune bei Wysocan bei Saaz 
(Thiel). Abhang über der Budweiser Vorstadt von Krumau! 


C. Stacheln an allen Aesten und Zweigen gleichgestaltet, derb, am Grunde zusammen- 
gedrückt und verbreitert; keine feinen Nadeln und Borsten eingemischt. Die grundständigen 
Frucht«noten des Fruchtbechers gestielt; Stiel meist ebenso lang als der Fruchtknoten (selten 
kurz). Nebenblätter der blühenden Zweige deutlich grösser und besonders breiter. 


a) Blätter einfach gesägt, die Sägezähne höchstens hin und wieder mit einem wenig 
kleineren Nebenzahne (selten mit kleinen Drüsenzähnchen), wnterseits drüsenlos. Stacheln ge- 
krümmt, selten gerade. 


9. R. canina L. Stacheln derb, aus breiter Basis pfriemlich, meist sichelförmig 
gekrümmt, selten gerade, an den Schösslingen und Stämmen zahlreicher, gedrungen, an 
den Zweigen zu 2 unter den Nebenblättern, seltener fehlend. Blätter 2—3paarig; Blättchen 
eirund , elliptisch oder. länglich-lanzettlich, kahl oder behaart, rückwärts blässer oder 
bläulich grün, einfach gezähnt (selten die Zähne drüsig gezähnelt), Sägezähne knorpelig, 
etwas einwärts gekrümmt ; Blattstiele mit Stachelchen und öfter mit zerstreuten gestielten 
Drüsen. Blüthen meist in 5—mehrblüthigen Doldentrauben, die seitlichen von Hoch- 
blättehen gestützt, seltener einzeln endständig. Blüthenstiele gerade, nebst den Kelchen 
ohne Nadeln und Drüsenborsten. Kelchzipfel ohne Stieldrüsen (nur die Fiederzähne 
drüsig geendigt), an dem kugeligen bis länglichen, lange hart bleibenden Fruchtbecher 
zurückgeschlagen, abstehend oder aufrecht, bei der Reife abfällig. 


3—8' hoch. In Grösse, Glanz, Farbe, Steifheit und Form der Blättehen sehr veränderlich, 
auch in der Grösse und Form der Fruchtbecher (Scheinfrüchte). Schwache, dünnblätterige Grund- 
triebe auch mit dünnen, fast nadeligen Stacheln. Blumen weiss oder hellrosa. Früchte scharlach- 
roth, im Winter reifend. Hauptformen sind: 


a) glabrescens Neilr. Blättchen kahl, höchstens nur die Blattstiele etwas behaart, 
unterseits blassgrün oder bläulichgrün. Webergangsformen zu b), wohin R. coriacea Opiz! R. 
Hillebrandtii Weitenw. gehören, ‚haben die Blättchen auf den Hauptnerven bereits behaart. —- 


618 Rosa, 


Hieher auch «*) glanduloso-dentata (R. gemina Opiz!), Blätter doppelt-gesägt, Sägezähne 
mit kleinen drüsigen Zähnchen, auch die Blattstiele mit kurzgestielten Drüsen. 


b) mollis (R. dumetorum Thuill.. R. mollis Presl teste Opiz! R. collina Tausch! 
DC.). Blättehen nebst den Blattstielen besonders unterseits weichhaarig, oft sammtig und asch- 
farbig graulichgrün. Früchte kugelig, rund, runzelig, Kelchzipfel derselben oft abstehend oder 
aufgerichtet. — Wird öfter für R. tomentosa gehalten, von der sie sich sofort durch einfache 
Serratur der Blättehen und Mangel der Drüsen auf der Blattunterseite unterscheidet. 

7» Juni. Auf Anhöhen, an Waldrändern, in Gebüschen, an Wegen und Rainen, 
besonders a) durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge verbreitet und sehr häufig; 
b) seltener, bei Prag: Zizkaberg, Vrsoviec, Zäb£hlic, Michler Wald, Lieben und Prosek, 
Kosif, Särka (Opiz)! Radotiner Thal! Königsaal (Opiz)! u. s. w. Kalklehne oberhalb 
Hledsebe bei Weltrus! — Gross-Wosek, Woskowrch bei Podebrad! Turnau! B. Aicha 
(Opiz)! Rehwasser bei Niemes! Lindenau bei B. Leipa! Geltsch (Tausch)! Mile- 
schauer! Wachholderberg bei Teplitz (Sternberg)! Karlsbad (Ortmann, als R. collina)! 
— Bürglitz (Knaf)! Chotobus bei Dobris! Komorskä Hora bei Jinec! an der Litayka 
bei Pfibram! Lagau (Mardet.) — u. gewiss noch vielfach. 


* R. collina Jacq. (R. canina dumetorum 7. hispida Tausch ! R. collina d. eoryli- 
folia Tausch! R. subinermis Opiz!). Blättchen elliptisch oder verkehrteirund, zugespitzt, 
einfach- oder fast einfach gesägt, mit abstehenden, zugespitzten Sägezähnen, unterseits 
blasser grün (nicht bläulichgrün), drüsenlos, nebst den Blattstielen flaumhaarig, oberseits 
glatt, mattglänzend, sattgrün, kahl oder zerstreut angedrückt feinhaarig. Blüthen meist 
einzeln endständig, langgestielt; Blüthenstiele und Kelche mit Stieldrüsen besetzt. 
Fruchtknoten kurzgestielt. 

Steht der vorigen, besonders der Form b) nahe, unterscheidet sich aber durch die 
Drüsenborsten der Kelche und Blüthenstiele, grössere und einzeln stehende, längergestielte 
Blüthen und (wie es scheint, immer nur) kurzgestielte Fruchtknoten; ist auch der R. trachy- 
phylla ähnlich, unterscheidet sich durch die Bestachelung, einfache Serratur der Blätter, nicht 
bläulichgrüne, drüsenlose Blattunterseite. Vorläufiz führe ich die sehr seltene R. collina gesondert 
auf, da sie wohl ein Bastart aus R. gallica und R. canina (mollis) sein möchte; wenn diess nicht 
der Fall wäre, dann müsste sie doch zu R. canina gebracht werden. Eine Culturform ist 


b) alba (L. spec.); Blättehen gross, breit, rundlich-oval; Blume gross, weiss, halbge- 
füllt, jedoch fruchttragend. 


» Juni. Auf Hügeln in Gebüschen bisher sicher nur bei Prag: bei Kuchelbad 
(Opiz)! und auf der Velikä hora bei Karlstein (Tausch)! Skoticer Berg bei Vodian 
(Deded.)? — b) In Hecken um Prag (Tausch)! Am Ackerraine unter dem Radobyl! 
und auf einer unkultivirten Lehne des Radobyl selbst (Mayer), wohl verwildert. 


b) Blätter doppelt gesägt (die Sägezähne 1. Ordnung mit mehreren kleinen drüsigen 
Zähnchen), unterseits mit mehr oder minder zahlreichen Drüsen. 


«) Stacheln derb, am Grunde schr stark verbreitert, gekrümmt; Behaarung der 
Blättchen dünn, Drüsen der Unterseite daher schr deutlich. 


10. R. rubiginosa L. Stacheln an den Schösslingen gedrungen, etwas ungleich, 
an den Zweigen gezweit oder zu 3—4 unter jedem Blatte. Blätter 2— 3paarig; Blättchen 
eirundlich oder elliptisch bis länglich-elliptisch, deutlich doppeltgesägt (die oberen Haupt- 
zähne fast gerade abstehend), unterseits gleichfarbig, nur blässer und daselbst nebst den 
Blattstielen kurzhaarig-flaumig und meist reichdrüsig. Blüthen meist in 2—mehrblütbigen 
Doldentrauben, die seitlichen mit Hochblättchen, seltener einzeln endständig. Blüthen- 
stiele gerade, mit drüsentragenden Nadeln und Borsten, seltener nackt. Kelchzipfel 
drüsenborstig oder wenigstens am Rande drüsig, an der kugeligen, lange harten 
Frucht wagrecht abstehend oder aufgerichtet, lange bleibend. i 


Strauch gedrungen, vielzweigig. Blättchen stark weinartig riechend, durch die bräunlichen 
Drüsen schmutziegrün. Blumen meist ‚ziemlich klein, wohlriechend, dunkelrosa, selten lichter 
rosenroth, grösser, bisweilen weiss. Var, «) laevis, Blüthenstiele und Kelche nackt, nur die Kelch- 
zipfel am Rande drüsig. Hieher auch R. sepium Thuill. (R. albiflora Opiz!), mit mehr länglichen 


Rosa. 619 


oder elliptisch-lanzettlichen, beiderseits verschmälerten, oft spärlicher drüsigen Blättcheu und 
gewöhnlich weissen oder blassrosafarbenen Blumen. Zu R. canina, wohin sie Koch gebracht hat, 
gehört sie nicht ; ein Bastart (R. canina X rubiginosa) ist es schwerlich. — f) setoso-hispida, 
Blüthenstiele und oft auch die Kelche am unteren Theile nadelig und drüsenborstig; — y) obli- 
terans (R. polycarpa Opiz! R. rubig. ö. densiflora Tausch!), Drüsen der mehr graugrünen 
Blattunterseite nicht zahlreich, an manchen Blättchen fast fehlend. 

Juni. Auf Hügeln, an Rainen, Wegen, Waldrändern des Hügellandes, verbreitet, 
jedoch viel weniger häufig als R. canina. Bei Prag häufig: Lieben, Podhor bei Troja, 
Sel& (Opiz)! Kralup (Poläk)! Nusle, Kriöer Wald, Dvoree (Opiz)! Laurenzberg. Kosir, 
Cibulka! Scharka (Opiz)! Stern (Ruprecht)! Slichov, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Vran, 
Davle, Karlstein, St. Ivan u. a. ©. — Brandeis (Opiz, R. sepium)! Podebrad (Opiz, 
R. sepium)! Chrudim (Weidenhoffer)! Frauenthal, Kunsticer Berg bei Pardubie, Königreich- 
wald bei Rettendorf (Opiz). Milicoves bei Jiein! Sichrow (Neumann). Weisswasser! aber 
nicht bei Münchengrätz (Sekera). Widim (Hackel), Liboch bei Melnik (Ruprecht)! Sovice 
bei Roudnic! Im Leitmeritzer Mittelgebirge hin und wieder, z. B. am Kelchberg bei 
Triebsch, Radischken, Lorettohügel! Radobyl, Goldberg, Debus bei Praskowitz (Mayer, 
auch als R. sepium)! Rongstoek! Merzdorf bei Tetschen (Malinsky, R. sepium)! Bilin 
(Reuss), Schlossberg bei Brüx (Knaf)! Rothenhaus (Roth)! Komotau z. B. bei Udwitz, 
am Eidlitzer Busch! noch im Erzgebirge bei Platten (Knaf)! Hauenstein (Opiz), Karlsbad 
(Ortm.)! Franzensbad (Kablik)! — Rakonitz (Krejö.), Bürglitz (Knaf)! Waldränder bei 
Zebräk gegen Cerhovic! Plas bei Pilsen (Sekera). Am Zlin bei Lukavic! Krumau (Jung- 
bauer), Gojau, Oberplan (Mardetschl.) u.a. ©. — 7) Königsaal (Hoffm.)! Generalka (Opiz)! 


£) Stacheln schlanker, fast gerade, strohgelb. Behaarung der Blättehen meist 
dicht, grau, Drüsen weniger deutlich. 


11. R. tomentosa Smith (R. villosa Autt. boh. part.). Stacheln an den Stämmen 
zerstreut oder gedrungen, an den Zweigen oft zu 2 unter den Blättern oder auch fehlend. 
Blätter 2—3paarig; Blättchen eiförmig bis länglich-elliptisch, auch elliptisch-lanzettlich, 
mit abstehenden Sägezähner, meist nebst den Nebenblättern und Blattstielen beiderseits 
dicht weichhaarig, selten verkahlt, besonders unterseits aschfarbig-graugrün. Blüthen 
meist in 3blütbigen Doldentrauben, auf geraden Stielen; Stiele, Kelchzipfel und oft 
auch die Kelchröhre drüsenborstig; Borsten der Kelenröhre viel kürzer als deren 
Durchmesser, zerstreut. Blumenblätter ungewimpert. Früchte kugelig, selten ellipsoidisch, 
aufrecht, knorpelig, spät reifend, mit lange bleibenden, aufrechten oder abstehenden 
Keichzipfeln. 

3—6’ hoch. Blättchen ziemlich gross, sammetartig anzufühlen. Blumenblätter blassrosa 
oder weiss, etwas wohlriechend. Früchte scharlachroth. Var. 


«) mollissima (Willd. spec.) (R. tomentosa Neilr.). Drüsen der Blattunterseite und 
der Nebenblätter spärlich, wenig bemerkbar, doch wenigstens gesen den Rand zu immer vorhanden. 


£) seabriuscula (Woods spec.) (R. rubiginoso-tomentosa Rehb., ‚Neilreich),. Drüsen " 


auf der Blattunterseite und den Nebenblättern zahlreich, deutlicher sichtbar, daher das Blatt 
etwas rauh anzufühlen. Ist gewiss kein Bastart, da sie oft für sich allein vorkommt, und Drüsen 
auch bei «) vorhanden sind. 

bp Juni. Wie die vorigen, minder häufig, ß. fast ebenso häufig wie «. Bei 
Prag: Belvedere, nächst Gagea bohemica (Jirus). Zizkaberg (Presl). Podbaba, Zlichov, 
Dvorec, Unhoster Thal, Vsenorer Thal, Karlstein (auch ß.)! Davle! — Elbthal: bei 
Elbe-Kostelec! Brandeis (Opiz)! häufig bei Podebrad und in den Dymokurer Wäldern! 
Popovicer Hain bei Jicin! Vystrkow bei Pardubie! Richenburg bei Chrudim (Lusek)! 
Kalklehne im Olberndorfer Grund bei Landskron! Burg Potenstein! Königingrätz (Reichel) ! 
Jaromer bei der Fasanerie und auf den Elbauen! Hecken bei Ober-Hohenelbe (K. 
Knaf). ‚Langenau (Kablik)! Kl. Skal (Neumann), Hubälov b. Münchengrätz (Sekera), 
Weisswasser im Nadelwald (Hipp.)! Habstein (Neum.). Rollberg (Schauta)! B. Kamnitz 
(Zizelsb.)! Schluckenau (Karl); Nixdorf (Neumann), Tetschen (Winkler)! Zinkenstein 
(Mayer). Leitmeritzer Mittelgebirge hin und wieder, so am Radobyl (ß)! Straschizken- 
berg (ß)! über der Menthauer Mühle, Hügel zwischen Babina und Winterberg, Grosser 


Zn 


620 Agrimonia. 


Radischken, Cernosek (Mayer) u. s. w. Mileschauer! Widim (Hackel). — Bilin, Osseg 
(Reuss). — Wysolan bei Saaz (Thiel)! Karlsbad (Ortm.)! Franzensbad, Marienbad 
(Glückselig). — Bürglitz (Knaf)! Rakonitzer Thal (Krej£); Tejiov! — Krumau: über 
der Budweiser Vorstadt! Moldaufelsen gegen Cernie (ß)! 


i 12. R. pomifera Herrm. (R. villosa Tausch, L. part.). Stacheln an den 
Stämmen und Wurzeltrieben zerstreut, die kleineren daselbst nadelförmig. Blätter 2— 
3paarig; Blättchen eilänglich oder elliptischh am Grunde abgerundet, mit abstehenden 
Sägezähnen, weichhaarig, unterseits aschfarbig-graugrün, mit winzigen Drüschen bestreut. 
Blüthen zu 2—3 oder einzeln, anfangs oft überhängend oder gerade; Stiele und 
Kelchröhren mit pfriemlich zugespitzten drüsentragenden, ziemlich dichten Stacheln, diese 
so lang oder halb so lang als der Kelchdurchmesser; Kelchzipfel mit kürzeren 
Drüsenborsten, so Janug als die Blumenkrone, an der birnförmigen oder kugeligen, am 
Stiele übergebogenen Frucht aufrecht zusammenneigend, bleibend. Blumenblätter 
drüsig-gewimpert. Frucht früh markig werdend. 

3—6‘ hoch. Aehnlich der vorigen, Blättchen mehr länglich, Blumen rosa. Ausgezeichnet 
durch die grossen, fast 1” langen, blutrothen und etwas blaubereiften Früchte. 

b Juni. Auf Hügeln, an Waldrändern sehr selten, wohl nur verwildert. Bei Prag 
nicht weit von St. Ivan (Presl in herb. Sternbergii, planta ex herbario Pohliano)! „Wälder“ 


um Leitmeritz (Tausch)! — Ob die Standorte der „R. villosa L.“: Kleinskal, Vranovic 
(Neumann), Skalka bei Uäslau, Chedrby (Opiz), hieher oder zur vorigen gehören, ist 
ungewiss, letzteres wahrscheinlicher. ; 


2. Agrimonia L. Odermennig. 


1. A. eupatoria L. Stengel aufrecht, fast stielrund, einfach oder oberwärts 
ästig, sammt den Blattstielen abstehend rauhhaarig. Blätter unterbrochen-unpaariggefiedert ; 
grössere Blättchen 5—9, oval bis länglich-lanzettich, grobgesägt, oberseits angedrückt 
zerstreut behaart, unterseits dicht rauhhaarig-graufilzig, mit wenig deutlichen Drüschen, 
am Rande umgerollt. Nebenblätter gross, eingeschnitten. Blüthentraube lang ruthenförmig. 
unten sehr entferntblüthig. Kelchröhre dicht rauhhaarig, kugelig-kreiselförmig, bis fast 
zum Grunde tief gefurcht; ihre Stacheln hackig gekrümmt, die äusseren kleineren 
weit abstehend. 

1--3° höch. Stengel, Unterseite der Blätter und Kelche mit kleinen Drüschen besetzt, 
von angenehmem marrubienartigem Geruche. Fruchttraube oft 1‘ lang. Fruchtkelche nickend, 
leicht abfällig, klettenartig sich anhängend. Blumenblätter goldgelb. 

2 Juni—September. Auf trockenen, grasigen Anhöhen, Grasplätzen, Rainen, 
“Gebüschen und Hecken, verbreitet im ganzen ebenen und hügeligen Lande, auch im 
Mittelgebirge, auf verschiedenen Bodenarten, auch auf sterilem Sandboden. 


2. A. odorata Mill. (A. procera Wallr.). Stengel kräftiger, stärker kantig und 
tieffurchig. Blättchen länglich und länglich-lanzettlich, beiderseits zerstreut behaart, 
unterseits mit zahlreichen grösseren glänzenden Drüsen. Kelchröhre locker behaart, zur 
Fruchtzeit glockig, mit seichteren, von oben bis etwas über die Mitte reichenden 
Furchen. Stacheln hackig, zahlreich, die äusseren zurückgeschlagen. 

Voriger sehr ähnlich, kräftiger, 1'/,—5’ hoch, Blüthen mehr genähert. Fruchtkelche 
breiter, Stacheln länger und zahlreicher. 

2 Juni—August. Bisher nur „in Hecken und Gesträuchen bei Windig-Jenikau“ 
(Opiz)! [Im Herb. Opiz nur mit ? als A. odorata, daher im Seznam übergangen.] 


Air: 


- i Poterium—Alchemilla. 621 


3. Poterium L. Becherblume. 


1. P. sanguisorba L. (Sanguisorba minor Scop.). Stengel aufrecht oder auf- 
steigend, unterwärts sammt den Blattstielen abstehend behaart, oberwärts kahl, kantig- 
gefurcht, entfernt beblättert, mit kopftragenden Ästen. Blätter unpaarig-gefiedert, untere 
grösser, länger gestielt, 8S—1Opaarig; Blättchen gestielt, unterseits oft bläulichgrün, 
rundlich oder oval, tiefgesägt, am Grunde gestutzt oder herzförmig, kahl oder zerstreut 
behaart, onne Nebenblättchen. Nebenblätter am Blattstiel etwas emporgerückt, kurzgestielt, 
eingeschnitten-gesägt. Blüthen vielebig, die Q oben im Köpfchen. Kelchröhre netzig- 
runzelig, mit 4 dicklichen, schmalen Flugelkanten. 

1—2' hoch. Blüthen grünlich oder röthlich. Staubbeutel gelb, herabhängsend. Narben 
hellpurpurn. 

2, Mai— Juli, einzeln bis zum Herbst. Auf trockenen sonnigen Hügeln, Rainen, 
Grasplätzen, häufig auf Kalk, aber auch auf verschiedenen anderen Bodenarten, gerne 
auch auf Sandboden. Verbreitet und häufig in den wärmeren Ebenen und Flussthälern, 
so im unteren Beroun- und Moldauthal, im ganzen Elbthal von Jaromer bis Tetschen, 
im Iserthale (Jungbunzlau, Münchengrätz u. s. w.), im Egerthale und ganzen Mittel- 
gebirge, längs des Erzgebirges bis Karlsbad, Franzensbad u. s. w. Aber auch in minder 
warmen Hügellagen, in Nordböhmen z. B. bis auf das Vorgebirge der Sudeten, z. B. 
bei Altbuch (Kudern.)! Rochlitz (Gottst.) u. s. w.; ferner bei Friedland (Kratzm.)! 
Sichrow! Rumburg, Nixdorf! B. Leipa! B. Kamnitz! u. s. w. In Ostböhmen bei Cäslau, 
Seelau (Opiz), Hohenmauth, Chotzen, Leitomysl, Landskron, Senftenberg gegen Reichenau 
u. a. Im mittleren Gebiet: Kounovä, Rakonitz! Bürglitz im Klidavathale u. a. häufig ! 
zwischen Mnisek und Dobri$ in Strassengräben, am Chotobu$ bei Dobris, bei Pribram, 
Horowic, Toönik, Zbirow, Rokycan häufig, doch zerstreut. Südböhmen: Pilsen ! Chudenic 
seltener! Berge um Strakonie, z. B. Kuridlo! Krumau! und sicher noch vielfach, 


z 


4. Sanguisorba L. Wiesenknopf. 


1. S. offieinalis L. Stengel aufrecht, entfernt beblättert, oben ästig und kantig- 
gefurcht, mit kleinen und scheidenförmigen Hochblättern, aus deren Achseln lang- 
gestielte Seitenähren treibend. Blätter unpaarig-gefiedert, grundständige grösser, lang- 
gestielt, 4—5paarig; ihre Blättchen langgestielt, herzförmig-länglich, grob-kerbiggesägt, 
häufig mit kleinen Nebenblättchen; die der oberen Blätter länglich-lanzettlich. Ähren 
kopfförmig, eirundlich oder länglich, deckblätterig. 

1—3' hoch, kahl. Blätter unterseits blassgrün. Kelche dunkel purpurbraun. Antheren 
schwärzlich. 

2. Juni—September. Auf feuchten oder etwas moorigen Wiesen des kühleren 
Hügellandes bis auf das Vorgebirge und wasserreicher Ebenen, verbreitet, meist sehr 
gesellig, oft mit Suceisa, Parnassia, Selinum carvifolia u. dgl., im wärmeren trockenen 
Hügellande spärlich und selten, so bei Prag (Cibulka, Kaiserwiese spärlich, bei Königsaal 
und überhaupt an der Peripherie der Prager Gegend gegen die Säzava, Schlan, und gegen 
die Elbe östlich schun häufiger). 


5. Alchemilla L. em. 


1. A. vulgaris L. (Frauenmantel). Wurzelstock walzig, ziemlich kurzgliedrig, mit 
endständiger Blattrosette. Stengel seitlich, liegend oder aufsteigend, ästig, sammt den Blatt- 
stielen abstehend zottig oder kahl. Grundblätter kahl oder behaart, langgestielt, rundlich- 
nierenförmig, bis zu !/, oder !/, handförmig 5—9lappig, Lappen gesägt. Stengelblätter 
kleiner, 5—3lappig, mit grossen, eingeschnitten-gezähnten, auf der Vorderseite becherförmig 
zusammengewachsenen Nebenblättern am kurzen Blattstiele. Blüthen am Ende des Stengels 
und der Äste in rispiger Trugdolde (wiederholter Spirre), die obersten fast quirlig 


622 Alchemilla. 


ges’ellt. Kelchröhre zur Fruchtzeit röhrig-glöckig, mit abstehenden Zipfeln. Aussen- 
kelchblätter blattartig. Staubgefässe 4. 
!„—1’ hoch. Blumen klein, grünlich. Var. 


«) subsericea Gaud. (A. montana Willd.). Stengel und Blattstiele zottig. Blätter 
beiderseits, besonders rückwärts nebst den Deckblättern und Kelchen dicht seidig-behaart, zu 
',, gespalten; Lappen ringsum gesägt, zum Ausschnitt je eine Falte verlaufend. Pflanze kleiner, 
kleinblätteriger, gedrungener. 


ß) pilosa Neilr. (A. vulgaris Autt.). Stengel und Blattstiele zottig. Blätter am Rande 
und unterseits ziemlich zerstreut behaart, sonst ziemlich kahl. Kelche kahl oder sehr zerstreut 
behaart, auch die Kelchzipfel nur am Rande gewimpert. Blatttheilung in der Regel wie bei «). 
Pflanze meist kräftiger. 

y) glabra DC. Stengel und Blätter kahl oder fast kahl, bisweilen nur der Stengel- 
grund und die Blattstiele der Grundblätter angedrückt seidenhaarig; Blattspreite nur allenfalls am 
Rande und den Zahnspitzen pinselig-gewimpert, oder auch auf den Hauptnerven unterseits seidig 
behaart, sonst kahl, wie bei «) getheilt. Pflanze meist kräftig. 


ö) fissa (A. fissa Schummel, A. palmatifida Tausch, A. minor Tausch). Behaarung 
spärlich, fast fehlend, wie bei y). Blattspreite bis zur Hälfte gespalten, Lappen im vorderen 
Umkreis gesägt, längs des engen Spaltes ganzrandig, Zähne schmal, spitz. Stengelblätter ebenfalls 
mit schmäleren und tieferen Abschnitten. — Dass Kerner diese Varietät im Garten in die gewöhn- 
liche Form f. übergeführt hat, kann um so weniger befremden, als auch bei f. ausnahmsweise 
statt der Falte ein tieferer Einschnitt sich bildet; ganz beweisend ist ein von Hippelli bei Weiss- 
wasser gesammeltes Exemplar von f, dessen einzelne Blätter theilweise zur Hälfte, andere minder 
tief unter dem gesägten Rande eingeschnitten sind. 


2. Mai—August. Auf feuchten Wiesenstellen, Waldplätzen, Triften, Dorfangern, 
besonders an Bächen, auf Sand, Kalk, Granit, Gneuss u. s. w., ß) durch das ganze 
Land bis auf das Hochgebirge verbreitet, im Böhmerwalde z. B. bis auf den Arber und 
Rachel (zu 4500°), im Riesengebirge, z. B. auf der Schneekoppe (Tausch!) in y. über- 
gehend. — «) Auf trockenen Hügellehnen, Felsen, seltener, doch wohl vielfach unbe- 
achtet. Bei Prag: auf Hügeln um Königsaal (Tausch)! Vodrant bei Cäslau (Opiz); Pil- 
gram, Stöcken (Opiz); unter dem Walde Pintowka bei Tabor (Seidl). Felsen des Tollen- 
stein (Ascherson)! Bergwiesen bei Osseg (Thiel)! Einsiedel bei Marienbad (Kablik)! — 
y) In Gebirgsgegenden und bis auf das Hochgebirge: Reichenberg (Langer)! Georgswalde 
(Neum.), Kleis bei Heida (Opiz)! Riesengebirge: Johannisbad (Opiz)! Teufelsgärtchen 
des Riesengrundes (Opiz)! Weisse Wiese (Kablik)! Grosser Teich (K. Knaf)! Kl. Teich 
(Wimmer), Siebengründe (Opiz). Im Erzgebirge bei Joachimsthal (Hofmann)! — d) In 
den steinigen Gründen und Schluchten des hohen Riesengebirges, schlesischerseits, an 
Bächen und auf quelligen Stellen, seltener. An den Teichen spärlich unter zahlreicher 
var. ß. (Knaf fil.)! Schneegruben (Gottstein)! Melzergrund (Wimmer). 


2. A. arvensis Scop. (Aphanes arvensis L). Rauhhaarig. Wurzel jährig, 
spindelförmig. Stengel sympodial zusammengesetzt, sonst einfach oder vom Grund aus 
ästig, liegend oder aufsteigend. Blätter handförmig 3spaltig, zum Grunde keilig, mit 
eingeschnitten-3—5lappigen Abschnitten. Nebenblätter gross, eingeschnitten, grössten- 
theils mit dem Blattstiele und vorn mit einander becherförmig verwachsen. Blüthen in 
büschelförmigen, dem Blatt gegenständigen (endständigen) Trogdolden. Kelchröhre zur 
Fruchtreife krugförmig, mit aufrecht zusammengeneigten Zipfeln. Aussenkelehblätter 
verkimmert, zäpfchenartig oder unmerklich. Staubgef. 1—2. 

‘ 1—6° hoch, trübgrün. Blumen gelblichgrün, klein. Der Stengel, der sich über der 
Grundblattrosette des Keimlings entwickelt, trägt nur wenige Laubblätter und eine endständige 
Trugdolde; der in der ,Achsel des obersten L,aubblattes entspringende Zweig bildet nur ein Laub- 
blatt und eine zweite terminale Trugdolde, setzt aber den Stengel der Richtung und Stärke nach 
fort, durch einen folgenden Zweig aus der Achsel des Laubblattes baut sich die Scheinachse 
weiter auf. An stärkeren Exemplaren entspringen in der Blattachsel zwei gleich starke Gabel- 
äste, deren innerer zur Trugdolde näher stehender wahrscheinlich terminal und statt der End- 
blüthe der Trugdolde ausgebildet ist. 

© Mai—Herbst. Auf sandigen Äckern und Brachen, im Hügellande, besonders 
dem rauheren, kühleren Theile desselben und in gebirgigen Gegenden bis auf das Vor- 
gebirge, hie und da verbreitet, im wärmeren Hügellande selten oder fehlend, Bei Prag 


Geum. 623 


daher seltener, vorzugsweise auf den Plateau’s: Hügel hinter dem Vysehrad (Hofm.)! 
Cibulka, Motol, Lieben! Podbaba, Dablizberg, Scharka (Opiz)! Quareitrücken bei Hrdlo- 
fez (Knaf fil.)! Ober-Kr&! Königsaal! Karlstein! Stirin (Syk.). — Kl. Pale& bei Schlan 
(Knaf)! Weltrus! Ritan, Ouval (Poläk)! Selten im östlichen Theile: St. Annabad bei 
Deutschbrod, Landskron (Opiz), Senftenberg! Podhüra bei Königingrätz (Öen&k)! Radowenz 
(Knaf)! — Riesengebirge: zwischen dem Elb- und Weissbachthal oberhalb Hohenelbe 
(K. Knaf)! Marschendorf (K. Knaf). Reichenberg (Siegmund)! Münchengrätz (Sekera)! 
Weisswasser (Hipp.\! Niemes sehr häufig (Schauta)! B. Leipa! Schluckenau! Georgs- 
walde, Nixdorf (Neum.). — Westliches Elbgebiet selten : Melnik (PraZäk)! Widim (Hackel). 
Roudnie (Reuss). Tetschen (Malinsky)! bei Tissa! — Erzgebirgsstrich: Teplitz (Eichler). 
Osseg (Thiel), Bilin.. Oberleutensdorf (Reuss). Rothenhaus (Roth). Komotau: Bei der 
Herrenmühle (Knaf)! Vysolan bei Saaz (Thiel)! Schlackenwertli (Reiss), Karlsbad, Ell- 
bogen (Ortm.)! Franzensbad (Bracht)! Theusing (Tausch)! — Mittelböhmen, ziemlich 
häufig: Hofovie, Jinec, St. Benigna, Chotobus bei Dobris, Pribram! — Südböhmen : 
Pisek (Dedec.)! Tucap (Bercht). Budweis (Jechl)! Krumau und Lagau gemein! 


6. Geum L. Nelkenwurz. 


a) (Caryophyllata.) Griffel hakig gegliedert, oberes Glied später abfällig. Stengel 
2—mehrblüthig. ; 


1. G. urbanum L. Stengel sammt- den Blättern abstehend behaart, oberwärts 
ohne Drüsenhaare, zwischen den längeren Haaren dicht sammthaarig, zur centralen 
Rosette lateral, mit mehreren 2zeiligen Blättern. Untere Blätter leierförmig-unterbrochen- 
gefiedert, obere stengelständige 3theilig bis 3spaltig; Blättchen rhombisch-verkehrteiförmig 
öder länglich, oft gelappt und kerbig-gesägt. Nebenblätter gross, blattartie, rundlich- 
eiförmig, ungleich-grobgesägt. Blüthen aufrecht. Kelchzipfel und die verkehrteirunden 
ungenagelten Blumenblätter flach ausgebreitet. Fruchtkelch eurückgeschlagen. Frucht- 
köpfehen im Kelche sitzend. Früchtehen zottig, unteres Griffelglied kahl, 4mal so lang 
als das obere. 

Wurzelstock schwach nelkenartig riechend, (wie auch bei den folgenden) walzig, auf- 
recht oder schief, Höhe 1—2‘ Blurmenblätter gelb, ziemlich klein, doch etwas in der Grösse 
veränderlich; grossblüthigere Exemplare sind bei uns schon wiederholt für G. intermedium ge- 
halten worden! 

2. Juni—August. In Zäunen, Hecken, feuchtem Gebüsch, Hainen, an Wasser- 
gräben, verbreitet und häufig durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (über 3000”). 


2. G. rivale L. Stengel sammt Blättern abstehend behaart, oberwärts sammt 
den Blüthenstielen und Kelchen auch drüsenhaarig, zur centralen Rosette lateral, mit 
wenigen spiralig stehenden Blättern. Untere Blätter leierförmig-unterbrochen-gehiedert 
(deren 3 oberste Blättehen ziemlich gleich gross); die oberen stengelständigen 3theilig 
bis 3spaltig. Blättehen rundlich-verkehrteiförmig, zur Basis keilförmig, gelappt und 
ungleich-sägezähnig. Nebenblätter eiförmig, eingeschnitten-gesägt, meist ziemlich klein. 
Blüthen zuerst überhängend, nach dem Verblühen wieder aufrecht. Kelch an der Frucht 
aufrecht. Blumenblätter breit keilförmig, in einen langen Nagel zugeschweift, vorn 
gestutzt mit einem Zühnchen, aufrecht. Fruchtköpfchen im Kelche gestielt; Stiel fast so 
lang als das Köpfchen, sammt den Früchtchen zottig. Oberes Griffelglied behaart, so 
lang bis '}, so lang als das untere, an der Basis zottige und drüsenhaarige Glied. 

Y,—11/,‘ hoch, oben sammt den Kelchen purpurbraun. Blumenblätter hellgelb, ziegel- 
roth überlaufen, dunkler geadert, viel grösser als bei G. urbanum; Griftelhacken stark. Eine 
Monstrosität mit verlaubtem Kelch, vermehrten Blumenblättern und einem auf bis 2’ langem Stiele 
emporgehobenen Köpfchen wurde im Riesengebirge und von Jungbauer bei Goldenkron gefunden. 

2, Mai—Juli, ausnahmsweise noch später. Auf feuchten Wiesen, besonders an 
Bächen und Wassergräben, in feuchten Waldschluchten und Gebüschen, in Gebirgs- 


624 Geum. 


gegenden, im Vorgebirge und bis in die untere Hochgebirgsregion (des Riesengebirges), 
im warmen Mittelgebirge und Hügellande und deren Ebenen fast gänzlich fehlend. Fehlt 
bei Prag, auch in der weiteren Umgegend, erst bei Neuhof bei Lana nächst Bürglitz 
(Jirus)! — Fehlt im ganzen Elbthal und dem angränzenden Hügellande. Ostböhmen: 
Hohenmauth (Fieber), B. Trübau (Bayer)! Leitomysl (Pospichal)! Olberndorf bei Lands- 
kron! Glazer Schneeberg! Burg Potenstein! Rokytnitz (Titz)! Josefstadt (Hähnel)! Jaro- 
merer Fasanerie (Knaf)! Altenbuch (Kudern.)! Im Riesengebirge, z. B. bei Hohenelbe, 
im Langen Grund! Kesselgrund u. a. Rochlitz (Gottstein)! Lomnie selten (Poläk)! Horka- 
berg bei Münchengrätz; am Teich bei Jungbunzlau (Sekera). Weisswasser (Hipp.)! 
Wartenberg bei Niemes! Böhm. Leipa (Lorinser)! B. Kamnitz (Rasch)! Schluckenau am 
Pirschkenberge (Karl). Wernstädtel (Dittrich)! Im Mittelgebirge sehr selten, nur bei 
Kostenblatt am Fusse des Franzberges (Mayer)! bei Peruc (Wondra)! — Tetschen 
(Malinsky)! Erzgebirge: Krinsdorfer Grund (Thiel)! Natschungbach bei Kallich, Teltscher 
Revier, Rothenhaus (Roth, Thiel)! Pressnitz (Häjek)! Karlsbad häufig (Ortm.). Duppauer 
Gebirge: von Deutschenrust gegen Bukva (daselbst Ende August noch blühend!) und 
unter dem Oedschlossberge (bereits verblüht). — Mittelböhmen: Rakonitz häufig! Selten 
bei Horfovie und Hlubos (Schlecht.), Wolesnä am Bach der Krälovka! Rokycan (Katzer)! 
Biezina (Sternberg). Rozmitäl (Lusek)! Südböhmen: Goldenkron ziemlich häufig (Jung- 
bauer), Lagau! 


= 6. intermedium Ehrh. (G. urbanum X rivale). Stengel oberwärts dieht kurz- 
haarig-Haumig, kaum drüsenhaarig. Blätter wie bei vorigen. Blüthen nickend bis ziemlich 
aufrecht. Fruchtkelch wagrecht oder abstehend bis aufrecht. Blumenblätter rundlich, 
kurzbenagelt, aufrecht abstehend. Fruchtköpfehen sitzend oder kurz gestielt. Griffel 
in starkem Bogen hakig gekrümmt; oberes Glied desselben länger behaart, ",—Ys 
so lang als das untere, 


Erscheint in 2 Formen: 


a) genuinum (G. intermedium Ehrh. s. strieto), näher dem G. urbanum. Nebenblätter 
gross. Blüthen weniger nickend. Fruchtkeleh wagrecht abstehend. Blumenblätter nur 1'/,mal so 
gross als bei urbanum, hochgelb. Unteres Griffelglied etwa 3mal so lang als das obere. 


b) Willdenowii (Buek spee.), näher dem G. rivale. Nebenblätter klein. Blüthen 
nickend. Fruchtkelch aufrecht abstehend. Blumenblätter hellgelb, wenig kleiner als bei rivale. 
Unteres Griffelglied doppelt so lang als das obere. 


2. Mai—Juli. In feuchten Gebüschen, auf feuchten Wiesen mit den Aeltern. 
Dieser Bastart ist bisher in Böhmen nicht sicher nachgewiesen; die so bezeichnete Pflanze 
Opiz’s aus der Fasanerie bei Pardubie (woher mir G. rivale nicht bekannt ist) ist nach 
einem schlechten, bloss mit einem Blüthenknöspchen versehenen Fragment eher nur 
ein grosses G. urbanum, die von Tausch (zu b. gehörig) ist richtig, jedoch eher im 
Prager Botan. Garten als bei Pardubie gesammelt. Angeblich noch: im Schlosspark bei 
Senftenberg (Brorsen) und auf Sumpfwiesen bei Kl. Skal selten (Neumann). 


= 6. inelinatum Schleicher (G. sudeticum Tausch! G. rivale x montanum). 
Stengel sammt Blättern abstehend behaart, oberwärts oft zottig und drüsenhaarig. Grund- 
blätter mit grossem rundlich-herzförmigen, mässig-gelappten und kerbig-gesägten 
Eindabschnitt und mit viel kleineren, zum Blattgrunde abnehmenden Seitenab- 
schnitten. Stengelblätter mit grossen, dem Blattstiel unterwärts angewachsenen, einge- 
schnittenen Nebenblättern, 3spaltig, zur Basis keilig; Abschnitte doppelt eingeschnitten- 
gezähnt, der endständige vorn 3lappig. Blüthen etwas nickend. Blumenblätter rundlich, 
kurz genagelt, etwa so lang als die aufrecht abstehenden Kelchblätter, Fruchtköpfchen 
sitzend. Unteres Griftelglied 3mal länger als das obere bis gegen die Spitze behaarte 
Glied, bis fast zur schwachen hakigen Krümmung lang behaart und fein drüsenhaarig. 


Stengel 1’ hoch, oben 2—4blüthig. Blüthen halboflen, grösser als bei G. rivale. Kelche 
grün, röthlich angelaufen. Blumen gelb. Die schwache hakige Krümmung des Griffels nebst den 


Potentilla. 625 


anderen Merkmalen bezeugt deutlich den Bastart. Hievon soll G. pyrenaicum Willd. nach Grenier 
verschieden sein. 

2, Juni, Juli. Auf Abhängen des hohen Riesengebirges höchst selten, wohl 
unter den Aeltern. Abhänge am Kl. Teiche (Tausch)! am Brunnenberge (Tausch nach 
Wimmer), am Silberwasser (nach mündlicher dem Knaf fil. gemachter Angabe). 


b) (Sieversia Willd.) Griffel ungegliedert. Stengel 1blüthig. 


3. G. montanum L. Stengel aufrecht, sammt Blättern von längeren und dichten 
kurzen Haaren zottig, kleinbeblättert, zur Grundblattrosette lateral. Grundblätter 
leierförmig ; das Endblättchen sehr gross, rundlich, fast herzförmig, rundum schwach- 
gelappt und ungleich-gekerbt, die seitlichen zur Blattbasis abnehmend kleiner. Stergel- 
blätter mit grossen, gespaitenen, dem Blattstiel angewachsenen Nebenblättern, 3spaltig 
und eingeschnitten-gezähnt. Blüthe aufrecht, flach ausgebreitet. Blumenblätter rundlich, 
kurz benagelt. Fruchtköpfehen sitzend. Griffel bis zur Spitze rauhhaarig-zottig und 
feinflaumig. 

Wurzelstock horizontal, dick. Stengel 2”—1‘ hoch, so zur Fruchtzeit etwas verlängert. 
Blume ansehnlich, 1—1'/,‘“ Durchm., goldgelb. 

% Mai—Juli. Auf Abhängen, Triften und zwischen Steinen des hohen Riesen- 
gebirges, um 4000‘, sehr verbreitet. Auch „in der Gegend von Reichenberg* [auf dem 
böhm. Isergebirge ?] (Halla)! 


7. Potentilla L. em. Fingerkraut. 


A. (Laterales Döll.) Stengel zur Grundblattrosette sämmtlich seitenständig. 


a) (Anserinae.) Blätter unterbrochen gefiedert. Stengel ausläuferartig, sympodial 
zusammengesetzt, niederliegend, wurzelnd. Blumen ge.b. 


1. P. anserina L. Blätter vielzählig; Blättchen länglich, fiederspaltig-gesägt, 
unterseits seidenhaarig-weissfilzig. Nebenblätter häntig, scheidenartig. Aussenkelchziptel 
ganz oder 2—Bspaltig. 

Die Blüthen einzeln an den Knoten des Ausläufers; eigentlich endigt die armblätterige 
erste Axe. des ausläuferartigen Stengels mit einer gestielten Blüthe, aus der Achsel des oberen 
der zwei letzten sehr genäherten Blätter entspringt die 2te den Läufer fortsetzende Axe, die eben- 
falls mit einer Blüthe und zwei genäherten Blättern abschliesst u. s. f. In der Achsel des unteren 
Blattes steht meist eine Laubknospe, die zu einem neuen Stocke am Läufer auswachsen kann. 
Blumen ansehnlich, gelb. Var. «) discolor, Blätter oberseits kahl oder ziemlich kahl, grün, 
ß) argentea Neilr, Blätter auch oberseits seidenhaarig-silbergrau; y) viridis Koch, Blätter 
beiderseits grasgrün, schwach behaart oder oberseits kahl. 

2, Mai—Juli. Auf sandigen Triften, Dorfaugern, besonders an Bächen, Weg- 
rändern ‘durch das ganze Land, mit Ausnahme des höheren Gebirges (über 2000’), 
«) überall gemein, ß) seltener, z. B. bei Prag, Unhost, häufiger in der Gegend von 
Podebrad, Dymokur! Prelouc! Königingrätz (Mann); Münchengrätz (Sekera)! Fasanerie 
bei Lukavic nächst Pfe$tic! u. anderw. — y) Ist mir noch nicht vorgekommen. 

b) Blätter 3- oder 5zählig getingert. Blumen gelb. 


\ «) (Tormentilloideae.) Grundaxe dick, wenig verzweigt. Stengel sympodial, aus 
mehreren Axentheilen zusammengesetzt, gern niederliegend, ausläuferartig mit 3- und 5zähligen 
Blättern, oder aufgerichtet mit durchaus 3zähligen Blättern. 


2. P, reptans L. Stengel ausläuferartig, meist nmiederliegend und häufig 
wurzelnd, einfach, seltener ästig, mit einzelnen aufsteigenden Blüthen an den meist 
2blätterigen Knoten. Blätter gestielt, meist 5Szählig, einzelne aber, besonders die letzten 
auch 3zählig. Blättchen verkehrteilänglich, zum Grunde keilförmig, im grössten Theile 
des Umfangs gekerbt-gesägt, grasgrün, zerstreut angedrückt-behaart. Nebenblätter ziemlich 
klein, ganz oder die oberen 2spaltig. Blüthen meist 5zählig. 

!„—3' lang; der ausläuferartige Stengel wie bei P. anserina gebaut; auf Kalkboden 


626 Potentilla. 


(oberhalb Illedsebe bei Weltrus) fand ich ihn an einem Exemplar senkrecht emporgewachsen. Blumen 
goldgelb, gross, selten orangefarben (ß). 

2, Juni—September. Auf feuchten Wiesen, Grasplätzen, an Rainen und Zäunen, 
an Bächen und Flussufern im Gerölle gemein im ganzen niederen und Hügellande, im 
Vorgebirge, z. B. im Erzgebirge, fehlend. — ß) Auf Mauern in Komotau (Knaf)! 


3. P. procumbens Sibth. (Tormentilla reptans L.). Stengel niederliegend, zu- 
letzt bisweilen an der Spitze wurzelnd, meist verzweigt, weitschweifig ausgebreitet, 
bisweilen auch einfach, peitschenförmig, mit einzeln knotenständigen und am Ende in 
eine weitschweifige (rabelrispe gestellten Blüthen. Blätter kürzer oder länger gestielt. 
Stengelblätter 3zähliy, die untersten und die Grundblätter öfter 5zählig; Blättehen 
verkehrteiförmig- oder eilänglich-keilförmig, grob fast eingeschnitten-gesägt, mit eilan- 
zettlichen, spitzen Sägezähnen, unterseits angedrückt behaart, etwas schimmernd. Neben- 
blätter meist klein, ganz oder 2spaltig, seltener vergrössert und 3—4spaltig. Blüthen 
meist 4zählig. Kelchblätter zurückgeschlagen-abstehend, blumenblätter halbkugelig- 
glockig zusammenschliessend. Fruchtköpfchen halbkugelig, aus etwa 16 spiraligen 
Früchtchen. 

Steht zwischen voriger und folgender gleichsam in der Mitte, im Wuchse bald dieser 
bald jener mehr ähnlich. Stengelblattstiel bis über 1 Zoll lang, aber auch nur 2 lang und dann 
gewöhnlich auch die Nebenblätter vergrössert und mehr eingeschnitten, an solchen Exemplaren 
auch öfter die Blüthen kleiner, nur so gross als bei P. tormentilla (während sie in der Regel 
doppelt grösser, aber doch kleiner als bei P. reptans sind). Blätter dunkler, trübergrün, mit etwas 
abstehenden Haaren auf der ganzen Oberfläche. Blumenblätter goldgelb, vertieft. 

2 Juni— August. In schattigen Wäldern, besonders Nadelwäldern auf sterilem 
Mineralboden im Grase und Moose, auch in Mooren, an sandigen Teichrändern, selbst 
auf Rainen im Gestein und an Rändern von Gebüschen, in gebirgigeren Gegenden, 
besonders im Vorgebirge und bis in die Waldregion des Hochgebirges der Sudeten, 
stellenweise auch in feuchtere Ebenen herabsteigend. Fehlt gänzlich der weitesten Prager 
Gegend. Verbreitet im Riesengebirge, z. B. Oberhohenelbe, Spindelmühle, Schüsselbauden, 
Elbgrund, Ziegenrücken, Klausengrund, Riesengrund, Kl. Aupa, Duukelthal, Marschen- 
dorf u. s. w. (K. Knaf, Tausch)! Glazer Gebirge (Tausch)! In Nordböhmen stellenweis 
in niedere Lagen gehend: Kl.-Skal (Neum.). Wald Pribyl bei Königingrätz (Reichel)! 
Semin (Opiz)! Drabinawald bei Chlumee und Waldrand vor Ro2dalovie (von Dymokur 
her) nicht häufig! Weisswasser, Bösig (Hipp.)! Hirschberg (Neum.). Rollberg selten 
(Schauta)! Häufig um B. Leipa! Georgswalde (Neum.), Nixdorf (Fischer)! Tetschen 
(Malinsky)! Im Erzgebirge und am Fusse desselben in der Ebene: bei Teplitz (Reuss), 
Osseg (Thiel)! Göttersdorf (Roth), Kalich in der Moosbeerhaide (Knaf)! Natschung, 
Petsch häufig, Sonnenberg! in der Ebene am Udwitzer Teiche! — Rakonitz im Hannaer 
Revier! bei Luänä! In der Zbirow-Pribramer Gebirgslandschaft sehr häufig, besonders 
in den Wäldern bei Wolesnä und Strasic, Waldgebirge bei Pfibram, Berg Zdär bei 
Rokycan (im Sphagnetum)! u. s. w. Schwarzbach. bei Krumau (Müncke). 


4. P. tormentilla Schrank (P. silvestris Necker, Tormentilla erecta L.). Stengel 
liegend, aufsteigend oder aufrecht, nie wurzelnd, oberwärts verzweigt und bei oft 
verkleinerten Blüthenstützblältern gabelrispig. Stengelblätter sitzend oder äusserst 
kurz gestielt, stets 3zählig. Blättchen länglich keilförmig, im grössten Theile des 
Umfanges fast eingeschnitten-gesägt, unterseits angedrückt behaart, etwas schimmernd. 
Nebenblätter gross, fingerförmig tief 3—Ö5spallig. Blüthen fast stets 4zählig. Blumen- 
blätter rundlich-herzförmig, ziemlich flach ausgebreitet; Kelehblätter denselben unter- 
wärts ziemlich anliegend. Fruchtköpfchen klein, niedrig, aus etwa 8 wirtelförmig 
gestellten Früchtchen. 

Wurzelstock dick, walzlich, innen blutroth wie bei der vorhergehenden, manchmal selbst 
knollenförmig. Blätter oberseits mehr glänzend, glatter (als bei voriger), nur mit angedrückten 
Haaren auf den Hauptnerven; die Grundblätter zur Blüthezeit meist schon vertrocknet. Blüthen 
bisweilen ebenso gross wie bei voriger, gewöhnlich aber viel kleiner. Den alten, allbekannten 


Potentilla, 627 


Namen Tormentilla wünschte ich erhalten zu schen, wenn auch Neckers binomialer Name die 
Priorität vor dem des Schrank hat. 

2 Juni—September. Auf trockenen Waldplätzen, Waldwiesen, in Hauen, ebenso 
auch auf feuchten und torfigen Wiesen, oft mit voriger zusammen, aber viel verbreiteter, 
sehr gemein durch das ganze Land, auch im Hochgebirge der Sudeten, des Böhmer- 
waldes bis auf die höchsten Punkte. 

ß) (Vernales.) Grundaxe meist reichlich verzweigt und meist kriechende unter- 
irdische Stämmchen bildend. Stengel am Ende gabelrispig, aufrecht oder aufsteigend, auch nieder- 


liegend, aber nicht kriechend. Untere Stengelblätter oder wenigstens die zahlreichen Grundblätter 
handföımig 5—7—9zählig (nur als sehr seltene Ausnahme alle 3zählig). 


*) Grundblätter am Rhizom 2zeilig. 


5. P. aurea L. Blätter 5zählig oder die oberen Stengelblätter 3zählig, 
kurzgestielt, mit zur halben Länge angewachsenen eilanzettlichen Nebenblättern, die zahl- 
reichen Grundblätter langgestielt. Blättchen länglich-keilföürmig oder schmal verkekrtei- 
förmig, nur am Ende mit 3—5 spitzen Zähnen, deren endständige kleiner, auf den 
Adern der Unterseite angedrückt behaurt, am Rande dicht wimperhaarig, seidig 
schimmernd. 

Stengel aufsteigend, armblätterig, 3”—1‘ hoch, am Ende gabelrispig mehrblüthig. Untere 
Nebenblattscheiden gross, bräunlich. Blumenblätter gross, goldgelb, an der Basis orangefarben. 

2% Juni, Juli. Auf den Triften und Waldrändern, an steinigen grasigen Lehnen 
des Hochgebirgs der Sudeten, in den Gründen bis unter 3000° herabsteigend. Glaser 
Schneeberg! Im Riesengebirge sehr verbreitet, vom Gipfel der Schneekoppe bis unter- 
halb Spindelmühle, Gross-Aupa u. s. w. 

**) Grundblätter spiralig gestellt. Blätter grün, einfach behaart. 


6. P. heptaphylla Miller. Stengel im Kreise ausgebreitet, aufsteigend, von der 
Mitte an gabelästig, mit aufrechten Aesten, mit angedrückten Kraushaaren und längeren 
abstehenden, auf Knötchen sitzenden Haaren besetzt. Grundblätter meist 7zählig (doch 
auch 5—Izählige darunter), unterseits oder beiderseits, und besonders auf den Blatt- 
stielen rauhhaarig. Blättehen gleichfarbig grün, unterseits blässer, verkehrteilänglich bis 
länglich-lanzettlich, bis gegen den Grund grobgesägt, mit 6—14 Sägezähnen. Stengel- 
blätter ähnlich, 5—3zählig, die obersten einfach oder 3spaltig. Blüthenstiele zur 
Fruchtzeit gerade aufgerichtet oder an der Spitze nickend. Fruchtköpfehen Augeliy- 
kegelförmig, mehrere Früchtchen hoch ; diese erhaben querrunzelig, mit vorspringendem 
schmalem Kiel. 

Tracht veränderlich, jüngere Stücke 1—2stängelig, ältere vielstängelig. Stengel gewöhn- 
lich 1‘, doch auch 1'/,‘ lang, weit länger als die Grundblätter, am Grunde oft geröthet. Blumen- 
blätter ziemlich gross, bei a) gemeiniglich grösser als bei b), goldgelb ins Orangefarbene. 


Pi 


a) Nestleriana (Trattinick spec.) (P. intermedia Nestler, Koch). Grundblätter 7- bis 
5zählig; Blättchen heller grün, verkehrteilänglich bis verkehrteiförmig, gerundet stumpf, kerbig- 
gesägt, Sägezähne meist bogig begränzt, der Endzahn kurz. Blüthenstiele und Kelche ohne Drüsen- 
haare. Blumenblätter etwas breiter als lang, zum Grunde stark keilförmig, im Ausschnitt vorn 
ohne Kerbzahn. 


b) Bouquoyana (Knaf spec.) (P. Matthoneti Jord.). Grundblätter 7—9- (sehr selten 
5-)zählig; Blättchen dunkler grün, länglich oder länglich-lanzettlich, meist zugespitzt, grob-gesägt, 
Sagezähne mit fast geradlinig begränztem Innenraude, der Endzahn länger. Blüthenstiele und 
Kelche mit einzelnen eingestreuten Drüsenhaaren. Blumenblätter länger als breit, zum Grunde 
allmälig keilig, meist mit einem Kerbzahn vorn im Ausschnitt. 

2. Mai, Juni. In lichten Laubwäldern, auf grasigen Waldplätzen, steinigen Thal- 
sohlen im wärmeren, waldigen Hügellande selten, doch an den Standorten sehr gesellig. 
a) Im Klitavathale bei Lana, Bürglitzer Herrschaft, an verschiedenen Stellen und in 
Menge, so in der Schlucht vom Forsthause Zakopany gegen das Thal hinab, im Thale 
selbst auf der rechten Thalsohle und auf der rechten Thallehne am Wege nach Novina, 
dann besonders zahlreich auf dem linken Thalabhang am Wege von Neuhof nach Bürglitz, 


nn 


628 Potentilla. 


nächst dem Hegerhause! (zuerst 1857 von JUDr. Gintl gefunden.) In den Dymokurer 
Wäldern ebenfalls mehrfach und oft in grosser Menge (zuerst von Pospichal gefunden), 
so bei Kopidino auf der Nordlehne nächst dem Försterbause, im Wäldchen zwischen 
Nouzov und Buloves; im Waldhau seitlich von Bristev minder häufig, an der Strasse 
von Dymokur nach Nouzov! bei Jieinowes zahlreich (Pospichal)! — b) Im Eidlitzer 
Eichbusch bei Komotan ebenfalls zahlreich! (zuerst von Knaf entdeckt) und im Rothen- 
hauser Park am Erzgebirge (Knaf fil.). 


7. P. opaca L. Grundaxe aus kurzgliedrigen Trieben. Stengel niederliegend 
oder aufsteigend, bald über der Basis verzweigt, oberwärts sehr schlapp, lang- 
gliedrig, nebst den blättern mit weichen, langen, abstehenden Haaren und mit 
kurzen Kraushaaren besetzt. Grundblätter 5-—-7zählig, Blättchen keilförmig-länglich, 
im grössten Theile des Umfangs eingeschnitten-gesägt, jederseits mit etwa 3—6 
spitzen, abstehenden Sägezähmen, dunkelgrün, unterseits blässer. Stengelblätter Aleen, 
3zählig, die obersten einfach. Blüthenstiele lang, dünn, fädlich, mit der Frucht 
herabgekrümmt. Fruchtköpfchen niedrig, halbkugelig, nur 2 Früchtchenlängen hoch; 
Früchtehen schwach querrunzelig oder glatt, kaum merklich gekielt. 

Stengel meist kürzer als die Grundblätter, sehr fein und schlapp, am Grunde nebst 
den grundständigen Blattscheiden meist trüb purpurroth. Blumenblätter kleiner und dunkler als 
bei folgender; auch die Fruchtkelche viel kleiner. 


2 Mai, Juni. In Wäldern, an Waldrändern, auf Haidewiesen, Kräuterreichen 
Hügeln verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge. 


8. P. verna L. Grundaxe häufig mit verlängerten (lauggliedrigen) desten. 
Stengel niederliegend oder aufsteigend, bald über der Basis oder am Eade verzweigt, 
nebst den Blättern mit vorwärts gerichteten und angedrückten oder elwas abstehenden, 
etwas steifen Haaren. Grundblätter 5zählig oder 7zählig mit viel kleinerem untersten 
BlätteLenpaar. Blättchen keilförmig verkehrteiförmig oder länglich, meist nur vorn 
grobgesägt, jederseits mit 1—4 stumpfen Zähnen. Stengelblätter klein, 3zählig, oberste 
einfach. Blüthenstiele ziemlich kräftig, mit der Frucht aufsteigend, an der Spitze 
gekrümmt. Fruchtköpfchen halbkugelig, 2—3 Früchtchenlängen hoch, Früchtchen schwach 
querrunzelig oder glatt, kaum merklich gekielt. 

Stengelgrund und untere Blattscheiden bleich. Blumen eitronengelb, so wie die Kelche 
verhältnissmässig gross. Var. f. pilosa Döll, Blätter beiderseits ausser den längeren Haaren 
der Hauptnerven dicht mit kurzen angedrückten Haaren besetzt. 

2) April, Mai. Auf sandigen und kiesigen Rainen, Wegrändern, felsigen und 
sandigen Anhöhen, Waldrändern, im Hügel- und Gebirgslande bis auf das Vorgebirge 
verbreitet und meist häufig. 

**) Grundblätter spiralig gestellt. Blätter sterrhaarig-graufilzig. 


9. P. cinerea Chaix (P. incana Mönch, P. subacaulis Presl fl. cech.). Grund- 
axe häufig mit verlängerten Aesten. Stengel aufsteigend, kurzzottig. Blätter besonders 
auf der Unterseite von Sternhaaren aschgrau-filzig, ausserdem auf den Nerven und 
dem Rande mit kürzeren und längeren angedrückten und vorgestreckten Haaren besetzt. 
Grundblätter 5zählig, seltener 3zählige eingemischt (oder alle 3zählig), keilförmig ver- 
kehrteiförmig, vorn stumpfkerbig-gesägt. Stengelblätter klein, 3zählig, oberste einfach. 
Blüthenstiele und Fruchtköpfchen wie bei P._verna. 

Stengel 2—6“ lang. Blumenblätter wie bei voriger, auch die Fruchtkelche im Verhältniss 
gross. Var. f. ternata, klein, niedrig, nur 1“ hoch, mit lauter 3zähligen Grundblättern. — Ich 
sehe keinen Grund, die Identität unserer Pflanze und der französischen zu bezweifeln. 

2, April, Mai. Auf trockenen, sandigen Hügeln, Kalk- und Schieferfelsen, in 
trockenen Nadelwäldern im Hügellande ziemlich verbreitet und. gesellig.. Um Prag 
häufig auf Abhängen des Moldauthals und der Scitenthäler, wie auch des Berounthales. 


Potentilla, 629 


Nimburg, Podebrad, Kolin (Sandboden), Kuttenberg, Neuhof, Pardubic, Weisswasser 
häufig, Münchengrätz, B. Aicha; Melnik (Prazäk)! Häufig im Mittelgebirge, am Geltsch, 
Kelchberg bei Triebsch, Lobosch, Radobyl, Sedl bei Aussig, Rannayer Berg bei Laun, 
Biliner Berge, Teplitz! Brüxer Schlossberg (Knaf) ! Vysocan bei Saaz (Thiel)! — 
Bürglitz: Felsen über der Kourimecer Försterei, im Thale von Skrej u. s. w. Zbirow 
(Opiz)! Horovice bei der Felbabka! Chotobu$ bei Dobris! Pisek: an der Strasse beim 
Gasthause Hvezda, bei Klingenberg (Dede&ek)! — ß. Michle und St. Prokop bei Prag 
(Opiz)! Leitmeritz (Mayer) ! 
e) Grundblätter 3—5zählig gefingert. Blumen weiss. 


10. P. fragariastrum Ehrh. (Fragaria sterilis L.). Adstehend-weichzottig. Die 
Grundaxe treibt oberirdische, beblätterte, langgliedrige, ausläuferartige, zuletzt - 
verholzende und wurzelnde Stämmehen. Stengel seitenständig, liegend oder aufsteigend, 

—2blätterig, 1—2blüthig. Blätter alle 3zählig, die grundständigen langgestielt; Blättchen 
grobgesägt, jederseits mit 4—7 Zähnen, das mittlere verkehrieiförmig-keilig, die 
seitlichen eirundlich, etwas schief. Blumenblätter so lang wie der Kelch. 

Stergel 1—4“ lang. Blumen klein, sehr hinfällig. Von Fragaria vesca und collina durch 
die dieken holzigen Stämmchen und die sehr dünnen und kurzen, unter den Blättern versteckten 
Stengel leicht zu unterscheiden. 

2. April, Mai. Auf buschigen Abhängen, an Waldrändern des wärmeren Mittel- 
gebirges, sehr selten. Mit Sicherheit nur bei Gomplitz nächst Tetschen (Malinsky 1857)! 
— Bei Prag im Zävister Thal (Schöbl nach Purkyne). Jungferbfezan am Waldrande 
gegen Öenkow (Leonhardi)? 


11. P, alba L. Anliegend seidig-behaart. Grundaxe dich, kurzgliedrig, 
wenig verzweigt, ohne Ausläufer. Stengel 1—3blättrig, 1—3blüthig, liegend oder auf- 
steigend. Grundblätter 5zählig. Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, nur gegen 
die Spitze mit gekrümmten, angedrückten Sägezähnen, oberseits dunkelgrün, kahl, 
unterseits und am Rande schimmernd seidenhaarig. Blumenblätter etwas länger 
als der Kelch. 

Stengel dünn, 2—6“ lang. Stengelblätter klein. Blumen ziemlich gross, rein weiss. 

2 Mai, Juni. In trockenen Laubwäldern, bisweilen auch in Kiefer- und Fichten- 
"wäldern, auf lichten Waldplätzen, Waldwiesen und Bergwiesen, auf buschigen Abhängen 
- des Hügellandes und Mittelgebirges, zerstreut, doch verbreitet. Bei Prag: Abhang ober- 
halb Podhof bei Troja! Bohnicer Wald! Libüäicer Hain (Poläk), Lesaner Hain bei 
alnp (Gintl)! Ouval! Stern, Cibulka, St. Prokop, zwischen Modran und Lhotka! Rado- 
tiner Thal gegenüber Kopanina mit Galium vernum! Vsenorer Thal! hinter Königsaal! 
Karlstein! — Fasanerie bei Smeöno! Thal Vüznice bei Neuhütten (Feistm.). ‘Wälder 
von Lana und Bürglitz! — Oestliches Elb- und Isergebiet selten: Eichbusch bei Cedelie! 
Nemosic bei Pardubic (Opiz). Häufig in den Dymokurer Wäldern,. bei Zähornic und 
Chlumec! Vesecer Hain bei Ji&in (Pospichal)! Horka bei Münchengrätz (Sekera)! Bäba 
bei Kosmonos! Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! — Westliches Elb- und Egergebiet 
(Mittelgebirge): Kl. Geltsch! Leitmeritz: am Radischken! oberhalb Skalic gegen Wel- 
bine und bei Babina! Kundratic, Kamejk (A. Mayer). Elbhänge oberhalb Aussig! bei 
Türmitz! Tetschen (Mal.)! Gipfel des Lobosch, Granatbach unter dem Radelstein! und 
sonst im Mittelgebirge. Permischer Sandstein am Thalabhang westlich von Loun! Teplitz 
(Reuss), Hrobschitz bei Bilin! Brüx (Reuss). Am Erzgebirge bei Rothenhaus, Sperbersdorf, 
Schönlinde, Schwarzer Hübel bei Komotau! Joachimsthal (Hofm.)! Falkenau (Leistner), 
Ellbogen (Weitenweber). — Hofoyic selten: im Walde Hlava (Schlechtend.). Chotobus 
bei Dobris, Fichtenwäldchen! Pilsen: im Kieferwalde Bor bei Grünhof! Zlin bei Unter- 
Lukavice! Hohenfurth? (Nenning legs, sine loco natali!). 

B. (Terminales Döll.) Grundaxe früher oder später in den terminalen Stengel aus- 

- wachsend, selten (nur bei P. Güntheri) vorher auch laterale Stengel treibend. 
a) (Collinae.) Pflanze ausdauernd, mit überwinternder Grundaxe, Untere Blätter 
5—7zählig gefingert. Blumen gelb, 
41 


630 Potentilla, 


«) Grundaxe längere Zeit unbegränzt mit einer Blattrosette fortwachsend, unter- ü 
halb dieser laterale Stengel bildend, schliesslich aber in den terminalen Stengel auswachsend. 


12. P. Güntheri Pohl (P. Wiemanniana Günther et Schummel Cent. sil. exsice. 
1813, P. inclinata Presl fl. Gech., P. Lindackeri Tausch!). Stengel zahlreich im Kreise 
ausgebreitet, niederliegend, meist von der Mitte an locker doldenrispig, dünnfilzig und ° 
abstehend behaart. Grund- und untere Stengelblätter 5zählig; Blättchen keilförmig ver- 
kehrteiförmig bis eilänglich, in der vorderen Hälfte eingeschnitten-kerbiggesägt bis 
fiederspaltig, unterseits etwas bläulichgrün, kurzhaarig, flaumig bis dimngraufilzig, 
auf den Nerven von längeren, steifen, geraden, angedrückten Haaren seidig- 
schimmernd,. Blüthenstiele dünn, fädlichh nach dem Verblühen wagrecht abstehend 
oder nickend. 


Stengel */,— über 1’ lang. Im Gebüsch auch aufsteigend, höher. Blumen ziemlich klein, 
reingelb. Bildet durch die zahlreichen lateralen Stengel einen Ubergang zu den Laterales, muss 
aber doch den Terminales zugezählt werden, weil sie immerhin die Fähigkeit hat, terminale 
Stengel zu bilden, welche den echten Laterales gänzlich abgeht und weil sie auch mit P. argentea 


nächst verwandt ist, welche sich durch völligen Mangel der Öentralrosetten und der zugehörigen 
lateralen Stengel, den mehr lockeren, längeren, weissen Filz, kräftigere, meist nur an der Spitze dolden- 


traubige Stengel unterscheidet. Viel näher noch steht der P. argentea die P. collina Wibel 
(nebst P.leueopolitana P.J. Müller), welche nach rheinischen, von Schultz ausgegebenen Herbar- 
exemplaren und nach dem Zeugnisse Döll’s ebenfalls nur terminale und zwar ebenso kräftige Stengel 
besitzt und nur durch die der P. Güntheri gleiche Art des Filzes noch sich unterscheidet. Sie 
scheint nur eine Race der P. Güntheri zu sein, welche danach auch für eine blosse Race der 
P. argentea betrachtet werden könnte. Von den Vernales unterscheidet sich die P. Güntheri durch 
das terminale Stengelwachsthum, die reichlicher beblätterten, längeren Stengel, die kurz ange- ° 
wachsenen mittleren Nebenblätter. Ein Bastart (P. argenteo-verna, wie Lasch und Kunze wollen) 
ist sie gewiss nicht. Variirt bei uns «) canescens (P. Güntheri genuina), Blattunterseite 
zwischen den langbehaarten Nerven mit dem graulichen Filze kurzer Haare; £) virescens 
(P. adpressa Opiz), Blattunterseite zwischen den Nerven mit zerstreuten kurzen Haaren, nicht 
filzig, etwas bläulichgrün. Auch die rheinländischen P. Schultzii Ph. J. Müller, P. prsecox F. Schultz, 
P. rhenana Wirtgen und die schlesische P. silesiaca Uechtritz sind meist unbedeutende Formen 
der P. Güntheri. F 

2, Mai—Juli (blüht um 14 Tage früher auf als die folgende). Auf Grasplätzen, 
Rainen, sandigen Hügeln, an Wegen, selten (vielleicht mehrfach übersehen), an den 
Standorten aber sehr zahlreich. Bei Prag: Kornthorschanzen (mit P. argentea, entschie- 
dene var. ß)! Felsabhänge vor dem Vysehrader Thor gegen Podol herunter! Lieben ° 
(Kratzm.)! Scharka (Opiz ß)! Sehr häufig im Vsenorer Thal und auf dem Plateau gegen 
Ridka! und von Ridka nach Dobris (Sieber), Hlubos bei Pribram (Neumann). Stöchovie 
im Pulvermühlthale! Um Pysely häufig (Vogl). — Gross-Wosek im Sandboden am Wege 
gegen die Elbe zu («)! Teplitz (Opiz)? Karlsbad (Ortm.). Franzensbad (Sternberg). Gottes- 
gab (Hofmann)! 


ß) Grundaxe ohne Centralrosetten, Stengel sämmtlich terminal. 


13. P. argentea L. Stengel aufsteigend oder niederliegend, filzig, meist an der 
Spitze doldenrispig, Untere Blätter 5zählig; Blättcheu keilförmig-verkehrteiförmig, bis 
keilförmig-länglich, vorn fiederschnittig oder eingeschnitten-gesägt, am Rande umgerollt, 
unterseits durch längere, weiche, verstrickte Haare weiss- oder graufilzig. Blüthen- 
stiele zur Fruchtzeit aufrecht oder abstehend. 

1/,„—1’ lang. Die Blatttriebe sind wie bei den folgenden stets seitlich und wachsen meist 
im folgenden Jahre in den Stengel aus, daher die Stengelreste sich unmittelbar aneinanderketten 
und keine verlängerten Stämmehen wie bei P. Güntheri vorhanden sind. Blätter in Form und 
Zertheilung sehr variabel, seltener nur grobgezähnt und flacher, gewöhnlich fiederspaltig mit 
lineal-länglichen Abschnitten, sogar letztere nochmals fiederspaltig; oberseits nur kurzhaarig 
grün oder auch dicht graufilzig (ß. ineanescens Opiz), unterseits meist weissfilzig, manchmal 
aber im Herbste auch nur graufilzig, lockerer behaart. Blumenblätter klein, reingelb. 

2, Juni— August, einzeln noch später. Auf trockenen Rainen, Wegrändern, Gras- 
plätzen, Abhängen sehr gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge; ß) z.B. 
bei Prag auf Felsen der Folimanka, auf Felsen des VSenorer Thales! bei Beroun (Knaf)! 
Eidlitzer Busch bei Komotau (Knaf)! u. a. O. 


Potentilla, 631 


14. P. canescens Besser (P. inclinata Koch et Autt. nec Villars, P. intermedia 
Presl fl. &ech.). Stengel aufsteigend oder aufrecht, locker filzig und abstehend behaart, 
oberwärts doldenrispig. Untere Blätter 5-, seltener auch 7zählig. Blättehen länglich oder 
länglich-lanzettlich, zum Grunde keilförmig, im grössten Theile des Umfangs eingeschnitten- 
gesägt (jederseits mit 5—7 Sägezähnen), unterseits dünn graufilzig und auf den 
Nerven langhaarig-zottig. Blüthenstiele zur Fruchtzeit steif aufrecht. 

Stengel '),—2‘ hoch, hart und holzie, reichlich beblättert. Blumen weit grösser als bei 
voriger, obwohl kleiner als bei folgender, sattgelb, etwas länger als der Kelch, die Fruchtkelche 
vererössert, mehr oder minder langhaarig. Durch den kräftigeren, aufrechteren Wuchs, grössere 
Blüthen und die doppelte Behaarung von voriger verschieden. Die P. inclinata Vill. hat nach der 
Abbildung nur einen 2blätterigen, wie es scheint lateralen Stengel und gehört wohl in die Gruppe 
der Vernales. 5 

2, Juni, Juli. Auf sonnigen, waldigen oder bebuschten und begrasten Lehnen, 
Felsabhängen, verbreitet im ganzen Hügellande bis auf das Vorgebirge. Bei Prag: verbreitet 
auf Felsabhängen des Moldauthales und seiner Seitenthäler, so am Vysehrad (Hofm.) ! 
Folimanka! Pele, Troja, Kobylis (Opiz)! Podbaba! Scharka (Mörk), oberhalb Podol! 
Kuchelbad! Felsenrachel hinter Königsaal! Säzavaufer bei Hradistko! hinter Stechovic 
häufig! Vsenorer Thal häufig! Karlstein! St. Ivan (Tausch)! Berouner Stadtberg (Opiz). 
Vüznice-Thal bei Neuhütten! Klidavathal bei Lana! — Ostböhmen: Woskoberg bei 
Podebrad ! Abhänge beim Forsthause bei KopidIno mit P. recta! Auf dem Hrädek und 
bei Chedrby bei Cäslau (Opiz). Kalklehne bei Dvakaöovic! Waldrand bei Sruby nächst 
Chotzen! Hügel beim Borkover Försterhaus unterhalb Oujezd bei Leitomysl (Pospichal) ! 
Landskron (Opiz). Josefstädter Schanzmauern (Knaf)! — Am Riesengebirge auf sonnigen 
Lehnen zwischen dem Elbe- und Weissbachthal bei: Oberhohenelbe (K. Knaf)! Horka 
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hippelli nach Sekera). Basaltmittelgebirge: 
Sandauer Berg b. B. Leipa! Zahlreich im Dorfe Habern unter dem Geltsch, am Geltsch 
selbst! Raine bei Triebsch! Leitmeritz: am Radobyl, zwischen Schüttenitz und Skaliec, 
bei Welbine (Mayer). Elbuferabhang bei Aussig! — Erzgebirgsstrich: Teplitz (Opiz)! 
Strasse von Bilin nach Prohn (K. Knaf). Dux (Malinsky)! Eidlitzer Busch bei Komotau! 
Thal bei Schiesselitz (Thiel). Schlackenwerth (Reiss). Duppauer Gebirge: oberhalb 
Deutschenrust empor gegen Bukva! Hügel und Raine bei Karlsbad (Ortmann)! — 
Mittelböhmen: Waldblösse an der Strasse von Mnisek nach Woznice! Chotobus bei 
Dobris! Felsen am Bache unter dem Berge Plesivec! Bei Horovic überhaupt häufig 
(Schlecht). Raine im Litavka-Thale vor Pfibram! — Südböhmen: Klattau (Purkynö)! 
Oberhalb Stuben (Purk.)! Winterberg und Salnau (Müncke). Ober-Plan (Purkyne)! 
Krumau: Reitschulberg, Vogeltenne, über der Felsenmauer gegenüber dem Schwalbenhof, 
Anhöhe bei Ostrow nächst Goldenkron (Jungbauer)! Kapliz (Kirchner) ! Budweis (Purkyne)! 
Skodicer Berg bei Vodüan (D£detek). Platz (Leonhardi). 


15. P. recta L, Stengel aufrecht, sammt den Kelchen kurzhaarig-flaumig und 
nebstbei mit abstehenden langen zerstreuten Haaren. Blätter 5 — 7zählig; oberste 
özählig. Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, am Grunde kurz keilig verschmälert, 
ringsum eingeschnitten-gesägt (jederseits mit 6—12 Sägezähnen), unterseits gleichfarbig 
grün, von zerstreuten kurzen Härchen rauh und auf den Nerven langhaarig. 
Blüthenstiele zur Fruchtzeit steif aufrecht, 

1— 2’ hoch, starr aufrecht. Aebnlich der vorigen, aber kräftiger, die Blätter ganz grün, 
Blüthen und Fruchtkelche meist noch grösser. Blumenblätter hell eitronengelb und sehr gross 
_ (e. P. recta Willd.) oder sattgelb und meist nur 80 gross wie bei der vorigen (ß. P. obscura Willd.). 

2, Juni, Juli. Auf sonnigen grasigen Lehnen, steinigen und buschigen Abhängen, 
‘Waldblössen, häufig mit der vorigen zusammen, aber viel seltener und nur im wärmeren Hügel- 
lande und Mittelgebirge, «) weit seltener als ß). Bei Prag: am Laurenziberg hinter dem 
Kinskf’schen Garten! Podbaba, Scharka! Minice bei Kralup (ß. Poläk)! Michle (Opiz) ! 
Kr& (Bozdech)! Zlichow, Kuchelbad, Königsaal! — Ostböhmen: Nimburg (VSete£ka) ! 
Höhe des Woskobergs! Waldlehne bei Kopidino #.! Hrädek bei Cäslau! Nordböhmen : 
Jungbunzlau (Stika)! Horka bei Münchengrätz (Sckera). Berg Bösig bei Weisswasser 

41* 


En Su nn 


632 Potentilla, 


(Schauta)! Widim (Hackel). Am Fusse des Geltschberges gegen Koblitz «.! und auf ich 
Höhe des Geltsch (Mayer). Gipfel des Kelchberges bei Triebsch ß.! Fuss des Radobyl, 
zwischen Schüttenitz und Skalitz, bei Welbine (alles 5. Mayer)! — Abhänge bei Rongstock 
und am Sperlingstein «.! Hortau bei Tetschen (Malinsky «.)! Schillinge bei Bilin! Brüx 
(Reuss). Komotau: im Eidlitzer Eichbusch (ß.)! und am Schwarzen Hübel (Knaf)! — 
Perue (Danes)! Joachimsthal (Hofmann)! Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). — Mittel- und 
Südböhmen: Bürglitz (Knaf)! Nizburg! Berouner Stadtberg (Opiz)! Chotobus-lehne bei 
Dobri$! Hlubo$ (Neumann). Rain beim Dorfe, Topelee bei Pisek (Dödedek)! Porid bei 
Budweis (Mardetschl.). Krumau: am Niklasberg, auf Felsen der südlichen Vorstadt a 
im Moldauthal südlich von der Stadt zahlreich! 


b) (Rupestres.) Pflanze ausdauernd mit überwinternder Grundaxe. Untere Blätter 
gefiedert. Blumenblätter länger als der Kelch, weiss. 


16. P. rupestris L. Abstehend weichhaarig, oberwärts auch drüsenhaarig. Stengel 
aufrecht, armblätterig, oberwärts gabelästig-trugdoldig. Grundblätter 2—3paarig-gefiedert; 
Blättchen doppelt gekerbt, das endständige verkehrteiförmig, die seitlichen schief-ei- 
rundlich, nach dem Blattgrunde zu kleiner. Stengelblätter 3zählig. 


Stengel 1—1!/,‘ hoch, meist roth überlaufen. Blumenblätter ziemlich gross, weiss. 


2. Mai, Juni. Auf buschigen und lichtbewaldeten steinigen Hügellehnen, grasigen 
Bergtriften des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, ziemlich selten, 
Bei Prag: Scharka! Stern (Pohl). Roztok! und hinter Dolan am Moldauabhang nur au 
einer Stelle (Poläk). St. Prokop! St. Ivan (Hänke). — Schlucht unter dem Försterhaus 
Zakopany am Klidava-Thale bei Lana, unfern der Potentilla heptaphylla! — Nordböhmen: 
Berg Bäba bei Kosmanos (Purkyn&)! Felsen des Schlosses Kost bei Sobotka (Sekera). 
Turnau (Kablik)! Widim (Hackel). Bergkegel‘bei Ratschken unter dem Geltschberge! 
zahlreich auch auf Triften des Kelchberges bei Triebsch! Leitmeritz: auf einem steinigen 
Raine gegen den Straschizkenberg zu! und im Basaltgerölle bei Welbine! Wernstadtel 
(Herzig)! Am Elbufer, ohne weitere Angabe, wahrscheinlich zwischen Aussig und Tetschen 
(Malinsky)! Teplitz und Bilin (Prof. Reuss). — Joachimsthal (Hofmann)! (aber von 
Ortmann nicht verzeichnet). . 


vb un TER 


ec) (Ripariae.) Pflanze nach der Fruchtreife absterbend. Untere Blätter fieder- 
schnittig oder 3zählig. Blüthenstände sympodial-scheintraubig. Blumen kürzer als der Kelch, gelb. 


17. P. norvegica L. Rauhhaarig. Stengel aufrecht, oben trugdoldig-schein- 
traubig verzweigt. Blätter 3zählig; Blättchen vorn eingeschnitten-gesägt, die der unteren 
Blätter verkehrteilänglich, das endständige derselben bisweilen 2—3schnittig; die der 
oberen Blätter länglich-keilförmig. Blüthenstiele nach dem Verblühen aufrecht abstehend. 
Fruchtboden kugelig-eiförmig, wenig saftig. 

Y,—1‘ hoch, öfter vom Grunde mehrstengelig. Blüthenstand nur am Grunde dichotom, 
seine Aeste syımpodial, ebenso bei der folgenden. Blumenblätter hellgelb, klein, sehr hinfällig. 
Fruchtkelche ziemlich gross, doppelt grösser als bei folgender. 

und 69 Juni—August. An sandigen Fluss- und Teichrändern, in abgelassenen 
Teichen, an feuchten, überschwemmt gewesenen ‘Stellen in der Ebene, selten, aber meist 
zahlreich. Nordböhmen: an den Hirschberger Teichen (Pöch u. A.)! Semtiner Teich bei 
Bohdaneö! Feuchte sandige Plätze im ‘Walde Fiederholz zwischen Ouval und Bechovic 
(Poläk 1873)! Pilsen (1874): Teiche bei Bolevec massenhaft! spärlich im ehemaligen 
Teiche Sulkov! Um die Platzer Teiche verbreitet (Leonhardi)! häufig am Teiche Zäblat 
bei Lomnic, auf dessen mooriger Westseite! 


18. P. supina L. (Comarum supinum Alefeld). Zerstreut behaart. Stengel liegend ji 
oder aufsteigend, oft schon vom Grunde gabelästig. Blätter 2—5paarig-fiederschnittig ; 
obere Abschnitte herablaufend, unterste ganz getrennt, verkehrteiförmig- oder länglich- 
keilförmig, eingeschnitten bis fiederspaltig. Blüthenstiele nach dem Verblühen herab- 
gebogen. Fruchtboden niedergedrückt kuchenförmig, schwammijg. 


Comärum. 633 


/,—1' lang. Blumen klein, sehr hinfällis. Früchtchen sehr klein, doppelt kleiner als 
bei voriger. 

© und 69 Juni— September. Auf feuchten sandigen Fluss- und Teichufern, auf 
feuchten Triften und Dorfangern, zerstreut aber verbreitet im ganzen niederen Hügellande 
und in den Ebenen. Bei Prag: an der Moldau sehr zerstreut und meist vereinzelt, so auf 
der Trojainsel um den Tümpel, bei Troja selbst, Hetzinsel, bei Slichow! Vrsovic (Opiz)! Pako- 
meric und Weltez (Dedecek). Häufiger an der Berounka bei Beroun und Tetin, bei Radotin! 
Stifin (Sykora). Pysely (Vogl). — Bechovie (Leonhardi). Häufig im niederen Ostböbmen: 
"Brandeis (Opiz)! Podebrad: gegen Libic, vor dem Blato u. s. w. KopidIno (Petfina)! Vrbic 
südlich von Jiöin! auf einem Felde. Kouiim (Jirus). Kalina bei Kuttenberg! Teich Svornost 
bei Cäslau (Opiz), Kolin! Teich bei Zehuii, Chlumec! Chejst zwischen Chlumec und Bohdane& 
(Pospichal)! Semtiner Teich bei Bohdaneö! Pardubie (Opiz), Dasic! — Elbufer bei 
Königingrätz! Holohlavy bei Smirie! Jarom&r (Knaf)! Wikow bei Leitomysl (Pospich.)! — 
‚Nordböhmen seltener : Münchengrätz (Sekera)! Fehlt bei Niemes (Schauta) und B. Kamnitz 
(Zizelsb.). — Westliches Elbtbal: Melnik (Prazäk)! Vedomie bei Roudnic, Brozan, Bou- 
$ovic, Theresienstadt (Reuss), Leitmeritz (Thiel)! Bodenbach am Bahndamme! — Buko- 
_ vicer Mühlteich bei Boreslau, Bilin (Reuss), Püllna! Osseg, Komotau, Eidlitz (Reuss), 
Vysoctan bei Saaz (Thiel). Hauenstein (Opiz). — Mittelböhmen : Krusovice (Aschers). Rakonitz 
(Krej&). Stadtl bei Bürglitz! Teich bei Neumetel! Horovie! Chejnowicer Teich bei der 
Bahnstation Zbirow! Trhovy Dusnik bei Pribram an Dorfmauern! — Südböhmen: 
Pilsen, Pfestic, Ruppau, Chudenic! u, a. Katovie bei Strakonic! Leitnowitz bei Budweis! 

Certiner Teich (Jungbauer). Opatovicer Teich bei Wittingau! Veseli! 


8. Comarum L. Blutauge. 


1. C. palustre L. (Potentilla palustris Scop.). Wurzelstock weithin kriechend, 
| in den terminalen, ästigen, oberwärts kurzhaarig-flaumigen Stengel aufsteigend. Blätter 
-gefiedert, meist 5-, doch auch 7zählig, oberste 3zählig, untere langgestielt, durch völlig 
- angewachsene, an der Spitze kaum abgesonderte Nebenblätter scheidig, obere mit krautigen, 
nur am Grunde dem kurzen Blattstiel angewachsenen Nebenblättern. Blättehen länglich, 
| scharf-gesägt, kurzhaarig, unterseits graugrün, auf den Nerven filzig. Trugdolden arm- 
-blüthig. Kelchzipfel eilanzettlich, zugespitzt, ausgebreitet, später vergrössert, viel grösser 
als die Blumenblätter. Fruchtboden behaart. Früchtehen kahl. 

1—2' hoch. Kelche trübblutroth angelaufen, Blumenblätter, Staubgefässe und Griffel 
‚purpurbraun. 

2. Juni, Juli. In Torfsümpfen, Hoch- und Wiesenmooren, an moorigen Teich- 
rändern in den Niederungen und wiederum. im Vorgebirge hin und wieder verbreitet, 
im übrigen Hügellande, , so z. B. vollkommen in der Prager Gegend, fehlend. In Ost- 
' böhmen bei Seelau (Opiz) und bei Nickel an der mähr. .Gränze (Rybicka). In Nord- 
'böhmen: am Riesengebirge bei Altbuch (Kudernät)! Studenee (Kablik)! Lomnic beim 
'Forsthause Vobora und unter der Fabrik mit Senecio rivularis (Poläk)! Teich bei 
' Gruppay und bei Loukovee (Sekera), Hirschberg und Habstein! Wartenberg bei Niemes! 
am Höflizer Teiche! Böhm. Leipa! Schluckenau (Karl)! Rumburg, Nixdorf (Neum.) — 
Im Erzgebirge auf den Hochmooren, z. B. bei Quinau, Pressnitz (Häjek); in der Ebene 
am Fusse des Gebirges: am Steinteich bei Klein-Oujezd nächst Teplitz, Kosten (Reuss), 
-Kommernuer Seewiesen! Schlackenwerth (Reiss), Fischern und Ellbogen (Ortmann), Franzens- 
"bad (K. Knaf)! Marienbad (Glücksel.), — Südböhmen: am Teich Kamej bei Bolevec 

nächst Pilsen! Putimer Teiche bei Pisek (Dededek)! Budweis: bei B, Fellern! Golden- 

Äron: am Kranzelberge, in der Libina des Blanskerwaldes u, s. w. (Jungb.) Torfe. bei 
warzbach (Müncke). Zwischen Rosenberg und Hohenfurth am Mühlarm der Moldau! 
" Gratzen: im rothen Moos! Schlossrevier bei Wittingau! am Rosenberg-Teich! Alter 
Kanzler-Teich bei Chlumec! Platzer Teiche allgemein (Leonhardi); Schwarzenberg-Teich, 
Zäblat-Teich bei Lomnie nicht häufig! 


634 Frasaria, 


9. Fragaria L. Erdbeere. 


a) Seitenblättchen der 3zähligen Blätter fast sitzend (in seltenen bei uns noch nicht 
beobachteten Ausnahmsfällen gestielt). Blüthenstiele alle oder die seitlichen mit angedrückten 
oder aufrecht abstehenden Haaren, 


1. F. vesca L. Blätter 3zählig; Blättchen oval, zum Grunde keilig, auf den 
Nerven dünn seidenhaarig ; Seitennerven etwas entfernt, mässig dünn, mit ziemlich gleich 
dicken Nerven 3. Ordnung. Blüthen zwitterig. Staubgefässe höchstens so lang als das 
Fruchtknotenköpfehen, Kelchzipfel an der Frucht weitabstehend oder herabgeschlagen. 


Grundblätter (wie auch bei den folgenden) langgestielt, unterseits blassgrün; in deren 
Achseln fädliche an der Spitze wurzelnde und Rosetten treibende Ausläufer. Stengel endständig, 


mit wenigen, meist einfachen und kleinen, oberwärts in Hochblätter übergehenden Blättern. 


nebst den Blattstielen wagrecht-abstehend-behaart. Blüthenstand eine langästige, armblüthige 
Trugdolde (Cyme). Früchte roth, vom Fruchtboden leicht lösbar. Ist mit den 2 folgenden se 
nahe verwandt. 

2. Mai, Juni, einzeln bis in den Spätherbst. In Wäldern, auf steinigen Abhängen, 
Rainen gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge der Sudeten und des 
Böhmerwaldes (Arber 4500°). 


2. F. collina Ehrh. Blätter 3zählig; Blättchen oval, die seitlichen am unteren 
Rande der Basis gerundet, unterseits mit genäherten, vorspringenden, rauhhaarig-seidigen 
stark schimmernden Nerven. Blüthen unvollständig Ahäusig; Staubgefässe der frucht- 
baren so lang, die der unfruchtbaren doppelt länger als das Fruchtköpfchen. Kelchzipfel 
an der Frucht vergrössert und ihr angedrückt. 

3—6’ hoch. Blumenblätter mehr gelblichweiss, die der @ Pflanze kleiner. Früchte roth, 
weniger saftig und schwer vom Blüthenboden sich lösend. Var. £) subpinnata, unterhalb der 
grösseren 3 Endblättchen etwas tiefer am Blattstiel noch ein Paar kleinerer Blättchen. Duchesne 
hat sieben Sorten dieser Art als Arten vor Ehrhart unterschieden; es ist aber unkorrekt, einen 
beliebigen Namen seiner Arten (F. viridis) herauszuwählen und zur Bezeichnung der Ehrhart’- 
schen Art zu gebrauchen. 

2. Mai, Juni. Auf trockenen, grasigen Hügellehnen und Rainen im ganzen 
Hügellande und in niederen Gebirgsgegenden zwar allgemein verbreitet, aber viel mehr 
zerstreut als vorige. Bei Prag z. B. Dablicer Berg, Michle, St. Prokop, Chuchle, Scharka, 
Radotiner Thal, Zävister Berglehne, St. Kilian bei’Davle, hinter Stöchovic, im Kamenicer 
Thal u. s. w. — f) Auf dem Felsenabhang von Zävist in mehreren Exemplaren! 


b) Seitenblättchen kurzgestielt. Blüthenstiele (sowie die Stengel und Blattstiele) mit 
wagrecht abstehenden Haaren. 


3. F. elatior Ehrh. Blätter 3zählig; Blättehen oval, die seitlichen am unteren 
Rande der Basis abgerundet, unterseits, besonders auf den Nerven, weich seidig-behaart. 
Blüthen unvollständig 2häusig; die Staubgefässe der fruchtbaren so lang, die der unfrucht- 
baren doppelt länger als das Fruchtköpfchen. Kelchzipfel an der Frucht weitabstehend 
oder zurückgeschlagen. 

“—1’ hoch, kräftiger als vorige. Früchte auf einer Seite roth, auf der anderen grünlich- 
weiss. ‚Die Oberhaut am Grunde des Fruchtkelches ist bei dieser Art vom Parenchyn desselben 
besonders auffällig blasig abgehoben. Var. f. quinata, Blätter theilweise handförmig-5zählig. 

2 Mai, Juni. In Wäldern, Holzschlägen, auf bewaldeten Felslehnen des niederen 
und gebirgigen Landes bis auf das Vorgebirge, im ganzen Lande verbreitet, häufig mit 
F. vesca, aber seltener als diese. Bei Prag: Dablicer Wald, Michler Wald, hinter Cibulka, 
St. Prokop, Chuchelbad, Vsenorer Thal, Zävist und Königsaaler Wälder bis Stöcnovie, 
auch an der Säzava u. Ss. w. 


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Rubus, 635 


10. Rubus L. Brombeere. 


IL (Chamaemorus, Chamaerubus 0. Kuntze.) Stengel aus dem dünnen, zerbrech- 
lichen Wurzelstocke einzeln, armblätterig (2—3blätterig), stachellos, mit einer einzigen gipfel- 
ständigen Blüthe. Sterile Laubtriebe fehlen. Blätter ungetheilt. 


1. R. chamaemorus L. Blätter »undlich-nierenförmig, seicht 5lappig, kerbig- 
gezähnt, gefaltet, zerstreut behaart. Nebenblätter stengelumfassend, breiteiförmig, trocken- 
häutig. Kelchzipfel eiförmig, abgerundet oder spitz, aussen rauhhaarig und mit zerstreuten 
keuligen Drüsenhaaren besetzt. 

2—4‘ hoch. Die oberen Nebenblätter frei vom Blattstiel, die untersten jedoch auch 
angewachsen. Blüthe gross, durch Verkümmerung bald der Griffel, bald der Staubfäden 2häusig. 
Blumenblätter verkehrteiförmig, weiss. Früchte gross, roth, dann gelblich, aus einigen grossen 
Früchtchen bestehend. 

2. Mai, Juni. Auf Mooren des Hochgebirges im Riesengebirge sehr selten: 
Elbwiese und Pantschewiese (Gottstein, Kablik)! Weisse Wiese (Wimmer). Iserwiese 
(Tausch nach Wimmer). 


U. (Petrobatus.) Der Wurzelstock treibt aus der Niederblattregion sowohl 1jährige, 
bestachelte Blüthenstengel als auch sterile, kriechende und wurzelnde, peitschenförmige (gleich- 
falls stachelige, 1jährige Laubtriebe. Blüthenstand trugdoldig, armblüthig (selten iblüthis). Blätter 
gedreit. Blüthenboden flach. 


2. R. saxatilis L. Stengel schwachkantig, sammt Blättern abstehend behaart, 
mit nadelförmigen, im Blüthenstande drüsentragenden Stacheln. Blätter 3zählig ; 
Blättchen rhombisch-eiförmig, die seitlichen schief, kurzgestielt oder sitzend, doppelt 
grobkerbig-gesäst. Nebenblätter der unteren Blätter eilänglich, der oberen lineal. Trug- 
dolden end- und blattachselständig, klein, doldenförmig, meist 3blüthig. Blumenblätter 
schmal länglich, zum Grunde verschmälert, aufrecht. Früchtehen wenige (1—5), 
deutlich gesondert, behaart; ihr Stein grubig-runzelig. 

Blüthenstengel /,—1' hoch. Blumenblätter weisslich. Früchte scharlachroth. Die Trug- 
dolde hat (entgegen Kuntze’s Angabe) eine Gipfelblüthe. 

2. Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, an Waldrändern, auf buschigen, felsigen 
Lehnen des Mittelgebirges und Vorgebirges, seltener in der Ebene, auf Kalk- un! Thon- 
boden, sehr zerstreut, obwohl durch das ganze Land verbreitet. Am äussersten südlichen 
Horizont der Prager Gegend hinter Stöchovie am rechten Moldauufer auf halbem Wege 
gegen die Stromschnellen! — Ostböhmen: Ruine Woheb bei Nassaberg (Opiz). Policka 
gegen Borovä! Olberndorfer Grund bei Landskron auf einer Kalkmergellehne! Dlouho- 
üovie bei Senftenberg (Brorsen). Brandeis a. Adler! — In der Elbniederung im Walde 
bei Kladrub! Königingrätz (Mann). — Vorberge des Riesengebirges: Schurz (Opiz)! 
Hohenelbe (Kablik nach Sekera), Altbuch (Kudernatsch)! Rochlitz Kalkfelsen (Gottstein) ! 
Jitin: südwärts im Haine bei Popovic und bei Vesec! Häufig in den Dymokurer Wäldern, 
so bei Zähornie hinter Königstadtel, beim Holy Vreh nächst Dymokur, an der Strasse 
von Dymokur nach Nouzoy, im Thal von Nouzoy, im Wäldchen gegen Biistev! Waldschlucht 
Chobot. bei Cejtie (Stika)! Neuberg (Sekera). Weisswasser! Habichtstein (Mann). Dauba 
(Reuss). Widim (Hackel). Schieferberg bei B. Kamnitz (Zizelsberger) ! Königswalde (Karl). 
Tetschen (Bayer). Im Basaltmittelgebirge hin und wieder, so nächst dem Geltsch am 
Fusse des Bergkegels bei Ratzken! Kreutzberg bei Schüttenitz (Reuss), felsige Stellen im 
Walde zwischen Skalic und Neuhof (Mayer), Felsen der Babina’er Wiesen! Abhang des 
Eisberges (Mayer). Berg Hora bei Merzkles unter dem Gipfel! Mileschauer (Malin.) ! 
u. a. 0. Peruc Kalklehne! Winaricer Thal über dem Kalkwalle! im Walde oberhalb 


Rou&ov! — Hauenstein gegen Schönwald zwischen Basaltsteinen (Roth)! Schlackenwerth 
(Reiss), Stadtgut bei Karlsbad, Ellbogen (Ortmann). Marienbad (Glüksel.). — Brdy-Wald- 
gebirge: am Bache des Obecnicer Reviers bei Pfibram! — Südböhmen : Krumau in der 


Vogeltenne, am Niklasberge, auf Hügeln des Südfusses des Blanskerwaldes! Fuss des 
Kranzelberges (Jgb.), Lagau (Mardetschl.); Hohenfurth (Nenning) ! 


036 Rubus, 


II. (Thamnobatus m. —=Rubi fruticosi.) Der Wurzelstock treibt 2jährige, holzige, 
bestachelte Laubtriebe (Schösslinge), die im ersten Jahre steril sind, im zweiten Blüthenzweige 
aus den Achseln vorjähriger Blätter treiben. Blüthen in end- und achselständigen Trugdolden. 
Blätter zusammengesetzt (3zählig bis gefiedert), nur die obersten der Blüthenzweige einfach. 
Blüthenboden gewölbt kegelförmig. *) 


A. Erythrocarpi.) Frucht vom Fruchtboden sich ablösend, aus rothen, kurz- 
haarig-filzigen Früchtchen zusammengesetzt. Blumenblätter lineal-keilförmig, aufrecht, nur 80 
lang als die Staubgefässe. Blätter der Schösslinge theilweise 2paarig-gefiedert. 


3. R.idaeus L. (Himbeere). Sehösslinge aufrecht, oben überhängend, stielrund, be- 
reift, mit dünnen, nadelförmigen, am Grunde des Schösslings zahlreich genäherten, gegen dessen 
Spitze spärlichen oder fehlenden Stachelchen. Blätter gefiedert 5zühlig oder auch 3zählig, 
an den Blüthenästen meist nur 3zählig; Blättchen eiförmig, grobgesägt, unterseits dicht 
und kurz weiss-fileig, höchst selten fast kahl, die seitlichen sitzend. 

1—5‘ hoch. Kelchzipfel lanzettlich, lang zugespitzt, an den Rändern weissfilzig, sonst 
mit lockerem Filze, daher grün durchscheinend. Blüthenstände arm, 2—3blüthig, endständig und 


in den Achseln der oberen kleineren Blätter. Früchte purpurroth, in Gärten selten gelb. Var. 
ß. viridis, Blätter beiderseits grün und ziemlich kahl. ’ 


 Mai—Juli. In schattigen Wäldern, Waldschlägen und Waldblössen, Schluchten, 
auf steinigen buschigen Berglehnen, verbreitet und häufig durch ganz Böhmen, besonders 
in gebirgigeren Gegenden bis in die Hochgebirgsregion des Riesengebirges und Böhmer- 
waldes; £. bei Platz (Leonhardi). 


B. (Lamprocarpi m.) Frucht mit dem kegelförmigen Theil des Fruchtbodens 
verbunden abfallend; Früchtchen schwarz oder dunkelrothbraun, mit glatter glänzender Ober- 
fläche (bisweilen blau-bereift und dann erst nach Abwischen des Reifes glänzend), kahl oder 
zerstreut behaart. Blumenblätter weiss oder rosa, ansgebreitet, länger als die Staubgefässe, Blätter 
gefingert oder fussförmig 3—5zählig, seltener durch Theilung des Endblättchens gefiedert Tzählig, 
oberseits ohne Sternhaare. 


a) (Suberecti.) Schösslinge kräftig, aufrecht, mit der Spitze bogig überhängend 
(sehr selten ausnahmsweise sich niederlegend und nur selten mit der Spitze einwurzelnd), stark. 
5kantig, mit flachen oder ausgehöblten Seiten, mit entfernten Stacheln einer Art auf den Kanten, 
kahl (nur in der Jugend mit zerstreuten, dann abfälligen Haaren), oft mit sitzenden Drüsen, aber 
stets ohne Stieldrüsen. Blätter derselben fingerförmig 5zählig (mit centralen unteren Seitenblättchen), 
selten fussförmig 5zählie, selten einzelne 7zählig, die unteren der Blüthenstiele öfter ebenfalls 
5zählig. Fruchtkelche zurückgeschlagen oder abstehend. Früchtchen unbereift. Y 


4, R. suberectus Andersson (R. plicatus Tausch herb. boh.! R. heptaphyllus Opiz, 
R. heterocaulon Ortmann). Schösslinge stumpf 5Skantig, unten stielrundlich und oft. 
bereift, kahl, mit kleinen, geraden, am Grunde oft purpurrothen, am Stengelgrunde 
gedrungenen, nach oben spärlichen bis zuletzt fehlenden Siacheln. Blätter derselben 
meist 5zählig, mit sitzenden oder sehr kurzgestielten unteren, kurzgestielten mittleren 
Blättchen, oder durch 'T'heilung des obersten Blättchens in 3 Blättchen, deren 2 seit-. 


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*) In dieser strittigen Gruppe nahmen Linne und manche andere: Autoren nur 3 Arten 
an (R,. idaeus, fruticosus, caesius), andere unterschieden in Mitteleuropa 50—200 und mehr 
Arten und angebliche Bastarte. Letztere fort und fort prakticirte Methode halte ich für ganz 
verwerflich, aber auch der Standpunkt Linne’s ist durch bessere Untersuchungen veraltet; daher 
schlug ich im Folgenden auf Grund 10jähriger Beobachtungen der böhmischen Formen einen 
Mittelweg ein, den schon Sendtner vordem betreten, und gelangte selbständig zu demselben Re- 
sultate wie dieser. Seinen 9 kritischen schwarzfrüchtigen Brombeerarten wüsste ich nur noch den 
R. thyrsoideus beizufügen, den Sendtner nach Kuntze’s Zeugniss unglücklicher Weise mit R., 
villicaulis verwechselte, Diesen unschwer zu bestimmenden 10 Arten, deren 6 verbreitetere bereits 
Pohl im Tentamen Fl. Boh. 1814 mit rähmlichem Tacte unterschied, lassen sich alle geringeren 
Formen ungezwungen unterordnen. Formen, die ich nach ihren Eigenschaften und ihrem Vor- 
kommen mit Fug für Bastarte hätte halten können, sind mir nie vorgekommen ; ohne desshalb die 
Bastarte dieser Gattung ganz zu bestreiten, bezweifle ich doch ihr allgemeines Vorkommen, welches 
besonders O. Kuntze und Gremli behaupten, deren mit grosser Zuversicht vorgetragene Bastart- 
formen theilweise (R. suberectus, corylifolius) ganz bestimmt und viele andere sehr wahrscheinlich 
nicht hybrid sind. — Beim Einsammeln sollen ausser den Blüthen- und Frachtzweigen auch die’ 
jährigen Schösslinge beachtet werden, 


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Rubus, 637 


liche ebenfalls sitzend, 7zählig, die unteren und obersten auch 3zählig; Blättchen beider- 
seits grün, zerstreut behaart, das endständige herzeiförmig, langzugespitzt. Blätter der 
Blüthenzweige 3zählig, die oberen öfter ungetheilt, gross. Blüthen in armer, 3—4blüthiger, 
an den kurzen Seitenästen endständiger Trugdolde, mit kleinen dünnen Stacheln, und 
einzeln blattwinkelständig, auf dünnen Stielen. Kelchzipfel innen und am Rande weiss- 
filzig, aussen grün, langhaarig oder fast kahl, langbespitzt. Staubgefässe /nng aber 
weit abstehend und ausgebreitet, daher die Griffel doch nicht überragend. Reife 
Frucht dunkelrothbraun (pyropfarbig), aus zahlreichen kleinen Früchtchen. 

Achnlich dem folgenden, aber doch entschieden gute Art, besonders durch die kleinen 
rothen Stacheln, das frische Grün, die öfter 7zähligen elänzenden Blätter, den ärmlichen, unten 
beblätierten Blütherstand und die Früchte, die auch einen himbeerartigen Geschmack besitzen, 
leicht zu unterscheiden. Das Laub ist freudig-srün, anscheinend ganz kahl, im Schatten sehr 
dünn und biessam, an sonnigeren Stellen aber auch derber, dicklicher. Blumenblätter weiss, 
schmal, länglich, abstehend. An eine hybride Abkunft (R. fruticosus X id&us Lasch, O©. Kunze, 
Gremli u. s. w.) ist nach der Art des Vorkommens gar nicht zu denken. R. fastigiatus Weihe 
scheint aus dieser und einer Form der folgenden Art zusammengesetzt zu sein. 

b Mai—Juli (Fruchtreife Ende August, September). In Wäldern, Gebüschen, 
im ganzen Lande verbreitet, doch zerstreut, am häufigsten in gebirgigen und waldigen 
Gegenden, daselbst den oft ganz fehlenden R. plieatus ersetzend. Bei Prag selten und 
sparsam: am Zizkaberg (K. Knaf)! Scharka (Tausch)! und im Stern (Ortmann, Knaf)! 
dann am Berge Mednik bei Hradistko an der Säzava! — In der östlichen Elbniederung 
selten, so in den Kladruber Wäldern, aber im angränzenden Hügelterrain der Dymo- 
kurer Wälder, besonders um Rozdalovie häufigste Art! bei Dlouhopolsko und Chlumec! 
Jiein: im Popovicer Wald, Svindicberg, Prachower Felsen (Pospichal)! — Chedrby bei 
Cäslau! Burg Woheb bei Nassaberg (Opiz)! Podmoky bei Goltsch-Jenikau (Poläk)! 
Hohenmauth ! Chotzen! Chlumee bei Leitomysl! B. Trübau: im Gebirgszuge bei Schirm- 
dorf! Olberndorfer Grund bei Landskron! Litieer Gebirgsthal bei Senftenberg und bei 
Wichstadtel! zwischen Reichenau und Kostelee a. Adler, Brandeis a. Adler! Neukönigin- 
grätzer Wald! Neu-Ples bei Jarom&f! — Grossskal bei Turnau! Reichenberg! am Fusse 
des Jeschken! Cistaj und Rollberg einzeln (Schauta)! B. Leipa unter dem Spitzberg! 
Bei Kreibitz und Schluckenau! Bodenbach an der Biela, am Tetschner Schneeberg! Bei 
Leitmeritz: am Bergabhange bei Skalie, nächst Glyceria nemoralis! — Erzgebirge bei 
Teplitz [z. B. nächst der Geiersburg!], Osseg (Thiel)! Teltschgrund bei Görkau! Karls- 
bad (Ortmann als R. plicatus)! — Bergrücken der Burg Pravda! Wald oberhalb des 
Vinaficer Thales! Konrimecer Revier! Sehr häufig in den Wäldern um Horovie, zwischen 
Horovie und Dobris, Berg Bäba bei Hostomie, zwischen Cheznowie und StraSie, bei 
Woleönä u. s. w. Rokycan: unter dem Berge Kotel und Zdär! Teiche bei Bolevec nächst 
Pilsen! Böle& bei Chudenie! Wald Vittuna bei Stankau! — Torfmoore bei Zalsf! Rothes 
Moos bei Gratzen! Moldauthal bei Rosenberg! 


5. R. plieatus Weihe em. (R. nitidus Weihe, R. fruticosus Autt. plur., R. coryli- 
folius Hayne, Pohl Tent., Presl fl. &ech., R. Weihei Ortm.). Schösslinge stark Skantig, 
oft gefurcht, kahl, unbereift, (wie die Blattstiele) mit entfernt stehenden, starken, 
derben, am Grunde sehr breiten, meist gekrümmten Stacheln. Blätter derselben 
meist 5zählig, mit kurzgestielten oder fast sitzenden unteren Seitenblättchen (sehr selten 
Tzählig oder 3zählig); Blättehen beiderseits grün und zerstreut angedrückt behaart, unterseits 
höchstens weichhaarig, das endständige herzeiförmig, zugespitzt. Blätter der Blüthen- 
zweige 5- und 3zählig, die obersten öfter ungetheilt. Blüthen in endständiger kurzer 
traubiger Doldenrispe, mit derben gekrümmten Stacheln, auch in den oberen Blatt- 
achseln in kleinen Doldentrauben, seltener einzeln. Kelchzipfel anliegend kurzbehaart, 
grün, am Rande und innen weissfilzig. Blumenblätter breit eiförmig. Staubgefässe kurz, 
ziemlich aufrecht, so hoch wie die Griffel. Reife Frucht schwarz, glänzend. 


Vsn allen am stämmigsten, bis 12' hoch. Stämme oft geröthet. Blätter gewöhnlich 
derber als bei vorigem, meist gefaltet, in schattigen Wäldern aber weıcner, dünner und glatter 
(R. nitidus W. N.), nicht zu verwechseln mit R. subereetus, Blüthenstiele dicker als bei diesem, 
weichhaarig. Kelchzipfel oft lang zugespitzt. Blumenblätter meist fleischfarben, seltener weiss, 


638 Rubas. 


Früchte süss säuerlich, ohne das Aroma der Himbeere, spät reifend. An einem Exemplare (bei 
Chlumec bydi. Kr.) war über dem Blüthenstande ein Laubtrieb mit achselständigen Blüthen- 
zweigen durchgewachgen. Var. «@) racemosus, Blüthenstand traubig oder traubig-rispig, die 
Achselzweige der Laubblätter kurz (nach Art des R. thyrsoideus); ß) corymbosus, Rispe 
kurz, doldentraubig, gleichgipfelig, die Zweige aus den oberen Laubblattachseln ‚verlängert, dolden- 
traubig (nach Art des R. suberectus); y) parviflorus, mit doppelt kleineren Blüthen. Der 
R. fruticosus L. Sp. pl. ist eine Collectivart, die in Fl. suec. beschriebene Form ist unmöglich, 
wie die meisten Autoren gegenwärtig annehmen, mit R. plicatus identisch, sondern viel eher mit 
unserem R. corylifolius c. 

7 Juni, Juli (Fruchtreife von Allen am spätesten, September, Oktober). In 
Hecken, Zäunen, auf Feldrainen und Hügeln, an Waldrändern, zwar verbreitet, von den 
Ebenen bis auf’s Vorgebirge, doch zerstreut, weit weniger häufig als R. corylifolius und 
mehr in bebauten, entwaldeten Gegenden, daher z. B. in der Gegend von Horovic und 
Rokycan sparsam, viel seltener als der vorige. 


6. R. thyrsoideus Wimmer 1832 (R. fruticosus Smith, Pohl Tent., Presi fl. 
@ech., Weihe, Tausch! R. bicolor Opiz! R. candicans Weihe ap. Rchb. 1832). Schössling 
meist hochbogig, 5kantig, oft gefurcht, kahl, unbereift (wie auch die Blattstiele), mit 
entfernten derben, am Grunde sehr breiten und meist gekrümmten Stacheln. Blätter 
desselben 5zählig mit kurz oder länger gestielten unteren Seitenblättchen, oberseits 
kahl, glatt, sattgrün, unterseits kurzhaarig- weiss- oder graufilzig, sehr selten 
erwachsen nur weichhaarig; Blättchen eiförmig oder eilänglich, das endständige am 
Grunde herzförmig. Blätter der Blüthenäste 5- und 3zählig, seltener 1 oberstes unge- 
theilt. Blüthen in endständiger verlängerter, schmaler, unbeblätterter oder nur am 
Grunde beblätterter Rispe oder Traube (mit derben Stacheln). Kelchzipfel kurzbespitzt, 
graufilzig, am Rande weissfilzig. Blumenblätter länglich, ziemlich schmal, abstehend. 
Staubgefüsse locker ausgebreitet, so hoch oder wenig höher als die Griffel. Reife 
Frucht ziemlich gross, glänzend schwarz; Steine der Früchtchen netzig-grubig, mit 
flachen weiten Netzgruben und ziemlich flachen Netzfäden. 

Der Schössling steigt erst aufrecht auf und hängt dann bogig über, oberwärts die auf- 
rechten Seitenzweige mit schmalen Rispen gleich aufgesteckten Kerzen tragend; in seltenen Fällen 
legt er sich. zuletzt ganz nieder. An schwachen Seitentrieben ist die Traube auch verkürzt. 
Blättchen häufig schmal länglich, keilig, doch auch breit eiförmig (R. rhamnifolius W. N.), die 
Sägezähne breiter, nicht so lang zugespitzt wie bei R. fruticosus. Blumenblätter weiss, hellrosa 
angehaucht. Früchte von ziemlich fadem, süsslich-säuerlichem Geschmack. Var. @) candicans, 
Blätter unterseits weissfilzig, auch die der Blüthenäste grösstentheils weiss- oder graufilzig, nur 


die untersten häufig nur dicht. weichhaarig. $) virescens (R. racemosus Opiz!), Blätter der 
Schösslinge unterseits nur graufilzig, an den Seitenzweigen nur weichhaarig, grünlich. 


b Juni, Juli (Fruchtreife August, September). Auf sonnigen lichten Berglehnen, 
in Hauen, Haiden, an Waldrändern, im Hügellande und niederen Gebirgslande ziemlich 
verbreitet und oft gesellig. Bei Prag selten beobachtet: Särka, Horomöficer Wälder! 
Troja am Moldauufer! Selö (Opiz)! Felsiges Moldauufer gegenüber Lib&ic! Moldauufer bei 
St. Kilian nächst Davle! Karlstein (Poläk)! Dnespek im Säzavathale (Poläk)! — var. 
ß. im Bohnicer Walde (Opiz)! und am Dablicer Berge (Poläk)! — Am häufigsten in 
Ostböhmen: Woskoberg bei Podebrad! Chlumee: unter dem Berge Listice! Dyakadoviec 
bei Chrudim ! Unter-Krälovie: bei VSeboric in den Wäldern vorherrschende Art (Poläk)! 
Hohenmauth: Wälder gegen Leitomysl zu! Chotzen ($)! Brandeis a. Adler! Olbern- 
dorfer Grund bei Landskron! Senftenberg häufig! Wälder südlich von Kostelee a. Adl., 
auf Schotter und Sandboden! Königingrätzer Wald! Konlina bei Jaromer! Mettau-Thal 
bei Neustadt! Bradlece und Bieska bei Ji@in, auf Hügeln! Waldstein bei Turnau! — 
Roll bei Niemes, sehr selten (Schauta)! Schluckenauer Gegend (Karl)! Tetschen: Elb- 
abhang vor Mittelgrund! Elbabhänge unter dem Sperlingstein, mit R. tomentosus! — 
Erzgebirge: Klostergrab (Winkler), Osseg (Thiel)! Ziegenberg bei Rothenhaus (Roth)! 
Stadtgut bei Karlsbad (Ortmann, als R. fruticosus niveus). — Mittelböhmen: Vinaficer 
Thal häufig! Häufig an der Beroun bei Bürglitz gegen Skrej, mit R. tomentosus! Wälder 
zwischen Dobris und Hostomnic an der Strasse (mit £)! Berg Plesivee und Komorskä 
hora bei Jinec! Am Nordabhang des Brdy-Waldgebirges bei Welkau mit R, tomentosus! 
— Tiisau bei Krumau (Purkynö)! 


"Rubus. 639 


b) (Vestiti.) Schösslinge niedrig-bogig, dann niederliegend und selbst kriechend, 
5kantig und flachseitig oder ziemlich stielrund, mit bleibenden Haaren oder mit Stieldrüsen oder 
mit beiden besetzt, ausserdem mit kräftigeren Stacheln (sehr selten zuletzt verkahlt und’ ohne 
Stieldrüsen). Blätter 5zählig mit lang gestielten oberen und mit sehr deutlich gestielten unteren 
Seitenblättehen, oder 3zählis mit langgestielten Seitenblättchen. Früchtchen unbereift. 

«) Schösslinge 5kantig, wie die Blüthenäste nur mit kräftigeren zerstreuten Stacheln 
auf den Kanten besetzt, ohne kleine Stacheln und Stieldrüsen, behaart (sehr selten zuletzt ver- 
kahlt). Blätter 5zählig, selten 3zählige eingemischt. Fruchtkelche zurückgeschlagen. 


7. R. villicaulis Köhler. Schösslinge stumpf 5kantig, meist flachseitig, seltener 
zur Spitze gefurcht, länger und meist abstehend behaart, öfter auch mit kleinen angedrückten 
Büschelhaaren, zuletzt auch kahl oder fast kahl, unbereift (nebst Blattstielen), mit ent- 
fernten, starken, am Grunde stark verbreiterten und geraden oder etwas gekrümmten 
Stacheln, an der jungen Spitze filzig und abstehend behaart, ohne gestielte Drüsen. 
Blätter gefingert 5zählig, mit centralen, gestielten unteren Seitenblättchen; Blättchen 
unterseits auf den Nerven von längeren Haaren zerstreut behaart, dazwischen von 
kürgeren weichhaarig grauschimmernd bis weissfilzig, eiförmig bis länglich, das 
endständige etwas herzförmig. Blätter der Blüthenäste meist nur 3zählig oder die untersten 
5zählig, die obersten auch einfach. Blüthen in traubiger, beblätterter oder unbeblätterter 
Rispe oder einfacher Traube; Blüthenstandaxen dicht abstehend zottigbehaart, bestachelt. 
Kelchzipfel breiteiförmig, graufilzig und rauhhaarig. Blumenblätter eilänglich. Staubge- 
fässe lang, die viel kürzeren geraden Griffel ganz einhüllend. 

a) vulgaris (R. vulgaris Weihe, R. carpinifolius W., R. silvaticus W.). Schössling 
mit abstehenden längeren Haaren, dazwischen mit spärlichen angedrückten kleinen Büschelhaaren 
oder ohne solche, bisweilen im Alter auch ganz kahl. Blätter unterseits grün, auf den Nerven 
von längeren Haaren schimmernd, dazwischen von kürzeren Haaren zerstreut- bis dicht weich- 
haarig. — Eine Übergangsform zu b) mit zwar dünn graufilzigen Blättern, aber mit abstehenden 
längeren Haaren am Schössling ist R. villicaulis W.N., (#), daher auch b) speecifisch nicht zu trennen ist. 

b) discolor (R. discolor Weihe, R. pubescens W., R. macrophyllus W.). Schössling 
von srösstentheils anliegenden längeren Haaren und ‚zahlreichen kleinen Büschelhärchen grau- 
flaumig. Blätter unterseits weissfilzig.. Von R. thyrsoideus durch die Behaarung und den nieder- 
gestreckten Wuchs des Schösslings und die langen Staubgefässe vorzugsweise zu unterscheiden. 

Blätter dunkelgrün, ziemlich glatt, oberwärts mattelänzend, am Anfang des Schösslines 
und an schwachen Trieben wohl auch 3zählig; Stiele der mittleren Blättchen rinnig (bei R. pli- 
catus meist fach), Am Rande der Hochblätter und Nebenblätter sind ziemlich häufig einzelne 
Stieldrüsen, die auch bisweilen auf den Kelchen und im Blüthenstande: auftreten, sonst aber 
Blüthenzweige und Schösslinge ohne Stieldrüsen, wohl aber mit sitzenden Drüsen (wie auch bei 
den vorigen Arten). Blumenblätter schmal, ziemlich gross, weiss oder röthlich, ohne besonderen 
Geruch. Frucht gross, reichpflaumig, wohlschmeckend. 

%» Juni—August. a) In Wäldern, an Waldrändern, in waldreichen, gebirgigeren 
Gegenden verbreitet, in niederen, wärmeren, waldarmen Lagen seltener. Bei Prag daher 
selten: Baumgarten! Dablicer Berg (Opiz)! Wälder um Ritan (Poläk, auch £.)! Im bergigen 
Ost- und Nordböhmen (von Chlumee und Jiein an nordwärts) verbreitet, im Riesengebirge 
z. B. am Mooshübel (Knaf fil.)! Im Erzgebirge hin und wieder, in Mittelböhmen z. B. 
auf dem Berge der Burg Pravda! bei Bürglitz im Kourimecer Revier! bei Jinec auf der 
Komorskä hora (f.) und bei Rokycan! in Südböhmen z. B, bei Chudenic, doch selten! 
— b) Selten: bisher nur im Olberndorfer Grund bei Landskron auf der Kalklehne 
(1868)! bei Senftenberg! dann bei Welkau im Brdy-Waldgebirge und auf dem Berge 
Tremosnä bei Pribram! 


8. R. amoenus Portenschlag (R. sanctus Schreber ? R. albatus Bayer, R. macroa- 
canthus Sendtner). Schössling oft peitschenförmig niederliegend, stumpf 5kantig und 
flachseitig, seltener zur Spitze gefurcht, von kleinen angedrückten Büschelhaaren 
grauflaumig, ohne abstehende Haare, an der jugendlichen Spitze filzig und mit winzigen, 
bald abfälligen, kurzgestielten Drüsen besetzt, sonst mit entfernten, kräftigen, am Grunde 
verbreiterten und krammen Stacheln, unterwärts etwas bereift. Blätter derselben fussförmig 
5zählig (oder auch 3—4Azählige eingemischt), mit ziemlich langgestielten Blättchen, 
oberseits kahl, unterseits von sehr kurzem Filze kreideartig weiss. Blätter der ober- 


640 Rubus, 


wärts mit derben Stacheln reichlich besetzten Blüthenäste 3zählig oder obere einfach. 
Blüthenstand wie bei vorigem. Kelchzipfel gleichfalls kreideweissfilzig. Blumenblätter 
breit eirundlich. Staubgefüsse nur so hoch als die Griffel. 

Ausgezeichnete südlichere Art, nach Bayer schon um Wien häufig, deren Vereinigung 
mit R. villicaulis ein Missgriff war. Gremli (der überhaupt zu viel Arten unterscheidet) schreibt 
dem echten R. amoenus fingerförmig 5zählige Blätter und Staubgefässe von der Länge der Griffel, 
und einem hievon unterschiedenen R. bifrons Vest fussförmig 5zählige Blätter und die Griffel 
weit überragende Staubgefässe zu. Unsere Pflanze dagegen vereinigt fussförmig 5zählige Blätter 
mit den kürzeren Staubgefässen, daher ich die Richtigkeit von Gremli’s Aufiassung bezweifle, 
Übrigens ziehen Weihe und Godron den R. bifrons Vest zu R. corylifolius var. tomentosus. Die 
Blüthenstandsaxe ist ebenfalls angedrückt filzig, aber auch mit mehr weniger abstehenden Haaren 
dazwischen. Blumenblätter rosenroth. Fruchtknoten an der Spitze pinselförmig-langhaarig, was 
auch bei R. villicaulis discolor der Fall ist. 


p Juli. Bisher nur im südlichsten Böhmen: bei der Jägerei im Blanskerwalde 
(Purkyn&)! Der R. argenteus, den bereits Jungbauer bei Kokotfn im Blanskerwalde verzeichnet 
hat, dürfte demnach ebenfalls hieher gehört haben, 

ß) Schösslinge stumpf 5kantig, (wie die Blüthenäste) auf den Kanten mit ziemlich 
kräftigen entfernten Stacheln, dazwischen auf den Flächen mit Stieldrüsen besetzt, auch mehr 


weniger behaart. Blätter meist deutlich fussförmig-5zählig (d. h. die unteren Seitenblätfchen dem 
Stielchen der mittleren angewachsen), seltener 3zählig. Fruchtkelche herabgeschlagen. 


9. R. radula (Weihe em.) Sendtner. Schössling unbereift oder etwas bereift, 
mit starken am Grunde stark verbreiterten Stacheln fast gleicher Art und mit verschie- 
den starken (die Drüsen leicht abwerfenden) nadelförmigen Stieldrüsen. Blätter unter- 
seits zerstreut behaart bis dünn und sehr kurz blaugraufilzig,; DBlättchen länglich, 
scharfyesägt, mit oft lang zugespitzten Sägezähnen; Nebenblätter mit langgestielten 
Drüsen. Blätter der Blüthenäste 3zählig, oberste oft ungetheilt. Blüthen meist klein, 
in traubiger, im unteren ‘Theile öfter beblätterter Rispe oder Traube; Blüthenstandaxen 
abstehend rauhhaarig, mit zahlreichen, geraden, auf den Blüthenstielen nadelförmigen 
Stacheln. Kelch weissfilzig. Staubgefässe aufrecht, ungleich, die äusseren die Griffel 
merklich überragend. 


a) cinerascens (R. radula Weihe =. str., R. rudis Weihe). Blätter starrer, unterseits 
bläulichgrau dünnfilzig, die untersten am Blüthenaste aber bisweilen verkahlt und grün, wobei 
die längeren Haare von b) hervortreten; Seitenblättchen manchmal fast central. Stacheln am 
Schösslinge oft strohgelb. 

b) viridis (R. lingua Weihe N., R. thyrsiflorus Wimmer, R. hirsutus Wirtgen nach 
Sendtner). Blätter weicher, unterseits grün, auf den Adern zerstreut langhaarig, schimmernd, da- 
zwischen kahl oder kurzweichhaarig. Diese Form betrachtet O. Kuntze für hybrid aus R. glandu- 
losus und verschiedenen anderen Arten, sie ist aber von a) nur durch den Mangel des dünnen 
Filzes und der blaugrünen Farbe, nach meiner Ansicht nicht spezifisch verschieden. Auch R. 
thuringensis Metsch (nach Kuntze ein R. glandulosus X villicaulis) ist nur durch etwas grössere 
Blüthen und längere Staubfäden verschieden, und nähert sich auch dem R. Köhleri. - 

Ist eigentlich ein Mittelding zwischen R. villicaulis und R. glandulosus und noch weiter 
zu beobachten. Die Menge der Stieldrüsen zwischen den grösseren Stacheln ist veränderlich, an 
typisch reichdrüsigen Formen fühlt sich der Schössling rauh wie eine Raspel an, daher der Name. 
Blättchen oft schmal länglich-keilig. Blumenblätter klein, eiförmig, am Grunde nagelartig ver- 
euer oder rosa angelaufen. Steinfrüchtchen grösser als beim R. glandulosus, von el 
seschmack. 4 


b Juni, Juli. In Wäldern, auf lichten Waldplätzen, vorzugsweise in gebirgigeren 
Lagen und Waldgegenden, nicht häufig. a) Hohenmauth! B. Trübau: hinter Schirmdorf! 
Senftenberg! Adler-Kostelee gegen Reichenau! Kondina bei Jaromör! Bradlec bei Jilin! 
Nixdorf (Karl und Neumann)! Bodenbach (Bayer). Osseg (Thiel)! Erzgebirgshöhen bei 
Eisenberg (Knaf fil.)! Komotau! Tiemosnä-Berg bei Pfibram! Tiisau bei Goldenkron 
(Purkynö)! — b) Cibulka bei Prag (Opiz)! Waldrand vor Reichenau von Elbe-Kostelec 
her! Brandeis a. Adler! Wald von Neu-Königingrätz! Kontina bei Jaromer! Böhm. Neu- 
stadtl am Fusse des Isergebirges (0. Kuntze, als R. glandulosus X villicaulis)! — Komorskä 
hora bei Jinec! Fuss des Hochwaldberges bei Heilbronn ! 


Rubus. 641 


y) Schösslinge stielrund oder schwachkantigs, mit zahlreichen, genäherten, geraden 
oder gekrümmten Stacheln verschiedener Grösse, Nadeln und Stieldrüsen, nebstbei dichter oder 
spärlicher rauhbehaart, oft bereift. Blätter 3zählig oder deutlich fussförmig 5zählie. Fruchtkelche 
meist aufgerichtet, der Frucht angedrückt, seltener (bei verkümmernder Frucht jedoch öfter) 
herabgeschlagen. 


10. R, glandulosus Bellard (R. hybridus Villars). Schössling niederliegend, 
kriechend und gern wurzelnd. Blätter desselben 3zählög, seltener fussförmig 5zählig ; 
deren Blättchen eiförmig, beiderseits grün, unterseits zerstreut behaart bis dicht rauhhaarig;; 
deren Nebenblätter mit Stieldrüsen. Blätter der Blüthenzweige 3zählig, seltener die 
oberen ungetheilt, eiförmig oder herzförmig, auch 3lappig. Blüthen in einer traubigen 
Rispe, häufig auch doldentraubige Ästechen in den oberen Blattachseln. Blüthenstandaxen 
nebst den Kelchen filzig, reschdrüsig, mit Nadeln und stärkeren geraden Stacheln. 
Kelchzipfel kurzzugespitzt oder mit Anhängseln. Blumenblätter länglich oder länglich- 
eiförmig, keilförmig, schmal, einander nicht berührend. Staubgefässe aufrecht, ungleich, 
so lang oder die äusseren länger als die Griftel. 


Ausgezeichnet durch die Menge der Stacheln und Drüsen, durch dickliche, nie filzige 
Blätter, meist kleine, zahlreiche Blüthen mit sehr schmalen und kleinen weissen Blumenblättern 
von rosenartigem Wohlgeruche! Früchtchen klein und zahlreich in einer Frucht, diese wohl- 
schmeckend. Variirt sehr und ist unglücklicher Weise schon von Weihe und Nees, dann auch 
von Anderen in eine Menge Dutzendarten zersplittert worden. Ich halte nur 3 Hauptformen, die 
durch Uebergänge verbunden sind, für unterscheidenswerth. : 


a) Köhleri (Weihe et N.: spec.). Schössling stumpf 5kantig, unbereift, mit derben, 
starken, zahlreichen, ziemlich geraden, pfriemlichen Stacheln von verschiedener Grösse besetzt. 
Blätter meist 5zählig, minder deutlich fussförmig, selten 3zählig, hellgrün, die oberen rispen- 
ständigen theilweise umgetheilt, breit herzförmig, oft 3lappig. Rispe stark beblättert, aus einer 
kurzen terminalen und aus achselständigen 1—3blüthigen Doldentrauben zusammengesetzt, deren 
Axen ebenfalls mit zahlreichen, zum Theil geraden langen Stacheln, theils mit nadelförmigen 
braunen Stieldrüsen. Blüthen mittelgross. Kelchzipfel der Frucht zurückgeschlagen. Staubgefässe 
die äusseren die Griffel überragend. 


b) Schleicheri (W. et N. spec.). Schössling mexst unbereift, schwach kantig, dessen 
grössere Stacheln kräftig, zum Grunde verbreitert, meist gekrümmt oder schief, strohgelb oder 
bräunlichgelb, Stieldrüsen spärlicher. Blätter 3zählig oder fussförmig 5zählig. Rispe länglich, 
mit dünnen Stielen, daher öfter übergeneist, kaum oder nur am Grunde beblättert, mit häufig 
bleichen (aber auch purpurnen) kürzeren Stacheln und Stieldrüsen. Blüthen klein. Fruchtkelche 
oft zurückgeschlagen. Staubgefässe kaum länger als die Griffel. — Eine Form mit beblätterter 
Rispe und mit kaum gekrümmten Stacheln am Schössling steht dem R. Köhleri sehr nahe, allein 
die grösseren Stacheln des Blüthenstandes sind mehr zerstreut, kürzer und etwas gekrümmt, die 
Blüthen kleiner, die Staubfäden kürzer, die Blätter deutlicher fussförmig. 


e) hirtus (W. Kit. spec., Pohl Tent.). Schössling meist bereift und stielrundlich, auch 
die grössten Stacheln desselben dimn, klein, die Stieldrüsen und meist auch die Behaarung reich- 
licher. Blätter fast immer nur 3zählig, bald hell-, bald dunkelerün, wunterseits bläulich. Rispe 
gewöhnlich steifer aufgerichtet, reichblüthig, in der Regel aus kleinen Blüthen, ihre sehr zahl- 
reichen dümmen Stacheln und Stieldrüsen meist purpurroth. Fruchtkelche meist aufrecht, der 
Frucht angedrückt. Staubgefässe meist kaum länger als die Griffel (doch giebt es auch Formen 
mit so grossen Blüthen und so langen Staubgefässen wie bei R. Köhleri). — R. Bellardi Weihe, 
R. Güntheri Weihe u. a, lassen sich nicht einmal als Varietäten trennen, 


D Juli, August (Fruchtreife September). In Bergwäldern, Haiden, Waldschlägen 
der Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge. a) Selten: Thal von Srbeö bei Schlan! 
B. Trübau! Starko& bei Nächod auf Kalkmergel! Neubrücke und Rollberg bei Niemes 
(Schauta) ! Neuhäusel bei B. Leipa, auf Sandstein ! Schluckenau: am Fusse des Pirschken- 
berges im Steingerölle (Karl)! Nixdorf (Dittrich)! Tetschner Schneeberg! Teplitz (Winkler). 
— b) Ziemlich verbreitet: Wälder zwischen Rican und Mukatov, nächst Klokoönä! — 
Ostböhmen: Herrschaft Pardubie (Opiz)! Hohenmauth! Chlumek bei Leitomysl! Schirm- 
dorf b. B. Trübau! Brandeis a. Adl.! zwischen Adler-Kostelec und Reichenau! Senften- 
berg (näher an R. Köhleri)! Königingrätzer Wald! — Fichtenwäldchen unter dem 
Jeschken! Schluckenau (Karl)! Skalicer Wald bei Leitmeritz! Tetschner Schneeberg ! 
Tissa! Erzgebirge bei Teplitz, Klostergrab (Winkler)! Komotau: im Teltscher Grund bei 
Görkau! bei Gabrielahütte (Knaf)! Hinter Gross-Holletitz bei Saaz! Ellbogen (Aschers.). 


642 Rubus. 


—- Mittelböhmen: Waldhau beim Kourimecer Forsthause bei Skrej! Wälder zwischen 
Hostomnic und Dobris, um Strasic, im Obeenicer Revier bei Pribram u. s. w. hänfig! 
Rokycan! Südböhmen: Krems unter dem Blanskerwald (dem R. Köhleri nahe)! — c) In 
Bergwäldern verbreitet. Ostböhmen: Vseboficer Wälder bei Unter-Kralovic (Poläk)! Pod- 
moky bei Goltsch-Jenikau (Poläk). Berg Woheb bei Nasaberg (Opiz). Hohenmauth! Stro- 
kele, Karlskrone bei Leitomysl! Chotzen! Brandeis a. Adler! Eduardsquelle und Olbern- 
dorfer Grund bei Landskron! Grulich! Fuss des Glazer Schneeberges! Ples und Kontina 
bei Jaromer! Adersbacher Felsen (Knaf)! Im Riesengebirge bis zur Gränze des Baum- 
wuchses, z. B. am Kesselberg (Tausch)! am Weisswasser (K. Knaf)! Rochlitz (Gottstein) ! 
Grossskal bei Turnau! Prachover Felsen bei Jiein! In die Elbniederung herabsteigend: 
bei Veska bei Dasic! und im Walde bei Dlouhopolsko! — Im gebirgigen Nordböhmen 
verbreitet: Reichenberg! B. Aicha (Opiz). Weisswasser (Purkyne)! Niemes am Rehfluss, 
am Rollberg (Schauta)! Kosel und Spitzberg bei B. Leipa! Kaltenberg und Rosenberg 
bei B. Kamnitz! Kreibitz! Schluckenau (Karl, Neumann)! Herrnskretschen, Tetschen! Im 
Mittelgebirge selten: nur im nördlichen Theile am Fusse des Geltsch gegen Auscha! 
Zinkenstein (Mayer)! Im Erzgebirge ziemlich verbreitet: Klostergrab (Winkler)! Osseg 
(Thiel)! Teltschgrund bei Görkau! Ranzenthal bei Komotau! Hanenstein (Opiz). — 
Ploben bei Karlsbad, Ellbogen (Ortm.), Marienbad (Prof. Reuss), Theusing (Opiz), — 
Mittelböhmen: Bürglitzer Wälder seltener! Bäba-Berg bei Hostomnic! Wälder bei 
Strasic, namentlich am Padrtbache! Berg Tremosnä bei. Prfibram! Altsattelhrädek (Zeisig). 
— Südböhmen: Berg Ritej bei Chudenic! Blanskerwald (Purkyne)! Berg Kum bei An- 
dreasberg (Jungbauer). Seewand am Bystricer See im Böhmerwalde (Purkyne)! Brünnel 
bei Gratzen im Felsgerölle! 

e) (Corylifolii.) Schösslinge niedrig-bogig, niederliegend, stumpf 5kantig bis stiel- 
rundlich, mit kräftigeren Stacheln einer Art oder mit zahlreicheren kleineren, verschiedenartigen 
Stacheln, oft mit Stieldrüsen. Blätter 3zählig, mit sitzenden oder sehr kurz gestielten, häufig 2- 
lappigen Seitenblättchen, oder fussförmig 5zählig, mit kurzgestielten mittleren und sitzenden 
Ra Gens kurz gestielten unteren Seitenblättchen; Endblättchen langgestielt. Früchtchen 
oft bereift. 


11. R. caesius L. Schössling stielrund, dünn, öfter verzweigt, bläulich-bereift, 
mit sehr kleinen, schwachen, gleichartigen, geraden oder gekrümmten Stacheln, zerstreuten 
oder fehlenden Stieldrüsen. Blätter nur 3zählig, Blättehen unterseits grün, zerstreut- 
behaart bis dichtweichhaarig; die Seitenblättehen häufig 2theilig, scharfgesägt und öfter 
gelappt, das endständige eiförmig-rhombisch, selten etwas herzförmig. Nebenblätter lan- 
zettlich, zum Grunde verschmälert. Blüthenstand doldentraubig, armblüthig, öfter auch 
achselständige doldentraubige Seitenzweige. Kelchzipfel breit eiförmig, mit langem Anhäng- 
sel, sehr glattfilzig, wie die Blüthenstiele mit purpurrothen Stieldrüsen besetzt; zur 
Fruchtzeit aufrecht, der Frucht angedrückt. Blumenblätter eiförmig oder rundlich. 
Staubfäden ausgebreitet, etwa so hoch als die Griffel. Frucht aus wenigen, grossen, 
blau bereiften Früchtchen. 

Kleinere Art, nicht sehr veränderlich. Blätter bald weich (im Schatten und Feuchten), 
bald starrer und faltig (im Trocknen, auf Feldern), übrigens trüb elanzlos grün. Stacheln viel 
schwächer als meist bei R. corylifolius. Die Stiele der reichlichen Stieldrüsen sind roth, so wie 
die Köpfchen, daher diese Bekleidung auffällig. Die einwurzelnde, rosenroth angeschwollene 
Triebspitze schwillt unter der Endknospe an und erzeugt rundum zahlreiche Wurzein; der Trieb 
bildet schon vordem nur Niederblättchen. Blumenblätter sehr zart, schneeweiss, mit wässerig 
hellen, graulichen Adern. Steinfrüchtehen am grössten unter allen Arten, besonders wenn nur 
ein Paar oder eines ausgebildet sind, 

2 Juni—September. Auf Brachen und Feldrändern, in Gebüschen, auf steinigen 
Hügeln durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (im Erzgebirge bei 2200°) verbreitet 
und gemein: 


12. R. corylifolius Smith (R. nemorosus Hayne, Poll Tent., R, dumetorum 
Weihe Nees). Schössling liegend oder erst aufstrebend und dann erst bogig sich nieder- 
legend, schwachkantig oder stielrundlich, schwach bereift, später unbereift, kahl 
oder behaart, mit mehr oder minder zahlreichen, ziemlich gleichen, geraden oder krummen, 


Rubus, 643 


meist kleinen Stacheln und mit ziemlich spärlichen oder ohne Stieldrüsen. Blätter der- 
selben unterseits zerstreut-behaart bis grau- oder weissfilzie, meist 5zählig mit sitzenden 
unteren und kurz gestielten mittleren Seitenblättchen, seltener 3zählig mit 2lappigen 
Seitenblättehen; die der Blüthenäste meist 3zählig. Nebenblätter lineal, langzugespitzt, 
zum Grunde wenig versehmälert. Blüthenstand traubig oder doldentraubig, öfter auch aus 
blattachselständigen Doldentrauben zusammengesetzt. Kelchzipfel eiförmig, kurz bespitzt, 
weiss- oder graufilzig, wie die Blüthenstiele mit ziemlich zerstreuten wenig bemerk- 
baren Stieldrüsen oder ohne solche, an der Frucht abstehend, zurückgebrochen oder 
einzelne Zipfel angedrückt. Blumenblätter rundlich oder verkehrteiförmig, kurz genagelt, 
zerknittert. Staubfäden ausgebreitet, so hoch oder die äusseren höher als die Griffel. 
Früchtehen wenig zahlreich, ziemlich gross, schwarz, fast unbereift. 

Sehr vielgestaltige Art, von O. Kuntze, Gremli u. A. gewiss mit Unrecht für hybrid (R. 
plieatus X caesius u. dgl.) angesehen. Die Stieldrüsen haben einen farblosen Stiel und rothes 
Köpfehen, darum und wegen geringerer Zahl minder auffällig. Blumenblätter nicht so zart und 
dünn wie bei exsius, mit einem Stich in’s Grünliche. Steinfrüchtchen kleiner, anscheinend unbe- 
reift, doch nach dem Abwischen glänzender, daher doch eine sehr dünne Reifschicht vorhanden. 
Arrhen, Fries, Garcke u. A. unterscheiden einen R. corylifolius und R. nemorosus; deren Unter- 
schiede sind aber nicht so beträchtlich, dass sie nicht zu einer Art gehören dürften, daher ich 
0. Kuntze’s Ansicht theile; R. corylifolius jener Autoren dürfte übrigens unsere Form a) sein. 

a) silvaticus (R. montanus Wimmer?, R. corylifolius Arrhen?). Stacheln auf den 
Schösslingen und Blüthenzweigen feiner, dünner, gerade, strohgelb, Stieldrüsen zahlreicher. Blätter 
weich, dünn, unterseits weichhaarig bis grau- oder weissfilzig (a° tomentosus). Endblättchen breit 
rundlich. Darf nicht mit R. glandulosus verwechselt werden. 

b) dumetorum (Hieher R. gracilis Presl, R. hirsutus Presl). Schösslinge mit derberen, 
dicht stehenden, zum Grunde etwas verbreiterten Stacheln, spärlichen oder auch fehlenden Stiel- 
drüsen. Blüthenäste mit Stieldrüsen und zahlreichen Stacheln. Blättchen dicklich, starr, unterseits 
kurzweichhaarig bis graufilzig (b‘ tomentosus, R. mollis Presl, R. ulmifolius Presl). Endblättchen 
rhombisch-eiförmig bis rundlich, öfter schwach herzförmig. Blüthen ziemlich gross, Blumenblätter 
rundlich oder rundlich-eiförmie. ‚ 

ec) eglandulosus (R. affinis Weihe, R. fruticosus L. fl. suec.?) Schösslinge stumpf- 
kantig mit derberen, zerstreuten Stacheln, ohne Stieldrüsen, kahl. Blüthenäste ebenfalls ohne 
Stieldrüsen, mit zerstreuten Stacheln. Blättchen wie bei f, unterseits graulich-weichhaarig bis 
weissfilzig (c‘ tomentosus). Blüthen kleiner, Blumenblätter oval oder eilänglich, aber auch rundlich- 
eiförmig. — Diese auffallende Form erinnert durch die Bestachelung an R. plicatus, jedoch der 
Wuchs niedrig, meist liegend, die Kelche graufilzig, die mittleren Blättchen kurzgestielt und die 
seitlichen sitzend, daher die Form nur zu R. corylifolius gehören kann. 


2, Juni, Juli, einzeln noch im September (Fruchtreife an sonnigen Stellen schon 
im Juli). An Waldrändern, buschigen felsigen Abhängen, steinigen Orten sehr verbreitet 
durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (z. B. auf den Vorbergen des Erzgebirges, 
oberhalb Hohenelbe am Riesengebirge), in brombeerarmen Gegenden oft neben R. caesius 
einzige Art, so z. B. in der Dymokurer Gegend. a) In Wäldern hin und wieder; bei 
. Prag: Cibulka! Hain bei Lib&ice (Poläk)! Podmoky bei Goltsch-Jenikau (Poläk)! Fasanerie 
Vorel bei Hrochow-Teinitz! Schatzlar (Breyer)! Rollberg bei der Zügelhütte (Schauta) ! 
Spitzberg bei B. Leipa! Oberhalb Skalitz bei Leitmeritz um den Waldsumpf! Waldschlucht 
bei Praskowitz (Mayer)! Teltschgrund im Erzgebirge bei Görkau! Bergrücken der Burg 
Pravda! Fichtenwald bei Zebräk! Welkau bei Pfibram! u. s. w. — a’ seltener; bei 
Prag: Chuchler Berg (Poläk)! Wälder bei Rican (Poläk)! Von Nehvizd gegen Ouval 
(Poläk)! Bohnicer Wald! Felsen bei Pikovic an der Säzava (Poläk)! Dubinathal bei 


Leitmeritz (Mayer)! — b) Auf sonnigen‘ trockenen Stellen, Hügeln, Waldrändern, 
Strassenrändern, Felsen, viel verbreitet; b’ seltener, bei Prag: Podbaba, Podhor bei 
Troja, Felsen gegenüber Lib£ic! Drabinawald bei Chlumee! Peruc! — c) An Waldrändern, 


bisher seltener beobachtet. Bei Prag: Kuchelbad (Opiz)! Chejnower Wald bei Libdic 
(Poläk)! Skrej bei Bürglitz! B. Trübau: hinter Schirmdorf! Starko& bei Nächod, auf 
Kalkmergel! Am Fusse des Jeschkenberges! Rollberg, selten (Schauta)! Gebüsche bei 
Horenz unweit Saaz (Thiel! in Reuss’ Skizze richtig als R. affinis). — c’ Oberhalb 
Skalitz bei Leitmeritz ! 


C. (Amaurocarpi m.) Frucht mit dem kegelförmisen Fruchtboden verbunden abfal- 


644 Spiraea 


lend. Früchtchen schwarz, matt (glanzlos), mit deutlichen kleinen Höckerchen gekörnelt, kahl. 
Blumen gelblichweiss, ausgebreitet, länger als die Staubgefässe. Blätter 3zählig oder fussförmig 
5zählig, oberseits ausser einzelnen einfachen Haaren mit winzig kleinen (nur unter sehr starker 
Loupe wahrnehmbaren) Sternhärchen. Schösslinge bogig-niederliegend. 


13. R. tomentosus Borkh., Pohl Tent. (R. Weitenweberi Ortmann teste Sendtner). 
Schösslinge niedrig-bogig oder niederliegend, flachseitig-kantig, kahl oder mit einzelnen 
Haaren, mit kleinen, pfriemlichen, aber kräftigen, fast gleichen, krummen oder schief- 
abstehenden Stacheln, mit zerstreuten Stieldrüsen oder ohne solche. Blätter meist 5zählig 
(jedoch die seitlichen kurzgestielten Blättchen öfter 2lappig bis 2theilig), seltener fuss- 
förmig 5zählig. Blättchen dick, lederartig, unterseits dicht und kurz weissfilzig, rhombisch, 
vorn kerbig-gesägt, zur Basis keilförmig und ganzrandig, ganz am Grunde gestutzt. 
Blattstiele oberseits deutlich rinnig. Blüthenstand pyramidal, traubig oder schmalrispig, 
mit zahlreichen kleinen, fast geraden, gelblichen Stacheln, mit und ohne Stieldrüsen, 
3gabelig-verzweigt. Blüthen ziemlich klein. Kelchzipfel kurzzugespitzt, zur Fruchtzeit 
zurückgeschlagen. Blumenblätter eiförmig. Staubfäden trichterig, die Griffel nieht über- 
ragend. Früchtchen unreif länglich, spitz, wohl gesondert, reif gerundet, einander 
deckend, saftig, schwarz, unbereift; Steinkern mit schmalen, vertieften Netzgruben und 
bergrückenartigen, erhabenen Netzfäden. 


Eine schöne, ausgezeichnete Art, auf den ersten Blick einerseits dem R. thyrsoideus, 


anderseits dem R. corylifolius b. dumetorum tomentosus etwas ähnlich, aber von beiden grundver- 
schieden. Die Stieldrüsen sehr veränderlich, bald reichlich, bald fehlend. Griffel am Grunde 


gedreht, von den Staubgefässen durch einen weiten Zwischenraum gesondert. Die Blüthen riechen _ 


ausgezeichnet nach bitteren Mandeln oder nach Spiraea ulmaria. Gremli hat bereits den Irrthum 
berichtigt, dass die Steinfrüchtchen saftlos bleiben sollen: die reife Frucht besteht im September aus 
wenigen grossen, saftigen Steinfrüchtchen; ihr Geschmack fade säuerlich. Var. «@) canescens, 
Blätter oberseits ebenfalls, doch dünner graufilzig, wie bestäubt, £f) glabratus, Blattoberseite 
sattgrün, anscheinend kahl, nur mit einzelnen Sternhaaren. Kuntze’s Behauptung, dass die Ober- 
fläche niemals einfache Striegelhaare trage, ist nicht richtig. 


b Juli, spärlich noch im August (Fruchtreife September). In. lichten Wald- 
hauen, Waldblössen, auf sonnigen steinigen Abhängen niederer wärmerer Gebirgsgegenden. 
Bei Prag sehr selten: Podbaba (Mann)! um Karlstein, z. B. am Pfaflenberge und gegen 
die Velikä hora zu! Verbreitet und sehr häufig auf Abhängen des Berountlales bei 
Bürglitz und Skrej! Wälder zwischen Mnisek und Dobris! Welkau bei Hlubos, am 


Nordabhang der Brdy im Waldhau! Plasy bei Pilsen (Sternberg)! Wäldchen an der 


Rokycaner Strasse bei Pilsen! Chudenic: Waldhau gegen den Berg Ricej! Nach Presl im 
Böhmerwalde, nach Sieber um Budweis, wenn anders die echte Pflanze gemeint war? 
— Nordböhmen : bei Jiein nächst Breska! in den Prachower Felsen, auf den Bergen 
Täbor, Bradlec, Kumberg, dann zwischen Ostromöf und B&lohrad (Pospfchal)! Ziemlich 
häufig auch im Basaltmittelgebirge: Lobosch bei Lobositz im Kieferwäldchen! Elbabhang 
oberhalb Klein-Öernosek. bei Aussig gegenüber dem Schreckenstein, unter dem Sperling- 
stein zahlreich und am anderen Ufer bei Rongstock! Jungfernsprung (Malinsky). Am 
Klotzberge zwischen Bilin und Mileschau! Teplitz (Eichler)! Rothenhaus (Roth). Schlacken- 
werth (Reiss), Wald beim Giesshübler Sauerbrunn (Ortmann). 


11. Spiraea L. Spierstaude. 


a) Sträucher. Kelchbecher glockig-becherförmig. 


1. (Physocarpus.) Blätter mit Nebenblättern. Früchtchen 5, auf einem stielchen- 
artigen Fruchtboden, am Grunde verwachsen, mit 2—4 Samenknospen, bei der Reife aufgeblasen. 


7 1. S. opulifolia L. Zweige durch Blattspuren kantig. Blätter langgestielt, 
am Grunde keilförmig, im Umriss rundlich oder eiförmig, meist 3lappig, doppelt- 
kerbig-gesägt, unterseits bleicher, deutlich netzaderig, kahl. Nebenblätter länglich-lan- 
zettlich. Blüthen in einer deckblätterigen Doldentraube dicht über dem obersten Blatte. 
Kelchzipfel innen weisslich-zottig, eiförmig. 


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Spiraea. 645 


| 5—10' hoch. Blumen weiss. 


| . % Juni! Stammt aus Nordamerika, wird bisweilen gepflanzt und verwildert, so 
| hinter Stechovie im Felsenthale der Moldau ein Strauch (Krell)! Moldauufer bei Klingen- 
berg (Dedetek); am Wege vom Kalkofen gegen die Moldau bei Goldenkron und Anhöhe 
des rechten Moldauufers unter der schwarzen Leuchte (Jungbauer). 


2. (Spiraeothamnus.) Blätter ohne Nebenblätter. Früchtchen 5, im Kelchbecher- 
grunde sitzend, frei, mehrsamig, nicht aufgeblasen. 


23. 8. salieifolia L. Stamm kriechend, wurzelnd; Aeste aufrecht, stielrund, ober- 
| wärts durch Blattrückenspuren kantig, kahl, im Blüthenstande behaart. Blätter kurz- 

gestielt, länglich-lanzettlich, ungleich- bis doppelt-scharfgesägt, kahl, gewimpert. Blüthen 
in gedrungener pyramidaler Rispe. 

3—6’ hoch. Aeste bronzefarbie-gelbbraun, ruthenförmig, dicht beblättert, mit langer 
endständiger Rispe. Blätter etwas steif, unterseits bläulichgrün. Blumenblätter weiss, rosa ange- 
laufen oder rosapurpurn. 

» Juni, Juli. In feuchten Gebüschen an Fluss- und Teichufern, Gräben, in 
Erlbrüchen und Torfmooren, in Südböhmen in der Wittingau-Budweiser Ebene und an 
der Moldau bis an den Fuss des Böhmerwaldes wirklich wild, sehr häufig und gesellig. 


Torfboden zwischen Veseli und Borkovice! bei Platz sehr häufig (Leonhardi). Wittingau: 
am Goldbach und Rosenberger Teiche, im Schlossrevier, am Teiche „Stary Hospodär“, 
bei Chlumee! u. s. w. Böhmisch-Fellern bei Budweis im Erlbruche! An der Moldau bei 
Budweis, Goldenkron gegen Trisau (Jungb.). Hohenfurth! am Langenbrucker Teich bei 
Ober-Plan (Mardetschl.), Schönau (Jungb.), Eleonorenhain und Kuschwarta (Müncke). — 
An der Luznice bei Tabor (Seidl), wohl auch noch wild. — Ausserdem nicht selten 

in Gebüschen, Zäunen, an Bächen gepflanzt und verwildert, so z. B. bei Prag: Baum- 
| garten, Cibulka ! Karlstein (Ruda)! Kuttenberg (Veselsky)! Jungbunzlau (Merkl)! Hohen- 
elbe! Reichenberg (Siegm.)! B. Leipa (Nenntwich) ! Niemeser Park (Schauta)! Schluckenau ! 
Dittersbach unweit Herrnskretschen am Bache! Ellbogen (Ortm.) u. s. w. 


Anmerkung. S. ulmifolia Scop. und S. hypericifolia L. werden in Anlagen 
häufiger gepflanzt, kommen aber kaum irgendwo verwildert vor. 


b) Kräuter. Kelchbecher niedrig, beckenförmig. 


3. (Aruncus.) Blätter ohne Nebenblätter. Früchtehen meist 3, auch 2. Blüthen durch 
Verkümmerung je eines Geschlechts 2häusig, selten auch zwitterig. , 


3. S. aruneus L. Stengel aufrecht, ästig. Blätter kahl oder zerstreut-behaart, 
kurzgestielt, 3zählig-doppeltgefiedert,; Blättchen eiförmig oder länglich.eiförmig, am 
Grunde oft gestutzt bis schwachherzförmig, langzugespitzt, scharf doppeltgesägt. Blüthen 
kurzgestielt, in dünnen, linealen, zu ausgebreiteter Rispe zusammengestellten Trauben. 
Blüthenstiele zuletzt mit den glatten, glänzenden Früchtchen möckend. 

3—5’ hoch. Blätter dünn, hellgrün, ähnlich denen der Actaea. Blumen sehr klein, 
gelblich-weiss. 

2, Juni, Juli. Auf feuchten, waldigen Abhängen, felsigen Abstürzen, Schluchten, 
an Bächen in Bergwäldern, in gebirgigeren Gegenden, im Vorgebirge bis 3000, sehr 
zerstreut, nicht gerade häufig, obwohl an den Standorten meist gesellig. Bei Prag: im 
Kundraticer Walde (Nepevny); Nordabhang des Zävister Thales, Berglehne des Säzava- 
ufers bei Hradi5tko, Kamenicer Thal bei Stirin, Wälder bei Trebohostic! — Ostböhmen: 
Zahrädka und Kfelovicer Thal bei Seelau (Steinreiter).. Brandeis a. Adler! Klösterle 
und Helkovie bei Senftenberg (Brorsen). Neustadt a. Mettau (Gregory). — Nordböhmen: 
Vorgebirge der Sudeten, bei Hohenelbe (Kablik)! Reichenberg (Siegmund)! Hammerstein 
(Langer)! B. Leipa: am Bache unter dem Ortelsberge! B. Kamnitz (Zizelsb.), Fugau 
(Karl)! Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malinsky)! Im Basaltmittelgebirge 
sehr selten, bisher nur im Wiesengebüsch bei Babina (A. Mayer). — Schluchten und 
Gründe des Erzgebirges: Gebirgsschlucht bei Klostergrab (Reuss), Krinsdorfer Grund 

42 


646 Splraea. 


(Thiel). Rothenhaus (Sachs)! Grundthal bei Komotau! Karlsbad (Ortm.). Marienbad 
(Glücksel.). — Skrej! Koufimecer Revier bei Bürglitz zahlreich! Klitavathal! Vüznice 
und Schlossberg bei Neuhütten (Feistm.). Zbirover Gebirgsgegend: am Padrtbach bei 
Stra$ic! (schon Mann 1814) und im Obecenicer Revier bei Pfibram! Testiner Revier bei 
Rozmitäl (Lusek)! Pisek: auf Rainen mit Corylus u. dgl. (Dödecek)! Neuhaus im Walde 
Jindiis (Novotny). Goldenkron : in der Moldauanhöhe gegen Plesovie, bei Trisau, schwarze 
Leuchte an der Moldau, im Blanskerwalde (Jungbauer). Vogeltenne bei Krummau über 
dem Mühlbach! Lagau (Mardetschl.).. Felsen mit Lautgebüsch zwischen Ottau und 
Rosenberg am jenseitigen Moldauufer! Hohenfurth (Nenning). Winterberg: bei den Kubani- 
hütten (Müncke). 


4. (Ulmaria.) Blätter mit Nebenblättern. Früchtchen 5 und mehr. Blüthen zwitterig. 


4. $. ulmaria L. Wurzelfasern nicht verdickt. Stengel starkkantig, beblättert. 
Blätter unterbrochen-gefiedert, Z—5paarig; Blättchen eilanzettlich bis länglich-lan- 
zettlich, ungleich doppelt-gesägt, zugespitzt, unterseits auf den Nerven oder durchaus 
feinfilzig, das endständige grösser, tief 3— 5spaltig. Nebenblätter halbherzförmig-rundlich, 
nur dem Grunde des Blattstiels angewachsen. Blüthen meist 5zählig, in zusammen- 
gesetzten, vielblüthigen Spirren. Kapseln 5—8, schraubig-gewunden, kahl. 

Stengel 2—4‘ hoch, aufrecht, kahl, einfach oder oben etwas ästig, Blumen gelblichweiss, 
stark nach bitteren Mandeln riechend. Var. «@) discolor, Blätter unterseits weiss- oder grau- 
filzig, £) denudata (S. denudata Presl fl. @ech.), Blätter nur auf den Adern graufilzig, sonst 
kahl, daher auch unterseits grün. 

2 Juni, Juli. Auffeuchten Wiesen, an Bächen und Gräben, Teichufern, sumpfigen 
Waldstellen, im Gebüsch, $. durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, so auf den 
Kämmen des Erzgebirges (Reuss), auf dem Vorgebirge der Sudeten und des Böhmer- 
waldes (bis über 3000‘) verbreitet und meist häufig; «) viel seltener, bisher nur selten 
verzeichnet: Neuberg bei Jungbanzlau (Himmer)! Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Schauta) ! 
Grottau (Menzl)! B. Leipa im Erlbruch mit #)! Leitmeritz! Karlsbad (Ortmann). Budweis 
(Mardetschläger). . 


5. S. filipendula L. Wurzelfasern stark, in der Mitte meist Anollig verdickt. 
Stengel stielrundlich, armblätterig. Blätter zumeist am Stengelgrunde gedrungen, unter- 
brochen-gefiedert, vielpaarig ; Blättchen länglich, fiederspaltig, mit gezähnten Zipfeln, 
gewimpert. Nebenblätter halbherzförmig-länglich, dem Blattstiele langangewachsen. 
Blüthen meist 6zählig, langgestielt, in einfacher Spirre mit zuletzt wickelartigen Ästen. 
Kapseln zahlreich (bis 12), aufrecht, nicht gewunden, kurzhaarig. 

Stengel kahl, 1—2‘ hoch. Wurzelstock schief oder wagrecht, die verdickten Wurzel- 
fasern tragend. Blumen gelblichweiss, aussen oft röthlich, wie bei voriger nach bitteren Mandeln 
riechend. Göttlich fand sie auch mit gefüllten Blüthen im Freien. 

2% Juni, Juli. Auftrockeneren Wiesen, grasigen Hügellehnen, in sandigen Kiefer- 
wäldern, nur im Hügellande verbreitet aber zerstreut, stellenweise fehlend, so z. B. bei 
Leitomysl, erst bei Neuschloss vorhanden (Pospichal), fehlt bei Niemes (nach Schauta) 
und vollends im gebirgigeren Terrain von B. Kamnitz (Zizelsb.). In der Hofovicer Ge- 
gend häufig (Schlecht.). Bei Goldenkron und Krumau von Jungbauer nicht verzeichnet. 


119. Ordnung. Amygdaleen Juss. 
Gattungen: 


1. Amygdalus. Fleisch der Steinfrucht trocken, bei der Reife unregelmässig auf- 
reissend. Steinschale glatt oder schwachgefurcht, und bisweilen mit Löchelchen. 

2. Prunus. Fleisch der Steinfrucht saftig, nicht aufspringend. Steinschale glatt oder 
gefurcht, selten durchlöchert. 


Ampyzdalus, Prunus. 647 


1. Amygdalus L. em. 


7 1. A. nana L. (Zwergmandel). Strauch mit rutbenförmigen Zweigen. Blätter 
keilig-lanzettlich, drüsenlos gesägt, sehr kurz gestielt. Kelch röhrig. Steinschale schwach- 
gefurcht, ohne Löchelchen. 

1—4‘ hoch. Blüthen vor den Blättern, rosenroth. 


p April, Anfang Mai. Stammt aus dem östlichen Europa (schon in Ungarn 
und dem angränzenden Theile Niederösterreichs), wird in Gärten zur Zierde bisweilen 
gepflanzt. Verwildert fand sie Ortmann unter dem Spitzen Stein bei Ellbogen. 


Anmerkung. A. communis L., der gemeine Mandelbaum, in den Blättern der Pfir- 
siche sehr ähnlich, doch durch Blattstiele, die so lang und länger sind als der breiteste Quer- 
durchmesser des Blattes, zu unterscheiden, mit hellrosenrothen Blüthen, mit glatter, von feinen 
Löchelchen durchstochener Steinschale, aus dem Orient stammend, wird nur selten in Gärten 
zur Zierde gepflanzt. 


2, Prunus L. em. 


a) Steinfrucht sammtig-filzig (in der Cultur seltener kahl), kugelig, auf einer Seite 
gefurcht. Blüthen 1—2 in besonderen seitlichen, schuppigen Knospen, fast sitzend (Stiele sehr 
kurz, von den Knospenschuppen bedeckt), vor den Blättern sich entwickelnd. 


1. (Persica.) Steinkern tief gefurcht, Furchen in Löchelchen vertieft. Blätter in 
der Knospe zusammengefaltet. 


7 1. P. persica m. (Amygdalus persicaL., Persica vulgaris Miller; Pfirsich). Baum. 
Blätter lanzettlich oder länglich-lanzettlich, fein zugespitzt, drüsig-stachelspitz-gesägt, 
fast kahl, kurz gestielt; Blattstiel kürzer als der Querdurchmesser des Dlaites, oberwärts 
mit 3—6 grossen, platten, genabelten, rothbraunen Drüsen. Blüthen einzeln, selten zu 2, 
Kelch glockig, aussen wollig-behaart, mit länglichen, stumpflichen, aufrechten Zipfeln. 

Blüthen trübrosa (pfirsichblüthroth). Frucht gelblich, einerseits geröthet. Wenn Amygdalus- 
Arten mit und ohne Löchelchen, ohne und mit (wenn auch seichteren) Furchen der Steinschale 
begreift, so muss konsequent Persica zu Prunus kommen (wenn man nicht etwa Habitusgruppen, 
wie Armeniaca und Cerasus als Gattungen gelten lässt). 

» April. Stammt wahrscheinlich aus dem Orient, wird aber nicht nur in Gärten 
an Spalieren, sondern auch in den Weinbergen auf den felsigen Elbabhängen der Aussiger 
Gegend im Freien häufig gebaut. 


2. (Armeniaca.) Stein glatt, zusammengedrückt, ohne Furchen und Löchelchen, 
Blätter in der Knospe eingerollt. 


7 2. P. armeniaca L. (Aprikose), Baum. Blätter gestielt, rundlich-eiförmig, 
am Grunde herzförmig, zugespitzt, ungleich- oder doppelt-kleinkerbig-gesägt, kahl, nur 
in den Aderwinkeln unterseits ‚bärtig. Blattstiel oberwärts mit 2—3 Paaren Drüsen. 

Blätter pappelähnlich. Blumenblätter rundlich, weiss, meist anfangs aussen blasspur- 
purn angelaufen. 

%» März, April. Stammt aus dem Kaukasus; wird meist nur in Gärten, selten 
in Weinbergen an Mauern gepflanzt. 


b) Steinfrucht kahl, glatt, kugelig oder ellipsoidisch-länglich, mit glattem Stein. Blüthen 
länger gestielt; deren Stiele unbedeckt. 


3. (Prunus str.) Frucht bläulich-bereift. Blüthen 1—2 in besonderen seitlichen 
Knospen. Blätter in der Knospe eingerollt. 

3. P. spinosa L. (Schlehe). Ausgesperrt-ästiger Strauch, mit mehr wenigerreichlichen 
Dornzweigen. Ästchen jung feinflaumig, im Alter kabl. Blätter lanzettlich, elliptisch 
oder verkehrteiförmig, schärflich-gesägt, flaumig, zuletzt kahl, in den Aderwinkeln unter- 
seits bärtig;; Blattstiel drüsenlos, Nebenblätter schmal lineal, drüsig gesägt und gewimpert, 


42* 


648 Prunns, 


Blüthen meist einzeln, deren Stiele höchstens 2mal länger als die Kelchröhre, kahl. 
Blumenblätter oval, zum kurzen Nagel gerundet, stumpf oder ausgerandet, rein weiss. 
Frucht kugelig, aufrecht. 

3—6’ hoch, selten baumartig, bis 12° hoch. Die Blüthen weiss, sehr zahlreich vor den 
Blättern, die meisten Aeste mit schneeweisser Zierde bedeckend, seltener mit den Blättern gleich- 
zeitig, minder zahlreich (ß. coaetanea Wimmer). Frucht herbe. 

p April, Mai. In Gebüschen, Hecken, an Waldrändern, auf steinigen Hügeln, 
Felsabhängen, Feldrainen und an Wegen, durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge 
verbreitet und sehr gemein. 


7 4. P.insititia L. (Haferschlehe, Kriechenpflaume). Strauch oder Baum, wehrlos 
oder mässig-dornig. Ästchen jung sammtig-kurzfilzig, später verkahlt. Blätter länglich-ver- 
kehrteiförmig oder elliptisch, unterseits auf den Adern behaart, gesägt. Blattstiel drüsenlos. 
Nebenblätter schmallineal, drüsig-gesägt und gewimpert. Blüthen meist zw 2, deren 
Stiele 3—5mal länger als die Kelchröhre, etwas flaumig oder kalıl. Blumenblätter 
länglich, hohl, in den Nagel zugeschweift, rein weiss. Frucht kugelig, überhängend. 

Als Strauch 3—4‘ hoch. Sehr ähnlich der Schlehe, und zur Blüthezeit schwieriger 
durch grössere Blätter und Blüthen, dichter behaarte Aestchen zu unterscheiden. Früchte grösser 
als bei voriger, Fruchtfleisch der Steinschale anhängend, süss (nicht herbe). 

p April, Mai. Stammt aus dem südöstlichen Europa und dem Kaukasus; wird 
in verschiedenen Abarten in Gärten gepflanzt und findet sich auch bisweilen im Freien 
in Hecken, Zäunen, Weinbergen gepflanzt und verwildert. So bei Prag, Chlumee byd2. 
am Rande der Fasanerie! bei Reichenberg (Langer)! Hecken bei Bilia (Reuss)! und 
sonst gewiss vielfach. 


7 5. P. domestica L. (Pflaume, Zwetsche). Dornloser Baum. Aeste auch jung 
kahl. Blätter elliptisch oder länglich-verkehrteiförmig, spitz oder zugespitzt, kerbig-ge- 
sägt, unterseits wie die Blattstiele weichhaarig; Blattstiele unter der Spreite mit 1—2 
Drüsen. Nebenblätter lineal-länglich, am Rande drüsig, flaumhaarig. Blüthen meist zu 2; 
deren Stiele mehrmals länger als der Kelch, weichhaarig. Blumenblätter länglich, 
grünlichweiss. Frucht ellipsoidisch oder länglich, hängend. 

10—20‘° hoch. Früchte meist blauschwarz (Zwetschken), auch rotlı und gelb. Frucht- 
fleisch von der Steinschale ablösbar. 

P Mitte April—Mitte Mai. Stammt aus Vorderasien und Südosteuropa; wird 
überall (bis auf das Vorgebirge) in Obst- und Weingärten, dann an Landstrassen und 
Wegen in Alleen gepflanzt, verwildert aber kenne ich sie nicht. 


4. (Cerasus.) Frucht unbereift. Blätter in der Knospe zusammengefaltet. 


«) Blüthen in 2—mehrblüthigen Dolden oder sehr kurzen Doldentrauben auf 
kurzen Seitenästchen, langgestielt, sich mit oder etwas vor den Blättern entwickelnd. 


6. P. avium L. (Cerasus ayium Mönch; Süsskirsche, Vogelkirsche). Zweige 
ziemlich diek, wenig biegsam, Kurzzweige auf denselben gleichmässiger vertheilt. Blätter 
länglich-verkehrteiförmig, zugespitzt, gesägt, später elwas runzelig und nicht glänzend, 
unterseits mehr flaumhaarig. Rothe Blattdrüsen ziemlich gross und auf den Blattstiel 
herabgerückt, oder auch noch 1—2 am Grunde der Blattfläche. Blüthenbergende Knospen 
ohne Laubblättchen, selten mit geringen Anfängen derselben, die grünen Schuppen- 
blättchen ausgebreitet. Blumenblätter länglich, sehr zart und dünn. Früchte kugelig, süss. 

Baum bis 40° hoch oder aufrechter Strauch, Blätter grösser, dunkler grün, weicher als 
bei der folgenden. Blumen weiss. Früchte im wilden Zustand klein, schwarz oder schwarz- 
roth, bittersüss, 

» April—Hälfte Mai. In Vorhölzern, lichten Laubwäldern des Hügellandes 
und niederer Gebirgsgegenden verbreitet, aber sehr zerstreut, oft vereinzelt, Bei Prag 
selten: Karlstein, Stöchovie! Stern (Opiz). — Kuttenberg (Veselsky)! Katower Fasanen- 
wäldchen bei Münchengrätz (Sekera)! Widim (Hackel). Barzdorfer Büschel bei Niemes 


Prunus, 649 


(Schauta)! Spitzberg bei B. Leipal B. Kamnitz (Zizelsb.). Tetschen (Malinsky)! Bergige 
Elbabhänge unter dem Sperlingstein, bei Aussig! Holzungen des Mileschauer (Tausch) ! 


Karlsbad (Ortm.)! — Bürglitz (Zachystal)! Horovie, nicht selten in Wäldern, Fasanerie 
bei Jinec u. s. w. (Schlechtend.). Goldenkron: bei Tfisau auf dem Moldauabhange! — 
— U EN 


7. P. cerasus L. Zweige dünn, schlank, biegsam, nur gegen das Ende der 
Jahrestriebe mit Kurzzweigen. Blätter elliptisch oder länglich-verkehrteiförmig bis verkehrt- 
lanzettlic h, ungleich- oder fast doppelt kleinkerbig-gesägt, derb, fast lederatig, glänzend, 
kahl oder nur auf den Nerven unterseits gerstreut-behaart. Blattstiel drüsenlos, oder 
theilweise mit kleinen, oft auf den Blattrand hinaufgerückten Drüsen. Blüthenstand- 
knospen mit einigen kleineren Laubblättchen, Schuppenblätter angedrückt. Dolden 
etwas gestielt. Blumenblätter oval oder läuglich, schneeweiss. Früchte niedergedrückt, 
kugelig, sauer. 

a) genuina, Baum, 10--20‘ hoch, verwildert nur 3—5‘ hoher, aufrechter, reichblüthiger 
Strauch. Blätter alle gleichartig, elliptisch oder verkehrteiförmig, zugespitzt. Früchte des kulti- 


virten Baumes hellroth mit nicht färbendem Safte (P. acida Ehrh.), oder schwarzroth mit färbendem 
Safte (P. austera Ehrh.). Die Wurzel bildet reichliche Wurzelbrut. 


b) chamaecerasus (Jacg. spec.). Niedriger (!/,—3’ hoher), oft niederliegender Strauch 
mit vereinzelten 1—4blüthigen Dolden. Blätter der Kurzzweige und die ersten der Langtriebe 
verkehrteiförmig, abgerundet, die übrigen spitz, länglich-elliptisch oder verkehit-lanzettlich, viel 
kleiner als bei a), nur /,—1‘ lang; Blüthen ebenfalls kleiner, Blumenblätter schmäler. 

b» Hälfte April—Mai. a) Stammt aus dem Kaukasus, wird in mehreren Abarten 
häufig in Gärten und an Strassenrändern gepflanzt, kommt nicht selten auch auf Hügeln 
verwildert vor; so bei Prag: Scharka! Folimanka! Münchengrätz (Sekera) ! Auf Hügeln 
bei Leitmeritz häufig, so am Lorettohügel, bei Pokratic, am Radobyl, Straschizkenberg! 
in den Weinbergen des Lobosch! am Elbabhange oberhalb Aussig! — Am Kalkhügel 
bei Dvakacovie nächst Chrudim (von mir gesehen, aber nicht näher untersucht, vielleicht 
zu b. gehörig?) — b) Ist die wirklich einheimische Race auf sonnigen, buschigen 
Hügeln und Waldrändern des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges; gern auf Kalk 
und Basalt. Bei Prag: Zizkaberg (Tausch)! Podbaba, Generalka, in der Scharka (Opiz)! 
Kuchler Berg! Brezaner (oder Zävister) Berg! Radotiner Thal bei Kosor und auf der 
Anhöhe gegenüber Kopanina zahlreich! Karlstein häufig! St. Ivan (Sternberg). — Wald bei 
Jungferbfezan (Leonhardi). Eichbusch bei Cecelic an der Elbe! Nimburg (VSetecka). 
Woskoberg bei Podebrad, am Rande des Durchhaues oben! Widim (Hackel). Schnedowitz 
(Pöch)! Häufig im Leitmeritzer Hügelland und Mittelgebirge: Pokratitz, Uhuberg! 
Straschizkenberg! Lorettohügel! Mastnä hora, bei Muchovie und Hlinai, Kl. Deblik, 
Höhenzug zwischen dem Schreckenstein und Wostray (Mayer)! Lobosch (Maass). Fuss 
des Mileschauer! Boren und Schillinge bei Bilin! Eichbusch bei Komotau! Heidelberg 
bei Schlackenwerth (Reiss)! — Bei Krumau am Kalkfelsenberge (Jungbauer)! 


f) Blüthen an der Spitze beblätterter Zweige in Trauben oder Doldentrauben, 
nach der Entfaltung der Blätter aufblühend. 


8. P. padus L. Baum oder Strausch. Blätter länglich-verkehrteiförmig oder 
elliptisch, zugespitzt, scharf und klein ungleich- oder doppeltgesägt, unterseits bläulich- 
grün, kahl, nur in den Aderwinkeln unterseits etwas behaart. Blattstiele mit 2 platten- 
Drüsen, sammt den jungen Zweigen sehr fein. kurzflaumig-filzig, zuletzt kahl. Trauben 
verlängert, aufgerichtet oder schief überhängend. Blumenblätter verkehrteiförmig. Früchte 
fast kugelig; Steinschale furchig-runzelig. 

Bis 40° hoch. Blumen weiss, von bittermandelarligem Geruche. Früchte erbsengross, 
meist schwarz oder grünlich und röthlich, anfangs herb, Nicht nur im Riesengebirge, sondern 
auch im niederen Lande finden sich oft aufrechte Blüthentrauben! Die Riesengebirgsform (P. 
petraea Tausch!) hat übrigens fast ganz kahle Blattstiele und jährige Zweige. 

Pb Mai. In feuchten Laubwäldern, Gebüschen, besonders an Bächen und Fluss- 
ufern, in Erlbrüchen, in höheren Lagen auch auf steinigen Abhängen und Rainen 


650 


verbreitet, obwohl zerstreut durch die Flussthäler und Niederungen von ganz Böhmen, 
wie auch in gebirgigeren waldigen Gegenden, im Vorgebirge (z. B. Erzgebirge, auf 
steinigen Feldrainen, Gebirgsthal der Mettau bei Neustadt, Bergwälder Nordböhmens, 
Blanskerwald, Böhmerwald u. s. w.) und sogar im Hochgebirge des Riesengebirges auf 
Felsen: am Rande des Kl. Teiches (Opiz)! im Kesselgrund (Gottstein)! 


120. Ordnung. Papilionaceen L. 


I. (Phyllolobeae.) Keimblätter bei der Keimung über die Erde sich erhebend und 
ergrünend, laubartig, mit Spaltöffnungen. Blätter einfach, 3zählig oder unpaarig gefiedert (nur bei 
den bloss kultivirten Caraganen paarig gefiedert, d. h. ohne Endblättchen). 


A) Hülse 1fächerig (selten mit einer vom Mittelnerven des Carpells gebildeten unechten 
Längsscheidewand oder mit bloss angedeuteten unvollständigen Querwänden), 2klappig, mehr- 
samig, selten nicht aufspringend, 1—2samig, dann aber dünn, haut- oder papierartig. 


1. (Genisteae.) Flügel am oberen Rande gegen die Basis faltigrunzelig. Kelch 
2lippig. Staubgefässe ibrüderig. Blätter gefingert 3—mehrzählig oder 1zählig. Blättehen ganzrandig. 


1. Sarothamnus. Kelchlippen kurz, oval, von einander abstehend, die Oberlippe 
2zähnig, die Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite kreisförmig, zurückgekrümmt. 
Griffel lang, bogig oder spiralig-eingerollt mit kleiner kopfförmiger Narbe. 


. Cytisus. Kelchlippen kurz, oval, von einander abstehend, die Oberlippe gestutzt 
oder 2zähnig, die Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite oval, zurückgekrümmt. 
Griffel pfriemlich, nach die Blüthenaxe zu gekrümmt mit schiefer (bei unseren 
Arten von der Blüthenaxe weggerichteter) Narbe. 

3. Genista. Kelchlippen vorgestreckt, die Oberlippe bis zum Grunde 2theilig, die 

Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite schmal oval, nicht zurückgekrümmt. Griffel 

pfriemlich, an der Spitze nach der Blüthenaxe zu gekrümmt mit schiefer (bei 

unseren Arten zur Blüthenaxe hin gerichteter) Narbe. 


2. Flügel am oberen Rande flach, nicht runzelig, Kelch gleichmässig 5spaltig 


w 


oder 5zähnig. 
a) (Trifolieae,) Blätter echt 3zählig, oder die oberen auch einfach, Neben- 
blätter dem Blattstiele angewachsen, wohl entwickelt. Blättchen meist gezähnt. 


«) Staubgefässe Ibrüderig; Staubfäden abwechselnd zur Spitze verbreitert. 
Blumenkrone abfällig, mit der Staubgefässröhre nicht verwachsen. Hülse aus dem Kelche wenig 
oder nicht hervorragend, 

4. Ononis. Kelch glockig, 5spaltig. Schifichen geschnäbelt. Hülse wenigsamig, eiförmig 
oder länglich, gedunsen. 

p) Staubgefässe 2brüderig; Staubfäden fädlich, nicht verbreitert. Blumen- 
krone abfällig, mit der Staubgefässröhre nicht verwachsen. Hülse aus dem Kelch weit hervorgehoben. 
5. Medicago. Hülse 1—vielsamig, nicht aufspringend oder am äusseren Rande sich 

öffnend, nierenförmig oder sichelförmig gekrümmt oder spiralig eingerollt. Cotyle- 
donen sitzend oder in den Blattstiel gliedlos verschmälert. 


6. Trigonella. Hülse 1—-vielsamig, etwas bogig gekrümmt, lineal, länglich oder 
länglich-oval, dann in einen Schnabel und zuletzt in den Griffel allmälig 
verschmälert. Cotyledonen dem Blattstiel mit einem Gelenke aufsitzend. 


7. Melilotus. Hülse 1—2samig, gerade, oval, nicht oder unvollkommen aufspringend, 
nicht geschnäbelt, in den dünnen Griffel plötzlich zusammengezogen. Cotyledonen 
dem Blattstiel mit einem Gelenke aufsitzend. 

7) Staubgefässe 2brüderig, Staubfäden gegen die Spitze nur schwach ver- 


breitert, ihre Röhre dem Kiel der Blumenkrone eingewachsen. Blumenkrone verwelkend, bleibend, 
die im Kelche verborgene oder ihn nur theilweise überragende Hülse einhüllend. 


651 


8. Trifolium. Kelch kurzglockig bis röhrig, 5zähnig oder 5spaltig. Hülse 1—4samig, 
oval oder länglich, nicht aufspringend oder mit einem Deckel aufspringend oder 
unvollkommen 2klappig. 

b) (Loteae.) Blätter unpaarig-gefiedert, 5—mehrzählig oder die untersten 
auch ungetheilt; das unterste Blattpaar oft kleiner, grundständig und nebenblattartig. Nebenblätter 
verkümmert, borstenförmig (bei fremden Gattungen auch fehlend). Blättchen ganzrandig. Blüthen- 
stände gestielt, von laubigen Blättchen behüllt, 1blüthig oder kopfförmig-doldig. Staubgefässe 
abwechselnd zur Spitze verbreitert. 


«) Staubgefässe 1brüderig. Schiffechen stumpf oder kurzbespitzt, unge- 
schnäbelt. Hülse eingeschlossen, ohne zellige Querwände — Obere Blätter mehrpaarig gefiedert. 
9. Anthyllis. Kelch röhrig, 5zähnig, bei der Fruchtreife vertrocknend, über der Hülse 

geschlossen. Kiel über dem Nagel jederseits mit einem grubigen Eindruck. Hülse 
eiföormig oder länglich, 1—2samig. 

ß) Staubgefässe 2brüderig. Schiffehen geschnäbelt. Hülse aus dem Kelche 
herausgehoben mit unvollständigen zelligen Querscheidewänden zwischen den Samen. — Blätter 
scheinbar 3zählig, das 2te untere Blättehenpaar nämlich grundständig, nebenblattartig. 

10. Lotus. Kelch 5zähnig oder 5spaltig. Hülse stielrundlich, 2klappig, ihre Nähte 
ungeflügelt. Griffel an der Spitze verschmälert. — Blättchen des grundständigen 
Paares kurzgestielt. 
11, Tetragonolobus. Hülse -4kantig, ihre Nähte schmäler oder breiter geflügelt. 
“ Griffel an der Spitze verdickt. — Blättehen des grundständigen Paares mit 
breiter Basis dem Blattstiel und Stengelumfang angewachsen. 
c) (Galegeae.) Blätter unpaarig-gefiedert. Nebenblätter entwickelt, krautig, 


häutig oder dornig verholzt. Blüthen in achselständigen, unbehüllten Trauben. Blättchen ganz- 
randig. Staubfäden fädlich, 2brüderig oder unvollkommen 1brüderig. 


«) Fruchtknoten und Frucht vollkommen einfächerig. 
*) Staubgefässe unvollkommen 1brüderig, d. h. der obere Staubfaden 
nur zu '/, der Länge der Staubgefässröhre angewachsen. 
12. Galega. Kelch glockig, 5zähnig. Schiffichen kurz und stumpfgeschnäbelt. Griffel 
fädlich, kahl, mit punktförmiger endständiger Narbe. Hülse sitzend, aufrecht, lineal, 
stielrundlich, holperig, dicht und etwas schräg läugsaderig, mehrsamig, 2klappig. 


**) Staubgefässe 2brüderig (oberer Staubfaden ganz frei). 


13. Colutea. Kelch glockig, kurz 5zähnig. Fahne am Innengrunde mit 2 Höckern. 
Schiffchen mit kurzem abgestutztem Schnäbel. Griffel auf der Innenseite verflacht 
und dichtpehaart, an der Spitze hakig; Narbe in der Biegung des Hakens. 
Hülse gestielt, aufgeblasen, zuletzt häutig, nicht aufspringend oder an der 
Spitze klaffend. 

14. Robinia. Kelch glockig, tast 2lippig, Oberlippe 2zähnig, Unterlippe 3spaltig. 
Fahne kreisrund, ohne Höcker. Schiffehen kurz- und stumpf-geschnäbelt. Griffel 
innen feinflaumig mit endständiger Narbe. Hülse gestielt, lineal-länglich zusammen- 
gedrückt, mehrsamig, spät und unvollkommen an der oberen samenlosen Naht 
aufspringend. 

ß) Fruchtknoten jung durch eine unechte, oft sehr schmale Scheidewand 
2fächerig. Frucht vollkommen 2fächerig oder durch frühzeitiges Abreissen der schmalen Scheide- 
wand nur unvollständig gefächert (Astragaleen). *) 

15. Oxytropis. Schiffehen über das stumpfe Ende schnabelförmig zugespitzt. Obere 
samentragende Naht der Hülse stark eingedrückt oder scheidewandartig einge- 
faltet, frühzeitig von der unteren fast immer unverbreiterten *“) Naht (dem 


*) Die Astragaleen müssen mit den Galegeen vereinigt werden, da Phaca, mit Astra- 
galus so nahe verwandt, in der Frucht mit den übrigen Galegeen vollkommen übereinstimmt, 
daher die Scheidewandbildung hier von untergeordneter Bedeutung ist. 

**) Nur die alpine O. Halleri hat die untere Naht wie die Astragali nach innen in einen 
scheidewandbildenden Flügel verbreitert, 


652 


Mittelnerven des Fruchtblattes) abreissend, daher die Hülse nur unvoll- 
kommen 2fächerig. 


16. Astragalus. Schiffehen ungeschnäbelt. Untere Naht der Hülse in eine mit der 
oberen Naht verwachsene, zuletzt von derselben abreissende und in zwei Lamellen 
spaltende Scheidewand verbreitert, daher die Hülse bis zur Reife 2fächerig. 

B. (Hedysareae.) Hülse quer gefächert, oft in die Fächer (Glieder) zerfallend, oder 
lfächerig, 1samig, mit hartem Epicarp, nicht aufspringend. 
a) Blüthen in gestielten blattachselständigen Dolden. Staubgefässe abwechselnd 

(die längeren) zur Spitze verbreitert. 

17. Coronilla. Kelch kurzglockig, durch die 2 oberen höher verwachsenen Abschnitte 
fast 2lippig. Schiffiehen geschnäbelt. Hülse stielrundlich oder 4—6kantig, rosen- 
kranzartig eingeschnürt, in einsamige Glieder quer zerfallend. 

b) Blüthen in gestielten blattachselständigen Trauben. Staubgefässe pfriemlich, 
unverdickt. 

18. Hedysarum. Kelch 5spaltig. Schiffehen stumpf. Hülse zusammengedrückt, gegliedert, 
an den Querwänden eingeschnürt, in einsamige Glieder zerfallend. 


19. Onobrychis. Kelch 5spaltig. Schiffichen stumpf. Hülse rundlich, 1samig, nicht 
aufspringend; der obere Rand verdickt, gerade, der untere dünn, kammförmig- 
gezähnt oder stachelig. : 

II. (Sarcolobeae) Keimblätter dick, fleischig (mit Reservestoffen angefüllt), beim 

Keimen meist in der Samenhaut unter der Erde bleibend, selten (Phaseolus) über die Erde 


emporgehoben, verschrumpfend und abfallend. Blätter unserer Gattungen paarig-gefiedert, mit 
einem Spitzchen oder einer Ranke endigend (nur bei Phaseolus 3zählig). 


A. (Phaseoleae.) Hülse 1fächerig, 2klappig. Staubgef. 2brüderig oder unvollständig 
1brüderig) Blätter 3zählig, Blättchen am Grunde meist mit Nebenblättchen. 
20. Phaseolus. Kelch 2lippig. Fahne mit 2 Schwielen. Staubgefüsse sammt dem nach 
der Blüthenaxe zu bärtigen Griffel und dem Schiffehen spiralig-gewunden, 
Hülse durch schwammige Querwände zwischen den Samen unvollkommen quer- 
fächerig, 2klappig. 


B. (Vicieae.) Hülse 1fächerig, 2klappig. Staubgefässe 2brüderig. Blätter paarig- 
gefiedert, mit einem Spitzchen oder einer Ranke endigend. *) 


a) Staubfadenröhre sehr schief nach abwärts abgeschnitten (d. h, die unteren 

Staubfäden gradweise länger und länger verwachsen). 

21. Vicia. Kelch 5zähuig bis 5spaltig, kürzer als die Blumenkrone. Griffel ziemlich 
stielrund, von den Seiten oder vom Rücken her etwas zusammengedrückt, aber 
nicht abgeplattet, rivgsum ziemlich gleichmässig behaart, oder an der unteren 
(der Rückennaht entsprechenden) Seite viel länger gebärtet, seltener fast kahl. 
— Junge Blättchen zusammengelegt (nur bei V. faba eingerollt). 


22. Lens. Kelch tief Stheilig, fast regelmässig, die lineal-pfriemlichen Zipfel so lang 
oder länger als die Krone. Griffel schmal, aber deutlich vom Rücken her 
abgeplattet, auf der oberen (zur samentragenden Bauchnaht verlaufenden) Seite 
fein längsbehaart, auf der unteren oder Rückseite kahl. — Junge Blättchen 
zusammengelegt. 

b) Staubfadenröhre gerade oder doch nur sehr wenig schief abgeschnitten (d. h. 
die Staubfäden fast zu gleicher Lünge verwachsen). 

23. Pisum. Kelch tief 5spaltig. Griffel von beiden Seiten zusammengedrückt, auf der 
unteren (vorderen) Seite tiefrinnig, auf der oberen (hinteren) Seite längsgebartet, 


am Grunde knieförmig abgegliedert. — Junge Blättchen in der Mitte 
zusammengelegt. 


*) Nur die südeuropäische Gattung Cicer hat unpaargefiederte Blätter. 


Sarothamnus, Cytisus. 653 


24, Lathyrus. Kelch kurz-gezähnt bis tief 5spaltig. Griffel gegen die Spitze zu von 
rückwärts plattgedrückt und oft verbreitert, auf der oberen Seite überall oder 
2reihig behaart, auf der unteren kahl, nicht abgegliedert, aber öfter nebst dem 
Schiffichen um 90° verdreht. — Junge Blättchen von den Seiten eingerollt. 


1. Sarothamnus Wimmer. Besenstrauch. 


1. S. vulgaris Wimmer 1832 (S. scoparius Koch, Spartium scoparium L., Co- 
rema scoparium Presl Rostlinäf 1835, VSeobecny rostlinopis I.). Äste ruthenförmig, stark- 
kantig; junge Zweige zottig. Blätter gestielt, 3zählig, oberste fast sitzend, einfach. 
Blättehen verkehrteiförmig bis länglich, angedrückt seidenhaarig. Blüthen einzeln, selten 
gepaart in den oberen Blattachseln, lockere kleinbeblätterte Trauben bildend. Griffel 
schneckenförmig eingerollt, oberwärts verdickt und rinnig. Hülsen länglich, flach, an 
beiden Nähten abstehend zottig. 

Strauch, 2—6’ hoch. Blätter verhältnissmässig klein. Der Blüthenstiel sitzt wahrscheinlich 
nicht unmittelbar in der Achsel des Tragblattes, sondern seitlich zu einem sehr kurzen Seiten- 
spross innerhalb dieser Achse], welcher 2 einfache sitzende Blättchen und bisweilen auch ein 
gestieltes gedreites Blatt trägt. Blumen gross, goldgelb, sehr selten weiss (bei uns noch nicht 
beobachtet). Hülsen schwarzbraun. 

% Mai, Juni. In trockenen, sandigen oder sandig-lehmigen Kieferwäldern und 
Haiden; besonders an Waldrändern, an Wegen, auf Hügeln, verbreitet durch die Ebenen, 
das Hügelland und niedere Gebirgsland von ganz Böhmen, in Gegenden mit vorherrschendem 
sandigem, alluvialem Boden häufiger, aber auch auf Kalklehmboden. Bei Prag: Cibulka, 
Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Morinky bei Karlstein, _Königsaal, Lhotka bei Modran, 
Kröer Wald u. s. w. — Eilbe-Kostelec, massenhaft! Cäslau: bei der Zäker Fasanerie 
(Opiz). Bohdaned, Pardubic! Chrudim: auf dem südlichen Gebirgsrücken in magerem 
Boden sehr niedrig! Chlumek bei Leitomysl auf Kalkmergel! Landskron ! Brandeis a. 
Adler! Borohrädek, Chlum bei Königingrätz! Konlina bei Jaromer! Jiein! Grosskal, 
Turnau! Kl. Skal, "Liebenau, Reichenberg! Kratzau (Kratzm.)! — Jungbunzlau (Stika) ! 
Weisswasser (Hipp.)! Niemes gemein, Wartenberg, Kunersdorf unter dem Limberg! 
Bürgstein (Hocke)! B. Kamnitz (Zizelsb.). Fugau, Nixdorf (Neum.). Herrnskretschen! 
Kalmwiese bei Tetschen (Mal.)! — Im westlichen Elbthal häufig, besonders bei Melnik! 
und Roudnice (Reuss). Goldberg bei Ploskovic (Mayer). — Erzgebirgsstrich: Teplitzer 
Schlossberg (Knaf)! Osseg (Thiel)! Eichberg bei Podersam, Sandboden! Hauenstein, 
Schlackenwerth, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). — Mittelböhmen: Gross-Oujezd zwischen 
Rakonitz und Slabec! zwischen Cercan und Beneschau! Chotobus bei Dobris! — Süd- 
böhmen: Häufig um Chudenie, Pfestic u. s. w., noch im Böhmerwalde nächst der Bahn 
vor Furth! Kieferwald am Opatovicer Teich bei Wittingau! Goldenkron (Jungb.). 


2. Cytisus L. Geisklee. 


a) (Tubocytisus DC.) Kelch walzig-röhrig. Narbe schief, von der Blüthenaxe abge- 
wendet. Blüthen gebüschelt, zu 2—mehreren "oder einzeln, am Ende der Stengel oder kurzer 
lateraler Zweiglein. Samenschnur am Samen kreisförmig verbreitert. 


. €. capitatus Jacq. (C. supinus L.). Heurige Stengel aufsteigend oder aufrecht, 
ziemlich dicht beblättert, einfach oder oben mit aufrecht abstehenden Ästchen, sammt 
den Blattstielen abstehend rauhhaarig oder zottig, mit endständigem Blüthenbüschel. 
Blättchen länglich-verkehrteiförmig, beiderseits mit lockeren, etwas abstehenden 
Haaren, oberseits verkahlend. Kelche bleich, nebst den Hülsen abstehend zottigbehaart. 

1—2’ hoch. Blätter (wie bei allen unseren Arten) 3zählig, weich, oberseits trüb dunkel- 
grün. Kronen schmutziegelb, innen später rothgelb. Behaarung bald silbergrau, bald mehr fuchsig. 


a) vulgaris. Blüthen nur an den heurigen Stengeln und dessen Aesten in endständigen 
Büscheln; unter dem Endbüschel sprossen häufig später verlängerte, nachblühende Zweige. — 
C. supinus L. Sp. pl. ed. 2. ist eine von wir bei uns nie gesehene Form mit niedergestreckten 
Ästen (Stengeln). 


654 Cytisus, 


b) prostratus (C. prostratus Scop.?, C. bisflorens Host). Niederliegend mit aufstei- 
genden heurigen Ästen. Blüthen an vorjährigen Asten seitenständig, zu 2, an heurigen zu 3—5 
gebüschelt endständig. 


» a) Juni, Juli und nachblühend, wenn die Endbüschel in Frucht stehen, 
August, Septemb. In lichten Heidewäldern, Kieferwäldern, auf Heidewiesen, in sandig- 
humosem Boden, ziemlich verbreitet im östlichen Viertel in der Ebene und im Hügel- 
lande bis auf das niedere Vorgebirge, stellenweise auch in Südböhmen. Bechovicer 
Wald (Wolfner, als C. repens Wolfn.)! Hrab&sin bei Cäslau! Chrudimer Gebirgsrücken 
spärlich! Hrochow-Teinitz im Eichwalde, spärlich! Um Chlumee häufig: im Walde Drabina 
bei Wehynie, am KlamosSka-Berge! Kladruber Wälder! Bohdane&! Pardubic: bei Veska, 
Vystrkov, Zminy! Leitomy3l, häufig: auf dem Chlumek, bei Strokele, Johnsdorf, Nickl, 
(mit Gladiolus imbricatus)! u. s. w. B. Trübau (Rybitka). Adler-Kostelee! Neukönigin- 
grätzer Wälder, häufig! Chlum bei Königingrätz! Neuples und Kondina bei Jaromer 
(Knaf)! Wolowka zwischen Josefstadt und Neustadt! Jicin: auf der Südseite des Lauretta- 
hügels! Iser bei Benätek (Dedetek). Äusserster nordwestlichster Punkt bei Cistaj bei 
Niemes! — In Südböhmen in einem etwa 6 Meilen breiten Gürtel längs des Böhmer- 
waldes sehr zerstreut: Zliner Revier bei Lukavic südlich von Pilsen! Horazdovicer Ge- 
gend (Sternberg). Friedberg (Purkyn&)! Goldenkron: am Kranzelberge, zwischen Goszau 
und Steinkirchen, am Fussweg nach Budweis unterhalb Opalic (Jungbauer). — b) April, 
Mai (Periode der seitlichen Blüthen), dann Juni, Juli (Periode der termidalen Köpfchen). 
Bisher nur bei Hohenfurth in einer offenen Waldheide auf Granitboden (1870)! 


2. C. austriacus L. (C. supinus y. L., Sp. pl. ed. 1., ©. canescens Maly in 
Presl Del. prag.). Heurige Stengel aufsteigend oder aufrecht, ruthenförmig, ziemlich dicht 
beblättert, einfach oder oberwärts mit steif aufrechten Ästchen, sammt den Blattstielen 
etwas abstehend langhaarig, mit endständigem Blüthenbüschel, Blättchen verkehrtei- 
lanzettlich, meist spitz, in den kurzen Stiel keilig verschmälert, von langen, ange- 
drückten Seidenhaaren mattschimmernd. Kelche und Hülsen ziemlich anliegend dicht- 
und langzottig. 

‚ 1-2‘ hoch. Die Behaarung der ganzen Pflanze, besonders der Hülsen aus dem Silber- 
graucn in’s Fuchsige stechend. Ausser am Stengel selbst finden sich öfter auch kleinere Blüthen- 
büschel an der Spitze der oberen Ästchen und selten auch zu 1—2 stehende Blüthen auf sehr 
kurzen achselständigen Zweiglein. Blumen citronengelb. Ist der vorigen sehr ähnlich, nur durch 
steiferen Habitus, anliegende seidige Behaarung und schmälere, spitzere, mehr keilige Blättchenform 
nicht eben gar scharf verschieden. 

h Juli, August. Auf trockenen, sonnigen Hügeln in Heideboden, sehr selten. 
Bisher bloss bei Melnik (Mann, Maly! Tausch!), in neuerer Zeit nicht wieder gesammelt, 
der genauere Standort neuerdings auszumitteln. Zweifelhaft: Neuhof bei Kuttenberg 
(Patzelt, als C. capitatus)! ob aber wild, oder aus dem dortigen Garten ? 


3. C. biflorus l’Herit. (C. supinus Crantz, Presl fl. @ech., C. ratisbonensis 
Weinm. ap. Schäffer icon!). Heurige Stengeltriebe unfruchtbar, aufsteigend, ziemlich 
anliegend rauhhaarig, die vorjährigen verholzten meist niederliegend, angedrückt-kurz- 
haarig, mit kurzen, 1—4blüthigen traubigen Seitenzweiglein. Blättchen länglich- 
verkehrteiförmig oder länglich-elliptisch, oberseits kahl, sattgrün, unterseits von ange- 
drückten Seidenhaaren fuchsig silbergrauschimmernd. Kelch angedrückt- goldgelb- 
striegelhaarig. Hülsen dicht zottig. 

' Stämmchen fusslang und länger, im Grase und Moose hinkriechend. Blumen satt 
eitronengelb, mit den Blättern oder etwas früher hervorbrechend. 

April, Mai. Auf sonnigen Hügeln und Rainen in Heideboden, in lichten 
Kieferwäldern, in der Ebene und im Hüsellande, mit Sicherheit nur im nordöstlichen 
Viertheil zerstreut. Bei Prag: Scharkathal, Cibulka, St. Prokop, Kuchelbad, Eichwald 
gegenüber Hinter-Kopanina! Elbthal: bei Ceelic! Brandeis (Opiz)! Sehusie bei Kuttenberg 
(Veselsky)! Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz)! Kieferwälder bei Elbe-Teinitz! Civicer 


Genista, 655 


Revier gegen Svitkov auf der Herrschaft Pardubie (Opiz)! Neuköniggrätzer Wald! Chlum 
bei Königgrätz! Mankovic, Weissleim bei Münchengrätz! Jungbunzlau (Stika)! Horka 
bei N. Benätek! Melnik (Prazäk)! Weisswasser! Niemes (Hockauf, Schauta)! — Angeblich 
auf dem Berge Hoblik bei Laun (Stumpf); nach Schlechtendal auch in der Horovicer 
Gegend häufig, doch habe ich die Art dort nirgends gesehen. 


b) (Laburnum DC.) Kelch kurzglockig. Narbe von der Blüthenaxe weggewendet. 
Blüthen in endständigen, langen, deckblattlosen Trauben. Samenschnur oberwärts nicht verdickt. 


4. C. nigricans L. Halbstrauchig, mit aufsteigenden, ruthenförmigen Ästen. 
Blättchen verkehrteiförmig-lanzettlich oder elliptisch, oberseits fast kahl, trübgrün, unter- 
seits nebst den Zweigen, Kelchen und Hülsen angedrückt-seidigbehaart. Trauben aufrecht, 
am Ende der heurigen verlängerten ruthenförmigen Hauptäste. 

— 3’ hoch. Blumen goldgelb, beim Trocknen schwärzlich, 

» Juni—August. In trockenen lichten Wäldern, Heiden, auf buschigen auch 
felsigen Lehnen im Heideboden, durch ganz Böhmen verbreitet und häufig bis auf das 
Vorgebirge (zu 2000‘). Häufig um Prag, so z. B. Zizkaberg, Podbaba, Horomeficer Hain, 
Felsen gegenüber Libdic! Votvovicer Hain (Gintl)! Scharka, Cibulka, St. Prokop, Kuchelbad, 
Radotiner Thal, Zävist, Karlstein, Tetin, Unhost, Stifin, Kröer Wald u. s. w. Verbreitet 
im ganzen Elbthal und dem angränzenden Hügellande von Öäslau, gegen Jiein u. Ss. w. 
Im östlichen Theile bei Chotzen, Hohenmauth u. s. w. Im nördlichen Böhmen, sowohl 
in den wärmeren niederen Ben bei Jungbunzlau, Weisswasser, Niemes als auch im 
gebirgigeren Theile bis an den Fuss der Sudeten, so bei Trautenau, Arnau, Grottau, 
u. s. w. Häufig auch: im Basaltmittelgebirge, im Egerthale, am Erzgebirge und auf dem- 
selben bis zu 2000’ hoch! Saazer Gegend, Vinaric! Westliche Curorte. Mittelböhmen ; 
um Bürglitz, Horovic, Pribram, Rokycan, Rozmitäl, Pilsen! Prestic, Chudenic ziemlich 
häufig! Südostböhmen z. B. bei Sobeslau, Pisek, Strakonic (Berg Kuridlo), Krumau und 
Goldenkron! am Blanskerwalde! Kubani (Müncke), Gratzen! — scheint südlich von 
Krumau bei Ottau aufzuhören. 


7 5. €. laburnum L. (Goldregen, Bohnenbaum). Baum. Blättchen elliptisch, 
oberseits kahl, unterseits, nebst den Zweigen und Kelchen, angedrückt behaart. Trauben 
hängend, an kurzen Seitenzweigen in den Blattachseln vorjähriger Laubzweige 
endständig. 

H. 20‘. Blumen hellgoldgelb, gross. 

% Mai, Juni. Stammt aus dem südlicheren Europa, (von Österreich, Steiermark 
an); beiunsin Anlagen, auf bepflanzten Anhöhen nicht selten, bisweilen anscheinend wie wild. 


3. Genista L. Ginster. 


1. G. germaniea L. Äste aufsteigend oder aufrecht, die vorjährigen vom unteren 
Drittheil an mit traubig verzweigten, im unteren Theile auch mit einfachen Zweig- 
dornen, oberwärts aus denselben Blattachseln zugleich mit dem Dorne auch beblätterte und 
grösstentheils eine endständige deckblätterige Blüthentraube tragende Äste treibend, 
selbst auch öfter mit einer Traube geendigt. Blätter länglich-elliptisch, spitzlich, ohne 
Nebenblättchen, am Rande nebst den Ästchen, Blüthenstielen, Kelchen und Hülsen rauh- 
haarig-zottig. Deckblätter pfriemlich. Kelch kurzglockig. bis zu °/, 3spaltig; Zipfel 
der Oberlippe lanzettlich; Unterlippe halb 3spaltig. Hülsen länglich rautenförmig, zu- 
gespitzt, zottig. 

/,—1"/,‘ hoch. Am Grunde der älteren Zweige findet man in den Blattachseln nur 
Knospen, höherhin theilweise nur Dorne, theilweise Dorn und Knospe übereinander (der erstere 
höher stehend), noch höherhin wächst diese Knospe zu einem dornlosen Laubtriebe oder Blüthen- 
zweige aus. Die Dörnchen am Hauptdorn sind meist von einem Niederblatte gestützt, bisweilen 
auch von einem Laubblatt; bei den oberen Dornen bildet sich aussen an der Basis der (secundi ären) 
Dörnchen ebenfalls ein Knöspchen, welches wohl auch in einen Laubtrieb auswächst. Wenn der 
Hauptast bis zum Grunde abgemäht wird (oder auch abfriert?), so treiben die unteren Achsel- 


u U 


656 Genista, 


knospen in längere dornlose, blühende Zweige aus; solche hatte Opiz als var. inermis (von Tupadl 
bei Cäslau). Ob es daneben eine normal dornlose Varietät giebt, ist noch zu untersuchen. Aus 
Italien und Frankreich sah ich dagegen eine var. spinosissima, an der auch die blühenden 
Zweige schon Dornen in den Blattachseln ausgebildet haben, wodurch sehr dornige dichte Büsche 
entstehen, deren starre Blätter auch zu perenniren scheinen. Blumen goldgelb. 

f Mai, Juni, einzeln in den August. In trockenen, lichten Wäldern, auf Abhängen, 
durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge ziemlich verbreitet, doch nicht überall. Bei 
Prag häufig: Ziäkaberg, Roztok, Scharka, Stern, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal, 
Morinky, Karlstein, Zävist, Kundraticer Wald u. s. w. Öäslau (Opiz). Chradim: südlicher 
Gebirgsrücken! Wälder bei Dymokur, Chlumec, Königstadtel! Hrochow-Teinitz! Dvorisko 
bei Chotzen! B. Trübau (Rybicka). Kieferwälder bei Adler-Kostelee! Königingrätzer Wald! 
Ji&in! Münchengrätz: auf der Horka (Sekera). Bäba bei Kosmanos! B. Aicha (Wiese)! 
Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Schauta)! Kunersdorf unter dem Limberge! Sandauer Berg 
b. Kamnitz! Dittersbach gegen Kamnitzleiten! Fugau (Karl). — Widim (Hackel). Melnik 
(Prazäk)! Verbreitet im westlichen Elbgebiet, bei Leitmeritz, im Mittelgebirge u. s. w. 
Turner Park bei Teplitz! Cernovicer Purberg bei Komotau (Knaf)! Gr. Holetitz bei Saaz! 
Laun! Vinafic! Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). -— Mittel- und Südböbmen: Bürglitz! Hofoviec, 
Jinec häufig! Cerhovie gegen Zbirow! Berg Zdär bei Rokycan! Pilsen! Zlin bei Lukavie! 
Chudenic! Kufidlo bei Strakonic! Blanskerwald am Fusse bei Krenau! Üernic bei Golden- 
kron! Schlumitz bei Ottau! vor Hohenfarth! Um Wittingau, Gratzen nicht gesehen. 


2. G. tinctoria L. Äste aufsteigend oder aufrecht, selten niederliegend, die 
vorjährigen ohne Zweigdorne, die heurigen verlängert, ruthenförmig, oberwärts meist ästig, 
mit kurzen, traubentragenden Ästchen, am Ende traubig. Blätter elliptisch bis lanzettlich, 
spitz, am Blattstiel mit lanzettlich-pfriemlichen Nebenblättchen, sammt den Stengeln 
meist zerstreut-behaart, selten fast kahl, am Rande dicht gewimpert. Trauben be- 
blättert; Blüthen einzeln in den Achseln kleiner lanzettlicher Tragblätter. Kelch 
glockig, nur etwas über die Mitte 3spaltig ; Zipfel der Oberlippe 3eckig-pfriemlich ; 
Unterlippe fast bis zu ihrer Basis 3theilig. Hülsen fast lineal, etwas gekrümmt, sowie 
die Blumenkrone kahl. 

1—2‘ hoch; auf moorigen Heidewiesen auch eine Form mit niedergestreckten Ästen 
(ß. prostrata). Blumen sattgoldgelb, selten blasscitronengelb (y. pallida). 

b» Juni—August. In Wäldern und auf Heidewiesen des ganzen Hügellandes 
bis auf das niedere Gebirge zu 2000° (z. B. Erzgebirge) verbreitet und häufig, noch 
häufiger als vorige; 8) z. B. bei Chudenic! 7) bisher nur bei Nickl an der mährischen 
Gränze nächst LeitomySl unter der gewöhnlichen Farbvarietät. 


3. G. pilosa L. Ästig, niederliegend, mit liegenden oder aufstrebenden Ästen, 
ohne Zweigdornen. Blätter verkehrteiförmig oder länglich, kurzzugespitzt, oberseits 
kahl, unterseits (wie auch die Zweige) angedrückt seidig-steifhaarig. Blüthen zu 1 
bis 2 in den oberen Blattachseln, meist zugleich mit einem sehr kurzen Laub- 
zweiglein (Blätterbüschel), oberwärts zu beblätterten Trauben zusammengehäuft. Kelch 
angedrückt behaart, glockig, !/,3spaltig; Zipfel der Oberlippe eilanzettlich; Unterlippe 
an der Spitze kurz 3spaltig. Aussenseite der Fahne und des Schiffchens, sowie die 
lineal-Jängliche, an den Nähten wellige Hülse angedrückt behaart. 

Stämmchen kriechend, bis 1’ lang. Blätter klein, dunkelgrün, an der Spitze oft längs des 
Mittelnerven abwärts gebogen. Behaarung grauschimmernd, im Alter etwas fuchsig. Blumen soldgelb. 

» Juni, Juli, und oft im August, September nochmals. In trockenen Wäldern, 
zumal in sandigen Kieferwäldern. In einem Wäldchen am Ratiboficer Park bei Skalie 
(Brorsen); für Böhmen neu. Obgleich ich kein Exemplar gesehen, so kann ich in die 
Angabe des rühmlich bekannten dänischen Astronomen um so weniger Zweifel setzen, 
als die Art nicht weit davon bei Reinerz in der Grafschaft Glaz seit Alters bekannt ist. 


. .. Anmerkung. Zur Gruppe der Genisteen gehört auch Ulex, durch den bis zum Grunde 
2lippig-getheilten Kelch, die gedunsene, den Kelch kaum überragende Hülse ausgezeichnet. U, 


Ononis. 657 


europaeus L., ein ästiger, 2—4‘ hoher Strauch mit gefurchtem Stamm und Zweigen, dicht mit 
lineal-pfriemlichen, dornig-zugespitzten Blättern und ebensolchen kurzen Achselzweigen besetzt, 
an dem nur die untersten Blätter auch öfter 3zählig sind, mit an den seitlichen Dornzweigen 
höherer Grade einzeln achselständigen, gestielten, grossen Blüthen, aus dem südlichen und west- 
lichen Europa, fand Dr. Novotny bei Neuhaus im Kamenicer Walde in 3 Exemplaren, neuerdings 
aber nicht mehr wieder; wahrscheinlich war der gegen strengere Winterkälte «mpfindliche Strauch 
bereits wieder abgestorben. 


Anmerkung. Lupinus luteus L. (gelbe Lupine), aus Südeuropa, wird nach Schlech- 
tendal in der Horovicer Gegend als Viehfutter selten kultivirt. 


4. Ononis L. Hauhechel. 


1. 0. spinosa L. em. Stengel aufrecht oder aufsteigend, auf den absteigenden 
Blattspuren zottig, sonst nur drüsenhaarig oder ziemlich kahl, mit zahlreichen 
Dornästen. Blätter 3zählig, obere einfach; Blättchen länglich oder lineal-länglich, ge- 
zähnt-gesägt, spitz oder stumpf, mit sehr kleinen Drüsenhärchen (anscheinend kahl). 
Blüthen meist einzeln, blattwinkelständig, lockere, beblätterte Trauben bildend. Kelch 
drüsig behaart, mit spärlichen langen Haaren, deren unterer Zahn meest kürzer als 
der untere Theil des Schiffchens bis zur Beuge. Fahne oval, stumpflich ; Flügel Y, 
so lang als dieselbe, dessen Zahm vom Nagel abstehend. Hülse schief eiförmig, so 
lang oder länger als der wenig vergrösserte Fruchtkelch. 

Stengel sehr ästig, 1—2’ hoch. Nebenblätter schief eiförmig, dem Blattstiel angewachsen. 
Blumen violettrosa, seltener weiss, in der Grösse veränderlich. Samen hökerig-punktirt, braun, 
schwärzlich gefleckt. Geruch schwach, kaum bocksarlig. Herr A. Mayer in Leitmeritz theilte mir 
folgende Varietäten (von Leitmeritz) mit: £. microphylla A. Mayer, Blätter klein, gedrungen, 
fast alle einfach; f. flagelliformis A. Mayer, ebenso, aber die Äste peitschenförmig ohne 
Seitenzweige fortwachsend, am heurigen Endtheile frisch, beblättert, an der vorjährigen Basis mit 
trockenen Nebenblattscheiden (deren Blättchen bereits abgefallen sind); 7) macrophylla A. 
Mayer, Blätter entfernt auf verlängerten Trieben, die meisten 3zählig, mit grösseren Blättchen. 

2\ Juni— September. Auf unbebautem Boden, wüsten Plätzen, Triften, Weg- 
rändern, steinigen Flussufern, im Hügellande und der Ebene verbreitet, in gebirgigeren 
Gegenden selten oder fehlend.. Um Prag gemein. Verbreitet im ganzen Elbthale von 
Tetschen bis Königingrätz und Jaromör! ebenso im angränzenden Hügellande ; so häufig 
um Cäslau! bei Chrudim! Hohenmauth, Chotzen, Brandeis a. Adler, Senftenberg! Von 
Jiöin nach Süden zu häufig! Turnau gegen Wartenberg! Kleinskal (Neumann), Jung- 
bunzlau! Weisswasser (Hippeli)! am Bösig (Purkyn&)! Fehlt bei Niemes, doch schon bei 
Reichstadt (Schauta)! B. Leipa, B. Kamnitz! Häufig im Egerthale und am Rande des- 
selben, so bei Loun, Saaz, Vysocan; ebenso längs des Erzgebirges, bei Teplitz, Rothen- 
haus, Komotau! Schlackenwerth (Ortmann); doch nicht bei Karlsbad. — Mittelböhmen: 
Althütten bei Beroun! Bürglitz, Rakonitz! Horovie häufig, bei Piibram seltener! — 
Chotöschau bei Pilsen! Chudenic gegen Dolan spärlich! Bei Krumau nach Jungbauer 
im Moldauthale gegen Wettern, doch fand ich daselbst, wie überhaupt in der Krumauer 
Gegend, keine Spur mehr. 


2. 0. repens L. (O. arvensis Presl fl. lech., ©. procurrens Wallr.). Stengel 
niederliegend oder aufsteigend, am Grunde zuletzt wurzelnd, ringsum, am dichtesten 
aber auf der absteigenden Blattspur zottig, nebstbei drüsenhaarig, wehrlos oder ein- 
zelne untere Äste dornig. Blätter die meisten einfach, die unteren 3zählig; Blättchen 
oval bis länglich, kleingezähnt-gesägt, stumpf oder gestutzt, drüsenhaarig. Blättchen 
meist einzeln in den Blattachseln, lockere beblätterte Trauben bildend. Kelch drüsig- 
behaart und zottig; Zähne lanzettlich, spitz, der untere bis zu der spitzwinkeligen 
beuge des Schiffchens reichend. Fahne gross, rundlich-oval, zugespitzt, Flügel */, so 
lang als diese, dessen Zahn dem Nagel anlieyend. Hülse eiförmig, kürzer als der 
vergrösserte Fruchtkelch. 

1—2' Jang. Blumen rosenroth, purpurn gestreift, selten weiss, grösser als bei voriger; 


Samen grösser, mit grösseren und spitzeren Höckerchen, Geruch der reichlicheren Drüsenhaaren 
wegen stärker, bocksartig. 


658 Medicazo, 


2. Juni—August. Auf Triften, sandigen Wiesen und Wegrändern, besonders 
an Flussufern in den Niederungen zerstreut, meist seltener als vorige. Bei Prag: fast 
nur an der Moldau: Bubna! Trojainsel, bei Husinee und Libtie! Radlie, Kosir, Kaiser- 
wiese, zwischen Modran und Lhotka auf dem Plateau mit Pedicularis palustris! Vran, 
hinter Stechovic! Radotin, VSenor, Karlstein (Ruda)! — Beroun gegen Neuhütten zu 
am Berounflusse! bei Nezabudic nächst Bürglitz! Nicht selten im westlichen Elbthale 
bei Lobositz, Leitmeritz, Cernosck! Tetschen ! Im östlichen Elbthal von mir nicht ge- 
sehen, dagegen an der Adler bei Brandeis! Im nördlichen Gebiete: Münchengrätz 
(Sekera), bei Leipa gegen Piessnik! sonst nicht gesehen. Fehlt auch im Erzgebirgs- 
striche bei Brüx, Komotau, Saaz; dagegen wieder bei Schlackenwerth am Grasberg nächst 
Warta (Reiss nach Ortmann), und bei Wasserhäuseln bei Petschau (Ortm.). Häufig bei 
Pilsen, hinter der Sachsenvorstadt im Berounthale, im Radbuzathale, am Zlin bei Lu- 
kavie, Angelthal bei Klattau, Chudenic! 


3. 0. hireina Jacg. (0. fotens All.). Stengel aufrecht oder aufsteigend, nicht 
wurzelnd, ringsum zottig und drüsenhaarig, ästig, ohne Dornen. Untere Blätter 3zählig, 
obere blüthenstützende einfach; Blättchen oval oder länglich, kleingezähnelt-gesägt, 
gerundet stumpf oder spitzlich, drüsenhaarig. Blüthen paarweise oder die oberen ein- 
zeln in den Blattwinkeln, unterwärts entfernt, oberwärts gedrängte ährenförmige 
Trauben bildend. Kelch drüsig behaart und langzottig; Zähne lanzettlich, allmälig 
zugespitzt, der untere bis zu der stumpfwinkeligen Beuge des Schiffehens reichend. 
Fahne gross, rundlich-oval, stumpf, das Schifichen weit überragend; Flügel °/, so lang 
als diese, sein Zahn vom Nagel abstehend. Hülse eiförmig, kürzer als der ver- 
grösserte Fruchtkelch. 

1--2° hoch, von Allen am kräftigsten, stark zottie. Blätter auch im Blüthenstande noch 
gross, besonders auffällig gross deren stengelumfassende Nebenblattscheiden. Blumen rosa, pur- 
purngestreift. Starker Bocksgeruch wie bei voriger. 

% Juli, August, Auf Wiesen, Triften, Wegrändern. Bisher nur im Fiederholz 
zwischen Böchovie und Ouval am Waldrande nächst der Staatsbahn, in einigen Exem- 
plaren (Poläk 1873)! wahrscheinlich durch die Bahn aus Mähren, Nieder-Oesterreich 
oder Ungarn eingeschleppt; ob bleibend angesiedelt, ist abzuwarten. 


5. Medicago L. Schneckenklee. 


a) (Spirocarpus DC.) Hülse schneckenförmig gewunden; Windungen im Mittelpunkte 
geschlossen (ohne Durchgang). 


1. M. minima Desrouss. Dicht behaart bis zotlig. Nebenblätter eilanzettlich, 
gezähnelt. Blättchen verkehrteiförmig, tief ausgerandet, vorn gezähnt, die seitlichen sehr 
kurz gestielt, fast sitzend. Trauben 1—5blüthig. Hülse mit 3—5 Windungen, aderlos, 
am Rande mit 2 Reihen am Grunde zusammengedrückter, an der Spitze hakiger, 
beiderseits gefurchter und so am Grunde in 2 Schenkel auslaufender Stacheln; der 
untere Schenkel des Stachels verlauft quer zu einer dem Rande jederseits parallelen Leiste. 

Stengel 3°—1’ lang, niederliegend oder aufrecht. Blätter wie bei allen Arten 3zählig. 
Pflanze von der meist dichten Behaarung grau, Haare in der Regel durchaus drüsenlos, seltener 
(ß. viscida Koch) den einfachen Haaren Drüsenhaare beigemischt. Blumen klein, gelb. Stacheln 
meist so Jang und länger als der albmesser der Hülse, selten (y. brevispina m.) die Stacheln 
verkürzt, nur halb SO lang als der Hülsendurchmesser. 

© Mai, Juni. Auf trockenen grasigen Hügeln und Wegrainen, auf Kalk oder 
Sandboden, fast nur im warmen Hügellande, sehr zerstreut, aber gesellig, oft in Menge. 
Bei Prag ziemlich häufig im Moldau- und Berounthale: Wälle des Vysehrader Thores! 
Felsen der Folimanka häufig! Gräben vor dem Kornthore, Felsen bei der Kaisermühle! 
Podbaba (Poläk)! Sel& (Opiz)! Lieben! Hügel „na zämku“ bei Chabry (Dede,)! Särka ! 
Slichover Kirchhügel! Abhang des Plateau’s über dem Einschnitt des _Kuchelbader 
Baches! um Karlstein häufig! Tetin! — Kuttenberg (Veselsky)! Wälle von Cäslau (Opiz). 


Medicago, 659 


Im westlichen Elbthale bei Wegstädtel am Elbufer (#)! Roudnie (Reuss). Leitmeritz:: 
am Radobyl nächst dem Kreuze! Dreikreuzberg bei Öernosek, Felskuppe bei Salesl, 
Schreckenstein bei Aussig (Mayer). — Nordböhmen: bei Weisswasser (Hipp.)! Niemes 
(Schauta), selbst bei B. Kamnitz (Zizelsb.) und Reichenberg (Siegmund, & und y)! auch 
bei Schluckenau (nach Karl). Am Fusse des Erzgebirges: bei Teplitz, (Roth, nebst ß)! 
z. B. am Schlossberg (Hampel); Bilin (Reuss), Brüxer Schlossberg (Knaf)! Rannayer 
Berg bei Loun! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Am Postelberger Teich (Knaf)! Vysocan 
(Thiel)! Heiliger Berg bei Kaaden (Sachs)! Marienbad (Glückselig); bei Karlsbad nicht 
verzeichnet. — In Mittelböhmen, wahrscheinlich vom Berounthal her gekommen, bei 
Zebräk auf dem ersten niederen Hügel gegen Burg To&nik und am Berge Toönik selbst! 
(nach Schlechtendal auch bei Horovic, wo ich die Art nicht fand). — Krumau: auf 
dem Kalkfelsenberg oberhalb der Wasserwehre (Jungbauer). 


2. M. lupulinaL. Mässig- oder zerstreut-behaart. Nebenblätter eiförmig oder 
eilanzettlich, ganzrandig oder gezähnt. Blättchen fast rhombisch-verkehrteiförmig, vorn 
gezähnt, die seitlichen kurz gestielt. Trauben welblüthig, rundlich-kopfförmig, zuletzt 
verlängert. Hülsen nierenförmig, gedunsen, an der Spitze nur mit einer Windung 
gewunden, längsaderig, kahl oder behaart, ohne Stacheln. 

Stengel ästig, niederliesend oder aufsteigend, 3°—1’ lang. Blumen klein, gelb. Hülsen 


zuletzt schwarz. Var. «) glabrescens, Hülse angedrückt behaart oder ziemlich kahl; $. glandu- 
losa Neilr. (M. Willdenowii Bönningh.), Hülse abstehend-drüsenhaarig. 


© Mai—Herbst. Auf Wiesen, Weiden, Wegrändern, Feldern, verbreitet und 
gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge; auch ) nicht selten. 


b) (Faleago Rchb.) Hülse sichelförmig gebogen oder schneckenförmig gewunden, mit 
offenem Durchgange zwischen den Windungen. 


3. M. falcata L. Stengel niederliegend, ausgebreitet ästig, nebst den Blättern 
angedrückt behaart. Blättcehen länglich- bis lineal-keilförmig, an der Spitze ausgerandet, 
mit einer Stachelspitze im Ausschnitt, vorn sehr klein, fast unmerklich, selten deut- 
licher gezähnelt oder ganzrandig. Blüthentrauben kurz, etwa 1Oblüthig. Blüthenstiele 
etwas länger als die kurzglockige oder beckenförmige Kelchröhre, auch nach dem Ver- 
blühen aufrecht. Hülsen sanft sichelförmig oder halbmondförmig gekrümmt, angedrückt 
feinflaumig, mit durch eine ziemlich seichte Rinne minder scharf abgetrennter Rücken- 
naht. Samen 3eckig, auf einer Seite der Nabel. 


Stengel stets niederliegend, 1—2‘ lang. Blumen kleiner als bei der folgenden, heller 
oder dunkler gelb. Samen kleiner als bei folgender. 


2 Juni—September. Auf Rainen und Dämmen, trockenen grasigen Hügeln und 
Wiesen, an Wegen, im ganzen Hügellande, besonders im wärmeren Theile desselben ver- 
breitet und meist häufig. Vorgebirge des Riesengebirges bei Hohenelbe! In Südböhmen 
bei Krumau von Jungbauer nicht verzeichnet, 


+4.M. sativa L. (Luzerne). Stengel aufrecht oder aufsteigend, sehr zerstreut behaart 
oder fast kahl. Blättchen keilig-verkehrteiförmis, obere länglich- und lineal-keilförmig, 
stumpf oder ausgerandet, vorn spitz ausgefressen-gezähnt. Blüthenähren eiförmig oder 
länglich (nur kleine Seitenähren auch kurz), etwa 20blüthig. Blüthenstielchen meist so 
lang als die glockige Kelchröhre, auch nach dem Verblühen aufrecht. Hülse in 2—3 
Windungen gewunden, angedrückt flaumig, mit durch eine schärfere Furche abge- 
sonderter Rückennaht. Samen nierenförmig, der Nabel im Ausschnitt. 


H. 1—2’. Blumen violett, blau oder bläulich-weiss. 


2. Juni—September. Auf Feldern und Wiesen als gutes Futterkraut im ganzen 
wärmeren Hügellande und den Ebenen gebaut (aus Südeuropa stammend), auch auf 
Wiesen und Rainen nicht selten verwildert, 


660 Trigunella. Melilotus. 


* M. media Pers. Stengel aufrecht bis aufsteigend. Blättchen kleiner-gezähnt 
oder selbst wie bei M. falcata schmal, keilig, vorn fast ganzrandig. Hülsen halbkreis- 
förmig bis in 11), Windungen gewunden. Sonst wie vorige. 

Blumen ebenso gross wie bei M. sativa oder etwas kleiner. Var. «. versicolor, Blumen 
schmutzig-violett, in’s Grünliche oder Braune, anfangs grünlich oder gelblich, oder in umgekehrter 
Reihenfolge die Farben ändernd; £) ochroleuca (M. falcata Tausch! M. falcata var. ochro- 
leuca Opiz), Blumen hellgelb oder weisslichgelb; f£. ist der echten M. falcata schon sehr ähnlich 
und wird oft dafür gehalten. Die M. media wird meist für einen Bastart (M, sativa X falcata) 
gehalten, womit die intermediäre Bildung wohl stimmen würde; indessen kommt sie oft für sich 
oder mit M. sativa allein vor (ohne M. falcata), auch ist die var. f. als Kreuzungsprodukt von 
gelben und violetten Blumen nicht erklärbar, daher es wahrscheinlicher ist, dass M. media nur 
die verwilderte Form der M. sativa ist, wonach auch M. falcata specifisch nicht streng geschieden 
wäre, daher neuerdings Urban alle 3 zu einer Art zusammengezogen hat. 

2 Juni—Herbst. Auf Wiesen und grasigen Rainen, mit M. sativa meist gesellig 
und häufig verwildert. 


6. Trigonella L. em. 


1. T. monspeliaca L. Stengel liegend bis aufrecht, einfach oder unterseits aus- 
gesperrt-ästig. Blätter 3zählig, gestielt; Blättchen keilig-verkehrteiförmig, vorn spitz und 
ausgefressen-gezähnelt, das mittlere viel länger gestielt. Nebenblätter der Blattstielbasis 
am Grunde angewachsen. Trauben achselständig, verkürzt, armblüthig, fast doldig, 
fast sitzend, deren Axe in eine Stachelspitze ausgehend. Blüthen sehr kurz gestielt, 
aufrecht. Hülsen lineal, aus dem Stielrunden zusammengedrückt, vorragend schief- 
quernervig, mit gekrümmter, kurzer Stachelspitze, herabgeschlagen, aber im sanften 
bogen emporstrebend, sternförmig von einander abstehend. Samen walzlich, warzig. 

2°—1' lang, durchaus flaumig. Blumen sehr klein, gelb, schnell welkend. 


© Mai, Juni. Am Gipfel des Radobyl bei Leitmeritz, auf kurzgrasigen Stellen 
nächst dem Kreuze, mit Medicago minima in ziemlicher Menge (von Burkhardt bereits 
vor mehr als 30 Jahren entdeckt und an Koch mitgetheilt; blieb dann zweifelhaft, 
weil Koch den genaueren Standort nicht angab, vor Kurzem von A. Mayer wieder- 
gefunden)! Ist zunächst erst in Ungarn einheimisch und kommt selbst im Wiener Becken 
nur vorübergehend vor. 


7 2. T. cerulea Ser. (Melilotus coerulea Desrouss). Stengel aufrecht, ästig. 
Blätter 3zählig, gestielt; Blättchen länglich-oval, die der obersten Blätter länglich, stachel- 
spitz, kleingesägt. Nebenblätter aus breitem gezähntem Grunde lanzettlich. Trauben 
achselständig, langgestielt, gedrungen kopfförmig ; Blüthen aufrecht, kurzgestielt. Hülsen 
etlänglich, aufrecht, aber nach auswärts gekrümmt, in einen borstlich ausgehenden 
Schnabel verschmälert, längsgeadert. 

1—3’ hoch, kahl, nur oberwärts zerstreut behaart. Blumen lilablau und violett gestreift. 


© Juni, Juli. In Südeuropa einheimisch; bei uns nur sehr selten gebaut und 
einzeln in Gärten, auf Wiesen, an Zäunen verwildert. Bei Prag einmal in der Podbaba 
und am Karlshof gefunden. Wurde bei Kröglitz bei Tetschen gebaut (Malinsky)! 


7. Melilotus Haller. Steinklee. 


a) Nebenblätter aus mässig breitem, ganzrandigem, selten auch aus 1—2zähnigem 
Grunde pfriemlich. Seitennerven des Blättchens ungegabelt, in einen Zahn auslaufend, daher der 
Blattrand entfernt gesägt. 


«) Hülse zugespitzt, angedrückt/hehaart. Fahne, Schiffehen und Flügel fast gleich lang. 


1. M. altissimus Thuill. 1799 (M. macrorrhizus Koch nee Pers., M. offieinalis 
Willd., Tausch h. boh.!, Trifolium palustre W. Kit.). Blättchen länglich, die der unteren 


Melilotus, 661 


Blälter verkcehrteiförmig, entfernt gesägt oder fast ganzrandig. Nebenblätter lanzettlich- 
pfriemlich, ganzrandig oder die unteren, selten die oberen jederseits I—2zähnig. Hülsen 
eiförmig, mit langem pfriemlichem Griffel, netzig-runzelig, auf dem Rücken in einen 
vortretenden scharfen Kiel zusammengedrückt. 

Wie die folxenden fast kahl, sehr zerstreut behaart. Wurzel spindelig, nicht dicker als 
bei den beiden folgenden. Stengel 2—5'’ hoch, aufrecht, ästig. Blüthen (wie bei allen Arten) in 
gestielten, blattachselständigen, reichblüthigen Trauben, herabhängend. Blumen goldgelb, Fahne 
oft braun gestreift. Hülsen reif schwärzlich, grösser als bei den 2 folgenden, durch die Behaarung 
und Zuspitzung sehr kenntlich. Geruch dieser und der 2 folgenden Arten stark, süsslich. 


69 Juni—September. Auf feuchten Wiesen, an Wiesengräben, in feuchtem Ge- 
büsch, in lehmigem Boden auch auf Abhängen und Dämmen, an Wegrändern, nur im 
niederen Hügellande und der Ebene sehr zerstreut. Fehlt (eine unbestimmte, unzuverlässige 
Angabe Tausch’s ausgenommen) gänzlich in der Prager Umgegend, zunächst erst an 
der Säzava bei Cercan am Bahndamme! — Sehr häufig in der Gegend von Podebrad: 
am Saner Kanal, am Wege nach dem Blato und auf der Blatowiese selbst, am Abhange 
des Woskoberges im Thonboden! Gräben bei Gross-Wosek! Dymokur: am Abhange 
des Jakobs-Teiches im Gebüsche, im Parkwäldchen! u. a., bei Rozdalovie häufig! Bei 
Jicin am Kalkmergelabhange unter den Prachower Felsen! Wolesnie bei Chlumec im 
Thonboden! Slatina bei Hohenmauth! Jungbunzlau: am Bache nächst dem Wege nach 
Dobravie (Ascherson)! Habsteiner Sümpfe (Lorinser nach Schauta). B. Leipa gegen 
Piessnik! Elbeufer bei Leitmeritz und Eger bei Theresienstadt! Im Böhm. Mittelgebirge 
hin und wieder: am Rande des Triblicer Schlossteiches! am Granatbache unter dem 
Radelstein! bei Stöpanov! im Thale zwischen dem Klotzberge und Talinaberge, zwischen 
Wellemin und Mileschau! Loun: bei Brdloch nächst Citolib auf sandigem alluvialem 
Wiesenboden! — Schönborn bei Tetschen auf Bakulitenthor! Wessen bei Teplitz im 
Strassengraben! Thal bei Schiesselitz am Bache! Karlsbad (Glückselig), aber bei Ort- 
mann nicht verzeichnet. Rakonitz: am Wassergrabeu beim Neu-Teich und bei der Rothen 
Mühle, zahlreich! 


£) Hülse stumpf, stachelspitz, kahl. Schiffchen stets kürzer als die Fahne, 


2. M. offieinalis Desrouss, (M. arvensis Wallr., M. Petitpierreanus Koch). 
Blättehen geschärft-gesägt, eiförmig oder die oberen länglich, die der unteren Blätter 
verkehrteiförmig. Nebenblätter ganzrandig oder die untersten 1I—2zähnig. Flügel so 
lang als die Fahne, länger als das Schiffehen. Hülse eiförmig, auf dem Rücken ge- 
rundet, stumpf gekielt, querrunzelig, wenig netzförmig. 

1—4’ hoch, aufrecht oder aufsteigend, bisweilen niederliesend. Blumen hellgoldgelb, 
etwas grösser als bei vorigem, dagegen die lederbraunen Hülsen weit kleiner. 

69 Juni— September, Auf unbebauten Stellen, Schutt, Rainen, trockenen Ab- 
‚ hängen, Feldern, an Wegen und Flussufern, im ganzen inneren Hügellande und den 
Niederungen zwar verbreitet, aber zerstreut, stellenweise häufig, anderwärts seltener 
oder fehlend. Um Prag häufig; fehlt bei Niemes (nach Schauta), wohl aber bei Reich- 
stadt und B. Kamnitz (Zizelsb.); bei Horovic nicht häufig, ebenso bei Karlsbad (Ortm.). 


3. M. albus Desrouss. (M. vulgaris Willd., M. leucanthus Koch). Blättchen 
geschärft-gesägt, die der untersten Blätter verkehrteiförmig, übrige eilänglich, oberste 
länglich. Flügel kürzer als die Fahne, wenig länger als das Schiftchen. Hülse elliptisch- 
eiförmig, netzig-runzelig, auf dem Rücken gerundet, stumpf gekielt. 

1—3' hoch, aufrecht oder aufsteigend, ästig. Blumen weiss. Hülsen graubraun, zuletzt 
schwärzlich. 

69 Juni— September, Wie voriger, am häufigsten in den Flussthälern, namentlich 
im ganzen Elhbthal, Egerthal, unteren Moldauthal u. s. w. In Ostböhmen noch zahlreich 
bei Hohenmauth! bei Leitomysl aber nur bei Nemtic im Kon£inathale; häufiger bei 
Jiefn (Pospichal)! Niemes (Schauta)! fehlt aber bereits bei B. Kamnitz (Zizelsb.), — 


43 


66 Trifolium, 


[542 


Berouner Thal bei Bürglitz und am Rakonitzer Bache! fehlt aber bei Rakonitz selbst (Krej£). 
Komärov bei Horovie nicht häufig (Schlecht.). Prestic! Ruine Riesenberg bei Neugedein! 
b) Nebenblätter alle aus verbreitertem, eingeschnitten-gezähntem Grunde pfriemlich. 


Seitennerven der Blättchen 1—2mal gegabelt, deren Gabelzweige vorragend, sämmtlich in stache- 
lige Zähne auslaufend, daher der Blattrand dicht stachelig-gesägt. 


4. M. dentatus Pers. ampl. (M. macrorrhizus Pers., M. Kochianus Willd., Tri- 
folium dentatum et T. macrorrhizum W. Kit.). Blättchen länglich, dicht stachelspitz- 
gesägt. Flügel kürzer als die Fahne, so lang wie das Schiffehen. Hülse eiförmig, stumpf, 
bespitzt, netzig-runzelig, kahl, auf der oberen Naht mit geschärftem Kiele. 


Aufrecht oder aufsteigend, 2—3' hoch. Hauptwurzel sehr stark, gross, 1’ lang (daher 
macrorrhizus, worunter eine magerere Form mit nur 1—2zähnigen oberen Nebenblättern zu ver- 
stehen ist). Blätter durch die starren, in fast dornige Sägezähne auslaufenden Nerven ausge- 
zeichnet; auch der Kelch mit 5 starren Nerven, durch welche die Kelchzühne besonders in der 
Knospe dornspitzig erscheinen. Blumen blassgelb, von allen die kleinsten, von schwachem Ge- 
ruche. Hülsen zuletzt schwärzlich, etwa so gross wie bei M. altissimus. 


5% Juli—September. Auf Sumpfwiesen, an Wassergräben, Wegrändern, nur auf 
salzigem Boden, daher von beschränkter Verbreitung in der nordwestlichen und nörd- 
lichen Niederung. Kommern bei Brüx (Reuss). Püllna! Um Saidschitz! und besonders 
auf den Srpinawiesen! Feldränder bei Öiskovie (Tausch)! Zwischen Chotöschau und Öer- 
nivo, bei Wunic nächst Libochovie (Reuss)! — Bei Ouzie und Netfeb längs der Bahn 
häufig! Blatowiese bei Podöbrad (Opiz)! Sedlee bei Kuttenberg am Strassengraben zahl- 
reich! (1871); das trübe, schwärzliche Wasser kommt zunächst aus einer Spodiumfabrik, 
dahin aus cnem Teichel, das wohl aus den alten Bergwerkschachten gespeist wird. 


8. Trifolium L. em. Klee. 


A. Blüthen länger oder kürzer gestielt, in gestielten, deutlich blattwinkelständigen 
köpfchenartigen kurzen Trauben, nach der Blüthe (meist, bei unseren Arten stets) herabgeschlagen. 
Deckblätter der Blüthen vorhanden, die äussersten (untersten) frei. Kelch gleichmässig, nicht 
aufgeblasen. Blumenkrone nach dem Verblühen trockenhäutig, rauschend. Fahne frei oder nur 
am Grunde kurz mit den übrigen Blumenblättern verwachsen. 


1. (Chronosemium Ser, Amarenus Presl, Lotophyllum Rehb.). Deckblätter sehr 
kurz, 1spitzig, an den Rändern mit gefärbten Wimpern pinselförmig besetzt. Kelche klein, 5nervig, 
Blumenkrone gelb. Ilülse gestielt, Isamig, aus dem Kelche hervorragend. 


a) Trauben armblüthig (5—15blüthig), locker. Fahne fast glatt (nur sehr schwach 
gefurcht), zusammengefaltet. Flügel gerade vorgestreckt. Hülse wenig kürzer als die Fahne. 
Blätter alle abwechselnd, achselständige Trauben mehrere. 


1. T. procumbens I. (Pollich) *) (T. minus Smitb, T. filiforme Presl fl, &ech., 
Koch et Autt. pl. nec L.). Stengel liegend oder aufsteigend, meist ästig, zerstreut 
behaart. Blättehen . keilförmig-verkehrteiförmig, meist ausgerandet, vorn ausgefressen- 
gezähnelt, das mittlere länger oder gleich kurz gestielt. Nebenblätter eiförmig. Trauben- 
stiele dünn, länger als das Stützblatt. Kelche glockig, kahl, Zähne lineal-lanzettlich, 
obere 2,doppelt kürzer. Griffel abfällig, kürzer als die Hülse. 

‚1/1 lang, feiner als die folgenden, dem T. agrarium £. ähnlich. Blumenblätter eitronen- 
gelb, abgeblüht bräunlich. Eine merkwürdige Abnormität sammelte Knaf bei Öberleitensdorf in 
mehreren Exemplaren (als var. umbellata): die Blätter sind stellenweise am Stengel sehr 
genähert, seitliche Trauben tragend, der Stengel schliesst mit einer wirklich terminalen ! Blüthen- 


traube ab, deren untere Blüthenstiele aber durch gestielte Seitentrauben ersetzt sind, gon denen 
das unterste noch von einem Laubblatt gestützt wird, 


*) Da der Name T. procumbens L. ziemlich allgemein irrthümlich auf die folgende Art 
übertragen worden ist (siehe meinen Aufsatz im Österr. Bot. Ztschrft 1872), so genügt es nicht 
Linne als Autor zu schreiben, um verstanden zu werden, es muss auch noch jener Autor (in 
Klammern) hinzugesetzt werden, der zuerst Linnd richtig interpretirt hat und das ist Pollich. 


Trifolinm, 663 


© Juni—Herbst. Auf Wiesen und Triften, feuchten Äckern, Sandstellen ver- 
breitet und häufig durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge. 
b) Trauben vielblüthig (20—-40blüthig), dachig. Fahne gefurcht, vorn gewölbt, 
ausgebreitet. llülse halb so lang als die Fahne. 
«&) Alle Blätter abwechselnd, achselständige Trauben meist mehrere, von ein- 


auder entfernt. Fahne am Grunde zusammengedrückt, vorn löftelförmig verbreitert und gewölbt. 
Flügel weit seitlich abstehend. 


*» 2. T. agrarium (L. part.) Pollich (T. campestre Presl fl. Cech., T. procum- 
bens Koch et Autt.). Stengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, anliegend behaart 
oder unterwärts verkahlt. Blättchen verkehrteiförmig, meist ausgerandet, (entfernter) 
nervig, vorn ausgefressen-gezähnelt; das mittlere blättchen viel länger gestielt uls 
die seitlichen. Nebenblätter eöförmig. Trauben kugelig oder oval. Kelche kahl ; obere 
2 Zähne 3—4mal kürzer als die unteren, 3eckig-lanzettlich. Griffel kürzer als die 
Hülse, bald abfällig. Var.: 

«) campestre (Schreb. spec.). Stengel mehr aufrecht, oft einfach, '/,—®/,‘ hoch, oder 


ästig mit aufsteigenden Ästen. Traubenstiele meist etwa so lang als ihr Stützblatt. Trauben und 
Blumen grösser, letztere goldgelb, abgeblüht bräunlich. 


f) minus Koch (T. procumbens Schreber). Stengel meist liegend, Y,—1‘ lang. Trauben- 
stiele meist 2mal länger als ihr Stützblatt. Trauben und Blumen kleiner, letztere citrongelb, 
abgeblüht lichter braun. — Übergangsformen zu «) sind häufig. 

© und 69 Juni—Herbst. «) Auf Äckern, Brachen, Stoppelfeldern, Rainen, 
5) auf Wiesen, Triften, an Wegen, beide Var. durch das ganze Land verbreitet und 
meist gemein, im höheren Vorgebirge bis an die Culturgränze, so im Riesengebirge bei 
den Tafel- und Klauselbauden (Knaf fil.). 


3. T. aureum Pollich (T. agrarium L. part., Presl, Koch etc., T. strepens 
Crautz). Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder ästig, angedrückt-behaart. Blättchen 
länglich-verkehrteiförmig, dichtnervig und vorn dicht-feingezähnelt; alle gleichmässig 
sehr kurz gestielt. Nebenblätter länglich-lanzettlich (untere scheidig verlängert). Trauben 
eiförmig. Kelchzähne alle lineal, fast kahl, nur an der Spitze spärlich behaart, die 
2 oberen 3mal kürzer. Griffel so lang als die Hülse. 

2/,—1Y/,‘ hoch. Blätter hellgrün, zuletzt in’s Gelbliche; an unfruchtbaren niederliegenden 
Trieben der perennirenden Pflanze schön zweizeilig gestellt! Kronen die grössten dieser Gruppe, 
goldgelb, abgeblüht gelbbraun; Früchte dagegen die kleinsten der Gruppe. 

©, 69 und %. Juni, Juli, in gebirgigen Lagen auch im August. Auf trockenen 
Waldwiesen, in lichten Hainen, verbreitet im Hügellande und in gebirgigen Gegenden, 
bis auf das Vorgebirge (über 2000‘), so im Erzgebirge, auf den Vorbergen des Böhmer- 
waldes; im lıiesengebirge dagegen von mir und Knaf fil. nicht gesehen. Bei Prag nicht 
häufig: Michler Wald, St, Prokop (Opiz), Holin (Nickerl), Kuchelbad! Stirin (Sykora). 
Kladno (Hoser)! 


ß) Obere Blätter fast gegenständig; achselständige Trauben nur 1—3, genä- 
hert. Fahne von der Basis an gewölbt. Flügel gerade vorgestreckt. 


4, T. spadiceum L. Stengel aufrecht oder aufsteigend, meist zahlreich aus 
ästiger Grundaxe, oben meist etwas ästig, angedrückt behaart. Blättchen länglich-ver- 
kehrteiförmig, oft etwas ausgerandet, vorn feingezähmelt, alle 3 sehr kurz gestielt. 
Nebenblätter länglich-lanzettlich. Traube eiförmig oder länglich. Kelch kurz, becken- 
förmig, die 2 oberen Zähne sehr kurz, 3eckig, die 3 unteren haarig. Griffel mehrmals 
kürzer als die Hülse. 

!/a—1%/,‘ hoch, Blätter hellgrün. Blumen beim Aufblühen goldgelb, bald kastanienbraun. 

©, 69 und %. Juni—August. Auf sumpfigen Wiesen, Waldwiesen, Wald- 
blössen, besonders auf Torfboden, im höheren kühleren Hügellande und in Gebirgs- 
gegenden, auf kiesigem Boden, auch im Lelimboden, bis auf das höhere Vorgebirge (im 

43* 


664 Tritolium 


Riesengebirge und Böhmerwalde an 3500‘). Felt aber im wärmeren lügellande, so 
um Prag; erst im ferneren gebirgigeren Umkreise bei Stirin (Sykora), im Thiergarten 
bei Neuhof bei Lana! — Ostböhmen: Choltic bei Selau (Syrücek nach Opiz). Nickl 
bei Leitomysl an der mähr. Gränze (Rybiöka)! Landskron (Erxleben)! Grulich (Opiz), 
Rokytnitz (Titz)! Jaromef (Knaf)! — Nordböhmen: Riesengebirge (bis 3500‘ und Vor- 
berge: am Weissbach bei Hohenelbe (Kablik)! Langenau, Johannisbad (Opiz). Trautenau 
(Pastor)! Kleinskal bei Turnau (Neumann). Reichenberg (Siegmund)! Weisskirchen bei 
Grottau, Zwickau (Matz), B.-Aicha (Wiese)! Wartenberg bei Gabel! Höflitz bei Niemes! 
Grosse Moorwiese bei Habstein (Pospichal)! Widim, Wellnitz bei B. Leipa (Hackel). 
B. Kamnitz (Zizelsb.). Schönlinde: unter dem Wolfsberg! Rumburg! Nixdorf (Neumann). 
Tetschen (Malinsky)! Hin und wieder im basaltischen Mittelgebirge: Wernstadtel (Hackel); 
Waldwiesen bei Kundratie, Babina, Neuhof (Mayer). Göltsch! Mileschau, Kostenblatt 
(Mayer), Klotzberg, Radelstein (Reuss). Im Erzgebirge auf dem Kamme und den Vor- 
bergen hin und wieder von Zinnwald südwestlich, auch am Fusse des Erzgebirges: bei 
Kosten, Oberleutensdorf (Laube)! Osseg, Kopitz bei Brüx (Reuss). Duppauer Gebirge 
bei Bukva! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann)! Franzensbad (Bracht)! Tepl (Konrad). 
Theising (Tausch)! — Mittelböhmen: Rakonitz: Olesnaer Wiesen und am Eingange in’s 
Thal gegen Bürglitz! Südböhmen : Rozmitäl (Lusek)! Altsattelhrädek (Merkl). Böhmer- 
wald und Vorberge: Zdikau bei Winterberg (Claudi). Arber (Purkyn&)! Eleonorenhain, 
B. Röhren (Müncke), Hirschbergen (Jirus)! Hohenfurth (Nenning), Blanskerwald, Golden- 
kron (Jungbauer)! Gratzen (Jechl)! Wiesen an der Naser bei Platz (Leonhardi). 


2. (Trifoliastrum Ser.). Deckblätter einspitzig oder häufis 2spitzig, einfach 
gewimpert. Kelch meist 10rippig, selten 5rippig. Krone weiss oder roth, zur Blüthezeit krautig, 
verblüht trockenhäutig. Hülse (unserer Arten) sitzend, 1—6samig, aus dem Kelche meist her- 
vorragend. 


a) Pflanze 1jährig (oder überwinternd 1jährig). Blüthen sehr kurzgsstielt. Krone 
kürzer als der Kelch. Hülse 2samig, aus dem Kelch hervorragend ; Kelchzähne zur Fruchtzeit 
zurückgekrümmt, 


5. T. parviflorum Ehrh. (T. strietum Schreber). Stengel aufrecht, meist ästig, 
sammt Blättern kahl, Blättchen verkehrteiförmig oder verkehrteiförmig-länglich, ungleich- 
scharfgesägt, nervig-gerippt. Nebenblätter trockenhäutig mit lanzettlicher pfriemlicher 
Spitze. Trauben köpfchenartig, kugelig, dicht, deren Stiele kürzer als das Stützblatt- 
Deckblättchen pfriemlich. Kelchröhre vorragend gerippt, sehr zerstreut-behaart, kürzer 
als die 3nervigen lanzettlich-pfriemlichen, starren, zurückgebogenen Kelchzähne, von der 
reifen Frucht einseitig gespalten. 

1—9' hoch, fein gebaut. Blumenblätter weiss, verwelkt rothbraun; weisshäutige Kapsel 
zwischen denselben aus dem bleichen Kelche hervorstehend. 

©) Mai, Juni. Auf trockenen Rainen, Wegrändern, Dämmen, Hügeln des warmen 
lHTügellandes, selten, nur bei Prag und in dem Striche längs des Erzgebirges, meist in 
Gesellschaft von T. striatum. Bei Prag: unter den Kornthorschanzen (Opiz)! bei Pankraz, 
Vrsovic (Hofmann)! Kre, KosSif, Scharka, Kobylis (Opiz). Lieben! Ounetie (Reuss)! — 
Teplitz (Winkler)! und zwar auf der Königshöhe (Laube). Hoblweg bei Priesen (Winkler). 
Janeg bei Osseg (Thiel)! Komotau: bei Oberdorf! und Michanitz (Knaf). 


b) Pilanze ausdauernd. Dlüthen länger gestielt. Krone länger als der Kelch. Hülse 
länglich, 2—4samig, aus dem Fruchtkelche mit aufrechten Zähnen hervorragend. 


6. T. hybridum L. Stengel aufsteigend oder aufrecht, nebst den Blättern kahl 
oder oberwärts sehr zerstreut behaart. Blättchen verkehrteiförmig oder die oberen 
elliptisch, oft ausgerandet, dicht- und klein-scharfgesägt, nach vorn manchmal fast ganz- 
randig. Nebenblätter häutig, mit lanzettlicher, allmälig borstlich zugespitzter Spitze. 
Trauben kugelig, ihre Stiele länger als das Blatt. Innere Blüthenstiele 2—3mal länger 
als die Kelchröhre. Kelch 5rippig, kahl oder zerstreut behaart; Zähne lanzettlich- 
pfriemlich, etwas ungleich, so lang oder etwas länger als die Röhre. 


Trifolium, 665 


Stengel Y,—1/,‘ hoch, gebaut auch 3‘ hoch, deutlich hohl. Blumenblätter erst weiss, 
dann rosa, daher die unteren älteren rosenroth. Var.: 


£) parviflorum (T. elegans Autt.), Stengel nicht hohl, Blättchen kleiner. Blumen- 
krone nur 3‘ lang, von Anfang an rosenroth. Das T. elegans Savi unterscheidet sich nach ita- 
lienischen Exemplaren auch durch zahlreichere, dichterstehende Nerven der Blättchen und 
abwechselnd ungleiche Sägezähne, gewiss nicht spezifisch. 


2. Mai—September. Auf feuchten Wiesen und Weiden, auch auf Moorwiesen 
allgemein verbreitet bis auf das Vorgebirge; f) seltener, bisher nur: Sandufer der Eger 
bei Strahn (Thiel)! Nasse Triften bei Kl. Aupa im Vorgebirge des KRiesengebirges 
(K. Knaf)! Torfwiesen bei Niemes (Schauta)! aber wohl häufiger. 


7. T.repensL. Stengel kriechend, ästig, sammt Blättern ziemlich kahl. Blättchen 
verkehrteiförmig, meist ausgerandet, scharf- und klein-gesägt, vorn ganzrandig. Neben- 
blätter häutig, plötzlich feingrannig zugespitzt. Trauben niedergedrückt-kugelig, deren 
Stiele länger als das Blatt, aus dem liegenden Stengel aufsteigend. Innere Blüthenstiele 
solang als die Kelchröhre oder länger. Kelch 10rippig, fast kahl; Zähne lanzettlich, 
etwas ungleich, etwa so lang als die Röhre. 

Stengel bis 1‘ lang, ursprünglich nach Irmisch zu einer Centralrosette seitlich. Trauben- 
stiele bis !/,‘ lang. Blumen schmutzigweiss oder röthlich. Besonders diese Art bildet nicht selten 
vergrünte Blüthen. 

2. Mai—Herbst. Auf Wiesen, Triften, an Wegen, Ackerrändern, auch in Mooren 
verbreitet und gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge, im Böhmerwalde 
nach Sendtner bis auf den Arber 4500° hoch, 


c) Pflanze ausdauernd. Blüthen sehr kurz gestielt. Krone länger als der Kelch. 
Hülse rundlich oval, 1samig, nur so lang als die Kelchröhre. 


8. T. montanum L. Stengel seitlich zur Centralroseite, aufsteigend oder auf- 
recht, nebst Blattstielen und Blattunterseiten etwas abstehend behaart bis zottig; am 
Grunde mit einer Niederblattscheide, sonst armblätterig, Grundblätter langgestielt, 
Stengelblätter kurzgestielt; Blättchen ellöptisch bis länglich-lanzettlich, ringsum klein- 
und stachelspitz-gesägt, oberseits kahl. Nebenblätter mehr krautig. Trauben kugelig oder 
oval, beim Aufblühen zugespitzt, kurz-kegelig. Blüthenstiele 3mal kürzer als die zer- 
streut-behaarte Kelchröhre; Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, ziemlich gleich lang, so 
lang als die Röhre, 

a2‘ hoch. Blätter hellgrün, etwas steif mit knorpeligen vorragenden Nerven und 
Zähnchen. Blumen weiss. 

2. Mai—Juli. Auf trockenen Wiesen, besonders Waldwiesen, auf buschigen 
grasigen Hügeln, zerstreut aber verbreitet im ganzen ebenen und hügeligen Lande, wie 
auch im niederen Gebirgslande und im warmen Mittelgebirge; fehlt jedoch in kühleren 
Gebirgsgegenden, so bei B. Kamnitz, erst bei Tetschen und B. Leipa wieder (Zizelsb ). 

B. Blüthen fast sitzend, aufrecht, in deutlich blattwinkelständigen, gestielten Köpfchen. 
Deckblätter vorhanden, die äussersten des Köpfchens zu einer Hülle verwachsen. Kelch ungleich- 
seitig 2lippig, oberwärts (auf der hinteren Seite) häutig, behaart, nach der Blüthe blasig-aufge- 
trieben und netzig-aderig mit 2zähniger Oberlippe, unterseits krautig mit 3ähniger Unterlippe. 
Blumenkrone nach dem Verblühen verwelkend. 


3. (Galearia Presl, Fragifera Koch). Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig 
verwachsen. 


9. T. fragiferum L. Stengel ästig, Ärzechend und im hinteren Theile wurzelnd, 
sammt den Blättern spärlich-behaart oder fast kahl. Blättehen oval oder verkehrteiförmig 
bis eilänglich, stachelspitz, knorpelig-gezähnt. Nebenbläiter häutig, lanzettlich, pfriemlich- 
zugespitzt. Köpfchen kugelig, ihre Stiele länger als das Stützblatt. Hüllblättchen Zan- 
zettlich, so lang als die Kelche. Kelche behaart, deren Zähne pfriemlich. 


Stengel bis 1’ lang. Köpfchenstiele aufrecht, bis '/;'‘ hoch, Köpfchen zur Blüthezeit 


666 Trifolium. 


klein, dann stark vergrössert. Blume lichtrosa. Durch die Vergrösserung der Oberseite des Kelches 
wird die Oberlippe desselben mit der vertrockneten Krone zur Fruchtzeit nach abwärts gerichtet. 

2 Juni—September. Auf feuchten Triften, Wiesen, an Gräben und Wegrändern, 
gern auf etwas salzigem Boden, altem Teichboden, mit Triglochin, Erythraea ramo- 
sissima, Euphrasia odontites u. dgl., in den Niederungen und im Hügellaude zerstreut, 
stellenweise häufig. Bei Prag nicht häufig: vor dem Kornthor, bei Vrsovic, Kosir, Dejvic, 
Scharka, St. Prokop, Dusnik! — Sehr häufig in der östlichen Elbniederung: Stefans- 
überfuhr (Opiz), Pecky, Pod&brad, Dymokur, bis Jiein! Kolin, Ka@ina bei Neuliof! Boh- 
danee, Pardubic gegen Dasic, Königingrätz! Hohenmauth! — Jungbunzlau! Weisswasser 
selten (Hipp.). Münchengrätz: bei der Fasanerie Veselä (Sekera). Turnau gegen Bad 
Wartenberg! B. Leipa gegen Piessnik! (fehlt bei Niemes nach Schauta). Zwischen 
Roudnie und Theresienstadt (Reuss). Leitmeritz (Knaf)! Choteschau, Slatina, Wunitz 
bei Budin (Reuss). Egerwiesen bei Laun mit Plantago maritima! im Permischen Thale 
bei Listan mit Lotus tenuifolius! — Talinathal im Mileschauer Mittelgebirge! Tetschen 
(Malinsky)! Srbitz bei Teplitz! Bilin, Brüx, Püllna, Saidschitz massenhaft! Kommern, 
Eidlitz! Michanitz (Knaf)! Vysodan bei Saaz (Thiel), Egerufer bei Saaz! Liebeschitz, 
Postelberg am Teiche (Knaf)! Podersam ! Domousic! Fehlt der Karlsbader Gegend (Ortm.). 
— Mittelböhmen:: Rakonitz nicht häufig (Krej£.), bei Hofovic spärlich! Lochovie! Fehlt 
um die Teiche bei Veseli und Wittingau, auch wo Triglochin und Erythraea ramosissima 
vorkommen ; ebenso um Chudenie, ebenso bei Krumau (Jungb.). 


+ T. resupinatum L. Stengel nicht kriechend, liegend oder aufsteigend, ästig; 
Blättchen zum Grunde ınehr keilförmig; Köpfchenstiele nur '/,—1‘ lang, fädlich, Hüll- 
blättehen 3eckig, winzig, nur so lang wie die Blüthenstielchen. Blumen rosa, Fahne nach 
abwärts gerichtet. 

© Stammt aus Südeuropa; hei Tetschen im Sept. 1853 von Malinsky gefunden 
(aber als T. parviflorum bestimmt und so bei Reuss in „Skizze“ verzeichnet), wahr- 
scheinlich mit Kleesaat wie anderwärts eingeschleppt. 

C. Blüthen in der Ähre oder im Köpfchen sitzend (abnormer Weise selten gestielt), 
aufrecht. Deckblätter gänzlich unterdrückt (bloss abnormer Weise selten einige äussere ent- 
wickelt). Kelch gleichmässig, im Schlunde zur Fruchtzeit durch einen knorpeligen Ring oder 


einen Haarkranz geschlossen. Blumenkrone nach dem Verblühen welkend. Hülse sitzend, im 
Kelche eingeschlossen, 1samig. 


4. (Stenosemium m.) Fahne frei, schmal. Kelch an der Frucht zwischen den 
Rispen häutig, etwas aufgeblasen und vergrössert. - 


10. T. striatum L. Stengel aus liegendem Grunde aufsteigend bis aufrecht, meist 
vom Grunde ästig, sammt Blättern und Blattstielen abstehend behaart bis zottig. Blättchen 
verkehrteiförmig, vorn schwachgezähnelt. Nebenblätter häutig, nervig, eiförmig, pfriemlich 
zugespitzt. Köpfchen eiförmig, zuletzt länglich, einzeln, scheinbar endständig, von 
1—2 Hüllblättern umgeben, über denselben sitzend. Kelch 10nervig, behaart; Zähne 
lanzettlich-pfriemlich, kürzer als die Röhre, wenig ungleich, zur Fruchtzeit abstehend. 

/„—1' lang. Das Köpfchen ist eigentlich zum einzigen oder unteren Hüllblatte achsel- 
ständig, allein in die Richtung des Stengels gestellt und so am Stengel und seinen Ästen scheinbar 
endständig. Kelch bleich, grün oder röthlich gestreift, sein Schlund spärlich behaart ohne deutlichen 
Knorpelring. 

© oder 69. Mai, Juni. Auf trockenen, grasigen Rainen und Hügeln, an Weg- 
rändern, im wärmeren Hügellande, häufig mit T. parviflorum, aber -etwas mehr verbreitet. 
Bei Prag: vor dem Blinden Thore in den Schanzgräben (Hofmann)! hinter der Fliedermühle, 
bei Vrsovic, Kr&, Hodkovicky! Kuchelbad (Opiz)! am Wege von Davle gegen Pikovic 
(Poläk)! Lieben! Kobylis (Opiz)! Scharka (Ausserwinkler). — Brandeis (Opiz)? Häufig 
bei Salesl an der Elbe (Reuss). Erzgebirgsstrich: bei Teplitz am Wessenberg! Schlossberg 
und Königshöhe (Eichler). Wernsdorf bei Klostergrab (Winkler)! Janegg (Thiel)! Priesen 
bei Bilin (Winkler)! Michanie und Oberndorf bei Komotau! Karlsbad (Winkler)! (und 
zwar bei Fischern nach Glückselig). — Am Berge Toönik! und auf einem Wegraine bei 
Horovie (südwärts) nächst der Bahn! 


Yrifolium, 667 


5. (Lagopus Koch). Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig verwachsen. 
Kelch ziemlich krautig, zur Fruchtzeit unverändert. 


a) Ähren mehrere am Stengel und seinen Ästen, von einander entfernt, alle deutlich 
blattwinkelständig, nur die oberste scheinbar endständig. Blume kürzer als die Kelchzähne. 
Pflanze 1jährig. 


11. T. arvense L. Stengel aufrecht, meist ästig, nebst den Blättern anliegend- 


oder abstehend behaart bis zottig. Blättchen lineal-länglich, keilig, vorn schwach gezähnelt. 
Nebenblätter häutig, pfriemlich zugespitzt, untere länglich-lanzettlich, obere eiförmig. 
Ähren eiförmig, zuletzt verlängert walzlich, langgestielt. Kelche zottöy, 10nervig; Zähne 
pfriemlich-borstlich, langhaarig, gleichlang, länger als die Kelchröhre, die kleine Krone 
weit überragend, zur Fruchtzeit abstehend; Schlund mit haarigem Querringe. 

3”—1' hech, oft sehr reichährig. Nebenblätter oft geröthet. Blumen sehr klein, rosa, 
von den Zotten der Kelchzipfel eingehüllt. T. Brittingeri Weitenweber! ist nicht einmal als Varietät 
der Rede werth. E 

© Juli—September. Auf sandigen Äckern, Brachen, trockenen Sandfluren und 
Hügellehnen, stets auf kiesigem oder sandisem Boden, in den Niederungen und im 
Hügellande sehr verbreitet und gemein, minder häufig in gebirgigeren Gegenden. 

b) Ähre einzeln oder 2 genäherte am Ende des Stengels, deren eine scheinbar 


endständis, oberhalb zweier sehr genäherter Blätter, seltener eines einzelnen Blattes. Blumen- 
krone länger als die Kelchzähne. 


«) Ähre einzeln, langgestielt, daher von dem oder den 2 obersten Blättern 
nicht behüllt. Pflanze 1jährig (ohne Rhizomtheile). 


7 12. T. incarnatum L. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, sammt den Blättern 
zottig. Blättchen verkehrteiförmig, vorn gezähnelt. Nebenblätter häutig, eiförmig, geadert. 
Ähren eiförmig oder länglich, zuletzt walzlich. Kelch 1Onervig, weisszottig; Zähne 
lanzettlich-pfriemlich, langgewimpert, ziemlich gleich lang. 

!,,—1' hoch. Blumenkrone blutroth, selten rosa oder weiss, weit kleiner als bei den 
folgenden. 

© Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, bei uns bisweilen gebaut und eingeschleppt 
oder verwildert; so bei Prag im Baumgarten gebaut, auf den Bahndämmen bei Slichov 
1873 und 74 ziemlich zahlreich verwildert; ebenso bei Leitomysl auf Wiesen und unter der 
Saat in der ganzen Umgegend zerstreut, doch nicht gebaut gesehen (Pospichal)! Felder 
bei Niemes (Schauta); und wohl auch anderwärts. 

ß) Ähre kurzgestielt, einzeln oder eine zweite kleinere neben derselben, von 


den 2 obersten Blättern meist behüllt; Stiel der Hauptähre frei von dem das obere Blatt tra- 
genden kurzen Internodium. Pflanze ausdauernd, ohne Centralrosette, mit terminalen Stengeln. 


*) Kelehröhre 20rippig, unterster Zahn mehr als doppelt so lang als die 
übrigen. Blättchen deutlich knorpelig-gezähnelt. 


13. T. alpestre L. Stengel aufrecht, meist einfach, nebst den Blattstielen ziemlich 
anliegend oder oberwärts etwas abstehend behaart. Blättchen lanzettlich oder lineal- 
lanzettlich, stumpf oder spitz, «wusgefressen gezähnelt, zerstreut behaart, mit wagrecht 
zum Rande verlaufenden letzten Nervenzweigen. Nebenblätter lineal-länglich, mit lanzettlich- 
pfriemlicher Spitze, häutig, längsnervig, ganzrandig. Ähren kugelig oder eiförmig, 
meist gezweit, behüllt und ganz kurz gestielt. Kelche zottig ; Zähne lanzettlich-pfriemlich, 
langgewimpert, der unterste mehr als doppelt länger als die übrigen, stets aufrecht; 
Kronröhre nach unten allmälig verschmälert. Fahne länglich, emporgekrümmt. Hülse 
klappig aufspringend. 

»,—1' hoch. Blätter etwas starr. Krone satt- bis dunkelpurpurn. Var. f) villosum, 
Stengel oberwärts wie auch die Kelche abstehend dicht zottig, etwas rostfarbig behaart. 

2. Juni, Juli. In lichten Laubwäldern und Laubgebüschen, auf buschigen Abhängen, 
im Hügellande und in gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge (bei 2000‘). Bei 
Prag: Kaisermühle (Zapf)! Abhänge bei Podhor, Horomeficer Wald, Generalka, Stern, 


a 


668 Trifolium. 


Hlubodep, St. Prokop, Dvorce, Kuchelbad, Zävister, Berg, Karlstein, Tetin! Stirin 
(Sykora). — Östliches Elbgebiet: Cetelie bei Lobkovic! Wälder hinter Königstadtl, bei 
Dymokur und Kopidlno häufig! Kolin (Veselsky}! Katina (Peyl)! Elbe-Teinitz! Chedrby 
bei Cäslau (Opiz). Bergrücken südlich von Chrudim! Kalklehne bei Dvakatovie! Pardubie 
(Genck)! Königingrätz (Cenek)! Jaromör (Knaf)! Ratiborficer Park bei Skalie (Brorsen). 
Hohenelbe (Raab)! Jicin (David)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Stika) ! 
Weisswasser (Hipp.)! Fuss des Bösig (Purkyn&)! Rollberg nicht häufig (Schauta)!. Reichen- 
berg (Herzig)! Lausche an der lausizer Gränze (Cantieny). Spitzberg bei B.-Leipa! 
B.-Kamnitz (Zizelsb.). Tetschen (Malinsky)! Sperlingstein! Elbhänge bei Aussig! Verbreitet, 
oft sehr zahlreich im Basaltmittelgebirge, besonders auf dem Geltsch, Kelchberg, Hra- 
dischken, Straschizkenberg, Lobosch, Hora beim Radelstein u. s. w. Milayer Berg bei 
Loun! Brozan (Neuman), Husoy bei Melnik (Pra2äk) I— Geiersburg, Wessenberg, Wachholder- 
berg bei Teplitz! Hrobschitz bei Bilin! Brüx (Laube)! Eidlizer Eichbusch bei Komotau! 
Podersam: auf Rainen unter dem Eichberge! Deutschenrust gegen Bukya im Duppauer 
Gebirge! Im Erzgebirge selbst bei Sperbersdorf! Quinau (Knaf)! Rothenhaus (Sachs)! 
Joachimsthal (Hofman)! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann). Plan (Bracht)! — Mittel- 
böhmen: Hügelrücken bei Domousic! Rakonicer Thal gegen Bürglitz (Krej&). Bürglitz 
(auch #. Gintl)! Skrej! Klitavathal! Plesivee bei Horovic! Brezina (Sternberg). — Süd- 
böhmen: Bei Pfestic am Zlin, auf Hügeln oberhalb Luzan! Zdär bei Chudenic! Strakonic: 
langer Bergrücken hinter dem Kufidlo! Krumau: Vogeltenne, Weichsler Berg (Jungbauer). 


14. T. rubens L. Stengel sammt Blättern kahl, steifaufrecht, meist einfach. 
Blättchen lanzettlich, länglich- oder lineal-lanzettlich, stumpf, stachelspitz und stachelspitz- 
feingesägt, mit wagrecht zum Rande verlaufenden letzten Nervenzweigen. Nebenblätter 
krautig, lanzettlich, langzugespitzt, zur Spitze kleingesägt, längsnervig. Ähren länglich, 
walzlich, einzeln oder zu 2, meist gestielt, daher kaum behüllt. Kelchröhre kahl, nur 
die pfriemlichen Zähne zottig gewimpert, der untere mehrmals länger als die übrigen 
kurzen Zähne. Kronröhre nach unten allmälig verschmälert. Fahne eilänglichh empor- 
gekrümmt. Hülse klappig aufspringend. 

— 2‘ hoch, ähnlich dem vorigen, Blättehen länger, ebenso stark generyt. Ähre anfangs 
durch die zottigen Kelchgrannen der letzten Blüthen schopfig. Blumen purpurn. 

2 Juni, Juli. Auf bebuschten, mit Laubwald bewachsenen kurzgrasigen Lehnen, 
auf Waldblössen des wärmsten Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, nicht 
häufig. Bei Prag: Michler Wald (Tachect), St. Mathaeus (Ramisch); Roztok! Scharka! 
St. Prokop (hinterer Theil des Thales)! Kuchelbad!: Radotiner Thal! Karlstein! Jo- 
hannisberg bei Neuhütten (Feistmantel). Dymokurer Wälder selten: Waldrand gegen 
die Komarover Mühle! Böhm. Trübau (Rybiöka)! Zvol bei Jarom&r (Cenek)! Jungbunzlau 
(Hipp.). Widim (Hackel). Wettel bei Roudnic (Neumann), Enzowan bei Leitmeritz (Prof. 
Reuss). Geltsch (A. Mayer). Abhang am Granatbache unterhalb Drevce am Fusse des 
Radelsteins! Tetschen (Malinsky)! Erzgebirge bei Komotau! Loosan und Vysocan bei 
Saaz (Thiel)! Bergrücken der Burg Pravda bei Domousie! Berounthal: über dem Koufi- 
mecer Forsthause! Skrej! Am Mehelnik bei Pisek selten (Dedecek). 


**) Kelchröhre 10nervig; ihr unterster Zahn höchstens doppelt so lang als 
die übrigen. Blättchen unmerklich gezähnelt oder ganzrandig. 


15. T. medium L. (T. flexuosum Jacq.). Stengel aufsteigend oder liegend, oft 
ästig, sammt Blättern ziemlich angedrückt behaart. Blättchen oval oder länglich, obere 
spitz, untere ausgerandet, mit fast wagrecht zum Rande verlaufenden letzten Nerven- 
zweigen. Nebenblätter häutig, nervig, mit krautiger, lanzettlicher, ganzrandiger, gewimperter 
Spitze. Ähren kugelig oder eiförmig, einzeln oder zu 2, behüllt, kurzgestielt. Kelch- 
röhre kahl, nur die fädlichen Zähne spärlich gewimpert, deren unterer wenig länger als 
die übrigen. Kronröhre fast gleich breit, Fahnenplatte eilänglich. Hülse längs der vor- 
deren (sterilen) Naht klappig aufspringend. 

Wurzelstock weithin kriechend. Stengel 1--1'/,' hoch, oft hin und her gebogen. Laub 


Trifolium. 669 


hellgrün, mit wenig bemerkbarer Behaarung. Blumen hellpurpurn. Von T. pratense gleich 
durch die kahle Kelchröhre zu unterscheiden. 

2. Juni—August. In trockenen Wäld°rn, sowohl Laub- als Nadelwäldern, in 
ersteren häufiger, an Waldrändern, auf Waldwiesen, buschigen Hügeln, durch das ganze 
Hügelland und Mittelgebirge, auch in kühleren Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge 
zwischen 2000 und 3000‘, so im Riesengebirge, Erzgebirge, Böhmerwalde, allgemein 
verbreitet und häufig. Bei Prag z. B. bei Michle, Kr&, Dvorce, Hlubocep, Kuchelbad, 
Cibulka, Generalka, Stern, Horomeric, Podbaba! Stirin (Syk.), hinter Stechovie! bei 
Beroun u. s. w. 


16. T. ochroleueum Hudson. Stengel aufsteigend, oft ästig, unterwärts nebst den 
Blattstielen abstehend weichbehaart, oberwärts armblätterig. Blättchen länglich-elliptisch, 
stumpf oder ausgerandet, untere eiförmig, oberste auch lanzettlich, spitz, alle weichbehaart, 
unmerklich gekerbt-gezähnelt, mit schief nach vorn zum Rande verlaufenden letzten 
Nervenzweigen. Nebenblätter häutig, nervig, ganzrandig, mit lanzettlich pfriemlicher 
krautiger Spitze. Ähren kugelig oder eiförmig, über den obersten Laubblättern meist länger 
gestielt, daher oft nicht behüllt, einzeln (scheinbar) endständig. Kelch abstehend rauh- 
haarig, dessen Zähne lanzettlich pfriemlich, der unterste 2mal länger als die übrigen. 
Krone schmalröhrig, Fahnenplatte verlängert, eilanzeitlich. Hülse mit einem ringsum- 
schnittenen Deckelchen aufspringend. 

1—1!/,‘ hoch. Blumen gelblichweiss, das Schiffchen bisweilen oberwärts purpurn ange- 
laufen, verblüht fachsroth. 

2. Juni, Juli. In lichten Laubgebüschen, auf Waldwiesen, buschigen Hügeln des 
wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, auf Kalkboden sehr zerstreut, nicht häufig. 
Bei Prag sehr selten: Ziäkaberg (Bene), Baneans in “u Scharka von Veleslavin her 
(Mann)! Karlstein (Opiz, Poläk!). Häufig in 
den Wäldern bei Dymokur, so bei Zähornie Tentbe Königstadtl! im Tuetwäldchen bei 
Dymokur! am Waldrande gegen Rozdalovie! an der Strasse von Dymokur nach Nouzov! im 
Wäldchen bei Butoves! St. Annabad bei Frauenthal (Opiz). Sruby bei Chotzen zahlreich! 
St. Antonius bei Leitomysl! Senftenberg: bei Helkovie und Popluz (Brorsen). Zvol bei 
Jaromer (Cenek)! — Leitmeritz: oberhalb Schüttenitz, grosser Hradischken, Ostseite 
des Eisberges, Debus und Kubackaberg (Mayer). Tetschen (Malinsky)! ! Mileschauer (Tausch) ! 
Kostenblatt, Bilin (Reuss), Osseg, Grasplätze hinter dem Kloster (Thiel)! Fuss des Brüxer 
Schlossberges (Knaf)! Komotau: Eidlitzer Eichbusch! Cernovicer Eichbusch (Knaf)! Karls- 
bad: aufeinem Hügel an der Egerbrücke (Ortmann). Marienbad, Franzensbad an 
— Hlubos bei Pfibram, Feldraine (Neumann, Schlechtendal). 

y) Ähre einzeln oder gepaart, kurzgestielt, daher behüllt; Stiel der scheinbar 


endständigen Hauptähre mit dem das obere Hüllblatt "tragenden Internodium mehr weniger ver- 
wachsen, ‚selten frei. „Pflanze ausdauernd, mit Centralrosette und seitlichen Stengeln. 


17. T. pratense L. Stengel niederliegend oder aufsteigend, wie die ganze Pflanze 
mehr weniger angedrückt behaart, mit auf glänzender, zwiebelig verdickter Basis stehenden 
Haaren. Blättehen ganzrandig oder unmerklich-gezähnelt, eiförmig, untere auch rundlich- 
eiförmig, ausgerandet. Nebenblätter häutig, nervig, ganzrandig, in eine pinselförmig behaarte 
Granne zugespitzt. Ähren kugelig oder eiförmig. Kelch behuart, 1Onervig, Zähne grannen- 
förmig, knotig-behaart. Hülse mit einem Deckelchen aufspringend. 

Wurzelstock rasig. Stengel '/,—1' lang. Blumen purpurn, selten weiss. Die Normalform 
hat die Ähren fast sitzend, behüllt, die Blüthen sitzend, den Griffel etwas länger als die Staub- 
gefüsse. Var. ß. pedicellatum Knaf (T. brachystylum Knaf olim), Ähren grösstentheils gestielt, 
Blüthen länger oder kürzer gestielt, Deckblätter theilweise ausgebildet, Griffel kürzer als die 
Staubgefässe. — Die gebaute Pflanze (T. sativum Miller) ist höher, mastiger, kahler. 

2. Juni—Herbst. Auf Wiesen, Waldwiesen, buschigen berasten Lehnen, in 
niederen und gebirgigen Gegenden des ganzen Landes bis nahe an das Hochgebirge 
hinauf verbreitet; im Riesengebirge z. B. oberhalb St. Peter auf den Rasenplätzen der 


670 Anthyllis, Lotus. 


waldigen Lehnen den Ziegenrücken hinauf in Menge! Auf Feldern mit Lehm- und Kalk- 
boden allgemein gebaut. ß) Bisher nur bei Komotau: am alten See (Knaf)! bei der 
Gabrielamühle nächst Rothenhaus im Erzgebirge! 


9. Anthyllis L. Wundklee. 


1. A. vulneraria L. Wurzelstock aufrecht-ästig, mit bleibender Hauptwurzel. 
Stengel aufrecht oder aufsteigend, entfernt beblättert (2—4blätterig), einfach oder ästig, 
angedrückt, am Grunde oft abstehend behaart, oberwärts fast filzig. Blätter 1—5paarig 
gefiedert, grundständige theilweise ungetheilt; Blättchen unterseits angedrückt-behaart, 
ganzrandig, die seitlichen länglich bis lineal-lanzettlich, das endständige bedeutend 
grösser, elliptisch bis länglich. Nebenblätter verkümmert, borstlich oder fehlend. Köpfe 
am Ende des Stengels und der Äste zu 2—3 gehäuft, jeder von einem fingerförmig zer- 
theilten krautigen Deckblatte gestützt. Kelche aufgeblasen, bleich weiss-seidigfilzig ; 
Zähne ungleich, kürzer als die Röhre. Fahne weit kürzer als ihr fädlicher Nagel. 

Y/,—1}/,' hoch. Var. «) aurea Neilr., Blumen hellgoldgelb, verblüht sich röthend; Kelch 
an der Spitze purpurn angelaufen, ß) ochroleuca Neilr. (A. polyphylla W. Kit., A. pallida 
Opiz!), Blumen bleichgelb, oberer Theil des Schiffchens röthlich. 

2. Mai—Juli. Auf trockenen Wiesen, begrasten Hügeln, Triften, in Kalk-, Lehm- 
und Sandboden, im Hügellande und Mittelgebirge verbreitet, zerstreut. Bei Prag häufig : 
Zäböhlic, St. Mathaeus, Horomöfie, Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus («)! Netreb 
bei Kralup! Generalka, Stern, Kaiserwiese, Laurenzberg, Hlubotep, St. Prokop, Bränik, 
Chuchle, zwischen Modran und Lhotka, Karlstein (ß). St. Ivan! Klitavathal bei Lana! — Ost- 
böhmen: Brandeis (Opiz ß)! Bei Podebrad: Woskoberg (ß)! Blatowiese! gegen Peöky! Häufig 
in den Dymokurer Waldungen! bei Jitin schon selten, nur bei Javornie (Pospfchal)! Cäslau: 
auf der Skalka, bei Podol (Opiz). Chrudim! Leitomysl: zerstreut um Lauterbach, Nickel, 
Strenie (Pospichal). Josefstadt (Knaf, Öenök)! — Nordböhmen: Schloss Siehrow bei 
Turnau, auf Sandboden! Hubaloy bei Münchengrätz (Sekera, «@)! Berg Baba und Iser- 
wiesen bei Jungbunzlau (« u. ß)! Iser bei Benätek (Dedelek)! Weisswasser, auf Sand- 
stein («)! Rollberg (Lorinser)! von Schauta aber nicht verzeichnet. Widim (Hackel). 
Husov bei Melnik (PraZäk)! Am Georgenberg und unter demselben bei Rovney häufig 
(nur «)! Roudnic (Reuss). Leitmeritz (« und ß): bei Brozan (Neumann), Skalitz («)! 
Pokratice (ß)! Sandstellen der Blockhausschanzen zwischen Leitmeritz und Treboutic 
(A. Mayer). Radobyl! Lobosch! Geltschberg! Radelstein und Umgegend, Plateau des 
Klotzberges! Schlucht bei Koloseruk (Reuss) u. a. O. im Mileschauer Mittelgebirge. 
Elbabhänge bei Aussig! Sperlingstein (Malinsky «)! — Teplitz (Eichler)! Bilin! B. Zlatnik 
(Reuss), Breiter Berg bei Brüx (Knaf)! Fehlt bei Komotau und Vysodan b. Saaz. Karls- 
bad (Konrad, Ortm.). — Burg Pravda bei Domousie (ß)! — Stadtl bei Bürglitz, Skrej 
(Krej&). Südböhmen: Langer Bergrücken hinter dem Kuridlo bei Strakonie! Kruman: 
am Maidstein (Krejt), am Niklasberg, Kalkfelsen! unter der Vogeltenne! zwischen Golitsch 
und Lagau! Neuhaus, selten (Novotny)! 


10. Lotus L. em. Schotenklee. 


1. L. corniculatus L. Wurzelstock aufsteigend ästig, ohne kriechende Aus- 
läufer. Stengel deutlich kantig, markig-ausgefüllt oder engröhrig, fest. Blätter gefiedert- 
özählig, die 2 untersten am Grunde des Blattstieles etwas kleiner, schief eiförmig oder 
eilänglich, nebenblattartig; die 3 oberen Blättchen an der Spitze des Blattstieles genähert, 
verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich bis lineallanzettlich; deren mittleres mit dem 
Gelenkstielchen neben den seitlichen dem Blattstiel aufsitzend. Nebenblätter verküm- 
mert, borstlich aussen am Grunde der unteren Blättchen. Dolden 3—5- (selten 6) blüthig. 
Kelch röhrig-glockig, oben erweitert; dessen Zähne aus 3eckiger Basis pfriemlich, in 


Lotus, 671 


der Knospe aufrecht oder zusammenneigend. Fahne rundlicheiförmig, stumpf. 
Schiffichen am Grunde der oberen Ränder flügelartig verbreitert, unterseits rechtwinkelig 
in den Schnabel emporgekrümmt. 


Pfahlwurzel bleibend. Stengel ästie, nebst den Blättern fast kahl, zerstreut behaart bis 
dünnzottig (L. villosus Thuill.), /,—1' lang, am Grunde etwas liegend, mit Niederblättchen. 
Dolden langgestielt, blattachselständig; das unterste Blüthendeckblatt oft laubartig, die übrigen 
borstlich oder verkümmert. Irmisch hat zuerst (Bot. Ztg. 1859) auf die verkümmerten echten 
Nebenblätter der Loteen hingewiesen, welche Alefeld später (Bot. Ztg. 1862) gewiss mit Unr echt 
als abgetrennte, den Nebenblattdrüsen der Vieieen entsprechende Theile (!) der 2 untersten Blätt- 
chen (als der wahren Nebenblätter) deuten wollte. Blumenblätter hochgelb, getrocknet oft blau- 
grün sich verfärbend; Fahne oft blutroth angelaufen. Hülsen walzlich, gedunsen. 


a) latifolius, Blättchen verkehrteiförmig bis länglich, spitz, etwas dicklich. 


b) tenuifolius L. (L. tenuifolius Rchb., L. tenuis Kit.), Blättchen schmal-länglich 
oder länglich-lanzettlich, zum Grunde keilig, fleischiger, mehr graugrün; Pflanze vielästig, fein- 
stengelig und kleinblätterig. In der Blüthe finde ich gar keinen Unterschied. 


2, Mai—Herbst. a) Auf Wiesen, Weiden, Rainen, Wegrändern, durch das ganze 
Land von der Ebene bis auf das höhere Vorgebirge (zu .3000’) verbreitet und gemein, 
die behaartere Form auf trockeneren Stellen, besonders auf Kalk. — b) Auf feuchten 
Wiesen und Triften, besonders auf salzigem Boder, nur in der niederen Thalregion der 
“ Eger und Biela, sowie im Delta der Moldau und Elbe. Kosten, Klostergrab (Reuss), 
Dux (Winkler)! Salzwiesen bei Kommern, Püllna, Saidschitz, auf den Srpina-Wiesen! 
Wiesen zwischen Wunitz, Slatina, Chotö$ow und Cernivo (Reuss)! Wiesen an der Eger 
bei Loun zahlreich mit seltenerem a), auch im Thale bei Brdloch, am Pochwalower 
Bache auf rothem Sandstein! — Wiesen und Sumpfgräben an der Bahn zwischen Ouzic 
und Netreb, häufig! In wenigen Exemplaren auf einem quelligen Fleck unter dem Ufer- 
felsen der Moldau zwischen Mäslovic und Vetrusie, mit Tetragonolobus, Carex glauca und 
distans, jedenfalls angeflogen ! 


2. L. uliginosus Schkuhr (L. major Smith nec Scop.). Wurzelstock zahlreiche 
unterirdische, beschuppte, röthliche Läufer treibend. Stengel stielrund, mit wenig 
merklichen Linien, weitröhrig. Blätter 5zählig, die 2 grundständigen Blättchen schief- 
eiförmig, nebenblattartig, die oberen verkehrteilänglich, an den unteren Blättern auch 
verkehrtherzförmig; das endständige unter dem Gelenkstielchen noch deutlich gestielt. 
Nebenblätter verkümmert, borstlich, aussen neben dem unteren Blättchenpaare. Dolde 
meist 10blüthig (auch 5—11blüthig). Kelch röhrig, nicht erweitert, mit langen, lan- 
zettlich-pfriemlichen, vor dem Aufblühen bogig «abstehenden oder zurückgekrümmten 
Zähnen. Fahne länglich-eiförmig, spitzlich. Schiffehen mit kaum flügelig verbreiterten 
oberen Rändern, allmälig bogig in den Schnabel emporgekrümmt. 


Sonst wie vorige, derselben ähnlich, aber ausgezeichnet verschieden, kräftiger, ®/,—1!/,’ 
hoch, zerstreut behaart oder fast kahl. Blätter weich, unterseits stark bläulichgrün, am Rande 
meist Janggewimpert. Nur ärmliche Seitendolden sind auch 5blüthig. Blumen wie‘ bei voriger, 
grösser. Hülsen viel dünner als bei voriger, etwas rosenkranzartig eingeschnürt. Samen doppelt 
kleiner. Die Fasern der Hauptwurzel bilden Wurzelknöllchen. : 


2 Juni—September. Auf nassen Wiesen, besonders in und an Wassergräben, 
Moortümpeln, Sümpfen, auch in Wäldern an feuchten Stellen und Bächen, in kühleren 
und gebirgigeren Gegenden, im Vorgebirge bis 2000‘, auch in wasserreichen, moor- oder 
torfbildenden Ebenen, zerstreut, stellenweise häufig, im wärmeren Hügellande gänzlich 
fehlend. Fehlt gänzlich in der Prager Gegend; ebenso im mittleren Elbthale, um Pode- 
brad, Dymokur, auch bei Ji@in nirgends. In Ostböhmen zuerst bei Pfelou& auf Elbwiesen ! 
bei Bohdaned am Teiche Rozkos! Wiesen um die Dreifaltigkeitskapelle bei Pardubic 
(Opiz)! Wildenschwert: Wiesen an der Adler! Landskron gegen Böhm.-Trübau auf rothem 
Sandstein! Torfgräben bei Grulich! Wöllsdorf bei Wichstadtel! Zdelov zwischen Adler- 
Kostelee und Borohrädek! Königingrätz: Strassengräben gegen Neu-Königingrätz und im 
Walde daselbst! — Nordböhmen: Iserwiesen bei Turnau! Hubalow bei Münchengrätz 
(Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Habstein (Pöch)! Niemes: bei Cistaj (Schanta)! und bei 


672 Tetragonolobus, Galega, 


Wartenberg! Häufig im nördlichsten Theile auf Sandstein: Reichenberg (Siegmund) ! 
B. Leipa! B. Kamnitz! Schluckenau gemein (Karl)! Böhm. Schweiz: gegen den Rudolf- 
stein! bei Herrnskretschen! Tetschen (Malinsky)! Bei Leitmeritz nur unterhalb Schütte- 
nitz (A. Mayer). — Verbreitet im Erzgebirge und in der Ebene am Fusse desselben, so 
bei Mariaschein, Eichwald (Reuss), Osseg (Thiel), Kallich, Böhm. Einsiedel (Reuss), 
häufig um Komotau, auf den Udwitzer Teichwiesen, im Grundthal, bei Petsch im Erz- 
gebirge bei 2000’! Vysolan (Thiel). Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (Ortmann), Marien- 
bad (Glückselig). — Mittelböhmen: häufig und verbreitet um Horovie, St. Benigna, Strasie, 
Hostomnie gegen Dobris, Hlubos, Pribram, Rokycan, Osek! Biezina (Sternberg)! — Süd- 
böhmen: Bei Pilsen an der Beroun unter dem Weissen Berge uud um die Teiche von 
Bölevec! Chudenie häufig! Budweis (Jechl)! doch sah ich die Art weder dort, noch um 
die Teiche von Wittingau und Veseli, auch nicht in der Krumauer Gebirgsgegend. 


11. Tetragonolobus Scop. Spargelerbse. 


1. T. siliquosus Roth, (Lotus siliquosus L.). Wurzelstock theils aufrecht-ästig, 
theils kriechende beschuppte Ausläufer treibend. Stengel liegend oder aufsteigend, am 
Grunde ästig, sammt Blättern zerstreut anliegend behaart oder kahl. Blätter gefiedert- 
5zählig; unterste Blättchen weit kleiner, nebenblattartig, schiefeiförmig, mit breiter 
Basis dem Blattstiel und Stengelumfang angewachsen, stengelumfassend, die winzigen 
borstlichen Nebenblattrudimente im inneren Winkel bergend; die 3 Endblättchen keilig- 
verkehrteiförmig oder eilänglich, ganzrandig, die seitlichen schief. Dolden blattwinkel- 
ständig, langgestielt, meist 1blüthig, selten 2blüthig; Blüthen kurzgestielt, von einem 
laubigen, oft 3theiligen Deckblatt gestützt. Flügel der Hülsen eben, etwa '/, so breit 
als deren Seitenwand. 

3“—1' lang. Blätter dicklich, bläulichgrün, wie auch die grossen röhrigen Kelche oft 
rothpunktirt und feingestrichelt. Blumen gross, hellgelb. 

2. Mai—Juli. Auf feuchten, sandig-moorigen Wiesenstellen, an Gräben, gern 
auf salzigem Boden, in den Niederungen der nördlichen Hälfte zerstreut aber verbreitet. 
Am häufigsten in der Elbniederung, nächst Prag bei Chlomin, Libis, Lobkovie, BySkovic, 
Cedelie, Elbkostelec, Brandeis (Opiz)! selten näher gegen Prag zu: bei Cakovic, Hovo- 
rovic (Dedecek)! bei Tuchomerie (Reuss)! Weltrus (Malinsky)! sehr häufig bei Ouzic! am 
Moldauufer zwischen Vötrusic und Mäslovie auf einer quelligen Stelle! — Lissa (Tausch) ! 
Kreckov bei Nimburg! Königstadtl: an der Strasse am Eingang in die Eichenwälder! Horusie 
bei Neuhof! Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Fuss des Chlum daselbst (Hipp.)! Unter 
dem Horkaberge bei Münchengrätz (Sekera)! Strassengräben hinter Hühnerwasser selten 
(Sehauta)! Radisch bei Habstein (Kouble)! B. Leipa (Jungnickel)! — Widim (Hackel). 
Volesko bei Roudnie (Reuss). Choteschau bei Budin (Mayer). Peruc (Wondra)! Stern- 
berg bei Schlan (Jirus)! —- Leitmeritz: zwischen Kamajk und Mifovic (A. Mayer), 
Cizkovie und Lobosic (Neumann), Meronic und Hochpetsch bei Bilin (Reuss), Said- 
schitz! Srpinawiesen häufig! Püllna! Kommern bei Brüx (Eichler)! Vysodan (Thiel) ! 


Anmerkung. Doryenium pentaphyllum Scop. (buschiger Halbstrauch von 1—2’ H,, 
mit sitzenden gefingert özähligen Blättern, kleinen, weissen, auf der Schiffchenspitze schwarz- 
violetten Blüthen in kopfförmigen Dolden, deren Flügel vorn zusammenhängen und daselbst von 
einem queren aufgeblasenen Bausche durchzogen sind) glaubte der verstorbene Prof. Reuss zwi- 
schen Pokratic und Skalic bei Leitmeritz gesehen zu haben (Reuss Skizze p. 30); da er aber kein 
Exemplar gesammelt und als Beleg bewahrt hat, auch keiner der zahlreichen Leitmeritzer Bota- 
niker von Hackel bis auf Mayer die Art gefunden hat, so konnte ich sie nicht als böhmische 
Pflanze aufnehmen. 


12. Galega L. Geisraute. 


1. G. offieinalis I. Wurzelstock aufrecht-ästie, mit Hauptwurzel, Stengel auf- 
recht, unterwärts ästig. Blätter 5—Spaarig-gefiedert; Blättehen kurzgestielt, lünglich- 
lanzettlich, obere lanzettlich, mit langer haarförmiger Stachelspitze. Nebenblätter am 


Colutea. Robinia. 6753 


Stengel etwas querherablaufend, schief pfeilförmig, lanzettlich-langzugespitzt. Trauben 
blattwinkelständig, langgestielt, aufrecht, locker, vielblüthig. Deckblätter pfriemlich. Kelch 
hinten am Grunde sackförmig vertieft, mit langen haarförmigen Zähnen. 

1—4' hoch, fast kahl oder spärlich behaart. Trauben lang. Fahne lilablau, Flügel und 
Schiffchen heller, weisslich, selten die ganze Blume weiss (ß). Sieht einer Vicia ähnlich, aber 
durch das Endblättchen der Blätter sofort kenntlich. 

2, Juni—August. An Bächen und Gräben, an Flussufern im Gebüsch, in den 
Niederungen des östlichen Elbgebiets ziemlich verbreitet und meist sehr gesellig. Gegend 
von Podebrad sehr häufig: bei Sadskä (Opiz), bei Libice an der Elbe! am Saner Kanal 
gegen KreCkoy (auch %)! zwischen Nimburg und Kreckov! bei Vrbovä Lhota! von Neu- 
dorf gegen Kolin zu! u. a. Gross-Wosek zahlreich! Kolin gegen Sendrazic! Neuhof am 
ehemaligen Teiche Katov! am Bache bei St. Jakob! Zehusic an der Doubravka! Pre- 
lout, Trnovka, Labetin, Jankovic (Opiz). Chrudim: am Bache nächst Oufetic! in feuchtem 
Eichengebüsch bei Dvakatovic! Pardubic gegen Pardubiöky, bei der heiligen Dreifaltig- 
keit (Opiz); auch noch hinter Pardubie an der Bahn gegen Hobenmauth nicht selten! 
— Ausserdem bisweilen einzeln verwildert oder eingeschleppt: so einmal bei Prag 
(Tausch)! bei Reichstadt (Hockauf)! einmal bei Bodenbach, herabgeschwemmt (Malinsky) ! 
bei Gelakovic 1874 nur 1 Expl. (Poläk)! bei Ellbogen (Ortm.). 


13. Colutea L. Blasenstrauch. 


7 1. C. arborescens L. Blätter 3—5paarig gefiedert, mit Endblättehen; Blättchen 
kurzgestielt, verkehrteiförmig oder elliptisch, vorn ausgerandet. Nebenblätter halbhäutig, 
3eckig-lanzettlich, kurz, behaart. Traube aufrecht, 3—6blüthig, kürzer als das stützende 
Blatt oder gleichlang. Höcker der Fahne abgestutzt. Hülse geschlossen bleibend, länglich- 
elliptisch, beiderseits zugespitzt, 

Strauch, 5—10‘ hoch. Blumen goldgelb, Fahne mit rothbraunem Fleck. Hülsen durch 
Zusammendrücken mit einem leichten Knalle aufspringend. 

P Mai, Juni. Stammt aus dem südlicheren Europa, schon in den südlichen 
Ländern Österreichs wildwachsend, bei uns in Anlagen, auf buschigen Lehnen nicht selten 
gepflanzt und bisweilen verwildert, so bei Koloseruk im Biliner Mittelgebirge auf dem 
Abhange einer Schlucht in Menge verwildert und eingebürgert (Reuss). Peruc (Wondra)! 
Kuttenberg (Veselsky)! ob sich letztere Angaben auf verwildertes oder gepflanztes Vor- 
kommen beziehen, ist zweifelhaft. 


14. Robinia L. em. 


7 1. R. pseudacacia I... Blätter 5—8Spaarig, mit Tindblättchen; Blättchen 
eiförmig bis eilänglich, vorn öfter ausgerandet, mit Stachelspitzchen, auf längerem Ge- 
lenkstielchen; die seitlichen mit einem, das endständige mit 2 pfriemlichen Neben- 
blättehen. Nebenblätter des ganzen Blattes verkümmert, an vorjährigen Zweigen meist in 
kurze Dornen verwandelt. Trauben blattwinkelständig, hängend, locker, aber reich- 
blüthig. Hülsen kahl, an der Samennaht flügelig verbreitert. 

Baum, an 40‘ hoch. Blumen gross, weiss, wohlriechend, 


» Mai, Juni. In Anlagen, Zäunen, auf wärmeren Hügelabhängen häufig ge- 
pflanzt und bisweilen verwildert, anscheinend wild; jedoch aus Nordamerika stammend. 
Zahlreich, ganze Wäldchen bildend, auf den Abhängen zwischen Libeic und Roztok 
längs der Staatsbahn! verwildert auch am Siüdabhang des Radobyl bei Leitmeritz! 


Anmerkung. Caragana arborescens L. (durch die paarig-gefiederten, 4—8paarigen 
Blätter mit in ein Spitzchen auslaufendem Blattstiele und die an Kurzzweisen zu 2—3 gehäuften 
langgestielten, goldgelben Blüthen kenntlich, aus Sibirien stammend, wird als Zierstrauch oft in 
Anlagen gepflanzt, aber verwildert traf ich ihn nicht, 


674 Oxytropis. Astragalms. 


15. Oxytropis DC. 


1. 0. pilosa DC. (Astragalus pilosus L.). Zottig. Blätter 5—13paarig, Blättchen 
länglich- bis lineallanzettlich, die der unteren Blätter länglich-oval. Nebenblätter krautig, 
lanzettlich, frei, der Basis des Blattstiels angeheftet. Trauben länger als das Tragblatt, 
ziemlich dicht, eiförmig, zuletzt länglich. Deckblätter lineal. Kelchzähne lineal-pfriemlich, 
so lang und länger als die Röhre. Hülsen aufrecht, lineal-walzig, fast stielrund, im 
Kelche fast sitzend, zottig, mit scheidewandartig eingefalteter Samennaht. 

Wurzel stark ästig, Rhizom aufrecht ästig, mehrstengelig. Stengel aufsteigend oder auf- 
recht, !/,—1’ hoch, beblättert. Blätter graugrün. Blumenblätter hellgelb. 

2 Juni, Juli. Auf felsigen und steinigen Abhängen, Bergtriften im wärmeren 
Hügellande, im Gebiete des unteren Moldau- und Elbethals, stellenweise häufig. Bei 
Prag: auf Moldaufelsen hinter Troja, Podbaba, gegenüber Liblic, bei Slichov, Dvoreec, 
Bränfk, Hliuboleper Hain! im hinteren Theile des Prokopithales, bei Kuchelbad! auf 
Hügeln zwischen St. Ivan und Tetin sehr häufig (Ascherson). — Abhänge bei Weiss- 
wasser auf Sandstein! (nach Hippelli gegenwärtig ausgerottet). Leitmeritz: Sandfelder 
bei Brozan (Neumann), bei Lukavetz (Hackel), zwischen dem Dreikreuzberg und Cernosek 
(A. Mayer)! Burg Kostäl (Mayer). Schlucht bei Koloseruk mit Astrag. exscapus (Reuss). 
„Teplitz“ (Winkler)! [womit vielleicht aber nur das Aussiger Elbthal gemeint ist]. 


16. Astragalus L. em. Tragant. 


A. Stengel sehr verkürzt, dicht beblättert (ausnahmsweise verlängert, bis 4” hoch). 
Nebenblätter häutig, untereinander frei oder die oberen auf der dem Blattstiel entgegengesetzten 
Seite etwas verwachsen, dagegen dem verdickten Blattstielgrunde eine Strecke lang angewachsen. 


1. A. exscapus L. Abstehend zottig. Blätter grundständig, gestielt, 10- bis 
15paarig; Blättchen oval bis eilänglich, kurz- und feingestielt. Nebenblätter breitlan- 
zettlich. Trauben armblüthig (3—Tblüthig), viel kürzer als das grundständige Trag- 
blatt. Blüthenstiele fast so lang als die Kelchröhre. Deckblätter häutig, lineal oder 
lineallanzettlich, langpfriemlich zugespitzt. Kelch röhrig; Zähne lanzettlich, fast so lang 
als die Röhre. Hülsen eiförmig, aufgeblasen, aufrecht, zottig. 

Wurzelstock senkrecht, ästig. Blätter '/,—'/,‘ lang. Blüthen am kurzen Stengelchen bei 
kurzen Traubenstielen öfter kopfig-gehäuft. Kelche blass, Kronen gross, goldgelb, mit langer Fahne. 
Zotten zuletzt fuchsig. Var. ß. caulescens A. Mayer, Stengel 3-—4” lang, auch Blätter ver- 
längert, bis 1’ lang. 

2 Mai, Anfang Juni. Auf felsigen und berasten Hügeln im wärmsten Hügel- 
lande der untersten Moldau, der unteren Elbe, Eger und Biela, zerstreut, doch ziemlich 
verbreitet, gern auf Kalk und Basalt. In der Prager Gegend nur bei Kralup auf den 
Thalabhängen gegen Minic (Poläk und Rosicky 1873)! Leitmeritz: am Südabhang des 
Radobyl zahlreich! am Dreikreutzberge bei Öernosek (Hackel, Mayer, Malinsky!), bei 
Brozan (Neumann); am Lobosch (Neumann)! Rannayer Berg bei Loun! Schlucht bei 
Koloseruk, zwischen Selnitz und Patokryj, Zlatniker Berg (Reuss). Brüx: am linken 
Bielaufer bei der Schlossmühle (Eichler)! Saaz: bei Schiesselitz auf lehmigem Bahn- 
damm! und auf Anhöhen (Thiel)! im alten Raine bei Saaz (Joh. Pokorny) und auf An- 
höhen bei Pröhlig (Thiel). — $. Auf dem Dreikreutzberg bei Cernosek im hohen Grase 
eines Laubwäldchens (A. Mayer)! „Teplitz“ (Winkler) ! 

B. Stengel verlängert, entfernt beblättert. Nebenblätter dem Blattstiele nicht oder am 
Grunde ganz unbedeutend angewachsen. 


a) Blumen gelb oder gelblichweiss. 


2. A. cicer L. Angedrückt behaart. Stengel ausgebreitet ästig, liegend, mit 
der Spitze aufsteigend. Blätter 8—-13paariy; Blättehen oval oder länglich bis länglich- 
lanzettlich, stumpf oder kurz bespitzt. Nebenblätter lanzettlich, krautig, zum Grunde 


Astragalus. 675 


verbreitert und häutig, die unteren dem Blatt gegenüber zusammenstossend, die unteren, 


zusammengewachsen. Trauben länglich, so lang oder kürzer als das Tragblatt. Blüthen 
aufrecht, beinahe sitzend. Kelche röhrig, angedrückt-schwarzbehaart,; Zähne 3eckig- 
pfriemlich, viel kürzer als die Röhre. Hülse kugelig-eiförmig, aufgetrieben, schwarz- 
rauhhaarig, im Kelche sitzend, ihn zuletzt zerreissend. 

1—2’ lang. Blumen hellgelb. Var. £. angustifolius (A. pseudocicer Opiz), Blättchen 
länglich-lanzettlich, länger bespitzt (stachelspitz), Trauben kürzer als das Tragblatt. 

2 Juni, Juli. Auf Wiesen, sandigen Triften, trockenen bebuschten Hügeln in 
Gebüschen, an Wegrändern im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge der nördlichen 
Landeshälfte ziemlich verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag zerstreut: Nusle, Podbaba, 
Lieben, Hetzinsel, Kaiserwiese, Cibulka, Hlubocep, St. Prokop! Felsen bei St. Ivan 
(Opiz)! Beroun Miesufer! — Wald bei Jungferbrezan (Leonhardi). Lobkovic (Kosteletzky). 
Podebrad: Fasaneriegebüsch vor der Blatowiese! bei Odrepes! am Woskoberge! Sehr 
häufig in den Dymokurer Wäldern, besonders bei KopidIno und im Nouzover Thale, 
im Lustwäldchen von Dymokor! südlich von Jicin noch bei Welis! und unter der Po- 
povicer Kirche (Pospichal)! Kolin (Veselsky)! Tupadler Fasanerie bei Cäslau (Opiz). — 
Iserthal bei Jungbunzlau (Hipp.)! Hradec bei Münchengrätz (Sekera). Habstein (Neu- 
mann), Widim (Hackel), Melnik (Prazäk)! Thal von Malschen gegen Auscha! Rovney 
bei Roudnic! Leitmeritz: Raine gegen den Radobyl! am Lobos! Brozan (Neumann). 
Mileschauer Mittelgebirge: Schlucht vom Radelstein gegen Wostray! Kosel bei Saidschitz ! 
Biliner Sauerbrunnberg! Brüx (Thausing)! Fehlt bei Komotau. — Vr$sovic bei Loun an 
der Eger! Tgerufer bei Posteiberg (Knaf)! Vysotan bei Saaz (Thiel). Kalklehne bei Gross- 
Holletitz! Lubenz (Fischer). Nicht mehr bei Karlsbad (nach Ortm). — f. Bei Prag 
(Fieber)! und im £äslauer Kreise (Opiz). 


3. A. glyeyphyllus L. Kahl oder sehr spärlich behaart. Stengel liegend oder 
klimmend. Blätter —7paarig; DBlättchen oval, eirundlich oder eilänglich, stumpf bis 
ausgerandet. Nebenblätter oval bis eilanzettlich, obere frei, untere und die der unfruchtbaren 
Stengel dem Blattstiel gegenüber zusammengewachsen. Trauben länglich, ziemlich dicht 
gestielt, kürzer als das Tragblatt. Blüthen wagrecht abstehend, kurzgestielt. Kelche 
glockig, kahl; Zähne pfriemlich, kürzer als die Röhre. Hülsen lineal, zugespitzt, empor- 
gekrümmt, mit hakigem Griffel zusammenneigend, unterseits tief gefurcht, gestielt, über 
den Kelch emporgehoben. 

Wurzelstock ästig, kriechend ; Stengel 2—6’ lang. Blumen grünlich weissgelblich. Var. 
ß. rotundifolius (A. rotundifol. Presl), Blättchen eirundlich, vorn ausgeschnitten. 

2 Juni, Juli. In trockenen, lichten Wäldern und Gebüschen, an Waldrändern, 
auf buschigen Hügeln, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, z. B. im 
Erzgebirge über 2000% am Rollberg, Rosenberg bei B. Kamnitz, Duppauer Gebirge, 
Blanskerwald u. s. w.; in der südlichen Hälfte die einzige Art der Gattung; Pß) z. B. 
bei Petsch im Erzgebirge (Knaf)! 


Anmerkung. A. alopecuroides L., eine stattliche, zottige russisch-sibirische Art mit 
gelben Blumen wurde 1872 im St. Prokopi-Thale auf der Lehne unweit Thalietrum foetidum in 
einem stattlichen Exemplare von mir gefunden, wo sie entweder absichtlich oder zufällig ausge- 
säet worden, war aber das folgende Jahr bereits wieder verschwunden. 


b) Blumen violettblau oder lila. 
«) Nebenblätter unter sich zu einer blattgegenständigen Scheide zusammengewachsen. 


*) Ähren dicht, vielblüthig, kopfis, sammt Stiel viel länger als das Tragblatt. 
Blüthen beinahe sitzend. Nebenblätter zur Spitze krautig. 


4. A. danicus Retz (A. hypoglottis Smith et Autt.). Wurzelstock verzweigt, oft 
vielstängelig. Stengel aus liegendem Grunde Aufsteigend, nebst den Blättern behaart. Blätter 
‚8—11paarig; Blättchen länglich, der unteren ‚Blätter oval, der oberen lineallänglich. 
Ahren kopfig, cilörmig, später nicht verlängert. Deckblätter oyal oder eilänglich bis 


| 


676 Astragalus. 


eilanzettlich, bäutig. Kelchzähne lanzettlichh 2—2',,mal kürzer als die Röhre, wie 
diese schwarzhaarig. Platte der Fahne länglich-oval, tief ausgerandnt, 1'|,mal so lang 
als die Platte der Flügel. Fruchtknoten auf halb so langem Stiele. Hülsen rundlich- 
eiförmig, aufrecht, weisszottig. 

2— 9 lang. Blumenblätter violettblau, am Grunde gelblichweiss. Kelchröhre von weissen 
und schwarzen llaaren rauh. A, hypoglottis L. des Linn@’schen Herbars ist zwar nach Lange 
unsere Art, aber die Beschreibung der Mantissa ist damit so wenig zu vereinigen, dass dieser 
Name für unsere Art nicht beibehalten werden kann (siehe Verhandl. d. bot. Vereins f. Branden- 
burg VIII. p. 117). 

2 Mai, Juni. Auf Triften, Wegrändern, trockenen Waldplätzen der warmen 
Niederungen Nordböhmens von der Elbe bis an den Fuss des Erzgebirges. Brezovice 
chrudim. Kr. (Opiz). Dürre Waldplätze bei Dymokur über dem Thale gegen Zähornie 
spärlich (Pospichal)! Podmoker Revier bei Podöbrad (Opiz)! Elbe-Kostelec (Presl), und 
unweit davon am Bahndamme und an Weg- und Wiesenrändern zwischen Bysic und 
Tisic, in schwarzem Thonboden (1870)! Gipfel des Georgsberges bei Roudnic! Wiesen- 
rand bei der Chotöschauer Fasanerie (Mayer). Kostäl bei Trebnitz (Presl, Reuss!). 
„Teplitz“ (Winkler)! Fuss des Bofen bei Bilin (Winkler)! Lang-Oujezd bei Brüx (Eichler). 
Wiesen bei Püllna (Roth). Komotau: bei Michanie nächst dem Eidlizer Eichbusch (Knaf)! 
bei Horenz (Knaf)! Triften zwischen Cernosek und Sporitz! Häufig bei Vysolan saaz. 
(Thiel)! Schönhof bei Puschwitz (Presl). 


5. A. onobrychis L. Wurzelstock aufrecht-ästig, rasig, vielstängelig. Stengel liegend 
oder aufsteigend, sammt Blättern angedrückt behaart. Blätter S—14paarig; Blättchen 
länglich, die der oberen Blätter lineallanzettlich. Ähren eiförmig, später verlängert 
und locker. Deckblätter eilanzettlich, häutig. Kelchzähne aus breitem Grunde pfriemlich, 
3—4dmal kürzer als die Röhre, wie diese weisshaarig oder mit 'spärlichen schwarzen 
Haaren dazwischen. Platte der Fahne lineal-länglich, vorn abgerundet, 3mal länger 
als die Flügel. Fruchtknoten sitzend. Hülsen aufrecht, eilänglich, stumpf 3kantig, 
weisszottig. 

1—2‘ lang, grösser, stärker als voriger. Blumen hellviolettblau, 1“ lang. 

2. Juni, Juli. Auf trockenen grasigen Hügeln, Feld- und Wegrainen des wärmsten 
hügeligen und ebenen Landes selten, sehr zerstreut und oft in geringer Anzahl oder 
einzeln. Bei Prag: Karlstein (Wolfner); Neuhütten bei Beroun spärlich (Feistmantel)! 
Ounetic (Fieber). Welwarn (Presl). Neudorf hinter Weltrus (Poläk)! — Chlum gegen 
Gutwasser bei Jungbunzlau (Himmer)! Kokorin (Presl),. Mseno und Vrbie bei Budin, 
auf Kalkboden nicht selten (Mayer)! Radobyl bei Leitmeritz (Tausch), Lobosch (Malinsky)! 
Kostäl (A. Mayer). — Schwarzbach bei Krumau (Seidl), vielleicht nur zufällig eingeschleppt, 
neuerdings nicht bestätigt. 

**) Trauben locker, 4—8blüthig, nicht viel länger als das Blatt. Blüthenstiel 
so lang als die Kelehröhre. Nebenblätter ganz häutig. 


6. A. arenarius L. Wurzelstock senkrecht, walzlich, wenigstengelig. Stengel 
niederliegend oder aufsteigend, oft ästig, nebst Blättern und Kelchen anliegend-seidig- 
graubehaart. Blätter 3—4paarig; Blättchen lineallänglich bis lineal. Kelch kurz- 
röhrig-glockig; Zähne kurz, nebst der Röhre auch etwas schwarzhaarig. Hülse länglich- 
walzlich, meist angedrückt grauhaarig, gestielt, Stiel etwas kürzer als die Kelchröhre. 

!/,—1’ lang. Blumenblätter hellpurpurn. Durch die seidenartige, silbergraue Behaarung 
ausgezeichnet; var. aber: ß. glabrescens Rchb., wenig behaart, Hülsen fast kahl. 

2. Juni, Juli. In Sandheiden, lichten Kieferwäldern, auf Ackerrainen immer im 
Sandboden, sehr selten im niederen nördlichen Theile. Lissa (Tausch)! Weisswasser in 
Kieferwäldern und auf Ackerrainen! Habichtstein (Mann 1829! Lorinser! Kablik!), Reich- 
stadt (Mann nach Opiz). — ß) Habichtstein (Mann, Lorinser!). 


#) Nebenblätter frei, nur die untersten zusammengewachsen, häutig oder krautig, 
Trauben locker, verlängert, 


4+ 


Coronilia, 677 


7. A. austriacus Jacq. Wurzelstock aufrecht, vielästig, rasig.. Stengel liegend 
oder aufsteigend, sammt Blättern angedrückt feinbehaart. Blätter 7—10paarig; Blättchen 
schmal, lineal, nur die der untersten Blätter eilänglich. Trauben 10—16blüthig; Blüthen- 
stiel fast so lang als der schiefglockige, kurzzähnige, schwarzbehaarte Kelch. Fahne 
verkehrteiförmig, nur etwas länger als die 2spaltigen Flügel. Hülse lineal-länglich, 
fast Skantig, hängend, flaumig, em Kelche sitzend. 

Stengel ,—1‘ lang, meist im Kreise zahlreich ausgebreitet. Blumen lila, zum Grunde 
gelblichweiss, die kleinsten von allen, die Blätter am schmalsten, die obersten fast fädlich. 


2. Ende Mai—Juli. Aut sonnigen Hügeln, an Weg- und Ackerrainen, auf Kalk- 
boden, zerstreut im wärmsten Hügellande des Nordwestens. Bei Prag nordwärts im 
Moldauthale: auf den Abhängen oberhalb Dolan bei Libtie (Poläk); bei Weltrus auf 
der Kalklehne oberhalb Hledsebe! Gipfel des Georgenberges (Opiz! Tausch! Poläk) und 
der Sovice bei Roudnic (Reuss). Ka'khügel bei Brozan (Dittrich! A Mayer). Bad Mseno 
bei Budin (Mayer). Klobuk und Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Felsen bei Peruc! Lenesic 
bei Loun (Pr. Reuss); Citolib (Mann et Hoser); Hasenburg bei Libochovie (Reuss). 
Leitmeritz: am Südabhang des Radobyl! bei Treboutie, über den Weingärten zwischen 
Öernoseck und dem Dreikreuzberg mit A. exscapus (A. Mayer! Malinsky)! Lobosch 
(Winkler), Koloseruk, Saidschitz (Reuss), zwischen Selnitz und Patokryj (Winkler)! schr 
selten bei Bilin (Reuss); zerstreut um Dux, Teplitz, Aussig (Winkler). 


17. Coronilla L. Kronwicke. 


1. C. varia L. Wurzelstock ästig, meist mehrstengelig. Stengel krautig, liegend 
oder aufsteigend, kantig. Blätter 6—10paarig, grasgrün; Blättehen länglich-oval bis 
lineal-länglich, stumpf oder ausgerandet, stachelspitz; das unterste Paar nahe der 
blattstielbasis. Nebenblätter krautig, lineallanzettlich, frei. Dolden blattwinkelständig, 
langgestielt, 12—20blüthig; Blüthenstielehen 2—3mal länger als der Kelch. Kelch 
beekenförmig mit zugespitzten Zähnen. Nagel der Blumenblätter wenig länger als der Kelch. 
Hülse flügellos 4kantig, rosenkranzförmig, 3—12gliedrig, bogig abstehend bis aufrecht. 

1—2' hoch. Flügel und Schiffchen weiss , letzteres an der Spitze schwarzpurpurn. 
Fahne rosenroth. ! 

2, Juni—August. Auf trockenen Wiesen, Triften, Rainen, Waldrändern, grasigen 
Hügeln verbreitet und meist häufig durch das ganze Hügelland, in niederen Gebirgs- 
gegenden seltener, nicht überall. 


2. C. vaginalis Lamk. (C. minima Jacq., Presl, Tausch!). Stengel halbstrauchig, 
vielästig, niederliegend oder aufsteigend, stielrundlich. Blätter 3—6paarig, seegrün ; 
Blättehen oval, stumpf mit einem unmerklichen Spitzchen, das endständige verkehrtei- 
förmig, gestutzt oder ausgerandet; das unterste Paar von der blaltstielbasis entfernt. 
Nebenblätter Ahäutig, eiförmig, in eine blattgegenständige 2spitzige Halbscheide 
zusammengewachsen, zur Blüthezeit noch vorhanden, dann vertrocknend und abfällig. 
Dolden blattwinkelständig, langgestielt, <—10blüthig; Blüthenstielchen so lang oder 
wenig länger als der kurzglockige, kurzgezähnte Kelch. Nagel der Blumenblätter wenig 
länger als der Kelch. Hülse rosenkranzförmig, gekraust-4flügelig, mit ringförmig vor- 
tretenden Gelenken, auf den breiteren Flächen inervig, auf den schmäleren längs der 
Naht 2nervig, herabgeschlagen. 

4-8’ lang, kahl, nur die Kelche sehr feinflaumig-rauh. Blätter dicklich, durchscheinend 
berandet. Blüthen im Kreise herabgeschlagen; Blumen goldgelb. 


2, Mai, Juni, theilweise bis Juli. Auf trockenen grasigen Hügelabhängen, Wald- 
rändern, auf Kalk und Kalksandstein des warmen Hügellandes, in begränztem Umkreise 
zwischen Leitmeritz, Loun, Schlan und Welwarn, zerstreut, aber an den Standorten meist 
in Menge. Bad Sternberg: in der Fasanerie und auf einer Hügellehne! Kalkabhang 

44 


u 


er 


678 s Hedysarum. Onobrychis. 


oberhalb Hledsebe bei Weltrus mit Astragalus austriacus, Linum tenuifolium, Cirsium 
pannonicum! dann zwischen Kralup und Lesan im Haine Lutovnik (Gintl)! Thiergarten 
bei Roudnie an einem sonnigen Abhange sehr. selten (Reuss); zwischen Poplz und Kostelec 
(Reuss). Sebin-Wald bei Libochovie! Peruc! Leitmeritz: am häufigsten bei Pokratitz auf 
der Weissen Lehne, auch gegen Uernosek mehrfach, so bei Malitschen! Kamajk (Malinsky)! 

Anmerkung 1. Hippocrepis comosa L. (vom Ansehen einer Coronilla, besonders 
der ©. vaginalis, auch gelbblühend, jedoch die Blättchen zahlreicher, 11—15, kleiner, schmäler, 
Nebenblätter frei, mehr krautige; Kelchzühne wenig kürzer als die glockige Röhre; Hülse aus 
hufeisenförmig-gekrümmten, durch flache membranartige Gelenke zusammenhängenden, mit schwärz- 
lichen Höckern bestreuten Gliedern) gab mir Hackel als bei Leitmeritz in der Nähe des Radobyl 
in wenigen Exemplaren gefunden an; jedoch findet sich nach Mayer kein Beleg in seinem Herbare 
und ist die Art auch sonst nicht wieder gefunden worden. Graf Sternberg hat in seinem Herbar 
als Standort Brezina notirt, was weiter zu verfolgen ist. 


Anmerkuny 2. Ornithopus sativus Brotero, die Serradella, aus Portugal stammend, 
in Sandgegenden des nördlichen Deutschlands gegenwärtig nicht selten als Futterpflanze gebaut, 
wird in Böhmen bisher nirgends im Freien kultivirt und ist nur bei Tetschen in Liebwerd versuchs- 
weise gebaut gewesen (Malinsky). (Die Pflanze vom Habitus einer Anthyllis oder Lotus ist ein- 
jährig, mit niederliegendem oder aufsteigendem Stengel, vielzähligen nebenblattlosen Blättern aus 
eilänglichen Blättchen, mit rosa Blüthen und linealen, zusammengedrückten, rosenkranzförmig 
eingeschnürten Hülsen.) 


18. Hedysarum L. em. 


1. H. obscurum L, Wurzelstock langgliedrig, kriechend, wie auch der Stengel- 
grund mit trockenhäutigen Nebenblattschuppen besetzt. Stengel aufsteigend oder aufrecht, 
einfach, sammt den Blättern zerstreut behaart. Blätter 5—9paarig, Blättchen eilänglich 
oder elliptisch, ganzrandig, fein stachelspitz. Nebenblätter trockenhäutig, in eine dem 
Blattstiel gegenständige 2zähnige oder 2spaltige Scheide zusammengewachsen. Trauben 
länger als das Blatt, blattwinkelständig, nur 1—2 am Stengel. Deckblätter länger als 
‚ie Blüthenstielchen, Blüthen später wagrecht, zuletzt sammt den Hülsen hängend. Kelche 
rauhhaarig. Hülse feinbehaart, blattartig zusammengedrückt, gestielt, 1—5gliedrig; Glieder 
rundlich, netzaderig, an den Nähten dünnhäutig geflügelt. 

Stengel sammt Traube ?,—1’ hoch. Blättchen braunpunktirt, unterseits netzig-punktirt. 
Blumen gross, purpurn. 

2 Juni, Juli. Im Hochgebirge des Riesengebirges, auf felsigen Abhängen, und 
zwar nur im Teufelsgärtchen des Riesengrundes (zuerst Ludwig, Pöch! ete.). 


19. Onobrychis Haller. Esparsette. 


' 1. 0. vieiaefolia Scop. (0. sativa Lamk., Hedysarum onobrychis L.). Wurzel- 
stock aufrecht-ästig, mit kräftiger tief hinabsteigender Hauptwurzel. Stengel niederliegend, 
aufsteigend oder aufrecht, einfach, sammt Blättern zerstreut angedrückt-rauhhaarig. Blätter 
vielpaarig; Blättchen elliptisch, verkehrteiförmig, länglich und lineal-länglich, stumpf 
oder ausgerandet, fein stachelspitz. Nebenblätter trockerhäutig, auf der Gegenseite des 
Blattstiels einander berührend oder in eine 2spitzige Halbscheide verwachsen. Trauben 
sehr langgestielt, später verlängert, schmal. Kelehzähne pfriemlich. Flügel sehr klein, 
kürzer als der Kelch. Schiffehen ungefähr gleichlang mit der Fahne. Hülse rundlich- 
verkehrteiförmig, behaart, am oberen Rande flach, am Kamme und auf den Nerven des 
erhaben-netzigen Mittelfeldes stachelig-gezähnt; Stacheln halb so lang als die Breite des 
Kammes; mittlere Maschen des Netzes grösser. 

'),—2’ lang. Blumen dunkelrosa, purpurn gestreift. Die wilde Pflanze mehr niederliegend, 


nur '/,—1' lang, vom Grunde vielästig, ihre Hülsen kleiner, mit öfter nur kleinen Zäbnchen; 
die kultivirte (#. sativa, Esparsette) viel kräftiger, mehr aufrecht, 1—3' hoch, ihre Bluınen grösser, 


2. Mai—Juli. Auf trockenen. begrasten Abhängen, Rainen, Wiesen und Triften 


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Phaseolus. Vicia. 679 


auf Kalk und Lehmboden, wirklich wild nicht selten im wärmeren Hügellande, ausserdem 
häufig gebaut und verwildert. Verbreitung der wildwachsenden Pflanze: um Prag häufig, 
besonders auf Abhängen des Moldauthales und der Seitenthäler, z. B. Ziäkaberg, Pod- 
baba, Scharka, Dvorce, Illubocep, Karlstein u. s. w. Im östlichen Elbthal: bei Bysic, 
Cetelic, Lobkovic, Kostelee, gern in schwarzem Thonboden! Nimburg nächst der Elbe, 
Kalkabhang! Woskoberg bei Podebrad, mit Linum flavum! Bei Dymokur mit Linum 
flavum und am Holy vreh, sonst nicht gesehen. Kolin auf den Elbwiesen! Kuttenberg, 
Cäslau (Opiz). — Melnik, Jentovic an der Bahn! Elbufer bei Wegstädtel! Berg Sovice ! 
von da bis Auscha, bei Triebsch, Leitmeritz, Lobositz, z. B. am Lobosch! Peruec (Wondra)! 
Vysocan und Horatitz bei Saaz! — Bei Krumau nächst der Vorstadt gegen den Schwalben - 
hof wahrscheinlich auch wild! — Manche andere Angaben beziehen sich wahrscheinlich 
oder zugestandenermassen nur auf gebautes und verwildertes Vorkommen, so bei 
Königingrätz (Reichel), Leitomysl im Osiker Thale auf Wiesen (Pospichal)! Senftenberg, 
selten verwildert (Brorsen), Münchengrätz, nur vereinzelt (Sckera), Weisswasser, nur 
gebaut (Hipp.)! B. Kamnitz (Zizelsb.), Karlsbad, nur angebaut und verwildert (Ortmann). 


20. Phaseolus L. Schminkbohne. 


y 1. Ph. vulgaris L. ampl. Stengel aufrecht oder windend. Blätter 3zählig ; 
Blättehen eiförmig, langzugespitzt, die seitlichen schief; Nebenblätter klein, lanzettlich 
oder borstlich. Trauben wenigblüthig, kürzer als das Tragblatt. Hülsen länglich, 
ziemlich gerade, glatt, hängend, 

Blumen weiss, auch gelblich lila, oder röthlich. Samen weiss oder verschieden gefärbt, 
auch gescheckt. Var. £. nanus (L. spee.), niedrig, nur 1—2‘ hoch, kaum windend. 

© Juni—Septemb. Stammt aus Asien, wird aber allgemein in Gärten, hin 
und wieder in wärmeren Lagen auch im Freien auf Äckern, häufiger z. B. um Saaz gebaut. 


21. Vicia L. ampl. (Koch). Wicke. 


1 (Euviecia.) Blüthen in mehr weniger verkürzten und ganz kurzgestielten armblüthigen 
(1—5blüthigen) Trauben, öfter scheinbar einzeln oder zu 2 blattwinkelständig. Nebenblätter auf 
der Aussenseite mit Honiggrübchen. Griftel dick, vom Rücken her zusammengedrückt und auf der 
Rückseite (unteren Seite) stark gebartet. - 

a) Traubenaxe sehr verkürzt, 1—2blüthig, selten bis 3blüthig (scheinbar 1—2 blatt- 
winkelständige Blüthen). Kelch ınit ziemlich gleichen, lanzettlichen, verlängerten Zähnen. 


1. V. lathyroides L. Stengel liegend oder aufsteigend. Untere Blätter 1—2-, 
obere 3—4paarig; Blattstiel mit Stachelspitze, der der oberen Blätter auch mit ein- 
facher Ranke geendigt ; Blättehen Haumig, untere verkehrteiförmig, fast herzförmig, die der 
oberen Blätter lineal oder länglich-lineal und lanzettlich, zugespitzt. Nebenblätter halb- 
pfeilförmig, ganzrandig. Blüthen (scheinbar) einzeln blattwinkelständig, kurzgestielt. 
Griffel sehr kurz. Hülse lineal, kahl. Samen stumpfwürfelig, feinwarzig. 

3—S“ hoch, fein und klein, weichhaarig. Blumen klein, violett oder lila. Obeleich die 
Blüthen wirklich blattwinkelständig zu sein scheinen, so ist doch wohl aus Analogie eine 1blüthige 
Traube anzunehmen. 

© (überwinternd). April— Juni. Auf trockenen, grasigen Lehnen, Waldrändern, 
Dämmen, Grasplätzen, Wegrändern, seltener auf Brachfeldern, sehr zerstreut im Hügel- 
lande und der Ebene, selten im Vorgebirge (bei 2000‘). Bei Prag: (Quareitrücken hinter 
Wolsan gegen Hrdlorez (Knaf)! Königsaal, Pele und Tyrolka (Schöbl)! Kaisermühlfelsen, 
Baumgarten, Podbaba, Scharka (Presl), Radlic! VySehrad (Opiz)! Bränik, Kröer Wald 
(Ruda), Zävist (Poläk); Strnad hinter Königsaal im Moldauthale! — Pardubie (Genek) ! 
Kloster bei Münchengrätz, auf Sandfeldern (Sekera)! Feldränder bei Weisswasser (Hipp.) ! 
Horkaberg bei B. Leipa (Watzel). Leitmeritz: Hügel des Wopparner alten Schlosses, 

44* 


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680 Vioia, 


Westseite des kleinen Deblik zahlreich, bei Cernosek vereinzelt (A. Mayer)! Wiesen 
bei Tetschen (Malinsky)! Bilin (Pr. Reuss), Rothenhauser Park (Roth). Brachfelder bei 
Petsch im Erzgebirge (Knaf)! [die Pflanze ist richtig, daher die Anmerkung bei Reuss 
in Skizze unbegründet]. Grasplätze im unteren Fasanengarten bei Falkenau (Leistner). 


2..V. sativa L. Stengel aufrecht oder kletternd. Blätter 4 — Spaarig mit ästiger 
Wickelranke. Blättchen verkehrteiförmig oder keilig-länglich, vorn ausgerandet oder 
gestutzt, die der oberen Blätter schmäler, länglich-verkehrteiförmig bis lineal, stumpf und 
stachelspitz oder zugespitzt. Nebenblätter halbmondförmig, eingeschnitten spitzgezähnt. 
Blütben zu 12—2, kurzgestielt. Hülsen breiter oder schmäler lineal, an den,Enden 
schief zugespitzt, jung mehr weniger dicht kurzhaarig, bei der Reife zerstreut behaart 
oder fast kahl, Samen zusammengedrückt kugelig-würfelförmig, glatt, malt sammtig- 
schimmernd. 

a) genuina (V. sativa Presl, Koch et Autt.). Kraut mehr weichhaarig. Blättchen breit, 
alle verkehrteiförmig oder die oberen keilig-länglich, ausgerandet oder gestutzt und stachelspitz. 
Blumen fast 1” lang, Fahne blau, Flügel purpurn, Schiffchen weisslich. Hülse breitlineal, erst 
zusammengedrückt, reif weniger gedunsen, etwas holperig, zerstreut kurzhaarig, lederbraun, den 
Kelch zerreissend, aufrecht. Samen grösser, mehr zusammengedrückt mit flachen oder etwas ein- 
gedrückten Seiten. 

b) segetälis (Thuil. spec.). Kraut zerstreut behaart. Blättchen der oberen Blätter 
lineal-Jänglich, gestutzt und stachelspitzt. Blumen ziemlich gleichfarbig purpurnviolett, weit 
kleiner als bei a). Hülse schmäler lineal, reif gedunsen, wenig holperig, sehr zerstreut kurzhaarig 
oder verkablt, schwärzlich braun, den Kelch zerreissend, abstehend. Samen kleiner, mit etwas 
gewölbten Seitenflächen. 

c) angustifolia (Roth sp.) (V. sativa £. nigra L., V. Bobartii Forster). Blättchen 
der oberen Blätter lineal, stumpf oder zugespitzt, Blumen noch etwas kleiner als bei b), ziemlich 
gleichmässig purpurnviolett. Hülse schmal, lineal, den Kelch bei der Reife nicht zerreissend; 
sonst wie b). 

© (auch überwinternd). Mai—Juli. a) Auf Äckern gebaut, an Ackerrändern, 
unter Getraide, auf Brachen nicht selten verwildert. b) Auf Äckern unter Getreide, auf 
Rainen, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (bei 3000°%). c) Auf 
Wiesen, Triften, Waldrändern, Brachen, ebenfalls verbreitet, obwohl zerstreut, nicht 
überall gleich häufig. 

b) Traubenaxe zwischen den Blüthen verlängert, 2—5blüthig. Kelch schief, mit sehr 
ungleichen Zähnen. 


c) Blättchen in der Knospe von beiden Seiten einzerollt. Blattstiel mit einfacher 
Stachelspitze endigend. Hülse gedunsen, mit schwammigen Querwänden zwischen den länglichen, 
an einem Ende genabelten Samen. 


7 3. V. faba L. (Faba vulgaris Mönch, Saubohne). Stengel aufrecht, kahl. Blätter 
1—5paarig; Blättchen gross, dicklich, graugrün, elliptisch oder länglich. Nebenblätter 
breit pfeilförmig, gezähnt. Trauben 2—5blüthig. Kelch röhrig mit lanzettlichen Zähnen, 
Fahne kahl. Hülse feinflaumig, aufrecht. j 

Kräftig, mastig, 2—3‘ hoch. Blumen bis über 1‘ lang, weiss, Fahne violettgeadert, Flügel 
mit schwarzem Fleck. ; 

© Juni, Juli. Unbekannten Vaterlandes; in niederen, wärmeren Lagen hin und 
wieder als Viehfutter gebaut, z. B. bei Prag, Pod&brader Gegend u. a. 

f) Blättchen in der Knospe zusammengefaltet; Blattstiel mit einfacher oder verästel- 


ter Wickelranke, höchstens an den unteren Blättern auch mit einfacher Stachelspitze endigend. 
Hülse mit nur wenig angedeuteten Querwänden. Samen rundlich-eckig, mit seitlichem Nabel. 


*) Pflanze 1jährig, auch üherwinternd 1jährig. 

“+ V. narbonnensis L. Zerstrent-kurzhaarig. Blätter obere 2—3paarig, untere 
1—2?paarig, öfter nur mit Stachelspitze; Nebenblätter halbmondförmig, ungleich ein- 
geschnitten-gezähnt. Kelch mit lanzettlichen unteren, 3eckigen oberen Zähnen. Fahne 
kahl. Hülse kahl oder zerstreut-behaart, borstig-gewimpert, schief- oder wagrecht abstehend. 


Vieia, 681 


Ähnlich der vorigen, 1—2’ lang; Blättchen dicklich, gross, graugrün, an der bei uns 
gebauten Form ganzrandie, nur geschweift. Blumen sross, trübpurpurn. 

© Mai, Juni. Aus Südeuropa, wurde bei Rozdalovic 1871 auf einem Felde 
eultivirt (Pospichal) ! 


y V. pannonica Crantz. Weichhaarig bis fast zottig. Blätter 5—Spaarig, alle 
mit Wickelranke. Nebenblätter klein, lanzettlich, ganzrandig. Kelch mit lanzettlich-pfriem- 
liehen Zähnen. Fahne wie die Kelche und die aufrechten Hülsen anliegend zottig. 

1— 2‘ hoch. Blättehen weich, trübgrün. Blumen gelblich (&) oder violettröthlich (#. V 
purpurascens DC.). 

© Mai— Juli. Aus Südeuropa (schon in Niederösterreich), als Viehfutter gebaut 
bei Liebwerd nächst Tetschen (Malinsky) ! 


**) Pflanze ausdauernd, mit ästigem, kriechendem Wurzelstock. 


4. V. sepium L. Stengel klimmend oder liegend, kahl oder spärlich flaumig. 
Blätter 4—Spaarig, mit ästiger Wickelranke. Blättchen eilänglich bis eilanzettlich, ganz- 
randig, gewimpert. Nebenblätter nierenförmig, grobgezähnt. Traube 2—5blüthig. Kelch- 
zähne sehr kurz, 3eckig-pfriemlich. Fahne kahl. Hülse länglich, jung kurzhaarig, bei der 
Reife kahl, hängend. 

1—2‘ hoch, Blumen trüb bleichviolett, selten blassgelb oder weisslich., Samen grau, 
schwarzscheckig. 

2. Mai—Juli, einzeln noch später, Auf Wiesen, in lichten Hainen, Gebüschen 
und Zäunen, verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge, so im Riesengebirge. 


Trauben langgestielt, reich- oder armblüthig, bisweilen nur 1blüthie. Nebenblätter 
ohne Uoaehehen: Blattstiele meist alle in ästige oder auch einfache Wickelranken endigend. 


a) (Pseudocracca). Blättchen breit, eiförmig bis länglich, mit zahlreichen geraden, 
parallelen, schief nach vorn verlaufenden Seitennerven. Griffel vom Rücken her zusammengedrückt, 
ringsum behaart. Trauben 4—vielblüthig, grossblüthig. Blumen ansehnlich, 6—8"' lang. 


«) Griffel auf der Rückseite stärker sebartet. Nebenblätter halbmondförmis, ein- 
geschnitten haarspitzig-gezähnt. 


5. V. dumetorumL. Stengel fast kahl, scharf 4kantig, ästig, kletternd. Blätter 
3—bpaarig; Blättchen von einander entfernt, nicht paarweise, eiförmig oder eilänglich, 
ganzrandig, steifgewimpert, das unterste meist von dem Nebenblatte etwas entfernt. 
Trauben locker, 4—12blüthig, so lang und länger als das Tragblatt. Kelch schief 
abgeschnitten, kurzgezähnt. Platte der Fahne etwas kürzer als ihr Nagel. Hülse länglich, 

3—4’ hoch, im Ansehen zwischen V. pisiformis und V. silvatica in der Mitte. Blume 
schmutzig rothviolett, am Grunde weisslich. 

2 Juni— August. In Gebüschen, am Rande von Laubwäldern, auf buschigen 
Iügeln des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, nicht häufig. Bei 
Prag selten: Ziäkaberg (Opiz)! Dablicer Berg (Tausch)! Kröer Wald (Bozdech)! Kuchel- 
bad! — Ostböhmen: Dyakatovic, buschige Kalkleıne am Bache! St. Antonius bei 
Leitomy$l! Doubravic bei Skalic kgr. Kr. (Cenek) ! Svindie, auf den Prachover Felsen 
bei Ji&in (Pospichal)! Nouzover Thälchen bei Dymokur! Woskoberg bei Podebrad! — 
Öejticer Iserlehne bei Jungbunzlau (Hipp.)! Kummer bei Hirschberg (Neumann); am 
Rollberge vereinzelt (Schauta)! Widim (Hackel). Leitmeritz: Laubwäldchen zwischen 
dem Bousovicer Bahndamme und Doxan, auf der Nordseite des Langen Berges am 
Wege nach Neuhof, Laubwälder zwischen Birney und Sedl (A. Mayer). Elbabhang unter 
dem Sperlingstein! Bilin im Debrethal (Reuss)! bei Stepanov (Reuss). Lehnen des 
Erzgebirges bei Klostergrab, Dux, Kosten (Winkler)! Osseg im Klostergarten (Thiel)! 
Komotauer Grundthal! 


£) Grifiel ringsum gleichmässig behaart. Nebenblätter halbpfeilförmig, lappiggezühnt 
oder kämmig-eingeschnitten. 


682 Vicia, 


6. V. pisiformis L. Völlig kahl. Stengel vielkantig-gefurcht, weniy ästig, 
kletternd. Blätter 3—5-(meist 4-)paarig; Blättchen gross, oft paarweise genähert, 
breit eiförmig, bisweilen fast herzförmig, stumpf oder ausgerandet, bespitzt, die 2 unter- 
sten grösser, dem Stengel angedrückt und die lappiggezähnten, zurückgebogenen 
Nebenblätter verdeckend. Trauben dicht, 10—30blüthig, rechtwinkelig abgebogen, meist 
etwas kürzer als das Tragblatt, allein in der Blattachsel. Blüthen herabgebrochen. 
Kelch schief abgeschnitten, kurzgezähnt. Hülsen schmal länglich-rautenförmig. 


Y,—3’ hoch, hellgrün. Blumen grünlich-gelblichweiss. Die generische Abtrennung dieser 
und der folgenden 2 Arten von der vorigen auf Grund der Behaarung des Griffels und ihre Verei- 
nigung mit Ervum, welche zuerst Petermann vorgeschlagen und manche Autoren angenommen 
haben, ist wenig natürlich. 


2% Juni, Juli. In lichten Laubwäldern, auf buschigen steinigen Lehnen im 
wärmeren Hügellande und Mittelgebirge ziemlich verbreitet, wiewohl zerstreut. Bei Prag: 
Premyslener Hain und Berg Beckow bei Sedlee (Dedecek)! Roztoker Hain, Kundraticer 
Wald, Generalka, Radlie, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist! hinter Stöchovie nicht selten! 
Radotiner Thal häufig! Mofiny! Karlstein (Ruda)! — Woskoberg bei Pod&brad! Äusserst 
häufig in den Wäldern von Dymokur, Rozdalovie, Kopidlno! Dvakatovie, buschige Kalk- 
lehne am Bache, mit voriger! Südseite des Svindicer Berges bei Jicin (Pospichal) ! 
Jungbunzlau: Bäba bei Kosmanos! Widim (Tackel). Verbreitet im Leitmeritzer Mittel- 
gebirge: Kreuzberg (Reuss), Satanaberg, Debus, Theinberg, Radobyl (A. Mayer). Kelch- 
berg bei Triebsch einzeln! Auscha (Hackel); nordwärts selbst noch auf dem Rollberge 
einzeln (Schauta)! und bei B. Leipa: am Spitzberge, am Basalthügel nächst Tiefendorf! 
— Jenseits der Elbe am Lobosch, Wlskenwald bei Kostäl (Reuss). Wostray bei Mileschau 
(A. Mayer). Bilin (Ruess). Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel), Brüx (Eichler). Rothen- 
häuser Park! Teltschgrund (Thiel)! Eidlitzer Busch bei Komotau! Loun: am sanften 
Abhange des permischen Thales bei Brdloch! — Grasberg bei Hauenstein, Gebüsche bei 
Ellbogen (Ortm.)! beim Friederikenfels in Karlsbad (P. Klinger). — Skrej: Berglehne 
iiber dem Kessel „Jezero!“ Skolicer Berg bei Vodnhan (Dede£.). Goldenkron: Anhöhe bei 
Janfdek, unter Priessnitz (Jungb.). 


7. V. silvatica L. Kahl oder spärlich kurzhaarig. Stengel vielkantig-gefurcht, 
liegend oder kletternd, ästig. Blätter 6—9paarig; Blättchen oval oder länglich, stumpf,‘ 
stachelspitz, nicht gepaart, das unterste Paar vom Stengel und den kammförmig 
eingeschnittenen, pfriemlichgezähnten Nebenblättern etwas entfernt. Trauben ziemlich 
locker, 10—20blüthig, einseitswendig, aufrecht abstehend, meist etwas länger als das 
Tragblatt, mit einem Laubblattzweige aus derselben Blattachsel. Blüthen hängend. 
Kelch schief abgeschnitten mit kurzen lanzettlich-pfriemlichen Zähnen. Hülsen länglich. 


1—3‘ hoch. Blättchen viel kleiner als bei vorigen, grasgrün. Blumen zart, lila-weiss, 
violett-geadert. 


2. Juni—August. In schattigen Bergwäldern, sowohl Laub- als Fichtenwäldern, 
in gebirgigeren Gegenden, im Mittel- und Vorgebirge. Bei Prag selten, nur südwärts: 
St. Prokop, Zävist, Stöchovicer Wälder, Kamenie bei Stirin! — Kliöavathal und ander- 
wärts bei Bürglitz! — Ostböhmen sehr selten: St. Antonius bei Leitomysi! — Nord- 
böhmen: Doubravic bei Skalie, Holic (Öenek)! Berg Kozlov bei Lomnic (Poläk)! Prachover 
Felsen bei Jiöin! Worli les bei Mukafoy (Sekera)! Chlum bei Jungbuzlau (Himmer)! 
Bösig (Purkyn&)! Rollberg (Schauta)! Spitzberg bei B. Leipa auf Sandstein! Steinschönau ! 
B. Kamnitz: am Rosenberg, bei Daubitz auf Kalkmergel, im böhm, Sandsteingebirge gegen 
den Rudolfstein! Tetschen am Falkenberg, Pfaffenberg! Elbhänge unter dem Sperling- 
stein! Verbreitet im Leitmeritzer Mittelgebirge: sehr häufig am Geltsch! Skalie, Wostray 
bei Leitmeritz (A. Mayer). Mileschauer (Tausch)! Talinathal bei Mileschau! Radelstein! 
u. s, w. Bilin (Reuss). Erzgebirge: Osseg (Thiel)! Rothenhaus (Roth)! Komotauer Grund- 
thal (Knaf)! — Duppauer Gebirge gegen Bukva, Fichtenhochwald! Ploben bei Karls- 
bad, Ellbogen (Ortm.), Marienbad (Kablik)! — Mittel- und Südböhmen: Volesnä bei 
Horovic (Tausch)! Berg Tiemosnä bei Pfibram! Rozmitäl (Lusek) ! Unter dem Herrn- 


Nieia, 683 


stein bei Neugedein! Kuridlo bei Strakonic! Skocicer Berg bei Voduan (Dede£.). Tucap 
(Berchtold)! Fichtenwald am Schöninger! 


y) Griffel ringsum gleichmässig-behaart. Nebenblätter ganzrandig, schmal, halbpfeil- 
oder halbspiessförmig, oberste lanzettlich. 


8. V. eassubica L. Abstehend feinhaarig bis zottig. Stengel aufrecht oder 
kletternd, ästig. Blätter S—12paarig; Blättchen oval oder länglich, stumpf, stachelspitz, 
die untersten dem Stengel und den Nebenblättern meist genähert. Trauben ziemlich 
dieht, 10—15blüthig, einseitswendig, etwas kürzer als das Tragblatt. Kelch glockig, 
etwas schief, die 2 oberen Zähne 3eckig, die unteren viel länger, pfriemlich. Platte der 
Fahne so lang als ihr Nagel. Hülsen kurz eiförmig-rautenförmig, 1—2samig. 

1—3' hoch, dunkelgrün. Wurzelstock weit kriechend. Blumen purpurviolett, Schiffchen 
weisslich. Var. «@) pubescens, feinhaarig, grün, mehr aufrecht; £) villosa, abstehend grau- 
zottie, schlapper, klimmend. 

2 Juni, Juli. In trockenen Laubwäldern, auf lichten buschigen Abhängen im 
Hügellande und Mittelgebirge zerstreut, doch in der nördlicher Landeshälfte ziemlich 
verbreitet und gesellig. Bei Prag: Roztoker Wald, Bohnicer, Kriöer Wald (5), Stern, Kosir, 
Kuchelbad, Zävist, Wälder bei Ridka gegen die Beroun! — Böchovic! Jungferbrezan 
(Leonhardi)! Cäslau: bei Vodrant, Gebüsch Skalka bei Tiebesic (Opiz). Semin (Opiz)! 
Eichbusch am Semtiner Teich bei Pardubie! Königiogrätzer Wald! Jiein: in den Prachover 
Felsen nicht häufig («, Pospichal)! Eichbusch bei Slatina in Thonboden ! Waldplätze bei 
Ji&inoves (Pospich.)! Häufigin den Wäldern um KopidIno, Rozdalovic, Dymokur ! Horkaberg 
bei Münchengrätz (Sekera). Bäba bei Kosmanos! Weisswasser selten (Hipp.). Wälder um 
die Thammühle (Neumann). Niemes (Schauta)! Roudnic (Reuss). Verbreitet im Leitmeritzer 
und Mileschauer Mittelgebirge: Geltsch! Kelehberg bei Triebsch! Leitmeritz: auf dem 
Wostray, zwischen Leitmeritz und Kamajk (Mayer); oberhalb Skaliz («)! und zwischen 
Skalic und Schüttenitz (Mayer). Hradischken! Straschitzkenberg! Zwischen Mileschau und 
dem Klotzberge! u. s. w. Sperlingstein bei Aussig! Elbabhang unterhalb Bodenbach in den 
Promenaden auf Sandstein! Brüx, Horenz bei Eidlitz (Reuss) und im Eidlitzer Eich- 
busch (Knaf)! Abhänge des Erzgebirges bei Teplitz (Winkler)! Osseg (Thiel)! Rothenhaus ! 
Petsch oberhalb Komotau! Karlsbad und Ellbogen (Presl), Marienbad (Eversm.). — 
Mittelböhmen: am Plesivec bei Jinec («)! 

b) Blättcben schmal, lineal bis länglich, mit wenigen zur Spitze des Blättchens bogig 
verlaufenden Seitennerven. Griffel fädlich oder von den Seiten etwas zusammengedrückt, ringsum 
behaart oder fast kahl. 

a) (Oracca.) Griffel von den Seiten zusammengedrückt, ringsbehaart, auf der 
Rückenkante nur schwach bärtig. Trauben reich- und grossblüthig; Blumen 6—8’ lang. 
*) Pflanze ausdauernd, mit ästigem, kriechendem Wurzelstock. Platte der Fahne 
so lang oder länger als ihr Nagel. 


9. V. temuifolia Roth (V. eracca Y. tenuifolia Tausch!). Stengel aufrecht, 
steif. Blätter vielpaarig; Blättchen angedrückt feinhaarig, länglich-lineal bis länglich, 
die oberen meist in eine Stachelspitze zugespitzt. Nebenblätter schmal linealpfriemlich, 
halbpfeil- oder halbspiessförmig, ganzrandig. Trauben verlängert, lockerblüthig, sehr lang- 
gestielt, mit dem Stiel meist doppelt so lang als das Tragblatt. Kelch gekrümmt, 
röhrig-glockig, untere Zähne lanzettlich pfriemlich. Platte der Fahne verlängert, meist 
doppelt so lang als der Nagel, bei verlängertem Nagel bisweilen eben so lang. Hülse 
in ihr Stielchen allmälig verschmälert. Nabel kaum !/, des Samenumfangs umgebend. 

2—4' hoch, steifer und stärker als folgende, Blättchen starrer, meist schmaler und 
länger, aber auch breiter länglich. Blumen und Samen grösser, erstere schwach lilienartig duftend. 
hellblauviolett, Flügel oft weisslich. Die Zusammenziehung dieser Art und der folgenden bekundet 
eine mangelhafte Kenntniss derselben. 

2, Hälfte Mai—Juni. Auf buschigen Hügeln, Waldwiesen, in trockenen Laub- 
wäldern, auf grasigen Dämmen, auch auf thonigen Äckern, verbreitet zumal im warmen 
Hügellande, Mittelgebirge und der Ebene, meist gesellig und bisweilen massenhaft. Bei 
Prag: Schanzen des Bruskathors, Bubend, Podbaba, Nusle, Michle, Roztok! Pfemyslener 


684 Vieciä, 


Hain (Dedetek)! Dablicer Berg (Opiz)! Scharka in thonigem Acker! Plateau oberhalb 
St. Prokop im Wickenfelde! Kuchelbad! Radotiner Thal! Karlstein (Schmidt) u. a. — 
Elbauen bei Gross-Wosek! hin und wieder in den Dymokurer Wäldern, z. B. am Wald- 
rande nächst dem Holy vreh! Kolin (Veselsky)! Vodraut bei Cäslau (Opiz)! Leitomysl 
(Matzalek)! B. Trübau (Rybitka)! Horkaberg bei Münchengrätz (Sekera)! Jungbunzlau 
(Silber)! Weisswasser, unter dem Bösig (Hackel). Zwischen Roudnie und Wegstädtel nahe 
der Bahn häufig! Um Leitmeritz und im Basaltmittelgebirge häufig: Lorettohügel, Satana- 
berg, Weisse Lehne, Radobyl, Straschizkenberg u. s. w. Rand der Chausse südlich von 
Wellemin (Maas). Tetschen im Gemengfutter (Malinsky)! Kulm. (Göring)! Osseg (Thiel), 
Brüx (Ziegler)! Rothenhaus (Roth), Komotau! bis gegen Petsch im Laubgebüsche vom 
Grundthal her! Himmelstein bei Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad (Ortm.). Marienbad 
(Glückselig). Rakonitz (Celerin) ! 


10. V. cracca L. Stengel schlapp, kletternd. Blätter vielpaarig; Blättchen 
länglich bis lineallanzettlich, beiderseits zugerundet, stachelspitz, angedrückt feinhaarig. 
Nebenblätter schmal, halb-pfeilförmig, ganzrandig. Trauben ziemlich gedrungen, mit ihrem 
Stiele elwa so lang als das Tragblatt oder etwas länger. Kelch breit glockig-becken- 
förmig, sehr schief gestutzt, die unteren Zähme kurz lanzettlich. Platte der Fahne 
etwa so lang als ihr Nagel. Hülse in ihr Stielchen plötzlich zusammengezogen. 
Nabel !/, des reifen Samens umgebend. 

1—4' hoch. Blumen blauviolett. Die Länge der Trauben variirt; sie sind (sammt Stiel) 
bald länger, bald kürzer als ihr Tragblatt, doch nie so lang wie bei voriger. 

2. Ende Juni—August. Auf Wiesen, Wegrändern, in Gebüschen und auf Äckern 
verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (im Erzgebirge noch weit 
über 2000°). 

**) Pflanze nach der Kruchtreife absterbend, Platte der Fahne wenigstens 
doppelt kürzer als der röhrig verlängerte Nagel. 


11. V. villosa Roth (V. polyphylia W. Kit.). Stengel liegend oder kletternd, 
nebst den Blättern abstehend behaart, fast zottig. Blätter vielpaarig; Blättchen läng- 
lich-elliptisch bis lanzettlich, stumpf und bespitzt oder zugespitzt. Nebenblätter halbpfeil- 
förmig, länglich-lauzettlich. Trauben lockerblüthig, meist verlängert und länger als 
das Tragblatt, vor dem Aufblühen von den behaarten Kelchzähnen fiederig-beschopft. 
Blüthen hängend; die unteren verblüht, wenn die obersten sich öffnen. Kelch gekrümmt 
röhrig-glockig, am Grunde stark ausgesackt, sehr schief abgeschnitten; die 3 unteren 
Zähne pfriemlich-fädlich, so lang als die Röhre; die oberen viel kürzer, lanzettlich- 
pfriemlich. Platte der Fahne eiförmig, 2lappig. Hülse breit elliptisch, @n das lange 
Stielchen plötzlich zusammengezogen. Nabel den 8. Theil des Samenumfangs umgebend. 

1—3‘ hoch. Blume im röhrigen Theile allmälig zur Basis verschmälert, blauviolett, 
Flügel oft bleicher oder weiss. Godron giebt die Ort als perennirend an. 

69 und (©) Juni—September. Auf Feldern im Getreide, besonders Weizen, im 
Gemengfutter, selten und sehr zerstreut, doch am Standort bisweilen in Menge, zweifels- 
ohne ursprünglich durch Getreidebau eingeführt. Bei Prag bisher nur bei Chabry im 
schwarzen Thonboden eines Feldes am Breznoveser Wäldchen mit Linaria spuria (Dödelek 
1871)! in Pouönik bei Karlstein am Wege (Poläk 1874)! und auf der Keppelschen Insel 
zwischen Steinen der Moldauufer in wenigen Exemplaren 1869, offenbar nur zufällig, 
im nächsten Jahre wieder verschwunden! — Gross-Wosek (Poläk)! Cäslau: an der Strasse 
gegen Chedrby in Getreidefeldern! Sruby bei Chotzen, in einem Weizenfelde zahlreich ! 
Felder zwischen Höflitz und Niemes (Schauta)! Tichlowitz an der Elbe im Getreide 
(1872)! Tetschen, im Gemengfutter (Malinsky)! Felder bei Bilin (Pr. Reuss 1848)! Budweis 
(Jechl nach Krej£). 


* V. varia Host (V. polyphylla Koch, V. villosa ß. glabrescens Koch, Cracca 
varia Godron), Spärlich behaart, Stengel fast kahl. Trauben kurz, etwas gedrungen, 
kürzer gestielt, vor dem Aufblühen nicht federig beschopft. Blüthen wagrecht, zuletzt 


Vicia. 685 


schief nach abwärts abstehend, alle gleichzeitig in Blüthe. Kelchzähne fast kahl, die 
Bunteren aus breitem Grunde lanzettlich, kürzer als die Röhre, die oberen kurz 3eckig. 
Sonst wie vorige, von der sie sich hinlänglich unterscheidet; die Blättchen heller grün, 
die Blumen grösser und dicker, bis zum Grunde wenig verschmälert, die Platte der Fahne breiter, 
queroval, sonst ebenfalls 2lappig. 
°9 und (€) Juni, Juli. Auf Feldern wie vorige, bisher nur bei Karlsbad (Ortmann, 
als V. cracca ß. sericea)! wahrscheinlich nur eingeschleppt (?), ist in Baiern ziemlich häufig. 
) Ervum L. max. part.). Griffel fädlich, ringsum fein behaart oder fast kahl. 
Trauben arm-(1—6 )blüthig und kleinblüthig; Blumen meist nur 1—3“’ lang, wenn grösser (3 bis 
5° lange), dann einzeln an der Traubenaxe. 


*) Nebenblätter halbspiessförmig oder die oberen lanzettlich, ganzrandig, beide 
gleichgestaltet. Obere Blätter mit gabelig-verzweigter Wickelranke. Hülsen nicht rosenkranzförmig. 


12. V. hirsuta Koch (Ervum hirsutum L, Cracca minor Godron). Blätter 4—S- 
paarig; Blättchen lineal oder lineal-länglich, gestutzt oder ausgerandet. Traube 2— 6- 
blüthig. Kelchzähne fast gleich, lineal-pfriemlich, länger als die Kelchröhre, wenig 
kürzer als die Krone. : Hülsen trapezoidisch, schnabelförmig zugespitzt, 2samig, 
weichhaarig. 

Kahl oder zerstreut behaart. Stengel sehr ästig, liegend oder klimmend, 1—2‘ lang. Blumen 
sehr klein, bläulich weiss. Die Hülse ist bei uns stets behaart; eine Varietät mit kahler Hülse 
(Ervum Loiseleurii Hohenack.) scheint nur dem Süden anzugehören. 

© Juni— August. Auf Äckern, wüsten Plätzen, auch in Waldgebüschen, auf 
Waldblössen verbreitet und gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge. 


13. V. tetrasperma Mönch‘ (Ervum tetraspermum L.). Blätter 3—4paarig; 
Blättehen lineal oder länglich-lineal, stumpf oder spitzlich., Traube aus 7, selten 2 
Blüthen auf dünnem, haarförmigem Traubenstiel. Kelchzähne 3eckig-lanzettlich, kürzer 
als die Röhre und viel kürzer als die Krone. Hülse länglich-walzlichh am Ende 
gerundet, vom Griffel bespitzt aber nicht geschnäbelt, kahl, meist 4samig (3—5samig). 

Ziemlich kahl, !/,—2’ lang. Blumen bläulich, grösser als bei voriger. 


© Juni—August. Auf Feldern, Ackerrändern, wüsten Plätzen, häufiger auf 
grasigen Hügeln, Waldplätzen, Waldschlägen, verbreitet in niederen und gebirgigen 
Gegenden, doch zerstreut und lange nicht so gemein wie vorige. Bei Prag zerstreut: 
Kr& (Knaf)! Baumgarten, Unhost! Kuchler Berg (Poläk)! Karlstein! — Chlumec byd3. im 
Waldhau! Josefstadt (Knaf)! Rollberg (Schauta)! B. Kamnitz (Zizelsb.). Leitmeritz auf Ab- 
hängen, oft in Menge (Mayer). Tetschen! Karlsbad (Reiss)! Marienbad (Fr. August.). — 
Rakonitz am Bahnhofe! Häufig um Horovic: bei Erpet, Lochovic, am Waldpfade des 
Plesivec! Am Bach des Obeenicer Reviers bei Pribram! Chndenic! Pisek (Dedetek)! 

Goldenkron, seltener (Jungbauer) — u. a. O. 
**) Nebenblätter jedes Blattes ungleich, das eine lineal, pfriemlich, klein, das 


andere viel grösser, halbmondförmig, fein borstlich-zerschlitzt, gestielt. Obere Blätter mit mehr- 
gabeliger Wickelranke. Hülse nicht rosenkranzförmig. 


14. V. monantha Desfont. (Ervum monanthum L., Craeca monantha Godr.). 
Blätter <—Spaarig; Blättchen lineal, abgestutzt, stachelspitz oder ausgerandet. Trauben- 
stiel 1blüthig, kürzer als das Tragblatt. Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, länger als 
die Röhre, kaum halb so lang als die Krone. Hülse breit länglich-elliptisch, zugespitzt, 
kahl, meist 2—3samig. 

1—2' hoeh, Blume 6‘ Jang, Fahre bleichlila, violett geadert; Schiffchen ‚weiss mit 
schwärzlicher Spitze. 

© Juni—August. Stammt aus dem südlicheren Europa, wird aber hin und 
wieder, besonders auf Sandboden als Futterkraut gebaut und findet sich auf Äckern 
unter Getreide, Hackfrüchten und auf wüsten Plätzen, an Feldrändern meist nur einzeln 
verwildert vor, so z. B, bei Prag nächst Kr& (Knaf)! Zadni Kopanina! -- Bei Brandeis 


686 TLens—Lathyrus, 


häufig als „Russische Wicken® gebaut (Opiz)! Getreidefelder bei Celakovie (Poläk)! 
Bakov bei Jungbunzlau (Sekera). Weisswasser, häufig gebaut und verwildert (Hipp.). 
Niemes gebaut (Schauta). Saaten bei Brozan (Neumann). Sporitz bei Komotau (Knaf)! 
bei Vysolan saaz. Kr. gebaut (Knaf, Thiel)! Karlsbad (Ortmann). Bei Jinee häufig unter 
der Futterwicke (Schlechtend.) u. a. 


**#) Nebenblätter gleichgestaltet, lanzettlich, gezähnt. Blattstiele sämmtlich 
in eine Stachelspitze ausgehend. Hülsen dünnhäutig, rosenkranzförmig eingeschnürt. 


7 15. V. ervilia Willd. (Ervum ervilia L.). Blätter $—12paarig, Blättchen lineal- 
länglich, gestutzt. Traube 1—2blüthig. Kelchzähne pfriemlich, fast so lang als die Krone. 
1—2' hoch. Blumen weisalich rosafarben. 


() Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, wird nur sehr selten gebaut und findet 
sich ebenso selten verwildert, so bei Prag nächst Michle in Saaten (Hofmann)! um Saaz 
verwildert (Weicker). 


22. Lens Haller. Linse. 


+ 1. L. eseulenta Mönch (Ervum lens L., Lens vulgaris C. Bauhin). Obere 
Blätter 6paarig mit einfacher Ranke, untere 1-—5paarig mit Stachelspitze; Blättchen oval 
bis lanzettlich, stumpf oder ausgerandet. Nebenblätter lanzettlich, meist ganzrandig. 
Trauben 1—3blüthig, sammt Stiel fast so lang als das Tragblatt. 

Aufrecht, ästig, flaumig, 1’ hoch. Blumen klein, weiss und lila geadert. 

() Juni, Juli. Unbekannten Vaterlands, seit Alters allgemein auf Feldern in 
leichterem, etwas sandigem Boden gebaut, hin und wieder auch im Getreide und auf 
Brachen einzeln verwildert. 


23. Pisum L. Erbse. 


7 1. P. sativum (L.) Poir. Kahl, graubereift, liegend bis aufrecht. Blätter 1—3- 
paarig mit mehrfach gegabelter Wickelranke; Blättchen oval. Nebenblätter sehr gross, 
halbherzförmig, am Grunde gezähnt. Traubenstiele 1—2blüthig. 

a) hortense (P. sativum L.). 1—3’ lang, liegend oder kriechend. Blumen ganz weiss 
oder die Fahne und Flügel rosa angelaufen. Samen kugelig, hell braungelb, grau oder grünlich. 

b) arvense (L. spec.). 1—2’ hoch, meist aufrecht. Blumen bunt mit violetter Fahne, 
dunkel purpurrothen Flügeln. Samen kantig eingedrückt, graugrün und braungefleckt. 

© Mai-—Juli. Unbekannten Vaterlandes; a) allgemein als Gemüsepflanze auf - 
Feldern gebaut, b) seltener als Futterpflanze, nicht selten auf Brachen und in Saaten 
verwildernd. 


24. Lathyrus (L.) Bernhardi. Platterbse. 


f . A. Diplophaca Kittel.) Kelch tief 5spaltig mit kurzer Röhre und weit längeren blat- 
tigen Zipfeln. Hülse an der gebogenen samentragenden Naht mit doppeltem Flügelrande. Griffel 
um 90° verdreht (mit rechts und links liegenden Seitenflächen). 


7 1. L.sativus L. Kalıl. Stengel liegend oder kletternd, sammt den Blattstielen 
geflügelt. Blätter ipaarig, Blättchen lineal-lanzettlich, graugrün. Nebenblätter halbpfeil- 
förmig, ganzrandig oder über der Basis 1zähnig. Traubenaxe 1blüthig. 

1—2' lang. Blumen weiss, bläulich oder röthlich. 

© Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, wird obwohl nicht häufig als Hackfrucht 
gebaut und verwildert bisweilen an Rainen, auf Brachen, im Getreide. So bei Prag: nächst 
der Kirche von St, Prokop gebaut und verwildert! Karlstein am Wege gegen St, Ivan! 


Lathyrus, 6837 


= 


— Feldraine bei Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera)! nicht selten gebaut bei 
Leitmeritz bei Skalitz! Borec, Nedveditsch (Mayer). Bilin (Malinsky)! Eidlitz und 
Trubsehitz bei Komotau gebaut (Knaf)! Hrusovan saaz. verwildernd (Thiel)! 
B. Kelch glockig, 5zähnig mit kürzeren bis gleich langen Zähnen. Hülse an der Samen- 
naht ungeflügelt. 
1. (Eulathyrus). Grifiel um 90° gedreht (mit rechts und links gekehrten Seiten- 


Hächen), nach abwärts halbröhrig, holzig, unterseits zottig behaart. Stengel stets klimmend oder 
liegend, Blattstiele mit Wickelranke. Trauben mehrblüthig. 


a) Stengel breitgeflügelt. Blattstiele geflügelt. 


2. L. silvestris L. Blätter Zpaarig; Blättchen lineallanzettlich, langzugespitzt, 
bis länglich, stumpf und bespitzt, mit 3—5 vorspringenden Nerven, yrasgrün. Neben- 
blätter halbpfeilförmig, lineal oder lineal-lanzettlichh 1—nervig, schmäler als der 
Stengel. Die 4 unteren Kelchzähne durch breite runde Buchten getrennt, aus 3eckiger 
Basis pfriemlich. Samen kugelig oder länglich, zusammengedrückt, sehr flach-runzelig, 
vom linealen Nabel zur Hülfte umgeben. 

2—4‘ lang. Blumen gross, bleich gelbgrün, Fahnen innen am Grunde purpurroth, weiter- 
hin allmälig fleischfarbie. Var. &©) angustifolius, Blättchen lanzettlich bis lineallanzettlich, 
langzugespitzt ; Flügel des Blattstiels viel schmi iler als die des Stengels; £) platyphyllus Retz 
(L. intermedius Wallr. herb.!), Blättchen läuglich oder länglich- lanzettlich, die meisten stumpf 
bespitzt; Flügel des Blattstiels mehr als halb bis fast ebenso breit als der des Stengels ; Trauben 
reicher, bis sblüthig, Blüthen ein wenig srösser, Fahne innen rosenroth. 


2. Juli, August. In trockenen Wäldern, im Gebüsche, auf waldigen, nicht zu 
warmen Lehnen und Felsen, im Hügellande und häufiger in gebirgigeren Gegenden bis 
auf das Vergebirge, verbreitet, aber sehr zerstreut. Bei Prag nicht häufig, besonders 
auf schattigeren Abhängen: Stern (Jiras)! St. Matthaeus (Opiz)! Kreer Wald! Gräben 
an der Bahn zwischen Ouval und B£chovic im Fiederholze! Kamenicer Thal bei Stirin! 
Vysokä Lhota bei Pysely (Vogl). Karlstein nächst der Velikä hora! — Ostböhmen: im 
Walde hinter Adamsdorf bei Cäslau (Opiz), Chroustovic bei Hrochov-Teinie (Illiner) ! 
Leitomysl: „Strän@ bei St. Antonius! B. Trübau im Gebirgszuge gegen Leitomysl! 
Sruby bei Chotzen auf trockener Kalklehne! Adler-Kosteletz, auf Sandstein! Chvojno 
(Opiz)! Neukönigingrätzer Wald! Fichtenwald der Konlina bei Jaromef! Hohenelbe 
(Kablik)! Lomnie: Berg Kozlov, Fabrikswald (Poläk)! Grossskal bei Turnau auf Sand- 
stein! Wälder bei Rozdalovice und Dymokur stellenweise häufig! Gutwasser bei Jung- 
bunzlau (Himmer)! Weisswasser (Hipp.)! Rollberg hie und da (Schauta)! Sandauer 
Berg! Wald bei Bokven bei B. Leipa! B. Kamnitz (Zizeisb.). Rosenberg bei Windisch- 
Kamnitz! Kalkbruch im Walde zwischen Doubie und Schönlinde! Bozenberg bei Schluckenau 
(Karl)! Tetschen (Malinsky)! Göltsch (ß. Hackel)! Fehlt sonst ganz im Leitmeritzer 
Mittelgebirge. Im Erzgebirge hin und wieder: Berg Strobnitz bei Osseg (Thiel), Stolzen- 
hahn, Töltschgrund (Roth), Grundthal bei Komotau, Wald bei Petsch (an 2000°), daselbst 
auch ß. (Knaf)! Grasberg und Thiergarten bei Schlackenwerth (mit ß, Reuss), Karlsbad 
(Ortmann, & und 3)! Marienbad, Franzensbad (Glückselig). Mittelböhmen: Hana’er Revier 
bei Rakonitz (Krej£), Felsen zwischen Stadtl und Bürglitz! Slap (Presl, als L. latifolius, 
wohl #)? Wälder zwischen Mnisek und Dobris! Komorsk& hora bei Jinec! Rozmitäl 
(Lusek)! — Südböhmen: Chudenic hin und wieder! Strakonie am langen Bergrücken 
hinter dem Kuridlo! Skoticer Berg bei Vodhan (Dedecek). Krumau: Schlucht bei Adolfs- 
thal am Nordfusse des Blansker! am Schöninger am Fels des Josefsthurms und bei 
Cernie (Jungb.), auf Felsen im Moldauthale südlich von Krumau! 


3. L. heterophyllus L. Blätter die oberen 2—3paarig, die unteren Ipaarıg; 
Blättehen länglich, länglich-lanzettlich und lanzettlich, stumpf oder spitz, mit 3—5 
vorspringenden Nerven und feinem Adernetz, seegrün. Flügel des Blattstiels so breit 
als die des Stengels. Nebenblätter halbpfeilförmig, breit länglich-lanzettlich, gross. 
Die 4 unteren Kelchzähne lanzettlich, fein zugespit zt, durch spitze Buchten getrennt. 


688 Lathyrus 


Samen ziemlich kugelig oder oval, stark warzig-runzelig, graulich-schwarzbraun, vom 
linealen Nabel nur zu !/, umgeben. 

2—6’ lang, kahl. Stengelflügel und Nebenblätter viel breiter als an vorigem; von diesem 
und von dem südlichen L. latifolius L. durch die blaugrüne Farbe des Laubes, die Zahl der 
Blattpaare und die Samen verschieden. Blumen grösser wie bei vorigem, schön rosa-purpurn. 

2 Juli— August. Auf waldigen Bergen des warmen Mittelgebirges sehr selten. 
Bisher nur auf der Velikä hora bei Karlstein (Ruda 1857, Krell)! am Göltschberg bei 
Auscha (Hackel)! und bei Leitmeritz in einem Laubgehölz am Fusse des Winterberges 
unweit Babina (1569 Mayer)! 

Anmerkung. Im Herbar. bohem. des Tausch befindet sich ein echter Lathyrus latifolius 
L. mit der Angabe: Velikä hora bei Karlstein; da aber diese südlichere Art daselbst sicher nicht 
vorkommt, wohl aber der von Tausch nicht ausgegebene L. heterophylius, so ist es sehr wahr- 
scheinlich, dass Tausch den letzteren bei Karlstein gefunden, aber für 1.. latifolius bestimmt, und 
da es ihm an Exemplaren mangelte, durch einen echten L., latifolius des bot. Gartens ersetzt hat. 


b) Stengel kantig, wie die Blattstiele ungeflügelt. 


4. L. tuberosus L. Wurzelstock dünn, kriechend, mit knollig verdickten Wurzeln, 
Blätter Zpaarig; Blättchen verkehrteilänglich, stumpflich, bespitzt. Nebenblätter schmal, 
lineal-lanzettlich, halbpfeilfürmig. Traube 3—5blüthig. Obere Kelehzähne 3eckig. Hülsen 
gedunsen, holperig. 

1—3’ lang, kahl. Blumen schön rosa-purpurn, wohlriechend. 

2, Juni—August. Auf Äckern in schwerem lehmigem Boden, auf Brachen, verbreitet 
aber zerstreut im Hügellande, in gebirgigeren Gegenden selten oder fehlend. Häufig 
um Prag, z. B. Kanalka, Vr$ovic, Podol, Kaiserwiese, Kosir, Generalka, Lieben u. s. w.; 
auch bei Karlstein (Ruda). Schlan (Ascherson). Verbreitet im Elbthale, bei Kuttenberg, 
Cäslau (Opiz), bei Hohenmauth! nordwärts bis Jiöin, Jungbunzlau! nicht mehr bei 
Lomnic (Poläk), jedoch bei Hohenelbe (Kablik)! Fehlt bei Niemes, ist aber bei Reich- 
stadt (Schauta). B. Kamnitz (Zizelsb.). Egerthal, z. B. bei Peruc (Wondra)! Am Erzge- 
birge: bei Tetschen, Teplitz, Bilin, Brüx, Schlackenwerth und Rosnitz (Ortm.). — Fehlt 
in der Horovic-Pribramer Gegend, auch in Chudenic. Krumau gegen die Vogeltenne sehr 
selten (Jungbauer). 

2. (Orobastrum Boiss., Orobus Döll.) Griffel nicht verdreht (mit nach oben und 


unten gekehrten Seiten), auf der Oberseite feinbehaart, unterseits rinnig. Trauben unserer Arten 
mehrblüthig. h 


a) (Lathyroides), Blattstiele mit Wickelranken. 


«) Stengel zusammengedrückt-kantig, liegend oder kletternd, sammt den Blatt- 
stielen ungeflügelt. Blätter 1paarig. 


5. L. pratensis L. (Orobus pratensis Döll, L. sepium Bot. bohem.). Flaum- 
haarig. Blättchen lanzettlich, spitz, Nebenblätter untere gross, breitlanzettlich, halb- 
pfeilförmig, die oberen jederseits pfeilföürmig. Traube 3—12blüthig, mehrmals länger 
als das Stützblatt. Obere Kelchzähne 3eckig- oder lanzettlich-pfriemlich, Hülsen zu- 
sammengedrückt, lineal-länglich. 

1—3' lang. Blumen eitronengelb. Variirt in der Behaarung, Grösse der Blüthen, Breite 
und Grösse der Blätter und Stützblätter. 

2, Juni—August. Auf Wiesen, in Gebüschen, Waldhauen, durch das ganze 
Land bis auf das Vorgebirge (Erzgebirge bei Petsch 2000°) verbreitet und meist häufig. 

ß) Stengel aufrecht, geflügelt ; Blattstiele schmal berandet bis schmalgeflügelt 
Blätter 2- Apaarig. 

6. L. palustris L. Spärlich behaart oder fast kahl. Wurzelstock langgliedrig, 
ästig, kriechend. Blätter 2—4paarig; Blättchen Zineal-lanzettlich bis länglich, gras- 
grün; Blattstiele schmalberandet, ungeflügelt. Nebenblätter viel kleiner als die 
Blättchen, schmal, lineal-lanzettlich, halbpfeilförmig, ganzrandig. Traube 3—5blüthig, 
so lang oder länger als das Tragblatt. Kelchzähne ungleich, Hülse länglich-lineal, zu- 
sammengedrückt. 


Ye 


Lathyrus. 689 


1—2' hoch. Blume bleich purpurviolett, dann blau. Hülsen schwärzlich. 

2 Ende Juni—August. Auf feuchten Wiesen, zumal auf altem Moor- und 
Teichboden, im Gebüsche derselben, in den Niederungen des nördlichen und nordwest- 
lichen Böhmens, sehr zerstreut und selten. An der Elbe bei Brandeis im Hlavenecer 
Revier (Opiz)! auf alten Torfböden bei Üedelic nächst Elbe-Kostelec! bei Libis und 
Stefansüberfuhr (Presl, Tausch!),,. Budin an der Eger (nach Hackel). Neuschloss bei 
Leipa (Hackel) und am Bolzenfluss bei Leipa (Watzel). B. Kamnitz (Zizelsb.)? Schwatz 
bei Bilin (Pr. Reuss). Kommerner Wiesen bei Brüx (Knaf 1850)! 


7. L. pisiformis L. (Orobus pisiformis A. Braun). Fast kahl (nur auf den 
Flügelrändern zerstreut-behaart). Wurzelstock kurzgliedrig, dick, sympodial. Blätter 
3—5paarig (an sterilen schwachen Stengeln auch nur 2paarig); Blättchen eiförmig- 
elliptisch oder eilänglich, stumpf, kurz stachelspitz, unterseits blaugrün. Blattstiele 
schmalgeflügelt. Nebenblätter breit, so gross wie die Blättchen, eiförmiy, halbpfeil- 
förmig, an der Basis seicht gezähnt. Traube 5—mehrblüthig, so lang oder kürzer als das 
Tragblatt. Kelchzähne ungleich. Hülse schmal, gewölbt, an den Nähten zusammengedrückt. 

Stengel aufrecht, mit den Blattranken sich wohl anhängend, aber nicht schlapp klimmend, 
1',—3° hoch, stattlich, 3kantig. Kelchzähne ähnlich wie bei L. palustris, obere kurz 3eckig, 
mittlere länglich-lanzettlich, so lang wie die Röhre, unterste lineal. Blumenkrone trüb rosa mit 
purpurnen Adern. Hülsen schwärzlich. Samen kugelig, grünlich und braun gesprenkelt. Nabel den 
6. Theil des Umfangs umgebend. 

2, Juni (am 20. Juli schon durchaus mit völlig reifen Früchten!) An Wald- 
rändern im Gebüsch, und zwar nur bei Dymokur im Thälchen zwischen Nouzov und 
der Komärover Mühle ziemlich verbreitet, obwohl nicht sehr zahlreich! (zuerst von Po- 
spichal 1871 entdeckt). Fehlt in allen Nachbarländern, ist zunächst in Ostgalizien und 
an der Weichsel in Preussen wieder einheimisch und zumeist in Russland verbreitet; 
verhält sich also ähnlich wie Ligularia sibirica. 


b) (Orobus L.) Blattstiele ohne Wickelranken, mit einer Stachelspitze endigend, 
Stengel immer aufrecht. 


«&) Wurzelstock lang, dünn, kriechend, verzweigt, stellenweise knollig verdickt. 
Stengel und Blattstiele schmalgeflügelt. 


8. L. montanus Bernh. (L. macrorrhizus Wimmer, Orobus tuberosus L.). Kahl, 
Blätter 2—-3paarig; Blättehen oval, länglich oder länglich-lanzettlich bis schmal lineal- 
lanzettlich, unterseits graugrün, glanzlos. Nebenblätter lanzettlich oder spitz eiförmig, 
halbpfeilförmig. Trauben ziemlich kurzgestielt, locker- und armblüthig. Kelch am Grunde 
stark höckerig, vordere (untere) Zähne länglich-lanzettlich, hintere gekrümmt 3eckig. 
Hülse gedunsen, stielrundlich, schief zugespitzt. 

ı,—1’ hoch. Die nach der Blattbreite unterschiedbaren Formen einander habituell oft 
sehr unähnlich. Ich sah eine Pflanze (von B. Kamniz), deren Blätter 3—4 Paar Blättchen hatten 
und statt der Endborste ein Endblättchen! Kelen oft blau angelaufen, : Blume hell purpurn, im 
unteren Theile srünlich, schmutzizblau sich verfärbend; Fahne mit dunkleren Streifen; Schiffehen 
zweimal rechtwinkelig gebrochen, Flügel demselben mit einer Schwiele angewachsen. Samen kugelig, 
Nabel ',, des Umfangs umgebend. 

2, April—Juni, sehr spärlich und einzeln wieder im August. In lichten trockenen 
Laub- und Nadelwäldern, auf Waldblössen, kräuterreichen Hauen, grasigen Hügelstellen 
im wärmeren Mittel- und Vorgebirge, selten in’s niedere Hügelland herabsteigend, fast 
nur im nordwestlichen Viertheil, daselbst ziemlich verbreitet, in seinen Verbreitungs- 


bezirken häufig. Bei Prag nur im Stern (Tausch, Opiz, Feistmantel!). — Gebirgswald 
Kontina bei Jaromer! bisher einziger isolirter Standort im Nordosten. — Verbreitet im 


Leitmeritzer Basaltmittelgebirge und nordwärts davon: Leitmeritz bei Welbine! Hlinay, 
Kundratie, Winterberg u. s. w. (Mayer). Kelchberg bei Triebsch! Göltsch bei Auscha, 
zahlreich! Wernstadtl (Kratzmann)! Rollberg bei Niemes (Schauta)! B. Leipa (Hackel), 
B. Kamnitz (Zizelsb.)! Am Eingange in’s böhm.-lausitzer Sandsteingebirge von Khaa 
her! Tetschen, z. B. am Pfaffenberge! Häufig im Erzgebirge, stellenweise auf niedere 


690 Lathyrus. 


Hügel in die Kbene an seinem Fusse herabsteigend: bei Teplitz häufig (Opiz), so bei 
der Geiersburg! ebenso bei Komotau, auf den Vorbergen und um Petsch (bei 2000) 
sebr häufig! im Eidlitzer Eichbusch! Abertham bei Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad 
ebenfalls häufig (Ortm.)! Franzensbad (Glücks.), Tepl (Konrad)! — Isolirter Bezirk im 
Südwesten: bei Rozmitäl (Lipansky)! 

ß). Wurzelstock kurz, dick, mit gleichdicken Wurzelfasern besetzt. Stengel 
gebogen, kantig, ungeflügelt. Blattstiele berandet, rinnig, aber nicht geflügelt. 


9. L. vernus Bernh. (Orobus vernus L.). Kahl. Blätter 2—4paarig; Blättehen 
eiförmigy bis lanzettlich, langzugespitzt, gewimpert, grasgrün, glänzend. Nebenblätter 
eilanzettlich, halbpfeilförmig. Trauben 3—vielblüthig, ziemlich locker und verlängert. 
Fruchtknoten und Hülsen kahl. 

1—1'/,‘ hoch. Blumen erst purpurn, dann blau, sehr selten weiss (£), bei noch nicht 
ganz entfalteten Blättern erblühend. 

2% April, Mai. In schattigen Wäldern, Bergwäldern, in lehmigem und kalkigem 
Boden, im niederen und hügeligen Lande, im Mittelgebirge und Vorgebirge, bis an den 
Fuss des Hochgebirges (lHohenelbe, Trautenau, Rochlitz u. s. w.) allgemein verbreitet 
und häufig. Bei Prag: Podbaba, Scharka, Stern,‘ Dablicer Berg, Kundraticer Wald, 
Laurenzberg, St. Prokop, Kuchelbad, Königsaal, Radotiner 'Thal, Karlstein, Unhost, 
Wälder hinter Stechovic, bei Kamenic, Trebohostic u. s. w. — ß) selten: Karlsbad (Ortm.), 
Kleinskal (Neumann); Kalklehne bei Jungbunzlau (Hipp.). 


10. L. niger Bernh. (Orobus niger L.). Spärlich flaumig oder fast kahl. Blätter 
4—6paarig; DBlättchen oval oder länglich, stumpf, bespitzt, ungewimpert, oberseits 
trüb, unterseits graugrün. Nebenblätter lanzettlich, halbpfeilföürmig. Trauben 3—viel- 
blüthig. Fruchtknoten mit rothen angedrückten Haarspitzchen, Hülse zuletzt ziemlick kahl. 

1°/,—3‘ hoch, ästig. Blume purpurviolett, zuletzt schmutzigblau. Das Kraut wird beim 
Trocknen meist schwarz. 

2 Juni, Juli, stellenweise bis in den August. In lichten trockenen Wäldern, 
auf waldigen Abhängen, in lehmigem Boden, im Mittelgebirge, Hügellande und in der 
Ebene verbreitet. Bei Prag häufig, z. B. Stern, Scharka, Roztok, Dablizer Berg, Kosir, 
St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Davle, Radotiner Thal, Karlstein u. s. w. — Podebrad 
in den Elbauen, überall in den Dymokurer und Kopidiner Laubwäldern, im Popovicer 
Hain und überhaupt in allen Laubwäldern bei Jitin! Cäslau: bei Chedrby. Babenie, 
Hrabesin (Opiz). Eichwald bei Hrochow-Teinitz! Pardubitz, Königingrätz! Altpless bei 
Josefstadt (Knaf)! Braunau (Watzke)! Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau, z. B. auf der 
Bäba! Cistaj bei Weisswasser (Hipp.)! Rollberg einzeln (Lorinser)! Sandauer Berg bei 
B. Leipa (Zizelsb.). Widim (Hackel)! Verbreitet im Leitmeritzer Mittelgebirge, z. B. 
am Radischken! Satanaberg, bei Welbine, Kundratic, Zinkenstein (Mayer), um den Radel- 
stein! bei Sebusein u. s. w. Loun: im Waldthal auf Permischem Sandstein bei Brdloch ! 
Probstauer Eichbusch bei Teplitz! Rothenhaus! Brüx! Eidlizer Eichbusch! Karlsbad 
selten, nur beim Giesshübler Sauerbrunn bei Rodisfort verzeichnet (Ortm., Glückselig). 
Mittelböhmen: Kozojedy bei Vinarie! nicht bei Rakonitz (Krejt). Bürglitzer Gegend 
(Gintl)! Skrej, Klicavathal! Plesivee und Komorskä hora bei Jinee! — Weiter südlich 
nicht verzeichnet, fehlt auch bei Krumau (Jungb.). 

y) Wurzelstock kurz, dick, mit rübenförmig verdickten, buschigen Wurzeltasern. 
Stengel oben etwas zusammengedrückt, aber ungeflügelt, steif aufrecht. Blattstiele flach verbreitert, 
aber nicht (von dünner Blattsubstanz) geflügelt. 


11. L. albus Kittel 1844 (L. asphodeloides Godr. 1848, L. pannonicus Garcke, 
Orobus pannonicus Jacq., O. albus L. fil.). Kahl. Blätter 2—3paarig; Blättchen steif, 
schmal, lineal oder lineal-lanzettlich, zugespitzt, vorspringend parallelnervig, grasgrün, 
Nebenblätter lanzettlich, halbpfeilförmig. Trauben langgestielt, 3—mehrblüthig. Hülse kahl. 


1—1',‘ hoch. Blumen weiss oder gelblichweiss, Fahne aussen oft rosa angelaufen. Bei 


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Er 


Lathyrus. 691 


uns nur die Var. f. macrorrhizus Neilr. (Orob. versicolor Gmelin, O. lacteus M. Bieb.) mit 
(3—8") Jaugen, mehr walzigen und dickspindeligen als knolligen Wurzelfasern, von unten an ästig, 
gedrungener. Die auf Sumpfwiesen wachsende Varietät Niederösterreichs und Ungarns @) micro- 
rhizus Neilr. (Orob. pannonicus Jacgq. str., O. austriacus Crantz), mit kurzen, nur 1—2“ langen 
rubenförmigen Wurzeln und fast einfachen Stengeln wächst bei uns nicht; beides sind blosse 
Standortsracen, obwohl sie Kerner neuerdings für Arten ansieht. 

2, Mai, Juni. Auf sonnigen Bergwiesen, grasigen und busckigen Hügeln des 
warmen Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, selten. Südlich von Prag nur 
um Karlstein auf Kalkboden, daselbst ziemlich häufig! und bei Ridka (Knaf 1825)! 
Bei Dymokur nur am niedrigen Abhang an der Strasse gegen Nouzov nächst dem Jakobs- 
Teiche, mit Linum flavum und weiter im Thale gegen Zähornie (Pospichal). Hin und 
wieder im Leitmeritzer Mittelgebirge: Loretto und Satanaberg bei Leitmeritz! Stra- 
schizkenberg! Theinberg bei Praskowitz (A. Mayer), am Eisberge oberhalb Kamajk 
(Thiel! Mayer); bei Kundratitz (Mayer). Fuss des Lobosch bei Lobosic auf Kalk! 
Sebusein (Malinsky)! Anhöhen bei 'Salesl, stellenweise massenhaft (Mayer)! bei Kolleben 


(Mayer). Triebsch (Hıckel; am Kelchberge ?). Geltsch (Kratzmaun)! — Teplitz (Winkler) ! 
Bilin im Debrethale sehr selten (Reuss),. — Nach Presl bei Karlsbad in Bergwäldern, 


was unwahrscheinlich ist, daselbst auch von Ortmann nie gefunden. 


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Register der Gattungsnamen. 


Die Namen der im Prodromus angenommenen Gattungen sind mit gewöhnlicher Schrift 
gedruckt, die synonymen und die nur nebenbei angeführten Gattungsnamen cursiv, von den Sections- 
namen nur jene, die auch schon als Gattungsnamen gegolten haben, und zwar mit kleinerer Schrift, 
dieNamen der Ordnungen und höherer Gruppen mit durchschossener Schrift, und zwar nur solche, 
die von keinem hier verzeichneten Gattungsnamen abgeleitet sind. Ein vollständiges Arten-Register 
wird in einem folgenden vierten Hefte nachfolgen, welches auch die bereits sehr zahlreichen 
Nachträge bringen wird. 


Abies L. . 
Acer L. 
Acetosa E 
Achillea L. 
Achyrophorus . 
Acinos Mönch . 
Aconitum L.. 
Acorus L.. 
Acrostichum 
Actaea L.. 


Adenophora Fisch. . 
Adenostyles Cass. 


Adonis L. 
Adoxa L.. 


Aegopodium L. 


Aesculus L. 
Aethusa L. 
Agathophytum . 
Agrimonia L. 
Agropyrum . 


Agrostemma L. 3 


Agrostis L. 
Ailanthus 
Aira L. 

Hua . . 
Ajuga L. . 


Albersia Kunth . 


Alchemilla L. 
Alisma L.. 


Alliaria Adans. . 


Allium L.. 


Allosorus Bernh. 


Alnaster , 


Seite 

18 
988 

162 
228 

212 
. 351 
. 422 
AG 
EHE 
. 424 
. 185 
. 246 
. 408 
595 
. 565 
539 
a2 
. 151 
. 620 
.'55 
51a 

35 


Seite 
Alnus IL. . 126 
Alopecurus L. 37 
Alsine Wahl... 494 
Alsine . 499 
Althaea L. 517 
Alyssum L. 445 
Amarantus L. 156 
Amarantus . 156 
Amaryllideen 112 
Ambrosiaceen 185 
Ampelideen . 541 
Amygdalus L. 647 
Amygdalus . 647 
Anacamptis Rich. 104 
Anagallis L. . 374 
Anchusa L. 305 
Andromeda L. 382 
Andropogon L. . 32 
Androsace L.. 379 
Anemone Mill. . . . 407 
Anemone 405, 406, 407, 408 
Anethum L,. . le 
Anethum . . 574 
Angelica L. . 980 
Angelica . 573, 579, 580 
Antennaria . . 236 
Anthemis L. 229 
Anthericum L, 95 
Anthoxanthum L. 39 
Anthriscus Pers.. 98D 
Anthriseus . . 586 
Anthyllis L. . . 670 
Antirrhinum Mill. 928 


Seite 
Antirrhinum #323 
Apargia . . 213 
Aparine . 279 
ADera in 8 5 20 
Apetalen . 114 
Aphanes . . 622 
Apium L.. . 567 
Apium . 568 
Apocyneen . 287 
Aquilegia L. . . 421 
Arabis L.. . 452 
Arabis 445, 452 
Aracium. 3038192 
Araliaceen .. 092 
Archangelica Hofim. . 580 
Arctium . 249, 255 
Arctostaphylos Adans. . 383 


Arearia L.. . . .49 
Arenaria 490, 491, 494, 495 


Aristolochia L. . 172 
Armeniaca . 647 
Armeria Willd. . . 380 
Armoracia Fl. Wett, . 460 
Arnica L.. . 238 
Arnoseris Gärtn. . 189 


Arrhenatherum Beauy.. 41 


Artemisia L.'. .: . 238 
Arum L.. RT 
Aruncus. . 645 
Arundo 36, 37 
Asarum L. 72 
Asclepias. . ehe) 
Asparagus I... .9 


49 


Asperifolien, 


Asperugo I. . 297 
Asperula L. 273 
Aspidium Sw. 9 
ee) 
Asplenium L.. 7 
Aster L. 220 
Astragalus 1. 674 
Astragalus 674 
Astrantıa I... 2 22056 
Athamanta 572, 576, 590 
Athyrium Roth . . . 9 
Atriplex L. 3 LAB 
Atriplex . 149, 150 
Atropa L.. lu, 
Avena L... ee 
dena. . ... 241,43 
Baeothryon. 76 
Ballota L. v 2.380 
Balsamineen. . .52%6 
Barbarea R. Br.. 456 
Barkhausia Mönch 190 
Bartsia L. 337 
Batrachium . 410 
Behen . 511 
Bellis L. . 223 
Berberis L. 425 
Berteroa 447 
Berula Koch . 564 
Beta L. 151 
Betonica L. 357 
Betula L.. BRERL.. IE 021 
Betula 126, 127. 128 
Bidens L.. . N} | 
Bifora Hofim. 592 
Biscutella L.. 441 
Bistorta . 163 
Blattaria. a u 315 
Blerbnum EL. ..; tan 5. 
Blitum L.. 151 
Blysmus m, 74 
Borrago L.... . „. ».306 
Botrychium Sw. . 12 
Brachypodium Beauv. 52 
Brassica L. Be PAAR | :7., 
Brassica 453, 467, 470 
Briza L. s i 48 
Bromus L, 52 
Bromus 51,458 
Bryenia L. . 178 
Bulliarda DC. ...602 
Buphthalmum . ..226 


Seite 
Bupleurum L. 568 
Butomus L. 99 
Cacalia 246 
Cacosciadium 586 
Calamagrostis Adans 3 
Calamintha Spenn. . 351 
Calendula 247 
Calla L. 97 
Callistephus . 223 
Callitriche L. 118 
Calluna Salisb. . 381 
Caltha L. . 418 
Calystegia 307 
Camelina Crantz. . 460 
Camelina . 447, 459 
Campanula L. 181 
Campanula . 185 
Cannabis L. 145 
Caprifolium . 282 
Capsella Vent, 444 
Caragana 673 
Cardamine L. 448 
Cardamine 455 
Cardaria Desyv. 444 
Carduus Scop. 255 
Carduus 255, 256, 257, 258 
Carex L. 58 
Carlina L. 264 
Carpinus L. . 129 
Carthamus L. 253 
Garım L.. . 566 
Castanea Hall. 130 
Catabrosa Beauv. 48 
Caucalis L. E21 583 
Caucalis 583, 584, 585 
Caulinia Willd. . 22 
CGelastrineen. 540 
Centaurea L.. 250 
Centranthus . 273 
Centuneulus L. . : 374 
Cephalanthera Rich. 106 
Cephalaria 267 
Cerastinm L.. 496 
Cerastium 499 
Cerasus . se 6485 
Ceratocephalus Mönch 410 
Ceratopbyllum L. 117 
Cerefolium Bess, 586 
Cerinthe L. 303 
Chaerophyllum L. 587 
Chaerophyllum . 586 
Chaeturus Willd. 362 


Seite 
Chamaebuxus Spach . 535 
Chamaenerium.. . 546 
Chamaepitys 366 
Chamaeplium Wallr. . 464 
Chelidonium Hall. . 429 
Chelidonium . . 429 
Chenopodium L.. Ant 
Chenopodium . 155 
Chimophila . 388 
Chondhrilla L. 218 
Chrysanthemum L.. . 231 
CUhrysanthemum . 231 
Ohrysocoma . . 220 
Chrysosplenium L... , 600 
Cichorium L.. . 189 
Cieuta L. . . 563 
Cineraria 242 
Cineraria . . 244 
Circaea L. . 552 
Cirsium Scop. . „ . 255 
Cistus . 483, 484 
Clematis L. . 401 
Clethra . 126 
Clinopodium L.. 351 
Cnicus . 257,259 
Cnidium Cuss. 972 
Onidium . 573, 575 
Cochlearia 442, 460 
Coeloglossum . 105 
Colchicum L. 97 
Coleanthus Seidl 838 
Columbaria ..269 
Colutea L. A 975} 
Comarum L.. 688 
Comarum . . 632 
Compositen 28 
Coniferen. Ren N 
Conioselinum Fisch. . 573 
Conium L. E ."591 
Conringia Adans. . 467 
Convallaria L. p. Re!) 
Convallaria . 96597 
Convolvulus L. . 307 
Conyaa . . . ..224 
Corallorhiza Hall, 109 
Corema 653 
Coriandrum L. 591 
Cornus L.. 593 
Coronilla L. . 677 


Coronopus Hall. . 442 
Corrigiola L. . . 489 
Corydalis Vent. . 430 
Corylus L. 1297 


; 
f 
4 
5 
1 
% 
2 


NH ERERETE E R 


‘ 


Seite 

Cota . 230 
Cotoneaster Med. 607 
Cracca Her 683 
Crassulaceen . 601 
Grataegus L. 609 
Orataegus 608 
Crepis L. . 190 
Crepis . 211 
Critamus . 565 
Cruciata. 250 
Cruciferen 434 
Cucubalus Gärtn. 508 
Cueubalus 511,512 
Cucumis L, 178 
Cacurbita L 179 
Cupuliferen . 130 
Cuseuta L. 307 
Cyelamen L.. 3a 
Cydonia Pers. 611 
Oynanchum . 288 
Öynoglossum I... 297 
Oynoglossum 298 
Cynosurus L.. 45 
Oynosurus 45 
Oyperus L. . . 79 
Cypripedium L. ; 109 
Cystopteris Bernh. . 11 
Cytisus L.. - 653 
Dactylis L. 45 
Danthonia DC. 44 
Daphne L. 167 
Datura L.. 311 
Daueus L.. 582 
Daueus 584 
Delphinium L. 422 
Dentaria L.. : 448 
Deschampsia Beauv. . 43 
Dianthus L. 505 
Dianthus . 504 
Dichospermum . 148 
Dichostyles. 74 
Dicotylen. 114 
Dietamnus L, 538 
Digitalis L. 324 
Digitaria 32 
Diplogama 511 
Diplophaca . 686 
Diplotaxis DC. 467 
Dipsacus L. . 266 
Doronicum I.. 238 
. Doryenium 672 
Draba L. . 445 


Seite 
Dracocephalum L. 355 
Dr a llum 565 
Drosera L. 473 
Ebulum . 285 
Eehinanthriseus 585 
Echinochloö 35 
Echinops L. : 265 
Echinospermum Sw. 297 
Echium L. 303 
Blaeagnus 1... 168 
Elatine L.. 2528 
Eleutheropetalen 389 
Blisanthe a 
Elymus L. 56 
Elymus 55 
Empetrum I.. 536 
Epilobium L. 546 
‚Epimedium 425 
Epipactis Rich. . 107 
Epipogon Gmel.. 106 
Equisetum L. 2 
Eragrostis Host . 48 
Erica L. 382 
Erica . 381 
Erigeron L. 225 
Eriophorum L. 78 
Erodium l’Her. 526 
Erophila . 445 
Erucastrum Presl 468 
Ervum 3 685 
Ervum 686 
Eryngium L.. 562 
Erysimum L.. . . . 464 
Erysimum 456, 464, 467 
Erythraea Pers. . 294 
Erythronium L. . 88 
Eupatorium L. 246 
Euphorbia L. 119 
Euphrasia L.. 336 
Evonymus L.. 540 
Haba aa 680 
Fagopyrum . 166 
Fagus Hall. 130 
Falcearia Host 565 
Farsetia . 447 
Fedia . 272 
Festuca L. 49 
Festuca 49, 54 
Ficaria . 412 
Bilagorl.s.. .. . 235 
Foeniculum Hall. 574 


Seite 
Fragaria L. . 634 
Fragaria. . 2623 
Frangula Hall. . 542 
Fraxinus L. 38T 
Fritillaria L. . AH 
Fumaria DC. . 0 
Fumaria . 430, 431 
Gagea Salisb.. ..88 
Galanthus L.. Pia 11 
Galega L.. 612 
Galeobdolon 361 
Galeopsis L. . . 356 
Galeopsis . . 361 
Galium L.. 2 
Galium ö BR 
Gamopetalen le] 
Genista L. PEN 7) 
Gentiana L, ERNENN) 
Gentiana . 294, 295 
Geranium L. . . 526 
Geramium ..526 
Geum Il. ... 525 
Gladiolus L. . last 
Glaucium Hall. . 429 
Glaux L. Mans 
Glechoma L. . 334 
Globularia L., . 369 
Glyeeria R. Br. . 48 
@Glyceria . . 48 
Gnaphalium L. 236 
Goodyera R. Br. . 108 
Gorinkia . . 467 
Gramineen 29 
Gratiola L. . 320 
Grossularia . 595 
Gymnadenia R. Br . 104 
Gymnospermen. . 16 
Gypsophila L. 303 
Gypsophila . 504 
Bau nanudae Den 
Hecatonia ; 412 
Hedera L.. 2592 
Hedysarum L. . 678 
Hedysaruım ... . . 678 
Heleocharis R. Br.. . 77 
Helianthemum Hall. . 483 
Helianthus L. . 226 
Helichrysum . 237 
Helleborus L. . 419 
Helminthia Juss. . 214 
Hepatica Gil.. . 408 
Heracleum L. sr) 


45* 


Herniaria L. . 
Hesperis L. 
Hieraciaum L.. 
Hieracium 
Bierochlo@ Gmel. 
Hippocastaneen 
Hippoerepis . 
Hippomarathrum 
Hippophae 
Hippuris L. 

Holeus L.. 
Holosteum I.. 
Homogyne Cass. . 
Hordeum L. > 
Hottonia L. 
Humulus L. 
Hydrocharis 
Hydrocotyle L. 
Hyoscyamus 
Hyoseris . 
Hypericum IL. . 
Hypochoeris 1.. . 
Hypopitys 
Hyssopus I. . 


192, 


- 


u 


Jacobaea 

Jasione L. 
Iberis . i 
Illecebıum Gärtn. 
Impatiens L.. 
Imperatoria 1.. 
‚Intybus . 

Inula L. 

Inula . 

Irio 

Iris L.. 

Isatis L. 

Isoötes L.. 
Isolepis . 
Isophyllum . 
Isopyrum L. . 
Juglans L. 
Juncagineen.. 
Juncus L.. 
Juncus 
Juniperus L.-. 
Jurinea Cass.. 


Kablikia . 

Knautia Coult. 
Kochia Roth . 
Koeleria Pers. . . 
Kohlrauschia Kunth 
Babiaten’. um 


Lactuca L. 

Lamium L. 
Lapathum 

Lappa Hall. 
Lappula 

Lapsana L. 
Larbrea 

Larix . 
Laserpitium L, 
Lathraea L. 
Lathyrus Beruh.. 
Lavatera L. 

Ledum L.. 

Leersia Sw. 

Lemna Schl. . 
Lemna. 

Lens Hall.. e 
Lentibularieen. 
Leontodon L. 
Leontodon 
Leonurus L. . 
Leonurus . 
Lepidium L. . 
Lepidium . 
Lepigonum 
Leucanthemum . 
Leucojum L.. 
Levistioam Koch 
Libanotis 

Ligularia Cass. 
Ligusticum 576, 581, 
Ligustrum L.. 
Lilium L.. : N 
Limnanthemum Gmel. . 


290 
Limosella L, . . 320 
Linaria Mill... 921 
Lindera . 589 
Lindernia All. . 320 
Linnaea Gron, 4282 
Linosyris 220 
Linum L... 200832 
Linum. . 532 
Liparis ? . 109 
Lithospermum L. . 302 
Listera R. Br. . 108 
Litorella Berg. . 368 
Lolium L.. 56 


Lunaria L. 
Lupinus 


. 282 


Lonicera L. 

Loranthus L.. all 
‚ Lotus L. . . 670 

Lotus . 672 


. 447 
. 657 


Luzula DC. 
Lychnis L. 
Lychnis 
Lyeium L. e 
Lycopodium IL. . 
Lyeopodium . 
Lycopsis L. 
Lyeopsis . 
Lycopus L. 
Lysimachia L. 
Lythrum I. 


508, 512, 


Majanthemum 
Malachium Fr. 
Malaxis Sw. 

Malva L. . 
Marrubium L 
Maruta . 

Matricaria L.. 
Medicago L. . 
Melampyrum L. . 
Melandryum Röhl. 
Melanosinapis Schimp. 
Melica L... 
Melilotus Hall. 
Melilotus . 

Melissa L.. 
Melittis L. 

Mentha L. 
Menyanthes L. 
Menyanthes . 
Mereurialis 1., 
Mespilus L. 
Mespilus . 

Meum Hall. 

Milium L.. 
Mimulus L. 
Möhringia L.. 
Mönchia Ehrh. 
Molinia Schrank 
Monesis Sal. 
Monocotylen 
Monopetalen. 
Monotropa L. 
Montia L.. 
MorusuL. 1.77% 
Mulgedium Cass. 
Muscari Hall. 
Myagrum . 
Myosotis L. 
Myosotis . 
Myosurus L. . 
Myricaria Desv. . 


. 460, 


Seite 
Myriophyllum L. 2555 
Myrrhis Scop. . . .589 
Myrrhis . 587, 588. 589 
Najas L. 22 
Najas . 22 
Nareissus L. 112 
Nardıs L.. . HAN, 
Nasturtium Rehb. . 457 
Nasturtium 457, 458, 159 

160 

Naumburgia 371 
Neottia Rich... 107 
Neottia 108 
Nepeta L.. 354 
Nephrodium 10 
Neslia Desv, 460 
Nicandra . 311 
Nigella L.. 420 
Nonnea Med.. 304 
Nuphar Smith 497 
Nymphaea 1... 426 
Nymphaea 497 
Odontites 336 
Oenanthe 1. . 570 
Oenothera L.. 545 
Oleaceen 286 
Ompbalodes Mönch 298 
Onobrychis Hall.. 678 
Ononis 1... 657 
Onopordon L. 255 
Ophioglossum L.. 12 
Ophrys L.. 105 
Orchis L. . 101 
Origanım L. . 350 
Orlaya. 583 
Ormithogalum L.. . . 89 
Ornithogalum . . 88, 89 
Ornithopus 678 
Orobanche L.. 340 
Orobus L. 689 
Orobus Döll 688 
Orthosporum . 152 
Oryza . Ma. 135 
Osmunda  . 6,7, 11, 12 
Ostericum Hoff. 2579 
Oxalis L. . 524 
Oxycoceos Pers. . 385 
Oxytropis DC, 674 
Paeonia 425 
Panicum L. 32 


Seite 
Panicum . MSSHR3A 
Papaver L. 5 . 428 
Papilionaceen . 650 
Parietaria L. . MAT 
Paris L. ; RN 
Parnassia L. . . 474 
Paronychia . 489 
Passerina . A167 
Pastinaca L. . 574 
Pedieularis 1 3853 
Peplis 1. . 543 
Persica . 647 
Persicaria % 163 
Petasites Gärtn. . . 244 
Petroselinum Hoftm. . 568 
Peucedanum L. Sn 
Peucedanum .. .573 
Phalaris L. a) 
Phaseolus L . 679 
Phelipaea ; BEREE343 
Phellandrium 570, 591 
Philadelphus L. . . 594 
Phleum L.. BB 
IEhlon . "ir 307 
Phragmites Trin,. Aran, 
PhysalisL. . , aus! 
Phyteuma L.. . . 180 
Picea 320778 
Pieris L. . 214 
Pilosella . 193 
Pilularia L. . 15 
Pimpinella L.. . 566 
Pinguieula . 370 
Pinus L. 17 
Pinus . ln k:) 
Pirola L. f . 386 
Pirus Lindl. . . 608 
Pirus . on 
Pisum L. . . 686 
Plantago L. . 368 
Plantago . B . 368 
Platantbera Rich. . 105 
Pleurospermum Hoffm. . 590 
Plumbagineen . 380 
Post. 13) 
PDR. 2. . 48, 49 
Podospermum Do... MORE, 
Polemonium L. . . 306 
Polycarpum L. . 490 
Polyenemum L. . .'155 
Polygala L. . 534 
Polygala . 535 
Polygonatum Hall. p. 96 


Seite 
Polygonum L. . 163 
Polypetalen . 389 
Polypodium I. = amanen, 
Polypodium 6, 9, 10, 11 
Polystichum „ AHRTO 
Pomarien . 607 
Populus L. . 142 
Portulaca L. . . 484 
Potamogeton L. . > 
Potentilla L. . 625 
Potentilla . . 633 
Poterium L. Bl 
Prenanthes L. .7207 
Prenanthes . 208 
Primula L. & . 378 
Prismatocarpus . . 185 
Prunella L. 0368 
Prunus L.. . 647 
Prunus . 647 
Psilonema . 446 
Ptarmica. 2 ap 
Bteris: I, % «5. DM 7 
Pulicaria Gärtn. . . 226 
Pulmonaria L. . 304 
Pulsatilla Mill. 405 
Pyrethrum 232 
Onercus-L., . nr oe 
Radiola Gmel. 532 
Ramischia 386 
Räanuneulus L. 410 
Raphanistrum arı 
Raphanus L. . 471 
Rapistrum All. HATTEN: 
Rapistrum 460, 471 
Reseda L.. ET 
Rhamnus Hall. 542 
Rhamnus . 542 
Rhinanthus L. 335 
Rhizocarpeen 15 
Rhodiola L.. s 602 
Rhus L. . 536 
Rhynehospora "Yahl. 74 
Ribes L. . a 595 
Robinia 1. 673 
Roripa Scop. . 457 
Rosa L. 613 
Rubia L. 281 
Kunusel: 2% 635 
Rudbeckia L.. 227 
Rumex L.. 157 
Ruta L. 537 


Seite Seite Seite 
Sagina Mey. . ....;:492 Sherardia L.. . ».7273 Sympetalenn. . 7.12 
SaginaL. -» . » ... 498 SiysL. . . . .179 Symphytum L. . . . 305 
Sagina. . . » ..495 Sieveria. . . 2... .625 SyringalL. . . . .287 
Sagittaria L, . ulm. 99  Silaus Bess. . : amibrs 
Salix L. 3.0) =mdmsel32 Sileneb. . - .„ „I 2509 Miamarinı FE 
Salsola L.. . »nise155 Öllene.. . » . wrraubl2 Minacetuml. .. 
Salvia L. . . ..!.m852 Säülybum . . 1.0264 Taraxacam. Juss.) en 
Sambucus/ = , .i guulet284  Sinapis L.._ . -uiA70 Taxusiln, 2% . RS 
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Sanguisorba . . . . 621 Sisymbrium L. . . '. 462 Telephium . . 2 e 
Sanicla L.L . . . ..562 Sisymbrium 445, 455, 457 Telmatophace Sch... 21 
Santalaceenı ....,168 458, 464, 467 Terebinthaceen . 536 
Santolına‘- . ndkım:n231 468 Tetragonolobus Scop. . 672 
Saponaria L.. . .....504 Sisyrinchum ...... 111 Teucriuom L.. . . ...366 
Saponaria .-. ...503 Siam Koch . . . .564 Teuerium. . . . . 366 
Sarothamnus Wim. . . 653 Sium . .- . 564, 565 Teutliopsis . ... „149 
Satureja . -. . . .. 351 Smilacina Desf.. .... 96 Thalietrum L; near 
Satyrium . -. . 104,105 Solanum L. . . ......309 Thapsus. . . ... eis 
Sazifraga L. . 0.0.1597 SoldanellaL.. . <x377 Thesium L. . Irak 
Scabiosa BR. et Sch... 1.269 Salidago'L. zu. ıl.nn4,223 "Ihlaspi L. er 
Scabiosa . » - - »268 Sonechus L. . = 1:...206 Thlaspi . . ı. 449, BAR 
Scandix Hall... . - . 585 Sonchus . . . 205, 207 Thymelaea Lamk. . . 167 
Scandiz 584, 585, 586, 589 Sophia . » . . . .. 463 ThymusL .. . . 350 
Scheuchzeria L. . . 99 Sorbus. U. ie une näll Thymus .). .. 
Schizotheca (.A, Mey. 149 Sorbus. . . . 609, 610 Thysselinum Hofim. . . 577 
Schmidha . .» : .'35 Buyediaa sms Mila: Ei. 2 Eee 
Schoenus L. , . 1....,.79 Sperganium L. . . „27 Pillaa . . sennce 
Schoenus.. . » » . 74 Spartium. . . . .653 Tofieldia Huds. . . . 98 
Seilla L. . .i..:.2/s590 Specularia Heist. .x'.185 Tordylium LAN. sesbre 
Seirpns L.. . - #007 Spergella. . 2. .! „ımsirage Zordylium. . - eu588 
Scirpus . .\ owenen, 77 SpergalaL, . . 0-00491 Torilis Adans. .!. val4584 
Scleranthus L. . . . 487 Spergula.. . . 492, 493 Tormentilla.. . . . 626 
Sclerochlo@ Beanv. . . 45 Spergularia Presi . . 490 Tragopogon L. . . . 215 
Scorzonera 1. ir. mınki216 SpinaciaL: . . .. »ı150 -Tiapa Lu. 272 mn 
Seribaea . . --»..508 Spiraeae L.L . . . 644 Trichodiom.. . .. wınm86 
Serofularia L.L . : „319 Spiranthes Rich... . ..108 Trientalis L.. . . 0,376 
Seutellanid L. 124) san362 Stachys: L.>%. 7. 2.0857 Tofolum.Ti.! Relsssnke 
Seoale L.. - - =...55 Staphylea L.. . .. .540 Zrifolium.: „660,662 
Sedum L.. . m.1602 Statice- :; .. „ Y.ons338r Triglochin N. Tree 
Selaginella Spring 0.115 x Steinmaunia. . „ «umisz Trigonella L. .. 2 ERuk6l 
Selinum L. . ‚210579 Stellaria L. il eadi494  Zriodia: u, In 
Selinum . 572, 576, 577 Stellaria . . » . . 496 Tripleurospermum. . 231 
Sempervivum L.. . ..605 Stellaten . ... .273 Tripterium . . 0... A408 
Senebiera. . . ..1„Md2 Stella‘... ._. .-..26% Trisetum/Pers. .. .. win 
Senecio L..L . . ...239 Stenophragma Cel.. . 445 TriticomL.....5 5 
Serapias - <ia& «mlOR  Stmain. ; used Trolliusi.L. un nel 
Serratula L.. . . . 248 Streptopus Rich. 9 - Talipa LU. ne. 20 
Serratula. . . 248, 259 Strophiostoma Turez. . 299 Tunica Scop.. . . . 504 
Seseli L, ... . -| :n920 Steuthiopteris. Willd..„su1l5 Zunieni, . ar 225604 
Seselö... #4 asıln«542 Siurmia. Bchh. . .4485109r Tarritisc Se 
Sesleria Scop. . . „40 Succisa M. et K. . . 268 TZurriis . . . 453,454 5 
Setaria Beauv. . .r. 33 Sweertia L. . . ......290: Tussilago Gärtn.. . ..246 5 


wa 


Tussilago 
Typha L. . 


Ulex . 
Ulmaria . 
Ulmus L. Ä 
Umbelliferen 
Urtica L. 
Utrieularia L. 

- Ovularia . 


Vaccaria Med. 
, Vaceinium L.. 

Vaceinium 

Valantia . 


Seite 
244, 245 
28 


. 656 
. 646 
144 
556 
146 
371 
95 


2908 
aa 
. 385 
. 280 


Seite 
Valeriana L. . . . 270 
Valerianella Poll. tr 
Ventenatia Koel.. 41 
Veratrum L. . 98 
Verbascum L. 319 
Verbena L. . 344 
Veronica L. 1325 
Viburnum L.. . 285 
Vicia L. . 679 
Vignea Koch 59 
Vilfa Beauv. 2235 
Villarsia . .. 290 
Vinca L, NENNEN. 1 | 
Vincetoxicum Mönch . 288 
Viola L. . 475 

—— NE FEN I — 


Viscaria Röhl. 
Viscum L. 
Vitis L. 
Vulpia Gmel. 


Willemetia Neck. 


Woodsia R. Br, 


Xanthium L. . 


Xanthophthalmum . 
Xeranthemum L. 


Xylosteum . 


Zanichellia L. 
Zea L. 


Vergleichende Tabelle 


der Arten, Racen und Hybriden der Flora cechiea. des Seznam und des Prodromus, 


? n f ü I 
' Cultivirte u. Gefäss- Summe aller 
verwilderte kryptogamen: Formen 


Spontane Phanerogamen Pilairn- Dinksand (ohne di 


| gamen Arten Varietäten) 
‘ Nominelle Arten, Racen Arten im 
Arten und Hybride | streng. Sinne 
Flora dechica 
1382 278 212 5 : 
1819 38 1278 121 116 1394 
(ohne Eryptog.) 
Seznam 
57: 5 ... > [ r 
1852 2325 1465 | 13383 185 45 1695 
| 
= | Er Fr”. 
Prodromus | 
1625 451 205 2 ss2 
186774 20 | 1459 05 5 188 


em 


ENTE ERE r 


DIE 


MYRIOPODEN BÖHMENS. 


Bearbeitet von 


F. V. ROSICKY. 


Lehrer am k. k, Realgymnasium in Prag, 


—— I NIR—— 
PRAG, 
Druck von Dr. Ed. Gregr. — In Commissions-Verlag bei Fr. hivnät. 


1876. 


INHALT. 


—ame— 
Morrede . . . 
Einleitung . ad & 
Organisation der Menden 5 
I. Ordnung. 


Chilopoda 5 
1. Gattung. Takhobiun : 
1. Lithobius forficatus. Die EEHERSRRANTRSEEI 
2. Lithobius communis. Die gemeine Bandassel 
3. Lithobius variegatus. Die veränderliche Bandassel 
2. Gattung. Scolopendrella . 
4. Scolopendrella immaculata. Die euere Bandhgsel 


3. Gattung. Oryptops . . . 
5. Cryptops ochraceus. De blinde Banken 

4. Gattung. Geophilus 
6. Geophilus electricus. Die anstanie) Fadenassel 
7. Geophilus longicornis. Die langhörnige Fadenassel 
8. Geophilus ferrugineus. Die orangefarbige Fadenassel 
9. Geophilus acuminatus. Die kleinköpfige Fadenassel 
10. Geophilus crassipes. Die glatte Fadenassel 


II. Ordnung. 


Diplopoda 
4A. Julina. 

5. Gattung. Julus . A re 
11. Julus faseiatus. Die gebänderte Schnurassel 
12. Julus sabulosus. Die gestreifte Schnurassel . 
13, Julus unilineatus. Die gemeine Schnurassel 
14. Julus nemorensis. Die Waldschnurassel . 
15. Julus terrestris. Die schwarze Schnurassel . 
16. Julus punctatus. Die punktirte Schnurassel 
17. Julus similis. Die kurzdornige Schnurassel . 
18. Julus foetidus. Die Kothschnurassel 


Seite 


14 


15 
16 
16 
17 
17 
13 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
23 
24 


25 


26 
26 
27 
28 
28 
29 
30 
30 
31 
51 


6. Gattung. Blaniulus ER ETEE  MEN 
19. Blaniulus guttulatus. Die augenlose Schnuraszel . 
20. Blaniulus venustus. Die zierliche Schnurassel . 

7. Gattung. Isobates BR he 
21. Isobates semisulcatus. Die glatte Schnurassel . 


8. Gattung. (raspedosoma 


22. Craspedosoma en Die knotige Schnurassel 


23. Craspedosoma marmoratum. Die gekörnte Schnurassel 
24. Craspedosoma bohemicum. Die böhmische Schnurassel 
B. Polydesmina . 
9. Gattung. Polydesmus a 2 
25. Polydesmus complanatus. Die gemeine Randassel 
10. Gattung. Strongilosoma . . . 
26. Strongilosoma pallipes. Die ee Randansel 
0. Polyzenida . ...-- . . 
11. Gattung. Polyxenus . N INA Un - 
27. Polyzenus lagurus. Die zierliche Pinselassel 
D. Glomerina . 
12. Gattung. @lomeris ES 101 Ne Br 21 
28. Glomeris hexasticha. Die gefleckte Kugelassel 
29. Glomeris tetrasticha. Die grosse Kugelassel 
30. Glomeris pustulata. Die Waldkugelassel . 


rn 


EDEL. 


wunnnnnn 


Indem ich die Abhandlung über die Myriopoden Böhmens der Oeffentlich- 
keit übergebe, scheint es mir nöthig, einige Worte über den Ursprung und Zweck 
derselben hinzuzufügen. 

Im Jahre 1872 wurde ich von meinem hochgeehrten Lehrer Dr. A. Frie 
aufgefordert, das betreffende Materiale des böhmischen Landesmuseums durchzu- 
sehen und zu bestimmen. und es wurde mir zugleich auch die Gelegenheit geboten, 
dass ich, unterstützt von dem löblichen Comite für die Landesdurchforschung 
Böhmens, zahlreiche Exkursionen in entlegenere Gegenden Bökmens unternehmen 
konnte, so. dass es mir möglich wurde, ein ziemlich genaues Bild der Verbreitung 
der einzelnen Arten der Myriopoden zu entwerfen. 

Es wurde von allem die Umgegend von Prag zum Ausgangspunkte von 
Exeursionen gewählt und erwies sich in dieser Beziehung durch den Reichthum 
an Arten bemerkenswerth, so dass hier nur sehr wenige von allen bekannten böh- 
mischen Formen fehlen. Als die ergiebigsten Fundorte sind daselbst zu bezeichnen: 
die Haine am Abhange des Weissen Berges, des St. Prokops und Radotiner Thals, 
ferner die Waldungen von Zävist und Krö und das Thal von Roztok und Särka. 
Nebstdem wurden auch zu verschiedenen Zeiten weitere Excursionen in entlegenere 
Orte unternommen; so nach Karlstein, Horovic, Giftberg, St. Benigna, Valdek; ferner 
nach Elbe Kostelec, Alt-Bunzlau und an den Ufern der Iser bis nach Benatek. 

Am ergiebigsten war entschieden der Ausflug ins böhmische Mittelgebirge, 
der über Leitmeritz, den Donnersberg, Aussig, Bodenbach, Haida und den Bösig 
führte, und die Zahl der um Prag gefundenen Arten ergänzte, 

Auch das böhmisch-mährische Gebirge, wo ich die Gegend von Pribyslau, 
Saar und Polnä zu durchsuchen Gelegenheit hatte, bot manches Interessante dar. 

Ursprünglich sollte diese Abhandlung bloss eine systematische Aufzählung 
und Beschreibung der einzelnen Arten enthalten, etwa in der Art, wie schon früher 
im Archive für die Landesdurchforschung Böhmens die Käfer, Spinnen, Krusten- 
thiere und Weichthiere Böhmens bearbeitet wurden. Ich habe mich jedoch bei 
meiner Arbeit überzeugt, wie schwer es wird, ein allgemein verständliches Bild von 
dieser sonderbaren Abtheilung zu gewinnen, da die betrefiende Literatur eines 

1 


Theils sehr spärlich ist, anderen Theils in verschiedenen Sprachen, meist in Zeit- 
schriften zerstreut, und demzufolge schwer zugänglich ist. 


Deshalb habe ich dem systematischen Theile eine allgemeine Betrachtung 
über die gesammte Organisation der Myriopoden vorausgeschickt, damit ein jeder 
Freund der einheimischen Fauna, der sich mit dieser sonderbaren Abtheilung der 
Thiere näher beschäftigen wollte, da alles vorfände, was zum Verständnis derselben 
unumgänglich nothwendig erscheint. 

Zugleich sind dem Texte zahlreiche Originalzeichnungen beigefügt, die 
gewiss auf das Verstehen der zusammengesetzteren Verhältnisse fördernd ein- 
wirken werden. + 

Die vorliegende Arbeit macht jedoch keinen Ans pruch auf Vollkommenheit 
und der Verfasser ist davon überzeugt, dass es noch eines langen und fleissigen 
Sammelns und allseitiger Unterstützung bedarf, um ein vollständiges Verzeichnis 
der Myriopoden Böhmens zu liefern; diese Arbeit soll bloss der Grundstein sein, 
auf dem weiter gebaut werden soll. 

Endlich muss ich noch der besomderen Beihilfe Erwähnung thun, die 
mir die Herren Dr. A. Fric, Boh. Hellich, A. Stecker, Josef und Ottomar 
Novak, Fr. Vejdovsky und meine Schüler V. Pribik und Fr. Vorlicek zu Theil 
werden liessen, indem sie mich reichlich beim Sammeln des Materials unter- 
stützten. Ich spreche ihnen hiemit meinen verbindlichsten Dank aus. 


PRAG, im Oktober 1875. 


Fr. Rosicky. 


EINLEITUNG. 


Die überaus grosse Anzahl von Füssen, wie sie bei allen Arten der My- 
riopoden ohne Ausnahme angetroffen wird, ist die Ursache, weshalb die Thiere 
dieser Abtheilung schon im gewöhnlichen Leben mit dem Namen der Tausend- 
füssler belegt werden. 

Dieser Umstand, sowie ihr schlangenartiger, flügelloser, aus homogenen Seg- 
menten zusammengesetzter Körper und überhaupt ihr vollkommen fremdartiges Aus- 
sehen waren schuld daran, dass sie selbst Naturforscher vom Fach nicht recht 
unterbringen konnten, was hauptsächlich daraus ersichtlich ist, dass ihnen fast von 
jedem Forscher ein anderer Platz im Systeme angewiesen wurde. So zählte sie 
Linne zu seinen ungeflügelten Insekten (pedibus pluribus, capite thorace discreto), 
indem er sie gleichsam als ein Bindeglied zwischen unseren Gliederthieren (Linne’s 
Insekten) und den Anneliden betrachtete. Dies that auch Fabricius, nur verband 
er sie noch unter dem gemeinschaftlichen Namen Mitosata generisch mit der 
Gattung Oniscus, und stellte sie als eine den übrigen Ordnungen koordinirte Gruppe 
zu den Linnö-ischen Insekten. Ein Fortschritt zeigt sich bei Cuvier darin, dass 
er die Gattung Oniscus als von Glomeris verschieden zu den Crustaceen zählte, 
während er die übrigen Mitosata des Fabrieius unter dem Namen Millepieds (Tau- 
sendfüssler) vereinigte und sie gleich Fabrieius als eine eigene Ordnung der 
Linne-ischen Insekten betrachtete. 

Später stellte sie Lamarck zu den Arachniden als eine besondere, mit 
Fühlern versehene Abtheilung derselben, eine Ansicht, der auch Latreille eine 
Zeit lang huldigte. Ja dieser verband sogar die Thysanuren mit denselben, bei 
denen er — doch vergebens — mehr als drei Fusspaare nachzuweisen suchte; 
kehrte aber doch wieder zu der Ansicht des Fabrieius zurück, und theilte die 
Myriopoden den Linn£-ischen Insekten zu. 

Endlich erhob sie im J. 1814 Leach unter dem Namen Myriopoden zu 
einer den übrigen Klassen der Arthropoden gleichwerthigen Abtheilung und stellte 
sie zwischen die Krustenthiere, die er mit der Gattung Armadilidium abschloss, 
und zwischen die Arachniden. 

Es wurde aber auch noch später hie und da mancher Versuch gemacht, 
die Myriopoden als eine blosse Abtheilung entweder den Insekten (im engeren 
Sinne) oder den Krustenthieren beizuzählen, gegenwärtig hat jedoch die Ansicht 
Leachs die Oberhand gewonnen, so dass man nun die Myriopoden allgemein als 

1* 


eine zwar kleinere, jedoch den übrigen Klassen der Gliederthiere koordinirte Ab- 
theilung ansieht. 

Demnach zerfallen die Arthropoden in folgende vier Klassen: 1. Insecta 
(Insekten), 2. Myriopoda (Tausendfüssler), 3. Arachnidea (Spinnthiere), 4. Crusta- 
cea (Krustenthiere.) 


Bei dieser Abhandlung wurden folgende Schriften benutzt: 


Dr. J. H. Am Stein. Aufzählung und Beschreibung der Myriapoden und Cru- 
stacceen Graubündens. (Jahresber. der naturf, Gesellsch. Graubündens. Neue Folge 
2. Jahrgang.) 

J. F. Brandt. Remarques göndrales sur l’ordre des Insectes Myriapodes 1840. 
(Bulletin seientifique publi&6 par l’Acad. Imp. des sciences de St. P6tersbourg. T. VII.) 

— Generis Juli specierum enumeratio etc. 1840. 

— Note relative & la classification des especes qui composent la genre Poly- 
desmus etc, 1839. (Bulletin scientifique.... T. V.) 

— Remarques critiques sur les especes qui composent le genre Glomeris, 
suivies de quelques observations sur leur distribution g&ographique. 1840. (Ibid. T. VIL.) 

— Rapport prealable relatif aux recherches ulterieures sur P’histoire, l’anatomie 
et la physiologie des Glomerides 1839. (Ibid. T. VI.) 

— Second rapport relatif aux recherches microscopiques ulterieures sur l’ana- 
tomie des especes du.genre Glomeris 1840. (Ibid. T.-IX.) 

— Observations sur le genre de vie et la physiologie des especes du genre 
Glomeris 1841. (Ibid. T. VII.) 

W. F. Erichson. Ueber zoologische Charactere der Insecten, Arachniden und 
Crustaceen. (Entomografien, Untersuchungen in dem Gebiete der Entomologie I. 1840.) 

Fabre. Recherches sur l’anatomie des organes reproducteures et sur le döve- 
loppement des Myriapodes. (Annales des Se. nat. 4. Serie. T. III. Paris 1855.) 

P. Gervais. Studien über die Tausendfüsse. (Fror. Notizen Bd. 34.) 

— Myriapodes. (Histoire naturelle des Insectes apteres p. le baron Walckenaer 
et Paul Gervais T. IV.) 

Fr. Meinert. Danmarks Chilognather. (Naturhistorisk Tidsskrift stiftet af Henrik 
Kroyer udgivet af J. C. Schiödte.) 

— Danmarks Scolopendrer og Lithobier (Ibid.) 

V. Bergsoe ng F. Meinert. Danmarks Geophiler. (Ibid.) 

A. Menge. Myriapoden der Umgegend von Danzig. (Neueste Schriften der 
naturf. Gesellschaft in Danzig IV. 1851.) 

Panzer. Faunae Inseetorum: Myriapoda. 

Dr. Friedrich Stein: Ueber die Geschlechtsverhältnisse der Myriapoden und 
einiger anderen wirbellosen Thiere, nebst Bemerkungen zur Theorie der Zeugung. 
(Müller’s Archiv f. Anat. etc. 1842.) 

@. R. Treviranus. Die Scolopender. (Vermischte Schriften anatomischen und 
physiologischen Inhalts p. 183—38. 

— Der Julus. (Ibid. p. 39—47.) 


Organisation der Myriopoden im Allgemeinen. 


Sämmtliche Myriopoden stimmen, im Gegensatze zu den Crustaceen und Ara- 
chniden, darin überein, dass bei ihnen ein freier Kopf immer zur vollkommenen 
Ausbildung gelangt. Dieser trägt auf seiner oberen Seite die Fühler und zuweilen 
auch Augen, während sich auf der Unterseite der Mund mit den Fresswerkzeugen befindet. 
Der übrige Körper besteht gewöhnlich aus einer grossen Anzahl homogener Segmente, 
deren Zusammensetzung ein wesentliches Merkmal für die Eintheilung sämmtlicher Myri- 

opoden in zwei vollkommen geschiedene Gruppen abgibt. 
s Bei der einen Gruppe — den Chilopoden sind, die Segmente einfach, entweder 
durchgehends oder abwechselnd unter eirander gleich, von hornartiger Konsistenz, jedes 
bloss mit einem Fusspaare versehen. 

Was die Zusammensetzung der einzelnen Segmente anbelangt, so besteht ein 
jedes aus einem Rücken- und einem Bauchschilde, die unter einander durch eine ela- 
stische Membran verbunden sind. Im Ganzen sieht der ganze Körper einem gegliederten 
Bande nicht unähnlich aus. Bei der zweiten Gruppe — den Diplopoden — verschmelzen 
wenigstens am Abdomen je zwei einfache Segmente zu einem Doppelsegmente (Fig. 1), 
das, von cylindrischer oder halbeylindrischer Gestalt, wegen der bedeutenden Menge 
des in der Körperhaut vorhandenen Kalkes sehr spröde ist. 

Alle Theile der einzelnen Doppelsegmente bilden dann 
_ entweder einen festen Ring, oder sie sind nur lose mit einander 
verbunden, so dass das Segment aus beweglichen Platten zusammen- 
gesetzt erscheint, 

Diese Zusammensetzung eines jeden Doppelsegmentes aus zwei 
einfachen Segmenten lässt sich sehr gut bei Julus, Polydesmus und 
den verwandten Gattungen, minder deutlich bei Glomeris, beobachten. Ein Hinterleibring 


Fig. 


In den meisten Fällen sind die beiden Hälften eines jeden von Julus mit zwei _ 


Doppelsegmentes der Gestalt nach vollkommen verschieden; die erste Euren aus on 
pflegt gewöhnlich glatt, die zweite entweder gefurcht oder mit ver- ra : ? 
schiedenen Höckern versehen zu sein. Jedes Doppelsegment ist in Folge seiner Zusam- 
mensetzung auch ganz analog mit zwei Fusspaaren versehen, von denen ein jedes auf 
einer besonderen Sternalplatte befestigt ist. Auch deuten die doppelten Stigmen, die 
auf einem jeden Doppelringe vorhanden sind, auf die Art seiner Entstehung hin. Von 
der allgemeinen Regel sind bloss die ersten vier Körperringe ausgeschlossen; diese sind 
einfach und demnach ein jeder bloss mit einem Fusspaare versehen. Dass diese ersten 
‘ vier Körperringe dem Thorax der Insekten entsprechen, ersieht man gleich, sobald man 
ihre Zahl mit der der Mundwerkzeuge vergleicht. Auch die zwei letzten Körperinge, 
denen überdiess auch die Füsse fehlen, weichen in der Gestalt von den übrigen ab. 

Wie schon oben bemerkt, ist bei den Myriopoden der Kopf vom übrigen Körper 
vollkommen abgesetzt, und mit Sinneswerkzeugen: einem Fühlerpaare und Augen, versehen. 

Die Fühler sind bei beiden Gruppen einander ziemlich ähnlich, gewinnen 
aber bei den Chilopoden durch die unbestimmte Gliederzahl eine mehr borstenfürmige Ge- 


6 


stalt, während sie bei den Diplopoden wegen der fast konstanten Zahl von sieben Gliedern 
mehr keulenförmig erscheinen. 

Die Augen unserer einheimischen Myriopoden sind, wenn sie überhaupt zur 
Entwickelung gelangen, immer einfach und zu beiden Seiten des Kopfes entweder in 
Reihen oder in Häufehen gruppirt. 

Am meisten weichen die beiden Gruppen der Myriopoden in der Anzahl der 
Kieferpaare von einander ab. 

Bei den Chilopoden sind vier Kieferpaare entwickelt, von denen nach Ana- 
logie die ersten drei als die wahren Kiefer, das vierte aber als das in Kiefer umge- 
wandelte erste Fusspaar zu betrachten ist. 

Dicht unter dem meist ausgeschweiften Vorderrande des Kopfes, der zuweilen 
in der Form einer Oberlippe frei abgesetzt ist, liegt das erste Kieferpaar \man- 
dibulae — Fig. 2, 1.). Dieses ist immer ohne Taster, von schlanker, bogenförmiger 
Gestalt und am Vorderrande mit einigen starken nach innen zu immer schwächeren 
Zähnen versehen, welche in einen bewimperten Lappen übergehen. Auf der Aussenseite 
der Hanptzähne zieht sich überdiess ein Kranz von ziemlich langen Borsten. Auch das 
Grundglied der ersten Kiefer ist nicht einfach, sondern aus mehreren Stücken zu- 
sammengesetzt. 

Das zweite Kieferpaar (maxillae, Fig. 2, II.) besteht ebenfalls aus zwei voll- 
kommen freien Kieferu, von denen jeder aus drei wesentlichen Theilen zusammengesetzt 
erscheint: aus dem Grundstücke, welches nach innen zu die innere Lade bildet; aus 

der äusseren Lade und aus dem 
Fig. ?: Verbindungsstücke der beiden Laden. 

Die äussere Lade ist ziem- 
lich beweglich und mehr als die 
innere mit Härchen besetzt. Die 
Taster, die am zweiten Kieferpaare 
bei den Insekten stets entwickelt 
sind, fehlen hier vollkommen, ausser, 
man wollte die äussere Lade als 
solche betrachten. 

Das dritte Kieferpaar 
(Fig. 2 — II.) weicht sowohl in 
seiner Form als in seiner Zusam- 
mensetzung von den zwei ersten 
Paaren wesentlich ab. 

Die beiden Kiefer verschmelzen 
mit ihren Grundstücken vollkommen 
mit einander und die dreigliedrigen, 
am Ende bewimperten und mit einem 


j by. % Nagel versehenen Laden gewinnen 
Mundtheile von Litbobius forficatus: I. Erster Kiefer; mehr ein taster- oder fussartiges Aus- 
II. Zweites Kieferpaar; III. Drittes Kieferpaar; IV. Bi = 

Viertes Kieferpaar. sehen. Das vierte Kieferpaar 


(Fig. 2, IV.) enstand durch die 
Umwandlung des ersten Fusspaares, dessen Basaltheile mit einander zu einer Grundplatte 
verschmelzen, auf der die beiden gegliederten Arme beweglich eingelenkt sind. Diese 
sind hohl und mit einer starken durchbohrten Kralle versehen und dienen zum Ergreifen 
und Tödten der Beute. 
Ein ganz anderes Verhältnis in den Mundwerkzeugen zeigen die Diplopoden. 
Auf der Unterseite des Kopfes dienen zwei dreigliederige, stark aufgeblasene Wangen 
(Fig. 3, db) zur Befestigung des ersten Kieferpaares (mandibulae), das von unten 
her von der sogenannten Unterlippe (Fig. 3, ec) vollkommen bedeckt wird. Diese ist 
durch die Verwachsung sämmtlicher Theile des zweiten Kieferpaares entstanden, das 
dadurch freilich seine ursprüngliche Bestimmung verloren hat. 


Man findet hier dasselbe Verhältnis, wie bei den Arachniden, bei denen ebenfalls 
bloss zwei Kieferpaare zur Entwickelung gelangen. 

Unwillkürlich wird man hier auf den Gedanken geführt, ob nicht vielleicht auch 
die Anzahl der Brustsegmente bei den Myriopoden und Arachniden übereinstimme, und 
sich auf die Zahl sechs ergänzen lasse. Und in der That findet man bei genauer Unter- 
suchung, dass die ersten vier Körpersegmente ihrer Zusammensetzung nach vollkommen 
von den folgenden verschieden sind. Sie sind nämlich einfach und demnach ein jedes 
bloss mit einem Fusspaare versehen, während auf jedem folgenden Segmente je zwei 
Fusspaare entwickelt sind. Dieses Verhältnis lässt sich leicht erklären, wenn man auch 
nur oberflächlich die übrigen Klassen der Gliederthiere betrachtet. 

In keiner Thierklasse herrschte in der Deutung der einzelnen Körpertheile eine 
solche Verwirrung, wie in der Deutung der einzelnen Körpersegmente und Gliedmassen 
der Gliederthiere, da ein jeder Forscher unbekümmert um seine Vorgänger die einzelnen 
Körpertheile nach seinem Gutdünken benannte und dabei auch analoge Körpertheile bei 
verwandten Thieren nicht berücksichtigte. Dadurch geschah es, dass der Anlage nach 
ein und dasselbe Organ bei jeder Klasse mit einem anderen Namen belegt wurde. 

Savigny war der erste, der es mit Erfolg versuchte, in diesem Chaos Ordnung 
zu verschaffen, was vollkommen erst Erichson gelang, der in seinen Entomografien auf ° 
Grund zahlreicher Beobachtungen eine vollständige Gliedmassen-Theorie der Glieder- 
thiere entwickelte. *) 

Nach seinen Ansichten kommen in der Anlage dem Kopfe und der Brust je 
drei Gliedmassenpaare zu, zusammen also sechs Paare, deren Stellung jedoch verschieden 
sein kann. Es können nämlich sowohl die Brustgliedmassen sich den Kopfgliedmassen 
zugesellen, und in Folge ihrer Bestimmung eine bedeutende Umwandlung erlangen, als 
auch die Kopfgliedmassen sowohl in ihrer Stellung, als auch in ihrer Form und ihren 
Funkzionen mehr mit den Brustgliedmassen übereinstimmen. 

Dass diese Ansicht die richtige ist, soll durch folgende Beispiele klar ge- 
macht werden: 

Das Normalverhältnis findet man bei den Insekten, bei denen sowohl dem 
Kopfe, als auch der Brust je drei Gliedmassenpaare zukommen. Die Arachniden haben 
zwei Paar Kiefer und vier Paar Brustgliedmassen. Bei den Dekapoden verschmelzen 
Kopf und Brust zum sogenannten Cephalothorax, wobei eigentlich die Brust vollkommen 
eingeht und die sämmtlichen sechs Gliedmassenpaare sind entweder in Kiefer, oder 
einige von ihnen in sogenannte Kieferfüsse umgewandelt. Bei den Amphipoden und Iso- 
poden kommen dem Kopfe vier, der Brust endlich zwei Gliedmassenpaare zu. 

Den angeführten Beispielen zufolge ist man demnach berechtigt, aus der Anzahl 
der Kieferpaare auf die Anzahl der Brustgliedmassenpaare zu schliessen; in unserem 
speziellen Falle sind vier Brustsegmente entwickelt, die übrigens, wie schon bemerkt, 
auch ihrer Zusammensetzung nach von den übrigen verschieden sind. 

Das erste Segment (Fig. 3, 1), der Anlage nach, noch zum Kopfe gehörig, 
ist im Vergleich zu den folgenden etwas abweichend entwickelt. 

Es bildet ein gebogenes, ziemlich breites Schild und ist auf der Bauchseite 
nicht zu einem vollkommenen Ringe geschlossen. Dieses Segment trägt das erste Fusspaar. 

Von den folgenden, unter einander gleichen, und der Form nach den Hinterleibs- 
ringen ähnlichen Segmenten, trägt ein jedes bloss ein Fusspaar. Ausgenommen ist nur 
das dritte Segment, auf dem anstatt des dritten Fiusspaares bei beiden Geschlechtern 
die Genitalöffnungen entwickelt sind. (Fig. 3, v). Es stimmen die Myriopoden auch 
in dieser Beziehung mit den Arachniden und Crustaceen überein, bei denen die Genital- 
öffnungen ebenfalls auf dem Vordertheile des Körpers ausmünden. 

Im Ganzen besteht also die Brust aus vier Segmenten, trägt aber nur drei 
Fusspaare, 


*) W. F. Erichson, Entomografien, Untersuchungen in dem Gebiete der Entomologie: 
I. Ueber zoologische Charaktere der Insecten, Arachniden und Crustaceen p. 1—28. 


Die Diplopoden sind aber nicht nur in der Zahl der Kiefer und Thoraxringe, 
sondern auch in der Form derselben von den Chilopoden verschieden. 

Das erste Kieferpaar ist wie bei den Insekten stets ohne Taster, und besteht 
aus, vier Theilen, von denen jedoch bloss das Endglied den 
wahren Kiefer darstellt (Fig. 4, I.). Die übrigen zu ziemlich 
starken Backen entwickelten Theile dienen bloss’zur Befesti- 
gung und besseren Beweglichkeit des Endgliedes (Fig. 3, b). 
Der eigentliche Kiefer (Fig. 4, I.) besteht" aus einem starken 
Grundstücke, das nach vorne mit einem etwas beweglichen 

- Hauptzahne und einer Reihe etwas schwächerer Zähne endet. 
Unter diesen befindet sich erst die wahre Kaufläche, die zum 
Zerkleinern der Nahrung dient. Auf "dieser stehen bei der 
Gattung Julus (Fig. 4, I) vier Reihen kleiner, etwas nach 
abwärts gebogener Zähne, die von unten her von einem stark 
bewimperten zungenartigen Fortsatz gestützt werden. Auch das 
Grundstück des Kiefers ist noch aus mehreren Theilen zusam- 
mengesetzt. 

Bei den einzelnen Gattungen sind die Unterschiede 
in der Form der Kiefer ziemlich unbedeutend und beschränken 

N A sich bloss auf kleine Modificationen der sie bildenden Theile. 

VE AEHREN Aue lee 10 Das zweite Kieferpaar, die sogenannte Unterlippe 

A DE (Fig. 4, 11.), besteht bei der Gattung Julus aus fünf Theilen, 

zweite Kieferpaar. v. Ge- die jedoch sämmtlich zu einer festen Platte verschmolzen sind. 
nitalöffnung. 1, 2, 3, 4, 5, Die zwei grossen seitlichen Theile entsprechen den äusseren 

6, 7 — Erstes bis sieben- Taden des zweiten Kieferpaares der Insekten, die zwei klei- 

BR TEBRSEBEEN: neren den inneren Laden und die von ihnen eingeschlossene 
Tr dreieckige Mittelplatte bildet das gemeinschaftliche Grundstück 

E derselben. 

Sowohl die äusseren als auch die inneren Laden sind 
nach vorne zu mit kleinen tasterförmigen Anhängseln versehen. 

Einige Forscher betrachten die Unterlippe nicht als 
ein, sondern als zwei verwachsene Kieferpaare, und zwar die 
äusseren Laden als das zweite, die inneren Laden und das 
Mittelstück als das dritte Kieferpaar. 

Die tasterförmigen Anhängsel sollen verkümmerte Laden 
vorstellen. Endlich befindet sich auf jeder Seite der Unter- 
lippe ein bewimperter, durchsichtiger Lappen, der mit der- 
selben fest verbunden ist, 


Auf die Brust folgt bei den Diplopoden ein vielglie- 

Mundtheile von Julus; I. deriger Hinterleib, dessen jedes Segment mit zwei Fusspaaren 

Erster Kiefer; 1I. Zweites versehen ist. Bloss am siebenten Segmente des Männchens 

Kieferpaar. fehlen entweder ein oder beide Fusspaare, an deren Stelle die. 

Begattungsorgane entwickelt sind. Vollkommen fusslos sind 

nur die zwei letzten llinterleibssegmente, von denen das letzte oft in eine Spitze 
auslauft und den spaltförmigen After umschliesst. (Fig. 5.) 

Die Füsse der einheimischen Myriopoden, der Zahl nach ziemlich bedeutend, 
sind meist schwach; eine Ausnahme bildet die Gattung Lithobius, sowie auch das letzte 
Fusspaar — die sogenannten Schleppbeine — bei sämmtlichen Chilopoden. Sie bestehen 
bei beiden Abtheilungen aus sechs oder sieben Segmenten und einer einfachen Endklaue ; 
ihre Stellung ist jedoch bei beiden Abtheilungen verschieden. Bei den Chilopoden sind 
sie zu beiden Seiten des Körpers in einer weichen Membran eingefügt; bei den Diplo- 
poden stehen sie auf der Bauchfläche und zwar in der Mittellinie derselben, indem sie 
sich mit ihren Hüften entweder unmittelbar berühren, oder diese sind durch eine mehr 


Ke2 


oder weniger hervortretende Mittelleiste‘von einander entfernt. Die Fuss- 
platten sind dann entweder vollkommen unbeweglich mit dem Rücken- 
schilde verwachsen, oder sie sind vollkommen beweglich und nur durch 
eine Membran mit dem Rückenschilde verbuden, 


Was die innere Organisatiou anbelangt, so stimmen die My- 
riopoden fast in allen Theilen mit den übrigen Gliederthieren, be- 
sonders mit den Insekten überein, und die Verschiedenheiten, die bei 
ihnen auftreten, sind hauptsächlich durch die abweichende Form des 
Körpers bedingt. 

Das Nervensystem ist nach demselben Typus, wie bei den 
Würmern und Insektenlarven gebaut. Das Gehirn bilden zwei Knoten- 
paare, von denen das erste die Fühler, das zweite die Augen mit 
Nerven versieht. Hinteres Ende 

Von diesem zweiten Knotenpaare entspringt noch der Schlund- des A hüoene 
ring, der sich zum unteren Schlundganglion verbindet und als ein re 
doppelter, durch zahlreiche Knoten verbundener Strang auf der Baueh- unten; odforami- 
seite des Körpers verläuft und nach beiden Seiten zahlreiche Nerven na repugnatoria; 
absendet. Von den Bauchknoten befindet sich je ein in einem Segmente Dorn des letzten 
bei den Chilopoden, je zweiin einem Doppelsegmente bei den Diplopoden. a 

Von den Sinnesorganen sind besonders die Augen entwickelt, i i 
die jedoch bei den einheimischen Arten stets nur als Ocellen oder Punktaugen auf- 
treten; zuweilen fehlen sie auch gänzlich. Als Tastorgane fungiren die Fühler, die 
in der Regel stets nach unten gerichtet sind und sich. in steter Bewegung befinden, 

Inwiefern die übrigen Sinne entwickelt sind, ist nicht genug sichergestellt. Man 
kennt wenigstens keine Geruchs- und Gehörorgane. 

Auch in der Form der Verdauungsorgane stimmen die Myriopoden mit den 
Insekten überein. Eine fast gerade, oder wenige Windungen zählende, nur undeutlich 
in Schlund, Magen und Darm differenzierte Speiseröhre duchzieht den Körper. In diese 
münden vorne die Speicheldrüsen, hinter dem Magen zwei oder vier Malphigische Röhren, 
die wahrscheinlich die harnabsondernden Organe bilden. Die Leber, die bei den Crusta- 
ceen und Arachniden eine so enorme Entwickelung erlangt, fehlt den Myriopoden ähnlich 
wie den Insekten vollkommen. Auch in der Bildung des Fettkörpers ist keine Abwei- 
chung von den Insekten bemerkbar. 

Das Herz tritt in der Form eines erweiterten Rückengefässes auf und besteht 
aus ebensoviel Kammern als Hinterleibssegmente vorhanden sind. Jede Kammer hat 
neben venösen Öffnungen auch eine schwache Arterie. 

Von der vordersten Kammer entspringt eine mächtige Aorte, die bei ihrem Ein- 
tritt in den Kopf sich in drei Äste theilt. Der mittlere Ast versieht den Kopf; die 
zwei seitlichen Äste bilden einen Ring um den Schlund und verbinden sich auf der 
Bauchseite zu einem mächtigen Gefässe, das genau den Lauf des Nervensystems einhällt 
und bei jedem Nervenknoten kleinere Seitengefässe absendet, so dass diese kleinen 
Arterien überall von Nervenfasern begleitet werden. 

Das Blut strömt im Körper in bestimmten, doch nicht abgegränzten Bahnen 
und kehrt durch die venösen Öffnungen wieder ins Herz zurück. 


Alle Myriopoden athmen durch Tracheen; die Stigmen liegen bei den Diplo- 
poden auf der Bauchseite der Segmente, unmittelbar neben der Einlenkung der Fü sse 
zu zwei Paaren auf jedem Segmente. (Fig. 1.) Die seitlichen Öffnungen der Julinen 
(Fig. 6), die auf dem sechsten Segmente beginnen und früher (Treviranus) für Stigmen 
gehalten wurden, sind sogenannte foramina repugnatoria oder Wehrdrüsen, von denen bei 
der Berührung des Thieres eine widerlich riechende Flüssigkeit ausgeschieden wird. 
Bei den Chilopoden liegen die Stigmen zu beiden Seiten des Körpers ebenfalls neben 


10 


der Fusseinlenkung. Nach Brandts Beobachtung stimmt jedoch die Anzahl der Stigmen 
keineswegs mit den Segmenten überein, sondern es versieht ein Stigmenpaar zwei 
oder drei Segmente (Lithobius). Nur die Gattung Geophilus zählt so viel Stigmenpaare 
als Fusspaare. Im Ganzen sind die Stigmen der Chilopoden viel grösser als die der 
Diplopoden, 

Was nun das Geschlecht anbelangt, so sind die Myricpoden 
— gleich den Insekten — stets getrennten Geschlechtes, und beide 
Geschlechter unterscheiden sich besonders bei den Diplopoden ziemlich 
auffallend. Die Geschlechtsöfinungen befinden sich bei den Chilopoden 
auf dem hinteren Körperende, und sind entweder durch keine oder 
nur durch unbedeutende Anhängsel ausgezeichnet, so dass in diesem 
Falle die Unterscheidung der Geschlechter ziemlich schwer wird. Bei 
den Diplopoden münden die Genitalien bei beiden Geschlechtern auf 
der Bauchseite des dritten Körpersegmentes. Das Männchen kann jedoch 
sehr leicht vom Weibchen an der besonderen Umwandlung der Füsse 
des siebenten Segmentes in Begattungsorgane erkannt werden, die die 
Stelle entweder eines (Polydesmus) oder beider Fusspaare (Julus) dieses 
Segmentes vertreten. 

Bei der Abtheilung der Chilopoden bilden die Eierstücke stets 
Julus; Vorder- einfache Röhren, die zwischen der Speiseröhre und der Rückenwand 
Bi, UenERBEr® gelagert sind, Die Eier bilden sich nur auf der unteren Fläche des 
at. Fühler; 1-9 Eierstockes aus einer körnigen Masse und jedes derselben ist in einer 
erstes bis neun- besonderen Kapsel eingeschlossen. Nach hinten verschmälert sich der 

tes Segment. Eierstock und übergeht entweder in einen getheilten, den Enddarm in 

@ Genitalöffnung. Form eines Ringes umgebenden, oder in einen einfachen Eileiter. 


Receptacula seminis finden sich bei sämmtlichen Chilopoden, sind aber der Form 
nach sehr verschieden, und münden durch zwei kleine Oeffnungen, die auf den Genital- 
warzen liegen. Bemerkenswerth erscheint die Thatsache, dass sie zu jeder Zeit mit Samen- 
fäden angefüllt sind, ein Umstand, der einige Forscher verleitete anzunehmen, dass auch 
hier, wie in den Hodenbläschen die Samenfäden erzeugt werden können. Diese Samen- 
füden sind aber ausser der Paarungszeit vollkommen unbeweglich, ein sicherer Beweis, 
dass dies nur unbenützte Reste von einer früheren Begattung sind. 


Neben den Samenbehältern münden in die Ei- oder Samenleiter noch zwei oder 
vier Drüsen aus, die eine eigenthümliche Flüssigkeit ausscheiden. Sie finden sich bei 
beiden Geschlechtern vor, ihre Bestimmung ist jedoch noch nicht genug ergründet. Wie 
die Eierstöcke sind auch die Hoden einfach, jedoch nach zwei verschiedenen Typen 
gebaut: sie bestehen bei der, bei uns gewöhnlichsten Gattung Lithobius aus einer mitt- 
leren, beiderseits stark verengten Röhre — dem Haupthoden — in welchem die Samen- 
fäden sich entwickeln und aus zwei seitlichen Röhren — den Nebenhoden — in denen 
der fertige Samen aufbewahrt und mit einer milchartigen Flüssigkeit fortwährend gemischt 
wird. Mit ihren unteren Enden verschmelzen alle drei Röhren, um sich von Neuem 
in zwei Aeste zu theilen, die den Enddarm in Form eines Ringes umgeben und unter 
der Afteröfinung ausmünden. 


Bei den übrigen Chilopoden sind die Hoden etwas anders gestaltet. Man 
findet hier nur einen einzigen Hoden, dieser ist aber keineswegs einfach spindelförmig, 
sondern besteht aus einer mittleren Röhre, mit welcher eine Anzahl spindelförmiger 
Körperchen — den Hodenblasen — zusammenhängt, und zwar so, dass beide Enden dieser 
Hodenbläschen sich zu einer Röhre verengen und sich in die Haupthodenröhre öffnen. 
Auch in diesem Falle theilt sich zuweilen (Geophilus) der gemeinsame Ausführungsgang 
des Samens in zwei Aeste, die den Mastdarm in Form eines Ringes umgeben und unter 
demselben durch eine einzige Oefinung ausmünden. 

Von den Genitaldrüssen sind hier zwei Paare entwickelt, und fast von derselben 
Gestalt, wie bei den vorigen. 


Fig. 6. 


sesnu<ce » 


11 


P} 


Die Samenfäden der Chilopoden sind lang, haarförmig, zuweilen in Büschel 
vereinigt (Lithobius), oder iu besonderen, verschiedenartig gestalteten Kapseln — den 
sogenannten Spermatoforen — eingeschlossen. Diese sind bei der Gattung Cryptops nieren- 
förmig und von zwei Membranen umschlossen: einer dicken, durchsichtigen und stark 
elastischen äusseren Haut, die das Spermatofor eng umschliesst und auf der ausgehöhlten 
Seite mit einer Oefinung versehen ist, und einer sehr zarten inneren Haut, die Tausende 
von Samenfäden einschliesst. Diese treten umhüllt von der inneren Haut durch die 
Oeffnung der äusseren Haut in Form eines Sackes nach aussen, und werden von der 
sie umschliessenden Hülle durch Platzen derselben befreit. Bei der Gattung Geophilus 
haben die Spermatoforen die Form eines Ringes. 

Begattungsorgane fehlen sämmtlichem Chilopoden, und es fällt zuweilen sehr 
schwer, die Geschlechter von einander zu unterscheiden. 

Bei der Gattung Lithobius z. B. unterscheidet man die Geschlechter nur dadurch, 
dass die Genitalanhängsel der Weibchen ein wenig komplizirter erscheinen. Wenn über- 
haupt eine Begattung stattfindet, so kann sie auf keine andere Weise vollführt werden, 
als durch Umstülpen und Aneinanderlegen der Enden der Ausführungsgänge. Bemerkens- 
werth erscheint aber der Umstand, dass bisher noch von keinem Forscher irgendwelche 
Begattung beobachtet wurde, und man ist der Wahrheit ziemlich nahe, wenn man an- 
nimmt, dass keine Begattung stattfindet... Für diese Meinung spricht sowohl die offene 
Feindschaft zwischen verschiedenen Geschlechtern einer und derselben Art, als auch die 
wichtige Beobachtung des französischen Forschers Fabre, der bei der Gattung Geo- 
philus eine eigenthümliche Befruchtungsweise gesehen hat. Er fand nämlich, dass ein 
Geophilusmännchen alle Gänge im Erdreich das Kästchens, in dem es eingeschlossen war 
mit überaus feinen Spinnfäden überzog und auf diesen zarte weisse Kügelchen von der 
Grösse eines Mohnkornes hie und da befestigte. Bei näherer Untersuchung dieser 
Kügelchen fand er, dass es die oben beschriebenen ringartigen Spermatoforen sind. Ihre 
Befestigung an den Spinnfäden geschieht ziemlich dicht und regelmässig, so dass diese 
Anordnung kaum als vom Zufall abhängig angesehen werden kann. 

Es ist demnach durch direkte Beobachtung erwiesen, dass die Geophilen und 
vielleicht auch die übrigen Chilopoden ihre Spermatoforen auf Fäden befestigen, die 


sowohl zu ihrer Isolirung als zum Schutze gegen fremde Körper dienen sollen. 


Der Samen ist auf diese Weise durch längere Zeit äusseren oft ungünstigen Ein- 
flüssen ausgesetzt, und die Spinnfäden, die zu seinem Schutze dienen, sind wahrscheinlich 
ein Produkt der oben erwähnten vier Genitaldrüsen. Uebrigens wären auch die so festen 
und so sorgfältig verschlossenen Spermatoforen unnütz und würden der Begattung eher 
hinderlich sein, als sie fördernd unterstützen. 

Die Befruchtung geschieht wahrscheinlich derart, dass die Spermatoforen entweder 
noch an den Fäden oder in den Vulven des Weibchens durch das von diesem ausge- 
schiedene Sekret gesprengt werden, und dass sodann die Samenfäden in die Samenbe- 
hälter gelangen, wo sie so lange verweilen, bis die entwickelten Eier an ihnen vorüber- 
gehen und befruchtet werden. Die Samenfäden also, die zu jeder Zeit in den Samen- 
taschen des Weibchens angetroffen werden, sind demnach Ueberreste von nichtbenütztem 
Samen. Ihre Steifheit beweist, dass sie für die Zukunft zur Befruchtung untauglich 
sind. Die Befruchtung der Eier bei den Chilopoden möge also wie immer vor sich 
gehen, sie geschieht gewiss ohne Begattung, wie alle angeführten Umstände beweisen. 

Die Gruppe der Diplopoden unterscheidet sich in vielen wesentlichen Punkten 
von den Chilopoden. 

Die Eierstöcke sind hier doppelt, jedoch bei der Mehrzahl der Arten beide in 
einem gemeinschaftlichen Sacke, der zwischen dem Darm und der Bauchseite gelagert 
ist, eingeschlossen. Die Eier entwickeln sich bloss auf der unteren Fläche des Sackes 
in eigenthümlichen, gelben, körnigen Massen, den eigentlichen Eierstöcken, in denen zu 
gleicher Zeit Eier verschiedener Grösse angetroffen werden. 

Der Eierstocksack zieht sich vom Hinterende des Körpers nach vorn und theilt 


nn 


12 


sich vor seinem Ende in zwei Eileiter, von denen ein jeder durch eine besondere 
Oefinung ausmündet. 

Jedes Ei entwickelt sich in einer besonderen Kapsel. Bei geschlechtsreifen In. 
dividuen sind die Eierstöcke stark mit Eiern angefüllt, und obgleich sie einander ziemlich 
genähert sind, sind sie dennoch von einander zu unterscheiden. Der sie umgebende ge- 
meinschaftliche Sack ist durchsichtig und in der Bauchhöhle eingesenkt, so dass er 
schwer zu beobachten ist, und von Einigen in der That auch vollkommen übersehen 
wurde. So wie aber die Eier nach und nach reif werden, zersprengen sie die sie ein- 
schliessenden Kapseln und häufen sich in dem gemeinschaftlichen Eierstocksacke an. Zu 
dieser Zeit erscheint der Eierstock in der That einfach, und es kann uns nicht Wunder 
nehmen, dass manche Forscher (Newport, Siebold), die wahrscheinlich zu dieser Zeit 
die Eierstöcke untersuchten, sie für ein einfaches Organ ansahen, während Treviranus, 
Brandt, Stein und Fabre zwei Eierstöcke gefunden haben. Diese zwei Eierstöcke sind 
jedoch von einander durch keine Zwischenwand getrennt. 

Die Samentaschen (Receptacula seminis) fehlen der Mehrzahl der Diplopoden 
und sind von unseren einheimischen Arten nur bei Polyxenus und Craspedosoma entwickelt. 
Die zwei kleinen Röhren, die Stein in der Scheide der Julinen gefunden hatte, scheinen 
doch viel zu unbedeutend, um als Samentaschen angesehen zu werden. 

Die einzelnen Geschlechter lassen sich bei den Diplopoden viel leichter von 
einander unterscheiden, als bei der vorigen Gruppe. Das Männchen unterscheidet sich 
vom Weibchen schon durch einen viel schwächeren Körperbau, nebstdem aber hauptsächlich 
dadurch, dass bei ihm ein besonderer, aus mehreren Leisten zusammengesetzter Begat- 
tungsapparat zur Entwickelung gelangt, der am siebenten Segmente entweder die Stelle 
des ersten oder der beiden Beinpaare vertritt. Dieses Begattungsorgan steht jedoch 
mit den Genitalöffvungen in kıinem direkten Zusammenhange. Nebstdem ist zuweilen 
(Julus) noch das erste Fusspaar des Männchens zu besonderen Häckchen umgewandelt. 

Der Hoden ist unpaarig und besteht bei der Mehrzahl (Julus, Pelydesmus) 
aus zwei Seitenästen, die in Form einer Leiter durch Queräste mit einander verbunden 
sind. Das hintere Ende ist am breitesten und trägt jederseits 8—9 Hodenblasen. Nach 
vorne zu nähern sich beide Aeste einander, bis sie vollkommen verschmelzen, um sich 
jedoch wieder zu theilen und durch zwei getrennte Genitalöffnungen, die am dritten 
Segmente gelagert sind, nach aussen zu münden. Bei anderen (Glomeris, Polyxenus) 
besteht der Hoden aus einem einfachen Sacke, in den zahlreiche birnförmige Hoden- 
blasen ausmünden. 

Vor jeder Begattung muss das Männchen den Vordertheil seines Körpers spiralig 
zusammenrollen, wobei die Genitalöffaungen in unmittelbare Berührung mit dena Kopula- 
tionsorganen gelaugen. Ja demselben Augenblicke quillt aus jeder Genitalöffnung ein 
Tröpfehen Samenflüssigkeit, die von dem zusammengesetzten Begattungsapparate aufge- 
fangen wird. Bei der Begattung legen sich beide Geschlechter mit ihren Bauflächen 
so aneinander, dass das Weibchen vom Männchen bedeutend überragt wird und dass 
das siebente Segment des Männchens auf das dritte des Weibchens zu liegen kommt, 
und in dieser Lage der Samen in die weiblichen Geschlechtsöffnungen übertragen wird. 

Man sieht hier also eine ähnliche Einrichtung wie bei den Spinnen, bei denen 
die Samenflüssigkeit zuerst durch die löffellörmigen Taster hervorgeholt und erst ver- 
mittelst derselben die Begattung vollführt wird. 

Bei den Kugelasseln (Glomeris) fehlen in der Mitte des Körpers jegliche Be- 
gattungsorgane, dafür baben aber die Männchen zwei überzählige Fusspaare, von denen 
besonders das letzte stark entwickelt ist und gewiss irgendwelche Funkzion bei der Be- 
fruchtung versieht. 

Die Samenfäden sämmtlicher Chilopoden und einiger Diplopoden (Polyxenus, Cras- 
pedosoma) sind fadenförmig, bei den übrigen Diplopoden (Julus, Polydesmtis, Glomeris 
und Verwandten) sind sie sackförmig ohne ein Fadenschwänzchen, und vollkommen 
unbeweglich. A 


13 


Die Entwickelung der Myriopoden ist ziemlich einfach und besteht nur in der 
successiven Zunahme von Körpersegmenten, Fühlergliedern, Augen und Füssen. 

Bei den Chilopoden ist die ursprüngliche Anzahl der Körpersegmente und Fuss- 
paare sehr verschieden. So haben z. B. die Jungen der Gattung Lithobius sieben Fuss- 
paare, der Gattung Cryptops acht, der Gattung Geophilus in der Regel eine viel grössere 
und bei den einzelnen Arten unbestimmte Anzahl von Fusspaaren. 

Viel regelmässiger ist der Entwickelungsgang bei den Diplopoden. Etwa nach 
fünfzehn Tagen entwickeln sich aus den schmutzig gelben Eiern, die das Weibchen 
gruppenweise in lockeren Boden gelegt hatte, Junge, die nach Fabre’s Beobachtungen 
bei Julus aterrimus von nierenförmiger Gestalt und vollkommen fusslos sind. 

Nach kurzer Zeit fangen sie an sich in Segmente zu theilen und nach Ablauf 
von sieben oder acht Tagen wird die Schale gesprengt, und es kriecht aus derselben ein 
Junges mit sieben Körpersegmenten, jedoch mit nur drei Fusspaaren hervor. Es sind 
diess die drei Brustgliedmassen der Insekten und die ersten drei Fusspaare der ent- 
wickelten Tausendfüssler. Zu dieser Zeit sind auch die Fühler sehr kurz, bloss vier- 
gliedrig, und im Vergleich zum Körper sehr diek; auch die Augen sind bloss durch 
unbedeutende Spuren angedeutet... Bald nach der Geburt wird auf dem sechsten Se- 
gmente ein rother Punkt bemerkbar, der an keinem folgenden Segmente fehlt. Es 
sind diess die oben erwähnten Wehrdrüsen (foramina repugnatoria), in denen eine übel- 
riechende Flüssigkeit ausgeschieden wird. 

Zwischen dem sechsten und dem letzten Segmente entwickeln sich neue Se- 
gmente, während zu gleicher Zeit das fünfte und sechste Segment Füsse bekommt, die 
schon früher durch zwei Paare kleiner Warzen an jedem Doppelsegmente angedeutet 
waren. Zu derselben Zeit werden auch die Fühler siebengliederig und ihr Wachsthum 
erlangt dadurch seinen Abschluss. Nun entwickeln sich immer neue fusslose Segmente 
und zwar immer zwischen dem vorletzten und dem Analsegmente, während zugl-ich die 
fusslosen älteren Segmente Füsse bekommen. Erst nach vollkommener Entwickelung 
häutet sich das Thier zum zweitenmale (das erstemale beim Hervorkriechen aus der 
puppenförmigen Hülle), und es bleiben nur die zwei letzten Körpersegmente ohne Füsse. 
Zugleich erreichen auch die Augen ihre volle Anzahl und beim Männchen erscheint nach 
dieser Häutnng das zusammengesetzte Kopulationsorgan des siebenten Segmentes. 

Dass sich die Myriopoden vor jeder Neubildung der Füsse häuten sollten, wie 
Savi und de Geer angibt, scheint unwahrscheinlich zu sein, und widerspricht den genauen 
Beobachtungen Fabre’s, nach denen bloss eine zweifache Häutung stattfindet: 1. Bei der 
Geburt aus der ersten puppenförmigeu Hülle; 2. beim Uebergange in das geschlechtliche 
Stadium. 

Mit der Gattung Julus stimmen auch die übrigen Gattungen der Diplopoden 
überein. Bei allen haben die Jungen unmittelbar nach der Geburt eine geringere An- 
zahl Leibessegmente, Fühlerglieder und Augen als im vollkommen ausgebildeten Zustande 
und zuerst immer nur drei Fusspaare. Nur in der Art des Eierlegens unterscheiden 
sich die Kugelasseln (Glomeris) von den übrigen darin, dass ein jedes Ei von einer 
besonderen, aus vegetabilischen Stoffen zusammengesetzten Kugel gebildet ist, die dem neu 
geborenen Individuum Schutz und Nahrung gewähren soll. 


I. Ordnung. Chilopoda. 


Körper langgestreckt, bandförmig zusammengedrückt, mit zahlreichen hornartigen 
Segmenten, von denen ein jedes bloss mit einem Fusspaare versehen ist. 

Am Körper unterscheidet man zwei von einander deutlich geschiedene Theile: 
1. Einen frei abgesetzten Kopf, der mit dem übrigen Körper in einer Ebene liegt, und 
2, einen vielgliederigen Hinterleib, an dem Brust- und Hinterleibssegmente nicht verschieden 
sind. Unter dem Stirnrande des flachen Kopfes sind zwei meist borstenförmige, wenigstens 
vierzehngliederige Fühler eingelenkt, und hinter diesen stehen die bei unseren einhei- 
mischen Arten stets einfachen Augen, die aber auch bei manchen Gattungen vollkommen 
fehlen. Auf der Unterseite des Kopfes liegen unter der wenig entwickelten Oberlippe 
die drei eigentlichen Kieferpaare, die von unten her von den Fangarmen — einer Art 
Unterlippe — bedeckt werden. Diese Fangarme — das sogenannte vierte Kieferpaar 
der Chilopoden — entstanden durch Umwandlung des ersten Brustfusspaares und dienen 
sowohl zum Ergreifen als auch zum Tödten der Beute. Sie sind durchbohrt und stehen 
mit einer Giftdrüsse in Verbindung. Bloss das erste Kieferpaar, das mit zahlreichen 
scharfen Zähnen besetzt ist, dient zum Zerkleinern der Nahrung. 

Das zweite und dritte Kieferpaar ist meist von zarter Struktur, sehr oft häutig; 
beide verrichten die Funkzion von Tastorganen. 

Der übrige Körper, an dem der Anlage nach ein dreigliederiger Thorax — (das 
erste Thoraxsegment, das die Fangarme trägt, ist oft unentwickelt und mit dem Kopfe 
eng verbunden) — und ein vielgliederiges Abdomen unterschieden werden muss, besteht 
aus Segmenten, die entweder sämmtlich, oder abwechselnd gleich sind und einander 
dachziegelförmig decken. 

Die einzelnen Segmente bestehen aus einem wenig gewölbten Rückenschilde 
und einem flachen, oft gefurchten Bauchschilde, die mit einander durch eine fügsame 
Membran verbunden sind, in der sowohl die Füsse eingelenkt, als auch die Stigmen 
angebracht sind. Nur die Schilde der hintersten Segmente sind zuweilen fester mit ein- 
ander verbunden. ® 

Die Füsse sind sechs- bis siebengliederig, aus fast vollkommen gleichen Se- 
gmenten zusammengesetzt und mit einer ein- oder zweigliederigen Sohle versehen, die 
entweder mit einem einfachen oder doppelten Nagel endet. In der Form stimmen sämmt- 
liche Fusspaare überein, bis auf das letzte Fusspaar, die sogenannten Schleppbeine, die 
meist viel stärker und zuweilen auch abweichend entwickelt zu sein pflegen, und gute 
Merkmale zur Unterscheidung von Arten abgeben. 

Die Zahl der Fusspaare richtet sich nach der Zahl der entwickelten Bauch- 
platten, die Zahl der Stigmen ist oft viel kleiner als die Zahl der Segmente (Lithobius, 
Cryptops), stimmt aber zuweilen mit dieser überein (Geophilus). 

Die Geschlechtsöffnung liegt, wie bei den Insekten an den hintersten Segmenten. 
Die Männchen haben keine Begattungsorgane ; eine direkte Begattung ist bis zur Zeit 
auch noch nicht beobachtet worden. 


15 


Aus dieser Gruppe sind aus Böhmen vier Gattungen bekannt: Lithobius, 
Scolopendrella, Cryptops und Geophilus, die sämmtlich zur Familie der Scolopendriden 
gezählt werden, auf welche sich auch unsere Charakteristik ausschliesslich bezieht. 


1. Gattung Lithobius Leach. 
(Fig. 7.) 


Der Körper besteht ausser dem Kopfe aus siebenzehn Segmenten, deren Rücken- 
schilder ungleich entwickelt sind, so dass das erste, dritte, fünfte, siebente, zehnte, 
zwölfte und vierzehnte Rückenschild viel schmäler erscheint als die übrigen; die Bauch- 
schilder sämmtlicher Segmente sind jedoch gleich. Fünfzehn Fusspaare, 
von denen das letzte — die sogenannten Schleppbeine — viel ent- Fig. 7. 
wickelter sind als die übrigen. Fühler vielgliederig (40 und mehr), lang 
und borstenförmig, mit unbestimmter, durch das Alter veränderlichen 
Gliederzahl. 

Zahlreiche Augen zu beiden Seiten des Kopfes in Gruppen 
vereinigt. Die Oberlippe ist frei, in der Mitte tief ausgeschnitten, ge- 
zähnt mit fein bewimperten Seitenrändern. 

Die ersten Kiefer (Fig. 2, I. Seite 6) sind schlank und mit starken 
Zähnen versehen, die nach innen zu in einen bewimperten Lappen über- 
gehen; hinter den grossen Zähnen steht ein Kranz aus steifen Borsten., 

Die zweiten Kiefer (Fig. 2, II) haben eine einfache in- 
nere und eine zweigliederige äussere Lade, die nach aussen stark ge- 
wölbt ist und am Innenrande zahlreiche gefiederte Härchen trägt. 

Die dritten Kiefer (Fig. 2, III) sind tasterförmig, dreigliederig 
mit stark behaartem und mit einer scharfen Klaue versehenem End- 
gliede. Ihre Basaltheile sind unter einander verwachsen. 

Die Unterlippe (Fig. 2, IV) hat ein frei entwickeltes Lithobius forfi- 
Rückenschild — das dem ersten Thoraxsegmente entspricht. Es ist catus, 
dies das umgewandelte erste Brustfusspaar, das aus einer vorn gezähnten Mittelplatte 
und aus stark gebogenen viergliederigen, mit einer grossen Klaue endenden Fang- 
armen besteht. 

Die Füsse (Fig. 8) sind siebengliederig, ihre Glieder mit 
Dornen besetzt und mit einer zweigliederigen, in eine Klaue aus- 
laufenden Sohle versehen. Die Hüften der letzten vier Fusspaare 
sind an der Innenseite mit einer Furche versehen, in der mehrere ) 
Oefinungen von ungewisser Bestimmung sich befinden. 

Bloss sieben Stigmenpaare, die am zweiten, vierten, sechsten, 
neunten, eilften, dreizehnten und fünfzehnten Segmente angebracht 
sind. Die Geschlechter werden nach den warzenartigeu Anhängen 
des letzten Segmentes unterschieden. Bei den Männchen sind sie 
klein, zweigliederig und vollkommen glatt. Bei den Weibchen sind 
sie viel grösser, dreigliederig; ihr Basalglied mit zwei Zähnen und 
ihr Endglied mit einer doppelten Kralle versehen. 

Die einzelnen Arten dieser in Ganzen überaus einförmigen Tithobius — hinte- 
Gattung werden nach der Form des Kopfschildes und der Rücken- res Körperende des 
schilder, sowie nach der Anzahl der Augen, der Form der Schlepp- Weibchens. 
beine und der Genitalwarzen unterschieden. 

Die Länge und Gliederzahl der Fühler giebt ein sehr unsicheres Merkmal zur 
Unterscheidung von Arten ab, da sogar an den Fühlern eines und desselben Individuums 
eine Differenz von 12 Segmenten auftreten kann. Aus dieser Gattung sind bisher drei 
Arten aus Böhmen bekannt: 


16 


1. Die Scherenbandassel. — Stono2ka Skvorovä. — Lithobius forfi- 
catus Leach (Fig. 7). 
(Scolopendra forficata Linne.) 


Der Kopf etwas viereckig, abgerundet, nach vorne zu schmäler und am Vorder- 
rande seicht ausgeschnitten; er ist fast so lang als breit und sein Stirntheil durch eine 
feine, jedoch deutliche Naht vom übrigen Kopfe abgegrenzt. 

Fühler borstenförmig, oft vierzig- und mehrgliederig, ziemlich ztark behaart, mit 
am Grunde viel stärkeren Segmenten. 

Augen bis dreissig fünf an der Zahl, in fünf bis acht Querreihen zusammengestellt. 

Die Platte der Unterlippe am Vorderrande bei erwachsenen Individuen mit 
zwölf bis vierzehn Zähnen versehen, an ihrer Oberfläche mit zahlreichen steifen Haaren 
und eingedrückten Punkten besetzt. 

Die ersten vier kleineren Rückenschilder mit stumpfen, die übrigen, nämlich: 
das zehnte, zwölfte und vierzehnte, mit scharfen, in einen Zahn auslaufenden Seitenecken. 

Die Schleppbeine nicht viel entwickelter als die übrigen Beine, mit einfacher 
Endklaue. 

Körperlänge 25—27 mm. Der Körper kastanienbraun, glänzend, die Füsse 
und die Bauchplatten etwas heller. 

Die grösste und häufigste Art, die überall unter Steinen, trockenem Laube und 
faulendem Holze gefunden wird, die sehr geschickt nach vorn und rückwärts lauft und 
sich von Insekten verschiedener Art ernährt. 

(Prag ; Jung-Bunzlau (St.); Böhmisches Mittelgebirge; Böhmisch-mährisches Ge- 
birge; Böhmerwald (F) ete. *) 


2. Die gemeine Bandassel. — Stonozka obecna. — Lithobius com- 
munis K. Koch. 


Der Kopf abgerundet, nach vorn etwas schmäler, mit nur sehr seicht ausge- 
buchtetem Vorderrande und einer deutlichen Stirnfarche. 

Fühler von der halben Körperlänge oder kürzer, mehr oder weniger bebaart, 
‘zuweilen fast kahl, fünfundzwanzig- bis siebenundvierziggliederig, mit sehr schwan- 
kender Gliederzahl. Ihr Endglied eiförmig von der Länge der zwei vorletzten. Augen 
zehn bis zwölf jederseits. 

Die Platte der Unterlippe am Vorderrande mit vier Zähnen, an ihrer Ober- 
fläche behaart. 

Die ersten vier Körpersegmente merklich schmäler als die folgenden, so dass 
der Körper hinter dem Kopfe wie zusammengeschnürt erscheint. Die sämmtlichen kleinen 
Rückenschilder mit stumpfen Seitenecken. 

Die Schleppbeine mehr oder weniger behaart, nicht viel stärker als die vorderen. 
Ihre Glieder sind cylindrisch und das Endglied mit einer doppelten Klaue versehen. 

Länge 13 mm.; Körper gelblichbraun, zuweilen fast braun, stets mit einem 
dunkleren Rückenstreifen. Die Füsse, Fühler und die Bauchfläche sind immer etwas heller, 

Eine besonders in Wäldern unter Steinen, Laub, Moos, unter Schwämmen etc. 
sehr gewöhnliche Art, 

(Prag; Mittelgebirge; Böhm.-mähr. Gebirge ; Täbor; Böhmerwald (F.), Pilsen etc. 


*) Die in den Klammern eingeschlossenen Buchstaben sind Abkürzungen der Namen derje- 
nigen Herren, die das betreffende Thier in der bezeichneten Gegend gefunden hatten und 
deren Namen in der Einleitung dankbar Erwähnung geschah. 


17 


3, Die veränderliche Bandassel. — Stonozka prom£nliva. — Lithobius 
variegatus, K. Koch. 
(L. mutabilis Ludw. Koch.) 


Der Kopf abgerundet, vorn sehr seicht ausgeschweift, mit einer fast unmerk- 
lichen Stirnfurche. 

Fühler vierzig und mehrgliederig, stark behaart. 

Augen etwa zu zehn jederseits. 

Die Platte der Unterlippe am Vorderrande vierzähnig, mehr oder weniger behaart. 

Die vordersten Körpersegmente etwas schwächer als die folgenden, so dass der 
Körper hinter dem Kopfe wie zusammengezogen erscheint. 

Die sämmtlichen kleinen Rückenschilder mit stumpfen Seitenecken. 

Die Schleppbeine vielstärker als die übrigen, ihr drittletztes Segment oben 
an der Innenseite mit einer tiefen Längsfurche versehen. 

Körperlänge 10 mm.; die Oberseite des Körpers braun, wie bestaubt; die Unter- 
seite und die Füsse stets heller. 

Selten. Ich bekam bloss drei Männchen: je eins aus Sobotka (J. N.), Jung- 
Bunzlau (St.) und Kr& bei Prag. 


2. Gattung. Scolopendrella Gervais. 


(Fig. 9.) 


Der Körper flach gedrückt, dreiundzwanziggliederig; bloss fünfzehn Segmente 
mit entwickelten Rückenplatten, und nur zwölf mit Füssen versehen, da dem fünften, 
achten und dem letzten entwickelten Segmente die Füsse fehlen. Die fusstragenden 
Segmente haben eine viereckige, durch eine Längsfurche in zwei Hälften getheilte Bauch- 
platte; die Bauchplatten der übrigen Segmente sind quer länglich, ohne Mittelfurche und 
stehen zu beiden Seiten mit kleinen dreieckigen Platten in Verbindung. 

Die Fühler sind lang, rosenkranzförmig, dreissig- bis zweiunvierziggliederig, 
mit kelch- oder spindelförmigen Segmenten. 

Dicht hinter den Fühlern liegt jederseits ein kleines Auge. Fig. 9, 
Die Kiefer sind beissend, und bestehen nach A. Menge aus zwei Paaren: 

Die ersten Kiefer („Oberkiefer*) sind schwach, länglich, 
mässig gebogen und an der Kaufläche mit vier Haupt- und fünf Neben- 
zähnen versehen. 

Die zweiten Kiefer („Unterkiefer“) bestehen aus einem läng- 
lichen Grundstücke und zwei einfachen Laden, deren Innenrad mit 
borstenförmigen Zähnchen besetzt ist. 

Das dritte Kieferpaar („Unterlippe*) bildet eine längliche, 
durch eine Längsfurche in zwei Hälften getheilte Platte, die den Mund 
von unten bedeckt und an dem etwas abgerundeten Vorderrande jeder- 
seits mit drei Zähnchen und zwei feinen Borsten besetzt ist. 

Die Füsse sind schwach, das erste Paar dreigliederig, die übrigen 
etwas stärker als das erste und viergliederig, alle mit einer doppelten 
Endklaue versehen. An allen fusstragenden Segmenten befinden sich 
auf der Bauchplatte konische, dicht behaarte, mit einer Endklaue verse- 
hene Anfänge, deren Bestimmung nicht näher bekannt ist; und dicht 
neben diesen je eine gekörnte dichte Fläche, die nach A. Menge’s scolopendrella 
Meinung eine Ansatzstelle für Muskeln ist. immaculata New- 

Das letzte Segment trägt zwei grössere, zapfenartige Anhängsel, Port, vergrössert. 
in welchen eigenthümliche Drüsen ausmünden, deren Saft wahrscheinlich 


2 


18 


zum Befestigen der Eier dient. An der Unterseite desselben Segmentes liegt der durch 
eine Platte zugedeckte After. 
Von dieser sonderbaren Gattung ist aus Böhmen bloss eine Art bekant: 


4. Die zweiäugige Bandassel. — Stono2ka dvouokä. — Scolopendrella 
immaculata, Newport. 


Der Kopf herzförmig, im Ganzen etwas länger als breit, an dem Hintertheile 
in der Mitte ein wenig eingedrückt und ganz mit feinen Härchen besetzt. 
Fühler 30—40gliederig mit dicken spindelförmigen Segmenten. Die dem Kopfe 
nächsten Fühlersegmente sind mehr breit als lang, bei den folgenden sind beide Dimen- 
sionen fast gleich; das letzte ist abgerundet. Jedes Segment trägt um die Mitte einen 
Kranz feiner Haare; die Anzahl derselben ist mit dem Alter veränderlich. 
Der Rückenschild des ersten Körpersegmentes ist etwas enger als die folgenden, 
so dass der Kopf vom übrigen Körper deutlich abgesetzt erscheint. Die Rückenschilder _ 
der übrigen Segmente sind an ihrem Hinterrande seicht ausgeschnitten, und haben 
sämmtlich abgerundete Seitenecken. Dadurch unterscheidet sich diese Art von Scolo- 
pendrella notocantha Gervais, bei der die Rückenschilder hinten tief ausgebuchtet und 
die Seitenecken in einen scharfen Zahn verlängert sind. 
Der letzte Rückenschild hat die Form eines nach hinten verschmälerten Tra- 
pezes und ist am Hinterrande seicht ausgeschnitten. Seine zwei konischen zapfenartigen 
Anhänge sind dicht behaart nnd mit zwei Borsten versehen. 
Länge etwa 7 mm.; der ganze Körper weiss, sehr weich und dicht mit 
Haaren besetzt. 
Diese Art wird wohl durch ganz Böhmen verbreitet sein, wird aber überall 
nur sehr spärlich angetroffen. Feuchte, humusreiche Erde, feuchtes Moos oder abgefal- 
lenes halb verwestes Laub sind seine Lebensbedingungen. Wird das Thier verfolgt, so 
kann es sowohl vorn als rückwärts laufen und sich auf einem feinen Spinnfaden herab- 
lassen, der aus den konischen Anhängen des letzten Segmentes abgeschieden wird. 
Ich fieng bloss zwei Exemplare in einem Walde bei Ridan und bekam überdies 
drei Exemplare von H. B. Hellich aus dem Riesengebirge. 
Wahrscheinlich ist es, dass auch die zweite Art dieser Gattung sich in Böhmen 
findet, mir ist es jedoch nicht geglückt derselben habhaft zu werden. 


3. Gattung. Cryptops, Leach. 
(Fig. 10.) 


Der Körper einundzwanziggliederig, — das Segment des vierten Kieferpaares 
(Unterlippe) nicht eingerechnet, da dessen Rückenplatte nicht zur Entwickelung gelangt, — 
versehen mit einundzwanzig Fussparen, von denen das letzte, die sogenannten Schlepp- 
beine, viel entwickelter sind als die übrigen. Die Rückenschilder sämmtlicher Segmente 
sind bis auf das etwas kleinere zweite gleich und decken sich dachziegelförmig. 

Die Fühler borstenförmig, siebenzehngliederig. Die Augen fehlen. 

Die Oberlippe frei, in der Mitte ausgeschnitten, seitlich bewimpert und in der 
Mitte mit drei Zähnen versehen. 

Die ersten Kiefer mit schlankem, gebogenem Grundstücke und mit löflelförmig 
ausgehöhltem Vordertheile, der mit vier stufenweise kleineren Zähnen und mit einem be- 


wimperten Innenlappen versehen ist. Ihr Aussenrand ist von einem Kranze borstenförmiger 
Zähnchen umgeben. 


19 


Die zweiten Kiefer sind häutig und Fig. 10. 
ihrer Form nach denen der Gattung Lithobius 
sehr ähnlich; das Endglied der äusseren Laden 
ist stark bewimpert. 

Die dritten Kiefer sind mit ihren Grund- 
stücken zusammengewachsen, so dass eine enge 
nach vorn deutlich ausgeschweifte Mittelplatte 
entsteht, an der tasterförmige Laden entwickelt 
sind. Diese sind dreigliederig mit nach innen 
stark behaartem Endgliede, das an der Spitze 
eine gebogene Kralle trägt. 

Die Fangarme („Unterlippe“) ohne einen . 
entwickelten Rückenschild; ihre Mittelplatte vorn 
seicht ausgeschnitten, nicht gezähnt. 

Die Füsse fiünfgliederig — das vor- 
letzte Fusspaar sechsgliederig. Die Schleppbeine 
stark entwickelt, fünfgliederig mit dornen- 
losen Hüftgliedern. Durch das Fehlen der ryptops ochraceus, K. Koch. a. Ein Thier 
Dornen an den Hüftgliedern der Schleppbeine, 1" natürlicher Grösse. b. Das hintere Körper- 

& .. ende stark vergrössert, n. das letzte gewöhn- 
sowie durch den Mangel der Augen unterschei- Jiche Fusspaar; o. die Schleppbeine; 1-5 
det sich Cryptops von Scolopendra, bei der die ihr erstes bis fünftes Glied. 
Hüften der Schleppbeine gedornt sind und zu 
jeder Seite vier Augeu sich vorfinden, 

Die Arten werden hauptsächlich nach der Form der einzelnen Glieder der Schlepp- 
beine unterschieden. Aus Böhmen ist bisher bloss eine einzige Art bekannt: 


5. Die blinde Bandassel. — StonoZka slepa. — Cryptops ochraceus 
K. Koch. 


(C. Savignyi, Leach?) 


Der Kopf abgerundet, nach vorn etwas zusammengezogen, glatt. Die Fühler 
etwa das vierte Körpersegment erreichend, schnurförmig, nach dem Ende zu merklich 
an Dicke abnehmend. 

Die Rückenschilder mit abgerundeten Seitenecken ; das erste mit einem einge- 
drückten Punkte, das zweite glatt, die übrigen in der Jugend mit sechs, erwachsen aber bloss 
mit vier oder zwei Längsfurchen. Die Bauchplatten mit zwei sich kreuzenden Furchen. 

Das letzte Körpersegment fast fünfeckig, mit zwei deutlichen Furchen, nach 
hinten in einen kleinen stumpfen Zahn zusammengezogen, an dessen Seiten die Schlepp- 
beine eingelenkt sind. Ihre zwei ersten Segmente sind fast gleich lang und stark, auf 
der Innenseite in eine scharfe, sehr seicht gezähnte Kante zusammengezogen und mit 
scharfen Borstenhaaren besetzt, 

Das dritte Segment etwa von halber Länge des zweiten, auf der Innenseite ge- 
wöhnlich mit acht Zähnen versehen; das vierte Segment kürzer als das dritte mit vier 
Zähnen. Das letzte schlank, länger als das dritte mit einer entwickelten Endklaue: 
dieses hat das Vermögen sich nach Art einer Messerklinge gegen die vorderen Glieder 
zu legen. 

Länge 30 mm., Farbe orangegelb. 

Die Verbreitung dieser Art ist eine allgemeine ; sie wird aber selten an einem 
Orte zahlreich angetroffen, wie z. B. im Scharkathal bei Prag, wo sie an den feuchten 
Felsen des Dzbän, besonders nach einem Regen massenhaft auftritt, während sie in 
trockener Jahreszeit kaum zu finden ist, da sie sich tiefer in die Erde, in Felsritzen 
ete. verkriecht. 

9* 


DM 


20 


Mir ist sie aus folgenden Gegenden bekannt: 

Umgegend von Prag (Kr&; Cibulka; Kuchelbad; Scharkathal). Pribyslau (Böhm. - 
mähr. Geb.); Böhmerwald (H.); Berg-Reichenstein (Seda) etc. ; überall erfordert sie einen 
feachten, humösen Boden. 


4. Gattung. Geophilus, Leach. 


(Fig. 11.) 


Der Körper schmal bandförmig, vielgliederig, mit scheinbar abwechselnd ent- 
wickelten und unentwickelten Segmenten, von denen jedoch nur die vollkommenen Se- 
gmente mit entwickelter Bauchplatte; die Fuss- und Stigmenpaare in derselben Anzalıl, 
wie die Bauchplatten. 

Die Fühler fadenförmig, vierzehngliederig; die Augen fehlen hier wie,bei der 
vorigen Gattung vollkommen und die schwarzen Punkte, die bei manchen Arten (G. fer- 
rugineus) für solche zuweilen gehalten werden, sind nichts anderes, als durchscheinende 
schwarze Gelenke der Fangarme. 

Unter einer freien Oberlippe liest das erste Kieferpaar. Die Kiefer (Fig. 11., 
I. a, b) sind sehr schwach, mit einem schlanken, gebogenen Gelenkstücke. Ihre Kau- 
fläche ist ringsum mit feinen nach Innen zu in feine Härchen übergehenden Zähnen besetzt. 

Die zweiten Kiefer (Fig. 11., B I.) sind häutig, mit einer einfachen inneren 
und einer zweigliederigen äusseren Lade; sowohl die inneren, als auch die Endglieder 
der äusseren Laden sind regelmässig mit Borstenhaaren besetzt. 

An der Aussenseite trägt zuweilen sowohl das Basalglied als auch das Verbin- 
dungsglied der äusseren Laden mehr oder weniger entwickelte, stark behaarte zungen- 
förmige Lappen. 

Die dritten Kiefer (Fig. 11., BIN.) mit verwachsenen Grundstücken und einer 
dreigliederigen tasterföürmigen Lade, die am Ende stark behaart und mit einer starken 
Kralle versehen ist. 

Die Unterlippe (Fig. 11., IV.) mit ausgebildetem Rückenschilde. Ihre Mittel- 
platte ist entweder vorne ausgeschnitten oder mit zwei Zähnen versehen. Die beweglichen 
Seitenarme stark, viergliederig; ihr Endglied in eine starke Kralle verlängert, an deren 
Basis an der Innenseite zuweilen noch ein mehr oder weniger entwickelter Zahn ausge- 
bildet ist. 

Die Füsse schwach, sechsgliederig, mit einem einfachen Nagel versehen. Die 
Schleppbeine in der Regel nur wenig stärker als die übrigen, siebengliederig, mit oder 
ohne Nagel. An den Hüftengliedern der Schleppbeine liegen entweder viele kleinere oder 
einige grössere Oefinungen (Fig. 11. D, d), aus denen eine an der Luft in einen Spinn- 
faden erhärternde Flüssigkeit hervorquillt, die nach Fabre’s Beobachtungen besonders zur 
Befestigung der Spermatoforen dient. Diese Oefinungen sind von der letzten Bauchplatte 
entweder vollkommen zugedeckt, oder sie sind theilweise oder vollkommen frei. 

Die Form Jieser letzten Bauchplatte, ihre Beziehung zu den Oeffnungen an 
den Hüften der Schleppbeine, so wie das Vorhandensein oder Fehlen der Endklaue der 
Schleppbeine geben gute Merkmale zur Unterscheidung der Arten in dieser im übrigen 
so gleichförmig gebauten Gattung. Die Geschlechter werden nach der Anzahl der Ge- 
nitallappen (zwei bei dem Weibchen, drei bei dem Männchen) unterschieden. 

Die Zersplitterung dieser Gattung in mehrere Untergattungen, wie diess in 
neuerer Zeit zur Mode ward, scheint mir deshalb nicht gerechtfertigt, weil dabei meist 
solche Merkmale den Ausschlag geben, die in anderen Gruppen kaum zur Unterscheidung 
von Arten dienen würden. Auch sind die Arten dieser Gattung durch mangelhafte Be- 
schreibung sehr unsicher, denn oft passen mehrere Beschreibungen auf eine und dieselbe 
Art, oder besser gesagt, es passt manche Beschreibung fast auf alle Arten. Oft wurden auch 
verschiedene Geschlechter einer Art für zwei Arten gehalten und beschrieben. 


21 


Fig. 11. 


et 


ur 


= SEGEET E 


Gevphilus longicornis. A Ein vergrössertes Individuum. 2 Der Kopf von unten nach Abnahme 

der Fangarme. II. Das zweite Kieferpaar. III. Das dritte Kieferpaar. a I, d I. Die Oberkiefer 

IV. Das vierte Kieferpaar (Unterlippe). € Ein Körpersegment von unten. D Hinteres Körperende 

vom Weibchen stark vergrössert; d Die Hüftenöffnungen der Schleppbeine, hier von der letzten 
Bauchplatte bedeckt. 


In ihrer Lebensweise stimmen die Geophilen mit den vorigen Arten überein. 
Sie leben sämmtlich vom Raube und halten sich meist in feuchten dunklen Orten auf. 

Aus Böhmen sind bisher mit Sicherheit fünf Arten bekannt. Einige, die: ich 
schon früher nach den Sammlungen des böhmischen Museums in Prag als böhmische 
Arten anführte, sind insofern noch unsicher, als es mir bisher noch nicht geglückt ist 
derselben habhaft zu werden. 


6. Die leuchtende Fadenassel. — Stonozka svitiva.. — Geophilus 
electricus. L. 


Der Körper bandförmig, vorne sehr wenig, nach hinten bedeutend verschmälert, 
67—70 gliederig. blassgelb. 

Der Kopf abgerundet, fast viereckig, nur um sehr wenig länger als breit, vorn 
sehr seicht ausgeschnitten. Die Kopfplatte mit fünf sehr feinen Furchen und mit spär- 
lichen Haaren bedeckt. 

Fühler etwa von dreifacher Kopflänge, mit abnehmend kleineren, dicht und ab- 
stehend behaarten Segmenten. Das Endglied oval, mit zwei seitlichen Eindrücken, oder 
abgestutzt. 

Die ersten Kiefer sehr schwach, fast häutig, löffelförmig, mit zahlreichen ungleich, 
grossen feinen Zähnen, die am Vorderrande in einer Reihe zusammenhgestellt sind, 


22 


Das Basal- und Mittelstück der zweiten Kiefer mit einem mässig grossen, dicht 
bewimperten Seitenlappen. Die Laden mit nur wenigen Borsten besetzt. 

Die dritten Kiefer von gewöhnlicher Gestalt, tasterförmig; ihr letztes Glied 
mit einigen steifen Haaren und einer starken kurzen Endklaue. 

Die Unterlippe mit einer fast dreieckigen Mittelplatte, die nach hinten abgerundet, 
der Länge nach durch eine deutliche Mittelfurche in zwei Hälften geschieden ist und 
am Vorderrande zwei Zähne trägt. 

Die Arme der Unterlippe stark, jedoch den Vorderrand des Kopfes kaum er- 
reichend, ihr Endglied mit einem kleinen Basalzahne und einer starken Endklaue. 

Die Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche. Die 
letzte Bauchplatte breit, mit nach hinten abgerundeten Seitenecken, die spärlichen grossen 
Oefinungen auf den Hüften der Schleppbeine bedeckend. 

Die Schleppbeine im Vergleiche zu den übrigen ziemlich stark, etwa ein und 
ein halb so lang als die übrigen, mit fast gleichen, stärkeren (3) oder schwächeren (9) 
Segmenten, ohne Endklaue. Sämmtliche Segmente sind mit feinen Haaren besetzt. 

In der Umgegend von Prag in feuchter, humöser Erde sehr verbreitet; Baum- 
garten, Sarkathal, Cibulka, Kunratic, Karlstein, Gross Benätek etc. 


7. Die langhörnige Fadenassel. — Stono2ka dlouhoroha. — Geophilus 
longicornis, Leach. 
(G. longicornis et hortensis, K. Koch.) 


Der Körper hinter dem Kopfe überall gleich stark, bandförmig, hinten merklich 
zusammengezogen, 54—5ögliederig, gelb, mit orangegelbem ovalem, vorne wenig, aber 
deutlich ausgeschnittenem Kopfschilde, 

Die Fühler etwa viermal so lang als der Kopf, mit verlängerten, stufenweise 
kleineren Segmenten, die zerstreut mit langen Haaren besetzt sind; ihr Endglied oval, 
zuweilen etwas abgestutzt. i 

Die ersten und dritten Kiefer von gewöhnlicher Gestalt; die zweiten Kiefer 
mit mittelgrossen Seitenlappen. 

Die Unterlippe mit grossen, über den Vorderrand des Kopfes ziemlich hervor- 
ragenden Fangarmen und mit ovaler, mit einer Mittelfurche versehenen, vorn ausge- 
schnittenen, doch nicht gezähnten Mittelplatte. 

Die Fangarme stark, an ihrem Innenrande uneben, ihr Endglied mit einem 
kleinen Bazalzahne und einer starken, gebogenen, an der Innenseite fein gezähnten 
Endklaue. 

Die Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche. 

Die letzte Bauchplatte breit, hinten seicht ausgeschnitten mit abgerundeten 
Seitenecken. Die Oefinungen an den Hüften der Schleppbeine gross, theils gedeckt, 
theils frei. 

Die Schleppbeine nach den Geschlechtern mit mehr oder weniger -verdickten 
Gliedern, doch niemals sehr stark, 

Sämmtliche Segmente fast von gleicher Länge und Dicke, die letzten zwei ab- 
nehmend kleiner, das letzte mit einer Endklaue, 

Länge 40 mm. 

In humusreicher Erde zuweilen häufig: Hof des böhm. Museumgebäudes in Prag; 
Radotin; B&chovic; Aussig a. d. E.; Gross-Priesen; 'Turnau (F.), Böhmerwald (H.) 


23 


8. Die orangefarbige Fadenassel. — Stono2ka ruda. — Geophilus fer- 
rugineus, K. Koch. 


Der Körper sehr schmal, vorn unmerklich, hinten ein wenig verengt, 45 —47- 
gliederig, gelb oder orangegelb, mit einem orangegelben, länglicheiförmigen, vorn stumpfen 
und seicht ausgeschnittenen Kopschilde.e Am Hintertheile des Kopfschildes entspringen 
zwei feine Furchen, die sich über sämmtliche Segmente hinziehen. 

Fühler kaum von doppelter Kopflänge, mit kurzen, dicht behaarten Segmenten ; 
ihr Endglied eiförmig, mit zwei seitlichen Vertiefungen. 


Die ersten und dritten Kiefer gewöhnlich; die zweiten Kiefer mit grossen, dicht 
behaarten Seitenlappen. Ihre Laden mit nur spärlichen Borstenhaaren. 


Die Unterlippe mit länglicher Mittelplatte, die durch eine Längsfurche in zwei 
Hälften zerfällt, an deren Vorderrande zwei grosse braune Zähne entwickelt sind. Die 
Fangarme schlank, den Kopf ziemlich überragend: ihre sämmtlichen Glieder an der 
Innenseite gezähnt und hie und da mit Borstenhaaren besetzt. Die Endklaue stark, an 
der Basis mit einem starken braunen Zahne. Dunkelbraune Flecke zeigen sich auch an 
den Gelenken zwischen der Mittelplatte und den Fangarmen, die durch die Kopfplatte 
durchscheinen und den Eindruck verursachen, als wäre hier jederseits ein einfaches 
Auge entwickelt. 

Sämmtliche Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche. 

Die letzte Bauchplatte schmal. Die Hüftenglieder der Schleppbeine stark auf- 
geblasen, jedes mit etwa dreissig kleinen Oefinungen versehen. 

Die Schleppbeine kaum stärker als die übrigen mit sehr kurzem zweiten Se- 
gmente; die übrigen Segmente sind stufenweise grösser, das letzte mit starker, gebogener 
Endklaue. 

Länge 35 mm. 

Ziemlich verbreitet, doch nirgends häufig: Zävist, Bechovic, Celakovic; Sobotka 
(J. N.), Pfibyslau; St. Benigna ; Schüttenhofen (F.) 


9. Die kleinköpfige Fadenassel. — StonoZka drobnohlava. — Geo- 
philus acuminatus, Leach. 


(Scolioplanes acuminatus Meinert non Geophilus acuminatus 
K. Koch.) 


Der Körper spindelförmig, vorne beträchtlich schwächer als hinten, orangegelb 
oder gelb, bis vierziggliederig. Der Kopf sehr klein, abgerundet, ein wenig breiter als 
lang, stark gewölbt, glänzend. Der Stirntheil durch eine quere Naht vom Scheittel 
abgesetzt. 

Die Fühler sehr kurz, etwa von dreifacher Kopflänge, mit annähernd gleichen 
behaarten Segmenten und einem von zwei Seiten eingedrückten Endgliede. 

Die ersten und dritten Kiefer von gewöhnlicher Form; die zweiten Kiefer 
häutig, ohne zungenförmige Seitenlappen. 

Die Unterlippe mit kurzer und breiter, vorn ausgeschnittener Mittelplatte,; die 
Fangarme den Vorderrand des Kopfes kaum erreichend, mit einer starken Endklaue, an 
deren Basis ein mächtiger Zahn entwickelt ist. 

Die Rückenschilder stark gewölbt, glänzend, ohne die üblichen zwei Längsfurchen. 
Die Bauchschilder mit ausgebildeter Mittelfurche und zwei deutlichen Seitenfurchen. 

Die letzte Bauchplatte schmal, dreieckig, die Hüften der Schleppbeine nicht 
bedeckend. Die Oefinungen an denselben klein, etwa zwölf jederseits, frei. 

Die Schleppbeine nach den Geschlechtern mehr oder weniger dick, mit annä- 


24 


hernd gleichen Segmenten; ihr Endglied ist am kleinsten, kegelförmig und mit einer 
feinen Endklaue versehen. 

Länge 23 mm. 

Selten: Gross Aupa (H.); Spitzberg (H.). 


10. Die glatte Fadenassel. — Stono2ka hladkä. — Geophilus cras- 
sipes, K. Koch. 


(Geophilus erassipes g et G. acuminatus @ K. Koch. Scolioplanes 
erassipes F. Meinert.) 


Der Körper spindelförmig, vorne beträchtlich schwächer als hinten, fünfzig- bis 
vier und fünfziggliederig, gelblich braun, mit sehr kleinem, fast rundem Kopfe. 

Die Fühler kurz, wie der Kopf kurz behaart, etwa von dreifacher Kopflänge. 

Die ersten und dritten Kiefer gewöhnlich. 

Die zweiten Kiefer häutig ohne die zungenförmigen Seitenanhänge. 

Die Unterlippe mit kurzer und breiter Mittelplatte; diese ist vorne seicht aus- 
geschnitten, mit zwei kleinen Seitenzähnen und einem sehr kleinen Mittelzahne ver- 
sehen. Die Fangarme den Vorderrand des Kopfes kaum erreichend; ihr drittes Segment 
an der Innenseite mit einem kleinen Zahne; ihr Endglied mit langer, schlanker und 
gebogener Endklaue, an deren Basis ein schlanker Zahn entwickelt ist. 

Sämmtliche Rückenplatten vollkommen glatt; die Bauchplatten mit einer deut- 
lichen Mittelfurche. 

Die letzte Bauchplatte schmal, fast dreieckig, die Hüftenöffnungen der Schlepp- 
beine nicht bedeckend. Diese zu sieben an jeder Hüfte, sechs grössere und eine _ 
viel kleinere, sämmtlich unbedeckt. 

Die Schleppbeine beim Männchen dick, mit fast gleich langen. Segmenten und 
einer schwachen Endklaue. Bei den Weibchen sind die Schleppbeine viel schlanker als 
bei den Männchen. 

Länge 55 mm. 

Selten: Kuchelbad; Waldek; Eisenstein (H.) 


- Das erste Brustsegment trägt das erste Fusspaar, das der 


II. Ordnung. Diplopoda, Gervais. 


(Chilognatha Latr.) 


Myriopoden mit ceylindrischem oder halbeylindrischem, im ersten Falle in eine 
Spirale, im zweiten in eine Kugel zusammenrollbarem Körper, deren Thoraxsegmente 
mit einem, die Abdominalsegmente mit je zwei Fusspaaren versehen sind. Die letzten zwei 
Segmente (die Afterklappen nicht eingerechnet) sind fusslos. 

Der Körper besteht aus drei von einander deutlich unterschiedenen Theilen : 
dem Kopfe, einem viergliederigen Thorax und einem vielgliederigen Abdomen. 

Der Kopf liegt nicht wie bei der vorigen Ordnung in der Körperebene, sondern 
bildet mit dieser einen rechten Winkel. Die Fühler, von denen immer nur ein Paar 
entwickelt ist, sind meistens siebengliederig, selten achtgliederig (Polyxenus) mit sehr 
kurzem ersten und letzten Gliede, von denen dieses zuweilen vom vorletzten vollkommen 
eingeschlossen wird. 

Die Augen sind immer einfach (Punktaugen), in meist dreieckigen Gruppen 
(Julus, Craspedosoma) zusammengestellt, oder in Reihen am Kopfrande (Glomeris) grup- 
piert. Manchen Gattungen fehlen sie gänzlich. (Polydesmus, Strongilosoma etc.) 

Zwei Paare von Kiefern, stets ohne Taster. Die ersten Kiefer (Oberkiefer, Man- 
dibulae) (Fig. 12, I) bestehen aus dem eigentlichen Kaustücke, auf dem einige starke 
Hauptzähne und zahlreiche, in Reihen gestellte, nach innen gebogene, kleinere Zähnchen 
entwickelt sind, unter denen meist noch mehrere bewimperte Lappen sich vorfinden; 
das Kaustück steht mit einigen Seitentheilen in Verbindung, die jederseits eine stark 
aufgeblasene Wange bilden und zur Befestigung und leichterer 
Beweglichkeit des eigentlichen Oberkiefers viel beitragen. 

Das zweite Kieferpaar (Fig, 12, II), die sogenannte 
Unterlippe, besteht aus fünf Theilen, die unter einander zu 
einer festen Platte verbunden sind; auf ihrem Vorderrande 
befinden sich mehrere Papillen. 

Die Brust besteht aus vier Segmenten (Fig. 13: 1, 
2, 3, 4); diese sind im Ganzen den Hinterleibssegmenten sehr 
ähnlich, unterscheiden sich aber von diesen wesentlich dadurch, 
dass ein jedes Segment bloss mit einem Fusspaare versehen ist. 


Fig. 12. 


Unterlippe bedeutend genähert erscheint; dieses ist zuweilen 
bei den Männchen einiger Gattungen (Julus) in einen kleinen, 
hackenförmigen, inwendig hohlen Apparat umgewandelt, der 
wahrscheinlich irgend eine Funkzion bei der ziemlich kompli- 
zierten Befruchtung des Weibchens versieht. 

Das zweite Segment trägt das zweite Fusspaar, das Nundtheile von Julus; 1. 
vollkommen den übrigen Füssen gleicht; hinter diesem sind Erster Kiefer; II, Zweites 
an der Stelle des dritten Fusspaares am dritten Segmente bei Kieferpaar. 
beiden Geschlechtern Genitalöffnungen entwickelt (Fig. 13, v.) 


26 


Fig. 13. Das vierte Segment trägt das dritte Fusspaar, so dass 
an der viergliederigen Brust bloss drei Fusspaare zur Ent- 
wickelung gelangen. 

Der Hinterleib besteht aus einer meist grossen Anzahl 
gleicher Segmente, von denen ein jedes durch Verschmelzen 
von zwei einfachen Segmenten entstanden ist. Darauf deuten 
die doppelten Fuss- und Stigmenpaare derselben hin (Fig. 14). 
Jedes Hinterleibssegment besteht aus einem grossen Rücken- 
schilde und zwei kleinen Bauchplatten, die zur Befestigung 
der Füsse dienen. Alle diese Theile verschmelzen entweder 
zu einem soliden Ringe, oder sie sind unter einander frei 
beweglich. 

Zuweilen treten noch freie Pleuralplatten auf (Glomeris). 

Die Rückenschilder der einzelnen Segmente sind beson- 

. ders an ihrer hinteren Hälfte entweder vollkommen glatt 
a ea Je oder der Länge nach gestreift, zuweilen unregelmässig gekörnt 
Fühler; 5. Das Grundstück Oder mit ungleichen Höckern versehen, nicht selten noch zu 
des ersten Kiefers. c. Das beiden Seiten gekielt. 


zweite Kieferpaar. v. Ge- Die Stigmen liegen hart an der Einlenkung der Füsse 
a 9 KR (Fig. 14, st). Früher wurden als Stigmen kleine Oeffnungen an- 
’ tes Leibessegment. gesehen, die vom sechsten Leibessegmente an, entweder an 


allen oder nur an einigen Segmenten entwickelt sind. Es sind 
das die sogenannten Wehrdrüsen, die eine übelriechende Flüs- 
sigkeit absondern und dem Thiere zum Schutze vor seinen 
Verfolgern dienen sollen. 

Die Füsse sind sechs- oder siebengliederig, mit sehr un- 
entwickeltem ersten Gliede; sie sind auf der Bauchseite ent- 
weder dicht neben einander eingelenkt (Julus) oder ihre Hüft- 
glieder sind durch eine ziemlich mächtige Leiste von einander 
Ein Hinterleibssegment von getrennt’ (Polydesmus). Ihre Zahl richtet sich nach der Zahl 
Juin vergrössert, mit zwei der Körpersegmente. Die Genitalöffnungen liegen immer am 

usspaaren und zwei Sti- R 2 p 3 2 F 

gmenpaaren- (st.) dritten Segmente (Fig. 13, v). Bei den Männchen sind noch 

besondere Copulationsorgane entwickelt, die sich entweder am 

siebenten Segmente befinden, wo sie dann entweder die Stelle eines oder der beiden 

Beinpaare dieses Segmentes vertreten, oder sie befinden sich hinter dem letzten Bein- 

paare (Glomeris). 

Diese Ordnung ist in Böhmen durch die Gattungen Julus, Blaniulus, Isobates, 

Craspedosoma, Polydesmus, Strongilosoma, Polyxenus und Glomeris vertreten, die zu vier 
verschiedenen Familien gezählt werden: 


4A. Julina. Der Körper cylindrisch oder ein wenig abgeplattet, 
mit unbeschränkter Gliederzahl; die Bauchplatten mit dem Rücken- 
schilde entweder fest verwachsen oder frei; die Füsse dicht neben 
einander eingelenkt, ohne vorspringende Mittelleiste. 

Die beiden Fusspaare des siebenten Segmentes sind beim 
Männchen in Begattungorgane umgewandelt. 


5. Gattung. Julus, L. 
(Fig. 15.) 
Der Körper eylindrisch, vielgliederig, spiralig einrollbar, 


Fühler nur wenig länger als der Kopf, siebengliederig; ihr erstes und letztes 
Glied am kleinsten, das zweite am längsten. 


Die Oberkiefer bestehen aus einem etwas beweglichen Hauptzahne und einigen 
in einen Bogen gestellten kleineren Zähnen, unter denen vier Reihen feiner Borsten- 
zähne die eigentliche Kaufläche bilden; nach dem Schlunde zu übergeht diese in einen 
grossen oder mehrere kleinere bewimperte Lappen. 

Die Unterlippe mit einer kleinen, weder den Vorder- noch den Hinterrand er- 
reichenden Mittelplatte. An diese legen sich die kleinen inneren und die sehr ent- 
wickelten äusseren Laden, die beide vorn tasterförmige Papillen tragen. ' Sämmtliche 
Theile sind unter einander zu einer festen Platte verbunden. 

Die Augen sind in längliche Gruppen zusammengestellt. 


Fig. 15. 


Julus terrestris, etwas vergrössert. 


Von den Körpersegmenten ist das erste und letzte viel stärker als die 
übrigen entwickelt, vollkommen glatt und das letzte überdies noch gewöhnlich mit einem, 
den After überragenden Dorne versehen. 

Alle übrigen Segmente bestehen aus zwei ungleichen, wenig gewölbten Hälften, 
von denen die erste glatt, die zweite gestreift erscheint. 

Die Fussplatten sind bei den „ersten zwei offenen Segmenten frei, bei den 
übrigen geschlossenen Segmenten mit den Rückenplatten zu einem festen Ringe ver- 
bunden. Die unpaare Afterplatte trägt zuweilen (J. foetidus) noch einen beweglichen Dorn. 

Das erste Fusspaar ist beim Männchen viergliederig und in einen feinen Hacken- 
apparat umgewandelt; beim Weibchen ist es sechsgliederig. 


11. Die gebänderte Schnurassel. — Mnohonozka zihana. — Julus fa- 
sciatus, K. Koch. 


Der Körper dick, vorn deutlich schwächer, fast kahl. 

Der Kopf mit einer deutlichen Stirnfurche und zwei feinen deutlichen Grübchen. 

Die Augen in ovalen, oben gewölbten Gruppen. 

Die Fühler die Breite des Körpers kaum erreichend ; ihre zwei ersten Segmente 
ziemlich kahl, die übrigen dicht behaart. 

Die Seiten des ersten Segmentes deutlich gefurckt, seine Rückenfläche glatt. 

Die beiden Hälften der übrigen Segmente ziemlich gewölbt; die vordere Hälfte 
fein gekörnt, an den Seiten nur wenig gestreift, die hintere Hälfte fast regelmässig und 
fein gefurcht. Die Erhabenheiten und Vertiefungen etwa gleich stark. Der Hinterrand 
der Segmente mit sehr feinen und sehr spärlichen Härchen besetzt. 

Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, in einem Ausschnitte der ersten 
ungefurchten Segmentkälfte gelegen. 

Das letzte Segment vollkommen ohne Furchen, mit einem gekielten End- 
dorne, der die Afterklappen um ein Bedeutendes überragt; dieses ist mehr oder weniger 
lang behaart, mit seiner Spitze sanft nach aufwärts gebogen. 

Die Afterklappen wenig gewölbt, dicht mit Grübchen und Härchen besetzt. 

Die Füsse klein, den Körper nicht überragend. 

Körpersegmente bis 52. 


28 


Länge 40 mm. 

Die Farbe gelblich bis braun; die Seiten und ein Rückenstreifen schwarzbraun. 
Mehr ins Braune ziehend sind auch einige vorderen Körpersegmente, die Stirn, die 
Fühler sowie die zwei letzten Körpersegmente, an denen die Afterklappen gelblich umsäumt 
sind. Die Füsse sind gelblichweiss. 

Die Männchen pflegen viel schwächer und meist viel dunkler gefärbt za sein. 

Diese Art ist zwar ziemlich verbreitet, doch ist sie nirgends häufig zu finden; 
sie liebt einen feuchten humusreichen Boden. 

Umgegend von Prag: Kuchelbad, Kr&, Zävist; Aussig a. d. Elbe; Donnersberg ; 
Jungbunzlau (S.); Valdek; Schüttenhofen (F.); Pribyslau. 


12. Die gestreifte Schnurassel. — Mnohono2ka pruhovana. — Julus 
sabulosus, L. 


(J. bilineatus et sabulosus, K. Koch.) 


Der Körper dick, kahl, vorn und hinten nur wenig verschmälert. 

Der Kopf mit einer mehr oder weniger bemerkbaren Mittelfurche, immer ohne 
Seitengrübchen. 

Die Augen in abgerundeten Gruppen. 

Die Fühler kurz, etwa von der Breite des Kopfes, wenig behaart. 

Das erste Körpersegment oben glatt, an den Seiten mit etwa fünf Furchenstrichen. 

Die vordere Hälfte der übrigen Segmente an ihrem Vorderrande glatt, weiter 
nach hinten unregelmässig, fein und schief gefurcht; die hintere Hälfte ziemlich fein, doch 
nicht vollkommen regelmässig gefurcht; die Vertiefungen ein wenig breiter als die Er- 
habenheiten. 

Die Foramina repugnatoria deutlich, in einem besonderen Ausschnitte der ersten 
Hälfte gelegen, vom Vorderrande der hinteren Hälfte ziemlich entfernt. Diese Ausschnitte 
sind an den vorderen Segmenten etwas stärker, als an den hinteren. 

Das letzte Segment wegen einer feinen Rauheit etwas matt glänzend, mit 
einem ziemlich dicken, abgerundeten Dorne, dessen feine Spitze nach oben gewendet ist. 

Die Afterklappen gewölbt, etwas rauh, an den Rändern dicht und kurz behaart. 

Die Füsse kurz, die Breite des Körpers nicht überragend. 

Körpersegmente 54—55. 

Länge 40 mm. 

Körper schwarzbraun bis schwarz, mit zwei scharfen gelben Rückenstreifen, die 
am sechsten Segmente ihren Ursprung nehmen. 

Die Fühler schwarzbraun, die Füsse gelblich. 

Die Jungen sind schmutzig weiss mit durchscheinenden Wehrdrüsen; ihre hin- 
teren Segmente sind meist dicht und lang behaart, 

In steinigen Laubhölzern hie und da, 

Bei Prag: St. Prokop ; Aussig a. d. E.; Schüttenhofen (F.) 


13. Die gemeine Schnurassel. — Mnohono2ka obecnä. — Julus unili- 
neatus, K. Koch. 


Der Körper eylindrisch, dick und kahl. 

Der Kopf mit deutlicher Stirnfurche und zwei feinen Grübchen. 

Die Augen in länglichen, nach unten abgerundeten, nach oben in einen Winkel 
zusammenlaufenden Gruppen. 

Die Fühler kurz und dick, etwa von der Breite des Kopfes. 


29 


Das erste Körpersegment oben glatt, an den Seiten deutlich gefurcht. 

Die vordere Hälfte der übrigen Segmente vollkommen glatt; die hintere Hälfte 
sehr fein gefurcht, sammtartig. 

Die Foramina repugnatoria sehr fein und wenig deutlich, wie bei J. fasciatus 
genau in einem Ausschnitte der ersten ungefurchten Hälfte gelegen. 

Das letzte Segment kahl, an den Seiten zuweilen mit feinen Streifen ver- 
sehen, mit einem kurzen und dicken, die Afterklappen wenig überragenden Enddorne. 

Die Afterklappen fast kahl, nur an den Rändern fein bewimpert. 

Die Füsse über den Körper nicht hinausreichend. 

Körpersegmente 40—50 — ihre Zahl sehr unbestimmt. 

Länge 35 mm. 

Der Körper schwarzbraun bis schwarz mit einem gelben oder orangegelben 
Rückenstreifen ; die Füsse weisslich oder farblos. 


Auf Kalk und Sandboden sehr gemein; liebt einen mehr trockenen und warmen 
Boden und kriecht selbst bei hellem Sonnenschein auf Wegen und Pflanzen herum. 


2 Bei Prag an trockenen Orten gemein; Weisser Berg; St. Prokop; Särka; Kr; 
Stechovie; Taus; Schüttenhofen (F.); Neu Benätek; Sobotka (J. N.); Donnersberg. 


14. Die Waldschnurassel. — Mnohonozka lesni. — Julus nemorensis. 
K. Koch. 


Der Körper cylindrisch, überall fast gleich stark. 

Der Kopf mit deutlicher Stirnfurche, ohne Seitengrübchen. 

Die Augen bilden ovale Gruppen. 

Die Fühler kurz, ziemlich dick, kaum von der Breite des Kopfes, dicht behaart; 
beim Männchen etwas länger. 

Die Seitentheile des ersten Segmentes dem Körper dicht anliegend, mit un- 
deutlichen Furchenstrichen, ihr Rückentheil glatt. 


Die beiden Hälften der Körpersegmente der Länge nach kaum gewölbt; die 
vordere Hälfte vollkommen glatt, die hintere ziemlich regelmässig, doch weit und fein 
gefurcht, so dass die Erhabenheiten viel breiter sind als die Vertiefungen. 

Die sämmtlichen Segmente sind vollkommen kahl. 

Die Foramina repugnatoria etwas undeutlich, an der Grenze zwischen der vor- 
deren und hinteren Hälfte der Körpersegmente, doch etwas mehr, in einem zwar sehr 
kleinen, doch deutlichen Ausschnitte der vorderen Hälfte gelegen. 


Das letzte Segment etwas rauh, kahl, mit einem ziemlich dicken und kurzen 
Dorne, dessen feine Spitze ein wenig nach unten gebogen ist, 

Nach K. Koch (Panzer Fauna Insectorum, H. 40 n. 16) soll die Spitze des 
Enddornes nach oben gebogen sein. 

Die Afterklappen ziemlich gewölbt, nur an dem Afterrande mit spärlichen, län- 
geren Härchen bedeckt. 

Die Füsse kurz, über den Körper nicht hinausragend. 

Körpersegmente 45—49; Länge 37 mm. 


Der Körper gelblich; die Wehrdrüsen in Form von dunkleren Punkten durch- 
scheinend, so dass der Körper an den Seiten mit zwei Reihen von dunkleren Punkten ver- 
sehen erscheint. Ueber die Stirn zieht sich ein schwärzliches Stirnband. Die Fühler und 
die Füsse sind weisslich oder gelblich. 

In humusreicher Erde selten: Bei Prag: St. Prokop; Zävist; Bechovie. Mednfk; 
Gratzen (H.). 


30 


15. Die schwarze Schnurassel. — Mnohonozka zemni. — Julus ter- 
restris. L. (ad part.) 


Der Körper schlank, fast überall gleich stark, an dem hinteren Ende fein behaart. 

Der Kopf mit einer deutlichen Stirnfurche und zwei Seitengrübchen. 

Augen in dreieckigen Gruppen. Die Fühler etwa von der Breite des Körpers, 
bei den Männchen ein wenig länger, behaart. 

Das erste Körpersegment oben glatt, an den zugespitzten und dicht anliegenden 
Seitenecken mit feinen Strichen. 

Die vordere Hälfte der übrigen Segmente vollkommen glatt, die hintere bei dem 
Weibchen ziemlich grob und unregelmässig, beim Männchen fein und fast regelmässig 
gefurcht und am hinteren Rande mit Härchen besetzt. 

Die Foramina repugnatoria nur wenig merklich, im ersten Drittel der hinteren, 
gefurchten Hälfte gelegen; die Furchen den Hinterrand nicht vollkommen erreichend. 

Das letzte Segment verhältnissmässig klein, mit einem dünnen und geraden, 
ziemlich langen Dorne, der die Afterklappen mit seiner halben Länge überragt. 

Die Afterklappen klein, stark gewölbt, mehr als das vorletzte Segment mit 
Härchen besetzt. 

Die Füsse etwa von der Breite des Körpers, bei den Männchen ein wenig länger. 

Körpersegmente bis 55. Länge 40 mm. 

Der Körper gelblich braun, an der Bauchseite stets heller. Bei dieser Färbung 
zieht sich über die Stirn ein dunkleres Band und die Wehrdrüssen bilden zu beiden 
Seiten Reihen schwärzlicher Punkte; zuweilen ist die Färbung vollkommen schwarz. 


Die Füsse sind entweder farblos und dann fast durchsichtig, oder sie sind bei 
dunklerer Körperfarbe bräunlich. Es ist wahrscheinlich, dass die Art Julus albipes K. 
Koch, bloss eine schwarze Varietät von Julus terrestris ist. 

In Wäldern unter Moos und unter Steinen ziemlich verbreitet, doch nirgends 
häufig. Bei Prag: St. Prokop, Zävist, Stöchovitz; Aussig a. d. E.; Donnersberg; Böhm. 
Kamnitz; Gross Aupa (H.), Turnau (F.), Sobotka (J. N.); Pfibyslau; Eisenstein (H.) 


16. Die punktirte Schnurassel. — Mnohonozka teökovana. — Julus 
punctatus, K. Koch. 


(J. punctatus, Leach?) 


Der Körper dünn, fast überall gleich stark, besonders an den letzten Segmenten 
fein und spärlich behaart. 

Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche und ohne Seitengrübchen. 

Die Augen von einander nicht deutlich getrennt, in eiförmigen Gruppen. 

Die Fühler etwa so lang als die Breite des Körpers, behaart. 

Das erste Körpersegment glatt, mit angedrückten Seitenecken. Die beiden 
Hälften der übrigen Segmente wenig gewölbt; die erste glatt, die zweite ziemlich dicht 
und fein gefurcht, so dass die Erhöhungen nur um ein Weniges stärker sind, als die 
Vertiefungen. 

Die Foramina repugnatoria deutlich an der Grenze zwischen der vorderen und 
hinteren Hälfte der Segmente, doch mehr in der hinteren Hälfte gelegen; die vordere 
Hälfte ist an dieser Stelle sehr seicht ausgeschnitten. 

Das vorletzte Segment etwas gekörnt und mit Härchen besetzt; sein Enddorn 
dünn und lang, die Afterklappen bedeutend überragend, nach abwärts gerichtet. 

Die Afterklappen stark gewölbt, ziemlich lang behaart. 

Die Füsse kurz, die Breite des Körpers kaum erreichend. 

Körpersegmente 54—-56; Länge 16 mm., zuweilen noch grösser, 


al 


Der Körper schmutzigweiss; die Wehrdrüsen in Form von schwarzen Punkten 
durchscheinend. i 


In feuchter Erde, selten: Böhmerwald (F.). 


17. Die kurzdornige Schnurassel. — Mnohonozka klamnä. — Julus 
similis, K. Koch. 


Der Körper im Verhältnisse zu seiner Länge etwas dick, vorn und hinten nur 
wenig schwächer. 

Der Kopf mit einer schwachen Stirnfurche ohne Seitengrübchen. 

Die Augen deutlich, in dreieckige Gruppen zusammengestellt. 

Die Fühler etwa so lang, als die Breite des Körpers, behaart. 

Das erste Körpersegment glatt, mit zugespitzten, fein gestreiften und angedrückten 
Seitenecken. 

Die vordere Hälfte der übrigen Segmente glatt, die hintere Hälfte etwas un- 
regelmässig, weit und fein gestreift; die Erhabenheiten bedeutend stärker als die Furchen. 

Die Foramina repugnatoria deutlich, am Vorderrande der hinteren Hälfte gelegen, 


“ ohne jeglichen Ausschnitt an der vorderen Hälfte. 


Das letzte Segment glatt, mit einem stumpfen und dicken, die Afterklappen 
kaum überragenden Enddorne. 


Die Afterklappen ziemlich gewölbt, weitschichtig behaart, mit etwas aufgewor- 


fenem Rande. 


Die Füsse von gewöhnlicher Länge über den Körper kaum hinausreichend. 

Körpersegmente 33; Länge 10 mm. 

Der Körper schmutzig gelb, an den hinteren Hälften der Segmente ins braune 
ziehend, so dass der Körper wie quergestreift erscheint. Die Augen schwarz. Die Wehr- 
drüsen in Form von schwarzen Punkten durchscheinend. 

Von dieser Art bekam ich bloss drei Spiritusexemplare aus Gratzen (H.). Sie 
stimmen vollkommen mit der Beschreibung des J. similis K. Koch’s überein. 


B 


18. Die Kothschnurassel. — Mnohonozka Cpava. — Julus foetidus, 
K. Koch. 


Der Körper mässig dick, am vorderen Ende merklich schwächer und überall 
mit ziemlich langen Härchen besetzt. 

Der Kopf mit einer feinen Stirnfurche, ohne Seitengrübchen. 

Die Augen in abgerundeten, fast dreieckigen Gruppen zusammengestellt. 

Die Fühler ziemlich lang, länger als die Breite des Kopfes. 

Das erste Segment oben glatt, an den Seiten gestreift. Der Rückentheil des 
zweiten Segmentes ebenfalls glatt. Die beiden Hälften der übrigen Segmente ziemlich 
stark gewölbt; die vordere Hälfte vollkommen glatt, die hintere grob gefurcht, die 
Furchen bedeutend schmäler als die Erhabenheiten und bis zum Hinterende reichend. 
Der Hinterrand aller Segmente mit langen Haaren besetzt. 

Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, am Vorderrande der hinteren 
Hälfte dicht in einem unbedeutenden Ausschnitt der vorderen Hälfte gelegen. 

Das letzte Segment dornlos, nur in eine sehr unbedeutende Spitze ausge- 
zogen, die über die Afterklappen nicht hinausreicht. 

Die Afterklappen wenig gewölbt, wie das vorletzte Segment dicht behaart; die 
unpaare Afterplatte mit einem nach dem Bauche zu gebogenen, etwas beweglichen Zahne. 

Die Füsse ziemlich lang, über den Körper etwas hervorragend, 

Körpersegmente bis 44. Länge 30 mm. 


32 


Der Körper schwärzlich, bald heller, bald dunkler; die hinteren Hälften der 
Segmente immer etwas lichter gefärbt. Die Füsse bräunlich bis vollkommen farblos, Die 
Afterklappen und der Zahn derselben gelblichweiss. 

Beim Berühren verbreitet das Thier einen sehr unangenehmen Geruch. 

In abgefallenem Laube, im Miste und feuchter humusreicher Erde zuweilen 


sehr gemein: 
Bei Prag: am Hofe des böhm. Museums, Cibulka, St. Prokop, Zävist, Kunratic; 


Aussig a. d. E.; Donnersberg; Riesengebirge (H.); Sobotka (J. N.); Jungbunzlau (St.); 
Pribyslau. 


6. Gattung. Blaniulus, P. Gervais. 


Der Körper cylindrisch, etwas knotig, vielgliederig, spiralig einrollbar. 

Die Fühler siebengliederig, ihr zweites Glied am längsten. 

Die Oberkiefer sitzen auf stark aufgeblasenen Backen und bestehen aus einem 
starken und einigen in einen Bogen gestellten kleineren Zähnen, unter denen die aus 
vier Reihen kleiner Borstenzähne gebildete Kaufläche sich befindet, die nach dem Schlunde 
zu in einen bewimperten Lappen übergeht. 

Die Unterlippe mit einer zwar kleinen, doch den Vorderrand erreichenden 
Mittelplatte, so dass die inneren Laden von einander vollkommen getrennt sind. 

Die Augen sind wenig zahlreich und in einer Reihe gestellt, oder sie fehlen 
vollkommen. 

Von den Körpersegmenten ist das erste und vorletzte glatt und viel stärker 
entwickelt als die übrigen ; dieses nach hinten zu zwar ein wenig zugespitzt, doch niemals 
in einen den After überragenden Dorn verlängert. 

Die übrigen Segmente sind in der Mitte stark zusammengezogen, so dass die 
beiden Hälften ziemlich gewölbt erscheinen; sie sind am Rücken vollkommen glatt, 
an den Seiten fein und entfernt gestreift, bis auf das erste Segment auf der Bauchseite 
geschlossen. 

Die Fussplatten der ersten zwei Fusspaare frei, die der übrigen mit dem Rücken- 
schilde fest verwachsen. . 


19. Die augenlose Schnurassel. — Mnohonozka slepa. — Blaniulus 
guttulatus, P. Gervais. 
(non: Bl. guttulatus = Julus pulchellus, K. Koch.) 


Der Körper dünn, überall gleich stark, spärlich behaart. 

Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche, mit schwachen Seitengrübchen, 

Augen fehlen. Die Fühler etwa von doppelter Kopfbreite, dicht mit Härchen 
besetzt. Die Seiten sämmtlicher Segmente sind weit und sehr fein gefurcht ; die Furchen 
sowohl über die vordere, als auch über die hintere Hälfte ausgedehnt. 

Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, an der hinteren Hälfte der Körper- 
segmente gelegen. 

Die Afterklappen nicht gesäumt, nur spärlich behaart. 

Die Füsse sehr kurz, unter dem Körper verborgen. 

Körpersegmente 50; Länge 16 mm. 

Der Körper blassgelb; die Wehrdrüsen als dunklere Punkte an den Seiten des 
Körpers durchscheinend. 

Sehr selten; ich erhielt bloss ein Exemplar von Schüttenhofen (F.) 


33 


20. Die zierliche Schnurassel. — Mnohonozka ouhledna. — Blaniulus 
venustus. Fr. Meinert. 


(Julus pulchellus, K. Koch. Blaniulus guttulatus, K. Koch. Nepo- 
julus punetulatus, A. Menge.) 


Der Körper dünn, überall gleich stark, mehr oder weniger behaart. 

Der Kopf ohne eine Stirnfurche, jedoch mit schwachen Seitengrübchen. 

Augen zu sieben jederseits, in einer Reihe zwischen den Fühlern und den hin- 
teren Ecken des Kopfes gestellt; zwei derselben treten ein wenig aus der Reihe hervor. 

Die Seiten des ersten Segmentes angedrückt, nur mit wenigen feinen Furchen 
versehen, 

Die Seiten der übrigen Segmente weit und fein, doch deutlich gefurcht; die 
Furchen über die beiden Hälften ausgedehnt und an der vorderen Hälfte nach dem 
Rücken zu gekrümmt. 

Die Foramina repugnatoria sehr undeutlich vor der Mitte der hinteren Hälfte 
der Segmente gelegen. 

Die Afterklappen nicht gesäumt, wenig behaart. 

Die Füsse schwach, den Körper nicht überragend. 

Körpersegmente 38—55; Länge 15 mm. 

Der Körper blassgelb bis braun; bei hellerer Farbe die dunkleren Wehrdrüsen 
in Form von schwärzlichen Punkten bemerkbar. 

Selten. Mir ist diese Art aus zwei Fundorten bekannt, von beiden in einer be- 
deutenderen Anzahl. 

Die Exemplare von Gratzen (F.) sind 38—40gliederig, braungefärbt und viel 
stärker behaart als die von Täbor. Diese sind 45—5ödgliederig, von einer viel blas- 
seren Farbe. 

Im übrigen stimmen sie aber vollkommen überein, so dass eine Spaltung in 
zwei Arten nicht genug gerechtfertigt erschien. 


7. Gattung Isobates, A. Menge. 


Der Körper fast perlschnurförmig, vielgliederig, spiralig einrolbar. 

Der Kopf mit stark aufgeblasenen Backen und siebengliederigen Fühlern, an 
denen das zweite Glied am längsten. 

Die Oberkiefer wie bei der vorhergehenden Gattung neben einigen grösseren 
noch mit vier Reihen kleiner Borstenzähne. 

Die Mittelplatte der Unterlippe klein, bis zum Vorderrande reichend, so dass 
die inneren Laden vollkommen getrennt erscheinen. 

Die Augen in mehrreihige Gruppen zusammengestellt. 

Das erste und letzte Segment viel stärker entwickelt als die übrigen; dieses 
nach hinten zu dornlos und abgerundet. 

Die übrigen Körpersegmente in der Mitte stark zusammengezogen; ihre beiden 
Hälften stark gewölbt, bei allen oben vollkommen glatt, an den Seiten fein und 
weit gefurcht. 

Die Fussplatten sämmtlicher Segmente frei. 

Die Afterklappen stark gewölbt. 


34 


21. Die glatte Schnurassel. — Mnohonozka hladka. — Isobates semi- 
sulcatus, A. Menge. 


Der Körper dünn, überall gleich stark, fast kahl. 

Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche und ohne Seitengrübchen. 

Augen etwa zu zwanzig jederseits, in dreieckigen Gruppen. 

Die Fühler etwa so lang als die Breite des Körpers, oder ein wenig länger. 

Die Seitentheile der hinteren Hälfte sämmtlicher Segmente fein gefurcht; die vor- 
dere Hälfte vollkommen glatt. 

Die Foramina repugnatoria sehr undeutlich, in der Mitte der hinteren 
Hälfte gelegen. 

Die Afterklappen nicht gerandet, mit feinen Haaren besetzt. 

Die Füsse den Körper nicht überragend. 

Körpersegmente 35; Länge 8—10 mm. 

Der Körper bräunlich, dunkler gesprenkelt; die Wehrdrüsen in Form von 
schwarzen Punkten durchscheinend. 

Selten ; ich erhielt bloss ein einziges Exemplar aus dem Quellengebiete der Aupa. (H.) 


8. Gattung. Craspedosoma, Leach. 
(Fig. 16.) 


Der Körper cylindrisch, oder etwas abgeplattet, mehr als zwanzig — doch nicht 
mehr als dreissiggliederig, spiralig einrollbar, 

Der Scheitel des Kopfes wulstartig aufgetrieben ; die Stirn flach und verlängert, 
mit deutlich ausgerandetem dreizähnigem Vorderrande ; die Backen sehr stark heryortretend. 

Die Fühler lang (Fig. 16, A a), sie- 
bengliederig, wenigstens zweimal länger als die 
Breite des Körpers; ihr erstes Segment am 
kleinsten, das dritte am längsten. 

Die Oberkiefer mit einem starken Haupt- 
zahne und einigen etwas kleineren Zähnen, die in 
einem Bogen die eigentliche Kaufläche von oben 
umgränzen. Diese ist von zehn Reihen kleiner 
Borstenzähne gebildet und nach dem Schlunde 
zu mit einigen bewimperten Lappen und einem 
zungenartigen Fortsatze versehen. 

Die unpaare Mittelplatte der Unterlippe 
stark entwickelt, die Basis derselben bildend 
(Fig. 16, Ce); die inneren Laden fast der 
ganzen Länge nach sich berührend (Fig. 16, C’aa). 

Die Augen hinter den Fühlern in drei- 


eckigen Gruppen. r 3 ie $ A 
. „ e . . . raspedosoma polydesmoides. er Vor- 
Die Körpersegmenie deutlich u 1 derkörper stark vergrössert. a Fühler; £ die 
Hälften getheilt; die vordere Hälfte rund und starki aufgetriebenen Backen; v Genital- 
glatt; die hintere Hälfte mehr oder weniger öffnung; 1—6 erstes bis sechstes Körper- 
höckerig, nicht gestreift und zuweilen an den an B a 
; a4 Ufes : ; 4. eines omensegmentes, um "UBS- 
Seiten mit kielartigen Wülsten versehen. Fora Diele und iR Einlenkeag dos Kücan Kiche 
mina repugnatoria nicht bekannt. bar zu machen. (© Unterlippe: aa die inneren 
Die Fussplatten an sämmtlichen Se- Laden; 5b die äusseren Laden; c die un- 
gmenten frei beweglich, mit dem Rücken- paare Mittelplatte. P Tasterförmige Papillen, 
schilde nicht in einen festen Ring verwachsen (Fig. 16, B). 
Die Afterklappen gewölbt, über das letzte Körpersegment bedeutend hervorragend. 


Fig 16. 


35 


22. Die knotige Schnurassel. — Mnohono2ka uzlovita. — Oraspedo- 
soma polydesmoides. K. Koch. 


(Graspedosoma polydesmoides, Leach?) 


Der Körper cylindrisch, etwas dick, vorn und hinten bedeutend verschmälert. 

Der Kopf stark glänzend, kurz behaart. 

Augen etwa zu zwanzig fünf jederseits in dreieckigen Gruppen. 

Fühler lang und dicht behaart; ihr Endglied mit drei stumpfen Spitzen, die 
scheinbar auf einem verborgenen achten Segmente ruhen. 

Das erste Körpersegment glatt mit zugespitzten, dem Körper angedrückten 
Seitentheilen. 

Die vorderen Hälften der übrigen Segmente viel kleiner als die hinteren, glatt; 
die hintere Hälfte glatt und glänzend. Ueber den ganzen Körper zieht sich eine ziemlich 
starke Rückenfurche, zu deren Seiten ein jedes Segment am Vorderrande der hinteren 
Hälfte zwei kleine Warzen und am Hinterrande eine kleine Warze trägt, denen allen 
ein feines Härchen aufsitzt. Diese Warzen sind an den vorderen Körpersegmenten sehr 
schwach und kaum bemerkbar; an den hinteren 8—10 Segmenten jedoch ziemlich stark 
ausgebildet, so dass die letzten Segmente dadurch ein ziemlich runzeliges Aus- 
sehen erlangen. 

Die zwei letzten Körpersegmente sind fusslos. 

Das vorletzte auf der Bauchseite mit den Rändern zusammenstossend und ver- 
wachsen; das letzte nur in Form einer kleinen, hinten ausgerandeten Platte entwickelt 
nach hinten mit abgerundeten Ecken, an denen je eine kleine, mit einem längeren 
Härchen versehene Warze sich befindet. 

Die Füsse über den Körper bedeutend hinausragend, dicht behaart. 

Körpersegmente 29, die Afterklappen nicht miteingerechnet. Länge 15 mm. 
Die Farbe rostgelb. 

Selten; ich erhielt bloss einige Exemplare aus dem Böhmerwalde (H.). 


23. Die gekörnte Schnurassel. — Mnohonozka drsna. — Craspedo- 
soma marmoratum, Fr. Meinert. 


(Craspedosoma marmoratum, K. Koch?) 
(Fig. 17.) 


Der Körper etwas flach gedrückt, vorn und hinten ziemlich verschmälert, mit 
matten, nicht glänzenden Segmenten. 
Der Kopf mit einem stark aufgetriebenen, glänzenden Scheitel und einer fast 
flachen Stirn, deren Vorderrand ausgeschnitten, dreizähnig und mit Haaren besetzt erscheint. 
Augen etwa zu sechszehn jederseits in dreieckigen Gruppen. 
Die Fühler wenigstens zweimal so lang, als die Breite des 
Körpers, behaart. 
Das erste Körpersegment ein wenig breiter als die folgenden, im 
übrigen ihnen sehr ähnlich, mit abstehenden höckerigen Seitentheilen. 
Die Hälften der übrigen Segmente fast gleich gross; die erste 
rund und glatt, die zweite in kleine seitliche Flügel ausgezogen, an 
denen dicht am Aussenrande zwei kleine, mit einem ziemlich langen Ein Hinterleibsse- 
Härchen versehene Warzen liegen. Aehnliche, etwas stärkere und eben- En von Craspe- 
= . er ee . = « » 0soma marmora- 
falls mit einem Härchen gekrönte Warzen liegen je eine zu beiden ;um, vergrössert. 
Seiten der ziemlich entwickelten Rückenfurche. 
Das letzte Segment stumpf, abgerundet, 
Die Afterklappen klein, glänzend. 


Fig. 17. 


gr 


Die Füsse über den Körper bedeutend hinausragend. 

Körpersegmente 28; Länge 9 mm. 

Der Körper an den Spiritusexemplaren schmutzig braun, fast erdig. Diese 
Art bekam ich bloss von Jungbunzlau, wo sie H. Stecker unter einem Schwamme sammelte. 


24. Die böhmische Schnurassel. — Mnohonozka Ceskä. — Craspedo- 
soma bohemicum, m. 


Der Körper flach, mit steifen Haaren bedeckt, vorn und hinten bedeutend 
verschmälert. Der Kopf flach, kurz behaart. 

Augen etwa zu zwanzig jederseits, in dreieckigen Gruppen. 

Die Fühler etwa zweimal so lang als die -Breite des Körpers, behaart. 

Die Seiten des ersten Ringes dem Körper angedrückt, mit kleinen Höckern. 

Die Hälften der übrigen Segmente (Fig. 18) gleich gross, die 
vorderen glatt und rund; die hintere Hälfte an den Seiten in ziemlich 
mächtige kielartige Flügel, die nach hinten zu an Grösse abnehmen, 
erweitert. An diesen kielartigen Flügeln befinden sich oben zwei un- 
gleich starke, bogenförmige Wülste: eine äussere schwache, die sowohl 
nach vorn als nach hinten durch ein Härchen abgeschlossen wird; 
und eine viel stärkere innere, die nach hinten scharf abgegrenzt ist, Ein Hinterleibsse- 
nach vorn sich aber allmälig verliert. u von Craspe- 

A B . 2 \ Pe, osoma bohemi- 

An diese legt sich nach innen zu ein kleines, längliches Eu 
Höckerchen an, dem ebenfalls ein Härchen aufsitzt, so dass ein jeder 
Flügel drei Härchen trägt. Ueber den Rücken aller Segmente, deren Oberfläche matt 
glänzend ist, zieht sich eine deutliche Mittelfurche, die freilic an dem Hinterrande 
der Segmente unterbrochen wird, da dieser im Vergleiche mit dem Vorderrande ziemlich 
vertieft erscheint. 

Das letzte Segment ist nach hinten gerade abgestutzt. 

Die Afterklappen sind klein, mässig gewölbt, behaart, deutlich gefurcht und 
unter dem letzten Segmente verborgen. 

Die Füsse lang, über den Körper bedeutend hinausragend. 

Körpersegmente 30; Länge 12 mm. 

Der Kopf oben schmutzig braun, unten weisslich; die Seitenkiele etwas heller 
als der Rücken. Die Füsse farblos, fast durchsichtig. 

Diese Art ist auf den ersten Blick sehr auffallend der Randassel (Polydesmus 
complanatus) ähnlich; sie unterscheidet sich aber von ihr wesentlich sowohl durch die 
abweichende Anzahl der Körpersegmente als auch durch die freien Fussplatten, 

Selten; ich fand im Frühjahre 1875 in humusreicher Erde zwei Exemplare 
auf den Abhängen des Berges Mednik an der Mündung des Sazavaflusses. 


Fig. 18. 


5. Polydesmina. Der Körper flachgedrückt oder perlschnur- 
förmig mit bestimmter Anzahl der Körpersegmente. Die Fussplatten 
mit den Rückenplatten zu einem soliden Ringe verwachsen. Die 
Hüften der Füsse durch einen Sternalvorsprung von einander ge- 
trennt. Bloss das erste Fusspaar des siebenten Segmentes beim Männ- 
chen in ein Begattungsorgan umgewandelt. 


9. Gattung. Polydesmus, Latr. 
(Fig. 19.) 
Der Körper flachgedrückt, spiralig einrollbar, ausser dem Kopfe aus zwanzig 


Körpersegmenten bestehend, von denen bloss das erste und letzte in der Form etwas 
abweichen. 


37 


Der Kopf mit wenig hervortretenden Backentheilert; Fühler siebengliederig; 
Augen fehlen. 

Die Oberkiefer mit einem etwas beweglichen Hauptzahne und einigen kleineren 
Zähnen, die in einem Bogen unter diesem zusammengestellt sind. Darunter liegt die 
wahre Kaufläche, die aus sechs Reihen kleiner Borstenzähne und aus mehreren rund- 
lichen, dicht und fein bewimperten Lappen besteht; nach dem Schlunde zu zieht sich 
überdiess noch ein gegliederter zungenförmiger Fortsatz der nach vorn an der Basis mit 
gekerbten Zähnen besetzt ist, nach dem Ende zu in eine dicht bewimperte Spitze übergeht. 


(Fig. 19.) 


Anatomie von Polydesmus complanatus. I. Das Thier zweimal vergrössert. II. Vordertheil des 
Körpers von unten (stark vergrössert: a Fühler; b Backentheile, an denen die Oberkiefer befestigt 
sind; 1—5 erstes bis fünftes Körpersegment; v Genitalöffnung. III. Das erste Körpersegment von 
unten. IV. Das hintere Körperende von unten: « Sternalvorsprung, der die Füsse von einander 
scheidet; » After. V. Erster Kiefer: « Hauptzahn; 5b Nebenzähne in einen Bogen zusammenge- 
stellt; ce Sechs Reihen feiner Borstenzähne die Kaufläche bildend ; d bewimperte Lappen; e zungen- 
förmiger Fortsatz, vorne mit gekerbten Zähnen, hinter bewimpert. VI. Unterlippe: «as Innere 
Laden; bb äussere Laden; e unpaare Mittelplatte. Sowohl die inneren als auch die äusseren Laden 
tragen mit Taststäbchen versehene Pappillen. VII. Begattungsorgan des siebenten Segmentes. 


Die Mittelplatte der Unterlippe (Fig. 19, VI. c) ist stark entwickelt und bildet 
den untersten Theil derselben; an sie schliessen sich oben die inneren Laden (Fig. 19, 
IV. aa), unten die äusseren Laden (Fig. 19, VI, bb) an, von denen die ersteren sich 
fast der ganzen Länge nach unter einander berühren. 

Die Körpersegmente sind, mit Ausnahme des ersten, auf der Bauchseite zu 
einem festen Ringe verbunden und bestehen aus zwei ungleichen Theilen. Ihre vordere 
Hälfte ist nämlich glatt und ziemlich gewölbt, die hintere Hälfte beiderseits in etwas 
aufgebogene Platten erweitert und an der Oberfläche mit zahlreichen ungleich grossen 
Höckern versehen. Das letzte Körpersegment ist am kleinsten und in eine stumpfe Spitze 
ausgezogen. 


38 


Die ersten vier Körpersegmente tragen (mit Ausnahme des dritten fusslosen) 
je ein Fusspaar, die übrigen je zwei Fusspaare; die letzten zwei Körpersegmente 
sind fusslos. 

Die Fussplatten der ersten zwei Körpersegmente sind frei, die der übrigen mit den 
Rückenschildern fest verbunden. 

Die Foramina repugnatoria nur auf einzelnen Segmenten und zwar auf dem 5., 
7. 9., 11., 13., 15—19. 

Die Füsse sämmtlich sechsgliederig ; 31 Paare beim Weibchen, 30 beim Männchen. 

Die Afterklappen klein, unter dem letzten Segmente verborgen. 


25, Die gemeine Randassel. — Plochule krehka. — Polydesmus com- 
planatus. De Geer. 


(Julus complanatus, L.) 


Der Körper fast kahl, matt glänzend. 
Der Kopf stark gewölbt mit einer tiefen Stirnfurche. 
Die Fühler ziemlich lang, länger als die Breite des Körpers. 
Das erste Körpersegment mit kleinen angedrückten, nach vorn abgerundeten 
und nicht gezähnten Seitenecken. 
Die Seitenplatten der übrigen Segmente stark entwickelt, gezähnt. 
Die Oberfläche aller Segmente gekörnt und mit drei Reihen ungleich entwickelter 
Höcker versehen. (Fig. 20.) 
e Die Afterklappen sehr klein, gerandet. 
Fig. 20. Die Füsse lang, nnter dem Körper hervorragend. 
Länge 25 mm. 
Der Körper weiss bis braun in allen Uebergängen. 
i Die Höcker der Rückenfläche in der Regel dunkler; die 
Füsse und die Fühler von der Farbe des Körpers. 
Unter Steinen, abgefallenem Laube etc., überhaupt an 
Erle x feuchten Stellen häufig und überall verbreitet. 
nn a, "olnden- Prag: am Hofe des Landesmuseums und überall in der 
vergrössert. Umgegend Prags; Böhm. Mittelgebirge; Riesengebirge (H.), 
Böhm.-mähr. Gebirge ; Böhmerwald (F.) etc. 


10. Gattung. Strongilosoma, Brandt. 
N 


(Fig. 21.) 


Der Körper perlschnurförmig, spiralig einrollbar, ausser dem Kopfe aus zwanzig 
Segmenten bestehend. 

Der Kopf mit ziemlich entwickelten Backentheilen, 

Fühler siebengliederig; ihre Glieder bis auf das sehr kleine erste und letzte 
unter einander fast gleich. 

Augen fehlen. 

Die Oberkiefer sind denen der Gattung Polydesmus sehr ähnlich, ebenfalls mit 
sechs Reihen kleiner Borstenzähne und einigen bewimperten Lappen versehen. Ihr zungen- 
förmiger Lappen ist rinnenförmig, an den Rändern gekerbt und an der Spitze fein 
bewimpert. (Fig. 21, VI.) 

Die Mittelplatte der Unterlippe (Fig. 21, VIL, ec) ist stark entwickelt und 
bildet den untersten Theil derselben; an sie schliessen sich oben die inneren Laden 


39 


(VII, aa), unter die äusseren Laden (bb) an, von denen die ersteren sich fast der 
ganzen Länge nach unter einander berühren. 

Alle Körpersegmente sind, mit Ausnahme des ersten, auf der Bauchseite ge- 
schlossen und bestehen aus zwei fast gleichen Theilen. Ihre vordere Hälfte ist glatt und 
stark gewölbt; ihre hintere Hälfte von derselben Form, jedoch auf den Seiten mit einem 
schwachen Kiele oder einer Wulst versehen. Das letzte Segment ist in ziemlich lange 
Spitze verlängert. 


Fig. 21. 


Strongilosoma pallipes: I. Das Thier etwas vergrössert. II. Der Kopf von vorne; III. der Kopf 
von unten: a Fühler; 5 Backentheile des ersten Kieferpaares. IV. Ein Hinterleibsring von der Seite, 
vergrössert; f Foramen repugnatorium. V. Hinteres Körperende: « die Afterklappe; o das letzte 
Körpersegment; f Foramen rep. VI. Oberkiefer: « Sein Hauptzahn; d Nebenzähne; c Sechs Reihen 
feiner Borstenzähne, die die Kaufläche bilden; d bewimperte Lappen; e zungenförmiger Fortsatz. 
VII. Unterlippe: a Innere Laden; bb äussere Laden; c unpaare Mittelplatte. Sowohl die äusseren 
als die inneren Laden tragen am Vorderrande Pappilen, die mit Taststäbchen versehen sind. 


Die ersten vier Segmente sind (mit Auspahme des dritten fusslosen) mit je 
einem Fusspaare, die folgenden mit je zwei Fusspaaren versehen. 

Die zwei letzten Körpersegmente sind fusslos. 

Die Fussplatten der ersten zwei Fusspaare sind frei, die der übrigen mit den 
Rückenschildern fest verbunden. 

Die Foramina repugnatoria öffnen sich auf dem 5., 7., 9., 10., 12., 13. und 15—19 
Segmente. Die Füsse sind sechsgliederig ; 31 Paare beim Weibchen, 30 beim Männchen. 

Die Afterklappen sind klein, unter dem letzten Körpersegmente verborgen. 


26. Die knotige Randassel. — Plochule hrbolata. — Strongilosoma 
pallipes. 
(Julus pallipes Oliv; Strongilosomajuloides, Brandt; Polydesmus 
pallipes Gerv; Tropisoma pallipes, K. Koch.) 
Der Körper cylindrisch perlschnurförmig, kahl, stark glänzend und an dem 


Vorderrande etwas zusammengezogen. 
Der Kopf stark gewölbt, mit einer tiefen Stirnfurche, 


40 


Die Fühler länger als die Breite des Körpers, kurz behaart. 


Das erste Körpersegment vollkommen glatt, ziemlich breit, mit angedrückten. 
Seitentheilen. 


Die Hälften der übrigen Segmente fıst gleich, glatt; eine ziemlich tiefe Rücken- 
furche ist nur auf die hintere Hälfte beschränkt. 


Die Foramina repugnatoria liegen an dem Hinterrande der hinteren Segment- 
hälfte, in den nur schwach vorspringenden Seitenkielen. 


Der Dorn des letzten Segmentes zur Hälfte die Afterklappen überragend. 

Die Afterklappen verhältnissmässig klein, gerandet und wie die übrigen Se- 
gmente volkommen kahl. 

Die Füsse lang, den Körper zur Hälfte überragend. 

Länge 22 mm. Der Körper bei jüngereu Thieren weiss, bei erwachsenen röthlich, 
kastanienbraun bis schwarz. Ueber den Rücken ziehen sich zwei Reihen heller Flecken. 
Die Fühler und die Füsse sind ebenfalls stets etwas heller gefärbt. 


Diese Art wurde bei Prag noch nicht beobachtet; im nördlichen und östlichen 
Böhmen ist sie jedoch zuweilen häufig: 


Jung-Bunzlau (St.); Aussig a. d. E.; Tetschen; Böhm.-Kamnitz; Turnau (F.); 
Pribyslau. 


—: 
Iy>) 


d 
Polyxenus lagurus. a Ein Thier stark vergrössert; 5 Ein Fühlhorn vergrössert; c die drei letzten 


Fühlersegmente, das letzte mit durchscheinenden Stäbchen ; d Rückenborsten; e, / Seitenborsten 
9, h Schwanzborsten. 


res 


©. Polyxenida. Der Körper weich, flachgedrückt mit bestimmter 
Anzahl von Körpersegmenten, die zahlreiche gezähnte Borsten 
tragen. Die Hüften der Füsse sind durch einen konischen Sternal- 


vorsprung von einander entfernt. Starke Kopulationsorgane liegen 
hinter dem zweiten Fusspaare. 


11. Gattung. Polyxenus, Latr. 
(Fig. 22.) 
Der Körper eilfgliederig, sein erstes und letztes Glied fast verborgen. 


Der Kopf mit achtgliederigen Fühlern versehen, ihr letztes Glied ist am 
kleinsten und trägt durchsichtige Stäbchen („Riechstäbchen*‘). 


41 


Die Augen auf besonderen Höckern rundliche Gruppen bildend. 

Die Oberlippe deutlich abgesetzt; ihr Vorderrand etwas ausgeschweift und 
fein gekerbt. 

Die Oberkiefer sind nach demselben Typus gebaut, wie bei den vorhergehenden 
Gattungen; sie bestehen aus einem schwachen Hauptzahne und einigen kleineren in 
einen Bogen gestellten Nebenzähnen, die von oben bogenförmig die Kaufläche umschliessen. 

Diese besteht bei Polyxenus aus zehn bis zwölf Reihen kleiner Borstenzähne. 

Die Unterlippe theilweise von einer feinen Membran zugedeckt, nach vorn in 
zwei rundliche mit dornenartigen Zähnen besetzte Laden getrennt, an die sich zu beiden 
Seiten tasterförmige Lappen anlegen, die in zwei Reihen mit starken dornartigen Zähnen 
besetzt sind. 

Die Körpersegsmente sind bis auf das erste und letzte unter einander gleich; 
ihre Rückenschilder sind, mit Ausnahme des letzten, mit gezähnten Borstenhaaren ver- 
sehen, die sich in zwei Reihen quer über jede Rückenplatte hinziehen. An den Seiten- 
theilen der mittleren neun Segmente ist je ein Höcker vorhanden, der ein Bündel ebenfalls 
gezähnter, aber etwas längerer und gebogener Borstenhaare trägt. Auf dem letzten Se- 
gmente, das in eine kurze Spitze verlängert ist, befinden sich endlich zwei starke seit- 

liche und ein schwächeres mittleres Bündel von Borstenhaaren, die am längsten sind 
_ und in ihrer Form von den übrigen abweichen. 

Die ersten vier Körpersegmente tragen je ein, alle folgenden je zwei Fusspaare. 
Das dritte, zehnte und eilfte Segment ist fusslos und am dritten Segmente sind an der 
Stelle der Füsse sowohl beim Männchen als beim Weibehen Geschlechtsöffnungen, beim 
Männchen überdiess noch starke konische Begattungsorgane entwickelt. 

Foramina repugnatoria sind nicht bekannt. 

Dreizehn Fusspaare; das erste sechs-, das zweite sieben-, die übrigen achtglie- 
derig. Der After liest am vorletzten Segmente. 

Die Afterklappen stark gewölbt, ohne die gewöhnliche unpaare Afterplatte. 


Anmerkung. Die Anzahl der Körpersesmente und der Fusspaare wird sehr 
verschieden angegeben. So zählt P. Gervais: Neun Segmente und vierzehn Fusspaare ; 
A. Menge: Neun Segmente und dreizehn Fusspaare; Fr. Meinert: Eilf Segmente und 
dreizehn Fusspaare; Fabre: Zehn Segmente und dreizehn Fusspaare. Ich fand eilf Se- 
gmente und dreizehn Fusspaare. 


27. Die zierliche Pinselassel. — Mnohochvost ozdobny. — Polyxenus 
lagurus, D. Geer. 


(Scolopendra lagura, L.) 


Der Körper weich und flach, überall mit regelmässig gestellten Borsten- 
haaren besetzt. 

An dem abgerundeten Kopfe treten zwei Reihen solcher Borstenhaare auf: die 
erste umsäumt den Kopf nach vorn, während die zweite sich zwischen den augentra- 
genden Höckern hinzieht; die einzelnen Haare sind gerade, sechskantig und an den 
Kanten dicht gezähnt. 

Die Fühler die Breite des Körpers kaum erreichend, fein behaart. 

Augen zu sechs jederseits; sie sind ziemlich gross und unter einander frei. 

Die einzelnen Körpersegmente tragen an den Seitenhöckern Bündel etwas ge- 
bogener, dreikantiger und ungleich grosser Haare, die auf sehr schlanken und gebogenen 
Stielchen aufsitzen (Fig. 22, e, f); überdiess trägt ein jedes Rückenschild noch eine 
doppelte Reihe solcher Haare, wie sie am Kopfe sich befinden. (Fig. 22, d.) 

Die Seitenbündel des letzten Segmentes bestehen endlich aus einer dritten Art 
von Haaren; diese sind lang und dünn und in zwei Reihen mit Zähnen versehen, Sie enden 


42 


entweder einfach oder sind am Hinterende mehrspitzig und rechenartig zurückgebogen. 
(Fig. 22, 9, h). Die Füsse sind kurz, unter dem Körper verborgen. 

Länge 3 mm. 

Der Körper gelblichweiss, die Borstenhaare zuweilen braun; die Speiseröhre oft 
als ein dunkler Streifen durchscheinend. 

Diese Art scheint allgemein verbreitet zu sein, sie entgeht aber sowohl wegen 
ihrer geringen Grösse als auch wegen ihres verborgenen Aufenthaltsortes sehr leicht den 
Augen des Beobachters. Sie bewohnt immer mehr oder weniger feuchte Stellen unter 
der Rinde, besonders von theilweise verfaulten Bäumen, unter Moos, in Felsritzen etc. 

Karlstein, Elbe-Teinie (F.); Gratzen (H.); Neuhof bei Pfibyslau. 


D. Glomerina. Myriopoden mit halbeylindrischem, in eine 
Kugel zusmmenrollbarem Körper und bestimmter Anzahl der Körper- 
segmente, Sowohl die Sternal — als auch die Pleuralplatten sind 
frei und mit dem grossen Rückenschilde nicht zu einem soliden 
Ringe verbunden. Geschlechtsöffnungen hinter dem zweiten Fuss- 
paare; die fussartigen fünfgliederigen Begattungsorgane hinter dem 
letzten Fusspaare. 


12. Gattung. Glomeris, Latr. 
(Fig. 23—24.) 


Der Körper hornartig, zwölfgliederig. 

Der Kopf viel breiter als lang, mit nur wenig entwickelten Backentheilen. 

Die Fühler (B, a) siebengliederig, in der Ruhe wie gebrochen; ihr siebentes 
Glied am kleinsten; dann stufenweise grösser: das zweite; das erste, vierte und fünfte 
fast gleich: das sechste Glied am längsten, länger als das dritte, 


Fig. 23. 


Glomeris hexasticha. A Das Thier etwas vergrössert. B Der Kopf und das erste Körpersegment 

(s) von oben: a Fühler, o Augen. € Ein Fusspaar. 1. Oberkiefer: « Hauptzahn, 5 Nebenzähne 

die Kaufläche von oben bogenförmig umsäumend, e Neun Reihen feiner Borstenzähne, die allmählig 

in eine bewimperte Fläche übergehen. II. Unterlippe: a« Innere Iaaden, bb Aeussere Laden, 
c Unpaare Mittelplatte. Die äusseren Laden mit bewimperten Papillen. 


Die Augen (B, 0) zu beiden Seiten des Kopfes in einfachen Reihen. 
Die Oberkiefer (Fig. 23, 1) mit einem grossen Hauptzahne (a) und einigen 


kleineren in einen Bogen gestellten Zähnen (d), unter denen die eigentliche Kaufläche 
sich befindet, die aus neun Reihen gebogener Borstenzähne besteht, welche in einen, 
nach unten zu bewimperten Lappen übergehen (c, d). Der zungenförmige Fortsatz fehlt hier. 

Die Unterlippe (II.) mit unentwickelter Mittelplatte (II., ce), die den untersten 
Theil derselben bildet; ihre inneren Laden (aa) sind zum Theile verschmolzen und 
trennen die äuseren Laden (bb) vollkommen, 

Das erste Körpersegment (B, s) am kleinsten, das zweite Fig. 24, 
und zwölfte am grössten; jenes bildet die Hälfte eines breiten 
Kugelstreifens, dieses etwa ein Viertel einer Kugel; die übrigen 
Segmente sind unter einander fast gleich, Sowohl das erste als 
das letzte Segment ohne Pleuralplatten. 

Die ersten vier Körpersegmente sind mit einem, die fol- 
genden mit je zwei Fusspaaren versehen; das dritte und letzte 
Segment sind fusslos und an diesem befindet sich der spaltförmige 
After (Fig. 24.) 

Die Stigmen liegen neben der Einlenkung der Füsse; die 
zugedeckten Foramina repugnatoria in der Rückenlinie. 

Die Füsse sind sechsgliederig (C). Siebenzehn Paare beim 
Weibchen, neunzehn beim Männchen, bei denen die zwei letzten 
Paare etwas abweichend gebaut sind: das vorletzte ist viel schwächer, 
das letzte aber viel stärker als die übrigen Füsse und beide fun- 


giren wahrscheinlich als Begattungsorgane. Ki Glamenie. Ein 
Die Afterklappen sind unter dem letzten Segmente voll- Haan vn an 

kommen verborgen, abgeplattet, etwas eingedrückt, ihre unpaare erössert. 

Platte sehr unentwickelt. 

28. Die gefleckte Kugelassel. — Svinule teökovana. — Glomeris he- 


xasticha, Brandt. 


Stark gewölbt, sehr fein rauh und matt glänzend. 

Der Kopf kahl. Augen neun jederseits in einer Bogenreihe an den Seitenrändern 
des Kopfes; das zweite Auge aus der Reihe etwas hervortretend. 

Das erste Körpersegment mit zwei queren Furchenstrichen, die an den Rändern 
etwas mehr von einander abstehen als in der Mitte. 

Die Seiten des zweiten Segmentes mit fünf bis sechs Furchenstrichen von ver- 
schiedener Länge, von denen die erste, dritte und sechste Furche am kürzesten ist und 
die zweite sich über das. ganze Segment hinzieht. 

Die Seiten der übrigen Segmente mit zwei feinen Furchenstrichen, 

Das letzte Segment am Hinterrande seicht ausgerandet, 

Die Beine kurz über den Körper nicht hinausragend. 

Länge 10—15 mm. 

Der Körper braun bis schwarz; das erste Segment einfarbig, die übrigen mit 
sechs dreieckigen kleinen, das letzte mit zwei grossen gelblichen Mackeln. Bei hellerer 
Farbe zieht sich über den Rücken noch ein lichter Streifen. Nach hinten sind die Se- 
gmente schmal weisslich gerandet. Der Bauch und die Füsse sind stets heller. 

Anmerkung. Die Farbe ist sehr veränderlich, von vollkommenem Schwarz 
bis ins Gelblichbraune alle Uebergänge zeigend; die Grundfarbe ist im letzten Falle 
nur durch fünf Reihen dunkler punktirter Streifen angedeutet. Fr. Meinert betrachtet 
unsere Glomeris hexasticha bloss als eine gefleckte Varietät von: Glomeris marginata 
et Glomeris 'limbata, Olivier; Glomeris marginata, Leach und Glomeris marginata, K. 
Koch. Ich habe jedoch diese Art, die vollkommen schwarze, weiss gerandete Segmente 
besitzt, bisher in Böhmen noch nicht gefunden, und es wurde mir demnach nicht 
möglich sie mit der gefleckten Form zu vergleichen, 


44 


In feuchtem Moose, unter Steinen zuweilen häufig. Bei Prag: Weisser Berg, 
Zävist, Stöchovic; Donnersberg; Turnau (F.); Eisenstein (H.); Schüttenhofen (F.). 


29. Die grosse Kugelassel, — Erin velka. — Glomeris tetrasticha, 
. randt. 


(Glomeris undulata, K. Koch.) 


Mässig gewölbt (weniger als die vorige Art); vollkommen glatt und glänzend. 

Der Kopf hinter den Fühlern kahl, vor denselben ziemlich dicht behaart. 

Augen 7—8 jederseits, das zweite aus der Reihe etwas hervortretend. 

Das erste Körpersegment mit zwei queren Furchenstrichen, die überall gleich 
weit von einander abstehen. 

Das zweite Segment mit sechs, die übrigen Segmente mit zwei Seitenstrichen, 

Das letzte Segment hinten fast vollkommen rund, kaum merklich ausgeschnitten. 

Länge 15 mm. 

Der Körper schwarz. Das erste Segment einfarbig, die folgenden Segmente 
mit vier, das letzte mit zwei gelblichen Mackeln ; ihr Hinterraad nur sehr schmal weisslich 
gerandet. 

Die Füsse und der Bauch immer heller gefärbt. 

Selten: Zävist; Riesengebirge (H.); Berg-Reichenstein (Seda.) 


30. Die Waldkugelassel. — Svinule lesni. — Glomeris pustulata, Latr. 
(Glomeris pustulata et Glomeris rufoguttata, K. Koch.) 


Stark gewölbt, fast vollkommen glatt und glänzend. 

Der Kopf kahl, nur ober dem Munde mit spärlichen, kurzen Härchen besetzt. 

Augen 7—9, das zweite aus der Reihe hervortretend. 

Das erste Segment mit den gewöhnlichen zwei Furchenstrichen, die überall 
gleich weit von einander abstehen. 

Das zweite Segment mit meist drei, die übrigen mit zwei Furchenstrichen, von 
denen der vordere meist undeutlich. 

Das letzte Segment sehr schwach und breit ausgeschnitten. Die Füsse kurz unter 
dem Körper verborgen. 

Länge 8—14 mm.; von den angeführten Arten meist die kleinste. 

Der Körper schwarz; die Segmente ziemlich stark weisslich gerandet. Das erste 
Segment einfärbig; das zweite mit vier, die folgenden mit je zwei scharf begrenzten, 
gelben oder gelbrothen Punkten. 

Nicht sehr verbreitet, doch zuweilen häufig: Zävist; Mednik an der Säzava; 
Gross-Priesen; Schüttenhofen (F.) 


DIE 


CLADOCEREN BÖHMENS 


VON 


MC. BOHUSLAV HELLICH. 


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PRAG. 


Druck von Dr. Ed. Gregr. — In Commissions-Verlag bei Fr. Rivnäß, 
1877. 


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INHALT. 


Vorwort 
Einleitung . - - 
Subordo : Cladocera, Latreille i 


A. Calyptomera, Sars. 
a, Otenopoda, Bars. 
I. Fam. Sididae, Sars . 
1. Gattung Sida, Straus 3 : 
1. Sida erystallina, O. F. Müller ö 
2, „ elongata, Dr. Geer 


2. Gattung Daphnella, Baird 


3. Daphnella brachyura, Lievin 
4. A Brandtiana, Fischer . 


II. Fam. Holopedid®, Sars . E 
3. Gattung Holopedium, Zaddach 
5, Holopedium gibberum, Zaddach 


b. Anomopoda, Sars. 
II. Fam. Daphnid«, Sars . . - 
4. Gattung Daphnia, O. Fr. Müller . 
6. Daphnia Schaefferi, Baird 


T. n magna, Straus 

8. " Atkinsonii, Baird 
9. n psittacea, W. Baird 
10. " pulex, De Geer . 


11. e pennata, O. F. Müller 


12. ” Schoedleri, Sars 
10: obtusa, Kurz . 

14. 5 gibbosa, n. sp. . 
15. 3 paludicola, n. sp. 


16, = ventricosa, n. SP. 
caudata, Sars 


18, ne longispinna, RS 
19. n rosea, 0. G. Sars 

20. n lacustris, O. G. Sars . 
21. e, aquilina, Sars 

22. ’ gracilis, n. sp. . 

28 $ galeata, O0. G. Sars‘ 
24. „ microcephala, Sars . 

25. 3 eucullata, O. G. Sars . 
26. 5 Kahlberg., Schoedler . 
27. e Jederstr., Schoedler 
28. x apicata, Kurz 

29. e vitrea, Kurz 


— 
Seite 
1 5. Gattung Simocephalus, Schoedler 
3 30. Simoceph. vetulus, 0. Fr. Müller 
8 31. ” exspinosus, Koch 
32 r serrulatus, Koch . 


6. Gattung Scapholeberis, Schoedler 
33. Scaph. mucronata, O. Fr. Müller 
34. „ obtusa, Schoedler 
35. ,„ aurita, Fischer. 

7. Gattung Ceriodaphnia, Dana 
36. Ceriod. megops, 0. G. Sars . 


32 „ reticulata, Jurine . 

38. »  Pulchella, ©. G. Sars . 
39. » laticaudata, P. E. Müller 
40. „  rotunda, Straus 


8. Gattung Moina, Baird . . . 
41. Moina brachiata, Jurine 


42. 7, rectirosiris, O0. Fr. Müller 
43. „  Fischeri mihi 
44. „ mierura, Kurz 


IV. Fam. Bosminide, Sars . 
9, Gattung Bosmina, Baird 
45. Bosm. cornuta, Jurine . 


46. „ longirostris, O. Fr. Müller 
47.  „  longieornis, Schoedler 
ASS 3% brevicornis, 2. sp. . 

49. ,„  bohemica, n. sp. 


V. Fam. Lyncodaphnide, Sars 
10, Gattung Lathonura, Lilljeborg 
50. Lathon, rectirostris, O. Fr. Müller 


11. Gattung Macrothrix, Baird . 
51. Macroth, laticornis, Jurine 
52. n hirsuticornis, Norman 
53. " rosea, Jurine 
12. Gattung Streblocerus, Sars 
54, Strebloc. serricaudatus, Fischer 


13, Gattung Acantholeberis, Lilljeborg . 
55, Acanth. curvirostris, O. Fr. Müller 


Seite 
40 


14. Gattung Ilyoeryptus, Sars 


VI. Fam. Lynceid®, B 


56. Ilyocryptus sordidus, Lievin 
57. = acutifrons, Sars . 


Baird . 


15. Gattung Eurycercus, Baird . 


16. 


17. Gattung Acroperus, 


58. Euryc. lamellatus, O. Fr. Müller 


Gattung Camptocereus, Baird . 

59. Camptoc. rectirostris Schoedler 
60. 5 Lilljeborgii, Schoedler 
Baird 


61. Acroperus leucocephalus, Koch 
62. = angustatus, Nars . 


18, Gattung Alonopsis, Sars . .. . 


63. Alonopsis elongata, Sars . 


19. Gattung Alona, Baird 


64. Alona Leydigii, Schoedler 


65. „ acanthocercoides, Fischer . 
66. „ aflinis, Leydig . . 

67.4445 quadrangularis, 0. F. Müller 
68. „ .elegans, Kurz 5 
69. „ tenuicaudis, Sars 

70. „ latissima, Kurz . 

71. costata, Sars 


72. guttata, Sars 


73. „ Intermedia, Sars 

74. „ lineata, Fischer 

75. „'falcata, 'Sars. ri 
76. „ testudinaria, Fischer . 
77. „ rostrata, Koch 


20. Gattung Pleuroxus, Baird 


78. Pleuroxus excisus, Fischer 


79. Pleuroxus exiguus, Lilljeborg 


80. „ nanus, Baird . . 

81. 5 hastatus, Sars 

82. n striatus, Schoedler . . 
83. 5; trigonellus, ©. F. Müller 
84. 2 aduncus, Jurine . 

85. x glaber, Schoedler . 
86. 5 personatus, Leydig.. . 
87. 5, truncatus, O. Fr. Müller 
88. n brevirostris, Schoedler 


21. Gattung Chydorus, Baird . . . 


54 Chyd. globosus, Baird . 
0. latus, Sars 
91 „  punctatus, n. sp. . 
92. ,„ sphaericus, O. Fr. Müller 
93. „  caelatus, Schoedler 


22. Gattung Monospilus, Sars . - . 
94. Monospilus tenuirostris, Fischer 


B. Gymnomera, Sars. 
a. Onychopoda, Sars. 


VII. Fam. Polyphemidae, Baird . . . 


23, Gattung Polyphemus, O. Fr. Müller 
95. Polyphemus pediculus, De Geer 


b. Haplopoda, Sars. 
VIII. Fam. Leptodoridae, Sars . . . . 


24. Gattung Leptodora, Lilljeborg 
96. Leptodora hyalina, Lilljeborg 
Von der Verbreitung der Cladoceren in 


Böhmen mit en der aus- 
ländischen Faunen . 


117 


 VORWORT. 


Das Interesse an dem Studium der niederen Crustaceen wurde in 
den letzten Jahren bei uns in Böhmen durch eine Reihe von Publicationen 
angeregt*) und der Gegenstand versprach so lohnende Ausbeute, dass ich 
gerne der Einladung meines Lehrers Hrn. Dr. A. Fri6 die Cladoceren 
speciell zu bearbeiten folgte. 

Zu diesem Behufe hatte ich über das ganze Material zu verfügen, 
welches Dr. Fri€ und mehrere andere Mitglieder des Comites für die 
Landesdurchforschung von Böhmen gesammelt haben, und ich wurde auch 
durch die Liberalität des genannten Comites in den Stand gesetzt, Hrn. 
Dr. Fri€ bei der Untersuchung einiger Böhmerwaldseen zu begleiten, sowie 
auch selbständig die Durchforschung mehrerer Teiche in der Umgebung von 
Wittingau, Turnau, Jicin, Podebrad und Kej vorzunehmen. 

Eine grosse Schwierigkeit lag in der Beschaffung der Literatur, da 
die zahlreichen kleineren Aufsätze in schwedischen, dänischen und englischen 
Journalen zerstreut sind und desshalb bin ich der naturhistorischen Section 
des Museums zu besonderem Danke für die Hilfe verpflichtet, die mir durch 
Beschaffung der nöthigen Werke zu Theil wurde. 

Als Resultat mehrjähriger Arbeit, bei welcher mir Herr Dr. A. Fri6 
mit Rath und That beistand, lege ich nun den Freunden der einheimischen 
Thierwelt die nachfolgenden Blätter vor, aus denen ein erfreulicher Fort- 
schritt in unserer Kenntniss der Cladoceren ersichtlich ist. Indem das im 
Jahre 1867 veröffentlichte Verzeichniss nur 8 Arten, das vom Jahre 1872 
bereits 32 Arten auswiess, enthält nachfolgende Uibersicht 96 Arten und 
hoffentlich ist damit die Reihe der in Böhmen lebenden Cladoceren noch 
nicht geschlossen. 


*) Siehe Literatur pag. 6, 7. 


Einen nicht geringen Beitrag zur Erreichung obiger Zahl lieferte 


Prof. Kurz, welcher in einer Monographie *) 6 neue Arten aus der Umge-- 


bung von Deutschbrod beschrieb. 

Von grossem Einflusse auf die Bereicherung unseres Wissens waren 
die Untersuchungsmethoden, mittelst welcher Dr. Fri@ auch die Fauna der 
Tiefen der Gebirgsseen des Böhmerwaldes und der Teiche des südlichen 
Böhmens ans Tageslicht förderte und über welche er in den Sitzungs- 
berichten der k. b. Ges. d. Wissenschaften Mittheilungen machte. 

Das Fischen mit dem Schleppnetz in verschiedenen Tiefen des 
Wassers dürfte besonders bei den Alpenseen angewandt überraschende 
Resultate liefern. . 

Werthvolles Material erhielt ich auch von den Herren: Dr. A. Slavik, 
Ot. Noväk, Prof. Rosicky, Dr. Vejdovsky, Prof. John, Pribik und Jos. Stäska, 
welchen ich hiemit den wärmsten Dank ausspreche. 

Die sämmtlichen Zeichnungen wurden zuerst von mir entworfen, 
dann von Herrn K. Myslivec auf Holz gezeichnet und von Herrn Patocka 
geschnitten. 


Prag, im Jänner 1877. 


Bohuslav Hellich. 


*) Dodekas neuer Cladoceren Sitzungsber. der k, Akadem. der Wiss. 1874. 


FINBEITENIG: 


Man findet kaum einen Tümpel, Teich, See oder irgend ein stehendes 

Wasser, das in den Sommermonaten nicht von einer grossen Zahl von verschiedenen 

_ winzigen Geschöpfen belebt wäre. Unter diesen Thierchen gehören die meisten 
den kleinen Crustaceen, der sogenannten Entomostraca an. Eine, an Arten ziemlich 
reiche Abtheilung derselben, sind die Cladoceren, welche in der vorliegenden 
Abhandlung näher besprochen werden sollen. 

Den ältesten Naturforschern sind diese Thierchen ihrer Kleinheit wegen 
gänzlich unbekannt geblieben. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundertes, 
als der Wissenschaft durch die Erfindung des Mikroskopes ein neues weites Feld 
gebahnt wurde, erschien die erste Abbildung einer Daphnienart von J. Schwam- 
merdam (1669), welche er mit dem Namen Pulex aquaticus arborescens 
belegte. Ihm folgte Franz Redi (1654) mit seiner Schrift „Animaletti 

_ aquatieci*, wo er ebenfalls eine Daphnienart abgebildet hatte. Linne führte 
_ diese Thierchen unter der Gattung Monoculus an. J. Chr. Schäffer (1755) 
_ unterschied schon mehrere Arten. 

Von grosser Bedeutung ist OÖ. Fr. Müllers Werk „Entomostraca“ (1755), 
welches als Grundlage den späteren Beobachtern diente. In diesem Werke werden 
schon die Familien Daphnia, Lynceus und Polyphemus angeführt; blos in 
der Fam. Lynceus kommt unter dem Namen Lynceus brachyurus ein 
Phyllopod vor, der später zur selbstständigen Familie Limnetis erhoben wurde. 
Zu den drei aufgeführten Familien reihte (1819) Strauss noch zwei neue: Sida 
_ und Latona an. In dieselbe Zeit fällt auch die vorzügliche Arbeit von Jurine 
- (1820), welche die Geneverfauna behandelt, und sehr viele wichtige Angaben über 
F die Fortpflanzung dieser Thiere enthält. Die ersten anatomischen Arbeiten lieferten 
Strauss (1819), Lov&n (1836) und Schoedler (1846), von denen die zwei 
letzten uns eine detailirte Anatomie von zwei neuen Gattungen Evadne und 
Acanthocercus hinterliessen. 

In den fünfziger Jahren erschienen gleichzeitig die Arbeiten von Baird 
- (1837—1850) in England, Livien's (1848) in Norddeutschland und Fischer's 
(1349) in Russland, die uns eine grosse Reihe neuer Arten und Familien vorweisen. 
f Das erste von den drei aufgeführten Werken ist schon dadurch interessant, dass 
} 1x 


ER 


4 


in demselben zuerst versucht wird die Familien Sida, Daphnia und Lynceus 
zu trennen. Diese Idee blieb jedoch lange Zeit unberücksichtigt, und erst 20 
Jahre später führte sie namentlich Schoedler und Sars geltend ein. Baird 


NN. 


trennte nämlich die Gatt.Daphnella von Sida, die Gatt. Moina von Daphnia 


und die Gatt. Lynceus theilte er sogar in 6 neue Gattungen: Eurycercus, 
Camptocercus, Acroperus, Alona, Chydorus und Pleuroxus. Aehnlich 
stellte Dana (1852) noch eine neue Gattung Ceriodaphnia auf. 

Viel günstiger gestaltete sich das Studium der Cladoceren, namentlich in 
Bezug auf Anatomie, in den letzt verflossenen Jahren. Vor allem verdient Leydig’s 
(1860) in vieler Hinsicht unübertroffene Arbeit *) besonders hervorgehoben zu werden, 
da er uns in seinem grossen Werke nicht nur eine gründliche Beschreibung der 
bisher bekannten und vieler neuen Arten vorlegt, sondern auch mit einer detailirten 
Anatomie auf Grundlage histiologischer Beobachtungen vertraut macht. Zugleich 


mögen noch die kleineren Arbeiten sowohl physiologischen als anatomischen 


Inhaltes erwähnt werden: Zenker’s (1851), Zaddach’s (1855), Lubock’s (1858) 
und Leuckart's (1859). Zur Ergänzung einzelner Faunen trugen noch wesentlich 
bei: Liljeborg (1855) in Schweden, Fischer, Schmarda (1854) in Aegypten, 
Chyzer (1858) in Ungarn, Schoedler (1359) in Berlin und Baird für Jerusalem. 
In der letzten Zeit hat man der Systematik mehr Aufmerksamkeit geschenkt, 
und die monographische Bearbeitung der einzelnen Gattungen hat die Zahl der 
Arten sehr vermehrt und eine neue Eintheilung nöthig gemacht. Es mussten 
einige Gattungen neuerdings getheilt werden, was aber nicht mit genug Vorsicht 
geschah und häufig zu Extremen führte. So theilte man die Gatt. Daphnia in 
weitere drei Gattungen Hyalodophnia, Simocephalus und Scapholeberis 
ein, von welchen man aber nur die zwei letzten als stichhältig behielt. Einer 
ähnlichen, neuen Eintheilung unterzog man auch die von Baird aufgestellten 
Lynceusgattungen, welche Eintheilung aber nicht genug Anklang gefunden hat. 


Die Cladocerenfauna betreffend sind zu dieser Zeit Schriften von Sars 


(1861—1865, Norwegen), Schoedler (1859—1866, Norddeutschland), Norman 
und Brady (1867, England), P. E. Müller (1868, Dänemark), Fric (1872, 
Böhmen) und Kurz (1874, Böhmen) erschienen. Das allgemeine System wurde 
durch Sars und P. E. Müller wieder corrigirt und von neuem bearbeitet. Die 


anatomischen und morphologischen Kenntnisse bereicherten: Sars, P.E. Müller, 


Plateau (1869), Lund (1570), Weismann (1874) und Claus (1875). Zur 
Entwickelungsgeschichte der Cladoceren, die man in der letzten Zeit fast gänzlich 
vernachlässigt hat, trugen P. E. Müller (1868), Dohrn (1869) und Sars (1371) 
wesentlich bei. 


Die bei der Zusammenstellung dieser Arbeit benützte Literatur ist folgende: 


1775. Müller, Otto, Friedrich: Entomostraca seu insecta testacea, quae in aquis 
Daniae et Norwegiae reperit, deseripsit et iconibus illustravit. Lipsiae et 
Harniae. c. tab. 21 col. 

1778. Geer, C. de: M&moires pour servir & Phistoire des Inseetes. Stockholm. 


*) Leydig: Naturgeschichte der Daphnien. 


5 


1819—1820. Straus, H. E.: Memoires sur la Daphnia de la classe de Crustaces, 
In: Memoires du Museum d’histoire naturelle. Paris. Tom. V. p. 380—425, 
pl. XXIX. und Tom. VL, p. 149—162. 

1820. Jurine, L.: Histoires des Monocles, qui se trouve aux envirous de Gen£&ve, 
Geneve et Paris. c. tab. 22 col. 
1832. Perty, M.: Ueber den Kreislauf der Daphniden. In: Isis. 1832., p. 725—726, 
1835—1841. Koch, C. L.: Deutschlands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden. 
Regensburg. 
1836. Love&n, L.: Evadne Nordmanni ett hittils okändt Entomostracon. In: Kongliga 
Vetenskaps-Akademiens Handlingar för ar 1835. p. 1—29., Tab. I., I. 

1843. Baird, W.: The natural history of the british Entomostraca. In: The Anal 
and Magazine of natural History. Ser. I., Tom. 11., p. 81 —95., Tab. II—II. 

1846. Schoedler, E.: Ueber Acanthocereus rigidus, ein bisher noch unbekanntes Ento- 
mostracon aus der Fam. der Cladoceren. In: Wiesmanns Archiv für Natur- 
geschichte. 2ter Jahrg. 1. B.; 2. H., p. 1—52, Tab. I—IX. 

1848. Fischer, Seb.: Ueber die in der Umgebung von St. Petersburg vorkommenden 
Crustaceen aus der Ordnung der Branchiopoden und Entomostraceen. In. 
Memoires presentes A l’academie imp. de sciences de St. Petersbourg par 
divers Savants. Tom. VI, 2 de Livr., p. 159—194., Tab. I—X. 

1848. Lievin: Die Branchiopoden der Danziger Gegend. In: Neueste Schriften der 
naturforschenden Gesellschaft in Danzig. IV. B., 2., H., p. 1—52., Tab. I—XI. 

1849. Fischer, Seb.: Abhandlung über eine neue Daphnienart, Daphnia aurita und 
über die Daphnia laticornis Jurine. In: Buletin de la societ@ imp. de natura- 
listes de Moscou. Tom. XXII., Nr. III, p. 38., Tab. II—IV. 

1850. Baird, W.: The natural history of the britisch Entomostraca. London. (Ray 
society.) C. 36 tab. 

1851. Fischer, Seb.: Bemerkungen über einige weniger genau gekannte Daphnienarten. 
In: Bul. de la societ€ imp. des natur. de Moscou. Tom. XXIV., 2 Bd., 
p. 96—108 mit 1 Taf. 

1851. —- Branchiopoden und Entomostraceen. In: Middendorft, Reise im äussersten Norden 
und Osten Sibiriens. Zoologie. I. p. 149—162, Taf. VII. 

1851. Zenker, W.: Physiologische Bemerkungen über die Daphniaden. In: Archiv 
für Anat., Physiol. und wissenschaftliche Mediz. von Joh. Müller. Jahrg. 
1851. p. 112—121, mit 1 Taf. 

1852. Dana, Jam. D.: Crustacea. In: United States Exploring Expedition 1833—1842. 
Vol. XII. Philadelphia. Part. II., p. 1262—1277. 

1853. Liljeborg, W.: De Crustaceis ex ordinibus tribus: Cladocera, Ostracoda et Cope- 
poda in Scania occurentibus. Lund. 1853. c. 27 tab. lith. 

1854. Fischer, Seb.: Ergänzungen, Berichtungen und Fortsetzung zu der Abhandlung 
über die in der Umgebung von St. Petersburg vorkommenden Crustaceen 
ete. In: Me&m. pres. A l’acad. imp. de seien. de St. Petersbourg. Tom VII, 
p. 1—14, Tab. I—II. 

1854. —- Abhandlung über einige neue oder nicht genau gekannte Arten von Daphniden 
und Lynceiden, als Beitrag zur Fauna Russlands. In: Bull. de la soc. imp. 
des natur. de Moscou. Tom. XXVIL., Part. I., p. 423—434, Tab. II. 

1854. Schmarda: Ueber die mikroskopische Thierwelt Aegyptens. In: Denkschriften 
der. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien. B. VII. 

1855. Zaddach, E. G.: Holopedium gibberum, ein neues Crustaceum aus der Fam. 
der Branchiopoden. In: Wiesmann’s Archiv für Naturgeschichte. XXI. Jahrg, 
p. 159—188, Taf. VIIT—IX. 

1858. Lubbock, J.: An acounth of the two methods of reproduetion in Daphnia and 
of the structure of the Ephipium. In: Philosophical Transactions of the 
royal Society of London. Vol. 147, Pl. 1, p. 79—100. Pl, VI—-VIl. 

1858. Chyzer, ©.: Ueber die Crustaceenfauna Ungarns, In.: Verhandlungen der k. k, 
zool. bot. Gessellschaft in Wien. 


Schoedler, E.: Die Branchiopoden der Umgebung von Berlin. 1. Beitrag. 
In: Jahresbericht über die Luisenstädtische Realschule. Berlin. 1858. p. 
1—28., Tab. 1. 

Leukart, R.: Ueber das Vorkommen eines saugnapfartigen Haftapparates bei 
den Daphniaden und den verwandten Krebsen. In: Wiegmann’s Archiv für 
Naturgeschichte. XXV. Jahrg., p. 262—265, Tab. VII. 

Baird, W.: Description of several species of Entomostracous Crustacea from 
Jerusalem. In: The Annals and Magazine of natural History. Vol. IV. Third 
Series. p. 280—283, Pl. V—VI. 

Liljeborg, W.: Beskrifning öfver twenne märkliga Crustaceer af ordringar 
Cladocera. In: Öfv versigt af kgl. Vetensk. Academiens Forhandlingar. XVII. 
p. 265— 271, Tab. VO— VII. 

Fischer, Seb.: Beiträge zur Kenntuiss der Entomostraceen. In: Abhandlungen 
der math.-physik. Classe der köng. baierischen Academie der Wissenschaften. 
Bd. VIII. Abth. 3., p. 645—682, Tab. XX—XXI. 

Leydig, Fr.: Naturgeschichte der Daphniden. Tübingen. Mit 10 Kupfertafeln. 

Eur&n, H. A.: Om märkliga Crustaceer af Ordningen Cladocera, funna i Dalarne, 
In: Öfversigt af kgl. Vetensk. Academiens Förhandlingar. 1861. p. 115— 
118, Tab. II. ? 

Sars, 0. G.: Om Crustacea Cladocera, iattagne i Omegnen af Christiania. In: 
Forhandlinger i Videnskabsselskabet i Christiania. 1861. p. 144—167. Andet 
Bidrag. p. 250—502. 

Schoedler, Ed.: Die Lynceiden und Polyphemiden der Umgebung von Berlin. 
In: Jahresbericht der Dorotheenstädtischen Realschule in Berlin. p. 1—26 
mit zwei Kupfertafeln. 

Sars, O0. G.: Beretning om en i Sommeren 1362 foretagen zoologisk Reise 
i Christianias og Trondhjems Stifter. In: Nyt magazin for Natur, videnska- 
berne. Tolvte Bind. 3 Hefte. p. 193—252. 

Schoedler, Ed.: Neue Beiträge zur Naturgeschichte der Cladoceren. Mit 3 
Kupfertafeln. Berlin. 

Norman, A. M.: On Acantholeberis, a Genus of Entomostraca, new to great 
Britain. In: Annals and Magazine of natural History. Vol. XI. Third Ser. 
p. 409—415, Tab XI. 

Kluzinger, Dr.: Einiges zur Anatomie der Daphnien nebst kurzen Bemerkungen 
über die Süsswasserfauna der Umgebung Cairos. In: Zeitschrift für wissen- 
schaftliche Zoologie. XIV. Jahrg. p. 165—173, Tab. XX. 

Sars, G. O.: Norges Ferskvandskrebsdyr. Förste Afsnit. Branchiopoda. 1. Cla- 
docera cetenopoda. Christiania. cum tab. 4 lith. 

Schoedler, Ed.: Zur Diagnose einiger Daphniden. In: Wiegmann’s Archiv 
für Naturgeschichte. XXXI. Jahrg. p. 283—285. 

Schoedler, Ed.: Die Cladoceren des frischen Hafifs nebst Bemerkungen über 
anderweitig vorkommende, verwandte Arten. In: Archiv für Naturgeschichte. 
XXXI. Jahrg. p. 1—56, Tab. I—II. 

Norman, M. A. and Brady, G. S.: A monograph of the british Entomostraca 
beloning to the families Bosminidae, Macrothrieidae aud Lynceidae. In: The 
natural History Transaetions of Northumberland and Durkan. London. 

Friö, A.a Nekut Fr.: Korysi zem& teske. In: Ziva. Casopis pfirodnicky. 1867. 

Müller, P. E.: Danmarks Cladocera. In: Schiödte’s Naturhistorisk Tidskrift. 
Tredie Raecke. Femte Bind. Kjobenhaven. p. 53—240, Tab. I—VI. 

— Bidrag til Cladoceresnes Fortplantingshistorie. In: Schiödte’s Naturh. Tidskrift. 
III. Raecke. 5. B. Kjobenhaven. p. 295—354, Tab. XII. 

Plateau: Recherches sur les Crustaedes d’eau douce de Belgique. In: Mem. 
eouronne et des &trang. de l’acad. de Belgique, XXXIV. 1870. XXXV. 1871, 

Dohrn. A.: Ueber Anatomie und Entwiekelung der Daphnien. Jena, 


Bee, vn ra 


Easserhen 


A TEL RN 


= 


1870. 


1871. 


1872. 


1873. 


1873. 


1873. 


1874. 


1874. 


1874. 


1874. 


1874. 


1874. 


1875. 


Lund, L.: Bidrag til Cladocerernes Morphologie og Systematik. In: Schiödtes 
Naturhistorisk Tidskrift. III. Raecke. 7. B. p. 129-—174, Tab. V—IX. 
Fri£, A.: Ueber die Fauna der Böhmerwaldseen. In: Sitzungsberichte der k. 

böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. 1871. Prag. 

— Die Krustenthiere Böhmens. In: Archiv der naturw. Landesdurchforschung 
von Böhmen. II. Bd. IV. Abth. p. 199—269. 

Fri, A.: Ueber die Crustaceenfauna der Wittingauer Teiche und über weitere 
Untersuchungen der Böhmerwaldseen. In: Sitzungsb. der k. böhm. Gesellsch. 
der Wissensch. Prag. 1873. 

— Zvitena jezer Sumavskych. Vesmir. Rod. I. p. 249, 265, 281. 

Sars, 0. G.: Om en dimorph. Udvikling samt Generationswexel hos Leptodora. 
In: Forhandl. i Videnskabsselsk i Christiania. 1873. 

Vernet, H.: Entomostracees. In: Materieaux pour servir & l’etude de la faune 
profonde du lace L&man par le Dr. F. A. Forel. (Extrait du Bull. de la soe. 
vaud. de seien. natur., t. XII, nr. 72.) p. 94—118. 

Kurz, W.: Ueber androsyne Missbildung bei Cladoceren. In: Sitzungsbericht 
der k. k. Academie der Wissenschaften in Wien. 1874. 1. Abth. mit 1. Taf. 

Frid A.: O zvirene rybnikü trebonskych. Vesmir. Ro£. II. p. 15, 27. 

Kurz, W.: Dodekas neuer Cladoceren nebst einer kurzen Uebersicht der Clado- 
cerenfauna Böhmens. In: Sitzungsb. der k. k. Academ. der Wissenseh, in 
Wien, Math. naturw. Classe. 1. Abth. mit 3 Taf. 

Hellich, B.: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens. In: Sitzber. der k. böhm. 
Gessellsch. der Wissensch. Prag. 1874. 

Weismann: Ueber Bau und Lebenserscheinungen von Leptodora hyalina. Leipzig 
mit 6 Tafeln. In: Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 1874. 

Claus, Carl: Die Schalendrüsen der Daphnien. In: Zeitschrift für wissensch. 
Zoologie. Bd. XXV. Jahrg. 1875. p. 165—174, Tab. XI. 


Subordo: Cladocera, Latreille.‘) 


Die Cladoceren haben einen kleinen, zarten, seitlich comprimirten Körper, welcher 
nur zwei deutlich abgesonderte Hauptabschnitte unterscheiden lässt, nämlich den freien 
Kopf und den übrigen Körner, der von einer zweiklappigen Schale gänzlieh oder theil- 
weise umschlossen wird und aus Thorax, Pro- und Postabdomen besteht. 

Der Kopf ist durch einen bedeutenden Umfang ausgezeichnet, indem er zuweilen 
sogar an Grösse den zweiten Körperabschnitt erreicht. Er ist entweder stark nieder- 
gedrückt (Lynceidae) oder nach vorn gestreckt (Daphnella, Moina) und bildet im 
ersteren Fall an der Unterkante einen Schnabel, dem die Tastantennen aufsitzen. Der 
Kopf trägt 2 Paar Tastantennen, ein Paar Madibeln, ein Paar Maxillen und die Ober- 
lippe. In der Kopfhöhe beginnt das Nervensystem und der Nahrungskanal. 

Der Thorax mit Proabdomen auf das Innigste verschmolzen stellt einen verhält- 
nissmässig kleinen Körperabschnitt dar, schliesst das Herz ein und sendet von der Rücken- 
seite die beiden Schalenklappen ab, welche längs der ganzen Dorsalkante zusammen 
hängen und vom ganzen Proabdomen abstehen. 

Das Proabdomen ist beweglich, eylindrisch, seitlich comprimirt, undeutlich gegliedert 
und mit Beinen versehen. Nur bei den Haplopoden zerfällt dieses in vier langgestreckte 
Segmente. In der Leibeshöhle liegt der grösste Theil des Nahrungskanales und die 
Geschlechtsorgane. 

Nach hinten setzt sich der Leib in das entweder durch eine Chitinleiste geschiedene 
oder durch eine Einkerbung mehr oder weniger abgegränzte Postabdomen, welches nie 
gegliedert erscheint. Dieses ist unten, wo die Afterspalte liegt, entweder abgerundet 
(Sida) oder der Länge nach gespalten (Daphnia, Lynceidae), jederseits bewehrt 
und trägt vorne am freien Ende zwei Krallen und hinten gleich hinter dem Proabdomen 
zwei gegliederte Borsten, welche entweder unmittelbar vom Postabdomen (Lynceidae) 
oder von einem gemeinschaftlichen Höcker (Polyphemus) entspringen. Selten sitzt 
jede Borste auf eigenem Höcker (Sida). Bei den Onychopoden, welche ein verküm- 
mertes Postabdomen ohne Schwanzkrallen haben, zeichnet sich der gemeinschaftliche, 
borstentragende Höcker durch eine ungewöhnliche Grösse und Länge aus. 

Von Gliedmassen sind 8—10 Paare vorhanden, nämlich: zwei Paar Antennen, 
ein Paar Madibeln, ein Paar Maxillen (das zweite Paar ist im embryonalen Leben durch 
nur einen abgerundeten Höcker angedeutet) und 4—6 Paar Beine. 

Das erste Paar der Antennen, die Tast- oder Riechantennen entspringen bald 
vom Schnabel, bald an der unteren Kopfkante, sind eingliedrig, bei Weibchen beweglich 
oder unbeweglich, bei Männchen stets beweglich und mit Tast- und Riechstäbehen ausge- 
rüstet. Sie gehen oft namentlich bei Männchen am freien Ende in eine Geissel aus, 
welche sich bei den Bosminiden beiderlei Geschlechts mehrfach gegliedert zeigt. 

Als Locomotionsorgane fungirt das zweite sehr stark entwickelte Antennenpaar, 
die Ruderantennen, welche zu beiden Seiten der Kopfbasis ihren Ursprung haben. Sie 
besitzen einen eingliedrigen Stamm, welcher sich am freien Ende in zwei gegliederte und 


*) Cuvier: Reen. anim, IV. p. 151, 


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mit gefiederten Borsten versehene Aeste spaltet. Bei den Ctenopoden und Gymno- 
meren tragen die plattgedrückten Aeste Seiten- und Endborsten; die Anomopoden 
dagegen sind im Besitz von eylindrischen Aesten, welche nur mit Endborsten ausgestattet 
sind. Bei den Holopediden geht vom Ruderantennenstamm nur ein zweigliedriger 
Ast ab, zu dem sich beim Männchen noch ein kurzer zweigliedriger Nebenast gesellt. 

Die Mandibeln sind stark, eingliedrig, am Ende abgestutzt und einwärts gebogen. 
Bei Leptodora sind sie zugespitzt. Die Maxillen sind stets verkümmert, eingliedrig, 
ohne Fortsätze, bei den Calyptomeren beweglich, bei dn Onychopoden unbe- 
weglich. Bei Leptodora fehlen sie. 

Die Beine, deren Zahl A—6 Paar beträgt, sind an der Unterseite des Proab- 
domens eingelenkt und zeigen im Ganzen einen derart complieirten Bau, so dass ihre 
Erklärung zur schwierigsten Partie der Cladocerenanatome gehört. Sie reihen sich dem 
Baue nach zu den Spaltfüssen der Copepoden, sind platt gedrückt oder eylindrisch 
und nehmen im Allgemeinen von vorn nach hinten an Grösse ab. Lund*), welcher in 
der neuesten Zeit eine ausführliche Arbeit über den Bau der Cladocerenfüsse veröffentlicht 
hat, unterscheidet hier einen eingliedrigen Stamm, welcher sich in zweigliedrige Aeste 
theilt. Diese sind den manigfaltiesten Umwandlungen unterworfen, so dass bald der 
eine, bald der andere Ast, bald nur einzelne Glieder derselben zur Entwickelung kommen 
und auch selbst die Gliederung eingeht. Der Stamm trägt an der äusseren Seite einen 
eigenthümlichen behaarten Fortsatz und einen blasenförmigen Anhang (poseprocessen), 
dessen Bestimmung noch im Dunkel steht, an der inneren Seite einen mit Borsten und 
Stacheln reich ausgerüsteten Maxillar-Fortsatz. Jene Füsse, deren Aeste im Allgemeinen 
verschiedenartig ausgeprägte und zuweilen annähernd cylindrische Form beibehalten, 
heissen Greiffüsse im Gegensatz zu den Branchialfüssen, deren’ Aeste in plattgedrückte, 
lamellöse und mit meist lang gefiederten Borsten zahlreich ausgestattete Fortsätze sich 
ausbreiten. Alle Beine der Ötenopoden und Gymnomeren haben einen überein- 
stimmenden Bau und zwar besitzen die Otenopoden lamellöse Branchialfüsse, die letz- 
teren dagegen viergliedrige, eylindrische und einfache Greiffüsse. Die Onychopoden 
tragen am Ende des Stammgliedes blos ein eingliedriges Rudiment des Aussenastes. Bei 
den Anomopoden sind die Füsse derart gebaut, dass die zwei vorderen cylindrischen 
als Greiffüsse, die breiteren blattartigen als Branchialfüsse eingerichtet sind. Das letzte 
Beinpaar bleibt stets verkümmert. Was die gegenseitige Lage der Füsse betrifft, so sind 
diese bei den Gymnomeren dicht aneinander gedrängt, bei den Calyptomeren 
jedoch abstehend. Eine Ausnahme bilden die Daphniden, bei welchen das letzte 
Fusspaar von dem vorletzten in weiterem Abstand entfernt ist. Bei Männchen ist das 
Endglied des ersten Fusspaares mit einem gekrümmten Hacken und oft einer langen, 
nach hinten gebogenen Geissel oder mit einigen Borsten versehen. Die Beine sind in 
stätiger Bewegung und führen auf diese Weise die Nahrungsbeute durch die Längsspalte 
zwischen denselben dem Munde zu und begünstigen die Respiration. 

Die Körperdecke besteht aus einem inneren, weichen Zellgewebe oder Matrix 
und aus einer structurlosen äusseren Schicht, Cutieula, Die letztere von der ersteren 
abgesondert, wird zeitweilen abgestossen und wieder von neuem erzeugt. Die Cuticula 
ist stark chitinisirt und an verschiedenen Körperstellen verschieden diek und hart. Besonders 
dick erscheint sie am Kopf, wo sie den Kopfschild bildet, der von der ebenso verdiekten 
äusseren Schalendecke durch eine Sutur geschieden ist. Diese Sutur ist bei der Häutung 
von hoher Bedeutung, da die Haut an dieser Stelle berstet und so die Häutung begünstigt. 
Der Kopfschild umhüllt den Kopf entweder gänzlich oder unvollständig, indem er den 
Schnabel dachartig überragt und die hintere Kopfseite frei lässt (Daphnia). Bei 
Leptodora ist der Kopfschild blos auf eine querovale Platte, die am Rücken der 
Kopfbasis liest, redueirt. Zu beiden Seiten des Kopfes oberhalb der Ruderantennenbasis 
hebt sich derselbe zu einem scharfkantigen Gewölbe oder Fornix empor, welches vom 
Zusammenstosse des Kopfes und der Schale beginnend mit einer bogenförmigen Linie erst 
vorne in der Augengegend sich verliert. 


*) Lund, Bidrag til Cladoc. Morpbol. o& System. 1870, 


10 


Die Schale ist eigentlich eine Hautdupplicatur, welche vom Thorax ausgeht und 
an den Rändern mit Stacheln, Wimpern oder Dornen besetzt ist. Die Cutieula der Schale 
ist an der inneren, dem Leibe gekehrten Fläche zart, dünn, an der äusseren wie des 
Kopfschildes hart, dick. 

Im Allgemeinen zeigt die Cuticula auf der Oberfläche eine vorherrschend reti- 
eulirte Structur, die jedoch verschiedenartig entwickelt ist. Nebst dem ist die Oberfläche 
glatt, punktirt, gestrichelt, bedornt, höckerig, gefurcht oder gestreift. Die Matrix der 
Haut durchsetzen stellenweise bei manchen Arten kleine, undurchsichtige Kalkablagerungen 
(Simocephalus, Moina). Von der Haut nach Innen gehen verschiedene chitinöse 
Balken und Stäbehen ab, welche an den inneren Organen sich befestigen und diese in 
der Lage festhalten. 

Vorne in der Schale, in der Nähe der Mandibeln finden wir stets eine Schalen- 
drüse, welche aus einem Wassersack und einem langen, vielfach gewundenen und mit 
grossem Epithel ausgekleideten Kanal besteht. Seine Mündung liegt wahrscheinlich auf 
der inneren Schalenfläche. Weismann*) erklärt diese Drüse für das Harn secernirende 
Organ der Cladoceren. Am Rücken in der Nähe der Thoracalkerbe bei Sida, Sim o- 
cephalus, Eurycercus liegt noch ein besonderes Haftorgan, mittelst dessen sich die 
Thierchen an fremde Gegenstände anklammern können. 

Alle beweglichen Organe werden durch eigere, quergestreifte Muskeln in Bewegung 
gesetzt, unter denen die Muskeln der Ruderantennen die übrigen an Grösse und Mächtig- 
keit übertreffen. Sie nehmen ihren Ursprung von der Rückenhaut des Kopfes. Bei Ho- 
lopedium geschieht das Biegen des Leibes durch einen langen, schlanken und paarigen 
Bauchmuskel, der seitlich von dem Thoracalabschnitt des Darmkanales entspringt und 
ebenfalls an demselben vor dem Postabdomen sich befestist. An den Beinen desselben 
Thierchens unterscheide ich drei Muskelschichten, nämlich eine äussere, mittlere und 
innere. Die innere Schichte aus nur einem paarigen kurzen Muskel bestehend, geht von 
dem langen Bauchmuskel ab. Dieser Muskel inserirt sich in der Mitte der Vorderfläche 
des Fussstammes und biegt denselben nach hinten. Die mittlere sowie auch die äussere 
Schichte zählt zwei paarige, ungleich lange Muskeln, einen vorderen und einen hinteren, 
welche von einer gemeinschaftlichen Stelle zu beiden Seiten des Darmrohres ausgehen. 
Der Urprung der mittleren Muskelschichte liegt vor und mit dem Urprung der äusseren 
Schichte. Der vordere, kürzere Muskel der mittleren Schichte befestigt sich hinter der 
Basis des Fussstammes, den Fuss dem Darm zuziehend, der hintere dagegen, der längere 
ist unten am Ende des Fussstammes den Fuss hebend. Der vordere, längere Muskel 
der äusseren Schichte heftet sich oben am Ende des Fussstammes, den Fuss biegend, 
der hintere, kürzere dagegen hinten an der Basis vor der Insertionsstelle des hinteren 
und mittleren Muskels und zieht den Fuss auf und vorwärts. 

Das Nervensystem ist wie bei allen Arthropoden aus paarigen, hintereinander 
liegenden Ganglien, welehe durch Quer- und Längscommissuren verbunden sind, zusammen- 
gestellt. Das erste Ganglienpaar, das Gehirn, welches in der Kopfhöhle unmittelbar vor 
der Speiseröhre liegt, weicht von den übrigen Ganglienpaaren insoferne ab, dass es 
bedeutend grösser ist und zahlreiche Nervenäste zu den verschiedenen Sinnesorganen ab- 
sendet. Die beiden Ganglien sind hier so untereinander verschmolzen, dass sie zu zwei, 
meist viereckigen lHemisphären werden, welche nur durch eine seichte Einschnürung 
geschieden sind. Unten erweitert sich das Gehirn (Fig. 4, cr) in einen unpaaren Fortsatz, 
der bei den Daphniden durch ein verticales Chitinstäbehen, welches von der Haut 
entspringt, in der Lage gehalten wird; seitlich von der Basis des Fortsatzes giebt das 
Gehirn (Fig. 4, ne) die Hautnervenäste ab, welche vor- und aufwärts sich biegend unter 
der Haut in der Nähe des Fornix mit einfachen Gaglienzellen enden, nachdem sie sich 
vor denselben in kleinere Zweige gespaltet haben. Die Cuticula bleibt auf diesen Stellen 
normal oder vertieft sich über den Zellen zu einer seichten Grube (Sida). Weiter nach 
vorn aus dem vorderen Gehirneck entspringen die kurzen Bulbi optiei (Fig. 4, go), welche 
gewöhnlich an ihren verdiekten Enden verwachsen sind und von hier zahlreiche feine 


*) Weismann Aug. Dr.: Uiber Bau und Lebenserscheinungen von Leptodora hyalına. 


11 


Fäden zu den Krystalllinsen im Auge entsenden. Ober der Basis der Sehnerven nimmt 
noch ein zarter Nervenfaden (Fig. 8.) den Urprung, welcher die Augenmuskel innervirt. 
Hintenwärts setzt sich das Gehirn in die breite, die Speiseröhre umschliessende Commissur 
fort, von welcher oben und unten je ein Ast abgeht. Der obere, ziemlich starke Ast 
(Fig. 4, na,) theilt sich, nach einer kurzen Strecke, wieder in zwei Aeste, welche die 
Ruderantennen versorgen; der untere, einfache und schwächere Ast geht in die Tastan- 
tennen (Fig. 4, na,). Die übrigen, meist schwer sichtbaren Ganglienpaare sind bei den 
Calyptomeren ziemlich weit abstehend, bei den Gymnomeren dicht an einander 
gedrängt. 

Das grosse, unpaare Auge liegt vorne in der Kopfhöhle in einer besonderen 
Kapsel eingeschlossen und enthält zahlreiche, ovale oder eylindrische, das Licht stark 
brechende Krystallinsen, welche mit den Fäden des Sehnerven in unmittelbarer Verbindung 
stehen. Ein karminrothes oder schwarzes Pigment umgibt diese Fäden und die Wurzel 
der Krystalllinsen. ° Das Auge wird beiderseits durch drei schwache Muskeln bewegt, 
welche entweder am Darm oder an den Seitenflächen des Kopfes einen gemeinschaftlichen 
Ursprung haben. Der schwarze Pigmentfleck oder auch das Nebenauge genannt, sitzt 
auf dem unpaaren Gehirnfortsatz und enthält zuweilen ein oder mehrere Bläschen mit 
weisslichem, das Licht nicht brechendem Inhalt. 

Den Geruchsinn vermitteln die cylindrischen, am Ende abgestutzten und offenen 
Riechstäbehen der Tastantennen. Als Tastorgane fungiren dagegen die feinen, blassen, 
gewöhnlich zur Hälfte doppelt contourirten Borsten, welche ebenfalls hauptsächlich auf 
den Tastantennen ihren Sitz haben. Zwei solche, doppelcontourirte Borsten stehen stets 
an der äusseren Fläche der Ruderantennenbasis (Leydigische Tastborsten.) 

Von dem Gehörorgane ist bis jetzt keine Spur vorhanden. 

Der Mund liegt an der Basis des Kopfes, von der grossen, fleischigen Oberlippe 
bedeckt. Er ist sehr klein, weshalb er auch nur von den Mandibeln in kleine Stückchen 
zermahlte Beute aufnehmen kann. Die unten stets behaarte und bewegliche Oberlippe 
geht unterwärts bei den Lynceiden und den meisten Lyncodaphniden in einen 
kammartigen, lamellösen Fortsatz aus. Bei Acantholeberis ist dieser Fortsatz eonisch. 
Hinten stosst der Mund bei den Gymnomeren an eine hervorragende Unterlippe, welche 
entweder durch die verstümmelten Maxillen (Onychopoda) oder durch einen besonderen 
Auswuchs des Kopfunterrandes gebildet wird (Haplopoda).. Vom Munde durch einen 
Sphineter geschlossen, steigt die muskulöse Speiseröhre (Oesophagus) vertical nach oben 
und endet in dem weiten einfachen Magen, wo sie zapfenartig vorspringt. Bei Lepto- 
dora ist die Speiseröhre von enormer Länge, biegt sich gleich in der Kopfhöhle nach 
hinten und reicht bis in das dritte Abdominalsegment. Die Verdauung geschieht im 
folgenden, grössten Abschnitt des Darmrohres, im Magendarm, welcher einen diekwan- 
digen, nach hinten zu sich allmälig verjüngenden Schlauch darstellt und hinten in den 
kurzen dünnwandigen Mastdarm übergeht. Dieser mündet dorsal am Postabdomen durch 
eine schliessbare Afterspalte.. Der vordere Abschnitt des Magendarmes ist entweder nur 
erweitert oder mit zwei kurzen, einfachen Blindsäcken versehen, die den mehrfach ver- 
ästelten Leberanhängen der nahe verwandten Phylopoden analog sind. Bei den Lynceiden 
befindet sich ventral vor dem Postabdomen noch ein unpaarer, wahrscheinlich Schleim 
secernirender Blindsack, um die vom Schleim eingehüllten Exeremente durch den After 
schlüpfriger nach aussen zu befördern. 

Wie bei allen Arthropoden wird auch hier der Darm in der Leibeshöhle von 
einem fettreichen Bindegewebe, dem Fettkörper begleitet, dessen Fettinhalt nach Jahres- 
zeiten und Lebensverhältnissen der Thierchen wechselt. Er stellt feine Zellennetze dar, 
welche den Darm umhüllen. Bei Leptodora liegt der Fettkörper, der grosse polygonale 
Zellen enthält, in Form zweier breiten Platten zu beiden Seiten des Darmes. 

Die Cladoceren haben ein Herz von ovaler oder langgestreckter Gestalt, welches 
in der Medianlinie des Körpers am Rücken des Thoracalabsehnittes in einem weiten 
Blutsinus eingeschlossen liegt. Es besitzt eine vordere arteriöse Oeffnung und eine seitliche 
venöse Spalte. Das Blut aus der vorderen Herzöffnung nach vorne getrieben spaltet sich 
allsogleich in zwei Ströme, in einen vorderen Kopf- und einen den Leib durchlanfenden 


12 


Strom. Der Kopfstrom ergiesst sich am Rückweg in den weiten Raum zwischen den 
beiden Schalendecken, wo hauptsächlich auf der inneren, zarten Schalenfläche die durch die 
fortwährende Bewegung der Beine begünstigte Blutoxydation vor sich geht. Der hintere 
Strom fliesst in umgekehrter Riehtung am Rücken des Leibes dem Herzen zu, um von 
der venösen Herzspalte, nachdem er sich mit dem oxydirten Blut des Kopfstromes gemischt 
hat, aufgesaugt zu werden. Die Blutkörperchen, ziemlich arm an Zahl, sind verhältniss- 
mässig gross und gleichen den weissen Blutkörperchen der. Wirbelthiere. 

Die Cladoceren sind getrennten Geschlechtes. Bei Männchen, die schon im 
allgemeinen Körperbau von Weibchen ziemlich abweichen, erleiden besonders die Tastan- 
tennen, das Endstück des ersten Fusspaares und das Postabdomen theilweise oder gänzliche 
Umwandlung, die schon früher besprochen wurde. Die paarigen Ovarien und Hoden, von 
gleicher Gestalt und Grösse erstrecken sich in der Leibeshöhle zu beiden Seiten des 
Darmes; die ersteren münden an der dorsalen Seite des Abdomens, die letzteren an der 
ventralen oder am Ende des Postabdomens. Die Övarien erzeugen die sogenannten Sommer- 
und Wintereier, die in einer besonderen Höhle, in dem Brustraum, der durch die Wölbung 
des Schalenrückens zwischen diesem und dem Proabdomen entsteht, zur völligen Brut- 
entwickelung gelangen. Der Verschluss dieser Bruthöhle wird hinten entweder durch 
einige dorsale Abdominalfortsätze oder durch das Anliegen des hinteren Abdominalrückens 
an die Schale erzeugt. Bei Moina schliesst den Brutraum ein leistenartig hervorsprin- 
gender Schalenauswuchs. 

Die Sommereier, von einer zarten Hülle umschlossen und mit einem fettreichen 
Dotter versehen, entstehen und entwickeln sich auf ungeschlechtliche Weise, ohne voraus- 
gegangene Begattung im Gegensatz zu den Wintereiern, welche das Auftreten der Männchen 
bedingen, die dieselben auf unbekannte Weise mittelst der stäbchenförmigen Spermatozoen 
befruchten. Bei den Wintereiern ist die Hülle derber und der Dotter dunkler, homogener. 
Die angränzende Schale wird in eine besondere, dickere, stark chitinisirte zweite Um- 
hüllung der Wintereier umgewandelt und während des Häutens abgeworfen. Diese umge- 
wandelte und immer durch eine dunklere Farbe ausgezeichnete Schale heisst Ephipium. 


A. Calyptomera, Sars. 


Der Körper ist bis auf den freien Kopf von einer zweiklappigen Schale umschlossen. 
Die Mandibeln sind einfach am freien Ende abgestutzt; die Maxillen beweglich und mit 
Borsten oder Stacheln bewehrt. Die Beine sind undeutlich gegliedert, meist blattförmig 
mit deutlich entwickelten Branchial- und Maxillaranhängen. 


a) Ctenopoda, Sars. 


Sechs Paar Branchialfüsse, welche alle gleichmässig gebaut, lamelös und mit 
wohl entwickelten Branchialanhängen ausgerüstet sind. Die Ruderantennen sind zwei- 
oder einästig, die Aeste ungleich lang, seitlich comprimirt mit End- und Seitenborsten. 

Diese Unterabtheilung zählt 2 Familien. 


Ruderantennen in beiden Geschlechtern mit zwei 2—3gliedrigen, End- und 
Seitenborsten tragenden Aesten. I. Fam. Sididae. 


Ruderantennen beim Weibchen einästig, mit 5 Endborsten, bei Männchen 
noch mit einem kleinen 2gliedrigen Nebenast. 
I. Fam. Holopedidae. 


I. Fam. Sididae, Sars. 


Der Kopf ist gross, nach vorne gestreckt, von den Schalen tief eingeschnürt 
und ohne oder mit nur wenig vorspringendem Fornix. Das grosse Auge zählt viele 
Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck (das Nebenauge) ist sehr klein oder fehlt. 
Die beweglichen Tastantennen stehen von einander entfernt und sind beim Weibchen kurz, 
einfach, beim Männchen lang und am freien Ende in eine zugespitzte Geissel ausgezogen. 
Die Ruderantennen sind gross, zweiästig; die Aeste sind ungleich lang und aus 2—35 
seitlich ecomprimirten Gliedern, welche auch Seitenborsten tragen, zusammengestellt. Die 
Schale ist länglich viereckig, den Körper sammt den Beinen vollkommen einschliessend. 
Die Schalensutur läuft nach hinten parallel dem Dorsalrande und endet erst vor dem 
hinteren und oberen Schalenwinkel auf, so dass sie die Schale in drei fast gleiche Theile 
trennt. Beine sind sechs Paare vorhanden, welche alle gleichgestaltet, lamellös, mit 
langen Schwimmborsten und deutlich entwickelten Branchialanhängen ausgerüstet sind. 
Das Postabdomen ist conisch nach hinten gestreckt und nicht zurückgeschlagen.. Die 
Schwanzkrallen tragen Nebendorne Der Darmkanal ist einfach ohne Blindsäcke, vorne 
deutlich erweitert. Das Herz ist lang gestreckt, spindelförmig. Die Hodenausführungs- 
gänge beim Männchen münden hinter dem sechsten Beinpaare, 


14 


Diese Familie umfasst fünf Gattungen, von denen in Böhmen nur- zwei ver- 
treten sind. 


Kopf mit zugespitztem Schnabel. Der obere Ast der Ruderantennen ist 


dreigliedrig, der untere zweigliedrig. Sida. 
Kopf ohne Schnabel. Der obere Ast der Ruderantennen ist zweigliedrig, der 
untere dreigliedrig. Daphnella, 


1. Gattung Sida, Straus. 


Sidaea, Fischer. 


Der Körper ist länglich viereckig, durchsichtig, farblos. Der Kopf, von der 
Schale tief eingeschnürt, ist niedergebückt, vorne abgerundet und bildet hinten und 
unten einen langen, geraden, conischen, an der Spitze abgerundeten Schnabel ohne vor- 
springendem Dach. Das grosse Auge mit karminrothem Pigment liegt vorne in der 
Kopfhöhle nahe dem unteren Kopfrande. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. Die 
Tastantennen, von einem abgerundet dreieckigen Höcker zu beiden Seiten der Schnabel- 
spitze entspringend, sind eingliedrig, eylindrischh am freien Ende abgestutzt und fein 
bedornt. Vom Ende derselben treten die geknöpften Riechstäbchen hervor, von denen 
die eine, theilweise doppeltcontourirte die übrigen an Länge übertrifit. Die Ruderantennen 
sind mächtig, ziemlich kurz und zweiästig; der äussere Ast ist dreigliedrig, der innere 
zweigliedrig. 

Die Schale ist länglich viereckig, hinten abgestutzt und am unteren Hinterwinkel 
mit einem kleinen Dorne versehen. Der vordere Schalenrand ist unter der Stelle, wo 
er mit dem Kopfschilde zusammenstosst, tief ausgeschnitten, der Unterrand fein bedornt. 
Beine sind sechs Paare vorhanden, die alle gleich gebaut und in gleichen Abständen von 
einander entfernt stehen. Der blasenförmige Anhang, welcher dem sechsten Beinpaare 
fehlt, ist lang, eng, in der Mitte kurz gestielt. Am Rücken des Abdomens fehlen die 
den Brutraum schliessenden Fortsätze. Das Postabdomen aus der Schale weit herausragend 
ist nicht zurückgeschlagen, sondern nach hinten gestreckt und hat eine länglich conische 
Gestalt. Die Rückenkante desselben ist bedornt. Die fein gezähnten Schwanzkrallen 
tragen vier Nebendorne. Die Schwanzborsten, welche kurz, zweigliedrig und dicht behaart 
sind, sitzen auf zwei hohen Höckern. 

Der einfache Darmkanal erweitert sich vorne in eine conische Aussackung. Der 
After mündet an der Dorsalkante des Postabdomens. 

Diese Gattung ist mit einem complieirten Haftapparate versehen, der nach Sars 
aus drei abgesonderten Theilen zusammengesetzt ist, von denen der erste Aus einer eigen- 
thümlichen, hufeisenförmigen, am Rücken des Kopfes hervorspringenden Chitinplatte besteht; 
die übrigen zwei Theile sind klein und liegen am Thorax hinter der Einschnürung. 

Beim Männchen ist die längere Borste der Tastantennen in eine lange, starke, 
am Ende gezahnte Geissel umgewandelt. Auch das Endstück des ersten Beinpaares ist 
in einen Hacken umgestaltet, neben dem noch eine kurze, zugespitzte Borste steht. 

Die Arten leben am Ufer der stillen, klaren Gewässer. 


Die untere Kopfkante gerade. Das Auge klein, vom Stirnrande ziemlich 


entfernt. 1. erystallina. 
Die untere Kopfkante concav. Das Auge sehr gross, dem Hirnrande anliegend. 
° 2. elongata. 


15 


1. Sida erystallina, 0. F. Müller. — Der gemeine Glaskrebs. — 
Stejnonozka jasna. 


1775. Daphnia crystallina, ©. F. Müller: Entomostraca. p. 96. Tab. XIV, Fig. 1—4. 

1819. Sida erystallina, Straus: M&emoires sur le Daphnia, p. 197. 

1848. Sida cerystallina, Lievin: Die Branchiopoden der Danziger Gegend. p. 16. Tab. 
II. Fig. 1—8. Tab. IV, Fig. 1—2. 

1850. Sida erystallina, Baird: Brit. Eutomostraea. p. 107. Tab. XII. Fig. 3—4. Tab. 
XIH, Fig. 1a—h. 

1859. Sida erystallina, Schoedler: Die Branchiopoden der Umgebung von Berlin. p. 8. 

1860. Sida erystallina, Leydig: Naturgeschichte der Daphniden. p. 85. Tab. V. Fig. 
44—45. Tab. VI. Fig. 46—51. 

1863. Sida erystallina, Schoeder: Neue Beiträge. p. 70. 

1866. Sida erystallina, Schoedler: Cladoceren des frischen Haffs. p. 4, 

1864. Sida erystallina. Sars: Norges Ferkvandskrebsdyr I. Cladocera Ütenopoda. p. 33. 
Tab. I. Fig. 1—16. 

1868. Sida erystallina, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 101. 

1872. Sida erystallina, Frie: Die Krustenthiere Böhmens. p. 214. Fig. 30. 

1874. Sida crystallina, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 4. 


Der Körper ist länglich viereckig, äusserst durchsichtig, farblos. 

Der Kopf ist fast viereckig, nach vorn verjüngt. Die obere und vordere Kante, 
gleichmässig gebogen, biegt sich nach hinten unter einem stumpfen Winkel in den geraden 
Unterrand. Der Schnabel ist lang und mit der kaum abgerundeten Spitze nach hinten 
gekehrt. Von oben aus betrachtet ist der Kopf breit, vorn abgerundet. Das Auge ist 
klein, ringsum mit vielen Krystalllinsen gesäumt. Der zweigliedrige Ast der Ruderantennen 
ist mit fünf, der dreigliedrige mit zehn Ruderborsten (drei am zweiten und sieben am 
letzten Gliede) versehen; ausserdem sind noch beide Endglieder des zweigliedrigen Astes 
und die zwei letzten des dreigliedrigen je mit einem langen Dorne bewaffnet. 

Die Schale, vom Kopfe deutlich getrennt, hat eine länglich viereckige Gestalt 
und ist an der Oberfläche glatt und nur mit zerstreuten dreieckigen Punkten geziert. 
Der obere Schalenrand ist stark gewölbt, der Unterrand gerade und fein bedornt. Das 
Postabdomen, von den Schalen sänzlich unbedeckt, ist leicht gebogen, an der Rücken- 
kante breit ausgeschweift und beiderseits der Analfurchen mit 19—20 starken Dornen, 
die nach hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. Die Schwanzkrallen sind lang, wenig 
gebogen, an der unteren Kante fein gezähnt und mit vier, ungleich von einander ent- 
fernten, langen Dornen ausgerüstet, von denen einer, welcher der Basis am nächsten 
steht, der kürzeste ist. 

Das Weibchen trägt im Brutraume etwa zwanzig Sommereier. 

Grösse bis 4 ” = 

Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen ausser den schon erwähnten 
Merkmalen noch durch eine schlankere Form und durch den kurzen, abgerundeten Schnabel. 

Diese Art ist sehr häufig und kommt überall in stillen Gewässern mit üppiger 
Vegetation vor, wo sie sich mit dem Haftapparate an fremde Gegenstände fest hält. Ich 
traf sie bei Prag auf der Kaiserwiese; bei Podebrad, Turnau, Brandeis, in den meisten 
Teichen bei Wittingau und Frauenberg, in den grossen Gebirgsseen im Böhmerwalde bei 
Eisenstein u. s. w. 


2. Sida elongata. Dr. Geer. — Der langgestreckte Glaskrebs. — Stejno- 
nozka prodlouZenä. 


1854. Sidaea crystallina, S. Fischer: Ergänz. Bericht. T. VII. p. 5; T. 1; Fig. 1—7. 
1864. Sida elongata, Sars: Norges Ferskyandskrebsdyr. Cladocera Ctenopoda. p. 35, 
Tab. I., Fig. 18—32. 


16 


Diese Art sieht der vorigen äusserst ähnlich, von welcher sie sich namentlich 
in der Bildung des Kopfes unterschieden zeigt. Der Kopf ist verhältnissmässig kleiner, 
vorne gleichmässig abgerundet, am Unterrande deutlich concav; der kürzere, abwärts 
gerichtete Schnabel ist an der Spitze mehr abgerundet. Von oben gesehen sieht der Kopf 
enger aus und ist nach vorn verschmälert mit abgerundetem Scheitel. Das Auge, zweimal 
so gross als bei S. erystallina, liegt näher dem Stirnrande. Das letzte Glied des 
dreigliedrigen Ruderantennenastes war bei allen von mir beobachteten Individuen mit nur 
sechs Ruderborsten ausgerüstet. 

Die Schale ist enger, ihr Oberrand weniger gebogen, ihr Hinterrand stärker 
gewölbt. Das Postabdomen, von den Schalenklappen fast gänzlich bedeckt, ist schlanker, 
kaum gebogen, an der Dorsalkante ebenfalls leicht ausgeschnitten und beiderseits der 
Analfurchen mit 18—20 starken Zähnen bewafinet. (Sars zählt deren 24—26). Die 
Schwanzkrallen sind schlank, mehr gebogen, sonst von derselben Beschaffenheit wie bei 
der vorigen Art. 

Körperlänge: 2.2—2.5 = = ; Körperhöhe: 1.25—1.3 " ® 

Ich fischte diese Art nur einmal mit Dr. Fri@ im grossen Arbersee bei Eisenstein, 
wo sie in Gesellschaft von Polyphemus pediculus und Alonopsis elongata 
in grosser Menge lebte. 


2. Gattung Daphnella, Baird. 


1854. Diaphanosoma, Fischer. 


Der Körper ist schlank, eng, seitlich sehr comprimirt und äusserst durchsichtig, 


Der hohe Kopf hat eine viereckige Gestalt ohne Schnabelbildung, ist nach vorne gestreckt. 


und von den Schalen immer deutlich durch eine mehr oder weniger tiefe Einschnürung 
getrennt. Das runde, mit karminrothem Pigmente und mit grossen Krystalllinsen dicht 
gekränzte Auge sitzt im vorderen und unteren Kopfwinkel, dem Stirnrande genähert. 
Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen des Weibchens sind beweglich, von 
der Grösse der halben Kopfhöhe und tragen am freien Ende eine fein zugespitzte Geissel; 
sie entspringen etwa in der Mitte der unteren Kopfkante von einem gemeinschaftlichen, 
niedrigen Höcker. Der Stamm der Ruderantennen, am Grunde geringelt, ist sehr lang 
und trägt an seinem Ende ausser einem stärkeren, befiederten Dorn noch eine lange, 
fein gefiederte Borste. Der äussere und längere Ast ist zweigliedrig, der innere, kürzere 
dreigliedrig. Das erste und kürzere Glied des zweigliedrigen Astes ist mit vier, das 
zweite mit acht zweigliedrigen und befiederten Borsten versehen; der dreigliedrige Ast 
trägt fünf Borsten, von denen eine am Ende des mittleren und längsten Gliedes, die 
übrigen am letzten Gliede sich befinden. Die Endglieder der beiden Aeste sind noch 
mit je einem kurzen starken Dorn versehen. 

Die Schale ist länglich viereckig mit breit abgerundeten hinteren Winkeln. Der 
obere Schalenrand ist in der Mitte stark gewölbt. Der Unterrand verlängert sich vorne 
in einen einwärts gekehrten stumpfen Höcker, den man am besten betrachten kann, wenn 
das Thier am Rücken liegt. Die Schalenoberfläche ist fein punktirt. Das unbedornte 
Postabdomen von conischer Gestalt wird von den Schalenklappen gänzlich bedeckt. Die 
Schwanzkrallen sind schlank mit drei von einander abstehenden Dornen am Unterrande, 
Die sehr langen, zweigliedrigen Schwanzborsten sitzen an einem sehr hohen gemeinschaft* 
lichen Höcker hinter dem Abdomen. Der Darmkanal hat ebenfalls keine Blindsäcke 
und erweitert sich gleich hinter der Speiseröhre in einen Hohlraum von conischer Gestalt, 
der in die Kopfhöhle hinein ragt. Der After mündet gleich unter den Schwanzkrallen. 

Das Männchen ist beträchtlich klemer als das Weibchen nnd zeichnet sich 
besonders durch seinen eigenthümlichen Bau der Tastantennen aus. Die Geissel derselben 
ist sehr stark verlängert, so dass die Tastantennen fast die Schalenlänge erreichen. Der 
äussere Geisselrand ist der ganzen Länge nach mit kurzen und starren Härchen besetzt. 
Das erste Fusspaar trägt ebenfalls wie bei Sida einen jedoch am Ende zugespitzten 


6 


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Hacken. Der lancetförmige Anhang fehlt. Die Hodenausführungsgänge münden ventral, 
beiderseits des Abdomens in einem eigenthümlichen, bläschenförmigen Anhang, welcher 
unterhalb des letzten Beinpaares sitzend, sehr lang und am Ende erweitert ist, so dass 
er die Postabdominalkrallen an Länge übertrifft. 

Diese Gattung scheint über die ganze Erde verbreitet zu sein, denn bisher wurde 
sie überall beobachtet. Sie liebt stille, klare Gewässer und hält sich gerne in der Mitte 
nahe der Wasseroberfläche, wo sie manchmal in grossen Schwärmen angetroffen wird. 

Diese Gattung zählt zwei Species, welche beide in Böhmen vorkommen. 


Augenpigment klein; der untere Schalenrand lang bedornt; Kopf von den 
Schalenwtiefseinpeschnünte =. u 1... ae in sbrachyura. 


Augenpigment sross; der untere Schalenrand kurz bedornt. Kopf von den 
Schalen wenig eingeschnütt - . »- . 2. 2. .. 2. Brandtiana. 


3. Daphnella brachyura, Lievin. — Der kurzschwänzige Glaskrebs. — 
StejnonoZka kratkorepa. 


1848. Sida brachyura, Lieyin: Die Branchiop. der Danz. Gegend. p. 20, Tab. IV., Fig. 3—4. 

1850. Daphnella Whingii, Baird: The nat. Hist. of the brit. Entom. p. 109, Tab. XIV., 
Fig. 1—A. 

1851. Sidaea cerystallina, Fischer: Ueber die in der Umgeb. von St. Petersburg vorkom. 
Crust. p. 190, Tab. I—II. 

1853. Sida brachyura, Liljeborg; De Crustac. ex. ordin. trib. Clad. Copep. et Ostrac. 
p- 20, Tab. 1., Fig. 6; Tab. II, Fig. 1. 

1854. Diaphanosoma Leuchtenbergianum, Fischer: Ergänz. zu der Abh. über Crust. p. 4. 

1858. Daphnella brachyura, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin. p. 9. 

1860. Sida brachyura, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 109. 

1865. Daphnella brachyura, Sars: Norg. Ferskvandskrebsdyr. Cladoc. Ctenop. p. 44, 
Tab. I., Fig. 16—24. 

1867. Daphnella Brandtiana, P. E. Müller: Danmarks Cladocera, p. 101. 

1872. Sida brachyura, Fri: Die Krustenth. Böhmens p. 21, Fig. 31. 

1874. Daphnella brachyura, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 4. 


Der Kopf ist plump gebaut, von der Schale durch eine sehr tiefe Einkerbung 
getrennt; sein Unterrand ist mässig gewölbt, vor den Tastantennen leicht gebuchtet und 
mit stark hervortretender Stirngegend. Der gerade Vorderrand seht in schiefer Richtung 
von unten nach vorn und oben und biegt sich dann unter einer plötzlichen Rundung in 
den stark convexen Oberrand. Von oben betrachtet, ist der Kopf dreieckig, ziemlich 
schmal mit convexen Seitenrändern, die vorne unter einem abgerundeten Scheitelwinkel 
zusammenlaufen. Bei obiger Betrachtung liegt das Auge in der Mitte der Kopfhölle, 
von dem Kopfscheitel entfernt. Das Auge ist klein, bei der Seitenansicht dem Stirnrande 
anliegend, in der Mitte mit ziemlich kleinem karminrothen Pigment, welches ringsum mit 
grossen, länglichen Krystalllinsen umgeben ist. Die Ruderantennen sind sehr lang und 
überragen in der Ruhe den hinteren Schalenrand. 

Die Schalen sind länglich oval, äusserst durchsichtig, fein punktirt; ihr Oberrand, 
besonders bei erwachsenen Weibchen, die im Brutraume viele Sommereier tragen, bildet 
in der Mitte einen starken Bogen, welcher vor dem hinteren, nicht abgerundeten Schalen- 
winkel plötzlich aufhört. Der schwach convexe Unterrand ist vorne frei und erst hinter 
der Mitte mit zehn bis zwölf einwärts gerichteten langen Borsten versehen. Der ganze 
übrige freie Schalenrand ist noch bis zum oberen Winkel mit kurzen, starren Dornen 
besetzt, die jedoch am Unterwinkel deutlicher und stärker hervortreten. Die Schwanz- 
krallen sind mässig gebogen mit stark divergirenden Nebendornen. 

2 


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Körperlänge des Weibchens: 0'78—1'22 ==; Kopfhöhe: 0:'22—0'36 = m; 
Körperhöhe: 0:5—0:58 = =. | 
In Tümpeln und grossen Teichen sehr gemein. Ich traf sie in den Teichen bei 
Prag, Wittingau, 


4. Daphnella Brandtiana, Fischer. — Der kurzarmige Glaskrebs. — 
Stejnonozka kräatkoramennä. 


1854. Diaphanosoma Brandtianum, $. Fischer: Erg. zu der Abh. über Crust. p. 44, 
Tab. II, fig. 16—24. 

1860. Sida Brandtiana, Leydig: Naturgeschiehte der Daphn. p. 114. 

1865. Daphnella Brandtiana, Sars: Norges Ferskvandskrebsdyr. Cladoc. Ctenopoda p. 45, 
Tab. I, fig. 25—33. 

1867. Daphnella brachyura, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 100. 


In Gestalt sieht diese Art der vorigen äusserst ähnlich, so dass sie leicht mit 
derselben verwechselt werden kann. Ihr Kopf ist schlanker, länger, und von der Schale 
durch eine seichtere Einschnürung getrennt. Die untere Kopfkante ist hinter der wenig 
hervorragenden Stirn kaum ausgerandet, der Vorderrand ist gerade und steigt in senk- 
rechter Richtung nach oben, um sich dann in den leicht convexen Oberrand umzubiegen. 
Von oben gesehen bilden die geraden Kopfseitenränder vorne einen abgestutzten Winkel, 
in welchem das, Auge sitzt. Bei der Seitenansicht liegt das grosse Auge nahe dem 
Stirnrande und hat einen bedeutend grösseren karminrothen Pigmentfleck, welcher mit 
kleinen, runden Krystallinsen bekränzt ist. Die Ruderantennen sind schwächer und 
erreichen kaum den hinteren Schalenrand. 

Die Schale ist weniger durchsichtig als bei Daph. brachyura und an der 
Oberfläche dicht gekörnt. Der untere Schalenrand ist ebenfalls erst hinter der Mitte 
jedoch nur mit kurzen Dornen bis zum Hinterrande bewaffnet. Zwischen den Dornen 
läuft noch eine Reihe feiner Stachelchen, welche sich bis zum hinteren Oberwinkel fort- 
setzt. Die Nebendornen der Schwanzkrallen stehen parallel nebeneinander, 

Länge: 1'0—1'2 = = ; Höhe: 0.55 —57 u m, 

In den Teichen bei Wittingau, Dymokur nicht sehr häufig. 


Il. Fam. 'Holopedidae, Sars. 


Der ganze Körper ist in einer äusserst hyalinen, gelatinösen Hülle eingeschlossen, 
welche unten offen bleibt. Der Kopf ist klein, nach unten gebogen. Die Tastantennen 
kurz, unbeweglich und in beiden Geschlechtern gleich. Die Ruderantennen sind lang, 
beim Weibchen einästig mit nur drei Ruderborsten, beim Männchen noch mit kleinem 
zweigliedrigen Nebenast. Die Oberlippe, die Mandibeln und die Maxillen sind frei, von 
der Schale unbedeckt. Die Schale ist kurz, am Rücken sehr hoch buckelartig gewölbt 
und äusserst zart. Die Schalensutur ist sehr kurz und steigt senkrecht hinauf. Sechs 
Beinpaare sämmtlich lamellös, mit deutlich entwickeltem Branchialanhang. Das Post- 
abdomen von conischer Gestalt ragt wie sämmtliche Fusspaare aus der Schale hervor. 
Der einfache Darmkanal trägt vorne zwei kurze Blindsäcke. Das Herz ist langgestreckt, 
fast dreieckig. Die Hodenausführungsgänge beim Männchen münden einfach hinter dem 
sechsten Fusspaare. 

Diese Familie enthält nur eine Gattung. 


19 


3. Gattung Holopedium, Zaddach. 


Der kleine, stark nach unten geneigte Kopf hat eine conische Gestalt ohne 
Schnabelbildung. Das Auge ist klein, beweglich, mit wenig Krystalllinsen. Der schwarze 
Pigmentfleck von der Grösse des Augenpigmentes liegt vor der Basis der Tastantennen. 
Diese sind kurz, eylindrisch, in der Mitte leicht angeschwollen und mit kurzen Endriech- 
stäbchen. Die Ruderantennen sind sehr lang und schlank, beim Weibchen einästig, zwei- 
gliedrig mit nur drei Endborsten. Die Basis derselben zu beiden Seiten des Kopfes fest 
angewachsen, ist in der Mitte geringelt und sehr biegsam. 

Die Schale ist seulpturlos, höher als länger, namentlich bei erwachsenen Weibehen 
am Rücken hoch buckelartig gewölbt, hinten mässig zugespitzt. Der untere freie Schalen- 
rand ist hinten fein bedormnt. Sechs Paar Beine, welche sämmtlich lamellös, gleich 
geformt und sehr lang sind, so dass sie zum Dritttheile aus den Schalenklappen hervor- 
ragen. Das 2—4 Fusspaar trägt kurze, flaschenförmige Blasenfortsätze. Das Postabdomen 
ist conisch, gerade gestreckt, beiderseits etwa mit zehn gleich langen Dornen bewaffnet. 
Die kurzen, gebogenen und fein gezähnten Schwanzkrallen tragen an der Basis einen 
kleinen Nebendorn. Die ziemlich langen, zweigliedrigen, dicht behaarten Schwanzborsten 
sitzen auf einem gemeinschaftliehen, eylindrischen und hohen Fortsatz. 

Beim Männchen tritt zu den zweigliedrigen Ruderantennen noch ein kurzer, 
zweigliedriger Nebenast mit zwei Endborsten. Das Endstück des ersten Fusspaares ist 
nur in einen langen, gekrümmten Hacken umgewandelt. 

Diese Gattung weiset nur eine Species aus. 


5. Holopedium gibberum, Zaddach. — Der langarmige Buckelkrebs. — 
Hrbaika jezerni. 


1855. Holopedium gibberum, Zaddach : Ein neues Crustac. aus der Fam. der Branchiop. 
p- 159, Tab. VII—IX. 

1862. Holopedium gibberum, Sars: Om Crustacea Cladocera iagttagne i Omegnen af 
Christiania. Andet Bidrag. p. 251. 

1865. Holopedium gibberum, Sars: Norges Ferskyandskrebsdyr. Cladoc. Ctenop. p. 97, 
Rah.HIVE 

1868. Holopedium gibberum, P. E. Müller: -Danmarks Cladocera. p. 103. 

1872. Holopedium gibberum, Fri@: Die Krustenthiere Böhmens. p. 215, Fig. 32. 


Länge: 1:4—1'6 = =-; Höhe: bis 2 = m. 


Diese zierliche Art lebt in der Mitte grosser Seen und Teiche. Ich fischte 
sie im Jahre 1871 mit Hrn. Dr. Fri6 in den Gebirgsseen bei Eisenstein, dann im Juni 
1873 im Teiche „Novy vdovec“ bei Lomnitz. Das Rädertbierchen Conochylus volvox 
war immer in ihrer Gesellschaft. 


b) Anomopoda, Sars. 


Fünf bis sechs Paar Beine, von denen die zwei ersten als Greiffüsse, die übrigen als 
Branchialfüsse eingerichtet sind. Die Ruderantennen sind zweiästig, die Aeste fast gleich 
lang, eylindrisch mit Endborsten. 

Der eine Ast der Ruderantennen dreigliedrig, der andere viergliedrig. 


r Fünf Paar Beine, das letzte in weitem Abstand von dem vorletzten entfernt. 
Darm ohne Schlinge und vorne mit zwei Blindsäcken 1. Fam Daphnidae. 


7 Fünf bis sechs Paar Beine in gleichem Abstand von einander. 
98 


20 


7r Tastantennen vielgliedrig, beim Weibehen unbeweglich; Riechstäbehen von 


der Spitze entfernt. Darm ohne Schlinge 2. Fam. Bosminidae. 
+r Tastantennen eingliedrig, beweglich. Riechstäbchen endständig. Darm 
einfach oder geschlingelt. 3. Fam. Lyncodaphnidae. 


Beide Aeste der Ruderantennen dreigliedrig. Fünf oder sechs Paar Beine, 
Kopf mit seitlich vorspringendem Dach. Darm geschlingelt. 
4. Fam. Lynceidae. 


III. Fam. Daphnidae, Sars. 


Der Kopf meist mit seitlich vorspringendem Dach. Das Auge enthält wenig 
Krystalllinsen. Die Tastantennen sind beweglich oder unbeweglich, eingliedrig, mit End- 
riechstäbehen und entspringen meist von der hinteren Kopfkante hinter dem Schnabel, 
selten von der unteren. Die Ruderantennen sind zweiästig, die Aeste cylindrisch, fast 
gleich lang; der dreigliedrige Ast trägt fünf, der viergliedrige vier Ruderborsten. Fünf 
Paar Beine, von denen das letzte in weitem Abstand von dem vorletzten seinen Ursprung 
nimmt. Die ersten zwei Fusspaare sind meist eylindrisch und als Greiffüsse, die hinteren 
lamellös und als Branchialfüsse eingerichtet. Das Postabdomen ist stets zurückgeschlagen. 
Der Darmkanal ist einfach ohne Schlinge und erweitert sich vorne in zwei kurze Blind- 
säcke,. Das Herz ist von ovaler Gestalt. 

Diese Familie umfasst fünf Gattungen. 

Kopf mit Schnabel. 


7 Tastantennen des Weibehens sehr klein, unbeweglich. Kopf von der Schale 
nicht geschieden. Schale rautenförmig gefeldert, hinten in einen Stachel 
verlängert. Abdomen mit 3—4 Dorsalfortsätzen. 1. Gat. Daphnia. 

r Tastantennen des Weibchens beweglich, Kopf von der Schale durch Im- 
pression gesondert. 

ir Schale quer gestreift, hinten schräg abgestutzt. Abdomen mit zwei Dorsal- 
fortsätzen. 2. Gat. Simocephalus. 


if Schale undeutlich retieulirt, hinten gerade abgestutzt. Der untere und 


hintere Schalenwinkel beiderseits in einen Dorn auslaufend. Abdomen mit 


einem Dorsalfortsatz. 3. Gat. Scapholeberis. 


Kopf ohne Schnabel, von der Schale durch Impression gesondert. Tastanten- 
nen beweglich. 


ff Schale oval oder rundlich, hexagonal gefeldert. Abdomen mit einem Dorsal- 


fortsatz. 4. Gat. Ceriodaphnia. 
fr Schale vierkantig, undeutlich retienlirt. Abdomen ohne Dorsalfortsatz. 
5. Gat. Moina. 


4. Gattung Daphnia, O. Fr. Müller. 
Hyalodaphnia, Schoedler. 


Der Körper ist schlank, lang, niedrig und mehr oder weniger durchsichtig. Der 
Kopf ist ziemlich hoch, breit, nach vorn gestreckt mit einem abgerundeten oder einem 
in eine Spitze (Pyramide) auslaufenden Scheitel, welcher bei der Rückenansicht gekielt 
und selten abgerundet ist. Hinten bildet der Kopf einen zugespitzten oder abgestutzten 
Schnabel, dessen hintere Wand glatt, abgerundet oder zu beiden Seiten von dem Kopf- 
schilde dachartig überragt ist. Der Fornix ist unbedeutend, niedrig und wölbt sich ober 


21 


den Ruderantennen in einer bogenförmigen Linie bis zum Auge. Etwa von der Mitte 
dieser Linie senkt sich noch eine stärkere bogenförmige Chitinleiste nach hinten bis zur 
Schnabelbasis. Die Sutur zwischen dem Kopfschilde und der Schale ist wellenförmig 
und steigt von dem Zusammenstosse der beiden Schalenklappen schräg rückwärts über 
das Herz hinauf. Das Auge ist gross und mit vielen Krystalllinsen versehen. Der 
kleine, schwarze Pigmentfleck fehlt zuweilen. 

Die Tastantennen sind sehr rudimentär, unbeweglich, an der hinteren Schnabel- 
fläche einen fast verschwindenden oder sehr niedrigen Höcker bildend, von dem die 
kurzen Riechstäbehen hervortreten. Die Ruderantennen sind gross und schlank; der 
viergliedrige Ast derselben ist mit vier, der dreigliedrige mit fünf zweigliedrigen und 
behaarten Borsten ausgerüstet. 

Die Schale, von dem Kopfe meist durch eine sehr seichte Einkerbung geschieden, 
hat eine länglich ovale Form und läuft hinten in einen bedornten Stachel aus. Die 
Schalenränder sind stets kurz bedornt. Die Schalenoberfläche ist regelmässig rauten- 
förmig gefeldert. 

Der einfache Darm trägt vorne zwei kurze und in die Kopfhöhle hineinragende 
Blindsäcke. Beine sind fünf Paare vorhanden, von denen das dritte und vierte mit 
grossen, sackförmigen Branchialfortsätzen versehen sind. Das fünfte Paar ist rudi- 
mentär. Das Proabdomen ist sehr undeutlich gegliedert, und ist am Rücken vor dem 
Postabdomen mit drei bis vier Fortsätzen versehen; die zwei vorderen Fortsätze sind 
gross und dienen zum Verschluss des Brutraumes. 

Das Postabdomen, von dem Proabdomen durch eine Seitenleiste getrennt, ist 
ziemlich gross, conisch, gegen das freie Ende hin verschmälert und an der unteren 
Kante stets mit einfachen Zähnen bewehrt. In der Mitte dieser Kante mündet auch der 
After. Die Postabdominalkrallen sind lang, gebogen, fein gezähnelt und bei manchen 
Arten an der Basis mit einem Nebenkamm von kleinen Zähnehen versehen. Die Post- 
abdominalborsten sind zweigliedrig und kurz. 

Im Brutraume mancher erwachsenen Weibchen zählte ich bis 30 Sommereier, 
so dass derselbe stark mit Eiern vollgestopft war. Die sogenannten Wintereier werden 
im braunschwarzen, stark chitinisirten Ephipium zu zweien getragen, wo sie immer die 
quere Lage einnehmen. Die Ephipium tragenden Weibchen erscheinen entweder im Herbste 
oder im Sommer, wenn das Leben der Daphnien durch das Austrocknen oder durch das 
Faulwerden des Wassers bedroht wird. 

Die Männchen sind stets kleiner als die Weibehen. Auf dem abgerundeten 
Schnabel sitzen die langen, ceylindrischen und beweglichen Tastantennen, welche am freien 
Ende, wo die Riechstäbehen heraustreten, in eine zugespitzte Geissel ausgehen. Der 
untere, lang behaarte Schalenrand bildet vorne einen einwärts ausgehöhlten Höcker. Die 
Dorsalkante ist gerade. Das erste Fusspaar hat am Ende einen starken, gekrümmten 
Hacken und eine lange, nach hinten gebogene Geissel. Von den Abdominalfortsätzen 
ist nur der erste vollkommen entwickelt. 

Manche Arten dieser sehr artenreichen Gattung gehören zu den grössten Cla- 
doceeren; ihre Grösse schwankt zwischen 1—5 ” =, Man findet sie in allen unseren 
süssen Gewässern und zwar immer in grosser Menge und zu jeder Jahreszeit. Sie ziehen 
das klare, wenn auch nicht das frische Wasser vor; im faulenden Wasser dagegen gehen 
sie bald zu Grunde. Ihre Durchsichtigkeit varirt je nach der Stelle, wo sie leben; 
besonders hyalin und durchsichtig erscheinen diejenigen Formen, welche in Tiefen oder 
in der Mitte grosser Seen und Teiche leben. Diese werden pelagische oder Seeformen 
genannt und zeichnen sich durch einen viel zarteren und schlankeren Bau als die 
übrigen Arten aus, welche kleinere Gewässer bewohnen. Ihre Bewegungen sind rasch 
und hüpfend. 

Bei der Bestimmung der Arten ist hauptsächlich der Bau des Kopfes, des 
Schnabels, der Schale, die Stellung des Schalenstachels und der zwei ersten Abdominal- 
fortsätze, endlich die Bewehrung des Postabdomens zu beachten. 

Diese Gattung zählt 35 Arten, von denen 24 der Cladoceren-Fauna Böhmens 
angehören, die sich nach folgender Uebersicht voneinander unterscheiden. 


22 


Schwanzkrallen mit Nebenkamm. Körper gedrungen, wenig durchsichtig. 


Untere Postabdominalkante mit einem deutlichen Ausschnitt. Kopf sehr niedrig. 
Darmeoeca lang, eingerollt. Schalenstachel sehr lang. 1. Schaefferi. 
Darmeoeca kurz, gebogen. Schalenstachel kurz. 2. magna. 

Untere Postabdominalkante gerade, oder schwach gewölbt. Kopf hoch. 

Untere Kopfkante zwischen der Stirn und der Schnabelspitze gerade oder eonvex. 
Fornix ober den Ruderantennen in einen zugespitzten Dorn auslaufend. 
Schnabel an der Spitze abgestutzt. Der Dorsalrand der Schalen gebogen. 
Schalendorn kurz. r » 3. psittacea. 
Schnabel nicht abgestutzt. Dorsalrand gerade. Schalendorn sehr lang. 
4, Atkinsonii. 
Untere Kopfkante concay. 
Schalenstachel ziemlich lang. 


* Stirn stark vorragend. Kopf niedergedrückt. 5. pulex. 

* Stirn mässig vorragend. Kopf hoch. 

** Schalenstachel oberhalb der Medianlinie des Körpers. 6. pennata. 

** Schalenstachel in der Medianlinie. 7. Schoedleri. 
Schalenstachel sehr kurz oder fehlend. 

* Seichte Impression zwischen Kopf und Thorax. 8. obtusa. 

* Impression zwischen Kopf und Thorax fehlt. 9. gibbosa. 


x 
Schwanzkrallen ohne Nebenkamm. 


Nebenauge stets vorhanden. Kopf vorne abgerundet, selten gehelmt. 
Das zweite Glied der Ruderborsten kürzer als das erste, dick. 
Kopf niedrig. Schalenstachel in der Medianlinie. Bulbi optiei kurzgestielt. 
11. ventricosa. 
Kopf hoch. Schalenstachel ober der Medianlinie. Bulbi optiei lang gestielt. 
12. caudata. 
Glieder der Ruderborsten von gleicher Länge oder das zweite länger als das erste. 
Körper wenig durchsichtig, gelb oder röthlich. 


* Kopf durch Impression deutlich gesondert, niedrig, unten tief ausgeschnitten, 
10. paludicola. 

* Impression zwischen Kopf und Thorax unbedeutend oder fehlt. 

** Kopf unten kaum ausgeschnitten, nach vorn gestreckt. Schnabel gerade. 

*** Abdominalfortsätze an der Basis verwachsen. Schalenstachel in der 
Medianlinie. 13. longispinna. 

**#= Abdominalfortsätze an der Basis nicht verwachsen. 

7 Abdominalfortsätze kurz, dick, gleich lang. Schalenstachel ober der Me- 


dianlinie. 14. rosea. 
r Der erste Abdominalfortsatz zweimal so lang als der zweite. Schalenstachel 
in der Medianlinie., 15. lacustris. 
** Kopf unten tief ausgeschnitten, geneigt. Schnabel lang, nach hinten 
gebogen. Schalenstachel in der Medianlinie. 16. aquilina. 


Körper hyalin, farblos. 


* Kopf vorne abgerundet, länger als die Hälfte der Schalenlänge, ohne 
Impression. 2—2:5 mm , 17. graeilis. 

* Kopf kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, durch eine Impression vom 
Thorax getrennt, vorne abgerundet oder gehelmt. 

** Kopf klein, enger als die Schale. Postabdomen mit sieben Zähnen, 
Kaum 1 = m. gross. 17. mierocephala. 

** Kopf ebenso breit wie die Schale, vorne abgerundet oder gehelmt. Post- 
abdomen mit zehn Zähnen. Kaum 2 "- m gyoss, 19. galeata. 


23 


Nebenauge fehlt. Kopf stets gehelmt (Gatt. Hyalodaphnia, Schoedler). 
Kopf höher als die Hälfte der Schalenlänge. 
Postabdomen mit sechs Zähnen. Kaum 2 m. m. gross, 


* Kopf gerade gestreckt. 20. Kahlbergensis. 

* Kopf aufwärts gebogen. 21. Cederströmii. 

Postabdomen mit vier Zähnen. Kaum 1 = m. gross, 22. vitrea. 
Kopf kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, 

Postabdomen mit sechs Zähnen. 23. eucullata. 

Postabdomen mit sieben bis acht Zähnen. 24. apicata. 


6. Daphnia Schaefferi, Baird. — Der bewimperte Wasserfloh. — 
Perloocka obrvena. 


1851. Daphnia Schaefteri, Baird: Brit. Entomostr. p. 93, Tab. VIL, Fig. 1—2; Tab. 
VII., Fig. A—J. 


Fig. 1. Der Körper ist sehr gross, breit, plump gebaut, wenig 
durehsichtig. Der niedrige, sehr breite, ein wenig nach unten 
geneiste Kopf ist von den Schalen nicht gesondert. Der Oberrand 
ist stark convex, die Stirn wenig hervorragend, abgerundet, der 
Unterrand gerade oder schwach concav, der Schnabel kurz, stumpf 
und an der Hinterkante bedornt. Der Schnabel bildet mit der 
geknickten hinteren Kopfkante einen stumpf- oder rechtwinkeligen 
Ausschnitt, in welchem die Tastantennen sitzen. Das Gewölbe 
(Fornix) ist sehr hoch und breitet sich beiderseits in eine drei- 
eckige Platte aus, welche die Basis der Ruderantennen theilweise 
bedeckt. Bei der Rückenlage ist der Kopf vorne dreimal gekielt 
und der optische Durchschnitt desselben stellt ein Fünfeck dar, 
dessen Seitenränder zwischen der Kopfbasis und der erhabenen 
Seitenleiste, nämlich dem Seitenkiel, der unweit von dem Scheitel- 
kiel und diesem paralell zu beiden Seiten des Kopfes verläuft, 
convex und zwischen dem letzteren und dem Scheitelkiel mässig 
3... concay sind. 

an ee, Das verhältnissmässig kleine und der Stinn anliegende 
Beer ei ten Auge besitzt nur wenig, zur Hälfte mit Pigment bedeckte Krystall- 
nen. ai Darmcoeca, ne. linsen. Die Tastantennen sind kurz, kegelförmig und ragen frei 
Hautnerv. f. Fomix- unter dem Schnabel hervor. Die Ruderantennen sind kurz, stark, 
platte. sc Seitenleiste an der Oberfläche ziemlich lang bedormt; der dreigliedrige Ast 

des Kopsachilder, an der Innenseite lang behaart; die Ruderborsten kurz. 

Die breiten Schalen laufen hinten ober der Medianlinie des Körpers in einen 
ziemlich langen, stark bedornten Stachel aus. Der Dorsalrand ist mässig gewölbt, bedornt, 
der freie Ventralrand bauchig, einwärts gebogen, an der äusseren Lippe mit dicht stehenden, 
kurzen Dornen besetzt, an der inneren Lippe besonders vorne lang behaart. Die Schalen- 
oberfläche ist quadratisch gefeldert mit dicken und erhabenen Linien. Die Darmeoeca 
sind sehr lang und eingerollt. Die Postabdominalfortsätze dick, von einander entfernt, 
von denen der erste zweimal so lang ist als der zweite. Das Postabdomen ist gegen 
das freie Ende hin merklich verschmälert; die Unterkante in der Mitte tief ausgeschnitten 
und beiderseits vor dem Ausschnitte mit sechs, hinter demselben mit zwölf gebogenen, 
gleich grossen Zähnen bewehrt. Zuweilen trifft man noch einen Zahn in der Mitte des 
Ausschnittes. Gegen die Basis ist das Postabdomen kurz bedornt. Die Schwanzkrallen 
sind stark, gebogen, fein gezähnt und tragen an der Basis einen niedrigen Kamm mit 
etwa 18 Dornen. Die Schwanzborsten sind verhältnissmässig lang. 

Länge (Weibchen): 2:6—3 = =; Höhe: 1:62—19; = =; Kopfhöhe: 0°55 bis 
0:62 mm; Stachel: 0.5—0'6 "m, 


24 


Das Männchen ist kleiner als das Weibchen und ebenfalls plump gebaut. Sein 
Kopf ist nach vorn gestreckt, abgerundet, die Unterkante stark concav, der Schnabel 
leicht abgerundet. Die Tastantennen sind beweglich, am freien Ende erweitert und 
abgestutzt; die Geissel kurz gebogen. Die Schale ist eng, am Unterrande fein, lang 
behaart. Die Geissel des ersten Fusspaares ist sehr lang. Die Abdominalfortsätze fehlen. 

Länge (Männchen). 2:13 =-m.; Höhe: 1.15 =: =; Kopfhöhe: 0:35 mm; 
Stachel 047 u: m., 


Diese Art lebt in schmutzigen Gewässern. Sirbitz bei Podersam.(Fri&); Aag : 


bei Eger (Noyäk). Podebrad, Böhmisch Brod, Pisek, Winterberg. 


7. Daphnia magna, Straus. — Der grosse Wasserfloh. — 
Perloo&ka velka. 


1320. Daphnia magna, Straus: M&m. p. 159. 
1851. Daphnia pulex, var. magna, Baird: Brit. Entomostr. p. 89, Tab. XL, Fig 3—5. 


Fig. 2. Diese in der Gestalt und Farbe der vorigen äusserst 
ähnliche Art reiht sich zu den grössten Cladoceren. Der 


fi M ebenfalls plump gebaut, schmutzig grün. Der Kopf ist nie- 
driger als bei D. Schaefferi und von oben betrachtet 

annähernd vierkantig, indem der Scheitelkiel sehr niedrig 
Daphnia magna, Str. — und abgerundet ist. Der Fornix bildet auch beiderseits oben 
Postabdomen. den Ruderantennen die dreieckige Platte. Die kurzen, kegel- 


förmigen Tastautennen ragen frei hinter dem Schnabel hervor. 

Die Schale hat eine schräg ovale Gestalt und ist viel breiter als der Kopf. 
Der sehr kurze, gerade Schalenstachel entspringt weit ober der Medianlinie des Körpers 
und ist aufwärts gerichtet. Die Schalenränder sind von derselben Beschaffenheit wie bei 
der vorigen Art. Die Schalenoberfläche ist klein quadratisch retieulirt mit feinen, erha- 
benen Linien. Rt 


Ein besonders wichtiges Unterscheidungsmerkmal bieten die Darmeoeca, welche sehr 


kurz, am freien Ende verdiekt und nicht eingerollt sind. Die Abdominalfortsätze stehen 
getrennt von einander. Das Postabdomen ist gegen das freie Ende hin stark verjüngt, 


an der Unterkante ebenfalls tief ausgeschnitten und beiderseits der Analfurche mit 15—16 


gleich langen und gekrümmten Zähnen bewaffnet. Die Postabdominalkrallen sind gebogen, 
fein gestrichelt und au der Basis kammartig wie bei D. Schaefferi gezähnt. 

Das Weibchen trägt im Brutraume mehr als 30 Sommereier. 

Länge: 3:01—4 =: = ; Höhe: 2:06—2'3 = = ; Kopfhöhe: 0:7—1'1 »- m 

Häufig in schmutzigen kleinen Gewässern bei Prag, Podebrad, Brandeis an der 
Elbe, Böhmisch Brod. 


8. Daphnia Atkinsonii, Baird. — Der langdornige Wasserfloh. — 
Perloo6cka ostnata. 


1859. Daphnia Atkinsonii, Baird. Desc. of sev. spec. of Entom. from Jerusalem. 


Fig. 3. Der Körper gross, schlank, wenig hoch; der 
Dorsalrand gerade, ohne Impression zwischen Kopf 
und Thorax. Von oben betrachtet sieht der Körper 
eng aus und vorne am Kopf scharf gekielt. Der Kopf 
ist gestreckt, kuppelförmig, ziemlich niedrig, vorne 
gleichmässig abgerundet mit einem kurzen, scharfen 
Daphnia Atkinsonii, Baird. Schnabel, der nach hinten gekehrt ist. Der Fornix 

— Postabdomen. läuft ober den Ruderantennen in einen breiten, fein 


& Körper ohne Impression zwischen Kopf und Thorax ist 


dns 


ER 


25 


zugespitzten und nach hinten gerichteten Dorn aus. Das grosse Auge liest von der 
nicht hervorspringenden Stirnkante entfernt. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. 
Die verkümmerten und unbeweglichen Tastantennen entspringen unterhalb des Schnabels 
in Form eines dreieckigen Höckers, aus dem die kurzen Riechstäbehen hinabragen. Die 
Ruderantennen sind kurz, stark, bedornt; das Endglied des dreigliedrigen Astes ist an 
der Innenseite lang behaart. 

Die Schalen, breiter als der Kopf, verlängern sich hinten in einen sehr langen, 
geraden und nach oben gerichteten Stachel, welcher wie die Schalenränder mit langen, 
dicht gedrängten Stacheln bewaffnet ist. Am Schalenrücken stehen diese Stacheln in 
zwei, vorne divergirenden Reihen. Der gerade Dorsalrand ist der ganzen Länge nach, 
der sehr sewölbte Ventralrand nur hinten bedornt. Die Schalenoberfläche ist sehr deutlich 
rautenförmig gefeldert. 

Die Darmeoeca sind kurz, aufwärts gebogen. Die beiden ersten Abdominal- 
fortsätze stehen dieht nebeneinander, sind lang, bewimpert und divergiren mit ihren Enden. 

Das breite, zugespitzte Postabdomen ist an der Unterkante mit zehn schwachen, 
gleich grossen Zähnen bewaffnet, und am Hintertheile dicht bedornt. Die fein gestrichelten 
Schwanzkrallen haben zwei, dicht hintereinander stehende, niedrige Kämme. Die fein 
gestrichelten Schwanzkrallen tragen zwei Kämme. Der erste Kamm ist etwa aus zehn, 
der zweite aus zwanzig Dornen zusammengestellt. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Das Weibchen trägst im Brutraume höchstens 12 Sommereier. 

Länge: 1:87—2°5 = =; Höhe: 0:87—1'45 = =; Kopfhöhe: 0:47—0'57 m m; 
Stachel: 1—1'42 m m., 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

Diese höchst interessante und von allen Daphnien durch den geraden und 
bedornten Dorsalrand leicht unterschiedbare Art traf Dr. Fri@ in einer mit schmutzigem 
Wasser gefüllten Lache bei Kounie und Fr. Vejdovsky bei Elbekostelee in Gesellschaft 
mit Moina. 

Der Baird-schen Figur fehlt die Bewehrung der Dorsalkante. 


9. Daphnia psittacea. W. Baird. — Der Papageiwasserfloh. — Perlo- 
ocka kfivonosa. 


1851. Daphnia psittacea, Baird: British Entomostr. p. 92. Tab. IX, Fig. 3. 4. 

1858. Daphnia psittacea, Schoedler: Branchiop. d. Umgeb. von Berlin. I. Beitrag. p. 16. 
1872. Daphnia psittacea, Fri@: Die Krustenthiere Böhmens. p. 232, Fig. 34. 
1874. Daphnia psittacea, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 18. Tab. I, Fig. 10. 


Der Körper dieser Art erscheint mehr gedrungen als bei der letztbeschriebenen 
Art, der sie am meisten ähnlich sieht. Der Kopf ist ebenfalls ziemlich niedrig, kuppel- 
förmig, nach vorne gestreckt. Der Schnabel kurz, stumpf, an der unteren Kante schräg 
abgestutz. Gleich hinter diesen ragen die conischen, kürzeren Tastantennen frei 
hervor. Das Auge, mittelgross, mit wenigen, nur theilweise mit Pigment bedeckten 
Krystalllinsen liest ebenso von der nicht hervorragenden Stirnkante entfernt. Der schwarze 
Pigmentfleck ist klein. : 

Die Ruderantennen sind schlank, stark beschuppt, mit langen, zweigliedrigen und 
dicht behaarten Ruderborsten. 

Die Schale, vom Kopf durch eine seichte Einkerbung getrennt und bedeutend 
breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale Gestalt und bildet hinten, weit ober der 
Schalenmitte einen, an der Basis sehr breiten, hinten mit einem runden Höcker versehenen, 
kurzen, leicht gebogenen und schlanken Stachel. Der obere Schalenrand ist nicht wie bei 
der vorigen Art gerade, sondern leicht gebogen, der untere Schalenrand stark gebogen, 
bauchig. Die Bedornung beider Ränder ist von derselben Beschaffenheit wie bei der 
D. Atkinsonii, jedoch scheint sie hier zarter zu sein. 


26 


Die Darmeoeca sind ziemlich lang und eng; die zwei ersten, langen Abdominal- 
fortsätze stehen dicht hintereinander, der dritte ist länger als bei vorgehender Art. 

Das ‚Postabdomen ist lang, schmal, conisch, die untere Kante leicht gebogen 
und hinter dem After, der ebenfails jederseits mit zehn kleinen und schlanken Zähnen 
bewaffnet ist, mit einem seichten Ausschnitte versehen. Im Uebrigen stimmt es gänzlich 
mit dem der Daph. Atkinsonii. 

Länge: 1'9 © ®, Höhe: 1:30 =: m, Höhe des Kopfes: 0'4 = =, Stachel: 0:18 = ®-, 

Die Weibchen haben ein röthliches Colorit. 

Ich traf diese Art nur einmal im December 1869 in der Elbebucht „Skupice“ 
bei Podebrad und in den Gräben des nahe liegenden Fasangartens. 


10. Daphnia pulex, De Geer. — Der gemeine Wasserfloh. — 
Perlooöka obecnä. 


1820. Monoculus pulex, Jurine: Hist. des Monoel. p. 85, Tab. VIII—XI. 

1851. Daphnia pulex, Baird: Brit. Entom. p. 89, Tab. IV., Fig. 1—3. 

1859. Daphnia pulex, Schoedler: Branchiop. der Umg. von Berlin. p. 13, Tab. I., Fig. 2.4, 5. 
1860. Daphnia pulex, Leydig: Naturg. der Cladoc. p. 118, Tab. I, Fig. 1—7. 

1862. Daphnia pulex, 0. G. Sars: Om de i Omegnen af Christiania forek. Cladoe, p. 263. 
1867. Daphnia pulex, P. E. Müller. Danmarks Cladoc. p. 110, Tab ]., Fig. 4. 

1872. Daphnia pulex, Fri: Krustenth. Böhmens. p. 221. Fig. 33. 


Der Körper gross, plump gebaut, ziemlich breit, wenig durchsichtig, röthlich 
gefärbt. Der breite Kopf ist niedrig, nach unten geneigt, vorne stark abgeflacht, mit 
deutlich hervortretender Stirngegend. Die untere Kopfkante ist hinter der Stirn sehr 
tief ausgeschnitten. Der fein zugespitzte Schnabel ist leicht nach hinten gebogen. Der 
Fornix ist hoch. Von oben gesehen ist der Kopf vorne abgerundet. Das Auge ist gross 
und hat .nicht viele Krystalllinsen. Die Tastantennen sind sehr kurz, conisch und ragen 
hinter der Schnabelspitze wenig hervor. Die Ruderantennen sind kurz, schlank, deutlich 
beschuppt und mit langen, dieht befiederten Ruderborsten ausgerüstet. 

Die Schalen, bei erwachsenen Weibchen vom Kopf durch keine Impression 
getrennt, haben eine ziemlich ovale Gestalt. Der Unterrand ist viel gewölbter als der 
Oberrand und verschmilzt mit jenem in einen sehr kurzen, geraden und nach oben 
gerichteten Stachel, welcher ober der Medianlinie des Körpers liegt. Die beiden Schalen- 
ränder sind hinten kurz bedornt. Die Schalenoberfläche ist fein rautenförmig gefeldert. 

Die Darmeoeca %ind kurz, am freien Ende verdiekt und nach oben gebogen. 
Die zwei ersten Abdominalfortsätze stehen dicht nebeneinander; der erste nach vorn 
gewendet ist doppelt so lang als der zweite, welcher sich nach hinten biegt. Der dritte’ 
Fortsatz ist unbedeutend. ö 

Das lange Postabdomen ist am Ende verschmälert. Sein Unterrand ist mässig 
gewölbt und vorne mit 12—14 fast gleich grossen Zähnen bewaffnet. Die gebogenen 
Schwanzkrallen besitzen an der Basis zwei Kämme, von denen der erste, höhere 6—7, 
der zweite niedrigere 3—4 zugespitzte Dornen hat, Die Schwanzborsten sind lang, zwei- 
gliedrig und befiedert. 

Länge des Weibehens: 2:15 ® ®-; Höhe: 1:23 w =; Kopfhöhe: 0:4 @- =; Schalen- 
stachel: 0:16 = m, 

In schmutzigen Gewässern ziemlich selten. Kratzau bei Frauenberg. 

Diese Art unterscheidet sich von der D. pennata, mit der sie sehr oft ver- 
wechselt wurde, auf den ersten Blick durch die stark ausgesehnittene untere Kopfkante, 
sowie durch den abgerundeten Scheitel. Die beste Zeichnung von dieser Art hat Leydig 
geliefert. Die Liljeborgische Figur stimmt eher mit D. obtusa überein. 


27 


11. Daphnia pennata, O. F. Müller. — Der behaarte Wasserfloh. — 
Perloocka zperena. 


1785. Daphnia pennata, O. Fr. Müller: Entom. p. 82, Tab. XII., Fig. 4—7. 

1835.? Daphnia ramosa, Koch: Deutschlands Crust. H. 35, n. 18. 

1851.? Daphnia pulex, Baird: Brit. Entom. p. 90. 

1858. Daphnia pennata, Schoedler: Branch. p. 15. 

1862. Daphnia pennata, 0. G. Sars: Om de i Omesnen af Christiania forekom. 
Cladoc. p. 264. 

Der Körper ist röthlich, wenig durchsichtig, gross, hoch. 
Der Kopf, von den Schalen durch eine sehr seichte Impression 
gesondert, ist höher und breiter als bei D. pulex, vorn abge- 
rundet, mit wenig hervorragender Stirn. Der schiefe, leicht coneave 
Unterrand läuft nach hinten in ein ziemlich langes, scharfes, 
nach hinten gekehrtes Rostrum aus, hinter dem die kleinen, 
conischen Tastantennen wenig hervorragen. Die Riechstäbchen 
sind sehr kurz. Der stark gewölbte Fornix zieht sich vorn vor 
das Auge. Von oben betrachtet ist der Kopf breit, nach vorn 
verjüngt und an dem Scheitel zugespitzt. Das grosse Auge mit 
nicht vielen ovalen Kıystallinsen liest nahe der Stirnkante. Der 
schwarze Pismentfleck ist klein, rundlich. 

Der Basaltheil der schlanken Ruderantennen überragt 
den Kopf und besitzt sowie auch die beiden Aeste eine stark aus- 
geprägte schuppenartige Sceulptur. Die Ruderborsten sind schlank, 
na, Tastantennemnerv. dreisliedrig (das letzte Glied sehr kurz) und lang behaart. 
a TI nneT. Der oben gebogene Sehalenrand verlängert sich hinten 
genmuskeln. ai Darm- Mit dem ebenfalls sehr convexen Unterrande in einen ziemlich 

blindsack. f Fornix. langen, geraden, nach hinten gerichteten Stachel, welcher über der 

Medianlinie des Körpers steht und stets bedeutend länger ist als 

bei D. pulex. Die Schalenränder sind zur Hälfte dicht und kurz bedornt. Die Schalen- 
structur ist deutlich ausgeprägt. 

Die Darmeoeca sind kurz. Die zwei Abdominalfortsätze lang, behaart und 
stehen entfernt von einander. 

Das Postabdomen hat eine conische Gestalt, ist an der Ilinterkante leicht econvex 
und mit 16—18 von vorn nach hinten an Grösse abnehmenden Zähnen bewehrt; übrigens 
ist das ganze Postabdomen, besonders hinten mit feinen Schuppen bedeckt, welche aus 
5—6 im Halbkreise gestellten Chitinleistehen bestehen. Die langen und gebogenen 
Schwanzkrallen tragen an der Basis zwei Kämme, unter denen der höhere aus 5—6, 
der niedrigere aus nur 4 Dornen gebildet wird. 

Das Weibchen trägt im Brutraume über 20 Sommereier. 

Länge: 2:1—2'38 © =; Höhe: 1:45—1'63 = =; Kopfhöhe: 0:37—0'45 = m., 

Das Männchen ist bedeutend kleiner als das Weibchen. Sein Kopf ist stark 
niedergedrückt, über der Stirn leicht ausgebuchtet, unten gerade, mit breit abgerundetem 
Schnabel. Die langen Tastantennen sind an der Basis mit einigen Querreihen von kurzen 
Haarchen versehen und tragen ausser der zugespitzten Geissel am freien, abgestutzten 
Ende noch eine kurze Seitenborste vor der Mitte. Der obere Schalenrand ist gerade, 
der untere lang behaart. Das erste Fusspaar trägt an seinem Endgliede einen stark 
gekrümmten Hacken und eine lange, beinahe die Länge der Schale erreichende Geissel. 
Das Abdomen besitzt am Rücken zwei behaarte und nach hinten gerichtete Fortsätze, 
von denen der erste doppelt so lang ist als der zweite. Das Postabdomen ist klein, 
schlank, gebogen und auf dieselbe Weise wie beim Weibchen bewehrt. Die Hodenausfüh- 
tungsgänge münden ventral hinter den Krallen. 

Fundorte: sehr häufig in verschiedenen Wasseransammlungen mit schmutzigem 
Wasser bei Prag, Pod&brad, Prelout, Böhmisch Brod, Brandeis an der Elbe, Pisek, 
Eger, Wittingau, Turnau, Ridkä u. s. w. 


Fig. 4. 


28 


12. Daphnia Schoedleri, Sars. — Der weisse Wasserfloh. — 
Perloocka bila. 


1858. Daphnia longispinna, Schoedler: Branchiop. p. 14, Tab. I., Fig. 13—14. 
1862. Daphnia Schoedleri, Sars: Om de i Omegnem af Christiania forekom. Cladoc. 
And. Bidrag. p. 266. 


Der Körper ist schlank, durchsichtig, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax. 
Der Kopf hoch, gestreckt, vorne abgerundet und mit kaum vorragender Stirn. Seine 
leicht concave oder gerade Unterkante läuft hinten in eine kurze, spitzige und nach 
hinten gerichtete Schnabelspitze, welche mit den sehr verkümmerten Tastantennen einen 
ziemlich scharfen Winkel bildet. Die hintere Kopfkante ist leicht ausgehöhlt, gebogen. 
Der Fornix wölbt sich sehr hoch über den Ruderantennen und seine scharfe Kante fällt 
bis zur Mitte des Auges hinab. Von oben betrachtet erscheint der Kopf an der Basis 
sehr breit, dreieckig, mit stark convexen Seitenrändern, welche vorn an dem Scheitel in 
einen spitzigen Kamm zusammenlaufen. Das grosse Auge liegt nahe der Stirnkante und 
besitzt viele Krystalllinsen, welche nur mit der Basis im reichen Pigmente stecken. Der 
schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. 

Die Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine ovale Gestalt und endet hinten 
in der Medianlinie des Körpers mit einem ziemlich langen, geraden, nach hinten zielenden 
Stachel. Die Schalenränder sind gleichmässig gewölbt und theilweise mit langen, dicht 
gedrängten Dornen besetzt. Die Schalenretieulation ist deutlich und kleinmaschig. 

Die Darmeoeca sind kurz, dick, gebogen. Der erste lange und dieke Abdominal- 
anhang entspringt in kleinem Abstand von dem zweiten. Der dritte Fortsatz ist niedrig, 
unbedeutend. 

Das gegen das freie Ende stark verjüngte Postabdomen trägt an der leicht 
convexen Unterkante 15—14 gebogene Zähne, welche hinten an Grösse allmälig abnehmen. 
An der Basis der gebogenen Schwanzkrallen steht ein Kamm, welcher nur fünf lange 
Dornen zählt. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Das Weibchen hat eine weissliche Farbe mit dunkelbraun gefärbten Schalenrändern 
und Beinen. Im Brutraume zählte ich bis 30 Sommereier. 

Länge: 1'65—2°9 = =; Höhe: 0:38—1:95 ”- =; Kopfhöhe 0:42—0:53 = m-; 
Stachel: 0:4—0'45 = m, 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

In kleinen Gewässern selten. Dr. Fri fand sie bei Neuhof unweit von Wittingau. 

Diese Art gleicht am meisten der D. longispinna, mit der sie auch von 
Schoedler verwechselt worden ist. Sie unterscheidet sich von jener auf den ersten Blick 
durch die Bewehrung der Schwanzkrallen. 


13. Daphnia obtusa, Kurz. — Der böhmische Wasserfloh. — 
Perloocka Ceskä. 


1853. Daphnia pulex, Liljeborg: De Crustae. ex ordin. tribus Clad. Copep. et Ostrae. 
p.. 30, Tab. II, Fig, ‚2, 3 
1874. Daphnia obtusa, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 16, Tab. I, Fig. 8, 9. 


Der Körper ist ziemlich klein, niedrig. Der Kopf von der Schale durch einen 
breiten Ausschnitt gesondert, ist hoch, gestreckt, vorne gleichmässig abgerundet, mit 
wenig vorragender Stirn. Die untere Kante ist leicht concav. Der kurze, stumpfe 
Schnabel bildet mit den breiten, niedrigen und wenig hervorragenden Tastantennen einen 
fast rechten Winkel. Der Fornix ist niedrig und verliert sich erst vor dem Auge. Von 
oben gesehen ist der Kopf gekielt. Das grosse, dem Stirnrande nahe liegende Auge hat 
viele deutlich hervortretende Krystalllinsen. 


en 


29 


Die Ruderantennen sind schlank und erreichen kaum die Hälfte der Schalenlänge. 

Die Schale von ovaler Gestalt, am höchsten in der Mitte verschmälert sich gleich- 
mässig nach hinten und endet in der Medianlinie des Körpers mit einem sehr kurzen 
Stachel, der übrigens auch ganz fehlen kann. Die beiden Schalenränder sind bis zur 
Hälfte mit winzigen, weit abstehenden Dornen besetzt. Die Oberfläche der Schalen ist 
fein und deutlich rautenförmig gefeldert. 

Die Darmeoeca sind lang, dünn und spiralförmig gebogen. Die zwei ersten 
Abdominalfortsätze sind dick. ungleich lang und stehen dicht neben einander. 

Das conische Postabdomen ist unten schwach gewölbt und hat beiderseits der 
Analfurche 9—10 fast gleich grosse, gekrümmte Zähne. Die Schwanzkrallen haben an 
der Basis zwei Kämme, von denen der vordere acht, der hintere zehn Dorne zählt. Die 
Schwanzborsten sind lang. 

Im Brutraume der Weibchen fand ich höchstens 15 Sommereier. 

Länge: 1'55—2°1 =: =; Höhe: 0:98— 1:23 = =-; Höhe des Kopfes: 0:25 —0'37 m: m; 
Stachel: 0:08 =", 

Das Männchen ist stets kleiner; sein Kopf ist vorn abgerundet, unten gerade, 
Die Geissel der Tastantennen ist lang und am Ende gekrümmt. Die vordere und untere 
Schalenecke stumpf, kaum vorragend, die untere Schalenkante lang behaart. Der Stachel, 
bedeutend länger als beim Weibchen, ist aufwärts gerichtet. Die Abdominalfortsätze 
sind sehr kurz und behaart. 

Länge: 1.032 2 7Höhe; OH 7 Ropihöhe:, 023 2m 4 Stachel:70:.12 am, 

Fundorte: In kleinen, mit getrübtem Wasser angefüllten Pfützen und Lacken 
ziemlich häufig. Razitz bei Pisek (Slavik), Hartmanitz bei Schüttenhofen, Habry (Hamböck), 
Mnisek (Pribik), Struharov (Vejdovsky). 

Sie unterscheidet sich von D. pennata, welcher sie am ähnlichsten sieht, 
durch die deutliche Impression zwischen Kopf und Thorax und durch den Schalenstachel. 


14. Daphnia gibbosa, n. sp. — Der bucklige Wasserfloh. — 
Perloocka hrbata. 


1874. Daphnia gibbosa, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens p. 13. 


Fig. 5. Der Körper ist gross, sehr 
hoch. Der Kopf niedrig, tief ge- 
neigt mit abgerundeter und deut- 
lich hervorragender Stirn; die 
untere Kopfkante ist stark aus- 
geschnitten, der Schnabel kurz, 
spitzig, nach hinten gebogen. Die 
Fornixlinie verliert sich oberhalb 
des Auges. Das Auge besitzt nicht 
r viele Krystalllinsen und ist sehr 
SITZ gross. Der kleine schwarze Pig- 
AR mentfleck ist rundlich. 

Die kaum hervorragenden nie- 
drigen Tastantannen sind der gan- 
zen Länge nach mit dem Schnabel 
verwachsen. Die Ruderantennen sind ziemlich lang und deutlich beschuppt. 

Die Schale vom Kopf durch einen niedrigen und abgerundeten Höcker gesondert, 
hat eine rhombische Gestalt. Ihr Unterrand ist stark gebogen, in der Mitte abgeflacht, 
an der äusseren Lippe frei, an der inneren Lippe zum Theil spärlich bedornt und bildet 
gleich unter dem Schalenstachel einen niedrigen Höcker. Der Stachel ist sehr kurz und 
steht oberhalb der Medianlinie des Körpers. Die Schalenoberfläche ist mit äusserst 
kleinen, deutlichen, quadratischen Maschen geziert. 


Daphnia gibbosa, n. sp. gl Schalendrüse. c Herz. 
e Sommereier, 


30 


Die Darmeoeea sind kurz gebogen. Der erste Abdominalfortsatz, mit dem zweiten 
sehr kurzen an der Basis verwachsen, ist sehr lang, dünn und am Ende eingerollt. 

Das conische Postabdomen ist unten mit 17—19, von hinten nach vorn an 
Grösse zunehmenden Zähnen bewehrt und hinter dem After seicht ausgeschnitten. Die 
Schwanzkrallen sind nur mit einem Nebenkamme versehen, welcher etwa sieben Dornen 
zählt. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Die Farbe ist röthlich. 

Länge: 2:01 =-=-; Höhe: 1:38 = =; Kopfhöhe: 0-4 = m., 

Ich traf diese Art einmal in einer Wassergrube in Podol bei Prag in ziemlich 
grosser Menge. 


15. Daphnia paludicola, n. sp. — Der Sumpfwasserfloh. — 
Perlooöka bahni. 


Der Körper ist gross, wenig durchsichtig, gelblich. Der Kopf ist tief geneigt, 
niedrig, von der Schale durch einen breiten und tiefen Ausschnitt gesondert, vorne abgerundet, 
mit kaum hervortretender Stirn. Die untere Kopfkante ist leicht ausgeschweift, der 
Schnabel kurz, scharf. Der Fornix ist sehr niedrig und endet vor dem Auge. Von 
oben gesehen ist der Kopf ziemlich eng und hat eine dreieckige, vorn zugespitzte Gestalt 
mit schwach convexen Seitenrändern. Das Auge besitzt wenig Krystalllinsen. 

Die Tastantennen sind sehr verkümmert, hinter dem Schnabel kaum hervorragend. 
Die Ruderantennen schlank, fein geschuppt, mit langen Ruderborsten. 

Die Schale, viel breiter als der Kopf hat eine ovale Gestalt und entsendet 
hinten in der Mitte des Körpers einen ziemlich kurzen, dünnen Stachel, welcher leicht 
aufwärts gebogen ist. Der obere und untere Schalenrand ist hinten mit feinen und 
kurzen Dornen bewehrt. Die Schalenoberfläche ist gross und fein reticulirt. 

Die Darmeoeca sind kurz und gerade. Der erste dünne Abdominalfortsatz mit 
dem zweiten an der Basis verwachsen, übertrifft diesen weit an Grösse. 

Das Postabdomen von conischer Gestalt ist klein und unten mit 12—14 gleich 
langen Zähnen versehen. Die Krallen sind nur fein gestrichelt, die Schwanzborsten kurz, 
zweigliedrig, fein behaart. 

Im Brutraume der Weibchen sah ich bis zwanzig Sommereier. 

Länge: 218 =”; Höhe: 1:5 =-=-; Kopfhöhe: 0:45 = =: Stachel: 025 mm, 

Beim Männchen ist der Kopf gestreckt, am Unterrande stark ausgeschnitten, 
mit abgerundetem Schnabel. Die kurzen und dicken Tastantennen sind am Ende schräg 
abgestutzt und tragen eine gerade, kurze Geissel. Die Schale ist unten gebogen, in der 
Mitte abgeflacht und lang behaart. Der Hacken des ersten Fusspaares ist schlank und 
zugespitzt, die Geissel sehr lang. Die Abdominalfortsätze fehlen hier gänzlich. 

Länge; 0:9 = =-, Höhe: 0:5 = =, Kopfhöhe: 0:2 =: =, Stachel 0:13 = =, 

Die schmutzig gelb gefärbte Art traf ich in einer Torfgrube in der Nähe des 
Opatovitzer-Teiches bei Wittingau. 


won 


31 


16, Daphnia ventricosa, n. sp. — Der bauchige Wasserfloh. — 
Perlooöka Siroka. 


Der Körper ist sehr gross, hoch, durchsichtig. Der 
Kopf niedrig, klein, vorn abgerundet, mit mässig hervorragender 
Stirn. Die Unterkante desselben ist vor dem Schnabel, welcher 
lang und leicht nach hinten gebogen ist, winkelartig tief einge- 
drückt. Der schwache Fornix verliert sich über dem Auge. Bei 
der Betrachtung von oben erscheint der Kopf vorne abgerundet. 
Das Auge zählt viele runde Kıystalllinsen, welche im Pigmente 
fast gänzlich eingebettet sind. Die Tastantennen sind mit der 
hinteren Kopfkante fast gänzlich verschmolzen. Die Ruderantennen 
etwa die halbe Länge der Schalenklappen erreichend sind undeut- 
lich geschuppt und mit kurzen, dicken Borsten versehen. Das 

S zweite Glied derselben ist weit kürzer als das erste. 
Daphnia ventricosa, Die kurz ovale Schale ist breiter als der Kopf, am Rücken 
2 en mässig gebogen, unten bauchig erweitert. Der Stachel ist sehr 
ö ; lang, gerade und steht in der Medianlinie des Körpers, von dem 
unteren Schalenrande durch einen niedrigen Höcker getrennt. 
Die Schalenoberfläche ist gross, quadratisch und deutlich gefeldert. 

Die Darmeoeca sind kurz, dünn. Der erste Abdominalfortsatz von der doppelten 
Länge des zweiten ist mit diesem an der Basis verwachsen. 

Das Postabdomen ist lang, gegen das Ende verjünst und hat an den Rändern 
der Analfurche 14 starke Zähne, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Nebstdem 
ist der Schwanz zu beiden Seiten fein gestrichelt. An den fein gestrichelten Krallen 
fehlt der Nebenkamm. 

Im Brutraume der Weibchen sah ich nur eine kleine Zahl der Sommereier., 

Länge: 228 ==: Höhe: 1:43 = =: Kopfhöhe: 0:4 = m.; Stachel: 0:55 u m., 

Das Männchen kenne ich nicht. 

Diese farblose und sehr durchsichtige Art lebt in der Mitte des schwarzen Sees 
im Böhmerwalde, wo ich sie in einer Tiefe von 6” mit Bosmina bohemica bei- 
sammen fischte. 

Von der ähnlichen D. paludicola unterscheidet sie sich durch die abweichende 
Beschaffenheit der Ruderborsten und die Lage des Stachels. 


17. Daphnia caudata, Sars. — Der langstachelige Wasserfloh, — 
Perloocka Sumavska. 


1854. Daphnia longispinna, Fischer: Daphn. und Lyne. p. 424, Tab. IL, Fig. 1—4. 
1863. Daphnia caudata, Sars: Zoologisk Reise i 1862. p. 214. 


Der Körper ohne Impression zwischen Kopf und Thorax ist sehr gross, schlank, 
durchsichtig, blassgelb. Der hohe Kopf, vorne schräg abgestutzt, ist geneigt, hinter der 
wenig vorspringenden Stirn leicht eingedrückt und spitzt sich hinten in einen langen, 
geraden Schnabel. Der schwach entwickelte Fornix verliert sich vor dem Auge. Von 
oben gesehen ist der enge Kopf hoch gekielt. 

Das Auge besitzt nicht viele Krystalllinsen, welche zur Hälfte im Pigmente 
verborgen liegen. Das Nebenauge ist sehr klein. Der Bulbus opticus ist langgestielt. Die 
Tastantennen sind sehr klein, den Hinterrand des Kopfes kaum überragend. Die Ruder- 
antennen, länger als die Hälfte der Schale, haben ebenso dieke und kurze Borsten wie 
bei D. ventricosa. Das zweite Glied derselben ist auch bedeutend kürzer als das erste. 

Die Schale, kaum breiter als der Kopf, ist länglich oval; ihre Dorsalkante mit 
der Kopfkante gleichmässig und schwach gewölbt, verlängert sich hinten mit der stark 


32 


bauchigen Unterkante in einen dicken, sehr langen Stachel, welcher weit ober der Medianlinie 
des Körpers steht und aufwärts gerichtet ist. Derselbe hat unten an der Basis einen 
niedrigen Höcker und ist sowie die Schalenränder mit langen Dornen besetzt. Die 
Schalenoberfläche ist gross retieulirt. 

Die Darmeoeca sind kurz. Der erste Abdominalfortsatz ist mit dem zweiten 
an der Basis verwachsen. 

Das Postabdomen ist schlank, leicht gebogen und unten vor den Schwanzborsten 
mit einem niedrigen Höcker versehen. An den Rändern der Analfurche stehen zwölf 
ungleich lange Zähne. Die langen Schwanzkrallen sind nur fein gestrichelt. 

Das Weibchen trägt im Brutraume höchstens acht Sommereier. 

Länge: 2:3—2:67 = =; Höhe: 1:25—2'0 = =; Kopfhöhe: 0:63—-0:75 m m; 
Stachel: 0'925 = =, 

Das Männchen ist stets kleiner als das Weibchen. Sein Kopf ist gestreckt, 
vorne gleichmässig abgerundet, unten leicht concav. Die kleine Geissel der kurzen 
Tastantennen wird von den Riechstäbehen überragt. 

Diese schöne Art fand Dr. Fri 1875 im Plöckensteiner und Rachel-see im 
Böhmerwalde, wo sie in der Mitte mit Heterocope robusta beisammen lebte. 


18: Daphnia longispinna, Leydig. — Der langstielige Wasserfloh. 
Perloo&ka hrotnata. 


1860. Daphnia longispinna, Leydig: Naturgesch. der Cladoceren. p. 140, Tab. II; 
Fig. 13—20. 

1862. Daphnia longispinna, G. 0. Sars: Om de i Omegnen af Christiania forekom. Cla- 
docer. I. Bidrag. pag. 149. 

1872. Daphnia longispinna, Fri6: Die Krustenthiere Böhmens. p. 233, Fig, 36. 

1874. Daphnia longispinna, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. pag. 15. 

1574. Daphnia Leydigii, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens. pag. 13. 


Der Körper ist sehr schlank, mehr oder weniger durchsichtig, farblos oder blassgelb 
gefärbt; im letzteren Falle sind die Ruderantennen, die Schnabelspitze und das Postab- 
domen immer dunkler gefärbt. Der Kopf ist hoch, gestreckt, vorne abgerundet, unten 
schwach concav, hinten gerade. Die Stirn ragt wenig. hervor. Der Schnabel ist lang, 
mit der Spitze nach hinten gerichtet. Der schwach entwickelte Fornix endet vor dem 
Auge. Von oben gesehen erscheint der Kopf eng, vorne plötzlich verschmälert und an 
dem Scheitel gekielt. Das grosse Auge liegt nahe dem Stirnrande, etwa in der Medianlinie 
des Kopfes. Das Nebenauge ist sehr klein. 

Die Tastantennen sind klein, mit dem Schnabel verschmolzen, so dass nur die 
Riechstäbehen hinter demselben hervorragen. 

Die Schale, vom Kopf nicht oder sehr undentlich gesondert, ist breiter als dieser 
und hat eine länglich ovale Gestalt. Der ziemlich lange Stachel entspringt in der 
Medianlinie der Schale und ist gerade, nach hinten gerichtet. Zuweilen steht gleich 
unter demselben noch ein niedriger Höcker. Die beiden Schalenränder sind hinten 
spärlich bedornt. Die rautige Schalenstructur tritt deutlich- hervor. 

Die Darmcoeca sind kurz. Der erste Abdominalfortsatz übertrifft den zweiten, 
mit dem er an der Basis verwachsen ist, an Länge. Der dritte Fortsatz ist klein, aber 
deutlich entwickelt. An den Rändern der Analfurche stehen 10—12 Zähne, welche von 
vorn nach hinten an Grösse abnehmen. Die Schwanzkrallen sind blos fein gestrichelt 
und am Dorsalrande wie bei allen folgenden Arten mit zwei bis drei winzigen Zühnchen 
versehen. 

Im Brutraume der Weibchen sah ich höchstens acht Sommereier. Das Ephipium 
ist dunkelbraun gefärbt. 

Länge: 2:0—2:5 = =; Höhe: 1'0—1'25 = m; Kopfhöhe: 0:41—0:52 u. m. 
Stachel: 0:55 . m 


u te TEE 


Beyer: 


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De} 


Beim Männchen, das stets kleiner ist als das Weibehen, ist der Kopf stark, 
niedergedrückt, der Schnabel breit abgerundet. Die Geissel der Ruderantennen ist kaum 
länger als die Riechstäbehen. Auf der Itückenkante des Kopfes sieht man zuweilen zwei 
bis drei kurze, aufwärts gerichtete Zähne, welche bei jungen Exemplaren beiderlei Geschlechtes 
sich öfters vorfinden. Der Unterrand der Schale ist gerade und dicht behaart. Am 
Endgliede des ersten Fusspaares sitzt ein ziemlich kleiner, aufwärts gekrümmter Hacken 
und eine sehr lange, hinten behaarte Geissel. Die Abdominalfortsätze fehlen. 

Länge: 175 ==, Höhe: 0:58 == Kopfhöhe: 0:3 ==. Stachel: 0:43 m m, 

Häufig in Tümpeln und Teichen mit klarem Wasser. Fundorte: Fasangarten 
bei Podebrad; Kaiserwiese bei Prag; „Novy vdovec*“ Teich, „Svet“ Teich bei Wittingau ; 
Pisek; Eger. 


19. Daphnia rosea, O. G. Sars. — Der röthliche Wasserfloh. — 
Perloocka rüzova. 


1862. Daphnia rosea, Sars: Om de i Omegn. af Christania forekom. Cladoc. p. 268. 


Der Körper ist von mittlerer Grösse, durchsichtig, röthlich gefärbt. Der Kopf 

. niedriger als bei D. longispina, ist niedergedrückt, hinter der vorragenden Stirn 

mehr ausgebuchtet und läuft nach hinten in einen geraden, langen, an der Spitze stumpfen 
Schnabel aus, hinter dem die sehr niedrigen Tastantennen kaum hervorragen. Der Fornix 
wölbt sich hoch über den Ruderantennen und endet vor dem Auge. Von oben gesehen 
ist der Kopf breit und gegen den gekielten Scheitel allmälig verjüngt. Das grosse Auge 
liegt dem Stirnrande gepresst unter der Medianlinie des Kopfes und hat nicht viele 
Krystalllinsen, welche fast gänzlich vom Pigment bedeckt sind. 

Die Schale, zuweilen vom Kopf durch eine seichte Ausrandung gesondert, ist 
länglich oval, niedriger als bei der vorigen Art. Der gerade und ziemlich lange Stachel 
steht oberhalb der Medianlinie des Körpers und ist aufwärts gerichtet. Im Uebrigen ist 
die Schale wie bei D. longispina gleich beschaffen. 

Die Darmeoeca sind kurz, nach oben gebogen. Die zwei ersten Abdominal- 
fortsätze sind dick, kurz, fast von derselben Länge und stehen von einander entfernt. 

Das Postabdomen ist schlank, gegen das Ende verjüngt, leicht gebogen und 
besitzt an der Unterkante 13—14 schlanke Zähne. 

Das Weibchen trägt im Brutraume nicht viele Sommereier. 

Länge: 1:9 = =-- Höhe: 1:1 = =; Kopfhöhe: 0:37 = m, 

In Teichen und Pfützen mit klarem Wasser selten. Fundorte: Struharov (Vejd.); 
Elbekosteletz (Vejd.). 

Diese schöne Art hat bisher blos Sars beobachtet. Sie unterscheidet sich von 
allen Daphnien durch ihre röthliche Farbe und von D. longispina und D. lacustris, 
welchen sie am meisten ähnlich sieht, hauptsächlich durch die abweichende Beschaffenheit 
der Abdominalfortsätze. 


20. Daphnia lacustris, O. G. Sars. — Der blasse Wasserfloh. — 
Perloocka belava. 


1862. Daphnia lacustris, Sars: Om de i Omegnen af Christiania forek. Cladoc. And. 
Bidrag. p. 266. 


Der Körper ist mittelgross, farblos oder blass gelb ge- 
färbt, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax. Der Kopf 
ist niedrig, geneigt, vorne abgerundet, unten tiefer eingedrückt 
als bei D. longispina und rosea. Die Stirn ragt wenig 
hervor. Der Schnabel ist ziemlich kurz, am Ende schwach ge- 
bogen mit scharfer Spitze. Der Fornix ist hoch gewölbt und endet 
sehon über dem Auge. Von oben betrachtet ist der Kopf breit 
und verschmälert sich allmälig gegen den Scheitel, welcher gekielt 
ist. Das grosse Auge liegt tief unter der Medianlinie des Kopfes 
und hat viele länglichovale Krystalllinsen. 

Die Tastantennen sind mit der leicht eoncaven, hinteren 
Kopfkante gänzlich verwachsen. Die Riechstäbehen erreichen die 
Daphnia lacustris, Sars. Sebnabelspitze nicht. ; m R N: 

— Kopf a; Tastantens Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale 
nen. a, Ruderantennen. Gestalt; ihre grösste Höhe liegt hinter der Mitte. Die beiden 
e Gehirn. o Auge.iDarm. Schalenränder sind bei erwachsenen Weibehen gleichmässig gewölbt, 
ei Darmcoecum. weshalb auch der gerade, nach hinten gerichtete Stachel in der 
(ar Medianlinie des Körpers steht. Die Bewehrung desselben, sowie 
auch der Ränder ist sehr schwach entwickelt. Auch die Schalen- 

struetur tritt weniger deutlich hervor als bei den oben erwähnten Arten. 

Die Darmeoeca sind kurz, gerade. Die Abdominalfortsätze sind nicht verwachsen, 
sondern stehen dicht nebeneinander. Diese sind auch schmäler und kürzer. 

Das Postabdomen von demselben Bau wie bei D. longispina trägt an den 
Rändern der Analfurche 14—16 fast gleich ‘grosse Zähne. Die Schwanzborsten sind 
dick, kurz und spärlich behaart. 

Im Brutraume der Weibchen sah ich höchstens 10 Sommereier. 

Länge: 2:21 =. =: Höhe: 126 == "Kopfhohe:7' 0:61 aa Stachel 02222 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

In grossen Teichen selten. Ich traf sie in den meisten Wittingauer Teichen, 
besonders aber im „Syn“ Teiche bei Lomnitz, wo sie vorherrschend war. Auch dieses 
Thier ist bisher nur von Sars gefunden worden. : 


21. Daphnia aquilina, Sars. — Der krummschnabelige Wasserfloh. — 
Perlooöka krivozobä. 


1863. Daphnia aquilina, Sars: Zoologisk Reise 1862. p. 216. 


Fig. 8. Der Körper ist mittelgross, schlank, durchsichtig, farblos. 
Der Kopf ist hoch, tief geneigt, vorne abgerundet, unten zwischen 
der Stirn und dem Schnabel, die im gleichen Niveau liegen, tief 
ausgeschnitten. Der letztere ist sehr lang, spitzig und stark nach 
hinten gekrümmt, so dass er mit seiner scharfen Spitze zwischen 
die Schalenklappen hineinragt. Der Fornix verliert sich knapp 
über dem Auge. Von oben gesehen erscheint der Kopf enger 
als die Schale und ist dreieckig, vorn hoch gekielt. 

Das Auge, dem Stirnrande gepresst, ist gross und besitzt 
wenig Krystalllinsen. Das Nebenauge ist verhältnissmässig gross. 
Die Tastantennen liegen hinter dem Schnabel ganz versteckt, so 
dass fast nur die Riechstäbehen hinter der Schnabelspitze hervor- 
Daphnia aquilina, Sars. springen. Die Ruderantennen sind schlank, undentlich beschuppt. 

— Kopf. Die Schale vom Kopf durch eine seichte und breite Ein- 
kerbung gesondert, hat eine länglich ovale Form. Die Ränder 

sind schwach bedornt und die Oberfläche fein rautenförmig gefeldert. Der Schalenstachel 

steht oberhalb der Medianlinie des Körpers, ist äusserst schlank, kurz und aufwärts gebogen. 


Be: a 


SE] 


oO. 


Die Darımcoeca sind kurz. - Die Abdominalfortsätze stehen dicht nebeneinander 
und sind lang, dick. Der erste übertrifft den zweiten doppelt an Länge. Das Post- 
abdomen wie bei D. longispina hat an der unteren, leicht coneaven Kante 16—17 
ungleich lange Zähne. Die Schwanzkrallen sind gebogen und fein gestrichelt, die 
Schwanzborsten dick, kurz. 

Das Ephippium ist tief dunkelbraun gefärbt. 

Länge: 183 = =; Höhe: 1:0 = =; Kopfhöhe: 0'426 = m; Stachel: 03 = =, 

Das Männchen ist mir unbekannt. 

Diese niedliche Art fand ich zahlreich im Cheyner Teiche westlich von Prag 
zusammen mit Simoc. exspinosus. Im „Syn“ Teiche bei Lomnitz kommt sie 
vereinzelt vor. 

Ob diese Art mit der Sarsischen D. aquilina identisch ist, kann ich nicht 
mit Sicherheit angeben, da seine Diagnose kurz und ungenügend ist. Bei der Bestimmung 
habe ich mich nur auf den eigenthümlichen Bau des Schnabels gestützt. Sehr, nahe 
verwandt ist sie mit D. lacustris. 


22. Daphnia gracilis, n. sp. — Der zierliche Wasserfloh. — 
Perloocka Stihla. 


1874. Daphnia gracilis, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens, p. 13. 


Der Körper ist hyalin, schlank, langgestreckt und 
überall gleich hoch. Der Kopf ist hoch wie die Hälfte der 
Schalenlänge, breit, geneigt, vorne abgerundet und unten 
hinter dem Auge leicht concay. Die Stirn ragt nicht hervor, 
sondern verschmilzt mit dem grossen Bogen des sehr hohen 
Kopfscheitels. Der Schnabel ist kurz, an der Spitze stumpf 
und nach hinten gekehrt. Der ziemlich hohe Fornix endet 
vor dem Auge. Von oben gesehen ist der Kopf mit einem 
hohen Kiel versehen. 

Das grosse Auge liest nahe dem unteren Kopfrande, 
etwa in der Mitte zwischen dem Scheitel und der Schnabel- 
spitze und besitzt viele, deutlich hervortretende Kıystalllinsen, 
welche dicht aneinander gedrängt sind. Der schwarze Fleck 
ist sehr klein. Die Tastantennen ragen in Form eines nie- Daphnia gracilis, n. sp. — 
digen Höckers hinter der Schnabelspitze hervor. Die _ a 
schlanken und deutlich beschuppten Ruderantennen tragen °  eoecum. f Fornix. 
kurze und dicht befiederte Ruderborsten. Der Basaltheil 
ist leicht gebogen. 

Die Schale, vom Kopf nicht getrennt, hat eine länglich ovale Gestalt mit feiner 
rautenförmiger Structur. Der lange Stachel steht in der Medianlinie des Körpers, ist zuerst 
gerade, dann aufwärts gebogen und mit vier Längsreihen von grossen Dornen bewaffnet. 
Der untere Schalenrand, welcher convexer ist als: der Oberrand, ist hinten kurz bedornt. 

Die Darmeoeca sind lang, gerade. Die ersten zwei kurzen Abdominalfortsätze 
stehen dicht nebeneinander. Der dritte Anhang ist unbedeutend, klein. Das schlanke 
Postabdomen verengert sich merklich gegen das freie Ende und trägt an den Rändern 
der Analfurche zehn lange Zähne, welche nach hinten kleiner werden. Die Krallen sind 
sehr stark gebogen und äusserst fein gezähnt. Die Schwanzborsten sind kurz, dick. 

Das Weibchen trägt im Brutraume 10—12 Sommereier. 

Länge 2:4 = =.; Höhe: 125 = m-- Kopfhöhe: 0:88 = =-; Stachel: 0:9 m m, 

Ich traf dieses Thier an einem einzigen Orte im Teiche „Syn“ bei Lomnitz mit 
mehreren Cladocerenarten zusammen; es war nicht sehr zahlreich vorhanden. 

Diese Art reiht sich schon zu den wahren Seeformen. Von D. galeata, mit 
der sie am meisten übereinstimmt, unterscheidet sie sich durch die enorme Kopfhöhe, 
Bei Jungen dieser Art ist der Kopf vorne ebenfalls abgerundet. 


3*+ 


36 


23. Daphnia galeata, 0. G. Sars. — Der gehelmte Wasserfloh. — 
Perloocka jezerni. 


1865. Daphnia galeata, Sars: Zoolog. Reise i 1862. p. 21. 
1868. Daphnia galeata, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 117, Tab. I., Fig. 6. 
1874. Daphnia galeata, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 13, Tab. 1., Fig. 6—7. 


Fig. 10. ı Der Körper ist hyalin, farb- 
los, zwischen Kopf und Thorax 
mit einen breiten und seichten 
Eindruck versehen. Der hohe 
Kopf erreicht nicht die Hälfte 
der Schalenlänge und neigt sich 
ein wenig nach unten, so dass 
der höchste Punkt des abgerun- 
deten oder zugespitzten Schei- 
tels unter der Medianlinie des 
Kopfes liegt. Der Scheitel ist 
hier ebenfalls wie bei D. gra- 
eilis sehr hoch. Die untere Kopfkante über dem Auge mässig gewölbt ist hinten, vor 
dem Schnabel leicht ausgeschweift. Derselbe ist kurz, stumpf und hinten breit abgestutzt. 
Die Fornixlinie senkt sich bis zur Mitte des Auges. Bei der Betrachtung von oben hat 
der Kopf dieselbe Gestalt wie bei voriger Art, an der Basis ziemlich breit und vorne 
hoch gekielt. Das mittelgrosse Auge ist mit zahlreichen, aus dem Pigment weit hervorra- 
senden Krystalllinsen versehen und liegt etwa in der Mitte zwischen der Helm- und 
Schnabelspitze, dem Stirnrande genähert. Der schwarze Fleck ist klein und stets vor- 
handen. Die Tastantennen sind hinter dem Schnabel gänzlich versteckt, so dass nur 
das Endbüschel der Riechstäbchen hervorspringt. 

Die Schale, kaum breiter als der Kopf, ist länglich oval und hat eine fein 
gegitterte Structur. Der Stachel liegt etwa in der Mitte der Schalenhinterkante und 
biegt sich stark aufwärts. Der untere, stärker gewölbte Schalenrand ist hinten mit kurzen, 
weit von einander abstehenden Dornen bewaffnet. 

Der erste Abdominalanhang, mit dem zweiten an der Basis nieht verwachsen, 
übertrifft diesen dreimal an Länge. Das Postabdomen verhält sich wie bei vorher- 
gehender Art und ist jederseits der Analfurche mit 10—12 Zähnen ausgerüstet, welche 
nach vorn an Grösse zunehmen. Die Krallen sind gebogen, fein gestrichelt; die Schwanz- 
borsten kurz. 

Ich unterscheide bei dieser Art drei Varietäten. 

Var. 1. Der Kopf gehelmt, die Helmspitze abgerundet. 

Länge: 1’6 ® =, Höhe: 075 = =, Kopfhöhe: 0:6 = =, ‘Stachel: 07 m m, 

Var. 2. Der Kopf gehelmt, die Helmspitze scharf. 

Länge: 1'62 =: =, Höhe: 0:75 =- =, Kopfhöhe: 0:65 = =, Stachel: ‘0:72 mm. 

Var. 3. Der Kopf abgerundet. 

Länge: 15 = =, Höhe: 0:7 = =, Kopfhöhe: 0:5 = m, Stachel: 0:7 = m, 

Häufig in der’ Mitte der Teiche und Seen. 

Fundorte: Zehunerteieh bei Zizelitz, Keyer- und Polernitzer Teich bei Prag, 
Rosenberger-, Kahov-, Svet-Teich bei Wittingau u. s. w. 

Bei jungen Exemplaren ist der Kopf stets gehelmt. 


Daphnia galeata, Sars. — Weibchen. 


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24. Daphnia microcephala, Sars. — Der kleinköpfige Wasserfloh. — 
Perloocka drobnohlava. 


1863. Daphnia microcephala. Sars: Reise Zoologisk i Sommeren 1862. p. 214. 


Der Körper ist klein, durchsichtig, zwischen Kopf und Thorax ziemlich wenig 
eingedrückt. Der Kopf ist klein, vorne abgerundet, mit deutlich hervorspringender Stirn. 
Die untere Kopfkante ist zwischen Stirn und Schnabel gleichmässig sanft ausgerandet. 
Der Schnabel ist stumpf, kurz, an der Spitze abgerundet und seitlich von dem Kopfschilde 
nicht überragt. Der Fornix ist schwach und verliert sich vor dem Auge. Von oben 
gesehen verhält sich der Kopf wie bei D. longispina, an der Basis breit, dann 
plötzlich verschmälert und an dem Scheitel unbedeutend gekielt. 

Das Auge liest dem Scheitel- und Stirnrande genähert; es ist ziemlich klein 
und besitzt zahlreiche, deutlich aus dem kleinen Pigment hervortretende Krystalllinsen. 
Das Nebenauge habe ich vermisst. Die Riechstäbchen der kleinen Tastantennen sind 
lang und überragen die Schnabelspitze. 

Die Schale, zweimal so hoch als der Kopf, hat bei erwachsenen Weibchen 
annähernd rundliche Gestalt und die Oberfläche deutlich gegittert. Der Stachel steht 
in der Medianlinie des Körpers; er ist ziemlich kurz, dünn, schwach, aufwärts gebogen 
und wie der hintere Theil des Schalenunterrandes zart bedornt. 

Die Darmeoeca sind lang, gebogen. Die zwei ersten Abdominalfortsätze sind 
beide fast von gleicher Länge nach vorn gebogen und an der Basis verwachsen; der 
dritte Fortsatz ist kaum wahrnehmbar. Das Postabdomen von demselben Baue wie bei 
D. cucullata trägt vorne sieben ungleich lange Zähne. Die Schwanzborsten sind 
auch kurz und fein behaart. 

Im Brutraume der Weibchen traf ich über zwanzig Sommereier. 

Länge: 0:75 = =; Höhe: 0:45 = =; Kopfhöhe: 0:16 =- =; Stachel: 0:16 ® =. 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

In reinem Wasser selten. 

Ich fand diese Art blos einmal im April 1873 in der Elbebucht „Skupice“ bei 
Podebrad. 

Im ganzen behält diese Art grosse Uebereinstimmung mit D. eucullata, von 
der sie sich jedoch sehr leicht durch den stets abgerundeten Scheitel unterscheiden lässt 


25. Daphnia cucullata, 0. G. Sars. — Der hyaline Wasserfloh. — 
Perloocka prüsvitna. 


1862. Daphnia eueullata, Sars: Om de i Christiania Omegn forekom. Cladoe. 2 det. 
Bidrag. p. 271. 

1866. Hyalodaphnia eueullata, Schoedler: Cladoe, des frischen Hafis. p. 28. 

1867. Daphnia eucullata, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 120, Tab. I., Fig. 23. 


Der Körper ist klein, hyalin, farblos, zwischen Kopf und Thorax durch .einen 
deutlichen Eindruck getrennt. Der kleine Kopf, viel enger als die Schale, ist gestreckt 
und läuft vorne allmälig in eine kurze Spitze aus, so dass derselbe bei der Seitenansicht 
die Form einer niedrigen Pyramide darstellt, welche auf der Dorsalkante stets leicht 
ausgerandet ist. Die Stirn ist stark convex, der Schnabel kurz, stumpf abgerundet. Der 
Fornix ist sehr schwach entwickelt. Bei der Rückenansicht verengert sich plötzlich der 
Kopf vorne in einen hohen Kiel. 

Das Auge liegt in der Mitte zwischen IHelm- und Schnabelspitze dem Stirnrande 
genähert; es ist klein zu nennen und ringsum mit zahlreichen, deutlich aus dem Pigment 
hervorragenden Krystallinsen umgeben. Der schwarze Fleck fehlt. Hinter dem Selmabel 
ragen blos die Rieehstäbehen der Tastantennen hervor. 


38 


Die Schale ist eiförmig, hoch; ihre grösste Höhe befindet sich hinter der Mitte. Der 
Oberrand ist mässig gewölbt und geht hinten allmälig in den geraden Stachel über, veleher 
oberhalb der Medianlinie des Körpers entspringt; er ist lang, dünn. Die Schalenoberfläche 
ist zart gefeldert. h 

Die Darmeoeca sind kurz. Die zwei ersten Abdominalfortsätze, zur Hälfte mit 
einander verwachsen, sind ungleich lang; der erste, viel grösser als der zweite, ist nach 
vorn gebogen. Der dritte ist unbedeutend. Das Postabdomen trägt an den Rändern der 
Afterspalte 6—8 feine Zähne. Die Schwanzkrailen sind nur fein gezähnelt. Die Schwanz- 
borsten lang, fein behaart. 

Das Weibchen trägt im Brutraume nicht viele Sommereier. 

Länge: 0'95—1'11 ” ”; Höhe: 0:41—0°45 ”- =; Kopfhöhe: 0:34—0'33 = m; 
Stachel: 0:27—042 m m, 

Das Männchen, kleiner als das Weibchen, unterscheidet sich von demselben 
durch einen niedrigen Scheitel und einen kürzeren Schnabel. Die Tastantennen sind am 
Ende abgestutzt und tragen hier eine Geissel, etwa von der Länge der Riechstäbchen. 
Der Schwanzstachel ist stets aufwärts gebogen. 

In der Mitte der Seen und grossen Teiche häufig. 

Fundorte: Svöt-, Syn Teich bei Wittingau; Jordanteich bei Täbor; Keyer- und 
Pocernitzer Teich bei Prag; Skupice bei Podebrad. Als nächstverwandse Arten sind D. 
apicata, Kurz und D. Berolinensis, Schoedler zu nennen. 


26. Daphnia Kahlbergensis, Schoedler. — Der grossköpfige Wasserfloh. 
Perloocka hlavata. 


1866. Hyalodaphnia Kahlbergensis, Schoedler: Cladoc. des frischen Haffs. p. 18, Tab. 
L, Fig. 13. 
1867. Daphnia Kahlbergensis, P. E. Müller: Danmarks Cladocera, p. 118, Tab. II., Fig. ”—8. 


Der Körper ist mittelgross, hyalin, zwischen Kopf und Thorax mit einer breiten 
Impression versehen. Der Kopf ist nach vorn gestreckt und sehr hoch, so dass er fast 
die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt. Bei der Seitenansicht stellt er eine hohe, breite, 
gegen das Ende sich allmälig verjüngende Pyramide dar, deren Spitze, welche in der 
Medianlinie des Kopfes liegt, mehr ausgezogen, abgerundet und zuweilen ein wenig 
aufwärts gekrümmt ist. Die Seitenränder dieser Pyramide sind stets schwach gewölbt. 
Die Stimm ragt nicht hervor. Der Schnabel ist kurz, stumpf abgerundet. Der Fornix 
schwach entwickelt. Von oben betrachtet, geht der enge Kopf in eine sehr hohe, seitlich 
stark comprimirte Spitze aus. 

Das Auge liegt viel näher der Schnabelspitze als der Helmspitze, dem Unterrande 
genähert. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen sind sehr klein und ragen 
nur mit den Riechstäbehen hinter dem Schnabel hervor. Die Endglieder der beiden 
Ruderäste sind seitlich fein behaart. 

Die Schale ist länglich oval, hoch; ihre grösste Höhe liegt etwa in der Mitte 
der Schalenlänge. Der Schalenstachel steht in der Mitte des Hinterrandes; er ist ziemlich 
lang, gerade, etwas aufwärts gerichtet und an der Basis breit. Der untere Schalenrand 
ist hinten kurz bedornt. Diese Bewehrung geht auch auf den Stachel und zum Theil 
auf den Schalenoberrand über. Die Structur der Schalenoberfliche verhält sich wie bei 
voriger Art. 

Die Abdominalfortsätze sind an der Basis mit einander verwachsen; der erstere 
grössere Fortsatz krümmt sich nach vorne. Das Postabdomen von demselben Baue, wie 
bei D. eucullata, trägt an den Rändern der Afterspalte sechs ungleich grosse Zähne. 
Die Schwanzborsten sind ziemlich lang, spärlich behaart. 

Länge: 155— 20 = =; Höhe: 0:66—0'79 = m; Kopfhöhe: 0,57—0:95 = =; 
Stachel: 0'35—0'65 = m., 


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Das Männchen, beträchtlich kleiner als das Weibchen, hat kurze Tastantennen, 
deren Geissel etwas länger ist als die Riechstäbchen. Der Hacken am ersten Fusspaare 
ist stark gekrümmt, die Geissel etwa von der Länge der Schale. Die kurzen Abdominal- 
fortsätze stehen von einander entfernt. 

In der Mitte der grossen Teiche häufig. 

Fundorte: Novy vdovec-, Rosenberger-, Katov-, Svet-Teich bei Wittingau; Ne- 
kreteny-Teich bei Lomnitz; Juden-, Bestrev-Teich bei Frauenberg; Keyer-, Pocernitzer 
Teich bei Prag; Jakobi-Teich bei Dymokur. 


27. Daphnia Cederströmiü, Schoedler. — Der enge Wasserfloh. — 
Perloocka üzka. 


1866. Hyalodaphnia Cederströmii, Schoedler: Cladoe. des frischen Hafts. p. 31, Taf. I. 
Fig. 7. 

Der Körper ist mittelgross, Fir. 11 
äusserst durchsichtig, farblos, a 
zwischen Kopf und Thorax mit 
einer breiten Einkerbung ver- 
sehen. Der Kopf, ebenso breit 
wie die Schale, hat auch 
eine pyramidenförmige Gestalt, 
welche schon von der Basis 
angefangen aufwärts gebogen 
ist, so dass die Pyramidenspitze 
in dem Niveau des Dorsalran- Daphnia Cederströmii, Schoedler. 
des.liegt. Der Ventralrand des 
Kopfes ist gleichmässig gewölbt, der Dorsalrand stets stark concav. Der Schnabel ist 
kurz, stumpf abgerundet. Der Fornix niedrig. Von oben gesehen verhält sich der 
Kopf wie bei D. Kahlbergensis, mit welcher sie am nächsten verwandt ist. 

Das Auge ist klein und liest der Schnabelspitze weit näher als der Helmspitze. 

Der schwarze Fleck fehlt. Die Tastantennen ragen nur mit den Riechstäbehen 
hinter dem Schnabel hervor. Die Ruderantennen sind schlank, ziemlich kurz; die 
Aeste unbehaart. 

Die Schale ist länglich oval, sehr niedrig und läuft binten in der Medianlinie 
des Körpers in einen ziemlich langen, aufwärts gebogenen Stachel, welcher, sowie die 
Schalenränder, mit kurzen Dornen bewehrt ist. Auf der Schalenoberfläche zeigt sich eine 
deutlich gegitterte Structur. 

Die Darmeoeca sind sehr kurz. Die Abdominalfortsätze miteinander an der 
Basis breit verwachsen, sind von ungleicher Grösse; der erste, nach vorn gebogene, über- 
trifft den zweiten doppelt an Länge. Der dritte ist unbedeutend. Das Postabdomen, 
von demselben Bau wie beiD. euculata, besitzt jederseits der Afterspalte sechs gebo- 
gene Zähne, welche nach hinten kleiner werden. 

Länge: 1:27—1'7 =- =; Höhe: 0:45—0'55 = =; Höhe des Kopfes: 07—0'8 "- ®- 
Stachel: 0:35 “: =-, 

Das Männchen kenne ich nicht. 

Lebt in der Mitte der Teichen und Seen nicht selten. 

Fundorte: Opatowitzer Teich in Wittingau; Konvent-Teich bei Saar. 

Die Art ist bis jetzt von G. Ü. Cederström in dem Narasee in Schweden 
beobachtet und von Schoedler beschrieben worden. Dem ganzen Habitus nach an 
D. Kahlbergensis erinnernd unterscheidet sie sich sowohl von dieser, wie von 
D. vitrea durch den sichelförmig aufwärts gebogenen Kopf und durch die Höhe des 
Körpers. An dem dreigliedrigen Ruderantennenast sah ich stets fünf Ruderborsten. 

Kurz beschreibt noch zwei neue Arten, welche der Fauna Böhmens angehören 
und die ich aus eigener Anschauung nieht kenne. Ks sind: 


40 


28. Daphnia apicata, Kurz. — Der farblose Wasserfloh. — 
Perloocka bezbarva. 


1874. Daphnia apicata, Kurz: Dodek. neuer Cladoc., p. 11., Tab. I., Fig. 3—5. 


Sie ist mit D. eueullata nahe verwandt. Die grösste Schalenhöhe liegt an 
der hinteren Hälfte der Schale, deren Reticulation äusserst blass und mit Mühe wahr- 
nehmbar ist. Die Fornices sind schwach, das Rostrum, ist nach hinten gerichtet und 
berührt fast die Vorderränder der Schale. Die Stirn hat eine schwache Crista, die 
niemals zugespitzt ist. Durch das Auge wird eine schwache Hervorwölbung der Stirn 
und das Rostrum eine schwache Concavität hervorgerufen. Der Schwanz ist viel stärker 
als bei D. cucullata, gegen das Ende weniger verschmälert und trägt an der Analturche 
mehr Zähne. Von den Abdominalfortsätzen sind die beiden vorderen über die Hälfte 
verwachsen. 

Länge: 1—1'2 = =; Stachel: 0:2—0'3 = m, 

Das Männchen ist blos 0:7 = ®- Jang. Der Kopfhelm ist höher als beim Weibchen, 
die Stirneontur über dem Auge kaum convex. Die Tastantennen sind kürzer als bei 
den anderen Daphnienmännchen und tragen am Ende nebst den Riechstäbehen eine kurze 
Geissel, welche die Riechstäbehen an Länge nicht erreicht. Der Stamm der Ruderantennen 
erreicht nicht den Helmrand. Die Genitalporen finden sich jederseits neben dem After. 
Die Abdominalfortsätze sind verkümmert. € 

Kurz fand diese Art zahlreich in einem kleinem Teiche bei Rokycan und unter 
der Ruine Rohad unweit Maleschau in einem Mühlteiche. 


29. Daphnia vitrea, Kurz. — Der kleinaugige Wasserfloh. — 
Perlooöka drobnookä. 


1574. Daphnia vitrea, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 10. Tab. IL., Fig. 2. 


Diese Art ist der D. Kahlbergensis zunächst verwandt. Der Schwanz ist schlanker 
und auf den Rändern der Analfurche stehen jederseits vier Zähne, die nach hinten an 
Grösse abnehmen und eine immer schiefere Richtung erhalten. Die vorderen zwei Abdo- 
minalanhänge sind der ganzen Länge nach verwachsen und nach vorn gerichtet; der 
dritte Anhang bildet ein unbedeutendes Höckerchen. Das Auge ist klein, wenig pigmentirt, 
aber mit dicht gedrängten Kıystalllinsen versehen, Die Magencoeca sind lang, fast 
gewunden. 

Länge: 0:85 = m; Stachel: 0:25 = m-, 

In einem Teiche bei der Station Holoubkau. 

Die Art ist vielleicht nur eine kleine Varietät der D. Kahlbergensis, von 
der sie nur in der Bewehrung des Postabdomens abweicht. 


5. Gattung Simocephalus, Schoedler. 


Daphnia, autorum. 


Der Körper ist gelb oder röthlich gefärbt, wenig durchsichtig und zwischen Kopf 
und Thorax mit einer tiefen Einschnürung versehen. Der kleine, nach unten geneigte Kopf 
bildet hinten einen kurzen, stumpfen und aufwärts gekrümmten Schnabel, der hinten vom 
Kopfschilde überdacht wird. Die Stirn ist eng und ragt stets hervor. Der Fornix wölbt 
sich hoch über den Ruderantennen und verliert sich erst in der Stirngegend. Von oben 
gesehen scheint der Kopf sehr breit, auf dem Scheitel breit abgeflacht. In der Einschnürung 
am Rücken des Kopfes liegt ein einfaches Haftorgan. 


41 


Das Auge ist mittelgross, beweglich und besitzt nicht viele Kıystalllinsen. Der 
schwarze Fleck ist stets vorhanden und nimmt verschiedene Gestalten an. Die Tastan- 
tennen, von einem niedrigen Höcker der hinteren Kopfkante entspringend, sind eingliedrig, 
beweglich, nach hinten gerichtet und haben nebst den langen Endriechstäbehen noch 
eine blasse, lancetförmige Seitenborste. Die Ruderantennen sind lang, beschuppt und 
zweiästig.. Der dreigliedrige Ast trägt fünf, der viergliedrige vier Ruderborsten, welche 
dreimal gegliedert und dicht behaart sind. 

Die Schale ist annähernd vierkantig, mit abgerundeten Ecken. Der freie, untere 
Schalenrand biegt sich einwärts und ist an der inneren Lippe mit Haaren oder Stacheln 
ausgerüstet. Die Schalenstructur besteht vorherrschend aus Querleisten, welche durch 
kurze Anastomosen untereinander verbunden sind. Beine sind fünf Paare vorhanden. 
Die Branchialanhänge des 3—5 Fusspaares sind grösser und breiter als bei der G. 
Daphnia. Der einfache Darm ist vorne mit kurzen Blindsäcken versehen. Das Pro- 
abdomen trägst am Rücken nur zwei, den Brutraum schliessende Fortsätze, welche im 
weiten Abstand von einander entfernt stehen. Das Postabdomen ist gross, viereckig, 
vorne, wo der After mündet, tief ausgeschnitten und bedornt. Die Schwanzkrallen sind 
lang, wenig gebogen, mit oder ohne Nebendorne. Die Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig. 

Das Ephippium enthält nur ein Ei, welches in der Längenaxe des Ephippiums liegt. 

Das Männchen ist kleiner als das Weibchen. Die Tastantennen sind länger 
und haben zwei Seitenborsten, wovon die eine spitzig, die andere geknöpft ist. Das 
Endstück des ersten Fusspaares trägt auch einen gekrümmten Hacken. Die Geissel fehlt. 
Die Abdominalfortsätze sind verkümmert. Das Abdomen ist schlanker als beim Weibchen. 
Die Hodenausführungsgänge münden jederseits des Afters. 

Diese Gattung umfasst drei böhmische Arten. 


Die Stirn und der hintere Schalenrand ist unbedornt. 


* Die Stirn ist abgerundet. Das Nebenauge gross, dreieckig. 
- 1. vetulus. 


* Die Stirn geht in einen rechten Winkel aus. Das Nebenauge ist klein, 
rhomboidisch. 2. eXspinosus. 


Die Stirn und der hintere Schalenrand ist bedornt. Die Stirn läuft in einen 
spitzigen Winkel aus. Das Nehbenauge ist klein, rhomboidisch. 
3. serrulatus. 


30. Simocephalus vetulus, O. Fr. Müller. — Der stumpfe Wasserfloh. 
— Perloocka Sikma. 


1875. Daphnia sima, O. Fr. Müller: Entomostr. p. 91, Tab. XII., Fig. 11—12. 

1819. Daphnia vetula, Straus: M&m. sur le Daphnia. Tom. V., Tab. XXIX., Fig. 11—12. 

1820. Monoculus simus, Jurine: Histoire des Monoel. p. 129, Tab. XII., Fig. 1—-2. 

1835. Daphnia sima, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35; Tab. 12. 

1848. Daphnia sima, Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkommend. 
Crust. p. 177, Tab. V., Fig. 10; Tab. VI., Fig. 1—4. 

1850. Daphnia vetula, Baird: Brit. Entom. p. 95, Tab. X., Fig. 1, 1a. 

1853. Daphnia sima, Liljeborg: De Orustac. ex ordin. tribus Clad. Cop. et Ostr. p. 42, 
Tab. II., Fig. 2—4. 

1859. Simocephalus vetulus, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin p. 18. 

1860. Daphnia sima, Leydig: Naturgesch. der Daphniden p. 153, Tab. I., Fig. 11—12; 
Tab. IIL, Fig. 24—29. 

1867. Simocephalus vetulus, P. E. Müller: Danmarks Oladoe. p. 122, Tab. I., Fig. 26—27. 

1870. Simocephalus vetulus, Lund: Bidrag til Morph. o& System. p. 161, Tab. V., 
Bio. 0 50,7,,85 av Io 2. 


Zn 


1872. Daphnia sima, Friö: Krustenth. Böhmens. p. 218, Fig. 37. 
1874. Simocephalus vetulus, Kurz: Dodek. neuer Cladoe. p. 23. 


Fig. 12. Der Körper ist gross, gelb gefärbt, zwischen Kopf und 

L } Thorax tief eingeschnürt. Der kleine, niedergedrückte Kopf, vorn 

ud gleichmässig abgerundet, mit wenig hervorragender Stirn, unten 

— schwach ausgeschweift. Der Schnabel ist lang zu nennen und 

Simocephalus vetulus, Krümmt sich aufwärts. Der Fornix wölbt sich hoch über der Ruder- 
Ol. Fr. Müller. antennenbasis, so dass der Kopf bei der Rückenansicht zu beiden 
— Schwanzkralle. Seiten stark gewölbt erscheint. 

Das Auge ist klein; es liegt von dem Stirnrande etwas 
entfernt und hat nicht viele Krystalllinsen, welche aus dem schwarzen Pigment deutlich 
hervortreten. Der schwarze Pigmentfleck ist gross, annähernd dreieckig, langgestreckt 
und steht nahe der Basis der Tastantennen. Diese sind beweglich, eingliedrig in der 
Mitte der Aussenseite mit einem niedrigen Höcker versehen, dem eine blasse, lancetför- 
mige und an der Spitze abgerundete Borste aufsitzt. Die Endriechstäbehen sind ziemlich 
lang und von gleicher Grösse. Die Ruderantennen sind schlank und tragen dreigliedrige, 
dicht behaarte Ruderborsten. 

Die Schale ist länglich vierkantig, sehr hoch. Ihre grösste Höhe befindet sich 
hinter der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist besonders hinten stark gewölbt, 
so dass der obere Schalenwinkel nalıe der Medianlinie des Körpers liegt. Der Unterrand 
steigt in schräger Richtung herab und geht unter einem breit abgerundeten Winkel in 
den geraden Unterrand über. Dieser ist an der inneren Lippe mit langen Haaren besetzt. 
Die Schalenoberfläche ist deutlich und dicht quergestreift. Die Streifen anastomosiren 
selten untereinander. 

Von den zwei Abdominalfortsätzen, welche in weitem Abstand von einander entfernt 
stehen, übertrifft der erste den zweiten an Länge. Das Postabdomen ist gross, stark, 
seitlich comprimirt und vorne tief ausgeschnitten. Unterhalb der Schwanzkrallen ist 
dieser Ausschnitt jederseits mit 7—8 starken Dornen bewehrt. Die zwei ersten Dorne 
überragen die übrigen an Grösse, und sind gekrümmt, fein gestrichelt. Die Schwanzkrallen 
sind schlank und der ganzen Länge nach fein gestrichelt. Die Sehwanzborsten sind kurz. 

Im Brutraume der erwachsenen Weibehen zählte ich bis dreissig Sommereier. 

Länge: 2:1—2'5 ®- =; Höhe: 1:56—1'75 w- m., 

In langsam fliessenden oder stehenden Gewässern gemein. 

Fundorte: Prag, Turnau, Podebrad, . Prelou, Dymokur, Wittingau, Frauenberg, 
Eisenstein, Eger u. s. w. 


31. Simocephalus exspinosus, Koch. — Der gelbe Wasserfloh. — 
Perlooöka zluta. 


1835. Daphnia exspinosa, Koch: Deutschl. Crustacea. H. 35, T. XI. 

1859. Simocephalus exspinosus, Schoedler: Branch. in der Umgeb. von Berlin. p. 21, 
Tab.. 1, Fig. 7.8.9. 

1868. Simocephalus exspinosus, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 122, Tab. I., Fig. 24. 

1870. Simocephalus exspinosus, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 161, 
Hab...) Hig:i9. 

1874. Simocephalus exspinosus, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 23. 


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SE ER 


Der Körper ist sehr gross, gelb oder rothgelb gefärbt, 
zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der kleine Kopf 
ist niedergedrückt, vorn und oben gleichmässig gewölbt, unten 
gerade. Die Stimm springt stark hervor und geht in einen fast 
rechten Winkel aus, in welchem das Auge liest. Der Schnabel ist Simocephalusexspino- 
kürzer und stumpfer als bei S. vetulus und ebenfalls aufwärts sus, Koch. 
gekrümmt, — Schwanzkralle. 

Das kleine, dem Stirnrande gepresste Auge besitzt wenig 
Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck ist ebenfalls klein und hat eine rhomboi- 
dische Gestalt. 

Die Schale ist länglich viereckig, sehr hoch, hinten etwas erweitert, mit breit 
abgerundeten Winkeln. Der obere und untere Schalenrand ist gleich stark gewölbt 
und von derselben Beschaffenheit, wie bei voriger Art. Die Schalenklappen sind weniger 
durchsichtig und unregelmässig grau oder rothgelb gefleckt, was von den reichlichen 
Kalkablagerungen der Matrix herrührt. Die Schalenoberfläche ist dieht quergestreift. 

Der erste Abdominalfortsatz ist sehr lang. Das Postabdomen bietet nichts 
Wesentliches dar. Die Schwanzkrallen sind der ganzen Länge nach mit kurzen Dornen 
bewehrt, welehe an der Basis die Unterkante der Krallen überragen. 

Das Weibchen trägt im Brutraume bis fünfzig Sommereier. 

Länge: 2:6—2'8 "=; Höhe: 1:7—1'85 "- =, 

In stillen oder langsam fliessenden Gewässern wie die vorige häufig. 

Ich traf sie zahlreich bei Prag, Turnau, Podehrad, Wittingau. 

Diese Art unterscheidet sich von den anderen Arten dieser Gattung durch die 
Grösse und durch den Bau des Kopfes. Bei den erwachsenen Weibchen, welche den 
Brutraum mit Embryonen vollgepfropft haben, wölbt sich der obere Schalenrand sehr 
bedeutend in die Höhe, so dass der obere und hintere Schalenwinkel etwas hervorspringt. 


32. Simocephalus serrulatus, Koch. — Der gezackte Wasserfloh. 
— Perloocka zoubkovana. 


1835. Daphnia serrulata, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35., Tab. XIV. 

2848. Daphnia intermedia, Lievin: Branch. der Danziger Geg. p. 29, Tab. VI., Fig. 6. 

1848. Daphnia Brandtii. Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkom- 
menden Crustac. p. 177, Tab. V., Fig. 1—2. 

1854. Daphnia serrulata, Fischer: Ergänz. und Bericht. p. 4. 

1853. Daphnia serrulata, Liljeborg: De Crust. ex ordin. tribus Clad. Copep. et: Ostrac. 
p. 40, Tab. II., Fig. 5. 

1859. Simocephalus serrulatus, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin. p. 22. 

1860. Daphnia serrulata, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 168. 

1868. Simocephalus serrulatus, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 123, Tab. I., Fig. 2 

1870. Simocephalus serrulatus, Lund: Bidr. til Cladoc. Morph. og System. p. 16 
Tab. V., Fig. 10. 


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D. 
1, 


Der Körper ist ziemlich klein, blassgelb gefärbt, mit 
einer tiefen Einschnürung zwischen Kopf und Thorax. Am klei- Fig. 14. 
nen, stark niedergedrückten Kopf ragt die Stirn stark hervor. 
Diese ist nicht wie bei 8. vetulus abgerundet, sondern geht in nt 
einen scharfen Winkel aus, der vorne mit einigen kurzen Zähnen era 
bewaffnet ist. Hinter der Stirn steigt der untere Kopfrand in Simocephalus serrula- 
gerader Richtung nach oben und bildet einen stumpfen, sehr tus, Koch. — Schwanz- 
kurzen und rückwärts gekrümmten Schnabel, welcher von dem kralle. 
vorderen Schalenrande ziemlich entfernt liest, so dass die beweg- 
lichen Tastantennen einen freien Raum haben. Der Fornix ist ebenso wie bei vori- 
gen Arten dieser Gattung sehr hoch gewölbt, 


4 


Das Auge mit kleinen und deutlich aus dem Pigment hervortretenden Krystall- 
linsen liegt in dem Stirnwinkel. Der schwarze Pigmentfleck ist klein und besitzt ebenfalls 
eine rhomboidische Gestalt. 

Die Schale ist breit vierkantig. Die grösste Schalenhöhe liegt hinter der Mitte 
der Schalenlänge. Der obere und hintere Winkel ist etwas ausgezogen, vorragend, an 
der Spitze abgerundet und mit kurzen Zacken bewehrt, welche sich auch theilweise auf 
den Unter- und Oberrand der Schale erstrecken. Der freie untere Schalenrand ist lang 
behaart. Die Schalenklappen sind kaum durchsichtig und von zahlreichen Kalkablage- 
rungen grau gefleckt. Die Schalenoberfläche ist quergestreift; die Streifen sind nicht 
so aneinander gedrängt wie bei den vorigen Arten und mit zahlreichen senkrechten Ana- 
stomosen untereinander verbunden, so dass die Schalen gegittert erscheinen, 

Die Abdominalfortsätze sind lang. Die Schwanzkrallen tragen der ganzen Länge 
nach kurze Dorne, welche die Unterkante derselben überragen. 

Länge: 17,8 =: =-;; Höhe:1-0) m, 

Diese Art kommt ziemlich selten vor und wird auf denselben Stellen wie die 
vorigen vorgefunden. 

Ich traf sie in einigen Exemplaren bei Turnau an, im Judenteiche bei Wittingau. 


6. Gattung Scapholeberis, Schoedler. 


Daphnia autorum, part. 


Der Körper ist mittelgross, braungefärbt, wenig durchsichtig und zwischen Kopf 
und Thorax mit einer tiefen Einschnürung versehen. Der kleine Kopf ist etwas nach 
unten geneigt, in Form eines Dreieckes, dessen Spitze zuweilen in einen aufwärts ge- 
krümmten Dorn ausgeht. Der Schnabel ist kurz, stumpf, vom Kopfschilde seitlich über- 
dacht. Der Fornix ist deutlich entwickelt. 

Das grosse Auge liegt vorn im Kopfe, von dem Kopfschilde eng umschlossen. 
Der schwarze Fleck ist stets vorhanden und befindet sich in der Schnabelspitze. Die 
beweglichen und kurzen Tastantennen haben eine cylindrische Gestalt und tragen ausser 
den Endriechstäbehen noch eine kurze Seitenborste, welche nahe dem freien Ende sitzt. 
Die Ruderantennen sind kurz, schlank, zweiästig; der äussere viergliedrige Ast ist mit drei, 
der innere dreigliedrige mit fünf einfachen und zweigliedrigen Ruderborsten ausgerüstet. 
Die Oberlippe ist ohne Anhang. 

Die Schale, von viereckiger Gestalt, ist hinten gerade abgestutzt mit deutlichen 
und nicht abgerundeten Winkeln. Von dem hinteren und unteren Schalenwinkel entspringt 
in der Verlängerung des unteren Schalenrandes ein gerader Stachel. Der freie untere 
Schalenrand biegt sich einwärts und ist auf der äusseren Lippe behaart. Der vordere 
und untere Schalenwinkel ragt immer hervor und ist von innen ausgehöhlt. Die Schalen- 
oberfläche ist undeutlich retieulirt. 

Beine sind fünf Paare vorhanden. Der einfache Darm, vorne in zwei kurze 
Blindsäcke erweitert, mündet unter den Schwanzkrallen. Zum Verschlusse des Brutraumes 
dienen zwei Abdominalfortsätze, von denen der erstere stets länger ist als der zweite. 
Das Postabdomen ist schmal, lang, gegen das Ende allmählig verjüngt, und trägt jederseits 
der Analfurche 6—7 einfache Zähne. Die Schwanzkrallen sind fein gestrichelt, ohne 
Nebendorne. Die Schwanzborsten kurz, zweigliedrig. 

Das Ephippium enthält nur ein Ei, welches in der Längenaxe des Körpers liegt. 

Das erste Fusspaar beim Männchen ist blos mit einem stark gekrümmten 
Hacken versehen. 

Diese Gattung zählt bisher 3 Arten, welche in Böhmen vorkommen. 

Der Kopf glatt; der Körper dunkelbraun gefärbt, wenig durchsichtig. 
* Der Körper langgestreckt. Der Schalenstachel lang. 
1. mucronata. 


45 


* Der Körper gedrungen, Der Schalenstachel sehr kurz oder fehlt. 
2. obtusa. 
Der Kopf zu beiden Seiten mit einer stark hervorragenden Querleiste versehen. 
Der Körper heller gefärbt, durchsichtig. Der Kopf- und Schalenstachel fehlen. 
3. aurita, 


33. Scapholeberis mucronata, 0. Fr. Müller. — Der gehörnte Wasser- 
floh. — Perloocka jednoroha. 


1785. Daphnia muceronata, O0. F. Müller: Entomostraca. pag. 94. Tab. XIH., Fig. 5—7. 

1820. Monoculus mucronatus, Jurine: Histoire de Monocles. pag. 137. Tab. XIV., 
Fig. 1—2. 

1835. Daphnia mucronata, Koch: Deutschlands Crustacea. h. 8. n. 1. 

1848. Daphnia mucronata, Lievin: Branchiopoden der Danziger Gegend. pag. 30. Tab. VII. 
Fig. 1—2. 

1848. Daphnia mueronata, Seb. Fischer: Ueber die in der Umgebung von St. Peters- 
bourg vorkommenden Crustac. p. 183. Tab. VII, Fig. 1—6. 11. 

1853. Daphnia mucronata, Lilljeborg: De cerustac. in Scania oceurrentibus. pag. 46. 
Tab. IH, Rie. 7. 

1858. Scapholeberis mucronata und cornuta, Schoedler: Branch. der Umgeb. von Berlin. 
pag. 24. 

1560. Daphnia mueronata, Leydig: Naturgeschichte der Daphniden. pag. 187. Tab. IV., 
Fig. 33—37. 

1863. Scapholeberis cornuta, Schoedler: Öladoceren des frisch. Hafis. p. 7. 

1568. Scapholeberis mucronata, P. E. Müller: Danmarks Uladocera pag. 124. 

1570. Daphnia mucronata, Plateau: Recherch. sur les Crustac. d’eau douce. 

18570. Scapholeberis mucronata, Lund: Bidrag. til Cladocer. Morph. og System, p. 157, 
Tab. V., Fig. 11—16. 

1872. Daphnia mucronata, Friö: Krustenth. Böhmens. p. 237, Fig. 41. 


Der Körper ist länglich viereckig, wenig durchsichtig, dunkel Fig. 15. 
braun gefärbt. Der ziemlich hohe Kopf ist etwas nach hinten ge- 
neiet und von der Schale tief eingeschnürt. Der gerade, schräge 
Oberrand ist in der Mitte ausgebuchtet. und geht nach vorn in die 
enge und stark hervortretende Stirn über, welche mit einem aufwärts 
gekrümmten Dorn versehen ist. Der Dorn fehlt zuweilen. Die 
untere Kopfkante ist stark convex und endet hinten mit einem kurzen, 
abgestutzten Schnabel, hinter dem die kleinen conischen Tastantennen 
hervorragen. Der Fornix ist schwach. Von oben gesehen sieht der Scapholeberis mu- 
Kopf bedeutend enger als die Schale und ist an der Basis breit, cronata, ©. F.Müller. 
gegen den Scheitel plötzlich verjüngt. — Tastantenne., 

Das Auge ist gross und hat wenig Krystalllinsen, welche aus 
dem Pigment deutlich hervorspringen. Der schwarze Pigmentfleck von viereckiger Form 
liest in der Schnabelspitze, Die Seitenborste der Tastantennen hat dieselbe Länge wie 
die kurzen Riechstäbehen. Die Ruderautennen sind fast glatt. 

Die Schale ist länglich viereckig. Der vordere und untere abgerundete Schalen- 
winkel ragt über den Unterrand, welcher stets gerade und mit dicht stehenden Haaren 
besetzt ist. Hinten verlängert sich derselbe in einen langen, nach hinten gerichteten 
Stachel. Der obere Schalenrand ist beim Weibchen stark convex. Die Schalenoberfläche 
ist sehr undeutlich und unregelmässig retieulirt. 

Der erste Abdominalfortsatz ist sehr lang. Das Postabdomen hat eine conische 
Form. Seine untere Kante ist schwach eonvex und mit 6—7 fast gleich grossen Zähnen 
bewehrt. Die Krallen tragen keine Nebendorne und sind blos fein gezähnt. Die Schwanz- 
borsten sind kurz, dick, zweigliedrig und behaart. 


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46 


Die Rückenseite dieses Thierchens ist immer heller gefärbt als der Kopf und 
die Bauchseite. 

Länge: 1'06—0'73 =- =; 0-4—0'42 = ®; Kopfhöhe: 0:33 =- =-; Stachel: 0:2 =: m, 

In bewachsenen Tümpeln und Teichen überall sehr häufig. 

Fundorte: Welim bei Kolin, Podebrad, Raudnitz, Zabor, Sudomör, Nimburg, 
Prelouc, Turnau, Pardubitz, Chrudim, Dymokur, Key, Poternitz, Prag, Eger, Königsberg, 
Wittingau, Lomnitz, Krummau, Budweis, Frauenberg, Hohenfurt, Pisek, Eisenstein ete. 

Es kommen zwei Varietäten von dieser Art vor und zwar eine gehörnte (var. 
cornuta) und eine ungehörnte (var. mucrunata). Beide sind häufig. Der Schalen- 
stachel varirt, ebenso in der Länge, ist aber stets länger als bei der Sc. obtusa, 
welcher sie sehr ähnlich sieht. 


34. Scapholeberis obtusa, Schoedler. — Der ungehörnte Wasserfloh. 
— Perloocka bezrohä. 


1553. Daphnia mueronata, Liljeborg: De Crust. in scania oecurent. p. 44, Tab. IH., 
Fig. 6-—7. 
1859. Scapholeberis obtusa, Schoedler: Branchiop. p. 24, Fig. 11—12. 


Der Körper ist mittelgross, wenig durchsichtig, dunkelbraun gefärbt und zwischen 
Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der nach unten geneigte Kopf ist niedriger als bei 
D. mueronata und vorne an dem Scheitel abgerundet. Das Horn fehlt oder ist blos 
durch ein kleines Höckerchen angedeutet. Die Stirn ragt stark hervor. Die untere 
Kopfkante ist vor dem kurzen und an der Spitze abgestutzten Schnabel tief ausgebuchtet. 
Der Fornix ist mässig hoch gewölbt. 

Das sehr grosse Auge mit kaum hervorragenden Krystalllinsen ist eng vom 
Kopfschilde umschlossen und vom Kopfe durch eine seichte Einschnürung gesondert. Der 
schwarze Pigmentfleck ist klein und hat eine spindelförmige Gestalt wie bei Simoc. 
vetulus. Die Tast- und Ruderantennen sind von derselben Beschaffenheit wie bei 
Se. mucronata. 

Die viereckige, ebenso hohe wie lange Schale ist in der Mitte der Schalenlänge 
am breitesten. Der obere Schalenrand ist stark gebogen und stösst hinten mit dem 
kurzen und leicht ceoncaven Hinterrande unter einem fast rechten Winkel zusammen. 
Der Unterrand, hinter dem vorderen und nicht hervorragenden Höcker leicht ausgerandet, 
trägt dieke, kurze und dicht gedrängte Haare, welche sich bis zum Stachel erstrecken. 
Dieser fehlt entweder gänzlich oder ist nur sehr kurz, aufwärts gekrümmt und etwas 
höher gerückt als bei Sc. mucronata. Die Schalenoberfläche ist sehr undeutlich 
reticulirt. 

Der erste Postabdominalfortsatz ist lang. Das Postabdomen trägt an den Rän- 
dern der Analfurche 6—8 Zähne. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt. 

Länge: 0'7—0778 = m.; Höhe: 0:48 = =; Kopfhöhe: 0:2 = m; Stachel: 
0:01—0:06 = =, 

In sumpfigen Gewässern sehr häufig. 

Dr. Fri& traf diese Art in grosser Menge in den Filzseen des Böhmerwaldes 
bei Maader und Ferchenhaid. 

Von der vorigen Art unterscheidet sie sich leicht durch ihre stets dunklere 
Farbe und durch den gedrungenen und sehr hohen Körper. 


47 


35. Scapholeberis aurita, Fischer. — Der Ohrwasserfloh. — 
Perloocka usata. 


1849. Daphnia aurita, Fischer: Ueber eine neue Daphnienart. p. 39, Tab. III, Fig. 
1—3; Tab. IV., Fie. 1. 


Der Körper ist gross, blassgelb mit bläulichem Schimmer, zwischen Kopf und 
Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist sehr niedrig, nach vorn gestreckt mit einem 
mehr oder weniger hervorragenden Scheitel, in welchem das sehr grosse Auge liegt. Der 
obere und untere Kopfrand ist gerade. Der kurze Schnabel ist nach unten gerichtet 
und wird zuweilen von dem vorderen Schalenrande bedeckt. Der Fornix ist hoch gewölbt 
und geht abwärts in eine, mit dem verderen Kopfrande parallel verlaufende, stark hervor- 
ragende Leiste über, welche, nachdem sie einen queren Bogen beschrieben hat, erst vor 
der Schnabelspitze endet. Bei der Rückenansicht des Thieres erscheinen diese Leisten 
als spitzige, die Kopfscheitel nicht überragende Höcker, welche jederseits des Auges 
stehend, nach vorn zielen. 

Das Auge hat nicht viele, aber deutlich aus dem Pigment hervorragende Krystall- 
linsen. Der schwarze Pigmentfleck ist gross, rundlich. Die Tastantennen sind ziemlich 
lang und conisch. 

Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich vierkantige Gestalt. Der 
fast gerade Unterrand bildet vorn einen stumpfen Hoehlhöcker und geht hinten in den 
sehr kurzen, kaum wahrnehmbaren Stachel aus. Er ist der ganzen Länge nach fein behaart. 
Der Oberrand ist wenig gebogen, der Hinterrand gerade. Die Schalenoberfläche ist 
glatt, scheinbar ohne Structur. 

Die Darmeoeca sind kurz. Die Abdominalfortsätze sehr niedrige. Das Post- 
abdomen bietet nichts Besonderes dar und ist von demselben Baue wie bei Sc. mucro- 
nata. Es ist an den Rändern der Afterspalte mit 5—6 kleinen und gekrümmten Zähnen 
bewehrt. Die langen Schwanzborsten sind unbefiedert. 

Das Ephipium ist schwarzbraun, oval. 

Länge: 0:94 = m: Höhe: 0:48 =: =. Kopfhöhe: 0:29 =- m, 

In klaren Gewässern sehr selten. 

Fr. Vejdovsky fand diese zierliche Art in einem Tümpel bei Elbekosteletz. 

Nach Fischer ist das Männchen um ein Drittel bis zur Hälfte kleiner als das 
Weibehen und zeichnet sich durch einen mehr gedrungenen Körperbau. Das Postab- 
domen ist blos mit drei Zähnen bewaffnet. 


7. Gattung Ceriodaphnia, Dana. 


Daphnia autorum, part. 


Der Körper ist mittelgross, rundlich, durchsichtig, zwischen Kopf und Thorax 
‚tief eingeschnürt. Der tief niedergedrückte Kopf bildet keinen Schnabel und wird vom 
Kopfschild seitlich nicht überdacht. Die Stirn ist stets abgerundet, stark hervorragend. 
Hinter derselben ist der Kopf tief ausgeschnitten. Der Formix wölbt sich sehr hoch 
über der Basis der Ruderantennen und ist von oben betrachtet zu beiden Seiten abge- 
rundet oder mit einem oder mehreren Zähnen bewaffnet. 

Das Auge ist gross und besitzt nicht viele Krystalllinsen. Es liest dem Stirn- 
rande gepresst, vom Kopfschild eng umhüllt und oben vom übrigen Kopfabschnitte durch 
eine seichte Einkerbung gesondert. Der schwarze Pigmentfleck ist stets vorhanden und 
sitzt in dem Stirnwinkel nahe der Basis der Tastantennen, welche in einem Kopfaus- 
schnitte hinter der Stirn sieh befinden. Diese sind beweglich, eylindrisch, eingliedrig 
und tragen ausser den Endriechstäbehen noch eine zugespitzte Seitenborste. Die Ruder- 


48 


antennen sind schlank, 2ästig; der kürzere viergliedrige Ast trägt 4, der längere 3glie- 
drige 5 zweigliedrige und fein befiederte Ruderborsten. 

Die Schale ist vierkantig, fast ebenso hoch wie lang, an der Oberfläche deutlich 
retieulirt. Die Reticulation besteht in der Regel aus fünf- bis sechseckigen, regelmässigen 
Polygonen. Der obere und untere Schalenrand ist stark gewölbt; der letzte freie 
Rand selten bedornt. Der obere und hintere Schalenwinkel verlängert sich in einen 
sehr kurzen Stachel; der untere Winkel ist breit abgerundet. Fünf Paar Beine. Der 
Darm ist einfach, hat vorne zwei kurze Blindsäcke und mündet vorn am Postab- 
domen. Den Brutraum schliesst blos ein langer Abdominalfortsatz; die übrigen sind 
stets verkümmert. 

Das Postabdomen ist gross, gegen das freie Ende hin verschmälert und an der 
schwach convexen Unterkante bewehrt. Die Schwanzkrallen sind entweder einfach, fein 
gezähnt, oder tragen noch an der Basis einen Nebenkamm. Die Schwanzborsten sind 
ziemlich lang, zweigliedrig. 

Das Ephippium ist dunkelbraun gefärbt, hat eine länglich ovale Gestalt und birgt 
nur 1 Ei, welches in der Längenaxe des Körpers liegt. 

Die Tastantennen beim Männchen sind lang, -eylindrisch, am Ende abgestutzt, 
und mit einer langen Geissel versehen. Das erste Fusspaar trägt ebenso wie bei der Gattung 
Daphnia, einen stark gekrümmten Hacken und eine sehr lange Geissel. Der Abdominal- 
fortsatz fehlt. Die Hodenausführungsgänge münden vor dem After. 

Diese Gattung zählt bis jetzt sieben Arten, von denen fünf der böhmischen 
Fauna angehören. 


Die Schwanzkrallen mit Nebenkamm. 2. reticulata. 
Die Schwanzkrallen ohne Nebenkamm. 
* Die untere Postabdominalkante bedornt und gezähnt. 1. megops. 


* Die untere Postabdominalkante nur bedornt. 
** Der Kopf hoch. Das Postabdomen eng, unten schwach gebogen. 
3. pulchella. 
** Der Kopf sehr niedrig. Das, Postabdomen gross, breit; seine Unterkante in 
der Mitte unter einem Winkel gebrochen. 
*** Die Stirn abgerundet, unbedornt. 4. laticaudata. 
*** Die Stirn zugespitzt, bedornt. 5. rotunda. 


36. Ceriodaphnia megops, O0. G. Sars. — Der violette Wasserfloh. — 
Perloocka fialovä. 


1848. Daphnia quadrangula, Lievin: Branch. der Danziger Gegend. p. 28, Tab. IV., 
Fig. 1—5. 

1862. Ceriodaphnia megops, G. O0. Sars: Om de i Omegn. af Christiania forek. Cladoc. 
pag. 277. 

1868. Ceriodaphnia megops, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 216, Tab. ]., 
Fig. 9 

1870. Ceriodaphnia megops, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 160, 
Tab. VI., Fig. 10. 

1874. Ceriodaphnia megops, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 19, 


EEE 


1 


4) 


Der Körper ist gross, durchsichtig, violett gefärbt, zwischen Fig. 16 
Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist hoch, etwas e ‚ 
nach vorn gestreckt, hinter dem Auge breit ausgerandet und am S 


Rücken abgeflacht. Die breite, gleichmässig abgerundete Stirn 
bildet hinten mit dem Kopfausschnitte einen sehr stumpfen Winkel. 
Der Fornix ist mässig gewölbt, seitlich abgerundet, ohne Dornen. Ceriodaphnia megops, 
Von oben betrachtet erscheint der Kopf sehr niedrig, breit an ars. — Postabdomen. 
der Basis mit stark gewölbten Seitenkanten, welche gegen den 

breiten und abgerundeten Seheitel zulaufen und vor diesem leicht ausgerandet sind. 

Das Auge ist sehr gross, mit schwach aus dem reichen schwarzen Pigment 
hervortretenden Krystalllinsen, die ganze Stirngegend nicht erfüllend. Der schwarze Fleck 
ist bedeutend grösser als bei allen übrigen Arten dieser Gattung. Die Tastantennen 
sind kurz, diek, tragen 8—9 Riechstäbchen, welche an Länge die Antennen übertreffen. 
Die zugespitzte Seitenborste entspringt in der Mitte derselben. Die Ruderantennen 
sind gross, robust. 

Die Schale kaum breiter als der Kopf hat eine länglich vierkantige Gestalt. 
Ihre grösste Höhe liegt in der Mitte. Die zarte Retieulation der Schalenoberfläche besteht 
aus unregelmässigen, länglichen und quergestellten Polygonen, so dass die Schalenklappen 
quergestreift wie bei S. serrulatus erscheinen. Der Oberrand ist fast gerade, in der 
Mitte stark gewölbt und bildet mit dem bauchigen, unten abgeflachten Unterrande einen 
sehr kurzen, spitzigen Stachel, welcher nahe der Medianlinie des Körpers liegt. Der 
freie untere Schalenrand ist bis zum Stachel mit kurzen, weit abstehenden Dornen besetzt. 

Der Abdomimalfortsatz ist kurz, unbedeutend. Das Postabdomen lang, gegen 
das Ende verschmälert, vorne schräg abgestutzt und hier jederseits der Analfurche mit 
6—7 ungleich grossen Zähnen bewaffnet. Die Zähne tragen an der Basis noch einen 
kleinen Nebenzahn. Hinter dieser Bewehrung zeigt sich noch die untere Kante sägeförmig 
ausgeschnitten. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnelt und ohne Nebenkamm. 

Länge: 0:95 = =; Höhe: 0:63 = =; Kopfhöhe: 0:23 mm, 

Beim Männchen ist die Geissel der Tastantennen mit einem gekrümmten 
Hacken versehen. 

In Tümpeln und Teichen sehr häufig. 

Fundorte: Mühlhof, Syet-, Rosenberger-, Tisi-, Karpfen-, Pesäk-, Bastyr-, Hladov- 
Teich bei Wittingau; Iser bei Podol unweit von Turnau; Elbebucht „Skupice“ bei 
Podebrad; Jakobi-Teich bei Dymokur. 

Die Livien-sche D. quadrangula ist identisch mit dieser Art. Die Grösse 
und der ganze Habitus spricht dafür. Der Branchialanhang des fünften Fusspaares ist 
bei Lievin mit 4, bei Lund mit 5 Borsten versehen, 


37. Ceriodaphnia reticulata, Jurine. — Der gegitterte Wasserfloh. — 
Perloocka mrizovana. 


1820. Monoculus retieulatus, Jurine: Histoire der Monoel. p. 139, Tab. XIV., Fig. 3—4, 

1851. Daphnia reticulata, Baird: Brit. Entomostr. p. 97, Tab. VIL., Fig. 5. 

1853. Daphnia quadrangula, Liljeborg: De Crustac. p. 35, Tab. II., Fig. 1. 

1859. Ceriodaphnia reticulata, Schoedler: Branchiop. p. 26. 

1860. Daphnia retieulata, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 182, Tab. IV., Fig. 34—36. 

1862. Ceriodaphnia reticulata, Sars: Om i Christiania Omegn. forekom. Cladoc. p. 275. 

1868. Ceriodaphnia retieulata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. pag. 127, Tab. L, 
Fig. 11—12. 

1870. Ceriodaphnia reticulata, Lund: Bidrag. til Cladoc. Morph. og System. p. 159, 
Tab. VL, Fig. 7—8. | 

1874. Ceriodaphnia reticulata, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 20. 


50 


Fig. 17. Der Körper ist mittelgross, durchsichtig, blass olivengrün 
und gegen die Ränder schön violett gefärbt. Der Kopf ist hoch, 
niedergedrückt, oberhalb des Auges tief ausgeschnitten, am Rücken 
gewölbt. Die grosse Stirn ist mit dem Stirnwinkel gleichmässig 
abgerundet. Der Fornix erweitert sich über der Ruderantennenbasis 
in eine dreieckige Platte, welche an der Spitze in einen kleinen 
Dorn ausgeht. 

Das Auge ist gross und liegt nahe dem Stirnrande. Die 
Ceriodaphnia retieu. Krystalllinsen derselben treten aus dem reichen Pigment deutlicher 

lata, Jur. hervor als bei C. megops. Die Tastantennen sind kurz und in 
— Tastantenne. der Mitte der äusseren Kante, wo die Seitenborste aufsitzt, höcker- 
artig erweitert. 

Die Schale hat eine länglich vierkantige Gestalt. Ihr Stachel ist sehr kurz, scharf, 
nach hinten gerichtet und der Medianlinie des Körpers genähert. Der freie untere 
Schalenrand ist unbedornt. Die Retieulation der Schalenoberfläche ist sehr deutlich aus- 
geprägt und besteht aus regelmässigen fünf- bis sechseckigen Polygonen. Am Rücken des 
Proabdomens hinter dem langen Fortsatze, welcher zum Verschluss des Brutraumes dient, 
befinden sich noch drei Querreihen von kurzen Haaren. Das Postabdomen ist schmal, 
vorn abgerundet und trägt an den Rändern der Analfurche zehn ungleich lange und von 
vorn nach hinten an Grösse abnehmende Zähne. Oberhalb dieser Zahnreihe ist noch 
eine Reihe feiner Leistehen bemerkbar. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und haben 
an der Basis noch einen Nebenkamm, welcher aus fünf kurzen Zähnen besteht. Die 
Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig, das zweite Glied behaart. 

Länge: 0:68—0'83 = =; Höhe: 0:45—0'55 = =; Kopfhöhe: 0:16 = =, 

Beim Männchen ist die Geissel der Tastantennen am freien Ende löffelförmig 
erweitert. 

In Teichen und Tümpeln mit klarem Wasser sehr gemein. 

Ich traf sie bei Prag, Podebrad, Prelou&, Wittingau, Frauenberg, Turnau ete. 


38. Ceriodaphnia pulchella, 0. G. Sars. — Der schöne Wasserfloh. — 
Perloocka krasna. 


1862. Ceriodaphnia pulchella, Sars: Om de i Christiania Omegn. iagttag. Cladoe. p. 276. 

1868. Ceriodaphnia pulchella, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. pag. 128, Tab. I, 
Fig. 13—14. ; 

1874. Ceriodaphnia pulchella, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 21. 


Fig. 18. Der Körper ist klein, zwischen Kopf und Thorax tief ein- 
geschnürt, durchsichtig, olivengrün mit schwach violett gefärbten 
Rändern. Der Kopf ist hoch, etwas nach vorn gestreckt, oberhalb 
des Auges kaum ausgebuchtet, am Rücken abgeflacht. Die Stirn ist 
Al sehr gross, vorne abgerundet, unten gerade und bildet hinten mit 
4 IM dem Kopfausschnitte einen rechten Winkel. Der hoch gewölbte Fornix 
A ist ebenso wie bei CO. reticulata dreieckig und in der Regel mit 
einem nach rückwärts sekrümmten Zahne bewehrt. Bei der Rücken- 

Ceriodaphnia pul- “Ansicht erscheint der Kopf breit, vorne abgestutzt. 
chella, Sars. Das ziemlich grosse, dem vorderen Stirnrande genäherte 
— Tastantenne. Auge enthält zahlreiche Krystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck 
ist gross, viereckig. Die Seitenborste sitzt nahe dem freien Ende 

der langen Tastantennen. 

Die.Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale Gestalt. Ihr 
Unterrand ist stark eonvex und ohne Bewehrung. Der stets zugespitzte Stachel steht im 
Niveau des Thoracalausschnittes. Die Schalenoberfläche ist gross und deutlich reticulirt. 


/ 


51 


Die kurzen Darmcoeca biegen sich nach unten. Der Abdominaltortsatz ist 
lang, zugespitzt. Das schmale Postabdomen, gegen das Ende allmählig verjüngt, ist 
vorne abgerundet und an der Unterkante etwa mit 10 gebogenen Zähnen bewaffnet. 
Die schlanken Postabdominalkrallen sind nur fein gestrichelt. Die langen Schwanzborsten 
sind am zweiten Gliede behaart. 

Im Brutraume der Weibchen traf ich höchstens fünf Sommereier. Das Ephippium 
ist braungelb gefärbt. 

Länge: 0:65 w =; Höhe: 0:46 = =; Kopfhöhe: 0:15 u =. 

Das Männchen hat die Geissel der Tastantennen an der Spitze nur gekrümmt. 

In Teichen und Tümpeln häufig. 

Fundorte: Zehrov bei Turnau; Elbebucht „Skupice“ bei Podebrad; Po&ernitzer 
und Keyer Teich bei Prag; Jakobi- und Zehuner-Teich bei Dymokur; Svet-, Rosenberger-, 
Syn-, Pesäk-, Bastyf- und Hladov-Teich bei Wittingau. 

In einer Pfütze bei Koltayka unweit von Prag traf ich einige Exemplare von 
0:85 © m Länge. Der Fornix war abgerundet, unbedornt, der Schalenstachel kürzer und 
stumpfer. Der rechte Stirnwinkel unterscheidet leicht diese Art von allen anderen. 


39. Ceriodaphnia laticaudata, P. E. Müller. — Der breitschwänzige 
Wasserfloh. — Perloocka Sirokorepa. 


1862. Ceriodaphnia quadrangula, 0. G. Sars: Om de i Christiania Omesn. forek. Cladoe. 
pag. 274. - 

1868. Ceriodaphnia laticaudata, P. E. Müller: Danmarks Cladocer. pag. 130, Tab. I. 
Fig. 19. 

1870. Ceriodaphnia laticaudata, Lund: Bidrag til Cladoe. Morph. og System. p. 160, 
Tab. VL, Fig. 11. 


Der Körper ist kugelig, zwischen Kopf und Thorax sehr Fio. 19. 
tief eingedrückt, wenig durchsichtig und braunroth gefärbt. Der Ne 
Kopf ist sehr klein, tief niedergedrückt, oberhalb des Auges 


mässig und breit ausgeschweift, am Rücken gewölbt. Die Stirn N 
ist eng, überall gleichmässig abgerundet; der Stirnwinkel unbe- Aue en, 
deutend. Der Fornix ist niedriger als bei C. reticulata und ,. n ; 

3 Ceriodaphnia laticau- 
oberhalb der Ruderantennenbasis abgerundet. Von oben betrachtet data, P. E. Müller. 


sieht der Kopf sehr niedrig aus, mit parallelen Längsfurchen — Postabdomen. 
jederseits des erhabenen Kopfscheitels. 

Das kleine und mit wenig, kaum vorragenden Krystalllinsen versehene Auge liegt 
fast in der Mitte der Stirn. Der schwarze Pismentfleck ist punktförmig. Die Tastan- 
tennen sind lang, die untere Stirnkante überragend mit 8—10 langen Endriechstäbchen. 
Die Seitenborste sitzt nahe der Basis derselben. Die schlanken Ruderantennen sind 
deutlich beschuppt. 

Die Schale, ebenso lang wie hoch, hat eine abgerundet viereckige Gestalt. Der 
schwach gebogene Oberrand bildet hinten mit dem unteren, sehr bauchigen Schalenrande 
einen breiten, kurzen und spitzigen Stachel, dessen Lage etwa dem tiefen Thoracalaus- 
schnitt entspricht. Der letztere ist unbewehrt. Die Oberfläche der Schale und des 
Kopfes ist regelmässig sechseckig und sehr deutlich gefeldert. 

Die kurzen Darmeoeca biegen sich nach unten. Der Abdominalfortsatz ist 
gross, langgestreckt, zugespitzt und hinter der. Basis noch von einem fleischigen Höcker 
begleitet. Das Postabdomen ist sehr gross, breit, vorne, wo der After liegt, schräg 
abgestutzt, und an den Rändern der Afterspalte mit 7—8 gleich grossen und schlanken 
Zähnen bewaffnet. Die seitliche Zahnleiste fehlt. Die Postabdominalkrallen sind ziemlich 
gerade und nur fein gestrichelt. 

Länge: 0:8 = =; Höhe: 0:66 = =; Kopfhöhe: 0:01 = =-, 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

gr 


In klaren Gewässern häufig. 

Fundorte: Mühlhof, Karpfen- und Bastyr-Teich bei Wittingau, Elbebucht Skupice 
bei Podöbrad, Museumsbasin in Prag. 

C. quadrangula, O. F. Müller mit dieser Art in Habitus und Colorit über- 
einstimmend, weicht von unserer Art durch ein schlankeres Postabdomen ab. Die Seiten- 
borste sitzt am Ende der langen Tastantennen. 


40. Ceriodaphnia rotunda, Straus. — Der kugelige Wasserfloh. 
— Perlooöka kulata. 


1819. Daphnia rotunda, Straus: Mem. sur les Daphn. Tom. V., Tab. XXIX., Fig 27 
und 28; Tom. VI., p. 161. 

1862. Ceriodaphnia rotunda, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Cladoe. p. 275. 

1868. Ceriodaphnia rotunda, P, E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 131, Tab. I. Fig. 20—23. 

1874, Ceriodaphnia rotunda, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 21. 


Der Körper ist mittelgross, kugelig, zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt, 
wenig durchsichtig und röthlich gefärbt. Der Kopf ist ebenso wie bei C. latieaudata 
sehr stark niedergedrückt, klein, oberhalb des Auges kaum ausgeschnitten, am Rücken 
schwach gewölbt. Die Stirn, vor dem Auge hervorragend gewölbt, ist nicht abgerun- 
det wie bei voriger Art, sondern geht nach unten in einen Winkel aus, welcher an 
der Spitze kurze Dornen trägt. Der Winkel zwischen der Stirn und dem Kopfausschnitt 
ist kaum vorhanden. Der Fornix ist jederseits in eine dreieckige Platte erweitert, deren 
Spitze oberhalb der Ruderantennen mit 2—3 Zacken ausgerüstet ist. Bei der Rücken- 
ansicht des Thierchens ist der Kopfscheitel höher als bei ©. laticaudata. Das kleine 
Auge dem oberen, stark convexen Stirnrande gepresst, besitzt zahlreiche Krystalllinsen. 
Der schwarze Pigmentfleck ist ziemlich gross. 

Die Tastantennen, die untere Stirnspitze nicht erreichend, tragen 8—10 Riech- 
stäbehen, welche dieselben doppelt an Länge übertreffen. Die Seitenborste sitzt etwa 
in der Mitte der Aussenseite auf einem niedrigen Höcker. 

Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine abgerundet viereckige Gestalt. Der 
Oberrand ist schwach gebogen; der Unterrand sehr bauchig, kurz bedornt. Der Stachel 
ist mehr in die Länge gezogen, dick, an der Spitze abgerundet und mit kurzen Dornen 
bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist überall gross und deutlich retieulirt. Diese Reti- 
culation besteht aus grossen, regelmässig sechseckigen Feldehen, welche mit erhabenen 
und dicken Leistehen begränzt sind. 

Der Abdominalfortsatz ist lang, dick. Das Postabdomen ist sehr breit, vorne 
schräg abgestutzt und von derselben Bewehrung wie bei C. laticaudata. 

Länge: 0:78 = ”-:; Höhe: ‚0:58 =: =: Kopfhöhe: O11=.m., 

Am Grunde sumpfiger Gewässer selten. 

H. Pribik fischte diese interessante Art in einer Torfgsrube mit trübem Wasser 
bei Mnisek. H. Kurz fand sie an mehreren Stellen bei Deutschbrod, Prag und Maleschau, 
jedoch nirgends häufig. 

In Form und Farbe reiht sich dieses Thierchen zu der vorigen Art. 


8. Gattung Moina, Baird. 


Daphnia, autorum. 


Der Körper ist vierkantig, hinten gerade abgestutzt und zwischen Kopf und 
Thorax mit einem deutlichen Eindruck versehen. Der annähernd vierkantige Kopf ist 
nach vorn gestreckt, mit mehr oder weniger hervorragender Stirn und ohne Schnabel- 


55 


bildung. Der Kopfschild ist sehr weich, umhüllt gänzlich den Kopf und bildet jederseits 
oberhalb der Basis der Ruderantennen einen sehr schwachen Fornix. 

Das grosse, bewegliche und mit vielen Krystalllinsen versehene Auge liegt vorn 
in der Kopfhöhle, dem Stirnrande genähert. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die 
Tastantennen entspringen etwa von der Mitte der unteren convexen Kopfkante und stehen 
von einander entfernt. Sie sind lang, in der Mitte leicht angeschwollen und hier an der 
Aussenseite mit 1—3 kurzen, zugespitzten Tasthaaren versehen. Am freien Ende der- 
selben sitzt ein Büschel von kurzen Riechstäbehen. Die Ruderantennen bestehen aus 
einer sehr starken, mächtigen und am Grunde geringelten Basis, welche lang behaart 
und mit Stacheln bewehrt ist, und aus zwei Aesten, von denen der kürzere viergliedrige 
vier, der längere dreigliedrige fünf dicht behaarte Ruderborsten trägt. 

Die Schale ist vierkantig mit abgerundeten Winkeln. Bei der Rückenansicht 
erscheint die Schale hinten, wo der gemeinschaftliche Schalenrücken aufhört, halbkreis- 
förmig ausgeschnitten. Dieser Ausschnitt ist fein gezähnt und an den Winkeln jederseits 
mit je einem einwärts gekrümmten Dorn versehen. Die Schale ist sehr weich, dehnbar 
und an der Oberfläche undeutlich retieulirt. 

Beine sind fünf Paare vorhanden. Am Proabdomen fehlen die dorsalen Fortsätze 
und der Brutraum wird durch einen queren Schalenauswuchs geschlossen. Das Postab- 
domen ist sehr gross, breit und gegen das freie Ende verschmälert. Die Afterspalte 
liest in der Mitte der Unterkante und hat hervorragende, unbedornte Ränder. Das 
conisch zugespitzte Endstück des Postabdomens, gegen den hinteren Theil desselben 
deutlich abgesetzt, trägt jederseits gleich hinter den Schwanzkrallen einen Doppeldorn und 
eine Reihe von kurzen, behaarten Zähnen. „Die Schwanzkrallen besitzen ober und unter 
der Basis eine secundäre Bewehrung. Die Schwanzborsten sind ungewöhnlich lang, zwei- 
gliedrig und befiedert. 

Beim Männchen sind die Tastantennen verlängert, in der Mitte knieförmig gebogen 
und am freien Ende mit gekrümmten Hacken versehen. Das erste Fusspaar ist ebenso 
wie bei der Gattung Daphnia mit einem gebogenen Hacken und einer langen Geissel 
ausgestattet. Die Hodenausführungsgänge münden ventral zwischen Proabdomen und 
Postabdomen. 

Die Arten leben in der Regel in trüben Gewässern. 

Zur Fauna Böhmens zähle ich vier Arten, welche sich auf folgende Weise 
unterscheiden. 


Der untere Schalenrand vorne lang behaart. Das Postabdomen mit 9—10 Zähnen. 
Der obere Basalzahn der Krallen gesägt. Der Nebenkamm vorhanden, 
1. brachiata. 
Der untere Schalenrand ganz behaart oder bedornt. 
* Der obere Basalzahn der Krallen gesägt. Das Postabdomen mit 12—14 
Zähnen. 2. reetirostris. 
* Der obere Basalzahn einfach. 
*= Der Nebenkamm fehlt. Das Postabdomen mit 6—8 Zähnen. 
3. Fischeri. 
** Der Nebenkamm vorhanden. Das Postabdomen mit 5—6 Zähnen. 
4. micrura. 


41. Moina brachiata, Jurine. — Der grossarmige Wasserfloh. 
— Perloocka ramenatä. 


1820. Monoculus brachiatus, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 131, Tab. XIL, Fig. 1—2. 

1851. Moina brachiata, Baird: Brit. Entom. p. 102, Tab IX; Fig. 1—2. 

1853. Daphnia brachiata, Liljeborg: De Crust. p. 37, Tab. II., Fig. 4—5. 

1860. Daphnia brachiata, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 166, Tab. IV., Fig. 39. Tab. 
V., Fig. 40—43. 


1868. Moina brachiata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 133, Tab. II. Fig. 33. 

1870. Moina brachiata, Lund: Bidrag til Cladoe. Morph. og System. p. 162, Tab. VIL., 
Fig. 1—4. 

1872. Daphnia brachiata, Friö: Krustenth. Böhmens, p. 235, Fig. 38. 


Fig. 20. Der Körper ist plump gebaut, wenig durchsichtig, blass 

grünlich gefärbt. Der breite Kopf neigt sich etwas nach unten, 

und ist oberhalb des Auges tief und breit ausgeschnitten, am 

AR NUN Rücken abgeflacht. Die untere Kopfkante ist mit der Stirn 

= gleichmässig stark gewölbt. Von oben gesehen erscheint der Kopf 

hoch, an der Basis breiter als an dem abgerundeten Scheitel, mit 
Moina brachiata, geraden Seitenrändern. 

Jurine. — Postabdomen. Aus dem sehr grossen, dem Stirnrande nahe liegenden 

Auge treten die zahlreichen und dicht gedrängten, rundlichen 

Kıystalllinsen deutlich hervor. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen 

entspringen in der Mitte der unteren Kopfkante, sind nach hinten gerichtet, in der Mitte 

leicht angeschwollen, kurz behaart und mit einer Seitenborste, Sie erreichen die Länge 

des Kopfes. Die grossen und mächtigen Ruderantennen, den hinteren Sehalenrand nicht 

erreichend, sind lang behaart. 

Die Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine länglich viereckige Form hinten 
mit abgerundeten Winkeln. Ihre grösste Höhe liegt vor der Schalenmitte. Der obere 
Schalenrand ist leicht gewölbt, der obere und hintere Winkel stachelartig ausgezogen. 
Die freie untere Kante, mit der Hinterkante gleichmässig und stark gewölbt, ist vorne 
an der äusseren Lippe mit kurzen Dornen bewehrt. An der inneren Lippe ist noch 
der ganze freie Rand bis zum Rückenwinkel fein bedornt. Die Schalenretieulation ist 
sehr undeutlich ausgeprägt. 

Das Postabdomen ist sehr gross. Das conische Endstück desselben ist nebst 
dem langen und schlanken Doppelzahne noch jederseits mit 9—10 kurzen, behaarten 
Zähnen versehen. Die Krallen sind stark gebogen und tragen unten an der Basis einen 
Nebenkamm, der aus S—9 Zähnen zusammengesetzt ist. Der obere Basalzahn der Schwanz- 
krallen ist an der oberen Kante gesägt. Die Schwanzborsten sind sehr lang. 

Das Weibchen trägt zahlreiche Sommereier im Brutraume. 

Länge: 1:3—1'4 m m, 

Das Männchen, stets kleiner als das Weibchen, hat einen nach vorn gestreckten, 
sehr hohen Kopf. Die Tastantennen stehen in der vorderen Hälfte der geraden Unter- 
kante, den Kopf an Länge übertreffend. Sie sind in der Mitte knieförmig gebogen und 
am freien Ende nebst den kurzen Riechstäbchen noch mit vier stark gekrümmten und 
an der Spitze gespaltenen Krallen versehen. In der Mitte der Aussenseite stehen drei 
kurze Borsten. Das Postabdomen ist schlanker als beim Weibchen. 

Länge: 1'1—1'16 = ®., 

In Pfützen und Lacken mit trübem Wasser sehr häufig. 

Fundorte: Pod&brad, Prag, Winterberg, Horaädovitz, Kosteletz an der Elbe 
Vestee, Böhmisch Brod usw. 

Diese Thierchen sind an der Oberfläche stets verunreinigt. 


42. Moina rectirostris, OÖ. Fr. Müller. — Der stumpfnasige Wasserfloh. 
Perloocka tuponosä: 


1820. Monoculus reetirostris, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 101. Tab. XII, Fig. 3—4. 
1550. Moina rectirostris, Baird: Brit. Entom. p. 101, Tab. XL, Fig. 1—2. 

1560. Daphnia rectirostris, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 174, Tab. X, Fig. 76—77. 
1572. Daphnia rectirostris, Frie: Krustenthiere Böhmens, p. 235, Fie. 39. 


Der Körper ist schlank, durchsichtig, weisslich, mit 
röthlichem Darm. Der Kopf ist ebenso wie bei M. bra- 
chiata niedrig, nach unten geneigt, oberhalb des Auges 
tief grubenartig vertieft, am Rücken abgeflächt. Die Stirn 
ragt deutlich hervor, so dass die untere Kopfkante concav 
erscheint. Von oben gesehen ist der Kopf eng, gegen den 
breiten Scheitel verjüngt. Die Seitenränder und der Scheitel Moina rectirostris, O. Fr. Mül- 
sind leicht gewölbt. ler. — Postabdomen. 

Das Auge ist sehr gross und hat auch sehr viele 
Kıystalllinsen. Die Tastantennen von der Länge des Kopfes sind schlank, in der Mitte 
leicht angeschwollen und auf der Oberfläche sehr fein und sparsam behaart. Die Ruder- 
antennen verhalten sich wie bei voriger Art. 

Die Schale breiter als der Kopf ist viereckig, ebenso hoch wie lang, mit leicht 
gebogenen Rändern und breit abgerundeten Winkeln. Der freie untere Schalenrand ist 
der ganzen Länge nach an der äusseren Lippe mit kurzen, weit abstehenden Dornen besetzt. 

Das ceonische Endstück des Postabdomens ist sehr lang, oben fein gestrichelt, 
und jederseits mit 12—14 befiederten Zähnen ausgerüstet. Der Doppeldorn ist lang. 
Die Postabdominalkrallen sind lang, wenig gebogen, an der Unterkante fein gestrichelt 
und an der Basis mit einem langen Nebenkamm versehen, welcher aus zahlreichen Zähnen 
zusammengesetzt ist. Der obere Basaldorn ist auch gesägt. Die Schwanzborsten sind 
von ungewöhnlicher Grösse. 

Länge: 1’2-—1'35 m m. 

Das Männchen ist kleiner und schlanker als das Weibchen. Der ziemlich hohe 
Kopf ist gerade nach vorn gestreckt und ohne Einkerbung oberhalb des Auges. Die 
Tastantennen, gleich hirter dem Auge eingefügt, sind so lang wie die Schale. Der Basal- 
theil derselben ist diek und bedeutend kürzer als der zweite Theil, welcher am freien 
Ende mit sechs einfach zugespitzten und gekrümmten Krallen versehen ist. Von den 
Seitenborsten sah ich nur eine (Leydig bildet 2 ab). Der Hacken des ersten Fuss- 
paares ist stark und dick. 

In klaren Gewässern nicht häufig. 

Fundorte: Katzensrün bei Königsberg (Noväk); Prag; Podebrad. 

Die Kurz-sche M. reetirostris halte ich für M. brachiata. Den Darm 
bei dieser Art traf ich stets mit kleinen, braun gefärbten Kügelchen vollgepfropft. 


43, Moina Fischeri mihi. — Der kurzschwänzige Wasserfloh. 
— Perloocka krätkorepa. 


1851. Daphnia rectirostris, Fischer: Bemerk. über wenig genau gekannte Daphın. p. 105, 
Tab. III; Fig. 6—7. 2 


Der Körper ist wenig durchsichtig, blass grünlich gefärbt Fig, 22. 
und zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist 
eng, hoch, nach vorn gestreckt, oberhalb des Auges unbedeutend 


eingedrückt, am Rücken leicht gewölbt. Die Stirn ist nicht vorra- fi er N yyuN 
gend, die untere Kopfkante gleichmässig gebogen. Von oben gesehen Ma 
ist der Kopf eng und hat eine dreieckige Gestalt mit breitem und 


abgerundetem Scheitel und leicht eoncaven Seitenrändern. Die Ober- Moinal Fischeri 
fläche des Kopfes ist sehr sparsam, fein und lang behaart. mihi. — Postabdo- 
Die Tastantennen kürzer als der Kopf sind eylindrisch, men. 


überall gleich diek, nur am freien Ende verschmälert und an der 

Oberfläche kurz behaart. Die Riechstäbchen sind kurz und diek. Die starken Ruder- 
antennen erreichen nicht den hinteren Schalenrand und sind an der Basis dieht und 
kurz behaart. Die Aeste sind an der Aussenseite bedornt, an der Innenseite jedoch 
lang behaart. 


56 


Die Schalenklappen besitzen eine vierkantige Form mit abgerundeten Winkeln 
und sind viel breiter als der Kopf. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Unterrand 
länger, leicht eoncav und der ganzen Länge nach bis zum hinteren, breit abgerundeten 
Winkel mit kurzen Borstchen spärlich besetzt. Die hintere convexe Kante ist blos sehr 
fein bedornt. Der obere und hintere, stachelartig ausgezogene Schalenwinkel hat die 
Spitze abgerundet. Die Retieulation der Schalenoberfläche tritt sehr undeutlich hervor. 

Das Endstück des Postabdomens. ist sehr kurz und jederseits mit nur 6—8 
kurzen, den Unterrand nicht überragenden Zähnen ausgerüstet. Der Doppeldorn ist 
auch kurz. Die Postabdominalkrallen sind an der Unterkante fein gezähnt und ohne 
Nebenkamm. Der dorsale Basaldorn ist einfach, ungesägt. Die Schwanzborsten lang. 

Das Ephippium hat eine dunkelbraune Farbe. 

Länge: 125—13 = =, 

In schmutzigen Gewässern häufig. 

Fundorte: Hura bei Horaädovitz, Winterberg, Frauenberg, Westetz bei 
Böhmisch Brod. N 

Diese Art ist mit M. brachiata sehr nahe verwandt und unterscheidet sich 
von dieser wie von allen 'anderen Arten durch das kurze Postabdomen. Die Körper- 
oberfläche wird oft mit Schlamm oder parasitischen Infusorien oder Algen verunreinigt. 


44. Moina micrura, Kurz. — Der kleine Wasserfloh, — 
Perloocka mala. 


1874. Moina mierura, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 7, Tab. L, Fig. 1. 


Fig. 23. Der Körper ist sehr klein, durchsichtig, farblos, zwischen 
Be Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist niedrig, nach 
' eg vorn gestreckt, oberhalb des Auges kaum eingedrückt, am Rücken 
stark abgeflacht. Die Stirn ist abgerundet und ragt deutlich hervor. 

Die untere Kopfkante ist hinten ausgebuchtet. 
Moina micrura, Das Auge, vorne dem Stirnrande genähert, enthält zahlreiche 
Kurz. — Postabdo- und dicht gedrängte Krystalllinsen, welche aus dem reichen Pigment 
men. deutlich hervortreten. Die sehr kurzen Tastantennen, von der Mitte 
der unteren Kopfkante entspringend, haben eine spindelförmige Gestalt, 
und tragen in der Mitte nur eine Seitenborste. Ihre Oberfläche ist mit langen Haaren 
besäet. Die Ruderantennen, den hinteren Schalenrand kaum erreichend, sind blos fein 

behaart und von derselben Beschaffenheit wie bei vorigen Arten. 

Die Schale, bei Jungen kaum breiter als der Kopf, ist viereckig, nach hinten 
verjüngt. Der Oberrand ist bei den erwachsenen Weibchen, welche Sommereier tragen, 
viel stärker gewölbt als der Unterrand, der der ganzen Länge nach mit kurzen und. weit 
abstehenden Dornen besetzt und hinter diesen noch fein gezähnt ist. Der stachelartig 
verlängerte und zugespitzte obere Schalenwinkel steht fast in der Medianlinie des Körpers. 

Das Postabdomen ist sehr klein und trägt jederseits des kurzen Endtheiles 5—6 
kurze, befiederte Dornen. Der Doppelzahn ist sehr schlank und ziemlich lang. Die Post- 
abdominalkrallen zeichnen sich durch ihre Kürze aus, sind ungezähnt und tragen einen 
hohen Nebenkamm, der etwa sechs Zähne zählt. Der obere Basaldorn ist einfach. Die 
Schwanzborsten sind länger als bei allen übrigen Arten dieser Gattung. 

Länge: 0:58—0'61 = =, 

In der. Mitte der Teiche selten. 

Ich fand diese Art in der Elbebucht Skupiee bei Podebrad. Kurz traf sie 
an einer einzigen Stelle in einem Mühlteich bei Maleschau, unweit von Kuttenberg. 


57 


IV. Fam. Bosminidae, Sars. 


Bosminidae, Norman. 


Der Körper ist klein, rundlich, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax. 
Der Kopf, vom Kopfschilde eng umhüllt, bildet unten einen abgerundeten Schnabel. Das 
Auge hat zahlreiche Krystalllinsen und ist beweglich. Der schwarze Pismentfleck fehlt. 
Die Tastantennen sind beim Weibchen unbeweglichh beim Männchen beweglich und aus 
mehreren Gliedern zusammengestellt, Die Ruderantennen sind zweiästig; der äussere Ast 
ist vier-, der innere dreigliedris. Beine sind sechs Paare vorhanden, welche in gleichen 
Abständen von einander entfernt stehen. Das sechsie Paar ist stets verkümmert. Die 
ersten zwei Fusspaare sind als Greiffüsse, die hinteren als Branchialfüsse eingerichtet. 
Der Darm ist ohne Schlinge und ohne Blindsäcke. Das Herz ist oval. 

Diese Familie zählt nur eine Gattung. 


9. Gattung Bosmina, Baird. 


Eunica, Koch, Lievin. 


Der Körper ist klein, rundlich, durchsichtig, ohne Impression zwischen Kopf 
und Thorax. Der niedrise, nach unten geneigte Kopf verlängert sich unten in einen 
eonischen, an der Spitze breit abgerundeten Schnabel, der an der vorderen Kante jederseits 
mit einer kurzen, zugespitzten Borste versehen ist. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt 
und verliert sich allmälig erst vor der Schnabelspitze, durch eine bogenförmige Leiste 
angedeutet. Von oben gesehen erscheint der Kopt ziemlich niedrig, überall gleichmässig 
abgerundet wie bei der Gatt. Chydorus. 

Das bewegliche, mit zahlreichen Krystalllinsen versehene Auge liegt etwa in der 
Medianlinie des Körpers, dem gewölbten Stirnrande senähert. Der schwarze Pigmentfleck 
fehlt. Die Tastantennen, beim Weibehen mit dem Schnabel fest verwachsen, beim Männchen 
beweglich, bestehen aus zwei gesonderten Theilen. Der Basaltheil ist gerade nach unten 
gerichtet, am Ende der inneren Kante mit einem breiten, dreieckigen Zahne ausgerüstet, 
unter dem die Riechstäbehen hervorragen. Der Endtheil, gegen das Ende verschmälert, 
biegt sich mehr oder weniger nach hinten und ist aus mehreren Gliedern zusammengesetzt. 
Die Ruderantennen sind sehr kurz, zweiästig. Der äussere, viergliedrige Ast trägt 3—4, 
der innere dreigliedrise fünf Ruderborsten. 

Die Schale, den Leib vollständig einschliessend, ist herzförmig, hinten abgestutzt. 
Ihr Unterrand vorne stets lang behaart, geht hinten in der Regel in einen Stachel aus, 
Die Schalenoberfläche ist entweder glatt, reticulirt oder gestreift. 

Beine sind sechs Paare vorhanden, von denen die zwei ersten als Greiffüsse, die 
übrigen als Branchialfüsse eingerichtet sind. Das sechste Paar ist stets verkümmert in 
Form eines einfachen kurzen Fortsatzes.. Das Abdomen entbehrt der Fortsätze am Rücken, 
und der Brutraum wird nur durch das Anschmiegen des oberen Schalenrandes an den 
Leib bewirkt. Der Darm hat keine Blindsäcke; sein Verlauf ist einfach, ungeschlingelt. 
Das Postabdomen ist klein, vorne, wo der After mündet, gerade abgestutzt. Die Krallen 
stehen auf einem eylindrischen Fortsatze des Postabdomens. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Beim Männchen sind die Tastantennen beweglich. Das erste Fusspaar trägt 
auch den stark gekrümmten Hacken und die lange Geissel. Die Hodenausführungsgänge 
münden unter den Krallen in dem Krallenfortsatze. 

Diese Gattung zählt vorläufig 19 Arten, von denen nur 5 der Fauna Böhmens 
angehören. 


Die Schale reticulirt oder glatt. 
* Die Tastantennen hackenförmig gekrümmt, 1. cornuta. 


a a 


* Die Tastantennen gebogen. 
** Der Krallenfortsatz bedornt. 2. longirostris. 
** Der Krallenfortsatz unbedornt. 
*** Der Endtheil der Tastantennen lang, mindestens aus 10 Gliedern 
zusammengesetzt. 3. longicornis. 
*+* Der Endtheil kurz, aus 7 Gliedern zusammengesetzt. 
4. brevicornis. 
Die Schale gestreift. Die Tastantennen lang. 5. bohemica. 


45. Bosmina cornuta, Jurine. — Der krummhornige Rüsselkrebs. — 
Chobotnatka krivorohaä. 


1820. Monoculus cornutus, Jurine: Hist. de Monoc. p. 142, Tab. XIV., Fig. 8—10. 

1862. Bosmina cornuta, Sars: Om de i Christiania iagtt. Cladoc. p. 280. 

1866. Bosmina cornuta, Schoedler: Cladoc. des frischen Haffs p. 49. 

1868. Bosmina cornuta, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 147, Tab. IL, Fig. 12; 
Tab. II., Fig. 10. 

1874. Bosmina cornuta, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 23. 


Der Körper ist klein, kugelig, durchsichtig, farblos. Der hohe Kopf ist unter 
der Stirn, welche etwas hervorragt, leicht ausgebuchtet; der Schnabel lang. Die Stirn- 
borste steht etwa in der Mitte zwischen dem Auge und der Schnabelspitze. 

Das Auge ist gross und hat zahlreiche, wenig aus dem Pigment hervorragende 
Kıystalllinsen. Es liegt dem Stirnrande gepresst und von der Schnabelspitze wie vom 
vorderen Schalenrand in gleichem Abstand entfernt. Der ziemlich lange Endtheil der 
Tastantennen ist besonders bei erwachsenen Weibchen rückwärts hackenförmig gekrümmt 
und aus 10—11 kurzen Gliedern zusammengesetzt. Die Riechstäbchen sind nicht 
geknöpft. Die Ruderantennen, die Schnabelspitze erreichend, haben an der Basis nur 
eine Leydigische Tastborste. Der dreigliedrige Ast derselben ist mit 5, der viergliedrige 
mit nur drei Ruderborsten und mit einem Dorn an den Endgliedern der Aeste versehen. 

Die Schale ist sehr hoch; ihre grösste Höhe liegt vor der Mitte der Schalen- 
länge. Die Rückenkante, mit der Kopfkante gleichmässig gewölbt, geht hinten unter 
einem stumpfen Winkel in den geraden Hinterrand über. Der Stachel ist kurz, abwärts | 
gekehrt; der Unterrand bauchig und vorne mit sehr langen Haaren spärlich besetzt. 
Die Schalenretieulation tritt deutlich hervor und besteht aus sechseckigen Feldchen. 

Den hinteren Rückentheil des Abdomens zieren einige Querreihen von feinen 
Haarchen. Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne abgestutzt und tief ausgerandet. Der 
untere Winkel trägt zwei kleine Dornen. Die Schwanzkrallen sind blos fein gezähnt. 
Die Schwanzborsten sind sehr kurz. 

Länge: 0:4—0°54 = = ; Höhe: 0:3—0'44 m- m., 

Das Ephippium ist von horngelber Farbe. Fi 

In klaren Gewässern überall häufig. | 

Ich traf sie in grosser Menge in der Schlägelgrube des Rosenberger Teiches. ‘ 
Sie kommt auch in allen Wittingauer Teichen vereinzelt vor; dann bei Prag, Key, 
Polernitz, Pod&brad, Preloud, Zizelitz, Dymokur, Turnau, Nimburg, Franzensbad, Frauen- 
berg u. s. w. 


46. Bosmina longirostris, O. Fr. Müller. — Der langdornige Rüsselkrebs. - 
— Chobotnatka dlouhotrna. 


1785. Lyneeus longirostris, O. Fr. Müller: Entom. p. 76, Tab. X., Fig. 7—8. 
1548. Euniea longirostris, Lievin: Branch. der Danziger Gegend. p. 37, Tab. VII, 
Fig. S—11. 


59 


1860. Bosmina longirostris, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 205, Tab. VII., Fig. 60. 

1861. Bosmina longirostris, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Clad. p. 153. 

1866. Bosmina longirostris, Schoedler: Clad. des frischen Haffs p. 45. 

1867. Bosmina longirostris, Norman und Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 6. Tab. 
XXII., Fig. 4. 

1868. Bosmina longirostris, P. E. Müller: Danmarks. Cladoc. pag. 146, Tab. III., 
Fig. S—9. 

1870. Bosmina longirostris, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. pag. 164, 
Tab. IX., Fig. 11—15. 

1872. Bosmina longirostris, Frie: Krustenth. Böhmens. p. 22., Fig. 43. 

1874. Bosmina longirostris, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 23. 


Der Körper ist länglich eiförmig, durchsichtig, farblos. Die grösste Höhe 
liest in der Mitte des Körpers. Der Kopf ist hoch, der Schnabel kurz. Die Stirn stark 
gewölbt, vorragend. Die Stirnborste entspringt nahe der Schnabelspitze, vom Auge weit 
entfernt. 

Das grosse, dem Stirnrande genäherte Auge liest von dem vorderen Schalenrande 
weiter entfernt als von der Schnabelspitze. Der Stamm der Tastantennen ist lang, der 
Endtheil 11—12geliedrig, ebenfalls lang und nach hinten gebogen. Die Ruderantennen 
sind länger als bei B. eornuta und überragen den Schnabel. Der äussere viergliedrige 
Ast ist mit vier, der innere dreigliedrige mit fünf Ruderborsten ausgerüstet. 

Der obere Schalenrand ist mit dem Kopfrande gleichmässig stark gewölbt, der 
llinterrand sehr kurz, gerade, der Unterrand bauchig und vorne lang behaart. Der 
gerade Schalenstachel ist sehr kurz und nach hinten gekehrt. Die Reticulation an der 
Schalenoberfläche verhält sich ebenso wie bei der vorigen Art und ist deutlich ausgeprägt. 
Das Abdomen ist am Rücken kaum behaart. 

Das kurze Postabdomen ist an der vorderen abgestutzten Kante nicht ausgerandet 
und am unteren Eck unbedornt. Der Krallenfortsatz ist stärker und die Krallen feiner 
gezähnt. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Länge: 0:31—0'35 ==; Höhe: 0:22—0:25 ”- =, 

In klaren Gewässern häufig. 

Ich fand sie in den Teichen bei Frauenbers, Wittingau, Lomnitz, Prag, Dymokur 
und Turnau, jedoch nie in so grosser Menge wie B. cornuta. 


47. Bosmina longicornis, Schoedler. — Der langhornige Rüsselkrebs. — 
Chobotnatka dlouhoroha. 


1866. Bosmina longicornis, Schoedler: Cladoc. des frischen Hafis. p. 42, Tab. IL, 
Fig. 10—11. 


Der Körper ist klein, durchsichtig, farblos. Der Kopf ist niedrig, vorne gleich- 
mässig abgerundet, ohne vorragender Stirn. Die Stirnborste steht in der Mitte zwischen 
dem Auge und der Schnabelspitze. Der Schnabel ist mässig lang und abgerundet. 

Aus dem Auge treten die Krystalllinsen weniger deutlich hervor. Dasselbe 
liegt dem Stirnrande blos genähert, von der Schnabelspitze und vom vorderen Schalen- 
rande in gleichem Abstand entfernt. Die Tastantennen von mässiger Länge haben einen 
sehr kurzen Stamm. Der Endtheil derselben ist 10—11gliedrig, lang, fast gerade und 
nach hinten geneigt. Die geknöpften Riechstäbehen ragen ebenso wie bei den vorigen 
Arten unter dem dreieckigen Zipfel hervor. Die Ruderantennen sind bedeutend länger 
als der Schnabel. Der viergliedrige Ast trägt vier, der dreigliedrige 5 Ruderborsten. 

Die Schale ist sehr hoch, vor der Mitte am höchsten und structurlos. Der 
ÖOberrand ist sehr hoch gewölbt, der Hinterrand kurz, gerade. Der freie, weniger gewölbte 
Unterrand ist vorne lang und spärlich behaart. Der Schalenstachel ist lang, an der 
Unterkante gezähnt und schräg abwärts gerichtet. 


DI 


60 


Die vordere abgestutzte Kante des Postabdomens ist gerade, der Krallenfortsatz 
lang unbedornt. Die fein gestrichelten Schwanzkrallen tragen an der Basis einige grössere 
Nebendornen. 

Länge: 0:36 = 2 7Höhe 7029 2m 

In klaren Gewässern selten. 

Hr. Noväk fand diese niedliche Art zahlreich vertreten in einer Pfütze bei 
Krottensee. 

Sie ist mit B. longirostris sehr nahe verwandt, von der sie sich leicht 
durch den Bau der Tastantennen und durch die Bewehrung der Schwanzkrallen unter- 
scheiden lässt. 


48. Bosmina brevicornis, n. sp. — Der kurzhornige Rüsselkrebs. — 
Chobotnatka kratkorohä. 


1874. Bosmina brevirostris, Hellich: Cladocerenfauna Böhmens. p. 15. 


Der Körper ist gross, durchsichtig und blass 
grünlich gefärbt. Der Kopf ist sehr niedrig, breit, 
vorne gleichmässig abgerundet, ohne hervorragender 
Stirn. Die Stirnborste sitzt dem Auge näher als 
der Schnabelspitze. Der Schnabel ist kurz und eng. 

Das Auge, welches sehr grosse und deutlich 
aus dem Pigment hervortretende Krystalllinsen hat, 
liegt dem Stirnrande gepresst und von der Schna- 
belspitze und dem vorderen Schalenrande gleich 
entfernt. Die Tastantennen sind sehr kurz, leicht 
gebogen und nach hinten gekehrt. Der Endtheil 
derselben, mit dem Basaltheile von gleicher Länge 
weist nur sieben verschmolzene Glieder aus. Die 

. Ruderantennen sind kurz und überragen wenig die 
Schnabelspitze. Der 4Agliedrige Ast derselben trägt 
drei, der 3gliedrige fünf Ruderborsten. 

Die Schale ist höher als lang und an der 


Bosmina brevicornis n. sp. Oberfläche deutlich gross, sechseckig retienlirt. Der 


Oberrand ist mit dem Kopfrande gleichmässig und 
stark gewölbt, der Hinterrand kurz, gerade. Vorn am unteren leicht gebogenen Unter- 
rande sitzen acht lange Borsten, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Der Stachel 
ist sehr kurz und aufwärts gekrümmt. 

Das Postabdomen ist gross, unbedornt, an der vorderen Kante leicht ausgerandet. 
Die Schwanzkrallen sind nur fein gestrichelt. 

Länge: 0:55 =: = Höhe: 044 m. m", 

In klaren Gewässern selten. 

Diese riesige Art traf H. Noväk in einer Pfütze bei Krottensee in Gesellschaft 
mit B. longicornis. 

Ich habe diese Art mit der Müllerischen Art B. brevirostris für identisch 
gehalten, jedoch bei näherer Vergleichung kam ich zu der Ueberzeugung, dass diese zwei 
ganz verschiedene Arten sind. Bei B. brevirostris P. E. Müller ragt die Stirn 
bedeutend hervor. Der Schalenstachel ist länger und gezähnt. Die Schwanzkrallen tragen 
an der Basis sieben Nebendornen, während bei unserer Art die Krallen nur fein gestrichelt 
sind. Mit B. brevirostris Müller ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch B. obtu- 
"sirostris Sars identisch. Die Grösse ist bei allen drei Arten ziemlich dieselbe, 


61 


49. Bosmina bohemica, n. sp. — Der böhmische Rüsselkrebs. — 
Chokotnatka Ceska. 


1872. Bosmina longispina, Fri6: Krustenthiere Böhmens. p. 223. 


Der Körper ist gross, schlank, äusserst durchsichtig, farblos. Der Kopf ist hoch, 
vorne gleichmässig abgerundet, ohne vorragender Stirn. Die Stirnborste steht der Schnabel- 
spitze weit näher als dem Auge. Der Schnabel ist kurz, breit, abgerundet. 

Das Auge, von dem Stirnrande entfernt und mit deutlich aus dem Pigment her- 
vortretenden Krystalllinsen umgeben, liest von der Schnabelspitze und dem vorderen 
Sehalenrande in gleichem Abstand entfernt. Die Tastantennen sind sehr lang, stark nach 
hinten gebogen. Der Endtheil derselben ist 16—17gliedrig und reicht mit seiner Spitze 
hinter die Mitte der Schalenlänge. Der dreieckige Dorn, unter dem die Riechstäbchen 
entspringen, ist gross und scharf zugespitzt. Die Ruderantennen sind ebenfalls sehr lang, 
das Ende des Tastantennenstammes erreichend. Der viergliedrige Ast besitzt vier, der 
dreigliedrige fünf Ruderborsten. 

Die Schale ist ebenso hoch wie lang. Ihre grösste Höhe befindet sich vor der 
Mitte der Schalenlänge. Der Unterrand ist wie der Oberrand leicht gebogen, vorne 
behaart und vor dem Stachel ausgerandet. Dieser ist lang, schräg abwärts gerichtet 
und am äusseren Rande gezähnt. Der Kopf sowie die Schalenoberfläche sind besonders 
am Rücken der Länge nach deutlich gestreift und hinten unregelmässig gegittert. 

Das Postabdomen ist gross, vorne abgestutzt und tief ausgerandet. Der untere 
Postabdominalwinkel ist behaart, der Krallenfortsatz lang, unbedormt. Die Schwanzkrallen 
tragen an der Basis sechs kurze Dornen. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Länge: 0:6: = ;,' Höhe: 0:38: 9%. =", 

In der Mitte der Seen selten. 

Ich fand diese zierliche Art in der Mitte des schwarzen Sees bei Eisenstein in 
Gesellschaft mit Holopedium gibberum. 

Bosm. longispina, Leydig weicht von unserer Art, mit der sie übrigens 
sehr nahe verwandt ist, wesentlich ab. Der Endtheil der Tastantennen bei jener — die 
Correctheit der Leydigischen Zeichnung vorausgesetzt — ist nur neungliedrig und kürzer. 
Die Ruderantennen sind mit sieben Borsten ausgerüstet, während unsere Art deren 
acht ausweist. Auch der Schalenstachel ist beträchtlich länger, als bei dieser Art 
der Fall ist. 


V. Fam. Lyneodaphnidae, Sars. 


Macrothrieidae, Norman and Brady. 


Lyncodaphninae, Kurz. 


Der Körper ist plump gebaut mit oder ohne Impression zwischen Kopf und 
Thorax. Der nach vorn gestreckte, vom Kopfschilde eng umschlossene Kopf bildet einen 
vor- und abwärts gerichteten Schnabel. 

Das Auge liest in der Kopfhöhle dem Stirnrande genähert und besitzt wenig 
Kıystalllinsen; der schwarze Pigmentfleck stets vorhanden, sitzt in der Schnabelspitze. 
Die langen Tastantennen sind an der Schnabelspitze eingelenkt und haben endständige 
Riechstäbehen. Die Ruderantennen sind robust, mit verschiedenen Dornen und Stacheln 
bewehrt und meist zum Kriechen eingerichtet. Der äussere, viergliedrige Ast ist mit 
4—5, der innere, dreigliedrige mit fünf Ruderborsten versehen. Die Oberlippe trägt in 
der Regel einen abwärts gerichteten Fortsatz. 

Beine sind 4—6 Paare vorhanden, welche in gleichen Abständen von einander 
entfernt stehen, von denen die zwei ersten in Greiffüsse, die übrigen in Branchialfüsse 


62 


umgewandelt sind; das letzte Fusspaar ist stets verkümmert. Der Verlauf des Darmes ist 
einfach oder geschlingelt. 

Das Postabdomen ist gross, zurückgeschlagen und an der Unterkante gezähnt 
oder mit Stacheln und Dornen bewehrt. 

Das Herz hat eine ovale Form. 

Diese Familie weist bis jetzt sieben Gattungen, von denen nur fünf in Böhmen 
vertreten sind. 


Die Ruderantennen mit zehn Ruderborsten. Vier Paar Beine. 1. Lathonura. 
Die Ruderantennen mit neun oder acht Ruderborsten. 
* Fünf Paar Beine. 
** Der viergliedrige Ast mit vier Ruderborsten. 
** Der Darm einfach. 2. Macrothrix. 
*** Der Darm geschlingelt und vorn mit zwei kurzen Blindsäcken. 
3. Streblocerus. 
#* Der viergliedrige Ast mit nur drei Ruderborsten. Drepanothrix.*) 
* Sechs Paar Beine. Der viergliedrige Ast mit drei Ruderborsten. 
** Die Oberlippe mit Anhang. 
*** Der Lippenanhang cylindrisch. 4. Acatholeberis. 
*** Der Lippenanhang lamellös. 5. Ilyoeryptus. 
** Die Oberlippe ohne Anhang. Die Schale geht hinten in einen Stachel aus. 
Ophryoxus.**), 


10. Gattung Lathonura. Liljeborg. 


Pasithea, Koch, Lievin, Leydig. 
Lathonura, Liljeborg, Sars, Schoedler, P. E. Müller, Lund. 


Der Körper ist länglich eiförmig, hinten erweitert, zwischen Kopf und Thorax 
leicht eingedrückt. Der Kopf ist niedrig, breit, unten einen stumpfen, kaum vorragenden 
Schnabel bildend. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt. Die Fornixlinie beschreibt 
einen grossen Bogen und endet in der Schnabelspitze. Die Schalensutur ist sehr kurz 
und steigt senkrecht hinauf. 

Das Auge ist gross, der schwarze Pigmentfleck klein. Die Tastantennen, von der 
Schnabelspitze entspringend, sind eylindrisch, lang und mit Seitenborsten versehen. Die 
Ruderantennen sind kurz und auf beiden Aesten mit fünf gleich grossen Borsten aus- 
gerüstet. Die Oberlippe, gegen den Kopf durch einen tiefen Einschnitt abgesetzt, breitet 
sich unten in eine dreieckige, zugespitzte Platte ans. . 

Die Schale hat eine länglich eiförmige Gestalt. Am hinteren, etwas erweiterten 
Ende geht die Schale in eine kurze Spitze aus. Der Unterrand ist fast gerade und mit 
kurzen, plattgedrückten, lanzetförmigen Borsten dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist 
structurlos. 

Vier Paar Beine. Der Darm ist einfach, nicht geschlingelt und ohne Blindsäcke. 
Der After liegt gleich unter den Schwanzkrallen. Das Postabdomen ist klein, unten 
leicht gebogen und geht nach hinten in einen grossen conischen Fortsatz aus, auf dem 
die Schwanzborsten sitzen. Diese sind sehr lang, eingliedrig. Die Schwanzkrallen sind 
gross, einfach und hackenförmig nach hinten gebogen. 

Das Männchen ist unbekannt. 

Bis jetzt sind nur zwei Arten bekannt. 


*) Drephanothrix dentata, Euren: 05 =. m. Norwegen, Dänemark und England. 
**) Ophryoxus graeilis, Sars. 1'5 m m. Norwegen. 


Be 


63 


50. Lathonura rectirostris, Ö. Fr. Müller. — Der schöne Lappenkrebs. 
— Platkovec krasny. 


1775. Daphnia rectirostris, ©. F. Müller: Entom. p. 92. Tab. XH, Fig. 1—3. 

1835. Pasithea reetirostris, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35, Tab. XXIV. 

1848. Pasithea rectirostris, Lievin: Branchiop. der Danziger Geg. p. 42, Tab. XI., Fig. 1—3. 

1848. Daphnia mystacina, Fischer: Ueber in der Umg. von St. Petersburg vorkom. 
Crust. p. 174, Tab. IV., Fig. 1—8. 

1853. Lathonura rectirostris, Liljeborg: Der Crust. in Scania ocurrent. p. 57., Tab. IV., 
Fig. S—11; Tab. V., Fig. 2; Tab. XXI, Fig. 12—13. 

1859. Lathonura spinosa, Schoedler: Branch. p. 27, Fig. 10. 

1860. Pasithea rectirostris Leydig: Naturg. der Daphn. p. 200. 

1867. Lathonura rectirostris, Norman and Brady: Monogr. of the brit. Entom. p. 14, 
Tab. XXIIL, Fig. S—12. 

1868. Lathonura reetirostris, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 139. 

1870. Lathonura rectirostris, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 155, Tab. 
IX., Fig 1—4, 


Der Körper ist länglich eiförmig, hinten breit, durchsichtig und blass horngelb 
gefärbt. Der Kopf ebenso breit wie die Schale und von dieser durch eine seichte Ein- 
kerbung getrennt, ist hoch, vorne stark gewölbt, mit kaum vorragender Stirn. Der Schnabel 
ist sehr kurz, stumpf und steht etwa in der Mitte der unteren Kopfkante, von dem Lippen- 
anhang weit überragt. 

Das grosse Auge zählt viele Krystalllinsen und liegt vorn in der Kopfhöhle, 
dem Stirnrande genähert. Der schwarze Fleck ist sehr klein, in der Schnabelspitze 
postirt. Die Tastantennen sind lang, ceylindrisch und an der Oberfläche in Querreihen 
kurz bedornt. Sie besitzen zwei Seitenborsten, welche von einander entfernt stehen. 
Die Riechstäbehen sind kurz, einfach. Die Ruderantennen tragen an der geringelten 
Basis einen starken Dorn. Ein ähnlicher jedoch kleinerer Dorn sitzt auch am Ende 
des ersten und letzten Gliedes des dreigliedrigen und des letzten des viergliedrigen Astes. 
Alle Ruderborsten sind behaart und von gleicher Länge. Der Lippenanhang von der 
unteren Kopfkante tief eingeschnürt, stellt eine breite dreieckige Platte mit scharfem 
Hinterwinkel dar. 

Der untere Schalenrand ist fast gerade, vorne zum Theil mit starren, breiten und 
lancetförmigen Borsten dicht besetzt und hinten fein gezähnt. An der Oberfläche ist die 
Schale glatt, structurlos. 

Das Postabdomen, am Rücken von dem Abdomen durch einen tiefen Ausschnitt 
gesondert, ist kurz, unten sägeartig gezähnt. Die Schwanzkrallen sind stark, kurz, 
hackenförmig nach hinten gekrümmt. Hinten verlängert sich das Postabdomen in einen 
eonischen Höcker, von dem die sehr langen, geschlingelten und spärlich behaarten 
Schwanzborsten entspringen. 

Länge: 0:85 = m. 

In klaren stillen Gewässern selten. 

Ich traf diese Art nur in einem Exemplare in der schon öfters eitirten Pfütze 
bei Turnau. 


11. Gattung Macrothrix, Baird. 


Der Körper ist länglich oval, zwischen Kopf und Thorax eingedrückt. Der Kopf 
ist niedrig, breit und hat eine annähernd dreieckige Gestalt, deren Spitze — der Schnabel 
— nach vorn oder nach unten zielt. Die obere Kopfkante ist stets mehr oder weniger 
gewölbt. Der Fornix ist schwach. Die Fornixlinie geht wie bei der vorigen Gattung 
bogenförmig bis zur Schnabelspitze,. Auch die Schalensutur steigt senkrecht hinauf. 


nn a 


64 


Das grosse, mit wenig Krystalllinsen versehene Auge, dem Stirmrande genähert, 
liegt nahe der Schnabelspitze, in welcher der kleine schwarze Pigmentfleck seinen 
Sitz hat. Die Tastantennen, an der Schnabelspitze beweglich eingelenkt, sind lang, nach 
hinten gebogen, seitlich eomprimirt, blos mit Endriechstäbehen. Die Ruderantennen sind 
gross. Der äussere, 4gliedrige Ast ist mit vier, der innere 3gliedrige mit fünf Ruder- 
borsten versehen, von denen jene, welche am ‚ersten Gliede des 3gliedrigen Astes sitzt, 
die längste ist. Alle Ruderborsten sind 2gliedrig, am ersten Gliede theilweise bedornt. 
Die Oberlippe von der unteren Kopfkante durch eine Einschnürung getrennt, breitet sich 
auch in einen dreieckigen, seitlich comprimirten Anhang aus. 

Die Schalenklappen sind beinahe dreieckig, hinten zugespitzt mit stark convexem 
Ober- und Unterrand. Der letztere ist immer behaart. 

Beine sind 5 Paare vorhanden. Der Darm ist ungeschlingelt und ohne Blind- 
säcke. Der After liegt vorne am Postabdomen. Das Proabdomen trägt keine Dorsal- 


fortsätze und ist vor dem Schwanze tief ausgeschnitten. Dieser ist gross, breit, unten 


bewaffnet. Die Krallen sind schlank, kaum gebogen, die Schwanzborsten ziemlich kurz, 
zweigliedrig. 
Bis jetzt sind nur drei Arten bekannt, welche alle in Böhmen vorkommen. 


Obere Schalenkante gesägt 1. laticornis. 
Obere Schalenkante ungesägt. 
+ Tastantennen lang behaart 2. hirsuticornis. 
+ Tastantennen kurz bedornt 3. 70804, 


51. Macrothrix laticornis, Jurine. — Der ovale Lappenkrebs. — 
Plätkovec ovalni. 


1820. Monoeculus laticornis, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 151, Tab. XV., Fig. 6—7. 

1850. Macrothrix laticornis, Baird: Brit. Entom. p. 103, Tab. XV., Fig. 2. 

1851. Daphnia eurvirostris, Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkom. 
Crust. p. 184, Tab. VIL, Fig. 7—10. 

1853. Macrothrix laticornis, Liljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 50, Tab III., 
Fig. 8—9. 

1859. Macrothrix laticornis, Schoedler: Branch. p. 27. 

1860. Macrothrix laticornis, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 193. 

1867. Maerothrix laticornis, Norman and Brady: Mongr. of the brit. Entomostr. p. 9, 
Tab. XXIIL, Fig. 4—5. 

1868. Macrothrix laticornis, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 137, Tab. III., Fig. 5. 

1870. Macrothrix laticornis, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 156. Tab. 
IX., Fig. 5—10. 

1872. Maerothrix laticornis, Fri6: Krustenth. Böhmens. p. 222. Fig. 42. 

1874. Macrothrix laticornis, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 25. 


Der Körper ist klein, durchsichtig, blass grünlich gefärbt. Der Kopf, oben mit 
dem oberen Schalenrande gleichmässig abgerundet und ohne Impression, ist ziemlich 
hoch, enger als die Schale und geht vorne in einen langen, an der Spitze abgestutzten 
Schnabel aus. Die obere Kopfkante ist wenig gewölbt, die untere concav. 

Das Auge ist etwas von der nicht vorragenden Stirn entfernt. Der schwarze, 
kleine Pigmentfleck sitzt in der Schnabelspitze. Die langen, stark seitlich comprimirten 
Tastantennen erweitern sich allmälig gegen das freie, gerade Ende hin, wo sie am unteren 
Winkel abgestutzt sind. Die innere, gekerbte Kante derselben trägt kurze Dornen. Am 
Ende der grossen, am Grunde geringelten Ruderantennen-Basis sitzt ein starker Dorn. 
Das zweite, dritte und vierte Glied des viergliedrigen Astes und das dritte des dreiglie- 
drigen ist auch je mit einem kleineren Dorn versehen. Die Ruderborsten sind behaart 


6A 


und an einer Seite des ersten Gliedes kurz bedornt. Der dreieckige, unten convexe 
Lippenanhang wird theilweise von den Schalenklappen bedeckt. 

Die Schale ist an der Oberfläche höckerig, ebenso hoch wie lang und hat eine 
dreieckige Gestalt. Die beiden stark gewölbten Schalenränder laufen hinten in eine 
kurze Spitze aus, welche in der Medianlinie des Körpers liegt. Der Oberrand ist säge- 
artig gezahnt, der Unterrand vorne gruppenweise mit ungleich langen Stacheln besetzt. 
In jeder Gruppe ragt ein grosser Stachel hervor. Die Schalenreticulation besteht aus 
regelmässigen, sechseckigen Polygonen, deren Mitte höckerartig sich erhebt. 

Das Postabdomen ist breit, gross, abgerundet viereckig, unten bedornt. Die 
Dornen sind in Querreihen geordnet. Die Krallen zeichnen sich durch ihre Kürze aus. 
Die Schwanzborsten sitzen auf einem kleinen Höcker; sie sind äusserst zart und lang. 

Grösse: 056—0'6 = m, 

In klaren Gewässern ziemlich selten. 

Diese Art hält sich gerne am Grunde der Gewässer und wird meist einzeln 
selbst im Winter angetroffen. In grosser Menge traf Dr. Slavik dieses Thierchen in 
einer Pfütze längs der Strasse zwischen Razie und Sudomeritz in Gesellschaft mit A. 
Leydigii. Fundorte: Prag, Key, Pocernitz, Podebrad, Prelou‘, Turnau, Zizelitz, 
Wittingau, Frauenberg etc. 


52. Macrothrix hirsuticornis, Norman. — Der bewimperte Lappenkrebs. 
— Plätkovec obrveny. 


1867. Macrothrix hirsutiecornis, Norman and Brady: A monogr. of the brit. Entom. 
pag. 10, Tab. XXIIL, Fig. 6—7. 


Der Körper ist klein, durchsichtig, farblos. Der Kopf Fig. 23. 
von der Schale durch eine tiefe und breite Einkerbung geschieden, „ur Re 
ist oben und vorne stark gewölbt, unten hinter dem Schnabel tief u 2 
ausgeschnitten. Die Stirn ragt deutlich hervor. BIT 
Das Auge ist gross und enthält zahlreiche, grosse und Macrothrix hirsuticor- 
aus dem schwarzen Pigment deutlich hervortretende Krystalllinsen. nis, Norman. 
— Tastantenne. 


Es liegt dem Stirnrande gepresst und vor dem schwarzen Pigment- 
fleck, welcher weit grösser ist als bei M. laticornis. Die 
Tastantennen sind lang, keulenförmig, nach hinten gebogen und am Ende abgerundet. 
An den Rändern sind sie tief gekerbt und kranzartig mit langen Haaren besetzt. Die 
Riechstäbehen sind lang. Die beiden Ruderäste sind an den Aussenseiten mit einer 
Längsreihe von langen Haaren versehen. Das zweite und vierte Glied des viergliedrigen 
Astes und das letzte des dreigliedrigen trägt nebst den Ruderborsten noch einen Dorn. 
Von den drei Endborsten ist die äussere stets kürzer als die übrigen und am Ende des 
ersten Gliedes mit einem winzigen Zahne wie bei der Gattung Alona bewaffnet. Der 
Lippenanhang ist an der Spitze etwas abgerundet. 

Die Schale ist glatt, kürzer als hoch und bildet hinten einen stumpfen, abge- 
rundeten Winkel, welcher oberhalb der Medianlinie des Körpers liegt. Die obere Kante 
ist nicht gezähnt, die untere bis zum Hinterwinkel mit einfachen langen Haaren besetzt 
und zwischen diesen kurz bedornt. 

Das Postabdomen ist auf dieselbe Weise geformt und bewehrt wie bei M. lati- 
eornis, nur sind die vorderen Dornen an der Unterkante grösser. Die Krallen sind 
länger und schlanker. Die Schwanzborsten entspringen unmittelbar vom Postabdomen und 
sind sehr lang, robust. 

Länge: 0:55 = =; Höhe: O'35m- =, 

In Teichen selten. 

Ich traf dieses interessante Thierchen nur einmal im Kanov-Teiche bei Wittingau. 


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66 


53. Macrothrix rosea, Jurine. — Der röthliche Lappenkrebs. — 
Platkovec rüZovy. 


1820. Monoculus roseus, Jurine: Hist. des Monoel. p. 151, Tab. XV., Fig. 4—5. 

1850. Macrothrix roseus, Baird: Brit. Entom. p. 104. 

1853. Macrothrix rosea, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceurren. p. 47, Tab. IV., Fig, 
12: Tab. Vz He 

1860. Maerothrix roseus, Leydig: Naturg. der Daphn. 192. 

1867. Macrothrix rosea, Norman and Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 11, Tab. XXIIL, 
Fig. 1—3. 

1868. Macrothrix rosea, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 136, Tab. III, Fig. 1—3. 

1874. Macrothrix tenuicornis, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 26, Tab. II. Fig. 1. 


Fig. 26. Der Körper ist gross, röthlich oder blassgelb gefärbt. 
Der Kopf von der Schale nicht gesondert, ist oben bis zur Stirn, 
welche deutlich hervorragt, stark gewölbt, unter dieser leicht 
concav und hinter dem Schnabel tief ausgebuchtet. Der Schnabel 
ist ziemlich lang und fein zugespitzt. 

Das grosse Auge enthält wenig Krystalllinsen und liest 
nahe dem Stirnrande etwa in derselben Linie mit dem schwarzen 
Pigmentfleck. Die Tastantennen sind fast eylindrisch, lang, nach hinten gebogen, an der 
Basis der inneren Kante mit einem kleinen Höcker versehen. Ihre Oberfläche ist ring- 
förmig gekerbt nnd mit kurzen Dornenkränzchen geziert. Das freie Ende ist nach innen 
schräg abgestutzt. Die Riechstäbchen sind ungleich lang. Der Lippenanhang, von dem 
unteren Kopfrande durch einen tiefen Einschnitt getrennt, ist sehr gross, und bildet 
hinten einen scharfen Winkel. 

Die Schale ist höher als lang, an der Oberfläche glatt und 6eckig gefeldert. 
Der obere Schalenrand ist unbezahnt, der untere fein gesägt und vorne auf dieselbe 
Weise behaart wie bei M. latieornis. Der hintere Schalenwinkel ist stachelartig aus- 
gezogen und zugespitzt. 

Das ziemlich grosse Postabdomen erweitert sich hinten in einen grossen, abge- 
rundeten Höcker, dem die langen, behaarten Schwanzborsten aufsitzen. Die untere Post- 
abdominalkante ist vorne schwach ausgerandet und mit kurzen Stacheln, welche in Quer- 
reihen geordnet nach hinten etwas an Grösse zunehmen, bewehrt. Die Schwanzkrallen 
sind klein und einfach. 

Länge: 09 mm. "Höhe: 0:6 

In Teichen sehr selten. 

Ich fand diese Art nur in wenigen Exemplaren in einem Tümpel bei Turnau 
und im Hladov-Teiche bei Lomnitz. Kurz traf sie in einem Teiche bei Sopoty östlich 
von Chotebor. 


Macrothrix rosea, 
Jurine. — Tastantenne. 


12. Gattung Streblocerus, Sars. 
Daphnia, Fischer. 


Der Körper ist klein, rundlich, zwischen Kopf und Thorax mit einer seichten 
Einkerbung versehen. Der Kopf, von der Seite betrachtet, hat eine annähernd dreieckige 
Gestalt und ist breit, niedrig. Vorne geht derselbe in einen kurzen, vor- und abwärts 
gerichteten Schnabel aus, von dem die Tastantennen herabhängen. Der Fornix wölbt 
sich hoch über der Ruderantennenbasis und verliert sich mittelst einer bogenförmigen, 
erhabenen Linie erst in der Schnabelspitze. 

Das Auge ist klein, liegt etwa in der Medianlinie des Körpers und enthält zahl- 
reiche Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck sitzt in der Schnabelspitze. Die Tast- 


(7 


antennen sind wenig plattgedrückt und spiralförmig nach aussen und hinten gebogen. 
Die Riechstäbchen ragen aus dem freien Ende derselben hervor. Die Ruderantennen 
sind stark, robust. Der am Grunde deutlich geringelte und breite Stamm theilt sich in 
zwei Aeste,. von denen der äussere 3gliedrige fünf, der innere 4gliedrige 4 zweigliedrige 
behaarte Borsten ausweist. Die dem ersten Gliede des 3gliedrigen Astes aufsitzende 
Ruderborste ist die längste. Die Oberlippe breitet sich nach unten in eine dreieckige 
Lamelle, welche von den Schalenklappen unbedeckt bleibt. 

Die Schale bildet hinten einen kurzen, zugespitzten Stachel. Der freie Unter- 
rand ist bedornt. Die Schalenoberfläche ist sechseckig gefeldert. 

Fünf Paar Beine. Der Darm erweitert sich vorne in zwei kurze Blindsäcke 
und bildet vor dem After, der unten in der Mitte des Postabdomens mündet, eine grosse 
Schlinge. Das Postabdomen ist gross, seitlich stark comprimirt und ohne Höcker. Sein 
Unterrand ist in der Mitte ausgebuchtet und gezähnt. Die Schwanzkrallen sind klein; 
die Schwanzborsten kurz, zweigliedrig. 

Beim Männchen ist das erste Fusspaar blos mit einem Hacken versehen. 


54. Streblocerus serricaudatus, Fischer. — Der gesägte Lappenkrebs. 
— Plätkovec zoubkovany. 


1849. Daphnia laticornis-serrieaudata, Fischer: Abhandl. über eine neue Daph. p. 45, 
Tab. IV., Fig. 2—8. 
1862. Streblocerus minutus, Sars: Om de i Christian. iagttag. Cladoc. Andet Bidr. 
pag. 284. 
Fig. 27. 


Streblocerus serricaudatus, i 
SR Fisch. — Weibchen. a, Tastan- ‘ 
\ tenne. a, Ruderantenne. IN ih ge 


Tıı 
u) la Lippenanhang. E 
a RE uf Die untere Kopfseite von dem- 


selben Thiere. r Schnabel. 


Postabdomen von demselben !a Lippenanhang. a, Tastan- 
Thiere. tenne. as Riechstäbchen. 


Der Körper ist klein, punktförmig, wenig durchsichtig und grauweiss gefärbt. 
Der Kopf von der Schale durch eine seichte Ausbuchtung gesondert, ist oben und vorne 
gleichmässig stark gewölbt, olme hervorragende Stirn. Der Schnabel ist stumpf. Die 
untere sehr kurze Kopfkante geht ohne jede Abgränzung in den Lippenkamm über. Von oben 
gesehen sieht der Kopf enger als die Schale aus und ist an dem Scheitel breit abgerundet. 

Das kleine Auge ist pigmentarm und hat zahlreiche, an einander gedrängte Krystall- 
linsen. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. Die Tastantennen stellen eine schmale, 
ziemlich lange, am Grunde buckelartig erweiterte, auswärts spiral fürmig eingerollte 
und zugleich nach hinten gebogene Lamelle dar, welche am äusseren Rande mit kurzen 
Dornen geziert ist. Diese Dornen nehmen gegen das freie Ende der Tastantennen an 
Grösse zu und sind in sechs Querreihen gestellt. Von dem abgestutzten Ende entspringen 

H5* 


68 


6—8 lange Riechstäbehen. Der Stamm der Ruderantennen ist am Grunde sehr breit 
geringelt und verjüngt sich allmälig gegen das Ende. Die erste Ruderborste des dreiglie- 
drigen Astes, welche auf dem ersten Gliede sitzt, übertrifft die übrigen an Grösse und 
ist ebenso, wie alle Ruderborsten, nur fein behaart. 

Die Schale hat eine annähernd rundliche Gestalt und ist etwas höher als lang. 
Die Oberfläche ist uneben und deutlich retieulirt. Die Retieulation besteht aus kleinen, 
regelmässigen, 6eckigen Feldchen. Der obere Schalenrand ist stark convex, der untere 
bauchig, eckig, der ganzen Länge nach ausgezackt und mit starren, unbeweglichen, 
kurzen Stacheln bewehrt. Der Schalenstachel ist kurz, fein zugespitzt und steht etwas 
oberhalb der Medianlinie des Körpers. 

Das Abdomen entbehrt der Fortsätze, welche zum Verschluss des Brutraumes 
dienen. Das Postabdomen ist gross, breit, gegen das Ende plötziich verjüngt. Der 
Unterrand ist vor der Mitte, wo die Afterspalte liegt, tief eingeschnürt; hinter dieser 
Einschnürung bis zu den Schwanzborsten hoch bogenförmig gekrümmt und tief sägeartig 
ausgeschnitten. Vor der Einschnürung stehen nur 4—5 einfache Dornen. Die Krallen 
sind kurz, robust und fein gezähnt. 

Länge: 0:34—0'4 = =; Höhe: 0:31—34 " ®., 

In sumpfigen Gewässern selten. 

Sie lebt in torfigen Gruben bei Wittingau, Eisenstein; auch ist sie aus Russ- 
land und Norwegen bekannt. 


13. Gattung Acantholeberis, Lilljeborg. 


Daphnia ©. Fr. Müller, Acanthocereus, Schoedler, Lievin, Leydig. 
Acantholeberis, Lilljeborg, Schoedler, Norman, P. E. Müller, Lund. 


Der Körper ist gross, von länglich ovaler Gestalt. Der Kopf von dreieckiger 
Gestalt ist gerade nach vorn gestreckt, mit dem stumpfen Schnabel etwas abwärts zielend. 
Der Fornix ist sehr schwach entwickelt. 

Das Auge ist reich an Pigment und Krystalllinsen und liegt, von der Stirnkante 
entfernt, hinter dem schwarzen Pigmentfleck. Die lamellösen, gegen das Ende 
erweiterten Tastantennen tragen am abgestutzten Ende conische Riechstäbehen. Die 
Ruderantennen sind gross, stark, robust und bestehen aus einem Stamm und zwei Aesten. 
Der Stamm ist gross, eonisch, an der Basis geringelt und an der Aussenseite mit kurzen 
Doppeldornen, welche in einer Längsreihe stehen, bewehrt. An der inneren Seite, nahe 
dem Ende derselben, steht noch ein starker Dorn. Der kürzere, dreigliedrige Ast trägt 


fünf, der längere, viergliedrige drei Ruderborsten. Die erste Borste des dreigliedrigen 


Astes übertrifft die übrigen an Grösse und Länge und ist an der äusseren Kante bedornt. 
Die Oberlippe ist unten mit einem langen, conischen, spitzigen und behaarten Zipfel versehen, 

Die Schale, vom Kopf undeutlich gesondert, hat eine länglich viereckige, hinter 
breit abgestutzte Form. Der ganze freie Schalenrand ist lang behaart. 

Sechs Paar Beine; das sechste rudimentär. Der Darm trägt keine Blindsäcke 
und bildet erst im Postabdomen eine grosse Schlinge. Die Afterspalte befindet sich 
gleich hinter den Schwanzkrallen. Das Postabdomen ist sehr gross, unten bedornt, die 
Schwanzkrallen klein, robust. Die Schwanzborsten entspringen unmittelbar von dem 
Postabdomen und zeichnen sieh durch ihre Länge aus, 

Die Hodenausführungsgänge beim Männchen münden vorne am Postabdomen 
zwischen den Krallen und der Afterspalte. 


69 


55. Acantholeberis curvirostris, O. Fr. Müller. — Der grosse Lappenkrebs. 
— Plätkovec veliky. 


1785. Daphnia eurvirostris, ©. Fr. Müller: Entom. p. 93, Tab. XII., Fig. 1—2. 

1846. Acanthocercus rigidus, Schoedler: Ueber Acanth. rigidus: p. 301, Tab. XI. und XII. 

1848. Acanthocereus rigidus, Lievin: Branch. der Danzig. Gegend. p. 33, Tab. VIIL, 
Fig. 1—6. 

1853. Acantholeberis eurvirostris, Lilljeborg: De Crustae. in Scania occeurr. p. 52, Tab. 
IV., Fig. 3—7;, Tab. XIH., Fig. 10—11. 

1859. Acantholeberis rigida, Schoedler: Branchiop. der Umg. v. Berlin. p. 27. 

1860. Acantholeberis rigidus, Leydig: Naturg. d. Daphnid. p. 196. 

1863. Acantholeberis ceurvirostris, Norman: On Acanth. p. 409, Tab. XI; Fig. 1—5, 

1867. Acantholeberis eurvirostris, Norman and Brady: Mongr. of the brit. Entom. p. 16. 

1868. Acantholeberis eurvirostris, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 152. Tab. II., Fig. 7. 

1870. Acantholeberis curvirostris, Lund: Bidr. til Cladoc. Morph. og System. p. 163. 
Tab. VII., Fig. 5—12; Tab. VII, Fig. 1. 


Der Körper ist gross, länglich eiförmig, hinten 
abgestutzt und am Rücken erst in der Körpermitte 
seicht eingedrückt. Die Farbe ist blassgelb oder 
röthlich. Der Kopf ist gerade nach vorn gestreckt, 
dreieckig und um die Hälfte enger als die Schale. 
Der Oberrand ist mässig gewölbt, der Unterrand concav. 
Der Schnabel ist kurz, stumpf und vor- und abwärts 
gerichtet. 

Das Auge liegt hinter dem kleinen, schwarzen 


IN SS 
Pigmentfleck und von der nicht vorspringenden Stirn \ a re 
entfernt. Es hat einen grossen Pismentkörper und Nr Dane 


zahlreiche, diehtgedränste Krystalllinsen. Die Tast- —— 

antennen sind an der äusseren Kante mit kleinen eigen harrirneke 0.Fr.M. 

Stacheln bewehrt und tragen am Ende 6—-7 geknöpfte — Weibchen. a, Anenme- al Lippen- 
3 A tole . : "a1 anhang. 

Riechstäbehen, welche an der Basis breit, gegen das DIE NER ten deritinderaste Kind 


Ende conisch zulaufen, Die beiden Endglieder der hier falsch vertheilt.) 
Ruderäste und das zweite Glied des 4gliedrigen Astes 

ist noch je mit einem langen Dorn ausgerüstet. Der Lippenanhang ist lang, zugespitzt, 
behaart und meist von der Schale gänzlich bedeckt. 

Die Schale ist viereckig, hinten schräg abgestutzt. mit abgerundeten Winkeln. 
Der freie Unterrand ist länger als der gerade Oberrand und mit langen, starren Borsten 
versehen, welche sich zum Theil bis auf den Hinterrand erstrecken. Die längsten Borsten 
befinden sich am Hinterrand. Die Schalenoberfläche ist glatt. 

Das Postabdomen ist sehr gross, breit. Die Unterkante, am Rücken vom Pro- 
abdomen durch eine Einschnürung getrennt, beschreibt einen grossen Bogen; sie ist auch 
an der ganzen Ausdehnung ausgezackt und gruppenweise bedornt. Jede Gruppe besteht 
aus 3—4 Dornen, welche in Querreihen stehen. Die Schwanzkrallen sind kurz, stark, 
unten gezähnt und tragen an der Basis zwei kurze Nebendornen. Die Schwanzborsten 
sitzen auf einem kleinen Höcker und sind sehr lang, zweigliedrig, spärlich lang behaart. 

Länge: 14 ==, 

In sumpfigen Gewässern nicht selten. 

Fundorte: Elbefall; Filzsee bei Ferchenhaid und bei Maader. 

Bei sämmtlichen, von mir beobachteten Individuen war der hintere Schalenrand 
stets borstenfrei und mit kurzen, vor dem Ende eingeschnürten Auswüchsen besetzt, bei 
welchen ich nie ein Borstenbruchstück wahrgenommen habe. 


- 


14. Gattung Ilyoeryptus, Sars. 


Acanthocereus, Lievin, Leydig, Schoedler; Acantholeberis, Norman, Schoedler; 
Ilyoeryptus, Sars, P. E. Müller, Lund, Kurz. 


Der Körper ist klein, breit, oval, durchsichtig. Der Kopf von der Schale tief 
eingeschnürt, hat eine dreieckige, vorn zugespitzte Gestalt. Die untere gerade Kopfkante 
bildet hinten einen stumpfen Schnabel, der wie bei Daphnia dem vorderen Schalen- 
rande nahe liegt. Der schwach entwickelte Fornix endet in der spitzigen Stirn. 

Das Auge liegt vorne in der zugespitzten Stirn und ist klein, mit wenig Krystall- 
linsen versehen. Der schwarze Pigmentfleck sitzt hinter dem Auge in der Schnabelspitze. 
Die Tastantennen, aus der Schnabeispitze entspringend, sind ziemlich. kurz, cylindrisch 
und haben S—9 Endriechstäbchen, von denen zwei die übrigen an Länge. übertreffen. 
Die Ruderantennen sind robust, kurz und bestehen aus einem sehr grossen, deutlich 
geringelten Stamm und zwei kurzen Aesten. Der dreigliedrige Ast ist mit fünf, , der 
viergliedrige mit drei ungleich langen Borsten ausgerüstet. Der Lippenanhang ist klein, 
abgestutzt. 

Die Schale ist hoch, hinten erweitert und abgestutzt. Der. freie Schalenrand 
ist vorne mit einfachen, behaarten, hinten mit verästelten Stacheln bewehrt. 

Sechs Paar Beine; das sechste stets rudimentär. Der Darm hat einen einfachen 
Verlauf und erweitert sich vorne in einen kurzen eonischen, in die Kopfhöhle hinein- 
ragenden Blindsack. Ventral vor dem After, der in der Mitte des Postabdomens liegt, 
befindet sich noch ein kurzer Blindsack. 

Das Postabdomen ist sehr gross, breit, an der Unterkante stark gebogen und 
mit Stacheln bewehrt. Die sehr langen Schwanzkrallen sitzen auf einem cylindrischen 
Fortsatz. Die Schwanzborsten von einem gemeinschaftlichen kleinen Höcker entspringend, 
sind ebenfalls sehr lang, behaart, wellenförmig gebogen. 

Das Männchen ist unbekannt. 

Die Thierchen kriechen langsam im Bodenschlamm. 

Bis jetzt sind zwei Arten bekannt, welche auch in Böhmen vorkommen. 


Die Stacheln des hinteren Schalenrandes mehrfach verästelt. Das Postabdomen in 
der Mitte ausgebuchtet. 1. sordidus. 
Die Stacheln kurz, nur einmal verästelt. Das Postabdomen ohne Einsehnitt. 
2. acutifrons. 


56. Ilyocryptus sordidus, Lievin. — Der faule Lappenkrebs. — 
Pläatkovec liny. 


1849. Acantliocereus sordidus, Lievin: Branch. der Danz. Gegend. p. 34, Tab. VIIL, 
Fig. 7—12. 

1854. Acanthocereus sordidus, Fischer: Neue oder nicht genau gekannte Arten von 
Daphn. p. 433. 

1860. Acanthocereus sordidus, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 199. 

1862. Ilyocryptus sordidus, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. 1 Bidrag. p. 154. 
Idem. 2det Bidrag. p. 282. 

1863. Acantholeberis sordidus, Norman: On Acanthol. p. 409, Tab. XTI., Fig. 6—9. 

1567. Ilyoeryptus sordidus, Norman and Brady: Brit. Entom. p. 17. 

1868. Ilyocryptus sordidus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 154, Tab. I. Fig. 14—18. 
Tab.; VI, „ie. 6: 

1370. Ilyoeryptus sordidus, Lund: Bidr. til Clad. Morph. og System. p. 162, Tab. VIIL, 
Fig. 1—6. 

1874. Ilyoeryptus sordidus, Kurz: Dodek, nener Cladoc. p. 28. 


al 


Der Körper ist klein, zwischen Kopf und Thorax wenig eingesehnürt, durchsichtig 
und blass röthlich gefärbt. Der Kopf ist klein, niedrig; die Stirn rechtwinkelis, der 
Schnabel stumpf abgestutzt. Der Fornix wölbt sich hoch über den Ruderantennen und 
läuft erhaben nach vorn bis zur Stirn. Von oben gesehen ist der Kopf vorne abgerundet. 

Das kleine Auge enthält nicht viele, aus dem Pigment kaum hervorragende 
Krystalllinsen und liest von der Stirn entfernt. Der schwarze Pigmentfleck steht der 
Schnabelspitze näher als dem Auge. Die Tastantennen sind lang, spindelförmig. Die 
Ruderantennen zeichnen sich durch ihre Kürze und robuste Gestalt aus, Der Stamm 
derselben ist gross, conisch, am Grunde geringelt, die Ruderaeste und die Borsten sehr 
kurz, Die dem zweiten Gliede des dreigliedrigen Astes aufsitzende Borste ist die 
längste. Am Ende des Stammes sitzen noch drei gefiederte Dornen und an den Endgliedern 
der beiden Aeste je ein langer Stachel. 

Die Schalenklappen sind kurz, nach hinten merklich erweitert und schräg abgestutzt 
mit abgerundeten Winkeln; sie tragen an den freien Rändern besonders hinten zwei- bis 
viermal verästelte Stachel, die nach vorn an Grösse abnehmen und einfach werden. Die 
Schale wird bei der Häutung nicht abgeworfen, sondern nur durch den Nachwuchs des 
freien Schalenrandes vergrössert, so dass die Schale scheinbar aus mehreren Schalen, 
welche sich dachartig bedecken, zusammengesetzt erscheint. Der Brutraum wird dureh 
einen grossen Abdominalfortsatz geschlossen. & 

Das Postabdomen ist gross, breit, au der stark convexen Unterkante in der 
Mitte, wo der After mündet, tief ausgeschnitten. Unten der ganzen Länge nach mit 
kurzen Stacheln bewehrt, hinter dem Ausschnitte läuft jederseits noch eine Nebenreihe 
von längeren Stacheln. Die gleichmässig gebogenen Schwanzkrallen besitzen an der Basis 
zwei schlanke Nebendornen. Die langen Schwanzborsten sind zweigliedrig, behaart. 

Länge: 0:78 m m, 

Am Grunde der Gewässer ziemlich selten und nie in grosser Schaar. 

Fundorte: Wittingan, Podebrad, Prag. 


57. Ilyocryptus acutifrons, Sars. — Der scharfstirnige Lappenkrebs. — 
Platkovec ostrocely. 


1862. Ilyoeryptus acutifrons, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Cladoc. p. 282. 


Der Körper ist klein, durchsichtig, blass Fig. 31. 
röthlich gefärbt. Der Kopf ist grösser als bei der BuuE 
vorigen Art. Die Stirn geht in einen scharfen _ ER x 
Winkel aus. Von oben gesehen ist der Kopf ‘N 
vorne gerade abgestutzt. (Mm ’ Ba 
Der schwarze Pismentfleck liegt neben \ MIT 
dem Auge und ist von der Schnabelspitze entfernt. Ilyoeryptus acutifrons, Sars. 
Die Tastantennen sind kürzer und stärker, an der — Postabdomen. 


Oberfläche ebenso wie bei I. sordidus schuppen- 
artig bedornt. An den Ruderantennen sind die Stacheln des Stammes länger und 
schlanker, die der Aeste kürzer, 

Die Schale, welche bei der Häutung stets abgeworfen wird, ist ebenfalls sehr 
hoch, hinten erweitert und gerade abgestutzt mit abgerundeten Winkeln. Am Unterrande 
stehen jedoch kürzere und nur einmal verästelte Stacheln. Der zum Brutraumverschluss 
dienende Abdominalfortsatz ist kurz, an der Spitze abgerundet. 

Das Postabdomen ist kürzer, enger und an der Dorsalkante vom Proabdomen 
durch einen tiefen Ausschnitt gesondert. Die untere Kante ist stark und gleichmässig 
gebogen, in der Mitte nicht ausgeschnitten und mit langen Stacheln, welche von vorn 
nach hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. Die zwei letzten Stacheln übertreffen wieder 
die vorangehenden an Grösse und Länge, Vorne am Postabdomen, gleich hinter den 
Schwanzkrallen läuft noch eine kurze Dornenreihe. Die Schwanzkrallen sind sehr lang, in 


72 


der Mitte knieförmig abwärts gebogen, fein gestrichelt und nur mit einem kurzen Neben- 
dorn an der Basis. Oben auf der Basis derselben sitzt noch eine Gruppe von kurzen 
Dornen. Die Schwanzborsten sind sehr lang, zweigliedrig, am zweiten Gliede behaart, 
wellenförmig gekrümmt; sie sitzen auf einem gemeinschaftlichen niedrigen Höcker. 

Länge: 0:6 ©: m, 

Am Grunde der Gewässer selten. 

Ich fand diese Art im Rosenberger Teiche und im Goldbache bei Wittingau, 
im Keyerteiche bei Prag und dann bei Turnau in denselben Verhältnissen wie I. sordidus. 


VI. Fam. Lynceidae, Baird. 


Der stark niedergedrückte Kopf verlängert sich nach unten in einen zugespitzten 
Schnabel, welcher jederseits von den stark entwickelten Fornices, die sich bis zur Schnabel- 
spitze erstrecken, überdacht wird. 

Das Auge ist klein und enthält wenig Krystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck 
ist stets vorhanden und erreicht oft die Grösse des Auges. Er liegt zwischen dem 
letzteren und der Schnabelspitze nahe der Basis der Tastantennen. Diese sind beweglich, 
eingliedrig, hinter dem Schnabel eingelenkt, vom Formix theilweise oder gänzlich 
bedeckt und tragen Seitenborsten und endständige Riechstäbchen. Die kurzen Ruder- 
antennen spalten sich in zwei Aeste, welche stets dreigliedrig und mit 7—8 Ruderborsten 
ausgestattet sind, Die Oberlippe breitet sich stets unten in einen kammartigen, seitlich 
comprimirten Anhang aus, 

Die Schale, vom Kopfschilde durch eine ziemlich kurze Sutur geschieden, hüllt 
den Leib gänzlich ein und ist am Unterrande stets bewimpert. Die Schalenoberfläche 
zeigt eine vorherrschend reticulirte Structur, welche mehr oder weniger deutlich ausgeprägt 
ist, so dass die Schale bald gegittert, bald glatt, oder gestreift erscheint. 

Beine sind 5—6 Paare vorhanden, welche von einander in gleichen Abständen 
entfernt stehen. Die ersten zwei Paare sind in Greiffüsse, die hinteren in Branchialfüsse 
wie bei den Lyncodaphniden umgewandelt. Der geschlingelte Darm erweitert sich hinten 
vor dem Postabdomen in einen unpaaren Blindsack und endet entweder an der unteren 
oder vorderen Postabdominalkante. Der Verschluss des Brutraumes wird meistens nur 
von einigen Querreihen von langen Haaren bewerkstelligt: 

Das unten bewehrte Postablomen von verschiedener Gestalt wird zurückgeschlagen 
getragen. Die Schwanzkrallen haben unten an der Basis 1—2 kurze Nebendornen. Die 
Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig und entspringen unmittelbar vom Postabdomen. 


Fig 32 
Ö I U 
@ ee: d e f g 


Cutieulargebilde des Kopfschildes. a von Alonopsis elongata, 5 von Alona costata, 
e von A. affinis, d von Chydorus punctatus, e von Alona falcata, f von Pleuroxus 
nanus und g von Alona testudinaria. 


Bei vielen Lynceiden bemerkt man in der Rückenlinie des Kopfschildes oberhalb 
des Herzens ein zierliches, verschiedenartig gebautes und erhabenes Cuticulargebilde, 
welches P. E. Müller als Insertionsstelle der grossen Ruderantennenmuskeln erklärt 
hat. Das Cutieulargebilde hat meistens eine stabförmige oder hufeisenförmige, selten 
ringförmige Gestalt. 


73 


Diese Familie umfasst eine natürliche Gruppe von Arten, welche sich schon auf 
den ersten Blick durch ihre cyprisartigen Bewegungen kennzeichnen. Sie zerfällt in 
zwei Unterfamilien: a) Eurycercinae und b) Lynceinae. 


a) Eurycerecinae, Kurz. 


Der Kopf ist am Rücken von der Schale durch eine tiefe Kerbe getrennt. Sechs 
Paar Beine, Der Darm trägt vorne zwei, hinten einen unpaaren Blindsack. Der After 
mündet an der Spitze des Postabdomens. Die Hodenausführungsgänge enden ventral vor 
dem: Postabdomen. 


15. Gattung Eurycercus, Baird. 


Der Kopf ist klein, hoch, von der Schale durch eine tiefe Einkerbung geschieden. 
Die Fornices sind klein, so dass sie die hintere Kopfseite nicht bedecken. Das grosse 
Auge besitzt zahlreiche Krystalllinsen. Der schwarze Fleck ist klein, unbedeutend. Die 
Tastantennen von conischer Gestalt tragen eine zugespitzte Seitenborste. Die Riechstäbehen 
sind gleich lang. Der Stamm der Ruderantennen erweitert sich aussen in eine dreieckige 
Platte, welche zwei Leydigische Tastfäden trägt. Der Lippenanhang ist gross, vierkantig. 
Am Rücken der Schale hinter der Kerbe liest ein einfaches Haftorgan. 

Sechs Paar Beine. Der Darm ist unvollkommen geschlingelt und hat vorne 
zwei kurze Blindsäcke und einen unpaaren vor seinem Uebergang in das Postabdomen. 
Der Brutraum wird durch einen dorsalen Fortsatz des Abdomens geschlossen. 

Das Postabdomen, vom Abdomen durch eine Chitinleiste geschieden, stellt eine 
grosse, breite, unten gezähnte Lamelle dar, welche an der vorderen Kante, wo der After 
liest, tief ausgeschnitten ist. Die Schwanzkrallen sind unten an der Basis mit zwei 
Nebendornen ausgerüstet. 5 

Bei Männchen, welche übrigens den jungen Weibchen ziemlich gleichen, haben 
die Tastantennen nebst der fein zugespitzten Seitenborste noch mehrere Seitenriech- 
stäbehen. Das erste Fusspaar ist ebenso wie .bei allen Lynceiden mit einem Hacken 
bewehrt, welcher schwach gekrümmt ist. Die Hodenausführungsgänge münden ventral 
vor dem Postabdomen. 

Die Gattung bildet den Uebergang der Lynceiden zu den wahren Daphniden und 
zählt blos eine Art, welche alle bekannten Lynceiden an Grösse weit übertrifft. 


58. Burycercus lamellatus, 0. F. Müller. — Der gemeine Linsenkrebs. 
— Coökovec plochy. 


1785. Lynceus lamellatus, 0. F. Müller: Entom. p. 73, Tab. IX., Fig. 4—6. 

1335. Lyneeus lamellatus, Koch: Deutschl. Crust. p. 36, Fig. 9. 

1848. Lynceus lamellatus, Lievin: Branch. d. Danz. Geg. p. 39, Tab. IX., Fig. 1—9. 

1848. Lyneeus laticaudatus, Fischer: Ueb. die in der Umg. v. St. Petersburg vorkom. 
Crust. 187. Tab. VIL, Fig. 4—7. 

1850. Eurycereus lamellatus, Baird: Brit. Entom. p. 124, Tab. XV., Fig. 1. 

1853. Eurycereus lamellatus, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 71, Tab. V,, 
Big. 7—12; Tab. ‘VL, Eig. 17. 

1560. Lynceus lamellatus, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 209, Tab. VII, Fig. 52—56; 
Tab. X., Fig. 72. 

1863. Eurycercus lamellatus, Schoedler: Neue Beiträg. p. 9, Taf. I., Fig. 28. 

1366. Eurycereus lamellatus, Schoedler: Clad. d. frischen Haffs. p. 10, Tab. I., Fig. 6. 

1867. Eurycereus lamellatus, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 50, 
Tab. XX., Fig. 8. 


74 


1868. Eurycerceus lamellatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 162. 
1872. Lynceus lamellatus, Frit: Krustenth. Böhm. p. 239. Fig. 45. 
1874. Eurycercus lamellatus, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 30. 


Der Körper ist sehr. gross, ‚viereckig abgerundet, zwischen Kopf und Thorax 
tief eingeschnürt und hat eine schmutzig gelbe Farbe mit grünlichem Schimmer. 

Der kleine, plumpe, etwas nach vorn gestreckte Kopf endet unten in einen 
kurzen, kaum zugeschärften Schnabel. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt, die hintere 
Kopfseite nicht bedeckend, so dass die Tastantennen frei dastehen. 

Aus dem Auge ragen zahlreiche und grosse Krystalllinsen hervor. Der schwarze 
Pigmentfleck ist klein von viereckiger Gestalt. Die Tastantennen sind lang, diek, conisch 
und am freien Ende mit einem Kranze kurzer Dornen geziert, aus dem die kurzen Riech- 
stäbehen heraustreten. Die spitzige Seitenborste liest in der Mitte der Aussenseite. 
Der Stamm der grossen Ruderantennen hat am freien Ende einen starken Dorn. Der 
äussere Ast derselben ist mit fünf, der innere mit drei kurzen, zweigliedrigen und dicht 
behaarten Ruderborsten ausgerüstet. Das erste Glied des inneren Astes trägt noch einen 
Enddorn. Der Lippenanhang ist gross, viereckig, mit scharfem Hinterwinkel. 

Die Schale ist vierkantig mit abgerundeten Winkeln. Ihre grösste Höhe liegt 
in der Mitte. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Unterrand hinter der Mitte ausgeschweift 
und der ganzen Länge nach mit kurzen, dieken und dieht behaarten Wimpern besetzt, 
welche sich rückwärts verkürzen. Der Hinterrand ist gerade und kurz bedornt. Die Schalen- 
oberfläche ist glatt und nur gegen die Schalenränder deutlich retieulirt. 

Der Brutraum wird hinten mittels eines knopfförmigen Fortsatzes des Abdomens 
geschlossen. Das Postabdomen ist gross, länglich viereckig, stark seitlich comprimirt. 
Die vordere Kante ist tief ausgeschnitten und unterhalb der Krallen jederseits der Analfurche 
bedornt. Die untere, schwach convexe Kante trägt 50—60 kurze Zähne, welche dicht 
gedrängt nebeneinander stehen. Die Schwanzkrallen sind fast ‚gerade, fein gezähnt, mit 
zwei Nebendornen an der Basis. Die Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig, behaart. 

Das Weibchen “ragt im Brutraume 20—30 Sommereier. 

Länge: 3:22 m: m: "Hohe: 2:63 mm, ® 

In klaren Gewässern überall sehr häuße. 

Vorkommen: Prag, Podebrad, Turnau, Dymokur, Prelout, Brandeis, Elbe Kosteleke 
Chrudim, Nimburg, Deutschbrod, Lomnitz, Wittingau, Budweis, Krummau, Hohenfurt, 
Pisek, Eisenstein, Horaädovitz, Eger, Königsberg u. S. w. 


b) Lynceinae, P. E. Müller. 


Der Kopf ist am Rücken von der Schale undeutlich oder nieht getrennt. Fünf 
Paar Beine. Der Darm vorne ohne Blindsäcke. Der After liest dorsal am Postabdomen, 
dessen Unterkante sich hinter demselben zu einem Höcker erhebt. Die Weibchen tragen 
höchstens zwei Sommereier im Brutraume, welcher blos durch das Anliegen des hinteren 
Proabdominaltheiles an die Schale geschlossen wird. Die Hodenausführungsgänge enden 
entweder zwischen den Schwanzkrallen oder oberhalb derselben. 


Der Körper länglich oval. 
+ Der Kopf gekielt; das Auge von der vorderen Kopfkante entfernt. 
+r Das Postabdomen länger als die Hälfte der Schalenlänge, nach vorne 
allmälig verschmälert, an der Unterkante bedornt. 
1. Camptocereus. 
+ Das Postabdomen kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, überall gleich 
breit, unten blos seitlich bewehrt. 2. Acroperus. 
+ Der Kopf ungekielt. Das Auge der Kopfkante nahe liegend. 
tr Der Kopf hochgestreckt. Der Lippenanhang abgerundet viereckig. Die 
Schale hinten abgerundet. 
+rr Die Schwanzkrallen mit 3 Nebendornen. ‚3. Alonopsis. 


75 


Tr Die Schwanzkrallen nur mit einem Nebendorn. 4. Alona. 
ir Der Kopf niedrig, selten gestreckt. Der Lippenanhang dreieckig, 
sichelförmig. Die Schale hinten gerade abgestutzt. Die Schwanzkrallen 


mit 2 Nebendornen. 5. Pleuroxus. 
Der Körper klein, kugelförmig; der Kopf niedergedrückt, der Lippenanhang 
dreieckig. 
i Das Auge und der schwarze Fleck vorhanden. Das Postabdomen vorne 
abgerundet. 6. Chydorus. 
{ Nur der schwarze Pigmentfleck vorbanden. Das Postabdomen vorne 
schräg abgestutzt. 7. Monospilus. 


16. Gattung Camptocereus, Baird. 


Der Körper ist gross, länglich oval und stark seitlich comprimirt. Der Kopf ist 
unbeweglich, nach vorne gestreckt und hoch gekielt. Das Auge besitzt wenig Krystall- 
linsen und liest ebenso wie der schwarze Pigmentfleck von dem Scheitelrande entfernt, 
etwa in der Medianlinie des Kopfes. Die Tastantennen erreichen beim Weibchen nicht 
die Schnabelspitze und haben nur eine Seitenborste. Von den Riechstäbchen sind stets 
zwei länger als die übrigen. Die Ruderantennen sind mit sieben Borsten ausgestattet. 
Der Lippenanhang ist gross, viereckig. mit breit abgerundeten Winkeln. 

Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich viereckige, hinten schräg 
abgestutzte Form. Der untere und hintere Schalenwinkel ist stets abgerundet und gezähnt. 

Der Darm bildet zwei grosse, vollständige Schlingen. Der unpaare Blindsack 
desselben ist sehr lang. Das Postabdomen ist lang gestreckt, schmal, gegen das freie 
Ende allmälig verjüngt. Seine Unterkante ist vor dem Afterhöcker, welcher nahe der 
Basis liegt, mit gesägten Zähnen bewaffnet. Die Schwanzkrallen besitzen zwei Neben- 
dornen, von denen der in der Mitte der Krallen sitzende Dorn kleiner ist als der Basal- 
dorn. Die Schwanzborsten sind sehr kurz. 

Die Hodenausführungsgänge münden oberhalb der Schwanzkrallen. 

Die Gattung umfasst 4 Arten, welche zu den grössten Lynceinen gerechnet 
werden. Bei uns kommen 2 Arten vor. 


Der Fornix ist an der Schnabelspitze nicht gespalten. Der untere Schalenrand 


ist hinter der Mitte ausgerandet. 1. rectirostris. 
Der Fornix ist an der Schnabelspitze gespalten. Der untere Schalenrand ist 
vorne gerade, hinten schräg abgestutzt. 2. Lilljeborgii. 
59. Camptocercus rectirostris, Schoedler. — Der scharfnasige Linsen- 


krebs. — Cockovec ostrozoby. 


1848. Lynceus macrourus, Fischer: Branch. pag. 168, Tab. VII., Fig. 8; Tab. IX., 
Fig. 1—2. 

1863. Camptocereus reetirostris, Schoeder: Neue Beiträge pag. 37, Tab. II., Fig. 43; 
Tab. II., Fig. 49—50. 

1868. Camptocereus rectirostiis, P. E. Müller: Danm. Clad. pag. 165, Tab. II., Fig. 19; 
Tab. II., Fig. 13. 

1872. Lyneeus macrourus, Fri6: Krustenth. Böhm. p. 241, Fig. 48. 

1574. Gamptocereus reetirostris, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 34. 


nen bie mlarodenmun v AR 


76 


Fig. 34. 


Tastantenne von demselben 
Thier. 


Camptocercus rectirostris, Schoedler. — Weibchen. m? Mandi- 
beln. m Mandibular- und Antennenmuskeln. e Herz. 
ip Darmcoecum. 

Der Körper ist gross, nach hinten verjüngt, von blass horngelber Farbe. Der 
vorne mässig abgerundete Kopf zielt mit der scharfen Schnabelspitze mehr vorwärts. 
Der freie Rand des breiten Fornix ist gerade. Der schwarze Pigmentfleck, kleiner als 
(las mit grossen Krystalllinsen versehene Auge steht diesem näher als der Schnabelspitze. 
Die Tastantennen sind cylindrisch, leicht gebogen und vom Fornix bedeckt. Die Seiten- 
borste sitzt nahe dem freien Ende, dasselbe nicht. überragend. Die schlanken Ruder- 
antennen tragen am äusseren Aste drei ungleich lange Borsten und je einen kleinen 
Dorn am ersten und letzten Gliede. Der innere Ast ist mit vier Borsten versehen, von 
denen die vierte, welche am zweiten Gliede sitzt, die kürzeste ist. Der Lippenanhang 
ist gross, abgerundet. 

Die Schale ist länglich eiförmig, hinten abgestutzt. Ihre grösste Höhe befindet 
sich vor der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist mit dem Kopfrand ‚gleichmässig 
schwach gewölbt, hinten vor dem Oberwinkel leicht ausgerandet. Der Hinterrand fällt 
schräg nach hinten und unten und ist am abgerundeten Unterwinkel 3—4 mal sägeartig 
ausgeschnitten. Der untere, hinten ebenfalls leicht ausgerandete Schalenrand läuft in 
horizontaler Richtung bis zur Mitte der Körperlänge, wo er einen stumpf abgerundeten, 
niedrigen Höcker bildet; er ist der ganzen Länge nach mit kurzen, dicken, dichtstehenden 
Wimpern behaart, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Die Schalenseulptur besteht 
aus vielen, dem Oberrand paralell laufenden Längsstreifen, von denen sich die unteren 
abwärts biegen und den unteren Schalenrand unter einem schiefen Winkel erreichen. 
Zuweilen sind die Streifen mit kurzen Linien verbunden, so dass dadurch die Schalen- 
klappen regelmässig gegittert erscheinen. 

Das Postabdomen ist verhältnissmässig kurz, breit, allmälig gegen das freie 
Ende verschmälert und trägt an der leicht convexen Unterkante 15—16 gesägte Zühne, 
welche nach hinten kleiner werden. Oberhalb dieser Zahnreihe, jederseits des Postabdomens 
läuft noch eine Reihe feiner Leistehen, welche in Gruppen stehen. Der Afterhöcker ist 
stumpf, vorragend. Die langen, geraden Krallen sind unten, von der Basis angefangen, 
bis zur Mitte mit starken, an Grösse zunehmenden Dornen bewaffnet. Die Basaldornen 
derselben sind lang, fein gezähnt. Die Schwanzborsten sind äusserst kurz. 


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Das Weibchen trägt im Brutraume zwei Eier. 

Länge: 1’2—1'28 = m» Höhe: 0:65—0'75 =: =; Kopfhöhe: 0:25—0'33 m m, 

Beim Männchen sind die Schwanzkrallen beweglich, zahnlos. 

In Tümpeln und Teichen ziemlich selten. 

Fundorte: Skupice bei Podebrad; Prelouö; Karpfen- und Tisi-teich bei Wittingau; 
Konvent-Teich (Dr. Frit); Deutschbrod (Pr. Kurz). 


60. Camptocercus Lilljeborgii, Schoedler. — Der stumpfnasige Linsen- 
krebs. — Cockovec tuponosy. 


1853. Lyneeus macrourus, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 90, Tab. VII., Fig. 4. 

1863. Camptocereus Lilljeborgii, Schoedler: Neue Beitr. p. 36, Tab. III., Fig. 46—48. 

1867. Lynceus macrourus. Norman and Brady: Brit. Entom. p. 22, Tab. XX., Fig. 6; 
Tab. XXT., "Fig. 2. 

1868. Camptocercus Lilljeborgü, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 166, Tab. III., Fig. 14. 

1874. Camptocercus latirostris, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 35, Tab. II., Fig. 9—10. 


Fig. 35, 


Tastantenne von denı- 
selben 'T'hier. 


Camptocereus Lilljeborsii, Schoedler. — Weibchen. cr Gehirn. 
al Lippenanhang. ce Herz. e Embryo. 


Der Körper ist gross, länglich oval, hinten fast gerade abgestutzt, blass horngelb 
gefärbt. Oben zwischen Kopf und Thorax befindet sich stets ein seichter Eindruck. Der 
Kopf ist etwas niedergedrückt mit nach unten gerichtetem Schnabel, welcher vom Fornix, 
dessen freier Rand Sförmig gebogen ist, breit überragt wird. Der Fornix ist noch an 
der Schnabelspitze abgestutzt oder in der Richtung des Kopfkammes gespalten, so dass 
die hintere Kopfhöhle, welche allen Lynceiden eigenthümlich ist, auch unten offen bleibt. 

Der schwarze Fleck ist bedeutend kleiner als das Auge und liegt diesem näher 
als der Schnabelspitze. Die Tastantennen sind cylindrisch, an der Basis eingeschnürt. Die 
Seitenborste sitzt ebenfalls nahe dem freien Ende und ist durch ihre Länge bemerkenswert, 
so dass sie das Ende der kurzen Riechstäbchen fast erreicht. Die Ruderantennen und 
der Lippenanhang sind von derselben Beschaffenheit wie bei C. rectirostris. 


18 


Die Schale ist länglich viereckig, hinten verschmälert. Ihre. grösste Höhe 
befindet sich etwa in der Mitte der Länge. Der Oberrand ist hoch gewölbt; der gerade, 
kurze Hinterrand steigt in fast senkrechter Richtung herab und geht unter dem stumpfen 
Unterwinkel in den Unterrand über. Der Winkei ist nicht sägeartig ausgeschnitten, 
sondern mit 3—4 hervorspringenden, rückwärts gekehrten Zähnen bewaffnet. Der untere 
Schalenrand ist gerade, hinten schräg aufwärts abgestutzt und vorne mit langen dicht- 
stehenden Wimpern, welehe sich nach hinten verkürzen, besetzt. Hinter den Zähnen 
dem Hinterrande parallel ist noch eine feine Leistehenreihe wahrnehmbar. Die Schalen- 
oberfläche ist in horizontaler Richtung dicht gestreift. 

Das Postabdomen, bedeutend schlanker und länger als bei voriger Art, trägt 
unten 24—28 ungleich lange und gesägte Zähne. Die Afterkrallen weichen in der 
Bewehrung von der vorigen Art derart, dass sie noch bis zur Spitze fein gezähnt erscheinen, 
Die Schwanzborsten sind kurz. 

Das Weibchen trägt zwei Eier. 

Länge: 1'0—1'11 = ”; Höhe: 0:55—0':65 = =; Kopfhöhe: 0:31—0'33 m m, 

Beim Männchen ist das Postabdomen unten unbedornt. 

In Tümpeln und Teichen ziemlich selten. 

Fundorte: Tümpel bei Turnau, Prelout; Teich bei Sopoty (Kurz.) 

G. latirostris, Kurz ist identisch mit dieser Art. Die Unterschiede, welche 
Pr. Kurz zwischen jenem und ©. Lilljeborgii hervorhebt, beruhen meist an der Unkorrektheit 
der Schoedlerischen Zeichnung. 


17. Gattung Acroperus, Baird. 


Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten abgestutzt und seitlich stark 
eomprimirt. Der Kopf ist unbeweglich, etwas nach vorn gestreckt und bedeutend höher 
gekielt als bei der vorigen Gattung. Der freie Rand des breiten Fornix ist stets 
Sförmig gebogen, 

Das Auge, welches wenig Krystalllinsen enthält, und der schwarze Pigmentfleck 
liegen hinter der Medianlinie des Kopfes. Die Tastantennen sind lang, eylindrisch, die 
Schnabelspitze beim Weibchen nicht erreichend und tragen auf der Aussenseite neben der 
zugespitzten Borste noch ein Riechstäbehen. Aus den Endriechstäbehen ragt nur eines 
über die übrigen hervor. Die Ruderantennen haben acht Ruderborsten. Die achte ist 
stets rudimentär, stachelartig. Der Lippenanhang ist abgerundet viereckig. 

Die Schale ist länglich viereckig, hinten verschmälert und an der Oberfläche 
stets der Länge nach gestreift. Die leistenartig hervorspringenden Streifen erreichen 
den Unterrand in schräger Richtung. Der untere und hintere Schalenwinkel ist breit 
abgerundet, gezähnt. 

Der Darm macht eine und eine halbe Windung und erweitert sich vor dem 
Postabdomen in einen ebenso langen Blindsack wie bei Camptocercus. Das Post- 
abdomen, kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, ist gleichmässig breit, vorne ausgeschnitten 
und blos an den Seiten längs der Unterkante bewehrt. Der Afterhöcker ist sehr deutlich 
entwickelt und liegt etwa im zweiten Drittel der Schwanzlänge. Die Schwanzkrallen 
tragen zwei fast gleich grosse Nebendornen, von denen der eine in der Mitte, der andere 
auf der Basis sitzt. 

Die Hodenausführungsgänge enden vor den Krallen. 

Die Gattung zählt drei Arten, von denen zwei der böhmischen Fauna angehören. 

Der dorsale Schalenrand ist gewölbt, der untere hinten. ausgeschweift. _ Die 

grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte der Schalenlänge. 
1. leucocephalus. 

Der dorsale und ventrale Schalenrand sind gerade; die grösste Schalenhöhe 

liest vor der Mitte, 2Zuangustatus, 


61. Acroperus leucocephalus, Koch. — Der weissköpfige Linsenkrebs. 
— Cockovec belohlavy. 


1841. Lynceus leucocephalus, Koch: Deutsch. Crust. H. 36, Tab. 10. 

1843. Acroperus Harpae, Baird: Brit. Entom. p. 91, Tab. III., Fig. 7. 

1853. Lynceus striatus Lilljeborg: De crust. p. S8, Tab. VII, Fie. 5. 

1854. Lyneeus leucocephalus, Fischer: Ergänz. p. 11, Tab. II, Fig. 6—9. 

1860. Lynceus leucocephalus, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 218, Tab. IX., Fig. 64—65. 

1863. Acroperus leucocephalus, Schoedler: Neue Beitr. p. 30, Tab. I., Fig. 11—16. 

1867. Lynceus Harpae, Norman and Brady: Brit. Entom. p. 20, Tab. XXI., Fig. 1. 

1868. Acroperus leucocephalus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 167, Tab. II.. Fig. 15, 17; 
Tab. IV., Fig. 26. 

1872. Lynceus leucocephalus, Friö: Krustenth. Böhm. p. 241, Fig. 47, 

1874. Acroperus leucocephalus, Kurz: Dodek. neuer Cladoe. p. 38. 


Der Körper ist länglich oval, am Rücken zwischen 
Kopf und Thorax leicht eingedrückt, hinten schräg abgestutzt 
und von horngelber Farbe. Der Kopf ist hoch, vorne stark 
gewölbt, mit einem sehr hohen Scheitelkamm. Der Schnabel 
ist kurz, zugespitzt. Die Tastantennen sind eylindrisch, ge- 
bogen, die Schnabelspitze nicht erreichend. Unter den Riech- 
stäbehen ist eines doppelt so lang als die übrigen. Die 
Seitenborste sitzt nahe dem freien Ende und ist sehr kurz. 
Die Ruderantennen sind lang, schlank, die Glieder der Aeste 
lang gestreckt, die Endborsten von ungleicher Länge. Die 
vierte Ruderborste des inneren Astes ist sehr kurz. Der 
Lippenanhang hat eine viereckige Gestalt mit abgerundeten 
unteren Winkeln. 

Die Schale ist länglich viereckig, hinten plötzlich 
verschmälert. Ihre grösste Höhe liest vor der Mitte. Der 
Oberrand ist stark gewölbt; der Hinterrand fällt schräg 
herab und verschmilzt mit dem hinter der Mitte stark aus- 
gebuchteten Unterrande unter einem abgerundeten Winkel, f 
welcher mit einigen winzigen Zähnen ausgestattet ist. Die ZTEDDEL NEE DA NT 

ce ee ee Koch. — Weibchen. al Lip- 
Zahl der Zähne ist gewöhnlieh an den beiden Winkeln penanhang. e Herz. e Embryo. 
ungleich und man trifft den einen Winkel mit zwei, den s Schalensutur. 
anderen mit drei Zähnen bewaffnet. Unten ist die Schale 
dicht und kurz bewimpert, an der Oberfläche der Länge nach dicht gestreift. Die Streifen 
sind gebogen und zuweilen hinten mit kurzen Queranastomosen verbunden. 

Der Darm bildet zwei vollständige Schlingen. Das Postabdomen ist lang, schmal, 
gleich breit, vorne tief ausgeschnitten, an den Rändern der Analfurche unbedornt; 
dagegen ist das Postabdomen jederseits mit 11—13 Gruppen von Leistehen versehen, 
welche das Aussehen eines längs gestrichelten Zahnes haben. Der scharfe Afterhöcker liegt 
im letzten Viertel der Schwanzlänge. In dem vorderen Ausschnitte gleich unter den 
Krallen steht noch ein Büschel von langen Haaren. Die Schwanzkrallen sitzen auf 
einem kurzen Fortsatz; sie sind lang, schlank, wenig gebogen, mit zwei Nebendornen 
versehen, von denen der kürzere in der Mitte steht. Die Strecke zwischen beiden Dornen 
ist fein gezähnt. 

Das Weibchen trägt im Brutraume blos zwei Eier. 

Länge: 0:'75— 0:85 =: =; Höhe: 0:41—0'44 ®- =; Kopfhöhe: 0:21—0'23 =: m, 

In Tümpeln, Teichen und Seen mit klarem Wasser gemein. 

Fundorte: Podebrad, Preloud, Nimburg, Prag, Turnau, Brandeis, Elbekosteletz, 
Chrudim, Hlinsko, Deutschrod, Wittingau, Lomnitz, Frauenberg, Hohenfurt, Pisek, 
Eisenstein, Eger, Franzensbad u. s. w. 


&0 


In den Böhmerwaldseen bei Eisenstein traf ich dieses Thier in grosser Zahl, 
welches jedoch von unserer Art abweicht. Der vorne weniger gewölbte Kopf hat einen 
niedrigeren Kiel. Die Schale ist höher und unten stärker ausgeschweift. 


62. Acroperus angustatus. Sars. — Der schmale Linsenkrebs. — 
Cockovec üzky. 


1863. Aecroperus angustatus, Sars: Zoolog. Reise p. 25. 

1868. Aecroperus angustatus, P. E. Müller: Danm. Clad. pag. 169, Tab. IIL., Fig. 18; 
Tab. IV., Fig. 27. 

1874. Acroperus angustatus, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. pag. 38. 


Diese Art ist grösser, schlanker, 
niedriger und dunkler gefärbt als A. leu- 
cocephalus. Der vorn breite Körper 
verschmälert sich allmälig nach hinten. 
Der Kopfkiel ist sehr hoch, so dass der 
Kop{ weit höher und gewölbter erscheint. 
Das Auge ist zweimal so gross als der 
schwarze Pigmentfleck. Die Ruderäste 
sind kurz und erreichen beim Weibchen 
nicht den unteren Schalenrand, während 
sie bei A. leucocephalus diesen weit 
überragen. 

Die Schale ist länglich viereckig 
mit kaum abgerundeten Hinterwinkeln. 
Der Oberrand ist gerade und geht rück- 
wärts unter einem stumpfen Winkel in den 
Hinterrand über, welcher eine mehr senk- 
rechte Richtung einschlägt. Der Unterrand 
ist ebenfalls gerade und nicht ausgerandet. 

Acroperus angustatus, Sars. — Männchen. Die Schalenstruetur besteht aus geraden, 
up Yussklauen. vd Hodenausführungsgang. schrägen Längsstreifen, welche nicht so 
dichtgedrängt wie bei voriger Art stehen. 

Länge: 0:75 = =; Schalenhöhe: 0:31 »- =-; Kopfhöhe: 0:23 m: m, 

Der Kopf des Männchens, welches stets kleiner ist als das Weibehen, hat einen 
niedrigen Kamm und einen kurzen, abgerundeten Schnabel, so dass die Tastantennen 
denselben überragen. Der Hacken des ersten Fusspaares ist gross, stark, nach vorne 
gekrümmt. Die vordere Postabdominalkante ist kaum ausgeschnitten, die Schwanzkrallen 
mehr nach unten gerückt. 

In klaren Gewässern häufig. 

Vorkommen: bei Turnau, Podebrad, Wittingau, Frauenberg, Deutschbrod (Pr. Kurz). 


18. Gattung Alonopsis, Sars. 


Der Körper ist mittelgross, diek, länglich oval, ohne Einkerbung zwischen Kopf 
und Thorax. Der kleine, gestreckte Kopf bildet keinen Kiel und ist von oben gesehen 
an dem Scheitel fast abgerundet. Der Schnabel ist kurz, scharf, vom Fornix weit überdacht. 
Die Schalensutur steigt von dem Zusammenstosse der Schale und des Kopfschildes 
senkrecht hinauf. 

Das Auge und der Pigmentfleck liegen nahe der Scheitelkante. Die Tastantennen 
sind dick, seitlich comprimirt und tragen nahe dem freien Ende nebst einer fein zugespitzten, 


sl 


kurzen Borste noch ein langes Riechstäbehen. Die Riechstäbchen sind kurz und werden 
von einem doppelt überragt. Die Ruderantennen haben acht Borsten. Der Lippen- 
anhang ist gross, viereckig, unten an den Winkeln fast gleichmässig abgerundet. 

Die Schale besitzt eine länglich vierkantige, hinten abgerundete Gestalt, deren 
grösste Höhe etwa in der Mitte liest. Der Unterrand ist behaart und hinten mit nur 
einem Dorne bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist von oben nach hinten und unten 
schräg gestreift. 

Der Darm bildet eine und eine halbe Windung und erweitert sich hinten in 
einen langen Blindsack. Das Postabdomen, die Hälfte der Schalenlänge erreichend, ist 
wie bei Acroperus fast gleich breit, vorne ausgeschnitten und unten an den Rändern 
der Analfurche bedornt. Der stumpfe Afterhöcker liest im letzten Viertel der Schwanzlänge. 
Die Schwanzkrallen sind mit drei Nebendornen, von denen die zwei kleineren in der 
Mitte stehen, ausgerüstet. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Die Mündung der Hodenausführungsgänge befindet sich vor den Schwanzkrallen. 

Alonopsis latissima, Kurz, zähle ich zu Alona. 

Die Gattung bildet den Uebergang zwischen Acroperus und Alona, und weist 
bis jetzt nur eine Art, welche in Gebirgsseen lebt. 


63. Alonopsis elongata, Sars. — Der gestrichelte Linsenkrebs: — 
Cockovec Zihany. 


1848. Lynceus macrourus, Lievin: Branch. p. 41, Tab. X., Fig. 1. 

1851. Lynceus macrourus, Zenker: Bemerk. über die Daphn. p. 119, Fig. 2. 

1860. Lynceus macrourus, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 219, Tab. IX., Fig. 66—-67. 

1862. Alona elongata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. 1. Bidrag. p. 161. 

1862. Alonopsis elongata, Sars: Idem. 2det Bidrag. p. 289. 

1863. Acroperus intermedius, Schoedler: Neue Beiträge. p. 33. 

1866. Acroperus intermedius, Schoedler: Clad. d. frischen Haffs. p. 9. 

1867. Lynceus elongatus, Norman and Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 23, Tab. 
XVII... Fig. 1; Tab. XXL, Fig. 2. 

1868. Alonopsis elongata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 170, Tab. IV., Fig, 28. 

1872. Lynceus lacustris, Fri6: Krustenth. Böhmens. p. 242, Fig. 49. 


Tastantenne von demselben Thier. 
ga Ganglion. Ah Laterales Riechstäbchen. 


Alonopsis elongata, Sars. — Weibchen. al Lippen- 
anhang. cw Cuticularornament. e Embryo. 


6 


Der Körper ist länglich oval, hinten abgestutzt und abgerundet, wenig durchsichtig 
und dunkel braungelb gefärbt. Der kleine Kopf ist gestreckt, vorne mässig abgerundet 
und läuft in einen kurzen, ziemlich stumpfen Schnabel aus, der etwas nach vorn gerichtet 
ist. Der Fornix ist schwach entwickelt und am freien Rande wellenförmig gebogen, die 
Tastantennen nur theilweise bedeckend. 

Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als das ziemlich kleine Auge, liegt in 
der Mitte zwischen diesem und der Schnabelspitze. Die Tastantennen überragen weit 
die Schnabelspitze; sie sind seitlich eomprimirt, sehr breit und an der Basis tief 
eingeschnürt. Die Ruderantennen sind mit sieben fast gleich langen Ruderborsten versehen. 
Die ersten Glieder der Aeste tragen je einen Enddorn. Der grosse Lippenanhang von 
viereckiger Gestalt ist an beiden Winkeln ziemlich gleich abgerundet. 

Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte; sie ist vierkantig mit abgerundeten 
Ecken. Der Ober- und Hinterrand ist mässig gewölbt; der Unterrand hinter der Mitte 
leicht ausgerandet, kurz behaart und endet hinten in einen winzigen Dorn. Zwischen 
den Wimpern laufen noch feine Zähne, welche hinter dem Dorne bis zur Mitte des 
Hinterrandes sich fortsetzen. Die Schalenoberfläche ist in schräger Richtung von oben 
nach unten und hinten leistenartig dicht gestreift; nebstdem ist die ganze Schale sowie 
auch der Kopfschild mit der Dorsalkante parallel fein und äusserst dicht gestrichelt. 

Das Postabdomen ist lang, gleich breit mit parallelen Kanten und mit abge- 
rundetem Unterwinkel. In dem Ausschnitt der Vorderkante befindet sich ebenso wie 
bei Acroperus ein Haarbüschel. An den Rändern der Afterfurche stehen 11—13 
gleich grosse und einfache Zähne und oberhalb derselben jederseits des Postabdomen 
die Leistehengruppen. An den Schwanzkrallen ist die Strecke zwischen dem Basaldorn 
und den mittleren zwei Dornen fein gestrichelt. Die Schwanzborsten sind zweigliedrig, kurz. 

Länge: 0:8 = =; Höhe: 0:46 = =; Kopfhöhe: 0135 m =, 

Ich traf diese Art zahlreich in allen Böhmerwaldseen bei Eisenstein. Die 
Schalenklappen waren sehr hart, spröde und leicht zerbrechlich. 


19. Gattung Alona, Baird. 


Alona, Baird: Graptoleberis, Harporhynchus, Alonella, Sars; Leydigia, Kurz; 
Lynceus, Schoedler. 


Der Körper ist wenig plattgedrückt, oval oder vierkantig, von 1—0'3 = m Grösse. 
Der Kopf ist hoch gestreckt, unbeweglich, vom Fornix, dessen freier Rand stets Sförmig 
gebogen ist, breit überdacht. 

Das Auge und der Pigmentfleck liegen nahe der Scheitelkante. Die cylindrischen 
Tastantennen tragen vor der Mitte eine kurze zugespitzte Seitenborste und am Ende die 
Riechstäbehen, welche in der Regel von gleicher Länge sind. Der Innenast der Ruder- 
antennen ist mit fünf, der äussere mit drei Ruderborsten versehen. Die fünfte Borste 
des inneren Astes bleibt stets verkümmert. Die drei Endborsten sind ungleich lang und 
zuweilen an einer Seite bedornt und am Ende des ersten Gliedes mit einem winzigen 
Zahne ausgerüstet. Der Lippenanhang ist viereckig. 

Die Schale hat eine länglich vierkantige Gestalt, deren Hinterrand stets gebogen 
ist. Der untere und hintere Winkel ist abgerundet und selten bedornt. Die Schalen- 
structur besteht vorherrschend aus Längsfurchen, welche stets einen horizontalen Verlauf 
einnehmen. 

Der Darm ist gewunden und trägt vor dem After, weleher unten am Postabdomen 
mündet, einen unpaaren Blindsack. Das Postabdomen nimmt verschiedene Gestalten an 
und ist unten stets bedornt. Der Afterhöcker liegt hinter der Mitte der Schwanzlänge; 
er ist niedrig, unbedeutend. Die Schwanzkrallen haben nur einen Basaldorn. 

Die Weibchen tragen nur zwei‘ Eier. Das Ephippium wird durch die verdickte 
und dunkelgefärbte Schale gebildet und enthält ein Ei. 


Beim Männchen sind die Hacken am ersten Fusspaare gross, aufwärts gekrümiut, 
Das Postabdomen verschmälert sich gegen das freie Ende und bleibt unten in der Regel 
unbedornt. Die Hodenausführungsgänge münden meist in einen kurzen Penis entweder 
oberhalb der Schwanzkrallen oder zwischen denselben. 

Die Arten leben am Ufer der Gewässer entweder frei herumschwimmend oder 
im Schlamme wühlend. Sie werden nie in so grosser Zahl angetroffen wie die 
Chydorusarten. 

Die Gattung zählt zahlreiche und ziemlich schwer unterschiedbare Arten, welche 
in natürliche Gruppen zerfallen, die zuerst Sars zu selbständigen Gattungen emporge- 
hoben hat; es sind: Alona, Harporhynchus, Graptoleberis, Alonella. Kurz 
trennte neuerdings von Alona noch eine neue Gattung Leydigia. Die Gattung 
Alonella vermittelt den Uebergang der G. Alona zu Pleuroxus, und zählt meist 
solche Arten, welche zu Pleuroxus angehören, ausgenommen Al. rostrata, für 
welche Schoedler den alten und ursprünglichen Namen Lynceus beibehalten hat. Diese 
Gattungen unterscheiden sich hauptsächlich nur durch die Form des Postabdomens und 
die Arten derselben haben so viele gemeinschaftliche Charakterzüge, dass man mit 
Recht die Gattung Alona behalten kann, welche demnach in 5 Untergattungen zerfällt: 
Leydigia, Alona, Harporhynchus, Graptoleberis, Lynceus. 

Die Fauna Böhmens zählt 14 Arten, welche sich folgendermassen von einander 
unterscheiden: 


Der untere und hintere Schalenwinkel unbedornt. 
ij Das Postabdomen vorne erweitert und abgerundet. 
tr Die untere Postabdominalkante ist gruppenweise (3 Dornen in jeder Gruppe) 


bedornt. 

irf Die Dornen stehen parallel neben einander. Der Schnabel ist scharf. 
* Die Krallen mit Basaldorn. 1. Leydigii. 
* Der Basaldorn fehlt. 2. acanthocereoides. 


117 Die Dormen divergiren. Der Schnabel ist abgestutzt. 
10. intermedia, 


17 Die untere Kante ist einfach bedornt. 
ıır Das Postabdomen mit secundärer Bewehrung. 


* Die Schalenoberfläche gestreift oder undeutlich retieulirt. Die Schwanz- 
zähne gesägt. 


** Die Schalenoberfläche noch fein gestrichelt. 3. affınis. 

** Die Schalenoberfläche sonst glatt. 4. quadrangularis. 

* Die Schalenoberfläche nur fein gestrichelt. 5. elegans. 
irr Das Postabdomen ohne secundäre Bewehrung. 11. lineata. 


1 Das Postabdomen vorne verschmälert, nicht abgerundet. 
ir Das Postabdomen kürzer als die halbe Schalenlänge. Die Zähne von gleicher 


Grösse. 

irrt 10—12 Zähne. 8. costata. 

tr 6—8 Zähne. 9. guttata. 
jr Das Postabdomen länger als die halbe Schalenlänge. Die Zähne sind vorne 

gross. 


trr Die Schwanzkrallen in der Mitte ohne Dorn. Der Schnabel stumpf. 
6. tenuicaudis. 


ri Die Schwanzkrallen in der Mitte mit einem Dorn. Der Schnabel scharf. 
7. latissima. 


Der untere und hintere Schalenwinkel bedornt. 
6* 


S4, 


y Der Wiukel abgerundet mit 1-4 kleinen Zähnen. Die Schalenoberfläche 


gestreift. 
r Das Postabdomen mit einfacher Zahnreihe. Der Schnabel scharf. (5. Ug. 
Lynceus.) 14. rostrata. 


ir Das Postabdomen vorne mit zwei starken Zähnen. Der Schnabel sehr 
lang, nach hinten gebogen. (3. Ug. Harpor hynchus.) 12. rostrata. 


j Der Winkel nicht abgerundet, mit 2—3 starken rückwärts gekrümmten Zähnen. 
Die Schalenoberfläche retieulirt. Das Postabdomen eonisch. (4. Ug. Grap- 
toleberis.) 13. testudinaria. 


Die von Kurz angeführten Arten A. acanthocereoides und elegans 
blieben mir unbekannt. Seine A. parvula und tuberculata sind identisch mit 
A. guttata, A. coronata mit A. lineata. 


64. Alona Leydigii, Schoedler. — Der röthliche Linsenkrebs. — 
Oockovec rüzovy. 


1860. Lynceus quadrangularis, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 221, Tab. VIII, Fig. 59. 
1862. Alona Leydigii, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 11. 

1868. Alona Leydigii, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 174. 

1872. Lynceus quadrangularis, Frie: Krustenth. Böhm. p. 243, Fig. 51. 

1374. Leydigia quadrangularis, Kurz: Dodek. p. 58, Tab. II., Fig. 2. 


Fig. 41. Der Körper ist länglich 
vierkantig, seitlich stark com- 
primirt, blass röthlich gefärbt. 
Der unbewegliche Kopf ist 
klein, gestreckt; der Schnabel 
kurz, an der Spitze etwas ab- 
gestutzt. Der Fornix ist ziem- 
lich schwach entwickelt. 

Das Auge, der Scheitel- 
kante nahe liegend, hat wenig 
Krystalllinsen. Der dreieckige 
Pigmentfleck, mit der Spitze 
gegen das Auge gekehrt, ist 
zweimal so gross als dieses 
und liegt etwa in der Mitte 
zwischen diesem und der Schna- 
belspitze. Die cylindrischen 
Tastantennen erreichen die 
Schnabelspitze. Die Seiten- 
borste derselben sitzt in der 
Mitte der Aussenseite. Die 
Riechstäbehen sind von glei- 
cher Länge. Der Stamm der 
Ruderantennen ist behaart. Der 
Alona Leydigii, Schoedler. — Weibchen, a, Tastantenne. eine Ast ist mit vier, der an- 
a, Ruderantenne. md Mandibeln. er Gehirn. o Auge. mn Pig- dere mit drei gleich langen und 
mentfleck. c Herz. es Oesophagus. ip Darmcoecum. an After. 2gliedrigen Ruderborsten aus- 

ou ÄTRrÄNen; gestattet. Das erste und zweite 
Glied des inneren Astes trägt 
noch 5 kurze Dornen. Der Lippenanhang ist gross, viereckig und kurz behaart. 


85 


Die Schale ist viereckig, ebenso hoch wie breit, an der Oberfläche glatt und der 
Länge nach sehr undeutlich und spärlich gefurcht. Der Hinterrand fällt in schräger 
Richtung nach hinten herab und geht unter einem breit abgerundeten Winkel in den 
stark convexen Unterrand über, welcher mit langen, abstehenden Wimpern besetzt ist. 
Hinter diesem Haarbesatz, welcher plötzlich aufhört, ist der Schalenrand noch fein gezähnt. 

Der Darm macht zwei Schlingen und endet hinter der Mitte des Postabdomens. 
Dieses hat eine beilförmige Gestalt und ist an der Basis eng, am Ende stark erweitert 
und abgerundet. Die Unterkante ist vorne stark convex, hinten concav und von den 
Schwanzkrallen angefangen bis zum niedrigen Afterhöcker, welcher nahe der Basis des 
Postabdomens liest, mit langen, in Gruppen gereihten Dornen, welche von vorn nach 
hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. In jeder Gruppe stehen drei lange Dornen in 
Querreihe. Die langen einfachen Schwanzkrallen tragen einen kurzen Basaldorn. Die 
Schwanzborsten sind verhältnissmässig lang, gerade. 

Länge: 0:92 =: m.; Höhe: 0:66 = =; Kopfhöhe: 0:23 wm, 

Beim Männchen überragen die Tastantennen den Schnabel. Die Hacken am 
ersten Fusspaare sind stark, zugespitzt. Die Hodenausführungsgänge verlängern sich zu 
einem ziemlich langen Penis, welcher zwischen den Schwanzkrallen liegt. 

Am Grunde der klaren Gewässer nicht selten. 

Fundorte: Wittingau, Prag, Skalitz; Deutschrod und Maleschau (Kurz). 


65. Alona acanthocercoides, Fischer. — Der behaarte Linsenkrebs. — 
Cockovec obrveny. 


1854. Lynceus acanthocercoides, Fischer: Lyne. p. 431, Tab. IIL., Fig. 21—25. 

1360. Lynceus acanthocereoides, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 231. 

1862. Eurycercus acanthocereoides, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 11. 

1867. Lynceus acanthocercoides, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 31, 
Tab. XIX. Ko 15, Tab. XXT,Bio,,7. 

1868. Alona acanthocereoides, P, E. Müller: Danmarks Cladocera p. 174, Tab. IV., 
Fig. 5. 

1874. Leydigia acanthocercoides, Kurz: Dodek. p. 59. 


Kurz fand diese Art bei uns viel seltener als die vorige und zwar in ihrer 
Gesellschaft. Mir blieb sie unbekannt. 

Nach P. E. Müller ist sie viel grösser als A. Leydigii. Die Schale ist 
deutlich gestreift. Der Lippenanhang ist dicht und lang behaart. An den Schwanz- 
krallen fehlt der Basaldorn. 

Länge: 0:9 —1'1 = ®., 


66. Alona affinis, Leydig. — Der rothgelbe Linsenkrebs. — 
Cockovec Cervenoäluty. 


1860. Lyneeus affinis, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 223, Tab. IX., Fig. 68—69. 

1862. Alona affinis, Schoedler: Lync. und Polyph. p. 19. 

1863. Alona affinis, Sars: Zool. Reise p. 217. 

1867. Lynceus quadrangularis, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 26, 
Tab. XXL, Fig. 5. 

1868. Alona oblonga, P. E. Müller: Danm. Cladoc. p. 175, Tab. IIL, Fig. 22—23; 
Tab. IV., Fig. 1—2. 

1872. Lynceus affinis, Frit: Krustenth. Böhm. p. 242, Fig. 50. 

1874. Alona oblonga, Kurz: Dodek, p. 56. 


19,2) 
{or} 


Alona affınis, Leydig. — Weibchen. o Auge. al Lip- Alona affınis, Leydig. — Männchen. 
penanhang. ip Darmcoecum. a After. ce Herz. al Lippenanhang. «g Fusshacken. vd Mün- 
gl Schalendrüse. c@ Cutieularornament. dung der Vasa deferentia. 


Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten verschmälert von rothgelber 
Farbe. Der grosse Kopf ist nach vorn gestreckt und verlängert sich in einen ziemlich 
langen, am Ende abgerundeten Schnabel, dessen Spitze mehr nach vorn gerichtet, das 
Niveau des unteren Schalenrandes nicht erreicht. 

Das mit wenig Krystalllinsen ausgestattete Auge liegt dieht hinter der vorderen 
Kopfkante. Der rundliche Pigmentfleck von der Grösse des letzteren steht diesem näher 
als der Schnabelspitze. Die eylindrischen Tastantennen, die Schnabelspitze nicht erreichend, 
haben kurze Riechstäbehen, welche von einem überragt werden. Die Seitenborste befindet 
sich nahe dem freien Ende. Der Ruderantennenstamm ist theilweise behaart, die Glieder 
der Aeste am Ende mit einem Wimperkranze geziertt. Der innere Ast trägt fünf, der 
äussere drei Ruderborsten. Alle Ruderborsten sind zweigliedrig und haben am Ende 
des ersten Gliedes einen winzigen Dorn. Die kürzeste Borste von den drei Endborsten 
ist noch am ersten Gliede seitlich bedornt. Das erste Glied des äusseren Astes sowie 
die Endelieder der beiden Äeste besitzen noch einen kurzen Dorn. Der Lippenanhang 
ist gross, viereckig, nur vorne abgerundet und hinten mit zwei kleinen Dornen bewaffnet. 

Die Schale hat eine länglich vierkantige, hinten etwas verschmälerte Gestalt, 
deren grösste Höhe vor der Mitte steht. Der Oberrand mit der Kopfkante gleichmässig 
gewölbt, geht hinten unter einem abgerundeten Winkel in den senkrecht laufenden und 
schwach convexen Hinterrand über. Der untere Schalenwinkel ist ebenfalls breit abgerundet. 
Der Unterrand ist hinter der Mitte leicht ausgerandet nnd lang behaart. Die Haare 
sind gefiedert und gehen hinten in eine dichte Dornenreihe über, die am freien Rand 
ausgesägt erscheint. Neben dem Hinterrande bis zum Oberwinkel befindet sich noch eine 
feine Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche ist grossmaschig und undeutlich retieulirt mit 
vorherrschenden Längslinien. Die Zwischenräume sind noch fein, dicht gestrichelt, was 
nur bei stärkerer Vergrösserung zum Vorschein tritt. 

Der Darm ist zweimal geschlingelt, der Blindsack kurz. Der After liegt hinter 
der Mitte des Postabdomens. Dasselbe ist ziemlich kurz, breit, am Ende etwas erweitert, 
abgerundet und unterhalb der Krallen tief ausgeschnitten, Die gerade Unterkante trägt 
15—17 ungleich grosse, hinten gesägte Zähne. Ober denselben befindet sich noch eine 
secundäre Leistenreihe. Der Afterhöcker ist niedrig, scharf. Die Schwanzkrallen sind 


87 


mässig gebogen, gezähnt und tragen einen langen, ebenfalls gezähnten Basaldorn. Die 
Schwanzborsten sind kurz, behaart. 

Länge: 0:9—0'98 =- =; Höhe: 0:41—0':51 =: =; Kopfhöhe: 0'25—0'26 m =, 

Beim Männchen, welches stets kleiner ist als das Weibehen, ist der Dorsalrand 
weniger gewölbt, der Schnabel stumpfer und breiter. Die Fusshacken sind gross, kaum 
gebogen. Das gegen das freie Ende verschmälerte Postabdomen hat blos die seeundäre 
Bezahnung. Die Hodenausführungssänge münden vor den Krallen. 

Länge: 0:78 = m; Höhe: 0:36 = =; Kopfhöhe: 0'235 = m, 

In klaren Gewässern überall häufig. 

Fundorte: Prag, Podebrad, Brandeis, Prelou&, Turnau, Eger, Franzensbad, Chrudim, 
Wittingau, Budweis, Pisek, Eisenstein ete. 


Die Deutlichkeit der Struetur an der Schalenoberfläche ist sehr schwankend, 
so dass die Schalen bald glatt, bald gestreift oder retieulirt erscheinen. Von der nächst- 
folgenden A. quadrangularis, mit welcher sie sehr nahe verwandt ist, unterscheidet 
sie sich namentlich durch die feine Strichelung der Schale, welche aber bis jetzt unbe- 
rücksichtigt geblieben ist, obgleich sie namentlich gegen die Mitte der Schalen stets 
ziemlich deutlich hervortritt. A. oblonga P. E. Müller halte ich für identisch mit 
meiner Art. Als nächstverwandte, wenn auch nicht als Varietät, ist A. sanquinea, 
P. E. Müller zu betrachten. 


67. Alona quadrangularis, O. Fr. Müller. — Der vierkantige 
Linsenkrebs. — Cockovec ötverhrany. 


1776.? Lyneceus quadrangularis, O. F. Müller: Entom. p. 75, Tab. IX., Fig. 1—3. 
1862. Alona sulcata, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 21, Tab. I., Fig. 24—25. 
1868. Alona quadrangularis, P. E. Müller: Dam. Clad. p. 176, Tab. II, Fig. 20—21. 
1874. Alona quadrangularis, Kurz: Dodekas p. 80. 


Fig. 44. 


Der Körper ist mittelgross, länglich vier- 
kantig, hinten erweitert und horngelb gefärbt. 
Der Kopf ist ebenfalls gross, gestreckt, mit dem 
kurzen stumpfen Schnabel nach vorn zielend. 

Der Pigmentfleck grösser als das Auge liegt. 
diesem näher als der Schnabelspitze. Die eylindri- 
schen Tastantennen, weit kürzer als der Schnabel, 
werden vom Fornix gänzlich bedeckt. Unter den 
Riechstäbehen sind zwei länger als die übrigen. Die 
Seitenborste steht nahe dem Ende. Die Ruderanten- 
nen sind von derselben Beschaffenheit wie bei A. 
affınis. Der Stamm derselben ist aber unbehaart. 
Der Lippenanhang vorne abgerundet, trägt hinten 
auch zwei kurze Dornen. 

Die Schale ist viereckig, hinten erweitert, 
schräg abgestutzt und fast ebenso hoch wie lang. 
Der Unterrand ist gerade und mit langen Haaren 
besetzt, welche nach hinten kleiner werden und 
in kurze Dornen übergehen, die sich bis zur Mitte 
des Hinterrandes erstrecken. Ober dem unteren 
und hinteren Schalenwinkel befindet sich stets ein 
seichter Ausschnitt. Die Schalenoberfläche ist in 
horizontaler Richtung deutlich gefureht. Die Zwi- Alona quadrangularis, O. F. Müller. 
schenräume sind breit und glatt. — Weibehen, 


88 


Das Postabdomen, gegen das freie Ende merklich erweitert, hat dieselbe Gestalt 
und Bewehrung wie bei A. affinis. Die Schwanzkrallen sind glatt, der Basaldorn gezähnt. 

Länge: 0'74—0'82 = m; Höhe: 0:44—0'46 "- m; Kopfhöhe: 0:21—0'26 ”- =-, 

Das Männchen ist schlanker und kleiner als das Weibehen. Der Dorsalrand 
hat einen geraden Verlauf. Der Schnabel ist kurz, stumpf, nach vorne gerichtet; die 
Seitenborste der Tastantennen zeichnet sich durch ihre Kürze und Stärke aus. Am ersten 
Gliede der Ruderborsten fehlt der Dorn. Die Fusshacken sind gross, stark, an der 
Basis und am Ende verdiekt. Das Postabdomen ist nur seitlich bewehrt. Die Hoden- 
ausführungsgänge münden vor den Krallen. 

Länge: 0:61 ”-®-, Höhe: 0:32 = m Kopfhöhe: 0:21 ”- =, 

In klaren Gewässern selten. 

Fundorte: Goldbach bei Wittingau; Bestrevteich bei Frauenberg (Dr. Fri£); 
Struharov (Vejdovsky). 

A. quadrangularis, Baird ist identisch mit A. tenuicaudis, Sars, wie 
dies die Baird-sche Fig. 11*) des Postabdomens deutlich beweist. 


68. Alona elegans, Kurz. — Der zierliche Linsenkrebs. — 
Cockovec ozdobny. 


1874. Alona elegans, Kurz: Dodek. p. 45, Tab. II, Fig. 1. 


Kurz beschreibt diese Art folgenderweise: 

Die Sceulptur der Schalenoberfläche besteht aus äusserst dichten, im unteren 
Theil von der Gelenkstelle der Mandibeln ausstrahlenden und im oberen Theil mit der 
Rückencontour parallelen, abwechselnd stärkeren und schwächeren Linien. Das Nebenauge 
liegt etwa in der Mitte zwischen dem ziemlich grossen Auge und dem etwas zugespitzten 
Rostrum. Die Antennen haben die Länge des Rostrum, in der Mitte sind sie stark 
verdickt. Die Ruderantennen haben ausser der gewöhnlichen Bewehrung am Mittelgliede 
des inneren Astes einen Halbkranz von kleinen Dornen und am Basalgliede einen 
zarten Dorn. 

Der Schwanz ist kurz, sehr breit, ober dem After spitzig und am freien Ende 
abgerundet, ohne Einschnitt. Die zehn Randzähne sind einfach und spitzig, die Schuppenreihe 
ist vorhanden. Die Endklaue ist stark. Am Rücken befinden sich drei Querreihen 
von Haaren. 

Grösse: 0:4—0'5 m: m., 

Iu einem Waldteich zwischen Maleschau und Zbraslavie nicht häufig. 


69. Alona tenuicaudis, Sars. — Der engschwänzige Linsenkrebs. — 
Coökovec üzkorepy. 


1843. Lyneeus quadrangularis, Baird: Brit. Entom. p. 92, Tab. III., Fig. 9—11. 

1858. Camptocereus alonoides, Schoedler: Branch. p. 27. 

1862. Alona tenuieaudis, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 285, 

1863. Alona camptocereoides, Schoedler: Neue Beitr. p. 24, Tab. I., Fig. 8—10. 

1867. Lyneeus tenuicaudis, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 25, 
Tab. XIX., Fig. 3. 

1868. Alona tenuicaudis, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 179, Tab. II, Fig. 20; Tab, 
III, Fig. 24. 

1874. Alona tenuicaudis, Kurz: Dodek. p. 52. 


*) Baird : Brit. Entom. in Ann. and Mag. of natur. Hist. 1843. Tab. III, 


[es] 
eo} 


Der Körper ist klein, länglich oval, schmutzig 
blassgelb gefärbt. Die grösste Höhe liegt in der Mitte 
der Körperlänge. Der Kopf ist hoch, wenig gestreckt 
und erreicht mit der leicht abgestutzten Schnabelspitze, 
welche abwärts zielt, nicht das Niveau des unteren 
Schalenrandes. Die Fornices sind sehr eng. 

Das Auge hat 4—2 Krystalllinsen, die aus dem 
schwarzen Pigment wenig hervorspringen. Der Pigment- 
fleck um die Hälfte kleiner als das Auge liegt beiläufig 
in der Mitte zwischen diesem und der Schnabelspitze. 
Die Tastantennen sind kurz, conisch, die Schnabelspitze 
nicht erreichend. Die Riechstäbehen haben gleiche Länge. 
Die kurze Seitenborste steht vor der Mitte der Aussen- 
seite. Der innere Ast der Ruderantennen ist mit 4 zwei- 
gliedrigen Borsten und einem kurzen Dorne am ersten 
Gliede ausgestattet. Der Lippenanhang ist breit, viereckig, 
mit abgerundeten Winkeln. 

Die Schale hat eine länglich ovale, hinten stark 
gewölbte Gestalt, deren Unterand mit langen, befiederten Alona tenuicaudis, Sars, — 
Haaren dicht besetzt ist. Diese verkürzen sich allmälig Weibchen. al Lippenanhang. 
nach hinten und gehen hinter dem Winkel in eine feine 
Leistehenreihe über, die sich längs dem Hinterrande bis zum oberen Winkel fortsetzt. 
Die Schalenoberfläche ist mehr oder weniger deutlich und dicht der Länge nach gestreift. 

Der Darm bildet zwei Schlingen. Das Postabdomen, von der Hälfte der 
Schalenlänge, verschmälert sich gegen das freie Ende hin, ist eng, vorne tief ausgeschnitten 
und am Winkel abgerundet, unten gerade und mit 17—18 einfachen Zähnen bewehrt, 
von denen die vorderen alle übrigen an Grösse und Länge weit übertreffen. Der, nahe 
der Basis hervorspringende Afterhöcker ist sehr niedrig und abgerundet. Die langen 
Schwanzkrallen sind glatt und an der Basis hinter dem ebenfalls langen Basaldorn mit 
einem Büschel von kurzen Haaren versehen. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Länge: 0:53—0'6 = =, Höhe: 0:31—036 =- =, Kopfhöhe: 0:12—0:16 "- w., 

Das Männchen blieb mir unbekannt. 

Am Grunde der klaren Gewässer selten. 

Fundorte: Turnau, Wittingau, Podebrad; Deutschbrod (Kurz). In einem Teiche 
bei Wartenberg unweit von Turnau traf ich sie in grosser Zahl, 

Al. tenuicaudis varirt in den verschiedenen Ländern sowohl in Grösse als 
auch in der Bewehrung des Postabdomens. Die grösste Länge giebt Schoedler an: 
075 = m. die kleinste Kurz, Sars und P. E. Müller: 04 "=. Am Postabdomen zählt 
Sars und Norman 20—18, ich 17—18, P. E. Müller 14 und Schoedler nur 
11—13 Zähne. 


70. Alona latissima, Kurz. — Der hohe Linsenkrebs. — 
Cockovec vysoky. 


1874. Alonopsis latissima, Kurz: Dodek. p. 46, Tab. II., Fig. 13—15. 
1874. Alona tenuirostris, Hellich: Cladoc. Böhmens. p. 15. 


90 


Der Körper ist klein, breit, eiförmig, hinten 
verjüngt, von blassgelber Farbe. Der Kopf ist 
niedrig, wenig gestreckt und verlängert sich im 
Verhältniss zu den übrigen Alonaarten in einen 
sehr langen, fein zugespitzten und nach hinten ge- 
bogenen Schnabel. Die Fornices sind sehr eng. 

Der rundliche, schwarze Pigmentfleck ist 
um die Hälfte kleiner als das Auge und steht 
diesem näher als der Schnabelspitze. Die sehr 
langen, fast die Schnabelspitze erreichenden Tastan- 
tennen tragen in der Mitte der Aussenseite eine 
kurze, zugespitzte Seitenborste. Die Riechstäbchen 
sind lang, von ungleicher Grösse. Der innere Ast 
der Ruderantennen hat fünf Ruderborsten. Am 
ersten Gliede des Aussenastes steht noch ein kurzer 

Alona latissima, Kurz. — Weibehen. Dorn. Der Lippenanhang ist viereckig, eng, lang, 
ce Herz. e Embryo. mit abgerundeten Winkeln. 

Die eiförmige Schale, deren grösste Höhe 
vor der Mitte liest, verschmälert sich plötzlich gegen den kurzen Hinterrand, der stark 
gebogen ist. Der Oberrand ist stark gewölbt, der untere, vorne convexe, hinten breit 
ausgeschnittene Rand besitzt denselben Haarbesatz wie bei A. tenuicaudis. Die Leist- 
chenreihe reicht nur bis zur Mitte des Hinterrandes. Die Schalenoberfläche ist gestreift, 
die Zwischenräume sehr breit. 

Der Darm ist zweimal geschlingelt und erweitert sich hinten vor dem Postabdomen 
in einen ziemlich langen Blindsack. Das Postabdomen, länger als die Hälfte der Schalen- 
länge, ist schmal und gegen das freie Ende deutlich verjüngt. Die vordere Kante ist tief 
winkelartig ausgeschnitten, der Winkel schräg abgestutzt mit je einem langen Dorne am 
jeden Eck. Die untere Kante ist gerade und mit sieben kurzen, einfachen, weit von 
einander abstehenden Dornen bewaffnet. Der Afterhöcker ragt stärker hervor als bei 
A. tenuieaudis. Die Schwanzkrallen sind schlank, wenig gebogen und tragen ausser 
dem langen Basaldorn noch einen kleinen Stachel in der Mitte. Die Schwanzborsten - 
sind kurz. 

Länge: 0-58 = =, Höhe: 0:43 m. m, 

Beim Männchen, welches Kurz beschrieb, ist der Unterrand der Schale fast 
gerade. Die Antennen sind länger als der Schnabel, im basalen Drittel an der Aussenseite 
mit einem Tasthaar, tiefer unten mit drei seitlichen und am Ende mit 8—10 terminalen 
Riechstäbehen besetzt. Die Füsse des ersten Fusspaares haben einen starken Hacken. 
Der Schwanz hat keine Analzähne und auch die Endklaue entbehrt ausser dem Basaldorn 
jeder seeundären Bewehrung. Ober den Endklauen liegt der Porus genitalis. 

TAnge2 0:42 Hohe: OA mm; 

In klaren Gewässern sehr selten. 

Ich fand sie nur in einem Exemplar in einem Tümpel bei Turnau und im „Syet“- 
Teiche bei Wittingau. Kurz traf sie in einem Waldteiche bei Zbraslavie südlich von 
Kuttenberg. 


71. Alona costata, Sars. — Der gefurchte Linsenkrebs. — 
Cockovec ryhovany. 


1848. Lynceus quadrangularis, Lievin: Branch. p. 40, Tab. X., Fig. 6—7. 

1858. Alona lineata, Schoedler: Branch. p. 28. 

1862. Alona eostata, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Cladoc. p. 286. 

1863. Alona lineata, Schoedler: Neue Beitr. p. 20, Tab. I., Fig. 23. 

1867. Lynceus eostatus, Norman and Brady: A Monog. of the brit. Entom. p. 25, 
Tab. XVIIL, Fig. 2, Tab. XXL, Fig 7. 

1868. Alona lineata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 175, Tab. IV., Fig. 3—4. 


gl 


Alona costata, Sars. — Post- 
abdomen. vd Vasa deferentia. 


Alona costata, Sars. — Weibchen. Za Lippenan- 
hang. ip» Darmcoecum. e Embryo, 


Der Körper ist klein, hoch, länglich viereckig, vorne verschmälert und blassgelb 
gefärbt. Der Kopf ist klein, wenig nach vorn gestreckt. Der Schnabel kurz, an der 
Spitze, welche bis zum Niveau des unteren Schalenrandes reicht, kaum abgestutzt. Die 
Fornices sind sehr breit. 

Das Auge, mit etwa zehn kleinen Krystalllinsen versehen, liest nahe der Scheitel- 
kante. Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als dieses, steht beinahe in der Mitte 
zwischen dem Auge und der Schnabelspitze. An den eylindrischen Tastantennen, welche kürzer 
als der Schnabel sind, befindet sich die kurze Seitenborste nahe dem freien Ende. Unter 
den Riechstäbehen ragen zwei unbedeutend hervor. Der Stamm der Ruderantennen, welche 
sieben Borsten tragen (die achte ist verkümmert), ist behaart. Das erste Glied des 
äusseren Astes hat noch einen kurzen Enddorn. Der Lippenanhang ist klein, viereckig, 
vorne abgerundet, hinten bedornt. 

Die Schale ist länglich viereckig, hinten höher als vorne. Ihre grösste Höhe 
liegt in der Mitte. Der Dorsalrand ist mässig gewölbt und geht hinten unter einer 
grossen Wölbung in den senkrecht herabsteigenden, schwach convexen Hinterrand. Der 
untere Schalenwinkel ist breit abgerundet, der Unterrand gerade, mit kurzen, starren 
Wimpern bis hinter den Hinterwinkel besetzt. Längs des Hinterrandes läuft auch bei 
dieser Art die feine Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche ist sehr deutlich gestreift. 
Die Zwischenräume sind punktirt. 

Der Darm ist zweimal gewunden, der unpaare Blindsack ziemlich lang. Das 
Postabdomen, kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, verschmälert sich gegen das freie 
Ende. Die Vorderkante ist kaum ausgeschnitten, der Winkel scharf. An der geraden 
Unterkante stehen 9—10 gleich grosse Zähne. Der Afterhöcker, welcher etwa im letzten 
Drittel der Schwanzlänge liegt, tritt deutlich hervor. Die Schwanzkrallen tragen einen 
kleinen Basaldorn und sind glatt. Die Schwanzborsten sehr kurz. 

Das Ephippium ist dunkelbraun gefärbt. 

Länge: 0:55—0'65 = = Höhe: 0:34—0:38 = =, Kopfhöhe: 0:15—0'17 "= m., 

Das Männchen ist beträchtlich kleiner und schlanker als das Weibehen. Der 
Dorsalrand ist weniger gebogen, der Schnabel stumpf und nach vorne gerichtet. Die 
Tastantennen sind ebenso lang wie der Schnabel. Der Fusshacken ist an der Basis 
verdickt. An den Krallen des conischen Postabdomens fehlt der Basaldorn. Vor diesen 
steht ein kurzer Penis, wo die Hodenausführungsgänge ausmünden. 

Länge: 0'5 ”- =, Höhe: 0:27 m: m. Kopfhöhe: 0:14 ” =, 


92 


In klaren Gewässern sehr häufig. 

Fundorte: Prag, Prelout, Podebrad, Budweis, Chrudim, Nimburg, Wittingau, 
Lomnitz, Pisek, Eisenstein, Eger, Franzensbad, Turnau etc. 

In Lynceus quadrangularis, Lievin glaube ich diese Art wiederzufinden, 
denn die übereinstimmende Grösse (0°0178 Par. Linie = 0'48 = =) und das kurze, am 
Ende schräg abgestutzte Ende des Postabdomens (Fig. 6, Tab. X.) spricht dafür. Mit 
Lyneeus lineatus Fischer ist dagegen A. reetangula Sars identisch und stimmt 
mit derselben sowohl in der Grösse (!/;—!/, Linie = 0:43—0:37 ®- =) als auch in der 
Bewehrung des Postabdomens (7”—8 Stacheln) überein. Bei Sars trägt das Postabdomen 
von A. costata 12—14, bei Norman 10—14 Zähne. P. E. Müller sah dasselbe beim 
Männchen mit Leistehenreihen bewehrt (utrinque seriebus duabus squamarum). Kurz 
dagegen spricht noch beim Weibchen von einer secundären Bezahnung. 


72. Alona guttata, Sars. — Der kleine Linsenkrebs. — 
Oockovec maly. 


1862. Alona guttata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 287. 

1867. Lynceus guttatus, Norman and Brady: Mon, of the brit. Entom. p. 29. Tab. XVIIL, 
Fig. 6., Tab. XXI, Fig. 10. 

1868. Alona guttata. P. E. Müller: Eftersk. til Danmarks Clad. p. 356. 

1874. Alona parvula, Kurz: Dodekas p. 44, Tab. II., Fig. 8. 

1574. Alona tubereulata, Kurz: Dodekas p. 45, Tab. II., Fig. 3. 

1874. Alona angliea, Hellich: Cladoc. Böhmens p. 15. 


Fig. 49. 


Alona guttata, Sars. — Alona guttata, Sars. — 
Weibchen. , Männchen. »d Porus genitalis. 

Der Körper ist sehr klein, kurz, eiförmig, vorne verschmälert und blass horngelb 
gefärbt. Der kleine niedrige Kopf endet unten in einen kurzen, an der Spitze abgestutzten 
Schnabel. Die Fornices sind sehr breit. 

Der Pigmentfleck, bedeutend kleiner als das Auge, liegt in der Mitte zwischen 
diesem und der Schnabelspitze. Die kurzen Tastantennen erreichen nieht das Schnabelende. 
Die Ruderantennen tragen sieben zweigliedrige Borsten. Die achte Borste ist eingliedrig, 
verkümmert. Der Lippenanhang ist länglich viereckig, mit abgerundeten Winkeln wie 
bei A. latissima. 

Die Schale, ebenso hoch wie lang, hat eine kurz eiförmige, hinten am ver- 
schmälerten Ende abgestutzte Gestalt, deren grösste Höhe vor der Mitte liegt. Der 
Unterrand ist fast gerade, kurz bewimpert, der Hinterrand wenig gebogen und ohne 
Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche erscheint bald glatt, bald der Länge nach gestreift 
oder schön regelmässig retieulirt mit dicken und erhabenen Begränzungslinien. Nicht 
selten ist auch die Oberfläche mit grossen, runden Höckerchen, welehe in Längsreihen 
geordnet sind, besetzt. 


en 


5 


95 


Das kurze und breite Postabdomen verjüngt sich merklich gegen das freie Ende 
hin, wo es gerade abgestutzt und am Unterwinkel nieht, abgerundet ist. An den Rändern 
der Analfurche stehen 6—7 gleich grosse Zähne. Die Schwanzkrallen sind glatt, mit 
einem kleinen Basaldorn. 

Länge: 0:35—0'39 = =; Höhe: 0:23—0'26 = =; Kopfhöhe: 0:08—0:09 = =, 

Beim Männchen ist der Schnabel sehr kurz, so dass er von den Tastantennen 
überragt wird. Der Hacken des ersten Fusspaares ist klein, an der Basis angeschwollen 
und stark vorwärts gekrümmt. Das Postabdomen bleibt am Unterrande unbewehrt. Die 
Hodenausführungsgänge münden vor den Krallen. 

In klaren Gewässern ziemlich häufig. 

Vorkommen: bei Podebrad, Wittingau, Budweis, Eisenstein, Eger, Franzensbad, 
Turnau; Deutschbrod (Kurz). 

Kurz beschrieb diese Art mit glatter Schale als A. parvula, mit höckeriger 
als A. tuberculata. Die reticulirte Varietät, wie sie Sars und Mülller angibt, 
blieb mir unbekannt. 


73. Alona intermedia, Sars. — Der breitnasige Linsenkrebs. — 
Cockovec Sirokozoby. 


1862. Alona intermedia, Sars: Om de i Christ. Omesn. iagtt. Cladoc. p. 286. 
1868. Alona intermedia, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 181, Tab. IV., Fig. 1—9; p. 356. 

Der Körper ist klein, kurz oval, von blassgelber Farbe. Der Kopf ist hoch 
gestreckt, der Schnabel kurz, an der Spitze breit abgestutzt und nach unten gerichtet. 

Der schwarze Pigmentfleck, bedeutend grösser als das Auge, liest von der 
Schnabelspitze weiter entfernt als von diesem. Die conischen Tastantennen sind ebenso 
lang wie der Schnabel, die Riechstäbchen von gleicher Länge. Die Ruderantennen tragen 
sieben Borsten und noch einen kurzen Enddorn am ersten Gliede des Aussenastes. Der 
Lippenanhang ist breit viereckig, vorne abgestutzt. 

Die grösste Höhe der vierkantiger Schale liest in der Mitte. Der dorsale Rand 
ist stark gewölbt und biegt sich hinten unter einem stumpfen Winkel in den schwach 
gewölbten und schräg herabsteigenden Hinterrand, der ober dem unteren Schalenwinkel 
stets seicht ausgeschnitten ist (wie bei A, quadrangularis). Der gerade Unterrand 
ist bis zum Hinterwinkel kurz behaart. Die Leistchenreihe längs des Hinterrandes fehlt. 
Die Schalenoberfläche ist in horizontaler Richtung deutlich gefurcht und in den Zwischen- 
räumen punktirt, 

Das Postabdomen ist breit, kurz, vorne tief ausgeschnitten und am unteren 
Winkel abgerundet. Die untere convexe Kante ist gruppenweise bedornt. In diesen 
Gruppen (7”—8 an der Zahl) stehen immer drei Dornen dicht nebeneinander, mit Enden 
divergirend. Der Afterhöcker ist hoch, scharf. Die Schwanzkrallen, an der Basis mit 
einem kurzen Dorn versehen, sind glatt. 

Länge: 0:43 = =, Höhe: 0:28 = =, Kopfhöhe: 0:18 & m, 

Das Männchen ist unbekannt. y 

Diese Art fand Dr. Fri& nur einmal in einer Pfütze bei Elschovitz unweit von 
Winterberg in Gesellschaft mit Moina Fischeri. 


74. Alona lineata, Fischer. — Der veränderliche Linsenkrebs. — 
Cockovec promenlivy. 


1854. Lynceus lineatus, Fischer: Ueber Daph. und Lyne. p. 429, Tab. I., Fig. 15—16° 
1862. Alona rectangula, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 160. 

1862. Alona lineata, Sars: Idem 2det Bidrag. p. 166. 

1863. Alona spinifera, Schoedler: Neue Beitr. p. 18, Tab. I., Fig. 17—22, 


‘94 


1874. Alona coronata, Kurz: Dodek. p. 54, Tab. II., Fig. 4—6. 
1874. Alona pulchra, Hellich: Cladoc. Böhm. p. 15. 


Fig. 51 Der Körper ist sehr klein, länglich oval, hinten 

Tat abgestutzt und von blassgelber Farbe. Der Kopf ist 
hoch gestreckt, der Schnabel kurz, an der Spitze ab- 
gestutzt und mehr nach vorne gerichtet. Die Fornices 
sind breit. 

Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als 
das Auge, liegt diesem näher als der Schnabelspitze. 
Die kleinen, cylindrischen Tastantennen erreichen bei 
weitem nicht die Schnabelspitze und haben gleich grosse 
Riechstäbehen. Der innere Ast der Ruderantennen 
trägt vier gleich lange, und der äussere drei Ruder- 
borsten. Der Lippenanhang ist sehr gross, mit gleich- 
mässig abgerundeten Winkeln. 

\ Die grösste Höhe der länglich vierkantigen, an 

Alona lineata, Fischer. den Ecken breit abgerundeten Schale befindet sich in 

ee der Mitte der Länge. Ober dem hinteren und unteren 

Winkel ist die Schale stets ausgeschnitten. Der gerade 

oder schwach concave Unterrand ist wie bei voriger Art kurz behaart. Die Leistchen- 

reihe des Hinterrandes fehlt auch hier. Die Structur der Schalenoberflächen schwankt 

ebenso wie bei A. guttata und die Schale sieht bald glatt, bald gestreift oder reti- 

eulirt mit erhabenen, dieken Längs- und Querstreifen. Zuweilen findet man die Längs- 
streifen mit kleinen erhabenen Knötchen unterbrochen. 

Das breite und kurze Postabdomen ist vorne abgerundet und unten mit 7—8 
schlanken Stacheln bewehrt. Oberhalb dieser Stachelreihe jederseits des Postabdomens 
stehen noch lange Stacheln mit den ersteren alternirend. Der Afterhöcker ist hoch, 
scharf. Die Schwanzkrallen sind kurz, wenig gebogen, fein gezähnt und mit einem kleinen 
Basaldorn versehen. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang. 

Länge: 0'38—0'4 = = , Höhe: 0:23 = ®, Kopfhöhe: 011" =, 

In klaren Gewässern häufig. 

Fundorte: Podebrad, Turnau, Wittingau, Eisenstein, Saar (Dr. Frie); Struharov 

(Vejdovsky); Eger, Franzensbad (Noväk); Deutschbrod (Kurz). 


75. Alona falcata, Sars. — Der langnasige Linsenkrebs. — 
Coökovec dlouhozoby. 


1862. Alona faleata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 162. 

1862. Harporhynchus falcatus, Sars: Idem. 2det Bidrag. p. 289. 

1867. Lynceus falcatus, Norman and Brady: Monog. of the brit. Entom. p. 36, Tab. 
XVII, Fig. 1., Tab. XX., Fig. 1. 

1868. Alona falcata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 183, Tab. IV., Fig. 13—14. 


Alona faleata, Sars. — Weibchen. Alona faleata, Sarı. — Männchen. 
r Schnabel. al Lippenanhang. ug Fusshacken. vd Porus genitalis. 


Der Körper ist klein, länglich vierkantig, vorne schräg abgestutzt und von 
gelbbrauner Farbe. Der hohe, nach vorne gestreckte Kopf verlängert sich unten in 
einen sehr langen, rückwärts gekrümmten Schnabel, dessen Ende bis zum vorderen 
Schalenwinkel reicht. Der rückwärts gekrümmte Schnabeltheil ist ein langer und enger 
lamellöser und an der Spitze abgerundeter Fortsatz des Kopfschildes. Der Fornix ist breit. 

Das Auge, um die Hälfte kleiner als der unregelmässig viereckige Pismentileck, 
weleher jenem näher liegt als der Schnabelspitze, besitzt wenig Krystalllinsen. An den 
langen, eylindrischen Tastantennen,"welche nach aussen gerichtet sind, sitzt die Seitenborste 
in der Mitte. Unter den langen Riechstäbehen ist eine doppelt so gross als die übrigen. 
Der innere Ast der Ruderantennen träst vier Borsten und einen kurzen Dorn am ersten 
Gliede. Das erste Glied des äusseren Astes ist behaart und ebenfalls mit einem Enddorne 
versehen. Der Lippenanhang ist vierkantig, abgerundet und am hinteren Eck seicht 
eingedrückt. 

Die viereckige Schale ist vorne verschmälert und in der Mitte am höchsten. 
Der obere mit der Kopfkante gleichmässig stark gebogene Rand geht unter einem 
stumpfen Winkel in den senkrechten, schwach eonvexen Hinterrand über. Der untere 
Schalenwinkel ist breit abgerundet und mit 1—3 kleinen Zacken versehen. Der gerade 
Unterrand, hinter dem vorderen Schaleneck, welches höckerartig hervorspringt, tief aus- 
geschnitten, trägt kurze, abstehende Borsten, die am vorderen Schaleneck die grösste 
Länge erreichen. Die Structur der Schalenoberfläche tritt deutlich hervor und besteht 
aus geraden Längsfurchen. 

Der Darm macht eine und eine halbe Windung und hat hinten einen sehr 
kurzen Blindsack. Das Proabdomen trägt hinten am Rücken ausser den queren Haarreihen 
noch lange Stacheln. Das Postabdomen ist gross, viereckig, gleich breit, vorne am 
Winkel abgestutzt und mit zwei starken Dornen versehen. Die untere gerade Kante ist 
unbedornt, hinter dem kaum hervorragenden Afterhöcker gekerbt. Jederseits des Post- 
abdomens stehen kleine Dornen in Gruppen geordnet, welche drei bis vier Dornen zählen. 
Die Schwanzkrallen sind glatt, der Basaldorn kurz. Die Schwanzborsten lang. 

Länge: 0'55—0'6 = =, Höhe: 0:29—0'31 = =, Kopfhöhe: 0:17—0'2 =: m, 

Beim Männchen ist der Dorsalrand wenig gebogen, der Kopf mit dem Schnabel 
mehr nach vorn gerichtet. An den kurzen und dicken Tastantennen sind die Riechstäbchen 
von ungleicher Länge. Der Fusshacken ist sehr klein. Am Postabdomen, welches eine 
conische Gestalt annimmt, tritt der Afterhöcker deutlicher hervor und ist scharf. Dasselbe 
ist nur seitlich bewehrt. Der Basaldorn der Schwanzkrallen fehlt. Die Hodenaus- 
führungsgänge münden vor den Krallen. 

Länge: 0'4 = =, Höhe: 0:18 = =, Kopfhöhe: 0:15 ° =, 


96 


Dr. Fri& fand dieses Thierchen im Bestrevteiche bei Frauenberg, wo es gemein- 
schaflich mit A. quadrangularisund rostrata am sandigen Ufer in grosser Zahl lebte. 

Alona dentata, Müller ist wahrscheinlich dieselbe Art mit abgebrochenem 
Schnabel. Ich habe viele solche Individuen gesehen. 


76. Alona testudinaria, Fischer. — Der gegitterte Linsenkrebs. — 
Cockovec mriäovany. 


1848. Lynceus testudinarius, Fischer; Ueber die Crust, etc. p. 191, Tab. IX., Fig 12. 

1853. Lynceus reticulatus und testudinarius, Lilljeborg: De Crust. p. 83, Tab. VIL, 
Fig. 6 - 7., pag. 84. 

1860. Lynceus reticulatus und testudinarius, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 229. 

1862. Graptoleberis reticulata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 289. 

1863. Alona esocirostris, Schoedler: Neue Beitr. p. 25, Tab. L, Fig. 26—27. 

1867. Lyneeus testudinarius, Norman and Brady: Mon. of. the brit. Entom. p. 30, 
Tab. XVIIL., Fig. 7., Tab. XXI, Fig. 4. 

1868. Alona reticulata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 180. 

1872. Lyneeus retieulatus, Fric. Krustth. Böhm. p. 244, Fig. 55. 

1874. Graptoleberis testudinaria, Kurz: Dodekas p. 54, Tab. II., Fig. 11—12. 


ee Der Körper ist mittelgross, dick, fasthalbkreis- 


förmig, vorn und hinten verschmälert, und von schmutzig 
gelber Farbe. Der hohe Kopf, mit dem kurzen Schnabel 
nach vorne gestreckt, wird zu beiden Seiten vom sehr 
breiten Fornix, dessen freier Rand auswärts gebogen ist, 
bedeckt, so dass der Kopf von oben gesehen eine kreis- 
runde Contour besitzt. Das Auge, von der Scheitel- 
kante kaum entfernt, ist zweimal so gross als der schwarze 
Pigmentfleck, welcher dem Auge näher steht als der 
Schnabelspitze. Die Tastantennen von der Grösse des 
Schnabels tragen fast gleich lange Riechstäbehen und 
eine kurze Seitenborste nahe dem freien Ende. Die 
Ruderantennen sind lang gestreckt, mit sieben langen 
Borsten ausgestattet. Der Lippenanhang ist unten an 
den Winkeln gleichmässig abgerundet. 

Die Schale ist länger als hoch. Ihre grösste 

Alona testudinaria, Fischer. Höhe liegt vor der Mitte. Von oben gesehen verlängert 
— Weibchen. al Lippenanhang. sich oft der Schalenrücken in einen sehr hohen Kiel. 
m Antennenmuskeln. 5 Cuticn Der dorsale Rand mit dem Kopfrande hoch und gleich- 

larornament. ec Herz. ans - : h g 
mässig gebogen, verschmilzt zuweilen hinten mit dem 
kurzen Hinterrande unter gleicher Wölbung. Der untere Schalenwinkel ist fast recht- 
eckig und mit 2—3 sehr starken und aufwärts gerichteten Zähnen bewehrt. Am ganzen 
Unterrande, welcher einen geraden Verlauf hat, ist die Schale mit langen, von vorne 
nach hinten an Grösse abnehmenden und gefiederten Wimpern besetzt. Die Oberfläche 
des Kopfschildes und der Schale ist grossmaschig und sehr deutlich gefeldert. 

Das Postabdomen, von conischer Gestalt, ist klein, kurz, unten an den schwach 
convexen Rändern der Analfurche mit 7—8 Büscheln von kurzen Haaren besetzt. Der 
Afterhöcker ist hoch, abgerundet. Die Schwanzkrallen sitzen auf der Spitze des Post- 
abdomens und sind verkümmert, klein, stark gebogen, mit einem winzigen Basaldorn. 
Die obere Kante derselben ist zweimal ausgezackt. 

Länge: 0:66—0'75 ® = Höhe: 0:33—0'41 = =, Kopfhöhe;: 0'21—0'25 = m. 

In klaren Gewässern nicht häufig. 

Fundorte: Podebrad. Turnau, Lipiöteich bei Wittingau (Dr. Fri@); Königsberg 
(Noväk). 


97 


77. Alona rostrata, Koch. — Der ausgerandete Linsenkrebs. — 
Cockovec vykrojeny. 


1841. Lynceus rostratus, Koch: Deutsch. Crust. p. 36, Tab. XII. 

1853. Lynceus rostratus, Lilljeborg: De Crust. p. 78, Tab. VI., Fig. 9. 

1860. Lynceus rostratus, Leydig: Naturg. der Daph. p. 217. 

1862. Alonella rostrata, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad., p. 301. 

1863. Lynceus rostratus, Schoedler: Neue Beitr. p. 48. 

1867. Lynceus rostratus, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 43, Tab. 
XIX., Fig. 1., Tab. XXI., Fig. 6. 

1868. Alona rostrata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 182., Tab. IV., Fig. 12. 

1874. Alonella rostrata, Kurz: Dodekas. p. 60, Tab. II,, Fig. 7. 


Der Körper ist klein, niedrig, länglich 
elliptisch, nach vorne und hinten merklichverjüngt. 
Die Farbe ist horngelb. Der Kopf ist hoch, 
nach vorne gestreckt und in einen langen, spitzi- 
gen und nach hinten gebogenen Schnabel aus- 
gezogen. Die Fornices sind sehr stark entwickelt. 

Der schwarze Pigmentfleck von rund- 
licher Form ist von der Schnabelspitze zweimal 
so entfernt wie von dem Auge, welches ihn an 
Grösse bedeutend übertriftt. Die Tastantennen 
sind eylindrisch und haben die Grösse der halben 
Schnabellänge. Sie tragen die Seitenborste vor 
der Mitte der Aussenseite. Die Riechstäbchen 
sind kurz und ungleich lang. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und einen 
langen Dorn am ersten Gliede des äusseren Astes. Der Lippenanhang ist sehr verküm- 
mert, unbedeutend. 

Die Schale ist länglich eiförmig, hinten verschmälert und abgestutzt. Ihre grösste 
Höhe befindet sich in der Mitte. Der Dorsalraud, mit dem Kopfrande gleichmässig und 
stark gewölbt, ist vor der oberen Schalenecke leicht ausgerandet. Die Hinterkante steigt 
senkrecht hinab, ist kurz, kaum gebogen, die untere Schalenecke abgerundet, der Unterrand 
gewölbt, in der Mitte abgeflacht oder ausgeschnitten. Sein Haarbesatz ist kurz und 
erstreckt sich bis zur hinteren Schalenecke, wo er mit einem kurzen Zahne aufhört. 
Die Struetur der Schalenoberfläche besteht am Rücken aus erhabenen, mit dem Dorsal- 
rande parallel verlaufenden Längsrippen, welche sich unten mit einigen dem Bauchrande 
parallelen und geraden Längsrippen kreuzen. 

Das Postabdomen ist lang, schlank, vorne abgestutzt und am Winkel abgerundet. 
Es trägt an den convexen Rändern der Analfurche neun einfache und gleich grosse Zähne. 
Die Schwanzkrallen haben einen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang. 

Länge: 0'55—0'65 = = Höhe: 0:29—0'34 = m. Kopfhöhe: 0:16—0:19 m m, 

Beim Männchen sind die Fusshacken sehr gross, die Schwanzkrallen ohne 
Basaldorn. Die Hodenausführungsgänge münden vor den Krallen in einen kleinen Penis. 

In klaren Gewässern häufig. 

Fundorte: Prag, Podebrad, Prelout, Turnau, Budweis, Wittingau, Eisenstein, 
Königsberg etc. 


Alona rostrata, Koch. — Weibchen. 


98 


20. Gattung Pleuroxus, Baird. 


Der Körper ist eiförmig oder herzförmig, hinten verjüngt und stets gerade 
abgestutzt. Der Kopf ist beweglich oder unbeweglich, stark niedergedrückt, selten 
hoch gestreckt. Im ersten Falle ist der Schnabel kurz, im zweiten dagegen lang, 
zugespitzt. Der Fornix ist in der Regel schwach entwickelt. 

Das Auge und der schwarze Pigmentfleck liegen dicht hinter der Scheitelkante. 
Die Tastantennen, von conischer Gestalt, tragen eine lange Seitenborste und gleich lange 
Endriechstäbehen. Die Ruderantennen sind mit 7—8 zweigliedrigen Ruderborsten aus- 
gerüstet. Der Lippenanhang hat eine dreieckige, sichelförmig nach hinten gebogene 
Gestalt mit sehr breiter Basis. 

Die hohe Schale ist unten bewimpert und am unteren und hinteren Winkel stets 
bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist retieulirt, gestreift oder gefurcht. 

Der Darm ist geschlingelt und vor dem After, welcher stets hinter der Mitte 
der unteren Postabdominalkante liegt, mit einem unpaaren Blindsack versehen, Das 
seitlich stark comprimirte Postabdomen verschmälert sich gegen das freie, abgestutzte 
Ende. Die Ränder der Afterspalte sind ausgerandet, der Afterhöcker niedrig. Die 
Schwanzkrallen tragen unten an der Basis zwei ungleich lange Basaldornen, von denen 
der hintere stets kleiner ist. Die Schwanzborsten sind lang, wellenförmig gebogen, 
zweigliedrig. 

Beim Männchen ist das Postabdomen conisch. Die Hodenausführungsgänge 
münden entweder vor den Krallen oder zu beiden Seiten derselben. 

Diese artenreiche Gattung zerfällt in vier Untergattungen: 1. Alonella, Sars; 
2. Pleuroxus, Baird; 3. Rhypophilus, Schoedler; 4. Peracantha, Baird. 

Die Fauna Böhmens zählt elf Arten, welche sich von einander folgendermassen 
unterscheiden. 


Der Kopf hoch gestreckt, der Schnabel kurz, stumpf. Der Körper kaum 0'4 w. m. 
gross. 1. Ug. Alonella, Sars. 
+ Der hintere Schalenrand unten zahnartig ausgeschnitten. Die Schalenoberfläche 
schräg von vorn nach hinten und unten gestreift. 


fr Die Zwischenräume fein gestrichelt. 1. excisus. 

ir Die Zwischenräume glatt. 2. exiguus. 
f Der hintere Schalenrand gerade. Die Schalenoberfläche schräg von vorn nach 

hinten und oben gestreift. 3. nanus. 


Der Kopf niedrig, der Schnabel lang, zugespitzt. Der Körper über 0'5 =: m- gross, 


f Der hintere Schal®nrand unbewaffnet. 
ir Die Schnabelspitze nach hinten gebogen, die untere und hintere Schalenecke 
mit kurzen Zähnen bewehrt. (2. Ug. Pleuroxus, Baird.) 
ri Der Körper länglich elliptisch, hinten breit abgestutzt. Das Postabdomen 
gegen das freie Ende merklich verschmälert und unten mit einfachen 
Zähnen bewaffnet. 
* Die untere und hintere Schalenecke nicht abgerundet. Die Schalen- 


oberfläche glatt oder reticulirt. 4. hastatus. 
* Die untere und hintere Schalenecke abgerundet. Die Schalenoberfläche 
gestreift. 9.. striatus. 


try Der Körper herzförmig, hinten kurz abgestutz. Das Postabdomen 
kaum verjüngt und mit Doppelzähnen bewaffnet. 
* Der Scheitel mit einem zarten Cuticularkamm. Die Schalenoberfläche 


glatt oder retieulirt. 6. trigonellus. 
* Der Scheitel ohne Kamm. Die Schale vorne mit S—10 schrägen 
Streifen. 7. aduncus, 


+r Die Schnabelspitze aufwärts gebogen. Die untere und hintere Schalenecke 
mit grossen Zähnen bewehrt. (3. Ug. Rhypophilus, Schoedler.) 


99 


+rr Die Schale glatt. 8. glaber. 
irr Die Schale retieulirt. 9. personatus. 

j Der hintere Schalenrand bewehrt. (4. Ug. Peracantha, Baird.) 
ir Der Schnabel doppelt so lang wie die Tastantennen. 10. truncatus. 
tr Der Schnabel ebenso lang wie die Tastantennen. 11. brevirostris. 


78. Pleuroxus excisus, Fischer. — Der gezähnte Linsenkrebs. — 
Cockovec ozubeny. 


1854. Lynceus exeisus, Fischer; Daphn. und. Lync. p. 428, Tab. II., Fig. 11—14. 
1862. Alonella exeisa, Sars: Om de i Christ. Omegn. iastt. Clad. p. 288. 

1863. Pleuroxus exeisus, Schoedler: Neue Beitr. p. 49, Tab. II., Fig. 38, 

1872. Lynceus exiguus, Fri6: Krustenth. Böhm. p. 247, Fig. 60. 

1874. Alonella exeisa, Kurz: Dodekas. p. 59. 


Der Körper ist sehr klein, länglich eiförmig, hinten 
verschmälert und kurz abgestutzt. Die Farbe ist blass horn- 
gelb. Der Kopf ist unbeweglich, hoch, und hat einen kurzen, 
spitzigen Schnabel, dessen Spitze nach unten zielt. 

Der schwarze, rundliche Pigmentfleck steht etwas 
ober der Mitte zwischen der Schnabelspitze und dem Auge. 
Er ist bedeutend kleiner als das letztere. Die kurzen Tast- 
antennen erreichen kaum die Schnabelspitze und tragen etwa 
vor der Mitte der Aussenseite eine spitzige Tastborste. Die 
Riechstäbchen sind von gleicher Länge. Der innere Ast der 
Ruderantennen ist mit vier Borsten und einem kurzen Dorn 
am ersten Gliede versehen. Das erste Glied des äusseren Astes 
hat ebenfalls einen solchen Enddorn. Der Lippenanhang ist 
gross, dreieckig, sichelförmig nach hinten gebogen, und unten Pleuroxus exeisus, Fischer. 
vor der abgerundeten Spitze leicht ausgerandet. — Weibchen. 

Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte der Länge. 

Der Oberrand ist hoch gewölbt, hinten leicht ausgebuchtet, der hintere Rand kurz, gerade 
und ober der unteren Schalenecke ein- bis zweimal zahnartig ausgeschnitten, der Unterrand 
vorne convex, hinter der Mitte concav und der ganzen Länge nach mit kurzen, befie- 
derten Wimpern dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist regelmässig rhomboidisch oder 
länglich sechseckig retieulirt. Die Feldchen sind noch fein gestrichelt. 

Das Postabdomen, allmälig gegen das freie, abgestutzte und tief ausgerandete 
Ende sich verjüngend, ist kurz und gerade gestreckt. Die Bewehrung der geraden 
Unterkante besteht aus 8—10 starken Zähnen, welche von vorn nach hinten an Grösse 
abnehmen, und sich in gerader Linie bis zum hohen, abgerundeten Afterhöcker erstrecken. 
Die glatten Schwanzkrallen sind im Besitz von zwei Basaldornen, von denen der hintere 
kleiner ist. 

Länge: 0'4—0'43 = =, Höhe: 0.26—0'28 = m, 

In klaren Gewässern häufig. 

Fundorte: Wittingau, Budweis, Turnau, Podebrad, Krottensee, Königsberg; in 
den Seen des Riesengebirges und des Böhmerwaldes etc. 


79. Pleuroxus exiguus, Lilljeborg. — Der gezackte Linsenkrebs. — 
Cockovec nepatrny. 


1848? Lynceus aculeatus, Fischer: Branch. der Umg. von Petersburg, p. 192, Tab. X., 
Fig. 1—2. 
7r 


100 


1853. Lynceus exiguus, Lilljeborg: De Crust. p. 79, Tab. VIL, Fig. 9—10. 

1863. Pleuroxus exiguus, Schoedler: Neue Beitr. p. 51. 

1867. Lynceus exiguus, Norman and Brady: Monogr. of the brit. Entom. p. 33, Tab. 
XVIl., Fig. 3., Tab. XXL, Fig. 3. 

1868. Pleuroxus exiguus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 187, Tab. IV., Fig. 16—17. 

1874. Alonella exigua, Kurz: Dodekas, p. 58, Tab. III, Fig. 6. 


Der Körper ist sehr klein, länglich oval, hinten breit 
abgestutzt und von blass gelber oder schmutzig grüner Farbe. 
Der Kopf ist unbeweglich, hoch, der Schnabel kurz, stumpf, 
mit der Spitze nach unten gekehrt und das Niveau des unteren 
Scehalenrandes nicht erreichend. Die Fornices sind breit. 

Das Auge ist sehr gross und steht dieht hinter der 
Scheitelkante. Der punktförmige, kleine Fleck liegt in der 
Mitte zwischen dem Auge und der Schnabelspitze. An den 
Tastantennen, welche ebenso lang wie der Schnabel sind, ent- 
springt die lange Tastborste von der Mitte der Aussenseite. 
Die Endriechstäbehen sind lang. Die Ruderantennen haben 
sieben Borsten. Der Lippenanhang ist dreieckig, an der Spitze 
breit abgerundet und wenig gebogen. 

Pleuroxus exiguus, Lillje- Die grösste Schalenhöhe befindet sich in der Mitte. 

borg. — Weibchen. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Hinterrand lang, gerade 

und ober der unteren Schalenecke einigemal tief sägeartig aus- 

geschnitten. Die dadurch entstandenen Zähne sind grösser als bei Pl. excisus. Der 

schwach convexe Unterrand trägt einen kurzen Haarbesatz. Die Struetur der Schalen- 

oberfläche besteht aus erhabenen, mit der Rückenkante parallel laufenden Längsstreifen, 
welche mit kurzen Querleisten verbunden sind. Die Zwischenräume sind glatt. 

Das Postabdomen, von derselben Form wie bei der vorigen Art, ist vorne tiefer 
ausgeschnitten und trägt unten an den geraden Rändern der Analfurche 6—8 kleine, 
dicht gedrängte Zähne. Sie sind in Gruppen geordnet und nehmen nach hinten an 
Grösse allmälig ab. Die Krallen sind glatt, kurz und mit zwei ungleich grossen Basal- 
dornen versehen. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang. 

Länge: 0'34—0'37 = m Höhe: 0'22—0'25 m: m, 

Beim Männchen (Kurz, p. 58.) sind die Tastantennen länger als der kurze und 
stumpfe Schnabel. Die Riechstäbehen bestehen aus langen gebogenen Riecheylindern, 
ober denen das lange Tasthaar und am Hinterrande noch in der unteren Tastantennen- 
hälfte ein starkes Flagellum steht, dessen dunkel contourirter Basaltheil mehr als doppelt 
so lang ist, als die blasse Spitze. Der Fusshacken ist zart, Die Mündung der Hoden- 
ausführungsgänge liegt knapp unter den Krallen. 

In klaren Gewässern nicht häufig. 

Fundorte: bei Wittingau, Turnau, Krottensee; bei Deutschbrod (Kurz.) 

Von Pl. excisus, welchem diese Art am meisten ähnlich sieht, unterscheidet 
sie sich hauptsächlich durch die fein gestrichelte Schalenoberfläche. 


80. Pleuroxus nanus, Baird. — Der kleinste Linsenkrebs. — 
Cockovec nejmenfi. 


1843. Aeroperus nanus, Baird: An. and Mag. of nat. Hist. p. 92, Tab. IIL, Fig. 8. 
1850. Acroperus nanus, Baird: Brit. Entom. p. 130, Tab. XVL., Fig. 6. 

1853. Lynceus nanus, Lilljeborg: De Crustac. p. 206. 

1860. Lynceeus nanus, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 228. 

1862. Pleuroxus transversus, Schoedler. Lync. und Polyph. p. 26. 


101 


1862. Alona pygmea, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 162. 

1862. Alonella pygmea, Sars: Idem. 2det. Bidrag. p. 288. 

1863. Pleuroxus transversus, Schoedler: Neue Beitr. p. 50, Tab. III, Fig. 52-—53. 

1863. Acroperus nanus, Schoedler: Idem. p. 33. 

1867. Lynceus nanus, Norman and Brady: Mon. of the br. Entom. p. 45, Tab. 
XVIIL, Fig. 8., Tab. XXL, Fig. 8. 

1868. Alona transversa, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 181, Tab. IV., Fig. 10—11. 

1872. Lynceus nanus, Fri: Krustenth. Böhm. p. 246, Fig. 59. 

1874. Alonella pygmea, Kurz: Dodekas. p. 61, Tab. III., Fig. 7. 


Der Körper ist sehr klein, plump, hinten verschmälert und breit abgestutzt, 
von dunkel, schmutzig grüner Farbe. Der niedrige Kopf hat einen ziemlich kurzen, 
fein zugespitzten und nach hinten stark gekrümmten Schnabel. 

Der schwarze Pigmentfleck, kleiner als das Auge, liegt von der Schnabelspitze 
mehr entfernt, als von dem Auge. Die Tastantennen reichen kaum zur Hälfte des 
Schnabels und sind kurz, conisch. Die Tastborste entspringt nahe dem freien Ende der- 
selben. Die Ruderantennen tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist klein, dreieckig, 
unten vor der abgerundeten Spitze, leicht ausgerandet. 

Die Schale ist kurz, ebenso hoch wie lang. Ihre grösste Höhe liegt vor der 
Mitte. Der obere Schalenrand ist stark gewölbt, der Hinterrand lang, gerade. Der 
untere bauchige und hinter der Mitte ausgeschweifte Rand ist einwärts gebogen und mit 
kurzen, dicken, befiederten Borsten besetzt. Die untere und hintere Schaleneeke geht 
hinten in einen kurzen Dorn aus. Die Schale und der Kopfschild sind dicht quergestreift. 
Die erhabenen Leisten laufen von hinten und oben nach unten und vorn, ober der 
Unterkante sich wieder rückwärts biegend. 

Das Postabdomen ist klein, vorne abgestutzt und abgerundet, unten mit 6—8 
kleinen Zähnen bewaffnet. Der Afterhöcker ist niedrig. Die Schwanzkrallen haben zwei 
Basaldornen, von denen der hintere äusserst klein ist, so dass man ihn leicht übersehen kann. 

Tänge #023 27 EHohe# 019 

Das Männchen (Kurz, p. 61, Taf. III., Fig. 7.) ist ebenso gross wie das Weibchen. 
Die Tastantennen tragen nahe dem Ende eine Tastborste und ober derselben ein Flagellum. 
Die Riechstäbchen sind ungleich lang. Der Fusshacken ist mittelgross. Das Postabdomen 
besitzt unten einen Besatz von Haarbüscheln. 

Am Grunde der Gewässer häufig. 

Vorkommen: bei Podebrad, Preloud, Prag, Turnau, Wittingau, Budweis, Eisenstein, 
Deutschbrod ete. 

Diese Art ist die kleinste von allen Cladoceren. 


81. Pleuroxus hastatus, Sars. — Der braune Linsenkrebs. — 
Cotkovec hnödy. 


1844. Lynceus trigonellus, Zaddach: Synopsis Crust. Pruss. prodr. p. 28. 

1862. Pleuroxus laevis, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 164. 

1862. Pleuroxus hastatus, Sars: Idem. 2et. Bidrag. p. 300. 

1867. Lynceus laevis, Norman and Brady: Monog. of the brit. Entom. p. 38, Tab. XVIIL, 
Fig. 5., Tab. XXI, Fig. 14. 

1868. Pleuroxus hastatus, P. E, Müller: Danm. Clad. p. 193, Tab. III., Fig. 25., Tab. 
IV., Fig. 18—19. 

1874. Pleuroxus hastatus, Kurz: Dodekas ete. p. 65, Tab. III., Fig. 3—4. 


102 


Der Körper ist mittelgross, länglich 
eiförmig, hinten verjüngt und abgestutzt und 
dunkel horngelb gefärbt. Der niedrige Kopf 
verlängert sich unten in einen langen, schmalen, 
scharfen und nach hinten gebogenen Schnabel, 
dessen Spitze im Niveau des unteren Schalen- 
randes liegt. 

Der schwarze Fleck ist klein; er steht 
von der Schnabelspitze viermal so entfernt wie 
von dem sehr grossen Auge. Die Tastantennen 
sind sehr kurz, dick und tragen nahe dem 
freien Ende eine lange Tastborste. Die Riech- 
stäbchen sind lang, ziemlich von gleicher Grösse. 
Pleuroxus hastatus, Sars. — Weibchen. Die kurzen Ruderantennen haben sieben Borsten 

und einen kurzen Enddorn am ersten Gliede 
des inneren Astes.. Der Lippenanhang besitzt eine dreieckige, nach hinten gebogene 
Gestalt, deren Spitze breit abgerundet ist. 

Die grösste Schalenhöhe befindet sich in der Mitte. Der stark gewölbte Oberrand 
ist hinten ausgerandet; der Hinterrand vertical, fast gerade und längs der Kante mit 
einer feinen Leistchenreihe geziert. Dieser Rand bildet mit dem convexen Unterrande 
einen rechten Winkel, welcher in einen Dorn ausgeht. Der Besatz des Unterrandes 
besteht aus dicht gedrängten, kurzen und befiederten Wimpern. Die vordere und untere 
Schalenecke ist stark abgerundet und vorragend. Die Schalenoberfläche ist mehr oder 
weniger deutlich und regelmässig sechseckig gefeldert. 

Der Darm macht zwei Windungen. Der unpaare Blindsack ist kurz. Das 
Postabdomen verengert sich allmälig gegen das Ende; es ist lang, schmal, leicht gebogen, 
vorne abgestutzt und am Winkel abgerundet. Die untere, vor dem hohen und scharfen 
Afterhöcker zweimal ausgebuchtete Kante trägt 9—10 einfache, von vorn nach hinten 
an Grösse abnehmende und abstehende Zähne. Die Schwanzkrallen sind glatt, schlank, 
mit zwei ungleich grossen Basaldornen; die Schwanzborsten lang, eingliedrig. 

Länge: 0:55—0'6 = =, Höhe: 0:32—35 » m, 

Nach Kurz (p. 66, Tab. III., Fig. 4.) hat das Männchen die Grösse des Weibchens. 
Der Schnabel ist kürzer und stärker gekrümmt. Die Tastantennen, kürzer als der Schnabel, 
tragen in der Mitte am Vorderrande eine doppelcontourirte Borste und etwas tiefer nach 
aussen die Tastborste. Der Fusshacken ist schwach. Das keilförmig zugespitzte Post- 
abdomen besitzt statt der Zahnreihe blos Spuren von Haarbüscheln. Die Mündungen der 
Hodenausführungsgänge liegen jederseits des Postabdomens hinter den Schwanzkrallen. 

In klaren Gewässern häufig. 

Vorkommen: bei Podöbrad, Prag, Turnau, Wittingau, Budweis, Deutschbrod, 
Chrudim, Königsberg ete. 

Pleuroxus ornatus, Schoedler, welchen Norman und Brady mit dieser Art 
identifieiren, ist blos ein junges Exemplar von Pl. trigonellus. 


82. Pleuroxus striatus, Schoedler. — Der gestreifte Linsenkrebs. — 
Cockovec ryhovany. 


1863. Pleuroxus striatus, Schoedler: Neue Beitr. 48, Tab. II., Fig. 57. 
1874. Alonella striata, Kurz: Dodekas. p. 57. 


103 


Der Körper ist mittelgross, lang gestreckt, 
länglich oval, hinten verjüngt und abgestutzt, von 
dunkel horngelber Farbe. Der stark niedergebückte 
Kopf besitzt einen kurzen, scharfen, vom Fornix nicht 
bedeckten Schnabel, dessen Spitze das Niveau des 
unteren Schalenrandes nicht erreicht. 

Der kleine, punktförmige Pigmentfleck liegt 
bedeutend näher dem ungewöhnlich grossen Auge als 
der Schnabelspitze. Die Tastantennen sind kürzer 
als der Schnabel und zeichnen sich durch ihre Länge 
aus. Sie tragen vor der Mitte der Aussenseite eine 
kurze Tastborste und einen Endbüschel von gleich 
grossen und langen Riechstäbehen. Die Ruderanten- 
nen besitzen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist 
dreieckig, sichelförmig gebogen mit kaum abgerun- 
deter Spitze. 

Die grösste Höhe der ovalen Schale, welche 
etwas über die Hälfte der Schalenlänge misst, liegt Pleuroxus striatus, Schoedler. 
in der Mitte. Der dorsale, mit der Kopfkante gleich- 7. Weibehen, 
mässig und stark gewölbte Rand geht hinten unter 
einem stumpfen Winkel in den fast geraden Hinterrand über. Die untere und hintere 
Schalenecke ist abgerundet, unten mit einem kleinen Zahne bewaffnet. — Der Unterrand 
ist in der Mitte abgeflacht, hinten ausgeschweift und ganz mit Wimpern dicht besetzt. 
Die Wimpern sind kurz, dick, lang befiedert. Die Leistehenreihe des Hinterrandes fehlt. 
Die Structur‘ der Schalenoberfläche besteht aus vielen dem Rücken- und Bauchrande 
parallel laufenden Längsfurchen, welehe dieht nebeneinander stehen und häufig mit einander 
verschmelzen. 

Das Postabdomen, von derselben Form wie bei Pl. hastatus ist ebenfalls sehr 
lang, jedoch weniger gebogen und vorne tief ausgeschnitten. Die gerade untere Kante 
ist mit 17—1S ungleichen Zähnen bewaffnet, die sich bis zum niedrigen und abgerundeten 
Afterhöcker fortsetzen. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und tragen an der Basis 
zwei ziemlich lange Basaldornen, von denen der hintere kürzer ist. Die Schwanzborsten 
sind kurz. 

Länge: 0:76—0:79 = =, Höhe: 0:45—0'47 "= =, 

Das Männchen ist unbekannt. 

Sehr selten. s 

Diese schöne und grosse Art fand Dr. Frid im Lipie-Teiche bei Wittingau. 


83. Pleuroxus trigonellus, 0. Fr. Müller. — Der bauchige Linsenkrebs. 
— Coökovec bfichaty. 


1785. Lynceus trigonellus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 74, Tab. X., Fig. 5—6. 
1843. Pleuroxus trigonellus, Baird: An. and Mag. p. 93, Tab. II, Fig. 13. 
1843. Pleuroxus hamatus, Baird:: Idem. p. 94, Tab. III, Fig. 14. 

1848. Lynceus trigonellus, Lievin: Branch. p. 41, Tab. X., Fig. 4. 

1853. Lynceus trigonellus, Lilljeborg: De Crust. p. 80, Tab. IX., Fig. 1. 
1860. Lynceus trigonellus, Leydig: Naturg. p. 223. 

1863. Pleuroxus ornatus, Schoedler: Neue Beitr. p. 47, Tab. II, Fig. 32. 
1363. Pleuroxus trigonellus, Schoedler: Idem. p. 44, Tab. II., Fig. 33—36. 
1868. Pleuroxus trigonellus, P. E. Müller: Danmarks Clad. p. 189. 

1872. Lyneeus trigonellus, Friö: Krustenth. p. 243, Fig. 52. 

1874. Pleuroxus trigonellus, Kurz: Dodekas. p. 67, Tab. IU., Fig. 2, 5. 


104 


Der Körper ist mittelgross, herzförmig, 
hinten verjüngt und abgestutzt, von blass horn- 
gelber Farbe. Der stark niedergedrückte Kopf 
endet unten in einen ziemlich langen, fein zu- 
gespitzten Schnabel, welcher nach hinten gebo- 
gen ist und sich der vorderen Schalenkante 
anschmiegt. Bei der Rückenansicht bemerkt 
man an dem Scheitel einen senkrecht stehenden 
und niedrigen Cutieularkamm, der von der Mitte 
des Schnabels beginnend bis zur Herzgegend 
sich erstreckt. 

Pleuroxus trigonellus, O. Fr. Müller. Das Auge ist etwas grösser als der 

— Junges Exemplar. schwarze Pigmentfleck, welcher dieselbe Stelle 

wie bei Pl. hastatus einnimmt. Die Tastan- 
tennen sind kurz, eonisch, kaum die Hälfte der Schnabellänge erreichend. Die zugespitzte 
Tastborste steht in der Mitte. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und noch einen 
langen Dorn am ersten Gliede des Innenastes. Der Lippenanhang ist gross, dreieckig, 
zugespitzt. 

Die grösste Schalenhöhe steht vor der Mitte. Der hochgewölbte Dorsalrand 
ist hinten vor der oberen Schalenecke tief ausgeschweift. Der Hinterrand kurz, gerade, 
der Unterrand vorne gewölbt, hinten gerade, der ganzen Länge nach gekerbt und mit 
lang befiederten Wimpern dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist bei erwachsenen Indi- 
viduen sehr undeutlich sechseckig gefeldert, so dass die Schale in der Regel selbst unter 
stärkerer Vergrösserung glatt erscheint. Bei jungen Exemplaren tritt die Retieulation 
dagegen sehr deutlich hervor. 

Das Postabdomen ist ziemlich gross, breit und erst am freien Ende verschmälert. 
Die vordere Kante ist kurz, tief ausgeschnitten, die untere ausser den Rändern der 
Analspalte, welche ausgerandet sind, gerade und mit 8—9 Doppelzähnen bewaffnet. Der 
Afterhöcker ist niedrig, unbedeutend. Die glatten Schwanzkrallen haben zwei ungleiche 
Basaldornen. 

Länge: 0:53—0°56 = =; Höhe: 0:43—45 "=, 

Das Männchen hat einen stumpferen und kürzeren Schnabel. Die Tastantennen 
von der Länge des Schnabels haben in der Mitte nebst der Tastborste noch ein langes 
doppelt contourirtes Stäbchen. Der Fusshacken ist klein. Das Postabdomen beilförmig, 
am Ende halsartig verengt. Die Hodenausführungsgänge münden vor den stark gekrümmten 
Krallen. In Tümpeln und Teichen sehr häufig. 

Fundorte: Podebrad, Prag, Turmau, Wittingau, Budweis, Pisek, Horazdowitz, 
Eger, Königsberg, Deutschbrod ete. 


84. Pleuroxus aduncus, Jurine. — Der herzförmige Linsenkrebs. — 
Oockoveec srdeity. 


1520. Monoculus aduneus, Jurine: Histoir. p. 152, Tab. XV., Fig. 8. 9. 

1863. Pleuroxus aduncus, Schoedler: Neue Beitr. p. 46, Tab. III., Fig. 59. 

1867. Lynceus trigonellus, Norman and Brady: Monogr. p. 40, Tab. XXL, Fig. 11. 
1868. Pleuroxus aduneus, P. E. Müller: Danm, Clad. p. 189. 

1874. Pleuroxus aduneus, Kurz: Dodekas. p. 67. 


Diese Art sieht der vorigen sehr ähnlich. Der Körper ist ebenfalls herzförmig, 
sehr hoch, diek, hinten verengt und kurz abgestutzt. Der tief niedergedrückte Kopf 
hat einen kürzeren Schnabel und ist am Scheitel glatt, ohne Cutieularkamm. 

Der schwarze Fleek bedeutend kleiner als das Auge, liegt beinahe in der Mitte 
zwischen dem Auge und der Sehnabelspitze. Die Tastantennen sind länger. Die Ruder- 


105 


antennen tragen acht Ruderborsten, von denen jene, welche am ersten Gliede des 
inneren Astes sitzt, verkümmert und ungegliedert ist. Der Lippenanhang ist unten scharf. 

Die Schale ist bedeutend höher und an der unteren und hinteren Ecke mit 1—4 
kleinen Zähnen bewaffnet. Der gekerbte Unterrand ist mit ein- und rückwärts gerich- 
teten Wimpern besetzt. Die glatte Schalenoberfläche hat vorne und unten 8S—10 dem 
Vorderrande parallel laufende Furchen, welche sich gegen die Mitte verlieren. 

Das Postabdomen ist von derselben Form und Bewehrung wie bei Pl. trigo- 
nellus. 

Länge: 0:52—0:56 =: m ; Höhe: 0:45—47 m m., 

Fundorte: Schwarzkosteletz (Vejdovsky); Keyer-Teich bei Prag; Lipi£-Teich bei 
Wittingau (Dr. Fri£). 


85. Pleuroxus glaber, Schoedler. — Der glatte Linsenkrebs. — 
Cockovec hladky. 


1862. Pleuroxus glaber, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 26. 
1863. Rhypophilus glaber, Schoedler: Neue Beitr. p. 55, Tab. III., Fis. 54—56. 
1874. Pleuroxus glaber, Kurz: Dodekas. p. 69. 


Der Körper ist mittelgross, hoch, kurz 
eiförmig, hinten verschmälert und abgestutzt, 
von schmutzig weisslicher Farbe. Der sehr 
niedergedrückte Kopf geht unten in einen langen, 
schmalen, vom Fornix nicht bedeekten Schnabel 
aus, dessen Spitze aufwärts gekrümmt ist. Die 
Fornices sind so schmal, dass sie die hintere 
Kopfseite frei, unbedeckt lassen. 

Der schwarze Pigmentfleck ist viereckig, 
um die Hälfte kleiner als das Auge und liest 
von der Schnabelspitze doppelt so entfernt wie 
vom Auge. Die langen Tastantennen von robu- 
ster Gestalt sind in der Mitte, wo sie eine lange 
Tastborste tragen, etwas angeschwollen. Die 
Riechstäbehen sind kurz, ungleich lang. Der 
äussere Ast der Ruderantennen hat drei Borsten 
und einen langen Dorn am ersten Gliede, der 
innere Ast vier Borsten. Der Lippenanhang ist 
lang, sichelförmig gekrümmt und an der Spitze 
abgerundet. 

Die Schale ist sehr hoch, glatt, vorne \ | 
unter dem Zusammenstosse mit dem Kopfschild Pe N 
seicht ausgeschnitten. Ihre grösste Höhe liegt gl Schalendrüse. 
vor der Mitte. Der Oberrand ist stark gewölbt, 
der kurze gerade Hinterrand steht in der Körpermitte und geht unten in zwei starke 
und grosse, aufwärts gekrümmte Zähne aus, welche unten zuweilen noch secundäre Zähn- 
chen tragen. Der untere bauchige Rand hat einen kurzen, dichten Wimperbesatz. Die 
Wimpern sind behaart. 

Der Darm macht eine und eine halbe Windung. Der unpaare Blindsack ist 
sehr kurz. Das Postabdomen ist klein, breit, gegen das Ende wenig verengt, vorne tief 
ausgeschnitten. Die untere Kante vorne bis zur Hälfte gerade und mit elf hinten gesägten 
Zähnen bewaffnet, hinten seicht ausgeschnitten. In der Mitte dieses Ausschnittes steht der 
kleine Afterhöcker, die Tiefe des Ausschnittes nieht einmal überragend. Die fein gestri- 
chelten Schwanzkrallen tragen zwei ungleiche Basaldornen. Die Schwanzborsten sind 
ziemlich lang, 


106 


Länge:0:65 =: 5 Höhe: 0 5: m, 
Ich traf dieses Thier nur einmal im Keyer-Teiche bei Prag. Kurz fand es im 
Teiche von Sopoty und in den zahlreichen Teichen um Maleschan. 


86. Pleuroxus personatus, Leydig. — Der krummschnäblige Linsen- 
krebs. — Cockovec krivozoby. 


1860. Lynceus personatus, Leydig: Naturg. p. 227, Tab. IX.. Fig. 70. 

1863. Rhypophilus personatus. Schoedler: Neue Beitr. p. 56. 

1867. Lynceus uncinatus, Norman and Brady: Monogr. p. 42, Tab. XVIIL, Fig. 9., 
Tab. XXL, Fig. 13. 

1868. Pleuroxus personatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 191, Tab. III., Fig. 26. 
Tab. IV., Fig. 21—23. 

1872. Lynceus personatus, Fri&: Krustenth. p. 246, Fig. 56. 


Diese Art ist dem Pl. glaber sehr ähnlich und hat eine dunkelgelbe oder braune 
Farbe. Der Kopf stark niedergedrückt, der Schnabel sehr lang, schmal, aufwärts gekrümmt. 

Der schwarze Pigmentfleck, ebenso gross wie das Auge, liegt diesem näher als 
der Schnabelspitze. Die langen, eonischen Tastantennen tragen die Seitenborste vor der 
Mitte der Aussenseite. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und einen Dorn am 
ersten Gliede des inneren Astes. Der Lippenanhang ist ebenfalls an der Spitze abgerundet. 

Die Schale ist an der Oberfläche deutlich und regelmässig sechseckig retieulirt 
und trägt am hinteren und unteren Schalenwinkel 3—4 rückwärts gekrümmte grosse Zähne. 

Das Postabdomen hat unten 10—11 einfache und lange Zähne. Die Schwanz- 
krallen sind glatt und ebenfalls mit zwei ungleichen Basaldornen versehen. 

Länge: 0:67 =- =, Höhe: 0:52 u m, 

Das Männchen, welches kleiner ist als das Weibchen, hat in der Mitte der 
Tastantennen ausser der Seitenborste noch ein kurzes, doppeleontourirtes Stäbehen. Das 
Postabdomen ist beilförmig, am Ende plötzlich verengt und unten behaart. 

Am Grunde der Gewässer selten. 

Vorkommen: in den Röhrkästen in Podöbrad und Senftenberg ; dann in der 
Elbebucht Skupice bei Podebrad und in dem Konvent-Teiche bei Saar. 


87. Pleuroxus truncatus, O. Fr. Müller. — Der abgestutzte Linsenkrebs. 
— Coökovec tupy. 


1785. Lynceus truncatus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 75, Tab. IX., Fig. 4—8. 
1841. Lynceus truncatus, Koch: Crustae. p. 36, Tab. II. 

1848. Lynceus truncatus, Lievin: Branch. p. 40, Tab. IX., Fig. 2—3. 

1848. Lynceus truncatus, Fischer: Branch. p. 40, Tab. IX., Fig. 7—11. 

1850. Peracantha truncata, Baird: Brit. Entom. p. 136, Tab. XVI., Fig. 1. 
1853. Lynceus truncatus, Lilljeborg: De Crust. p. 82, Tab. VI., Fig. 10. 

1860. Lynceus truncatus, Leydig: Naturg. p. 224. 

1863. Peracantha truncata, Schoedler: Neue Beitr. p. 40, Tab. II, Fig. 29—30. 
1867. Lynceus truncatus, Norman and Brady: Monogr. p. 36, Tab. XXL, Fig. 9. 
1868. Pleuroxus truncatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 188. 

1872. Lynceus truncatus, Fri@: Krustenth. p. 244, Fig. 53. 

1874. Peracantha truncata, Kurz: Dodekas. p. 62. 


Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten verschmälert und abgestutzt, 
dick, von horngelber Farbe. Der stark niedergedrückte Kopf besitzt einen sehr langen, 
scharfen, nach hinten gebogenen Schnabel, welchen der Fornix unbedeckt lässt. Dieser 
ist sehr schwach entwickelt und eng. 


107 


Der schwarze, viereckige Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als das Auge, ist 
von der Schnabelspitze fast dreimal so entfernt wie vom Auge. Die lange Seitenborste 
der kurzen und dicken Tastantennen entspringt von der Mitte der Aussenseite. Die Riech- 
stäbehen sind kurz, gleich lang. Die Ruderantennen tragen acht zweigliedrige Ruderborsten 
und noch einen kurzen Dorn am Ende des ersten Gliedes des Aussenastes. Der Lippen- 
anhang ist klein, kurz, dreieckig, an der Spitze breit abgerundet. 

Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte. Der obere Rand ist stark gewölbt, 
hinten vor der oberen Schalenecke eoncav. Der kurze, mässig gebogene Hinterrand trägt 
16—18 grosse Zähne. Die unteren Zähne sind gerade und nach hinten- gerichtet, die 
oberen aufwärts gekrümmt. Der Unterrand ist schwächer gewölbt, vorne wie der Hinterrand 
stark gezahnt, hinten gekerbt und mit kurzen behaarten Wimpern bis zum hinteren 
Schalenwinkel besetzt. Die Schalenoberfläche ist äusserst zart und gross sechsecklg retieulirt 
und tief gefurcht. Die breiten Furchen laufen von der glatten Mitte gegen die Schalen- 
ränder zu. 

Der Darm ist zweimal gewunden, mit einem kurzen Blindsacke vor dem After. 
Das Postabdomen sieht im Ganzen dem des P]. trigonellus ähnlich, jedoch ist vorne 
nieht ausgeschnitten. Unten trägt es 13—14 Doppelzähne. Die glatten Schwanzkrallen 
haben auch zwei ungleiche Basaldornen. Die Schwanzborsten sind lang, zweigliedrig. 

Länge‘: 0:7—0'74 = m. Höhe: 0:43—0:45 = =, 

Das Männchen hat einen sehr kurzen Schnabel. Die Tastantennen tragen zwei 
Seitenborsten und überragen den Schnabel. Die Fusshacken sind sehr gross und stark. 

In Tümpeln und Teichen sehr häufig. 

Fundorte: Prag, Podebrad, Nimburg, Kolin, Prelou, Chrudim, Turnau, Dymokur, 
Schwarzkosteletz, Hlinsko, Deutschbrod, Wittingau, Lomnitz, Budweis, Hohenfurt, Pisek, 
Eisenstein, Eger, Königsberg etc. 


88. Pleurozus brevirostris, Schoedler. — Der kurzschnäblige Linsen- 
krebs. — Cocökovec krätkozoby. 


1863. Peracantha brevirostris, Schoedler: Neue Beitr. p. 42, Tab. II., Fig. 31. 


Diese Art ist der vorigen Art sowohl in Grösse als auch in Gestalt sehr ähnlich. 
Der Schnabel ist sehr kurz, stumpf, so dass der schwarze Pigmentfleck, welcher bedeutend 
kleiner ist als das Auge, von diesem weiter entfernt liegt als von der Schnabelspitze. 
Die den Schnabel überragenden Tastantennen tragen die sehr lange Seitenborste nahe 
dem freien Ende. 

Der hintere Schalenrand ist mit siebzehn Zacken bewehrt, der Unterrand dicht 
bewimpert, vorne gezackt und in der Mitte breit ausgerandet. 

Die fein gestrichelten Schwanzkrallen haben zwei ungleich lange Basaldornen. 

Ich fand im Goldbache bei Wittingau ebenso wie Schoedler nur ein Weibchen, 
welches im Brutraume zwei Sommereier trug. 


21. Gattung Chydorus, Baird. 


Der Körper ist sehr dick, kugelig, selten oval. Die Grösse schwankt zwischen 
0:8 % = bis 0:35 = =, Der stark niedergedrückte und bewegliche Kopf verlängert sich 
beim Weibchen in einen langen, scharfen Schnabel, welcher vom breiten Fornix überdacht 
ist und dem vorderen Schalenrande sich anschmiegt. Von oben betrachtet ist der Kopf 
stets abgerundet. 

Das Auge und der schwarze Fleck liegen dicht hinter der Scheitelkante. Die 
Tastantennen sind kurz, dick, mit einer oder zwei Seitenborsten. Die Ruderantennen 
tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang wie bei Pleuroxus. 


«108 


Die Schale ist ebenso hoch oder höher als lang, hinten ‚abgerundet oder abge- 
stutzt, mit stets abgerundeten Winkeln. Der Unterrand ist einwärts gebogen und an der 
inneren Lippe behaart. Die Schalenstructur tritt mehr oder weniger deutlich hervor 
und besteht aus sechsecekigen Feldchen. Die lange Schalensutur steigt von dem Zusam- 
menstosse der Schalenklappen mit dem Kopfschild schief nach hinten hinauf. 

Der Darm ist geschlingelt. Das Postabdomen vorne abgerundet, trägt unten 
einfache Zähne und ist ohne seitliche Bewehrung. Der Afterhöcker ist sehr hervor- 
ragend und scharf. Die Schwanzkrallen haben einen bis zwei Basaldornen. 

Beim Männchen ist der Schnabel kurz, stumpf. An den Tastantennen sitzt neben 
der Tastborste noch ein doppeleontourirtes Stäbchen. Die Fusshacken sind gross, gekrümmt. 
Das Postabdomen zeigt unten einen tiefen Ausschnitt. Die Hodenausführungsgänge münden 
vor den Krallen. 

In Böhmen kommen vorläufig fünf Arten vor. 


Der hintere Schalenrand abgerundet. Der Körper oval. 
if Die Schale retieulirt. Das Postabdomen lang, der Afterhöcker klein. Die 


Schwanzkrallen mit einem Basaldorn. 1. globosus. 
j Die Schale glatt. Das Postabdomen kurz; der Afterhöcker gross. Die Schwanz- 
krallen mit zwei Dornen 2., latus. 


Der hintere Schalenrand gerade. Der Körper kuglig. 
fi Die Schale glatt. Das Postabdomen einfach bewehrt. 
ir Die Schwanzkrallen gezähnt. 3. puncetatus. 
17 Die Schwanzkrallen glatt. 4. sphaericus. 
j Die Schale höckerig. Das Postabdomen mit Doppelzähnen bewaffnet. 
5. eaelatus. 


89. Chydorus globosus, Baird. — Der kugelige Linsenkrebs. — 
Cockovece obly. 


1843, Chydorus globosus, Baird: An. and Mag. p. 90. Tab. III., Fig. 1—4. 
1848? Lynceus tenuirostris, Fischer: Branch. und Entom. p. 193, Tab. X., Fig. 3. 
1850. Chydorus globosus, Baird: Brit. Entom. p. 127, Tab. XVI., Fig. 7. 

1853. Lyneeus globosus, Lilljeborg: De Crust. p. 85, Tab. VIII., Fig. 1. 

1860. Lynceus globosus, Leydig: Naturg. p. 230. 

1863. Chydorus globosus, Schoedler: Neue Beitr. p. 13. 

1867. Lynceus globosus, Norman and Brady: Monogr. p. 47, Tab. XX., Fig. 5. 
1868. Chydorus globosus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 195, Tab. IV. Fig. 25. 
1872. Lynceus globosus, Fri: Krustenth. p. 245, Fig. 57. 

1874. Chydorus globosus, Kurz: Dodekas p. 74, Tab. III., Fig. 8. 


Fig. 63. 


Chydorus globosus, Baird. — Postabdomen. 


Chydorus globosus, Baird. 
— Tastantenne, 


109 


Der Körper ist mittelgross, kurz oval, hinten abgerundet, von dunkel horngelber, 
selten röthlicher Farbe. In der Mitte ist der Körper schwarz, undurchsichtig. Zwischen 
Kopf und Thorax befindet sich ein breiter Eindruck. Der niedrige, bewegliche Kopf 
bildet unten einen ziemlich kurzen, starken Schnabel mit scharfer Spitze. 

Das Auge ist zweimal so gross als der schwarze Pigmentfleck, welcher von der 
Schnabelspitze weiter entfernt steht als vom Auge. Die kurzen, dicken Tastantennen 
entspringen von einem Höcker der hinteren Kopfseite und sind an der Basis eingeschnürt. 
Aussen in der Mitte derselben steht eine kurze Seitenborste. Alle Riechstäbchen haben 
gleiche Länge. Die Ruderantennen sind klein und mit sieben Borsten ausgestattet. Der 
verkümmerte Lippenanhang ist blos durch einen kleinen abgerundeten Höcker angedeutet. 

Der Dorsalrand der Schale ist hoch gewölbt und hinten vor dem oberen Schalenwinkel 
leieht ausgehöhlt. Der Unterrand beschreibt mit dem Hinterrande einen gleichmässigen, 
starken Bogen und ist an der inneren Lippe lang behaart. Die Schalenklappen sowie 
auch der Kopfschild sind sehr diek, wenig durchsichtig, leicht zerbrechlich; die ersteren 
haben an der Oberfläche eine waabige und erhabene Structur, deren Polygone concentrisch 
angeordnet sind. 

Der Darm besitzt hinten einen langen unpaaren Blindsack. Das Postabdomen 
ist lang, schmal, vorne mit einem tiefen Ausschnitt, an der geraden Unterkante hinter 
der Mitte breit ausgerandet. In der Mitte dieser Ausrandung sitzt der niedrige, scharfe 
Afterhöcker. Die Bewehrung des Postabdomens besteht aus 11—12 kurzen, einfachen 
Zähnen. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und mit einem Basaldorn versehen. Die 
Schwanzborsten sind sehr kurz. 

Länge; 0:73 =: m- Höhe: 0:64m- m-, 

Beim Männchen sind die kurzen, dicken Tastantennen nebst der Seitenborste 
noch mit einem ziemlich langen, doppeleontourirten Stäbchen versehen. Die Fusshacken 
sind klein. Das Postabdomen ist gerade gestreckt und zeigt unten hinter der Mitte 
einen tiefen Ausschnitt. 

Länge: 0:58 = =- 

In Tümpeln und Teichen nicht selten. 

Fundorte: bei Podebrad, Turnau, Wittingau, Deutschbrod. 


90. Chydorus latus, Sars. — Der elliptische Linsenkrebs. — 
Coökovec ovalni. 


1862. Chydorus latus, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 289. 
1874. Chydorus ovalis, Kurz: Dodekas. p. 74, Tab. III, Fig. 11. 


Fig. 65. 


Chydorus latus, Sars., — Postabdomen. Chydorus latus, Sars. 
— Tastantenne. 


Der Körper ist mittelgross, oval, hinten abgerundet und blass horngelb gefärbt. 
Zwischen Kopf und Thorax ist eine seichte Einkerbung. Der bewegliche Kopf ist sehr 
niedrig, der Schnabel lang, schmal, fein zugespitzt und nach hinten gebogen. Der 


110 


schwarze Pigmentfleck, von viereckiger Gestalt, ist kleiner als das Auge und steht doppelt 
entfernt von der Schnabelspitze wie vom Auge. Die Tastantennen, vom Kopf tief ein- 
geschnürt, sind conisch und tragen zwei Seitenborsten, von denen die eine in der Mitte 
der Aussenseite, die andere nahe dem freien Ende steht. Das schmale Tastantennen- 
ende ist mit einem Dornenkranze geschmückt. Die Riechstäbehen sind kurz, ungleich. 
Die Ruderantennen haben sieben Borsten und am ersten Gliede des inneren Astes noch 
einen kurzen Enddorn. Der Lippenanhang ist gross, dreieckig, sichelförmig nach hinten 
gebogen und an der Spitze scharf. 

Die Schale ist länger als hoch, am Rücken stark gewölbt, hinten an den Winkeln 
breit abgerundet. Der untere gleichmässig gewölbte Rand ist einwärts kaum umgeschlagen 
und sehr lang behaart. Die Schalenoberfläche ist glatt und zeigt keine deutliche Structur. 

Die Bewehrung des breiten und kurzen Postabdomens, das vorne abgerundet ist, 
besteht aus 13—14 kleinen, dichtstehenden Zähnen, welche jederseits des abgerundeten 
Endes stehen. 

Der ziemlich niedrige, scharfe Afterhöcker liegt etwas hinter der Mitte der 
geraden Unterkante. Die Schwanzkrallen sind kurz, glatt und haben zwei Basaldornen, 
von denen der hintere äusserst klein ist. (Auf der Zeichnung fehlt der zweite Basaldorn.) 

Länge: 0:54—0°59 = ®, Höhe: 0:43—0'46 ® 

In sumpfigen Gewässern selten. 

Ich traf diese Art an mehreren Stellen bei Wittingau. 


91. Chydorus punctatus, n. sp. — Der punctirte Linsenkrebs. — 
Cotkovec teckovany. 


Fig. 66. Der Körper ist klein, kugelig, hinten abgestutzt und 
dunkel horngelb gefärbt. Der niedrige Kopf läuft in einen 
ziemlich kurzen, scharfen Schnabel aus. 

Der schwarze, rundliche Pigmentfleck von der Grösse 
des Auges steht diesem näher als der Schnabelspitze. Die 
kurzen Tastantennen sind in der Mitte angeschwollen. Die 

Chydorus punetatus, n. sp. Neitenborste steht hinter der Mitte der Aussenseite. Die Riech- 
— Postabdomen. stäbehen sind kurz, von gleicher Länge. Die Ruderantennen 
tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist lang, sichelförmig 

gebogen, an der Spitze scharf und unten zweimal ausgerandet. 

Die Schale ist kurz, hoch. Der Oberrand, zwischen Kopf und Thorax ohne 
Impression, ist hoch gewölbt und hinten vor dem oberen fast rechten Schalenwinkel tief 
ausgerandet. Der kurze, gerade Hinterrand geht unter einem breit abgerundeten Winkel 
in den sehr bauchigen Unterrand über. Dieser ist vorne weniger, hinten mehr abgeflacht 
und an der inneren Lippe mit langen, befiederten Haaren besetzt. Dieser Haarbesatz 
verliert sich allmälig am Höcker, welcher durch die Abflachung des Unterrandes entstanden 
ist. Die Structur der Schalenoberfläche und des Kopfschildes besteht aus regelmässigen, 
sechseckigen Feldehen, welche namentlich gegen die Ränder deutlicher hervortreten. In 
der Mitte jedes Feldchens, welches noch fein gestrichelt ist, sitzt ein kleines, punktförmiges 
Höckerchen. 

Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne abgerundet und mit 8—9 gleichen und 
kleinen Zähnen bewaffnet. Der Afterhöcker ist sehr hoch und scharf. Die fein gezähnten 
Schwanzkrallen tragen nur einen kleinen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind kurz. 

Länge: 0:44—0'47 = = Höhe: 0:42—0'44 = m, 

Beim Männchen ist der Schnabel kürzer und stumpfer. Die dicken Tastantennen 
haben in der Mitte der Aussenseite ausser der zugespitzten Tastborste, welche bis zur 
Mitte doppelteontourirt ist, noch ein langes Riechstäbchen. Die Endriechstäbchen sind 
lang und von verschiedener Grösse. Der Fusshacken ist gross und stark gekrümmt. Das 
Postabdomen unten stark ausgeschnitten, gebogen, die Schwanzkrallen kurz, ungezähnt 
und ohne Basaldorn. 


111 


Länge: 042 m: m, 

In sumpfigen Gewässern selten. 

Fundorte: In den Seen des Riesengebirges und des Böhmerwaldes, in Sümpfen 
bei Wittingau, Podebrad und Mnisek. 

Diese Art ist mit Ch. sphaericus sehr nahe verwandt, von welchem sie 
jedoch durch die Bewehrung des Postabdomens und die Beschaffenheit der Schalen- 
struetur abweicht. 


92. Chydorus sphaericus, O0. Fr. Müller. — Der runde Linsenkrebs. — 
Cockovec kulaty. 


1785. Lynceus sphaerieus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 71, Tab. IX., Fig. 7—9. 
1820. Monoculus sphaericus, Jurine: Histoires etc. p. 157, Tab. XVI., Fig. 3. 
1841. Lynceus sphaerieus, Koch: Crustae. p. 36, Tab. XII. 

1848. Lynceus sphaericus, Lievin: Branchiop. p. 41, Tab. X., Fig. 5. 

1848. Lynceus sphaericus, Fischer: Branch. und Entom. p. 192, Tab. IX., Fig. 13—15. 
1850. Chydorus sphaerieus, Baird: Brit. Entom. p. 126, Tab. XVI., Fig. 8. 

1853. Lynceus sphaericus, Lilljeborg: De Crustac. p. 86, Tab. VII, Fig. 12—17. 
1860. Lynceus sphaerieus, Leydig: Naturgesch. p. 225. 

1863. Chydorus sphaerieus, Schoedler: Neue Beitr. p. 12, Tab. I., Fig. 5—7. 
1867. Lynceus sphaerieus, Norman and Brady: Monogr. p. 48, Tab. XXL, Fig. 12. 
1868. Chydorus sphaericus, P. E. Müller: Danm. Clad. 194, Tab. IV., Fig. 24. 
1872. Lynceus sphaericus, Fri6: Krustenth. p. 246, Fig. 58. 

1874. Chydorus sphaerieus, Kurz: Dodekas. p. 71, Tab. III, Fig. 9. 10. 


Fig. 67. 


Chydorus sphaericus, 
0. Fr. Müller. — 
Tastantenne. 


Chydorus sphaerieus, 0. Fr. Müller. — 
Weibchen. cb Gehirn. al Lippenanhang. 
c Herz. 


Der Körper ist klein, kugelig, hinten kurz abgestutzt, zwischen Kopf und Thorax 
ohne Einschnitt und von schmutzig grüner Farbe. Der bewegliche und stark nieder- 
gedrückte Kopf ist klein, der Schnabel ziemlich lang, fein zugeschärft. 

Der rundliche, schwarze Fleck ist etwas weiter entfernt von der Schnabelspitze 
als von dem zweimal grösseren Auge. Die Tastantennen vom Kopf durch eine tiefe 
Einschnürung getrennt, sind kurz, in der Mitte angeschwollen und tragen die kurze 
Tastborste in der Mitte der Aussenseite. Die Riechstäbehen von mässiger Länge sind 
ungleich. Die Ruderantennen haben sieben Borsten. Der Lippenanhang ist verhältniss- 
mässig kurz, gebogen, mit lang gestreckter und abgerundeter Spitze. 


112 


Die Schale ist höher als lang, hinten mit wenig abgerundeten Winkeln. Ihre 
grösste Höhe liegt etwas vor der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist stark gleich- 
mässig gewölbt, der Hinterrand sehr kurz, gerade und in der Mitte der Schalenhöhe, der 
Unterrand bauchig, vorne und hinten ungleich abgeflacht, wie bei Ch. punctatus, 
Der Haarbesatz der inneren Lippe ist schwächer und fehlt am Höcker des Unterrandes. 
Die Schalenoberfläche ist besonders gegen die Ränder deutlich sechseckig gefeldert. 
Die Feldchen sind glatt. 

Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne etwas ausgerandet und am Unterwinkel 
abgerundet. Es trägt 7—8 einfache, kurze Zähne. Der stark hervorragende Afterhöcker 
hat die Spitze abgerundet. Die Schwanzkrallen sind glatt mit einem ziemlich langen 
Basaldorn. 

Länge ::.0:43 =- =-; Höhe 038 m- m, 

Beim Männchen, dessen Schnabel abgestutzt erscheint, tragen die Tastantennen 
mehrere Tastborsten und Riechstäbehen und sind nach Kurz (p. 72) plattgedrückt. 
Die Fusshacken sind durch ihre Grösse bemerkenswerth. Das Postabdomen ist kurz 
gebogen und vorne an der Unterkante wie bei Ch. punctatus tief ausgeschnitten. Sie 
sind stets beträchtlich kleiner als die Weibchen. 

Ueberall sehr gemein, besonders im Frühlinge. 


93. Chydorus caelatus, Schoedler. — Der höckerige Linsenkrebs. — 
Cockovec drsny. 


1859. Chydorus caelatus, Schoedler: Branch. p. 27. 
1863. Chydorus caelatus, Schoeder: Neue Beitr. p. 13, Tab. IL, Fig. 44. 
1874. Chydorus caelatus, Kurz: Dodekas. p. 73. 


Fig. 69. Diese Art stellt sich als nächst verwandte zu Ch. 
sphaericus, mit dem sie sowohl in Form und Grösse als 

= auch in Farbe gänzlich übereinstimmt. Der Körper ist klein, 

=‘ kugelig, hinten kurz abgestutzt und von schmutzig grüner 


ee . Farbe. Die Eier der Weibchen sind ebenso wie bei Chydo- 
rus sphaericus schön grün gefärbt. 
Ohrderas onkinine Behind Der schwarze Pigmentfleck ebenfalls kleiner als das 
lerie Postahdomen Auge, steht beinahe in der Mitte zwischen diesem und der 
Schnabelspitze. Die Tast- und Ruderantennen und der Lippen- 
anhang wie bei voriger Art. 

An der Schale tritt die obere und hintere Schalenecke deutlicher hervor. Die 
Structur der Schalenoberfläche besteht aus undeutlich begränzten, sechseckigen Feldchen, 
deren Mitte sich zu einem runden Höcker emporhebt. Diese Höckerchen sind auf der 
Schale in concentrischen Reihen geordnet. Der Kopfschild weist auch eine solche 
höckerige Structur auf. 

Das Postabdomen weicht von dem der vorigen Art insoferne ab, dass die untere 
Kante etwa mit 10—11 Doppelzähnen bewaffnet ist. Auch scheint das Postabdomen 
vor dem stumpfen Afterhöcker schmäler zu sein als hinter demselben. 

Länge: 0-:44—0'47 = m; Höhe: 0:37—0:39 = m. 

Ueberall ziemlich selten. 

Diese Art lebt bei Podebrad, Turnau, Wittingau. In grosser Anzahl fand ich 
sie im Keyer-Teiche bei Prag. 


ir 


113 


22. Gattung Monospilus, Sars. 


Der Körper ist klein, oval, hinten abgerundet. Der bewegliche, kleine, stark 
niedergedrückte Kopf geht unten in einen ziemlich langen, geraden Schnabel aus. 

Der grosse schwarze Pigmentfleck vertritt das Auge, welches bei dieser Gattung 
gänzlich fehlt. Die kurzen Tastantennen sind ausser den Endriechstäbehen noch mit 
einer Seitenborste ausgestattet. Die Ruderantennen tragen acht Borsten. Der Lippen- 
anhang ist verkümmert, klein, abgerundet. 

Die Schale, vom Kopfschild durch eine kurze, senkrecht aufsteigende Sutur 
geschieden, hat eine länglich ovale, überall gleichmässig abgerundete Gestalt und ist 
unten bewimpert. 

Der Darm ist sewunden. Das Abdomen trägt hinten am Rücken einen kurzen 
Fortsatz, welcher den Brutraum schliesst. Das Postabdomen ist gross, breit, vorne 
schräg abgestutzt und bedornt. Der Afterhöcker ist unbedeutend. Die Schwanzkrallen 
besitzen blos einen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang. 

Bis jetzt nur eine Art bekannt. 


94. Monospilus tenuirostris, Fischer. — Der blinde Linsenkrebs. — 
Cockovec slepy. 


1854. Lynceus tenuirostris, Fischer: Lyne. und Daph. p. 427, Tab. IIL., Fig. 7—10. 

1862. Monospilus dispar, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 165. 

1867. Monospilus tenuirostris, Norman and Brady: Monogr. p. 52, Tab. XIX, Fig. 2; 
Tab. XX., Fig. 9. 

1868. Monospilus dispar, P. E. Müller: Danm. Clad. 196. 


Der Körper ist klein, länglich oval, hinten abgerundet 
von blass gelber oder weisslicher Farbe. Der kleine, stark 
niedergedrückte Kopf ist vorne abgeflacht mit etwas hervor- 
ragender Stirngegend und endet in einen kurzen, scharfen 
Schnabel, welcher nach unten gerichtet ist. Die schwach ent- 
wickelten Fornices sind hinter dem grossen Pigmentfleck 
erweitert. 

Die kurzen, in der Mitte erweiterten Tastantennen 
tragen in der Mitte der Aussenseite eine kurze, zugespitzte 
Tastborste. Die Riechstäbchen sind lang, ungleich. Der 
innere Ast der Ruderantennen weist 4 zweigliedrige Borsten 
und einen langen Stachel am ersten Gliede auf; der äussere : ‚ n 
Ast ist mit nur drei Borsten und mit einem kleinen Dorne Mnospilus tenuirostris, 

: rn - : : Fischer. — Weibchen. 
am ersten Gliede ausgerüstet. Der Lippenanhang ist klein, e Macula nigra. 
abgerundet. . 

Die grösste Schalenhöhe liegt etwas hinter der Mitte. Die Schale ist bei 
erwachsenen Exemplaren aus mehreren (bis 6) sich dachartig bedeckenden Schalen- 
klappen wie bei Ilyocryptus sordidus zusammengesetzt und an der Oberfläche 
sehr fein chagrainartig gerunzelt. Nebstdem erscheint noch die ganze Oberfläche mit 
grossen, länglichen Höckern in concentrischen Reihen besetzt. 

Der Darm ist zweimal gewunden und mündet in der Mitte der unteren Schwanz- 
kante. Der Abdominalfortsatz ist kurz, abgerundet. Das grosse Postabdomen von kurzer 
und breiter Form ist vorne schräg abgestutzt, an den Rändern der Afterspalte ausge- 
schnitten und mit 5—7 kleinen Zähnen bewafinet. An den Seitenflächen laufen noch 
zwei feine Leistchenreihen in schiefer Richtung. Die starken, fein gezähnten Schwanz- 
krallen besitzen nur einen Nebendorn, welcher von einem niedrigen Basalhöcker entspringt. 

Länge: 0:42—0'56 =- =; Höhe: 0:3—0:4 =: m, 

Diese seltene Art fand ich im Kanoy- und Svet-Teiche bei Wittingau blos in 
einigen Exemplaren. 

» to) 


114 


B. Gymnomera, Sars. 


Das Proabdomen ist frei, unbedeckt. Die Aeste der Ruderantennen sind platt 
gedrückt mit vielen Seiten- und Endborsten. Die Maxillen rudimentär, unbeweglich. 
Die Beine sind deutlich gegliedert, eylindrisch. 


a) Onychopoda, Sars. 


Vier Paar, eylindrische, deutlich gegliederte Beine mit verkümmerten Branchial- 
fortsätzen. 


VII. Fam. Polyphemidae, Baird. 


Der Kopf ist vor dem Thorax tief eingeschnürt. Das grosse, bewegliche Auge, die 
vordere Kopfhöhle gänzlich ausfüllend besitzt zahlreiche, dicht gedrängte und langge- 
streckte Krystalllinsen. Die Tastantennen von der Unterseite des Kopfes entspringend, 
sind klein. Die Aeste der grossen Ruderantennen sind platt gedrückt und mit vielen 
Borsten versehen. Der eine Ast ist viergliedrig, der andere dreigliedrig. Die Mandibeln 
sind gross, beweglich; die Maxillen verkümmert, unbeweglich. 

Die rudimentäre Schale bedeckt nur den Rücken des Thorax und Proabdomens, 
und lässt die Füsse und das Postabdomen unbedeckt. 

Der Darm ist einfach ohne Schlinge und Blindsäcke. Derselbe mündet am 
Postabdomen. Dieses ist verkümmert, klein. Der Schwanzhöcker, dem die Schwanz- 
borsten aufsitzen, ist ungemein gross, langgestreckt. 

Das Herz hat eine rundliche oder dreieckige Gestalt. 

Die Arten sind meist Meeresbewohner. 


23. Gattung Polyphemus, ©. Fr. Müller. 


Scalicereus, Koch. 


Der Kopf ist gross, langgestreckt und vor dem Thorax tief eingeschnürt. Der vor- 
dere abgerundete und oben durch eine seichte Einkerbung gesonderte Kopfabsehnitt, 
enthält das grosse, bewegliche Auge und wird von demselben gänzlich eingenommen. 
Dieses besteht aus einem grossen, kugelförmigen, hinten abgestutzten, schwarzen Pigment- 
fleek und aus zahlreichen cylindrischen Krysstalllinsen, welche jenen radiär und dicht 
gedrängt umlagern. Das Nebenauge fehlt. 

Die Tastantennen stehen dicht neben einander und entspringen an der unteren 
Kopfseite gleich hinter dem Auge aus einem Kopfhöcker; sie sind kurz, eylindrisch, nach 
vorn gerichtet und tragen 5—6 ziemlich lange und gleiche Riechstäbehen. Die grossen 
Ruderantennen sind mit 14—15 gefiederten, zweigliedrigen Ruderborsten ausgestattet. 
Die grosse, dreieckige, hinten behaarte Oberlippe ragt frei nach unten herab. Die 
Kaufläche der Mandibeln ist mit einigen schlanken Zähnen bewehrt. Die unbeweglichen 
Maxillen haben die Gestalt eines eylindrischen, am Ende behaarten Fortsatzes. 

Aus dem vorderen, dorsalen Theile des Thorax entspringt die rudimentäre Schale, 
den Körper nur theilweise bedeckend. Bei Weibchen ist die Schale kugelförmig aufge- 
blasen und die dadurch entstandene Höhle zum Brutraum verwendet. Beine sind vier 
Paare vorhanden, welche von vorn nach hinten bedeutend an Grösse abnehmen. Sie 
sind eylindrisch, viergliedrig und mit vielen behaarten und gekrümmten Borsten ver- 
sehen. Das zweite und grösste Glied der drei ersten Fusspaare trägt aussen an der 
Basis eine kurze, am Ende erweiterte Lamelle, welche mit fünf Borsten ausgerüstet ist 
und den verstümmelten Aussenast der Cladocerenfüsse darstellt. Das vierte Beinpaar 
ist eingliedrig, kurz und ohne Anhang. 


115 


Der Darmkanal beginnt mit dem Munde, welcher vorne an die Oberlippe, hinten 
an die Maxillen gränzt, erweitert sich gleich hinter der kurzen Speiseröhre zu einem 
dreieckigen, weiten Magen und läuft rückwärts in einer mässig gebogenen Richtung durch 
den ganzen Leib in das Postabdomen, wo er ventral ausmündet. Das Postabdomen ist 
klein, an den Afterrändern abgerundet und ohne Krallen. Der Postabdominalhöcker, dem 
die dicken, eingliedrigen und langen Schwanzborsten aufsitzen, verlängert sich in einen 
sehr langen, aufwärts gekrümmten Cylinder, dessen freies Ende mit einem Kranze 
von kurzen Dornen umgeben ist. Die Schwanzborsten und der Höcker sind spärlich 
kurz bedornt. 

Beim Männchen sind die Tastantennen am Ende mit einer langen, fein zuge- 
spitzten und bis zur Hälfte doppelt contourirten Geissel versehen. Das erste Fusspaar 
trägt einen kleinen Hacken und zwei lange, gezähnte und gekrümmte Borsten. Die 
Hodenausführungssänge münden vor dem After. 

Die Gattung zählt nur eine Art. 


95. Polyphemus pediculus, De Geer. — Der grossaugige Seekrebs. — 
Velkoocka jezerni. 


1778. Monoculus pedieulus, De Geer: Mem. Tom. VII. p. 467, Tab. XXVIIL, Fig. 9—13. 

1785. Polyphemus oculus, ©. Fr. Müller: Entom. p. 199, Tab. XX., Fig. 1—5. 

1820. Polyphemus pediculus, Straus: Mem. p. 156. 

1820. Monoculus polyphemus, Jurine: Histoir. p. 143, Tab. XV., Fig 1—3. 

1841. Sealicereus pedieulus, Koch: Crust. p. 37, Tab. II. 

1848. Polyphemus oculus, Lievin: Branch. p. 43, Tab. XI., Fig. 4—8. 

1848. Polyphemus stagnorum, Fischer: Branch. und Entom. p. 168, Tab. III. Fig. 1—9. 

1850. Polyphemus pediculus, Baird: Brit. Entom. p. 111, Tab. XVIL, Fig. 1. 

1853. Polyphemus pediculus, Lilljeborg: De Crust. p. 62, Tab. V., Fig. 3—6. 

1860. Poiyphemus oculus, Leydig: Naturg. p. 232, Tab. VIIL, Fig. 63., Tab. IX., Fig. 71. 

1863. Polyphemus oculus, pediculus, Kochii, Schoedler: Neue Beitr, p. 67, Tab. I., 
Fig. 45., p. 69., p. 70. 

1868. Polyphemus pediculus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 200, Tab. V., Fig. 19—21. 

1870. Polyphemus pedieulus, Lund: Bidrag. p. 139, Tab. V., Fig. 2,, Tab. VIIL, Fig. 9—10. 

1872. Polyphemus oculus, Fri&: Krustenth. p. 247, Fig. 61. 

1874. Polyphemus pediceulus, Kurz: Dodekas. p. 77. 


Grösse: 10—12 =, 

Das Thier ist braun, durchsichtig mit bläulichem und weisslichem Schimmer. 

In Teichen und Seen ziemlich selten. 

Ich traf sie in grosser Menge im Hladov-teiche bei Lomnitz; sonst kommt sie in 
allen Wittingauer Teichen und in den Böhmerwaldseen vor. 


b) Haplopoda, Sars. 


Sechs Paar einfache, cylindrische Beine ohne Fortsätze. Das Abdomen ist 
gegliedert. 


VIII. Fam. Leptodoridae, Sars. 


Der Kopf, vom Thorax deutlich gesondert, ist langgestreckt. Die Aeste der 
Ruderantennen sind viergliedrig, mit zahlreichen Seitenborsten versehen. Das Abdomen 
ist lang, nach hinten gestreckt und 4gliedrig.. Die Schwanzkrallen gross. 

8* 


116 
24. Gattung Leptodora, Lilljeborg. 


Der Körper ist sehr gross, langgestreckt. Der Kopf, vom Thorax durch eine 
tiefe Einschnürung gesondert, zeichnet sich durch seine beträchliche Länge aus und ist 
an der Basis breit und oben buckelartig aufgetrieben, nach vorn allmälig verjüngt und 
abgerundet. Das Auge liegt vorne in der Kopfhöhle; es hat eine Kugelform mit ziemlich 
kleinem Pigmentfleck in der Mitte, welcher von sehr langen, radiär dichtgestellten 
Krystalllinsen umschlossen ist. Das Auge bewegt sich mittels einigen paarigen Muskeln, 
welche von beiden Seiten der Kopfhöhle entspringen. 

An der unteren Kopfkante, gleich hinter dem Auge stehen von einander entfernt 
die kurzen, 'am freien Ende, verdickten Tastantennen, welche ‚erst vom. freien Ende 
kurze Riechstäbehen abgeben. Die Ruderantennen haben einen sehr langen, die Kopflänge 
überragenden Stamm und zwei gleiche, 4gliedrige Aeste, welche seitlich von etwa dreissig 
langen, zweigliedrigen und fein gefiederten Borsten ausgerüstet sind. Die Mandibeln sind 
lang, eingliedrig, einwärts gekrümmt und fein zugespitzt. Die Maxillen fehlen. 

Der cylindrische Thorax trägt unten sechs Paar Beine, welche nach hinten 
plötzlich an Grösse abnehmen. Das erste Fusspaar ist das längste, das zweite um das 
Doppelte an Länge übertreffend. ‘Die Beine sind eyliudrisch, 4gliedrig, ohne Fortsätze 
und tragen an der Hinterseite viele Borsten. Von dem Hinterrande des Thorax geht 
die verkümmerte und kurze Schale ab, welche bei der Seitenansicht eine eiförmige, vom 
Abdomen abstehende und als Brutraum dienende Höhle umschliesst. 

Das Abdomen ist cylindrisch, sehr lang gestreckt und zerfällt in vier deutlich 
von einander abgetrennte Segmente, welche den Darmkanal, die Geschlechtsorgane und 
den Fettkörper einschliessen. . Das letzte Segment trägt hinten zwei starke, divergi- 
rende Krallen. 

Der Darm beginnt mit dem Munde, welcher unten an der Kopfbasis zwischen 
der Ober- und Unterlippe liegt und besteht aus einem geraden, langen bis in das dritte 
Postabdominalsegment reichenden Oesophagus und aus dem breiten, eigentlichen Darm, 
welcher zwischen den Schwanzkrallen ausmündet. 

Beim Männchen sind die Tastantennen sehr dick und am Ende in einen sehr 
langen zugespitzten Fortsatz ausgezogen, welcher ebenfalls Riechstäbchen trägt. 

Die Bewegungen dieser Thierchen sind hüpfend. 

Bis jetzt ist blos eine Art bekannt. 


66. Leptodora hyalina, Lilljeborg. — Der grosse Armkrebs. — 
Ramenatka velka. 


1860. Leptodora hyalina, Lilljeborg: Beskr. p. 265, Tab. VU., Fig. 1—22. 
1863. Leptodora hyalina, Schoedler: Neue Beitr. p. 74. 
1868. Leptodora hyalina, P. E. Müller: Danmarks Clad. p. 226, Tab. VI., Fig. 14—21 
1868. Leptodora hyalina, P. E. Müller: Bidrag til Clad. Fortpl. p. 297, Tab. XI. 
Fig. 1—15. 
1870. Leptodora hyalina, Lund: Bidrag til Clad. Morph. Tab. V., Fig. 3. 
1874. Leptodora hyalina, Fri&: Vesmir. II. p. 16, F. 4. 
1574. Leptodora hyalina, Weismann: Ueber Bau etc, mit 6 Taf. 
1874. Leptodora hyalina, Kurz: Dodekas ete. p. 77. 
Dieses Thierchen ist äusserst hyalin, farblos und bis 8 = = gross, 
Die Wintereier der Lept.; hyalina produeiren eine ungegliederte, mit drei Glied- 
massenpaaren und einem einfachen Auge versehene Naupliusform., 
In grossen Teichen gemein. 
Fundorte: in den Teichen bei Wittingau, Lomuitz, Budweis, Prag, Dymokur, 
Skalitz und Maleschau. 


- 


Von der Verbreitung der Gladoceren in Böhmen mit Berück- 
sichtigung der ausländischen Faunen. 


Bevor ich über die Verbreitung der Cladoceren in Böhmen sprechen werde, 
halte ich es für nothwendig auch von ihrer Lebensweise etwas zu erwähnen, 

Die Cladoceren sind grösstentheils Süsswasserbewohner und nur eine sehr 
geringe Zahl derselben gehört dem Meere an. Bisher sind uns nur 9 Meeresarten 
bekannt, von denen 2 den Sididen, die übrigen den Polyphemiden angehören. 
Die Brackwässer können keine besonderen Cladocerenformen aufweisen, da die Bewohner 
derselben mit jenen der Süsswasser gleichartig sind. 

Süsswasser-Cladoceren findet man in stehenden oder langsam fliessenden Gewäs- 
sern, Bächen, Flussbuchten, Seen, Teiehen, in Tümpeln, Wassergräben u. s. w. In Seen 
und Teichen hält sich die grösste Artenanzahl am liebsten nahe den Ufern auf, und 
bildet auf diese Weise eine natürliche Abtheilung, die Uferfauna, ein geringerer Theil 
derselben pflegt dagegen lieber die Tiefen und die Mitte der Gewässer vorzuziehen und 
bildet die Seefauna, die von der ersteren auch im äusseren Baue schon auffallend 
verschieden ist. Dieser Unterschied ist desto grösser, je mehr die betreffenden Gewässer 
an Grösse und Tiefe zunehmen. 

Auf diesen Umstand machte uns zuerst Lilljeborg aufmerksam, der die in 
der Mitte der grossen Gewässer lebenden Arten mit dem Namen „Sjöformer“ bezeichnete. 
0. G. Sars stellte schon eine Reihe solcher Arten, die in Norwegen vorkommen, zu- 
sammen und beschrieb genau die Unterschiede der genannten Faunen. Dasselbe that 
auch P. E. Müller, weleher die Cladoceren ihrer Lebensart nach in zwei Gruppen: 
in pelagische und Uferformen eintheilte. In der Dferfauna finden wir keine Vertreter 
der Holopediden und Leptodoriden, in der Seefauna dagegen keine Lyneo- 
daphniden und Lynceiden. 

Das allgemeine und charakteristische Merkmal der Seeformen ist der hyaline 
und zarte Körperbau, während die übrigen Bildungsunterschiede (am Kopf, Schwanz, 
Schale, Tast- und Ruderantennen) nicht allgemein hervortreten, sondern blos als Unter- 
scheidungsmerkmale einzelner Familien anzusehen sind. 

Von den Sididen halten sich die Gattungen Sida und Daphnella am 
liebsten nahe dem Uferrande auf, wo die erstere besonders die mit Schilf bewachsenen 
Stellen aufsucht und sich daselbst mit ihrem Haftapparat festhält, da ihre Bewegungen 
sehr träge und schwerfällig sind. Die Gattung Daphnella zeichnet sich dagegen durch 
ihre raschen Bewegungen, zieht freies, nicht mit Schilf verwachsenes Wasser vor und 
geht in kleineren Gewässern auch in die Mitte derselben, wo sie sich nahe der Wasser- 
oberfläche umhertreibt. Der eigentliche Repräsentant der Seefauna ist die Gattung 
Limnosida, welehe man bisher nur in den Seen Norwegens beobachtete; diese steht 
unserer Daphnella am nächsten und zeichnet sich besonders durch ihre hervorragende 
Stirn und verlängertes Tastantennenpaar aus, welches beinahe die ganze Schalenlänge 


118 


erreicht. Die Gattung Latona, in Böhmen noch nicht aufgefunden, lebt hauptsächlich 
am Boden tiefer Gewässer. 

Holopedium gibberum ist die einzige, bisher bekannte Holopedidenart. 
Sie lebt namentlich in der Mitte der grossen Gebirgsseen. Ihr Körper ist in eine äusserst 
hyaline und gelatinöse Masse eingehüllt; ein Theil des Schalenrückens verlängert sich 
in einen ansehnlichen Buckel. In Böhmen fand ich dagegen diese Art auch in einem 
künstlichen Teiche bei Wittingau. h 

Von den Daphniden gehört nur eine geringe Artenanzahl des Gen. Daphnia 
der Seefauna an, welche sich besonders durch Verlängerung des hinteren Schalenstachels 
auszeichnen. Der Körper derselben ist grösstentheils sehr schmal und schlank, der Kopf 
gestreckt und verlängert, so dass er manchmal fast die Hälfte der Schalenlänge einnimmt. 
llieher gehören vor allem jene Arten, die Schoedler unter dem Gattungsnamen Hyalo- 
daphnia zusammenfasste. Alle übrigen Arten dieser Familie halten sich mehr oder 
weniger nahe den Ufern und zwar der eine Theil der Daphniaarten und der Gattung 
Moina in Regenpfützen, die übrigen in Lachen, Teichen und Seen. Die Gattung 
Simocephalus führt dieselbe Lebensweise wie die Gattung Sida. Manche Arten von 
CeriodapLnia und Moina micrura schliessen sich allmälig den Seeformen an. 

Die Bosminiden zählen einige Arten, welche der Seefauna angehören und 
sich durch ihr verlängertes Tastantennenpaar, sowie zuweilen durch buckelartige Auf- 
treibung des Schalenrückens von anderen Bosminiden unterscheiden. Die übrigen Arten 
derselben Gattung, obzwar sie sich wegen der Kürze ihres Ruderantennenpaares ziemlich 
schwerfällig zu bewegen scheinen, leben dennoch nie am Grunde der Gewässer, wie Sars 
angibt, sondern ziehen die Mitte der Gewässer vor, wo sie in geringer Entfernung von 
der Wasseroberfläche munter umherschwimmen. In Teichen findet man die Uferformen 
dieser Gattung gewöhnlich in Gesellschaft von Daphnella und Ceriodaphnia, in 
kleineren, tiefen Tümpeln dagegen nicht selten mit einigen Lynceiden (Alona 
lineata, guttata). Bosmina bohemica lebt bei uns in einer ansehnlichen Tiefe 
in der Mitte des Schwarzen Sees im Böhmerwalde. 

Die Lyneodaphniden gehören ausschliesslich der Uferfauna an. Alle hieher 
gehörigen Arten haben ungewöhnlich starke Ruderantennen, schwimmen zwar frei, aber 
schwerfällig umher und halten sich demnach grösstentheils gerne am Grunde der Gewässer. 
Die Gattung Ilyocryptus lebt nur am Grunde, wo sie sich im Schlamm kriechend 
langsam hin und her bewegt. Ihre Ruderantennen, obzwar mächtig, sind zum freien 
Schwimmen doch nicht geeignet, die Bauchränder der Schale und der Dorsalrand des 
Postabdomens ist mit starken Domen und Stacheln dicht besetzt, mit Hilfe deren sich 
die Thiere an feste Körper festklammern und vorwärts bewegen können. 

Auch die nächstfolgende Familie der Lynceiden zählt nur Uferformen, welche 
sich fast sämmtlich am Grunde der Gewässer aufhalten. Hievon bildet theilweise die 
Gattung Alona eine Ausnahme, indem sie auch in geringerer Entfernung von der 
Wasseroberfläche vorzukommen pflegt. 

Die Polyphemiden sind in Böhmen blos durch eine Gattung Polyphemus 
vertreten, welche nur an seichten Ufern lebt. Von der zur Seefauna angehörigen Gattung 
Bythotrephes, welche nur in bedeutenden Tiefen grösserer Seen sich aufhält, hat 
man in Böhmen noch keinen Repräsentanten nachgewiesen. Diese Gattung hat einen 
auffallend verlängerten Schwanz, wodurch sie sich von Polyphemus unterscheidet. 

Die letzte Familie Leptodoridae weist nur eine einzige Art Leptodora 
hyalina auf, die sich der Seefauna anschliesst. Ihr Körper ist langgestreckt, gerade, mit 
einem deutlich segmentirten Abdomen, die Ruderantennen sehr lang und mächtig. Diese 
Art ist in Böhmen allen mir bekannten Teichen eigenthümlich, in welchen sich die 
Seefauna ausgebildet hat. In den Gebirgsseen fehlt sie gänzlich. 

In der nachstehenden Tabelle sind die sämmtlichen, bis jetzt aus Böhmen, 
Norwegen, Dänemark bekannten Seeformen angeführt, so wie auch ihr gemeinschaftliches 
Auftreten in diesen Ländern angedeutet. 


119 


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© © =} 
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o o :S 

= = Ri = 
MuTımnosida frontosa, Sarsmlıt u . nam. Az. Fi T 
2| Holopedium gibberum, Zaddach . . . anıb stolen 
3. Daphnıas venteicosan.m spa. isdn. and huyene T 
4 r caudataı sNansy SET .urubsmd oh „zur Me a T 
5 slacustriso Sareıı Sana). hrs aniıntzn. Arc T 11 
6 TRENNEN SEN ee EN + 
7 4 pEellUcHdasy EPEIe LERI RE a ee Te: T; 
8 „2 Dulchella, 1SarEasmerne re rae er LUmBEr ne re ai T 
9 ERSRAREN UELI TSN SEN ERS Äite o ea R T 
10 ».,. . hyalınay TNeydolte mern DERm ER. T 
Fr Mrs JONGIEEMISEL SEESW:), 24 = AR ae ARE en T 
12 u ICrIStatase Sara. Eee ir 
13 n„  gracilis, n. sp. s 2. . T 
14 32 alCataL SATEe ee ERERERRL ER IERUEN, 1 Traelei 
15 » eueullata, Sars Sräbgige : 1 1 T 
16 EP NWILFOA,, TAUTZECRRER VArEUT ER MEEND T 
17 > ADICata, IEULZENE Se Re ER: BC TON BERZS LANE T 
18 nu Kahlbervensiıs® Schoedler" er an T it 
19 ” Cederströmi, Schoedler . : : F a Sn 
ZU E BOSMmUNaS On GiSpITe BTRe yUMe EEE RE 1 
21 ann Glan Hanany. BARB ITEIZER ER. nr are Een AND: PROR SERe T 
22 R Dohamica, asp. DL ER ER REES :7 
23 = Coreson? Bard 2 aa NE T T 
24 = TACUSEEISY SD AESE TEE EEE gr | 
25, Bythotrephes longimanus, Leyd. . ee Tele sn 
26 n Bedersteomii Schordlene En PRBE IRIR RE Aue T 
220 Beptodora hyalmayHailljenseeg ar Er REe NER EIER SEN U: | T T 
13 | 16 9 


Die sämmtlichen hier angeführten Arten erscheinen immer in grosser Menge 
und zwar in der Regel nahe der Oberfläche der Gewässer. In grösseren Tiefen habe 
ich in Böhmen nur 3 Arten und zwar: Daphnia ventricosa, caudata und Bos- 
mina bohemica vorgefunden. 

Bei näherer Betrachtung der Uferfauna findet man, dass sich die Arten in zwei 
ziemlich scharf begränzten Abtheilungen unterbringen lassen, von denen die eine ihren 
Aufenthaltsort unmittelbar am Ufer oder am Grunde der Gewässer einnimmt, die andere 
aber nicht weit von demselben vorkommt. Die letztere Abtheilung bildet demnach einen 
Uebergang zu der Seefauna, wenn die Grösse der Gewässer eine ungestörte Entwickelung 
der Seefauna zulässt. Im widrigen Falle wird die Seefauna von dieser zweiten Abtheilung 
der Uferfauna vertreten. Hieher gehört hauptsächlich die Gattung Daphnella und 
von Daphnia nur jene Arten, welche kein Kämmcehen an den Postabdominalkrallen 
besitzen, ferner Ceriodaphnia retieulata, pulchella, Moina micerura, Bos- 
minaarten, Macrothrix hirsuticornis, Alona lineata, guttata und Mono- 
spilus tenuirostris. Alle hier angeführten Arten unterscheiden sich von den 
übrigen Uferformen noch durch ihre verhältnissmässig grössere Durchsichtigkeit. Auch 
pflegen sie sich nahe der Wasseroberfläche aufzuhalten. 

Je nach der Beschaffenheit des Bodens oder des Ufers kann man in der unmit- 


120 


telbaren Ufernähe lebende Arten der Uferfauna noch in mehrere Unterabtheilungen 
eintheilen. 

a) An den mit Schilf bewachsenen Uferstellen leben vor allem die Gattungen 
Sida, Simocephalus und Eurycercus, welche sämmtlich mit einem besonderen 
Haftapparat ausgerüstet sind, mittelst welchem sie sich an festen Gegenständen fest- 
halten können. 

b) Im Bodenschlamme pflegt man die Arten Macrothrix laticornis, 
Streblocerus serriecaudatus, ferner die Gattungen Ilyoeryptus, Acantho- 
leberis, Camptocereus, Alona Leydigii, acanthocercoides, quadran- 
gularis, tenuicaudis, ferner aus der Gattung Pleuroxus, Pl. personatus, 
glaber, nanus, exeisus, exiguus und die Gattung Chydorus vorzufinden. 


ce) Den sandigen Boden lieben Bosmina brevirostris, Alona falcata, 
rostrata. 

d) Die übrigen Arten dieser Abtheilung der Uferfauna schwimmen frei herum 
und sind in der unmittelbaren Nähe der Ufer vorzufinden, ohne sich auf einen bestimmten 
Aufenthaltsort zu binden. 

Es bleibt uns noch ein Theil der Cladoceren übrig, der sich in keine der beiden 
Faunen einreihen lässt und welcher bloss in schmutzigen Tümpeln und Regenpfützen zu 
finden ist. Die hieher gehörenden Arten lassen sich dadurch erkennen, dass ihnen der 
hohe Grad der Durchsichtigkeit der übrigen Arten abgeht und das sie in der Regel 
mit parasitischen Algen und Infusorien bewachsen oder mit Schleim bedeckt erscheinen. 
Hieher reihe ich alle Arten der Gatt. Daphnia, die sich durch das eigenthümliche 
Kämmcehen an den Postabdominalkrallen auszeichnen und die Gatt. Moina mit Ausnahme 
der schon früher erwähnten Art Moina mierura. Zuweilen wenn solche Tümpel 
reines Wasser enthalten, findet man ausser diesen noch einige Lynceiden, namentlich 
die Gattung Chydorus. 

Was die Jahreszeit anbelangt, in welcher Cladoceren vorzukommen pflegen, 
brauche ich nur soviel zu erwähnen, das ihr Auftreten auf die Sommerzeit beschränkt 
ist. Sobald die Eisdecke in Folge der ersten Frühlingsstrahlen zu schmelzen beginnt, 
so erscheinen allmälig auch schon einzelne Cladocerenarten, und zwar zuerst in kleiner 
Anzahl stets aber in Gesellschaft von Copepoden, die zu dieser Zeit sowie auch im 
Winter vielleicht die einzigen Bewohner stehender Gewässer sind. Die Zahl der Clado- 
ceren nimmt nach und nach zu, jene der Copepoden im verkehrten Verhältnisse ab, so 
zwar dass im Hochsommer beide Thiergruppen ihre Rolle gänzlich ausgetauscht haben, 
indem die Gewässer fast ausschliesslich von Cladoceren bewohnt werden, Copepoden aber 
sehr untergeordnet, fast vereinzelt vorkommen. Im Frühling trifft man vor allem die 
Gatt. Daphnia, welche die ganze Sommerzeit hindurch fast überall angetroffen wird. 
Hiezu reiht sich nach die Lynceidengattung Chydorus, welche besonders in den Früh- 
lingsmonaten vorzukommen pflegt. Erst später stellen sich die Gattungen Simocephalus, 
Maerothrix und verschiedene Lynceidenarten ein. Zu Anfang des Monates Mai 
kommt die Gatt. Sida, Ceriodaphnia, zu Ende desselben Monates die Gatt. 
Leptodora, im Juni Scapholeberis und zuletzt erst Chydorus globosus vor. 
Während des Monates Juli und August haben die Cladoceren bereits das Maximum 
ihres Vorkommens erreicht, und schon im folgenden Monate September nehmen sie 
allmälig ab, so dass sie schon im October. manehmal gar nicht mehr vorgefunden werden. 
In den Buchten des im Frühjahre besonders wasserreichen Elbeflusses bei Podebrad 
fand ich zu Ende Februar die Art D. psittacea, welche nach kurzer Zeit gänzlich 
verschwand. 

Die Verbreitung der Cladoceren in Böhmen. Die Zahl der bisher 
in Böhmen beobachteten Cladocerenarten beträgt nun 96; jedoch kann sie durch weitere 
Nachforschungen bedeutend ‚vermehrt werden, und diess um so mehr, als besonders in 
nord- und südwestlichen Böhmen in dieser Hinsicht viele Gegenden nicht untersucht wurden. 

Zu den am gründlichsten durehforsehten Gegenden zähle ich die Umgebung von 
Prag, Podöbrad, 'Turnau, Deutschbrod, Wittingau und zwar wurden in der Umgebung 


121 


von Prag 36, Podebrad 49, Turnau 37, Deutschbrod 39*) und Wittingau 58 Arten 
beobachtet. Die an Teichen sehr reiche Gegend von Wittingau, sowie auch das Elbe- 
gebiet von Podebrad, in welchem häufige Tümpel und stehende Gewässer vorkommen, 
ist dem Auftreten der Cladocerenarten besonders günstig. Bei den angestellten Unter- 
suchungen wurde nicht nur die Natur des Wassers selbst, sondern auch die verschiedenen 
Tiefen in der Mitte und auch an den Ufern berücksichtigt. 

Die böhmischen Gewässer, in welchen die Cladoceren vorkommen, lassen sich 
in folgende Gruppen eintheilen: a) Gebirgsseen, 5) künstliche Teiche, c) tiefe Tümpel 
und Flussausbuchtungen, d) Lachen und Regenpfützen, nebst verschiedenen Wasseran- 
sammlungen mit trübem und unreinem Wasser. Alle diese Gruppen von Gewässern 
besitzen eine eigenthümliche Cladocerenfauna. 

a) Gebirgsseen kommen in Böhmen nur im Böhmerwald und im Riesen- 
gebirge vor; der Böhmerwald zählt allein sechs grössere Seen und einige sogen. Filzseen, 
das Riesengebirge blos zwei kleine Teiche, welche am Fusse der Schneekoppe liegen. 
Die Fauna der letzten zwei Teiche ist mir fast gänzlich unbekannt. Am Felsenufer 
habe ich nur drei Arten: Acrop. leucocephalus, Pl. exiguus und Chyd. 
punctatus angetroffen. Ein viel günstigeres Resultat hat man in den Böhmerwaldseen 
erzielt, wo man Kähne und Holzflösse bei der Hand hatte, mit Hilfe deren man an 
beliebigen Stellen und in verschiedenen Tiefen untersuchen konnte. Diese Seen lassen 
sich wieder in drei natürliche Untergruppen ordnen, von welchen jede charakteristische 
Arten besitzt. Man kann sie bei ganz oberflächlichen Besichtigung erkennen, indem sie 
sich schon nach der Beschaffenheit des Wassers von einander unterscheiden. 

Zu der ersten Untergruppe zähle ich die tiefen Seen bei Eisenstein und zwar 
den Schwarzsee, Teufelssee, die beiden Arberseen, ferner den Laka- und Stubenbacher-See. 
Der grösste und tiefste unter ihnen ist der Schwarzsee, welcher mitunter die Tiefen von 
45 m. erreicht. Unweit von ihm durch einen Bergkamm getrennt, liegt der kleine und 
minder tiefe Teufelssee. Das Wasser dieser beiden Seen ist klar und farblos, die Ufer 
kahl, felsig oder sandig und hie und da mit Gestrüppe bewachsen. Die bedeutend 
kleineren Arberseen haben ebenfalls ein farbloses, klares Wasser und mit üppigem Sehilf 
bewachsene Ufer. In der Seefauna aller dieser Seen ist Holop. gibberum charak- 
teristischeste Form, welehe bis zur Tiefe von 3 m. massenhaft auftritt. Im Laka- und 
Stubenbacher See sind ihrer unbedeutenden Tiefe wegen keine Seeformen vorhanden. 
Die Uferfauna der sämmtlichen bis jetzt erwähnten Seen ist verhältnissmässig artenarm. 
Von den beiden sie charakterisirenden Formen Alonopsis elongata und Pol. 
pediculus ist erste ausschliesslich nur daselbst vorzufinden. In der beträchtlichen 
Tiefe von 27 m. hat Prof, Fri© im Schwarzsee und Teufelssee auch D. ventricosa, im 


*) Dodek. neuer Cladoc. Sitzber. der k. k. Acad. der Wissensch. Kurz führt hier 56 Arten 
Böhmens an, welche er meistens in der Umgebung von Prag, Deutschbrod, Kuttenberg und 
Rokycan gefunden hat. Von den zwölf neu beschriebenen Arten sind jedoch nur sechs 
standhaft, indem sich die übrigen als schon anderorts beschriebene oder als neue Varietäten 
der bereits bekannten Arten erwiesen. 

Seine Bemerkung (auf pag. 78) betreffend Prof. Fri@’s Arbeit „Die Krustenthiere Böh- 
mens“ (Arch. für Landesd. von Böhm. II. Th.) ist vielleicht insoferne richtig, als daselbst 
bereits anderorts veröffentlichte Zeichnungen und Beschreibungen wiedergegeben werden. 
Da aber diese Arbeit, wie doch in der Vorrede ausdrücklich bemerkt wird, blos den Zweck 
verfolst, den heimischen Naturfreunden eine Gelegenheit zu bieten, sich mit den in Böhmen 
sehr häufig vorkommenden Cladocerenarten nahe vertraut zu machen und sie auf diese 
Weise zu weiteren Untersuchungen aufzumuntern, so ist der Standpunkt, von welchem der 
Autor die in seiner Arbeit angeführten Arten auffasst, dadurch zu erklären, dass ihm viele 
schwer zugängliche Schriften, welche den älteren Ansichten eine ganz neue Richtung gaben, 
unbekannt geblieben sind, In dieser Hinsicht sind auch die Arbeiten Plateaw’s (Rech. sur 
les Crust. d’eau douce de Belgique. Mem. de l’acad. de Belgique. 1870. 1871.) und Vernet’s 
(Entomostracees. Bull. de la soc. vaud. de science. natur. T. XIII. ur. 72.), welche fast 
gleichzeitig erschienen, mangelhaft geblieben. Uebrigens wird sich der Autor der Dodekas 
jedenfalls gut zu erinnern wissen, dass er sich aus Unkenntniss der neueren Literatur ähn- 
liche Fehler in einem Manuskripte zu Schulden kommen liess, hätte ihn Prof. Fri auf 
die bevorstehende Gefahr nicht aufmerksam gemacht. 


122 


ersteren noch mit Begleitung von B. bohemica emporgeholt. Im Stubenbacher See 
ist Ace. leucocephalus, im Laka-See jedoch Al. elongata die häufigste Art. 

Der Plöckensteiner- und Rachelsee gehört schon der zweiten Untergruppe der 
Böhmerwaldseen an. Beide sind klein, kaum 18 m. tief, mit steilen, felsigen und spärlich 
bewachsenen Ufern. Ihr Wasser ist zwar klar aber von gelblicher Farbe. Als eine charak- 
teristische Form kann D. caudata angesehen werden, da sie hier nicht nur massenhaft 
auftritt, sondern auch bis zu den bedeutendsten Tiefen verfolgt werden kann. Holo- 
pedium, Alonopsis und Polyphemus fehlen hier gänzlich. 

Die dritte Untergruppe bilden die Filzseen bei Maader und Ferchenhaid. Die 
Ufer der beiden, sowie die Mitte des letzteren sind mit niedrigen Birken bewachsen, 
aus denen sich einzelne Gruppen von Pinus pumilio erheben. Der Grund ist dicht 
mit Heidelbeeren bewachsen; die Tiefe unbedeutend (1—2 m.), weshalb auch hier die 
Seefauna fehlt. An den mit Moos und Wasserpflanzen bewachsenen Ufern ist Acanthol. 
eurvirostris und Scaph. obtusa zahlreich vertreten. 

Eine ähnliche Fauna haben die sumpfigen Lachen in der Nähe der Elbequelle 
im Riesengebirge. 

In der folgenden Tabelle führe ich sämmtliche Cladocerenarten an, die bisher 
in den Gebirgsgewässern Böhmens beobachtet wurden. Alle diese Arten und besonders 
die Lynceiden sind dunkler gefärbt als die in Teichen vorkommenden Formen. 


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s 23/12|.|2|2|3 |» 
EI3|2/13|3151|38[%3 
Eis 7 |2|23|2|8|35 
JHS EIS EEE: 
Se { 
2)| Holopedium: gibberum ....... -..,...% 2. [it T.|-T 
3) Daphnia caudata . VEIT sr | Hat 
4 u; WENLFIGOBR 3.1 nr Bet a ae art hi 
5, Simocephalus vetulus ....... N; T 
6 3 exspinosus . ... Tlstleii 
7, Scapholeberis mucronata T4#T, 
8 S obtusa . 7, 
9| Ceriodaphnia retieulata U NONE Tuladalst: T 
10| Bosmina bohemica . . .: » 2 2....|}?} 
11 | Maecrothrix laticornis . ’ Hr T 
12| Streblocerus serrieaudatus . n Ti 
13 | Acantholeberis curvirostris . » | T ir 
14 | Eurycereus lamellatus . } | Te 
15| Acroperus leucocephalus. - . ... 2... | a aa N er A oa MG leg T 
16 \Alonopsisi elügatard: A a amt erde] hal aalatndloteskeit 
17| Alona Leydigii { | T 
18 „  affınis a | Ti TrT 
19 m COBEAER ee | T kr 
20.:Pleuroxus EXSIEUB. 5 tee A: ee Tritte 
21 a nanus . er Ti lo T 
22 “ truncatus | ls ern er He Sie 
23| Chydorus sphaerieus Br | a Tl Panen 
[24 | Polyphemus ‚pediculus . .... 0... ...lt Tele T 
| [9% 16/13 1118 |4 | 6 
I 


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a a 


123 


b) Die zweite Gruppe der Gewässer Böhmens bilden die künstlichen Teiche. 
Diese werden entweder mit Flusswasser oder Regenwasser, selten aber mit Quellwasser 
gespeist. Ihre Fauna ist, falls sie entsprechende Tiefe haben, durch eine sehr interes- 
sante Seeform Leptod. hyalina charakterisirt, welche nahe der Wasseroberfläche 
besonders in der Mitte oder an den Ufern, falls sie kahl und abschüssig sind, vorkommt. 
Die seichten und mit Schilf bewachsenen Teiche besitzen in der Regel eine sehr arten- 
reiche Uferfauna. Das Vorkommen und die Art des Auftretens der Cladoceren scheint 
hier ziemlich zufällig zu sein, da mitunter zwei unmittelbar aneinander gränzende Teiche 
bald eine gemeinschaftliche, bald eine verschiedene Fauna aufweisen, obzwar die Teiche 
doch gegenseitig in keinem Zusammenhange stehen. Die etwaigen Unterschiede sind 
nicht in Manigfaltigkeit der Arten, sondern in einem mehr oder minder massenhaften 
Auftreten der Arten zu suchen. 

Auffallend ist das Vorkommen von Hol. gibberum, welche Art bis jetzt nur 
in den Gebirgsseen von Nordeuropa und von Böhmen, wo ich sie schon im Jahre 1871 in 
grosser Anzahl und in Gesellschaft von Conochylus volvox traf, vorgefunden wurde, 
in dem Teiche „Novy vdovec“ unweit von Wittingau, der, wie die meisten Teiche der 
Wittingauer Herrschaft, nur mit Flusswasser gespeist wird. Dieser Teich, dessen Ufer 
ringsum mit Wäldern bewachsen sind, erreicht an der nördlichen Seite, wo die Ufer 
kahl und steil sind, eine Tiefe von 6 M.; die östliche Partie ist dagegen seicht und mit 
dichtem Schilf bewachsen. Holop. gibberum lebt hier mit Daphn. Brandtiana, 
D. rosea, Leptodora hyalina und mit dem bereits erwähnten Räderthierchen 
Conochylus volvox zusammen. 

Ebenfalls sehr interessant ist der 920 Joch betragende Teich „Bestrev“ bei 
Frauenberg, der ein grüngefärbtes Wasser enthält, welche Erscheinung einer besonders 
kleinen, grünen, hier sehr zahlreich verbreiteten Alge Limnochlide flos aquae 
zuzuschreiben ist, die in Form von einigen Milimeter langer Stäbchen bis zur Tiefe von 
einem Meter die obersten Wasserschichten des Teiches erfüllen. Diese Alge zeigt sich 
für das Teichwesen von grosser Bedeutung zu sein, da sie sammt den Cladoceren den 
Fischen als gute Nahrung dient, so dass man eine verhältnissmässig grössere Anzahl von 
Fischen in solchen Teichen halten kann. Dagegen ist das Vorkommen dieser Alge der 
Verbreitung der Cladoceren nachtheilig, und in der That ist hier auch die Fauna ver- 
hältnissmässig artenarm. Im der Mitte dieses Teiches lebt ebenfalls Lept. hyalina, 
kommt aber vereinzelt vor. Alona falcata und quadrangularis pflegen hier 
die sandigen Uferpartien aufzusuchen; beide Arten sind von dunkelgelber oder bräun- 
licher Farbe. 

Von den zahlreichen Teichen der Wittingauer Herrschaft wurde ferner der Rosen- 
berger-, Syet-, Opatowitzer-, Kahov-, Tisi- und Karpfen-Teich bei Wittingau, der Syn-, 
Nekfteny-, Pesäk- und Bastyr-Teich bei Lomnitz, endlich der Hladov-, Hammer- und 
Lipi&-Teich untersucht. 

Die Schlägelgrube des grossen Rosenberger Teiches ist 6 M. tief und ein Lieb- 
lingsaufenthaltsort von B. cornuta. In der Mitte des Teiches überwiegt L. hya- 
lina; an den mit Gras bewachsenen Ufern kommt I. sordidus, acutifrons und 
A. guttata vor. 

Der Kanov-Teich, der mit dem Rosenberger zusammenhängt und blos durch die 
Prager Strasse von ihm getrennt ist, zeichnet sich durch das Vorkommen zweier für die 
Fauna Böhmens neuen Arten: Mac. hirsuticornis und Mon. tenuirostris, welche 
sich am liebsten längs des steinigen Dammes aufhalten. Die erste Art ist hier häufig; 
von der zweiten bekam ich nur zwei Exemplare. Die häufigste Seeform ist hier 
D. Kahlbergensis. 

Der ungefähr 377 Joch betragende und der Stadt Wittingau angränzende Teich 
„Svet“, dessen Tiefe mitunter sogar 6 M. erreicht, hat vorwiegend dieht mit Schilf 
bewachsene Ufer. Daselbst ist S. erystallina und A. affinis die am häufigsten 
vorkommende Art. Hier fand ich auch Mon. tenuirostris, obzwar nur in einem 
einzigen Exemplare. In der Mitte dagegen leben sehr zahlreiche Exemplare von 


124 


D. galeata. Im dem benachbarten Opatowitzer Teiche ist D. Cederströmii der 
häufigste Bewohner. 

Der in der Nähe liegende Tisi- und Karpfenteich sind sehr seicht und mit 
dichtem Schilf bewachsen, so dass hier nur die Uferformen vorkommen, worunter auch 
P. pedieulus vertreten ist. 

Ungefähr vor sechs Jahren errichtete man auf der Wittingauer Herrschaft in 
einem sandigen Boden bei Lomnitz dem Eisenbahndamme entlang sieben neue’ Teiche, 
welche nur durch niedrige Dämme voneinander getrennt sind und mit dem: von einigen 
naheliegenden Teichen abfliessenden Wasser gespeist werden. Ihre Tiefe ist ebenfalls 
unbedeutend. Obzwar seit der Errichtung dieser Teiche kaum ein Jahr verflossen ist, 
fand ich dennoch bei deren Untersuchung eine grosse Anzahl von Cladoceren. Die Fische 
gedeihten hier prächtig, trotzdem dass ihre Nahrung hauptsächlich aus Cladoceren bestand 
und es dürfte dies als Beispiel angeführt werden, um zu zeigen, dass auch diese 
sonst sehr unbedeutenden Thierchen im Teichwesen eine ziemlich wichtige Rolle zu 
spielen vermögen. Die häufigsten Bewohner waren hier: Daphnella Brandtiana, 
C. megops, pulchella. Im Syn-Teiche traf ich schon L. hyalina nebst noch 
einigen Seeformen. 

Der Hladov-Teich, dessen Ufer ebenfalls schilfig sind, zieht durch das sehr 
häufige Vorkommen von P. pediculus die Aufmerksamkeit auf sich. Auch fand ich 
hier in grösserer Anzahl das Infusorium Ceratium furca, Ehr. Im Hammer-Teiche, 
in welchem Sc. muceronata und C. pulchella vorwiegen, lebt nebst einigen anderen 
Arten noch die in Böhmen äusserst seltene Form M. rosea. 

Der Teich „Lipie“ gehört zu jenen Wittingauer Teichen, die man hier Himmel- 
teiche (Nebesk& rybniky) nennt und welche blos mit Quell- und Regenwasser gespeist 
werden und sonst keinen anderen Wasserzufluss haben. Da in diesen Teichen keine 
Hechte vorkommen, bei deren Gegenwart die Karpfen den Laich nieht lassen würden, 
so benützt man sie als Streichteiche. Der Lipie-Teich beträgt 49 Joch und ist an den 
Ufern dieht mit Schilf und Gras bewachsen. Hier traf Dr. Fri riesige Exemplare von 
L. hyalina, jedoch nur vereinzelt. Von der artenarmen Uferfauna ist die sehr selten, 
bis jetzt nur von Schoedler beobachtete Art Pl. striatus von Bedeutung. Es 
erübrigt noch zu bemerken, dass die sämmtlichen hier lebenden Arten dunkel gefärbt sind. 

Von Bedeutung ist der mit trübem Wasser gefüllte Teich bei Bzi, in welchem 
Moina brachiata in Gesellschaft mit D. graeilis und L. hyalina vorkommt, die 
sonst nur in Pfützen aufzutreten pflegt. 

An den Ufern des Judenteiches bei Budweis ist Daph. Brandtiana sehr häufig. 

Die sämmtlichen, hier angeführten Teiche werden jedes dritte Jahr ausgelassen und 
der dadureh wasserfrei gewordene Raum zu Feldern und Wiesen verarbeitet, zu dem 
Behufe, um die etwa vorkommenden schädlichen Insekten zu vertilgen. Von den Teichen, 
die sehr selten oder gar nie ausgelassen werden, ist vor allem der Jordän-Teich bei 
Täbor zu erwähnen, dessen Fauna vollständig mit jener der regelmässig ausgelassenen 
Teiche übereinstimmt. Hier vorwiegt D. cucullata. 

In der nächsten Umgebung von Prag wurde blos der Keyer- und Podernitzer- 
Teich durchforscht. Ein Unterschied zwischen der Fauna dieser Teiche und jener der 
Umgebung von Wittingau ist blos in dem Vorkommen von Daph. brachyura in 
ersteren und Daph. Brandtiana in letzteren zu suchen. L. hyalina ist auch hier 
häufig vertreten. P. pediculus tritt gar nicht auf, D. eueullata ist ein häufiger 
Bewohner des Keyerteiches, D. Kahlbergensis dagegen des Poternitzer Teiches. 
Einer ähnlichen Fauna erfreut sich auch der Zehuner- und Jakobi-Teich bei Dymokur, 
in welchem sich auch P. pedieulus vorfindet. 

Zuletzt erwähne ich noch den Konvent-Teich nächst den Sazava-quellen, welcher 
im J. 1874 von Dr. Frie untersucht wurde. Seine Uferfauna enthält neben anderen 
Cladocerenarten den Pl. personatus in grösserer Anzahl, welche Art ich sonst in 
einigen Wasserreservoirs, die seit geraumer Zeit nicht gereinigt wurden, antraf (Röhr- 
kasten in Pod&brad und Senftenberg). In der Mitte des Konventteiches überwiegt D. Kahl- 
bergensis und Cederströmii. 


„Lo 


125 


Nebst den erwähnten grossen Teichen giebt es noch andere kleinere, in welchen 
blos eine Art der Gatt. Daphnia vorzukommen pflegt und der sich dann einige 
Lynceidenarten anschliessen. Die Ufer dieser Teiche sind meist kahl und ohne Schilf. 
Hieher gehört der Teich Struharov im Sazavathale mit D, lacustris und A. lineata 
und Cheyner Teich bei Prag mit D. aquilina. 

Folgende Tabelle giebt uns eine Uebersicht der sämmtlichen, in den Teichen 
Böhmens vorgefundenen Cladocerenarten sowie auch ihre locale Verbreitung. 


gEERlEIRISEISJEIESRIEN EIS EIER EINE 
IBEIEIE 22 8=@ 88228 31|2|58 =382588]%|8 
SEE BEEIEEHAEBE EIAIR AM SENIH | 

1 Sida erystallma . |7 7 ea en | 1 Fr I + L. + |? 

2 Daphn. brachyura TT + n 4 ü |+ T 

3 „ Brandtiana |#| |+ + rt Hl tr # 

4 Holoped. sibberum | 

5 Daphn. longispina +ır 

6 ,„ lacustris 1 ar ar Tl 

77 ,) aquılınar . “} 

87,, gaalisı‘ . T 

9 ,„ galeata . ln T T ir 

10 ,„ eueullata . T T Ti di 

11 „ Kahlbergensis 4 7 |T |T 7 7 li nlar 

12 „ Cederströmii ir 7 

13 Simoceph. vetulus | 7/7 + Tr Ti ar le in; 

14 „ exspinosus T 

15 » serrulatus 7 x 

16 Seaphol. mucronata ee ee er 1e te ara lan ||. ar olamlar lat 

17 Ceriodaph. megops T Ta +7 ZT: 4 Ar 

18 _„ . reticulata 7 ale: + F 

19  „. pulchella. lunlibele el ee led 

20 P laticaudata AT T Ar 

21 Bosmina cornuta ir Tr Y en ar srl 

22 »  Jonsirostnis It Tr li lid | |F j T Talı ‚lt 

23 »  .brevieornis er Y 

34 Macroth. laticornis Dale + ir 

25  „  hirsuticornis 7 

26 .,„ , rosea : Tr 7 

27 Ilyoerypt. sordidus T " 

28  „. acutifrons T 

29 Euryc. lamellatus T I 1T|T Tu elle T alenlın: 

30 Campt. rectirostris aller T 

31 Acroper, leueocephalus |7|T|T #rllör SR allg 7 

32 „. angustatus,.. |7 lm T le 

33 Alona Leydigii T T gr 

34 „ alinis.... FT |\T|T la el ET 

35 „ quadrangularis Taler T 

36 „ tenuicaudis + 

37. ,„, costata .... a RN ae lee; 

38, guttata ...1 |T).|T) IT 7 al ultra 
ı 9119/1116; 7114116.:9/ 9) 4) 4| 6| 7113111114] 9.15.12 141410 


126 


:|s8| 5 28 \slelul$lels alelsls aA 
es Reiseeeläszjalelslzlsiele 
BREISHEIKIIREISISIE EIS EEG HIEIEIE 
ze Has aka Ersjaalseniee 
u —- | 

9119111116) 7 1416| 9] 9] 4) 4| 6) 71311 

39 Alona lineata. . . + 

40), „.ITalcata u 

41 ,„ testudinaria . T 

42 „ rostrata ... IT |T|T aller T 

43 Pleuroxus exiguus T 

44. #exeisus ©..<' 1|r iR 

45.7. „DANNE.|. 2» T: rllen zly 

46 „  hastatus .. Taler tr ler 

47  „  striatus 7 

48 „  trigonellus. Hi 

49 „ aduncu . 

50  „  personatus . 

51 „ truncatus.. “ ler + T 

52 „  brevirostris 7 

53 Chydorus globosus + ar 

54  „  sphaerieus. Bl lsee im +|r 

55 Mon. tenuirostris Tr 

56 Polyph. pediculus | + Tut T Tune 

57 Leptodora hyalina |+ ++ | + |rf + + T 
13/25|17/21| 9/20/23110112) 4] 4115111119113 


c) Flussausbuchtungen, langsam strömende Flüsschen und Bäche, Tümpel von 
verschiedener Grösse und Tiefe bilden die dritte Gruppe der Gewässer. Sie werden 
ausschliesslich von Uferformen bewohnt. Die Anzahl derselben ist jedoch stets grösser 
als jene der in Teichen lebenden Uferformen, was vielleicht in der Beständigkeit solcher 
Gewässer, die nie austrocknen, und dem Vorkommen, so wie auch der Verbreitung der 
Cladoceren bei weitem günstiger sind, zu suchen ist. Sind die Tümpel und Flussaus- 
buchtungen hinreichend gross und tief, so findet man mitunter einzelne Formen, welche 
an die Seefauna errinnern. Solche sind jedoch mit den in der Mitte der Teiche und 
Seen vorkommenden Formen nicht zu verwechseln, da sie fast ausschliesslich der Utfer- 
fauna angehören. In der Mitte dieser Gewässer leben die Gatt. Daphnella, Bosmina, 
ferner Moina micrura und einige Arten der Gatt. Daphnia. Leptodora 
hyalina kommt hier nie vor. 

Eine der grössten Buchten ist die '/, Stunde lange, 80—100 m. breite, mitunter 
9 m. tiefe, meistens dieht mit Schilf bewachsenen Ufern Elbebucht „Skupice“ bei 
Podebrad, welche die artenreichste Cladocerenfauna Böhmens aufweist. Sie zählt nämlich 
37 Arten. M. micrura lebt hier nicht nur in der Mitte und in der Nähe der Wasser- 
oberfläche, sondern auch in der Tiefe. In einer ähnlichen Elbebucht bei Prelout wiegt 
Camptoc. rectirostris vor. In den Tümpfeln bei Brandeis an der Elbe kommt 
eine sehr seltene und bisher nur aus Russland bekannte Art Scaphol. aurita, bei 
Turnau dagegen A. latissima und Mac. rosea vor. Strebloc. serricaudatus 
tritt im schlammigen Grunde der Sumpftümpfel bei Wittingau, Pleur. hastatus in 
einer Bucht des Iserflusses bei Podol und A. testudinaria im Egerflusse bei Königsberg 
massenhaft auf. In einem kleinen Tümpfel bei Krottensee lebt D. longispina, 
B. longieornis, breviecornis und einige Lynceidenarten, welche sämmtlich sehr 
blass gefärbt erscheinen. 


j 
N 
| 


e 


127 


In folgender Tabelle habe ich die in grösseren Flussausbuchtungen und Tüm- 
peln vorkommenden Arten zusammengestellt. 


Elbebncht Skupice 
bei Podebrad 
Elbebucht bei 
Tümp. bei Arno- 
schitz (Turnan) 
Tümp. bei Zehrov 
(Turnau) 
Iserbucht bei 
Podol 
Tümp. bei Königs- 
berg 
Tümp. bei Krot- 
tensee 


-— 


Te ee Pe aa ee FE FE BEER VE DER BEER BER, 


Sida erystallina . 
Daphnella brachyura . 
Daphnia psittacea 

n pennata 

5 longispina 

x microcephala a 

5 eneullaia A, Wa & 
Simocephalus vetulus 

55 exspinosus 

10 n serrulatus 
11, Scapholeberis mucronata 
12) Ceriodaphnia megops . 
13 A reticulata . 
14 E pulchella . 
19 " laticaudata 
16) Moina micrura 
17| Bosmina cornuta 
18 4 longirostris . BOBLLENN 
iS) P lonztcormsmne ee u 
20 = brevicornis . 
21| Lathonura rectirostris 
22| Macrothrix laticornis . 
23 “ rosea öTe Abk, 
24| Streblocerus serricaudatus . . 2.22.) 
25, Ilyocryptus sordidus | 
26, Eurycercus lamellatus N EETOTEN | 
127!) Camptocereus reetirostris . . 2. ...| 
28 E Tilljeborgite rar. 
29) Acroperus leucocephalus 
30 S angustatus . BE a TE 
alone, affınısı m. Ja Bora Aa 
132 quadrangularis 
tenuicaudis . 
latissima . ne 
cortatanımı.) Sr DE Pen 0 | 
guttata 
lineata 
testudinaria 
rostrata 
40| Pleuroxus exiguus 
41 R excisus 
4 nanus 
= hastatus 


—-— 
+ 
++ 


SQ PpPpwm 


++ 


= oe air 
—- 
++ 
—- 


HH 44 44 
+ + 
++ 


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=. 


— 4-1. 
—  _n- 
= — 
—- 
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+ tt 44 
+ 
1-4 


E} = e: ei 333 3 


ee 
++ 


15 


DI HH 


oo = 
8-+-+- 
Po 
o|r 
Sr 


10 


128 

TE En = ni - 
=3|32|28|53|33|55|353 
es Tselge seen 
s=l3- |jE8|3 |= |2 |e 
= - - 
30. | 15 |, 8 | 31:| 9) 17030 

44| Pleuroxus trigonellus . . Tele Ti 

45 3 AUUNGUR. oe sie T ar 

46 5 personatus Ti 

47 5 truncatus ENG: bir Eklat 

48| Chydorus globosus . . Teiles: T A 

49 = sphaerieus . . . ... i En eu un Til 

50 = cRelatus. 1. 1. lee Y T 

| Kin» ler 2 re 


d) Pfützen und sonstige Regenwasseransammlungen meist mit trübem Wasser, 
die vorzugsweise zum Vieh- oder Pferdeschwemmen benützt werden, gehören der vierten 
Gruppe der Gewässer an und werden stets nur von den Moinaarten und von jenen Arten 
der Gatt. Daphnia bewohnt, welche an den Schwanzkrallen mit einem Kämmchen 
versehen sind. 

Allgemeine Verbreitung der Cladoceren. Von einer allgemeinen 
Uebersicht der Cladocerenfauna der ganzen Erdoberfläche kann bis jetzt keine Rede sein, 
da in der bisherigen Literatur, welche uns über das Vorkommen und Verbreitung dieser 
Thierchen Aufschluss giebt, nur sehr lückenhafte Nachrichten enthalten sind. Ja selbst 
Europa steht in dieser Hinsicht noch zurück, denn der ganze Süden ist bis jetzt unbe- 
rücksichtigt geblieben und nur in Nordeuropa, namentlich in Dänemark, von wo aus 
auch die ursprünglichen Forschungen ausgiengen, hat man eine nähere Aufmerksamkeit 
den Cladoceren gewidmet. 3 

O0. G. Sars lieferte uns bisher das artenreichste Cladocerenverzeichniss, der in 
Norwegen, namentlich in der Umgebung von Christiania seine Beobachtungen anstellte. 
Diesem Verzeichnisse reiht sich würdig jenes der Fauna Dänemarks an, welches schon im 
J. 1785 theilweise von OÖ. Fr. Müller veröffentlicht, später aber durch P. E. Müller 
ergänzt wurde. Die Arten Schweden’s bearbeitete Lilljeborg, England’s Baird, 
Norman und Brady, welche letzteren die Forschungen Baird’s bezüglich der Bosmi- 
niden, Lyncodaphniden und Lynceiden vervollständigt und vermehrt haben. 
Seb. Fischer vertraute uns mit der Fauna Russland’s nnd zwar der Umgebung von 
Petersburg. Von den Schriften, welche in verschiedenen Zeitperioden in Deutschland 
erschienen, sind die Arbeiten Schoedler’s, der in der Umgebung von Berlin und in den 
Buchten des baltischen Meeres seine Untersuchungen anstellte, von grösserer Wichtigkeit. 
Nebstdem beschrieb Li6dvin die Cladoceren der Danziger Gegend, Zaddach der Um- 
gebung von Königsberg und Leydig von Würzburg und des Bodensees. Endlich ist 
noch die Artenbeschreibung der Umgebung von Genf (Jurine 1820), ferner jener von 
Böhmen (Kurz 1874) und das Cladocerenverzeichniss von Pester Umgebung (Chyzer 1858) 
zu erwähnen. 

Im Vergleiche mit anderen, verhältnismässig am besten durchforschten Ländern 
Europa’s zählt Böhmen die grösste Anzahl von Cladoceren und zwar 96, 
Norwegen (nach Sars) 86, Dänemark (nach P. E. Müller) 75, Deutschland 70, England 
52 und Russland nur 34 Arten. England und Russland sind bisher die artenärmsten 
Länder, was allerdings den noch nicht in hinreichendem Maasse betriebenen Forschungen 
zuzuschreiben ist, da uns von England an genaueren Verzeichnissen der Sididen und 
Daphniden, von Russland dagegen fast sämmtlicher Familien mangelt. 


N ET re EEE ie 


129 


Stellen wir uns die Arten dieser Länder nach Familien in Reihen, so erhalten 
wir folgende Uebersichtstabelle. (Die marinen Arten sind inbegriffen). 


= m . . 
ade ie | ® ee = 2a= sı Ss |za 
Familie Eı2|8153|&|7188 
=: 158 8°|2|3)|8° 

SEE EEE 
I. | Sididae Zul 6A A yilia 8 
I. | Holopedidae 1 1 1 11—|— 1 
II. | Daphnidae 332 73022195 218 210 9253 
IV. | Bosminidae ; | 3 7 6 8 4 2 | 19 
V. | Lyneodaphnidae . 8 7 6 5 x 4| 11 
VI. | Lyneeidae : 34 0.292])03221282 1525 | 14 | 51 
VII.) Polyphemidae . I | 2, rl 9 
VIIO.| Leptodoridae . 1 1 le — lt 1 

| | | 96 | S6 | 75 | 70 | 52.| 34 153 | 
| 
| 


Die Daphniden sind in Böhmen und Norwegen am zahlreichsten vertreten, in 
Russland dagegen am allerwenigsten; die Lynceiden weisen in allen Ländern die grösste 
‚Zahl auf. Holopedium blieb bisher in England und Russland, Leptodora nur in 
Russland unbekannt. 

In nächstfolgender Tabelle ist dasselbe Artenverzeichniss jedoch nach Gattungen 
geordnet. 


En ee ee 
2 | & | S3.| 3 = |E 

= 8 las S S == 

Gattung sı2|:1l22|8| 5 | 538 

alas |2O| = | Sue 

RBIRA|ASR AIA|S 
| \ 

RE Stdn Dofiraus)"}. IITLETIE AMOS BIETER EI DEN 2) f Sa Eelı Diegllio sagt! 

2 | Daphnella, Baird 2 2 2 1 1 2 2 
3 | Limnosida, Sars.. . — ne ee 
4 | Latona, 0. F. Müller — 1 ar — | — |; BE 

5 , Holopedium, Zad. 1 1 1 1|1— | — 1 
6 | Daphnia, O0. Fr. Müll. 24 | 20 7.1010 5 3| 35 | 
7 | Simocephalus, Schoedl. . 3 ale: 4 1 2| 4ı 
5 | Seapholeberis, Schoedl. . 3 1 1 2 2 2 3| 
9 | Ceriodaphnia, Dana 5 5 7 3 2 u | 
10 | Moina, Baird 4 1 1 2 2 | 2 | 

11 | Bosmina, Baird . 5 7 6 8 4 2 || 19 
12 | Lathonura, Lilljeb. 1 1 1 2 1 1 2 | 
13 | Macrothrix, Baird . 31 — 2 1 3 1 3 
14 | Streblocerus, Sars . ee | 1| 
15 | Drepanothrix, Euren . . . —|1ı1/ 1|—-| 1|— 1) 
16 | Acantholeberis, Schoedler . 1 1 1 1 1| — In! 
17 | Ilyoeryptus, Sars 2 2 1 1 1 1 2, 
18 | Ophryoxus, Sars — ee 

157|51|36 | 39 | 25 |ı8 | 9 

| 


130 


| 
| 
| 
| 


ei „ . 
ale|sl2,|3 151€ 
Gattung 5 B3 3 23 1 ri FE 
E-] > a s- sD u aN 

© © e | = © 

aAja|Ar Jaje so 

I 

| Ist |5ı | 36 | 39 | 25 | 18 | 92 
| 19 | Eurycereus, Baird . 1121712 2 IE on 
20 | Camptocereus, Baird . 2 1 3 4 1 ı1| 4 
21 | Acroperus, Baird 2 3 3 2 2 1 5 
22 | Alonopsis, Sars . EEE a | Fe 1 1 1 1| — 1 
23 | Alona, Baird . ... rt nA ALT SEES 9 5 | 18 
24 | Frixura, P. E. Müller — | 1l— ı —| — 1 
25 | Pleuroxus, Baird hl 6 7 8 7 3 | 12 
26 | Chydorus, Baird 5 4 2 4 2 2 7 
27 | Anchistropus, Sars —_ 1] — | — 11 — 1 
28 | Monospilus, Sars : A |! 1 Az ee] 1 il 
29 | Polyphemus, O. F. Müll. RER er. | Na | 1 1 1 1 1 1 
30 | Bythotrephes, Leyd. . . . — 1 1 1|—- | — 2 
31 | Podon, Lillj. (marin) —_—|— 2ı—- | — | — 2 
32 | Pleopis, Sars (marin) — | 2|-|ı-|-|— 2 
33 | Evadne, Loven (marin). —ı 1 2ıl— |ı — 1 2 
34 | Leptodora, Lillj. Da kHib Lei 1 1] A 1 
| | er BT 


Von den 34 hier angeführten Gattungen haben in Böhmen 24, in Norwegen 31 
(2 marine), in Dänemark 29 (2 marine), in Deutschland 23, in England 24 (1 marine) 
und in Russland 21 Gattungen ihre Vertreter. Die Hälfte derselben (17 Gatt.) ist 
allen diesen Ländern gemeinschaftlich. Die Gatt. Alona und Pleuroxus besitzt 
verhältnissmässig die meisten gemeinschaftlichen Arten, die Gatt. Bosmina die aller- 
wenigsten. 

Vergleichen wir endlich die Reihen der Arten der sechs Länder miteinander 
in Bezug auf das gemeinschaftliche Vorkommen einzelner Arten, so erhalten wir die 
nachstehende Tabelle, in welcher uns die angeführte Zahl immer die Menge der BODEN 
schaftlichen Arten je zweier Länder angiebt. 


Norwegen 


Böhmen 
Dänemark 


be} 
ler} 


Deutsch- 
Russland 


Böhmen 
Norwegen . 
Dänemark 
Deutschland . 
England 
Russland . 


131 


Die meisten gemeinschaftlichen Arten weist Russland und England auf und zwar 
aus dem Grunde, dass man bisher nur den häufigsten Arten Aufmerksamkeit geschenkt hat. 

Zum Schlusse sei mir erlaubt noch zu bemerken, dass man wesentliche Unter- 
schiede zwischen den bereits erwähnten Faunen vergebens suchen würde, trotzdem dass 
man sich einigermassen dazü berechtigt fühlt und das um so mehr, als die einzelnen 
Länder geographisch von einander getrennt sind. Dies gilt namentlich von England, 
welches vom Kontinent gänzlich abgeschlossen ist, ünd doch findet man hier keine Art, 
welche nicht etwa am Kontinente vertreten wäre. Die Faunen Böhmens, Dänemark’s 
und Norwegen’s stimmen ebenfalls im Wesentlichen überein, da ihnen 46 Arten gemein- 
schaftlich sind. Die Cladoceren scheinen demnach kosmopolitische Thiere zu sein, welche 
überall angetroffen werden, wo man ihnen nur Aufmerksamkeit widmet und wo aüch 
die äusseren Verhältnisse der Verbreitung und dem Vorkommen derselben entsprechend 
günstig sich gestalten. 


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Brut Un BAN AIR, 


EINER NEUEN 


CHEMISCH-MIKROSKOPISCHEN MINERAL- UND GRSTEINSANALYSE 


VON 


Dr. EMANUEL BORICKY, 


A. 0. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU PRAG UND CUSTOS DES BÖHM, MUSEUNS. 


(ARCHIV DER NATURW. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÜHMEN, III. BAND, CHEM.-PETROLOGISCHE ABTHEILUNG.) 


—IERUITIT— 
DRAG, 


Commissions-Verlag von Fr. Rivnät. — Druck von Dr, Ed. Gregr. 
1877. 


2 


Einleitung. 


Wie ein glänzendes Meteor erschien die mikroskopische Mineral- und 
Gesteinsforschung am Horizonte der Anorganologie! Sie überraschte durch plötz- 
liche Gewährung des Einblicks in die innere Beschaffenheit solcher Minerale, 
deren substanzielle Differenzen man durch mannigfache Hypothesen vergeblich zu 
erklären suchte, sie überraschte durch nicht geahnte Aufschlüsse über das Wesen 
und die Genesis mehrer kryptomeren Gesteine, von deren Beschaffenheit man 
nahezu ein Jahrhundert hindurch irrige Vorstellungen hatte, sie beleuchtete manch’ 
unrechten Weg, den man im Gebiete der Gesteinsforschung früher gewandelt; aber 
sie lieferte auch Beweise für Vermuthungen bezüglich genetischer Mineral- und 
Gesteinsverhältnisse, die man früher nicht ohne Besorgniss einer heftigen Opposi- 
tion auszusprechen wagte; daher berechtigte sie zu der Hoffnung, dass man in ihr 
den Pfad gefunden, welcher zur sicheren Erkenntniss der in einen scheinbar 
undurchdringlichen Schleier gehüllten Mineralwelt führen wird. 

Diese Hoffnung, die sich der meisten Mimeralogen und Geologen bemächtigt 
haben mag, als Vogelsang’s Philosophie der Geologie!), Zirkel’s klassisches Werk 
über die Basalte?) und Fischer’s kritische, mikroskopisch-mineralogische Studien ?) 
der bahnbrechenden Arbeit Sorby’s *) folgten, schien bald in Erfüllung zu gehen; 
denn seit diesem Zeitpunkte trat ein reges Leben in der mikroskopischen Unter- 


) Bonn. 1867. 

®) Bonn. 1870. 

°) Freiburg. 1869 und 1871. 

*) „On the microscopical structure of erystals, indicating the origin of minerals and rocks“ 
Quart. Journ. of the geol. soc. London 1558, — Zur Erkennung einzelner Gemenstheile 
kryptomerer Gesteine wurde das Mikroskop schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts von 
Dolomieu und Flerieu de Bellevue angewandt — aber nur Gesteinspulver war Objekt der 
Untersuchung. Hierauf wurde von mehren französischen Geognosten der Schlemmprocess 
und eine Untersuchung der durch Schlemmen getrennten Partien vorgeschlagen. Und dieses 
von Cordier (1815) in ausgedehnter Weise angewandte Verfahren fand in einer chemischen 
Behandlung des Gesteinspulvers eine wichtige Ergänzung. Allein die ersten Krystalldurch- 
schnitte, die zum Studium des inneren Baues hergestellt wurden, scheinen die des Chiastolithes 
gewesen zu sein, welche Gerhard (nach Fischer’s Constatirung), aber nur im auffallenden 
Lichte, untersucht hatte. Im durchfallenden Lichte fand (nach Witham’s Angabe) eine Dünn- 


schliffuntersuchung zuerst von William Nicol statt, der eine Methode zur Herstellung von 
1* 


4 


suchung der Minerale und Gesteine ein. Mikroskop und Schleifmaschine sind als 
unentbehrliche Geräthe in das Arbeitslokale des Mineralogen und Geologen auf- 
genommen und fleissig gehandhabt worden. Zahlreiche Minerale wurden nach der 
neuen Untersuchungsmethode in Bezug auf ihre innere Beschaffenheit geprüft; in 
verschiedenen Ländern wurde die Untersuchung grösserer und kleinerer Gesteins- 
komplexe nach der neuen Methode in Angriff genommen oder es wurden einzelne, 
unter einem Namen vereinigte Gesteinsarten an den neuen Prüfstein angelegt. Und 
in drei Jahren wuchs das wissenschaftliche Materiale so sehr an, dass sich Zirkel 
schon im Jahre 1873 bewogen fand, die zerstreuten Ergebnisse der mikroskopi- 
schen Mineral- und Gesteinsforschung zu sichten und durch Herausgabe eines 
stattlichen Lehrbuches !) seinen Fachgenossen zugänglich zu machen. 
Allein das wissenschaftliche Streben, das sich in der erwähnten Richtung 
in so reichlichem Masse kund gab, führte bald zu der Erkenntniss, dass es in 
diesem Pfade noch weite Klüfte gibt, die ausgefüllt oder wenigstens überbrückt 
werden müssen, wenn ein sicherer Schritt vorwärts gethan werden soll. Und diesem 
allseitig gefühlten Bedürfnisse entsprechend, beeilte sich Rosenbusch ?) dem mikro- 
skopirenden Mineralogen und Geologen einen praktischen Wegweiser in die Hand 
zu geben, um ihm durch Zusammenstellung wol geordneter, derzeit möglicher 
Diagnosen der gesteinsbildenden Minerale ein klares Bild des bisher bekannten 
Terrains vor die Augen zu stellen und ihn indirekter Weise auf die unsicheren 
Stellen und Lücken aufmerksam zu machen. 
Das nächste Resultat dieser Bestrebungen war eine über das gewöhnliche 
Niveau weit erhöhte Produktion in der mikroskopischen Mineral- und Gesteins- 
forschung, die unser Wissen nach vielen Richtungen hin, namentlich in Betreff 
der Mikrostruktur der Gesteine, wesentlich bereicherte, die aber zu manchen Ver- 
wirrungen Anlass gab, indem nicht selten statt positiver Resultate nur die alten 
Pfeiler der Wissenschaft niedergerissen und die bisherige Unzulänglichkeit unserer 
Hilfsmittel zu neuem Aufbaue offen oder stillschweigend konstatirt wurde oder 
indem auf alten Grundlagen nur Interimsbauten errichtet wurden. 
Es war wol — schon im Hinblicke auf die überraschende Mannigfaltigkeit, 
die Zirkel im Bereiche «des Basaltes bekannt machte — zu erwarten, dass es auch 
bei anderen, bisher unter einem Namen vereinigten Gesteinen erhebliche Differenzen 
geben wird, «dass vielleicht im Bereiche mancher Gesteinsart eine Scheidung in 
mehre Arten, bei anderen Gesteinsarten eine Vereinigung zu einer Art wird ein- 
treten müssen; allein man ahnte doch nicht die Schwierigkeiten, die sich bis heute 
immer noch aufwerfen, wenn es gilt, über das Mass der Aehnlichkeit, die zur 
Umfassung mehrer Gesteinsgruppen mit einem gemeinschaftlichen Namen nöthig 
Dünnschliffen angab; aber eingehende Studien der inneren Strukturverhältnisse der Minerale 
machte erst David Brewster, der sich besonders für die petrogenetische Bedeutung der 
Flüssigkeitseinschlüsse interessirte und der auch bereits die Wichtigkeit der mikroskopi- 
schen Untersuchung im polarisirten Lichte anerkannte. Brewster dürfte als der eigentliche 
Vorläufer Sorby’s angesehen werden, wiewol auch vor Sorby an Mineralen und Gesteinen 
(von G. Rose, Scheerer, Jenzsch, Knop, vom Rath und Anderen) mikroskopische Unter- 
suchungen vorgenommen wurden. 

') Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine. Leipzig 1873. 

°) Mikroskopische Physiographie der petrografisch wichtigen Mineralien. Stuttgart. 1373. 


ist, über das Mass der geologischen, mineralischen, chemischen und structurellen 
Prinzipien, auf denen eine natürliche Systematik der Gesteine basiren soll, eine 
Einigung zu erzielen. Und die Ursache dieser Schwierigkeiten ist — meiner 
Ansicht nach — im Allgemeinen in der noch immer andauernden Klärung unseres 
petrologischen Wissens, im Besonderen aber in den Mängeln zu suchen, welche 
unseren mikroskopischen Methoden anhaften, ihre Anwendung erschweren oder 
unsicher machen, welche nicht selten nur eine subjektive Auffassung des Unter- 
suchten gestatten. 

Unter diesen schwierigen (weil unfertigen) Verhältnissen unternahm es 
von Lassaulx in einem knapp gefassten, vorzüglich dem ersten Studium der Petro- 
logie bestimmten Lehrbuche !) die bisherigen Resultate der Gesteinsforschung 
nach einem Systeme zu ordnen. Blättert man aber in diesem, zur Zeit jedenfalls 
zweckmässigen Lehrbuche und geht die mikroskopischen Diagnosen einzelner Mine- 
rale und Gesteine durch, so wird man unwillkührlich zu der oberwähnten Ansicht 
geleitet, dass auf dem wol zum rechten Ziele führenden Pfade noch gar viele 
Arbeiten zu verrichten sind, ehe ein sicheres und bequemes Fortschreiten auf 
demselben ermöglicht sein wird. 

Wenn wir den jetzigen Standpunkt der mikroskopischen Gesteinsforschung, 
wie er sich in dem letzterwähnten Lehrbuche und in denen Rosenbusch’s und 
Zirkel’s abspiegelt, ins Auge fassen, so haben wir vor Allem grosse Errungen- 
schaften in der Kenntniss der Mikrostruktur der Gesteine, der Mikrostruktur und 
anderer, mit der Letzteren zusammenhängenden Eigenthümlichkeiten gesteinsbil- 
dender Minerale ?) hervorzuheben; aber auch in der Anwendung jener optischen 


!) Elemente der Petrographie. Bonn. 1875. 

2) Um die Kenntniss der Mikrostruktur der Minerale und Gesteine hat sich unser Altmeister 
Zirkel unstreitig das meiste Verdienst erworben. Seine vor d. J. 1873 erschienenen Arbeiten 
sind in seinem Handbuche: „Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine 
excerpirt und eitirt.“ Und von seinen neueren Arbeiten sind die über die Zusammen- 
setzung des Kersantons und die Struktur der Variolithe (Ber. d. köngl. sächs. Ges. d. 
Wissensch. Juli 1875) und über den Phyllit v. Recht im hohen Venn (Verh. d. naturh. V. 
d. preuss. Rhl. XXX. (1) hervorzuheben. Auch zu Rosenbusch’s oben eitirtem Werke, 
in dem auch seine früheren Arbeiten verzeichnet sind, haben wir — ausser seinem, mir 
von seiner freundliehen Hand in den letzten Tagen zugekommenen, grossen Werke „Ab- 
handlungen zur geolog. Specialkarte von Elsass-Lothringen“ — eine inhaltsvolle Abhand- 
lung „über Zusammensetzung und Struktur granitischer Gesteine“ (Zeitschr. d. d. geolog. 
Ges. 1876) hinzuzufügen, welcher zwei sehr beachtenswerthe Arbeiten von M. A. Michel 
Levy (Structure mieroscopique des roches anciennes im Bull. soc. geol. France (3) II. 
199—236. 1874 und M&moire sur les divers modes de structure de roches @ruptives. Paris 
(Dunod, editeur) 1875, in dasselbe Thema eingreifend, vorangingen. Ausser Sorby’s 
erwähnter bahnbrechender Arbeit wären noch folgende Abhandlungen desselben Autors 
hervorzuheben: On the mierose. struct. of Mount Sorrel Syenite etc. (Geol. and polytechn. 
Soc. of the West Riding of Yorkshire 1863); On the mierose. struct. of the meteorites 
(Proceed. Roy. Soc. London 1864). On the struct. of Rubies, Sapphires, Diamonds and some 
other minerals (Proceed. Roy. Soc. London 1869). 

Von anderen Forschern haben zur Kenntniss der Mikrostruktur einzelner Minerale 
und Gesteine neuerer Zeit Beiträge geliefert: Allport (Phon. vom Wolf-Rock. Geol, Mag. 
N. 84; Pechstein v. Aran. Geol. Mag. 1872. IX. Brit. Dolerite. Quart. J. of the Geol. Soc. 
London 1874), Anger (Klast. Gest. Tschermak’s Mineralog. Mitth. 1875), Artope& (Tra- 


6 


Eigenschaften, die mit der Gesetzmässigkeit einzelner Krystallsysteme innig zusam- 
menhängen, zu mikroskopischen Gesteinsstudien sind (vornehmlich dureh Zirkel’s und 


chyte der Anden. Diss. Berlin. 1872), Behrens (Grünsteine. N. Jahrb. 1871; Opale. Wien. 
Akad. 1871), Berteles (Ein neues vulk. Gest. Diss. Würzburg 1874), Cohen (Geogn.- 
petrogr. Skizzen a. Südafrika. N. Jahrb. 1874), Credner R. (Grünschiefer v. Hainichen in 
Sachsen. Schieferthone u. Thone. N. Jahrb. 1875), Dana (Trapp-Gest. des Connectieut- 
Thales. Proceed of the Amer. Assoc. for the Adv. of Science, Harfort Meeting 1874. N. J. 
1875), Dathe (Diabase. Dissert. Serpentine u, Eklogite d. saechs. Granulitgebietes. N. 
Jahrb. 1876), Doelter (Trachyte des Siebenbürg. Erzgeb.; Trachyte v. Tokaj-Eperies. 
Tscherm.’s Min. Mitth. 1874; Melaphyre Südost-Tirols. Jahrb. d. geol. Reichsanst. Wien 
1874 u. Tsch.’s Min. Mitth. 1875), Haarmann (Melaphyre. Diss. Leipzig 1872), Heben- 
streit (Urgest. d. nördl. Schwarzwaldes. Dissert. Würzburg 1877), Emons (Phon. d. Veley 
u. Westerwaldes N. J. 1875), Fouque& (les inelusions vitreuses renf. d. 1. feldspaths des 
laves de Santorin; une ponce de Vesuv; les nodules ä oligoklas des laves de Santorin; 
wollastonit, fassait, grenat des laves de Santorin; les laves des dykes de Thera. Comptes 
rendus de l’Acad. de Se. Paris 1873—1876), Geinitz (Grünsteine d. saechs. Erzg. Tsch.’s 
Min. Mitth. 1876), Gümbel (Palaeol. Eruptgst. d. Fiehtelgeb. München 1874. Geogn. 
Mitth. a. d. Alpen, Sitzgsb. d. k. bayr. Akad. 1877), Hull (Irische Granite. The geol. Mag. 
N. J. 1874; Report on the chem., min. and mierose, characteres of the lavas of Vesuvius 
from 1631— 1868. N. J. 1876), Inostranzeff (Vesuvlaven v. Spt. 1871, Maerz u. Apr. 1872; 
Kalksteine u. Dolomite. Tsch.’s Min. Mitth. 1872), Kalkovsky (Felsite u. Pechsteine 
Sachsens. Tsch.’s Min. Mitth. 1874; Felsitporphyre b. Leipzig N. J. 1875; Salit. ete. Tsch.’s 
Min. Mitth. 1875. Glimmertrapp v. Melzdorf 1875; grüne Schiefer Niederschlesiens. N. J. 
1876. Einige Eruptgst. d. saechs. Erzgeb. N. J. 1876), Kenngott (Obsidian. Petersburg 
1869 u. 1870), Koch (Donautrachytgruppe n. Budapest N J. 1877), v. Lasaulx (V. Gest. 
d. Auvergne. N. J. 1869—1872. Hemithrene d. Dep. Puy de Döme. N. J. 1874. Eruptegst. 
d. Vicentinischen. Z. d. d. geol. Ges. 1873), M. Levy (Observ. sur l’origine des roches 
eruptives. Variolite de la Durance. Acad.; Kersanton. Bull. de la soc. geol. de Fr. 1876), 
Liebe (Diabase d. Voigtlandes. N. J. 1870), Lossen (Porphyroide d. Harzes N. J. 1877), 
Möhl (Sababurg; Scheidsberg b. Remagen; Bühl b. Weimar; Südwest. Ausläufer des 
Vogelsgeb.; Basalte der rauhen Alp.; Bas. u. Phon. Sachsens; Bas. der preuss. Oberlausitz; 
Hauynbas. in Hessen ; Gest. Thüringens. N. J. 1871—1875); Neminar (Kruptgest. v. Banov 
in Mähren N. J. 1877), Niedzwiedzki (Banater Eruptest. Tsch.’s Min. Mitth. 1873), 
Petersen (Grünsteine. N. J. 1872), v. Rath (Monzoni. Bonn 1875; Syenitgeb. v. Ditr6, 
Trachytgeb. Hargitta ete. Bonn 1876. Geol. Reise n. Ungarn. Bonn 1877), Renard u. de 
la Vall&e Poussin (M6moire sur les caractöres min. et stratigr. de roches plutoniennes 
de la Belgique et de l’Ardenne Frangaise. Acad. roy. Bruxelles 1876), Rothpelz (Devon, 
Porphyroide Sachsens. N. J. 1877), Rutley (On some struct. in Obsidian, Perlite, and Leueite. 
R. Microse. soc. 1876. Structur d. Feldsp. N. J. 1876), Sandberger (Neph. v. Katzenbuckel, 
N. J. 1369; Bas. u. Dolerite, N. J. 1870; Apatit im Olivinfels. Tachylyt v. Saesobühl. N. J. 1871; 
Kryst. Gest, Nassaw’s. Phys. u. med. Ges. zu Würzb. 1873; Dolerit. Sitzb. d. k. bayr. Acad. 
1373), Sauer (Phon. d. canarischen Inseln. N. J. 1876), Steenstrup (Om de Nordenskiöldske 
Jaernmasser og om Forekomsten af gedigen Jaern i Basalt Kjöbenhavn. 1876 u. N. J. 1877), 
Stelzner (Labradorit u. Pegmat. Berg- u. Hüttenm. Z. XXIX.), Streng (Feldspathstudien. 
N. J. 1871; Porphyrite v. Dlefeld. N. J. 1875; Kryst. Gest. v. Minesota. N. J. 1877), Törne- 
bohm (Diabas- u. Gabbrogest. Schwedens. N. J. 1877), Tsehermak (Porphyrgest. Oester- 
reichs. Wien 1869; Meteorit v. Lodran. Pogg. Ann. 1870. Meteorstein v. Goalpara. Wien. 
Acad. 1870; Pyroxen u. Amphibol. Min. Mitth. 1871. Meteoriten v. Stannern, Constantinopel, 
Shergotty u. Gosalpur. Min. Mitth. 1872), Umlauft (Thonschiefer. Lotos. Prag 1876), 
Vogelsang (Flüssigkeitseinschlüsse in gewissen Min. Pogg. Ann. 1869; Krystalliten. hrsg. 
v. Zirkel. Bonn 1874), Voldrich (Hereyn. Gneissformation. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 
Wien 1875), Vrba (Gest. Grönlands. Wien. Acad. 1875. Grünsteine a. d. Adalberti-Sch, vı 


Rosenbusch’s Bemühungen) bedeutende Fortschritte zu verzeichnen.!) Es wurden 
sogar wichtige Anfänge gemacht, einzelne Spezies bestimmter Mineralgruppen blos 
mit Hilfe der optischen Eigenschaften zu bestimmen. So hat Tschermak °?) zuerst 
darauf hingewiesen, dass zur Unterscheidung einzelner Glieder der Amphibol- und 
Biotitgruppe die Beobachtung des Pleochroismus und der Lichtabsorption wichtige 
Dienste leiste und in der neuesten Zeit hat Descloizeaux durch seine äusserst werth- 
vollen optischen Studien an Feldspäthen gezeigt, wie man aus der Bestimmung 
der Lage der Hauptschwingungsrichtungen im bestimmten Krystalldurchschnitte 
eines Feldspathes (durch Einstellung desselben auf das Maximum der Auslöschung 
des Lichtes zwischen gekreuzten Nicols) ein Genus der Feldspathfamilie sicher- 
stellen kann. 3) 

Also durch die salonfähigen Arbeiten, durch die Anwendung der morpho- 
logischen und optischen Eigenthümlichkeiten der Substanzen zur Bestimmung der 
Letzteren sind unstreitig überaus wichtige Fortschritte in der modernen Petrologie 
. geschehen; aber das chemische Laboratorium, das uns auch an den Mineral-Dünn- 
schliffen das Konstante, Ewige, das Wesen der Substanz (durch Hervorrufung 
bestimmter Veränderungen) enthüllen sollte, schien — der modernen Petrologie 
gegenüber — seine Dienste versagen zu wollen. Es wurden zwar auch in letzt- 
genannter Richtung beachtenswerthe Versuche unternommen und zur Unterscheidung 
einiger gesteinsbildenden Minerale (in kleinen Proben oder in Dünnschliffen) 
Methoden vorgeschlagen; allein dieselben blieben entweder auf einige wenige Mine- 
rale beschränkt oder gewannen bei ihrer Anwendung keine besondere Bedeutung. 

So hat schon Zirkel bei seinen Arbeiten über die Basalte die Prüfung der 
Widerstandsfähigkeit der Minerale gegen Säuren durch Kochen des Gesteinspulvers 
in Salzsäure mehrfach zur Anwendung gebracht. Von anderen Forschern wurden 
Dünnschlifte selbst in Salzsäure gekocht oder mit kalter Salzsäure behandelt und 
zugleich mehre wichtige Nebenerscheinungen, wie das Aufbrausen, Ausscheidung 
gelatinöser Kieselerde, Lösung und Entfernung von trüben Sekundärgebilden, 
beobachtet. 

Da aber für die Bestimmung der Widerstandsfähigkeit eines Minerals gegen 
Säuren ausser den unter völlig gleichen Modalitäten ausgeführten Vergleichsver- 


Piihram. Oest. Z. f. Berg- u. Hüttenw. 1876), Zinekendrath (Kersanton v. Langenschwal- 
bach. Würzburg 1875). — Zum Schlusse glaube ich auch meiner Arbeiten erwähnen zu 
dürfen, welche die Basalt-, Phonolith- u. Melaphyrgesteine Böhmens betreffen (Archiv d. 
naturwiss. Landesdurchf. v. Böhmen 1873, 1875 u. 1876). 

2) Sehr beachtenswerth sind Rosenbusch’s Bemerkungen in seiner Beschreibung des neuen 
Mikroskopes für min. u. petrogr. Untersuchungen. N. Jahrb. f. Min. 1876. 

2) Sitzb. d. k. Akad. d. W. in Wien. B. LIX. 1. Abth. 1869. 

) Examen microscopique de l/’orthose et des divers feldspaths trieliniques. Comptes rendus 
des s6öances de l’Academie des Sciences LXXXII., seance du 1er mai 1876. 

Mö&moire sur les propriet6s optiques birefringentes caracteristiques des quatre prinei- 
peaux feldspaths trieliniques, et sur un proc&d& pour les distinquer immediatement les 
uns des autres. Ann, de Chim. et Phys. IV.; 1875. — Memoire sur l’existence, les proprietes 
optiques et eristallographiques, et la composition chimique du mierocline, nouvelle esp&ce 
de feldspath trielinigue & base de potasse, suivi de remarques sur ’examen microscopique 
de P’orthose et de divers feldspaths triclinigues. Ann. de Chimie et de Phys. IX.; 1876, 


suchen kein bestimmter Massstab vorlag, so wurden nicht selten an demselben 
Materiale von verschiedenen Forschern ungleiche Resultate erzielt oder gleiche 
Resultate ungleichartig gedeutet.) Und die Folge hievon war, dass man — statt die 
Modalitäten (spez. Gew. der anzuwendenden Salzsäure, Zeitdauer der Einwirkung) 
festzusetzen, unter denen die Einwirkung der Säure geschehen soll — gegen diese 
einzige Reaktion, die namentlich an Dünnschliffen in grösserem Umfange und mit 
Erfolg angewandt werden konnte, Verdacht schöpfte und ihre Anwendung auf die 
nöthigsten Fälle beschränkte. So wird nun diese Reaktion z. B. zur approximat. 
Bestimmung einzelner Glieder der Feldspathfamilie wenig angewandt, dagegen der 
vielumfassende Ausdruck „Plagioklas“ bevorzugt. 

Rosenbusch war bestrebt, einige in der analyt. Chemie üblichen Operationen, 
so die Bildung von Niederschlägen und Trennung derselben von den gelöst ge- 
bliebenen Substanzen mittelst eines Filtrirapparates (unter Luftdruck) ?) einzu- 
führen; aber seine Bemühungen scheinen wenig Erfolg gehabt zu haben. Ebenso 
hat man auf die Aetzfiguren, die sich bei Behandlung der Minerale mit lösenden 
Reagentien an verschiedenen Flächen derselben zeigen und die zu dem morpho- 
logischen Charakter des geätzten Minerals in inniger Beziehung stehen, hoffnungs- 
voll hingewiesen ; allein — wiewol ausser Leyden’s ?) Versuchen am Quarze, Knopp’s *) 
am Xanthophyllit und Sohnke’s am Kochsalz °) nun von Baumhauer eine Reihe von 
Mineralen ®) bezüglich ihrer Aetzfiguren untersucht wurde — zu ihrer Verwerthung 
in der Petrologie ist bisher kein entschiedener Schritt geschehen. 

Sehr beachtenswerth sind wol auch jene Methoden, welche die Sonderung 
einzelner Minerale aus gemengten mikrokryst. Gesteinen und ihre chem. Sonder- 
analysen zum Zwecke haben — wie Müller’s Trennung des Quarzes und einiger 
Silikate von einander mittelst Phosphorsäurehydrat ’), Gümbels Mehlprobe®) und 
Fouque’s Trennungsweise der eisenhaltigen von den eisenfreien Gemengtheilen 
mittelst eines starken Electromaeneten und mittelst eoncentrirter Fluorwasser- 


') Um nur ein Beispiel auzuführen, möge aus Zirkel’s Handbuche „Die mikroskopische Be- 
schaffenheit der Min. und Gest.“ folgende, auf pag. 407 Z. 18 v. oben befindliche Stelle 
eitirt werden: „Durch Behandeln mit Chlorwasserstoffsäure wurde der Plagioklas seiner 
(Senfter’s) Diabase stark angegriffen und lässt nach dieser Einwirkung auch mittelst des 
Polarisationsapparates keine lamellare Streifung mehr erkennen. Seltsamer Weise entscheidet 
sich Senfter für die Oligoklasnatur der meisten Feldspathe, obschon S. 692 vom Oligoklas 
angeführt wird, dass er von Salzsäure selbst bei längerer Digestion so gut wie gar nicht 
angesriffen werde; . .“ 

2) N. Jahrb. f. Min. ete. 1871. 914. 

®») Sitzb. d. k. Akad. d. W. in Wien XV. 1855. 

4) N. Jahrb. f. Min. 1872. 785. 

5) N. Jahrb. f. Min. 1875. 

°) Die Aetzfiguren an Krystallen. N. J. f. M. 1875 (190). 

Am Kaliglimmer, Granat, Kobaltkies. N. J. f. M. 1875 (192). 
Am Magnesiaglimmer und Epidot. N. 3. f. M. 1875 (420). 
Am Apatit und Gyps. N. J. f. M. 1875 (746). 
Am Lithionglimmer, Turmalin, Topas, Kieselzink. N. J. f. M. 1876 (1). 
Am Adular, Albit, Fluorit u. chlors. Natron. N. J. f. M. 1876 (602). 
°) Journ. f. prakt. Chemie XCV. (43) und XCVII. (14). 
®) Eruptivgesteine des Fichtelgebirges. München 1874, 


stoffsäure ) — aber alle diese Methoden sind ziemlich mühevoll und erfordern 
viel Materiale, das, in Pulverform verwendet, bei der Prüfung der Homogenität 
gesonderter Mineralpartien keine so scharfe mikroskopische Beobachtung zulässt, 
wie ein Mineraldurchschnitt im Dünnschliffe, 

Als ziemlich einfach und zweckmässig glaube ich Knopp’s mikrochemische 
Reaction ?) auf die Glieder der Hauynfamilie bezeichnen zu dürfen, durch welche 
zum erstenmale eine dampfförmige Substanz, der Schwefeldampf, zur konstanten 
Veränderung bestimmter Minerale eines Dünnschliffes, nämlich zum Blaufärben der 
hauynähnlichen Minerale und zum Schwärzen der eisenhältigen Minerale verwendet 
wird. Ebenso praktisch ist die Anwendung des molybdäns. Amon zum Nachweise 
der Phosphate in Dünnschliffen, namentlich zur Unterscheidung des Apatit vom 
Nephelin, welche Reaction durch Streng?) eingeführt wurde. 

Schliesslich verdient Szabö’s „Neue Methode, die Feldspathe auch in Ge- 
steinen zu bestimmen“ ®), eine besondere Beachtung, indem sie die bekannten 
alten Methoden, nämlich die der Bestimmung des Schmelzgrades und der Flammen- 
reaktion für Natrium und Kalium durch strikte Beobachtung bestimmter Opera- 
tionen für mohngrosse Feldspathproben vortheilhaft verwerthet, zur Ausführung 
jedoch die Gasflamme, mehre Geräthe und eine gehörige Praxis erfordert. Nach 
Szabö’s Angabe verrathen seine fünf Grade der Natriumflamme: 03—1%/,, 1—2%,, 
2—4%/0, 48°), 816°), Natrium und seine vier Grade der Kaliumflamme: 
03—1%, 14°, 413°), und 13—22°%, Kalium. 

Wiewol ich mit Freuden nach Szabö’s Buche sriff, als mir dessen Titel- 
blatt zu Gesichte kam, so musste ich es nach sorgfältigem Studium unbenützt bei 
Seite legen, da mein kleines Privatlaboratorium den Luxus einer Gasleitung nicht 
verträgt und an der hiesigen Universität mir weder ein Laboratorium noch irgend 
welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Um aber dennoch zu dem gleichen Ziele, 
nämlich zur Bestimmung der Feldspäthe zu gelangen und in meinen künftigen 
Arbeiten den in der modernen Petrologie so beliebten Ausdruck Plagioklas durch 
genauere Bezeichnung der Feldspathgruppe eliminiren zu können, sah ich mich 
genöthigt, einen anderen Weg zu suchen. 

Ich wandte mein Augenmerk zuerst ebenfalls der reinen Feldspathsubstanz 
zu, aber nach einer Reihe von Versuchen, die ich schon im August vorigen Jahres 
begann, dehnte ich schon das Thema auf alle Minerale aus, welche Alkalien und 
alkalische Erden enthalten und gewann die Uiberzeugung, dass sich meine Methode 
nicht nur für die Bestimmung der allerwinzigsten Mineralfragmente, sondern unter 
Umständen selbst für die Bestimmung der in Dünnschliffen kryptomerer Gesteine 
vorkommenden Mineraldurchschnitte anwenden lässt. 

Nachdem ich eingesehen hatte, dass mit den meisten, in der analytischen 
Chemie üblichen Operationen, z. B. Bildung von succesiven Niederschlägen, Filtriren, 


1) Nouveaux procedes d’analyse mediate des roches ete. Comptes rendus 1874. XXI. 11. 

2) N. Jahrb. f. Min. ete. 1875 (74). 

°) Tschermak’s Min. Mitth. 1876. 

#4) Budapest 1876. Nach dem durch die ungarische Akademie d. W. 1873 herausgegebenen 
ungarischen Originale, 


10 


Dekantiren etc. bei der substanziellen Untersuchung der Minerale in Dünnschliffen 
nicht viel auszurichten sei, kam ich auf den Gedanken, vornehmlich gasförmige 
Stoffe (wie Fluorwasserstoffgas, Chlorgas) und solche liquide Substanzen, die sich 
ohne Rest verflüchtigen (wie Kieselfluorwasserstoffsäure), auf Mimerale der Dünn- 
schliffe einwirken zu lassen und die substanziellen Veränderungen, die sich an der 
Oberfläche der Dünnschliffe boten und eine mikroskopische Beobachtung zuliessen, 
zur Bestimmung der Minerale zu verwenden. 

Vor allem dachte ich an Aetzfiguren krystallographisch bestimmter Mineral- 
durchschnitte, hierauf an die successive Entfernung und separate Untersuchung 
einzelner Neubildungsprodukte durch verschiedene Lösungsmittel und Reagentien; 
aber die Beobachtung schöner, charakteristischer Kryställchen, die an einigen Proben 
zum Vorschein» kamen, lehrte mich bald, dass den aus den untersuchten Mineralen 
gebildeten Neubildungsprodukten — insofern sie in leicht erkennbaren Krystall- 
formen erhalten werden können und insofern sich durch dieselben die einzelnen 
chemischen Mineralelemente, namentlich die der Alkalien und alkalischen Erden, 
unterscheiden und nach ihrem Mengenverhältnisse bestimmen lassen — eine weit 
wichtigere Rolle beizumessen ist, da hiedurch auf dem kürzesten und (selbst für 
Jeden, der mit den chemischen Operationen nicht vertraut ist) bequemsten Wege 
Resultate zu erzielen sind, für welche die analytische Chemie viel Zeit und Uibung 
beansprucht. 

Die erste Substanz, die ich anwandte, war das Fluorwasserstoffgas. Ich 
überzeugte mich, dass durch dessen Einwirkung auf alkalihältige Silikate Kiesel- 
fluoride der Alkalien gebildet werden, die, im kochenden Wasser gelöst, durch 
Verdunstung der Lösung in ausgezeichneten, für Kalium und Natrium differenten 
Kryställchen erhalten werden können. Hiedurch sah ich die Möglichkeit verwirklicht, 
sämmtliche kalihältigen Silikate von den natronhältigen, speziell die Kalifeldspäthe 
von den Natron- und Kalknatronfeldspäthen, und im Allgemeinen alkalihältige 
Silikate von den alkalifreien mit grosser Leichtigkeit und an den allerkleinsten 
Pröbchen unterscheiden zu können. Ausserdem traten auch einige Nebenerschei- 
nungen auf, die mir als Kennzeichen der Minerale nicht unwichtig zu sein schienen. 
So z.B. sah ich, dass ausser den alkalihältigen auch eine grosse Reihe alkalifreier 
Silikate durch Fluorwasserstofigas verändert wird und dass alle jene Minerale, 
aus denen sich Fluoride bilden, durch Aufbrausen in Schwefelsäure (das im Mikro- 
skope gut zu beobachten ist) leicht erkannt werden können; ich sah, dass in den 
mit HF behandelten und hierauf mit Wasser ausgekochten Phonolithdünnschliffen 
Möhl’s Nephelinglas sich in ziemlich scharf umrandete Nephelindurchschnitte auf- 
gelöst hat, dass durch gleiche Behandlung ganz trübe, wiewol sehr dünne Porphyr- 
dünnschliffe rein und hell geworden sind und nun ihre mineralische Zusammen- 
setzung deutlich erkennen liessen u. dergl. m. 

Allein das ursprüngliche Problem dieser Arbeit, die Bestimmung jener 
Gruppen der Feldspathfamilie, die wir unter den Namen Oligoklas, Andesin, Labra- 
dorit und Anorthit zusammenfassen, konnte lange nicht auf eine einfache Weise 
gelöst werden. Nachdem ich durch Versuche festgestellt, dass aus den mit HF 
behandelten Kalknatronfeldspäthen durch Auskochen mit Wasser sämmtliche Alkalien 
als Kieselfluoride gelöst werden, während der grösste Theil des Caleium entweder 


11 


als Fluorid oder als Thonerde-Kalkfluorid!) in der Probe zurückbleibt, so schlug 
ich, um zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, nämlich um das Mengenverhältniss 
des Ca und Na in den Feldspäthen approximativ zu bestimmen, mehre Wege ein, 
die sich mehr weniger zweckmässig erwiesen, mich aber ihrer Umständlichkeit 
wegen keineswegs befriedigten. ?) 

Naturgemäss drängte sich mir nun die Idee auf, sowol Natrium als auch 
Caleium der Kalk-Natronfeldspäthe in Form von Kieselfluoriden in einem Bilde 
vor die Augen zu führen, da die künstlichen Salze beider Elemente verschiedene, 
wol zu unterscheidende Krystallformen zeigten; daher ging mein Bestreben dahin, 
auch das Caleiumfluorid in Kieselfluorid umzuwandeln. Zu dem Zwecke behandelte 
ich die durch HF veränderten Proben mit Kieselfluorwasserstoffsäure; allein ich 
fand zu meinem Leidwesen, dass die dem Natrium gehörigen Kieselfluoridkryställ- 
chen stets in einer bedeutend grösseren Menge vorhanden waren, als es das Ver- 
hältniss für die einzelnen Kalk-Natronfeldspäthe erforderte. Und aus diesem Grunde 
schöpfte ich den Verdacht, dass unter den angedeuteten Verhältnissen stets ein 
bedeutender Theil des Kieselfluorkaleium mit dem Kieselfluornatrium in denselben 
Formen krystallisirt. 3) 

Da ich die Ursache des Zusammenkrystallisirens der sonst in verschiedenen 
Formen auftretenden Substanzen in den unter den genannten Umständen ähnlichen 
Lösungsverhältnissen zu suchen glaubte, so vereinfachte ich den Versuch derart, 
dass ich die Probe direkt mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelte, um das sehr 
leicht lösliche Kieselfluorkaleium rascher als das minder lösliche Kieselfluornatrium 
zur Bildung und in Lösung zu bringen. Und diese Versuche hatten das gewünschte 
Resultat zur Folge, indem sie eine deutliche Verschiedenheit der Kieselfluoridformen 
des Kalium, Natrium, Caleium (event. Sr), Magnesium (event. Eisen, Mangan), 
zuweilen auch des Lithium und Baryum demonstrirten, somit eine ziemlich leichte 
Unterscheidung derselben ermöglichten. Ausserdem ging mein Bestreben dahin, 
für die in ihren Formen ähnlichen Kieselfluoride der einzelnen genannten Elemente 
Controlreactionen ausfindig zu machen, um über ihre substanzielle Beschaffenheit 
auch in zweifelhaften Fällen volle Gewissheit zu erlangen. 

Manche Vortheile bot auch die Anwendung des Chlorgases als Reactions- 
mittels, und zwar: zur Prüfung der Widerstandsfähigkeit gegen Säuren, zum Nach- 
weise der Alkalien, zur Hervorrufung von charakteristischen Aetzfiguren (an einigen 
Mineralen), vornehmlich aber zur Constatirung, ob sich die Kieselerde aus einem 
Silikate des Dünnschliffes gelatinös oder pulverförmig ausscheidet. Und von den 
älteren Methoden erwiesen sich in manchen Fällen auch die des Probeglühens zur 


') Wenn sich Kieselfluorkaleium gebildet hätte, so wäre es als eines der am leichtesten 
löslichen Kieseltluoride im Wasser zuerst und am vollständigsten gelöst worden, was 
nicht geschah. 

®) Uiber diese Methoden berichtete ich in der Sitzung der mathem.-naturwiss. Classe d. k. 
böhm. Gesells. d. W. am 10. November 1876 (Uiber neue mikroskopische und chemische 
Methoden etc.). 

°») Bei Behandlung mit Schwefelsäure wuchsen aus vielen dieser, sonst nur dem Natrium 
eigenthümlichen Kieselfluorid-Gestalten, monokline (breite) Krystallnadeln heraus, die ich 
dem Formentypus nach für Gypskrystalle halten durfte, 


12 


Erkennung färbender Metalle, der approximat. Bestimmung des Schmelzgrades und 
die der Thonerde-Reaktion mittelst Kobaltsolution bei mikroskop. Untersuchungen 
der Felsarten-Dünnschliffe anwendbar. !) 

Da ich die hier erläuterten, jedenfalls noch weiter entwickelungsfähigen 
Methoden bei jenen Studien, deren Publikation für das Archiv der naturwissen- 
schaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen bestimmt ist, bereits anwende, so 
glaube ich diese kleine Schrift als eine Einleitung zu meinen ferneren petro- 
logischen Arbeiten ansehen und hiemit ihre Einschaltung in das Archiv der natur- 
wissenschaftlichen Landesdurchforschung rechtfertigen zu dürfen. 

Zum Schlusse erübrigt mir die angenehme Pflicht, meinem hochverehrten 
Collegen, Herrn Prof. Stolba, für die Darstellung mehrer chemisch reiner Kiesel- 
fluoride, deren ich zu den Anfangsversuchen benöthigte, sowie für manche diess- 
bezüglichen Rathschläge meinen wärmsten Dank auszusprechen. 


') Uiber alle diese Methoden habe ich bereits in der Sitzung d. k. böhm. Ges. d. W. am 
9. Feber d. J. Mittheilungen gemacht. 


I. Universalmethode 


zur mikroskopisch-chemischen Bestimmung der Metalle petrologisch 
wichtiger Minerale mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure. 


Prinzip der Methode. 


Mit Ausnahme einiger wenigen Minerale, welche gegen chemische Agentien 
den grössten Widerstand leisten, wird jedes Mineral, welches Alkalien, alkalische 
Erden, schwere Metall-Monoxyde (oder analoge Schwefel-, Selen-, Tellur-, Arsen-, 
Antimon-Verbindungen) enthält, von starker Kieselfluorwasserstoffsäure mehr weniger 
angegriffen. 

Das Resultat dieser Wechselwirkung ist die Bildung von Kieselfluoriden 
(aus den metallischen Elementen des Minerals und der Kieselfluorwasserstoffsäure), 
welche in die Kieselfluorwasserstoffsäure-Lösung übergehen und nach dem Ver- 
dunsten des Lösungsmittels in schön ausgebildeten und für die einzelnen Elemente 
(oder für kleine Gruppen derselben) charakteristischen Krystallformen zum Vor- 
schein kommen. 

Wird die Behandlung eines ganz kleinen Mineralstückchens mit Kieselfluor- 
wasserstoflsäure auf der mit ausgekochtem Canadabalsam bedeckten Stelle eines 
Objektglases vorgenommen, so können die gebildeten Kieselfluoride je nach ihrer 
Kleinheit bei jeder beliebigen Vergrösserung im Mikroskope beobachtet werden. 

Wenn die Kieselfluoride der einzelnen Metalle, die unter den erwähnten 
Verhältnissen auf dem Objektglase zur Bildung gelangen, entweder durch die Ver- 
schiedenheit des Krystallsystems, dem sie angehören, oder durch bestimmte, leicht 
erkennbare Formentypen oder durch charakteristische Veränderungen bei Behand- 
lung mit neuen Agentien sich von einander unterscheiden lassen, so sind hiedurch 
vollkommen verlässliche Unterscheidungsmerkmale für die einzelnen Metalle selbst 
gegeben. 

Von den bis jetzt bekannten Kieselfluoriden der in den petrologisch 
wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle gehören die des Kalium, Caesium und 
Rubidium dem tesseralen und die des Natrium, Magnesium, Eisen und Mangan 
dem hexagonalen oder hemiedrisch hexagonalen Krystallsysteme an, während die des 
Lithium, Calcium und Strontium (nach Marignac’s Angabe) monoklin sein sollen. 


14 


Der Nachweis von Caesium und Rubidium neben Kalium wird für die 
Bestimmung eines petrologisch wichtigen Minerals kaum je von Belang sein. 

Die Kieselfluoride des Natrium, Magnesium und Calcium zeigen, unter den 
erwähnten Verhältnissen gebildet, so verschiedene Formen, dass man sie in den 
meisten Fällen auf den ersten Blick zu unterscheiden vermag. Ebenso sind 
die aus dem Lithion- und Lithioneisen-Glimmer dargestellten Kieselfluorlithium- 
kryställchen so eigenthümlich, dass man sie ziemlich leicht erkennen kann; aber 
fast denselben Krystallhabitus, den das Kieselfluorcaleium hat, weist auch das 
Kieselfluorstrontium auf und in nahezu denselben Formen, in denen Kieselfluor- 
magnesium erscheint, treten auch Kieselfluoreisen nnd Kieselfluormangan auf, so 
dass eine Unterscheidung der. Kieselfluoridformen des Caleium vom Strontium und 
jener des Magnesium von Eisen und Mangan kaum gelingen dürfte. 

Allein hiedurch ist die Unterscheidung der letztgenannten Metalle in den 
Formen der Kieselfluoride nicht unmöglich gemacht; denn durch Behandlung der 
Letzteren mit neuen Agentien ist das gewünschte Ziel ziemlich rasch zu erreichen. 

Werden z. B. Kieselfluorkaleium und Kieselfluorstrontium mit mässig ver- 
dünnter Schwefelsäure behandelt, so werden die Kryställchen des ersteren schon 
nach einigen Sekunden von einem dichten Barte monokliner Gypsnadeln umsäumt, 
während die Kieselfluorstrontiumkryställchen sehr langsam (nach mehreren Stunden) 
in eine körnige Masse zerfliessen oder nur hie und da sehr kurze (Coelestin ?) 
Nädelchen wahrnehmen lassen. Ebenso können die Kieselfluoride des Magnesium, 
Eisen und. Mangan durch Anwendung verschiedener Substanzen unterschieden 
werden. Empfehlenswerth ist die Anwendung des Chlorgases, durch welches das 
Kieselfluoreisen eine intensiv eitrongelbe Färbung annimmt, während Kieselfluor- 
magnesium und Kieselfluormangan fast farblos bleiben; doch erhält das Mangansalz 
einen Stich ins Röthliche, erscheint stark angeflossen und zum grossen Theile in 
ein Aggregat kleiner Täfelchen, Säulchen und geflossener Körnchen umgewandelt, 
während die Krystallgestalten des Kieselfluormagnesium wenig verändert erscheinen. 
Auch die Anwendung des Schwefelamoniumdampfes zur Unterscheidung der letzt- 
genannten Kieselfluoridmetalle bietet ganz entsprechende Resultate. 

Aus all’ dem kann man hoffentlich zur Genüge ersehen, dass die in den 
petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle mittelst Kieselfluorwasser- 
stofisäure leicht nachzuweisen sind. Es können aber in den meisten Fällen auch 
gleichzeitig die Quantitätsverhältnisse mehrer in einem Minerale vorhandenen Metalle 
approximativ ermittelt werden. 

Ist das Mineral durch Kieselfluorwasserstoffsäure leicht angreifbar, so 
kommen nach dem Verdunsten der Lösung gewöhnlich alle Metalle in ihren ver- 
schiedengeformten Kieselfluoriden zum Vorschein, und zwar (wenn sie in ihren 
Löslichkeitsverhältnissen nicht bedeutend differiren) so ziemlich in dem Mengen- 
verhältnisse, in welchem sie in dem untersuchten Minerale enthalten waren. Wurde 
aber das betreffende Mineral durch Kieselfluorwasserstoffsäure wenig angegriffen, 
so hat Letztere zum grössten Theile oder ausschliesslich nur jenes Metall (resp. 
Metalle) herausgezogen, welches am leichtesten in Lösung übergehen konnte, während 
für andere Metalle desselben Minerals nur wenige Kieselfluoridkryställchen zu finden 
oder gar keine nachzuweisen sind. 


15 


Es sind sonach bei Vergleichung des Mengenverhältnisses gebildeter Kiesel- 
fluoride mit dem Mengenverhältnisse der in einem untersuchten Minerale ent- 
haltenen Metalle die Lösungsverhältnisse der Kieselfluoride wol zu berücksichtigen. 

Wenn von mehren Metallen, die das zu untersuchende Mineral enthält, 
bei der ersten Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure nur eines zum Vorschein 
kömmt, so ist die Behandlung desselben Probestückchens mit erneuerter Kiesel- 
tluorwasserstoffsäure zu wiederholen; was dann gewöhnlich das gewünschte Resultat, 
nämlich das Sichtbarwerden der übrigen Metalle in Form von Kieselfluoriden zur 
Folge hat. Es ist aber einleuchtend, dass in diesem, zum Glücke selteneren Falle 
das Mengenverhältniss der Kieselfluoride dem Mengenverhältnisse der Metalle, wie 
es die chemische Analyse des Minerals erfordert, nicht entspricht, sondern dass 
zur approximativen Bestimmung des Mengenverhältnisses einzelner Metalle in dem 
zu prüfenden Minerale andere, später zu erläuternde Methoden angewandt oder 
spezielle Versuche (mit Kieselfluorwasserstoffsäure) für einzelne Minerale als Normen 
festgesetzt werden müssen. 

Hier dürfte auch die Bemerkung am Platze sein, dass Dünnschliffe bedeutend 
stärker angegriffen werden als Spaltungs- oder Bruchfragmente. 

Schliesslich glaube ich noch bemerken zu müssen, dass Thonerde und — 
wie es scheint überhaupt sesquioxydhältige — Minerale, die von Monoxyden frei 
sind, durch Behandlung mit Kieseltluorwasserstoffsäure keine Neubildungsprodukte 
in Krystallformen bieten. 


Ausführung der Methode. 


Auf ein Objektglas thue man einige Tropfen Canadabalsam und erwärme 
denselben über einer Spirituslampe so weit, dass die sich bildenden Bläschen ent- 
fernt werden und der Balsam nach dem Erkalten eine feste Harzkonsistenz gewinnt. 
Zugleich trachte man, während der Balsam noch flüssig ist, das Objektglas so zu 
wenden, dass die erhärtende Balsamschichte eine möglichst ebene, dünne Scheibe 
darstellt. 

In die Mitte der Balsamscheibe lege man das Probestückchen des Minerals 
oder den zu untersuchenden Dünnschliff und erwärme wiederum das Objektglas, 
aber nur so weit, dass die Probe fest anhält. Ist Letzere ein Dünnschliff, so soll 
derselbe möglichst dünn sein, weil er durch Ansatz von Kieselfluoriden von seiner 
Pellueidität etwas einbüsst; weiterhin soll derselbe behutsam erwärmt (um die 
Bildung zarter Bläschen zu verhüten) und mit einem reinen Federmesser vorsichtig 
angedrückt werden, damit unter demselben kein Gasbläschen verbleibe und der- 
selbe eine vollkommen horizontale Lage erhalte. 

Die Grösse der Probe ist ganz willkührlich zu nehmen. Dieselbe 
kann einer Erbse, aber auch dem allerwinzigsten Stückchen gleichen; doch ist es 
rathsam, ein gewisses Verhältniss zur Grösse des dann darauf kommenden Kiesel- 
Hluorwasserstoffsäuretropfens einzuhalten. 

Ich nehme gewöhnlich die Mineralprobe in der Grösse eines Stecknadel- 
kopfes oder Hirsekorns und thue darauf den Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen in 
der Grösse einer Erbse. Werden zweı oder mehre Probestückchen von der erwähnten 


16 


Grösse genommen, so wird auch der Säuretropfen in dem erwähnten Masse ver- -» 


grössert. Der Dünnschliffprobe gebe ich die Grösse von 46", sorge dann 
dafür, dass sich die darauf kommende Kieselfluorwasserstoffsäure über den Rand 
des Dünnschliffes nicht ausbreite, sondern dass der Tropfen die möglichst grösste 
Höhe erreiche, damit die grösste Flüssigkeitsmenge auf den kleinsten Flächen- 
raum einwirke. 

Hat man ein im Wasser lösliches Mineral zu untersuchen, dann ist es 
zweckmässig, ein grösseres Probekorn zu nehmen, als das obgenannte Verhältniss 
zu dem Säurequantum erfordert, weil neben dem Kieselfluoride des Metalls, welches 
in der Probe enthalten ist, auch die Krystallform der Probe (des unveränderten 
Minerals oder einzelner Salzbestandtheile desselben) zur Ausbildung gelangt und 
man eine vollständige Analyse des Minerals vor Augen hat. So z. B. wäre die 
Probe ein Natronsalz: Kochsalz, Chilisalpeter, Mirabilit, Borax, so erhält man aus 
jeder Probe kurze hexagonale Säulchen von Kieselfluornatrium, daneben aber in 
der ersten Probe Würfelchen von Chlornatrium, in der zweiten Rhomboeder von 
salpetersaurem Natron, in der dritten monokline Nadeln des Glaubersalzes und in 
der vierten die nach ihrer Form erkennbaren Boraxkryställchen; allein aus Poly- 
halit erhält man neben den Fluoriden einzelner Metalle Gypskryställchen ete. 

Die verwendete Kieselfluorwasserstoffsäure muss vollkom- 
men rein sein d. h. sie darf, auf der Balsamschichte des Objektglases eingetrocknet, 
keinen Rückstand von Kieselfluoridkryställchen zurücklassen. Die nach der Vorschrift 
der Analytiker') dargestellte Kieselfluorwasserstoffsäure ist zu unserem Zwecke 
unbrauchbar; schon deshalb, weil sie in Glasgefässen dargestellt und aufbewahrt 
wurde, somit schon verschiedene Kieselfluoride (deren Metalle aus dem Glase 
stammen) enthält. 

Die von mir verwendete Kieselfluorwasserstoffsäure wurde vom Assistenten 
Herrn Plaminek durch Einleiten des aus Fluorbaryum, Schwefelsäure und reinem 
Quarzpulver in der Bleiretorte bereiteten Fluorkiesels in eine mit Wasser gefüllte 
Platinschale dargestellt und nach mässiger Verdünnung in Kautschukflaschen zum 
Aufbewahren dekantirt. Zum Uibertragen des Kieselfluorwasserstofftropfens auf 
die — auf der Balsamschichte des Objektglases befindliche — Probe dient mir 
ein Kautschukstiel, der an jenem Ende, mit dem man eintunkt, eine löffelförmige 
Rinne hat. 

Was die Stärke der Kieselfluorwasserstoffsäure?) anbelangt, 
so wäre etwa Folgendes zu berücksichtigen: Ist die Säure zu schwach, so greift 
sie viele Minerale gar nicht oder nur wenig an, ist sie zu stark, so werden wiederum 
so viele Kieselfluoride gebildet und nebenbei aus manchen Silikaten so viel Kiesel- 


') Anleitung zur qual. chem. Analyse. Fresenius. 1866. pag. 51. Und Stolba. Uiber die Bereitung 
der Kieselflusssäure im Kleinen. Dingler’s polytechn. Jour. B. CXCVI. pag. 336 (1870). 

2) Stolba (J. f. prakt. Chemie XC. 193) hat auf Grundlage zweier Versuchsreihen eine Tabelle 
über das spez. Gew. der wässerigen Kieselfluorwasserstoffsäure bei verschiedenem Gehalte 
(bis 34%,) entworfen. Er findet, dass das spez. Gew. für je ein Y,%, regelmässig zunimmt. 
Bei 17°,5 ist für die Kieselfluorwasserstoffsäure 

von 05% ION, 20, 5%, 10%, 
das spez. Gew, 1'004 1008 1'012 1'016 10407 10834. 


17 


erde ausgeschieden, dass das Gesichtsfeld ganz trübe oder impellucid erscheint und 
man keine Krystallformen zu unterscheiden vermag (so z. B. an Dünnschliffen des 
Elaeolithes). In diesem Falle hilft man sich leicht, wenn man ‚bei erneuertem Ver- 
suche zuerst einen oder zwei Tropfen Wasser, hierauf einen gleich grossen Kiesel- 
fluorwasserstofftropfen aufträgt. 

Nach Angabe des Hrn. Assist. Plaminek ist, meine Kieselfluorwasserstoff- 
säure circa 3\/,°/, stark. Und diese greift selbst Dünnschliffe des Albites, Ortho- 
klases, Muscovites, Turmalins und des Pleonastes an und bewirkt die Bildung von 
Kieselfluoriden. 

Hat man die Probe mit Kieselfluorwasserstoffsäure versehen, so bringe 
man das Objektglas (dasselbe stets in horizontaler Lage haltend) an eine vor 
Staub vollkommen geschützte Stelle einer festen horizontalen Tischplatte (und 
bedecke die Probe mit einem Sturzglase, unter das man ein Schälchen mit Schwefel- 
säure beisetzen dürfte). Ich lege das mit Probe und Säure versehene Objektglas 
auf den völlig ebenen und horizontalen Boden eines ziemlich geräumigen Mahagoni- 
kästchens, muss aber auf das völlige Eintrocknen des Tropfens bis 24 Stunden 
warten, während in freier trockener Luft nur wenige Stunden hiezu nöthig sind. 

Mit Berücksichtigung aller Einzelnheiten der ganzen Operation kann man 
dieselbe in folgenden Worten resumiren: Das auf eine mit Balsamschicht 
versehene Stelle des Objektglases gelegte Probestückchen wird 
mit einem oder zwei Tropfen Kieselfluorwasserstoffsäure be- 
deckt und an einer vor Staub geschützten horizontalen Stelle 
bis zum Eintrocknen des Tropfens intakt und in voller Ruhe 
liegen gelassen. Und diese ganze Vorarbeit erfordert kaum 5 Minuten Zeit. 

Wenn der Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen eingetrocknet ist, so ist das 
Präparat zur mikroskopischen Untersuchung geeignet. 


nnnnnnnnnnnnnr 


Mikroskopische Unterscheidungsmerkmale der Kieselfluorid- 
formen der in petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden 
Metalle. 


(Durch Kieselfluorwasserstoffsäure hervorgerufen.) 


Die in petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle sind: Kalium 
(Caesium, Rubidium), Natrium, Lithium, Caleium, Strontium, Barium, Magnesium, 
Eisen und Mangan. 

Das Kieselfluorkalium (K?&F*) (Taf. L Fig. 1. «, ı), aus Ortho- 
klas, Mikroklin (Taf. I. Fig. 2. und Fig. 16.), Leueit (Taf. II. Fig. 2.), Muscovit 
(Taf. II. Fig. 5. rechts), Biotit (Taf. I. Fig. 1. &, «, v, e) und einigen anderen 
Mineralen ') dargestellt, erschien immer in scharfkantigen und ebenflächigen, bei 


!) Kalisalpeter, Sylvin, Kalialaun. 


1) 


18 


400% Vergrösserung meist kleinen Kryställchen des tesseralen Systems, 


die zwischen gekreuzten Herapatiten stets dunkel blieben. 


Die gewöhnlichste Form war das Hexaöder, dessen Kryställchen zuweilen 
zu zierlichen, armleuchterähnlichen Gruppen vereinigt waren "); recht häufig kamen 
auch die Combinationsgestalten «0» .O oder «Q. «0» zum Vorschein, letztere 
namentlich dann, wenn die Probe zuerst mit Fluorwasserstoffgas und dann mit 
Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt worden war. 


Bei unvollkommener Ausbildung grösserer Krystallgestalten erschienen die 
Flächen treppenförmig oder verriethen einen prächtigen Schalenaufbau. 

Nach Marignac ?) und Stolba®) krystallisirt das Kieselluorkalium in Octaö- 
dern (wahrscheinlich aus reiner Wasserlösung dargestellt). 

Nach Stolba’s Angabe erfordert ein Theil Kieselfluorkalium 8331 Theile 
175° warmes und 104'8 siedendes Wasser. 

In Salzsäure ist es um so löslicher, je stärker dieselbe ist; denn nach 
Stolba’s Versuchen *) löst bei 14T. 

Salzsäure von 26,5%, 141% 96% 27% 18% 
237 340 357 376 409 Theile Kieselfluorkalium. 

Bei 17°5 ist das spez. Gew. desselben 2'6655—2'6649. ’) 

Das Kieselfluornatrium (Na?s&iF*°) (Taf. I. Fig. 4), aus Albit 
(Taf. U. Fig. 1.), Periklin, den Kalk-Natronfeldspäthen (Taf. I. Fig. 17—19.], 
Nephelin (Taf. II. Fig. 3.), Scapolith (Taf. I. Fig. 4.) und mehren anderen Mine- 
ralen ®) dargestellt, erschien stets in kurzen hexagonalen Säulchen, die entweder 
durch die basische Fläche oder viel häufiger durch eine stumpfe Pyramide 
geschlossen und deren vertikale Kanten zuweilen durch die Deuteropyramide 
:(P2) abgestumpft waren. Unvollkommen ausgebildete Kryställchen des Kiesel- 
fluornatrium hatten fassähnliche, ovale oder walzenähnliche Formen. 

Zwischen gekreuzten Nicols erschienen sämmtliche Gestalten des Kiesel- 


') Schöne derartige Gruppirungen wurden aus dem Wasserdekokt des mit Fluorwasserstoffgas 
behandelten feldspathigen Gemengtheils des Syenites vom Plauenschen Grunde b. Dresden 
und des Amazonites v. Miask gewonnen (Taf. I. Fig. 2.). 

2) Comptes rendus XLV.—650. 

») Jour, f. prakt. Chemie XC. 193. 

*#) Jour. f. prakt. Chemie CIII. 396. 

°) Das Kieselfluoreaesium (Os? $ F*) krystallisirt aus verdünnten Lösungen (durch frei- 
willige Verdunstung) in Würfeln mit abgestumpften Ecken. Bei 17°T. löst es sich in 166 
Theilen Wasser, mehr in heissem Wasser. In Alkohol ist es ganz unlöslich. (C. Preis, Jour. 
f. prakt. Chemie CI. 410). 

Das Kieselfluorrubidium (Rb? & F®) krystallisirt in den Combinationsgestalten 
0» .0. 0, löst sich bei 20°7. in 614 Theilen und bei 100°7. in 738 Theilen Wasser. 
In Säuren ist es leichter löslich; im Weingeist unlöslich. Sein sp. Gew. b. 20°T. ist —= 33383 
(Stolba. Jour. f. prakt. Chemie CI. 1.). 

Das Kieselfluorthallium, durch Behandlung des kohlensauren Thalliumoxyduls 
mit Kieselfluorwasserstoffsäure und Verdampfen der Lösung dargestellt, krystallisirt in 
tesseralen, zu sechsseitigen Tafeln verzerrten Octaödern, die im Wasser sehr leicht löslich 
sind. (Gmelin’s Handb. d. anorgan. Chemie. 1875. Bd. 3. p. 193). 

°) Steinsalz, Natronsalpeter, Borax, Kryolith, Phosphorsalz. 


u- 


19 


fluornatrium gelblich oder bläulich gefärbt; nur an den mit der Hauptachse senk- 
recht Gestellten trat volle Dunkelheit ein. 

Marignaec (Jahresb. über Fortschritte der Chemie ete. v. Kopp u. Will 1858 
(für 1857) p. 129 fasst die Kieselfluornatriumkrystalle als holoedrische Formen auf 
(»P.OP.P.o»P2) und gibt »P: P= 123% 3° an. 

Nach Stolba (Jahresb. über Fortsch. d. Chem. ete. 1858 [f. 1857] p. 129) 
erfordert ein Theil Kieselfluornatrium 153'3 Theile 175° warmes und 40'66 Theile 
siedendes Wasser zur Lösung; es bildet leicht Bbee DRIBte Lösungen. 

Sein spez. Gew. = 27547. 

Die Gegenwart einer grösseren Menge des Caleiumkieselfluorides hat einen 
merklichen Einfluss auf die Länge der hexag. Säulchen des Kieselfluornatrium. Ich 
habe durch Mengen der beiden Kieselfluoride drei Proben dargestellt. In der 
1. Probe waren zwei Gewichtstheile des Natriumsalzes mit einem Gewichtstheile 
des Caleiumsalzes, in der 2. Probe gleiche Gewichtstheile beider Kieselfluoride 
und in der 3. Probe ein Gewichtstheil Kieselfluornatrium mit zwei Gewichtstheilen 
Kieselfluorkaleium gemengt. Die Kieselfluoridkrystalle des Natrium in der 2. Probe 
waren um die Hälfte länger als die der 1. Probe und in der 3. Probe erreichten 
sie die doppelte Länge. (Taf. I. Fig. 7. und 8.) 

Das Kieselfluorlithium, aus dem rosenrothen Lithionglimmer von 
Roznau in Mähren und aus einem lichten Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald 
(Taf. I. Fig. 5. links) dargestellt, erschien bei 400% Vergrösserung in winzig 
kleinen, scharfkantigen, sechsseitigen Pyramiden, die gewöhnlich den Anblick einer 
regelmässigen, stumpfen, hexagonalen Pyramide boten, zuweilen jedoch ein Flächen- 
paar so stark entwickelt hatten, dass die übrigen Flächen an den rhombisch oder 
rhomboidisch verzerrten Gestalten kaum wahrzunehmen waren. 

Das aus dem Präparate des Hrn. Prof. Stolba durch Umkrystallisiren auf 
dem Objektglase dargestellte Kieselfluorlithium (Taf. I. Fig. 5.) zeigte Kkreisrunde 
oder am Rande gekerbte oder wellig faserige, im Inneren strahlige oder durch 
mehre concentrische Kränze gezierte Gestalten, die zuweilen durch Uiberlagerung 
unvollkommen ausgebildeter Krystallsäulchen knospen- oder blumenkohlartig er- 
schienen und unter denen sich recht zahlreiche, dem Anscheine nach regelmässig 
sechs- oder zwölfseitige, zuweilen auch durch eoncentrische Innenkränze gezierte 
Täfelchen vorfanden, die zwischen gekreuzten Nicols dunkel blieben. Würde man 
für Letztere das hemiedrisch hexagonale System annehmen dürfen, dann liessen 
sich dieselben als Combinationsgestalten von OR.R.—R. »R und OR.R.—R. »R. 
&»P2 ansehen. Ausser diesen wurden in dem Präparate auch einige wenige kurze 
hexagonale Säulchen vorgefunden. 

Nach Marignac (Ann. Min. [5] XV. 221)*) ist das Kieselfluorlithium 
(Li? St F® +2 H°O) monoklin und erscheint in der Combinationsform »P.OP. 
Po.!, Po .—Px. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist »P: »P = 83033, 
0P: »P = 108° 14°, OP:Po = 96° 36‘, OP: — Po = 139° 42°, Die Krystalle sind 
ziemlich leicht spaltbar parallel Po, weniger deutlich parallel OP. Sie verwittern 
an der Luft. 


!) Und Jahresber. ü. d. Fortschr. d. Chem. 1860 (pro 1859) 107. 
3* 


20 


Nach Stolba erhält man das Kieselfluorlithium durch Verdampfen einer 
Lösung von kohlensaurem Lithion in einem geringen Uiberschusse von Kieselfluor- 
wasserstoffsäure. Das Salz krystallisirt bei freiwilligem Verdunsten in wasserhellen, 
vierseitigen, schief abgestumpften Prismen oder unregelmässig sechsseitigen Tafeln, 
welche sich bei mittlerer Temperatur in 1'9 Theilen Wasser lösen, auch in Alkohol, 
aber nicht in Aether und Benzol löslich sind. Ihr spez. Gew. = 2'33. 

Das Kieselfluorealeium (Taf. I. Fig. 6.), aus den Kalknatronfeld- 
späthen (Taf. I. Fig. 17—19.), aus dem Anorthit (Taf. I. Fig. 20.), Wollastonit, 
Amphibol (Taf. II. Fig. 7.), Diallag (Taf. II. Fig. 8.), Scapolith (Taf. IL. Fig. 4.), 
Epidot und anderen Mineralen!) dargestellt, bildet eigenthümliche, lange, 'spiessige, 
dornenähnliche, ästige, am ‘häufigsten spindelförmige, zuweilen auch 
rhomboildaltafelförmige Krystallgestalten, die oft in sternförmigen oder. anderen 
Gruppen vereinigt sind und sich in den meisten Fällen auf den ersten Blick 
erkennen lassen. Manche der spindelförmigen Gebilde sind von sechs Seitenflächen 
begrenzt und durch je eine Endfläche geschlossen, so dass sie sich dem Beobachter 
als sehr spitze, durch. die basische Fläche abgestumpfte Rhomboöder zu präsentiren 
scheinen. Zuweilen erscheinen sie sehr zahlreich in sechsflächigen Gestalten, die 
einem spitzen Rhomboeder (etwa —2R des Caleites) ähnlich sind. 

Ein charakteristisches Merkmal dieser mannigfachen, durch 
Kieselfluorwasserstoffsäure aus Dünnschliffen oder Fragmenten 
der Minerale hervorgebrachten Krystallgebilde (des Kieselfluoreal- 
eium) ist der Mangel an scharf geradlinigen Kanten und ebenen 
Flächen und sehr oft eine eigenthümliche, graulich- oder bräunlichstaubige Be- 
schaffenheit (wahrscheinlich durch Einschlüsse zarter Bläschen). 

Das vom Herrn Prof. Stolba dargestellte Kieselfluorcaleium bildet meist 
vierflächige, selten sechsflächige Säulchen (Taf. I. Fig. 5.) und Nadeln, die durch 
eine schiefe Endfläche oder. durch eine vorwaltende und mehre kleine, schiefe 
Flächen geschlossen sind. Diese Krystallnadeln sind oft in strahlenförmigen, kugel- 
förmigen, warzenähnlichen Gruppen vereinigt. 

Nach Marignac (Comptes rendus XLVI—854 und Jour. f. prakt. Chem, 
LXXIV— 161) krystallisirt das Kiesellluorcaleium (Ca Si F®-+2 H?O) in mono- 
klinischen, mikroskopischen Kryställchen, die wahrscheinlich mit Kieselfluorstron- 
tium isomorph sind. 

Nach Mittheilung des Herrn Collegen Stolba und nach meinen Versuchen 
ist das Kieselfluorcaleium im Wasser sehr leicht löslich. 

Das Kieselfluorstrontium, aus Strontianit mittelst Kieselfluorwasser- 
stoffsäure und aus dem Präparate des Hrn. Collg. Stolba durch Umkrystallisiren 
dargestellt (Taf.’I. Fig. 9.), erscheint in scharfkantigen und ebenflächigen Säulchen 
und Nadeln, die von den aus dem Präparate (desselben Hrn. Collegen) dargestellten 
Krystallgestalten des Kieselflluorcaleium kaum zu unterscheiden sind, ausser dass 
sie zuweilen einen grösseren Flächenreichthum aufweisen. 

Nach Marignae (Jahresb. über Fortschr. d. Chem. v. Kopp und Will 1859 
(für 1858) pag. 145 u. 1860 (für 1859) pag. 107) ist das Kieselfluorstrontium 


‘) Caleit, Dolomit, Polyhalit, Anbydrit, Gyps, Fluorit, Albin, Titanit, Scheelit. 


(Sr Sit F° +2 .H?O) monoklin. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist «P: aP= 84° 16’ 
und 07. © = 1034132 

Das Kieselfluorbaryum, aus einem kalkhältigen Witherit (im Form 
eines mikroskopischen Präparates) mittelst Kieselfluorwasserstoflsäure dargestellt 
(Taf. I. Fig. 14.) bildet, bei 400 X Vergrösserung betrachtet, äusserst zarte, kurze, 
zugespitzte Nädelchen, deren Form, wiewol scharfkantig und ebenflächig, ihrer 
Kleinheit wegen schwer zu enträthseln ist. 

Nach Stolba (Jour. f. prakt. Chemie XCVIL 22) bildet das Kieselluorbaryum 
mikroskopische, eliptische, kreuzförmige, strahlige und rundliche Aggregate. Aus 
verdünnten Lösungen durch langsames Verdampfen dargestellt, erscheint es in 
zarten Nadeln. 

Ein Theil Kieselfluorbaryum erfordert nach Stolba 3731 Theile 175° warmes, 
3313 Theile 21° warmes und 1175 Theile siedendes Wasser; in Säuren und in 
Salzen ist es leichter löslich, so in 448 Theilen 4'/, perzentiger Salzsäure und in 
272 Theilen Sperzentiger Salpetersäure. Sein spez. Gew. ist bei 21’T= 42741, 

Das Kieselfluormagnesium, aus Humit, Chondrodit (Taf. 1. Fig. 10.), 
Talk, Biotit (Taf. II. Fig. 6.), Rubellan, Hypersthen, Bronzit (Taf. I. Fig. 9.) und 
mehren anderen Mineralen !) dargestellt, erscheint in Rhomboedern, deren Polecke 
durch die basische Fläche abgestumpft zu sein pflegen oder in Combinationen von 
R.»P2, R.»“P2.OR und anderen ziemlich komplizirten rhomboädrischen Gestalten. 

Alle seine Krystallgestalten sind scharfkantig und eben- 
flächieg. 

An zwei Kryställchen des mikroskop. Präparates von der Comb. R.OR, 
die sich in fast vertikaler Stellung vorfanden und die zwischen gekreuzten Hera- 
patiten dunkel blieben, konnte ich die Winkel der horizontalen Projection messen. 
Ich fand Winkel von 119—121°, also schwankend um 120°. Bei anderen Lagen 
erschienen die Kryställchen zwischen gekreuzten Herapatiten gelb, roth, blau gefärbt. 

Recht häufig erscheint das Kieselfluormagnesium in Rhomboödern, die nach 
einer Kante verzogen sind, sowie in zapfenförmigen, kreuzförmigen, federähn- 
lichen und anderen nachahmenden Gestalten, die zuweilen im ganzen Präparate 
eine und dieselbe regelmässige Anordnung haben und deren jeder Ausläufer mit 
einem unvollkommen ausgebildeten Rhomboeder zu enden pflegt. 

Im Wasser löst sich das Kieselfluormagnesium ziemlich leicht auf. 

Das Kieselfluoreisen (Fe&F° [+6 H?0?]|), durch Auflösen des Eisens 
in Kieselflusssäure und Verdampfen (in einer eisernen Schale) an der Luft dar- 
gestellt, krystallisirt gewöhnlich in blassblaugrünen, regelmässig sechsseitigen 
Säulchen (P2), die durch ein Rhomboöder geschlossen sind). In Form eines 
mikroskopischen Präparates (aus dem vom Hrn. Collegen Stolba erhaltenen Salze 
und aus Siderit) dargestellt (Taf. I. Fig. 15.), zeigt es mannigfache einfache und 
kombinirte, auch verzerrte Gestalten des hemiädrisch hexagonalen Systems, die 


ı) Bastit, Pennin (Taf. I. Fig. 11.), Cordierit (Taf. II. Fig. 10.), Olivin (Taf. II. Fig. 11. u. 12.), 
Brucit, Mesitin, Magnesit (Taf. I. Fig. 12.). 

2) Berzelius. Gmelin’s Handb. d. anorgan. Chem, 1875. B. 3. p. 403. — Zur Darstellung des 
Kieselfluoreisens. Siehe: Stolba. Sitzb. d. math. naturw. Cl. d. k. böhm, ‚Ges. d. W. v. 
27. Oktbr. 1876. 


99 


Pe 


farblos erscheinen und die von den Krystallformen und nachahmenden Gestalten 
des Kieselfluormagnesium kaum zu unterscheiden sind. 

Dasselbe ist im Wasser leicht löslich. ') 

Das Kieselfluormangan (Mn Si F®—+-6 H?O) erscheint nach Marignac 
(Ann. chem. ph. [3] LX.—301 u. Jahresber. ü. Fortschr. d. Chemie 1861 [pro 1860] 
p. 98) in schwach röthlichweiss gefärbten Krystallen des hemiödrisch hexagonalen 
Systems, in der Combinationsgestalt «P2.R. Nach demselben Forscher ist 
RAIRZISBENL 

In Form eines mikroskopischen Präparates (aus dem vom Hrn. Collegen 
Stolba erhaltenen Salze und aus Dialogit durch Behandlung des Letzteren mit 
Kieselfluorwasserstoflsäure) dargestellt, erscheint es in denselben Formen wie das 
Kieselfluoreisen und Kieselfluormagnesium, so dass eine Unterscheidung der drei 
Kieselfluoride nach Formentypen kaum gelingen dürfte, 


Unterscheidung der Kieselfluoridformen des Calcium und Strontium 
mittelst Schwefelsäure (und überhaupt Controlreaktion für die Gegen- 
wart des Calcium). 


Werden diese Kieselfluoride mit concentrirter, chemisch reiner Schwefel- 
säure, die mit einem gleichen Volumen Wasser verdünnt wurde, behandelt, so 
werden die Kieselfluoridkryställchen des Calcium schon nach 
einigen Secunden von einem dichten Barte farbloser monokliner 
Nadeln (Gypskryställchen) umsäumt, während an den Kryställchen des Kiesel- 
fluorstrontium nur ein sehr langsames Auflösen in Körnchen (unter denen nur spär- 
liche, äusserst kleine und kurze Nädelchen [Coelestin?] an einigen Stellen zu 
bemerken sind) beobachtet wird. 

Nach einigen Stunden zeigt das Präparat, welches Kieselfluorkaleium ent- 
hielt, eine Menge strahlig aggregirter, sehr langer monokliner Nadeln und Säulchen, 
während in dem Kieselfluorstrontium enthaltenden Präparate ausser spärlichen, 
unförmlichen Krystallgebilden nichts Neues wahrzunehmen ist. 

Diesen Versuch führe ich auf folgende Art aus: Auf ein Uhrglas thue ich 
mittelst eines sehr fein ausgezogenen Glasröhrchens einige Tropfen concentrirter, 
chemisch reiner Schwefelsäure, auf ein zweites Uhrglas gleiche Anzahl gleich 
srosser Wassertropfen. Und von dem Gemisch beider Substanzen thue ich einige 
Tropfen auf die aus der Probe gebildeten Kieselfluoride, lege das Deckgläschen 
auf und bringe das Präparat auf die Tischplatte des Mikroskops. Dabei muss 
man wol vorsichtig verfahren, um die Tischplatte des Mikroskopes nicht zu be- 
schmutzen. Weiterhin wird man die Bemerkung machen, dass die Balsamschichte 
durch die Schwefelsäure röthlich (blutroth) gefärbt wird; allein, da sie ihre 
Pellueidität nicht einbüsst, so ist diess für das Gelingen des Versuches kein 
Hinderniss. 


‘) Das Fluorsilieium-Risenfluorid (Fe? Si? F'®), durch Auflösen von Eisenoxydhydrat in Kiesel- 
fluorwasserstofisäure und Abdampfen der Lösung dargestellt, bildet eine gelbliche Gallerte 
und nach völligem Eintrocknen eine halb durchsichtige, eischrothe, gummiähnliche Masse, 
die im Wasser ohne Rückstand löslich ist. (Gmelin’s Handb. d. anorg. Ch. 1875 p. 403). 


23 


Hier dürfte auch die Bemerkung gestattet sein, dass hexagonale Säulchen 
des reinen Kieselfluornatrium in der mit gleichem Volumen Wasser verdünnten 
Schwefelsäure auch nach 1'/, Stunden keine Veränderung verriethen, ausser dass 
sie eine schwach röthliche Färbung annahmen. Wenn sie dagegen — ofienbar 
unter anderen Verhältnissen, die später erwähnt werden, dargestellt — 
caleiumhältig waren, so lösten sie sich um so rascher auf, je mehr Caleium sie 
enthielten. Es schossen aus denselben monokline Gypsnadeln heraus, die sich auf 
Kosten der hexagonalen Säulchen ziemlich rasch vermehrten. Das hiebei in die 
Schwefelsäure-Lösung übergegangene Kieselfluornatrium schied sich wiederum all- 
mählig in den kurzen hexagonalen Säulchen aus und deren Menge war etwa den 
dritten Tag nach dem Versuche am grössten; aber am fünften Tage nach dem 
Versuche waren diese durch Umkrystallisiren in der (mit gleichem Volumen Wasser 
verdünnten) Schwefelsäure gebildeten Kieselfluornatriumkryställchen gänzlich ver- 
schwunden. 


Unterscheidung der Kieselfluoridformen des Magnesium, Eisen und 
Mangan. 


a) Durch Einwirkung des Chlorgases. 


Man lege das Objektglas, auf welchem sich Kieselfluoride des Magnesium, 
Eisen und Mangan befinden, auf ein in dem Chlorgasapparate (das weiter unten 
abgebildet und beschrieben werden soll) befindliches, niedriges Gestell (z. B. auf 
einen verkehrt gestellten Porzellantiegel) und erwärme den Apparat mässig, damit 
sich aus dem Braunstein-Salzsäuregemisch kleine, aber reichliche Blasen entwickeln. 
Nach 11/,—2 Minuten langer Einwirkung des Chlorgases kann man den Vorversuch 
als beendet ansehen. 

Man hebe das Objektglas heraus, trockne es sorgfältig ab und bringe es 
auf die Tischplatte des Mikroskopes. Um aber die Objektivlinse für alle möglichen 
Fälle gegen Beschädigung zu schützen, kann man die mit Chlorgas behandelten 
Kieselfluoride mit einem Deckgläschen versehen. 

Bei der Beobachtung aller drei, mit Chlorgas behandelten Kieselfluoride 
im Mikroskope überzeugt man sich, dass das Kieselfluoreisen eine intensiv citron- 
selbe Färbung angenommen hat (ohne von der Schärfe seiner Krystallformen viel 
eingebüsst zu haben), dagegen die Kieselfluoride des Magnesium und Mangan fast 
farblos geblieben sind. Ersteres zeigt einen Stich ins graue, Letzteres ins Röthliche. 
Und während das Kieselfluormangan eine Umwandlung in kleine Kryställchen, 
geflossene Säulchen, Täfelchen und Körnchen erlitten hat oder zerflossen erscheint, 
sind die Kryställchen des Kieselfluormagnesium nur wenig an Kanten und Ecken 
angeflossen, somit ziemlich unversehrt geblieben. 


b) Durch Einwirkung des Schwefelammoniumdampfes. 


In ein Becherglas stelle man verkehrt einen Porzellantiegel, lege darauf das 
mit den drei Kieselfluoriden versehene Objektglas, giesse in das Becherglas etwas 
wenig gutes Schwefelammonium und decke das Becherglas mit einer Glastafel zu; 
oder noch einfacher: 


24 


Man halte die am Objektglase befindlichen Kieselfluoride an die Oeffnung 
einer mit gutem Schwefelammonium gefüllten Flasche an. 

Bei beiden Versuchen wird man bemerken, dass das Kieselfluoreisen 
ziemlich rasch schwarzgrau wird, einen eigenthümlichen, metallischen Bronce- 
schimmer erhält, während das Kieselfluormangan röthlich oder bräunlichweiss und 
das Kieselfluormagnesium graulichweiss erscheint. Im Mikroskope beobachtet, sind 
die Kieselfluoridkrystalle des Eisens ganz schwarz, an den dünnsten Stellen schwarz- 
gelb, die des Magnesium graulichweiss und die des Mangan eigenthümlich röthlich- 
grau gefärbt und letztere zugleich in körnige Aggregate umgewandelt. Neben den 
Gestalten der letztgenannten zwei Kieselfluoride wurden kleine Kryställchen von 
neugebildetem Kieselfluorammonium bemerkt. 


Vollendung des Präparates zum Zwecke seiner Aufbewahrung. 


Will man das mit Kieselfluoriden versehene Präparat als Nachweis des 
Prüfungsresultates aufbewahren, so muss man an dasselbe das Deckgläschen 
befestigen. 

Ist das Untersuchungsobjekt ein Dünnschliff, dessen durch Kieselfluor- 
wasserstoflsäure veränderte Oberfläche beachtenswerthe Aetzfiguren aufweist, so ist 
es rathsam, dasselbe nicht mit Canadabalsam, sondern mit einer dünnen Luft- 
schichte zu bedecken; was etwa so geschehen kann, dass man das Deckgläschen 
direkt auflegt und durch seitwärts angebrachten, zuvor durch Erwärmen dickflüssig 
gemachten Canadabalsam ankittet. 

Ist das Untersuchungsobjekt ein Dünnschliff, an dem keine besonderen 
Aetzfiguren wahrzunehmen sind, so kann es nach der üblichen Art und Weise 
mit Uanadabalsam bedeckt und mit dem Deckgläschen versehen werden; doch ist 
dabei Folgendes anzurathen: Um durch Anbringen des Canadabalsams und An- 
drücken des Deckgläschens die Kieselfluoridkrystalle von ihren Anwachsungsstellen 
nicht fortzuschieben, nehme man eine möglichst dünne Balsam-Lösung, etwa von 
1 Theile Canadabalsam und 2 Theilen Chloroform, lege das Deckgläschen behutsam 
auf und drücke Letzteres langsam und sanft an. 

War das Untersuchungsobjekt ein Mineralkorn, das sich in dem Kiesel- 
fluorwasserstoffsäuretropfen nicht ganz gelöst hat, so nehme man den Rest des- 
selben, wenn er durch sein Hervortreten dem regelmässigen Zudecken mit dem 
Deckgläschen hinderlich sein sollte, mit einer reinen Pincette weg und vollende 
das Präparat auf die gewöhnliche Weise. 


Bemerkungen über die Untersuchung einiger der petrologisch wich- 
tigsten Mineralgruppen nach der erwähnten Methode. 


Untersuchung der Feldspathgruppe. 


Von den Gliedern der Feldspathgruppe werden Orthoklas (Sanidin), Mikro- 
klin und Albit (Periklin) in Form von Spaltungsstückchen von Kieselfluorwasser- 
stofisäure am wenigsten angegriffen; daher erheischen sie gewöhnlich eine wieder- 


25 


holte Behandlung mit der erwähnten Säure oder vortheilhafter noch die Behand- 
lung mit Fluorwasserstoffgas, wie später erörtert werden soll. 

Werden aber dieselben Minerale in Form von Dünnschliffen mit starker 
Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, so pflegt schon der erste Versuch zur Er- 
kenntniss ihrer chemischen Natur hinreichend zu sein. 

Örthoklas und Mikroklin (Taf. I. Fig. 16.), die durch ihre innere Struktur 
von einander leicht zu unterscheiden sind, liefern durch Behandlung mit Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure tesserale Kryställchen (“0x .0, &0. 0x») des Kieselfluor- 
kalium und daneben oft mehr weniger zahlreiche, winzig kleine, hexagonale Säulchen 
und Täfelchen des Kieselfluornatrium; Albit und Periklin liefern nur Kieselfluor- 
natrium (bei etwa 400X. Vergr. zu beobachten). Kalkarmer Oligoklas, mit Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure behandelt, gibt (bei 400%X Vergr.) — ebenso wie Albit und 
Periklin — äusserst kleine, aber gewöhnlich zahlreiche Hexagontäfelchen (und sehr 
kurze Säulchen), die zuweilen, neben einander dicht gehäuft, winzig kleinen, kreis- 
förmigen Gebilden ähneln; daneben pflegen aber schon einzelne spindelförmige 
oder andere Gebilde des Kieselfluorcaleium sporadisch bemerkbar zu sein. 

Kalkreicher Oligoklas liefert bei gleicher Behandlung deutlichere hexa- 
gonale Säulchen und zahlreichere spindelförmige Gebilde des Kieselfluorcaleium. 
(Um jedoch Letztere nicht zu übersehen, ist es oft nöthig, den Tubus des Mikro- 
skopes äusserst langsam [bis zum Trübewerden des Gesichtsfeldes, in welchem die 
Dünnschliffprobe am deutlichsten sichtbar war] in die Höhe zu schrauben). 

An Andesindünnschliffen, die mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt 
wurden, findet man die schönsten hexagonalen Säulchen des Kieselfluornatrium 
neben charakteristisch entwickelten Gebilden des Kieselfluorcaleium. 

In den kalkreichsten Andesinvarietäten scheinen die Formen beider Kiesel- 
fluoride bezüglich ihres Mengenverhältnisses einander so ziemlich das Gleichgewicht 
zu halten, während am Labradorit die Kieselfluoridformen des Caleium im den 
Vordergrund treten. Und dasselbe gilt in um so grösserem Masse für den Anor- 
thit, je weniger Natrium derselbe enthält. Dabei dürfte die Bemerkung nicht 
überflüssig sein, dass die geringste Menge Natrium in Form seines Kieselfluorides 
um so eher zur Entwickelung gelangt, je leichter die Feldspathprobe durch Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure zersetzbar ist. 

Um einzelne Glieder der Feldspathgruppen möglichst genau bestimmen zu 
können, bereite man sich eine, die wichtigeren Feldspathglieder, für welche genaue, 
chemische Analysen vorliegen, umfassende Suite von Präparaten, welche die ver- 
schiedenen, durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure erzielten Mengen- 
verhältnisse der Kieselfluoridformen des Calcium und Natrium an Feldspäthen ver- 
anschaulicht, und benütze diese Präparatensuite zur Vergleichung mit jeder neuen 
Probe. Man wird so in den Stand gesetzt, zu beurtheilen, mit welchem Präparate 
die untersuchte Feldspathprobe am meisten übereinstimmt, somit welchem Feld- 
spathgliede dieselbe am nächsten steht. Auch die auf Taf. I. in den Fig. 17—20. 
dargestellten Feldspathproben bieten einige Anhaltspunkte. 


Unterscheidung des Apatit vom Nephelin. 


Für die Unterscheidung dieser zwei, in Dünnschliffen einander sehr ähn- 
lichen Minerale gab Streng vollkommen entsprechende Methoden an!), welche sich 
auf die Anwendung von mit Salpetersäure versetztem, molybdänsaurem Ammon und 
auf die Anwendung koncentrirter Salzsäure als Reagentien gründen. Auch die 
Kieselfluorwasserstoflsäure bringt zufriedenstellende Resultate zu Stande, 

Die Durchschnitte des Nephelin werden durch ‚die ausgeschiedene Kiesel- 
erde trüber als die des Apatits und weisen zahlreiche Kryställchen von Kieselfluor- 
natrium, zuweilen auch von Kieselfluorkalium auf, während am Apatit Büscheln 
und strahlige Aggregate langer Säulchen und Nadeln des: Kieselfluorcaleium 
und unterhalb derselben charakteristische Aetzfiguren (Taf. II. Fig. 16.) wahrzu- 
nehmen sind. 


Unterscheidung der Minerale: Enstatit, Bronzit, Hypersthen uud 
Diallag. 


Alle diese Minerale zeichnen sich in ihren Dünnschliffen durch einen ähn- 
lichen Habitus, eine parallele, scharf geradlinige, meist dichte Riefung und einen 
schwachen Dichroism aus, können daher zu Verwechslungen Anlass geben; allein 
mit Kieselfluorwasserstoflsäure behandelt, sind sie nach ihren Neubildungsprodukten, 
den Kieselfluoridkrystallen, wol zu unterscheiden. 

Am Diallag treten sowol die Kieselfluoride des Caleium als auch die des 
Magnesium und Eisen recht zahlreich auf; an den übrigen Mineralen sind nur 
Kieselfiuoridformen des Magnesium und Eisen zu bemerken. Und wenn diese mit 
Chlorgas oder mit Schwefelammoniumdampf behandelt werden, so gestatten sie, 
das Mengenverhältniss des Kieselfluormagnesium zum Kieselfluoreisen abzuschätzen, 
somit das Urtheil zu fällen, welches der drei Minerale (Enstatit, Bronzit, Hyper- 
sthen) man vor sich hat. 


Unterscheidung der Amphibol- und Biotitdünnschliffe, 


Wiewol Amphibol und Biotit auf den ersten Blick von einander zu unter- 
scheiden sind, so ist diess in Gesteinsdünnsehliffen nicht immer der Fall; denn 
die Durchschnitte beider Minerale haben oft ähnliche Umrisse, zeichnen sich 
gewöhnlich durch eine ähnliche Färbung, durch parallele, scharf geradlinige Riefung 
und stets durch starken Dichroism aus. 

Allein durch Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure treten an den 
Amphiboldurchschnitten Kieselfluoride des Magnesium, Eisen und Caleium, am 
Biotit Kieselfluoride des Magnesium, Eisen und Kalium auf. 


!) Tschermak’s Mineralog. Mittheilungen. 1876, 


- 
27 


Unterscheidung des Lithionglimmers, des Lithion-Eisenglimmers 
und des gewöhnlichen Kaliglimmers oder Muscovits. 


Diese drei Glimmerarten sind nach krystallographischen und optischen 
Merkmalen in Dünnschliffen kaum zu unterscheiden. 

Wenn dieselben aber mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt werden, so 
treten an der Oberfläche des Lithionglimmers (z. B. von Roznau in Mähren) winzig 
kleine, sechsseitige, zuweilen durch übermässige Entwickelung eines Flächenpaares 
verzerrte Pyramiden des Kieselfluorlithium auf, die an der zweiten Glimmerart 
(z. B. dem Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald) von Kryställchen des Kieselfluor- 
eisens begleitet, werden. Am Museovit .(z. B. einem ‚gewöhnlichen Kaliglimmer aus 
Grönland) bemerkt man nur vereinzelte Hexaäderkryställchen des Kieselfluorkalium. 
Uiberhaupt gehören diese Glimmerarten zu jenen Mineralen, die von Kieselfluor- 
wasserstoffsäure am’ schwierigsten angegriffen werden. 


II. Anwendung des Fluorwasserstoffgases 


zum Nachweise von Alkali-Metallen in Silikaten, namentlich in 
jenen, die durch Kieselfluorwasserstoffsäure wenig angegriffen 
werden. 


Prinzip der Methode. 


Wirkt Fluorwasserstoffgas auf Silikate ein, so werden deren Metalle in 
Silikofluoride oder in einfache oder Doppel-Fluoride umgewandelt; wovon man 
sich bei weiterer Behandlung der Probe mit concentrirter Schwefelsäure durch die 
Beobachtung des Brausens!) leicht überzeugt. 

Durch Einwirkung des Fluorwasserstoffgases auf alkalihältige Silikate werden 
in Letzteren Kieselfluoride der Alkalien gebildet, die, mit kochendem Wasser 
extrahirt, durch Eindampfen der Lösung zu einem Tropfen und Uibertragen des 
Tropfens auf ein Objektglas, auf Letzterem zur Kıystallisation gebracht und unter 
dem Mikroskope beobachtet werden können. Ihre Formen unterscheiden sich wesent- 
lich nicht von jenen, die durch Kieselfluorwasserstoffsäure hervorgebracht wurden. 

Auf diese Art kann für die geringste Menge der Alkalien, namentlich des 
Kalium in Silikaten, der sicherste Nachweis geliefert werden. 

Wenn die mit Fluorwasserstoffgas behandelte und hierauf mit Wasser aus- 
gekochte Probe ausser Alkalien auch alkalische Erden enthielt, so ist gewöhnlich 
nur ein geringer Theil der Letzteren in das Wasser-Decoct (in Form von Kiesel- 
Huoriden) übergegangen, der grösste Theil dagegen in der Probe zurückgeblieben. 

Mehre Versuche, die ich an Feldspathproben in der Absicht vornahm, um 
sämmtliche Alkalien des durch Fluorwasserstoffgas veränderten Probeantheiles als 
Kieselfluoride auszuziehen und den grössten Theil der Kalkerde als Fluorid in 
der Probe zurückzuhalten, führten annährend zu der Regel: Die mit Fluorwasser- 
stoffgas behandelte Probe (von 2—-6[J]"= D.) auf einem mit Wasser gefüllten Platin- 
deckel (von 45®= D.) so viele Minuten andauernd zu kochen, als die Oberfläche 
der Probe ("= beträgt. Und das in der Probe rückständige Caleiumfluorid konnte 


») In Folge der Entwickelung des Fluorwasserstofigases oder des Fluorkiesels zugleich. 


29 


hierauf in concentrirter Schwefelsäure gelöst und in Form von Gypskrystallen sichtbar 
gemacht, somit auch sein Mengenverhältniss zu den Alkalien abgeschätzt werden. 

Wenn aber die mit Fluorwasserstoffgas behandelte Probe nur Alkalien 
(und keine alkalische Erden) enthielt, so wurde nach vollständiger Entfernung der 
Kieselfluoride der Alkalien (durch entsprechendes Auskochen im Wasser) bei 
weiterer Behandlung der Probe mit Schwefelsäure kein Aufbrausen und über- 
haupt keine Entwickelung von Fluorwasserstoffgas beobachtet. 

Als ich mit der Anwendung der Kieselfluorwasserstoffsäure als des ge- 
eignetsten Reagens zum Nachweise einzelner Metalle in Mineralen noch nicht ver- 
traut war, habe ich für die Unterscheidung einzelner Glieder der Feldspathfamilie 
die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und die der Schwefelsäure verwendet; 
und zwar auf folgende Weise: 

Nachdem ich aus dem durch Fluorwasserstoffgas veränderten Probeantheile 
durch Auskochen mit Wasser sämmtliche Kieselfluoride ausgezogen hatte, liess 
ich dieselben auf einem Obhjektglase krystallisiren; dann zerlegte ich das in der 
Probe rückständige Caleiumfluorid durch Schwefelsäure und liess den schwefel- 
sauren Kalk auf einem zweiten Objektglase in Form von Gypskryställchen zum 
Vorschein kommen. Aus dem Mengenverhältnisse der Kieselfluorid- und Gyps- 
krystalle war ich im Stande, auf das Mengenverhältniss des Alkalimetalls (resp. 
Natriums) zum Caleium einen entsprechenden Schluss zu ziehen. 

Ausserdem schlug ich zuweilen noch folgenden Weg ein: Ich behandelte 
zwei gleich grosse, durch Fluorwasserstoffgas gleichmässig veränderte Probestück- 
chen mit gleich grossen Schwefelsäuretropfen, und zwar: das eine Probestückchen 
vor, das andere nach dem (gehörigen) Auskochen mit Wasser und bestimmte in 
jedem der beiden Fälle «) die Dauer des Brausens oder der Gasentwickelung und 
ß) die Menge der entwickelten, von Schwefelsäure umschlossenen Gasblasen. 

Aus dem Verhältnisse der erhaltenen Daten war ich im Stande, auf das 
Mengenverhältniss des Natrium zum Caleium in den Kalknatronfeldspäthen einen 
entsprechenden Schluss zu ziehen; denn bei Behandlung der durch Fluorwasser- 
stoffgas veränderten Feldspathprobe mit Schwefelsäure vor dem Auskochen mit 
Wasser wurden sämmtliche Fluoride zersetzt, während nach dem Auskochen mit 
Wasser nur das ungelöst gebliebene Caleiumfluorid zum Zersetzen übrig blieb. 


Versuche, die an Proben des Chiastolithes mit Fluorwasserstoffgas aus- 
geführt wurden, verriethen durch das Brausen der Probe in Schwefelsäure, dass 
sich auch die Thonerde in ein Fluorid umwandelt, welches wol im Wasser gelöst 
wird, aber nicht zur Krystallisation gelangt. 


Ausführung der Methode. 


Geräthe zur Entwickelung des Fluorwasserstoffgases und 
zur Aufnahme der Proben. Um Fluorwasserstoffgas zu entwickeln und auf 
Dünnschliffe oder Proben welcher Art immer einwirken zu lassen, dazu bediene 


30 


ich mich eines Platintiegels von der Grösse der Figur 1. In den Platintiegel 
kömmt ein Platindrahtgestell, welches eine, nahe dem Rande ringförmig und in der 
Mitte kreisförmig durchlöcherte und längs der Löcher mit aufgeworfenen Rändern 
versehene Platinscheibe trägt. Und diese Scheibe dient zur Aufnahme der Proben. 

Fig. 1. zeigt den Durchschnitt des Tiegels mit Gestell und Scheibe und 
Fig. 2. den Grundriss der Scheibe. 


Fig. 1. 


Statt der Scheibe kann auch ein schmaler Platinblechstreifen zur Auf- 
nahme der Proben genommen werden. 

Zur Bedeckung des Tiegels wende ich ein kreisförmiges Stück Platinblech 
an, das den Rand des Tiegels überragt und auf jener Fläche, die an den Tiegel 
angelegt wird, mit einem (vor jedem Versuche zu erwärmenden) Wachsüberzuge 
versehen ist, um eine genauere Schliessung des Tiegels zu ermöglichen. Und zu 
dem letztgenannten Zwecke wird noch auf das als Deckel fungirende Platinblech 
ein Gewicht aufgelegt. 

Die zu untersuchenden Dünnschliffe oder Probestückchen werden auf die 
Platinscheibe (oder den schmalen Platinstreifen) so gelegt, dass zwischen denselben 
nur kleine Zwischenräume übrig bleiben, wodurch man es erzielt, dass je nach 
der Grösse der Dünnschliffe oder Probestückchen eine grössere Anzahl (10—20) 
Proben auf einmal der Fluorwasserstoffeinwirkung ausgesetzt werden kann. 

Nur ist hiebei die Vorsicht nöthig, die Aufeinanderfolge der Proben genau 
zu verzeichnen, um einem etwaigen Irrthume durch Verwechslung der Proben 
vorzubeugen. 

Behandlung der Proben mit Fluorwasserstoffgas. Auf den 
Boden des Platintiegels schüttet man ein halbes Gramm reines, fein gepulvertes 
Fluorbaryum?), stellt das Platindrahtgestell hienein und giesst am Innenrande des 
Tiegels auf dessen Boden so viel concentrirter, chemisch reiner Schwefelsäure, 
dass von derselben das Fluorbaryum überall bedeckt wird; hierauf fasst man rasch 
(weil die Fluorwasserstoffentwickelung bereits begonnen hat) mit einer feinen 
Pincette den aufgeworfenen Rand der mit Proben versehenen Platinscheibe, legt 
sie auf das Platindrahtgestell, deckt den Tiegel mit dem erwähnten, mit Wachs 


‘) Das käufliche Fluorbaryum pflegt entweder mit Chlorbaryum oder mit schwefelsaurem Baryt 
gemengt zu sein. 


31 


überzogenen Platinblech zu und legt ein Gewicht darauf, damit das Platinblech 
überall fest anhalte. 

Der ganze Apparat, mit einem Glassturze oder umgestürzten Becherglase 
bedeckt, kann nun an jedem beliebigen Orte stehen gelassen werden. 

Hat man statt der Platinscheibe zur Aufnahme der Proben einen Platin- 
streifen genommen, dann bleibt neben Letzterem so viel Raum übrig, dass man 
die Schwefelsäure erst nach dem Einlegen der Proben in den Tiegel eingiessen 
kann; wodurch ein rascheres Schliessen des Tiegels ermöglicht, somit die Belästi- 
gung durch das ausströmende Fluorwasserstoffigas verringert wird. 

Um das Fluorwasserstoffgas auf die Proben möglichst lange einwirken zu 
lassen, pflege ich den Apparat erst den zweiten Tag zu öffnen; was unter einem 
Kamine geschieht. 

Nach dem Verrauchen des Fluorsilieium und Entfernen des überschüssigen 
Fluorwasserstoffgases wird die mit Proben versehene Platinscheibe herausgenommen 
und die Proben werden genau besichtigt, ob keine derselben beim Aufschäumen 
des Fluorbaryum von Letzterem oder von Schwefelsäure befleckt wurde. 

Auskochen der durch Fluorwasserstoffgas veränderten 
Probe mit chemisch reinem Wasser. Extraction und Krystallisa- 
tion der Kieselfluoride der Alkalien. Ihre Beobachtung im 
Mikroskope. Von dem durch Fluorwasserstoffgas veränderten Mineraldünn- 
schliffe schneide man 3—6[[j”® heraus oder von einem Mineralstückchen nehme 
man eine Probe von der Grösse einer kleinen Erbse, lege dieselbe in den voll- 
kommen reinen Platindeckel, fülle Letzteren mit chemisch reinem Wasser an, fasse 
ihn mit einer Eisenzange in die Hand und halte ihn über der Flamme einer 
Spirituslampe so lange, bis das Wasser mindestens so viele Minuten andauernd 
kocht, als die Probeoberfläche [_]®* beträgt. Dabei sorge man durch entsprechende 
Bewegung des Deckels, dass sich auch das Probestückchen im Wasser mässig bewege. 

Nach dem Auskochen der Probe hebe man Letztere mit einer völlig reinen 
Pincette aus dem Wasser heraus, spüle dieselbe mit Wasser ab und bewahre sie 
seitwärts auf einem neuen Objektglase auf. 

Das Wasserdekokt enge man bei nicht zu hoher Temperatur bis auf einen 
grossen Tropfen ein, übertrage Letzteren auf eine dünne (harte) Balsamschichte 
eines Objektglases und lasse denselben an einem vor Staub geschützten Orte 
eintrocknen. 

Während des Eintrocknens scheiden sich die Kieselfluoride in schön aus- 
gebildeten Krystallen aus, die nach völligem Trockenwerden des Präparates im 
Mikroskope (am besten bei 400 X Vergrösserung) beobachtet werden können. 

Das Kieselfluorkalium erscheint in Hexaödern, die zuweilen pracht- 
volle, kreuzförmige oder armleuchterähnliche Gruppirungen bilden, oder in Combi- 
nationsgestalten des Hexaöders mit dem Octaöder oder des Rhombendodekaäders 
mit dem Hexaöder. Nicht selten sind diese Kryställchen des tesseralen Systems 
unvollkommen ausgebildet, nach einer Achse verzogen; allein ihre Verdunkelung 
zwischen gekreuzten Nicols lässt sie von den Kieselfluoriden aller anderen Metalle 
(ausgenommen die gleichgestalteten Kieselfluoride der in sehr spärlichen Mengen 
vorkommenden Metalle: Caesium, Rubidium, Thallium) sehr leicht unterscheiden. 


32 


Das Kieselfluornatrium erscheint in hexagonalen Säulchen, die durch 
die basische Fläche oder eine stumpfe Pyramide geschlossen und deren vertikale 
Kanten zuweilen durch schmale Flächen des Deuteroprisma abgestumpft sind. Doch 
zu oft findet man neben diesen regelmässigen Krystallgestalten des Kieselfluor- 
natrium auch fassähnliche, ovale, elliptische und walzenförmige Gestalten, die wol 
demselben Kieselfluoridmetalle angehören. 

Aus allen Proben der Kalk-Natronfeldspathreihen erhielt ich neben den 
erwähnten Kieselfluoridformen des Natrium eine geringe Menge langer, spiessiger 
Nadeln oder langer, dünner, vierflächiger, durch ein schiefes Flächenpaar geschlos- 
sener Säulchen, die ich als Kieselfluoridformen des Caleium ansehen zu dürfen 
glaube (da den erwähnten Feldspäthen ausser dem Natrium, Caleium und Alumi- 
nium kein anderes Metall konstant innewohnt und da aus reinen Thonerdesilikaten 
(Chiastolith, Kaolin) kein Kieselfluorid in ähnlichen Nadeln und Säulchen zum 
Vorschein kam). Aehnliche Säulchen und Nadeln, jedoch stets in geringer Menge, 
erhielt ich auch aus Anorthit und Wollastonit. 

Das aus den Proben der .Kalk-Natronfeldspäthe darge- 
stellte Kieselfluornatrium erschien gewöhnlich in den unvollkommen aus- 
gebildeten, fassähnlichen, ovalen und walzenförmigen Krystallgestalten, die, zuweilen 
den strahlig aggregierten Nadeln und Säulchen des Kieselfluorcaleium aufgespiesst, 
prächtige Gruppirungen darstellten, 

Behandlung der im Wasser ausgekochten Probe mit Schwe- 
felsäure. Neben die durch Auskochen im Wasser von den Kieselfluoriden 
befreite Probe, die man auf ein Objektglas gelegt hat, thue man einen oder zwei 
Tropfen Schwefelsäure und lege über den Schwefelsäuretropfen ein Deckgläschen 
derart auf, dass die Probe von der Schwefelsäure eingehüllt werde. Nun beobachte 
man (eventuell auch im Mikroskope), ob ein Brausen oder eine Gasentwickelung 
Statt findet oder nicht. Fand keine Gasentwickelung Statt, so erwärme man das 
Objektglas mässig (etwa 10—15 Sekunden lang, die Spitze einer Spiritusflamme 
mit dem Rande des Objektglases berührend). 

Wenn auch im letztgenannten Falle keine Gasentwickelung zu bemerken 
war, so sind in der mit kochendem Wasser extrahirten Probe keine Metallfluoride 
vorhanden. 

War die Probe z. B. ein Glied der Feldspathfamilie und hat das Wasser- 
dekokt nur Kieselfluoride der Alkalimetalle ergeben, so weiss man schon, dass das 
Feldspathglied ein reiner Kali- oder Natronfeldspath sein muss (Orthoklas, Sanidin, 
Mikroklin oder Albit, Periklin, je nachdem die erhaltenen Kieselfluoridkryställchen 
dem Kalium oder dem Natrium angehören). Wurde an der mit Wasser ausge- 
kochten Feldspathprobe nur eine sehr schwache Gasentwickelung bemerkt und die 
Probe mit Gasbläschen sehr locker bedeckt oder mit einem sehr dünnen und 
lockeren Blasenkranze umhüllt, so kann man annehmen, dass man ein Glied der 
Oligoklasreihe untersucht hat. Fand aber an der Feldspathprobe eine stärkere 
und länger andauernde Entwickelung und Anhäufung von Gashläschen Statt, so hat 
man — je nach der aus derselben Probe gewonnenen Menge der Kieselfluoridkry- 
ställchen des Natrium — ein Glied der Andesin- oder Labradoritreihe vor sich. 
Den Anorthit erkennt man in den meisten Fällen bei Behandlung der Feldspath- 


33 


probe vor dem Auskochen mit Wasser, indem derselbe kein Aufbrausen zeigt, 
sondern nur eine träge, wiewol reichliche Entwickelung verhältnissmässig grosser 
Bläschen wahrnehmen lässt, während alle mit Fluorwasserstoffgas behandelten Kalk- 
Natronfeldspäthe in Schwefelsäure um so energischer brausen, je mehr Natron 
sie enthalten. 

Um das Verhältniss des Natrium, welches man in Form von Kieselfluorid- 
kryställchen sichtbar gemacht hat, zu dem in der Feldspathprobe restirenden Cal- 
ciumfluoride, das man durch Behandlung mit Schwefelsäure zerlegt hat, genauer 
abschätzen zu können, spritze man den Schwefelsäuretropfen sammt dem Probe- 
reste von dem Objektglase in einen reinen Platindeckel ab, entferne den Proberest 
und lasse die Schwefelsäure (durch Erwärmen des Platindeckels) verrauchen. Den 
etwaigen Rückstand löse man in einem grösseren Wassertropfen auf, übertrage 
Letzteren auf ein reines Objektglas und lasse ihn auf demselben eintrocknen. Aus 
der Menge der gebildeten Gypskryställchen, die man nun auf dem Objektglase mit 
Hilfe des Mikroskopes beobachtet, im Verhältnisse zur Menge der Kieselfluorid- 
kryställchen des Natrium, die man aus dem Wasserdekokt gewann, kann man schon 
ein sicheres Urtheil fällen, welcher Reihe die Feldspathprobe angehört. 


Bemerkungen über die Anwendung des Fluorwasserstoflgases zur 

Reinigung trüber Dünnschliffe, zur Hervorrufung minder deutlicher 

Mineralconturen, der inneren Mineralstructur und zum Nachweise 
farbloser Einschlüsse in farblosen Mineralen. 


Es kommt nicht selten vor, dass Gesteinsdünnschliffe, welche schon die 
grösstmöglichste Dünne erreicht haben, wegen eines oder mehrer trüben, durch 
die ganze Gesteinsmasse vertheilten Gemengtheile für die mikroskopische Unter- 
suchung nicht geeignet erscheinen. In solchen Fällen hat der Petrolog zunächst 
die Aufgabe zu lösen, die trübenden Substanzen aus dem Dünnschliffe zu ent- 
fernen, ohne Letzteren zu zerbröckeln. 

Bei meinen früheren Arbeiten habe ich zu dem letzterwähnten Zwecke 
Salzsäure angewandt und zwar derart, dass ich den trüben Dünnschliff, mittelst 
Canadabalsam auf ein Objektglas angekittet, in einem mit Salzsäure versehenen 
Schälchen je nach der Angreifbarkeit des Dünnschliffes mehre Stunden oder mehre 
Tage liegen liess. Da aber die Balsamschichte unterhalb des Dünnschliffes durch 
die Salzsäure trübe und impellueid geworden war, so trug ich auf die andere, wol 
gereinigte und getrocknete Hälfte desselben Objektglases neuen Balsam auf, dem 
ich durch Erwärmen die nöthige Consistenz gab und auf den ich den durch behut- 
sames Erwärmen losgelösten Dünnschliff überschob. Letzteren konnte ich nun mit 
neuer Balsamschichte bedecken und mit dem Deckgläschen versehen, wie es bei 
Anfertigung von Dünnschliffpräparaten zu geschehen pflegt. 

Auf diese Art erzielte ich zufriedenstellende Resultate. So z. B. gelang 
es mir aus den trüben, zu mikroskopischen Untersuchungen durchaus unbrauch- 
baren Dünnschliffen des graulich weissen Kalkaphanites (Diabasmandelsteines) von 


Krusna Hora bei Beraun die Kalkspathsubstanz zu entfernen und dann an dem 
3 


o4 


ziemlich pellueid gewordenen, wiewol durchlöcherten Dünnschliffe den Nachweis zu 
liefern, dass die ursprüngliche Substanz des Kalkaphanites mit der des grünlich- 
schwarzen, dichten Diabases von derselben Lokalität völlig identisch ist. 

Aehnliche Dienste leistet auch das Fluorwasserstoffgas, wenn der mit dem- 
selben behandelte Dünnschliff je nach seiner mineralischen Beschaffenheit entweder 
mit Wasser ausgekocht oder mit Schwefelsäure behandelt wird. So wurden z. B. 
papierdünne und doch ganz trübe Dünnschliffe eines dichten -Porphyrs durch Be- 
handlung mit Fluorwasserstofigas und nachheriges Auskochen mit Wasser rein und 
hell und liessen nun die zarten, in dem dichten Quarzkörnergemenge eingestreuten 
Feldspathleistchen deutlich erkennen; dagegen erheischten trübe, wiewol papier- 
dünne Dünnschliffe eines Nephelinphonolithes ausser der Behandlung mit Fluor- 
wasserstoffgas und Wasser noch die mit Schwefelsäure, um vollkommen rein und 
pellueid zu werden. 

Eine interessante Erscheinung bot sich mir in einem  Phonolithdünnsehliffe 
des Wachholderberges bei Teplitz, indem dessen aus einer homogenen, 'polarisiren- 
den Substanz (ohne erkennbare Umrisse) bestehende Grundmasse nach der suc- 
cessiven Behandlung mit Fluorwasserstoffgas, Schwefelsäure und Wasser in! Recht- 
ecke und Hexagone des Nephelins aufgelöst wurde. Und an diesen Nephelindurch- 
schnitten kam eine ausgezeichnete Schalenstruktur zum Vorschein, von der zuvor 
nichts zu bemerken war. ‚Es ist einleuchtend, dass hier Möhl’s Nephelinglas- in 
deutliche Nephelindurchschnitte aufgelöst wurde. | 

Bevor mir Des Cloizeaux’s epochemachende Arbeiten „Memoire sur; l!’exi- 
stence, les proprietes optiques et cristallographiques; et la composition chimique 
du mierocline ete.“ (Extrait des Compt. rendus etc. t. LXXXI. 17. avril 1876 und 
Extrait des Ann. de Chimie 'et de Phys., 5° serie, t. IX.; 1876) dureh’ die Freund- 
lichkeit des berühmten: Autors in die Hände gelangt waren, habe ich bereits die 
charakteristische Mikrostruktur des Amazonites von Miask und: eines Mikroklins 
von Karlsbad!) (aus der system. Sammlung des böhm. Museums, mit der Etiquette: 
Orthoklas [weiss, durchscheinend, rissig] von Karlsbad) beobachtet und auf. Grund 
der durch Fluorwasserstoffgas und Wasser bewirkten Veränderung vermuthet, dass 
in denselben substanziell oder structurell verschiedene Lamellen vorhanden sind; 
aber auch in manchem Kalk-Natronfeldspathe fand ich Lamellen, ‚die unter dem 
Einflusse genannter Reagentien eine substanzielle Verschiedenheit. verriethen. 


!) Die Mikrostruktur des Karlsbader Mikroklin stimmt mit jener ziemlich überein, welche 
Des Cloizeaux in seinem obgenaunten Werke pag. 8. Fig. 12. als die eines Mikroklin von 
Australien (?) andeutet. 


AAnaAnan anna 


III. Anwendung des Chlorgases 


zum Nachweise der Widerstandsfähigkeit der Minerale gegen Säuren, 

der gelatinösen Beschaffenheit der aus manchen Silikaten der Dünn- 

schliffe ausgeschiedenen Kieselerde und zum Nachweise der Alkalien, 
alkalischer Erden und des Eisenoxydul. 


Entwickelung des Chlorgases und Behandlung der Proben mit 
demselben, 


Zur Entwickelung des Chlorgases wende ich ein Glasgefäss (etwa von der 

in Fig. 3. dargestellten Form) an, auf, dessen Boden fein  gepulverter Braunstein 
in Form eines kohärenten, zollbreiten Randkranzes gleichmässig aufgestreut und 
mit Salzsäure breiartig vermengt wird. Zur Aufnahme der Mineral- und Dünn- 
schliffproben dienen. zwei Glasstreifen, die auf der: 
oberen Fläche eines Glasstöpsels zu beiden Seiten des Fig. 3. 
Griffes so angekittet sind, wie es Fig. 3. andeutet, und Ti 
die mittelst, des Stöpselgriffes in die Mitte. des Ge- 
fässes gesenkt und nach beendeter Operation wiederum 
bequem herausgehoben werden können. 

Sollen aber mikroskopische Kieselfluoridkry- 
ställchen, die sich auf einem Objektglase befinden, der 
Einwirkung des Chlorgases ausgesetzt werden, dann 
kann z. B. ein niedriger, umgestürzter Porzellantiegel dem’ Objektglase als Ge- 
stell dienen. 

Wenn das mit Proben versehene Gestell in das Glasgefäss gebracht und 
Letzteres mit einer Glastafel, die am Rande mit Unschlitt überzogen ist, möglichst 
genau verschlossen wurde, so stelle man das Glasgefäss auf das über einer Spiritus- 
flamme befindliche Drahtnetz und erwärme es nur ‚so. weit, dass eine rasche Gas- 
entwickelung etwa fünf Minuten andauere. 

Man hat bei Erwärmen vorzugsweise dafür zu sorgen, dass sich keine 
grossen Blasen entwickeln, damit bei Platzen derselben kein Spritzen. (durch welches 
die Proben verunreinigt werden könnten) entstände. 


Br 


56 


Nach etwa 5 Minuten andauernder Entwickelung des Chlorgases wird das 
Gefäss von der Flamme weggenommen und bei gehörigem Verschlusse etwa 
24 Stunden hindurch auf dem Arbeitstische stehen gelassen; doch kann während 
der Zeit — je nach der Beschaffenheit der zu untersuchenden Minerale — das (zur 
Entwickelung eines neuen Chlorgasquantums dienende) Erwärmen zwei bis dreimal 
wiederholt werden. 

Nach etwa vierundzwanzigstündiger Einwirkung des Chlorgases wird das 
Gestell (der Glasstöpsel) mit den Proben herausgenommen, jede Probe auf ein 
separates Objektglas (mit der angegriffenen Fläche aufwärts) gelegt und der mikro- 
skopischen Untersuchung unterworfen. 

Ist die Gegenwart von (zerfliesslichen) Chloriden der alkalischen Erden (des 
Caleium und Magnesium) als Neubildungsprodukten zu vermuthen, so ist es zweck- 
mässig, das mit der Probe versehene Objektglas in einem Exsiceator bis zum. voll- 
ständigen Trockenwerden der Probe aufzubewahren, hierauf gleich in Canadabalsam 
einzuschliessen und mit dem Deckgläschen zu versehen; denn hiedurch gelingt es 
oft, die erwähnten Chloride in charakteristischen Kryställchen darzustellen. 

Werden mikroskopische Kieselfluoridkryställchen (auf einem Objektglase) 
der Einwirkung des Chlorgases ausgesetzt, so genügt schon eine 3—5 Minuten 
andauernde Einwirkung desselben, um an den Kieseltluoridkryställchen charakteri- 
stische Veränderungen hervorzurufen ; worauf das Objektglas herauszunehmen, wol 
zu reinigen und die veränderten Kryställchen im Mikroskope zu besichtigen sind. 


Prüfung der Widerstandsfähigkeit eines Minerals gegen Säuren. 


Zur Prüfung der Widerstandsfähigkeit einzelner Minerale eines gemengten 
Gesteins gegen Säuren wurde gewöhnlich die in Pulverform verwendete Probe mit 
Salzsäure mehrmals aufgekocht, geschüttelt und längere Zeit stehen gelassen. Hierauf 
wurde durch die Beobachtung der veränderten Probe im Mikroskope und Ver- 
gleichung derselben mit frischem Probe-Materiale zu konstatiren versucht, welche 
Minerale gänzlich, welche zum Theile der Zersetzung unterlegen und welche un- 
zersetzt geblieben sind. 

Wiewo] die Wiedererkennung der halb zersetzten Minerale an ihren winzig 
kleinen Fragmenten im Mikroskope zu oft mit Schwierigkeiten verbunden war, so 
führte doch diese Methode in vielen Fällen zu dem gewünschten Ziele, wenn die 
Stärke der Säure, die Dauer ihrer Einwirkung und die Temperatur, bei welcher 
die Einwirkung erfolgte, im Verhältnisse zu der an bestimmten Mineralen der 
Probe erzielten Wirkung eine gehörige Berücksichtigung fanden. Besonders wichtig 
war die Erfüllung letztgenannter Bedingungen,‘ wenn die Probe in Form eines 
Dünnschliffes angewandt wurde, da man in diesem Falle nicht eine vollständige 
Zersetzung irgend eines Minerals, sondern blos eine deutliche Veränderung an 
dessen (Dünnschliff-) Oberfläche (vornehmlich am Rande und an den Klüftehen) zu 
bewirken bestrebt war. 

Bei Untersuchung der Widerstandsfähigkeit der in den krystallinisch ge- 
mengten Gesteinen vorkommenden Minerale gegen Säuren war es vortheilhafter, 


37 


die an ein Objektglas mittelst Canadabalsam angebrachte Dünnschliffprobe in ein 
mit ebenem Boden versehenes Schälchen, in welches man je nach Bedarf Salzsäure 
oder Königswasser gethan hatte, zu legen, darin mehre Tage bei völliger Ruhe 
liegen zu lassen und dann nach Entfernung der Säure aus der Probe durch behut- 
sames Eintauchen in chemisch reines Wasser (bei horizontaler Lage des Objekt- 
glases) und nach sorgfältigem Abtrocknen (des Objektglases) der mikroskopischen 
Untersuchung zu unterwerfen; denn nach diesem Verfahren war es möglich nicht 
nur die Zersetzbarkeit vieler Minerale durch Veränderung ihrer Oberfläche zu 
beobachten, sondern auch die Beschaffenheit und Menge der an Silikaten aus- 
geschiedenen Kieselerde wahrzunehmen. 

Wenn die unterhalb der Probe befindliche Balsamschichte durch die -Ein- 
wirkung der Säure trübe und impellueid geworden war, so konnte die Probe durch 
behutsames Erwärmen gelöst und auf eine neue, auf dasselbe Objektglas auf- 
getragene Balsamschichte übergeschoben werden. 

Statt aller dieser Methoden, welche die Bestimmung der Widerstandsfähig- 
keit einzelner Minerale eines Dünnschliffes zum Zwecke haben, glaube ich eine 
neue als die zweckmässigste vorschlagen zu dürfen, nämlich jene, welche sich auf 
die Einwirkung des Chlorgases auf Mineral- und Gesteinsdünnschliffe gründet. 

Nach dieser Methode werden die Dünnschliffproben auf die Glasstreifen 
des Gestells (des Glasstöpsels) in Fig. 3. pag. 355 möglichst nahe dem Rande so 
neben einander gelegt, dass sie sich nicht berühren, und auf die oben (pag. 35 u. 36) 
beschriebene Weise einer etwa vierundzwanzigstündigen Einwirkung des Chlorgases 
ausgesetzt. Nach Herausnahme des Gestells wird jede Probe auf ein reines Objekt- 
glas (mit der angegriffenen Oberfläche aufwärts gewendet) übertragen und mikro- 
skopisch untersucht. 

Wenn die Dünnschliffprobe an ihrer Oberfläche mit Chlorwassertröpfchen 
behaftet ist — was bei Mineralen zu geschehen pflest, welche viel gelatinöser Kiesel- 
erde ausscheiden — so kann die Probe in einem Exsiccator getrocknet werden. 

Bei der hierauf vorzunehmenden mikroskopischen Untersuchung, für welche 
Vorversuche an bestimmten Mineralen als Massstab zu Grunde zu legen sind, ist 
zur Bestimmung der Zersetzbarkeit eines Mineraldünnschliffes durch das Chlorgas 
(unter den oben angedeuteten Verhältnissen) zu berücksichtigen: a) die Beschaf- 
fenheit und Menge der aus Silikaten ausgeschiedenen Kieselerde, d) die Menge 
der an der Oberfläche des Minerals gebildeten Chloride und ec) die Beschaffenheit 
und Stärke der durch Chlorgas bewirkten Aetzfiguren. 

Als allgemeine Regel kann hierauf angenommen werden: Je mehr 
Kieselerde sich aus einem Silikate ausgeschieden hat, je mehr 
Chloride sich gebildet haben und je stärker die Aetzfiguren aus- 
geprägt erscheinen, desto grösser ist — unter gleichen Verhält- 
nissen — die Zersetzbarkeit des Minerals. 


Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit der an der Oberfläche eines 
Silikates ausgeschiedenen Kieselerde. 


Hat man die durch Chlorgas ausgeschiedene, gelatinöse Kieselerde an 
einigen Mineralen, 'z. B. an Nephelin, Eläolith, ‘Olivin, im ‚Mikroskope einmal 
beobachtet und: von der pulverförmigen Kieselerde einiger anderen Minerale unter- 
schieden, so ist man dann in den meisten Fällen im Stande zu erkennen, ‚ob die 
aus irgend einem anderen Minerale ausgeschiedene Kieselerde eine gelatinöse oder 
pulverförmige Beschaffenheit’ hat. 

Um aber in jedem Falle über die Beschaffenheit der ausgeschiedenen 
Kieselerde volle Gewissheit zu erlangen, dazu empfiehlt sich die zuerst von Behrens 
vorgeschlagene Methode, welche auf der Imbibitionsfähigkeit gelatinöser Substanzen 
segen Farbstoffe beruht. 

Dieser Eigenthümlichkeit gelatinöser Substanzen bediene ich mich auf 
folgende. Art: Den mit Chlorgas behandelten Dünnschliff, der auf ein reines 
Objektglas übertragen wurde, bedecke ich mit einem Tropfen Fuchsinlösung und 
nach einiger Zeit lege ich das Objektglas mit dem darauf befindlichen Dünnschliffe 
in eine mit chemisch reinem Wasser gefüllte Porzellanschale. 

Findet sich an der Oberfläche des Dünnschliffes keine gelatinöse Substanz 
vor, so verschwindet die Färbung des Dünnschliffes nach sehr kurzer Zeit, da der 
erwähnte Farbstoff im Wasser sehr leieht löslich ist; ist aber an der Dünnschlifl- 
Oberfläche: gelatinöse Kieselerde vorhanden, so wird jedes kleinste Theilchen der- 
selben durch die rothe Fuchsinfärbung, die sich aus gelatinösen Substanzen durch 
Wasser nicht entfernen lässt, sogleich verrathen. 

3ei diesem Verfahren ist aber wol zu beachten, dass der Dünnschliff schon 
vor der Behandlung mit Chlorgas vollkommen rein gewesen sei und dass kein 
Theilehen der ausgeschiedenen Kieselerde beim Einlegen des Objektglases ins 
Wasser von der Oberfläche des Dünnschliffes weggespült werde. Während letztere 
Bedingung durch ein vorsichtiges Verfahren bei der erwähnten Operation leicht 
zu erfüllen ist, erfordert die erstgenannte Bedingung gewöhnlich eine gehörige 
Reinigung des Dünnschliffes mit Alkohol oder besser noch mit Chloroform, da die 
geringste Spur von Canmadabalsam, der in den Rissen des Dünnschliffes haften 
bleibt, dieselbe Wirkung hervorbringen kann, wie gelatinöse Kieselerde. 

Diese. Methode eignet sich vorzugsweise zur Unterscheidung des 
Nephelin von Apatit und von monoklinen Feldspathleistchen und ebenso zur 
Unterscheidung des Hauyn und Nosean vom Leueit. 

Als sehr zweckmässig erwies sich die Anwendung dieser Methode an Dünn- 
schliffen verschiedener Felsarten, namentlich an den Dünnschliffen des Basaltes 
vom Schlanherge und des Nephelinphonolithes vom Wachholderberge bei Teplitz. 
Die Dünnschliffe des ersten Gesteins zeigten bei 400xX Vergrösserung intensiv 
rothe Olivin-, Nephelin- und Hauynflecke in gleichmässiger Vertheilung zwischen 
den Augitaggregaten und den zahlreichen, farblos gebliebenen Apatitdurchschnitten, 
während an den Phonolithdünnschliffen die Menge der farblos gebliebenen Sanidin- 
täfelchen zwischen den röthlichen Nephelindurchschnitten leicht überblickt und 
abgeschätzt werden konnte, 


39 


Darstellung und Beobachtung der durch Einwirkung des Chlorgases 
gebildeten Chloride. 


Durch Einwirkung des Chlorgases auf Silikate, welche Alkalien und alka- 
lische Erden enthalten und: welche durch genanntes Reagens eine Zersetzung erleiden, 
werden Metalle der Alkalien ‘oder, alkalischen. Erden: in dem: veränderten Antheile 
des Silikates in: Chloride 'übergeführt, welche an der Oberfläche der Spaltblättchen 
oder der Dünnschliffe in mehr. weniger vollkommenen Krystallformen zur Aus- 
bildung; gelangen. können. 

Am leichtesten kıystallisirt das Chlornatrium heraus, dessen würfel- 
förmige Kryställchen und treppenförmige Krystallgebilde an jenen 
Silikaten, welche pulverförmige Kieselerde ausscheiden (wie z. B. Andesin, Labra- 
dorit) am: besten wahrzunehmen sind; aber weit zahlreicher treten sie an jenen 
natronhältigen Silikaten auf, aus denen sich gelatinöse Kieselerde ausgeschieden 
hat (z. B. am Eläolith), liegen jedoch in der Kieselgelatine eingebettet und sind 
durch dieselbe mehr weniger verdeckt. 

Um: im letztgenannten Falle die Chlornatriumkryställchen wahrzunehmen, 
ist es zweckmässig, die Probe mit einer Lösung des Canadabalsam in Chloroform 
zu bedecken und mit dem Deckgläschen zu versehen; denn hiedurch wird die 
Kieselgelatine stark durchscheinend und gestattet, die farblosen Chlornatriumwürfel- 
chen in Augenschein zu nehmen. Ausserdem scheint das Chloroform auch zur 
Krystallisation der in der Kieselgelatine übrig gebliebenen Chlornatriumlösung 
beizutragen. 

Weniger leicht krystallisirt das mit dem Chlornatrium isomorphe Chlor- 
kalium. Und am schwierigsten sind die an der Luft zerfliesslichen, rhomboedrischen 
Säulchen (eR.R.— R.OR) und Täfelchen des Chlorealeium (Ca 07? + 6H*0) 
und Chlormagnesium (Mg C!?—+-6H?O) an den mit Chlorgas behandelten Mineral- 
dünnschliffen darzustellen. 

Die Gestalten letztgenannter zwei Substanzen, die nur unter dem Exsiccator 
deutliche Krystallformen anzunehmen pflegen, sind gewöhnlich rundlich, elliptisch 
oder walzenförmig, wenn sie überhaupt zur Ausbildung gelangt sind. 

Aus eisenhältigen Silikaten, welche durch Einwirkung des Chlorgases Zer- 
setzung erleiden, scheiden sich ebenfalls Chloride des Eisens aus. Da sie aber 
zu den an der Luft zerfliesslichsten Substanzen gehören, so kommen sie offenbar 
nicht in Krystallgestalten zum Vorschein, sondern treten als ein den Mineraldurch-. 
schnitt, dem sie entstammen, oder angrenzende Theile des Dünnschliffes gleichmässig 
imprägnirendes, halb flüssiges Pigment auf. So mag vom gebildeten Eisenchlorüre, 
zum Theile Eisenchloride die intensiv gelbgrüne oder grüngelbe Färbung herrühren, 
die an farblosen oder schwach gelblich gefärbten Olivindurchschnitten oder anderen 
eisenoxydulhältigen Mineralen erscheint, wenn sie der Einwirkung des Chlorgases 
ausgesetzt worden sind. 


40 


Zweckmässige Anwendung der Streng’schen Methode zur Nachweisung 
des Apatits in Dünnschliffen, und zwar nach der Behandlung der 
Letzteren mit Chlorgas. 


Um den Apatit in einem Gesteinsdünnschliffe nachzuweisen, hat Streng !) 
den praktischen Vorschlag gemacht, den auf einem Objektglase befindlichen Dünn- 
schliff zuerst mit Salzsäure (zur Lösung des Apatits) und hierauf mit dem (durch 
Salpetersäure bis zur Wiederauflösung des weissen Niederschlages versetzten) mo- 
Iybdänsauren Ammon zu behandeln, mit dem Deckgläschen zu versehen und im 
Mikroskope zu untersuchen. Aus der Menge der (bei 400% Vergr.) winzig kleinen, 
aber scharf ausgebildeten eitrongelben: Kryställchen (die ich gewöhnlich in 
Rhombendodekaedern, seltener in Octaödern des tesseralen System beobachtet habe) 
kann unter gleichen Verhältnissen auf die Menge des im Dünnschliffe vorhandenen 
Phosphates (Apatits) geschlossen werden. 

Da der Apatit, sowie jedes andere Phosphat, durch das Chlorgas mehr 
weniger angegriffen wird, so kann zum Nachweise der Phosphorsäure der mit 
Chlorgas behandelte Dünnschliff, an welchem man bereits die Zersetzbarkeit der 
Minerale mikroskopisch untersucht hatte, mit einem oder mehreren Tropfen der 
durch Salpetersäure entsprechend versetzten, eoncentrirten Lösung des molybdän- 
sauren Ammon ?) behandelt und zum Zwecke mikroskopischer Untersuchung mit dem 
Deckgläschen versehen, eventuell auch durch am Rande des Deckgläschens ange- 
brachten Canadabalsam eingeschlossen werden, 

Das Resultat ist im Allgemeinen dasselbe, wie im ersten Absatze angedeutet 
wurde; im Besonderen ist aber zu bemerken, dass, wenn sich im Dünnschliffe neben 
reichlichem Apatit Silikate vorfinden, welche gelatinöse Kieselerde ausgeschieden 
haben, diese mit der eitrongelben Substanz der phosphormolybdänsauren Ammon- 
verbindung gerade so imprägnirt wird, wie mit der rothen Fuchsinlösung. Daraus 
kann man ersehen, dass diese Reaction unter den erwähnten Verhältnissen einen 
doppelten Zweck erreicht, nämlich: a) den Nachweis des Vorhandenseins eines 
Phosphates im Dünnschliffe und 5) den Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit 
der aus einem Silikate ausgeschiedenen Kieselerde. 


!) Tschermak’s Mineralog. Mittheilungen. 1876. 
?) Das tiberschüssige molybdänsaure Ammon krystallisirt auf dem Öbjektglase in farblosen 
Nadeln heraus. 


TInNAAAnAAanNND 


IV. Uiber die Darstellung und Beobachtung der Aetz- 
iiguren, über ihre Bedeutung zur Bestimmung der 
Minerale in Dünnschliffen. 


In der Einleitung (pag. 8) wurden alle jene Arbeiten namhaft gemacht, 
welche die Darstellung von Aetzfiguren an verschiedenen Flächen mehrer Minerale 
und ihre krystallographische Deutung zum Gegenstande haben; zugleich wurde 
aber die Bemerkung fallen gelassen, dass bisher kein entschiedener Schritt ge- 
schah, um die Aetzfiguren zur Bestimmung einzelner Minerale in Dünnschliffen 
zu verwerthen. 

Ich bin leider auch nicht in der Lage, eine grosse Reihe günstiger Resultate 
zu verzeichnen; denn vollkommen charakteristische und nach den vorerwähnten 
Methoden leicht darstellbare Aetzfiguren, welche den Aufbau des Krystalls aus 
Subindividuen prächtig demonstriren, habe ich bisher nur an Dünnschliffen weniger 
Minerale beobachtet. Allein die Dünnschliffe der meisten Minerale, mit Kieselfluor- 
wasserstoffsäure oder Fluorwasserstoffgas oder Chlorgas behandelt, zeigen an ihrer 
Oberfläche durch Aetzung hervorgebrachte Veränderungen, welche — wiewol durch 
Worte schwierig bestimmbar — sich dem Beobachter nicht als zufällige, sondern 
als mit der inneren Struktur des Minerals innig zusammenhängende Erscheinungen 
präsentiren, somit in vielen Fällen einer Beachtung werth erscheinen dürften. 

Da die Beschaffenheit der Aetzfiguren — mit welchem Ausdrucke ich alle, 
durch ein chemisches Agens bewirkten, halbwegs charakteristischen Vertiefungen 
und Erhabenheiten an Mineraldurchschnitten andeuten zu dürfen glaube — von 
der krystallographischen Lage der Mineraldurchschnitte abhängt, so treten natur- 
gemäss an verschiedenen Durchschnitten desselben Minerals verschiedene Aetz- 
figuren auf; aber sie ergänzen sich derart, dass sie zuweilen als ein nicht unwichtiges 
Merkmal zur Bestimmung des Minerals beitragen können. 

Bei der Darstellung der Aetzfiguren an Mineraldurchschnitten ist zu be- 
rücksichtigen, dass an Letzteren durch Einwirkung des chemischen Agens Neubil- 
dungsprodukte auftreten oder Substanzen sich ausscheiden (z. B. Kieselerde), 
welche die Aetzfiguren mehr weniger oder gänzlich verdecken und daher zu ent- 
fernen sind, wenn die Aetzfiguren deutlich wahrgenommen werden sollen, 


42 


Sind die Neubildungsprodukte Kieselfluoride oder Chloride, so gelingt ihre 
Entfernung von der Oberfläche des Dünnschliffes durch dessen wiederholtes Aus- 
kochen mit Wasser, was etwa auf einem Platindeckel bequem ausgeführt werden 
kann. Und durch die mechanische Wirkung des kochenden Wassers auf den Dünn- 
schliff pflegt auch die etwa ausgeschiedene Kieselerde von der Dünnschliffoberfläche 
weggespült zu werden. Sind die Neubildungsprodukte Fluoride der alkalischen 
Erden, die im Wasser fast unlöslich sind, so können sie durch Schwefelsäure zer- 
lest und hierauf mit Wasser ausgezogen werden. Im letzteren Falle ist jedoch 
darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Einwirkung der Schwefelsäure an der Ober- 
fläche vieler Mineraldurchschnitte eine weitere Aetzung zur Folge hat. 

; Um. die von Neubildungsprodukten befreite und wol gereinigte Oberfläche 
eines geätzten Miner aldur chschnittes im Mikroskope gehörig beobachten zu können, 
darf man’ selbe/nicht mit Canadabalsam bedecken, sonder, wenn der Dünuschlift 
in Form eines mikroskopischen ‚Präparates aufbewahrt werden‘ soll, ein Deckgläschen 
direkt auflegen und dessen Ränder mittelst eines (durch Erwärmen auf einem 
Objektglase) dickflüssig gemachten Canadabalsams oder mittelst einer anderen ent- 
sprechenden Substanz mit dem Objektglase verkitten. 


1. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Apatits '), dargestellt 
a) durch Einwirkung des Chlorgases. 


Durch vierundzwanzigstündige Einwirkung des Chlorgases auf 
Dünnschliffe des Apatits von Schlackenwald, welche parallel der basischen Fläche 
geschliffen waren, wurde die Dünnschliffoberfläche (bei 400 X Vergrösserung be- 
obachtet) in ein Aggregat von dicht an einander gereihten und in einandergreifenden, 
dem Anscheine nach hexagonalen Kryställchen (Subindividuen, Krystallmolekeln) 
(P oder P.OP oder OP.P) umgewandelt, welche zum grössten Theile gegen 
die basische Fläche senkrecht gestellt waren oder nur eine geringe Neigung gegen 
dieselbe verriethen. 

In den Schalenzonen waren Kryställchen von verschiedenen Grössendimen- 
sionen sichtbar und zumeist durch die vorwaltenden basischen Flächen ausge- 
zeichnet; aber die Grenzlinien der Schalenzonen waren durch dicht und dem 
Krystallumrisse parallel geradlinig aneinandergereihte, nahezu gleich grosse und 
fast sämtlich in Pyramidenspitzen auslaufende Kryställchen ‚scharf markirt, so dass 
eine prächtigere Illustration des inneren Krystallbaues durch ein anderes chemisches 
Agens kaum erwartet werden konnte (siehe: Taf. II. Fig. 19. und 20.). i 

Oberhalb der Kryställchen lagerte zuweilen ein Gewirr ‚von kurz nadel- 
förmigen Gebilden, deren horizontale Projektionsbilder gegen einander zum grössten 
Theile eine Neigung von 60° oder 120° verriethen und die ich als Kantenreste 
verschwundener Kryställchen der oberen Lage ansehen zu dürfen glaubte. Und 
diese Krystallnädelehen kamen am deutlichsten zum Vorschein, wenn der Dünn- 
schliff mit Canadabalsam bedeckt und mit dem Deckgläschen versehen wurde ?) 


») Boricky. Sitzungsber. d. k. bölim. Ges. d. Wissensch. v: 9. Feber 1877. 
?) An vielen wurden fest anhaltende Luftbläschen bemerkt, 


43 


(siehe: Taf. II. Fig. 18.); dagegen waren aber die darunter befindlichen Kryställ- 
chen (die Subindividuen oder Krystallmolekeln) unter dem Canadabalsam kaum 
wahrzunehmen. 

An den zu den Prismenflächen (oP) fast parallelen Dünnschliffen des- 
selben Apatitkrystalls, die einige Sekunden lang in Königswasser aufgekocht wurden, 
traten an einzelnen Stellen die rhombischen Seitenecken, zumeist eine prächtige 
Schalenstruktur aufweisend, deutlich hervor, während der übrige Theil des Dünn- 
schliffes regelmässige oder langgezogene und seitlich abgestumpfte, parallel und 
dicht aneinander oder schief hinter einander gereihte Rhombenfiguren aufwies 
(siehe: Taf. II. Fig. 17.). 

Auf einem Platindeckel mehre Minuten im Wasser gekocht, wurden die 
erwähnten Aetzfiguren der Apatitdünnschliffe nicht beschädigt, sondern die winzig 
kleinen Kryställchen traten noch schöner und reiner hervor; nur die winzig kleinen 
Nädelchen (die vermuthlichen Kantenreste der oberen Lage) waren spärlicher 
vorhanden. 

An natürlichen Flächen der Apatitkrystalle wurden — wahrscheinlich der 
grösseren Widerstandsfähigkeit wegen — obgenannte Aetzfiguren nicht erzielt. Es 
traten an den Prismenflächen scharfe, kürzere und längere, parallele Furchen, drei- 
eckige und trapezoidale Formen auf. Und nur an sehr wenigen Stellen waren 
vereinzelte, hervortretende, rhombische Ecken (Seitenecken der winzig kleinen 
Krystallpyramiden) wahrzunehmen, 


b) Durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure. 


Die durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure auf den parallel der 
basischen Fläche dargestellten Apatitdünnschliffen erzeugten Aetzfiguren, welche 
erst nach Entfernung des massenhaft gebildeten Calciumkieselfluorides (durch Aus- 
kochen mit Wasser) deutlich zum Vorschein kamen, zeigten (bei 400%X Ver- 
grösserung beobachtet) keine wesentlichen Unterschiede von den Aetzfiguren, die, 
mittelst des Chlorgases dargestellt, in den vorhergehenden Absätzen beschrieben 
wurden; doch war an mehren Stellen die Eigenthümlichkeit zu bemerken, dass 
die subindividuellen Combinationsgestalten der vorwaltenden basischen Fläche mit 
der Pyramide aus regelmässigen Krystallschalen oder aus treppenförmig über ein- 
ander gelagerten, nach oben immer kleineren hexagonalen Täfelchen (0P.P) auf- 
gebaut erschienen. (Fig. 16. auf Taf. II. zeist das an der basischen Fläche eines 
Apatitkrystalls durch Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellte Caleiumkieselfluorid 
und die Aetzfiguren.) 


2. Aetzfiguren an Olivindünnschliffen, dargestellt 


a) durch Kieselfluorwasserstoffsäure. 


Die durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure an Dünnschliffen des 
Olivin von Kozäkoy (bei Turnau) entstandenen und durch Auskochen mit Wasser 
von den Kieselfluoriden des Eisens und der Magnesia befreiten und hiedurch blos- 


44 


gelegten Aetzfiguren sind (bei 400 X Vergrösserung beobachtet) sehr regelmässige, 
dicht neben einander gedrängte und zu einander vollkommen parallele Krystall- 
gestalten von pyramidalem oder tafelförmigem Habitus, welche letztere, wenn sie 
weniger vollkommen ausgebildet oder weniger deutlich sichtbar sind, concordant 
übereinander liegenden oder in einander greifenden Rhombenfiguren ähneln. 

An den subindividuellen Kryställchen vom pyramidalen Habitus scheint 
mit der vorwaltenden rhombischen Pyramide ein Pinakoid oder ein Doma der- 
selben Zone kombinirt zu sein, während an den tafelförmigen Kryställchen neben 
dem vorwaltenden Pinakoide eine Pyramide, ein Prisma und ein mit dem Pina- 
koide nicht in eine Zone fallendes Doma vorkommen dürfte. 

Bei 400 X Vergrösserung erreichen diese subindividuellen Kryställchen an 
einigen Olivindünnschliffen die Grösse eines Gerstenkornes, an anderen Dünn- 
schliffen erscheinen sie nur wie mit zwei spitzeren und zwei stumpferen Ecken 
versehene und an dem ganzen Dünnschliffe regelmässig geordnete Stecknadelköpfe. 
(Siehe: Taf. II. Fig. 11. und 12., an denen neben den Aetzfiguren auch die Kiesel- 
fluoride gezeichnet sind). 


b) Durch Chlorzas. 


Die durch das Chlorgas an den Olivindurchschnitten von Kozäkov bewirkten 
Aetzfiguren waren zum grössten Theile kurze, nicht geradlinig begrenzte, zumeist 
vollkommen parallele Furchen, unter denen kurze, zugespitzte Säulchen oder spitze 
Rhombenfiguren nur an wenigen Stellen zu finden waren. 


3. Aetzfiguren an Dichroitdünnschliffen, dargestellt durch Einwirkung 
der Kieselfluorwasserstoffsäure. 


Die an den Dichroitdünnschliffen (von Bodenmais und von Orrijaerfvi in 
Finnland) beobachteten Aetzfiguren waren zum grössten Theile kurz rektanguläre, 
entweder durchwegs parallele oder unter einem nahezu rechten Winkel zu einander 
liegende Vertiefungen, zwischen denen sich kürzere und längere, mehr weniger 
regelmässig gelagerte Furchen vorfanden. Nur an wenigen Objektstellen waren 
Letztere vorherrschend; dagegen fanden sich unter den regelmässigen Vertiefungen 
auch solche vereinzelt vor, welche mit der in Naumann’s Elemente der Minera- 
logie (1871, pag. 404) abgebildeten Krystallgestalt des Dichroit viele Aehnlichkeit 
verriethen. (Siehe: Taf. II. Fig. 10., in der neben den Kieselfluoriden zumeist 
unregelmässige Aetzfiguren gezeichnet sind.) 


4. Aetzfiguren an Chiastolithdünnschliffen, dargestellt durch die Ein- 
wirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure. 


In Dünnschliffen eimes Chiastolithkrystalls (von unbekanntem Fundorte), 
welche parallel der basischen Fläche dargestellt waren, erschien die kohlige Sub- 
stanz in mehr weniger dicht gedrängten Partikelchen nicht nur im Centraltheile 


u te 


45 


(längs der kıystallographischen Achse), an den vertikalen Seitenkanten und längs 
der Diagonalen des Krystalldünnschliffes, sondern auch an anderen Stellen des- 
selben, und zwar in federfahneähnlichen Verzweigungen, welche von den Diago- 
nalen aus parallel den Randkanten des Krystallquerschnitts verliefen. Und die 
Chiastolithsubstanz schien ziemlich homogen zu sein, ohne ausser den minder 
vollkommenen Spaltungsklüftchen und den wenigen kleinen, fast völlig farblosen 
Stellen irgend eine besondere Mikrostruktur aufzuweisen. 

Allein nach Behandlung des Dünnschliffes mit Kieselfluorwasserstoffsäure 
traten die minder vollkommenen Spaltungsklüftchen als breite längsflaserige Adern 
auf, welche mit sehr breiten, der Quere nach wellig faserigen Randzonen versehen 
waren und kleine, meist unregelmässig rhombisch begrenzte, farblose Felder ein- 
schliessen, so dass der bedeutend grösste Theil des Dünnschliffes durch eine stark 
hervortretende, flaserige oder wellig faserige Struktur ausgezeichnet war. 

An mehren Randstellen des Dünnschliffes traten statt der Flasern durch- 
einander gelagerte Gruppen langer schmaler Leistchen auf, die — ebenso wie die 
Flasern und Fasern — aus der Chiastolithsubstanz entstanden, das Bild einer 
Paramorphose veranschaulichten. 

Die farblosen, meist minder deutlich rhombisch begrenzten Felder, welche 
als die Uiberbleibsel der unveränderten Chiastolithsubstanz anzusehen sind, waren 
von spärlichen, aber ziemlich vollkommenen Spaltungsklüftchen durchsetzt, die sich 
nahezu unter einem rechten Winkel (gefunden. 90° 30° und 91°) kreuzten, folglich 
nahezu den Spaltungsrichtungen des Chiastoliths (91° 4°) entsprachen. (Siehe: 
Taf. II. Fig. 13.) 


5. Aetzfiguren an Hypersthen-, Broncit-, Diallag-, Augit- und Amphi- 
bol-Dünnschliffen oder Spaltungsfragmenten, dargestellt durch Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure. 


Während die Spaltungsblättehen des Hypersthens von der Insel Sky und 
des Broneits von Graubat in Steiermark, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, 
eine Zusammensetzung aus zarten parallelen Fasern oder sehr schmalen Bändchen 
verriethen (siehe: Taf. II. Fig. 9., Broneit von Graubat, mit 4° & F® behandelt), 
zeigten die Dünnschliffe des Diallags aus dem Gabbro von Wolpersdorf gewöhnlich 
zwei unter einem schiefen Winkel sich schneidende Systeme von minder dichten, 
aber scharf geradlinigen Spaltungsklüftehen, zwischen denen mannigfach gekrümmte 
und mannigfach gelagerte, furchenähnliche Aetzfiguren dicht gedrängt erschienen 
(siehe: Taf. II. Fig. 8.). Und diese Diallagdünnschliffe schlossen kleine Broneit- 
partien ein, deren Mikrostruktur sich mit der des Broneit von Graubat überein- 
stimmend erwies. 

An den Augit-") und Amphibol-°) Dünnschliffen, welche parallel einer 
Pinakoidfläche dargestellt wurden, waren nur längere und kürzere Furchen wahr- 
zunehmen, welche fast sämmtlich eine Richtung befolgten. 


!) Von Wartha a. d. Eger und von Kaaden, 
2) Aus den Peperinbasalten von Lukoy bei Milleschau (siehe: Taf. II. Fig. 7.). 


46 


6. Aetzfiguren am Lithioneisenglimmer von Zinnwald, dargestellt 
durch die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und nachheriges Aus- 
kochen mit Wasser. 


Nach der Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und Wasser traten in den 
schwach gelblich oder röthlichweiss gefärbten, zarten Spaltungsblättchen dieses 
Glimmers unregelmässig vertheilte, rostgelbe Flecke auf, welche nicht selten 
rhombische oder sechsseitige, nicht kohärente Umrisse verriethen. Und an vielen 
der von den rostgelben Flecken freien Stellen erschienen äusserst zarte, mehr 
weniger dicht gedrängte (vertiefte) Rhombenfiguren, welche zum grössten Theile 
den Rhombenkanten parallel angeordnet waren (siehe: Taf. II. Fig. 14.). 

Ich habe mehre der spitzen und stumpfen Winkel dieser Rhombenfiguren 
gemessen, erhielt aber sehr differente Resultate; und zwar: für die spitzen Winkel 
49° 30°, 50°, 56° 30°, 59° und 60° und für die stumpfen 130° 30‘—120°. 


7. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Scapolithes von Malsjö 
in Wermland. 


An diesen der Hauptachse ziemlich parallel dargestellten und mit Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure behandelten Scapolithdünnschliffen glichen die Aetzfiguren, 
welche zwischen den stark hervortretenden, der Hauptachse parallelen Riefen be- 
obachtet wurden, länglichen, mannigfach gekrümmten, mannigfach gelagerten und 
zuweilen zu einem geschlängelten Netzgewebe vereinigten Furchen. Auch das 
Chlorgas bewirkte durchwegs unregelmässige, zackig rundliche und längliche Ver- 
tiefungen und liess die der Hauptachse parallelen Spaltungsriefen stark hervortreten. 


8. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Elaeolithes von Laurwig in Nor- 
wegen, durch Chlorgas dargestellt 
(und bei 400X Vergrösserung beobachtet). 


Nach Entfernung der massenhaft ausgeschiedenen Kieselgelatine und der 
in derselben eingebetteten Chlornatriumkryställchen (zumeist Octaöder) trat an 
den Elaeolithdünnschliffen ausser spärlichen, aber breiten, rektangulären Spaltungs- 
klüften eine parallel geradlinige Riefung hervor. Und in den bandförmigen Theilen 
zwischen den Riefen kamen länglich rektanguläre, zuweilen an einem Ende zuge- 
spitzte oder deutlich mehrseitig und mehr weniger regelmässig säulenförmige, den 
Riefen parallele Vertiefungen und Erhabenheiten zum Vorschein, unter denen an 
einigen wenigen Stellen ziemlich regelmässige hexagonale Säulchen beobachtet 
wurden. An einem derartigen Säulchen fand sich ausser der basischen Fläche 
auch eine Deuteropyramide vor (siehe: Taf. II. Fig. 15.). 


9. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Leucites von Vesuv 
(bei 400 X Vergrösserung beobachtet). 


An den Leueitdünnschliffen kamen nach der Behandlung mit Chlorgas 
äusserst winzige und dicht gedrängte, polygonale oder rundliche Vertiefungen und 


47 


nach, Behandlung mit. Kieselfluorwasserstoffsäure ein sehr‘ dichtes, 'zartes, polygo- 
nales Netzgewebe zum Vorschein (siehe: Taf. II. Fig. 2.). 


10. Aetzfiguren an Dünnschliffen oder Spaltungsfragmenten der 
Feldspäthe 


(bei 400 X Vergrösserung beobachtet). 


Nach der Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und dann mit, siedendem 
Wasser: zeigten die vollkommensten Spaltungsflächen des Sanidin aus dem Phono- 
lithe vom Tannberge (am Tollsteine, ehem. Hrsch. Rumburg) entweder länglich 
polygonale, ‚zuweilen sechsseitige (von gewöhnlichem Umrisse: der, Klinopinakoid- 
flächen) oder furchenähnliche, sehr schmale und dichte, parallele. Vertiefung; die 
des Adular von St. Gotthard und des Rhyakolith von Vesuv zeigten meist Gruppen 
von parallelen, spiessigen (thurmspitzähnlichen) und keilförmigen Vertiefungen, 
seltener aus der geätzten Fläche schief hervortretende Reihen von kurzen parallelen 
Säulchen oder Kegeln. 


Nach analoger Behandlung des Mikroklin von Miask (Amazonit) trat an 
einigen Spaltungsflächen (die wahrscheinlich der basischen Fläche parallel waren) 
die charakteristische Mikrostruktur in der schönsten Darstellungsweise auf, da 
substanziell und strukturell verschiedene Bänder oder Partien verschiedenartig 
verändert wurden. Besonders schön trat aber die Mikrostruktur des Mikroklin 
an einigen Spaltflächen des auf Seite 34 erwähnten, weissen, rissigen Feldspathes 
des böhm. Museums auf, der mit der Etiquette „Orthoklas von Karlsbad“ versehen 
war. An anderen Spaltungsflächen desselben Mikroklin (die wahrscheinlich den 
Klinopinakoidflächen parallel waren) erschienen dagegen dicht gedrängte, parallele, 
spindelförmige, schmal und lang walzenförmige Vertiefungen, welche Letztere stellen- 
weise durch allmählige Abnahme der Längendimension in schuppige, dachziegelartig 
angeordnete Aetzfiguren übergingen. 


An den vollkommensten Spaltungsflächen des Albit von Dauphine traten 
nach der vorgenannten Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und Wasser Gruppen 
von parallelen, dicht gedrängten, schmal spindelförmigen Vertiefungen oder von 
scharfkantigen, subindividuellen Krystallsäulchen oder Krystalltäfelchen auf, während 
die Aetzfiguren an Spaltflächen des Oligoklas von Ytterby zackig rhomboidische 
und an Spaltflächen des Anorthit von Vesuv polygonale, facettenähnliche oder 
rundliche oder netzförmige Vertiefungen waren. 


Durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure wurde die gitterförmige 
Oberfläche der Amazonitdünnschliffe meist in Form zarter netzförmiger Vertiefungen 
angeätzt; an den vollkommensten Spaltungsflächen des Albit von Dauphine traten 
eigenthümliche, scharfkantige, keilförmige Aetzfiguren auf, welche gegen die Spal- 
tungsfläche unter einem sehr schiefen Winkel geneigt waren und sich oft durch 
eine regelmässige Anordnung in parallelen Reihen auszeichneten (siehe: Taf. II. 
Fig. 1.) und an den Kalk-Natronfeldspäthen kamen entweder schmale, mannigfach 
geformte und gelagerte Furchen oder linsenförmige, halbmondförmige, ovale und 


48 


fast rectanguläre Vertiefungen zum Vorschein. Die furchenähnlichen Vertiefungen 
waren um so spärlicher, je weniger Natron der Feldspath enthielt. An den Anor- 
thitdünnschliffen des Corsit (von Corsica) waren nur kürzere und längere, vier- 
seitige (fast rectanguläre) oder rundliche Vertiefungen zu bemerken. — 


Zum Schlusse glaube ich noch die Bemerkung hinzufügen zu dürfen, dass 
die Strukturverhältnisse sowol einfacher oder verzwillingter Silikat-Krystalle als 
auch mannigfacher Krystallaggregate und krystallinischer Gebilde in den mit Fluor- 
wasserstoffgas oder Kieselfluorwasserstoffsäure und Wasser zweckentsprechend be- 
handelten Dünnschliffen bedeutend deutlicher und schöner zum Vorschein kommen, 
als sie sich unverändert präsentiren. 


V. Bemerkungen 


über die Anwendung einiger älteren Methoden zur Bestimmung 
der Minerale in Dünnschliffen, und zwar: 


1. Uiber die Anwendung des Probe-Glühens zur Unterscheidung der 

eisen- (und mangan-) hältigen von den eisen- (und mangan-) freien 

Mineralen, zum Nachweise des Dichroismus an Ersteren, wenn sie 

farblose Dünnschliffe liefern, und zur approximativen Bestimmung 
des Schmelzgrades der Minerale in Dünnschliffen. 


Mit wenigen Ausnahmen können alle, die krystall. gemengten Felsarten 
konstituirenden Minerale in zwei grosse Gruppen, nämlich in die der eisen- 
(und mangan-) freien und die der eisen- (und mangan-) hältigen 
Minerale geschieden werden. 

In die erste Gruppe gehören vornehmlich die feldspathigen Minerale, die 
lichten Glimmerarten, dann Wollastonit, Apatit, Caleit, Dolomit und einige reinen 
Thonerdesilikate (Chiastolith, Andalusit, Disthen etec.). 

In die zweite Gruppe gehören vorzugsweise Minerale der Amphibol-, 
Augit-, Broneit-Reihe, dann Biotit (Rubellan), Chlorit, Olivin, Granat, Spinell, 
Magnetit, Chromit und Titaneisen. Und an die Grenzscheide beider Gruppen könnte 
Mejonit (Skapolith), Cordierit und Titanit gestellt werden, welche Minerale zuweilen 
mehr, zuweilen aber sehr wenig Eisen enthalten. 

Wenn Minerale der ersten Gruppe in Dünnschliffen vorkommen, so präsen- 
tiren sie sich in farblosen oder, wenn sie mit einem Pigmente imprägnirt sind, 
in gefärbten Durchschnitten. Die farblosen Mineraldurchschnitte bleiben auch nach 
dem stärksten Glühen farblos oder werden weiss und weniger pellucid, während 
die durch ein Pigment gefärbten gewöhnlich auch nach dem Glühen gefärbt 
erscheinen. Allein diese Färbung zeichnet sich nicht durch eine homogene Be- 
schaffenheit aus, pflegt nicht im ganzen Mineraldurchschnitte gleichmässig aus- 
gebreitet zu sein, sondern ist gewöhnlich fleckenweise oder absatzmässig vertheilt. 

Minerale der zweiten Gruppe, in Dünnschliffen vorkommend, liefern meist 
homogen farbige, nur in den Krystallschalen zuweilen verschieden nuaneirte Durch- 
schnitte; doch kommen unter diesen Mineralen auch solche vor, die in Dünn- 


schliffen farblos oder so schwach farbig erscheinen (so z. B. mancher Olivin, 
4 


50 


Dichroit, Epidot, Augit, Diallag, Enstatit), dass man sie mit Mineralen der ersten 
Gruppe verwechseln könnte. Allein, da alle Minerale dieser Gruppe mehr weniger 
eisen- (oder mangan-) hältig sind, so kann ihren Dünnschliffen durch starkes 
Glühen mit der Oxydationsflamme eine gelbliche, röthliche oder bräunliche, homo- 
gene Färbung ertheilt werden, wodurch sie von Mineralen der ersten Gruppe leicht 
zu unterscheiden sind. 

Die Art und Intensität der Färbung, die an Dünnschliffen derselben, aber 
von verschiedenen Lokalitäten stammenden Mineralspecies durch Glühen (von 
gleicher Dauer und Stärke) zum Vorschein kömmt, gestattet zuweilen (die relativen 
Mengen des Eisen- (Mangan-) Gehaltes abzuschätzen. 

Mit dem Auftreten einer homogenen, intensiven Färbung 
erlangen die Dünnschliffe mancher Minerale der zweiten Gruppe 
die Eigenthümlichkeit, einen mehr weniger starken Dichroismus, 
eine mehr weniger starke Lichtabsorption zu zeigen, welche Eigen- 
schaften an denselben Mineraldurchschnitten vor dem Glühen (so lange sie noch 
farblos oder schwach gefärbt waren) entweder gar nicht oder in einem | weit 
schwächeren Grade bemerkt werden konnten. 

Die Ausführung des Versuches kann auf folgende Weise geschehen: 
Auf einen schmalen Platinstreifen, den man in (die Ritze eines hölzernen Haltstieles 
einschiebt, legt man die Dünnschliffprobe in ‚der Grösse von eirca 11-3 [J]”” und 
leitet auf dieselbe mittelst des Löthrohrs eine starke Oxydationsflamme in der 
Dauer von 1Y/,—3 Minuten, so dass die Probe während der erwähnten Zeit in 
starker Rothgluth erhalten wird; doch ist es zweekmässig, schon nach 1'/,; Minuten 
das Glühen zu unterbrechen, die Probe mikroskopisch zu untersuchen und, falls 
sie eine Färbung angenommen hat, auch die dichroskopische Prüfung an derselben 
vorzunehmen, weil durch länger andauerndes Glühen manche Minerale entweder 
so dunkel (bräunlich, graubraun) gefärbt werden, dass sie ihre Pellucıdität zum 
grössten Theile einbüssen und sich zur dichroskopischen Untersuchung nieht mehr 
eignen, oder bereits zum Schmelzen gelangen. 

Hat man für einige als Stufen einer Schmelzskala entsprechend gewählte 
Minerale die Dauer der Rothgluth, die ihre gleichgrossen Dünnschlifffragmente 
unter den oberwähnten Modalitäten zum Schmelzen benöthigen, bestimmt, so kann 
man durch Vergleichung der Gluthdauer den Schmelzgrad jedes anderen Minerales 
im Dünnschliffe approximativ bestimmen; nur hat man zu berücksichtigen, dass 
der Contact eines schwer schmelzbaren mit einem leicht schmelzbaren Minerale 
die Schmelzung des erstgenannten Minerals im hohen Grade fördert. Und diess 
dürfte vorzugsweise an solchen Dünnschliffen häufig zu beobachten sein, die ein 
leicht schmelzbares Glascement in reichlicherem Masse enthalten. 

Versuche in Betreff der dureh Glühen erfolgten Farbenänderung, der 
hiedurch ermöglichten Beobachtung des Dichroismus und in Betreff der Schmelz- 
barkeit habe ich bisher an folgenden Mineraldünnschliffen vorgenommen: 

a) An den farblosen Olivindurchschnitten des Nephelinpikrites von Devin 
bei Wartenberg, die durch etwa zwei Minuten andauerndes Glühen homogen dunkel 
gelb wurden uud dann einen ebenso starken Dichroismus zeigten, wie die gelb- 
braunen Amphiboldurchschnitte mancher Basalte. 


ı! 


a 


b). An den fast farblosen, sehr. schwach gelblich ‚gefärbten Olivindurch- 
schnitten von Kozäkov bei Turnau. Dieselben wurden durch Glühen im reflektirten 
Lichte ‘graugelb, stellenweise graubraun, im transmittirten. Lichte graugelb oder 
graubraun (stellenweise dunkler) und weniger pellueid. Dichroismus (dunkel grau- 
gelb oder graubraun und licht grauweiss, mit einem Stich ins Bläuliche) und Licht- 
absorption konnten ganz deutlich wahrgenommen werden. 

c) An schwach bläulichweiss gefärbten, fast farblosen Durchschnitten des 
blauen Dichroit von Orrijaerfvi in Finnland. Dieselben nahmen durch starkes 
Glühen nur eine äusserst schwache gelbliche Färbung an; allein, während vor dem 
Glühen nur ‚ein schwacher Dichroismus zu bemerken war, trat derselbe nach dem 
Glühen ziemlich stark auf, indem der Wechsel grüngelber, zeisiggrüner und viollet- 
bläulicher Farbetöne sehr schön wahrgenommen wurde. 

d) An schwach bläulichen Durchschnitten des blauen Dichroit von Boden- 
mais in Baiern.: Dieselben wurden durch Glühen im reflektirten Lichte dunkel- 
graulich blau, im durchfallenden Lichte dunkel-grau-braun-viollet und wenig pellucid, 
stellenweise impellucid. Der Dichroismus erwies sich ziemlich stark, und zwar: 
graugrüngelb und schwach smalteblau. Ausserdem ist hervorzuheben, dass eine 
vollkommene Spaltbarkeit zum Vorschein kam. 

e) An den fast farblosen Dünnschliffen des Skapolithes von Malsjö im 
Wermland, die durch Glühen eine im reflektirten Lichte aschgraue, mit einem 
Stich ins Violette versehene, im transmittirten Lichte graublaue, stellenweise einen 
Stich ins Bräunliche verrathende Färbung annahmen und kaum durchscheinend 
wurden. Dichroismus war an denselben — wie vor so auch nach dem Glühen — 
kaum bemerkbar. 

f) An den graulichweissen, fast farblosen Durchschnitten des graugrünen 
Epidots von Schwarzenstein im Zillerthale (Tirol). Dieselben, nach etwa 1'/, Minuten 
andauerndem Glühen graugelb geworden, aber noch ziemlich pellueid geblieben, 
zeichneten sich durch einen starken Dichroismus aus (Wechsel der Farbetöne: 
schwach blaugrün, smaragdgrün und schwach violettbraun), der vor dem Glühen 
bedeutend schwächer zu bemerken war. 

Nach etwa 2"/, Minuten andauerndem Glühen wurden die Epidot-Dünn- 
schliffe graugelbbraun, sehr wenig pellucid und nach etwa 3 Minuten andauerndem 
Glühen wurden. sie dunkel graubraun, impellueid und. durch Krümmungen verzerrt. 

9) An den bräunlichgrauen, mit einem Stich ins Violette versehenen Dünn- 
schliffen des (schwarzen) Augits von der Wartha a. d. Eger (einem Pinakoid 
parallel geschnitten). Durch etwa 2 Minuten andauerndes Glühen trat an den- 
selben die bräunliche Nuance stärker hervor und ein ganz deutlicher Dichroismus 
(grüngelb und violettgrau) und deutliche Unterschiede in der Absorption des 
Lichtes wurden bemerkbar, die, jedoch in weit geringerem Grade, auch schon vor 
dem Glühen nachzuweisen waren. 

h) An den fast farblosen, sehr schwach gelblich gefärbten Dünnschliffen 
des Broncit von Grauthal, die durch Glühen deutlicher gelb, an Rissen schwach 
graubraun gefärbt wurden und einen ganz deutlichen Dichroismus (grauweiss und 
licht bräunlich-grüngelb), vornehmlich an den dunkleren Stellen, zu erkennen gaben. 


4* 


or 
ID 


Die Dünnschliffprobe eines Glimmergesteins von Libschitz, welches wesent- 
lich aus Biotit, Amphibol, einem tetragonalen, mejonitähnlichen Minerale, Magnetit, 
Apatit und stellenweise aus reichlichem, braunen Glascemente besteht, wurde durch 
etwa 3 Minuten andauernde, starke Rothgluth zu einem grünlichen, blasigen, dicht 
sedrängte, farblose, rundliche Körperchen einschliessenden Glase umgewandelt, in 
welchem nur Biotit- und Amphibolfragmente deutlich zu erkennen waren. 


2. Uiber die Anwendung der Kobaltsolution zur Nachweisung der 
Thonerde und der Magnesia in eisen- (mangan-) freien Mineral- 
durchschnitten. 


Die bekannte Reaction auf Thonerde und Magnesia durch Glühen der mit 
Kobaltsolution behandelten Probe auf Kohle kann auch bei Untersuchung der farb- 
losen, eisenfreien Minerale in Dünnschliffen angewandt und zum Bestimmen der 
Minerale verwerthet werden; doch ist zu bemerken: «) dass die Dünnschliffprobe 
mit Kobaltsolution mehrmals befeuchtet und immer sehr stark geglüht werden 
muss, wenn ein halbwegs günstiges Resultat erzielt werden soll und 5) dass die 
durch Glühen mit Kobaltsolution dunkel oder gar impellueid gewordene Dünn- 
schliffprobe durch Auskochen mit Wasser oder mit stark verdünnter Salpetersäure 
ihre Pellueidität wiederum erlangen kann. 

Die durch Glühen mit Kobaltsolution an thonerdehältigen Mineralen 
bewirkte blaue Färbung tritt im reflektirten Lichte bedeutend stärker als im durch- 
fallenden Lichte auf, weil sich die Wirkung des erwähnten Reagens gewöhnlich 
nur auf einzelne Partien der Dünnschliffoberfläche des untersuchten Minerals 
erstreckt. Und je rauher die Oberfläche ist, desto deutlicher ist die erzielte Wir- 
kung. Daher dürfte es zweckmässig erscheinen, den Mineraldünnschliff vor dem 
Glühen mit Kobaltsolution (je nach der Widerstandsfähigkeit des Minerals gegen 
Säuren) entweder der Einwirkung des Fluorwasserstoffgases oder der des Chlor- 
gases auszusetzen. 

Ich habe nur an Dünnschliffen zweier Minerale Versuche vorgenommen ; 
nämlich an Dünnschliffen des Quarzandesites von Sebesvarallya in Ungarn '), die, 
mit Kobaltsolution geglüht und hierauf mit Wasser ausgekocht, die bläulich mar- 
kirten Andesindurchschnitte deutlich erkennen liessen, und an Dünnschliffen des 
Amazonites von Miask, die zuvor mit Fluorwässerstoffgas und Wasser behandelt 
worden waren. Letztgenannte Dünnschliffe, mit Kobaltsolution geglüht und hierauf 
mit verdünnter Salpetersäure ausgekocht, erschienen an vielen Stellen bläulich 
durchscheinend, doch war die blaue Färbung im reflektirten Lichte bedeutend 
stärker wahrzunehmen, 


') Durch Güte des Herrn Prof. G. von Rath erhalten. 


ee en Ar 


VI. Analytischer Gang 


zur Bestimmung der in den krystallinisch gemengten Felsarten 
vorkommenden Minerale:) auf dem neuen, chemisch-mikroskopi- 
schen Wege. 


A) Die Probe ist ein Bruchstück, Spaltungs- oder Dünnschlifffragment 
einer homogenen Mineralsubstanz. 


Ist die Probe ein Bruchstück oder Spaltungsfragment einer 
homogenen Mineralsubstanz, so nehme man dieselbe in der Grösse eines Hirse- 
korns, zerkleinere sie in mehre Partikelchen, lege diese in die Mitte der auf ein 
Objektglas aufgetragenen und durch Erwärmen harzartis gemachten (Canada-) 
Balsamschichte, bedecke die Probepartikelchen mit einem erbsen- bis bohnen- 
grossen Tropfen einer circa dreiperzentigen Kieselfluorwasserstoffsäure, beobachte 
dabei, ob ein Aufbrausen ?) erfolgt oder nicht, und lasse das Untersuchungsobjekt 
an einer vor Staub vollkommen geschützten Stelle eintrocknen (was an nicht zu 
feuchter Luft binnen 6—12 Stunden zu geschehen pflegt); darauf unterwerfe man 
die ganze eingetrocknete Partie des Untersuchungsobjektes und die Oberfläche 
etwaiger ebener Spaltungsfragmente einer genauen mikroskopischen Untersuchung 
bei 200—600 X Vergrösserung. 

Es ist einleuchtend, dass man auch mit dem kleinsten Probestäubchen ein 
genügendes Resultat erzielen kann; ‚wobei jedoch der Kieselfluorwasserstofftropfen 
entsprechend zu verkleinern ist. 

Ist die Probe ein Dünnschlifffragment, das eirca 2—4[]"® um- 
fasst, so erwärme man mässig das Objektglas und drücke die Dünnschliffprobe 
mit der Klinge eines Federmessers behutsam an, damit sie fest anhafte und damit 


!) Da nicht alle in den kryst. gemengten Felsarten vorkommenden Minerale. zur Untersuchung 
gelangten, so beschränkt sich dieser analytische Gang nur auf jene Minerale, von denen 
einzelne Varietäten wirklich untersucht wurden oder welche ihrer Beschaffenheit und den 
entwickelten Regeln gemäss das Reäactionsresultat mit srösster Wahrscheinlichkeit an- 
nehmen liessen. 

2) Entwickelung eines farblosen, geruchlosen Gases: 


54 


zwischen ihr und dem Objektglase kein Bläschen verbleibe; hierauf verfahre man 
gerade so, wie in den vorhergehenden Absätzen angedeutet wurde. 

Auch hier mag die Bemerkung erlaubt sein, dass das kleinste Partikelchen 
eines homogenen (etwa aus einem Dünnschliffe herausgeschnittenen) Mineraldurch- 
schnittes, mit Kieselfluorwasserstofisäure behandelt, vollkommen verlässliche Re- 
sultate geben muss. 

Anmerkung. Die mit * versehenen Minerale wurden mit Kieselfluor- 
wasserstoffsäure untersucht. 

4A) Die Probe ist in den zartesten Splitterchen oder in den dünnsten Durch- 
schnitten (mehr weniger) pellueid. 

Bei der Behandlung der Probe mit Kieselfluorwasserstoff- 
säure wurde 

A’) ein andauerndes Brausen bemerkt. 
Die gebildeten Kieselfluoride 
a) gehören fast ausschliesslich dem Caleium an. (Taf. I. Fig. 6.) 
Die Spaltungsrisse der Probe verrrathen 
«) ein rhomboädrisches Mineral. . . . *Caleit 
8) ein rhombisches Mineral . . . . . Aragonit 
b) gehören fast ausschliesslich dem Magnesium an. (Taf I. Fig. 12.) 
(Die Spaltungsrisse der Probe verrathen ein 
rhomboöädrisches Mineral) . . . . . *Magnesit 
c) gehören zu grossen Theilen sowol dem Caleium als dem Magne- 
sium an 
(Die Spaltungsrisse der Probe verrathen ein 
rhomboedrisches Mineral) . . . . Da Un Ka Sur ABN, SIIGIDIDEGE 
B‘) kein Brausen oe 
Die gebildeten Kieselfluoridkryställchen 
d) gehören zum grössten Theile dem Lithium, in geringer Menge 
zuweilen dem Kalium oder auch dem Natrium an. 
Schuppige, farblose oder licht gefärbte (von 
Roznau pfirsichblüthrothe) Partikelchen; zumeist dicht, 
parallel geriefte Durchschnitte . . . . . .. *Lithionglimmer 
e) gehören zum grössten Theile "dem Lithium und Eisen ') (Taf. II. 
Fig. 5., linke Hälfte), in geringer Menge zuweilen dem Kalium an. 
Schuppige, licht gefärbte Partikeln, Blätt- 
chen; zumeist dicht, parallel geriefte Durchschnitte . . *Lithion-Eisenglimmer. 
f) gehören zum grössten Theile dem Kalium (Taf. I. Fig. 1. u. 2.), 
oft zum geringeren Theile dem Natrium (Taf. I. Fig. 4.) und zuweilen in kleinen 
Mengen auch dem Calcium an. 
«) Die Mineralprobe besteht aus biegsamen 
Blättehen oder Schüppchen; die meisten Mineraldurch- 
schnitte zeigen eine dichte, parallel geradlinige oder 
wellige Riefung; die gebildeten Kieselfluoridkryställchen 


‘) Die Eisenfluoridkryställchen werden durch Einwirkung des Chlorgases dunkel gelb gefärbt. 


0 HT ee u ee rn A u 


sind klein und spärlich vertheilt (Taf. I. Fig. 5., rechte 
Hälfte) BBIE#, SSINBRDDEEN wre, San A Pre 
ß) Die Mineralprobe ist sehr vollkommen 
spaltbar; die meisten Durchschnitte zeichnen sich durch 
ene Kreuzbandstruktur oder Gitterstruktur 
aus; die Kieselfluoridkryställchen sind grösser und meist 
längs der gitterförmigen Riefen recht zahlreich angehäuft. 
Neben dem Kieselfluorkalium tritt oft etwas Kieselfluor- 
natrium auf (Taf. I. Fig. 16.) un 

y) Die Mineralprobe ist sehr Toller 
spaltbar; die meist länglichen (leistenförmigen) Durch- 
schnitte zeigen keine Riefung, wenn sie völlig homogen 
sind; bestehen aber zuweilen aus zwei Längshälften, die 
im polaris. Lichte verschiedenfärbig erscheinen. Die mit 
Einschlüssen geriefter Leistehen versehenen Durchschnitte 
liefern neben dem Kieselfluorkalium mehr weniger Kiesel- 
fluornatrium, zuweilen auch wenig Kieselfluorealeium 

d) Vollkommen spaltbare Fragmente oder 
Durehschnitte von glasigem Aussehen und rissiger Beschaf- 
fenheit; liefern neben dem Kieselfluorkalium stets ziemlich 
viel Kieselfluornatrium . 5 

e) Die Minkrallinagernenier peisen keine nn 
kommene Spaltbarkeit; die stets rundlichen (polygonalen) 
Durchschnitte sind rein oder durch schöne, kranzförmig 
gelagerte Einschlüsse ausgezeichnet (Taf. II. Fig. 2.) 


*Kaliglimmer 


*Mikroklin 


*Orthoklas 


*Sanidin 


*Leueit 


9) gehören fast ausschliesslich dem Natrium an. 


Mit Chlorgas behandelt, wird das Mineral 
«) nicht angegriffen. 
Vollkommen spaltbare Fragmente, deren 
Oberfläche nach Behandlung mit Kieselflusssäure oft eigen- 
thümliche Aetzfiguren zeigt (Taf. I. Fig. 1.); meist parallel 
geradlinig geriefte und im polaris. Lichte lamellar bunt- 
färbige Durchschnitte 


durch Fuchsinfärbung leicht erkannt werden kann. 

««) Körner; quadratische, rectanguläre, 
hexagonale und trigonale, gewöhnlich durch eine besondere 
Mikrostruktur ausgezeichnete Durchschnitte, die durch Ein- 
wirkung des Schwefeldampfes (nach Knopp) blau werden 


(Von Nosean und Sodalith dürfte leicht 
zu erkennen sein . NN. SSVMERONAWRIIRRATT c; 
BB) Fragmente kurzer hexagonaler Säul- 
chen; rectanguläre und 'hexagonale, oft durch den Um- 
rissen konkordant gelagerte Mikrolitheneinschlüsse charakte- 


; ; *Albit (Periklin) 
£) stark ee = De gelatinöse Kieselerde aus, 


Mancher 


» 


Analeim) 


Nosean 
Sodalith 


die 


56 


risirte Durchschnitte, die (nach Knopp) durch Schwefel- 
dampf nicht blau werden . . . . 2 2.2.2.2... Mancher *Nephelin 
(Elaeolith) 
Rectangulär zerklüftete, parallel stäng- 
lige oder faserige (Taf. II. Fig. 3.) Durchschnitte, die nach 
Behandlung mit Chlorgas eigenthümliche Aetzfiguren zeigen 
(Taf. IL Fig."15))' 7% v- Ahnen rag ar aa. HAElasokih 
h) gehören zum grössten Theile dem Natrium, zum geringen Theile 
dem Kalium an 
Physik. Eigenschaften der Fragm. u. Durch- 
schnitte dieselben wie sub 9) PP BB). » » » » 2... *Nephelin (Elaeolith) 
i) gehören zum grössten Theile dem Natrium an; aber neben den- 
selben kommen vereinzelte Caleiumkieselfluoridkryställchen sporadisch vor. 
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist 
«) gelatinös. Die Probe wird stark angegriffen. 
Physik. Eigensch. wie sub g) ß) &«) . . Nosean, Sodalith 
P) nicht gelatinös. Die Probe wird sehr wenig angegriffen. 
Vollkommen spaltbare, zuweilen dicht und 
zart parallel geriefte Fragmente; der Mehrzahl nach leisten- 
förmige, zumeist parallel geriefte und im polaris. Lichte 
lamellar buntfärbige Durchschnitte (Taf. I. Fig. 17.) . . *Oligoklas 
k) gehören zum grösseren Theile dem Natrium, zum geringeren, aber 
nicht bedeutend differirenden Theile dem Calcium an. 
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist 
«) nicht gelatinös. 
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen 
spaltbare, zuweilen dicht und zart parallel geriefte Frag- 
mente; der Mehrzahl nach leistenförmige, zumeist parallel 
geriefte und im polaris. Lichte lamellar buntfärbige Durch- 
schnitte . . ; Praz un REag luc Brain 
£) gelatinös. Die Probe wird sehr stark angegriffen.” 
Meist blaue Körner; quadrat., reetang., 
hexag. u. trigonale, gewöhnlich durch ein schwärzlichblaues 
oder röthliches, dichtes Gitterwerk ausgezeichnete Durch- 
schnitte . . WREeR, er ERROR 
!) gehören dem Caleium und dem Natrium an; dem Anscheine nach 
fast zu gleichen Theilen oder zum grösseren Theile dem Caleium und zum gerin- 
geren, nicht bedeutend differirenden Theile dem Natrium. 
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist 
«) nicht gelatinös. 
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen 
spaltbare, oft zart und dicht parallel geriefte Fragmente; 
grösstentheils leistenförmige, parallel, zart und dicht geriefte 
und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbige Durch- 
schnitte (Taf. L. Fig 19)" Rp ea, Voreroen 


57 


$) gelatinös. 
Physik. Eigenschaften wie sub k) ß) . . Mancher Hauyn 
m) gehören zum grössten Theile dem Calcium, zum bedeutend gerin- 
geren Theile dem Natrium, zuweilen auch in kleinen Mengen dem Magnesium 
und Eisen an. 
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist 
«) nicht gelatinös. Die Probe wird stark angegriffen. 
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen 
spaltbare Fragmente; grösstentheils leistenförmige, parallel 
geriefte und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbige 
Durchschnitte (Taf. I. Fig. 20.) . . .. . .. Mancher *Anorthit 
ß) gelatinös. Die Probe a stärk angegriffen. 
Die meist tetragonalen und rectangulären 
Durchschnitte sind farblos, gelblich oder bräunlich; die 
farblosen werden durch Glühen wenigstens am Rande und 
an den Klüften gelblich gefärbt . . . . Me Melkith 
n) gehören fast ausschliesslich dem Calcium (in ganz geringen Mengen 
zuweilen dem Natrium, Magnesium, Eisen und Mangan) an. 
Durch Einwirkime des Chlorgases wird die Probe 
«) kaum oder sehr wenig angegriffen. 
««) Schwärzliche, halbmetallisch glän- 
zende, meist graulichweiss durchscheinende, scharfkantige 
Körner, welche Titanreaktion, geben oder graulichweisse 
(gelbliche oder bräunliche) mit dunklen Ecken versehene 
Durchschnitte tesseraler Kryställcken . . . .  Perowskit 
ßß) Röthliche, bräunliche, ran 
bis schwarze Körner, die keine Titanreaktion geben; röth- 
liche oder bräunliche Durchschnitte tesseraler Kryställchen Mancher Granat 
ß) ziemlich stark angegriffen, jedoch ohne Ausscheidung gelati- 
nöser Kieselerde. 
««) Tetragonale Säulchen oder stänglige 
Partien; graulichweisse, reetanguläre und tetragonale oder 
parallel stänglige oder faserige Durchschnitte, die nach 
Behandlung mit Chlorgas eigenthümliche Aetzfiguren zeigen 
Tarp petit Uwb; 40Skapolith 
£ß) Hexagonale Säulchen; farblose oder 
mit Reihen von Staubkörnern versehene, rectanguläre und 
hexagonale Durchschnitte, die nach Behandlung mit Chlor- 
gas oder mit Kieselfluorwasserstoffsäure ausgezeichnete 
Krystall-Subindividuen (Aetzfiguren) zeigen (Taf. II. Fig. 
16—20) . 2, Tropineeil, Ionpibpedoi gb b&Apatit 
yy) gelbliche, grünliche oder bräunliche, 
kurze, monokline Täfelchen oder Säulchen, welche Titan- 
reaction geben; schwach gelblich-, grünlich- oder bräun- 


58 


lichgrau gefärbte (meist spindelförmige) Durchschnitte 
monokliner Kryställchken . . . . *Titanit 
dd) Farblose fin licht "gefärbte, wills 
kommen spaltbare, oft parallel geriefte Fragmente; meist 
parallel geradlinig geriefte und im polarisirten Lichte 
lamellar buntfärbige Leistehen . . . . .. 2. Mancher *Anorthit 
y) ziemlich stark auigefiriäien - mit Ausscheidung gelatinöser 
Kieselerde. 
««) Tetragonale Säulchen oder stänglige 
Fragmente; graulichweisse oder‘ schwach gelbliche oder 
grünliche, tetragonale und reetanguläre Durchschnitte oder 
parallel flaserige oder faserige Partien . . . .  *Mejonit 
Hierher dürfte gehören akıoktr uandihh Melilith 
PB) Fragmente farbloser oder weisser 
monokliner Kryställchen ‘oder stängliger oder faseriger 
Aggregate... 2.2... *Wollastonit 
0) aueh Gi MnBeehäionklithe RR Magnesium an (die Kieselfluoride 
werden durch Chlorgas nicht oder nur in sehr geringer Menge oranggelb gefärbt). 
«) Wenig vollkommen spaltbare, sehr harte 
Körner; meist rectanguläre oder unregelmässige, rundliche 
Durchschnitte, die, geglüht, einen ausgezeichneten Dichrois- . 
mus zeigen (Taf IL Figssiogdtindsa.. . *Dichroit 
ß) Biegsame, sehr milde en su 
weisse oder schwach gefärbte Blättchen, Schüppchen und 
schuppige Aggregate; meist flaserige Durchschnitte. .- . *Talk 
y) Vollkommen 'spaltbare, harte, schwach 
grünlich oder gelblich gefärbte Körner und parallel gerad- 
linig geriefte Durchsehnitte . . . k .. „. Mancher Enstatit 
p) gehören dem Meisiesisi; Einen And Kalium an. 
Kurze, nach der basischen Fläche ausge- 
zeichnet spaltbare, "dunkel gefärbte Säulchen und hexa- 
gonale Blättchen (Taf. I. Fig. 6.). . . 22. Mancher *Biotit 
q) gehören dem Magnesium und Hisen, zuweilen auch zum ganz gerin- 
gen Theile dem Caleium an (die dem Eisen gehörigen Kieselfluoridkryställchen werden 
durch Chlorgas oranggelb, durch Schwefelammoniumdampf schwärzlich gefärbt). 
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist 
«) gelatinös. 
Farblose, gelbliche, grünliche, bräun- 
liche, nach dem Glühen stets deutlich dichroitische, reine 
oder mit nicht geradlinigen Spaltungsklüftchen versehene 
Durchschnitte, die nach der Behandlung mit Kieselfluor- 
wasserstoffsäure oft ausgezeichnete Krystall-Subindividuen 
(Aetzfiguren) zeigen (Taf. DT. Fig. 11. und 12.) . . . .  *Olivin 
ß) nicht gelatinös; zuweilen wird die Probe gar nicht angegriffen. 
««) Harte Körner, die keine oder nur eine unvollkom- 


tr Er De 


59 


mene Spaltbarkeit verrathen; Durchschnitte tesseraler Kryställchen, an 
denen keine oder nur unvollkommene Spaltungsrisse wahrzunehmen sind. 
4 Blutrothe ‘oder dunkel ‚braune 
Körner; dunkelrothe und bräunliche Durchschnitte . .. '. *Pyrop und mancher 
Granat 
44 Dunkelgrüne, schwärzlichbraune 
und schwärzliche Körner; grünliche, grauliche oder bräun- 
liche Durchschnitte - . „suseladind 2, seisrilaiidsid ar *Pleonast (Pieotit) 
ßß) Grünliche, sehr vollkommen 
spaltbare, hexagonale Täfelchen, milde, biegsame Schüpp- 
chen oder blättrige oder schuppige Aggregate; grünliche, 
parallel geriefte oder flaserige Durchschnitte oder zart- 
sehuppige Flitterchen ..n. 27.68 MM. al riaihlatit 
yy) Sehr vollkommen oder vollkommen spaltbare, ziem- 
lich harte, grünliche, schwärzlich grüne oder grünlich. schwarze Körner; grau- 
lichweisse, licht oder dunkel grüne, zumeist sehr dicht parallel geradlinig geriefte 
oder stänglige oder faserige Durchschnitte. 
Die Kieselfluoridkryställchen werden durch das Chlorgas orang- 
gelb gefärbt | 


4 nur zum geringen Theile . . Enstatit 
44 zum grösseren Theile (Taf. I. 
ax) (Matemeiklucht.. ini Kissellası nersangofiapene, nBrongit 
444 zum grössten Theile. ... .. *Hypersthen 
r) gehören dem Caleium, Magnesium und Eisen ‚oder Calcium und 
Eisen an. 
Zarte Spaltungsfragmente oder Durchschnitte zeigen 
««) entweder vor oder nach dem Glühen einen sehr starken 
Dichroismus. 


Die aus geglühten Proben durch Chlorgas 'ausgeschiedene 
Kieselerde ist 
4 gelatinös. 
Sehr vollkommen spaltbare, harte, 
gewöhnlich graugrüne, monokline Krystalle oder stänglige 
oder körnige Aggregate; 'graulich oder  grünlich weisse, 
geradlinig parallel, aber sehr locker und zart geriefte 
Durchschnitte lets lg! r *Epidot 
44 nicht gelatinös. 
Schwarze oder schwärzlich grüne, 
monokline, kurz..oder lang säulenförmige Krystalle; grün- 
liche, grauliche, gelbliche oder bräunliche Durchschnitte, 
an denen ziemlich vollkommene Spaltungsrisse vorzu- 
kommen pflegen (Taf. I. Fig. 7.) 
An regelmässigen Querschnitten 
schneiden sich dieselben unter Winkeln von 124° 30°. . *Amphibol 


&B) keinen oder nur einen schwachen Dichroismus. 
4 Grünlichschwarze, schwarze oder 
schwarzbraune, monokline, kurz säulenförmige Krystalle; 
grünliche, gelbliche, bräunliche oder grauliche Durch- 
schnitte, deren Spaltungsrisse oft ziemlich geradlinig sind. 
An regelmässigen Querschnitten schneiden sich dieselben 
unter Winkeln von 87° 6 .. een. *Augit (Pyroxen) 
44 Diektafelifirmige,; ‚ dunkelgraue, 
bräunliche oder schwärzliche, nach einer Richtung voll- 
kommen spaltbare und an den vollkommensten Spaltungs- 
flächen gestreifte oder gefaserte Körner; nach einer oder 
nach zwei Richtungen parallel und scharf geradlinig, aber 
locker geriefte Durchschnitte (Taf. II. Fig. 8) . . . . *Diallag 
s) fehlen gänzlich oder sind nur äusserst spärlich vorhanden 
«) Schwach gefärbte oder farblose Durch- 
schnitte, die, durch Fluorwasserstoffgas verändert, in 
Schwefelsäure aufbrausen . . . .. . Reine Thonerdesilikate, 
wie *Chiastolith (Taf. I. Fig: 13.), Disthen, Andalusit etc. 
die sich zuweilen durch Aetzfiguren unterscheiden lassen dürften. 
ß) Dunkelrothe Hexagone, unregelmässige, 
am Rande gewöhnlich zerfetzte Partien und Flitterchen (in 


Dinnshifen)ynH Fi. 2 ran en Re area 
y) Braune oder gelbbraune, meist erdige 
Partien (in Dünnschlifen) . . . . ..  Limonit 


B) Die Probe ist in den närkanion 'Splitterchen oder in den dünnsten 
Durchschnitten 
4‘) Schwarz, impellucid. 
«) Wird durch Glühen zerstört (zuweilen mit Hinterlassung eines 
röthlichen Rückstandes). Dieselbe ist 


aa)"Amorph . .an.inn „I dee gs „Anthracitgi Kelle 
ß8) Schuppig . . Graphit 
ß) Wird durch Glühen acht wetändert 
oder nur am Rande bräunlich oder röthlich gefärbt . . Magnetit 


B‘) Schwärzlichbraun, schwach durchscheinend. 
a) Verräth durch Spaltungsrisse eine rhom- 
bo@drische Spaltbarkeit und, mit einem Tropfen Schwefel- 
säure erwärmt, färbt Letztere am Rande blau (nach Sand- 
berger) . „2. vu air. wibo.. Sormeı9# Titaneisen 
b) Ist tesseral und gibt Chromreaktion . . Chromit 


te ee ee 


ar nr u ch 


61 


B) Die Probe ist ein Fragment oder eine Dünnschliffpartie einer 
krystall. gemengten Felsart. 


Ist die Probe eine krystall. gemengte Felsart, aus welcher jedes der ein- 
zelnen, zu untersuchenden Minerale in Form des allerwinzigsten, aber vollkommen 
homogenen Partikelchen mit Hilfe einer starken Loupe herausgelöst werden kann, 
oder ist dieselbe ein Dünnschliff, aus dessen Durchschnitten sich das kleinste, 
homogene Theilchen eines jeden Minerales herausschneiden lässt, so ist in beiden 
Fällen die separate Untersuchung jedes einzelnen Minerales zum Nachweise seiner 
substanziellen Beschaffenheit als der sicherste Weg anzuempfehlen; nur ist die 
Erfüllung sämmtlicher Bedingungen eines untrüglichen Resultates, namentlich die 
Reinheit der angewandten Kieselfluorwasserstoffsäure, des Canadabalsams und der 
Schutz gegen Staubtheilchen, um so sorgfältiger zu beachten, je kleiner das 
Probepartikelchen ist. 

Besteht die in Form eines Dünnschliffes zur Untersuchung vorliegende 
Gesteinsprobe nur aus solchen Mineralen, deren jedes andere Metalle (oder ein 
anderes Metall) enthält, so ist gewöhnlich eine Scheidung und separate Unter- 
suchung der einzelnen Minerale nicht nöthig, sondern die gemeinsame Behandlung 
derselben mit Kieselfluorwasserstoffsäure pflegt zu vollkommen entsprechenden 
Resultaten zu führen z. B. Wird eine Basaltvarietät, die aus Augit oder Amphi- 
bol, Magnetit und Nephelin oder aus Augit und Amphibol, Magnetit und Glas- 
substanz (Magma) besteht, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, so liefert sie 
ausser den (aus dem augitischen Gemengtheile stammenden) Kieselfluoriden des 
Calcium, Magnesium und Eisen im ersten Falle stets Kieselfluoridkryställchen des 
Natrium, in geringerer Menge zuweilen auch des Kalium, während im letzteren 
Falle das mehr weniger reichliche Vorkommen oder etwa das gänzliche Fehlen 
der Kieselfluoride der Alkalien (und die Widerstandsfähigkeit gegen das Chlorgas) 
die chemische Beschaffenheit der Glassubstanz (Magma) zur Genüge charakterisirt. 
Wird eine Porphyrvarietät, die ausser Quarz und dem monoklinen Feldspathe nur 
noch einen triklinen Feldspath enthält, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, 
so kann aus dem Mengenverhältnisse der Kieselfluoridkryställchen des Calcium 
und Natrium auf die chemische Beschaffenheit des triklinen Feldspathes ein 
ziemlich sicherer Schluss gezogen werden. 

Derartige Fälle, in denen eine gemeinsame Behandlung mehrer Minerale 
mit Kieselfluorwasserstoffsäure die chemische Natur derselben erkennen lässt, 
kommen dem mikroskopirenden Petrologen bei Untersuchung der Gesteinsdünn- 
schliffe nicht selten vor; aber weit häufiger liegt es in der Hand des Forschers, 
solche Fälle vorzubereiten. 

In den Dünnschliffen der meisten Gesteine kommen stellenweise Partien 
vor, die zum Nachweise der chemischen Zusammensetzung ihrer Mineralgemeng- 
theile die gemeinsame Behandlung mit Kieselfluorwasserstofisäure gestatten. Und 
solche Partien — mögen sie noch so klein sein — können aus dem Dünnschliffe 
herausgeschnitten und zur Untersuchung verwendet werden. 

Wurde die Dünnschliffprobe eines krystall. gemengten Gesteins, in dessen 
Mineralen ein und dasselbe oder mehre gleiche Metallelemente vorkommen, mit 


62 


Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, ‘so bietet die Gesammtheit ‘der gebildeten 
Kieselfluoridkryställchen in allen Fällen das Analogon einer partiellen chemischen 
Bauschanalyse dar. 

Allein in den meisten Fällen wird durch die Behandlung der Probe mit 
Kieselfluorwasserstoffsäure mehr erzielt, als eine Bauschanalyse dem Petrologen 
zu bieten vermag, indem bei gewissen Vorsichtsmassregeln — namentlich wenn 
der Kieselflusssäuretropfen sich nur äusserst wenig über den Rand‘ des Dünn- 
schlitfes ausgebreitet hat und wenn derselbe bei horizontaler Lage des Objekt- 
glases und bei völliger Ruhe eingetrocknet ist — die aus verschiedenen Mineralen 
gebildeten Kieselfluoridkryställchen sich nicht regellos vermischen, sondern zum 
grössten Theile an der Oberfläche jener Minerale zur Ausbildung gelangen, denen 
ihre Metalle entstammen. In solchen Fällen hat man daher gesonderte Bilder 
partieller chemischen Analysen der einzelnen Mineralgemengtheile vor sich. 


VII. Bemerkungen 


über die Bedeutung der erläuterten Methoden für die bestimmende 
Mineralogie und für die analytische Chemie. 


Auf Grund der vielen analytischen Versuche, die ich nach den erläuterten 
Methoden an vielen und mannigfachen (circa 100 Mineralspecies entnommenen) 
Proben vornahm, glaube ich die Hoffnung aussprechen zu dürfen, dass meine Ele- 
mente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse nicht 
nur der Petrologie, sondern im Allgemeinen der bestimmenden Mineralogie, zum 
Theile auch der analytischen Chemie manche, nicht unwichtige Vortheile bieten 
werden und dass sie werth sind, weiter und mehrseitig (durch Anwendung anderer 
flüchtigen Agentien !)) entwickelt und vervollkommnet zu werden. 

Abgesehen von dem grossen Zeitaufwande und den vielen Erfordernissen — 
dem geeigneten Arbeitslokale, den nöthigen Geräthschaften und zahlreichen Reagen- 
tien — welche die auf gewöhnliche Weise an den Mineralen vorzunehmenden, 
chemisch-analytischen Versuche stellen, kommt der Mineralog — wie auch der 
Petrolog — zuweilen in die Lage, über ein oder wenige kleine Probekörnchen zu 
verfügen und nach einem oder mehren misslungenen Versuchen oder negativen 
Prüfungsresultaten seine Untersuchung wegen Mangel an Materiale einstellen zu 
müssen. Und in einem solchen Falle kann ihm auch der beste Chemiker nicht 
helfen, ausser dass die Anwendung des Spectroskopes irgend ein Resultat zu er- 
zielen gestattet. 

Unsere Universalmethode dagegen (und zuweilen auch jene Methode, welche 
sich auf die Anwendung des Fluorwasserstoffgases gründet), an das kleinste Probe- 
stückehen angewandt, bietet eine sichere Analysis der — freien oder in Monoxyden, 
ihren mannigfachen Salzen, in Hyperoxyden und den analogen Schwefel-, Selen-, 
Tellur-, Arsen- und Antimon-Verbindungen vorkommenden — metallischen  Ele- 
mente; was mit Beihilfe der physikalischen Eigenschaften für die Bestimmung der 
Mineralprobe ausreichend zu sein pflegt. Hiezu bedarf unsere Methode keines 


!) Vor allem dürften mit den der Kieselfluorwasserstoffsäure analogen Säuren, nämlich mit 
der Borfluor- und Titanfluorwasserstoffsäure angestellte Versuche günstige Resultate ver- 
sprechen, 


64 


eigenen Arbeitslokales, keiner zahlreichen Geräthschaften und Reagentien, sondern — 
ausser dem Canadabalsam, dem Objektglase und einer Spirituslampe — nur eines 
mit etwa dreiperzentiger, vollkommen reiner Kieselfluorwasserstoffsäure gefüllten 
Kautschukfläschehens und eines in einem Kautschukröhrchen aufzubewahrenden 
Kautschukstiels. Und der gesammte, zu einer Mineraluntersuchung nöthige Zeit- 
aufwand mag — ohne Berücksichtigung der zum Eintrocknen des Säuretropfens 
erforderlichen Zeit — in den meisten Fällen 5—10 Minuten betragen, 


Wiewol ich bereits mehr als 100 Mineralspecies mittelst Kieselfluorwasser- 
stoffsäure untersucht habe, so halte ich diess nur für einen kleinen Bruch- 
theil von der noch zu leistenden Vorarbeit, um einen praktischen und vollkommen 
verlässlichen Schlüssel zur Bestimmung sämmtlicher Minerale nach den erwähnten 
Methoden entwerfen zu können; hoffe jedoch, das vorgesteckte Ziel in wenigen 
Monaten erreicht zu haben. Hier beschränke ich mich nur auf einige vorläufige 
Bemerkungen, welche die Grundlagen des projektirten Schlüssels zum Bestimmen 
der Mineralsubstanzen andeuten und für viele Fälle ausreichende Rathschläge ent- 
halten dürften. 

a) Die bisher bekannten Kieselfluoride sind — ausser den in petrologisch 
wichtigen Mineralen vorkommenden und auf Seite 17—22 namhaft gemachten — 
noch folgende: 

Das Kieselfluorammonium (Taf. I. Fig. 1. o, r) (|NH?] 38 F*) soll 
dimorph sein (Marignac. Ann. chem. phys. [3] LX—301 und Jahresb. über Fortschr. 
d. Chem. 1860 [pro 1859] pag. 107 und 1861 [pro 1860] pag. 98). 

Aus reinen Lösungen krystallisirt es nach Marignac in tesseralen Combi- 
nationen des Octaöders mit.dem Hexaöder; aus Lösungen dagegen, die reich sind 
an Fluorwasserstoffgas oder Fluorammonium, in den Combinationen des hexago- 
nalen Systems: »P.P.OP, »P.P.2P.OP. Nach Marignaec’s Angabe ist 
PR: P=43936428R:2? =1277 Bin 0R: Z=e136) 204102: 2 PH 39 Durch 
Umkrystallisiren werden die hexagonalen Kryställchen tesseral. 

Aus mit überschüssigem Fluorammonium versetzten Lösungen soll das 
Kieselfluorammonium auch in doppeltbrechenden, quadratischen Combinations- 
gestalten (oP.OP, selten «P»), welche manchmal würfelförmig erscheinen, kry- 
stallisiren (Jahresb. über Fortschr. d. Chemie 1860 [pro 1859] pag. 107). 

Ich erhielt das Kieselfluorammonium (bei überschüssiger Kieselfluorwasser- 
stoffsäure) stets in grossen, scharfkantigen, tesseralen Formen («0% .0), die von 
denen des Kieselfluorkalium nicht zu unterscheiden waren, ausser dass man die 
an unvollkommen ausgebildeten Krystallen des Kieselfluorammonium beobachtete, 
ungewöhnlich schöne Schalenstruktur und die treppenförmige Beschaffenheit der 
Flächen als besondere Merkmale aufstellen dürfte. 

Da die Ammoniaksalze durch ihre Flüchtigkeit beim Glühen von den Kali- 
salzen leicht zu unterscheiden und zu trennen sind, so ist die Isomorphie ihrer 
Kieselfluoride bei Untersuchung der Mineralsubstanzen nicht störend. Hat man 
z. B. eine Ackerkrumme auf Kali zu prüfen, so glüht man die Probe aus, bevor 
man dieselbe mit Kieselfluorwasserstoffsäure oder mit Fluorwasserstoffgas behandelt. 


65 


Das Kieselfluorsilber (Ag? &F°-+-4H?°O) krystallisirt in ziemlich 
flachen Pyramiden des tetragonalen Systems, die an der Luft zerfliesslich sind 
(Marignac. Comptes rendus XLVI—854 und Jahresb. über d. Fortschr. d. Chemie 
v. Kopp u. Will 1859 [für 1858] pag. 145 und 1860 [f. 1859] pag. 107). 

Das Siliciumquecksilberfluorür (Ag? & F®-+-2H*O), durch Auf- 
lösen des kohlensauren Quecksilberoxydes in Kieselflusssäure und Abdampfen der 
Lösung dargestellt, erscheint in wasserhellen prismatischen Krystallen. 

Das Siliciumquecksilberfluorid (Hg Si F®--6H°O) krystallisirt 
in wasserhellen, treppenförmig geordneten, an der Luft zerfliesslichen Rhomboedern 
und entsteht, wenn die Lösung des Quecksilberoxydes in Kieselflusssäure so weit 
concentrirt wird, dass sich Krystalle der oben angedeuteten Verbindung auszu- 
scheiden beginnen und dann wenn dieselbe bei 15° nicht übersteigender Temperatur 
sich. selbst überlassen bleibt. (Gmelin’s Handb. d. Chemie pag. 865). 

Das Kieselfluorblei: Pb &F%--4AH?O krystallisirt nach Marignac 
(Ann. Min. [5] XV. 221 u. Jahresb. über Fortschr. d. Chemie 1860 pag. 107) in 
Formen des monoklinen Systems, und zwar in den Combinationen: OP. «»P, 
0P.xP.»P2. of». — P.P.2Po. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist 
ler 640404, Pr or2— 1031.30, 2 RW IR 2 PH 023% 
Oegekes=. 91030, OP: P= 13002970277 2 312 Ama Orr AP 
128°6 Die Krystalle sind parallel OP leicht und parallel «P» weniger leicht 
spaltbar. 

Das Kieselfluorblei Pb & F®—-2H?O ist nach Marignac (wie oben) 
ebenfalls monoklin und erscheint gewöhnlich in der Form »P.OP, selten mit 
»P» oder Po. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist “PP: w»P= 71° 48‘, 
(EIER INSTANT  oP JEIHO RI Poor— 190 55% 

Die (für 400X Vergrösserung) grossen, schönen, scharfkantigen und eben- 
flächigen Kryställchen des Kieselfluorbleies, die ich aus dem Bleiglanze von Pribram 
mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure erhielt, hatten die Formen: &P.OP, »P.OP. 
of, »P.xPo.mP.mPo. Die Säulchen und Nadeln waren radial aggregirt 
und verriethen grosse Aehnlichkeit mit den Aggregatformen der Kieselfluoride des 
Caleium und Strontium. 

Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, wurden sie in wenigen 
Sekunden in ein Gewirr zarter Nädelchen (Anglesit?) umgewandelt und durch 
Schwefelwasserstoffgas wurden sie bald graulich gefärbt. 

Das Kieselfluorkupfer (Cu &F®+6H?0) krystallisirt nach Marignae 
(Ann. Min. [5] XV— 221) in Formen des hemiödrisch hexagonalen Systems, ge- 
wöhnlich in der Combinationsgestalt &P2.R; R: R= 125° 30°. Wenn das Kiesel- 
fluorkupfer bei 50°T krystallisirt, so erscheint es als Cu Si F® +-4H?O in Formen 
des monoklinen Systems. 

Die aus Chalkosin, Bornit und Tetraödrit mittelst Kieselfluorwasserstoff- 
säure dargestellten, spärlichen, fast farblosen, im reflektirten Lichte bläu- 
lichgrünlichen oder grünlichbläulichen. Kryställchen des Kieseltluor- 
kupfers waren gewöhnlich unvollkommen ausgebildet und stets an Kanten und 
Ecken geflossen. Nach Einwirkung des Chlorgases erschienen sie auch im 


durchfallenden Lichte bläulichgrün, 
5 


66 


Das Kieselfluornickel (M Si F# + 6H°O), durch Auflösen des Ni CO3 
in A? Si F% dargestellt, krystallisirt nach Marignae (Ann. Min. [5] XV—262; 
Jahresb. über Fortschr. der Chemie v. Kopp u. Will 1560 pag. 103 und Gmelin’s 
Handb. d. Ch. p. 571) in Formen des hemiödrisch hexagonalen Systems und zwar 
in erünlichen Rhomboödern und hexagonalen Säulchen; ist im Wasser leicht löslich. 
R: R= 127° 34, —2R:— 2R= 97° 10°, R:»R = 116° 13%, oR:— 2R=13193%, 
OR: R= 149° 14‘, OR:— 2R = 130°0'. Sp. Gew. = 2'109 (Topso6). 

Die aus Ullmanit und kohlensaurem Nickeloxydul dargestellten Kryställchen 
des Kieselfluornickels waren bei 400X Vergrösserung ziemlich gross, entweder 
säulenförmig, nadelförmig oder einem mit der basischen Fläche kombinirten 
Rhomboöder ähnlich; ausserdem scharfkantig, ebenflächig, im durchfallenden Lichte 
fast farblos, im reflektirten Lichte graugrün und gewöhnlich von einer 
dunkelgrauen, körnigen, im reflektirten Lichte grünlichgelben und zartkörnigen 
Substanz umhüllt. 

Durch Einwirkung des Chlorgases erhielten sie eine mehr weniger grüne, 
stellenweise fast smaragdgrüne Färbung. Und mit mässig verdünnter Schwefel- 
säure behandelt, wurden sie in wenigen Sekunden in ein dichtes Netzwerk zarter, 
langer, graulicher Nadeln umgewandelt. Im reflektirten Lichte erschien letzt- 
genanntes Netzwerk licht graublaugrün. 

Das Kieselfluorkobalt (Co &F°+6H?O), durch Auflösen des kohlen- 
sauren Kobaltoxydul in Kieselflusssäure dargestellt, erscheint (nach Berzelius) in 
blassrothen Rhomboödern und sechsseitigen Säulchen, die im Wasser leicht löslich 
sind. Nach Grailich (Kryst.-opt. Unters. Wien u. Olmütz 1858. 75) ist R: R 
(Polk.) = 126°59, R: »P2 = 116°50%. Die Krystalle sind undeutlich spaltbar 
parallel ©P2. Das spez. Gew. = 2'067 (Tepsoö) (Gmelin’s Handbuch der Chemie 
pag. 516). 

Aus Kobaltin mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellt, erschien das 
Kieselfluorkobalt in (für 400X Vergrösserung) grossen, scharfkantigen und eben- 
flächigen Krystallen, welche mit den Kieselfluoridkrystallen des Nickels und Eisens 
isomorph zu sein schienen. Während die kleinen Krystalle fast farblos waren, 
verriethen die grösseren eine deutliche, rein bläuliche oder schwach violette 
Färbung. 

Durch Einwirkung des Chlorgases wurden die Kieselfluoridkrystalle des 
Kobalts zum Theile schwach violettbraun gefärbt, zum Theile in eine violettrothe 
Flüssigkeit aufgelöst. Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, verloren 
sie allmälig ihre bläuliche Färbung, wurden schwach rosenroth gefärbt und vom 
Rande aus in zarte Körnchen aufgelöst. 

Das Kieselfluorcadmium (Cd S& F® + 6H?O) krystallisirt nach Ma- 
rignac (Compt. rend. XLVI—854 u. Jahresber. ü. Fortschr. d. Chemie 1859 [145] 
und 1860 [107]) in lang säulenförmigen, wasserhellen Gestalten des hemiedrisch 
hexagonalen Systems, die im Wasser sehr leicht löslich sind. 

Das Kieselfluorzink (aA &F°+6H°O) krystallisirt nach Marignae 
(Ann. Min. [5] XV—221 und Jahresber. über Fortschr. der Chemie v. Kopp und 
Will 1860 pag. 108) in hemiedrisch hexagonalen Formen, gewöhnlich in der Combi- 


67 


nationsgestalt 2. R oder eP2.R.OR und ist parallel ©P2 deutlich spaltbar. 
R: R= 127° 16. Spez. Gew. = 2'104. Im Wasser leicht löslich. 

Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, wurden die von mir aus 
der Zinkblende mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellten Kryställchen des 
Kieselduorzinkes sehr langsam verändert. 

Das Kieselfluorzinn erscheint in langen Säulchen, die im Wasser 
sehr leicht löslich sind und beim Abdampfen in Oxyd und Kieselerde zerfallen, 
(Gmelin’s Handbuch der Chemie pag. 153.) 

Das Kieselfluormolybdän, aus Molybdänit mittelst Kieselfluorwasser- 
stoffsäure dargestellt, erschien in (für 400%X Vergrösserung) grossen, scharfkanti- 
gen, ebenflächigen, farblosen Krystallen, welche mit den Combinationsgestalten von 
R.OR und R.«P2 die meiste Aehnlichkeit verriethen. Und zarte Blättchen des 
Molybdänglanzes wurden nach der Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure schön 
graulichblau durchscheinend. 

Das Fluorsilicium-Platinfluorid ähnelt einem gelbbraunen Gummi 
(Gmelin’s Handb. d. Chem. pag. 1186). 


Aus dem Vorangehenden ist ersichtlich, dass die Kieselfluoride des Kupfers, 
des Kobalts, des Zinkes, des Nickels und des Mangans isomorph sind (denn 
die Polkanten ihrer Grundrhomboeder weisen die Werthe auf: 125° 30%, 126° 59%, 
127° 16°, 127034‘ und 128°20°%) und im sehr ähnlichen, mit Ausnahme des 
Kupferkieselfluorides sämmtlich scharfkantigen und ebenflächigen Combinations- 
gestalten (zumeist eP2.R und R.OR) zum Vorschein kommen. Und da diesen 
Kieselfluoriden noch die des Eisens, des Cadmium, der Magnesia und möglicher- 
weise mehrer anderen Metalle anzuschliessen sind, so ist wol ziemlich gross die 
Reihe jener Metalle, welche in solchen Kieselfluoridkrystallen auftreten, die nach 
Formentypen kaum zu unterscheiden sein werden. 

Allein, wie es gelang, die isomorphen Kieselfluoride des Calcium und 
Strontium und die des Eisens, Mangans und der Magnesia auf eine sehr einfache 
Weise von einander zu unterscheiden, so wird es hoffentlich auch gelingen, für 
sämmtliche Kieselfluoridmetalle der hemiödrisch hexagonalen Krystallreihe einfache 
und zweckmässige Reaktionen ausfindig zu machen. 

Von den wenigen und rasch ausgeführten Beobachtungen und Versuchen, 
die ich in letztgenannter Hinsicht vornahm, erlaube ich mir Folgende zu erwähnen: 
«) Alle genannten, hemiödrisch hexagonalen Kieselfluoridmetalle waren im durch- 
fallenden Lichte fast farblos, wenn sie in kleinen Mengen zum Vorschein kamen; 
erschienen sie dagegen in grösserer Menge oder in grösseren Krystallen (aus 
den durch Kieselflusssäure leichter zerlegbaren Mineralen) ausgeschieden, so trat 
an den Kieselfluoridkrystallen des Kobalts eine deutliche, schwach violettblaue oder 
violettrothe, an denen des Nickels eine graue, mit einem Stich ins Bräunliche 
versehene und an denen des Kupfers eine graue, mit einem starken Stich ins 
Bläulichgrüne versehene Färbung auf, während an den Kieselfluoridkrystallen der 


übrigen Metalle ausser graulichen Nuancen keine Färbung wahrzunehmen war. — 
H* 


68 


£) Im reflektirten Lichte erschienen von den Krystallen der sub «) erwähnten Kiesel- 
fluoridmetalle die des Kupfers bläulichgrün, die des Nickels grünlichgrau, die des 
Kobalts bläulichgrau. — 7) Durch Einwirkung des Chlorgases wurden die Kiesel- 
fluoridkrystalle des Kupfers blaugrün, die des Nickels smaragdgrün oder dunkel- 
graugrün, die des Kobalts violettbraun und die des Eisens oranggelb, bei Gegen- 
wart von Kobalt und Nickel eitrongelb oder grüngelb gefärbt. Die Kieselfluorid- 
krystalle des Mangans erhielten einen Stich ins Rosenrothe, während die des 


Zinkes und der Magnesia farblos blieben oder graulichweiss wurden. — 6) Durch 
Schwefelsäure wurden die Kieselfluoride der meisten Metalle allmählig aufgelöst, 
wobei das Kobaltkieselfluorid eine violettrothe Flüssigkeit gab. — Schliesslich 


wurde Schwefelwasserstoff- und Schwefelammoniumgas angewandt; aber die Re- 
sultate waren nicht entscheidend genug, so dass eine Wiederholung der Versuche 
nöthig erschien. 

Da das Kieselfluorblei in monoklinen und das Kieselfluorsilber in tetra- 
gonalen Krystallformen erscheint, so ist die Unterscheidung der Kieselfluoride 
beider Metalle unter einander und von den hemiödrisch hexagonalen Kieselfluoriden 
der obgenannten Metalle nach Formentypen möglich. Ausserdem verräth sich das 
Bleikieselfluorid dadurch, dass es, mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, 
binnen wenigen Sekunden in ein Gewirr zarter Nädelchen (Anglesit?) umgewan- 
delt wird. 

b) Durch die Behandlung der Minerale mit Kieselfluorwasserstoffsäure und 
durch die Beobachtung und eventuell weitere Untersuchung der gebildeten Kiesel- 
fluoridkrystalle wird man zur Kenntniss der electropositiven Elemente der Mine- 
rale geleitet; daher scheint für die bestimmende Mineralogie (im Allgemeinen) 
eine — der für die petrologisch wichtigen Minerale angedeuteten Eintheilung 
analoge — Gliederung des Mineralreiches in Hauptgruppen nach den electro- 
positiven Bestandtheilen empfehlenswerth zu sein. 

ec) Es gibt nur wenige Minerale, welche — wie Baryt, Coelestin, Quarz — 
durch dreiperzentige Kieselfluorwasserstoffsäure gar nicht angegriffen werden; da- 
gegen werden durch dieselbe solche Minerale zerlegt, von denen man es kaum 
erwartet hätte; wie z. B. Turmalin, Spinell in Dünnschliffen, Sphalerit, Pyrit in 
Fragmenten. 

d) Die Sesquioxyde des Aluminium, des Eisens und, wie es scheint, auch 
anderer Metalle werden wol durch die Kieselflusssäure in Kieselfluoride umgewan- 
delt; aber diese scheinen insgesammt in Krystallen nicht darstellbar zu sein. 
Diess dürfte dem Mineralogen, wie dem Chemiker, die Möglichkeit bieten, die 
kleinste Menge eines Oxydulsalzes, z. B. des Eisenoxydul, welches sich in luft- 
beständige Kieselfluoridkrystalle leicht umwandelt, in einem (in Säuren löslichen 
oder unlöslichen) (Eisen-) Oxydsalze nachzuweisen. 

e) Die Menge der unter gleichen Verhältnissen gebildeten Kieselfluorid- 
krystalle und der aus Silikaten ausgeschiedenen Kieselerde liefert ein vortreffliches 
Mittel, die Widerstandsfähigkeit des geprüften Minerales gegen Kieselfluorwasser- 
stofisäure zu beurtheilen und für die Mineralbestimmung zu verwerthen. 

Die sub a) und e) erwähnten Reactionen im Verein mit den 


69 


physikalischen Eigenschaften des Probestückchens dürften in 
den meisten Fällen zur Bestimmung des Minerals genügen. 

f) Ist die Probe ein im Wasser lösliches einfaches Salz, so können nach 
dessen Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure und nach dem Eintrocknen der 
Probe neben den Kieselfluoridkryställchen des electropositiven Bestandtheils auch 
die Krystallformen des ursprünglichen oder nur durch die Menge des etwa auf- 
genommenen Krystallwassers veränderten Salzes zum Vorschein kommen. So z. B. 
hat man grössere Körnchen von Kochsalz, Chilisalpeter, Glaubersalz, Borax etc. 
mit Kieselfluorwasserstoffsäure (jede Probe separat) behandelt, so erhält man 
neben den, in jeder der genannten Proben auftretenden, hexagonalen Kieselfluorid- 
säulchen des Natrium in der ersten Probe Würfelchen des Chlornatrium, in der 
zweiten Rhomboeder des salpetersauren Natron, in der dritten monokline Nadeln 
des Glaubersalzes, in der vierten Probe die durch ihren Formentypus erkennbaren 
Boraxkryställchen ete. Hat man Kieserit mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, 
so erhält man neben den Kieselfluoridkryställchen des Magnesium auch Epso- 
mitnadeln. 

9) Ist die Probe ein im Wasser lösliches, zusammengesetztes Salz, so 
treten neben den Kieselfluoridkryställchen der einzelnen Metalle auch die ein- 
fachen Salze der Mineralprobe in ihren ursprünglichen oder nur durch Aufnahme 
von Krystallwasser veränderten Krystallformen auf. So habe ich z. B. nach der 
Behandlung des Polyhalit mit Kieselfluorwasserstoffsäure neben den Kieselfluorid- 
krystallen des Kalium, Magnesium und Caleium — strahlige Aggregate schöner 
Gypskryställchen auf den ersten Blick wahrgenommen. 

h) Ist die Mineralprobe ein Carbonat, so ist bei dessen Behandlung mit 
Kieselfluorwasserstoffsäure in den meisten Fällen ein mehr weniger starkes Auf- 
brausen zu bemerken, wodurch sich der electronegative Bestandtheil, nämlich das 
farb- und geruchlose Kohlensäuregas, zur Genüge verräth. 

Ein mehr weniger starkes Aufbrausen bei der Behandlung mit Kieselfluor- 
wasserstoffsäure wurde an Potasche, Soda, Caleit, Magnesit, Dolomit, Dialogit, 
Vitherit, Strontianit, Cerussit und Azurit beobachtet; dagegen konnte an Siderit, 
Mesitin und Smithsonit keine Gasentwickelung bemerkt werden, wiewol nach dem 
Eintrocknen des Kieselflusssäuretropfens auch aus den letztgenannten Carbonaten 
die Bildung von (minder zahlreichen) Kieselfluoridkrystallen erfolgte. 

In den sub f), 9) und Ah) erläuterten Fällen bietet unsere 
Methode eine vollständige chemische Analyse der Mineralsub- 
stanz dar. 

i) Sämmtliche Minerale aus den Klassen der Glanze, Kiese und Blenden 
(und von den Metallen gediegen Silber), die ich bisher mit Kieselflusssäure unter- 
sucht habe, wurden mehr weniger stark angegriffen und gaben eine ihrer Angreif- 
barkeit entsprechende Menge von Kieselfluoridkrystallen. Die schönsten und 
grössten Krystalle wurden aus den eisen-, kobalt-, nickel- und bleihältigen Mine- 
ralen, die spärlichsten aus den kupferhältigen Mineralen (Chalkosin, Bornit, Tetra- 
ödrit) gewonnen. Eine Ausnahme bildeten auch die Pyritfragmente, welche nur 
kleine und minder zahlreiche Kieselfluoridkryställchen des Eisens gaben. 

k) Ist Probematerial in hinreichender Menge vorhanden und will man zur 


70 


Vervollständigung der Mineralanalyse auch die eleetronegativen Bestandtheile nach- 
weisen, so kann diess mit den gewöhnlichen Reagentien entweder auf einem Uhr- 
gläschen (zum Nachweise des Cl, Br, J, SO®, P?O°, B?O®), oder im Glasröhrchen 
(zum Nachweise des F, $S, Se, Te), oder auf Kohle (zum Nachweise des N?O>, 
As?O°, Sb?O°, As, Sb), oder in der Phosphorsalzperle (zum Nachweise der &O?, 
TiO°?, Mo0°, WO?) geschehen. 

/) Handelt es sich darum, in einem Silikate (z. B. Amphibol, Wollastonit) 
nur Alkalien (wenn sie auch in den allerkleinsten Mengen vorkommen) nachzu- 
weisen oder ihre Abwesenheit zu konstatiren, dann behandle man die Silikatprobe 
(in kleinen Körnchen) mit Fluorwasserstoffgas, extrahire die Kieselfluoride der 
Alkalien durch mässiges Kochen derselben im Wasser auf einem Platindeckel und 
übertrage das bei mässiger Temperatur zu einem Tropfen eingeengte Decoct auf 
die Harzschichte (aus dem Canadabalsam) eines Objektglases. 

Dabei ist jedoch zu bemerken, dass in manchen Fällen auch Kieselfiuoride 
anderer Metalle, welche in der Probe enthalten sind, zum Vorschein kommen 
können. So habe ich aus kieselsäurereicheren und kalkhältigen Silikaten (z. B. 
Oligoklas) stets kleinere Mengen des Calciumkieselfluorides erhalten; dagegen 
waren bei analoger Behandlung des Anorthit und Wollastonit keine Nadeln des 
Caleiumkieselfluorides zu finden. Und die träge Entwickelung grosser Gasblasen 
bei Behandlung des durch HF veränderten Anorthit und Wollastonit war ein 
Beweis, dass sich in letzteren Mineralen nur ein einfaches Caleiumfluorid gebildet 
hat. Allein durch Behandlung der Chondrodit-, Olivin- und Rhodonitproben mit 
Fluorwasserstoffgas und hierauf mit einem kalten Wassertropfen wurden lang 
säulenförmige Kieselfluoridkrystalle des Magnesium (des Eisens) und des Mangans 
zum Vorschein gebracht. 


Einleitung . RE uhr 


I. Universalmethode zur chemisch- 
mikroskopischen Bestimmung der 
Metalle petrologisch wichtiger Mi- 
nerale mittelst Kieselfluorwasser- 

STORSATUIREN 


Prinzip der Methode . 

Ausführung der Methode - 

Mikroskopische Unt ein eneeR 
male der Kieselfluoridformen der in 
petrologisch wichtigen Mineralen 
vorkommenden Metalle 

Kieselfluorkalium 

Kieselfluornatrium . ua 

Kieselfluorlithium . » «= =» =... 

Kieselfluorcaleium . ». » . - 

Kieselfluorstrontium 

Kieselfluorbaryum . - » 


Kieselfluormagnesium. =» » 2 2 2. - 
Kieselfluoreisen -. - » 2.» 
Kieselfluormangan . . .- ir: 


Unterscheidung der Kieselfluoridfor Men En 
Calcium und Strontium mittelst Schwefel- 
säure (und überhaupt Controllreaction für 
die Gegenwart des Calcium) . . Be 

Unterscheidung der Kieselfioriäfarmen des 
Magnesium, Eisens und Mangans . 

a) Durch Chlorgas 
b) Durch Shwefelammonium 

Vollendung des Präparates zum Zwecke seiner 
Aufbewahrung . « 

Bemerkungen über die Untersuchung 
einiger der petrologisch wichtigsten 
Mineralgruppen nach der erwähnten 
Methode nn 


13 
13 


„m 


CH CH CET 
Anm 


[7 


Untersuchung der Feldspathgruppe . .- 

Unterscheidung des Apatit vom Nephelin 

Unterscheidung der Minerale: Enstatit, Bron- 
eit, Hypersthen und. Diallag 

Unterscheidung der Amphibol- und Biotitdünn- 
schlife . : o 

Unterscheidung des nondEunkee, 2 113% 
thion-Eisenglimmers und des gewöhnlichen 
Kaliglimmers oder Muscovits 


II. Anwendung des Fluorwasser- 
stoffgases zum Nachweise von Al- 
kali-Metallen in Silikaten, nament- 
lieh in jenen, die durch Kieselfluor- 
wasserstoffsäure wenig angegriffen 

werden: ME NUTHRIERTE 


Prinzip der Methode = us lau merne 
Ausführung der Methode . 
Bemerkungen über die erntne Als 
Fluorwasserstoffgases zur Reinigung 
trüber Dünnschliffe, zur Hervor- 
rufung minder deutlicher Mineral- 
conturen, der inneren Mineralstrue- 
tur und zum Nachweise farbloser 
Einschlüsse in farblosen Mineralen 


III. Anwendung des Chlorgases zum 
Nachweise der Widerstandsfähigkeit 
der Minerale gegen Säuren, der ge- 
latinösen Beschaffenheit der aus 
manchen Silikaten der Dünnschliffe 
ausgeschiedenen Kieselerde und zum 
Nachweise der Alkalien, alkalischen 
Erden und des Eisenoxyduls . 


Entwickelung des Chlorgases und, Behandlung 
der Proben mit demselben . 


10) 
1 


35 


35 


72 
Seite 
Prüfung der Widerstandsfähigkeit eines Mine- 
rals gegen Säuren . . - I 


Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit der 
an der Oberfläche eines Silikates ausge- 
schiedenen Kieselerde . . . . e . 38 

Darstellung und Beobachtung der Käusk Ein- 
wirkung des Chlorgases gebildeten Chloride 39 

Zweckmässige Anwendung der Streng’schen 
Methode zur Nachweisung des Apatits in 
Dünnschliffen und zwar nach der Behand- 
lung der Letzteren mit Chlorgas . . . . 40 


IV. Uiber die Darstellung und Be- 
obachtung der Aetzfiguren, über ihre 
Bedeutung zur Bestimmung der Mi- 
nerale in Dünnschliffen . . . 41 
1. Aetzfiguren an Apatitdünnschliffen, 
dargestellt 


a) durch Einwirkung des Chlorgases. . 42 
b) durch Einwirkung der Kieselfluor- 
wasserstoffsäure . . . 43 


2. Aetzfiguren an Olivindünnschliffen, 
dargestellt 
a) durch Kieselfluorwasserstoffsäure . . 43 
b) durch Chlorgas . . 44 
3. Aetzfiguren an Dichroitdünnschlif- 
fen, dargestellt durch Kieseltluorwasser- 
SIOBBAUEB use et orpreihie Mn eerten AR 
4. Aetzfiguren an Chiastolithdünn- 
schliffen, dargestellt durch Kieselfluor- 
wasserstofisäure . . 44 
5. Aetzfizuren an Honsralken, ren 
eit-, Diallag-, Augit- und Amphibol- 
Dünnschliffen oder Spaltungsfrag- 
menten, dargestellt durch Kieselfluor- 
wasserstoflsäure . . 45 
6. Aetzfiguren an Lithtoneisenelimmer 
von Zinnwald, dargestellt durch Fluor- 
wasserstoffgas und nachheriges Auskochen 
mit Wasser . . . 46 
7. Aetzfiguren an Dünnschliffen des 
Skapolith von Malsjö in Wermland 46 


ARANAÄNAn AN NN NN ” 


8. Aetzfiguren an Dünnschliffen des 
Elaeolithes von Laurwig in Norwe- 
gen, dnrch Chlorgas dargestellt 

9. Aetzfiguren an Dünnschliffen des 
Leueites von Vesuv s 

10. Aetzfiguren an Dünnsehliffen oder 
Spaltungsfragmenten der Feldspäthe 


V. Bemerkungen über die Anwen- 

dung einiger älteren Methoden zur 

Bestimmung der Minerale in Dünn- 
schliffen, und zwar: 


1. Uiber die Anwendung des Probe- 
Glühens zur Unterscheidung der 
eisen- (und mangan-) hältigen von 
den eisen- (und mangan-) freien Mi- 
neralen, zum Nachweise des Diehrois- 
mus an Ersteren, wenn sie farblose 
Dünnschliffe liefern, und zur appro- 
ximativen Bestimmung des Schmelz- 
srades der Minerale in Dünnsechliffen 

2. Uiber die Anwendung der Kobalt- 
solution zur Nachweisung der Thon- 
erde und der Magnesia in eisen- 
(mangan-) freien Mineraldurch- 
schnitten. . . - MEAMME irn 


VI. Analytischer Gang zur Bestim- 
mung derin den krystall. gemengten 
Felsarten vorkommenden Minerale 
auf dem neuen, chemisch -mikro- 
skopischen Wege . 
A) Die Probe ist ein Bruchstück, Spal- 
tungs- oder Dünnschlifffragment 
einer homogenen Mineralsubstanz . 
B) Die Probe ist ein Fragment oder 
eine Dünnschliffpartie einer kry- 
stall. gemengten Felsart . . . 


V1I. Bemerkungen über die Bedeu- 

tung der erläuterten Methoden für 

die bestimmende Mineralogie und 
für die analytische Chemie 


Seite 


49 


53 


53 


63 


ABBILDUNGEN 


Partien mikroskopischer Präparate, 


darstellend 


a) Kieselfluorid-Krystalltypen der in den petrologisch wichtigsten Mineralen 
vorkommenden Metalle, und 


b) charakteristische Veränderungen, die an der Oberfläche von Dünnschliffen 
oder Spaltblättchen der petrologisch wichtigsten Minerale entweder durch Kiesel- 
fluorwasserstoffsäure oder durch Fluorwasserstoffgas oder durch Chlorgas bewirkt 
werden. 


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Erklärungen zur Tafel I. 


Fig. 1. Kieselfluorkalium, bei 400% Vergrösserung beobachtet und dar- 
gestellt: «, z aus dem Präparate des Hrn. Prof. Stolba (durch Umkrystallisiren auf 
dem Objektglase); &, u, v, oe (0. «0», 0.0") aus dem Wasserdekokt eines 
durch Fluorwasserstoffgas veränderten, dunkelgrünen Biotit. o, z sind durch Um- 
krystallisiren des Kieselfluorammonium dargestellte Kryställchen. 

Fig. 2. Kieselfluorkalium, bei 400% Verer. beobachtet und aus dem 
Wasserdekokt des durch Fluorwasserstoffgas veränderten Amazonit von Miask 
dargestellt. 

Fig. 3. Kieselfluorlithium, bei 200%X Vergr. beobachtet und aus dem 
Präparate des Herrn Prof. Stolba durch Umkıystallisiren auf dem Objektglase 
dargestellt. 

Fig. 4. Kieselfluornatrium (»P.P, »P.OP), bei 400% Vergrösserung 
beobachtet und aus dem Wasserdekokt des durch Fluorwasserstoffgas veränderten 
Albit von Zell (in Zillerthal) dargestellt. 

Fig. 5. Kieselfluorcaleium (»P.OP, zuweilen oP.OP. «Po» etc.), bei 
150% Vergr. beobachtet. Präparat des Hrn. Prof. Stolba. 

Fig. 6. Kieselfluorcalcium, bei 200X Vergr. beobachtet und aus heisser 
Solution des vorerwähnten Präparates auf dem Objektglase dargestellt. 

Fig. 7. Kurze, durch stumpfe Pyramiden geschlossene, hexagonale Säulchen 
des Kieselfluornatrium und schmale, ästige oder spindelähnliche Formen des 
Kieselfluorcalecium, bei 200%X Vergr. beobachtet und durch Umkrystallisiren 
eines Gemisches von zwei Gewichtstheilen Kieselfluornatrium und eines Ge- 
wichtstheiles Kieselfluorcaleium dargestellt. 

Fig. 8. Längliche, durch Pyramiden geschlossene, hexagonale Säulchen des 
Kieselfluornatrium und dicke, ästige oder spindelähnliche Formen des Kiesel- 
fluor caleium, bei 200X Vergr. beobachtet und durch Umkrystallisiren eines Ge- 
misches von einem Gewichtstheile Kieselfluornatrium und zwei Gewichtstheilen 
Kieselfluorealeium dargestellt. 

Fig. 9. Kieselfluorstrontium, bei 200X Vergr. beobachtet und aus dem 
Präparate des Hrn. Prof. Stolba durch Umktystallisiren auf dem Objektglase 
dargestellt. 


Fig. 10. Kieselfluormagnesium (zumeist R, R.OR), bei 600% Vergr. 
beobachtet und aus Chondrodit — durch dessen succesive Behandlung mit Fluor- 
wasserstoffgas und Kieselfluorwasserstoffsäure — dargestellt. 


Fig. 11. Kieselfluormagnesium (zumeist “P2.R, R, z. Th. unvoll- 
ständig ausgebildet), bei 400% Vergr. beobachtet und aus Humit — durch dessen 
Behandlung mit Kieselfiuorwasserstoffsäure — dargestellt. 


Fig. 12. Kieselfluormagnesium (zumeist unvollständig ausgebildete und 
regelmässig aggregirte Krystallgestalten), bei 400% Vergr. beobachtet und durch 
Behandlung des Magnesit mit Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellt. 


Fig. 13. Seltene, aus einigen kalkreichen Silikaten (Corsit, Tankit) durch 
successive Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und heisser Kieselfluorwasserstoffsäure 
dargestellte und bei 400% Vergr. beobachtete Krystallgestalten, von denen noch 
nachzuweisen ist, welchem Metalle sie angehören (die pyramidalen, zum Theile 
nach einer Mittelkante verzogenen Krystallgestalten, sowie die rhomboidale Gestalt, 
gehören am wahrscheinlichsten dem Caleium an). 


Fig. 14. Winzig kleine, kurze Nädelchen des Kieselfluorbaryum und 
strauchartige, jedoch äusserst zarte, nur wie durch Anhauchen hervorgebrachte 
Gestalten des Kieselfluorcaleium (letztere Gestalten sind in der Figur zu stark 
ausgeprägt), bei 400%X Vergr. beobachtet und aus einem kalkhältigen Witherit — 
durch dessen Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure — dargestellt. 


Fig. 15. Kieselfiuoreisen (zumeist «P2.R), bei 400X Vergr. beobachtet 
und aus dem Kieselfluoreisenpräparate durch Umkrystallisiren auf dem Objektglase 
dargestellt. 


Fig. 16. Eine Dünnschliffipartie des Amazonit von Miask, der mit 
einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen !) bedeckt und nach dem Eintrocknen des 
Tropfens bei 400%X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind Würfelchen des 
Kieselfluorkalium und die Gitterstruktur des Amazonit. 


Fig. 17. Eine Dünnschliffpartie des Oligoklas von Ytterby, der mit einem 
Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens 
bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind winzig kleine, sechsseitige 
Täfelehen des Kieselfiuornatrium und drei spindelähnliche Gestalten des Kiesel- 
fluorealeium. 


Fig. 18. Eine Dünnschliffpartie des farbenspielenden, wahrscheinlich einem 
kalkreichen Andesin nahe stehenden Labradorit von Ojamo in Finnland, 
der mit einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen 
des Tropfens bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind kurze, hexagonale, 
gewöhnlich von einer Luftblase umschlossene Säulchen des Kieselfluornatrium und 
spindelförmige, tafelförmig rhomboidale und dornenähnliche Gebilde des Kiesel- 
fluorcaleium. 


) Für sämmtliche hier erwähnte Proben wurde eine circa 3'/, percentige Kieselflusssäure 
verwendet. 


Tab.1l. 


77 


Fig. 19. Eine Dünnschliffpartie des aus dem Gabbro von Wolpersdorf 
stammenden Labradorit, der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und 
nach dem Eintrocknen des Tropfens bei 400%X Vergr. beobachtet wurde. Be- 
merkbar sind dieselben Krystallgestalten wie in Fig. 18.; allein die spindelförmigen 
Gebilde des Kieselfluorcaleium sind zahlreicher. 

Fig. 20. Eine Dünnschliffpartie des Anorthit aus dem Corsit von Cor- 
sika, der mit einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt- und nach dem Ein- 
trocknen des Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind die- 
selben Krystallgestalten wie in Fig. 18. und 19.; allein die des Kieselfluorcaleium 
sind am zahlreichsten und die des Kieselfluornatrium am spärlichsten. 


Erklärungen zur Tafel LI. 


Fig. 1. Ein Spaltungsfragment des Albit von Dauphine, der mit einem 
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei 
400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind kurze, hexagonale Säulchen des 
Kieselfluornatrium und keilförmige, zuweilen in Reihen angeordnete Aetzfiguren. 

Fig. 2. Eine Dünnschlifipartie des Leucit vom Vesuv, der mit einem 
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei 
400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind sehr zahlreiche Würfelchen des 
Kieselfluorkalium, zwei Hexagone des Kieselfluornatrium und ein dünnes Stäbchen 
des Kieseltluorcaleium, ausserdem die polygonal angeätzte und zerklüftete Ober- 
fläche des Dünnschliftes. 

Fig. 3. Eine Dünnschliffpartie des Elaeolith von Laurwig in Norwegen, 
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des 
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind hexagonale Kry- 
ställchen des Kieselfluornatrium, ein (in der Mitte des Bildes befindliches) Würfel- 
chen des Kieselfluorkalium und die kohärente, nur durch gröbere Risse zertheilte 
Schichte der ausgeschiedenen Kieselerde, durch welche die parallel zart faserige 
Textur des Elaeolith mit seinen queren Spaltungssprüngen hindurchschimmert. 

Fig. 4. Eine Dünnschliffpartie des Skapolith von Malsjö im Wermland, 
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des 
Tropfens bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind spindelförmige Kry- 
stallformen des Kieselfluorcaleium, hexagonale, oft von einer Luftblase umschlossene 
Täfelchen des Kieselfiuornatrium, parallele Spaltungsklüfte und die zwischen den 
Letzteren befindlichen furchenähnlichen Aetzfiguren. 

Fig. 5. Linke Hälfte. Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald, der 
mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens 
bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind zahlreiche, einer sehr stumpfen 
sechsseitigen Pyramide ähnliche Kryställchen des Kieselfluorlithium, ein in der 
Mitte des Bildes befindlicher Krystall des Kieselfluoreisens, spärliche Würfelchen 
des Kieselfluorkalium und ein einsames, spindelförmiges Krystallgebilde des Kiesel- 
fluorealeium. — Rechte Hälfte. Kaliglimmer von Grönland, der auf gleiche 
Art, wie der vorige Glimmer behandelt wurde, weist ausser zwei hexagonalen 
Säulchen des Kieselfluornatrium und zwei Kryställchen des Kieselfluoreisens nur 
Kryställchen des Kieselfluorkalium auf. 

Fig. 6. Ein dunkelgrüner Biotit, der auf analoge Weise wie die vor- 


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senannten Glimmer behandelt und bei 400%X Vergr. beobachtet wurde, zeigt 
grössere Krystalle und schmale Säulchen des Kieselfluormagnesium und Kiesel- 
fluoreisens, nebstdem kleine Würfelchen des Kieselfluorkalium. 

Fig. 7. Eine Dünnschlifipartie des Amphibol von Lukov (unweit Mille- 
schau), der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen 
des Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind grössere Kry- 
stalle und schmale Säulchen des Kieselfluormagnesium, Kieselfluoreisens, zwei 
spindelförmige Krystallgebilde des Kieselfluorealeium, ein Würfelchen des Kiesel- 
Huorkalium, ein Hexagon des Kieselfluornatrium und parallele, schmale, furchen- 
ähnliche Aetzfiguren. 

Fig. $. Eine Dünnschliffpartie des Diallag aus dem Gabbro von Wolpers- 
dorf, der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des 
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind zahlreiche spindel- 
förmige Krystallgebilde des Kieselfluorcaleium, grössere Kryställchen des Kiesel- 
fluormagnesium, des Kieselfluoreisens und nach drei Richtungen verlaufende Systeme 
paralleler Spaltungsklüftchen. 

Fig. 9. Fragmente des Bronzit von Graubat in Steiermark, die mit einem 
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei 
400%. Vergr. beobachtet wurden. Bemerkbar sind grosse Krystalle des Kieselfluor- 
magnesium, des Kieselfluoreisens und die parallel faserige Textur der Bronzit- 
fragmente. 

Fig. 10. Eine Dünnschliffpartie des Dichroit von Orrijärfvi in Finnland, 
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des 
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind grössere Krystalle 
des Kieselfluormagnesium und unregelmässig gelagerte, furchenähnliche Aetzfiguren. 

Fig. 11. Dünnschliffpartie eines Olivinkornes von Kozakov, auf gleiche 
Art behandelt, wie sub Fig. 11. angedeutet wird, jedoch in allen Theilen bei 
400% Vergr. gezeichnet. 

Fig. 12. Eine Dünnschliffpartie des Olivin von Kozakov (bei Turnau), der 
mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und bei 200—800X Vergr. beobachtet 
wurde. Bemerkbar sind die bei 200%X Vergr. gezeichneten Kieselfluoridkrystalle 
des Magnesium und des Eisens, die hervortretenden, pyramidalen, sämmtlich 
parallelen Krystallsubindividuen, welche 600—800%X vergrössert erscheinen, und 
die rhombischen Aetzfiguren der ganzen Dünnschliffoberfläche. 

Fig. 13. Die Mittelpartie eines zur Hauptachse fast senkrecht geschliffenen 
Chiastolithkrystalls, mit Kieselflusssäure behandelt und bei 200—400X Vergr. 
beobachtet. Ausser dem rhombisch umgränzten Centralkerne, dem dunkelgrauen 
Kreuze und den federfahneähnlichen, den Seitenkanten des Prisma parallelen Ver- 
zweigungen der kohligen Substanz bemerkt man nur kleine farblose Partien der 
unveränderten Chiastolithmasse, während der grösste Theil der Dünnschliffober- 
fläche eine flaserige oder zarte, wellig faserige Beschaffenheit aufweist, die an 
einigen Randstellen in wirr gelagerte Aggregate paralleler Leistehen übergeht. 

Fig. 14. Aetzfiguren am Lithioneisenglimmer von Zinnwald, durch 
Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und nachheriges Auskochen mit Wasser 
hervorgebracht und bei 400% Vergr. gezeichnet. 


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Fig. 15. Eine Dünnschlifipartie des Elaeolith von Laurwig in Norwegen, 
mit Chlorgas behandelt und bei 400X Vergr. beobachtet. Bemerkbar sind Würfel- 
chen des Chlornatrium, welche in den (von der Dünnschlifioberfläche nicht ent- 
fernten) Uiberresten der gelatinös ausgeschiedenen Kieselerde stecken, dann säulen- 
förmige oder lang furchenähnliche, der Hauptachse des Krystalls parallele Aetz- 
figuren und zwei starke, quer zur Hauptachse verlaufende Spaltungsklüfte. 

Fig. 16. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Schlackenwald, der parallel 
zur Basis geschliffen, mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem 
Eintrocknen des Tropfens bei 600%X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind 
strahlige Aggregate säulchen- und nadelförmiger Kryställchen, sowie unförmliche, 
trübe, zuweilen eine schiefwinklige Spaltbarkeit verrathende Partien des Kiesel- 
fluorcaleium und ausgezeichnete, hexagonale Subindividuen (P.OP) des Apatit, 
welche zuweilen eine schöne Schalenstruktur aufweisen und zur Hauptachse des 
Krystalls wenig geneigt oder parallel sind. Nach mehrmaligem Auskochen mit 
Wasser, wodurch das Caleiumkieseltluorid entfernt wird, treten die subindividuellen 
Kryställchen des Apatit am deutlichsten hervor. 

Fig. 17. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Zinnwald; parallel zur 
Prismenfläche geschliffen, etwa 20 Sekunden im Königswasser gekocht und bei 
600%. Vergr. beobachtet. Bemerkbar sind kurz oder länglich rhombische Aetz- 
figuren und vereinzelte, hervortretende Seitenecken der subindividuellen Pyramiden- 
kryställchen. j 

Fig. 18. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Schlackenwald, der parallel 
zur Basis geschliffen, mit Chlorgas behandelt, mit Canadabalsam bedeckt, 
mit dem Deckgläschen versehen und bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar 
sind kurze, dunkle oder mikrolithenähnliche Nädelchen, die sich in horizontaler 
Projektion zumeist unter Winkeln von nahezu 60° kreuzen und wahrscheinlich als 
mit länglichen, anhaftenden Luftbläschen versehene Kantenüberreste der subindivi- 
duellen Kryställchen der obersten Lage zu deuten sind. Unter denselben sieht 
man matte Seitenumrisse der subindividuellen Pyramiden-Kryställchen der zunächst 
tieferen Lage. 

Fig. 19. und 20. Dünschliffipartien des Apatit von Schlackenwald, parallel 
zur Basis geschliffen, mit Chlorgas behandelt, nicht mit Canadabalsam, 
sondern direkt mit dem Deckgläschen bedeckt und bei 600%X Vergr. beobachtet. 
Beide Bilder illustriren den Aufbau des Apatitkrystalls aus kleinen, an einander 
dicht gedrängten, ineinandergreifenden und zur Hauptachse nahezu parallelen 
hexagonalen Pyramiden-Kryställchen (F, P.OP). An jenen Stellen der Apatit- 
dünnschliffe, welche keine Schalenstruktur aufweisen, sind die subindividuellen 
Kryställchen gross und durch Vorwalten der basischen Fläche dick tafelartig 
(Fig. 19); in engen Schalenzonen dagegen sind sie klein und zumeist in Pyrami- 
denspitzen auslaufend. Und die Grenzlinien der Schalenzonen bestehen aus ziemlich 
geradlinig und dicht aneinander gereihten, meist äusserst kleinen Pyramidenkry- 
ställchen, wie in den zwei dunkleren Krystall-Reihen (Grenzlinien der Schalen- 
zonen) der Fig. 20. angedeutet ist. 


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