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in 2011 with funding from
Biodiversity Heritage Library
http://www.archive.org/details/archivfrdienat3187484prag
ARCHIV
für die naturwissenschaftliche
LANDESDURCHFORSCHUNG
von
herausgegeben von den
BEIDEN COMITES FÜR DIE LANDESDURCHFORSCHUNG
unter der Redaction
von
PROF. Dr. €. KORISTKA und PROF. Dr. J. KREJCI
mit Beiträgen von
E. Boricky, L. Celakovsky, B. Hellich, C. Korisika, G. Laube, F. V. Rosicky und
R. v. Sterneck.
Dritter Band.
Mit 7 lithogr. Tafeln, 1 Karve und zahlreichen Holzschnitten.,
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Commissions-Verlag von Franz Rivnäß,
1984.
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Inhalt des dritten Bandes des Archives.
I. Topographische Abtheilung.
Verzeichniss der in den Jahren 1877—1879 vom k.k. mil.-geogr. Institut trigono-
metrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof. Dr. Karl R.
Koristka und Major R. Doublebsky von Sterneck mit 1 Karte.
U. Geologische Abtheilung.
I. Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr.
Em. Boficky mit 2 chromolith. Tafeln.
I. Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr.
Em. Boficky mit 2 chromolith. Tafeln.
III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav
Laube mit mehreren Holzschnitten und einer Profiltafel.
III. Botanische Abtheilung.
Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (II. Theil.
Schluss.)
IV. Zoologische Abtheilung.
I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky mit 24 Holzschnitten.
DI. Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich mit 70 Holzschnitten.
V. Chemisch-petrologische Abtheilung.
Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von
Prof. Dr. Boricky mit 3 Hulzschnitten und 2 lith. Tafeln.
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vom k. k. militär.-geographischen Institut
trıgonometrisch bestimmten
HÖHEN VON BÖHMEN
herausgegeben von
Dr. Carl R. v. Kofistka und R. Daublebsky v. Sterneck
Professor an der k. k. deutschen technischen k. k. Major im militär.-geographischen Institute
Hochschule in Prag. in Wien.
Mit 1 Karte.
(Archiv der naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. III. Band. I. Abtheilung.)
—
PRAG.
Commissions-Verlag bei Franz Rivnä‘.
1884.
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VORWORE
Nachdem sowohl die Vegetationsverhältnisse, als auch die Culturarbeiten,
und endlich eine ganze Reihe von technischen Untersuchungen von der Höhenlage
des Bodens und von der Form des Terrains abhängen, so werden auch in neuerer
Zeit Höhenmessungen und Nivellements, welche zu dieser Erkenntniss führen, immer
zahlreicher und in immer grösserer Ausdehnung ausgeführt, und da es sich in vielen
Fällen um eine Vergleichung oder eine Verbindung dieser Messungen handelt, so er-
scheint auch die Reduction derselben auf einen gemeinschaftlichen Horizont, als welcher
sewöhnlich der Meereshorizont gewählt wird, wünschenswert. Da man durch die directe
Messung nur den relativen Höhenunterschied zweier Punkte erhält, und da in Böhmen,
soweit vom Meere entfernt, eine directe Messung der Seehöhe eines Punktes nicht
möglich ist, so ist es für Jene, die sich mit solchen Messungen beschäftigen, gewiss
sehr nützlich, wenn in jeder Gegend des Landes einige Punkte bekannt sind, deren
Lage genau bestimmt ist, so dass sie aufgefunden werden können, und deren Höhe
über dem Meerespiegel (die absolute Höhe oder die Seehöhe) so genau angegeben ist,
als es die jetzigen Hilfsmittel und Methoden der Messung gestatten.
Es ist klar, dass sich zu diesem Zwecke am besten die Triangulirungspunkte
der Landesvermessung eignen, nemlich die Eckpunkte des grossen Dreiecksnetzes, auf
welches die Detailvermessung des Landes basirt ist, da diese Punkte durch grosse
Signalsteine auf die Dauer festgelegt, oder durch Kirchthürme oder andere hervor-
ragende Baulichkeiten bezeichnet sind.
Für diese Punkte ist nicht nur die Seehöhe sv genau als möglich angegeben,
sondern man kennt auch ihre horizontale Lage auf der Erdoberfläche sehr genau,
indem diese Lage durch ihre geographische Länge und Breite, oder durch ihre beiden
Coordinaten im Längenmaasse bezogen auf einen bestimmten Meridian bekannt ist, so
dass man aus diesen Coordinaten die Entferungen zweier solcher Punkte sofort be-
rechnen, und mit Hilfe dieser bekannten Distanz eine Menge anderer nützlicher Auf-
gaben auflösen kann.
Die Kenntniss dieser Punkte ist daher sehr wichtig, und es ist zu wundern,
dass dieselben zur allgemeinen Benützung nicht schon lange veröffentlicht wurden.
Ich habe mich dieser Punkte bei meinen Messungen in Böhmen und Mähren schon
seit mehr als 30 Jahren bedient, indem mir von Seite des k. k. milit. geographischen
Institutes gestattet wurde, hievon Abschrift zu nehmen. Doch muss bemerkt werden,
*
dass die Höhenangaben dieser Punkte auf einer in den dreissiger Jahren dieses Jahr-
hundertes ausgeführten Triangulirung beruhten, zu welcher Zeit auf Höhenbestim-
mungen nur ein nebensächlicher Werth gelegt wurde, daher sie auch nicht jene Ge-
nauigkeit besassen, welche gegenwärtig verlangt wird.
Die im J. 1861 vom k. preuss. General-Lieutenant Dr. J. J. Bayer angeregte
„Mitteleuropäische Gradmessung“, welcher nach und nach fast alle europäischen
Staaten beitraten, stellte so hohe Anforderungen an die Beobachtungs- und an die
Rechnungsmethoden, dass die Benützung der älteren Triangulirung sich als unmöglich
herausstellte, und dass in allen Staaten, so auch in Österreich eine Revision derselben
oder meistens eine Neu-Messung der Triangulirungspunkte stattfinden musste.
In Böhmen wurden zu diesem Behufe in den Jahren 1862—1867 zuerst 40 Grad-
messungspunkte, dann in den Jahren 1877—78 durch Hauptmann (gegenw. Major) von
Sterneck 270 Punkte mit der grössten Sorgfalt neu bestimmt, auf welche gestützt dann
von den Mappirungs-Unterdirectoren die Höhen der weiteren Triangulirungspunkte ge-
messen und berechnet wurden.
Mir schien es nun an der Zeit, dass diese neuen zuverlässigen Messungen im
Interesse der Topographie und zur Benützung bei technischen oder Landeseulturarbeiten
allgemein zugänglich gemacht würden. Ich wendete mich daher an den gegenwärtigen
Director des k. k. milit. geographischen Institutes Herrn k. k. Generalmajor Joseph
Freiherın Wanka von Lenzenheim, um eine Abschrift und Veröffentlichung der See-
höhen der in Böhmen befindlichen Triangulirungspunkte zu gestatten, und an meinen
geehrten Freund und ehemaligen Schüler Herrn Major Robert Daublebsky von Sterneck,
Leiter der Sternwarte und der astronomischen Arbeiten desselben Institutes, um eine
Revision und Controlle bei dieser Arbeit zu übernehmen. Herr General Baron Wanka
gab in freundlichster Weise die Erlaubniss und Herr Major von Sterneck übernahm
ebenso bereitwillig die Controlle und Revision, und so gelangte ich in den Besitz des
werthvollen Materiales, welches in den nachfolgenden Blättern veröffentlicht ist. Be-
züglich der Genauigkeit der Arbeit, der Differenzen gegen die Bestimmungen des
Katasters u. s. w. spricht sich Herr Major von Sterneck in der nachfolgenden Ein-
leitung ausführlicher aus.
Mir erübriget nur noch einige Bemerkungen zu machen über die Anordnung
des Ganzen, sowie über die von meiner Seite ausgeführte Revision der Schreibart
der Namen und der topographischen Bezeichnung. Es ist gebräuchlich, jedem der
Triangulirungspunkte einen Namen zu geben, da hiebei eine Verwechslung weniger
leicht stattfinden kann als bei einer blossen Nummer. Unter diesem Namen ist der
Punkt in allen Protokollen eingetragen, nur unter diesem Namen kann man seine
Coordinaten, wenn man sie benöthigen sollte, wieder auffinden. Diese Punkte sind
nun alphabetisch für jedes Land geordnet, und das nachfolgende Verzeichniss enthält
eben die Triangulirungspunkte von Böhmen. Allein schon eine flüchtige Durchsicht
zeigt, dass viele dieser Punkte, und zwar nicht blos die mit böhmischen sondern
mitunter auch solche mit deutschen Namen unrichtig geschrieben oder benannt sind.
Diese Irrthümer rühren von der ersten Triangulirung des Katasters aus den dreissiger
Jahren her, und liegt ihre Ursache darin, dass man in jener Zeit auf die richtige
Schreibung der Ortsnamen überhaupt einen geringeren Werth legte als gegenwärtig,
dass der Triangulator oft der Landessprache nicht mächtig war und einen ihm richtig
gesagten Namen in unrichtiger Schreibung notirte, oder dass auch mitunter von dem
ortskundigen Begleiter dem Triangulator ein falscher Name angegeben wurde. Nun
befindet sich der Punkt unter dieser Benennung in allen Protokollen der grossen
Österr. Vermessung, und es ist, ohne eine totale Revision derselben für alle Länder,
nicht möglich diese Benennung zu ändern. Daher habe auch ich aus Opportunitäts-
sründen, um nemlich die Benützung der Punkte und der dazu gehörenden Daten in
den Vermessungsoperaten zu ermöglichen, die angenommene Schreibweise derselben bei-
behalten, jedoch habe ich bei allen Punkten, wo dies nothwendig war, die richtige
Schreibweise hinzugefügt. Bei der neuen Mappirung von Böhmen ist auf die so
wichtige richtige Schreibung der Ortsnamen schon ein grösseres Gewicht gelegt,
trotzdem sind auch hier manche Unrichtigkeiten unterlaufen.
Damit aber auch solche, welche den Punkt nur mit seinem richtigen oder
nur nach seinem böhmischen Namen kennen, denselben in dem Verzeichnisse finden,
habe ich am Schlusse noch ein besonderes alphabetisch geordnetes Verzeichniss der
im Hauptverzeichnisse abweichend oder blos in deutscher Sprache geschriebenen
Punkte hinzugefügt; z. B. ist zu suchen „Bucklicher Berg“ unter „Buglata B.“ (offenbar
Missverständniss des deutschen Gebirgsdialektes „Buklater“ anstatt „Bucklicher“), oder
„Vodärni hräzka“ ist zu suchen unter „Wodrany hrasko“ u. s. w.
Zur näheren Auffindung des Punktes dienen die 2., 3. und 4. Colonne des
Hauptverzeichnisses. Die 2. und 3. Colonne enthält die ehemaligen Kreise Böhmens
vor dem Jahre 1848, und das Territorium, eigentlich die Domäne oder Herrschaft,
auf welcher sich der Punkt befand. Die 4. Colonne enthält eine römische und eine
arabische Zahl, welche beide Zahlen sich auf die diesem Verzeichnisse beigegebene
Quadratnetzkarte beziehen, deren jedes Netz eine alte österreichische Quadratmeile
enthält, so dass die Lage des Punktes bis auf eine Quadratmeile genau fixirt ist. Die 5.
Colonne enthält die Seehöhe des natürlichen Bodens des betreftenden Punktes. Die 6. .
Colonne enthält die nähere topographische Beschreibung desselben. Auch diese Co-
lonne wurde einer sorgfältigen Revision unterzogen und die Schreibweise sowie die
Orientirung vielfach rectificirt und richtig gestellt. Bei dieser Revision, welche eine
sehr lange Zeit in Auspruch nahm, hat mich der Assistent am deutschen Polytechnikum,
Herr Josef Lhota auf das eifrigste unterstützt.
Trotz der sorgfältigen Revision sind in dem Haupt-Verzeichnisse noch einige
Irrthümer übrig, sowie einige Lücken unausgefüllt geblieben, welche am Schlusse
dieser Publication unter der Bezeichnung Ergänzungen und Berichtigungen beseitiget
worden sind.
Prag im Februar 1884.
Koristka.
EINLEITUNG.
Die in dem nachfolgenden Verzeichnisse enthaltenen Höhen-Coten resultiren
aus den für die neue Landes-Aufnahme in den Jahren 1877—79 ausgeführten neuen
Höhenbestimmungen.
Als Grundlage für dieselben dienten die Höhen der 40 Gradmessungspunkte
in Böhmen, deren Höhenunterschiede durch sehr sorgfältige gleichzeitige Zenith-
Distanzbeobachtungen mit Anwendung von Heliotropenlicht in den Jahren 1864—67
ermittelt wurden.
Von diesen Ausgangspunkten habe ich in den Jahren 1577 und 75 etwa 270
Punkte (im Verzeichnisse mit einem Sternchen * bezeichnet) ebenfalls durch Zenith-
distanzbeobachtungen neu bestimmt, und diese letzteren dienten der Mappirung als
Grundlage für die Höhenbestimmungen.
Es wurden nemlich von diesen Punkten durch die Mappirungs-Unterdirektoren
mit einem Universal-Instrumente auf jeder Quadratmeile durch Zenithdistanzmessungen
die Höhen von 3 bis 4 Punkten bestimmt, und von diesen die für die Terraindarstellung
nothwendigen Höhen von S—900 Punkten per Quadratmeile durch die Mappeure mit-
telst Höhenmessinstrumenten (mit Fernrohr, Höhenkreis und Libelle ete.) ermittelt.
Diese letzteren Punkte erscheinen im Allgemeinen weder in diesem Verzeichnisse
noch auf der Karte, sie dienten, wie gesagt, bloss zur Terraindarstellung, beziehungs-
weise als Anhaltspunkte für die auf Grundlage der Schraffen gezogenen Schichtenlinien.
Die absoluten Höhen der 40 Hauptpunkte wurden, da zu jener Zeit das
Praezisions - Nivellement in Böhmen noch nicht ausgeführt war, von dem damals
schon einnivellirten trig. Punkte Fliegengas in Mähren (bei Grussbach, westlich von
Nikolsburg) durch eine von mir im Frühjahre 1376 ausgeführte trig. Höhenbestim-
mung zwischen diesem Punkte und dem böhmischen Hauptnetze, bestimmt; sie basiren
demnach nur mittelbar auf dem Praezisions-Nivellement.
Im Allgemeinen erheischen die alten Höhen-Coten, die vom Kataster in den
dreissiger Jahren bestimmt wurden, eine Erhöhung, u. z. in verschiedenen Landestheilen
verschieden, bis zu 3 Meter und darüber anwachsend, etwa wie aus der nachfolgenden
Skizze ersichtlich ist.
Das in den letzten Jahren in Böhmen begonnene Nivellement bestätiget nicht
nur diese Erhöhungen, ja es zeigt sogar, dass dieselben im allgemeinen noch zu
gering waren, so bei Budweis um 1 Meter, bei Königgrätz um 2 und bei Eger sogar
um 4 Meter.
Ob nun diese Differenz zwischen dem Nivellement und der neuen Zenith-
Distanz-Beobachtung ganz oder theilweise auf Rechnung der Mangelhaftigkeit der
letzteren, beziehungsweise auf die immerhin willkührliche Ausgleichung der beobachteten
Höhenunterschiede zu setzen ist, oder auf die sich nach den neuesten Theorien
nothwendiger Weise, wegen der verschiedenen Formen der Geoide ergebenden Diffe-
renzen zwischen den Resultaten geometrischer und trigonometrischer Nivellements,
zurückzuführen ist, kann vorderhand wohl schwer entschieden werden, und sind in
dieser Hinsicht erst die Resultate der Gradmessung abzuwarten.
Denn obzwar die Bestimmung der 40 Hauptpunkte und die Verbindung des
böhmischen Netzes mit dem Punkte Fliegengas mit aller Sorgfalt ausgeführt wurde,
und wenn auch die Ausgleichung der Höhenunterschiede nur in seltenen Ausnahms-
fällen Correceturen von 0'3 bis 0'4 Meter, sonst im Durchschnitte nur 0'1 erheischte,
so ist dennoch bei der grossen Ausdehnung dieses Höhennetzes eine successive Ver-
schwenkung desselben denkbar, wenn auch nicht wahrscheinlich.
Es ist sehr schade, dass in diesem Falle die praktischen Interessen mit
den rein wissenschaftlichen nicht Hand in Hand gehen konnten, dass nemlich das
Nivellement erst nach der Mappirung in Böhmen begonnen, und daher nur theil-
weise als Grundlage für die Höhen benützt werden konnte. Wo es noch thunlich
war, wurde den neuen Nivellements-Daten längs der Franz Josefs-Bahn theilweise in
so ferne Rechnung getragen, als in einem Streifen von 5—4 Meilen Breite längs dieser
Nivellements-Linie die sich ergebenden Differenzen successive vertheilt wurden, so
z. B. bei Strakonie etc.
Wenn das alte Katastermateriale aus den 30ger Jahren halbwegs besser oder
verlässlicher wäre, als es mir zu sein scheint, so wäre der Vergleich zwischen den
alten und neuen Coten gewiss in vielfacher Hinsicht interessant, nachdem zwischen
beiden Bestimmungen nahezu ein halbes Jahrhundert verflossen ist. Es könnten beispiels-
weise Hebungen oder Senkungen grösserer Länderstrecken hiedurch konstatirt werden.
So aber gewinnt man eher den Eindruck, dass dort, wo dem Kataster gute Ausgangs-
punkte zur Verfügung standen, wie etwa aus langjährigen barometrischen Beobachtungen
in Prag etc., die Höhen auch richtiger bestimmt erscheinen, je weiter von denselben
entfernt, desto mangelhafter.
Immerhin dürfte aber der Vergleich der alten und neuen Coten von grossem
Interesse sein, und es können zu etwaigen einschlägigen Studien leicht die in der
alten und eben erscheinenden neuen Spezialkarte von Böhmen enthaltenen Coten ver-
wendet werden. In der neuen Karte sind die Höhen-Coten viel zahlreicher enthalten,
und enthält sie alle Höhenpunkte der alten Karte. Wenn auch ein grosser Percent-
satz derselben nicht mehr vergleichbar ist, da entweder die Höhen sich auf andere
Objecte beziehen, oder Abgrabungen ete. stattgefunden haben, so dürften doch solche
Fälle leicht bemerkt und ausser Calcul gebracht werden. —
Wien im Februar 1884.
Sterneck.
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(nordöstlicher) Eger Egeı 16, w 463 | der Strassentheilung.
| ER IX a Gerüst-Pyramide, hoher, steiler
Bauholz \ Klattau Bistfie | 767 | und bewachsener Bergrücken,
| 27 W. !/, Std. südwestl, v, Krotiw.
| | PrEln, auf en
| rır vi teau, Is . östli
Baum-B ' Chrudim | Chrudim XV ı 300 v. Chrudim auf dem höchsten
R \| | - Punkte an dem Fusswege, der
9 am Bründl Bach vorbei gegen
| Hrachow-Teinitz führt.
SEEN MeERNeR Bee | EPRRRIERLEE EST DREH HORROR | ne. De nn
| ı
Bauschowitz | Leitmeritz, Doxan 9.5) 19 | Ortskirche.
| b} = I}
zu... I “usnssuunsneennennunnunenen un nn nnnnnnnnnunen I
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von EMeile |I”=t- Bodens
30 6 VII Pyramide, ”/, Stde. v. Be-
Bedrichovie Kourim | Jemniste | 91; 575 | diichovic auf einer Wald-
2 kuppe.
E XVII Pyramide, Y, Stde. östl.
Beberek Caslau Polnä 3.5 669 || v. Gross-Loschenitz auf
SD einem waldigen Berge.
| 2 RN || Se /, Stde. südwestl.
Becha pole Caslau Ledet 21.6 466 || von Kfenovie auf einem
Busen Felde.
Pyramide, hart nördlich an der
x P RR: Pr = XV König; h Reichena
Bödovic Königgrätz| Hohen- | XVII | 959 | fahrenden Strasse, 500 Schrite
bruck 14, 0. || stdöstl. des Kirchthurms von
Hohenbruck.
Beischitz od. | Er mässig hoher
Soudny B. Prachin | Drahenie | 95 y, | 513 | bewachs. Berg, ;), Stde.
(richt. Vysic) Ey westlich von Vysie.
Beischt : h XVII Pyramide, la Std. nördlich von
(richt, Bystö) Chrudim | Pardubie | 15 ;, | 280 Er Eu eo
? Chaussee.
Bejscht . } XV N „2
wicht, Byste) Chrudim | Pardubie | 5; 256 | Thurm des Dorfes Byste.
no.
ie Sa { XIV N
Bela Chrudim | Pardubie | 15 5 263 Thurm.
ul
de 3 ; { XIV e
Bela Chrudim | Pardubic | 5 5 263 Sienal
0.
8 } 3 h ; II | Stde. aan v.
Beile* Leitmeritz | Libeschitz | 7 5 598 Weiskslten */, Stde.
SED» nordöstl. v. Wernstadtl.
vu | i
Benatek Bunzlau | Benatek | 19 | 240 Stadtkirchthurm.
20%
N XVII Pyramide westlich beim
Benatek Caslau Polna Een 619 || Dorfe Benatek und nörd-
„Ur lich von Kohütov.
Rn Xu Pyramide, /, Stde. nördl
. Res yramide, '/ e. nördl,
Benesov | Bunzlau Semil 8,6 562 van Benesan
Ber (Bor) | XV Baumsignal u. Stange mit Kreuz-
x A R
Nebenpunkt | Bydzov | Sadowa | 19: || SL | hreitern im kerachatı: Walde
Rn BEER RR - Fa ee Te 1 SEIFE BETT | V-ERRERLUE IE SFEN | 1 RE SHE SEE RS SEE ER ee EST EEE DEREN
’ N en EU | aaa. | een
r nur un n
eran | eraum ITOW 20, Ö. | 686 Punkte GE auszezeichn, wal-
digen Berges.
Befindet sich im ehemaligen
7 4 . ‚ Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der u des) Beschreibung
von von DMeile Ira Z a
u Ze er E- zum —ör — n— 11 — —
Ik Schinkau "sY IL; | 584..|| platennn 2a wien
i Klattau | Schinkau | < al 9 plateau e. südlic
Beranice | 24, w. | | v. Radkovie.
| XIV R
Berg | Klattau Hostau | AN 551 Ortskirchthurm.
Wein-Berg 24, w. |
SENSE | | | ee
. | Berg-Rei-| IV | .
-Bei in ac fi s12 |
Berg-Reichenstein | Prachin | <henstein 29, w. 3 |
: } I: Pyramide, "/, Stde. süd- |
Bernhardsberg | Budweis | Gratzen | 5 5, | 02 | Testlich von Nandort
| | I
| I} ||
FOR i VIE | 991.4 | Feisklotze, dor #1 Sido mordt
Bernstein-B.* Saaz Eisenberg | 7 „, | % | von Ladung auf dem ausge-
| | ’ sel || dehnten Plateau frei steht.
j IR ST | 8 | Baumsign., /, Stde. west.
Bertovny ' Pilsen Plass 18. w. | 509 I Jägerhause Öber-
| | ur | Aujezd.
| AETREER Ih. BE
£ | | . Il r Pyramide, 1/; Stde. westl. von
Besidka \ Beraun Dobris 0. . || >l4 | Kozihor auf dem höchsten
| a \| Punkte d. ausgezeichn. Berges. |
I I | I
|: 4 Bee
| u AXXT 5
Betlach \ Chrudim | Landskron | 16. 6. | 526°6 || Kotawasser am oil Bande des |
| re | Waldes auf dem Betlachberge.
| [a |
’ | ! 4 XXIell j ‚ Pyramtde, !/; Stde. südl. u I
Bezdek Chrudim Policka | 1 5 | 069° Si, ge
| | des Bezdük-Berges.
Aus = 5 | N EEE Te er
\ | 1 DIE 1 vogas | een nn are Pan |
Bezdnä \ Beraun Slap 20. w. | 495 des ausgezeichneten kegelförm.
| ’ | Berges.
Een 1 Snuens: Prr
Bezdekau Klattau | Bezdekau IX | 442 |
26, w. |
die | ar 7 | 8%
Bezdedic Beraun | Horovie en 185 Ortskirchthurm.
9, w.
Bezno | Bunzlau Bezno a | 285 Pfarrkirchthurm.
| R) >
| 4 | VIIE | Pyramide, 1/4 Stde. nördl.
Bezvel-B. Bunzlau Krnsko | 10, w ET er
I | u) | ' des länglichen Bergrückens.
Be | | BEER ÄF RE EN ER
”: | Weiss- VII f UEyRmas, UA Bas une. iR
Bilä horka Bunzlau | wasser 9,6. , 94 | nusgereichn. kahlen u steinigen
erges.
| Befindet sich im ehemaligen
Absolute
| Ir Topografische
Bapıg; des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von EMeile |? Bodens
1
198, | 3 NE N TEN he | Pyramide, ausgez. hoher
Bilec | Klattau | Chudenic 108 | bewaldeter Berg, 1 Stde.
, W. | westl. von Schwihau.
| | I
| II ni, Ya Stde, nördl. nn
Bihana |Leitmeritz | Türmitz || a Denen Blntean
) S in einem Ackerfelde.
N AS: xI 2
Bikan richt. Bykan | Caslau | Maleschau | ıg ; 369 Ortskirchthurm.
vi
| Fr II 4 na
Su ne | ; rauen- e Thurm im Dorfe Bilä
Bild Hürka | Budweis berg 29, ö. 431 er a en
en Baumsignal, 100 Schelte nor.
Par 4 4 XV = hnung d. kaiserl. Jag
Bily kopec | Chrudim | Goltie | 0% | 245 fe: Dendökower Revters an der
16, {0} westl. Seite der v. Goltie nach
| Prelou& führenden Strasse.
EN, | IB; EN AR N Eee...
a | | VIH 2 | Pyramide, ‘/, Stde. nördl.
Bila hora ‚ Kourim | Brandeis | 4 5 234 | v. Dorf Prerau auf dem
9 kegelförmigen Berge.
Bisie Kouiim | Meinik | 9', | 216 Ortskirchthurm.
2,0.
RER k ’ f IV Pyramide, '/, Std. westl.
Biskovic Kourim | Biskovie | 13 6 155 || v. Biikovie auf d. hohen
a) Plateau.
a ERSTEN, = XX -
Bistre Königsrätz| Opocno 25 546 Ortskirchthurm.
Ei
Bitina ln NE ‚ste 395 les
AR ONILZ rannay 12. w 5 des heilig. Wenzel aut einem
2 Feldraine.
3 ! X Pyrmde., kahleKuppe des
Bitov ı Klattau | Chudenie | ,- _. | 711 | bewald. Rückens, 1 Stde.
25, W südl. v. Pollin.
Ber XXI Pyramide, y, Stde. nord-
Blaner 'Köniegrätz | Kwasney = | 643°3 || westlich von Aufim, auf
| 15, ö. einer freien Anhöhe.
nr Int San NIE: VII PEN Pyrınde., '/, Se v.
Blanik ‚ Kourim | Lounovie X 636-7 || Loufovic am höchsten
22, 6 Felsenblock dies. Berges.
> | e VII Waldkuppe, östlich von
Blanik ı Täbor Hrob 26, ö 659 2 A
FUNEHROE TE RR Pyranıtde, anf einer freien An-
; XXIV hohe, 34 Stde. nordwestl. der
(Plamina) |, Chrudim |Landskron | 17,5, 194 | Batiulken Bee sr
E}
der höchsten Kuppe.
[o 0]
| Befindet sich im ehemaligen |
Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium der Hbhe des Be'schreibung
| von von EaMeile: ||” ame
| N | Stange, '/, Stde. südl. v.
Blankenstein |Leitmeritz | Prissnitz | 7, | 545 | Blankenstein a. d. gleich-
| | nam. Ruine, süd. Mauer.
| en u
Blaschkow * x 4 | XVII 02.0 || zeichneten Höhe 1/4 Stde. nord-
= S | - In = |: 698: D |
richt, ;Blazkoy, ‘| T8lu | Wem aan, |"EIABUTmE re
| IT
Blatnä | Prachin | Blatnä | 95, | 39 | Pfarrkirehth. in Blatnd. |
| „ W. |
| | es
|
| Schweis- | | Pyrınde., auf der ausgez.
ilse | e | 5: Anhöhe, Y, Stdn. südl.
Blatten ' Pilsen singe | 20, w. | 531 | Anhö x res
er Il E I En
I) | |
|| 2 n 2 a 7 | Bee | Pyramide, 1 Stde. westlich von
Blottendorfer B. | Leitmeritz Bürgstein IV | 622 | Ballendorf, anfein. lang. Rücken, |
| | 3 0, '' der sich v. Nord nach Sud dehnt, \
| |
f. | I Be .$ |
Blosdorfer Wald NRUV Baumsignal an’der mähr.
|
||
u. Berg |
|
| Olmütz | Trübau % 648°6 | Grenze, %, Stdn. westl.
19, ö. | von Blosdorf.
| . -
Blovic | Pilsen Hradiste 8. = \ 385 Stadtkirchthurm, |
| ER)
Snnassasusennn I | a = a
ER XIV N Stange, "/, Stde. nördl. v.
Blumendorf Caslau Stöcken | 99 5 593 | Blumendorf, '/, Std. östl.
| BIRSr der Wiener Chaussee.
FR | Im. ler | Pyramide, steiler, bewal-
Bohumilic Prachin Skalie 3 (31 | deter Berg, '/, Stde. östl.
| „ W. von Bohumilic.
E "04 = | Der Kirchthurm dieses
Bobieschau Preussen Et | 505°3 || Dorfes hart an d. Grenze
9,0. Böhmens.
1 x E II "N ee 1/4 Sede. wadrrenieh
Bocken B. Leitmeritz, Politz ae 449. ‚j\ 7 KieDb e
Die steilen Abfalles.
Pyramide, auf der ausgezeichn.
. bewald K 3 Boder-
Boderberg Pilsen Tepl a 843 Dan. 0, SE Be as
‘,W. Marienbad nach Töpl führenden
BR Strasse.
= : ä Pyrmde., 1 Stde. nordöstl.
Böhmerwald * Pilsen Kladrau ‚ge 537 von Tmchad u. Y, Stde,
RN 9 RE ER a Ei ,W nördl. v. Weshorsch.
Böhmisch: Ir Schwarz- | VII
ch-Brod Koufim Kostelec | 16, ö. Stadtpfarrthurm.
.. . - = 3 \ - 7 .
Böhmisch-Leipa | Leitmeritz Neu IV | 263 Kirchthurm der Stadt
| schloss 7.08 | Böhm. Leipa.
Absolute
| Befindet sich im ehemaligen Tneähsüfe
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bes eihung
von von DMeile |?a*- Bodens
| IV 1 | Pyrmde., Y/, Stde. südöstl.
Böhmischer Berg |Leitmeritz | Bürgstein | 6 5, | 483 | von Langenau. auf dem
| | | spitzen Waldberge.
e | 4 III | .
Böhm. Neustadt | Bunzlau | Friedland 11, ö. | 480 | Dortpfarrthurm.
Kerr al
u N a jetic, . höchst. Punk
Bojetic = | Bunzlau | Dobrawitz ll 3653 des Pliteaus im den elle von
| b) ro. 4,
Re: xy | | Byramtae, 20 Schette end. von
Bohanka "Königgrätz) Smiric im. | #85 || Schritte stdoad. v. steinernen
’ |) | Kreuze,
| |
IS, ie RR N AT ee
Bohdanece | Chrudim | Pardubie | 15.5, |) 216 | Stadtkirchthurm.
I 2) ”
| | |
Bohuschovitz Leitmeritz) Doxan 10.6) 149 | _ Ortskirehthurm. |
| ’ | |
a TE ERR | ERLEN, . | |
| |
N If Windie- | XI | g£4 | Gerüstpyramide, ’/, Stdn.
PORN en Jenikau | 24, ö. | Rue | nördl. von Dudin.
IE u = || |
1 Il
Bojesicer BB | Beraun Milin | se \ 490 | 1], Stde. westl. v. Bojesic.
$) s || |
IV | | Beumeignnl, 1 Erde: Sail: den
= 3 R | a ||v r i i
Bor B Saaz Zittolieb | 13, w, || 446. || ücs besonders: nach Snden sehr
? | ausgedehnten Waldes.
ee ee Re EEE EN 2 | AI u TE
Borau * Ö XVI | 6365 | xi
au | Caslau Polnä DEI, 9 | Kirchthurm d. Marktes.
y | ar |
| | en Mai ICOIEEn,
\ | = t teau, 400 Schritte
Borauer Höhe Pilsen Tepl IL 735 südl. v. Boran_ und 20 Schrüte
F estl. es quer über den Berg-
Y eken Fahzanden Feldweges,
Pan air VII Pyramide, Y, Stde. süd-
Borek | Prachin | Welhartitz 28, w 859 a akt.
re CO ar Ir EL | ORTE Sek ern PERLE ESTER) LOERERT een ie N551 | PRERRRESFER Te IN A et
5 Ei VI | A Pyrmde., 30 Schr. nördl.
Borek Bydzov | Miletin 20, 6. | 264 | BEE
I
x e we A | F | Pyrmde.,'/, Stde. südwest.
Borenovic | Kourim | Jemniste 0.%. | 519 | Borenovic auf einem stei-
ernzjl | nigen Ackerplateau.
| Hr: heaiacscepastendeder =
Borim Bunzlau Hauska 9 ” 376 Ortskirchthurm.
I
10
| Befindet sich im ehemaligen |
z Absolute | To
- - — - 5 pografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von EMeile Pe Bon |
w | s % Se || ER Pyramide, freies Acker-
Boric Klattau Tauss 35, w. |, 478 || plateau 800 Schritte südl.
FRI MeS | von Bofie.
| 2 Erste, 4 Bein, april
Barnay-B Bunzlau | Hirschberg | 443 san Batdomahl, auf einen an
y E o s.ö | E gezeichneten Berge, neben dem
ı | | höchsten Felsblocke.
{ R y RITE | zu Pyramide, */, Stde. südl.
Borovina” Caslau Leded 91. 6, | 585 || von Cihost, 7, Stde, süd-
2! west]. von Kinitz.
Windig- | XI | PER 1
B we dıg Au || eo | Gerüst-Pyrmde., '/, Stde.,
Borovy B. Caslau Jenikau | 25, ö. 694 westl. v. Rothneustift.
| | no
2 : VII || Pyramide, 37, Btde-andlich von
Bory Klattau Lukavie 33. Ww 380 | kemiie: Fr Schritte südl. der
’ 5 ' Bildsäule des heilg. Adalbert.
shbanuurnüsehe .... | Pr PETE ARE PPPPEBESFEEFERPFTT
e ee e EN IV e Sign]., 1 Stde. südöstl. v.
Boren (Borschen) | Leitmeritz) Bilin Du 538 | Bilin auf einem ausgez.
| N; hohen Felsberge.
| | RS Fer
Bosov ' Chrudim | Nassaberg XV | 405 | nardwesil. der konstant legen.
| Fer Oo 9.6 | | den Häuser v. Bo&uv auf einer
N langen niedern Anhöhe,
Bousov Rakonitz | Peruc I | 309 Öärocher, ', Sıde, sndwent
“u 2 / 12, W. : | v. Jeöovie, nächst d. nach Lukov
| | u. Öernochov führend, Strasse.
| De
x P | - Bischof- x | | Pyramide, 1/4 Stde. nördl. vom
Bousoväa | Klattau Teinitz Sy W. | 474 | a re vom
BEER ERRFE -LFEER all | ||
5 | Niere nansssesutsen ea
Bouske | ! Winter- IV | | Frei ö
Buskskv J m, Prachin en ! | 760 || Freie Anhöhe westl. vom
(Busksky vrch) berg 30, w. | Dorfe Busk.
: en Pyramide auf.ein, Besten raid
| Leito- XXI za e auf ein, freien Felde,
in oe AU | org /s Stde. südl. v. Bohunovi
Bousovka || Chrudim mischl 18: ©. | 398 ans Kahrwöße v. en Orte
| ’ | nach der Poststrasse,
| I | > u E ;
; Ye: | _ || Pyramide, '/, Stde. westl.
Boxberg | »aaz Schönhof a 362 || von Groschau, Y, Stde.
| ee | nördl. v. Schönhof.
Boi EN. II 2 FR
zar vakonitz | Radnitz ale 433 Östlich von Radnitz.
FEawe
EM ee xV Bantanman Tell sul
yaZoV mau 9.6 519 Berge, dessen höchster Theil
7 Ne Steingeröll ist.
Brand | NicHeR MR, IX JE 0 Dorf zwischen Gmünd u.
ieder-Osterreich 33, 6. | 537 Litöchan:
|
11
Befindet sich im ehemaligen Absolute Tonanehsehe
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile ||"=t- Bodens
= — = T — —
Brandeis en 2 Ve | a
a@der Elbe Kourim | Brandeis | 74 5, | 1895 Schlossthurm.
are } e0>
Branschauer Wald | Klattau | Chudenic | 5, | 773 | Tusthaus 1 Stde, v. Neu-
26, W. gedein.
“önisorä ÄXl | 5 Kirchth des Stift
Braunau Königgrätz| Braunau | g ;, | 40 irchthurm des Stiftes.
2 1 |
z o r XVII | = Pyramide, 1/4 Stde. nordöstl. v.
Bräzdüv kopec Islau Neustadt] 21, 6. 684 || Mährtsch-Meralec, auf siner un-
|| Pyramide, 4/; Stde. nordöstl. v.
Bree | Beraun Chlumee u | 424 || Chramost, At der nigen mit
| 22, Ol Gestrüpp bewachsenen Anhöhe.
| N III | re Pyramide, 1 Stde, nördlich von
a er un | ER a | TE u
Bredi-Ber: Prachin | Eisenstein IX 801 Pyramide, ”/, Stde. süd-
g | ; 29, W. westl. von Eisenstein.
SENT ne | CE STETTEN SEEN...
| Pyramide, westl. Abfall eines
; Wald- RX | 7 | von Ost mach West gehend
Brenner-Berg | Prachin - 1070 | Rackens, 1000 Schritte audlich
| hvozd 28, W. | Bi: von Bronnet” 2
2 | | IE
E ASS XI 635 | Pyrude.,2 Stdn. südwestl.
Brenteberg Klattau a Da. | an
EN SR, Ile REN: 2 wer N ee
SE vu Berek üdlich
Q 9: | Bergkuppe südlich von
Brenteberg Saaz | Pomeisel |, | Kuiakehni
Pe. 27° Sr Pyramide, 5 Stde, west. yon
| arten- © iebenau auf dem ausgezeichn.
[; 7 R Inc spitzen bebauten Berge, einig
Bresmitzbil | Ellbogen berg 115) W. 659 Schritte NER hrdhveres
N dahin.
| een. | ereser regsrezese ||| aber] ee ustraren See eeser green
Anhöhe, 1/, Stde. südwestlich
Brezi | Täbor : Bernartie II & 518 Be den.
26, 0. von Podoli.
Nee | nee | ae N | EEE RERETE
IS 7 Pyrmde., */, Stde. nord-
Brezina* | Caslau Jindie . 556-1 || westl. von Zandov auf
1), 0%, der Gemeinde-Hutweide.
“ Pyramide, 1/4 Stde. nördl,
ie aa Bao
rezina Il aslau a 34.6 folge des langen bewaldeten
| EN ILL Bergrückens,
SINE |
Warten- VI “
Brims | Bunzlau berg | 26 Pfarrthurm.
12
| Befindet sich im ehemaligen
Absolute |
en | Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des, Beschreibung
von von OMeile |jnat- Bodens |
un m ==
Brix-B Brehe Waller II | 912 | Pyrmde., '/, Stde. westl.
rıx-D. rachın altern 33, w. | br v. Maierhofe Brix.
Pr a ee
Brno * ‘ Beraun | Zbirow V.,| 715:7: || mean ae
| 19, w. || \ Valduch, auf d. wald. Rücken.
| |
| |
& = eh. j IRYT | >; | Pyramide, !/, Stde. nördl.
Brücknerhöhe \Königgrätz) Grulich erg 322 | Ober Haydisch aözdL das jongen
| | 9, 0. , Fichtenwäldchens auf d. Anhöhe.
En 5 Wald- IX. - | Pyram., freie ausgezeich.
Brückel-B. \ Prachin Be 98. w. |, 1234 | Bergkuppe, ”, Std. nord-
| s a ah östl. von Frischwinkl.
| |
Brüx | Saaz Brüx 8 1n I 238 | Stadtpfarrthurm.
| Ri | 1} - -
| XV | 5 Kyande, u 8. hunble- ae
lanav N 2 | Ar es kahlen Be es auch Zie-
Brunnberg Bydzov | Hohenelbe| 5; 1555, en er
I westl. der weissen Wiesenlaube.
en | er. N |
Brezan Rakonitz Kritz 17 w|\ 48: | Ortskirchthurm.
$) ”21
|
I |
Bubenc-Lhota * x Unter- Ben ‚ Pyrmde., '/, Stde. nrdwest.
ER | Caslau olnwin 199 5 || 5412 || dieses Ortes auf d. Ko-
(Hrabesin) | Kralovie | 22, ö. | | StERSEh:
PEFEr. 5 Y - 1% de.. /, Std döstl
F < = yrınde.. /, Stde.nrdöstl.
Bubenickä Täboı Zelee | 95,5, | 521 on Male
Bueina Casl: R g XV 02 | Bergkuppe, südwestl. v.
aslaı omov | 18, 6, | PUZ || Podol u. östl. vw. Nutic.
NE EN | e |
| £ KUN | Pyramtde mit. @ ast, 3/, Stdn.
Buchberg ' Chrudim | Landskron 16. ö, | 981 an rum Dokfe Meskank na
el dem alten Mittelpunkt,
Buchauer Berg Mr 'p
J | IE 3 | „9 yrmde., 600 Schr. nord-
(Bihauer B.) Budweis | Gratzen 36, 6. | 122 östl. vw Hodänie,
| ge er a = | z .
Ei KIXK sr Baumsignl. ?/, Stde. östl.
Buche ‚Königgrätz| Adersbach FR en ie |), # Merkelsdorf auf einer
| ae hohen Fichte.
XI | Pyramide, 2/, Stde: west
Date 4 PPT yramide, !/, Stde. westl.
Buchen | Ellbogen | Petschau | j 4, w.| 132 | "von Poschitzau.
| |
B a \® er XI Stange auf einer hohen Kuppe,
uchkoppe | Ellbogen |Giesshübel 13], 581 || an deren Fuss alch die Giess-
| habl. Sauerbrunnquelle befindet.
13
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
| | | AD Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung
| von von Meile |jmat- Bodens)
EEE
Buchstein |, Bunzlau Semil Be gSapeı) Kuppe d- hesatuphegrtack en
| 2 choyic liegt, auf'ein. Felsblocke.
BAEH | Be k IR Pyrmde., '/; Stde. südl. v.
Budimeric ı Bydzov | Podebrad | 44 ;, | 189 || Budimeric a..d. Felde des
| ’ | Bauers von Nro. 13.
P || » . Liebe- II k || Pyramide, 1/» Stde. südwestl. v.
Budine-B. Leitmeritz schitz s, ö. 316 | a
n 2 Ey: S. IV en Pfarrkirchthurm im Orte
Budislavie Prachin Dozic 24, w. 595 | Budisiayie,
Budweis Budweis | Budweis NE. 354 Kirchthurm in Budweis.
7
pe : I | Bergkuppe von Elhenitz
Buglata Budweis | Elhenitz 39, ö. 829 | ich.
I
Bürgstein Leitmeritz | Bürgstein 6 ” 301 Ortskirchthurm.
„0:
4 x a 7 Pyramide, ”/, Stde. nord-
Bukovic Bydzov Sadowa % 309 | westl. v. Schlosse Sadowa
=! am Chaussee-Graben.
A e Y XI Baumsignl., ’/, Stde.nörd.
Bukovy vreh Caslau Ledec 20.6 546 | v.Biebetinim herrschattl.
E | Schlosswalde.
v Sy I Pyrmde., !/, Stde. süd-
Bukovec* Beraun Dobris 29. 6 561 | westl. v. Bukovec, auf ein.
De | kleinen Bergkuppe.
. VI Pyrmde., 1'/, Std d-
* N yımde., e. nor
Bukovec Pilsen Plass 16, w 5880 westl. v. Schloss Grünberg.
a EREN | ee SERE x | | er A REFERFSEN
|
Bukavin | Preussen n 697
| Den!
1! 7 | u N e%
Bukovno ' Bunzlau | Kosmonos, ‚'H | 315 | Pyramide, 100 Schr. südl.
| 10, ö. | von Bukovno.
u Io oe a
Bukovno Bunzlau | Kosmonos N 0 5 \ 309 | Kirchthurm in Bukovno.
Il 9 |
” ( BE a ee
Bukova hora | Klattau | Grünberg 94 6 a En |
1 „WW | hohen Schüttbodens.
14
} . F I N}
Befindet sich im ehemaligen Absolute |
|| Sestweiuglir _ WABeeen "range 7 AAN | Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der Höhe des| Beschreibung
k | von | von [Meile |
Schwarz- VIII | e | Pyramide, 100 Schr. östl.
Bulanka ! Kourim i n 402 von Bulanka, auf einem
| Kostelec | 17, ö. | ausgez. Acker-Plateau.
| &
Burberg (Purb ) S Kaad | 591 | Fine wor ae
urber urberg): Daaz aaden | 8 ‚ das Dorf Purberg liegt
g | 1, w. | | 100 Schr. südl. dies. Ortes.
AN 2:1... ee ei: |
x ide, Y, Stde. b
Burgstadtel-B.* | Saaz Duppau 13, w. | 9320 || Pr Te nelee a
1 I
Buschar | Pils Schweis- Er 16. grmden auf, dachen Anhöhe,
(Purschar) mn sing 20, ||
R Paul & |
| K 5 IN - | Psrmde., aufeln. freistehend
| Buschberg |: Saaz Maschau x I 529: || waldigen Bade Yu Std. we
| 13, W. | v. Maschau auf.d. Mitte d. Kuppe.
Bustehrad | Rakonitz | Bustöhrad | „,I. | 337 ‚ Thürmchen d. herrschaftl.
| 14, ö. | | Schlosses.
Butim | ME -
(rieht. Putim) | Prachin Pisek je I 385 Pfarrkirchthurm in Putim.
$} |
| | |
x: I 32 | | Pyrmde.,1/, Stde, sadöst.v. Ober-
Bucic ' Caslau Sehusitz Zu 249 | Busıe 130 Schritte mördlich der
| | 18, 0. | | Chaussde r. Caslau n. Chrudim,
gi y a V Pyramide, auf einer stei-
Butterhügel | Rakonitz Kritz | nz ' 589 | nigen Anhöhe, ', Std.
| | 97 | | südöstl. von Nedovic.
PEUPPEFE PET ji | | x | - | PPEFFI . .. ...
Buzrak * VI - >
akov | Klattau Plänie 95. w. | 639 || % Stde. westl. v. Loväie.
25, |
ER 2... ee Re le. - '
| r A | RG : XIV | op | Pyramide, Y, Std. nord-
Cachotin Caslau |Rosochatec| 1,0) 596 | 7 went Chen.
| a
| |
. ' - Jung- N Kapellentl '/, Std
-B. * shor & 9£:0 | Kapellenthurm, ' e.
Calvarien-B. Täboı Wozic 23, ö. | 696:0 | nordwestl. v. Miliein.
Y | | ||
| | | 4 A
Cappeln ' Budweis Hohenfurth en. ö. | 950 Kirchthurm in Cappeln.
I | I
Carlov (Karlshof) | Pilsen Drenn- | VI | 536 | Bymäs, 60 Babe, on. Tun
| Poritschen.| 23, w. wi 1 bene un Se
15
| Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium |] der |Höhe des Beschreibung
von von DMeile |rat Bodens
= | x 7 Ur | | 3
Caslau | Caslau Caslau |48 5 263 Stadtpfarrthurm.
, = |
x x Rx |
Castolovic Königgrätz | Castolovie | 15, 5, | 232 Ortskirchthurm.
3 < $ SıRR VIE | P de., '/, Stde.nrdöstl.
Castrovicer B. | Koutim | Vlasim | 99 5. | 600 | „Ipravoninim Hochwald,
22, 6.
Cecel 16 6, | +1
b]
en | Pyrmde., '/, Stde. südöstl.
Cecemin | Koutim | Brandeis |.]9 |, || 234 || Wsetat’auf' dem höchst.
9, MW. | Punkte d. Berg. Cedemin.
| | | al
a | : NUT MER Pyramide, kahle Anhöhe |
Cejkov vrceh | Klattau | Elischau I, w 563 100 Schr. nordöst. Öejkov.
x Sa ‚eihtoroyi Ds
Celakovic Kourim | Brandeis | 4 ;, |, 176 | Ortskirchthurm.
| 3 .
Celin |; Pilsen |Rabenstein| „ [X |.:523. | 2Venen4, dies weniynaben:
| N 16, W. stein, auf d. Kuppe d. Anhöbe.
= n | IH || Byrmde., ?/, Stde. nördl. v.
Cenkov Kourim | Wodolka 2 282 || Cenkov, auf einem Berge
| ii 712,0. | in einer Hutweide.
Cenc itmeri $owi II 173 | Ortskirehth
Ceneitz Leitmeritz | WrSowitz | 11. w rtskirehthurm.
b} ° |
u ge Ste Horazdo- VI A Ausgezeichnet. Waldberg
Gepicnä Klattan vie 27, W. 669 westlich von Cepie.
Öeskö Ayhny | Chrudim |Richenbungl XIX | ze | trank Basta
eske nyDny | CUhrudim |Rıichenburg 20, 6. | (6 is Bider v. Cmske Ralny.
ur | Re | Be Se EN
acli | vr er TR ae MT Pyrınde., !/, Stde. südl. v.
Ceslic | Kourim | Prühonie | 17, 6. 333 | Alstie A Weldraine,
.unssann | | - PIPPPPFFFFFEPEFPPPFFTLLLLLELELFELTPLOTER
| Ryrmde., 1/4 Stde. norddstl. v.
Cotorazz | Täbor | Pacov | gun | 629 | Cara feinem augemtch,
| au, 0. Ackerplateau,
d | a. | Pyramide, Y, Stde. west).
Cerhovska hora | Beraun Zbirow IV 500 | Görhavie auf der kahlen Anhöhe
sidl. des Steinbruches.
| I 19, m
| Befindet sich im ehemaligen || Absolute || Tonoamznsuit
Name, des Punktes Kreise | Territorium der |Höhe des Beschreibung
von von DMeile Per Bodens
R I 55 x ä RI | sn ER Büreli
Cerekvic Bydzov | Cerekvic | 19 ;, | 285 || Südwestl. von Bürglitz.
de .
|
r no $ Vu i
Cermaku | Täbor Sobeslau YA 531
| 27,0. |
|
za \v BR & VIH | Pyrmde,, a Stde. nord-
Cerenic Kourim | Sternberg | 19. & 480 | östl. v. Cefenic auf einem
| BINET- Plateau.
. Hl es XIV en Pyramide, 1 Stde. nördl.
Cernä hora | Klattau Hostau 85, w. | ar
Y Pyrmde,, 1, Side. sadostl. v. Ba-
Cerna skäla "aslau | Podhoran | NV | 413 Kara, aut sem sasgeniche
Er @ 18. ö. Felsen-Hügel, 1000 Schr. südl.
‘ R) d. nach Chrudim führ, Chaussee.
RR SEN ; RR, is ;
Cernikovic Königgrätz | Reichenau | 14 6, | 341 Ortskirchthurm.
(ob
ß en ; Tuchome- I : Spitze des Bergthurmes
Cernovicky Rakonitz ie ia 341 hei. Görmeszien
MN I a Me Ei. XVII
Cernilov Königgrätz| Smirie 13 ; 279
Seh
UML: ; h I E
Cerny vrch Prachin Worlik | 95 5 418 || */, Stde. nördl. v. Oslov.
u. b) .
5 / 4) \ Pyrmde., 100 Schr. südöst.
Cerveny vreh* ' Pilsen Kralovic Vu 512-2 | v. Obora auf d. ausge-
| 18, w. zeichneten Anhöhe.
| k REN “ ee
x 5 { Pyramide, 1, Stde, nördl,
Certovy dub | Chrudim | Choceu | X | 349 | Dobeikor In &. Walde zwischen
16, 0. Chocen und Jeleni.
e a j m Pyramide, Y, Stde, nord, von
Gervenä hlina* | Beraun | VSenor |... || 4654 Iiupne dos gegen Marlon ie
|| ‚0. henden Rückens.
2 | IH Braun 3e 63 ee
n | 5 a Slap, st
Cervena hora | Beraun Slap 19.8 486, ln. oehimeriiilenteen Iren
| ‚0. Moldauufer.
x . | we “ xxX Pyrmde., einige 100 Schr. nord-
Cervena vrata®“ Königgrätz | Castolovic 146 BET BR
| ‚0 nach Össtolovic vereinigt.
f - ‘ ; er 5
Chanovice | Prachin | Chanovie | oa 661 Ortskirchthurm.
| =] >
\ Veen ze en EA) =
17
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Funktes Kreise Territorium | der Höhe des Beschreibung
von von EMeile |ir.% Bodens |
Charvatee | Rakonitz | Zlonie L 261 | Spitze des Pfarrkirch-
11, w thurms.
u £ II Pyramide, 1800 Schritte
Cheleic Prachim | Wodnan 99 422 || nördlich vom Libejicer
24, W Badhaus.
i % Spitze des nördl. Thur-
aaijesch Ellbogen | Chiesch x AA mes der freistehenden
(Spitzberg) 15, w Kirche.
Chischka a = IX i i
/ \d äbor ı 572 Pyramide, 500 Schritte
richt. Chyska a ne 24, 6. 2 südlich v. Chyska.
Chleb Bydi eb DR 9: i
ydzov | Podebrad 3 192 Ortskirchthurm.
2
Chlomek Bunzlau | Melnik IV 281 | Thurm der Dreialtigkeits-
11208 | kirche.
Chlum * | Königerätz| Nedeliste XV 335: i
| gg edeliste 13.5 SDR Ortskirchthurm.
b)
; ß VII Pyramide, '/, Stde. nördl.
Chlum Pilsen Pilsen 20 416 von Dobraken auf der
ZU, W höchsten Spitze.
; HM: 7 Pyrmde, 1 Stde. östl. v. Volduch,
Chlum * Pilsen |Miröschau | . N 519-7 | nn nee: Ohm!
)
20, W - berge, am höchsten Pkte.
Chlum Beraun |Nelzejovie | „IH 3 i
Zejovie) 91 5 347 Ortskirchthurm.
Zi)
ER e: & ZN“ Pyramide, 3/, Stdn. südl.
Chlum-B.* |Königgrätz| Senften- | KXIT | 609.0 | Derkeı Kiıay u, 1 Side.none
berg 15, Ö. östl, v. Mkte Pottenstein.
e X Pyramide, auf d, höchsten K
Chlum-B. Ellbogen Luditz 17.w 609 de Omneherers, Fr Sa. ori,
I von Manötin.
III Pyrmde,, auf der höchsten Kuppe
Chlum-B. Saaz Pschan 12 303 1/4 Stde, westl. von Pschan, 1
2, W. Stde. südlich von Laun,
1: VI Pyramide, 1/4 Stde. südwestl, v.
Chlum-B. Saaz Micholup 13 290 Klein-Holetitz auf einem frei-
9,W „stehenden Hügel.
a N II R Pyramide, ausgez. hoher
Chlum-B. Prachin Worlik' 195.1 545 | Berg, Y, Stde. westl. v.
3 Velka.
18
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bor Eroldunt
von von DOMeile m Bauaye
vramide, %/, Stde, nordwostl.
Chlum-B. Beraun | Lean II || 445 ||v’ebem, Aka höchsten Pete
19, 0) des bewaldeten steinigen Berges,
x Neu- xIV b) Pyramide, "/, Stde. nord-
Chlum Bydiov Bydzov 130. 283 westl. v. Zechovic.
b XII N s
Chlumec Bydzov | Chlumes | 14. 5 216 Ortskirchthurm.
I
S a %
Chlumcan Klattau | Lukavie ge 414 | Ortskirchthurm (westl).
22, W.
Chlum Beraun | Chlumee ie 252 | Pyramide, '/, Std. südl.
23, ö von Skuhrov.
zur ? 2 Pyrmde,, einige hundert Schritt
Chlumetin | Chrudim Richenbure xVIm 699 Se Yon Chlametin EB en
o° 20, (0) frele Aussicht gewähr, Rücken.
® S VII md. herrschaftlich
Chlumec Budweis | Chlumee 32, ö. 491 en - ”
Chod Ellbog XIV 98 rc
odau Ellbogen | Ellbogen | j3 „| 428 Ortskirchthurm.
I
Chodeborek N an SE XVI + Pyramide am Fahrwege v, Bürg-
A e coTAtZ N "10, = = itz nach Vilantte, Sch
richt, Chotöborek ‚| Oniserätz| Smäkie | 0 a ohsdkhne
|
47 6 Pyramide, '/, Stde. südl.
Chodov-B. Kourim | Kundratitz V 316 Eh Chodov auf einem
ı 16, ö. Ackerplateau.
Chodovie (Signal) | Bydiov | Holovous en 477 Signal.
| I
” | '&
Chodovie (Thurm) Bydiov | Holovous us 450 Ortskirchthurm.
|
Cholenie (Signal) | Bydiov | Kopidino N Eu" 260 Signal
bj
Cholenie (Thurm) | Bydiov | KopidIno XI | 253 Ortskirchthurm.
| 12, 6.
en Kesssauonuenenn Tunnunnsnnunnnsnsnunnnnun nennen
19
- Befindet sich im ehemaligen Absolute Tanenrafisnhe
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beschreibung
von von DMeile |". Bodens
Si &lni a | Ortskirehth
Chorusic Bunzlau Melnik | 11 5 299 | rtskirehthurm.
2)
% Pyramide, 1/4 Stde. südlich
Chotehor Caslau | Chotebor | „XV. | 557 | oheteber. rechte der Chausnte
21, ö nach Markvartic.
v r 5 c RER n Pyramide, 300 Schritte nordöstl.
Chotenov Chrudim |Leitomischl Cor 504 der letzten Häuser yon Chotönoy.
’
” 5 5 VI 265 Ze nl A Be, a v.
& a » 3 t&tov, auf d. Raine zwi
Chotetov-B aus Brauer
& x ” XH Der Kirchthurm dieses
Chotusic Caslau Sehusitz 17,6 220 EaREIER)
an ki x er Kirchhofskapellenthürm-
Chotuc * Bunzlau Krinee 13, 6. 2518 | chen wesdiieh v. Kfinee.
R VII Pyramide, nordöstl. Ecke des
Choustnik Täbor | Choustnik | 97; 555 || güterhaltenen Thurmes d, Ruine
at, . Choustnik,
ur Schwarz- | VII Pyramide, 300 Schritte
Chrastan Kourim a 259 v. Chrastan auf d. Felde
| Kostelee | 16, ö des Bauers Nr. 19.
Chrastan Täbor Bechyne ba Ortskirchthurm.
I
r Ä XVI Nördl. Thurm des Stadt-
Chrudim Chrudim | Chrudim i7, ö. | 270 ae
ER 4 I Sehan AlnLEEE weht,
Chvojna Beraun Knin 2. ö 4790 Berges, 34 Stdn. östl. v. Knin
’ u. 1/4 Stde. nordöstl, v. Sudovlie.
® V Thürmchen des herrsch.
Chwala Koufim | Chwala | 1 5,6. 250 N ae
h V | Pyramide, Y, Stde. süd-
Chvojen Beraun | Konopiste | 4; 407 | westl. von Konopiste, 80
20, ö. Schritte östl. der Kapelle.
x et ER I } 1 Stunde östlich von
Gicenic Prachin | Protivin 29, ö. 499 Wodian.
A ne || ae Pyramide, Ya Stdo. nondostl. v.
ag toraz i zeoz, / -
Cichtic Prachin Libejie | „ I 543. || Plateanmtt nubeachränkter Aus-
30, w sicht. H = 4'6mt, deren Achse
2 ein 1'93mt hoher Stamm.
I%
u
20
Befindet sich im ehemaligen Absolute Tobunnahn
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Boubhreibhng
von von OMeile |jt. Bodens
= = —
Cihadlo Beraun | Zbirow 19,w. 512 ns Dei In
In II Poramide fe Side wordost. v
Cihadlo Beraun |Königsaal | 17 5, | 383 || genännt, auf der Kuppe eines
De hohen Berges.
>, > 2 RX Pyramide mit Gerüst, nordöstl.
Cihadlo Caslau Zrude 2 530 || von Lipina auf el äruges.
zu, 0. Waldkopfe,
Cihadlo 2 II Braalde, 200 Bene wenn. Ya
(bei Hvozdec) Beraun | Horovie | 99, w, | 540 Metal (Bin) auf Er ER
uppe.
2 "hliissel- Pyramide, freier Berg 600
Eihadlo Prachin u Mi 628 || Schritte südwestl. v. Po-
burg 29 länka.
Cihadlo Prachin Neznasov <H | 432 Pyramide, freie Anhöhe,
i (Nezdasov) | 28, ö. | 1, Stde. östl.v.Albrechtic.
Cihana Pilsen | Krukanitz N ie 579 Ortskirchthurm.
,W.
AR 5 VI Stange, ”/, Stdn. westl. v.
Cilina Pilsen Rokycan 91 520 || Rokycan, auf einer wald.
le Anhöhe, südl. d. Chaussee.
Cimelic Prachin | Cimelie 30) a 421 | Schlossthurm in Cimelic.
) I
Cinöves Bydzov | Podebrad | 125, | 218 Ortskärchiänth.
I
Cistä Rakonitz Krit: I 3: i
akon ritz ir 482 Kirchthurm.
‚w
zer 8 - { Pyrınde., Y/, Stde. südöstl.
Cista-B Bydzov Cistä XIV 570 || v. Cistä auf einem langen
4,0. Plateau.
Ciska-B at
Zizken-B Leitmeritz |Neuschloss A 324 || Gloriett beidem Schlosse.
2908
Zur. h Nördl. Thürmehen der
Cizova Prachin | Drhovle su 512 | Y, Stde. von Cizovä ent-
zb, W fernten Kirche,
Citov Rakonitz | Cit ul i
2 'itov 1.8 182 Ortskirchthurm.
I
21
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |jHöhe des Beck an ng
von von E]Meile | Bodens
Crna skäla r ER x > | Baumsignal, zieml. hohe Kuppe
BE ersklen|. Ka | aa | N nen
Cuclav | ln: ; XxI
(Sudislav, Sudslav) Königgrätz | Borownitz | 16 5 435 Ortskirehthurm.
I , D
|
Snunnannunn .uunnnn Veeannennnenenannnnnnnnnn | Hrrsaneanaennnene nennen | Bananen nenn | Re | Le oa eecr or
Czakan Kost u | E Pyramide, "/, Stde. nord-
„ ni Bunzlau = “ 396 | westl. v. Rakov, !|, Stde.
richt. Cakan Rakov 10, 6. | nordöstl. v. Markvartic.
Czepine { ir IV Pyramide, auf einer be-
Seht n um , Rakonitz Kritz one wald. Anhöhe, */, Stde.
= p ’ nordwestl. v. Kl. Bukovä.
Czerkov - Choden- | XII Prrantilen aus i
$ = t = n yramide, 2 Stdn. südl.
richt. Cerchov Klattau schloss | 26, w 10393 von Hochofen.
iv Pyramide, Y, Ste, andwest, =
. R r vr > fe Dabli m höchst
Dablicer B.* Kourim | Dablie | 15 4, | 356°3 || Punkte den Ankoher Ale Achee
9, 0. bezeichnet ein gemauerter In-
strumentenstand.
F a X Stange, 1/4 Stde. nordöstl.
Daleschitz-Berg | Bunzlau | Zwikau = 681 | Daatıc“ aumteen höchsten
(, 0. Pkte. eines bewaldeten Kegels.
u 31 || adrausges. Kone;an ihrem endi.
Damrich Bunzlau | Friedland 10. 6 AI | Ahhange Anckeradorf‘ }, Stde,
ya nordöstl. v. Schönwald,
Dami x { XI Stange, westlich v. Da-
amırov Caslau Sedlec 1975 414 mirov, auf einer steinigen
a Anhöhe.
& al. 7 | Pyramide, freie Anhöhe
Damicer Berg Prachin \Schichowitz N h 739 | 250 Schritte westlich v.
„.W Damice,
D : Sa VIH a Pyramide, 600 Sehritte
aubek Pilsen Manetin 17 546 südlich von Plan auf
Sa einem Acker.
, 3 4 r 3 I Be Pyramide, '/, Stde. östl. v.
Deblik ‚Leitmeritz | Lobositz | g 457°6 | Libochowan, auf d. Kuppe
Sn des isolirt steh. Berges.
x N XI Pyramide, °/, Stdn. nord-
Dechants pole Caslau Ledee 1 5 471 || westl. v. Lede& am Wege
ii nach Kozly.
Döchnik Bvdzoy | Starken- | KIT || „..% ron den koche gelegenen Hin
(Kamensko) ydaz bach Seo: 192510) sern v. Bystra, knapp am steilen
e) westlichen Abhange.
22
Tan Befindet sich im ehemaligen Absolute | ana in
amBıueS Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile ||"at- Bodens
Desno ' Beraun | Chlumee II 452 | Pyramide auf einem aus-
| 22,0. gezeichneten isol. Berge.
| - wrlleenonvonssnesse-rer | sone nnonguedaneu ss rnnunanhnn ss hen
x Eu BY,
Deutschbrod | Caslau D Re PEIRR 492 Stadtpfarrthurm.
| VE
| ne -VIT | Pyramide, 300 Schritte
Dedova Chrudim |Richenburg zu 674 | nordwestl. von Dedovä,
‚0 auf einem Felde.
se ee Pe nn Er
| Se Baumsignal im hochstämmigen
19 - RAT Walde, 80 Schr. westl. des von
i i Chrudi i i = * R { h Kukle führ.
Die Leiten | hrudim |Leitomischl 20, ö. 586:0 ie mähr. Grensohiidenden Fahr“
| weges.
| x Byramtie, 34 Stde, südwest). r.
r & . pres . am ißic, 1-
Dily | Täbor Ser owitz 27 Ö. 617 schen dan Faller. Nr, 18, 28
essd RT ’ und 37.
| i ; el Ba
i K Neu- XIH E Pyramide, ?/, Stde. nördl.
Dillych Täbor : = 568 | von Unter-Cerekwe auf
y Reichenau | 26, ö. | Venen Pe
Dimokur | S x | s e
ik m okur | Bydzov | Dymokur 13. ö 221 | Gloriett des Kirchthurms.
4 | SED:
Divos | IV 7
27, W 537
a ER. WERE h | - || Pyramide, 1, Stde. 1.
Divinka Königgrätz | Reichenau 14 6. | ALT. | kavee Sat Ta an Ba
| ‚0. n. Nord ausdehnenden Rücken.
| ee : EN
P B | en RT, 7 Pyramide, 800 Schritte
Diouhä skäla Beraun | Konopiste = A 388 || nördlich von Lhota auf
| ‚0 einem Felde.
| a Bee ee Keane BE
- | 5 IV ? Pyramide, 1/, Stde. nordwestl,
Diouhe pole | Beraun Lesan | 0 5 457. lv Voote uf ee
| ‚0. zwischen Waldungen.
I e ende Serbulikasns hen .
I
i Er N X Pyramide, '/, Stde. süd-
Dlouhe Königgrätz | Neustadt BR x 672 | west). v. Dlonh6, auf ei-
| ‚0 nem langen Bergrücken.
= | n s Kreuzb: }
Dlouhe pole Caslau Sedlee XIL 416 || Sta" endwesti. vom Dorle Ten
19, 0. bonin auf den Feldern d, Ortes.
Diouhy vreh | Liebs- IV Pyramtde, 27, Stde. östl. v. Ko-
| Leitmeritz | ,. I 214 Sedo. aördl, werByanıe
(Langer Berg) hausen | 10, w. | 482 Mira Insnnten piiardt Bar.
hr | { II Pyramide, 4, Stde. südlich v.
Diouhy hreben | Beraun Zbirow 16. w. | 465 Kurteck if (2 = erg
| ‚ W. Oleänä auf der Kuppe d, Berges,
(31)
Befindet sich im ehemaligen
I
Absolute
|
n Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium] der |Höhedes| Beschreibung
von von DMeile |nst Bodens|
Dobsch 6; ir Bil IV 453 | Pyramide, !/, Stde. östl.
oDSE eitmeritz ılin 10, w om ehe.
en ya, „Qunke 1. Ordnung. Sn a
\ Jb m im Jahre 1865 errich-
Dobrawa Klattau | Chudenie : m 724°3 || teten Steinpfoller wurde eine
S y .
2 , vierseitige Pyramide mit erhöht
| Stande errichtet.
Preiten- N Pyramide, 500 Schritte nördl.
itz- i : = 55 Dobrawitz neben d £
Dobrawitz-B. Pilsen stein 17, W. 655 nn A a
Dobran Königgrätz | Opo@no | jo ;, | 6% Ortskirchthurm.
I
Dobre Königgrätz | Reichenau | 5 ;, | 451 Ortskirehthurm.
208
XV Gloriett des Kirchth
ten R : 2 oriett des Kirchthurms
Dobrenic Bydzov | Dobrenie | | 6 263'2 A DEbreRn.
Dobräwoda XIV Pyramide, ”/, Stde. von
Bydzov Horic DR 293 || Unter-Gutwasser auf ei-
(Gutwasser) y 12, ö nem Felde.
Chrou- XVIII Pyramide aufdem Plateau ausser-
Dob rkov Chrudim % z 345 halb des Dorfes Dobrkov, unweit
‘ des L h Hrachow-
stovic | 18, ö “Teinitz führenden Weges.
ve hr Ba, 7 Pyramide, einige Hundert Schrit.
Dobriökov Koukim | Jemnistö | 90 5, | 3129 | alles Dehmiteraufamer
au, 0 ausgezeichneten Kuppe.
x NM Pyramide, nahe südwestl.
Dobrovitov Caslau Schleb 20, 6 506 | von Dobrovitov auf dem
2 Müllerfelde.
x A ae: s X Pyrmide., einige Hundert Sehrit
Dobrosov Königsgrätz | Nächod X 629 | DaBuiEer, WERSER: aan
ill. [0] höchsten Punkte,
D 3 EEE: . XIX k
obruska Königgrätz | Opocno rc: 291 Rathhausthurm
20.
en ı XV £ h
Dohalicky Bydzov Sadowa | 19 ; 271 Ortskirehthurm
I
2 $ I 2
Dolin Rakonitz Schlan Ye 296 Ortskirchthurm
R}
f R : XII : Baumsigl, '/, Stde. süd-
Domanovic Bydzov | Podebrad on 266 || östl: v. Domanovie auf d.
2,0 höchsten Pkte. des Berges.
24
| Befindet sich im ehemaligen | |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DOMeile ||"=t. Bodens
Donnersberg * j ’ y U _ | Pyrmde, ®, Stdn. nördl. v.
(Milleschauer) ı Leitmeritz | Milleschau DR 8345 || Milleschau auf dem aus-
| vote gezeichneten Berge.
i 4 V Gerüstpyramide, °/, Stdn.
Dopplerberg Budweis | Gratzen ö 953 | südwestl. von Theresien-
9b, 0. dorf.
N 2 Se: e Pyramide freier Berg-
Doubravic Prachin Cestie se | 565 | rücken, */, Stde, nördlich
IUW. von Doubravie.
Be in ex Baumsignal im Walde
Doubrava | Königgrätz| Kostelee n as 323 || zwischen Skofenie und
| Nee Horka.
R 2 3 IX Pyramide, 1/2 Stde. nordöstl. v.
Doubrava-B. Pilsen Nekmir 9 w 492 Nokmir, a en. ot
CL deten Bergrücken.
En = L I Pyramide, 1 Stde. nördlich
Doutnäö Beraun | Karlstein | 17 Fr ee
(,W bewachsenen Anhöhe.
Doxan Leitmeritz | Doxan 1 % ö 157 Höchster Thurm.
b}
Drachov (Drachau) Tibor | Kardasch- | VI | 497 | Pfarrkirche im Orte Dra-
Reeie 28, ö chov.
|
Drahov (Drahles)| Tibor | Närdasch- | VI | y4, | Kirchthurm des Ortes
Reeic 29, ö Drahles.
; h II ®/, Stdn. westl. v. Slivenec
Draha-B. Beraun Slivenee 16.6 368 | und ebensoweit südwest-
all lich von Holin.
. Pyramide, }, Stde, nördl, von
Dra dzov icinev. XI 3 || Drah f einem Felde,
horazer Berg Bydzov Jicineves 1 298 Dale el ee
3 z. Chaussce nach KopidIno führt.
cX Pyramide auf einer Kuppe
Draschers-B. Chrudim | Bistrau En 6844 | in einem Acker, '/, Stde.
‚0 nördl. von Dittersbach.
- ; ; k . östlich v.
Draschev-B. Prachin | Strakonie oe u e 545 Bl ri I ne AN
i,W. von Strakonie.
te x XI Pyramide, 1/; Stde. südlich
Dreifaltigkeit Bydiov |; Dymokur | 74.5, | 240 ae an
$) Dreifaltizkeitskapelle stand.
Br Aut er freien Anhöhe zunschst
Pr Pi er Zı7 h des
Drei Fichten *. el: XV. I goo,r ‚lachen man t Bda naar
Iglau Hossau 36. ö. | 5397 der Stadt Iglau. Auf der Anhöhe
’ ist eine weitsichtbare einzeln
stehende Fichte.
25
A selanang | Befindet sich im ehemaligen Absolute en
ame des Funktes | Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung
von von EMeile |m=*- Bodens |
] | Kirche AOL I
XV mässigen Anhöhe, 1 Stde. südl.
Drei Trommeln * | Chrudim Örel XVH || 3093 | Chrudim; in d.nächsten Nähe
18, 0. | der Kirche sind Schanzen auf-
geworfen.
IE | | ren “
P i «2 || Kirehthurm im Orte Drie
Driesendorf Budweis |Hohenfurth 33, 0. | 9272 | sendorf,
An ae Se een eos re een ee ee rec | a FAR,
| Gerüstpyramide, die höchste
2 Ahr VIII 2 ee nen Tees
Drkolna Klattau | Teinitzl | 96 „| 729 | Kanne sta aheheisten here
Ze vom Melvorhofe Neuhof.
re et RE | RAR MOON & s
Dreveic Kourim | Brandeis 14.5 227 Ortskirehthurm
o.
ar x k I _ || Pyrmde, !], Stde westl.
Druzovy Rakonitz | Chrastan 16 407 Chrastan auf einem ho-
‚eo hen Ackerfelde.
b Kouktm: | Vikstn |VIE | 448.| aSnerioonSchrittewest-
Du Xourim asm | 91 5 de, bei! chritte west-
„0 lich von Dub.
En de, i
i len en a
Dubalüv kopee Chrudim |Leitomischl 17. [5] weit vonder Chaussee von Her-
Da are manie nach Zalßi.
V Pyramide, 1/; Stunde südöstlich
Dubee Kourim |Aufinowes 6, ö 288 | von Dubeö auf dem Fel'e des
| 008
Bauers von Nr. 17.
XI | Pyramide, /, Stundenord-
x | x a /
Dubecno Bydzov | Dymokur | 13..5, | 246 Testliei rl Dubeöno.
9,0. || a
ER. ——— al. en
a 3 XVI Der Kirchthurm dieses
Dubenec Könisgrätz) Smirie 11, ö. 290 Diürfög;
Dub = | B R latel I | 596 End, He Stdn. aa von
ap, x PR | 2b f und Schloss Smolot f
ubenecka | nl BEZ 22, 0. | 4. höchsten Schneide, Rnckons.
E I 2 ON | = , Pyramide, 1/, Stde. westlich v.
Dubinka Königgrätz Reichenau | 5 ; 378 || Reichenau, nördlich einer Heiit-
ne | gen-Statue.
a RT ee V Pyramide, 1/, Stunde östlich von
- 2 men Kfitz, einige 100 Schritte nörd-
Dubenskäa | Rakonitz Kritz 17. w. | 411 | lich NEE Mer
| ae hofe Dubnan.
a n ; u Gerüstpyramide, ?/, Stde.
Dubovy vrch Budweis Moldautein 26, ö. 521 nördlich Fontslahkie,
3 IR E I | o91p | Thürmchen des. Meier-
Dusnik Leitmeritz| Doxan 3,5 | 216 | Hafası
\ \
. Befindet sich im ehemaligen | Absolute Tonsusihne
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beschreibung
von von DMeile |nat- Bodens
Dux init D IV 917 Südliche Kirchthurm-
eitmeritz UX 8, w. spitze.
Be Kosovä IV R Pyramide, ’/, Stde. von
Dvoräcek * Beraun ea BEIM: 582-9 || Krenoviöky auf der Spitze
8 ‚0 des Berges.
% Pyramide, !/, Stunde südwest-
Ebene Saaz | Saaz Iyg 1 | 626. Kärrmn Borameiien een
; We | hohen, ausgezeichneten Plateau.
e XVL | R
Eger Saaz Klösterle | 15 448 Ortskirchthurm.
>, W.
IF i: a ibo- Pyramide, 1 Stund dwest-
Eger-B. |Leitmeritz | Libo I 197 | uch von Podschedittz, nöralich
chowitz 10, W. des Fahrweges nach Worasitz.
h Br iv | Stangenpyramide, ?/, Std.
Egerbil (Egerbühl)| Ellbogen |Königswart n V || 635 || nordwestlich von Alt-
| „ W. wasser.
Eidlit S VI || 286
idlitz aaz |Rothenhaus 10'w 56 Thurm dieser Stadt.
DW
Eibenber Ellbosen Grasslitz xXVI 302 Ein Te ee
g Zi assitz 11; | kens auf einer Hutweide, 1;
’ ix Stunde östlich von Eibenberg.
Eich-B Saaz Schönhof VII | 470 De
5 ai : 14, w I || Ost sich ziehenden Beıgrückens,
un 1/; Stunde nördlich von Rudig.
Ei IV reg au Be .-
5 1 r 5 -Ei, öch-
ichberg Bunzlau | Pernstein 95 BE er ian io Aeerein
ı) a freien Berges.
Pyramide, /, Stunde süd-
Eichen-B. Pilsen |Choteschau ad; 405 | westlich von Lititz, auf
al, w der kahlen Anhöhe.
Eichelberg MI | 104
37T, 6
Elan Ei XV ee ee
Ichhube yazov Arnau 9.6 503 Schritte westlich vom Fahrwege
N nach Öls, auf der Anhöhe,
PETE ; XII Pop
Einsiedl Pilsen Tepl ae 156 Stadtthurm.
ı
27
Name des Punktes
Topografische
Beschreibung
Eisenstrass
Evangelist
Ewiges Leben
Befindet sich im ehemaligen Unkisärtte
Kreise Territorium der Höhe des
von von EOMeile |[na*- Bodens
Prachin [Waldhwozd a 895
I
Chrudim | Teinitz 1 ax 239
Bunzlau | Friedland N n 293
LE
Pilsen Tachau a 867
Pilsen Manetin ne 587
Rakonitz es j 1 Mn 342
Baiern Baiern a 502
N IV
Kourim Eule iss 380
E}
Pilsen Mies in 469
Ellbogen | Karlsbad a 636
XV
Ellbogen | Falkenau | ;4 ,, | 401
Ellbogen | Grasslitz a 743
een i II ;
Leitmeritz | Tetschen Big 501
| Prachin |Waldhwozd IX | 1241
29, w. z
Ortskirchthurm.
Die Kirchthurmspitze
dieser Stadt.
Pyramide, 2 Stunden nordwest-
lich von Neu-Losimthal auf einer
hochliegenden Waldblösse;
westlich dieses Punktesin Baiern
liegt Silberhütte.
Pyramide, !/; Stunde nördlich
von Hlubok6, auf der Kuppe des
Berges Eremitage.
Pyramide, !/, Stde. westlich von
Tursko auf der Kuppe des aus-
gezeichneten hohen Berges zwi-
schen Felsblöcken.
Pyramide, 1/; Std. nordwestlich
von Svinnä, 1/ Stde. nordöst-
lich von Mies auf der Anhöhe.
Pyramide, 1/4 Stde. nordwest-
lich des an der Chausste Hegen-
Stde.
Pfarrthurm der Stadt.
Pyramide, 1/; Stde. westlich von
Schönwerdim Felde des nächsten
Bauernhofes,
Pyramide, !/, Stde, östlich von
Falkendorf, am Rand des nörd-
ltch, steilen Abfalles.
Pyramide, nördlicher Abfall des
Fallbaum Riegels, 1 Stde, west-
lich von Neuhurkenthal,
28
ı
Befindet sich im ehemaligen
Absolute T
: en | opografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der Höhe des, Be en hie ibung
| von von OMeile Ind Zudkns |
5 | XXIV | Erzamlda, 1/, Stde. nördlich =
He en a / b ovic, auf d ich.
Faltus-B. Königgrätz Geyersberg| IHN | 634-9 || hohen Berge, 50 Schritte sad-
| 16, 0. || westlich eines hohen Steinhau-
| fens.
| sıx EN
.v r hr moänie auf de adl.
Farärstvi * Chrudim |Neuschloss | 19 ;, | 445 | des zwischen Hohenmanth und
’ \ Luze liegenden Platenus, unweit
| ny | des Weges,
| ee | Pyramide, 1), Stde. südwestlich
£ ck... Per Senften- | XXIII der Kirche von Kunwald ein!
Felzmannüv kopec Königgrätz| " Torc 15. 0. | 498°3 | 100 Schritte westlich des Ban-
|| erg 9, 0. ernhauses Felzmann auf einer
EEE | Anhöhe. £
Fenka XI B i
B P - | äbor “önioseck f me ergkuppe nordwestlich
richt. Faika (Fajfka) T4#bor | Königseck | 99 ;, | 6006 von Königseck.
ie u DI essen Ka 17 5 assunte ma Veen ecke u
Pr 5 7 Pyramide, einige 100 Schritte
Feuerröst-B. Saaz Eisenberg vH | 524 nördlich der Strasse, die von
5, W. Kalch nach Ochsenstall führt in
dem dortigen jungen Walde.
. 5 XI 1 Stde. östlich von Gottes-
Fichtelberg Sachsen ge 1212 | gab nahe der böhmischen
Er Grenze.
I duanssnsnenunaraernunsnnaman nahe deren dee
, ge y XVI Pyramide, 1/a Stde. nordwestlich
| oorätz " 3 AQ2 von Kitzelsdorf, 109 Schritte
Fichtenberg Königgı itz Schurz SO, 533 südwestlich der höchsten Spitze
ei ? dieses Berges.
r Stde. nordöstlich
: } Hermanns- | XV FE Mean ee
Fichtenkoppe Bydzov seifen er „ 685 Pe 1, Std. SORöich. vom
1,0. Markte Schwarzenthal, auf einer
freien Anhöhe.
Fiedler en Nieder- VI 331 Pyramide, 1/4 Stde, östlich von
fe Nieder-Georgenthal kna an
Georgenthal 9, W. x Er Di
ei h IM = 4 . XXI Baumsignal mitten im Walde
in ' Chv " . f dem höchsten Baume des
Findeis Chrudim | Bistrau 91. ö, || 6841 | Hinaeis-Berges; 50 Schritte nord.
EINE 9 | östl. befinden sich Waldblössen.
' N ‚asay | Starken- | XIV Stange, 34 Stunden östlich vo
Finsterstein By dzov i bacl aa 1033 || Vitkovie auf derSpitze des kalken
Jach 6, v0. Berges.
ers “= : VII © Pyramide, ’/, Stde. west-
Filippshütten Prachin |Stubenbach 31. w. | 1105 | lich vom Filippshütter Jä-
hi gerhaus.
Pyramide, auf einer reten An-
g' 7 T öhe In der Mitte der steinigen
Fischer © a XI 7 Hutwde, 1/, Stunde südlic}
hübel Ellbogen | Petschau 15, w 7044 1||\mutrde, 3a Stunde zeiten vom
Comerzialweges von Elbogen
| nach Petschau.
' i a XII
Fischern Ellbogen | Karlsbad 1% 395 Ortskirchthurm.
„WW
n i IX j Thurm der frei stehenden
Fiesko | Ellbogen | Chiesch ( 483 || Kirche, '/, Stde. südlich
| „ Ws von Motschädl.
= - S |
Befindet sich im ehemaligen |
| | Absolute | Topografische
: Name des Punktes | Kreise Territorium der | Höhe des) Beschreibu
ng
| von von DMeile Nat, Bodens
| | |
. | ’ 3 ES, | Pyramide, auf einer An-
Fleischbank Pilsen | Mariafels od 538 | höhe, , Stde. südlich
Ei | von Heinrichsschlag.
RE Se: eat. ER EN
% || Westliche Dachspitze desWirths-
Fleischbank Saaz Mecholup \- A31, | hazses; Kietokhace anf der Ans
14, W. | höhe Beim Heiligen,
Flüher-B. IX | Pyramide, /g Stde. südöstlich
; Täbor Neuhaus ja 546 ARHEILEIRNtErhlEe Auf e,
(FI l her) 7 29, 0. | Beistehedden) Hebanlonkiien.
Pyranile and der Sndnzkeite
X des freistehenden bebauten Ber-
Flurs-B. Ellbosen Luk £ 797 ges, auf dessen Nordseite 2
o° 14. w ausgezeichnete Tannen stehen,
$) !/s Stde. sttdwestlich des Dorfes
is.
Flutzna $ ERST. IX Pyramide, , Stde. südl.
ich Tllzna Pilsen Krimie Er 361 | von Tluönä, knapp am
) ahrwege nach Lihn.
S Fahrweg h Lih
n R 2 2 IX Bergkuppe östlich von
Flutschin-B. Täbor Cernovic Bi 684 || Vlkosovic und westlich
„0 von Beneschau.
E B ignal auf d die
Forbes Budweis , Gratzen N ö | 554 zwischen dem Üostehler. und
99, 5 'hrudimer Kreis bild. Rücken.
es I AR N EIER IN
Schlacken- xI ar Stange, '/, Stde. östl. von
Franzens-B. Ellbogen u 553 | Permesgrün auf der aus-
werth 12, w. dezeichnöten Anhöhe
u Pyramide, einige 100 Schritte
F B Ir: 2 0m 2 XVII k Erdlıch ron Fesenib, 20 Schritte
ranzens-b. Königgrätz Nächod = 303 östlich von einem mit 4 Pap- |
12, 0, peln umgebenen hölzernen Kreu-
EEE TU RE | SORTE ze auf einer Anhöhe.
| sn Besseren Eee ser ne ee een
s Re XVII {
Franzensbrunn | Ellbogen Egeı 155 441 Ortskirchthurm.
=.
: de III
Frauenberg Budweis | Hlubokä 31.8 432 Schlossthurm.
0:
4 e 3 A || Pyramide, hoher mit Gest
Freigebirg Prachin | Wodüan | „,1 GB H N wacherengEEnE IE
30, W. Stde. südwestlich von Krepic.
Er Elli 0) 009 2 »° Pyramide, 1/; Stde. sudwestlich
Friedrichsberg * | Kourim Kolin 16. 5. | 278 von Nord Yes, ait’efnom ge-
| ae spitzten kahlen Kegel,
= & el | a | A eh
Friedrichshofer | XxI \ Pyramide, mitten im Ackerfelde
|| a 2 5 = NL = ines ausgez. Plateau’s 80 Schritt
Feld | Chrudfm |Leitomischl| 49. 5, | 395 | nordöstlich der von Leitomischl
| ’ nach Policka führenden Strasse.
VII Pyramide, !/; Stde, nördlich v
Fuchs-B. Ellbogen | Wallhof | 13. | 646 Dürzengeön, Tune der Süchst-
y schen Gränze.
m —— — — — — —. nn
Befindet sich im ehemaligen Absolute
| Topografisch
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Baeohreibnöf
von von OMeile |jnat- Bodens
I | =
“.2...2,.| Marschen- | XV Pyramide, 217, Stdn. nordwestl.
Fuchs-B. Königsgrätz dorf 6, ö. 1363 von Gross-Aupa, auf dem langen
Fuchsberg Bydzov | Pilnikau | U | 608
0:
= Er, aa
Fünf Eichen-B. | Rakonitz Pürglitz 15. w 476 en Kolonte FanfEichen knapp
I x an der Strasse.
Re = P VI Pfarrkirchth in Für-
Fürstenhut Prachin Winterberg 32, w. 1021 je en vu
VI en dtof:
Gabel | Bunzlau Gabel Kris 315 Stadtpfarrthurm.
nö.
i ae XVII Jetzt M ent für di
Gablenzhöhe * | Königgrätz| Trautenau 8, ö. | 5040 || 1866 Pre Beioger.
Gais-B Tabor Neu- eis 703 Gerüstpyramide, '/, Stde.
: E Bistritz | 32, ö nördlich von Althütten.
= a ER: XI e Lusthaus, */, Stde. süd-
Gais-B. Pilsen | Mariafels 19, w 531 | =,
? = | Pyramide, 1 Std „nordostich
Galgen-B. Beraun Zebräk | jg. w. | 400 || nordöstlich” der nr
9 | Beraun,
BE || Re | bene er ee nee
| Jung- VI ® dr Der
Galgenberg | Taäbor a 658 Südlich von Milein.
| ,
I]
ERBEN XXI üdli Benä
Galgenberg Königgrätz, Skuhrov | 13, 5, |, 5819 u
| 5 Xu. Pyramide, ‘/, Stde. nördl
Galgenberg Ellbogen | Theussing | | 656 |) von Utwa, 80 Schritte v.
3 9, W jüdisch. Friedhof.
! Gross RIyE li | Pyramide, */, Stde. südl.
Galgenberg Pilsen \Mayerhöfen| 22, ö. | 795 von Pfrauenberg.
de, 4, Stde.
Gal enbe Bı z] B t VII 223 a ee
g rg ınzlau ystra 14. ö Grunde, wo früher ein Richt-
) platz war.
Befindet sich im ehemaligen |
| ‚Absolute Topografische
Hampzules;Rünktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibung
von von OMeile |". Bodens |
| ee:
| W: ‚608 östlich v
Galgen-B. Ellbogen | Waltsch | 74 ,. | 621 || den Spuren der früher dort be-
BE | findlichen 3 Galgen,
RE. Meere re |
|
| P XV Pyramide, einige Schritte nörd-
@ lich dieses Dörfchens, auf el
Galtestallung | Pilsen Tachau 18, w. 640 a
Gali-B Bern |Köne 1 II 967 Friedhofskirchthurm des
: Ta ll Städtehens Königssaal.
Das vom Grafen Chotek errich-
a XI r tete steinerne Monument,
Gang-B. Caslau Neuhof 17. 352 Stde. südlich vom Berge Gang
DE 3/4 Stdn. westlich Neuhof.
Gasi-B Budweis | Kr || Bao] Frramide an Side nörd.
. rummau 34, ö. von Priethal.
Ba Tibor Chv Vo | 447 | Stange, 400 Schritte süd-
IN a || | östlich v. Neudorf.
EUREN | |
| 1}
E Ey. RX || Stangsgl. auf dem Felsenrücken
Geierskorb Königgrätz| Braunau | g ; 704 || 3, Stdn. endwestlich von We-
y 0. | kersdorf auf einem Felsblocke.
es Th | ET TE | RR ER een
|
II Pyramide, 600 Schritte
Gemeindeberg Budweis | Krummau | 34 5 673 Südöstlieh von Ahorn
ae r
Gemeindeberg | Budweis Hohenfurth, „IV 787 | Pyramide, 200 Schritte
von Buggaus.
Pyramide, einige Hundert Schrt.
=
al ‘
Gehängber Ellbogen A 36 || nordwestlich v. Schtldern neb
us 8 En
mn int Aa m | || Banmeignal, 1 Stde, nordwestl,
Geltsch-B. Leitmeritz |Liebeschitz, 4; Ben een
ee den Berges.
= . III | Pyramide, 500 Schritte
Gerbetschläger-B. | Budweis |Hohenfurth 37%. 755. sadl. von Gerbetschlag.
R | b XV Pyramide, '/, Stde. nördl.
Gerichts-B. Pilsen Tachau 555 von Tachau auf dem Ge-
197 w
SEE SS \ richts oder Galgenbergen.
Gersten-B. * |Leitmeritz Hainsbach | 9, | 508 |) Westlich von Hainsbach.
. I z
x f x Pyramide, "/, Stde. westl.
Gessing | Ellbogen | Udritsch | 5 w 714 | v. Lintsch, ’/, Stde. nördl.
’ = |
von Zoboles.
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DDMeile |” Bodens
en ——— ee —
P 9 XI ge Gerüstpyramide, hoher ge-
Gewintzy * Klattau | Kout | 97. | 736 | seichneier, bewaldeter Borg, A
al, Std. östlich von Plöss.
Geyers-B. 4# | SYE N ...
(Geiers-B.) Ellbogen | Wildstein | | 3, w 586 || ztschen Gras Faden 2
yramid %
. .. |. VREL rn
Gikels-B. Bunzlau \Grafenstein Big 466 ;|\Grenze, 2%, BMESAR Ober:
’ Wittig.
Ginenem Stangel XI Pyramide, |, Stde. östl.
. Täbor Bozejov Ir 636 von Ondrejov auf einem
(Zeleny vrch) I 26, ö. ausgezeichneten Plateau.
Gindhirsch-B. Täbor a Sg 708 Östlich von Konrads.
| | Apr.
Pyramide, b E b
G | . . 3 . U - ee
aber | Leitmeritz | Türmitz 8 908 || on Ellbogen auf dem hohen
) spitzen Berge,
E XVI : Pyramide, !|, Stde. östl, von
Glasberg | Ellbogen Grasslitz 12, Ww s13 Glöheng nal omom Bage östl,
XII PR Pyramide, '/, Stde. westl.
Glatzl Ellbogen | Petschau | 5 ı 750 || von Gabhorn auf der
We | Kuppe des Berges.
XV | Py ee aufer rer BaTRe
Glatze-B. Ellbogen |Königswart| 16, w 987 ll yon Tatsarittien (online,
’ 1 Stde. nördl. von Könfgswart,
ee.
Gloriett Kouif Vlast VI I 205 es
ourim lasim 9790 513 3, Stdn. nordwestl. von Do-
Io maßin.
f a Pyramide kahle Anhöhe
Gloriett Prachin |Horazdovie! „.‘ . | 507 Y, Stunde südlich von
26, W Trebomyslie.
Göh Bunalı An. IX 2 Pyramide auf dem Felde
öhe unzlau | Friedland R 296 des Mossig v. Nr. 26, 500
2, ö Schrt. nordwestl. v. Göhe
3 i Ploschko- I Pyramide, 1], Stde. sudliel
Goldberg Leitmeritz 9, ö. 453 alehzen safe ann Kalldn
j de 3 I Pyramide, 100 Schritte
Golitsch (Holiö) | Budweis |Hohenfurth 3 948 || nördlich vom Bauer Go-
‚0. litsch.
i x Goltsch- XIV
Goltsch- as ee ; {
Jenikau Caslau Jen 375 Pfarrthurm
[34]
Befindet sich im ehemaligen
Absolute | Topografische
Name ‚des Punktes Kreise Territorium der | Höheudesi) Beschreibung
> En von eiMeRe | | | re
|
| . A lose: 5 I | |
Gottes-B. Leitmeritz |Liebeschitz ö HB | Kapellenthurm.
b) I)
se]
Fa He ” IN a || Pyramide, 1/} Stde. nördl. von
Granner-Koppe ® | Könisgrätz | Trautenau Zn 253°7 | Burgersdort, auf der treten An-
= J, 0. höhe, auf einem freien Felde.
||
| Pyramide, 1/, Stile. sudwestl. v.
G thöh Ellb © Ellb y XIV 493 | Neustadt auf Fr anesn Kalan
rassetnone ogen ogen 14 2 Jo Anhöhe, die sich gegen Grasset
„W | ausdehnt, auf einer Hutweide,
uud ee (ee
5 r I ie | Baumsignal, 1/; Stde. westlich
Gratschen Leitmeritz Kulm 7 552 || von Gratschen auf dem höchsten
„W. | Punkte des waldigen Berges.
; 1 VII r Kr: IN
Gratzen Budweis Gratzen 3 540 | Pfarkirchthurmin Gratzen.
-) |
Groschumer Prachin Netolitz | 778 || Pyramide, '/, Stde. südl.
Wald-Berg 5 E | - | von Ober-Groschum.
Weiss- VI , Pyramide, 1/, Stde. nordöstl. v.
- Bunzlau B Ser: 47 Strasdorfauldersteinigen Kup
ABELTElE 1 EN
a = ll
Gross-Chrastie Beraun Milin 95 547
3, W
\ Fi) TEL | 9%
Gross-Chomutice | Bydzov | Smrkovie | 19 ;, | 292 Ortskirchthurm.
2,0. |
Langen- I | | Pyramide, auf der Kuppe des
> = | a = \ #79 | keselförmigen, waldigen Berges,
Be BE BEL a | ent | | ee
Baumsignal auf dem höchst
Gross Hlava BER Zbir III | 71 Punkte de: ) Schaitte
- eraun 1rOW 21 - oO v freien, abgetriebenen Platze
I W entfernt.
1 un U 2 oa | Pyramide, 2 Stdn. nördl.
Gross-Koppen Königgrätz| Reichenau | 9 ;, | 1141 | von Deschney auf dem
| £ 2, 0. flachen Kogel.
A | ee 17 2 |\h34 Me
| vie) nu” 2 A
Gross-Kostomlat | Bunzlau Lissa as | 5 Ortskirchthurm.
| 9 a
| BU Na De ER | REN ver | ex |
N | Y | \ Hölzerner Kirchthurm
Gross-Kozojed | Bydzov | Dymokur 2,0) 22 | PER re Sg
ee." |
| re ı DR Be
Gross-Klecan | Kourim Klecan | 1g 5 | 269 | Ortspfarrkirche,
| A| |
34
Befindet sich im ehemaligen |
| Absolute
Name des Punktes | rege —||Höhe des Topografische
Kreise Territorium der Bl Beschreibung
von von UJMeile |" |
Sa | Choden- XIV Pyramid
3 Ei attz 4 of yramide, 1 Stde. westl.
Gross-Lisa-Berg | Klattau schloss "32 W 866 | vor
Nana Fo Baumsignal mit Stange und
AN N XI Keetnhreit, auge 2 nahe
= I 5 aYZ) | stlich vom orte o an de:
Gross-Lisic Bydzov | Chlumee |; 5. | 268° || west Spitao des Eichenwalden,
| L) eine Eiche am Stamme mit einem
| |...) Kreuz bezeichnet. H—29‘4mt,
z VII | en Pyramide, 400 Schritte südöstl.
Gross-Runitz Saaz | Podersam 13. w, || 368 Feen ee
} =) liegenden Ackerplateau.
2 n München- IX |
- zla 7 5 2 ,
Gross-Solec Bunzlau Er 10, ö. 63 Ortspfarrthurm.
E ß Pyramide auf der Kuppe d
Gross-Spitzberg | Pilsen Plass VI || 252 || Bären 4, Bier nardlish vom
| 17, Wa || Maierhof Hubenov.
f * | 3 ee IV | „00.- | Baumsignal, ’/, Stde. südl.
Gross-Steinberg Budweis |Frauenberg 30, 6. | 572-5 von Chlor
| i Dh V S ;
Gross-Bor ı Prachin |Horazdovic| 9; | 451 Pfarrkirchthurm.
26, W. |
| I
Gross-Wosow Beraun Wosow | 19 5 349
00.
u. = Thurm d fe -
Grünberg-Schloss | Klattau | Grünberg VI ee
r 24, 0. ] Schlosses.
|| a re ee pen nr
Grulich Königgrätz| Grulich | SV | 5699 | Stadikirchthurm.
ur
rn ß i ? N U Pyramide, einige Hundert
eitmeritz |Liebeschitz 208 chritte südl. von Gügel,
Gügel | Leitmeritz |Liebeschitz| _, 505 | Sehri dl. von Gügel
| 8, 6 westl. des Fahrweges.
N S 7 | | Pyramide, 1 Stde. südl. v.
Guck ' Daaz Dobritschan | _,' 510 | Tuchorschitz u. eine halbe
| 15, w. | Stde. v. Nesamie.
|
| £ Te T | Freier Berg südlich von |
Gugle | Rakonitz | _ Kole- Y 404 \ Sanov und nördlich von |
| schowitz | 16, w. | Petrovie. |
| | "|| Pyramtde, 2/4 Stde. westlich ». |
Gutwasser T'abor cı P Vu 1006 || ee
c J 7 = unbeschr: er Aussicht, 1
| 29, W | 006 | 4'6mt. Axo ein I’Imt. hoher
| Stamm,
Befindet sich im ehemaligen
| |
Absolute |
Fe | Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der | Höhe des, Beschreibung |
von von OMeile "= Bon)
2 n s al | = || Pyramide auf d. höchsten Kuppe
Gyrna richt. Jirna | Pilsen | Kladrau | 91 1, | D19 || eines waldigen Berges, 1a Stde,
5 = westl. von Elhoten.
! XI i
Habakladrau Pilsen Tepl 17 “= 727 Ortskirchthurm
‚W.
no Malie a Me range: Ro Stde. nordwest.
er Stadt Smiric auf der, 300
fi Königgrätz irie | AV Schritte nondwenti danse Wake
Habrinka 55 Smitie LU GE 297 a Kapelle befindlichen Anhöhe,
? H = T'3mt.
a ! E XII R
Haid (richt. Hayd) | Pilsen Haydl | 9] | 469 Schlossthurm.
0.
Haida Leitmeritz | Bürestein an 361 Pfarrthurm.
b}
a Te 1 Stde, nürdl. „ Hohenelbe ont
| fi lich bedeutend
ont, zi tende Höhe,
h XIV tm Folsen gelegen; dieser Punk!
Y » v = DEE ist nicht mit geg
Haid! * (Haidel) | Bydzov | Hohenelbe ud. 2 ee
Elbeufer zu verwechseln; 1 Stde.
südl. v. Heidl liegt Pommerndorf.
! Dobrit- V Pyramide, 25 Stde. nord-
Haidhübl Saaz e 3323 östl. v. Tuchorsehitz auf
schan 12, w einer freien Anhöhe.
“ XIX Ze | Pyramide, '/, Stde. nord-
Hainberg Ellbogen Asch FR 752 || östl.v. Hainberg 60 Schrt.
13, w. westl. einer Ruine.
EIERN RE Re a er ee ce en
: ? : ; III \
Hainsbach Leitmeritz | Hainsbach | 9 372 Ortskirchthurm.
Se ; Pyramide, 1/, Stde. östlich
Häje Pilsen Kotterow Aa 432 Kotteron aub einem ausgezech.
R VII Südlich v. Liboken und
Häjek Klattau Lukavic | 93 581 östl. v. Dolzen, bewaldete
9, W. Berg-Kuppe.
Br ’ IV Pyramide, ", Stde. östl.
Häjek Rakonitz Pürslitz 428 v. Klein-Aujezd auf einer
17, w. steinigen Hutweide.
| Baumsignalin einem an d. Ebene
2: ak Chrou- | XVIIL | 2 || zwischen T „ Biezoylc 1le-
Häjek Chr udim tovie 17 | 273 Senden Walde enenkndem
STOVIG Umfange.
UI een —
Fr 1 E 5 £ 1
aehasgns Befindet sich im ehemaligen | Absolute | august
Name des Punktes Kreise Territorium der || Bun ei | Beschreibung
von von EMeile I Zesn
Senften- XXI Nahe an der Strasse y. Senften-
Ai 'Könieerät; Pr 482 berg nach Gaabl, östl. von Lu-
Häjek Königgrätz berg 15, 6. 8 kario und shadel. WE Lischnitz,
2 : Dub u. I Es Bergkuppe westl. v. Häjek
Häjek-B. Prachin Boreie | 30, w. | 58l u. östlich von Boröic.
XII Ausgezeichneter bewald.
Häjsko (Sträznik) Bydiov | Liebstädtl | 3 5 603 | Berg südlieh v. Pefimov
| b Drag und östlich von Häje.
Pyramide, !/; Stde. nördl. von
VII | BAs 1], Side,
27 r D E | / Stde. sudöstl. v. Schna-
Hajsko Klattau Lukavic 2. Ww 519 CE auf der höchsten Spitze
FI des waldigen Berges.
IH Berg, dessen Spitze be-
Hajeste ı Budweis Moldautein| og. 5 497 || waldet 2 mestueh von
|| =) a ost,
VI | Hohe Bergkuppo du hen
Hanef-B. Prachin |Stubenbach 31, | 1259, a
|| BASIS Aussergefilde,
I-...0eenescenna | aaensreenseeseeentere |annessseenasseenn (Nrsseenannsseene | Bann BERHERTE h
län. i : IH J | Pyramide,’ '/, Stde. v. der
Hanl-B. \ Leitmeritz | Hainsbach | „ - 503 | Kirche von Nixdorf auf
| 9 0. einer freien Anhöhe.
| } R M E I Pyramide, 1/4 Stde nordöstl, v.
Harra-B. Leitmeritz | Türmitz ne: 494 || Böhmisch-Bokau auf dem höch-
6, 0. sten Punkte der freien Anhöhe,
a a a 3 LH Be
; | xXIH | ide, ?/, Stde. westl
Harpil ! Ellboe & Ä 6 Pyramide, '/, Stde. westl.
p ı Ellbogen Ellbogen 1A m 501 Yon Höfen:
1494 Pyramide, auf dem Saume des
. - Leito- XxI | a Plateaus dieses Berges, 1/4 Stde,
Harrich kopec | Chrudim Esch. 19 6 A61 || yatlich von Birantie; Mr BRaR
y = westl. liegt ein Wald.
[ Pyramide, 1), Side. südwestl. v.
es 2 xXVl Hartl auf An Ebene, stdl, u.
Harte Höhe Ellbogen Eser N | 455 östlich von 2 sich kreuzenden
| = > il), W. Wegen, 100 Schritte nördl. von
| | „elnoun, bölnersienı ErSUBE IE
| XI Pamsenlin Ma Dh Madesie
Hartenstein Ellbogen |Giesshübel 15 u Ta an Grleeie erinnern
NE Kellergewölbe.
RE ||. re RE
= | BITTE Z, Pyramide, !/2 Stde, südwestlich
Haschowarer | Klattau Bis( 'hov Xu All von Mirschikai Y/g Stde. östl.
Birken | Teinitz 208 2 von Kieberau auf der Anhöhe,
| |
mel I
r | | ramide au er uppe e
h Hasel-B. | Chrudii ie lskr XXIV | 1458 Bisoe, 1/, Stde. westl. ae
(richt. Schlossberg) rudım andskron 876 44)'D || skron, !/a Stde. östl, v. Rudels-
| Rn 5 || dorf, 1/4 Stde. südl, v. Erlenelche.
A || 3 E k r | e Pyramide, 1/4 Stde, östliel
Hasenburg * | Leitmeritz | Libochovic u | 417 || Klappay, auf dem Berge zwi-
10, W. | | schen Ruinen.
EL ee \ \
37
, Absolute |
Befindet sich im ehemaligen Toponraftsphe
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des| Beschreibung
| von von EMeile ||"=# Bidene
| XV | Pyramtde auf einer Anhöhe, A|,
Hasentanz-B. | Ellbogen Lauterbach| „XIV | 837 aka mmiwent; 1 Tanerieh
) C hauses.
: CE I Q Theilweise bewald. Berg,
Hasl-B. Budweis | Krummau 35, w. s04 one
2 V en
Hasl-B Täbor | Beneschau 35 176 Südöstl, v. Beneschan.
| , .
a | a ee BE NE RA Sr UNEHER RERSFA Wiese Senre ee Se
4 | : x | 1 Stde. nordöstl v. Städt-
Hassberg * | Saaz Pressnitz 10. | 990-4 || chen Pressnitz; ein aus-
| „W. gezeichneter Berg.
| | Baumsignal an Kansn Selnee De
N S 2 | vier, 1/2 Stde. südöstlich der
Hauenstein Ellbogen Hauenstein XI 1094 Hochberger Häuser, die an der
: öl, W. Strasse zwischen Gottesgab u.
Stolzenhabn liegen.
- - 1 Bewaldeter Rücken süd-
Haus-B. Budweis | Krummau | 5 Aw. 939 östlich von Salnan.
Havran & VI uf :
Habran Saaz Brüx | 303 Dorfkirchthurm.
„W-
VO Si GERT aaa Pyramide, nördl. v. Dorfe Her-
& XI manie; von Ass Eube sn Fahr-
D 7 * © n £ EN veg bi ide, die nn
Havläv kopee* | Caslau | Heralee |... | 682 | mens sur Erramtde, sie au
E3 E dem Orte auf einem frelen Felde
NE SU ne See A | LE ee
Hay (richt. Haj) | Rakonitz | Smetschna n Eu 524
k}
XIV | Stdsignal, 1/2 Stde. nordwestl.
Haydi (Heidel-B.) | Bydzov |Hohenelbe KIN | aan 1, lernt zur eier ech
. 9 0. gemanert,
Heilige Neu- XIV
5 E e j S 532 Ortskirchthurm.
Dreifaltigkeit Pilsen | zetlisch | 21, w. | 32
a 08 Kirche, '/, Stde. südöstl
7 " R1C ’ 8 ° 2
Heiligenkreuz Budweis | Krummau | 5 40.) 69 Vokal
|
| “dunsanun | |\er aan sau ausaNne na EHE een eeunuaun enden aunnnnen
| £ h 2 R
Heiliger-B. | Beraun Pribram I | 580 | Mittlerer Hauptthurm d.
| 2, w. | Kirche am Heiligen Berge.
I}
AL BC ON ; E |
Heinrichsgrün Ellbogen HR | a ” 649 Ortskirchthurm.
Oo =) .
Befindet sich im ehemaligen Absolute | T En
Name des Punktes |... GE Höhe deg| PROBRAUSDNE,
| Kreise Territorium der 4 nn Beschreibung
| von von [rjMeile: ||" ouenz
Zus 7: Mm ve ” u I u Brise, 14 Stäe. " esil. a
Heinhübl Leitmeritz | Tetschen | „ ; 430.1) Verehenchen VESRSTHRENEEIE-
Due brüchen,
F ER, XI Pyramide, nordwestl. Alt-Kolin
Hejkolec Kourim Kolin 16.ö 205 auf einem 100 Schritte v. Dorfe
‚od. entfernten Sandhügel.
SE Total; I 7 A
Helfenburg Prachin Netolitz 29. w 687 Nördlich von Javornie.
29, W.
Nox Pyramide, BEE östlich von
See 2 Hemäe, 100 Schritte südl. d
Hemze ' Chrudim | Chotzen | 16, ö. || 370 || weges'v. Homienach Biöndeln,
’ auf einem freien Felde,
| |
Hengberg Ellbogen Saaz h 827
; 12, w.
" XIV
Hennerkogel Mähren Dö 582
„0.
Susy Ex |< V Baumsignal, #4 Stdn. östl. von
Henslicka g Caslau Polnä X\ I 690 Borau im FoHer Walde, auf
22, 0. einem der höchsten Bauern,
Pyramide, !/, Stde. südwestl. v.
H kli IK 4 G 1 XXIII 479 8 ge einige er Be:
'Köniserätz Ver or = 4 westl. der Höhe, d. durch 3 ein-
erklice öniggrätz |Geyersberg 16.6. 7 2
| zeichnet ist,
Pyramide, 1/, 'Stde. süudwestl. v.
Hermin sdorfer RX 2 Tirpes, 200 Schritte sndlich vom
I | Chrudim | Landskron . , 600°6 || Königsfelder und 230 Schritte
Höhe RE westlich vom Hermingsdorfer
2 Walde, auf einem Acker.
ee XXI AT Ortskirchthurm
Hermsdorf Königgrätz| Braunau | 7 5 457 '
E os
f £ Hermann- | XV Der Kirchthurm des
Hermannseifen | Bydzov seifen | 8,0. | 91 Dorfes.
b5 .: ei XIV > Pyramide, nördl. von Hermanfe,
Hermanic Caslau \ il&moy = e 361 einige Hundert Schritte v. einem
1 ” 0. Fahrwege.
5 - £ V
Herrndorf Rakonitz |; Krusovie 15 365 Ortskirchthurm.
W.
’
Pyramide, !/, Stde. sttdwestlich
H hüb I IV | von Uilersdort, a Da Zander
1 3] Su N 97 Schritte nordöstl, der Vereini-
errnhübl | ‚eitmeritz | Osseg T,w. 274 gung der Karlsbader u. Kostner
Chausse& in einer Remise,
| Befindet sich im ehemaligen
| Absolute
Kost Topografische »
. = 5 N ” I
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des, Beschreib
| schreibung
von von DMeile |jna |
Herzebensko Pilsen Nekmii IX. | 573. nn, ur der Kuppe des
. 2 | 7 KR £ Q „1. Q48 || Berges, 3/4 Stdn. nordwestl. v.
richt. Hrebensko 18, w. | || Nekmis, 5 Sarah ühoie
er | N & | SER. 2; SER
| Pyramide, !/; Stde. westl. von
= . XXI || Trpin auf einer Bergkuppe, 300
Hexenberg Chrudim | Bistrau 22. - || 696° | Schritte snal. des von’ Polttka
0. über Bistrau nach Brünn führen-
| den Weges.
} A: XVJll | ae 3/4 Stdn. nordöst].
ea e A = m . Schwadowlitz, auf dem lange
Hexenstein Königgı ätz) Adersbach | 135 waldigen Bergrücken, auf einer
L | 41'7mt. hohen Fichte,
Saunen sndannunnda- de |
ee | BUN ne Meeha. -..
V || Ban: ga® He ne a
»ı_x 2 7 v / | Se &trov, aufd. niederen Anhöhe,
Hilacka * Täbor Zelet 529 100 Schritte nördl. T. iüdischen
26, 0. | Begräbnissplatze, aufeinem ziem-
| lich breiten Feldraine H=4'Smt.
Vu on ei | | Pyramide, auf der Anhöhe Hin-
. | 15 XXIH | er terfeld, 400 Schritte nördl. eines
Hinterfeld | Mähren 9.6 | 4655 Waldes, 300 Schritte östl. von
1 y 0. | j Neuwaldek, !/» Stde. nordwestl.
ee N ee 2 TEE WET
Hirschberg Bunzlau ‚Hirschberg N 276 Thurm des herrschaftl.
5410: Schlosses.
A L | er . I Kuppe des bewaldeten
Hirschenstein | Ober Österreich 1026 || Rückens südöstlich von
38, w a
er ® Schönau.
Hischka ; e III
: Se Täbor Chyska Ye b
richt. Chyska ma | Ad 613 Pfarrthurm.
£ : < VI Kuppe, '/, Stde. südwestl.
Hlasivo Täbor Chynov en 556 || von Gross-Hlasivo am
24, Ö Wege nach Jedlan.
R « = XXI Pyramide, Y, Stde. stdöstl. v.
Hlavnov Chrudim [Leitomischl iso 386 || Korte, 1) Stde. nordwestl. von
5, 0 Leitomischl, auf einem Plateau.
8 V I Signal, 4/4 Stde, nordöstl. vom
Hlavnov Bunzlau Loucen u 2. 252 Vlkava Re an der Bank So-
1187, 0. phien-Ruhe,
. München- | VII i
Hlavie Bunzlau le : 4 Pfarrkirehthurm des
| grätz 7,10: 06 Dorfes.
Hlibokäa | ' 4 e X Stange auf einem Acker-
rieht. Hlubokä | Täbor Kamenic re: 636 plateau, Y/, Stde. westl.
PR | SE von Stranna.
I I
Hlinsko (Hlinsk6) | Chrudim |Richenburg) AYH | 469 ö
| im |kichenburg 1.6 3 Stadtpfarrthurm.
| al,
|
40
Befindet sich im ehemaligen
- Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bert A
von von DMeile I ZuEeN
zn =: Ir 1 =
Zu ih 7 | Pyramide, !/, Stde, v.d. Chaus-
Hlum Täbor Kar dasch- \ u | 51 3 | sc& und “ Peadten Sol. v. Dorf
(Chlum) Reeie IS a0: | € Plesche an dem westl. Ende
Zu) | | des länglich schmulen Berges.
| £ e
ve ER XXI a Pyramide, einige Hundert Schrt.
Hnätnic ‚Königgrätz |Schambach 16:8. | 4455 Ea Hnätale, a >
Il RS | Fusse einer bewaldeten Anhöhe,
Hnevceves Bydzov Sadova XV 984 | Der Kirchthurm des
12, 0. | Dorfes.
| |
Hnöwnit Pilsen | Kladr a. lan
wnitz ilsen | Kladrau | 9, . 424 | Kirchthurm.
| As |
| | IV || | ne. er von a. Ransy u.
1% je (BE 1 Stde. nördl. v. Laun, :
Hoblik Saaz Laun 1l. w | 509 | Yefer a Silek Selton elcht-
| || ’ | | barer Berg.
| | |
| |
In 3 304 > Bi, 1 in,
Hoch-Aujezd |Königgrätz) Opotno as | 8315 Ortskirchthurm
I | |
Hochpetsch Leitmeritz |Liebhausen | n ne | 283 Ortskirehtharm‘
|| 57 a
| cXIHT ||
Hochkoppen Chrudim | Landskron | ara I 607°9 || See Heike Beh Mran
| 19, 0. | höchsten Punkte des Berges.
N Be A nn 5.
Hochrain XIV | ‘ Pyramide a. einem Acker-
| „ Pilsen Tepl Eu 776 Plateau, ®, Stde. westl.
(Hohendorfer-Höhe) | I 17, w. | von Hohendorf.
Hochbruck Prachin |Waldhwozd Wi | 1077) Bealdeten BpenEne
ä \ ERW östl. von Haidl.
———— qffinnennenseuftnseninerennr nn senihesenaPereeeeere te ananeerrneerhinee
Hochstadt Bunzlau ‚ Hochstadt en 695 Ortspfarrthurm.
’
|
(3 | Bischof- X Pyramide, °/, Stdn. östl.
Hochstrasss | Klattau T etz Be 469 | v. Bischof Teinitz, »/,Stdn.
c 2 RW südwestl. v. Semeschitz.
url Pyramide, 3, Stdn. westl. von
H en le X\ „ A 1], Stde, nördl, v. Mit-
ochstrass | Bydzov Ar nau 1 ar 447 tolöls, , Es Inkhen Wahn
| 9 Plateau.
| | Fear
| : | IR ö
Hochstrass | Saaz | Sobiesak | N | 311 are saaı‘r Qnon, kueon
| 12, W. | ‚ an der Spitze eines Ackerfeldes.
| er | a
= I Yır | | Pyramide, einige Hundert Schrt.
Hochtann * Jasl: öke XV || gar. adostl. v. Hoch fi
ann Caslau | Stöken | 23,0 5869 || 2% er a a a Fü
| weges.
41
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Ben Hrerhunt
von von E)Meile |m=t Bodens
& 1
i Fi | Pyramide, '/, Stde. südl.
Hoch-Tratten Pilsen Kladrau Xu 523 v. Beneschau auf einer
21, w. freien Anhöhe.
| , Ausgezeichneter bewal-
Hochwald-B. | Budweis | Gratzen EN I | 1050 | deter Bere südlich von
| 86, 0. | Heilbrunn.
VI | Eumuide; 1, Stde. dstl ei
Hochwald Sachsen m LEN nme
2 z | sächsisohen Grenze.
ae EN | EEE EEE | N
Hochwald Budweis | an UL. I Pour
z 5 34, w. | westlich von Hintering.
ET ee nee tren sl en ee N
Behwal age Teller une)
chwald Prachin | Wallern | s | 942
32, W.
i | u Die Spitze des Glori
- | : Spitze des Glorietts
Hochwinter-B. Sachsen 4,0. | auf d. Hochwinter-Berg.
1)
nn ER EN
e xVI | Pyramide, |, Stde. südl.
Höllberg ı Pilsen |Schönwald | 99; 712 | von Schönwald auf der
, 0 Kuppe.
e E Gross- RAU Pyramide auf dem höchsten
Ratlenkiera Pilsen \Meierhöhen! 21, 6. | 722 | Da Aehawenite-Weisteben
a XI Pyramide, 600 Schrt. süd-
Höllenkappe | Pilsen | Wesseritz | 19 w 575 || westl. v. Wolfersdorf, auf
| 4, W. einer sanften Anhöhe.
| X Eraantina, eineo Hondert Schze
Höllenkoppe Ellbogen | Welchau | 3 y | neh
DIR SH, auf einer Kuppe.
Hörnlinger Budweis |Rosenberg | „1 age) a
) weis a | südl. d. Häuser Stübling.
E | Neu- BER Pyramide, */, Stde. östl.
Hörniberg Chrudim aa In A 476-2 | von Bohnau auf einer
| ) ‚0. flachen Anhöhe.
& Inn. ‚u XVI Pyramide, 44 Stde. südl. d
Höflgut ‚Königgrätz| Schurz | jo, 5, | 480 Kirche r, Kuffahedort; anf einer
‚0 Felde hart an einem Fahrwege,
| nr = neunehan gan | are essen ccmoeel | ceedee os. | Sn ee -
| n XV Pyramide, einige hundert
Hofacker-B. Pilsen Tachau | 19 w 592 Schritte südlieh von
| J,W. Frauenreut.
y | R 2 VIII ira it Gerüst, "
Hofbüschl | Täbor | Neuhaus | og ; 606 || Stde. nordwestl. v. Rie-
| 9,70: gerschlag.
42
Name des Punktes
Hofkuppe
Hoflberg
Hoflberg
Hoflbusch
Hofmannsberg
Hofstellenberg
Hoffeld
Hohen-Erlitz
Hoher Hau
Hoher Kamm
Hoher Schneeberg |
Hohes Rad
Hohe Staude
Hoher Stein
|
|
I
Befindet sich im ehemaligen
Er —— — | Absoluie Topografische
Kreise Territorium der | Bol dee Beschreibung
von von EDMeile ||" "osen8|ı
RR 2 a XXV | u Iatcssts 1/, Stde. östl. eines
Königgrätz Grulich 14 » 302-7 Vorrschaftliod Melerlıofes auf
‚0. || d. kegeltörmigen spitzen Berge.
| |
|
II Baummensl, 3/4 Stde. nordöstl.
. .“ 5 von Politz, !/4 Stde. nördl. von
Leitmer itz Politz HARD, 523 „ Hofberg, aurile höchsten Punkt
? | es Waldberges,
er eo ER
en =. = ’ XXIV _ || Pyramide, !g Stde, nördl. von
Königgrätz Grulich 5. 630°0 || Lichtenau, aufdem langen Berg-
3 2,0. | rücken an der preuss. Grenze.
Marschen- XV 1/3 Stde. süudwestl, von Rehorn
Königgrätz
Bunzlau
Königgrätz
Budweis
Königgrätz
Ellbogen
Bunzlau
Leitmeritz
Bydzov
Ellbogen
Ellbogen
dorf
Friedland
Grulich
Rokytnic
Hauenstein
Reichen-
berg
.
Tetschen
Hohenelbe
Falkenau
Imm0:
3900. |
XXIL |
14, 6.)
-1
>
1
auf dem langen bewaldeten pla-
teauartigen Berge,
ausgez,
von Nr. 92 gehörigen Hügels,
\ Y/g Stde. sudöstl. v. Ringenhaln,
dem langen Rücken als letzter
Abfall des Schneeberges.
| Pyramide, %/4 Stdn. westlich v.
Hohen-Eırlitz, auf dem langen
| Pyramide, !/» Stde westlich von
Öberhuls auf einem ziemlich be-
deutenden Berge, dessen südl.
Theil kahl ist.
Pyramide auf dem höchsten
Punkte des hohen wuldigen
Rückens, !/, Stde. stidl. v. Frie-
drichswald, zwisch. Felsblöcken.
chen Namens.
numentaler Thurm; die
hen-Oote bezieht sich auch auf
den höchsten Punkt des am
Thurme befindlichen Stiegen-
hauses).
Pyramide einige Hundert Schrt.
östl. der Rübezahls-Kanzelbaude
knapp an d. preussischen Grenze,
| auf einem hohen steinigen Berge.
Pyramide, einige Hundert Schrt.
südöstl. v. Maierhöfen auf dem
langen Plateau, 60 Schritte nord-
östl, einer kleiner Kapelle.
Pyramide, /, Stde. west].
von Stein auf der freien
Anhöhe.
45
Name des Punktes
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
Höhe des
nat, Bodens
Topografische
Beschreibung
Hohe Strass
Hohenelbe
Hohenfurth
Holy vrch
Holoviska
Holava strana
Holtschitz
Kreise Territorium der
von von [DMeile |
- T
Ellbogen | Chiesch us
,W.
XIV
Bydzov | Hohenelbe = N
: N I
» Budweis |Hohenfurth 3.
:
Baiern a, “
2
Bunzlau | Friedland ) in
5
Pilsen Plan a
Ellbogen | Gieshübel un
e
Saaz Komotau “ u
Caslau Lipnie EN
Brdi Velis u. Xu
NO Nuke. 112.0.
Beraun Horovic Pr
Beraun Zbirow nn
a, X
Bunzlau Krinec 12, ö
Könisgrätz| Solnie nn
Saaz Eisenberg | « 5 I
Pyramide auf der mit Feldern
bebauten Anhöhe, 1/, Stde. östl.
von Lubenz, 100 Schritte westl.
eines grossen Birnbaumes.
Stadtpfarrthurm.
Höchster Klosterthurm
in Hohenfurth.
Auf dem Plateau bei Ho-
henwald im Felde des
Hauses Nr. 3.
Signal, Y/, Stde. östl. v.
Rodisfurtaufder Anhöhe,
auf einem Feldrain.
Stde. südl. der Chaussee, 100
Schritte südl. von Tschern bei
einem elsernen Kreuze,
Pyramide, 1/4 Stde. südwestlich
v. Libiste, 1/3 Stde. nordwestl.
von Üe$oy auf einem Plateau.
Pyramide, 1/4 Stde. süudöstl. v.
Aujezd, auf einem ausgezeichn.
waldigen steinigen Kogel.
Auf der höchsten Spitze des
ausgez. spitzen Waldberges, ®/a
Stdn. nördl. von Drozdov.
Pyramide, 4/, Stde. nördl. von
Soyvenic, auf einem mit Feldern
bebauten kegelfürmigen Berge.
'/, Stde. norwestl. v. Sol-
nitz; Rundsicht nur im
1 il
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute To
—— - - — I | pografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der | Höhe des, Beschreibung
von von [Meile |”.t- Bodens
: 3 7 VI | Pyramide, freier Berg, Y/,
Holubi kopee | Rakonitz Kritz et) 508 || Stde. südwestl. v. Tschis-
6, w tay aufd. höchsten Kuppe.
| rrır
24. sale IK] Agalı var moon. Pe
Holcarka ‚Königgrätz| Nächod 9,6 EI" AN torte nut Ce
a jungem Wald bewachs. Anhöhe.
2 % gi Pyramide, !/, Stde. nordwestl.
Homole Caslau Polmä XV I 586 ||von Markt Gare Elsn:
21 „o Hügel, zu d. ein Fussstelg fahrt.
Vol Pyramide, Y, Stde. östl
aueh « vu PT yramide, '/, Stde. östl.
Homole Täbor Chynov 35, 6 629 | von Deneste
H | » AXI 37 '/ Stde. südlich von Kl
omole | Chrudim | Chotzen EI 385 I ü 2
| 16, ö Lhota.
& i VIII a, Pyramide, '/, Stde. östl.
Homolka Pilsen Pilsen 1; 365 | von Wolfersdorf, aufeiner
NG sanften Anhöhe.
x Pyramide, 3% She, karl) stl.
Homolka ' Bunzlau | Kfinee z 214 | y,Jerenik, Std nordotl. .
= i 13°0, ' Jikev, auf der bebauten Anhöhe
? „Kirchenfeld*,
“nn. I a nn a RN
| r d a .Vv
ee a ta ZI | oo...
>ydazo alumee | 19 5 von Alt-Bydzoy nach Hoch-We-
Ü sely auf einem Felde.
2 N a Baumsignal, Y/, Stde. südwestl.
Homol-Wald \ Caslau Habern Bin 255 || von maitto' aut dem höchsten
21, 0 Punkte d. herrschaftl. Waldes.
|
| XVII ae 1/4 ‚Sie. sul Re
a | ‘@ N: 4 ANg Steingrub auf der Anhö 100
Hopfenhöhe | Ellbogen | Wallhof 13. w. | 508 Schritte nordl. des jüdischen
| b) s Friedhofes,
| 3 Priamtdes- AjiStan morieküs
Hora ko anina | Beraun K iste V 591 Une, ee nb
p | zur ONOPISTE 223..0 % östlich eines Kreuzes auf einem
| IIIRZ ausgez. Rücken.
Horalec | 6 XII € :
(richt. Heralec) | aslau Heralec EWR: 558 Ortskirchthurm.
| ki
SHE nn | 5 Ba V N
Horazdovic | Prachin |Horaädovie Er 430 Pfarrkirchthurm.
| ’ .
| a
H h | VII ger o% Bee nordöstl.
N - A =. ein-Otschehau in ei
orer erg | Saaz Poder sam 14 Ww 435 5 Feldrain autd. höchsten Punkte
| 9 e eines ausgezeichneten Rückens.
|
j £ Pyramide, aufder Kuppe
Horka Rakonitz | Bustehrad | ! 445 | einer felsigen Höhe, '/,
Befindet sich im ehemaligen
| | Absolute | To
| — |: | pografische
Name des Funktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun
| “1 |nat. Bodens | 9
| von von EMeile 7° “o<en® |
Horka Leitmeritz, Kulm - 288 || Kapellenspitze nördl. v.
| 6, W. Kulm.
x { XIII R Pyramide, '/, Stde. westl.
Horka Bydzov | Smrkovie ICH 27T v.Alt-Smrkovienahesüdl.
| u ein. Jungen Nam are
TER |
kr | München- | VII ı ; Pyramide, /, Sdn. südöstl.
Bunzlau er = 308 v. Münchengrätz, auf der
bei raue grätz 9, 6. herrschaftlich. Hutweide.
3 VI
Horky Bunzlau Bezno | 9 x, | 220 Kirchthurm in Horky
2, 0.
VI Pyramide, 1a Stde, sudast. v.
Horka-Berg Kouttm | Brandeis | 1 5, | 288 sten Punkte dor dominrd, An-
‚0. höhe.
Hin xv Br yramtde, R ‚Side. nocdost, %
| : e 1 t 1. v. Wei-
Hornberg Ellbogen Hartenberg| ;z° | 661 au een An.
9, W. | höhe.
Hornberg XII ® Pyramide, 1/, Stde. von der
5 Oo \ 579: Chaussöe, Y/4 Stde. östl. v. Ho
bei Ellbogen Ellbogen Ellbogen 14, W. 3793 an an Ende 5 BErRen.
Be © XXI Pyramide, 1 Side, nordwestl =
5 is 2 a R in, 1 St 1.
Horni les Mähren 93 0.) 769 || Sillostonufden höchsten Punkte
9, des Berges.
; h Schlüssel- III 5 Pyramide, 700 Schr. westl.
Hornosinskä hora | Prachin burg 9L m. 537 on Ekoiennjsiine
. Horovic Beraun | Horoviec a 357 Ortskirchthurm.
Sük
= £ Schwarz- VIII Pyramide, 400 Schiltte südlich
*j ER “ 238 H £ den Feldern d
Horan | Koufim Kostelee 154 1) 238 aan Fr! Sid N
|| 22
Pyramide aufeinem ausgezeichn.
Sani VA FSEUIT | neo: KEgeallentt einen ame
Horanik ı Chrudim | Pardubie | 6 5. 26a m Amel ale ae
| 3 | Rodic.
| |
| | 1/, Stde, östl. v. Dorfe Kl. Ot-
|| VII SR a m IR Darts an v.
Horerberg * Saaz Podersam | 436 dem Städchen Flöbau, höchster
14, W | Punkt des ausgezelchn., langen
Bergrückens.
7 | naumsignal !/; Stdn, östl. von
" E A REEL | vSaebirlliwohniften fun Be
Horinek Bydzov | Smrkovie | 12 5, | 266 || eat SoeBoe ENEe le
I | Eichen bewaldeten Rücken.
a | TREE
re , XVII | j !
Horicka Königgrätz| Nächod | jo 5. | #8 | Ortskirchthurm.
| 2]
46
EEE Befindet sich im ehemaligen | Absolute ones
Kreise Territorium | der Non des | Beschreibung
von von | CJMeile |j"**- Sodenz!
Ben. £ = 2 ur
vn ® he XV | Pyramide, !/, Stde. nördl. von
Horic \ Bydiov Hofie | 7. 5, | 407 || Horte in einem Ackerfelde 10
Fan? Schritt östl. einer Marien Kapelle
Hostinna-B. Bunzlau Liblic a ö | 280 v. Hostinnä auf dem herr-
RO.
: : ; III
Hostic Prachin Hostic 632
28, w.
: lie g I Ne £
Hostomic Beraun | Hostomie | 19. w 359 Ortskirchthurm.
,Ww.
x RAlksnhe T | Pyramide, 2 Stde. südl,
Houfka pole Caslau | oltsch- | XII | 445 ||y. Vikänet, auf einem
Jenikau | 20, ö. | Felde.
, 3 DT x Pyramide, '/, Stde. nördl.
Housch Pilsen Mariafels 20 467 | v. Malowitz, auf einem
| am hochliegenden Felde.
£ r | g . 3 { II Kar /, Stde. südwestl. v. Kut-
Horziegl ‘ | Leitmeritz |Liebeschitz| 9 ;, | 370 || tendorf und 1 Meile süd-
‚0. westlich von Auscha.
7 | 5
Hrädeker-Berg Prachin | Hrädek Pr I ı 575 | Südöstlich von Hrädek.
zo, .ı|
vr v a T D
Hradesin * Kourim | Skvoree N N h. 399 Pfarrthurm.
b} |
Hradist Pilsen | Radnie V || 619. | Brenn’ schrie oe. om
| = 20, W. Gloriett im herrschaftl, Gärten.
2 ilitscho- | XI 2 :
Hraditko | Bydzov |Militscho- | BI | 268 Ortskirchthurm.
HuoL
Hrad N Sange: R Fe Fans
radoms ' Bunzlau |Domousnie » | 371 || Veselic auf einem be-
| 11, ö. | waldeten Bergkopfe.
| ER
Ms | V ER
Hraidisch | Saaz |Postelberg | 19 „. || 217 Ortskirchthurm, ,
‚w
. | en I EL
Hranice-B. | Budweis Poli | 33. 5 482 | Südlich von Bienendorf.
| 33, 6. |
1!
RB | ER = \ | P: ide, 1/; Stde, nordwestl.
Hrasticky kopec Königgrätz| Kwasney Xx 456 || von Skuhror. 100 Scheitte nord-
|| r 13, 0. östl. v. Hraätie, auf einem Felde,
47
Sen 2 l
et Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Toiiagratische
Kreise Territorium der ee ' Beschreibung
x von von [Meile El. & b
Hrastina © Budwei Nedvedi u 512 | en en
. Y 3 x Saul westl. v. Nedv ute
Beh ehedstina,. in. nes I NEDYERIEN NOTE 9 v. led
ON ORRINE BIER s ee ee
= N R 2 II e Böles, A ns Be RE
Hreben Rakonitz | Pürglitz | | w 564 || Weges zwischen Lahna und
J Nischburg, auf oiner ziemlich
ausgez. Höhe.
EEE: |- ee auesenn 0.
g ß o ! III ;
Hrobitsch Leitmeritz | Liboch ar 292 Ortskirchthurm.
40%
Hrochow-Teinitz Hrachow- | XVII { :
de udi I: = 248 Ortskirchthurm.
(r. Hrachov-Teinitz) Chrudim | Teinitz | 17, ö 43 DISS
S 5 VI
Hruska pole Budweis a7) 4
iR
Pyramide, 4, Stde. nördl. v.
Hrupka-B. Bydzov Lomnic er IL SAL. || Neudorf, 1 En
y 0) nic, auf der stelnigen Anhöhe.
: 2 Pyramide, 1, Stde, südl.
Huberberg Pilsen Tepl N 634 anlage on Ale ie allen
°, W Bergwerke Huber genannt,
6 B ide, !/, Stde, :döstl-
Hübladung Saaz | Eisenberg en OO Knaus, Ah migefendl. von
y 5) Kleinhahn,
= R Gross XV i Pyramide, 1/; Stde. v. St. Ka-
= (harina, 200 Schritte sudl, d
Hüttenberg Pilsen Mayerhöfen 22, W sol A Brmdhidieh ”
Me Heinrichs- XV Pyramide, auf der zieml. ausgez.
" = 3 igen Höhe, 4 Stdo. nord-
Hüttenberg Ellbogen eriin 12, w 824 | sieinigen Höhe, }4 Stde, nor
1 ’ BR J 5 Pyramide !/, Stde. südl.
Hümberg * Bunzlau Semily rn 689-4 | v. Hochstadt, ‘/, Stde.
‚2. nördl. v. Ruppersdorf.
I Pyramide aufeiner ausgez.
Humensky vrch * | Rakonitz | Smetschna | 14 4110 || freien Anhöhe, '/, Stde.
„.W | nördl. v. Vinaric.
e x. RR 2 Pyramide, Ya, Stde. nord-
Humitz Saaz Klösterle 12 103 | östl. v. Humitz auf dem
y W-| ! schmalen Rücken.
4 U. | Pyramide auf der Kuppe
Humolka Ellbogen Teusing 16 ı 710 || d. Berges oleich. Namens,
| We | % Std.nördl.v.Schmiedles.
| Xu Sl
Humpolec Caslau Heralec | 95 5 530
r)
|
[
48
I
ich i ® |
a ee, Bennael sich ” aan Absolute | Tannarktnole
| Kreise Territorium der Höhe des, Beschreibung
von von DMeile nat, Bodens
F 5 || | Die halbmondförmige Spitze des
Il > Jagdschlosses Humprecht, auf
Humprecht | Bunzlau |Gross-Skall X | dem !/, Stde. nördl. v. der Stadt
Sobotka zelegenen kegelförmigen,
| bewaldeten Berge.
Hudcovarhorkai Bunziin | alas [Nr | Gere
udcova horka | Bunzlau | Alt-Aicha en 68 N enkeıne an ern dem
6, 0. | | ausgez. hohen Berges.
| h | ! e
| 1 IX \ Pyramide, ”/, Stde. südl.
Hundskoppe | Saaz Pressnitz | 19 w. | 725 | v. Wohlau auf der felsi-
| PN gen Bergspitze.
Hungersberg Ellbogen Asch re \ 690 | Thonbrunn in einem vom
r U W* | Wald umgebenen Felde.
i |
Hüra * | IX | Pyramide ®, Stdn. westl.
r | Kourim Vlas FR - v. Javornik auf der höch-
(Hürka) a a 9 Sie Re
r | \ ß 1% ide, ’,, Stde. südl.
Huretz * | Ellbogen | Gabhorn En, ı 814 en ER
H kv k | Budwei Zbor a | Berg in der Nähe von
urecky kopec | Budlweis orov | 99 ;.| 539 | Hurka bei Zborov.
I
- Unter- Nebe 4
Hürka ' Klattau ne m un | 428 Östlich von Dnesic.
| el
| = PPPEEESEFPRPNFTTITTTT PLFFFERRN
| y | pP ide, 4/4 Stde. nördlich v.
B It. Senften- x | ee
Hürka Könisgrätz 5 u 504-5 a ea armen
berg 19,0.
breiten Feldrain.
Hürka bei Neudorf Rakonitz | Kolescho- ; eg
| witz 6, W. | || kleinen Waldhauses,
| N | | 5 R
Hürka | äabor Neu- XI | % 8 Stange auf einer Anhöhe
u abi Reichenau | 26, ö. is Wr Stde östl. v. Rynarec.
o : x f A sch- 'P Fanide 2. einemAcker-
Hürka bei Reöic | Täbor |Kardasch- | VIL | 473 | Plateau, %, Stde, mördl.v.
Recic 28, Ö. | | Kardasch-Reöic.
Hürka XI | Pyramide, '/, Stde. westl.
3 : Pilsen Mies , | 488 | von Töchlovie, auf einer
beiniäehlavie | | 20, W. I 5 | freien Anhöhe.
|| | ee es ee
IV = , Pyramide, westl. v. Hürka
|
18
| 2 3 }
| Hürka Nowäakova Beraun Tlaskov 20, w. | 4 Noväkova.
| er : .
Pyramide, einige 100 Schritte
| z4s \ südöstl. v. Samosol, auf der
I 513 östl. Kuppe dem Kreuze gegen-
über.
Hurky-B. Täbor Roth-Lhota
49
Befindet sich im ehemaligen Ab |
solute
Name des Punktes = TER = |Hoheudes Topografische
Kreise Territorium der | | Beschreibung
von von DMeile |" |
TI X M Pyramide, '/, Stde. nord-
Husen Ellbogen | Duppau 13 1757 | östl. von Dörfles, auf d.
„ W. freien ausgez. Berge.
Husinec Prachin | Prachatitz m. 4 573
DW:
Hutberg S E 4 R V Pyramide, !/, Stde. nordöstl. v.
bei Bürgstein Leitmeritz | Bürgstein 6, ö. 495 Be a EIER Si
ve utlberg os Nasanıı Dee Ga a | Pyramide auf oimom ausger-
r frei , 1 Stde. östl.
bei Komotau Saaz Komotau 10. w 510 N Komofeen 1, Stde. sudöstl.
I von Pirken,
Hutberg . . & III q Standsignal, 34 Stdn. östlich
; z x Mertendort auf dem kegel-
bei’Mertendorf. | eitmeritz | Konojed | 7,,a.: | 998, rom Mestendorkant dom kare
; : Pyramide, I/z Stde. östlich
Hutberg Leitmeritz | Binsdorf IL 399 | moendhT andern eimsela se-
4, 0. henden kegelförmigen Hügel.
: R Pyramide, %, Stde. nordwestl.
Hutberg Leitmeritz Tetschen 5 u 495 an auf Bm höchsten
„od Punkte des Berges.
Tüppels- XIII Pyramide auf d. höchsten
Hutber Ellbosen # : 544 Spitze d. Berges, "/, Stde.
9 = srun 13, w von Alt-Rohlau.
X = Pyramide, */, Stde. westl.
Hutberg Saaz Maschau 13, w 714 2 re a
ne ev IV ? Pyramide, */, Stde. westl.
Hutta Prachin | Nemeie 29, w Ss44 an Read
A XIV 3
Iglau Mähren 25,6 516
Ivina II || Baumsignal auf d. spitzen
N aus Beraun Zbirow c 609 | bewald. Berge, '/, Stde.
richt. Jivina 20 östl. von Olesnä.
2 e r j Stdn. westl. von
3 Böhmisch | IX IE TAebne Nsehe Aare
Jaberlich | Bunzlau Ascha 7, L ö 6833 Jabeclichauaer höchsten Snlae
es Berges.
| een 8 1.02 a
Mer III ö
Jabuzek Rakonitz 2 443
16, w
Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Topografische
Nano, np; Paukiun | Kreise 55 der Höhedes' Beschreibung
| von von UOMeile |"
| IV 999 nitenz euer freien.
-B. Beraun Lesan HM Höhe, '/, Stde. nordwestl.
u 19, w. von Netvofic.
ä . 2 VI -oa. | Auf der freien Anhöhe,
Jägerberg * Budweis | Ellexnitz | 5 4, 6. 528°3 | 1, Stde. westl.v. Ellexnitz.
N . ‘ VI Waldige Kuppe südwestl.
Jägerhütten-B. | Budweis | Gratzen 36, 6. | 1041 | a rk ti
at 2 XX1;l'. | Waldkuppe, %/, Stde.östl.
Jahodovy vreh |Königgrätz| Reichenau | | 2. 5097 ng 1 ent
elle en = s a =
v. v { I.
Jaloveiny Beraun | Pribram | 91 „| 517 nördl.v. Pfibramı, 27 Bilde, Gott,
b) 2 v, Lhota.
je RR IT x Pyramide südöstl. Es
ic s y Ser 475 || novieky an einem Fahr-
Janovicky Caslau |Kuttenberg 19, ö. en
3 f I | Östlich von Pisek, nord-
Jarnik Prachin Pisek 27, Ö. 587 || östl. von Cihelna’ starä.
ss ER El ww | XVoO i
Jaromer Königgrätz| Jaromer | 1]. 5 260 Pfarrkirchthurm.
NO,
a 7 5 x Pyramide, '/, Stde. südl.
Jarosov Chrudim |Leitomischl 19.5 538 || von Jarosov auf einem
‚0 Raine.
er 10, IE Ix ar Basrthuen mit ee
S . -. 482 rothen bauchigen Schin-
Jarosov | Täbor Neuhaus 29, ö. FE
u Pyramide, Ms Stdo, ‚yudwestl.
“ | ; > RR XVII hier ae t, auf einem frei-
Jasena Königgrätz| Smirie 12. 6 291 sichenden Hagel, 100 Bokzilta
| 3 stadt, Ya Stde. nordöst. v. Jasenä.
| | Kuppe des bewaldeten
; | p..ch: Berg- Wins! 5 || Rückens westl. v. Dorf
Javornik-B. | Prachin Reichenstein 29, w. 1065
I unnsurnuuSn er nn nuanndssnnnnehen nennen nenn
Javornic Königgrätz| Reichenau m 4177 Ortskirchthurm.
| 200:
I. r | ID | Pyramide, ’/, Stde. süd-
Jedouchov ‘ Caslau | Okrouhlie 23,0 596 | a a echon,
Jedovin Leitmeritz | Türnitz se 338 | RrieN zieren Zune
IE UR VER Befindet sich im ehemaligen Absolute Tarngtansche
Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von [Meile |”=t- Bodens
g : XI adli e
Jehly Täbor Serowitz | 97 5 650 Südlich von Jakubin.
h b}
öhmis Pyramide, !/; Stde. nördlich v.
Jelinka-B. Bunzlau Böhmisch vu 502 || Budichor auf einom Waldwege
Aicha 780 im herrschaftl. Walde.
Jemnice y r U Ausgezeichn. Bergkuppe,
h Hl an k Ä /;, Stde. südöstlich von
(val.'Nahybkaj‘ ‚| Frachin | Stiekna aim) | DA)’ Sllgahtest
Jenec Caslau Polnä XV 549 See
® 23, ö. Fahrwege a. freiem Felde.
E :amide, %/, Stde. eudlich v
e « ’ . XV 5) een rn ea Blatgkent =
Jenikovic Chrudim | Pardubie | 17; 281 || Schritte nördl. des Wegen nach
b) Herman-Möstec.
TA z Mühl- II Pyramide, */, Stde. südl.
Jensovie Täbor hausen | 24, ö. 556 von Dmyätic.
v » y III Pyramide, 300 Schritte südl. v.
Jensovie Bunzlau Melnik 12.6 190 Jensoyle auf der Kuppe d. freien
ee Berges neben einem Kreuze.
ir) one Mi, I rdenide Ansederalphitchsten
Reichen- | VIH ee ai ®
Jeschken * Bunzlau | Here | 6, 5, || [LO || Yatae-nordtr.Swäley, 1stie,
o En südl. v. Haninchen.
Weiss- VII Pyramide, 1/4 Stde. südöstlich
- = Jesoway auf der Kuppe der
Jesoway-horka | Bunzlau | wasser | 8,0. | 28 ven ernannt der ohuppe der
“ udi eV Schlossthur
Jestboric Chrudim | Pardubic | 17 ö 267 chlossthurm.
y}
= Pi pl VIE | gs Pe Icon ar Herlar, Ye
Jezoveiny ilsen ass 18. w = Stde. st:lwestl. d. Hegerhauses
I 3 „senovy dolik*.
Jicin Bydzov | Kumburg Xu 376 | Der Thum’ der Stade
10, ö pfarrkirche in Jicin.
Unter- IV h
ire % Y in Kirehthurm,
Jirdan Kourim Biezan | 17, 6. 361 rehthurm
RE | Ee F SR. ARRREN RE RR
vr Bundle peter | NIE) ande Borepsce use,
ITIC | unzlau enate Er, 6 = des Bauers Johan Maas NP, 25,
| I in HZ 4‘9mt.
‚ h N >öhmisch- er | Pyramide, '/, Stde. südl.
Jirgl-B | Leitmeritz pa De y% 534 | v. Daubitz auf d. spitzen
amnıtz ,‚ 0 bewaldeten Berge.
Befindet sich im ehemaligen Ahsoluka
Name des Punktes Kreise Territorium | der Höhe des
i vn | von | Meile pin. Zuphege
k XI P
Jirkov Bunzlau | Benatek | 7 5 599
Phi
Jiva Bydiov | Chlumec hr: 249
; - IX
Johannesberg Täbor | Cernovie | 98 ;, | 602
’
! VI
Johannesberg Saaz | Horatitz | 19, w, | 28
Johannesberg |Königgrätz| Trautenau a 696
Johannesberg |Königgrätz |Königgrätz eh 265
Josefstadt | Königgrätz| Josefstadt | 5° «| 266
r IX
Judendorf Bunzlau | Biezno | yo ö 232
Judenhau Pilsen |Königswart Re 937
Jüttel-B. Leitmeritz |Schlukenau N 507
bh] *
Jungbunzlau Bunzlau | Bunzlau nn 230
y; ag Jung- VI :
Jung-Vozic Täboı Vosic 24, Ö 522
RR U. hy III -
Jungfern-Teinitz | Rakonitz | Teinitz | j9 w. | 398
oe)
Käacov Caslau Svijan se 332
Pyramide, '/, Stde. nördl.
Topografische
Beschreibung
v. Jirkov auf d. höchsten
Punkte des Plateaus.
Anhöhe, “/, Stde. südl.
von Hradistko,
Bergkuppe, '/,Stde.nördl.
von Rosicka u. '/, Stde.
südlich v. Vl£etin.
Pyramide, !/, Stde. nordöstlich
v. Schiesselitz, einige Hundert
Schritte des Hamelshofes an
der Chausse6,
Pyramide, 1 Stde. nordwestlich
v. Petersdorf auf einem spitzen
Feldean der preusischen Grenze,
Pyramide, 120 Schritte südl. v.
Johannesschloss, 20 Schritte
südl. vom Falhrwege der v. Neu-
königgrätz nach Pardubfe führt.
Festungskirchthurm.
Pyramide, Y/, Stde. nördl.
v. Judendorf auf einer
Hutweide.
Signal im Kaiserwalde, auf der
höchsten Spitze des Berges, !/s
Stde. nördl. v. Königswart,
Standsignal, Y4 Stde, östl. von
Königswalde auf dem steinigen
Berge.
Gloriett des Rathaus-
thurmes v. Jungbunzlau.
Thurmspitze der neuen
Kirche dieses Ortes.
Ausgezeichneter Orts-
kirchthurm.
Befindet sich im ehemaligen Ab
bsolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bee Hreih ung
von von DMeile |j"at- Bodens
Kaaden Saaz Kaaden a 297 Stadtpfarrthurm.
DOW:
5 Pyramide, '/, Stde. östl.
Kadlin Bunzlau | Stränka MR 312 en Er d. Kuppe
„8% d. ausgezeichneten Höhe.
IH Pyramide, %/, Stdn. nord-
Kahler-Berg Leitmeritz | Politz ö 476 || westl. v. Waltersdorf auf
2: dem steinigen Waldberge.
: ; X Pyramide, 4/, Stde. nordöstlich
Kahn-Berg Leitmeritz | Schönwald 6 I 508 v. Böhm. Kal reten ah
„W. wege auf einer Anhöhe,
ass Yz BEE westlich v.
A y a idach, auf ichn.
Kaiserberg * Bydzov | Kumburg XIV || 605'5 || onen "pietsnuartigen Berge.
S) 0% dessen südlicher Abfall beinahe
senkrecht ist.
XVI Pyramide, Y, Stde. östl.
Kaiserstück Königgrätz| Schurz 10, ö H48 v. Ober-Söberle auf einer
DL Hutweide.
R 45 vu Schlossthürmchen des
Kalec Pilsen | Manetin | j6, w. | 219 | Maierhofes in Kalee.
En Sc 7 n. Pyramide auf einer An-
Kaliste Kourim | Kammer I 382 | höhe, Y, Stde. südwestl.
burg 18, ö. v. Kaliste.
A R X Pyramide, auf d. '/, Stde.
Kalina Saaz Milsau a 505 || v. Kl. Schönhof südlich
DE gelegenen Berge.
en ee a ee N- EI RUE BR een ee En
7 Stange auf dem höchsten Punkt
Kalkberg Bunzlau Grafenstein V 3% 759 d. Helen Dirgriakem, an dessen
8, ®. westl. Fusse Pankratz liest.
3 V Pyramide, 1/4 Stde. stidöstl. v.
Kalken Bunzlau Hirschberg 8. 372 Kalken, auf dem Rücken in der
„0. Einsattlung des nördl. Randes.
D i Böhm. IH Pyramide, 1 Stde. nördl.
Kalten-Berg* |Leitmeritz| Kamntiz | 5. 5, | 731 | v. Hasel, anf dem aus-
amnıtz | 9, 0. gezeichn. Waldberge.
K -B. } Pyramide, °/, Stdn. nördl.
en. Beraun Zbirow BR, 504 v. Zdie, auf d. mittleren
9%, W. von3Kuppen des Berges.
. I B ame, um Bde. westl, des
- ver Yorfes Rosovik, ı tein!
Kamenny Beraun Dobiiß | jg w | 489 || Ankone, anfderen Snäseito eine
I Windmühle ist.
2 E
ke SER Befindet sich im "ahemaligen Absolute ERERN
auge Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von DMeile |na+- Bodens
———— — —U —
Kamenik | A , U f Ausgezeichneter Wald-
:icht Kamok Budweis |Moldautein| og ;, | 6244 || bers, ?], Stde. südl. von
rıeht. y Zieh Albrechtie.
7 Ausgezeichneter bewald.
IV x) zezeichneter bewa
Kamennäa Beraun Zbirow | 91. w 735 || Berge, %, Stdn. nördlich
al, W. von Zaäbehlä.
RR ER mM Stde. andwestlich
za» ua r 2 AL 5 on Kostelec, i A
Kamenec Königgrätz| Kostelec | ]5°, | 312 || Airaer Anhohe Lhota nu einen
| Au Fahrwege nach Kamenee.
| - bs
* ee Dam - XVII 5 Pyramide, nahe östl. bei
Kamenec Chrudim | Pardubie | - „ | 226°2 || Fyramide, nahe östl. be
19,0. Kamenic.
I
|
Kamenec Bydzov | Dymokur zu 262 | Pyxamide, */, Stde. öatl.
. de 13, 6. | = | v. Stiihovin einem Felde.
| XV Prada, 300 ei: el r-
ılzav Yin er aYd rebnous , 4 Stde. östli
Kamenec Dy diov, Hoi IC 1% 8. 306 der Sen Königerätz nach
| I Hoiic In einem Acker.
‚np r NG Pyramide aufdem ausgez. Hügel
P Kr Ser Hrochow- XVII } dieses N; 1/, Stde. südl.
Kamenice | Chrudim | Teinitz |.18..0. | 298 || en Kamen 1 Side. sad
| 9 | nach Zajetic.
K “ Tal 3 K: ” > IX F 1
amenic abor amenie PYR\ 96 Pfarrthurm.
;1:0%
Kamenik Ei 537
26, W.
VI
u r
Kamen 25, w. 513
XVII Pyramide auf der Spitze des In
Kammerbil Ellbogen || Eger) | 15. 1500 |endeme MEREENZ
2 von Refsig.
Weiss- VII Pyramide, 1/, Stde. südwestlich
Kamm-Berg Bunzlau wasser % ö. 409 von a, m nen
= | .
Kammerburg Kouftm | Kammer- | VIE | 367 s
Er R € chlossthurm.
burg 19,6.
. ? 7 x Pyramide, *, Stde. südl.
Kamenitzer-B. Bunzlau | Reichstadt ; er 465 | Er. Kamenitz' auf dem
2 ausgez. Berge.
> I Pyramide, 4, Stde. nordwestl.
Kaneshübel * Ellbogen Chiesch van 6311 | von Tis auf der Kucho ter stei-
| = 15, W. nigen freien Anhöhe,
Name des Punktes
55
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
Höhe des
nat. Bodens
Topografische
Beschreibung
Kanitz
Kaplicka
Kaplicka
Kaplicka
Kapellenberg *
Karneshübel
Kaunic
Kreise Territorium der
von von [DDMeile
Klattau Kanitz 9 Ne
Chrudim | Neuschloss ET
Caslau Habern er
b}
Chrudim | Pardubie de
Bydzov Sadskä An
Sachsen a
VI
Bunzlau Wartenberg en
Königgrätz/Pottenstein un
4 Kardasch- | VI
an Reäc | 29, ö.
Chrudim |Leitomischl AXU
20, ö
Chrudim | Richenburg ae
Beraun | Karlstein 18 I 5
Saaz Klösterle x
11, w
Kourim Kaunie “ ':
Spitze des Schloss-
thürmehens.
Baumslgnal auf einer der 5 ein-
zeln stehenden Föhren, unweit
des Maierhofes bei Kankovä
boroyä,
Pyramide, !/; Stde. nördl. von
Tis, eben soweit südl. v. Knez,
auf einem ausgez. Hügel, nahe
der Jesus-Maria-Josefs Kapelle.
Pyramide, 1/; Stde. südlich von
Roven, einige Hundert Schritte
östl. des Weges der an der Ka-
pelle vorbei nach Platönic führt.
Kirchthurmknopf, '/,Stde.
südwestl. v. Sadskäa bei
einem Badhause.
Pyramide, 1/; Stde. nordöstlich
v. Brims auf dem Kapellenberge
7 Schritte westl. der Kapelle,
Psramide, auf einem ausgez.
hohen Berge, 100 Schritte nördl.
von Proruba,
Pyramide auf einer Hutwelde,
einige Hundert Schritte westl.
vom Jagdschloss Karlstein.
Südl. viereckiger Thurm
v. Karlstein.
Pyramide, 1/, Stde. von Kunau
auf dem freien Hügel, dessen
südl. Abfall gegen das Egerthal
stell Ist, einige Hundert Schritte
östl, eines Kreuzes.
Pyramide, '/, Stde. südl.
v.Kaunic a. ein. Plateau.
56
Befindet sich im ehemaligen |
Name des Punktes SerSE : | Topografische
| Kreise Territorium der Nökp des Beschreibung
| von von E3Meile an ie
= 1
Kaurim AB. ei VII Nördlicher Thurm der
richt. Koufim Koufim | Koufim | 17, ;. | 265 Kreisstadt.
|
Kauter-Wald XI x | Pyramide, °/, Std
F 4 A= yramide, “/, Stdn. von
richt. Kouter-Walg | Klattau Kout | 96, w. | 958 Kout.
XIX Stange, 1/2 Stde, östl. v. Asch
Kegelberg Ellbogen Asch 1 3 Ww 659 ee ee
ut) e Feldrain,
| u | Prsmnldn Ah Stde. nördl.v. Nol-
Keibler | Leitmeritz | Schönwald | & w. | 722 | VenNort. MROEe a
9 Punkte des Berges.
Riehen- FIX, 2. Baumsignal, 1/, Stde. südl. von
Kellerberg | Chrudim bure 21.6 759 hun anf user der
| re ’ || Kuppen des Kellerberges.
Kelneer B. Prachin Winterberg) „IH 972 | Bergkuppe, '/, Stde. südl.
| "Ds sw: | von Kelne.
rer | |
l ke Eee re
a © \‘tarken- E, | dwestl. v.der $ ‚au
Kesselkoppe* | Bydzov | Starken | Ka eerehren
| k bach 6, 0. Wand, die sich In’s tlefe Thal
| | erstreckt.
Keizug Caslau | Neu-Kolin X 2 954 | Pyramide, '/, Stde. nord-
| 17, ö | westl. vom Dorfe Polep.
Kien-B. (Kühn-B. | II | Waldkuppe, *
_ s ERTL r 02 ‚ Waldkuppe, '/, Stde. nord-
vul. Hirsch-B.) Budweis | Hohenfurt 37.5. 330 | sstlich von Kühnberg:
. : RUTIK 2 Pyramide, einige Hundert Schrt
Kiesenreuth Pilsen Plan 8. westlich äicaes Doribs nf der
°,.W. || plateauförmigen Anhöhe.
= ARE | Pyramide, 1/, Stde. südwestlich
Kirch-B. \Königgrätz Braunau 8.5 l 690 | un = Bern a lrdl.
8,0. || Rande des Waldes.
. 2 4 Pyramide, 1, Stde, südwestlich
Kirch-B. | Bunzlau | Liebenau „IR A4A || den Biädichmms ‚Läsbenge, am
1,0. Felde des Gastwirthes Spicka.
. - Bergkuppe, 4% Stde. nördlich
Kirchenacker Budweis | Hohenfurt u & 449 || von Babat und 5/s Bkäe, Oeklich |
318 0. von Dobschltz.
Kirchenbir Ellbogen | Kirchen- | XV 606 i
g 8 birg 15, w. 6 Ortskirchthurm.
57
| Befindet sich im ehemali | |
ana efindet sich im ehemaligen | Absolute Tinnatafleche
ZIELE TS Kreise Territorium | der |Höhe Be Beschreibung
| von von DMeile Es |
| v Waldblöse, Y,'Stde. westl.
Kirchenwald * Täbor Trebelic „ || 526°4 || v. Tiebelieim sogenannt.
26, Ö. Kirchenwalde,
A A XVII | ..-. || Pyramide, 100 Schrt. süd-
Kladern * Königgrätz| Gradlitz 10.8 447 | westl. v. Kladern, knapp
‚0 an dem Fahrwege.
2 z I Thurm mit der rund
Kladno Rakonitz | Kladno 15, 6. 384 : Kuppel Br
L £r VII K Y/, Stde. östli
v T r uppe, Y, Stde. östlich
Kladrub Koutim | Vlasim | 91 5, | 983 v. Kladrub.
x x XII Berekuppe, "/, Stde. nord-
Klamos Bydzov Chlumee 15, 6. 260 östl. vom Orte Klamos.
xIH Kuppe des bowaldsten, von Ost
Klamossko Bydzov | Chlumee 15 5 266 Lens, 4 Side, sudwonch en
= Xlamos.
L. 2 IX
Klattau Klattau Klattau | 96 w 409
„Ww.
N Pyramide, 34 Stdn. östlich von
I 399 Zyrau, auf einem freien Hügel,
Kleeberg Saaz Pomeisel 14. w an dessen Fusse der Ort Ober-
OD Klee liegt.
ee N h Bee len ern
I BR Hapasienal, 1/4 Stde. west. v.
in- Da & 2 58 Pieina, Tanne mit den Buch-
Klein-Chlum Beraun | Hlubos | 90, 5, 34. an
XIX Baumsienal, /, Stunde
Klein-Chlum Königgrätz| Castolovie| 14 5 335 | nördl. v. Öertic am wal-
E = digen Berge.
| III | Pyramide auf einer niederen
Klein-Horitz Leitmeritz Zebus 1005 324 waldigen Anhöhe, stidlich von
URTTE
einem Steinbruche.
: s | SER V Pyramide, "/, Stde. nord-
Klein-Hürka Beraun | Resohlau 18, w. 425 Te ee lan.
En 2. 0 ee
x yramide, 1/, Stde. östl. v. Lo-
in- i asla Poln: er 6 Ic neben dem Fichtenbaum,
u Bu A
Klein-Moh Mähre Olmütz. XXVI Der Kirchthurm des
ein-Mohrau aaren (Goldenstein 15, ö. Dorfes.
XX Ausgezeichneter Berg, 1/, Stde.
344 nordwestlich v. Breitenthal und
6 1/4 Stde. nördl. der Strasse von
Poliöka nach Hlinsko.
Klein-Paseky-B. | Chrudim Policka | 99, ;,
58
Name des Punktes
Klein-Purberg
Klein-Spitzberg
Klepec
Kletschen-B.
Klimentberg
Klinger
Klinger *
Klitka
(Kilitka)
Klisovka
Klitscher-B.
Klitschin
Klösterle
Klotz-B.
Kloucek
|
I
|
\
Kreise Territorium
von von
Saaz Komotau
ß Preiten-
Pilse ?
ilsen stein
Kourim Skvoree
Leitmeritz | Milleschau
Brass Starken-
ee bach
Pilsen Hayd
Saaz Komotau
Rlattau Teinitz
Saaz | Petersburg
Pilsen Tachau
Sanz Fünf-
m hunden
Saaz Klösterle
e Schwarz-
Kour ee
im Kostelec
Beraun Hlubos
Absolute
Höhe des
nat, Bodens
592
601
356
1053
512
754
351
Topografische
Beschreibung
Pyramide am Berge, '/,
Stde. nordwestl. v. Dorfe
Cernowitz.
Pyramide am Spitzberge,
!/, Stde. östl. v. Schusan.
des von Südwest nach Nordost
laufenden Bergrückens.
Signal am Kegelberge, */,
Stdn. nördl. v. Boschnay.
Pyramide, 1, Stde, nördl. vom
Dorfe Kruh, auf der unbedeu-
tenden doch freien Höhe,
Pyramide, !/ Stde. nordwestl.
v. Godrusch auf der höchsten
Kuppe des wald. Spitzberges.
Pyramide, einige Hundert Schrt.
nördl. der Strasse von Komotaa
nach Sebastianberg, *]» Stde.
nördl. v. Droschig.
Bergkuppe, 3/5 Stdn. südwestl.
von Lohoveie und ebensoweit
westlich von Srbie.
Hundert Schritte östlich eines
Weges auf einem Feldrafn.
Pyramide, 500 Schritte
westl. von Klitschin.
Südöstl. Kirchthurm.
Pyramide, 800 Schritte
u. von diesem Dorfe am
hohen Berge.
Ausgezelchneter Berg südlich
v. Kostenblatt, auf dessen höch-
stem Punkte ein Gloriett.
Pyramide, 1 Stde. nordöstl. v.
Dorfe Drachlin, 1 Stde. nord-
westl. von Hlnbo8.
Qu
Ue)
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
ra Topografische
Name: des 'Runktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile |"! Bodens
se: a. I 27
Klucenice Beraun | Klucenice |.95 . 457
23,70.
3 = II NE Waldberg, /, Stde. süd-
Kluk Budweis | Krummau | 33; 137 estlkranisiie ce:
1: s III N
Klumpen Leitmeritz ı Zebus 10.8 245
1 (013
III
al, BJe
Knezsky vreh 25, w 519
x Deutsch- | XIV | 247 KEu0p Bent Sahte dar
Knik Caslau Brod DIA old Chaussee, die von Deutsch-Brod
ä nach Habern führt.
XXV & Pyramide, 2/, Stde. nördl. von
itti 'Köniserä rulie us 756° Uerrnsdorf Berge kna E
Knittingsberg |Königgrätz) Grulich | 4 1369 nnd sten Auge =
XIV A Pyramide, Y/, Stde. nördl.
Knok * Ellbogen [Lauterbach 15, w. SSGO. N 77 Vanessa
; Schlaken- | XIL : Pyramide am Berge, '/;
Koberstein Ellbogen | wert | 12, w. || 700. | Side, nördl. v.Pfafiengrün.
Starken- XII an Pyramide auf der Waldhöhe, 1,
a FRE 95 Stde. nordöstlich von Jestiabi,
Kobyla Bydzov bach u | ee ab
VI Pyramide am Plateau ei-
i r3 Tlosk i 575 nige Hundert Schritte
Konyl Bern roN 21, w südwestl, von Kobyli.
= L { XI = Pyramide, “, Stde. süd-
Kobyli hora Klattau | Chudenic | 9 4,w 474 Se EEE Neuhof
VII hi. Pyramide, ’/, Stde. nördl.
Kochanov Beraun | Konopiste | oQ. ; 500 || v. Kochanoy, auf kahlem
„0 Plateau.
« xVI Pyramide, 1/, Stde. östl.
Kocher Ellbogen ‚Königsberg 521 || v. Königsberg, ‘/, Stde.
= BEE LOW westl. v. Kogerau.
B ß Ni : Pyramide am Berge, 1 Stunde
Kocka Beraun Zbivrow | 9 IV 786 || nordöstlich von Padrt, 22 Stde.
21, w. südlich v. Straste,
h 4 U Pyramide, 150 Schritte
Kocvar Beraun | Lochovie | 19 375 | nördlich des Meierhofes
J,W. Kocvar.
60
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium der Hol ER Beschreibung
von von Meile °
3 | Schlaken- | XII Signal, ig Stde. vom Dorfe
Koderich Ellbogen Sal 13, 2 468 Mantun. ». 4 usb Aue ern
. Sue | XX Pyramide, "u Bide- nad
Kodiska Königgrätz| Reichenau | 19, ; 428 | östlich v. Domasin, auf
BT einer Anhöhe.
Köniaarä N XVI ik
öniggrätz Königgrätz 13.5 244 | Höchster Thurm d. Stadt.
0.
änias-B g Hase IX 356 | Prekuppe, *, Stdn. nördl.
Königs-B. aaz aaden | 11, w. 5 von Hanne
ee EN: XVI ö der Pfarr-
Königsberg ‚ Ellbogen Königsberg 15, w. a Tuner mr
Er ö xI
Königstadtl Bydzov | Dymokur | 14 5 209 Rathhausthurm.
10.
| N ö
Eiche 2 5 di i rfi
Königswalde | Leitmeritz| Tetschen | Gy. | 338 | konieswalde.
ED: 3 er V i
Konopiste Beraun |Konopiste | 99, ö 423 Pfarrthurm.
10:
R TE. Anhöhe, *, Stde. östl.
Köppel-B. Ellbogen | Waltsch = | 681 v. Gr. Lubigau, 1 Stde.
| ; 14, w. westl. v. Waltsch.
Körbitz S Hagensdorf| „IT | 389 ü
Daaz agensdor I 2% Kirchthurm.
| en
4 . v. Dal R, r
Kohout * Budweis | Gratzen en ;, | 690 rg ein nee
u te a vorhanden, das Signal wurde auf
| einen Baum aufgezogen.
| y & 7 yramide, Stdn. di.
Kohlberg Saaz Welm VI || 310 | One weine Eee a dee
schloss he W. Saaz-Teplitzer Strasse.
A. % Pyramide, 1, Stde. nordwestl.
Kohlberg Königgrätz| Braunau | X | 546 || vännermmdoer anf ner ausge-
; 0 zeichneten Anhöhe.
I
Kohl-Janovie | Kourim Rataje IX 427 Pfarrthurm der Stadt.
61
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Pulenl Beschreibung
| von von DMeile i u|
Baumsignal, 3, Stdn. südl. v.
1 h XVII ee Sehe Sul
Kohlrang Ellbogen | Wildstein | 74 w. || 603 || punkt des trigon. Zeichens der
’ Mit. Triang. v. 1808 bezeichnet.
(Fichte.)
e \ IV ee Pyramide, 1 Stde. nord-
Kohutov Beraun Zbirow ey 593 | westl. v. Lestne am höch-
ı sten Punkt dieses Berges.
Kojetin Caslau | Bea XV | 557 || Signal südl. bei Kojetin
22, ö auf einem Felde.
au e VI
Kojetic Kourfim | Kostelec | 13 ; 190 Ortspfarrthurm.
b)
z Kapelle, 1 Stde. südl. v.
Kokolova hora Beraun Tmain Be 470 Lem auf dem ausgez.
„'W. Berge.
ß a Pyramide, !/, Stde. südöstlich
Kokocko Pilsen | Rokycan EN I 509 || Basonte, 16 Schritte andl. v.
„Ww Rokycaner Grenzsteln,
Xu
b)
; ; Kole- V y
Koleschowitz Rakonitz | „chowitz | 15. w 377 Ortskirchthurm.
b)
vu anne)
Komotau Saaz Komotau | 10, w 330 Ortspfarrthurm.
I
P; Weiss- vI Pyramide, /, Stde. nördl.
Komosin Bunzlau En * 348 || v. Zolldorf a. einer An-
wasser | 10, ö höhe mitten im Felde.
ER xI Erraride, Ma, El, zu
v - Da v . rn onarovic auf einem Felde, Kin
Konarovic Caslau Konaroviec vB 236 Bin führt von dem auf der
16, 0 Anhöhe liegenden Theile des
ee ee j Ortes zur Pyramide.
en, a en a
onecchlumı Bydzov j umburg 2.6 302 östl, und 1/a Stde. sudwestl. v.
3 Mlazovic (Tanne).
Ru SE % Bun: Pyramide, ‘/, Stde. westl.
Konicek Beraun Horovic e \ 666 Velkä, /, Stde. südl.
zu, W. v. Ohrazenic.
Konojed 5 Schwarz- | VII > ;
Thurm Kourim Kostelec | 17, ö. 409 Ortspfarrthurm.
1 1
Befindet sich im ehemaligen f
5 s | Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise ° | Territorium der Höhe des Beschreibung
von von OMeile | mas NEN EEE
Konojed nn Schwarz Vo : Auf d. Kuppe, 500 Schrt.
Pyramide Koufim |, Kostelee eo, 430 | nordöstl.v. Dorfe Konojed.
Er i; Pyramtda, 1/, Stde. östl. v. Kon-
PS XVI ee en: a. \ Aallohe: Südlich
Konradsgrün Ellbogen Eger FS I) von der Pyramide führt d. Fahr-
16, W weg von dem genannten Dorfe
nach Unt. Sandau.
n ar ‚ RX Pyramide, '/, Stde. süd-
Koneina 'Königgrätz) Politz 9% 540.1 | westl. v. Petrovie, auf
- ‚o | den hohen Feldern.
x | ’ SOKHTE I Pyramide, ", Stde. südl.
h and: ac: 9261 | von Landsberg am Berg-
Kopaing Chrudim |Landskron 5261 | Landsberg am Berg
16, ö. | rücken.
: öhm.- == || Signal, 314 Stdn. sadöstl. v. Pu-
Kopain-B. Bunzlau Böhm x 655 || 1eday,’ einige Hundert Schritte
Aicha TR 0. südl. der Gemeinde Kopnain.
I Pyramide, ’/, Std 1
. FL, BEER r yramide, '/, Stde. westl.
Kopanina | Rakonitz | Krusovie 14, w. 504 ne Tetie a PE
5 Br II Pyramide auf diesem wal-
Kopanina | Beraun | Königsaal 18 409 || digen Berge, ", Stde.
; en südlich. v. Lipan.
= e = Pyramide, Yz Stde. östl. v. Do-
Kopanina * Bunzlau |Domousnie | „X. |. 379-4 || Zmmide, 1 Stein 1 Vo:
Ilmeo: Baöalky hart am Wege.
i Pyramide, %, Stdn. süd-
Koppen Bydzov |Hohenelbe er 524 || östl. von der Kirche zu
9,0. Langenan.
Koppe I | Pyramide, ®/, Stdn. nord-
r Leitmeritz | Tetschen | - 488 | östl. von Maxdorf mitten
(Seheiben-Koppe) 56 im Walde.
r= E 3 ee | ante 123 0,2
i II Gerustpyramide, a Stde. )
Kopec * | Rakonitz | Krusovic | 13, 5, | 272 || Weimarer herrschafti: Wald, auf
2 den zum Theil bewald. Berg.
| BONN \ BURHRRRRESRIRE N EEHREEENE | SRRRRBE N. ci os ©.
n B { I Pyramide auf der Kuppe
Korabinsky Rakonitz | Tachlovie | 16, 5, | 437 || dieses Berges, ”, Stde.
I, 0. west]. von Ptic.
Signal, 1/, Stde nordwestl.
K rt h B rs \% ax le ko sie ter
ortschen unzlau | Houska | 9 ; 390 | feld des Bauens’ Franz Sooligor.
UT 4.
| I Prrbside, 2 Stien,, aba. -
Koruna Beraun Zbirow 21.w | 329 gr pe e Üronelletedes
I Prachiner u. Berauner Kreises,
4 EN = Pyramide am Bergrücken
Kosel-B. ‚ Leitmeritz |Neuschloss nn | 596 are Schritte westlich
‚0 vom Walde.
m
69
Befindet: sich im: ehemaligen ' ’ |
Absolute Topografische
Name, des Punktes Kreise Territorium der. | Höhe des Beschreibung
von von OMeile |nat-Bodenz|
Kosinec Starken- | XII | Pyramide, 7, Stde. südl.
& Z Tue 5 Vichov auf 5
(Kozinec) Bydzov back“ “leenaa, Slalom Vielauianigeie
VII | Mittlerer zugleich höchst.
Kosmonos Bunzlau | Kosmonos | jo, 5 270 || Thurm deri-Kirche in
Dune Kosmonos.
a x Pollers- | XIV ‚Signal am spitzen Kegel
Kosover Hübel Caslau kirchen 24, ö. 683 beim Dorfe Kason
. Kostelee XX Thurm. des alten Schlos-
(önleorä A 291: 'östl.” Ende‘
Kostelec Königgrätz| „m Adler 15, ö 291: |'ses a al. Mal: ‚des
n | V A Rathhausthurm des Städt-
Kostelec Kourim | Kostelec 13, 6 169 * hens HIHASKuStäler®
; £ I :
Kostelec Prachin , Worlik | 94 5 456 Ortskirchthurm.
; 24, 0.
ö 5 xu 94. Ohreio, 4% gie, nardl, ge Von
Kostelik Bydzov Podebrad 15. ö 262 har auf einem Felde nahe an
r I der Kauilmer Kreisgrenze.
; 3 N IX {
Kostelni Lhota Bydzov | Podebrad | 15 5 187 Ortskirchthurm,
I
: XI .
Kostelzen Pilsen Kladrau | 9; „| 484 Ortskirehthurm.
b}
'Yamide, 1Stde, stdl. d.Stad
Kotel Pilsen«. | Bolgean. | „5 DEAN. | Bere are
y
21, W dieses Berges.
Kovär Täbor Cizkov X | 599 || Signal, 7, Stde. östl. v.
290. Proset, auf einem Acker.
ß h ! XI i Pyramide, '/, Stde. nord-
Kozakov Bunzlau Semil Burg 743. || östl. v. Kozäkov, '/, Stde.
20 nordwestl. v. Komärov.
; ih So XXI =“ Pyramide, 3/4 Stdn. nordwestl.
Kozinec Königgrätz Schambach | je, 5, | 537 er
y rücken in einem Acker,
N 3 us II ER. Pyramide auf der kalılen
Kozi hrbet Rakonitz |Horomeric | 15, ; 322 | Felskuppe, '/, Stde. östl.
„0 v. Horomefic.
sun 2 5 VI ER Pyramide, 1, Stde. östl. v.
Kozich Klattau Lukavic | 99 5819 || Libakovie, auf diesem
9,W kahlen Berge.
64
Befindet sich im ehemaligen | Absolute
n Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beet eihund
von von OMeile |»at- Bodens
E | Br}. R ' Pyramide, wenige hundert
Kozmice ! Beraun | Konopiste ee 532 Schritte südöstl. ee
‚0. Ortes.
Koznik side: 636
EIN:
2 FAR. u : Pyramide am Berge, '
Koza Rakonitz Pürglitz 16, w. 43 Stde. nordöstl. v. Zbeeno.
Kozover-B, | . 5. K. Iu Be
ı, Leitmeritz | Wr$owitz I 356 Eyramide ‚an Deren, L
‚„W m 3
r P x v XI n ri Ihre
Kozi hüra Bydzov | Podebrad | ]5 4, | 270 || d&uhochsten Punkte einen läng-
Be: lichen bewaldeten Berges,
XXI Pyramide, */, Stde. westl.
Kozlauer-B. Chrudim |Leitomischl ]g ;, | 6000 | von Kozlau auf einem
‚0. hohen Plateau.
a
Eu re III 0.0 || Pyramide im Hochwald
Kozlov-B. * Täbor |Kl. Chyska| 9 a6. 708°8 Ti Stde. v. Kl. Chyska.
| Waldberg, */, Stdn. östl. v.
Krahulik Prachin Worlik | o g | 5923 || Lety u. Y, Stde. nordöstl.
24, W. von Krälovä Lhota.
A x®2 Pyramide, ®/, Stdn. nördl.
Krahulec Königgrätz| Opo&no 12 640 | von Dobfan, auf einer
2,0. Anhöhe.
& ER 5 P au ip Pyramide einige Hundert
Krälova Lhota |Königgrätz| Opo@no nı \ 294 | Schritte nördl. v. Krälova
Zu | Lhota.
\ k Waldkuppe, '/,Stde. nord-
Kranzl-B. Budweis | Krummau ‚Ju | 6523 || westl. von Unter-Breiten-
35, 6. stein.
ER ’ a Pyramide südwestl. beim
Kräsne Chrudim | Nassaberg a 1 | 614 | Dorfe Kräsne auf freiem
>» 19, 6. | Felde.
K ” . IV
rassau Budweis | Krummau | 35 ;, |) 5719
0
Krate 3ydz { XIV 2 '
nau Bydzov | Kratenau 14 8 228 Ortskirchthurm.
RE
Kratzau Bunzlau \Erafenalein VII 306 | Pfarrthurm dieses Städt-
n ä DROSE 6 chens.
{or}
[bit
Es Befindet sich im ehemaligen Absolute : Triiaranleenn
aunE les LE Kreise Territorium der Höhe des | Beschreibung
von von OMeile F2 Buen|
O\y | £ | Pyramide am Bergrücken
Kraupen-B. Königgrätz) Adersbach EN U 704 | °/, Stdn. nordwestl. von
‚0 Qualisch.
& ne De I e
Krö Prachin | Protivin | Sö 417 Kirchthurm.
>)
R . sen II nid
Kre Prachin | Protivin | 99 ;, | #20 yramide.
_ ’ .
Ä , II „ Schlossthurm der Herr-
Krummau Budweis | Krummau 34, ö 909 Schaft Krummar
Krec Täbor Hroby nur 647 Kirchthurm.
b}
x nr Kemalı I Pyramide, 100 Schritte
Kremenec-B. Prachin Cimelie 24, w 557 südwestl. von Pohori.
” Se ! ! Xu Signal (Baumsignal) in
Kremesnik * Täbor Pilgram 5,6 762'2 | der Nähe der Kapelle.
kr Ir ; : XI r Wallfahrtskapelle mit
Kremesnik * Täbor Pilgram 25, ö 767 einem kleinen Thurme.
VRR ORG Pyramide, 1, Stde südystlich
= B B v D Ss ran, iner
Kremin Leitmeritz| Zahoran | 4 ; 238 | reien nen R Schan-
3,0. zen umgebenen Anhöhe.
Krenic anne x . VI Pr | Pyramide am Fahrwege
Chrenic nu 16, 6. sl | zw. Slustie u. Aufinowes,
u 593 Kirchth
Krems Budweis | Krummau 35 525 irchthurm.
nuiD:
2 e : I Pr Bergkuppe bei Kreppen-
Kreppenschläger-B. Prachin Winterberg] 31). | 932 nie ne
reseti Ü Teseti X BI Kirchthurm des Ort
Kresetic Caslau Kiesetie | ıg 5 320 irchthurm des Ortes.
2
Y 2A € , Böhm IV = Kirchthurm dieses Städt-
Kreybitz (Kreibitz) Leitmeritz| Kymnitz 4, ö 346 Ehene,
an. Se Pyramide auf der An-
Kreuzacker-B. Pilsen |, Weseritz 180% 666 || höhe, '/, Stde. nördl. v.
9, W. Hurz.
66
Befindet sich im ehemaligen
I
| 1 = | Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von Meile |j"=t- Bodens
Kreuzberg * Casl Polnaı | Xvr | VeHo a a
reuzberg aslau ng 91.06 Fahrweg auf das auf einer An-
STR höhe liegende freie Feld führt.
IX Ele sr an m Ecke des
Kreuz-B. * | Pilsen Chotesau 23, w 4845 See Kirche HADESAESuN
te 3/4 Stdn, westl. v. Öernotin,
Kreuz-B. Liebs- I en
en Leitmeritz r 448 Stde, nordöstl. v. Liebs-
bei Liebshausen hausen | 10, w hansen.
Kreuz-B. IV Ro: Ende eine Hunden Paz
bei Postelberg Saaz |Postelberg | 19, w. | 226 || Strasse von Bostelberg nach
Laun auf einem Hügel.
SU. XV Pyramide, !/, Stde. nordöstl.
Kreuzweg Königgrätz | Trautenau | 7 ; 680 || v. Goldenols, 100 Schritte nordi.
J eines Fahrweges.
ß Neu- xI 2 Pyramide, 1000 Schritte
Kreuzweg Täbor Bistritz | 32, ö 655, ||’ "nördl. von Beichers.
ur RR. ä XXI 2 Pyramide, !/, Stde, nord-
Kriba Königgrätz | Reichenau 1Alrö 423 | östl. v. Peklo auf einer
„ı U» Anhöhe,
i : | XVII Pyramide, "/, Stde. südl. v.
Kriegshau Ellbogen | Wildstein Z 474 | Dorfe Klinkart am breiten
„W Feldraine.
“R X Pyramide, "/, Stde. westl.
Krize Caslau | Maleschau 186 422 || von Polänka, auf einem
Ser ka Rasenraine.
EN 5 j VII Pyramide, '/, Stde. östl.
Krivanek-B. Kourim Kounie NR, 245 || von Kozovaz, auf einer
’ Anhöhe.
Pyramide, 4, Stde. südlich v.
Krkavec Pilsen Nekmir VII 505 Ledce auf der höchsten Kuppe
20. w des ausgezeichneten bewaldeten
I Berges.
“ E : 5 ; Pyramide, !/, Stde. westl.
Kronhübel Leitmeritz |Liebeschitz „U. 624 ||| Blankersorfsm höshat, Punkte
6, 0. des ausgezeichneten Platenus,
er XIV n Pyramide, Y, Stde. süd-
Krkavka Caslau Ronov 18, 6. 566 , || 6X, v. Dörte ee,
- - SEE I Pyramide, 1000 Schritte
Krsic Prachin Cimelie oe 441 au
Befindet sich im ehemaligen Tara:
L Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile ||”. Bodens
1
I
, 2 f XIV 30x |) Stange, Y, Stde. südlich
Krudum-B. Ellbogen | Falkenau 15, w. 835 von Biznsdali
ke x F x n Bergkuppe, einige Hundert Schrt.
Krumwald-B. Tabor Üernovie x R; 698 nordwestl. = Stritez u. eben so
26, 0. weit nordöstl. v. Grünwald.
e Re Schwarz- | VIII Ausgezeichneter Thurm
Krüty Kouiim | Kostelec 18, ö. 410 dieser Pfarre.
| VE Pe a Re Pyramide am höchsten Prnki
II dieses hohen waldigen Berg-
Krusna hora* | Rakonitz | Pürglitz | 17 w. | 6065
a ee | Prachin |Winterberg Pa 2
BER > on teumerte| Lörie.\gF;n) 60
an Prachin |Winterberg , 1362
Künterg | rise | Plan | ,2Y, | 060
Kühberg * | Leitmeritz Neuschloss ul, 3761
zn.
Kühhübl Budweis |Hohenfurth zu 866
BED.
Kü E 5 N Xu
ühberg | Bydiov |Wildschütz| 7, 681
Kuchynka Kourim | Brandeis | | IR 241
er
Kuklena Königgrätz an 241
os
Kulmhöhe | Ellbogen |MariaKulm 1a 567
Kumburg Bydzov | Kumburg | Su | 640
Pyramide, 800 Schritte
nördl. v. Kresane.
Baumsignal, 1/ Stde. nördlich
vom Dorfe Konraditz, auf der
höchsten Waldkuppe.
Pyramide am spitzen
Waldberge, */, Stde. nördl.
v. Karsch.
Pyramide, */, Stde. nord-
westl. v. Markte Freiheit.
Pyramide am Berge, an
dessen nordöstl. Fusse
Bräzdim liest.
Pyramide, !/; Stde. stdlich von
Marla Kulm, einige Hundert
Schritte stdöstl. von Rauhen-
kulm auf einem breiten Raine,
Stangensignalaufd.höch-
sten Thurmmauer d.alten
Bergschlosses Kumburg.
5*
Name des Punktes
Kunetickä hora *
Kupatscher-Berg
Kupferhübl *
Kurimen
Kuridla-B.
Kuschwarta
Kutiva hora
Kuttenberg
Kuttauer-Berg
Kyrbniky *
Laden
Lachoten-B.
(Lachotin)
Lagau
Lagerberg
N Befindet sich im ehemaligen Absolute ana
| Kreise Territorium der Hang Ans Beschreibung
von von [. Eiöile; |”
KVI 3 Bine Blashas en Die
. £ ay if £ .S Höhen-Öote bezicht sich auf
Chrudim Pardubie 1lö) 0 333°8 den Are BT iur:
; Ann. IV Waldige Bergkuppe westl.
Budweis , Kaplitz 36, ö 704 er B. a
x Kapelle am Hügel bei
Ellbogen |Kupferberg 10, w 908-1 P Kup
II Ä Waldige Bergku tl
>vacahi Talı IF se uppe westi.
Prachin Wolin 28, w 585 || yon gleichnamigen Dorfe.
! T N Pyramide m Plateau Kar duhen
ak if, in 314 Gross- u. Klein-Palee, 1; Side,
Rakonitz Zlonie 12, W. 3 4 nordöstl: vor well. ara
Prachin |Winterberg) „1 830 || Pyramide, '/, Stde. östl,
; lERENE ; von Kuschwarta.
h £ Pyramide am Plateau am link
Beraun | Königsaal u 2 386 || Beraunufer, 36 Schritte oatl. v.
17, 0. jüdischen Friedhofe zu Tiebotov.
ALS 2 R xI IR:
Caslau \Kuttenberg 17.6 253 Pfarrthurm der Stadt.
’
BR IV en x .
Budweis |Hohenfurth 36.5 842 In der Nähe von Kuttau,
I
Pyramide auf der Anhöhe, 100
Pilsen Manetin IX 5952 Schritte weatl. Bas Dorfes Dan
18, W lau mitten im Felde,
/ E r 4 Pyramide, Yg Stde. nordöstl. v.
Leitmeritz | Liebschitz ai 292 | dem kleinen Dorfchen Laden auf
3, 0 einem Feldraine,
1 \ VII Pyramide, !J, Stde. nord-
Pilsen Pilsen 20 414 öst. v. Ralic, auf einer
zu, W steinigen Anhöhe.
II . Pyramide, '/, Stde. nord-
N Hin © 5 } + lie r
Budweis | Krummau 35, 6. 819 östl. von Lagau.
u vu 0 1'/, Stde. östlich von
ähre a 4 Stde.
Mähren 35, Ö 681 Gratzen.
69
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des) Beschreibung
von von DMeile ||na*- Bodens |
- Pyramide, '/, Stde. west.
Lampyr Beraun | Chlumeec Kr: 559 | des Schlosses Chlumee,
, W. auf der Anhöhe.
Laner R . ler I = 1), Std :
. akonitz | Pürglitz 472 || "/ Stde. nordwestlich v.
(richt. Lahnaer-B) ? 15, w. 5 Lahna
X / Mauerspitze der Ruine
a Chrudim |Landskron Bau 4542 || des Schlosses Lands-
ume a berg.
Landskron Chrudim | Landskron N 3818 Sehlossthuunme
0
Lämberg Bunzlau | Lämberg vu 352 || Thurm des herschaftl.
5 Schlosses Lämberg.
ke h VII & 2
Lämberg Bunzlau | Lämberg a 415 Signal.
5,6.
. . V _ P r id 3 ..
n rn yramide, °/, Stdn. südl.
Landstrassen Prachin |Winterberg 33, w 920 en
Lange Farbe Bunzlau | Reichen- x 877 || Ausgez.Waldbers, */, Std.
berg DARO. südöstl. von Gersbach.
Langenau * Saaz Klösterle | „X 755-6 || Pyramide, '/, Stde. süd-
12, w westl. v. Laugenau.
j P s XV es Pyramide, '/, Stde. nord-
Langenber Pilsen |Kuttenplan 562 westl. v. Kohau auf der
g g I Q
15, w Anhöhe.
Langenberg ee XIX Pyramide, "/, Stde. nördl.
(bei Adersbach) Königgrätz | Adersbach 1300. 696 an dleriierdi
enge, | Marschen- | XVI | a neben ke
Langenberg Königgrätz| lorf 7 10896 || Cdlacıen nun a Sin.
I ki westlich von Kolbendorf.
Langenbruck Bunzlau Ba am 498 Ortskirehthurm.
ha \
L K R ki itz Pü o]litz II 515 a.
anger amm akonıtz urglıtz 17. w ol: östl. der Strasse nach Pürglitz
I auf einer kahlen Kuppe,
70
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
F Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Bus - Beschreibung
von von erMenle "er Tores
| VII Ezamide auf der Höhe v. Strahn
Langgraben * Saaz Horatitz | 11 w. | 320 |% Ben Be ee De
nz Ackerfelde.
“= » P IV . Pyramide auf einer niederen
Lattenhübl 'Leitmeritz |Neuschloss) g ; 259 || Anhöhe nordl. v. einem Teiche
% 0. 1], Stde. südweastl, v. Neuschloss.
xv Pyramide, 37 Stde, nördlich r.
a z fi iner niederen
Lanzer-B. Ellbogen | Falkenau | 2,0 r a a nete
2 vo sich 2 Feldraine kreuzen.
| xXVI |Brramtde, Y Stdo, a en
N } » rn | y t jeml.
Lauberin | Ellbogen | Eger 14 w. | 605 || ausger. Anhohoauf einem Feld-
9 | raine.
| I
>. ; XI
Laueic Bydzov | Chlumee e 220 Ortskirchthurm.
= 14, 6.
Laun Saaz Laun IV 201 \ Mittlerer und höchster
11, w. Dachthurm der Kirche.
24, Stde. nördl. v. Zwik uf
ä V 1) Fa Spitsberge a % auf dr
Lausche Sachsen 791’4 || höchsten Kuppe desselben an
A t0: der Grenze zwischen Böhm. u.
2 Sachsen, das sich dort befind-
liche Glorlett.
= = - ; % Pyramide, !/a Stde. nördl. v.
Lauschhübel | Saaz Lischnitz N & 296 || Gr Läschnttwaufeherm ungen
| y W. hohen und freien Ackerfelde.
I
Lauterbach | Chrudim |Leitomischl . 386 Ortskirchthurm.
I} « ’
Lauterbach | Ellbogen Lauterbach ZN Th itze im Städchen
| 8° c IDauı 15, Ww 791 urmspitze ım .
Lautschin IX
(richt. Loucen) Bunzlau | Loute 13, ö. | 257 Ortskirchthurm.
Lavicka Saaz Gross- IV R Pyramide, !/, Stde. südöstl. v.
. : 406 || Senkov, 1, Stde. nordostl. v.
Lippen 13, w Pfinkor E u Baennpe.
Pyramide auf dem von Berge
Leger Ellbosen x H ich weit fortziehend
g je) Duppau 12} Ww 776 Rnsken, Ba ge
| Lage u. Höhe sich ausgezelch.
: - Pyramide, Ha, Stde. nördlich 7.
Az . a n u, .
Leitenberg Bydiov |Wildschütz = 413 oa hler A Teacaadan führen-
9, den Strasse, auf einer freien
Anhöhe,
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibun
g
von von DMeile ||”=* Bodens
BR : Brei XXI E
Leitomischl Chrudim |Leitomischl| 9 ; 347 Pfarrkirchthurm.
‚0.
Pyramide auf einer niederen
5 RE G durch d: he Erdreich
Leithen Ellbogen Ober XIV 465 Woltem ; Behs A.
Chodau 187 W. baren Anhöhe, 1/; Stde. nördl.
von Ober-Chodau,
Leitmeritz Leitmeritz \ Leitmeritz\ „1 170 | Dachthürmchen der bisch
9,w Kirche.
i L Pyramide, 200 Schritte östl. v.
Lenzenberg | Klattau | Bischof | XI | 400 | Biete, 18 Sohrtte wert.
Teinitz ‘ 29, W Fasanengarten am Horschau.
R ' , x Pyramide, "/, Stde. nord-
Lenzenhügel Pilsen Kladrau | 91. w 462 || westl. v. Dorfe Tinchau
’ auf dem Hügel.
I Kalle 1/4 Ba: mel. Son
n t R : dehst t
Lerchen-B. Leitmeritz | Teschen Bi Serra en
I Plateaus an einem Feldraine.
Lerchen-B Ellbosen Asch XIX 7133 Dass re
r ; o SC 13. w von Asch nach Eger führt auf
- 3 einer Hutweide,
Me m ee auf Ee Körhaken,
" elsspitze des kahlen Berges,
Leskov Beraun Suchomast 18. w 485 1/4 Stäe. m vom Schlore
z Suchomast,
4 2 T Pyramide, /, Stdn. östl.
Les u vrehu Klattau N t A 519 | v.Mkte. Prestie auf der
UKavıtz | 20, W höchst. Spitze dies. Berges.
e L III Waldige Kuppe, '/, Stde.
Leskovic Prachin | Drhovle | 96 w 554 | nordwestl. v. gleichnam.
2 Dorfe.
: } I es ;
- Akik r yramide, 800 Schritte
Lety Prachin | Worlik | 9 4,w 503 Ener
7 R T Pyramide 1); Stde. südwestlich
Lhotka Rakonitz Unter- IV 951 Ton Dorfe Lhotka am Felde d.
Yılr a Matl S 1 Nr. 9
Berkovie | 11, w un den Pal ShrappeliN. 30
. XVII De ton Sehen san
Lhotky Chrudim [Richenburg, 5 % GO || gar von Derteminety a ARE
—) hange des Jungwaldes,
Be
. ch v. na; -
Lhota Chrudim Richenburg 19. 6 441 lich an der Serdaae en noiky
I nach Richenburg.
71
Befindet sich im ehemaligen
| Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium | der Höhe des Bons ya n
g
von von ÜOMeile Ir Zus
. XVI Pyramide hart östl. End
Lhota Chrudim | Pardubie | 14 5 3 N More Vraokd mut dee
y . ausgez. Plateau.
F XIX Pyramide, einige Hundert Schrt.
Lhota |Königgrätz Neustadt | MR | 208 mann Dat ante® Aemlich
| ’ bedeutenden Anhöhe.
e. | Bo Kr
ota ı Prachin | Strakonie | gg 664 /; Stde. von Libetic.
25,
ernennen [essen | ntneteraeennnenreerne netten
x 4 = | Pyramide, 1/g Stde. südlich v.
Lhota Caslau Käcov IX 470 || Thom U, 1 Skde. 'snd-
20, 0 westlich von Käcov.
XI Free 1a Ba r
han Fe Toni ibän auf el teau, cir
Libän Bydzov | Kopidmo | I as ee erkhhang
| ’ neben einer Werkreuzung.
| en |örssssessssssnsennsse Jane eeennnnnnne | emmmesennernnnnnnnnnnnenennnnnnnungennnene
Liben Male ı ur Unter- T Pyramide, /, Stde. nördl.
(richt. Lieben) Kourim Bros an = 386 || v. Lieben am höchst. Pkte.
i | = A \ des Ackerplafeaus.
|
2 h | r = VII Pyramide, !/ Stde. nördl. v.
Liboritz-B. Saaz Liboritz 355 | Dosfa Iiboriie u. ebene
12.w südl. von Miltschowes in einem
’ Ackerfeld.
Libeschitz < s V &
(richt. Liebeschitz) | Saaz |Dobritschan 12, w 237 Pfarrthurm.
; : pie 4 T
Libeznic Chrudim | Pakomerie 1 P 5 230 Ortskirchthurm.
’
Libotitz VII
(richt. Liebotitz) Saaz Maschau 12, w 270 Ortskirchthurm.
YV ran je Fe Een.
„eo. Tea Ne > __ Fam er AV = r Festg. ‚Josefst: Iner
Libina Königgrätz Smirie x u 306 - || tamttch bedensnien kehehe;
| 12. 0. 1000 Schritte östl. des Pulver-
| tburmes Nr, 3.
| Ausgez. Kuppe auf dem waldi-
Libi B p } 4 II Eu zen . en nach
a »£ ” \ t zi =
ibin-B. | Prachin Wallern 39 w 1091 kon, 2), Stde, Dstlich v. Ge
| Su schlag u. ebensowelt nordwestl.
| v. Danetschlag.
a
i Ba). R III
Liboch ‚Leitmeritz | Zebus 211 Kirchthurm.
m
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Has len Fulkies Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung
von von MjMeifer mac Badanz
Pyramide, meh Hundert
ee BERN = AR XVII Schritte nördl, EToske Tibrie
Librie Königgrätz| Smirie 5 271 || auf dem bedeutendsten der dor-
: 12, 0. tigen Hügel, 60 Schritte westl.
des Fahrweges nach Josefstadt.
ie On | Pak RT || on | 7 Reiten Ehen
IDFUV opec hru ım ol1cKa 22 fi) (22 hier nach Politka führenden
$) I Wege, aufeinem ausgez. Plateau.
ß j N IV Waldkuppe, Y/, Stde. süd-
Lichtenberg Prachin |Winterberg| 37 ,,, || 1124 || östl. v. Heimbach (vulgo
3 Michelhütte).
. Schlaken- | XU 44
\ 68 ir
Lichtenstadt Ellbogen werth 12, w Ortskirchthurm.
Lichtenwald Bunzlau |Reichstadt .ı 378 | Östl. Dachspitze d. Jagd-
E Tw schlosses Lichtenwald.
. a \ a Den Dial an
Lieben-B. Bunzlau Repin | 19 || 299 || augen. "hohen mit Feldern be-
’ k bauten Plateau.
E XXI =
Liebenthal Chrudim |Landskron je, ö 3589 Kirehthurm.
0:
P & x I VI > Waldkuppe, '/, Stde.
Liebenstein Felsen Baiern Baiern | 39 y 1289 westl. von Buchwald
„W-
® Baumsign en hinter Wald
. Er X | ande m al Dkre Irpzen
Liesen Saaz Klösterle 12 w 306 1/, Stde. sudwestl. vom Maier-
„.W-| hof (Liesenhof).
ee et Signal, /, Stde. südl. v.
Lindenbil, XVI A Ice a2 Es
3 gS i anoawan 66 Sandau auf der freien
Lindenhühl Pilsen |Königswart 17, w. 665 ee
An null Bande nie Hundert Sehrt.
2 p = r fi R KOTaNy = südl. des Dorfes Lipoltie, auf
Lipolticka skäla *| Chrudim | Choltie XIV 299 || dem westlichen mit Gestrüpp
17, ö. bewachsenen felsigen Hügel
„Skäla“ genannt. H — 6'6 mt.
Lipovic Pesehi Wällisch- II 603 St. Barbara-Kapelle süd-
(U Barbory) Taonın Birken | 30, w östl. von Lipovic.
v
Lischau Budweis |Frauenberg| 3; ;, | 17 Pfarrkirchthurm.
I
Baumsignal mit Stange und
Lisi 5 XXI an ah ze
I ın F 3 Vv. orie radek, as am usse
e j » = d ilen Abh di
Hichielysinau.) Chrudim \Leitomischl] 17 &, | 904 | dnrzosstern ante dernich.
sten Fichten; die Stange list
7'6 mt. hoch.
74
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium der | Höhe des pie Kreibung
von von DMeile | nat. Bodens
Li k ‘ ur L k Erde. Ya Pen. ner), SE
isek richt. Lyse x 1000 Schrt. nördl. v. Badhaus
(Mähren) Iglau Studein 9770. 768 || St-Katharina, HZ 68 mt: Mil
9 pünktstamm 11] mt. mit 6°6 mt,
hoher Stange.
Lisa-B. R Choden- | XW | _, Pyramide, 1 Stde. westl.
(richt. Lysä) Klattau EHiBesı | Sum 869 | v. Stockau auf dem aus-
: ‚1108 24, W gez. Berge Lysä.
- en Aneanennenanenee > = | KARSRORBERRRRERRAEN | DARRREL Fun SHE 08
i F nn Pyramide, 200 Schritte östlich
Lisay-B. Bunzlau Weiss- vn 363 A Cbazn I Kader u IE
Lysy ınzia wasser 11. ö ° soway auf der Kuppe des be-
? wachsenen Bergrückens.
Be Bla XVI
ittisc Königgrätz| Schurz | 11, 5 330 Ortskirchthurm.
’
Liti \ & VII 2
itic Pilsen |Choteschau Se 370 Kirchthurm.
I
m __ || Pyramide, %, Stde. nord-
Lobatin Pilsen Hayd en 558 | westl. v. Dorfe Juratin,
av, W auf einem Feldraine.
r re] Pyramide, Y, Stde, mordwesl
- = :Q 71. 5 it { er
Lobose 'Leitmeritz | Lobositz a a ee
a nen Kreuze.
2 3 XIX - P. de, !/, Stde. nordwestl.
Löwen-B. Iglau | Ingrowitz ea | 809 || v-Daimkowiie am höchsten Pki
Ri 21, ö. || | des sehr ausgez. Berges.
Be re dem ga 7:
“= ie X , Y/g Stde. nordöstl. v. Städt-
Löwenhöhe ‘ Ellbosen | Falkenau X\ 449 ee Bene = 1% Stde. sodl,
| _ 14. w > v. Dörfchen Löwenhof südl. an
2 dem Fahrwege der von Falkenan
nach Grasset führt.
VII Eher auf ehe steinigen
Lohnberg Bunzlau | Friedland | 9 5, | 375 | an Faessen a
2.4 Engelsdorf liegt.
Lomec Budweis | Witti ; 5 x
udweis | Wittingau 30.8 515 Kapelle.
RR
Jung- VI Stange, ! ö
Shor Ö an ge, Y/, Stde. östl. v.
Lomnä Täbor Vozie 24, Ö 660 ” Tomnä.
Lomnic Bydiov Lomnie a 479 5 | Der Beni
9,0 , Marktes.
Pi 9 ; B Pkte.
Lobitsch Rakonitz | Kolesovie | | er 519 des sung Waldbeuges, Stdn.
’ nordwestl. v. Dorfe Woratschen.
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der |jHöhe des Beschreibung
von von Meile |ja.* Bodens
= . II Pyr id 1
E Zn yramide, %/, Stde. nord.
Losnitz-B. Budweis | Krummau 34, w. 683 a RE
Lotschenitz R E IV Pyramide, 600 Schrt. v.
(richt. Lodenie) Budweis | Gratzen 34, 6. 6293 eat.
Loukov Bunzlau Svijan Mu 255 | Der Kirchthurm dieses
r0> Dorfes,
| 07 een
L XI SeıeEn, at Be nen: s: Ds
ucan 5 < se 5 Walde auf dem höchsten Pkte.
(richt. Luzan) Bydäov Kumburg 10, ö. 457 der AuHaNS ahftetner a0 mE
hohen Fichte eine 9:5 mt. lange
Stange.
EN III ‚ Pyramide, Y, Stde. westl.
Luch Beraun Horovic 19, w 387 Tier Dorfes Tlustie.
a A
Luchowä Pilsen | Nekmit \ „U | 406 | v Dorte’Ttmoins, 500
19, w. Schrt. östl. v. d. Schafhüt.
a | a a au a ee ren Pyramide FauslidsenSinEE des
Luditz-B. ee >“ 629 Sehlos. 3 Stile. hal, der
) - 2 t Itz, 6 Schritte dstl.
(Schloss-B.) = 15, W. se Rölerren De
Luhe Warten- VI Pyramide, 4, Stde. südl. von
Z 3 34 Luh f der K iner mit
(Schwarzer-B.) | Bunzlau | Dre N ee en
ü EEE XXI ya f
Lukavic Königgrätz/Geyersberg| 16, ;, | 2669 Ortskirchthurm.
„ (
Pyramide, 800 Schrt. stidl. der
Eukau Chrudim | Landskron a 388-0 Lakanor Kıch arent. ion home
. S n ‘ schafl. Maierhof: Ackerfel
(Rothhübel) 7, 0. a Vee Baer nn Tallan
Pyr: m.
Lummel Leitmeritz| Zebus u 353 Dort Strachel einige Hundert
; i 9.6 = Schrt. nördl. v. einigen Häusern,
I y welche Lummel heissen,
Lusen Baiern u la Se oa ob
32, W. } Waldhäuser.
Sul VII
Lustenie Bunzlau | Brodee | 19 5 207 Kirchthurm.
’
Pyramide auf der K d
L d f B B 1 Fri di d III 479 1) Stde, Eger at.
usdorier-B. unzlau rıealan 10. ö theils mit Feldern, thells mit
er ie Gestrüpp besetzten Anhöhe.
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der |Höhe des Bodchreihnng
von von DMeile Ir zusenT
I NV P id Lutzberg, 6 Schrt.
Lutzberg Chrudim | Policka AX, 737 ||mördl. eines Kelsblocken, ia
21, 0. Stde. östl. des Dorfes Teleci.
Luzec Rakonitz | Raudnitz 1 au: 169 Thurm.
2, W.
Ss Koschum- | XVIU als Der südliche Thurm der
Luze Chrudim berg 18, ö.| 397 Kirche
Lypska * B; Schwarz- | VII 0
(r. Lipanskä hora), Kowim | Kostelee | 16, ö. | 3642 | Stde. a >
xI Pyramide, 500 Schrt. nordöstl.
Machovic Caslau Ledeö | 90, ö. | 547 Giltatorie Auf einen Biewiche
hügel,
ichen- IX Pyramide, '/, Stde. nord-
Maffersdorf Bunzlau nn 65 381 | westl. v. Maflersdorf am
erg ’ Felde d. Jos. Jahn N® 27.
ee re XX i
Makov Chrudim (Leitomischl 19. ; 424 Ortskirchthurm.
9,0:
5 2 e 3 By 3 Ausgez. Waldkuppe, */
Maly Kourim Klattau | Chudenie O6 658 || Stde. nordwestlich von
Es Cernikov.
{ , Iberst- Pyramide am Ackerplat.
Maly vreh Rakonitz ae f 1 375 Y/, Stde. nordwestl. v.D.
urggra 9, 0 Rusin auf einem Raine.
Mandelstein Mähren a) u 859 || Waldberg, ’/, Stde. süd-
59, 0. östlich von Göllitz.
We er 7 Pyramide am Plateau, 50.
Mandola Kourim a 1 N 479 Schrt. östl. der Haupt-
scheit 5, 0. strasse nach Prag.
Maria Kulm | Ellbo Maria- | XVI | Südlicher Kirchthurm in
ben Kulm 14, w >41 Maria Kulm.
P - i & V
Maria Ratschitz | Leitmeritz | Ossegg 8. 258 Ortskirchthurm.
©, .
Mari svata Prachin |Eltschowitz| „U Bergkuppe, 1Y, Stde.
a 30, w 906 südöstl. von Eltschowitz.
—ı1
|
Befindet sich im ehemaligen |
| Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun
| g
von von EMeile |j”at- Bodens
R 0 ALL XXVI =0.e || Servitenkloster am Berge
Mariaberg | Königgrätz| Grulich 15, 5. TE)! sudostl) Vonl@rulich,
|
IE | 2 A
Maria-Schein |Leitmeritz | Maria- In 252 Südl. Kirchthurm.
Schein uw
E { x k
Maria-Stock Ellbogen | Udritsch | 15 w 596 Kirchthurm.
,W:
' Brunners- | VIIE | 245. || Binnnersäset n. Kralup, einig
Marien-B. Saaz dorf 11 w 363 Hundert Sahrt: nern
9 Fahrwege stehenden Kapelle,
Marien-B. Leitmeritz | Aussig 7 7 264 | Kapelle, nördl. v. Aussig.
I
M kl ® Pyramide, SinlEs Hunden) Schrt.
arklesgrün | | kiibogen Hartenbereli,XVE | 6070| Wen "sonne Mae wen
(Bielberg) gen |Hartenbergii, ", | "Oz aut an Aue he te
2 Felder führt.
; } Er XI Pyramide, ”/, Stde. nördl.
x 2 a 794. yramide, '/ e
Marktstein Täbor | Königseck 30, ö 1312 SREenhrunn
Gerüstpyramide, 7, Stde..
a Budweis , Krummau 3 U £ 839 || nördl. von Ober-Markt-
a 7, w schlag.
: | Pyramide am Kogel, '/
Marschowitz Bunzlau | Kl. Skal | 5 2 743 | Side. nördlich von Mar-
9,0 schowitz.
. : : V 1 Stde. südl. von Mar-
Maschwitz Leitmeritz |Neuschloss 8, 6. 513 h nz ,
Masovic ö J: XII :
(richt. Mlazovie) | PydZov Horie | 11, .. | 306 RT TLrEIH nEnN
} Pyramide, einige Hun-
Master Pilsen | Rokycan Re 658 || dert Schritte südl. vom
23, W. Dorfe Presin.
M t % | en Sau an: N
aterov N e - NV: 3 || Duban, 300 Sohritte östl. d. here-
» N r schaftl. Maierhofes & Acker,
(Duban) Chrudim | Pardubie | 17, 5. | 292 |500’Schsitte ondl. denn. Duban
Y nach Medleschitz führenden
Weges.
2 Ir dr. ß Pyramide, */, Stde. südl.
Matzelig ‚ Leitmeritz | Zebus u 666 | v. Bibersdorf auf einem
7,6 Plateau.
-ı
| Befindet sich im ehemaligen Abdoikie
e Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von EiMeile |" Fangen
= ———— ZZ =— — — = — =— = — — =
Matzenstein Leitmeritz SEE: I. 597 Waldborge,3Stdn nördl
Priessen | 7, ö. v. Dorfe Sullotitz.
= : - I ramide, "/, Stde.
Matzisbühl Budweis | Krummau 32, w. 909 | id ie ii:
forchen- X IR Pyramide am Hügel dem
Maxdorfer-B. Bunzlau or BR 188 Bauer Johann Dressl
Sen er N° 32 gehörig.
NE N ug XXI EU
Mechnac Königgrätz \Geyersberg, 16, ;, | 4645
- nd.
x ne be Xu Kuikorie Ha Stde, noril. der
Melechov-B. Caslan Lipnie 2.6 7991 Glashütte, 1 Stde. westl. von
IN Meziklasi.
Yes $ IV e
Melnik Bunzlau Melnik | 12 ö 220 Pfarrkirchthurm,
0:
Melnik Kourim Sazava vIH 473 EHE
18, 6. Melnik.
Mehlhüttel % IV Freie Anhöhe südwestl.
(Masakova hora) Prachin |Gr.-Zdikau| 30, w. | 899 || vom gleichnam. Dorfe.
Mösic Täbor Mesie VI 476 || St. Annakapelle südl. v.
25, ö. Mößic.
; Pyramide, Y, Stde. süd-
Meschnitz-Berg Täbor Neu er 755 || westl. v. Hojkov auf einer
Reichenau ,.Ö. ausgez. Kuppe.
y ar : wi Pyramide, !/, Stde. westl.
a kopec Leitmeritz) Doxan 1 I 208 | v. Dorfe Liboteinitz, auf
(r. Mrchovy kopec) 0, 6. der Anhöhe.
x j XVII ı . nordwestl.
Merk Öndlan | Polka | 25” | ner ||’ Selazmoriral mom
E - Schüssel- IV /, Stdn. östlich v. Dorf
Metelskä hora | Prachin | "pure 124,0. de.
Metkovy kopec F XVII | Pyramide auf einer An-
Fr „ | Chrudim |Richenburg| 5) : 37: höhe, Y, Stde. nordöstl.
(r. Medkovy kopec) 8| 20, ö. | 6375 | hö a Mein
0: zu Kirchthurm.
Metlican Bydiov Bydiov | 13, ö 246
6;
79
Befindet sich im ehemaligen er 2 nen
ler opografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile |aat. Bodens
1 -
Metzling Klattau | Ronsperg En 395 Kirchthuen
24, W.
ul? alle 7I Re: & 11
ezihori Beraun | Konopiste | ‚VI. 530 || Pyramide am Rücken,
Mt P 19, ö. | °°° || Side. nördl. v. Mezihoft‘
Mezirici U RE. $ XVII
Mezric Königgrätz) Opocno | 19 5 255 Kirchthurm.
210.
Mezi vraty* b VI Nördl. v. Miliöin unweit
(Na each) Täbor |Neustupov| 99 ;, | 7121 || der Strasse, Y, Stde. süd-
re westl. von Neustupov.
f e x XIV Pyramide, \/, Stde. nord-
Michalovic Caslau Kvetnov | 92 ; 504 östl. v. Michalovie auf
29, 0. einer Hutweide.
Mi y h XI ne £
ies Pilsen Mies 20. w 39: Spitze des Pfarrthurmes.
,Ww.
5 1 r £ XVI F
Mikulovic Chrudim | Pardubie 175 261 Ortskirchthurm.
20:
. 5 . = n IV Pyramide, 1 Stde. südlich von
Millayer-B. | Leitmeritz Bieloschitz 10. w 509 Bieloschitz am ausgezeichneten
h) z hohen kegelförmigen Millayer.B.
bo MR Bi A
Miletin Bydzov Miletin | 11 5 333 Kirchthurm.
I
Ma x a. X u Pyramide,etwas südwestl.
Miletin Caslau Jindie 1a 465 || des Dorfes Miletin, auf
u einem Raine.
en y Militscho- | XII 5 Thurm des herrschaft-
j 5) urm des herrschaft
Militschoves Bydzov er DE 259 ae lasse:
ee $ { Pyramide,250 Schrt. südl.
Milcie Bydzov | Podebrad .- 199 v. Milie, hart am Felde
9, 0 des Bauers v. N® 26.
EA ee | ; } I R
Mirovic ı Prachin | Worlik | 94 w 438 Pfarrkirchthurm.
b)
Miskovic IV Erde "la Stde. nordöstl. v.
k R ouy N: En F ‚skoyle, 1/4 Stde. südlich v.
(richt. Myskovie) Koufim | Myskovie 14 5.1 289 De ar ee abealichen
| d | Kuppe der Höhe,
PPFPEPPEERPPPPEPPEPEFSPSPPSPEPEESPEPPFERFFE | PPERSREEPZPPZZZZZITZZZ | Eee Pr. SPP
|
= : - I Pyramide, 200 Schritte
Misenec Prachin | Protivin 28, ö AN nordortl van" Misenee.
s0
l Fa: e Ten
a u Befindet sich im ehemaligen Absolute Topansallanhn
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von OMeile ||”*- Bodens
£ ! B n er x u Bi . IX ’ Pyramide, 100 Schrt.westl.
Mitrov Kourim Rataje 196 5127 | v. Mitrov, auf einem aus-
‚0. gez. Plateau.
e : VIII Ausgez. Waldkuppe 1
Mittags-B. Prachin |Stubenbach| 30, ,,, | 1314 Side, wege ee
5 \ X = Ausgez. Waldberg, ®*/, Stdn.
zl: 'jedl: dwestl. v. Haindorf und eben-
Mittagsberg Bunzlau | Friedland Far 857 südwestl. v, Hnindorf und eben-
xı Be
. % vw 4 von eldo ’.
Mitteldorf Caslau Ledet 2. 509 2 sich theilenden Feldwegen,
iin ganz nahe beim hölzern, Kreuze.
4 h e IV 24 Pyramide, '/, Stde. östl.
Mladoticer B. Prachin Wolin { 703 || v. Skrobo&ov u. ebenso-
28 \ 2
295, W weit südl. von Mladotic.
P : I Pyramide, '/, Stde. südl.
Mlaka Prachin | Worlik 27, 6. 547 en ee
Auf dem kalılen Berge, !/, Stde.
M h 4 vIn Bra. er Dad 2 hen
neschnov * un | Sekhkehr a en He en
(richt. Mechniov) | Koufim | Sternberg | 50, &, | Ey ern eennleaabe more aut
der Kuppe befindet stch 30 Schrt.
östl. eln eisernes Kreuz.
Mocovic ! Caslau Schleb er u 275 en en
18, ö. vom Schlosse Krcehleb.
- Bischof- XI x Pyramide. 1, sudöstl. dieses
Mogolzen Klattau Teinitz | 23, w. 467 || Oktes, I One. Wilma Iren
Molnär Brdne re VI Pyramide an der Strasse
olnar udweis | Gratzen | 34 5, | #71 | im Dorfe Theresienfreud.
Moor-B. ; VII z Baumsignal, ®/, Stde. östl.
(richt. Mar-B.) Prachin |Stubenbach 39, w. 1328 || y. Pürtlinger Forsthause.
XIII Pyramide auf einem freien Pla-
N) ] atse 5 y im Felde, !/ Stde.
Montleshöhe Ellbogen | Petschau | | 5, w. 757 | tcau mitten im Folde, 1a Stdo
k x Pyramide auffreiemFelde
Moravan * Chrudim | Pardubie XVIH 252-4 || 400 Schrt. südlich des
17, ö. Dorfes Moravan.
‚ Morchen- XI Thurm der freistehenden
Morchenstein Bunzlau Een 6,6 649 hochliegenden Kirche.
sl
Sr: :
3 AIR | Befindet sich im ehemaligen Absolute anneatsche
ae UESSRUNFTES | Tereise Territorium der Balz ugs Beschreibung
| von von ElMeile |” -ocens
r P 1 1 N
1 ’ 3 | XVII an Pyramide, /, Stde. von
Mrakotin Chrudim [Richenburg 19. 6 529 | Mrakotin auf einer stei-
‚0 nigen Anhöhe.
al Erna südwest de Dee
2 Roth- X R 9 Velky Lomee, in der Spitze, wo
icte E EN 2 2 Wege sich theilen, von d
Mrchoviste Can ae ae
andere nach Malesov führt.
m v Pyramide, 11, She, Sana
= ® ap N M&3 Ra
Mseno Bunzlau | Mseno | ,0 ;, | 357 || dertreionsioinigen Hohe,miaan
b) unter Ackerfeldern
ee | 0 ©. Pyrauide, A], Side. endwaskl,
“ XVII ) Sirmitz auf ei d
Mühlberg | Ellbogen | Eger | VI | 468 1a Stmi Mr ser neleen
e) Feldraine.
i Br XV Pyramide, %/, Stde. nördl
R ya 8 yramide, '/, Stde. nördl.
Mühlnet Wald Budweis | Rosenberg 5, 527 on nie
FR Vorgang ee Pyramide, Y, Stde. nördl.
! OU ee
Mühlrand Chrudim | Landskron . | 4504 || vom Dorfe Triebitz au
18, ö. einem breiten Felderaine.
Mülauer-B ; Berg- V Pyramide auf dem Berge
: F k i 5 5 989 Rn } 8
(richt. Milauer-B.) Eraplen |. sichenstain 30, w. südöstl. v. Millau.
| Pyramide, Y, Stde. nordwestl.
& VIII ) v Merzderf auf de zul) Ba
Müller-B. Saaz Komotau 9. w 347 Rande eines Wäldchens im
= & Ackerfelde des Bauers Müller,
RE ER Pyramide, 1/, Stde. ken)
u. £ Se RER von Kamenee, auf einer Hut-
Müller-B. Chrudim | Policka 1 Br 652 || weide; 60 Schrt. südl. der Pyra-
al, 0. 5 mide ist ein kleiner Fichtenwald.
4 x Tü = NAIIE Thurm des herrschatftl.
Münchengrätz Bunzlau ar 9 244 Schlosses.
YO:
R ER ee a Pyramid a Bersrük-
Mukenbil Heinrichs-| XV | ., ea Ren
= Per Ellbosen = b) 949 ken, '/, Stde. nordöstl.
(Mückenbühl) te) grün 12, w. von Neudorf.
bin ; ER rn a N ia See
a7 der Strasse zwischen Teplitz und
| Leitmeri Maria- IH 2 | Kulm, 3/4 Stdn. nordwestl.
Musterung |Leitmeritz| Schein | w. | 2 cn An a ner me
| mauerten alten Säule.
ae i j AD le: \ Pyramide,300Schrt.nördl.
Muzeticer-B. | Prachin Blatnä 26, w. | 570 m Ninaeine,
Bee. m Br =|
Be | München- | IX Pyramide Berge !
.R * 2 N f yramide am Berge Y,
Muzsky-B. *) Bunzlau grätz Do: 462°8 || Side. nördl. von Muäske.
u, z 5 I a | a : er
Muzskv-B, ! Prachin Netolitz | - . 5 Pyramide auf dem Berge
da | r a 31, 6 508 | östl. von Netolitz.
l
husiem.. Befindet sich im ehemaligen Absolute | ananmaflsche
Name des Punktes Kreise Territorium der BobE abs Beschreibung
UBERERRBRRRE. WERE» Abe "AN: Sn...
x Sehuschitz| XI ee Sr,
Na babäch Caslau 2 up 288 letic und ebensoweit östl.
u. Neuhof, 16, ö. r Ton Bere
un L R XII “ Pyramide, '/, Stde. südl.
Na bilych | Bydzov | Chlumec | 14 5 239 | von Nepolis auf einem
| ‚0 Felde.
Pr . Vu 5 Pyramide, 1 Stde. nord-
Na buci Klattau | Schinkau | 94 „, | 614 ot, v Dee
r II Q Pyramide am Plateau, !/g Stde,
ak z |S schn; 5 459 vestl. Stoch w
Na hrobce Rakonitz |Smetschna 15, w. 45 west]. von, Stochov am Wage
” : Ere i II u Pyramide auf der Kuppe,
Na cihadle Beraun | Königshof | |7 | 492 || . Stde. westl. v. Königse
»W | hof.
® R = \/, Stde. nordwestl. von
Na Cimermannsku | Rakonitz | Kladno je w| #8 h Rosdelav,
‚Ww
Pyramide am Aokerfelde des
Na devisi | Rakoni Swolenio- I 964 auore "pathtns ander aus
ak 7 a 26: Slatina, . nördl. v. Sla-
Auen takonitz wes 13, ö. Ka dal DSH) DIRL, Ana
| u N
(BR Pyramide am Felde, !|,
Na dilech Caslau | Viklantie KUNG, 430 || Stde. südl. vom Dorfe
29, Ö. Smrdov.
4 RR II i va A a yon
Na drähach Rakonitz | Wramnay | 3 344 eissthurm und ebenso-
y ‚ W. weit nördl. von Plchov.
e E h ) N Pyramide a üdl. Theile, de
Na dräahach Chrudim | Svojanov XXU 644-0 | inaı. Kuppe, ‚don. »Bersanihlin
: 21, 0. drihach“, auf einer Hutwelde.
Eu 5 Warwa- I E Pyramide, 500 Schrt. südl.
Na haji Prachin schau | 26, w. | 209 von Malcie. ,
| j I Pyramide, Y, Stde. süd-
Na hajkäch * Rakonitz Peruc 12 360 || westl. v. Peruc, auf einem
| 2, W. Feldraine.
| a | TEE |... ne See.
N . I Pyramide, 1/5 Stde. südl. von
Na horäch | Leitmeritz ) Doxan or 218 - | Paalune Am
‚0 Chvalfn.
|. er
P | : ; Pyramide auf der K 1
Na horkäach | Rakonitz | Tachlovie a4 I Mr 405 || kallen felsigen Höhe, In Stde.
15, Ö. südl. des Dorfes Pritoeno.
| e .
Na hradku \ Bydiov Sadowa | XIX | 339 | Pyramide, '/, Stde, nördl.
| 14, 6. | von Hrädek.
| |
3
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute | Topografische
BERERUSTERNERS Kreise Territorium | der Höhe des | Beschreibung
| von von DMeile | nat. Bodens
u. n er V R Stange, am Feldrain '/,
Na häjienych Budweis | Wittingau | sg ; 436 || Stde. westl. von Lhota
‚0. bei Lomnice.
a Sean Bier vom
v FB = orie obnic am eide
Na hranici Bydzov | Podebrad | 4 5 ER een
N e) der Bunzlauer Kreisgrenze.
e XIX Auennlas ma, Piäiean, 1/4 Side,
Na hranicich* | Chrudim Chroustowie) 17 «| 3992 endet Sehe twestit des Den
b) D fes Sedlec.
Xu De ale wahl Ten
= Pr - & » Ya . westl. der
Na jamäch Klattau Kaut Der 488 || Stage Tauss, 200 Sohrt. nördl.
Er SEN der Chaussöe,
Nak Bec} II >05 | Pyramide am Berge beim
a Kopcl echyn 27, 6. 909 Dorfe Nemgjie.
Mi B v II Pyramide, auf der Anhöhe, Y
Na kopei Rakonitz Bustehrad 1A. ö 328 Side. südl. vom Dorfe Rojazo,
$) 1/; Stde. nördl. von Holous.
= E P XVII ß Baumsignal, 1 Stde. südl. vom
Na kopei Chrudim |Richenburg| 97 SO1 || Dorfe Lhotky, 2» Stde. v. der
= z1, Ö Glashütte Nov6& hute,
XVI Pyramide, ee nördlich
1 * 7 . ir S ir ig, t
Na kopei Chrudim | Pardubic 17 6 DA Ne DE ie
Ir lovic, auf freiem Felde.
= £ Pyramide auf d. Kuppe, !/} Stde.
Na korouhvich Beraun | Alt-Knin |. I 488 || südl. von Mittel-Lhota, 1 Stde,
20, 0 nordöstl. von Öelin.
5 R Pyramide, 1/; Stde. nördl. von
Na kostele 2 Könisgrätz Doudleb xx 445 Vıbic auf hen freien Anhöhe,
115% 0 wo ehemals eine Kirche stand.
ı -
DIR I ja Stde. sad yon Bra-
Na koutech Rakonitz | Pürglitz | 16 465 | tronie und !/, Stde. ös
„ W» von Bele£.
Na (ikagole +... 47% u y Pyramide auf der Strasse
‚ui Liche Bu | Leu 26, 6 448 v. Jamny nach Podoli.
2 VI (rat: Y. Stde. en
Na myti \ Pilsen Liblin 18m 429 || v. Olesnä, 500 Schr. süd-
| ’ | westl. v. Maierhof Obora.
I
I ee a | ke | ee nenne
Na mytech Horazdovie| 94 | 453 | Pyramideam Berge nord-
| ; 26, W. { östl. von Horazdovic.
| ee
\ | h XIV | # Pyramide a am Plateau „ua |
Na üvoze Bydzov | Chlumee 1a 256 || üvoze“ genannt, 1 Stde.
| | v. Mlekosrb.
6*
>
34
Na piskäch
Na pohodnici
Na pläni
Na rovinäch
Na rukave
(Hranice)
Na rouzeni
Na radimovskem
Na rozhrani
Na skaläch
Na skäle
Na skalky
Na Skalicich
Na sträni
Na Sylvachu
Name des Punktes
(richt. na SKalıaelı)
|
|
I
|
|
Ier ’icht. ERBERN vreh)
I
|
ze
Befi ich im ehemali en |
Be . Absolute Topografische
Kreise Territorium der Yellee 3 Beschreibung
von von EMeile |"? odens
Xu Baumsignal mit Stange
Bydzov | Ohlumee | 13 5 269 || u.Kreuzbrettern, '/, Stde,
; ‚0. westl. v. Zantov.
j vII Bea '/, Stde. südl.
Pilsen Pilsen 91 497 || v. Dorfe Kysie auf der
21, W. Burgen: Felsenspitze.
I Di Pyramide, '/, Stde. östl.
Budweis | Krummau 33, ö 559 T il.
d III '/, Stunde südlich von
Täbor Bernartic | 96, 5 490 . Zac
b}
} 3 II E Pyramide am Plateau, ’/
Rakonitz Peruc ja w. || 34 Se
2, W.
"Pyramide auf dem Raine zwi-
4 Vysel | IH 380 En dom KenBl pn ip ask
S Bi "3 eide von r un r aus
Kourfm YSBAKAL 14, 0) VötruSie und dem Draster herr-
Se a |
Caslan Neudorf: 12°. 450 || Pyramide, '/, Stde, nord-
war 20, ö westl. v. Neudorf.
B yramide auf der Kuppe
V IB; ide auf der Kuppe,
Kourim Stirin ar 504 500 Schritte östlich vom
18, ö. Dorfe Radimovie.
Klattau IX 421 Strassenpunkt nördl. von
2 25, w Klattau.
5 IR IV Pyramide, '/, Stde. westl.
Prachin | Rozmitäl 93. W 743 T Y NEN
u}
V Pyramide, '/, Stde. östl.
Pilsen | Miröschau | 99 567 || vom Kakejecov auf dem
25, W höchsten Felszipfel.
| f Pyramide, !/; Stde. südwestl.
| Rakonitz |Smetschna H 379 || v. Rısut m hohen Adkerfelde
14, W zwischen Risut und Sternberg.
Schlüssel- V Pyramide am Berge, 800
Do re Q & 8
Prachin burg 24, w 660 Schritte westl, v. Radosic,
: ' I Signal, !/ Stde. nordöstl.
| Leitmeritz Budin 11 211 Biozan er Rando dor das Eger-
W | ufer einschliessenden Höhe.
F IT | alle, 150 Schritte nördlich
Rakonitz | Pürglitz ib ee
’ | Fusssteig.
[0 0]
Befindet sich im ehemaligen
T
| Absolute | Topografische
En Kreise Territorium | der ah der Beschreibung
von von alMene I"
rw Pyramide, 1, Stde. v. Walters-
u a E KRUV | so4.n || acer 50 Schee }
Na varte Chrudim |Landskron 6 9813, inoken Birken tank eingnklemen
I \ Hutweide,
r T . FR
Na vrehäch Piken Tihlin Sul 478 | Pyramide, /, Stde. nördl.
(Na vrsich) 19 w. v. Vranov am Plateau.
Na vrehäch a XVIl Pyramide auf einer Anhöhe, Ya
Ns Chrudim Chroustovie 273 Stde. nördl. v. Biezovic, etwa
I an 200 Schritte der v Chrudi
(Na vrsich) 11, ö. | ae
EEE N ee ee
ae e XN | | 4, Stde. nördl. v. Volet
Na vrsich Bydzov | Chlumec 15 286 || und ebensoweit östlich
9, 0. von Chyst.
T vs
Pilsen Rokvcan VI 436 | Thurm der Kirche, 1',
Na vrehu y 20, W. 236 | Stde. v. Rokycan.
R II x = “>
M cd ai | 2 . . . J .
Na vrchu Prachin Worlik 24, ö 529 | Y/, Stde. östl. v. Prilepov
Pyramide auf et sgz. Pla-
u a an III ee: a Stadi Prus
{ Re 36 || 1/4 Stde. v. Butovic. Die A
a vidouli ar mE OD ne ergencne
frei.
and 3/, Stdn. nordwestl.
e en d Ds , einige Hundert
Na Zämrsky | Bunzlau | Künee | X. || 277 | Sehne v.Produsie in d. Wald.
12, 0. | spitze, die an die Felder von
Prodasie grenzt.
e = VII _ |) Pyramide, Y, Stde. südl.
Na Zhure Pilsen Stahlau 405 v. Dorfe Nezbavötie, 17
22, w Schr. westl. v. Fahrwege.
Nad cela em Unter- I Pyramide am Raine der hohen
R p BR k it \z © 6 Ackerfelder der Bauern Matou-
(richt. nad zlabem) | “ON MZ | Berkovie | 11, ö 262 | sex und Bropft, 37, Stde. südl.
- ’ des Dorfes Bechlin.
en se Woporanu. IV Pyramide, '/, Stde. süd-
2 B 3 % 3 2/4 :
‚Nad Hlinskym Täboı Bernartie 26, fi) 462 östl. v. Dorfe Altsattel.
; Xu Pyramide am Berge, süd-
Nad louky Täbor Bileramse 0. nee: 662 | westl. von Rohozna bei
26, Ö. Unter-Cerekve.
7 E a T Pyramide, 1 Stde. östl. v. Dorf:
Nad Moräskem Pilsen Brenn IV 797 Mitroyie, anf ec hunhaten Fell.
(U pyramidy) Poritschen 23, w. spitze dieses waldisen Berges.
0, D Bischof III Pyramide, !/; Stde. nördl. von
‘Nad prühonem Rakonitz Br 5 | Teinttz, 2)g Side. südl. v. Vrbno,
p Tonita dhaalim,. | A Tele RN
S6
= || 2 a 2 |
E BT Befindet sich im ehemaligen Absolute EN
Ella La lu Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von DMeile ||”.t- Bodens
Tr r e r Pyramide, 1/, Stde. sndwontlich
Et z Kole- V am DorfoiBeteadahlinur d
Nad sträni | Rakonitz | „chowitz 17, w. | 515 | sten sich erhehenden, Anhohe,
Ober- XI - Signal Acker Plateau,
= | ibor 2 ) Stde. südlich von Cer-
Nadka B. | Tabor Cerekwe 2%6, ö. 648 [a Be v
y i Pyramide am Felde, '/,
Nadlan Caslau Kresetic a 425 Stde. nordwestl. v. Opa-
‚eo tovic.
a | ER >...
| Pyramide mit erhöhtem Stande,
; En Neu- X 1j, Stde. sudöstl. v. Orte Mezud
Nadawek | Täbor Rei eu z x 700 Bi Bande der Gionak Waldes,
|| veichenau 26, 0. | sl mt. hoch, Achse ein 5'2 mt.
| hoher Stamm.
mas a aallich Aummıee
i ee läcckin AR ST: 06 7 ä | ähon, hi \
Nähon | Königgrätz|Königgrätz | AYH | 232 | Hchters Garten, einige Schritte
| Fa r 14, w. nördlich des Fahrweges nach
2 Königgrätz.
i IX | Pyramide, 1/; Stde. westl. von
Na hranicich | Pilsen Manetin TS 565. |
i,W. | „na hranleich“,
Nahoran Prachin |Eitschowitz „A | 76g | Pyramide, %, Stde. östl.
- SCHOWILZ 29: w v. Nahoran.
| VII Erasmlie 2 - Aukabs, I;
© = f tde. westl. v. tz,
Na hürce Pilsen Plass 17 | 481 2, Stde. nördl, v. Plaon, and].
1% W. des Feldweges zwischen Hra-
| diätko und Kralovie.
Näkki | & E II r
akri Budweis |Frauenberg 30. ö 406 Ortskirchthurm.
RE
UV
Nassaberg Chrudim | Nassaberg Re: 1 500 Kirchthurm.
0%
Nautomic Rakonitz | Stativnie u = 314 | Thurm der Neutomicer
14, ö. Friedhofs-Kirche.
Nebahov Prachin Libejie I 153 Stange, ”/, Stde. nord-
31, Ww. westl. von Nebahov.
Nebanitz Ellbogen Eger nt 430 Ortskirchthurm.
5, W.
Nebrechovic | Prachin | Drhovle u 539 | Bergkuppe, '/, Stde. nördl.
| 28, w von Nebrechoviec.
37
Befindet sich im ehemaligen |
‚ Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der | Höhe des Beschreibung
von von EMeile |nat. Bodens
Nebuzel = - ” V E Pyramide, 3/4 Stdn. nordöstlich
(Signal) Franz I. INCBIEE A eIeD | RE I ne =
Nebuzel B V s
unzlau Repin “ 307 tskir
(Thurm) P 11, ö. Ortskirchthurm.
N “ N Alere T Pyramide, '/, Stde. süd-
Nebäu Höhe Klattau Heiligen ZIv 706 | westl. v. Mkte. Heiligen-
kreuz 23, W. Ikannz.
n x . X E Pyramide, 1/, Stde. südlich v.
Necic Caslau Selau XI | 508 En An Sen tleubklien v.
25, 0. Neeilc auf einer nackten Anlıöhe.
Nedeliste Könisgrätz| Nedeliste a 259 Ortskirchthurm.
2,0:
Nedilech [6 He XII 517 | '% Stde. südöstlich von
(Na dilech) aslau Vrbie 21, 6. 517 2 BE
; % Pyramide, 200 Schritt tl.
Nedoveska % Bunzlau Hauska on = 456 des Dorf Woubveskn, 8 Schet.
9, 0. nördl. des grossen Kreuzes.
Nehvizdy velke 1% au: " i
(Gross-Nehwizd) Kourim Kaunitz ie N Pfarrkirche.
DU,
N zve VII ande, 173 Sie: une
emeric ET RN 2 v. Nimötie am Raine zwischen
- Elder = 7 Du | 28 den Feldern d. Jos. Siroyy Nr. 3
(richt. Nimeric) Bunzlau Nimerie 1% W. 8 na der A arte, Da
aus Soyinka.
Pyramide, wenige Hundert Schrt.
Nemeic Caslau | Karlovie su 452 nordöstlich von Nandie auf ei
12, 0. nem Ackerplatenu.
» & Xu !
Nemycoves Bydzov Sadowa | 11 5 289 Ortskirchthurm.
0:
Nepodricer B. Prachin | Protivin | „_! 530 || Pyramide, 1000 Schritte
27, W. westl. v. Nepodiie.
> 7 a h
Nesvinä-B. Prachin Schlüssel- IV 576 Gerüstpyramide, "/, Stde.
burg 25, w. westl. v. Schlüsselburg.
ru h, # 2 e,0 V N ch Pyramide, Ya Stde. südl.
Nestötickä hora * | Beraun | Konopiste | a9. ;, | 9392 || v. Cernikovie aufd. Spitze
A des Kegelberges.
IT
Befindet sich im ehemaligen
‚ Absolute To
be | pografische
Name, des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes) Beschreibung
| von von OMeile |" Fe
= — = T —— T — T
ur | x | Pyramide auf einer An-
Netrebic | Bydzov | Podebrad | 14, ; AL une rat Merci
EN ee.
| er
Neu-Königgrätz | Königgrätz Königgrätz a A 276 Ortskirchthurm.
< ’ I}
| XI
Neu-Kolin Kourim | Neu-Kolin 16. ö 225 Ortskirchthurm.
,
| VERESCERNBERRERIIRNDN : SERIE SER. DER) CHOR ERREr | GORRRERERR | E6 NERRE 0 o.. on...
7 | Im Glorf: des Pfarrkirchth:
Neu-Lysa ' Bunzlau Lysa | vu | OR men wurde share Eine
| r 14, Ö. || desselben beträgt 441 mt.
“ I a 24 V 299 | Kirchthurm des Stifts-
Neu-Ossegg | Leitmeritz | Ossegg | 309 | ne!
v r . | €
Neu-Paka | Bydzov | Kumburg en ı 434 | Thurm der Klosterkirche.
9, 6.
Neu-Strakonic x " III m ö
Kls rak : 7 Höchster Schlossthurm
(Schloss) | Xlattau | Strakonie 98, w 107 ee
Neu-Straschitz | Rakonitz | Krusovic 1 A | 476 Ringplatz.
I ’
an „ - Pyramide, 3 Sch dl. d.
Neudörfl-B. Bunzlau | Reichen- \ 51 Dorfen Sendort, um hochste
(Steinberg) berg 9, ö ee
x H » d 15 ide auf d dl.K
Neudorf | Caslau | „Unter | % | 501 |alesen Waldrnckens, 2, Sedo
Kralovie | 21, ö. | südwostl. von Neudorf.
I
| R
Neudorf , Ellbogen | Petschau u 739 Ortskirchthurm.
| b)
| Ba a
SE Bere Er Pyramide, 800 Schritte
Neudorf Prachin Nemeie 29, w. 1,64; li nardwestlivälliiukikenie.
| RN, 3 IV Bergk »/, Stdn. süd-
2 Di am rgkuppe, °/, Stdn. sü
Neudorfer B. Kourim | Brandeis 13,6 187.,-41° Söll, Vor
BEN
y | m Kole- VI | Br Eee st een An
Neudorfer Höhe | Rakonitz RER 14. w.| #82 Nendorfunelaieiiind irn Baia
I südl. eines kleinen Waldes.
89
|
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Funktes Kreise Territorium | der |Höhe des Beschreibung
von von OMeile ||"=* Bodens
> ! : V e Pyramide, westl. vom Jä-
Neugebäu Prachin [Winterberg 31, w 1071 | gerhaus v. Schweigelhaid.
Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl.
J VI en Er a arane
Neugewend Saaz Pomeisel 403 || westlich eines Feldweges, 200
14, Ww Schritte südlich eines eisernen
Kreuzes.
Warten- VII Kapelle an der Strasse
Neuhof Bunzlau re Pur 294 zwischen Niemes und
8 Da Schwabitz.
Pyramide, ei Hunder het.
N h f Ö l: Stö k XV 307 a Dorta Neuhof BR
euno aslau OcKken 24 ö « Felde; unweit davon ist der
en Weg von Neuhof nach Polna.
Ä £ Pyramide, 200 Schritt
Neuhof Prachin Pisek BL ö 464 rn Neuhof R
Mo:
Neuhaus Täbor Neuhaus 9 a 478 Ortskirchthurm
\ 08
= XVI ee
Neukirchen Ellbogen | Wallhof | 13 5, | 48 Ortskirchthurm
I
. Xu a
Neumarkt Klattau Kaut 96. w 452 rtskirchthurm
I
Neumötel Beraun Wosow N 5 319 Ortskirehthurm
R]
B ET Aare VII 3 Kirchthurm St. Wenzel,
Neusattel | Budweis | Wittingau 30, 6. AO Sr ietiel)
Neuschloss Saaz |Neuschloss n ve 262 Kirehthurm.
2
Neuschloss Bydzov Arnau Mi 374 Sehlossthurm.
=
r \ Spitze d. vestl. Rauchfanges
Neuschloss (Ruine)| Chrudim |Landskron AXIV 435,4 ads atton Schlosses Nouachlece
15
\ °, 0 genannt,
Neustadt | Königgrätz| Neustadt E 324 || Kapelle des Stadthurmes.
2
90
Befindet sich im ehemaligen
-—
| ‚ Absolute | Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der |Höhedes) Beschreibung
von von DMeile |”. Bodens
IV
Neweklau Beraun Tloskov 20.6 415 Ortskirchthurm.
RO:
d : : : V Kirchthurm am Rande d
Ir, ve ” U.
Nezamyslic Prachin \Schichowitz 28, w 516 .| Orion aufhaee
. P & : V
Nieder-Kalna Bydzov Cistä Rn 382 Ortskirchthurm.
9,0.
Nieder-Langenau | Bydiov |Hohenelbe 510 Ortskirchthurm.
340:
| = Prranide, 1% Beie eee
Niederplatte Leitmeritz | Stvolenky 3 374 | ae misfeine fahrenden
ET‘ Weg.
Niemes | Bunzlau | Niemes a) r 293 Ortskirchthurm.
FREE
| :
i | u: ; ‘ IX Ir Der höchste Thurm der
Nimburg ' Bunzlau | Nimburg 14, 6. 186 Stadt Nimburg.
| N Ka am
Nimei kopec EB f Ki d Pyramide, einige Hundert
(richt N emeiv k)) Täbor Serowitz PWER: 607-4 || Schritte von Zdesov auf
s | ‚0. einer Anhöhe.
| Pyramide ala aan gu
r | . “IX mn y t 4
Nova ves ‚ Chrudim | Pardubie XIX 276:1)| nundehnt, 10 afnna Melähietnige
| 19: 0 Hundert Schritte v. d. letzten
| Häusern des Ortes.
i e IX & Signal, 300 Schrt. nördl.
Nova ves Bunzlau Brezno | 11 5 317 v. Novä ves am Felde des
| ‚0 | Bauers Nr. 4.
Nova hospoda | II '/, Stde. v. Lhota Leka-
: | Budweis |Frauenberg) : 2 418 fova an der Strasse nach
Neues-Wirthshaus | | 2) 30, ö | Wodnan.
a a es ne | = 4
Novv häi Prachi Atn III 7 Pyramide, Y/, Stde. östl.
ovy häj achin Blatnä 470 | mo er
Nuserau Unter VII Pyramide, "/, Stde. nördl.
Aare Sakıre Prachin ER, £ 803 || v. Unter-Körnsalz u. nahe
(Auf der Warte) Körnsalz | 29, w westl. von Nuserau.
a
Befindet sich im ehemaligen Absolufe. Be
0 | opografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von [Meile |na% Bodenz||
f ee uf der wellen Dans
.. e. stille v . er
Ober-Schön Ellbogen Egeı XVo 474 Schön, auf der Südseite des
16, W Weges d. v. Ober-Schön nach
Traunitz führt. H=20, 70.
BIRIDBR ' A ae RN NY Pyramide am Hügel östl.
Obecni kopec Täbor Ober XI 689 des Waldes, "/, Stde. östl.
Cerekw 26 ?
erekwe ‚0 von Rohovka.
F Öber- XI Thurm der Kirchhof-
Ober-Cerekwe Täbor Cerekwe | 27, ö 601 kapelle.
XVII Bergkuppe, !/, Stde. westl.
Ober-Kunreuth | Ellbogen Eger 16 653 ke
: 5 VI .
Ober-Slivno Bunzlau | Kosätky | 19, 5 296 Kapellenthürmcehen.
I
& 5 N V :
Ober-Leitensdorf | Leitmeritz Dux De 320 Pfarrkirchthurm.
b}
Pyramide, %/; Stde. nordwestl,
er Er k XXI Doreen N,
Oberschlag Königerätz| Reichenau - | 793°8 || Anhöhe. Östlich der Pyramide
| 1137 fü) führt ein Feldweg über den
ganzen Rücken,
E 5 4 XIV Pyramide, '/, Stde. nördl.
Obedovie Bydzov | Kratenau | 14 ; 243 | von Obedovic, auf einer
’ herrschftl. Hutweide.
7 Pyramide, /, Stde. östl.
Ochsen-B. Caslau Habern XIV 585 vom Dorfe Radostin auf
21, ö freiem Felde.
II Ausgezeichnete Waldkuppe, 1/4
Ochsen-B. Budweis | Krummau | 35 „| 883 Euler LESER UL ron, Fordern
’ von Hinterstift.
" 2 u a Pyramide, "/, Stde. östl.
Ochsenhübl Budweis | Krummau 37,6 594 . ne
& E \W Pyramide, 1/, Stde. südl. v. Ja-
y % ha 57: f einer Aachen Höh
Ohrazenka Beraun Votic 2,6 378 oa el
- XV Pyramide, */, Stde. nord-
Ohrenberg Pilsen Tachau | 90, w 741 | westl. v. Dorfe Wosand,
WIE auf der Anhöhe.
2 a Pyramide, °, Stdn. süd-
Oedhäusel-B. Budweis |Hohenfurth| „U £ 938 | westl. von Mkte Hohen-
37, 6 furth.
02
Befindet sich im ehemaligen I elf
‚ Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Boat Kreiän ng
| von von DMeile |"**- Baden!
| Pyramide, 1 Stde. östl. v. Sach-
Dedschloss-B. | Ellbogen | Duppau Re | 925 seneran an der Sad, Spitze des
Okrouhlie \ Caslau | Okrouhlie Er 408 Sehlossthurm.
| |
| BEER | wow pn nenne een er BE an
] vr (I XII Pyramide am ausgezeich.
Oklika (V oklikäch Caslau Neuhof a 306 | Plateau nördl. von Ber-
16, ö
| Pi». * nardoy.
ar, wu | „, Bernstein
Oujezd, Ujezd Bydzov |Neu-Paka | 10, ö. | 459 | Windmühle, 800. Schriite nördi.
} der Chaussee. H — 5'7 mt.
Oujezd bei Bölohrad Sr En
‚(Aujezd St. Johann) ydzov elohrad | 10, ö. 328 Ortskirchthurm.
e = a ” I} ges nn Eu Dan Er | HERpepea a NE 1 | | SR ET 2 05 79 92.1.2 5 ker
| | - Pyramide einige Hundert Schrt.
. | ” S XV östl. vom Dorfe Ujezd-podhorni
' Qujezd podhorni | Bydzov Radim = 346 || m am sadL Ab-
a I 11,5. 346 | Sn
| mer Rückens. H—5"4 mt.
: | h XVI e
Opatovic Chrudim | Pardubie . 223 Ortskirehthurm.
14, 0
|-
= Zi a dee x XIX Lustschlossthurm in
Opocno Königgrätz) Opoöno | 13, ;. | 312 Opoöno.
Oppolz-B. | Budweis | Gratzen I u 704 | Bergkuppe, ', Stde. südl.
37, 6 ; vom Dorfe Oppolz.
1 ee ...
L ; 7 Baumsignal östl. v. Max-
Ortelsberg ‚ Leitmeritz | Bürgstein sa 550 | dorf am sogenannten
0 | Waldberge.
| { Pyramide, 3 Stdn, v. Ei-
Oser-B. ' Prachin |Waldhwozd Big 1283 Fe an der Grenze
| = Bayerns.
I. Rn RE. 3°
Otava , Chrudim |Richenburg 2 u 7134 Een Heieen ak Goa
| 0, 0 ausgez. Anhöhe,
Ounos Beraun |Jetfichovie| „IV Pyramide auf der Anhöhe
f 24, ö 208 '/, Stde, westl. v. Zunkov.
Duritz-B. | ‚Prachi Wällisch- II Pyramide, Y/, Stde. ‚östl.
Wzeb | Prachin birken | 30, w 21 v. Aufitz.
|
u
93
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Rampen Punkies Kreise | Territorium | der |jHöhe des Bedehreiheog
von von DMeile nat. Bodens
3 - 4 Freie Anhöhe, 1/4 Stde. .
Pacher-B. Täbor Jistebnic V 626-1 ||aes Dortes a stae.
24, 6. südl. von Nadöjkov.
en Ik OR T ) Pyramide, !/, Stde. nord-
Pocätky | Caslau Chotebor 5 xVv 516 östl. v. Podätky auf einem
21, ö. Felde.
P I. Br £ IV 5 ide, y, 8
Pablowitz Leitmeritz | Neuschloss) g ;. 355 a
Padelka Tabor we X ß Signal am Felde, 1000
bor | Bozejov | 96 5.1 619 | Schritte üstl. v. Bozejor.
a 2 Pyramide, Y, Stde. süd-
Pahorek Klattau Unter vu 546 westl. v. Öhlum auf einer
Lukawitz | 23, w.
= r Tman- Siadt Heiman Möstee, einig
Palac Chrudim Heim 2 XV SSH 1 Hresase Senne al der
Mestec | 13, ö. Hefınau Möstoe nach Kalk-Podol
fübrenden Strasse.
De . 1% IV Pyramide, '/, Stde. östl.
Palcir Pilsen | Miröschau | 99 723 | v. Kolvin, auf der höch-
N sten Spitze dieses Berges.
Pana i * = I A092 Ausgez. Bere, /, Stde.
Leitmeritz | Zahoran SO: 593 nordwestl. v. Rübendörfl.
i Pyramide, Y, Stde. westl.
Pani hora Klattau Merklin | _ IX 450 v. Sobökur am höchsten
23, W. Pkte. dieses Berges.
’ f s V Pyramide auf der freien
Pansky kopec Budweis Veseli 427 | Anhöhe nördl. vom Dorfe
29
ad, 0 Schweinitz.
ee 0 Men en ee a
Papka-B. Starken- XII | Pyramide auf d. Anhöhe des
2% y r Dorfes Karlov, velch
(richt. Babka) | Bydzov bach g: Oo 944 lb 1/4 Side, Sand skliethant:
fernt ist.
Pardubie Chrudim | Pardubie xVI 214 | Der höhere Thurm des
| 16,90. Schlosses.
I Pyramide, /, Stde. vom
Panzer-B. Prachin | Eisenstein I 1152 | Wohnhause ‘a. Richters
San. | Jos. Watti v. Panzer.
2 | | | Pyramide, Y, Stde, südl.
Parisau ı Klattau | Ronsperg B. I 483 || v. Dorfe Parisau östl. der |
24, W. Papiermühle.
Befindet sich im chemali en |
Ess nr au Absolute | Topografische
zu Les GLAUBE Kreise | Territorium der ang Jos Beschreibung
von | von DDMeile |”** “odene
Dr - II j Pyramide, '/, Stde. nördl.
Parloser-B. Leitmeritz | Bensen BG 481 || von Parlose auf einem
‚0 Feldraine.
| Pyramide, 1, Stde. östlich des
z XXI | | p ik gehörigen Malerhofes auf
Parnik Chrudim |Landskron | jg ;, | 4370 einer Hutweiiiiieminein zwei
aid Feldwege kreuzen.
Pyramide, 250 Schritte nordwestl.
did Köni 2 Smiki XVIH 952 3, Dort Klotn-Skalita kanıp an
Br AR = 3 stellen E , 100 Schrt.
nn Onigpäle, "SURLe en eg nr u:
stadt verbindenden Strasse.
N Gerüst-P td f ei fla-
p k c 1 Richent XIX 7095 chen, Kuppe am lichen Knde
e P "Oo = J% on Fi \ 3
aseKy ’hrudim |Richen burg 20, 5. ‘ 3) nu Berti er Si
nitz 1 17'3 mt.
VII Pyramide am Plateau, "/,
Paterber Saaz |Rothenhaus 356 | östl. v. Sporitz in einem
I 10, w. Ackerfelde.
ah z Vu Pyramide, '/, Stde. nord-
Patkov Tabor Chynov 25, 6. 701 Te Choäin.
XXI Pyramide, ®/, Stdn. südl.
Pavlüv kopec | Königgrätzi Opo@no | 12 ; 654 | von Dobran, auf einem
3 3 | Berge.
IXeT Pyramide, '/, Stde. nord-
Pavlicküv Täbor Pilgram | 94 ; 625 | östl. v. Chvojnov auf d.
E Be Anhöhe.
Ei NEXT Pyramide, 1a Stde. west. von
Pavlüv kopec Brünn | Ingrowitz | 99 5 ee en
en Übusin nach Ingrowitz.
? x | Pyramide, 500 Schritt
* A > yramide chritte
Pelec Täboı Kamenic 27, 6. 718, 17 er ee
? # ee Pyramide, !/, Stde. nord-
Peilenhölzer Pilsen Spir ö R- - 481 || westl. v. Zwinomass, auf
rıebe 3, W. | der Anhöhe.
ii an | SEAN. JENE
“ | XIV | '| Pyramide, !/, Stde. nördl. vom
+ © N I 97 || Dorfe Eisenberg, höchst
Peindlberg | Ellbogen Neudeck 1%, w. | 74 | be Be N en
| I
BIN. | iR
n | XIX | | Pyramide, 4a Stde. nordwestl.
Peralec Chrudim Richenburg 19.5, | 59 Ike ae en. Orie
| ‚» ein Feldweg führt.
I
Pyramide auf einer Anhöhe, !
Perhil | Ellbogen | Schlaken- | XII | „3, Side. nordwsil. v. Grmsongrun
u sc ‚er Ü >haı e Schla-
| werth 12, w. Pe Re DE ER
95
RREFEREREN Befindet sich im ehemaligen Absolute Talnneansche
Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung
von von DMeile | ar elten
Pernharz Pilsen | Krukanitz n ge 477 Ortskirchthurm.
b)
XI Pyraide so£ dar ausgedehnten
= P Anhöhe, chrt. west].
Pern-Höhe Pilsen Tepl 17. w 710 von Pern, 1/, Stde südlich von
$) a Hermannsdorf,
Eh I | Euloe a arse To0 S
Pernglau r DR ei von Kra h, y 5
‚ | h OR D) 1. rasch, 40 Schritte
(richt. Bernklau) | Ellbogen | Teussing | 17, w. | 12 |sudtich dos Woges von Krasch
| BEE aan
Peruc Rakonitz Peruc Re 333 rtskirchthurm.
b}
r 3 £ XVIII Pyramide, '/, Stde. nördl.
Pesava-B. Chrudim |Richenburs 20 5 697 || vom Dorfe Jenikov, auf
> ak einem Plateau.
L X Signal, !/; Stde. sttdl. v. Lhot
Petershof Caslau Vrbie Pre: 548 ||| ovasns, 400 Scheitte sudwestl.
y . vom herrschaftlichen Meierhofe.
2 : XIV a un Der Le
Petrovic Bydzov Sadowa 12. 287 am höchsten Pkt. dieses zieml.
) a hohen Plateau.
A ig xIV | _ u
Petrovic Bydzov | Sadowa | 9 x, | 267 rtskirchthurm.
8%
an VII Pyramide, 10 Schrt. südl.
Petikoziy Bunzlau Krnsko 1.00. 304 er Pötikozly am Felde.
- Gross- XIV Q P ide, '/, Std ‚d-
* s yramide, */, Stde nor«
Pfrauenberg Pilsen Maierhöfen | 21, w. 837 westl. v. Pfrauenberg.
r ET a ERBL. 1 R Pyramide auf der Anhöhe,
Pichce Beraun Dobris | 569 1, Stde. nordwest. von
21, w Dubno.
=, 5 XIV Pyramide auf der Hutweide am
Pil-B Pilsen Tepl 7188 Plateau „Pil“ genannt, 1/4 Stde.
17, W westlich von Rojau.
RR XIH Ypai|\ekemden Punkten are Seit
Pilhübl Pilsen Tepl 17. w 728 westl. des Dorfes Enkengrin auf
I einer Hutyelde.
a : 3 Vi ?
Pilsen Pilsen Pilsen 90. w. || 311 Kirchthurm.
I
E- | 2 x III | In Baumsignal, !/4 Stde. westl. v.
Pirsken | Leitmeritz |Schlukenau 95, | 605 Fürstonwald Im Walde dos von
y West n. Ost laufenden Plateaus.
Befindet sich im ehemaligen | |
| | Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium der Höhe des Beschreibung
| von | von OMeile |[”2t Bodens
Pisek Prachin Pisek ya ö 3785 Pfarrkirchthurm.
sun.
x . u | Pyramide, 1 Stde. östl.
Pisek Beraun Jinec Rn 698 v. Cenkau am höchsten
I
| 20, ö. Pkte. des Berges.
Pisnik = XII | Pyramide zwischen der Dorfe
x \ 7 1 p = a 2 Hlaveönik u. Raäoch nördl. d.
(Rasocher-B.) | Bydzov ‚ Chlumee 19, 0 24 Weree- derbeide Orte verbindet.
Piskovä Lhota IX Dorfe "Fiekord Ihota anf elaer
as ee \ Bydzov | Podebrad Ei 155 ; i
(Pisecnä Lhota) 15, ö. | I a
VI Pyramide, */, Stde. süd-
Piska-B. ' Kourim | Brandeis 13.0 272 || westl. v. Meceri2 (Meäi-
| 9 0. zit) am Felde.
Bahn } 2 I ;
Pıstin , Budweis |Frauenberg| 31; 399 Thurm.
S3laa0.
Pischely N R ie | Kapellenthurm westl. d.
(richt. Pysely) | Kourim Pysely 18, ö. | 419 | Schlosses.
v. | | Py : 5 dwestl.
Placie = ehe BOY || Primmlde, 300, Sch INS AEEEE
(Viökovie) ‚ Königgrätz| Königgrätz | 46 244 | bon, ı Bude Salt
| | uklen,
Plan | Pilsen Plan ZN 510 | _ Kirchthurm.
| b}
5 | ’ III | | Pyramide, '/, Stde. west.
Planina | Täbor Mühlhausen er | 518 | v. Linie auf steinigem
| 9,0 | Wiesengrunde.
. | } \ r | Pyramide, 1 Stde. westltel
Planina * | Bydzov | Chlume« EEE en
| 15, 0. || haus, auf einer Kuppe.
| |
| | | ERREEEEEEEEEEEERREFEREEREFSTFTTUTTTT
: | Eau, a an Eon
F 2 ) er ) Böhm. tie, 5 chrt. nördl,
Planina ' Chrudim | Nassaberg XVE || 561; | such Tomas Eatpnenden
z 19 oO Waldes aufeinem schmalenStrei-
| | fen Hutwelde,
ee a | OD: ER EN... 6 1
Piankenstein, | 3 er k B I | 3 Stange, !/, Stde. südlich. von
Blankenstein I UEREE Prissnitz NEN: | a m
RR TE | IE u
en: J VI ER Pyramide, ziemlich hoher
Plätenä hora | Klattau | Grünberg | „- | 557 bewald. Berg, ’/, Stde.
| 25, W | | westl. v. Neudorf.
97
| x | Befindet sich im ehemaligen Absolute Tonnraflsuke
AL uen Kreise Territorium der Aus = | Beschreibung
von von EN
Pyramide, einige Schritte nördl.
Platten Saaz Rothen- VIH 680 Een Pfarrkirche y. Platten, ober-
haus 2) W. halb des dortigen Steinbruches.
‚Königgrätz| Trautenau
9, 6. Anhöhe.
| - II a Pyramide, ’/,, Stde. südl.
Plattenberg Ellbogen Liebenstein 637 | v. Liebenstein am wal-
15, W. digen Berge.
VI 1366 || Nahe an der bairischen
Plattenhausen Prachin \Stubenbach 39, w. Grenze,
et Schütten- VI Q Pyramide, 300 Schritte
Plattorn Prachin hofen 29, w. 685 östl. v. Plattorn.
Bergkuppe, d. ördl. u. westl.
ale. a Are 2 leg Il; „.. lesen er
aweisct aaz k eters urg 16 westl. v. Gossawoda u. ebenso-
„ W. weit nordöstl, v. Drahuschen.
4 II Pyramide, */, Stde. südl.
Ples Beraun Dobris R 419 || v.Zahoran, '/, Stde. westl.
19, ö. v. Senesnic.
II rmlde, nel Stde. Badgentz:
Plesivec Beraun Tinee | 9 „|| 636 || stenspitne dieses hohen Berges
b) e H= 4:7 mt.
Plessberg Ellbogen Schlacken-| XIH | 1027 | Pyramide am Berge, 1
werth Hew: Stde. südöstl. v. Abertham.
PI | Ellb Giesshübl XI 838 Pyramide, '/, Stde. nord-
PREB llbogen zu 14, w. westl. v. Langgrün.,
y . IH Pyramideknapp nördl. d. Strasse
Plissen Leitmeritz | Hainsbach Pur N a
2 5, am Berge,
e L Pyramide, einige Hundert
Plöss-B. Klattau |Heil. Kreuz ER 789 || Schte. nordwestl. v. Plöss
| ze auf d. Anhöhe.
Ploscha Saaz | Postelberg hei 1260 Kirchthurm.
,W-
m ß II 378 Pyramide, 2\, Stde.nördl.
Plöckenstein Budweis | Krumau 95 1378 || von Schwarzenberg (in
9, W. Baiern.
98
Befindet sich im ehemaligen |
se Br = Absolute T fisch
Name des Punktes | xKreise | Territorium | der Höhe des Bere trau
von von DMeile ||nat Bodens
Pocätek Täbor | Serowitz XI | 615 | Ausgezeichneter Kirch-
28, ö. thurm mit einem Kreuze.
Podersam Saaz Podersam An 330 Ortskirchthurm.
$) |
A le. | Pyramide, 1/4 Stde. sudwestl. v.
Podhüra Saaz | Zittolieb | IV 1 459 | Oberkotschom, am hocbsion
15, W. Punkte eines Berges.
p d h Er Eyzamlii aan sine bedentenden
N} orou ’ ] 2 B II Ei ar igen öhe, 34 ar
(Hüra) Chrudim |Nassaberg | ıg, 5. | IE | nrnlkndngere Bohrtte wert, &
Strasse nach Nassaberg.
Podebrad Bydzov | Podebrad ee ö 159 Schlossthurm d. Stadt.
’
her k. Unter- XI Pyramide, ’/, Stde. nord-
Podivic Caslau p E r 636 | östl. v. Podivie am Ge-
Kralovie | 22, ö meinde-Grund d. Dorfes.
& v : IX 9 Pyramide, 6—7 Hundert
Podvek Koufim Rataje 19, ö. 482 Schritte westl. v. Podvök.
X Pyramide, freier mässig
Pohori Klattau Kaut 9 640 || hoher Berg, '/, Stde nord-
6, w östl. v. Putzenried.
Pod üstupky Tibor |Roth-Lhota) „TH | 610 || Stange, Y/, Stde. westl. v.
27,.0. Biezina.
Pod jahodniei | Chrudim | Nassaberg| XVII | 331 | Bergkuppe, '/,Stde.nord-
18, ö östl. von Klein-Lukavic.
E XIV Signal, 3%, Stdn. sudl. v.
Peklo Caslau Habern 20 543 || Haben, Ih, Stds, weatilch von
‚od. Proseö am Steinhügel.
P j . IH E Ausgezeichnete Berg-
okustov Budweis |Frauenberg 29.6 527 || kuppe '/, Stde. westl. v.
ia Neudorf.
Pösi ER a 5
(richt Bösig) '‚Königgrätz| Adersbach Be 490 Nördl. Kirchthurm.
i 9,
Pösig-B. * : VI E ObererRand des höchsten
(richt. Bösig) Bunzlau |Hirschberg 9, ö 6061 ee
| Befindet sich im ehemaligen Abs
| Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von DMeile |">*- Bodens]
h | VIL 2 Pyramide, einige Hundert Schrt.
Pösswitzer- BB | Saaz Rothenhaus oe sa rer "komalaı "rührenden
| 9 5 Strasse.
leer. ala | ee | RE
PN | 6 1/s Stde. nördl. des Stadth:
Pötzney * ' Kourim Kammer- vo 545 en IE nicht Ks
(Opocnä) | burg 18, ö bewaldeten Kuppe.
EEE PA ÄE e are er ee en ee | PenBBene ee | SEES CEH ER Eee
I
Br % 1 XOXTIT !/, Stde. östl. von Rokyt-
Pohlkuppe Königgrätz) Rokytnie | / Eier 655°5 | nitz und Y, Stde. nördl.
| 15, ö. von Kunadic.
| Ba EEE RN. nee ESS EE RE een
Pohora kopec Chriti XXI 515 a en
ırudim \Leitomyschl) na, nme inalltenn null)
(Pod horou) y 20, ö. einige Hundert Bgbripte ösıl. v.
z 2 } } Pyramide im Ackerfelde
Pohlig Saaz Pohlig I 349 | einige Hundert Schritte
„ W. von Pohlig.
> Se VIII Baum-Signal (Kiefer), 1/, Stde.
Poläak-Wald Bunzlau | Loucen 13 6 BB Te 7, NERBAR Bei
I Lipnik nach Strak.
Policka Chrudim | Policka | 21 | 555 Pfarrkirche.
21,0.
er 3 2 \ 2 Pyramide, "/, Stde. nord-
Polinken-B. Pilsen | Wesseritz n an 681 westl. v. Poliuken am lan-
„ W. gen kahlen Berge.
Police 'Köniegrätz| Polic XX 449 Höchster Thurm des
I,Ro: Klosters.
Polna Caslau Polnä a 456 Ortskirchthurm.
24, Ö.
Polaun Bunzlau Semil Di 133 Ortskirchthurm. |
I
Poluska-B. | Budweis |Hehenfurth, „HF | 918-1 || Baumsign., '/, Stde. westl,
39,06 v. Roiden.
IKönıoorätr A XX a]: Pyramide auf d. Anhöhe
Popelov ‚Königgrätz| Reichenau 1%. 6013 |; Ste, ah? Panelov.
Popovicky Koufim | Aurinowes 1 ‚A 5 332 Ortskirchthurm. |
’ I}
7r*
100
m
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der |Höhe des Beschreibung
von von DMeile ‚se Kira)
4 XII Eeside, a Hundert nr
z 44 a 4 Dre adöstl. v. Popovie w "elde,
Popovic Bydzov Militschoves 11 fi) 282 hart am Baier een
Be und Popovic.
A { Gloriett auf der niederen
Poratsch Leitmeritz | Schwaatz eu 420°0 || Höhe, '/; Stde. westl. v.
sw Poratsch.
Porici Chrudim |Leitomyschl X 504 | Pyramide, '/, Stde. südl.
19, 0. v. Porici.
Posdener-Wald kei II B 1.(Kiefer), /, Std
= conitz | Wranna 4 aumsgl.(Kiefer), "/, Stde.
(r. Pozdener-Wald) | En südl. v. Pozdeh,
Postelberg Saaz | Postelberg Bike, | 190 Kirchthurm.
m
. x s Pyramide, Y, Stde. südl.
Poupil * Caslau | Zbraslavie FR . || 540:6 || a Stadt Zbraslavic nahe
‚0 an einem Feldwege.
En nn Tee a Pyramide, ua. „ger Stadt Z6-
k, an der äcke, wo sic e
Prachonoch Kourim Zäsmuk IX 398 \ NO:ten kommende Obstallee
IT. 0 mit der nach Nesmön führenden
Strasse vereint.
n x 3 X Pyramide, ?/, Stde. nord-
a Caslau | Pravonin . X 604 | westl. von Prachian im
( ‚Ö. Walde.
en he N...
r ei Pyramide, '/, Stde. nord-
Pranej Pilsen Brenn v1 526 ;.|| west). v. Lipnieär hoh
he .v. Lipnic am hohen
Poritschen | 22, w. | Fake
N ELFLFLLELLPRPRRELEN ne ll.- a
Praskoles Beraun | Praskoles 1 Bit 319 Ortskirchthurm.
b}
Prasleser B. Pilsen Ehditz x 672 | Pyramide am Berge, ',
(Spitz-B.) 16, w Stde. südl. von Prasles.
el nz Pyramide, 1000. Schrlite nord-
Praslavic Täbor Brezina 2 yn 5 554 | gescichn. Acker-Platenn, I st.
EN EB 2 ..:m Iren er rrkelteaauhöhe 11 219
Pravetic Kourim | Naderadee | IH 520 | Pyramide, '/, Stde. östl.
23, ö v. Pravetic.
Preic Beraun Preic NV 417 Kirehthurm.
101
Befindet sich im ehemaligen Absolute T Pen
In opografische
HanizylergEunkins Kreise | Territoriam| der |Höhedes) Beschreibu ng
von von OMeile ||?a*- Bodens
5 i ee Pyramide, 1 Stde. südöstl. v.
Presek Pilsen | Miröschau V 536 || Alröschar, 1 Std. ostl.y. Pil-
22, W kosic auf einem Kegel,
Predhradi Bydzov |, Podebrad N in 5 191 Kirchthurm.
„05
Pi Chr Pirduhi XIV
relouc hrudim ardubie 16. ö 218 Stadtthurm.
I
Presti K 3.80 VIII £ % Re
restic lattau Prestie 99, w 315 Östl. Kirchthurm.
3, W.
BE Caslau Polnä RN: 483 Ortskirchthurm.
(0b
KUN | un BAM
veg« v > -Faka im Ss . ©
Pribislau Bydzov Neu Paka 10 ö 491 walde, /g Stde. nordwestl. von
? Pribislan.
el elite IV | ao a en
Principä e yAazov DlArKenDac So. 523 nige Schritte sttdlich eines Fahr-
R weges nach Hohenelbe.
- ER % Pyramide, '/, Stde. von
Priesener B. Saaz Kopitz 1 " 1 294 De Priekeni in einem
„W Felde.
Priesen Saaz |Hagensdorf of je 283 Südlicher Kirchthurm.
‚„Ww
v. un Mh . 3,8, Pyramide auf einer freien An-
Priska Könisgrätz Reichenau 13. ö 356 höhe, einige Hundert Schritte
Pe, nördl, v. Dorfe Weiss-Aujezd.
A VI ;
Pritschapl Saaz [Rothenhaus 0% 301 Kirchthurm.
b}
rivysin Bydzo or XH Signal am Felde, '/, Stde.
Privysi 3ydzov | Kumburs 10,6 460 5. Dorfe Hole.
Pröhl g VIII Baumsignal (Fichte) auf einer
- aaz Kaaden frei stehenden Waldkuppe, 3
(Weschitzen Busch) ; 11, w a a
ö Pyramide am Berge, 100
Prachomuther B. | Pilsen Tepl u 774 | Schritte südöstl. v. Pra-
„W chomuth.
102
Befindet sich im ehemaligen | |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kröigelüh| Terstortum |oder.; |Häheiee]l Ben@hrelbun g
von von EJMeile |nst: Bodens|
n IX 2% Barmelgunl auf der Bergkuppe,
Prokopi-B. | Ellbogen | Waltsch | u. | as hh ner mnteiner ab su
9 hohen Tanne.
Pyramide, 2}, Stde. ntdlich von
P k n B Ö % < X a o$an auf herrschaftl. Grunde,
ro opI- . aslau osan rate 346 ganz nahe der steinernen Bild-
7 säule des H. Prokop.
in % Signal, Y, Stde. nord-
Prosicka Bunzlau | Svijan 406 || westl. von Prosiöka im
A ERPIN: herrschaftl. Fichtenwalde.
Prospect Budweis | Gratzen a 548 „UN Pyramide narF a Ta
= Ss 34, 6. hof von Sworetschau.
Prosek Kourim Liben V 294 Kirchthurm.
150
b}
f ! Pyramid Rai tsch
Proväazka Rakonitz Schlan I ZO1 |} äRı Weiden der Bausch 7 Nr, 17
13, W und Nr. 9 aus Drnov.
nt Öaslau | Polna | 2 | or Terminen eat einem
(richt. Brskov) “ah Einataıf obeR SLR ZEHE
Prühon “ it it B I b Syaamılde „Es Tine sail des
. . { u y
eitmeritz| Brozan | 79, w. | 239 |" Sedo. nadl-Y. Rocher
üh x . X Freie Anhöhe, südwestl.
Prühonec Bydiov | Dymokur 13, ö. 218 von Br
Ptec : f I. Pyramide, */, Stde. süd-
IH Prachin | Worlik 23, w 632 Ost alas,
P . Pyramid de. k
Putimover B. Täbor Pilgram Ko 1 a
9, 0. Pilgram führenden Strasse.
Raeicer B.* rad 12% IV | anaır || Pyramide, Y, Stde. süd-
Prachin Protivin 31, w 5065 en nzie,
; V
Rachel Baiern 39 I 1450 | %,Stde. nördl.v. Neuhütten.
32, W.
103
Befindet sich im ehemaligen Absolute T aa
Hampsles Pinktes Kreise Territorium der | Höhe des Bee Dnreinun g
von von OMeile |[=*- Bodens
Radec II Ike 1/; Stde,. westl. von
516 Dorfe Borotic, ?/, Stde, südl. v.
Drazetic, auf d. höchsten Pkte.
(richt. Rohatec) Beam an 21, ö. des bewaldeten Berges
Radim Kourim Radim on 205 Kirehthurm.
Wo.
Radim Bydzoy | Radim |, nn 267 Kirchihurd,
I
2 vr 1 IX Pyramide am Felde des
Radimek Kourim | Cerhenie 16, 6. 243 BanerskTohe Meiely.
I OR, | 0 ee TE ERFUEEE Stenal, Auf dor nordwestlichen
Radina pi = VII cke des alten Sc NERRNUIES
h ilsen Stahlau 565 d. Ruine Bas ande en Be
(Ratina) 21, w. Miet DIE Enne "Habe ink
El a
LTE : e I : ER
* Pr - AOR: Gerüstpyramide, "/, Stde.
Radejovic rachim Stiekna 29, w. 5051 nordöstl. von Radejovic.
Radejov Täbor | Horepnik Di 5 576 Jagdschloss.
3,6.
i * L 5 } I | Pyramide auf d. Berg-
el Leitmeritz |Liebeschitz 9 I 543°2 | rücken, */, Stdn. südlich
(Hradiste) „ W. von Hlinay.
E ß V Pyramide, */, Stde. südl.
Radlic Pilsen Teresov | 488 || v. Teresov, ”/, Stde. östl.
15, w. der Strasse dahin.
. u: X Pyramide, ®/, Stde. nord-
Radlic Klattau | Chudenic | 9 4, w. | 998 west Mortänie,
3 g : : } I 1 Stde. westl. v. Leitmeritz
Radobil * Leitmeritz | Leitmeritz 3978 || das am kahlen Berge be-
9, W. findliche Kreuz.
Radonie Rakonitz Pätek 1 e I 174 Kirchthurm.
Saw.
Radonitz LEN VII Pyramide, Y/, Stde. nord-
(Klum-B.) Saaz Winteritz 13, w. | 447 | östlich dieser Stadt.
3 XV Pyramide, */, Stde. nord-
Radostin Caslau |Münchsberg Re a 648 | westl. von Radostin auf
a 3% freiem Felde.
104
Befindet sich im ehemaligen a |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der nenn des Beschreibung
von von UOMeile |nat. Bodens |
Radomysl Prachim | Strakonie I 511 | Pyramida, '/, Stde. nord-
27, w. östl. von Radomysl.
- I Pyramide, !/, Stde. vom Dorfe
Radobilka Beraun | Chlumee Ruf El EA ne
9 2 45 mt.
Radsi, Pracht . III Pyramide, %, Std
s >. rachin Wol 612 yramide, "7, Btde. von
(richt. Rai) an 29, W. Raci.
Rakonitz Rakonitz | Rakonitz VI 332 | Westl. Spitze d. Thurmes
19, w. „vysokä bräna“ genannt.
ER uf ER: i Pyramide, */, Stde, östl.
Rampuüs-Höhe || Königgrätz) Reichenau XXI | 0592 | von Rampii® auf einer
13, ö. Anhöhe,
Rankov Öaslau | Chotebor | „AV. 589 || Pyramide, südl. v. Ran-
21, 0. kov auf freiem Felde.
r Berzkuppe, 1/a Stde. nordöstl.
Rambousek | Caslau | Schleb | RE | 207. | nn an enackegenken
Er} - führenden Strasse.
R e KV 5
Rannä Chrudim |Richenburg N I 504 Kirchthurm.
SRO8
Rantscher oder % x Pyramide, hoher bewald.
pp Klattau Bistritz 830 | Berg, '/, Stde. südöstl.
Freihöls-Berg 28, w. y. Dörrstein.
Ratenic Kourfim Radim a 231 Kirchthurm.
20:
= Ausgezeichn. Bergkuppe
Rapotic Caslau Kralovie Au 631 ı/, Stde. nördl. v. Ober-
23, 6. Rapotie.
Ratschitze : IV r Ku 1 ö
h 2 r nun Sn ppe, "/, Stde. nördl.
(richt. Raßice) Budweis |Frauenberg 31,6 506 Bo,
E Baumsignal (Fichte), ein
Raubhäuser-B. | Ellbogen | Asch | IX | 691 |schnue va. 2 Haneden Raıb-
13, W häuser genannt,im dünnen Walde.
h yTur Pyramide, 3, Stde. nördl. von
Rauchers-B. |Königgrätz| Adersbach | IX | 609 | Amkekdar an siper Anhehe
und bewaldet ist,
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name ‚ces ‚Runktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung
von von OMeile ||?=t- Bodens
B r : I Thurmspitze des rothen
Raudnitz Rakonitz | Raudnitz 11, ö. 175 en
Pyramide, 1 Stde. westl. v. Lo-
h 4 a I r baadan. nieanandert Schritte
Raupen-B. Leitmeritz |Hainsbach | 9; ADT | südlich der nach Sachsen füh-
b) renden Chaussee, knapp an
der sächsischen Grenze.
; ‘ f II Signal am langen Berg-
Rauschen-B. Leitmeritz | Binsdorf Ai 447 | rücken, /, Stde. nördl.
‚0 von Hohenleipe.
R { XIV f
auschenbach Pilsen Tepl {6 w. || #6 Ortskirchthurm.
|
AR IX r Pyramide, '/, Stde. östl.
Red Täbor Pacov 94, 6. 589 a
Redschitz Saaz Hagensdorf nn 305 Kirchthurm.
&}
2 N XIII Hl Pyramide auf der bewald.
Regelshöhe Ellbogen | Theussing | | 6 739 | Kuppe, 500 Schritte südl.
W. c
2 von Tissau.
[ } x Pyramide, 1 Stde, südl.
Rehberg Klattau | Merklin 23, w 531 a
: Berg- VII @55 || Kirche des Ortes, Basis
H [097 N
Rehberg Prachin reichenstein 30, w = beim Thurme.
Reichenau Könisgrätz | Reichenau a 321 Rathhausthurm.
b}
Reichenberg Bunzlau |Reichenberg 5 = 375 Ortskirchthurm.
u (ib
p i X Pyramide, Y/, Stde. nordwatl.
Reischberg Saaz Presnitz IX 873 | Rischdorr Am hohen Plateau
10, W. am Fahrwege nach Sonnenberg.
: 2 . G Pyramide, 1 Stde. nördlich vo
Reiter-Koppe Königgrätz | Reichenau | XXH | 981-0 | Ritschka, am sadi. Apfallo des
15, ö. hohen Berges.
- ; 7 Pyramide, 1/g Stde. vom Dorfo
Remizek * Pilsen Ujezd N 476-6 || Plakny Leni? 500 Schet, nördl.
15, W v. Skoupy auf der Anhöhe,
106
T Br F
| Befindet sich im ehemaligen |
| ‚ Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der |) Höhe des BusDEFeikung
von von DMeile |jn*. Bodens
Rennersdorfer- |, . i Böhn.- Rue | „ | Pyramide einige Hundert
Höhe | Leitmeritz Kamaite sinne | 407 Schritte nördl. von Ren-
| ; Br | nersdorf.
Beni | . V e
epin ' Bunzlau Repin Te, 296 Ortskirchthurm.
a:
Reschwitz Ellbogen | Luk |, n_ | zı1 Ortskirchthurm.
,
2 e | 4 ur 65 Baumsignal, (Fichte), 1_Stde
Retova ' Chrudim | Landskron Xu | 559-8 || saaı v8 GrperRitto in: Walde
In, 0 des Erbrichters dieses Dorfes
ae gar
| a at IX Pyramide, '/, Stde. nördl.
Ressel-B. | Bunzlau | Friedland 3,06 | 397 von Kr
ae SEREE ; V
Rican Kourim |Aufinowes| 17_w 399 Kirchthurm.
Wi
Richenb Chrudim Ri | AR 7
ichenburg hrudim |Richenburg 19.8 437 Ortskirchthurm.
1108
n e- = Vierzig- XXI e Pyramide am Ackerfelde, 500
Riedhübel Olmütz huben 20, ö. 4578 Bicknt, nk van te des
Riedsteigerwald-B. : XI - |, Stde. südöstl. von
(Rittsteigerwald-B.) Baiern 28, w 1065 | * ° Rittsteig.
Zi .| : s II Eingangsstufe d. Kapelle
Rip Rakonitz | Raudnitz | ıı ; 459 || am Berge Rip, 1 Stde.
, 0. südwestl. von Raudnitz.
Ri k Iran: er 2 XXU ee Honda
tene ‚Königgı ätz Rokytnie 14, fi) 648-4 Schritte vr Ton Rienek am
| elde,
I}
. = = > 2 Stde. std 1. vi
Ringelkoppe \Königgrätz | Braunau | XXI OR es nF
oo
SE 0. ' einem freistehenden Baume,
Rivno N | Pyramide, %/, Stde. süd-
(richt. Hrivno) | Bunzlau | Kosätky Me | 285 | östl. v. Hfivno auf dem
ri „.d Felde des Sedla& Nr. 18.
ir Signal, 4, Stde. wostl. v. Ge-
Rödlhöhe Ellbogen Eger XV || z18 hasgı 100 Schritte westlich. der
16. w. Chausste zwischen Eger und
| ’ Waldsachsen.
107
ee Befindet sich im ehemaligen Absolute are
Kreise Territorium der ODE EEN Beschreibung
| “ von von [Meile | = |
„ 5 : IV Pyramide, "/, Std rd-
- rbero : yra ah e. nord
Röhrenberg Prachin [Winterberg 39, w. I UT releen.
u 5 V Pyramide, 3/4 Stdn, südwestlicl
Rössel-B. Saaz Brüx 9 411 || v.Brux, einige Hundert Schritte
.W. vom Jiügerhaus.
g. VII x Auf der freien Kuppe des Ber-
Rodnä * Täbor \Jung-Vozic 34 6 692°7 | ges Rodna, 1, Ste. nordwestl.
y . des Dorfes gleichen Namens.
Rohat eitmeritz Lihhcher: I o65 Kuppe, '/, Stde. östl. v.
onalec eıtmeritz | L1DOCHOVIC ib w. [9] Krzesein.
77
’ he . XXI | --0.g | Dreifaltigkeitskirchthurm
Rokytnic Könisgrätz | Rokytnie 14, 6. 579.8 hei Rokylnie)
Rokycan Pilsen Rokycan ARLN 362 Ortskirchthurm.
W=
Pyr. , Yo Ss 5 Ik
a ie || en
unzlau 1emes Tee) De der 7:6 mt. hohen Ringmauer
Den‘ eines verfallenen Bergschlosses.
om Mi Ta 9 a Let see: kauen
onberg eitmeritz Drum 8 551 östl. von Bleiswedl, 3%, Stdn.
’ e südwestl. vom Städtchen Drum.
Ronov Caslau Ronov a 259 Kirehthurm.
Ä ’ .
Rosalien-B Königgrätz | Senftenberg AX 468 uud ag nlen:
= Sa; ls; Ö. x kapelle bei Senftenberg.
Rosawitz Leitmeritz | Teschen 6 a: 131 Nördl. Kirchthurm.
Oo.
si B ignal auf der K d
Rosenberg Leitmeritz Böhn.- II 616 ausger, "soliten Waldhersen
A - [ .. 3/, Stdn. vestl. or
Kamnitz | 5, 6. Winter kannte
.v ” { Pyramide, einige IIundert Schrt.
Rosicka Caslau Polnä Eh 643 ne a Dorfe Rosicka A
0. einem ausgezeichn. Felsen.
i j U Signal auf freiem Felde,
re Chrudim Rosie XV ul | 277 || einige Hundert Schritte
ignal) 15, 0. | südöstl. v. Dorfe Rosie.
l
108
Befindet sich im ehemaligen l |
| - & Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise Territorium der ‚Hohn ass Bonnhreibunt
von von DMeile |"
Rosic c ; XVII
ırudim sie £ :
(Thurm) Rosie 18, ö. 266 Kirchthurm.
Ross-B. Budweis | Krumau I 869 || Pyramide, Y/, Stde. östl.
35, W von Ober-Plan.
Rossberg * Prachin | Worlik I | 586.3 || Gerüstpyramide, Y, Stde.
23.0: östl. von Zahoran.
rar Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl.
Rossbach Ellbogen | Asch | 1% | 620 | un ren se
y Windmühle.
V Bald: 1/2 Stde. nordwestl.
Rother B. Saaz | Osseg | 5, | 364 || nannte und, Side, wei
ud von Prohn.
Rother B. Klattau | Ronsberg XI 497 || Pyramide, 1 Stde. süd-
> | 24, w östl. v. Ronsberg.
Rothe Höhe Bydzoy | Hermann- | XVI 519 Y, Stde. südlich von
i seifen 3,0. Leopold.
3 N, 4 v Pyramide am Plateau, 1/4 Stde.
Rovina Rakonitz | Krusovie Mn Te a a.
>) W zernen Kreuze,
. . Pyramide, '/, Stde. süd-
Rovina Rakonitz.| Sehlan 1 y # 341 östl. v. Zelenie am höch-
0. sten Pkte. des Plateaus.
Rovne Caslau XV Pyramide .östl. beim Dorfe
ERR 20, ©. en Rovne auf einem Felde.
Rovnicka Pilsen Radnie v 500 || Pyramide, ', Stde, nord-
(Na rovnickäch) 19, w östl. von Radnie.
Rozdalovic Bunzlau |Rozdalovie 1 “ 5 218 Schlossthurm.
"RD.
Rozhovic Chrudim Hermann- XV 258 | ange anche ut
Mestec 17 a) einem Plateau.
Rozmitäl Prachin | Rozmitäl | „all | 524 || Schlossthurm Roimitil
u}
109
Befindet sich im ehemaligen ]
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bedannei bung
von von DOMeile je |
Rudolfstadt Budweis | Budweis 3 ns 481 Ortskirchthurm.
0:
e ’ ? E 3 Gloriett am spitzen Fel-
Rudolfstein Leitmeritz Böhm. - ut 480 sen, 1 Stde. nordöstl. v.
Kamnitz | 4, ö. Dittersbach.
? i a : Pyramide, 4 Stde. nordwestl.
Ruhestätte Pilsen |Wesseritz | TU | 683 || "onan’ eltige Schritte nord
15, W. von Fahrwege.
| i s IV ;
Rumburg Leitmeritz | Rumburg | 5 5 381 Stadtpfarrthurm.
b}
Rupersdorf Könisgrätz ) Braunau XX 449 Ortskirchthurm.
{olo) 1 Ö
RO!
x. D2 v Z Pyramide, rdwestl. v. Dort:
Rusinov Caslau Malec AV ange. |Imlenen Antserkisnde neh.
20, 0. davon entfernt auf freiem Felde.
ae x SA 7 Pyramide, südl. v. Dorfe
Rybnicek Caslau Base XIV 502 | Pybnidek, auf einer Hut-
enikau | 20, ö. weide.
en aa E* = Signal, 300 Sehrite ostieh von
b un BET ermann- AV 298 | a a er A a en
Syieka | N ebrudim | par u. | A et
Seite,
sovk » IV 53 Pyramide, am Kegel, '),
RySov a Beraun Tloskov 21, w. 582 Stde. südl. v. Neweklau.
Rzetowitz ; R I 2
. z = 2 2 = -
(richt. Vretovie) Rakonitz | Bustöhrad iur d 29 Ortskirchthurm.
Saaz Saaz Saaz N 233 Kirchthurm.
,„w
Sabern AG } XVI Pyramide, '/, Stde. südl.
i E j Caslau Polnä Srahr: 565 || v. Zäbowmä auf offenem
(richt. Zäborna) 24, ö. Felde.
Sachov ‚Königgrätz |Borohrädek ER 286 Kirchthurm.
0:
= Er ö SE- ? . FR . I
h Me Befindet sich im ehemaligen | Absolute Tannuregaphp
BUCHE MEN Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DOMeile ıjastı RR
= : | T 1 Stde östl. v. Osseg die Spi
Saleshöhe Leitmeritz | Ossegg | V 424 || des im’ Walde anf einem Felsen
d, W errichteten Glorietts,
Salney ‚Königgrätz | Schurz rei 306 Kirchthurm.
’
i >ar || Pyramide, 2, Stdo. östlich d
Salzberg Rakonitz | Schlan . I 326 || SX"Schlan anf dem nördlichen
13, W Theile der Bergkuppe.
Satzung Saaz Sebastians-, IX 867 | Höhe westl. vom Dorfe
berg 9, w. Satzung.
Salzkirchel-B. Budweis | Krumau |, u 956 | Pyramide, Y/, Stde. nördl.
33, W von Christianbere.
St. Albert Rakonitz | Kornhaus eV 493 | Kapelleuthurm, Y, Stde.
13, w nördl. v. Dorfe Kaunowa.
St. Anna Prachin |Kiestowitz) „I. 418 || Kapellenthurm, ',, Stde.
27,6 südl. v. Kfestowitz.
St. Anna Täbor Pilgram XI 569 || Kapelle, /, Stde. nord-
25, ö östl. von Pilgram.
k Köniserätz |Geyersber: XXI 994: Kapelle, 2 Stdn. nördl.
3% ‚Ali, sgrätz Geyersberg| 13°, | 9943 || y.'Dorte Hohen!Krlitz.
Stde. nördl. von Vysker
St. Anna Bunzlau | Gross-Skal x 465 ante Pen en
S 0 die St. Anna-Kapelle.
- St. Anna Bunzlau | Gross-Skal XI 356 Spitze der isolirt stehen-
1050: den Kirche.
St. Anna Pilsen Tachau XV 687 Die St. Anna-Kirche in
21, ö Purschau.
ischof- Kirchthurm, Y/, Stde. süd-
St. Anna Klattau TR f N 402 | westl. der Stadt Bischof-
einitz | 23, w Teinitz,
. x Thurm der % Stde. von
St. Anna Pilsen Plan a 527 | Plan nordwestl. stehen-
5, W. den Kirche.
tl
- =
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von OMeile |» Bodens
- Yan XVII 4 Kirchthurm in Ober-Pil-
St. Anna Ellbogen Eger m 594 en
Thurm einer alleinstehne-
St. Barbara Prachin | Altsattel- | I 591 | den Kepelle, 100 Schrt.
Hradek | 23, w. nordwestl. v. Procevil.
Kapellenthurm auf einem
XVI 523 || Berge, 1 Stde. südl. von
9, Ö. Kottwitz.
i ttino VI 4: Kirchthurm, '/, Stde. süd-
St. Egyd Budweis | Wittingau 31, 6. 438 en
XxVI | Thurm der am Wege v.
St. Georg Chrudim | Nassaberg | ıg ;, | 302 || Chrudim nach Chrast ge-
120.
St. Georg Königgrätz | Brandeis aa agan')| Kirchthuetuinnnin Sieger
St. Gotthard Bydzov Horic Av 352 Kirchthurm bei Hofic.
11, ö
St. Gallus Kourim Rataje IX 483 Dorfkirchthurm in Pod-
j ale | 19,0. vek.
St. Huberti S N 2 VI e Hauptthurm des Schlos-
RUDER aaz |Petersburg| 16 w. | 963 || ses im Huberti-Wald.
St. Johann-Kirche aufdem
St. Johann Ellbogen | Duppau De 492 Berge gleichen Namens,
IN Y/, St. nordöstl. v. Duppau.
St. Johann Pilsen | Plan | 0, | 510
„Ww.
St. Johann 'Königgrätz | Reichenau XXuU 661'9 || Kapelleim Dorfe Kaderov.
13, w.
dar : II Spitze der Kapelle, ?/,Stn.
St. Johann Prachin | Worlik 25, 6. 485 er
St, Johann Beraun | Chlumec | „I. | 490 || Kirchthurm, %, Stdn. süd-
22, 6. west]. v. Skrysov.
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von OMeile ||"=t- Bodens|
ee rang “<horo| AXIO | 429.2 || Die Spitze der St. Johann-
St. Johann Königgrätz \Geyersberg 16, 0 4323 Kapelle beiikkeyehkberg,
ie Pyramide, 1a Stdo. nordastt, des
vry v . rl an, Stde.
Sv. Krize Kourim | Lieben NV 974 |\nördı. dos AltstadtarFriedhofen,
ilaE 0 8 Schritte westlich vom grossen
Kreuze.
E Be Xu Thurm der Kapelle ®/
St. Lorenzi-B. Klattau Taus 95, w 582 || sn. rw Me
SE L ER XVII Hauptthurm der Kirche
. Loretto Ellbogen | Kinsberg A: 511 || St. Loretto bei Alt-Kins-
16, ö berg.
i Bere -hle Xu 5 Die Thurmspitze der Ka-
St. Maria Paslan |: Pelleb laugz | ua pelle bei Schofovy.
Thurm der allein stehen-
St. Maurenzen Prachin Vatetie an 617 || den Kirche, '/, Stde. nord-
ZU, W. östl. von Vatetic.
g Kapellenthurm auf den
St. Magdalena Täbor Jistebnic I 635 || Calvarienberg, Y, Stde.
24, ö. südl. v. Jistebnie.
e Thürmchen der '/, Stde.
St. Margarethe | Prachin Voselec N “ 662 | westl. v. Voselec einzeln
25, Ö. stehenden Kapelle.
St. Rochus Caslau Lukavee | „IH 510 | Berekuppe, ’/, westl. v.
R 32.10 Lukavee.
ram f höhe, 1
St. Salvator* | Rakonitz Muchomöhie „U, | 335.5 Se: sadost.y &,Oftyie, auf
" v 15.6 I deren Kuppe eine Statue v. St.
$) ® Salvator ist.
ni (el, N y Thurm der einzeln stehen-
St. Spiritus ‚Königgrätz | Opo&no NX 326 | deu Kirche,!/, Stde. nördl.
12, ö v. Städtchen Dobruska.
e- ? N Statue des hlg. Vojtöch
Sv. Vojtech Pilsen | Miröschau “ V 512 || auf einer Anhöhe, '/, St.
21, w südl.v.Dorfe Stein-Aujezd.
1 ai £ An der Pilsen, Rakonitz
Sv. Vojtöch Beraun Zbirov IV 490 | und Berauner Grenze, ,
17, w Stde. südwestl. v. Lhotka.
St. Wolfgang Klattau | Chudenie x 583 || Kirche, '/, Stde. südwestl.
von Chudenic.
113
Befindet sich im ehemaligen
I
| Absolute | Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile |”** ae]
TR
| VIII | Pyramide nordwest]. der
Sadska * Bydzov Sadskä | 15 ;, | 213°3 | Stadt Sadskä bei einem
„eo Steinbruche.
IV Slratie, 1’Stle. audi. der Stadt
=, rasic, tde. südl. t
Sandberg Beraun Zbir ow 20 w 660 Manth, auf der hucksten hewat
$) deten Kuppe.
. > t , x Pyramide, */, Stde. süd-
Sandhöhe Leitmeritz |Liebeschitz ar 380 || westl. von Raschowitz
‚0 am sandigen Plateau.
Sän Koufi Koli XI | 199
y ourım olın iu: Ortskirchthurm.
, Ob
3 r Pyramide, !/, Stde. nördl.
Saratschen Pilsen Wesseritz 1 5 491 v-Dorke Zebau auf einem
„ W niederen Plateau.
ö h ® Sienal am Felsenkegel,
Sattelberg Leitmeritz | Schönwald Age 719 | 1 Stde. westl. von Schön-
„W wald.
z Eyramtde, ia Side, östlich von
Schafherg Saaz |Gr.Lippen| 7 | S16 | een anne auto
12, W. der In d. herrschaftlichen Mayer-
a es || ee | ee en DEE hof führt,
Schaf-B Pilsen | Wesseritz | NH ge
. Dorfe Kahudowa, am hohen
18, W Berge nahe bei dem Teufelsstein.
Be EN aren ER ER On
Brramide, a Stde. östl. von
Schafferberg |Leitmeritz| Bilin ee nn
9 W Berges, knapp an dessen südl.
Be ee ER. Fr Abhange.
S häf B & 5 r: XVI Pyramide, 1/4 Stde, westl. von
chafer- erg L Bydzov Wildschütz 8.ö 442 Wildschütz auf einer kleinen
’ Anhöhe in einem Feldrain.
Schäfersberg |Königerätz Nächod m SEIN | en Beuiehen Saharntalte
,„o Dubno auf einer Anhöhe,
Schambach \KüniggrätzSchambach XXU | z41-8 || Gloriett auf der Ruine
I 16, ö des Schlosses Schambach.
BR | Pyramide, einige Hundert Schrt,
Schanzen | Leitmeritz Rumburg v 540 ae ran ee den
| 3, 0. Chaussee, auf einer ehemaligen
er we: 1 NEN Schanze.
BayYTH 7 Pyramide, /, Stde. vom
Schanzen ı Königgrätz) Braunau 2 499 | Dorfe Dittersbach, knapp
9, 0. an einem Wäldchen.
114
Befindet sich im ehemaligen
k | Absolute | Topografische
Name des Punktes yeise Territorium der (Male EHER Beschreibung
von von EIMeile |"°" |
: u Mi ur |. | oem, einige 100 Schriwo
| NE er XXIV a süd o* er Sei on e.
Schanzen-B. Königgrätz Grulich 5 7817 | om. a
2 zen genannt.
| Pyramide, Aa Stde. nordwestl.
Schanzen-B. Königgrätz| Schatzlar en | PO a ee zen
‚0. davon ist die preus, Gränze.
, f IV £ Pyramide, 300 Schritte
Schatawa Prachin Winterberg) „. 869 | nördl. vom Forsthaus
32; w. Schatawa.
" Ile. RR h XXI | 91 a en anT
Schaubühne | Königgrätz Opo&no - || 108 östl. vom Dorfe Satte
| MO. am hohen Bergrücken.
Choden- | XIV || „ ramide, 2 Stdn. nord-
Schauerberg Klattau || 886 we v. MarkteKlene &.
schloss | 25, w
ramid tde. nordwestl.
Ss h | tz A: it erit K 1 III 792 a
c aup a eitmeritz ulm 6.w Ebersdof, am südl. Abhange d.
h) | hohen Wald-Platenus.
ge; Pyramide, %, Stde. nord-
Scheft Ellbogen Heinrichs- XV 416 | östl. vom Dorfe Scheft,
; grün 12, w auf einer Anhöhe.
3 : 5 III : ı/, Stde. südwestl. vom
Scheiben-B. Prachin Winterberg 31, w 913 ® Dorke Schbiben.
ee vs Pyramide, Ya Stde. nöcdl, yon
| tterschitz, kna; tl.
Schenkert Leitmeritz| Bilin IV 1,..994.. || unten Anl lsE
S.w Teplitz führt, auf einem frel-
9 stehenden Hügel.
r XV E Pyramide, ®/, Stdn nord-
Schenkelhof Caslau |Frauenthal| 99 ;, | 475 | westl. v. Frauenthal südl.
Bea} neben dem Schenkelhofe.
; hd ># | Bergkuppe in der Nä
Bi . z rgkuppe in der Nähe
Scheuerecken-B. | Prachin Winterberg 32, w 1056 a
Yorı._ Steinhügel, 1 Stde nördl
Scherlhof-Bg. Klattau |Stübenbach 29, w 376 le ;
Sovöti Budweis | Wittineau Y F Kirchthurm des Ortes
evetin i ittingau | 30, ö. | 486 Sevetin.
Pen. 1. ROSEN. | Il. ee
= - Hu rn 1 Stde. nördl. von Schin-
Schindelauer-B. Baiern 1077
delau,
115
] S 1 T
| Befindet sich im ehemaligen |
| ‚ Absolute | Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
| von von DMeile nat. Bodens |
|
Schirzowitz Leitmeritz | Cizkovic 10 4 187 Kirchthurm.
I
pe } - ne Ausgezeich. hoher freier
Schladnig “ Leitmeritz Bilin IV 521 | Felsberg, *, Stde. östl.
| 9, W. d. Dorfes Böhm. Schladnig.
Schlaggenwald | Ellbogen |Schlaggen-| XII | 588 Srlha
chlagg (=) wald 15, w. Pfarrthurm.
Schlakenwerth | Ellbogen Schlaken- Xu 400 Pfarrthurm.
werth 12, w.
> a xXIN Pyramide,!/,Stde.südöstl.
Schlatiner-B. Klattau Hostau 513 || von Hostau, '/, Stde. östl.
23
29, W. von Schlatin.
Re j II R ee an BE Stde.
I ? e £ e Aral. Falle
Schlössel-B. Leitmeritz | Schönwald A. 599,0 Sara: von Kar nl Be
nen reuze,
R Schönhof u. VII Pyramide, ‘/, Stde. südl
Schlössel-B. Saaz Miltscho- | _. 331 || von Ceraditz auf einem
wes 12, w. hohen Felde.
e F 4 | Ausgezeichneter Berg
Schlössel-BB | Prachin |Winterberg Yapı 1113 | 3, Stdn. nordwestl. von
„ W. | Kuschwarda.
xu Pyramide, 3 Stdn. südöstl. von
Schlossersteine | Bunzlau | Semil | „, | 1004 ee
„0. waldigen Bergrückens.
| 3 8 ; II Signal, 1 Stde. nordöstl.
Schlossberg ‚ Leitmeritz | Teplitz 392 \v. Teplitz, auf d. höchsten
T,w. Mauer der Ruine.
Pyramide, 1/4 Stde. nördl. de
Schlossberg | Ellbogen | Petschau Xu GOdncg | Einkannterenenteshkeinten
| 14, W. Kuppe des Schlossberges.
| Pile ß XIV = Pyramide, Y, Stde. süd-
Schlossenreuth Pilsen Tachau 20, w. | meer.
Schlotten | Könieggrätz| B. Skalic EN u 350 || Höhe östl. v. Hefmanic.
’
=, | x Py ide, 4a Stde. 1. der
Schlowitzer-B. | Pilsen |Chotieschau VIII, || 427 ||suar DE alu
| 22, W. Punkte des Schlowitzer Berges.
gr
116
Befindet sich im ehemaligen | Feen ]
Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des Beechreibaen
von von DMeile |e* Ber |
Sign | 2 I pP ide, /, 8
y h yramide, ®/, Stdn. von
Schöblich Budweis | Krumau 36, 6. 858 te ER.
Signal auf einem Felsen
Schömitzstein Ellbogen | Giesshübl Xu 641 || 100 Schritte westl. der
13, w. Strasse nach Engelshaus.
Thurm im Plansker-
Schöninger-B. * | Budweis | Krumau | „u. | 1084 | Walde, », Stde. nördl. v.
33, Ö. Lossnitz.
Schönau Königgrätz) Braunau En 468 Kirchthurm.
Io.
- } x XVI . Ersulis, 1/, Stde. nördl. von
Schönauer-B. | Ellbogen | Grasslitz TR: a ee EL
= x Z, amide, dert Schrt.
Schönfeld Oaslau Palnä AVI 524 || sddwest. vom Domte Schönfeld
22, Ö. auf freiem Felde.
N ie VII j Gotischer Thurm im herr-
Schönhof Saaz Schönhof | |! 365 || schaftlichen Garten bei
13, w. Schönhof.
2 e ; Thurm der Kirche in
Schönwald Bunzlau | Friedland 3 a 357 Schönwald.
50:
Schönwald | Ellbogen |Hauenstein 1 I 536 Kirchthurm,
‚w
Pyramide an d. niederen
Schmalzberg Pilsen Kladrau |. Xu 479 || Anhöhe,Y,Stde.südwestl.
21, w vom Dorfe Laz.
/ Pyramid d h
Schmuckner Pilsen | Tachau | VI | 781 |adr toren Grenseı 106 Behriun
133 Ww nördlich des Dorfes Paulusbrunn.
- 2 N: IX - Pyramide, */, Stde. südl.
Schmidthansl-B. | Täbor | Neuhaus 30, 6. N N Den
4 Baumsignal am Plateau „Schnee-
Schneeko e Chrudim Leito- XXU 5788 koppe“ genannt auf der höchsten
u myschl | 19, 0. | 0799 In les I einem Sonpraid
%* “0: anne, Marschen- | XV Natürlicher Boden bei
Schneekoppe Königgrätz dorf 6,ö 1603 der Kapelle.
117
Name des Punktes
Höhe des
' Absolute |
nat. Bodens |
Topografische
Beschreibung
Schneeberg *
Schwarze Katz
Schwarze Koppe
Befindet sich im ehemaligen
| Kreise Territorium der
| von von [JMeile |
Königgrätz, Grulich Da
Tibor |Roth-Lhota) „VL
27,6
Prachin Winterberg au
R}
Caslau | Schrittens El
Preussen Be
0:
x
Bunzlau | Kl. Skal ö
14 xV
Caslau Belä 92, ö
Ellbogen | Falkenau ar
k}
Bunzlau | Kl. Skal 7
e}
| Leitmeritz Dux nn
= 2 02,1 Marschen-| XV
\ Königgrätz Er FH
An der Grenze
zwischen Be.
Mähren-Böhmen nl:
Rakonitz | Kfitz vI
16, w
ae ona4,| Marschen- | XVI
ee est Our:
994-2
2 Stdn. nordwestl. vom Dorfe
‚ Rothwasser in Mähren und 11/2
2 Stdn. nördl. v. Grulich
an derpreuss. Grenze.
/, Stde. nordwestl. von
Descehna.
Pyramide, 1'/, Stde.nord-
östl. von Schatawa.
Pyramide, "/, Stde nördl.
von Schrittens.
Pyramide, 1/; Stde. sitdl. von
B&lä unweit der Bäla-Kapelle
auf einem kleinen Hügel.
Pyramide, einige Hundert Schr.
westl. vom Dorfe Schwand auf
einem ausgezeichneten Berge.
Pyramide, 1/4 Stde. östl. v. den
zerstreuten letzten Häüusera von
Schwarzbrunn,
Pyramide am hohen, gegen
Süden sehr stellen Berge, östl
von Langewliese,
Pyramide auf der Bergkuppe
Schwarzenberg.
Pyramide mit Stange uud Kreuz-
brett 21/, Stdn. nordwestl. von
Stde. nordöstl. von Orliöka in
Böhmen auf der Kuppe des nus-
gezeichnet hohen Berges. Die
Stange Ist 11‘3 m. hoch.
Pyramide, °/, Stdn. nördl.
v. Tschistay auf einer
ausgezeichneten Anhöhe.
des Weges am höchsten Punkte
des Berges.
118
| Befindet sich im ehemaligen |
‚ Absolute I
Iris 2 Ina opografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des. Beschreibung
von von CJMeile |jaat- Bodens)
Schwarz Kostelec | Kourim | Schwarz | VI | 400 | Rother Friedhofsthurm
Kostelee | 17, ö. St. Johann.
: ! Joachims- | XI ee
Schwarzfels Ellbogen thal 1 1129" A 2orc are Bene
| ) J Stde. südl, des Glorietts.
Y & | E}:. 6 XVIn Eure Se Beh rhie andl: des
Schweinschädl | Königgrätz Nächod I Sl er
Be | Obstbaumallee.
Schömern-Feld DBudweis | Krumau ee \ 610 | Inder Nähe v. Schömern.
BE | a
e: | XV | ande ee ade
» r N “ L Er 'ktes Sec, w
Sec Chrudim | Nassaberg 95)? | ee,
| u \ Schrt. entfernten Pyımde führt.
| .uununnuuunnunn- | [rnennnnnnnn nn seen || oannnnnnennn nennen nun ann nun nun nun nen
|
| B a
Sebranic \ Chrudim Leito- XXI 51: i
| myschl | 20, ö. an
|
: a BE
Eee, | B 2 | E nic, 1/4, Stde. südl.
Sebestenic * | Caslau Schleb XU || 403-8 | ver Bien kn Borg wenat die
| 19, 0. | 9 ep eingg
pfel die Pyramide ist,
Sedlitz Prachin | Drhovle Br | 515 || Krrehihurte on Bellline:
=) °F II
Bee Be ||. RN
| ;
I Du: N ' Pyramide am Plateau
Sedumpan Kourim Vlasim en X 433 | es Hundert Schritte
| ‚od von Sedumpan.
A | 7 |) | Y Stde. Hl. v,
Seerucken Prachin Stubenbach „HU 1265 | DE aa Sana Megan Gr
30, W. | Sl berger Wirthshaus,
Uuuunennn nenn I nun nnnnn nun nun ner || | peaasges
| |
Seestadtl Saaz Neudorf Ri | 252 Kirchthurm.
93, w| |
iu: Ten. | | RN
Seewand | Prachin | Eisenstein | X 1343 | Pyramide, 27, Stdn. nord-
29, w. | westl. von Eisenstein.
- V IR |
Seifhennersdorf Sachsen 38 358 || Ortskirchthurm.
3,0 |
Ion
Seelenz Caslau | Sehrittenz N 519 | Pfarrthurm in Seelenz.
29,70%
|
119
Befindet sich im ehemaligen
| Absolute | Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung
von von DMeile IE Baden: |
T ri 1
Pyramide, !/, Stde. nördl.
Semmelberg Bunzlau | Rohozee x 488 | vom Dorfe Zdärek, auf
8, Ö einem kahlen Kegel.
Sendrazic ıKöniggrätz| Smiric EN, 272 Kirchthurm.
0:
en ü u Pyramt de aut "eine 3 freien "An-
‘ r- x R öhe, 1/, Stde. nordwestl, von
Senec * Rakonitz | Kolesovic 2 503-2 | Paxlikov und ndrdl. knapp am
16 W Fahrwege, der vou diesem Orte
2 nach Senee führt.
A | Pyramide, 500 Schritte
Senohrab Kourim Kammer- VI 424 || nordwestl. vom Dorfe
burg 18, ö Senohrab.
Ay: n XVI x Pramide ai ‚nächsten ae
Sepiberg Königgrätz Trautenau | 2°; DANN were anzerhre Solhe Trdo
en auszeichnet.
.. Signal, ®/, Stdn. südwestl.
Sedska Täbor Mühl- UL 513 | von Sepekov, und einige
hausen | 25, ö Hundert Schrit. v. Zalsi.
Sezemic Chrudim | Pardubie | VI | 228 alle,
"0.
EEE ; Pyramide, */, Stde. östl.
Sibenicky vrch Rakonitz IN 405 | von Senomat auf der
W Anhöhe.
EIER SA BE NR le sie ee BR WMEN
An £ 3 Pyramide auf der kahlen
Sibenic-B. Prachin Warwa- ı 488 || Anhöhe, ', Stde. nord-
schau 25, W östl. vom Radobytce.
a Pyramide, /, Stde. östl.
Siberna Beraun | Hostomie I 450 || v. Markte Hostomic, auf
19, w einem unbedeut. Berge.
er Pyramide, '/, Stde. nord-
Sibojed Königgrätz Schurz ah 423 | westl. vom Nordende d.
170 Dorfes Sibojed.
Sichelsdorf | Chrudim |Landskron, IXIV | 349 Kirchthurm.
I .
xI Pyramide am höchsten der 3
Sieghübel * Bunzlau | Friedland ai 1.
9 E von Weissbach befinden.
. r Pyramide an der Anhöhe,
\ Sikora Pilsen Lohowa X 457 //, Stde. westl. v. Dorfe
richt. Sykora 20, w. Ewa
120
Befindet sich im ehemaligen Absolute | Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der jHOWE u \ Beschreibung
| von von Meile 7" mon
m M E x;
| SE | | Pyramide, 4; Stde. nördl. vom
Pi Bu | Ellbos Heinrichs- XV 706 \ Dorfe u
Silbergrün | IIb sen grün. 13, ö. | | Schritte UHR BUN kleine:
B I Ei f | ; 5 VI | = | angender einen Bundes Schrt.
Silber berg | Klattau | Ellischau 27, a 532 . 1 ea ae Be
e xo | , Signal nordweslt. v. Dorfe
| Skala Caslau Sedlee . ı 450 || Cejkovic, auf einer stei-
| 20, ö. nigen Hutweide,
Skala | Täbor | Chynov | „NIE | 436 || *% Stde. west. von Klau-
| 25,0. schovic.
| enter 2
| | a Pyramide auf d. höch K
Skalka \ Beraun Mnisek TI ..549.. | Ggmane ne A Ze
| 19,70 nordöstl. der Kapelle.
Müsssacnnussassensenaunen len a naneennnnnuannsurasnfananann ne dennnen en lEne Ta «ten ee A U
P | ! | Baumsignal, 1), Stde. sudwestl.
Skalice | Bydzov Kumburg Xu 574 || des Dorfes Byaira im Akten
| | 8, 0. Walde auf einer Fichte.
” | ” - . 7 I € I 2
Skalice * ‚ Budweis | Wittingau VI 436, || Pyramide, '/, Stde. nord-
| 30, 6. , westlich von Lomnie.
| ‚ XxxX R Signal, 1 Stde. nördl. der von
Skalka | Chrudim Leitomischl| „,, | 694 nn aa Dee Don eb
es der waldigen Skäla-Kuppe.
> = Bergkuppe, !/, Stde. südwestl.
Skalky \ Rakonitz | Zlonie I 256... von Pehsrke malen
| 12, W. nordöstlich von BieStan.
| ME: T ' Pyramide, ’/, Stde. nord-
Skalsko | Bunzlau | Nimerie e I 321 | westl. von Skalsko im
„ W. Ackerfelde.
z | ; : Ne Pyramide, */, Stde. südl.
Skaly Prachin | Protivin 98. 6. 430 | vont
en Pyramide auf der südl. Kante
Skarehf | Rakonitz | Raudnitz | „9°, | 267 it Weldern beseisen Plateans,
| ‚d | Y/, Stde. südl. von Ledöic.
15,5 |) Pyramide, %/, Stdn. nord-
Skoöickä myt Klattau Kron- IX, 502 || östl. vom Dorfe Ruppau
| Poritschen | 23, w. und ®/, Stdn. westl. von
a... Mile: ..: Mr nn OR
Skorkov Kouffim | Brandeis A. 5 223 Ortskirchthurm.
eo:
12
1
Befindet sich im ehemaligen
| | Absolute | Topografische
BEISERIETENRBN Kreise Territorium | der | ul DS " Beschreibung
| von von ajreifenii lie
| | | ie Teenie: ergeeN: von
X || Skrehleb aı el B
Skrehleb Bunzlau | Loucen | IX. | 208. |. as. einige Schritte nardi.
| 13, 0. | | des Weges von Strak nach
|| N Skrehleb.
ii Ruuumannnnnnnsnnnnnnnne “dmasanananaruaanee
er “ Hl Vi % | Pyramide, einige Hundert
rySoV | ourim admerlc ” chrt. westl. v. rySow
Sk Kouri Rad 548 | Schrt. westl. v. Skrys
| | 22, 6. auf einem nackten Rücken
ee Fe I | EREPETEE Pre SRSRS (= wi Be
& { j 2 = ' Pyramide, 1/4 Stde. nordwestl.
Skutecko = | Chrudim Richenburg, XIX 427 von Sknteöko, von wo ein Fahr-
| 115) 0. weg zur Pyramide führt.
S in E e) XV
Skuc , Chrudim |Riehenburg RS a 416 Pfarrthurm.
| er |
N | N : XIr | 599 | Pyramide, einige Hundert
kuhrov \ Bydzov Lomnic Bl B) Schritte östl. v. Skuhror.
| 4,0 am Plateau.
| ee ein...
I
>= ni 7 3 Auhöhe einige Hundert
Skuranovie | Caslau Unter- x 2 562 Schritte westl. von Sku- |
Krälovie | 23, ö. En |
5 er $ % Pyramide, 1], Stde. nördl.
Skutina Königerätz| Opoöno | ‚IH || 736 || Shäine.auteihem kleinen Stack“
sul, 0. chen steiniger Hutweide.
Pyramide auf d tl. Seit
Sk tal ' Ellbos Walts 1 VII 551 re Kappel einen Be
y ogen en 14. w Ir: 5 henden Berzes,, 1; Stde. östl.
Eu | von Skytal.
FERFEFLLELTFETEREPEFFTLEFELLFTETR | .- en A MEERE
- 7 ji
Slabetz Rakonitz | Slabetz m w.| 403 Schlossthurm.
’ wa
en Pyramide, "1/4 Stde. ‚sadlich "von
wgr 2 < | Slabetin, ine Strasse
Slavetin Caslau Polnä XVI | 623 alas, jobe nee, Ankinbe; 100 |
25, O0. || Schritte westl. der Pyramide,
| nach Borau führt.
Slavnik Prachin |Horazdovie| „N 625 | Pyramide, '/, Stde. nördl.
26, W. I von Biezan.
Slanik Prachin | Strakonie I | 442 | Pyramide, '/, Stde. nord-
27, w. | westl. von Slanik.
Siabosovka | Budweis | Praelatur-| IV | 623 | Pyramide, 800 Schritte
gutKrumau| 34, 6. westl. von Bessenitz.
SEHE lie. 30: ER NENNE... |
|
2 | > 6: E- 5 7 Pyramide, !/, Stde. nördl. von |
Slavicek ‚ Leitmeritz | Bürgstein Y, 535 | Schwoika, 3/4 Stdn. südostl. v. |
6, [0] Bürgsteln am hohen Berge.
122
Befindet sich im ehemaligen
‚ Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des Hy
| von von DMeile "8 |
ERTL : — rg zu Te TI I =
Siiic | Beraun | Miltn |, | 575 Pfarrthurm.
-, . |
| k |
Smetschna | Rakonitz | Smetschna 1 air | 374 Sehlossthurm.
| Ed
ui | u. F IX | hs Pyramide wenige Schrt.
Smilovic Koufim Rataje a x 455 || vom östl. Rande d. Ortes
19, 0. || Smilovie.
| | || Sursee
| | |
Smirie | Königgrätz Smitie . | 339 Kirchthufm.
ö
.u. r Be a el Bee U > Baumsignal, !/, Stde, südwestl.
Smirickä strana | Königgrätz, Smirie XVII | 558 !
von Liebenthal am ausgezeich-
$) ö. neten Waldberge (Fichte).
| a
Smolnic Rakonitz | Touzetin | I | 343 Pfarrthurm.
| 3
| | #- | EL cn. -
| Smrdov | Caslau Vrbie XI | 493 Pyramide am Felde.
| Signal | 20, ö. | |
Smrdov ' Caslau Vrbie an | 497 Kirchthurm.
ae |
Br A A neh = 5 HS 2 re
= || - x XII | | Se Dorko nee auf Yan
Smrcensko Caslau Syetlä \ | 494 steinigen Hatweide der Herr-
| 22, 0; | schaft Svötlä, ganz nahe beim
|| Orte Smröensko,
ee re | ; kanserenuneneeenn | 4rmmennnsanensenearsseennnnrerennsrernnsnneerr entre nnnerennnne
| li
x | € ; xy | Freie Anhöhe, 1 Stunde
|
Smröce | Täbor Kamenie 26, ö. 647 | nördl. v. Kamenic.
ed 18 ei; en 0
Ix.| Husten, Demmin RE
Fr . ö R
Smrei II Klattau Chudenic 25 w | 565 deten Rücken? 1/, Stde, westl.
|| || von Stöpanovle.
R | i Hefman- XV | Baumstgnal, in dem Set und
Smrö | Chrudim a k 459 westl. vom Dorfe Z isnowitz
| Möstee | 18, 0. | en =
Ploschko- mer]
Sobenitz Leitmeritz | WE 8,6. 316 Kirchthurm.
Sobiesak Saaz | Sobiesak 1 = u 259 | Kirchthurm.
123
Absolute |
| Befindet sich im ehemaligen | Traakananbe
Name’ des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des‘ Beschreibung
| von von DMeile |"=t- Bodens
Sobeslau | Budweis | Wittingau , „1. | 403 | Pfarrkirchthurm in So-
| 28, 6. beslau.
R y Pyramide, '/, Stde. nord-
Sokol-B. Bunzlau Gross- x 559 | westl.v.Besedicaufeinem
Rohozee | 8, ö. hohen Bergkopfe.
2 8 4 X Pyramide, '/, Stde. nord-
Sokolec Bydzov | Podebrad Er 192 || westl. von Sokoled, auf
15, ö. einem sandigen Felde.
3 $ & Baumsignal, 4/, Stde. sul.
Sonnenberg Leitmeritz ‚Neuschloss| „IV. 63 || Dirronen winutnelehare Az aus
6, 0. | gedehnten Hochwalde,
|
RER BANN Sera bonn] aa DEN Thurm am höchsten Berge der
- | ims- G ‚1 Stde. östl. v. =
Sonnenwirbel | Ellbogen | TOachims- | XI | 1944 || ea ap Stde, and von den an
thal 11, W. der Chaussee stehenden 2 Häu-
sern Sonnenwirbel genannt.
a A Pyramide, !g Stde. rudwestl.
Sovinka Bunzlau | Svijan | VI | 354 ||ad"orek Sörinka am zahlen
8, 0. Waldgrunde d. Herrscht. Syijan.
} i - Pyaamide, 4, Stde. süudöslt.
Sowitz-B. \ Leitmeritz, Brozan IT || 277% |Weiter am rechten Blbe Ufer
I) 10, 0. auf einem huhen Berge.
I | Pyramile am Bergrücken, 34
Späleny | Beraun Dobris 19 ö 554 Fe a Re nehme
9 im Revier Obora.
t e { vu 1 Stde. östl, von Plass
Späalena hora Pilsen Plass | 508 || und '/, Stde. westl. von
17, w. Kopidlo.
3 an, nn san Gerüstpyramide, '/, Stde.
Spalkova hora Prachin | Bieznie Dun. 618 a
a Pyramide, 1000 Schritte
Spalava * Caslau Neu XVI 662 || westl. v. Dorfe Chloumek
Studenec | 20, ö. u. 600 Schrt. v. Spalava.
P . O8 7 Pyramid klei Berge,
Spital-B. Pilsen | Nekmir | IH | 403 |A’siae.ostev.deden Ya Sde
8) W. nordwestl. der Mühle Duby.
F Pyramide am Spitzberge
Spitzberg Ellbogen | Schönfeld | UV | 825 |», Stde. nordwestl. der
15, w Stadt Schönfeld.
R VII Signal, ®/, Stdn. nordöstl.
r unzlau artenber Ss e ‚ v. Dorfe Hammer, auf d.
Spitzbe \ Bunzlau Wartenberg 497 Dorfe H ‚auf d
6,6 Kuppe dieses Walberges.
Name des Punktes
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitzberg
Spitz-B.
Spitz-B.
Spitzfeld
' Befindet sich im ehemaligen
Absolute |
ie aa || AU Topografische
| Kreise Territorium Ber, ‚Honnaz Beschreibung
| von von DDMeile |"
1 Dt @ & 2
\ Klattau Choden- XII | 590 2 Stdn. nördl. v. Choden-
schloss | 25, w. schloss.
| xXxI | SErTER 1l/g Stde. vom Dorfe
|’Königgrätz) Opozno | ZH | 839, tel zwi sur ann mein
| Host mittlere,
|| =” SR ee ee
|! XI | Pyramide am Berge, der 11/
Ellbogen | Gottesgab | AH | ıııı ke. mand von Gala 1
’ | liegt.
| IH Signal, %4 Stdn. nördl. des an
Leitmeritz Schlukenau) , ER | Kerle 4 len
| ai berge,
XXI |
‚Königgrätz | Reichenau 19 ı 838°9 || 1/,Stde. westl.v.Deschney.
|
| RE 2}...
e | Pyaseide, ga Bake ge v.
| Jae, R 1
Leitmeritz , Bürgstein IV 447 || nach Hatda führenden Ohanssde
| 6, [0 am Spitzberge, 2 Schritte nördl.
| der Martersäule.
| f X Pyramide auf der spitzen
Saaz Pressnitz 993 || Waldkuppe, knapp an d.
10 | i
| Strasse nach Pressnitz.
Ita 0 nr .| XVII | gg || Pyramide, ’/, Stde. nord-
\ Königgrätz) Schatzlar 7.6| SAD ale on Ve
hi ‚ w II x Signal am Felsenkegel,
\ Leitmeritz | Schönwald 119 || 1 Stde. westl. v. Schön-
5, W wald.
a 4 | Signal am Berge, ®/, Stdn.
Ellbogen |Heinrichs-| XV 993 || westl. v.DorfeSilberbach,
srun 11, w | am kahlen Felsen.
\ k V Signal, 1 Stde. nördl. d.
Leitmeritz | Rumburg g 539 || Kirche v. Warnsdorf am
3, 6 kegelförmigen Berge.
ß ; ö Signal, Y, Stde. nördl.
Leitmeritz | Zebus I 280: ll Beklkechant aufiainaEpeten
10, Ww Anhöhe, deren Spitze frei ist.
Be Goltsch- XII Pyramide, ?/, Stde. nord-
Frslau Jenikau | 20, ö. 500, östl. von Chrtnie.
: , I Pyramide, '/, Stde. nord-
Budweis | Krumau 1216 SH, Abe
Befindet sich im ehemaligen | |
Absolute Topografische
Name des Punktes | reise Territorium der Höhe des Eder: Breibu ng
von von EMeile |”=% Bodens|
N xXVI Pyramide, !/, Stde. nordöstl. v.
Sponiel-B. Ellbogen | Schönbach n a ne E Polizi
„ W. hofe dieser Gegend.
Pyramide, freies Feld
Spule Klattau Glosau IX 419 | 300 Schritte östlich von
26, W Spule.
|| Pyramide, 1, Stde. östl. vom
Stachlberg |Königgrätz Schatzlar | VIE | 623 nn
}) Fichte.
Stakle Täb Chy IX 714 Bereskuppe, '/, Stde. südl.
ul au 26, 6. | von Vintirov.
ar: B k Pyramide, */, Stde. südl.
Stahlav Pilsen |[Choteschau ah 522 v rohe AN yokal
? Bergrücken.
Standlberg Prachin \Winterberg V 1057 |, Waldkuppe, ’/, Std. nord-
31, w östl. von Passeken.
Starkenbach Bydzov | Starken- | XI 464 Kirchthurm.
bach 8, 6.
2 | Pyramide, 200 Schritte
Steblovic Bunzlau Kost X e 389 | westl. von Steblovic, am
10, ö. Felde des Richters.
a F Pyramide, ”/, Stde. östl.
Stebuzeves Kourim | Sternberg VI 508 von Stöbuzeves, auf einer
20, ö Anhöhe.
er ‘ Gerüstpyramide, ausgez.,
Stedry Klattau | Grünberg | 665 | hoher, bewaldeter Berg,
24, w. | 3/, Stdn. östl. v. Wrtschen.
Steinl-B. Saaz |[Rothenhaus VIH 836 | % Stde. westl. v. Katha-
| °%, W rinaberg.
Steindl-B. Prachin [Stubenbach| „IH | 1307 | Pyramide, Y, Stde. westl.
30, w von Stubenbach.
A X Pyramide am hohen Plateau, Ya
Steinberg Bunzlau | Friedland | „“, 2 URN Ne
| 51 mann Nro. 6.
e 4 I ag Pyramide amlangen Berg-
Steinberg Chrudim | Landskron XXI ' 615 | rücken, Y, Stde. südöstl.
18, ö. von Rathsdorf.
126
1 ERS 5 | er
| Befindet sich im ehemaligen |
ji 23 _ Absolute Topografische
| Name des Punktes | Kreise Territorium der Höhe des‘ Bose Ur or ung
| von von | OMeile |”* a
—— — — Sur = I I er
|| = | ramid f der Anhöhe,
Steinberg Ellbosen Neudek XII | 641 Ein ande dies Dindapa Sieh
8 12. ö || Neudek, !/4 Stde. westlich von
$) = Voitsgrün.
: En. Albrechts-| VI | ans Pyramide, ®, Std d-
ac | 902 yramıde, *, Stdn. nor
Steinberg | Eragkie ried 29, w. Q | ‚östl. von Kumpatitz
SOSE HBDNBBEEE RER RESEARCH BEESR VO RORRERL ERBE Rn. 060.
ER 4 b |w® Pyramide, einige Hundert
Steinbil Pilsen Tachau Ra \ 574 | Schritte südwestl. v. Tisa
| 20, W. | auf einer Hutweide.
|| - . | PRTrFPre Tre ee 7«
RE | ? j | Pyramide auf einer An-
Steinbill Ellbogen | Libenstein XVIH 514 | höhe, '/, Stde. nördl. v.
| ZA, W. Lindau.
f y be Pyramide auf der kahlen
Steinbruch Klattau | Ronsberg | XII | 561 || Höhe, Y, Stde. westlich
24, w. | von Schüttwa.
- f Er Yaxe, IV. » | Pyramide am Berge, !/
Steinbruch Rakonitz | Chrästan 1 416, | sine De Pillen‘
Steinbrüch-B. Pilsen Manötin XI 653 | , Stdn. nord-westlich v.
| 18, w. Spankov.
e | Gras ” - Pyramide, w Schr 1:
Steinfeld Königgrätz Prin XV || 309 || v"Oner-Pin een:
| 13, Da Tom harsachhRRen nhloese:
I
Steinfels \Königgrätz Senften- XXIV | 6709 | Pyramide, einige Hundert
| = berg 150: | | Schritte von Tanndörfel.
Steinhübel Saaz Pefersbure VI 530 Pyramide, , Stde. nördl.
115 von Gossawoda.
Steinhübl Caslau SEHöken XV | 555 , Pyramide, ’/, Stde. südl.
25, 6. von Hilbersdorf.
en, ” 7 x Signal, */;, südwestl. von
Steinhügel | Caslau Polnä £ XV 513 Bergersdorf ‚ auf einer
24, 6. steinigen Hutweide.
Stei Morchen- XI Non Pyramide am Berge, nord-
teinkoppe Bunzlau = en 373 westl. vom Dorfe Marien-
stern 5, ö. berg zwischen Felsen.
e | i Ur Pyramide, Y, Stde. süd-
Steinknok ı Ellbogen 'Königswart XV 727 Ei von Schönficht, an
16, w. der Anhöhe.
Befindet sich im ehemaligen | Abs |
| Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes Beschreibung
Fo To DMeile nat. Ann
IV | 481.0 | Kirchthurm in Stein-
Steinkirchen Budweis | Krumau 33, 6. Kirchen
$ ’ h EN X e Pyramide an der Anhöhe,
Steintratten “ | Pilsen Cemin E 455 |, Stde. südl. von Do-
21, w. braken.
J Heiligen- XV 5 | Pyramide an der niederen
Steinok Klattau Hz 544 Anhöhe, einige Hundert
kreuz 23, W. Schritte von Eisendorf.
XXI ı | SleinrSalte, 80 Schritte and.
Steinseite Chrudim |Leitomischl 19. 6 | 512°8 | eines Waldes, Y; Stde. östlich
Ay von Jansdorf.
N 747 Pyramide, westl. v. St.
Steinwald Klattau Neuern Keane
27T, W.
: - & 4 sat Pyramide, 600 Schritte
Steinschicht Budweis | Krumau 33, w. 1084, a Toaincinkellork:
Stelk pi Fe XI 543 | Pyramide, ?/, Stde. westl.
eika ilsen Mariafels ee v. Kscheutzan d. Anhöhe.
‘ Pyramide an der Berges-
Stenzker-B. Pilsen Tepl Xu 747 || kuppe, Y, Stde. südlich
17, w von Witschin.
$törbi Brachi Rozmitsl III 751 Pyramide, Y, Stde. südl.
erDina racıım ozmıta. 23, w 9 von Voltuse.
el Bde IN a ln an Br
e Anne Neu- x ag.4 || Einige Hundert Schritte
Stern-B. Täboı Bistritz Sl 6684 | nördl. von Haugschlag.
Sternber e VIII
(Böhm. Schloss) Koufim | Sternberg | 19. ; Byal Schlossthurm.
mö:
Stiedra Ellbogen | Luditz 1 Din 582 Sehlossthurm.
‚Ww.
Stiekna _ | Prachin | Stiekna U 416 Pfarrkirchthurm in
| 27, w. Stiekna.
x 4 a Pyramide, 100 Schritte
Stirchlowa Klattau | Bischof- x 466 | nördl. v. diesem Dorfe
Teinitz | 23, w. an einem Feldrain.
Befindet sich im ehemaligen |
Name des Punktes - AB Topografische
Kreise | Territorium der Höhe des| Beschreibung
von von DMeile |"** uses
— 1 = ur 38 1 | Eygeade, 1 Stde. südl. vom
Zi RE. r. « | aseky auf einer frei
Stir Königgrätz) Opocno X 313 | Anhöhe, 50 Schritte nördl. vom
| 14, ö. | || einzeln stehenden, grossen Birn-
baum.
e s h VI Pyramide, zieml. hoher
Stirka vrch * | Klattau Plänic 704 | bewaldeter Berg, /, Stde.
| 25, W. | | westl. von Nehodivo.
Er ee || | nee
Stits | Bydi xI 3.7.|| Dorte Vinle) An der Zäboraior
Stitär Bydzov Dymokur 13. ö 236 Gemeinde Grenze, auf eiuem
) | Ackerfelde.
Stolmir Kourim | Schwarz | VO | 995
Kostelec | 15, ö. Pfarrkirchthurm.
FON. h R “ | e ramide, "/, Stde. westl.
Storchberg | Königgrätz| Bischofstein a \ 785 v- Schlosse Bischofstein,
Eh auf der Bergspitze.
s I 42. Signal, !, Stde. östl. von Bra-
Sträznik * Caslau | Windig- ya 7121 air, ebensoweit, " Kellerador!
P / an b-
| Jenikau 24,6 | waldeten Borgen.
"On- IX - Baumsignal, bewaldeter ziem-
Stramch Klattau Kron T 541 ||lich hoher "Berg, 600 Schritt
y Poritschen 24, W | naraseil. Yan 5: ER Porlisoher
| Gerüsjpyramide, !, Stde, sud-
x x. XIV e östl. ne Du ech _
Pr oe wen! e rener eg
Stran Caslau Ronov 18, 6. | 5663 Is ee al
| einige Hundert Schritte westl.
| des alten Punktes steht.
Stransko Bydiov | Lomnic | AH | 507 | Signal, 4, Stde. östl. v.
8, 0. || StruZinee.
Sträz | Prachin | Bieznie | „U | 533 | Pyramide am Berge südl.
| 23, w. | von Breznic.
3° | % R | Pyramide, '/, Stde. nord-
Sträz Caslau er a: \ 651 östl. von Krasonov auf
elau 24,0. einer steinigen Hutweide.
Eee)
EN i SER. | | Be,
Sträze * Prachin | Netolic I 7404 | Pyramide, Y, Stde. westl
3l, w von Elhenitz.
a Kr | Bel He
uralte a | na Erait, Sae. sl. om
. = F nder!
raz Il Rkonitz Krusovic 14. w 383 ) Schrftte ae der ee, die
| I | KruSovic u. Horosedly verbindet.
I ll: FEB.» Be:
26 KeHh, v $, Signäl, ', Stde südl. v.
Sträze Caslau Polnä wi 588 | Dorfe Oleinä auf einer
L) 0 | Anhöhe.
129
Befindet sich im ehemaligen | |
__|| Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung
von von DMeile |nat- Bodens
Sträziste * Tabor Gross- IX 744-4 || Pyramide, ®/, Stdn. nördl.
Chyska 23, ö von Bratfic.
er A Kardasch- | VI Einige Hundert Schritte
Sträzka Täbor Bade 28, 6 455 westlich von Ripce.
Se ER IV Pyramide, ‘/, Stde. nord-
Sträznic Bunzlau , Melnik | 11 ; 324 || östl. vom Dorfe Sträänie
‚0. am hohen Plateau.
Stras Board S IV 960 || Pyramide, Y, Stde nord-
rasnov unzlau tranov Bo: westlich v. Strashov.
St höh Pil Pl XII 729 en un
rassenhone usen an 18. w 50 Schritte westl. der Strasse
$) nach Tepl.
Sträzistö |Leitmeritz |, (708 ET een
Tschernosek| 9, w en
Bahn XIV Pyramide nordwestl. v.
Sträzny vreh Caslau Auhrov x 51l | Piibram; ein Fahrweg
20, ö. führt vorbei.
. ide, 1, Stde. nördlich v.
Stratov Bunzlau Lisä a 200 Dorfe ei aka Wege is
‚0 v. Stratoy nach Väpensko führt.
rn re se Maar ? yramide am, Ausseren hohen
Strahov 3 £ III es nss® er Stadt Prag im
Rakonitz | Brevnov h BE
(Sandberg) 16, ö St enmichenien Winkel ie
Courtine.
Sträkovic* | Budweis | Komafic | „.. | 557 | Pyramide, 600 Schritte
| 33, 0. von Sträzkovie.
Strobnitz-B. Leitmeritz Dux V 853 | Baumsignalam Waldberg
| T,w nordwestl. v. Osseg.
I... NER AR len. ei.
Strisowitz | Leitmeritz| Kulm u ae | eng Le
| 7, w von Prödlitz am Plateau.
Strojetitz | Saaz Pomeisel .. 368 Kirchthurm.
| ,
ER I Een. 2:
Strp | Budweis |Frauenberg „I. | 432 | Pyramide, 4, Stde. südl.
2306 von Aujezd.
130
Befindet sich im ehemaligen Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe ds) Beschreibung
von von OMeile ||*=t Bodens | 2
Seh VII h
Struh Bunzlau Loucen | 19 5 213 Kirchthurm.
90%
3 ee | AN „ Pyramide, am Plateau zw.
Strupina Chrudim | Pardubic 17, 6. 455 ern
Signal, */, Stde. nördlich
Studeneyer Königgrätz Geyersberg XXIV 7182 || von Dorfe Studene, auf
Oberwald 15, ö einer Fichte.
e Be I Pyramide am hohen Berge, 1
z 3 3 9 || Stde. südwestlich v. Chlumer,
Eiuleny Peran | MabEIR: | aan. | ED ul
DAR r Pyramide, 1/, Stde. nördl.
Studnic * Chrudim |Richenburg Ab 678°4 || v. Dorfe Studnie a. e.
0, ö steinigen Anhöhe.
Bi x j R V Pyramide, Y/, Stde. südöstl
Stürmer-B Leitmeritz| Bilin rn 869 | von Neustadtl am ausge-
(,W. dehnten Berge.
= i E , ‘ Pyramide, ®/, Stdn. süd-
Stulec * Rakonitz | Pürglitz Ill 5362 | westlich von Branov am
17, w hohen Berge.
Stumer-Kogel Caslau | Schrittenz | XIV | 582 | Pyramide, %, Stde. nördl.
25, ö von Ebersdorf.
B Pyramide, !4 Stde. nordwestl.
Stydie vody Beraun |St. Johann | „_! 438. vn De Sulan auf üer De
7a W sten spitzen Kuppe.
Suchenthal Budweis | Wittingau A: 452 Karol ale 7 ner
b}
zu: r x VI Freie Anhöhe östl. vom
Sudomeric Täbor Nemysl 945 583, | Bahnhofeyon Bndamai
I
Pyramide a. d. Anhöhe
1? Susanek k Bydzov Starken- XIV 614 /, Stde. nordwestl. vom
richt. Susanky bach 7,0: Dorfe Waltersdorf.
Pe ' arz, Pyramide, 10 Mint. nördl. der
Te neh a
a : k h Böhn.- III IE t je ısterdo: T. Tasse
Süstrich * Leitmeritz 3 sn 576 | a De
Kamnitz | 5, ö ee A
u. d. Punkt mit einem mitM. T.
beschrieb, Stein markirt.
Susina Bydzov | Chlumee | XIV. 254 || Pyramide, !/, Stde. östl.
190% von Väpno.
131
T
Befindet sich im ehemaligen |
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des een
| von von DMeile ||”=t Bodens
Svatoniic | Prachin | Worlik I | 515 || Pyramide, Y, Stde. nord-
| 26, Ö. westl. v. Svatoniec.
ae f f Pyramide, */, Stde. südl.
Svatojirsky | Chrudim | Pardubic XV 272 | v. Bohdanet, 120 Schrt. |
| 16, ö. nördl. des Kirchhofes.
Svate pole B vrx I 3
ni eraun Dobris hr 383
(Heiligenfeld) 20, ö. SR Dunn
x 5 Re A Pyramide auf einer nie-
Svetelskä strana | Königgrätz|Borohrädek XIX 272 | deren Anhöhe, 100 Schrt.
15, ö || vom Dorfe Svetlä.
Swötlay Bunzlau | Alt-Aicha Ru 544 Pfarrkirchthurm.
b)
Svemyslic Kourim | Brandeis 48 241 Pfarrkirchthurm.
I
FREE uehel Bi me Ktrchthurm. Nachdem d. Dach
& Rn e ar ur‘ itz
k Svicin = Bydzov Polican XV 671 er ee die sud-
richt. Zviein 10, 0} westl. Ecke der selben ein Signal
ERTITERN N er ION BEI 0
vr Schwarz- | VII Pyramide, '/, Stde. östl.
Svrabov Koutim | Trostelec 17, ö 421 Does
uf dem höchsten Pkte d
Svata Mari * Prachin Eltschowitz) „[H 906 einem mioderen Wäldchen ze
30. w krönten Anhöhe, }/, Stde. südl.
’ des Dorfes Budilov.
er AR, 5 IX Gerüst ide, ?/, Std
= n ; . pyramide, ' e.
Svidnik Täbor Chynov 26, ö. | 389 | westlich von Moudrov.
Szimann-B. 5 . VII Pyramide am Plateau, we-
r. $imanüv kopec Täbor Neuhaus 29,6 519 | nige en vom
; | z n |KEIXTIE 5) Wallfahrtskirche am
Täbor | Bydzov | Kumburg 96 682 Berge Täbor.
a Pyramide, Y, Stde. süd-
„us | Kostelee NURX westl. v. Dorfe Tutlek
Tabule Königerätz|, d. Adler! 15, ö. 331 | auf einem breiten Feld-
raıne
1352
r
ich i : l
ER, Befindet sic Li ehemaligen | Absolute | Topografische
Ü Kreise Territorium der BUS he Beschreibung
| von von OMeile |"2t Bodens
v Ausgezeichnete Wald-
Tachaer-B. Bunzlau |Hirschberg j 497 || kuppe, ', Stde. südöstl.
9, ö. von Tacha.
Fe F XI Pyramide auf Alena Dpszrüakön
Tafelfichte Bunzlau | Friedland | „, |) 1122 | geht, 2’Stansadostk v. Böhm.
„0 Neustadt,
u vor eye inc Ba, Si,
F . vr nördl. v, v
Taliken-B. Rakonitz Kritz 592°3 allen Seiten eine won Aussicht,
16, w. H=5'2 mt.
vu Pyramide an der südl. Grenze
Tanich-B. Saaz Eisenberg "len s5l ein =
$) gebauten herrschftl. Glorlete.
j I Pyramide am Berge, ',
Tannbusch Leitmeritz | Bensen Ir 527 | Stde. nordwestlich vom
6, Ö. Dorfe Gross-Wöhlen.
} R f IV Ausgezeichn. Waldkuppe
Tannen-B. | Leitmeritz | Kamnitz a 770 | Y, Stde. südlich v. Tan-
EU nendörfel.
I ? ’ II Pyramide, 1; Stde. nordwestl.
Tanzplan Leitmeritz | Hainsbach R 596 | v. Thomasdörf, mitten im Walde
3, ö. anı dominirenden Berge.
Signal, Yg Stde. östl. v. D
Tatce Kourtm | Radim | VIH | 919 |Heeenaf an dem son Tatoe
15,.6: nach Dobfichoy führenden Wege.
Tatobit Bunzlau |Gross-Skal ee 417 Kirchthurm.
ug:
Taubrath Ellbogen | Eger | XVI | 595 | Pyramide, %/, Stde. westl,
5 Io) 16, w v. Taubrath.
* | i \ Pyrmde, aufdiesem Berge
Taubenhaus Bunzlau | Friedland x 1069 | zwischen grossen Fels-
(Vogelberg) 4, blöcken.
Taus Klattau Taus RK n 428 Pfarrthurm.
I
£i 2 VI Pyramide am Plateau,
Tausimer-B. Kourim | Brandeis h 233 | Y, Stde. südl. des Ortes
14, ö Tausim.
7. Pyramide, 1, Stde. dwestl.
Tehov Kourim Schwarz 10 454 2 es ae a
Kostelee | 17, ö lichen Platenu-Rande.
133
| Befindet sich im ehemaligen Ahealuta A aa
\ opografische
DB WieRSENNKE: Kreise Territorium | der Höhe des B 2 De ibung
von von DMeile |"=* zedea| |
- BR ee q P ide, dn. westl. vo
. Teiberhöhe |Königerätz Braunau | N | 498 | Brunn y2'Sider wertet v
3, 0. Grossdorf.
Teinitz Beraun | Konopiste 1 > 5 290 Kirchthurm.
b}
FR: ä 2 2 IX Pyramide, Y/, Stde. nördl.
Teinitzl-Birkeln Pilsen Chotesau 381 | dieses Dorfes knapp am
21, w Fahrwege.
’ IV grande ker N freien An-
Tejrovsky_ | Rakonitz | Pürglitz | 7 | #4 heine, dp Stda, mordwostlich
a ke v. Tyiov.
ea 5 ; SER, ’
Teplisovic Kourim ner A an 465 Kirchthurm.
o 2
Teplitz Leitmeritz | Teplitz en 230 Rathhausthurm.
,W.
Tepl Pilsen Tepl an: 683 Kurckikant
R}
Tesovie Prachin | Wallern u 613 | Pyramide, '/, Stde. westl
al W v. Tesovic.
Tetin Beraun | Karlstein m a; 284 Ortskirchthurm.
,„Ww
Tetschen Leitmeritz | Tetschen 5 ” 132 || Kirchthurm der Festung
I
3 Pyramide, /, Stde. nord-
Teufelsberg Bydzov | >tarken- | XI | 1007 | westl. von Siehdichfür,
bach 5, 6. am Waldberge.
Theusing Ellbogen | Theusing 1 En 611 Ortskirehthurm.
I
Theresienstadt |Leitmeritz Theresien- | I 146 Thurm der Festung.
stadt Jan
x P ; Dax X /, Stde. südl. v. Roth-
Tichovic-B. Täbor |Roth-Redic| „, , | 532 |" Regie.
134
T 1 T —
| | Befindet sich im ehemaligen Ab |
| I solute | Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium | der Höhedes Beschreibung
| von von UMeile "+ Burcne
r —
= uch % | || Am s u ald-
Tillenberg * || Ellbogen |Königswart, ‚AV | 939 | gehugen 32 Side. ostlich von
| 17; W. Dorfe Grafengrün,
= ramid Stde. N,
Tisuvka Iglau Saar XV | 790 || ee
22, 0. Fläche des Felsens,
> In
Tissaer-B. |Leitmeritz| Tetschen | „I | 594 |. "einige Aundert "Schritte
3, Na! Il westlich von Schönsteln.
z n | _ Pyramide, ’/, Stde. nord-
Tobolsky vrch Beraun | Karlstein I | 46 us. v. Dorfe Tobolka,
18, w. | auf einer Anhöhe.
Tocek * Beraun Dobris UI | 841-5 | 1 Stde. westl, v. Dorfe
| 21, w. Borek.
En Mn Pyramide, 1 Stde. nördlich vom
Tocka Beraun. | Mutäck | „1, | 508. | ba manmmdn Ban me
Me Kuppe des Berges.
Tocnik Beraun Tocnik II | 450 Thürmchen des alten
(Ruine) 18, w. Schlosses am Berge.
n e R Pyramide, 1, Stde. nordwestl,
Touchonin * Rakonitz Pürglitz I 488 des Dorfes en am Boden
16. w eines auf der Bergkuppe ste-
’ > henden Lusthauses.
Sr Pyramide, *, Stde. westl.
Tozic Beraun Tloskov 9 = 2 504 v Tokie, in einem kleinen
„ W. Föhrenwalde.
Traha-B. Saaz Lischtian IV r | Pyramide /, Stde. südl.
12, w. | 353 v. Dorfe Lischtian.
2 : Pyramide, '/, Stde. südl.
Traschka Pilsen Cemin Ei 412 | v. Dorfe Plesnie, auf der
un. Anhöhe.
: Rothen- vo
Trauschkowitz Saaz a 10, = 302 Ortskirchthurm.
= = Baumsignal (Fichte) auf
Traussnitz-B. Ellbogen De u 949 || einer Waldkuppe, 2 Stdn.
2 südl. v. Bärringen.
Trautenau öniggrätz | Trautenau a 507 Ortskirchthurm.
’
ELENA TETUCDHEUEN
Per
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Bunktes Kreise Territorium der | Höhe des Beschreibung
von von DMeile |"2t«Bodens
Triebsch Leitmeritz | Triebsch 8 da 345 Ortskirchthurm.
0:
Trebendorf Ellbogen Eger Pe, 436 Ortskirchthurm.
I
5 Kad II ı/, Stde. nordöstlich vom
Tremosnäa Beraun Pribram Di rire ee
Tremles Täbor |Königseck| „1. | 558 | Thurm der Pfarrkirche
29,0 im Orte.
XXI Pyramide aufeiner längl. Kuppe
Trisch Chrudim |Leitomischl 19.8 SIE | ET ehten
’ ” in einer Hutweide.
g 2 r Pyramide, einige Hundert Schrt.
Trischlacker | Pilsen |Nacketen- | XIV | 593 cds. Dose Naeketondorites
dörfles is), W auf einem Felde.
X Seel ara höchsten Eunkte gen
, - RR i , 1 Stde, nord-
Trni-Wald Pilsen | Chotesau 95 w DL N ee Ben
Föhrenstamme.
Trnova Beraun Trnovä en, 340 Ortskirchthurm.
”0:
XI Signal, nördl. v. Troskovic auf
Trosky Bunzlau |Gross-Skal R 514 der höheren der 2 Felsenspitzen,
3. (0) auf der noch ein Thurm steht.
Trzemschitz Leitmeritz | Trziblitz rar 330 Ortskirchthurm.
I
ADER f Pyramide, Y, Stde. süd-
Tremsin * Prachin | Rozmitäl EN 825 | westl. v. Rozmital auf
„ W der Bergkuppe.
Tri bratri Caslau Käcov X 1 547 || Pyramide, 1), Stde. östl.
20, ö von Cestin.
x Pyramide, 1/, Stde. südwestlich
Tschebon * Ellbogen | Theusing X 399. || ren Mschehon amı Kuga Bes fa.
16, W chen bewaldeten Rückens.
| XIH Pyramide einige Hundert Schrt.
Tschala-B. Pilsen Hayd Fe 541 260 Behrt, mordl, vom Fahr:
’ wege nach Hayd.
136
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des B£estreibnu
von von EMeile |"=t: Bolldns
> = = 1
|
Tschachowitz Kouf x . VIII n
: x = ourfm |, Cachovie i 277 h
richt. Gachovic 2, 0. sen _ ei
Tschapi vreh ; - | Sy 9.4 | Pyramide, 200 Schritte
richt. Gapi vreh Budweis | Chlumec 31, ö. 4824 nördl. d. Gemeinde Sichs.
; ’ | _ || Pyramide, 1, Stde, ‘vom Dorf
Tschelin-B. Pilsen Lohowa X: || 450: lerne re en
20, w. | auf stein. Anhöhe.
I e P 8 5 “ 1.
Tschir-B Bunzlau Hirschberg | IV 420 | v. Dorfe Sala 1a einer Bat;
n Oo s.ö weide, welche sich am plateau-
Fe förmigen Felsberge befindet.
Pyramide, 1/, Stde. nordwestl.
Tschikoppen Pilsen Chotesau x 399 v. Dorte Sallunchen, de Side
PP >%1.w südl, v. Prehelschen am Berg-
E) rücken.
Tschinke-B. | Bunzlau | Niemes | NH | 404 | Bergkuppe östlich von
7,6. Schwabitz.
Tschischkowitz |7.; ; SE u
E Or, eitmeritz | Öizkovie i
richt. Cizkovie 10, w. 178 Ortskirchthurm.
Tucap Täbor Tucap sn | 454 Kirchthurm des Ortes.
|
Tuchom Bunzlau Kfinee X “|| 264 Pyramide unweit südlich
12, ö von Tuchom.
Pyramide, 1/4 Stde. südlich
Tuchoraz Koufim Schwarz- vu 313 Tachoran, am Pltein zwischen
Kostelec | 16, ö. "Felde das Baker
Tuma-B. Mähren x N 619-2 || /, Stde. östl. von Böhm.
28, ö. Olesnä.
Tummelplatz |\Königgrätz Smitie | A re tentonen aar
[2r 0. dem Berge gleichen Namens,
Turkovie Caslau | Podhoran N 361 Kirchthurm des Ortes.
’
E Eu Pyramide, */, Stde. östl.
Turkovy kopec | Caslau Dur DR 596 | vom Dorfe Chvalkov auf
irchen ‚eo einem Felde. H = 6‘1mt.
13
[
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile ||mat- Bodens
|
Turnau Bunzlau | Gr. Skal | „N, | 263 Rathhausthurm.
I
ö XXI Pyramide, 1/g Stde. östlich vom
Turovske pole | Chrudim |Chraustovie IE AG In in, Fronten Meinen
b) b raine,
Turou Königgrätz! Starkstadt | IX | 602 | '« Stde, südöstlich von
9) ö Wüstrey.
Tusset Budweis | Krumau | „IV LOB re 1ramides Stdn! nördl.
33, W vom Tusseter Forsthaus.
San SE; Altsattel- 01 5 Pyramide, 600 Schritte
Tusovie Prachin Hrädek 23, W 925 südwestl. von Tusovic.
= = S n a Pyramide, 3/4 Stdn. v. Albendorf
Tüpelstein Könissrätz Marschen XVu 907 Ban grelen Baeken 3 Schrt.
dorf {k 0. westl. der preuss. Grenze,
Tyniste Königgrätz| Öastolovic Be 250 Ortskirchthurm.
$)
Si a Er Auf dem. höchsten Punkte der
reien Anhöhe zwischen dem
o ander : Wald Hof ünd dem Wal-
Tynsky häj Klattau | Bischof- | X BAD ee Ha, aut. dam ‚haben
Teinitz 24, W Wege zwischen den beiden Ob-
jekten, 3/, Stdn. nördl. d. Stadt
ER ne EN 5.00 ww. le... | Taus, 1/ Stde. audlich \® Tiebnto.
.
Bele Ober- XI 7 Pyramide, ”/, Stde. süd-
U Täbor Cerekwe | 27, ö ou westl. von Bela.
| Pyramide, */, Stde. nördl.
U Chouska Täbor Pilgram x 625 | von Bitöticee auf einem
24, Ö. Acker-Plateau.
U hräzk Kenssier Senften- | XXI 543-9 || Pyramide, */, Stde. süd-
y öniggrät berg 14, ö 43 westlich v. Pecin.
u Pyramide nordwestlich
Uisab * Caslau | Chot&bor XIV 598°2 | beim Dorfe Veselä auf
21, ö freiem Felde.
e EN .; Pyramide, ?/, Stde. westl.
U lipky Königgrätz| Nächod a 417 || v.Oleänic auf d. niederen
0, ö. plateauartigen Anhöhe
135
| Befindet sich im ehemaligen
| Absolute Topografische
Name des Punktes | Kreise | Territorium] der |Höhedes) Beschreibung
von von EMeile nat. Bodens
Ullersdorf Sachsen Ar: 278 Kirchthurm.
I
Unhost Rakonitz | Pürglitz 5 l N 339 Ortskirchthurm.
I
Unter-Brezan Koutim Brezan I 333 || Knopf.d. Schlossthurmes.
NO
Unter-Aujezd Chrudim |Leitomischl a 413 Gloekenthurm.
’
Ye : . Pyramide, !/, Stde. westl.
U pusteho rybniku | Rakonitz Kritz y 435 | d. Dorfes Kfitz am lan-
| 17, w gen Bergrücken.
Ursprung Ellbogen | Schönbach xVI 805 | Pyramide, Y, Stde. nord-
12, w. westl. von Ursprung.
n Pyramide, !/, Stde. nordwestl
U skal Pilsen Bı enn- V | 576 von Brenn-Poritschen, 1/4 Stde
u Poritschen | 22, W eig
en ' m; . n
U Stumpfü Pilsen | Plass VO | 457 | Pyramide, %, Stdn. nördl.
19, w von Hromic.
1Y/, Stde. nordwestl. des
U svateho Jana | Prachin | Rozmitäl I 833 || Städtchen Roämitäl auf d.
22, w höchsten flachen Kuppe.
E Baumsignal, '/, Stde.
U svateho Ivana | Beraun | Jablonnä I 593 | westl. v. Belic auf einer
21, w Kiefer.
ur : Pyramide, ?/, Stde. östl.
U tri dubü Rakonitz | Touzetin I 433 || v Ernestdorf auf einem
13, w Plateau.
Utziner-Höhe Pilsen | Wesseritz XH 559 || */ Stde. nordwestl. von
19, w Utzin.
k r Pyramide, */, Stde. östl.
U Vevernice Rakonitz |Stredokluk I A 355 | von Dobroviz am hohen
15, 0 Felde.
139
Befindet sich im ehemaligen Allsolüfe
| L Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von "EjMeile |n=% Bodens
3 } Vv Pyramide, '/, Stde. nord-
Vapenka Beraun Smilkov 592 | östlich von Mitrovie, im
25, W Stangenwald.
Varta Prachin | Worlik I | 444 | Pyramide, 150 Schritte
25, ö. westl. von Varta.
1 X Pass, Ya nae: südlich v
Varta * Täbor Pilgram Pe: GREEN Frans He ee
2) ss stamm 1'1 mt,
Varvrinec Kourim Rataje N 392 Ortskirchthurm.
0b
5 : ER. Pyramide, einige Hundert Schrt.
Veitberg Rakonitz | Krusovic IV 450: || wastt.y. Ohlnentke Biete: nord.
16, W. östl. v. Pavlikov, am Fahrwege.
f 2 IV Pyramide am höchsten Punkte
Veiky vysoky * Beraun Zbirov 18 w BL
> östl. v. Skıyje.
2 _ war Pyramide am ausger, Platean
r av e8 nördl. v. ollcka laufenden
Velky vrch Chrudim Policka x 603 Gebirgszuges, 250 Schrt. östl,
20, 0. der Strasse von Poliöka nach
SE EEE SEE PEPERHEREERELTEFECHEN | HERD. SACHE AER es ae R Leitomyschl.
Dies Kron- VII 567 || Pyramide, 1'/, Stde. nord-
Mu un! Poritschen | 24, w. östl. Kron-Poritschen.
Velkä leö Beraun Dobris I | 505 ||” Stäe. nördl. v. Dorfe
21, ö. Jelenec, am Bergkamme.
Velkä hora Prachin Lazan vI 673 || Gerüstpyramide, ’/, Stde.
26, w. westl. von Volenov.
R Pyramide, !/, Stde. nord-
Velin Chrudim | Pardubie N 225 || westl. der Veliner Kirche
nd: auf der Anhöhe.
erny Beraun is I R /, Stde. südöstlich von
Vörny vrch a Dobtis 20, 6. 395 2 Da
V lesich Budweis | Wittine Vz Pyramide, /, Stde. süd-
ir Kin ee ZUO, a östl. v. Ponedraä.
Velvary Rakonitz | Welwarn I 190 Ortskirchthurm.
(Welwarn) 13, ö.
140
| I
Befindet sich im ehemaligen Ab |
solute |
Name des Punktes | pe; Teritori Höhe des Topografische
ise erritorium der | Beschreibung
| von von DMeile |»at- Bodens
| Pyramide, 1/g Stde. 1.
Viderholec Rakonitz | Raudnitz L- | 242 |Loneks am Höhen Ackorfelde r.
12, 0) Nr. 7 des Dorfes Miletie.
Il XXI Pyramide westl, v. Markte Abts-
Viehweg ' Chrudim |Leitomischl 95 STE || Gectınen Kane 0 Bahr ande
ER westl. v. hölzernem Kreuz.
# XII Premiipn. a. Bit: apa
.. 2 v . P: FR . r ie u. t.
Vinice Caslau Kresetic rag 265 5 einzelnen Backsnleins aufd.
’ Höhe gleichen Namens.
4= | E A R Pyramide, 1/4 Stde. westl.
Vinice | Rakonitz | Zlonie I 265 || Dirte Ratotfn auf einem Ruine
12, MM: hochliegender Felder.
kurt, Me * XVOIı Am nördlich. Ende des
Vinice Königgrätz| Opocno 14 0. 260 Stndchen Akekruck
Vinice-B KöniggrätzOber-Jelent| IX | 329 || ”» Stde. westl. v. Ober-
a | 55 16:0. Jeleni.
e XIV Signal, 4, Stde. östl. v. Pod-
Visnovka Caslau Pohoran 18. ö | 379 a Er.
9 2 weissen Stein.
Viticer Berg Prachin | Protivin I 666-3 | Waldige Kuppe nord-
böhm. Hrad 29, w westl. v. Vitic.
Vitic Koufim | Schwarz- VI 294 Ortskirchthurm.
Kostelee | 16, ö
Bun ; ne 1di tlich
Vitejicer-B. Prachin | Libejice 31 Ki 643 | Wa . ee :
3l, w.
y IV Stange, 21/, Stde. nordwestl. v.
Vlastee Beraun Zbirov 18 un
„ W Eichbaum.
5 u Pyramide, */, Stde. westl.
Vikava Kourtm | Mander V 2 519 | von Ladve am waldigen
scheid | 18, ö. Berg.
Viöi hrdlo Caslau | Lipnie | „AU | 590 |] Bergkuppe, ', Stde. westl.
22,.0 von Lipnic.
Fern | 7 Pyramide am höchsten
R: Noel vreh h ' Klattau |Hradischtl | _ ) I h 521 | Pkte dieses Berges, westl.
richt. Obeseny vreh | 25, W. v. Dorfe Augezd.
ER
141
Befindet sich im ehemaligen
, Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Anl 25 Beschreibung
von von mjMeile Ines
& A Pyramid höchsten Punkt
Voökov (Voskov) | Beraun | Karlstein I, || 366. || issesausger. Piatenus, 1 Side.
18, 0. nordwestl. v. Dorfe Belec.
Voderad Königgrätz Castolovic ie 370 Ortskirchthurm.
e]
VI Pyramide, %/, Stde. nord-
Vogelherd Saaz |Petersburg| _- 429 | östl. v. Dorfe Schmiehof
15, w auf einer freien Anhöhe.
i 4 XIH & Pyramide, "/, Stde. nördl.
Vogelherd Pilsen | Mariafels En 581 || v.Dorfe Damnov,*/, Stde.
’ südlich v. Pavlovic.
xVvI Pyramide am Bergkopfe
Vogelherd Ellbogen |Hartenberg 1. 677 | %, Stde. ar v. Kron-
2 orf.
EIN HN e N XIX | ls Ya Sa zur, vom
Vojenic Königgrätz Castolovic Kr ae
‚0. Zidoli.
Volyne * Prachin | Bratronie | _[V | 5851 | Pyramide, Y, Stde. südl.
26, w v. Cecelovie.
v B e „ee IV ;
olenic Prachin | Tazovie Dee 468 Ortskirchthurm.
,W.
Vorderlust Ellbogen | Eger XVI | 469 | Pyramide, Y, Stde. östl
S 16, w | von Gasnitz.
Vosecky vrch Pi vo Eyrauuer retde non:
h , ilsen Rokycan 410 | östl. der Stadt Rokycan,
richt. Osecky vreh " 20, w Y/,, Stde. südl. v. Ol
Vostry-B. Prachin | Chanovie V | 610 | Pyramide, %/, Stde. nördl.
25, w. v,. Chanovie.,
Vostry vrch ; I = Pyramide, 600 Schritt
: ; Pr Drhovle 514 NLaLE le
richt. Ostry vreh rachlı EN 26, w. nordöstl. von Kozly.
a | xI Rn Pyramide, 1/, Stde. südl. der v.
Vosko vrch Bydzov | Podebrad |, 5 On
’ 2 Wolfsberg (Vlkov).H = 8'9 mt.
Voslov Bach: ; 1 Ortskirchthurm (Alter
; rachin Worlik ar 418 a
richt. Oslov 26, ö. Thurm).
142
| | Befindet sich im ehemaligen Absolute | RR.
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhedes| Beschreibung
| von von DMeile |" ee
| ; ; I Pyramide, 700 Schritte
Votava vreh Prachin | Worlik 26, ö. 446 östl. v. Tuklek.
i Hohen- DURX E ee des 2, Bein
Vraclav Corudim ı| mau | Ir 0. | ee
; ; I f Pyramide, !/, Stde. nördl.
Vrata Budweis | Krummau 32. w.| 854 || vor Pleloh
Pyramide, Stde.
. Vrantsch Prachin | Worlik I || 606 || Marktes Mills am höckaken Pte
(Cerveny vrch) | 22, w. des waldigen Bergrückens.
_ 2 j II Signal am schroffen Fel-
Vranni skäla Rakonitz | Pürglitz 536 | sen, '/), Stde. südwestlich
18, w. von Svatä.
Vrane Rakonitz | Wrannay | ‚H 303 Ortskirchthurm.
(Wrannay) 12, w.
IX Pyramide, einige Hundert
Vranic \ Koufim Käbev: | or = 446 | Schritte nördl. v. Vranic,
| 20, ö. auf einer Anhöhe.
ei | : II Holzsäule, */, Stde, von
Vräze ' Budweis | Krummau 33, 6. 477 Gross ek
Vrbic Bydiov | Podebrad Mr; 239 Kirchthestn,
20.
xx Pyramide, '/, Stde. nördl.
Vreha ı Königgrätz) Nächod FE 499 || v. Dorfe Pavlisov rechts
| oo
| 10, ö. der Strasse nach Nächod.
Pyramide, 1], Stde. nordwestl.
Vreh Beraun | Tloskov u 446 | vom Dorke Nahorab, am Bord.
20, w. | Saume dieser langen Kuppe.
xu Pyramide, !/, Stde. nördlich v.
Vrehy Tebor | Pilgram | „KH || 632 || Parakaunng ungen
‚0 plateau,
Vrehy Täbor Zelet Kae ı 5380 | %, Stde. südl. von Zeled.
le
ar ara ; IR | 9 | Freie Anhöhe westl. von
Vrsik Täbor Pilgram 25. 6. 612 Neu-tieiäkwei
145
Befindet sich im ehemaligen
Name des Punktes : enue Topografische
Kreise Territorium der Höhe des Beschreibung
von von [FMeile |n2t. Bodens
Sal; Gross- VI Pyramide, ?/, Stde. süd-
Vseliser-B. Bunzlau Vselis LP, 20. 236 westl. von Gross-Veelis.
| il 23, Baumsignal (Fichte) mit Stange
> N T un euzbrettern, tde. süd-
Vyhnanie * Königgrätz| Castolovic XIX | 448:3 || hat. vom Dorte Vylknante, anf
14, [07 der bedentendesten Höhe dieser
See
er X Gerüst ide auf der Ruin
Vysokä * Caslau | Malesov X || 471-4 || ac Se” Johann Baptist Kopalle
180. 1/ Stde. östl. des Dorfes Vyaokd.
Vysokä Klattau | Planie | „N | 657 | Bergkuppe, ”, Stunde
26, W. westl. von Planie.
Vysokä Bunzlau | Melnik 1 IN: 313 Pfarrthurm.
E}
nr f Pyramide, !/, Stde. südwestlich
Vyska Beraun | Karlstein I AD1 | vDorte GrssaMelun, nut der
ET, 0. Kuppe dieses Berges.
Vysoky Chlumec | Beraun | Chlumee | „IH | 5392 || Thurm des herrschaftl,
22,6 Schlosses.
Vysoky pahorek | Prachin | Schlüss- | IV | 516 4, Stde. nördl. v. P
ySsoky p burg 25, w /, Stde. nördl. v. Pole.
Vyserowitz Kourim | Kaunie 1 N 4 233 Kirchthurm.
I
5 $ ne Pyramide, */, Stde. nördl
Vyzlovka Kourim Schwarz yo 433 | v.diesem Dorfe auf einer
y
Kostelec | 17, ö steinigen Hutweide.
| VI f Pyramide, ‘, Stde. westl.
Wach-B. Bunzlau Niemes 3} 362 v. Barzdorf auf d. Berg-
7,6. kuppe.
XIV Pyramide, erlh ar ne ae
Wachberg Bydzov |, Studenec Fa eg ea
’ südl. v. Huttendorf.
} XVII Pyramide bei Oberreut
Wachtberg Ellbogen Asch 13, W 214 hartan dersächs. Grenze.
144
Befindet sich im ehemaligen Absolute | me
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung
von von EMeile |" Zee
E 5 : Pyramide, 1/, Stde. nordwestl.
Wacholder-B. |Leitmeritz | Teplitz IH 382 ||v. Kradrob, %4 Ste, dat. des
8, W sogenannten Bergwirthshauses.
Wacovicer B. Prarhi Ct I) Pyramide, /, Stde. östl.
h rachin estic 822 ;
richt. Vacovicer B. 29, w. v. Vacovie.
a RI 2 Pyramide, !/g Stde. nördlich v.
= Widlitz, Hundert Schrt.
a Biken; |. Hard, jan, | BR
Wadim x, e . XIII Pyramide, /, Stde. nördl.
(richt Vadiın) Caslau | Okrouhlie 22, 6. 469 Y Vadim sufemän Relde
Waigsdorf B Tri X Hoher Thurm d. Dorfes
: unzlau | Friedland 4 2 Due : 3
richt. Weigsdorf r 3,0. en Weigsdorf.
Wai ER XVI E +
aidhaus Baiern 2. w 525 Mittl. Ortshöhe.
E}
E Pyramide, 1/; Stde. südwestlich
- 2 xI om Dorfe Putzlitz, 420 Schritte
Walkerskreuz Klattau | Bischof | 427... To Dozte Poste DB Babe
Teinitz 23, w ordöstl. TEE Begräb.
Pyrmde, mehrere Hundert Schrt.
Walter-B. Leitmeritz) Bilin v 876 || von Uileradorf, dstl. in einem
6, W Ackerfelde der Hochebene.
| 2 Pyramide, einige Hundert Schrt.
Walterskapelle Pilsen | Malesitz | „X 362 || edät. v.Dsrte Kozolup, 20Bchrt.
20, W östl. v. der Kapelle.
Wamberg | Königgrätz Reichenau | XL | 381 | Thurm der St. Barbara-
| 55 15, 6. Kapelle.
I
Warnsdorf Leitmeritz | Rumburg 3 nn 333 Ortskirchthurm.
| ’
| * N $ | Pyramide, 300 Schrt.westl.
Warta (Kozinec) | Kourim |Autinowes | ‚IV. 312 || vom Dorfe Möcholup auf
richt. Varta | 16, ö der Anhöhe.
Ines] hen ER.
| Pyramide, 500 Schritte
„Warta-B. Beraun Dobris 1a 493 || nordöstl. v. Dorfe Skalic,
richt. Varta 21, ö. am Berge.
ignal, 4, Stde. südl. v.
Wart-B ] N XV Be en
R D au Frauenthal Pr ? 508 em @ Frauentha) au em
richt. Varta Cas 23, ö ee hohe
145
1 "Ep: ; |
| Befindet sich im ehemaligen
| , Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der Höhe des Beschreibung
| on sin DMeile nat. Bodens
Warten- VI h
Wartenberg Bunzlau Sana 1) 310 Ortskirchthurm.
; Warwa- I Schlosskapellenthürmchen
Warwaschau Prachin schau |'25,)6 425 In Werden
Wasseken Prachin |Waldhvoza| „UT | 950 | % Stde. südlich von Ro-
Aw; chanov.
; sh. V % Pyramide bei Watzau,
Watzau Prachin Precin 29 747 800 Schritte nordwestlich
„W von Vlkonice.
Wceläkov 2 XVII - | Thürmehen der Pfarr-
richt. Celäkoy | Chrudim Rosie 19, ö. 507 Rene,
V Pyramide, südwestl. von
Weberschaner-B. Saaz |Postelberg | 11] w 297 || Weberschan, auf einem
„.W. Hügel.
Mm Lei nt Tenli III 292 Y/, Stde. nordwestl. von
eboschaner-B. | Leitmeritz | Teplitz 8, v Veen
x Pyramide, "/, Stde. süd-
Wein-B Pilsen | Wesseritz | 19 586 | westl. v. Dorfe Skupsch,
’ am Berge.
- Ey Be IX 310 Pyramide, '/, Stde. östl.
Weinberg Kourim | Svojsie | On v. Dorfe Bosie am Berse.
. Er VII Pyramide, 1/4 Stde. östlich
Weinberg Bunzlau | Loueen | 13 5 240 Väejan, 1), Stae. westl. v. Jiebie,
y in einer Gemeindehutweide.
: Pyramide, 1, Stde. nordöstl. v.
Weinberg Leitmeritz ‚Libochovic a 224. | Dörte Kokotie andi. neben einem
y Weingarten.
E 3 5 Plosch- V Pyramide, 1/; Stde. östlich von
MeınheruWagN |. unueritz a Bean | ruhe ni
| RR EEE a tan We
Wei | u II % Höchste Thurmspitze der
eisser-B. Rakonitz En Sy: 379 || Kirche am weissen Berge
Ben 16, ö. bei Prag.
scha
: a | XIV ER 5 y EN
Weissenstein Ellbogen | Ellbogen | 13 y 105 /, Stde. südl. v. Kürberg.
b}
s BE Heiligen- | XIV
Weissensulz | Klattau kreuz) I zS@W 439 Ortskirehthurm.
Kennpnssuuuunnsenennttnnnnnnrenun nennen | PEEPPEPFFPPEPFLELFETTER PRRFFFEPPELLTELTTTEL TEE TETETPELTTLPLLRLTTTLLTELELETTLTTELTTITTCRRELTLLTLLELTIT .urneununsunnnnunnnunnnen
146
Befindet sich im ehemaligen
- || Absolute | Topografische
Namg ‚des; Eunkiep Kreise | Territorium | der Höhe ds Beschreibung
von von OMeile | nEme |
—_ 1 - —— lu u
Pyramide, 1/4 Stde. nördlich v.
Weissfeld Leitmeritz| Ossegg | g ; 273 || Lauten, eint“e Hundert Schritte
„W. südl. der Kapelle.
Weistrousek : : I - | Pyramide, ‘, Stde. nord-
richt. Vystruzek | Prachin | Netolitz 31, w. 59 westl. v. Schittna.
Welis, * L Veli$ und XI | ‚a... || Bergkuppe, '/, Stde. nördl.
ER | 7 gE R 05 YeliS bei -
Velis Bydzov Vokdic 11, ö.| 4307 || vom ir ei Pod
Weleschin IV
, “ Budweis Gratz ? „ || 549: : n
richt. Velesin udwels Gratzen 34,6 494 | Rathhausthurm in Velesin.
Welka-B. *
richt. Velkä-B. Saaz Pomeisel Ei 490°3 Em er
Wärzen.
n wei n 3 Ha H | Prachin | Velhartie a 3592 den ich Siegen:
| | Heher
Welsberg * | Bunzlau \Grafenstein) BUN | 3455 gr en Sie,
9, 0. || nordöstl. v. Spittelgrund
Wenzelsberg | Königgrätz Neustadt ER | 392 | Ortskirchthurm.
Wernersdorf BEngBeAtz Braunau ng | 462 | Ortskirehthurm.
| REN. | Leitmeritz | Cizkovie nel 466 N, mann
ne | |
| a | Budweis re > n | 429 Ortskirchthurm.
Weschekun | Pilsen Hayd XIV 522 Pyramide, 1, Std: wen,
| 21, ö. ; ; der sanften SRDLBE
Wespenberg Leitmeritz E30 2% | 423. Bide napii rn Diters-
Wesseritz Pilsen | Wesseritz er 588 Ortskirchthurm.
- 147
Befindet sich im ehemaligen Absolute | Tonepansche
Name des Punktes Kreise | Territorium der Höhe des Beschreibung
von von DMeile |”st Bodens
L. Neu- XVI Pyramide, nördlich von
pi Ober-West ff
Westec Caslau Studenee | 20, ö 666 er ei Bin ” reiem
TER ER ar Ben Der für die Gradmessungs-Ar-
Wöternik * kn v De
richt. Vötrnjk | Fudweis | Wittingau 31, ö 06612, Atem, aber Smelen need
v. LiSov).
; $ XIV Anhöhe östl. von Ullirs-
Wetterbil Pilsen Tachau 20, w 517 reith bei Tachau.
nt VIIT Aut dor Kuppe des bewaldeten
Weyerer-B.* | Träbo | Neuhaus | on | 691.5 | Bere 1 Side, alien da
? des kleinen Ortes Neudek,
Weypersdorf Chrudim |Landskron ne nr 594 Ortskirchthurm.
’
rn : Starken- XII ne 1/, Stde. N R
Wichau Bydzov bach 1.ö 676 |Uch Arshlieh dee der cin
? Anhöhe.
Widim, Vidim u IV Pyramide, */, Stde. westl.
An Bunzlau vor 346 des Dorfe Vidim, auf
Vidim Kokofin | 10, w herrscht. Felde.
: ” k VI Waldkuppe nordöstl. von
Widhost Klattau | Kolineec 27, w 759 Kolner.
3 V Pyramide, */, Stde. südl.
Wiese Leitmeritz Dux 8 299 | d. Dorfes Wiese, aufeinen
,W hohen Felde.
x ee 1 BA erlniei v u Btungenatbud anf äh Heis-
Wieselstein-B. |Leitmeritz| Dux Em || 956. nonen aussen
Re: I plateaus befindet.
- N II Einige Hundert Schritte
Willentschener-B. \ Budweis | Rosenberg 36, ö 822 | nördl. NElllemisdhem.
wi rn N > 4 xVI Kirchth
ildschütz Bydäov |Wildschütz| 9 ; 375 irchthurm.
20:
VII Sehr spitzer Rauchfang
Wildstein Pil iste des alten am Felsen ste-
Een Hradiste 22, W 551 henden Schlosses.
ee | I a es
Ag f ; a h VII Erauile: Ja Be or
Wilkischener Höhe | Pilsen | Cemin | 99.1. | 443 | Strasse v.Malotte' nach! Vaorob
Il I auf der frelen Anhöhe,
} Wilemin i Leitmeritz Öizkovie I 292:0 Kirchthurm.
richt. Velemin 9, w
148
{ T Befindet sich im ehemaligen an T 2
R: | Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der ‚Höhe des| Beschreibung
von von EMeile |" Bodens|
2 e VII .
Willomitz Saaz Maschau 2. w 313 Kirchthurm.
.W.
% 7. ® Pyramide, !/4 Stde. nordöstl.
Winau Caslau W indig- XII 701 Windig-Jenikau, 1/; Stde. sud-
Jenikau 24, ö östlich v. a aufelnem
- - h : IX Kupıle auf der Anhöhe,
Winteritz Saaz Winteritz = 353 Y, Stde. nördl. von Win-
12, w. teritz.
- Wischezahn Bas Skyrl VI 298 Das kleine Thürmchen
böhm. Vysocany 11, w der Kirche,
Wisocan Bydz Neu- XII
a 5 dzov 5 Fre 241 ü }
richt. Vysocan y Bydzov | 13, ö Kur
’ e * Baumsignal, '/, Stde. östl.
: Wistrkower B. \ Caslau Selau { xu 656 | vom Vystrkov, %, Stde.
richt. Vystrkover-B. 24, Ö von Ba
ES 5 ; Pyramide, '/. Stde. nördl.
Witküv kopec Taäbor Ober- Xu 716 v. Bukovä, ) auf einem aus-
Cerekwe | 26, ö gezeichneten Plateau.
Ben s Ruine; a
Wittinghausen Budweis | Krumau | . IR 1032 | 300 Schritte westlich v.
37, w St. "Thomas.
Wittingau * | Budweis | Wittingau an | 433 Ortskirchthurm.
’
Wladar-B ß | k IX Pyramide auf der nordwestlichen
rk oO = 92 || Kupped ır ausgezeich
Viadar Ellbogen | Taidit | 2....3:2692, en
Wlasim | Kourim Vlasim an 365 Schlossthurm.
’
| | Pyramide, 21, Stde. nordost. y.
Wlinach A PR VI | Dorfe Öerntkorie, 1/4 Stde. end-
|p: k r 4 5 | Dorfe Öernikoviec, 44 Stde. std
eigentl. U hlinäch | " onn | MEZ gm, m. | #92 on, un Kstchin Gone
Wiypy * | U IV | | Auf dem westl. Ende ‚eines be-
h Koufir Eule h; RR | waldeten Rückens, 3, Stdn.
eigentl. V Iipäch , Kouffm 18, °6 | 202]
n h : T | Pyramide, Y, Stde. nördl.
alu Pilsen Pilsen vn 397 vom Dorfe Dolan am
öhm. Viciny 19, w. | Feldraine.
149
Befindet sich im ehemaligen
ı Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium | der HonenibE | Beschreibung
von von EJMeile : |
. Pyramide, 1000 Schritte
.Wobratein Täbor Chynov vo 633 | südl. des Ortes Obratan
richt. Obratan 25, ö. auf einem Acker-Platean.
i Auf der Kuppe des be-
Wobora # Prachin Worlik u € 569 || waldeten Berges, !/, Stde.
richt. Obora 25, ö. nordwestl. v. Branic.
r Pyramide, '/, Stde. südl.
Wochoz * Chrudim | Nassaberg XV 519 || v. Nassaberg, auf einer
ich. © Hutweide.
n MR. 2. IV Pyramide, '/, Stde. süd-
Wodmanice Täbor Nadejkov DAR: 666 östl. v. Lhota Starcova.
"Wodrany h rask Da IX Slanalı 5 er
eigentl. Vodarni Taäbor Chynov u BE Re ee
hrazka $) J der beide Orte verbindet.
Woderad Kourim | Schwarz- | IX | 351 Kirchthurm.
Kostelec | 17, ö
Wodolka * Koufim | Wodolka an 2696 | Kirehthurm.
I
Wöhr-B. * Er XV 135 ee auf der Euureide
(Wehrer-B.) Ellbogen Schönlind 15, = | een ritte
KERN, e Schlaken- XII Senal, am sen ichn. Berge,
Wölfling Ellbogen werth 12, W ee! = er rem Felchldtke. "
in Es
Wojna 3 Kamenne II 662 an ende: mertich des
Vom | Beraun | Yysoks | 22, w N on
- » Le : | Stange, Y, Stde. östl. v.
Wojslavic, Caslau Unter- XI 498 Vojslavie, "auf einem ka-
Vojslavic Kralovie | 23, ö. hlen Rücken.
Woken Bunzlau | Weiss- N 283 Ortskirchthurm.
wasser El
Woklikäch Ps s i XII 306 | an BEE Punkte eines
richt. "M oklikäch | udn | Zdechovie |. ;6%, 31. ide, wenlteh ven Onratahe
Pyramide, !/ Sıde, südlich d
Wollepschitz* |Leitmeritz Bilin | 0 | a a
Spitze eines freien Berges,
150
nn nn
I |
| Befindet sich im ehemaligen | Absolute
| Topografische
Name des Punktes Kreise | Territorium | der |Höhe des er Broibune
von von DMeile et ia
XIn | | una ar Eochiten Ba
z ieses allein stehenden Spitz-
* »j D) berges, Stde. westl. vo
Wolfsberg Pilsen | Mariafels 17 71 7009 | este Je en vom
II... ee
IH Il Stangensignal auf der Spitze d.
Wolfsberg Leitmeritz |Hainsbach | „| 588 safl. Kasse das Bar Wolkhen
| b) legt.
re
XVII Pyramide, 4, Stde. nördl. von
Wolfsgrube | Ellbogen | Euer
e j XIV | Pyramide am Bergrücken,
Wolfstein * Pilsen Tepl . | 880'1 | 1'Stde. nordwestlich von
16, w Rauschenbach.
E | Be...
Wolin Prachin | Wolin | oo | 459 Ortskirchthurm.
We
- { x z Freie Anhöhe westl. von
Worla Pilsen Lohowa 19, w. | 510 Wscheraub. Lichtenstein.
- % Pyramide, ®/, Stdn. östl.
Worlik Caslau | Heralee | AU | 676 || v. Dorfe Gejov,11%, Stde.
(Orlik) 23, 6. westl. v. Lestina.
tr Pyramide auf der freien
Wosindsie-B. Pilsen | Wesseritz | U | 666 | Anhöhe, %, Stde. nördl.
böhm. Voznice | 18, w | v. Dorfe Hohen-Jamny.
: . I Steinernes Kreuz, 300
WoslochowerKreuz Rakonitz | Zlonie 18,8. 258 || Schr. südl. v. Voslöcher,
7
Wosnitz Königgrätz re 264 Kirchthurm.
’
e e Pyramide, I; Stde. westl.
Wossnitz-Flur Pilsen Kuttenplan XV 605 ||Dörfe Heiligen Kreuz auf der
19: W. westl. sanften Anhöhe,
. 2 Pyramide, 3, Stdn. nordwestl.
Wostojawka, Caslau | Ledeö | XI, | 543 ||aer sinat uedes, 1% Side, vom
Vostojavka 21, ö. Dorfe Soubor auf einem Berge.
ide, Y Stde. nordwestl.
Wostray Leitmeritz | Schwaatz ee ee
d- Ww || Feldberge.
er I] BRRRERR |\V02 90-0000 RE...
i 5 Pyramide, mässig hoher
Wosovsk& oulehle | Klattau Kron VII || 547 || Bergrücken, 7, Stde. sd-
| Poritschen | 25, w. | östl. v. Wosi.
N N A Ws Ve A Fe
—
151
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bee reibu ng
von von DMeile Be Seren
‚ Pyramide, 4, Stde. studwestl.
Wotratow Ch N 2 XV BR ‚vom Dorfe Otradov, auf einem
: rudim [Richenburg = 558 | ?
richt. Ostradov 219, 8 I en
EEE | ee ee EEE IEN CR
| Pyramide, Y, Stde. östl.
Wonschow X Ve EN
€ > ihor Ri I. \ v. Onsov, auf einer An-
richt. Onsov Täbor a ee | "höhe.
|
SE ETF ONE OMER 7 GE en Pyramide auf d. Berges-
Wratner-B. Bunzlau Lobes N 2 506 || kuppe zwischen Hauska
10, ö. , u. Nosadl bei Vratno.
Wresnik h XI R Pyramide, einige Hundert
n Re $ zn Schritte nördlich
richt. Vresnik Caslau a es ll ee
Wröelni Tibor | Gemovie |. ,.% 671 | Pyramide, %, Stde, süd-
ceinice 1 26, ö westl. v. Temnic.
Wtelna Saaz Skyrl es 320 Ortskirehthurm.
E]
0 RE Pyramide, een 5
Wurchowa Pi XI Dorfe Weshorsch, 1), Stde. nord-
r & ilsen Kladrau = 517 t a
böhm. Vrehovä 22, w See
N i en VI Ortskirchth
Wyserowitz Koufim | Kawmnie | 5 ;,| 233 riskirchthurm.
2
; IV Pyramide, 3, Stdn. südöstl. v.
ahnyi * x ! 5 Zähoit, hen d S
Zäbori Bunzlau | Melnik | 19 ;, a
ee llk rel ER a Be 37 Stdn. östl.
Senften- | XXI I
- , a R 483-5 || v. Nordende des Dorfes
Zächlumi Könisgrätz berg 15, 6. 8 a
u. & 1 VIII Pyramide, 1/4 Stde. östlich vom
A N Dorfe Kostomlat, am herschaftl.
Zadni ütvrt | Bunzlau | Dia een kerschad
} Hohen- RITXE Pyramide am westlich von Ho-
r h h liegenden
Zadni obora | Chrudım | m en
XI Pyramide, '/, Stde. süd-
Islau elo = 601 westl. v. Batelov, gegen-
Za farou 5 Batelov 27, ö. über dem Judenkirchhof.
ae 4 I Pyramide auf hohem Ackerfeld-
Za hajem Rakonitz Schlan 13% 311 Plateau, auf dessen nördl. Ab-
’
falle des Dorf Diinoy liegt.
152
Befindet sich im ehemaligen
Absolute
| M Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des B en bung
von von DMeile |”. Bodens |
j Pyramide, '/, Stde. nord-
Za hospodou Rakonitz Zlonic Er ö 269 | westl. v. Charvatce, am
ab Feldraine.
: Be: xI Pyramide, /; Stde, südlich v.
Za Jandowskym | Klattau | Priwosten | 94 w A51 || Pwonten, 12 Side: nordwestl
5) v. Malonic, am langen Rücken,
1x XII ‚ Baumsignal, 1/4 Stde. studwestl.
Za kouty By dzov Dymokur 12. ö 305 vom Dorfe Kanoisd in herrsch.
E} alde.
r : VI | Pyramide, 44 Stde. nördlich v.
Za lesikem Pilsen Plass 17. w 436 Zebnitz, !/; Stde. nordwestl. des
’ Feldweges nach Kopidlo.
27 j e 4 I Pyramide, 20 Schritte
Za ovcim Leitmeritz | Budin Hr 265 nördl. von Brnkau auf
’ einen Feldraine.
Za humny Budweis |Moldauteyn|'od‘. | 496 || Pyramide, 150 Schritte
yn| 928, ö östl. v. Dobsie.
Za horou Chrudim Leitomischl| ‚IX. 343 | Pyramide auf einem Pla-
18, ö teau nordöstl. v. Cerekvic.
- IP Pyramide, hoher mit Bir-
Zahrädka Klattau | Teinitzel 880 | ken bewachsen. Berg, 400
a Schr. westl.v. Zahrädka.
Zähori Caslau Selau u 552 | Pyramide, ', Stde. nord.
; 24, ö westl. vom Dorfe Zähori.
Zähori Prachin Worlik SEA ö 484 | Kirche in Ober-Zähofi.
20:
Ser |
er. ä 4 II Pyramide, 800 Schritt
a 7 k yramide chritte
Zähorcicer-Berg | Budweis | Krumau 33, 6 602 est NER
u II | Pyramide, 1, ‚Side onilich wun
Zajeci vrch Beraun | Chlumec | 99 ,, | >19 ii ee
u Penae Vletic, auf der flachen Kuppe
ei str: Br Stange, 200 Schritte nord-
Za Koutkem Budweis | Wittingau 32,0 SAH I a Eee Route
|
Ko Alter SE BE |I-ee Aion Da Pyramide, 100 Schritte atdl. v.
Zalesi ‚Königgrätz, Schurz xvI Be ern Woldaian
88
10. ö 451 einige Schritte östl. d. Strasse,
2 die nach Königshof führt.
EN \ Pyramide, 1, Stde, nordostl d.
Zalenda Chrudim | Polika | 9, | 652 null. der Ohanasee,dipmaah Po-
SD. liöka führt auf einer Anhöhe.
(Hutweide.)
BP
Pa) 2.
Befindet sich im ehemaligen
|
!
|
| Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Beschreibun
gq
von von OMeile nat. Bodens |
| XXI | | er a Stde. nordwestl.
. 1 rn AL 20, v. fe Si, auf ein: h
Za lesy |Chrudim jLeitomischl| SL | 204 | mMecknune, Bananen ah
) ” des Waldes.
N XIX Bianee,/alnlae Enden Schritte
. : Ta »alr AL! 5 nördli vi Irt i
Zämrsk Chrudim | Zämrsk IT 6 UI: | Daecsk. week Aeneh De
3 brikov führenden Fusssteiges.
a ET
e N 58 Se yramide, '/, Stde. süd-
Zamsky vrch Beraun Dobris 1 I 4 478 | östl. v. Necing, '/, Stde.
21,0. | östl. v. Jablonee.
z h X ga ryaule a d. En
z rl 1 De, ER ‚waldete: er- |
angerhau Pilsen | Krukanitz ee 668 || han, A Stde, nordl y. Sttpokl,
e) © mit einem Mittelpunktstamme.
PET, Bee & ze = .® | BE c ” Ei
|
Zangberg M x ‚ Pyramide auf dem westl. Theile
Ellbosen Luditz L 699 | dieses ausgez. u. bebauten Ber-
Oo E PR
(Langer B.) 15, w een
Mi lee er RE... 38
| Stange, 1/4 Sie: ah von
) Dotterwies ö
Zankwald Ellbogen XIV 669 | Pate der Bes Wallbarees
13, W. | auf einer hohen Fichte. HZ
| 284 mt.
I
Za roklemi Rakonitz Neu Strasie u 423 | Freie Anhöhg südwestl.
NE | von Stein Zehrovie.
Zärubka j Ü | Pyramide, /, Stde. süd-
(Vysokä paseka) Chrudim | Nassaberg A 453 | westl. von Habrovec auf
y 4,0 einer Kuppe.
Zassauer Röhren B.| Prachin |Winterberg| . uN 1079 | Pyramide, ‘/, Stde. westl.
33, W. v. Böhmisch-Röhren.
Be “ a EN 38. „ce...
7ha s % = Pyramide, 800 Schritte östlich
Zhäany Beraun Votie NN 684 || vRatısı, Ye Sedo. v. Otradoric
22, 0.) auf einem ausgez, Rücken.
3n% % s KR: \ Pyramide, 1 Stde. westl.
Zbän-B. | Rakonitz | Krusovie m ı 5349 || von Rentsch auf einem
| 14, w. | | flachen waldigen Rücken.
—— EN = | | TER
| |
Zbirov-B. | Prachin | Blatns | „I | 4gı | Pyramide, 400 Schritte
| 25, w. | | östl. v. Hojan.
I BR re || VRR Pa |.
: | 3 T Br
Zbirow , Beraun Zbirow a | 846. | Schlossthurm.
|| Eu ea) ı|
| anne |. |
| | | ,
Zborovic | Prachin | Strakonie | „| | 597 | Gerüstpyramide, !, Stde.
| 26, w ‚ nordöstl. von Zborovic.
154
re T
N Befindet sich im ehemaligen | Absolute | Tononransahe
| Kreise Territorium | der | Bone Ben | Beschreibung
| | von von EMeile |n* “otena|
m ee 2 2 2202
Y 4 Pyramide, nördlich beim
# Ehen Caslau | Sehuschitz ne | 23 Dorfe Zbislav auf einem
richt. Zbislav Mn Feeh.
Zdani ui : XV 99 :
anic | Chrudim | Pardubie 15.6 222 Kirchthurm.
I} I |
Se | h B XVII Pyramida, "/, Stde. östl.
Zdärec Chrudim |Richenburg) ‘4 . | 492 | v. Dorfe Zdäree, auf einer
19, ö. niedern Anhöhe.
3 V Pyramide, 1 Stde, ntlich der
Zar... | Pilsen | Rokycan | 94", | 627 | SiitRokem antaerhauneer
| | berges.
|
SE j RIVaz u Pyramide, !/} Stde, nordwestl.
Zuär Onstau | Okronbtie) 32%, | 521 | Rambak seine File
| | | zernen Kreuze.
Sr $ VI | e Pyramide einige Hundert
Zdär Bunzlau Hirschberg) 9 ; | 332 | Schr. nordöstl. v. D. Zdär
Sa | auf herrschaftl. Felde.
1 IMS 30 RN III 995 Ortskirchtl
Zdib Kourim Zdib Te 295 rtskirchthurm.
| ;
Zdoba | Prachin | Nezda: II 57 Pyramide, '/, Stde. westl.
| we BAUARON IT OBn. Byal v. Schemeslitz.
I
| $ e II | Baumsignal, !/z Stde. nördl. v.
Zechberg \ Leitmeritz| Kulm ER a
„ W. Walde.
| ıl =. s u
Ä | XIV Pyramide ganz nahe am
Zechovic * Bydzov 13 ö 285 | östliche Ende des Dorfe
Dr Zechovic.
> : x KR | Pyramide, 1/4 Stde. nordöstl. v.
Zehräkov | Caslau Svetlä Dies 601 || Dorfe Benetie, 1, Stde, nordostl.
| Dat v. Beneticer Jägerhaus.
P | XI Die westl. Dachspitze der auf
Zebin | Bydzow | Kumbung | 127L, | 400 Bier solına Telstsnden An
’ e. 1/, Stde. nordwestl, v, Jiein.
; k II
Zehus Leitmeritz | Zebus 10. 8 300 Kirchthurm.
5008
Zereic | Bundle | Deutz han 312 | Pyramide, '/, ViertelStde.
| 12, 6. nordöstl. v. Zereie.
L. | u Pa " Tr R er N Gerastpyramide, ia Stde. Borde
Zernovk || Kourim G 1warz- } F Les . 3 ze re a der
| Kostälee | 17 | an ee
| Mittelstamm,
155
Befindet sich im ehemaligen | |
Name des Punktes —__. —— a ale | Topografische
\ Kreise Territorium der ae aut Beschreibung
von von EMeile ||7* “o<ne ||
= i = = ;
Zettlitz | Ellbogen Tüp pels- x 417 Ortskirchthurm.
| grün 13, w.
A 3 Pyramide, '/, Stde. nördl.
Zhor Caslau Unter- Eye 620 || dieses Ortes auf einer
Krälovie | 22, ö. ausgez. Höhe.
u XXH Baumsignal (Fichte), *,
Zhorsky kopec | Chrudim | Landskron Fer 542-1 | Stde. nordöstl. v. Dorfe
18, ö. Zhoi.
ne Pyrami ° sinige Hundert Schrt,
I! ördl. v. , 1/4 Stde. dstl.
Zhorec | Täbor Pacov VII 638 || der Kuche Ge A gen
24, 0. südliche Abhange des Plateaus.
H=4'3 mt. deren Achse 1'1mt.
| I Pyramide, 1/; Stde. südlich v.
Ziegenberg Leitmeritz | Prissnitz a Eee
b) ” | senkrecht über die Elbe erhebt.
1 ES ea ee | | ee nn
= 5 5 € P- ide, 1/4 Stde. nördlich v.
Ziegen-B. Pilsen | Wesseritz | ‚X 529 || Dorfe Langen Radisch, auf einer
18, W. niedern Anhöhe.
Ziegenruck Prachin | „Bers- | VI | gg3 | Pyramide, 600 Schritte
reichenstein | 30, w. östl. v. Ziegenruck.
| Prramide, 3 Stde.sadl;v. Dorfe,
E 2 | 3 etzlau auf einem Felde, wel-
Zigeunerhöhe Rakonitz |Wolleschna N | 435 ches sich auf einem flüchenweise
| 14, W. mit Wald besetzten Rücken be-
findet.
Zimmerlehne | Bunzlau | Friedland XU | 1017 | Pyramide, %/, Stdn. nord-
|| 4, (a I westl. von Wilhelmshöhe.
= | IV Baumsignal, !/, Stde. östl. des
Zinnwald 'Leitmeritz | Graupen Er BEN ce ans an ee niohäten
| y . Plateaus.
| Am östlichen Ufer der Elbe am
. . S A I . FRA öchste else es ausgez.
Zinkenstein 'Leitmeritz Tiebautitz | _ I 709 || hohen Waldberges ein Fichten-
4220. baum an d. eine Beschreibungs-
| tafel geheftet Ist.
rar ramide, ®/, Stdn, nördl.
x R X | Py ide, ®/, Std dl
YAZOoV ohenelbe a ı v. Dorie Langenau, au
Zirnkoppe Byd Hohenelb n 612 Dorfe L f
7,6. der dortigen Anhöhe.
Zittolieb | Saaz | Zittolieb Pal 337 Ortskirelithükm.
We
|
Ei ae: = i | B Pyramide, %/, Stde. südöstl. v.
Zizov ' Caslau Kresetie RX | 439 || äior, hart an dem’ über den
18, dv. || Berg führenden Woge.
156
Befindet sich im ehemaligen
Absolute Topografische
Name des Punktes Kreise Territorium der Höhe des Bash N relhün
g
von von DMeile nat. Bodens
; X Gerüst ide, 1/4 Stde. ostl.
Ziatenka Täbor | Chynov | „IR. | 644 | n"zitenke, zerhts’der Strang
25, 0. nach Öizkov.
e I Een an, ‚e Stde. oe
8 N au A = N) sy, auf d. mitt-
Zlaty kün Beraun | Königshof 18 w. | +86 |Teren Kuppe d. ausgeneichneten
’ | Bergrückens.
Zlatnik | Kourim Zlatnik N ö 360 Ortskirchthurm.
’
Zobelicky * B - m V 1042 .
r ya \E >udweis T 0 Q Freie Anhöhe westl. v.
richt. Sobeticky Na 28, öÖ. Ban Hartmanice.
. Zodusni Beraun |Konopiät& |. 329 | Pyramide, /, Stde. west.
richt. Zädusni 19, 6 v. Teinitz.
Zosumer B.* | Prachin Schichowitz „1 1063:2 | Pyramide, 1000 Schritte
| 29, w östl. v. Zosum.
Ztibor richt. Ctibor| Kourim | Vlagim | „HI | 490 | Pyramide, Y, Stde. nord-
| 21, ö westl. von Ctibot.
Zubri | Chrudim | Nassaberg oonils 646 | Thurmspitze d. Kapelle.
| ’
|
Ze E rır Pyramide auf der nied -
i oen | Heinrichs-| XV - scan N. nnd D. feeien Ankanmı
Zulegerbil Ellbogen 04
z S orün IR || ; || 14 Stde. stülwestl. vom Dorfe
> un | || Hermesgrün,
I} |
Zvole ‚ Königgrätz) ÖOpocno En n | 285 Kirchthurm.
I . |
| |
. Ir... be ri "4 | \ Pyramide aufd h h
Zvrcehnice \ Königegrätz| Reichenau AX \ 330 een eh In Btde.
13, [6 | stidl. v. ersteren.
Zwetbau | Ellbogen | Gieshübl | XI | 527 Kirchthurm.
3, W.
a a m
e | R T E i
Zwickau Bunzlau | Reichstadt g | 358 Kirchthurm
| J, Pe ||
; ühl- Bergkuppe, !/4 Stde. westlich
Zvikov | Täbor Mühl U en 540 RER Be nl hourante 3 TERM
hausen | 25, ö Mühlhausen
Verzeichniss jener Punkte,
welche in deutscher oder in böhmischer Sprache einen anderen Namen haben, oder
anders geschrieben werden, als wie sie im Hauptverzeichnisse enthalten sind.
Albrechtice = Albrechtsried
Arnoltice = Arnsdorf
AS—= Asch
Babka — Papka-B.
Be&ov — Hochpetsch
Belä == Weissensulz
Ber = Bor
Beranovskä vysina— Borauer Höhe
Berounskä vysina = Pern Höhe
Bezdez — Pösig spr. Bösig
Bezdruzice = Weseritz
Bezverov — Pernglau ıspr. Bernklau)
Bihauer B. — Buchauer B.
Bilä hora = Weisser Berg
Bile pole = Weissfeld
Bily kämen — Weissenstein
Blansko, Blankstejn — Plankenstein, Blankenstein
Blatno = Platten
Blazim = Ploscha
Blazkov = Blaschkow
Bösig — Pösig-B.
Bohusovice = Bauschowitz
Bohusudov = Maria-Schein
Boleslav mladä —= Jung-Bunzlau
Boleslav starä — Alt-Bunzlau
Bor = Haid
Bor velky = Gross-Bor
Boubin — Kubany
Boubsky vrch= Bouskej
Bozanov — Barzdorf
Bozi vrch == Cottes-B.
Brezensky kopece = Priesner-B.
Brezno = Priesen
Brezany dolni = Unter-Brezan
Brlozecky vrch = Parloser-B.
Brniste = Brims
Broumoy — Braunau
Brskov = Prskau
Brzyansky vrch = Weberschaner-B.
Bucklicher Berg — Buglata
Bud&jovice = Budweis
Bukovä = Gross-Buchberg
Bukovec — Mogolzen
Bukovina = Gügel
Bukovinsky kopec — Bocken-B.
Bukovy vreh = Buchberg
Bydzov stary = Alt-Bydzov
Bykan = Bikan
Byst&e = Bejscht
Bzansky vreh = Weboschaner-B.
Cerekvice horni = Ober-Cerekwe
Cikänskä vySina = Zigeunerhöhe
Cimruky = Ziegenruck
Cinvald — Zinnwald
Cisafsky vreh = Kaiserberg
Citoliby = Zittolieb
Ctibor — Ztibor
Cvikov = Zwickau
Cachovice = Tschachowitz
Cakan — Czakan
Capi vrch = Storchberg
Capi vrch = Tschapi vrch
Celäkov = Weeläkov
Cerchov — Czerkov
Öernä hlava = Schwarze Koppe
Öernä koöka — Schwarze Katz
Öernä skäla—= Crnä skäla
Cernä skäla — Schwarzfels
Öertüv kopee —= Teufelsberg
Öervenä vySina— Rothe Höhe
Öerveny pahorek = Lukovä
Öerveny vrch = Rother B.
Öerveny vreh = Vrantsch
Öerny vrch = Luhov
Cerny vreh = Schwarzer-B.
Ceskä Lipa = Böhm. Leipa
Cesky Brod = Böhm. Brod
Öesky les — Böhmerwald
Öesky vreh = Böhmischer Berg
Cihadlo — Vogelherd
Cizkovice — Tschischkowitz
D£cin == Tetschen
Dlouhy hreben = Langer Kamm
Dlouhy most = Langenbruck
Dlouhy vreh = Zangberg (Langer B.)
Dlouhy vreh == Langenberg
Dobrou& dolni = Liebenthal
Dobytäi cesta =: Viehweg,
158
Doksany = Doxan Chodzovsky vreh =Kozower-B. richt. Koschower-B.
Domaälice = Taus Chomutice = Gross-Chomutie
Doubrava — Dobrava Chomütov = Komotau
Doubravicky kopece = Dobrawitz-B. Choteborky — Chodeborky
Drahles = Drahov Chrastava = Kratzau
Diem£ice = Trzemschitz Chrastina — Hrastina
Druzkovice -= Trauschkowitz Chrastice velk& = Gross-Chrastic
Dubany — Materov Chrbice, Krbice = Körbitz
Dubovy pahorek = Eichhübel Chribskä, Kripskä = Kreybitz (Kreibitz)
Dubovy vreh = Eichenberg Chvojensky kopee — Kahn-Berg
Ducheov = Dux Chyse (spicäk) = Chiesch (Spitzberg)
Dymokury = Dymokur Chyska — Hischka
Chyska = Chischka
Ervenice = Seestadtl
Jablonne —= Gabel
Faika, Fajfka = Fenka Jägerhütte od. Pechmanstein — Eichelberg
Falknov — Falkenau Jalovcovy kopec = Wachholder-B.
Frantiskovy Läzn& — Franzensbrunn Janovice uhlirske = Kohl Janovie
Fridrichov — Friedrichsberg Javornä — Ahorn-Berg
Javornik — Jaberlich
Gross-Winterberg — Hochwinterberg Javürek = Jabuzek
Grünwald = Krunvald Jenikov Gol&üv = Goltsch-Jenikau
Gutwasser = Dobrä voda Jestrebi — Hirschberg
Jested = Jeschken
Habran — Hayran Jeviste — Schaubühne
Häj = Hay Jevist& — Schauplatz
Hazmburk = Hasenburg Jezerni stena — Seewand
Heiligenfeld — Svate pole Jezoveskä horka = Jezoway-horka
Helvikovskä vysina — Hermingsdorfer Höhe Jihlava — Iglau
Heralec — Horalec Jilove = Eule
Heimänkovice — Hermsdorf Jindfichovice — Heinrichsgrün
Hlubokä — Hlibokä Jirna = Gyrna
Hlubokä —= Frauenberg Jivina = Ivina
Holä vyska = Holoviska Josefov = Josefstadt
Holetice, Holeäice = Holtschitz
Holi& = Golitsch Kalnä dolejsi = Nieder-Kalnä
Holubnik = Taubenhaus Kalny vreh = Hostice
Holy = Hollberg Kalvarskä hora — Calvarien-B.
Holy vreh = Kahler Berg Kämen = Steinberg
Homolka — Humolka Kamenä hlaya = Steinkoppe
Hora — Gewintzy Kamenä strana = Steinseite
Hora s. Väclava = Berg, Weinberg Kamenä vrstva = Steinschicht
Horice male — Klein-Horitz Kamen pole —= Steinfeld
Horno-chrastansky les = Groschumer Wald-B. Kamenicky vreh = Kamenitzer B.
Hory Nalzovsk& = Silberberg Kameny les = Steinwald
Houska = Semmelberg Kameny pahorek = Steinhübel
Housti= Housch Kamyk = Kamenik
Hovlikovsky kopec — Aulikauer Berg Kanksky vreh = Gang-B.
Hradee Jindfichüv = Neuhaus Kaplickovy vreh = Kapellenberg
Hradec Krälove = Königgrätz Karle = Karlsbrunn
Hradee novy = Neu-Königgrätz Karlov = Carlov (Karlshof)
Hradiste — Radischken Kaspersk& hory — Berg-Reichenstein
Hradiste Mnichovo — Münchengrätz Kejcuk = Keizug
Hreben = Kalze-B. Kilitka — Klitka
Hreben = Kamm-B. Kladruby Habrove —= Habakladrau
Hrebensko — Herzebensko Kläster Augustinü — Augustiner Kloster
Hribojedy = Libojed Klatovy — Klattau
Hrivno —= Rivno Klecany velk& = Gross-Klecan
Hroznetin — Lichtenstadt Klicin = Klitschin
Hürka — Horerberg Klobouk = Hutberg
Hvezda — Stern-B. Knezeves — Herrndorf
Kolin novy = Neu-Kolin
Cheebus = Zebus Kolin stary = Alt-Kolin
Cheb = Eger Komorni hrädek, Hrädek nad Säzavou = Kam-
Chlum = Hlum merbure
Chlum = Radonice Koncovy bod zäkladny — Basis-Endpunkt
Chlumecek — Klein-Chlum Kopee u Ciste = Cistä-B.
Chlumskä vySina = Kulmhöhe Kopee u Hostinne —= Hostinnä-B.
Chmelnä = Hopfenhöhe Kopee u Polinky = Polinken B.
en
Kopee u Rasoch = Pisnik
Kopece u Tiche = Oppolz-B.
Kopec sv. Antonina = Antoni-Berg
Kopec sy. Rosalie = Rosalien-B.
Korce, Kor&i = Kortschen
Kostelec = Kostelzen
Kostelee &erny = Schwarz-Kostelec
Kostelni les = Kirchenwald
Kostelni role = Kirchenacker
Kostelni vreh = Kirch-B.
Kostomlaty velk& = Gross-Kostomlat
Kotel = Kesselkoppe
Kounice = Kaunic
Kourim = Kaurim
Koutsky les = Kauter Wald
Kozel = Kosel-B.
Kozi kopec = Gais-B.
Kozi kopee — Ziegenberg
Kozinec = Kosinec
Kozojedy velke = Gross-Kozojed
Kratin = Gratschen
Kräliky = Grulich
Krälove Mestee = Königstadtl
Krälovsky vreh = Königs-B.
Krasejovka — Krassau
Kräsny dvür = Schönhof
Kratonohy = Kratenau
Kreplicky vrch =Kreppenschläger B
Kresane — Krzesany
Krizenee — Kiesenreuth
Krizovä cesta — Kreuzweg
Krucenburg = Kreuzberg
Kukle = Gugle
Kunzvart = Kuschwarta
Kuzel = Kegelberg
Kynsperk = Königsberg
Lachotin = Lachoten-B.
Lanov dolni = Nieder-Langenau
Länsky vrch = Laner, Lahnaer-B.
Lazecky vreh = Losnitz-B.
Lemberk = Lämberg
Lhotsky vrceh= Na Sylvachu
Libedice = Libotitz, spr. Liebotitz
Libeisky kopec = Lieben-B.
Liberece —= Reichenberg
Libisice = Libeschitz, spr. Liebeschitz
Libouchec — Königswalde
Libyne = Libin-B.
Liche pole= Na lihapole
Lipanskä hora = Lypska
Lisci vrch = Fuchs-B.
Lisice velke — Gross-Lisic
Litoltov —Liesen
Litomerice — Leitmeritz
Litomysl = Leitomischl
Literbachy —= Lauterbach
Litvinov horni = Ober-Leitensdorf
Locenice = Lotschenitz
Lom = Steinbruch
Lomnicky vreh = Lanzer-B.
Lomy — Lummel
Lomy — Steinbrüch-B.
Loucen = Lautschin
Louka = Wiese
Louny = Laun
Losenice malä — Klein-Losenie
Lu@ina = Flutschin
Luzny == Lusen
Luzany = Lucan
Lvi hora — Löwen-B.
Lysa = Lisa-B.
Lysä hora = Glatze-B.
Lysä nova — Neu-Lysa
Lysek = Lisek
Lysina = Lisina
Malä hürka = Klein-Hürka
Maly spicäk = Klein-Spitzberg
Mar-B. = Moor-B.
Mariansky vreh = Maria-B.
Marsovice = Maschowitz
Masakovä Lhota = Mehlhüttel
Meclov = Metzling
Medkovy kopec = Metkovy kopec
Medvedi stromoradi = Bärenallee
Mechn&jov = Mneschnov
Milesovka = Donnersberg
Milovsky kopec —= Mülauer-B.
Mimon = Niemes
Mlazovice = Masovice
Mnichov = Einsiedl
Moraya malä = Klein-Mohrau
Most = Brüx
Mrehovy kopec =Merchowy kopec
Myskovice = Miskovice
Nad hradem = Hradoms
Nad huti = Hüttenberg
Na dilech = Medilech
Nad zZlabem =Nad clapem
Na rovnickäch == Rovnicka
Na skalkäch =Na skalky
Na smrku = Auf der Fichten
Näspy = Schanzen
Na sträzi= Auf der Wacht
Na veselem = Wesselem-B.
Na vratech = Mezi vraty
Na zamku = Schlössel-B.
Nömecky Brod = Deutschbrod
Nemeüv kopec = Nimei kopec
Nemeckä skäla = Hutta
Neues Wirthshaus =Novä hospoda
Nime&rice = Nemörice
Novä ves = Neudorf
Nove dvory = Neuhof
Nove& hrady = Gratzen
Nove Mesto — Böhm. Neustadt (Neustadtl)
Nove m&sto nad Metuji = Neustadt
Nove zämky = Neuschloss
Novosedly — Neusattel
Novoveskä vysina = Neudorfer Höhe
Novovesky kopee = Neudorfer B.
Novy dvür = Neuhof
Novy hrad = Neuschloss
Obeeny kupec= Gemeindeberg
Obeseny vrch = Vobeseny vreh
Obora = Wobora
Obratany = Wobratein
Ocimskä vySina= Utziner-Höhe
Odolenä voda= Wodolka
Okny = Woken
Onsov = Wonschow
Opocnä — Pötzney
Orlice vrehni = Hohen-Erlitz
Orlik = Worlik
Osecky vreh = Vosecky vreh
160
Osek novy = Neu-Ossegg
Osi = Eschelkamm
Oslov = Voslov
Osov velky = Gross-Wosow
Ostrov — Schlakenwerth
Ostry = Oser-B.
ÖOstry = Wostray
Ostry vreh = Vostry vreh
Otradov — Wotratow
Ov&äcky kopec — Schäfer-B.
Ovei kopec = Schafberg
Paka novä = Neu-Paka
Parezov — Parisau
Paseky male — Klein-Paseky-B.
Pernarce — Pernharz
Petrüv dvür — Petershof
Piseitä vysina — Sandhöhe
Piskovy kopee — Sandberg
Planä = Plan
Planina — Blanina
Pod horou —Pohora kopec
Podstely — Badstübel
Pohradice = Poratsch
Poläky — Pohlig
Polednik — Mittags-B.
Pozdensky les = Posdener Wald
Prahly (Besickä kfovina) — Pröhl (Weschitzen-
Busch)
Precaply = Pritschapl
Pfimda — Pfrauenberg
Prostredni ves — Mittelsdorf
Purberk maly = Klein Purberg
Purschar — Buschar
Pusty domek — Oedhäusel-B.
Pusty zämek = Oedschloss-B.
Putim = Butim
Pysely = Pischely
Raci = Radsi
Ra£ice — Ratschitze
Rad£ice — Maria-Ratschitz
Radesov, Radesovice = Reschwitz
Ratina — Radina
Retice, Raeice = Redschitz
Rejdiste — Tummelplatz
Rittsteigsky les = Riedsteiger Wald
Robee — Hrobitsch
Rohatec — Radec
Rokle— Rachel
Roudnice — Raudnitz
Rovina — Ebene
Rozbelice, Rozbelesy = Rosawitz
Runice velk€ = Gross-Runitz
Rüzovy kopec = Rosenberg
Rychmburk = Richenburg
Rychnov — Reichenau
Rynartickä vySina = Rennersdorfer Höhe
Schlossberg — Hasel-B.
Sedlec = Zettlitz
Sedlist& vysok&, Sedlec = Hohen-Zetlisch
Sedlo = Sattelberg
Sejfy = Hermannseifen
Silnicnä — Strassenhöhe
Skäla = Steinfels
Skalka = Kalken
Sklep = Kellerberg
Skoky = Maria-Stock,
Skrehleby = Stirchlowa
Skrivänek — Krivänek
Slänsky vreh —=Salzberg
Slatinsky vreh = Schlatiner-B.
Slavkov = Lagau
Slavkov = Schlaggenwald
Slivno horeni —= Ober-Slivno
Sloup = Bürgstein
Smrzovka — Morchenstein
Snezka — Schneekoppe
Sneznik — Schneeberg
Sneznik — Hoher Schneeberg
Sobechlebsky kopee — Kleeberg
Sobeticky = Zobelicky
Strakonice nove = Neu-Strakonie
Straseei nove — Neu-Straschitz
Sträz — Wach-B.
Stribro — Mies
Stritez = Schrittenz
Stfizov — Driesendorf
Strmilov = Tremles
Studniene = Brunnberg
Sudislav, Sudslav —= Cuclav
Supi hora — Geyers-B.
Svata hora — Heiliger Berg
Svatobor = Zwetbau
Svatojansky vreh = Johannesberg
Sv. Duch = St. Spiritus
Sv. Havel=St. Gallus
Sv. Havelsky kopec = Galli-B.
Sy. Jan na kopei = Johannesberg
Sy. Jiii= St. Georg
Sv. Katefina — St. Katharina
Sv. Kriz = Kreuz-B.
Syaty kriz = Heiligenkreuz
Sy. Trojiee = Dreifaltigkeit
Sv. Trojice = Heilige Dreifaltigkeit
Sv. Vavfinee= St. Lorenzi-B.
Sv. Vojtech—=St. Albert
Svinistany — Schweinschädl
Sykora = Sikora
Sauer — Schauerberg
Semnicky kämen = Schömnitzstein
Sevcovsky kopec — Schuster-B.
Sibenik = Galgenberg
Sibenik — Gerichtsberg
Simanüv kopee — Szimann-B.
Sirejovice — Schirzowitz
Sonov — Sehönau
Spitäk — Spitzberg
Tantirna = Tanzplan
Terezin — Theresienstadt
Tluena = Flutzna
Tousensky kopee — Tausimer-B.
Touzim — Theusing
Trat kamenä — Steintratten
Trebon = Wittiegau
Tieboun — Tschebon
Tri bubny = Drei Trommeln
Tri smrky = Drei Fichten
Trutnov = Trautenau
Tynec nad Labem — Elbe-Teinitz
Tynec nad Säzavou — Teinitz
Tyneck& brezi — Teinitzl-Birkeln
Tynice panenskä — Jungfern-Teinitz
Tyrovsky kopec — Tejrovsky
U Cermäkü = Cermaku
Udlice = Eidlitz
Uhricky kopec - Oufitz-B.
Uhrinöves = Aurinowes
Ujezd = Oujezd
Ujezd dolni = Unter-Aujezd
Ujezd kameny — Steinkirchen
Ujezd Svatojansky = Oujezd bei Belohrad
Üjezd vysoky = Hoch-Aujezd
U Kamenü — Kamenu
Uliste — Auliste
Unos = Ounos
U obrazu — Tafelfichte
U peti dubü = Fünf Eichen-B.
U pyramidy = Nad Moräskem
U sv. Prokopa — Prokopi B.
Uvalsky kopec —= Auwal-B.
Väclavice = Wenzelsberg
Vacov = Watzau
Vacovsky vrch = Wacovicer-B.
Vadim = Wadim
Valterova kaple = Walterskapelle
Vamberk = Wamberg
Väpeny vreh = Kalkberg
Varta = Warta (Kozineec)
Vartenberk = Wartenberk
VarvaZov = Warwaschau
Veelensky kopec —= Kelneer
Velemin —= Wilemin
Velesin — Weleschin
Velhartice Welhartitz
Velis = Welis
Velkä = Welkä-B.
Velkä hlava = Gross-Koppen
Velky chlum = Gross-Chlum-B.
Velky kämen = Gross-Steinberg
Velky spicäk = Gross-Spitzberg
Venec — Kranzl-B.
Vernerovice = Wernersdorf
Vesce = Westec
Veseli = Weseli
Vetrnik = Weternik
V hlinäch = Wlinach
Vidim = Widim
Vichov = Wichau
Vilemov, Vilemice = Willomitz
Vilstein — Wildstein
Vinice= Weinberg
Vintitov = Winteritz
Visovatsky kopec —= Scheiben-B.
Vladaf —= Wladar-B.
Vleice = Wildschütz
Vlei jäma —= Wolfsgrube
Vlei kämen = Wolfstein
Vleiny = Wlschine
Vlekovice — Plaeice
V lipäch = Wlypy
Vikysska vysina — Wilkischener Höhe
Vodärni hräzka — Wodrany hrasko
Voderady = Woderad
Vojna= Wojna
Vojslav = Uisab
Vojslavice = Wojslavic
Voleväice = Wollepschitz
Volovsky kopec = Ochsen-B.
Volovsky pahorek —= Ochsenhübl
Volyne = Wolin
V oklikäch = W oklikäch
Vosi kopec = Wespenberg
Voslochovsky kriz = Woslochower Kreuz
Vostojavka = Wostojawka
Voznice= Wosindsie-B.
Vozice mladä = Jung-Wozic
Vratensky vreh = Wratner-B.
Vretovice = Rzetowitz
Vrehlabi = Hohenelbe
Vrehov& = Wurchowa
Vrch u Mile = Millayer
Vrch u Tise == Tissaer-B.
Vsech Svatych = Allerheiligen
Vseruby = Neumarkt
Vtelno = Wtelna
Vysocany = Weschekun
Vysotany —= Wisocan
Vysocany — Wischezahn
Vysokä — Hochwald-B.
161
Vysokä mez (Zädubskä vysina= Hochrain (Ho-
hendorfer Höhe)
Vysokä trat — Hohen-Tratten
Vysok& — Hochstadt
Vysoke kolo = Hohes Rad
Vysoky hreben = Hoher Kamm
Vysoky kämen —Hoher Stein
Vysoky ke? —Hohe Staude
Vysoky les = Hochwald
Vysoky prüsek = Hoher Hau
Vyprachtice = Weypersdorf
Vystrkovsky vrch = Wistrkower-B.
Vystruzek = Wejstrusek
Vysehofovice = Wyserowitz
Vysicky neb Soudnykop. = Beischitz od. Soudny-B.
Vysina sy. Aamalie = Amalienhöhe
Vyssi Brod —= Hohenfurth
Weinberg = Berg-Reichenstein
Wrannay — Vrane
Zäborna — Sabern
Zädusni = Zodusni
Zalonov — Salney
Zämecky kopec = Schlössel-B.
Zämecky kopec = Schlossberg
Zbinohy = Winau
Zbislav = Zbyslau
Zbraslavsky Spicak — Prasleser B. (Spitzberg)
Zelenä hora = Grünberg-Schloss
Zeleny vrch = Ginenem Stangel
Zichlinek — Sichelsdorf
Zlatniky = Schladnig
Zlaty vrch = Goldberg
Zvicin = Syicin
Zampach — Schambach
Zdanovsky vrch — Zosumer-B.
Zdirec, Zdärek = Seelenz
Zithoves— Judendorf
Zizküy kopec— Öiska-B. (Ziäken-B.)
Zluticky (zämecky) kopec — Luditz-(Schloss)-B.
Ergänzungen und Berichtigungen.
Alm-B., heisst auch Alpen od. Alzen-B., hohe Bergkuppe westlich v. Kuschwarta in Bayern.
7
Augustiner Kloster, lies m statt I
Baräk, topogr. Beschreibung: Waldige Berskuppe nordwestl. von Zdebofric.
Berg-Reichenstein, soll heissen Weinberg, westlich von Berg-Reichenstein (Colonne VI anst. IV)
Böhm. Neustadt, soll heissen Neustadtl, Stadtpfarrthurm anstatt Böhm. Neustadt, Dorfpfarrthurm.
Bezdekau, topogr. Beschreibung: St. Anna-Kirche am Berge.
Bukavin, topogr. Beschreibung: Bergkuppe südwestl. v. Weckelsdorf b. Bischofstein.
Cecel, Kreis: Königgrätz, Territorium: Grulich, topogr. Beschreibung: Waldkuppe nordöstl. v. Karls-
dorf bei Grulich.
Cermaku, soll heissen: U Cermäkü ; topogr. Beschreibung: Anhöhe bei Kratosie nördlich v. Sobeslau.
Chrastan, Seehöhe: 458 mt.
Cihadlo, lies „,\,
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Czepinek, r. Cepinek, Seehöhe: 465 mt.
Divos, soll heissen: Divos, Prachin, Strahl u. Hastie: topogr. Beschreibung: Bergkuppe südlich von
Strahl-Hostie.
Eichelberg, heisst auch Jägerhütte od. Pechmanstein; Kreis: Budweis, Territorium: Gratzen, topogr.
Beschreibung: Waldkuppe nordwestlich von Puchers.
Eschelkamm, topogr. Beschreibung: Karpfling-Berg südlich von Eschelkamm.
Forbes, soll stehen: 513 mt., Kirchthurmbasis, anstatt: 554 mt., Baumsignal u. s. w.
Fuchsberg, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe südöstl. von Deutsch Praussnitz.
Gross-Chrastic, topogr. Beschreibung: Kirchthurm.
Gross-Wosow, topogr. Beschreibung: Kirchthurm.
Hay richt. Häj, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe östl. von Kornhaus; Seehöhe 439 mt. anstatt
524 mt.
Hennerkogel, topogr. Beschreibung: Anhöhe auf der Strasse von Iglau nach Fussdorf.
Hochwald, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe nordöstl. v. Wallern.
Hochwinter-B., soll heissen: Grosser Winterberg; Seehöhe d. natürl. Bodens: 556 mt.
Hoffeld, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe südl. v. Kaplitz.
Hohenstein, topogr. Beschreibung: Bergkuppe, etwa 450 Schritte nördlich vom Dreisesselberg bei
Öber-Plan.
Hostic, soll heissen Kalny vreh nordwestlich von Hostic.
Humprecht, Seehöhe: 340 mt.
Husinec, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe nördlich von Husinee.
Iglau, Pfarrkirche zu St. Jacob.
Ivina, lies an anstatt u
Jabuzek, soll heissen: Javürek, topogr. Beschreibung: Waldige Kuppe nordöstl. v. Pürglitz.
Jung-Vozie, topogr. Beschreibung: Anhöhe mit Mauer am östlichen Rande d. Ortes; Seehöhe 505 mt.
anstatt 522 mt.
Kamenik, Kreis: Prachin, Territorium: Pisek; topogr. Beschreibung: Bergkuppe beim neuen Wirths-
haus an der Chausse nordwestl. von Pisck.
Kamenu, richtig: U Kamenu, Kreis: Klattau, Territorium: Grünberg, Berekuppe südlich v. Nepomuk.
Kardasch-Reeic, topogr. Beschreibung: Pfarrkirche, Thurm-Basis. Sechöhe: 439 mt. anstatt 247 mt.
Klattau, top. Beschreibung: Pfarrkirchthurm.
Klucenice, topogr. Beschreibung: Kirchthurm.
Klumpen, topogr. Beschreibung: Bergkuppe von Gastdorf.
Koznik, Kreis: Prachin, Territorium: Schichowitz, topogr. Beschreibung: Waldige Bergkuppe süd-
westl. von Horazdovie, östl. von Rabi.
Krassau, topogr. Beschreibung: Freie Anhöhe südl. von Krassau.
anstatt sr
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Kuba, lies Kundratitz anstatt Konraditz.
Mariaberg lies EN anstatt a
Mehlhüttel, lies Masakovä Lhota anstatt Masakovä hora.
Na kopei, Kreis: Budweis.
Na lihapole, Territorium: Worlik.
Na mytech, Kreis: Klattau.
Na rozhrani, Kreis: Klattau.
Nad louky, lies Rohoznä anstatt Rohozna.
Nehvizdy velke, Seehöhe: 239 mt.
So ORNNAENE XVII
Ober Kunreuth, lies 16, w. 16
Prasleser-B., lies Elbogen anstatt Pilsen.
Prelouc, lies Stadtpfarrthurm anstatt Stadthurm.
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Schrittenz, lies „.\, anstalt X)
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Slavötin, lies Slavetin anstatt Slabetin.
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Spitzberg, lies 12, 6 anstatt,
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Spitzfeld, lies 10, 6. anstatt 10
Velkä hora, lies Velenov anstatt Volenov
Vositry-B. soll richtig Ostry heissen.
Weyerer-B., lies Täbor anstatt Träbo
Wotratow, lies Otradov anstatt Ostradov
Zbirov-B., lies Hajau anstatt Hojan.
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von
DR. EMANUEL BORICKY,
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(ARCHIV DER NATURW. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN Ill. BAND GEOLOG. ABTHEILUNG.)
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Vorliegende Arbeit, die sich als Fortsetzung meiner Studien an den tertiären
Eruptivgesteinen Böhmens an die bereits publizirte Abhandlung über die Basalt-
gesteine anschliesst, gründet sich auf die mikroskopische Analysis von — aus eirca
100 Lokalitäten Böhmens stammenden Phonolithgesteinen und auf die Interprätation
mehrer chemischen Analysen.
Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachybasalte, die man früher zum Theile zu
den sogenannten trachytischen Phonolithen gezählt hatte, folgt im Anhange.
Auch bei dieser Arbeit war mein besonderes Streben dahin gerichtet, die
Haupttypen böhmischer Phonolithgesteine und Trachybasalte in Abbildungen einzelner
Partien aus mikroskopischen Dünnschliffen möglichst getreu darzustellen.
Prag, den 1. März 1874.
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Mineralische Bestandtheile der Phonolithgesteine.
Durch makroskopische Beobachtung wurden bekanntlich Sanidin und Amphibol
(Augit), zum Theile auch Nosean (u. Leucit) als wesentliche Bestandtheile vieler
Phonolithgesteine !) konstatirt; Titaneisen, Magnetit, Titanit, Olivin, Hauyn, Nephelin,
Biotit und Oligoklas wurden theils als sporadisch, theils als selten und sparsam
vorkommende Gemengtheile beobachtet.
Nach den mannigfachen Bemühungen, die mineralische Natur des in Säuren
gelösten Antheils”) der krystallinisch dichten Grundmasse (der einem Gemenge von
Zeolithen am nächsten zu sein schien) durch chemische Versuche zu enthüllen,
gelang es endlich Jenzsch ?) unter Zugrundelegung des Vorhandenseins von Nephelin
(der aus einigen Phonolithen in makroskopischen Kryställchen bekannt war *)) die
Berechnung seiner chemischen Analyse des Phonolithes von Nestomitz nach den
mineralischen Bestandtheilen durchzuführen.
Allein erst Zirkel) hatte das Vorhandensein des mikroskopischen Nephelin in
allen — und des Nosean in den meisten Phonolithen nachgewiesen.
Es müssen daher in jedem Gestein, das den Namen „Phonolith“ führt, Sanidin,
Nephelin, Augit o. Amphibol als konstituirende Bestandtheile vorausgesetzt werden.
In sehr vielen Phonolithen erlangt auch Nosean eine gleiche Berechtigung, während
!) Die älteren Namen: (Werner’s) Porphyrschiefer und (v. Charpentier’s) Hornschiefer — wurden
bekanntlich von Klaproth (Abhandl. der Berl. Akad. 1801) in „Phonolith“ verändert.
?) Sämmtliche Analysen des ungelösten Antheils ergaben eine dem Sanidin ähnliche Zusammen-
setzung. Und die Scheidungsmethode in einen durch Säuren zersetzbaren und einen unzer-
setzbaren Antheil und die gesonderte Analysis beider Antheile wurde bekanntlich von Gmelin
(1828) eingeführt, während schon früher (1805) Fleuriau de Bellevue darauf hingewiesen
hatte, dass der Phonolith durch Behandlung mit Salpetersäure unter Ausscheidung gelatinöser
Kieselerde eine theilweise Zersetzung erleidet und somit, dass der zersetzbare Antheil aus
Mesotyp bestehen könnte. Zirkel’s Petrographie II. 195 u. 188.
») Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167.
*) Aus den böhm. Phonolithen waren Nephelinkryställchen vom Holeykluk bei Proboscht, vom
Boren und Ganghofe bei Bilin, vom Teplitzer Schlossberge und vom Milleschauer Berge
bekannt.
°) Pogg. Ann. CXXX. 1867. 298.
6 :
die Zahl jener Phonolithe weit geringer ist, in denen Hauyn, Leueit, trikliner Feld-
spath zu den wesentlichen Bestandtheilen zu zählen sind. })
In den meisten böhmischen Phonolithen ist auch Magnetit o. Titaneisen ein
konstanter Bestandtheil, wiewohl dessen Menge selten 1°/, übersteigt.
Die sparsamen, schwärzlichbraun durchscheinenden Körnchen gehören wahr-
scheinlich dem Spinel an.
Die übrigen ursprünglichen Minerale der Phonolithgesteine, nämlich: Titanit,
Apatit, Tridymit sind als minder wesentliche, an der Zusammensetzung der Phono-
lithsubstanz in geringem Masse betheiligte Gemengtheile zu betrachten. Und als
seltene Beimengungen sind zu erwähnen: Olivin, Eisenglanz, Granat und Zirkon-
in amorphes, rostgelbes und staubiges Cement ist nur bei einigen Nephelin-Pho-
nolithen (z. B. vom westl. Fusse des Hradiskenberges b. Schwaden) stärker ent-
wickelt. Fast alle erwähnten Bestandtheile betheiligen sich an der Zusammensetzung
der äusserst feinkörnigen oder (gewöhnlich) krystallinisch dichten, in verschiedenen
Nuancen grünlich oder gelblichgrauen Grundmasse. Porphyrisch pflegen ausgebildet
zu sein: Sanidin (fast in allen Phonolithen), Nosean und Hauyn (in den Nosean-
und Hauynphonolithen), Amphibol, Augit, Titaneisen und Magnetit, seltener Nephelin
(in den Nephelinphonolithen) und trikliner Feldspath (in den Oltgoklas-Sanidin-
phonolithen).
Sanidin.
Lamellen versehen — sind farblos oder schwach graulich oder gelblichweiss, ziemlich
scharf begrenzt, meist einfach, durch Vorwalten der Flächen M tafelförmig und
durch die bekannte rissige Beschaffenheit und das glasige Aussehen charakterisirt.
Zuweilen erscheint der Sanidin in Zwillingskrystallen, deren Zwillingsgesetz sich
folgenderweise ausdrücken lässt: Drehungsachse normal zur Ebene der Makrodia-
gonale (k), Drehungswinkel 150°, Verwachsungsebene die Ebene der Makrodiagonale.
(Solche Sanidinzwillinge fand Jenzsch im Phonolithe des Teplitzer Schlossberges
und des Ganghofes bei Bilin.)
Die mikroporphyrischen Sanidintäfelchen, zumeist an den schiefen Spaltungs-
rissen leicht erkennbar, haben nicht selten verwaschene oder minder bestimmte
Umrisse, da ihre Durchschnittskanten durch dichte Anhäufungen winzig kleiner
Nephelin- (zuweilen auch Tridymit-) Durchschnitte mehr weniger verdeckt zu
sein pflegen.
Die mikroskopischen, zuweilen sehr zarten Sanidinleistchen sind lang u. dünn,
gewöhnlich strangartig gruppirt 0. um mikroporphyrische Minerale stromartig an-
gehäuft. Im polarisirten Lichte erscheinen die Sanidindurchschnitte theils homogen
theils an beiden Längshälften verschieden gefärbt, im letzteren Falle als Durch-
') Nach Möhl tritt auch der dunkle Glimmer in einigen Phonolithen (fremder Lokalitäten)
konstituirend auf. N. J. f. M. 1874. I. 40.
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schnitte von Zwillingskrystallen, denen das Karlsbader Gesetz zu Grunde liegt.
(Wenn andere Mittel mangeln, so ist diese Erscheinung ein wichtiges Unterschei-
dungsmerkmal von manchen Nephelinlängsschnitten.)
Nicht selten (vornehmlich in den Sanidin-oligoklasphonolithen) trifft man
Sanidinleistehen an, die an einzelnen Stellen (gewöhnlich an Enden) die Polarisa-
tionserscheinungen trikliner Feldspäthe zeigen, während der übrige Theil des Durch-
schnitts einfärbig ist.
Uiber die chemische Beschaffenheit des Sanidin unserer Phonolithe gibt Heffter’s
und Joy’s chemische Analyse des aus dem (ganz zersetzten) erdigen Phonolithe von
Kostenblatt stammenden Sanidin einigen Aufschluss.
Dieselbe ergab in %:
Sauerstoffverhältnisse
Kieselerde — 09:30,.7.793:954,... 53.994
‚Phonerde, — 1941.72. 30722. . 9:270
Bisenpsyd 1043 5.000198...
Kalkerfer —E U: oym 0H
Masnesiarı— 2 0:870.72..0:3302: | AN.
Ki = 932... 158. | sun
Natron AO. 2.
das Verhältniss von XK:Na—4:3.
Nach Rammelsberg !) gehört auch die geringe Menge Baryterde, welche einige
Phonolithanalysen aufweisen, wahrscheinlich dem Sanidin an. °)
Einschlüsse im Sanidin sind gewöhnlich sehr sparsam. Als solche kennt man:
Nosean, recht häufig im Sanidin des Teplitzer (v. Schlossberge) und Mille-
schauer (vom südl. Abhange) Phonolithes.
Hauyn (nach Möhl) °).
Nephelin, in mehren Sanidinnephelinphonolithen als Seltenheit (zZ. B. Klause
bei Schönlinde).
Apatit, äusserst selten.
Ausit- und Amphibolnadeln (selten) z. B. im Phon. vom Wüstenschloss bei
Böhm. Kamnitz. Äusserst kleine Amphibolkryställchen beobachtete Jenzsch *) in len
grösseren Sanidinkrystallen des Nestomitzer Phonolithes.
Tridymit (nach Möhl) 5).
Magnetit und Schlackenkörnchen sind in verschiedenen Phonolithvarietäten
mehrfach anzutreffen.
') Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1362. 750.
?) Nach Jenzsch schmilzt der Sanidin aus dem Phon. v. Nestomitz an den Kanten und gibt
in der äusseren Flamme eine deutliche Natronreaktion. Jedoch wird in der Nähe der Probe
eine röthlich violette Färbung bemerkt, wenn der zu untersuchende Splitter von der Spitze
der blauen Flamme im äusseren Saume derselben nach dem Dochte zu bewegt wird. Dadurch
wurde nachgewiesen, dass der Sanidin Kali und Natron, sowie geringe Mengen Lithion ent-
hält. Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167.
3) N. I. f. M. 1874. 1. 40.
*) Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167,
5) N. J. f. M. 1974. I. 40.
De en EL A EEE
Trikliner Feldspath.
Einen durch seine Zwillingsriefung deutlich erkennbaren Oligoklaskrystall
fand (mach Jenzsch’s Angabe) G. Rose im Phonolithe des Schreckensteines bei
\ussig. ') Meine Dünnschliffe dieses Phonolithes weisen auch mehrere breite
Feldspathlängsschnitte mit ausgezeichneter Zwillingsriefung auf.
Der trikline Feldspath erscheint in den böhm. Phonolithen keineswegs so
selten, als man früher annahm, doch tritt derselbe nur in einigen sanidinreichen
Phonolithen, theils makro- theils mikroskopisch, in erheblicher Menge auf (Sanidin-
oligoklasphonolithe o. Trachyphonolithe).
Die makroskopischen Krystalle des trikl. Feldspathes haben dieselbe länglich
tafelförmige Form, dasselbe glasige Aussehen wie der Sanidin, von dem sie durch
(lie bekannten Polarisationserscheinungen leicht zu unterscheiden sind. In frischen
Phonolithgesteinen sind sie an der zarten Zwillingsriefung, an dem stärkeren Glas-
olanz und dem Mangel an rissiger Beschaffenheit leicht kenntlich (z. B. im Phon.
des Ziegenberges). Die mikroskopischen Krystalle erscheinen in Form von Leistchen
wie in den Feldspathbasalten. Sanidintäfelchen mit interponirten triklinen Lamellen
sind in verschiedenen Phonolithvarietäten keine seltene Erscheinung. ?)
Leueit.
Durch deutliche Umrisse und regelmässige Anordnung eingeschlossener Minerale
charakterisirte Leueitdurchschnitte, die man z. B. im Phonolithe vom Schlosse
Olbrück vorfindet, sind in böhmischen Phonolithen eine seltene Erscheinung. Der
Leueit unserer Phonolithe ist gewöhnlich minder individualisirt, seine Umrisse sind
minder bestimmt, nur die mehr weniger regelmässige Lagerung der Mikrolithen-
und Staubkörnereinschlüsse in einer scheinbar homogenen Substanz verräth die
Gegenwart von Leucit; doch findet man auch vereinzelte Leucitdurchschnitte, die
an Regelmässigkeit denen fremder Fundorte nicht nachstehen.
In den Leueitdurchschnitten des Phonolithes vom Schlosse Olbrück fand Möhl
Hauyn als Einschluss. ?)
Nephelin.
Gering ist die Zahl jener Phonolithe, denen der Nephelin durch makrosko-
pisches Hervortreten eine feinkörnige Zusammensetzung verleiht (z. B. v. einigen
Punkten des Sellnitzer Phonolithkegels); aber sporadisch treten wohl häufiger
winzig kleine Nephelinsäulchen porphyrisch hervor.
1) Z. d. d. e. G. 1856. 167.
°) Phonolithe, in denen trikliner Feldspath beobachtet wurde, werden bei den Oligoklas-sanidin-
phonolithen anhangsweise namhaft gemacht.
PN. J. 4. 321:
9
Die makroskop. Nephelindurchschnitte von Sellnitz stellen längliche, breite
Rechtecke dar, die, völlig farblos, eine prächtige Schalenstruktur aufweisen. —
Kleine, vereinzelte, nelkenbraune Nephelinsäulchen erwähnt Breithaupt !) aus dem
Phonolithe des Holey-Kluk; farblose, gelblich, grünlich und graulichweisse Nephe-
line fand Jenzsch *) im Phonolithe des Boren und des Ganghofes bei Bilin, des
Schlossberges bei Teplitz und des Milleschauer Berges.
Der mikroskop. Nephelin bildet gewöhnlich sehr kurze Säulchen, so dass
dessen Längsschnitte nahezu als Quadrate erscheinen. Diese, sowie ihre hexago-
nalen Querschnitte sind theils scharfkantig theils geflossen, abgerundet, selten
nur partiell (schlackenkörnerähnlich) ausgebildet. Diese verschiedenen, durch län-
gere und kürzere Abkühlungszeit bedingten Ausbildungsarten finden sich zuweilen
an verschiedenen Punkten derselben Phonolithlokalität vor (z. B. am Wachholder-
berge bei Teplitz).
Wie in den Basalten, so auch in den Phonolithen sind die Nephelindureh-
schnitte seltener völlig frei von Einschlüssen, sondern gewöhnlich mit Mikrolithen
und Staubkörnchen versehen, die meist eine regelmässige, der Schalenstruktur
entsprechende Anordnung haben. Tafel I, Bild I. geben die beste Charakteristik
der mannigsfachen Nephelindurchschnitte.
Zuweilen ist der Nephelin minder individualisirt, so dass seine Durchschnitte
nicht bestimmt hervortreten, sondern zu einer scheinbar amorphen Masse verfliessen.
In diesem Falle pflegt die mehr weniger regelmässige (rectanguläre und polygo-
nale) Anordnung der eingeschlossenen Kryställchen und Körperchen das einzige
Erkennungsmerkmal zu sein, während im polaris. Lichte mattblaue, rechtecken-
ähnliche und dunkle, haxagonähnliche Partien deutlicher hervortreten.
Von Einschlüssen des Nephelin sind ausser den Augit- und Amphibolmikro-
lithen und Schlackenkörnern in mikroskopischen Kryställchen auch Amphibolkry-
stalle und Magnetitkömer in makroskopischen Kıystallen bekannt.
Aus dem Phonolithe des Boren erwähnt Jenzsch ?) Nephelinkrystalle, die im
Innern roth, impellucid, in der Aussenzone milchweiss gefärbt sind; ausserdem
fand er Nephelinkrystalle vor, die in eine rothe, steatitähnliche Masse umge-
wandelt erschienen *) (wie es auch in den bräunlichen Peperinbasalten der Fall zu
sein pflegt).
Bestäubte Durchschnitte — lange, durch stumpfe Pyramiden geschlossene
Säulchen, dem Nephelin oder Apatit angehörig — fanden sich in den Phonolithen
selten vor.
') Vollst. Handb. d. Min. Bd. III, 476.
2) Z. d. d. geolog. Ges. 1856. 202.
3) Z. d. d. g. Ges. 1856. 202.
%) Dieselbe entfärbt sich im Feuer, schmilzt vor d.L. nur an den Kanten und färbt die Flamme
bläulich, ist somit frei von Natron und nur kalihältig; ihre sehr schwache Löslichkeit in
Salzsäure erinnert an Liebenerit und Giesekit, die bekanntlich als Umwandlungsprodukte des
Nephelin angesehen werden (Jenzsch).
10
Nosean und Hauyn.
Die meisten Phonolithe Böhmens enthalten Nosean oder Hauyn. Und in vielen
ist die Menge des einen oder anderen Minerales so gross, dass es zu den vorwal-
tenden Bestandtheilen gezählt werden muss (Nosean- und Hauynphonolithe).
Sowohl Nosean als Hauyn erreichen selten die Grösse mehrer Millimeter,
sinken aber bis zur mikroskopischen Kleinheit herab; namentlich der Hauyn erscheint
zuweilen selbst bei 200 f. Vergrösserung in kleinen, schwärzlichen (magnetitähn-
lichen) Körnchen, die sich erst bei stärkerer Vergrösserung in ein dichtes Netzwerk
auflösen. Eine äusserst schmale, farblose, mit einem Stich ins Röthliche versehene
Randzone pflegt die Hauynnatur dieser schwarzen Körnchen zu verrathen. Durch
Abnahme der dunklen Partikelchen in den Hauynkörnern breitet sich der farblose,
mit einem Stich ins Röthliche versehene Randsaum in das Innere derart aus, dass
nur kleine (meist centrale) Häufchen oder minder regelmässige Kränzchen von
dunklen Staubpartikelchen im röthlichweissen Polygone übrig bleiben. Solche
Hauyngebilde sind in vielen Nephelin-Phonolithen ziemlich zahlreich (z. B. Kreuz-
berg bei Pohoran).
Die Durehschnitte der im den böhmischen Phonolithen vorkommenden Nosean-
kıystalle zeigen meist eine rostgelbe, aus dichtem Staube und Fragmenten von
Strichnetzen bestehende Randzone, die von einer fast farblosen, schmalen Aussen-
zone umsäumt ist. Das Innere solcher Noseandurchschnitte ist theils locker und
zart bestäubt, theils in büschelförmige Gruppen von sekundären Gebilden umge-
wandelt. (Letztere bieten im polaris. Lichte ein buntes Farbenspiedar). Noseandurch-
schnitte mit schönen lockeren Strichnetzen, die zuweilen nach innen schwarz, gegen
den Rand zu röthlichbraun, bräunlichgelb und rostgelb erscheinen, kommen seltener
vor (z. B. am Boznyberge) T. II. fig. 4.
Die Hauyndurchschnitte böhmischer Phonolithe (z. B. von Wilhost, vom Johan-
nissteine am Hochwalde, von Glasert bei Zwickau, vom Nesselberge, vom Gr.
Franz bei Kostenblatt, vom südl. Fusse des Kelchberges u. a.) sind ausgezeichnet
durch eine dunkle — aus dichten (schwärzlichblauen, schwärzlichgrauen oder röthlich-
braunen) Strichnetzen oder aus dichten (bläulichschwarzen) Reihen oder aus einer
regellosen Anhäufung von Staubkörnern bestehende — Innenpartie und eine fast farb-
lose Aussenzone. Es kommen aber auch Hauyndurchschnitte recht häufig vor
(z. B. im Phon. des Gr. Franz b. Kostenblatt), die — ohne farblosen Saum, am Rande
bläulichschwarz und impellueid, gegen das Innere lichter und durchscheinend —
mit Zirkels Abbildung !) des Hauyn völlig übereinstimmen.
Als Einschlüsse im Nosean sind bekannt: Glaspartikelchen,-Gasporen, Schlacken-
und Magnetitkörner, Amphibol oder Augitmikrolithe (Kelch bei Triebsch, Milleschauer
Berg) Tridymit ?), ganze Partien der Phonolithmasse, bestehend aus Nephelin, Augit,
Magnetit und einem spärlichen amorphen Cemente (Tafel I, fig. 7. zeigt einen solchen
Einschluss im Nosean des Phonolithes von Boren). Farblose, leistenförmige Krystalle
(mit rhomboidalen schiefen Schnitten), die wahrscheinlich sekundäre Gebilde der Nosean-
!) Basaltgesteine. Bonn. 1870.
2) N. J. f£. M. 1874. I. 40.
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11
substanz sind, fand ich im Nosean des Phonolithes von Horaberge bei Welhoten
(Taf. I, fig. 8.; Taf. II, fig. 3.). Im Nosean derselben Lokalität sowie in dem a..d.
Phon. zwischen Boöny und Borislau fand ich auch „bestäubte* Apatitdurchschnitte
als Einschlüsse vor.
Tridymit-
Kryställchen fand Möhl!) in Phonolithen mit grobkrystallmischer Grundmasse
zwischen Nephelinkrystallen in schuppig kleinkrystallimischen Aggregaten und als
Einschluss in Sanidinen und im Nosean von Olbrück.
Im Sanidin des Phonolithes vom Milayer Berge fand ich scharfe Hexagonein-
schlüsse, zun Theile dachziegelartig überemander gelagert, wahrscheimlich dem
Tridymit angehörig. Von älmlicher Art sind kleine Häufchen hexagonale Schüppchen
im Phonolithe des Ilmensteines.
Amphibol und Ausit.
Der amphibolische oder augitische Bestandtheil, der keinem Phonolithe gänzlich
fehlt, kommt in den Phonolithen in bedeutend geringerer Menge (#—20°,,) vor, als
in den Basalten.
Den graugrünen, grüngelben, bis lebhaft grasgrünen Gemengtheil der Grund-
masse, der theils in Körnern und staubförmigen Fragmenten, theils in feinen Kıystall-
nadeln oder lang prismatischen, tafelföürmigen Krystallen vorkommt und nur zum
Theile schwach dichroitisch erscheint, erklärt Möhl !) für Augit. Letzterer konımt
in den Phonolithen (nach Möhl) weit häufiger vor als Amphibol, beide oft neben-
einander oder sich umhüllend ; Amphibol gewöhnlich braun, schön spaltbar, seltener
grün, -oft ausgezeichnet durch Magnetitkornschale.
Augitkrystalle bis zu 7mm. Länge beobachtete (nach Jenzsch’s Angabe ?) G. Rose
porphyrartig eingewachsen in mehreren Phonolithvarietäten, am häufigsten am Ziegen-
berge, seltener und in kleinen Krystallen im Phonolithe des Milleschauer Berges.
Kleine und im Verhältniss zur Länge sehr schmale Amphibolkrystalle fand Reuss ?)
in vielen Phonolithen (v. Kostenblatt, v. Stirbitzer Berge, von Hradek, v. Kirch-
berge bei Teplitz).
Nach Jenzsch *) ist der Amphibol der Phonolithe höchst wahrscheinlich eine
manganreiche (etwa dem Arfvedsonit ähnliche) Species; denn ausserdem wäre es
schwierig, die Gegenwart der vielen manganhaltigen Dendriten, welche die Kluft-
flächen der Phonolithe häufig schmücken, zu erklären. Und dieser Vermuthung
entspricht Jenzsch’s chem. Analyse des Phonolithes von Nestomitz, die im Ver-
hältnisse zu der geringen Kalkerdemenge (0.46°%,) einen bedeutenden Mangan-
oxydulgehalt (1°45°/,) anfühıt, der nur dem Amphibol angehören kann.
) N. J. f. M. 1874. I. 40.
2) Z. d. d. g. G. 1856. 202.
») Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840. 191.
*) 2. d.d.o, G. 1856. 202.
Einschlüsse finden sich m Augit- und Amphiboldurchschnitten zuweilen recht
zahlreich vor. Manche Amphiboldurchschnitte haben am Rande einen Kranz von
Magnetitkörnern oder sind von denselben mehr weniger erfüllt (z. B. m dem grauen,
schieferigen Phonolithe von Libschitz-Bilin). Sehr häufig und oft ungemein zahlreich
findet sich Nephelin als Einschluss im A. vor (z. B. im Phon. von Ritschen, vom
west]. Fusse des Hradiskenberges bei Schwaden). Namentlich in einigen jener Phono-
lithe, in denen ziemlich gleichmässig vertheilte Gruppen von parallelen, grünlichen,
schmalen und breiten Amphibolnadeln vorkommen, pflegen letztere durch farblose
Nephelineinschlüsse förmlich zerstückelt zu sein (z. B. im Phon. vom Schreckenstein
bei Aussig). Recht häufig sind auch farblose Apatit-Nadeln mit grell hervortretenden
scharfen Hexagonquerschnitten als Einschlüsse zu finden, während Nosean nur in dem
Phon. vom Hora bei Welhoten zu zwei Dritteln vom A. umschlossen bemerkt wurde.
Magnetit und hexagonales Titaneisen.
Wie wohl die schwarzen, quadratischen und hexagonalen Körner in der Grund-
masse eines Phonolithes selten vermisst werden, so ist doch ihre Menge stets so
gering, dass sie selten 1°, übersteigt.
Das Titaneisen tritt häufiger porphyrisch auf (z. B. im Phon. des dicken
Berges bei Lukov, des Stirbitzer Berges, des Gr. Franz bei Kostenblatt) und lässt
sich (nach Möhl) im auffallenden Lichte (vor dem Auflegen des Deckglases) an
seiner Spaltbarkeit erkennen.
Dass das Titaneisen — nach Jenzsch’s Vermuthung — aus dem Titanit, der
Magnetit theils aus dem Eisenkiese theils aus dem Amphibol entstanden sein
könnte, wird durch das unversehrte Nebeneinandervorkommen des Titaneisens
neben Titanit, des Magnetit neben Amphibol in Dünnschliffen frischer Bruchstücke
vollkommen widerlegt. Wohl bildet nicht selten Magnetit mit Amphibol körnige —
meist mikroporphyrisch hervortretende — Ausscheidungen der Grundmasse, aber
jedes Mineral ist primärer Bildung.
Eisenkies
kommt in den Phonolithen nur sehr sparsam und in winzig kleinen Körnchen ein-
gesprengt vor. Nur in den verwitterten Abarten ist derselbe reichlicher vorhanden,
scheint daher zumeist sekundärer Bildung zu sein. Der Eisenkiesgehalt des Phon.
von Nestomitz beträgt nach Jenzsch 0.04° ,.
Spinel.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die sparsamen, bräunlich durchscheinenden
magnetitähnlichen Körner (die in Säuren ungelöst zurückbleiben), wie in den Ba-
salten, so auch in den Phonolithen dem Spinel angehören (z. B. Ilmenstein am
Hochwalde).
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Glimmer.
Porphyrische, tombackbraune Glimmerblättchen sind in den Phonolithen selten
zu finden (z. B. im Phon. des Heidelberges bei Salesl, des Meischlowitzer Berges,
sehr schön in dem sog. trachyt. Phon. des tollen Grabens '). Eben so sparsam
sind auch in den echten, böhm. Phonolithen gelblichbraune und schwärzlichbraune
Fragmente hexagonaler, selten zu kleinen Aggregaten gehäufter Glimmerblättchen,
die unter den mikroskopischen Gemengtheilen anzutreffen sind (z. B. im Phonolith
des Ilmensteines am Hochwalde). Häufiger findet sich der Glimmer nur in den
augitreicheren Sanidinphonolithen.
Apatit.
Während die Apatitmenge in den Basaltgesteinen gewöhnlich 05—1°/,, ZU-
weilen bis 5%, beträgt, scheint dieselbe in den Phonolithgesteinen mit 1°, ihr
Maximum zu erreichen. Nach Jenzsch beträgt die Phosphorsäuremenge im Phono-
lithe von Nestomitz 0'29°%, (entsprechend 0'594°, Apatit).
Nach Hoffman enthält der trachyt. Phonolith aus dem tollen Graben 042%,
Phosphorsäure (entsprechend 1'02°%, Ap.). Die Salzsäurelösung des Phon. vom Hora-
berge bei Welhota gab mit molybdänsaurem Amon einen schwachen Niederschlag
(eirca 0'1°%/, Phosphorsäure).
Die Phonolithproben vom Marienberge und vom Bösig ergaben nur Spuren
von Phosphorsäure; ebenfalls nur Spuren vom Phosphorsäure hält nach Struve der
Phonolith vom Rothenberge bei Brüx.
Titanit.
Der Titanit erscheint meist in winzig kleinen (auch mikroskopischen), säulen-
förmigen, blassgelben, hyazinthrothen, schwärzlichbraunen ?) (selten grünlichen oder
graulichen) Kryställchen, die in den sanidinreicheren Phonolithvarietäten zahl-
reicher eingesprengt zu sein pflegen. Dahin wäre Reuss’?) Bemerkung zu modifi-
ziren, dass sich der Titanit nie in den grünen und schwarzgrauen (d. i. meist
nephelinreichen und basaltähnlichen), sondern nur in den lichter grau gefärbten
Abänderungen des Phonolithes, sowie in den, dem Trachyt sich annährenden (in
letzteren aber fast konstant) vorfindet.
Recht zahlreich erscheint der Titanit im Phonolithe des Ziegenberges, Holay-
Kluk, des Gr. Franz bei Kostenblatt, im Phonolithe von Liesnitz u. v. a.
Der Titanitgehalt des Phonolithes von Nestomitz beträgt nach Jenzsch 3.67°),.
ı) Reuss. Umgebung von Teplitz u. B. 1840. 191.
?) Die dunkleren Farben hat Jeiizsch in unmittelbarer Nähe von Hornblendenadeln beobachtet.
*) Umgebung von Teplitz und Bilin, 1840, 191,
Eintheilung der Phonolithgesteine und Charakteristik
einzelner Varietäten.
Als vor Einführung der mikroskopischen Analysis die mineralogische Natur
mikrokrystallinischer Gesteine zum grössten Theile noch unbekannt war, hat man
sich bei der Eintheilung derselben mit den äusserlich wahrnehmbaren Unter-
scheidungsmerkmalen begnügen müssen.
Auf dieser Grundlage beruht auch Jokely’s Eintheilung !) der Phonolithge-
steine Böhmens, die er in drei Gruppen sondert:
1. Basaltähnliche Phonolithe (mit dunkelbläulich oder grünlichgrauer, mikro-
krystallinischen bis dichten, fettglänzenden Grundmasse, gewöhnlich mit einge-
streuten Amphibol- oder auch Augitkrystallen, Körnern von Magnetit und
Pyrit, selten Titanit) z. B. von Weschen;
2. gemeine (echte) Phonolithe (bestehend wesentlich aus Nephelin, Sanidin und
Amphibol) und
3. phonolithartige Trachyte, bestehend wesentlich aus Sanidin (der aber oft
durch Oligoklas ersetzt. sein dürfte) mit untergeordneten Mengen von Nephelin
und Amphibol.
Zur letztgenannten Gruppe fügt Jok&ly folgende Bemerkung hinzu: An meh-
reren Orten wird das sonst ausgezeichnet krystallinische Gestein, wahrscheinlich
in Folge der Zersetzung mehr weniger erdig, porös, rauh und hat dann eine voll-
kommen trachytische Beschaffenheit. 2) Unter den Beispielen, die Jok6ly für die
phonolithartigen Trachyte angibt, sind nach meiner Eintheilung, die ich weiterhin
anführe, mehre Phonolithvarietäten vertreten, vornehmlich Nosean- und Sanidin-
phonolithe, aber auch mehre Trachybasalte, so namentlich der Trachybasalt von der
Bassstreicher Mühle bei Salesl.
') Jahrb. d. geolog. Reichsanst. Wien. 1858. 413.
?) Diese sogenannte trachytische Beschaffenheit, die Jok@ly meint, haben vorzugsweise die
verwitterten sanidinreicheren Nosean (hauyn) phonolithe; sie rührt vor Allem von der Zer-
setzung des Nosean oder Hauyn her,
15
Auf Grundlage der mikroskopischen Untersuchungen gab Mönl!) für die
Phonolithgesteine folgende Eintheilung an (die nach des Autors Bemerkung der
bereits eingebürgerten Inkonsequenz, einmal die porphyrischen Gemengtheile, das
anderemal einen Grundmassenbestandtheil zu beachten, sich unabweisbar anschliessen
musste):
1) Noseanphonolithe. Grundmasse: Leucit, Nephelin, z. Th. Hauyn, spärlich
Sanidin, Augit, Titanit;
. Noseanphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin, oft Hauyn, Augit,
Maenetit, z. Th. reichlich Titanit.
3. Hauynphonolithe. Grundmasse: Leueit, spärlich Sanidin, Hornblende, Augit.
4. Hauynphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin etc.
5. Nephelinphonolithe. Grundmasse: Nephelin, Sanidin, oft Tridymit, Aueit,
Magnetit, oft Hauyn, selten porphyrisch Nephelin und Titanit.
6. Nephelinglasphonolithe. Grundmasse: sog. Nephelinglas, Sanidin, Augit, spär-
licher Hauyn, Glimmer, Tridymit, Magnetit ete.
. Glimmerphonolithe. Glimmer bildet Flattern von gleicher Gestalt und Häufig-
keit wie der Augit.
1]
-ı
Wollte man für die Eintheilung der Phonolithgesteme nur die mineralische
Qualität des feldspathigen Bestandtheils zur Grundlage nehmen, so würde man die
verschiedenen Phonolithyarietaeten nicht genügend charakterisiren können; denn
jedes Phonolithgestein enthält Sanidin und Nephelin, in den meisten ist mehr we-
niger Nosean oder Hauyn vorhanden und in einigen ist auch Leucit oder trikliner
Feldspath in einer beachtenswerthen Menge vertreten. (Augit, Amphibol und Maenetit
variren gewöhnlich minder bedeutend und makroskopische Glimmertafeln sind spärlich ;
noch spärlicher die mikroskopischen). Daher scheint eine Eintheilung vorzuziehen zu
sein, die ausser der Qualitaet der feldspathigen Bestandtheile auch die approximativen
Quantitätsverhältnisse derselben in den Vordergrund stellt und zwar ohne Rücksicht
auf die Grössenverhältnisse einzelner Bestandtheile (ob porphyrisch ausgebildet
oder der Grundmasse angehörig). Da die verschiedenen Phonolithvarietaeten durch
Vorwalten des einen oder des anderen feldspathigen Bestandtheils allmählig
in einander übergehen (zuweilen, jedoch selten an verschiedenen Punkten derselben
Lokalitaet), da es sogar (spärliche) Uebergangsglieder zwischen Phonolith- und
Basaltgesteinen gibt, so können auch zwischen einzelnen Phonolithvarietaeten
keine absolut scharfe Grenzen gezogen werden. Allein zu wissenschaftlichen und
technischen Zwecken genügt die approximative Angabe oder die Schätzung der
mineralischen Quantitätsverhältnisse, die aus dem makro- und mikroskopischen
Gesammthabitus des Gesteins hergeleitet wird.
Diese Schätzung kömmt einer genauen Angabe nahe, wenn sie durch die
Interpraetation einer chemischen Analyse oder wenigstens durch die Bestimmung
der Löslichkeitsverhältnisse unterstützt wird; denn bei andauernder Einwirkung
ı) N. I. £. M. 1874, I. 40.
16
kocheuder Salzsäure !) übergehen Hauyn, Nosean, Nephelin, Leueit und der grösste
Theil des Amphibol und Augit in den löslichen Antheil, während Sanidin mit einer
geringen Augit- und Amphibolmenge ungelöst zurückbleiben.
Nach dem angedeuteten — sowol die mineralische als auch die chemische Natur
des Gesteins beobachtenden — Prinzipe habe ich auf Grundlage mehrer chemischen
Analysen und der mikroskopischen Analysis von aus circa 100 Lokalitäten Böhmens
stammenden Phonolithgesteinen letztere in folgende Varietäten und Gruppen ein-
getheilt:
I. Nephelinphonolithe.
II. Leueit-nephelinphonolithe.
[ III. Nephelin-noseanphonolithe
| (Nephelin-hauynphonolithe).
A. Nephelinphonolithe
5. Noseanphonolithe
= nn 5
(Hauyapkönoktit) IV. Leueit-noseanphonolithe.
(Leueit-hauynphonolithe.)
V. Sanidin-noseanphonolithe.
VI. Nephelin-sanidinphonolithe.
VI. Oligoklas-sanidinphonolithe ?) oder Trachyphonolithe.
VIII. Sanidinphonolithe.
€. Sanidinphonolithe
I. Nephelinphonolithe.
Die Nephelinphonolithe haben eine (bedeutend) vorwaltende, meist äusserst
feinkörnige oder dichte (selten deutlich feinkörnige), grünliche o. gelbliche, schwach
fettartig, zuweilen pechsteinartig schimmernde (oft hornsteinähnliche) Grundmasse,
die wesentlich aus Nephelin besteht. Makroskopische Sanidintäfelchen sind minder
zahlreich und makroskop. Nephelinsäulchen selten.
Der in Salzsäure lösliche Antheil beträgt eirca 45—65°/, und der Nephelin-
gehalt circa 40—60°],.
II. Leucit-nephelinphonolithe.
Die Leueit-nephelinphonolithe sind äusserst feinkörnige, grünlichgraue 0. dunkel-
graue Phonolithvarietäten (mit äusserst seltenen porphyrischen Ausscheidungen), die
in Betreff der Löslichkeitsverhältnisse den Nephelinphonolithen nahe stehen, sich
wesentlich durch einen relativ grösseren Kaligehalt im gelösten Antheile unter-
scheidend. Sie sind im Allgemeinen die augit- (amphibol) und magnetitreichste
Phonolithgruppe, welche auch Uibergangsglieder zu den Phonolithbasalten umfasst.
Makroskop. Sanidintäfelchen sind in denselben eine Seltenheit; aber winzig kleine
Augit-, Magnetit- oder Titaneisenkörnchen treten zuweilen porphyrisch hervor.
!) Rammelsberg hat durch Versuche nachgewiesen, dass concentrirte und mässig verdünnte
Salzsäure gleiche Mengen des Phonolithgesteins zerlegen.
2) Der trikline Feldspath der Phonolithe wird bei dem Mangel’näherer Bestimmungen als
Oligoklas angenommen; derselbe könnte auch dem Albit angehören,
17
II. Nephelin-noseanphonolithe. (Nephelin-hauynphonolithe.)
Die Nephelin-noseanphonolithe (u. Nephelin-hauynphonolithe) sind meist lichte,
selblich oder grünlichgraue, sehr feinkörnige bis dichte Phonolithvarietäten, gewöhnlich
mit sehr sparsamen makroporphyrischen Sanidintäfelchen, Augit- oder Amphibol-,
(Titaneisen-) und Titanitkörnchen versehen. Selten ist auch ein blaues Hauynkorn
makroskopisch wahrzunehmen, während gelbliche Noseankörnchen häufiger anzutreffen
sind. Letztere treten zuweilen in solcher Menge auf, dass das Phonolithgestein
gelblichweiss getüpfelt erscheint oder durch Zerstörung der Noseankörnchen eine
poröse Beschaffenheit annimmt.
Phonolithe dieser Gruppe geben einen löslichen Antheil von eirca 45—65%,
mit etwa 40—60°/, Nephelin und Nosean. (Phonolithe, deren Noseangehalt weniger
als 10°, beträgt, sind in diese Gruppe nicht einbezogen.)
IV. Leueit-noseanphonolithe. (Leueit-hauynphonolithe.)
Die Leucit-noseanphonolithe (und Leueit-hauynphonolithe) ähneln sowol im
äusseren Habitus als in Betreff der Löslichkeitsverhältnisse den Nephelin-nosean-
(hauyn) phonolithen. WUibereinstimmend mit der Menge der porphyrischen und
mikroskopischen Leueitdurchschnitte muss der Kieselerde- u. Kaligehalt des gelösten
Antheiles höher ausfallen.
V. Sanidin-noseanphonolithe.
Die Sanidin-noseanphonolithe sind lichte, gelblich oder grünlichgraue, äusserst
feinkörnige Phonolithvarietäten, gewöhnlich mit mehr weniger porphyrischen Sanidin-
täfelchen und sparsamen Nosean-, Hauyn-, Titanit-, Augit-, Amphibol- u. Magnetit-
(0. Titaneisen-) körnchen. Durch zahlreiches Auftreten punktgrosser Noseankörnchen
erscheinen sie weisslich getüpfelt (ausgezeichnet der Phon. von Welhota) und durch
Verwitterung (vornehmlich durch Zerstörung des Nosean) werden sie porös (erlangen
das sog. trachyt. Aussehen).
Der in Säuren lösliche Antheil beträgt circa 25—45%,, der Nosean- und
Nephelingehalt 20—40°%,, und der Noseangehalt allein 10—35%,.
Phonolithe der IH. und V. Gruppe zeichnen sich durch die grösste Menge
sekundärer Minerale aus.
VI. Nephelin-sanidinphonolithe.
Die Nephelin-sanidinphonolithe umfassen feinkörnige, grünlich o. gelblich-graue
und mehr weniger schieferige oder dichte, dunkelgraue (feste) und graulichweisse
(verwitterte) Phonolithvarietäten, in («denen gewöhnlich mehr weniger zahlreiche
Sanidintäfelchen, zuweilen auch sparsame Augit- oder Amphibolsäulchen porphyrisch
hervortreten.
Der lösliche Antheil beträgt eirca 35—45°/, u. der Nephelingehalt etwa 30—40%,.
9)
Me, ve
u ME u SE U Ali uU Zuce — DS 4°
18
VII. Oligoklas-sanidinphonolithe o. Trachyphonolithe.
Die Oligoklas-sanidinphonolithe stimmen in der Makro- u. Mikrostruktur und
in den Löslichkeitsverhältnissen mit den Sanidinphonolithen überein: allein einen
erheblichen Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithsubstanz nimmt der
trikline Feldspath ein (eirca 5—30%,), dessen Menge nach dem Vorwalten des
Natrongehaltes im ungelösten Antheile abgeschätzt und aus der Analysis letzgenannten
Antheiles approximativ berechnet werden kann.
VII. Sanidinphonolithe.
Die Sanidinphonolithe sind dunkelgraue oder lichtgraue, durch Hervortreten
sehr zahlreicher Sanidintafeln porphyrische oder sehr feinkörnige Phonolithvarietäten,
deren feldspathiger Bestandtheil wesentlich durch Sanidin repräsentirt wird. Sie ent-
halten zuweilen auch recht zahlreiche porphyrische Augit- oder Amphibolkryställchen,
sparsame Glimmertafeln und Titanitkörner. Die Grundmasse jener Varietäten, die
sich durch bedeutenden Reichthum an porphyrischen Sanidintafeln auszeichnen, führt
(neben Augit oder Amphibol) vorwaltend Nephelin, zuweilen auch etwas Nosean;
doch mag das Quantum letztgenannter Minerale (Nephelin und Nosean) höchstens
30%, und das des gelösten Antheils höchstens circa 35°, erreichen.
Die Erkennungsmittel für einzelne Phonolithvarietäten auf chemischem Wege
werden in dem Kapitel: Chemische Studien ete. angedeutet.
nAannannnanannanannnR
Bemerkungen über die Makro- und Mikrostruktur der Phonolith-
gesteine.
Der Makrostruktur nach sind die Phonolithgesteine entweder dicht, felsit-,
pechstein- oder hornsteinähnlich (die meisten Nephelinphonolithe) oder äusserst
feinkörnig (viele Nephelin-, Nosean- (Hauyn-) und Sanidinphonolithe), selten deutlich
sleichmässig körnig, von granitischem Typus z. B. vom Plitzenberge bei Neukreibitz,
von Wüstenschloss bei B. Kamnitz, Spitzberg bei Warnsdorf, oder durch Hervor-
treten zahlreicher Sanidintäfelchen (Noseankörnchen, Nephelinsäulchen, Amphibol-
und Augitkryställchen) porphyrisch (die meisten Sanidinphonolithe, Sanidin-nosean-
phonolithe und Sanidin-nephelinphonolithe).
Bei einigen Phonolithen ist die Grundmasse dunkel gefleckt. Die Flecke, die
wohl eine verschiedene Ursache haben können, sind am gewöhnlichsten Anhäufungen
von Augitkryställchen, zuweilen mit spärlichen Magnetitkörnchen und anderen
Bestandtheilen der Grundmasse gemengt. Eine ziemlich regelmässig polygonale
Begrenzung haben die grünen Flecke am Phonolithe des Schäferberges (Bilin), aber
13
bei zunehmender Dünne des Scherbehens nimmt die Regelmässigkeit ab und im
Dünnschliffe erweisen sie sich als obgenannte, rundliche Anhäufungen.
Andere (graue) Phonolithe erscheinen weisslich getüpfelt oder punktirt (z. B.
Welhota). Solche lichte Punkte sind gewöhnlich verwitterte Noseankörnchen.
Grössere Verschiedenheiten bietet die Mikrostruktur dar. Da dieselbe vor
allem von der Art der vorwaltenden Minerale abhängt, so zeichnet sich jede Phono-
lithgruppe durch eine besondere Mikrostruktur aus; allein da die Ausbildungsweise
und Anordnung desselben Minerals eine mehrfache sein kann, so gibt es auch
innerhalb einer jeden Gruppe gewisse Abweichungen.
In der Grundmasse der Nephelinphonolithe und der wenigen Leueitnephelin-
phonolithe waltet die körnige Mikrostruktur vor; denn der Nephelin der ersten
Phonolithvarietät erscheint gewöhnlich in Form sehr kurzer Säulchen und in der
minder individualisirten Leueit- und Nephelinsubstanz der zweiten Varietät !) sind
die Augit- (und Magnetit-) körner ziemlich gleichmässig (mehr weniger rundlich,
polygonal oder rectangulär) angeordnet.
Je nachdem die Nephelinsäulchen eine fast gleiche oder verschiedene Grösse
haben, ist auch die Mikrostruktur der Nephelinphonolithe gleichmässig oder ungleich-
mässig körnig. Letztere findet häufiger statt.
Sind die Nephelinkryställchen von ziemlich gleicher Grösse und an Kanten
und Ecken geflossen, so tritt im den Dünnschliffen eine Aehnlichkeit mit dem
Pflanzenzellengewebe hervor (z. B. an einigen Stellen des Phonolithes vom Wach-
holderberge bei Teplitz). Und diese Mikrostruktur könnte als die zellenartige
bezeichnet werden.
Die Mikrostruktur der Nephelinnosean- und Nephelinhauynphonolithe, sowie
die der Leueitnosean- und Leueithauynphonolithe ist meist mikroporphyrisch, da
Nosean und Hauyn gewöhnlich mikroporphyrisch hervortreten.
Auch die Mikrostruktur der Nephelinsanidinphonolithe ist in der Regel mikro-
porphyrisch, denn zwischen zahlreichen, durch Grösse hervortretenden Sanidintäfelchen
breitet sich die aus winzig kleinen Nephelinkryställchen bestehende Mikrogrund-
masse aus oder erscheint zwischen ersteren eingeklemmt.
Manche Verschiedenheiten in der Mikrostruktur (in dem Habitus der mikro-
skopischen Bilder) bedingt die Ausbildungsart und Anordnung des Augit (Amphibol)
und Sanidin.
In den Nephelinphonolithen sind die Augitsäulchen seltener gleichmässig ver-
theilt, sondern meist aggregirt, theils zu regellosen, strauchartigen oder garben-
ähnlichen auch sternförmig strahligen Anhäufungen (bei Ausbildung der zellen-
artigen Mikrostruktur zu chlorophyllähnlichen Körnerhäufchen) theils zu voll-
kommen parallelen, lockeren Gruppen, aus denen mehre Augitnadeln gabelförmisg
hervorragen. Wahrscheinlich fand im letzteren Falle die Anordnung nadelförmiger
Partikelchen zur Bildung eines grösseren Kıystalles Statt, der jedoch wegen Mangel
an Augitsubstanz und wegen Uiebermass an Nephelineinschlüssen nicht zur Aus-
bildung gelangte.
1) In der nur aus Leueit und Nephelin (nebst Augit und Magnetit) bestehenden Grundmasse
des Noseanphonolithes vom Schlosse Olbrück treten die prächtigen Leueitdurchschnitte
mikroporphyrisch hervor (die Dünnschliffe erscheinen wie von Nadelstichen durchlöchert).
9x3
2
20
In den Noseansanidinphonolithen waltet die Mikrofluktuationsstruktur vor, da
die zarten Sanidinleistehen um (makro- und mikro-) porphyrische Noseankörner
stromartig angeordnet zu sein pflegen.
Die Sanidinoligoklasphonolithe und die Sanidinphonolithe haben theils eine
mikroporphyrische oder ungleichmässig körnige Mikrostruktur theils eine ausge-
zeichnete Mikrofluktuationsstruktur, je nachdem breite Sanidin- (und Oligoklas-)
täfelchen oder lange, schmale Sanidin- (oder Oligoklas) leistchen vorwalten.
Mikroskop. Studien an den Phonolithgesteinen”) Böhmens.
I. Nephelinphonolithe.
Die Nephelinphonolithe (deren allgemeine Charakteristik bereits S. 16 an-
gegeben wurde) zeichnen sich durch eine vorwaltende, meist äusserst feinkörnige
oder krystallinisch dichte (graulich grüne oder in mannigfachen Nuancen grünlich
oder gelblich graue) schwach fettartig (zuweilen pechsteinähnlich) schimmernde
Grundmasse aus, die ausser minder zahlreichen Augitkryställchen und Magnetit-
körnern wesentlich aus Durchschnitten kurzer Nephelinsäulchen besteht und nur
sparsame, vereinzelte oder strangartig aggregirte Sanidinleistchen enthält.
Aus dieser Grundmasse treten gewöhnlich sparsame Sanidintäfelchen, oder
auch wenige Nephelinsäulchen makroskopisch hervor und zwischen den krystallinischen
Gemengtheilen der Grundmasse ist zuweilen ein trübes graues Cement bemerkbar,
(las jedoch der Menge nach stets minder bedeutend ist.
Das Gemenge der dicht aneinander schliessenden Nephelindurchschnitte — die
als sehr kurze, zuweilen an Kanten und Ecken geflossene Rechtecke, nahezu Quadrate
und als Sechsecke erscheinen — ähnelt zuweilen einem zellartigen Gewebe, aus
(lem die Durchschnitte weniger Individuen mikroporphyrisch, selten makroporphyrisch
hervortreten (Sellnitz). Und diese, porphyrisch hervortretenden Nephelindurchschnitte
sind theils völlig farblos (frei von Einschlüssen), theils mit wenigen regelmässig
selagerten Mikrolithen versehen, gewöhnlich aber durch eine, zuweilen durch zwei
bis drei Randzonen von Mikrolithen oder Schlackenkörnchen geziert. Die prächtigen,
kurz rektangulären Längsschnitte dieser Art ähneln einem Spiegel, der in einen
einfachen, doppelten oder dreifachen Rahmen eingefasst ist. Zuweilen sind die
Schalenzonen sehr dünn und zahlreich, nahezu bis in das Centrum reichend.
Unter den aufgestellten Phonolithgruppen ist die der Nephelinphonolithe ver-
hältnissmässig am ärmsten an Augit und Magnetit. Und beide Bestandtheile sind
häufiger in kleine Aggregate — die manchmal schon an Bruchflächen als dunklere
(grünliche), oft scharf polygonal begrenzte Flecke erscheinen (ausgezeichnet am
Phonolithe des Ganghofes bei Bilin) — vereinigt, seltener einzelweise zerstreut.
In jenen Phonolithen, in denen die Nephelindurchschnitte an Kanten und Ecken
getlossen sind, haben auch die Augitdurchschnitte keine scharfkantige Begrenzung,
sondern gleichen ovalen, länglichen, zuweilen chlorophyllähnlichen Körnern.
*) Phonolithgesteine, die an der Grenze zweier Gruppen stehen, werden in der einen beschrieben,
in der zweiten namhaft gemacht.
Der Noscan ist in den Nephelinphonolithen eine minder häufige Erschemung;
nur das Phonolithgestein des Boren macht durch seinen bedeutenderen Noseangehalt
eine Ausnahme.
Das spez. Gewicht der Nephelinphonolithe (unter meiner Controlle von Hr.
Ph. €. Bilek bestimmt) = 2:569 (arithmetisches Mittel von — aus sechs Lokali-
täten stammenden Phonolithproben, welche die Grenzwerthe 2:457—2:684 ergaben).
(Die chemische Beschaffenheit ist in dem Kapitel „Chemische Studien etc.“
erläutert.)
Der Nephelinphonolith
vom blauen Berge aus dem Schönbachthale bei Oberleitensdorf (im Erzgebirge !)).
In Dünnschliffen dieses Phonolithes bemerkt man auf einem fast farblosen Grunde
zahlreiche, ziemlich gleichmässig vertheilte, grünliche Flecke, die sich als strom-
oder strauchähnliche Gruppirungen von zarten Augitsäulchen mit untergemengten,
sparsamen Sanidinleistchen, Nephelinkryställchen und Magnetitkörnern erweisen.
Die Grundmasse, aus der nur sparsame Sänidintäfelchen porphyrisch hervor-
treten, besteht durchwegs aus (für 400. Vergr.) winzig kleinen, farblosen Recht-
und Sechsecken des Nephelin, zwischen denen einzelne Sanidinleistehen nur spo-
radisch eingestreut sind. Mit scharfen Umrissen treten einzelne Nephelindurch-
schnitte makroskopisch hervor, meist durch prächtige Schalenstruktur und regel-
mässige Einlagerung der Mikrolithe ausgezeichnet. Neben den kleinen hexagonalen
Durchschnitten finden sich auch sparsame deutliche Achtecke des Leucit vor, die —
sowie viele der ersteren — centrale Anhäufungen von geflossenen und unvollkom-
men ausgebildeten Augitkryställchen oder kleine Staubkränzchen aufweisen.
Ausserdem sind auch spärliche winzige Hauyndurehschnitte zu bemerken, die,
mit feinen Staubkörnern erfüllt, bläulichgrau durchschimmern.
Das spez. Gewicht dieses Phonolithes ist = 2°55 und nach Reuss?) = 2:54.
Von sehr ähnlicher mikroskopischen Beschaffenheit sind die sämmtlich hieher
gehörigen Phonolithe zwischen Brüx, Bilin und Teplitz.
Die Dünnschliffte des Phonolithes
vom nördlichen Abhange des Schlossberges bei Brüzx
zeigen vereinzelte, reine Sanidintafeln in einer scheinbar dichten Grundmasse.
Letztere erscheint jedoch bei 400 f. Vergrösserung als ein zellenartiges Gewebe,
bestehend aus dicht an einander schliessenden, an Kanten und Ecken geflossenen
Polygonen und kurzen Rechtecken des Nephelin, zwischen denen farblose Sanidin-
leistehen nur sparsam vertheilt sind. Möglicherweise gehören einige der farblosen
Polygone dem Leuceit an.
') Aus dem Duppauer Gebirge könnte das Phonolithgestein von Engelhaus bei Karls-
bad, dessen unter den Nephelinsanidinphonolithen Erwähnung geschieht, auch zu den
Nephelinphonolithen gezählt werden, da es an der Grenze beider Varietäten steht; denn in
einigen Dünnschliffen desselben waltet die aus Nephelin bestehende Mikrogrundmasse be-
deutend vor, während in anderen der umgekehrte Fall silt.
2) Umgebung von Teplitz und Bilin 1840, 190,
to
ID
Stellenweise treten strauchartige Aggregate von unvollkommen ausgebildeten,
grünlichen, mit Magnetitstaub belegten Augitsäulchen oder lockere Gruppen von
grasgrünen, chlorophyllähnlichen Körnchen auf, die ebenfalls dem Augit beizu-
zählen sind.
Das Aussehen der mikroskopischen Bilder, namentlich das Angeflossensein der
Nephelindurehschnitte und der rundlich begrenzten Augitkörner weist auf ein sehr
rasches Erstarren der Phonolithmasse hin.
Während die Nephelindurchschnitte dieses Phonolithes nur sparsame kurze
Mikrolithe einschliessen, sind die des Phonolithes
vom Kreuzberg bei Brüzx
durch schöne, mit langen spiessigen Mikrolithen versehene Randzonen (die einem
Spiegelrahmen ähneln) ausgezeichnet.
Auch dieses Phonolithgestein enthält dichte, mit Magnetitkörnern gemengte
Aggregate von Augitkrystallen; allein unter diesen bemerkt man auch kleine
Noseandurchschnitte, die mehr weniger aufgelöst sind. Und solche Aggregate sind
schon in den Dünnschliffen als gelblichgraue Fleckchen wahrnehmbar.
Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Kreuzberge —= 2.487.
Mit diesem Phonolith stimmt jenes Phonolithgestein überein, von dem sich
ein Formatstück mit der Etiquette: „ron einem der kleinen Kegelbei Brüx“
im böhm. Museum vorfand, enthält aber makroskopische Nephelin- und Sanidin-
kryställchen.
Nephelinphonolith vom Schladmiger Berge.
Bis 2 lange und fast ebenso breite Durchschnitte des Nephelin sind in der
kryst. dichten Grundmasse recht zahlreich verbreitet. Und diese besteht wiederum
fast zu zwei Dritttheilen aus Nephelin. Dessen Durchschnitte, von der oberwälhnten
Grösse bis zur kaum wahrnehmbaren Kleinheit herabsinkend, stellen sehr kurze
Rechtecke und Hexagone von scharfen Umrissen dar und sind theils völlig rein,
frei von Einschlüssen, theils nur mit einem engen Rahmen von wenigen Mikrolithen,
aber zahlreichen Schlackenkörnern und Gasporen versehen. Wie in Phonolithen
ähnlicher Art sind auch hier die äusserst ‘zarten (mikrolithischen) Augitsäulchen
mit sparsamen Feldspathleistchen und Magnetitkörnern zu strauchartigen Gruppen
vereint, während sie vereinzelt äusserst sparsam anzutreffen sind. Nosean wurde
nicht bemerkt; dagegen sind durch die ganze Masse vereinzelte Hexagone ver-
breitet, die aus einem breiten hexagonalen Kern von Staubkömern und einer
schmalen, schwach röthlichen Aussenzone bestehen und an Hauyndurchschnitte
erinnern.
Von fast gleicher Beschaffenheit ist der Phonolith des nahen
Sellnitzer Berges,
in dem die strauchartig aggregirten Augitsäulchen und Magnetitkörner — kleine Aggre-
gate von mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten umschliessend — zierliche
Gebilde darstellen. Nach Reuss ist das spez. Gewicht = 2'563. Das Phonolith-
gestein des
Boren bei Bilin
2}
23
zeichnet sich durch minder zahlreiche, porphyrische, rissige Sanidintafeln und winzig
kleine sparsame Noseankörner aus; auch kleine Nephelinsäulchen sind im selben
zu finden.
Die Noseandurchschnitte sind rostgelb, staubig, mit einer bleigrauen, zuweilen
Partikelchen von Strichnetzen aufweisenden Zone versehen, die. noch von einer sehr
schmalen, fast farblosen Aussenzone umrandet zu sein pflegt. Ein grösserer Nosean-
durchschnitt dieser Art schliesst in seiner Mittelfläche eine grosse Partie der Grund-
masse so ein, dass der eingeschlossene Theil derselben mit dem ausserhalb des
Noseandurchschnittes befindlichen strangartig verbunden ist. (Taf. I. fig. 7.)
Die Mikrogrundmasse besteht zum grössten Theil aus Nephelin, dessen Durch-
schnitte durch kurze, in den Randzonen regelmässig gelagerte Mikrolithe charakte-
risirt sind. Stellenweise Gruppen von kleinen Noseandurchschnitten, Amphibol-
nädelchen und Magnetitkörnern sind sehr sparsam. Vereinzelt erscheinen lange
dünne Nadeln des Apatit.
“Wenig abweichend zeigt sich der Phonolith vom Gipfel desselben
Berges. Grössere Noseandurchschnitte, noch mit schwärzlichblauen Partien ver-
sehen, sind zahlreicher; ebenso Stränge von monoklinen Feldspathleistchen, die im
polarisirten Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigend, sich als Sanidin-
Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetze erweisen.
Ein frisches Fragment des Phonolithes vom Gipfel des Boren ergab das spez.
Gewicht 2:56.
Und beiden ähnelt der Phonolith, der von einem Blocke zwischen Libschitz
und Bilin abgeschlagen, das spez. Gewicht = 2'523 ergab.
Mit dem Phonolithgestein des Boren ziemlich übereinstimmend erscheint der
Phonolith des nahen
Schäferberges bei Ganghof unweit Bilin ;
doch ist letzterer reicher an porphyrischen, :rissigen Sanidintäfelchen, die am Rande
schöne Schalenstruktur aufzuweisen pflegen, und bedeutend ärmer an Nosean. Seine
Grundmasse, die stellenweise wegen der durch rasches Erstarren unvollkommen
erfolgten Ausbildung der (geflossenen) Nephelinkrystalle einem Zellgewebe ähnelt,
scheint auch etwas Leueit zu enthalten. Auf das rasch erfolgte Erstarren der
Phonolithmasse weist auch das Angeflossensein der Augitkryställchen hin, deren
Aggregate in den Dünnschliffen als grünliche Flecke erscheinen.
Die wenigen mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte haben theils eine
zierliche Randzone, theils eine centrale Cumulation von grösseren Schlakenkörnern
mit Gasporen.
Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Schäferberge = 2:617.
Nach Jenzsch') ist das spez. Gewicht des grünen Phonolithes vom Ganghofe
(auf die grösste Dichtigkeit des Wassers zurückgeführt) = 2'502, einer braun-
gefärbten Varietät = 2'511.
Nach Reuss ?) ist: das spez. Gew. eines dunkelgrauen Phonolithes vom Ganghofe =
2:555, einer gelben Varietät = 2471, einer sehr reinen dunkelgrünen Varietät = 2435
4) Zeitsch. d. d. g. Ges. 1856. 177.
2) Umgebung von Teplitz und Bilin 1840, 190,
Minder zahlreich treten porphyrische Sanidintafeln iü dem Phonolithe
des vothen Berges bei Prohn
auf. Und seine Grundmasse besteht fast durchwegs aus Nephelin, dessen Durch-
schnitte an Kanten und Ecken geflossen sind. Zwischen diesen sind äusserst spar-
same Feldspathleistchen und stellenweise ein bräunliches amorphes Cement zu
bemerken.
Während Augit und Magnetit in der Grundmasse fast gänzlich fehlen, sind
beide Bestandtheile m Form strauchartiger Gruppen ausgeschieden.
Den grössten Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithmasse
des Wachholderberges bei Teplitz
hat der Nephelin, dessen Durschnitte in einigen Dünnschliffen geflossen, in anderen
scharfkantig erscheinen. Und letztere sind durch die allerschönste Schalenstruktur
ausgezeichnet. Durch die regelmässige Lagerung der spiessigen Augit- oder Amphi-
bolmikrolithe in den Randzonen ähneln die kurzen Nephelinrechtecke kleimen
Spiegeln, die im einen breiten oder in mehre enge Rahmen eingefasst sind. Wenige
Nephelindurchschnitte haben regelmässig begrenzte Cumulationen von Mikrolithen
in der Innenpartie und selten kommen “auch solche Durchschnitte vor, in denen
die Mikrolithe verworren oder nur partiell regelmässig gelagert sind. Auch Ver-
zerrungen und Unvollkommenheiten in der Ausbildung sind an manchen Nephelin-
durehschnitten zu bemerken.
Um die mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte sind zuweilen grünliche
Augitsäulchen regelmässig (den Kanten parallel) gelagert, aber die meisten Augit-
krystalle sind durch die ganze Phonolithmasse ziemlich gleichmässig vertheilt oder
in kleinen Aggregaten, die in Dünnschliften als dunkle Flecke erscheinen, angehäuft.
In jenen Dünnschliffen, in denen geflossene Nephelinkrystalle auf eine rasche
Erstarrung des Gesteins hinweisen, sind auch die Augitkryställchen geflossen oder
aus kleinen ovalen Körnern zusammengesetzt.
Minder zahlreich sind farblose, porphyrische Tafeln, die im polarisirten Lichte
verschieden gefärbte Längshälften — oft mit zahlreichen triklmen Lamellen —
zeigen, ebenso lange, farblose Leistchen, die fast überall aus zwei im polarisirten
Lichte verschieden gefärbten Längshälften bestehen.
Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Wachholderberge = 2:648.
Im böhm. Museum fand ich ein grosses Formatstück eines dichten, hornstein-
ähnlichen (muschlig brechenden), gelblichweissen, schwärzlich zart geaderten Gesteins
vor, das die Etiquette
vom Milayer Berge bei Beloschitz
trug und wahrscheinlich vom Gipfel des aus hauynreichem Nephelinbasalt bestehenden
Berges stammt. Dieses Gestein, das nur äusserst sparsame Sanidintäfelchen mit
freiem Auge erkennen lässt, besteht (bei 200 f. V. betrachtet) fast durchwegs
aus winzig klemen, aber deutlichen Nephelindurchsehnitten. Der sehr spärliche
Augit, an seinem dichroskopischen Verhalten und an der Form vieler Durchschnitte
deutlich erkennbar, erscheint theils in Aggregaten sternförmig oder strahlig ge-
25
ordneter, chromgrüner (gelblich oder bräunlich grüner, auch grünlich grauer) Nadeln
oder in scharf begrenzten Häufchen chlorophyllähnlicher Körner. In den sehr
spärlichen makroskopischen Sanidintäfelchen fanden sich scharfe Hexagoneinschlüsse,
dachziegelartig übereinander gelagert, vor, die der Anordnung nach mit Tridymit
übereinstimmen. Aehnliche Tridymithäufchen kamen auch in den mit farbloser Sub-
stanz und zarten Zeolithgebilden ausgefüllten Klüften der Grundmasse vor.
Das dichte, felsitähnliche, gelblichweisse Phonolithgestein von
Nestersitz
besteht (bei 200. V. b.) fast durchgehends aus Durchschnitten des Nephelin und
einem spärlichen, trüben, gelblich grauen, an Körnchen und dunklen Stachelchen
reichen Cemente. Sehr sparsam sind kleine Augitsäulchen und Stränge von Feld-
spathleistchen, während makro- und mikroporphyrische Sanidintäfelchen gänzlich
fehlen. Ausser den wenigen Magnetitkörnchen wurden auch einige bläulichstaubige
Hauyndurchschnitte beobachtet.
Recht zahlreich sind auch die Nephelinphonolithe am rechten Elbeufer.
Den Nephelinphonolithen von Brüx-Bilin ähnelt im Allgemeinen das Phono-
lithgestein
des Plateau von Nemschen,
allein zwischen den Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, die entweder frei
von Einschlüssen oder mit centralen Anhäufungen oder mit eimer Randzone von
Mikrolithen versehen sind, finden sich Täfelchen und Leistehen des Sanidin reich-
licher vor; auch der Augit — in Form kleiner Kıystallaggregate, die in Dünn-
schliffen als Nädelchen erscheinen — ist zahlreicher als in Phonolithen ähnlicher Art.
Während der Nosean in kleinen Durchschnitten sporadisch zu bemerken ist,
sind winzig kleine, mit einem Stich ins Röthliche versehene Polygone (meist Sechs-
ecke) eine häufige Erscheinung. Diese kleinen Durchschnitte, die ich für Hauyn
halte, sind theils durch einen regelmässig und dem Umrisse concordant begrenzten
Kern von Staub- und Schlackenkörnern, theils durch lockere Häufchen erwähnter
Einschlüsse charakterisirt.
Kleine polygonale Durchschnitte ähnlicher Art — meist durch schöne Kränzchen
von Staubkörnern und Mikrolithen geziert — finden sich auch in dem ausgezeich-
neten Nephelinphonolithe
am Fusse des Kreuzberges bei Pohoran
recht zahlreich vor; allein seine Mikrostruktur weicht von der des vorigen — wegen
der ziemlich gleichmässigen Vertheilung von etwas gröberen Augitsäulchen und
minder zahlreichen Masnetitkörnern, sowie wegen des sparsamen Vorhandenseins
von Sanidinleistehen und des deutlichen Auftretens eines grauen, trüben Cementes
— einigermassen ab. Das dichte Phonolithgestein
von. Ritschen
26
besteht durchgehends (bei 200. V. b.) aus kleinen, scharf begrenzten Durehschnitten
sehr kurzer Nephelinsäulchen und recht zahlreichen grünlichen Augitsäulchen, welche
letztere reich sind an Einschlüssen des Nephelin. Ausserdem sind in der Grundmasse
winzig kleine farblose mit einem Stich ins Röthliche versehene und durch Staub-
körnerhäufchen oder Kränzchen ausgezeichnete Polygone verbreitet, die wahrscheinlich
dem Hauyn angehören. Ein spärliches gelblichtrübes Cement ist stellenweise deut-
licher entwickelt. Magnetit wurde nicht gefunden. — Mit diesem ziemlich überein-
stimmend erweist sich der nahe Phonolith
von St. Magdalena bei Taschov.
In diesem fanden sich einige bräunliche Amphibolfragmente, von Aggregaten
srünlicher Augitsäulchen umschlossen vor.
Das schieferige, grünlichgraue Phonolithgestein von
Proboscht (westlich, bei)
enthält mehr des grauen Cementes, welches die Trübung der farblosen Gemeng-
theile veranlasst. — Grössere (für 400f. Vergrösserung) mikroporphyrische Nephe-
lindurchschnitte enthält in grosser Menge der Nephelinphonolith von
Budove bei Schwaden Ä
und die durch feinen, schwarzgrauen Staub getrübte Mikrogrundmasse, in der
oberwähnte Krystalle eingebettet liegen, besteht wesentlich aus winzig kleinen,
stellenweise mit Strängen zarter Sanidinleistchen gemengten Nephelindurchschnitten,
die durch eine graulich trübe amorphe Substanz cementirt sind.
Grünliche Augitdurchschnitte, die neben zahlreichen Aggregaten von Augit
und Magnetit stellenweise porphyrisch auftreten, sind reich an Nephelineinschlüssen,
die in Grösse und Aussehen den mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten gleichen.
Von ziemlich gleicher Beschaffenheit ist der Nephelinphonolith vom westl.
Fusse des Hradiskenberges bei Schwaden.
In dessen Dünnschliffen bemerkt man wirr gelagerte, schwärzlich grüne Nadeln,
die (bei 200f. V.b.) aus kleinen, durch Nephelineinschlüsse ganz zerstückelten Augit-
säulchen bestehen. Und ausser den äusserst sparsamen mikroporphyrischen Sanidin-
täfelchen besteht die Phonolithsubstanz nur aus Nephelin und einem staubigen
Cemente.
Eine gleichförmige, für 200 f. Vergrösserung mikrolithische Struktur hat das
Phonolithgestein von
' Cermischt 1)
(dessen Substanz ausser sparsamen Sanidinleistchen und Magnetitkörnern wesentlich
aus scharf begrenzten, zuweilen durch regelmässige Mikrolithenlagerung charakteri-
sirten Nephelinkryställchen und kurzen, aus kleinen Partikeln zusammengesezten
Augitsäulchen besteht. Letztere sind theils stromartig, theils verworren gelagert,
An die eben aufgezählten Nephelinphonolithe schliessen sich noch die vom
Eichberge bei Mertensdorf[(Sandau) u. vom Tachaberge bei Hirsch-
berg an.
') In der Museumsammlung mit der bezeichneten Etiquette vorgefunden.
In beiden waltet eine krystallinisch dichte Grundmasse vor, die selbst bei
einer 400f. Vergrösserung ein Gemenge winzig kleiner Krystallindividuen zeigt.
Diese sind vorwiegend an Kanten und Ecken geflossene und unvollkommen ausge-
bildete, kurze Rechtecke und Sechsecke des Nephelin, dem sich nur stellenweise
sparsame Sanidinleistchen beigesellen. Und als Durehschnitte eines dritten Gemeng-
theiles treten winzig kleine, mit einem Stich ins Röthliche versehene Hexagone
und Polygone auf, die, entweder einen zarten Kranz von Staub- und Schlacken-
körnern oder lockere (meist eentrale) Häufchen derselben einschliessend, vermuth-
lich als Hauyndurchschnitte anzusehen sind.
Grünliche Augitnadeln, die, sowie der sparsame Magnetit, durch die Phonolith-
masse ziemlich gleichmässig verbreitet sind, haben geflossene Ränder und erweisen
sich bei stärkerer Vergrösserung als Aggregate kleiner ovaler Körner. Wenige der
porphyrischen Sanidintäfelehen im Phonolithe des Tachaberges zeigen stellenweise
eine zarte trikline Riefung.
Unter den Dünnschliffen des Phonolithes vom Tachaberge fanden sich auch
solche vor, die sich mit den Phonolithen von Brüx-Bilin vollkommen übereinstim-
mend erwiesen.
An der Grenze der Nephelinphonolithe und der Nephelinsanidinphonolithe steht
das Gestein vom südlichen Abhange des Steinberges bei Tschersing
und manche Partien des Phonolithes vom Ilmensteine und vom oberen
Steinberge bei Oberlichtenwalde.
II. Leucit-Nephelinphonolithe.
Die wenigen, mir bekannten Leueit-Nephelinphonolithe (deren allgem. Chara-
kteristik bereits S. 16. angegeben wurde) sind dunkelgraue (selten lichtgraue) oder
grünlichgraue, dichte oder äusserst feinkörnige, mehr weniger deutlich schieferige
Varietäten, die nur spärliche Sanidintäfelchen und Augit- (zuweilen auch Titaneisen-)
körnchen makroskopisch aufzuweisen pflegen.
Während die Leueitdurchschnitte der Phonolithgesteine aus der Eifel theils
durch scharfe Umrisse, theils durch concentrische, kranzähnliche Anordnung der
Schlackenkörner- und Mikrolitheneinschlüsse charakterisirt sind, ist die Leueitsub-
stanz dieser kleinen Gruppe böhmischer Phonolithgesteine zum grössten Theile
nicht individualisirt; man bemerkt nur eine homogene, im polarisirten Lichte dunkle
Substanz, die der rundlich oder polygonal gelagerten Einschlüsse wegen als Leueit-
substanz angesehen werden kann. Aus dieser Substanz treten aber sporadisch
deutliche Leueitdurchschnitte auf, die theils durch bestimmte Begrenzung, theils
durch Kränzchen oder centrale Häufchen von Mikrolithen oder Schlackenkörnchen
oder durch farblose, die mikrolithische Phonolithmasse umschliessende Ringzonen
gekennzeichnet sind.
Man kann der Vermuthung Raum geben, dass der grössere Theil der farb-
losen, scheinbar amorphen Substanz dieser Phonolithe aus minder individualisirtem
Leueit besteht, dem die übrigen Bestandtheile der Mikrogrundmasse — Nephelin
in kurzen (im polaris. L. hervortretenden) Rechtecken und Hexagonen, Augit und
Sanidin in fast kreisförmigen Strömungen zarter Mikrolithe — eingeschlossen sind,
Phonolithe dieser Gruppe sind verhältnissmässig reich an Augit (Amphibol)
und Magnetit (daher ihre meist dunkelgraue Färbung) und bilden einen Uebergang
zu den leueitreichen Phonolithbasalten, denen sie in ihrem makro- und mikrosko-
pischen Gesammthabitus ähneln.
Hieher gehört das grünlichgraue, dichte Phonolithgestein von
Weschen bei Teplitz
das — sehr breite und der Quere nach plattenförmig abgesonderte Säulen bildend —
von Reuss als ein Mittelelied zwischen Phonolith und Basalt bezeichnet wurde.
Bei 200f. Vergrösserung zeigt dasselbe ein Gemenge von grünlichen, vorwaltend
rundlich gelagerten Augitsäulchen und recht zahlreichen Magnetitkörnern in einer
graulichweissen, staubigen Substanz, die im polar. L. zum grössten Theile dunkel
erscheint und wegen der zuweilen recht deutlichen polygonalen Anordnung der
Augitsäulchen (der Mikrolithe und Staubkörner) als minder individualisirte Leueit-
substanz angesehen werden kann; nur stellenweise sind minder zahlreiche, matt-
blaue Rechtecke des Nephelin zu erkennen.
Sparsam finden sich kleine, bläulichgraue, grob netzartig gezeichnete Nosean-
durehschnitte vor, aber recht zahlreich sind winzig kleine, trübe, graulichgelbe,
quadratische oder polygonale Flecke, die am wahrscheinlichsten ebenfalls Nosean-
durchschnitte sind. Bestäubte mikroporphyrische Apatitdurchschnitte sind selten
zu finden. Bedeutend reicher an Nephelin ist das dunkelgraue, äusserst feinkörnige
Phonolithgestein vom westlichen Abfalle des Kletschner Berges.
Es enthält als vorwaltende Bestandtheile minder individualisirten Leueit und
Nephelin, deren‘ Ausbildung wegen Einlagerung der äusserst zahlreichen, fast mikro-
lithischen Augitnädelchen und der ebenfalls sehr zahlreichen kleinen Magnetit-
körnchen zum grössten Theil gehemmt wurde; doch sind mehre Nephelindurch-
schnitte, mikroporphyrisch hervortretend und fast völlig farblos, scharf begrenzt
und durch breite, mit regelmässig eingelagerten Mikrolithen und Maenetitkörnern
versehene Randzonen geziert.
Die Mikrostruktur dieses Gesteins ist ziemlich gleichartig, ein Gewirr von
kurzen Augit- oder Amphibolnadeln und Magnetitkörnern in einer farblosen Substanz
darstellend, welche letztere wesentlich aus minder individualisirtem Leueit und
Nephelin besteht. Es kommen aber auch Partien zum Vorschein, die halbentglasten
Stellen gleichen. Und solche Partien pflegen rundliche oder ovale Anhäufungen von
Magnetitkörnern als Mittelkerne einzuschliessen.
Aus der Mikrogrundmasse wenig hervorragend erscheinen einzelne Nephelin-
und Sanidintäfelchen — letztere im polarisirten Lichte an beiden Hälften verschieden
gefärbt — sowie sparsame bräunliche Amphibolnadeln, die gewöhnlich mit einer
trüben, schwarzgrauen, magnetitreichen Zone umsäumt sind. Sanidinleistehen sind
in der Grundmasse sparsam verbreitet und Nosean in winzig kleinen Kryställchen
kann als Seltenheit bezeichnet werden.
29
Im böhm. Museum fand sich das Formatstück eines dunkelgrauen, äusserst
feinkörnigen Phonolithgesteins mit der Etiquette
vom Hutberge
vor. Dasselbe zeigt bei 200 f. V. ein gleichartiges Gemenge von vorwaltendem,
nicht individualisirtem Leueit mit Nephelin Augit (Amphibol), Sanidin, Nosean
und Maenetit.
Die Leueitsubstanz zeigt nur an wenigen Stellen deutliche Umrisse; allein
die rundliche oder polygonale Anordnung der grauen Augit- (oder Amphibol-) säulchen,
hie und da mit winzig kleinen Nephelinkryställchen und stellenweise recht zahl-
reichen Sanidinleistchen lässt letzgenannte Minerale als Einschlüsse des minder
individualisirten Leueit erkennen. — Die Noseandurchschnitte sind sämmtlich klein,
gelblich oder röthlich braun gefärbt, schön quadrirt oder ganz trübe und impellueid.
Der reichlich entwickelte augitische Bestandtheil stellt diesen Phonolith nahe
den Phonolithbasalten. Dasselbe gilt von dem dunkelgrauen, äusserst feinkörnigen
Phonolithgestein (aus der Museumsammlung mit der Etiquette)
vom Klumpen, Herrschaft Liboch.
Dasselbe enthält sparsame porphyrische Amphibol-Kryställchen, deren bräun-
liche Durchschnitte wegen zarter, paralleler Klüftchen fast seideglänzend erscheinen
und mit einer Randzone schwärzlicher Körner versehen sind.
Die Grundmasse zeigt ein lockeres Gewirr von grauen Augit-(Amphibol-)
säulchen, welche meist polygonal gelagert sind, und eine graulichweisse Substanz,
die im polaris. L. mit Ausnahme minder zahlreicher mattblauen Rechtecke dunkel
erscheint, daher als minder individualisirte Leueit- und Nephelinsubstanz anzusehen
ist. Einzelne Nephelinrechtecke sind auch an der regelmässigen Einlagerung der
Mikrolithe im gewöhnlichen Lichte deutlich erkennbar. Stellenweise treten recht
zahlreiche Sanidinleistchen auf, unter denen mehre einem triklinen Feldspathe
angehören.
In diese Gruppe ist auch ein titanitführendes, lichtgraues, dichtes Gestein
von Salesl
(wahrscheinlich von irgend einer Stelle des Holey-Kluk) einzureihen; denn die
meisten Partien seiner Dünnschliffe, in denen wenige Sanidintäfelchen zu bemerken
sind, zeigen eine rundliche Anordnung der mikrolithischen Augitsäulchen, Magnetit-
körnchen nebst stellenweisen Strömungen zarter Sanidinleistehen und im polari-
sirten Lichte minder zahlreiche mattblaue Nephelinrechtecke. Polygonale Leueit-
durchschnitte mit scharfer Begrenzung sind selten zu finden, aber mehr weniger,
deutliche Kränzchen von zarten Staubkörnern und farblose Ringe mit centralen
Häufchen von Mikrolithen kommen häufiger vor.
Die mikroporphyrischen, grünlichen Augitdurchschnitte, von «lenen viele im
polaris. L. buntförmige Lamellen zeigen, sind schriveich an Glaspartikelchen mit Gas-
bläschen, stellenweise auch an Nephelinmikrolithen. Bestäubte Apatitdurchschnitte
sind sparsam.
Bi)
III. Nephelin-Noseanphonolithe und Nephelin-Hauyn-
phonolithe.
Die Nephelin-Nosean- (und hauyn-) phonolithe (deren allgem. Charakteristik
bereits S. 17. angegeben wurde) zeichnen sich unter allen Phonolithvarietaeten durch
den grössten Reichthum an Nosean und Hauyn aus. Und neben diesen Mineralen tritt
gewöhnlich auch der Nephelin in den Vordergrund. Es muss jedoch bemerkt
werden, dass in mehreren der nosean-(oder hauyn-)reichsten Phonolithgesteine,
deren löslicher Antheil mehr als 45°, beträgt, die Nephelinmenge weit geringer
ist als die des Sanidin, dessen zarte Leistchen um mikroporhyrische Nosean- oder
Hauyndurchschnitte fluetuationsartig angehäuft zu sein pflegen; ausserdem ist der
Nephelin selten mit scharfen Umrissen versehen (z. B. vom Gipfel des Boten b.
Bilin und vom Wiltschberge oder Wilhost bei Drumm), sondern in der Regel minder
deutlich individualisirt, somit nur an der regelmässigen Anordnung der zarten Ein-
schlüsse und im polaris. L. an dem deutlicheren Hervortreten der mattblauen, rekt-
angulären Längsschnitte zu erkennen. Da sich dem Nephelin mehr weniger Leucit
beizugesellen pflegt, so sind allmälige Uebergänge zu den Leueit-Nosean- (Hauyn-)
Phonolithen zu verfolgen, ebenso wie solche durch bedeutendes Uiberwiegen von
Sanidin zu den Sanidin-Nosean- (Hauyn-) Phonolithen bestehen. Zuweilen scheint
auch ein amorphes, gelblich oder graulich trübes Cement zwischen den Krystall-Be-
standtheilen wahrnehmbar zu sein, doch der Menge nach stets unbedeutend.
Das spez. G. des Phon. vom Gipfel des Boten — 2:56
von Wistherschan — 2.545 (Redtenbacher)
vom Milleschauer — 2.576 (Reuss)
von Houska = 2,588
Ein ausgezeichneter Typus für die Nephelinhauynphonolithe ist das Gestein
vom Wiltschberge bei Drumm und von Houska, dessen mikroskop. Beschaffenheit
weiterhin (in dieser Gruppe) angedeutet werden wird und für die Nephelin-Nosean-
phonolithe das Gestein vom Gipfel des Boren (bei Bilin), dessen mikroskop. Ana-
Iysis 5.23. angegeben wurde (von anderen Punkten dieser Lok. scheint der Nosean-
gehalt bedeutend geringer zu sein).
Die Mikrostruktur der nun folgenden Phonolithgesteine weicht von der des
Boren, Wilhost und Houska in so fern ab, als sich jene im Allgemeinen reicher -
an Sanidin erweisen und ihre Nephelindurchschnitte nie so scharf begrenzt und
so schön charakterisirt sind wie in den namhaft gemachten Phonolithen.
Von den übrigen, mit den letzteren in der Mikrostruktur übereinstimmenden
Nephelinphonolithen tritt der Nosean in denen von Brüx und vom Ganghofe bei
jilin etwas reichlicher auf, doch scheint dessen Menge nicht 10°, zu erreichen.
Dasselbe gilt von der Menge der (meist) rötlillich weissen, durch centrale Cumula-
tion von Staubkörnern ausgezeichneten — in einigen Nephelinphonolithen verbrei-
teten — Polygone, die ich für Hauyn halte.
Aus der dichten Grundmasse des Phon.
von Libschitz bei Wistherschan
os
Bu
treten nur wenige Sanidintäfelehen und Noseankörnchen porphyrisch hervor. Und
die Grundmasse besteht aus Nosean, Nephelin, Sanidin und etwas wenig Leueit
(dessen octagonale Conturen recht deutlich wahrzunehmen sind) mit gelblichen
Augitnadeln und kleinkörnigem Magnetit.
Die Noseandurchschnitte sind schwach rostgelb und mit einem scharf begrenzten
dunkleren Saume versehen oder in Zeolithbüschel umgewandelt. Mehrfach finden
sich kleine Partien einer auch zwischen die Krystalle eingeklemmten Substanz vor,
die durch massenhafte Ausscheidung farbloser Mikvrolithe halb entglasten Stellen
ähnelt.
In einigen Dünnschliffen des Phonolithes
von Liesnitz
waltet minder individualisirter Nephelin (und etwas Leueit) über den Sanidin
derart vor, dass dieses Gestein unter den Nephelinnoseanphonolithen erwähnt zu
werden verdient.
Aehnlich verhält es sich mit dem Phonolithe
vom kleinen Franz bei Kostenblatt,
das an der Grenze der Nephelin-Nosean- und Sanidin-Noseanphonolithe steht; denn
stellenweise waltet minder individual. Nephelin, stellenweise Sanidin (in farblosen,
Leistehen und rissigen Täfelchen) vor. Letztere Partien sind bedeutend reicher an
mikroskop. Nosean, dessen rostgelbe Durchschnitte minder scharfe Umrisse zeigen.
Augit und Magnetit sind sparsam nnd gleichmässig verbreitet,
Eines der noseanreichsten Phonolithgesteine ist das natrolithführende Gestein
der Langen Berge.
Die Noseandurchschnitte, eirca ?/, der ganzen Phonolithmasse einnehmend,
treten meist mikroporphyrisch hervor und erscheinen in den Dünnschliffen als lichte
Punkte.
Die trübe, staubige Mikrogrundmasse, ziemlich reich an kleinen Augitkıyställchen
und Magnetitkörnchen, besteht wesentlich aus Nosean und minder individual. Ne-
phelin (vielleicht auch etwas Leueit). Dieselbe erscheint im polaris. L. graulich
oder bläulich und die sämmtlich umgewandelten Noseandurchschnitte bieten ein buntes
Farbenspiel der zeolitischen Neubildungen dar. Die mikroporphyrischen Nosean-
durchschnitte sind meist von regelmässig angelagerten Sanidinleistehen und Ausgit-
säulchen umzäunt. Nur sporadisch treten strangartige Aggregate zarter Sanidin-
leistehen auf.
Sehr reich an Nosean ist das gefleckte, poröse, äusserst feinkörnige Phonolith-
gestein
vom südlichen, steilen Abhange des Mileschauer Berges (oder Donnersberges).
Dasselbe zeigt in Dünnschliffen wenige porphyrische Augit- und Sanidindurch-
schnitte und sehr zahlreiche, meist halb aufgelöste oder in Zeolithbüschel umge-
wandelte Noseandurchschnitte. Und die Mikrogrundmasse besteht aus (umgewan-
deltem) Nosean, Nephelin, Leucit, Sanidin (in Strömungen zarter Leistehen) und
Augit (Amphibol). An einigen Stellen sind die Sanidinleistchen vorwaltend, wodurch
eine Annäherung an die Sanidin-Noseanphonolithe, namentlich an das Phonolith-
gestein des nahen Klotzberges Statt findet.
Die porphyrischen Sanidindurchschnitte zeigen stellenweise eine schwache,
aber dichte Riefung und schliessen oft mehre, in Zeolithbüschel umgewandelte
Noseandurchschnitte ein.
Viele Leueitpolygone haben recht deutliche Umrisse, aber keine oder undeut-
liche Staubkränzchen; auch mehre Nephelinrechtecke sind scharf begrenzt.
Sehr ähnlich ist das Phonolithgestein
vom westlichen Abhange des Mileschauer Berges ;
doch enthält letzteres weniger Sanidin und mehr des farblosen minder individual.
Gemengtheiles, der im polaris. L. zum grösseren Theile dunkel erscheint (Leueit) und
minder zahlreiche, mattblaue Nephelinrechtecke zeigt. Das Phonolithgestein vom
Lobosch bei Lobositz
stimmt in seiner Mikrostruktur mit dem vom Wistherschan überein. Seine Grund-
masse, aus der nur winzig kleine Sanidintäfelchen und trübe rostgelbe Noseandurch-
schnitte porphyrisch hervortreten, besteht wesentlich aus minder individualisirtem
Nephelin, gemengt mit Nosean und Sanidin und erscheint im polaris. Lichte zum
grösseren Theile lichtgrau und mattblau. Die Vertheilung des sparsamen Augit und
Magnetit ist ziemlich gleichmässig.
Das äusserst feinkörnige, grössere, aber nicht zahlreiche Sanidintafeln aufwei-
sende Phonolithgestein
vom Erdfallhügel am Ziegenberge bei Wesseln
ist sehr reich an Nosean. Dessen porphyrische und mikroskopische Durchschnitte
sind meist mit lockerem Staube erfüllt und ziemlich scharf begrenzt. Ausserdem
Nosean besteht die Grundmasse wesentlich aus minder individualisirtem Leueit
und Nephelin, zarten Sanidinleistchen, Augit (Amphibol) und Magnetit, welche
letzgenannten zwei Bestandtheile eine ziemlich gleichmässige Vertheilung haben;
doch kommen an wenigen Stellen Aggregate derselben vor, die, gewöhnlich auch
Biotitfragmente und ein spärliches, bräunliches amorphes Cement enthaltend, ein
den Basalten ähnliches Aussehen haben. In einigen Dünnschliffen ist wiederum
der Sanidin so zahlreich, dass die Einreihung dieses Gesteins zu den Sanidin-
Noseanphonolithen gerechtfertigt wäre.
Eines der hauyn- und noseanreichsten Phonolithgesteine ist das
vom Johannissteine am Hochwalde bei Krombach.
Um die in den Dünnschliffen als Punkte erscheinenden mikroporphyrischen
Nosean- u. Hauyndurchschnitte (letztere bläulichgrau, mit bräunlichgelben Randzonen
umsäumt und mit Partien von Strichnetzen versehen) sind Anhäufungen farbloser
Leistehen und bräunlich gelber und grünlicher Augitsäulchen in mannigfachen
Strömungen gelagert.
Die durch bräunliche Flocken und Staubkörnchen getrübte (auch an Mikro-
lithen ziemlich reiche) Mikrogrundmasse lässt im polaris. L. bläuliche Rechtecke
30
und dunkle Polygone erkonnen, .besteht daher wesentlich aus Nephelm. Von den
magnetitähnlichen Körnchen sind einige bräunlich durchscheinend, daher wahr-
schemlich dem Spinell angehörig.
Die Mikrosrundmasse des Nephelin-hauynphonolithes
von Glasert bei Zwickau
zeigt ausser den sleichmässig vertheilten, grünlichen Augitsäulchen und den
Magnetitkörmern eine farblose Substanz, in der sich stellenweise recht deutliche
winzig kleine Rechtecke und Sechsecke des Nephelin, hie und da auch Polygone
des Leueit, sowie monokline und wenige trikline Feldspathleistchen erkennen lassen.
Aber einen hervorragenden Antheil an der Zusammensetzung der Phonolithmasse
hat der Hauyn, dem sich etwas Nosean beigesellt. Die Hauyndurchschnitte, aus-
gezeichnet durch dichte Netzwerke von bläulichschwarzer Färbung und einen fast
farblosen Randsaum, ähneln denen des Basaltes vom Sehlanberge; manche, bläulich
grau bestäubt, haben eme gelblichgraue Randzone. Die Noseandurchschnitte sind
licht rostgelb und trübe. Spärliche grünliche Augitdurchschnitte, zuweilen mit Ein-
schlüssen von Nephelin versehen, treten mikroporphyrisch hervor.
Dünnschliffe des Phonolithgesteines vom
Nesselberge bei Köhrsdonf,
die ihrem Aussehen nach einem verwitterten Stücke entstammen, zeigen nur stellen-
weise reichlichen Sanidin. Der grösste Theil der Phonolithmasse besteht ausser
dem minder zahlreichen Augit und Magnetit aus Nephelin und Nosean. Die Durch-
schnitte des letzten sind ganz trübe und haben meist aufgelöste Ränder. Von
ihren Umwandlungsprodukten scheint die Trübung des ganzen Dünnschliffes her-
zurühren.
In den Dünnschliffen des Phonolithes
vom Limberge, nordwestlich von Gabel,
bemerkt man spärliche, schwärzliche Nädelchen und gelbliche oder bräunliche Flecke.
Erstere sind dunkelgrüne oder bräunliche Amphiboldurchschnitte, die theils mit
einem schwärzlichgrauen, durch dichte Anhäufung von Mikrolithen und Staubkörnern
gebildeten Rande versehen, theils mit kurzen, ovalen Augitmikrolithen am Rande
belegt sind. Die bräunlichen Flecke sind Anhäufungen von Mikrolithen und dunklen
Körnchen in Form grösserer Amphiboldurchschnitte.
Die fast farblose Mikrogrundmasse ist ein Gemenge von (meist) minder indi-
vidualisirtem Nephelin mit sehr zahlreichen rostgelben Noseantlecken und nur au
wenigen Stellen zahlreichen Sanidintäfelchen, deren Längsschnitte im polarisirten
Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigen.
Die Dünnschliffe des Phonolithes
vom Franzensthal bei Densen (Goldloch),
einem verwitterten Stücke entnommen, zeigen ausser dem gleichmässig vertheilten
Ausit und Magnetit eine farblose Substanz, die sich durch rundlich, polygonal oder
rektangulär gelagerte Staubkörner- und Mikrolitheneinschlüsse als minder individua-
6}
[9]
34
lisirte Leueit- und Nephelmsubstanz verräth. Dieser schliessen sich stellenweise
recht zahlreiche, in Strömen gelagerte Sanidinleistehen an. Und in grosser Menge
durch die ganze Phonolithmasse verbreitet erscheinen bräunlichgelbe Flecke, die als
umgewandelte Noseandurchschnitte anzusehen sind; denn mehre derselben zeigen
noch deutliche Umrisse des Nosean und lassen über ihre Natur keinen Zweifel zu.
Sparsam an makro- und mikroskopischem Sanidin, aber ausgezeichnet durch
(deutlich charakterisirten Nephelin ist das Phonolithgestein
des Wütschberges oder Wühost bei Drumm.
Aus seiner wesentlich aus Nephelin bestehenden Mikrogrundmasse treten
kleine, bläulichschwarze Durchschnitte recht zahlreich auf, die — als schwarze
Punkte in den Dünnschliffen sichtbar — dem Hauyn angehören. Diese aus einem
sehr dichten Netzwerke bestehenden Durchschnitte haben keine farblose Aussen-
zone, sondern einen impellueiden Rand, während nur die Mittelläche, mehr weniger
durchschimmernd, das netzartige Gefüge erkennen lässt.
Nephelin-hauynphonolith vom Schlossberge Houska (bei Mscheno).
Den grösseren Theil der Grundmasse, aus welcher wenige Sanidintäfelchen
und stellenweise recht zahlreiche Hauynkörnchen porphyrisch hervortreten, nimmt
der Nephelin ein, der bei 200f. V. in winzig klemen, dicht gedrängten Durchschnitten
erscheint und wahrscheinlich mit wenig Leueit gemengt ist. Zahlreiche Nephelin-
durchschnitte treten mikroporphyrisch hervor. Letztere sind geflossen, meist mit
einigen Staubkörnchen, seltener mit wenigen Mikrolithen versehen. Daneben sind
auch mikroporphyrische Sanidindurchschnitte so zahlreich, dass sich in diesem
Phonolithe ein Uibergangsglied zu den Sanidin-hauynphonolithen unverkennbar zeigt,
Die makroskopischen Hauyndurchschnitte haben einen impelluciden, aus blauschwarzem
Staube bestehenden und minder geradlinig begrenzten Rand und ein lichtes Innere,
in welchem man ausser rundlichen Staubkörnern auch schwarze Hexagone (Magnetit
oder Titaneisen) bemerkt. Die grünlichen, sehr langen und dünnen, aber aus
klemeren Partikelchen bestehenden Augitnadeln sind zu vollkommen parallelen
Aggregaten, welche unvollkommene Umrisse grösserer Augitkrystalle mit Binschluss
von Nephelinsubstanz zeigen, angeordnet. Solche Aggregate sind m den Dünn-
schliften ziemlich gleichmässig vertheilt.
Anhangsweise möge das lichte hauynreiche Phonolithgestein
vom südlichen Fusse des Kelehberges bei Triebsch
erwähnt werden, das wegen des recht zahlreichen makro- und mikroskopischen
Sanidin neben dem meist minder individualisirten Nephelin (und Leueit) an der
Grenze dieser und der V. Gruppe steht.
Von jenen Phonolithen, die in der Gruppe der Sanidin-noscan- (hauyn-) Phono-
lithe (V. Gruppe) angeführt werden, könnten auch hieher gehören die vom Klotz-
berge, von Reäny Ujezd, von Welhota, und von Bozny-Borislau.
35
IV. Leucit-noseanphonolithe und Leucit-hauynphonolithe.
Die wenigen böhm. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe (deren allgemeine Charak-
teristik bereits S. 17 angegeben wurde) besitzen keineswegs so schön charakterisirte
Leueitdurchschnitte, wie z. B. einige Phonolithgesteine aus der Eifel (Olbrück,
Perlkopf), sondern enthalten neben dem reichlichen Nosean oder Hauyn zumeist
einen farblosen, unbestimmt begrenzten Bestandtheil, der wegen des Dunkelwerdens
im polarisirten L. und der rundlichen oder polygonalen Anordnung der Einschlüsse
als mimder individualisirte Leueitsubstanz angesehen werden kann. An diesen
Bestandtheil schliesst sich mehr weniger Nephelin und Sanidin (letzterer Strömungen
zarter Leistchen darstellend) an, so dass durch Uiberwiegen eines der letztgenannten
Minerale allmälige Uibergänge zu den Nephelim-nosean- (oder hauyn-) phonolithen
und den Sanidin-nosean- (oder hauyn-) phonolithen verfolgt werden können.
Ebenso wie die Leucit-nephelinphonolithe smd auch die Glieder dieser Gruppe
verhältnissmässig reicher an Augit (Amphibol) und Magnetit und ihre makro- und
mikroskopische Beschaffenheit verräth manche Aehnlichkeit mit den leucit- und
hauynreichen Phonolithbasalten.
Das spez. Gewicht (des Phonolithes vom Kelchberge bei Triebsch) = 2°606.
Die Mikrostruktur des äusserst feinkörnigen, grünlichgrauen (sparsame Sanidin-
täfelchen, Titanit- und Ausitkörmer aufweisenden) Phonolithes
vom nördlichen Abhange des Grossen Franz bei Kostenblatt
ähnelt der mancher Phonolithbasalte. Die für 200f. V. fast mikrolithischen grauen
Aueit- (Amphibol-) kryställchen, Magnetitkörnchen und minder zahlreichen, farblosen
Leistehen sind in einer (farblosen) homogenen, im polaris. L. zum grössten Theile
dunklen Substanz theils wirr gelagert, theils in rundlichen Häufchen, zuweilen in
kranzähnlichen Gruppirungen vertheilt, so dass aus der Anordnung der deutlich
krystallisivten Bestandtheile auf die Gegenwart des minder individualisirten Leueit
seschlossen werden kann. Und diese Schlussfolgerung ist um so mehr berechtigt,
dla sich stellenweise auch recht nette Leueitpolygone vorfinden, die mit concentrischen
Kränzchen und centralen Anhäufungen von Einschlüssen versehen sind. Auch der
Nephelin findet sieh meist in unbestimmt begrenzten, aber an der rektangulären
Lagerung der Mikrolitheneinschlüsse und der mattblauen Färbung im polaris. L.
erkennbaren Durchschnitten vor, ist jedoch der Menge nach minder bedeutend.
Recht zahlreich sind prächtige Hauyn- und Noseandurchschnitte, zum Theile
mikroporphyrisch hervortretend. Die meisten bläulichschwarzen oder bläulichgrauen
- Hauyndurchschnitte bestehen aus dichten Striehnetzen und sind mit ‚einem graulich-
trüben Rande versehen; einige weisen nur eine Richtung der dichten Staubreihen
auf, Zahlreich sind auch Noseandurchschnitte mit schönen, lockeren Strichnetzen.
— Sporadisch finden sich bestäubte Apatitdurehschnitte vor, die auch in mikro-
porphyrischem Amphibol als Einschlüsse vorkommen. —
Verschieden ist das Gestein vom Gipfel desselben Berges. Dessen Dünn-
schliffe, einem verwitterten Stücke entnommen, enthalten weit weniger Hauyn u. Nosean ;
2%
9]
36
dagegen scheinen Nephelin und Sanidin an der Zusammensetzung der Phonolith-
masse am meisten betheiligt zu sein.
Dünnschliffe des plattenförmigen, äusserst feinkörnigen, grauen Phonolithgesteines
vom Kelchberge bei Triebsch
zeigen an vielen Stellen Fluctuationen grauer Augit- (Amphibol-) säulchen und
langer farbloser Leistehen (nebst reichlichem Magnetit) theils um mikroporphyrische,
trübe oder durch Fragmente von Strichnetzen gekennzeichnete Nosean- (oder Hauyn-)
durchschnitte, theils um rundliche oder ovale Cumulationen von Magnetit, Augit
(Amphibol) und Nephelin, theils um grössere Leueitdurchschnitte, die voll von Ein-
schlüssen sind. An den meisten Stellen waltet aber eine farblose Substanz vor,
die im polaris. L. zum grösseren Theile völlig dunkel, zum geringen Theile matt
blau erschemt. Die im polaris. L. dunklen Partien bestehen aus Polygonen, die
lichten aus kurzen Rechtecken. Da sich unter ersteren auch scharfe Achtecke vor-
finden, von denen die grösseren voll von wirr oder rundlich gelagerten Einschlüssen
sind, so kann diese farblose Substanz als ein Gemenge von vorwaltendem Leueit
mit Nephelin angesehen werden. Bestäubte Apatitdurchschnitte, durch Umrisse
scharf hervortretend, sind mehrfach zu finden. Die Noseandurchschnitte haben zuweilen
Einschlüsse von Augit (Amphibol) und Nephelin; unter den farblosen Leistchen
sind mehre triklin.
In emigen Dünnschliffen fanden sich winzig kleine (makroskopische) Täfelchen
vor, die, mit zahlreichen regelmässig gelagerten Einschlüssen versehen, entweder
der ganzen Länge nach oder nur z. Th. gerieft waren und im polaris. L. lamellar
buntfärbig erschienen.
Das lichte Phonolithgestein vom südlichen Fusse des Kelchberges — bedeu-
tend reicher an Sanidin und Nephelin — ist bereits S. 34 erwähnt worden.
V. Sanidin-Noseanphonolithe und Sanidin-Hauyn-
phonolithe.
Die Sanidin-Nosean- (Hauyn-) phonolithe (deren allgem. Charakteristik bereits
S. 17. angegeben wurde) sind jene sanidinreichen Phonolithe, die sich durch eine
Nosean- oder Hauynmenge auszeichnen, welche mehr als 10°), beträgt. Die an
Nosean armen Stellen ihrer Dünnschliffe stimmen in der Mikrostruktur mit den
Sanidinphonolithen überein. Gewöhnlich treten ausser den rissigen Sanidintäfelchen
auch viele Noseandurchschnitte mikroporphyrisch hervor und um beide Bestand-
theile lagern sich die in der Mikrogrundmasse vorwaltenden, zarten Sanidinleistchen
in Form von Strömungen herum. Stellenweise tritt zuweilen Nephelin mit etwas
Leueit — beide gewöhnlich minder individualisirt — reichlicher auf, doch im
Ganzen dem Sanidingehalte weit nachstehend. Es kommen aber auch einige Phono-
lithe vor, die nach der mikroanalytischen Schätzung auch bei Berücksichtigung
der ausgeschiedenen Sanidinkrystalle an die Grenze dieser und der III. Gruppe
gestellt werden müssen.
37
Das spez. Gew. des Teplitzer Phonolithes —= 2'545 (Reuss),
(sehr verwittert) = 2.585 (auf die grösste
Dichtigkeit des Wassers zurückgeführt; nach Jenzsch),
von Rezny Üjezd (sehr verwittet) . . = 2'484 (Bilek).
Das graue äusserst feinkörnige Phonolithgestein
”
vom Teplitzer Schlossberge,
das auf den schieferigen Bruchflächen recht zahlreiche, winzig kleine Sanidin-
täfelchen aufweist, besteht hauptsächlich aus zarten Sanidinleistchen, die — strahlig
oder fluetuationsartig aggresitt — vereinzelte oder in Gruppen vereinigte, sehr
zahlreiche mikroporphyrische Noseandurchsehnitte umschliessen. Letztere sind meist
im Innern licht und am Rande rostgelb, staubig. Nephelin, Ausit und Magnetit
sind in geringer Menge vorhanden. In den porphyrischen Sanidintafeln wurden
scharf begrenzte, mit bläulich grauem Staube erfüllte oder rostgelbe Noseandurch-
schnitte als Einschlüsse vorgefunden.
In einigen Dünmnschliffen des nur wenige porphyrische Sanidintäfelchen, Nosean-
und Titanitkörner aufweisenden Phonolithes
von Liesnitz
(dessen bereits unter den Nephelin-Noseanphonolithen S. 31 Erwähnung geschah)
sind die meist stromartig gelagerten Sanidinleistehen so reichlich vorhanden, dass
das Gestein auch in dieser Gruppe erwähnt zu werden verdient.
Dünnschliffe des Phonolithgesteins
vom Kahlen Berge bei Boretsch
zeigen farblose Leistchen (deren Längshälften im polaris. L. verschieden gefärbt
sind) als vorwaltenden Bestandtheil; neben diesem tritt der Nosean in grauen,
trüben, meist aufgelösten Durchschnitten in den Vordergrund. Aueit (Amphibol)
ist minder zahlreich, während Magnetit (auch als Staub) reichlicher vorhanden ist.
Das Phonolithgestein
von der Zinne des Kostenblatter Berges
(unterhalb der Ruine) enthält recht zahlreiche, porphyrische Sanidintäfelchen und
Noscankörnchen. Seine Grundmasse besteht ausser dem gleichmässig vertheilten,
sparsamen Aueit und Magnetit aus mikroporphyrischem Sanidin und Nosean, zwischen
denen eine gelblichweisse körnige Substanz*steckt, die stellenweise recht viel Nephe-
lin und vermuthlich auch Leueit enthält. Die Noseandurchschnitte sind minder
scharf begrenzt, bräunlichgelb und staubig trübe. Sparsame, mikroporphyrische, grau-
braune Amphiboldurehschnitte haben einen schwärzlieh trüben Saum.
Die einem verwitterten Stücke des Phonolithgesteins
vom Klotzberge bei Mileschau
entnommenen Dünnschliffe zeigen stromartige Anhäufungen von monoklinen, zum
geringen Theile triklnen Feldspathleistehen um grössere und kleinere, sehr zahl-
reiche, trübe, rostgelbe Noseandurehschnitte, die fast sämmtlich in sekundäre Mineral-
sebilde umgewandelt sind. Die grössten Durchschnitte dieser Art zeigen längst des
Randes büschelförmige Zeolithgruppen, während das Innere von strahligen Aggre-
38
gaten farbloser Krystallsäulchen eingenommen ist. Stellenweise ist in der Mikro-
erundmasse etwas Nephelin (und Leueit) bemerkbar, während Augit und Magnetit,
sparsam vorhanden, eine ziemlich gleichmässige Vertheilung hat.
Das dichte Phonolithgestein des
zwischen dem Boänyjberge und Borislau
selegenen Hügels zeichnet sich durch einen bedeutenden Reichthum an Nosean
aus, dessen Durchschnitte die zierlichsten, schwärzlichblauen oder bräunlich-
selben Strichnetze zeigen. Kleine, kurze, grünliche Augitsäulchen sowie die Magnetit-
körmchen sind sehr sparsam verbreitet. Wenige Sanidintäfelehen und Augitdurch-
schnitte ragen mikroporphyrisch hervor. Stellenweise scheint der Nephelin, mit
Einschlüssen von Mikrolithen und Staubkörnern versehen, zahlreicher vorzukommen,
doch sind seine Umrisse minder kenntlich.
Das Phonolithgestein des nahen Boäönyberges, das ebenfalls zahlreiche
und prächtige, mikroporphyrische Noseandurchschnitte zeigt, besteht ausser dem
sparsamen Augit und. Magnetit wesentlich aus zarten Feldspathleistehen, deren
Längshälften im polaris. L. verschiedenfärbig erscheinen.
Das dichte, lichtgraue Phonolithgestein
von Hora bei Welhoten
aus dem nur wenige Sanidintäfelchen porphyrisch hervortreten, ist so reich an
winzig kleinen (punktgrossen) Noseankörnchen, dass das Gestein weisslich getüpfelt
erscheint. Um die Durchschnitte dieser Noseankörnchen sind Anhäufungen zarter
Sanidinleistehen — die in einem spärlichen, durch Umwandlungsprodukte des
Nosean getrübten Cemente eingebettet liegen — fluetuationsartig gelagert; stellen-
weise ist jedoch auch Nephelin (unbestimmt begrenzt) recht zahlreich, während
Augit und Magnetit — ersterer zuweilen in kleinen Ageregaten — sparsam ver-
theilt sind. Einige der grösseren (sämmtlich rostgelben, zart staubigen) Nosean-
durchschnitte sind von farblosen Krystallen ganz durchspickt.
In den Dünnschliffen des graulichweissen, äusserst feinkörnieen nnd zart po-
rösen Phonolithgesteines k ‘
von Reiny Ujezd
sind rostgelbe, staubige Noseandurchschnitte ziemlich zahlreich. Und seine Mikro-
grundmasse besteht wesentlich aus vorwaltendem Sanidin mit sparsamem Augit und
Magnetit und ist ungewöhnlich reich an Schlackenkörnern, die auch in ‚den Sanidin-
durchschnitten, zonenartig gelagert, eingeschlossen vorkommen.
Die von dem an sekundären Gebilden reichen Phonolithgesteine
des Marienberges bei Aussig
stammenden Dünnschliffe weisen auf eine vorgerückte Umwandlungsstufe der ver-
wendeten Phonolithstücke hin; doch erkennt man an den meisten Stellen ausser dem
spärlichen Augit und Maenetit vorwaltende Strömungen zarter Sanidinleistehen um
sehr zahlreiche mikroporphyrische Noseandurchschnitte, die zum grössten Theile
in Zeolithbüschel umgewandelt sind.
Möhl ') fand zwischen den Pfeilern ' des Noseanphonolithes vom Marienberge
) N. J. £. M. 1874. I, 43,
39
bei Aussig. Blöcke eines — äusserlich dem lichten Gestein von Uskade am Monte
Dor und dem Monte Venda Gesteine sehr ähnlichen — fast weissen Gesteines, das
aus einem granitischen Aggregate von Sanidin, Tridymit, Albin und Natrolith (mit
etwas Kaolin und Caloit) besteht.
Das Phonolithgestein vom Bösig bei Weisswasser
ist eines der noseanreichsten Gesteine und stimmt im der Mikrostruktur mit dem
Phonolithe vom westl. Abhange des Mileschauer Berges am meisten überein. Schon
in den Dünnschliffen erkennt man neben zahlreichen, rissigen Sanidintäfelchen sehr
viele lichtere Stellen, die Noseandurchschnitten angehören, aber auch die Mikro-
srundmasse, (die ausser vorwaltenden Sanidinleistehen, sparsamem Augit und Ma-
enetit auch etwas Nephelin enthält, weist einen bedeutenden Reichthum an Nosean auf.
Von jenen Phonolithen, die unter den Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen
(Gruppe II.) erwähnt wurden, könnten auch hieher gehören: die Noseanphonolithe
vom Kl. Franz bei Kostenblatt, vom westlichen Abhange des Mileschauer, vom
Erdfall am Ziegenberge (Wesseln) und die Hauynphonolithe vom Schlossberge Houska
und vom südlichen Fusse des Kelchberges (Triebsch).
Mehr weniger Nosean und Hauyn (doch im Ganzen weniger als 10%,) ent-
halten die feldspathreichen Phonolithe von Leukersdorf, vom Tielborn bei Tetschen,
vom Ziegenberge (gegen 10%,), aus dem Wesselner Thale, von Katzenbusch, von
Tschersing, von der Cerniskenmühle, aus dem Kl, Priesner Thale, von Neu Franzens-
thal, vom Wüstenschlosse bei B. Kamnitz, vom Plitzenberge bei Neu Kreibitz und
von Friedland.
VI. Nephelin-sanidinphonolithe.
Wie in der allgemeinen Charakteristik S. 17 bereits angedeutet wurde, gehören
in diese Gruppe jene sanidinreichen Phonolithe, deren Nephelingehalt eirca 30—40”/,
beträgt. Der Makrostruktur nach sind Phonolithe dieser Gruppe wesentlich zweierlei
Art: a) (sehr) femkörnig (zuweilen vom granitischen Typus), gewöhnlich mit schwacher
Andeutung einer schiefrigen Textur, d) kryst. dicht oder äusserst feinkörmig, durch
Hervortreten mehr weniger zahlreicher Sanidintäfelchen porphyrisch ; deutlich schie-
ferie, Der Mikrostruktur nach lassen sich drei Abarten unterscheiden: «) gleich-
mässig körmig (eranitisch); in diesem Falle pflegt zwischen gleich grossen Sanidin
und Nephelinkörnchen ein spärliches, gelblich graues, trübes Cement (reich an
Mikrolithen und Staubkörnchen) vorhanden zu sein (z. B. Wüstenschloss bei B.
Kamnitz); 5b) mikroporphyrisch, dureh Hervortreten zahlreicher mikroporphyrischer
Sanidintäfelehen von ziemlich gleicher Grösse, zwischen denen eine aus scharf-
kantigen Nephelinkryställchen bestehende Mikrogrundmasse verbreitet ist (z. BD.
Ilmenstein bei Krombach) und e) wneleichmässig, mit stellenweise vorwaltenden
Sanidinleistehen oder Nephelindurehschnitten (z. B. Hinterlomnitz).
40
Das spez. Gewicht des Phonolithes von Hinterlomnitz bei Duppau = 2:58
vom Hochwaldberge : =12:58
von der Klause zwischen Schön:
linde und Rumbus . . .»= 2513
An vielen Stellen der diehten Grundmasse des an porphyrischen Sanidin-
täfelchen reichen Phonolithgesteines
von Hinterlomnitz bei Duppau
walten farblose Leistchen vor, die um mikroporphyrische Sanidintäfelchen fluetu-
ationsartig gelagert sind. Sie bestehen zumeist aus zwei, im polarisirten Lichte
verschieden gefärbten Längshälften und nur wenige derselben zeigen eine trikline
tiefung. Stellenweise hat aber die Mikrogrundmasse ein anderes Aussehen. Durch
Vorwalten von dicht gedrängten kurzen Rechtecken und Hexagonen des Nephelin,
der auch den Sanidinleistehen überall untergemengt ist, tritt eine Achnlichkeit mit
den ausgezeichneten Nephelinphonolithen von Brüx-Bilin hervor. In letztgenannten
Partien sind auch kleine, scharf begrenzte, schwärzlichblaue, dunkel umsäumte und
schwach röthliche mit lockeren, zuweilen kranzähnlichen Häufcehen von dunklen
Staubkörnern versehene Polygone (Hauyn) recht häufig zu finden. — In dem grünlich
grauen, dichten, an porphyrischem Sanidin ziemlich reichen Phonolithgesteine
von Engelhaus bei Karlsbad
sind stellenweise vorwiegend farblose, fluctuationsartig gelagerte Leistchen, von
denen mehre im polarisirten Lichte verschieden gefärbte Längshälften zeigen,
während an anderen Stellen dicht gedrängte, kurze Rechtecke und Hexagone des
Nephelin, der auch den Sanidinleistehen überall untergemengt ist, den vorwaltenden
Bestandtheil bilden. Grünliche Augitsäulchen, die aus kleinen Partikelchen bestehen
und kleine Magnetitkörner sind gleichmässig, aber sparsam verbreitet.
Die wesentlich aus Sanidin und mikrolithenreichem Nephelin bestehende
Grundmasse des Phonolithes
zwischen Schwaden und Budove
enthält ausser gleichmässig vertheilten, grünlichen Augitkryställchen und sparsamen,
ungleich grossen Magnetitkörnern auch holzbraune Amphiboldurchschnitte. Die
grösseren, zuweilen mit Einschlüssen von Apat.t versehenen Aueitdurchschnitte sind
zu kleinen Aggregaten vereinigt.
Das diehte Phonolithgestein an der Strasse bei Waldschnitz gegen Presau
steht an der Grenze zwischen den Nephelin- und den Nephelin-sanidinphonolithen;
denn stellenweise walten Nephelindurehschnitte (in einem grauen trüben Cemente)
vor, stellenweise zarte Feldspathleistehen.
In diese Gruppe wären auch die nephelin (und leueit) reicheren Partien des
Phonolithes
vom Schreckensteine bei Aussig
einzureichen, «dessen Mikrostruktur unter den Oligoklas-sanidinphonolithen näher
angedeutet werden wird.
+1
An der Grenze zwischen den Nephelinphonolithen und den Nephelin-sanidin-
phonolithen steht das Gestein
vom südlichen Abhange des Steinberges bei T'schersing.
Die Dünnschliffe desselben zeigen mikroporphyrische, rissige Sanidintäfelchen
(und stellenweise auch Nephelindurehschnitte) in ziemlich gleicher Vertheilung und
(dazwischen eine wesentlich aus scharfkantigen Nephelindurchschnitten bestehende
Mikrogrundmasse, die auch winzig kleine röthlichweisse Hauynpolygone sporadisch
enthält. Die grünlichen, minder zahlreichen Augitsäulchen sind reich an Nephelin-
einschlüssen.
In dem graulichweissen, sehr feinkörnigen, zart porösen Phonolithgesteine
von Leukersdorf
treten mikroporphyrische Sanidintäfelchen recht zahlreich auf. Zwischen denselben
breitet sich ein trübes Cement aus, das wesentlich aus minder deutlich begrenztem
Nephelin besteht. Mikroporphyrische, durch grobe Gitterwerke charakterisirte Nosean-
durchsehnitte sind nur sporadisch zu finden.
Das graue, äusserst fenkörnige Phonolithgestein
des Ilmensteines am Hochwalde (bei Krombach)
enthält recht zahlreiche mikroporphyrische Sanidintäfelchen, deren Durchschnitts-
kanten durch Anlagerung sehr dicht gehäufter Nephelindurchschnitte mehr weniger
verdeckt erscheinen. Letztere, stets von sehr scharf geradliniger Begrenzung, aber
von ungleicher Grösse bilden zwischen den Sanidintäfelchen ein ungleichkörniges
Cement, das stellenweise wegen der An- und Uibereinanderlagerung der hexagonalen
Durehschnitte, namentlich der zarten Schüppchen, eine grosse Aehnlichkeit mit
Tridymithäufchen besitzt. Die grünlichen Augitdurchschnitte erscheinen von Nephelin-
einschlüssen förmlich zerstückelt. Magnetit ist sparsam verbreitet.
Mit demselben stimmen im Allgemeinen die einem Formatstück mit der Etikete
„Hochwald bei Krombach“ entnommenen Dünnschliffe überein, weisen aber
weit mehr Sanidin auf, so dass das Gestein auch unter die Sanidimphonolithe ein-
gereiht werden könnte.
Minder reich an Sanidin ist das im Ganzen mit dem Phonolithe des Ilmen-
steines übereinstimmende Gestein
vom oberen Steinberge bei Oberlichtenwalde.
Die Aggregate zarter hexagonaler Schüppehen, überall mit sehr scharfen Umrissen
versehen, haben eine grosse Aehnlichkeit mit Tridymithäufchen.
Die Grundmasse des Phonolithes
von der Klause zwischen Schönlinde und Rumburg
weist recht viel Nephelin auf; doch walten an den meisten Stellen derselben rissige
Sanidintäfelehen vor. Rostgelbe, trübe Noseandurchschnitte sind sparsam zu finden ;
auch winzig kleine Leueitkryställchen scheinen vorhanden zu sein.
Die sehr feinkörnige Grundmasse des Phonolithes
vom Spützberge bei Warnsdorf
enthält recht zahlreiche rissige Sanidintäfelchen, zwischen denen eine Mikrogrund-
masse entwickelt ist, die aus winzig kleinen Rechtecken und Polygonen des Nephelin,
recht zahlreichen, (bei 200f. V.) punktgrossen Hauyndurchschnitten, aus Augit-
mikrolithen und spärlichem Magnetit besteht. Zwischen den krystallinischen Bestand-
theilen scheint ein spärliches amorphes Cement vorhanden zu sein. Die winzig
kleinen Hauyndurehschnitte, dunkle Hexagone und Octagone darstellend, sind mit
breitem, röthlichweissem Saume versehen.
vIl Oligoklas-sanidinphonolithe oder Trachyphonolithe.
Phon.olithe dieser Gruppe stimmen in ihrer Makro- und Mikrostruktur, sowie
in den Löslichkeitsverhältnissen mit den Sanidinphonolithen überein und unterscheiden
sich wesentlich durch das häufigere Vorkommen des triklinen Feldspathes, dessen
Menge 5— 30°, betragen mag. In vielen der vollkommen frischen Varietäten zeichnen
sich die makroskopischen Feldspathtafeln durch stärker glänzende Lamellen aus, an
denen eine zarte, dieltte Riefung mit freiem Auge wahrzunehmen ist (z. B. Wesseln,
Ziegenberg, Kl. Priesen).
Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Ziegenberge . . = 2608 (Bilek),
eines anderen Stückes derselben Lokalität — 2'563 (Bilek).
Das graulichweisse, dichte, poröse, halb aufgelöste Gestein
von Schima
zeichnet sich durch sehr zahlreiche, porphyrische Sanidinkrystalle mit reichlich
interponirten triklinen Lamellen aus. Und die diehte Grundmasse besteht haupt-
sächlich aus mannigfachen Strömungen zarter Feldspathleistchen, die zum grossen
Theile triklin sind, daher das Gestein als Trachyt bezeichnet werden könnte; doch
enthält die Grundmasse auch etwas Nephelin und mikroporphyrische rostgelbe,
deutlich hesrenzte Partien, die wahrscheinlich dem Nosean entstammen.
Dem äusseren Aussehen nach stimmt mit diesem Phonolithe das aufgelöste
sanidinreiche Phonolithgestein von Kostenblatt und das ganz Ähnliche vom
Spitzberge bei Tepl.
Das äusserst feinkörnige, graulichweisse, ziemlich verwitterte Phonolithgestein
von Gratschen (nördlich von Aussig)
besteht wesentlich aus Strömungen farbloser Leistehen, unter denen viele triklin
zu sein scheinen. Grünliche Augitkryställchen sind sparsam, aber Magnetitkörner
zahlreicher verbreitet.
Sehr reich an farblosen Leistehen, die sammt den recht zahlreichen Augit-
säulchen und Magnetitkörnern theils in Strömungen, theils verworren aggreeirt,
sind, ist das östlich von
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45
Spansdorf
befindliche Phonolithgestein. Aus seiner fast dichten Grundmasse treten Sanidin-
täfelchen hervor, die mit zahlreichen triklinen Lamellen versehen sind; aber auch
unter den farblosen Leistehen sind viele triklin. Die meisten Partien der Dünn-
schliffe sind durch eine staubige Substanz getrübt.
Das unmittelbar bei Nestersitz vorkommende sanidinreiche Phonolithgestein
enthält viele makroskopische Feldspathtafeln, die aus monoklinen und triklinen
Lamellen bestehen. Recht zahlreich sind auch kleine makroskopische Augitkryställchen,
Die ziemlich umgewandelte Grundmasse scheint ausser dem Sanidin und dem gleich-
mässig vertheilten Augit und Magnetit wesentlich aus Nephelin zu bestehen.
Die eimem schon etwas verwitterten Stücke entnommenen Dünnschliffe des
Phonolithes
vom Ziegenberge ‚bei Wesseln
zeigen sehr zahlreiche, porphyrische, meist trübe, rissige Sanidintafeln, von denen
viele mit triklinen Lamellen verschen sind. Recht zahlveich sind auch mikropor-
phyrische Nosean- oder Hauyndurchschnitte, die mit schwarzgrauem, lockerem Staube
erfüllt sind. Die meist eingeklemmte, schlackenkörnchen- und mikrolithenreiche
Mikrosrundmasse besteht aus zarten Sanidinleistchen, die an einigen Stellen strom-
artig aggresirt sind, und aus Nephelimdurehschnitten, denen sich stellenweise auch
Leueitpolygone beigesellen. Bräunliche Biotitfragmente sind sparsam. Während die
kleinen Augitsäulchen in der Grundmasse minder zahlreich vertheilt sind, bilden die
grösseren kleine Anhäufungen.
Unter den zahlreichen makroskopischen Feldspathtäfelchen des Phonolithes
aus dem Wesselner Thale
fanden sich mehre vor, die im polarisirten Lichte die schönsten Erscheinungen
trikliner Feldspäthe zeigen und, schon im gewöhnlichen Lichte betrachtet, durch
dichte Riefung ausgezeichnet sind. Ausser diesen treten auch Noseankörnchen und
Ausit- und Amphibolsäulchen porphyrisch hervor, erstere in grösserer Menge. Um
diese porphyrischen Durchschnitte pflegen zarte Feldspathleistchen, von denen die
meisten monoklin sind, fluctuationsartig aggresirt zu sein. Diesen ist auch etwas
Nephelin beigemengt.
In grösseren Feldspathdurchschnitten sind zahlreiche Schlackenkörmner zonen-
artig gelagert und die Augitdurehschnitte sind reich an farblosen Krystalleinschlüssen.
Die recht zahlreichen, porphyrischen, farblosen Täfelehen des Phonolithes
aus dem alten Steinbruche im Kl. Priesner Thale‘)
erweisen sich zum grossen Theile als triklimer Feldspath, der sich durch die schönsten
Polarisationserscheinungen auszeichnet. Die dichte Grundmasse, die erst bei
400. V. deutlich auflösbar ist, besteht stellenweisse aus Strömungen zarter farbloser,
auch polysynthetischer Leistehen, stellenweise aus Rechtecken und Polygonen des
Nephelin, die reich sind an Feldspath- und Augitmikrolithen und zwischen denen
auch Maenetitkörnechen ziemlich reichlich eingestreut sind.
*) Boricky. Petrograph. Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturwissensch.
Landesdurehforschung 1373.) Tafel VII. fie. 1. d.
Ein aus der Nähe
von Gross-Priesen (Binove?)
stammendes Phonolithgestein ist schr reich an mikroporphyrischen Feldspathtäfelchen,
von denen mehre einem triklinen Feldspathe angehören. Um dieselben lagern sich
Ströme von Feldspathleistchen, die in der an Augitmikrolithen und Magnetitkörnern
verhältnissmässig reichen Mikrogrundmasse vorwalten; nur an wenigen Stellen ist
Nephelin deutlich bemerkbar. Nosean fehlt. Augit und Magnetit (mit wenig Nephelin)
bilden stellenweise keine Anhäufungen, die Basaltpartien ähneln.
Die Dünnschliffe des Phonolithgesteines von der Ostseite
des Schreckensteines bei Anssig (unterhalb der Ruine)
zeigen recht zahlreiche mikroporphyrische Sanidintäfelehen und breite farblose
Längsschnitte, welche die schönsten Polarisationserscheinungen trikliner Feldspäthe
zeigen. Die farblose Mikrogrundmasse, in der winzig kleine (für 200. Vergr. mikro
lithische) graue Augitkryställchen und Magnetitkörnchen ziemlich gleich vertheilt-
sind, besteht stellenweise aus minder individualisirtem Nephelin und etwas Leueit,
deren Umrisse im polaris. Lichte deutlicher hervortreten, stellenweise aus Strömungen
zarter, monokliner und trikliner Leistehen, welche die mikroporphyrischen Sanidin-
und Oligoklasdurchschnitte umschliessen. Sporadisch und selten finden sich mikro-
porphyrische, braune Amphiboldurchsehnitte vor, die von Anhäufungen grünlicher
Aueitsäulchen umsäumt sind.
Das Phonolithgestein
vom Katzenbusch
besteht aus vorwaltenden, z. Th. triklinen Feldspathleistchen und Augit, Magnetit und
etwas Nephelin. Recht zahlreich sind auch mikroporphyrische Noseandurchschnitte,
deren Inneres, eine Anhäufung von dunklen Staubkörnern umfassend, von einer
rostgelben Randzone umsäumt ist.
Ausser den in dieser Gruppe erwähnten Phonolithgesteinen kommt der trikline
Feldspath in Phonolithen fast aller übrigen Gruppen, aber stets vereinzelt vor; nur das
aus dem Contakte mit der Kohle stammende, feldspathreiche Phonolithgestein des Holey-
Kluk zeichnet sieh durch eine bedeutende Menge des triklinen Feldspathes aus.
Seltene oder minder zahlreiche trikline Feldspathkrystalle enthalten die
Phonolithgesteine: vom Wachholderberge bei Teplitz, vom Tachaberge, vom Kelch-
berge bei Triebsch, vom Klumpen (Hrschfi. Liboch), vom südlichen Abhange des
Mileschauer Berges, vom Wüstenschlosse bei Böhm. Kamnitz, von Ilinterlomnitz
bei Duppau, von Algersdorf bei Polie, vom Plitzenberge bei Neukreibitz, vom
Gorditzer Berge und vom Mädsteine an der Elbe.
VIII. Sanidinphonolithe.
Die Sanidinphonolithe (deren allgemeine Charakteristik bereits S. 18 angegeben
wurde) sind jene Phonolithgesteine, deren Sanidingehalt eireca */, der gesammten
Phonolithmasse beträgt. Sie sind im Allgemeinen reicher an Augit und Amphibol
als andere Phonolithvarietäten und führen häufig auch mehr weniger Biotit. Der
Nephelin, dem sich zuweilen etwas Leueit beigesellt, pflegt minder individualisirt
zu sein. Mehre enthalten auch Nosean, dessen Menge jedoch weniger als 10°;, beträgt.
45
Das spez. Gewicht des Phonolithes von der Schwarzthaler Mühle = 2414 (Bilek)
von Algersdorf — SB
von Holey-Kluk Bell
Das sehr feinkörnige Phonolithgestein
von der Cernisken- oder Schwarzthaler Mühle bei Schwaden
besteht aus grösseren und kleineren Sanidintafeln, zwischen denen Ströme und Züge
zarter farbloser Leistchen mit recht zahlreichen Augitsäulchen und einem Gewirr
von Mikrolithen und Staubkörperchen eingeklemmt sind. Einige der farblosen
Längsschnitte bestehen aus mehreren breiten Lamellen; diese zeigen aber keine
Riefung. Kleine Nephelindurchsehnitte finden sich in der Zwischenklemmungsmasse
sparsam vor, ebenso winzig kleine Nosean- oder Hauyndurchschnitte, die theils
rostgelb, theils graulich und staubig erscheinen. Magnstitkörner verschiedener Grösse
(auch als Staub) sind recht zahlreich.
Dünnschliffe des graulichweissen Phonolithes
von Holey-Kluk bei Proboscht
zeigen Aggregate von parallel zerklüfteten, holzbraunen Amphibol- und grünlichen
Augitkrystallen, welche letztere reich sind an Schlackenkörnern und Gasbläschen.
Die Grundmasse dieses Phonolithes stellt ein Gemenge von vorwaltendem Sanidin
mit kurzen Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, Polygonen des Leueit, locker
vertheilten Augitkıyställchen und minder zahlreichen Magnetitkörnerın dar. Die
minder scharf begrenzten Durchschnitte der farblosen Gemengtheile treten im
polarisirten Lichte deutlicher hervor. Bestäubte Apatitdurchschnitte wurden mehrfach
bemerkt; auch wenige Titanitdurchschnitte. Von den Sanidinleistchen sind nur
einige wenige triklin.
Etwas verschieden verhielten sich Dünnschliffe, welche den mir vom Herrn
Bergdirektor Castelli zugeschickten, aus dem Contakte mit der Kohle her-
rührenden Stücken des Phonolithes von Holey-Kluk entnommen wurden.
Im Allgemeinen konnte dasselbe Verhältniss zwischen Feldspath und den
übrigen Bestandtheilen konstatirt werden; allein die Mehrzahl der farblosen Leistchen
erwies sich als einem triklinen Feldspathe angehörig.
In dem dichten Phonolithgesteine
vom Kl. Priesen (im Thale gegen Leschtina, am Bache)
treten wenige Sanidintäfelchen porphyrisch hervor. Die Grundmasse zeigt bei 200. V.
ein mikrolithisches Gemenge von kurzen, dicht gehäuften Sanidinleistchen (die
wesentlich eine Stromrichtung befolgen) und minder zahlreichen, winzig kleinen,
rundlichen und kurz rektangwären Durchschnitten mit gleichmässig vertheilten
Augitnadeln und sparsamen Magnetitkörnern. Die farblosen, rundlichen Durchschnitte,
die wegen der äusserst zahlreichen, wesentlich eine Stromrichtung befolgenden
Einschlüsse (die im polarisirten Lichte aus dunklem Felde färbig hervortreten) eine
weniger bestimmte Begrenzung haben, könnten als minder individualisirte Leueit-
substanz angesehen werden. Von den farblosen Stäbchen sind einige triklin. Kleine
rostgelbe Noseandurchschnitte wurden sehr sparsam bemerkt.
46
In diese Gruppe gehört ein Phonolithgestein, dessen Formatstück die Etikete
„trachytischer Phonolith zwischen Poemerle und Wesseln“ trägt; denn seine
Grundmasse, aus der minder zahlreiche porphyrische Sanidintäfelchen hervortreten,
besteht vorwaltend aus Strömungen zarter Sanidinleistehen; doch sind auch solche
Partien recht zahlreich, die, unbestimmt begrenzt, durch angehäufte Staubkörner
und Mikrolithe getrübt, theils als minder individualisirte Nephelinsubstanz, theils
als amorphe Masse (oder Leueitsubstanz?) anzusehen wären. Trübe, meist auf-
gelöste Noseandurchschnitte finden sich nur stellenweise vor.
Das lichtgraue fast dichte Phonolithgestein aus dem Tunel
bei Neschwitz a. d. Elbe
enthält recht zahlreiche, winzig kleine Sanidintäfelchen. Und seine Grundmasse
besteht hauptsächlich aus Strömungen von Sanidinleistchen in einem staubigen,
graulichweissen, im polarisirten Lichte grauen Cemente. Augit und Magnetit sind
sparsam. Apatitdurchschnitte sind mehrfach zu finden. —
Strömungen von farblosen, z. T. getrübten Sanidinleistehen um rundliche
Aggregate grünlicher Augitdurchschnitte erscheinen vorwaltend in den — einem
ziemlich umgewandelten Stücke entnommenen — Dünnschlitfen des dichten Phonolithes
vom Mädsteine (am rechten Elbeufer, bei Tetschen).
Mikroporphyrisch hervortretende, farblose Längsschnitte bestehen aus zwei, im
polarisirten Lichte verschieden gefärbten Längshälften, von denen eine zuweilen
trikline Riefung zeigt; aber auch unter den in Strömungen aggregirten Leistchen
sind einige triklin. Der übrige Theil der Dünnschlitte zeigt trübe und hellere
Partien, die im polarisirten Lichte lichtgrau erscheinen und wesentlich aus Nephelin
und Sanidin bestehen. Wie in einigen am Ziegenberge vorkommenden Phonolithen
und in dem vom Gorditzer Berge kommen auch hier kleine augitreiche Partien
vor, die etwa den lichten Magmabasalten ähneln.
Das dem Mädsteine gegenüberliegende, ähnliche Phonoli thgestein
des Gorditzer Berges bei Dubkovitz
enthält recht zahlreiche, porphyrische Sanidintäfelchen, unter denen einige mit
triklinen Lamellen versehen sind. Die farblosen, durch Umwandlung getrübten,
im polarisirten Lichte farbigen Bestandtheile der Grundmasse — die an Augit und
Magnetit reicher ist als andere Phonolithe — sind wesentlich Sanidin und Nephelin.
Zwischen denselben steckt aber ein spärliches, stellenweise bräunlich gefärbtes
Glascement. Und als besondere Eigenthümlichkeit dieses Phonolithgesteines (und
einiger anderen schon erwähnten Phonolithe) erscheinen kleine aus reichlichem
Augit, Magnetit und einem bräunlichen oder graulichweissen Cemente bestehende
Partien, die den Magmabasalten ähneln. Um (diese sind die Sanidinleistehen strom-
artig aggregirt.
Das äusserst feinkörnige Phonolithgestein
von Tielborn bei Tetschen
besteht wesentlich aus Sanidin, dem sieh spärlicher Nosean, Augit und recht zahl-
reiche Magnetitkörner beigesellen. Die Sanidindurchschnitte, grössere, rissige
47
Tälelehen, lange Leistehen und zarte Mikrolithe darstellend, enthalten zahlreiche
Schlackenkörner, zuweilen in Reihen oder den Umrissen parallel geordnet; manche
zeigen im polarisirten Lichte verschieden gefärbte Lamellen, jedoch ohne Riefung.
Die Umrisse der trüben, rostgelben Noseandurchschnitte sind meist minder deutlich,
so dass letztere zuweilen trüben Flecken ähneln.
Die prächtigsten Fluctuationen vorwaltender farbloser Leistehen und grünlich
grauer Augitsäulchen, zwischen denen Anhäufungen winzig kleiner Nephelinkryställchen
und sparsamer Magnetitkörner in einem amorphen Cemente eingeklemmt sind, zeigen
die meisten Partien des dichten Phonolithes
vom Spützberge (Lausche) bei Lichtwald.
In den farblosen Leistehen sind zuweilen spärliche, zart nadelförmige Mikrolithe
und Staubkörner parallel der Hauptachse gelagert. Nephelin scheint nur an jenen
Stellen reichlicher aufzutreten, die keine Strömungen zeigen.
In dem sanidinreichen Phonolithe
von Algersdorf bei Polie,
finden sich sowohl unter den mikroporphyrischen, farblosen Täfelchen, als auch
unter den zarten Leistchen trikline Lamellen mehrfach vor. Wegen der stärker
entwickelten, nephelin- (und vielleicht auch leueit-) führenden, staubigen Mikro-
grundmasse stimmen einzelne Partien mit den Sanidin-nephelinphonolithen überein.
Die Dünnschliffe des feinkörnigen, grauen Phonolithgesteines
vom Wiistenschlosse bei Döhm. Kamnitz
zeigen (bei 200. V.) ein gleichkörniges Gemenge von Sanidin und Nephelin, zwischen
denen eine trübe Mikrogrundmasse steckt, die, im polarisirten Lichte dunkelgrau,
amorph zu sein scheint, aber durch zahlreiche Nephelim- und Sanidinmikrolithe
und staubartige Körperchen mehr weniger entelast ist. Augitsäulchen und Magnetit-
körner sind minder, zahlreich und gleichmässig verbreitet. Sparsam sind kleine
Noseandurchsehnitte mit zarten, grauen Strichnetzen und einem lichteren Rande;
es fand sich auch ein grösserer, bläulichgrauer Noseandurchschnitt vor, um den
zarte Sanidinleistehen Huctuationsartig angehäuft waren. Aehnliche Anordnung der
farblosen Leistehen findet zuweilen auch um die porpbyrischen Sanidin- und Nephelin-
durehschnitte statt.
Das feinkörnige Phonolithgestein
vom Blitzenberge bei Neukreibitz
ähnelt in der Makro- und Mikrostruktur dem Phonolithgesteine von Wüstenschloss
allein die winzig kleinen porphyrischen farblosen Täfelchen bestehen zumeist aus
zwei, im polarisirten Lichte verschieden gefärbten Längshälften, von denen einige
trikline Riefung zeigen. Die zwischen den Sanidintäfelchen eingezwängte, staubige
Mikrogrundmasse, in der Augit und Magnetit locker vertheilt sind, besteht aus
zarten Sanidinleistehen, Nephelindurchschnitten und einem spärlichen, amorphen
Cemente. Winzig kleine grauliche Noseandurchschnitte sind sparsam ; noch sparsamer
mikroskopische Titanitkryställchen.
re
(6)
Die Dünnschliffe des äusserst feinkörnigen Phonolithgesteines
von Neu Franzensthal (unweit Warnsdorf)
haben einen seideähnlichen Anhauch. Die Grundmasse, bei 200. V. b., besteht zum
erössten Theile aus Sanidin, dessen mikroporphyrische Durchschnitte durch ein
mikrolithisches Gemenge von Sanidinleistehen, Augitsäulchen und Magnetitkörnern,
minder deutlichem Nephelin, recht netten, aber sparsamen Noseandurchschnitten
und einer spärlichen amorphen Substanz cementirt sind. Durch Körnchen, Stäubchen
und Mikrolithenanhäufungen ist letztgenanntes Gemenge stark getrübt; doch sind
mehre trübe Nephelinhexagone deutlich zu erkennen. Strömungen von zarten
Sanidinleistehen treten nur an wenigen Stellen auf.
Das dichte Phonolithgestein des westlich vom Geltschberge gelegenen Kegels
bei Liten€
besteht wesentlich aus trüben farblosen Sanitdinleistehen, die mit rundlichen oder
hexagonalen schwarzen Körnchen und sparsamen grünlichen Augitsäulchen gemengt
erscheinen. Woraus die sich stellenweise vorfindenden, graulichen, flockig trüben
Partien bestehen, liess sich wegen des vorgeschrittenen Verwitterungsgrades des
Gesteins nicht bestimmen.
Das äusserst fenkörnige Phonolithgestein
von Friedland
in dem nur wenige, äusserst zarte Augitnädelchen und winzig kleine Sanidintäfelchen
mit freiem Auge bemerkbar sind, besteht (b. 200. V. b.) aus mikroporphyrischen,
rissigen, minder bestimmt begrenzten Sanidintäfelchen, zwischen denen ein Gemenge
von winzig kleinen, geflossenen Nephelindurchschnitten mit grünlichen Augitsäulchen
und recht zahlreichen, meist in hexagonalen Durchschnitten erscheinenden, schwarzen
Körnchen eingeklemmt ist. Ganz kleine, schwärzlichblaue, mit röthlichem Saume
versehene Hauyndurchschnitte fanden sich selten vor.
Chemische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens.
In Anbetracht dessen, dass der unlösliche Antheil der Phonolithgesteine aus
dem monoklinen und triklmen Feldspathe nebst einer geringen Beimengung des
unvollkommen zersetzbaren Augit oder Amphibol besteht, dass sich der Nosean-
und Hauyngehalt der frischen Gesteine!) durch eine entsprechende Schwefelsäure-
menge kund gibt und dass die Kieselsäureabscheidung aus dem Nephelin, Nosean
und Hauyn gelatinös”?) und aus dem Leueit pulverförmig eıfolgt, ist es auch
möglich, durch die einfachsten chemischen Versuche (ganz genau dureh eine chem.
Analyse) jene Gruppe approximativ zu bestimmen, in welche ein Phonolithgestein
gehört.
I. Nephelinphonolithe. Dieselben ergeben eimen löslichen Antheil von circa
45—65°/, mit einem Nephelin- (und zuweilen geringen Nosean- oder Hauyn-) gehalte
von etwa 40—60°/, ; sie gelatiniren stark in Salzsäure und geben keine (oder äusserst
schwache) Schwefelsäurereaktion.
II. Leueit-nephelinphonolithe. Dieselben stehen wahrscheinlich in Betreff der
Löslichkeitsverhältnisse den Nephelinphonolithen ziemlich nahe. Der Kaligehalt des
gelösten Antheiles fällt wegen des Vorhandenseins von Leueit im Verhältnisse zum
Natrongehalte etwas höher aus. Ebenso sind die Oxyde des Eisens und die Kalk-
erde in grösserer Menge vertreten, da Augit und Magnetit reichlicher vorkommen.
In Salzsäure gelatiniren Phonolithe dieser Gruppe in einem um so geringeren Grade,
je mehr Leueit sie enthalten und geben keine (oder äusserst schwache) Schwefel-
säurereaktion.
III. Nephelin-nosean (o. hauyn-) phonolithe. Diese ergeben einen löslichen Antheil
von eirca 45—65°/, mit etwa 40—60°%, Nephelin und Nosean (oder Hauyn). Sie
gelatiniren stark in Salzsäure und geben je nach dem Nosean- (oder Hauyn-) gehalte
(und dem Umwandlungsstadium des Gesteins) eine mehr weniger starke Schwefel-
säurereaktion. 5
ı) Aus den verwitterten Phonolithgesteinen ist bekanntlich der grösste Theil der Sulfate aus-
gelaugt.
2) In Uebereinstimmung mit der Menge der gelatinös ausgeschiedenen Kieselerde (somit mit
der Menge des Nephelin, Nosean, Hauyn) geht auch die Filtration des in Salzsäure gelösten
Antheils (unter gleichen Verhältnissen) mehr weniger langsam von Statten (ausser wenn
sich der Niederschlag durch sehr langes Stehen nicht gänzlich abgesetzt hat).
; 4
50
IV. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe. Dieselben stehen wahrscheinlich in
Betrefl ler Löslichkeitsverhältnisse den Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen ziemlich
nahe. Der Kaligehalt des gelösten Antheils fällt im Verhältnisse zum Natrongehalte
höher aus. Das Gelatiniren in Salzsäure ist jedenfalls schwächer, als bei den
Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithen.
V. Sanidin-nosean- (hauyn-)phonolithe. Dieselben ergeben einen löslichen Antheil
von eirea 23>—45°/, mit etwa 20—40°/, Nosean (Hauyn) und Nephelin. Sie gelatiniren
schwächer in Salzsäure, geben aber eine mehr weniger starke Schwefelsäurereaktion.
VI. Nephelin-sanidinphonolithe. Diese ergeben einen löslichen Antheil von
circa 35—45°/, mit einem Nephelingehalte von 30—40%,. Sie gelatiniren schwächer
in Salzsäure und geben keine Schwefelsäurereaktion.
VII. Oligoklas-sanidinphonolithe. Dieselben ergeben einen gelösten Antheil
von eirea 15—35°/, mit einem Nephelingehalte von etwa 10—30°%,. Das Gelatiniren
in Salzsäure ist meist unbedeutend. Keine Schwefelsäurereaktion. Der Oligoklasgehalt,
(dev wenigstens 5—10°, beträgt, aber auch den Sanidingehalt übertrifft, gibt sich
(durch ein mehr weniger bedeutendes Vorwiegen des Natrongehaltes im ungelösten
Antheile zu erkennen.
VIII. Sanidinphonolithe. Dieselben ergeben einen gelösten Antheil von eirca
15--35°/, mit einem Nephelin- (zuweilen auch Nosean-) gehalte von 10—30%),.
Das Gelatiniren in Salzsäure ist unbedeutend. Keine (oder äusserst schwache)
Schwefelsäurereaktion.
I. Nephelinphonolithe.
Die chemische Natur der Nephelinphonolithe erhellt zur Genüge aus’der auf
Grund der mikroskop. Analysis versuchten Interprätation Rammelsberg’s 5b und
Guthke’s « Analysen ') des Phonolithes vom
Boren bei Bilin.
Diese Analysen, und zwar: g des ganzen Gesteines, 2 des gelösten und x des
ungelösten Antheils, ergaben in %,:
— —
[7 b 7 b
Kıeselerde 2... —=.55:95... 46:16, Ana sooo
Thonerde.. ... —, 2158 1.15,.20:62,,25416: 1996 bar
Kisenosyd .... u. nahe. :) 119. .— 3:07
Eisenoxydul ... = — 23:05 1,143 12.1710,
Manganoxydul.. = Spur... 1'65 — _
Kalkerden.*. . 240.884... 1.085 = 23lsnm235=0;0e
Maenesia 2. EUER 0 AT EL TIEE
GAR Cper an Ad ZH. 1 nano BBanmBr6
INSLEONSR De ar — 1142... 1651 144 460 618
Glühverlust a 5 PIERRE Dr ir ae Hl —
9934 9854 100 10066
') Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1862. 750. f
51
Der gelöste Antheil betrug nach Guthke . . 50:85°/, und
„ Rammelsberg 52:24°/,.
Ein flüchtiger Anblick der beiden Analysen, der gelösten und ungelösten
Antheile, genügt, um zu ersehen, dass sich der grössere Theil des Augit bei
Rammelsberg im gelösten, bei Guthke im ungelösten Antheile vorfindet.
Die Schwefelsäuremenge (dem Nosean angehörig) wurde nicht bestimmt; es
gibt somit keinen zuverlässigen Anhaltspunkt zur Berechnung der Noseanmenge. Da
jedoch Nosean seiner chemischen Natur nach dem Nephelin ziemlich nahe steht, so
kann in Anbetracht des Zweckes, nämlich einer approximativen Berechnung der
mineralischen Zusammensetzung, der Nosean als Nephelin berechnet werden.
Berechnung der Sauerstoffmengen und ihre Vertheilung nach einzelnen Mineralen
aus Rammelsberg’s Analysen; und zwar:
USER EEE EVER, RO euere ae SER ET EEre ze Er EEEREEER 37 GIS 25: SIERT TECH GEB TER RIErTEBeTEnT N n
dest ya ler eo 8 teen des ungelösten Antheiles
Sauerstoff Nephelin M Sauerstoff 3 br
ver- und | Augit| „ ER Rest || ver- = Ausit) Rest
hältnisse | Nosean hältnisse | 3
Kieselerde . 24074 19:391 | 2978 | — 1'705 | 35'253 36°'00 | 1'616 | —2'363
Thonerde . 11'747 12'927 — — —1'180 7.643 9:00 — —1'357
-, . vr ah, | 732 » Be 3 Bu
Eisenoxyd ; 0'357 x 3 10-463 0°921 FE
Eisenoxydul 0:317 — 0211 - — 0614| —
Manganoxydul 0371 | — Verl) — — = — | —_
Kalkerde : 0'623 — 0'623 — — 0.194 — | 0'194 —
Magnesia . 0284 = 02834 | — — — —_ _ —_
ala A 0'583 | 0'583 — 2 — 1'406 1'406 — —
Natron . . 3'726 3'726 — — — | 1594 | 1594| — | —
Anmerkung. Das Minus von 2'363 Sauerstoffmengen der Kieselerde des ungelösten
Antheiles wird durch ein Plus von 1705 des gelösten Antheiles zum Theile aus-
seglichen; allem die Sauerstoffmenge der Thonerde ist für die Berechnung des
Nephelin, Nosean und Sanidin unzureichend.
Berechnung der mineralischen Bestandtheile aus der Vertheilung der Sauer-
stoffverhältnisse
ITTaR! des.gelösten & des ungelösten Antheils
|
Nephelin
Ed Augit | Masnetit | Rest Sanidin | Augit ı Rest
Nosean |
Kieselerde. . . .| 36'358 5'584 En —+3:197 675 3:03 — 4431
Thonerde . . . „| 27'685 = — — 2'527 19'275 —— — 2901
Eisenoxyd.... . — —_ s == —_ | _ —
Eisenoxydul . . . - 0:95 7] } 292 — E 2:763 —
Manganoxydul . . _ 1'646 - —_ _ — —_
Kalkerde m... —— 2181 — _ | — 0'679 —
Magnesia .. . . _ 0:71 —_ — —_ —_ ——
Baer nn. 343 _ — — | 826 _- —
Natron... ..| 1444 _ — ee — —
81'913 11:071 | 1'678 —_ 101'212 6'472 —
Nimmt man von den gelösten Mineralmengen den 0°52. Theil, von den ungelösten
deu 048. Theil, so erhält man
die approximative Zusammensetzung des Phonolithgesteines von Dorfen —
pl I
(aus Rammelsberg’s Analysen abgeleitet)
42%, Nephelin und Nosean + 48°, Sanidin + 10°, Augit und !/,°/% Magnetit.
Berechnung der Sauerstoffverhältnisse und ihre Vertheilung nach einzelnen
Mineralen aus Guthke's Analysen
| desn gel Olsit ee Deal ne des ungelösten Antheiles |
Kr ‚ \ Nephelin | mn PORN ig.
Sanerstef- und Augit Mag- test SSLEIAN- Sanidin Augit Rest
verhältnisse | © > I netit | verhältuisse | | !
Nosean |
Kieselerde‘ I 2462" 2092| 151217 2172 | 3400131267271 +0:05
Thonerde „| 1243 13959 | — — | -1529 911 17815 | — | .-+1:295
Eisenoxyd . 0915 _ — U n.805 _ — —_ | ==
Eisenoxydul En u og I OR _ —_ —_ _ —
Kalkerde . . 0:31 _ u ._ 0671 — 0671 -.
Magnesia . 0'136 - 0136 | _— | — 0,684 — 0684 —
Aalım., „mn. 0393 0393 — —_ —_ 1418 | 1418| — —
Natron... .| 436 371 ln ae 1187 | 1187| !— | _
Berechnung der mineralischen Destandtheile
des gelösten des ungelösten Antheiles
Nephelin und ER ea atı Sanıdı | i
sn Augit | Magnetit | Sanidin Augit
| | -
Kiegelerdeiiti‘. ulmiiuf m 39.962 1 iatgasır) an ul) 15861 5:08
Thonerla,enit- le «HR pls 29896 | u | _ 16737 —_
BIBENOXYHRT A ehe _ | — Se > 7
Eisenoxydul . ..... .1...% = | 1895 | 2193 ; Bu
Balkarllp2 0.08, MaBsrBe ee E= 24:08 71 — —_ | „2'348
NNIRINENIRN nee WERNE IR: Bu EEE 2 _ 171
Rama NEIN, 3 v3 EEE BE | 8:33 1
NOT ee EEE 16:51 — | 4:60 \ .-
Summe.’ .’., .-. 87979 565 .| 2198 | 838277 | 9.14
Nimmt man von den Mineralmengen des gelösten Antheils den 051. Theil,
von denen des ungelösten Antheiles den 0:49. Theil, so resultirt
die approzimative Zusammensetzung des Phonolithgesteines von Doren —
(aus Guthke's Analysen abgeleitet)
45°/, Nephelin und Nosean + 45°, Sanidin + 7'/, Augit + 1%, Magnetit und
31/,°/, amorpher Kieselerde und Wasser.
2 0
Mit der chemischen Analyse des Phonolithes vom Boren publizirte Rammels-
berg auch die Analysen der Phonolithgesteine von Kostenblatt, Teplitz und vier
Phonolithgesteine aus der Rhön und gelangte zu folgenden, auf Grundlage der
analytischen Resultate sich basirenden Erwägungen:
53
„Vergleicht man die Gesammtmischung, so findet man in allen untersuchten
Phonolithen fast dieselbe Menge Kieselerde (56—59°/,), Thonerde (17—21°/,), Kali
(5—8°/,) und Wasser (1'/,—5°/,), wogegen Kalkerde (1—6/,) und Natron (4—11'/,°/,)
am meisten schwanken. Die relativ grösste Menge des zersetzten Antheils (Boren)
ist zugleich mit der grössten Menge Natron, der kleinsten Menge Kalkerde und
der fast kleinsten Menge Wasser vereinigt. Der unzersetzte Antheil besteht in allen
wesentlich aus Sanidin, der wahrscheinlich immer Baryt enthält und dem ein Theil
des Kalkes angehört... Die mineralogische Zusammensetzung des zersetzten Theiles
entspricht auch nach Abzug von Wasser und Eisen keiner einfachen Mineral-
mischung . . .“
Zu diesen Erwägungen Rammelsberg’s kann vom Standpunkte der mikroskop.
Analysis folgendes zur Erläuterung dienen: Vor allem muss bemerkt werden, dass,
was die böhm. Phonolithe anbelangt, zwei Sanidin-noseanphonolithe (Teplitz, Kosten-
blatt) und ein stellenweise an Nosean ziemlich reicher Nephelinphonolith (Boren)
der Analyse unterworfen wurden, daher die Schwankungen die Quantitätsverhältnise
des Nephelin und Nosean zum Sanidin betreffen. Die bedeutenden Differenzen im
Kalkerde- und Natrongehalte beruhen wesentlich auf den Quantitätsverhältnissen
des Augit zum Nephelin und Nosean. Die grösste Menge des zersetzten Antheiles
ist mit der grössten Menge Natron und der kleinsten Menge Kalkerde verbunden,
d. i. die nephelin- und noseanreichsten Phonolithe haben verhältnissmässig die
geringste Augitmenge.
Auf Nephelinphonolithe beziehen sich auch folgende chemische Analysen, die
Dr. F. A. Struve bereits im J. 1826!) publieirt hatte:
I. Die chemische Analyse des Phonolithes
vom Rothenberge bei Brüx
und zwar a des frischen Gesteins und b der verwitterten Oberfläche.
[7 b
RIEDEL 2 ee 6 ie ee Be —45..108..07:08
Thonederm nn age ee 2280 18:93
Eisenoxydul (mit Spuren von Mangan und Phosphorsäure) = 425 2:07
Kalkerde . = 21.092 20:86
Macnesia ’ 2.1.2 nm. - 0:55.02
ETUI ER 1 A h ; - = 345 544
INAULOTT. ı 4a Me. Asurainr ERTREFAN
EEE 1 enesirge Ar wehrt) Vrckmaten bc Sinn Re fkaes A Fer — + N H0FRUBT
Die chemische Analyse eines anderen Phonolithgesteines ohne Angabe des
Fundortes, aber höchst wahrschemlich einem Nephelinphonolithe angehörig, ergab
(nach Struve) in %,:
2) Pogg. Ann. 1826. 348.
für das frische u. verwitterte Gestein
Kieselerde . . . . 27 Mat Le
Thonerde mit Kalk Ar Me Ir. .. 2344
Eisenoxydul mit Spuren von Mangan und Phospherule 410
Kali inchot Berk ran ae Sant Gare In-laatrra Sn) 6:65
Natron Ten lee A 11:50 380
Aus den Analysen des frischen und verwitterten Phonolithes vom Rothenberge
und des vom unbekannten Fundorte ist ersichtlich, dass bis zu einem bestimmten
Stadium der Verwitterung mit der Kieselerde auch der Kaligehalt zunimmt, während
fast alle übrigen Bestandtheile, namentlich das Natron, im Abnehmen begriffen sind.
Die von Struve ausgeführte Bestimmung der Alkalien im Phonolithe des Boren
ergab in %,:
Kali 2 =483:62
Natron, = ,.13:11
III. Nephelin-noseanphonolithe oder Nephelin-hauyn-
phonolithe.
Interprätation der chemischen Analyse des Nephelin-noseamphonolithes von
Libschitz bei Wistherschan unweit Teplitz.
Diese vom Redtenbacher !) stammende Analyse ergab
einen gelösten Antheil von 48°969%,,,
ungelösten = „ 51.031°%, und die procent. Zusammensetzung
des gelösten und ungelösten Antheiles
Kieselerde . 41'220 66:96
Thonerde . 29238 18:95
Eisenoxydul 2:497 _
Manganoxydul 0:638 ze
Kalkerde Erle: 03
Maenesia . 1261 1:49
Kalk. 25H 493
Natron "0 192:108 6:32
Wasser . . 6558 —
Sauerstoffverhältnisse und ihre Vertheilung nach einzelnen das Pfionoläihaanlin
zusammensetzenden Mineralen.
—_——_—_—— _ — — 2
des g e li ös $ en | des ungelösten Antheils
Sauerstof-| Nosean IMa | Sanersto f-
ver- | und | Augit| lag. Rest ver- \Sanidin Augit | Rest
hältnisse |Nephelin 2 ‚ hältnisse ;
| |
Kieselerde . . . . | 21'984 | 18'104 | 2.002 | — ae | 35'712 | 35'208 | 0'458 | +0:046
Thonerde . . . .| 13653 | 12070 | — | — | +1.583 | 8:839 | 8'802 — 10.037
Eisenoxyd .... — 1 — —- |-| —- | — _ —_ —_
Eisenoxydul . . .| 0'553 | _ 0353| 02 | — — _ —_ u
Manganoxydul . .| 014 | — |oi4| —| — — _ — =
Kalkerde „in. 0'294 0'294 —_— lo — 0:097 0'097 — En
Magnesia ... .» 0'504 — 0504| —|ı — 0:596 | 0'367 | 0'229 or
Kal. ....| 0604 | 06044 — —ı .— | 0839 | 0839| — =
Natron. 2.02... 381285 | 3125 — I — | — 1631 | 12631 | — 7 —
1) Poge. Ann. 1839. 491.
Daraus folgt die procentische Berechnung der Mineralbestandtheile
des ge - östen | des ungelösten Antheils
Nosean u. | Mag- Be: -
Nephelin ugit | netit Rest | Sanidin | Augit| Rest
| N |
EREPREEERE | — a |
Kieselerde 33945 | 3754| — | +3:521 || 66015 | 0'859 | -+-0:086
Thonerde 25'850 — _ —+3°390 | 18:851 — | —+0:078
Eisenoxyd ge 2 } 0:06 = . wr
Eisenoxydul — 1589 BE | Zu ze
Manganoxydul . -. 0.639 | —
Kalkerde 1:029 — | — — 0.340 _
Magenesia — 1:26 - — 0.918 | 0: 573 =
Kali 3'549 = — — 4929 | =
Natron 12-110 | | 630 | — —
Wasser bi — E— — 6'558 — | —_
Summe . 16483 | 7242| 096 | 13'469 98'373 | 1'432 —
Wird von dem gelösten Antheile der 049. Theil, vom ungelösten der 0:51.
Theil genommen, so besteht der Nosean-nephelinphonolith von Libschitz bei Wisther-
aus 50%, Sanidin, 37Y/,°%/, Nosean und Nephelin, 4'/,°/, Augit, "/,°/, Magnetit
und 6'/,°, Kieselerde und Thonerdehydrat. })
V. Sanidin-noseanphonolithe oder Sanidin-hauynphonolithe.
Interprätation Rammelsberg’s chemischer Analyse des Phonolithes vom Teplitzei
Schlossberge.
Der in Säuren gelöste Antheil betrug 28°26%,.
Die chemische Analyse
des ganzen Gestein, des gelösten und ungelösten Antheiles ergab in °,
Kieselerde 58:16 42:28 64:28
Thonerde . DH 25:09 20:18
Eisenoxyd DR 6:12 1:45
Manganoxydul 024 0:85 —
Kalkerde 2:01 711 Spur
Magmesia . 1:26 0:92 1:40
Kali 6:57 3:89 762
Natron .. Sell 324 5:07
Wasser 2:03 718 —_
Sauerstoffverhältnisse obiger Analyse und ihre Vertheilung nach einzelnen durch
die mikroskopische Analysis sichergestellten Mineralen.
| des gelösten | des ungelösten Antheils
Sauerstofl- |Nosean und ‚| Mag- | Sauerstofl- |
verhältnisse) Nephelin | Auen netit Rest verhältnisse Sanidin Augit ZN
Kieselerde . . | 22549 | 14:000 | 6784| — | 1'765 || 34'283 | 35'256 Temgriea 2:007
Thonerde 11715 | 9333 | — _ 12382 | 9423 | 8814 | — Wer 0:609
Eisenoxyd . - 1'836 — a llUgng u | 0.435 _ re
Eisenoxydul . = — | 1124 |I ar Ar — 0291| —
Manganoxydul | 0'192 — 0192| — _-— | — Ze |
Kalkerde 2:031 0323 | 1708| — — — = N res
Magnesia 0368| — Jos — | — | 056 | 0333 | 027] —
Kali 0,662 | 0602| — | — = 1297| 17 | — | —
Natron 2126| 2166| — | — —_ 1308 | 138 | — | —
1) "Da das Kieselerde- und Thonerdehydrat der Zersetzung der Nosean- und Nephelinsubstanz
entstammt, so muss die Menge der Letzteren im frischen Gestein mehr als 40% betragen haben.
56
Daraus resultirt die procent. Zusammensetzung der mineralischen Bestandtheile
im gelöst en | im ungelösten Antheile
Nosean u. . 4 | En | ?
Nephelin Augit | Magnetit | Rest | Sanidin | Augit| Rest
1} N I I
Kieselerde . . . 26250 ; 12'720 _ | 43'309 | 66'105 | 1938 | —3763
Thonerde . . . 19988 | — | = 5101 | 18877 — | +1304
Eisenoxyd . . . ee | — Pe —
Eisenoxydul . . Bee. — | _ 1'305
Manganoxydul | = _— a vr
Kalkerde u — _
Magnesia —_ | = 0833 | 0'568
Kali — | .—' | 7620 | —
Natron — | | 500 |
Wasser . — 1.2180 | — | —
Summe 0471 15°590 | 98505 | 3811!
Nimmt man nun von der percent. Menge eines jeden Minerals aus dem
gelösten Antheile den 0'283. Theil und aus dem ungelösten Antheile den 0'717.
Theil, so erhält man
die mineralische Zusammensetzung des Sanidin-noseanphonolithes vom Teplitzer
Schlossberge:
Sanidin, Nephelin und Nosean), Augit, Magnetit, Kieselerde- und Thonerdehydrat,
71% 17% 3% 01% 4%
Der Sanidin-noseanphonolith vom Teplitzer Schlossberge wurde auch vom
Prettner (@) und Putzer (b) analysirt. °)
Diese Analysen ergaben in %,:
1 b
Kieselerde 55:39 IT60
Thonerde 18:58 15 01
5
Eisenoxyd "42 526
Halkerde 281 501
Magnesia — 017
Kali x 458
Natron 1473 6:68
Wasser DT 213
Der gelöste Antheil betrug nach Prettner 29-4107,
» Putzer 30:449%,.
') Da das Kieselerde- und Thonerdehydrat der Zersetzung des Nosean und Nephelin entstammt,
so ist die Menge letztgenannter Minerale — circa 208.
?) Roth. Gesteinsanalysen.
57
Und die von Prettner (a) und Putzer (b) ausgeführten chemischen Analysen
der gelösten (2) und ungelösten (w) Antheile ergaben in %,:
l 7
a ———
a b a
Kieselerde . . 4222 40:12 60:87 6474
Thonerde .... 26:66 21:90 15227 18:55
Eisenoxyd . . 930] 380 412
. 5:67
Eisenoxydul . = — —
Manganoxydul . — 0:60 — —
Kalkerdewer 250122926 al. 1%
Magnesia . . — 064 — —
Kalle 27 0: 2-41 2 5:64
Natron re 740 S:05 17-80 544
Wasser... 0n0,,9:83..,.12:02, _- —_
Summe . 98:92 10067 10000 99:92
Fröhlich’s !) chemische Analyse des Phonolithes von Kostenblatt bezieht sich wahr-
scheinlich auf den Sanidin-noseanphonolith von der Zinne des Kostenblatter Berges.
Diese Analyse ergab für das ganze Gestein g, für den gelösten Antheil 2, (der
30°56°/, betrug) und für den ungelösten Antheil « in %,:
g l u
Kieselerde . . . 5805 4128 65 95
honerde 7 EHE 25:93 16:66
Eisenoxyd . . . Sal 189 2:28
Manganoxydul. . 0:18 — —
Kaikerde . . .- 5:39 4:05 0:69
Masnesia . . . 0:57 0:55 0:55
Kanal oahire 629 2-17 800
Natron Sr ee: 654 9:53 5:83
Vasser Maul. ee 3:67 3:96 —
Summe . 10024 100°36 100:01
Hieher gehört auch der Sanidin-noseanphonolith vom Marienberge bei Aussig,
nähert sich jedoch stellenweise den Nephelin-noseanphonolithen. Diess zeigt auch
H. Meyer’s chemische Analyse ?) des erwähnten Phonolithes, von dem 37'47°%/, in
Lösung überging.
Diese Analyse ergab für das ganze Gestein g, den gelösten 7 und ungelösten
Antheil « in °/,:
ı) Roth, Gesteinsanalysen 1861. p. 23.
” n ” n ”
g l 7
Kieselerde 5446 4324 61:09
Thonerde . 1998 21:00 1936
Eisenoxyd 375 182 1:35
Kalkerde . 222 2:99 178
Magnesia . 111 — ulkirer
Kal nem, 279317 0:035 14:65
Natron. . 267 at —
Wasser . 4.99 13225 _
Summe 98:35 9552 100 —
VI. Nephelin-sanidinphonolithe.
Die chemische Beschaffenheit der Nephelin-sanidinphonolithe erhellt aus
Jenzsch’s -Interprätation!) der vom demselben ausgeführten chemischen Analyse des
Phonolithes aus dem Steinbruche
von Nestomitz (z. Aussig und Nestrsitz).
Das frische Gestein ist von bedeutender Härte, zerspringt "jedoch bei kräftigen
Schlägen in hellklingende Scherben, besitzt eine perlgraue Farbe und hat das auf
die grösste Dichtigkeit des Wassers zurückgeführte spez. Gewicht = 2'569 bis 2:75.
Das spez. Gewicht des etwas verwitterten, trüben Phonolithes = 2'520. Die
frischesten Stücke gaben nur eine Spur Wasser.
Kleine Stückchen vom spez. Gewicht 2:569 bis 2575, der Weissglühhitze
ausgesetzt, verloren an Gewicht 129°, bis 1'33%/,, während das schon veränderte
Gestein vom spez. Gewichte 2'520 einen Glühverlust von 2:6°, erlitten hat.
Die chemische Analyse des frischen Gesteins ergab folgende Zusammen-
setzung in %:
Glühverlut . 129
Schwefel . . 002
Chlor 2020720:94
Phosphorsäure 029
Titansäure . . 144
Kieselerde . . 5628
Thonerde . . 20:58
Eisenoxydull . 2:86
Manganoxydul 1:45
Kalk. . .1. 0046
Mamesia . . 032
Kalı nos:
Natron . . . 907
Lithinn =... . 2005
Auch Fluor wurde vor dem Löthrohr erkannt.
Bar, Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1356. 167.
59
Aus dieser Analyse berechnete Jenzsch die muthmassliche Zusammensetzung
des Phonolithes von Nestomitz nach mineralischen Bestandtheilen in folgender
Weise:
Gefunden durch di ‚ Artvedsonit- Ei Berechnete
Y ee a nein: | Sanidin Nephelin an | re re
‚Amphibol)
| mit Sauerstoff
TiO,.| ‚1:44, 0:57, |1.44 0:57| - — er RE
SiO, | 5628 29-22 |1-10 0:57 | 36:29 18-84 | 1421 738 |468 243| — |56:28 29-22
AL,O,| 20:58 9:62 — 10:08 4771| 10:50. 491 | — — | — [20:58 9:62
FO 283 063 [0-67 015 216 0481| — | 283 0:63
Fe So ee -. el = | HR2| 0R =
MO, 145 033 a 145 033| — | 145 0:33
Ca0 ı 046 013 [0-46 013) — IT| m Gone
oO a || = are ee ee ee
RO a ge |o-95o | = l5:82 70:99
NaO 907 23 | — —| 29 07| 510 131.105 0239| — ! 907 2:33
LO 0:05 0:08 — — | 005 0:03 — _ — — 0:05 0:03
BO 10297010 1 Pr en u a I = _—0-
17 0:02 | | 0202| 000 —
[&/ 0:54 | — | en = — —_
| Fl | nicht an: | E72 ie gr
‚= Spur — | — —_
367%, |53:55% | 31:76%, 9.347, | 0:04%,,| 98:36%,
Zu diesen Resultaten fügt Jenzsch folgende Bemerkungen hinzu:
„Da in dem Nestomitzer frischen Gesteine Magneteisen nur eine Seltenheit
ist, dasselbe aber meist als aus Amphibol entstanden zu betrachten sein möchte,
so fand in der allgemeinen Uebersicht der Bestandtheile dieses Gesteins die äusserst
geringe Magneteisenmenge keine Berücksichtigung.“
„Zu welchen Gemengtheilen aber die Phosphorsäure, das Fluor und das Chlor
gehören, kann nicht mit Entschiedenheit ausgesprochen werden. Jedoch möchte
ich den Fluorgehalt dem Sanidin und dem arfvedsonitähnlichen Amphibol zurechnen,
welchen beiden Mineralen möglicherweise auch der das Fluor gern begleitende
Phosphorsäuregehalt angehören könnte. Das Chlor mag aber wohl dem Nephelin
zugehören.“
Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung der Phonolithe wäre auf diese
Bemerkungen folgendes zu erwiedern: Das Magneteisen ist in den Phonolithen
jedenfalls in spärlicher Menge vorhanden, indem es gewöhnlich weniger als 1%,
beträgt; aber es kann keineswegs als sekundäre Bildung (etwa aus Amphibol ent-
standen) betrachtet werden.
Die Phosphorsäure gehört ohne Zweifel dem Apatit an, dessen zarte Nadeln
bekanntlich auch im Sanidin und Amphibol als Einschlüsse vorkommen.
0:29°/, Phosphorsäure entspricht 0'594°/, chlorhältigen Apatit mit einem Chlor-
gehalte von 0048°%,. Und dem Apatit ist wahrscheinlich der geringe Fluorgehalt
als Vertreter des Chlorgehaltes zuzurechnen.
Der bedeutende Ueberschuss an Chlorgehalt (0°492%,), den die Phonolith-
analyse angibt, scheint auf das Vorhandensein eimes sodalithähnlichen Minerales
hinzuweisen.
60
VI. Oligoklas-sanidinphonolithe oder Trachyphonolithe.
Die Oligoklas-sanidinphonolithe ergeben einen löslichen Antheil von eirca
15—35°/, mit einem Nephelingehalte von etwa 10—25°/, (mit Einschluss des Nosean
oder Hauyn). Das Gelatiniren in Säuren ist unbedeutend. Keine (oder äusserst
schwache) Schwefelsäurereaktion. Der Oligoklasgehalt, der mindestens zwischen
5 und 10%, beträgt, aber auch den Sanidingehalt übertrifft, gibt sich durch ein
entsprechendes Vorwiegen des Natrongehaltes im ungelösten Antheile zu erkennen.
Im Uebrigen stimmen Phonolithe dieser Gruppe mit den remen Sanidinphonolithen
überein (sind reicher an Augit (Amphibol) und Magnetit und führen zuweilen auch
Biotit).
Die chemische Analyse des (lufttrockenen) an porphyrischen Feldspathtäfelchen
ziemlich reichen Phonolithes
von Kl. Priesen !)
dessen löslicher Antheil 31:27°%, betrug, ergab in ®/,:
Kieselerde = 548)
> Thonerde = 1975
Eisenoxydul = 624
Kalkerde UA
Magnesia = 104
Kali’. ".
Natısmlk Is 9:35 (aus der Differenz berechnet)
Wasser =, nd:68
100
VIII. Sanidinphonolithe.
Die Sanidinphonolithe ergeben einen löslichen Antheil von circa 15—55°),
mit einem Nephelingehalte von etwa 10—25°, (mit Einschluss des Nosean oder
Hauyn). Das Gelatiniren in Säuren ist unbedeutend. Keine (oder äusserst schwache)
Schwefelsäurereaktion. Der procent. Natrongehalt des unlöslichen Antheiles ist
geringer als der Kaligehalt oder dem letzteren ziemlich gleich. Wegen der grösseren
Menge an Augit, dem sich zuweilen Biotit beigesellt, pflegt der procent. Gehalt an
Eisenoxydul, Kalkerde und Magnesia bedeutend grösser zu sein als in anderen
Phonolithvarietäten (ausgenommen etwa die ebenf. is augitreichen Leueit-nephelin-
und Leueit-noseanphonolithe).
Die chemische Analyse des (luftrockenen) graulichweisen, an Sanidin ziemlich
reichen, aber nicht mehr vollkommen frischen Phonolithes von
Holey-Kluk bei Proboscht,
dessen spez. Gewicht —= 2'597 (Bilek) und der in Säuren lösliche Antheil 34:15%,
betrug, ergab in /,:
') Bolicky. Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Tafel VIIL Fig. 1. d.
61
Kieselerde = 5430
Thonerde =,1%04
Eisenoxydull = 651
Kalkerde — Hy.
Magnesia = 35
Kali... =HrOR
Natron Hm
Wasser mim==144:33
003
Sauerstoffverhältnisse obiger Analyse und ihre Vertheilung nach einzelnen Mineral-
bestandtheilen:
Sanidin Nephelin! Augit | Magnetit | Rest
—_—
Kieslerde . .- ... | 28962 | 20300 | 2235 | 5a | — | 0428
IENON ee ee ie 8:890 FREE ern ELLE u ne anna 2:305
Eisnoxydul . . . . . 1.446 — heuer] | —
Ralkertesi.de Kr N. & 1'208 — | — eg —l —
Mamesiar- Rs. 2 0540 —_ — | 0540 | u _
Ballett, 1:195 De Pe a ren ee
NARonalr nt el 097 0:597 |» 0:50. | —_ —iur —
Daraus folgt die prozent. Berechnung der Mineralbestandtheile:
ET Eu ur BE
ı | | | Kieselerde
Sanidin | Nephelin | Augit | Magnetit und Thonerde-] Summe
| | \ hydrat
{
Kiselerde . ..... | asias | aan | urıs | — | "0803 | 54504
iBhonerden u. ee; 10.890 | 32137) Ze — 11 7 4937 19040
Basennsydar ua. are. _ | — — era =
michdaydai F ars — | el } ln) — 6:507
Kalkerdeni)c.l). ualarıııa? u) = 4:228 | — — 4'228
Mamesia nr... 2 um. — | — 72.1.4, 1:350, 5) — —_ 1'350
Kali ES: Ur 7021 | — - | - | —- 7:021
Nitvanl ala „Eile 2:313 | 1938 _ | - 4'251
Wasser — a _ | = 433 433
58.362 | 9.370 | 22231 | 0805 | 10.07 |,101:032
\
|
1
|
j
|
|
Bemerkungen über Geotektonik, Absonderungsformen u. Gesteins-
einschlüsse der Phonolithgesteine.
Die geologischen Verhältnisse der Phonolithgesteine Böhmens wurden bereits
von Fr. Reuss, E. von Reuss und zum Theile auch von Jenzsch und Jokely derart
erläutert, dass ausser der kurz gefassten Rekapitulation des Wichtigsten aus den
zahlreichen Beobachtungen obgenannter Forscher nur Zusätze und Bemerkungen
erübrigen, die sich auf den neuesten Standpunkt der Wissenschaft beziehen.
Die Phonolithgesteine Böhmens — in ihrer Hauptmasse in dem centralen
Theile des böhm. Mittelgebirges vorkommend und die höchsten Punkte desselben
einnehmend — bilden meist isolirte (oft gruppenweise versammelte), steile, z. T.
glockenförmige Kegel, die als Eruptionseentra unterirdischer Gänge anzusehen sind:
62
An wenigen Punkten erscheint der Phonolith in langgezogenen Rücken
(mächtigen Stöcken) oder in Gängen, die sich zuweilen aderähnlich verzweigen und
andere Gesteinsmassen umfassen (Kl. Priesen, Tollegraben, Prosseln u. a. a. O.).
Und ebenso selten sind die kreisförmig geschlossenen, kraterähnlichen Wälle (Heiden-
berg bei Algersdorf, Ratzkerberg bei Levin), sowie jene Vorkommnisse, wo die
Phonolithmasse durchbrochene Basalt- und Sedimentgesteine strom- oder decken-
förmig überlagert hat (Hareth bei Brüx, Todtenberg bei Kostenblatt, Rovney (zwischen
Taschov und Retaun), Steinwand bei Tschersing, Holey Kluk bei Proboscht).
Die Phonolithgesteine weisen dieselben Absonderungsformen auf wie die
Basaltgesteine, ausgenommen die Kugelform; allein, während an den Basalten die
natürliche Säulenform die regelmässigste Entwickelung erreicht und die gewöhnlichste
Absonderungsform bildet, herrscht bei den Phonolithen die Tafel- oder Plattenform.
Es wurde bei den Basaltgesteinen bereits bemerkt, dass ihre Säulenform an
Regelmässigkeit um so mehr einbüsst und die Plattenform um so deutlicher her-
vortritt, je mehr sich das Basaltgestein den Phonolithen nähert (Phonolith- und
Andesitbasalte).
Während die Säulen der Basaltgesteine verschiedene Breitedimensionen und
zahlreiche Flächen aufweisen, sind die Pfeiler der Phonolithgesteme stets sehr breit
(unregelmässig), minder deutlich und von wenigen Flächen begrenzt. So z. B. am
Boren haben die 4—6seitigen, senkrechten Pfeiler des Nephelinphonolithes eine
Breite von 4—6 Ellen, fast ebenso breit sind die fast wagrechten des Leueit-
nephelinphonolithes am Weschner Berge. Am Holey-Kluk ist der Sanidinphonolith
in pfeilerförmige Massen abgesondert, die zu dem 25—30° im Nordost geneigten,
bis 1° mächtigen Flötz senkrecht stehen.
Jeder Pfeiler ist gewöhnlich der Quere nach plattenförmig abgesondert, so
dass z. B. die senkrechtstehenden wie aus aufeinandergethürmten Platten verschie-
dener Dicke aufgebaut erscheinen (Boten).
Die Plattenform ist mit Ausnahme der frischen, pechstein- oder hornstein-
ähnlichen Nephelinphonolithe und einiger massigen Phonolithe der VII. und VII.
Gruppe stets sehr ausgezeichnet. R
Die meisten Phonolithberge sind mit Tafeln besetzt. die den Tangentialflächen
des Kegelberges parallel angeordnet sind.
Von sekundären Absonderungsformen ist die schieferige allein zu verzeichnen.
Die Kugelform kömmt bei den Phonolithen nicht vor; nur in den Schluchten des
Phonolithes vom Wachholderberge bei Teplitz (oberhalb Kradrub) finden sich
zusammengehäufte Kugeln eines grauen, ziemlich frischen Phonolithes vor, die in
einem aufgelösten, thonigen Gestein eingebettet sind.
Einschlüsse fremder Felsarten in Phonolithgesteinen sind
äusserst selten und sparsam; namentlich erscheint es befremdend, dass der vom
Phonolith durchbrochene und mit demselben fast überall im Contakte befindliche
Basalt im ersteren nur äusserst selten als Einschluss zu finden ist.
Als Einschlüsse im Phonolithe sind bekannt):
Granit in nuss- bis faustgrossen, halbverwitterten Massen — in dem dunkel-
!) Reuss. Umgebung von Teplitz und Bilin 1840. 252,
ve din
63
\
srauen Phonolithe des Heidelberges bei Salesl (an der Elbe) und in recht grossen
Brocken mit fleischrothem Feldspathe und schwarzem Turmaline im einem grünlich-
schwarzen, undeutlichen Trachyt (?) bei Dubkovitz. !)
Gneis in kleinen, selten faustgrossen Stücken, die theils ganz unversehrt,
srobllaserig, theils durch Einwirkung einer hohen Temperatur verändert. (texturlos,
porös) erscheinen (in letzteren ist der Feldspath milchweiss; Glimmer fehlt oder ist
eisenschwarz und fast metallisch glänzend geworden) — im Phonolithe des Boten
(westlicher Fuss) und des blauen Steins bei Oberleitensdorf.
Ein porphyrartiges Gestein, wahrscheinlich Teplitzer Feldsteinporphyr,
in zahlreichen Brocken in dem aschgrauen Phonolithe des Kirschberges bei Teplitz.
Ein scharf begrenztes Fragment eines schieferigen schwarzen Hornblende-
gesteins (Basalt) fand Reuss in dem rauchgrauen Phonolithe des grossen Franz
bei Kostenblatt. — Zu diesen als Einschlüsse im Phonolithe bereits bekannten
Gesteinsarten kann ich noch die des Plänerkalkes hinzufügen.
In dem sehr festen und frischen, licht grünlichgrauen Oligoklas-sanidinphon.
der Gangmasse bei Kl. Priesen ?) fand ich zollgrosse, scharf abgegrenzte, aber mit
dem Phonolithgestein sehr fest zusammenhängende Plänerkalkfragmente als Ein-
schlüsse vor, die nicht einmal an ihren scharfen Kanten irgend eine Veränderung
verriethen. Die Fragmente von der Farbe und äusserst feinkörnigen Beschaffenheit
des Weissenberger Pläners scheinen nur etwas fester und härter zu sein. Mit
Säuren betuft braust ihr feingeriebenes Pulver stark auf und zeigt eine sehr schwache
alkalische Reaktion, die beim Trocknen des Curkuma- oder Lackmuspapiers ver-
schwindet (ein Beweis, dass ätzende alkalische Erden nicht vorhanden sind).
a en
Bemerkungen über die genetischen Verhältnisse und das
relative Alter der Phonolithgesteine.
Die vorherrschend spitze Kegelform unserer Phonolithe, das äusserst seltene
Vorkommen und das meist unveränderte Aussehen der fremden Gesteinseinschlüsse
in denselben können als Belege angeführt werden, dass die Phonolithgesteine zum
srössten Theile nicht im feuerflüssigen Zustande, sondern als halbfeste oder
ganz erhärtete Massen zu Tage getreten sind.
Nur für jene wenigen Punkte, wo eine Ueberlagerung älterer Gesteine (meist
nur am Rande der Phonolithberge) wahrzunehmen ist, muss angenommen werden,
dass sich der Phonolith als eine dickflüssige Masse hervordrängte, wodurch ein
(meist nur partielles) Ueberquellen nach den Seiten hie möglich ward. Zu diesen
Vorkommmissen zählt Reuss auch die Phonolithgänge. Allein das Vorkommen von
frischen Plänerkalkeinschlüssen im Phonolithe von Kl. Priesen (deren ich oben
erwähnte) beweist, dass die Phonolithgangmasse im Horizonte des Pläners nicht
!) Reuss. ‘Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840. 22.
2) Boficky. Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturw.
Landesdurchforschung 1873. I. B. 1 Abth. 2 Th.) Tafel VIU. fig. 1. d.
|
|
|
ur
u
64
mehr eine solche Temperatur besass, um den Plänereinschluss merklich zu ver-
ändern, während der deckenförmig äusgebreitete Phonolith des Holey-Kluk die
mit demselben im Contakte befindliche Glanzkohle (bis 1’ mächtig) theils in Kooks
verändert, theils vertaubt hat. — Viele Phonolithdünnschliffe verschiedener Art, vor-
nehmlich mehre der Nephelinphonolithe, sprechen für eine sehr rasche Erstarrung
der Masse, da zuweilen weder Nephelin noch Augit beim Festwerden des Gesteins
zur individuellen Ausbildung gelangen konnten (die Nephelindurchschnitte verfliessen
zu einer scheinbar amorphen Masse und Augit ähnelt mannigfachen Gruppirungen
chlorophyllähnlicher Körner); doch beschränken sich solche Phonolithe nur auf
einzelne Punkte weniger Lokalitäten, von denen auch Dünnschliffe mit scharf ent-
wickeltem Nephelin und Augit vorliegen (z. B. vom Wachholderberge bei Teplitz).
Wiewohl das mehr weniger rasche Erstarren der Phonolith- (sowie der Basalt-)
ımassen durch mannigfache lokale Verhältnisse beeinflusst war, so besteht im All-
gemeinen — meiner Ansicht nach — dennoch eine gewisse Relation zwischen der
chemischen Natur, dem mehr weniger leichten Erstarrungsvermögens und zugleich
den geotektonischen Formen unserer tertiären Eruptivgesteine.
Die den geringsten Kieselerdegehalt aufweisenden Nephelin- und Leueitbasalte,
die im feuerflüssigen Zustande am längsten zu verharren vermochten, breiteten
sich vorwiegend in Strömen und Decken aus. ") Die kieselsäurereicheren Feldspath-
basalte (hauptsächlich Andesit- und Phonolithbasalte), die, ältere Basalte durch-
brechend, wahrschemlich schon dickflüssig oder halbfest zu Tage traten, erhoben
sich zu hohen und mächtigen, durch zackige Conturen markirten Gebirgsstöcken.
Und die sauersten unserer tertiären Eruptivgesteine, die Phonolithe, die wahr-
scheinlich schon während ihres Emporhebens eine teigartige Consistenz angenommen
hatten, nahmen in Form isolirter Kegel die höchsten Punkte unseres Mittelgebirges
ein. — Wiewohl die Phonolithe die meisten Basaltmassen Böhmens durchbrochen, die
höchsten Punkte unseres Mittelgebirges eingenommen haben und daher unzweifelhaft
zu den jüngsten Eruptivgesteinen gezählt werden müssen, so sind sie doch nicht als
das letzte Produkt der Eruptionsthätigkeit in Böhmen anzusehen.
Werfen wir einen Blick auf die geolog. Beziehungen der Phonolithe zu anderen
Gesteinen des böhmischen Mittelgebirges, so äussert sich der Einfluss derselben in:
(der Hebung aller angrenzenden Sedimentgesteine der Kreidformation, der meisten
Sedimentgesteine der Braunkohlenformation und aller Urgebirgs- und Eruptivgesteine
mit einziger Ausnahme der Trachy- und Tachylytbasalte.
Die kleinen Urgebirgspartien (Granit, Gmeis, Glimmerschiefer, Hormblende-
gesteine), die an einigen zerstreuten Punkten des böhmischen Mittelgebirges meist
') Fast nur in den Peripherialzonen bilden Nephelin- und Leueitbasalte auch hohe Bergkegel
oder lange, wenig breite Gänge. Letztere (z. B. die berühmten Basaltgänge der Teufelsmauer
bei Böhm. Aicha), jedenfalls zu den jüngsten Gliedern der I. Basaltperiode gehörig, sind
wahrscheinlich nicht im feuerflüssigen Zustande zu Tage getreten, da die sedimentären
Contaktgesteine keine Veränderung durch Hitze verrathen und selbst unversehrte Petrefakte
aufweisen (z. B. der Quadersandstein an der Teufelsmauer). Und von den Bergkegeln scheinen
die höheren durch jüngere Eruptivgesteine gehoben worden zu sein, die nur an kleinen
Stellen (meist am Gipfel) oder gar nicht zum Durchbruche kamen.
68
als Abhänge von Thälern und Schluchten, selten als kleine Hügel zu Tage treten,
lehnen sich fast überall an hohe Phonolithkegel an oder treten in unmittelbarer
Nähe derselben auf.
Der in unmittelbarer Nähe des Lobosch auftretende, von Porphyrgesteinen
durchsetzte Gneis des Woparnthales bildet im NW eine vorspringende, an den
Lobosch sich anlehnende Kuppe, auf der die Ruinen des Schlosses Woparn stehen.
An den Milleschauer Berg stösst die kleine, zum grösseren Theile vom Basalte
umgebene Gneispartie des Galgenberges im Norden des Dorfes Milleschau. Die an
die Phonolithkuppe des Schieferberges unweit Liesnitz sich direkt anlehnende, ganz
kleine Partie eines schieferigen und glimmerreichen Gneises präsentirt sich als
eine durch den Phonolith emporgehobene, vom Phonolith und Basalt eimgeschlossene
Scholle. Ebenso erhebt sich der Gmeis am westlichen Fusse des Boren und an
der Ostseite des Sellnitzer Berges weit über sein höchstes Niveau der Umgebung,
Auch die Phonolithkuppen des Schönbachthales heben den Gneis, aus dem sie her-
vortreten.
Dass der Phonolith auch mit dem Granit in Berührung kam, beweisen die
Graniteinschlüsse im Phonolithe des Heidelberges bei Salesl. !)
Ebenso, wie an den angedeuteten Punkten die grösste Hebung der Urgebirgs-
gesteine dem Emporsteigen der Phonolithmassen zuzuschreiben ist, kann man mit
- Naumann annehmen, dass jene Eruptivkraft, welche die Phonolithmassen erzeugt
hatte, auch an der Erhebung des Erzgebirges einen wesentlichen Antheil nahm,
wiewohl zu berücksichtigen ist, dass (ausser den Porphyrgesteinen) auch die Leucit-
und Nephelinbasalte sich an der Hebung des Erzgebirges in nicht unbedeutendem
Masse betheilist und wahrscheinlich zu seiner mit dem Mittelgebirge parallelen
Richtung das Meiste beigetragen haben. ’
Was die geologischen Beziehungen der Phonolithe zu den Basalten anbelangt,
so unterliegt es keinem Zweifel, dass die Nephelin-, Leueit- und Feldspathbasalte
älter sind als die Phonolithe, da diese aus jenen kuppenförmig hervorragen. Nur
für die Trachy- und Tachylytbasalte, die in den Phonolithen und den älteren
basaltischen Gesteinen gangförmig auftreten, ist ein jüngeres Alter anzunehmen.
Um jedoch irgend einem Irrthume vorzubeugen, muss bemerkt werden, dass mehre,
unter dem Namen „trachytische Phonolithe* (von Reuss, Jokely, Jenzsch etc.) an-
geführten Gesteine (z. B. das von der Bassstreicher Mühle bei Salesl) auf Grund
‚der chemischen und mikroskopischen Analysis nicht zu den Phonolithen gezählt
werden können, sondern als mehr weniger verwitterte, daher licht gefärbte Trachy-
basalte — und die in denselben auftretenden schwärzlichgrauen Basalte meist als
augit- (oder amphibol-) und magmareiche Tachylytbasalte — angesehen werden müssen.
Unter den Phonolithen selbst scheinen die nosean- und sanidinreichsten — die
man zum grössten Theile unter den sogenannten trachytischen Phonolithen anzu-
führen pflegte — die jüngsten zu sein, da sie die höchsten Punkte einnehmen,
!) In der Nähe des Porphyrs tritt der Phonolith des Teplitzer Schlossberges auf, an dessen
westlichem Fusse sich eine kleine, mit dem Schönauer Berge zusammenhängende Porphyr-
kuppe erhebt.
5
66
auch gang- und stockförmig auftreten und zuweilen von leucit- und nephelin-
reicheren Phonolithen umgeben sind. ')
Während die Nephelin- und Leucitbasalte die Hauptrichtung des böhmischen
Mittelgebirges SW—NO und die meisten Feldspathbasalte die Querrichtung SOI— NW
befolgen, scheinen die Phonolithkegelgruppen darauf hinzuweisen, dass sich die
Eruptionskraft, welche dieselben emporhob, in beiden Richtungen (der älteren Basalte)
fortpflanzte, jedoch, wie es scheint, ohne einen Unterschied der Substanz zu bedingen.
So z. B. die Phonolithkegel von Brüx, Schladnig, Sellnitz und Boren weisen auf
die Richtung SW—NO hin; dagegen Boren, Ganghof, Rother Berg (bei Prohn) und
die Phonolithe des Schönbachthales (im Erzgebirge) liegen fast in einer Geraden,
SO—NW und sämmtliche Phonolithe genannter Lokalitäten sind reine Nephelin-
phonolithe, in ihrer Mikrostruktur wenig differirend. Die Phonolithe des centralen
Theiles des böhm. Mittelgebirges (am linken Elbeufer) z. B. Milleschauer, Klotz-
berg, Welhota, Kl. Franz, Kostenblatter Berg, Liesnitzer, BoZny Berg u. s. w. sind
sämmtlich Nephelin- Nosean-, oder Sanidinnoseanphonolithe, aber bestimmte Rich-
tungen der Kegelberge lassen sich nur schwierig aufstellen. Längs des Elbeflusses
zwischen Aussig und Tetschen treten vorwiegend Sanidinphonolithe auf, die auch
am rechten Elbeufer und im nordöstlichen Böhmen vorwalten und deren Kegel-
gruppen zumeist auf beide obgenannte Richtungen hindeuten.
Es scheint daher, dass die Eruptionskraft zum Emporheben der Phonolith-
massen die alten Kanäle der Basalte (in denen wahrscheinlich die vulkanische
Thätigkeit noch nicht völlig erloschen war) in beiden Richtungen in gleicher Art
benutzt hatte. y
Jenzsch hat bereits die Ansicht ausgesprochen, dass der Marienberg bei
Aussig und der gegenüberliegende Krammel (am rechten Elbeufer) vor dem Durch-
bruche des Elbeflusses im Zusammenhange waren. Wegen völliger Uibereinstimmung
der Mikrostruktur gälte dasselbe von dem Phonolithe des Mädsteins und des gegen-
überliegenden Gorditzer Berges. Uiberhaupt scheint es, dass sich noch mehrere
Belege finden werden, dass das Elbethal zwischen Leitmeritz und Tetschen erst
nach dem Hervortreten der Phonolithe gebildet wurde und zwar durch jene vulka-
nische Thätigkeit, welche die jüngsten Eruptivgesteine Böhmens, nämlich die
Trachy- und Tachylytbasalte emporgehoben und die zu diesen parallelen Spaltklüfte
in der vorwaltenden Richtung S—N erzeugt hatte.
Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachy- und Tachylytbasalte.
Diesen kleinen Beitrag glaube ich der Abhandlung über die Phonolithgesteine
hauptsächlich aus dem Grunde anreihen zu müssen, da mehre jener böhmischen
Eruptivgesteine, die man in Abhandlungen und Lehrbüchern als trachytische Pho-
nolithe anführt, ihrer mineralischen und chemischen Beschaffenheit nach nicht zu
') Und da mehre der augit- und biotitreichen Sanidinphonolithe schon einigermassen den
feldspathreichen Trachybasalten ähneln, so scheinen auch zwischen den Hauptgruppen der
relat. Altersfolge: 4A) Nephelinphonolithe, B) Noseanphonolithe, (©) Sanidinphonolithe und
D) Trachybasalte allmählige Uebergänge zu bestehen.
67
den Phonolithen, sondern zu den Trachybasalten gehören. Und da diesen in geo-
logischer und genetischer Beziehung die Tachylytbasalte (mit Einschluss ihrer
glasigen Modifikation, des Tachylyt) sehr nahe stehen, so schliesse ich auch einige
Notizen über Letztere an.
Eine allgemeine Charakteristik der Trachy- und Tachylytbasalte, insofern sie
derzeit möglich war, gab ich in meinen „Petrographischen Studien an den Basalt-
gesteinen Böhmens“ (Archiv der naturwissensch. Landesdurchforschung von Böhmen
Band II. Abthl. 1. Theil 2) S. 172 und 181 an; auch berührte ich jene Motive,
(die mich zur Aufstellung letztgenannter zwei Basaltgruppen veranlassten. Es waren:
a) die geologischen Verhältnisse, 5) der eigenthümliche makro- und mikroskopische
Charakter und c) die chemische Zusammensetzung.
In Betreff des relativen Alters erscheinen die Trachybasalte durch die Gruppen-
reihe der Phonolithe von den übrigen Basaltgesteinen geschieden (denn sie treten
auch in den Phonolithen gangförmig auf) und sind nach unserer jetzigen Kenntniss
als die jüngsten Eruptivgesteine Böhmens anzusehen. Ihre vorwaltende Richtung
ist S—N und das vermuthliche Ergebniss ihrer Eruption das Elbethal zwischen
Leitmeritz und Tetschen und die mit demselben parallel laufenden Thäler des
böhmischen Mittelgebirges.
Nach der makroskopischen Beschaffenheit stehen die Trachybasalte den älteren
Basalten am nächsten. Sie sind theils durch zahlreiche makroskopische Augit- oder
Amphibol-, zuweilen auch durch (vereinzelte) Feldspathkrystalle porphyrisch, theils
sehr feinkörnig (anamesitartig), selten körnig (doleritähnlich); im frischen Zustande
ist ihre Farbe schwarzgrau, wird jedoch je nach dem Grade der Umwandlung
bräunlich- oder gelblichgrau oder auch graulichweiss. Im letzteren Falle pflegt das
Gestein poröse Beschaffenheit anzunehm en.
Die graulichweisse Färbung, das rauhe Aussehen der umgewandelten Varie-
täten und ihre geologischen Beziehungen zu den Phonolithen waren vermuthlich
die Ursache, dass man die Trachybasalte als Mittelglieder zwischen Phonolith und
Trachyt ansah.
Zur Deutung ihrer mikroskopischen und zugleich ihrer allgemeinen mineralischen
Beschaffenheit glaube ich einiges über die Eintheilung der Basalte bemerken zu
m üssen. h
Bekanntlich hat Zirkel, dem wir die Kenntniss der Basaltgesteine verdanken,
letztere auf Grundlage der Verschiedenheit des feldspathähnlichen Bestandtheils in
Feldspath-, Leüeit- und Nephelinbasalte eingetheilt. Und diesen drei Hauptgruppen
habe ich die Magmabasalte (in denen Glasmasse oder Magma den feldspathähnlichen
Bestandtheil vertritt) hinzugefügt.
Nach meiner Kenntniss der Basaltgesteine reicht man mit diesen vier
Hauptgruppen für alle vorphonolithische Basaltgesteine aus, wenn
man die hauyn- oder noseanreichen Varietäten !) der Feldspath-, Leueit- und Nephelin-
basalte diesen drei Hauptgruppen unterordnet; doch könnte man für jene Basalt-
') In den Phonolithgesteinen scheint Nosean oder Hauyn eine weit grössere Bedeutung zu haben,
da es verhältnissmässig nur eine seringe Anzahl von Phonolithen gibt, in denen Nosean oder
Hauyn nicht zu entdecken ist, während die Zahl der nosean- oder hauynreichen Basalt-
gesteine (im, Verhältnisse zur ganzen Basaltfamilie) ziemlich gering ist.
A*
H*
68
varietäten, in denen der Nosean oder Hauyn andere feldspathigen Bestandtheile
an Menge übertrifft, eine fünfte Gruppe, nämlich die der Nosean- oder
Hauynbasalte feststellen. *)
Aus dem Angedeuteten ist wohl zu ersehen, dass sich auch die Trachy- und
Tachylytbasalte nach dem mineralischen Prinzipe unter die genannten fünf Haupt-
gruppen einreihen liessen — etwa mit der Bezeichnung „jüngere oder nachphono-
litische Basalte* — und diese Einreihung wäre leicht durchzuführen, da die detail-
lirte Eintheilung der Trachybasalte nach demselben mineralischen Prinzipe (nach
Art des feldspathigen Bestandtheils) vorgenommen wurde.
(Die Trachybasalte würden theils zu den feldspath-, theils zu den nephelin-,
theils zu den nosean- oder hauynreichen Basalten ?) zu zählen sein; die Tachylyt-
basalte würden theils den Feldspath-, theils den Magmabasalten zufallen.)
Allein auch die mineralische Beschaffenheit und die Mikrostruktur der Trachy-
basalte — wiewohl mannigfaltig — weicht von der der vorphonolitischen Basalte
in Manchem ab.
Vor allem ist es das (fast) konstante Vorkommen eines bräunlichen, gelblichen
oder graulichweissen amorphen Cementes, dann das häufige und oft reichliche Vor-
kommen von dunklem Glimmer (der unter den vorphonolitischen Basalten nur in
der Gruppe der Leueitbasalte, namentlich der Peperinbasalte, reichlich aufzutreten
pflegt) und endlich die Vertheilung, Lagerung und Association des Amphibol und
des Augit.
Während die bräunlichen Amphibolnadeln — in Gesellschaft mit farblosen
Feldspath- oder Nephelinleistchen und einem stark entwickelten bräunlichen oder
selblichen Cemente — ziemlich gleichmässig vertheilt, aber verworren gelagert
erscheinen, sind die graulichen oder grünlichen Augitsäulchen — in Gesellschaft
mit einem graulichweissen Cemente und Strömungen von Feldspathleistehen (um
Augitgruppen) oder in Gesellschaft mit einem vorwaltenden, durch Umwandlungs-
produkte des Nosean oder Hauyn getrübten, gelblichgrauen oder graulichweissen
Cemente — häufchen- oder gruppenweise vertheilt.
Die hier kurz angedeuteten Grundzüge der Mikrostruktur der een Trachy-
basalte lassen der Vermuthung Raum, dass auch einige Phonolithbasalte (meiner
Unterabtheilung der Feldspathbasalte), deren Altersbeziehungen zu den Phonolithen
entweder nicht bestimmbar oder mir nicht genauer bekannt sind, zu den Trachy-
basalten zu rechnen sein werden. Aus anderen Gründen gab ich bereits derselben
Vermuthung Raum betreff der (die Richtung S—N befolgenden) Nephelindolerit-
gänge von Schreckenstein (bei Aussig).
Bei flüchtiger Ansicht der von mir aufgestellten Reihe von Basaltgruppen ist
es ersichtlich, dass derselben auch das chemische Prinzip zu Grunde liegt, indem
der Kieselerdegehalt mit wenigen Ausnahmen von 40 bis 50%, im Steigen begriffen
!) Möhl hat auch eine Gruppe mit der Bezeichnung „Glimmerbasalte“ aufgestellt, jedoch ohne
Angabe, ob der feldspathähnliche Bestandtheil fehlt. Sep. Abd. aus dem XIII. Bericht des
Offenbacher Vereins f. N. S. 14.
2) Nur für die nosean- (oder hauyn-) reichsten Trachybasalte, in denen Nephelin kaum nach-
zuweisen ist, müsste die V. Gruppe mit der Bezeichnung Nosean- (oder Hauyn-) basalte
aufgestellt werden.
win
69
ist. !) Dasselbe Prinzip wurde auch bei der Eintheilung der Phonolithe (die stets
einen 50°, übersteigenden Kieselerdegehalt aufweisen) gewahrt, wiewohl auch hier
Ausnahmen nicht behoben werden konnten, so namentlich unter den Sanidinphono-
lithen, deren Kieselerdegehalt zuweilen wegen grösserer Ausit- (oft auch Biotit-) menge
bis auf 54°), herabsinkt. ?)
Aus den wenigen chemischen Analysen der Trachybasalte, die bei einem
Wassergehalte von 2:9—4°9°%/, einen Kieselerdegehalt von 42—46°/, aufweisen,
ersieht man, dass ihre chemische Zusammensetzung im Allgemeinen der der Feld-
spathbasalte am nächsten steht.
An die bereits (Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens
S. 172—180) namhaft gemachten Trachybasalte sind folgende anzureihen:
a) feldspathreiche Trachybasalte von Kremin und vom Kahlenberge bei
Leitmeritz, von Horidel bei Liebeschitz, vom Eichberge bei Konojed, vom
Taschov-Pohor, von Wölchen und vom Galgenberge bei Gross-Priesen und von
der Gaube bei Tischlowitz;
b) nephelinreiche Trachybasalte, Nephelindolerite, von Schreckenstein
und von Tichlovitz °);
ce) nosean- oder hauynreiche Trachybasalte von der Bassstreicher
Mühle und der Günthers Mühle bei Salesl und vom Rübendörfel.
a) feldspathreiche Trachybasalte.
In einer amorphen, graulichweissen, an Stäubchen, Körnchen und Mikrolithen
reichen Substanz des äusserst feinkörnigen schwärzlichgrauen Gesteins
vom Gipfel des Kremin
sind lockere Gruppen von grauen Augitsäulchen und Magnetitkörnern mit bräunlichen
Biotitfragmenten ungleichmässig vertheilt. Um diese Gruppen, sowie um die mikro-
porphyrischen Augit- und Amphibolkrystalle breiten sich Strömungen und regellose
Anhäufungen farbloser Feldspathleistchen aus, die zum grössten Theile monoklin
zu sein scheinen. Von gleicher Beschaffenheit ist das Gestein
des Kahlenberges,
nur sind in Letzterem zahlreiche, rostgelbe, zart staubige Fleckchen (einige noch
!) Eine erhebliche Ausnahme bilden die nosean- oder hauynreichen Nephelinbasalte, deren
Kieselerdegehalt zuweilen unter 40% herabsinkt.
?2) Die augit- und biotitreichsten Sanidinphonolithe verrathen schon in ihrer Mikrostruktur
manche Aehnlichkeit mit den feldspathreichsten Trachybasalten.
®) In der Strahover Sammlung fand sich ein Formatstück mit der Etiquette „aus der Schlucht
bei Tichlovitz“ vor, das mit dem Nephelindolerite von Schreckenstein vollkommen überein-
stimmt. Es muss also bei Tichlovitz neben der anamesitähnlichen Varietät, deren ich 8. 178
(Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens) erwähnte, auch die doleritähnliche
Varietät des Trachybasaltes vorkommen,
70
ziemlich scharf polygonal begrenzt) zu bemerken, die wahrscheinlich aufgelöstem
Nosean angehören. — Mit Kremin übereinstimmend erweist sich auch das Gestein
von Horidl bei Liebeschitz ;
ist aber bedeutend reicher an strahligen und stromartigen Aggregaten der farblosen
Leistehen. Ausser den zahlreichen, mikroporphyrischen Amphibol- und Augitdurch-
schnitten kommen auch makroporphyrische Durchschnitte von Augit- oder Amphibol-
formen vor, die wesentlich aus gröberen Magnetitkörnern bestehen. — Das schwärz-
lichgraue, augitreiche, sehr feinkörmige, an den Kluftflächen mit Eisenkiesflittern
versehene Gestein von
Konojed bei Auscha
hat eine den vorerwähnten Basalten ähnliche Mikrostruktur. Ausser dem reichlichen
Augit (Amphibol), Magnetit und recht zahlreichen Biotit bemerkt man nur Feld-
spathleistchen und eine amorphe Substanz, die stellenweise durch Auftreten sehr
zahlreicher, langer Mikrolithe halb entglast erscheint. Von den farblosen Leistehen
sind sehr viele parallel aggregirt und durch dünne Stränge des amorphen Gementes
getrübt; manche erscheinen deutlich gerieft, doch im polarisirten Lichte selten
verschiedenfärbig gestreift, sondern gewöhnlich homogen gelblichweiss oder dunkel
mattblau (zuweilen an Längshälften verschieden) gefärbt. — Aehnliche Mikrostruktur
zeigt das Gestein
von Taschov-Pohor ;
enthält aber zahlreiche rostgelbe Fleckehen, die, stellenweise noch deutlich polygonal,
wahrscheinlich aus Nosean entstanden sind. — Der Trachybasalt
von Wölchen bei Gross-Priesen
ähnelt theils dem Trachybasalte von Poemerle-Wesseln, theils dem von Konojed.
Ein staubiges amorphes Cement ist stärker entwickelt; ausser den farblosen Leistehen,
den langen, braunen, spiessigen Amphiboldurehschnitten und den stellenweise zahl-
reichen Biotitfragmenten finden sich auch violettgraue, an Einschlüssen sehr reiche
Augitdurchschnitte vor. Maenetit hat eine ziemlich gleichmässige Verbreitung. — In
der an dunkelgrauen Körnchen, Nädelehen und langen dünnen Mikrolithen reichen,
im polarisirten Lichte dunklen Mikrogrundmasse des dunkelgrauen Gesteins
vom Galgenberge bei Gross-Priessen
sind kleine Gruppen von länglichen, grauen, gelblichen oder bräunlichen Amphibol-
(Augit-) säulchen, grösseren Magnetitkörnern und recht zahlreichen braunen Biotit-
fragmenten ziemlich gleichmässig verbreitet. Zwischen diesen Gruppen sind farblose
Leistchen (die im polarisirten Lichte homogene Färbung zeigen) parallel, strahlig
oder stromartig gelagert; ausserdem wurden auch wenige breite rissige Sanidin-
täfelchen bemerkt.
71
Zu den feldspathreichen Trachybasalten gehört auch das dunkelgraue, sehr
feinkörmige Gestein
von der Gaube bei Tichlovitz.
Dessen Dünnschliffe zeigen eine farblose, im polarisirten Lichte dunkle Mikro-
srundmasse mit einem lockeren Gewirre von langen, triklinen und monoklinen
Feldspathleistchen, langen bräunlichen Amphibolnadeln und recht zahlreichen Mag-
netitkörnern. Mehre trikline und monokline feldspath- und wenige holzbraune
Amphiboldurchsehnitte treten (in den Dünnschliffen) porphyrisch hervor.
c) Nosean- (oder hauyn-) reiche Trachybasalte.
Die geologischen Verhältnisse des Trachybasaltes
von der Bassstreicher Mühle
bei Salesl (unweit Gross-Priesen) — der von Reuss und Jokely als trachytischer
Phonolith, von Jenzsch als Phonolith (trachytischer Phonolith?) bezeichnet wurde —
habe ich bereits durch ein Profil!) anschaulich gemacht. Tafel II. fig. 1. zeigt die
Mikrostruktur des Mineralgemenges, von dem ich bereits das Wichtigste angegeben
und zugleich erwähnt habe °), dass es an Trachybasalte erinnert. Weitere Unter-
suchungen bestätigen obgenannte Vermuthung.
Die Dünnschliffe zeigen lockere Gruppen von Augit (Amphibol), Magnetit und
Fragmenten von Biotit, neben denen Nosean- (oder Hauyn-) durehschnitte in den
Vordergrund treten. Recht zahlreich sind auch farblose, grell hervortretende,
bläulich polarisirende Längsschnitte (mit hexagonalen Querschnitten) zu finden, die,
durch stumpfe Pyramiden und die basische Fläche geschlossen, dem Apatit an-
gehören. Alle diese krystallisirte Bestandtheile sind in einem staubigen, lichtgerauen,
amorphen Cemente eingebettet, in dem. sich auch stellenweise sehr dünne und
lange, farblose oder durch das staubige Cement getrübte Feldspathleistehen vorfinden,
die theils büschelförmig, strahlig, theils um mikroporphyrische Krystalle (oder
Krystallgruppen) stromartig aggregirt sind. Diese scheinen zum grössten Theile
dem monoklinen Feldspathe anzugehören.
Die Nosean- (oder Hauyn-) durchschnitte sind zum grösseren Theile aufgelöst,
nur zum geringen Theile an einem schärfer begrenzten, dieht staubigen Kern und
zwei bis drei concentrischen Randzonen erkenntlich.
Die schwach gelblich oder grünlich gefärbten, parallel zur Hauptachse zer-
klüfteten Durchschnitte des augitischen Minerals, die der Symmetrieebene nahezu
parallel geschnitten sind, geben ein meergrünes, der optischen c-Achse parallelen
Schwingungen entsprechendes Bild, während das zweite, der optischen a-Achse
parallelen Schwingungen entsprechend, schwach bräunlich gelb bis schwach violett
') Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. (Archiv der naturw. Landesdurch-
forschung von Böhmen. Band II. Abth. I. Th. 2.) T. VII. fig. 2. f.
2) Ebendaselbst S. 283.
12
erscheint. Die grünlichen, der Querschnittsebene sich nähernden Durchschnitte geben
ein schwach bräunlichgelbes und ein grünliches (ins Meergrüne fallendes) Bild.
Die chemische Analyse des löslichen Antheiles /, der 49-59°/, betrug und des
unlöslichen Antheiles « ergab in %,:
I u end
Wasserugn 574 — 2:85
Phosphorsäure : 4:00 — 1:98
Schwefelsäure . 1:10 — 0:55
Kieselerde . . 3673 56-17 46°53
Thonerde', . 271951 % 10:62 14:95
Eisenoxyd. . . 810 743 776
Manganoxydul . 4:02 425 4:14
Kalkerde . . . 9 86 3:61 9:23
Magnesia . . . Spur 3:85 1:94
Kalter 3:15 { ö
Natron PR 3:53 | 30, si
10054 98:98 99:76
Berechnung der Sauerstoffverhältnisse obgenannter Analysen und ihre Vertheilung
nach einzelnen Mineralbestandtheilen :
1 u
Apatit | Nosean | Nephelin] Augit |Magnetit| Rest Sanidin | Augit| Rest
Phosphorsäure | 2253 | 2253| — | — _ — —_ 2 _ — _
Schwefelsäure | 0:66 — 06 — _ —_ —_ 2 u en
Kieselerde . 119589 —— 2:64 | 8'357 | 544 — |-+-3:152| 29:96 | 19-80 | 12:90 | —2'74
Thonerde. . 9016| — |19| 5571| — — |+1465| 495 | 4965| — | —
Eisenoxydul 1:62 —_ — | — [050 | 112 — 149| — | —
Manganoxydul | 0'905 _ u 0905| — _ 096 | — er
Kalkerde . . 2817 | 1'502 — an 1315| — —_ 2:46 — ==
Magnesia . . —_ —_ — | — — | — 154 | — —
Kali) ;,:,.. „0:36. || engl le — 0.26) nn >=
Natron. . . | 2201 | — | 088] 1321| — — | — || 0835| _
Daraus resultirt folgende procent. Berechnung der mineralischen Bestandtheile
TE rn uen
des löslichen | u. unlöslichen Anth.
Apatit| Nosean | Nephelin] Augit | Magnetit| Rest | Sanidin | Augit| Rest
| BE ee
WVaRBEr a Te a = = — en 57 — —_
Phosphorsäure . . . . 40 | — _ es &: _ se
Schwefelsäure art eu 110 | — — En 2 er a
Kieselerde . . . ... = 496 | 1567 | 10:20 — |+45'91 | 3713 | 24:18
Thonerlagr warn nee, - 424 | 1193| — — |-+3:14 || 1060 | —
Eisenoxyd . „= ... — Br —— — Es ee
Eisenoxydul. .. . . — —— > 225 } Dal = 743
Manganoydul . . . . u 2 — 402 | — —_ E= 425
Kalkerde;£., /..3. 18J1ln0)< 526 | — _ 460 | — —_ _ 8:61
Maomesis ee le. . _ ne _ ee 385
Kal TEE TEN _ _ 3155| — n _ 4855| —
Natrongier eis irn: - 241 | 512| — — Zee
9:26 |1371 | 35°87 | 2107 | 541 | 1479 || 55'78 | 4832
') Die Sauerstoffmengen der Alkalien des ungelösten Antheiles wurden auf Grundlage der
Thonerdebestimmung unter Voraussetzung des Vorhandenseins von Sanidin berechnet, wobei
angenommen wurde, dass die Sanidinsubstanz auf 1 at. Kali 1 at. Natron enthält,
16)
Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass der Noseangehalt bedeutend
grösser sein mag, als diese auf Grundlage der Schwefelsäurebestimmung ausgeführte
Berechnung desselben angibt, da mit Rücksicht auf das vorgerückte Umwandlungs-
stadium des Gesteins angenommen werden kann, dass ein grosser Theil des schwefel-
sauren Natron aus dem Nosean durch Auslaugungsprozesse entfernt worden ist,
wodurch der restirende Theil dieses Minerals eine dem Nephelin ähnliche Zusam-
mensetzung erlangt hat; ausserdem ist zu bemerken, dass Nephelin nur in geringer
Menge nachgewiesen wurde, während neben Feldspath und Nosean eine homogene,
im polaris. Lichte dunkle Substanz ohne bestimmte Umrisse im Vordergrunde stand.
Demnach kann der Trachybasalt von der Bassstreicher Mühle
betrachtet werden als ein Gemenge von 25°, Nosean (oder Hauyn),
Nephelin und amorpher Substanz, mit 35°, Augit (Amphibol), 28°), Sanidin, 3%
Maenetit, 5%, Apatit und 4°), Kieselerde- und Thonerdehydrat.
Dem Trachybasalte von der Bassstreicher Mühle ähnelt der
. von der Günthers Mühle (bei Salesl, unweit Proboscht),
ist aber ärmer an Augit (Amphibol) und reicher an Feldspath.
Und an beide schliesst sich (der mikroskopischen Beschaffenheit nach) das
durch seine prächtigen Chabacitdrusen wohl bekannte, zart poröse, sehr feinkörnige,
mit Caleitsubstanz imprägnirte, lichtgraue Gestein
von Rübendörfel
an. Dessen Dünnschliffe zeigen vorherrschend eine gelblich oder graulichweisse,
staubige, im polarisirten Lichte dunkle Substanz, die zum grossen Theile durch
Auflösung eines einfach brechenden Minerals, am wahrscheinlichsten des Hauyn
oder Nosean entstanden ist; denn stellenweise bemerkt man noch deutlich aus-
gebleichte oder dicht staubige und dunkel gefärbte und winzig kleine, mit bräun-
lichem Staube dicht erfüllte Polygone, welche letztere als umgewandelte Hauyn-
(oder Nosean-) durchschnitte recht deutlich zu erkennen sind. In dieser meist
homogenen Substanz sind kleine, minder deutlich begrenzte Durchschnitte des
Nephelin, einzelne, mikroporphyrisch (und grell) hervortretende Durchschnitte des
Apatit, lockere Häufchen von Augit und Magnetit und zahlreiche Gruppen zarter
Feldspathleistehen ungleichmässig verbreitet. Wiewohl die Polarisationserscheinungen
der Letzteren über die Art des Feldspathes keinen sicheren Aufschluss geben,
so scheinen doch viele derselben dem triklinen Feldspathe anzugehören. Einzelne
holzbraune und grünlichbraune Amphiboldurchschnitte, meist mit Einschlüssen von
Apatit versehen und von einer Zone dicht gehäufter Augitkrystalle umsäumt, treten
porphyrisch hervor. Die Bildung des Chabasit rührt wahrscheinlich aus der Zer-
setzung des Hauyn und der amorphen Substanz her, denn der Augit (Amphibol)
ist wenig angegriffen und ein anderes kalkhältiges Mineral kömmt nicht vor.
Anhangsweise möge noch eines Trachybasaltes Erwähnung geschehen, dessen
Dünnschliffe einem Formatstück (des böhmischen Museum) mit der Etiquette
74
vom Kahlenberger Steinbruche
entnommen wurden. Aus einer gelblichgrauen, körmnig staubigen, dem Anscheine
nach amorphen Substanz, in der grünlichgraue Nadeln wirr- oder fluctuationsartig
gelagert sind, treten recht zahlreiche Noseandurchschnitte porphyrisch hervor, die
— schwach rostgelb gefärbt, zart und locker bestäubt und nur von einer schmalen
dunkleren Zone umsäumt — ohne Vergrösserung als lichte Körner erscheinen.
Unter den magnetitähnlichen Körnern, die eine gleichmässige Vertheilung haben,
sind viele durchscheinend, daher wahrscheimlich dem Spinell angehörig. — Der grösste
Theil der körmnig staubigen Substanz erscheimt im polarisirten Lichte völlig dunkel;
nur selten sind bläuliche Rechtecke (Nephelin) und trikline Feldspathnaden an-
zutreffen.
Durch weitere Studien der Trachy- und Tachylytbasalte habe ich mich über-
zeugt, dass letztere nicht blos in geologischer, sondern häufig auch in mineralogischer
Beziehung den ersteren ziemlich nahe stehen.
Bei Beobachtung mehrer, verschiedenen Punkten der Trachybasaltadern von
Tiehlovitz und von Poemerle-Wesseln entnommenen Dünnschliffe habe ich wahr-
genommen, dass die Trachybasalte gegen den Saalband zu eine den Tachylytbasalten
ähnliche Beschaffenheit annehmen, entweder durch blosses Vorwalten des amorphen
Cementes (Poemerle-Wesseln) oder zugleich durch mikrolithische Ausbildung der
krystallisirten Gemengtheile (Tichlowitz). Auch von Premuth (westlich, bei) untersuchte
ich Dünnschliffe eines neuen Formatstückes und fand als wesentliche Gemengtheile:
staubiges Magma, Augit (Amphibol) und Magnetit.
Fasst man nun die mineralische Beschaffenheit und die Mikrostruktur aller
bis jetzt bekannten Tachylytbasalte ins Auge, so kann man wesentlich drei Varie-
täten unterscheiden:
a) Für 400. Vergr. mikrolithische Tachylytbasalte, die theils sehr dünne Adern
(!,—2‘) bilden (Kl. Priesen), theils die Saalbänder der Trachybasalte zusam-
mensetzen, ohne von Letzteren deutlich geschieden zu sein (Tichlowitz). —
Tachylytbasalte dieser Art führen ausser dem Amphibol (oder Augit) und dem
magnetitähnlichen Bestandtheil entweder nur Magma oder auch triklinen und
monoklinen Feldspath oder auch Nosean (Hauyn). Auch die feldspath- und
nosean- (hauyn-) führenden unterscheiden sich von den Trachybasalten durch
bedeutendes Vorwiegen des Magma.
b) Tachylytbasalte, die durch bedeutendes Vorwalten des Magma und Zurück-
treten der feldspathigen Bestandtheile aus den Trachybasalten (wahrschemlich
zumeist gegen die Saalbänder zu) entstehen.
e) Tachylytbasalte, die in den. Trachybasalten gangförmig oder blockartig auf-
treten und ausser dem reichlichen augitischen (oder amphibolähnlichen) Bestand-
theil und dem Magnetit nur gelblichgraues Magma enthalten (Gang und Blöcke
im Trachybasalte bei der Bassstreicher Mühle. Petrographische Studien an
den Basaltgesteinen Böhmens. Tafel VII. figur 2. a. b. ce. und e.)
Zur Paragenesis der sekundären Minerale der
Phonolithgesteine.
In einer früheren Abhandlung über die sekundären Minerale der Basaltgesteine !)
habe ich mich bestrebt nachzuweisen, dass die in den Drusenräumen der Eruptiv-
gesteine auftretenden Minerale vorwiegend von der mineralischen und chemischen
Beschaffenheit des Muttergesteins abhängen und dass ihre paragenetische Folge in
mineralisch und chemisch gleichen Gesteinsarten volle Gesetzmässigkeit erlangt.
Neue Belege hiefür bietet die Beobachtung der paragenetischen Verhältnisse der in
den Drusenräumen der Phonolithgesteine vorkommenden Minerale.
Da in den Phonolithgesteinen der augitische und der magnetitähnliche Bestand-
theil im Verhältnisse zu den übrigen, durch Säuren zersetzbaren Gemengtheilen in
geringerem Masse vertreten sind, so fällt denselben bei der Bildung sekundärer
Minerale die geringste und (wegen ihrer schwierigeren Zersetzbarkeit) zumeist auch
die letzte Rolle zu. ?)
Für das Mass, in welchem sich die feldspathigen, durch Säuren zersetzbaren
Bestandtheile an der Bildung sekundärer Minerale betheiligen, kann mit eleich-
zeitiger Berücksichtigung der Quantitätsverhältnisse jene Reihenfolge aufgestellt
werden, in welcher die einzelnen (primären) Minerale nach ihrer Zersetzbarkeit
geordnet sind (Hauyn, Nosean, Nephelin, Leueit). Der trikline und monokline Feld-
spath, welche der Einwirkung der Säuren den stärksten Widerstand leisten und
in völlig aufgelösten Phonolithgesteinen noch ziemlich unversehrt vorkommen, scheinen
an der Bildung der sekundären Minerale (der Drusenräume) fast gar nicht betheiligt
zu sein.
Im Vergleiche mit der Anzahl der sekundären Minerale der Basaltgesteine ist
die der böhmischen Phonolithe geringer. Namentlich der Phillipsit, der m den
leucitreichen Basaltgesteinen so häufig vorkömmt, scheint in den böhm. Phonolithen
entweder gar nicht oder äusserst selten ?) vorzukommen ®). Im Uibrigen sind es
!) Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. 1873. S. 239.
?2) Die an den Kluftflächen der (auch völlig frischen) Phonolithgesteine vorkommenden Wad-
Dendriten, die wahrscheinlich dem augitischen Bestandtheil entstammen, wurden aus Gewässern
abgesetzt, die bereits ganze Felspartien passirt haben; in den Drusenräumen gehört Wad
zu den jüngsten Bildungen.
*) Reuss erwähnt des Phillipsit (%) vom Marienberge (Aussig), wo er auf Apophyllit vorkommen
soll. Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840.
*) Die leueitreicheren böhm. Phonolithe weisen die geringste Anzahl von Lokalitäten auf.
76
dieselben Minerale, die bereits bei den (Phonolith- und Andesit-) Basalten namhaft
gemacht wurden und ihre Succession weicht von der in den (Phonolith- und Andesit-)
Basaltgesteinen nicht wesentlich ab.
Wie unter den Basalten, so zeichnen sich auch unter den Phonolithen jene
Varietäten durch die grösste Mannigfaltigkeit sekundärer Mineralgebilde aus, welche
die meisten, durch Säuren zersetzbaren, feldspathähnlichen Bestandtheile enthalten.
Und diess sind die Nosean- (oder Hauyn-) phonolithe, auf welche sich die meisten
sekundären Minerale beziehen, die im Folgenden nach ihrer relativen Altersfolge
und im Vergleiche mit denen der Phonolith- und Andesitbasalte angeführt werden.
Chalcedon und Stilpnosiderit oder sen Umwandlungsprodukt, Limonit, wurden
in Drusenräumen der Phonolithgesteine als älteste Glieder der sekundären Mineral-
reihe nicht beobachtet; aber auch der
Analeim
fand sich nur als Seltenheit vor und zwar in undeutlichen graulichweissen Kry-
ställchen (202) in einer hohlen Comptonitperimorphose (die in dem Absatze
„jüngerer Comptonit“ näher erwähnt wird) direkt am Muttergestein eine zarte Druse
bildend (Phonolith des Marienberges bei Aussig). !)
Auf dem Analcim der Trachybasalte sind dünne oder dicke Tafeln und kurze
Säulchen des
Caleit (D
(OR. x» R oder stumpfe Rhomboeder mit vorwaltender basischer Fläche) eine
gewöhnliche Erscheinung. Analeim und Caleit waren sehr wahrscheinlich auch in
Drusenräumen der nosean- (hauyn) reichen Phonolithe die ersten sekund. Minerale;
allein bei der mächtigen Entwickelung neuer Zeolithgebilde, namentlich des Natrolith
und Comptonit, fiel der Analeim zumeist einer gänzlichen Zerstörung anheim, während
sich die Caleitformen
in regelmässigen, dünn oder dick tafelförmigen oder kurz säulenförmigen (meist
a1" gr.) Perimorphosen des kurzfaserigen, röthlichen Natrolith und des älteren
(strahligfaserigen) Comptonit
(zuweilen mit Ueberresten der Calcitsubstanz) ziemlich unversehrt erhielten.
') Auch vom Kelchberge bei Triebsch wird der Analeim in Gesellschaft mit Comptonit erwähnt
(von Zepharovich. Min. Lex. II).
Der ältere Comptonit
erscheint theils in Halbkügelchen — die in unmittelbarem Contakte mit dem Mutter-
sestein dicht oder minder deutlich radial faserig, in weiterer Entfernung deutlich
radialfaserig sind — (seltener in verworren faserigen Aggregaten) unter den aus
zarten Nädelchen bestehenden Natrolithdrusen, theils in winzig kleinen radialfaserigen
Wärzchen und dünnen Rinden unter den Krystalldrusen des jüngeren Comptonit
(Marienberg, Aussig).
Eine vollkommen reine Probe des in minder deutlich radial faserigen Halb-
kügelchen erscheinenden Comptonites vom Marienberge bei Aussig ergab das spez.
Gewicht — 2'307 (Bilek). Der Wassergehalt betrug — 15'206°, und der Kiesel-
erdegehalt — 39'275°),.
Das gewöhnlichste Mineral böhmischer Phonolithgesteine ist der
Natrolith,
welcher meist in zarten! farblosen, gelblich oder röthlich weissen Nadeln schöne
Drusen bildet, die zuweilen durch einen zarten Anhauch von Wad röthlichbraun
oder schwärzlichbraun (feurig) angeflogen sind.
Die schönsten, in den Sammlungen vorkommenden Natrolithdrusen stammen
aus dem Phonolithe des Marienberges bei Aussig, woselbst auch stänglig und
faserig zusammengesetzte 0. verworrene Aggregate als Kluftausfüllungen vorkommen ;
doch ist der Natrolith auch in Phonolithen anderer Lokalitäten eine häufige Er-
scheinung. So kommen z. B. zu Trauenschile bei Boreslau gelbe, radialfaserige
Asgregate, am Spitzberge bei Brüx dichte, bräunlichgelbe und gelbe Partien, in
der Skala bei Hrtina gelbliche und röthliche Massen vor, welche letzteren aus steck-
nadelkopfgrossen, innen strahligen Kügelchen gebildet, ins feinkörnige und dichte
übergehen. Von Schima wird Natrolith in Gesellschaft mit Aragonit erwähnt (von
Zeph. Min. Lex. II.). — Im Allgemeinen erscheint der Natrolith am reichlichsten
in jenen Phonolithen, die sich durch einen grossen Reichthum an Nosean (Hauyn)
und Nephelin auszeichnen (Nephelin-noseanph onolithe).
Am wahrscheinlichsten gehören die büschelförmigen und strahligen Neubil-
dungen, die man in den Noseandurchschnitten antrifft, vorwiegend dem Natrolith an.
Eine reine Probe des röthlichen, kurzfaserigen Natrolith (unter dem sich nur
winzig kleine Halbkügelchen von Comptonit befanden) vom Marienberge bei Aussig
ergab das spez. Gewicht — 2'202 und einen Wassergehalt = 11'18°/, (Bilek).
Die oberwähnten Perimorphosen nach Caleit stellen ziemlich regelmässige,
meist sehr dünne, seltener dicke sechsseitige Tafeln und kurze Säulchen (o R.OR)
von etwa '/,—1” Durchmesser dar, stets mit den basischen Flächen auf der Unter-
lage fast senkrecht stehend. Die Oberfläche dieser Perimorphosen besteht aus sehr
kurzen, röthlichen Nädelehen des Natrolith, die, auf den Caleitflächen meist sen-
krecht stehend, eine Lage von gleicher Dicke bilden, unter der sich zuweilen eine
aus mehr weniger deutlich radial faserigen Halbkügelchen des älteren Comptonit
bestehende Parallellage vorfindet. Die Innenwände sind glatt und ebenflächig. Das
Innere ist theils hohl, theils von Caleitsubstanz mehr weniger eingenommen.
78
Chabasit, Phakolith, Levyn scheinen in den echten Phonolithen entweder
äusserst selten oder gar nicht vorzukommen; denn das Chabasitvorkommen von
Rübendörfel bezieht sich auf einen Trachybasalt und ausserdem wird der Chabasit
nur von der Lokalität Pihl namhaft gemacht, deren Gestein mir nicht näher bekamt
ist. — Zwischen Natrolith und dem jüngeren Comptonit steht wiederum
Caleit (ID)
in sehr stumpfen Rhomboedern, die durch Vorwalten von OR dick tafelförmig er-
scheinen, oder in dicken Tafeln (o R . OR), somit den Formen nach mit Caleit I
übereinstimmend.
Der jüngere Comptonit
erscheint im Phonolithe des Marienberges in ganz kleinen, dicken, graulich und
gelblichweissen Kryställchen, die zu halbkugeligen und nierenförmigen, rindenartig
zusammenhängenden Drusen derart gruppirt sind, dass die basischen Flächen mit
den stumpfen Makrodomen die Oberfläche der halbkugeligen Erhebungen bilden-
Unter diesen Krystallrinden finden sich stellenweise radial zartfaserige Halb-
kügelchen des älteren Comptonit vor.
Eine etwa \/,“ hohe Erhebung dieser Comptonitrinden (Böhm. Museum. System.
Sam. Nro. 149) schien wegen ihrer ziemlich regelmässigen, einer dicken hexagonalen
Tafel ähnlichen Form einer näheren Betrachtung werth zu sein. Ich zerbrach die-
selbe an einem Ecke und fand einen regelmässigen hexagonalen Hohlraum mit
spärlichen Uiberresten einer porösen Kalkspathsubstanz und wenigen milchig
getrübten Natrolithnadeln. Es war kein Zweifel, dass hier
eine Comptonitperimorphose nach Caleit
vorliegt. Auf diese Erscheinung aufmerksam gemacht, fand ich auf derselben
Stufe das Fragment einer zweiten (abgeschlagenen) Comptonitperimorphose, eben-
falls mit Einschluss weniger sehr zarter Natrolithnadeln, aber ausserdem mit winzig
kleinen, graulichweissen (an dem Muttergestein angewachsenen) Analeimkryställchen
(.0,). Hiedurch war eine wesentliche Stütze zur Bestimmung der relativen Alters-
folge dieser Minerale gegeben. Ohne Zweifel befanden sich auf dem Phonolithgesteine
zarte Analeimdrusen mit aufsitzenden spärlichen Natrolithnadeln und dicken Caleit-
tafeln. Von den beiden erst genannten Mineralen wurden kleine Partien vom Caleit
(der in derselben Form (eo &. OR) auf dem Analeim der Trachybasalte häufig
vorkömmt) eingeschlossen und vor Zerstörung geschützt. Da schon mit der Bildung
des Natrolith die Zerstörung des Analeim (von Innen aus) beginnt, so ist es sehr
wahrscheinlich, dass in den ersten Stadien der Comptonitbildung bereits Analeim
und Natrolith bis auf jene Reste zerstört waren, die in den Calcittafeln eingeschlossen
gewesen sind. Nach beendeter Bildung der Comptonitrinden wurde auch die umhüllte
79
Caleitsubstanz zum grössten Theile entfernt und mit den spärlichen Uiberresten
derselben blieben Analeim und Natrolith im Hohlraume der Comptonitperimorphosen
zurück. Auf den Comptonitrinden sitzen zuweilen späthiger Caleit, der durch Wad
schwärzlich gefärbt ist oder dicke Caleittafeln mit aufsitzenden spitzen Caleitrhom-
boedern (etwa — 2R), die sämmtlich durch äusserst zarte, aus winzig kleinen
Caleitkryställchen bestehende Rinden drusig erscheinen.
Für diese Comptonitstufen lässt sich somit folgende relative Altersfolge der
sekundären Minerale feststellen: «) Analcim, 5) Natrolith, e) Caleit m dicken Tafeln
(o R. OR), d) jüngerer Comptonit, e) Caleit verschiedener Formen, f) Wad.
Aehnliche Comptonitperimorphosen, die ich eben beschrieb, finden sich nicht
selten in Blasenräumen des Trachybasaltes von Wesseln vor, hier jedoch auf Analeim-
drusen aufsitzend und vollkommen frische (späthige, gelblichweisse) Caleitsubstanz
einschliessend.
Ausserdem wird der Comptonit in fächerförmigen Gruppen (mit Analeim) vom
Kelchberge bei Triebsch und vom Heidelberge bei Salesl erwähnt (von Zeph. Min.
Lex. 1.)
Das Phonolithgestein des Marienberges wird auch als Fundort des
Harmotom
angeführt (v. Zeph. Min. Lex. I.), während von Stilbit und Desmin aus böhm.
Phonolithen gar nichts bekannt ist.
Ein gewöhnliches Mineral in böhmischen Phonolithgesteinen, namentlich in
dem des Marienberges (bei Aussig) ist der
Apophyllit
zumeist in der milchweissen oder graulichweissen, nur stellenweise durchscheinenden
Varietät, die man Albin nennt.
Völlig farblose Apophyllitkrystalle (meist P., ePx», seltener P. Po. oP)
sind gewöhnlich winzig klein und den grösseren milchweissen Krystallen (die durch
Vorwalten von P pyramidal, durch Vorwalten von o P& kurz säulenförmig, selten
durch OP dick tafelförmig erscheinen) aufgestreut. Nicht selten sind auch letztere
mit farblosen Polecken derart versehen, als wenn diese der Basis regelmässig auf-
gesetzt wären; es kommen auch Fälle vor, dass mehre farblose Spitzen (durch
unvollkommene Ausbildung der Polecke) der basischen Fläche eines milchweissen
Krystallrumpfes anhaften. '
Der Apophyllit erscheint selten unmittelbar auf dem Muttergestein, sondern
hat fast immer den Natrolith zur Unterlage, auf dem die Apophyllitkryställchen
einzeln aufgestreut oder in kleinen Gruppen angehäuft und zuweilen von Natrolith-
nadeln derart durchspickt sind, dass letztere aus ersteren borstenförmig hervorragen.
Als jüngere Bildungen erscheinen Caleit und Wad. Die minder pelluciden
Caleitkryställchen (—'/, £ . ER) sind entweder mit gemeinschaftlicher Hauptachse
übereinander oder mit parallelen Hauptachsen neben einander aggregirt; es kommen
aber auch spitze Rhomboeder (durch Y/,#? geschlossen) oder °/,%.0% oder Säulchen
80
(vorwaltend © R. OR) und Skalenoederformen vor. — Auch die Caleitkrystalle
sind häufig von Natrolithnadeln durchspickt, mit Albineinschlüssen versehen und
mit Anflügen und dünnen Lagen von Wad (der sich auch an Natrolith und Albin
abgesetzt hat) bedeckt.
Sowohl die Natrolithnadeln, als auch die mit zarten W adanflügen stellenweise
bedeckten Albinkrystalle sind zuweilen mit einem sehr zarten perlsinterähnlichen
Uiberzuge von Hyalith versehen, der auch die borstenförmig hervorragenden
Natrolithnadeln perimorph umkleidet.
Es ist somit die relative Altersfolge der sekundären Minerale
auf den Natrolith-Albinstufen: a) älterer Comptonit, 5) Natrolith,
c) Albin, d) Caleit (in Krystallformen), e) Wad, f) Hyalith und an
diese Reihe schliesst sich noch g) Caleit in zart traubigen TLiber-
zügen als jüngste Bildung an.
Besondere Erwähnung verdienen die von Knop beschriebenen Umwandlungs-
pseudomorphosen von Kalkspath nach Apophyllit.*) Dass der Albin seine milch-
weisse Färbung und Impellueidität einer Umwandlung verdankt, somit ein veränderter
Apophyllit sei, war schon lange bekannt. Blum nahm eine Pseudomorphose durch
Verlust von Wasser an, doch bemerkte er auch bei einigen das Aufbrausen mit
Salzsäure. Neuerer Zeit fand Knopp, dass im Albin eine gänzliche oder partielle
Pseudomorphose von Caleit nach Apophyllit vorliege, wobei die Veränderung von
innen nach aussen Statt fand derart, dass nun oft der kohlensaure Kalk unter einer
pellueiden Apophyllitdecke wie „ein Bild unter Glas“ erblickt wird. — Ich habe
von verschiedenen Stufen Albinfragmente bezüglich des Verhaltens gegen Salzsäure
untersucht und fand ebenfalls wie Knop verschiedene Umwandlungsstufen vor;
allein von mehren Stufen gab es auch solche impellueide und cavernöse Albinproben,
die, wiewohl dem Anscheme nach stark umgewandelt, nur wenige Blasen in Salzsäure
aufsteigen liessen oder gar keine Spur von Kohlensäure verriethen. Das stärkste
Aufbrausen zeigten Albinkrystalle jener Stufen, die mit zarten traubigen Qaleit-
überzügen (Caleit g) versehen waren. Mit der Umwandlung des Apophyllit scheint
die Bildung des Hyalith in einem innigen Zusammenhange zu stehen. Und da der
Hyalith in Form eines dünnen Häutchens die Albinkrystalle überzieht, so scheint
er zur Conservirung der Albinform häufig beizutragen.
Aragonit
wird aus dem Phonolithe von Schima in Gesellschaft des Natrolith erwähnt (von
Zeph. Min. Lex).
Caleit (II).
Es wurde bereits erwähnt, dass sich auf den Comptonitstufen bis '/,“ breite
Caleittafeln (eo R . OR) vorfinden, -die sammt den aufsitzenden Caleitrhomboedern
(—2R) mit zarten Calcitdrusen bedeckt sind. Ausserdem erscheint der Caleit am
‘) Blum. Dritter Nachtrag zu den Pseudomorphosen des Mineralreichs $. 41. und von Zeph.
Min. Lex. II. 29.
häufigsten auf den Comptonit-natrolithstufen in bis "/,“ dicken Skalenoedern, die
zuweilen von einer leicht abschälbaren Wadrinde eingehüllt sind, und auf den
Natrolith-Albinstufen in Comb. von —’/,R . OR, in verschiedenen Rhomboeder-
formen und in Aggregaten zarter, spiessiger Krystalln adeln.
Die schönsten Caleitstufen, die ich in der Sammlung des Herrn Bergdirektor
Castelli sah, stammen aus dem Phonolithe von Vital (bei Gross-Priesen). Radial-
faserige Halbkugeln des (älteren) Comptonit dienen dem Natrolith zur Unterlage
und auf diesem sitzen theils dicke Tafeln (oR . OR) (oft dachziegelartig überein-
ander gelagert), theils mehre Zolle hohe Säulchen des Caleit, die zuweilen durch
eine prächtige Schalenstruktur ausgezeichnet sind (innen farblos, gelblichweiss, in
der äusseren Schale milchig weiss). Diese Säulchen sind zuweilen mit einer aus
winzig kleinen Caleitkryställchen bestehenden Rinde perimorph umkleidet und dar-
über breiten sich noch zarte Ueberzüge von Pyritkryställchen aus.
Erwähnung verdient noch eine Caleitstufe ohne Etiquette, deren Muttergestein
dem Phonolithe vom Marienberge sehr ähnlich ist. Auf einer sehr dünnen Comp-
tonit-Natrolithdruse breiten sich zarte, traubenförmige Rinden und Aggregate von
fast erbsengrossen Oolithen aus, an denen man zumeist drei concentrische Schalen
unterscheiden kann. Die innerste Schale, die gewöhnlich ein graulich oder schwärzlich
gefärbtes, scharf ausgebildetes Caleitkon (oR . —!/,R) umfasst und nur selten
hohl ist, ist bräunlich und pulverig, die mittlere Schale, die zuweilen Spuren eines
radialfaserigen Gefüges verräth und sowie die innerste Schale wahrscheinlich ver-
wittertem Aragonit angehört, ist weisslich und zumeist erdig und die oberste und
breiteste Schale ist graulichweiss, ziemlich pellucid (mit schwacher Andeutung eines
körnigen Gefüges) und an der ganzen Kugeloberfläche durch Rhombenflächen (Caleit)
facettirtt. Auf den meisten Oolithen sitzen winzig kleine spitze Caleitrhomboeder-
Die Oolithe lösen sich in kalter verdünnter Salzsäure unter starkem Aufbrausen
rasch auf, und lassen nur spärliche bräunliche und weissliche Partikelchen (den
inneren zwei Schalen angehörig) zurück. Diese in den Drusenräumen der Phono-
lithe ungewöhnlichen Gebilde erinnern an die halbkugelförmigen, äusserst zart-
faserigen und dünnen Aragonitrinden über den rundlichen Comptonitgruppen des
Basaltes von Waltsch, auf denen ebenfalls winzig kleine, graulichweisse Calcit-
kryställchen als jüngste Bildung vorkommen ').
Wad
bildet dendritische Anfiüge an den meisten Kluftflächen der Phonolithgesteine und
erscheint in gleicher Art auf Natrolith, Albin und Galeit, auf letzterem zuweilen
auch als dünne (abschälbare) perimorphe Rinde.
Die Natrolithstufen gewinnen durch zarte Wadüberzüge oder Anflüge eine
bräunliche oder schwärzlich braune Färbung und ein dem Sammterz (Pyrrhosiderit)
nicht unähnliches Aussehen; die grösseren milchweissen Albinkrystalle sind zuweilen
\) Boficky. Petrograph. St. a. d. Basaltg. B. S. 254.
„a
[ar
durch Waddendriten geziert, die unter den zarten spiegelnden Hyalithüberzügen
einer unter Glas befindlichen Zeichnung ähneln.
Dünne, glatte, abschälbare Rinden (Perimorphosen) bildet der Wad auf den
grösseren Caleitkrystallen, namentlich den Skalenoedern, den sechsseitigen Säulchen
und Tafeln. Ist der Wad stärker entwickelt und die Caleittafel ziemlich dünn, so
ist zuweilen die gesammte Caleitsubstanz ohne Veränderung ihrer
scharfen sechsseitigen Tafelform durch kompakte feinerdige Wad-
substanz verdrängt. Und solche sechsseitige Wadtäfelchen, die ich auf einer
Natrolithstufe vom Marienberge bei Aussig in grosser Menge — mit parallelen
Hauptachsen theils dachziegelartig übereinander, theils mit den basischen Flächen
fast vertikal neben einander geordnet — vorfand, erwiesen sich zum Theile als
Perimorphosen, zum Theile als vollkommene
)
Verdrängungspseudomorphosen von Wad nach Galeit ;
denn sie liessen sich mit dem Messer leicht zu dunkelbraunem Pulver zerdrücken,
brausten in Salzsäure sehr schwach oder gar nicht auf und gaben mit Soda auf
Platinblech die schönste Manganreaktion.
Zu den jüngsten Bildungen in den Drusenräumen der Phonolithgesteine
gehört der
Hyalith.
Derselbe bildet zarttraubige, aber auch fast ebenflächige Ueberzüge auf
Natrolith und Albin. Sowohl die Natrolithnadeln, als auch die zuweilen mit Wad-
anflügen verschene Albinkryställchen sind mit Hyalith zuweilen ganz überzogen, so
(dass letzterer schöne Perimorphen über beiden Mineralen bildet. Wenn auch die
Albinkryställchen im Innern zerstört oder in Caleitsubstanz umgewandelt sind, so
bleibt ihre Form doch vollkommen konservirt, wenn sie mit der zarten Hyalithdecke
(Glashülle) versehen sind.
Ausserdem wird der Iyalith als dünner Ueberzug kleiner Höhlungen des
Phonolithes von der Hahnenkuppe bei Schwaden erwähnt (Reuss).
> ZE
Zur Paragenesis der sekundären Minerale der
Trachybasalte.
Sekundäre Minerale der Trachybasalte können nach der mineralischen Beschaffen-
heit des Muttergesteins, dem sie entstammen, in zwei Gruppen eingetheilt werden,
in sekundäre Minerale «) der nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen und
b) der feldspathreichen Trachybasalte.
a) Sekund. Minerale der nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen Trachybasalte.
Die paragenetische Reihe der sekundären Minerale der nephelin- und nosean-
(hauyn-) reichen Trachybasalte, die ich bereits in meinen „Studien an den Basalt-
gesteinen Böhmens“ S. 258 angab, nämlich: «) Analeim, 5) Natrolith, c) Pyrit,
d) Caleit findet sich theils partiell, theils vollständig in allen umgewandelten
nephelin- und nosean- (oder hauyn-) reichen Trachybasalten vor; auch für die
Bemerkungen, die Bildung des Natrolith aus der Substanz des Analcim betreffend,
lieferten alle Handstücke neue Belege. Wo der Analeim, der in allen Fällen das
älteste Glied der Silikatreihe bildet, ohne Natrolith entwickelt ist, da sind dessen
Krystalle unversehrt, graulichweiss und pellücid, aber auch farblos und wasserklar
(z. B. im Trachybasalte von Wesseln); ist dagegen Natrolith zugegen, so sind die
Analeimkrystalle stets im Innern mehr weniger zerstört, porös, zerfressen oder fast
gänzlich ausgehöhlt, nur eine scharfkantige Hülle darstellend, die zuweilen noch
mit einer äusserst zarten, abschälbaren Caleithaut bedeckt ist. Als Beispiel gab
ich bereits den noseanreichen Trachybasalt vom Kunetitzer Berge bei Pardubie an.
Dieselbe paragenetische Mineralreihe (mit Ausnahme des Pyrit) und in gleicher
Ausbildungsart der Minerale findet sich auch auf den völlig übereinstimmenden
doleritischen nephelinreichen Trachybasalten (Nephelindoleriten) vom Schreckensteine
bei Aussig, von Tichlowitz (aus der Schlucht) und von Jakuben zwischen Tichlowitz
und Neschwitz vor. Die meisten graulichweissen impellueiden oder schwach durch-
scheinenden Analeimkrystalle (0,) befinden sich in vorgeschrittenem Grade der
Umwandlung. Manche zeigen im Innern eine derartige Veränderung, dass der
Schalenaufbau der Krystalle auf das deutlichste hervortritt, indem concentrische,
der äusseren Form entsprechende Schalen mit Cavernitäten von ziemlich gleicher
Breite regelmässig abwechseln. Und in den Cavernitäten stecken ganz frische
Natrolithnadeln, die bereits aus der Substanz des Analeim im selben entstanden sind.
6*
Auf dem Trachybasalte von Wesseln pflegt wiederum Natrolith (b) zu fehlen,
während zu der Mineralreihe «) Analeim, e) Pyrit (meist in Limonit umgewandelt)
d) Caleit ein neues Silikat als jüngstes Gebilde hinzutritt, nämlich e) Comptonit, der
in vereinzelten, winzig kleinen Kryställchen, theils unmittelbar dem Analeim auf-
sitzt, theils über dem älteren Caleit (II) (in stumpfen Rhomboedern oder in dicken
Täfelchen mit vorwaltender basischer Fläche)
perimorphe Krystallrinden
bildet. Aehnliche Perimorphosen von Comptonit nach Caleit, die ich S. 78. beschrieb,
kommen auch hier nieht selten vor, jedoch mit dem Unterschiede, dass ich im
Inneren dieser Perimorphosen überall noch völlig frische Caleitsubstanz vorfand.
Ausser den erwähnten Vorkommnissen werden fleischrothe Analeimkrystalle
von Mosern (wahrscheinlich aus dem blasigen, an triklinem Feldspathe reichen
Trachybasalte), Analeimkrystalle mit aufsitzendem Caleit, OR. —S8R, von Wesseln,
und Caleitkrystalle oR . OR vom Welchner Berge, vom Klotzberge bei Wesseln
und von Neuschenke bei Schönpriesen angeführt (v. Zeph. Min. Lex.).
Für den nosean- (hauyn-) reichen, auch feldspathhältigen Trachybasalt (früher
sogenannter trachytischer Phonolith) von der Bassstreicher Mühle bei @r. Priesen
gab Jenzsch !) folgende Succession der sekundären Minerale an: 1) Analeim,
2) Comptonit frisch oder in Mesolith umgewandelt, 3) bräunliche Punkte, 4) Caleit
in gelben Kıystallen vom spez. Gewicht 2'712 und 5) weisser späthiger Caleit vom
spez. Gewicht 2'716.
Nach dem dieser Suceession beigefügten, zur Veranschaulichung dienenden
Diagram ist es sehr wahrscheinlich, dass hier sub 2) älterer Comptonit (in radial-
faserigen und strahligen Aggregaten) und Natrolith, dem Analeim aufsitzend, vor-
kommen.
b) Sekundäre Minerale der feldspathreichen Trachybasalte.
Eine von ersteren abweichende Physiognomie zeigen die Mineralstufen der
feldspathreichen Trachybasalte, zu denen das durch seine schöne Chabasitdrusen
bekannte Gestein von Rübendörfel gehört.
Die meisten Stufen dieses Gesteins zeigen nur Drusen von Chabasit*?) ohne
Gesellschaft irgend eines anderen Minerales. Und nur selten findet man Stufen in -
Sammlungen, an denen unter den ziemlich grossen Chabasitkrystallen zarte gelbliche,
nierenförmige, dem Muttergestein anhaftende Ueberzüge eines Mesotypes (wahr- -
scheinlich des älteren Comptonit) oder Drusen winzig kleiner graulichweissen
Y) Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167.
®?) N. J. f. M. 1836. 648. — Analyse. Rammelsberg’s Mineralchemie. 816. — Optische Unter-
suchungen. Des Cloizeaux. Manuel de mineralogie. Tome premier. Paris 1862. — Ueber
die polyedrische Beschaffenheit der Krystallflächen. Scacchi. Z. d. d. geolog. Ges. 15. 51. —
Ueber das Verhalten des Wassergehaltes bei höherer Temp. Damour. Ann. de chim, et de
plıys. 53. 447.
5
85
Analeimkryställchen vorkommen. Häufiger findet man im Inneren der Chabasit-
asgsregate gelbliche Caleitkrystalle (Rhomboeder) oder nach Zerstörung derselben
ziemlich regelmässige Hohlräume, deren Wandungsen zuweilen durch eine peri-
morphe Rinde winzig kleiner Chabasitkryställchen gebildet werden.
Vom Welchner Berge bei Binove werden garbenförmig gruppirte Krystalle von
Desmin und von Mosern (wahrscheinlich aus dem an triklnem Feldspathe
reichen Trachybasalte) Krystalle von Harmotom erwähnt.
Uebersicht der die Phonolithgesteine Böhmens betreffenden
Abhandlungen und Notizen.
Orographische, z. Th. auch petrographische Skizzen der wichtigeren Phonolith-
lokalitäten (nebst einer mit dem Jahre 1523 beginnenden, chronologischen Auf-
zählung der mineralogischon Schriftsteller Böhmens und der von ihnen verfassten
Werke) gab Dr. F. A. Reuss in seiner mineralogischen Geographie von Böhmen
(Bd. 1. 1793, Bd. 2. 1797, Dresden, Walthersche Hofbuchhandlung) an.
In Pogg. Ann. 1826. S. 348 publieirte Dr. Fr. A. Struve die chem. Analysis
des Phonolithgesteines von Brüx, eines anderen von unbekanntem Fundorte und
Alkalienbestimmungen für die Phonolithgesteine von Boren, Teplitz (Schlossberg),
Mileschau, Engelhaus bei Karlsbad und Pragamuth bei Teplitz.
Topographische Skizzen über einzelne Lokalitäten der Phonolithreeion finden
sich in dem Werke vor: „Das Königreich Böhmen, statistisch-topographisch dar-
gestellt von Joh. G. Sommer. Prag 1838.“
In Pogg. Ann. 1339. 491 publieirte Redtenbacher die chemische Analyse des
Phon. von Wisterschan bei Teplitz und in denselben Ann. 1839 S. 494 (Bd. 48)
gab Meyer die chemische Analyse des Phon, vom Marienberge (Aussig) an.
Dr. A. E. von Reuss’ geognostische Skizzen der „Umgebung von Teplitz und
- Bilin“ Prag 1840 enthalten eime detaillirte Schilderung der geologischen Verhält-
nisse des böhm. Mittelgebirges.
In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1854. 302 publieirte
6. Rose Heffter’s und Joy’s chemische Analysen des verwitterten Phonolithes von
‘Kostenblatt und der in demselben ausgeschiedenen Sanidinkrystalle.
In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1856. 8. 167
publieirte Jenzsch die chemische Analyse des Phonolithes von Nestomitz nebst
anderen wichtigen Beobachtungen, die böhmischen Phonolithgesteine betreffend.
Eine übersichtliche Darstellung der geologischen Verhältnisse des böhmischen
Mittelgebirges gab Jokely im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt im
Wien IX. 1858. 400 an,
36
In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1862. 750 publieirte
Rammelsberg die chemischen Analysen der Phonolithgesteine von Boren, vom Teplitzer
Schlossberge und von Kostenblatt. Das Phonolithgestein vom Teplitzer Schlossberge
wurde auch von Prettner und Putzer und das von Kostenblatt vom Fröhlich ana-
lysirt (Roth. Gesteinsanalysen 1861).
Mehre Notizen über Böhmens Phonolithgesteine enthalten die Werke:
„Die mikroskopische Beschaffenheit der Minerale und Gesteine“ von F. Zirkel.
Leipzig 1573, „Mikroskopische Physiographie der petrograpisch wichtigen Mineralien“
von H. Rosenbusch, Stuttgart 1373 und H. Möhl’s Abhandlung: „Ueber die minera-
logische Constitution und Eintheilung der Phonolithe“ Neues Jahrbuch für Minera-
logie ete. 1874. I. 38.
In den Sitzungsberichten der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissen-
schaften publizirte ich bereits die Abhandlung: Ueber die Nephelinphonolithe Böhmens
und gab das Schema meiner Eintheilung der Phonolithgesteine Böhmens an.
Erklarung der Tafel 1.
(Eutw. und Ausf. 8S0—200f. vergr.)
Fig. 1. Nephelinphonolith vom Wachholderberge bei Teplitz. Die 200f. ver-
srösserte Dünnschliftpartie zeigt vorwiegend farblose Rechtecke und Sechsecke des
Nephelin (von verschiedener Grösse), die meist durch regelmässige Einlagerung
äusserst zarter, dunkler Nädelchen die prächtigste Schalenstruktur aufweisen (zuweilen
einem in mehre Rahmen eingefassten Spiegel ähnelnd). Der mittlere (grösste)
Nephelindurchschnitt zeigt rechterseits eine unvollkommene Ausbildung durch Aus-
treten der zarten Nadeleinschlüsse, während sich links am Rande des Bildes ein
völlig farbloser Längsschnitt befindet, der an einem Ende durch Eindringen klemer
Augitkryställchen in zwei Arme gespalten erscheint. Die an den zarten dunklen
Nädelchen reiche, farblose Substanz, die zwischen den mikroporphyrischen Durch-
schnitten verbreitet ist, besteht durchgehends aus mehr weniger individualisirtem
Nephelin (winzig kleine Rechtecke und Sechsecke oder unbestimmt begrenzte Partien
mit verworren eingelag rten Nädelchen). Unterhalb des mittleren Nephelindurch-
schnittes (rechts) befinaet sich ein parallelopipedischer rissiger Sanidinlängsschnitt.
Die grünlichen Kryställchen gehören dem augitischen Bestandtheile an, der stellen-
weise mit den schwarzen Magnetitkörnchen zu kleinen Häufchen aggreegirt ist.
Fig. 2. Sanidinphonolith von der Gerniskenmühle oder Schwarzthaler Mühle
bei Schwaden (200f. vergr.). Das Bild zeist vorwaltend farblose Sanidinleistchen,
zwischen denen eine graulichweisse staubige Mikrogrundmasse sparsam eingeklemmt
oder in kleinen Partien entwickelt ist. Die grünlichen Kryställchen gehören dem
Augit, die schwarzen Körnchen dem Magnetit an. Polygonale (meist sechseckige),
durch parallele Reihen von zarten Staubkörnchen "oder regellose Anhäufung der-
selben, sowie durch farblose und staubige Randzonen charakterisirte Hauyn- (oder
Nosean-) durchschnitte sind meist winzig klein und sparsam.
Fig. 3. Nephelin-hauynphonolith von Glasert bei Zwickau (200f. vergr.).
Sehr zahlreich sind bläulichschwarze oder bläulichgraue Hauyndurchschnitte, die
meist durch dichte und zarte Strichnetze, sowie durch farblose und staubige Rand-
zonen charakterisirt sind; in einigen wenigen finden sich blos einzelne Fragmente
von lockeren Strichnetzen vor, so dass der grösste Theil des polygonalen Durch-
schnittes farblos erscheint. Während die schwarzen Magnetitkörner ziemlich gleich-
mässig zerstreut sind, ist die Lagerung der grünlichen Augitkryställchen an vielen
Stellen sowohl rings um die Hauyndurchschnitte, als auch um völlig farblose Partien
polygonal, Und letztgenannte Partien erscheinen im polarisirten Lichte theils als
85
Gemenge bläulicher Rechtecke und dunkler Hexagone (Nephelin), theils alsı eine
homogen dunkle Substanz, die wahrscheinlich dem Leueit angehört; im gewöhnlichen
Lichte sind farblose Rechtecke und Hexagone des Nephelin und farblose Leistehen
des Sanidin nur stellenweise und minder zahlreich zu finden.
Fig. 4. Leueit-noseanphonolith vom Schlosse Olbrück in der Eifel (200f.
verer.). Da sic die durch charakteristische Leueitdurchsehnitte ausgezeichneten
Leueit-noseanphonolithe in Böhmen nicht vorfanden, so wurde, um alle Haupttypen
der Phonolithgesteine bildlich darzustellen, dem Eifler Phonolithe vom Schlosse
Olbrück eine Partie entnommen. In dieser Phonolithvarietät kömmt der Nosean
nur makroskopisch vor, ist daher in kleinen Dünnschliffen seltener zu finden.
Figur 4 zeigt eine Partie der Grundmasse im Dünnschliffe. Die völlig farblosen,
fast kreisrunden, mikroporphyrisch hervortretenden Partien, deren Randzonen zahl-
reiche kranzförmig gelagerte Mikrolithe einschliessen, sind Durehschnitte des Leueit,
an die sich grünliche Augitkryställchen meist polygonal anlagern. Die an zart
nadelförmigen Mikrolithen reiche Mikrogrundmasse besteht hauptsächlich aus winzig
kleinen Nephelin- und Leueitkryställchen. Wegen der durchsichtigen mikropor-
phyrischen Leueitdurchschnitte erscheinen die Dünnschliffe wie von Nadelstichen
durchlöchert.
Fig. 5. Eine augitreiche Partie aus dem Nephelinphonolithe des Sellnitzer
Berges (200f. vergr.). Um einen rechteckigen farblosen Nephelindurehschnitt sind
grünliche Augitkryställchen strauchartig angehäuft. In dieser Anhäufung finden sich
recht zahlreiche, winzig kleine, farblose Rechtecke und Hexagone des Nephelin und
ein spärlich entwickeltes, fast farbloses Cement.
Fig. 6. Eine sanidinreiche Partie aus dem Noseanphonolithe vom westlichen
Abhange des Mileschauer Berges (200f. vergr.). Die Mitte des Bildes nimmt ein
Noseandurchschnitt (mit rostgelben Randzonen) ein, um velchen farblose Sanidin-
leistehen und grünliche Augitkryställchen fluetuationsartig gelagert sind. Die schwarzen
Magnetitkörnchen sind spärlich und gleichmässig vertheilt.
Fig. 7. Das mikroskopische Bild (80f. vergr.) — einem Dünnschliffe des
Nephelinphonolithes vom Boren bei Bilin entnommen — zeigt einen Noseandurch-
schnitt mit einem gelblichgrauen, zartstaubigen Innern und zwei verschiedenfärbigen
Randzonen, die durch eine farblose, äusserst schmale Zone geschieden sind. Von
den Randzonen ist die innere graublau, die äussere dunkel gelblichgrau. Der die
Mittelpartie des Noseankrystalls einnehmende Einschluss, welcher dieselben Bestand-
theile (grünliche Augitkryställchen, farblose Nephelindurchschnitte und vorwaltendes,
staubiges Cement) wie die den Noseandurchschnitt umschliessende Mikrogrundmasse
enthält und mit letzterer durch einen dicken Stiel kommunizirt, ist von denselben
zwei verschiedenfärbigen Randzonen des Nosean umzäunt, jedoch so, dass die innere
graublaue Randzone des Nosean die äussere Hülle des Einschlusses bildet. Und
diese Erscheinung spricht für die einzige mögliche Bildungsart, nämlich dass in den
bereits fertigen Noseankrystall noch vor dessen plötzlichem Erstarren die Mikro-
grundmasse eingedrungen ist.
Fig. $. Eine Partie aus dem Noseanphonolithe von Hora bei Welhoten
(200f. vergr.). Die Mittelfläche des Bildes nimmt ein durch eine rostgelbe, staubige
Zone charakterisirter Noseandurehschnitt ein, der zum Theile von einem grünlichen
E-
sy
Augitkrystall umschlossen und von Strömungen zarter farbloser Sanidinleistchen
und spärlicher grünlicher Augitkryställchen umgeben ist. Das Innere des Nosean-
durchschnittes, welcher bis auf die Randzonen ganz umgewandelt ist, erscheint von
farblosen Säulchen durchspickt, die, einen fast rechteckigen Querschnitt aufweisend,
wahrscheinlich — nach dem allgemeinen Habitus des stark umgewandelten Nosean
und dem Hervortreten der farblosen Säulchen aus dem Innenrande des Nosean
segen sein Inneres zu — sekundäre Gebilde (Natrolith?) sind, aus der Nosean-
substanz entstanden.
Erklarung der Tafel LI.
(Entw. und Ausf. 200f. vergr.)
Fig. 1. Trachybasalt (früher trachytischer Phonolith genannt) von der Bass-
streicher Mühle bei Salesl unweit Gross-Priesen. Augit, graugrün gefärbt und
zuweilen mit farblosen Glaseinschlüssen versehen und Magnetit (in schwarzen
Körnern) sind weit reichlicher vorhanden als in den Phonolithen. Die farblosen,
sechsseitigen, durch scharfe Conturen markirten (grell hervortretenden) Längs- und
Querschnitte gehören dem Apatit an (der in dieser Partie im Verhältnisse zur
Gesammtmenge (5°,) sehr zahlreich ist); die kurzen rechteckigen Längsschnitte
und hexagonalen Querschnitte mit schwachen Conturen gehören dem Nephelin, die
langen farblosen Leistehen dem Feldspathe an. Sehr zahlreich sind grössere und
kleinere, polygonale, durch parallele Reihen zarter grauer Staubkörnchen oder
regellose Staubanhäufung, gewöhnlich auch durch eine schmale farblose Randzone
gekennzeichneten Durchschnitte, die dem Hauyn oder Nosean angehören. Ausser-
dem ist ein graulichweisses, staubiges, im polarisirten Lichte dunkles Cement stark
entwickelt, das zum Theile durch Auflösung des Hauyn oder Nosean entstanden
sein mag.
Fig. 2. Trachybasalt vom Gipfel des Kremin bei Zahoran unweit Leitmeritz.
Das mikroskopische Bild zeigt graue Durchschnitte des Augit (oder Amphibol),
bräunliche Fragmente von Biotit, schwarze Magnetitkörner (zuweilen mit farblosen
Apatiteinschlüssen (Hexagonen) versehen und zu kleinen Häufchen aggregirt), zarte
farblose Leistehen und Nadeln des Feldspathes, farblose, scharf begrenzte (grell
hervortretende) Durchschnitte des Apatit, farblose, schwach oder minder deutlich
begrenzte, hexagonale und kurz rechteckigen Durchschnitte des Nephelin und ein
stark entwickeltes, zart staubiges, im polarisirten Lichte dunkles Cement.
Fig. 3. Eine der Fig. 8 Taf. I ähnliche Partie aus dem Noseanphonolithe
von Hora bei Welhoten. In dem die Mittelfläche einnehmenden, in der Umwandlung
vorgeschrittenen Noseandurchschnitte finden sich dieselben farblosen Kıystalle
(Natrolith ?) vor, wie in Fig. 8 T. I, jedoch in grösserer Menge und, wie es scheint,
in deutlicherer Abhängigkeit von der Noseansubstanz; ausserdem ist in dem Nosean
(oben rechts) ein farbloser Hexagonquerschnitt, der sich durch grelles Hervortreten
von den übrigen Krystalleinschlüssen unterscheidet und sehr wahrscheinlich dem
90
Apatit — der auch in anderen Noseanen desselben Phonolithes in den charakteri-
stischen „bestäubten“ Durchschnitten vorgefunden wurde — angehört.
Fig. 4. Eine hauyn- (oder nosean-) reiche Partie aus dem Sanidin-, Hauyn-
(oder Nosean-) phonolithe vom Boznyberge bei Boreslau. Die durch schöne, dichte
Netzwerke und einen breiten, farblosen Randsaum charakterisirten Hauyn- (oder
Nosean-) durchschnitte sind meist röthlichbraun, seltener bläulich oder schwärzlich-
grau gefärbt. Dazwischen sind rissige farblose Täfelchen von Sanidin mit spärlichen
grünlichen Augitkryställchen und schwarzen Magnetitkörnchen.
Fig. 5. Eine Partie aus dem Nephelinsanidinphonolithe vom Hochwalde bei
Krombach. Zwischen farblosen, rissigen, mikroporphyrisch hervortretenden Sanidin-
täfelchen und grünlichen, parallelen Aggregaten zarter Augitsäulchen breitet sich
die wesentlich aus winzig kleinen Nephelindurchschnitten bestehende Mikrogrund-
masse aus.
Fig. 6. Leueit-hauynphonolith vom Kelchberge bei Triebsch. Ausser den
durch dichte Strichnetze charakterisirten Hauyndurchschnitten, den grauen Augit-
(oder Amphibol-) kryställchen und schwarzen Magnetitkörnern zeigt das mikrosko-
pische Bild nur eine farblose, scheinbar amorphe (im polarisirten Lichte dunkle)
Substanz, die wegen der stellenweise rundlichen Lagerung der Augitkryställchen
als Leueitsubstanz angesehen werden kann.
Fig. 7. Eine Partie vom Saalbande der Trachybasaltader zwischen Nestrsitz
und Poemerle. Ausser den bräunlichen Amphibolnadeln, den schwarzen Magnetit-
körnern, den spärlichen farblosen Feldspathleistehen und einigen minder deutlichen
Durchschnitten des Nephelin zeigt das mikroskopische Bild ein stark entwickeltes,
staubiges, schwach bräunliches, amorphes Öement.
Fig. 8. Tachylytbasalt vom Saalbande der etwa 2° breiten Trachybasaltader
bei Tichlovitz. Das mikroskopische Bild zeigt ein Gewirr von graulichen Augit-
mikrolithen mit bräunlichen Biotitfragmenten, schwarzen Magnetitkörnchen (zuweilen
mit Apatiteinschlüssen), einigen farblosen Apatithexagonen, zwei deutlichen, grau
bestäubten Hauyn- (oder Nosean-) durchschnitten und einem porphyrischen Feld-
spathdurchschnitt, der eine kleine Anhäufung zarter Augitmikrolithe einschliesst
und in seiner Mittelfläche die schönsten Polarisationserscheinungen trikliner Feld-
späthe zeigt.
—
en
Tabl.
INHALTSVERZEICHNISS.
Seite
Mineralische Bestandtheile der
Phonolithgesteine
Sanidin.. . BEN
Trikliner Feldspath
Leueit E
Nephelin
Nosean und Hauyn
Tridymit . .
Amphibol und Augit . ? .
Magnetit und hexagonales Titaneisen .
Eisenkies & a ee) SELTERTTGR,
Spinell .
Glimmer
Apatit
Titanit .
Eintheilung der Phonolithgesteine und Char vi
teristik einzelner Varietäten . Er
Nephelin-phonolithe B
Leueit-nephelinphonolithe 5 :
Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithe Ä
Leueit-nosean- (hanyn-) phonolithe .
Sanidin-nossanphonolithe i
Nephelin-sanidinphonolithe .
Oligoklas- LIE, oder Trachy-
phonolithe .
Sanidinphonolithe .
Bemerkungen über die Makro- und Mikro-
struktur der Phonolithgesteine
Mikroskopische Studien an den
Phonolithgesteinen Böhmens
I. Nephelinphonolithe.
vom blauen Berge aus dem Schönbachthale
bei Oberleitensdorf (Erzgebirge) .
vom nördl. Abhange des Schlossberges bei
Brüx . E ara,
(vom Engelhaus bei Karlsbad)
vom Kreuzherge bei Brüx .
von einem der kleinen Kegel bei Brüx
vom Schladmiger Berge . re
vom Sellnitzer Berge .
yom Boren bei Bilin ,
ıeS5|
Mo aan u
[0
|
ll
vom Gipfel des Boren bei Bilin .
von Libschitz-Bilin e
vom Schäferberge bei Ganghof unweit Bilin
vom rothen Beree bei Prohn . Ss
vom Wachholderberge bei Teplitz
vom Milayer Berge bei Böloschitz .
von Nestersitz ! L
von Nemschen 2
vom Fusse des Kreuzberges bei Pohoran
von Ritschen . Ad
von St. Magdalena bei Taschov .
von Proboscht Sa
von Budove bei Schwaden . .
vom westlichen Fusse des Hradiskenberges
bei, Schwaden . UFER N R2TT
von Öermischt £
vom Fichberge bei Mertensdorf .
vom Tachaberge bei Hirschberg .
vom südlichen Abhange des Steinberges
bei Tschersing AO RER
vom Ilmensteine
vom oberen Steinberge 'b. Oberlichtenwalde
II. Leucit-nephelinphonolithe
von Weschen bei Teplitz
vom westlichen Abfalle
Berges
vom Hutberge
von Klumpen, Herrschaft Liboch
von Salesl
II. Verheiie, nosean- Aauyn)
phonolithe Jet
von Libschitz bei Wisterschan . .
von Liesnitz .
vom Kleinen F vanz bei Kostenblatt'
von Langen Bergen
vom südlichen Abhange ‘des Mileschauer
Berges .
vom w vestlichen Abhange des Mileschauer
Berges 2,0 POT
von Lobosch bei Lobositz EUER
des Kletschner
vom Erdfallhügel am Ziegenber ge bei
Wesseln ;
vom ‚Johanissteine a m "Ho ch w alde bei
Krombach
DD
x
von Glasert bei Zwickau
vom Nesselberge bei Röhrsdorf .
vom Limberge bei Gabel
vom Franzensthal bei Bensen
v. Wiltschberge oder Wilhost bei Drumm
vom Schlossberge Houska (Mscheno) .
vom südlichen Fusse des Kelchberges bei
Triebsch EISEN RT
vom Klotzberge
vom Rezny Ujezd .
von Welhota
von Boäny-Boreslau
IV. Leueit-nosean- (hauyn-) Ban:
nolithe . .
vom nördlichen Abhange des Gr. Krk
bei Kostenblatt .
vom Gipfel des Gr. Franz bei Kostenblatt
vom Kelchberge bei Triebsch :
V. Sanidin-nosean- (hauyn-)
phonolithe a MAR
vom Teplitzer Schlossberge
von Liesnitz .
vom Kahlen Berge bei Boretsch .
von der Zinne des Kostenblatter Berges .
vom Klotzberge bei Milleschau .
von Bozny- -Boreslau
vom Boznyberge ir
von Hora bei Welhoten
von Rezny Ujezd = S
vom Marienberge bei Aussig
von Bösig bei Weisswasser
vom Kl. Franz bei Kostenblatt
vom westlichen Abhang des Mileschauer .
vom Erdfallhügel am Ziegenberge .
vom Schlossberge Houska .
vom südlichen Fusse des Kelchberges bei
Triebsch . ;
a. an nano
von Hinterlomnitz bei Duppau
von Engelhaus bei Karlsbad
von Schwaden-Budove
von Waldschnitz
von Schreckenstein bei Aussig
vom südlichen Abhange des Steinberges
bei Tschersing A
von Leukersdorf
v. Imensteine am Hochwalde bei Krombach
Hochwald bei Krombach h
v. oberen Steinberge bei Oberlichtenwalde
von der Klause zwischen Schönlinde und
Rumburg =
vom Spitzberge bei Warnsdorf
VI. Oligoklas-sanidinphonolithe
oder Trachyphonolithe. . .
yon Schmale herauf malen
von Kostenblatt .
vom Spitzberge bei Tepl
von Gratschen g
von Spansdorf
von Nestersitz 5 RL
vom Ziegenberge bei Wesseln . ..
aus dem Wesselner Thale, .
eb. 1.1
wo
a
u Iıtıse ı erılleilı
© |
BERSERER-
aus dem alten Steinbruche im Kl. Priese-
ner Thale . r R
von Gross-Priesen (Binove?)
vom Schreckensteine bei Aussig ..
vom Katzenbusch
vom Holey-Kluk (aus dem Contakte mit
der Kohle) . Br
VII.
von der ÜGernisken oder
Mühle bei Schwaden . B
vom Holey Kluk bei Proboscht . .
von Kl. Priesen (im Thale, am Dache)
von Poemerle-Wesseln 2 -
von Neschwitz an der Elbe
von Madsteine E :
von Gorditzer Berge . . .
von Tielborn bei Tetschen.. .
vom Spitzberge (Lausche) bei Lichtwald.
vom Alsersdorf bei Police yo
vom Wüstenschlosse bei B. Kamnitz P
vom Blitzenberge bei Neu-Kreibitz .
von Neu Franzensthal bei Warnsdorf .
von Litene westlich vom Gelsiebbene
von Friedland . . . . Ag a
Sanidinphonolithe . .
Schwarzthaler
Chemische Studien an den Phono-
lithgesteinen Böhmens .
I. Nephelinphonolith ,. . . 2...
UI. Leueit-nephelinphonolithe .
III. Nephelin-nosean- (hauyn-) phonolithe
IV. Leueit-nosean- (hauyn-) phonolithe
Y. Sanidin-nosean- (hauyn-) phonolithe
VI. Nephelin-sanidinphonolithe
VII. Oligoklas-sanidinphonolithe .
VIII. Sanidinphonolithe .
I. Nephelinphonolithe
Interprätation Rammelsberg’s und Guthke’s
Analysen des Phonolithes von Boren bei
Bilin .
Chemische Analysis des frischen und ver-
witterten Phonolithes vom Rothenberge
bei, Brüx, (Struye)./. 7° oe
III. Nephelin-nosean- VaumEE
phonolithe...
Interprätation Redtenbacher’s RR
Analyse des Phonolithes v. Wisterschan
hei ‚Tepliia. tage" asien ag FR
V. Sanidin-nosean- be
phonolithe...
Interprätation Rammelsberg’s euisntahke
Analyse des Phonolithes vom Teplitzer
Schlossberge . .
Prettner’s und Putzer’s Analy sen des Pho-
nolithes vom Teplitzer Schlossberge
Fröhlich’s chemische Analyse des Phono-
lithes von Kostenblatt
H. Meyer’s chemische Analyse des Phon.
vom Marienberge bei Aussig , . » »
Seite
[>
or
56
57
VI. Nephelin-sanidinphonolithe.
Jenzsch’s Interprätation seiner chemischen
Analyse des Phonolithes von Nestomitz
VII. Oligoklas-sanidin- o. Tr nm
phonolithe ar
Chemische Analyse des Phonolithes von
Kl. Priesen R
vm. S a.
Interprätation der chemischen Analyse des
Phonolithes von Holey-Kluk 5
" Bemerkungen über Geotektonik, Absonderungs-
Seite
38
60
formen und Gesteinseinschlüsse der Phono-
lithgesteine .
Bemerkungen über diegenetischen
Verhältnisse und das relative Alter
der Phonolithgesteine
Ein Beitrag zur Kenntniss der
Trachy- und Tachylytbasalte
Eintheilung derselben
a) feldspathreiche Trachy basaltı
vom Gipfel des Kremin .
vom Kahlenberse . . 2) SER
von Hofidl bei Lieböschitz . Andre is
von Konojed bei Auscha BR:
von Taschov bei Pohor . e
von Wölchen bei Gross-Priesen .
vom Galgenberge bei Gross-Priesen
von der Gaube bei Tichlovitz .
(b) Nephelinreiche Trachybasalte,
Nephelindolerite) .
e) Nosean- (hauyn-) reiche Trachy-
basalte . .
von der Bassstreicher Mühle . . Su
61
63
ee
Seite
(Interprätation der chemischen Analyse
des Trachybasaltes von der Bassstreicher
Mühle) . . a 2 72
von der Günthers Mille ..... . 7
von Kübendörfel . ea
vom Kahlenberger Steinbruche . . . . 74
Eintheilung der Tachylytbasalte . . . . —
Zur Paragenesis der sekundären
Minerale der Phonolithgesteine . 75
HASIHÄCHTIGREN RT un ne, a ee ae ee
Galt D . . _
Perimorphosen des älteren Comptonit und
Natroltihnach Galau 1 =. 7... 2.76
Aelterer Sn SORTE BEER SR
Natrolith . . BEA ae teufen Se
Glare a N ae Ne)
Jüngerer Comptonit Er —
Comptonitperimorphosen nach Caleit dr) —
Hanmorome ur. ur ne Bere 79
ZARODHyYllı ve ee
NEN RL AS ee a ae)
(BERKENAU I) Da er
ad, vr2t es!
Perimorphosen von Wad nach Caleit . . 82
Ver Le an von Wad
nach’ Galerie > EN RE en 292.0
IEIVaLICHWe ar ae en RE 8
Zur Paragenesis der secundären
Minerale der Trachybasalte. . 83
a) der nephelin- und nosean- (oder
hauyn-) reichen Trachybasalte . 83
b) der feldspathreichen Amuchrr
basalte . ... st
Uebersicht der die Phonolithgesteine Böhmens
betreffenden Abhandlungen und Notizen . 85
Alphabetisches Ortsverzeichnis
der mikroskopisch u. chemisch untersuchten Phonolithgesteine Böhmens.
MIRAAANnNANAN
N. — Nephelinphonolith; NL. — Leueit-ne- Seite
phelinphon; NsN. — Nephelin-nosean (hauyn) Ilmenstein bei Krombach. N. . . . ..27
phonolith; NsZ. — Leueit-nosean (hauyn) pho- Karlsbad, Engelhaus. N...» ...2
nolith; Ns8, — Sanidin-noseau (hauyn) pho- BN 20 00
nolith; SN. —= Nephelin-sanidin phonolith; Katzenbusch. SO . KO RE
50: = Oligoklas-sanidinphonolith; S. = SR- Kl. Priesen, am Bache. Ix2 2.00 wma: 45
nidinphonolith, = alter Steinbruch. SO . . ...43
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Kletschner Bere. NL... ra a
Klotzberg. NsN. . A Er} |
Seite Kostenblatt, gr. Franz, Gipfel. BLU ER.
Aussig, Marienberg. Ns$ . LOB 5 »„ nördlicher
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Aussig, Schreckenstein. SF . . . ....40 - Kl. Franz Nas or Sa
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Bensen, Franzensthal. NN . . ...38 Kostenblatter Berg, Zinne, Ns8'.'. . rt
Beloschitz, Milayer Borges 771.0. 004 Kostenblatt; SO... MI ERTERD
Bılin, Boren. N . ah Va Chem.- Ant tu a0 Sn 2, 2 Mn
5 „.. Gipfel. NsN .. enet2 Krombach, Hochwald.VSN. 222.027 DE a
= = ee ei) = Johannisstein. NN . . . . 32
5 % EN RR RB Ilmenstein. SINN... esse
„ Ganghof, Schäferbere. N .... 23 Lange Berge. NEN .. .... 2 ar
Bilin-Libschitz. N. . a 9 Tieukersdorf. SN .. 27.7. Rt
Boreslau-Bozny. NN. . . 2.2... 34 Liboch, Klumpen. NZ en 0.
BoZny bei Boreslau Ns$ . . . ... 38 Lichtwald, SELF herE Be
Boretsch, Kahler Berg. Ns8 . Bl Liesnitz. NN . . ER ne)
Böhmisch Kamnitz, Wüstenschloss. $. . 47 NsS# P: er
Brüx Kreuzberg, N . OR Liteng, westlich vom Geltsch . . . . . 48
„» Rothenberg. Chem. An . . 58 Lobosch . . nn ee
vn RSCHGBSHREDTENIE Ne ee Madstein an der Ele .. . . . . . 46
Budove. Sshwaden. N . 22.22 .2.% Mertensdorf, Eichberg . . N BR
Öermischt. N . . ar Nee Mileschau, südlicher Abhang . ot;
Drumm, Wiltschberg. MN.. | = westlicher ,„ en a er ’
Duppau, Hinterlomnitz. SN . . . . . 40 3 & n a
Friedland. $S. . ee Fee Be Klotzbare ar ee an
Gabel, Limberg. RL. ; Neschwitz an der Elbe...» ..... 46
Gorditzer BErBiaS he ne Dres ne ne Nestersitz.. . -. . A 2.
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Gr. Priesen. SO ! Nestomitz Chem. An. . . 2. 2.2... 58
Holey-Kluk bei Proboscht. De Nemschen . . Be Se
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Chem. An. a ee Oberleithensdorf, Blauer Berg a
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Zwickau, Glasert
Alphabetisches Ortsverzeichniss
der im Anhange behandelten Trachybasalte.
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nephelinreicher Trachybasalt; ns. Tr. —nosean-
reicher Trachybasalt.
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Bassstreicher Mühle; ns. Tr. .
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Gr. Priesen, Wölchen, £ 7... ...
Gr. Priesen, Galgenberg; f. Tr.
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70 Schreckenstein; n..Lr. (sogenannt. Nephelin
71 dolerit) . . A E
72 Taschov-Pohor ; f. Tr. ®
70 Tichlovitz, Gaube; F R:S0-
70 Tiehlovitz; n. : Gogenannt, Sephelin-
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Corrigendum.
In der Abhandlung: „Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens*
ist zu setzen:
Seite 7, Zeile 2 von oben, [ “Po ]...oder [Po] (statt oPw ...— Po).
Seite 10, Zeile 19 von oben "Po (statt "Px» ).
Seite 10, Zeile 20 von oben — Po» (statt —Ro).
PETROGRAPHISCHE STUDIEN
AN DEN
MELAPHYRGESTEINEN BÖHMENS
VON
Dr. EMANUEL BORICKY,
A. 0. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU PRAG UND CUSTOS DES BÖHM. MUSEUMS.
(ARCHIV DER NATURW, LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. III. BAND. GEOLOG, ABTHEILUNG.)
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Commissions-Verlag von Fr. Rivnä&. — Druck von Dr. Edv. Gregr.
1876.
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Einleitung.
Unzweifelhaft hat die Petrographie ein Missgeschick mit jener Gesteins-
gruppe, für welche Alex. Brongniart!) den Namen „Melaphyr“ oder schwarzer Porphyr
eingeführt hat.
So lange man beim Studium der mit dem Namen Melaphyr belegten Ge-
steine blos an die Untersuchung jener Krystallkörmer, die sich herauslösen, mit
Hilfe
der Loupe oder auf mikrochemischem Wege erkennen liessen, angewiesen
war, so lange die chemische Analysis die einzige Grundlage abgab, um die Mineral-
gemengtheile der kryptokrystallinischen Melaphyrsubstanz zu enträthseln, so lange
konnte es Niemanden wundern, dass man darüber nicht einig werden konnte, was
“
„der
2)
?)
Melaphyr sei. °)
Journal des mines XXXIX, pag. 40. Brongniart definirt den Melaphyr als „Päte noire
d’amphibole petrosilicieux enveloppant des cristaux de feldspath“ (Porphyr mit schwarzer,
felsitisch hornblendehaltiger Grundmasse und ausgeschiedenen Feldspathkrystallen).
Leopold von Buch belest mit dem Namen Melaphyr Gesteine des Fassathales in Tirol
und Gesteine des Harzes (Von Leonhardts Taschenbuch, 1824, II. pag. 289, 372, 437 u. 471).
Delesse nennt Melaphyre Gesteine aus den Vogesen und aus Norwegen, an deren
Zusammensetzung wesentlich Labrador, Hornblende und Augit theilnehmen sollen.
Von Richthofen theilt die südtiroler schwarzen Porphyre in Hornblendesesteine (Mela-
phyre) und Augitgesteine (Augitporphyre) und bezeichnet erstere als Gemenge von
Plagioklas und Hornblende mit beigemengtem Apatit und Titaneisen, zuweilen auch mit
Magnetit und Biotit (Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo ete. —
Gotha 1860 — Sitzb. der Wiener Akad. d. W. 1857. Bd. 27 pag. 293. — Zeitschr. d.d.
geol. (ses. 1356 pag. 589).
Senft versteht unter Melaphyr alle dunklen, quarzfveien Eruptivgesteine des Thüringer
Waldes, die im Wesentlichen eine dichte Labradormasse führen und theilt sie in Horn-
blende-Melaphyre, Glimmer-Melaphyre und Delessit-Melaphyre ein (Ber. der Natur-
forscherversammlung zu Wien 1858, pag. 144).
Naumann beschreibt den Melaphyr als ein quarzfreies, aus Labrador und Pyroxen
zusammengesetztes Gestein (Geognosie, 2 Aufl. 1. Bd. pag. 587).
Zirkel definirt in seinem Lehrbuche der Petrographie (Bonn, 1866) den Melaphyr als
ein Gestein, das aus ÖOligoklas (oder einem verwandten Feldspath), Augit, Titaneisenerz
oder titanhaltigem Magneteisenerz besteht.
Cotta bezeichnet den Melaphyr als ein inniges Gemenge von Feldspath, Augit, Horn-
blende und Magnetit (Gesteinlehre, 2 Aufl. pag. 99).
i*
Aber auch dann — als die ersten Strahlen der neuen Untersuchungsme-
thode das schwarze Gespenst auf der Bühne der Wissenschaft ') trafen, als nämlich
die mikroskopische Analysis auch für die Melaphyr genannten Gesteine in An-
wendung kam — sah man sich beim Anblicke der Mannigfaltigkeit der mit dem
Namen Melaphyr belegten Gesteine in der Erwartung getäuscht, den Melaphyr de-
finiren zu können, und schien nicht abgeneigt zu sein, den alten Brongniart’schen
Namen nach seinem circa sechzigjährigen Bestande fallen zu lassen.
In diesem Sinne sprach sich zuerst von Cotta aus, indem er die Frage
aufwarf, ob nach Abzug alles dessen, was sich den Basalten, Grünsteinen und
Porphyriten zurechnen lässt, noch irgend ein besonderer Melaphyr übrig bleibt.
In demselben Sinne lässt auch Zirkel im. Anhange zu seiner klassischen Arbeit
über die Basaltgesteine”) die Bemerkung fallen, dass ein mikroskopisches Detail-
studium der „Melaphyr“ genannten Gesteine zur Sichtung oder zur gänzlichen Auf-
lösung und Zersplitterung dieses umfangreichen Gesteinskomplexes führen könne.
Und Haarmann gibt schon eine entschiedene Antwort auf Cotta’s Frage, indem er
seine treffliche Arbeit „über die Struktur und Zusammensetzung der Melaphyre“,
welche Meisters Zirkel leitende Hand verräth, mit folgendem Passus ®) schliesst:
„Ganz abgesehen von der Verschiedenheit der Mikrostruktur müssen noth-
wendig die als „Melaphyre* bezeichneten Gesteine in mehre Gesteinsarten zerfallen,
die zum Theile anderen zugewiesen, zum Theile vielleicht auch als selbständige
Gesteinsart bestehen bleiben können, da der Colleetivname „Melaphyr“ in seiner
bisherigen umfassenden Bedeutung schwerlich noch länger in petrografischen Werken
figuriren dürfte. Denn welch’ grosser Gegensatz zwischen einem Melaphyr mit reich-
lichem Orthoklas und einem solchen, der gar keinen Orthoklas, blos Plagioklas
enthält, ferner zwischen einem gar keinen Augit, aber viel Olivin enthaltenden,
endlich zwischen einem quarzfreien und einem ziemlich viel Quarz führenden Gestein.“
Allein schon Doelter’s Publikation über die sog. Melaphyre Südost-Tirols®)
scheint in der Melaphyrfrage einen Umschwung zu verrathen.
Durch Tschermak’s Untersuchungen (Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869) wurde
in vielen Melaphyren Augit, Orthoklas, Olivin, in manchen auch Hornblende nachgewiesen.
Durch Zirkel’s Untersuchungen (Anhang zu den Basalten. Bonn. 1870) wurde in
manchen als Melaphyr bezeichneten Gesteinen Augit, Olivin und Glasbasis mikroskopisch
konstatirt,
Die neuesten Untersuchungen über die Melaphyre verdanken wir Haarmann (Inau-
gural-Dissertation. Leipzig. 1872 und Zeitschr. d. d. geolog. Gesell. 1873 pag. 436) und
Doelter (Jarhb. d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1874. 1. und 2. Heft. — Tschermak’s
Mineralog. Mittheil. 1875. 4. H.) Ausser dem Augit und Plagioklas, welche die Haupt-
gemengtheile des Melaphyrs ausmachen, wurde von Haarmann noch Olivin, Orthoklas
und Glasmasse in vielen Melaphyren nachgewiesen und ausserdem hervorgehoben, dass
es auch augitfreie Melaphyre gibt. Und von Doelter wurde das Vorkommen von horn-
blendeführenden Melaphyren konstatirt und das der augitfreien und orthoklashältigen
bestätigt.
') Wie Girard die Melaphyre treffend bezeichnet.
2) Bonn. 1870,
®) Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1873, pag. 458.
*) Tschermak’s Mineralogische Mittheilungen. 1875. 4 Heft, pag. 289.
5
Dölter erscheint der Melaphyr immer noch als ein sehr schwer definirbares
Gestein. Von dem Prineipe ausgehend.dass das Wesen der Petrographie mehr darin
liest, die mineralogischen und chemischen Elemente der Gesteine zu erforschen,
als Definitionen einzelner Typen zu geben, richtet Doelter sein Streben mehr
darauf, die mineralogische Zusammensetzung der Südtiroler sogenannten Melaphyre
zu erkennen, ohne den Begriff eines Melaphyrs überhaupt fixiren zu wollen.
Wiewol Doelter die Unterschiede der von ihm untersuchten Melaphyre von
den verwandten Gesteinen, den Basalten, Dioriten, Diabasen, Porphyriten nicht
berührt und zwar wahrscheinlich aus dem einfachen Grunde, weil wir über die
letzten drei (resteinsarten noch nicht gehörig orientirt sind, namentlich aber, weil
wiv die Art des Plagioklases im Mikroskope ohne chem. Analyse nicht mit Sicherheit
zu bestimmen vermögen — so leistet er doch durch die mikroskopischen Analysen
der einzelnen Melaphyrvorkommnisse und durch die detaillirte Eintheilung der Mela-
phyre Südost-Tirols, weiterhin durch die Konstatirung der geologischen Zusammen-
gehörigkeit der Augit-, Amphibol-Melaphyre und der augit- und amphibolfreien
Melaphyre einen sehr wichtigen Beitrag zur Beantwortung der Frage, was „der“
Melaphyr ist.
Und wenden wir uns zu den Melaphyren Böhmens, so tritt uns nicht einmal
jene Mannigfaltiskeit entgegen, welche an den Südost-Tiroler Melaphyren kon-
statirt wurde.
Bei dem fast gänzlichen Mangel an Amphibol haben wir
unter unseren Melaphyren nur augitreiche, augitarme und augit-
freie, meist olivinhältige Plagioklasgesteine, in denen Orthoklas
selten ganz fehlen mag, zuweilen aber dem Plagioklas an Menge
gleich kömmt oder denselben übertrifft. Und diese feldspathigen
Gemengtheile haben an der Zusammensetzung eines jeden böhm.
Melaphyrgesteinsdengrössten Antheil,so zwar, dass deren Menge
in den meisten Fällen mit 60—80°, abgeschätzt werden kann. Was
die Natur des Plagioklases anbelangt, so ist aus chemischen Ana-
Iysen und Aetzversuchen die Schlussfolgerung gestattet, dass er
in den meisten Fällen ein Glied der Oligoklas- oder Andesinreihe
repräsentirt.
Magnetit, in der fast niefehlenden, gekörnelt oder staubig-
sglasigen, seltener (nur in ausitreichen Varietäten) felsitisch entglasten
Cementmasse ein konstanter Gemengtheil, pflest in den augit-
armen und augitfreien Varietäten besonders reichlich vorhanden
zu sein.
Hiedurch scheinen Unterschiede von den olivinfreien und fast nie eine ge-
körnelt-glasige Cementmasse führenden Dioriten und den vovrwaltend Labrador
führenden und gewöhnlich auch olivinfreien Diabasen gegeben zu sein; aber ziemlich
nahe stehen einige unserer Melaphyre den Porphyriten und andere den Feldspath-
basalten.
Nach dem, was wir über die Porphyrite wissen, ') sind diese olivinfrei,
plagioklas-, augit- und hornblendehältig und durch eine mehr saure Natur vor un-
ı) Mikroskop. Beschafienheit der Min. und Gest. von F. Zirkel pag. 494.
6
seren Melaphyren ausgezeichnet. Während der höchste Kieselerdegehalt unserer Me-
laphyre 58°, und der der Südtirolischen augitreichen Melaphyre nur 49°/, beträgt, ’)
ist der Kieselerdegehalt der Porphyrite = 59 — 64°/,.”) Und der in den chem.
Analysen der Letzteren den Natrongehalt meist übersteigende Kaligehalt spricht
dafür, dass Kalifeldspath an der Zusammensetzung der Porphyrite wesentlichen
Antheil hat.
Ein Vergleich der mineralischen Zusammensetzung der augithältigen
Melaphyre mit den gemeinen, oligoklasführenden Feldspathba-
salten?) lehrt, dass zwischen diesen zwei, verschiedenen Familien angehörigen
Gesteinsgruppen kein qualitativer Unterschied besteht, denn beide enthalten
dieselben Minerale und führen ein ähnliches (amorphes) Cement; allein, während
in den gemeinen Feldspathbasalten der augitische Bestandtheil
vorwaltet, ist in den Melaphyren Feldspath der verbreitetste Ge-
mengtheil und seine Menge mag äusserst selten unter die procentische Hälfte
der Gesammtmasse sinken. Daher pflegt der quantitative Unterschied beim ersten
Anblick eines jeden Dünnschliffes, sowie beim Vergleich der chemischen Analysen
gleich auffallend zu sein.
Ein Vergleich der böhmischen augithältigen Melaphyre mit
jener, wenige Glieder umfassenden Gesteinsgruppe, die ich als
„Melaphyrbasalt“®#) hervorhob, ohne deren Zugehörigkeit zur Tertiär-
periode nachweisen zu können, lehrt mich nun, dass in der mineralischen
Zusammensetzung dieser zwei Gesteinsgruppen kein qualitativer
und ein kaum merklicher quantitativer Unterschied besteht, dass
somit jene der „Melaphyrbasalt“ genannten Gesteine, von denen sich nachweisen
liesse, dass ihre Eruptionsepoche nicht der tertiären, sondern der permischen Zeit-
periode angehört, mit dem Melaphyr vereinigt werden müssten. Mag nun die Ent-
scheidung in dem letztgenannten Falle wie immer ausfallen, so ist doch aus den
letzten zwei Absätzen zur Genüge ersichtlich, dass augitreiche Melaphyre
in der Tertiärperiode ihre Analoga haben.)
Und wenn wir nun zu Haarmann’s Erwägungen, die wir oben eitirt haben,
zurückkehren und nach Ausscheidung «der einzigen zwei quarzhältigen Melaphyre®),
die am wahrscheinlichsten den Porphyriten beizuzählen sind, die Gegensätze aller
übrigen, bis jetzt untersuchten Melaphyrgesteine zu beleuchten versuchen, so werden
wir zu dem Resultate gelangen, dass diese Gegensätze kaum stärker hervortreten
als diess zwischen einzelnen Gruppen der Basalt- oder der Phonolithfamilie der
Fall ist.
Melaphyre Südost-Tirols von Doelter. Tschermak’s Min. Mitth. 1875. pag. 295.
®) Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. 2 Aufl. III. Bd. pag. 326.
») Petrograph, Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Archiv der naturwiss. Landes-
durchforschung v. Böhmen, II. Bd. 1. Abth. pag. 126.
*) Ibidem pag. 120.
°) Auf die schr nahen Beziehungen der gemeinen, oligoklasführenden Feldspathbasalte und
der Melaphyrbasalte zu den augithältigen Melaphyren habe ich bereits im Jahre 1872
(Sitzb. d. k. böhm. Ges. d. W. in Prag, 25. November) hingewiesen.
‘) Bosenberg bei St. Wendel und aus dem Drusethal im Thüringer Walde. Haarmann’s
Inaugural-Dissertation p. 31 und 32.
Man erwäge z. B. den mineralischen und chemischen Unterschied zwischen
einem (von jedem feldspathigen Minerale freien) Magmabasalte !), einem hauyn-
reichen Nephelinbasalte, einem (an monoklinem Feldspathe reichen) Phonolithba-
salte, einem (an triklinem Feldspathe reichen, aber nephelinführenden) Andesit-
basalte, zwischen einem Augit- und einem Augit und Amphibol- oder nur Amphibol ?)
führenden Basalte oder man erwäge den Unterschied zwischen einem Nephelim-
noseanphonolithe und einem (nephelinführenden) Oligoklas-sanidinphonolithe und
vergleiche dann diese Unterschiede mit den Gegensätzen, die uns im Bereiche der
Melaphyrfamilie entgegentreten.
Während Haarmann hervorhebt ?), dass, in den Melaphyren mikroskopische
Hornblende zu finden, ein vergebliches Bemühen war, und während es auch mir
nicht gelang, mehr als etwa zwei hornblendehältige Melaphyre aufzufinden, beschreibt
Doelter *) eine grosse Anzahl von Amphibol-Melaphyren; konstatirt aber, dass eine
scharfe Trennung der Amphibol-Melaphyre und Augit-Melaphyre, die, durch Uiber-
gänge verbunden, eine kontinuirliche Reihe bilden, weder vom mineralogischen,
noch viel weniger vom geologischen Standpunkte durchzuführen wäre.
Ebenso naturwidrig wäre es — meiner Ansicht nach — eine scharfe
Trennung der augitreichen, augitarmen und augitfreien Melaphyrgesteine vorzu-
nehmen, da auch diese Varietäten nur eine kontinuirliche Reihe bilden, deren
differente Glieder zuweilen an nicht weit entfernten Stellen eines und desselben
Melaphyrstromes anzutreffen sind (vergl. das Melaphyrgestein von der Radostny-
mühle am Kozakov und oberhalb des Dorfes Kozäkev). Hiebei ist noch ein be-
sonderes Gewicht darauf zu legen, dass mit der Abnahme des Augitgehaltes
die körnig- oder staubigglasige Cementmasse zuzunehmen pflegt
und zugleich eine mehr basische Natur anzunehmen scheint, so
dass die chemischen Analysen augitfreier Melaphyre im Eisen-,
‘) Von Lasaulx (Elemente der Petrographie 1875 pag. 230) schlägt für den Magmabasalt den
Namen „Augittachylit“ vor und reiht denselben unter die halbkrystallinischen Gesteine ein.
Dem entgegen ist zu erwägen, dass die in Böhmen recht zahlreichen Magmabasalte sich
sowohl durch ihre tektonischen Formen (indem sie ganze Berge von säulenförmiger Ab-
sonderung zusammensetzen) als auch durch ihre mikroskopische Beschaffenheit (so namentlich
durch die ziemlich gleichmässige Vertheilung der mikroskopischen Augitkryställchen und
Magnetitkörner, durch den zumeist gänzlichen Mangel an jedem feldspathigen Minerale,
zuweilen auch durch das spärliche Auftreten des Magma) von den Tachyliten wesentlich
unterscheiden; denn Letztere bilden gewöhnlich nur Krusten an Saalbändern und in Blasen-
räumen, weisen ungleichmässige Vertheilung der spärlichen Krystallgemengtheile auf und
sind nicht frei von feldspathigen Mineralen. Dass man die Magmabasalte in ihrer Ge-
sammtheit unter die halbkrystallinischen Gesteine einreihen dürfte, glaube ich verneinen
zu müssen, da nur in wenigen das Maema vorwaltet, in den meisten circa ?/,—!/, der
Gesammtmasse beträgt, in einigen aber (im B. von Kuzov, Geltschberg, Reichenau, vom
östl. Fusse des Friedländer Schlossberges, von Studnay) in dem dichten Augit-, Olivin-
und Magnetitgemenge nur eingeklemmt vorkömmt. Der mikroskopische Habitus der meisten
Magmabasalte unterscheidet sich von dem der Nephelin-, Leueit- und der gem. Feldspath-
basalte nur dadurch, dass ihnen der feldspathige Gemengtheil fehlt und dass seine Stelle
das Maena einnimmt.
*) Mehre T'rachybasalte führen Augit und Amphibol, andere nur Amphibol.
®) Inaugural-Dissertation pag. 32.
*) Tschermak’s Mineralog. Mitth. 1875. pag. 303.
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8
Kalk- und Magnesia-Gehalte denen der augitarmen Melaphyre
kaum merklich nachstehen; daher man annehmen kann, dass der augitische
Gemengtheil in dem gekörneltglasigen Cemente seinen Vertreter hat.')
Endlich verdient hier auch die Stellung des Orthoklases in der Reihe der
Melaphyrminerale eine Erwähnung.
Die meisten Melaphyranalysen führen neben dem Natrongehalte nicht un-
bedeutende Kalimengen an, die nur dem Kalifeldspathe oder dem glasigen Cemente
angehören können. Da der monokline Feldspath in sehr vielen Melaphyren nach-
gewiesen ist, in vielen aber zwischen den triklinen Leistchen, namentlich wenn
er mit Letzteren (analog dem Perthit) lamellar verwachsen ist, der Beobachtung
entgehen kann, so ist anzunehmen, dass es wenige Melaphyrgesteine geben wird, die
gar keinen Orthoklas enthalten; aber auch umgekehrt ist die Zahl jener Melaphyr-
sesteine ziemlich gering, in denen der monokline Feldspath dem triklinen an
Menge gleichkömmt oder denselben übertrifit, so dass kein tuifitiger Grund vor-
liest, die orthoklashältigen Glieder aus der Melaphyrfamilie auszuscheiden.
Nur in dem Falle, wenn der vorwaltende Orthoklas in einem olivinfreien,
augit- oder amphibolarmen, melaphyrähnlichen Gesteine von einem sehr spärlichen
amorphen Cemente begleitet, daher so dominirend wäre, dass der Kieselerdegehalt
des Gesteins den Kieselerde-Maximalgehalt der Melaphyre überträfe, namentlich
aber wenn sich dem Orthoklase noch Quarz zugesellen sollte, nur in dem Falle
wäre die Anreihung des orthoklasreichen melaphyrähnlichen Gesteins an die Por-
phyrite anzuempfehlen.
Wenn wir nun alles das zusammenfassen, was wir über den jetzigen Stand
punkt unseres Wissens in der Melaphyrfrage mitgetheilt haben, können wir unseren
Melaphyr folgendermassen zu charakterisiren versuchen: Der Melaphyr ist ein
feinkörniges oder krystallinisch dichtes (selten kleinkörniges), häufig mandel-
steinartiges, im frischen Zustande schwärzlichgraues, grünlichschwarzes oder grünlich-
graues, im verwitterten Zustande bräunliches oder gelbliches Eruptivgestein der
Dyas- oder Permformation, das aus einem Gemenge von vorwaltendem Feldspathe
der Oligoklas- oder Andesinreihe (selten der Labradoritreihe) oder von vorwaltendem
Orthoklas und Plagioklas mit- Augit oder Amphibol (Diallag, Bronzit), Magnetit
und mehr weniger Olivin besteht und in dem gewöhnlich der augitische Gemeng-
theil zum Theile oder durchgehends durch ein staubig- oder körnigglasiges Cement
vertreten wird.
!) Und diesen Vertreter bilden zuweilen grauliche und graulichweisse, durchscheinende
Körnchen, die durch Glühen des Dünnschliffes (wie die deutlichen Augit-
durchschnitte) eine bräunlichgelbe Färbung annehmen und wahrscheinlich
nichts anderes sind als verkrüppelte Augitindividuen.
I. Primaere Mineralgemengtheile der Melaphyrgesteine.
1) Primaere Mineralgemengtheile, die an der Zusammensetzung aller
oder der meisten Melaphyrgesteine wesentlichen Antheil nehmen.
1) Plagioklas.
In den meisten böhmischen Melaphyren ist der trikline Feldspath der vor-
waltende Gemengtheil und nur in selteneren Fällen steht er dem monoklinen Feld-
spathe an Menge nach. Und diese beiden Feldspatharten bilden gewöhnlich mehr
als die Hälfte, oft %,—?/, der gesammten Melaphyrmasse.
Die Längsschnitte des triklinen Feldspathes, die in den Dünnschliffen vieler
Melaphyre als zarte Nädelchen und. Härchen schon mit freiem Auge beobachtet
werden, sind scharf und geradlinig begrenzte, farblose, stellenweise oder durch-
gehends geriefte Leistchen, die im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig oder mit
zahlreichen dunkleren Streifen versehen erscheinen. Die dünneren Leistchen sind
gewöhnlich nicht zerklüftet, während die breiteren nur spärliche schiefe Klüftchea
aufzuweisen pflegen.
In den meisten Melaphyren sind die triklinen Feldspathleistehen zu mehreren,
oft ungleich langen Zwillingsindividuen parallel verwachsen; doch kommen auch
rektangulär oder knieförmig zusammengefügte und wie ein gezimmertes Balkengerüst
in einander greifende Verwachsungen der triklinen Feldspäthe vor (z. B. im Mela-
phyre von Neudorf bei Lomnitz). Nicht selten kommen auch Gruppirungen der
Feldspäthe vor, die L L E U förmigen Figuren ähneln (z. B. im M. von Lomnitz).
Ausserdem sind zuweilen (namentlich im Melaphyre von Lomnitz) breite, trikline
Längsschnitte zu finden, in denen (meist an den Enden und in der Mitte der Längs-
schnitte) die Längsriefung plötzlich dureh eine Querriefung unterbrochen wird oder
in denen (was aber als grosse Seltenheit gilt) eine zweifache, sich unter einem
fast rechten Winkel durchkreuzende Riefung zu beobachten ist. ')
\) Letztere Struktur, bereits von Haarmann an einem Feldspathe des Melaphyr von Altenstein
beobachtet, wurde früher von Stelzner in vielen Labrador-Dünnschliffen wahrgenommen
(Berg- und Hüttemän. Zeitung XXIX. N® 18. p 150).
j
10,
Als Einschlüsse sind in den triklinen Feldspäthen zu erwähnen: ver-
einzelte, bei 200% Vergrösserung gewöhnlich mohngrosse Bläschen mit fixen, und wie
es scheint, auch mit wakelnden Libellen, dann Schlacken-, Staub- und Magnetit-
körner, die meist in den Riefen der Feldspäthe oder parallel denselben reihenartig
geordnet, aber auch zuweilen (wie z. B. im Melaphyr von Levin-Oels) in solcher
Menge angehäuft sind, dass von der Feldspathsubstanz nur ein farbloser Saum zu
bemerken ist, und endlich Streifen und ganze Partien des Uementes (z. B. in dem
Melaphyr von Machovskä skäla bei Rybnitz), die zuweilen nicht zur Gänze ein-
geschlossen sind und nicht selten im Feldspathe regelmässe Begrenzung haben.
Da der trikline Feldspath ausser dem monoklinen das letzte Mineral ist,
welches der Umwandlung anheimfällt, so ist zu vermuthen, dass derselbe eines der
saueren Glieder der Feldspathfamilie ist. Dem entspricht auch das Verhalten der
triklinen Feldspäthe zur Salzsäure.
Umgewandelte, weisse, trübe Feldspathkryställchen, die ich mit Salzsäure
behandelt habe, haben nie ein Aufbrausen gezeigt, was bei den trüben Labrador-
kryställchen der untersilurischen Diabase Böhmens gewöhnlich der Fall war. Aetz-
versuche an Dünnschliffen, die in einer viertägigen Behandlung derselben mit Salzsäure
und zweimaligem Aufkochen bestanden, ergaben das Resultat, dass der Plagioklas
der böhmischen Melaphyre gegen Salzsäure ziemlich widerstandskräftig ist; doch
wurde die Beobachtung gemacht, «dass diese Widerstandskraft der Plagioklase in
den Melaphyren nicht gleich gross ist, dass z. B. der Plagioklas in dem Melaphyre
von Trosky bei Jitschin mehr angegriffen wurde als der in dem Melaphyre von Lomnitz.
Die versuchte Interprätation der chemischen Analysen weist auf eine leld-
PER hin, die einem kalkreichen Oligoklas oder Andesin am
nächsten stände!); doch gibt es auch seltetie Melaphyre wie z. B. der zwischen
Zdär und Kostälov, in denen der trikline Feldspath mehr umgewandelt erscheint
als das augitische Mineral ?), oder Melaphyre, in denen sich Feldspath-lamellen
(oder -leistchen) in ungleichen Umwandlungsstadien befinden, was auf das Vorhan-
densein von zwei triklinen Feldspatharten in einigen Melaphyren hinweisen dürfte.
Nur in einem einzigen Melaphyre, nämlich in dem an eingesprengten Caleitkörnern
reichen von der Goldzeche bei Widach (zwischen Stupnay und Falgendorf) fanden
sich trikline Feldspäthe vor, deren einzelne Lamellen oder Partien derselben in eine
klare Kalkspathsubstanz umgewandelt waren.
') Zu denselben Resultaten ist bereits Tschermak (die Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien
1869) gelangt. Derselbe deduzirt: aus der Analyse (pag. 44) des „völlig dichten, halb-
glasigen (?), grünlichschwarzen, durch Säuren wenig angreifbaren“ Melaphyrs von Be-
neschau (Benesov) das Vorhandensein eines plagioklastischen Feldspathes
aus der Andesinreihe (und schätzt dessen Menge mit 66°, ab); aus der Analyse
(pag. 54) des „grobkörnigen, aus grünlichweissen, schwarzgrünen bis schwarzen Theilen“
zusammengesetzten, durch Säuren sehr merklich angreifbaren®€ M. von Stränsko bei
Liebstadt das Vorhandensein eines Feldspathes der Andesinreihe und aus
der Analyse (pag. 55) des mittelkörnigen und kleinkörnigen Melaphyrs, der auf den
Höhen zwischen Stränsko und Kostälov vorkömmt, das Vorhandensein einer kalk-
reichen Oligoklasmischung.
Aus der chemischen Analyse (pag. 46) des schwärzlichgrünen, kleinkrystallinischen,
dur Säuren stark angreifbaren Melaphyrs von der Mühle bei Bistra deduzirt Tschermak
das Vorhandensein eines Labradorites und schätzt dessen Menge mit 62°, ab.
2
=
11
Die Umwandlung der triklinen Feldspathleisten gibt sich durch eine Trübung,
durch eine weisse, grauliche oder gelbliche Färbung’) und im vorgerückten Stadium
durch eine zarte Granulation der Oberfläche sowie durch das allmählige Verwischen
der Durchschnittskanten zu erkennen; aber selbst in Melaphyren, in denen Olivin
und Augit der Zerstörung anheimgefallen sind, lassen sich umgewandelte Feldspath-
leistehen noch deutlich erkennen.
2) Orthoklas, Sanidin.
Da die chem. Analysen der Melaphyrgesteine neben dem Natrongehalte
nicht unbedeutende, zuweilen den Natrongehalt übersteigende Kalimengen ?) angeben
und da die mikroskopischen Analysen ausser gerieften auch zahlreiche, zuweilen
vorwaltende, nicht geriefte Feldspathdurchschnitte, sonst aber kein anderes kali-
haltiges Mineral aufweisen, so muss angenommen werden, dass die nicht gerieften
Feldspathdurchschnitte vorwiegend dem monoklinen Kali-Feldspathe angehören. ?)
Die monoklinen Feldspathdurchschnitte erscheinen in zweifacher Art: ent-
weder sind es einfache oder doppelte Leistchen, die sich von den triklinen Feld-
späthen blos durch den Mangel an Riefung und im polarisirten Lichte durch einen
einzigen oder blos «durch zwei, nach den Längshälften geschiedene Farbetöne (Karls-
bader Zwillinge) unterscheiden, oder es sind breitere, minder geradlinig begrenzte
und von schiefen Klüftchen durchzogene Längsschnitte, die an die Sanidindurchschnitte
der Phonolithe beim ersten Anblick erinnern. Durchschnitte ersterer Art pflegen
auch mit den triklinen Feldspathleistchen in paralleler Verwachsung vorzukommen,
während in beiden Arten monokliner Durchschnitte und zwar an verschiedenen
Stellen derselben regelmässige Interponirungen trikliner Lamellen nicht selten zu
bemerken sind (z. B. im M. von Borek-Raschen).
Durchschnitte des monoklinen Feldspaths sind gewöhnlich reiner als die
des triklinen Feldspaths, weil ersterem die Riefen fehlen, zwischen die sich Staub-
theilchen und Cementstreifehen bei der Bildung des Feldspathes einzuzwängen
pflegen. Unter den böhmischen Melaphyren mag es nur sehr wenige geben, denen
der monokline Feldspath gänzlich fehlen würde, wiewol es auch wenige gibt, in
denen er den triklinen Feldspath an Menge übertrifft. Und solche Melaphyrgesteine
sind in der Hauptgruppe „Orthoklasmelaphyre“ zusammengefasst. In den
meisten Fällen nimmt der Orthoklas unter den Feldspathdurchschnitten den !/,
oder */, Theil ein; nicht selten kömmt er zum triklinen Feldspathe in den Ver-
hältnissen etwa 1:3 (Levin-Oels), 1:2 (Kozinec, Horensko), 2:3 (Loukov) und
%) Weisse, grauliche oder gelbliche Färbung erlangen die farblosen Feldspathnadeln auch
durch längere Einwirkung der Salzsäure.
2) Werther’s Analyse des Melaphyrs von Hrabatov gibt 12%), NaO und 3'530, KO an.
%) Im Jahre 1855 hat bereits Jenzsch in einer Abhandlung über: „Mikroskopische und
chemisch analytische Untersuchungen des bisher für Melaphyr gehaltenen Gesteins vom
Hockenberg bei Neurode in Schlesien“ (Pogg. Ann. B. 95 p. 418) für dieses Melaphyr-
Gestein das Vorhandensein von Orthoklas hervorgehoben. Und im Jahre 1869 (Porphyr-
gesteine Oesterreichs. Wien) wurde von Tschermak in vielen Melaphyren Orthoklas
nachgewiesen. Weitere Aufschlüsse über das Vorkommen von Orthoklas in Melaphyren
gaben Haarmann und Doelter (a. a. O.).
12
fast 1:1 (Wichova, Liebenau, Mareinov, Zdirec) vor. Und besonders häufig findet
sich Orthoklas (Sanidin) unter den mikroporphyrisch hervortretenden Feldspath-
täfelchen vor.
3) Augit.
Der augitische Gemengtheil kömmt in verschiedenen Melaphyren in sehr
ungleicher Menge vor; steht aber in allen Fällen den feldspathigen Gemengtheilen
an Menge nach. Und darin scheint der wesentliche Unterschied der Melaphyre von
den gemeinen Feldspathbasalten zu liegen.
Es gibt aber zahlreiche Melaphyrgesteine, in denen deutlicher Angit
gegen die übrigen Gemengtheile so zurücktritt, dass er nur in spärlichen Aggregaten
zwischen den Feldspathleisten zu finden oder dass er in einzelnen Dünnschliffen
gar nieht zu bemerken ist. Allein für diesen Fall kann angenommen werden, dass
die Augitsubstanz in dem (körnig-glasigen, bräunlichen oder selblichen) Cemente
versteckt ist. !)
Der Augit der Melaphyre ist durch eine besondere Ausbildungs-
weise charakterisirt. Während in den Basalten und Phonolithen einfache, scharf-
kantige und ebenflächige Augit-Krystaile die gewöhnliche Ausbildungsform bilden,
sind solche für die böhmischen Melaphyre als eine sehr seltene Erscheinung zu
bezeichnen. Häufiger sind verzwillingte Krystalle zu finden, «deren Durchschnitte
zahlreiche einspringende Winkel zeigen, oder vereinzelte, verkrüppelte Körner oder
längliche, zuweilen hornförmig gekrümmte Säulchen; aber am häufigsten erscheint
der Augit in dichten Aggregaten zahlreicher verkrüppelter Individuen oder in dichten,
aus rundlichen, ovalen oder unregelmässigen Körnern bestehenden Häufchen. Und
während die grösseren Durchschnitte von Krystallen oder Aggregaten des Augits
eine eigenthümliche, gelbliche oder bräunliche, mit einem Stich ins Violette
versehene, im Inneren lichte, am Rande dünklere Färbung besitzen, ist die der
Körner und der kleineren Individuen graulichweiss bis farblos. (Uibergänge der
bräunlichen oder gelblichen Augitdurchschnitte bis zu den fast farblosen Körnern
sind z. B. in dem Melaphyre von Zdär-Studenee zu verfolgen.)
Die Ausbildungsweise des augitischen Gemengtheils steht zur Ausbildungs-
weise des Cementes in naher Beziehung. Jene Melaphyreesteine, die ein spärliches,
felsitisch entglastes (an langen farblosen Mikrolithennadeln reiches), im polaris.
Lichte am wenigsten dunkles Cement führen, weisen die meisten und verhältniss-
mässig am besten entwickelten Augitkrystalle auf. Weit weniger ist diess in jenen
Melaphyren der Fall, in denen das Cement felsitisch und zugleich körnig entglast
und im polaris. Lichte zum grösseren Theile dunkel ist. Und wo das Cement eine
schwarz- oder dunkelgrau-körnige oder durch Umwandlung und Auflösung der
Gement-Körner bräunliche oder gelbliche, im polaris. Lichte dünklere Glasmasse
darstellt, da ist der Augit nur in verkrüppelten Körnern zu finden oder gar nicht
zu bemerken.
') Chemische Analysen augitarmer und augitfreier Melaphyre weisen kaum merkliche
Differenzen auf.
13
In vielen Dünnschliffen jener Melaphyrarten, die ein felsitisch oder felsitisch
und zugleich körnig entglastes Cement führen, wechseln Auegitaggregate mit Olivin-
durchschnitten so gleichmässig ab, dass an den Dünnschliffen schon mit freiem
Auge lichtbräunliche und graugrüne, trübe Flecke in gleichmässiger Vertheilung
zu unterscheiden sind. In den Melaphyren mit schwarz- oder graukörnigem Cemente
sind die kleinen Augitaggregate meist zwischen den Feldspathdurchschnitten ein-
geklemmt.
Die verkrüppelten Augitkörner sind gewöhnlich unregelmässig zerklüftet;
an den Längsschnitten grösserer Durchschnitte nimmt man parallele Längsklüftchen
“war, während an den Querschnitten sowohl nach den Prismenflächen als auch nach
den beiden Pinakoiden ziemlich scharfe Klüftehen zu beobachten sind. Und nicht
selten ist die dem Orthopinakoid parallele Kluftrichtung die schärfste. Die Winkel-
dimensionen der regelmässigsten octagonalen Querschnitte und der in denselben
sich kreuzenden Klüftchen stimmten mit denen des Augits ziemlich überein.
Im polarisirten Lichte erscheinen die Augitdurchschnitte (selbst
ziemlich kleine Körner) buntfärbig; durch die dichroskopische Loupe oder
mit einem Nikol betrachtet verrathen sie weder Dichroismus.noch Licht-
absorption oder sie zeigen wenig verschiedene (graulich oder gelblich weisse, mit
einem Stich ins Violette versehene, seltener sehr schwache, grünliche und röthliche)
Farbetöne und geringe Differenzen in der Liehtabsorption.
Fast in jedem Melaphyrgesteine sind grössere Augitdurchschnitte
von den Feldspathleisten durchspickt; oft derart, dass erstere in kleine
Fragmente zerstückelt erscheinen. Ausserdem sind in den Augitdurchschnitten als
Einschlüsse zu erwähnen: Schlackenkörner, Glaspartikelchen, Ma-
gnetitkörnchen, erstere zuweilen in Reihen, welche in den hornförmig ge-
krümmten Säulchen den Biegungen regelmässig folgen (z. B.imMelaphyr von Horensko),
letztere vereinzelt, in Reihen oder in Form eines Randkranzes, weiterhin zarte
Bläschen (mit fixen und, wie es scheint, auch mit wackelnden Libellen), die sich
zuweilen in grossen Schwärmen präsentiren, spärliche Apatitsäulen, kleine
Partien des Cementes und als Seltenheit kleine Olivinkörner (z.B. im
Melaphyr von Poric, von Zdär-Studenee).
Aus der Reihe der im Augit der Melaphyre eingeschlossen vorkommenden
Minerale kann man folgern, dass sich der Augit von den primären Krystallgemeng-
theilen der Melaphyre zuletzt ausgeschieden hat und weiterhin, mit Rücksicht auf
seine Ausbildungsweise, dass die Melaphyrsubstanz bei der Ausscheidung des Augits
rasch erstarrte.
Der gewöhnliche Umwandlungsvorgang, der an den Augitdurchschnitten zu
verfolgen ist, besteht in der Ausscheidung und Entfernung des Eisen- (oder Mangan-)
oxydulgehaltes und verräth sich durch die allmählige Entfärbung, oft auch (bis zu
einem bestimmten Umwandlungsstadium) durch Vermehrung der zarten Klüftchen.
Zuweilen tritt aber ein anderer Vorgang ein, der sich durch Umwandlung in eine
delessitähnliche Substanz, somit durch Annahme einer grünlichen Färbung kund gibt.
Dass der Kohlensäure bei den Umwandlungsvorgängen des Augits eine der ersten Rollen
zufällt, beweisen die in den umgewandelten Melaphyrgesteinen von PoriC und von
Mareinov vorkommenden Augitdurchschnitte, die, weiss gefärbt und graulich umrahmt,
14
durch die scharfen, schiefwinkliggekreuzten Klüftchen sowie durch starkes Brausen
in Säuren die Umwandlung in Caleit verrathen.
4) Amphibol ')
ist in den böhmischen Melaphyren als eine Seltenheit anzusehen.
Schon Tschermak ?) hat es hervorgehoben, dass die Melaphyre des Rothliegenden
in Böhmen keine Hornblende enthalten. Und all’ mein Bemühen, durch Messung
der sehr seltenen, regelmässigen Querschnitte ?) und durch Untersuchung des di-
chroitischen Verhaltens (an dem augitischen Bestandtheil sämmtlicher Dünnschliffe),
das Vorhandensein von Hornblende nachzuweisen, blieb — mit Ausnahme einiger
Fälle in dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von Horensko und in dem von Kozinec
— resultatlos. *)
') Für viele südost-tirolischen Melaphyre führt Doelter (Tschermak’s Mineralog. Mittheil,
1875 p. 294) Hornblende als wesentlichen Gemengtbeil an. Und nach dem Vorwiegen
von Augit oder Hornblende, oder dem Fehlen beider scheidet er die südost-tirolischen
Melaphyre in die drei Hauptgruppen (a. a. ©. p. 292): I. Augit-Melaphyre; II. Horn-
blende-Melaphyre und III. Augit- und Hornblendefreie-Melaphyre.
Uiber Augit und Hornblende der südost-tirolischen Melaphyre äussert sich Doelter
(pag. 294) folgender Weise: „Der Augit erscheint in weingelben bis farblosen, meist
einfachen Krystalldurchschnitten oder Körnern von verschiedenen Dimensionen, Er zeigt
zahlreiche Risse, welche oft dem Pinakoid @P» parallel sind.“ „Die Hornblende, die
in einigen Melaphyren makroskopisch, in Prismen, Krystallen oder kleineren Partien
beobachtet wurde, ergab sich bei mikroskopischer Untersuchung als ein sehr häufiger
Bestandtheil gewisser Melaphyre. Die Unterscheidung von Augit gründet sich auf die
dichroitischen Eigenschaffen der beiden Mineralien. Um uns zu überzeugen, dass dieses
von Tschermak angegebene Mittel wirklich allgemein anwendbar sei, haben wir Krystalle
von Augit und Hornblende aus dem Melaphyr im Dünnschliff untersucht und es ergab
sich, dass gefärbte Augite nie, Hornblenden immer Absorptions-Unter-
schiede zeigen. Uibrigens lässt sich meistens schon ohne Anwendung dieses Mittels
die Hornblende erkennen, da sie meist in kleinen, gelbbraunen Durchschnitten erscheint
und meistens sehr frisch ist.“
A. a. 0. pag. 62.
®) Es wurden octagonale Querschnitte aus dem schwarzgränen Melaphyr von Horensko
und dem von Zdiretz gemessen und die Winkeldimensionen mit denen des Augits über-
einstimmend gefunden.
w
*) Das dichroitische Verhalten des augitischen Gemengtheils ist in der mikroskopischen
Analyse eines jeden Melaphyrs angegeben. Durchschnitte des augitischen Gemengtheils,
die einen schwachen Dichroismus oder eine merkliche Lichtabsorption verrathen, sind
von den nicht dichroitischen Durchschnitten durch gar nichts — ausser etwa durch
eine stärkere Dicke und somit auch deutlichere Färbung — im gewöhnlichen Lichte zu
unterscheiden. Durchschnitte (in den Melaphyren von Horensko und Kozinee), die ich
nach dem dichroitischen Verhalten für Hornblende halte, sind durch eine vorwaltend
gelbliche Farbennuance, gewöhnlich auch durch einen dunkleren, trüben Saum und den
Mangel an groben Spaltklüftchen von den schwach bräunlich (ins Violette oder Nelken-
braune) nuaneirten, von groben Klüftchen durchsetzten und schärfer begrenzten Augit-
durchschnitten zu unterscheiden,
15
5) Olivin,
Während der Olivin in zwei grossen Basaltgruppen, nämlich in den Pho-
nolith- und Andesitbasalten, sowie in den Phonolithen äusserst sparsam zu finden
ist oder gänzlich fehlt, ist derselbe in mikroskopischer Kleinheit ein fast nie fehlender
Bestandtheil der böhmischen Melaphyrgesteine !) ; aber in makroskopischen Körnchen
ist er seltener zu bemerken. ?)
Nur in völlig frischen Melaphyren finden sich unversehrte, weisse und
(wegen der beim Schleifen rauh gebliebenen Oberfläche) wolkige Olivindurchschnitte ;
in den meisten Fällen sind sie in mannigfachen, zumeist vorgerückten Umwandlungs-
‘ stadien anzutreffen.
Umwandlungsstadien des Olivin. Eine graulichgrüne oder grün-
liche Färbung am Rande und an den gewöhnlich zahlreichen Spaltungsklüftchen
verräth den Beginn der Umwandlung, während die Verbreitung des grünlichen
Neubildungsproduktes über den ganzen Olivindurchschnitt (vom Rande und von den
Klüftehen in das Innere) und seine Aenderung in Gelbgrün, Grüngelb, Oranggelb
und Rothbraun das erste, zweite und dritte Umwandlungsstadium darstellen. Und
diese Umwandlungsstadien, die bereits an den Ölivindurehschnitten der Basalte von
mir und anderen Forschern beobachtet wurden, sind neuerdings von Haarmann ’’)
für die Olivine der Melaphyre hervorgehoben worden.
Das erste Umwandlungsstadium, welches sich durch die Ausbreitung der
srünlichen Färbung über den Olivindurehschnitt verräth, scheint auf der Ausscheidung
eines Eisenoxydulsilikates, das zweite, an der gelblichen bis oranggelben Färbung
erkennbare Stadium scheint auf der Oxydation des Eisenoxydulsilikates zu Eisen-
oxydsilikat und das dritte Stadium, in dem die bräunliche Färbung hervortritt,
scheint in der Wasseraufnahme des Eisenoxydsilikates zu beruhen. Und in jedem dieser
drei Umwandlungsstadien pflegt an den Olivindurchschnitten eine flaserige oder
wellig, sternförmig, büschelförmig faserige Textur bemerkbar zu sein.
Allein ausser diesen drei Umwandlungsstadien, von denen die letzten zwei
die Einwirkung des Sauerstoffes und des Wassers voraussetzen, sind in den Olivinen
der böhmischen Melaphyre noch weitere, interessante Umwandlungsvorgänge zu
verfolgen.
Wenn sich die bräunliche Färbung über den Olivindurchschnitt verbreitet
hat, so tritt nicht selten am Rande und längs der Spaltklüfte eine schwarze, impel-
lueide Substanz auf, die den Beginn eines Reduktionsprozesses bekundet.
Wahrscheinlich durch organische Substanzen, die mit den Gewässern einsikern, wird
') Schon im Jahre 1867 berichtete Tschermak in seinen „Beobachtungen über die Verbreitung
des Olivin in den Felsarten“ (Sitzgsb. d. kais. Akad. d. Wissensch. 1 Abth. Juliheft 1867.
p. 20), dass er den Olivin in vielen Melaphyren wahrgenommen habe. Und Haarmann
äussert sich in seiner Dissertation (p. 23), dass der Olivin nächst dem Feldspathe und
Magneteisen als der verbreitetste Gemengtheil der Melaphyre genannt werden muss. Nach
Doelter dagegen kömmt der Olivin nur in einigen Augitporphyren Südost-Tirols vor
(Tschermak’s Mineralogische Mittheilungen 1875. IV. Heft. p. 294).
) Nach Doelter dagegen sinkt der Olivin in den Augitporphyren Südost-Tirols nie zur
mikroskopischen Kleinheit herab (A. a. O. p. 294),
») Dissertation p. 25,
2
|
16
das Eisenoxyd der bräunlichen Olivinmasse theilweise zu Eisenoxydul reduzirt und
es scheidet sich ein magnetitähnliches Mineral!) in Form von Körnern, kurzen
Stäbchen und balkenähnlichen Gebilden oder in Form einer zartkörnigen oder dichten
Masse aus, die sich am Rande (meist kranzförmig) oder längs der Klüftchen
oder an anderen Stellen des Olivindurchschnittes anhäuft oder im Innern des-
selben verzweigt.
Mit der Verbreitung der magnetitähnlichen Substanz im Olivindurchschnitte
tritt in demselben gewöhnlich eine Entfärbung ein, so dass man allmählige Uiber-
gänge bis zu solehen Olivindurchschnitten verfolgen kann, welche graulichweiss
oder fast farblos sind oder noch Uiberreste von gelblichen oder bräunlichen, flaserigen
Partien enthalten und welche von einem dichten Kranze schwarzer Körner, Stäbehen
oder von einem kohärenten schwarzen Balkengerüste umsäumt, mit Reihen oder
Gruppen ähnlicher Magnetitgebilde (zumeist längs der ehemaligen Spaltklüfte) oder
mit einer formlosen Magnetitmasse versehen sind.
Dajedoch der Reduktionsprozess auch schon in einem früheren Umwandlungs-
stadium des Olivin eintreten kann, so kömmt es nicht selten vor, dass Olivindurch-
schnitte, welche durch die (am Rande und längs der Klüfte) neugebildete Magnetit-
substanz in ziemlich regelmässige Felder eingetheilt sind, eine grüne Färbung und
zarte Faserung besitzen (I. Taf. 8. Fig.).
Endlich ist zu diesem letzten Umwandlungsvorgange zu bemerken, dass
sich zuweilen zarte Randpartien der neugebildeten Magnetitsubstanz wiederum
oxydiren und in bluthrothe Fetzen von Hixmatit zerfliessen. (1. Taf. 2. Fig. und
II. Taf. 1. Fig.).
Ausser den erwähnten Umwandlungsvorgängen ist noch ein anderer her-
vorzuheben, der unter der Einwirkung kohlensäurehältiger Wässer stattfindet und
in der Auslaugung der Olivinsubstanz besteht. Gewöhnlich tritt dieser Vorgang
erst nach dem Reduktionsprozesse ein. Und wenn die einwirkenden Gewässer mit
Kalkkarbonat reichlich versehen sind, so wird letzteres an Stelle der ausgelaugten
Olivinsubstanz abgesetzt. Auf diese Art mögen die schönen, mit röthlichschwarzen
Rahmen versehenen und durch röthlichschwarze Streifen markirten Oaleitpseudo-
morphosen nach Olivin in dem Melaphyr aus der Nähe der Goldzeche bei Widach
entstanden sein.
Während mit der Umwandlung der Olivine ihre Polarisationserschei-
nungen immer schwächer werden, tritt in bestimmten Umwandlungsstadien das
dichroitische Verhalten in den Vordergrund.
Die licht grünen, hell citron- und oranggelben Olivindurchschnitte zeigen
den schwächsten Dichroismus; stärker dichroitisch erscheinen die dunkelgrünen
und graugrünen Durchschnitte, indem sie hellere grünliche, grünlichgelbe und
dunkelgraugrüne Farbennuangen aufweisen; aber ausgezeichnete Farben- und Licht-
absorptions-Differenzen zeigen die dunkel roth- und gelbbraunen (faserigen oder
flaserigen) Olivindurchschnitte, die ich in den Melaphyren von Wichova, Kozinee,
Rybnitz-Beneschau, Loukov und von Usti bei Paka zu untersuchen Gelegenheit
') In analoger Weise mag auch die Bildung des im Serpentin vorkommenden Chromit aus
der Olivinsubstanz vor sich gegangen sein.
=
17
hatte. Beim Drehen des Nicols wechseln die Farben: eitrongelb, grüngelb, sraugrün
und grünschwarz, wobei die Helligkeit abnimmt und im letztgenannten Falle nahezu
Impellueidität eintritt. v
6) Magnetit.
In frischen Melaphyrgesteinen ist der Magnetit, der oft reichlicher als in
Basalten vorkömmt, unzweifelhaft primärer Bildung. Und dessen Durchschnitte
sind schwarze impellucide Quadrate, Hexagone und dichte Aggregate derselben.
Ausserdem erscheint derselbe in langen Stäbchen, Nadeln und mannigfachen, geraden
und gekrümmten Trichitgebilden, an denen sich zuweilen bei starker Vergrösserung
nachweisen lässt, dass sie aus zarten Körnchen bestehen. Und der grösste Theil
des schwarzen Staubes, welcher das Cement imprägnirt, gehört wol auch dem
Magnetit an. Es kommen auch grössere, unregelmässig polygonal begrenzte Körner
vor, die zart durchlöchert (wahrscheinlich aus kleineren Individuen zusammengesetzt)
sind und schwärzlichblau durchschimmern (z. B. im Melaphyr von Studenee).
7) Das Cement (oder das rückständige Magma) der
Melaphyrgesteine.
Von den böhmischen und einigen anderen Melaphyrgesteinen, die zur Unter-
suchung vorlagen, gab es nur zwei (das schwarzweisskörnige Melaphyrgestein von
Horensko und das von Wichova), in denen sich nur stellenweise und ein so spärliches
Cement vorfand, dass man sie als fast cementfrei bezeichnen könnte. In allen
übrigen Melaphyren war überall zwischen den Krystallgemengtheilen ein mehr
weniger stark entwickeltes Cement vorhanden. Und in einigen erlangte dasselbe
eine solche Verbreitung, dass ihm neben den Feldspäthen der grösste Antheil an
der Zusammensetzung der Melaphyrmasse zugesprochen werden musste.
Die eigenthümliche Ausbildungsart des Cementes ist mit der
mineralischen Beschaffenheit des Melaphyrgesteins und namentlich mit dem reich-
lichen oder spärlichen Vorkommen des augitischen Gemengtheils innig verknüpft
und trägt neben letztgenanntem Umstande (nämlich neben dem reichlichen oder
spärlichen Augitvorkommen) zum Hervortreten der Unterschiede in den Melaphyr-
arten das Meiste bei.
Die augitreichsten, kleinkörnigen und feinkörnigen Melaphyrgesteine sind ent-
weder fast cementlos (Horensko, Wichova) oder haben ein spärlich eingeklemmtes und
nur an vereinzelten Stellen in kleineren und grösseren Partien auftretendes Cement,
welches, durch ein Gewirr langer farbloser Mikrolithennadeln mit hexagonalen
Querschnitten ausgezeichnet, im polarisirten Lichte nur zum geringen Theile opak
erscheint, somit als eine zum grössten Theile entglaste Substanz angesehen werden
kann. Dasselbe führt wohl auch schwarze, gerade und knotige Stäbchen, gerade
ünd geknickte Nadeln, sowie schwarze Körner, Trichit- und Staubgebilde, aber
keineswegs in erheblicher Menge. Durch zarte Stäubchen ist das Cement 'graulich-
weiss und in der Nähe umgewandelter Olivine grünlich gefärbt (Fig. 4 und 7 auf
der I. Tafel veranschaulichen diese Cementart).
[57
—_
je 2)
Die augitärmeren, feinkörnigen und krystallinisch dichten Melaphyre haben
zumeist ein stärker entwickeltes und fast überall ziemlich gleichmässig vertheiltes
Cement, welches farblose Nadeln und schwarze Körner, Triehit- und Staubgebilde
in ziemlich gleichen Verhältnissen enthält und im polarisirten Lichte mehr dunkel
als licht erscheint.
Und die augitärmsten und augitfreien, zumeist krystallinisch dichten Mela-
phyre führen ein an schwarzen Körnern, Stäbchen und langen schwarzen Nadeln,
sowie an Trichit- und Staubgebilden sehr reiches Cement (schwarzkörniges Cement),
das gewöhnlich nur spärliche farblose Mikrolithe enthält. Und diese Cementart,
die recht stark und ziemlich gleichmässig entwickelt zu sein pflegt und die das
6. Bild auf der II. Tafel veranschaulicht, erlangt oft eine Modifikation dadurch,
dass sich zu den schwarzen impellueiden Körnchen graulichweisse, durchscheinende
Körner, die am wahrscheinlichsten verkrüppelte Augitkryställchen !) sind, entweder
in kleinen Häufchen (1. Bild II. Tafel) oder in gleichmässiger Vertheilung (2. und
8. Bild auf der II. Tafel) zugesellen.
Wiewol diese drei Ausbildungsweisen des Cementes in vielen Melaphyr-
dünnschliffen allmählige Uibergänge in einander zeigen, so kann doch immer eine
derselben als die vorwaltende erkannt werden.
Von besonderem Interesse ist der Umwandlungsvorgang, der sich an
dem an schwarzen Körnern, Stäbchen, Nadeln, Trichit- und Staubgebilden reichen
Cemente in verschiedenen Dünnschliffen verfolgen lässt. Die schwarzen Gebilde dieser
Cementart, die unzweifelhaft vorwaltend aus Magnetit bestehen und vielleicht auch
Titaneisen enthalten, lösen sich allmählig, partiell oder fast zur Gänze im
Cemente auf, wobei anfänglich jedes dieser schwarzen Gebilde sich mit einer
braunen Zone umgibt, die immer breiter wird und dem Cemente eine bräunliche
Färbung ertheilt.2) Hiedurch nehmen die schwarzen Gebilde an Volumen ab:
die Stäbchen werden zu Nadeln, die Nadeln zu Härchen und die Körnchen zu
Staub. Dieses Umwandlungsstadium kann als das erste bezeichnet
werden. Im zweiten Umwandlungsstadium nimmt die bräunliche Färbung
des Cementes eine gelbliche Nuance an, wird bräunlichgelb und dunkel oranggelb,
in dickeren Lagen schwärzlichgelb ?). Im oranggelben Cemente, das ziemlich durch-
scheinend ist, sind gewöhnlich nur noch äusserst zarte, locker vertheilte schwärzliche
Stäubchen wahrzunehmen. Allein im weiteren Fortschreiten dieses Umwandlungs-
vorganges tritt ein neuer Prozess ein. Es beginnt wiederum die Ausscheidung von
schwarzen, aber meist pelitischen (rundlichen oder flockigen oder am Rande
zerfetzten) Körnchen, gekrümmten, knotigen Nädelchen und Stäbchen, die man
wiederum als Magnetit ansehen kann. Die dunkelgelbe Färbung des Cementes wird
lichter und geht allmählig unter Vermehrung der schwarzen Secundärgebilde ins
Graulichweisse und fast Farblose über. Man hat in diesem dritten Um-
wandlungsstadium ein fast farbloses Cement vor sich, das mit schwarzen
Körnchen und anderen schwarzen Gebilden voll gefüllt ist.*) Es ist jedoch
!) Dieselben werden durch Glühen röthlichgelh.
2) Z. B. im Melaphyr von Kozäkov.
°) Z. B. im Melaphyr von Trosky bei Jitschin, von Liebenau.
*) Z. B. an dem umgewandeltem Melaphyr von Marcinov (5. B. II. Taf.), von Machoyskä
19
zu bemerken, dass bei diesem Umwandlungsstadium des Cementes auch bereits
Augit und Olivin der gänzlichen Umwandlung anheimgefallen sind und durch
Ausscheidung ihres Eisengehaltes in Form von Magnetit zur Vermehrung der
schwarzen Gebilde beigetragen haben. Bei diesem Umwandlungsstadium des
Cementes sind die fast farblosen und mit schwachen Conturen versehenen Augit-
durchschnitte schwer zu erkennen, während die meist graulichweissen Olivindurch-
schnitte durch ihre schwarzen Randzonen noch immerhin leicht wahrzunehmen sind.
In den meisten Fällen schreitet dıe Umwandlung weiter, indem sich der
Magnetit partiell oder zum grössten Theile in Hämatit oder in Limonit umwandelt.
Und in diesem letzten Stadium trifft man das Cement in allen durch Ver-
witterung roth oder braun gefärbten Melaphyren an; doch ist zu bemerken, dass
man sich des reflektirten Lichtes bedienen muss, um die ganze Ver-
breitung des Hämatit und Limonit zu überblicken. Was den chemischen Prozess
anbelangt, der diesem Umwandlungsvorgange zu Grunde liegt, so scheint derselbe
vor allem in der Umwandlung des primären Magnetit zu einem dunkelbraunen,
hierauf zu einem dunkelgelben Eisenoxydsilikate, weiterhin in der theilweisen Re-
duktion des Eisenoxydes und Ausscheidung von secundärem Magnetit und endlich in
der Oxydation des Letztern oder auch in gleichzeitiger Wasseraufnahme zu bestehen.
Eine Ausnahme von diesem Vorgange boten Dünnschliffe des umgewandelten Mela-
phyrs aus dem Eisenbahndurchschnitte von Poric, wo sich ausser einem grünlichen,
mit minder zahlreichen und locker vertheilten schwarzen Gebilden versehenen
Cemente noch Uiberreste eines bräunlichen Cementes vorfanden. Hier mag die
Umwandlung des braunen oder gelben Eisenoxydsilikates in ein grünliches Eisen-
oxydulsilikat Statt gefunden haben.
2) Primaere Minerale, die an der Zusammensetzung einiger wenigen
Melaphyre wesentlichen Antheil nehmen oder die nur in geringer
Menge oder accessorisch auftreten.
1) Diallagähnlicher Augit.
Dessen Durschschnitte unterscheiden sich von denen des im Vorhergehenden
beschriebenen Augites bloss dadurch, dass sie durch eine dichte, scharf geradlinige
und parallele Riefung, die sich in den Längsschnitten mit den gröberen Spalt-
klüftchen unter Winkeln von circa 70°-90° kreuzt, ausgezeichnet sind.*) Die
Riefen werden von Durchschnittskanten zarter Lamellen gebildet, die am wahr-
scheinlichsten nach der basischen Fläche zwillingsartig verwachsen sind.
In dem Melaphyr von Neudorf bei Lomnitz sind die diallagähnlichen
Augitdurchschnitte breit, unregelmässig begrenzt, mit zahllosen Bläschen und
skäla bei Rybnitz (4. B. II. Taf.). — In dem graubraunen, an Kaleitkörnern reichen Mela-
phyre von der Goldzeche bei Widach ist das farblose Cement mit Kalkspathsubstanz
imprägnirt.
!) Beobachtet in dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von Horensko.
2*
20
Schlackenkörnchen, die oft in den Riefen oder parallel denselben reihenartig ge-
ordnet sind, versehen und, wie andere Augitdurchschnitte, von Feldspathleistchen
durchspickt. Sie sind nicht dichroitisch und zeigen im polarisirten Lichte prächtige
Farben und zuweilen einen wellenartig und regenbogenähnlich gefärbten Rand.
Ausserdem ist zu bemerken, dass oft nur einzelne Stellen der Augitdurch-
schnitte mit dieser, dem Diallage ähnlicher Riefung versehen waren.
Diese diallagähnlichen Augitdurchschnitte fanden sich vereinzelt in vielen
Melaphyren vor; häufiger wurden sie blos in dem schwarzweissen, körnigen Mela-
phyr von Horensko und in den Melaphyren von Lomnitz, von Neudorf bei Lomnitz
und von Zdiretz bemerkt.
Uralit.
Grasgrünen Uralit hat Doelter') in den Dünnschliffen einiger Melaphyre
beobachtet. Derselbe war schwach dichroitisch.
2) Ein bronzitähnliches Mineral.
Naumann bemerkt in seiner Mineralogie?) und zwar in einer dem Bastit
angehängten Anmerkung, dass in den Melaphyren der Gegend von Ilefeld am
Harze, sowie in manchen Melaphyren Schlesiens oft sehr zahlreiche, kleine, prisma-
tische, fast nadelförmige Krystalle vorkommen, welche in ihren physischen Eigen-
schaften und, nach Streng’s Analysen, auch in ihrer Substanz dem Bastit ganz
ähnlich, obgleich fast wasserfrei sind und als veränderte Krystalle von Enstatit
(Bronzit) zu betrachten sein dürften. — Auch Haarmann ?) hebt Streng’s *) Unter-
suchungen über den Schillerspath und die Melaphyre aus der Umgegend von
Dlefeld hervor, bemerkt, dass die Längsschnitte der gelbgrünen, nadelförmigen und
dünnsäulenförmigen Schillerspathkrystalle eine der Längsrichtung parallele Faser-
bildung besitzen, während sie von zahlreichen, grünlich grauen Adern fast senkrecht
zur Längsrichtung durchzogen sind, und führt die Melaphyre von Wiegersdorf und
von Rabenstein als schillerspathreich an. Ein dem von Haarmann kennzeichneten
Schillerspathe ähnliches, jedoch nicht von den grünlichgrauen Queradern durch-
zogenes Mineral fand ich in dem Melaphyrgesteine von Ilmenau ziemlich reichlich
vor. Seine oft mikroporphyrischen Längsschnitte, ziemlich breite Rechtecke oder
an den Enden abgerundete Leistchen darstellend, sind meergrün, grünlichweiss bis
graulichweiss, gewöhnlich zur Fängsrichtung parallel und dieht gerieft und nicht
diehroitisch. Seine Querschnitte sind geriefte Oktagone, von den Durchschnitts-
kanten der Prismen- und der beiden Pinakoidflächen gebildet. Es gelang mir
einen regelmässigen, oktagonalen Querschnitt zu finden, an dem die Winkelmasse
»oP:»P=: 86'/,° und 93'/,° und PS :oP% = fast 90° bestimmt wurden und
an dem nachgewiesen werden konnte, dass die dichten Spaltungsriefen dem
!) A. a. O. pag. 294.
2) Elemente der Mineralogie 1871 p. 321.
») A..a. O. p. 30.
*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. B, X., 1858, p. 99; B. XI., 1859, p. 78 und B. XIII., 1861, p. 64.
»1
Brachypinakoide parallel verlaufen. Und auf Grundlage dieser Bestimmungen sind
die erwähnten Durchschnitte als einem bronzitähnlichen Minerale gehörig zu be-
trachten. Es mag noch erwähnt werden, dass sich in diesen Durchschnitten zuweilen
vereinzelte Einschlüsse von Glaseiern, Gasbläschen und Einbuchtungen des Cementes
vorfanden.
3) Dem Titaneisen
scheinen jene schwarzen, stabförmig platten Gebilde anzugehören, die, schranken-
ähnlich zusammengefügt und meist rhombische Figuren bildend, nach dem Aetzen
mit Salzsäure in den Dünnschliffen wahrzunehmen sind (z. B. im M. von Lomnitz).
4) Apatit.
Wie in Basalten, so auch in Melaphyren erscheint der Apatit recht häufig
als accessorischer Bestandtheil. Am gewöhnlichsten erscheint er in Form langer
farbloser, von Einschlüssen völlig freier Nadeln und Säulchen, die an Enden
stumpf zugespitzt sind und deren Querschnitte mehr weniger regelmässigen, scharf
geradlinig begrenzten und grell hervortretenden Hexagonen gleichen; selten dagegen
sind vereinzelte Apatitdurchschnitte zu finden, die mit zartem Staube erfüllt, eine
grauliche Färbung besitzen. — Es scheint, dass der grösste Theil der
farblosen Nadeln in dem felsitischen Cemente dem Apatit ange-
hört; denn diese Nadeln weisen regelmässig hexagonale Querschnitte auf, werden
durch Salzsäure zersetzt und die Gesteinsproben, in denen sie vorkommen, geben
starke Phosphorsäurereaktion.
Es wird kaum ein Melaphyrgestein zu finden sein, in dem sich wenigstens
eine Spur von Phosphorsäure, somit auch von Apatit, mit molybdaensaurem Amon
nicht nachweisen liesse; aber es wird auch sehr wenige Melaphyre geben, in denen
der Gehalt an Phosphorsäure 2°, und der an Apatit 5°, übersteigt.
Von den böhmischen Melaphyren ergaben (nach Schätzung der mit molyb-
daensaurem Amon erzielten Niederschläge) eirca '/,—2°, Phosphorsäure, somit
1Y/,—5°/, Apatit die Melaphyrproben: von Roskopov, Jiva, Lomnitz, Hrabacov,
Ziegenrücken bei Bräna, Horensko, Wichova, Trosky, Marcinov.
5) Nephelin-
durchschnitte, denen der Basalte ähnlich, wurden in geringer Menge von Haar-
mann in dem Melaphyr von Ilmenau und aus dem Imsweiler Tunnel nachgewiesen. !)
Von den böhmischen Melaphyren scheint nur der vom Wachberge (Sträz) bei
Studenec und der von Neudorf etwas Nephelin zu führen.
1) A. a. O. pag. 31.
AALANATARAN NND
II. Sekundäre Minerale, die als Gemengtheile der Grund-
masse umgewandelter Melaphyre auftreten.
Da bereits bei der Beschreibung der primären wesentlichen Minerale der
Melaphyre auch die Umwandlungsarten eines jeden Minerals erläutert und die aus
der Umwandlung hervorgegangenen Neubildungsprodukte namhaft gemacht wurden,
so möge hier blos eine kurze mikroskopische Charakteristik der Letzteren folgen.
Von den primären Mineralen der Melaphyrgesteine ist es der Olivin, welcher
der Zersetzung zuerst anheimfällt. Ihm folgt in den meisten Fällen das Cement,
namentlich seine schwärzlichen Gebilde und der augitische Gemengtheil, während
der trikline und monokline Feldspath der Umwandlung am hartnäckigsten widerstehen.
Sehr selten sind jene Fälle, in denen trikliner Feldspath mehr umgewandelt erscheint
als der augitische Bestandtheil.
Die aus dem Olivin, Augit und dem Cemente entstehenden Neubildungs-
produkte sind: Ein delessitähnliches Mineral, ein chlorophäitähnliches
Mineral, Magnetit, Hämatit, Limonit, Caleit (Dolomit), amorphe und
kryst. Kieselerde (in verschiedenen Varietäten von Opal und Quarz).
1) Sekundäre Minerale, die an der Zusammensetzung der Grundmasse
der meisten umgewandelten Melaphyre wesentlichen Antheil nehmen.
1) Ein delessitähnliches Mineral, das wesentlich in der Um-
wandlung des Olıvin und des Cementes seinen Ursprung hat, erscheint in grünlichen,
seltener gelblichen oder bräunlichen, schuppigen und faserigen Individuen. In den
umgewandelten Olivindurchschnitten hat es gewöhnlich eine flaserige oder faserige
Textur oder eine schalige und zugleich querfaserige Struktur. Im umgewandelten
Cemente bildet es entweder zierliche Gruppen von Sternchen oder koncentrisch
wellenförmig-schalige Gebilde, in deren Schalen die kurzen Fasern eine radiale
Anordnung haben. !)
') Aus dem Melaphyr von Kozinee erwähnt Tschermak (Porphyrgesteine, pag. 49) Eisen-
chlorit und bemerkt von demselben, dass er die Feldspathlamellen färbt und beim
Aetzen verschwindet,
180)
St)
2) Ein chlorophäitähnliches Mineral erscheint in umgewandelten
Olivinen, Augiten, sowie im Cemente als eine amorphe, gleichartige, erdige oder
Hoockige, grüne, gelbliche oder bräunliche Substanz. In Blasenräumen pflegt es,
gleich dem Delessit, in grösseren Partien ausgeschieden zu sein. })
8) Der sekundäre Magnetit erscheint im Cemente gewöhnlich in
pelitischen Körnern und in regellosen Anhäufungen derselben. In den Olivindurch-
schnitten stellt derselbe Reihen von Körnern, Streifchen oder balkenähnliche Gebilde
dar, welche meist die Richtungen der ehemaligen Klüftchen verfolgen ‚und die
Ränder der Olivindurchschnitte scharf markiren, oder derselbe breitet sich als eine
schwarze, formlose Masse in grösseren Olivinpartien aus oder nimmt die ganze
Olivinform ein, so dass er sich als eine scharf begrenzte Pseudomorphose
nach Olivin präsentirt.
Der sekundäre Magnetit ist nur in solchen Melaphyren zu finden, deren
Olivine und deren Cementmasse im letzten Umwandlungsstadium anzutreffen sind. ?)
4) Der Hämatit bildet bluthrothe, an den dünnsten Stellen gelbrothe,
peletische Körner, Fetzen und Flocken oder unregelmässige Partien, die sich sowol
im Cemente als auch in den Olivindurchschnitten vorfinden; tritt aber auch in
geradlinig und scharf begrenzten, bluthrothen Hexagonen auf.
Da sich letztere auch in der unmittelbaren Nähe wenig umgewandelter,
grünlicher Olivindurchschnitte vorfanden (z. B. im Melaphyr von Rybnitz-Beneschau),
so liest die Vermuthung nahe, dass der in hexagonalen Durchschnitten vorkommende
Hämatit (sowie das Titaneisenerz) auch primärer Bildung sein kann. Dass der
sekundäre Hämatit durch Oxydation des Magnetit enstanden ist, dafür sprechen
die röthlichen Randzonen, mit welchen: zarte Magnetittheilchen (Streifchen, Nadeln,
Körnchen) zuweilen versehen sind.
Der in pelitischen Körnern, in Fetzen und Flocken erscheinende Hämatit
kömmt nur in umgewandelten Melaphyrgesteinen (z. B. von Zläbek, Radostny am
Kozakov, Oberstein) vor und dringt nicht selten bis in die zartesten Klüftchen der
Feldspathe ein. °)
5) Der Limonit erscheint in bräunlichen Flocken und fetzenartigen Partien
und ist entweder ein Umwandlungsprodukt des Haematit (durch Wasseraufnahme
entstanden) oder ein direktes Ausscheidungsprodukt des Olivin oder des Cements.?)
!) Aeltere (böhmische) Melaphyre des 1. und 2. Lagers erwähnt Tschermak (a. a. 0. p 43)
als chlorophaeit- oder biotitführende Gesteine.
2) Die schönsten Magnetitpseudomorphosen nach Olivin fanden sich in einem Melaphyr-
gesteine von Studenee vor.
») Bis 2 mm. lange Pseudomorphosen von Eisenglanz nach Olivin beschreibt. Tschermak
aus dem Melaphyr von Zderetz (Porphyrgesteine, pag. 60).
*) In den röthlichen, bräunlichen und gelblichen Melaphyrarten pflegt das ganze Cement
(und die Klüftchen der Krystallgemengtheile) mit Haematit oder Limonit imprägnirt zu
sein; was an Dünnschliffen im reflektirten Lichte am besten wahrzunehmen ist,
24
2) Sekundäre Minerale, die nur stellenweise oder seltener an der Zu-
sammensetzung der Grundmasse umgewandelter Melaphyre Antheil
nehmen.
Ein farbloses, rhomboedrisches Carbonat — Calcit oder Dolomit —
durch die unter einem schiefen Winkel sich kreuzenden, dichten, geradlinigen und
scharfen Klüftchen ausgezeichnet, wurde als die Substanz der mikroporphyrischen
Durchschnitte!) in dem umgewandelten Melaphyre des Eisenbahndurchschnittes bei
Poric erkannt. Ausserdem wurde an dem Brausen mehrer äusserst feinkörnigen und
kryst. dichten Melaphyre in Säuren bemerkt, dass Caleitsubstanz zuweilen die
Grundmasse imprägnirt. In grösseren grobkörnigen Partien ausgeschieden, fand sich
der Caleit in dem Melaphyre von der Goldzeche bei Widach, wo derselbe auch
im Augit, Olivin und dem triklinen Feldspathe beobachtet wurde.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass in der im polaris. Lichte dunklen Basis
des schwarzkörnigen Cementes umgewandelter Melaphyre mehr weniger amorpher
Kieselerde steckt, denn der mit fortschreitender Umwandlung der Melaphyre höher
steigende Kieselerdegehalt der chemischen Analysen und das gänzliche Auflösen
von Olivin und Augit in dem amorphen Cemente sprechen dafür; doch scheint oft
ein grosser Theil der Kieselerde (wahrscheinlich noch mit anderen Substanzen
gemengt) in krystallinischer Form als Skelet der Krystallgemeng-
theile zurückzubleiben, in welchem Falle Durchschnitte der Letzteren im pola-
risirten Lichte nicht opak werden.
In krystallinischer Form im Cemente ausgeschieden ist die
Kieselerde seltener zu finden; häufiger dagegen erscheint sie in erbsengrossen,
durch die Melaphyrmasse ziemlich gleichmässig vertheilten Kügelchen von minder
deutlich concentrisch schaligen und stellenweise radial faserigen Struktur (Chalcedon-
kügelchen) und am häufigsten in kleineren und grösseren Mandeln.
Eintheilung der Melaphyrgesteine und mikroskopische Analysis
der von einzelnen Lokalitäten stammenden Proben.
Durch von Richthofen’s Scheidung der südtiroler schwarzen Porphyre in
Hornblendegesteine (Melaphyre) und Augitgesteine (Augitporphyre) und weiterhin
durch Haarmann’s mikroskopische Untersuchungen, aus denen resultirte, dass es
auch orthoklasreiche und augitfreie Melaphyre gibt, waren die Grundlagen zu einer .
detaillirten Eintheilung der Melaphyrgesteine gegeben.
Und die ersten Schritte zu einer solchen Eintheilung hat Doelter *) gethan.
Nachdem er die Vereinigung der südtiroler Hornblende- und Augit-Gesteine
») Wahrscheinlich gehören diese Durchschnitte dem Augite an.
2) A. a. O. pag. 292.
25
durch die Bezeichnung „Melaphyr“* vom mineralogischen und geologischen Stand-
punkte gerechtfertigt hatte, theilte er die Melaphyre Südost-Tirols folgendermassen ein:
1) Augit-Melaphyre:
a) Augitporphyr (augitreicher Melaphyr),
b) Augitarme Melaphyre und Augit-Hornblende-Melaphyre.
2) Hornblende-Melaphyre.
3) Augit- und Hornblendefreie Melaphyre. !)
Wir haben in der Einleitung hervorgehoben, dass die böhmischen Mela-
phyre mit sehr wenigen Ausnahmen keine Hornblende enthalten und dass die
augithältigen und augitfreien, sowie die orthoklasreichen und orthoklasarmen
Melaphyre kontinuirliche Reihen bilden, daher eine scharfe Trennung nicht gestatten.
Um aber doch approximativ die mineralischen und chemischen Unterschiede fest-
zustellen, haben wir Doelter’s Eintheilung adoptirt und nur in so fern erweitert,
dass wir das Vorwalten des Plagioklases oder des Orthoklases in den Vordergrund
gestellt haben. Unsere Eintheilung der Melaphyrgesteine ist demnach folgende:
I. Plagioklas-Melaphyre:
1) augitreich (1. amphibolreich) ;
2) augitarın (2. amphibolarm);
3) augit- (oder amphibol-) frei.
I. Orthoklas-Melaphyre :
1) augitreich (1. amphibolreich) ;
2) augitarn (2. amphibolarm) ;
3) augit- (oder amphibol-) frei.
In den Plagioklas-Melaphyren ist der feldspathige Gemengtheil mindestens
zur Hälfte triklin, in den Orthoklas-Melaphyren monoklin.
Die augitreichen Plagioklas-Melaphyre haben circa 20—40°,,
Augit, sind in der Regel kleinkörnig, seltener feinkörnig und nicht mandelsteinartig.
Ihre Dünnschliffe weisen gewöhnlich ein, das Krystallgemenge verkittendes und
kleine Partien bildendes Cement (oder Magmaresiduum) auf, das vorwaltend fel-
sitisch entglast (an langen, farblosen Mikrolithen ungemein reich) ist.
Die augitarmen Plagioklas-Melaphyre haben circa 5—20°,
Augit, sind feinkörnig bis krystal. dicht, zuweilen durch Hervortreten von Feld-
spathtäfelchen mikroporphyrisch und oft mandelsteinartig. Ihre Dünnschliffe weisen
einvorwaltend körnigesodertrichitreiches, amorphes, nur seltener
oder zum geringeren Theile felsitisch entglastes Cement auf.
Die augitfreien Plagioklas-Melaphyre haben weniger als 5%,
oder gar keinen deutlichen Augit, sind in der Regel äusserst feinkörnig oder kryst.
») Zu seiner Eintheilung fügt Doelter folgende Bemerkung hinzu: „Der Uralitporphyr
kann nicht als besondere Gesteinsgruppe ausgeschieden werden, sondern gehört zu den
Augit-Hornblende-Melaphyren.“ „Die Gesteine der 2. und 3. Gruppe müssten vom mine-
ralogischen Standpunkte, der jetzigen Definition des Melaphyrs nach, eigentlich abge-
trennt und als Porphyrite bezeichnet werden; da jedoch die Uibergänge in den wirklichen
Melaphyr, sowie das Vorkommen in der Natur nicht gerade dafür sprechen, so haben
wir diese Gesteine, ohne jene Frage entscheiden zu wollen, noch vorläufig zum Melaphyr
gezählt.
26
dicht, zuweilen durch hervortretende Feldspathtäfelechen mikroporphyrisch und oft
mandelsteinartig. Ihre Dünnschliffe weisen ein körniges, staubiges oder
trichitreiches, amorphes Cement auf, das, gewöhnlich recht stark
entwickelt, nur spärliche, farblose, lange Mikrolithe zu führen pflegt.
Dieselben Grundlagen gelten auch für die Untergruppen der Orthoklas-
Melapbyre; doch wurde in denselben nie ein vorwaltend felsitisch entglastes,
häufig aber ein recht stark entwickeltes, gekörneltglasiges (aus schwarzen impel-
lueiden und graulichen, durchscheinenden Körnern bestehendes) Cement beobachtet.
I. Plagioklasmelaphyre.
Diese Hauptgruppe umfasst alle jene augit- (oder amphibol-) reichen,
augit- (oder amphibol-) armen und augitfreien Melaphyre, deren feldspathiger
Gemengtheil der Menge nach mindestens zur Hälfte aus Plagioklas besteht. (Uiber
die Natur des Plagioklas siehe pag. 10).
1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre.
In dieser Gruppe werden alle jene Plagioklasmelaphyre zusammengefasst,
deren augitischer Bestandtheil etwa 20—40°%, beträgt.
Dieselben sind kleinkörnig bis feinkörnig, sehr fest und nicht man-
delsteinartig; im frischen Zustande schwarzweiss, grünlichschwarz, schwärzlich-
grün, dunkel grünlichgrau oder schwärzlichgrau, im verwitterten Zustande lichter
und mit einem Stich ins Bräunliche oder Gelbliche versehen.
Ihre Dünnschliffe zeigen selten eine granitische Mikrostruktur, sondern
weisen gewöhnlich ein, das Krystallgemenge verkittendes, felsitisches (an
langen, farblosen Mikrolithennadeln reiches), zuweilen auch stellenweise
ein staubkörner- und trichitreiches Cement auf. Im polarisirten Lichte ist ersteres
zam grössten Theile hell, während letzteres meist ganz opak erscheint.
Der augitische Bestandtheil hat zuweilen eine diallagähnliche Beschaffen-
heit. Ausser dem Plagioklas ist gewöhnlich mehr weniger Orthoklas vorhanden.
Olivin und Magnetit (Titaneisen) fehlen nie.
Das spezifische Gewicht (bei 8° R) = 2:787—2'863.
a) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit granitischer Mikrostruktur.
Einer der augitreichsten Melaphyre ist der
von Wichova bei Starkenbach.
In dessen Dünnschliffen beobachtet man mit freiem Auge mohngrosse,
lichte (fast weisse) Partien, die durch eine stellenweise graue, stellenweise bräun-
liche Substanz verkittet sind. Und farblose Leistchen sind nur wie zarte Härchen
zu bemerken.
a7
Im Mikroskope erscheinen die mohngrossen lichten Partien als Durchschnitte
von zerklüfteten oder aggregirten Augitkrystallen, in denen äusserst zahlreiche
Feldspathleistehen und vereinzelte Magnetitkörner als Einschlüsse vorkommen. Die
graue Substanz besteht aus Feldspathdurchschnitten, Magnetitkörnern und einem
sehr spärlichen Cemente, während an den bräunlichen Stellen zu den Gemeng-
theilen der grauen Substanz noch kleinere und grössere, bräunlichgelbe oder
schwärzlichbraune Olivinkörner hinzutreten. Letztere sind am Rande und an den
Klüftchen schwärzlich markirt, haben eine flaserige Textur und zeichnen sich durch
einen ungewöhnlich starken Dichroismus und eine starke Lichtabsorption aus,
indem sie beim Drehen des Nicols citrongelbe, grüngelbe, grüngraue und grün-
schwarze Farben aufweisen. Die mit einem Stiche ins Violettbraune versehenen
lichten Augitdurchschnitte zeigen weder Dichroismus noch Lichtabsorption.
Von den Feldspatbdurchschnitten sind sehr viele monoklin, breit, rissig
und minder geradlinig begrenzt. Die triklinen Feldspathleistchen sind scharf ge-
radlinig begrenzt und stark gerieft.
Das äusserst spärliche Cement, welches nur zwischen den Krystallbestand-
theilen der grauen Substanz eingeklemmt vorkömmt, enthält lange, farblose Mikro-
lithe und zarte, schwarzgraue Staubkörner.
Das schwarzweisse, kleinkörnige Melaphyrgestein
von Horensko
lässt weisse Feldspathkrystalle und schwärzliche Körner eines augitischen Minerals
mit freiem Auge erkennen.
In den Dünnschliffen dieses Melaphyrgesteines nimmt der Feldspath circa
»,—?/; der Gesammtmasse ein. Und die grosse Mehrzahl der Feldspathdurchschnitte
ist trikliner Natur.
Die mit einem schwach bräunlichen oder bräunlichgelben Farbeton ver-
sehenen, lichten Durchschnitte, die dem augitischen Bestandtheil angehören, scheinen
zweifacher Art zu sein. Einige zeigen einen röthlichgelben und schwach grünlichen
Dichroism, wobei eine schwache Lichtabsorption zu bemerken ist. Und diese pflegen
mit einem dunkleren Rande versehen und frei von Klüftchen zu sein, zuweilen
auch eine schwache faserige Textur zu verrathen. Andere, welche die Mehrzahl
bilden und gewöhnlich lichter gefärbt (sehr schwach bräunlich bis graulichweiss)
und mit Klüftchen versehen sind, zeigen weder Dichroism noch Lichtabsorption.
Und diese sind als unzweifelhafte Augitdurchschnitte anzusehen. Mehre der Letzteren
zeichnen sich diallagähnlich durch eine zarte und scharfe Riefung aus, deren
Richtung mit den parallelen Spaltungsklüftchen der Längsschnitte Winkel von 70°
bis etwa 90° bildet.
Die meist unregelmässig begrenzten, graugelben und graugrünen Olivin-
durchschnitte, die eine welligfaserige Textur haben, sind ziemlich sparsam. Noch
sparsamer sind die farblosen Apatitnadeln mit ihren Hexagonquerschnitten.
Die schwarzen, meist polygonalen Körner sind gewöhnlich durchlöchert,
daher tüpfelweise bläulich durchscheinend. Unter ihnen kommen auch schwärzlich-
braun durchscheinende Körner vor, die wahrscheinlich dem Titaneisen angehören-
Das äusserst spärliche Cement ist nur stellenweise deutlich zu bemerken,
28
b) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit vorwaltend felsitischem Cemente.
In den Dünnschliffen des kleinkörnigen, schwärzlich grünen Melaphyr-
gesteins
von Horensko
unterscheidet man mit freiem Auge Y/,—2w= breite, farblose Feldspathnadeln, die
mehr als die Hälfte der Gesammtmasse bilden, schwach bräunlichgelb gefärbte
Durchschnitte dicht gedrängter Augitaggregate und graugrüne oder grauliche, mehr
weniger lichte Stellen, die sich theils als Durchschnitte umgewandelter Olivinkrystalle
theils als ein grünlichgraues oder graulichweisses Cement erweisen. Ausserdem
sind spärliche schwarze Pünktchen zu bemerken, die dem Magnetit angehören.
Bei 200fachen Vergrösserung erscheinen viele Feldspathdurchschnitte nicht
gerieft (monoklin), schräge zerklüftet und in den Klüftchen mit dem graulichen
oder grünlichen Cemente versehen. Manche derselben sind durch Schalenstruktur
ausgezeichnet.
Die schwach bräunlichen Augitdurchschnitte, welche von Feldspathkrystallen
nach verschiedenen Richtungen durchwachsen, und hiedurch oft in kleine Fragmente
zerstückelt erscheinen, zeigen weder Dichroismus noch Absorption; sie gehören
seltener einfachen oder verzwillingten Individuen, sondern meist Aggregaten von
kleineren Krystallen an. Spaltungsrichtungen, die zuweilen an den Querschnitten
der ersteren zu bemerken sind, schneiden sich unter Winkeln von 85—89°. Ausser
den zahlreichen Feldspatheinschlüssen sind in den Augitdurchschnitten seltene
Apatitnadeln zu bemerken; aber die gewöhnlichsten Einschlüsse sind Schwärme
von Bläschen und Anhäufungen von Schlackenkörnern und staubigen Gebilden, die
oft regelmässig, in Reihen oder in Form eines Kranzes eingewachsen sind. Selbst
in den gedehnten und hornartig gekrümmten Augitlängsschnitten sind die parallelen
Schlackenkörnerreihen konkordant der Krümmung eingelagert.
Es kommen auch Augitdurchschnitte vor, die dicht und zart gerieft, eine
diallagähnliche Beschaffenheit haben.
Die delessitähnlichen Umwandlungsprodukte der sporadisch vertheilten,
graulich-, gelblich- oder dunkelgrünen Olivindurchschnitte bewirken an vielen Stellen
eine graulichgrüne Färbung des Cementes und dringen selbst in die Spaltklüftchen
und Zwillingsriefen der Feldspathkrystalle ein.
Das ursprünglich graulichweisse, durch Umwandlungsprodukte des Olivin
grünlich gefärbte, ziemlich stark entwickelte Oement erscheint als eine, durch ein Ge-
wirre von langen farblosen Nadeln und von schwarzen impelluciden Trichit- und Staub-
gebilden fast völlig entglaste Substanz, die im polarisirten Lichte fast überall hell
bleibt. Die farblosen Nadeln dieses Cementes, meist 2—3"= Jang und 0'06"= breit,
haben fast regelmässig sechsseitige Querschnitte. Von den schwarzen impellueiden
Trichitgebilden finden sich allmählige Grössenübergänge bis zu den '/,"= dicken
Magnetit- (oder Titaneisen-) Stäbchen, welche zuweilen sehr lang, mannigfach gebogen
und aus kleinen Partikeln zusammengesetzt sind. Ausserdem finden sich im Cemente
bräunlichgelbe und schwärzlichbraune Flocken vor, die wahrscheinlich dem delessit-
29
ähnlichen Umwandlungsprodukte des Olivin ihren Ursprung verdanken und endlich
kleine bluthrothen Körner und Flocken, die als sekundäre Gebilde des Magnetit
betrachtet werden können.
In den — einem etwas verwitterten Stücke entnommenen — Dünnschliffen
des feinkörnigen Melaphyrgesteins i
aus dem Einschnitte von Hoiensko gegen Kostaälov
erscheinen die Feldspathdurchschnitte mit lockerem zarten Staube erfüllt, die
Augitdurchschnitte entfärbt und der Olivin zu einer citron- oder oranggelben,
zuweilen flaserigen oder zartfaserigen Substanz (die oft von einem lockeren Kranze
schwarzer Körner umrahmt ist) umgewandelt.
Die Augitdurchschnitte zeigen weder Dichroism noch Lichtabsorption; sie
sind parallel zerklüftet und oft durch Feldspatheinschlüsse ganz zerstückelt. Ihre
Klüftchen, sowie die der Feldspäthe sind mit dem grünlichgelben Umwandlungs-
produkte des Olivin, welches auch das spärliche, zartstaubige und farblose Mikro-
lithennadeln führende Cement färbt, ausgefüllt. Gröbere Magnetitkörner und schwarze
Stäbchen sind minder zahlreich.
Eigenthümlicher Art sind grelle, farblose oder graulichweisse rundliche
Körner, die in den umgewandelten Olivindurchschnitten, aber auch ausserhalb
derselben (im Cemente) vorkommen und jedenfalls Neubildungen (Quarz?) sind.
Apatitnadeln sind als Einschlüsse in den Augitkrystallen aber auch im
Cemente zu finden.
Das aus dem südöstlich
an Lomnitz
angrenzenden Haine stammende, schwärzlichgrüne, kleinkörnige Melaphyrgestein
zeichnet sich durch ein stark entwickeltes, an langen farblosen Mikrolithennadeln
und an zarten Trichitgebilden reiches Cement aus. In diesem Cemente, das im
polarisirten Lichte zum grossen Theile dunkel erscheint, sind zuweilen kurze
farblose Stäbchen derart gruppirt, dass sie L [ E U förmige Figuren bilden,
die sich wiederum zu Quadraten und Rechtecken vereinigen. Die im Cemente vor-
kommenden farblosen Nadeln haben regelmässig sechsseitige Querschnitte, die im
polarisirten Lichte theils ganz dunkel theils durchschimmernd erscheinen.
Die recht zahlreichen bräunlichgrauen, an Gasporen und Schlackenkörnern
ungemein reichen Durchschnitte der Augitaggregate zeigen gewöhnlich nur an
dickeren Stellen einen sehr schwachen Dichroism und eine schwache Lichtabsorption,
sind oft von Feldspathkrystallen durchwachsen und von langen Mikrolithen durchspickt.
Die durch wellenförmigen querfaserigen Randzonen und durch Spaltungs-
klüftchen charakterisirten Olivindurchschnitte schliessen oft trübe bräunlichgrüne
Partien und kleine Gruppen farbloser rundlicher Partikelehen ein. — Gröbere
Magnetitkörner sind reichlich vorhanden.
Mit diesem Gesteine im Allgemeinen übereinstimmend erweist sich der
Melaphyr
von Neudorf bei Lomnitz;
30
doch hat auch dieser Melaphyr seine Eigenthümlichkeiten. Vor allem findet man
augitähnliche (nicht dichroitische) Durchschnitte, die, unregelmässig. begrenzt, oft
von Feldspathleistehen durchspickt, an einzelnen Stellen oder durchwegs durch
scharfe, geradlinige und parallele Riefung ausgezeichnet sind, somit dem Diallag
ähneln. Zarte Bläschen und Schlackenkörnchen sind in denselben oft reihenartig
geordnet. Die triklinen Feldspathleisten sind zuweilen rechtwinklig und knieförmig
wie ein Balkengerüst zusammengefügt. Neben den farblosen, triklinen und mono-
klinen Feldspathleisten finden sich auch trübe, weisse oder querzerklüftete oder
querzzerfaserte Längsschnitte und hexagonale, mit spärlichen Mikrolithen und
gedehnten Bläschen versehene Querschnitte, die als Nephelindurchschnitte angesehen
werden könnten.
In den verwitterten Melaphyrstücken von Lomnitz sind die Feldspath-
krystalle milchweiss oder röthlichweiss und fast impellueid. Da sie in Salzsäure
gar kein Aufbrausen zeigen, so gehören sie sicher keinem kalkreichen Feldspathe an.
In den Dünnschliffen des kleinkörnigen, schwärzlichgrünen Melaphyrgesteins
von Kozinec bei Starkenbach
sind fast alle Mineralbestandtheile mit freiem Auge zu unterscheiden. Im Mikroskope
bemerkt man, dass das ziemlich stark entwickelte, an langen farblosen Mikrolithen
reiche, mannigfache Trichitgebilde und Staubkörner führende Cement aus einer
farblosen, amorphen (im polar. L. dunklen) Substanz besteht, die durch die graulich-
oder gelblichgrünen Umwandlungsprodukte des reichlich vorhandenen Olivin gefärbt
und getrübt und durch farblose Mikrolithe und mannigfache Trichitgebilde mehr
weniger entglast worden ist.
Von den circa °/, der Gesammtmasse betragenden Feldspathleistchen sind
viele — meist durch rissige Beschaffenheit charakterisirt — monoklin ; doch greifen in
die breiten, im polaris. Lichte einfärbig gefärbten Durchschnitte dünne Lamellen
zinkenähnlich ein. In den Längsschnitten der triklinen Feldspäthe kommen quer
eingelagerte Lamellen vor. Deutlich ist der Uibergang der zarten Trichitgebilde in
die dickeren, zuweilen sehr langen, geraden und gekrümmten, schwarzen Stäbchen
zu verfolgen, an denen man nicht selten wahrnimmt, dass sie aus kleinen polygonalen
Magmetit- oder Titaneisenkörnern zusammengesetzt sind. Die schwarzen Körner
bilden zuweilen einen kohärenten Kranz um die graubraunen Augitdurchschnitte
und kommen auch in den langen, gekrümmten Augitstäbchen in einer oder in zwei
Reihen als Einschlüsse vor. Ausser den graubraunen (chokoladefärbigen) Augitdurch-
schnitten kommen auch lichtere, gelbliche Durchschnitte vor, die von schwarzen
Körnern umsäumt zu sein pflegen und bei einem schwachen Dichroism eine ziemlich
starke Lichtabsorption zeigen. Die Magnetitkörner gruppiren sich oft zu zierlichen
Figuren, welche auch andere Krystalle einschliessen.
Sowohl in den Feldspath- als auch in den Augitdurchschnitten finden sich
grauliche oder grünliche Streifen des Cementes vor.
An den Olivindurchschnitten ist zuweilen vom Rande aus die ganze Farben-
reihe vom Braunrothen bis zum Gelbgrünen zu verfolgen, während das Innere noch
einen farblosen Kern unversehrter Olivinsubstanz birgt.
31
Dem Melaphyrgestein von Horensko ähnelt das
von Hrabadov bei Starkenbach,
welches prächtige, vertikale Pfeilergruppen oberhalb des Dorfes bildet und in
welchem man neben grünlichschwarzen Augitkörnern zart geriefte und rissige Feld-
spathkrystalle mit freiem Auge unterscheidet. In den Dünnschliffen desselben sind
die polysynthetischen Feldspathdurchschnitte vorwiegend; aber die Lamellen sind
oft breit und wechseln mit dünneren ab, welche meist durch dichte Riefung aus-
gezeichnet sind. Ausserdem finden sich auch Feldspathleistehen vor, die im pola-
risirten Lichte verschiedenfärbige Längshälften zeigen, somit als Durchschnitte von
Orthoklaszwillingen gedeutet werden können. In vielen Feldspathdurchschnitten sind
dünne Streifen und gedehnte Partien des grauen oder. bräunlichgrauen Cementes
zwischen den Lamellen eingeschlossen.
Die schwach bräunlichgrau gefärbten Augitdurchschnitte, die gewöhnlich
nur sehr schwach dichroitisch sind, kommen etwas reichlicher vor als in dem
Melaphyr von Horensko, während die grünlichen, flaserigen oder wellig faserigen
Ölivindurchschnitte minder zahlreich zu finden sind.
Die langen farblosen Mikrolithennadeln mit regelmässig sechsseitigen Quer-
schnitten sind an den meisten Stellen des Cementes so reichlich entwickelt, dass
letzteres fast völlig entglast erscheint.
Dem Melaphyrgestein von Hrabacov ähnelt der kleinkörnige, schwarzgrüne
Melaphyr
von Brannd ;
enthält aber ein reichlicher entwickeltes, halb entglastes Cement, in dem neben
langen farblosen Mikrolithennadeln Trichitgebilde sehr zahlreich sind (daher erscheint
dieses Cement im polarisirten Lichte dünkler als das des Hrabacover Melaphyr.) —
Durch ‚Verwitterung wird dieses Gestein lichter und bräunlichgrau.
Verschieden sind die Melaphyrgesteine vom ZiegenrückenbeiBrannä,
deren weiter unten Erwähnung geschieht.
c) Augitreiche Plagioklasmelaphyre mit felsitisch halb entglastem und zugleich
staubkörner- und trichitreichem Oemente.
Unter den Feldspathdurchschnitten des feinkörnigen Melaphyrgesteins aus
dem Felsen
zwischen Rybnitz und Beneschau
sind recht zahlreiche, breite, minder geradlinig begrenzte und schief zerklüftete
Längsschnitte, die, im polarisirten Lichte einfärbig oder zu Hälften verschieden
gefärbt, dem monoklinen Feldspathe angehören.
Die etwas reichlicher vorhandenen Augitdurchschnitte zeigen einen schwachen
Dichroism und eine deutliche Lichtabsorption; sie sind frei von Mikrolithen und
nur durch die Feldspatheinschlüsse zerstückelt. Die Olivindurchschnitte sind theils
32
oranggelb theils dunkelbraun bis schwärzlichbraun gefärbt, meist schwärzlich umrahmt
und durch parallele oder wellige Faserung kennzeichnet; sie sind ebenso stark
dichroitisch, wie die im Melaphyrgestein von Wichova. Es kommen auch graugrüne
Partien vor, die ein Aggregat zarter Sternchen oder strahlig faseriger Gebilde dar-
stellen. Auch hier sind in den Olivindurchschnitten graulichweisse, rundliche Körner
(Quarz?) wahrzunehmen, die sekundäre Gebilde zu sein scheinen.
Das spärliche Cement, das auch in den Feldspathleistehen in Streifchen
eingeschlossen vorkömmt, ist reich an gröberen Staubkörnern, an dickeren schwarzen
Stäbchen und Trichitgebilden, stellenweise auch an langen, dünnen, farblosen Mi-
krolithen mit hexagonalen Querschnitten. Im polarisirten Lichte ist dasselbe meist
ganz dunkel.
2) Augitarme Plagioklasmelaphyre.
In dieser Gruppe werden alle jene Plagioklasmelaphyre zusammengefasst,
deren augitischer Bestandtheil etwa 5—20°, beträgt.
Dieselben sind feinkörnig bis krystallinisch dicht, durch Hervor-
treten von Feldspathkörnchen und Nädelchen mikroporphyrisch und oft
mandelsteinartig. Im frischen Zustande, in welchem sie jedoch seltener an-
zutreffen sind, haben sie grünlichschwarze, grünlichgraue oder schwärzlichgraue
Farbe; durch Verwitterung werden sie mehr weniger licht bräunlich ‘oder gelblich,
zuweilen auch graulichgrün gefärbt, wobei auch die feinkörnige Zusammensetzung
oder die mikroporphyrische Struktur deutlicher hervortritt.
Ihre Dünnschliffe weisen ein das Krystallgemenge verkittendes, vor-
waltend staubkörner- und trichitreiches Cement auf, das nur im unterge-
ordneten Masse lange, farblose Mikrolithe führt oder nur stellenweise an farblosen
Mikrolithen reich oder mehr weniger felsitisch entglast ist und das im polarisirten
Lichte ganz oder zum grössten Theile dunkel erscheint.
In Dünnschliffen (verwitterter) bräunlich oder gelblich gefärbter Melaphyre
erscheint das Cement, sowie die Klüftchen der Krystalldurchschnitte im reflektirten
Lichte röthlich, bräunlich oder gelblich gefärbt.
Plagioklas, dem sich gewöhnlich mehr weniger Orthoklas anschliesst,
nimmt stets mehr als ®,,, zuweileu mehr als ®, der Gesammtmasse ein. Neben demselben
tritt der Augit oder der Olivin oder das Cement in den Vordergrund; aber auch
der Magnetit (nebst Titaneisen) und in den verwitterten Varietäten seine Umwand-
lungsprodukte (Hämatit, Limonit) pflegen reichlich vorhanden zu sein.
Auch in dieser Gruppe hat der augitische Bestandtheil zuweilen eine
diallagähnliche Beschaffenheit.
Das spezifische Gewicht (bei 3°—10° R) = 2:688—2'809.
Mehr als 15°/, Augit enthält das aus dem Steinbruche
oberhalb Walditz bei Kostalov
stammende, grauschwarze, sehr feinkörnige Melaphyrgestein, in dessen Dünnschliffen
spärliche, graulichgrüne, dunkel umrahmte Olivindurchschnitte mikroporphyrisch
292
[9797
hervortreten. Das staubkörner- und trichitreiche, fast schwarze Cement ist nur an
dünnen Stellen durchscheinend. Den grössten Antheil an der Zusammensetzung
des Gesteins haben die Feldspäthe, von denen die Meisten deutlich gerieft oder
im polaris. L. lamellar buntfärbig erscheinen. _
Dünnschliffe des sehr feinkörnigen Melaphyrgesteins
von Poitie bei Semil
zeigen ein Gemenge von vorwaltenden (circa ®/, der Gesammtmasse einnehmenden)
monoklinen und triklinen Feldspathleistehen (die einander so ziemlich das Gleich-
gewicht halten und Schlackenkörnchen und Gasbläschen einschliessen) mit schwach
bräunlich gefärbten und zerklüfteten Augitdurchschnitten '), die zu kleinen Gruppen
aggregirt sind, mit ziemlich gleichmässig vertheilten und recht zahlreichen, am
Rande graugrünen, innen schwach gelblichen Olivindurchschnitten und zahlreichen,
fast gleich grossen Magnetitkörnern. Zwischen den Krystallbestandtheilen ist ein
graulichweisses, schwarzstaubiges Cement verbreitet, das minder zahlreiche farblose
Mikrolithe enthält, aber durch bedeutenden Reichthum an schwarzen Körnchen,
Staub- und Trichitgebilden ausgezeichnet ist. An wenigen Stellen erscheinen de-
lessitähnliche Umwandlungsprodukte der Olivinsubstanz als Färbemittel des Cementes.
Die schwarzen Körnchen, Staub- und Trichitgebilde, weiche dem ursprünglich
farblosen Cemente eine graue Färbung ertheilen, lösen sich durch Umwandlung
allmählig auf, wobei sich anfänglich jedes Körnchen mit einer bräunlichen Zone
umgibt, wodurch das Cement schwärzlichbraun gefärbt und fast impellucid wird,
worauf ein Zerfliessen der Körnchen in eine bräunliche Substanz, eine hellbraune
Färbung des Cementes und ein partielles oder fast gänzliches Verschwinden der
schwarzen Körnchen, Staub- und Trichitgebilde erfolgt.
Aus diesem Umwandlungsvorgange, der wahrscheinlich in der Oxydation des
Eisengehaltes und in der Bildung eines Eisenoxydsilikates besteht, kann man folgern,
dass die schwarzen Körnchen, die Staub- und Trichitgebilde, unter denen auch
kleine (bei 200 X Vergrösserung mohngrosse) Bläschen vorkommen, zum grössten
Theile aus Magnetit oder auch Titaneisen bestehen.
Einen ganz anderen Anblick bieten Dünnschliffe, die aus einem verwitterten
Stücke des Melaphyres
aus dem Bisenbahndurchschnitt von Pormi&
entnommen wurden. Bei flüchtiger Ansicht unterscheidet man bei 200 x Vergrösserung
nur graulich- oder gelblichweisse, zart staubige Feldspathdurchschnitte, ein fast
srasgrünes, mit locker vertheilten und minder zahlreichen, schwarzen Körnchen,
Trichiten oder kleinen Häufchen derselben versehenes Cement und nur an wenigen
Stellen weisse oder graulichweisse, mikro- und makroporphyrische Durchschnitte,
an‘denen Umrisse des Augits zu erkennen sind.
Stellt man aber eine genauere Beobachtung an, so bemerkt man noch an
vielen Stellen des grünen Cementes Umrisse des zuweilen schwarzkörnig umsäumten
Ölivin, der, meist einer strukturlosen Substanz gleichend, nur stellenweise zarte
%) Dieselben sind nicht dichroitisch, zeigen aber eine schwache Lichtabsorption.
3
34
Faserung zeigt. Und zwischen diesen Olivindurchschnitten findet man noch Uiber-
reste des schwach bräunlichen und staubkörnerreicheren Cementes.
Die mikro- und makroporphyrischen, weissen oder graulichweissen Durch-
schnitte mit Augitumrissen zeigen scharfe geradlinige Zerklüftungen nach zwei
unter einem schiefen Winkel sich schneidenden Richtungen, woraus man auf ein
rhomboedrisches Carbonat, am wahrscheinlichsten Dolomit, schliessen kann.
Das grünlichschwarze, feinkörnige, in Säuren schwach brausende Melaphyr-
gestein
von Loukov (zwischen Ruppersdorf und Semil)
führt ein spärliches, zumeist nur zwischen den Krystallbestandtheilen eingeklemmtes,
an dunklen Staubkörnern, stellenweise auch an langen schwarzen Nadeln und an
farblosen Mikrolithen reiches Cement. Die monoklinen und triklinen Feldspath-
durchschnitte, die einander nahezu das Gleichgewicht halten, nehmen etwa °, und
die mit einem Stich ins Bräunliche versehenen, nicht dichroitischen und nur eine
‘schwache Lichtabsorption verrathenden Augitdurchschnitte etwa "/,, des Sehfeldes
ein, während die dunkelgelben oder rothbraunen, trüben Olivindurchschnitte minder
zahlreich sind. Und letztere sind durch einen starken Dichroismus ausgezeichnet.
Andere von Loukov stammenden Melaphyrgesteine sind fast dicht, zuweilen
mandelsteinartig und haben eine dunkelgraue oder dunkel gelblichgraue Farbe.
Diese brausen in Säuren stärker auf.
In den grünlichen, bräunlichgrau gefleckten Dünnschliffen des grauschwarzen,
fast dichten und sehr festen Melaphyrgesteines
von Boikov bei Semil (nahe der Brücke über den Voleskafluss)
sind äusserst zahlreiche, farblose, kurze Härchen (Feldspath) zu bemerken.
Im Mikroskope treten die farblosen Feldspathleistchen in den Vordergrund;
viele sind stark gerieft und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig; aber fast
ebenso viele erscheinen einfach und im polarisirten Lichte homogen gefärbt. Letztere
sind zuweilen mit den ersteren parallel verwachsen. Stellenweise kommen auch
licht bräunlichgraue, schwach dichroitische Augitdurchschnitte zum Vorschein, die
von Feldspathleistchen durchspickt sind. Im Ganzen nimmt der Augit irca 5—10%,
der Gesammtmasse ein. Spärlicher ist der Olivin zu finden, dessen Durchschnitte
graugrün und graugelb gefärbt, trübe und dunkel umrahmt sind.
Das im polarisirten Lichte meist dunkle Cement, das zwischen den Krystall-
bestandtheilen eingeklemmt vorkömmt und auch kleine Partien bildet, ist mit Ma-
gnetitkörnern, lockerem schwarzen Staube, kurzen, schwarzen oder schwarzbraunen
Härchen und langen farblosen Mikrolithen versehen, welche letztere, gewöhnlich
grau bestäubt, oft von einem Punkte, z. B. einem Magnetitkorn, strahlig auslaufen.
Aus dem Steinbruche von
Kundratitz
wurden vom Herrn Assist. Bilek zwei Melaphyrproben gebracht, welche beide unter
die augitarmen Plagioklasmelaphyre eingereiht werden können.
35
Das Hauptgesteim des Steinbruches ‘ist schwärzlichgrau,, feinkörnig und
scheinbar recht frisch; allein in dessen Dünnschliffen bemerkt man, dass der mehr
als 5%, betragende Augit und der auch nicht reichlich vorkommende Olivin der
Umwandlung fast gänzlich anheimgefallen sind. Durchschnitte des ersteren, weiss
oder graulichweiss, etwas wolkig, haben minder deutliche Contouren, während die
graugrünen trüben, flaserigen und die graugelben und gelbbraunen Olivindurch-
schnitte gewöhnlich mit dunklen Rändern versehen sind. Dem vorwaltenden triklinen
Feldspathe schliesst sich ziemlich viel Orthoklas an und beide nehmen mehr als
®/, der Gesammtmasse ein. Eine eigenthümliche Umwandlung erlitt das stellenweise
noch schwarz-körnige, an schwarzen Stäbchen reiche, ziemlich stark entwickelte
Cement. An vielen Stellen, namentlich in der Nähe umgewandelter Olivindurch-
schnitte, besteht dasselbe aus graugrünen Fäserchen, die theils parallel theils
strahlig aggregirt sind und oft wellenförmige Figuren bilden; an anderen Stellen
ist es grüngelb und zartstaubig.
In diesem Gesteine kommen kleinere und grössere Blöcke eines an erbsen-
und bohnengrossen Chalcedonkügelchen sehr reichen Melaphyrgesteins vor, das
sich von dem ersten nur durch eine etwas dunklere Farbe und in Dünnschliffen
durch mehr Augit und ein an Staubkörnern ungemein reiches Cement unterscheidet.
In den Dünnschliffen des äusserst feinkörnigen, grauschwarzen Melaphyr-
gesteins aus dem Hangenden des Kohlenflötzes
von Nedves bei Semil
sind die vorwaltend triklinen Feldspathleistchen, die circa ?/, der Gesammtmasse
einnehmen, oft mit Einschlüssen von reihenförmig gelagerten Schlackenkörnern und
Gasbläschen versehen; zuweilen weisen sie auch prächtige Schalenstruktur auf. —
Die bräunlichen, nicht dichroitischen Augitdurchschnitte, deren Menge circa 10°/, von
der Gesammtmasse beträgt, sind nicht gleichmässig vertheilt, sondern stellenweise
angesammelt. — Olivin, dessen Durchschnitte grünlichgelb gefärbt sind, kömmt in
Krystallen verschiedener Grösse, aber minder zahlreich vor.
Das schwach bräunlichgrau gefärbte, im polarisirten Lichte dunkle Cement
ist meist eingeklemmt, doch nimmt es stellenweise auch kleine Partien ein. Es ist
staubkörner- und trichitreich und nur stellenweise walten im selben lange, farblose
Mikrolithe vor. Durch Umwandlung wird es grüngelb oder oranggelb, wobei die
schwärzlichen Staub- und Trichitgebilde verschwinden. Ausser den schwarzen Körnern
kömmt der Masnetit auch in stabförmigen Gebilden vor. Apatitdurchschnitte sind
selten zu finden.
In den Dünnschliffen des Melaphyrs
von Zar. Kostalov
unterscheidet man längliche, fast milchweisse Feldspathdurchschnitte und graugrüne
oder bräunliche Flecke.
Die Feldspathdurchschnitte (eirca 60—70°/,) sind ganz trübe, daher näher
nicht bestimmbar. Die grünlichen und bräunlichen Flecke sind umgewandeltes, an
dünnen Stellen grünlich und oranggelb durscheinendes Cement, welches auch zwischen
den Feldspathleistchen eingeklemmt ist und in welchem schwarz umrahmte, aus-
g*+
a a u ers
36
gebleichte oder noch schwach grünlichgelb gefärbte Olivin- und schwach bräunliche,
nicht dichroitische Augitdurchsehnitte (eirca 5°/,) wohl zu erkennen sind. — Da
der Augit nicht so bedeutend zersetzt ist wie der Feldspath, so scheint letzterer
nicht besonders saurer Natur zu sein. — Magnetit ist minder zahlreich.
Der Magnetit erscheint in grösseren Körnern und Stäbchen, die durchlöchert
sind. Apatit ist sparsam zu finden,
Die Dünnschliffe des
oberhalb Jaberlich am Raschen
befindlichen, sehr feinkörnigen, fast dichten, dunkel gelblichgrauen Melaphyrgesteins
sind graulichgrün und stellenweise bräunlichgrau gefleckt.
Zwischen den triklinen und monoklinen Feldspathleistchen sind kleine
bräunliche Augitdurchschnitte (5—10°/,) recht zahlreich verbreitet. Ziemlich stark
ist das an schwarzen Körnern, an Trichit- und Staubgebilden reiche, trübe, dunkel-
sraue Cement entwickelt, das in den bräunlichen Flecken der Dünnschliffe zu
einer graugelben, an Körnern und Staubgebilden bedeutend ärmeren Substanz um-
gewandelt ist. Ausgebleichte, schwarz umrahmte Olivinkörner sind selten zu finden.
In dem sehr feinkörnigen, fast, dichten, grauschwarzen Melaphyrgestein
von Jiva-Roskopov,
das in Säuren nicht eine Spur von Kohlensäure verräth, sind farblose, trikline
und monokline Feldspathleistehen in kleinen Gruppen mikroporphyrisch ausge-
schieden; ebenso sind die etwa 10—15°%, der Gesammtmasse einnehmenden, nicht
dichroitischen Augitkrystalle oft gruppenweise angehäuft. Das zumeist eingeklemmte
Cement ist nur an wenigen Stellen grau, staubig und zum grössten Theile durch
das Umwandlungsprodukt des Olivin grünlichgelb gefärbt.
Die gelblichen und bräunlichen Olivindurchschnitte haben meist noch deutliche
Umrisse und wellig faserige oder flaserige Textur; zuweilen sind sie mit einem
schwärzlichen, fast impelluciden Rande und einem liehteren Aussensaume versehen,
welche das Vorstadium zur Umbildung in die schwarzkörnige Randzone repräsentiren.
In Dünnschliffen des sehr feinkörnigen, grauschwarzen, in Säuren nicht
brausenden Melaphyrgesteins
von Usti bei Paka
sieht man mittelst der Loupe: schwarze Magnetitkörnchen, äusserst zarte Feld-
spathnädelchen, dunklere grünliche und liehtere, grauliche, ziemlich gleichmässig
vertheilte Partien.
Bei 200% Vergrösserung erweisen sich die weniger zahlreichen, grünlichen
Partien als smaragdgrüne, grüngelbe oder gelbbraune und von grünlichen Kluft-
adern durchsetzte Durchschnitte des Olivin, die einen ziemlich starken Dichroismus
zeigen, oder als das durch. Umwandlungsprodukte des Olivin-grünlichgrau: gefärbte
Cement, welches überall zwischen die Krystallbestandtheile eingezwängt ist und in
welchem Trichit- und Staubgebilde über die farblosen Mikrolithennadeln vorwalten.
In den graulichen lichteren Partien walten Augitdurchschnitte vor, die etwa 10 bis
SS]
u |
15°, der Gesammtmasse ausmachen. Dieselben sind nicht dichroitisch, verrathen
aber eine schwache Lichtabsorption.
Die triklinen und monoklinen Feldspathleistchen, in denen Gasblasen,
Schlackentheilchen und Magnetitkörner vorkommen, nehmen fast ”/, der Gesammt-
masse ein. ö
In den Dünnschliffen des grünlich schwarzgrauen, sehr feinkörnigen Melaphyrs
von Levin-Oels
sind zahlreiche mikroporphyrische Feldspathdurchschnitte zu bemerken, von denen
mehre mit einem dunklen Kerne versehen sind. Und dieser erweist sich im Mi-
kroskope als eine dichte Anhäufung von Schlackenkörnern, deren Menge zuweilen
so gross ist, dass von der farslosen Feldspathsubstanz nur ein dünner Saum
übrig bleibt.
Neben den mehr als ®/, der Gesammtmasse einnehmenden, monoklinen und
triklinen Feldspathdurchschnitten, die ausser den Schlackenkörnern auch grössere
Gasblasen mit fixen und mit wackelnden Libellen einschliessen, treten Aggregate
von schwach bräunlichen, nicht dichroitischen Augitdurchschnitten (10—15°/,) m
den Vordergrund, während die graugrünen, meist mikroporphyrischen Olivindurch-
schnitte minder zahlreich anzutreffen sind.
Das graue, körnig staubige, auch lange farblose Mikrolithe umfassende, im
polarisirten Lichte dunkle Cement erscheint meist nur zwischen den Kıystall-
bestandtheilen eingeklemmt.
Das Melaphyrgestein
vom Gipfel des Kaiserberges unweit Neu-Paka
ist feinkörnig, dunkel braungrau und gelb gefleckt.
In seinen Dünnschliffen bemerkt man mit freiem Auge farblose Feldspath-
nädelehen, in einer grauen Substanz eingebettet, und. rostbraune Flecke. Letztere
erweisen sich unter dem Mikroskope als das amorphe, mit schwärzlich- oder graulich-
braunem Staube imprägnirte, an dickeren Stellen fast impellueide und im reflektirten
Lichte ziegelrothe Cement, das in diesem Melaphyre ziemlich stark entwickelt, aber
ungleichmässig vertheilt ist.
Der an Menge bedeutendste Gemengtheil ist der Feldspath, dessen Längs-
schnitte zum grössten Theile dicht gerieft und im polarisirten Lichte lamellar
buntfärbig erscheinen (doch sind auch monokline Feldspathdurchschnitte keine
Seltenheit). Und zwischen den Feldspathleistchen sind die wenig zahlreichen (eirca
5—10°%,), schwach bräunlichen Augitdurchschnitte, die einen schwachen Dichroismus
verrathen, und das an grauem oder graubraunem Staube oder an Trichitgebilden
reiche, stellenweise auch farblose Mikrolithe führende Cement eingeklemmt.
Letzteres bildet aber auch kleinere und grössere Partien, die, meist rost-
färbig, schon mit freiem Auge in den Dümnschliffen als Flecke zu bemerken sind.
— Olivin (in graugrünen, graubraunen, trüben und schwärzlich umrahmten Durch-
schnitten) ist weit spärlicher und der vorgerückten Umwandlung wegen minder
kenntlich.
38
Das Vorstadium zur Umwandlung in die schwarzkörnige Cementmasse der
augitarmen und augitfreien Melaphyrgesteine zeigt das Cement des feinkörnigen
schwärzlichgrauen Melaphyrgesteins
von Trosky (Panna, Baba) bei Jitschin.
Dieses Cement, das im polarisirten Lichte überall dunkel erscheint, ist in
dünnen Schichten oranggelb, in dicken Schichten schwärzlichbraun bis bräunlich-
schwarz, enthält nur stellenweise zarte farblose Nädelchen, ist aber noch ziemlich
reich an bräunlichschwarzen oder schwärzlichbraunen Staub- und Trichitgebilden.
Zwischen den Feldspathdurchschnitten, die mehr als */, der Gesammtmasse
betragen und unter denen auch monokline Durchschnitte recht zahlreich sind, steckt
noch eirca 10—15°, Augit, dessen schwach bräunlich oder graulich gefärbten,
nicht dichroitischen Durchschnitte (im polarisirten Lichte buntförmig hervortretend)
von Feldspathleistehen durchspickt oder durch selbe zerstückelt sind. Die gelb-
braunen und trüben Olivindurchschnitte sind wenig zahlreich. Und die gröberen
Magnetitkörner haben, wie in anderen Melaphyren, eine ziemlich gleichmässige
Vertheilung.
Das äusserst feinkörnige, dunkel gelblichgraue, grünlich getüpfelte Melaphyr-
gestein
von Zläabek
enthält schon bedeutend weniger Augit (5—10°/,) als vorgenannte Melaphyre. Und
die Durchschnitte desselben, meist durch Feldspathleistchen zerstückelt, haben
eine schwache violettbraune Färbung oder sind so ausgebleicht, dass sie fast farblos
erscheinen. Sie zeigen keinen Dichroismus. Ausserdem finden sich graulichweisse,
bis fast farblose Augitkörmer vor, die in spärlicher Menge den übrigen Krystall-
bestandtheilen untergemengt sind.
Die zart gerieften oder polysynthetisch verwachsenen, triklinen Feldspath-
durchschnitte, die über die monoklinen vorherrschen, schliessen in ihren Riefen
oder parallel denselben Reihen von schwarzen Staubkörnern und Nädelchen ein. —
Der Magnetit erscheint in gröberen Körnern, denen am Rande kleinere, regelmässig
gruppirt, anhaften; auch lange schwarze Stäbe sind keine seltene Erscheinung.
In mehreren Stadien der Umwandlung ist der Olivin zu beobachten: In
der Mehrzahl findet man graugrüne, trübe und zuweilen zerstückelte Durchschnitte,
in denen eine gegen den Rand senkrechte Faserung zu bemerken ist und die von
einer schmalen, graulichweissen, schwach violetten Zone umgeben sind. Und diese
Zone hat zuweilen noch einen aus schwarzen Stäbchen bestehenden, mehr weniger
kohärenten Aussenrand. Andere Olivindurchschnitte sind grüngelb oder bräunlich
gelb umgewandelt, mehr weniger deutlich flaserig oder parallel faserig und ge-
wöhnlich mit einem dunklen Rande versehen. Es gibt aber auch recht häufige
Ölivindurchschnitte, die zum grössten Theile schwarz und scharf umrandet sind,
so dass nur die grünliche delessitähnliche Mittelfläche, in welche vom Rande
schwarze, schwarzbraune oder schwärzlichrothe Streifchen auslaufen, von der Olivin-
natur Zeugniss liefert (vide Fig. 2, Taf. D. In anderen Olivindurchschnitten ist
nur eine Seitenpartie schwarz, impellueid, während der übrige Theil derselben,
39
srünlich gefärbt, nur vereinzelte schwarze Streifchen, bluthrothe oder bräunlich
gelbe Fetzen und einen dünnen, schwarzen oder bräunlichen Rand enthält. Uiber-
haupt liefern die Olivindurchschnitte dieses Melaphyrs eine Reihe von Belegen,
dass ausser der delessitähnlichen Substanz auch Magnetit (Chromit, Titaneisen),
Haematit und Limonit aus der Umwandlung des Olivin hervorgehen können. Wie
(das Bild 8, Taf. I zeist, fand sich auch ein fast im letzten Stadium der Umwandlung
befindlicher Olivindurchschnitt vor, der vom Rande und von den Spaltungsklüften
aus in eine schwarzkörnige Masse derart umgewandelt war, dass in demselben nur
kleine, grünliche und grauliche, zart faserige Partien (delessitähnliche Substanz)
übrig geblieben sind.
Das graue oder. schwärzlichgraue Cement, welches zwischen den Krystall-
bestandtheilen eingeklemmt ist, aber auch kleine selbstständige Partien bildet, ist
reich an dunklen Körnchen und zarten Trichitgebilden; nur stellenweise enthält
es auch farblose Mikrolithennadeln. An vielen Stellen ist das Cement gelblich oder
bräunlichgrau gefärbt und getrübt. Bräunliche Fetzen von Limonit und pelitische
Partikelchen und Körner von Haematit, unter denen sich selten ein scharf begrenztes
Hexagon vorfindet, haben am warscheinlichsten in der Umwandlung des Olivin
ihren Ursprung.
Die trüben weissen Feldspathkryställchen der m der Umwandlung vorge-
schrittenen Varietäten dieses Melaphyrs brausen in Säuren nicht auf, gehören
daher keinem kalkreichen Gliede der Feldspathfamilie an.
In dem sehr feinkörnigen, dunkel gelblich oder bräunlichgrauen, in Säuren
nicht brausenden Melaphyrgestein
von der kadostnj-Mühle am Kozaäkov (bei Turnau)
ist der monokline und trikline Feldspath so vorwaltend, dass Ausit, Olivin, Magnetit
und Cement nur eingeklemmt erscheinen.
Die schwach bräunlich oder gelblich gefärbten, im polarisirten Lichte an
der intensiv blauen Färbung sehr deutlich erkennbaren Durchschnitte der Augit-
körner, die weder Dichroismus noch Lichtabsorption verrathen, betragen ceirea 5
bis 10°/,. Eben so wenig zahlreich sind die gelbgrünen, grünlichgelben oder bräun-
lichen Olivindurchschnitte, die zuweilen noch deutliche Faserung zeigen. — Das
Cement ist grobstaubig, grau, bräunlich, stellenweise auch grünlichgrau.
Einen von dem Melaphyre der vorgenannten Lokalität etwas abweichenden
mikroskopischen Habitus hat das schwarzgraue feinkörnige Melaphyrgestein, welches
einem oberhalb des Dorfes
Kozakov
liegenden Blocke entnommen wurde. Es unterscheidet sich vorzugsweise dadurch,
dass in ihm meist monokliner Feldspath vorwaltet und dass sein bräunlich grau
gefärbtes und bedeutend stärker entwickeltes Cement durch eine ziemlich gleich-
mässige Vertheilung dicker, schwarzer Stäbchen und langer schwarzer Nadeln
charakterisirt ist. Der etwa 5°), betragende Augit, der einen deutlichen, aber
schwachen Dichroismus zeigt, erscheint in graulichweissen Säulchen, die zwischen
i
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den Feldspathleistchen eingeklemmt sind. Und die sehr sparsamen Ölivinkörner
sind fast im letzten Stadium der Umwandlung anzutreffen. Sie sind fast farblos
und von schwarzen Balken umsäumt.
Ausser diesen zwei Proben, die ich am Kozakov selber schlug, finden sich
im böhm. Museum noch folgende Melaphyrproben von Kozäkov vor: a) ein fein-
körniges Gestein mit porphyrisch hervortretenden Feldspathtäfelchen, vereinzelten
grösseren Mandeln (deren Hülle aus Delessit und deren Inneres aus späthigem
Caleit besteht) und mit spärlichen Chalcedonkügelchen, 5) ein graubraunes, sehr
feinkörniges Gestein, das an kleineren Mandeln und erbsengrossen Kügelchen von
Caleit und Delessit sehr reich ist und grössere Partien und Adern von Quarz
führt, und e) ein bräunlichgraues, sehr feinkörniges Gestein, das nur Quarzadern,
Jaspis- und Grünerdepartien enthält. Alle diese Melaphyrarten sind mit einem
mächtigen Nephelinbasaltstrome') bedeckt, dessen dunkle Färbung die Scheide-
gränze von dem bräunlichen Melaphyre scharf markirt.
3) Augitfreie Plagioklasmelaphyre.
In dieser Gruppe werden alle Plagioklasmelaphyre zusammengefasst, deren
augitischer Gemengtheil (gewöhnlich in Form von Kömern) weniger
als 5°, beträgt oder gar nicht nachzuweisen ist.
Dieselben sind zumeist krystallinisch dicht oder äusserst fein-
körnig, selten deutlich feinkörnig. Durch Hervortreten von Feldspath-Täfelchen
und Nädelchen sind sie zuweilen mikroporphyrisch und oft mandelsteinartig.
Im frischen Zustande, in welchem sie eine schwärzlichgraue Färbung haben, sind
sie selten anzutreffen; gewöhnlich erscheinen sie verwittert und lichter graugelb,
graubraun, auch grauroth, seltener graulichgrün gefärbt.
Ihre Dünnschliffe weisen ein das Krystallgemenge verkittendes, staub-
körner- und trichitreiches oder schwarz- und graukörniges, durch
Umwandlung bräunlich, dunkel oranggelb oder auch grünlich gefärbtes oder in
eine pelitische, schwarzkörnige Masse mit farblosem Untergrunde umgewandeltes
Cement auf, das nur spärliche farblose Mikrolithe zu führen pflegt und im polarisirten
Lichte ganz dunkel wird. Dasselbe ist gewöhnlich ziemlich stark entwickelt. Im
reflektirten Lichte erscheint das schwarzkörnig umgewandelte, pelitische Cement
gewöhnlich roth braun oder gelblich; nur die gröberen Körner pflegen schwarz zu sein.
Plagioklas, dem sich gewöhnlich mehr weniger Orthoklas anschliesst, nimmt
in den meisten Fällen %/,—®/, der Gesammtmasse ein. Neben diesem tritt das
Cement, der Magnetit und seine Umwandlungsprodukte, Haematit und Limonit, in
den Vordergrund, während der Olivin, meist in den letzten Umwandlungsstadien, -
minder reichlich vorzukommen pflegt.
Das spezifische Gewicht (bei 8° - 10°R) = 2712— 27%.
‘) Siehe: Borficky’s Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens.
41
Die dem dunkel bräunlich oder gelblichgrauen, äusserst feinkörnigen
Melaphyrgestein
von Saskal (Korinek’s Steinbruch)
entnommenen Dünnschliffe zeigen einen so vorgerückten Grad der Umwandlung, dass
selbst die Feldspathdurchschnitte, welche mehr als die Hälfte der Gesammtmasse
bilden, graulichweiss gefärbt, zart granulirt oder getrübt und mit minder scharfen
Umrissen versehen erscheinen.
Ein recht zahlreicher Gemengtheil scheint der Olivin gewesen zu sein,
dessen Oonturen meist nur an dem dunklen Saume zu erkennen sind. Seine grün-
lichen Durchschnitte sind von dem stark entwickelten, zuweilen auch grünlich
umgewandelten (ursprünglich grauen und zart staubigen, auch schwarze Stäbchen und
farblose Mikrolithe führenden) Cemente nicht immer leicht zu unterscheiden. Die
spärlichen graulichweissen Augitkörner sind schwer zu erkennen. Die zarten
Maenetitkörner, die zum grössten Theile einer Umwandlung des Olivin und des
Cementes zu entstammen scheimen, sind entweder in Reihen geordnet oder um
ehemalige Olivindurchschnitte kranzförmig angehäuft; ausserdem kommen sie auch
in den Riefen der Feldspathleistehen vor. Die schwarzen Stäbchen sind zuweilen,
zu einander parallel, an eine Mikrolithennadel senkrecht angebracht, ähnlich den
Aesten einer Fichte.
In dem schwarzgrauen, fast dichten Melaphyrgestein
von Liebenau bei Reichenberg,
welches vereinzelte, erbsengrosse, weisse Kügelchen von opalartiger Kieselerde ein-
zuschliessen pflegt, ist ausser den zum grossen Theile monoklinen Feldspathdurch-
schnitten und den minder zahlreichen Körnern und Stäben von Magnetit mur ein
ziemlich stark entwickeltes, im polarisirten Lichte dunkles Cement zu bemerken.
Dasselbe ist an einigen Stellen noch dunkelgrau, reich an schwärzlichen Körnern
und Trichitgebilden, auch mit farblosen Mikrolithen versehen, aber an den meisten
Stellen ist es bereits in eine gelbbraune oder oranggelbe, stellenweise flaserige oder
konzentrisch wellig schalige Substanz (in welcher die schwarzen Körner, die Staub-
und Trichitgebilde aufgelöst wurden) umgewandelt. Doch scheint es, dass das
gelbbraune Cement stellenweise aufgelösten Olivin enthält, von dem nur die Uiber-
reste eines schwarzen Saumes zu bemerken sind. — Graulichweisse Körner, die
man hie und da im Cemente antrifft, gehören wahrseheinlich dem Augit an.
Die erbsengrossen weissen Kügelchen, die das Melaphyrgestein einschliesst,
bestehen am Rande aus minder deutlich strahlig faserigen, halbkugelförmigen Ge-
bilden und im Innern aus einer scheinbar homogenen, von Aederchen durchdrun-
genen, schwach durchscheinenden Substanz; aber im polarisirten Lichte .tritt fast
überall ein buntes Farbenspiel auf, wodurch eine strahlig faserige Struktur an
mehreren Stellen deutlich hervortritt.
In den Dünnschliffen des schwärzlich braungrauen, sehr feinkörnigen
Melaphyrgesteins
von Mareinov
sind einzelne farblose Nadeln bemerkbar. Bei 200% Vergrösserung erscheint der
42
monokline und trikline Feldspath in solcher Menge, dass die schwach bräunlichen
oder schwach violettgrauen, zerklüfteten und zu kleinen Gruppen aggregirten
Augit- und die graugelben, meist zartfaserigen und mit breitem schwarzen Rande
versehenen Olivindurchschnitte sammt dem Cemente nur eingeklemmt erscheinen.
Von den Feldspathleisten, die vereinzelte Schlackenkörnchen und Gas-
bläschen enthalten, sind sehr viele monoklin. Die graulichweissen, schwach
bräunlichen Augitkörner, die im polarisirten Lichte durch ihre bunte Färbung
deutlicher hervortreten, betragen circa 3 - 5%,. Und das Cement, reich an schwarzen
Körnchen oder an grauem Staube, stellenweise auch mit farblosen Mikrolithen
versehen, ist zumeist bräunlich oder bräunlichgelb umgewandelt, wobei eine Ver-
minderung der Staubkörner zu bemerken ist. Endlich ist zu erwähnen, dass auch
rothe, röthlichbraune und bräunlichgelbe Fetzen (Haematit und Limonit), sowie
vereinzelte rothe Hexagone im Cemente zu finden sind.
Die Dünnschliffe des im Bilde 5, Taf. II dargestellten, stark umgewandelten,
dunkel violettgrauen, sehr feinkörnigen, graugelbe erdige Körnchen und erbsen-
grosse Chalcedonkügelchen einschliessenden Melaphyrgesteins
von Marcinov
zeigen (bei 200 X Vergr.) ein Gemenge von farblosen, monoklinen und triklinen
(schön gerieften und polysynthetischen) Feldspathleistehen mit farblosen oder
graulichweissen, polygonalen und länglichen Partien (die oft mit kleinen trüben,
gelblich- oder bräunlichgrauen Partikelchen oder mit lockeren Häufchen schwarzer
Körner versehen oder von dünnen, schwarzen, stabähnlichen Zonen umrahmt und
durch äusserst zarte Klüftchen markirt sind) und ein schwarzkörniges, graulichweisses
Cement. Im Letzteren sind die schwarzen Körnchen, die geraden und gekrümmten
Nadeln und Stäbchen oft so dicht an einander gedrängt, dass die pellucide Substanz
des CGementes kaum durchschimmert.
Eine eingehendere Betrachtung der Umwandlungsstadien des Olivin, des
augitischen Bestandtheils und der Cementarten der Melaphyre gibt über die ur-
sprüngliche, mineralische Zusammensetzung dieses Melaphyrgesteines einen sicheren
Aufschluss. Man erkennt, dass dieses Gestein ein olivinreicher, aber an Augit sehr
armer und mit schwarzkörnigem Cemente versehener Melaphyr war, dessen Kry-
stallgemengtheile mit Ausnahme des Feldspathes ihre letzten Umwandlungstadien
erreicht haben.
Die Durchschnitte des Olivin präsentiren sich theils als farblose, mit
schwarzen stabförmigen Zonen umrahmte, theils als partiell bestäubte und mit
lockeren Häufchen von schwarzen, rundlichen (pelitischen) Körnern oder mit trüben
gelblichgrauen Partikelchen versehene Polygone. — Die äusserst spärlichen Durch-
schnitte des augitischen Bestandtheils erscheinen als kleine, graulichweisse, durch
zarte Klüftchen markirte Körner oder als längliche oder polygonale Aggregate
derselben; sind jedoch in dem dunklen Cemente weit schwieriger aufzufinden als
die Olivindurchschnitte. — Auch die zahlreichen Streifen und Putzen des körnig
staubigen Cementes in den Riefen und Klüftchen der Feldspathdurchschnitte scheinen
nicht primäre, sondern sekundäre, aus der Umwandlung des eingedrungenen Cementes
entstandene Gebilde zu sein. Aus der gleichen Vertheilung der Feldspathleisten
43
und des Cementes in diesem und dem vorhin beschriebenen, frischen Melaphyre von
Mareinov kann gefolgert werden, dass beide einem und demselben Melaphyrtypus
angehören und dass in dem umgewandelten Melaphyre die Augit- und Olivinkörner,
so wie die bräunlichgelbe Cementmasse, die Neubildung der äusserst zahlreichen
Magnetitkörnchen veranlassten.
Eine dritte Probe
von Marcinov, von der Seite gegen Lomnitz,
von welcher Dünnschliffe angefertigt wurden, unterscheidet sich von der zweiten
Probe durch kleinkörniges Gefüge und durch Vorwalten des rissigen, monoklinen
Feldspathes. Die von schwarzen Körnern umsäumten Partien in Dünnschliffen, die
dem Olivin und Augit angehört haben, zeigten Spaltungsklüftchen des Caleits,
brausten in verdünnter Salzsäure (unter dem Mikroskope beobachtet) stark auf und
wurden gelöst; aber die Feldspäthe verriethen gar kein Aufbrausen.
Ausser den drei Melaphyrproben von Marcinov sind noch folgende von
derselben Lokalität in den Sammlungen des böhm. Museum vorhanden: a) (von
der Seite gegen Lomnitz) schwarzbraun, sehr feinkörnig, mit sehr zahlreichen
farblosen, porphyrich hervortretenden Feldspath-Täfelchen und Leistchen; 5) grün-
lichschwarz, sehr feinkörnig, fast dicht; e) licht graubraun, fast dicht, mit einzelnen,
deutlicher hervotretenden Feldspathtäfelchen; d) licht graubraun, mit länglichen,
ziemlich parallel verlaufenden Blasenräumen; e) violettgrau, sehr feinkörnig, fast
dicht, blasenreich, schlackenähnlich; f) braun, reich an Grünerde-Mandeln.
In den Dünnschliffen des bräunlichschwarzen, fast dichten (in Säuren
stellenweise schwach brausenden) Melaphyrgesteins
von Jıva bei Paka
sieht man bei 200X Vergr. farblose oder mit einem Stich ins Graue versehene,
minder scharf begrenzte Feldspathleistchen, die circa ®/, der Gesammtmasse bilden,
hierauf polygonale und längliche graulichweisse Durchschnitte und ein ziemlich
stark entwickeltes, graulichweisses Cement, in welchem schwarze Körnchen, gerade
und gekrümmte Nädelchen und Stäbchen dicht und ziemlich gleichmässig ver-
theilt sind.
Im polaris. Lichte erkennt man, dass die polygonalen und länglichen,
graulichweissen Durchschnitte, die gänzlich umgewandeltem Olivin und Angit an-
gehören, sich durch stärkere Lichtbrechung und deutlichere Umrisse von dem
graulichweissen Cemente unterscheiden lassen. Ausserdem pflegen die Olivindurch-
schnitte mit einer äusserst zarten, undullirten, schwärzlichen Aussenzone und
kleinen Anhäufungen von schwarzen pelitischen Körnern versehen zu sein, während
die winzig kleinen Augitdurchschnitte eine etwas dunklere, grauliche Färbung und
eine schärfere Begrenzung besitzen.
Andere, von derselben Lokalität stammende Proben sind porös oder so
blasenreich, dass sie einem Schwamme ähneln. Auch diese brausen in Säuren
stellenweise und mehr weniger stark auf.
44
In dem sehr feinkörnigen, dunkel graubraunen Melaphyrmandelstein
von Zdiretz,
dessen Mandeln aus Grünerde und Chalcedon oder aus Quarzdrusen bestehen,
scheint der monokline Feldspath ebenso zahlreich als der trikline zu sein. Und
zwischen den Feldspathleistchen erscheint das Cement sammt dem Magnetit und
den spärlichen Augit- und Olivinkörnern eingezwängt.
Der spärliche Augit (3—5°/,) erscheint in gelblichgrauen, giaulichweissen,
dunkler umrahmten und zerklüfteten, zuweilen diallagähnlichen Körnern und Säulchen,
deren Klüftchen mit der Entfärbung zahlreicher werden. — Ganz umgewandelt,
daher schwieriger erkennbar sind die kleinen Olivinkörner, deren Durchschnitte
sich theils als trübe bräunlichgraue, zuweilen noch minder deutlich wellig-faserige
theils als graulichweisse, schwarzkörnig umsäumte Polygone präsentiren. Die bluth-
rothen und rostgelben Flecke scheinen vorwiegend Umwandlungsprodukte des Olivin
zu sein; ausserdem ist zu bemerken, dass fast jedes Magnetitkorn im reflektirten
Lichte mit einer rostgelben Aussenzone versehen ist.
In dem schwärzlich- und bräunlichgrau staubigen, trichitreichen Cemente,
das im polaris! Lichte ganz dunkel ist, sind auch zarte farblose Mikrolithennadeln
zu finden.
Von den Krystallgemengtheilen des dunkel braungrauen, mit spärlichen,
grünlichen Körnchen versehenen, sehr feinkörnigen Melaphyrgesteins
von der Mühle Karlov
sieht man bei 200% Vergrösserung monokline und trikline Feldspathleistchen, die
‘circa ”/, der Gesammtmasse bilden, sehr zahlreiche schwarze Körner von verschie-
dener Grösse, die dem Magnetit angehören, und spärliche graue Augit- und gelbliche
oder bräunliche, trübe Olivindurehschnitte, letztere längs der Spaltungsklüftchen
und am Rande schwarzkörnig umgewandelt.
Das schwarz und graukörnigstaubige, im polarisirten Lichte dunkle Cement
ist stellenweise rostgelb und filzie.
Ein stärker entwickeltes, körner- und trichitreiches oder zartstaubiges,
gelblich- oder bräunlichgrau gefärbtes Cement hat der graubraune Melaphyr-
mandelstein
von Levin bei Neupaka.
Aus der sehr feinkörnigen Grundmasse desselben treten recht zahlreiche,
weisse Feldspathnadeln deutlich hervor. Dessen Dünnschliffe sind so trübe, dass
ausser den monoklinen und triklinen Feldspathleistehen kein anderer Krystall-
gemengtheil mit Sicherheit zu bestimmen ist; doch wurden einige wenige, gelblich
graue Körner als dem Augit gehörig erkannt. — Recht zahlreich sind bluthrothe
Körner und Flecke, die wahrscheinlich aus der Umwandlung des Olivin hervor-
gegangen sind.
Im reflektirten Lichte erscheint das gesammte Cement, sowie die Klüftchen
der Feldspäthe, röthlich- oder gelblichbraun gefärbt.
Die Blasenräume dieses Melaphyrs führen vorwiegend schöne Quarz-, zu-
weilen auch schwach violette Amethystdrusen.
45
Andere, von derselben Lokalität stammende Melaphyrproben sind: «) braun-
grau, gelb getüpfelt, äusserst feinkörmig, fast dicht, in Säuren nicht brausend;
5) schwärzlichgrau, durch zahlreich hervortretende weisse Feldspathnädelchen
feinkörnig, blasenreich und mit Jaspiseinschlüssen versehen und c) violettgrau,
grünlich getüpfelt, durch hervortretende weisse Feldspathnädelchen fast feinkörnig,
mit jaspisähnlichen Einschlüssen und Stilbitausscheidungen versehen.
Hier mag auch des graubraunen, sehr feinkörnigen kalkspathreichen
Melaphyrgesteins 3
aus der Nähe der „Goldzeche“ bei Widach (Vidochov)
Erwähnung geschehen. Dasselbe führt ein bräunlich schwarzkörniges, an rothbraunen
pelitischen Körnern reiches, nur an dünnen Stellen durchscheinendes Cement und
ist so stark umgewandelt, dass sich über die Natur des vorwaltenden Feldspathes
und über das Vorhandensein von Augit nichts bestimmtes anführen lässt.
Das überall verbreitete Umwandlungsprodukt ist der Kalkspath. Derselbe
bildet ziemlich grosse Partien, welche durch die scharfen, unter schiefen Winkeln
sich kreuzenden Spaltungsrisse charakterisirt sind; er tritt aber auch in den mit
röthlichschwarzen Rahmen versehenen und durch röthlichschwarze Streifen markirten
Olivindurchschnitten, sowie stellenweise auch in den Feldspathleistchen auf. Von
diesen sind es gewöhnlich nur kleine scharfe abgegrenzte Partien oder nur einzelne
Lamellen, die in deutliche Kalkspathsubstanz umgewandelt sind.
Das grünlichgraue, sehr feinkörnige Melaphyrgestein
von Moschna bei Beneschau,
aus welchem die untersuchten Dünnschliffe stammen, ist in der Umwandlung so
vorgeschritten, dass selbst die Feldspathleisten, die mehr als die Hälfte der Ge-
sammtmasse bilden, meist trübe und graulich gefärbt erscheinen. Und ausser diesen
sind andere Krystallbestandtheile minder deutlich zu erkennen. Polygonale und
längliche, graulichweisse Durchschnitte von sehr schwachen Umrissen sind Augit
gewesen, während graugrüne, noch etwas flaserige Durchschnitte als umgewandelter
Olivin zu deuten sind. Das graulichweisse, staubige Gement ist ziemlich stark
entwickelt und darin die reichlichen Magnetitkörner oft reihenartig geordnet.
Andere von derselben Lokalität stammenden Melaphyrproben sind: a) grün-
grau, sehr feinkörnig, reich an Mandeln, die entweder eine weisse, erdige Substanz
oder wachsähnlich oder gelblich gefärbte Halbopale enthalten; 5) licht gelbgrau,
sehr feinkörnig, porös und mit grösseren Chalcedonmandeln versehen; ce) graubraun,
äusserst feinkörnig bis krystallinisch dicht, mit gedehnten Kalkspath- oder Grün-
erdemandeln versehen.
In dem Cemente des bräunlichgrauen, durch Hervortreten äusserst zahl-
reicher Feldspatnädelchen fast feinkörnigen, an erbsengrossen Kügelchen reichen
Melaphyrgesteins
von der Machovsk& skäla bei Rybnitz
sind die schwarzen oder bräunlichschwarzen Staubkörnchen so dicht an einander,
dass nur wenige Stellen des Cementes bräunlich oder graulich durchscheinen.
46
Und dieses Cement, das im reflektirten Lichte eine rothbraune Färbung hat, ist
so stark entwickelt, dass die farblosen Feldspathdurchschnitte meist nur als sehr
schmale, mannnigfach aber zierlich und dicht an einander gruppirte Leistchen
durchschimmern, während von den breiteren Feldspathdurchschnitten zuweilen nur
schmale rektanguläre oder parallelopipedische, farblose Aussenzonen als Rahmen
des schwarzkörnigen Cementeinschlusses zu bemerken sind; doch sind auch viele
der breiteren Feldspathdurchschnitte nur mit lockeren Anhäufungen der schwärz-
lichgrauen oder bräunlichschwarzen Staubkörner versehen. Recht zahlreich sind die
gewöhnlich durch schwarzen, scharfen Rand und scharfe Klüftchen markirten, aber
in den letzteren Stadien der Umwandlung befindlichen Olivindurchschnitte. Die
meisten derselben enthalten noch bräunliche oder oranggelbe Partien, die eine
schwache, parallelfaserige Textur verrathen. Vom augitischen Bestandtheil konnte
keine sichere Spur nachgewiesen werden. Fast denselben Anblick bieten Dünn-
schliffe, die dem Melaphyrgesteine von der Windmühle zwischen Studenec
und Lhota entnommen wurden.
Dem Marcinover, stark umgewandelten Melaphyrgestein ähnelt das dunkel
braungraue, feinkörnige, mit Grünerde- und Jaspiskügelchen versehene Gestein
vom Ziegenrücken bei Brannd;
indem auch hier ein an schwarzen Körnern überaus reiches, an ziemlich dünnen
Stellen inpellucides Cement zwischen den Feldspathleistchen stark entwickelt
ist. Zahlreich sind rothe und bräunliche, pelitische Körner, die selbst in den
Klüftchen der Feldspäthe, von denen mehre mikroporphyrisch hervortreten, zu
bemerken sind.
Eine andere, von derselben Lokalität stammende Probe ist viollet schwarz-
grau, stellenweise grünlichgrau und deutlicher feinkörnig. Dieselbe braust in Säuren
schwach auf und enthält bohnengrosse Einschlüsse von Thoneisenstein, in deren
unmittelbarer Nähe glänzende und farblose Feldspathnädelchen vorkommen, so
dass an eine sekundäre Bildung des Thoneisenstein aus dem Melaphyre nicht zu
denken ist.
Die gewöhnlichste Melaphyrart am Ziegenrücken bei Brannä, die zum Strassen-
schotter verwendet wird, ähnelt dem Melaphyre von Hrabacov; ist kleinkörnig,
grünlichschwarz oder schwarzgrün. Ihre verwitterten Varietäten sind bräunlichgrau
und lassen die zartgerieften Feldspathtäfelchen mit blosem Auge deutlich erkennen.
In Dünnschliffen des dunkel gelbgrauen, kryst. dichten Mandelsteines
vom Friedsteine,
dessen Blasen entweder mit Cacholong, Chalcedon, Grünerde oder Kalkspath aus-
gefüllt oder mit Quarzdrusen ausgekleidet sind, unterscheidet man graulich-
weisse, meist polysynthetische Feldspathleisten, die circa ®/, der Gesammtmasse
bilden, ein schwarz- und braunkörniges, nur an dünnen Stellen graulichweiss durch-
scheinendes Cement und spärliche rothbraune, schwarz umrahmte Olivindurch-
schnitte. Zahlreich sind grünliche Partien, die meist eine zart wellig faserige
Struktur haben; spärlich dagegen sind grünliche, schuppige Umwandlungsprodukte
47
wahrzunehmen, die, wahrscheinlich einem chloritischen Minerale angehörig, auch
in Feldspathdurchschnitten anzutreffen sind.
Von ähnlicher Art sind die aus dem Mandelstein
vom Raschen am Jeschkengebirge
stammenden Dünnschlifte ; nur führen Letztere keine grünlichen Umwandlungsprodukte
und die etwas zahlreicher vorkommenden, kleinen Olivindurchschnitte sind eitron-
oder oranggelb gefärbt und am Rande und an den Klüftchen durch schwarze
Körner regelmässig markirt,
HI. Orthoklasmelaphyre.
Diese Hauptgruppe umfasst alle jene Melaphyrgesteine, deren feldspathiger
Gemengtheil mindestens zur Hälfte aus Orthoklas (siehe pag. 11) besteht.
Anmerkung. Da auch Uibergänge zwischen der I. und II. Hauptgruppe der Melaphyr-
gesteine an Dünnschliffen einer und derselben Lokalität zu verfolgen sind, so ist eine scharfe
Trennung kaum durchführbar.
1) Augitreiche Orthoklasmelaphyre.
Zu den augitreichen Orthoklasmelaphyren, deren augitischer Gemenstheil
mehr als 20°), beträgt, wäre eine Varietät vom Johannesberge bei Braunau
zu zählen, deren weiter unten Erwähnung geschieht.
2) Augitarme Orthoklasmelaphyre.
In dieser Gruppe sind alle jene Orthoklasmelaphyre zusammengefasst,
deren augitischer Gemengtheil 5—20°, von der Gesammtmasse der Melaphyr-
substanz beträgt.
Von den Feldspathdurchschnitten des feinkörnigen, dunkel graubraunen
Melaphyrgesteins
von Bradlee,
die schon mit freiem Auge im Dünnschliffe wahrzunehmen sind, gehört an vielen
Stellen die Mehrzahl dem monoklinen Feldspathe an. Und dieser hat — wie der
Sanidin der Phonolithe — minder scharfe Umrisse und eine rissige Beschaffenheit
und pflegt vom Cemente derart überlagert zu sein, dass es den Anschein hat,
als würden Mikrolithe und Trichitgebilde in dessen Durchschnitte hineinragen.
Die triklinen Feldspathleisten sind zart gerieft und scharf geradlinig umrandet.
Schwach bräunliche Durchschnitte und graulichweisse Körneraggregate des
Augit, die einen schwachen Dichroismus zeigen, nehmen weniger als 10°/, von
der Gesammtmasse ein; ebenso spärlich sind die graugrünen, trüben und zart
48
faserigen Durchschnitte des Olivin. — Starke, schwarze Stäbe und Reihen von
Magnetit- (Titaneisen) körnern sind eine häufige Erscheinung.
Ein an langen, schwarzen oder schwarzbraunen Trichitnadeln ’und an
Staubkörnern reiches Cement, das nur spärliche farblose Mikrolithe enthält, bildet
kleine dunkle Partien und kömmt zwischen den Krystallbestandtheilen überall ein-
geklemmt vor. Dessen Streifen, zuweilen mit Reihen von Magnetitkörnern, sind
auch in den Riefen der triklinen Feldspäthe nicht selten zu finden, während in
den schiefen Querklüften der monoklinen und triklinen Feldspathdurchschnitte, so
wie an verschiedenen Stellen des Cementes rothe, röthlichbraune und bräunlich-
gelbe Fetzen (Haematit und Limonit) zu bemerken sind. Im reflektirten Lichte
erscheint der grösste Theil des Cementes rothbraun und ziegelroth; nur die grö-
beren Körner sind schwarz.
In die Gruppe der Orthoklasmelaphyre gehört das kleinkörnige, violett-
schwarze, an hervortretenden Feldspathtäfelchen reiche Melaphyrgestein von
Marcinov, von der Seite gegen Lomnitz (dritte Probe, pag. 43); ‚hieher
könnte auch das Melaphyrgesteinoberhalb des Dorfes Kozäkov aufgenommen
werden, dessen mikroskopische Analyse S. 39. gegeben wurde.
Ein an den meisten Stellen felsitisch halbentglastes (an wenigen Stellen
schwarzkörniges) Cement führt das graubraune, sehr feinkörnige Melaphyrgestein,
das vom Gipfel des gegenüber Widach bei Neu-Paka
gelegenen Berges stammt; doch bildet das Cement nur kleine Partien zwischen
den circa ?2/;—?/, der Gesammtmasse einnehmenden, zumeist nicht gerieften und
im polarisirten Lichte einfärbigen oder nur in den Längshälften verschiedenfärbigen
Feldspathdurchschnitten. Der augitische Gemengtheil mag etwas mehr als 5%,
betragen. Und demselben sind auch jene Durchschnitte beizuzählen, die, durch
scharf geradlinige Riefung ausgezeichnet, eine diallagähnliche Beschaffenheit haben.
Recht zahlreich sind oranggelbe und braunrothe pelitische Körner, die zur Färbung
des Gesteins wesentlich beitragen.
In dem schwärzlich oder gelblichgrauen, zuweilen schwach bräunlich ge-
färbten, sehr feinkörnigen Melaphyrgestein
von Zdär-Studenee
walten monokline Feldspathdurchschnitte, die im polarisirten Lichte einfärbig oder
blos in den Längshälften verschieden färbig erscheinen, über die triklinen Feld-
spathleisten vor. Und letztere greifen oft zinkenähnlich oder fransenartig in die
ersteren ein.
Die durch Feldspatheinschlüsse zerstückelten Augitdurchschnitte sind fast
farblos, nur am Rande und an den Klüftchen etwas gefärbt. Sie sind nicht gleich-
mässig vertheilt, sondern stellenweise angehäuft. Und die kleineren, rundlichen
oder ovalen Augitkörner sind graulichweiss und dunkler umrahmt. Diese zeigen
allmählige Uibergänge bis zu den grauen, ovalen Körnchen, die man in den
schwarz- oder graukörnigen, scheinbar augitfreien Melaphyren antrifftt und die im
Cemente entweder gruppenweise oder ziemlich gleichmässig vertheilt sind.
49
Das Cement ist graulich oder bräunlich gefärbt, mit bräunlich schwarzen
Staub- und Trichitgebilden, stellenweise auch mit zahlreichen farblosen Nadeln
und ihren hexagonalen Querschnitten versehen, so dass letztgenannte Stellen als halb
entglast bezeichnet werden können. — Die Magnetitkörner sind gröber und locker
vertheilt.
Die Olivindurchschnitte sind bräunlichgelb oder rothbraun gefärbt. Ein
rothbraunes, stark umgewandeltes Olivinkorn fand sich im Augit als Einschluss vor.
Unter den circa 70°%, von der Gesammtmasse einnehmenden Feldspath-
durchschnitten des schwärzlich oder bräunlichgrauen, sehr feinkörnigen Melaphyr-
gesteins
von Studenee
kommen sehr viele vor, die minder geradlinige Umrisse zeigen, von schiefen Quer-
klüftchen durchzogen sind und im polarisirten Lichte einfärbig oder nur in den
Längshälften verschieden gefärbt erscheinen; andere sind wiederum unvollständig
ausgebildet, indem sie rektangulär begrenzte Einschlüsse des Cementes enthalten
oder selbst gabeHförmig oder zinkenähnlich enden.
Die minder zahlreichen (eirea 10%, betragenden), schwach gelblichen oder
sraulichen, nicht dichroitischen Durchschnitte des augitischen Bestandtheils zeigen
im polarisirten Lichte die prächtigsten Farben, während die gelblichen und bräun-
lichen Olivinkörner die Farbenqualität nicht ändern. Und in der Nähe der Letzteren
kommen gewöhnlich bluthrothe Eisenoxydflecke vor. — Manche der Magnetit-
körner sind zart durchlöchert (wahrscheinlich aus kleineren Körnchen zusammen-
gesetzt) und schwärzlichblau durchscheinend. Ausserdem sind auch lange schwarze
impellueide Säulchen und Nadeln (Maenetit oder Titaneisen) zu finden.
Das ziemlich stark entwickelte farblose Cement ist mit bräunlich- oder
graulichschwarzem Staube erfüllt, daher trübe und dunkel graulich oder bräunlich
grau gefärbt. Wo aber lange farblose Mikrolithe auftreten, da nimmt die Staub-
menge ab.
Durch ein ausgezeichnet gekörnelt glasiges Cement bemerkenswerth ist
das Melaphyrgestein
vom Wachberge (Strd£) östlich von Studenee,
von welchem Dünnschlifipartien auf der II. Tafel Fig. 2. (bei 200% Vergrösserung),
Fig. 7 (bei 400% Vergrösserung) und Fig. 8. (bei 8S00X Vergr.) dargestellt sind.
In dessen Dünnschliffen kömmt eine stark entwickelte, schwarze und
graulichweisse Körner umfassende Mikrosrundmasse vor, aus welcher recht zahl-
reiche, etwas mehr als die Hälfte der Gesammtmasse betragende Feldspath- und
fast gänzlich umgewandelte Olivindurehschnitte mikroporphyrisch hervortreten.
Von den Feldspathdurchschnitten, die durch zarte Granulation mit einem
Stich ins Gelbliche oder Bräunliche versehen zu sein pflegen, erscheinen noch
viele zart gerieft und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbig; doch stimmt die
Mehrzahl in den Polarisationserscheinungen mit dem monoklinen Feldspathe überein.
4
50
Nicht selten kommen auch Feldspathdurchschnitte vor, von denen die eine Längs-
hälfte (im polarisirten Lichte) einfärbig, die andere lamellar buntfärbig oder zart
gerieft erscheint.
Die Olivindurchschnitte, die oft tiefe Einbuchtungen der Mikrogrundmasse
aufweisen und von derselben nicht selten in kleinere Stücke zertheilt sind, haben
eine aus einem dichten Kranze schwarzer Körner und Stäbchen bestehende Zone,
während das Innere theils farblos und nur partiell mit Anhäufungen von Staub-
körnern (namentlich längs der früheren Klüftchen) versehen ist theils grössere
oder kleinere Uiberreste der trüben, grünlich- oder gelblichgrauen, zum Theil noch
wellig faserigen Olivinsubstanz aufweiset.
Die Mikrogrundmasse besteht aus einer farblosen, im polarisirten Lichte
dunklen Substanz, in welcher schwarze impellucide und graulichweisse, durch-
scheinende und dunkel umrahmte Körner so dicht gedrängt eingebettet sind, dass
erstgenannte Substanz zumeist nur durchschimmert.
Während die schwarzen Körner unzweifelhaft einem magnetitähnlichen
Minerale angehören, sind die graulichweissen, rundlichen oder ovalen, hie und da
partielle Conturen eines monoklinen Minerals aufweisenden, im polarisirten Lichte
buntfärbigen Körner am wahrscheinlichsten einem unvollständig ausgebildeten,
augitischen Mineral anzurechnen (Fig. 8, Taf. II). ') — Zwischen diesen Körnern finden
sich stellenweise auch kurze farblose, minder geradlinig begrenzte Rechtecke und
polygonale Durchschnitte vor, die an die Nephelindurchschnitte vieler Basalte
erinnern.
Die graulichweissen Körner sind zuweilen, mit den Magnetitkörnern gemengt,
zu grösseren, rundlichen oder ovalen Partien aggresirt. Es fand sich auch ein
Aggregat von länglichen Augitkörnern vor, die, eine farblose (im polarisirten Lichte
dunkle) fast kreisrunde Mittellläche einschliessend, in Form eines Heiligenscheines
(dieht gedrängt) angeordnet waren (Fig. 7, Taf. II). Endlich ist zu erwähnen, dass
sich in diesem Melaphyre auch grünliche Gruppen von sternförmigen und wellig
faserigen Gebilden vorfinden, die als eine delessitähnliche Substanz gedeutet werden
können und wahrscheinlich aus Olivin hervorgegangen sind.
Das dunkelgraue, fast dichte, mit vereinzelten grünlichen Körnern versehene
Melaphyrgestein
von Dolni Kruh
ist so stark umgewandelt, dass selbst Feldspäthe, von denen viele mikroporphyrisch
hervortreten und die meisten im polarisirten Lichte homogene Färbung zeigen,
ganz trübe erscheinen. Und dieselben sind so vorwaltend, dass die kleinen Olivin-,
Augit- und Magnetitkörner sammt dem grauen trüben Cemente nur eingeklemmt
zu finden sind. Die graulichweissen, im Ganzen sehr spärlichen Augitkörner sind
in dem trüben Gemente schwierig wahrzunehmen, während die Olivindurehschnitte
an der graugrünen oder schwärzlichbraunen Färbung und an den ziemlich deutlichen
Umrissen leichter zu erkennen sind. Maenetit ist reichlich vertreten.
Y) Dieselben werden durch Glühen röthlichgelb gefärbt,
öl
An die Scheidegrenze zwischen die augitarmen und augitfreien Orthoklas-
melaphyre möge der violett schwarzgraue, stellenweise ins Grünliche fallende, fein-
körnige, in Mandelstein übergehende Melaphyr
vom Ziegenrücken bei Brannd
gestellt werden. Während derselbe ein ziemlich frisches Aussehen hat und glasige,
farblose oder schwach getrübte Feldspathtäfelchen und Leistehen mikroporphyrisch
aufweist, zeigen Dünnschliffe desselben einen hohen Grad der Umwandlung. Von
dem recht zahlreichen Olivin sind nur spärliche, trübe, grüngraue oder gelbgraue
Uiberreste in einer farblosen, meist schwarzkörnig umsäumten Substanz zu finden,
während die wenig zahlreichen Augitdurchschnitte zu Caleit oder Dolomit umge-
wandelt und gewöhnlich wie der Olivin mit einem schwarzkörnigen Rahmen ver-
sehen sind. Von den Feldspathdurchschnitten, die circa °/,—?/, der Gesammtmasse
einnehmen, ist die Mehrzahl monoklin. Uni das an schwärzlichen Körnern und
Trichitgebilden, stellenweise auch an farblosen Nadeln reiche Cement kömmt
überall in kleinen Partien eingeklemmt vor.
Eine andere, von derselben Lokalität stammende Probe ist grau, sehr
feinkörnig, mit mikroporphyrisch hervortretenden Feldspathkryställchen und Ein-
schlüssen von braunen, mit Grünerde bedeckten Jaspiskügelchen versehen.
Manche Ähnlichkeit mit dem eben beschriebenen Melaphyr vom Ziegen-
rücken bei Brannä hat das sehr feinkörnige, bräunlichschwarze Gestein, welches
die Etiquette
zwischen Hennersdorf (Unter-Brannd) und Hohenelbe
trägt. Auch in diesem waltet der monokline Feldspath über den Triklinen vor;
aber die schwach bräunlichgelben, leicht erkennbaren Augitdurchschnitte sind zahl-
reicher zu finden und die graulichgrünen Olivindurchschnitte haben überall einen
dünnen schwarzen Rahmen. Das an bräunlichschwarzen Körnern und Trichitgebilden
ungemein reiche Cement enthält selten farblose Mikrolithe.
Das grünlichgraue, krystallinisch dichte, mit einzelnen mikroporphyrischen
Feldspathtäfelchen versehene Melaphyrgestein
von Johannesberg bei Braunau
besteht zum grössten Theile aus monoklinem Feldspathe, dessen Durchschnitte
durch ein graulichgelbes, felsitisch und zartkörmig entglastes, recht zahlreiche,
verkrüppelte Augitkörner führendes Cement verkittet erscheinen. Mikroporphyrische
Feldspathdurchschnitte pflegen voll von Einschlüssen zu sein.
Andere Dünnschliffe, wahrscheinlich von einem anderen Punkte derselben
Lokalität und zwar einem dunkleren, kryst. dichten Gesteine entnommen, unter-
schieden sich wesentlich dadurch, dass sie bedeutend mehr Augit, etwas mehr an
triklinem Feldspathe und ein bräunliches Cement enthielten. Diese Gesteinsart
könnte als augitreicher Orthoklasmelaphyr bezeichnet werden.
Endlich findet sich im böhmischen Museum von Johannesberg bei Braunau
ein dichtes, fast pechsteinartiges, schwarzes Melaphyrgestein vor, das
als Gang im Porphyr auftreten soll. Wahrscheinlich ist es ident mit jenem Mela-
r Dr
52
phyre, der von Richthofen ') partiell analysirt wurde. Es ist selbst bei 200% Ver-
srösserung sehr kleinkörnig und besteht aus einem graubraunen Glase, ähnlich
dem des Weisselberger Melaphyrs (St. Wedel, Hundsrück) ; aber Augitkryställchen
walten in «demselben über die einfachen Feldspathleistehen bedeutend vor. Ausser
den sparsamen, gleichmässig vertheilten Magnetitkörnchen enthält es porphyrische
Orthoklas-, seltener Augitkrystalle.
Das schwarze, kryst. dichte Melaphyrgestein
von Schönau
führt ein dunkel braungraues Glas, in dem vorwaltend monokline Feldspathleistchen,
Ausit- und Magnetitkörner dicht gedrängt sind; doch treten auch zahlreiche mo-
nokline Feldspathkrystalle, denen zuweilen wenige, äusserst dünne Lamellen ein-
gelagert sind, nebst vereinzelten Augit- und Olivinkrystallen mikroporphyrisch hervor.
An die vorgenannten Melaphyre mag das schwärzlichgraue, mit einem
Stich ins Gelbliche versehene, kryst. dichte Gestein
von Tunschendorf bei Braunau
angereiht werden, wiewohl bei dem vorgerückten Umwandlungsgrade nicht konstatirt
werden kann, ob dessen Feldspäthe vorwaltend dem monoklinen oder einem triklinen
Feldspathe angehören. Dünnschlitfe dieses Melaphyrs, graulichweiss und grünlich-
grau gefleckt, zeigen eine fast dichte Substanz mit spärlichen zarten Feldspath-
härchen. Im Mikroskope aber treten umgewandelte, schwach graulich- oder gelb-
lichweisse, zart granulirte Feldspathleistchen so vorwaltend auf (eirca *, der Gesammt-
masse), dass vereinzelte, graulichweisse Augit- (circa 2—6%,) und graulichweisse
oder eraulichgrüne, meist schwarz oder braunschwarz umrahmte Olivindurchschnitte
sammt dem gelblichgrauen körnigstaubigen Cemente nur eingeklemmt erscheinen.
techt zahlreich sind lange farblose Leistchen mit scharf sechsseitigen Querschnitten
zu finden, die mit grellweisser Farbe hervortreten und dem Apatit angehören,
3) Augitfreie Orthoklasmelaphyre.
In dieser Gruppe sind alle jene Orthoklasmelaphyre zusammengefasst, deren
augitischer Gemengtheil weniger als 5%, beträgt oder gar nicht nachzu-
weisen ist.
In den Dünnschliffen des Melaphyrgesteins
zwischen Borek und. Raschen,
in welchen zahlreiche Feldspathdurchschnitte mikroporphyrisch hervortreten, bemerkt
man schwärzlichbraune Streifen und Flecke.
Im Mikroskope treten Strömungen von monoklinen, zum geringeren Theile
triklinen Feldspathleistehen auf, zwischen denen ein graues, an Staubkörnern und
‘) Tschermak. Porphyrgest. Oesterreichs. Wien 1869. pag. 80.
en
[6]
©
zarten Prichitgebilden reiches Cement und recht zahlreiche, grübere Magnetitkörner
eingeklemmt sind. Ausserdem sind noch bräunlichgraue, bräunlichgelbe und zu-
meist schwarz umrahmte Olivindurchschnitte zu erwähnen, die zwischen den Feld-
spathleistchen vorkommen, während graulichweisse Körner, die wahrscheinlich dem
Augit angehören, seltener aufzufinden sind.
Die oberwähnten Streifen und Flecke der Dünnschliffe weisen dieselben
Bestandtheile auf, jedoch. mit einer schwärzlichbraunen Substanz, die am wahr-
scheinlichsten aus der Umwandlung der Staubkörner hervorging, oft bis zur Im-
pellueidität gemengt. Und in der Nähe dieser Substanz sind die Risse der Feld-
späthe rothbraun markirt.
Anhangsweise mögen die Melaphyre von Obersten in Schlesien und von
Ilmenau in Thüringen erwähnt werden, da sie durch besondere Eigenthümlichkeiten
ausgezeichnet sind.
Sehr arm an Augit ist das Melaphyrgestein
von. Oberstein in. Schlesien,
von dem eine Dünnschlifipartie auf der II. Tafel in der 1. Fig. dargestellt ist.
In den Dünnschliffen dieses Melaphyrs nimmt der Feldspath, dessen Leistchen und
mikroporphyrisch hervortretende Durchschnitte wegen vorgeschrittener Umwandlung
nur zum geringen Theile die trikline Natur verrathen, wenigstens °/, der Gesammtmasse
ein. Und zwischen den Feldspathdurchschnitten kömmt ein graulichweisses oder
bräunliches, zart staubiges Cement zumeist eingeklemmt vor, das ziemlich gleich-
mässig, aber locker vertheilte Magnetitkörner und kleine Häufchen von ovalen,
eraulichen, durchscheinenden, wahrscheinlich dem Augit gehörigen Körnchen enthält.
Die Olivindurchschnitte, im letzten Stadium der Umwandlung befindlich,
treten meist mikroporphyrisch hervor. Sie sind fast überall durch eine oder durch
zwei, dünne oder breite, schwarze, impellucide und gewöhnlich scharfe _Rand-
zonen ausgezeichnet; enthalten aber auch im Innern grössere oder kleinere, meist
gewundene, zuweilen den Spaltungsrichtungen des Olivin parallele Partien der
Magmetitsubstanz und ihres Oxydationsproduktes, nämlich bluthrother Hamatit-
theilchen. Der übrige Theil der Olivindurehschnitte pflegt graulichweiss oder schwach
grünlich oder bräunlichgelb, zuweilen noch flaserig oder zart faserig zu sein.
Mit deutlichen Umrissen versehen, fanden sich nur wenige sraulichweisse
oder mit einem Stich ins Bräunliche versehene, stark zerklüftete Augitdurchschnitte
vor, von denen ein octagonaler, ziemlich regelmässiger Querschnitt in der 1. Fig.
der II. Taf. unten rechts dargestellt ist.
Porphyrartiger Melaphyr von I/menau in Thüringen.
Einige in den Dünnschliffen dieses Melaphyrs sich darbietenden Eigen-
thümlichkeiten hat bereis Haarmann in seiner vortrefflichen Inaugural-Dissertation
namhaft gemacht; und zwar: die stellenweise ausgezeichnete Mikrofluetuations-
struktur (pag. 14), die Zwillingsstreifung an den triklinen Feldspäthen (pag. 17),
die Einschlüsse der Grundmasse in den Feldspäthen, die Magnetitkornaggregate
54
in Form von Olivin oder Augit (pag. 23) und das Vorhandensein von Nephelin
(pag. 31).
Die Dünnschliffe dieses Melaphyrs zeigen vorwiegend Strömungen farbloser,
monokliner und trikliner Leistchen und breiterer Feldspathdurchschnitte, die eirca
®/, der Gesammtmasse bilden und zwischen d«nen ein an zarten Staubkörnern
und Trichitgebilden ziemlich reiches Cement eingeklemmt ist. Im Letzteren, welches
auch in den breiteren Feldspathdurchsehnitten eingeschlossen vorkömmt, erkennt
man stellenweise recht zahlreiche, graue, durchscheinende Körnchen, die wahr-
scheinlich dem Augit angehören, und ziemlich gleichmässig vertheilte, nicht zahl-
reiche Magnetitkörner, die auch, wie Haarmann hervorhob, in solchen Aggregaten
vorkommen, welche Augitdurchschnitten ähneln. Ausserdem sind in dem Cemente
farblose, kurze Rechtecke und Polygone zu bemerken, die etwa denen des Kozäkover
Basaltes ähneln und die Gegenwart von Nephelin verrathen.
Endlich sind fast in allen Objektstellen meergrüne, grünliche oder grünlich-
weisse bis graulichweisse, oft parallel und dicht geriefte (fast mikroporphyrische)
Durchschnitte zu entdecken, welche die Umrisse von kurzen breiten Rechtecken
oder von länglichen, gewöhnlich an den Enden stumpf abgerundeten Säulchen be-
sitzen, zuweilen mit einem äusserst zarten schwarzkörnigen Saume versehen sind
und welche keinen Dichroismus verrathen. Es gelang mir einen zu den erwähnten
Längsschnitten gehörigen, regelmässigen, octagonalen Querschnitt zu finden, an
welchem die Winkelmasse © P:o P= 93\/),° und 861,’ nd oP@a:oPx» =
fast 90° bestimmt wurden und an welchem zugleich nachgewiesen werden konnte,
dass die dichten Spaltungsriefen dem Brachypinakoide parallel verlaufen. Und
auf Grundlage dieser Bestimmungen sind diese Durchschnitte als dem Bronzit
gehörig zu betrachten.
Chemische Untersuchungen an den Melaphyrgesteinen
Böhmens.
Mit Rücksicht darauf, dass augitarme und augitfreie Melaphyre in den
chemischen Analysen von einander wenig oder kaum merklich abweichen, ist die
Trennung obgenannter zwei Gruppen ohne mikroskopische Analyse kaum durch-
zuführen.
Allein aus den Atomverhältnissen des Kaligehaltes zum Natrongehalte und
weiterhin aus den Atomverhältnissen des Kalk-, Magnesia-, Eisenoxydul-{oxyd-)
gehaltes zum Alkali-, Thonerde- und Kieselerdegehalte ist es möglich, mit voller
Sicherheit oder mit grösster Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, ob ein Melaphyr
der Plagioklas- oder Orthoklasgruppe angehört, dann ob er der aueitreichen oder
der augitarmen Untergruppe anzuschliessen ist und endlich welchem Gliede der
Oligoklas- oder Andesin- (eventuell der Labradorit-) Reihe der Plagioklas des
Melaphyrs am nächsten steht.
Doch ist zu bemerken, dass durch Berechnung der Atomverhältnisse und
ihre Vertheilung nach den ein Melaphyrgestein konstituirenden Mineralelementen
nur dann vollkommen zufriedenstellende Resultate zu erwarten sind, wenn sich
kein Mineral des untersuchten Gesteins in einem vorgerückten Umwandlungsstadium
befindet. Und diese Bedingung kann nur bei wenigen Melaphyrproben, die analysirt
wurden, als erfüllt angesehen werden.
Von den 13 Analysen der böhmischen Melaphyre, die Tschermak ') anführt,
enthalten die meisten 2—4°/, Wasser. Der geringste Wassergehalt ist —= 0'S1",
und der grösste — 6'35°/,. Von den drei neuen Analysen, die ich hinzufüge, gibt
nur die des Melaphyrs von Horensko weniger als 1°, Wasser an, die anderen
zwei enthalten mehr als 2°%,. Enthält aber ein Melaphyrgestein mehr als 2%,
Wasser, so sind schon mehre seiner Mineralgemenstheile als ziemlich umgewandelt
anzusehen. Und in diesem Falle gibt die Gesteinsanalyse weniger Basen an (da
ein Theil derselben durch Auslaugung entfernt worden ist) und die Berechnung
der Analyse nach den konstituirenden Mineralelementen weist einen Uiberschuss
von Kieselerde und zuweilen auch von Thonerde auf; und zwar einen um so grös-
seren Uiberschuss, je weiter das Gestein in der Umwandlung vorgeschritten ist.
!) Porpbyrgesteine Oesterreichs. Wien. 1869. pag. 37.
56
Chemische Analysen, die an solchen, in der Umwandlung vorgeschrittenen
Melaphyrproben ausgeführt wurden, sind zur Berechnung der prozentischen Mengen
konstituirender Minerale nicht geeignet, wenn nicht durch mikroskopische Analyse
die Augitmenge approximativ bestimmt oder wenn die Art des triklinen Feldspathes
nicht konstatirt werden kann; denn die vorzunehmende Vertheilung der Kalkerde
für den augitischen Bestandtheil und für den triklinen Feldspath bildet den Stein
des Anstosses, über den man nicht vorwärts kömmt.
Einen bedeutend vorgerückten Umwandlungszustand der meisten Minerale
eines Melaphyrgesteins verräth die Gegenwart von Carbonaten (Caleit, Dolomit,
Siderit), die entweder in körnigen Partien ausgeschieden sind oder das Gestein
imprägniren und sich im letzteren Falle durch das Aufbrausen (des Gesteins) in
Säuren bemerkbar machen. Und dass die Gegenwart von Caleit in einigen wenigen
Melaphyren auf das Vorhandensein eines Feldspathgliedes der Labradoritreihe hin-
weist, dürfte.als sehr wahrscheinlich angenommen werden (siehe die Interprätation
der chemischen Analyse des Melaphyrs von der Mühle in Bysträ).
Zur Berechnung des monoklinen Feldspathes ist zu bemerken, dass die
Menge desselben stets etwas geringer ausfällt, wenn der Kaligehalt allein als
Grundlage der Berechnung angenommen wird; denn bei Anbetracht der glasigen
Beschaffenheit der in den Melaphyren vorkommenden, monoklinen Feldspathtäfelchen
ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass in denselben eine isomorphe
Mischung von Kalifeldspath mit Natronfeldspath — analog dem Sanidin — vorliegt.
I. Plagioklasmelaphyre.
Die meisten Analysen böhmischer Plagioklasmelaphyre weisen einen, den
Kaligehalt gewöhnlich ziemlich bedeutend übersteigenden Natrongehalt auf. Und
dieser schwankt zwischen 199%, und 5°326°/, (der Kaligehalt = 0'62—3°59). Je
mehr Natron ein Melaphyrgestein enthält, desto sauerer Natur ist sein Plagioklas.
Nach der Beschaffenheit des Plagioklases wären die Plagioklas-
melaphyre in Oligoklas-, Andesin- und Labradoritmelaphyre ein-
zutheilen.
1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre.
Die augitreichen Plagioklasmelaphyre zeichnen sich durch einen relativ
grösseren Kalkerde- und Magnesiagehalt aus.
In den augitreichen Oligoklas- und Andesin-Melaphyren (deren Augitgehalt
auf etwa 20—35°/, geschätzt wird) beträgt die Kalkerdemenge eirca T5—11:5%,;
in den augitreichen Labradorit-Melaphyren würde die Kalkerdemenge mehr als
10%, betragen müssen, da sich aus dem Melaphyrgestein von der Mühle in
Bysträ (Bistra), welches 926%, CaO enthält, unter Voraussetzung von Labrador
nur 132°, Augit berechnen lassen.
Der Magnesiagehalt der augitreichen Melaphyre überhaupt schwankt zwischen
32%, und 56%,
57
Das kleinkörnige, schwarzweisse (wesentlich aus schwarzen und weissen
Körnern bestehende) olivinarme Melaphyrgestein von Horensko.
Von der zur chemischen Analyse verwendeten Probe von 13565 Gr. betrug
der gelöste Antheil 0.408 Gr. = 30:078%, und
der ungelöste Een Pr
Die von mir und Herrn Assist. Bilek ausgeführten aeiechen Analysen
hatten folgende Resultate:
y Der gelöste und ungelöste Antheil ergaben in °/,:
Kieselerde = 39293 . . . 59'886 (aus der Differenz berechnet)
Thonerde = 9187 . . . 18197 (mit sehr wenig Eisenoxyd)
Eisenoxyd = 285181). —
Kalkerdee = 6516 . . . 13'642
Masnesiast = 1801 lem) OST
Kali = — en EEE
Natron = BEE SEHR)
Wasser ==171935 —
99011 100
Sauerstoffverhältnisse obiger Analysen und ihre Vertheilung nach einzelnen,
durch die mikroskopische Analysis sichergestellten Mineralen
des gelösten | des ungelösten Antheils
| e I I =
= 5 Andesin u) e | = 2 | Andesin 2 ;
as # ge Sein] = ee
IN 8 ITS Be &0 Di HIg AUS | mem F Sur
== ‚| Anor-| 5 == ==, . = en
Bi Ba> am thit S S | | Abit Anorthill S
| | | |
Kieselerde . . . . . |20'956| 7752| 2'584) 11'588] 0'886 |31:939| 20'232) 2248) 1'944] 7290
Thonerde . . .. .| 4290| 1'938) 1:938| 0'414 — || 8496| 5:058| 1'686) 0486| 1'266
Eisenoxydul ... . — —_ _ 0'886 0:089| — — —,| — —
Kalkerde >. ...)189 — | 0646| 19233] — || 3898| — | 0562| — 3330
Magenesia .....| 442] — — 3'675) 0:797| 0:315]| — — — 0'315
Bag Pe Sr osten ne 5 nozteol =
Natron... 2%... | 0:646| 70:646| -— _ — 1686) 1686| — ==
| |
Procentische Berechnung der Mineralbestandtheile
des gelösten | des ungelösten Antheils
’ = | IN | ae Tr |
Andesin 1 321 = | ? =
| Ryalınsz j=| ESER |, SuM ee = | BE =
a ee ee nn
Albit | Anorilit — Sr ws 2 = >) Em RZ | 7)
Br | Free
Kieselerde . . 14535 4.845 21727 1.661 | — 14% ae] 37-935 4215 3°645| 13:669 59-464]
Thonerde .. 4151 4151 0885 — Br: 187] 10°833 3'611 1041 2711 18'196
Eisenoxyd Te e De 24 Ba. er |
Eisenoxydul . — — 3:987 0400 [ = 850 _ | — — | ==
Kalkerde .. — 2261 4315 — | — | 6576| — | 1967 — | 11'655, 13'622]
Maenesia ..| — | +) Suszıı ade | — dzyı — ME — 070787] (0787|
Ba a ee. le nl 20:52
Natron... : .| 2504 —'ı — I — | — | 8504| 6534 — | — | —.|
|21:190 11'257 39216 4053 22'856 — 55'302] 9'793 5'638 28:822
, | | | | | Il | | I
!) Sämtliches Eisen wurde als Eisenoxyd bestimmt.
?) Für den Augit wurde auf Grund der Berechnungsversuche angenommen, dass in demselben
58
Nimmt man von der Menge eines jeden Minerales im gelösten Antheile
3, (= 30°/,) und im ungelösten Antheile 7, (= 70%,), so resultiren die procen-
tischen Gewichtsmengen einzelner Minerale, für den gelösten (I) und ungelösten (II)
Antheil zusammengenommen oder für das ganze Gestein (III)
1. In. In.
. [Albit . 6,357 ET 2.2020. 48°068]
Andesin | Anorthit.. "3:377...2. 0. BED Lane... MRaR Birne
Orthoklas — 0 . 184 22 0. 3:97 s
Augit 12030. . W152... ..32205
Olivin 1.216 43 .„. = 10 are
Magnetit 6'857 . . —t BR 3
00:58.
Nimmt man von jedem chemischen Bestandtheile des gelösten Antheiles
%/ . und des ungelösten Antheiles "/,., So resultirt für das schwarzweisskörnige
Melaphyrgestein von Horensko folgende Bauschanalyse:
Kieselerde = 53'708
Thonerde = 15594
Eisenosyd = 8'555
Kalkerde = 11'522
Magnesia = 3'905
Kali — 0667
Natron el)
Wasser ==40:526
99-803
Auf augitreiche Oligoklas- oder Andesin-Melaphyre beziehen sich: 1.
Tschermak’s chemische Analyse des deutlich krystallinischen, dunkelgrünen Me-
laphyrs von Kozinee und II. Werther’s chemische Analyse des Melaphyrs von
Stransko, welche in %, ergeben:
je I.
spez. Gew. —= 2.830
YES 15 4 er er: 97437: TER STE RAN,
Ihonerder Amen BEN el
Eigenasyd'. 7% IR Bläser
Eisenoxyaulı 9 25 Tan ni
Kalkerd a. IE a EEE
Mäßnesiau tn zuBrelel 2 BE ADE TE 2
Kal 8 read 1. Ride He ai
Natron. er an Ta. 7 BO ERBE 2
Wasser szene. Ale —_
9943 . . 100,82.
Ca: My: Fe=6:3:"J, und dass sich der grösste Theil Magnesia und sämmtliches Eisen-
oxydul im gelösten Antheile, der grösste Theil der Kalkerde im ungelösten Antheile befindet.
2) Augitarme und augitfreie Plagioklasmelaphyre.
Die augitarmen und augitfreien Oligoklas- und Andesin-Melaphyre (deren
Augitgehalt weniger als 20°/, beträgt) enthalten meist weniger als 75°), Kalkerde
und die augitarmen Labradorit-Melaphyre meist weniger als 10°, Kalkerde.
Das Melaphyrgestein von Trosky bei Jitschin.
Spezifisches Gewicht = 2774.
Das gelblichgraue Pulver dieses Melaphyrgesteins brauste in (kalter und
heisser) Salzsäure nicht auf; durch Glühen wurde es bräunlich.
Von 1'374 Gr. wurde durch Salzsäure
gelöst 0954 Gr. — 69'432°/, und es blieb
ungelöst 0420 Gr. = 30 568°).-
Von 1'090 Gr. einer zweiten (einem anderen Stücke entnammenen) Probe
wurde gelöst 0'660 Gr. — 60:55°/, und blieb
ungelöst 0.430 Gr. = 3946°],-
Die mit der ersten Probe ausgeführte chemische Analyse ergab in °/,:
Kieselerde . . . . 52'340
Ihonerder u... .1..518:032
Eisenoxydul!) . . . 10184
Kalkerde . . 2m 91- =6:836
Maenesia .*. ..... 3424
Natron mit wenig Kali 42283 (aus der Differenz berechnet)
Phosphorsäure . . . 0268
Wassenz +2... sg. m69:556
100—
Berechnung und Vertheilung der Sauerstoffverhältnisse nach den durch
die mikroskopische Analyse sichergestellten Mineralgemengtheilen, wobei der tri-
kline Feldspath als ein aus 1 mol. Albit und 1 mol. Anorthit bestehendes Glied
der Andesinreihe angenommen und die kleine ÖOrthoklasmenge nicht berück-
sichtigt wurde.
Sauer, Andesin
Bea | Apakit Augit | Olwi Rest
verhält- BAUS rg ugit | win es
nisse | Albit | Anorthit |
|
Rieselerde .-... 27.914 as 13:092 | 4.334 3:424 0:696 | + 6:338
Thonerde ..... 8.420 = sors | e 31078 0585| — |+1291
Eisenoxydul .... 2263 a | —_ 0190 | 0:087 —
Kalkerde. .. ... | 1953 0.101 —. 1:091 Das —
Magnesia ..... 1'370 — — el 0'761 0609 _
Natron (Kali)... .| 1091 = 1091 | — _ 2 _
Phosphorsäure ....| 0151 Ola), —. | wa -- _
!) Sämmtliches Eisen wurde als Eisenoxyd gewogen und als Eisenoxydul berechnet.
o
o
Procentische Berechnung der 1 Minerelgemangtheile«
A Ficken „u Augit ‚| Olivin | Magnetit | Rest
yati Augi ivin agneti es
| . Albit | Anorthit er -
| Kieselerde .....1 — 24547 8182 | 6420 1'305 — .,+11:884
| Thonerde . ...... = 7:009 7010 1'253 —. | .— + 2765
| Eisenoxyl ..... _ — _ _ — I ORPRBE, —_
| Eisenoxydul ... . .| _ — 0'855 0.392 || van | .—
| Kälkerde .7 ..% |. .0:353 = 3:819 2664 | _ u —
Magnesia ı .. ....... _ _ — 1'903 1'522 — .|ı —
Natron (Bali) ...| — | 4228 _ — _ = | ._
Phosphorsäure . ..| 0268 | — _ _ E= _ _
Wasser .... .. .C20:051 _ _ | —_ = —_ 3556
| 0672 | 35784 | 19011 | 13094 | 3219 | 9599 | 18205
| mn
| 54795
In runden Zahlen kann daher das Melaphyrgestein von Trosky als ein
Gemenge von 55%, Andesin (=1 mol. Albit + 1 mol. Anorthit), 13%, Augit,
10°/, Magnetit, 3°, Olivin, 1%, Apatit und 18°, Kieselerde, Thonerde und Wasser
angesehen wurden.
Die von mir und Herrm Assist. Bilek ausgeführte chemische Analyse
des in Salzsäure gelösten Antheiles von dem Melaphyrgestein
der „Trosky bei Jitschin“ ergab in %:
Kieselerde = 45'388
Thonerde — 16'860
Eisenoxydul — 1379008
Kalkerde = E90
Magnesia = m9l05
Natron le
Phosphorsäure = 0'387
Wasser 9:10
99-245
‚Jenzsch's chemische Analyse kr Va den dunkelolivengrünen Melaphyrs
vom Hockenberge.
Der weniger als 1°, betragende Wassergehalt und der hohe Kieselerde-
gehalt bewog mich, eine Interprätation dieser chemischen Analyse zu versuchen,
wiewol mir die mikroskopische Analyse nur nach Haarmann’s Andeutungen partiell
bekannt war.
| | | Verthelung. - Sauerstofverhältnisse m nach e einzelnen Mineralen--
| Sanerstofl- - ec
g Andesin
0
| Verbältei « Apatit Ort Augit | Olivin rest
‚ verbaltuiss pP rtho | ] Fr mol Anka ugl ivi es!
Ü
| Kieselerde . . 5652 | 30144 | — m 11'489 1'916 13'488 |0:384 | + 5'535
| Thonerde . ‚13 53) 6318 | — 11'838 ı 2'872 1'437 0176| — =
\ Eisenoxydul 1256 | 2791 | u Be —ı — 0.194 | 0:043 —
| Kalkerde . .| 531 | 1'517 |0:263 | -- — 0.479 0775| — _
| Magnesia . 2:79 1116 | — | — — | - 07751031 | —
pKali. ».. = 217389. 3016 20 6! —ı] —: — | =
Natron .. 371 | 0'957 | u > | 0:957 . = — | — |
Phosphorsäure | 070 | 0394 | 0394 ps= a u | _ — |
Wasser „>... 0:81 — ı- 1 | -—- — -- _ — |
, 61
Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile:
| &| | Andesin Ja], k
‚Apatit | Octhokl. = — Augit | Olivin| Magnetit hest | Summe
| | Albit | 2, mol. Anortlit | | |
Kieselerde . . — 113748 121542 3.592 6'540 | 0720 | —_ —+- 10'378 156520
Thonerde ..ı — 3'926 | 6151 3:078 1037| — |. — —_ 113532
Eisenoxyd .. — | — — — — — | e Au
Eisenoxydull . — E _ _ 0:3873 | 0'193 ı} au — ——
Kalkerde. . . 0921| — _ 1:677 [2713| — 2 — 5311
Masnesia ..|ı — _ -- _ 11'938 | 0'853 — 2791
Kali). m. ae 3:590 | _ — — | 3'590
Natron... zu. — — | 3710 - ı- _ _ — 1 3710
Phosphorsäure | 0:70 — | | — — — —_ _ 070
WEB 2 5 | | _ = = = 0'810 | 0:81
1'737 \21'264 |31'403 8'347 12'441 | 1'766 12'345 11'138 199.427
nam nm
39'750
Dieser Berechnung nach würde der Melaphyr vom Hockenberge in runden
Zahlen aus 40°, Andesin (= 2 mol. Albit + 1 mol. Anorthit), 21°, Orthoklas,
12%, Augit, 12%, Magnetit, 2%, Olivin, 2°, Apatit und 11°, Kieselerde und
Wasser bestehen.
Strommer's chemische Analyse des kleinkrystallinischen, schwärzlichgrünen
. Melaphyrgesteins von der Mühle in Bystrd (Bistra).
Von den bis jetzt analysirten 16 Melaphyrgesteinen Böhmens ist es das
einzige, in dessen Analyse ein Kohlensäuregehalt, und zwar mit 0:77°/,, angegeben
ist und in welchem man mit grösster Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein eines
Gliedes der Labradoritreihe annehmen darf. Diess veranlasste mich, eine Inter-
prätation der chemischen Analyse zu versuchen, wodurch folgende Resultate zum
Vorschein kamen:
| we Vertheiluug der Sauerstoflverhälinisse nach. einzelnen Mineralen
le 2 n | alt, = |.
NS nee N 2 N
== | Caleit Orthokl. .. | 3 mai, |Augit | Olivin| u; a 883
IA E Albit | 3 S SS
| , Anorthit = m BES
| | |
Kieselerde . | 5100 27200 | — 2:143, 6'168 | 6'168 3:502 0:882 1117 — 8'332
Thonerde.. . 18:04 | 8423| — | 0'537 | 1542| 4'626 | 0583| — TR — 1'135
Eisenoxyd . | 620 1860| — = = rn — [0942| 0918| —
|Eisenoxydul | 237 | 0527| — | — = — 2221504103 702110) E03, —
IKalkerde ..| 926 2646| 028 | — | —- | 12 Joa — | — | — -
‚Magnesia..ı 39/1596 | — | — — — „Jose — —- | —
Kali... 1.105) 0179| — 1.0179 | — | | — |
‚Natron ..... | 199 | 0514| — — 0514| u — RZ —_ _ —
Kohlensäure | 0777| 056 1056 | — | — ı — | — _ — = |
Wasser... | a7) — | — —_ — —_ = — —_ — | 3707
| ER Ana
| | Ko | Yan
| KegaaH prrxfsn]
Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile:
|
| Labradorit | 3 Es en
Caleit | Orthokl. | nn re Augit | Olivin 5 8 158 B
[= © Anorthit = 3 SEE
Kieselerde. . . . . | — | 4028| 11:565 11:565 6566 | 165 | — — 115:623
Thonerdei...... Me} — | 1'150 | 3'302 9,906 | 1249| — Fe ar 2431
Bisenoxydi.. 2 ru. — — - E= _ — | 3°:140 | 3060| —
Bisenasydnlı 2 7 2 el — — 0'464 | 0'495 | 1413| — _
Kalkerde . . » - -. |) 0980| — -- 5397 2884| — _ 2 u
Mamesia's . . .,.)| — u — | 2:060| 1'930 | — -- —_
Waller a el nl L0BBl, — En _ _ — -
Natnonsiaer 0 u 1'992 _ — _ _ _ _
Kohlensäure . . . . | 0770| — _ _ _ —_ _ _ —_
ESS Bee Fe _ —_ _ — —_ — — | 4170
| 1'750 | 6'230 | 16 859 26'868 13'223 | 4079| 4553 | 3:060 |22:224
Demnach würde der analysirte Melaphyr von der Mühle in Bysträ aus
44°/, Labradorit, 6'/,°, Orthoklas, 13'/,%, Augit, 4°, Olivin, 4\,%, Magnetit,
3%, Haematit, 2%, Caleit und 22'/,°, Kieselerde, Thonerde und Wasser bestehen.
Von den augitfreien Melaphyrgesteinen wurde das schwärzlichgraue, mit -
einem Stich ins Violette versehene, bereits veränderte Melaphyrgestein von
Marcinov untersucht (dessen mikroskopische Analyse pag. 42 gegeben wurde).
Das violettgraue Pulver brauste in Säuren nicht auf; durch Glühen wurde
es röthlichbraun.
Die von mir und Herrn Assist. Bilek ausgeführte chemische Analyse des
durch mehrtägiges Behandeln mit Salzsäure gelösten Antheils (I), welcher
50:65°/, betrug, ergab in %,:
iR Il,
Kieselerde EHE DU AURBNEIHE 37 > in 7 I 0 RANRR
Thonerde — 118800 L 3... 5105800
Eisenoxyd =, 1082 4.10. ,. MR al. Sea Hr
Kalkerde E11 17 Te EEE SEI”)
Magnesia —) ,DU0, ce een
Natron — 312 (a. d. Differenz berechnet) 3'527
Wasser ne 12 5 ea SR I ER B: 191215)
Phosphorsäure . 0'387
100— .. 99245
Wiewol die Analyse des ungelösten Antheiles misslang, so genügt doch
ein Vergleich der chemischen Analysen der gelösten Antheile der Melaphyrgesteine
von Mareinov (I) und von Trosky (ID, um zu erschen, dass beide Gesteine von
einander sehr wenig differiren.
Etwa 20%, Augit kann man in den Melaphyren von Zderetz, Beneschau
(Benesov) und Landeshut annehmen, auf welche sich Merkel’s, Mikula’s und von
Richthofen’s chemische Analysen beziehen.
63
I. Merkel’s chemische Analyse des gangförmig auftretenden, dichten,
schwarzen Melaphyrs von Zderetz.
II. Mikula’s chemische Analyse des dichten, grünlichschwarzen Melaphyrs
von Beneschau.
III. v. Richthofen’s chemische Analyse des basaltartigen bräunlichschwarzen
Melaphyrs von Landeshut (Buchbers).
ik I. III.
spez. Gew. = 2'773 spez. Gew. = 2720
Kieselerdeue un 2 BE DBE Te Hase lu ı. SEES
Thonerde,e20 7. 180% „m. 2., ENT DOM, 18:92
Bisenosyder@ rn ser 094 m er AED >
Hisenoxydule® 2. Abs en. 2 Bra 10:87
Kalkerdensen ar ( Banı zn. SRORARE .TTST7
Macrestaned 0. grade... 4, WASSER. 115
Kalt ra 2922210 er = micht besummt
Natron ae In re 2 han ee A
Phosphorsäure . . ER — he.
\Vrasser 000 VOEBIESOTE, DERHNER- DDIMNER WOBSNOTLT
10156 100.03.
Weniger als 20°, Augit enthielten die Melaphyrproben von Porie und
Stransko, an denen von Werther, Mikula und Hayek chemische Analysen vorge-
nommen wurden.
I. Werther’s chemische Analyse des Melaphyrs von Poric.
II. Mikula’s chemische Analyse des kleinkörnigen, aus weisslichen und
schwarzgrünen Theilchen zusammengesetzten Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt.
III. Hayek’s chemische Analyse des grobkörnigen, aus grünlichweissen,
schwarzgrünen bis schwarzen Theilen zusammengesetzten Melaphyrs von Stransko
bei Liebstadt.
I. II. I.
spez. Gew.— 2'842 spez. Gew. — 2'859
Kieselerde — 54:14 Daulewn lee
Thonerde — 18:06 aA: 21530 4
Eisenoxyd HESS TDRRERE I. 16 AG 2 #1 10:06
Eisenoxydul il BA Aan 888
Kalkerde 420) Mara ERDE. Si. . 6:61
Magnesia rg fol0) 1 cn vergmegreanesc 323 1 )2 Een ereegr: 30)
Kali A ern. SER te 37
Natron — Re, E00 Dt
Phosphorsäuge as=/ 1... . — nn 2040
Wasser = OBEN 4 WR IS Aene 48d,
100°23 oe II14-
64
11. Orthoklasmelaphyre.
Auf augitreiche Orthoklasmelaphyre beziehen sich Werther’s chemische
Analysen der Melaphyrgesteine von Hrabacov (I) und von Täbor (II).
I: I.
Kieselerde . . = 51:9: . . 4997
Thonerdezsi3 aus 11627. =.) 21564
Eisenoxyd . 438. 0640)
Eisenoxydul =: gel. NEO
Kalkerde a 0)
Magnesia — a... 40
Kali =. ET hen!
Natron ee 1 Re 2 05}
2 2:03
106:2% - 99:08
Wasser .
Interprätation Werther's Analyse des Melaphyrs von Hrabacov (]).
= 2 | re 3
| i== |, Andesin | | 82, |
| 5= Orthokl. | © |) Augit | Olivin |, Maguelit = S5$
\ > | Albit Anorthit | | zz
| | | | \ze>|
I’Kieselerde en,” . | Dura 16790 | BTa HA 7148 | 1'142 _ 7.740
Thonerde . ... 2 .| 759, | 1683 | 093 1 09310893 | — | — 3160 |
Eisenoxyd . 9, -— ).,— — — 1:31 _
Eisenoxydul 183 a — 1.0447 | 0143 | 124 _
| Kalkerde . 2.1 209, | — = 08H] za Al -
| Magnesia . . . . .| .234 — — '|*'— | 1341 | 0'999 = =
Kali . - | 056 0561 _ u Be u Be _
Natron . 2081 _ 031 | — ei ee _ |
| | | !
Procentische Berechnung der Mineralgemengtheile.
— un m nn
: Andesin | Er
Orihoklas 7°) Augit | Olivin | Magnetit| $= 5 | Summe
| | Albit Anorthit | SEE
| Kieselerde . . . - 1209, 6975| 2425 » 13-402, | 21a | — 14512 | 52:078
| Thonerde .'. . .|. 3°60& | 1992| 1'992 1912, | — | _ 6768 16268
I Eisenoxyd „,. . . | — Sr ee I 4:38 — || 4380
Eisenoxydul . . . = Ei 2'011, | 0'643, h 5:58 — If 8235
Kalkerde . !. . — A085 | AR | = — — | 7340
Magnesa ...i. .1 =...) ,— 3'352, | 2'497 u 5'850
Kali., cl Er aa = bee) Dee Eee = 3296 |
ISNSETONn Se ee —'. | 1200 _ — |l- | —_ a 1200
| Wassert, aE e —_ Ne — | 27710 2710
| 19-523 10'167 | 5'502 |26'934 | 5'282 9:96 23°990 | 101'357
| ET Tu | | |
# 65
Es würde somit der von Werther analysirte Melaphyr von Hrabatov aus
19'/,°/, Orthoklas, 15"/,°/, Andesin (= 1 mol. Albit -+ 1 mol. Anorthit), 27%,
‚ Augit, 5%, Olivin, 10%, Magnetit und 24°, Kieselerde, Thonerde und Wasser
bestehen.
Uiber das spezifische Gewicht der Melaphyrgesteine Böhmens.
Auf meine Veranlassung haben die Herren Assist. Fr. Bilek und Engb.
Novak Bestimmungen des spezifischen Gewichtes an den Melaphyrgesteinen Böhmens
(bei 8’—10° R.) vorgenommen, deren Resultate folgende sind:
Für die augitreichen Plagioklasmelaphyre 2:787— 2'863, und zwar:
Für das Melaphyrgestein von Horensko — 2:863
ls ® „ Horensko-Kostaloev —= 2796
BD) » h) n Hrabacov . 92196
» » » » Brannä Zr 996
he 4 „ Lomnitz . ST
Für die augitarmen Plagioklasmelaphyre 2:6538— 2'809, und zwar:
Für das Melaphyrgestein von der Radostny Mühle
(Kozakov)
— 4 Ce
ER: = „ Jaberlich — 2719
ra 1 - „.. Trosky (Jicin) eat
ER. R vom Gipfel des Kaiser-
berges (bei Neu-Paka) 2.755
er " von Walditz . i 273
5 ® „ borkov 2.730
a, 2; »„ Loukov 2.706
Se a Pas korıcee 2:688
” ” » ” Rväcov 2741
ER: „ Liebstadt 2730
Für die augitfreien Plagioklasmelaphyre
NN N N
Für das Melaphyrgestein von Marcinov
n b) » a n 2:767
ae ” „ Saskal 2 2.732 -
Für die augitarmen Orthoklasmelaphyre 2:693— 2767, und zwar:
Für das Melaphyrgestein von Dolni Kruh 2714
ae e „ Bradlec 2194
SR » „ Zdär-Studenec 2.762
BR = „ Studenec 2'693 (dichte, pechsteinartige,
srauschwarze Varietät)
2:759 (sehr feinkörnige, grau-
braune Varietät)
2767 (dichte, graue, grünlich
sesprenkelte Varietät),
Il
Il
Das kleinste spezifische Gewicht ist —= 2'633 und
Das grösste ” 4 „= 19:863.
66
Das mittlere spez. Gew. der augitreichen Plagiokläsmelaphyre ist — 2813
D » » 3» » augitarmen N „= 74
» » » » .» Augitfreien a „= 2756
5 » n » » Augitarmen Orthoklasmelaphyre „ = 2'741. Somit ist
> e x » » böhmischen Melaphıre im Allgemeinen — 2763.
Bemerkungen über die Geotektonik, Absonderungsformen, Struktur
und Einschlüsse der Melaphyrgesteine Böhmens,.
Wegen ihrer grösseren Festigkeit gegenüber den angrenzenden Gesteinen
bilden die Melaphyre Böhmens gewöhnlich wallähnliche Erhebungen, breite Rücken
und Hügelgruppen, seltener flache Kegel, indem sie vorwaltend in Strömen von
bedeutender Länge und geringer Breite (meist ältere Melaphyre) oder in mächtigen,
oft durch Erosion in ihrem Zusammenhange gestörter Decken (meist jüngere
Melaphyre) über und zwischen den Conglommeraten, Sandsteinen und Schiefer-
thonen des Rothliegenden auftreten, seltener aber die letztgenannten Sedimentär-
gesteine gangförmig durchsetzen.
Während das strom- und deckenförmige Auftreten an den meisten Punkten
des Melaphyrterrains am Südrande des Riesengebirges (zwischen Liebenau, Kozakov,
Eisenstadtl, Neu-Paka, Arnau, Schatzlar, Hohenelbe und Semil), vornehmlich in
den Einschnitten der Iser (zum B. bei Ober-Sitova), des Woleskabaches (zum B.
zwischen Roskopov und Falgendorf, bei PoriC) und in den Einschnitten anderer,
der Iser zuströmenden Bäche deutlich beobachtet werden kann, ist das gangförmige
Auftreten des Melaphyrs bisher nur an zwei Punkten, nämlich bei Zderetz (zwischen
Levin-Oels und Roskopov) und am Wachberge bei Rovnacov (durch Jokely) auf-
gedeckt worden.
Die gewöhnlichste Absonderungsform der böhmischen Melaphyre ist
die blockförmige. Selten ist die pfeilerförmige oder minder deutlich
säulenförmige, noch seltener die kugelförmige und koncentrisch scha-
lige Absonderung zu beobachten.
In senkrechte Pfeiler ist der horizontal gelagerte, 5°—6° mächtige, feste,
massige Melaphyr in dem Eisenbahndurchschnitte bei Levin-Oels abgesondert.
Prächtige senkrechte Pfeilergruppen des Melaphyrs erheben sich oberhalb des
Dorfes Hrabacov nördlich von Starkenbach; auch von Beneschau ist die pfeiler-
förmige Absonderung des Melaphyrs bekannt.
Die kugelförmige und koncentrisch schalige Absonderung des Melaphyıs,
die als Folge der vorgeschrittenen Gesteinsverwitterung zu betrachten ist, wurde
von Herın Assist. Bilek und Ph. C. Englb. Noväk in dem bei dem Kundratitzer -
Wirthshause befindlichen Steinbruche beobachtet.
Eine plattenförmige Absonderung hat nach Tschermak’s Angabe eine
kleine Melaphyrpartie im Nordwesten von Starkenbach.
In Bezug auf die Struktur weichen die böhmischen Melaphyrgesteine
von einander wenig ab oder zeigen allmählige Uibergänge in einander. Im Allge-
Be.
67
meinen ist die Struktur derselben entweder gleichförmig krystallinisch oder mikro-
porphyrisch oder blasig oder mandelsteinartig. Eine deutlich porphyrische Struktur
wurde nicht beobachtet.
Die meisten Melaphyrgesteine sind feinkörnig und krystallinisch dicht;
viele sind durch Hervortreten winzig kleiner Feldspath-Täfelehen und Leistchen
(aus dichter Grundmasse) mikroporphyrisch; aber es gibt auch allmählige Uiber-
gänge einerseits zu kleinkörnigen und grobkrystallinischen Varietäten (welche
letztere jedoch als eime Seltenheit zu bezeichnen sind) und andererseits zu dichten,
pechsteinähnlichen Abarten, an denen keine Spur eines krystallinischen Gefüges
mit freiem Auge wahrzunehmen ist. Ebenso lassen sich alle möglichen Abstufungen
von einem dichten oder feinkörnigen, mit wenigen kleinen Blasen versehenen bis
zu einem stark blasigen oder schwammigen Melaphyre oder von einem dichten oder
feinkörnigen Melaphyrgesteine mit ausgeschiedenen, winzig kleinen delessitähnlichen
Partikeln bis zu einem mit grossen, rundlichen Einschlüssen versehenen Melaphyr-
mandelsteine verfolgen.
Was die Bildung der leeren oder von sekundären Mineralen erfüllten
Blasenräume in den Melaphyrmandelstemen anbelangt, so ist dieselbe als eine
primäre und sekundäre zu unterscheiden.
Die meisten Blasenräume der Melaphyrmandelsteine sind wie die der Laven
und der blasigen Basalte primärer Bildung; dafür sprechen die glatten Wände
der Blasenräume, ihre zuweilen gestreckte Form, ihre ziemlich parallele Anordnung
und endlich ihr Vorkommen, da sie nicht blos in den am meisten verwitterten
Melaphyrstücken einer Lokalität, sondern zuweilen umgekehrt in den weniger ver-
witterten Proben am grössten und zahlreichsten entwickelt sind. Die Volumabnahme
oder das allmählige Verschwinden der Blasenräume gegen das Innere eines Me-
laphyrgesteins scheint nur auf die den Laven analoge Bildung hinzuweisen.
Doch gibt es auch bei den Melaphyren wie bei den Basalten blasige und
mandelsteinartige Varietäten, deren Cavernitäten durch Zerstörung einzelner Mi-
neralgemengtheile entstanden sind.
Vergleicht man die einzelnen, auf Grund mineralischer Unter-
scheidungsmerkmale von einander geschiedenen Melaphyrgruppen mit den
Strukturverhältnissen, so ergeben sich folgende Resultate:
Die Plagioklas- und Orthoklas-Melaphyre sind durch Strukturverhältnisse
von einander nicht unterschiedlich; denn beide Melaphyrgruppen weisen gleich-
mässig krystallinische, mikroporphyrische, blasige und mandelsteinartige Varie-
täten auf.
Unter den kleinkörnigen und feinkörnigen Melaphyrarten kommen sämmtliche
augitreiche, aber auch viele augitarme Melaphyre vor. Unter den krystallinisch
dichten sind die meisten augitarmen, aber auch viele augitfreie Melaphyre vertreten,
während unter den blasigen und mandelsteinartigen Varietäten die meisten augit-
freien Melaphyre zu finden sind.
u
68
Von Einschlüssen anderer Felsarten in den Melaphyrgesteinen wurden
blos rundliche Fragmente von Thoneisenstein und hornstein- oder
jaspisähnliche Gesteinsfragmente, mit der Melaphyrmasse innig verwachsen,
wahrgenommen.
Uiber das relative Alter der Melaphyrgesteine Böhmens und
über die Verbreitung einzelner Melaphyrarten nach ihren
Altersverhältnissen.
Uiber das relative Alter der Melaphyrgesteine Böhmens, über ihre
Beziehungen zum Rothliegenden finden wir die ersten Andeutungen in den Publi-
kationen F. A. Reuss’ (1797), K. v. Raumer’s (1819), Motejlek’s (1829), Zippe’s
(1834—1837) und eine übersichtliche Darstellung der Resultate älterer, diess-
bezüglichen Forschungen in A. E. Reuss’ „Kurzer Uibersicht der geognostischen
Verhältnisse Böhmens“ (Prag, 1854). In neuerer Zeit. wurden durch E. Porth
(1855—1858) ') bei dessen bergmännischen Studien über die Verbreitung der Mela-
phyre und ihre Beziehungen zu den Schichten des Rothliegenden wichtige Resultate
erzielt; doch eine umfassende, gründliche und detaillirte Lösung des obgenannten
Thema nahm erst Jokely vor, dem von Seite der k. k. geolog. Reichsanstalt die
Detailaufnahme des Melaphyrterrains zufiel.
Jokely entledigte sich seiner Aufgabe in glänzender Weise und lieferte
eine genaue Karte?) sammt zahlreichen, instruktiven Profilen und einem gründlichen
Berichte ?), wodurch allen weiteren, diessbezüglichen Studien im Bereiche des
Melaphyrterrains eine feste Basis gegeben wurde.
Jokely unterscheidet fünf Melaphyrdurchbrüche, beziehungsweise Mela-
phyrströme.
Drei davon, nahezu gleich mächtig, lagern zwischen den Schichten der unteren
Etage des Rothliegenden, und zwar in den Sandsteinen und Schiefern, im Han-
genden des oft mächtigen Brandschieferflötzes, das, von Mergel, Hornstein, Thon-
eisenstein und Schwarzkohlenschiefer begleitet, auf Conglommeraten und mit Schiefer-
thon wechselnden Sandsteinen ruht. Diese drei (älteren) Melaphyrströme sind längs
der Isergehänge zwischen Semil und Dolanky (NW. von Starkenbach) deutlich zu
beobachten.
Der unterste oder erste Strom keilt sich bei Ober-Sitova aus, der zweite
setzt bei Dolanky östlich bis über Susanek fort und der dritte, welcher zwischen
dem Sträänik- (Haisko-) und Kozinee-berge (bei Perimov) eine Strecke wıterbrochen
!) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. VIII (1857) pag. 701. — Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien (1858) IX pag. 45. — Amtlicher Bericht der 32.
Naturforscherversammlung in Wien 1858 pag. 76.
?) Geologische Karte d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Umgebungen von Jicin und Hohenelbe.
°) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst, in Wien. Bd. X (1859) pag. 384 und Bd. XII (1861)
pag. 381.
69
ist, erstreckt sich östlich bis über Brannä, wo er sich nördlich von der Kuppe
des Prineipalek gänzlich auskeilt.
Die zwei jüngeren Melaphyrströme, von denen der untere mehr mandel-
steinartig, der obere mehr massig und krystallinisch zu sein pflegt, lagern theils
auf den oberen Schichten der mittleren Etage des Rothliegenden (auf den unteren,
oft arkosenartigen oder den oberen, glimmerreiche Schieferthone einschliessenden
Sandsteinen) theils in und auf den Schichten der oberen Etage. Und diese besteht
aus braunrothen bis ziegelrothen, sandigen Schieferthonen, welche von Mergel-
schiefer und Brandschieferflötzen, sowie von Thoneisenstein- und Hornsteinschnüren
begleitet werden.
Zu diesen jüngeren Melaphyrströmen gehören: die vielfach zerrissene
Melaphyrmasse zwischen Neu-Paka und Huttendorf, der mächtige Strom zwischen
Lomnitz und Tatobit, jener des Hrupkaberges, östlich von Lomnitz, jener des
Kozakov, der Melaphyrrücken zwischen Tuhan und Horensko sammt dem Stränsko-
berge bei Pohor und die Melaphyrmassen zwischen Mri@na und Bysträ, zwischen
Cistä und Gross-Borovitz.
Diese jüngeren Melaphyrströme sind entweder unmittelbar über einander
gelagert oder durch eine Zwischenlage von tuffartigen Letten oder sandigen Thonen
von einander geschieden (so am Kaiserberge bei Levin-Oels, wo folgende Gesteins-
folge zu beobachten ist: «) Oberer Melaphyrstrom, mehre Kafter mächtig; b) zäher,
sandiger, rother Thon 2° mächtig und ec) Melaphyrmandelstein, zum Theile schlacken-
artig, 10—12° m.).
An Orten ‘jedoch, wo nicht beide Ströme vorhanden sind, lässt es sich
kaum entscheiden, welchen von beiden man vor sich habe.
Jokely’s Fussstapfen folgend hat Tschermak') den Versuch gemacht, für
die einzelnen Melaphyrströme petrographische Charaktere festzustellen; allein nach
den damaligen Methoden, die man bei petrographischen Studien angewandt hatte,
konnte es kaum gelingen, ein endgiltiges Resultat zu erzielen. Doch darf nicht
verschwiegen werden, dass durch Tschermak’s Studien wichtige Beiträge zur Er-
kenntniss der Melaphyrnatur geliefert wurden.
„In Bezug auf das Gefüge“ — äussert sich Tschermak (pag. 42) — „sind
alle Melaphyrströme darin gleich, dass sie eine gleichförmig krystallinische oder
eine mandelsteinartige Ausbildung zeigen. Nur das dritte Lager (der dritte
Melaphyrstrom) hat keine Mandelsteine.“
„Die mineralogische Zusammensetzung zeigt keine sehr auffallenden Unter-
schiede; doch ist das Eine hervorzuheben, dass die älteren Melaphyre den jüngeren
nicht ganz gleich sind, indem diese Augit enthalten, während jene weder Augit
noch Hornblende deutlich erkennen lassen ?)“ .. (pag. 43). „Doch sind sie nicht
etwa unter einander gleich, sondern die einzelnen Lager (Ströme) unterscheiden
sich auch einigermassen durch Struktur und Zusammensetzung des Gesteins. Wenn
2) Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869 pag. 29—88.
2) Die mikroskopische Analysis spricht für das Gegentheil.
70
sich auch kein für jedes Stückchen zutreffender scharfer Unterschied geben lässt,
so kann doch folgende Charakteristik aufgestellt werden:
1. Lager (Strom). Dichte oder feinkörnige Gesteine ohne deutlichen Chlo-
rophäit oder Biotit.
2. Lager. Dichte oder feinkörnige Gesteine mit deutlichen Chlorophäit-
theilchen oder Biotitblättchen.')
3. Lager. Deutlich krystallinisch körniges Gestein ohne Mandelsteinbildung.“
Für den ersten Melaphyrstrom führt Tschermak die chemische Analyse des
Melaphyrs von Beneschau an, für den zweiten die chemische Analyse des Melaphyrs
von der Mühle in Bysträ und von Pori@ und für den dritten die chemische Analyse
des Melaphyrs von Kozinece und von Hrabacov.
„Die jüngeren Melaphyre* — sagt weiter Tschermak (pag. 51) — „zeigen
keine bunte Abwechslung in Bezug auf ihre Struktur und ihr Ansehen. Wenngleich
alle Uibergänge zwischen schwarzem dichten Gestein bis zum hellfarbigen, grob-
körnigen auftreten, so sind doch die Extreme selten; das gewöhnlich vorkommende
Gestein ist feinkörnig mit schwachem Schimmer. Die mineralogische Zusammen-
setzung der einzelnen Abänderungen ist nicht sehr verschieden. In allen findet
sich ein Mineral aus der Augit- oder Hypersthen(?)reihe.‘“ „Da die jüngeren Me-
laphyre zufolge ihrer deckenförmigen Lagerung den Einflüssen der Athmosphäre
sehr stark ausgesetzt sind, so ist bei denselben die Verwitterung stark vorge-
schritten . . .*
In Rücksieht auf die Struktur bringt Tschermak die jüngeren Melaphyre
in drei Abtheilungen, nämlich in: «) grobkörnige bis mittelkörnige (nur bei Stränsko),
b) mittelkörnige bis feinkörnige (das gewöhnliche Vorkommen) und c) dichte bis
halbglasige Gesteine (bei Kruh und Zderetz) und führt die chemischen Analysen
der Melaphyre von Stränsko, vom Täborberge bei Lomnitz und von Zderetz an.
Uiberblickt man die mikroskopische Analysis der den einzelnen Melaphyr-
strömen entnommenen Proben, so wird man zu dem Resultate geleitet, dass
sich weder für die älteren und jüngeren Melaphyre, noch weniger
für die einzelnen Melaphyrströme der beiden Altersgruppen eine
bestimmte petrographische Charakteristik feststellen lässt, da
jede der aufmineralische Unterscheidungsmerkmale gegründeten
Melaphyrgruppen in verschiedenen Melaphyrströmen ihre Ver-
treter hat; allein über das vorwaltende Vorkommen einzelner
Melaphyrgruppen in den aufeinanderfolgenden Melaphyrströmen
sind bestimmte Schlussfolgerungen zu erzielen.
So treten die augitreichen Plagioklasmelaphyre in dem ersten
(Rybnitz-Beneschau), in dem zweiten (Wichova), vorzugsweise aberin dem
dritten Melaphyrstrome auf (Kozinee, Hrabatov, Brannä), haben aber auch
‘) Wahrscheinlich ist der diallagähnliche Augit mit Biotit verwechselt worden, da ich von
Biotit in den böhmischen Melaphyren nichts vorgefunden. Der Chlorophäit ist offenbar
sekundären Ursprungs.
1
in den jüngeren Melaphyrströmen [bei Horensko, bei Lomnitz und bei Zläbek !)]
ihre Vertreter.
Von den augitarmen Plagioklasmelaphyren finden sich die von
Poric, Borkov und Loukov im zweiten Melaphyrstrome und alle übrigen (nämlich
die von Nedves, Walditz, Kundratitz, Kostälov, Stränsko; von Jiva-Roskopov, Üsti
bei Paka, v. Kaiserberge, v. Levin-Oels, v. Trosky, v. Zläbek, v. d. Radostny-
Mühle und v. Kozäkov) in dem vierten (oder fünften) Melaphyrstrome vor.
Die augitfreien Plagioklasmelaphyre fallen mit Ausnahme des
Melaphyrs von Moschna bei Beneschau und von Machovskä Skäla bei Rybnitz, die
dem ersten Melaphyrstrome angehören, und mit Ausnahme des Melaphyrs vom
Ziegenrücken bei Brannä, der sich wahrscheinlich im dritten Strome vorfindet,
sämmtlich in den Bereich der jüngeren Melaphyrströme (des vierten und fünften).
In den Bereich der Melaphyrmasse zwischen Paka und Huttendorf fallen die
Lokalitäten: Jiva bei Paka, Zdiretz, Karlov, Levin, Goldzeche bei Widach und
in die südöstliche und nordwestliche Fortsetzung des Kozakover Melaphyrstromes
fallen die Lokalitäten: Mareinov, Liebenau, Saskal.
Die Orthoklasmelaphyre, fast durchwegs augitarm und augitfrei,
sind mit sehr wenigen Ausnahmen nur auf die jüngeren Melaphyrströme (auf den
vierten oder wahrscheinlicher auf den fünften) beschränkt.
Dieselben treten in der südöstlichen Eortsetzung des Kozäakover Melaphyr-
stromes bei Marcinov, auf der Seite gegen Lomnitz, bei Bradletz, hierauf in der
vielfach zerstückelten Melaphyrmasse zwischen Paka und Starkenbach, vorzugs-
weise bei Widach, bei Studenee (Studenee, Zdär-Studenec, Wachberg bei Studenee)
bei Unter-Kruh, bei Hennersdorf und in der Waldenburger Mulde bei Braunau
(Johannisberg), Schönau und Tunschendorf auf.
Als Ausnahmen wären nur das Melaphyrgestein von Hrabadov, welches
Werther analysirte, und das vom Ziegenrücken bei Brannä als dem dritten Mela-
phyrstrome angehörig zu verzeichnen.
Aus dem Vorangehenden ist die Schlussfolgerung gestattet,
dass die augitreichen Plagioklas-Melaphyre vorwaltend den äl-
teren, die augitarmen und augitfreien zum grössten Theile den
jüngeren Strömen angehören und dass die Orthoklasmelaphyre
in der grossen Mehrzahl die jüngsten sind.
Bemerkungen über die Zersetzbarkeit der Melaphyrgesteine Böhmens.
Ausser dem vorwaltenden Einflusse der Kohlensäure oder des Sauerstoffes
als der mächtigsten, in der Natur wirkenden Agentien haben wir bei der über
die Zersetzbarkeit der Melaphyre angestellten Betrachtung nur die Verschiedenheit
der Struktur und der mineralischen Zusammensetzung zu berücksichtigen.
2) Die mikroskopische Analysis des augitreichen Melaphyrs von Zläbek, den ich erst nach
Drucklegung der ersten Bögen zu untersuchen Gelegenheit fand, ist unter den vorgenannten
Melaphyren nicht angegeben. Die mikroskopische Analysis des augitarmen Melaphyrs
findet sich auf pag. 38 vor.
u Zr EEE TEE SEE RE EEE ME
Mit Rücksicht auf die Struktur zeigt sich in der Zersetzbarkeit
der Melaphyre ein greller Gegensatz zwischen den schlackigen, blasigen oder
porösen und den klein- oder feinkörnigen oder krystallinisch dichten Varietäten.
Wiewohl die ersteren die saueren (augit- und olivinarmen) Glieder der
Melaphyrfamilie umfassen, so sind sie doch gewöhnlich nur in vorgeschrittenen
Umwandlungsstadien anzutreffen, während von den klein- oder feinkörnigen oder
dichten, oft augit- und olivinreichen Varietäten nicht selten recht frische Proben
zu erhalten sind.
Was den Einfluss der mineralischen Zusammensetzung eines Melaphyrs
auf seine Zersetzbarkeit anbelangt, so gründet sich derselbe wesentlich auf die
relative Olivin-, Augit- und Cementmenge und dann auf die Beschaffenheit des
triklinen Feldspathes (ob Oligoklas, Andesin oder Labradorit). Je mehr Augit,
Olivin oder Cement ein Melaphyrgestein enthält und je weniger sauer sein Feld-
spath ist, desto leichter wird es zersetzt.
Einen Einblick in die chemischen Umwandlungsvorgänge eines Melaphyrs
bieten v. Richthofen’s chemische Analysen‘) an der frischen, veränderten und
mandelsteinartigen Varietät des Melaphyrs vom Buchberge.
I. Frischer Melaphyr vom Buchberge.
lI. Ein verändertes Gestein von ebendaher. Es ist röthlichgrau, matt,
braust nicht mit Säuren, enthält aber einzelne, stark brausende Ausscheidungen
von Eisenkarbonat.
III. Mandelstein vom Buchberge. anne grauviolett hell, Bruch erdig.
Resultat von drei Partialanalysen.
IV. Derselbe Mandelstein. Resultat einer Gesammtuntersuchung.
® II. II. Iy:
Kieselerde ! . = 5458 5441 50:31 48:94
Thonerde . . = 189% 25:08 2408 2625
Eisenoxyd Zee 770 578 ol
Eisenoxydull . = 1087 = _ 2
Kalkerde 7 331 6.98 535
Macnesia 7,2, = Hlel5 1:90 300 n. best.
Kali = n.best. n. best. 2:40 n. best.
Natron = en * 0:34 R
Wasser al! 2:87 2:81 2:81
Phosphorsäure . = 112 076 056 074
Kohlensäure Zi 0.45 374 3:72
Vergleicht man die I. und II. Colonne, so ersieht man, dass die Um-
wandlung des Melaphyrs wesentlich in der Auslaugung des Eisenoxydul, der Kalk-
erde, zum Theile auch der Kieselerde und in der relativen Vermehrung der Thon-
erde und der Magnesia statt fand; d. h. in dem augitischen Gemengtheile wurde
der Eisenoxydul- und Kalkerdegehalt vermindert und hiedurch der Gehalt an
Magnesia und Thonerde relativ vermehrt. Ebenso wurde auch wahrscheinlich aus
‘) Tschermak’s Porphyrgesteine Oesterreichs, pag. 82.
I
os
dem feldspathigen Gemengtheile ein Theil der Basen und der Kieselerde entfernt
und hiedurch der Thonerdegehalt relativ vermehrt.
Dehnt man den Vergleich auf die III. und IV. Colonne aus, so bemerkt
man nur die Fortsetzung des oberwähnten Umwandlungsvorganges, jedoch unter
ziemlich bedeutender Vermehrung des Kalkkarbonates.
Zur Paragenesis der sekundären Minerale der Melaphyrgesteine
Böhmens.
Die ältesten sekundären Mineralgebilde, die vorzugsweise dem Olivin und
dem augitischen Gemenstheile des Melaphyrs entstammen und die in der Regel
die Wandungen der Blasenräume auskleiden oder in kleineren oder grösseren
Partien ausgeschieden vorkommen oder das ganze Gestein imprägniren, sind: Chlo-
rophäit, Delessit oder ein chloritisches Mineral.
Chlorophäit — in kleinen Körnern — erwähnt Tschermak als ein für
den zweiten Melaphyrstrom charakteristisches Mineral und hält dessen Körner für
Pseudomorphosen nach Olivin.!)
In Dünnschliffen als eine homogene Substanz ziemlich gleichmässig ver-
breitet, fänd sich der Chlorophäit in dem aus dem Eisenbahndurchschnitte von
Poric stammenden Melaphyre vor. Erdige strukturlose Theilchen von Chlorophäit
wurden in Blasen- und Hohlräumen der Melaphyre mehrfach bemerkt.
Delessit ist in den Mandelsteinen allgemein verbreitet. Bald füllt er die
Blasenräume vollständig aus, bald bildet er nur die Aussenrinde von Caleit-, Quarz-,
Chalcedon- oder Opalknollen. Reich an Delessit sind die meisten Mandelsteinpartien,
besonders die von Kozäkov, Beneschau, Kundratitz, Kruh. Die kleinen Mandeln
bestehen gewöhnlich zur Gänze aus Delessit, die grösseren haben einen kleinen Kern
von Caleit, Quarz ete., die grössten haben nur eine Rinde von Delessit und einen
grossen Kern, der aus anderen Mineralen besteht, so dass die Mächtigkeit des
Delessites überall dieselbe ist. Diess erklärt sich aus dem Umstande, dass schon
in den ersten Stadien der Umwandlung eines Melaphyrgesteins der dem Olivin
und Augit gehörige Eisengehalt in Form eines eisenoxydulreichen Silikates aus-
geschieden wird.
Ein Chloritähnliches Mineral kömmt in manchen Fällen an Stelle des
Chlorophäites oder des Delessites vor. Tschermak erwähnte des Eisenchlorits aus
dem Melaphyr von Kozineec ?) und von Kostälov ?); früher aber liess schon Bischof?)
die Bemerkung fallen, dass die Grünerden (der Melaphyre) nur Varietäten eines
dem Ripidolith ähnlichen Minerals zu sein scheinen. Und ein soiches Mineral,
!) Porphyrgesteine Oesterreichs pag. 66.
2) A. a. O. pag. 49.
®) A. a. O. pag. 57, j
*) Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. III Bd. pag. 641.
74
welches Delesse!) aus einer Mandel des Melaphyrs von Oberstein analysirt hatte,
ergab in %o:
Kieselerde == 29:08
Thonerde
Eisenoxyd ( 42:00
Kalkerde EEETT
Magnesia = 1223 (a. d. Differenz ber.)
Glühverlust —p 12:99
100:00
Ein chloritähnliches Mineral hatte Hr. Assist. Bilek aus dem Melaphyr
von Unter-Kruh qualitativ untersucht. Dasselbe gab viel Wasser, erlangte durch
Glühen eine speisgelbe, metallische Farbe, lösste sieh in Salzsäure unter Brausen,
da es mit Kalkkarbonat gemengt war, und mit Ausscheidung von flockiger Kiesel-
erde auf und gab Reactionen auf Thonerde, Eisenoxyd, Kalkerde, Magnesia und
Spuren von Mangan. Das Pulver des in kleinen rundlichen Partien ausgeschiedenen,
zartschuppigen Minerals war graulichgrün.
Jünger als die vorerwähnten eisenoxydulreichen Silikate sind die Carbonate:
Siderit, Caleit, Dolomit, von denen das erste und dritte nur dem Olivin und dem
augitischen Minerale, das zweite aber sowohl dem augitischen Minerale als auch
dem triklinen Feldspathe (falls derselbe der Andesin- oder Labradoritreihe ange-
hört) entstammen kann.
Siderit — in kleinen, gelblichgrauen, grobkörnigen Partien ausgeschieden
— wurde in dem an farblosen Calcitausscheidungen reichen Melaphyrgestein von
der Goldzeche bei Widach und von Richthofen in dem veränderten Melaphyr vom
Buchberge beobachtet.
jaleit — in Form einer farblosen, weissen oder gelblichweissen, späthigen
Substanz — füllt recht grosse Blasen der Melaphyre (Mandelsteine) vollständig aus
oder kömmt in Partien mit Quarz abwechselnd vor; seltener ist er in späthigen
Partien, in die Grundmasse der Melaphyre eingesprenst, zu finden.
Das spezifische Gewicht des späthigen Caleits aus dem Mandelsteime von
Kozäkov (vom Hın. Bilek best.) = 2'723 (bei 15° R).
Dolomit in Drusen gelblich gefärbter Rhomboeder als Auskleidung von
Hohlräumen stark zersetzter Partien des Melaphyrs von Beneschau und in Klüften
im zweiten Melaphyrstrome bei Semil wurde von Tschermak *) beobachtet. Im
Innern der von Dolomit ausgekleideten Drusenräume von Beneschau war schwarzes,
bei gewöhnlicher Temperatur sprödes, glänzendes
Erdpech angesammelt. Dasselbe verbrannte auf dem Platinblech fast ohne
allen Rückstand. ?) Auf ein ähnliches Vorkommen bezieht sich wahrscheinlich Mo-
tejlek’s Angabe über den Anthracit des zersetzten Mandelsteins von Rybnitz.
') Bischof’s Lehrb. d. chem. und phys. Geol. III Bd. pag. 640.
?) A. a. O. pag. 45 und 64.
») Erdpech wurde schon früher aus dem Melaphyr von Oberstein durch Volger bekannt,
75
Wahrscheinlich jünger als die erwähnten Carbonate, jedenfalls jünger als
der Siderit, aber zum grössten Theile älter als der Quarz ist der
Göthit von Ruppersdorf bei Reichenberg zu verzeichnen. Derselbe bildet
bis 10 cm. breite Kugeln von radialstängligem Gefüge und hoch gelblichbraunem
Striche und ist mit stängligem Quarze und hierauf mit Quarzdrusen bedeckt oder
von denselben eingehüllt. In zarten Nadeln kömmt er auch im den Quarzstängeln
und Quarzkrystallen eingewachsen vor.
Die gewöhnlichste und allgemein verbreitetste unter den sekundären Mineral-
substanzen der Melaphyre, welche erbsen- und bohnengrosse, aber auch faust- und
kopfgrosse Höhlungen ausfülit, ist die Kieselerde, welche seltener in Form von
Opal, gewöhnlich aber in Form von Chalcedon oder Quarz erscheint.
Chaleedon, farblos, weiss, gelblich- oder graulich- oder bläulichweiss,
füllt kleinere und grössere Blasenräume aus; häufig erscheint er in erbsengrossen,
durch die Melaphyrmasse ziemlich gleichmässig vertheilten Kügelchen oder in
bohnengrossen Mandeln oder in Knollen. Traubige Gestalten, die eine concentrisch
schalige Struktur aufzuweisen pflegen, sind gewöhnlich in eine erdige, weisse
Substanz, den
Kascholong, umgewandelt. Mit Grünerde imprägnirte Chalcedonvarietäten
von Kozäkoy werden als
Heliotrop angeführt (Zippe).
Der Kascholong aus dem Mandelstem von Kozäkov ergab das spezifische
Gewicht = 2'613 (von Hrn. Bilek best.).
Dem Chalcedon, welcher in Form von Kascholong oft nur die äussere
Hülle der Mandeln bildet, folgen die mannigfachen, kryptokrystallinischen Varietäten
des Quarzes, die man allgemein mit dem Namen
Jaspis belegt oder ihre streifenweise wechselnden Gemenge mit phanero-
krystallinischem Quarze, die den Namen
Achat !) führen. Das Innere der Chalcedon- und Achatmandeln pflegt von
stängligem Quarze und hierauf von schönen Berskrystall-, Amethyst- oder Quarz-
drusen ausgekleidet zu sein.
Die grössten (oft kopfgrossen) und schönsten Amethystkugeln unseres Me-
laphyrgebirges stammen von Kozäkov, von Saskal bei Liebenau, von Schönau bei
>raunau und schöne Amethystplatten von Kriesdorf bei Reichenberg. An den
Amethystkrystallen von Kozäkov sind die beiden Rhomboeder sehr ungleichmässig
ausgebildet und die Krystalle nach einer Nebenachse verzogen, so dass an Stelle
der Polecken fast überall Kanten auftreten. Von Kriesdorf enthält das böhmische
Museum zwei grosse Platten mit schön violet gefärbten Amethystkrystallen, die
in kugeligen Gruppen radial angeordnet sind und dieselbe Beschaffenheit haben
wie die von Kozäkov.
‘) Eingehende Studien über die Bildung der Chalcedon- und Achatmandeln theilt Bischof
"mit (in s. Geologie III Bd. pag. 631).
Aufgewachsene und an beiden Enden wohl ausgebildete Quarzkıystalle,
die in Quarzdrusen von Kozäkov und von Marcinov beobachtet wurden, stellen
einfache Pyramiden dar, an denen seltener die Prismenflächen in Form äusserst
dünner Streifehen zum Vorschein kommen. !)
Besondere Erwähnung verdient noch der trübe, matte, radialstänglige Quarz,
dessen Strahlen oft in die sechsseitige Pyramide auslaufen und der mit dem Namen
Sternquarz belegt wird. Derselbe, von A. E. Reuss”) und Breithaupt ?)
beschrieben, findet sich nach Jokely’s Angabe im Tuffe bei Kundratitz vor. Ge-
wöhnlich führt dessen Etiquette Hohenelbe als Fundort an. — In grossen Knollen
und an verschiedenen Punkten des Melaphyrgebirges kommt der
derbe Quarz vor, dessen Höhlungen zuweilen mit traubenförmigen An-
häufungen winzig kleiner Kryställchen ausgekleidet sind und in dem als Seltenheit
Baryt in grossen rhombischen Tafeln eingewachsen vorkömmt. Die bis
4 cm. langen und fast ebenso breiten, graulichweissen Barytkrystalle, die das
böhmische Museum aufweist, stammen von Kloko@ am Kozäkov. Sie stellen die
einfache Combination P&.oP% dar und sind in derbem röthlichen Quarze ganz
eingewachsen. Von Trautenbach bei Schatzlar brachte Hr. Assist. Bilek eine Kugel
von derbem gelblichweissen Quarze, deren Inneres mit einer zarten Quarzdruse
versehen und von einer röthlichen, dicken Baryttafel eingenommen war.
Nach Motejlek’s und Zippe’s Angaben kömmt der Baryt bei Präckov am
Kozäkover Gebirge vor. Und Tschermak ?) erwähnt des Barytvorkommens in den
Knollen des Mandelsteins vom zweiten Melaphyrstrome im Woleskathale, südlich
von Semil, neben Caleit und Delessit, und ebenso im Mandelstein von Perimov.
In dem Bahndurchschnitt durch das Woleskathal hat Tschermak eine Kluftaus-
füllung mit folgender Mineralfolge beobachtet:
a) derber Braunspath, 5) Chalcedon, ec) krystallisirter Quarz, d) Rhom-
boeder von Braunspath, e) strahliger Baryt, f) trübe Caleitkrystalle, A) durch-
sichtige Caleitkrystalle.
Reine Barytfragmente von Kloko@ am Kozäkov hatten das spezifische
Gewicht (von Hrn. Assist. Bilek best.) = 4432.
Als jüngste Gebilde treten auf den Quarzdrusen der Melaphyr-Mandelsteine
die Zeolithe: Stilbit, Chabasit, Harmotom und nach Zippe’s Angabe auch Analeim auf.
Eine bestimmte Folge dieser Zeolithe lässt sich aus den böhmischen Vor-
kommnissen nicht ableiten, da sie gewöhnlich vereinzelt, seltener neben einander,
an verschiedenen Stellen der Quarzdrusen oder fast unmittelbar auf dem Melaphyr-
gestein, blos durch eine dünne Lage von verhärteter Grünerde geschieden, vorkommen.°)
ı) Manche Quarzkrystalle enthalten nahe der Oberfläche und an der Oberfläche punkt- bis
mohngrosse, schwärzliche und röthliche Kügelchen (wahrscheinlich Stilpnosiderit und Hae-
matit), nach deren Ausfallen sie wie mit Nadelstichen markirt erscheinen. Andere Quarz-
krystalle sind reich an rothen Schüppehen von Eisenrahm.
*) Lotos 1857 pag. 2.
®) Berg- und Hüttenm. Zeit. 1866 pag. 107.
#) A. a. O. pag. 64.
5) Auf den Melaphyr-Mandelstemen fremder Lokalitäten, von denen das böhmische Museum
Mineralstufen aufweiset, lässt sich folgende Succession der Zeolithe beobachten:
77
Stilbit in kleinen, dicktafelförmigen, farblosen oder grösseren, graulich-
oder gelblichweissen, zuweilen nach RP zwillingsartig verwachsenen Krystallen
und in weissen oder ziegelrothen, späthigen Partien. Die einfachen Kıystalle stellen
die Combination von Ro. »Pw.Pw.oP.:P dar.
In einem Knollenfragmente aus dem Mandelsteine von Kozäkov erscheint
der Stilbit in folgender Suecession: a) stängliger, bläulichweiss gefärbter, ziemlich
pellueider und röthlich gefärbter, minder pellueider Quarz. b) schwach röthlich
weisse, stark durchscheinende Quarzdruse, ec) Stilbitkrystalle und daneben milch-
weisse Chabasitkrystalle. In einem anderen Knollenfragmente bildete späthiger Stilbit
die Ausfüllung des Drusenraumes.
In dem Melaphyre von Levin bei Neu-Paka finden sich kleine, ziegelrothe,
späthige Stilbitpartien mit graugrünem Jaspis mehrfach eingesprengt vor.
Ausserdem fand sich Stilbit in äusserst zahlreichen, aber winzig kleinen,
meist mikroskopischen, farblosen oder gelben und grünlichen, dnrehsichtigen Kry-
ställchen auf einer aus jaspisartigen, rothen, grauen und grünen Bändern beste-
henden Quarzplatte vor, die wahrscheinlich aus dem Kozäkover Melaphyrzuge stammt.
Die zarten Kryställchen stellten die Combination von oP».»“Pw.Pwund oP dar.
Das spezifische Gewicht reiner Fragmente des Kozäkover Stilbits (von Hrn.
Bilek bei 19° R. best.) = 2232.
Chabasit erscheint gewöhnlich in graulich- oder gelblichweissen, seltener
fast farblosen Kıystallen auf den Quarz- oder Amethystdrusen von Kozakov, und
zwar mit oder ohne Stilbit.
Seine Krystalle sind Durchkreuzungszwillinge der Combinationen von R
— !/, Rund —2R.
Harmotom. Bis jetzt war Harmotom aus dem böhmischen Melaphyr-
gebiete nicht bekannt. Erst vor kurzem brachte mir Hr. Assist. Bilek einen Mandel-
stein von Kozäkov, der in einem, nur mit Grünerde (Chlorophäit) ausgekleideten
Blasenraume spärlich zerstreute, winzig kleine, graulichweisse, minder pellueide
Kryställchen enthielt, die der Form nach (oP%.»P%&.P) dem Desmin, Phillipsit
oder Harmotom angehören könnten; allein die auf den Pyramiden- und Makro-
pinakoidflächen zuweilen bemerkbare, den gegenseitigen Combinationskanten letzt-
Auf dem Melaphyrmandelstein von Oberstein in Schlesien:
a) späthiger, weisser oder grauer Caleit, b) traubiger Kascholong, c) zarte Quarzdrusen,
d) Drusen graulichweisser, ziemlich stark pellueiden und glänzenden Chabasitkrystalle
(R), deren Flächen parallel den Polkanten gerieft sind und e) vereinzelte, röthlichweisse,
schwach pellucide Harmotomkıystalle (oP%.»P%&.P), Durchkreuzungszwillinge mit
zusammenfallenden Hauptachsen.
Auf dem Mandelstein von Dalsnypen (Faröer):
a) Grünerde, b) fächerförmig und wulstförmig sgehäufte, graulichweisse Desmin-
krystalle und c) vereinzelte graulichweisse Stilbitkrystalle, beide Zeolithe mit Einschlüssen
von Grünerde versehen oder durch Letztere thelweise gefärbt.
a) Stilbit b) Apophyllit.
a) strahligblättriger Desmin, b) Chabasit, ce) Wärzchen von radial zartfaserigem
Comptonit. Auf der Basaltwacke von Dalsnypen und von Nalso& ist die
Zeolithenfolge gerade umgekehrt,
Auf einem Mandelstein von Fassa: a) röthlicher Analeim, 5) Apophyllit.
78
genannter zwei Gestalten parallele Streifung schien auf das letztgenannte Mineral
hinzuweisen. Ich opferte ein Kryställchen, löste dessen Pulver auf einem Uhrglase
in Salzsäure auf, wobei sich Kieselpulver ausschied, und brachte die reine Solution
auf einem anderen Uhrglase mit einigen Tropfen von schwefelsaurem Kalke zusammen.
Es entstand sogleich eine starke Trübung von gefälltem schwefelsauren Baryt.
Endlich ist des
Analeim zu erwähnen, der nach Zippe’s Angabe in dem Mandelstein von
Kozakov, auf Quarz aufsitzend, vorkömmt.
Verzeichniss der die böhmischen Melaphyrgesteine betreffenden
Abhandlungen und Notizen.
Ferber J. — Beiträge zur Mineralgeschichte von Böhmen. Berlin. 1774.
Grünwald. — Uiber die physikalische Beschaffenheit des Bunzlauer Kreises.
Prag und Dresden. 1786.
Jiräsek. — Mineralogische und botanische Bemerkungen auf einer Reise
nach dem Riesengebirge. Dresden. 1788 pag. 7—9.
F. A. Reuss. — Mineralogische Geographie von Böhmen. II. Bd. 1797.
Mandelstein des Jeschken p. 157. Mandelstein und Basalt von Kozäkov p. 338—341.
K. v. Raumer. — Die Gebirge Niederschlesiens, der Grafschaft Glatz und
eines Theils von Böhmen und der Oberlausitz, geognostisch dargestellt. 1819 p. 77
und 105.
J. Motejlek. — Das rothe Sandsteingebilde zwischen dem linken Iser-
und dem rechten Elbeufer am südlichen Fusse des Riesengebirges geognostisch
geschildert. Prag 1829, mit einer geognostischen Karte.
F. X. M. Zippe — Uibersicht der Gebirgsformationen in Böhmen 1831, p. 39.
F. X. M. Zippe — in Sommer’s „Königreich Böhmen, statistisch-topo-
graphisch dargestellt“. Bunzlauer Kreis 1834. Semil, p. 343. — Bidschover Kreis 1835.
Libstadtl, Bysträ, p. 127. Lomnitz, p. 157. Starkenbach, p. 164. Studenec, p. 198.
Falgendorf, p. 225. — Königgrätzer Kreis 1336 p. XVII, Schatzlar, p. 148.
F. X. M. Zippe — in den Verhandlungen der Gesellschaft des vater-
ländischen Museums in Böhmen. Jahrg. 1837 p. 63 ff. Die Mineralien des Mandel-
steingebirges.
F. X. M. Zippe — Böhmens Edelsteine. Prag 1837.
A. E. v. Reuss — kurze Uibersicht der geognostischen Verhältnisse Böhmens
1854. pag. 65.
E. Porth — im Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. VII (1857),
p. 701. Bd. IX (1855), p. 4.
E. Porth — im Lotos, Prag. Bd. V (1855).
1)
E. Porth — im amtlichen Berichte der 32. Naturforscherversammlung in
Wien 1858, p. 76. Lagerungsprofile.
F. Römer — im N. Jahrb. für Mineralogie und Geol. von Leonhard und
Bronn. 1858 p. 554.
J. Jokely — im Jahrb. der kais. köngl. geolog. Reichsanst. Bd. X (1859).
Jeschkengebirge p. 354 und Bd. XII (1861). Gliederung des Rothliegenden p. 381.
J. Jokely — Geolog. Karte. Umgebung von Ji&in und Hohenelbe. Heraus-
gegeben von der k. k. geolog. Reichsanst. in Wien.
A. Madelung — Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. in Wien. Bd. XIV.
Verhdl. p. 135.
G. Tschermak — die Porphyrgesteine Oesterreichs. Wien 1869, p. 29—88.
(Eine von der kais. Akad. d. Wissensch. gekrönte Preisschrift.)
E. Boricky — in der königl. böhm. Gesellsch. der Wissensch. Prag 1876.
Uiber die Umwandlungsstadien einiger Gemengtheile der böhm. Melaphyre.
I FPAIIR
Einleitung
I. Primäre Mineralgemengtheile der
Melaphyrgesteine
1) Primäre Mineralgemengtheile, die an der
Zusammensetzung aller oder der meisten
Melaphyrgesteine wesentlichen Antheil nehmen
1) Plagioklas £
2) Orthoklas, Sanidin
3) Augit .
4) Amphibol
bBaDhyamı 00.05
6) Magnetit .
7) Das Cement oder das rücketändige Men
der Melaphyrgesteine ww:
2) Primäre Minerale, die an der Zusammen-
setzung einiger wenigen Melaphyre we-
sentlichen Antheil nehmen oder die nur in
geringer Menge oder accessorisch auftreten
1) Diallagähnlicher Augit .
Uralit . 2
2) Ein Ironeltähnlichen Mineral)
3) Titaneisen Ei Pen
4) Apatit
5) Nephelin
II. Sekundäre Minerale, die als Ge-
mengtheile der Grundmasse umge-
wandelter Melaphyre auftreten
1) Sekundäre Minerale, die an der Zusammen-
selzung der Grundmasse der meisten umge-
wandelten Melaphyre wesentlichen Antheil
nehmen in RN Se a
Seite
22
1)
1) Ein delessitähnliches Mineral
2) Ein chlorophäitähnliches Mineral .
3) Sekundärer Magnetit
4) Hämatit
5) Limonit .
2) Sekundäre Minerale, die nur stellenweise
oder seltener an der Zusammensetzung der
Grundmasse umgewandelter Melaphyre An-
theil nehmen .
BEN A A a 2
Dolomit .
Kieselerde
Eintheilung der Melaphyrgesteine
und mikroskopische Analysis der
von einzelnen Lokalitäten stammen-
den Proben.
I. Plagioklasmelaphyre
Allgemeiner Charakter .
1) Augitreiche Plagioklasmelaphyre
Allgemeine Charaktere =
Augitreiche Plagioklasmela-
phyre mit granitischer Mikro-
struktur
Wichova bei Starkenbach
Horensko (schwarzweisskörnig)
b) Augitreiche Plagioklasmela-
phyre mit vorwaltend felsiti-
schem Cemente
llorensko (schwarzgrün)
Horensko-Kostälov . » . 2 2 2 00.
Lomnitz
Neudorf bei oaitz
Kozinee bei Starkenbach .
Hrabacov „ e
Brannä
ec) Augitreiche Plagioklasmela-
phyre mit felsitisch halb entgla-
stem und zugleich staubkörner-
und trichitreichem Cemente
Rybnitz-Beneschau
2) Augitarme Plagioklasmelaphyre
Allgemeine Charaktere .
Oberhalb Walditz bei Kostälov
Pofic bei Semil ;
Poric (Eienbahndurchschait)
Loukov ;
Borkov bei Eh
Kundratitz
Nedves bei Semil
Zät. Kostälov
Jaberlich am Raschen .
Jiva-Roskopov .
Usti bei Paka .
Levin-Oels : ;
Kaiserberg (Gipfel) bei NER raRs L
Trosky bei Jicin .
Zläbek -
Radostny-Mühle am in Ih ienen)
Kozäkov (oberhalb des Dorfes)
3) Augitfreie Plagioklasmelaphyre .
Allgemeine Charaktere
Saskal A
Liebenau bei itieyaftsniiteen
Marcinov (schwärzlichbraun)
Mareinov (dunkel violettgrau)
Mareinov (von der Seite gegen )
Jiva bei Paka .
Zdiretz
Mühle Karlov .
Levin bei Neu-Paka
Widach (nahe der Goldzeche)
Moschna bei Beneschau
Machovskä skäla bei Rybnitz ;
Windmühle zwischen Studenee und ih
Ziegenrücken bei Brannä .
Friedstein
Raschen am Benkenslhote
1. Ortboklasmelaphyre
Allgemeiner Charakter .
1) Augitreiche Orihokiasmalanhyre
Seite
Johannesberg bei Braunau . . 2...
2) Augitarme Orthoklasmelaphyre
Bradlec Rn RER
Mareinov
Kozäkov . '
gegenüber Widach Be Nana ö
Zdär-Studenee .
Studenee .
Wachberg bei Stildenen
Dolni Kruh . 2
Ziegenrücken bei Brannä .
Hennersdorf-Hohenelbe
Johannesberg bei Braunau R
grüngrau, kryst. dicht
schwarz, pechsteinartig
Schönau .
Tunschendorf bei Brain
3) Augitfreie ale ren
Borek-Raschen i
Anhang.
Öberstein in Schlesien .
Ilmenau in Thüringen .
Chemische Untersuchungen an den
Melaphyrgesteinen Böhmens .
Einleitung
I. Plagioklasmelaphyre
Allgemeiner Charakter .
1) Augitreiche Eoniakiesmelanlire)
Allgemeiner Charakter . . . a
Interprätationen der een een
des gelösten und ungelösten Antheils von
dem schwarzweisskörnigen Melaphyr von
Horensko. h
Mineralische nee rung Denen :
Berechnete Bauschanalyse desselben .
Tschermak’s chemische Analyse des Mela-
phyrs von Kozinec
Werther’s chemische Analyse des Melanhyes 13
von Stränsko
2) Augitarme und Bnilsreie Plagioklasmela-
phyre :
Allgemeiner Oherakler -
Interprätation der chemischen Analyse des
Melaphyrgesteins von Trosky 5
| Chemische Analyse des in Salzsäure ge-
| lösten Antheils
Interprätation Jenzsch’s ae Sake
des Melaphyrs vom Hockenberge
6
57
58
82
Seite
Interprätation Strommer’s chemischer Ana-
lyse des Melaphyrs von der Mühle in
Bysträ (Bistra) . - . 61
Chemische Analyse des in Salzsäure gelösten
Antheils von dem augitfreien use
von Marcinov . . . 62
Merkel’s chem. Analyse dee ee von
Zderetz . . 63
Mikula’s chem. Ahklyue b Meier von
Beneschau . . . =
v. Richthofen’s chem. a deg "Mela-
phyrs vom Buchberge bei Landeshut . —
Werther’s chem. Analyse des Melaphyrs
von Poric nee 63
Mikula’s chem. Arakyan das, een
Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt . —
Hayek’s chem. Analyse des grobkörnigen
Melaphyrs von Stränsko bei Liebstadt . —
II. Orthoklasmelaphyre . . . 64
Interprätation Werther’s chemischer Ana-
lyse des Melaphyrs von Hrabaöov . . . —
Werther’s chem. Analyse des Melaphyrs
von Täbor TER ©
Diber das spezifische Gewicht der Melaphyr-
gesteine Böhmens Br 5:
Bemerkungen über die Geotektonik, Absonde-
rungsformen, Struktur und Einschlüsse der
Melaphyrgesteine Böhmens . .
Uiber das relative Alter der Mela-
phyrgesteine Böhmens und über
die Verbreitung einzelner Mela-
phyrarten nach ihren Altersver-
hältnissen
Bemerkungen über die Zersetzbarkeit der Me-
laphyrgesteine Böhmens .
\ Zur Paragenesis der sekurdären Minerale der
Melaphyrgesteine Böhmens .
Verzeichniss der die böhm. Mela-
phyrgesteine betreffenden Ab-
handlungen und Notizen
Seite
64
65
66
68
71
73
78
Alphabetisches Verzeichniss
jener Melaphyrvorkommnisse, auf welche sich die vorerwähnten mikro-
skopischen und chemischen Analysen beziehen.
aunnnnnan
ar. PM. — augitreicher Plagioklas-Melaphyr ; | Seite
aa. PM. — augitarmer 5 4 | Jaberlich, Raschen aa. PM. . . . ...36
af. PM. — augitfreier = 5 Jeschkengebirge, Raschen af. PM. . . . 47
ar. OM. = augitreicher Orthoklas-Melaphyr; | Jiein, Trosky ch. A. . . 2.2.2.2... 59
aa. OM. — augitarmer 2 : Jıcm, Trosky aa EM Na Dee RE
af. OM. — augitfreier - > Jayarı Fakayarı PM. rm ER
ch. A. = chemische Analyse. Jiva-Roskopov aa. PM. . 2 .2.2..2.2.%86
Johannesberg, Braunau aa. OM. . . . . 51
Seite | Johannesberg, Braunau ar. OM. . . ..47
Beneschau ch. A. ne 63 | Ilmenau, Thüringen a. OM. .....5
Beneschau, Moschna af. PM. 45 | Kaiserberg, Neu-Paka aa. PM... . . . . 37
Beneschau- a ar. PM. 312 u Kanlov ra DM Ne AR
[Bysträ, ch. A. ... . 61 | Kostälov-Horensko ar. PM. . . ....29
Borkov, Semil aa. PM. 34 | Kostälov, Walditz aa. PM. . . .».... 3
Borek, Raschen af. OM. 52 | Kozäkov aa. OM. . . . . 48
Bradlec aa. OM BE Aa 47 | Kozäkov (oberhalb des Dore aa. PM. 239
Brannä, Ziegenrücken af, PM. 46 | Kozäkov, Radostny aa. PM... . ....3
Braunau, Johannesberg af. OM, 47 | Kozinee, Starkenbach ar. PM. ee N
Braunau, Johannesberg aa. OM. 51 | Kozinec, Starkenbach ch. A . ....58
Braunau, Tunschendorf af. OM. 920° KruheDolnı 32, QM ER nn 50
Buchberg, Landeshut ch. A. 634 Kundratitz Samba Bi
Buchberg, Landeshut ch. A. 72 | Landeshut, Buchberg ch.A. .....6
Dolni Kruh aa. OM. 50 | Landeshut, Buchberg ch. A. ..... 72
Friedstein af. PM. 46 | Levin, Neu-Paka af. PM... . . .... 44
Hennersdorf-Hohenelbe aa. oM. 51 | Levin-Oels aa. PM... . . nn, SEN
Hockenberg ch. A. ca 60 | Liebenau, Reichenberg af. PM. RR BE
Hohenelbe-Hennersdorf aa. oM. 51 | Lhota-Studenee, Windmühle af. PM. . . 46
Horensko (schwarzgrün) ar. PM. . sul Komnitz-arı EM Are en
Hofensko (schwarzweiss) ar. PM. . 27 Domnitz, Maremoy, ab EM. 2.2.0 et,
Horensko ch. A. - 56 | Lomnitz, Mareinov af. PM. . .2....43
Horensko-Kostälov ar. PM. 29 | Lomnitz, Mareinov aa. OM.. . ....48
Hrabatov, Starkenbach ar. PM. 31. |' Lomnitz,'Mareinov. ch. A. 2, 2.28
Hrabatov, Starkenbach ch. A. 69 STIOUKOVZaRNIE Ne
84
Machovskä skäla, Rybnitz af. PM.
Marcinov, Lomnitz aa. OM. .
Mareinov, Lomnitz af. PM. .
Marcinov, Lomnitz af, PM. .
Marcinov, Lomnitz ch. A.
Moschna, Beneschau af. PM.
Nedves, Semil aa. PM. es
Neu-Paka, Kaiserberg aa. PM. .
Neu-Paka, Levin af. PM. .
Neu-Paka, Widach aa. OM. .
Neu-Paka, Widach af. PM.
Oberstein, Schlesien aa. OM,
Paka, Jiva af. PM.
Paka, Usti aa. PM.
Porie, Semil aa. PM. 2
Poti6 (Eisenbahndsch.) aa. PM.
Pori6& ch. A. RE AR:
Radostny, Kozäkov aa. PM.
Raschen, Borek af. OM.
Raschen, Jaberlich aa. PM. .
Raschen, Jeschkengebirge at. PM.
Beichenberg, Liebenau af. PM.
Reichenberg, Saskal af. PM.
Rybnitz-Beneschau ar, PM.
Rybnitz, Machovskä skäla af. PM.
Roskopov-Jiva aa. PM.
Saskal, Reichenberg af. PM.
Schönau aa. OM.
Semil, Borkov aa. PM.
Semil, Nedves aa. PM.
Semil, Pori@ aa. PM.
Seite
45
48
42
43
62
45
35
38
44
48
45
53
43
Selte
Starkenbach, Hrabacov ar. PM. .... 3
Starkenbach, Hraba&ov ch. A. . . . . . 64
Starkenbach, Kozinee ar. PM... . . .. 80
Starkenbach, Kozinec ch. A. . ....58
Starkenbach, Wichova ar. PM. . ...%6
Stränsko. ch, YA, an. *.. Te
Strärisko ch. Al An 0. te
Studenec aa. OM. . . . 2.40
Studenee-Lhota, Windmühle af PM. ee
Studenee, Wachberg aa OM. . . ... 49
Studenee-Zdär aa.0OM. ....2... 48
Täborich..A& 7. el vo Kae
Trosky, Jiein aa. PM. 2er ee EI
Trosky, Jiecih ch. AX °. 0% et)
Tunschendorf, Braunau af, oM. sat 12
Usti, Paka; a8, PM.uc 02 ae
Wachberg, Studenec aa. OM. . . . .. 49
‚Walditz, Kostälov aa. PM. 7 Fee
Wichova, Starkenbach ar. PM. . ... 26
Widach, Neu-Paka aa. OM.. . ....48
Widach, Neu-Paka af. PM... . : . 45
Windmühle 2. ee und Lhota af. PM. 46
Zderetz ch. Bw uhr
BE Biammi aa. oM. oa
Ziegenrücken, Brannä af, PM. u ZT A
Zär. Kostälov aa.-PM. . u... un. 02 20 85
Zdär-Studenee aa. OM: 2.0.0. 0 2. 48
Yäirete af PM. „5,0 6
Zläbek-aa/ PM. „2.70. % VoSk Re
Zläbek’ar. PM. . 0: 0. uk a An
Tafel I.
Mikroskopische Melaphyr-Partien.
‘Fig. 1. Eine Partie aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr
von Pori6 (SOX vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen, monoklinen
und triklinen Feldspathleistehen mit bräunlichen Ausit-, grünlichen Olivin- und
schwarzen Magnetit- (oder Titaneisen-) Durchschnitten in einer amorphen, staub-
körner- und mikrolithenhältigen Cementmasse.
Fig. 2. Eine Partie aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr
von Zläbek (200% vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen, mono-
klinen und triklinen Feldspathleistchen, bräunlichen Augit-, schwarzen Magnetit-
und bluthrothen Haematitkörmnern mit grünlichen, zartfaserigen Partien eines de-
lessitähnlichen Minerals in einem staubigen und mikrolithenhältigen Glascemente.
Das Bild illustrirt den Umwandlungsprozess des Olivin einerseits in Masnetit und
Haematit, andererseits in die delessitähnliche Substanz.
Fig. 3. Eine Partie aus dem schwärzlichgrünen, augitreichen
Blagioklas-Melaphyr von Horensko (80%X vergrössert), darstellend ein
Gemenge von bräunlichen, von farblosen Feldspathleistehen durchwachsenen Augit-
krystallen, grünlichen, zum Theile in Augit eingewachsenen Olivin- und schwarzen
Magnetitkörnern in einem felsitisch entglasten (mikrolithenreichen) Cemente.
Fig. 4. Das felsitisch entglaste (mikrolithenreiche), gerade und gekrümte
schwarze Stäbchen und Nadeln führende Cement des Melaphyrs von Ho-
rensko, bei 400X Vergr. beobachtet.
Fig. 5. Eine Partie aus dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr
von Kozinee (bei 200% Vergr... Um den centralen, grünlichen, wenig um-
gewandelten Olivindurchschnitt sind farblose Durchschnitte des monoklinen (links)
und des gerieften, triklinen (rechts) Feldspathes, dann bräunliche, theils mit Magnetit-
körnern (in Reihen) theils mit Streifen des Cementes versehene Augitdurchsschnitte,
schwarze Magnetitkörnchen und lange dünne Titaneisenstäbchen in dem mikrolithen-
reichen, grünlich gefärbten Cemente verbreitet.
Fig. 6. Eine Partie aus dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr
von Hrabadov (80X vergrössert), darstellend Durchschnitte von bräunlichen
Augitaggregaten, die von farblosen Feldspathleistchen durchwachsen und mit grün-
>
86
lichen Olivineinschlüssen versehen sind; oben eine Partie des felsitisch entglasten,
graulichweissen Cementes.
Fig. 7. Eine mit rektangulär angeordneten Mikrolithen ver-
sehene und von farblosen Feldspathdurchschnitten umschlossene Partie aus
dem augitreichen Plagioklas-Melaphyr von Lomnitz (200X vergr.).
Der bräunliche Durchschnitt (links) gehört dem Augit, der grünliche (links) dem
Olivin und die zarten, schwarzen Nadeln gehören dem Magnetit oder Titaneisen an.
Fig. 8. Ein zu Magnetit mit Einschluss einer grünlichen, delessitähnlichen
Substanz umgewandelter und von Strömungen zarter Feldspathleistchen umschlossener
Olivindurchschnitt aus dem augitarmen Plagioklas-Melaphyr von Zläbek
(200% vergrössert).
Tab ..I.
Tafel LI.
Mikroskopische Melaphyr-Partien.
Fig. 1. Eine Partie aus dem fast augitfreien Melaphyr von Ober-
stein in Schlesien (200% vergrössert), darstellend ein Gemenge von farblosen
Feldspathleistehen, von denen mehre mikroporphyrisch hervortreten, mit vereinzelten,
völlig umgewandelten Olivindurchschnitten, die meist gelblich trübe gefärbt, von
schwarzen, stellenweise bluthrothen Zonen umsäumt und durchdrungen sind, mit
gleichmässig vertheilten (schwarzen) Magnetitkörnern, kleinen Häufchen abgerundeter
Augitkörner und einem gekörnelt-glasigen, graulichweissen Cemente. Unten rechts
findet sich ein einsamer, deutlich begrenzter Augitdurchschnitt vor.
Die Olivindurchschnitte stehen auf der letzten Umwandlungsstufe, da sie
nur noch an dem schwarzen Saume zu erkennen sind. Die schwarze Substanz der-
selben gehört dem Magnetit, die bluthrothe dem Haematit an.
Fig. 2. Eine Partie aus dem augitarmen Orthoklas-Melaphyrvom
Wachberge (Sträz) bei Studenec (200% vergrössert). Die Mitte derselben
nimmt ein Olivindurchschnitt ein, der, durch das Eindringen eines Stromes zarter
Feldspathleistchen in Hälften getheilt, in eine graulichgrüne, stellenweise graulich-
weisse Substanz umgewandelt und von einem dichten Kranze zarter Magnetitkörner
umsäumt ist. Ähnliche Olivindurchschnitte, in denen zuweilen Uiberbleibsel einer
smaragdgrünen Substanz wahrzunehmen sind, finden sich oben und unten, rechts
und links vor. Das Cement, aus welchem recht zahlreiche, monokline und trikline
Feldspathleistehen hervortreten, besteht aus einem Gemenge äusserst zarter Augit-
und Magnetitkörnchen und ebenso zarter Feldspathleistchen, eingebettet in einer
graulichweissen Glassubstanz.
Fig. 3. Eine Partie des augitarmen Orthoklas-Melaphyrs von
Ilmenau in Thüringen (200% vergrössert). In derselben bemerkt man Strö-
mungen von Feldspathleistehen um mikroporphyrische Feldspathdurchsehnitte oder
um dichte Anhäufungen von Magnetitkörnern, deren Conturen zuweilen denen des
Augits ähnlich sind. Der grünliche Durchschnitt (oben, rechts) gehört einem bronzit-
ähnlichen Minerale an.
Fig. 4. Eine Partie des umgewandelten, augitfreien Plagioklas-
Melaphyrs von Machovskä skäla bei Rybnitz (200%. vergrössert). In
ss
einem schwarzkörnigen, fast impelluciden Cemente sind nur farblose Feldspath-
leistehen und bräunlich gefärbte Olivindurchschnitte zu unterscheiden.
Fig. 5. Eine Partie aus dem augitfreien Plagioklas-Melaphyr
von Marcinov (200%. vergrössert). Die Mitte des Bildes nimmt ein völlig um-
gewandelter Olivindurchschnitt ein, der schwarz umsäumt ist und Uiberreste einer
bräunlichen Substanz aufweist. In dem graulichweissen, durchscheinenden, schwarz-
körnigen Cemente sind monokline und trikline Feldspathdurchschnitte ziemlich
gleichmässig vertheilt.
Fig. 6. Eine Partie des nahezu augitfreien Melaphyrs von Ko-
zakov (200%. vergrössert). Das bräunlichgraue, staubige Cement, in welchem farb-
lose, monokline und trikline Feldspathdurchschnitte, grünlich umgewandelte Olivin-
und äusserst spärliche, bräunliche Augitdurchschnitte deutlich zu erkennen sind, .
zeichnet sich durch Stäbchen und Nadeln von Magnetit (oder Titaneisen) aus, die
im Cemente eine ziemlich gleichartige Vertheilung haben.
Fig. 7. Eine Partie des augitarmen Orthoklas-Melaphyrs vom
Wachberge (SträZ) bei Studenec (400% vergrössert). Dieses Bild zeigt eine
kranzähnliche (radiale) Anordnung von Augitkryställchen um eine farblose, im po-
larisirten Lichte dunkle Substanz, ausserdem Aggregate von grünen Delessit-
Sternchen, aus der Umwandlung des Olivin oder des Cementes entstanden.
Fig. 8. Eine andere Partie des Melaphyrs vom Wachberge, jedoch bei
800%. Vergrösserung (um die graulichweissen Augitkörner zwischen den farblosen
Feldspathdurchschnitten deutlicher hervortreten zu lassen).
per
yopnoy 10q onaedpueidsdugadzum
EEE. u EEE TE EL)
GEOLOGIE
BÖHMISCHEN ERZGEBIRGES.
VON
Dr. GUSTAV,C. LAUBE,
ord. b. Professor der Geologie und Palaeontologie an der k. k. Carl-Ferdinands-Universität in Prag, Akademiker, Mitglied
des Comit@’s zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Böhmens u. s. w.
ISIDEREITTE:
Geologie des westlichen Erzgebirges oder des Gebirges zwischen Maria-
Kulm-Schönbach und Joachimsthal-Gottesgab.
Mit 4 Landschaftsbildern, 1 Tatel geolog. Durchschnitten und 4 Holzschnitten im Text.
1876.
Druck von Dr. Ed. Gregr in Praz 1876.
na
Böhmens
1: N»kl Anbsule;
Bericht an das löbliche Comit€ zur naturwissenschaftlichen Durchforschuns
EN u u DI ar FE ep
I Graniteerteineeee Dre
1. Gruppe: Gebirgsgranite
2. Gruppe: Erzgebirgsgranite
3. Ausscheidungsgranite
a) feinkörnige Ausscheidungsgranite . . .
Einleitende Betrachtung über den geologischen Bau des Erzgebirges
Geologie des westlichen Erzgebirges.
I. Theil. Petrographie des westlichen Erzgebirges . .
I. Krystallinische Massengesteine . ... .
b) Pegmatitische Ausscheidungsgranite. . .
SRGTANIIDOLDBYTAeE sr ee ee ne
3. Porphyrgesteine
Felsitporphyr . . . «
4. Syenitgesteine . .
Glimmersyenitporphyr. Minette
5. Dioritgesteine
1. Diorit
2. Epidiorit
6. Basaltgesteine . .
. Krystallinische Schiefergesteine
1. Gmeisartige Gesteine
. Glimmerschiefer
. Kalkglimmerschiefer . . 22.2... 0.
. Serieit-Quarzschiefer
MEYER ee
1. Phyllite im engeren Sinn... .
2. Serieitphyllit. , .
ap wm
3. Schistite. (Urthonschiefer, Glimmerthonschiefer) . . »
4. Quarzit oder Quarzschiefer . .
Er OO EG eu
ee ee
Lu ur a Sur ur ur Be re
EN Re ESEL BEE VILLE
PR SE) Er a Tat Lay 1 Br HER TaRt ER Ya!
RE N. Kris: aka er e g
Das Gebirge zwischen Schönbach und Joachimsthal
ie ae
Bulnigeilerga » id: Tale
ta a ,= ebreigm, ei m a,ys| Haile
ur Let Sal 'aı mia, (my ah iat ee
ae erregen 8
ee ee
Seite
IV
IH. Krystallinische Gesteine, untergeordnete Lagermassen. . . 2... cc rue en
1. Krystallinischer Kalkstein . ..... 2... 0.
Körniger Kalkstein or sea ven. 2 ee Er
9, Ampiibolilewes See ra oe ee bla cn a
3. Dklomiizsege ner BE Er SRH De
4... QUATZBeRtEme ee ee a a a
Der Quarzbrockenfels und Gangquarz . » ». 2» sr...
GTEIBEnFERTOIn ee en ee are En ee
b+TUnmalinperteir ee fe re e hate
. Halbkıystallinische Schiefer... 2. .useo nn. 00. rn a
Hohensteınschieferen er ee ee ne en:
=
IV
V! Rlastıkche ‚Gestemer eo cn en ef nA
1. Trümmergesteine. Psephite, . . 2... 2... ces
Seifenwerk 4% een nee. Se
"THongestenme. a Beltere., ran ee, Bau aNE RN. SER HENN N Mr RL Nana
1o)
1; Kaplınerdena wa a ER RN ER ERRERRELERE NE. ee
2. Thonerde. Quarzpelit.. Töpferthon . . I...
3 LERNEN ee EEE ER
3. Sandgekteine. PRammite nt 2 re:
VI. Phytogene Bildungen. .. 2.2... .... EEE
Torf (Mut oder Müd)i\. EU 2 ee) en ee re
II. Theil. Geologische Beschreibung des westlichen Erzgebirges. . .
I. Abschnitt. Der Granitstock des Erzgebirges .... . 22...
Östliche Grenze des Granites im Erzgebirge . 2 2. Hu m rum nenn
Isolirte Granitpartien auf der östlichen Seite des Stockes . . .. 2... .
Westliche. (Grenze..des, Massiwes:.. 0% Late eur ne ae Se
THAT en ee N
2. Capitel. Geologie des Granitgebietes . -. . . -.. ee
1. Die westliche Gebirgsgranit-Partie: . . » BASIEREN? „SERREE
2. Die östliche Gebirgsgranit-Partie . 2... 2. 2.2.2.0. .
3 ‚Der Erzgebirgsgranit u aaa... 000 00000 AR RIERTERUGDEEN Su nn
4. Die Granitpartien bei Platten und Hengstererb . . 2 v2 2 2 nn nen
Sandfels zwischen Schwimmerich und Streitseifen . . . »
. Altersverhältniss der Granite: .ı 2: : ı cn oo 0.
. Jüngere Eruptivgesteine im Granit .... . 6 PN. RR OR
. Krystallinische Schiefer im Granit . 2. 2:2 2 2 2.. 47
o Io &
- Verhalten der Granite zum Schiefergebirge . .»...... a Be
9. Altersverhältnisse des Granites zum Schiefergebirge . 2 2 - 2: 2 2 rn 2...
Seite
uBap nel EL AU NTUNDFGERBTATITTOR EBEN TREE EEE RR 2, 103
Tier Zinnsternlagen? 20h ea EN 2 en SERIE 104
Das Zinnwerk St. Mauritius bei Hengstererb . ... 2.2. 2 2 22.2. 105
IB EISENSTEINLA SEHE ee N ERNERNENEEN a ee Fe 111
3. Die Rotheisenstein und Manganerze führenden Ordens eo il
RieAbschnitt. Die, schieferhülle, des- Granites, aan me 122
I. Theil. Das westliche Schiefergebirge . . ». 2. 2... 2... el
1. Capitel. Orographische Verhältnisse . .... . ER E |
2. Capitel. Einige geologische Gehiresprotle 22. 2. ir... 127 |
12 Durchschnitt deccht den? Neibitschrano Era Te —
2. Durchschnitt von Dasnitz-Maria-Kulm, über Gossengrün und den Hochhau-
berg resp. im Leibitschthal, dann über Loch und das Bleistädter Gebirge |
tesp. Zwodtathalenach Schönau: bei Graslitz. 2 ea mn: 129
3. Ein Durchschnitt von Heinrichsgrün gegen den Hohenstein ...2..... 131
4. Durchschnitt von Graslitz nach Ruhstatt u.s.w. ....2..... NT,
3. Capitel. Geologischer Bau des westlichen Schiefergebirges . . -.. 2.2... 133
I>ORUpper von Maria, Kulm en N: Ne —
ZB ENKUppENÜDEINRanzEun oNValdle 134
SED aREGummerschieternebingen ee a0 185
AD asyEhyllitsebireeernkies u ee een Tas
SRBUREURODSCHLETETTEDIE Eee aD: 00 00 140
6. Die Schiefer vom Hohen Stein a VOTE FUND Stage ee 142
7. Eruptivgesteine der westlichen Schieterhüle ©... 2. nz. 2m an... 145
SaVernhaltenwdersSschteters zum aan ee ee 147
4. Capitel. Erzführung des westlichen Schiefergebirges ....... on)
I. Theil. Das östliche Schiefergebirge. .. . . u WET re gr 151
1 Gapıtel» OrostaphizchenVerhältiissen ee _
2. Gapitel. Hinige geologische Gebirgsprofle . ... . vn. 2. 0a. 0nun 154
1. Ein Durchschnitt von Oberbrand gegen Pfaffengrün, Joachimsthal und gegen
VERASPILZHETTADETRGUTEERBADE RT SE AR. Ran ie _
2. Ein Durchschnitt von Blösberg über Abertham, Hengstererb nach Goldenhöhe 155 R
3. Capitel. Geologischer Bau des östlichen Schiefergebirges . » 2»... . =
1. Das Glimmerschiefergebirge . . .».. 2... ee a _
DI WIBSEHYLILS@BITDEN Te m RER ie A nt 160
3. Eruptivgesteine der östlichen Schieferhülle .... . 2.22.2002 00n 163 %
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4, Verhalten der Schiefer zum Granit. . 2... 2.22 ne 0 nen. 169
4. Capitel. Erzführung des östlichen Schiefergebietes . . .»..... ek.
Am ZinNerzlagerStuttorte ee een, line ef ee --
DAN Rotheisensteingänger Ts. kan eat er 172
3. Amphibolitische Erzlagerstätten . .» .. . « SE le Reken SWEc one _
VI
4. Silber-, Kobalt-, Nickel-, Wismut- und Uranerz-Lagerstätten „ .
1x. Joachimethal mern. 2er A En ro:
2, Abertham.n, . 7. PET EEE BEE NE RES. o
3. Platten und Junghengst . ..... LEEREN ER.
III. Abschnitt. Jüngere Gebilde im westlichen Erzgebilde..... 22. .2 222.0.
1. Capitel. Antebasaltische Gebilde von Seifen... 2. 2 v2 eu 0 20 ge age
Braunkoblengebilde .... . 0. 0 [a ügtrie mad Kart anheben) TreH = Veh
2. Capitel. Quantäre und recente Bildungen . v2... ..... a ee RL
1. Schuttablagerungen, Kaolin- und Seifenlager ... - ! 2.2.2... RR
2, DIELTOTHAVErR® 8, nu ee ee ar ah ee TE
Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der geologischen Untersuchungen des westlichen
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Tabelle zur Vergleichung gleichalteriger Gebilde der krystallinischen Schiefer des westlichen
Erzgebirges 2°, lese ots Laufe u are ann ee PU an
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VORWORT.
anna
Bericht an das löbliche Comite zur naturwissenschaftlichen
Durchforschung von Böhmen.
Geehrtes Comite!
As mir von Seite des geehrten Comites für die naturwissenschaftliche
Durchforschung von Böhmen die ehrenvolle Aufforderung zuging, mich an dessen
Arbeiten zu betheiligen, habe ich freudig die Gelegenheit ergriffen, an der Er-
weiterung der wissenschaftlichen Kenntniss unseres schönen Vaterlandes mit zu
wirken, und habe mir es angelegen sein lassen der mir gestellten Aufgabe „eine
abgerundete Darstellung des geologischen Baues und der Erzlagerstätten des
Erzgebirges zu liefern“ gerecht zu werden.
Gleichwohl kann ich nicht verschweigen, dass ich mit einer gewissen Re-
signation an’s Werk ging, da ich mich in voller Übereinstimmung mit der von Herrn
Prof. Krej&i in der allgemeinen Vorbemerkung zu den Arbeiten der geol. Section
gemachten Bemerkung fand: „Die geologische Beschaffenheit des Erz-, Iser- und
Riesengebirges ist von ausgezeichneten deutschen Geologen (Naumann, Cotta,
Geinitz, Gust. Rose u. Ss. w.), sowie durch die k. k. geol. Reichsanstalt (Jokely)
auf eine so gründliche Weise durchforscht und beschrieben worden, dass die
Ergebnisse der Nachlese eine bedeutende Bereicherung des bisher Erworbenen
kaum bieten werden.“
Eine vorläufige Begehung des ganzen Gebirges im Sommer 1872 belehrte
mich in der That, dass weitgehende Abänderungen in kartographischer Richtung
kaum nöthig waren, denn sowohl die ältere sächsische Karte, welche in ihren
südlichen Randblättern, Hof, Johann-Georgenstadt, Freiberg, sich bis an die Eger
erstreckt, erwies sich, wie dies schon Reuss (die geolog. Verhältnisse des Egerer
Bezirkes und des Ascher Gebietes) lobend hervorhebt, als eine sehr verlässliche
VII
Arbeit, nicht minder bin ich in der Lage, die Sorgfalt und Genauigkeit der
Beobachtungen Jokelys rühmend anerkennen zu müssen. *)
Ich konnte solchergestalt nur darin meine Aufgabe erkennen, das bereits
vorhandene Bild vom geologischen Baue des Erzgebirges in allen seinen Zügen
zu vertiefen, etwaige Lücken noch auszufüllen, unvollkommene Beobachtungen zu
ergänzen und — wohl nur in wenigen Fällen — unterlaufene Irrthümer zu
verbessern.
Die Ausdehnung des Gebietes, und gewisse sich geltend machende Momente,
über welche die meiner Arbeit vorausgeschickte allgemeine Betrachtung des Erzge-
birges Aufschluss gibt, haben mich bewogen, das Ganze in mehrere Partien abzu-
theilen. Über den Gang meiner Untersuchungen in den verflossenen Sommern habe
ich dem geehrten Comite in den betreffenden Jahressitzungen Rechenschaft gelegt;
ich habe heute die Ehre den ersten zum Abschluss gebrachten Theil meiner
wissenschaftlichen Ergebnisse vorzulegen.
Was die Revision der hiezu gehörigen geologischen Karte (Generalst. K.
Blatt V, dann VI, XI. z. Thl.) anbelangt, so ist aus dem Nachfolgenden ersichtlich,
dass ausser einigen unbedeutenden Grenzbestimmungen meine Ansicht im wesentlichen
dahin geht:
1. Es sei durch eine besondere Farbe die Ausdehnung des Erzgebirgs-
granites nach der angegebenen Begrenzung vom Gebirgsgranit zu scheiden.
2. Es seien die zwischen Heinrichsgrün und Rossmeisl, dann zwischen
Oberbrand und Abertham auftretenden Gmneisglimmerschiefer in der von mir fest-
gestellten Ausdehnung mit einer anderen Farbe als der des grauen Gneises ein-
zutragen.
3. Es ist die Zone der auf die eigentlichen Glimmerschiefer folgenden Zone
der Phyllite und Urthonschiefer mindestens durch zwei Farbennuancen als ältere
und jüngere Gesteine in der von mir ermittelten Ausdehnung einzutragen.
Einen weit grösseren Spielraum bot mir die beschreibende Darstellung
der petrographischen und geologischen Verhältnisse, über welche wir ausser dem
kurzen Berichte Jok&ly’s: (Zur Kenntniss der geologischen Beschaffenheit des Egerer
Kreises in Böhmen. Jahrb. geol. R-A. 8. Jahrg. 1857 1. Heft. pg. 1. ff.) nur wenige
unvollständige Bemerkungen haben, mit der Ausnahme des Joachimsthaler Erz-
gebietes, worüber allerdings eine recht reichhaltige Literatur vorhanden ist. Die
Anordnung meiner Arbeit in zwei Hauptheile, einen petrographischen und einen
geologischen, hielt ich deshalb für erspriesslich, weil gewisse rein petrographische
Bemerkungen im geologischen Text leicht übersehen werden, und für die Zwecke der
Wissenschaft so leichter aufzufinden sind. Der Umstand, dass es in der Intention des
geehrten Comite’s liegt, die Arbeiten desselben auch in nicht streng wissenschaftlich
gebildeten Kreisen zu verbreiten, hat mich bewogen bei vielen Gesteinen die Defi-
nition derselben in wenigen Worten voranzuschicken, sie ist vielleicht auch manchmal
*) Zu beklagen ist lediglich der unzulängliche Maasstab, welchen die k. k. geol. Reichs-
Anstalt für ihre Karten benützt, sowie der Umstand, dass die Eintragung der Farben
mit der Hand in die einzelnen Blätter niemals jene Sicherheit erlangt, wie eine durch
die Presse vervielfältigte genau controllirte Karte,
IX
an rechter Stelle, wo die Ansichten über den Umfang eines Gesteines auseinander
gehen. So weit es der Zweck des Buches erforderte, habe ich sämmtliche Gesteine
aufgenommen, dennoch wird sich ergeben, dass dieselben nicht vollkommen gleich-
mässig behandelt wurden. Eine weniger eingehende Schilderung liess ich eben
dort eintreten, wo von anderer Seite monographische Untersuchungen in Angriff
und Aussicht genommen sind, wie die des Herrn Prof. Dr. Boricky über Basalte,
Porphyre u. s. w. Auch vom Mikroskop habe ich bei der Untersuchung nur da
Anwendung gemacht, wo es zum Erkennen und Bestimmen des Gesteines besonders
erspriesslich war. Zur Klarlegung der chemischen Constitution habe ich eine Anzahl
von Gesteinsanalysen beigefügt, für deren Anfertigung- im Laboratorium des k. k.
deutschen polytechn. Justitutes, und der k. k. Universität zu Prag und Wien ich
Herın Prof. Dr. W. Gintl und Herrn Dr. Jos. Kachler zu Danke verpflichtet
bin. Bei deren Auswahl leiteten mich dieselben Ansichten wie bei der Schilderung
der Gesteine.
In der geolog. Beschreibung schicke ich die Schilderung des granitischen
Gebirsstheiles voraus, weil er sich eben als das die Lagerung der übrigen zu
beiden Seiten gelegenen Theile bestimmende Element zu erkennen giebt. Der Be-
schreibung der Schieferzonen habe ich einige leicht zu begehende Profile vorange-
setzt, nach denen es unschwer ist, sich von der Richtigkeit der gemachten Angabe
zu überzeugen. Ich habe es nicht an Mühe fehlen lassen die nicht ganz leichte
Darstellung der Verhältnisse möglichst klar zu fassen.
Die Schilderung der Gangverhältnisse basirt sich nach Thunlichkeit auf
selbst gewonnener Anschauung. Leider ist der Bergbau in diesem Theile des Erz-
gebirges bereits so verfallen, dass seine Ausbeute kaum noch der Rede werth ist,
an den meisten Orten liest er seit langen Jahren, und selbst die altehrwüdigen, weit
berühmten Baue von Joachimsthal dürften, da ihr einst unerschöpflich scheimender
Silbersegen nun doch fast spurlos verronnen ist, über kurz oder lang zum Stillstand
kommen. Auch dieser Umstand bewog mich zuerst diesem Theile des Erzgebirges
meine Aufmerksamkeit zu widmen.
Eine ausführliche Zusammenstellung der bestandenen, und d. Z. noch im
Umgang befindlichen Bergbaue hat Jokely a. a. O. gegeben. Dorthin verweise ich,
falls eine Ergänzung der von mir gegebenen Daten wünschenswerth erscheinen sollte.
Einer monographischen Darstellung der Porphyre, Basalte der Torflager
‚u. 5. w. durch eine andere Feder ist ebenfalls dadurch Raum gelassen worden,
dass ich über ihre Lagerungsverhältnisse in die vorliegende Beschreibung nur so
viel aufgenommen habe, als mir zur Vollständigkeit des entworfenen Bildes
nothwendig schien.
Ich habe mit aller Gewissenhaftigkeit getrachtet eine möglichst genaue
Kunde von dem geologischen Baue dieses Theils des Erzgebirges zu geben, und
hoffe dieselbe auch in Bälde auf die übrigen ausdehnen zu können. Wenn das
Streben dennoch mancherorts hinter dem Ziele zurückblieb, so waren nicht
selten unüberwindliche örtliche Hindernisse die Ursache davon, und es bleibt daher
noch immer manches zu bessern und zu vervollständigen einer günstigeren Zukunft
und kenntnissreicheren Forschern überlassen.
Rühmend und mit wärmsten Dank muss ich noch erwähnen, dass meine
Bestrebungen vielseitig freundlichst gefördert und unterstützt wurden.
So sage ich namentlich der löbl. Generaldirektion der k. k. priv.
Buschtiehrader Eisenbahn-Gesellschaft, der k. k. Berg- und Hütten-
verwaltung in Joachimsthal, meinem lieben Freund Herrn Bergrath Carl Stern-
berger, den Herren Bergverwaltern v. Kraft und Mixa meinen wärmsten
Dank. Ingleichen den Herren Bergmeister Josef Florian Vogl in Platten, Dr.
R. Tröger in Bärringen, sowie allen Anderen, welche mir bei meinen Unter-
suchungen hilfreichen Vorschub geleistet haben. Nicht minder bin ich Herrn Prof.
Dr. Boricky hier, Prof. Dr. Möhl in Cassel, Prof. Dr. Vrba in Czernowitz und
Prof. Dr. Zirkel in Leipzig, sowie den Herren Chemikern, welche die Durch-
führung der Analysen unternahmen, für ihre Unterstützung zum wärmsten Dank
verpflichtet.
Indem ich hiemit meine Arbeit dem geehrten Comit& zum Drucke über-
gebe, erscheint der erste Theil meiner Aufgabe gelöst, und ich hoffe in der
Lage zu sein, davon weitere Beweise zu liefern, wie sehr es mir daran gelegen ist,
die hochverdienstlichen Zwecke des geehrten Comite’s fördern zu helfen.
Prag, im Januar 1876.
Dr. Gustav C. Laube.
e
Einleitende Betrachtung
über den
geologischen Bau des Erzgebirges,
Das Erzgebirge, mit welchem Namen wir seit Ende des siebzehnten Jahr-
hunderts etwa das ob seines Erzreichthumes vielberühmte Grenzgebirge zwischen
Böhmen und Sachsen zu bezeichnen gewohnt sind, ist in seiner äusseren Umgrenzung
ziemlich scharf umschrieben. In einer mittleren Kammhöhe von circa 820 Meter
streicht es in SSW—NNO Richtung als ein fast gleichförmig hoher Wall, dessen
gegen Südosten gekehrte Seite steil abfällt, während die Nordwest gewendete
allgemach in die norddeutsche Niederung verflächt. Als östliche Grenze des Gebirgs
sehen wir den Durchbruch der Elbe von Tetschen bis Niedergrund an, indem wir
die nördlich von diesem Orte bis Pirna folgenden Quadersandsteinmassen in der
Regel nicht mehr dem Erzgebirge zuzählen. Die südwestliche Begrenzung bildet
die Eulauer Schlucht zwischen Bodenbach und Königswald, die Aussig-Teplitzer
Braunkohlenmulde, die Komotau-Kaadener Mulde, endlich das Egerthal bis Maria-
Kulm. Durch den nach Osten vorgeschobenen Höhenzug des Fichtelgebirges, welcher
den Kapellenberg bei Schönbach trägt, gewinnt es das Ansehen, als ob dieses
Gebirge unmittelbar mit dem Erzgebirge zusammen hinge, so wenigstens scheint es,
wenn man von Eger aus gegen das Gebirge hin sieht; allein auch hier ist die
Grenze deutlich durch die breite Thaleinsenkung gegeben, welche über Schönbach
hinaus ins Voigtland gegen Elster hinführt; nirgends übersieht man dieses Ver-
hältniss schöner und unzweifelhafter als vom Hohenstein, W. Graslitz, von welchem
aus ein deutliches Verflächen der Abfälle des Erzgebirges gegen die Ausläufer des
Fichtelgebirges, das Voigtland einerseits und das Egerland anderseits vor die
Augen tritt. Die nordwestliche Begrenzung bildet endlich der ebene Theil von
Sachsen in der Linie Dresden, Chemnitz, Zwickau.
| So unzweifelhaft die Abgrenzung des Erzgebirges in geographischer Hinsicht
ist, so gewinnt es mir doch den Anschein, dass es etwas sehwieriger ist die geolo-
sische Grenze desselben fest zu stellen. Nach seinem allgemeinen Charakter, auf-
gebaut vornehmlich aus metamorphischen Schiefergesteinen, erweist es sich als
1
w.
2
einen Theil des grossen Hercynischen Massives, welches die grösste krystallinische
Masse zwischen den Alpen und Skandinavien sich aus jüngeren Gebilden insular
erhebt, und solche innerhalb seiner muldenartigen Vertiefung gegen die Mitte zu
aufnimmt; aber es wird sich fragen, ob nicht nähere Grenzen gezogen werden
können, welche etwa mit den geographischen zusammenfallen oder über dieselben,
wenn auch innerhalb des grossen Massives, weiter hinausrücken. Eine allgemeine
Betrachtung des Baues des Erzgebirges dürfte uns dieses wohl klar machen.
Die steil nach Südosten gekehrte Seite des Erzgebirges und die sanft nach
der entgegengesetzten Richtung verflachende, wodurch das Gebirge einen keil-
förmigen Querschnitt erhält, ist eine ziemlich auffällige Erscheinung, welche um so
auffälliger wird, wenn man sie mit dem Baue des Gebirges vergleicht.
Wenn jemand das Erzgebirge in nord-südlicher Richtung überschreitet,
und zum Ausgangspunkt die Elbe zwischen Dresden und Pirna, als Ziel der Reise
das Teplitzer Thal nimmt, so dass er auf diesem Wege die Orte Mügeln, Dohna,
Liebstadt, Breitenau, Schönwald, Tellnitz, Arbesau berühen würde, der würde
folgenden Gebirgsdurchschnitt erhalten:
Von der Elbe aufwärts ragt aus dem Alluvial- und Diluvialgebiete derselben
ein niedriger Höhenzug zwischen Mügeln und Dohna aus Kreidegebilden aufgebaut,
welche sich umittelbar bei Dohna auf Granit auflegen. Von Dohna ab bis über
Wesenstein folgt ein breiter Zug von krystallinischen Thonschiefern, welche bei
Maxen Kalk führen und von Dioritgängen durchsetzt sind, und je weiter sie sich
dem Erzgebirge nähern, ein um so entschiedeneres krystallinisches Gefüge annehmen, ')
wobei sie sich zum Theil in Quarzschiefer, zum Theil, wo sie mit Granit in Contact
kommen, in Fruchtschiefer umwandeln. Die Anfangs gegen das Gebirge steil auf-
gerichteten Schichten legen sich allgemach concordant auf die krystallinischen Schiefer.
Nach einer schmalen, oft verdeckten Glimmerschieferzone folgt grauer Gneiss, welcher
unausgesetzt den ganzen Rücken des Erzgebirges zu bilden scheint, bis auf den steilen
Absturz der böhmischen Seite, wo unter ihm sodann der sogenannte rothe Gneiss
hervortritt, auf welchem unmittelbar die offenbar mitgehobenen Kreide- und Braun-
kohlengebilde des Aussig-Teplitzer Beckens aufliegen.
Herr Hermann Mietsch, welcher sich um die Kenntniss der sächsischen
Schieferzone des Erzgebirges sehr verdient gemacht hat, hat nun dargelegt, dass
man diese Schiefer, welche man zwischen Dohna und Wesenstein verquert, längs der
ganzen Seite des Erzgebirges verfolgen könne, bis die Schiefer unter dem Quader
verschwinden, und seinen Darlegungen nach haben wir den Granit von Dohna in
Zusammenhang zu bringen mit dem Granit der Lausitz. Aber genau dieselbe Folge
der Gesteine erkennt man im sogenannten Ausgehenden des Erzgebirges bei
Niedergrund, dort folgen von Nord zuerst Granit, sodann steil südlich fallende
Urthonschiefer, und so erkennen wir hieraus, da sich die Granite bis Dohna in
einzelnen Partien verfolgen lassen, dass wir eigentlich im Elbpass ebenso gut
ein Stück Lausitzer wie Erzgebirge haben, respective, dass das Lausitzer Gebirge
trotz des zwischenliegenden Quadergebirges mit dem Erzgebirge einerseits und
dieses durch jenes mit dem Riesengebirge anderseits zusammenhängt. Dieser
!) Hermann Mietsch, über das Erzgebirgische Schieferterrain, 1871.
we)
Zusammenhang wird um so auffälliger, als hier in der That im Jeschkengebirge der
Urthonschiefer der erzgebirgischen Zone, und im Granit des Riesengebirges der
Lausitzer Granit in conformer Lagerung fortstreicht.
Es ist nun nicht schwierig am Fusse des Erzgebirges in Sachsen bis ins
Voigtland die Schieferzone zu verfolgen, und hier, wo wir sie hereinragen finden
bis in das Gebiet unseres Vaterlandes, dürfen wir sie wieder etwas näher betrachten.
Auf dem hohen Erzgebirge reicht sie fast bis auf den Kamm, und bildet Mäntel
um den Granit, auch hier lässt sich erkennen, dass die Schiefer gegen das Gebirge
zu an krystallinischer Ausbildung zunehmen. Die Glimmerschieferzone unter ihnen
tritt östlich als schmaler Saum hervor, und ist nur stellenweise bemerkbar, bildet
aber den höchsten Punkt des Gebirges, den Keilberg bei Gottesgab, und reicht
schon bei Joachimsthal bis gegen das Egerthal herab; auf der westlichen Seite des
Gebirges aber bei Graslitz fällt der Urthonschiefer constant und deutlich westlich
und nordwestlich ab, bildet eine wellige Fläche, und steigt an den Höhen des
Fichtelgebirges wieder empor.
Überschreitet man aber den Urthonschiefer im Schönbacher Thal in östlicher
Richtung, so dass man im Abhange des Erzgebirges verbleibt, so gelangt man
wieder zwischen Leibitschgrund und Bleistadt in eine Glimmerschieferzone, welche
sich hier unmittelbar an den mächtigen Granitstock anlehnt, den wir als kıystal-
linisch massigen Kern des westlichen Erzgebirges bezeichnen können
Es wird nun im Weiteren noch dargethan werden, wie diese Zone in west-
lichem Abfall fortstreicht, ihre genaue Reihenfolge begrenzt sohin nach Westen
auch sehr deutlich das eigentliche Gebiet des Erzgebirges.
Für die Begrenzung des Erzgebirges aber dürfen wir noch einen Faktor
nicht unberücksichtigt lassen, das ist eben der Reichthum an bauwürdigen Erzen,?)
deren Schatz zwar schon längst stark geplündert wurde, und gegenwärtig —
wenigstens auf unserer Seite — fast zur Sage geworden ist, den wir aber mit Aus-
nahme eines Gebirges in den naheliegenden Massiven weder finden noch fanden;
und daher wird uns die Zone der erzführenden Gesteine auch das Gebiet des
nach ihm benannten Gebirges abgrenzen helfen, wenn es uns auch einerseits über
die geographischen Grenzen desselben hinausführt. Zu allen den Schiefern, welche
sich in der gedachten Richtung demnach wie in allen altkrystallinischen Gebirgen
hinsichtlich ihrer Aufeinanderfolge verhalten, verhalten sich Granit, Porphyr und
Basalt selten Phonolih als Eruptivgesteine, hebend, störend und durchsetzend.
Ganz anders verhält sich der steile Abfall nach Südosten. Fast ohne Aus-
nahme wechseln hier rother und grauer Gneiss, doch so, dass ersterer weitaus die
Vorhand hat, und dieser nur in einzelnen grossen Schollen, deren Lage zur Annahme
der Eruptivität des rothen Gneisses Veranlasung gaben, im östlichen und mittleren
. Erzgebirge vorherrscht und, wie schon Naumann °?) bemerkte, sich vorzugsweise
in schwebender Lage befindet. Die Reihe der jüngeren Schiefer fehlt nicht nur
- ganz, sondern die Art und Weise, wie die älteren Schiefer sich lagern, lässt das
" Ganze als eine Art kolossalen Bruchrand längs des ganzen Gebirges erkennen.
2) Hochstetter, geognostische Studien aus dem Böhmerwalde. Jahrb. geol. R.-A. IV. Band
1855 pag. 811.
») Naumann, Lehrbuch der Geologie 2. Aufl. II. Bd. p. 102.
1*
Unter diesen Verhältnissen ist es natürlich, dass wir fragen, wo das abge-
brochene Stück hingekommen sei? Gewisse Erscheinungen, welche wir sofort erörtern
wollen, geben uns einige Auskunft darüber, ‘Wenn wir jene Linie, welche uns ein
Profil des Erzgebirges von Nord nach Süd gab, weiter landeinwärts bis an die
Elbe fortsetzen, so dass wir die Teplitz-Aussiger Mulde nach Türmitz überschreiten,
und zuerst im Bielathale ein Stück aufwärts, dann über Steben, Dubitz und Prasko-
witz über das basaltische Mittelgebirge an die Elbe gelangen, da wo sich gegenüber
von dem zuletzt genannten Ort eine Erweiterung des Elbthales um Libochowan
bemerkbar macht; werden wir in den sich uns hier auf unserem Wege nach Süden
entgegenstellenden Höhen, durch welche sich die Elbe einen mühsamen Weg
erzwang, den allerdings ‘die Eisenbahnbauten gegenwärtig sehr verbreiterten, ein
Gestein wieder finden, das wir im Erzgebirge bei Tellnitz verliessen, rothen Gneiss,
der bei Libochowan ziemlich granitartig ist, jedoch diesseits der Elbe um Woparn
vollkommen jenem des Erzgebirges gleicht, dann aber folgen, wie das durch die
Bauten der österr. Nordwestbahn aufgeschlossene Profil,bei Gross-Ozernosek *) zeigt,
Amphibol-Glimmer-, Kalk und Urthonschiefer, bis diese kvystallinischen Gebirge
nahe bei diesem Orte unter Kreidegebilden, und ebenso diesseits der Elbe, 'theils -
unter diesen, theils unten basaltischen Gesteinen verschwinden. Eine ähnliche kleinere
Urgebirgsscholle umschliesst das Elbgebirg weiter nördlich bei Rongstock. Wandern
wir von hier aus parallel zum Erzgebirge gegen Westen, so treffen wir in Mileschau
am südlichen Abhange des Donnersberges recht mitten im basaltischen Gestein des
Mittelgebirges, und noch weiter westlich in und um Bilin gleichfalls Gmeisschollen,
welche zum Theile hier von Kreide zum Theile von Braunkohlenschichten bedeckt
werden. Weiter aber belehren uns die von Herrn Prof. Krej£i ?) gezogenen Profile durch
die Kreide gegen die Eger, dass diese Formation an vielen Stellen auf Urgebirgs-
schichten aufruhe. Wenn diese weiteren Punkte nun auch nicht jene vollständige
Schichtenreihe wie das Profil zwischen Libochowan und Czernosek erkennen lassen,
so können wir diese Erscheinungen doch auf keinen Fall anders deuten’ und in
Zusammenhang bringen, als dass wir darin eben jenen Theil des Erzgebirges sehen,
welcher an jenem Bruchrand, den uns die südliche Seite des Erzgebirges zukehrt,
einst haftete und von dieser durch eine gewaltige Macht der Länge des Gebirges
nach abgetrennt wurde. Dass diese Spaltung, die auch durch die lange Kette von
Thermen und Mimeralquellen von Bodenbach bis Franzensbad charakterisirt wird, eine
Wirkung plutonischer Kraft war, dürfen wir als bestimmt hinnehmen, ja alle Um-
stände deuten darauf hin, dass wir es hier mit einer jener eigenthümlichen ge-
waltigen Faltungen zu thun haben, welche die Entstehung der Gebirge veranlasst
haben. *) Später wurde die nördliche Hälfte des Gebirges gehoben, während die
südlich versunken blieb, wie die darüber abgelagerten Kreideschichten beweisen ;
bis zur Zeit der Braunkohlenformation vielleicht unter Beihilfe der hervor-
brechenden Basalte das Erzgebirge um ein Bedeutendes aufstieg, während durch
*) Wolfinau, geologische Studien aus Böhmen. Jahresbericht der Comm,-Oberrealschule ;
Leitmeritz 1873.
°) Arbeiten der geol. Section. Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurehforschung
von Böhmen I. Bd. II. Abth. Krejei, Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation p. 51.
°) Ed. Suess, die Entstehung der Alpen p. 74.
5
die erumpirenden Massen des. Mittelgebirges einzelne Theile des versunkenen
Gebirgstheiles wieder mit emporgehoben wurden. Einen bemerkenswerthen Beweis
für diese Entstehungsart bilden die zahlreichen, auf der Gebiresaxe senkrecht ste-
henden, zumeist mit Quarz ausgefüllten Gänge von grosser Mächtiskeit und Dauer. ?) 5
Es ist nun auch unschwer zu erkennen, dass nicht die ganze südliche
Hälfte des Erzgebirges, sondern nur der grössere östliche Theil derselben versunken
ist, ‘während der westliche stehen blieb, oder — mit geringerer Wahrscheinlich-
keit — wieder gehoben wurde. °)
Verlassen wir das Mittelgebirge und wandern wir immer parallel zum Erz-
gebirge, über die Braunkohlengebilde von Brüx und Priesen gegen Kaaden, so tritt
uns auf diesem Wege allerdings nirgend eine krystallinische Schieferscholle entgegen,
bis wir in letzgenanntem Ort in den Felsengehängen an der Eger solche Gesteine
antreffen. Das Duppauer Basaltgebirge tritt zwischen Kaaden und Karlsbad dicht
an das Erzgebirge heran, ja man darf wohl die Basalte des hohen Erzgebirges in
die innigsten Beziehungen zu diesem Gebirge bringen, aber andererseits beweisen
auch die rechten Ufer der Eger im Egerthal zwischen Klösterle und Schlackenwerth,
dass das krystallinische Gebirge unter den Basalten fortsetzt, indem diese auf Gramulit
aufliegen, auch wird dieses durch die kleine Amphibolscholle dargethan, welche
unmittelbar bei Duppau sowie die Glimmerschieferscholle bei Meritschau in jenem
Gesteine liegt, wie denn auch auf der südlichen Seite des Duppauer Gebirges die
krystallinischen Schiefer wieder sehr verbreitet sind. An seiner westlichen Grenze aber,
welche wir kurz vor Kärlsbad erreichen, stossen die jungplutonischen Gesteine hart |
an die altkrystallimischen, ja sie brechen sogar an vielen Stellen aus diesen hervor.
Ihre Grenze bildet auffallend scharf das Teplthal, an dessen rechtem Abfall die
Basaltkuppen bleiben, um sich erst südlich von Tepl in weitern Bogen gegen |
Marienbad hinzuziehen. Mit Karlsbad betreten wir das bekannte Granitgebiet, .
welches ein verhältnissmässig schmaler Streifen bis etwas südlich von Petschau zu |
verfolgen ist, dann hier verschwindet und westlich in den Graniten von Marienbad
und Königswart wieder zum Vorschein kommt, während dieses Gestein am nördlichen
Abfall bis Falkenau dominirt. Auf seinem Rücken trägt der Granit die fachmulden-
förmige Gmeisscholle von Schlaggenwald, Lauterbach, Lobs. Das ganze Gebirge,
das Karlsbader und Kaiserwaldgebirge, wird im Westen und Süden und im Osten
von einem zusammenhängenden Zug krystallinischer Schiefer, Amphibolite, Glimmer-
und Urthonschiefer mantelförmig umhüllt, wovon man sich überzeugen kann, wenn
man das Gebirge von Plan über Neumarkt gegen Lubenz, Rudig überschreitet.
Man findet in diesem Gebirge in der geschilderten Weise das genaue Gegen-
stück zum Erzgebirge, wie ein durch das Gebiet gezogenes Profil ersichtlich macht,
aber noch mehr; die Profile, welche man erhält, wenn man die beiden einander
zugekehrten Steilränder des Gebirges abgeht, sind so übereinstimmend, dass
man wohl zu dem Schluss berechtiget ist, dass beide Partien zusammen gehören.
En man im Karlsbader Gebirge den Granit bis Falkenau verfolgt, so begegnet
an im Lobsthal einer schmalen Zone Gneiss, sodann einer breiten Zone Glimmer-
?)'Robert Mallet, über vulkanische Kraft, übersetzt von A. o Lasaulx p. 126,
8) Suess a. a. O.
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-- Hohenstollen
Tippelsgrün
_ Hutberg
5
Zettlitz
5
Fischern
Egerfluss
. Donawitz
Aberg
Teplthal
schiefer, und endlich Urthonschiefer bei Königs-
berg. Gerade so verhält sich das Erzgebirge.
Hat man unmittelbar bei Heinrichsgrün das
Granitgebiet verlassen, so betritt man eine breite
Glimmerschieferzone, welche mit gneissartigen
Gesteinen beginnt und welcher wieder Urthon-
schiefer folgt. Einem genauen Beobachter wird
ausser dem Umstand, dass der Glimmerschiefer
sich keilförmig gegen das Gebirge hin ver-
schmälert, auch sofort der Umstand auffallen,
dass die Schichten gegen das Erzgebirge ein-
fallen, und wenn er das Egerthal über Maria-
kulm verquert, so wird er auf diesem Wege die
Erfahrung machen, dass er bis ins Kaiserwald-
Gebirge den Urthonschiefer nicht verlässt, dass
derselbe aber auch sein Fallen bis dorthin gleich-
mässig beibehält. Hier also am westlichen Aus-
gang des Erzgebirges ist zweifelsohne der Zu-
sammenhang hergestellt, wenn aber auch die
über Falkenau streichende schmale Gmeisszone
nicht im Zusammenhange bekannt ist, so steht
es zweifellos fest, dass ‘der Granit des Erzge-
birges durch die Hügel zwischen Karlsbad und
diesem Gebirge, und unter den seicht liegenden
Braunkohlengebilden zusammenhängt, wozu noch
erwähnt werden soll, dass es im Plane dieser Aus-
einandersetzungen liegt zu zeigen, dass auch die
Granite dieseits und jenseits der Eger in allen
ihren Verhältnissen identisch sind.
Es wird sich durch meine Untersuchungen
erweisen lassen, dass bis an die Höhen von
Mariakulm sich zwar die Spalte im Gebirge
in ihrem Verlaufe erkennen lasse, und zwischen
letzterem Ort und dem Joachimsthale durch
eine Faltung markirt ist, allein offenbar ist
der vom Erzgebirge getrennte Theil stehen
geblieben, und es scheint somit vollkommen
gerechtfertigt, das Karlsbader und Kaiser-Wald-
gebirge als einen integrirenden Theil des Erz-
gebirges aufzufassen. Hierhin weist auch die
Fortsetzung der erzgebirgischen Erzlagerstätt
namentlich die um Schlaggenwald auftretende
Zinnsteinformation, und die Nickelerze führen-
den Gänge von Michelsberg bei Plan, ja selbst
die in dieses Gebirge fortsetzenden obener-
7
wähnten nordwärts streichenden Quarzgänge. (Vergleiche Hochstetter a. a. O.)
In dieser Weise erhalten wir als solches ein Gebiet, welches als geologisches
Ganze durch die jüngsten krystallinischen Gebilde, und wohl auch durch die
ältesten zum Theil halbkrystallinischen Schiefer der Cambrischen Formation von
dem Massiv des Böhmerwaldes und Fichtelgebirges, und weiter auch von dem
Mittelböhmischen Gebirge abgeschlossen wird. Und obgleich es unzweifelhaft ist,
dass, wie Geinitz °) nachwies, das Fichtelgebirge mit dem Erzgebirge zusammehänge,
und diess wieder sich als ein Fortsatz des Böhmerwaldes herausstellt, 1%) mit kurzen
Worten sonach das Erzgebirge sich als das herausstellt, was wir Eingangs dieser
Auseinandersetzungen betonten, als ein Theil des grossen Hercynischen Massives ;
so haben wir doch in dieser, dem Erzgebirge als Ganzes gegebenen Ausdehnung
die Abgrenzung gegeben, wie weit wir es als eine zusammengehörige geologische
Bildung aufzufassen berechtigt sind.
Werfen wir nun noch einen Blick auf die Gliederung der Massen im Ge-
birge, so ergiebt sich leicht, dass das Erzgebirge in vier Partien zerfällt. Das
westliche Erzgebirge, dessen Ausdehnung wir vom Schönbacher Thal bis zur
Joachimsthaler Schlucht begrenzen, stellt in seiner Wesentlichkeit ein ziemlich
abgeschlossenes Ganzes dar, den nördlichen Flügel einer langgezogenen Ellipse,
deren Mitte der mächtige Granitstock von Karlsbad-Eibenstock einnimmt, während
sich um denselben eine Hülle von krystallinischen Schiefern, in welchen der
Gneiss fehlt, dagegen jüngere auffällig vorherrschen, ausbreitet. Nach den voraus-
gehenden Erörterungen haben wir im Karlsbader und Kaiserwaldgebirge den südlichen
Flügel dieser Ellipse, und wir werden ihn folgerichtig im Zusammenhang mit dem
Erzgebirge betrachten müssen. Das mittlere Erzgebirge von Joachimsthal bis an
den Niklasberger Pass ist nur in seiner nördlichen Hälfte, deren südlicher Absturz
nach Böhmen fällt, erhalten. Dieser lange Gebirgszug besteht vorzugsweise aus
krystallinischen Schiefern, und unter diesen wieder nimmt in unserem Gebiet der
sogenannte rothe Gneiss, den wir wohl mit Gümbels bojischen indentifieiren können,
die erste Stelle als verbreitetstes Gestein ein. Endlich das östliche Erzgebirge von
Niklasberg bis an die Elbe, resp. an das Quadergebirge bei Tyssa, ist von dem
mittleren durch die breite Quarzporphyrzone getrennt, welche sich in fast nörd-
licher Richtung von Teplitz bis weit nach Sachsen (Zwickau a. d. M.) verfolgen
lässt, hereynischer und bojischer Gneiss sind die einzigen krystallinischen Schiefer-
gesteine auf böhmischer Seite, ihm sind die oben beschriebenen Schollen im Mittel-
gebirge zuzuzählen.
Der Arbeit, an die wir unsere Kräfte wagen wollen, obwohl uns auf diesem
Wege schon so viele namhafte und berühmte Gelehrte vorangegangen sind, wird
demnach der Plan zu Grunde liegen, vorstehende Auseinandersetzungen zu beweisen
und zu diesem Zwecke den geologischen Bau des Erzgebirges in gedachter Reihen-
folge zu schildern.
& °) Geinitz, über den Gebirgsbau Sachsens, Denkschriften der naturw. Ges. Isis 1860 p. 109
und Sitzungsber. der Ges. Isis 1862 p. 155 fl,
10) Hochstetter a. a. O. p. 810 fi.
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Geologie des westlichen Erzgebirges.
Das Gebirge zwischen dem Schönbachthal und dem
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er Gebirgstheil, welchen ich in seinem geologischen Bau in den nach-
folgenden Blättern eingehend untersuchen will, umfasst das Gebiet vom Schön-
bacher Thal bis zum Joachimsthal zwischen der Landesgrenze im Norden und der
Eger im Süden, respective dem tertiären Braunkohlenland des Falkenau-Karlsbader
Beckens, welches zu schildern nicht in meiner Absicht liegt. Dieser Gebirgstheil
besteht aus drei Zonen von ziemlich gleicher Ausdehnung. Die beiden äusseren
Zonen bestehen aus krystallinischen Schiefern, welche allerdings durch den Umstand,
dass ihre grössere Ausdehnung ausser den Bereich der politischen Landesgrenze
fällt, als zwei gesonderte Zonen auftreten, in der Wirklichkeit aber im Norden die
mittlere Zone umfassen. Diese mittlere Partie besteht aus massigem Gestein u. z.
aus Granit, und es wird sich zeigen lassen, dass die beiden Schieferzonen in ihrer
Schichtenstellung vom Granit abhängig sind, daraus denn auch die Zusammen-
gehörigkeit der Gebirgspartie abgeleitet wird.
Als das unmittelbar seinen Einfluss geltend machende Glied haben wir
demnach den Granit in seinem Auftreten, sodann die denselben umgehenden Hüllen
kennen zu lernen, wenngleich von vornherein gesagt werden muss, dass das
Verhalten des Granites zum Schiefer ihn als die jüngere Bildung erscheinen lässt.
Unsere Betrachtungen werden sich demnach beziehen
1. Auf das Granitgebiet,
2. auf die Schieferhülle des Granites. \
Da es sich jedoch als besonders zweckdienlich erweisen wird, zuerst das
Baumateriale dieses Gebirgstheiles eingehender kennen zu lernen, schicke ich der
geologischen Schilderung die Petrographie desselben voran.
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T. Theil.
Petrographie des westlichen Erzgebirges.
I. Krystallinische Massengesteine,
1. Granitgesteine.
Über die Granite des Erzgebirges besitzen wir schon einige bemerkens-
werthe Abhandlungen. Abgesehen von einer älteren von Mohs, welche Naumann
in seiner Erläuterung zu geolog. Karte von Sachsen erwähnt, haben wir noch des
letztgenannten Gelehrten Arbeit über den sächsischen Theil des Granitgebirges im
2. Band des gedachten Werkes (Erläuterung zur Section XV der geognostischen
Charte des Königreiches Sachsen p. 123 ff.) und eine jüngere von Dr. Otto Prölls
(Das Granitgebiet von Eibenstock im Erzgebirge im neuen Jahrbuch für Mineralogie
von Leonhard und Geinitz 1868). Über die böhmische Hälfte Jokely’s. Aufnahms-
bericht im Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1857 und Reuss’s Abhandlung
in Löschner’s balneologischen Beiträgen. Die Literatur wird noch umfangreicher,
wenn wir betonen, dass die Granite des Karlsbader Gebirges mit’ denen des Erz-
gebirges identisch sind, denn dann müssen wir auch bis auf Leopold von Buchs, auf
Göthes und von Hoffs Abhandlungen zurückweisen, und jene von Warnsdorft, Hoch-
stetter und Naumann über diesen Gegenstand in Betracht ziehen.
Wie Naumann a. a. O., so nehmen alle anderen späteren Beobachter zwei
Varietäten an, welche die Granite hauptsächlich bilden, bei welchen eine femkörnige
einer grobkörnigen gegenüber steht. Beide zerfallen wieder in einzelne andere
Varietäten. Naumann zählt auf 1. eine grosskörnige Varietät, 2. eine sogenannte
porphyrartige Varietät, 3. eine feinkörnige Varietät, welche der Obererzgebirgische
Bergmann mit dem Namen „Sand und Strich“ belegt, und 4. eine greisenähnliche
Form. An der Kirchberger Granit-Partie unterscheidet er eine grobe, mittel- und
feinkörnige Abart.
Hochstetter theilt die Granite (Bericht über die geol. Aufnahme der 1. Section
in Böhmen 1855. Jahrbuch geol. R.-A. 1856 p. 419 ff.) folgender Massen ein:
TI. Hauptgranite, grössere Gebirgstheile zusammensetzend.
A. Gebirgsgranite grobkörnig.
1. Gleichmässig grobkörmige Varietät. 2. Porphyrartige Varietät.
B. Zinngranite feinkörnig.
3. Gleichmässig feinkörnig. 4. Porphyrartige Varietät.
II. Untergeordnete Granite.
C. Nestergranit.
5. Grauer Granit. 6. Glimmerdioritartiger Granit. Hornblende und tombak-
braunen Glimmer führend.
D. Ganggranite.
7. Kleinkörniger. 8. Grosskörniger Ganggranit.
Für die Umgebung Karlsbads unterscheidet er:
1. Hirschensprunggranit — A. 1. 2.
2. Karlsbader Grant =B 4.
3. Kreuzberggranit ==#1 05053
Jokely unterscheidet 1. Gebirgsgranit, grobkörnig und porphyrartig.
2. Zinngranit klein-feinkörnig und porphyrartig, identisch mit Naumann’s 1. 2. u. 3.
3. Grauer Granit. Oligoklasreiche feinkörnige Varietät. 4. Ganggranite feinkörnig
und grobkörnig, zum Theil identisch mit Naumann 3.
Jokely bemerkt, dass sein 1. mit Hochstetter’s Hirschensprunggranit, sein
2. mit Hochstetter’s Kreuzberggranit identisch sei.
Seiner Ansicht folgt auch Reuss a. a. O.
Prölls unterscheidet: 1. Grobkörnigen Granit, 2. grobkörpig-porphyrartigen
Granit, 3. mittelkörnigen Granit, 4. feinkörnigen Granit, 5. feinkörnig-porphyr-
artigen Granit. Letztere zwei entsprechen Jokely’s 2. u. 4. z. Thl.
Wenn sich Jemand die Mühe nimmt, die Granite des Erzgebirges zu unter-
suchen, so wird er in der That auch nur zwei grosse Gruppen unterscheiden
können, die in ihrer Struktur, Absonderungs- und Lagerungsweise manches Abwei-
chende besitzen, so dass es nicht schwer wird, eine grosse Anzahl von Vorkommnissen
unter diese beiden Reihen unterzubringen, aber es fehlt auch nicht an schwan-
kenden Verhältnissen, welche eine scharfe Trennung beider Gruppen sehr schwierig
machen, wie dies nicht allenthalben anders der Fall ist. So gestattet die von
Jokely vorgenommene Trennung in erzarme, zinnsteinführende und Ganggranite
allerdings eine sehr übersichtliche Trennung für gewisse Granite, aber die Erz-
führung des einen ist doch sehr lokaler Natur, sie ist kein Kriterium für den
Unterschied der Granite bei Karlsbad selbst. Von anderer Seite wurde geltend
gemacht, dass man nach dem Vorhandensein des Oligoklas eine Trennung in
oligoklasarme und oligoklasreiche vornehmen könne. Auch dieser Umstand fällt
bei der Beobachtung sofort in die Augen, aber auch das entgeht nicht, dass die
Menge des Oligoklases bei sonst gleich bleibenden petrographischen Verhältnissen
auf- und abschwankt. Selbst bei den so eigenthümlichen Ganggraniten, welche bei
ihrer Glimmerarmut, dem äusserst feinen Korn und bei ihrer eigenthümlichen
Lagerung so gut unterscheidbar scheinen, kann man ein Übergehen wenigstens in
eine Art der Granite unmöglich übersehen.
Ein beharrliches Untersuchen der granitischen Gesteine des Erzgebirges
und des übrigen Hercynischen Massives hat mich nun auch zur Überzeugung gebracht,
dass im Erzgebirge zwei verschiedene Granitvarietäten auftreten, welche, wenn
auch in der That ziemlich Schwierig, so aber doch nach Lagerung, Alter und Aus-
15
bildung. von einander verschieden sind. Diese beiden Granite bilden jedoch nach
ihrer Struktur hinsichtlich der Grösse und Ausbildung der Körner vollkommen
parallele Reihen, deren kleinkörnigere Formen wohl leicht täuschen können, die
aber ein geübteres Auge unter allen Umständen auseinander hält.
Diese beiden grossen Gruppen sind: ;
1. Der klinoklasarme, erzfreie, graue, ältere Granit, welcher im westlichen
Gebiete des Hercynischen Massives, also im Fichtelgebirge und Böhmerwald ebenso
auftritt, und welchen ich mit dem Namen Gebirgsgranit belegen werde.
2. Der klinoklasreichere, zinnsteinführende jüngere Granit, welcher im Erz-
gebirge und im Karlsbadergebirge auftritt, ausserhalb dieses Verbreitungsbezirkes
aber fehlt, oder doch sehr untergeordnet auftritt, und den ich daher als Erzge-
birgsgranit bezeichnen werde.)
Das von Jokely mit dem Namen „Grauer Granit“ von Hochstetter mit
„glimmerdioritartiger Granit“ belegte Gestein findet eine andere Deutung.
Das mit dem Namen Ganggranit benannte. Gestein ist wohl eigentlich
nirgends so aufzufassen, als ob die feinkörnigen oder pegmatischen Kluftausfül-
lungen jüngere Ganggebilde von anogener Natur wären, sondern sie werden
sich im Laufe der Abhandlung als sekundäre Sekretionsgesteine erkennen lassen,
welche einander im Wesentlichen allerdings ähnlich, dennoch an die sie führen-
den Granite gebunden erscheinen.
Ich werde nun im Folgenden die Granite des erzgebirgischen Terrains
möglichst genau zu charakterisiren suchen.
T. Gruppe: Gebirgsgranite.
Der Gebirgsgranit ist ein vorwiegend grobkörnig gemengtes Gestein, welches
Orthoklas und Quarz als Gemengtheile erster Ordnung, Biotit als solches zweiter
Ordnung, und Klinoklas und Muskovit als dritter Ordnung führt. Ich will hiemit
ausdrücken, dass die ersten beiden Mineralien, wenn auch nicht im Gleichgewicht,
doch immer oder in der Regel als Hauptbestandtheile wahrgenommen werden,
während der Biotit zwar immer, doch in geringerer Menge zugegen ist, und die
beiden letzten Bestandtheile hinsichtlich ihres Antheiles an der Gesteinsbildung
zwischen der Masse des Biotits und dem gänzlichen Fehlen schwanken.
Der Orthoklas kommt im Gemenge in länglichen oder mehr isometrischen
Körnern, aber auch in deutlichen Krystallen vor. Letztere stellen fast durchwegs
Zwillinge dar nach («Px&), und sind an der Zwillingsnaht auch in Bruchstücken
im Gemenge zu erkennen. Im frischen Zustande ist er glas-fettglänzend, zeigt
wohl auch einen perlmutterartigen Glanz, ist mehr oder weniger durchscheinend, die
charakteristische vollkommene Spaltbarkeit nach zwei auf einander fast senkrechten
Richtungen lässt er immer erkennen. Von Farbe ist er schneeweiss, gelblich weiss
*) Einzig und allein der Granit vom Fichtelberg bei Hof aus den Gesteinsammlungen der
Freiberger Mineralien-Niederlage, und Gümbel’s Waldlagergranit von Grafenau im bayr.
Wald zeichnen sich soweit meine Erfahrung durch grössere Übereinstimmung mit
Erzgebirgsgraniten aus,
16
oder fleischroth. Letztere Farbe ist selten. Einzelne fleischrothe Orthoklase finden
sich im Granit bei Lindig und Kafl, Die Grösse des Individuums ist sehr schwan-
kend, man findet ihn in erbsengrossen Individuen, aber auch in zwei bis drei Zoll
langen Krystallen (Beichtzetteln von den Arbeitern bei Graslitz genannt), welche
namentlich im porphyrartigen Granite auftreten. Obwohl die Orthoklasmasse in der
Regel homogen erscheint, findet man doch in den grossen Individuen nicht selten
Einschlüsse, Kerne von felsitischem Gepräge, welche sich gewöhnlich dureh eine
schmutzigweisse Farbe zu erkennen gaben, so wie einzelne Glimmerblättchen ein-
gewachsen, welche eine ganz regelmässige Lagerung einnehmen, so dass der Krystall
aus concentrischen Schalen gebildet erscheint. Letzteres lassen die Krystalle im
Granit von Schönlind sehen. In dem Granit zwischen Thierbach und Oedt findet
man in jedem Orthoklas-Krystall einen scharf umschriebenen erbsengelben Kern,
welcher aus Klinoklas besteht. In den roth gefärbten bemerkt man oftmals einen
lichter gefärbten‘ Kern. 4
Unter Einfluss der Atmosphäre zersetzt sich der Orthoklas, indem er zunächst
seinen Glanz verliert und matt wird, und nach und nach zu einer kaolinigen Masse
zerfällt. Die grossen weissen oder gelblichweissen Zwillinge scheinen viel länger der
Verwitterung zuwiderstehen, als die Körner im Gemenge, sie bleiben entweder lose
oder zerfallen zu kubischen Stücken, an denen mehr oder weniger Granitmasse haftet.
Der Quarz bildet im Granit individualisirte Massen, welche bald eine mehr
massige, vorherrschend eckigkörnige, vereinzelt rundlich körnige Gestalt "haben,
bald als vielarmiger oder ästiger Körper zwischen die übrigen Gemengtheile ein-
greifen. In der letzteren Form tritt er wohl am häufigsten auf und.es gewinnt den
Anschein, dass auch die körnigen Gebilde sich mit kürzeren Ästen zwischen die
anderen Gemengtheile einkeilen. Zuweilen, jedoch nur in Gesteinen, welche sich
schon zum Übergang in den zweiten Typus hinneigen, bemerkt man auch ein-
zelne rundliche, scharf umschriebene Körner. Das Auftreten von wirklichen Kry-
stallen, welches Jokely erwähnt, habe ich so wenig beobachtet wie Prölls. Die
Farbe des Quarzes ist vorwiegend milchweiss, weisslich grau, oder rauchgrau. Selten
bläulich oder schillernd (im Walde zwischen Thierbach und Oedt).
Im Gemenge erkennt man ihn unschwer an seinem stets ausgezeichneten
Fettglanz und seinem kleinmuschlichen Bruch, so wie auch an der bei weitem grösseren
Härte. Hinsichtlich der Grösse des Kornes erhebt er sich nicht über dass allge-
meine des Gefüges, und bedingt nie durch sein Hervortreten porphyrartigen Cha-
rakter, selbst wenn er, wie es öfter geschieht, in grösseren Nestern vorkommt, so
erscheinen diese nie als ein Individuum, sondern immer als ein eckigkörniges Aggregat.
In ‘der Verwitterung bleibt der Quarz unverändert neben dem’ sich zer-
setzenden Feldspath, und lässt sich aus der mehr zersetzten Masse in BINIREUN,
eckigen Körnern leicht auslesen.
Der Biotit erscheint im Gemenge in Form von kleineren oder grösseren
dunkeln Täfelchen, mit stark metallischem Perlmutterglanz auf den 0 P Flächen.
Die Farbe ist immer dunkeltombakbraun oder pechschwarz. Die Täfelchen sind
entweder regellos durch die Masse zerstreut, und kommen nicht nur zwischen
den Orthoklas- und Quarzindividuen sondern auch, wie oben dargethan, auch
in diesen vor. Zuweilen erscheinen sie auch zu blättrigen Aggregaten gehäuft,
17
deren Aussehen nicht metallartig ist, und manchmal turmalinartig wird, wenn man
die basische Theilbarkeit nicht wahrnehmen kann. Eine solche Lagerung des Glim-
mers zwischen den anderen Gemengtheilen, dass die Textur hiedurch gneissartig
wird, wie ich sie an Graniten bei Petschau und Neudorf beobachtete, habe ich im
Erzgebirge nicht beobachtet. Der Biotit bedingt in dieser Granitgruppe niemals
ein porphyrartiges Aussehen. Wenn er auch in Quantität den vorhererwähnten
Gemengtheilen nachsteht, so ist er umso gleichmässiger in dieser Gruppe ver-
theilt, man kann, wie schon Prölls bemerkt, kaum ein Schwanken in der Menge
des Glimmers bemerken, und kann darnach auch keinen glimmerarmen oder reichen
Granit unterscheiden.
Auch auf dieses Mineral hat die Verwitterung keinen Einfluss, es bleibt
im Gruss unverändert und hell.
Der weisse Glimmer, Kaliglimmer, wie ich glaube, kommt in ganz ana-
loger Weise wie der Biotit vor, nur ist seine Farbe durchgehends weiss, gelblich oder
srünlich weiss, und wie jener liest er regellos oder in kleinen Massen zwischen
und in den Gemenstheilen, er tritt jedoch gegenüber dem schwarzen Glimmer in
schwankenden und untergeordneten Verhältnissen auf. Zumeist erscheint er neben
dem schwarzen Glimmer in grösseren oder kleineren Quantitäten, oftmals fehlt er
aber auch gänzlich, sehr dünne Biotitblättechen können auch zuweilen täuschen,
indem sie in günstigem Licht leicht für weissen Glimmer gehalten werden können.
Eine Verwachsung beider Glimmerarten zu den bekannten tafelartigen Gebilden
mit dunklem Inneren und lichtem Rand, wie es der Granit bei Haslau und ander-
wärts im Fichtelgebirge zeigt, habe ich im Gebirgsgranit nicht wahrgenommen.
Jokely bemerkt, dass bei Gesteinen, welche sich mehr dem zweiten Typus nähern,
die Menge des weissen Glimmers zunehme.
Der Klinoklas, der trikline Feldspath des Granites, welcher zumeist als
Oligoklas gedeutet wird, ist der letzte zu beschreibende Gemengtheil. Er erscheint
immer in individualisirten Massen von eckigkörniger Gestalt von meist graulich-,
grünlich-, gelblich-weisser Farbe, und meist mattem Aussehen. Frisch mit lebhaftem
Glasglanz habe ich ihn wenig beobachtet; die bekannte Zwillingsstreifung der basischen
Fläche ist selten zu bemerken z. B. im Granit vom Katzenfels bei Graslitz, gewöhnlich
ist die Bruchfläche rauh und zuweilen sogar erdig. An Grösse kommen die Klino-
klaskörner den-Orthoklaskörnern gewöhnlich gleich, zuweilen sind sie auch kleiner,
niemals aber habe ich beobachtet, oder von einer derartigen Beobachtung von an-
derer Seite erfahren, dass der Klinoklas allein oder vorwiegend einen porphyrartigen
Charakter bedingt habe. Die Verwachsung beider Feldspatharten in der Weise,
dass dieser oder jener den Kern und der andere die Schale bildet, wie sie von
Gustay Rose und Anderen beschrieben wird, und bei den später zu beschrei-
benden Graniten auch vorkommt, habe ich beim grobkörnigen nicht beobachtet.
Ein solches mittelkörniges Gestein- habe ich, wie vorne erwähnt, an dem Granit
zwischen Thierbach und Oedt gefunden. Die Menge des Klinoklases ist äusserst
schwankend. Bei den porphyrartigen Graniten fehlt derselbe zumeist gänzlich, bei
den mehr gleichkörmigen dagegen schwankt er zwischen fast gleicher Quantität
und geringerer Menge. Je mehr der Typus des Gesteines sich dem des feinkörnigen
6)
“
18
Granit nähert, desto auffälliger tritt auch der Klinoklas hervor. Ein bemerkens-
werthes Beispiel bietet das Gestein des Katzenfelses.
Der Klinoklas verwittert sehr rasch und: zerfällt zu einer gelblichen oder
sraulichen, grünlichen erdigen Masse, daher Gesteine, welche diesen Feldspath führen,
neben anderen Graniten ein matteres Aussehen haben, besonders Stücke, welche
länger an der Luft lagen. Das Verwitterungsprodukt erscheint immer kaolinartig,
als ein leichter erdiger Staub von weisslicher, gelblichweisser Farbe.
An accessorischen Gemengtheilen ist dieser Granit arm. Ich kann nur
Turmalin daraus anführen.
Turmalin kommt verhältnissmässig seltener in dieser Art Granit vor als
in der später zu erwähnenden; er fehlt aber nicht und erscheint zumeist in nester-
förmigen Gebilden (zwischen Neudek und Thierbach), welche theils eingewachsene
strahlige Krystallgruppen, theils mehr unregelmässige, körnigstänglige Aggregate
bilden, und im letzteren Falle Quarz zwischen den einzelnen Individuen erkennen
lassen. Naumann hat bemerkt, dass der Turmalin in diesem Granite immer mit
Quarz umgeben sei und selten oder gar nicht mit Glimmer und Feldspath in Be-
rührung komme. Diese Angabe habe ich nicht bewährt gefunden, da ich den
Turmalin auch durch das Feldspath führende Gemenge hindurchwachsen sah.
Seltener ist das Auftreten von einzelnen meist nadelförmigen Turmalinen
im Granit. Was Prölls weiter über das Auftreten dieses Minerals bemerkt, glaube
ich vornehmlich auf Granite des zweiten Typus beziehen zu sollen.
Einschlüsse fremder Gesteine in diesem Granit habe ich nicht beobachtet ;
sie sind mir auch anderweitig nicht bekannt geworden.
Ausscheidungen kommen im Gebirgsgranit vorwiegend in gangförmiger Ge-
stalt vor u. z. sind dies entweder dem Normalgranit ähnliche Gebilde, welche ich
weiter unten als Ausscheidungsgranite vorführen werde, oder es sind solche Aus-
füllangen, für welche Credner (Die granitischen Gebilde des sächsischen Granulit-
gebietes, Zeitschr. der deutschen geol. Gesellsch. 1875) den Namen Halbgranite
vorschlägt. Es sind diess theils dichte Massen von weisser Farbe von felsitischem
Aussehen, welche beständiger als das umgebende Gestein der Verwitterung Wider-
stand leisten und wulstförmig aus solchem vorstehen, oder man kann deutlich
Orthoklas und grauliche Quarzkörnchen und Äderchen unterscheiden.
Interessant erscheint mir eine solche Ausscheidung, welche auf der süd-
westlichen Seite des Katzenfelses warnehmbar ist und im schrägen Verlauf von
links nach rechts den porphyrartigen Granit vom grobkörnigen scheidet, so dass
es beinahe den Anschein gewinnt, als ob hier eine Contactgrenze zwischen beiden
Gesteinsvarietäten geschaffen wäre, da man sogar bemerken kann, wie einzelne
grosse Orthoklasindividuen hart an dieser Ausscheidung ruhen. Indessen belehrt
eine andere Seite dieses interessanten Felsens, das sowohl beide Gesteinsvarietäten
in einander greifen, als auch dass der scheinbar sehr gleichartige grobkörnige Granit
einzelne Zwillinge und ganze Nester derselben ausgeschieden enthält.
Als Ausscheidungen sind wohl auch die mächtigen Gangzüge zu betrachten,
welche mit Quarz ausgefüllt in zahlreichen, nordsüdlich streichenden Parallelen den
Granit durchschwärmen, wenn auch an gewissen Orten Quelleneinflüsse sie ver-
ändert haben mögen.
19
Aus den vorstehend geschilderten Mineralien setzen sich nun einige Va-
rietäten von Granit zusammen, welche sich folgendergestalt beschreiben lassen:
1. Grobkörniger Porphyrgranit. In einem grobkörnigen Gemenge von Ortho-
klas, Quarz und schwarzen und weissen Glimmer liegen 3—8 Ctmtr. grosse Ortho-
klasindividuen nach dem Karlsbader Zwillingsgesetz gebildet reichlich einge-
streut. Der trikline Feldspath fehlt gänzlich. Zuweilen finden sich auch neben den
Orthoklaskrystallen einzelne grössere Quarzkörner ausgeschieden.
Ich glaube, dass meine Auffassung dieses Granites von jener des Herrn
Dr. Prölls etwas abweicht, da dieser unter den grobkörnig porphyrartigen eine an-
dere Varietät, welche ich unter die zweite Gruppe verweise, zu begreifen scheint.
Ich fasse meinen Begriff in der Weise, dass ich hierunter nur den von anderen
Petrographen und Geologen mit dem Namen Elbogner-, Karlsbader- und Krystall-
granit belegte Varietät bezeichnet wissen will.
. Obwohl diese Varietät durch die eingestreuten Individuen sehr leicht
kenntlich ist, kann man doch in Zweifel sein, ob man diese oder die folgende Va-
rietät vor sich habe. Die Menge der eingestreuten Orthoklase wechselt sehr, und es
stellen sich im Erzgebirge genau solche Verhältnisse dar, wie man sie prachtvoll am
Felsen unter dem Friedhof bei Elbogen sehen kann, wo man auf einer einen Qua-
dratfuss grossen Stelle mehrere Hundert Zwillinge beisammen findet, während ander-
wärts dieselben viel vereinzelter liegen. Der Typus ist also ein schwankender, und
durch das allmälige Seltenerwerden der Zwillinge wird diese Varietät allgemach
in den srobkörnigen übergehen. Dieser Umstand lässt sehr fraglich erscheinen, ob
man wohl mit einiger Sicherheit den porphyrartigen von dem grobkörnigen karto-
graphisch abtrennen könne, wie es Prölls gethan hat.
2. Grobkörniger Gebirgsgranit. Dieser Granit besteht aus einem mehr gleich-
mässigen Gemenge von den genannten Mineralien. Die Grösse der Körner wechselt
sehr, da man sowohl grosskörnige als mittel- und selbst kleinkörnige Granite
unterscheiden kann. Der Orthoklas ist weiss oder gelblich weiss, der Glimmer
schwarz und weiss, der Quarz weisslich rauchgrau auch bläulich. Diese Varietät
ist neben dem Porphyrgranit die verbreitetste, man ist eigentlich in stätem Zweifel
sagen zu können, wo jener aufhört, dieser anfängt. Prölls sagt sehr richtig:
„Nie findet man einen Granit so gleichmässig gemengt, dass nicht einzelne ein,
ja zwei Zoll grosse Induviduen porphyrartig in ihm eingesprengt lägen.“ Hier
also kommen wir wieder mit der porphyrartigen Varietät zusammen, und es ist
in der That ein Ding der Unmöglichkeit eine scharfe Grenze zu ziehen, wo man
eine beginnen lassen, die andere aufhören lassen will. Am vorerwähnten Katzenfels
ist das Verhalten beider Varietäten allerdings auffällig, denn nicht nur der gleich-
mässig gemengte setzt an einer Seite scharf gegen den porphyrartigen ab, sondern
letzterer erscheint auch mehr der Verwitterung unterworfen; aber eben so gut,
wie man hier einzelne Individuen und Nester findet, ebenso findet man deren
auch anderwärts, und es wird zuletzt die Wahl schwer, ob man die Granite grob-
körnig oder Porphyrgranite nennen soll.
Beide Gesteinsvarietäten, der porphyrartige und grobkörnige Granit, nähern
sich auch den Gesteinen der zweiten Gruppe, ersterer, wenn das Gemenge fein-
DE
7
2
körniger wird und wenn namentlich die einzelnen Quarzkörner häufiger auftreten,
letzterer ebenfalls durch Zunahme des feinen Korns und durch Aufnahme von
Klinoklas und Quarzkömern und Zurücktreten des Glimmers.
Zur Feststellung der chemischen Constitution wurden folgende Gebirgsgranite
der Analyse im chemischen Laboratorium der k. k. deutsch. technischen Hoch-
schule unterworfen:
I. Grobkörniger Gebirgsgranit von Schönlind analysirt von Herrn Franz Kraus.
II. Grobkörniger Gebirgsgranit vom Katzenfels bei Graslitz analysirt von
Herrn J. Nowotny.
Dieselben ergaben:
E N.
Kieselsäure 68.49 172.27
Thonerde 15.38 13.70
Eisenoxyd 3.26 3.11
Kalkerde 2.64 2.82 R
Magnesia 1.74 1.59
Kali 2.26 3.70
Natron 5.45 1.45
Schwefelsäure 0.51 0.65
Phosphorsäure 0.36 0.36
Die Absonderung des Gesteines ist sowohl durch horizontale als vertikale
Klüfte hervorgebracht, wodurch zunächst parallelopipedische Stücke geformt werden,
welche unter Umständen die bekannte Wollsack-Form annehmen. Die Absonderung
durch horizontale Klüfte in plattenförmige Massen ist stellenweise sehr auffällig,
da diese Massen an der westlichen Grenze eine ausgezeichnete Neigung nach
Westen zeigen. Der Katzenfels bei Graslitz, der Mückenbühlberg zeigen diese
Neigung.
Nicht selten herrscht auch die senkrechte Klüftung gegen die horizontale
vor, und es entstehen pfeilerartige Gebilde, wie sie namentlich auf der östlichen
Seite des Mückenbühlberges zu sehen sind; und vielleicht weniger vom dichten
Hochwald verdeckt den prächtigen Felsenpfeilern im Hansheilinggrund wenig nach-
geben möchten.
Der Gebirgsgranit ist vermöge seines groben Gefüges der Zerstörung durch
die Atmosphäre bedeutender als alle anderen Granite ausgesetzt. Er zerfällt sehr
rasch zu grobem Gruss, welcher leicht fortgeführt und zu einer lichtgelblichen,
sandigen Ackererde umgewandelt wird. In den Thälern innerhalb des Gebirges
findet sich der grobkörnige Granitgruss weniger häufig, selbst da, wo Hochwald
die Felsen überzieht, ist die Krumme verhältnissmässig unbedeutend, wohl aber
erscheint er auf den unteren Gebirgsterrassen und im Gebiet der Eger in grosser
Menge. Auf der Terrasse zwischen Heinrichsgrün und Thierbach erscheint er zu-
weilen in mächtigen Wällen, welche alten Moränen gleichen, umsomehr als auch
einzelne grosse Blöcke darin nicht fehlen. Die durch die Abwitterung hervorgerufene
wollsackähnliche Form findet sich allenthalben an den Felsen mehr oder weniger
entwickelt; man hat auch hier Gelegenheit zu bemerken, dass dieselbe viel deut-
licher und prägnanter bei porphyrartigen Gesteinen hervortritt, als bei mehr gleich-
al
körnigen Granitmassen. (Die Quarkquetsche bei Graslitz u. a. auffälligen Fels-
massen.)
Die Folge der Verwitterung sind auch einzelne grosse Blöcke, welche wohl
als Reste einstiger grösserer Bestände übrig geblieben sind und hie und da, wo
sie mitten im urbaren Felde ähnlich den erratischen Blöcken liegen, zuweilen lästig
genug werden. Andere liegen weit und breit zerstreut auf den Abhängen der
Berge herum, wie am Abhange des Glasberges an der Strasse von Graslitz nach
Silberbach, Mariasorg, Pfaffengrün und anderwärts, und es scheint, dass durch sie
die Gesteins-Grenze öfter über die wirkliche Scheidelinie hinausgerückt werde.
3. Lagergranit. Im Anschluss an den Gebirgsgranit möchte hier die Be-
schreibung eines Gesteines folgen, das eine kleine undeutliche begrenzte Einlage-
rung im Glimmerschiefer an der Strasse südwestlich vor Bleistadt macht. Das Gestein
ist feinkörmig gelblichweiss, quarzreich, und führt Biotit und Muscowit, deren
Blättchen vorzugsweise nach einer Richtung dem Gestein eingelagert sind, die
aber auch nach anderen Richtungen regellos zerstreut sind. Hiedurch geschieht
es, dass das Aussehen des Gesteins gneissartig wird. Die Schieferung desselben ist
jedoch nirgends eine ganz deutliche, und wird durch die sich deutlich bemerkbar
machende körnige Textur überwogen.
Gümbels grauer Lagergranit von Falkenstein, welchen ich im kgl. baier.
geol. Museum (bezeichnet 636) verglichen habe, stimmt ganz damit überein. Da
nun, wie es mir scheint, dieser Granit eine Art Lagergang im Glimmerschiefer bildet,
so halte ich auch die von Gümbel gegebene Bezeichnung für die angezeigteste,
nachdem auch die von ihm (Geogr. Besch. ostb. Grenzgeb. pag. 230) gegebene
Beschreibung des grossen Waldlagersranits vollkommen auf unseres Gestein passt.
2. Gruppe: Erzgebirgsgranite.
Es gehören hierher alle jene Granite, welche als Zinngranite, Sand-, Strich-,
zum Theil feinkörnige, zum Theil feinkörnig-porphyrartige Granite, Greifenstein-
sranit, endlich Karlsbader- und Kreuzberggranit genannt wurden.
Lange habe ich mir es überlegt, ob ich die Nomenklatur um einen neuen
Namen bereichern solle, allein ich bin zu der Einsicht gekommen, dass alle die
aufgezählten Namen für eine allgemeine Bezeichnung zu enge seien. Der Name Zinn-
sranit lässt sich unmöglich auf jene Partien beziehen, welche keinen Zinnstein
führen, und Namen wie Karlsbader- oder Kreuzberggranit, Greifensteingranit lassen
sich wohl kaum auf ein so ausgebreitetes Vorkommen anwenden. Dagegen scheint
mir der vorgeschlagene Name, welcher das charakteristische Verbreitungsgebiet
des Gesteins hervorhebt, am besten zur allgemeinen Bezeichnung gewählt, selbst
für die Karlsbader Verhältnisse, denn ein Blick auf die Karte und noch mehr die
angestellten vielfachen Untersuchungen belehren darüber, dass in der That die
Massen des Kreuzberggranites nur aus dem Erzgebirge fortsetzende Massen sind.
Der Erzgebirgsgranit besteht aus einem Gemenge von Orthoklas, Quarz,
Klinoklas und Glimmer. Erstere beiden Gemengtheile sind erster Ordnung, der
zweite 2. Ordnung, der Glimmer 3. Ordnung, so dass das vorwaltende Zurücktreten
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dieses Minerales eine auffällige, von allen Schriftstellern hervorgehobene Eigenschaft
dieses Granitvarietät bildet.
Der Orthoklas erscheint in individualisirten Körnern und in deutlichen
Krystallen. Er ist vorwiegend »öthlich bis fleischroth, aber auch weisslich gelblich-
weiss gefärbt. Die Individuen erscheinen als Zwillinge nach (“P&), so dass man
die Zwillingsnath nach ©P © immer deutlich auf der OP erkennen kann. Auch die
grossen ausgebildeten Orthoklase folgen diesem Gesetze. Vorkommen nach dem
Bavenoer Zwillingstypus, wie sie nach Stelzner im Greifensteingranit vorkommen, habe
ich nicht bemerkt. Die grossen Individuen verhalten sich ganz so wie jene, welche
ich aus dem Gebirgsgranit beschrieb, erreichen aber nie die Grösse derselben, und
sind häufig zerbrochen in die Masse eingebettet, zuweilen so, dass die Bruchstücke
in der ursprünglichen Lage nebeneinander liegen (Granit vom Plattenberg). Häufig
sieht man das Mineral in einer gänzlichen oder theilweisen Umwandlung in eine
specksteinartige Substanz von grünlichweisser oder braunrother Farbe begriffen,
welcher Umwandlung auch die grossen Zwillingsindividuen verfallen.
Im Granit von Breitenhof und Neuhaus sieht man nicht selten im rothen
Orthoklase einen lichteren Kern und auf den Spaltungsflächen nach ©?» eigen-
thümliche Streifen, welche in der Richtung von © P, O0 P gehen, wodurch der lichte
Kern zuweilen in rhomboidaler Form umschrieben wird.
Die Orthoklaskrystalle erscheinen in der Regel ohne Anordnung in der Masse
gestreut. An einer Granitwand halbwegs zwischen Platten und Neuhammer rechts
von der Strasse beobachtet man jedoch auch eine fast durchwegs parallele La-
gerung der Individuen, welche alle auf einer © P ® Fläche liegen.
Der Quarz erscheint im Gemenge in individualisirten Massen von graulich-
weisser rauchgrauer oder schwärzlicher Farbe, welche gewöhnlich ein abgerundetes
Äussere haben und als erbsen-bohnengrosse Körner im Gemenge reichlich eingestreut
liegen. Während bei anderen Graniten der Quarz durch die Ramifikationen das zusam-
menhaltende Mineral zu sein scheint, ist hier diese Rolle dem Gemenge selbst zu-
gewiesen. Wirkliche Krystalle habe ich niemals beobachtet, obwohl Jokely sie
angiebt und Stelzner anführt, dass er wirkliche Doppelpyramiden ein einzigesmal be-
obachtet habe. Dieses Auftreten von grossen Quarzkörnern, welches feinkörnigen
Varietäten ein quarzporphyrartiges Aussehen verleihen kann (Hirschberg bei Platten),
ist jedenfalls eine typische Eigenthümlichkeit dieses Granites. Ausser diesen Körnern
muss noch erwähnt werden, dass in dem feinkörnigen Gemenge der Quarz als
körnig verflösste Masse auftritt, welche neben dem fein vertheilten Orthoklas als
grauliche fettglänzende Partikelchen erkannt wird.
Aus dem verwitterten Granit fällt der Quarz in Form von rundlichen
Körnern aus.
Der Klinoklas erscheint im Gemenge theils in kleineren, theils in grösseren
Körnern und Leistchen, jedoch nie als Krystall ausgebildet. Die kleineren Körner,
vorwiegend die leistenförmigen zeigen oftmals einen lebhaften Glasglanz bei graulich-
weisser oder gelblicher Farbe und charakteristische Zwillingstreifen (Sandfels,
Fischern), die grösseren Körner dagegen sind in der Regel durch einen matten Glanz
und gelblich weisse, grünlich gelbe Farbe und mehr körniges Gefüge vom Orthoklas
zu unterscheiden, da die trikline Streifung sehr selten, in der Regel gar nicht zu
erkennen ist.
Den triklinen Feldspath vom Greifenstein glaubt Stelzner (Granite von
Geyer und Ehrenfriedensdorf) für Albit ansehen zu sollen, doch fehit ihm die che-
mische Begründung. Die rindenartige Verwachsung, wie ich sie zwischen Orthoklas
und dem Klinoklas wohl nicht im Erzgebirge aber in analogen Gesteinen bei Karlsbad
beobachtete und welche auch von anderer Seite — Prölls a. a. O. und Stelzner — an-
geführt werden, könnten mir auch für diese Annahme plausibel erscheinen, indessen
halte ich es bei der herrschenden Unsicherheit doch angezeigt, hier den Namen
Klinoklas als Bezeichnung dieses triklinen Natronfeldspathes im Allgemeinen an-
zuwenden.
Der Klinoklas erscheint im Gemenge immer weniger vertreten als der
Orthoklas, nur einmal fiel mir das überwiegende Hervortreten dieses Minerales
gegenüber den anderen Gemengtheilen auf (Bahneinschnitt bei Fischern). Hinsichtlich
der Grösse des Kornes gleicht er dem Orthoklas; es liegen grössere und kleinere
Individuen im Granit, erstere tragen dazu bei, den Granit porphyrartig erscheinen
zu lassen.
Der Klinoklas verwittert viel rascher als der Orthoklas, wodurch diese
Granite wohl im Allgemeinen ein matteres Aussehen gegenüber den Gebirgsgraniten
haben, der Umwandlung in Speckstein scheint dieser Feldspath mehr verfallen
zu sein als Orthoklas.
Glimmer kommen zwei, vielleicht auch drei Varietäten vor. Von allen
dreien gilt, dass sie zwar einer oder alle immer vorhanden sind, aber ihre Qualität
steht der der übrigen Gemengtheile nach.
Der Biotit erscheint in einzelnen schwarzen oder bronzebraunen Schüpp-
chen; zuweilen bildet er auch grössere nesterförmige Aggregate (Plattenbersgranit).
Der weisseGlimmer, welcher schon von Stelzner als Kaliglimmer erkannt
wurde, ist im erzgebirgischen Gestein seltener, kommt aber gegen die Eger hin häu-
figer vor, namentlich in dem Höhenzug zwischen Sponsl und Föllaberg, wo er sogar
vorherrscht. Die Verwachsung des weissen Glimmers mit dem Biotit zu tafelför-
migen Gebilden, in oben gedachter Weise, habe ich bei Graniten von Unterrothau,
Sponsl, Föllaberg gesehen.
Jokely erwähnt das Vorkommen von lichtem lithionhaltigem Glimmer, was
ich jedoch aus eigener Erfahrung nicht bestätigen kann.
Als accessorischen Gemengtheil müssen wir in erster Linie Turmalin
anführen. Dieses Mineral erscheint weit häufiger als im Gebirgsgranit in grossen und
kleinen Nestern oder in einzelnen Individuen eingewachsen. Diese nesterförmigen
Gebilde, welche von ziemlich bedeutender Grösse sein können, bestehen entweder
aus locker verwachsenen Turmalin-Individuen (Mauritiuszeche, Hirschenstand) oder
sie sind mit Quarz dicht gemengt, so dass zwischen den Individuen strahlig
Quarzkörner liegen, oder die ganze Masse ein inniges Gemenge von beiden
Mineralien darstellt. Diese accessorischen Gebilde erscheinen im Granit als scharf
umschriebene schwarzgraue oder sammtschwarze Flecke.
Stelzner beobachtete, dass einzelne Turmalinkrystalle immer eine Hülle von
rothem Feldspath besitzen. Für die Turmalinnester zeigt sich nun zwar keine ganz
or
24
quarzfreie, wohl aber eine auffällige feldspathreiche Zone, welche zuweilen auch durch
ein grösseres Korn von dem übrigen Gestein unterschieden ist (Granit von Heng-
stererben, Sodau).
In der obenerwähnten Granitwand rechts an der Strasse von Platten nach
Neuhammer sieht man über handgrosse Turmalinnester mit einer mehr als zoll-
dicken Orthaklashülle umgeben.
Der Turmalin erscheint im verwitterten Gestein immer frisch glänzend-
schwarz, selbst in der ganz zu Kaolinerde zerfallenen Masse.
Das Vorkommen von Topas in einzelnen nadelförmigen, wasserhellen Kry-
stallen habe ich nur zweimal an einem Block am nördlichen Abfall des Patten-
berges bei den letzten Häusern von Zwittermühl, das anderemal in der St. Mau-
ritiuszeche beobachtet. Zinnerz führt Jokely als accessorischen Gemengtheil an. Ich
kann dies insoferne bestätigen, wenn man unter den Granit auch das Zinnstein führende
Gestein von St. Mauritius, ete. einrechnete, wo allerdings das sogenannte Zwitter-
gestein als ein mit Zinnstein imprägnirter Granit aufzufassen ist. Dieses Gestein
aber setzt erwiesenermassen gegen den Granit ab, d. h. die Imprägnation beschränkt
sich auf bestimmte Zonen. In den übrigen Graniten habe ich niemals accessorischen
Zinnstein gefunden.
Ein weiterer accessorischer Gemenstheil ist der Talk, oder ein talkartiges
Mineral von gelblich grüner oder öhlgrüner Farbe, welches namentlich in Graniten
vorkommt, welche rothen Orthoklas und weissgelben Klinoklas führen. Er bildet
körnige Individuen, und ist wahrscheinlich ‘das Umwandlungsprodukt aus einem
Feldspath, wie ich meine, Klinoklas. Die Verwandlung des Orthoklas in einzelne
specksteinartige Gebilde habe ich schon erwähnt. Prölls glaubt den Talk aus
Turmalin entstanden, dawider spricht mir aber der Umstand, dass man dieses Mi-
neral gewöhnlich in ganz zersetzten Graniten vollständig erhalten findet.
Einschlüsse fremdartigen Gesteines mit Ausnahme grösserer Schollen fand
ich nur einmal am Aschberg bei Graslitz, wo eine Partie des anliegenden Schiefers
mit einem grobkörnigen Granit von dort fest verwachsen war. Handstücke hievon
wurden im böhm. Museum und im mineralog. Kabinet des deutschen polytechnischen
Institutes hinterlegt.
Die Ausscheidungen im Erzgebirgsgranit sind mannigfacher als im Gebirgs-
granit. Abgesehen von dem weiter unten zu beschreibenden Ausscheidungsgranit
trifft man verschiedene Halbgranite auf den Klüften.
Auf der Grube Mauritius bei Hengstererben finden sich auf Gangkreuzungen
Ausscheidungen von rothen Orthoklas-Individuen von bedeutender Grösse, welche
innig mit dunkelm schwarzgrünem Turmalin gemengt und durchwachsen sind, ver-
gesellschaftet mit Zinnerz und Quarz. Verwachsungen von Quarz und ÖOrthoklas,
wobei beide Mineralien in freien Räumen auskrystallisiren u. z. letzterer in der
Adularform. &P. 0 P— Inu finden sich dort gleichfalls.
Bemerkenswerth erscheinen noch die in diesen Graniten öfter bemerkbaren
Ausscheidungen von Quarz. Diese durchsetzen ebenfalls gangförmig (das Gestein,
trümern oft nach einer oder mehreren Seiten aus, so dass sie wie graue oder grün-
liche Adern und Bänder das Gestein durchziehen. Sie nehmen in der Regel einen
25
greisenartigen Charakter an resp. werden selbst Greisengestein, indem man im Quarz
häufig Glimmerblättchen oder grüne Talkschüppchen (Gilbertit) eingelagert findet.
Diese Ausscheidungen können sehr grobkörnig im Gefüge werden. Auf
dem Hartelsberg bei Frühbuss kommen dergleichen Gebilde vor, welche aus über
faustgrossen Quarz- und mindestens zollgrossen Glimmer-Individuen bestehen,
ähnlich wie dies von Ziunwald bekannt ist.
Als Ausscheidungen sind wohl auch die oben beschriebenen feldspath-
umrindeten Turmalinnester im Erzgebiresgranit aufzufassen. Ähnliche Turmalin-
Quarzausfüllung kommt auch gangförmig vor. Im Granit der grossen Hengstererbner
Pinge sieht man wenig mächtige Gangtrümmer von grauschwarzer Farbe das Gestein
durchziehen, selbst Orthoklas-Individuen mitten durchsetzen, welche aus einem innigen
Gemenge von Turmalin und Quarz bestehen, wobei man eine streifenweise Anord-
nung dieser Mineralien wahrnimmt, zwischen welche sich gegen die Salbänder hin
auch einzelne Orthoklaskörner einfügen.
Nach dem vorherrschenden Auftreten der Gemenstheile lassen sich unter den
Erzgebirgsgraniten einige schärfer charakterisirte Abarten unterscheiden; dass die-
selben in einander vielfach übergehen, ist leicht einzusehen, so dass man, wie dies
Stelzner von Blöde erwähnt, wohl an einer Lokalität eine grössere Reihe von
Varietäten leicht unterscheiden könnte.
Als besonders auffällige Varietäten will ich nachstehende hervorheben:
1. Porphyrartiger Erzgebirgsgranit.
a. Durch Hervortreten von Orthoklas und Quarz.
1. Grosskörniger porphyrartiger Erzgebirgsgranit. Er erscheint dem grob-
körnigen Porphyrgranit sehr ähnlich, in der grobkörnigen Grundmasse erkennt man
jedoch sofort die reichlich vorhandenen runden Quarzkörner neben den grossen
Orthoklas-Individuen, wodurch das Gestein ein bemerkenswerthes rauhes Ansehen
erhält. Die Farbe des Gesteines ist gelblich oder röthlich, jenach dem vorherrschenden
Feldspath. Am weitesten verbreitet.
2. Grosskörniger rother Erzgebirgsgranit (Eibenstocker Granit). Grosse rothe
Orthoklas-Individuen manchmal mit lichterem Kern und ebensolche rauchgraue oder
graulichweisse Quarzkörner machen sich in einem grobkörnigen Gemenge von Quarz,
rothem Orthoklas, gelblichgrünen oder gelben Klinoklas und schwarzem Glimmer
bemerkbar. Das Gestein ist auf einen kleinen Bezirk zwischen Frühbuss und Hirschen-
stand beschränkt, hängt aber mit dem vorigen eng zusammen, und geht natürlich
dahin über.
Diese beiden Varietäten entsprechen ziemlich genau dem grobkörnigen
porphyrartigen Gebirgsgranit, und sie sind leicht damit zu verwechseln. Nimmt man
jedoch Rücksicht auf die Form und Menge des Quarzes, auf den reichlicheren -
Klinoklas, so unterscheidet man sehr bald, obzwar immerhin eine genaue Besich-
tigung des Gesteines nothwendig ist, da das Aeussere zuweilen doch irreführen kann.
b. Durch Hervortreten von Orthoklas, Quarz und Klinoklas. In einer fein-
körnigen granitischen Grundmasse von fleischrothem Orthoklas, gelblichen Klinoklas,
grauem Quarz und schwarzen Glimmer liegen zollgrosse fleischrothe Orthoklas-
26
krystalle, erbsen- bis bohnengrosse abgerundete Quarzkörner, und ebensogrosse
Klinoklaskörner, letztere nicht selten mit grossen Orthoklasindividuen ohne regel-
mässige Lage verwachsen. Zuweilen bildet selbst der Glimmer nesterförmige grosse
Gruppen darin. Turmalin ist häufig vorhanden in Partien, wie sie vorstehend ge-
schildert wurden.
Diese Varietät, welche man unschwer als die analoge Form des von Hoch-
stetter beschriebenen Karlsbader Granites erkennen wird, findet sich in ausgezeichneter
Entwicklung im Gebiete des grossen Plattenberges und zwischen Frühbuss und Neu-
hausen, an beiden Orten geht er gerade so wie der Karlsbader in Kreuzberggranit
in feinkörnigen Varietäten über. In der mittleren Ausbildung gleicht er dem Gestein,
welches als Mittelglied zwischen den beiden von Hochstetter unterschiedenen Varie-
täten angesehen werden kann, und in einem Steinbruch nahe beim Helenenhof
oberhalb dem böhmischen Sitz bei Karlsbad gebrochen wird, zum Verwechseln. Er ist
zugleich jenes Gestein, welches mit dem grobkörnigen porphyrartigen Erzgebirgs-
granit durch Übergänge verbunden ist, wie etwa durch den Granit von Auerhammer
bei Aue in Sachsen.
c. Durch Quarz allein porphyrartige Varietät. Sie findet sich in geringer
Ausdehnung auf dem kleinen Plattenberg resp. Hirschberg bei Platten und bei
Hengstererben. Das Gestein hat in der That ganz den Charakter eines Quarzpor-
phyrs. Jokely hebt diesen Charakter hervor, bezeichnet jedoch das Gestein vom
gedachten Fundort als Porphyr auf der Karte. Trotz meines sorgfältigen wieder-
holten Suchens an dem angezeichneten Punkte fand ich jedoch keinen wirklichen
Porphyr, wohl aber dieses Gestein, dessen feinkörniges felsitähnliches Gemenge und
die grösseren Quarzindividuen wohl für den ersten Blick täuschen können, bei
näherem Zusehen aber findet man zahlreiche feine, lichtere und dunklere Glimmer-
blättchen eingestreut, so dass die Frage über die Natur des Gesteines keine Frage
sein kann.
Das Vorkommen von porphyrartigem Granit durch Quarz wird auch von
Stelzner vom Greifenstein erwähnt. Auch Prölls erwähnt denselben, allem Anscheine
nach entspricht diese und die vorstehende Varietät besonders der von letzterem
Gelehrten als „feinkörnig porphyrartiger“ Granit unterschiedenen Varietät. Das weiter
oben erwähnte Gestein vom Fichtelberg bei Hof würde auch hierher gehören.
d. Durch Vortreten von Klinoklas porphyrartige Varietät. Dieses Gestein
scheint sehr untergeordnet vorzukommen. Es bildet den Hügel, durch welchen ober-
halb Fischern die Buschtiehrader Eisenbahn einen Durchstich angelegt hat. In dem
feinkörnigen Granit, welcher grau gefärbt erscheint, wie der feinkörnige Aberggranit,
liegen einzelne grössere graulich- oder röthlichweisse Orthoklase, und zahlreiche
erbsen- bis bohnengrosse individualisirte Massen von Klinoklas, welche sich durch
eine gelbe, ins grünliche geneigte Farbe vom Untergrund seltsam abheben. Dieses
Gestein vermittelt offenbar den Übergang zu den grobkörnigen Klinoklas führenden
Gebirgsgraniten.
e. Durch Vortreten von Glimmer porphyrartige Varietät. Diese äusserst
auffällige Gesteinsart fand ich bei Unterrothau auf dem Wege durch das Thal gegen
die Schönlinder Strasse, sowie in der Schlucht zwischen Mückenbühlberg und Hoch-
a
ZU
garth in grossen Blöcken. Es steht jedoch in einer kleinen Ellipse zwischen Oedt,
Scheft, Sponsl und dem Föllaberge an. E
In einem feinkörnigen Gemenge aus graulichweissen Quarz und röthlich-
weissen Orthoklas, (Klinoklas ist nicht zu unterscheiden,) liegen bis 1'5 Centimeter
im Durchmesser haltende Glimmergruppen von deutlich rhombischer Tafelform,
deren Inneres von braunem Glimmer gebildet wird, uud deren Rand ein etwa
5 Millimeter breiter Streifen weissen Glimmers bildet. Diese Gesteins-Varietät
finde ich bei den sächsischen Geologen nicht erwähnt, muss sie demnach für
eine dem böhmischen Granitgebiete eigene Abart halten. Offenbar steht sie in
Verbindung mit dem eigentlichen Erzgebirgsgranit, in welchem auch öfter der
Glimmer in grossen Gruppen ausgeschieden ist, und in welcher das Auftreten
beider Glimmerarten zu beobachten ist. Diese Gesteinsart scheint der Ver-
witterung sehr zugänglich, da die Grundmasse beinahe sandsteinartig zerreib-
lich ist.
2. Gleichkörnige Erzgebirgsgranite.
a. Grobkörnige quarzreiche Varietät (Aschberg-Granit). An der Landes-
srenze am Aschberg bei Silberbach kommt ein helles grobkörniges Gestein vor,
welches aus grossen Orthoklasindividuen und ebenso grossen rauchgrauen Quarz-
körnern besteht, zwischen welcher kleine schwarze Glimmer liegen. Quarz und
Orthoklas erscheinen im Gleichgewicht, ersterer aber nimmt nicht selten auf Kosten
des letzteren zu, so dass er am Ende vorherrscht. (Auf der Kuppe des Asch-
berges am Wege nach Morgenröthe). Der Klinoklas ist ganz zurückgetreten.
b. Glimmerärmere Varietät. In seinem Charakter dem Granit von Greifen-
stein in Sachsen und dem von der Hub bei Schlaggenwald ganz gleiches Gestein.
Der Quarz erscheint in runden rauchgrauen Körnern, zwischen welche sich
schwachröthliche Orthoklasindividuen und starkglänzende deutlich gestreifte Klino-
klasleistehen einschieben. Der Glimmer ist sparsam in tombakbraunen Blättchen
in die Masse gestreut. Hie und da fällt übrigens auch ein grosses Quarz- oder
Orthoklasindividuum auf. Diese Gesteinsvarietät bildet den sogenannten „Sandfels“
zwischen Schwimmrich und Streitseifen, und wird in der Gegend. gemeinlich als
Sandstein bezeichnet. In der That könnte man das Gestein für den ersten Augen-
blick für einen feldspathreichen Kohlensandstein halten, da das Gefüge desselben
ein sandiglockeres ist.
Dieser Varietät kommt zunächst der Granit, welcher zu Sauersack auf
der alten Zeche und westlich bei Frühbuss am Fusse des Hartelsbergs vorkömmt.
Die Farbe des Gesteins ist nur lebhafter roth, und das Korn etwas gröber und
ungleichartiger, so dass es eine Annäherung zu den unter 1, « und 5 beschrie-
benen Varietäten bildet. In der That kommt es an der Lokalität auch in Ver-
bindung mit den letzteren Abarten, wie obem erwähnt, vor.
An der Strasse von Lichtenstadt nach Bärringen gewahrt man bei der
Bareuther Brettmühle im Salmthal einige den Gebirgsgranit durchsetzende Gänge,
deren Granit vorwiegend aus röthlichem und blutrothem Orthoklas, sparsamen
Quarz und noch sparsameren Glimmer besteht, wobei das Gestein ein mittel-
körniges Gefüge besitzt.
28
c. Glimmerreichere Varietät. Sie entspricht vollständig dem Kreuzberg-
granit Hochstetters. Gelblichweisser oder röthlicher Orthoklas und ebenso gefärbter,
jedoch immer matt aussehender Klinoklas, graulichweisser oder rauchgrauer Quarz,
und schwarzer, weisser oder grauweisser Glimmer bilden ein feinkörniges Gemenge,
in welchem der Feldspath gewöhnlich überwiegt. Obwohl das gleichkörnige
Gemenge vorherrscht, findet man doch auch grössere Orthoklasindividuen ausge-
bildet, welche als Zwillinge nach (“eP ») in der Masse liegen. Das Vorkommen
von Quarzdihexaedern habe ich nirgends beobachtet. Wohl aber, dass Orthoklas
und Quarz deutlich grobkörniger wurden, wo das Gestein Turmalinausscheidungen
einschloss. Der Glimmer, vorherrschend schwarzer oder brauner, aber auch weisser
bildet zuweilen grössere Partien. Eine eigenthümliche Varietät dieses Granites
bildet den Föllaberg bei Dotterwies. Es kommt in diesem nur weisser Glimmer
vor, wodurch das Gestein ein sehr eigenthümliches Aussehen erhält, umsomehr
als dieses Mineral durch grössere Individuen von den übrigen Gemengtheilen
absticht. — Dieser Granit nimmt nach und nach schwarzen Glimmer auf — bei
Sponsl — und wird dann dem Kreuzberggranit vollkommen gleich, so wie dann
auch der Zusammenhang mit dem vorerwähnten durch Glimmer porphyrartigen
Granit hergestellt wird.
Der Granit von Föllaberg zeigt grosse Ähnlichkeit mit Gümbel’s Wald-
lagergranit von Grafenau.
Allem Anscheine nach sind diese Varietäten im weiteren Verlaufe des
erzgebirgischen Granitstockes nicht vertreten; wenigstens entspricht keines der von
Prölls unterschiedenen Gesteine dem typischen Kreuzberggranit oder dem letzt-
genannten, auch habe ich selbst auf dem von mir durchforschten Gebiet den-
selben vorzugsweise an dem südlichen Abhang entdeckt.
Die chemische Zusammensetzung von hierhergehörigen Graniten wurde im
chemischen Laboratorium an nachfolgenden untersucht:
III. Grobkörniger Erzgebirgsgranit von Platten (anal. Hr. Jar. Pecold).
IV. Grobkörniger Erzgebirgsgranit von Fischern (analysirte Herr Ottokar
Daubrawa).
V. Kleinkörniger Granit von Sandfels bei Streitseifen (J. Weber).
VI. Kleinkörniger Granit von Zettlitz (Benj. Reinitzer).
VII. Kleinkörniger Granit von Oberrothau (August Endler).
Diese ergaben folgende Resultate:
II. IV. V: VI. Vo.
Kieselsäure 60.50 73.02 12.91 12.85 13.30
Thonerde 13.82 | 2 13.89 16.17 15.59
Eisenoxyd 2.47 [ 15.81 0:85 Spuren 0.99
Kalkerde 2.14 1.42 1.52 — 0.88
Magnesia 2.13 0.14 073 0.36 0.09
Kali 9.50 4.50 3.99 4.34 4.50
Natron 4.12 1.52 2.76 3.42 1.02
Schwefelsäure 4.74 1.21 1.82 — 1.50
Phosphorsäure Spur Spur = Spur —
Glühverlust Wasser 2.84 —_
29
Die charakteristische Absonderung dieses Gesteines in polyedrische scharf-
kantige Stücke, welche -hiedurch von den mehr abgerundeten Formen des grobkör-
nigen Granites wesentlich verschieden sind, ist für die hierher gehörigen Varietäten
von Karlsbad bereits gebührend gewürdigt worden. Für die diesbezüglichen Ge-
steine im Erzgebirge bemerkt Jokely, dass sich ähnliche Absonderungsformen, wie
bei jenem von Karlsbad zeigen, jedoch blockförmige Anhäufungen im Erzge-
birge fast nirgend. In der That kann man in allen Gebirgspartien, welche diesen
Granit im Erzgebirge führen, diese Eigenthümlichkeiten wahrnehmen. Da aber weder
die Aufschlüsse so günstig sind wie bei Karlsbad, noch so zahlreich sich beobachten
lassen, so fällt dieselbe weniger auf. Sehr schön sieht man diese Absonderungs-
formen an den zu Bruch gegangenen Zinnwerken bei Hengstererben, wo das Gestein
in mächtigen Pingen blosgelest ist. Die von Hochstetter hervorgehobenen Block-
anhäufungen sind allerdings selten genug zu bemerken, was wohl mit dem Umstande
zusammenhängen dürfte, dass der Bergbau viele solche Orte unkenntlich gemacht hat,
indessen darf ich hier nur auf den charakteristischen Sandfels bei Streitseifen hin-
weisen, wie die Blockanhäufung eine eminente ist, nicht minder auf den Absturz
des Plattenberges gegen Zwittermühl, auf den Peinelberg bei Neudek u. s. f., wo
man die Erscheinung deutlich genug wieder erkennen wird.
Im Gebiete des Erzgebirgsgranites kommen übrigens auch zahlreiche Felsen-
partien vor, welche die dem Gesteine eigenthümlichen Formen besitzen, ja es ge-
hören die meisten und schönsten Felsengruppen hierher, die freilich wenig gekannt
fast alle Berghäupter krönen. So die Kuppe des Aschberges, Peindelberges, die
Trinkseifen. Hartelsberg, der Weissestein, die Drachenköpfe, die Rachelfelsen über
Hohenstollen, endlich die prächtigen Pfeiler und Säulen im Silberbacher Thal bei
Nancy-Forsthaus, die Felsen bei Neuhammer und viele andere noch.
Bei diesen Felsen tritt die wollsackartige Gestalt allerdings entschieden
hervor, und die scharfen Absonderungskanten verschwinden mehr und mehr. Aber
selbst in dieser Form besitzt der Erzgebirgsgranit ein ‘'bemerkenswerthes Gepräge,
er erscheint nämlich auf den Abwitterungsflächen durch die zahlreichen Quarzkörner
bei weitem rauher, als diess in der Regel bei diesem Vorkommen am Gebirgsgranit
wahrzunehmen ist.
Höchst charakteristisch für die Absonderungs- und Abwitterungsweise des
Erzgebirgsgranites ist wohl der Felsenwall, welcher die Stadt Neudek an ihrem
nördlichen Ende umgiebt. Diese „natürliche“ Stadtmauer besteht aus riesigen, durch
Quer- und Längsklüfte entstandenen Quadern, welche gegen die Strasse einen
menschenkopfähnlichen, weit überhangenden Vorsprung bilden.
Als weitere Eigenthümlichkeit wird die Bildung von kuppigen Berggipfeln
genannt. Diese kann nicht charakteristischer als durch den Plattenberg, den Sandfels,
den Hartelsberg und andere einzelne Höhen zum Ausdruck gebracht werden.
Eine ferner zu berührende Eigenthümlichkeit dieser Granite ist die viel
grössere Verwitterbarkeit namentlich der grobkörnigen Gesteine, welche daher nicht
wie der Gebirgsgranit zu Hausteinen verwendbar sind ; ferner die entschiedene Neigung
zur Kaolinbildung. Untersucht man in der Nähe von Karlsbad die auf der linken
Seite der Eger gelegenen Kaolinlager und die damit zusammenfallenden Lager von
Kapselthon („weisse Erde“ bei Hochstetter), so-wird man die Erfahrung machen,
30
dass die Kaolinlager in den Bereich dieses Granites fallen, und dass in der That
die bei dem Kaolinschlemmen erzielten Rückstände aus diesem Granit eigenthüm-
lichen Quarzkörnern, Turmalin und wenigen Glimmerblättern bestehen. Als chara-
kteristisch kann dieses angesehen werden, weil es sich auch anderwärts wieder °
findet; wenn auch nicht in Form von reinem Kaolin. So liefert der verwitterte
Granit des Plattenberges, nicht minder der des Sauersacks ein Materiale zur Ziegel-
bereitung, das treffliche, lichte, feuerbeständige Ziegel giebt. Der Grund, auf
welchem das grosse Sauersacker Hochmoor gelagert ist, besteht gleichfalls aus
zu einem kaolinigen Brei zerweichten Erzgebirgsgranit, wie denn auch die
alten Zinnseifenstätten um den Hartelsberg bei Frühbuss und zwischen Sauersack
und Hirschenstand einen kaolinigen, allerdings rothgefärbten, klaren Gruss oder
Sand darstellen, welcher der sogenannten weissen Erde bei Karlsbad ganz analog
ist. Geradezu muss das thonige, wasserhaltende Verwitterungsprodukt dieser Gra-
nite als eine Bedingung für die Existenz der grossen Torfmoore angesehen werden,
welche sich im Bereiche der Granitpartie finden, und in dem Gebiete der Ge-
birgsgranite weit sparsamer sind.
Da aus der Verwitterung die feldspathigen Theile zuerst weggeführt werden,
so bleiben in der Regel die Quarzkörner liegen, welche durch ihre Form einen
sehr bezeichnenden Sand bilden, der sich ausserhalb des Granitgebietes nicht findet.
Im übrigen zerfallen die grobkörnigeren Formen vorwiegend zu einem
groben, gewöhnlich gelbbraun oder braungelb gefärbtem Gruss, welcher den ent-
blösten Lehnen des Erzgebirgsgranites ein recht charakteristisches Aussehen giebt.
3. Ausscheidungsgranite.
Unter dem Namen Ausscheidungsgranite sehe ich mich veranlasst eine Anzahl
von Gesteinen abzusondern, welche sowohl unter die pegmatitischen wie unter die
feinkörnigen, klinoklasführenden Gesteine zählen, gleichwohl aber von den vorher
als Erzgebirgsgranite beschriebenen durch ihre constant gangartig auftretende La-
gerung verschieden sind, wenn sie auch dann und wann zu mächtigeren Massen in
Form von Gangstöcken anschwellen. Statt der von mir gewählten Bezeichnung
wurde von Jokely, wie oben erwähnt, der Name Ganggranit angewendet, jedoch
habe ich lediglich eine Art der von ihm bezeichneten Ganggranite im Auge, die
sich von wirklichen, dem Erzgebirgsgranite zugehörigen Gängen wesentlich unter-
scheiden.
a. Feinkörnige Ausscheidungsgranite.
Im wesentlichen entsprechen diese von mir als Ausscheidungsgranite bezeich-
neten Gesteine vorzugsweise den von Prölls mit „feinkörniger Granit“ bezeichneten
Varietät.
Die unter vorstehendem Namen zusammengefassten Gesteine zeigen ein
äusserst feines Gemenge von Feldspath und Quarz, in welchem der Glimmer in
sehr untergeordneter Menge in einzelnen Blättchen erscheint. Dieses Gemenge
nimmt entschieden an Feinheit zu, je enger der Gang ist, in welchem es auftritt,
und hat an solchen Stellen ganz das Aussehen einer felsitischen Masse, in der man
al
oftmals kaum die mineralischen Bestandtheile erkennen kann. Die Farbe ist weiss
oder röthlich, und dergleichen Gebilde stechen von dem Nebenstein immer sehr
srell ab. Gleichwohl kommt es vor, dass ein oder das andere Individuum der
vorherrschenden Bestandtheile auf Kosten des übrigen sehr ausgedehnt erscheint.
Über die Verhältnisse des Gefüges giebt natürlich nur der mikroskopische
- Dünnschliff eine Aufklärung und in derlei Präparaten erkennt man denn, dass der
Quarz das vorherrschende Gemengtheil ist, welches in eckigen Körnern zwischen die
Feldspathmasse eingekeilt erscheint. Schon beim Betrachten des Schliffblättchens er-
scheint der Quarz vermöge seines grösseren Glanzes auf der matten Fläche, wenn man
das Präparat ein wenig schief gegen das einfallende Licht hält, in Form von zahl-
reichen spiegelnden Körnern. Unter dem Mikroskop gewahrt man zahlreiche kleine
Bläschen in der Quarzmasse, welche zuweilen eine Art Fluidalstructur zu erkennen °
geben. In den grösseren ist in der Regel ein grösserer Hohlraum gegen die Mitte
hin wahrzunehmen, welcher mit sehr kleinen, dunkleren und lichteren, nicht weiter
unterscheidbaren Krystallchen oder Körnchen erfüllt ist. Der Orthoklas ist aller-
“ dings der vorherrschende Feldspath, aber auch der trikline fehlt nicht, er erscheint
zwar gewöhnlich in einzelnen Individuen. diese aber können oft beträchtlich gross
werden. In einem Präparat aus dem feinkörnigen Granit von Katzenfels bei Graslitz
fand ich ein Klinoklasindividuum, welches an Grösse alle übrigen Gemengtheile
übertrifft.
Das Vorhandensein dieses Minerales, welches sonach unzweifelhaft constatirt
ist, ist dem fleissigen Beobachter Herrn Dr. Prölls entgangen, er war der Meinung,
die er allerdings nicht als entschieden hinstellt, dass nur Orthoklas als Gemengtheil
dieses Gesteines vorhanden sei, es ist also eine Bezeichnung des feinkörnigen Ge-
menggranites als „oligoklasfreie“* Varietät nicht möglich.
Das Auffinden des Klinoklases in diesem Granit ist übrigens mit einiger
Schwierigkeit hie und da verknüpft, da die charakteristische Zwillingsstreifung bei
den sehr kleinen so wie bei schon angegriffenen Individuen, im gewöhnlichen Lichte
bei nicht allzustarker Vergrösserung oft nicht deutlich wahrzunehmen ist, umso-
weniger wenn das Kryställcken noch von dem übrigen Gewebe bedeckt wird. Da-
gegen hilft die Anwendung des polarisirten Lichtes über alle Zweifel hinweg, weil
hier durch die wandelnden Farbenlinien das Dasein eines triklinischen Feldspathes
ganz markirt hervortritt.
So wie mit freiem Auge bemerkt man auch unter dem Mikroskop nur spar-
same Glimmerblättchen und zwar sind auch beide Glimmerarten, sowohl schwarzer
als weisser wieder zugegen, ersterer ist jedoch der überwiegend vorhandene.
Als accessorischen Gemengtheil muss ich auch hier wieder den Turmalin
anführen, welcher in Form von schwarzen feinen Nädelchen, oder analog den
vorherbeschriebenen Turmalin-Nestern 'vorkömmt. Letztere erscheinen oftmal wie
feine schwarze dendritische Zeichnungen im Gestein, welche von der nie fehlenden
feldspathreichen Zone mit einem feinen zierlichen, gewöhnlich röthlichem Rändchen
eingefasst erscheinen. Der in manchen Graniten vorkommende Apatit ist hier
kaum aufzufinden, es könnten dafür nur etwa bläulichgrüne helle feine Nädelchen
gelten, welche in grösseren Quarzindividuen des Neudeker Gesteines gegen den
- Rand hin bei einer starken Vergrösserung wahrzunehmen sind,
Obzwar das Auftreten dieser Gesteine, nicht minder wie die in der Regel
granitische Textur derselben kaum Zweifel aufkommen lassen können, dass man
es mit einem Granit zu thun habe, so muss hier doch hervorgehoben werden
dass ein Übergang dieses Gesteines in den Quarzporphyr sehr hervortritt, namentlich
bei solchen Varietäten, wo der Glimmer stark zurücktritt, und das Gestein ein
sehr feinkörniges wird, wie es z. B. in den Gängen vorkommt, welche man auf
dem Wege von der Unterrothauer Mühle auf den Ilmerberg überschreitet. Dies
Gestein könnte man für den ersten Blick in der That mit einem Porphyr ver-
wechseln, wie er in den Gängen dieses Gesteines bei Joachimsthal vorkömmt, denn
erst bei genauerem Zusehen gewahrt man den vorhandenen Glimmer.
Dass aber selbst diese so feinkörnigen Granite die Tendenz aller Granite
“ theilen, durch das Aufnehmen gröss erer Individuen porphyrartig zu werden, habe
ich mehrfach beobachtet, da man mit freiem Auge wie unter dem Mikroskop
sowohl einzelne grössere Durchschnitte von vollkommenen Orthoklaszwillingen
(Katzenfels) als auch einzelne grössere Quarzkörner hervortreten (Katzenfels, Neu-
deker Thorfels!)
Der feinkörnige Ausscheidungsgranit ist vermöge seines Quarzgehaltes und
dichten Gefüges ein sehr beständiges Gestein, und ich kann mich nicht erinnern,
irgendwo Verwitterungsprodukte angetroffen zu haben, welche darauf hinweisen
würden, dass diese hieraus entstanden wären. Herr Dr. Prölls glaubt Grussgebilde
an der Frühbusser Strasse zwar auf dieses Gestein zurückführen zu können, jedoch
ist meinen Erfahrungen nach eher anzunehmen, dass diese Gebilde, wie die
Grussmassen um Frühbuss und Sauersack selbst von dem Erzgebirgsgranite, der dort
auftritt, abstammen.
Die chemische Constitution wurde im chemischen Laboratorium der k. K.
deutschen techn. Hochschule von folgenden untersucht:
VIII. Feinkörniger Ausscheidungsgranit vom Katzenfels bei Graslitz analy-
sirt von Herrn J. Weber.
IX. Eben solcher Granit von Unterrothau anal. von Herrn B. Reinitzer.
Die Zusammensetzung derselben ist:
VII. R.
Kieselsäure 74.68 75:23
Thonerde 14.25
Eisenoxyd 1.87 115.15
Kalkerde 2.01 Spur
Magnesia 0.73 Spur
Kali 4.52 4.67
Natron 1.64 3.53
Schwefelsäure Spur —
Phosphorsäure Spur ° Spur
Wasser — 1.49 (Glühverlust)
Als Absonderungsformen des Gesteines beobachtet man Klüfte, wodurch
die Masse in parallelopipedische Stücke gelöst wird; oder wenigstens Querklüfte,
welche bei dem gangförmigen Auftreten des Gesteines auf den Wänden des
Nebengesteines aufstehen. Da nach Vorstehendem die Verwitterung eine sehr gering- _
fügige ist, so bleiben die durch die Klüftung hervorgebrachten Absonderungsstücke
39
auch gewöhnlich sehr lange scharfkantig und eckig, besonders da, wo sie noch
von dem umgebenden Gesteine theilweise geschützt werden.
Eine genaue Vergleichung dieser feinkörnigen Gesteine ergiebt, dass sie
‘ trotz ihrer grossen Ähnlichkeit doch in zwei Varietäten zerfallen, welche im
Wesentlichen den beiden grossen Gruppen entsprechen, welche wir im Granit
bemerkt haben, und in welchen sie auch ganz constant auftreten.
Die eine Varietät erscheint weiss, gelbweiss, turmalin- und apatitarm, sie
findet sich im Gebirgsgranit, die andere enthält Apatitnädelchen und die oben
beschriebenen Turmalinnestchen, sie gehört dem Erzgebirgsgranit.
Diese für die genetische Erklärung dieser Granite wichtige Bemerkung
vorausgeschickt, können wir das übrige als ihnen ganz gemeinsam behandeln; es
sei nur noch erwähnt, dass ihr Auftreten im Erzgebirgsgranit wohl häufiger und
mächtiger ist als im Gebirgsgranit.
Der räumlichen Verbreitung nach scheint der feinkörnige Ausscheidungs-
sranit am wenigsten entwickelt. Auffälligerweise kömmt derselbe meist lose in brod-
oder linsenförmigen Brocken in dem Schutte der Thäler vor, und im Gegensatze
zu den Blöcken des grobkörnigen Granites hat derselbe ein glattes, wie Prölls be-
merkt, wie geschlifienes Aussehen, so dass man schon aus einiger Entfernung dieses
Gestein von jedem anderen ziemlich sicher unterscheiden kann. Diess Auftreten
hänst offenbar mit seiner weit dichteren, der Verwitterung weniger günstigen Textur
zusammen. Die Blöcke blieben überall liegen, wo sie von dem umgebenden srob-
körnigen Granit befreit wurden. In diesem und, wie mich meine Erfahrung belehrte,
ausnahmslos im grobkörnigen Granit bildet der feinkörnige Lagermassen, welche
ihrer Eigenthümlichkeit wegen verschieden gedeutet werden. Ich will zunächst
einige Beispiele anführen, wie er anstehend angetroffen wird.
Wenn man vom Neuhammerthal beim Wirthshaus über den Rohlaubach nach
Hochofen geht, kommt man jenseits des Baches an Granitfelsen. Sofort tritt eine
auffällige Erscheinung hervor. An dem grobkörnigen Granit der Felswand bemerkt
man einerseits freie, linsenförmige Stücke von feinkörnigem Granit mit der einen
breiten Seite fest angekittet, so dass man nicht im Stande ist sie mit wuchtigen
Hammerstreichen zu lösen. Die Linsen erscheinen wie die auskeilenden Enden eines
saiger stehenden Ganges, dessen übrige Partien abgewittert sind; fallen sie im
Laufe der Zeit ab, so helfen sie die glatten Blöcke der Thalsohle vermehren.
Weiter erwähne ich die Verhältnisse an dem Neudeker Felsen, welcher
wie eine natürliche Befestigung die Stadt im Norden umgibt, und wie es scheint
einst auch in der Weise benützt wurde. Den grobkörnigen Granit, welcher den
Felsen bildet, sieht man auf, der nördlichen Seite und unter dem alten Thurm von
fast wagrechten schwach nach Fig. 1
NW. geneigten Gängen des N
feinkörnigen Granites durch- |\jj||]j)j) I I ı | Il I |
setzt (Fig. 1), welche gegen I al Bi I ü
N. auskeilen und eine eigen- ı
thümliche Schaarung zeigen. |
Die Gänge werden im Ein-
‚schnitt unter dem Thurme
|
Will)
34
und in der jenseitigen Fortsetzung des Felsens immer breiter, (sind hier etwa zwei
- Hand breit), man kann die Masse bis an das auf dem Felsen gebaute Häusel hinter
der Kirche verfolgen, wo der feinkörnige Granit in der Sohle in ziemlicher Mächtig-
keit verschwindet. Das Auffällige in der Lagerung besteht darin, dass der aus-
keilende Gang sich mehrmals abtrümert und wieder schaart, und mit seiner zu-
nehmenden Mächtigkeit Liegendtrümer absendet, welche unter einem spitzen Winkel
gegen die Mächtigkeit streichen. Ganz so erkennt man das Verhalten an einem Gange,
Fig. 2. welchen man unter dem kopfartigen
Vorsprung des Felsens mit einem südli-
NN Se St), chen Verlauf wahrnimmt. Überschreitet
IN IN man den Rohlaubach, so sieht man an
JM
i 7 dem Felsen recht gegenüber ebenfalls
ı Hull) Al \ | N i
IM IN I II \ einen derartigen Gang (Fig. 2). Da
IN N ul mul aber bemerkt man, dass derselbe, ob-
IM N N N ih ni I ii) i wohl fast horizontal S. streichend und
| Ian Ill in gleicher Weise wie der vorbeschrie-
bene ein Liegendtrum absendend gegen
das grobkörnige Gestein in kurzer Teufe linsenförmig auskeilt, genau so wie an
oben angeführter Stelle bei Neuhammer in vertikaler, Stellung. P
Es sei hier erwähnt, dass ich ganz solche Verhältnisse auch am rechten
Gehänge des Zechgrundes zwischen Elbogen und Schlaggenwald bemerkte, wo sich
ein fast schwebender Gang neben der Strasse von der Zeche bis zur Schlaggen-
walder Porzellanfabrik fast auf eine Stunde Wegs verfolgen lässt, sowie ein solcher
zwischen Schlaggenwald und der. Huber Pinge als weiteres leicht erreichbares
Beispiel genannt werden kann.
Auf der Ostseite des Katzenfels bei Graslitz sieht man im körnigen Granit
einige etwa handbreite gangfürmige Massen von feinkörnigem Granit saiger stehen,
und unten in verschiedenen Krümmungen in die Teufe schiessen. Man kann diese
Gebilde in den überliegenden aus porphyrartigem Gestein bestehenden Bänken nicht
verfolgen, sehr deutlich sieht man. einen etwa-5 Centimeter mächtigen Gang an
jenem Gestein absetzen.
Es sei ferner noch ein Verhältniss erwähnt, wie es sich bei Elbogen an
der Eger und der Strasse auf den Neusattler Bahnhof zeigt. Auf dieser Strasse
ausserhalb der letzten Häuser, neben einem uralten, durch den Felsen gebrochenen
Houhlweg bemerkt man einige senkrecht stehende Gänge, welche theils ganz fein-
körnigen, theils grobkörnigen glimmerarmen Pegmatitgranit führen. Man kann diese
Gebilde an den Wänden des Hohlweges durchsetzen sehen, man sieht sie auch über
die Strasse an den Felsen hinab zur Eger laufen, und findet sie wieder, wenn man
am linken Ufer der Eger stromaufwärts den weithinsichtbaren Felsen umgeht, an
dessen nach Südwest gekehrter Seite man drei senkrecht stehende Gänge sieht, von
denen die beiden äusseren in der gedachten Weise nach oben zu verfolgen sind,
während der mittlere plötzlich ohne wahrnehmbare Ursache im Gesteine absetzt.
Auf der anderen Seite des Felsens gegen die Stadt zu bemerkt man lentikulare
Massen von feinkörnigem Granit, und grauen Granit mit ähnlichen Apophysen,
wie von Neudek beschrieben wurden im grobkörnigen Porphyrgranit. be
3
Auf eine eigenthümliche Weise nun verhält sich dieser Ganggranit zu
dem benachbarten Gestein. Es hält nicht schwer, es ist eigentlich die Regel, dass
man von diesen gangartigen Gebilden immer ein Stück des Nebengesteines mit
abschlägt. Man erkennt keine eigentliche Grenze, kein Salband, in welchem der
Granit absetzt, wie solche Gänge zu begrenzen pflegen. An dem Ganggranit des
Katzenfelsens sieht man sowohl die Gangmasse als das Nebengestein umgekehrt
in einander hineinragen und beide mit einander fest verwachsen. An den Gängen
am Neudekerfelsen bemerkt man zwar, dass das Gestein parallel dem Liegenden
geklüftet ist, jedoch geht auch hier das feine Korn des einen in das grobe des andern
unmittelbar über. Über die gleich bleibenden Verhältnisse an dem gedachten Gang
im Zechgrunde wurde ich auch belehrt. Nur an den zuletzt erwähnten Gängen bei
Elbogen liess sich die Gangmasse leicht aus dem Nebengestein lösen, wohl in Folge
der Einwirkung von Tagwässern.
Diese eigenthümlichen Verhältnisse haben verschiedene Deutungen erhalten.
Freiesleben, welcher diese Vorkommnisse zuerst von Johann Georgenstadt beschrieb,
nennt dieselben Bänke. Öhlschlägel beschreibt sie als Gänge, welche theils Ver-
wachsung theils Ablösung an den Salbändern zeigen, seiner Ansicht pflichtet Nau-
mann bei, und auch Jokely bezeichnet diese Gebilde als Ganggranite; dagegen ist
Prölls anderer Meinung und verficht die Ansicht, dass diese feinkörnigen Granite
concretionäre gansförmige Gebilde seien. Ich kann dieser Ansicht nur beipflichten
denn hiefür spricht in ungemein bezeichnender Weise der Mangel eines Salbandes
und das innige Verwachsen mit dem Nebengestein, aus welchem es seinem Auf-
treten nach vielmehr herausgewachsen ist, und das oftmals plötzliche stumpfe Aus-
keilen des Ganges. Hiefür spricht weiter der Umstand, dass gerade jene Massen
im Gesteinsgang vorwiegend vorhanden sind, welche durch Wasser leichter gelöst
und weggeführt werden konnten, Kieselsäure und die Feldspäthe, während der
Glimmer nur äusserst spärlich in diesen Graniten auftritt. Ferner die grosse Menge
von mit Flüssigkeit erfüllten verästelten Hohlräumen sowie der Umstand, dass am
ausgeschiedenen Granit die Ähnlichkeit mit dem umgebenden Granit bemerkbar bleibt.
b. Pegmatitische Ausscheidungsgranite.
1. Pegmatitgranite.
Das Vorkommen von Pegmatitgraniten ist im Erzgebirge an den Erz-
gebirgsgranit gebunden, es ist mir dort wenigstens niemals aus dem Gebirgsgranit
bekannt geworden.
Hierher rechne ich alle jene Massen, welche aus unregelmässigen sehr
grossem rothen und röthlichen Orthoklas und grauweissen Quarz bestehen, welchen
sich nur sparsamer Glimmer zugesellt. Diese Massen kommen ganz unter denselben
Verhältnissen vor, wie die vorstehend beschriebenen feinkörnigen Granite d. h. sie
bilden gangartige Kluftausfüllungen, welche nirgend gegen das Nebengestein ab-
setzen, sondern mit diesem eng zusammen hängen, resp. plötzlich in dieses über-
zugehen pflegen. Gerade so wie man von jenem Gestein das Nebengestein schwer
oder nicht trennen kann, findet man auch hier oft den gewöhnlichen Granit mit dem
Pegmatit verwachsen, und es sind eben nur die Dimensionen der Gemengtheile
3*
36
sowohl wie die der Gangspalten, welche für diese Ausbildung massgebend gewesen
sein mögen. Eine Verbindung der beiden extremen Formen war jedoch nicht auf-
zufinden. Die Pegmatit-Lagerstätten werden des Feldspathes wegen ausgebeutet,
und man findet im Gebiete von Karlsbad (Dallwitz), Neudek (Voitsgrün), auch bei
Sponsl auf den Gruben die verschiedensten Ausbildungen des Gesteines in Ab-
änderung vom allein herrschenden Orthoklas bis zum pegmatitischen Granitgemenge.
Vorzugsweise scheint die glimmerarme mittelkörnige Granitvarietät zur Bildung
dieser pegmatitischen Ausscheidungen geneigt, da man nach gegenwärtiger Erfahrung
dieselben in anderen Gesteinsvarietäten nicht kennt.
2. Stockscheiderartige Granite.
In der Nachbarschaft von Erzgebirggraniten jedoch im Thonglimmerschiefer
kommen auf den alten Halden von Zwittermühl Brocken von gangartigem Gestein
vor, welche ganz und gar den zu Geyer und Schlaggenwald vorkommenden Stock-
scheidergranite ähneln.
In der Gangmasse erscheinen die Salbänder aus fleischrother Feldspath-
masse mit durchgewachsenen Quarzindividuen und in der Mitte Quarz mit ein-
zelnen Feldspathbrocken. Andere zeigen den Quarz und Feldspath regellos neben
einander in grossen Massen u. z. sowohl Orthoklas als Klinoklas ausgebildet.
Dieser letztere, welcher eine sehr ausgesprochen grobe, lamellare Zwillings-
streifung zeigt, hat nach der Untersuchung des Herrn Dr. Kachler folgende Zu-
sammensetzung:
Kieselsäure 67.12
Thonerde 15.96
Eisenoxydul 2.30
Manganoxydul 0.94
Kalkerde 2.03
Magnesia 1.21
Kali 3.25
Natron 5
Wasser 1.69
99.62.
Der Glimmer fehlt ganz. Ähnliche Gänge finden sich auch in dem vom
Blasiusstollen durchfahrenen Glimmerschiefer bei Hengstererben, und es ist wohl
kein Zweifel darüber, dass diese Gebilde ganz analoge Erscheinungen sind, wie sie
Credner ausführlich aus dem sächsischen Granulit beschrieb. (Vergl. Credner gra-
nitische Gänge im sächsischen Granulitgebiet. Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft 1875.)
2. Granitporphyr.
In einer scheinbar homogenen Grundmasse von dunkler Farbe liegen Ortho-
klas-, Klinoklas-, Quarz- und Biotit-Individuen ausgeschieden.
Von den hierher gehörigen Gesteinen habe ich zunächst das Vorkommen
vom Grünberg bei Graslitz zu erwähnen. Die Grundmasse des Gesteines ist mehr
oder weniger licht oder dunkel perlgrau und von fast hornsteinartigem Aussehen.
37
In derselben erscheinen noch dunklere bis sammtschwarze Partien von feinkörnigem
matten Aussehen in scharfbegrenzten Partien ausgeschieden.
Der hervorragendste Gemengtheil ist der Orthoklas. Er kommt in allen
möglichen Grössen von über Zoll bis Linsen- und Hanfkorn gross vor. Die Krystalle
haben die Karlsbader Zwillingsform, lassen sich jedoch nicht auslösen, sondern
sind fest eingewachsen. Die Umrisse der Durchschnitte sind oft abgerundet, so
dass diese eine mehr länglich ovale als hexagonale Contur besitzen. Die Individuen
sind oft sehr frisch, enthalten aber häufig einen matten Kern. Es liegen mir welche
von beträchtlicher Grösse vor, welche von Aussen ein völlig sanidimähnliches oder
adularartiges Aussehen haben, während sie im Innern einen matten weissen Kern be-
sitzen, welcher Biotitblättchen eingeschlossen enthält. Neben diesen tritt der
Klinoklas in Form von unregelmässigen grösseren oder kleineren Körnern auf,
welche gelblich und matt, eine Zwillingsstreifung nicht erkennen lassen. Eine Ver-
wachsung beider Feldspatharten ist mir nicht aufgefallen.
Der Quarz erscheint in rauchgrauen rundlichen Körnern, aber auch voll-
kommen zum Diploeder ausgebildet und dieser Form durch eine hexagonale Contur
der Bruchflächen entsprechend. Die Grösse der Körner ist verschieden, steht im
Allgemeinen der der Feldspäthe pach, und zeigt in den kleineren Partien regel-
mässigere Begrenzungsformen als in den grösseren.
Der Biotit ist in Form von kleinen, ziemlich gleichen tombakbraunen
Blättchen regellos durch die Masse zerstreut.
Unter dem Mikroskope zerfällt die Grundmasse in ein granitisches,
elimmerreiches Gemenge, die schwarzen Ausscheidungen erscheinen als An-
häufungen kleiner Glimmerblättehen. Die Ortoklaskrystalle zeigen dasselbe Ver-
halten, wie die mikroskopischen, einen trüben Kern von einer hellen Hülle
umschlossen, andere zeigen eine prächtige Fluidalstruktur. Auch die Klinoklas-
partien erscheinen trübe, zeigen jedoch die Zwillingsstreifung noch deutlich. Die
Biotitblätter von brauner oder grünlichbrauner Farbe und die nicht zahlreichen
Quarzdurchschnitte zeigen nichts besonderes. Auffallend erscheint nur das äusserst
dichte Gefüge und der Mangel an mit Flüssigkeit erfüllten Hohlräumen im Gestein.
Das Gestein bildet zwei mächtige Parallelgänge mit O-W-Streichen am
Grünberg bei Graslitz im Thonglimmerschiefer. Die zu Tage liegenden Blöcke sehen
dem Gebirgsgranit sehr ähnlich, sie bilden wie diese an den Kanten abgerundete
Massen, die schwarzen glimmerreichen Ausscheidungen in der Grundmasse sind
leichter zerstörbar, daher solche Stellen wie ausgenagt erscheinen. Hochstetter be-
schreibt das Auftreten des Granitporphyr von Pumperle im Böhmerwald mit dem
letzteren übereinstimmend (Vergl. Jahrb. geol. Sect. VI. Bd. 1855 pg. 22 ff.)
Im Grenzwalde nördlich von Markhausen finden sich kleine Blöcke zerstreut
von einem sehr verwitterten Gestein von porphyrartiger Natur. Nach den darin
vorkommenden grossen Orthoklasindividuen und daraus auslesbaren Quarzdiploedern
vermuthe ich, dass das Gestein hierher zu rechnen ist; wie es denn auch auf der
sächsischen Karte und von Jok6ly als Porphyr bezeichnet wird.
Bis auf die Farbe der Grundmasse ähnelt dieses Gestein wesentlich dem
Granitporphyr von Niederschöna bei Freiberg (Vergl. Cotta Gesteinslehre p. 149),
ausserdem aber auch dem von Gümbel mit dem Namen Regengranit belegtem
oQ
ts}
Gesteine (Vergl. geognost. Beschreib. des ostbayer. Grenzgeb. p. 302 ff.). Namentlich
stimmt das Gestein vom Tegenheimer Keller bei Regensburg. Ebenso ist es mit dem
von Hochstetter als Granitporphyr von Kuschwarta beschriebenen Gestein wohl
identisch (Vergl. Jahrb. geol. Sect, VI. Bd. p. 23 fi.)
Am Eliasbach bei Werlsgrün W. Joachimsthal liegen zahlreiche Blöcke
eines äusserlich weissen Gesteines, welches sich jedoch auch als ein Granitporphyr
zu erkennen gibt. Derselbe ist jedoch kleinkörniger als der vorhergehende. In der
lichtperlgrauen ziemlich spärlichen Grundmasse liegen zahlreiche bis erbsengrosse
weisse Feldspäthte in körniger nicht auskrystallisirter Form, und hanf- oder hirse-
korngrosse rauchgraue Quarze, von denen man häufig hexagonale Querschnitte,
auch einzelne diploederartige Kanten und Ecken wahrnimmt. Der Glimmer ist
sehr spärlich in Form von schwarzen Pünktchen vorhanden. Sehr zahlreich treten
schwarze scharfbegrenzte Ausscheidungen auf, welche leichter als das Gestein
verwittern, und an solchen Stellen der Oberfläche ein zernagtes Aussehen geben.
Im äusseren Aussehen durch das feinere und gleichmässigere Korn und
lichtere Farbe von dem vorhergehend beschriebenen Grünberger Gestein verschieden,
zeigt die mikroskopische Untersuchung um so grössere Übereinstimmung. Die
schwarzen Einschlüsse lösen sich auch hier in glimmerreiche Partien auf, das übrige
Gesteinsgefüge und die Gemengtheile verhalten sich ganz gleich. Es ist demnach
der Werlsgrüner Granitporphyr nur eine feinkörnigere Varietät.
Da das Gestein nicht anstehend gefunden wurde, so lässt das Vor-
kommen der Blöcke im Glimmerschiefer zunächst auf ein gangförmiges Auftreten nur
schliessen. Dabei ist immerhin der Umstand interessant, dass hier, wie auch am
Grünberg der Gebirgsgranit in unmittelbarer Nähe ist, demgemäss es wohl nahe
liegt mit Gümbel in diesem Gestein eine Granitvarietät zu erkennen, u. z. wohl
den Gebirgsgranit, welcher in einer gangartigen Ausbildung meines Wissens nirgends
bekannt, in dieser Form allen bei den Gangbildungen gegebenen Bedingungen ent-
sprechend sich ausgebildet haben dürfte.
3. Porphyrgesteine.
Felsitporphyr.
In einer diehten Grundmasse von felsitischem Charakter liegen Krystalle
oder ‚krystallinische Individuen von Quarz, Orthoklas, zuweilen auch von Klinoklas,
seltener von Glimmer eingebettet.
Die felsitische Grundmasse der Porphyrgesteine des hierher gehörigen
Erzgebirgischen Distriktes ist in ihrer Beschaffenheit nach mehreren Seiten, sowohl
nach der Farbe, als nach der Textur verschieden. Der Farbe nach schwankt die-
selbe zwischen dem blass fleischrothen bis zum blutrothen einerseits, zwischen dem
gelbgrauen, und grünlich grauen bis ins dunkelgraue. Zwischen beiden Hauptfarben-
nüancen finden auch ihrerseits Übergänge statt, so dass man von röthlich grauer
Grundmasse ebenfalls sprechen kann. Ausserdem kommen Porphyre mit einer
gelblichweissen Grundmasse vor. Die Textur derselben ist ebenfalls eine sehr ver-
39
schiedenartige, die Grundmasse erscheint zuweilen hornstein- oder porcellanartig,
splittrig sehr dicht mit einem flachmuscheligen Bruch, zuweilen hat sie ein mattes
Aussehen und einen unebenen Bruch und endlich erscheint sie selbst im Bruche
sehr feinkörnig rauh. |
Der Orthoklas tritt darin auf in Form von schnee- oder gelblichweissen
oder rosenrothen rhombischen oder hexagonalen Täfelchen mit stark glänzenden
Spaltungsflächen. Sie haben durchwegs ein frisches Aussehen, und pflegen selten
zersetzt zu sein.
Klinoklas erscheint, wo er vorkommt, wie im Granit in Form von stark-
glänzenden Leistehen mit der charakteristischen Zwillingsstreifung. Die Farbe ist
weiss oder röthlich. Blut- oder ziegelrothe erdige Einschlüsse im Ziegenschachter,
sowie auch in den fleischrothen Porphyren von Joachimsthal gemahnen an ähnliche
Vorkommen im Erzgebirgsgranit, und rühren vielleicht auch vom Klinoklas her.
Der Quarz erscheint in kleinen rundlichen Individuen von rauchgrauer
oder milchweisser Farbe, eine diploedrische Ausbildung habe ich nicht beob-
achten können.
Das Auftreten des Glimmers im Porphyr ist an einigen Vorkommen von
Joachimsthal zu beobachten, wo er als Magnesiaglimmer in sparsamen Schüppchen,
aber auch in rundlichen lamellaren Partien von schwarzer Farbe in der felsitischen
Grundmasse eingestreut erscheint.
Hinsichtlich der“ Grösse der ausgeschiedenen Gemenstheile habe ich in
Erfahrung gebracht, dass dieselben in der Regel in ziemlich gleich grossen Körnern
von 1—2 Millimetern auftreten, häufig auch unter dieses Maass heruntersinken.
Zirkel beschreibt (Mikroskopische Gesteinsstudien. Sitzungsber. Wien. Akad. d. W.
1363 XLVI. Bd. p. 226 ff.) einen grauen Porphyr von Joachimsthal mit zollgrossen
Orthoklaseinschlüssen, ähnliche finden sich auf den Halden von Abertham. Hin-
sichtlich ihrer relativen Quantität, herrscht zuweilen der Orthoklas, zuweilen der
Quarz vor, letzteren Fall beschreibt Zirkel a. a. O., gewöhnlich halten sie sich ziemlich
die Wage. Ähnlich erscheint es auch hinsichtlich des Verhaltens zur Qualität der
Grundmasse. Unter den Porphyren von Joachimsthal finden sich solche, welche an aus-
geschiedenen Gemenstheilen so reich sind, dass sie die Grundmasse zurückdrängen,
andere dagegen haben ziemlich gleich viele Grundmasse und Einschlüsse, und so
kann man anderseits das stätige Zunehmen derselben verfolgen, bis man darin nur
sehr vereinzelte, ja selbst mit freiem Auge gar keine Krystalle wahrnehmen kann,
und der Porphyr sich als eine hornsteinartige oder feinkömig felsitische Masse
darstellt. Eine auffällige Abweichung zeigen die Porphyre von Bleistadt, in welchen
die Gemenstheile an Quantität der Grundmasse nachstehen, und hiebei höchst
ungleichartig an Grösse sind, so dass man an einem Handstück grosse, mittelgrosse
und kleine Individuen ausgeschiedener Mineralien in der Grundmasse findet.
Als accessorische Gemengtheile sind Hornblende und Magneteisen
(siehe unten) von Zirkel im Joachimsthaler Porphyr nachgewiesen worden.
Zirkel theilt a. a. ©. p. 244 die mikroskopische Untersuchung zweier
Felsitporphyre von Joachimsthal mit.
Der erste mit graublauer, hornsteinartig dichter Grundmasse von splittrigem
Bruch und zollgrossen weissen blättrigen Orthoklaskrystallen, zahlreichen rauchgrauen
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Quarzkörnern und spärlicher Hornblende zeigte in den grossen (Quarzkrystallen
viele Wasserporen mit Bläschen, in den Feldspathkrystallen viele unregelmässige
Einschlüsse von Quarz, Hornblendesubstanz und Magneteisenkörnern, in der Grund-
masse, welche der des Porphyres vom Donnersberg in der Pfalz gleichkommt,
zeigte sich ebenfalls Magneteisen neben graulicher Feldspath- und wasserheller
Quarzsubstanz.
Der zweite zeigte in einer basaltähnlichen schwarzen, sehr festen Grund-
masse zahlreiche rundliche Quarzkörner und weniger grünlichgrauen Feldspath.
Unter dem Mikroskope sah Zirkel im Quarz viele in Streifen und Bänder geordnete
Wasserporen, und Hornblende in bräunlichen, dünnen Splittern in unregelmässigen
Massen mit verhältnissmässig grossen eckigen Körnern vom Magneteisen. In der
Grundmasse ist der Quarz fast gar nicht vertreten, man findet ein weisses Mineral
durchzogen von grauen bis gelbbraunen Flecken und vieles Magneteisen vorhanden.
Weitere Untersuchungen über die mikroskopische Struktur des hier auftretenden
Gesteins sind von Herrn Prof. Boricky zu erwarten.
Als accessorische Begleiter des Porphyres sind auch hier kieselige Gebilde
zu bezeichnen, welche auf den Porphyrklüften in Form von Hornstein, Amethyst,
Quarz u. Ss. w. auftreten und in dieser Art wohl im Joachimsthaler Erzdistrikt eine
bemerkenswerthe Rolle spielen. Ferner ist hier das Vorkommen von Erzen im
Porphyr selbst zu erwähnen. Der Porphyr des Danielistollen führt Bleiglanz,
gediegen Silber, Silberglanz und Rothgiltigerze eingesprengt. Zinnstein dürfte der
Porphyr des Ziegenschachtes bei Platten führen, es ist mir hierüber zwar keine
Sicherheit geworden, nur könnte man dieses aus dem Umstande schliessen, dass
dieser Schachtbau selbst vor Zeiten im Porphyr angelegt wurde, und notorisch auf
die Gewinnung von Zwittergesteinen betrieben wurde.
Hinsichtlich ihrer Ausscheidungen kann man unterscheiden:
1. Quarzfelsitporphyr oder klinoklasfreien Felsitporphyr mit Ausscheidungen
von Quarz- und Orthoklas-Krystallen.
a) Mit röthlicher oder röthlichgrauer auch brauner Grundmasse zu Joachims-
thal, Abertham, am Ziegenschacht,
b) Mit graugrüner, graugelber oder dunkler Grundmasse zu Joachimsthal.
Letzterer am Pfaffenberg über der Hütte in losen Blöcken.
2. Klinoklasführender Quarzporphyr.
In einer weissen, nichtglänzenden, porzellanartigen Grundmasse liegen
ungleichgrosse Individuen von weissem Orthoklas, weissem oder rötlichem Klinoklas
und rauchgraue rundliche Quarzkörner ziemlich sparsam oder in kleinen Gruppen.
Dieses Gestein tritt bei Bleistadt in einem mächtigen O. W. streichenden
Gang auf.
3. Gimmerfelsitporphyr mit einzelnen Glimmerblättchen im Joachimsthaler-
porphyrzug auf dem Wernerschacht angetroffen.
Eine sehr eigenthümliche Ausbildung besitzt ein hierhergehörige zwischen
Pfaffengrün und Abertham an der Grenze des Granites vorkommendes Gestein,
welches durch eine regelmässige lagenweisse Einstreuung von schwarzen Glimmer-
partien gneisartig wird. Diese gneisartisen Porphyre sind in der That vielfach
mit Gneisen verwechselt worden, und dies ist da möglich, wo das Gestein wie es
41
manchmal vorkommt, sehr feinkörnig wird. In dem Vorkommen von Werlsgrün,
dann auf der Fischbacher Halde vor Abertham jedoch unterscheidet man ganz
deutlich die matte, röthliche, felsitische Grundmasse, und die ausgeschiedenen Quarz-
und Orthoklaskörner neben dem Glimmer, so dass sich leicht durch Vergleichung
der Übergang aus den gewöhnlichen Porphyren in diese eigenthümliche Varietät
erkennen lässt.
4. Eelsitporphyr, in welchem die hornsteinartige, splittrige, röthliche, graue,
sraugrünliche Grundmasse bei weitem vorherrscht. Auf den Gängen zu Joachimsthal,
in welchen die vorherrschende Grundmasse von rother bis blutrother Farbe eine
feinkörnige Ausbildung hat, am Wolfsberg zwischen Mariasorg und. Ullersgrün.
Die Absonderungsform ist, so weit sie zu beobachten ist, eine unregel-
mässig polyedrische, die Stücke sind scharfkantieg.
Die Porphyre treten im Gebiete vorwiegend gangförmig auf, und zwar
bilden sie im östlichen Schiefergebiet einen mächtigen Gangzug, welcher sich
mehrfach trümernd und wieder schaarend längs der Granitgrenze zwischen dem
Joachimsthaler Stadtgrunde und dem Granit ‘sich vom Fusse des Gebirges bis
gegen Abertham verfolgen lässt, und wohl bis gegen Johanngeorgenstadt fortsetzt,
indem der Porphyr des Ziegenschachtes ganz genau mit dem von Joachimsthal
übereinstimmt. Zwischen Pfaffengrün und Joachimsthal bilden diese auch einige
kleine Kuppen. Der Porphyr durchsetzt auf diesem Wege, so weit er aufge-
schlossen ist, die Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer.
Ausser diesem Vorkommen ist er nur in sehr untergeordnetem Auftreten
im westlichen Schiefergebiet ebenfalls, als Gang nördlich von Bleistadt, dann bei
Silbersgrün und bei Pichlberg bekannt. Im Granit des Wolfsberges findet sich
ebenfalls, wie schon oben bemerkt, ein kleiner Gangtrum des Joachimsthaler Zuges.
Wie überall kann man auch hier die Bemerkung machen, dass die
Mächtiskeit des Ganges mit der krystallinischen Ausbildung des Gesteins im
engen Zusammenhange steht, da die Quarz- und Glimmerfelsitporhyre von den
mächtigeren Gängen stammen, während schmälere Gangklüfte mit Felsitporphyr aus-
gefüllt erscheinen. Das Vorkommen von fremden Gesteinsbrocken im Porphyr ist beim
Abteufen des Wernerschachtes zu Joachimsthal auf den durchsunkenen Gang-
trümmern mehrfach bemerkt worden. Hier sind es namentlich Glimmerschiefer-
brocken von verschiedener Grösse, welche eingeschlossen erscheinen. Bei den
Wolfsberghäusern zwischen Bärringen und Platten fand ich am Abhange des
Schuppenberges einen grossen Block rothbraunen Porphyr, welcher eine grosse
Menge faust- bis wallnussgrosser Brocken von Erzgebirgsgranit eingeschlossen
enthielt. Ein ähnliches Vorkommen wurde mir auch von den Abhängen des
Hartelsberges gegen Frühbuss bekannt. Hier umschliesst eine felsitische braun-
rothe Masse, in welcher man keine ausgeschiedenen Gemengtheile sieht, zahlreiche
scharfkantige Granitbrocken, welche noch ihre eigenthümliche Lage zu einander
besitzen, wie diese vor dem Eindringen des Porphyrmagmas gestaltet war.
Ein besonderes Verhalten zeigen die Porphyre der westlichen Gruben-
abtheilung von Joachimsthal hinsichtlich ihrer Beständigkeit. Während diese
Gesteine über Tags der raschen Verwitterung weniger ausgesetzt zu sein pflegen,
und aller Orts durch ihr frisches Aussehen leicht auffallen, zeigen die durch den
42
Bergbau aufzeschlossenen Porphyre eine auffällig rasche Zersetzung in eine kaolin-
artige, knetbare Masse, wie man auf einigen Strecken des Geisterganges wahrnehmen
kann. Auch da, wo die Morgengänge (z. B. der Kühgang) den Porphyr durchsetzen,
ist die Gangfüllung resp. die begleitende Gesteinsmasse eine graulich weisse, im
frischen Zustand knetbare, an der Luft verhärtende Masse von zersetztem Porphyr.
4. Syenitgesteine.
Glimmersyenitporphyr. Minette.
(Grauer Granit, glimmerdioritartiger Granit, Nestergranit z. Thl.)
In einer feldspathigen Grundmasse liegen viele dunkle Glimmer und
Feldspäthe, bisweilen auch mehr oder weniger zersetzte Hornblenden.
Mit dem Namen Glimmersyenitporphyr möchte ein Gestein bezeichnet
werden, welches schon früher durch sein eigenthümliches Aussehen die Aufmerk-
samkeit der Geologen beanspruchte.
Es ist im Erzgebirge selbst wenig verbreitet, scheint in Sachsen ganz
zu fehlen, tritt aber im Karlsbader Gebirg bei Petschau etwas häufiger auf.
Joköly nennt das vom ihm am nördlichen Abhang des Blösberg bei
Abertham, dann bei Lindig im Salmthal und im Eliasgrund (?) aufgefundene
Gestein „grauer Granit“. Er fand dasselbe namentlich ausgezeichnet durch den
Reichthum an Oligoklas und Glimmer, während Quarz immer untergeordnet ist.
„Der Oligoklas ist graulich weiss, der Glimmer tombackbraun, daher die Farbe des
Gesteins mehr weniger dunkelgrau nüaneirt ist. Accessorisch führt er Amphibol
und Pyrit.“ Den Glimmerdioriten findet Jok&ly dies Gestein sehr ähnlich, und
Hochstetter bezeichnet es geradezu als elimmerdioritähnlichen Granit:
Das fragliche Gestein tritt in zwei Varietäten auf, einer feinkörnigen und
einer grobkörnigen.
Erstere zeigt ein feinkörniges porphyrartiges Gefüge, in einer spärlichen,
lichten, feldspäthigen Grundmasse liegen zahlreiche dunkle Glimmerblätter, wodurch
dasselbe einem Diorit allerdings sehr ähnlich wird.
Der Dünnschliff des Gesteines liess nun folgende Zusammensetzung erkennen:
Das Gestein besteht aus Orthoklas, Klinoklas, Glimmer, Hornblende, Apatit, Quarz
und einem augitartigen Mineral. Herr Professor Möhl, welchem ich eine Gestein-
probe mittheilte, fand auch spärlichen Olivin vor.
Die Grundmasse löst sich in eine trübe gelbliche Orthoklasmasse auf, in
welcher man Klinoklas in länglichen Leistchen mit der bekannten Zwillingsstreifung,
braunen Glimmer und bräunlich grüne Hornblendebündel mit der charakteristischen
Längsstreifung erkennt. Der Apatit ist in grosser Menge in sehr feinen, lang
gezogenen Individuen vorhanden. Einzelne Individuen scheinen parallel der basischen
Fläche in ziemlich gleich lange Stücke gebrochen zu sein, welche theils in gestreckter
theils in geschlängelter Lage hintereinander liegen, auch sieht man wohl zwei
Individuen dicht an einander gelagert oder mehrere zu einem strahlenförmigen
Bündel vereiniget oder unter verschiedenen Winkeln sich kreuzen. Der Quarz
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erscheint als Ausfüllungsmasse eckiger kleinerer und grösserer Hohlräume. Die
grösseren Individuen lassen im Inneren einen rundlichen Hohlraum erblicken.
Der Apatit ist vorzugsweise in diesem Minerale sichtbar und erscheint wie durch
denselben hindurchgespiesst (Zirkel, Mikroskop. Unters. d. Miner. p. 222). Man hat
den Quarz wohl als sekundäre Bildung aufzufassen.
Ausser den genannten Mineralien zeigen sich im Gemenge noch trübe grüne
Flecken, welche ich für eine augitische Umwandlung der Hornblende halten möchte.
Die grobkörnige Varietät hat ein eigenthümliches an Gabbro erinnerndes
Aussehen, die graugefleckte Grundmasse enthält zahlreiche bis 2 Centimeter grosse
Biotitlamellen und Individuen, welche eine srobkörnige Absonderung hervorbringen,
daneben zahlreiche kleinere, sowie Hornblenden. Klinoklas erkennt man schon
ziemlich deutlich mit der Lupe. Dagegen ist Quarz nicht unterscheidbar.
Der Dünnschliff giebt ein dem vorigen analoges Bild, nur erscheinen die
Individuen durchwegs grösser, der Klinoklas tritt in bei weitem grösserer Menge
auf, während der Apatit in kurzen Säulen und Sechsecken sparsamer vorhanden
ist. Quarz ist auch hier das jüngste Element.
Letztere Varietät wurde im chemischen Laboratorium der k. k. deutschen
technischen Hochschule von den Herren Emil Kögler und Benj. Reinitzer einer
Analyse unterworfen, welche folgendes Resultat lieferte:
Kieselsäure 51.34
Thonerde
Eisenoxyd | 20
Kalkerde 7.05
Kali 4.05
Magnesia 3.51
Natron 3.79
Phosphorsäure 1.55
Wasser 2.18
Ein Aufbrausen des frischen Gesteines bei Behandlung mit Säuren konnte
ich nicht bemerken. \
Der geringe Kieselsäuregehalt, welchen die Analyse nachweist, so wie das
Auftreten des Quarzes nach dem Dünnschliff lassen es nicht zu, dieses Gestein
fernerhin unter die Granite zu stellen, seiner mikroskopischen Zusammensetzung
nach reiht es sich viel ungezwungener dem von Vogelsang aufgestellten Typus
der Syenite an (Verel. Vogelsang über die Systematik der Gesteinslehre. Zeitsch.
d. deut. Geol. Gesell. Jahrg. 1872 p. 538). Aber auch hier schwankt das Gestein
durch seinen Reichthum an Klinoklas nach dem Diorittypus hinüber. Dadurch ist
nun, wie mir scheint, recht deutlich der Charakter des Gesteins als Minette
gekennzeichnet, die wir auch von Vogelsang unter beiden Typen als Glimmersyenit-
porphyr und Glimmerdioritporphyr, je nach ihrem Übergewicht an Orthoklas
oder Klinoklas untergebracht finden.
Im vorliegender Falle hat mich die deutliche Orthoklasgrundmasse, welche
im feinkörnigen Gestein überwiegt und im grobkörnigen zum Mindesten reichlich
vorhanden ist, bestimmt, mich für die strietere Bezeichnung dieser Minette als
Glimmersyenitporphyr zu entscheiden.
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Die chemische Zusammensetzung des Gesteins stimmt übrigens wohl überein
mit den von Pauly bekannt gemachten von Minetten des Odenwaldes (Neu. Jahrb.
für Miner. und Geol. 1863 p. 269 u. 311).
Im Erzgebirge sieht man dieses Gestein nur in kleinen Massen von
undeutlicher Begrenzung bei den Zechhäuseln unter Abertham, am Wege gegen
den Blösberg am linken Gehänge des Modesgrundes, in der kleinkörnigen Form
an der Grenze gegen die Glimmerschiefer und Porphyr anstehen. Von hier lässt
es sich östlich in einem Streifen bis an die Joachimsthaler Strasse verfolgen, wo
das Gestein dann in losen Blöcken in der grobkörnigen Form gefunden wird.
Im Karlsbader Gebirge bildet das Gestein bei Petschau oberhalb Wasser-
häuseln eine nesterartige Einlagerung im Granit, während die glimmerreiche
grobkörnige Varietät in Petschau selbst gelegentlich eines Hausbaues gangförmig
im Granit angetroffen wurde. “ Hochstetters Bezeichnung „Nestergranit“, soweit
diese eben auf unser Gestein zu beziehen ist, ist jedenfalls für die Lagerungsform
treffend. Das Auftreten des Gesteines entspricht aber auch den anderwärts,
in den Vogesen und im Odenwald beobachteten Verhältnissen. Immerhin scheint
es mir aber möglich, dass das Gestein eine mit dem Granit zusammenhängende
Bildung sei, eine eigenthümliche concretionäre Ausscheidung, was sich bisher bei
den mangelnden guten Anschlüssen noch nicht feststellen liess, jedoch bei den
zu erwartenden Untersuchungen des Karlsbader Gebirges wohl zu Tage treten wird.
4. Dioritgesteine.
Die hierher gehörigen Gesteine werden von den Geologen theils als
Grünsteine, theils als Diorite oder dioritische Gesteine, zum Theil als Eklogit
bezeichnet. Soweit es die Untersuchung mit dem Mikroskope gestattet hat, habe
ich es versucht, dieselben etwas weiter auseinander zu halten und zwar in Diorite
und Hornblendefelse, welche letztere an gehörigem Orte beschrieben werden.
1. Diorit.
Ein krystallinisch körniges Gemenge von Amphibol und Klinoklas, wozu‘
sich Orthoklas und Glimmer gesellen.
Die hierher gehörigen Gesteine unseres Gebirgsdistriktes sind alle durch
eine sehr feinkörnige, fast dichte Struktur ausgezeichnet, so dass sie sich nur
unter dem Mikroskop in ihre Bestandtheile auflösen lassen. Sie erscheinen als
dunkelgrüne, schwarzgrüne Gesteine mit mattem unebenen Bruch, auf welchem
man nur einzelne schwarze glänzende Amphibolnädeln und Bündel wahrnimmt,
welche in einer grünen Grundmasse liegen. Daneben bemerkt man weissliche oder
lichtgraue Pünktchen von Feldspath. Hie und da erscheint auch eine grössere
Partie Amphibol und einzelne grössere Feldspathkörner ausgeschieden. Als accesso-
rischer Gemengtheil macht sich Pyrit in eingesprengten Partien bemerkbar. Aus
seiner Zersetzung resultiren braune Flecken im Gestein und auf Klüften desselben.
Unter dem Mikroskope erscheint der Amphibol in Gestalt von grünen
Nadelmassen, welche zum Theile die charakteristische Längsstreifung erkennen
lassen, zum Theile matt erscheinen und in Chlorit oder Augit umgewandelt sein
45
mögen. Diese Nadelbündel bilden zuweilen ein eigenartiges Netzwerk um die
Feldspäthe, zuweilen auch finden sich einzelne Körner in dem Amphibol eingeklemmt.
Der Klinoklas erscheint mehr oder weniger in langen Leistchen einzeln
zwischen den Amphibolindividuen oder auch in grösseren Partien weiss oder
grünlich, zuweilen trübe.
Neben diesem macht sich auch Orthoklas in einer manchmal auffälligen
Weise bemerkbar. Herr Prof. Möhl, welchem ich eine Probe des Diorits von Heng-
stererben übersandte, fand darin den Orthoklas über den Oligoklas vorwiegend.
Auffällig erscheint der Mangel von den sonst so häufig auftretenden
Gemengetheilen Apatit und Magneteisen in den Dioriten von dem Hengstereben
Aberthamer Lager.
Eine Infiltration von Quarz lässt sich in dem Gestein hie und da bemerken.
Der Diorit von Abertham wurde im Laboratorium der k. k. Universität
einer Analyse unterworfen, welche folgende chemische Zusammensetzung des
Gesteins ergab:
Kieselsäure 37.50
Thonerde 11.44
Eisenoxydul 14.58
Manganoxydul 512
Kalkerde 8.55
Magnesia 4.53
Natron 5.0
Wasser 13.02
95.
In dieser Analyse muss der ungemein niedrige Gehalt an Kieselsäure
gegenüber anderen Dioriten (Vergleiche Roth Gesteinsanalysen pag. 26 und Bei-
träge zur Petrographie der plutonischen Gesteine pg. XVII ff) auffallen.
Das Gefüge des Gesteins ist feinkörnig, die Struktur kurz und grobschieferig.
Das Gestein tritt im Erzgebirge in Form eines Lagerganges zwischen Hengstererben
und Bärringen im Glimmerschiefer auf. Nördlich von Abertham ragt das Gestein
in Form eines ruinenartigen Blockwalles über den Boden hervor. Hier zeigt das
Gestein eine grobblöckige polyedrische Absonderung.
In Form grosser Blöcke, welche wohl unentblöste Gänge verrathen, finden
sich Diorite auch im westlichen Schiefergebiet zwischen Graslitz und Konstadt.
Im Dorfe Schoenau bei Graslitz liegen an der Strasse nach Konstadt
zahlreiche Blöcke, welche ein kleinkörniges Gefüge besitzen, und deutlich lichtgrüne
und dunkelgrüne Körner als Feldspath und Amphibol unterscheiden lassen, dazwischen
sieht man auch noch kleine Pyrite glänzen. Die Verwitterungsrinde ist braun und
lässt Klinoklaskrystalle erkennen. Im Dünnschliff zeigt sich der Klinoklas trübe
und sparsam. Die Hornblende bildet ziemlich grosse zusammenhängende Massen.
Auch Magneteisen kommt in einzelnen Körnern vor.
In Konstadt selbst findet man Blöcke, welche ein deutliches Korn und
schieferiges Gefüge besitzen, indem hier die dunkelgrünen Amphibole nach einer
Richtung gelagert sind, dazwischen liegt matter, gelblich weisser Klinoklas. Das
schon stark umgewandelte Gestein lässt jedoch weiter keine Untersuchung zu.
46
2. Epidiorit.
Mit diesem Namen belegt Gümbel (Die palaeolitischen Eruptivgesteine des
Fichtelgebirges) ein Gestein, welches aus Hornblende, Augit, spärlichem Klinoklas
und Magnetitkörnern besteht, und welches gangförmig in vor- oder silurischen
Schichten des Fichtelgebirges auftritt.
' Westlich vom Graslitzer Friedhof steht im Quarzschiefer in einem kleinen
Bruch ein kryptomeres Gestein an, welches im frischen Bruche dunkel, an der
Luft aber lichter und mehr ‚grün wird. Weiter hin auf dem Wege nach Ruhstatt
liegt es in grossen Blöcken unter dem Graslitzer hohen Stein.
Es gleicht im Äusseren völlig dem von Gümbel als Epidiorit een
Gesteinen von Tiefengrün und Koditz. Das Gestein erweiset sich im Dünnschliff über-
einstimmend mit dem Fichtelgebirgsgestein. Man sieht deutlich grüne Hornblende,
welche zarte fächerförmige Nadelsträusschen bildet, gelbgrünen Augit in Bündeln
dazwischen und ein sattgrünes Mineral von staubigem Aussehen, das man für
Chlorit halten kann. Magneteisen kommt in einzelnen Körnern und Häufchen darin
vor. Der trikline Feldspath findet sich nur ganz spärlich im Gestein, so dass
ich anfänglich an einen Hornblendefels denken wollte.
Mit den Angaben Gümbels stimmt auch der Umstand überein, dass das
Pulver mit Salzsäure behandelt merklich lichter wird. Dagegen differirt die chemische
Constituion in bemerkenswerther Weise.
‘Das Gestein vom Graslitzer Friedhofe wurde im chemischen Laboratorium
der k. k. deutschen technischen Hochschule von den Herrn Benj. Reinitzer und
Emil Kögler einer Analyse unterzogen und zeigte folgende Zusammensetzung :
Kieselsäure 50.68
Eisenoxydul 21.99
Thonerde 13.92
Kalkerde 8
Mangan Spuren
Magnesia Spuren
Kali 0.64
Natron 4.45 ,
Wasser 11.64
Bei Konstadt findet sich gleichfalls ein Lagergang und zahlreiche Blöcke
dieses Gesteines, welches eine entschieden grüne Farbe hat. Die Hornblende zeigt
deutlich ihre Faserung und zuweilen eine blättrige Struktur. Unter dem Mikroskope
findet man keinen Unterschied von dem vom Graslitzer Friedhof.
Bei Joachimsthal finden sich am Gehänge des Pfaffenberges in der Gegend
der Hütte ebenfalls Findlinge eines grünschwarzen kryptomeren Hornblendegesteins
im Glimmerschiefer, welche feine nadelförmige, grüne Amphibole in straussartigen
Bündeln, wenig Klinoklas und Magneteisenkörner in Häufchen und verschiedenen
Gruppen zeigen, daher auch als Epidiorite anzusprechen sind.
5. Basalt-Gesteine.
Durch die umfassenden Untersuchungen der Basaltgesteine durch Zirkel,
Möhl, Boricky u. A. wurde die Thatsache klar gestellt, dass sich unter einem
eleichartigen äusseren Gewande der Zusammensetzung nach ganz verschiedene Ge-
steine verbergen, in welchen man nach dem Vorgange Vogelsangs zwei verschiedene
Gesteintypen erkennt, Basalte und Basite, von welchen erstere zusammen-
gesetzt aus Klinoklas, Augit, Magneteisen, Olivin, wobei Hornblende und zuweilen
Nephelin als Hypergemengtheile auftreten, den Feldspathbasalten Zirkels und an-
derer. Petrographen entsprechen; letztere bestehend aus einem löslichen Silicat
d. i. Nephelin, Leucit, Hauyn oder Nosean, Augit, Magneteisen und Olivin, Horn-
blende und Glimmer als Hypergemengtheile führend, werden als Nephelin-Leueit-
Hauyn-Nosean-Basalte, oder Nephelinit, - Leucitophyr, Hauynoophyr u. s. w.
unterschieden.
Bereits von Zirkel (Die Basaltgesteine p. 168), dann von Möhl (Die Basalte
und Phonolithe Sachsens. Nova acta Acd. Leop. Carol. B. XXXVI. Nro. 4) und
von Boricky (Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens p. 109)
“ wurde das Vorherrschen der Nephelin und Leueit führenden Basalte im Erzgebirge
nach den bis dahin bekannt gewordenen Daten hervorgehoben.
Die Basalt-Gesteine aus dem westlichen Erzgebirge sind mit. Ausnahme
der von Möhl von zwei Fundorten an der Grenze beschriebenen noch nicht bekannt
gemacht worden. Ich habe mir es daher angelegen sein lassen Gesteinsproben
von den verschiedenen Punkten zu sammeln, welche ich meinem verehrten Herrn
Collegen Boficky zur Untersuchung übergab. Es ist zu erwarten, dass derselbe
seine obenerwähnten petrographischen Studien an den Basalten Böhmens bald
durch einen weiteren Band erweitern wird, in welchem dann die ausführliche
Beschreibung der untersuchten Basaltgesteine dieser Gegend ihren Platz finden
wird. Dorthin verweise ich vorläufig den geneigten Leser, und erlaube mir nur
so viel über die Resultate der Untersuchungen mitzutheilen, als eben zum Ver-
ständniss und zur Vollständigkeit meiner Arbeit nöthig erscheint.
Die Gesteine, welche von hier untersucht wurden, bestätigen die bisher
gemachte Erfahrung über den Typus der Erzgebirgischen Basalte; sie sind sämmtlich
Basite u. zw. vorwiegend Nephelingesteine, welche einzelne Leueitkıystalle ent-
halter. Indem ich auch für die allgemeine Beschaffenheit dieser Gesteine auf die
ausführliche Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Boricky hinweise, begnüge ich mich
folgende Gesteine als hierhergehörig aufzuführen:
I. Leucitführende Nephelingesteine.
1. Basaltgang im Glimmerschiefer beim Bahnhof Dasnitz. Ist ein olivin-
reicher Nephelinbasalt mit etwas Leucit zum Theil mit minder individuali-
sirtem Nephelin (ähnlich dem Basalte von Kozakow.) B.*)
2. Basaltgang im Phyllit im Schönauer Wald W. Graslitz. Ist ein olivin-
reicher Nephelinbasalt, der etwas Leucit enthält, und dessen Nephelin
zum Theil minder individualisirt ist. 2.
*) B von Boficky, Z von Laube untersucht.
\“
48
DS)
ot
10.
bil
12.
. Basalt vom Blösberge. Steinbruch bei Kaff. Ist ein fast olivinfreier
Nephelinbasalt. 2.
. Basalt von der Kuppe des Blösberges. Leueitführender Nephelinbasalt.
Olivin fehlt oder ist sehr sparsam vorhanden. Nephelin und Leueit sind
meist minder individualisirt. B.
. Basalt vom Jugelstein, eine Kuppe bei Joachimsthal. Ein leueitreicher
Nephelinbasalt, der spärlichen Olivin enthält (ähnlich dem Basalt vom
Rücken der Paskopole.) B.
. Basalt von der Kuppe an der Glücksburg bei Wittigsthal. Eine fein-
körnige aus Augit, Nephelin, veränderten Nephelinglas, Leucit, Magnetit,
sowie Glimmer und Melilith zusammengesetzte Grundmasse mit Zeolith-
nadeln, mikroskopischen Augitkrystallen und serpentinisirtem‘ Olivin.
Möhl a. a. O. p. 76.
. Basalt von Johann Evangelisten-Gang in Joachimsthal. Nephelingestein mit
zumeist undeutlich individualisirten Nephelin- und zahlreichen Glimmer-
blättchen und einzelnen undeutlichen Leueit- oder Hauynkörnern. L.
. Basalt von Kühgang auf der Einigkeit Joachimsthal. Nephelingesteine
mit undeutlichen Nephelinkrystallen und zahlreichen Olivinpartikeln. L.
. Basalt aus einem Eisensteinschurfschacht bei Pfaffengrün. Nephelingestein.
Die Nepheline sind ziemlich gross, mit grossen Augiten einzelnen (?) Hauynen.
Glaspartikeln, welche Flocken von Nadeln enthalten, sind bemerkbar. L.
Basalt in grossen Blöcken unter der Antonieisensteinzeche am Wege nach
dem Hainzenteich. Ein leueitführender sehr augitreicher Nephelinbasalt,
der nur sehr sparsam mikroskopischen Olivin enthält. Die kurz rektangu-
lären Nephelinlängsschnitte und Hexagonquerschnitte schliessen spärliche
unregelmässig gelagerte Mikrolithe ein. B.
Basalt vom Illmerberge, eine Kuppe bei Heinrichsgrün. Ist ein Leueitoid-
basalt d. h. Basalt mit minder individualisirtem Leueit, denn derselbe
enthält eine farblose, im polarisirten Lichte dunkle, scheinbar homogene
Substanz, die nur stellenweise polygonale Umrisse zeigt, aber flocken-
artig oder mehr weniger rundlich angehäufte Mikrolithe und kleine
Kryställchen eingeschlossen enthält. Ausser recht zahlreichem Nephelin
sind vereinzelte, lange, farblose Feldspathkryställchen ziemlich gleich-
mässig vertheilt. Olivin ist sparsam, Augit erscheint zuweilen in Durch-
kreuzungszwillingen. B.
Basalt von Tippelsgrün. Mittlere Kuppe. Feldspathfreier augitreicher
Leucitoidbasalt, der Nephelin und etwas Biotit enthält. 2.
II. Hauynbasalte (Hauynophyr).
13. Basalt (Hauynophyr) vom Spitzberg bei Gottesgab. In einer sehr trüben
14.
Grundmasse makroporphyrischer Augit, Hauyn, Zirkon (?), Titaneisen, Apatit
wahrscheinlich Nephelin, Porphyrischer Hauynbasalt Möhl a. a. O. p. 69
tab. III. IV. fig. 8.
Basalt von der Steinhöhe bei Hengstererben. Ist ein olivinfreier hauyn-
reicher Nephelinbasalt (Hauynophyr). Die Hauyndurchschnitte, ziemlich
deutlich begrenzt, sind meist mit gelblichbraunem Staube dicht oder
49
locker erfüllt. Die weisen auf die Comb. 0:0. Ausserdem scheint auch
Leueit vorhanden zu sein. 2.
15. Basalt von der Südseite der Steinhöhe in losen Blöcken westlich vom
St. Mauritius-Zinnwerk. Ist ein nephelin- und hauynreicher Leucitbasalt,
dessen feldspathähnliche Bestandtheile (Leueit, Hauyn, Nephelin) reichlich
vertreten sind. Die Leueitdurchschnitte sind reich an rundlichen und wirr
gelagerten Mikrolithen. Als Hauyn werden die mit bläulich- oder gelblich-
grauem Staub erfüllten, recht zahlreichen Polygone angesehen. Olivin
scheint gänzlich zu fehlen. B.
Unter den accessorischen Gemengtheilen tritt der Olivin am meisten
hervor. Er ist namentlich in den Gesteinen des Illmerberges, Hechtenhöhe, am
Kleebühl, im Schönauer dann im Kühgänger Basalt häufig vorhanden, und bildet
im Gestein des Kleebühls bis wallnussgrosse Mandeln. Magneteisenerz erscheint
im Gestein des Kleebühls, namentlich aber in dem des Jugelsteins stark aus-
geschieden, es finden sich davon Knollen bis zu einigen Kubikzoll Rauminhalt
(Oberbergamtsammlung in Joachimsthal). Augit erscheint in Krystallen ausge-
bildet im Kleebühl, am Jugelstein, vereinzelt im Gestein von der Steinhöhe und
dem Spitzberg bis Gottesgab. Biotit findet sich vorwiegend in einzelnen ziemlich
grossen Partien im Spitzberggestein, in einzelnen Blättchen auch in den Joachims-
thaler Gangbasalten. Basaltglas von dunkelgrüner Farbe findet sich im Basalt
vom Pfaffengrüner Berg.
Die Basalte sind vorwiegend von dichter, eine gleichmässige homogene
Masse darstellender Textur. Seltener erscheinen sie durch den Olivin, noch
seltener durch den Augit porphyrartig ausgebildet. Mandelsteinartige Basalte sind
nur von der Dreibrüderkuppe und vom Kleebühl bekannt.
Die Absonderungsformen der Gesteine sind verschieden. Zumeist in den
Kuppen finden sich die säulenförmigen, recht schön an der Pfaffengrüner Kuppe,
am Jugelstein, Blösberg und Illmerberg, weniger deutlich am Spitzberg, an der
Steinhöhe u. a. O. Sphäroidische Absonderung zeigt der Basalt vom Flötzberge
bei Unterrothau, dessen eigenthümliche Kugelbildungen Jokely beschreibt und
abbildet. Sphäroidische mehr ins unregelmässig polyedrische übergehende Abson-
derungen findet man am Blösberg oberhalb Kaff und um die Steinhöhe und den
Spitzberg bei Gottesgab. Der Basalt in den Gängen stellt zumeist eine compacte
unregelmässig geklüftete Masse dar.
Der Basalt bildet in diesem Theile des Erzgebirges vorzugsweise Gänge
und Kuppen. Erstere sind z. B. bei Dasnitz im Glimmerschiefer, im Schönauer
Wald bei Graslitz im Phyllit, dann im Gebiete von Joachimsthal, wo sie vielfach
durch Grubenbau aufgeschlossen sind. (Wackengänge der Bergleute zum Theil z. B.
Kühgänger, Evangelistengänger Wacke). Gangkuppen, weil sie wie das Ausgehende
eines mächtigen Ganges aussehen, sind die Pfaffengrüner Kuppe und der Jugelstein,
Kuppen im allgemeinen der Blösberg, Spitzberg, die Tippelsgrüner und Heinrichs-
grüner Basaltberge. Eine sekundäre Kuppe, wohl der Rest einer einst mächtigen
Decke, die sich weit über das Erzgebirge ausbreitete, oder doch eines Stromes,
den man mit dem Gottesgaber Spitzberg in Verbindung bringen muss, und wozu
wohl auch das kleine Depöt bei Försterhäusern gehört, ist die Steinhöhe bei
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Seifen, an welcher man noch die horizontale Ausbreitung so wie die für Decken
bezeichnende senkrechte Absonderung deutlich erkennt. Als eine besondere Eigen-
thümlichkeit möge hier noch erwähnt werden, dass manche dieser Kuppen bedeutend
auf die Magnetnadel wirken. Am bemerkenswerthesten thut dies der Jugelstein ;
dieser stellt eine in die Nähe gebrachte Inclinationsnadel senkrecht und lenkt die
Nordspitze des Compasses in allen Stunden, je nachdem man sich der Basalt-
kuppe von dieser oder jener Seite nähert, durch Ost oder West, selbst nach Süd
ab. Jokely behauptet daher, der Jugelstein sei polarisch magnetisch. Nachdem
ich aber in Erfahrung gebracht habe, dass die Nordspitze, von der Südseite dem
Berge genähert, in ihrer Richtung bleibt, kann ich nur gemeinen Magnetismus im
genannten Berge annehmen, und dürfte Jok&ly’s Angabe auf einer Täuschung beruhen.
Auch die Dlösbergkuppe lenkt eine in ıhre Nähe gebrachte Nadel um 4—5 Stun-
den ab, ebenso dürften sich auch die übrigen Kuppen verhalten. Weniger magnetisch
wirken die Gänge. Ich habe Herrn Bergverwalter von Kraft gebeten den mächtigen
Kühsänger Basalt auf dem Danielistollen in Joachimsthal nach seinem Einfluss
auf die Nadel zu prüfen. In Folge dessen theilte dieser mir mit, dass nur in
allernächster Nähe mit eimer empfindlichen Markscheidebussole eine sehr geringe
Ablenkung bemerkbar werde.
Die Basalte treten sowohl im Schiefergebirge als im Granit auf, man
kann jedoch ihre Zunahme nach Osten hin gegen den Duppauer Basaltstock, zu
welchem sie wohl in Beziehungen stehen deutlich erkennen.
Im Anhange hieran mögen nun die Zersetzungsprodukte der Basalte und
eine eigenthümliche Tufibildung erwähnt werden, welche im Joachimsthaler Erzrevier
bergmännisch aufgeschlossen wurden und gleichfalls mit dem Namen „Wacken“
belest sind. Als eigentliche Basaltwacke kann man die sogenannten Geister-
gänger- und Andreasgänger Wacke bezeichnen, Es ist dies eine scheinbar homo-
gene, dichte, grünlichgraue oder bläulichgraue Masse von mattem Aussehen, im
Striche aber glänzend und etwas fettigem Anfühlen. Im frischen Zustande weich,
an manchen Stellen fast knetbar, wird sie an der Luft rasch hart und zerfällt
in unregelmässige polyedrische Stücke. In der Masse selbst sieht man übrigens
unter der Lupe, oft auch mit freiem Auge, deutliche Augitkryställchen und
Augitfragmente sowie Pyritilimmerchen. Zuweilen scheinen die Augite zersetzt zu
sein und nur in Form von unregelmässigen oder länglichen -schwarzen Flecken
angedeutet (Geistergänger Wacke!).
Die Wacken bilden wie die wirklichen Basalte Gangausfüllungen, sind
jedoch in der Regel von minderer Mächtigkeit als diese, weshalb sie wohl eher
in ihr gegenwärtiges Stadium umgewandelt werden konnten.
Mit dem Namen Putzwacke bezeichnet der Joachimsthaler Bergmann ein
ebenfalls gangartig auftretendes, weil eine Kluft ausfüllendes Gestein, welches seiner
Beschaffenheit nach ein mit vielem Biotit gemengter dunkelgrauer bis schwarzer
Basalttuff ist, der ausser zahlreichen Bruchstücken und Geschieben fremder Gesteine
auch einst das von Unger unter dem Namen „Ulminium dilwiale“ beschriebene
fossile Holz lieferte. Der in diesem Gestein vorkommende Biotit deutet darauf
hin, dass es wohl genetisch mit dem Leueitophyr von Böhmisch-Wiesenthal, der
ebenfalls an diesem Mineral sehr reich ist, in Zusammenhang gebracht werden dürfte.
I. Krystallinische Schiefergesteine.
Die Gesteine, welche die den Neudekergranitstock umhüllende Schiefer-
zone bilden, sind durchwegs der Gruppe der metamorphischen oder krystallini-
schen Schiefer angehörig und entsprechen nach ihrer Zusammensetzung und Folge
genau jener längst bekannten Anordnung, wornach die Reihe einerseits mit dem
am meisten krystallinisch ausgebildeten, durch drei wesentliche Gemengtheile aus-
gezeichneten Gneis als dem ältesten Gliede beginnt, und mit dem wenigst krystal-
linischen, in seinen Gemengtheilen wenig oder gar nicht unterscheidbaren Urthon-
schiefer als jüngster Bildung endist. Alle Glieder der Reihe sind mit einander
innigst durch Übergänge verbunden, so dass man in diesen Übergängen kaum zu
entscheiden vermag, ob man ein solches Gestein dieser oder jener Art zutheilen
solle, und die Ansichten der Gelehrten gehen in diesem Punkte sehr individuell
auseinander.
Einen recht klaren Beweis hiefür bietet ein Vergleich der Karten der
älteren sächsischen Landesaufnahme und der geolog. Reichsanstalt über das Gebiet,
welches ich hier zu beschreiben versuche. Man wird hier finden, dass auf der
sächsichen Karte die als Glimmerschiefer bezeichneten Gesteine eine Ausdehnung
besitzen, welche sie auf der österreichischen nicht gewinnen. Beispielweise finden
wir auf der Seite vor Graslitz zwischen dem Granit und Urthonschiefer einen
Streifen Glimmerschiefer verzeichnet, während auf der österreichischen der Urthon-
schiefer bis an den Granit heranreicht. Diese Verschiedenheit, welehe man auch
anderwärts wahrnehmen kann, entspringt lediglich aus der Auffassung des hier
auftretenden Gesteines, indem dieses von den sächsischen Geologen dem Glimmer-
schiefer, von Jokely dem Urthonschiefer zugezählt wird.
Das Mittelglied zwischen den beregten zwei Gesteinsarten nun vereiniget
in der That die verschiedenen Charaktere derselben in einer solchen Weise, dass
man oft schwierig entscheiden kann, welcher Ansicht man beipflichten solle, denn
wenn man auch für die Vorkommen einer Zone nach der grösseren oder geringeren
Ähnlichkeit das Gestein unterscheiden kann, so lassen sich doch durch ander-
weitige Vorkommen die Glieder so interpoliren, dass die Reihe der Übergänge
eine ganz vollkommene wird.
Was nun die obengedachte Ansicht der Geologen über die Gesteine der
westlichen Schieferzone anbelangt, so kann ich nicht umhin der von Jokely an-
genommenen Trennung der Gesteine den Vorzug zu geben, die ja auch Zirkel
adoptirt hat. Weniger zutrefiend erscheint mir Jokely's Angabe über das Verhalten
der Phyllite und Glimmerschiefer im Contacte zu Eruptivgesteinen. Ersteres
Gestein wird in die eigenthümlichen Contactschiefer, Frucht-, Knoten-, Garben-,
Fleckschiefer umgewandelt, während der Glimmerschiefer in der Nähe des Granites
nur durch Aufnahme von Feldspath, also durch Übergänge in Gneiss charakterisirt
sein soll. Ich fand auch Glimmer- Fleck- und Knotenschiefer.
Ebenso steht meine Ansicht hinsichtlich der als Gneis auf der öster-
reichischen und sächsischen geologischen Karte bezeichneten Gesteine bei Hein-
richsgrün und Brand mit dem bisher Geltenden im Widerspruche, da mich meine
4*
52
Erfahrungen belehrt haben, dass diese Gesteine, deren gneisartiger Charakter aller-
dings nicht geläugnet werden kann, im engsten Zusammenhang mit den Glimmer-
schiefern stehen, mit denen sie sogar wechsellagern, daher ich zwar von gneisartigen
Gesteinen reden kann, aber nicht um damit metamorphisches Gestein vom bestimmten
Alter, sondern nur besondere Modifikationen von Glimmerschiefer zu bezeichnen,
1. Gneisartige Gesteine.
Gneis ist ein Gemenge von Quarz, Feldspath und Glimmer mit schiefriger
Textur und deutlicher Schichtung.
Unter diese Gesteine gehören zweierlei Gebilde des westlichen Erzgebirges.
Die einen kommen bei Frauenreuth, Oberschossenreuth, bei Heinrichsgrün und
zwischen Oberbrand und Pfaffengrün, dann am Pfaffenberg bei Joachimsthal auf
den Herrnäckern vor.
Es sind dieses mehr oder weniger quarz- oder glimmerreiche Schiefer,
welche durch die Aufnahme von rundlichen Feldspathkörnern gneisartig werden.
Das Frauenreuther Gestein ist licht gefärbt, sehr quarzreich, führt weissen
Glimmer und mehr oder weniger vereinzelte Orthoklaskörner. Durch Verwitterung
dunkelt es, und die Feldspäthe erscheinen darin als weisse Flecke. Der von
Hochstetter (a. a. ©. p. 35) beschriebene Gneisglimmerschiefer aus dem Böhmer-
wald von Lakaberg, Fallbaum, Hochfiedert, Brennerberg scheint diesem Gestein
zu gleichen, bis auf den Einschluss von Granat, welcher hier fehlt. Das Gestein
von den Herrnäckern bei Joachimsthal ist ihm ähnlich, aber glimmerreicher und
grau. In der Verwitterung treten die Feldspathkörner, welche reichlicher vor-
handen sind, knotig hervor.
Das Gestein von Heinrichsgrün enthält an manchen Stellen sehr viele
runde Orthoklaskörner und ist dabei sehr glimmerreich, geht aber durch feldspath-
ärmere Varietäten nach und nach in Glimmerschiefer über. Ihm gleichen die
Gesteine bei Oberbrand, nur dass hier auch feinkörnige Gemenge vorkommen.
Die Zusammengehörigkeit dieser Gneise mit den Glimmerschiefern geht
am besten aus dem Umstande hervor, dass sie nach und nach wirklich durch
Verlust des Feldspathes in dieses Gestein übergehen. Ja man findet zwischen
die feldspathführenden feldspathfreie eingelagert, wie dies sowohl auf der säch-
sischen Karte zwischen Frauenreuth und Schossenreuth angedeutet ist, und
wie man es auch zwischen Rossmeissl und Unter-Neugrün beobachten kann, wo
ebenfalls eine feldspathfreie Partie den feldspathführenden eingelagert ist. Ähnliche
Verhältnisse bietet auch die Gegend zwischen Oberbrand und den Herrenäckern.
Auch Jokely hat die Zusammengehörigkeit dieser gneisartigen Gesteine
mit den Glimmerschiefern erkannt und dafür den, wie mir scheint, sehr passenden
Namen „Gneisglimmerschiefer“ gewählt.
Darin aber eine Contaetwirkung des Granites erkennen zu wollen, möchte
ich für dieses Gestein dahin gestellt sein lassen. Es ist zwar wahr, dass diese
Gesteine im westlichen Schiefergebiet unmittelbar und nur in der Nähe vom
Granit bei Heinrichsgrün und Frauenreuth vorkommen, auch im östlichen Gebiet
den Granit tangiren. Aber ich mache darauf aufmerksam, dass östlich von Joachims-
- u. N <= Ännn
U EEE — =
53
thal im Zeileisen- und Stübnersgrund, wo sie vom Granit beträchtlich entfernt
sind, diese Gesteine, wie sich Jedermann überzeugen kann, bei weitem mehr
entwickelt sind als an den oben genannten Orten, und dass man das Vorkommen
hier eher als eine zum Theil aus dem Zusammenhang gerissene Partie, anderen
Theils als eine Wiederholung derselben auffassen muss, die wohl älter als die
überlagernden Glimmerschiefer, aber ohne Einfluss des Granites zur Ausbildung
im Wege der Metamorphose kam.
Ähnliche Gesteine kommen, wie auch Jokely bemerkt, im Fichtelgebirge
vor, und Gümbel hat für sie den Namen Phyllitgneis vorgeschlagen. Ich fand in
der That Belegstücke in der kel. bayr. geolog. Anstalt, welche mit dem Heinrichs-
srüner vollkommen übereinstimmen. Nichtsdestoweniger aber kann ich nur dem
Jokelyschen Namen den Vorzug geben; erstlich weil er unzweideutig den Glimmer-
schiefercharakter ausdrückt, dann weil ich mich überzeugt habe, dass der Name
Phyllitgneiss auf Gesteine ausgedehnt wird, weiche ganz anderer Natur sind.
2. B. die sogenannten Phyllitgneise des Taunus.
Die zweite Art gneisähnlichen Glimmerschiefers findet sich am Abhang des
Aschberges bei Graslitz vom Dorf Aschberg bis herab nach Hintersilberbach,
dann zwischen Pfaffengrün, Werlsgrün und der weiten Wiese bei Abertham, endlich
im Blasiusstollen bei Hengstererben und auf den Lehnerstauden nördlich von Neudek
in einer vom Granit eingeschlossenen Partie. An allen Orten demnach in un-
mittelbarer Nähe und als ein schmales Band dem Granit aufgelagert.
Auch hier wird nirgends der Glimmerschiefercharakter verläugnet. Das
dünnschiefrige ebenflächige Gestein ist feinkörnig, führt ziemlich vielen Quarz und
weissen oder schwarzen oder beide Glimmer in kleineren oder grösseren deutlichen
Individuen, und dazwischen deutliche, oftmals reichliche Feldspathlamellen.
Das Gestein am Aschberg zeigt grauen und schwarzen Glimmer und den
Feldspath wenig zersetzt. Das von Lehnerstauden ist mehr matt und durch vor-
herrschenden Glimmer dunkel gefärbt, äber sehr feldspathreich. Die Gesteine
zwischen Abertham und Werlsgrün zeigen den Feldspath sehr sparsam von röth-
licher Farbe, vielen Quarz und weissen Glimmer bei den ersten.
Ich möchte diese Art von Gneisglimmerschiefern ihrer Lage wegen auch
mit dem Granit in Beziehung bringen, und obwohl es nicht gerade recht einzu-
sehen ist, wie durch eine Einwirkung des letztern Gesteines auf das erstere eine
Anreicherung mit Feldspath hervorgerufen sein könnte, scheint mir doch immerhin
die Möglichkeit im Contact der beiden Gesteine die Ursache hiefür zu finden gegeben,
da ein diesen Gebilden analoges Vorkommmen an anderen Orten nicht bemerkt
worden ist. Dazu möchte ich noch den Umstand hervorheben, dass man namentlich
am Aschberg, Lehnerstauden und im Blasiusstollen jene weiter rückwärts be-
schriebenen Flecken auch an diesen gneisartigen Gesteinen wieder findet, wo-
durch dieselben mit den Contactschiefern auch in der Wirklichkeit in Zusammen-
hang treten.
54
2, Glimmerschiefer.
Der Glimmerschiefer ist ein schiefriges Gemenge von Glimmer und Quarz.
So einfach diese Definition ist, ist es keinesfalls leicht eine möglichst umfassende
Darstellung dieses Gesteins in seinen Abarten zu geben, da dieselben unendlich
vielen Schwankungen unterworfen sind, welche sich auf das wechselseitige Ver-
hältniss der Gemengtheile, auf deren Farbe und Ausbildung, auf die Absonderung
und Strukturverhältnisse, endlich selbst auf die aecessorisch auftretenden Gemeng-
theile erstreckt.
Der Glimmer, welcher dem Gesteine den Namen giebt, erscheint immer
deutlich in schuppigblättrigen Individuen ausgebildet. Auch hier sind zwei Glimmer-
arten, welche durch ihre Farbe unterscheidbar sind, vorhanden, von welchen man
die weiss, grünlichweiss, gelblichweiss, goldgelb, rothgelb, graulichweiss, über-
haupt lichtgefärbten Vorkommnisse dem Kaliglimmer, die tombakbraun, grauschwarz,
schwarz, überhaupt dunkelgefärbten dem Magnesiaglimmer zuschreibt.
Beide Glimmer kommen zumeist getrennt von einander vor, ihr Vor-
handensein verleiht dem Gestein ein lichteres oder dunkleres Aussehen. Sie
kommen aber auch, wiewohl ziemlich selten (z. B. in der Umgegend von Bärringen
am Altenberg) beide zusammen vor, wodurch das Aussehen des Glimmerschiefers
ein buntes wird. Durch grünen Glimmer erhalten manche Glimmerschiefer von
Prünlass bei Bleistadt ein eigenthümliches aber hübsches Aussehen. Je gross-
schuppiger die Ausbildung des Glimmers ist, wie um Bleistadt, Hartenberg,
Gottesgab, Hengstererben, desto charakteristischer ist das Gestein gekennzeichnet,
dagegen verliert es mehr und mehr sein Gepräge, je kleinschuppiger, unvoll-
kommener der Glimmer entwickelt ist.
Beginnt derselbe seinen starken Glanz mit einem schwächeren zu ver-
tauschen und verfliessen die Individuen mehr und mehr in eine zusammenhängende
undeutlich individualisirte Haut, so ist der Übergang des Gesteines in den Phyllit
erreicht. Die Glimmerschiefer der Umgebung von Joachimsthal sind von dieser
Beschaffenheit, dass man oftmals sehr in Zweifel sein kann, ob man es mit
einem Glimmerschiefer oder Phyllit zu thun habe.
Der Quarz erscheint im Glimmerschiefer in Form von dünnen, aus Quarz-
körnern gebildeten Lamellen, welche im Querbruche sichtbar werden, während
sie auf den Schieferflächen durch den Glimmer mehr weniger ganz verdeckt werden;
von Farbe ist er gewöhnlich graulich, röthlich oder rein weiss; zuweilen werden
die Quarzmassen wulstiglinsenförmig, öfter sind sie flach und platt. Je mehr der
Quarz aus dem Gemenge hervortritt, desto härter werden die Schiefer, und das
Gestein geht endlich durch das Überwiegen des Quarzes, auf dessen Schieferungs-
flächen der Glimmer nur noch eine mehr oder weniger zusammenhängende Membran
bildet, in Quarzschiefer über (auf der Höhe zwischen Bärringen und Platten, bei
Berg, Unterschossenreute etc.).
Aus dieser Auseinandersetzung ergiebt sich demnach, dass der Glimmer-
schiefer durch das relative Auftreten seiner Gemengtheile nach zwei Seiten hin
in andere Gesteine übergeht,
55
Was nun die Lagerung der Gemengtheile anbelangt, so ist dieselbe
entweder sehr deutlich schiefrig, und zwar vorzugsweise dünnschiefrig, je mehr
Glimmer ausgebildet ist. Je quarzreicher das Gestein ist, desto mehr tritt die
Schiefrigkeit zurück, dasselbe wird dick-, keil-, verworrenschiefrig, zeigt auch nicht
selten eine feinere oder gröbere Faltung und Streckung. Letztere Erscheinung
besonders schön an Gesteinen vom Pfaffenberg bei Joachimsthal. Anderseits ist es
auch ziemlich ebenplattig. Die Struktur des Gesteines wechselt übrigens so oft,
dass man diese verschiedenen Formen oft sehr nahe bei einander sehen kann.
Unter den accessorischen Gemenstheilen muss ich in erster Linie den
Granat nennen. Er tritt vorzugsweise in lichtgefärbten, quarzärmeren Glimmer-
schiefern in Individuen auf, die im Mittel Erbsengrösse haben, und mehr oder
weniger deutlich krystallisirt als Rhombendodekaeder, meistens als rundliche Körner
regellos in der Masse liegen, aus welcher sie sich durch ihre gewöhnlich trübe,
rothbraune oder braune Farbe abheben, und nebenher dem Glimmerschiefer auch
ein knotiges unebenes Aussehen verleihen, da zuweilen Glimmermembranen die
Granaten beharrlich verhüllen, oder in der Masse rundliche Grübchen und Eindrücke
wahrzunehmen sind, wo dieselben im Gesteine lagen. Zuweilen ist das Gestein
sehr reich an Granaten (bei Bleistadt, Hartenberg, Neugrün, Bärringen), zuweilen
fehlen dieselben gänzlich, namentlich mit Zunahme des Quarzes. Wo dieselben
vorhanden sind, da erhält das Gestein einen porphyrartig-schiefrigen Charakter.
Orthoklas kömmt in granatarmen Glimmerschiefern ähnlich wie der Granat
in kleinen Körmern vor, jedoch immer so, dass durch dieses Auftreten. das Gestein
zwar einen Übergang in den Gneis vermittelt, jedoch nie mit Gneis verwechselt
werden kann. Dagegen spricht das Auftreten nur in geringer Quantität, ferner
dass der Feldspath zwar in das Gestein eingestreut, nicht aber damit ver-
woben erscheint. h
Turmalin erscheint an einigen Stellen gegen den Granit zu ziemlich häufig
im Gemenge, so zwischen Bärringen und Platten bei dem sogenannten Höfel;
hiedurch geht der Glimmerschiefer in das Turmalingestein über.
Ausser diesen accessorischen Gemengtheilen muss ich noch das Vorkommen
von Pyrit, in kleinen gelben oder bunt angelaufenen Körnchen und Häutchen,
namentlich bei Joachimsthal häufig, erwähnen, welche oftmals verwittert sind,
und rothbraune Flecken und Streifen im Gestein hervorbringen. Durch diese
Kiesimprägnation werden derlei Glimmerschiefer den Fahlbändern Norwegens ähnlich.
Das Vorkommen von kohlensaurem Kalk vermittelt den Übergang zum
Kalkglimmerschiefer, welchen wir als besonderes Gestein betrachten werden.
Als besondere Abarten lassen sich im Glimmerschiefer etwa folgende
bezeichnen:
1. Grossblättriger Glimmerschiefer, von grauer, lichter, auch grünlicher
Farbe, quarzarm, und daher mehr oder weniger weich, granatreich, wulstig-, kurz-,
gewunden-, flasrig-schiefrig, das am weitesten verbreitete -Gestein.
2. Kleinblättriger Glimmerschiefer, grau oder licht gefärbt, quarzreicher
als der vorige, und die einzelnen Glimmerindividuen mehr von einander getrennt,
granatärmer. Bei Bärringen und Abertham, bei Joachimsthal, auch bei Gossengrün.
ER,
56
3. Feinkörniger Glimmerschiefer von lichter Farbe, reich an weissen
Glimmerblättchen und kleinen schwarzen oder schwarzbraunen Granaten. Bei
Dassnitz, Maria Kulm, Unterschossenreuth.
4. Lagen-Glimmerschiefer. Der Glimmer grau oder weiss, einzelne In-
dividuen oder Partien in Lagen mit vorherrschendem Quarz von weisser oder
röthlicher Farbe, mehr oder weniger gefaltet, in der Regel mit sehr deutlich aus-
geprägtem Linearparallelismus. Granatarm. Zwischen Bärringen und Abertham,
am Pfaffenberg bei Joachimsthal, hier namentlich mit ausgezeichneten Streckungs-
formen, von gneisartigem Aussehen, bandförmig gestreift und feingefaltet.
-
5. Urthonschieferartige, graphitische Glimmerschiefer. Joachimsthaler
Schiefer. Sie sind äusserst feinkörnig, schwarzgrau bis schwarz, wenig glänzend,
einem Urthonschiefer ähnlich. Sie färben ab, brennen im Feuer licht, verrathen
also kohlige Beimengungen, und sind häufig mit Kies imprägnirt, durch dessen
Verwitterung sie an der Luft rostbraun werden. Sie gleichen hiedurch den Fahl-
bändern in Norwegen auf eine bemerkenswerthe Weise. Bei Joachimsthal und
Abertham bilden sie Einlagerungen im normalen Glimmerschiefer.
6. Als eine besondere Modifikation können wir die in der Nähe von
eruptiven Gesteinen vorkommenden Ausbildungen des Glimmerschiefers, welche
wir als Anoten- und Fleckschiefer zu bezeichnen haben, nicht unerwähnt lassen.
Der Knotenglimmerschiefer zeigt in seinem Gemenge dunkle, schwarzgrüne
Knoten oder Concretionen eines fahlunitartigen Minerales, welche durchaus nicht
mit Granat verwechselt werden können, da man die braunrothen Individuen dieses
Minerals sehr deutlich davon unterscheiden kann; durch dieselben wird das
Schiefrige des Gesteines sehr beeinträchtigt, indem durch die Knoten die Ab-
sonderungsflächen vielfach unterbrochen und uneben werden.
Dieses Gestein fand ich bisher nur einmal und zwar auf einer Halde vor
einem noch unbenannten Stollen nördlich von Bärringen am Altenberg, welchen
vor eirca zwanzig Jahren eine Gewerbschaft trieb, jedoch später liegen liess. Er
stammt entweder von der Grenze gegen Granit oder Diorit, letzterer scheint mir
der wahrscheinlichere, jedenfalls ist er ein Contactgebilde.
Endlich muss auch hier wieder der Unsicherheit in Bezug auf die Grenze
der Gesteinesbezeichnung gedacht werden; denn die Fleckschiefer, welche zwischen
Silberbach und Schieferhütten vorkommen, unterscheiden sich von denen des Gra-
slitzer Hausbergs dadurch, dass man in ihnen deutliche Partien von Glimmer, neben
der undeutlich geschiedenen glimmerigen Schiefermassen wahrnimmt, also das ein
genau in der Mitte, und deshalb dahin so gut wie dorthin zu zählende Gestein
hiedurch dargestellt wird,
3. Kalkglimmerschiefer.
Das Gestein besteht aus einem schiefrigen Gemenge von Kalk, Quarz und
Glimmer, so dass es je nach dem Übergewicht der Gemengtheile des Glimmer-
schiefers in dieses Gestein oder beim Überwiegen des Kalkes in körnigen Kalk,
oder Kalkschiefer übergeht.
57
Dieses Gestein kommt in unserem Gebiet nur sehr untergeordnet vor
und zeigt an diesen Stellen alle Übergänge aus dem Glimmerschiefer in den
Kalkschiefer.
Bei Kalkofen nördlich von Heinrichsgrün an der Strasse nach Unterrothau
ist dieser Kalkglimmerschiefer in einem Kalkbruch aufgeschlossen, von oben geht
der Glimmerschiefer durch Aufnahme von Kalk nach und nach in Kalkelimmer-
schiefer über. Der Glimmer ist grau, bildet im Anfang dickere, dann immer dünnere
Lagen zwischen dem Kalk. Der Kalk ist ebenfalls licht rauchgrau, sehr innig mit
Quarz gemengt, sehr feinkörnig, das Gestein wird auf der Strasse nach Unterrothau
als Schotter verwendet. Nach unten geht der Kalkglimmerschiefer in einen rauch-
grauen körnigen Kalkschiefer über, welcher im Liegenden wieder durch Aufnahme
von Glimmer allgemach in Kalkglimmerschiefer, und endlich in Glimmerschiefer
übergeht Als accessorischer Gemengtheil ist nur Pyrit und dessen Zersetzungs-
produkt Brauneisensteinknoten aufgefunden worden.
Übereinstimmend zeigt sich auch das Vorkommen von Ober-Neugrün südlich
von Heinrichsgrün, und ebenso die den Geyerischen Kalkzug von Joachimsthal im
Hangenden und Liegenden begleitenden Schiefer.
Das Gestein ist, je weiter es sich dem Glimmerschiefer nähert, um so mehr
schiefrig, und dünn geschichtet, dagegen verschwindet die deutliche Schieferung
mehr und mehr, je näher es dem Kalkstein kommt.
4. Serieit-Quarzschiefer.
Ein schiefriges Gemenge von Quarz und Serieit in analoger Ausbildung vom
Glimmerschiefer.
Das mit dem Namen Sericit-Quarzschiefer von mir belegte Gestein ist eine
dem Glimmerschiefer ganz analoge Schieferform, nur ist in demselben der Glimmer
durch ein von mir als Serieit bestimmtes Mineral ersetzt.
Das Gestein ist rein weiss oder gelblich weiss, zeigt zahlreiche dünne
Quarzlamellen, welche durch ein weisses perlmutterglänzendes Mineral, von ein-
ander getrennt werden. Dieses lässt sich leicht in dünnen Schüppchen ablösen, ist
jedoch sehr brüchig, zerfällt leicht, hat ein mildes Anfühlen und eine geringe
Härte. Für den ersten Anblick würde man geneigt sein, das Gestein für einen
quarzreichen Talkschiefer zu halten. Das talkartige Mineral bläht sich vor dem
Löthrohr etwas auf, leuchtet, schmilzt zu einer weissem Email, welches mit Kobalt-
solution befeuchtet und geglüht blau wird. Beim Glühen im Kolben zeigt sich ein
sehr geringer Wassergehalt.
Die Ähnlichkeit mit dem zuerst von List als Serieit beschriebenen (Ann.
Chem. Pharm. LXXXI 193, Rammelsberg Hdb. Min. Chem. p. 1012.) von Lossen
(Zeitschr. deut. geol. Ges. 1867 p. 539) näher bekannt gemachten Taunus-Mineral
tritt hieraus schon sehr deutlich hervor. Noch mehr geschieht dies durch Neben-
einandersetzung der chemischen Analyse I. unseres Gesteins ausgeführt von Herrn
Benj. Reinitzer im chem. Laboratorium des deutschen polytechn. Institutes, und der
von List (Lossen a. a. O. p. 547) mitgetheilten I.
58
I. I.
Kieselerde 62.24 51.091
Thonerde 23.17 23.247
Eisenoxydul Spur 10.791
er 9.82 11.546
Natron |
Wasser 4.77 3.345.
Hiebei muss allerdings noch bemerkt werden, dass List nach einer anderen
a. a. O. mitgetheilten Analyse auch noch Phosphor- und Titansäure (0.31 und 1.59 %,),
Fluor und Maenesia (1.22, 0.93 °/,) anführt, berücksichtigt man aber den Umstand,
dass es äusserst schwer halten müsse, ja wohl unmöglich sei, chemisch reine
Serieitsubstanz zu erhalten, so verschwinden die Differenzen fast zur Gänze. Der
höhere Gehalt an Kieselsäure, welchen unser Gestein zeigt, lässt sich wohl darauf
zurückführen, dass es unmöglich ist, ganz feine Quarz-Schüppchen vom Serieit zu
trennen. Anderseits muss auf den Umstand aufmerksam gemacht werden, dass
Zirkel (Neues Jahrb. 1875) in den Taunussericitschiefern, gerade wie ich es auch
weiter unten von böhmischen konnte, zahreiche mikroskopische Turmalineinschlüsse
nachwies, wovon unser Serieit völlig frei zu sein scheint; auf diese Einschlüsse
lässt sich unschwer das Vorkommen von Phosphorsäure, Fluor und Magnesia in
dem Taunussericit zurückführen. Nur der Unterschied in der Menge des Eisen-
Oxyduls fällt ins Auge, und das böhmische Mineral wäre darnach als ein eisen-
freier Sericit zu bezeichnen. Das Gestein selbst wäre nun eigentlich als Analogon
des Glimmerschiefers „Serieitschiefer“ zu nennen. Da aber dieser Name bereits
zur Bezeichnung anderer Schiefer dient, bezeichne ich dasselbe mit dem Namen
Serieitquarzschiefer. Die Bezeichnung „Serieitglimmerschiefer“ verbietet der Mangel
an Glimmer.
Fremdartige Einschlüsse habe ich im Gestein keine auffinden können,
auch versagten die Versuche, einen genügenden Dünnschliff zu erzeugen.
Das Gestein tritt sehr untergeordnet als eine etwa 1 Meter mächtige
Einlagerung im Glimmerschiefer am nördlichen Portal des Tunnels der Falkenau-
Graslitzer Bahn bei Lindenhammer im Zwodtathale auf.
5. Phyllite.
Mit Gümbel, Jokely und anderen Petrographen unterscheiden wir zwei
Gruppen von Gesteinen, welche sich durch die verschiedene Art der Ausbildung
der Gemenge trennen, es sind die Phyllite im engeren Sinne, und die Schistite
oder eigentlichen Urthonschiefer, woran wir dann noch Quarz- und Quarzit-
schiefer reihen.
1. Phyllite im engeren Sinn. (Thonglimmerschiefer Naumann.)
Sie sind deutlich krystallinisch, das glimmerartige Mineral erscheint schon
mehr individualisirt, und durch deutlichen metallähnlichen Perlmutterglanz ausge-
zeichnet, die Spaltungsflächen sind eben oder gefältelt, die Schieferung ist sehr un-
gleich, bald dick bald dünn gefaltet, geschlungen, gewunden, zu keilförmiger Absonde-
59
rung geneigt. Quarz erscheint zuweilen dazwischen abgesondert in einzelnen flachen,
blattförmigen oder linsenförmigen Einschaltungen, zuweilen auch sehr reichlich
entwickelt, und dann quarzreiche, oder selbst Quarzschiefer bildend. Die Farbe
des Gesteines wechselt sehr, vom graulich-, röthlich-, silberweissen, ins graue,
grünliche, schwarzgraue bis schwarze.
An accessorischen Gemengtheilen ist der Phyllit arm, obwohl
Eisenkies, bei Graslitz zwischen den Eibenberg und Grünberg auch Kupfer-
kies, wohl auch Granat darin vorkommen, auch das Auftreten von Ortho-
klaskörnchen ist bemerkbar. Sehr häufig sind jedoch Knoten und Wülste
von Quarz in der Masse, welche gangartig oder lagerartig darin verbreitet sind.
Bei Hainbach im Zwodtathal zeigen die Schiefer blutrothe Flecke von Roth-
eisenstein, die über Hand gross werden.
Im Dünnschliff eines Phyllites von sehr charakteristischem Gepräge aus
dem Leibitschgrunde konnte ich in der Grundmasse, welche aus einem grauen
Gewebe mit einer eigenthümlichen Fluidalstruktur, worin einzelne grüne staub-
artige Partien hervortreten, ausser Quarz kein Mineral unterscheiden. Wohl aber
lagen durch die Masse scharfkantige grössre und kleinere dunkle Trümmer von
Thonschiefermasse oder vielleicht kohliger Natur zerstreut, welche die dem Schiefer
eigene fluctuirende Struktur noch mehr markirten.
Der Phyllit zeigt ausser der Schieferung noch häufig die Schiefermasse
durchsetzende Klüfte, wodurch die Masse in säulenförmige Gebilde abgesondert
wird; dergleichen Schieferpfeiler finden sich namentlich dort, wo das Gestein eine
steile Aufbruchkante zeigt, und es entstehen aus der Wiederholung derselben
ruinenartige Häufungen oder Steilwände, welche mit thurmartigen, zinnenartigen
Vorsprüngen geziert erscheinen. Der Heinrichsfelsen im Breitenbacher Thal zwischen
Platten und Johanngeorgenstadt, die Taubenfelsen zwischen Halbmeil und Ritters-
grün sind hiefür Beispiele. Im übrigen bildet der Phyllit Kämme, wit scharfen
Grad, wie den Haus- und Eibenberg hei Graslitz, oder rundrückige Joche wie
Haimberg und Kaff, Fichtelberg in Sachsen u. s. w.
Folgende Abarten lassen sich unterscheiden:
1. Phyllit mit mehr oder weniger starkem, metallartigem Perlmutterglanz
entsprechend der vorstehenden Beschreibung, vorwiegend grau, graugrün, schwärzlich
grau gefärbt, zuweilen auch kupferroth, (beim alten Farbwerk zwischen Breitenbach
und Platten), in dieser Modification aber wohl schon eine Art Fleckschiefer, da in
der rothen lichteren Farbe hie und da dunklere Flecken wahrzunehmen sind.
2. Konstadter Phyllit. Bei Konstadt treten an der Grenze gegen die Dach-
schiefer eigenthümliche kleinschuppige Phyliite auf, welche unebene kurzwellige
Schieferflächen zeigen, die rötlich und grau geflammt oder gestreift gefleckt
erscheinen.
3. Fleckschiefer. Im Phyllit erscheinen eigenthümliche Knoten und Conere-
tionen von verschiedener Farbe und,Härte, die theils knötchenartig hervortreten,
theils als Flecken von verschiedener Gestalt erscheinen. Sie sind nach den
Untersuchungen von Carius in ihrer Masse übereinstimmende Gebilde, indem eine
innere Umkrystallisirung die eigenthümliche Metamorphose erzeugt. (Ann. der
Chem. und Pharmacie B. XCIV. p. 45).
60
Im Erzgebirge kann man unterscheiden:
1. Knotenschiefer. Im graulich oder grünlich gefärbten Phyllit liegen Knoten
von schwarzer oder brauner Farbe, von länglicher Gestalt, welche im Aussehen,
sowie durch die Lage zu einander öfter an Staurolith erinnern,*) aber sich als
ein unbestimmbares Mineral von fahlunitartigem Charakter zu erkennen geben.
Die Individuen erscheinen auf dem Schiefer nicht selten an einem Ende zu einem
garbenförmigen, ährenartigen Büschel oder Bündel ausgefranzt, weshalb man diese
Art Schiefer mit dem Namen Garbenschiefer bezeichnen kann.
Die mineralische Substanz, welche die Flecken verursacht, verwittert leichter
als der Schiefer zu einer erdigen, eisenschüssigen Masse von brauner, gelbbrauner
Farbe, und wird aus dem sie umgebenden Gestein herausgewaschen. Dieses erlangt
hiedurch nicht selten das Aussehen von von Borkenkäfern durchfressenem Holz.
2. Fleckschiefer sind eine weitere Modifikation der vorgedachten; mit diesem
Namen belegt man die Schiefer, wenn die concretionären Massen nicht mehr als
begrenzte Individuen auftreten, sondern nur als Flecken mit mehr oder weniger
verschwommenen Rändern in der Masse liegen, und sich nur eben in diesen Flecken
die eigenthümlichen Concretionen erkennen lassen.
Die in einander übergehenden Varietäten dieser Schiefer kann man in der
Graslitzer Gegend zwischen dem Granit und dem Eibenberge leicht auffinden. Auf
der östlichen Seite der Schieferhütte kommen sie vereinzelter vor.
2. Serieitphyllit.
Ein Phyllit, dessen glimmerartiger Bestandtheil aus Sericit besteht.
Zwischen Annathal und Lindenhammer treten im Zwodtathal Phyllite auf,
welche stark seidenglänzend, kurzschuppig, schiefrig, fein gefältelt, lichtgrün gefärbt
sind. Im Schiefer bemerkt man mit freiem Auge zahlreiche, äusserst feine Feld-
spathkörnchen, welche auf den Flächen als matte, auf den Bruche als weissliche
Pünktchen mit glänzenden Spaltungsflächen hervortreten. Das Gestein schmilzt
leicht zu graulichem Email, schwillt dabei ein wenig an, und nimmt mit Cobalt-
solution befeuchtet und geglüht eine deutliche blaue Färbung an. Der Dünnschliff
zeigt unter dem Mikroskope faserig gewundene und gebogene Lamellen, die man
wohl als Sericit ansprechen darf, da sie der von Rosenbusch (Mikrosk. Physiogr.
p. 377) gegebenen Beschreibung entsprechen, wie auch die obenerwähnte Reaction
das Thonerdesilikat erkennen lässt. Dazwischen bemerkt man ein staubartiges
grünes Mineral (Chlorit), und braungrüne, im polarisirten Licht dunkle Trümmer
eines nicht näher erkannten Minerales, vielleicht Schiefertrümmer. Diese Trümmer
markiren eine höchst auffällige wogenartige Textur, indem sie von einem Punkte
aus garbenförmig auseinander gehen, jedoch in den Ausläufern eine bogenförmige
Krümmung, welcher auch die Serieitfasern folgen, erkennen lassen. Trikline Feld-
spathkörner entsprechen wohl den oben beschriebenen, neben ihnen bemerkt man
zahlreiche grössere und kleinere Turmaline als längliche, einem Pflanzenstängel
*) Stelzner sieht in den Gebilden der Garbenschiefer Sachsens gleichfalls Staurolith-
bildungen. Vergl. Uber Garbenschiefer, Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Jahrg.
XXVII. Nro 5, p. 41.
61
ähnlich gegliederte, oben mit dem R Winkel geschlossene Sechsecke, oder beider-
seits fein ausgefranzt, farblos, grün oder braungrün, im polarisirten Lichte nicht
selten einen, gegen die äussere Hülle anders gefärbten Kern zeigend. Endlich
machen sich zahlreiche kleinere und grössere unregelmässige Quarzkörnchen be-
merkbar. Ganz so fand auch Zirkel (Neues Jahrb. f. Min. und Geol. 1875 p.) zahl-
reiche Turmalineinschlüsse in den Serieitgesteinen des Taunus.
Das Gestein hätte, wie mir sehr wahrscheinlich dünkt, eine den Sericit-
analysen aus dem Taunus wohl entsprechende Zusammensezung gezeigt, indessen
glaubte ich nach so deutlichen Aufschlüssen durch das Mikroskop auf eine che-
mische Untersuchung verzichten zu können. Streng genommen, wäre dies Gestein
nun Serieitschiefer, und seines Feldspathgehaltes wegen sogar als gneisartig zu
bezeichnen. Indessen ist der Name Serieitschiefer auf andere später zu beschrei-
bende Gesteine bereits angewendet, und da der Charakter des Gesteines einem
Phyllite entspricht, möchte es einstweilen mit dem Namen Sericitphyllit oder gneis-
artiger Sericitphyllit belegt werden, umsomehr, als es mit dem ächten Phyllit
vergesellschaftet vorkömmt.
Von den Taunus-Sericit-Gesteinen mögen verschiedene von Lossen a. a. O.
erwähnte, sowie auch Thüringische grosse petrographische Ähnlichkeit haben, doch
habe ich von diesen die den Urthonschiefern im kryptokrystallinischen Wesen
ähnlichen Schiefer abgetrennt und weiter unten beschrieben.
3. Schistite. (Urthonschiefer, Glimmerthonschiefer.)
Dünnschiefrige, mehr oder weniger kurzbrüchige Gesteine mit mehr oder
weniger ebenen, gewölbten, gewundenen, geknickten oder gefälteten Schieferflächen.
Die Masse des Gesteines lässt eine glimmerartige Haut nicht mehr erkennen,
sondern zeigt ihren krystallinischen Charakter nur mehr in dem mehr oder weniger
lebhaften Seidenglanz der Bruchflächen. Sie sind bald härter bald weicher, jenachdem
sie mehr oder weniger von Kieselsäure durchtränkt sind. Ausser Quarz, welcher in
lamellaren Zwischenlagern vorkommt, aber die Schiefer auch vielfach in knolligen
und knaurigen Massen durchsezt, finden sich nur noch hie und da Pyriteinspreng-
linge, oder als Zersetzungsprodukt derselben Eisenoxydhydratpartikelchen. Die dunkle
Färbung mancher Schiefer dürfte von kohliger, graphitischer Substanz herrühren.
Ich unterscheide:
1. Urthonschiefer, die mehr weniger dunkelgrau, grüngrau gefärbten, kurz
geschieferten Gesteine mit wenig ebenen, sehr gewundenen, häufig von Quarz be-
gleiteten Schiefer, mit mehr oder weniger deutlichem Seidenglanze. Zwischen Absroth
und Schönbach besonders deutlich entwickelt.
2. Dachschiefer. Von graugrüner, grauer Farbe, ebenflächig oder fein ge-
fältelt, dünn schieferig, jedoch mit zahlreichen Einlagerungen von Quarzknoten und
Knauern. Sie werden als Dachdeckmaterial gebraucht, und sind bei Kirchberg am
Stein und gegen Ursprung am besten entwickelt. Ein Schiefer von dort zeigt unter
dem Mikroskop bei geringer Vergrösserung eine staubige graue Masse, in welcher
einzelne zusammengehäufte oder aufgelöste schwarze kohlige Partikeln liegen. Bei
starker Vergrösserung jedoch löst sich das ganze in einen förmlichen Filz von
62
Nädelchen auf, wie sie von Zirkel (Poggendorfs Annalen Bd. CXLIV p. 319) und Georg
Rud. Credner (Zeitsch. f. d. ges. Naturw. 1874 p. 507) beschrieben wurden, deren
Natur nicht weiter zu ergründen ist. So regellos das Gewirr dieser Nädelchen
aussieht, so bemerkt man doch das Vorherrschen einer Richtung in der Lagerung.
Im polarisirten Licht sieht man noch Quarzpartikelchen, so wie Leistchen, welche
man wohl für Klinoklas halten könnte, letztere sind gleichfalls vorherrschend nach
einer Richtung orientirt.
Diese Dachschiefer gehen in die weiter unten zu beschreibenden Sericit-
schiefer über, indem sie mehr und mehr von diesem Mineral aufnehmen und
lichter und zugleich weicher werden. Eine scharfe Grenze lässt sich auch da
nicht ziehen, doch zeigen die Dachschiefer ausser der Farbenverschiedenheit und
der gewöhnlich grösseren Härte auch ein etwas höheres sp. Gewicht (2.30), wie
denn auch die chemische Analyse einen Unterschied recht wohl erkennen lässt.
Eine Schieferprobe von Kirchberg analysirt im Laboratorium der k. k. Universität
in Wien von Herrn J. Zeisel gab:
Kieselsäure 50.50
Eisenoxyd 6.31
Manganoxydul 2.04
Thonerde 30.55
Magnesia 1.12
Kalkerde 0.93
Kali 1.02
: Natron 14
Wasser 4.87
Ebenso wie in Serieitschiefer gehen die Urthonschiefer und Dachschiefer
in eigentliche Phyllite durch das Hervortreten der glimmerigen Beschaffenheit der
Schieferflächen, als auch in Quarzschiefer durch Aufnahme von Kieselsäure über.
Die Dachschiefer von Kirchberg werden in einer ziemlich primitiven Weise
als Dachdeckmaterial gewonnen, und in der Gegend von Graslitz und Schönbach
als solches verbraucht. j
3. Serieitschistit. Serieitschiefer. Dünn- und ebenschiefrige Gesteine. Aus-
gezeichnet durch schönen Seidenglanz, von geringer Härte und Beständigkeit,
liehtgrün, graugrün, violett, buntgefleckt, auch braun oder gelbbraun.
Diese Schiefer sind namentlich zwischen Waltersgrün, Lauterbach und am
Schwang bei Konstadt typisch entwickelt, wo sie zum Theil auf Urthonschiefern
aufliegen und nach Oben in Dachschiefer übergehen. Man kann namentlich schon
im Äusseren zwei durch die Farbe verschiedene Varietäten unterscheiden: hellgrüne
und violette. Die hellgrünen, lauchgrünen oder ins graugrüne geneigten sind aus-
gezeichnet durch einen prächtigen Seidenglanz auf den Schieferflächen, sie sind
sehr dünnschieferig, leichtbrüchig. Die Schieferflächen sind ziemlich glatt und
eben, zuweilen etwas wellig und gefältelt, sie sind sehr weich, haben ein sp. G.
von 2,733, schmelzen vor dem Löthrohr leicht zu einer grauen Masse, welche die
Thonerdereaction mit Kobaltsolution nicht mehr deutlich erkennen lässt.
Im Dünschliff bemerkt man auch hier eine ausserordentliche Menge regellos
gelagerter, mannigfach gruppirter Krystallnädelchen, wie ich sie oben im Dach-
63
schiefer beschrieb, doch sind sie weniger häufig wie dort, und nehmen bei sehr
starker Vergrösserung im polarisirten Licht einen grünlichen Schimmer an. Ob
man sie als Epidotnädelchen bezeichnen könnte, will ich nicht entscheiden. Ausser
diesen zeigen die Schiefer noch zahlreiche trikline Feldspathleistchen und un-
zweifelhafte Turmaline, welche trotz ihrer Kleinheit mit Zeiss Oc, und Syst. F ganz
charakteristisch hervortreten. Der Sericit bildet kleine krause Häufchen und fase-
rigen Blättchen. Ausserdem bemerkt man noch Quarzmasse und dunkle Pünktchen,
sowie einzelne von Eisenocker herrührende Flecken.
Die violetten Schiefer haben einen mehr metallähnlichen Glanz, sie sind eben-
falls sehr dünnschiefrig, die Schieferfächen sind jedoch häufiger uneben, zuweilen mit
feinen Körnchen bedeckt, welche wie in den Schiefer hineingezwängt sind. Sie
sind etwas fester als die grünen Schiefer. Im Dünnschliff werden die Schiefer heller,
und man sieht dann deutlich bei etwas schief auffallendem Licht bläuliche und
röthliche, metallisch schillernde, wolkenartige Streifen in der Schiefermasse abwechseln.
Unter dem Mikroskop bemerkt man nun wolkenartig vertheilte, dann dicht ge-
drängte Schüppchen von rothbraunrother Farbe und abgerundete Conturen von
Eisenglanz, und dunkle, braune Körnchen, wahrscheinlich diese in Brauneisenstein
umgewandelt. Die Schiefermasse lässt ausserdem Klinoklasleistehen, Quarzkörnchen,
sowie die oben beschriebenen Nädelchen erkennen, doch kommen die letzteren in
auffallend geringerer Menge vor. Turmalin sowie charakteristische Sericitlamellen
liessen sich auch auffinden. Sehr bemerkbar machten sich übrigens viele kleine
Lücken im Gewebe, welche im grünen Schiefer nicht bemerkbar waren.
Eine dritte Modifikation der Schiefer ist gefleckt und zwar treten kreis-
förmige und ovale, scharf umschriebene violette Flecken von verschiedener Grösse
im grünen Schiefer auf.
Die Schiefer selbst wechsellagern mit einander ohne Uebergänge zu bilden.
Die vorstehende Beschreibung zeigt in allem und jeden so viel Uebereinstimmung
mit den Angaben von List (Zirkel, Petrographie II. p. 478.) und Lossen (Zeitschr.
d. d. geol. Ges. 1367 p. 585 #.) beschriebenen Serieitschiefer des Taunus, dass man
wohl berechtiget ist, sie als petrographisch identisch zu bezeichnen. Ausserdem
verdanke ich Herın Dr. Umlauft die Benützung eines Dünnschliffes von typischem
Sericitgestein aus Thüringen, der vollständige Uebereinstimmung mit jenem zeigt *).
Fremdartige Einschlüsse konnte ich ausser den oben erwähnten Körnchen,
welche ich für Quarz halte, weder in den grünen noch in den violetten Schiefern
bemerken. (Quarz macht sich jedoch auch hier auf Klüften als Ausfüllungsmaterial
bemerkbar, und bildet wohl auch löcherige Knauern und Knollen, welehe mitunter
die Reste eines röthlichen, erdigen, wie aus der Zersetzung eines Feldspathes her-
rührenden Thones enthalten.
*) Von ganz besonderer Interesse ist die grosse Übereinstimmung, welche hinsichtlich der
vorstehend beschriebene Schiefer und den von Herrn Dr. G. R. CUredner äusserst sorg-
fältig untersuchten aus der Gegend von Hainichen in Sachsen besteht (Vergl. Das
Grünschiefersystem von Hainichen im Königr. Sachsen. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss.
1876. Bd. XLVII) Nur der von Herrn Credner in den Hainichener Schiefern namentlich
im violetten nachgewiesene kohlensaure Kalk fehlt in dem unsrigen, dagegen wird dort
der Turmalin nicht erwähnt, sonst ist die Beschreibung wörtlich auf die böhmischen
Gesteine anzuwenden.
64
Die chemische Analyse eines grünen Schiefers, welche im chem. Univer-
sitäts-Laboratorium in Wien durch die Herren Dr. Kachler und Steinschneider
ausgeführt wurde, ergab folgende Zusammensetzung:
Kieselsäure 63.98
Thonerde Aal,
Eisenoxydul 6.28
Kalkerde gering
Magnesia 0.81
Kali 1.13
Natron 0.36
Phosphorsäure 0.08
Wasser 3.95
Lossen hat die analogen Gesteine als Sericitphyllite beschrieben; da ich
diesen Begriff etwas strikter fasste, so musste ich für diese Gesteins-Modifikation
einen anderen Namen aufnehmen. Es empfiehlt sich dann wohl, den oben ange-
wendeten Namen zu gebrauchen, wenn man nicht den von List gegebenen, aller-
dings etwas allgemeinen Namen Serieitschiefer hiefür anwenden will.
Diese Schiefer sind im engen Zusammenhang mit den Dachschiefern, lassen
sich aber durch ihr auffälliges Äussere sehr wohl unterscheiden. Das Uebergangs-
glied zu den eigentlichen Dachschiefern, welches sich von diesen durch bunte
Färbung auszeichnet, wird seiner Ebenflächigkeit und Spaltbarkeit wegen ebenfalls
als Dachdeckmaterial genommen, ist jedoch minderer Güte, findet nur lokale An-
wendung bei Stall- und Scheuerdachungen, obwohl das bunte Aussehen dieser
Dächer gleichwohl gefälliger ist als das Monotone der graugrünen Schiefer.
Durch Aufnahme von Quarz gehen diese Schiefer in Quarzschiefer über, wie
im Steinbruch nördlich von der Rebmühle bei Schönbach und im Tockengrüner Wald.
4. Quarzit oder Quarzschiefer.
Es sind dies mehr oder weniger dünnschiefrige Gesteine von vorwiegend
lichter Farbe mit rauhen, selten ebenen Schieferflächen, theilweise mit linearer
Fältelung, welche ihrer Wesenheit nach vorwiegend aus Quarz bestehen, dessen
kleine körnige Individuen — daher Quarzit — die Schieferlamellen bilden, welche
von einander durch dünne Häutchen eines glimmerigen oder sericitischen Minerales
getrennt sind. Nach dem reichlicheren Vorhandensein dieses Minerales richtet sich
auch die Farbe und der geringere oder deutlichere Perlmutterglanz der Schiefer-
flächen. Als Beispiele der Abarten will ich den westlich von Graslitz hinter dem
Friedhof, am Eibenberg bei Schwaderbach und gegen Sachsengrund vorkommenden
Schiefer erwähnen, welcher gelblichweiss fast gar nicht oder nur sehr schwach
perlmutterglänzend ist, und sehr vielen Quarz führt. Ebenfalls quarzreich, jedoch
schon deutlich seidenglänzend und von grünlicher Farbe ist der Quarzschiefer,
welcher zwischen Ruhstatt und Kirchberg vorkommt, endlich grau und vollkommen
perlmutterglänzend ist der Quarzschiefer, welcher sich am Fusse der Taubenfelsen,
am Hahnberg bei Halbmeil vorfindet.
65
Je grösser die Menge des glimmerigen Minerales ist, desto mehr gehen
diese Schiefer, welche vorzugsweise gegen die Glimmerschiefergrenze, aber auch
als Zwischenlagen im Schiefer entwickelt sind, in Phyllite oder Dachschiefer über.
Durch Aufnahme von Turmalin gehen sie in Turmalingestein über (bei
Schieferhütten NO Graslitz).
Quarzfleckenschiefer. Mit diesem Namen ist wohl ein Gestein zu verzeichnen,
welches den Fleckschiefern des Phyllites analog ist, aber einen anderen Charakter
hat, gleichwohl nirgends erwähnt erscheint. Auf dem Gesteinigt am Glasberg bei
Graslitz, und längs der Granitgränze bei Silberbach findet man Quarzschiefer oft
im Zusammenhang mit Knotenschiefern, welche in einem gelblich- oder erünlich-
grauen lichten Grund grosse, braunrothe, scharf umschriebene durchgehende Flecken
sehen lassen. Sie sind ganz analog jenen Erscheinungen, die man in Rothliegend-
schichten so oft sieht, und als partielle Reduktion des Eisenoxydes deutet. Die
minder entschieden grüne Farbe des Schiefers ausser den Flecken, und die weisse
Farbe. des Quarzes auf den Bruchflächen selbst lässt wohl weniger diese Eisen-
oxydulfärbung erkennen, dennoch muss diese Fleckung wohl in Zusammenhang
mit dem Granit gebracht werden, und ist als Contacterscheinung zu bezeichnen.
Der Quarzitschiefer, welcher unmittelbar hinter dem Graslitzer Friedhof
ansteht, lässt ähnliche Flecken jedoch schon bei weitem kleiner und unscheinbarer
erkennen, dafür eine andere Erscheinung, welche darin besteht, dass sich auf der
Grundfläche zahlreiche feine schwarze Pünktchen wie abgebrannte Schiesspulver-
körner zeigen; wodurch dieser Fleckschiefer dem von Zinken aus dem Harz beschrie-
benen Spilosit ähnlich zu werden scheint. (Zirkel Lehrb. d. Petrographie II. p. 447.
Spilosit nannte Zinken am Harz vorkommende eigenthümliche metamorphische
Schiefer von grauer Farbe, die mit zahllosen dunklen Körnchen erfüllt sind.)
Als Graphitschiefer könnte man ausser den oben erwähnten Joachimsthaler
Schiefern eine ebenfalls zu den Quarzschiefern zu stellende dunkle Gesteinsvarietät
bezeichnen, dadurch charakterisirt, dass zwischen den Quarzitlamellen mehr oder
weniger Graphit eingestreut ist, wodurch die Schiefer zuweilen sogar abfärbend
werden. Sie finden sich in der westlichen Schieferzone bei Schönwerth und
Absroth dem Phyllit eingelagert und kommen nach Jokely auch bei Pachthäusern
und Halbmeil in der östlichen Schieferpartie vor.
Obwohl sämmtliche Quarz- oder Quarzitschiefer hauptsächlich nur Zwischen-
lager zwischen den übrigen Phylliten bilden, und sie sonach im wesentlichen der
Lagerungsform dieser Gesteine folgen, kann man doch ein eigenthümliches Auftreten
derselben anderwärts nicht ausser Acht lassen. Sie erscheinen da, wo sie auftreten,
als rauhe kahle Felsmassen, welche aus den übrigen durch Verwitterung entfernten
Schiefern hervorragen. So stellen sie sich in ihrer vollen Eigenthümlichkeit in
der nächsten Umgebung von Graslitz dar, wo sie die kahlen Felspartien am Glas-
berg, das Gesteinigt, dann einige Felsenkuppen westlich von der Stadt in der Richtung
gegen Kirchberg zusammensetzen,
66
III. Krystallinische Gesteine, untergeordnete Lagermassen.
1. Krystallinischer Kalkstein.
Körniger Kalkstein.
Der körnige Kalkstein, welcher aus deutlich geschichteten, mehr oder we-
niger schiefrigen Massen von krystallinischem Caleit besteht und mehr oder weniger
Quarz beigemengt enthält, findet sich nur sehr untergeordnet im Gebiet bei Kalk-
ofen und Ober-Neugrün bei Heinrichsgrün. Hier ist er theils feinkörnig (Ober-Neu-
grün), theils grosskörnig (Kalkofen) von rauchgrauer bis graulich weisser Farbe,
nach oben hin ziemlich quarzreich, und durch Aufnahme von Glimmer allmählig
in den Kalkglimmerschiefer übergehend. An beiden Orten ist er dickschiefrig, und
daher mehr ein Kalkschiefer zu nennen. Er wird bei Kalkofen gebrannt und in
der Gegend zum Bauen verwendet.
Ausserdem findet er sich noch an der östlichen Grenze des von uns ab-
gesteckten Gebietes nördlich von Joachimsthal am sogenannten Kalkhübel östlich
von der Stadt, ist aber auch diesseits durch den Bergbau aufgeschlossen worden,
wo er den sogenannten Geyerischen Kalkstrich bildet.
Das Gestein erscheint sehr feinförmig, grau gefärbt, aber auch mannigfach
weiss, roth, selbst grün gebändert, geädert und gefleckt, und ist reichlich mit Kiesel-
säure gemengt, so dass es stellenweise hornsteinartig wird und Hornsteinknoten
ausscheidet; hiedurch entzieht es sich einer Verwendung zum Kalkbrennen. Es
führt ausserdem Pyrit, Zinkblende und andere Erze stellenweise als zufällige Ge-
mengtheile.
2. Amphibolite.
Ein körniges oder schiefriges Aggregat von Amphibolindividuen meist von
dunkler Farbe, zu welchen sich Magnetit, Granat, Oligoklas, Pyrit, Chlorit als
accessorische Gemengtheile gesellen.
Nach dieser Definition vereinige ich unter diesem Besriff eine Anzahl von
Gesteinen, welche anderwärts eine verschiedenartige Bezeichnung erhalten haben,
und sich wohl auch als verschiedene Abarten auseinanderhalten lassen, gleichwohl
aber alle in dem einen übereinkommen, dass unter ihren Bestandtheilen die Horn-
blende überwiegend entwickelt ist. Schon nach der Struktur des Gesteines, ob
dieses schiefrig oder körnig ist, muss man zwei Gesteinsabarten unterscheiden :
a) Eigentlichen Amphibolit oder Hornblendefels,
b) Amphibolit oder Hornblendeschiefer.
a) Der eigentliche Amphibolit oder ‚Hornblendefels.
Er erscheint als ein grobes oder feines Aggregat von Amphibolkry-
stallen, welche in Bündeln oder Gruppen von grösserer oder geringerer. Ausdehnung
gewöhnlich sehr dicht und verworren durch einander liegen. Die Hornblende ist
starkglänzend, parallelfaserig auf den Bruchflächen, zuweilen verschieden hin und
67
her gebogen, und von schwarzer, dunkelgrüner bis pistaziengrüner Farbe. Hin-
sichtlich der Grösse des Kornes kann man sehr verschiedene Modifikationen unter-
scheiden, welche selbst auf geringem Raume nicht gleichen. Unter dem Amphibolit
der St. Antonieisensteinzeche NW. Joachimsthal kann man folgende Varietäten
gut unterscheiden: 1. Grobfaseriges Gestein. Die Amphibole von schwarzgrüner
Farbe erscheinen zu flachen, bis zollerossen Bündeln vereinigt und durch einander
gewachsen. 2. Mittelkörnig, die Amphibole erscheinen in kurzen Bündeln von
dunkelgrüner Farbe verwachsen. 3. Das Gestein erscheint dioritartig, feinkörnig,
mit gröberen Zwischenlagen. Ähnlich verhalten sich die Amphibolite des Kaff
bei Goldenhöhe. Ausser verschiedenen grob- und feinfaserigen und körnigen
Amphiboliten kommt ein sehr feinkörniges, von den Bergleuten „Kamp“ genanntes
Gestein hier vor, welches auf seinen Bruchflächen die Amphibole nur in Form von
seidenglänzenden, eisblumenartigen fächer- oder palmartigen Gebilden erkennen lässt.
Das Vorkommen von einzelnen Feldspathindividuen ist sowohl im
Amphibolit der Antonieisensteinzeche von Vogl (Gangverh. v. Joachimsthal pg. 42)
sowie in dem des Kaff von Sternberger (Zschft. mont. Ver. Erzgeb. pg. 90) beob-
achtet worden. In einem von mir angefertigten Schliff des Kamp zeigen sich
zwischen den Amphibolbündeln hie und da einzelne Klinoklasleistchen eingezwängt,
jedoch immer nur spärlich und in ihrer Menge zwar den Übergang des Gesteines
zum Diorit andeutend, aber keineswegs dazu berechtigend, das Gestein selbst, wie
es ehedem von Cotta und Anderen geschah, als Diorit anzusprechen.
Der häufigste Begleiter des Amphibolites ist der Magnetit. Dieser kommt
nicht allein in einzelnen Krystallen und Körnern zwischen die Individuen ein-
geklemmt vor, sondern er bildet auch grosse stockförmige Nester darin, welche
abbauwürdig sind. Nicht selten trifft man die Magnetitkörner sodann mit Asbest-
bündelchen verwachsen an, wie dies auf den Kaffer Erzlagen und auf St. Antoni
zu beobachten ist.
Neben oder wohl auch statt des Magnetites führt der Hornblendefels auch
Granat in geringeren oder grösseren Massen. Letztere Gesteine wurden von den
sächsischen Geologen und von Jokely mit dem Namen Granatfels*) belegt, auch
häufig als Eklogit bezeichnet. Zu letzterem Namen ist jedoch gar keine Veran-
lassung vorhanden, da sich nirgend eine Spur von Smaragdit im Gestein befindet.
Es besteht aus einem Gemenge von derbem Granat und Amphibol. Ersterer
erscheint oft in grossen überwiegenden Massen von körniger Gestalt, braunrother und
gelbrother Farbe mit unebenem Bruch, zwischen welchen sich schwarzgrüne, gras-
grüne oder pistazgrüne, sehr feinfaserige oder selbst kryptomere Hornblende ein-
lagert. Die Gemengtheile erscheinen entweder regellos durch einander gewachsen,
oder sie bilden abwechselnde Lagen von Hornblende und Granat, wodurch die
Bruchfläche des Gesteines entweder fleckig oder im letzteren Fall bandstreifig ge-
zeichnet wird.
*) Den Namen Granatfels verdienen meiner Meinung nach lediglich. die auf der Pinger-
und Eibenberger Eisensteinzeche bei Neudek vorkommenden Begleiter des Eisenerzes,
welche vorwiegend Granat führen und sehr eigenthümlich jedoch nicht übereinstimmend
ausgebildet sind. Ihres beschränkten Auftretens wegen habe ich sie nicht in den
petrographischen Theil aufgenommen, sondern am gehörigen Orte charakterisirt.
5*
68
Im mikroskopischen Dünnschlifi erscheint der Granat von einer Menge
Rissen durchzogen, auf welchen Eisenoxydhydrat eingesickert ist. Die Granatmasse
selbst enthält zahlreiche grosse, regellose Hohlräume und Einschlüsse von Horn-
blendestaub und Granatbrocken, sowie einzelne Körner, welche sich bei gekreuzten
Nikels als doppeltbrechend zu erkennen geben, welche ich jedoch nicht zu deuten
weiss. Dr. Kachler hat durch die angestellte Analyse das Vorhandensein von
Zinnoxyd in diesem Amphybolit nachgewiesen. Es wäre somit möglich, dass diese
kleine Einschlüsse von Zinnstein herrühren. Der sogenannte Granatfels vom Scharf-
brand bei Abertham zeigt folgende chemische Zusammensetzung:
Kieselsäure 42.53
Eisenoxyd 17.54
Thonerde 10.06
Chromoxyd 1.83 (!)
Manganoxyd 0.62
Kalkerde 9.24
Magnesia 2.27
Zinnoxyd 1.81 (!)
Kali 3.62
Glühverlust 0.52
Die Hornblende, welche die Granatkörner umgiebt, erscheint unter dem
Mikroskop in Form von grasgrünen oder gelbgrünen Nadelbündeln, sowie in ein-
zelnen grösseren oder kleineren fleckenartigen Inseln zwischen dem Granat. Von
Magneteisen zeigen weder der von mir untersuchte Dünnschliff noch die Handstücke
eine Spur, es scheint demnach, dass dieser nesterweise hie und da vorkommt.
(Vergleiche Cotta, Erläuterung zur geog. Karte v. Sachsen. H. II. S. 225 ff.)
Das hier beschriebene Gestein bildet eine gangartige Einlagerung in Glimmer-
schiefer, welche sich von Werlsgrün bei Joachimsthal, wo sie den sogenannten
Schmirgelfelsen bildet, bis gegen Platten verfolgen lässt, und bei Abertham und
Lässig-Häusern einige kleine Felskuppen bildet. Scharfbrand, Eiserne Hand u. s. w.
Es wurde vor einer Reihe Jahren technisch verwerthet, indem das Gestein
fälschlich Schmirgel genannt, auf den Plattner Pochmühlen gestampft und als Putz-
pulver (gefälschter Schmirgel ist wohl richtiger) in den Handel gebracht wurde.
Hievon nicht verschieden ist das Gestein der St. Antoni-Eisensteinzeche
bei Joachimsthal, von welchem Vogl a. a. ©. bemerkt, dass es weniger Granat als
das erstere führe. Indessen lässt sich mit Bestimmtheit behaupten, dass auch
dieses Vorkommen genau sowie jenes stellenweise an Granat sehr reich ist, wie
ein Besuch auf den Halden erweist.
b) Amphibolit- oder Hornblendeschiefer.
Mit diesem Namen bezeichne ich die zahlreichen Einlagerungen von schie-
frigen Gesteinen, welche von Jokely als Grünsteinschiefer bezeichnet werden.
Es sind dies dunkelgrüne, schwarzgrüne rauhschiefrige Gesteine, welche
in schmäleren und breiteren Lagen den Thonglimmerschiefern eingelagert erscheinen,
69
namentlich häufig in der östlichen Schieferzone zwischen Platten und Goldenhöhe
anstehen.
Die Schiefer haben auf den Spaltflächen einen schwächeren oder stärkeren
Seidenglanz, jenachdem die Hornblendeindividuen grösser oder kleiner ausgebildet
sind. Zuweilen nimmt die Hornblende einen chloritartigen Charakter an, wahr-
scheinlich in Folge der Zersetzung, wo dann auch die Schiefer chloritschieferartig
werden. Z. B. bei Halbmeil.
Sehr merkwürdig ist der reichliche Gehalt an Magneteisen. In den grob-
körnigen Schiefern von Halbmeil kann man schon mit freiem Auge zahlreiche kleine
pechschwarz glänzende Körner von Maeneteisen unterscheiden. Noch sicherer wird
der Nachweis dadurch, dass selbst mässig grosse Handstücke eine ziemlich schwer-
fällige Nadel abzulenken vermögen.
Unter dem Mikroskop erkennt man das Gestein als aus einem Gewirr
äusserst feiner grüner Hornblendenadeln bestehend, in welchem grössere und klei-
nere Nester von Magneteisensteinkörnern liegen, und zwischen welche sich nur
sehr vereinzelt kleine Quarzinfiltrationen eindrängen. Feldspath wurde gar keiner
beobachtet.
Es erhellt hieraus zur Genüge, dass diese Schiefer durchaus keine Be-
rechtigung haben, als Dioritschiefer aufgefasst zu werden, vielmehr zeigen sie den
innigsten Zusammenhang mit dem vorstehend beschriebenen körnigen Hornblendefels.
Als Hypergemengtheil dieser Gesteine führe ich Pyrit im einzelnen
Körnern an. Aus seiner Zersetzung resultiren wie auch anderwärts gelbe oder
rothbraune Flecken.
Das Auftreten von Granat habe ich nicht bemerkt.
Das Auffinden des Magneteisens in so grosser Menge und der Nachweis
des Zusammenhanges mit den Hornblendegesteinen, welche, wie wir später sehen
werden, grosse Mengen von Erzen führen, ist desshalb vom besonderen Interesse,
weil hiedurch der Charakter der Gesteine wesentlich ergänzt wird.
Der Hornblendeschiefer von Zwittermühl wurde im chemischen Laboratorium
der k. k. Universität einer Analyse unterworfen, und zeigte folgende chemische
Zusammensetzung:
Kieselsäure 49.10
Thonerde 23.34
Eisenoxydul 22.67
Kalkerde 1.00
Schwefel 2.58 (Pyrit)
Glühverlust 0.70
99.29.
Eine gewisse Ähnlichkeit der Schiefer mit den von G. R. Credner aus-
führlich beschriebenen Grünschiefern von Hainichen (Das Grünschiefersystem von
Hainichen im Königreiche Sachsen. Zeitschr. für die ges. Naturwissenschaften, Bd.
XLVI. 1876) lässt sich nieht verkennen, zumal auch die Lagerung des Gesteines
eine Analogie darbietet. Aber der Mangel an kohlensaurem Kalk, Epidot u. s. w.
bildet doch einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Gesteinen, so dass
sich für die vorstehenden der Name Grünschiefer nicht anwenden lässt.
70
3. Eklogit.
Eklogit ist ein grob- oder feinkörniges Gemenge von Smaragdit (Hornblende
mit Augit verwachsen) und Granat.
Als hierher gehörige Gesteine sind zwei Vorkommen zu bezeichnen, von
welchen das erstere als eine kleine Einlagerung im Glimmerschiefer zwischen Har-
tenberg und Loch, wo sie in einem Steinbruch aufgeschlossen ist, das andere eben-
falls im Glimmerschiefer wahrscheinlich in übereinstimmender Lagerung bei der
Herrenmühle unterhalb Joachimsthal auftritt.
Die Farbe des Gesteines von Loch ist licht graubräunlich, die Smaragdit-
nadeln sind starkglänzend, weisslich bis grau. Dazwischen erkennt man rothbräun-
liche Massen und sehr spärlich einzelne Krystallflächen von Granat. Die verwit-
terten Partien nehmen eine braune Farbe an. Dieses Gestein erinnert lebhaft an
den Eklogit von Eppenreuth bei Hof im Fichtegelbirge, dem er bis auf die Farbe
sehr ähnlich sieht.
Im Dünnschliff sieht man zunächst grössere und kleinere Smaragditindi-
viduen oft durch eine Menge paralleler oder unter einem Winkel von eirca 120°
sich schneidenden Theilungspalten — jenachdem der Schnitt dem Prisma oder
der Basis entspricht — durchzogen. Das Mineral zeigt im polarisirten Licht
sehr lebhafte Farben. Bei einer schwächeren Vergrösserung zeigen sich nur mehr
verworren gelagerte Fasern mit grünlichem Staub. Der Granat zeigt sehr regel-
mässige hexagonale Querschnitte, welche farblos oder blassröthlich sind. Sie
enthalten im Inneren einen staubigen Kern, der jedoch bei genügender Vergrösse-
rung sich in Apatit- und Smaragditnädelchen und in Magnetitkryställchen auflöst
und nebenbei auch Flüssigkeitseinschlüsse erkennen lässt. Als weiterer Gemengtheil
macht sich Apatit geltend, welcher in langen und kurzen, sehr querrissigen farb-
losen Säulen zwischen und im Smaragdit sehr reichlich vorhanden ist. Ausserdem
bemerkt man noch kleine Gruppen von Magneteisenkrystallen, braunem Glimmer,
Quarzindividuen und etwas Orthoklas. Der Granat kommt sowohl im Smaragdit
als im Apatit vor.
Das Gestein von der Herrenmühle bei Joachimsthal sieht äusserlich eher
einem Diorit als einem Eklogit ähnlich. Es ist grünlich und dunkel gefleckt.
Die Textur ist porphyrartig, in einer lichtern homogenen Grundmasse sieht man
starkglänzende blättrige, dunkelgrüne, in der Masse unregelmässig vertheilte Partien
von Smaragdit, dann röthlichbraune Pünktchen, welche man unter der Lupe als
Granaten erkennt, weiter machen sich kiesige Einsprengungen, die öfter selbst
grössere Massen bilden, bemerkbar. Letztere wirken auf die Magnetnadel und
geben sich schon hiedurch als Pyrrhotin zu erkennen. Die Verwitterungsrinde
des Gesteines ist braun, eisenschüssig.
Im Dünnschliff sieht man wieder den Smaragdit bei schwacher Vergrösse-
rung als eine staubige grüne oder graue, faserige Masse, welche jedoch bei stär-
kerem Objektiv eine entschieden strahlige Form zeigt, in der man die verwach-
senen Mineralien recht deutlich erkennt. Dazwischen den Granat in verhältniss-
mässig grossen, farblosen, sehr rissigen Individuen, welche fast sämmtlich eine
1
Hülle von einen zarten Filz bildenden grünen Amphibolmikrolithen haben. Im Inneren
enthalten sie, wie die von Loch, zahlreiche Einschlüsse von den obengenannten
Mineralien. Der Apatit, welcher sich im Locher Gestein so bemerkbar macht, ist
hier ganz zurückgetreten. Das Pyrrhotin scheint stellenweise umgewandelt zu sein.
4. Quarzgesteine.
Der Quarzbrockenfels und Gangquarz.
Zu den besonders dem Granit eigenartigen Gebilden gehören die zahlreichen,
in seinem Gebiete auftretenden, mit Quarz erfüllte Gänge, welche, da sie fast
sämmtlich mit einander parallel sind, ein zusammen gehöriges System darstellen.
Das Gestein ist vorwiegend Quarzbrockenfels, unter welcher Bezeichnung
es von Naumann bereits eingeführt wurde, das zwar im Allgemeinen leicht zu de-
finiren, aber in seinen einzelnen Abarten sehr schwer zu beschreiben ist. Der
Quarzbrockenfels besteht zunächst aus klastischen Stücken von Quarz von sehr
wechselnder Grösse, Farbe una Structur, welche mit einander durch sekundären
Quarz innig verkittet sind, oder eine mehr poröse Masse darstellen.
Hinsichtlich der Grösse der Quarzkörner kann man Stücke beobachten,
welche von Kopfgrösse, Faustgrösse, Eigrösse bis zur Erbsengrösse herabsinken,
ohne: dass eine Regel hinsichtlich ihrer Verbindung bestände. Die mittlere
Grösse ist die häufigere. Die Farbe ist weiss, röthlich, gelblich, bräunlich, roth,
braunroth, die Structur oft jaspis- oder hornsteinartig dicht (Eisenkiesel), oder
krystallinisch. Das Bindemittel gewöhnlich weisser, krystallinischer, halbdurchsich-
tiger Quarz, der in Drusenräumen zuweilen in grössere oder kleinere Individuen
ausgebildet ist; zuweilen ist derselbe chalcedonartig, wie am Irrgängerzug bei
Todtenbach.
Die Struktur des Gesteines selbst ist ganz unmöglich allgemein zu be-
schreiben, es wechselt von Fall zu Fall, kömmt jedoch immer auf die von Naumann
gegebene Beschreibung hinaus, welche er vom Gestein des Raschauerknochens
siebt: „Dasselbe besteht aus krystallinischem Quarz, grauem, rothen, sehr eisen-
schüssigen Hornstein und Jaspis, die auf das seltsamste in stücklichen Partien
und knorrigen Nestern, in Adern und Trümmern durch einander vorkommen,
wodurch eine unbeschreiblich regellose Struktur hervorgebracht wird, und das Gestein
das Aussehen einer, aus über einander gestürzten Blöcken und Brocken bestehenden,
durch krystallinischen, zuweilen knospigen Quarz verkitteten Breccie erhält.“ —
Der Quarzbrockenfels führt Rotheisenerz und Braunstein in Nestern und
Putzen. Zu erwähnen ist das Vorkommen von mehr weniger ausgebildeten, ziemlich
grossen Orthoklaskrystallen, welche im Quarzbrockenfels lagenweise oder
putzenweise eingeschlossen vorkommen, so dass solche Partien einem regenerirten
Granit gleichen. Man findet solche Massen an der Strasse von Hirschenstand noch
Sauersack.
Dieses Vorkommen deutet darauf hin, dass die Gänge ähnlicher Natur
sind, wie die bei den Graniten erwähnten Secretionsgranite, nur dürften vielleicht
ganz besondere örtliche Einschlüsse sich hier geltend gemacht haben. (Vergleiche
das über die Frzführung dieser Gangbildungen am gehörigen Orte Gesagte.)
-1
[%)
Die allgemeine Farbe des Gesteines ist natürlich abhängig von der Farbe
der Gemengtheile, sie ist bald mehr weiss, grau oder roth, bleibt aber selten auf
lange Strecken ganz gleich.
Das Vorhandensein dieser Gebilde äussert sich in einzelnen Blöcken,
welche theils gehäuft, theils einzeln auf weite Strecken zu verfolgen sind, vielfach
ist die Richtung der Gänge auch durch den Bergbau aufgeschlossen worden,
welcher hier vordem sehr schwunghaft betrieben wurde.
Die allgemeine Richtung innerhalb des Granitstockes ist fast genau NS,
es gewinnt jedoch immer mehr den Anschein, als ob dieselben sich dem Streichen
des Granites mehr aceomodirten. Im Osten weichen die äussersten Gänge von der
mittleren Streichungsrichtung mehr und mehr ab, und während sie gegen Westen
nur im Granit vorfindlich sind, setzen sie auch im östlichen Gebiet in das Gebiet
der Schiefer hinein, oder verlaufen stellenweise hart an der Schiefergrenze
(zwischen Bärringen und Platten.)
Bemerkenswerth ist nun auch die ungeheure Längsausdehnung, welche
viele dieser Gruppen besitzen, von denen namentlich einige weit bis nach Sachsen
hinein verfolgbar sind.
Der eigentliche Gangquarz ist vorwiegend von Farbe weiss oder gelblich-
weiss, und bildet dichte oder krystallinische Massen, welche mehr oder weniger
durch unregelmässige Klüfte abgesetzt sind. Er kommt ebenso gut in Abwechselung
mit dem Quarzbrockenfels als auch selbständig vor, daneben auch in Gängen,
welche durch ihr Parallelstreichen mit dem Nebengestein als Lagergänge anzu-
sprechen sind (z. B. zwischen Prünlas und Libenau). Sowie der Quarzbrockenfels
vorwiegend Rotheisenstein und Braunstein führt, so ist der Gangquarz wieder der
Träger von Blei-Zink-Kupfer, sowie Nickel-, Kobalt- Silber- und Wismutherzen.
Namentlich sind die ersteren Erze diejenigen, welche auf den Quarzgängen der
westlichen Schieferpartie auftreten, während die letzteren in der östlichen ein-
heimisch sind.
Greisengestein.
Ein krystallinisch körniges Gemenge von Quarz, Glimmer oder Talk, wozu
Zinnstein, Steinmark, Turmalin und Topas als accessorische Gemengtheile auftreten.
Der Quarz erscheint in diesem Gestein als eine Anhäufung von rundlichen
Körnern, wie sie im Erzgebirgsgranit vorkommen, die in der That einer Menge
Hagelkörner ähnlich sehen, (Greisen werden in der Gegend von Karlsbad die
Hagelkörner genannt), sie sind durch ein quarziges Bindemittel mit einander ver-
wachsen, zwischen dieselben ist Glimmer von vorwiegend grauer Farbe eingestreut.
Statt oder neben demselben tritt nicht selten öhlgrüner Talk in feinen Schüppchen
auf. Eigenthümlich ist das Vorkommen von sogenanntem Steinmark von röthlicher
oder weisser matter Farbe und feinem Anfühlen, das zuweilen die Lücken des
Gesteines ausfüllt, und häufig mit Zinnstein vergesellschaftet ist. Letzterer tritt
entweder in deutlichen Individuen als schwarzglänzende Körner auf, oder er ist fein
vertheilt. Turmalin kommt zuweilen in sehr bemerkbaren Massen vor, bildet aber
auch einzelne Nadeln und Nestehen im Gestein. Vereinzelt kömmt der Topas
73
gewöhnlich farblos oder bläulich oder gelblich, Flusspath, Kupfer- und
Schwefelkies auch dann und wann im Gemenge vor.
Das Gestein ist mit Granit u. z. mit dem Erzgebirgsgranit eng verwandt,
und geht durch Aufnahme von Orthoklas in jenen über. Es kömmt stets im
Zusammenhange mit diesem Gestein vor, und bildet unregelmässige, gewöhnlich
stockförmige oder gestreckte Einlagerungen in demselben. Sehr bemerkenswerth ist
das Greisengestein als Träger des Zinnerzes, welches hauptsächlich darin vorkommt.
Man kann unterscheiden:
1. Greisen. Körniges Gemenge von Quarz und Glimmer. Bei Platten,
Hengstererben, Frühbuss u. s. w.
2. Lagergreisen. Gewöhnlich grobkörnig ausgebildet, Quarz und Glimmer
nehmen abwechselnde Lagen ein. Am Hartelsberg bei Frühbuss.
3. Talkgreisen. So nannte Jok&ly das Gemenge von Quarz mit öhlgrünen
Talkschuppen und mehr oder weniger Glimmer. Am Plattenberg, bei Hirschen-
stand und auf St. Mauritius.
4. Zwittergestein. Mit diesem Namen wird nicht allein, wie Cotta (Gesteins-
lehre pg. 245) und nach ihm Zirkel (Petrographie II. pg. 322.) sagt, das mikro-
krystallinische Gestein von Altenberg belegt, sondern es bezeichnet überhaupt das
den Zinnstein in mehr oder weniger feiner Vertheilung führende Gestein, das durch-
wegs den Charakter der Greisen hat, aber theils grobkörnig auftritt, so dass die
Zinnsteinkörner im Gemenge in Gestalt von einzelnen Körnern, und oft sehr
reichlich inneliegen (Handstein), theils feinkörnig bis kryptokrystallinisch gewöhnlich
durch den beigemensten Zinnstein dunkel gefärbt, oder diesen in kleinen, durch die
Farbe erkenntlichen Nestern beherbergend. Zuweilen merkt man selbst eine streifen-
oder lagenweise Anordnung der Bestandtheile. Flussspath, Kupfer-, Schwefel- und
Arsenikkies, sowie Eisenglanz und Magneteisen sind sehr häufig vorhanden, auch
der Topas fehlt nicht.
Das Zwittergestein war und ist der Gegenstand des Zinnbergbaues zu
Platten, Hengstererben, Hirschenstand und Frühbuss u. s. w.
5. Turmalingreisen kann man das sehr untergeordnet vorkommende, an
Turmalin besonders reiche Greisengestein von Mauritius bei Hengstererben und
von Sauersack nennen.
5. Turmalingestein.
(Turmalinfels oder Turmalinschiefer, Schörlgestein, Schörlfels oder Schiefer.)
Ein körmiges oder schiefriges Gemenge von Turmalin mit Quarz.
Die Schörlgesteine treten sehr untergeordnet auf, und finden sich nur an
einigen Punkten in der Contaetzone gegen den Granit am ausgezeichnetsten bei
Platten am sogenannten Höfel, dann an der Neudeker Strasse unter dem Schuppen-
berg, ausserdem bei Brettmühl, Halbunie.
Der Turmalin ist sammtschwarz, dicht, von mattem Aussehen und nur
da glänzend, wo die Kıystallflächen der meist verworren verwachsenen Indivi-
duen sichtbar werden.
Fi
Der Quarz erscheint weiss, röthlich oder gelblich, meistens steht er in
der Quantität dem Turmalin nach.
Das Gestein hat ein eigenthümliches rauhes Aussehen, und zeigt eine
mehr oder weniger schiefrige Textur. (Schörlschiefer Cotta Gesteinslehre p. 246).
Der Quarz bildet auf dunklem Grunde längere und kürzere zungenförmige oder
bandartige Zwischenlagen. Bei Überhandnehmen von Quarz gehen die Gesteine in
Quarzschiefer resp. quarzreiche Glimmerschiefer über.
‚Von Cotta und Zirkel werden übrigens auch die weiter oben beim Granit
angeführten Turmalin führenden Ausscheidungsgesteine hierher gerechnet.
IV. Halbkrystallinische Schiefer.
Hohenstein-Schiefer.
Mit diesem Namen möchte ich ein Schiefergestein bezeichnen, welches
mir wesentlich von allen anderen Gesteinen verschieden erscheint, und das ich
nachstehend genauer bezeichnen will. Das Gestein, welches in zwei kleinen, weiter
unten näher zu beschreibenden Depöts an der Landesgrenze am Hohenstein bei
Kirchberg, und zwischen letzterem Ort und Graslitz bei Ruhstatt ansteht, erscheint
in der sächischen Karte als Quarzit, in der Karte der Reichsanstalt als Pribramer
Grauwacke, wird auch von Jokely in dieser Weise angesprochen: „Petrographisch
gleicht der Schiefer vollkommen manchem quarzigen Grauwackenschiefer, und auch
die Lagerungsverhältnisse machen es sehr wahrscheinlich, dass er nur diesem
Gebilde angehört.“
Wie weit der erste Theil dieser Ansicht gerechtfertigt ist, wird das
weitere lehren.
Die Hohensteinschiefer sind ein kurzschiefriges, deutlich geschichtetes
Gestein von grauer Farbe mit mehr oder weniger Seidenglanz — dieser ist jedoch
immer vorhanden — auf den Schieferflächen, welche nebenbei einen eigenthüm-
lichen, sehr feinkörnigen Linearparallelismus zeigen. Im Bruche sind sie matt,
grau und haben ein sandiges Korn, welches lichtere und dunklere Individuen
zu erkennen giebt, einem Gemenge von Quarz und Thonschiefer entsprechend.
Sie sind sehr viel durchklüftet und zerfallen in flache keilföürmige Brocken. Die
dunkle Schiefermasse wird von reichlichen Quarzadern durchzogen, welche stellen-
weise ein förmliches Haufwerk durch einander bilden, als ob deren viele zer-
trümmerte über einander gethürmt wären, so dass an solcher Stelle das schiefrige
Gestein ganz zurück tritt.
Der mikroskopische Dünnschliff belehrt, dass der Schiefer aus Körnern
von Quarz, Orthoklas, Glimmer und Thonschiefermasse gebildet ist, wohl auch
feine Pyritkörner vorkommen, welche durch eine kieselige Masse verbunden sind.
Die Quarzkörner haben das Eigenthümliche, dass ihre Ränder wie ver-
schmolzen erscheinen, während die Feldspäthe scharf abgegrenzt, die Conturen nicht
abgerollt sind, manche Orthoklase zeigen selbst einen hexagonalen Durchschnitt. Der
75
Glimmer erscheint in einzelnen kleinen Blättehen; von ersteren beiden Mineralien
ist ziemlich viel vorhanden. Die Thonschieferpartikeln erscheinen in einzelnen
Schmitzen in einer der. Schieferung entsprechenden Lage eingebettet, so dass sie mit
ihrer Längsseite alle nach einer Richtung gelagert sind. Gegen die Ränder zu ist
die Substanz in Körnchen aufgelöst, welche der Brocken mehr weniger einfassen.
Man kann auch Körner sehen, welche kugelig rund sind, und in einiger Entfernung
von einem Kreis von Thonschieferkörnchen eingefasst werden. Dazwischen erscheint
der Thonschiefer auch in wolkenartigen Stäubchenlagen eingestreut. Auch Quarz
und Orthoklas-Individuen sieht man mit einem Saume von solchen Thonschiefer-
körnchen zuweilen umgeben. Das Bindemittel erscheint ziemlich klar und nur hie und
da etwas getrübt; man erkennt darin zahlreiche der Schieferung parallele Nädelchen,
im polarisirten Licht jedoch wird dasselbe unter gekreuzten Nikols blaugrau, und
man bemerkt an vielen Stellen Einlagerungen, welche von dem Durchsichtigen
unmittelbar eine aschgraue Farbe annehmen. Solche Partien verfliessen theils mit
der Bindesubstanz, zuweilen werden sie auch durch einen Kreis Thonschiefermasse
abgegrenzt. Ich möchte diese Masse für amorphe Kieselsäure halten. In der
Anordnung der nadelförmigen Krystalliten des Bindemittels macht sich übrigens
entschieden eine Struktur bemerkbar, welche einen fluidalen Charakter hat, und
der Richtung der Schieferung entspricht. —
Die von Herrn L. Haitinger im Wiener Universitäts-Laboratorium ausge-
führte chemische Analyse ergab für den Hohensteinschiefer folgende chemische
Constitution.
In Salzsäure nicht löslich: In Salzsäure löslich:
Kieselsäure 88.40 Eisenoxyd 5.16
Thonerde 2.32 Thonerde 0.74
Eisenoxydul Spur Kalkerde 0.37
Magnesia 0.29 Magnesia 0.38
Kalkerde 0.96
Kali 0.98
Natron 0.49
Wasser 0.65
Die Gesteine kommen auch im Fichtelgebirge vor. In der kgl. hair. geol.
Sammlung liegen Handstücke von Lichtenberg, Wilhelm-Stollen, Schönbrunn und
Albersreuth, welche alle den Hohensteinerschiefern sehr ähulich sind. Gümbel
bezeichnet sie als untersilurische Thonschiefer. Was nun Jokely’s Ansicht anbelangt
so bin ich zwar der Ansicht, dass, wie die stratigraphischen Verhältnisse beweisen,
wohl die Hohensteinschiefer als cambrischen Ursprungs, den Pribramerschiefern
nahe stehen, so weit meine Erfahrung aber reicht, habe ich nirgend welche kennen
gelernt, die in ihrer petrographischen Zusammensetzung den Hohensteinschiefern
entsprochen hätten; das entschieden krystallinische Gepräge, welches diese Schiefer
aufweisen, lässt sie doch nicht gut — schon nach dem Aussehen — mit jenem
Gesteine unter einen Gesichtspunkt bringen Wie weit die mikroskopische Struktur
einen Unterschied bietet, ist wohl noch nicht dargethan worden. Auch die von
Gümbel für die analogen Fichtelgebirgsgesteine gewählte Bezeichnung „Schwarze
Thonschiefer“ scheint mir, weil das letztere Verhalten nicht genug betont erscheint,
76
für die Hohensteinschiefer nicht passend. Dagegen kann ich anführen, dass mir
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem die Unterlage der silurischen Gesteine bildenden
Grundfels bei Christiania nicht entgangen ist, welcher vorwiegend durch das kry-
stallinische Gepräge dieser Gesteine hervorgerufen wird. Ich würde daher für die
Schiefer von Hohenstein den Namen Sparagmit in Vorschlag gebracht haben, wenn
ich nicht in Erfahrung gebracht hätte, dass die skandinavischen Geologen von
dieser Bezeichnung einen ziemlich weitgehenden Gebrauch machen, und zum Theil
auch Gesteine damit bezeichnen, welche unseren Pribramer Grauwacken gleich
kommen.
Darnach ist es wohl gerechtfertiget einstweilen diese Gesteine als Hohen-
steinschiefer, als ein eigenthümliches, zwischen den Grauwackenschiefern und den
Urthonschiefern in der Mitte stehendes Gestein zu fixiren, und unter diesem Namen
aufzuführen.
V. Klastische Gesteine.
1. Trümmergesteine. Psephite.
Unter .diese sind zu rechnen die Ablagerungen von Gebirgsschutt, welche
sowohl die meisten Thäler auf der Sohle bedecken, als auch am Abfall des Erz-
gebirges in mächtigen Ablagerungen hügelartig aufgeschüttet sind.
Diese Ablagerungen von Trümmergestein sind sehr mannigfach sowohl nach
Art, als nach Grösse und Gestalt wie auch nach Verbindung derselben zu einem
Ganzen.
Da die Trümmer durch die Tagewässer zum Theil durch ihre Schwere von
der Stelle bewegt werden, so können hiedurch die verschiedenartigsten Gesteine
zusammen getragen werden. Dasselbe gilt von der Grösse, indem riesige Blöcke
mit gleichartigen oder viel kleineren zusammen liegen können. Nach der Gestalt
endlich unterscheidet man Geschiebe oder Gerölle, wenn die Kanten der Stücke
abgerollt sind oder nicht.
Hiernach kann man unterscheiden.
1. Blockwerk. Anhäufung von grossen Blöcken meist im Granitgebiet, wie
am Abfall des Katzenfels bei Graslitz und des Sandfelses bei Streitseifen, am
Peindlberg bis Neuhammer u. s. w.
2. Gebirgsschutt. Anhäufung von ungleich grossen, scharfkantigen Gesteins-
trümmern, welche entweder aus einerlei oder aus verschiedenen Gesteinsarten zu-
sammengesetzt und wohl auch durch eine Art sandiges oder lehmiges Bindemittel
in ihren Zwischenräumen ausgefüllt sind. Dieses leicht wegführbare Mittel fehlt
gewöhnlich an der Oberfläche, und sie erhält hier ein chaotisches Ansehen.
Derart sind die meisten Thäler ausgefüllt, und die Abhänge der Berge
vielfach am Fusse oder höher hinauf umlagert.
3. Geschiebeablagerungen. Alle oder der grösste Theil der Gesteinstrümmer
haben abgerollte Kanten und Ecken. Derlei Ablagerungen sind namentlich im
Gebiete der Gewässer heimisch, man bemerkt im allgemeinen, dass die Grösse der
77
Geschiebe gegen den Fuss des Gebirges abnimmt, vor demselben liegen die Ge-
schiebemassen in grösserer Menge zusammen, oder mit Gebirgsschutt mehr oder
weniger vermengt. Die tertiären Geschiebeablagerungen der Braunkohlenformation
wollen wir auch hier nicht ins Auge fassen, sondern uns an die Gebilde des Erz-
gebirges halten.
Bildungen, welche mit dem Namen erratische oder „Findlingsblöcke“ in
der Wissenschaft bezeichnet werden, und eine eigene Genesis haben, kommen im
Gebiete nicht vor, obzwar dieser Name häufig von Eisenbahnin genieuren auf einzelne,
besonders grosse, hie und da sich findende Blöcke auch hier angewendet wird.
Seifenwerk.
Unter Seifenwerk oder Seifengebirge, von Beudant auch plusiatische Abla-
serung genannt, versteht man im Allgemeinen Ablagerungen von Gebirgsschutt
von mancherlei Zusammensetzung, welche unter anderen auch Metall-, Erz- oder
Edelsteinkörner beigesellt enthalten. Die Art der Gewinnung der letzteren durch
Waschen und Schlämmen wird „Seifenarbeit“ genannt.
Nach Beschaffenheit der auf diese Art ausgebeutenden Stoffe unterscheidet
man Gold-, Zinn- und Edelsteinseifen.
Im Erzgebirge kommen nur Zinnseifen vor;*) welche sehr verschiedener
Zusammensetzung und auch verschiedenen Alters sind. In ersterer Beziehung richtet
sich ihre Natur natürlich nach dem Orte ihrer Lagerung. Ist dieser im Bereiche
des Granites, so haben die Seifen den Charakter dieses Gesteines, d. h. sie bestehen
sodann aus mehr oder weniger gleichkörnigem Quarzsand, welcher zuweilen noch
frischen Feldspath und Glimmerhlättehen enthält, und mehr oder weniger kaolini-
sirte oder talkige Masse zwischen sich führt.
Derartige Seifen kommen um Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Trinkseifen,
auch z. Th. bei Bärringen vor.
Sind die Seifenablagerungen dagegen im Bereich der Schiefer, so gesellen
sich ihnen zahlreiche Schieferbrocken zu, welche in der Regel gröber als der Granit-
grus, mehr weniger scherbenartig, scharfkantig, oder an den Rändern abgerundet
sind. Ihrer Zusammensetzung entsprechend finden sich auch darin dann grössere
Quarzbrocken.
Derart sind die Seifen bei Streitseifen, Försterhäuser, um Platten, zum
Theil bei Bärrigen, um Hengstererben.
Endlich bemerkt man eine Mischform beider, das ist also, wo Granit-
und Schieferbrocken in ziemlich gleichem Gemenge auftreten, welche am Fusse des
Gebirges mehr auftreten, wie die Gebilde im sogenannten Zinnrich bei Karlsbad,
Man darf nicht vergessen, das der älteste im Erzgebirge betriebene Berg-
bau zumeist im Seifen bestand, daher die allermeisten Seifenlagerstätten bereits
eine Umlagerung durch Menschenhand erfuhren, und hiedurch allerdings auch ein
*) Nach Johannes Mathesius Sarepta fol. 40 u. 139 fanden sich jedoch auch Goldkörner
und Flitter darin vor. Ebenso berichtet Lehmann in seinen natürlichen Merkwürdig-
keiten des oberen Erzgebirges. p. 442. Vergleiche weiter unten.
18
sehr charakteristisches Aussehen erhielten, indem dergleichen Seifenstätten aus
einem regellosen Gewirr von runden Löchern und Halden bestehen, welche schon
vom weiten die Stätte erkennen lassen. Dass in Folge dessen der Erzgehalt an allen
derartigen Plätzen verschwunden ist, ist leicht erklärlich, gegenwärtig gehört ein
ergiebiges Seifenlager im Erzgebirge zu den Seltenheiten.
Von nicht nur montanistischem, sondern auch wissenschaftlichem Interesse
war daher die Auffindung eines gänzlich unversehrten Seifenlagers durch die Herrn
Gewerken Tröger Vater & Sohn bei Hengstererben, welches über die Art der Erz-
führung Aufschluss gibt. Seinem Auftreten im Zwittergestein entsprechend ist
der Zinnstein im Seifenwerk ganz fein vertheilt, und wird durch Absumpfen in
Form eines ungleichkörnigen Schliches gewonnen; die grösseren Körner, welche
darin vorkommen und welche nie oder selten die Grösse einer Erbse erreichen, sind
abgerundete oder scharfkantige Trümmer, welche von dem sie begleitenden „Schörl“
sehr schwer zu unterscheiden sind. Vorwiegend aber ist das Vorkommen ein staub-
artiges, welcher Umstand es erklärt, weshalb die Zinngewinnung schon vor dem
Bekanntwerden der nassen Aufbereitung möglich war.
Dem Alter nach sind die Seifen gewiss auch sehr verschieden. Während
die Seifenablagerungen von Seifen unter der Steinhöhe offenbar antebasaltisch sind,
dürften andere wohl jüngeren Datums sein, ja noch zu den gegenwärtigen Bildungen
mit gehören, da sie offenbar ihren Ursprung aus der Verwitterung erzführender
Gebirgsglieder nehmen.
Ihrer Natur nach sind die Seifenlagerstätten Thalausfüllungen ; das genannte
Seifenlager an der Steinhöhe macht hievon jedoch eine Ausnahme,
2. Thongesteine. Pelite.
1. Kaolinerde.
Kaolinerde ist eine im frischen Zustande knetbare, formbare, sehr wasser-
haltige Masse von weisser, grünlicher, röthlicher oder graulicher Farbe, welche
ihrer Wesentlichkeit nach aus einem Gemenge von Quarz, Kaolin, Glimmerblättchen
und Turmalinbrocken besteht.
Der Quarz ist wie im Granit in rundlichen oder eckigen, verschieden
grossen Körnern von graulicher oder weisslicher Farbe vorhanden, welche durch
das Kaolin zusammengehalten werden.
Das Kaolin, das Zersetzungsprodukt des im Granit enthaltenen Feldspathes,
ist eine feine staubartig erdige Masse, welche sich fein zereiben lässt, abfärbt aber
mager anzufühlen ist, trocken an der Lippe haftet, im feuchten Zustand äusserst
plastisch ist, und beim Erhitzen wohl Wasser abgiebt, aber unschmelzbar ist. Mit
Cobaltsolution befeuchtet und geglüht nimmt die Masse eine schöne blaue Farbe
an. Das Kaolin ist im reinsten Zustand weiss, etwas ins gelbliche oder grauliche
geneigt, häufig aber mehr oder weniger graulich oder röthlich gefärbt.
Der Glimmer erscheint in der; Erde immer in Form kleiner lebhaft
glänzender Schüppchen mit zertrümmerten, ausgezackten Rändern. Turmalin-
brocken von schwarzer Farbe ganz dem Auftreten im Granit entsprechend finden
79
sich vereinzelt, und bilden oft zusammenhängende Nadelbündel in der Masse, welche
aber nach Bruchflächen parallel der Basis und dem Prisma sehr leicht zerfallen.
Die Kaolinerde, offenbar ein Produkt der Zerstörung der Granite, und, wie
oben schon auseinander gesetzt wurde, namentlich der Erzgebirgsgranite, ist
innerhalb des Granitgebietes verbreitet.
Die chemische Constitution derselben wurde im Laboratorium der k. Kk.
deutschen techn. Hochschule untersucht und es wurde gefunden:
I. Rohe Kaolinerde von Zettlitz analysirt von Herrn Benjamin Reinitzer.
I. Zum Vergleich Granit von Zettlitz. ;
II. Eine von Dr. Bauer (Sitzungsber. kais. Akad. d. W. B. 22. p. 696)
mitgetheilte Analyse der Zettlitzer Kaolinerde. ;
IV. Aus letzterer berechnet das Kaolin
I. II. al, Ve
lösliche Kieselsäure | 6.65
Kieselsäure 69.46 72.85 unlösl. 5 15.65 48.27
Rückstand Quarz | 53.40
Thonerde Ta TER 17.46, 251.51
Eisenoxydul Spur Spur 0.24 ae
Mangnesia 0.28 0.36 Spur. j 0-91
Kohlens. Kalk _ — 0.40 0.86
Natron at 4.54
Kali [ 0.69 3.42 Spur
Phosphorsäure Spur Spur
Wasser (Glühverl.) 783 2.84 Se
Von jeher für die Porzellanmanufaktur von unschäbzbarem Werthe sind
die Kaolinlager bei Karlsbad zwischen Fischern, Zettlitz und Sodau. Die hier
gewonnene Erde wird ausdrücklich Kaolinerde genannt, weil das Kaolin daraus
durch Schlämmen gewonnen wird. Man kann dort unterscheiden:
1. Porzellanerde, liefert als Schlämmeprodukt die gelblich weisse Masse für
das Porzellan.
2. Weisse Erde, liefert ein weniger reines und feines Produkt, welches sich
nur zur Erzeugung von feuerfesten Gefässen und Ziegeln eignet.
Es gehören aber auch hierher noch Ablagerungen, welche innerhalb des
Gebirges vorkommen, und zumeist den wasserhaltigen Untergrund der Moore
bilden, hierher also die Unterlager des Sauersacker, Frühbusser, Hirschenstander,
Trinkseifner Moores. Das hier vorkommende Kaolin eignet sich freilich nicht zu
Porzellanmanufakten, da es viellerorts stark durch Eisenbeimengungen verunrei-
niget ist, ist aber ein vorzügliches Material zur Zielgelbereitung, und lässt sich
gewiss noch weiter verwenden.
Die um Frühbuss und Sauersack auftretenden Seifensande sind offenbar nichts
anderes als die Reste der noch jetzt unter dem Moore liegenden Kaolinerde, aus
welcher das thonige Bindemittel zum grössten Theile ausgewaschen ist.
80
2. Thonerde. Quarzpelit. Töpferthon.
Hierher zähle ich das Vorkommen unter der Steinhöhe und am Kölbel bei
Seifen. Eine im trockenen Zustand mager anzufühlende Masse von gelber oder
röthlicher Farbe, welche befeuchtet plastisch wird, und auf der Drehscheibe ver-
arbeitbar ist. Durch Schlämmen lässt sie sich in eine feine erdige, thonige
Masse und in feinen geiben oder gelblichen scharfkantigen Quarzsand trennen,
welcher in grösserer oder geringerer Quantität je nach dem Lager vorhanden ist.
Wie das Koalin ein Zersetzungsprodukt feldspathiger Gesteine, ist die
Thonerde nach ihrem Lager jedoch ein Absatz aus trüben, schlammigen Gewässern,
daher nicht an Ort und Stelle wie jenes entstanden. Wie jenes leicht im Wasser
vertheilbar, ist sie nur da liegen geblieben, wo sie vor der mechanischen Einwir-
kung desselben geschützt war, und ist daher nicht weit verbreitet. Im Zusammen-
hange mit anderem Trümmergestein zunächst mit Seifengebirge verliert sich der
Thon zwischen diesem nach und nach als eine Art Bindemittel desselben.
3. Lehm.
Nach der allgemeinen Bezeichnungsweise möchte ich mit diesem Namen
jene Ablagerungen von Thonerde bezeichnen, welche von jeher in der Technik als
Ziegelerzeugungsmaterial Verwendung fanden. Im Gebiete des Erzgebirges ist dies
nichts anderes als grösstentheils dislocirte, durch die Einwirkung der Tagewässer
mit mehr oder weniger Eisenoxydhydrat und anderen fremdartigen Stoffen vermengte
Kaolinerde; von mehr oder weniger gelber, gelblicher oder graugelber Farbe.
Ihre Ablagerungen sind im eigentlichen Gebiet nicht häufig, bei Graslitz unter
dem Hausberg, am Abhange des Plattenberges und bei Sauersack sind kleine
Lager bekannt, dagegen sind in den Vorbergen und noch mehr im Egerthal grosse
Massen davon angehäuft, welche in letzterer Gegend zumeist das Hangende der
Braunkohle mitbilden z. B. nördlich von Zettlitz.
3. Sandgesteine. Psammite.
Unter diesen kann nur eines einzigen Vorkommens innerhalb des Erz-
gebirges gedacht werden, nämlich jenes zwischen den tertiären Seifen und Thonen
von Steinhöhe bei Seifen.
Tertiärer Sand von feinem und gröberem Korn, vorzugsweise aus
scharfkantigen und gerollten Quarzkörnern bestehend, und durch ein thoniges
Bindemittel schwach verkittet, gelblich gefärbt, oder durch ein eisenschüssiges
Bindemittel von rothbrauner Farbe ‚zu einem bankförmige Massen bildenden,
eisenschüssigen Sandstein verbunden.
Durch dasselbe Bindemittel werden an Ort und Stelle auch Quarz- und
Schieferbrocken, meist Geschiebe von Haselnuss- bis Wallnussgrösse zu Con-
glomeraten verbunden.
Braunkohlensandstein findet sich in zahlreichen Blöcken als sehr
feinkörniger, fester Quarzit von grauer oder weisslicher Farbe am Rande des
Gebirges zwischen Nonnengrün und Gossengrün verstreut.
VI. Phytogene Bildungen.
Torf. (Mut oder Mud.)
Der Torf ist eine in eine kohlige Substanz sich umwandelnde abgestorbene
Pflanzenmasse, welche durch gewisse örtliche und klimatische Verhältnisse hiezu
befähiget wird. Zu den ersteren gehören feuchte, weite Becken mit wasserdichtem
Untergrund, zu letzteren feuchte Luft und geringe Jahrestemperatur.
Da die Bildung noch gegenwärtig vor sich geht, erkennt man in den jüngsten
Lagen das Materiale, welches den Torf bildet, als eine dicht verfilzte und verwebte
Pflanzenmasse, welche je älter sie ist, desto dichter und dunkler sich färbt, bis
sie auf dem Grunde des Moorlagers eine erdige Consistenz und dunkle oder
schwarzbraune Farbe erlangt hat, in welcher man nur noch undeutlich härtere
Pflanzentheile unterscheiden kann.
Mit dem Alter nimmt auch die Güte des Torfes zu, so dass die oberen
Schichten gewöhnlich weggeworfen, und nur die unteren als Stechtorf ausgebeutet
werden.
Nach der Natur der Pflanzen, welche den Torf bilden, kann man haupt-
sächlich zwei Arten im Erzgebirge unterscheiden:
1. Moostorf. Gebildet vorwiegend aus Sphagneen, sauren Gräsern und
mehr oder weniger Besenhaide, vorzugsweise von Sumpfkiefern bewachsen.
Diese Art ist die bei weitem verbreitetste und bildet die grossen Moore
des Gebirges bei Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Abertham u. s. w. Die
unteren Schichten sind schwarzbraun, ganz vermoort, die mittleren lassen noch
die Halme und Stängel saurer Gräser erkennen, die obersten bestehen aus einer
gelbbraunen verfilzten Masse von Sphagnum.
2. Rasentorf. Vorzugsweise aus sauren Gräsern gebildet, gewöhnlich grau-
schwarz und niemals so mächtig wie der Moostorf entwickelt. Er bildet einige
kleinere Moore bei Ahornswald, Schönlind, im westlichen Schiefergebiet, im Leibitsch-
und Zwodtathale und weit ausgebreitete versumpfte Wiesen im hügeligen Vor-
gebirge; er wird nur in sehr geringem Grade als Feuerungsmateriale verwendet,
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1I. Theil.
Geologische Beschreibung des westlichen Erzgebirges.
I. Abschnitt,
Der Granitstock des Erzgebirges.
Der Granitstock des böhmischen Erzgebirges, das Neudeker Granitgebirge
auch genannt, bildet die südliche Hälfte jener srossen Granitpartie des Erz-
gebirges, welche mit einer mittleren Streichungsrichtung in NW sich auf dem
nördlichen Abhange bis nach Schneeberg in Sachsen erstreckt, und unter dem Namen
Eibenstocker Granitstock bekannt ist. Der Granit tritt in Gestalt eines breiten,
Südost streichenden Bandes zwischen dem Aschberg bei Graslitz und dem Breiten-
bacher Thal bei Platten in Böhmen ein, und behält anfangs eine mittlere Aus-
dehnung in der Breite von 11—15 Kilometer bei, verbreitet sich aber dann plötzlich
nach Westen und Osten, so dass seine grösste Breite zwischen Graslitz und Unter-
Brand 28.4 Kilometer beträgt. Von hier sich gegen Süden wieder einengend beträgt
die Breite zwischen Heinrichsgrün und Ruppelsgrün etwa 19 Kilometer. An seiner
südlichen Grenze gegen die Braunkohlengebilde des Egerthales erweitert sich der
Granit noch einmal gegen Osten auf eine Breite von 22.7 Kilometer zwischen der
Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse und Grassengrün.
Die Form des Umrisses gleicht bis an die Landesgrenze dem Bilde von
England zwischen Hule und Preston und dem englischen Canal, wenn man die
von einer Linie von Cardif nach Dorchester westlich gelegene Halbinsel wegdenkt.
Die Länge der Streichungslinie von der Landesgrenze bis nach Altrohlau beträgt
24.5 Kilom. Der Stock selbst stellt em zwar in der gedachten Weise von einer
sehr vielfach gebogenen Linie umschriebenes, jedoch fast ganz geschlossenes Ganze
dar. Nur an seiner östlichen und südlichen Seite treten aus den ihn umgebenden
anderen Gebilden kleinere isolirte Partien auf, welche wir ihrer Natur nach als
zum grossen Massiv gehörige appendikuläre Massen auffassen müssen.
Zwischen dem Granitstock und dem im östlichen Erzgebirge auftretenden
grossen Porphyrzuge wird man in der Streichungsrichtung und auch in der süd-
lichen Begrenzung eine gewisse Analogie finden, nur ist jener bei weitem kleiner
6*
w
34
sowohl als schmäler. Beide jedoch stellen die grössten Massive von plutonischen
Gesteinen im Erzgebirge dar.
Um zunächst das vom Granit eingenommene Gebiet kennen zu lernen,
liegt es uns ob, die Grenzlinien und deren Verlauf etwas näher zu betrachten, in
welchen derselbe sich von anderen Gesteinen scheidet, soweit die Begrenzung auf
vaterländisches Gebiet fällt.
Oestliche Grenze des Granites im Erzgebirge.
Wenn man als Beginn des eigentlichen Erzgebirges die Linie annimmt,
in welcher dasselbe in stetem Ansteigen sich aus der flachen Egermulde erhebt,
so findet man als östlichen Grenzpunkt des Granites die Ausläufer des Gebirges
nordwestlich von Unterbrand seitwärts von der Strasse nach Joachimsthal. Von
hier verläuft die Grenze in einer ziemlich tiefgerissenen Schlucht, welche in nord-
westlicher Richtung gegen Mariasorg führt, auf deren westlichem Gehänge am Fusse
des Wolfsberges entlang nach Kloster Mariasorg, von hier hinab gegen den Elias-
grund, macht hier eine kleine nördliche Ausbuchtung und streicht nun recht West
zwischen der weiten Wiese nnd den drei Brüdern am nördlichen Abhange des
Blössberges über den Modesgrund nach den untern Fischbachhäusern nach Bär-
ringen. Kurz vor Bärringen am Ende des grossen Moores biegt die Grenze nord-
aufwärts über die Aberthamer Strasse hinüber, läuft aber dann etwa in der Gegend
der Kirche quer über das Thal bis an das gegenüberliegende Gehänge des Gebirges
im Raumen genannt, und nun erst nördlich in der Richtung des Schuppenberges,
dann im Bogen immer weiter westlich bis an die Landesgrenze bei Ober-Jugel. Hier
streicht dieselbe erst westlich fort, wendet sich dann aber bald östlich und bildet
einen weiten Bogen um die Bergstadt Johanngeorgenstadt, indem sie sich bis über
Breitenbrunn am rechten Ufer des Schwarzwassergrundes hinzieht und erst von da
wieder nordwestlich bis zu ihrem nördlichsten Punkte westlich von Neustädtel
verläuft. In ziemlich scharfer Linie kann man die Grenze vom Anfangs genannten
Punkte bis gegen Mariasorg verfolgen, doch ist dieselbe keineswegs an die oro-
sraphischen Verhältnisse geknüpft, vielmehr bemerkt man ein Übergreifen der
Schiefer auch jenseits der Schlucht unmittelbar auf dem Granit. Von Mariasorg
bis gegen die weite Wiese leiten Granitblöcke, hier jedoch wird die Grenzbestim-
mung unsicher durch Wald, Hutweide und Torfmoor. Erst auf dem Abhang des
Blössberges gegen Abertham ergiebt sich die Grenzbestimmung wieder durch Granit-
blöcke. Auf dem Plateau auf der rechten Seite des Modesgrundes verschwindet
die Grenze unter dem Moor, man findet sie erst wieder südlich vom Bärrin-
ger (?) Schiesshaus, von wo man sie quer über die Strasse verfolgen kann, immer
am Rande des Hochmoores, bis sie wieder ziemlich undeutlich anfangs gegen
die unteren Häuser von Bärringen zurückbiest. Längs des Abfalles der Rücken
des Raumen- und Schuppenberges ist die Grenze am schärfsten markirt durch
eine deutliche Depression, welche längs des Gebirgszuges bis über Höfel an die
Neudeker Strasse verfolgt werden kann. Obwohl von hier aus dichter Wald wieder
ausgebreitet ist, lässt sich doch die Grenze in derselben Weise verfolgen, sie fällt
aber hier auch nicht mit dem Thal zusammen, sondern streicht unabhängig weiter.
85
Isolirte Granitpartien auf der östlichen Seite des Stockes.
Von der grossen Masse durch zwischenliegende Schiefer und durch diese
auch von einander getrennt, treten auf der westlichen Seite drei kleinere, isolirte
Stöcke auf. Der östlichste derselben, die Hengster Höhe, auf welcher die Irr-
ganghäuser und ein Theil von Hengstererben liest, liegt genau Nord von Abertham,
und ist durch eine breite Schieferzone im Süden von dem grossen Granitstocke
getrennt. Sie bildet eine elliptische, wenig über das Plateau erhobene Kuppe,
deren grösste Achse NW streicht, welche sich im Süden unmittelbar aus dem
Schiefer erhebt, östlich mit den Basalten der Steinhöhe zusammenstösst, welche
sich nordwestlich anlegen, bis dann auch auf der Nordseite die Schiefer des Scharz-
wasserthales sich anfügen. Durch eine nordsüdlich verlaufende Thalschlucht, in
welcher sich das Todtenbacher Moor ausbreitet, und nur durch Geröllblöcke an der
nördlichen Seite am Schwarzwasser gegenüber von Junghengst zusammenhängend
erhebt sich die zweite isolirte Masse, der grosse Plattenberg. Dieser weithin
als eine prächtige, flachkegelförmige Kuppe sichtbar, wird im Westen wie im Süden
von Schiefern umgrenzt, seine Ausdehnung reicht etwas über die Platten-Gottes-
gaber Strasse, dann über den Plattner Marktplatz — die unteren Häuser von
Platten liegen auf Schiefer — verläuft seine granitische Grenze Nord über Jung-
hengst und das Schwarzwasser-Thal bis zum Schwimmrich (Schwimmiger Irrgang),
dann westwärts dergestalt zwischen der kaiserl. Brettmühle und der alten Grube,
„Gottholdstollen*, auch das rechte Gehänge des Schwarzwassers bildend. Auf der
östlichen Seite wird vom Plattenberg durch ein Thal, welches mit Alluvionen
ausgefüllt ist, die kleinere Kuppe des Hirschberges getrennt, welche nur durch
eine schmale Schieferzone des Breitenbacher Thales von dem grossen Massiv
geschieden, und gegen dieses am weitesten vorgeschoben ist. Ein drittes respect.
viertes isolirtes Massiv u. z. das kleinste bildet der sogenannte San dfels, gerade
Nord vom grossen Plattenberg und von diesem und seinem Ausläufer durch eine
Schieferzone getrennt. . Es ist dieses eine kleine kegelförmige Granitkuppe, welche
sich zwischen Schwimmrich und Streitseifen befindet, auch auf den anderen Seiten
von Schiefern eingeschlossen wird.
Westliche Grenze des Massives.
Von seinem nördlichsten Punkte, nur durch eine schmale Schieferzone von
einer grossen als Forsetzung zu betrachtenden nordnordwestlich gelegenen Insel
getrennt, verläuft die Grenze zuerst südwestlich, dann ziemlich genau Süd. Zwi-
schen Beerenhaide und Breitenbach erlangt das Massiv seine grösste Breite in
Sachsen. Bei Steindöbra biegt die Grenze nach Osten, und erreicht mit dem
Aschberg nördlich von Silberbach die Landesgrenze, Von hier anfangs südsüd-
östlich bis an den Eselsberg, dann Ostsüdost bis gegen die Mühlhäuser südlich von
Frühbuss, wendet sie sich plötzlich um das Dorf Schieferhütten recht West bis an
das Silberbachthal nördlich von Graslitz, so dass dieses bis zur Graslitzer Spinnfabrik
die Grenze bildet. In Böhmen erlangt der Granitstock in dieser Gegend seine grösste
Breite. Die Granitgrenze biegt sodann wieder auf die linken Höhen des Graslitzer
Thales und streicht südsüdöstlich über den Glasberg bis Pechbach, dann von hier
36
fast gerade südöstlich in einer sanften Bogenlinie nach Heinrichsgrün, von welcher
Stadt die östliche Vorstadt und die Gegend um das Schloss auf Granit liegen,
während der andere Theil auf Glimmerschiefer steht. Von Heinrichsgrün verläuft
die Grenze bis westwärts gegen den Altengrüner Weg, biegt jedoch nördlich von dem
Dorfe gegen Osten ab, übersetzt die Heinrichsgrün-Falkenauer Strasse und streicht
nun nach Rosmeissl, und in der angenommenen Richtung fort noch eine halbe Meile
südlich von Douglasgrün gegen das Egerthal, wo sie an der Strasse nach Chodau
über den Herrenteichen den südlichsten Punkt erreicht. Der Verlauf der westlichen
Grenze lässt sich auf der ganzen zum Lande gehörigen Strecke mit Ausnahme des
Stückes vom Aschberg bis zum Katzenfels bei Graslitz ziemlich genau verfolgen, nur
bei Heinrichsgrün wird dieselbe durch Äcker, Wiesen und Heideplätze u. s. w. wieder
unsicher, und lässt sich nur durch Blöcke und Geröll bestimmen. Nach diesen
fand ich mich bestimmt, die Grenze zwischen Heimrichsgrün, Altengrün und Ros-
meissl etwas weiter West, als dies auf der Karte der geol. Reichanstalt angegeben
ist, zu rücken, so dass der Zug der Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse schon zwi-
schen Altengrün und Rosmeissl in das Granitgebiet fällt.
Südliche Grenze des Gramitstockes.
Von dem oben genannten südlichsten Punkte der Westgrenze des Granit-
stockes zwischen Chodau und Douglasgrün wendet sich die Grenze plötzlich wieder
Nord, geht über letztgenanntes Dorf um die nördlich davon gelegenen Teiche und
bildet sodann abermals eine nach Südsüdwest gerichtete Zunge, welche bis Stel-
zengrün sich erstreckt, hier wieder Nord aufbiegt, und zwischen den grossen Cho-
dauer Teichen und Pechgrün und weiter östlich nach Neu-Rohlau fortsetzt. Hier
schiebt sich ein langer Arm, welcher dem Laufe des Rohlaubaches folgt, bis nach
Altrohlau vor. Derselbe theilt sich etwa eine halbe Stunde ober Altrohlau und
sendet einen Seitenflügel bis an den Chodaubach zwischen Putschirn und Mönchhof.
Von Altrohlau biegt die Grenze wieder Nord bis an die Abhänge des Hutberges,
und verläuft an dessen Fusse über Schankau und Sodau bis südlich von Grassengrün,
wo sie den Ausläufer des Duppauer Basaltstockes erreicht. Iier wendet sich dann
die Grenzlinie nordwärts, biegt auf einmal wieder recht westlich um den grossen
Teich bei Ruppelsgrün um, streicht etwas östlich von diesem Dorfe in Nordnordwest
gegen West von Edersgrün, von wo sie dann in östlicher Richtung bis Lichtenstadt,
dann nördlich der Weseritz bis Tiefenbach, von hier nordöstlich in einer Bogen-
linie bis gegen Unterbrand verläuft, von welchem Orte wir ausgegangen sind.
Die Grenze ist meistens ziemlich scharf markirt, indem der Granit über
das davor gelegene Braunkohlenterrain in Gestalt niedriger Hügel aufragt. Stellen-
weise jedoch muss der Verlauf der Grenze wohl auch durch Blöcke und Granit-
geröll bestimmt werden; er dürfte da, wo die Schotterkegel des Gebirges ihn be-
grenzen, zwischen Chodau und Neurohlau, zwischen Edersgrün und Lichtenstadt
vielleicht noch eine grössere Ausdehnung haben.
In dem Gebiete der Braunkohlen selbst liegen einige kleinere Kuppen,
welch® bis an die Eger geleiten. Eine solche liegt bei Wintersgrün etwas südsüd-
östlich von der oben beschriebenen westlichsten Zunge des Granites. Eine zweite
87
am südlichen Ende von Chodau recht West von der erstern und etwas kleiner als
diese, sodann einige kleine Kuppen zwischen Untermünchhofen und Putschirn, in
deren östlichen Verlauf man auf die Granitkuppen von Fischern, am rechten Eger-
ufer, und von da an das granitische Gehänge dieses Flusses bis Schobrowitz und
Dallwitz geführt wird.
Hier an der Eger ergibt es sich von selbt am besten, dass nur eine
künstlich gezogene Grenze es ermöglicht, von den Graniten des Erzgebirges zu
sprechen. Verfolst man den Fluss aufwärts, so gelangt man bald in das roman-
tisch viel bekannte und besuchte Hausheilingthal, dessen malerische sagenumwobene
Felspartien auf dem linken Flussufer trotz dieser Lage doch gewiss in den Bereich
des Karlsbad-Elbogner Granitgebietes gehören, und nicht deshalb, weil sie jenseits
der Eger liegen, als eine besondere Partie des Erzgebirges betrachtet werden
können. Auf der anderen Seite bildet die Eger auch keinerlei petrographische
Grenze, denn das eben ist der Beweis für die Zusammengehöriskeit des Gebirges
diesseits und jenseits der Eger, dass die Granite auf eine grosse Erstreckung gleich
bleiben. Wenn wir also die einzelnen Kuppen zwischen Chodau und Sodau mit zu
dem Erzgebirge rechnen, und ihnen folgend die Eger bei Karlsbad erreichen, so ist
hiezu keine andere zwingende Nothwendigkeit vorhanden als unsere Willkür, wir
können sie ebenso gut als zu dem Karsbader Gebirge gehörig auffassen.
1. Capitel.
Orographische Verhältnisse des Granitgebietes.
Von der Eger bei Fischern ausgehend breiten sich vor dem eigentlichen
Erzgebirge zwei Terassenstufen aus. Die unterste bildet unmittelbar die steile Ufer-
lehne der Eger, welche sie in einer mittleren Höhe von eirca 100—150 Meter über-
ragt und eine etwa eine 4 Kilometer breite, wellige Fläche bildet. Aus dieser
steist im Form eines niedrigen vorgeschobenen Hügellandes und einem mehr
ebenen Plateau von etwa ebenfalls vier Kilometer Breite die zweite Terasse auf,
welche die erstere um circa 160—220 Meter überragt. Von dieser Stufe erhebt sich
in sanfter Neigung das Erzgebirge bis zu seiner Kammhöhe, von welcher es
nördlich abdacht, und welche die Eger bei Fischern um 506 - 537 Meter überragt.
Auf dieses nördlich geneiste Plateau erschemen dann noch einzelne Bergkuppen
aufgesetzt, welche bei einer Höhe von 935—984 Meter über dem Meere das
Plateau nur wenig überragen und auf diesem nur wie Hügel aufsitzen, daher
durch sie der so eleichmässig hohe Gebirgskamm nur wenig wellig gekrümmt wird.
Als besonders auffallende Kuppen stellen sich der Wölfling (957 M.), der Platten-
berg (1033°5 M.), der Paindlberg bei Neudek, der Trinkseifner Berg (9292 M.),
der Hartelsberg bei Frühbuss, der Mückenbühlberg (9492 M.) bei Graslitz dar.
Thäler.
Gegliedert wird die Masse durch einige Quer- und zugehörige Seitenthäler.
Die zweite oder Hügelterasse, welche dem Granit ausnahmslos gehört, wird durch
südnördlich laufende Thäler und Flussgerinne des Dallwitz-Witiz-Schwarzbach, Dotter-
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wieser-Fölla- und Griesbach, zu denen noch das Rohlauthal gehört, in einzelne steil-
randige Partien zertheilt.
In das östliche Gebirgsgebiet fällt das Salmthal bei Lichtenstadt, welches
sich bei der Lichtenstädter Porzellanfabrik in das Salmthal mit seinem Nebenthal,
dem Modesgrund, mit NNW und NWstreichen, und in das Lindigthal mit Nstreichen
theilt, und die Wistritz verstärkt durch den Zusammenfluss des. Bärringerbaches
und des Lindigbaches ausführt.
Das Rohlauthal verläuft fast in der Mitte des Gebietes von. dem Buch-
schachtelberg an der Landesgrenze bis Altrohlau. Auf seiner grösseren Hälfte von
der Einmündung des Hochofner Thales bis nach Altrohlau streicht es genau NW.
Es wendet sich von hier erst recht N bis zur Mündung des Neuhammerthales,
dann wieder NW bis gegen Hirschenstand und endlich in einem Bogen zuletzt
recht W verläuft es gegen das Sauersacker Plateau, aus dessen Mooren mit Zu-
flüssen der Hirschenständer Moore die Rohlau entspringt. Das Thal besitzt bei
seinem nördlichen Ausgange ziemlich breite, muldenförmige Ausbuchtungen, es
verenet sich bald und behält auf seiner Ausdehnung zwischen Unterhirschenstand
und Neudek eine gleiche Breite, unterhalb dieser Stadt jedoch verengt sich in
der Hügelterasse das Rohlauthal zu einer Schlucht.
Die Nebenthäler dieses Hauptthales sind auf der rechten Seite:
l, Das Neuhauser Thal südlich von Hirschenstand recht W als Schlucht
einmündend, dann sich bei Neuhausen erweiternd. Es sendet einen Arm N zwischen
Sauersack und Hirschenstand, den Tannelgrund, einen W gegen Frühbuss und einen
OÖ gegen Hirschenstand.
2. Das Hochofen-Trinkseifner Thal mündet etwas Nord vom Gusswerk in
einer schwachen NW streichenden Schlucht und erweitert sich später zu einem
weiten Thalkessel, aus welchem der Hochofner Bach sein Wasser führt.
3. Das Mühlbergerthal, eine flache Mulde zwischen den Abhängen des
Erzgebirges und dem in der Hügelterasse gelegenen Flüttersberge zwischen Neudek
und Unterkohling.
Auf der linken Seite:
1. Das Neuhammerthal nördlich vom Hochofner Thal. Es theilt sich in
zwei Arme, wovon der eine ONO gegen den Grabenberg verläuft, der zweite OÖ
viel höher gelegen das Dorf Neuhammer beherbergt.
2. Das Schneebergerthal, welches unterhalb Neudek einmündet und sich
NO gegen das Schneeberger Försterhaus in einem Arm, in einem anderen Ost gegen
Ullersloh hinzieht.
Das Gibachterthal gegen Hohenstollen, das Hohenstollerthal, welches bei
Voitsgrün, das Kämmersgrünerthal, welches bei Tippelsgrün heraustritt, sind enge,
verhältnissmässig kurze Nebenthäler zwischen dem Neudeker- und Lindigthal. Das
Kämmersgrünerthal setzt als Rinnsal «des Witizbaches über die Hügelterasse fort.
Ein weiteres Thalgebiet ist das des Rothaubaches. Dieses, ein Seitenthal
des Zwodauthales, gehört in seinem unteren Ende von seiner Mündung bei Anna-
thal bis Unter-Rothau der westlichen Schieferhülle, in seinem übrigen Verlaufe
ganz dem Granit. Das Rothauthal bildet anfangs bis Schindelwald ein ziemlich
breites Thal, verengert sich jedoch zwischen Schönlind und Hochgarth bedeutend
89
und erweitert sich wieder etwas bei seiner Verlängerung nach Frühbuss, wo es
bei Oberfrühbuss ausstreicht. Es hat eine beinahe genau nördliche wenig östlich
abweichende Richtung. Ein sehr enges, fast paralleles Nebenthal verläuft zwischen
dem Mückenbühlberg und Hochgarth und mündet auf der rechten Seite des
Hauptthales beim Unterrothauer Hammer. Ein linkes Nebenthal dehnt sich weit
östlich und dann nördlich, es bildet zunächst ein weites flaches Becken zwischen
Schindelwald und Unterkohling und von hier in einer nördlichen Erstreckung
zwischen dem Mittelberg und Mittelwaldberg zwei schluchtartige tiefe Thalarme,
aus welchen der Lerchenbach das Wasser ausführt. Es mündet etwas tiefer als
das rechte Nebenthal in Unterrothau.
Das Silberbachthal, welches bei Graslitz mit dem Zwodauthal sich ver-
einiget, gehört zum Theil in das Granitgebiet u. z. dessen ostwärts gerichteter
Ausläufer von Silberbach bis zum Naney Forsthause, in dessen Umgegend sich
das Thal in mehrere theils Nord, theils Ost nach Sauersack und Frühbuss aus-
streichende Arme theilt, aus welchen die Zuflüsse des Silberbaches hervortreten.
Sämmtliche Thäler haben den Charakter von Erosionsthälern. Die Haupt-
thäler und grösseren Nebenthäler bilden mehr weniger tiefe Einschnitte, welche
sich von der Thalsohle gegen die Wände mehr und mehr erweitern, an ihren Enden
theils in weite flache Kesselthäler ausgehen, oder auf der Wasserscheide ausstreichen,
und gegen die Mündungen sich zu Schluchten verengern. Die Nebenthäler sind
theils flache Mulden, theils schluchtartig eingerissene Rinnsale von Gebirgsbächen.
Die Sohle der breiteren Gerinne ist mit Schotter ganz und gar bedeckt, auf
welchen sich in den höher gelegenen flachmuldenförmigen Erweiterungen mächtige
Torfmoore ausbreiten, welche die Reservoire für die durch die Thäler rinnenden
Gewässer sind.
Der Winkel, unter welchem die Thäler zusammenstossen, ist nur in wenigen
Fällen ein sehr offener, vorzugsweise stossen die Thäler unter einem ziemlich
spitzen Winkel zusammen. Vergleicht man die Richtung derselben mit jenen auf
der Nordseite des Gebirges, so findet man wohl die aus der gleichen Bildungsart
entspringende Übereinstimmung des Charakters, jedoch nehmen sie hier in ihrer
Gruppirung, wie Prölls hervorhebt, eine radiäre Anordnung an.
Gebirgsglieder.
Aus der Richtung und Form der Thäler geht die Form der Berge hervor-
Die Masse gliedert sich in keilförmige Höhenzüge, welche von den Thälern mehr
oder weniger steil aufsteigen und zwischen ihnen Höhenrücken bilden. Der Verlauf
ist nach der Richtung und der Länge des Thales ein verschiedener. Der längste
Rücken dürfte der vom Glasberg nördlich von Lichtenstadt über den Hirschkopf
und Schuppenberg an der östlichen Grenze sein. Diesem mehr oder weniger parallel
laufen eine Anzahl anderer Gebirgsstöcke. Sie bilden einen Kamm zuweilen auch
eine weite sanfte Abböschung (Neuhammer, Trinkseifen), welche bis obenhinauf
bebaut und besiedelt ist. Auf diese Kämme setzen sich dann noch längliche Kuppen
auf, welche die mittlere Kammhöhe des Erzgebirges überragen. (Mückenbühlberg,
Hüttenbrandberg, Peidlberg, Wölfling, Hirschkopf.) Die Conturen der Berge erhalten
durch den sie bekleidenden Waldbestand ein gefälliges gerundetes Aussehen, und
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man sollte glauben, dass sie in ihren Abhängen so glatt und eben seien wie künstlich
aufgeschüttet. Indessen überzeugt man. sich in der Nähe bald, dass unter dem
Tannengrün wilde Felspartien und Schroffen aller Art versteckt liegen, welche
zu Tage treten, wenn der Wald gelichtet wird. In der Regel pflegt auch eine
Felspartie die höchste Erhebung der Berge zu krönen, welche jedoch unter Wald
versteckt selten sichtbar ist.
Bemerkenswerth erscheinen noch die ziemlich regelmässigen, flach kegel-
förmigen Kuppen, welche auf das Plateau des Gebirges aufgesetzt erscheinen, wie
sie der Hartelsberg bei Frühbuss, der grosse Plattenberg, der Spitzberg u. s. w. bilden,
Zum Granitgebirge gehören der Rammelsberg mit seinem westlichen Aus-
laufer, dem Achsberg, nördlich von Graslitz zwischen dem oberen Silberbachthal
und dem Morgenröther Thal, welcher westöstlich streichend über den Bronnenberg,
Veitberg, Kranichswald und Bürgerhauwald mit dem Buchschachtelgebirge nord-
westlich von Neudek zusammenstösst.
Vor diesem Gebirgswalde breitet sich im Westen vom Hartelsberg und
Spitzberg, im Osten vom Hirschenstander Thal begrenzt die Frühbusser Hochfläche
aus, welche in ihren flachen Thalfurchen und beckenartigen Vertiefungen bei Sauer-
sack eines der grössten Hochmoore des Erzgebirges begreift. Östlich hievon durch
das Hirschenstander Thal getrennt streicht in nordsüdlicher Richtung das Buch-
schachtelgebirge, der Buchschachtel, der Buchberg, der Grabenberg westlich von
Hirschenstand, zum Theil die Landesgrenze bildend. Durch das quer. von Platten
gegen das erstere Thal streichende Neuhammerer Thal wird dieses Gebirge von dem
südlich fortsetzenden Gebirgszuge abgeschnitten, welcher aus dem Schuppenberg,
Bergraumwald, Kohlhau, Hirschkamme bis zum Dürrenhau und Glasberg fortsetzt,
und von da plötzlich gegen Edersgrün zum Flachland abstürzt. Während dieses
Gebirge im Westen vom Salmthal begrenzt wird, ohne merkliche Gliederungen zu
zeigen, zerfällt der westliche Absturz gegen das Rohlauthal durch Nebenthäler
desselben in mehrere Nebenrücken und zwar in den Peindlberg zwischen Neu-
hammer und Neudek, in den Ullersloher, Hohenstollner, Trausnitzer Rücken. Der
Absturz des Erzgebirges in Süden wird gleichfalls durch mehrere Thäler cupirt.
Zwischen dem Zwodta- und Rothauthal streicht der Rücken ‚des Mücken-
bühlberges und westlich davon durch eine flache Depression getrennt, der Glasberg
bei Graslitz mit dem Katzenfels bis in die Niederung von Unterrothau. Zwischen
dem Rothauthal und dem Frühbusser Thal verläuft parallel mit dem Mückenbühl-
berg der Hochgarther Rücken, als Abfall des Hartelsberges, sodann folgt der Hütten-
berg zwischen Schönlind und Frühbuss und weiter östlich «das Trinkseifner Gebirge,
welches im Westen und Süden durch das Mittelbach-Thal, im Norden vom Neuhauser
Thal, im Osten von Rohlauthal begrenzt bogenförmig das Trinkseifen-Hochofner
Kesselthal einschliesst und nur durch ein kurzes Joch über dem Brandwald mit
dem Frühbusser Plateau zusammenhängt.
Wir müssen nun noch zweier, durch Thäler abgegliederten Gebirgstöcke
Erwähnung thun. Östlich vom Salmthal liegt das vom Modesgrund, Salm- und
Lindigthal begrenzte Kaflengebirge südlich von Abertham; und der Wolfsberg
zwischen Joachimsthal und Lichtenstadt, welcher einerseits durch das Lindigthal,
anderseits durch die Ebene im Süden, und durch die von Werlsgrün über den
91
Mariasorger Sattel nach Pfaffengrün verlaufende Schlucht vom Schiefer getrennt ist.
Die Beschaffenheit der vor dem eigentlichen Granitgebirge ausgebreiteten Terasse
habe ich bereits eingangs charakterisirt, sie bildet eben ein welliges Hügelland,
welches mit einzelnen vorgeschobenen Zügen in das Braunkohlengebiet hereinreicht,
und sich in einzelne Hügel und Hügelreihen auflöst.
Das Landschaftsbild im Granit wechselt sehr, während der dem Pilanzen-
wuchs bei weitem günstigere Boden schon hiedurch dem Gebiete, zu wenigsten
dem Vorland einen fveundlicheren Eindruck verleiht, und die tiefeingerissenen Thal-
gründe zwischen den mit mächtigem Wald bedeckten Höhen an vielen Orten von
grosser Schönheit sind, selbst die hochgelegenen Matten von Trinkseifen und Neu-
hammer eine eigenthümliche, fast an das Alpine gemahnende Scenerie besitzen,
birgt dieses Gebiet doch auch die trostlosesten Strecken Landes, die man sich
denken kann, die berüchtigte Hochmoorgegend von Frühbuss, Sauersack und
ähnliche Strecken, welche an Traurigkeit und Armseliekeit nichts zu wünschen
übrig lassen.
Prachtvolle Aussichtspunkte gewähren im Granitgebiete einzelne Kuppen,
wie der Hartelsberg, Trinkseifen, Peindlberg, Wölfling (Dürner Hau) und die Basalt-
kuppe des Blössberges im Kaftengebirge.
2. Capitel.
Geologie des Granitgebietes.
Ein genaues und möglichst eingehendes Studium der Granite des Erz-
sebirges und ihrer Lagerung, welches leider durch viele örtliche Hindernisse von
unübersteiglicher Natur immer noch lückenhaft genannt werden muss, hat mir die
Überzeugung aufgedrängt, dass man, vorausgesetzt, es werde die vorn gegebene
petrographische Unterscheidung beliebt, im Granitgebiet drei Regionen unterscheiden
kann, welche durch den vorherrschenden petrographischen Charakter der dort
auftretenden Gesteine sekennzeichnet sind. Diese drei Gebiete zerfallen in eine
westliche und östliche Partie von Gebirgsgranit, welche durch die grösste
mittlere von Erzgbirgsgranit durchbrochen resp. auseinander gehalten werden.
1. Die westliche Gebirgs-Granitpartie.
Von Süden her in das Gebiet eintretend findet man als unmittelbare Fort-
setzung des Gebirgsgranites zwischen Elbogen und Karlsbad die einzelnen Kuppen
südsüdwestlich von Chodau (Wintersgrüner Berg ete.), dann aber auch die beiden
nach Süden vorgeschobenen Ausläufer des Gebirges ober dem Herrenteich und
bis Stelzengrün aus Gebirgsgranit bestehend, eine kleine Gruppe von anderem
Granit, welcher den Föllaberg bis Dotterwies bildet und sich bis Sponsl erstreckt,
ausgenommen, liegt auch zwischen den beiden Vorhöhen Gebirgsgranit, und breitet
sich dann östlich weiter noch bei Ober-Pechgrün und nordwärts von Poschetzau
und den Rohlauer Teichen aus, obwohl er hier bereits das Gebiet mit dem Erz-
gebirgsgranit theilt.
Pi
Die westliche Grenze führt vom Ausgangspunkt, dem Herrenteiche, Nord-
nordwest gegen das Dorf Rossmeissl längs des westlichen Abfalls des Weissen
Steines über die Falkenau-Heinrichsgrüner Strasse zwischen Altengrün und dem
obgenannten Dorfe, und nun auf dem hohen Rücken links von der Strasse nordwärts
fort bis Heinrichsgrün. Hier mitten durch die Stadt, so dass der Stadttheil rechts
von der Kirche um das Schloss auf Granit steht, (demnach etwas weiter die Grenze
gegen W geschoben werden muss, als es die Karte der geolog. Reichsanstalt
markirt) nordwärts nach dem Illmersberge und von da weiter nach Unterrothau
westlich gegen Pechbach an den Südfuss des Glasberges und an dessen westlichen
Gehängen längs des Graslitz-Silberbacher Thales bis nach Unter-Silberbach, wo kurz
hinter der Mühle die Grenze gegen Norden erreicht ist, und in gerader Linie
herüber nach Schieferhütten zu verläuft. ji
Die Grenzbestimmung auf dieser Strecke hat keine besonderen Schwierig-
keiten, da man anfangs Braunkohlen, Diluvialgebilde und Gebirgsschutt, dann aber
von Rossmeissl an Glimmerschiefer und Glimmerschiefergneise bis nach Heinrichs-
grün, weiter bei Pechbach Glimmerschiefer und von hier Fleekschieier und Knoten-
schiefer als Nachbargesteine des Granites hat, welche also eine Abgrenzung leicht
ermöglichen. Viel schwieriger ist das Bestimmen der Grenze nach Osten hin, wo
die beiden Granite zusammenstossen. An den nördlichen Gehängen des Mückenbühl-
berges und über den Hochgarther Rücken verfolgte ich die Spur bis unter den Hartels-
berg bei Frühbuss, dann herüber auf den Hüttenberg nördlich von Schönlind und
über die Abhänge von Ahornswald, Bernau, auf die Hohe Tanne und ins Rohlauthal
nördlich von Neudek bis zur Theilung in das Hochofner und Neuhammerer
Thal. Dann längs der Rohlau auf ihrem rechten Gehänge bis gegen die Hammer-
häuser südlich von Neudeck, von wo die Grenze sich dann an die über Pechgrün
und um den Rohlauer Teich verlaufende Linie anschliesst. Hochwald, Wiesen und
Felder erschweren zwischen Schieferhütten und dem Rohlauthal die Versuche
ungemein, eine Grenze festzustellen. Hiezu kommt noch der Umstand, dass selbst
die Gesteinsblöcke oft verschiedenen Graniten angehören, wie sie eben durch
einander gestürzt wurden. Ich habe so die Erfahrung gemacht, dass in einem Gebiete,
wo man sich mitten im Erzgebirgsgranit wähnt, wie auf dem Rabenberg N. von
Neudek plötzlich einzelne Gebirgsgranitblöcke auftreten, deren Herkunft sehr fraglich
erscheint, und umgekehrt auch so Erzgebirgsgranit im Gebirgsgranit gefunden.
Im Rohlauthal bis an die Hammerhäuser sind die Verhältnisse ziemlich klar; sie
nehmen jedoch von da ab bis gegen Pechgrün eine recht eigenartige Form an, da man
auf dieser Strecke beständig beide Granite neben oder resp. untereinander hat.
Man erkennt aus dieser Gebietsbegrenzung, dass der Gebirgsgranit sich
seitlich und randlich zum Theil an den Erzgebirgsgranit anlehnt und sich namentlich
auf der niedrigen Gebirgsterasse ausbreitet.
Die den Granit begrenzenden Schiefer sind sämmtlich auf ihn gelagert,
auf dem Glasberg bei Graslitz liegen noch einige isolirte Schieferpartien dem Granit
unmittelbar auf. Über die Lagerung gesen den Erzgebirgsgranit giebt jedoch nur
die Strecke zwischen Pechgrün und Hammerhäusern Aufschluss. Im Verfolg des
Gebirgsabhanges zwischen den genannten Orten hat man bei Pechgrün noch durchwegs
Gebirgsgranit, weiter östlich tritt unter dem in riesige Blockwerkmassen aufgelösten,
95
an vielen Stellen zu Steinmetzerarbeiten gewonnenen Gebirgsgranit der Erzgebirgs-
granit in seiner charakteristischen Ausbildung hervor, nimmt immer mehr an Aus-
dehnung zu, bis in der Nähe von Neu-Rohlau etwas westwärts der Erzgebirgsgranit
den ersteren ganz verdrängt hat. Charakteristisch und bezeichnend für die Alters-
verhältnisse ist das sich hier ergebende Verhältniss jedenfalls, indem der Gebirgs-
granit hier an dem Rande, wo er mit dem Erzgebirgsgranit zusammenstösst, gerade
auf letzerem aufgelagert erscheint, und auch nicht die mindeste Spur eines Über-
sanges des einen Gesteines in das andere wahrgenommen werden kann.
In dem genannten Gebiet herrscht in jeder Beziehung die Monotonie des
Gebirgsgranites, man ist nicht im Stande verschiedene Gesteinsbezirke zu unter-
scheiden, da alle Granitvarietäten innig zusammenhängen. Nur insoferne scheint
sich eine kleine Verschiedenheit bemerkbar zu machen, als man etwa gegen Westen
hin den grobkörnigen Porphyrgranit vorherrschend findet, wie dies Jokely bereits
erkannt hat (Jokely a. a. ©. p. 502), welchen man in einem stäten Zusammenhang
vom Wintersgrüner Berg bis auf den Absturz des Glasberges bei Silberbach verfolgen
kann, während mehr einwärts im Gebiet westlich von Neudek bei Thierbach, Oedt
n. s. w. mehr grobkörnige und gleichkörnige Granite vorkommen, die aber alle
innig mit jenem zusammenhängen.
Die Einförmigkeit des Ganzen wird nur am östlichen Rande, etwas unter-
brochen, wo es namentlich im Rohlauthale den Anschein gewinnt, dass sich mehr
weniger grössere Ramifikationen des Erzgebirgsgranites in den Gebirgsgranit ein-
schieben. Solche wären etwa der mauerartige Felsen am Nordende von Neudek,
weiter südlich von Thierbach ähnliche Vorsprünge, die aus lokalen Gründen. nicht
weiter verfolgbar sind, die jedoch sich, wie zahlreiche Blöcke verrathen, wohl bis
unterhalb Köstelwald an den Spitzberg bei Pechgrün streichen dürften.
Ein vielleicht ebenfalls auf eine Ramification zurückzuführendes Gebilde
ist die kleine Partie von Erzgebirgsgranit, welche den Föllabers südlich von Dotter-
wies, und dann einen kleinen Stock bei Sponsl nördlich davon bildet. Beide Partien
scheinen durch einen quer durchgehenden Riegel von Gebirgsgranit getrennt, sind
aber doch wohl im Zusammenhang. Auf dem Wege zwischen Schwarzbach und
Dotterwies sieht man den Gebirgsgranit überall in mächtigen Blöcken herum liegen,
während darunter der Erzgebirgische Granit in der Gestalt von gleichkörnigen,
glimmerreichen Gesteinen zum Vorschein kommt, und endlich zwischen Sponsl,
Scheft, Schwarzbach und Dotterwies die eine, dann südlich davon den gegen das
Braunkohlenterrain steil abfallenden, im übrigen Granit ziemlich scharf markirten
Föllaberg bildet, um dessen südlichen Absturz sich jedoch wieder im östlichen Zu-
sammenhang der Gebirgsgranit ausbreitet, so dass der genannte Berg stockförmig,
ohne irgend welchen Übergang aus dem umgebenden Gebirgsgranit herausragt.
2. Die östliche Gebirgsgranit-Partie.
Sie ist bei weitem kleiner als die westliche, ihre südliche Grenze wird
theilweise durch einen sich vorlegenden Ast des Erzgebirgsgranites markirt. Wenn man
das Salmthal von Lichtenstadt aus betritt, gelangt man durch den Pass zwischen
dem Glas- und Hochberg in die kesselartige Erweiterung des Thales bei Merkels-
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grün. Das Gestein der vorgenannten Berge ist Erzgebirgsgranit. Um Merkelsgrün
herum macht sich der Gebirgsgranit bemerkbar, welcher daselbst in mächtigen
Blöcken liegt. Die Grenze dieses Gesteines gegen das obengenannte wird durch
eine sehr ausgesprochene, von Ost nach West streichende Depression auffällig, welche
in ihrem Verlauf zwischen dem Hochberg und der Ullersgrüner Höhe hindurch
unterhalb Tiefenbach und Pfaffengrün an die Grenze gegen das Schiefergebirge
führt, und unter letzterem Dorfe dann längs den nordwestlichen und nördlichen
Gehängen des Wolfsberges gerade auf das Capuzinerhospiz Mariasorge, dann hinab
an die Werlsgrüner Häuser, und von da an der südlichen Grenze der weiten
Wiese bis an den Anfang des Modesgrundes an der Abertham Joachimsthalerstrasse
führt. Der Modesgrund bildet unterhalb Abertham bis gegen die Modesmühle die
Grenze, hier aber setzt das Gestein über den Grund, und lässt sich nach vielen
aus dem Moorboden von Unterfischbach aufragenden Blöcken bis wieder ins Salmthal
unterhalb Bärringen verfolgen, wo der Gebirgsgranit an der Strasse in einem Bruche
blosgelegt ist. Noch ehe man jedoch Bärringen erreicht, einige hundert Schritte
unter dem Försterhaus sieht man deutlich an der Strasse Erzgebirgsgranit in seiner
kleinkörnigen Form an der Strasse anstehen, so dass hier die nördliche Grenze
des Gebirgsgranites erreicht ist. Wie weit sich der Gebirgsgranit noch an dem
Abhang des Glasbergrückens auf der rechten Seite des Salmthales hinziehe, ist
sehr schwer zu bestimmen. Dort verhindert dichter Wald und mächtig gehäuftes
Blockwerk eine Durchforschung, es gewinnt aber den Anschein, als ob der Ge-
birgsgranit noch auf dieser Seite ein Stück, das Thal abwärts, etwa bis zur Barreuther
Brettmühle das Gehänge bilde. Nach dieser Begrenzung hat dieses Gebiet des
Gebirgsgranit eine etwa dreieckige Form, und wird auf mehr als der Hälfte vom
Erzgebirgsgranit umgeben.
Man kann sagen, dass ausschliesslich der grobkörnige Porphyrgranit das
herrschende Gestein ist; eine feinkörnige Modifikation dieses Gesteines ist mir
nicht bekannt geworden. Gleichwohl macht sich aber auch innerhalb des Gebietes
das Auftreten anderer Granite bemerkbar. Am nördlichen Abhang des Blössberges
unmittelbar am linken Gehänge des Modesgrundes beim Schlickenstollen steht Glim-
mersyenitporphyr in einer kleinen Kuppe an. Soweit man das Gestein nach Blöcken
verfolgen kann, bildet es einen OW streichenden Streifen, bis an die Joachimsthaler-
strasse, wo es in grobkörnigen Blöcken aufgehäuft liegt. Weiter bemerkt man, wenn
man den Blösberg von Norden her.ersteigt, sehr deutlich durch Blöcke markirt einen
Streifen von Erzgebirgsgranit, welcher in paralleler Richtung mit jenem den Ge-
birgsgranit zu durchsetzen scheint; unzweifelhafte, weil deutlich aufgeschlossene
Gänge des Erzgebirgsgranites treten bei der Barreuther Brettmühle im Salmthal
im Gebirgsgranit auf. Ebenso sieht man auf dem Wege vom Mittleren Kaff nach
Lindig einen solchen eirca 2 Meter mächtigen Gang, welcher in Stund 7—S im
Gebirgsgranit aufsetzt.
Ähnlich der Föllaberg-Sponsler Einlagerung tritt der Erzgebirggranit nord-
östlich von Lindig in Gestalt einer langgezogenen elliptischen Kuppe aus dem
umgebenden Gebirgsgranit heraus.
%
95
Es ist immerhin beachtenswerth, dass auch diese Granitpartie, ‘welche
der früher beschriebenen conform an den Erzgebirgsgranit angelagert ist, von
letzterem überhöht wird, und eine im wesentlichen südwärts gerichtete Lage der
Verbreitungsfläche zeigt.
3. Der Erzgebirgsgranit.
Zwischen den beiden Gebirgsgranitpartien, und nordwärts von ihnen durch
die Schiefergesteine schiebt sich wie ein breites Band der Erzgebirgsgranit hindurch.
Im Westen tritt er mit der Aschbergkuppe von Sachsen her in Böhmen ein, ver-
läuft dann über das hintere und vordere Silberbacher Thal am Eselberg gegen den
Spitzberg, dann an den Hartelsberg bis Frühbuss, bis wohin ihm im Südwesten
eine Fleckschieferzone folst, welche bei Schieferhütten dann wieder westwärts um
den Nordabfall des Gebirgsgranites umbiest. Vom Südfuss des Hartelsberges bis
ins Rohlauthal verwischt sich die Grenze des Gesteines, sie kann wenigstens nicht
sicher bestimmt werden und es lässt sich nur sagen, dass die Grenzlinie etwa
von obengenanntem Berg gegen Mittelberg um die Trinkseifen nach dem Rohlau-
thale läuft, wo sie von der Vereinigung des Trinkseifner mit dem Neuhammer-
Thal, dann bei Neudek zunächst am linken Rohlauufer bleibt. Hier sendet der Granit
nördlich von der Stadt den schon erwähnten mauerartigen Felsen und südlich da-
von den kahlen Rücken, des Calvarienberges als Ramifikationen gegen Südwesten
aus. Bis gegen die Hammermühle bleibt dann der Rohlaubach die Grenze, obwohl
es den Anschein hat, dass er schon weiter oben unter den Gebirgesgranit unter-
taucht, dann erscheint er in der oben beschriebenen Art bis im Norden von den
Rohlauer Teichen gemeinsam mit dem Gebirgsgranit, und von hier ab bleibt er nun
das herrschende Gestein der Granitpartien, welche im Zusammenhange oder vereinzelt
aus dem Braunkohlenterrain bis nach Karlsbad hin auftreten.
Es gehören dann hierher die Gehänge des Rohlauthales bis Altrohlau, dann
die Höhenzüge seitwärts von Putschirn, die Hügel bei Fischern und fast ausnahmslos
die Abhänge am linken Egerufer, nämlich unter der Vorstadt und dem Bahnhof
von Karlsbad bis nach Dallwitz resp. Egerbrück.
Von Altrohlau aber läuft die Grenze am Fusse des Hutberges über Schankau
an den Dallwitzbach, an dessen linkem Gehänge nach Sodau und von da nach
Norden gegen Grassengrün, bildet dann die niedrigen Höhen südlich der Lichten-
städter Teiche, in Gemeinschaft mit einigen Basaltkuppen, und wendet. sich in einem
weiten Bogen von da über Grossenteich um die Lichtenstädter Schottermulde nord-
westlich zurück bis Edersgrün, dann wieder östlich mit dem Fusse des Gebirges
über Lichtenstadt und bis gegen Tiefenbach, wohin der Hochberg nördlich von
Lichtenstadt seine Ausläufer noch erstreckt. Der. letztgenannte Berg bildet den
östlichsten Vorsprung. An seinem nördlichen Abfall biegt die Grenze um nach dem
linken Gehänge des Salmthales und verläuft nun wesentlich diesem entlang nach
Bärringen, wo der Granit etwa 200—300 Schritt unter dem Försterhaus sich östlich
über das Thal gegen Abertham hinzieht. Hier wird die Grenze durch Moor und
Wald vollkommen verdeckt, sie läuft aber offenbar unter dem Fischbacher Moor
etwas gegen Norden, und biegt dann am östlichen Abfall des Altenberges wieder
96
nach Westen, so dass sie das Bärringer Thal an der Aberthamer Strasse in der
Gegend der Kirche wieder übersetzt, und dann längs des Bergraum- und Schuppen-
berges, dann am Grabenberg und der Buchschachtel an die Landesgrenze verläuft.
Von Bärringen bis hierher ist der Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer der
Grenznachbar. Auf der ganzen östlichen Seite bis hinab an den Hochberg ist der
Gebirgsgranit, sodann das Schuttland und Braunkohlgebilde des Egerthales das
begrenzende Nachbargestein. Auch auf der westlichen Seite bildet der Gebirgsgranit
auf eine weite Strecke die Grenze, bis bei Schieferhütten Fleckschiefer und am Asch-
berg andere Contaktschiefer die Begrenzung bis nach Sachsen übernehmen.
Eine Vergleichung mit den orographischen Verhältnissen des Granitgebietes
ergiebt zunächst, dass die höchste Erhebung desselben dem Erzgebirgsgranit zufällt,
es ergiebt sich aber auch, dass in einer gewissen räumlichen Abgrenzung der Granit
mit Thälern zusammenfällt, so das Rohlauthal bei Neudek und das Salmthal. Auch
die nördlich von dem Gebirgsgranit auftretende Schieferbegrenzung ist eine be-
zeichnende, namentlich wird die bei Silberbach östlich tiefe einschneidende Fleck-
schieferzunge nun in ihrer Bedeutsamkeit erkannt, da sie hier die beiden Granite
in ihrem nördlichen Verlaufe von einander scheidet.
Schon aus den im petrographischen Theile aufgeführten weit zahlreicheren
Varietäten des Erzgebirgsgranites geht hervor, dass die Monotonie in diesem Ge-
biete weniger hervortritt als in den angrenzenden des Gebirgsgranites.
In der That haben diese Erscheinungen zu mancherlei Auffassungen geführt,
die namentlich etwas unklar wurden, sowie man den Gebirgsgranit nicht scharf
von dem grobkörnig porphyrartigen Erzgebirgsgranit trennt. Im Gebiete des Erz-
gebirgsgranites zeigt sich zunächst das Auftreten von feinkörnigen Gesteinen in
Gestalt von elliptischen Stöcken und gangförmigen Zügen. Im Allgemeinen herrscht
der grobkörnige Gebirgsgranit vor. Von Süden kommend jedoch wird man vorerst
im Gebiete des Egerthales die feinkörnigen Gesteine bis an den Fuss des Erzge-
birges ausgebreitet finden. Auch der Glas- und Hochberg bestehen noch, wie die
am Lichtenstädter Pass aufgeschlossenen Partien zeigen, aus dieser Gesteins-Varietät.
Aber schon weiter von ersterem Berg gegen Westen hin, also gegen Neudek zu
folgen grobkörnige Gesteine. Über den Rücken des Glasberges vom Wölflinger
Jägerhaus bei Bärringen wird man bei genauer Beachtung des Gesteines am Wege
eine wiederholt ostwärts gerichtete Wechsellagerung von feinkörnigem und grob-
körnigem Erzgebirgsgranit wahrnehmen, bis man dann im weiteren Verlaufe des
Gebirges nur mehr grobkörnigen Granit im östlichsten Gebiete antrifft. Dagegen
wird man im Verfolg dieses Gebirgsrückens auf der westlichen Seite südlich vor
Neuhammer um den Peinlberg wieder das feinkömige Gestein finden, welches hier
eine elliptische Contur zu haben scheint. Ebenso macht sich eine stockförmige
Einlagerung dieser Gesteinsabänderung zwischen dem Hartelsberg, Mittenbrand-
berg und den Hirschenstander Gebirge, d. i. um Frühbuss und Sauersack be-
merkbar, die zwischen den genannten Höhen eine flachmuldenförmige Depression
darstellt. Kleinere solche Gesteinslinsen, wie ich sie bezeichnen möchte, lassen sich
noch vielfach aus den Abänderungen des Gesteines erkennen, jedoch nicht fixiren.
Diese meine Erfahrung stimmt sowohl mit Jokely, als auch mit Prölls
überein. Ersterer wirft allerdings den porphyrartigen und grobkörnigen Gebirgs-
97
granit mit dem Erzgebirgsgranit zusammen, aber hievon abgesehen, und den Aus-
druck „Zinngranite* auf die feinkörnigen bezogen, stellen diese allerdings im
srobkörnigen concretionäre Massen dar, welche mit diesem umgebenden Gestein
durch alle möglichen Übergänge zusammenhängen.
Es geht aber aus dieser Darstellung ebenso gut hervor, dass man auch in
der Karte zwei resp. drei verschiedene Granite unterscheiden könne, nämlich
den Gebirgsgranit, dann den grobkörnigen und feinkörnigen Erzgebirgsgranit, wie
eben Prölls nach meiner Vermuthung letzteres Gestein auch kartographisch aus-
einander gehalten hat.
4. Die Granitpartien bei Platten und Hengstererb.
Obwohl diese Partien rings vom Schiefer umgeben werden, und im Schiefer-
gebirge eine untergeordnete Einlagerung bilden, glaube ich sie doch ihres engen
Zusammenhanges willen mit den benachbarten Graniten bei diesen erwähnen zu sollen.
Die Granitpartie von Platten und Hengstererb bildet ein Dreieck, welches
mit seiner Basis Ostwest streicht, eine Seite gegen die benachbarten Granite
kehrt, und in der dritten in einer west-nordwestlich-, ost-südöstlichen Richtung
begrenzt wird. Durch die Einsenkung zwischen Irrgang und Todtenbach zerfällt
sie in zwei ungleiche Hälften, die westliche bildet den grossen und kleinen Platten-
berg, den Hirschberg und zum Theil den Zottenberg bei Schwimmerich, die öst-
liche die Hengstererber Höhe.
Das herrschende Gestein ist porphyrartiger Erzgebirgsgranit, der nament-
lich auf dem kleinen Plattenberg einem Quarzporphyr sehr ähnlich wird, wofür ihn
wohl Jok&ely mag genommen haben. Trotz sorgfältigem wiederholtem Suchen habe
ich wenigstens dort keinen Porphyr angetroffen.
Das benachbarte Gestein ist auf der Süd-, West- und Nordseite der Plattner
Phyllit. An der Ostseite liegt das Todtenbacher Torfmoor, unter welchem nach
den Aufschlüssen auf der Irrgänger Rotheisensteinzeche der Phyllit noch weiter
fortstreicht.
Die hiedurch getrennte Hengstererber Höhe bildet zwischen Zwittermühl bis
Seifen das südliche Gehänge des Schwarzwasserthales. Am Wege von Zwittermühl
nach Iırgang stösst sie übrigens mit dem Plattenberg zusammen, und darf man den
hier zerstreut liegenden Granitblöcken trauen, so bildet der Phyllit unter dem Todten-
bacher Moor nur einen nordwärts ausgehenden Schieferkeil zwischen der hier zu-
sammenhängenden Granitmasse. Im weiteren Verlaufe der Grenze in ostsüdöstlicher
Richtung stösst der Granit zwischen Seifen und Hengstererb unmittelbar an die
Basaltdecke der Steinhöhe, ohne dass hier irgend eine Spur von den unterliegenden
antebasaltischen Gebilden, wie es irrthümlich in der von mir benützten Karte der
geol. Reichsanstalt dargestellt ist, zum Vorschein käme. Weiter folgen dann wieder
Phyllite und Glimmerschiefer, welche die Grenze im Westen und Süden bilden,
soweit eben die hier ausgebreiteten Moorlager eine Grenzbestimmung zulassen.
Als Fortsetzung der Plattner Partie besteht auch die Hengstererber Höhe
im Westen und Osten aus porphyrartigem Erzgebirgsgranit, während in der Mitte
um die Hengster grosse Binge das Gestein feinkörniger wird.
98
Getrennt von diesen beiden, im Norden vom Plattenberg tritt endlich die
kleine Kuppe des
Sandfels zwischen Schwimmerich und Streitseifen
L
inselartig aus den Phylliten heraus, welche sie rundherum umgeben. Der Granit,
welcher meiner Meinung nach eine grössere Ausdehnung hat, als es auf der Karte
der geol. Reichsanstalt angegeben ist, ist von den anderen wesentlich verschieden,
und fällt auf durch sein den Greifensteingraniten von Geyer sehr ähnliches Aus-
sehen auf der Nordseite, während südwärts bei Schwimmerich feinkörniges, dem
Kreuzberggranit von Karlsbad gleichendes Gestein ansteht.
5. Altersverhältniss der Granite.
Nachdem wir aus der vorstehenden Darlegung die Lagerung der im Erz-
gebirge herrschenden Granite kennen gelernt haben, müssen wir nothwendig aus
ihr eine Ansicht über ihr Alter abstrahiren.
Die gegenwärtigen Ansichten gehen etwas auseinander, umsomehr, wenn
man auf die seit Göthes Zeiten beachteten Verhältnisse von Karlsbad, welche als
Fortsetzungen der diesseitigen Gebilde natürlich dasselbe Gepräge zur Schau tragen,
ins Auge fasst.
Es ist hier nicht der Ort die verschiedenen Ansichten mit allen für und
wider des Weiteren auseinander zu setzen, welche von den Geologen seit beinahe
hundert Jahren über die Verhältnisse von Karlsbad aufgestellt wurden. Man findet
sie zusammengetragen in Hochstetters geolog. Beschreibung der Umgegend von
Karlsbad. Im Wesentlichen nehmen Hochstetter, Reuss und Jokely alle Granite als
gleichzeitige Bildung an, und erklären die Texturabweichungen als Ab-
kühlungsmodifikationen, Naumann dagegen (Vergl. Die Granite von Karlsbad. Neu,
Jahrb: f. Miner. u. Geol. 1869) hat die ältere Ansicht wieder aufgegriffen und sieht
in den Graniten auf einander folgenden Akte einer und derselben Bil-
dungsperiode.
Meine Erfahrung hat mich zu folgenden Ansichten geführt:
1. Es giebt zwei Granite, welche nicht durch Übergänge mit einander ver-
bunden sind, wenn sie auch in einer Modifikation einander sehr ähnlich werden; .
dies ist der im hereynischen Massiv namentlich im westlichen allgemein verbreitete
Gebirgsgranit, und der auf das Erzgebirge vorzugsweise beschränkte Erzgebirgsgranit.
2. Dieser letztere durchsetzt in einem breiten Streifen den am südlichen
Abhang des Gebirges auftretenden Gebirgsgranit, welcher in zwei Partien getrennt
wird, und unterteuft ihn, wie die Verhältnisse zwischen Pechgrün und Hammer-
häuser darthun, wobei der Bruchrand des Gebirgsgranites auf den Erzgebirgsgranit
zu liegen kommt,
3. Der Erzgebirgsgranit bildet im Gebirgsgranit stockförmige Massen, am
Föllaberg bei Sponsl, bei Lindig, wobei wieder zwischen Sponsl und Dotterwies
der Gebirgsgranit wie eine zersprengte Hülle in Blöcken auf dem ersteren liegt.
4. Der Erzgebirgsgranit wirft unzweifel-
hafte Gänge in den Gebirgsgranit, wie man
bei der Barreuther Brettmühle im Salmthal,
bei Lindig, u. a. a. O. sehen kann.
Alle diese Verhältnisse sprechen dafür,
dass der Gebirgsgranit das ältere
Gestein, und der Erzgebirgsgranit das
jüngere sein müsse, dass aber unter den
Gesteinsvarietäten des letzteren keinerlei
Altersverschiedenheiten stattfinden. Ganz ab-
gesehen wird hiebei von den feinkörnigen
und pegmatitischen Secretionsgraniten, welche
natürlicherweise als noch jüngere Bildungen
zu gelten haben, die aber hier gar nicht in
Betracht kommen.
6. Jüngere Eruptivgesteine im
Granit.
Den Granit durchsetzen als jüngere
Eruptivgesteine Phorphyre und Basalte. Von
den in den Schiefern zu beiden Seiten des
Granitgebietes auftretenden Dioriten findet
sich im Granit selbst keine Spur, obwohl
sie in nächster Nähe beim Mauritius-Zinn-
werk in Hengstererb aufsetzen, und bis
an den Granit zu verfolgen sind. Es geht
hieraus hervor, dass diese Gebilde älteren
Datums sein müssen, als der Granit.
Das Auftreten des Porphyrs ist ein
sehr untergeordnetes, und beschränkt sich
auf einige gangartige Gebilde Auf dem
Wolfsberg verfolgt man auf dem Fussweg
zwischen Ullersgrün und Mariasorg einen
ziemlich mächtigen Gang von blutrothem
felsitischen Porphyr, welcher hier im Granit
aufsetzt. Sein Streichen ist etwa Ostwest,
in der Hauptrichtung der Joachimsthaler
Porphyrgänge, der Gang lässt sich jedoch
wegen des Waldes nicht weit verfolgen.
Am Schuppenberg etwas südlich von
den Pachthäusern bei Platten fand ich einen
ziemlich grossen Block von rothbraunem
Porphyr, der unzählige faust — wallnussgrosse
Brocken von Erzgebirgsgranit umschloss,
Auruassargen *z “roporyospoeguog *T
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Graslitz
Glasberg
iss
99
100
woraus deutlich hervorgeht, dass der Porphyr auch hier im Granit aufsetzt. Nach
dem analogen Vorkommen, welches mir von Frühbuss bekannt wurde, wo gleichfalls
braunrother Felsit Granitpartien einschliesst, darf man annehmen, dass der Porphyr,
wenn auch nur in schmalen Gängen, bis mitten ins Granitgebiet hereinstreicht.
Weit verbreiteter ist das Auftreten der Basaltgesteine. Vor dem Ab-
hange des Gebirgs zwischen Heinrichsgrün und Lichtenstadt liegt eine Reihe von
kleinen Leueitoidbasaltkuppen, welche einer fast genau ostwestlichen Streichenslinie
folgen. Nördlich von Heinrichsgrün beginnt die Reihe mit dem Illmerberge,
dessen nach Süden gekehrte Steilseite durch einen Schotterbruch aufgeschlossen
den meilerartigen Bau dieses Berges aus gegen die flache Kuppe eonvergirenden
Säulen zeigt. Einige kleinere Kuppen folgen dann weiter östlich, die eine
zwischen Hermannsgrün und Scheft, die andere ein wenig westlich von letzterem
Dorfe unmittelbar am Wege nach Heinrichsgrün. (In der Karte der geologischen
Reichsanstalt nicht angegeben.) Diese sehr niedrigen Bühel zeigen weiter keine
bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten. Das Gestein ist in polyedrischen Stücken,
welche kurzsäulenförmige Anordnung verrathen, abgesondert. Weiter westlich folgt
dann die Basaltkuppe des Steinberges westlich von Voigtsgrün, dann die 3 Kuppen
im Westen, Osten und Norden von Tippelsgrün, denen noch weiter westlich einige
kleinere südlich von Edersgrün folgen. Hier schliessen sich dann die Ausläufer der
Duppauer Basalte an, welche südlich von Lichtenstadt bei huppelsgrün, Grassen-
grün und Grossenteich mit den Graniten zusammentreffen.
Obwohl diese kleinen Basaltkuppen ohne weiterer Bedeutung zu sein scheinen,
so erlangen sie doch durch ihre Anordnung und ihre gleichartige mikroskopische
Gesteinsbeschaffenheit (siehe oben) ein gewisses Interesse, denn sie scheinen eine
alte Bruchlinie, auf welcher sie hervordrangen, zu markiren, welche zur Hebung des
Erzgebirges in einiger Beziehung stehen könnte, da sich mindestens bei Tippelsgrün
das Gebirge unmittelbar dahinter erhebt.
Isolirt und rings vom Granit umgeben erhebt sich südlich von Abertham die
basaltische Doppelkuppe des Blösberges mit den drei Brüdern. Der Nephelinbasalt
dieser Kuppen stellt eine südwärts geneigte Masse dar, insoferne an der Nordseite
der Basalt nur verhältnissmässig wenig aufragt, dagegen von Süden her sich aus
mächtigen, in der Ostwest gerichteten Scheitellinie convergirenden Säulen auf-
baut. Auf dieser Seite reicht der Basalt herab bis Oberkaft, und es scheint,
als ob aus der Spalte, welche heute die gemeinsame Scheitellinie markirt,
der Basalt seimen Abfluss etwa gegen Südwesten genommen habe, da nach dieser
Richtung das Gestein am weitesten verbreitet erscheint. In dieser Richtung liegt
eine kleinere, ganz im Wald versteckte Basaltkuppe weiter gegen Merklesgrün und
Salmthal zu, die Mühllaithen, welche wohl mit dem Blösberg in Verbindung
sein mag. x
Unzweifelhaft stehen mit der Blösbergkuppe Gänge in Verbindung, welche
unterirdisch das Gebiet durchziehen, und wohl selbst die im Glimmerschiefer
gelegenen Jugelstein und Pfaffengrüner Kuppe können damit in Zusammenhang ge-
bracht werden. Im Granit westlich von Pfaffengrün fand ich auf einem Eisenstein-
schurf Nephelinbasaltblöcke, welche aus dem Baue stammten, die darauf hindeuten,
dass in dieser Richtung das Gestein unterirdisch fortsetzen mag.
101
7. Krystallinische Schiefer im Granit.
Insuläre Schiefermassen, wie sie häufig im Kaiserwaldgebirge dem Granit
aufgelagert sind, kennt man im böhmischen Antheil des Erzgebirges nur an einer
einzigen Stelle. Nördlich von Neudek und östlich von Hochofen finden sich in
den Lehnerstauden oberhalb der Rabenberghäuser zahlreiche Blöcke von Contact-
eneisglimmerschiefer verstreut und auf den Feldrändern zusammengehäuft. Sie
deuten darauf hin, dass hier eine Partie des umgebenden Glimmerschiefers beim
Aufbruche des Granites mit eingeschlossen worden sei. Über die Lagerung des
Gesteines kann man sich jedoch keine Auskunft verschaffen, da dasselbe nirgends
ansteht. Die räumliche Verbreitung desselben ist gegen das Granitgebirge ver-
schwindend klein zu nennen, doch lässt sich aus naheliegenden Gründen auch hier
keine genaue Grenze markiren.
Es lässt sich auch nicht erkennen, ab diese Schieferscholle ganz oder
zum Theile eingeschlossen war. Dem Gebirgsbaue nach dürfte das erstere der
Fall sein.
Auffällig ist wohl auch der Umstand, dass bei den Rabenberehäusern, wie
weiter oben schon bemerkt, einzelne Blöcke von Gebirgsgranit mitten im Erzgebirgs-
sranit vorkommen, was offenbar darauf hindeuten könnte, dass auch dieser s. Z.
als Einschluss an diese Stelle gelangt sein möchte.
$S. Verhalten der Granite zum Schiefergebirge.
Der Granit wird vom Schiefergebirge — abgesehen von der Bruchlinie
des Egergebietes, — wie ein Kern von eimer Schale umgeben. Man sieht (die
normal nordeinfallenden Schichten sich in der Nähe des Granites allgemach m eine
Richtung drehen, deren Streichen der Grenze (des Granites endlich ganz conform
wird. Dies ist namentlich auf dem westlichen. Gehänge zu bemerken. “Anders ge-
staltet sich dies auf dem östlichen, wo die Streichungrichtung des Glimmerschiefers
zwischen Bärringen und Platten senkrecht auf dem Granit steht, und sich erst
weiter nördlich in die des Granites dreht. Ebenso zeigen die Verhältnisse um die
Erzgebirgsgranitkuppen von Platten und Hengstererben, dass im Westen und Süden
derselben die Schiefer ihnen zufallen und nördlich und zum Theil östlich davon
abfallen.
Letzterer Umstand hat Jokely zur Ansicht geführt. dass die Schiefer unter
die Kuppen bei Platten darunter fallen. Über das Verhältniss der Schiefer zum
Granit an diesen Stellen giebt lediglich das Verhalten der Schichten im Blasius-
stollen bei Hengstererben Aufklärung, den ich zu diesem Zwecke wiederholt be-
fahren habe.
Dort sieht man, dass die Schiefer auf den ersten Lachtern ein sehr regel-
mässiges Einfallen noch Norden haben, wobei sich die Schiefer nach und nach von
45°, in 50°, 60°, 65° aufrichten. Dann aber zeigen die Schiefer durch eine sehr
verworrene Lage die Wirkung seitlichen Druckes, welche bis auf die 200 Kltr. an
die Grenze des Granites reicht, an welcher Stelle eine sehr sorgfältige Unter-
suchung dargethan hat, dass die Schieferungsrichtung des Gesteines abgewendet,
daher also die wahre Schichtung eine südwärts gerichtete sei.
102
Aus diesen Verhältnissen lässt sich schliessen, dass die Schiefer dort von
zwei Seiten zu verschiedenen Zeiten in ihrer Lage beeinflusst wurden. Die früher
durch den Gebirgsgranit gegen Norden geneigten Glimmerschiefer wurden, nach-
dem sie ihre Stellung erlangt hatten, neuerlich durch den Erzgebirgsgranit zurück-
gestaucht, und es spricht eben dieses Verhältniss auch für das jüngere Alter der
Erzgebirgsgranite. Anderseits konnte die zwischen Bärringen und Platten vom
Granit erfasste Schieferecke wegen ihrer Einkeilung kaum eine dem Eruptivgestein
angepasste Lagerung annehmen.
9. Altersverhältnisse des Granites zum Schiefergebirge.
Angesichts des Umstandes, dass die Schieferschichten, wie an anderem gehö-
rigen Orte gezeigt wird, in der Berührung mit dem Granit eine solche Lagerung an-
nehmen, dass dieselbe in offenbare Abhängigkeit zum Granit gebracht werden muss,
demnach das ganze Schiefergebirge als durchsetztes zum Granite als durchsetzendem,
sich als älteres zum jüngern Glied verhält; wird zunächst wohl fraglich sein, ob
wohl auch beiden Graniten diese Rolle zuzuschreiben sei, oder ob etwa nur einer
derselben nach der Bildung der Schiefer zum Durchbruch gelangte.
.Der zu beiden Seiten des Erzgebirgsgranit gelegene Gebirgsgranit hat in
keinerlei Weise bisher irgendwo einen Einschluss von umgebenden Gestein gezeigt,
dagegen zeigen sich gewisse Verhältnisse, wie die nach Westen fallenden Quer-
klüfte im Granit von Katzenfels und Mückenbühlberg bei Gryaslitz, als ob dieses
Gestein durch den ihn unterteufenden Erzgebirgsgranit mit gehoben worden sei.
Anderseits aber kann man freilich wieder die bei Abertham durch den Gebirgs-
granit nordwärts gestellten Schiefer als bezeichnend dafür anführen, dass derselbe
gleichfalls als jünger als die Glimmerschiefer aufgefasst werden müsse. Einen
wesentlich für das Alter desselben sehr bezeichnenden Umstand aber findet man
darin, wenn man die beiderseits vom Gebirgsgranit im Glimmerschiefer und Thon-
glimmerschiefer von Werlsgrün und Grünberg auftretenden Gänge von Granitporphyr
als dem Gebirgsgranit angehörig betrachtet, dann stellt sich das höhere Alter der
Schiefer ausser Zweifel.
Anders ist es jedoch beim Erzgebirgsgranit. Ihn finden wir unzweifelhaft
jünger als das Schiefergebirge durch den Umstand, dass sich im grobkörnigen
Aschberggranit Einschlüsse von Schiefern finden, sowie durch den Umstand, dass
mitten darin die Schieferscholle von Lehnerstauden bei Neudek liegt. Anderseits
sind verschiedene wirkliche Gänge dieses Gesteines bekannt, welche die Schiefer
durchsetzen, wie deren der Blasiusstollen bei Hengstererb überfährt. Lässt sich
nun, wie es im Vorstehenden geschehen, erkennen, dass der Erzgebirgsgranit jünger
sei als der Gebirgsgranit, so dürfen wir wohl eine längere Dauer für die Granit-
bildung in Anspruch nehmen. Der Beginn derselben fällt offenbar in die Zeit
nach dem Absatz der Thonglimmerschiefer. Da aber nachweislich auch die Urthon-
schiefer, und selbst die ihnen aufgelagerten Hohensteinschiefer eine solche Neigung
haben, dass ihre Ablenkung von der Horizontalität auf die Wirkung des auf-
tretenden Granites zurückgeführt werden kann, so muss die letzte Granitbildung
offenbar in die Zeit nach der Ablagerung «der cambrischen Schiefer gesetzt werden.
103
Nach den Beobachtungen von Andrian (Jahrb. geol. R. A. 1863 p. 168 ft.
und 200) sind die Granite von Mittelböhmen durch Einschlüsse von cambrischen
Schieferbrocken als jünger als diese Gebilde gekennzeichnet. Es scheint also die
Annahme berechtiget, dass die Granite des Erzgebirges, zum mindesten die
jüngeren mit den mittelböhmischen gleichen Alters sind.
Dagegen geht wieder aus dem Umstande, dass der Gebirgs- und Erzgebirgs-
granit von Porphyren durchsetzt wird, unwiderleglich hervor, dass die Granit-
bildung vor dieser Zeit abgeschlossen war, also zum mindesten vor der Dyasperiode,
wenn man den erzgebirgischen Porphyren das Alter der Zwickauer Gesteine zu-
schreiben will, zum Abschluss gebracht worden war.
3. Capitel.
Erzführung des Granites.
Die Erzführung des Granites beschränkt sich auf das Vorkommen von
Zinnstein, Magneteisen, Rotheisen und Braunstein. Jokely führt an, dass man der
Sage nach auch Gold gewonnen habe, u. z. bei Unter-Rothau, Graslitz und bei
Joachimsthal und Platten sollten Spuren davon vorgekommen sein. Es ist offenbar die
Möglichkeit hiezu vorhanden, und es ist bekannt, dass in Sachsen aus der Mulde an
mehreren Stellen Gold gewonnen wurde, etwas sichereres als die Nachrichten aller-
dings glaubwürdiger Chronisten lässt sich jedoch dafür nicht auffinden.
Johannes Mathesius erwähnt in der Sarepta wiederholt das Vorkommen
von Goldflittern und Körnern in Zinnseifen. (Sarepta 1565 fol. XLI u. OXXXIX.)
Ausführlich schreibt Chr. Lehmann in seinem „Historischen Schauplatz derer
natürlichen Merkwürdigkeiten in dem meissnischen Oberen Erzgebirge,“ Leipzig
1699 p. 42: „Goldkörnichter Sand, welcher meistentheils am Kühnbach über
der Zwittermühl gegen Gottesgab anzutreffen, dann daselbst ein Goldgang vermuthet
wird, welcher aber bis dato wegen des flachen und wassernöthigen Gebirges niemals
erschürfet werden können. Ingleichen auf der Plätten im Grunde bei der Farb-
mühlen und den drey Fischteichen hinauf hat man im Seifen viel Goldsand-Körner
und Flietschen, ja unter dem Zienstein als gefeilten Messing gefunden, welcher
Goldschliech dann das Zien etwas gilbicht gemacht, und ist dennoch niemand ge-
wesen, der vermocht Gold vom Zien zu scheiden. Im Grund ist ein Forellen
Bächlein; auratum rivulus (? Der Goldbach bei Goldenhöhe ®9)* ...
Die Lagerstätten der anderen Erze sind in ihrem Charakter sehr von einander
verschieden, entsprechen aber im Wesentlichen den im sächsischen Antheil des
Erzgebirges vorkommenden, in grosser Ausführlichkeit von den sächsischen Berg-
leuten und Geologen beschriebenen Lagerstätten, welche zu einer Zeit abgefasst
werden konnten, da der Bergbau in weit grösserem Flor stand als gegenwärtig.
Über unsere böhmischen Verhältnisse eine ausführliche Darstellung aus
eigener Anschauung geben zu können, ist gegenwärtig für die meisten Vorkommnisse
unmöglich, da an sehr wenigen Stellen noch der Bergbau im Umgang ist, und es
bleibt nichts übrig, als zur Vervollständigung der Darstellung auf verlässliche
104
Gewehrsmänner zu greifen. Es wird mir mit ihrer Hilfe wenigstens möglich die
an verschiedenen Orten gemachten Bemerkungen zu verallgemeinern.
Wir beginnen mit Betrachtung der Zinnsteinlager als den ältesten Gebilden.
1. Die Zinnsteinlager.
Es ist zunächst eine feststehende Erfahrung, dass das Vorkommen von
Zinnstein eine besondere Eigenthümlichkeit des Granites ist. Denn wenn auch
bekannt ist, dass auch in den den Granit umgebenden Schiefern Zinnsteingänge
auftreten, so bilden diese gewissermassen nur die Fortsetzung der im Granit
eingelagerten Massen, was schon daraus hervorgeht, dass derlei Zinnsteingänge
im Schiefer niemals weit fortsetzen. Es ist ferner eine bestimmte Thatsache, dass
sich nur gewisse Granite, und zwar die von mir als Erzgebirgsgranite bezeichneten
Gesteine als zinnsteinführende Bildungen erweisen, während der Gebirgsgranit
vollkommen frei von jeder Spur von Zinnstein ist.
Das Zinnerz kommt im Granit in gangartigen Gebilden vor, welche an ein
bestimmtes Ganggestein gebunden erscheinen, nämlich an das sogenannte „Zwitter-
sestein“ und das Greisengestein. Die Zinnsteingänge sind insoferne von anderen
Erzgängen verschieden, als man bei ihnen weder Besteg noch Salband unter-
scheidet, der Zinnsteingang vielmehr eben da seine seitliche Begrenzung erfährt,
wo er eben aufhört Zinnstein zu führen, und in seiner Richtung durch eine Kluft,
und dieser parallel die Anordnung des Erzes bestimmt wird. Derselbe besteht aus
imprägnirtem Greisen oder Quarzgestein, dem eigentlichen Zwittergestein, und
schnürenartigen, seltener putzenartigen Einlagerungen von Zinnstein. Dergleichen
Anreicherungen, welche stellenweis in der Mitte der Gänge liegen, zuweilen sich auch
gegen die äussere Begrenzung hin wiederholen, nennt der Bergmann „Handstein“.*)
Diese Gebilde, welche sich oftmals neben einander wiederholen, und mit
ähnlichen sich schaaren, bilden innerhalb des Erzgebirgsgranites stockwerkartige
Lager, und sind von jeher an vielen Stellen durch den sogenannten Stockwerks-
bergbau ausgebeutet worden, welcher vielerorts durch zu Bruche gehen Veranlassung
mächtiger Bingen war, anderseits aber auch einen höchst eigenthümlichen Abbau
veranlasste, welcher darin bestand, dass man zur Gewinnung des Zwittergesteines
Schacht neben Schacht im Streichen des Lagers abteufte, jenachdem man gegen
die Teufe vom Wasser vertrieben wurde.
Der Umstand, dass auch hier sich erweist, dass die Gänge an den Scharungs-
punkten sich veredeln, hat die Alten bereits veranlasst an solchen Punkten zu bauen,
weshalb man derlei Stellen gewöhnlich durch mächtige Verhaue gekennzeichnet findet.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass es namentlich zwei Richtungen giebt, welchen
die Gänge folgen, so dass dieselben in stehende und flache, in Morgen- und Spat-
gänge zerfallen, von denen die ersteren die älteren, weil durchsetzten sind.
*) Sehr bezeichnend schildert Joh. Mathesius (Sarepta fol. OXNXIX.) das Verhalten der
Zinnerzgänge : „Solche zyn bergwerck aber habe eins theils streychende genge, welche
zwar allein nichts sonders thuen, es fallen denn geschick oder gefehrt darzu, wie in der
roten gruben auffn hengst, da der gang an jm selber kaumet einer donen oder pret
breit ist vnd wirfit doch einen bauch in die vier lachter.“
105
An accessorischen Mineralien sind die granitischen Zinnerzlagerstätten arm,
es sind mir nur folgende Mineralien bekannt geworden: Turmalin vom Hengst,
Plattenberg, Bärringen, Neuhammer, Hirschenstand, Sauersack, Topas vom Platten-
berg, Uranglimmer vom Mauritius, Pyrit und Arsenikkies vom Mauritius. Jokely führt
noch an Amethyst, Eisenglanz, Magneteisen, Braunstein, Titaneisen, Wolfram,
Kupferkies.
Gegenwärtig ist der Betrieb des Zinnbergbaues fast ganz eingeschlafen.
Meines Wissens besteht nur noch eine Zeche, es ist dieses die Grube St. Mauritius
bei Hengstererb, eine andere bei Hirschenstand ist jüngst eingestellt worden.
Über das, was von älteren Bauen auf Zinnstein im böhmischen Erzgebirge
bekannt wurde, hat bereits Jokely a. a. OÖ. einen umfassenden Bericht gegeben.
Da dieselben nun nicht mehr zugänglich, ist es auch, glaube ich, hinreichend,
auf das hinzuweisen, was Jokely über diese Baue nach den Mittheilungen des
damaligen Neudeker Bergverwalters Ullmann dort mittheilt.
Einen schätzenswerthen Aufsatz über die Zinnerzlagerstätten im böhm.
Erzgebirge hat F. Jantsch in der Zeitschrift des montanistischen Vereins für das
Erzgebirge 1865 p. 65 ff. unter dem Titel: „Einiges über das Vorkommen des Zinn-
erzes in Böhmen, und über die geognostischen und bergmännischen Verhältnisse
der Zinn-Industrie von Schlasgenwald“ veröffentlicht.
Ich beschränke mich darauf das von mir selbst Gesehene in möglichster
Ausführlichkeit und im stäten Vergleich mit anderen ähnlichen Vorkommnissen
mitzutheilen, um die grössere oder geringere Übereinstimmung der Gebilde deutlich
zu machen.
Als besonders reiches Zinnerzlager war von Alters her die Plattner Granit-
insel bekannt. Der einst blühende Bergbau ist noch gegenwärtig erkenntlich an
den möchtigen Bingen und Verhauen, welche man in dieser Gegend voıfindet. Die
Werke zerfallen in zwei Gruppen, in die Hengster und die Plattner. Jene be-
standen aus zwei verschiedenen Werken: das Zinnwerk am vordern Hengst und
die Mauritiuszinnzeche. Das erstere und die Plattner Baue sind gänzlich verfallen.
Das Zinnwerk St. Mauritius bei Hengstererb.
Von den vielen Zinnbergwerken, welche im 16. Jahrhundert den Wohlstand
der Bevölkerung des Erzgebirges bedingten, ist gegenwärtig nur, noch ein ein-
ziges in etwas schwunghaftem Betrieb, es ist dieses die St. Mauritiuszeche bei
Hengstererb, (lermalen im Besitze der Herren Tröger. Da über die Verhältnisse der
Zinnerzlagerstätten auf dem böhmischen Erzgebirge wenig bekannt ist, indem nur
wenige Notizen hierüber von Joseph Florian Vogl, Jokely und nach ihnen von
Cotta gegeben wurden, habe ich mir es angelegen sein lassen dieses Vorkommen
ein wenig näher in Betracht zu ziehen, um eine etwas ausführlichere Schilderung
davon geben zu können.
Von den zahlreichen Zinnbauen, welche am Hengst 1545 eröffnet wurden,
zeigen noch unendlich viele grosse und kleine Bingen, welche den ganzen südlichen
Abfall der Hengstererber Granithöhe bedecken. Gegenwärtig noch im Baue'ist nur
vorstehend genannte Grube, welche durch den 76 Meter tiefen Mauritiusschacht und
106
den auf 720 Meter vom Füllort getriebenen Blasiusstollen befahren werden kann.
Letzterer, welcher den besten Aufschluss über die Verhältnisse giebt, ist bis an
die 379 Meter in Glimmerschiefer getrieben, welcher Anfangs gegen Nord einfällt,
dann sich nach und nach aufrichtet, und an der Gränze deutlich vom. Granit
abfällt. An mehreren Stellen bemerkt man Granit- und Quarzgänge, welche in
OWstreichen den Schiefer durchsetzen. Unmittelbar an der Berührung zeigt der
Schiefer eine eigenthümliche Veränderung, welche als Contacterscheinung aufgefasst
werden muss. Er erscheint nämlich fester, gneisartig und zeigt in lichtem Grunde
rothe, scharf umschriebene Flecken von unregelmässiger Gestalt, welche man auf
dureh den Contact partiell coneretionirtes Eisenoxyd zurückführen kann. Der nun
folgende grobkörnige Granit führt noch kein Erz, erst in einiger Entfernung. tritt
die Erzführung mit einem geänderten Gestein auf.
Die Zinnsteingänge folgen zwei Streichungsriehtungen oder Gangzügen: der
erste, der Mauritiushauptgang, streicht zwischen Stund 1—2, und besteht aus einer,
einer mittleren Kluft (Gangrichtung) folgenden, in W fallenden Masse, welche den
Zinnstein putzenförmig führt (Handstein), und daher bald ärmer bald reicher
erscheint. Der in solchen Putzen auftretende Zinnstein ist in kleinen, etwa hanfkorn-
srossen Individuen in Gilbertit ähnliches Steinmark reichlich eingelagert. Die Gang-
masse selbst hat kein Salband, und hängt innig mit dem imprägnirten Neben-
gestein zusammen, welches als sogenanntes Zwittergestein eine stockwerkförmige, in
den grobkörnigen Granit eingelagerte Masse darstellt. Das Zwittergestein ist offenbar
eine Varietät des Granites. Es ist ein quarziges Gestein, welches deutlich einzelne
Quarzkörner in der oben beim Granit beschriebenen Form ausgeschieden enthält,
es führt in der Regel öhlgrünen Talk, seltener seladongrüne Massen wahrscheinlich
von Turmalin herrührend, und ist von rauchgrauer, oder lichter durch den Talk
grünlicher Farbe, Feldspath erkennt man darin nicht, wohl aber hie und da speck-
steinähnliche Massen, welche vielleicht von zersetzem Feldspath herrühren. Glimmer
habe ich nicht beobachtet, und hierin liegt der wesentliche Unterschied dieses
Quarzgesteins vom Greisen, wesshalb auch Jokely hiefür den Namen Talkgreisen
einführt. Der Zinnstein erscheint in einzelnen kleinen Nestern eingestreut, die,
‚je weiter das Gestein vom Gang abliegt, desto feiner werden. Dasselbe führt
ausserdem feine, mit freiem Auge nicht unterscheidbare Partikeln von Magneteisen,
Eisenglanz und Kiesen, namentlich Arsenkies. Da das imprägnirte Nebengestein
eines Ganges mit dem des anderen zusammenfällt, so bildet die Zinnlagerstätte
eine langgestreckte Masse, welche auch in ihrer Gänze abgebaut wurde, und
noch abgebaut wird, indem man eben das Gestein soweit herausnimmt, als die Im-
prägnation reicht.
Den Mauritiushauptgang durchsetzt unter Stund 11—12 der Zinngräbner-
gang, ein Ähnliches, jedoch weit schmäleres Gangsystem, welches jedoch viel erz-
reicher ist. Das Erz, das ebenfalls Putzen bildet, liegt hier in lockerem, speckstein-
ähnlichen Steinmark, das oftmals viel Eisenoxyd führt, daher ganz roth erscheint.
Eine Anreicherung an der Scharung ist ebenfalls beobachtet worden. Das Zwitter-
stockwerk wird von Spalten durchsetzt, welche von Quarz ausgefüllt sind, der oftmals
in grossen Individuen auskrystallisirt ist. Zuweilen zeigen diese Individuen dicke
Überzüge von kleintraubigem rothem Eisenkiesel. An den Scharungspunkten dieser
107
Klüfte zeigt sich auch eine Anreicherung, und erscheint nicht selten der Zinn-
stein in ganz hellem Quarz sehr reichlich eingewachsen.
Bemerkenswerth ist noch das Auftreten eigenthümlicher oben Seite 24
beschriebener Gebilde auf derlei Klüften, welche aus Turmalin und Orthoklas
bestehen. Zwischen und um diese Gebilde sieht man das Zwittergestein reichlich
Zinnstein führen. Zuweilen erscheint auch Quarz und Orthoklas als Ausfüllung,
dann zeigt letzteres Mineral in Drusen die Adularform. *)
Das Stockwerk wird übrigens von einem etwa 2 Fuss breiten Gang von
feinkörnigem Granit, welcher scharf gegen das Nebengestein absetzt, in OWstreichen
durchsetzt, dieser Granitgang, welcher auf einer Strecke verfolgt wurde, ist taub,
oder scheint nur, wie man aus alten Bauen schliessen könnte, in den oberen Teufen
erzführend gewesen zu sein.
Den Erzadel hat man auf 208. Meter Teufe anhaltend gefunden. Jedenfalls
setzte das stockwerkförmige Gebilde gegen oben, wohl selbst oberirdisch fort, und
wurde anfänglich, wie dies auch anderwärts geschah, von Tage abgebaut, anderer-
seits stammt auch der am südlichen Abhang gelegene, in reichlicher Menge im
Seifenland vorkommende Zinnstein von derselben Fundstätte.
An Mineralien, welche sonst ausser den genannten den Zinnstein begleiten,
ist die Lagerstätte sehr arm, nur das Vorkommen von Chalkolith und Uranit in
hübschen Krystallen auf den Gangklüften, ist noch zu erwähnen.
Es scheint interessant hier einige Vergleiche mit anderen Zinnerzlager-
stätten anzuknüpfen, welche ebenfalls stockwerkförmig gelagert sind. Vergleicht
man die von Stelzuer (Die Granite von Geyer und Ehrenfriedersdorf pag. 42)
gegebene Beschreibung des Erzvorkommens vom Geiersberg bei Geyer, so findet
man an beiden Orten grosse Übereinstimmung. Im Stockwerksgranit von Geyer
sind die 0:65—10 Centimeter mächtigen, unter sich parallelen Gänge ganz so
zu Zügen vereiniget, wie ich dies vorstehend von Mauritius darstellte. Die
dort citirte Beschreibung des Geyer'schen Erzes von Charpentier kann ebenso
gut auf Mauritius passen. Sie lautet: „Was aber den Gängen des Geyer’schen
Stockwerkes ganz eigenthümlich ist, und sie von allen bisher beschriebenen
merklich unterscheidet, ist, dass allemal, wenn die Gänge mit Erz erfüllt sind,
und nicht aus reinem Quarz allein bestehen, das Nebengestein auf beiden
Seiten des Ganges 3, 6, 8, und mehrere Zoll breit ganz verändert ist, und
aus sogenannten Zinnzwitter besteht. Man sieht nicht das Geringste mehr von
Feldspath. Die ganze Masse ist alsdann derber, körniger Quarz mit inliegenden
kleinen Theilchen von Zinnstein, Arsenikkies und allen den Erzen, die man
in dem dazwischenliesenden Gange in grösseren und reineren Theilen findet.
Es ist unmöglich die Grenzen aus dem weissen Quarz in den grauen, woraus
der Zinnzwitter besteht, und aus diesem wieder in den darauf kommenden
Granit zu bestimmen, so unmerklich verläuft sich das eine in das andere. Desto
deutlicher aber zeichnet sich der Gang, der anliegende Zinnzwitter, und das darauf
kommende taube Gestein, der Granit, von der verschiedenen weissen, dunkelgrauen
röthlichen Farbe aus.“
*) Auf pag. 24 bitte ich die Combinationsformel zu corrigiren in aP.oP—®Po,
108
Das Eine aber muss, so genau auch diese Beschreibung hier zu passen
scheint, doch hervorgehoben werden, dass der Glimmer ganz vermisst wird, welcher
im Geyerschen Gestein eine Rolle spielt, während wir hier Talk seine Stelle ein-
nehmen sehen, dessen Vorkommen von Stelzner dort nicht einmal erwähnt wird.
Einen weiteren Unterschied kann man im Fehlen des sogenannten Stock-
scheiders finden, wie ihn Geyer zeigt, und wie ich ihn auch am Huberstock bei
Schlaggenwaldl erkannt habe. Da sich aber nach Stelzners Mittheilung a. a. O.
p. 30 herausgestellt, dass dergleichen Stockscheidermassen gegen die Tiefe hin
abnehmen und endlich verschwinden, so wäre hier keine Ursache vorhanden, dass
man nicht das einstige Bestehen eines solchen Gebildes annehmen könnte, welches
in Folge der Erosion verschwunden ist.
Eine Vergleichung mit dem Altenberger Stockwerk (Cotta, die Lehre von
den Erzlagerstätten II p. 14 ff) zeigt auch einige Analogien. Auch hier ist eine
vorherrschend dunkle quarzige Masse der sogenannte „Stockwerksporphyr“ das
Gestein, welches den Zinnstein führt und welches von einem dem Erzgebirgsgranite
entsprechenden feinkömigen Granit begleitet wird; auch Quarzgänge werden von
dorther beschrieben, welche die Masse durchsetzen, aber darin liest wohl ein
bemerkenswerther Unterschied, dass zu Altenberg das Zinnerz und seine Begleiter
sanz fein in dem Gestein vertheilt sind („deutlich erkennt man nur den Quarz,
welcher in der feinkörnigen Hauptmasse oft grössere Körner, aber ohne Krystall-
form bildet.“ Cotta). Auch dieses Gestein ist dadurch, dass es statt Glimmer
Chlorit führt, vom eigentlichen Greisen verschieden.
Von den weiteren auf Böhmen fallenden Zinnerzlagerstätten können wir
nur Schlaggenwald in Betracht ziehen, da das Auftreten des Zinnsteins in echten
Gängen zu Graupen und Zinnwald einen Vergleich ausschliesst.
Nach den trefflichen Darstellungen des Zinnvorkommens in Schlaggenwald
durch Rücker (Jahrbuch geol. R. A. 1864. 311 ff) ähnelt allerdings das Auftreten
des Erzes an beiden Orten, jedoch fallen auch entschiedene Unterschiede an
beiden Orten auf. So beschreibt Rücker den Huberstock pag. 313 folgender
Massen: „Er besteht der Hauptsache nach aus dem vorbeschriebenen Zinn-
granit, welcher meist sehr mächtige Greisenputzen (kleine Stöcke im Haupt-
stock) einschliesst, welcher Greisen sich von dem Zinngranite durch einen gänz-
lichen Mangel an Feldspath und durch das vorwaltende Auftreten von Quarz und
einer grossen Anzahl Mineralien unterscheidet, oft tritt der Glimmer nahezu gänz-
lich zurück, und der Greisen bildet dann eime dichte, feinkörnige, krystallinische
Masse aus Quarz, Zinnstein, Wolfram ete., ferner durchschwärmen den ganzen
Stock eine grosse Menge von Quarzegängen.
Abbau würdig waren und sind die Greisenpartien nicht, aber der eigent-
liche Zinngranit. Das Zinnerz ist in den Massen in der Regel fein eingesprengt,
so dass es mit freiem Auge oft gar nicht wahrgenommen werden kann, doch
eoncentrirt es sich oft zu Schnüren, Nestern und Putzen.“
Aus dieser Mittheilung ergiebt sich zur Genüge, welche Analogien und
Differenzen sich hier herausstellen. Unter letzteren hebe ich nur heraus den
Reichthum an Mineralien, das Greisenvorkommen, während sonst anderes mit
mit Mauritius in Übereinstimmung wäre. Ich erwähne übrigens noch, dass mir ein
109
Handstück von der ärarischen Mariaschönfeld-Zeche vorliegt, das von einem Gang
im Gneise stammt und einer dort gelagerten Greisenputze angehörte (Rücker a. a.
0. 317), welches in seinem Äusseren nur dadurch von einem Gangstück von Mau-
ritius verschieden ist, dass dort Glimmer vorhanden ist, welcher hier fehlt. Den
Hauptunterschied zwischen hier. und Schlaggenwald findet Jantsch a. a. ©. p. 75
darin, dass die Gänge hier ausschliesslich im Granit aufsetzen.
Dass sich im Gebiete des Erzgebirgischen Granitstockes dieselben Bil-
dungen wiederholen, daran ist wohl kein Zweifel, leider ist der Zinnbergbau
auf böhmischer Seite bis auf Mauritius ganz eingeschlafen, nur der von Jokely
a.a. O. näher beschriebenen Zirchzeche bei Hirschenstand kann ich noch erwähnen,
da die dort mitgetheilten Details den von Mauritius geschilderten Verhältnissen
genau entsprechen.
Das Zinnwerk am vorderen Hengst 758 Meter W. von Mauritius baute
nach Jos. Flor. Vogl a. a. ©. p. 28, namentlich auf zwölf sogenannten Zinngängen,
welche unter Stund 6—8 und 2—5 streichen, und wohl ähnliche Verhältnisse be-
sitzen, wie die von Mauritius.
Die grosse Hengsterbinge steht genau im Schaarungspunkte dieser Gänge,
nördlich davon sieht man durch die Richtung der Bingenzüge angedeutet das
fächerförmige Auseinandergehen der Gänge, welche auch hier wie auf Mauritius
eigentlich nur durch Klüfte angedeutet werden. Die Verlängerung der unter
St. 2—5 streichenden Gänge streicht gegen das Bärringen-Neudeker Zinngebiet,
welcher Umstand es eben nahelegst, dort die Fortsetzung der hier aufsetzenden
Gänge anzunehmen.
Ebensowenig ist etwas Näheres über den einst so berühmten Bergbau am
Plattenberg zu erfahren. Es zeigt sich nur, dass hier, wie die Hauptrichtung der
Verhaue zeigt, vorzugsweise nordstreichende Gänge vorhanden sind. Jokely, welcher
Gelegenheit hatte eine alte Gangkarte einzusehen, fand mehrere Ganggruppen darauf
verzeichnet u. z. Gänge in Stunde 11—35, andere in Stunde 4—7 und 8—10
streichend.
Dass auch hier das zinnsteinführende Gestein sogenannter Talkgreisen,
und wohl auch Glimmergreisen sei, welcher im Granit gangartig vorkommt, beweisen
die Fundstücke auf den alten Halden. Über die Erzführung selbst wurde ich etwas
durch ein Handstück aufgeklärt, welches ich vom Herrn Bergmeister Vogl in Platten
erhielt, das von einem alten Verhau des Plattenberges stammt. Die Anordnung
ist hier eine entschieden gangartige, die etwa 8 Centimeter mächtige Gangmasse
zeigt im Salband Schnüre von Zinnstein mit Turmalin verwachsen, sodann körnigen
Quarz mit einzelnen Topaskrystallen und Nester von Zinnstein ebenfalls mit
Turmalin verwachsen, endlich in der Mitte wieder Zinnstein mit Topas und Tur-
malin. Ersterer erscheint hier das ältere, der Turmalin das jüngste Mineral.
Dieses Vorkominen erinnert sehr an das von Rücker a. a. OÖ. p. 316 von
den Schlaggenwalder Gängen beschriebene, und stimmt ganz mit der von ÖOppe
beschriebenen Form vom Auersberg (Zinn- und Eisenerzgänge der Eibenstöcker
Granitpartie. Gangstudien II. B. p. 141). Bemerkenswerth erscheint übrigens noch,
dass dieses Vorkommen von Platten ein paragenetisches Verhalten zeigt, welches
bisher weder bei Breithaupt (Paragenesis p. 146 ff.) noch bei Stelznerl. c. p. 55 ff.
110
erwähnt wird, noch mit einem von Rücker bekanntgemachten Falle stimmt, wenn-
gleich dasselbe den Charakter der Zinn - Scheel- Formation ausgezeichnet zur
Schau trägt.
Über das Alter und die Bildungsart weitläufiges mitzutheilen glaube ich
unterlassen zu können, da sich im Allgemeinen keinerlei Abweichungen zu erkennen
seben, und für die Zinnerzlager im böhmischen Erzgebirge dieselben genetischen
Ansichten geltend sind, wie für die ganz gleichartigen Gebilde von anderwärts.
Demnach gilt es als eine Thatsache, dass die Zinnsteinlager Bildungen
sind, welche gleichzeitig mit dem Granit, welcher sie führt, entstanden, das Erz
selbst aber ein Sublimationsprodukt, oder um die Bemerkung Rlie de Beaumonts
zu wiederholen, dıe Zinnerzlagerstätten die „ersten Fumarolen der Granite.“
Mein verehrter Freund Rücker hat sehr kurz und klar in seiner dankens-
werthen Abhandlung über Schlaggenwald a. a. ©. die Ansichten Beaumonts und
Daubr6es dargelegt, welche er auch für Schlaggenwald gültig erachtet. Ich habe
sie in einer früheren Arbeit über die Zinnsteinzänge von Graupen adaptirt, ihnen
wird auch von B. v. Cotta und Stelzner beigepflichtet.
Der Umstand, dass auch hier im Erzgebirge die Zinngänge ausserhalb
des Granites im Schiefer fortsetzten, wie anderwärts zu Geyer und Schlaggenwald,
ist cbenfalls nicht befremdend und würde nur beweisen, dass dergleichen Fuma-
rol nspalten des Granites auch in den ihn umgebenden Schiefern vorkamen, in
deuen sie sich sogar ziemlich weit erstrecken konnten.
Dass ferner die Gänge meist Quarz führen, dürfte im ersten Augen-
blicke freilich etwas befremden, allein bei einer Erzbildung durch Sublimation
ist eine folgende Infiltration von Quarz, welche die Gangräume ausfüllt, nicht aus-
geschlossen, wie überhaupt der elektrisch-chemischen Thätigkeit der Natur hier noch
ein weiter Spielraum gelassen ist, und manches Geheimniss noch seiner Ent-
hüllung harrt.
Oppe’s erwähnte vorzügliche Arbeit setzt uns in den Stand, aus dem dort
Mitgetheilten die Übereinstimmung mit den im Sachsen so reichlich auftretenden
Zinnerzgängen des Eibenstocker Gebirges darzuthun. Wir erfahren daraus, dass
auch anderwärts das Streichen der Gänge hauptsächlich ein süd-nördliches und
ein ost-westliches sei; nach ih.er dortigen Entwicklung darf man die böhmischen
seits um Frühbuss, Sauersacx und Hirschenstand auftretenden Erzlager als eine
Fortsetzung derselben Gebilde in der Gegend von Eibenstock erkennen; und wohl
auch daraus mit Sicherheit vermuthen, dass sie nicht anders als jene beschaffen sind.
Auch Oppe findet, dass die Zinnsteingänge nicht von gleichem Alter, und
zwar dass die süd-nordwärts streichenden Gänge die älteren, während die Ost-
West streichenden Gänge die durchsetzenden daher die jüngeren sind.
Durchwegs älter erscheinen die Zinnerzgänge als die mit ihnen hie und
da zusammenkommenden Silber- und Eisenerzgänge; Oppe erwähnt, dass beide Arten
von Gängen die ersteren an vielen Orten durchsetzen.
Dieses wurde mir auch von Zinnsteingängen des Plattenberges mitgetheilt,
welche gegen den Schwiminerich streichen, und bei Junghengst von dem Irrgänger
Eisensteinzuge durchsetzt werden,
111
2. Eisensteinlager.
Im Granit der Umgegend von Neudek kommen einige Erzlagerstätten vor,
welche in ihrer Art sehr merkwürdig sind. Leider sind dieselben gegenwärtig nicht
zugänglich, zum Theil verfallen, und gewähren nur durch den auf den Halden
liegenden Vorrath einigen Aufschluss über ihre Beschaffenheit.
Nördlich von Neudek im Hochofner Thal baut die Hieronymus- oder
Binger Zeche auf einem Eisensteinlager, welches nach Angabe Jokely’s, auf eine Strecke
von 57 Meter in einer Mächtigkeit von 23—25 Meter durchfahren ist, und in Stund
10—11 streicht. Ich habe die Zeche wiederholt besucht, da ich in der Bildung
eine höchst auffällige Verschiedenheit mit anderen ähnlichen Lagern erkannte, doch
konnte ich in Folge der ungünstigen Bergbau-Verhältnisse auch hier nicht zum
Ziele gelangen. Das Eisenerz bricht, wie es scheint, in Nestern und Putzen, oder
wie mir ein mit der Grube vertrauter Gewährsmann mittheilte, in verworrenen
Gängen, welche das Ganggestein allerorts durchsetzen. Das Erz scheint auf den
ersten Blick Rotheisenstein zu sein, es ist ein schöner dichter Handstein, von
röthlich stahlgrauer Farbe im frischen Bruch, und rothem Strich. Wenn man aber
genau zusieht, erkennt man darin braune Pünktchen, welche man schon mit freiem
Ause als Granat erkennt, über deren Natur man unter dem Mikroskop jedoch
vollkommen aufgeklärt wird, da dieselben im undurchsichtigen Erz als kleine runde
Durchschnitte von 20 2 erscheinen von braunlicher Farbe mit braunen Kernen in
der Mitte, von welcher Risse nach der Begrenzung hingehen. Die chemische Analyse
-des Erzes durch Herrn Dr. Kachler ergab:
Eisenoxyd 53.3
Eisenoxydul 5.9
Manganoxyd 2.9
Thonerde 190
Kieselerde 19.1
100.3
Bringt man eine empfindliche Magnetnadel in die Nähe des Erzes, so sieht
man, dass dieselbe in Bewegung geräth, in der That kann man aus dem Pulver
mit dem Magnetstab auch eine bemerkenswerthe Menge Magneteisen ausziehen.
Dieser scheinbar homogene Rotheisenstein ist also ein Gemenge, und zwar
kann man unschwer in dem auf die Halde gestürzten Vorrath Proben auffinden,
welche bald mehr bald weniger magneteisen- oder rotheisenartig sind, und woraus
der Umstand hervorgeht, dass das Rotheisen wohl erst eine Umwandlung des
Magneteisens sein mag.
Das das Erz begleitende Gestein wird von Jokely als Eklogit bezeichnet,
hat aber eine wesentlich andere Zusammensetzung. Es besteht vorwiegend aus
rothem Granat, welcher in einem grünen, weichen, chloritartigen Gestein ein-
gelagert ist, in welchem man strahlenförmigen, schwarzen oder dunkelgrünen Tur-
malin wahrnimmt. An vielen Handstücken zeigt sich hier eine eigenthümliche
Verwachsung des letzteren Minerales mit dem Granat. Dieser nämlich wird von
allen Seiten von Turmalinnadeln strahlenförmig umgeben, deren Ausgangpunkt der
in der Mitte gelegene Granat ist. In Folge des vereinzelten Auftretens von Turmalin-
112
gruppen scheint es daher für den ersten Augenblick, als habe man es mit einem
granatführenden Hornblendegestein zu thun, in welchem letzteres Mineral stark
zersetzt ist. Der Granat zeigt eine grosse Tendenz sich in Rotheisenstein zu verwan-
deln. Dabei erkennt man zugleich am Granat auch die Neigung nach einer Richtung
sehr ebenflächig zu spalten, welches ebenfalls auf die Tendenz hinweist, nach einer
anderen Richtung Pseudomorphosen zu bilden. Ich habe in der That auch Um-
wandlungen dieses Minerales in ein glimmer- oder eigentlich gigantolithartiges
Mineral gefunden, welches im Äusseren vollkommen die Form des Granates 202
besitzt, während es im Innern nach einer Richtung vollkommen theilbar aus wenig
biegsamen glimmerartigen graugrünen Blättern besteht.
Dasselbe zeigt nach der von Herrn Anton Meissner im k. k. Universitäts-
laboratorium in Wien unternommenen Analyse folgende Zusammensetzung:
Wasser 7.81
Kieselsäure 30.08
Eisenoxyd 39.12
Kalkerde 0.71
Manganoxydul 1457
Thonerde 8.12
200.41
Das erzführende Gestein findet sich auch im zersetzten Zustande als eine
matte, dunkelgrüne erdige Masse, in welcher rothe, scharf umschriebene Partien
liegen (? von erdigem Rotheisen), welche man als umgewandelte Granatpartien zu
betrachten hat. Vor langer Zeit hat bereits Reuss eine Pseudomorphose von
Brauneisenstein nach Granat (Sitzungsber. k. kön. Akad. d. W. 1853, B. X. p. 44)
von Neudek beschrieben, welche wohl von hier stammen mag.
Die Bildungen, welche hier vor sich gehen, sind gewiss sehr räthselhaft,
die merkwürdigen Umwandlungen des Granates im Ganggestein habe ich bereits
erwähnt; es scheinen nun auch Umwandlungen des Erzes stattgefunden zu haben,
welche anderwärts, wie wir gleich zu erwähnen haben, sich nicht vorfinden.
Nach Jokely’s Darstellung müsste angenommen werden, dass mit diesem
Erzvorkommen zugleich — das einzige, wie ich es kennen lernte — auch ein
Rotheisensteingang abgebaut werde, welcher in seiner Beschaffenheit mit den später
zu beschreibenden Vorkommen zusammenhängt, wie dieses ähnlich auch anderwärts
bei Bärringen vorkommen soll.
Aus Mittheilungen des Herrn Bergmeister Vogl in Platten, welcher gegen-
wärtig die wieder aufgenommene Grube verwaltet, geht jedoch hervor, dass ein
solches Verhalten dort nicht bekannt ist, wie denn auch keine Spur einer solchen
Schaarung auf den Halden zu bemerken wäre.
Ähnlich den Gebilden, welche ich vorstehend beschrieb, kommen auch auf
dem Eibenberg zwischen Neudek und Neuhammer zwei Erzlagerstätten vor. Das
eine Erzlager streicht in Stunde 10—11 und fällt in 70-—-80° Ost nach Jokely
und hat eine Mächtigkeit von 15—19 Meter, das andere weiter östlich 4—5'6 Meter
mächtig streicht dem ersteren parallel. Die Gangausfüllung ist hier wesentlich
anders. Zwar findet sich reichlich Granat vorhanden, allein man trifft auch nicht
eine Spur von Turmalin. Das Ganggestein ist zuweilen dicht von öhlgrüner
113
f}
Farbe, in welcher die Granaten porphyrartig liegen, aber diese dichte Grundmasse
hat unter dem Mikroskop nur ein felsitisches Aussehen. Das Erz ist auch hier
in Nestern, Putzen und Schnüren im Gestein vertheilt, und soll auf dem ersteren
Gang reiner, auf dem letzteren mehr mit Granat gemengt sein. Beide Erzlager
werden von einem Salband begleitet, welches ausgesprochen granitischer Natur ist.
Man erkennt darin deutlich einen schwarzgrünen, oft ziemlich reichlichen und gross-
blättrigen Glimmer, reichlichen fleischrothen Orthoklas und zuweilen grosse wachs-
gelbe Klinoklase. Es scheint ein allmäliger Übergang durch dieses Gestein vom
magneteisen- und granatreichen zum eigentlichen Granit zu bestehen. Man kann
wenigstens auf den Halden — den gegenwärtig einzig Auskunft gebenden Orten —
die sonderbarsten Granat und Magneteisen führenden Granite auflesen, und findet
dabei Handstücke, welche ihren Erz- und Granatgehalt immer mehr einbüssen, bis
man endlich nur noch rein granitisches Material vor sich hat.
Es ist zu bedauern, dass die Lager selbst unzugänglich sind, und man auf
ihre Bildung nur aus diesen spärlichen Daten schliessen kann. Jedenfalls ist die
Entstehung dieser und des Bingerzecher Lagers trotz dessen Abweichungen derselben
Natur. Man kann sowohl in dem einen wie in dem anderen Erzlager eine dem
Erzgebirgsgranite eigenthümliche Bildung annehmen, welche immer einige Ähnlich-
keit mit der der Zinnerzlager, zu deren häufigsten Begleiter übrigens auch der Magnet-
eisenstein gehört, hat. Man wird durch diese gangartigen Ausscheidungen übrigens
auch an die im Syenit des Thüringerwaldes und Norwegens bekannten Magnet-
eisenlager erinnert, doch lässt sich eine eingehendere Vergleichung aus nahe liegenden
Gründen nicht durchführen. Dass man in diesen Lagern gänzlich verschiedene
Bildungen von den in den Amphiboliten des Schiefergebirges vorkommenden er-
kennen muss, ist wohl nicht erst besonders hervorzuheben.
3. Die Rotheisenstein und Manganerze führenden Quarzbrocken-
felsgänge.
Zu den wichtigsten erzführenden Gebilden im Gebiete des Granites des
böhmischen Erzgebirges gehören jene auch in Sachsen bedeutend entwickelten
Quarzbrockenfelsgänge, welche sowohl diesseits als jenseits der Eger beobachtet
werden können.
Diese Gebilde erscheinen im Granit, obwohl nicht streng an denselben
gebunden, sondern, ‚was für ihre Natur von Bedeutung ist, auch ausserhalb diesen,
als mächtige Gänge oder richtiger Gangzüge, welche als eine Gruppe zusammen-
gehöriger, verschieden geschaarter Trümer auftreten, im ganzen Gebiet ausge-
zeichnet durch ein paralleles SO—NW Streichen, und stellenweise bedeutende
Mächtigkeit, und sind fast allerwärts erzführend bekannt, wenn auch der Reichthum
ein sehr schwankender ist.
Dass man diese Gebilde nicht lediglich als Ausscheidungen des Granites
betrachten könne, geht daraus hervor, dass sie, wie auch für die analogen Vorkommen
um Marienbad, deren Gangnatur, von Germar und Reuss angezweifelt, von Kapp und
I. Müller dargethan wurde, nicht allein im Granit, sondern aus diesem auch im
Schiefer fortsetzen, dass das die Gangspalte erfüllende Gestein ein Trümmergestein
8
114
von breceienartiger Beschaffenheit ist, an welchem nicht selten hie und da Druck
und Spiegelflächen wahrzunehmen sind. Auf dem Wege von Henneberg nach
Hirschenstand überschreitet man zwischen dem Buchberg und der Buchschachtel
einen solchen zu Tage ausstreichenden Gang, welcher mir die schönsten, einem
Gletscherschliff sehr ähnlichen Spiegelflächen lieferte.
Auch der Bau der Ausfüllung ist ein sehr charakteristischer. Die Haupt-
sangmasse ist der vorn beschriebene Quarzbrockenfels, bestehend aus den manig-
fachsten Combinationen von Quarz, Hornstein, Eisenkiesel, Jaspis, Chalcedon,
Amethyst und anderen Kieselmineralien, welche entweder durch Kieselerde oder
durch Letten miteinander verbunden sind, und zwischen denen wohl auch Feld-
spathe aus dem Granit mit eingekittet sind, oder statt deren im Schiefer auch
Schieferbrocken auftreten. Das Quarzgestein ist in vielen Fällen roth, braunroth
oder gefleckt, aber auch lichtröthlich oder weisslich, zuweilen sehr bunt gefärbt.
Zuweilen ist der Letten für sich allein die Gangmasse, indem er im
Wechsel nach dem Quarzbrockenfels im Gange auftritt, und zur sogenannten Fäule
wird. Darin erscheint das Erz, welches vorwiegend Rotheisenstein, in oberen
Teufen auch wohl Brauneisenstein ist.
Der Rotheisenstein tritt als faseriges krystallinisches Mineral, als rother
Glaskopf, oder als dichter Rotheisenstein entweder weich, zerreiblich, etwas lettig
oder mehr quarzig, oder mehr unrein als Eisenmulm auf.
Stäte Begleiter des Eisenerzes sind Manganerze auf diesen Gängen.
Vorzüglich sind es Pyrolusit, Manganit, Waad, Polianit und Psilomelan, welche mit
einbrechen; ihnen verdankt das Eisenerz eine besondere günstige Beschaffenheit
für die Hüttung. Zuweilen ist der Mangangehalt überwiegend, und es treten selbst
ganz reine eisenfreie Massen davon auf.
Die gänzliche Abwesenheit von geschwefelten Erzen und jeder Spur von
Phosphorsäure erhöht ihren Werth noch bedeutend.
Diese Erze bilden im Quarzbrockenfels oder im Letten grössere oder
kleinere Putzen und Nester entweder in der Mitte, oder an den Salbändern.
Die Mächtigkeit wechselt zwischen 5’5—15 Meter, im Segen Gottes am
Irrgang soll das Rotheisenstein sogar 28 Meter mächtig sein. Die Gänge trü-
mern oft aus, und werden von tauben Nebengängen begleitet. Zuweilen sind diese
dicht geschaart und bilden nur durch verschiedene Färbung getrennte Zonen,
von denen man auch ältere durch vorherrschend rothe, und jüngere durch braune
Färbung unterscheiden kann. Zuweilen schleppen sie sich auch mit anderen
Gängen. Ihren besonderen Erzreichthum haben sie im Granit und an der Schiefer-
scheidung, während sie weiter im Schiefer vertauben und zu Fäule werden. Ihr
Reichthum nimmt nach der Tiefe ab; bei Hilfe Gottes am Irrgang hat man in
189 Meter Teufe noch Erze gefunden, gewöhnlich nehmen sie aber bei dem 95. Meter
ab. Oppe bemerkt, dass die Zonen des Gebirges, welche Zinnerz führen, den Reich-
thum an Eisenerzen beeinträchtigen. Dem scheint zwar doch nicht ganz so zu
sein, da die Eisensteingruben Segen Gottes am Irrgang und andere bei Hengster-
erb recht im Zinnsteingranit zu liegen scheinen, und erstere Grube gerade sehr
edel ist; allein in der That ist auch hier eine verborgene Schieferscheidung
vorhanden,
115
Jantsch bemerkt in seinem Aufsatz a. a. O. p. 65, dass Zinn- und Eisen-
stein oftmals so dicht bei einander im Granit vorkommen, dass man unter Um-
ständen mit lohnendem Erfolge auf beide bauen könne. Dagegen sagt Oppe I. c.
p. 190, dass Kreuze zwischen Zinn- und Eisensteingängen arm seien, nur meint
er, dass die Zinngänge als die älteren keinen Einfluss von den Eisensteingängen
leiden, und dass es wohl vorkommen könne, dass ein solcher trotz der Schaarung
mit letzteren sehr viele Zwitter bringe, dagegen hat sich überall gezeigt, dass die
Eisensteingänge in der Nähe der Zinngänge meist nur Letten und Hornstein führen.
Das allgemeine Gesetz, dass die Gänge an der Schaarung sich veredeln,
hat sich auch hier als giltig erwiesen.
Man kennt eine grosse Anzahl solcher Gänge, welche theils durch Bergbau,
oftmals auf eine weite Erstreckung, aufgeschlossen sind, zumal im östlichen
Granitgebiet, während das westliche nur Spuren davon aufzuweisen hat. Oppe’s
trefllicher Aufsatz über die Zinn- und Eisenerzgänge der Eibenstocker Granitpartie
belehrt uns darüber, dass auch in Sachsen das östliche Gebiet der Hauptsitz der
mächtigen Rotheisensteingänge sei.
So streicht ein Quarzgang in der Richtung des Glasbergrückens bei Graslitz.
Nördlich von Rossmeisel gegen Heinrichsgrün kann man gleichfalls einen solchen
nach Blöcken auf ein gutes Stück Weg verfolgen. Vom Zehrwirthshaus bei Kühherg
geleiten Quarzbrockenfelsblöcke nach Dotterwies. Im Dorfe Dotterwies steht neben
der Kirche ein blendendweisser mächtiger Quarzgang an, welchen man ein Stück
im Streichen nach Stunde 2 verfolgen kann, der aber dann hinter dem Dorfe ver-
schwindet, jedoch weiter nördlich östlich von Sponsl wieder zum Vorschein kommt.
Diese scheinen übrigens niemals erzreich gewesen zu sein, obwohl sie immerhin auch
die gleiche Natur mit anderen erkennen lassen. Bei Unter-Rothau, Hochgarth
kennt man gleichfalls derlei Gänge; sie lieferten ehedem zum Theil das Erz für
die dortigen Eisenwerke. Auf dem Wege von Schönlind nach Frühbuss begegnet
man unmittelbar nördlich von diesem Ort Quarzblöcke an der Strasse, welche
Braunsteinnester führen und sohin einen solchen Gang verrathen. Ein weiterer
ist durch einen Stollen und Schächte am Sauersack aufgeschlossen, gegenwärtig
ist der ganz verfallene Bau auf Braunstein eingemuthet. Auch bei Neuhaus und
Hirschenstand kennt man mehrere dieser Gänge. Auf eine sehr weite Strecke
verfolgbar, wenn auch stellenweise unterbrochen, ist ein Quarzbrockenfelsgang,
welcher südlich von Schwarzbach bei Neudek beginnt, und über Wasserstadt,
Bernau, Hohe Tanne, Hochofen, Hirschkopf, zwischen Hischenstand und Buchberg,
und westlich von Buchschachtel über die Landesgrenze streicht und jenseits mit
dem Eibenstocker Gangzuge schaart.*) Von ihm ist zwar nicht bekannt, dass er
bauwürdig ist, jedoch kommen in ihm, wie die zahlreichen, sein Streichen be-
kundenden Steinblöcke beweisen, Manganerze vor.
Ein weiterer Zug verläuft diesseits des Rohlauthales von Giebacht etwa
über Unter-Ullersloh gegen den Peindlberg über Neuhammer, den Schuppenberg,
*) Über die Ganegverhältnisse in Sachsen geben die obenerwähnte Abhandlung Oppe’s und
H, Müller’s Aufsatz „Die Eisenerzlagerstätten des oberen Erzgebirges und des Voigt-
landes“ Aufschluss.
g*
116
Grabenberg, bis an die Landesgrenze bei Ober-Jugel, wo er sich als eine Fort-
setzung des in Sachsen auf 4700 Meter bekannten Steinbacher Zuges zu erkennen
gibt. Nur an seinen südlichen Ausbissen kennt man ihn in der Gegend von
Ullersloh und am Ringelberg O. von Neudek als eisensteinführend. In Sachsen ist
er durch Bergbau an vielen Stellen aufgeschlossen. Jokely belegt diesen Zug mit
dem Namen Buchschachtelzug. Der Plattner Zug ist die Fortsetzung des in
Sachsen unter dem Namen Rehhübler Zug bekannten Gangsystems. Er ist jenseits
der Grenze in einer Erstreckung von 5700 Meter bekannt und verläuft in süd-
östlicher Richtung aus der Gegend von Oberwildenthal längs der Granitgrenze
über den Henneberg an die Landesgrenze in’s Pechofner Gebirge. Auch hier
hält er sich längs der Schieferscheidung und ist westlich von Platten bei den
Wolfsberghäusern durch die einst schwunghaft betriebene, gegenwärtig liegende
Protasi-Zeche aufgeschlossen. Sein weiterer südlicher Verlauf immer längs der
Gesteinsgrenze wird durch einige alte Baue, sowie durch eine enorme Menge
von Quarzbrockenfelsblöcken angedeutet, welche westlich von Bärringen auf dem
ganzen Abhang des Gebirges verbreitet sind. Südlich von Bärringen scheint er
wieder in den Granit einzusetzen, da mit ihm wohl zahlreiche Quarzbrockenfelsblöcke,
welche mit bis Ullersloh und über Hohenstollen selbst bis Voitsgrün verfolgbar
sind, in Zusammenhang gebracht werden können, wornach der Gang eine beträcht-
liche Länge (Jokely meint 4'/, Meilen) erlangen würde.
Sonach ist der Gang erst in der Nähe der Landesgrenze als bauwürdig
erkannt. Gegenwärtig lässt sich jedoch wenig über seine Beschaffenheit sagen.
Nach der auf der Protasi-Zeche liegenden Halde ergibt. sich, dass das mit Braun-
stein wohl ziemlich reichlich gemengte Erz mit weniger Quarzbrockenfels, als mit
Letten anstehe; die Gangfüllung erscheint als lettige, Schieferbrocken führende
Masse. Das Erz ist vollkommen übereinstimmend mit dem Erze auf den Henne-
berser Zechen von Johann-Georgenstadt. Ob der Erzadel weiter südlich ver-
schwinde, wie es nach der Beschaffenheit der Quarzbrockenfelsmassen und den
offenbar resultatlos gebliebenen Bauen bei Bärringen zu schliessen wäre, oder ob
der Adel erst in der Tiefe anzutreffen ist, darüber lässt sich nichts sagen. Nur
so viel ist bekannt, dass die bereits seit Anfang dieses Jahrhundertes aufgelassene
Protasi-Zeche ein besonders gutes Erz lieferte, und offenbar alle Beachtung ver-
dient, falls es sich einmal darum handelt, den Eisenbergbau im Erzgebirge
wieder zu heben.
Der Rehhübler Zug ist unmittelbar jenseits der Grenze eine der reichsten
Eisenerzlagerstätten, welchen Reichthum er hier verschiedenen Schaarungen mit
dem Steinbacher Zuge einerseits, mit dem Eibenstocker Zuge andererseits zu
verdanken hätte.
Der Plattner Zug scheint ein südliches Trum des Eibenstocker Zuges
zu sein, wenigstens würde sein Verlauf gegen Nordwesten darauf hindeuten. Anders
dürfte er auch als ein Trum des Rehhübler Zuges angesehen werden, mit dem er
etwa zwischen Ober-Jugel und Johannes schaaren dürfte. Er streicht diesseits der
Landesgrenze im Thonglimmerschiefer längs des Breitenbacherthales in Stunde 7,
übersetzt dasselbe beim Heinrichsfelsen, zieht sich eine Strecke längs der Schiefer-
scheidung hin, und setzt dann in den Granit des kleinen Plattenberges ein.
117
Bemerkenswerth ist einerseits, dass sich dieser Gang am Heinrichsfelsen
eine Strecke mit einem im Schiefer aufsetzenden Zinnsteingang schleppt, wie er
denn auch in dieser Gegend mit Kobalt-Silbererzgängen in Berührung kommen soll.
Nicht minder bemerkenswerth ist der Umstand, dass dieser Gang am Hirsch-
berg bei Platten im vorwiegenden Maasse Manganerze führt, welche auf zwei
Zechen daselbst abgebaut werden. Das Erz tritt ganz wie der Eisenstein in Putzen
und Nestern auf, welche im Streichen des Ganges liegen, und oft beträchtlich
gross sind; nur erscheint der begleitende Gangquarz auch in die entsprechende
Form umgeändert, schwarzer Mangankiesel statt des rothen Eisenkiesels. In den
Nestern kommen die schönen Drusen von Pyrolusit, Polianit u. s. w. vor, welche
längst bekannte Vorkommen von dort sind. Analog dem Eisenerz kommt der
Braunstein auch hier meist derb mehr oder weniger kieselig vor, die Erze werden
geschieden und der derbe, im frischen Bruch dunkel stahlgrau oder blauschwarz
schimmernde Braunstein als Primasorte, vom Bergmann mit dem Namen „Stuftrich“
(Stuffwerk oder Stoffreich ?) belegt, besonders ausgehalten.
Gegen die Grenze bei Pechofen zu, wie auch weiter südwärts führt er
dagegen wieder vorherrschend Rotheisenstein. Hier scheint er sich auch mit dem
Ausgehenden des in Sachsen ebenfalls mächtig entwickelten Riesenberger Zuges
zu schaaren, welche unmittelbar an der Grenze bei Ober-Jugel als Fäule im
Glimmerschiefer überfahren wurde, diesseits der Grenze jedoch weiter nicht be-
kannt ist.
*-. Der am meisten bekannte und zugleich ausgedehnteste Zug ist der in
Sachsen Rothgrübnerzug genannte westlichste derartige Gang. Er ist von Sosa in
Sachsen Nordnordwest von Johanngeorgenstadt bekannt, wo er sich mit dem Riesen-
berger Zuge im W. schaart, namentlich auf der Rothen Grube bebaut, und von hier
über den hinteren Fastenberg und an Rabenberg dieseits des Schwarzwasserthales
bekannt, wo er im Glimmerschiefer eine sogenannte Fäule bildet. Westlich von
Breitenbach im Glücksburggebirge setzt er über die Grenze. Bis dahin erreicht er
in Sachsen eine Länge von 1100 Kilom.; er verläuft anfangs auf dem rechten, dann
auf dem linken Schwarzwassergehänge im Streichen nach Stunde 10 nach Jung-
hengst, indem er ungefähr gegenüber von Brettmühl in den Granit eintritt, und
innerhalb des Plattenbergstocks über Todtenbach, Irrgang nach Hengstererb zu,
dann quer durch den Glimmerschiefer über die weite Wiese nach Werlsgrün ver-
läuft, wo er sich nun an der Schieferscheidung über Mariasorg nach Pfaffengrün
verfolgen lässt, und eine Erstreckung von nahezu 18 Kilom. erreicht; erst gegen-
wärtig wieder in Aufnahme, war er einst der am meisten bebaute, da eine zusammen-
hängende Kette von Schachtpingen und Stollenmundlöchern von seinem Ausstrich
bei Pfaffengrün bis auf das Plattner Gebirge seinen ganzen Verlauf deutlich
kennzeichnet.
Über die Beschaffenheit dieses Ganges in der Gegend von Pfaffengrün und
Werlsberg belehrt uns Vogl’s Buch über Joachimsthal pg. 30 ff.
Der Gang, welcher hier gerade an der Schieferscheidung angefahren ist,
zeigt die vorstehende beschriebene Zusammensetzung, und hält sich im dieser
Weise durchaus gleich, doch hat man die Beobachtung gemacht, dass das Erz vor-
118
zugsweise auf den östlichen Thalgehängen concentrirt sei, während die westlichen
Gehänge trotz zahlreicher Schürfungen sich nicht abbauwürdig zeigten. Ein Schurf-
schacht bei Werlsgrün gab ein deutliches Bild des Ganges. Bei einem Streichen
in Stund 9 und einem Verflächen von 49° in N hatte derselbe 17 Meter Mächtigkeit,
zeigte im Liegenden verwitterten feldspathreichen Granit, an welchen eine 3°9
Meter mächtige Lage von ganz verändertem Granit anschliesst, die ganz verworren
mit Talkadern durchzogen erscheint. Dann folgt 4 Meter mächtig Quarz mit
Drusenräumen, ganz zerklüftet, dann folgt wieder Granit, dann Quarz, dann Granit,
dann erst Glimmerschiefer. Der Granit erscheint weich und aufgelöst, der Glimmer
in Gestalt kleiner rother Flecken, eine Partie des Granites ist grünlich. Der Quarz
ist Brockenfels.
Innerhalb des Glimmerschiefers zwischen Werlsgrün und dem reichen Gebirge
bis an den Brand bei Hengstererb zeigt sich der Gang taub. An letzterem Orte
bestanden jedoch ehedem Berggebäude auf diesen Gang. In ihrem Verfolg gelangt
man zu der Segengotteszeche am Irrgang am östlichen Abhang des Plattenberges.
Ebenso wie hier ist er auf der Segengotteszeche. am Irrgang seit Anfang
des erzgebirgischen Bergbaues genau bekannt. Er erreicht hier eine Mächtigkeit
von 9—15 Meter, nach Einigen sogar 23 Meter, streicht in Stund 8—10 und fällt
60—70° in SSW. Er setzt beim Göppelschacht in einer Schieferzunge auf, welche
hier den Granit auflagert, streicht sodann im Granit und ist von Junghengst aus
durch den Franzisci-Stollen angefahren. Bei seinem Austritt aus dem Granit wird
er zur Fäule, und bleibt so, bis er aus dem Schiefer wieder in den Granit am
Fastenberg bei Johanngeorgenstadt eintritt.
Dieser Bau ist namentlich reich an den prachtvollen Glasköpfen, welche
ehedem von dorther in die Sammlungen gelangten, und von denen man Scheite bis
zu einer Länge von 1 Meter brach. Bis vor kurzer Zeit lag auch hier der Bau.
Die Vorräthe auf den Halden bestehen aus derbem rothen Eisenstein, der ziemlich
quarzig und manganarm zu sein scheint.
Einige kleinere derartige Gangzüge wurden noch südlich von Abertham
und bei Ullersgrün beobachtet, wohl auch erschürft, sie sind jedoch ohne weitere
Bedeutung, Jokely spricht die Vermuthung aus, dass sie sich wohl in ihrem nörd-
lichen Verlauf mit dem Irrgänger schaaren mögen.
Es erübriget nach der vorstehenden Darstellung, die ich nach Möglichkeit
vollständig zu geben bemüht war, wenn ich gleichwohl manches nur nach dem
Hörensagen berichten konnte, noch einen Blick auf die Natur dieser Gänge
zu werfen.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Erzreichthum besonders da anhält,
wo dieselben als wirkliche Contactgänge an der Schieferscheidung auftreten. Im
Granit dagegen scheinen sie nur dort besonders reich zu werden, wo sie schaaren,
solche Punkte sind jedoch nur in Sachsen bekannt. Im Schiefer verwandelt sich
der Gang in Fäule und vertaubt. Nahe liest auch die Vermuthung, dass die Gänge
im Granit stellenweise,reicher an Braunstein werden, wenigstens liegen bei Platten,
Neuhammer, Hirschenstand, Sauersack verschiedene Punkte, welche auf dieses Erz
abgebaut oder gemuthet werden.
119
Im Ganzen folgen diese Gänge einer eigenen Gangformation, welche von
Cotta (die Lehre von den Erzlagerstätten I. p. 42) als vierte Combination dieser
Erze, von Breithaupt (Paragenesis der Mineralien p. 193) unter X als Mangan-
Eisenformation bezeichnet wird.
Ihrer Entstehung nach ist es wohl unzweifelhaft, dass sie auf gleiche
Ursache und Bildungszeit zurückgeführt werden können, dass die erste Veranlassung
dazu wohl eine vulkanische war, die wir aber mit keinerlei genügendem Grund auf
ein in der Nähe auftretendes Eruptivgestein zurückführen können, bei der beträcht-
lichen Ausdehnung der Gangspalten und dem genauen Parallelismus derselben, und
dem Umstande, dass sie sich mit keinem Eruptivgestein in Verbindung bringen
lassen, liegt der Gedanke nahe, darin Wirkungen von Erdbeben zu erkennen,
um so mehr, als in ihrer Richtung in der That auch unzweifelhafte Spuren solcher
Wirkungen zu erkennen wären. Anderseits jedoch entsprechen diese Spalten, denen,
wie weiter ersichtlich werden wird, auch die Richtung der Mitternachtsgänge in
den Schiefergebieten parallel sind, einem weit wesentlicheren Bildungsmoment. Die
Richtung der Gangspalten senkrecht auf die Hauptaxe des Erzgebirges ist mit der
Entstehung des Gebirges im engen Zusammenhang, sie deutet entschieden die
Richtung der grössten Spannung bei der Faltung des Gebirges durch tangentialen
Druck an. (Vergl. Mallet über die plutonische Kraft deutsch. v. A. v. Lassaulx p. 126).
Ich komme hier auf die interessanten Darstellungen, welche Herr Hermann
Müller über die Beziehungen zwischen Mineralquellen und Erzgängen im nördlichen
Böhmen und in Sachsen veröffentlicht hat. (Cotta Gangstudien III).
Herr Müller geht bei seiner Betrachtung von den Karlsbaderquellen aus,
welche im Tepl-Thal im Granit entspringen, und in enger Beziehung zu gewissen
Hornsteingängen stehen, wie dieses bereits Hoff, Herder, Cotta, Warnsdorf erkannten,
während Hochstetter das Hervordringen von warmen Wasser aus dem Hornstein zwar
bestätigt, in diesen Hornsteingängen aber Kieselabsätze aus den einst hier über-
stehenden tertiären Tagwässern erkennt, welche nach einer Angabe Kopp’s jedoch
älter wären als der Basalt, da er in letzterem Gestein Einschlüsse von Granit
mit Hornstein gefunden haben will. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigt die unmittel-
bare Umgebung von Marienbad, da auch hier die Richtung der Quellenspalte mit
Hornsteingängen im Streichen zusammenfällt, welche in der dortigen Gegend mehr-
fach bekannt sind, deren Übereinstimmung mit den Gebilden des Erzgebirges
bereits von Warnsdorf erkannt wurde.
Auch die übrigen in jener Gegend auftretenden Säuerlinge zeigen ähnliche
Verhältnisse, der Königswarter Säuerling liegt im Hauptstreichen des Marienbader
Hornstein-Quarzgangzuges, und hier beginnt auch jener mächtige Gangzug, welcher
von Sandau über Franzensbad, Seeberg, Haslau bis über Asch hinaus zu ver-
folgen ist.
Aehnliche Verhältnisse macht Müller von den Quellen des voigtländischen
Badeortes Elster und einigen anderen Orten bekannt.
Der Schluss, welchen er aus seinen Betrachtungen zieht, geht dahin, dass
alle von ihm der Reihe nach geschilderten Quellen auf Gängen entspringen, welche
in ihrem Charakter den vier im Erzgebirge auftretenden Gangtypen entsprechen.
„Es sind die Quellengänge, sagt Müller weiter, ziemlich gradlinige und weitfort-
120
setzende reine Spaltengänge, deren spätere Bildung, als das umgebende Neben-
sestein, theils die häufig in ihnen eingeschlossenen mehr oder minder scharfeckigen
Bruchstücke von letzterem, theils die bisweilen durch sie bewirkten Verwerfungen
des Hangenden und Liegenden, theils die an den Salbändern zu beobachtenden
Lettenbestäge und Reibflächen, theils ungestörtes Fortsetzen durch mehrere Gebirgs-
slieder verschiedenen Alters ausser Zweifel setzt.“
Von den 4 aufgestellten Formentypen brauchen wir nur den ersten zu
erwähnen.
Bestandtheile: krystallinischer Quarz, Hornstein, Eisenkiesel, Jaspis, Chal-
cedon, Achat, Amethyst, Baryt, Rotheisenstein, Eisenglanz, Brauneisenerz, Stilpno-
siderit, Eisenocker, Psilomelen, Braunstein, Manganocker — Typus der Erzgebirgischen
Eisenerz-Gangformation — bei den Quellengängen von Marienbad, Karlsbad, Gies-
hübel, Eger, Elster, Christian-Eberhardinenbrunnen, Wiesenbad, Wolkenstein und
Radeberg. r
Auch hinsichtlich des Streichens stimmen die Quellengänge mit den Gängen
der Erzformationen überein, da die gemeinsame Streichungsrichtung vorzugsweise
zwischen Nord 20—24 schwankt, ein Streichen, welchem, wie Müller weiter bemerkt,
viele wichtige Hebungen im mittleren und nördlichen Deutschland, Riesengebirge,
Böhmerwald, Harz, Hauptverwerfungen im Zwikauer und Dresdner Kohlenbasin
u. s. w. folgen, wozu ich noch auf dieselbe Richtung der Verwerfungen im Pilsener
und Kladnoer Becken aufmerksam machen will.
Ich sehe gleichfalls in dieser Beobachtung eine Bestätigung dafür, dass
diese Bildungen einer Thätigkeit, die sich durch Erdbeben mag zu erkennen gegeben
haben, ihr Dasein verdanken, welche sich jedoch auf den wirkenden Tangentialdruck
zurückführen lässt; und es liegen in der That auch Anzeichen vor, welche darauf
hindeuten, dass das obere Erzgebirge auch in neuerer Zeit wiederholt von heftigen
Erdbeben heimgesucht wurde, welche nach wenigen Andeutungen gleichfalls eine
nordsüdliche Erstreckung hatten. *)
Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Eisenerzgänge älter sind als -
der Basalt, denn sie werden an mehreren Stellen von denselben durchsetzt, beispiels-
weise der Irrgängerzug zwischen Mariasorg und Pfaflengrün.
Dass man in der That nach der Beschaffenheit der Gänge unmöglich in
ihnen eine plutonische Bildung, etwa eine Injektion erkennen wollte, dazu braucht
man wohl kein Chemiker zu sein. Auch in dieser Richtung äussert sich Müller
äusserst zutreffend:
„Wer bei den Gängen der Eisenerz-Formation, krystallinische Massen von
reinem (Quarz in bunter Verwachsung mit Rotheisenstein, Brauneisenerz oder
Manganerzen nebeneinander, oder wasserhelle Quarzkrystalle mit punktfleckigen
Einschlüssen der eben genannten Erzarten abgelagert sieht, wird bei dem jetzigen
Stande der Wissenschaft nicht daran denken, dass solche Combinationen aus einem
*) Vergleiche meine Notiz „Über Erdbeben im Erzgebirge im 16. und 17. Jahrhundert“ in
den Sitzungsber. der naturf. Gesellschaft „Isis“ in Dresden Jahre. 1874 p. 270, deren
ich dort nicht weniger als 19 innerhalb 1505—1694 in alten Chroniken verzeichnet
mittheile, und aus welchen sich ein nordsüdlicher Verlauf (Schneeberg-Joachimsthal sind
Beobachtungspunkte) dieser Erscheinungen zu erkennen gibt.
121
heissflüssigen, in die Gangspalten eingedrängten Mineralbrei sich habe entwickeln
können, sondern die Erklärung dieser Art von Bildungen lediglich in Niederschlägen
aus wässrigen Solutionen suchen. Wie sollten auch die unzähligen, zum Theil nur
halbfertigen oder gar erst begonnenen Pseudomorphosen, welche die fraglichen
Gänge besonders häufig bisweilen auf grosse Länge fast ausschliesslich erfüllen,
anders als durch einen atomweise erfolgten allmäligen Austausch verschiedener Stoffe
mit Hülfe wässriger Lösung vor sich gegangen sein. Auf ähnliche chemische Wirkung
deutet ferner auch der substanziell mehr oder weniger veränderte Zustand des
Nebengesteines in der Nähe aller Erzgänge, wobei hauptsächlich die allmälige Zer-
setzung der Feldspathe zu Kaolin oder Steinmark und der Ersatz der entführten
Stoffe durch kieselreiche Verbindungen sowie Imprägnationen von Gangs- und Erz-
arten eine wichtige Rolle gespielt haben.“
Allerdings aber meint der geistreiche Beobachter, dass man auf die gegen-
wärtigen Verhältnisse der Quellen nicht allein Rücksicht nehmen dürfe, sondern
durch mehr als einen Umstand darauf hingewiesen werde, dass die Thätigkeit zu
verschiedenen Zeiten eine verschiedene gewesen sein müsse.
Es ist leider nicht möglich, mehr als diesen kurzen Auszug aus der
interessanten Abhandlung an dieser Stelle mitzutheilen, dem ich meinerseits nichts
weiter hinzufügen kann, als dass ich ihm ganz und gar beipflichten muss, wie
wohl ein jeder, welcher Gelegenheit nimmt, sich wenn auch nur sehr oberflächlich
mit den vorstehenden des weiteren geschilderten Ganggebilden zu beschäftigen.
Auch ich sehe in der Ausfüllung dieser Gangspalten vorwiegend die Wirkung von
auf denselben hervortretenden kohlensauren Wässern, wozu übrigens auch Aus-
scheidungen aus dem Nebengestein, allerdings auch unter der Einwirkung der
eindringenden Gewässer gebildet, ihren Beitrag geleistet haben mögen, den man
noch gegenwärtig in den hie pnd da vorkommenden Halbgraniten u. s. w. erkennt.
I, Abschnitt,
Die Schieferhülle des Granites.
Wenn der geneigte Leser die Auseinandersetzung, welche ich zu Anfang
meiner Arbeit über den allgemeinen Bau des Erzgebirges vorausgeschickt habe,
der Ehre einer Durchsicht würdigte, so darf ich nun als bekannt voraussetzen,
dass die Schieferhülle, welche den Granit umlagert, in einen westlichen und öst-
lichen Theil zerfällt, und dass wir deren südliche Hälfte im dem dem Erz-
gebirge gegenüberliegenden Gebirgsstock suchen müssen, wo wir sie zum Theil
erhalten, auch ganz in entsprechender Lagerung wieder finden. Von dem Granit ist
dargethan worden, dass derselbe durch das Egerthal zwischen Schlackenwerth und
Falkenau keine Unterbrechung erfährt, sondern unter ganz gleichen Verhältnissen
sich diesseits wie jenseits dieses Flusses ausbreitet. Ähnliches wird sich auch
wenigstens von der einen Seite der Schieferhülle zeigen lassen. Zwischen dem
Tertiärbeeken von Karlsbad-Falkenau und dem von Eger schiebt sich ein Höhen-
rücken quer durch, welcher das erstere im Westen, folgerecht letzteres in Süden
abschneidet, auf dessen mittlerer Kuppe Maria-Kulm gelegen ist, und durch welchen
sich in vielen Krümmungen die Fger zwischen Königsberg und Dassnitz Bahn
bricht. Dieser Höhenzug, welcher einmal ununterbrochen als linkes Thalgehänge des
Leibitschbaches bis zu den wirklichen Ausläufern des Erzgebirges bei Schossenreuth
nach Norden, anderseits über Königsberg, Goldendorf nach Miltigau im Süden
gegen das Karlsbader Gebirge verläuft, bildet den unzweifelhaften Zusammenhang
des diesseitigen und jenseitigen Gebirges, und kann rechtmässig wohl wieder zu
beiden gerechnet werden. Lassen wir für unseren Zweck als südlichsten Punkt des
Erzgebirges den Mariahilfberg bei Maria-Kulm gelten, was auch den geologischen
Verhältnissen ganz entspricht, und bestimmen wir von hier aus die westliche Grenze
der Schieferhülle, so stösst dies anfangs auf keine Schwierigkeit, da der Leibitsch-
bach von Katzengrün bis Frauenreutb die Grenze bildet. Von hier, wo der Bach
in den Schiefer hinein tritt, geht die Grenzlinie immer in Nord über Berg, Frauen-
reuth, Zweifelsreuth, Neukirchen nach Ullersgrün und erreicht hier das Schönbach-
thal. War der Umstand, dass sich bis an letztgenannten Ort überall im Westen
Tertiärgebilde anlehnen, der Grenzbestimmung sehr günstig, so bleibt von hier an
kein anderes Mittel, als eine künstliche Grenze einzuführen, denn die sich vom
Erzgebirge einerseits, vom Fichtelgebirge anderseits herabsenk@nde Mulde ist von einer
und derselben Formation ausgefüllt und es bleibt uns nichts übrig als dem Erzge-
birge den östlichen, dem Fichtelgebirge den westlichen Flügel derselben als Begren-
123
zung zuzusprechen. Nicht weit nördlich von Schönbach erreichen wir im Verfolg
dieser flachen Thalmulde die Landesgrenze, und zugleich die Wasserscheide, welche
nun in einer gegen Nordosten verlaufenden Linie bis an den Aschberg nördlich
von Graslitz das nach Böhmen gehörige Stück der Schiefermulde abschneidet. Am
letztgenannten Punkte wird der Granit erreicht.
Die innere Grenze des Schiefergebirges wird anfänglich ebenso wie auf
dem westlichen Abfall des Maria-Kulmer Höhenzuges durch die Tertiärgebilde des
Falkenauer Beckens gebildet. Von Dassnitz läuft die Grenze in einer sehr buchtigen
Linie erst Nord um die Hohenstauden, dann am rechten Gehänge des Rauschen-
baches recht West bis zur Kapelle zwischen Maria-Kulm und Littengrün, hier
wieder Nord um Littengrün herum nördlich zwischen Boden und Kahr nach
Josefsdort in einer grossen Bogenlinie von hier ins Zwodtathal, an dessen linkem
Gehänge die Grenze als schmaler Streifen über Tilling nach Pichelberg, unter
Neugrün bis an das südliche Ende von Rossmeisel in ziemlich genau OW Richtung
verläuft. Etwas östlich von Rossmeisel trifft der Schiefer mit dem Granit zu-
sammen und längs diesem verläuft nun die Grenze am westlichen Abhange des
Weissensteines Nordwest durch Heinrichsgrün, nach den Nadlerhäusern am süd-
lichen Abhang des Illmerberges, über, Unterrothau nach Pechbach und quer über
den Rücken des Glasberges nordwärts nach Graslitz, von hier im Silberbachthale
recht Nord bis nach Untersilberbach, wo der Schiefer plötzlich eine tiefe, nach
Osten vorspringende Zunge in den Granit bildet, so dass die Grenze vom Eibenberg
recht Ost über Schieferhütten gegen die Mühlhäuser zwischen Frühbuss und
Schönlind streicht, hier am südlichen Abfall des Hartelsberes umbiegt und in
west-nordwestlicher Richtung am Abhang des Spitzberges über den Eselsberg bei
den letzten Häusern von Obersilberbach das Thal wieder erreicht, übersetzt und fast
genau Nord zum Aschberg verläuft, dessen westliche Hälfte von Schiefer ge-
bildet wird.
Stehen wir hier wieder an der Landesgrenze, so ist doch keineswegs
hiemit eine geologische Grenze erreicht, vielmehr erfahren wir aus der Be-
trachtung einer geologischen Karte unseres Nachbarlandes, dass die so betretene
Schieferhülle eine bedeutende Ausdehnung im Norden erfährt, dann umbiegt und
als ein breites Band einerseits längs des nördlichen Abhanges des Erzgebirges fort-
streicht, anderseits in einem noch breiteren Streifen zwischen Neustädtel bei Schnee-
berg und Schlettau südöstlich abzweigt und in dieser Breite fortsetzend einige Granit-
inseln umschliessend zwischen Oberbrand und Pürstein die Eger erreicht. Hier
tritt nun wieder die Nothwendigkeit auf, eine künstliche Grenze zu schaften, da
das breite Band der Schieferzone in seiner Ausdehnung gleichwohl zum mittleren
Erzgebirge gerechnet werden kann, und wir, um einen Ruhepunkt für unsere Be-
trachtungen zu gewinnen, nothwendig ein Ziel stecken müssen, bis wohin wir. ge-
langen wollen.
Wie bei der Grenzbestimmung gegen das Schönbachthal das Verhältniss des
Schichtenfalles massgebend war, und wir aus der nachweisbaren Abhängigkeit der
Lagerung der Schiefer vom Erzgebirgischen Granit hiebei geleitet, wurden; so
können wir auch auf der östlichen Seite eine Grenze bestimmen, welche da verläuft,
wo wir aus ähnlichen Gründen so verfahren können.
124
Am Fusse des Erzgebirges eignet sich als Ausgangspunkt Oberbrand
nördlich Schlackenwerth und von dort das Joachimsthal. Ein Blick auf die Karte
lässt uns erkennen, dass diese tiefgerissene Schlucht zu dem Granit-Massiv einen
merkwürdigen Parallelismus erkennen lässt. Verfolgen wir diesem entlang die Grenze,
bis auf die Wasserscheide des Gebirges, so fällt dieselbe zwanglos in die Mittel-
linie des Gesenkes zwischen dem Spitzberg und Keilberg und von hier bis an die
Landesgrenze. Das Auftreten vom Thonglimmerschiefer im Höhenzuge zwischen
Goldenhöhe und Tellerhäuser im sogenannten Kaff, welchen wir im mittleren Erz-
gebirge diesseits der Grenze nicht mehr finden, bestimmt uns, dem Tellerhäuser
Thale von der Landesgrenze erst nordwestlich bis Rittersgrün und dann nach ihrem
westlichen Verlauf nach Breitenbach und von hier westlich an den Granit bei Pech-
öfen zu folgen. Hier läuft nun die Grenze in der bekannten bereits näher erläuterten
Linie über Bärringen, Abertham, Mariasorg bis zum Ausgangspunkt zurück.
Für den Bereich unseres Vaterlandes zerfällt somit die Schieferhülle des
Granites in zwei gesonderte Partien: eine westliche zwischen Maria-Kulm und der
Landesgrenze nördlich von Schönbach und Graslitz, und eine östliche zwischen
Oberbrand, Breitenbach und Rittersgrün. Es wird sich daher zweckdienlich er-
weisen jede Partie eingehend nach ihrem Gebirgsbau zu schildern.
L; Cheil,
Das westliche Schiefergebirge.
1. Capitel.
Örographische Verhältnisse.
Die terassenförmige Erhöhung vor dem eigentlichen Erzgebirge, welche
wir zwischen Heinrichsgrün und Lichtenstadt im Gebiete des Granites kennen lernten,
dehnt sich auch weiter nach Westen hin aus, und zwar bildet sie ein breites, von
einigen parallelen Thälern durchfurchtes Plateau zwischen Heinrichsgrün und Ross-
meisel einerseits und Nonnengrün-Schönbach anderseits. Die mittlere Seehöhe dieser
Stufe beträgt eirca 632 Meter, sie überhöht die Eger bei Falkenau (etwa 428 Meter
Seehöhe) um etwa 253, und das dazwischen liegende Braunkohlenland um circa
190 Meter. Ebenso fällt ihre westliche Grenze der Abfall des Leibitschrang
zwischen Berg und Fasattengrün gegen das Egerbecken ab. Zwischen Nonnengrün
und Littengrün senkt sich ein südwärts vorgeschobener Flügel der Terasse sattel-
förmig und erhebt sich sodann wieder in der Doppelkuppe des Maria-Kulm- und
Mariahilfberges, von welchen weiter westlich eine kleinere Kuppe die von Dasnitz
durch eine schmale Schlucht getrennt ist. Dieser schmale, zwischen das Falkenauer
und Egerer Braunkohlenbecken eingeschobene Höhenzug reicht unmittelbar an die
Eger, und stellt die natürliche Verbindung mit dem Kaiserwaldgebirge her, das
seine Ausläufer bis hierher an das andere Egerufer aussendet,
125
Die Terasse erreicht eine Breite von etwa 15 Kilometer. Nördlich von
der Linie Heinrichsgrün-Schönbach erhebt sich das Gebirge sowohl von Süden
her, als auch von Westen, indem die Höhen 727, 758, 790 Meter, und endlich im
Aschberg nördlich von Graslitz mit 925°5 Meter ihre grösste Erhebung erreichen.
Im wesentlichen bedeutend niedriger als die Erzgebirgsgranitmasse, von
welcher eben das Schiefergebirge gegen Westen hin abdacht, bis es in der Mulde
von Schönbach die orographische Grenze des Gebirges gegen das Fichtelgebirge macht,
gliedern doch einige grössere, nach Süden geöffnete Thäler, welche sich zum
Längenthal der Eger als Querthäler stellen, und mit den Haupthälern im Granit
ziemlich parallel sind, ähnliche Höhenzüge ab, wie dies in jenem Gebirge beschrieben
wurde. Das flache Schönbachthal gehört bis Ullersgrün mit seinem linken Flügel
dem Erzgebirge an, und ist ein negatives Thal zwischen dem Granit des Fichtel-
und Erzgebirges. Diesem parallel verläuft der Leibitschgrund. Sein nördlicher
Beginn ist das Kirchberger Thal, welches sich zwischen Stein und Waltersgrün,
schluchtartig verengert, dann von hier bis zur Rebmühle bei Absroth flach ausbreitet,
und dann wieder etwas verenst bis unter die Fabrik Leibitschgrund gegen Süd-
südosten sich erstreckt. Hier nimmt der Grund dann das Frankenhammerer Thal
von Nordnordwest her auf, und streicht als ein breiter schöner Thalgrund recht
Süd bis zur Hammermühle, von wo ab er sich wieder schluchtartig bis zu seinem
Ausgang bei Berg verengert. Das Leibitschwasser, welches aus der Vereinigung
des Reb- und Frankenhammerwassers entsteht, bildet auch noch südlich von Berg
bis zu seiner Mündung in die Eger die Gebirgsgrenze gegen das Egerer Becken.
Der Leibitschgrund hat bis gegen sein nördliches Ende den Charakter
eines Erosionsthales, welches senkrecht auf das Streichen der Schichten gestellt
ist. Sein nördliches Ende bei Stein und Kirchberg hat jedoch mehr den Charakter
eines Faltenthales. Ebenso auch das Frankenhammererthal, welches bogenförmig erst
östlich, dann zwischen Konstadt und Schönau nordwärts gerichtet, noch westlich
das mit dieser Strecke fast parallele, am nördlichen Ende etwas westwärts ge-
krümmte Lauterbacher und Schwarzenbacher Thal aufnimmt.
Nach Osten folgt weiter das Hauptthal des Gebietes, das Zwodtathal. Von
der Landesgrenze bei Markhausen nördlich von Graslitz, bis an die Mündung der
Zwodta in die Eger bei Falkenau streicht das Thal im Mittel fast nördlich, nach-
dem es bis Klingenthal in Sachsen recht östlich, dann von da bis gegen Annathal
nordwestlich und endlich gerade Nord verläuft.
Auch dieses schöne Thal ist in seinem südlichsten Theil namentlich zwischen
Hartenberg und Bleistadt eng und schluchtartig, und erweitert sich gegen Norden
hin. Es nimmt eine Anzahl grösserer Seitenthäler, und mit diesen zugleich eine
Anzahl Nebenwässer der Zwodta auf.
Auf dem rechten Zwodtaufer:
Die Markhausner Schlucht nördlich von Grvaslitz an der Landesgrenze.
Sie streicht westlich gegen den Nebelberg und Ursprung, wo sie durch ein Joch
vom Kirchbergerthal getrennt ist. Sie ist wohl ein Spaltenthal zu nennen.
Das Ruhstätter Thal unmittelbar südlich von Graslitz, welches sich bei
Ruhstatt sehr erweitert, mit dem ersteren ziemlich parallel, und gleichfalls vom
126
Kirchberger Thal durch ein Joch getrennt ist. Zwischen beiden liegt ein Nebenthal,
das Schönwerther Thal.
Auf dem linken Zwodtaufer:
Das Schwaderbach- und Silberbachthal nördlich von Graslitz. Beide parallele
Faltenthäler, welche nordwärts gerichtet sind. Das erstere streicht gegen den Asch-
berg aus, das letztere theilt sich an seinem Ursprung in mehrere Arme, von
welchen einer Nord, der Hauptarm Ost ins Granitgebirge, endlich ein dritter Arm
Nord-Ost streicht, welcher sich muldenförmig ausbreitet.
Das Unterrothauthal, dessen weitere nördliche Ausdehnung in das Granit-
gebiet gehört, gehört von der Einmündung des Rothaubaches in die Zwodta bei
Unterrothau ins Schiefergebiet, und nimmt hier als Nebenthal noch das Thal von
Kalkofen nordwestlich von Heinrichsgrün auf.
Bei Bleistadt mündet auf der linken Seite der Zwodta der tief eingeschnittene
schluchtartige Horngrund, welcher östlich bis Heinvichsgrün streicht, und unterhalb
Waizengrün einen südlich gerichteten Arm, den nördlich von Altengrün ausstrei-
chenden Leithmühlgrund abgiebt.
Die durch die Thäler gegliederten Gebirgs- und Höhenzüge gruppiren
sich folgendermassen :
Der Stein-Berger Rücken, dessen südlicher Theil zwischen Ebmeth und Berg
Leibitschrang genannt wird. Er beginnt im Norden mit dem die Wasserscheide zwischen
der Elster, Zwodta und Eger bildenden Gebirgsrücken zwischen Ursprung, Stein,
Wernsgrün, erreicht im Hohen Stein bei Kirchberg eine Höhe von 7664 Meter
und streicht über Waltersgrün, Absroth, Krondorf, Ebmeth bis Berg, wo er dann
gegen Süden in das Egerer Becken abfällt. Er ist durch den Leibitschgrund von
dem übrigen Gebirge abgeschnitten, und bildet namentlich im südlichen Theil einen
ziemlich scharfen, nach Westen sanfter, nach Osten steiler abfallenden Rücken.
Weiter nordwärts wird er gegen die mitaufsteigende Thalsohle immer flacher, behält
aber seine angegebene Neigung Ost und West bei.
Das Graslitz-Bleistädter Gebirge zwischen dem Leibitsch- und Zwodtathal.
Es hängt im Norden durch den Höhenrücken zwischen Markhausen und Ursprung
mit dem Stein-Berger Rücken zusammen, ist durch die verschiedenen Nebenthäler
des Zwodta- und Leibitschgrundes in mehrere kurze Rücken, den Reiterknock und
Leitenberg zwischen Waltersgrün und Lauterbach, den Schwang zwischen Lauter-
bach und Konstadt, und den Schönauer Rücken zwischen Konstadt und dem
Zwodtathal in nordsüdlicher, durch die westlich gerichteten Querthäler zwischen
Ruhstatt und Klingenthal in ostwestlicher Richtung gegliedert.
Weiter südlich durch die obengennanten Thäler in nordsüdlich streichende
niedere Höhenrücken getheilt, fällt es nördlich von Gossengrün sanft gegen die vor-
liegende Terasse ab.
Im Norden von Graslitz liegen sodann die parallelen, scharf geschiedenen
Höhenzüge des Grünberges, Haus- und Eibenberges, von welchen der erstere sich
zwischen Georgenthal und Schwaderbach bogenförmig gegen Osten krümmt, und
mit dem letzteren in der westlichen Lehne des Aschberges sich vereinigt. Den
Faltenthälern, welche sie trennen, entsprechend bilden diese hohe, nach Osten
scharf abfallende Kämme, Östlich von der Zwodta bildet der Schiefer zunächst die
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Urthonschiefer- und Hohensteinschieferpartie: Der Hohe Stein bei Kirchberg.
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127
erwähnte Schieferzunge zwischen dem Granit bei Silberbach, im vollsten Sinne
des Wortes ‚eine schollenartige geneigte Partie, sodann südlich vom Katzenfels
einige durch Schluchten isolirte kahle. Kuppen am Abhange des Glasberges, und
endlich die Schachthöhe zwischen Pechbach und dem Rothauthale.
Westlich vom Granit, im Nordwesten theilweise von ihm durch das Rothau-
thal getrennt, folgt sodann das Heinrichsgrüner Plateau zwischen den Gehängen
des Weissen Steines und dem Zwodtathale, die östlichste Partie des Bleistädter
Gebirges von diesem durch den unteren Lauf der Zwodta getrennt. Der oben
erwähnte Horngrund mit seinem Nebenthale, dann ein kleines südwärts gerichtetes
Thal bei Ober- und Nieder-Neugrün schneiden dasselbe ein.
2 In landschaftlicher Beziehung steht das westliche Schiefergebiet dem Granit
bedeutend nach. Die Umgebung von Schönbach, das Gebirge westlich von Graslitz,
dann die Gegend von Gossengrün, Bleistadt und Heinrichsgrün ist zumeist
kahl, oder mit kümmerlichem Wald bedeckt und wenig fruchtbar wegen des
rauhen Klimas.
Romantisch und anmuthig ist an vielen Stellen der Leibitschgrund bis gegen
sein nördliches Ende zu nennen. In noch höherem Grade ist es das Zwodtathal, welches
sehr reiche Abwechselung in der Scenerie bietet. Einen auffälligen Contrast gegen
die diehtbewaldeten Abhänge des Thales zwischen Bleistadt und Pechbach bildet
die Umgebung von Graslitz mit ihren kahlen Höhen und Kämmen, man fühlt sich
urplötzlich in eine hochnordische Gegend versetzt.
Das mit magerer Hutweide und dürftigem Kieferbestand bedeckte Dach-
schiefergebirge westlich von Graslitz, dessen Thäler sumpfige Moorwiesen einnehmen,
erhält bei Kirchberg einen eigenthümlichen Schmuck durch die pittoresken, einer
mächtigen Ruine ähnlichen Gebilde des Hohen Steines, dessen Felsenpfeiler und
Zinnen weithin sichtbar die welligen Schieferrücken überragen.
2. Capitel.
Einige geologische Gebirgsprofile.
1. Durchschnitt durch den Leibitschrang.
Der Leibitschrang beginnt im Süden mit dem Orte Berg, wird westlich
von den Braunkohlengebilden des Egerer Beckens bis Fasattengrün, und sodann
vom Schönbachthale begrenzt, dessen östliches Gehänge er bis an die Wasser-
scheide an der Landesgrenze bildet, andererseits im Osten bildet er das westliche
Gehänge des Leibitschgrundes, der dann in das Rebbachthal über Waltersgrün bis
nach Ursprung verläuft.
Beim Eintritt bemerkt man zunächst eine kleine Granitkuppe, auf welcher
zum Theil das Dorf Berg liegt, und die an der Strasse nach Frauenreuth durch
einen Steinbruch aufgeschlossen ist. Unmittelbar auf den Granit folgen grobfla-
serige Glimmerschiefer, weiche bei Frauenreuth quarzreich und durch Aufnahme von
Orthoklaskörnern gneisartig werden, und in dieser Form ein Band gerade westlich
128
vom genannten Dorfe bilden. Von diesen nordwärts folgen wieder lichte grob-
flaserige Glimmerschiefer, welche nach und nach etwas feinkörniger werden und
bis nach Zweifelsreuth keine besondere Abweichung erkennen lassen. Von der
Linie etwa, welche der von diesem Dorfe über Ebmeth in den Leibitschgrund füh-
rende Weg bezeichnet, bemerkt man jedoch das allmälige Übergehen des Gesteines
in Thonglimmerschiefer, welcher jedoch erst auf der Linie von Unterschönbach nach
der Mündung des Rebbaches in den Leibitschbach das charakteristische Gepräge
dieses Gesteines annimmt — der Granat verschwindet ganz, das Gestein ist grau,
stark glänzend, wellig gebogen mit linearer Fältelung — lässt aber immerhin noch
eine gewisse Individualisirung von Glimmerblättchen erkennen. Letztern Zustand
kann man bis nach Absroth hin bemerken, von hier über Schönbach folgen graue
oder grünlichgraue Urthonschiefer, welche sodann nördlich von Schönbach etwas
lichter werden und zwischen hier und der Landesgrenze über die Strassenhäuser
hin, dann nördlich von der Rebmühle bei Waltersgrün trifft man lichte, quarzreiche,
sehr sterile Schiefer. Von Waltersgrün bis nach der Landesgrenze bei Ursprung
folgen nun lichte gefärbte, grüne oder violette ebenflächige Sericit- und Dach-
schiefer, denen am Hohen Stein die Hohensteingebilde aufgelagert sind.
Folgendes Streichen und Fallen der Schichten wurde beobachtet:
1. Zwischen Berg und Frauenreuth Streichen St. 6—7. Fallen St. 24.
2. Auf dem Wege von Frauenreuth über
das Schwedenhaus nach der Stegmühlle „ 6-7. „ as. r12hundıRk
3. Am Weg aus dem a nach
Neukirchen . . „6-1. EPWERR
4. Am Einfall des Rebhaches in ee er
bitschbach@: nasal, we ai re
5. Bei der Spinnerei Leibitsoherund,s ia na RN 2}
6. Bei Schönbach Steinbruch östlich von der
unteren Dialer: end], u
7. Nördlich von Schönbach an le Btrakde
vor. Schl088.°Schonbach ar PEN. m Aa
8. Nördlich davon . . . EEE MOUR SL
9. Bergnazen-Steinbruch bei "Wallersgrän a 1) nn 2—23.
10. Steinbruch über dem Berghof N.. . . „ 34 , „21-20 (25°)
11. Hoher Stein am Pferdekopffelsen . . . „ 2-3. ,„.,„ 20-21.
12. Hoher Stein am Commandanten . . . „. 1-4 ,„ ,„.18-19.
Der Fallwinkel beträgt im Mittel 45°, und weicht unbedeutend von dem-
selben steiler oder flacher ab.
Das Vorherrschen einer nördlichen Richtung und das Bilden einer Falte
bei Frauenreuth wird ersichtlich.
2. Durchschnitt von Dasnitz-Maria-Kulm, über Gossengrün und
den Hochhauberg resp. im Leibitschthal, dann über Loch und das
Bleistädter Gebirge resp. Zwodtathal nach Schönau bei Graslitz.
Der am weitesten vorgeschobene Zweig des Erzgebirges zwischen dem
Leibitschbach und der Zwodta ist die bis an die Eger vortretende Kuppe von
Maria-Kulm, deren am weitesten nach Süden reichende Partie die Kuppe über
dem Dasnitzer Bahnhof ist. Der südliche Abfall derselben ist durch einen Bahn-
einschnitt blosgelegt, man sieht graue Thonglimmerschiefer mit einem südlichen
Fall anstehen. Am Bahnhof von Dasnitz folgt darunter ebenfalls südlich fallend
ein fein schuppiger, gelblichweisser Glimmerschiefer, der ziemlich steil aufgerichtet
Ostwest streicht, und von einem mächtigen Basaltgang, der sich oben in mehrere
Äste theilt, durchsetzt wird. Es folgt nun der Einschnitt des Dasnitzer Baches. Auf
dem Wege nach Maria-Kulm bemerkt man sodann weiter oben ein entgegengesetztes
Fallen der Schichten, gegen Maria-Kulm hin gehen dann die Gesteine in graue quarz-
reiche Thonglimmerschiefer über. Diese Gesteine, welche den Mariahilfberg und den
Kulmberg bilden, reichen im Süden bis an die Eger herab, und erscheinen stellen-
weise als sehr gewundene Quarzschiefer, andererseits als sehr eisenschlüssige lockere
Gesteine, welche auf dem Sattel zwischen den beiden Bergen nordwärts fallen.
Unter dem Kulmberg nordwärts gegen Schossenreuth treten wieder Glimmerschiefer
zu Tage, welche lichtgrau und grobflaserig sind. Zwischen Nonnengrün und Littengrün
scheint übrigens, nach den zahlreichen Braunkohlensandsteinblöcken zu schliessen,
das Braunkohlenterrain zuwenigsten in der tiefsten Stelle der Einsenkung im
Zusammenhang zu stehen, und sohin die Mariakulmer Schieferpartie eigentlich
insulär abzuschliessen. Auf der Terrasse zwischen Unterschossenreuth bis an den
Pichlberg bei Bleistadt folgen nun vorwiegend Glimmerschiefer, welchen, nach
Blöcken zu schliessen, von der Stegmühle zum Neuen Wirthshaus ein Zug Gneis-
glimmerschiefer eingelagert ist. Bei Gossengrün wird der Glimmerschiefer sehr
quarzreich. Bei Loch, südlich von Gossengrün, ist eine kleine Partie von Eklogit
eingelagert.
Im Leibischsrund am linken Gehänge sieht man die Glimmerschiefer von der
Stegmühle an in einem etwa 60° geneigten, nördlichen, gleichmässigen Fallen.
Von der Hammermühle bis zur Glashütte bleiben sie gleichfalls unverändert, von
letzterem Orte jedoch gehen sie äusserst langsam und stätig in Thonglimmerschiefer
über. Halben Wegs zwischen der Glashütte und dem Leibitschgrunder Hegerhaus
beginnen die Thonglimmerschiefer, lichte, weissliche, dünn- und ebenschiefrige
Gesteine vom Charakter der bei Graslitz vorkommenden, von hier ab bis an die
oben erwähnte Vereinigung des Rebthales werden sie zu vollständigen Thonglim-
mersehiefern.
Die Verhältnisse bleiben nun ganz gleich mit den oben geschilderten bis
Schönbach, indem die starkglänzenden Schiefer bis zur Rebmühle anstehend bleiben.
Nördlich von der Rebmühle folgen in einem Steinbruch aufgeschlossen sandige,
lichtgrüne, und diesen weiter bis nach Stein und Kirchberg im Leitenberg und
Reitersknock Serieitschiefer von grüner, violetter, und Dachschiefer von grauer
9
130
Farbe, ‘ganz wie im jenseitigen Thalgehänge, die sich dann auch noch weiter
nordwärts fortsetzen.
Im Zwodtathal treten zuerst südlich von Hartenberg und von hier nördlich
bis gegen Bleistadt sehr weiche und granatreiche gross- und dünnblättrige Glimmer-
schiefer von grauer Farbe auf, welche vielfach gefaltet und gewunden einen zwar
vorwiegenden nördlichen Einfall, aber auch Falten und Schleifen erkennen lassen.
Unmittelbar vor Bleistadt an der Strassenkrümmung steht ein nicht weiter auf-
geschlossener Lagergranit an. Hinter Bleistadt bei den letzten Häusern setzt ein
Gang von klinoklasführendem Felsitporphyr über das Thal. Nördlich von Bleistadt
gegen Prünles werden die Glimmerschiefer licht, grünlich, quarzreich. Zwischen
diesem Ort und Liebenau setzt ein Ostwest streichender, etwa 3 Fuss mächtiger
Gang von schneeweissem, strahlig krystallinischem Quarz auf.
Im Zwodtathale bleiben die grauen und lichten Glimmerschiefer ganz
gleichartig bis zum Tunnel bei Lindenhammer, welcher noch in diesem Gesteine
steht. Am nördlichen Ausgange desselben wurde in etwa 1 Meter Mächtigkeit
Serieitquarzschiefer angefahren, welchem jedoch wieder Glimmerschiefer folgen.
Weiter nordwärts folgen weiche, dünnblättrige, grünliche Serieitphyllite, welche
winzige Feldspathkörnchen führen. Bis Annathal nimmt der Glimmerschiefer-
charakter mehr und mehr ab. Es folgen weiter nordwärts Thonglimmerschiefer,
welche denen des hinteren Leibitschgrundes gleichen, und nur an einzelnen Stellen
mehr Quarz aufnehmen, bis hinauf nach Graslitz an die Abhänge des Schönauer
Berges, an welchem sie in Folge des veränderten Streichens in der Thalsohle
sichtbar bleiben.
Von Schönau her verquert man jedoch bei der Schönauer Kirche Dach-
schiefer, welche nach und nach quarzreicher werden. In Mitte des Abhanges
durchsetzt ein etwa 5 Meter mächtiger Nordsüd streichender Quarzgang die Schiefer.
Zahlreiche Epidioritbrocken lassen erkennen, dass das bei Konstadt und westlich
vom Friedhof bei Graslitz den Schiefern eingelagerte Gestein auch hier auftritt.
Folgendes Streichen und Fallen wurde beobachtet:
a) Gegen den Leibitschgrund.
1. Glimmerschiefer am Dasnitzer Bahnhof Streichen 6—7. Fallen 12—13, 65°.
2. Glimmerschiefer zwischen Maria-Kulm
und Dasnitz . . . ; 6—1. ur DAR
3. Thonglimmerschiefer an ih rer * am
Bahnkörper unter Maria Kulm . . . Pen En ne 7:
4. Glimmerschiefer am Fussweg von Gos-
sengrün nach Hammermühle . . . . = 6—17. „ 24.
5. Thonglimmerschiefer vor dem Heger-
haus im Leibitschgrund . . " 6—7. er
6. Bei Absroth auf dem Wege zur Rebmühle z 8 ».2-3
7. Ober der Rebmühle am Wege . . 5 3 sr ‚21:
8. ImSteinbruch nördlich von der Bibmühle u 3 5 21
9. Bei Schwarzbach am Wege
131
b) Im Zwodtathale.
10. Unter Hartenberg an der Zwodta . . Streichen 6—-7. Fallen 12.
11. Bahneinschnitt an der Herrenmühle . n 6—1. „ 12-24.
12. Westl. Bleistadt Weg nach Prünles . e 2—3. „20-21.
13. Thonglimmerschiefer am Bahnhof Blei-
Sr ee hi 2—3 n. .20—21
14. Thonglimmerschiefer unter Prünles . » 2. a:
15. Thonglimmerschiefer bei Lindenhammer v 12. „19-20
16. Thonglimmerschiefer Bahnhof Annathal 3 4. HaNW22!
17. Thonglimmerschiefer südlich Graslitz
im Zwodtathal . SR BEE
18. Thonslimmerschiefer an der Bahn bei
Gras ER IE > il. sag 19:
19. Schiefer am Weg von Schönau nach
Graslitz oberhalb der Fabrik. . . . ; 2—3. „.. 20—21.
20. Graslitz hinter Nro. Cons. 244 am alten
SOEBEN e 24—1l. „ 18-19.
ce) Zwischen Gossengrün und dem Ruhstatter Thal:
1. Am Wege von Liebenau nach Prünles Streichen St. 3—4. Fallen 21—22.
2. Quarzgang südl. vom Prünleser Jäger 3 „94. „ 21-22.
3. Zwischen Frankenhammer u. Konstadt N „3-4. nr 222
4. Konstadt. Epidiorit beim Hause Nr. C. 12 » „ 3—4. „21-22.
5.:Ober-Konstadt, Schieferbruch an der
Strasse nach Schöonu . . 2... n „ 4-5. 2 22—23.
6. I. Schieferbruch westlich vom Stadl-
pauerhot axhergenlumd 44 In, ik e „ 3-4. » 22
7. II. Schieferbruch westlich vom Stadl-
banerboh aaahı „Meolkiat raue R „ 5-6 »..23—24.
8. Lauterbach nördl. Schieferbruch . . „ „ 4-5. nm —2.
3. Ein Durchschnitt von Heinrichsgrün gegen den Hohenstein.
Die östliche Hälfte der Stadt Heinrichsgrün liest auf Granit, die westliche
auf Gneisglimmerschiefer, welchen man von der Kirche weg gegen Weizengrün an-
stehen sieht. Sehr bald ausser der Stadt senkt sich die Strasse gegen Nadlerhäuser
herab, hier hat man schon unzweifelhafte Glimmerschiefer anstehen. Im Thal bei
den Nadlerhäusern ist ein Kalkschieferlager durch Steinbrüche aufgeschlossen, man
sieht das rauchgraue, dickschieferige Gestein im Hangenden nach und nach in
Kalkglimmerschiefer übergehen, welchem wieder Glimmerschiefer folgen. Bei der
Mündung des Rothauthales ins Zwodtathal bei Annathal nehmen diese den oben
beschriebenen Charakter an, sie verwandeln sich in Thonglimmerschiefer, in welcher
Beschaffenheit sie über das Heinbacher Jägerhaus bis Konstadt zu verfolgen sind.
Hier folgen die eigenthümlichen kurzwelligen, röthlich geflammten, feinschuppigen
9*
132
Konstadter Schiefer, welchen hinter dem Hause Nr. 12 im linken Gehänge des
Konstadter Thales ein eirca zwei Meter mächtiges Epidioritlager eingebettet ist.
Auf dem rechten Thalgehänge gegen den Stadlbauerhof folgen nun eigent-
liche sehr krystallinische Dachschiefer und Serieitschiefer, welche in den Schiefer-
brüchen westlich von diesem Hof, dann nördlich und östlich von Lauterbach
aufgeschlossen sind, wo wir dann das unter 1. und 2. beschriebene Verhältniss
der Dachschieferlager über Schwarzenbach, Kirchberg bis an den Hohen Stein
wieder finden.
Es wurde auf diesem Wege beobachtet:
1. Gneissglimmerschiefer westl. der Heinrichsgrüner Kirche auf dem Wege nach
Weizengrün . . . . 2... Streichen St. 23. Fallen 16—17.
2. Am Feldweg w. von SH einicheerin
gegen die Leithmühle . . . . . n v2 2
3. Kalkschiefer bei Nadlerhäuser h n 24 „ 4199359
4. Thonglimmerschiefer im Annathal . a „3. „ 23122.
5. Schieferbruch bei Konstadt 5 „A. „ 22-23.
6. Schieferbruch ‘beim Stadlbauerhof . R „DRM.
7. Lauterbach nördl. Schieferbruch . a „4-5. „ 2223.
4. Durehsehnitt von Graslitz nach Ruhstatt u. s. w.
Auf dem Granit des Glasberges liegen einige Überbleibsel einer Auflage-
rung von Quarzfleckschiefern, welche das sogenannte Gesteinig und Felsel bilden.
Jenseits des Silberbaches erhebt sich der Hausberg mit seinem steilen Absturz
gegen den Glasberg gekehrt, er besteht aus Fleckschiefern, die sich zu unvollstän-
digen Knotenschiefern ausbilden. Am Grünberge und noch mehr an der Falken-
berglehne zwischen dem Graslitzer Friedhof und der Landesgrenze verschwinden
sie. Hinter dem Graslitzer Friedhofe stehen zunächst lichte Quarzschiefer an,
dann folgt weiterhin gegen West eine Einlagerung von Epidiorit, dann Thonglimmer-
schiefer wechsellagernd mit Quarzschiefern, welche in Form einiger rauher Kuppen
den Hohen Stein bei der Schönauer Schmiede bilden. Bei Ruhstatt stellen sich
anfangs einzelne Blöcke von Hohensteinschiefern ein, dann folgt das kleine Ruhstätter
Depot, welches den Schiefern aufgelagert ist. Weiter gegen Lauterbach zu gehen
die Thonglimmerschiefer in Quarzschiefer, und durch diese in Sericit- und Dach-
schiefer über, welche nun die welligen Rücken bis an den Hohen Stein bei Kirch-
berg bilden.
Es wurde auf diesem Durchschnitt beobachtet:
1. Quarzfleckschiefer am Felsel am Glasberg Streichen St.24. Fallen 18 w.
2. Fleckschiefer des Hausberges . . . . ,„ „24. h 18 w.
3. Thonglimmerschiefer am Falkenberg . „ „24—1. „ 19—20 w.
4. Quarzschiefer w. Graslitzer Friedhof . „ „2-3. „ 20-21 w.
5. Thonglimmerschiefer beim Wirthshaus
zur Sommerlust . ... Br RR „i \ 19 15 wi
6. Hohensteinschiefer bei Ruhstatt BU ZART 2. 23: 22-235 16—17, 20° w.
3. Capitel.
Geologischer Bau des westlichen Schiefergebirges.
Aus den vorstehend geschilderten Durchschnitten durch das Schiefergebiet
ergiebt sich, dass dasselbe wesentlich aus drei Zonen besteht, nämlich einer
Glimmerschiefer- und Urthonschieferzone, welche mit einander durch ein Band Thon-
elimmerschiefer zusammenhängen, von welch letzterer Zone, da sie eben den
allgemachen Übergang des älteren Gesteines in das jüngere vermittelt, schwer
zu sagen ist, wie weit sie dem ersteren oder dem letzteren Gebiete zuzuzählen
ist. Ich werde übrigens nach Thunlichkeit versuchen eine Grenze zwischen allen
drei Zonen zu bestimmen.
Das ganze Gebiet bildet ein geschlossenes Ganzes, vor dessen südlicher
Grenzlinie von Berg über Nonnengrün, Unterschossenreuth bis nach Douglassgrün
einige kleine dazugehörige Inselchen aus dem umgebenden Tertiärgebiet aufragen,
von welchen das von Maria-Kulm das bedeutendste ist, weniger bemerkenswerth
ist der Lanzer Berg bei Lanz und die Küppchen bei Waldl. Wir werden die ge-
nannten zuerst betrachten.
1. Kuppe von Maria-Kulm.
Die Kuppe von Maria-Kulm und Dasnitz wird südlich und östlich zum
Theil von der Eger begrenzt, im weiteren Verlauf im Osten und im Norden bis
an den von Maria-Kulm gegen Unterschossenreuth abfallenden Rücken tritt sie
aus dem Braunkohlenland hervor. Im Westen wird sie von dem Egerer Tertiär-
becken begrenzt.
Auf der sächsischen Karte, sowie bei Reuss (die geolog. Verhältnisse des
Egerer Gebietes und des Ascher Bezirkes) und bei Jok@ly erscheint die Kulmer
Kuppe im Zusammenhang durch einen schmalen Strang von Glimmerschiefer mit
dem Gebirge bei Schossenreuth. Die vielen Braunkohlensandsteinblöcke, welche
zwischen Nonnengrün und Littengrün ausgestreut liegen, deuten jedoch eine Trennung
vom Gebirge sehr deutlich an, weshalb ich um genau zu sein hier die Grenze als
vollständig annehme.
Der Glimmerschiefer bildet im Süden eine zusammenhängende Partie, welche
die Dasnitzer Kuppe bildet und bei Dasnitz unmittelbar an die Eger herantritt,
dann aber zwischen Perglas und Kloben von Thonglimmerschiefer umlagert wird.
Gegen Westen dehnt er sich bis gegen Maria-Kulm hin aus, verschwindet aber
nicht weit vor dem Orte selbst unter dem Thonglimmerschiefer. Gegen Norden
bildet er die Abhänge des Kulmer Berges gegen Habersbirk und ostwärts gegen
Kittlitzdorf und Meyerhöfen hin, und kommt unter dem Thonglimmerschiefer
in der Niederung des Rückens gegen Nonnengrün und Littengrün wieder zum
Vorschein. Der Glimmerschiefer, wie er hinter dem Dasnitzer Bahnhof aufgeschlossen
ist, ist ein feinkörniges, etwas eisenschüssiges Gestein, mit kleinen weissen Glimmer-
blättchen und schwarzen Granaten, auf der Höhe vor Mariakulm ändert das Gestein
die Farbe in Grau und wird quarzreich. Gegen Schossenreuth führt derselbe
134
weissen und grauen Glimmer in zusammenhängenden Massen und ist hier sehr
quarzreich.
Die Schichten hinter dem Dasnitzer Bahnhof fallen St. 12 und streichen
5—6. Diese Fallrichtung behalten sie bis ziemlich auf die Höhe vor Maria Kulm,
wo sie dann, wie man an den am Wege ausstreichenden Schichten bemerkt, ihr
Fallen in Nord ändern, welche Fallrichtung man auch weiter nordwärts dann
beobachtet, so dass also der Glimmerschiefer hier einen Sattel bildet.
Bei Perglas lagert sich Phyllit um den Glimmerschiefer, welcher jedoch
ein nordnordwestliches Einfallen besitzt, und daher widersinnig gegen den Glimmer-
schiefer einfällt.
Die den Glimmerschiefer umlagernden Thonglimmerschiefer des Mariahilf
und Maria-Kulmberges gestatten nur ein sehr unvollkommenes Beobachten ihrer
Lagerung, da die an der Eger im Bahneinschnitt auftretenden Schichten aus sehr
quarzreichen, vielfach gewundenen licht grauen Thonschiefern bestehen, welche zwar
an einzelnen Orten ein südöstliches Fallen, an anderen dagegen auch wieder eine
andere Fallrichtung erkennen lassen, und in grossen Schollen die Höhe zu um-
schliessen scheinen.
Diese quarzigen Gesteine ziehen sich östlich bis hinauf nach Maria-Kulm,
wo man sie in der unmittelbaren Nähe des Ortes, dann nördlich davon an dem
Abhange der Kuppe noch findet. Südsüdwestlich vom Orte jedoch auf dem Maria-
hilfberge gegen Pochlowitz hinunter und gegen Katzengrün steht ein sehr feinkör-
niger, lichter, stark eisenschüssiger, quarzreicher, vielgewundener Thonglimmerschiefer
an, welcher zu einem feinen Sande von ockergelber Farbe zerfällt. Die Schichten
fallen an der einzigen Stelle, wo man sie beobachten kann, zwischen Maria-Kulm
und Mariahilf nordwärts. Im übrigen ist die sterile Kuppe mit einer Menge ausge-
witterter eisenschüssiger Quarzbrocken bedeckt, welche an die namentlich im
südlicheren Egerer Becken auftretenden Geschiebe erinnern, so dass man annehmen
darf, dass dieselben zumeist vor hier oder wenigstens aus der Nähe stammen mögen.
Die lichten Thonglimmerschiefer behält man auch noch auf dem Wege bis etwa
die halbe Höhe hinab gegen Norden zu, wo sie dann aber verschwinden.
Soweit es die Verhältnisse zulassen, kann man sonach in der Mariakulmer
Kuppe aus dem Fall der Schichten eine Sattelfalte erkennen, welche im Inneren
aus Glimmerschiefer besteht, während darüber ein Mantel von Thonglimmerschiefer
folgt, der dann in einer Gegenfalte im Kaiserwaldgebirge jenseits der Eger
fortsetzt.
2. Die Kuppen bei Lanz und Waldl.
Die Kuppen, welche weiter östlich von der Grenze des Glimmerschiefer-
gebietes aus dem Braunkohlengebiete aufragen, bieten wenig bemerkenswerthes.
Die Kuppe von Lanz besteht aus normalem Glimmerschiefer, welcher südwärts
einfällt, ebenso die nördlich von diesen östlich von Waldl,' dagegen entspricht
die westliche von letzterem Ort den Gneisglimmerschiefern vom Heinrichsgrüner
Zuge, welcher darin sein Ende erreichte.
135
3. Das Glimmerschiefergebirge.
Wenn wir gedachter Massen die Kulmer Kuppe von dem zusammenhän-
genden Massiv isolirt denken, verläuft die Grenze des Glimmerschiefers im
Süden vom linken Ufer des Leibitschbaches bei Nonnengrün gerade Ost gegen
Littengrün, und biegt hier über das Waldhäusel und die Marklesgrüner Abdeckerei
nördlich von Annadorf an der Falkenau-Gossengrüner Strasse hinab ins Zwodtathal
und längs der Abhänge der Vorterasse über Werth nach Tilling, nach Unter-
Neugrün und über die Finkmühle nach Douglasgrün. Hier biegt dann die Grenze
um und folgt den westlichen Abhängen des Weissensteines und seiner Erstreckung
hinüber nach Osten bis gegen Altengrün und dann nordwärts auf die westlichsten
Häuser von Heinrichsgrün zu, dann westwärts vom Marktplatz und der Kirche dieser
Stadt bis nach Nadlerhäuser und Unter-Rothau, wo der Glimmerschiefer sein Ende
erreicht, indem er hier am Granit absetzt. Die nördliche Grenzlinie ist schwer zu
bestimmen, da es eben hier darauf ankömmt, welche Gesteinsausbildung man als
Grenze zwischen Glimmerschiefer und Thonzlimmerschiefer annehmen will. Es
erscheint demnach auch auf der sächsischen und österreichischen geol. Karte die
Grenze verschieden gezogen, da auf letzterer der Bezirk der Thonglimmerschiefer
mit den Urthonschiefern vereiniget wurde, während auf der ersteren das Umge-
kehrte der Fall ist.
Nach meiner Auffassung, welche im Wesentlichen mit Jokely’s übereinstimmt,
erhält man die Grenze, wenn man die in vorstehend geschilderten Durchschnitten
als Grenzen angebenen Punkte verbindet. Am westlichen Abfall des Leibitschranges
fällt dieser Punkt etwas nördlich vom Wege von Neukirchen nach Ebmeth; im
Leibitschgrund findet sich die Grenze da, wo besagter Weg in den Grund ein-
mündet. Im Zwodtathale fällt sie etwas südlich von Annathal und nordnordwestlich
von Heinrichsgrün liest sie im rechten Gehänge des unteren Rothauthales.
Verbindet man diese Punkte mit einander, so erhält man eine südwest-
nordöstlich streichende Linie, welche ziemlich mit der südlichen Begrenzung des
Gebietes parallel läuft.
Die ältesten Gebilde des Gebietes sind offenbar die dem Granit zwischen
Douglasgrün und Heinrichsgrün aufgelagerten Gneisglimmerschiefer, welche übrigens
nach meiner Erfahrung eine weit schmälere Zone bilden, als dieses auf der öster.
geol. Karte dargestellt wird, da erstlich die Granite des Weissensteines sich weiter
nach Westen erstrecken, anderseits nach einer genauen Prüfung die Grenze weiter
östlich vom Weizengrüner Jägerhaus ist und von hier östlich von der Leithmühle
nach Altensrün und unter Neugrün verläuft. Jenseits des Baches bei der Schmiede
von Neugrün stehen Felsen an, welche Glimmerschiefer mit einzelnen Feldspath-
augen führen, die man etwa als die westliche Grenze dieser Gesteine betrachten
könnte. Verfolst man aber den Fussweg von hier östlich nach der Falkenauer
Strasse, so findet man deutlich in Steinbrüchen links von dieser normalen Glimmer-
schiefer, und erst rechts an den Abhängen unter Rosmeisel wieder gneisartige
Gesteine.
Man sieht hieraus, dass diese gneisartigen Gesteine mit Glimmerschiefern
wechsellagern und in dieselben übergehen, daher dieselben wohl weil das unterste
136
Glied der Schieferzone als das älteste Gebilde, nicht aber als ein Äquivalent von
laurentianischen Schichten aufzufassen sind. Darum verbietet es sich auch die-
selben mit der Bezeichnung der alten Gneise in die Karte einzutragen.
Als unmittelbar folgendes Glied wären wohl quarzige, gebänderte im
Aussehen etwas an Hälleflinta erinnernde Schiefer zu nennen, die zwar nirgends
anstehen, aber längs der Gneisglimmerschieferzone vom Weg nach Altengrün bis
nach Heinrichsgrün in zahlreichen Blöcken herumliegen. Im nordwestlichen Verlauf
der Ablagerungen folgt sodann das Kalksteinlager bei Kalkofen im unteren
Rothauthale. Dieses aus wohlgeschichtetem Kalkstein bestehende, etwa 4—5 Meter
mächtige Lager ist in einem grossen Bruch an der Strasse aufgeschlossen, der
nach unten immer dickschiefrigere Kalkstein geht nach oben in Kalkschiefer, und
aus diesem in Kalkglimmerschiefer über, denen dann wieder gewöhnliche Glimmer-
schiefer folgen, die übrigens hier bald das Gepräge der Thonglimmerschiefer
annehmen.
Im weiteren westlichen Gebiet folgt nun in der bekannten grossen Monotonie
der Glimmerschiefer, welcher ziemlich selten in der Gesteinsbeschaffenheit ändert,
nur etwa in soweit, als man am äusseren Rande zwischen Oberneugrün und
Nonnengrün lichte glimmerreiche Gesteine findet. Ihnen ist zwischen Hartenberg
und Loch ein Eklogit eingelagert, der sich möglicherweise auch ostwärts gegen
Pichelberg fortsetzt.
Bemerkenswerth ist der unmittelbar an die kleine Granitkuppe von Berg
angelehnte Zug von Gneisglimmerschiefern, welche östlich von Frauenreuth über
den Leibitschrang streichen, und auch jenseits des Leibitschwassers bei der Steg-
mühle und dann beim Neuen Wirthshaus nördlich von Marklesgrün noch in Blöcken
vorhanden sind, die man unter Umständen selbst mit den Heinrichsgrüner Gesteinen
in Verbindung bringen kann, obwohl dieselbe nirgends nachweisbar ist.
Das übrige Gebiet wird nun von mehr oder weniger quarzigen (bei
Gossengrün) oder weichen Glimmerschiefern (zwischen Hartenberg und Bleistadt)
ausgefüllt. Zwischen die Schiefer lagern sich hie und da Quarzzüge ein, wie
zwischen Liebenau und Prünles, wo ein etwa 2 Meter mächtiger Quarzgang im
Streichen der Schichten aufsetzt. Gegen die Grenze des Thonglimmerschiefers
hin gewinnt es an zahlreichen Punkten wie im Rothauthal, dann bei Prünles und
im Leibitschgrund bei der Glashütte den Anschein, als ob die Glimmerschiefer nach
und nach quarzreicher würden. Im diese Zone gehören auch jene eigenthümlichen
weissen perlmutterartigen quarzreichen Schiefer, welche ich als Serieitquarz-
schiefer bezeichne, und welche beim Bau der Falkenau-Graslitzer Bahn am nörd-
lichen Portale des Tunnels bei Lindenhammer in einer etwa 1 Meter mächtigen
Schichte zum Vorschein kamen, mir aber anderwärts nicht bekannt wurden.
Etwas weiteres lässt sich über die sehr einförmigen Gesteinsverhältnisse
nicht mittheilen.
Was nun die Lagerung der Schichten anbelangt, so findet man, wie schon
ein Vergleich der vorn angeführten beobachteten Punkte gibt, dass das Streichen
der Schiehten von Ost nach West in einem nach Norden geöffneten Bogen verläuft,
wobei die Schichten zugleich fächerförmig auseinander laufen.
137
Der Kalkschiefer von Kalkofen streicht St. 24.; der Gneisglimmerschiefer
von Heinrichsgrün am Wege nach Waizengrün St. 22—23, am Feldwege nach
Altengrün St. 2. Der Glimmerschiefer im Steinbruch unter Altengrün St. 1, an der
Falkenauer Strasse St. 24. Der Glimmerschiefer beim Waizengrüner Jägerhaus
St. 2, darunter im Hornsprung am Bach St. 3. Dasselbe Streichen zeigen die Schiefer
im Zwodtathal zwischen Lindenhammer und Bleistadt, nur unter dem Bahnhof von
Bleistadt ändert sich dasselbe plötzlich in St. 12—13, um dann wieder ein Streichen
von Stund 7—8 und endlich St. 3—4 anzunehmen. Auf dem Wege nach Prünles
streichen die Schichten St. 4. Endlich im Leibitschgrund an allen Stellen, wo
man das Streichen beobachten kann, constant in Stund 6—7. Dieses letztere
Streichen haben aber die Glimmerschiefer bereits an der äussern Schiefergrenze
am Lanzer Berg, dann bis Pichelberg, Hartenberg und lassen im ganzen Gebiet
zwischen bis an die westliche Grenze dann keine Änderung bemerken. Was die Fall-
richtung anbelangt, so gewahrt man auf der Höhe zwischen Frauenreuth und der
Stegmühle und ebenso beim Neuen Wirthshaus zwischen Gossengrün und Markles-
grün ein antiklines Einfallen nach Nord und Süd. Diese Faltung bemerkt man
auch in der Lagerung der Schiefer bei der Herrenmühle, bei Hartenberg im Bahn-
einschnitt, ferner bemerkte auch Jokely bei Neugrün eine antiklinale Schichten-
stellung. Diese Faltenbildung wurde bereits von Reuss (Geol. Verhal. des Egerer
Bezirkes und des Ascher Gebietes) beobachtet, auch von Jokely bestätigt, welcher
sie einer Granitapophyse zuschreibt, deren Ausgehendes die Kuppe von Berg wäre.
Da sich jedoch wird zeigen lassen, dass gleiche Verhältnisse auch im Gebiete von
Joachimsthal auftreten, kann hievon keine Rede sein, vielmehr wird diese Falte in
genetischen Zusammenhang mit der Bildung des Erzgebirges zu bringen sein.
Nördlich von dieser Linie behalten die Schiefer in der westlichen Glimmer-
schieferpartie ein dem OW. Streichen conformes nördliches Einfallen, in der Weise
aber, wie sich jenes mehr und mehr nördlich dreht, wird das Fallen gleich-
mässig westlich.
Alle diese Verhältnisse legen die Ansicht nahe, die abgerissene Gneis-
glimmerschieferpartie mit der Heinrichsgrüner in Verbindung zu bringen, und sie
eben als das tiefste Glied der Glimmerschiefergebilde auch im westlichen Gebiete
anzusehen.
Auch Reuss a. a. ©. hält diese Schichten für die ältesten und möchte sie
mit einem Gmeis des nahen Fichtelgebirges in Verbindung bringen. Dazu lässt
sich nun bemerken, dass diese Gneisglimmerschiefer allerdings das Ausgehende
einer grösseren Ablagerung sind, diese jedoch liegen gleichwohl im Erzgebirge in
der Gegend von Joachimsthal an den Südabhängen des Sonnenwirbels, von wo
sie über Oberbrand bis an den Granit des Wolfsberges herantreten, so dass die
Heinrichsgrüner Partie als Fortsetzung gedacht werden kann.
Übrigens habe ich in der kön. bair. geol. Sammlung in der That Gesteine
aus dem Fichtelgebirge gesehen, welche Gümbel als Phyllitgneis bezeichnet, die
‚den beregten Gesteinen vollständig gleichen, und es wohl wahrscheinlich machen,
dass die Ablagerungen aus dem Erzgebirge bis hinüber ins Fichtelgebirge reichen.
138
4. Das Phyllitgebirge.
Zwischen dem eigentlichen Glimmerschiefer- und dem Urthonschiefer-Gebiet
liest eine ziemlich gleich breit bleibende Zone von Gesteinen, welche zum Theil
den zweifelhaften Charakter der Phyllite besitzen, zum Theil Quarz- und Fleck-
schiefer sind, die in einem weiten nach Nordwesten offenen Bogen sich zwischen
die obengenannten Schiefer und den Granit einlagern und in letzteren eine weite
Zunge ostwärts hineinschieben. Die Bestimmung der Grenze dieser Zone ist
natürlich kaum anders als nach der individuellen Auffassung des Begriffes der
Gesteine gezogen, und wird etwa nur gegen die Urthonschiefer etwas schärfer
markirt, aber es herrscht einmal in der ganzen Zone ein fortwährendes Übergehen
des einen Gesteines in das andere, und daher ist auch wohl nach dorthin die
Grenze auf individueller Anschauung gegründet. Am westlichen Abfall des Leibitsch-
rang bemerkt man die Veränderung der Glimmerschiefer in Phyllite zwischen
Zweifelsreuth und Ullersgrün, und man kann die Grenze etwas vor dem letzt-
genannten Dorfe annehmen. Hier quer am Südabhang des Vogelherdberges nördlich
von Ebmeth hinüber führt sie in den Leibitschgrund etwa in der Mitte zwischen der
Glashütte und dem Hegerhaus, von da nordöstlich am südlichen Abhang des Hoch-
hauberges westlich und nördlich um Prünles hinab ins Zwodtathal, wo man die
Grenze etwas südlich von der Mündung des Rothauthales setzen kann, sodann am
rechten Gehänge des Rothau-Baches nordöstlich weiter bis an den Granit vor
Unter-Rothau, von wo aus die Grenze sodann längs des Granites in einem östlich
weit offenen Bogen über Pechbach und Glasberg bis herab ins Silberbachthal bei
der Graslitzer Spinnfabrik unter dem Hausbere, sodann am rechten Ufer des
Silberbaches im Hausberg und Eibenberg recht Nord verläuft, dann bei den ersten
Häusern von Silberbach plötzlich recht Ost umbiegt, und an den nördlichen Ab-
hängen des Mückenbühlberges in einer einmal scharf gegen Süden gezackten
Linie gegen Schieferhütten zieht, von wo sie am westlichen Gehänge des Hartels-
berges und Spitzenberges eben so plötzlich wieder West umbiegt, und über den
Eselsberg nach Ober-Silberbach und über das Dorf Aschberg in nordwestlicher
Richtung die Landesgrenze erreicht.
Nehmen wir als giltig für die Grenzbestimmung jenen Zustand des Gesteines
an, wo die krystallinische Ausbildung der Schiefer nur mehr durch einen starken,
etwas metallartigen Seidenglanz noch zu erkennen ist, wo selbst einzelne glimmer-
artige Partien aus der Schieferfläche geschwunden sind, kein Granat mehr auftritt
und die lineare Fältelung auf der Schieferfläche in feinen Wellenfurchen und
Streifen auftritt; so erreichen die Schiefer auf der westlichen Grenze des Gebietes
bei Schönbach ihre Grenze. Im Leibitschgrund zeigen erst die Felsen bei der
Einmündung des Frankenhammerer Baches diesen Charakter. Auf die bis zur
Glashütte im Leibitschgrund ziemlich gleichbleibenden Glimmerschiefer folgen lichte,
weissliche, dünnschiefrige Thonglimmerschiefer, wie sie in der Umgegend von
Graslitz anstehen, bis ihnen an oben genannten Orten graue, starkglänzende Thon-
glimmerschiefer folgen, welche wenige Spuren von Glimmerbildung zeigen, wellig
gebogen und dünnschiefrig sind und flache Quarzlinschen enthalten. Diesen
139
Charakter haben die Schiefer bis nach Absroth, wo ihnen dann die Urthonschiefer
etwa zwischen dem Dorfe und der Rebmühle folgen.
Über den Hochhauberg nach Frankenhammer gewahrt man dieselben Ver-
hältnisse. Im Zwodtathal fangen die Glimmerschiefer an nördlich von Lindhammerer
Tunnel einen mehr phyllitartigen Charakter anzunehmen. Bei Annathal erscheinen
eigenthümliche, gneisartige grüne Serieit-Phyllite, dann haben die Phyllite rechts und
links der Zwodta bis unter Graslitz einen ganz eintönigen gleichbleibenden Charakter,
der nur einigemale darin ändert, dass sich quarzreichere Partien einlagern. Im
Wesentlichen stimmen die Gesteine mit jenen aus dem Leibitschgrunde überein.
Westwärts vom Zwodtathal bleiben die Schiefer ebenfalls ganz monoton bis ins
Frankenhammer-Konstadter Thal. Hier treten an der Strasse durch einige kleine
Brüche aufgeschlossen jene eigenthümlich geflammten kleinschuppigen Schiefer auf,
welche ich als Konstädter Schiefer bezeichnete (p. 59). Sie scheinen hier die Grenze
gegen die Urthonschiefer zu markiren, am rechten -Gehänge des Thales folgen diese
Gesteine nach oben hin und ziehen sich dann nördlich von Sponirlberg wie es
scheint zur Schönauer Kirche hin. An den Abhängen des Glasberges beginnen sich
nun in der Nähe des Granites Fleckschiefer zu zeigen. Die kleinen Felsen-Partien
des Gesteinig bei der Skt. Adalbertskapelle, und unter Glasberg bestehen aus
Quarzfleckschiefern, welche jedoch am rechten Gehänge des Graslitzer Thales nicht
vorkommen, und offenbar auch die Fleck- und Knotenschiefer, welche den Hausberg
und den östlichen Abfall des Eibenberges bilden, unterteufen. Die den Graniten
eingelagerte Schieferzunge zwischen Silberbach und Schieferhütten besteht aus
Knotenschiefern, welche zuweilen sehr lebhaft an Glimmerschiefer erinnern, da
ganze Partien von Glimmer darinnen ausgebildet sind.
Gesen Westen ist die Fleckschiefer-Zone durch die Abdachung des Haus-
berges begrenzt, das Gestein fällt unter die Phyllite des mit diesem parallel strei-
chenden Grünberges. Sie scheinen nicht plötzlich, sondern allgemach abzunehmen.
Hierauf folgen sodann Quarzschiefer, welche von Schwaderbach bis über die Landes-
grenze, und östlich an den Gehängen des Aschberges bis Silberbach zu verfolgen
sind. In ihrer Berührung mit dem Granit treten eigenthümliche gneisartige Bildungen
hervor, welche sich an der Gesteinsgrenze von Obersilberbach bis an die Landesgrenze
verfolgen lassen. Ihnen folgen dann wieder conform gelagerte Thonglimmerschiefer.
Auf dem rechten Gehänge des Zwodtathales sieht man gleichfalls unmittelbar
hinter dem Friedhof von Graslitz Quarzschiefer anstehen, welche nur noch sehr
wenig an die Fleckschiefer erinnern. In ihrem nördlichen Streichen dürften sie
mit denen von Schwaderbach zusammenhängen, obwohl sie weiter nordwärts von
Graslitz verschwinden und von den Thonglimmerschiefern des Falkenberges über-
lagert werden. :
Die sächsische geologische Karte zeichnet die Urthonschiefergrenze un-
mittelbar im Westen von Graslitz, und zieht bereits den Grünberg mit in das
Gebiet. Ich glaube jedoch die Grenze weiter nach Westen rücken zu müssen. Auf
die Phyllite folgen weiter westwärts nochmals Quarzschiefer wenigstens in Trümmern,
welche die Hohensteinkuppe westlich von Graslitz bilden, dann Quarzlinsen führende
Thonglimmerschiefer bei der „Schmiedte“, und erst von Ruhstatt folgen Schiefer,
welche man meiner Meinung nach als Urthonschiefer bezeichnen kann. Aber selbst
140
nördlich von dem kleinen Depöt von Hohensteinschiefern, welches sich hier findet,
treten Thonglimmerschiefer jene unterteufend auf, die noch ganz und gar den
Charakter der Graslitzer Schiefer haben, anderseits auch an die Konstädter Schiefer
gemahnen, so dass wir erst auf diesem Punkte etwa die Grenze gegen die Urthon-
schiefer hätten. Was von hier aus westwärts und nordwärts liegt, ist Urthonschiefer.
Hiemit hätten wir auch die nördliche Grenzlinie der Zone bestimmt. Sie
tritt zwischen Aschberg und dem Zwodtathal nach Sachsen aus. Von hier verläuft
sie von Markhausen über den Falkenberg nach Ruhstatt, dann über den Schönauer
Berg zur Schönauer Kirche, dann ins Konstadt-Frankenhammerer Thal nördlich vom
Sponirlberg und dann West nach Absroth und Schönbach.
Die Lagerung der Schichten ist eine dem Glimmerschiefer ganz conforme,
so weit sie mit diesem zusammengelagert ist, dann aber am Granit schmiegen die
Schichten sich an diesen an, so dass dieselben einen nach Nordwesten offenen
Bogen bilden. Bei Ullersgrün, Ebmeth und im Leibitschgrund finden wir ein con-
stantes Streichen in Stund 6—7, im Annathaler Bahnhof haben sie Stund 4—5,
im Zwodtathal weiter nördlich Stund 3—4, am Bahnkörper unter Graslitz, am
Schönauerberg Stund 2—3, endlich an der Strasse bei Pechbach Stund 22—23.
Am Gesteinig im Hausberge und Eibenberg Stund 23—24.
Auf einer zweiten Linie zeigen die Schiefer in einem Steinbruch östlich
zwischen Schönbach und Absroth ein Streichen in Stund 6—7, bei der Spinnerei
in Leibitschgrund, dann bei der Strassenbiegung daselbst ein Streichen in 6—7.
Bei Absroth auf dem Wege zur Rebmühle Stunde 8, zwischen Frankenhammer
und Konstadt Stund 3—4, auf dem Wege von Schönau nach Graslitz oberhalb
der Fabrik 2—3, in Graslitz am alten Stollen bei Nr. ©. 244. 24—1. Hinter dem
Gottesacker von Graslitz Streichen 2—3, nördlich von Ruhstatt Stund 21—22,
am Falkenberg bei Graslitz Stund 1—2.
Die Fallrichtung ist anfangs Nord und wendet sich dann dem Streichen
entsprechend westlich. Die Schichten sind zwischen 40—50° geneigt.
Abweichend hievon verhält sich die in den Granit zwischen dem Asch-
und Mückenbühlberg eingeklemmte Schieferpartie, welche bei einem östlichen
Streichen Nord einfällt und sich gegen den dort vorliegenden Granit stemmt. Es
gewinnt hiebei das Ansehen, als ob diese Schieferpartie auf die südliche Granit-
masse hinauf geschoben worden wäre, da zwischen den nächsten Partien der Phyllite
kein Zusammenhang in der Lagerung besteht, sondern diese Fleckschieferzunge ist,
wie Jokely treffend bemerkt, von den übrigen Schiefern losgerissen und von den
Graniten in ihre gegenwärtige Lage gebracht worden.
5. Urthonschiefergebiet.
Der nun noch übrige Theil des Gebietes nördlich und westlich von der
zuletzt gezogenen Grenzlinie der Phyllite wird vom Urthonschiefergebirge erfüllt.
An der westlichen Gebietsgrenze, im Schönbacher Thal nördlich bis an die Wasser-
scheide an der Landesgrenze kann man zunächst vielgewundene kurzschiefrige
Urthonschiefer wahrnehmen, welche von Schönbach bis zu den Strassenhäusern
141
bleiben. Hier machen sich dann die von mir als Sericitschiefer bezeichneten stark-
seidenglänzenden Schiefer und gewöhnliche graue Dachschiefer bemerkbar, welchen
sodann quarzige, lichte, grünliche Schiefer folgen, die wohl die Sterilität des Tocken-
srüner Waldes verursachen. Sie sind zwar nirgends aufgeschlossen, liegen aber überall
umher. Weiter östlich von Schönbach hat man die gewöhnlichen Urthonschiefer
zwischen Absroth und der Rebmühle, doch sind dieselben hier ebenflächiger als
bei ersterer Stadt. Nördlich von der Rebmühle sind quarzreiche Serieitschiefer
aufgeschlossen von einem eigenthümlichen feinsandigen Gefüge, dann folgen weichere
ebenflächige Sericitschiefer sowohl im Waltersgrüner Thal am westlichen Gehänge
des Leitenberges, als unter der Tockengrüner Flur. Beim Berghof sind Dachschiefer
in einigen Brüchen aufgeschlossen, die einzelnen Schieferschichten liegen regel-
mässig wie die Blätter eines Buches übereinander, sind durch senkrechte Klüfte
abgetheilt, und wechseln in der Gesteinsfarbe, bald sind sie violett, bald blau grau,
lichter oder dunkler gefärbt. Sie zeigen keinerlei Abweichung im Aussehen, man
mag sie 10—12 Klafter höher oder tiefer aufnehmen. Im weiteren nördlichen Ver-
folg unterteufen sie hier die später zu beschreibenden Hohensteingebilde, und
treten dann nördlich hievon ausser Landes. An der westlichen Lehne des Lauter-
bach- Schwarzenbacher Thales sieht man nirgends Aufschlüsse, doch verrathen sich
allenthalben grüne starkglänzende Sericitschiefer. Dagegen sind deren auf dem
östlichen Gehänge, am Schwang, westlich vom Stadlbauer durch Schieferbrüche ge-
schaffen. Der tiefere Bruch führt Serieitschiefer, der darüber etwas nördlichere
Dachschiefer. Letztere entsprechen im Aussehen ganz denen beim Berghof in
Waltersgrün, sie sind blaugrau oder violett fein gefältelt, haben jedoch viele Quarz-
knoten eingeschlossen.
Weiter nördlich von Lauterbach ist sodann in einem kleinen Bruch der
typische Lauterbacher Serieitschiefer aufgeschlossen, die stark seidenglänzenden,
feingefaltelten, lichtgrünen, violetten oder buntgefleckten Schiefer lassen sich
dann noch weiter im Thale gegen Ursprung hin verfolgen, gegen Westen jedoch
folgen auf sie sodann die Kirchberger Dachschieferlager, welche zwischen Stein
und Kirchberg an vielen Orten aufgeschlossen sind, am westlichen Abhange des
Schwang gegen das Konstädter Thal sieht man keine Dachschiefer ausbeissen, sie
scheinen demnach hier ihr Ende zu erreichen, unter ihnen folgen wieder gewöhnliche
Urthonschiefer. Dagegen scheinen sie sich weiter nördlich etwa bis zur Schö-
nauer Kirche zu verbreiten, wie auch auf der sächsischen Karte in dieser Gegend
etwa eine weitere Verbreitung der Schiefer gegen Osten angenommen wird.
Von Graslitz gegen Westen folgen erst westlich von Ruhstatt und Schön-
werth, dann von Markhausen an der Landesgrenze an den westlichen Abhängen
der Falkenberger Urthonschiefer, welche grau oder auch licht gefärbt erscheinen
und überall viele Quarzknoten enthalten, die nach der Verwitterung übrig bleiben.
In dem Thale, welches von Konstadt nach Ursprung zu streicht, trifft man dann
quarzige und grüne Serieitschiefer an, ein weiterer nördlicher Verfolg aller wird
durch die Unzugänglichkeit der Gegend abgeschnitten. Zwischen Markhausen und
Ursprung in der Umgebung des Nebelberges sieht man nur den normalen Urthon-
schiefer, mit seinen quarzigen Zwischenlagen, erst westlich von Ursprung folgen
dann wieder Dachschiefer, welche hie und da in kleinen Brüchen blosgelegt sind.
142
Man sieht aus dieser Darstellung, dass das Gebiet aus drei sich constant
folgenden Schieferzonen besteht, zu unterst aus kurzschiefrigem welligen Urthon-
schiefer in welchen unmittelbar der Phyllit übergeht, dann quarzige und weiche
Sericitschiefer und endlich die Kirchberger Dachschiefer, welche die Mitte des
Gebietes einnehmen.
Das Streichen der Schichten ist analog den vorher geschilderten Verhält-
nissen. Bei der Strasse nördlich von Schönbach streichen die Urthonschiefer Stund
6—7, sie ändern dann auf eine kurze Strecke in NO, behalten aber dann ihr west-
östliches Streichen bis in die Tockengrün bei. Am Wege zur Rebmühle, dann im
Steinbruch nördlich davon streichen die Schiefer Stund 2—3, ebenso am Wege
bei Schwarzenbach. Im Schieferbruch nördlich von Lauterbach Stund 4—5. In den
Brüchen beim Stadlbauerhof 4—6, bei Ruhstatt 2—3, nördlich 8—9, endlich bei
Markhausen in dem der Landesgrenze parallelen Thal Stund 7—8. Im Dachschiefer-
bruch beim Berghof südlich vom Hohen Stein Stund 3—4, im Schieferbruch von
Kirchberg 7—8.
Das Einfallen der Schiefer ist im Westen nördlich, gegen Osten wird es
mehr und mehr westlich, endlich nimmt die Fallrichtung im Nord-Westen von
Graslitz an der Grenze bei Markhausen eine südwestliche Richtung an. Der Fall-
winkel ist bei weitem kleiner als bei den älteren Schiefern. Er beträgt in den
Brüchen am Berghof 25°, in den Brüchen bei Kirchberg 12" und selbst noch weniger,
bei Ruhstatt. 15—20°.,
Aus den Lagerungsverhältnissen der Schiefer geht hervor, dass dieselben
den westlichen und z. Thl. südlichen Flügel einer Mulde bilden, welche sich nach
Norden ausdehnt. Der Gegenflügel hiezu findet sich unmittelbar gegenüber am
nördlichen Abfall des östlichen Ausläufers des Fichtelgebirges, wo man vom Granit
des Kapellenberges eine Glimmerschiefer- und aus dieser eine Phyllit- und Thon-
glimmerschieferzone erreicht. Erstere ist im Westen durch die jüngeren Gebilde
bei Fleissen plötzlich abgeschnitten, kann aber, wie dies Reuss und Jokely (a. a. O.)
erkannten, im Zusammenhang mit den Glimmerschiefern des Erzgebirges gedacht
werden. Die Thonglimmerschiefer von Schönbach stehen jedoch im Westen und
Norden in ununterbrochenem Zusammenhang mit der im Voigtland weit ausgebrei-
teten Formation, von welcher in oben gedachter Mulde eine verhältnissmässig
schmale Bucht zwischen dem Granit des Fichtelgebirges und Erzgebirges hindurch
tritt, die offenbar auch ehedem im Zusammenhange stand mit den zwischen dem
südlichen Flügel des Erzgebirges, dem Fichtelgebirge und Böhmerwald ausgebrei-
teten Glimmerschiefer und Phyllitgebiete.
6. Die Schiefer vom Hohen Stein und von Ruhstatt.
Eine nach Form und Lagerung von den Phylliten und Urthonschiefern
wesentlich verschiedene Bildung sind die im westlichen Schiefergebiete nördlich
von Schönbach am Hohen Stein bei Kirchberg und westlich von Graslitz bei Ruh-
statt auftretenden Ablagerungen, welche ich im petrographischen Theile dieser
Arbeit (p. 74) mit dem Namen „Hohensteinschiefer“ belegte.
Die weit hin sichtbare durch ihre Formen auffällige Schiefer-Ablagerung,
welche den Hohen Stein bei Kirchberg bildet, nimmt einen verhältnissmässig kleinen
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145
Raum ein, welchen man nach Quadratmetern bestimmen kann, ist aber der
grössere Depot. Ummittelbar an der Landesgrenze gelegen kehrt es gegen Osten
seine Steilseite, und fällt westwärts ab. Die Steilseite des Hohen Steines bietet
einen sehr malerischen Anblick dar. Über den kahlen Dachschieferrücken ragt sie
in einer Höhe von 800 Meter wie die vielzinnige Ruine eines gewaltigen Schloss-
baues aus niedrigem Wald. Die einzelnen Pfeiler und Zinnen haben nach ihren
nachahmenden Gestalten von den Umwohnern besondere Namen erhalten, so der
Pferdekopf, der Commandant u. s. w. In der Nähe erscheinen dieselben als Erosions-
formen, gebildet und unterstützt durch senkrechte das Gestein durchsetzende Klüfte,
und bedingt durch den im Schiefer reichlich vorhandenen Quarz. Die freistehenden
wohl 4—5 Meter hohen Säulen mit einer sehr geringen Bodenfläche zeigen ein sehr
eigenthümliches Verhältniss in der Lagerung des reichlich vorhandenen Quarzes.
Während nämlich die Schieferung der Säulen der Lagerung conform nach Westen,
geneist erscheint, sind die Quarzlagen östlich geneigt. Man möchte hierin die
Ursache der Erhaltung dieser Gebilde. erkennen, da überall anders auf dem
westlichen Abhang das Gestein in unzählige Stücke und Blöcke zerfallen ist.
Die Schiefer zeigen ein Streichen in Nord St. 24. und ein Fallen in West
Stund 18 mit 10°. Die Klüftung und Lösung ruft übrigens Schwankungen von
3—4 St. hervor. Vorstehende Orientirung bezieht sich auf den Commandantenfelsen.
Ich schätze die Mächtigkeit der Ablagerung auf etwa 12—15 Meter an
ihrer östlichen Steile.
Die Schiefer sind keinesfalls gleich, sondern sind in den liegendsten
Schichten entschieden krystallinischer als in den hangendsten, wie man an vielen
auf der Südseite gelegenen grossen Blöcken, welche offenbar aus der Grundlage
stammen, erkennen kann.
Das zweite Depot befindet sich etwas nördlich von den vorderen Ruhstätter
Häusern, es ist viel kleiner als der Hohe Stein, zeigt keine Zinnen und Säulen,
kehrt aber auch seine Steilseite gegen Osten, und ist durch senkrechte Klüfte
getheilt. Seine gleichfalls westwärts geneigten Schichten erscheinen in der Mitte
schwach gewölbt, und besitzen bei einem nördlichen Streichen ein Fallen in Stund
16—17 West 20°.
Das Gestein stimmt namentlich mit dem aus den unteren Partien des
Hohen Steins überein.
Ausser den genannten Lagerstätten ist der Hohenstein-Schiefer weit in
losen Blöcken verstreut. Abgesehen von Findlingen, die im Leibitschgrund bis
zur Hammermühle, im Zwodtathal bis Hainbach gelangten, findet man das Gestein
auf der Höhe über dem Berghof nördlich von Waltersgrün, auf dem Knockberg
und über den Schwang herüber bis Schönau ja man findet sogar zahlreiche
Blöcke bei den westlichsten Häusern von Graslitz, und den Schiefer selbst
vor Ruhstatt schon vom Wirthshause „zur Sommerlust“* an. Nordwärts von
Ruhstatt kann man ihn um den Nebelberg und bis an die Landesgrenze bei
Markhausen, und gewiss auch weiter nördlich verfolgen. Dagegen scheint er west-
wärts gegen Eubabrunn und Werlsgrün in Sachsen nicht mehr vorzukommen.
Man sieht hieraus, dass das Gestein immerhin einen verhältnissmässig weiten Ver-
breitungsbezirk besitzt.
144
Jokely hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Hohensteinschiefer
gegen die sie unterteufenden Dachschiefer eine merkbare Discordanz der Lagerung
zeigen. (Man vergleiche die gefundenen Verhältnisse im Dachschieferbruch beim
Berghof und die von Ruhstatt). Da sich aber in unmittelbarer Nähe nirgends
Aufschlüsse ergeben, welche das Verhalten der auf- und unterlagernden Gesteine
erkennen liessen, und da immerhin eine gewisse gemeinsame westliche Neigung
vorhanden ist, so wäre hierauf vielleicht weniger Gewicht zu legen, wohl aber
mehr darauf, dass die Hohensteinschiefer in ihrer Ausdehnung von Kirchberg bis
Graslitz resp. Ruhstatt Schiefer von entschieden verschiedenem Alter überlagert
haben. Aus diesem Verhalten, sowie aus der sich zeigenden Discordanz ergibt
sich nun offenbar eine bemerkenswerthe Altersdifferenz.
Über das Alter der Schiefer selbst lässt sich kaum ein sicherer Schluss
. ziehen. In der sächsischen älteren Karte sind diese Gebilde einfach als Quarz-
schiefer verzeichnet. Jokely bezeichnet sie als Pribramer Schiefer, und bemerkt:
„Petrographisch gleicht der Schiefer vollkommen manchem quarzigen Grauwacken-
schiefer, und auch die Lagerungsverhältnisse machen es sehr wahrscheinlich, dass
er nur diesem Gebilde gehört.“
Von besonderem Interesse war es mir gelegentlich eines Besuches im
kön. bair. geolog. Museum, dunkle schwarze Gesteine aus dem Fichtelgebirge von
Lichtenberg, Schönbrunn und Albersreuth zu finden, welche, wie ich schon vorn
hervorgehoben habe, den Hohensteinschiefern petrographisch ganz gleich sind, und
denen Gümbel ein untersilurisches Alter zuschreibt.
Da keinerlei Petrefacten über das Alter einen Aufschluss geben, sondern
nur die Gesteinsähnlichkeit allein in die Wagschale fällt, so können wohl beide
Geologen Recht haben. Ich stimme Jokely zu, dass die Hohensteinschiefer den
Pribramer Schiefern sehr ähnlich sind, möchte aber aus den bemerkenswerthen
halbkrystallinischen Ausbildung, wie sie die Pribramer Schiefer nicht besitzen, den
den Beweis noch höheren Alters erkennen. Ganz entschieden älteren Gepräges
sind sie aber jedenfalls als die böhmischen ‚silurischen Grauwackenschiefer aus
Dd,, Dd,, Dd,. Insoferne könnte ich für die Hohensteinschiefer mit Gümbel
nicht übereinstimmen. Da er aber möglicherweise seine Silurschichten nach unten
weiter ausdehnt, und analog den österreichischen Geologen auch Barrandes B
und C' noch umfasst, so würden unter solchen Umständen auch mit der Auffassung
Gümbels keine Differenz bestehen.
Sonach dürften wir in den Hohensteinschiefern eine Bildung der Cambri-
schen Formation sehen, welche, wie die Übereinstimmung mit Fichtelgebirgs-
gesteinen erweiset, einst den Zusammenhang herstellte zwischen den cambrischen
Ablagerungen von Mittelböhmen und mit jenen gleichartigen ausserhalb des her-
eynischen Massives in Mittel-Europa. Gegenwärtig ist freilich der Zusammenhang
allerorts gelöst, immerhin aber ist diese Spur eines ehemaligen Canales, der
möglicherweise noch jüngere jetzt verschwundene Gebilde aufzuweisen hatte, eine
sehr interessante, weil hiedurch denn doch eine Richtung angedeutet wird, in welcher
der alte Meeresarm in Mittelböhmen mit dem ausserherceynischen zusammenhing.
Einige Aufmerksamkeit muss man auch der entschiedenen westlichen
Neigung der Schichten widmen, sie entspricht der allgemeinen Schichten-Neigung
145
auch der älteren Gebilde, muss also auf dieselbe Ursächlichkeit zurückgeführt
werden. ‘Zwingen uns nun die Verhältnisse im Granit jenes Ursächliche zu sehen,
welches im Allgemeinen diese Schichten-Neigung hervorgebracht hat, so liegt uns
anderseits der Schluss nahe, dass selbst die durchbrechenden Granite jünger sein
müssen als die cambrischen Schiefer. Diese Folgerung hat nichts befremdliches,
wenn wir uns erinnern, dass Andrian (Jahrb. geol. R. A. a. a. O.) auch die
Granite von Mittelböhmen zum Theil jünger als die cambrischen Schiefer in
ihrer Nähe fand.
7. Eruptivgesteine der westlichen Schieferhülle.
Das Auftreten von Eruptivgesteinen ist in der westlichen Schieferhülle
verhältnissmässig geringfügiger als in der östlichen, dennoch finden sich ver-
schiedene derselben vor.
Als die ältesten derselben haben wir wohl die Lagergänge zu bezeichnen,
welche der Epidiorit in den Phylliten bei Graslitz bildet. Bereits in der älteren
sächsischen Karte ist das Vorkommen dieser Gesteine angedeutet, und Jokely er-
wähnt a. a. O. das Auftreten derselben in Blöcken bei Schönau und Konstadt.
In letzterem Orte liegt der Epidiorit in zahlreichen Blöcken an der Strasse
nach Frankenhammer zu, man findet das Gestein jedoch auch anstehend, und zwar
an einer durch einige Waldbäume markirten Stelle am linken Thalgehänge hinter
dem Hause Nro. C. 12. Der etwa drei Meter mächtige Lagergang fällt und
streicht den ihn begleitenden Schiefern conform,. lässt sich aber nicht weit ver-
folgen. Westlich vom Graslitzer Friedhof, wo dieses Gestein früher nur in einigen
grossen Blöcken an der Strasse unter dem Hohenstein vorkam, ist dasselbe nun
in einem kleinen Steinbruch blosgelegt, es bildet eine 15 Meter mächtige, Stund
20—21 W. einfallende Einlagerung in Quarzschiefern. Im Dorfe Schönau an der
Strasse beim Hause Nro. ©. 34 und weiter gegen die Mitte des Ortes finden sich
zahlreiche Blöcke von Diorit, nicht minder auf dem Fusswege von Schönau nach
Graslitz auf dem Abhange des Schönauer Berges gegen das Zwodtathal zahlreiche
Blöcke dieses Gesteines.
Der Granit erscheint ebenfalls als untergeordnetes Eruptivgestein in der
kleinen Kuppe, welche am Ausgehenden des Leibitschgrundes bei Berg auftritt,
und welche wohl mit Recht als ein östlich vorgeschobener Ausläufer des Fichtel-
gebirggranites vom Kapellenberg bei Schönberg zu betrachten ist. Jokely vermuthet
eine noch weitere unterirdische Erstreckung dieses Gesteines gegen Westen und
glaubt darin die Ursache der am südlichen Ende des Glimmerschiefergebirges
auftretenden Falte zu sehen.
Hierher ist dann auch das wenig aufgeschlossene Gestein zu rechnen,
welches an der Strassenbeuge vor Bleistadt eine Einlagerung im Glimmerschiefer
bildet. In der sächsischen Karte erscheint es als Gneis eingetragen, während es
auf der österreichischen Karte ‚fehlt, obwohl es von Jokely a. a. O. als „Gmeis-
glimmerschiefer* erwähnt wird. Nach dieser Bezeichnung vermuthe ich, dass es
Jokely nicht gesehen hat, denn es entspricht, wie die pag. 21 gegebene Beschrei-
bung ergibt, nichts weniger als dieser Bezeichnung.
10
146
Ich selbst fand das sehr versteckte Gestein erst nach beharrlichem Suchen,
nachdem es gegenwärtig auch nicht durch den Eisenbahnbau im Zwodtathal aufge-
schlossen ist. Leider gewährt die ganz und gar überwachsene und bebaute Stelle
keinen anderen Einblick in die Lagerung, als dass man gewahr wird, dass das
fragliche Gestein in einer Mächtigkeit von einigen Metern dem Glimmerschiefer
eingelagert sei. Über die Verbreitung desselben, ob es wirklich, wie man nach der
sächsischen Karte annehmen sollte, eine Art Stock oder Kuppe bildet, ist nicht
zu entscheiden; am ehesten würde es vielleicht als Lagergang zu bezeichnen sein.
Granitporphyr tritt nördlich von Graslitz im Grünberge auf. Auf dem
Wege von Graslitz nach Schwaderbach fallen die zahlreichen Blöcke auf, welche
man in dem Thale zwischen dem Haus- und Eibenberge und dem Grünberge bis
zur Meindl’schen Fabrik findet, welche man für den ersten Blick für Porphyrgranit
halten möchte, die aber fast durchwegs namentlich weiter thaleinwärts aus Granit-
porphyr bestehen. Das Gestein steht am Grünberge einige Hundert Schritte .weiter
nördlich in einem durch einen Steinbruch aufgeschlossenen, 56 Mtr. mächtigen
Gang an, welcher nicht zu Tage ausstreicht. Etwa 100 Schritte davon nordwärts
sieht man jedoch durch zahlreiche Blöcke markirt einen zweiten Gang dem ersten
parallel in OW. streichen. Beide Gänge setzen im Fleckschiefer auf, eigen-
thümlicherweise hat sich jedoch an der gegenüberliegenden Gehängen des Thales
keine Spur der Gangfortsetzung gezeigt, ebenso wenig wie eine genaue Unter-
suchung der Abhänge des Eiben- und Hausberges am Contaet mit dem Granit im
Silberbacher Thale eine Spur von einem etwaigen Zusammenhang mit diesem Gestein
gezeigt hat. Dagegen tritt hart an der Landesgrenze etwa nördlich vom Mark-
hausener Försterhaus im Walde ein Gestein auf, welches Jokely als Porphyr be-
zeichnete, das ich aber trotz seiner weit vorgeschrittenen Verwitterung als identisch
mit dem Grünberger Gestein erkenne. Dasselbe wäre das Ausgehende eines in
Sachsen weit ostwestlich streichenden Ganges, dessen Fortsetzung nach der Angabe
der sächsischen Karte ungefähr in das Streichen der Grünberger Gänge fällt, so
dass angenommen werden kann, dass dieselben oder einer von ihnen mit Unter-
brechung auf eine sehr bemerkenswerthe Strecke fortsetzt.
Obwohl oben bemerkt wurde, dass ein sichtbarer Zusammenhang zwischen
dem Granitporphyr und dem Granit nicht bestehe, existirt für mich doch kein
Zweifel, dass das erstere Gestein eine in Folge der Gangbildung' veränderte Form
des Granites sei, nachdem die mikroskopische Untersuchung (pag. 37) die Über-
einstimmung der Gemengtheile klar darthut. Es ist hiedurch um so deutlicher
dargethan, dass der Granit u. z. auch der Gebirgsgranit jünger sei als die ihn
begleitenden Schiefer bis in die Urthonschiefer herauf, nachdem er bis in dieses
Gestein gangartig fortsetzt.
Der Quarzporphyr tritt in der Gegend von Bleistadt gangförmig auf.
Unmittelbar hinter den letzten Häusern der oberen Stadt sieht man einen mächtigen
Gang an dem Thalgehänge herab ziehen, auf dem gegenüber liegenden Ufer setzt
derselbe wieder fort, bildet hier einen kahlen, leicht bemerkbaren Felsenvorsprung
von etwa 6 Meter Mächtigkeit, und streicht in OW fast saiger stehend. Im Streichen
gegen West lässt er sich ein Stück oberhalb Bleistadt, gegen Osten bis über Silbers-
grün gegen Altengrün verfolgen, auf dem Silbersgrüner Berg bis an den Heinrichs-
r
147
grün-Altengrüner Weg liegt er in unzähligen Blöcken verstreut. Aus losen Blöcken,
welche zwischen Liebenau und Pichelberg angetroffen wurden, schloss Jokely auf
einen südlichen, dem ersteren parallelen Gang, den ich jedoch nicht kennen lernte.
Auch der Nephelinbasalt hat ein nur sehr untergeordnetes Auftreten in
diesem Gebiete. Bei Unter-Rothau bildet er hart an der Granitgrenze die Kuppe des
Flötzberges, welche in nord-südlicher Linie verlängert nach Westen steil abfällt. Im
Norden in schöne Säulen abgesondert zeigt der südliche Abfall das Gestein kugelig
und die einzelnem Sphaeroide durch gemeinsame Schalen zusammengehalten, wie
diese gleichfalis Jokely beschrieben und abgebildet hat.
Eine weitere kleine Kuppe ist der Kleehübl südsüdöstlich von Graslitz,
dessen zum Theil mandelsteinartiges Gestein, so wie sein Auftreten in undeutlichen
Säulen bereits von Jokely eingehender beschrieben wird.
Ausserdem bildet der Basalt noch Gänge u. z. im Glimmerschiefer nördlich
vom Bahnhof in Dasnitz, wo ein saigerer etwa vier Meter mächtiger Gang an-
steht, welcher sich nach oben in ein paar mehr tonnlägige Trümer zerwirft, welche,
wie es scheint im Schiefer auskeilen. Der durchsetzende Basalt beeinflusst weder
im Hangenden noch im Liegenden das Fallen und Streichen des Nebengesteines, ver-
ändert dieses auch nicht, und hat davon auch keine Einschlüsse. Er dürfte mit der
etwas nordöstlich liegenden kleinen Kuppe bei Kloben im Zusammenhange stehen.
Als nördlichstes und zugleich westlichstes Auftreten dieses Gesteines ist
endlich der Basaltgang zu verzeichnen, welcher im Walde bei der Schönauer
Schmiede südwestlich von Graslitz in einer Mächtigkeit von etwa 2'S Meter und
einem Streichen in Stund 2—3 im Thonglimmerschiefer aufsetzt. Der bisherige
Aufschluss des Gesteines ist sehr unvollkommen, man sieht nur rundliche Blöcke
zu Tage ausgehen, und kurze säulenförmige Stücke des stark zerklüfteten Gesteines
durch einige kleine Brüche blosgelest.
8. Verhalten der Schiefer zum Granit.
Wir haben aus der vorhergehenden Darstellung des Schichtenbaues des
westlichen Schiefergebirges ersehen, dass die auf der grössten Strecke nördlich
einfallenden Schichten sich gegen Osten allmählig im Streichen und Fallen ändern,
je mehr sie sich dem Granit nähern, und endlich mit diesem parallel verlaufend
von ihm abfallen. Es wird hiedurch eben jene muldenförmige Schichtenstellung
hervorgerufen, deren Gegenflügel dem Fichtelgebirge bereits angehört, und wir
können von den Schiefern des Erzgebirges sagen, dass sie sich längs der Granit-
grenze an diesen anlehnen.
Ziehen wir über den Granit hinüber eine Verbindunglinie, so trifft sie auch
östlich von Granit wieder auf den Glimmerschiefer und den Phyllit, welche auch
dort vom Granit entfernt ein vorherrschend nördliches Einfallen haben, während in
dessen Höhe die Ränder dem Granit parallel verlaufen. Es geht hieraus hervor,
dass die veränderte Streichens- und Einfallsrichtung längs dem Granite dem letzteren
Gesteine u. z. dessen gewaltsamen Empordringen zuzuschreiben sei, wodurch nach
Osten hin der Zusammenhang gesprengt und der Bruchrrand der Schichten durch
2 veränderte Streichen angedeutet wird.
Ei 10*
148
Hiedurch ergibt sich unzweifelhaft weiter, das der Granit offenbar erst nach
der Ablagerung der krystallinischen Schiefer emporgedrungen ist, und zwar nicht
etwa der jüngere Granit allein, sondern, wie oben aus dem gangartigen Auftreten
vom Granitporphyr am Grünberg bei Graslitz dargethan wurde, selbst der
Gebirgsgranit.
Von Jokely wird auch die am südlichen Rande des Schiefergebirges be-
merkbare Faltung einer Fortsetzung des bei Berg kuppenartig auftretenden Granites
zugeschrieben. In der That habe ich ein bei Bleistadt auftretendes Granitgestein
zu erwähnen gehabt, welches ziemlich weit gegen das Granitmassiv vorgeschoben
wäre, Seine Annahme erscheint mir aber fraglich, da man nirgends eine Spur von
Granit ausbeissen sieht, wo er sich verstrecken müsste, anderseits auch im östlichen
Schiefergebiet, wie wir sehen werden, eine gleiche südwärts gerichtete Schichten-
stellung am Rande des Schiefers bemerkbar ist, welche mir weit eher eine Folge
der Hebung des Gebirges als die eines Granitdurchbruches zu sein scheint, da
selbst die weit mächtigeren Granitkuppen der östlichen Schieferpartie die um-
gebenden Schiefer auf eine weitere Strecke nicht im Streichen verändern konnten.
Das jenseits der Eger im Süden aufsteigende Granitmassiv des Kaiserwaldes aber
dürfte wohl als das Agens zu betrachten sein, welches das Schiefergebirge in seine
nordwärts gerichtete Stellung gedrängt haben mag, und die dem Fgerthale parallele
Faltung dürfte man wohl als eine Markirung der alten Bruchlinie auffassen, welche
das Erzgebirge vom Kaiserwalde trennt, daher denn auch nur die Glimmerschiefer
und nur am Kulmer Berge die südwärts fortsetzenden Phyllite an dieser Faltung
theilnehmen.
Ebensowenig, wie die mechanische Einwirkung des Granits auf die Schiefer
sich der Beobachtung entzieht, thut dies die chemische oder metamorphosische.
Ihr müssen wir wohl das Auftreten eigenthümlicher Gesteine in der unmittelbaren
Nachbarschaft des Granites zuschreiben, obwohl wir ‘für die Erklärung derselben
noch immer keine plausible Darstellung besitzen, und eben nur das Vorkommen
in der Berührung mit dem Granit den Causalnexus zwischen beiden bildet.
Längs der ganzen Westgränze des Granites treten jene eigenthümlichen
getleckten und geknoteten Schiefer auf, welche ich im petrographischen Theile dieser
Arbeit pag. 53, 56, 59, 65 eingehender beschrieben habe. Der Nachbarschaft des
Granites wegen glaubt Jokely auch die Frauenreuther und Heinrichsgrüner Gneis-
glimmerschiefer hieher rechnen zu dürfen, in ihnen kann ich aber keine Contactgebilde
erkennen, da diese gneisartigen Gesteine im östlichen Schiefergebiet entfernt vom
Granit in weit mächtigerer Weise entwickelt sind als hier, und weil das Vor-
kommen von Feldspäthen in Schiefern auch anderwärts nicht |in Verbindung mit
Eruptivgesteinen vorkömmt, daher wohl keine Ursachlichkeit hierin hat.
Anders ist es mit den Phylliten, welche wir, je nachdem sie quarziger
oder glimmeriger sind in Quarzfleckenschiefer, wie am Gesteinig bei Graslitz, oder
in Flecken-, Graben- und Knotenschiefer, wie am Hausberge und am Eselsberge bei
Silberbach und von da längs der Granitgrenze fort ausgebildet sehen. Nicht ge-
läugnet soll übrigens auch das Vorkommen von wirklichen gneisartigen Gesteinen
im Contact werden, wie die am gehörigen Orte näher beschriebenen vom Asch-
149
berge, welche denen aus den Schieferschollen der Lehnerstaude und denen aus
dem Blasiusstollen vollkommen gleichen.
Dass man diese an sich räthselhaften Bildungen wirklich auf den Einfluss
des Granites zurückzuführen berechtigt ist, dafür spricht wohl der Umstand, dass
sie nur in einer schmalen, den Granit begleitenden Zone auftreten, welche in der
Gegend von Graslitz nicht an das rechte Ufer der Zwodta reicht. Welcher Art
der Einfluss jedoch war, welcher sie hervorrief, dies näher zu erörtern bin ich zu
wenig Chemiker, und mag die Welt nicht mit einer Hypothese beglücken, welche
eben so wenig wie jede andere überhaupt im Stande wäre, das dunkle Wesen
des Gesteinsmetamorphismus aufzuklären.
4. Capitel.
Erzführung des westlichen Schiefergebirges.
Wie die östlichen und nördlichen Partien des Erzgebirges ihre verschiedenen
Erzlager aufzuweisen haben, so ist auch das westliche Ausgehende des Gebirges
nicht ohne Erzgängen. Leider ist der in dieser Gegend einst schwunghaft betrie-
bene Bergbau nunmehr gänzlich verfallen, und über die Gangverhältnisse ist kaum
etwas Näheres zu erfahren.
Dank dem Eifer Jokely’s, welcher zu einer Zeit hier arbeitete, wo das
letzte Aufflackern des Bergbaues wenigstens an einigen Punkten noch bemerkbar
war, sind über die hiesigen Verhältnisse ziemlich umfangreiche Daten gesammelt,
und in seinem Aufnahmsbericht a. a. ©. mitgetheilt. Auf diesen Bericht sei hier
hingewiesen, da ich selbst nicht mehr in die Lage kam, aus eigener Anschauung
etwas näheres über die Gangverhältnisse von Schiefergebirge westlich vom Granit
kennen zu lernen.
Über die einst hier bestandenen Bergbaue möge in aller Kürze folgendes
mitgetheilt werden:
Ehedem bestanden hier Baue auf silberhaltigemBleiglanz und auf
Kupfererze. Erstere wurden betrieben im Glimmerschiefergebiet bei Heinrichs-
grün, Sibersgrün, in der Umgebung von Bleistadt, bei Hartenberg und Berg.
Über die Gangverhältnisse von den ersteren beiden Orten gibt es keine
sicheren Nachrichten mehr, da die Baue in längstvergangener Zeit eingegangen sind,
sie sollen übrigens besonders silberreiche Erze geführt haben.
Die Baue bei Bleistadt, welche vor längerer Zeit aus dem Besitz des
Montanärares in den einer Privatgesellschaft übergingen, sind gegenwärtig auch
ausser Betrieb, und werden demnächst in andere Hände übergehen.
Die im Glimmerschiefer aufsetzenden Gänge sind zum Theil Mitternachts-
gänge mit einem Streichen in Stund 11—1 und einem Fall von SO oder 60 Grad in
Osten, oder einem Streichen in Stund 10—11 und einem Fallen von 50, 60 und SO Grad
in Westen oder Nordosten, und einige Morgensänge mit einem Streichen in Stund
6—7, Fallen 8S0—85 Grad in Nord. Die Mächtigkeit wechselt zwischen mehren
Zoll und Klaftern. Die Gangausfüllung besteht in Quarz und Letten, darinnen der
Eee
150
Bleiglanz in Begleitung von Zinkblende in mehr oder weniger regelmässigen Nestern-
und Putzen vorkommt. (An einem Gangstück vom Ignazgang in der Joachimsthaler
Bergamtssammlungsieht man übrigens folgende mehr regelmässige Vertheilung:
Quarz, Bleiglanz, Quarz, Bleiglanz, Quarz. Der Bleiglanz löst sich in einzelne
Putzen ab.) Das Erz ist gewöhnlich derb. Die von Bleistadt bekannten Bleisalze,
Cerussit und Pyromorphit sind Bildungen der oberen Teufen, und wurden seit sehr
langer Zeit nicht mehr angefahren.
Die bei Hartenberg im Umtrieb gewesene Peterszeche baute auf einigen
Nord streichenden Gängen und einem Morgengang, welche sich ähnlich wie die
Bleistädter Gänge hinsichtlich der Gangfüllung und Erzführung verhalten.
Ebenso beschaffen waren auch die bei Liebenau, Horn u. s. w. öfter in
Aufnahme gekommenen kleinen Grubenbaue, die jedoch wegen spärlicher Erzmittel
bald wieder verfielen. Etwas länger, wenn auch mit geringem Erfolge hielt sich
noch der Bergbau bei Berg, welcher ehedem auf einigen Zechen betrieben wurde.
Die in Stund 9—11 streichenden 70—80° Südsüdwest verflächenden Gänge waren
von geringerer Mächtigeit. Über die Gangbeschaffenheit theilt Reuss (Geolog.
Beschaffenheit des Egerer Kreises) mit, dass die Füllung aus drusigem rauhem Quarz
bestand, in welchem das Erz in nussgrossen und kleineren Massen eingesprengt
war. Der Bleiglanz war selten undeutlich auskrystallisirt, in der Regel grobkörnig
derb. Zinkblende und Pyrit wurden selten, Grünbleierz noch seltener bemerkt.
Auf Kupfererze, der Sage nach auch auf Blei, Silber ja sogar Golderze
wurde der Bau bei Graslitz am Hausberg, Eibenberg und Grünberg betrieben.
Noch heute zeugen riesige Halden im Eibenberger Thal, wie lebhaft einst der Berg-
bau hier im Umtriebe war, und die seit langer Zeit bereits in Verwendung für
die Strassenschotterung stehenden Kupferschlackenhalden sind bis heute noch nicht
verschwunden.
Dennoch kann man über die Beschaffenheit der Gänge und der Erze hier
selbst keine weiteren Nachrichten erhalten, da auch die ältesten Leute nichts mehr
zu berichten wissen, und auf den Halden kaum die Spur von Erzen zu finden ist.
Einem 1362 erschienenen Schriftchen „Die Wiedergewältigung des alten
Kupferbergbaues von Graslitz in Böhmen von Constantin von Nowicki“ entnehme
ich Folgendes: Die Erze bestehen der Hauptsache nach aus Kupferkies, welchem
sich ein wenig Pyrit, Magnetkies und Magneteisen, sparsam Arsenikkies und einige
sekundäre Kupfererze zugesellen. Sie bilden Lager mit demselben Streichen und
Fallen wie der begleitende Phyllit. Das Ganggestein besteht aus (?) chloritischem
verworrenschiefrigen Thonschiefer mit mehr oder weniger Quarz. Das Erz ist darin
in Körnern, Schnüren und Linsen vertheilt. In einem Lager finden sich zwei
oder mehrere erzführende Schieferzonen, sogenannte Erzlager, welche von tauben
Mitteln auseinander gehalten werden (Felsbänder).
Nowicki zählt nicht weniger als 10 Erzlager von einer Mächtigkeit von
0:3—1'8 Meter auf, welche durch die von ihm gewältigten alten Baue überfahren
wurden. Der Gehalt an Kupfer wurde von Prof. Fritzsche in Freiberg auf 1—3°/,
bestimmt. *
Die Erzlager werden von Mitternachtgängen und Morgengängen durchsetzt,
welche Lettenfüllung haben, und von denen die erstern die jüngeren sind. Die
21
’
151
Morsengsänge sollen Blende, Bleiglanz und Arsenikkies führen. Von Nowicki wird
auch einer Cementquelle gedacht, aus deren Wasser vor Zeiten Kupfer aus-
gefällt wurde, welche jedoch nun nicht mehr fliesse oder wenigstens kein Kupfer
mehr führe. Es mag der einstige Gehalt an Kupfersalzen im Wasser dieser Quelle
wohl seine Ursache in dem Feuersetzen beim Berebau gehabt haben, wie sich heute
noch die Goslarer Cementwässer in Folge dieser Abbaumethode bilden.
Dies die Angaben der auf die Gründung einer Aktiengesellschaft gerichteten
Broschüre, welche jedoch in dieser Richtung nicht den mindesten Erfolg hatte, da
die Graslitzer Baue nach wie vor liegen geblieben sind.
Endlich sei noch der öfter auftauchenden Angabe gedacht, welche sich bis
auf Agricola zurückführen lässt, dass im Phyllit von Schönbach Zinnober als
Quecksilbererz vorkomme. Es liegen auch nicht die leisesten Andeutungen vor, dass
jemals hier ein bezüglicher Bergbau getrieben wurde, und es scheint mir wahr-
scheinlich, dass die im Phyllit öfter vorkommenden bluthrothen Flecke und Anflüge
von Rotheisenerz, welche dem Zinnober sehr ähneln, von jenem alten Mineralogen
vielleicht für letzteres Mineral gehalten worden seien, oder von anderen, die ihm
darüber Mittheilung machten, dafür gehalten wurden.
I mmeit.
Das östliche Schiefergebirge.
1. Capitel.
Orographische Verhältnisse.
Etwas anders als im westlichen Schiefergebiet und im Granit gestalten
sich die Oberflächen-Verhältnisse in der östlichen Schieferzone, deren mittlere,
ostwestlich streichende Höhenlinie die Wasserscheide des Gebirges bildet, daher
wir sowohl auf dem südlichen als auf dem nördlichen Abfall Thäler zu ver-
zeichnen haben.
Die Ausbreitung des Granites gegen Osten verursacht, dass wir in dem
zu beschreibenden Gebiete auf dem südlichen Abhange des Gebirges ein einziges
Thal antreffen, welches dem Schiefer von seinem Ursprung bis zu seinem Ende
angehört, das Joachimsthal, dessen rechtes Gehänge eigentlich nur hierher gehört.
Dieses enge, tiefe, einerseits zwischen den Abfällen des Sonnenwirbelgebirges,
anderseits von dem Pfaffengrün - Neustädter Gebirge westlich von Joachimsthal
begrenzte schluchtartige Thal streicht von Ober-Brand bis zum Joachimsthaler
Hüttenwerk recht Nord, wendet sich sodann Nordwest bis zu seinem Ursprung,
und wird von der Weseritz, die ihr Wasser zum grossen Theil aus den grossen
Mooren auf der diesseitigen Wasserscheide erhält, durchströmt. Eim dem
Joachimsthale fast paralleler, gegen seinen Ursprung jedoch nordöstlich strei-
chender Grund, der Eliasgrund, gehört bis Werlsgrün den Schiefern an, und
152
bildet von da das Lindigthal. Beide Thäler stehen an ihrem Austritt aus dem
Schiefer durch ein doppelseitiges Nordwest, streichendes Querthal, welches zugleich
die Formationsgrenze markirt, von Werlsgrün über Mariasorg und Pfaffengrün bei
Ober-Brand in Verbindung.
Ein kurzes Querthal ist die obere Hälfte des Modesgrundes, welcher
östlich der Modesgrundmühle, bis wohin er von Salmthal dem Granit. angehört,
im nördlichen Streichen bis nach Hengstererb zwischen den steilen Abhängen
unterhalb der Bergstadt Abertham, von denen sie den Namen haben soll, und
den Abhängen des Blösberges, Reichen Gebirges und Nonjkluplongen fortsetzt, und
die Wistritz ins Salmthal ausführt.
Als eine Fortsetzung des oben beschriebenen Querthales zwischen Werls-
grün und Ober-Brand erscheint ein ebenfalls doppelseitiges Querthal zwischen
Abertham und Werlsgrün am nördlichen Abhange des Blösberges und zwischen
der weiten und Lindiger Wiese.
Das Bärringer Thal von seinem Ursprung an der Wasserscheide bis zum
Granit im Süden von Bärringen ist das westlichste, kürzeste und am wenigsten
vertiefte Querthal im östlichen Schieferterrain, welches seine Gefälle gegen
Süden nimmt.
Jenseits der Wasserscheide verlaufen die Enden des Schwarzwasserthales.
Das Breitenbacher Thal zwischen Platten und Johanngeorgenstadt, ein
tiefgerissenes schluchtartiges Thal, welches die Gewässer von jenseits der Wasser-
scheide um Platten ausführt, und welches recht Nord streichend an der Landes-
grenze bei Breitenbach mit dem Schwarzwasserthal zusammenstösst.
Dieses, ein Längenthal, welches sich bei Johanngeorgenstadt ziemlich
beträchtlich erweitert (daher der Name Breitenbach), verengert sich in seinem
ostsüdöstlichen Verlauf anfangs schluchtartig, namentlich zwischen Brettmühl
und Zwittermühl. Von letzterem Ort bis zu seinem Ursprung westlich von
Gottesgab breitet es sich jedoch mehr aus und nimmt zwischen dem Hahnberg
im Norden, den Abfällen des Plattenberges, Irrganges, der Steinhöbe und des
Kölbel eine weite beckenartige Gestalt an, deren Längsaxe parallel zum Kamm
des Gebirges gerichtet ist, und dessen tiefste Linie der nördlichen Begrenzung
näher liegt, als der südlichen. Das Thal wird von dem sehr charakteristisch be-
zeichneten Schwarzwasser durchströmt, das in den Mooren zwischen Försterhäuser,
Gottesgab und Seifen seinen Ursprung hat, und tiefbraun gefärbt ist.
Ein Nebenthal desselben ist das Streitseifenthal zwischen Breitenbach und
Brettmühl, welches zwischen der Glücksburg und dem Bärenfang einerseits, dem
Sandfels anderseits um letzteren im Halbkreis verläuft und bei seinem Ursprung
nördlich von Zwittermühl fast das Schwarzwasserthal wieder erreicht.
Weiter nach Osten folgt das Mückenbachthal zwischen Halbmeil und
Rittersgrün eine der Landesgrenze nach verlaufende, nordöstlich streichende
Schlucht und endlich das Goldenhöher Thal, welches zwischen dem Kaflenberg,
dem Hahn- und Mückenberg und den Taubenfelsen fast recht Nord verläuft, und
jenseits der Gewände des Schwarzwasserthales nordöstlich bei 'Försterhäusern
entspringt. Von den Thälern sind das Joachimsthal, das Breitenbacher, Mücken-
‚®
‘owqje]] 194 uospojuogne] :9a1ıgqoszup wop snı oaedyıupfAgd
158 °
bacher und Goldenhöher Thal Spaltenthäler, während die übrigen wohl Erosions-
thäler genannt werden dürfen.
Das durch diese Thäler gegliederte Gebirge besteht sonach aus dem Neu-
stadt-Pfaffengrüner Rücken, welcher zwischen dem Eliasgrund, dem Mariasorger
Querthal und Joachimsthal in einem Nordost geöffneten Bogen die Bergstadt
westlich umgibt, und durch die malerischen Basaltkuppen, Jugel- oder Koboldstein
und Pfaffensrüner Kuppe bei seinem Absturz gegen die Ebene markirt ist.
Das übrige Gebirge diesseits der Wasserscheide zwischen Bärringen und
Hengstererb bildet eine wellige Hochfläche, von welcher durch das Hengstererber
Thal das sogenannte Reiche Gebirge und der Neujahrsberg abgetrennt sind,
welcher bogenförmig nach Osten streichend dann den Gebirgskamm und die
Wasserscheide, und von Gottesgab an den westlichen Abfall des Sonnenwirbel-
stockes bildet.
Die Wasserscheide selbst wird bis daher sehr charakteristisch durch die
Kuppen des Plattenberges, Irrganges, der Steinhöhe und des Spitzberges markirt,
sie bildet ausser diesen einen schwach nord- und südgewölbten Rücken, welcher
fast unter rechtem Winkel in West an den Granit anstösst.
Jenseits der Wasserscheide bilden die Schieferzüge zunächst den östlichen
Abfall des Granitgebirges zwischen Wolfsberghäusern und Jugel, dann die Ziegen-
schachter Rücken, welche zwischen dem Breitenbacher und Schwarzwasser al
zwei schmale parallele Höhenzüge bilden.
Das Streitseifner Thal wird von den nördlichen Abfällen der Rabenberg-
gruppe begrenzt, und diese stossen mit dem östlich streichenden Hahnberg zu-
sammen, dessen nördlicher Flügel die Taubenfelsen und den Mückenberg bilden.
Ein besonderer, schon einen Ausläufer des Sonnenwirbelgebirgs darstellender Höhen-
zug is das Kafigebirge zwischen Goldenhöhe und den Tellerhäusern.
Ähnlich wie in der westlichen Schieferzone stellt auch das dem Granit
am nächsten gelegene Neustädter Gebirge wenigstens an seinem südlichen Flügel
einen vom Granit steil abstürzenden Kamm dar. Die übrigen Berge diesseits der
Wasserscheide haben kein besonderes Gepräge. Jenseits derselben zeigen die
Schiefer am Heinrichsfelsen und an den Taubenfelsen gleichfalls dem Granit zu-
gekehrte steile Abstürze, ihre flache Lage jedoch lässt sie nicht als Kämme,
sondern als steilwändige Plateaus erscheinen. Die sonstigen Höhen bilden ausser
der schon erwähnten Fläche zwischen Bärringen und Hengstererb langgezogene
rundrückige Höhenzüge.
Die Landschaft ist in diesem Theile nieht minder wechselnd wie im Granit,
das Joachimsthal, und der. Eliasgerund gehören zu den schönen Erzgebirgsthälern,
nieht minder das Goldenhöher Thal. Die sehr entlegene, wenig besuchte Gegend
der Taubenfelsen und das Breitenbacher Thal sind durch malerische Felsformen
ausgezeichnet. Weniger romantisch ist die moorreiche Hochebene, welcher gleich-
falls ein nordländischer Charakter nicht abgesprochen werden kann. Gleiches
gilt vom Schwarzwasserthal, welches jedoch vermöge seiner Lage einen freund-
licheren Anblick gewährt.
154
2. Capitel.
Einige geologische Gebirgsprofile.
1. Ein Durchschnitt von Öberbrand gegen Pfaffengrün, Joachims-
thal und gegen den Spitzberg bei Gottesgab.
Dieses Profil gibt Aufschluss über die Lagerungsverhältnisse der östlichen
Schieferzone. Würden wir anstatt anfänglich nordwestlich und daher etwas quer auf
das Streichen, von Tiefenbach gerade auf Pfaffengrün losgehen, so würden wir zwar
die gebrochene Linie vermeiden, jedoch nieht sämmtliche Schieferschichten betreten.
Bei Oberbrand rechts vom Bache treffen wir gleich hinter dem Dorfe in
einem kleinen Steinbruch einen feinkörnigen gneisartigen Glimmerschiefer, dessen
Schichten OW. streichen und südwärts einfallen. Auf dem Wege gegen die
Pfaffengrüner Höhe nimmt das Gestein mehr und mehr das Aussehen der Heinrichs-
grüner Gneisglimmerschiefer an, und behält sein südliches Einfallen. In der Nähe
der Pfaffengrüner Basaltkuppe trifft man auf quarzreiche Glimmerschiefer, welche
am nördlichen Abhange zwischen dem Dorfe Pfaffengrün und dem Jugelstein
ziemlich verworren liegen. Nördlich vom genannten Dorfe streicht ein Trum des
Irrgänger Zuges aus. Die weichen grobflaserigen Glimmerschiefer werden weiter
hin von Porphyren durchsetzt, welche man der Sohle des Joachimsthales näher
Gänge bilden sieht, während sie weiter oben links vom oberen Pfaffengrüner Weg
eine kleine Kuppe bilden, welcher dann weiter nordwärts noch einige Gänge folgen.
Die normalen grobflaserigen Glimmerschiefer bleiben ganz constant bis unter die
Herrenmühle bei Joachimsthal, wo ihnen ein schmaler Streifen Joachimsthaler
Schiefer eingelagert ist. Auf diese folst sodann vom Jugelstein her über die Herren-
äcker und bis auf den Vorsprung des Pfaffenberges unter dem Viertelswald quarziger
Lagenglimmerschiefer von röthlicher Farbe, sodann folgen auf dem nördlichen Hang
des Pfaffenberges kleinschuppige dunkle Glimmerschiefer, welche immer mehr das
Aussehen der eigentlichen Joachimsthaler Schiefer gewinnen und ihren Kiesgehalt
durch rostbraune Kluftflächen erkennen lassen. Ihr Ausgehendes ist, wie man an
einigen Aufschlüssen am Pfäffengrüner Weg über dem Friedhof von Joachimsthal
sieht, etwas nordwärts gekrümmt, so dass man hienach meinen könnte, dass sie
südlich einfallen. Die bei der Herrnmühle vorkommenden Blöcke von Eklogit und
von Epidiorit oberhalb der kaiserl. Hütte gegenüber der Mündung des Zeileisen-
erundes deuten darauf hin, dass hier solche Gesteine das Gebirge durchsetzen. In
der nun am nördlichen Abhange des Pfaffenberges folgenden Thalschlucht würde der
den Joachimsthalerschiefern eingelagerte sogenannte Geyerische Kalkstrich in der
Gegend der St. Annacapelle zu Tage ausstreichen. Die Joachimsthaler Schiefer bleiben
bis gegen den Dürrenschönbergstollen nördlich von der Stadt im Gehänge, ihnen
folgen dort wieder grobflaserige Glimmerschiefer, und aus Blöcken dürfte man auf
eine Einlagerung von Hornblendschiefer schliessen. In der Gegend des Dürrenschön-
bergerstollens soll noch eine schmale Zone Joachimsthaler Schiefer wiederkehren,
dann aber folgen grobflaserige Glimmerschiefer, die nur noch durch die OW strei-
chende Einlagerung der Amphibolite der St. Antoni-Eisensteinzeche einmal unter-
brochen werden. Weiter nordwärts entziehen sie sich der Beobachtung.
155
2. Ein Durchschnitt von Blösberg über Abertham, Hengstererb
nach Goldenhöhe.
Dem nördlichen Abfall des Blösberggranites folgen jenseits des Modes-
grundes die Glimmerschiefer von Abertham, zunächst erscheinen quarzreiche Gesteine,
welchen, wie aus Haldenfunden zu schliessen, dunkle den Joachimsthaler Schiefern
ähnliche eingelagert sind. Die Schiefer fallen ziemlich steil gegen Norden ein.
Bei den westlichsten Häusern von Abertham gewahrt man aus zahlreichen Blöcken
das Fortsetzen des östlich davon im Schartbrand anstehenden Amphibolites,
noch weiter nördlich folst dem Glimmerschiefer der Dioritgang vom Felsel im
Streichen und Fallen des Schiefers.
Die Strecke von Hengstererb bis an den Granit wird am deutlichsten
durch die Verhältnisse im Blasiusstollen ersichtlich. Die grossflaserigen Glimmer-
schiefer, welche schon einen phyllitartigen Charakter annehmen, fallen anfangs unter
einem Winkel von 45° ein, richten sich aber allgemach steiler auf und erreichen
auf die 189.6 Meter etwa 60° bis 65° Fallwinkel. Weiter einwärts sind die Schiefer
nun manigfach gebogen und gestaut, so dass sie ganz und gar verworren sind.
Im 379. Meter in der Nähe des Granites bemerkt man aber sodann aus der Richtung
der Schiefertextur, dass hier die Gesteine einen sehr steilen südlichen Einfall ge-
wonnen haben. Hier an der Gränze gegen den Granit erscheinen sie auch als ein
gneisartiges Gestein ausgebildet und zugleich fleckig. Es folgt nun der Granitstock
der Hengsterhöhe, und unmittelbar daran stossend die Basaltdecke der Steinhöhe
südlich von Seifen, unter welcher antebasaltische Thon-, Sand- und Conglom-
meratschichten wagrecht ausgebreitet liegen. Unter ihnen und nördlich davon folgen
nun Phyllite, welche das moorbedeckte, mit Basaltblöcken besäete Schwarzwasser-
thal begrenzen und von dessen Nordseite dem Hahnberg dann sehr flach gegen
Goldenhöhe abfallen.
3. Capitel.
Geologischer Bau des östlichen Schiefergebirges.
1. Das Glimmerschiefergebirge.
Der Glimmerschiefer nimmt in der östlichen Schieferzone ziemlich genau
die Hälfte des ganzen Gebietes ein und zwar bildet er die vom Granit im Westen
und Süden begrenzte Hochfläche zwischen Bärringen, Abertham und Gottesgab, und
zieht sich von Abertham in einer nach Westen offenen Bogenlinie ganz eonform
den Conturen des Granites bis an den Fuss des Erzgebirges bei Oberbrand
herunter.
Die Grenze im Westen gegen den Granit zwischen dem Höfl bei Platten
und bis Bärringen ist recht deutlich markirt, es verläuft hier längs der Scheidung
eine ganz merkliche sanfte Thaldepression, welcher man bis zum Umbiegen des
Granites im Süden von Bärringen folgen kann. Hier wird nun längs des Granites
die Grenzbestimmung unsicher durch das grosse Fischbacher Moor, welches zwischen
156
Bärringen und Abertham seine grösste Ausdehnung erlangt. Südlich von dieser
letzteren Stadt jedoch verläuft die Grenze wieder in einer deutlichen Weise am
nördlichen Abhange des Blösberges als rechter Flügel des oberen Modesgrundes, dann
über die weite Wiese hinab nach Werlsgrün in den Eliasgrund, und jenseits am
nördlichen und östlichen Gehänge des Wolfsberges über Mariasorg nach Pfaffen-
grün bis an den Fuss des Gebirges bei Oberbrand. Jenseits des Joachimsthaler Grundes
und von Gottesgab weg steigt der Glimmerschiefer zu einer grossen Doppelwelle,
dem Sonnenwirbel und Keilberg an, welcher jedoch schon ausser der von uns ge-
zogenen Grenzlinie liegt, weil hier die Abhängigkeit vom Granit ihr Ende erreicht hat.
Den nördlichen Verlauf der Glimmerschiefer-Grenze finden wir etwa vom
Höfel über das Plattner Moor über das Ruscherhaus nordwärts von Abertham,
von hier über Hengstererb längs des Irrganges, des Granits und des Basaltes
der Steinhöhe biegt sie dann um den Spitzberg hinaus bis etwas westlich von
Gottesgab, wo sie nach Norden umkehrt und die Grenze erreicht. Es erscheint
bemerkenswerth, dass die Wasserscheide auf der ganzen Strecke ziemlich mit der
nördlichen Grenze des Glimmerschiefers vom Höfl bis an den Spitzberg zusammen-
fällt. Die weit ausgebreiteten Moore zwischen der Steinhöhe und dem Spitzberg
gestatten übrigens hier und nördlich vom letzteren Berge bis an die Landesgrenze
eine ganz genaue Abgrenzung des Terrains nicht.
Die östlichen Verhältnisse bieten nur an wenigen Stellen Gelegenheit eine
genauere Untersuchung der Stellung der Schichten wahrzunehmen, sie sind von
Jokely bereits alle notirt und ich kann nichts weiter beifügen, als dass ich mich
durch eigene Anschauung von der Richtigkeit der Angaben überzeugt habe.
Auf den bestehenden geologischen Karten erscheint als Liegendstes der
Glimmerschiefergneis eingetragen, jedoch mit verschiedener Ausdehnung. Während
die Gneiszone auf der sächsischen Karte etwas westlich von Brand beginnt, nördlich
bis zum Jugelstein reicht und westlich bei Pfaffengrün an den Granit angrenzt,
erscheint sie von Joköly in der österreichischen Karte als ein den Granit von Brand
bis Abertham begleitender Saum eingetragen.
Ich habe die fragliche Partie wiederholt besucht, aber weder die eine noch
die andere Angabe bestätiget gefunden. Die Angabe der sächsischen Karte kömmt
der Wahrheit nach meiner Meinung etwa ziemlich nahe. Beim Eintritt in das
Gebirge findet man gneissartige Gesteine bei Brand aufgeschlossen, es sind dies
dieselben Gneissglimmerschiefer wie bei Heinrichsgrün, sie variiren etwas im Korn,
scheinen aber gerade so wie dort bei Neugrün mit Glimmerschiefern zu wechseln.
Sie sind bis gegen die Pfaftengrüner Basaltkuppe zu verfolgen, doch habe ich sie
in der Nähe derselben nicht mehr gefunden, ich kann das Gestein um und zwischen
dieser und dem Jugelstein nur als normalen Glimmerschiefer bezeichnen. Auch
zwischen dem Jugelstein und Mariasorg habe ich keine Spur mehr von Gneis-
glimmerschiefer auffinden mögen, so dass ich nun zunächst der Ansicht huldige,
diese kurze Zone erreiche ihr Ende schon am Wolfsberg, und bilde hier das Aus-
gehende der im Sonnenwirbelgebirge ostwärts von Joachimsthal reichlich entfalteten
Ablagerung. Anderseits aber habe ich allerdings auf den Herrnäckern nördlich vom
Jugelstein zahlreiche Blöcke von Gmeisglimmerschiefer gefunden, welche wieder
darauf hindeuten würden, dass auch noch weiter nördlich dergleichen feldspath-
157
führende Glimmerschieferstreifen vorkommen. Noch weiter nördlich habe ich sie
aber dann nicht mehr bemerkt.
Dagegen will ich aber zugeben, dass ich am Abhange des Blösberges bei
Werlsgrün, auf der weiten Wiese und unter Abertham wohl Glimmerschiefer ge-
sehen habe, welche ein ähnliches Aussehen wie die Gesteine aus der Contactzone
am Aschberg bei Graslitz, und von den Lehnerstauden haben. Diese Gesteine erwähnt
sowohl Walter (in „Der alte Silberbergbau von Abertham,* Zeitschr. d. Mont. Ver. f.
d. Erzgeb.) als auch Jusef Flor. Vogl (Gangverhältnisse und Mineralreichthun
Joachimsthals) und es muss noch bemerkt werden, dass in dieser Zone auch jene
gneisähnlichen Porphyre auftreten, welche sehr leicht im Stande sind irrezuführen.
Aus der im Jokely’s Bericht: „die geolog. Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazer
Kreise,“ Jahrb. geol. R.-A. VIII. p. 525 gegebenen Beschreibung von sogenannten
rothen Gmeisen, welche zwischen dem Wolfsberg und Küberstein auftreten sollen,
geht hervor, dass auch er dieser Täuschung verfallen war.
Meiner Auffassung nach hat also die Auszeichnung einer Gneiszone in
dem diesseitigen Schiefergebirge ebensowenig Berechtigung, wie in dem jenseitigen,
und für die Bezeichnung der Gneisglimmerschiefer scheint eben die sächsische
Karte der Wahrheit näher zu kommen.
Was die Aufeinanderfolge der Schiefer anbelangt, so ist sie im östlichen
Gebiet weit weniger gut aufgeschlossen, als dies im östlichen der Fall ist.
Auf die Gneisglimmerschiefer folgen, oder richtiger es wechsellagern damit
normale grobflaserige Glimmerschiefer, welche man nördlich von Oberbrand im
Joachimsthalgrunde bis etwa zur Herrnmühle, und ebenso auf dem Pfaffengrüner
Wege bis etwas nördlich vom Jugelstein an der Seite behält. Vom Jugelstein hinüber
bis auf den Gebirgsvorsprung unter dem Viertelswald ziehen sich quaızreiche
Glimmerschiefer, Lagenglimmerschiefer.
Am Abhange des Pfaffenberges gegen Joachimsthal etwa vom Knieriemen
aus folgen nun auf diese quarzigen Schiefer Glimmerschiefer, welche successive in
die sehr eigenthümlichen Joachimsthaler Schiefer übergehen, welche nunmehr eine
Mächtigkeit von etwa 2000 Meter erreichen und den ganzen Stadtgrund bis zu den
nördlichsten Häusern von Joachimsthal einnehmen. Es kann von ihnen übrigens
nicht behauptet werden, dass sie etwa vollkommen constant im Aussehen blieben,
vielmehr wechseln auch sie manisfach, wie die Halden der östlichen Gruben-
abtheilung am besten beweisen, bald feinkörniger, bald etwas gröber, bald weicher,
bald quarzhaltiger. Schmale Zone dieser Schiefer hat man übrigens schon im
Joachimsthaler Grunde als Zwischenlager der grobflaserigen Glimmerschiefer
überfahren.
Eine Einlagerung im Liegenden der Joachimsthaler Schiefer, welche unge-
fähr zwischen die Herrenmühle und die Schmiede oberhalb derselben zu setzen
wäre, die aber nur durch Blöcke, welche am gedachten Orte vorfindlich sind,
angedeutet werden, bildet der oben pag. 70 beschriebene schöne Eklogit, der wieder,
wenn auch petrographisch verschieden, doch an das Auftreten dieses Gesteines bei
Loch pag. 136 errinnert, so dass man ihn fast für eine Fortsetzung von dort
deuten könnte.
158
Bemerkenswerth ist die Einlagerung des sogenannten Geyerischen
Kalkstriches in den Schiefern von Joachimsthal. Er setzt in der Gegend der
St.Annakapelle auf dem Brodmarkt vom sogenannten Kalkhübel im östlichen Gehänge,
wo er ausbeisst, quer über den Stadtgrund gegen Neustadt, streicht in Stund 6—7
dem Glimmerschiefer gleichförmig eingelagert und fällt 53° N (nach Vogl a. a. O.)
Das Kalklager ist auf eine Länge von 137°5 Meter bekannt und circa 95 Meter
mächtig. Es soll nach Paulus im Westen in der Teufe bis 133 Meter zunehmen,
über Tag hat es nur eine Mächtigkeit von 38 Meter. Gegen Osten zertrümert,
sich der Geyerische Zug in drei Trümer, welche 208'6—256 Meter von einander
weichen, und durch Kalkschiefer-Zwischenlagen getrennt sind. Das liegende Trum,
welches als Hauptfortsezung zu betrachten ist, schwankt zwischen 34—104'3 Meter,
das mittlere, zwischen 37—23 Meter mächtig, ist bis jetzt am wenigsten bekannt,
das hangendste wurde durch die östlichen Grubenbaue in 3:7—43:6 Meter Mächtig-
keit angefahren.
Der Kalksteinzug geht gegen die Schiefer hin nach und nach in Kalkschiefer
und Kalkglimmerschiefer über. Vogl bemerkt a. a. O. bereits hierüber: „Das Auf-
nehmen von kalkigen Theilen in den Schiefer findet auf viele Klafter von dem
eigentlichen Kalklager statt, und ist ein allmäliges Verschwommensein des Schiefers
mit dem Kalke leicht zu erkennen.“
Nördlich von Joachimsthal folgen auf die gedachten dunklen thonschiefer-
artigen Gesteine nun wieder grobflaserige Glimmerschiefer, deren nur noch in der
Gegend des Dürrenschönbergstollens ein schmaler Streifen von Joachimsthaler
Schiefern eingelagert ist. Dann aber folgen, soweit man sich hierüber auf dem
an Aufschlüssen ganz armen Terrain Kunde verschaffen kann, normale Glimmer-
schiefer, welche nördlich vom Spitzberg etwa in Phyllit übergegangen sind.
Vom Joachimsthaler Gebirge wird das Abertham- Bärringer Plateau durch
den Eliasgrund getrennt. Leider gestatten selbst die Abhänge dieses Grundes nur
eine sehr undeutliche Orientirung über die Verhältnisse, und auf der Fläche
bedeckt das weit verstreckte Fischbacher Moor die Ausbisse. Es gewähren also nur
wenige Punkte einigen Aufschluss. Im Modesgrunde unterhalb Abertham sieht man
recht deutlich den Rand des Glimmerschiefers gegen den Granit aufgebogen und
kann dies bis gegen Unter- Fischbach noch wahrnehmen. Die Schiefer an der weiten
Wiese und um Abertham sind quarzig, mehr Lagenglimmerschiefer, sie würden
etwa als eine Fortsetzung der die Joachimsthaler Schiefer unterteufenden Lagen-
glimmerschiefer zu betrachten sein. Das Vorkommen von dunklen thonschiefer-
artigen Gesteinen entsprechend den Joachimsthaler Schiefern ist auch hier bemerkbar,
indem viele derartige Gesteinsbroken auf den Halden liegen. Da aber diese Gesteine
nirgends anstehen, vielmehr auf die quarzigen sofort grobflaserige Glimmerschiefer
folgen, welche im Reichen Gebirge, am Neujahrsberge und nördlich von Abertham
bis an die Grenze gegen die Phyllite beharren; so müsste man annehmen, dass
diese in grösserer Teufe anstehen, oder dass verhältnissmässig nur ein schmaler
Zug davon herüber streicht.
Im Osten und Norden von Bärringen, wo die Glimmerschiefer den Granit
berühren, bemerkt man nur normalen Glimmerschiefer, welcher jedoch gegen Norden
159
hin immer quarzreicher wird, und im Plattner Walde zwischen Bärringen und Platten
kann man das Gestein, welches hier auch ziemlich die Grenze gegen den Phyllit
bildet, geradezu als Quarzschiefer ansprechen; er scheint in der That in dieser Natur
bis ins Reiche Gebirge zu verharren, da man im Blasiusstollen in Hengstererb
eben unmittelbar am Granit sehr quarzreiche Schiefer anstehen findet.
Im Übrigen lässt sich nur im Allgemeinen sagen, dass die Glimmerschiefer
überall rasch im Aussehen und Farbe wechseln. Jos. Flor. Vogl, dem wir eine
‚ausführliche Darstellung der Joachimsthaler Gangverhältnisse danken, bemerkt
von den Gesteinen, dass sie von dem feinsten, innigsten Gemenge bis zum gross-
blättrigen Gefüge durch unendlich viele Nuancen übergehen.
Bemerkenswerthe Einlagerungen bilden feıner im Glimmerschiefer zwei
ziemlich parallele Züge von Amphibolit.
Schon nördlich von Joachimsthal deuten einzelne Amphibolitblöcke hinter
dem Dürrenschönbersstollen das Auftreten dieses Gesteines hier an, es ist aber
weiter nichts hievon bekannt geworden. Der südliche Amphibolitzug beist im Elias-
srunde südöstlich vom Eliasschachte als sogenannter Schmirgelfels aus, und lässt
sich von da ab in westlichem Streichen über Werlsberg bis in den Scharfbrand
im Reichen Gebirge verfolgen. Nach zahlreichen Blöcken dieses Gesteines in
den Garten- und Hausmauern der Aberthamer Häuser bei der Kreuzhalde setzt
der Gang auch weiter westlich fort, und dürfte bis an den Altenberg bei Bärringen
reichen. Jokely glaubt, dass er im Pulverwaide N von Bärringen wieder zu Tage
austrete, doch stimmt dies nicht mit dem Streichen, welches der Zug im Scharf-
brande wahrnehmen lässt.
Ein andere Einlagerung von Amphibolitgesteinen befindet sich nördlich
vom Eliasgrunde an der Aberthamer- Joachimsthalerstrasse, er ist durch die St.
Antoni- Eisensteinzeche aufgeschlossen, welche jedoch schon lange ausser Betrieb ist.
Verschiedene alte Eisensteingruben im Reichen Gebirge wie die eiserne
Hand u. s. w. deuten darauf hin, dass dieses Lager in paralleler Richtung vom
oben beschriebenen nach Westen fortstreicht, und eben dieser Zug scheint bei den
Lässighäusern bei Platten wieder aufzutauchen, und wohl auch noch weiter zwischen
Bärringen und Platten fortzustreichen.
Als weitere untergeordnete Lager hätten wir nun noch zweier Quarzbrocken-
felsgänge Erwähnung zu thun, welche in der oben beschriebenen Form und Art
das Glimmerschiefergebiet an vornehmlich zwei Stellen berühren; nämlich einmal
längs der Granitgrenze am Abhange des Bergraumwaldes und Schuppenberges von
Höfel bis südlich von Bärringen der Henneberger-Zug, dann im NW—SO Streichen
von den westlichen Hengstererber Häusern nach Werlsgrün und von da über Maria-
sorg nach Pfaffengrün der Irrgänger Zug. Nachdem diese Vorkommen jedoch in
ihrer Wesenheit bereits bei der Betrachtung des Granitgebietes pag. 115 fi. be-
handelt wurden, entfällt es hier auf dieselben noch weiter einzugehen und es
genügt dieselben erwähnt zu haben.
Die Stellung der Schichten aceommodirt sich auch hier zum Theile der
Granitgrenze, Am Abhange des Gebirges zwischen Pfaffengrün und Brand hat
1C0
man anfänglich Gelegenheit zu bemerken, dass die Schiefer südwest-nordöstlich
streichen und südöstlich einfallen. Zwischen dem Pfaffengrüner Berg und dem
Jugelstein aber nehmen dieselben bereits ein nordwest-südöstliches Streichen und
ein nordöstliches Fallen an. Auf dem Kamm zwischen Mariasorg und Joachimsthal
streichen die Schiefer 9—10, dann am Abhange des Pfaffenberges 6—7. Bei
Werlsgrün streichen die Schichten Stund 9, im Reichen Gebirge bei Abertham
Stund 8. Zwischen Bärringen und Platten Stund 6—7 und dieser Richtung ver-
harren sie ziemlich im Glimmerschiefer-Gebiet auf dem Plateau und um Joachims-
thal. Daraus geht hervor, dass an der südlichen Partie das Streichen sich dem
Granit accommodirt, dagegen zwischen Bärringen und Platten fast senkrecht auf
demselben steht. Anderseits muss noch bemerkt werden, dass nördlich vom Neu-
jahrsberge im Reichen Gebirge die Schichten nach und nach ihr Streichen in Nord
verändern, wobei sie einen westlichen Fall annehmen, was im NO. von Gottesgab
auch wirklich der Fall ist. Man sieht hieraus am besten, dass wir in der That
an eine Scheidungslinie im Gebirgsbau gekommen sind, indem sich eben in der
Umdrehung des Streichens der Einfluss des Sonnenwirbelgebirges am deutlichsten
markirt, während anderseits durch die Lage der Schiefer westlich von Joachimsthal
die Abhängigkeit vom Granit noch hervortritt.
Der Einfallswinkel der Schichten in Nord und Nordost ist ein ziemlich
gleichmässiger; er beträgt zwischen 60—70°, Östlich von Hengstererb wird er
etwas kleiner, doch richten sich die Schiefer sehr bald gegen den Granit auf und
zeigen dann die oben (p. 155) angeführten Verhältnisse. Am Abhange des Pfaffen-
berges bemerkt man übrigens an manchen Stellen, dass die Schiefer deutlich nach
Nord im Ausgehenden umgebogen sind, so dass man nach diesen Verhältnissen
glauben sollte, sie hätten ein südliches Einfallen, wovon jedoch die Aufschlüsse in
den Gruben das Gegentheil beweisen.
Es ist übrigens ausser allem Zweifel, dass die verschiedenen Durchbrüche
von Porphyren und Basalten immerhin Verrückungen in den Schiefern hervor-
gebracht haben mögen, wenn auch in den Joachimsthaler Gruben selbst bemerkens-
werthere Verwerfungen nicht bekannt wurden.
2. Das Phyllitgebirge.
Als zweites Glied der Schieferzone bleibt nun noch der Phyllit übrig.
Auf der sächsischen Karte erscheint dessen Gebiet vom Glimmerschiefer-Gebiet
nicht getrennt, weil der Begriff des krystallinischen Thonschiefergesteines in oben
gedachter Weise etwas enger gefasst wird, als dieses von Jokely und demnach
auch von mir geschieht.
Obwohl in der That die Trennung der beiden Gebiete eine recht schwierige
ist, ja selbst bei der vorgenommenen immerhin einige Willkür herrscht, denn. in
oben gedachter Weise wird es im Gebiete von Joachimsthal schwer, sich immer
mit Sicherheit zu entscheiden, ob man es mit einem Glimmerschiefer oder Phyllit
zu thun habe; glaube ich doch auch hier Jok6&ly’s Ansicht beipflichten zu sollen,
da die Grenzbestimmung im Süden durch eine besondere Beschaffenheit des Ge-
steines markirt wird.
161
Die Grenze gegen den Glimmerschiefer läuft in der oben gedachten Linie
vom Höfl über den Plattner Wald nach Hengstererb hin, und ist durch die die
Wasserscheide bildenden Quarzschiefer deutlich markirt. Auf dem Abfall gegen
Platten zu haben die Schiefer bereits einen solchen Charakter, dass man sie ohne
Bedenken als Phyllit bezeichnen kann; sie sind von den nur wenig südlicher an-
stehenden echten Glimmerschiefern total verschieden.
Weniger leicht wird die Grenzbestimmung, wie ich schon hervorhob,
zwischen der Steinhöhe und dem Spitzberg bis zur Landesgrenze westlich von
Gottesgab, kann man aber auch der örtlichen Schwierigkeiten halber die Scheidung
nicht genau verfolgen, so findet man doch unschwer den weiteren Verlauf durch
den immer mehr auseinander gehenden Gesteinscharakter angedeutet.
Einestheils breitet sich sonach noch der Phyllit am südlichen Fusse des
Plattenberges als eine schmale Zone aus, welche in der gedachten Weise von dem
Glimmerschiefer im Süden begrenzt wird, während die andere Grenzlinie um den
Abfall des Berges im Westen herum nach Süden, sodann längs des Granites am
südlichen Gehänge des Schwarzwasserthales gegen Scherberhäuser, an die Steinhöhe
bei Seifen, um das Kölbl nördlich gegen Försterhäuser und die Landesgrenze
verläuft. Die genaue Bestimmung der Verbreitung des Gesteines wird hier sehr
schwierig, da ‚einmal die Rollblöcke des Granites, dann wieder die des Basaltes
viel weiter verbreitet sind als ihre ursprüngliche Lagerstätte, gleichwohl aber
jede Erforschung des Untergrundes unmöglich machen, daher die Grenzbestimmung
nicht genau angegeben werden kann. Nach der Karte der k. k. geologischen
Reichsahstalt würde sie sogar noch auf dem diesseitigen, südlichen Gehänge der
Steinhöhe verlaufen, was aber ebenfalls nur auf Vermuthung beruht.
Das ganze Phyllitgebiet ist jedoch nur ein sehr kleiner Theil der auf dem
jenseitigen Abhange des Erzgebirges viel beträchtlicher entwickelten Formation,
gleichwohl aber grenzt sich unser Gebiet recht gut orographisch mit .der Landes-
grenze zugleich ab, wir haben das bereits in Sachsen gelegene Tellerhauser Thal
im Osten, dann den Abhang der Taubenfelsen im Thale von Rittersgrün nach
Halbmeil, dann die nördlichen Abfälle des Bärenfanges und der Glücksburg im
Norden, endlich das Breitenbachen Thal bis Niederjugel und das Oberjugler Thal
bis an den Abhang des Buchwaldberges, wo wir den Granit erreichen, der nun in
fast gerader südlicher Richtung die geologische Grenze des Phyllitgebietes bis zum
Höfl bei Platten macht.
Die Stellung der Schichten in diesem Gebiet ist eine wenngleich im
llgemeinen dem Glimmerschiefer analoge, doch mehrfach geänderte. Zunächst dem
Granit im Osten bemerkt man, dass die Schichten sich längs des Breitenbacher
Thales an den Neudecker Granit aufriehten, demnach ihm parallel streichen, gegen
die Pachthäuser zu geht das Streichen aus Stunde 10 in Stund 9—8 über, und
schmiest sich so nach und nach dem Glimmerschiefer an, ohne jedoch ganz genau
mit ihm im Streichen zusammenzufallen, Das Streichen in Stund 3—9 zeigt sich
auch längs der Abhänge der Granite des Plattenberges am linken Gehänge des Schwarz-
wasserthales, während es weiter nordwärts immer mehr in Westen herumgeht.
Verfolst man das Streichen von Pachthäusern längs des Granites, so findet man
also bei Pachthäuser Stund 8, am Eingang des Breitenbacher Thales und am
s 11
162
Heinrichsfelsen Stund 7—8, bei Pechöfen und bei Breitenbach Stund 10—11.
Schon an den Abhängen des Sandfelsberges hat der Schiefer ein Streichen in
Stund 12—1, welches er über Halbmeil bis an die Taubenfelsen beibehält, und
auch im Hochofengrunde und im Goldenhöher Thale am linken Gehänge beibehält.
Im Verfolge dieses Thales hat man Gelegenheit wiederholt eine Störung in der Lage-
rung zu beobachten. In der Kaffhöhe jedoch, welche die Grenze zwischen Böhmen
und Sachsen macht, kann man ein Streichen in Stund 1—2 bemerken; so dass
es sich hier wieder allgemach dem des Glimmerschiefers anschmiest.
Innerhalb dieser Streichungslinien zeigen die übrigen noch bemerkbaren
Punkte eine Stellung — so zwischen Zwittermühl und Brettmühl 9—10, westlich
von Seifen S—9, am Hahnberg zwischen Seifen und Goldenhöhe 9—10, — welche
mit der Längsrichtung des Plattener Granitstockes genau parallel ist. Construirt
man die erste Streichungslinie, so erhält man eine sehr merkwürdige Curve, welche
in entgegengesetzter Richtung gegen die äussere Glimmerschiefer-Curve verläuft,
mit der inneren jedoch in eine Linie zusammenfällt.
Was die Richtung des Fallens anbelangt, ist dieselbe anfangs eine nord-
östliche, geht sodann aber immer mehr in eine östliche über. (An den Tauben-
felsen unten beobachtete ich Fallen 30° O.) Im Goldenhöher Thal und in dessen
Fortsetzung jedoch kann man deutlich plötzliche Änderungen in der Fallrichtung
bemerken, da die Schiefer am nördlichen Ende bald Nord bald West einfallen,
und endlich auf der rechten Seite des Kaffwassers am Kaff selbst gegen Westen
(WNW.) also widersinnig gegen die Schiefer lagern, was die Grenze des Granit-
gebietes sehr deutlich markirt. Der Einfallswinkel der Schiefer ist bei weitem
kein so steiler als bei den Glimmerschiefern, er beträgt am Heinrichsfelsen etwa
8% an den Taubenfelsen oben stellenweise 3—5°, so dass sie fast schwebend
liegen, am Goldenhöher Bach S—10°. Längs der südlichen Granitgrenze fallen
die Schiefer conform dem Granit in Nordost mit einem Winkel von etwa 20° ab-
Von Interesse ist hiebei jedenfalls der Umstand, dass das Streichen und
Vertlächen ziemlich genau um das Schwarzwasserthal herum läuft, was jedenfalls
einen Fingerzeig für die Bildungsart dieses Thales gibt.
Die petrographische Beschaffenheit des Phyllitgebietes ist durch eine sehr
ausgesprochene Monotonie gekennzeichnet; da sowohl die vorkommenden Schiefer
wenig Abwechslung bieten, als auch darin vorkommende untergeordnete Lager-
massen sehr spärlich vorhanden sind.
Das vorherrschende Gestein ist der Thonglimmerschiefer oder Phyllit im
engeren Sinne, Dach- oder Urthonschiefer fehlen. Stellenweise, namentlich gegen
den Glimmerschiefer hin, nimmt der krystallinische Charakter des Glimmers sehr
zu, so dass man in diesen Gegenden viele Übergänge der beiden Gesteine findet.
Im übrigen wechseln nur quarzreichere oder zum Theil wirkliche Quarzitschiefer
mit den quarzärmeren Phylliten ab. Man findet deren am Hahnberg, amı Fusse
der Taubenfelsen, bei Brettmühl am Sandfelsberg auf dem Wege von Streitseifen
gegen Zwittermühl und an anderen Orten. Graphitische Schiefer finden sich bei
den Pachthäusern, Jokely hat sie auch bei Halbmeil beobachtet.
In der Nähe des Granites fehlen auch die eigenthümlichen Fleckschiefer
und ähnlichen Gebilde nicht, welche auf der westlichen Seite des Gebirges so
163
hervorragend entwickelt sind, hier ist eine solche Entfaltung jedoch nicht zu be-
obachten. Fleckschiefer kommen zwischen Ober-Jugel und Pechöfen vor, aber im
Breitenbacher Thal zwischen dem Neudeker Gebirge und dem Plattenberg sind sie
nicht aufgeschlossen; ihr Vorhandensein geht jedoch aus dem Vorkommen eines
schön kupferroth gefärbten gestreiften und gefleckten Schiefers hervor, der in der
Gegend des Heinrichfelsens gefunden wird. Dagegen treten hier namentlich bei
den Pachthäusern und dem Höfel Turmalingesteine auf (pag. 73). Die quarzreichen
Schiefer am Sandfels nördlich von Brettmühl und bei Halbmeil sind auch zur
Bildung von Schörlschiefer geneigt. Die bei weitem ungünstigeren örtlichen Ver-
hältnisse lassen hier eine Verfolgung dieser Gebilde schwerlich zu, wenn man
ihr Vorhandensein auch constatiren kann, so scheint gleichwohl die Zone der
Fleckschiefer nicht in der Weise ausgebreitet wie jenseits des Granites, da unter
gleichem Verhältnisse ja dann der ganze den Plattenberg umschliessende Phyllit
in Fleckschiefer verwandelt sein müsste.
Als untergeordnete Lagermassen eigenthümlicher Art müssen jedoch die
hier häufig vorkommenden „Grünsteinschiefer“ oder richtig bezeichnet Hornblende-
schiefer genannt werden, welche genau im Streichen der Schiefer zwischen dem
Plattenberg und dem Buchschachtelberg als auch nördlich und östlich von letzterem
Vorkommen. Die Schiefer lassen sich allerdings in den meisten Fällen nur durch
das Vorhandensein von Blöcken constatiren, zwischen Brettmühl und Junghenst
jedoch bei der alten Grube Glück mit Freuden und dem Gottholdstollen stehen
sie unmittelbar an der Strasse in einer ziemlichen Mächtiekeit an. Zwischen den
Pachthäusern bei Platten und Breitenbach kann man etwa sechs solche Einlage-
rungen zählen. Die zuletzt genannten scheinen keine weite Erstreckung zu haben,
dagegen kann man die zwischen dem Gotthold- und Glück mit Freuden-Stollen auf-
geschlossenen Schiefer sowohl nordwestlich über den Schwimmrich ins Streitseifner
Thal als auch südöstlich bis gegen den Granit des Plattenberges verfolgen. In-
gleichen begegnet man einem Hornblendeschieferzug, welcher bei Zwittermühl am
Wege gegen Streitseifen ausbeisst, im Streichen -nordwärts bei Halbmeil wieder.
3. Eruptivgesteine der östlichen Schieferhülle.
Zahlreicher und mehr entwickelt als in dem westlichen Schiefergebiet treten
im östlichen die jüngeren Eruptivgesteine auf, wenn sie gleichwohl auch hier ohne
Ausnahme eine ziemlich untergeordnete Rolle spielen.
Ihre Lagerungsverhältnisse sind übertags nur sehr mangelhaft zu beob-
achten, leider aber macht es der so erlahmte Bergbau auch nicht möglich sie unter-
irdisch aufzusuchen, so bleibt auch hier nichts übrig, als durch Benützung des
Überkommenen das Bild eigener Anschauung zu vervollständigen.
1. Granitgesteine.
Ausführlich beschrieben wurden bereits oben (p. 97.) die im Schiefergebiet
aufsetzenden grossen Granitkuppen; auch der die Schiefer durchsetzenden Gänge
wurde bereits Erwähnung gethan. Verstreute Blätter von Granitporphyr, welche
am Eliasbach bei Werlsgrün liegen, lassen darauf schliessen, dass hier ähnliche
Gebilde, wie oben von Grünberg bei Graslitz beschrieben wurden, vorkommen.
11*
164
2. Diorit.
Die auftretenden Dioritgesteine lassen auch hier das ihnen eigenthüm-
liche Lagerungsverhältniss erkennen, dass sie den metamorphischen Schiefern ein-
gelagert erscheinen.
Im Bereiche des Glimmerschiefers macht sich ein Gangzug bemerkbar
welcher unmittelbar am Granit bei Bärringen beginnend im Streichen der Schiefer
unter Stund 6—7 über den Altenberg gegen Osten fortsetzen. Der Anfang dieses
Gangzuges ist wohl nur mit Blöcken markirt, allein eine in Folge dessen missglückte
Stollenanlage am Altenberg hat dort das Anstehen des Diorits ausser Zweifel
gesetzt. Unterbrochen durch das Fischbacher Moor tritt der Dioritgang nördlich
von Abertham als eine von Weitem sichtbare und verfolgbare Felsenpartie auf der
Fläche hervor, verschwindet jedoch in der Gegend von Hengstererb gegen das
Reiche Gebirge wieder.
In ähnlicher Weise setzen zwar längs des Kammes des Erzgebirges zwischen
dem Keilberg und Kupferberg dioritische Gänge wie hier fort, es ist jedoch zwischen
dem Gestein ein bemerkenswerther petrographischer Unterschied.
Im Glimmerschiefer des Joachimsthaler Erzgebietes haben sich auch ausser
den bereits oben erwähnten Amphiboliten keine Diorite bemerkbar gemacht; von
den gedachten Amphiboliten ist es immer bemerkenswerth, dass sie auch eine
parallele Lagerung gegen diesen Dioritzug besitzen. Eine Beeinflussung der Erz-
führung ist sohin nirgend nachgewiesen. An der Halde jenes Stollens, welchen
ich weiter vorn am Altenberg bei Bärringen erwähnte, fand ich auch den schon
erwähnten Knotenglimmerschiefer, und es wäre sohin wohl auch möglich, dass
derselbe seine Ausbildung diesem Eruptivgestein verdanke, wie ein solcher Einfluss
seitens des Diorits auf das Nebengestein auch anderwärts beobachtet wurde.
3. Porphyrgebilde.
Obwohl die Porphyre ebenso wie die Diorite in diesem Gebiete nut gang-
förmig auftreten, verhalten sie sich doch wesentlich anders als jene Gebilde, indem
sie durchwegs eine durchgreifende Lagerung bekunden. Leider ist auch hier ein
weiteres Verfolgen noch weniger möglich, da bezüglich ihrer geringere Auf-
schlüsse vorhanden sind als in den Dioriten. Oberirdisch bemerkt man nur an
einzelnen Stellen das Auftreten der Porphyre. Zwischen Oberbrand und Joachims-
thal streichen zwei grössere Porphyrgänge quer über das Thal, welche man auf
dem Wege von Pfaffengrün nach dem Joachimsthal wieder verquert, und welche
sich bis zum Jugelstein verfolgen lassen. Diese Gänge erreichen auf dem oberen
Pfaffengrüner Weg ziemlich genau südlich vom Jugelstein ihre grösste Mächtigkeit
und bilden hier eine kleine, mit vielen Blöcken überstürzte Kuppe, ich glaube
immerhin 10 Meter Mächtigkeit annehmen zu können. Unmittelbar nördlich vom
Jugelstein steht der Porphyr wieder in einer sehr niedrigen, die Richtung des
Ganges andentende Kuppe an. Es ist hier sehr charakteristisch zu sehen, wie der
Porphyr offenbar von untenher aufgebrochen wurde, worin man nothwendig eine
Wirkung des im Jugelstein hervorgequollenen Basaltes erkennen muss. Sonst sind
die Porphyre hier durchwegs durch den Bergbau aufgeschlossen. Vogel berichtet
169.
hierüber a. a. ©. p. 56: „Am zahlreichsten und mächtigsten treten die Porphyre
in dem Joachimsthaler Erzrevier auf, und sie rechtfertigen die Aufmerksamkeit,
welche man ihnen von jeher zu Theil werden liess, denn sie sind mit der Erz-
führung derjenigen Gänge, neben denen sie auftreten, in der innigsten Verbindung.“
„Der Hauptsitz der Porphyre im Joachimsthaler Erzrevier ist die Eliaszeche
und der südwestliche, an den Granit gränzende Theil der Joachimsthaler westlichen
Grubenabtheilung, wo sie in ihrer grössten Mächtigkeit und Verbreitung auftreten.
Die Porphyre sind in ihren verschiedenen Zügen von sehr variabler Mäch-
tiekeit und zwar gehen sie von 1'5 bis über 190 Meter. Durch das Abteufen des
Wernerschachtes wurden drei verschiedene Porphyre durchbrochen, welche beinahe
alle das gleiche Fallen und Streichen besitzen (30—40° NW., Streichen hor. 1—3).
Der oberste Porphyr im Wernerschacht am ersten Geisterlauf besitzt eine
Mächtiskeit von 15 Meter ein Fallen von 30° in Nordwest, Streichen in hor. 2.,
er lässt sich leicht vom Schiefer trennen, die Linie ist sehr gut sichtbar, abgesehen
von einigen Winkeln ziemlich regelmässig. Etwas tiefer (10 Klaft.) fällt em zweiter,
3 Meter mächtiger Porphyrgang in gleicher Weise ein, hier kommen am Contaet
Schiefereinschlüsse im Porphyr vor.
Noch tiefer kömmt unter gleichen Verhältnissen ein 16 Meter mächtiges
Gangtrum, den früheren fast gleichfalls parallel vor.
„Die im Wernerschacht aufgeschlossenen Porphyre besitzen zwar alle ein
ziemlich gleichmässiges Fallen und Streichen, jedoch ist dasselbe nicht das Haupt-
streichen der Porphyrgänge, welche im Grossen von Nordwest nach Südost gehen,
und von dem Aberthamer Bergbaue bis an den südlichsten und südöstlichsten Punkt
der Joachimsthaler Reviere reichen.“
„Es sind also vorzüglich die westlichen Grubenbaue, wo Porphyre auftreten,
u. z. der Eliaszecher, Evaapfelbaumstollner und Wernerschächter Bau. Die Porphyre
zeigen sich daher gerade in jenen Bergbauen, welche in der Nähe der Granitgrenze
liegen und sich längs derselben hinziehen. In der Nähe der Erzeänge zeigen sich
bei Veredlungspunkten auch mitunter sehr reiche Erze in die Zerklüftungen des
Porphyrs.“ *)
Ähnlich wie die Erzgänge scheinen auch die Porphyrgänge in der Gegend
von Abertham fortzusetzen. In seinem Aufsatz über den alten Silberbergbau in
Abertham (Zeitschrift des montanistischen Vereins für das Erzgebirge Nro. 1.)
bemerkt Bergrath Walter:
„Feldsteinporphyre, welche bei der westlichen Abtheilung des Joachims-
thaler Bergbaues in mehreren Zügen auftreten, sind zwar auch in Abertham, aber
weniger massenhaft vertreten, und scheinen auch hier einen günstigen Einfluss auf
die Erzführung der Gänge ausgeübt zu haben.“
*) Bezüglich des Porphyrs bemerkt Bergrath Sternberger in einem Aufsatz: „Die ärarischen
Bergbauunternehmen im böhm, Erzgebirge. Österr, Berg- und Hüttenmannische Zeitung.“
V. 1857. p 35: „Man ist angewiesen die Porphyrzüge als höchst irreguläre Gangbildung
oder langgestreckte Stöcke mit mannigfach gebogenen Grenzflächen und den bizarrsten
Anhängseln und Ausläufern zu betrachten, mit deren Existenz auf einem oder dem
anderen Horizont man sich begnügen muss, ohne mit einiger Verlässlichkeit das Fort-
setzen oder Eintreffen auf dem nächstfolgenden tiefern bestimmen zu können,“
166
In der Richtung des Streichens dieser Gänge, also gegen Nordwest tritt
auch jenseits des Plattenberges ein ziemlich mächtiger Porphyrgang im Thonglim-
merschiefer zu Tage. Er beginnt beim Ziegenschacht, dessen Anlage nach der
in diesem Gesteine liegenden Binge zu schliessen, darin niedergetrieben war, und
lässt sich in Nordwest über das Thal bis nach Breitenbach verfolgen.
Die Mächtigkeit dieser Gänge dürfte an zwanzig Klafter betragen; ausser
einer Stelle beim Ziegenschacht selbst, wo die Schiefer ein wenig verdrückt sind,
scheint der Schiefer nirgend durch das ihn durchsetzende Gestein in seiner
Lagerung gestört zu sein. Wie Jokely erfuhr, soll derselbe noch ziemlich weit
gegen Westen in Sachsen fortsetzen.
Ob letzterer Gang in Zusammenhang mit den Joachimsthaler Porphyren
zu bringen ist, wird fraglich, wenn man erwägt, dass etwas nördlich in Sachsen
zwischen Gross-Pöhla und dem Schwarzwasserthal ein Porphyrgang ziemlich parallel
verläuft (Naumann Erläutrs. Set. XV. p. 213. ff.). Auffällig erscheint der Umstand,
dass diese Gänge vorherrschend im Schiefergebiet auftreten, und zwar in der
Joachimsthaler und Aberthamer Gegend, besonders in einer Lage, die sich der
Contur des Granites anschmiegt, ohne mit der Sehichtung zusammenzufallen. Dass
dieselben jünger sind als der Granit, beweist ihr Vorkommen in diesem Gestein am
Wolfsberg u. s. w.; aber es scheint, dass die gewaltige Masse des Granits, welche
bis in weite Tiefen so fortsetzt, für die späteren Durchbrüche zu fest war, und
nur am Rande etwa ein Eindrängen der Porphyrmassen in vorhandene Granit-
spalten möglich war.
Dass die durchbrechenden Porphyre nirgends eine bemerkenswerthe Störung
in der schon durch die Granite bedingte Lagerung der Schiefer hervorgebracht
haben, geht schon aus dem oben gesagten hervor; ebenso ist ausser den mecha-
nischen Contactbildungen über einen Einfluss auf die Struktur der Schiefer nichts
bekannt geworden. 3
Eine Bildung höchst eigenthümlicher Art sind jedenfalls die gneisartigen
Porphyre, (pag. 40), welche sich in der Grenzzone des Granites mit dem Schiefer vom
Wolfsbergabhang bis nach Abertham finden, und welche, wie erwähnt, vielmal: mit
wirklichen Gneisen verwechselt worden sein dürften. Dieses Gestein steht leider
nirgends deutlich an, es findet sich nur bei den Werlsgrüner Häusern in zahlreichen
Blöcken, und scheint dort vorzugsweise ausgebildet, ich fand es aber auch sehr frisch
auf der Aberthamer Halde gegen Fischbach, woraus hervorgehen würde, dass es
auch dort, allerdings wieder gegen die Granitgrenze anstehe. Offenbar ist diese
auffällige Gesteinausbildung auf die örtliche Beschaffenheit seiner Lagerung zurück-
zuführen, wie dergleichen ähnliche Gebilde auch anderwärts an den Grenz- und
Contactflächen gegen das Nebengestein vorkommen, und in Folge eines Druckes
entstanden sein mögen. (Vergleiche Zirkel Petrographie I. p. 546 ff.)
4. Basalte.
Als drittes Eruptivgestein haben wir in diesem Gebiete auch der Basalte
zu erwähnen, welche jedoch weniger zahlreiche Punkte als im Granitgebiet auf-
zuweisen haben,
167
Das rechte Gehänge des Joachimsthaler Grundes wird beim Ausgange
oberhalb Oberbrand von der weithin sichtbaren Pfaffengrüner Kuppe überragt; es
ist dies eine Basaltkuppe, welche aus lauter schlanken Säulen aufgebaut ist, die
nach Art der Hopfenstangen zu einer spitzen, jedoch nach Südosten geneigten Pyramide
zusammengeschlichtet sind, was offenbar darauf hinweisst, dass diese Kuppe das Aus-
gehende eines mächtigen Ganges, der wahrscheinlich in der Richtung des Joches
nördlich von Pfaffengrün gegen den Jugel-, Kobold- oder Küberstein streicht.
Dieser erhebt sich in zwei dieht an einander liesenden, etwa 25 Meter
hohen Pyramiden von ähnlicher jedoch etwas massigerer Form wie die Pfaflengrüner
Kuppe; und besteht gleichfalls aus schlanken, einseits geneigten Säulen. In wie ferne
das umgebende Gestein vom Basalt beinflusst wurde, lässt sich auf keine Weise
feststellen. Es ist auch wohl nicht festgestellt, ob zwischen beiden Punkten ein
Zusammenhang bestehe. Gegen den in nordwestlicher Richtung gelegenen Blösberg
scheinen allerdings Gänge zu gehen, wie mich Basaltblöcke belehrten, die auf einer
wahrscheinlich von einem Versuchsbau auf Eisenstein herrührenden Schachthalde
zwischen Pfaffengrün und Mariasorg belehrten.
Zwischen diesen äusseren Basalten, wie‘ ich sie nennen möchte, deren
Zusammengehöriskeit mit dem Duppauer Gebirge wohl klar liegt, liegen die durch
die Joachimsthaler Bergbaue aufgeschlossenen Gänge, über welche Vogl folgender
Massen berichtet (a. a. ©. p. 39 ff.): „Nächst den Porphyren sind die Basalte am
meisten in dem hiesigen Revier vertreten, und sie sind entweder in den Gängen
als Gangmasse aufgenommen oder sie treten selbständig auf.
Bei den Wacken und Basalten ist es wieder der östliche und nördliche
Theil des Joachimsthaler Reviers, in welchem sie vorzüglich herrschen. Im Ganzen
haben sie eine Streichungsrichtung von Osten gegen Westen, und treten ganz in
der Eigenschaft von Gängen auf, sie schleppen sich mit Morgengängen, oder ver-
einigen sich auf grosse Strecken mit ihnen, verwerfen und durchsetzen die Mitter-
nachteänge, und führen auch bei Vereinigung mit Gängen Erz.
Der Andreasgang ist auf eine Erstreckung von 50° mit emem Wackengang
vereiniget, und die Mächtigkeit der darin auftretenden Wacke ist zwischen 4—4
Zoll. Sie ist gleichförmig grau, ein sehr inniges Gemenge, zerfällt an der Luft in
kleine Stücke und enthält Glimmerblättchen.
Der zweite Wackengang ist derjenige, welcher den Kühsang begleitet. In
höheren Horizonten streicht dieser Gang in einer Entfernung von 1 Meter parallel
und N vom Kühgang in Stund 6 mit 70° Verflächen. Die Ausfüllung ist reines
Conglommerat mit Einschlüssen von schwarzen Glimmerkörnern von Quarz, Schiefer,
Porfyr und Augit.“* Aus eigener Erfahrung kann ich diese Angabe nicht bestätigen,
denn erstens sieht man auf dem Kühgang, welcher ein Morgengang ist, sehr deutlich,
wie der Nephelinbasalt den Gang durchsetzt (Barbarastollen), ferner ist das von
mir wiederholt entnommene Gestein ein wahrer und ächter Nephelinbasalt, der
niehts mit der Putzenwacke gemein hat. Unzweifelhafte Nephelinbasalte sind auch
anderwärts in der Tiefe z. B. im Südfelde des Johannes Evanselisten Ganges
angehauen worden, sie unterscheiden sich von den später zu erwähnenden Putzen-
wackenzügen schon dadurch, dass sie nicht zu Tage ausgehen, und in ihrem
Auftreten eine regelmässige Injektionsausfüllung zu erkennen geben.
168
„In der Reihenfolge von Süd nach Nord kommt nach der Kühgänger Wacke der
hier als Putzenwacke bezeichnete, 26—36 Ltr. mächtige Basalttuff. Er streicht in
Stund 5, hat ein sehr steiles Verflächen in Nord. In diesem Basalttuff wurde an zwei
Punkten bituminöses Holz gefunden und zwar das eine 1557 am Barbarastollen,
also in einer Tiefe von 140 Lacht. von den damaligen Bergleuten „Sintfluthholz“ ge-
nannt.*) Das zweite wurde bei Durchtreibung des Wernerschächter Wasserstollens
1851 erhauen. Die Teufe, in welcher das Holz vorkam, war 20 Kft. unter Tag.“
Dieses Holz, welches von Unger als Ulminium dilwviale (Synopsis plantarum
fossilium p. 221) beschrieben wurde, so wie die Beschaffenheit des Gesteines lassen
die letztere Bildung keineswegs als anogene Bildung, wahren Gang erkennen, viel-
mehr erscheint dieselbe als Ausfüllung von vorhandenen Spalten, durch einge-
schwemmte Basaltasche, welche bei den unzweifelhaft in der Nähe ‚stattgehabten
Eruptionen reichlich gebildet worden sein mag. Ein Analogon dieses Vorkommens des
eingeschlossenen Holzes bietet in neuerer Zeit der durch einen Steinbruch aufge-
schlossene Basalt von Strisow bei Pilsen, dessen Tufidecke gleichfalls reiche Mengen
von zum Theil verkohltem zum Theil verkieseltem Holze führt.
Auf dem Wege von Evaapfelbaum zum Eliasschacht bemerkte ich übrigens
wiederholt Basaltbrocken, es ist jedoch nicht festzustellen, ob sie nicht etwa von
obenher von benachbarten Basaltkuppen hierher gelangten.
Die übereinstimmende Beschaffenheit des Gesteines macht es unzweifelhaft,
dass die in den Joachimsthaler Gruben angefahrenen Nephelinbasaltgänge mit den
vorher erwähnten zusammenhängen, dagegen weist die zuletzt erwähnte Tuffbildung
auf die glimmerreichen Leucitgesteine von Wiesenthal jenseits des Sonnenwirbels hin.
Nördlich von Joachimsthal haben wir zunächst der Hauynbasalte des Spitz-
berges und der Steinhöhe zu gedenken.
Der 1089 Meter hohe Spitzberg erhebt sich nur etwa 80 Meter über den
Rücken des Gebirges, als eine rundliche Kuppe, die vorzugsweise von sphaerischen
Blöcken gebildet wird. Einerseits von Basaltschutt umlagert, anderseits ganz und
gar vom Hochmoor umgeben, ist es ziemlich schwer dessen Natur festzustellen.
Nach der Lage sowohl, als aus anderen Anzeichen dürfte freilich angenommen
werden, dass dieser Basalt die Stelle bezeichnet, von wo aus beträchtliche Massen
von Basalt austraten. Ohne auf die nördlich vom Sonnenwirbel gelegenen zu denken
hing früher offenbar die benachbarten Steinhöhe mit dem Spitzberg zusammen,
wie sich aus der Übereinstimung des Gesteines ergiebt.
Diese, deren besondere Verhältnisse wir auch noch anderwärts zu betrachten
haben, bildet westlich vom Spitzberg einen etwa 2000 Meter langen niedrigen
Höhenzug, welcher im Norden Seifen bogenförmig umgiebt, und in Westen un-
mittelbar an den Granit bei Irrgang anstösst. Das Gestein sondert runde Blöcke
ab, und die ganze Lagerung deutet darauf hin, dass die Steinhöhe der Rest einer
Basaltdecke war, welche, wie die über das Gebirge im Norden so wie im Süden
davon weit verstreuten Basaltblöcke andeuten, einmal eine weit beträchtlichere
Ausdehnung besass.
*) Mathesius Chronik von Joachimsthal: „1557 den 7. Februarij hat man ein baum auf
Barbara prüln stoln troffen 150 lachter tief, der ist zu steyn worden darauss man
wetzstein machet.“
rs
169
Auf dem gegenüber liegenden Gehänge des Schwarzwasserthales findet sich
ein kleiner Nephelinbasalt- Anbruch bei Försterhäusern, und endlich an der
Landesgrenze bei Breitenbach eine kleine — wohl eine der am weitesten vor-
geschobenen — Kuppe, die von Wittichsthal von unbedeutendem Umfang und
Ausdehnuns.
4. Verhalten der Schiefer zum Granit.
Nachdem ich im Vorhergehenden den Bau und die Schichtenstellung der
Schiefer eingehender auseinander gesetzt habe, wird es nun an der Zeit sein ihr
Verhalten zum Granit etwas näher zu betrachten. Im allgemeinen werden wir ähn-
liche Verhältnisse hier wahrnehmen, welche wir schon auf der westlichen Hälfte
kennen gelernt haben; der Granit ist es zunächst, welcher offenbar auch hier die
Neigung der Schichten hervorgebracht hat.
Während wir aber im westlichen Gebiete gesehen haben, wie die einzelnen
Schieferzonen durch den Granit nach und nach im Streichen verändert werden,
und sich demselben accomodiren, findet doch im westlichen Gebiete etwas anderes
statt. Hier fallen’ auch die Thonglimmerschiefer zwischen der Landesgrenze und
den Wolfsbershäusern von dem Granite ab, allein zwischen hier und Bärringen
stossen sie fasst senkrecht an den Granit im Westen an, freilich aber um constant
an der westlichen Grenze desselben sich dem Verlaufe desselben anzuschmiegen;
diese scheinbare Anomalie ist nichts anderes als die Folge des Druckes von zwei
unter einem fast rechten Winkel hier abzweigenden Granitausbreitungen, welche
innerhalb desselben eben keine bleibenden Schichten möglich machte. Je weiter
entfernt, desto leichter konnten sich die Schichten in ihrem Streichen accomodiren,
bis sie eben das eines anderen Gebirgstheiles annahmen, und hier in einer mächtigen
Stauung die Grenze markirten, bis wohin der Einfluss des Granites reichte.
Mitten aber ist das Schiefergebiet wieder durch die Insel des Platten-
berges durchbrochen; und das Verhältniss, welches sich hier darstellt, ist jedenfalls
ein eigenthümliches.
Ich musste zwar der Darstellung schon vorgreifen, und bei der Erörterung
des Altersverhältnisses der Granite darauf hinweisen, dass das sich hier darstellende
Verhältniss dafür von Belang ist, ich will aber dieses doch hier noch einmal
wiederhohlen.
Soweit man die Verhältnisse längs der westlichen Grenze des Plattenberg-
granites verfolgen kann, sieht man, dass der Schiefer überall seine Richtung bei-
behält und unter den Granit einfällt, während er auf dem nördlichen Abhang im
Streichen und Fallen mit dessen Grenze diesseits des Schwarzwasserthales paralle]
bleibt. Auch im Blasiusstollen zeigen sich dieselben Verhältnisse, die Glimmerschiefer
behalten bis an den Granit ihre Fallrichtung und ihr Streichen bei, und wenn
auch hier nicht von einem Unterteufen die Rede sein kann, so geht doch aus
dem Ganzen hervor, dass die Schiefer offenbar in ihrer geneigten Stellung schon
gewesen sein müssen, ehe der Granit des Plattenberges zum Durchbruche kam.
Es ist hier an den Schiefern ganz dasselbe wahrzunehmen, was auch Weissenbach
an dem Schiefergebirge, welches den Geyersberg bei Geyer umgiebt, anführt (Vergl.
170
Votta Gangstudien. Bd. 1. Weissenbach über Gangformationen) und was auch
anderwärts beobachtet werden konnte; und der Plattenberg hat demnach nur eine
durchgreifende Lagerung ohne weitere Störung der Schichten in ihrer Stellung ihnen
gegenüber eingenommen.
Ähnliche Verhältnisse dürfte auch der Sandfels darbieten, wenn derselbe
einer. Untersuchung zugänglich wäre.
Damit ist aber immer noch nicht nothwendig anzunehmen, dass die Schieter
in der That ais Liegendes den Granit einseitig unterteufen, wie Jok&ely es meint;
und die gedachten Verhältnisse im Blasiusstollen widersprechen auch thatsächlich
einer solchen Annahme. Von den besonderen Contactverhältnissen, welche sich
auf der westlichen Schiefersrenze bemerkbar machen, kommen auch hier Analogien
vor; freilich nicht immer in so ausgeprägter Form. Mechanische Contactwirkungen
sind mir auch hier nicht bekannt worden. Zwar finden sich auf den alten Halden
von Glück mit Freuden bei Zwittermühl, Ganggranite, Stücke höchst eigenthümlicher
Art, welche wohl auch dann und wann das Aussehen haben, als hätten sie die
anhaftenden Schieferbruchstücke eingebettet enthalten, und den Blasiusstollen
übersetzen einige schmale Granitgänge im Schiefer, doch sind andere ähnliche
Erscheinungen von grösserer Ausdehnung auch hier nicht bekannt geworden. ,
Dagegen tritt auch hier die chemisch physikalische Wirkung des Granites
auf die Schiefer an vielen Stellen hervor. Jok@öly erkennt wohl auch hier in dem
schmalen Gmeisbande, welches längs der westlichen Granitgrenze zwischen diesem
und dem Glimmerschiefer hervortritt, ein ledigliches Contaktgebiede, wogegen ich
mich anderwärts schon aus stratigraphischen Ursachen ausgesprochen habe; und
wozu auch das Verhalten des Granites zum Glimmerschiefer anderwärts spricht.
Ich kann zwar die Verwandlung des Glimmerschiefers in Knotenglimmer-
schiefer, wie er am Altenberg bei Bärringen vorkommt, nicht als Beleg anführen, weil
er hier ebenfalls in der Nachbarschaft der Diorite entstanden sein kann; dagegen
ist jedoch das Verhalten im Blasiusstollen, wo der Glimmerschiefer einfach in
Fleckschiefer verwandelt wurde, gewiss bezeichnend. Die Turmalinschiefereinlage-
rungen, die Fleckschiefer fehlen auch hier längs der Granitgrenze nicht, obwohl
sie nicht so in die Augen fallen, wie auf der anderen Seite des Granitgebirges.
Auch auf dieser Seite bemerkt man keinerlei Spur einer Rückwirkung welche etwa
die Schiefer auf den Granit ausgeübt hätten.
Überblickt man aber nun das Verhältniss der östlichen Schieferzone zur
westlichen, so finden wir zunächst im Süden dem Granite beiderseits angelagert
eine Zone von Gneisglimmerschiefer, in geringer Entwicklung, welche jedoch
einerseits in das östliche Erzgebirge fortsetzt. Fassen wir noch ins Auge, dass
die spärlichen Reste von Schiefern im Granitgebiet gleichfalls Gneiseglimmerschiefer
sind, so liest wohl nahe, dass viele beiderseitigen Zonen einmal ‚zusammenhingen
und eine grössere Ausdehnung hatten. Nicht minder charakteristisch ist das
Verhalten des Glimmerschiefers. Dieser lehnt sich als ein schmales Band von
Westen her an den Granit an und setzt im Osten als ein solches, sich wieder
mehr und mehr verbreiterndes Gebirgsglied fort, also auch einem ehemaligen
Ganzen entsprechend. Und schliesslich gilt dieses auch von dem folgenden Thon-
glimmerschiefergebirge.
171
Würden wir ausser petrographischen Hilfsmitteln noch palaeontologische
herzuziehen können, würde es noch leichter sein zu erweisen, dass die Theile auch
noch den Grundsätzen dieser Wissenschaft zusammen gehören, allein schon die
Stellung der Schichten belehrt uns darüber, dass hier das einst in ungestörter
Reihenfolge aufgebaute Schiefergebirge vom Granit durchbrochen worden sei,
wobei die äussersten Thonglimmerschieferpartien mantelförmig weggedrängt wurden,
während die näher gelegenen Glimmerschiefer und Gneisablagerungen hiebei gesprengt
und auseinander gerissen und ihre Schichten in der Weise an den Rändern auf-
gerichtet wurden, wie wir sie gegenwärtig finden; denn obwohl in diesem Gebiete
auch jüngere Eruptivgesteine auftreten, deutet doch alles darauf hin, dass dieselben
keinen bedeutenden Einfluss auf die Schichtenstellung gehabt haben können.
3. Capitel.
Erzführung des östlichen Schiefergebietes.
Obwohl in diese Zone des böhmischen Erzgebirges jedenfalls der grösste
Reichthum und die grösste Maniefaltiskeit an Erzen fällt, schon durch den Umstand,
dass der Haupttheil der Joachimsthaler Baue hierher gehört, habe ich doch nicht
die Absicht ein besonders ausgedehntes Bild der Verhältnisse zu geben. Speziell
die Verhältnisse von Joachimsthal anlangend besitzen wir ohnehin eine reiche
Literatur, welche leicht zugänglich ist, die ziemlich mit jener Zeit abschliesst, wo
die dortigen Baue noch etwas in Blüthe waren. Gegenwärtig, wo bereits das Da-
moklesschwert über dem aerarischen Grubenbetriebe schwebt, wo man nur noch
der Bevölkerung wegen die kaum die Kosten deckenden Baue unterhält; ist wohl
nicht mehr die Zeit etwas neues den längst bekannten Verhältnissen hinzuzufügen
ich werde mich also begnügen eine ganz kurze Übersicht davon zu geben, indem
ich den Wissbegierigen zunächst auf J. F. Vogl’s mehreitirtes Buch verweise.
Von anderen Erzgängen ist wenis zu erkunden, da die meisten seit langer
Zeit: ausser Betrieb gesetzt sind, und selbst nur Wenige der gegenwärtigen Generation
noch Nachricht von ihnen haben, die meisten bereits dem Bereiche der Sage ange-
hören. Über sie kann auch nur sehr wenig mitgetheilt werden. Nur da, wo es
eben der Sache werth scheint, will ich mir erlauben einige Worte mehr zu sagen,
ich will hiemit, wennauch im Allgemeinen das Bild etwas ungleichmässig wird,
die schon vorhandenen Erfahrungen eben nur ergänzen.
Die östliche Schieferzone ist ungleich reicher an Erzlagerstätten als der
Granit. Ausser den Zinn- und Eisenerzlagerstätten, welene dort vorkommen gesellen
sich hier noch weiter silber-, kobalt-, wismutführende Gänge hiezu, so dass wir
sämmtliche im Erzgebirge vorkommenden Erzlagerstätten hier vertreten haben.
1. Zinnerzlagerstätten.
Im Bereiche des Glimmerschiefers sind solche nicht bekannt, wohl aber
treten verschiedene Gänge in der Nähe des Zinnsteingranites im Thonglimmer-
schiefer auf. Man weiss von ihnen, dass sie als Mitternacht- und Morgengänge
172
auftreten, und ihr Erstrecken ist stellenweise auf ziemliche Entfernung bekannt.
Auf ihnen bestanden früher Baue am Hirschberg, am Schwimmrich, am Ziegen-
schacht und bei Breitenbach, wo sie sich mit Silber- und Kobaltgängen schleppen.
Gegenwärtig sind sie längst verlassen. Auf dem Hirschberg bei Platten erhielt ich
durch den dortigen Steiger, welcher es aus eigenem Antrieb einmal unternommen
hatte, die in der Nähe des dortigen Mangaubaues allerdings ziemlich schwer zu
erreichenden alten Baue zu durchstöbern, einige Handstückchen, welche für die
dortige Gegend verhältnissmässig grosse Kassiteritzwillinge ganz analog”dem Vor-
kommen von anderwärts mit Steinmark und Quarz vergesellschaftet zeigen. Von ihm
erfuhr ich auch, dass die beiden verschiedenen Gänge sich auf eine gute Weile
schleppten. Schaarungen und Durchsetzungen mit Rotheisensteingängen sollen an
verschiedenen Stellen, so zwischen Brettmühl und Schwimmrich stattfinden, leider
ist die Stelle nicht zugänglich, doch das Verhalten beider Gänge (siehe oben) durch
Oppe aus Sachsen bekannt gemacht.
Jokely a. a. O. p. 59. lernte noch zwei Zinnerzzechen bei Goldenhöh
kennen, welche auf zwei 1—2 Fuss mächtige, in Norden verflächende Gänge bauten,
deren Ausfüllung aus Letten und Quarz oder aus turmalinführenden Schiefern,
worin Zinnerz eingesprengt oder lagenweis ausgeschieden ist, bestand. Jantsch
a. a. O. bemerkt, dass eigenthümlicher Weise die Gänge nirgends eine grössere
Teufe als 20—30 Klafter erreichen.
Es dürfte wohl anzunehmen sein, dass sich diese Gänge zu den Zinnerz-
gängen nicht anders verhalten, als wie sie durch Stelzner, Rücker, Oppe und andere
a. a. O. von Geyer, Schlaggenwald, aus dem Eibenstocker Gebirge u. s. w. beschrieben
werden, wornach eigentlich anzunehmen, dass die im Granit aufsetzenden Zwitter-
massen gangartig viel weiter als im Granit im Schiefer fortsetzen. Die allgemeine
Richtung des Streichens der Gänge zu wenigstens der bei Platten würde hiefür
wohl sprechen. (Vergleiche auch Jantsch a. a O.)
2. Rotheisensteingänge.
Ihr Verhalten habe ich weitläufig schon im Kapitel über die Erzführung
des Granites bekannt gemacht, wo ich mittheilte, dass sie an der Schiefergrenze
am reichsten werden, während sie sich im Schiefer selbst in Fäulen verwandeln,
sie zeigen demnach ein anderes Verhalten als die Zinnsteingänge, welche an An-
reicherung gewinnen, wo jene verlieren.
Jokely erwähnt Spuren von Rotheisenstein führenden Gängen im Schiefer
südöstlich von Halbmeil und bei Forsterhäusern, auch soll das amphibolitische
Eisensteinlager der Antonienzeche von Joachimsthal von solchen durchsetzt werden,
ich habe hievon selbst nichts erfahren.
3. Amphibolitische Erzlagerstätten.
Unter diese Bildungen haben wir zwei Lagerstätten zu rechnen, welche
nördlich von Joachimsthal auftreten, dann gehört der Altenberg bei Bärringen hierher.
1. Die St. Antoni Eisensteinzeche bei Joachimsthal, welche durch 2 Schächte
aufgeschlossen aber schon geraume Zeit ausser Betrieb ist. Vogl (a. a. ©. p. 20)
173
berichtet über diese Grube, dass das Magneteisen in dem Hornblendegestein
nicht gleichmässig vertheilt sei, sondern in Linsen, welche in grösserer und geringerer
Mächtigkeit und Ausdehnung in der Streichungsrichtung eingelagert sind. Diese
Erzlinsen gehen gegen die Peripherie zu durch Aufnahme von Amphibol mehr und
mehr in taubes Gestein über. Der erzführende Amphibolit ist vorwiegend von dunkel-
grüner Farbe, ist verworren stänglich, faserig, führt als Beimengung Granat und
reichlich Quarzausscheidungen. Pyrit bricht nur selten mit. Die Mächtigkeit des
Lagers wechselt zwischen 5'6—19 Meter, die der Erzlinsen S—13 Centimeter.
2. Das Erzlager am Kaff bei Goldenhöhe. Dieses Erzlager, welches bereits
in den ältesten Zeiten des Bergbaues im Erzgebirge bekannt, und seither in Abbau
war, bis auch gegenwärtig der Betrieb eingestellt wurde, ist in mehrfacher Be-
ziehung interessant, und wurde bereits 1856 von dem damaligen Berggeschworenen,
jetzigen Bergrath Carl Sternberger in der Zeitschrift des montanistischen Vereines
tür das Erzgebirge p. 59 #. sehr ausführlich beschrieben. Zur Zeit als ich den
Bau besuchte, und denselben befuhr, war er bereits ausser Betrieb gesetzt, und
ich kann auch hier nur wieder im allgemeinen die Angaben Sternbergers in Kürze
wiederholen.
Der am Kaff vorherrschende Schiefer ist ein sehr quarzreicher, eng- und
kurzgewellter Thonglimmerschiefer, welcher hart an der Grenze des Glimmer-
schiefers steht, und von Sternberger auch als solcher bezeichnet wird. Diesen
Schiefern ein, oder-, wohl nach der Örtlichkeit aufgelagert ist ein Hornblendfels-
Lagerstock, mit ausgedehnten Ausscheidungen von Zinkblende, reinem und mit
Horn- und Zinkblenden, sowie mit Kiesen gemengtem Magneteisenerz, Schwefel-
und Kupferkies, sowie in Begleitung dieser Mineralien von Lagen eigenthümlich
markirter Hornblendegesteine, und endlich von Zinnerzen, welche mehr weniger
den ganzen Lagerstock imprägniren, und vorzüglich den in denselben regellos
kreuzenden Quarz, Feldspath, Granat und Kiese führenden Klüftchen adhäriren.
Die vorkommenden Hornblendegesteine treten meistens in ganz dichtem
Zustande auf, höchstens ist eine streifenweise Vertheilung der Bestandtheile be-
merkbar. Als unterste, den Contact der reinen Glimmerschiefermassen und des auf-
lagernden Stockes Hornblendegesteine vermittelnde Zwischenglieder dürften zumeist
Schieferlagen auftreten, welche Feldspath accesorisch führen, und die 3 Bestand-
theile gebändert neben einander führen, welche mit Gesteinen wechseln, die aus
Amphibolit und Schieferbrocken gebildet scheinen, hierauf folgen etwa 2 Meter
zart gestreifte (?), ganz dichte, hie und da quarzige Amphibolite in manigfach grünen
Nuancen, in der Regel Ausscheidungen von 15—60 Centim. Streifen aus büschel-
förmigen Amphibolnadeln, Magneteisen, Kupfer und Schwefelkiesen, auch Zink-
blende, in den Mengungsverhältnisse wechselnden Erzgesteines, hierauf oftmals
neuerliche Spangen oder Lagen eines hie und da von Schnürchen feiner Horn-
blende, auch spärliche Gruppen andere Mineralien aufnehmenden grünlichweissen
Gesteines, welches man für eine dioritische Varietät mit vorwaltendem Albit be-
trachtete, das aber nur ein dichter Amphibolit ist (pag. 67) und endlich ausgiebige
Ablagerungen von Magneteisen und Zinkblende, im Hangenden oft begrenzt von
einer aufgelösten eisenokrigen, kiesführenden, auch mürbe Zinkblende einschliessen-
den Masse, dem sogenannten Zinkschweife.
174
Das beschriebene untergeordnete Gebirgsglied tritt am markirtesten am
östlichen Gebirgsflügel auf, sowohl durch eine ziemlich scharfe Begrenzung im
Liegenden, als durch den continuirlichen Zinkschweif, endlich des wenig absetzigen
höchst ergiebigen Reichthum an Zinkblende. Diese Erzführung wird viel unter-
geordneter tiefer im Gebirge, ausgebreiteter hingegen in der Mächtigkeit treten
daselbst die Zinnzwitter auf. Auch das Magneteisen scheint gegen das Hangende
ausgiebiger zu sein.
Im Liegenden setzen mit schiefrigen Bastarden sogenannte Flötze nieder
nirgend hat man jedoch das Hauptgebirgsglied erreicht.
Das Erzlager hat übrigens eine ziemlich grosse horizontale Verbreitung,
worin die Zinkblende in geringer Tiefe in abwechselnder Mächtigkeit von 1 Fuss am
westlich südwestlich geneigten Ausgehenden bis 075 Klafter gewinnt.“
Von den in so merkwürdiger Combination vorkommenden Erzen wurden
zu verschiedenen Zeiten verschiedene gewonnen. So hat es das Ansehen, als sei
zur Reformationszeit zunächst Magneteisen dort gebrochen worden.*) Später scheint
der Zinnstein die Hauptausbeute geliefert zu haben; und da dieser im Innern
eoncentrirt auftritt, ist ein ganz gewaltiger Abbauraum, dessen Quer- und Längs-
ausdehnung Jokely auf 190 Meter schätzt und welcher eine Höhe von 9—10 Meter
hat, die Folge. Mächtige Pfeiler, zum Theile schon geborsten, oder durch den ehedem
betriebenen Raubbau arg beschädiget, tragen die Decke, welche über Kurz oder Lang
einstürzen dürfte. |
Zur Zeit meines Besuches wurde noch auf der Kohlreuterzeche auf Zinn
gebaut, welches auch in dem kleinen Goldenhöher Aufbereitungwerk verpocht und
verhüttet wurde. Ungeheure Massen Zinkblende und Kiese, welche auf den Halden
liegen, zeigen, dass die Alten diese Erze nicht zu verwenden wussten.
Das Kafler-Erzlager gehört augenscheinlich in die Reihe jener merkwür-
digen Ablagerungen, welche von hier aus über Breitenbrunn bis Schwarzenberg
bekannt sind, welche in der Literatur Sachsens mehrfach erwähnt und beschrieben
werden. (Nauman Erläuterung zur geog. Charte Sachsens Set. XV. p. 19 fl. Cotta
Lehre von den Erzlagerstätten I. p. 67.). Als letztes Glied der derartigen Gebilde
ist wohl der in der ostsüdöstlichen Fortsetzung des Zuges gelegene Kupferhübel
bei Kupferberg anzusehen. Breithaupt bezeichnet dies Vorkommen in seiner Para-
genesis (pg. 154 fi.) „Pyroxen-, Granat-, Pyrit-, Blende-Formation;* und erkennt
darin eine der ältesten, vielleicht die älteste Formation der Erzgänge. Obwohl er
den Kupferhübel in Böhmen als hierher gehörig erwähnt, scheint ihm Kaff ent-
gangen zu Sein, da er nur Breitenbrunn und Pitkärande in Finnland als Fundorte
von Zinnerz in dieser Formation aufführt. Nach der klaren Darstellung Sternbergers
hat es augenscheinlich das Ansehen, dass die Bildung gleichzeitig mit den Schiefern
stattfand, demnach auch wirklich älter ist als selbst die im Granit auftretenden
Zinnsteine; und es dürfte sich wohl auch das Auftreten des Zinnsteines auf Klüften
*) Mathesius Vorrede zur Sarepta 1564: „Item von Schwarzenberg und Caffen sehr guten
Magneten bekommen.“ Petrus Abinus meissnische Bergchronika 70.: „Ferner ist ein
ander Böhmisch Zienwerk, da man sonderlich guten Magneten zu Zeiten gewonnen.“
(Beide Stellen beziehen sich auf das hier vorkommende attractorische Magneteisenerz.)
175
in diesem Erze als eine jüngere Bildung deuten lassen; so dass der ursprüngliche
Lagerstock in der Zusammensetzung der der übrigen sich nähert.
Dass für das Gebilde der Antoni-Eisensteinzeche dasselbe gelten kann, liegt
auf der Hand.
Bernhard von Cotta widmet der Formation in seiner Lehre von den Erz-
lagerstätten II. Bd. p. 57 fi. ein eigenes Kapitel unter der Aufschrift: Erzgebiet
von Schwarzenberg. Hier wird auch p. 38 der erzführende Grünstein vom
Kaff bei Goldenhöhe unter der Breitenbrunner Gruppe aufgeführt; p. 4. bemerkt
derselbe über die Bildung:
„Alle diese Lagerstätten scheinen im Wesentlichen zusammenzugehören und
das Resultat eines geologischen Vorganges zu sein. Dass die Grünsteine, mit
denen die Erze so innig verbunden zu sein pflegen, als Eruptivgesteine in die
Schieferung durch ziemlich parallele Spalten eingetrieben worden sind, kann wohl
kaum einem Zweifel unterliegen ; ausser der Analogie der übrigen Grünsteine des
Erzgebirges spricht ganz speziell auch noch die grosse Mächtigkeit dieser nur
20--30° geneigten Spaltenausfüllung dafür. Wie hätten sich so weite flache Spalten
für irgend eine andere Art der Ausfüllung offen erhalten können. Deshalb
braucht aber das Material für die Erze und viele der anderen Mineralien noch
nicht nothwendig urspünglich in diesen Grünsteinen enthalten zu sein. Die lokale
Erzführung .der Grünsteine spricht vielmehr dafür, dass der besondere Gehalt der
Erzlagerstätten erst später durch Infiltration oder Sublimation eingedrungen sei.“
Dieser Ansicht dürfen wir wohl zunächst entgegenhalten, dass das Kafler
Gestein kein Diorit ist, sondern nichts anderes, als eine Form der wohlgeschlich-
teten Hornblendeschiefer, und dann hat wohl auch die Einwendung eine Berechti-
sung, dass ja der krystallinische Kalk gerade solche Stöcke macht, dass er sich
häufg mit Amphibolit sogar vergesellschaftet, ist er deshalb auch eruptiv ?
Constantin von Beust (Gangstudien III. Bd., pg. 224 ff.) glaubt die Erz-
vertheilung auf den Einfluss von Zerklüftungen zurückführen zu können, durch
welche gewisse Lösungen in die Amphibolite einsickerten und hier zum Absatz kamen.
Diese Ansicht scheint mir wohl die zum Theile wahrscheinlich zu sein. Dass die
Amphibolite trotz ihrer Ausdehnung und in Folge ihres engen Zusammenhanges mit
den Schiefern nicht eruptiver Natur sind, darauf deutet Sternbergers treffliche Beob-
achtung hin, welcher eine besondere Contactzone, in welcher das Amphibolitgestein
in Thonglimmerschiefer durch mancherlei Zwischenstufen übergeht, kennen gelernt
hat. Das Vorkommen von Magneteisen scheint wohl im Amphibolit ursprünglich
zu sein, daja auch die von mir untersuchten Hornblendschiefer, welche keine Erze
führen, dies Mineral reichlich eingestreut enthalten (pag. 69). Auch am Kaft erscheint
das Magneteisen innig mit dem Amphibol oder amphibolischen Asbest verwebt,
dass man stellenweise nur eine phanerokrystallinishe Ausbildung der Amphibol-
schiefer vor sich hat. Dass noch eine spätere Infiltration das Hinzukommen der übrigen
Erze namentlich der geschwefelten stattgefunden haben “kann, ist wohl möglich,
hat doch die Analyse auch gelehrt, dass das Eisenerz der Pingerzeche bei Hochofen
Schwefelblei beigemengt enthält. Das Auftreten des Zinnerzes können wir erklären,
indem wir annehmen, dass die Bildung der Amphibolite in die Bildungszeit der
176
Schiefer im Erzgebirge fällt, dann erkennen wir leicht das Auftreten des Zinnsteines
in der Nähe des zinnsteinführenden Granits als eine Sublimation.
3. Das Magneteisensteinlager auf dem Altenberg bei Bärringen deutet nach
der Beschaffenheit der Halden darauf hin, dass es im Wesentlichen mit der Antoni-
zeche übereinstimmt. Auch hier brechen die Erze im Amphibolitgestein, und es
ist wohl kaum ein Zweifel darüber, dass irgend ein Zusammenhang zwischen den
Amphibolitlagern des Reichen Gebirgs und dem Altenberg, wohin sie unter dem
Fischbacher Moor wegstreichen, bestehen muss. Wie schon weiter oben erwähnt,
waren auch zwischen Abertham und Werlsberg ehedem Baue auf Magneteisen auf
diesen Amphibolitlagern im Gange, welche gleichfalls nun verfallen sind. Nach Jokely’s
Angabe wäre man versucht anzunehmen, dass auf dem Altenberg ein Gangtrum
des Henneberger Zuges mit dem magneteisenführenden Amphibolite schaart. Dies
scheint aber nicht der Fall zu sein, wenigstens habe ich hierüber keinerlei Andeu-
tungen gefunden. Noch war Herrn Bergmeister Vogl in Platten, welcher mit den
betreffenden Verhältnissen sehr genau bekannt ist, ist etwas derartiges bekannt
geworden.
4. Silber-, Kobalt-, Nickel, Wismut- und Uranerz-Lagerstätten.
1. Joachimsthal.
Obwohl es mir kaum gelingen wird über die viel beschriebenen und durch-
forschten Gangverhältnisse von Joachimsthal etwas Neues zu Tage zu fördern,
sehe ich mich doch veranlasst im Interesse der Vollständigkeit des Bildes, welches
ich von den geologischen Verhältnissen des oberen Erzgebirges zu geben ver-
suchte, eine kurze Darstellung derselben hier folgen zu lassen.
Der einst so ungemein schwunghaft betriebene Bergbau von Joachimsthal
wird gegenwärtig mit Ausnahme zweier einziger Gruben, des Edelleutstollen und
der Schönerzzeche im Schrödersgrund ausschliesslich auf jener Seite des Glimmer-
schiefergebirges betrieben, welches wir als in Abhängigkeit vom Granit noch in
den Bereich unserer Betrachtungen gezogen haben. Die Werksanlagen selbst liegen
theils unmittelbar in der Stadt, theils westlich davon im sogenannten Elias- und
Stübnersgrunde. Sie zerfallen in eine östliche und eine westliche Abtheilung, und
liegen in einer Zone, welehe bei west-östlichem Streichen etwa eine Breite von
1'3 Kilom. und eine Erstreckung von 32 Kilom. hat. Es ist dies unmittelbar jener
Zug feinkörniger thonschieferartiger Glimmerschiefer,*) welche mit quarzigen ab-
wechseln, welche ich oben angeführt habe, deren südliche Grenze mit den unteren
Häusern der Stadt gegen den grobflaserigen Glimmerschiefer absetzt, und der nach
oben hin oberhalb der Stadt wieder von grobflaserigen Schiefern begrenzt wird.
Josef Florian Vogl, welcher a. a. O. die feinkörnige Beschaffenheit der Schiefer
als besonders günstig für die Erzführung hervorhebt, theilt den Joachimsthaler
Erzdistriet in zwei Zonen ein, welche parallel zu einander lagern und von einander
*) Bonnard Journal des mines tom. XXXVIIL p. 351. Sur 1’ Erzgebirg bemerkt bereits:
„A Joachimsthal et a Johann-Georgenstadt le micaschiste passe insensiblement au phyl-
lade et au schiste ardoise.“ A. F. Maier geog. Untersuch. p.4 $. 2 ist derselben Ansicht.
177
durch eine erzarme Zwischenzone getrennt werden. Die südliche oder erste Erzzone
Vogls fällt in unseren Gesichtspunkt, sie umfasst die Joachimsthaler Gruben
westlich vom Stadtgrund, die zweite oder nördliche dagegen fällt mit ihren
Gebäuen bereits in das Sonnenwirbel-Gebirge, und umfasst die Gruben zwischen
Gottesgab und dem Schrödergrund. Ich werde daher in der Folge zur Bezeichnung
der zu betrachtenden erzführenden Schichten den Namen Joachimsthaler
Erzzone wählen.
Die Joachimsthaler Erzzone streicht in Stund 6—7 mit einem nördlichen
Einfall von 50—55° einerseits bis gegen Abertham, und allem Anscheine nach
auch noch weiter gegen Westen fort, setzt jedoch nach kurzer Erstreckung auf
dem unteren Türkner schon im Ölbecken ab, wo überhaupt das Verhältniss der
Lagerung ein mehr gestörtes und verändertes wird. Die graphitischen thon-
schieferartigen Gesteine enthalten in ihrer östlichen Erstreckung den weiter vorne
näher beschriebenen Geyerischen Kalkzug eingelagert, während die westliche Ab-
theilung durch die vielverzweigten Porphyrgangtrümer in nordwestlicher Richtung
vielfach durchsetzt wird. Mit diesen fast rechtwinklich kreuzen sich die zahl-
reichen Nephelinbasaltgänge und die mit Putzenwacke ausgefüllten Klüfte, welche
im östlichen wie im westlichen Ganggebiet bekannt sind.
Die in dieser Schieferzone auftretenden Gänge zerfallen nach ihrem
Streichen zunächst in zwei Gruppen u. zw. in Mitternachtsgänge, Streichen zwischen
Stund 22—3 und Morgengänge in Stund 6—7.
I. Mitternachtsgänge der westlichen Abtheilung.
*1. Der Schweizergang . . . . .Streicht"Stund 1. fällt 57 Gyad West.
Deräberckütllenrnt, 109 MBREN 2 u. 00 "
*3. Der Hieronymusgang . . . . . Ba HUND a N
4. Der Geistergang ! „IT e MBIT. IE NOTE n
SDrBerrnotherG an er v a 222 DO En >
Meer BIEUTET Aare ee a a DE NIGHT a
7. Der Heinzenteicher ... . .”. R ah ErGOr IR! "
82 Deräfinderzanee. ae u: > RADIAL! 4
9. Der Neuhoffnungsgang . . . . u I 72 a n
2. Mitternachtsgänge der östlichen Abtheilung.
1. Der Kaiser Josef-Gang . . . . streicht Stund 24. fällt 83 Grad Ost.
2." Den!Manıa-Gane Hall Ian 2 al 4 NEED HUB TuS; n
a. Der Runderübner 2 . „enge F = Bwiian. DIENEE,, -
4. Der Prokopigang. . von - 4 Ir BaAHSTE NN, 5
5..:Der Klementigang . . . . . . 2 R 1 8409 ,, N
16 Der Annagang in! Inge x 3 1238 Massa, h
AaDerBekengang ." „ar. u y DRS. LIE, )
*8, Der Geschiebergang . . . N NI23SH 198blgs; 2
9. Der Hildebrandgang . . . A , 228 1 5 Se WVer
*) Die mit * bezeichneten Gänge werden bereits von Joh. Mathesius Sarepta fol. CLIV fi,
angeführt.
12
10. Der Junghäuerzecher . . . streicht Stund 24. fällt 56 Grad West.
*11. Der Evangelistengang . . R “ N R
12. Der Rose von Jericho-Gang . . ” 31.2 1 RODUEE “
3. Morgengänge.
a) Westliche,
*1. Eva Apfelbaum . ... „2... .... streicht Stund 7. fällt 60 Grad Nord.
#2, Himmelsktonpr. "er nn ee: & a RT >
3, Bothröckel, eg ee: 2 as Ale ICERTRE ZU >
4. Georgengang. . . Eat: 3 at de RT o
5. Johannes- llseng.. se a a Kae TO aa ’
6 sRlAScaner = le ORTE “
THSERERFOHER ae 5 a OR = R
b) Östliche von Süden nach Norden.
*1. Maurizi- oder Schindlergang . . streicht Stund 7. fällt 79 Grad Nord.
SUWGEyernE er nl, m, a, a a ren Se cilde :
*3. Dreifaltigkeitsgang. . . . . .. # u 6a DIE K
*4. Dürrenschönbergergang . . . . 4 SImE 0772182 > 11752 „
c) Gemeinsame.
1. Freudenfundgrübner Gang . . . streicht Stund 7. fällt 76 Grad Nord.
=D. ADUTEASBANO U SER R Rn < "ad Pad Saba bit 5
73. Kühempr u ar ai A Br a
4. Dorotheagang: 1: sungen auto: . 1 ee DO, u
Die Zahl der gesammten Gänge ist demnach 36, und zwar 21 Mitternacht-
gänge und 13 Morgengänge. Eine grosse Anzahl der Gänge ist jedoch wenig,
andere als sehr erzarm bekannt. Unter erstere gehören der Bergküttler-, Fiedler-,
Heinzenteicher- und Neuhofinungsgang der westlichen, der Kaiser Josef der östli-
chen Mitternachtsgänge, der Freudenfundgrübner, Dorothea, Johannes-Silbermüller,
Rothröckl, Himmelskroner Gang. Taub oder sehr erzarm der Dorothea, Freuden-
fundgrübner, Dürrenschönberger Gang. Andere Gänge sind zum Theile bereits
grösstentheils verhaut, so dass sich der Bergbau gegenwärtig auf verhältnissmässig
wenige der namhaft gemachten Gänge erstreckt. (Sie sind im vorstehenden
Verzeichnisse durch den Druck kenntlich gemacht.)
Aus der vorstehenden Darstellung ergibt sich zunächst, dass die Morgen-
gänge ein entschieden beharrliches Streichen und Fallen zwischen 53—86° in Nord
besitzen, während die Mitternachtsgänge theils in West theils in Ost fallen und im
Streichen grösseren Schwankungen unterworfen sind.
Die Mächtigkeit der Gangspalte variirt sehr, sowohl bei den einen ai bei
den anderen Gängen, sie schwankt zwischen 1560 Centimeter, erreicht selten
1—2 Meter Mächtigkeit, und ist auch im Gegentheil nicht selten bis zur Stein-
scheide verdrückt. Dabei trümern die Gänge vielfach aus. Der Geistergang
wirft zum Beispiel ein Hangendtrum, welches sich auf dem Barbarastollenhorizonte
dem Hauptgang in der Tiefe bis auf 0°5 Meter nähert, dann aber wieder aus-
einander geht, und auf dem ersten Wernerlauf schon wieder weit auseinander
liegt. Im Fallen sind die edlen Gänge der westlichen Gruben - Abtheilung
179
2844 Meter, im Streichen auf 569 Meter aufgeschlossen, die östlichen Mitternacht-
gänge auf 570 Meter Teufe und 13275 Meter im Streichen, die Morgengänge
selbst an 2 Kilometer Länge aufgeschlossen. Bei einigen Mitternachtsgängen hat man
die Erfahrung gemacht, dass dieselben untertags gegen oben auskeilen, so erreicht
der in tieferem Horizonte bei 1 Meter mächtige Junghäuerzecher Gang zwischen
dem Danieli- und Barbarastollen sein Ende in Gestalt einer schmalen Kluft. Der
Prokopigang erscheint auf dem 5. Joachimslauf als ein 26—30 Centim. mächtiger
Gang, während er auf dem Danielistollen als schmal und unedel und 74 Meter
darüber gar nicht mehr vorhanden ist. *) Dagegen reichen die Morgengänge stets
bis zu Tage und bleiben überall gleich mächtig.
Verwerfungen der Gangspalten werden mehrfach beobachtet, doch ist die
Verwerfung selbst nicht beträchtlich. Als Verwerfer treten in der Regel die
Morgengänge auf. So wird der Johann Evangelistengang mehrfach vom Dorothea
und anderen Gängen verworfen. Nur der Andreasgang wird vom Geistergang in
seinem östlichen Streichen etwas in Nord gedrückt. Die grösste Verwerfung
15'3 Meter wäre die, welche zwischen dem Geister- und Rothen Gang besteht,
welcher letztere als eine Fortsetzung des ersteren vielseitig angesehen wird. Diese
Verwerfung müsste den Basaltgesteinen zugeschrieben werden, erscheint aber
gegenüber dem sonstigen Verhalten dieser Gesteine unglaubhaftig, und es ist wahr-
scheinlich, dass der Rothe Gang ein selbstständiger, zum Geistergang paralleler
Gang ist.
Viel häufiger treten Schaarungen ein, das Schaarungskreuz ist je nach
Beschaffenheit der Streichungsrichtung ein schiefwinkliges oder ein rechtwinkliges.
Auf dem Barbarastollen sieht man den Schweizergang, Wernergang und
Geistergang vom Kühgang und Andreas Morgengang durchsetzt.
In der östlichen Abtheilung sieht man auf dem 10. Joachimslauf Kreuzungen
des Geyerganges mit dem Geschieber (undeutlich), des Andreas mit dem Prokopi,
der Dreifaltigkeit mit dem Hildebrand. Auf dem 2. Joachimslauf Kreuzung des
Geyerganges mit dem Annagang. An mehreren Stellen kann man eine Einwirkung
der Schaarung auf die Gangkörper wahrnehmen. Bei der Kreuzung des Hildebrand
mit dem flachfallenden Dreifaltigkeitsgang auf dem 10. Joachimi schneidet der
letztere in 10 Centimeter den ersteren und verdrückt ihn auf 1'3 Centimeter. Auf
dem 8. Joachimilauf kreuzt der Junghäuserzecher mit dem Andreas, letzterer
schneidet ersteren schief ab, lenkt ihn auf circa 35 Meter in Nord aus und drückt
ihn hier zusammen.
Das Schleppen der Erzgänge mit Gesteinsgängen kommt, wie wir sehen
werden, wohl häufiger vor. Von Erzgängen untereinander ist nur ein solches
zwischen dem Evangelisten und Rose von Jerichogang bekannt.
Die Ausfüllung der Gänge ist sowohl nach den Materialien als auch nach
der Art der Anordnung eine verschiedene. Bezüglich der Ausfüllung der Mitter-
nachtgänge macht sich vor Allem der Umstand bemerkbar, dass in den westlichen
eine lettige bröckliche Masse und daneben Quarz, zumeist Hornstein vorherrscht,
während die der östlichen kalkig oder dolomitisch ist. Damit ist jedoch nicht
*) Siehe Maier a. a. O. p. 8. 8. 3.
150
ausgeschlossen, dass Dolomit und Quarz nicht auch in der westlichen und öst-
lichen untergeordnet vorkommen. Beispielsweise ist die Füllung des Geschiebergangs
auf dem Danielstollen im Süden auf 47 Meter fester Quarz, dann wieder im
Süden und im Norden kalkig, und der Fludergang zeigt oftmals eine das Uran-
pecherz begleitende dolomitische Ausfüllung. Im Porphyr besteht die. Gangfüllung
aus zersetztem Porphyı einer etwas knetbaren, grünlichweissen Masse, welche an
der Luft erhärtet.
Die quarzige wie die kalkige Ausfüllung wird häufig zu einem ordentlichen
Quarz- oder Kalkbrockentels. Im südlichen Feldort des Geschieberganges kommen
eisenschüssige Quarzbrockenfelsmassen vor, welche von denen der Rotheisenstein-
gänge nicht zu unterscheiden sind. Auch der Hornstein der westlichen Abtheilung
ist häufig zertrümmert, und mit Quarzmasse zusammengebacken. Bemerkenswerth
ist übrigens. auch das Vorkommen von rothem Hornstein und Amethystgangquarz
mitten in der kalkigen Ausfüllung des Prokopiganges. Der Kalkbrockenfels, welcher
oft eine äusserst bunte Farbenzeichnung zur Schau trägt (Hildebrandtgang, Prokopi-
sang), ist ebenfalls zumeist sehr quarzig, und daher technisch nicht verwerthbar.
Der Gangkörper ist theils deutlich symmetrisch angeordnet, und es lässt
sich Besteg und Salband wohl erkennen, häufig aber kommt es vor, dass das
Ganggestein mit dem Nebengestein fest verwachsen ist. Dies erstere ist nament-
lich der Fall bei schiefriglettiger und bei quarziger, das letztere dagegen bei einer
kalkigen Gangausfüllung.
In den Morgengängen herrscht eine schiefrige, lettige, quarzige Ausfüllung
mit einer schaligen Anordnung vor. Dort, wo die Gänge jedoch Porphyr oder
Kalkgesteine durchsetzen, treten breceienartige Massen dieser Gesteine vermengt
mit Nebengesteinsbrocken in die Ausfüllung. Diese Umstände lassen erkennen,
dass die Beschaffenheit der Nebengesteine einen entschiedenen Einfluss auf die
Gangausfüllung haben. Die mehr quarzigen westlichen Mitternachtgänge lassen den
Einfluss der Porphyre, die kalkigen der östlichen des Geyerischen Kalkstriches
sehr deutlich erkennen, man kann die Ausfüllung in ihrer Nähe wenigstens auf
diese zurückführen.
Die in den Gängen einbrechenden Erzmittel sind keineswegs gleichmässig
vertheilt, sondern sie bilden Schnüre, Nester und Putzen, welche in der Gang-
masse bald näher bald weiter von einander liegen,*) wodurch die berüchtigte
Absetzigkeit der Joachimsthaler Erzgänge hervorgerufen wird, die schon wiederholt
die Ursache war, dass man daran denken wollte, den Joachimsthaler Bergbau
gänzlich aufzulassen. Die grossen Weiten, welche man bei dem Befahren älterer
Baue z. B. auf dem Geschieber auf dem 2. Joachimslauf sieht, sind wenigstens
ein negativer Beweis hiervon. Zwischendurch laufen wohl auch feine Schnürchen
und Bändchen von Erz, und es ist eine stehende Erfahrung, dass selbst das Neben-
*) Josef Florian Vogl hat im Jahrbuch der geol. Reichanst. 1854 Bd. 9. p. 630 ff.: „Der
neue Silberanbruch auf dem Geistergang zu Joachimsthal am 1. October 1853“ eine
sehr ausführliche Darstellung der Verhältnisse dieses Ganges gegeben. Der im J. 1847
angefahrene Erzanbruch hatte im Streichen 30 Lachter, im Verflächen 12 Lachter und
lieferte bis 1353 3249 Centner 50 Pfd. Erz im Werthe von 387.143 fl. 18 kr. 2 pf. CM.
151
gestein-Geschiebe sowie die übrige Gangmasse vielfach von feinvertheilten Erzen
imprägnirt erscheint. *)
Der Mineralreichthum der Joachimsthaler Gänge ist bekannt. Voel zählt
bereits 1856 83 verschiedene Mineralien a. a. O. auf, welche grösstentheils von
Joachimsthaler Gängen herrühren, die Zahl derselben ist durch die Auffindung des
Argentopyrit, Zeunerit, Uranotil, Schröckingerites, Wapplerites u. s. w. bisher
noch vermehrt worden. Ohne auf das Vorkommen dieser Mineralien speziell ein-
sehen zu wollen, bemerke ich nur, dass die meisten derselben als Gebilde zu
betrachten sind, welche durch den Einfluss wässriger Solutionen auf die in den
Gangmassen feinvertheilten Erze als eine Art sekundärer Gebilde und durchwegs
als jüngste Erscheinungen hervorgebracht werden.
Die den eigentlichen Erzreichthum von Joachimsthal bildenden Mineralien
sind die der Breithauptischen Kobaltsilberformation u. zw.:
1. Silbererze.
Gediegen Silber, Argentit, Polybasit, Stephanit, Tetraedrit, Proustit, Pyrar-
gyrit, Sternbergit, Argentopyrit. (Rittigerit, Akanthit, Kerargyrit.)
2: Niückeleirzie:
Nickelin, Chloanthit, Millerit.
3. Kobalterze.
Smaltin (Wismutkobaltkies, Asbolan).
4. Wismuterze.
Gediegen Wismut (Wismutglanz, Wismutocker).
5. Arsenikerze.
Gediegen Arsen, Arsenopyrit (Pharmakolith ete.).
6. Bleierze.
Bleiglanz.
7. Zinkerze.
Zinkblende.
8. Eisenerze.
Pyrit, Markasit, Haematit.
9. Kupfererze.
Chalkopyrit, Chalkosin.
10. Uranerze.
Uranpecherz (Uranmineralien).
Von technisch wichtiger Bedeutung sind nur die unter 1—5 und 10 ange-
führten Erze, auf welche seit jeher schon der Abbau betrieben wurde. Die übrigen
machen sich weniger bemerkbar. Das Auftreten der Erze ist übrigens ein manig-
faches, sie treten entweder neben- und übereinander auf, so dass man ein paragene-
tisches Verhalten derselben hieraus ableiten kann, oder sie bilden sogenannte
Speiseerze. Dieses letztere Vorkommen stellt ein inniges Gemenge von sehr
verschiedenen Erzen, namentlich aber Kobalt- Nickel- un Wismuterzen **) dar,
*) Vogel a. a. ©. p. 35 bemerkt, dass in der Nähe reicher Gänge dünne Anflüge und
öfters Dendritische Zeichnungen von ged. Silber, Glaserz, Rothgülden ete. bis 2 Schuh
im Glimmerschiefer auf den Schichten zu finden sind.
**) Siehe Seite 194.
182
welche theils verstrickt, theils breccienartig von feinem oder gröberen Korn gebildet
sind. Feine oder gröbere Schnürchen oder Trümerchen und Fäden bilden nicht
selten zumal Kiese oder Zinkblenden zwischen den tauben Ganggesteinen.
Das Auftreten der Erze ist vorzugsweise an die Gangausfüllung von Quarz
(Hornstein), Kalkspath und Dolomit gebunden, viel seltener an Letten und Schiefer
oder andere Gangmittel mit Ausnahme der eben vorstehend erwähnten Gangimpräg-
nationen oder Schnürchen ; hiedurch sowie in den nesterweisen Vorkommen
grösserer Erzmittel liegt eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gangausfüllung der
oben beschriebenen Eisensteingänge, wozu im westlichen Grubenfeld überdiess
noch das quarzige Gangmittel hinzutritt. Eine deutliche zonenartige Bildung der
Erze ist jedoch nicht immer zu beobachten, die Verhältnisse stellen sich oftmals
mehr oder weniger unklar dar.
Aus den mir bekannt gewordenen Vorkommen, welche das paragenetische
Verhältniss und die Reihenfolge der Erze erkennen lassen, habe ich nachfolgende
Tabelle entworfen. Ich bemerke nur noch, um Irrthümern vorzubeugen, dass ich
Quarz sowohl für solchen als für Hornstein und andere Varietäten dieses Minerales
aufgenommen habe, eben so wie Caleit für Kalkspath und Kalkstein steht. Wo es
thunlich war, habe ich die Namen der Gänge hinzugesetzt, von welchen mir das
Vorkommen bekannt wurde, die mir in der Bezeichnung zuverlässig schienen. Die
bezüglichen Belegstücke hievon finden sich fast ausnahmslos im der k. k. Ober-
amtssammlung und in der Sammlung des montanistischen Vereines für das Erz-
gebirge in Joachimsthal. Obwohl die gegebenen Verhältnisse keineswegs erschöpft
sind, geben die vorgeführten Combinationen doch schon ein ziemlich klares Bild.
Es sei übrigens auch noch hinzugefügt, dass die auf den Erzgängen brechenden
Mineralien, welche von nicht wesentlicher Bedeutung für die Erzführung sind,
absichtlich weggelassen oder nur angedeutet wurden, sie würden sich übrigens fast
durchwegs als letztes Glied der Combinationsreihe zu erkennen geben, wie eben
aus den Andeutungen hervorgehen wird.
Paragenetische Beispiele des Joachimsthaler Erzvorkommens.
1) 1. Quarz. 2. Weissnickel. 3. Rothnickel . . . . . Geistergang.
2) 1. Quarz. 2. Schwefelkies. 3. Glaserz . . . . . . Geistergang.
5) 1. Quarz. 2" Bleiglanz =. ES Rare Geisiereang:
4) 1. Quarz. 2. Gediegen Silber . . . . . . . Geistergang. Barbarastollen.
5) 1. Quarz. 2, Speiskobalt. 3. Weissnickel. 4. Ged. Silber Geistergang.
6) 1. Uranpecherz. 2. Schwefelkies . . . . . . . . Geistergang.
pa an: 2. Ged. Wismut .. . . . Geistergang.
8) 1. Pyrit. 2. Quarz. 3. Bleiglanz. 4. Wianut . . .„ Geistergang.
9) 1. Quarz. 2 Bleiglanz. 3. Schwefelkies. 1. 3. 2. 1. Geistergang.
10) 1. Quarz. 2. Zinkblende breceienartig. . . . . . Geistergang.
11) 1. Quarz. 2. Weissnickel. 3. Pyrit. 4. Wismut
5. an Bars}. 0... 20. Geistergang.
12) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissuiekel. et Chalcedon.
5. ged. a EAN: 0 20 2A ER MZEISTETERTIER
13) 1. Hornsteinpseudomorphose nach Caleit. 2. Weiss-
TEC ar RE le a ae Geistergang.
14) 1. Quarz. 2. Speisskobalt. 3. Millerit . ..... Geistergang. Barbarastollen.
15) 1. Quarz. 2. Kupferkies. 3. gediegen Silber . . . Geistergang.
16) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissnickelkies. 4. Glaserz Geistergang. .
17) 1. Quarz. 2. Roth- 3. Weissnickel. 4. Galenit.
Setroustit. 0. Annalersit- . 2 ; sea ran wahrscheinlich
Hey 12 Ouarz.. 2. gedieren Wismuß 0. ur. 00 Geistergang.
Br Quam. 2 Glaser NN J
20) 1. Caleit. 2. 1. Rothgültig. 3. Polybasit .... . Junghäuerzecher.
21) 1. Caleit. 2. Arsen: 3. Jüngerer Calct .... ./ Annagang.
2a Galetie2 Terraediieer ee em Annagang.
23) 1. Caleit. 2. Yr IKorhrultemen 2. net Annagang.
24) 1. en . Weissnickel. 3. Rothnickel . . . . Junghäuerzecher.
25) 1. Caleit. en 3. a Mn EC EUER Junghäuerzecher.
26) 1. Caleit. a ne Wismut. 3. Caleit ... . . Johann Evangelistengang.
27) 1. Dolomit. 2. Uranpecherz. 3. Dolom. 2. 1.. . . Fludergane.
28) 1. Dolomit. 9. Uranpecherz. 3. Uranocker. 4. Br Fludergang.
29) 1. Dolomit. 2. Arsen. 3. Dolomit 2. 1. . ... . . Andreasgang.
30) 1. Dolomit. 2. Markasit. 3. Dolomit. 4. Argentopyrit Prokopigang.
31) 1. Dolomit. 2. Argentopyrit. 3. Proustit. ... . Prokopigang.
32) 1. Dolomit. 2. Weiss- 3. Rothnickel. 4. Proustit .
Jay BAD DLOMI. 2. Brousul rar äÄtgenii. >... . 0.
34) 1. Dolomit. 2. Quarz. 3. Proustit
35) 1. Dolomit. 2. Markasit. 3. Proustit. 4. Dolomit.
Seichanmakolit 0. Dolomiten...
36) 1. Dolomit. 2. Caleit. 3. Proustit. . . Sm
a0) 1-2-Dolomttr 2 wrecke WISMUR IS u ee ee Gang unbekannt.
38) 1. Dolomit. 2. Sternbereit . 2 0 co 0 ne aaa
39) 1. Dolomit. 2. Smaltin. 3. ged. Wismut
40) 1. Markasit. 2. Dolomit. 3. Argentopyrit. 4. arsch
ZEN IRELALCIERDERTASELZE ER en er TREE,
42) 1. Dolomit. 2. Chloanthit. 3. Nicklin. 4. Caleit. 3
43) 1. Uranpecherz. 2. Chalkopyrit. 3. Uranpecherz. 2 I )
Aus der Betrachtung vorstehender Combinationen ergeben sich folgende
Bemerkungen:
1. Die Kobalt- und Nickelerze sind durchwegs die ältereren, Glaserz,
Rothgülten und gediegen Silber die jüngeren Bildungen.
2. Roth- und Weissnickel kommen gewöhnlich zusammen, häufiger in
quarzigen als in kalkigen Gängen vor.
3. Glaserz und gediegen Silber erscheint häufiger in den quarzigen, Roth-
eültigerz im den kalkigen Gängen.
4. Gediegen Wismut kömmt häufiger in Gesellschaft von Smaltin oder
für sich allein vor.
5. Gediegen Arsen kömmt für sich allein oder wie Wismut vor.
184
6. Uranpecherz erscheint in Gesellschaft von Dolomit und Chalkopyrit
oder Pyrit.
Diese Ergebnisse werden durch die Art und Weise des Auftretens in den
Gruben vollständig bestätiget.
In den westlichen Grubenabtheilungen sind Kobalt- und Nickelerze, Glaserz
und gediegen Silber sowie Wismut die vorwiegendsten Erze, welche in quarzigen
Gesteinen brechen. In den östlichen kalkreichen Gängen ist dunkles und lichtes
Rothgültigerz, gediegen Arsen, Argentopyrit neben den Farberzen vorwiegend.
Das Uranerz ist dasjenige, welches ziemlich gesondert, unter sehr eigen-
thümlichen Verhältnissen zumeist erscheint. Es findet sich in Spangen, Nieren
und Nestern, welche bis ins Nebengestein hinausgreifen, und in elipsoidischen
Mugeln, welche oftmals Glimmerschieferbrocken umschliessen oder mit Schiefer
wechsellagern. *)
Was die Vertheilung der Erze anbelangt, so sind die Mitternachtsgänge
die bei weitem reicheren, während die Morgengänge zumeist nur da einen Adel be-
sitzen, wo sie mit jenen schaaren. Die vielfach mächtigen Verhaue auf diesen Gängen,
wie z. B. auf dem berühmten Geyergang lassen zwar annehmen, dass diese Gänge
von Alters in oberen Teufen besonders erzreich gewesen sein mochten, indessen
dürfte wohl die leichtere Gewältigung der lettig schiefrigen Ausfüllung der erste
Grund sein, weshalb der Abbau dieser Gänge von den Alten besonders gepflegt
wurde. **)
Bezüglich der bis in bedeutende Teufe aufgeschlossenen Mitternachtsgänge
der östlichen Abtheilung ist man übrigens zu der gegründeten Annahme berechtiget,
dass die in oberen Horizonten erschlossenen Frzverhältnisse auch in der Teufe
anhalten, wenigstens hat der Junghäuerzecher- und Prokopigang, welche im Tiefbau
aufgeschlossen sind, dieses bestätiget.
Die Erfahrung hat weiter gelehrt, dass ‘die Gänge besonders da sehr an
Adel gewinnen, wo sie einen mehr seigeren Fall annehmen. (Vergleiche die vor-
stehende Gangtabelle, worin = der That die erzarmen und tauben Gänge durch
flachen Fall bemerkbar sind.) ***
Bezüglich der fi ee durch Schaarung hat man bemerkt, dass eine
solche nur da eintritt, wo ein schiefwinkliges Schaarungskreuz entsteht. 7) Andreas
und Hildebrand, Geschieber und Dreifaltigkeit, Anna und Geyergang, Andreas
und Kühgang, Johann Evangelist und Rose von Jericho u. s. w. Dagegen haben
rechtwinkelige Schaarungen keinerlei Einwirkung erkennen lassen. Ebensogut,
wie man dem Nebengestein einen Einfluss auf die Gangausfüllung zuschreiben
*) C. Sternberger a. a. O.
**) Aus dem vorher gegebenen Gangverzeichniss ergibt sich in der That, dass anfänglich
meist Morgengänge bebaut wurden, ausserdem bemerkt Mathesius a. a. O. fol. 90/b, dass
das meiste Erz in 30—40 Lachter Teufe angetroffen wurde.
***) Vergleiche Vogel Silbererzanbruch Jahrb. geol. R.-A. 1854. p. 637.
r) Mathesius a. a. O. fol. LII.: „felt der gang seiger vnd gewint drauf ein Donleg, oder
stürzt er sich, so will mans für besser achten denn wenn er gar flach felt. One erz
aber hat ein Bergkmann die sterkste Hofinung, wenn er andre geng oder geschick im
Felde weiss, die seinem gang zueilen, und sich daran lehnen, oder damit schleppen
oder einAndres Creutz machen.“
185
muss, hat dasselbe auch einen solchen auf die Erzführung. Beim Geschiebergang
hat man in Erfahrung gebracht, dass derselbe in seinem nördlichen Ende, wo er
in den grobflaserigen Glimmerschiefer tritt, in eine taube Kluft ausgeht; dieselbe
Erfahrung hat man bei dem Geyergänger Zug gemacht, auch die als die nörd-
lichsten Morgengänge angeführten Himmelskroner, Dürnenschönberger, welche bereits
an der Grenze der dünnschiefrigen Glimmerschiefer liegen, haben sich als taube Gänge
erwiesen. Dies beweiset zunächst, dass der Erzreichthum von den Schiefern selbst
abhängig ist, und in der That hat man die Erfahrung gemacht, dass durch das
Auftreten der sogenannten Geschicke, blattartigen Erzeinlagerungen in dem dunklen
thonschieferartigen Gesteine eine solche Annahme ganz gerechtfertigt ist.”) Da
diese Geschicke dem Schiefer eingelagert sind, so erklärt sich wohl auch daraus,
warum im allgemeinen die Mitternachtgänge reicher sind als die Morgengänge.
Einen weiteren Einfluss auf die Erzführung haben im westlichen Gruben-
feld die Porphyre, im östlichen der Geyrische Kalkstrich gezeigt.
Die Verhältnisse zeigt am Besten der Geistergang, welcher in seinem
Streichen, soweit man die Verhältnisse kennt, sechsmal vom Porphyr übersetzt
wird, wenngleich dieses Gestein, wie Sternberger dargethan hat, keineswegs
in allen Teufen auftritt. - Hier hat man nun die Erfahrung gemacht, dass der
Gang im Porphyr vollkommen verdrückt und erzleer wird, aber die Contactzonen
im Liegenden wie im Hangenden haben wiederholt die reichsten Anbrüche geliefert.**)
Ganz analoge Erscheinungen hat der rothe Gang sowohl wie der Fludergang er-
geben. Ersterer führt im nördlichen Felde meist taubes Gestein, während er im
Contact mit dem Porphyr reiche Anbrüche zeigt. Ähnlich wie das Ganggestein
anderwärts nimmt übrigens auch der Porphyr Erze auf, und feinvertheiltes Glaserz
in Anflügen, auch gediegen Silber auf Porphyrklüften nahe der Onbtaehzung sind
vielfach beobachtet worden.
In sehr bemerkenswerther Weise übernimmt im östlichen Gebiet der
Geyerische Kalkstrich die Rolle der Porphyre. Auch hier hat man die Erfahrung
gemacht, dass die in denselben hineinsetzenden Gänge innerhalb desselben verdrückt
werden und sich auskeilen, andere wie der Anna- und Mariengang haben im Han-
genden des Kalkes resp. des Geyerganges sich nicht oder als taube vom Streichen
abweichende Kalkspathgänge gefunden (Sternberger). Aber im Contact mit dem
Kalkstrich und innerhalb seiner Trümer haben diese so wie die übrigen Gänge
einen beträchtlichen Erzadel bald im Hangenden bald im Liegenden gezeigt. Daher
*) Siehe die weiter oben von Vogl a. a. O. p. 35 angezogene Äusserung über die Erz-
führung des Nebengesteines.
#5) Der Geistergang hat in einer Teufe von 100 Klftr. zwischen Han 6. Geisterlauf und dem
2. Wernerlauf in der Porphyrregion aufgeschlossen von 1847—1867 15417'82 Centner
Mi im Werthe von 1,031.418 fl. geliefert! Vergleiche die ausführliche Darstellung
Vogel a. a. O. Dort bemerkt Vogel wohl, dass der Erzreiehthum, wenn der Porphyr im
Hangenden sei, zu erhoffen, wenn der Gang im Porphyr aufsetzt, ganz sicher sei, jedoch
kann dieses sich immer nur auf die Contactregion beziehen, da Vogl in seinen Gang-
verhältnissen p. 61 bemerkt: „An der Scheidung des Schiefers und Porphyrs ist er am
Barbara-Stollen mit reichen Erzen gesegnet, welche sowohl im Porphyr als im Glimmer-
schiefer im Gange abgelagert sind, in kurzer Entfernung jedoch aufhören, weil der
Gang südwärts in Porphyr und nordwärts in Glimmerschiefer aufsetzt,
186
denn auch der von den Alten besonders viel bebaute Geyergang, welcher in un-
mittelbarer Nähe mit dem Kalklager streicht, namentlich in seinen oberen Teufen
sehr reich an dem charakteristischen Rothgülten war. Der in neuester Zeit auf
dem Prokopigang eroberte Anbruch von gediegen Silber, welchen Herr Schröckinger
in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1875 beschreibt,
stammt gleichfalls aus der Contactzone des Ganges mit dem nördlichen Hangendtrum.
Auch der Kalkstein erscheint im Liegenden wie im Hangenden manigfach
mit Erzen imprägnirt.
Bemerkenswerth ist der Umstand, dass die übrigen Morgengänge eine
Anreicherung durch den Porphyrzug oder Kalkstrich nicht erkennen lassen.
Den die Gänge kreuzenden Nephelinbasaltgängen und Basaltwackenklüften
kann man keinerlei Einfluss auf die Anreicherung zuschreiben. Zwar beschreibt
Mayer a. a. O. p. 16., dass der Kühgang auf dem 6. Joachimilauf in Schleppung
mit einem Wackengang einen ausgebreiteten Erzpunkt mit gediegen Silber und
Argentit die zwei Schuh mächtige Wacke einschliessend gezeigt habe, wobei das
Glaserz selbst in der Wacke vorgekommen sei, ähnlich zeigte auch der Junghäuer-
zeche auf dem 10. Joachimilauf im Contact mit einem 3—4 Fuss mächtigen Wacken-
gang einen Anbruch edler Erze, dagegen zeigen sehr zahlreiche andere Punkte, dass
die Gänge einfach von den Basalten und Wacken durchsetzt oder selbst abgeschnitten
werden, ohne dass eine Anreicherung an der Schaarung einträte. Gleichwohl be-
weiset aber der Umstand, dass die Wacke selbst erzführend ist, indem sie ähnlich
wie der Porphyr an verschiedenen Stellen Glaserz eingesprengt enthält, dass nach
Auftreten derselben die Gangbildung noch nicht vollendet war; und es ist leicht
möglich, dass dennoch die Nephelinbasaltdurchbrüche, wenn sie auch weiter nicht
unmittelbar einwirkten, doch mittelbaren Einfluss auf die Erzführung hatten. *)
Auf Grundlage des im Vorstehenden entwickelten Bildes der Joachimsthaler
Erzverhältnisse können wir nun einige Gesetze über die daselbst sich bemerkbar
machenden Erzvertheilung abstrahiren :
1. Nachdem es sich als thatsächlich erweist, dass der Erzreichthum auf
eine Zone von charakteristischen Schiefern sich beschränkt, in welcher sogenannte
Geschicke eingelagert sind, gilt für Joachimsthal dasselbe Gesetz, welches von
Beust für die Freiberger Gänge dargelegt wurde. **)
2. In Folge dieses Umstandes erscheinen die Mitternachtgänge reicher als
die Morgengänge.
3. Schiefwinklige Schaarungskreuze sind Adelspunkte, welche in grosse
Teufen anhalten, ein Gesetz, das auch anderweit zur Geltung kommt.
4. Die Richtung der Erzgänge entspricht der zweier der wichtigsten
*) Bezüglich der Nephelinbasaltgänge bemerkt Mathesius a. a. O. fol. 90 b. „Denn man
ersinkt oft ein unartig oder schwarz gebirg, darauf setzen sich die ertze abe, wenn man
es wieder durchsinkt, erschlegt man bisweilen wieder gut ertz.“
**) Vergleiche F. C. v. Beust: „Über ein Gesetz der Erzvertheilung auf den Freiberger
Gängen. 1855 und 1858.“ Die Ähnlichkeit der Verhältnisse mit den Bräunsdorfern im
Freiberger Gebiet wurde bereits von Sternberger a. a. O. hervorgehoben.
***) Vergleiche Beust: Über die Erzgänge im sächsischen Erzgebirge in ihrer Beziehung
zu den dasigen Porphyrzügen.
187
5. Die die westliche Grubenabtheilung durchsetzenden Porphyrgänge bringen
an den Berührungsstellen mit den Gängen einen grossen Adel mit, ähnlich verhält
sich im östlichen Theil der Geyerische Kalkstrich.
6. Von den abgelagerten Erzen erscheinen die Kobalt- und Nickelerze
die älteren, die Silbererze die jüngeren. *)
Im Allgemeinen stimmen die Verhältnisse von Joachimsthal sehr wohl
überein mit den Gangverhältnissen der Kobaltsilberformation namentlich im Gebiete
von Schneeberg. Die von Hermann Müller sehr umfangreich geschilderten dortigen
Verhältnisse (Der Erzdistrikt von Schneeberg im Erzgebirge. Gangstudien 3. Bd.)
zeigen sowohl im Allgemeinen wie im Besonderen die auffallendsten Ähnlichkeiten,
man vergleiche nur die dort pg. 137 mitgetheilten Verhältnisse des Erzvörkommens,
ferner die sich hinsichtlich des Alters p. 138 ff. ergebenden Daten, sowie die sehr
analogen paragenetischen Erscheinungen, welche aus einem von Müller in Breithaupts
Paragenesis p. 222 ff. gegebenen Verzeichniss von Beobachtungen sich manifestiren.
Grosse Ähnlichkeit besitzen ferner die Erzlager von Johanngeorgenstadt,
soweit sie dieser Erzformation zugehören, es passen wohl auch die später noch zu
erwähnenden Vorkommen von Platten und Junghengst in den Rahmen, so dass wir
anzunehmen berechtiget sind, die Joachimsthaler Erzniederlage gehöre einem Gang-
zuge, welcher in nordsüdlicher Richtung streichend sich längs der Granitgrenze
hinziehe; dessen eines Ende durch Joachimsthal, das andere durch Schneeberg
markirt wird.
Ohne mich der Gefahr aussetzen zu wollen Unnöthiges herbeigeholt zu
haben, muss ich doch auf die Ähnlichkeit zwischen den Joachimsthaler Verhältnissen
und Kongsberg zu sprechen kommen. Diese fällt in der östlichen Abtheilung mehr
auf, als in der westlichen. Den Fahlbändern analog erscheinen die kiesführenden
thonschieferartigen Gesteine der Joachimsthaler Erzzone. Die den Fahlbändern
eingelagerten Schichten, welche Hornblendschiefer, und zum Theil sehr granatreiche
Glimmerschiefer darstellen, können wir den ähnlichen Vorkommen von Joachims-
thal (granatreicher Horblendschiefer) vergleichen. Die Kongsberger Gänge führen
nur Silbererze innerhalb der von ihnen durchsetzten Fahlbänder, dasselbe ist in
Joachimsthal mit den Schiefern und Mitternachtgängen der Fall. In Kongsberg
bricht gediegen Silber, Glaserz und Rothgülten im Kalkspath — ganz analog den
östlichen Joachimsthaler Gängen. In der That hat mich nichts so bald an Kongsberg
erinnert, als der letzte oben erwähnte Silberanbruch auf dem Prokopigang. Von
Kjerulf und Dahl**) werden die Kongsberger Erzgänge beeinflussend in der Nähe
‚ auftretende Gabbrogesteine genannt — obwohl wir solche Gesteine nicht in unmit-
telbarer Nähe haben, und sie nicht im fahlbandartigem Schiefer vorkommen, will
ich nur erwähnen, dass wir jenseits des Keilberges einem mächtigen Gabbrogesteins-
zuge begegnen, welcher das Streichen der Morgengänge einhält, worauf ich mir
später noch einmal zurückzukommen erlauben werde.
Hinsichtlich des Alters der Gänge gehen die Ansichten wohl etwas ausein-
ander. Maier, welcher sich eingehends mit der Untersuchung des Gangsalters
beschäftiget hat, kömmt zum allgemeinen Schluss, es haben sich dieselben theils
el Ay Vergleiche Vogl Jahrb. geolog. R-A. 1854 p. 639.
**) Vergleiche Kjerulf og Dahl om Kongsbergs Sölvdistrikt.
188
vor theils nach dem Basalt gebildet. F. C. Beust, welcher die Beziehungen der
Erzgangzüge des sächsischen Erzgebirges zu den Porphyren beleuchtet, kam zu der
Ansicht, dass die von ihm als Böhmerwaldlinie bezeichnete Richtung der Mitter-
nachtgänge, und die als Erzgebirgslinie zu bezeichnende Richtung der Morgengänge
auf analog streichende Porphyrgangzüge zurückzuführen seien.
Ich will nun einige Bemerkungen hiezu machen.
Halten wir uns zunächst vor Augen, dass die Richtung der Porphyrgänge
sowohl wie die der Nephelinbasalte nicht mit der Richtung der Erzgänge zusammen-
fällt, und dass die Richtung der Morgengänge im Streichen der Gebirgsaxe und
die Mitternachtgänge parallel zu den im Granit und an der Schieferscheidung auf-
tretenden Eisensteingängen ist; so lässt sich nicht wohl die Spaltenbildung auf
die Einwirkung des} einen oder anderen Eruptivgesteines zurückführen. Zudem
bemerken wir, dass die westlichen Gänge den Porphyr durchsetzen, wenn sie
sich darin gleichwohl verdrücken und vertauben. Sie sind also jünger als dieser,
andererseits wieder werden die Gänge vom Basalt durchsetzt. Der von Maier
angeführte Fall (p. 18 a. a. O.), dass zwei Mitternachtgänge den Basalt durchsetzen
sollen, wird schon von Vogl a. a. OÖ. p. 62 dahin berichtet, dass die Durchsetzung
und Verwerfung der Wacke an diesen Orten nur eine scheinbare ist, wie derartige
Beispiele öfter schon gefunden wurden. Dass die Wacke zeitweilig Erz führt, ist
nur ein Beweis, dass die Gangbildung noch nicht geschlossen ist, übrigens sind
analoge Erscheinungen, die auf noch weit jüngeres Datum der Bildung hinweisen,
anderwärts genugsam bekannt. *)
Die Richtung der Mitternachtspalten habe ich oben in einen Connex mit
ähnlichen Erscheinungen gebracht, die einen sehr weiten Verbreitungsbezirk haben.
Es ist nicht einzusehen, warum diese Spalten hier eine andere Ursache haben
sollen, ich betrachte sie daher als auf dieselbe Ursache zurückführbar. Was dagegen
die Morgengänge anbelangt, so erweisen sie sich entschieden als jüngere Bildungen
als die Mitternachtgänge, und ihre Richtung stimmt mit der der Putzenwacke
nicht überein, schleppt sich aber öfter damit (Segengottesgang!), und ist ziemlich
mit der Richtlinie parallel, welche den Blösberg mit dem Küberstein verbindet, an
deren Zusammenhang man wohl zu denken berechtigt ist. Der Umstand, dass wir
in der Tiefe vielfache Nephelinbasalt-Injektionen kennen, beweiset auch, dass
eine Reaktion auf das Innere des Schiefergebirges beim Durchbruch stattfand. **) Aber
durch diese werden nicht nur die Mitternachtgänge, Geistergang, Evangelistengang
*) Es möchte bei dieser Gelegenheit der seltsamen Erscheinung gedacht werden, von welcher
Joh. Mathesius a. a. O. fol. XLIII und fol. LXXXVII als Augenzeuge berichtet, dass
ich nämlich damals auf dem Lorenzergang auf dem Abertham in und an Grubenholz,
das etwa zwanzig Jahre eingebaut war, gediegen Silber gebildet habe. Die Erscheinungen
in den Kupfergruben von Duektown in Tenessee N.-A., wo sich in wenigen Jahren
während des letzten amerikanischen Bürgerkrieges zolllange Trauben gediegenen Kupfers
an der Grubenzimmerung bildeten, lässt die Mittheilung des ehrwürdigen Pfarrers ganz
glaubhaft erscheinen.
**) Vogl Silberanb. auf dem Geistergang. Jahrb. geol. R.-A. 1854. p. 638 bemerkt: „Der
Geistergang war während Adelspunktes am Porphyr sehr wasserreich, und aus allen
Klüften des Ganges und Porphyres sickerte fortwährend Wasser,“
.
189
durchsetzt und abgeschnitten, sondern auch die Morgengänge erfahren dies, wie der
Kühgang durch den Basalt auf dem Danielistollen durchsetzt, und das Hangende in
Nord gedreht wird, wie es auf jenem durch das Basaltgestein aufwärts gekrümmt
wird! Es müssen also auch die Morgengänge älter als die sie durchsetzenden
Gesteine sein. Es erscheint mir aber überhaupt fraglich, ob diese mit der Schie-
ferung des Gebirges parallel streichenden Gänge auf die Wirkung eines plutoni-
schen Gesteines zurückzuführen sind. Ob die Spalten nicht vielmehr, darauf deutet
ihr so entschieden gleichbleibender Charakter hin, einfach die Folge der säkularen
Hebung sind, welche bei dem Empordringen des Gebirges in Folge einer damit
entstandenen Aufblätterung der Schiefer entstanden sind? Es ist ja bekannt, dass
das Erzgebirge nach oder während der Kreidezeit eine Erhebung erfahren hat, welche
vor die basaltischen Eruptionen fällt. In jene Zeit also wäre die vorwiegende
Spaltenbildung der Morgengänge zu verlegen, wobei ganz und gar nicht ausge-
schlossen ist, dass einzelne solche sowohl früher als später entstanden sind. Diese
Anschauung gewinnt um so mehr Wahrscheinlichkeit, wenn man in Betracht zieht,
wie wenig selbst mächtige hervordringende Basaltmassen die Lagerung der sie
umgebenden Gesteine stören, und man müsste wohl auch fragen, wie es zu erklären
sei, dass die keineswegs geringfügigen Porphyre nicht im Stande wären, dasselbe
zu erzielen, was die Basalte thaten? Hermann ‚Müller a. a. O. p. 164 ff. setzt
überhaupt die Bildung der Gänge dieser Erzzone in die Zeit der Basalte, die er
allerdings sehr ausgedehnt hält. Insoferne könnte man ihm allenfalls Recht geben,
als dieselben jünger als der Porphyr sind, und es auch Basalte gibt, welche älter
als die Nephelinite sind, aber ich bin nicht der Meinung, dass diese jemals die
Ursache der Gangspaltenbildung waren.
Was nun die Art der Spaltenausfüllung anbelangt, so ist es wohl kaum
nöthig auf die von Maier entwickelte Ansicht, die Erze durch Sublimation entstanden
zu erklären (a. a.0.$.7 p. 22) einzugehen. Vogl bereits erkannte in den Joachimsthaler
Gängen Folgen eines chemischen Infiltrationsprozesses, eine Ansicht, die gegenwärtig
wohl allein berechtiget erscheint. Die ursprüngliche Lagerstätte der Erze dürfen
wir wohl in den Schiefern suchen (Geschicke!!) und eine Vorstellang der ursprüng-
lichen Bildung und Beschaffenheit der Schiefer, welche sie mit den Kupferschiefern
des Mansfeldischen vergleichen lässt, liegt nahe. Es ist mir sehr wahrscheinlich,
dass die thonschieferartigen Gesteine ursprünglich so inprägnirt waren, wie gegen-
wärtig der Kupferschiefer mit Kupfer-, Kobalt-, Nickel- und Silbererzen, was wohl
im Laufe der Zeit sich wiederholen konnte, daher etwa die Thonglimmerschiefer
des oberen Erzgebirges ähnlich gebildet waren. Im Laufe der metamorphischen
Gestaltung der Schiefer geschah bereits eine Dislokation der Erze, wobei die-
selben sich theils schieden, und als Geschicke, Kies, Imprägnation u. s. w. sich
formirte. Als die Spaltenbildung eintrat, begann die Bildung der Erzgänge durch
wechselnde Oxydation, Solution, Reduction, Bildung von Arsen- und Schwefelver-
bindungen, welche auf nassem Wege wieder weiter umgebildet wurden. Auf diese
Weise kamen zuerst die älteren, dann die jüngeren Erze zur Ausbildung und
Umbildung. Waren die älteren Mitternachtgänge zum Theile schon gebildet, so
gewährte die jüngere Bildung der Morgengänge neue Gelegenheit zur Erzanhäufung
an günstigen Punkten — Schaarungskreuze! Ja die mit der Basaltgangbildung wohl
190
anzunehmenden Gas- und Dampf- Exhalationen dürfen wir als neues Agens für
Erzbildungen betrachten (Schwefelsilber in der Wacke). Bischofs Versuche über die
Einwirkung von heissen Wasserdämpfen auf Glaserz, Rothgülten und andere Silber-
erze (Lehrbuch der chemischen Geologie) wurden von ihm auf Grundlage der Er-
gebnisse vorgenommen, welche er zum Theil aus dem Studium Joachimsthaler
Stufen gewann. (a. a. O. III. Bd. p. 758).
Dass man aber in der That berechtiget ist, dergleichen wirkende Kräfte
anzunehmen, beweiset eine allerdings weniger für den Bergbau günstige, 1864 ge-
machte Erfahrung im Tiefbau der Einigkeitszeche.
Ich habe bereits oben (p. 119) des Weiteren der trefilichen Arbeit gedacht,
welche Hermann Müller „Über die Beziehungen zwischen Mineralquellen und Erz-
gängen im nördlichen Böhmen und in Sachsen“ 1860 veröffentlicht hat. In dieser
Arbeit wird nicht nur erwähntermassen der rotheisensteinführenden Quarzbrocken-
felsgänge gedacht, sondern es wird auch auf die Bildung der übrigen Kobalt-, Silber-
und s. w. führenden Gänge Rücksicht genommen, und mit zum Theil aus der im
Bergbau erschrotenen Quellen, sowie durch frei hervorbrechende Mineralquellen
und ihre Bestandtheile erwiesen. Diese Lehre konnte kaum eine bessere Bestätigung
ihrer Anwendbarkeit auf die Joachimsthaler Verhältnisse haben, als durch die
Auffindung einer warmen Quelle im Joachimsthaler östlichen Tiefbau, am 12.
März 1864. *)
Am genannten Tage wurde beim Aufschrammen einer Druse des Geschieber-
ganges im Tiefsten der Einigkeitsschachte 531 Meter unter dem Schachtkranz eine
18-—20° R warme Quelle erschroten, die für die ersten 38 Meter 0:48 Cubikmeter
Wasser für die Minute gab. Man hielt die Wässer anfangs für Entleerungen
alter Baue, bis man sich durch den constanten Zufluss davon überzeugte, dass das
Wasser einen anderen Ursprung haben müsse. Am 22. August hatte es bereits 349
Meter unter Tage erreicht und zeigte einen Zufluss von 0'227 cub. Meter per Mi-
nute und eine Temperatur von 15° R. In Folge angestrengter Arbeiten und durch Ge-
wältigung des Wassers durch Hebekräfte gelang es das Wasser wieder zum Sinken
zubringen, und endlich durch ein Beton zum meisten zu verspunden. Dabei erfuhr man
auf dem 5. unter dem 12. Joachimslauf eine constante Zunahme der Temperatur
des Wassers von 165° R auf 23° R, was sich wohl aus dem Umstand erklärt,
dass das Wasser durch die Erwärmung des Nebengesteines später keinen Tem-
peraturverlust in der Tiefe erlitt. Bei diesem Temperaturgrad blieb es auch
schliesslich stehen. ; \
Das Wasser wurde vom Hüttenverwalter Mann untersucht und ergab beim
Trocken einen Rückstand von 0'072°,,-
Darin wurden gefunden:
Alkalien 32-71 Schwefelsäure 31:06
Kalkerde 16:80 In Salzsäure unlöslich 4-50 (Kieselsäure)
Magnesia 410 Kohlensäure 5'83
Eisenoxyd 1:50 Organ. Subst. 3:50
*) Ausführliche Mittheilungen hierüber siehe in der österr. Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen XVII. Jahrg. 1870. Nro. 20 und 26.
191
Das Vorhandensein von Schwefelwasserstoff gab sich durch einen deut-
lichen Geruch nach abgebranntem Schiesspulver auf den vom Wasser besetzten
Strecken zu erkennen.
Äusserst auffällig stimmt mit dieser Quelle diejenige überein, welche auf dem
Kurprinzen bei Freiberg 1821 erschroten wurde, deren Temperatur 25:74—25'90° C
und deren fixe Bestandtheile nach Lampadius gleichfalls 0:073°/, ausmachen, welche
in wesentlichen bis auf den Eisengehalt mit vorstehenden übereinstimmen. *) Eine
Quelle von ähnlichem Charakter und mit Schwefelwasserstoff **) jedoch einer
niederen Temperatur wurde auf Gottes Geschick bei Schwarzenberg in Sachsen
angefahren.
Betrachten wir das Ergebniss der Mann’schen Analyse etwas näher, so
finden wir, dass dieselbe alle jene Bestandtheile enthält, welche die Gangausfüllung,
da wo sie nicht schiefrig lettig ist, liefert wie kohlensauren Kalk, Dolomit, Kiesel-
säure, endlich Alkalien, Schwefelsäure, Kohlensäure führt um zu oxydiren, und
Schwefelwasserstofft und organische Substanz um zu Schwefelmetallen oder reinen
Metallen zu redueiren, jene Agentien, welche auf Bildungen vom Charakter der
Joachimsthaler Erzlagerstätten den entschiedensten Einfluss haben. Dieser Quellen-
fund giebt es auch an die Hand, das manigfache Vorkommen von sogenannten
Gestricken, Kasten- und Speisedrusen zu erklären, sowie auch die von Zippe,
Vogl (a. a. OÖ. p. 52), Reuss bekannt gemachten Pseudomorphosen zu deuten,
Endlich auch erklärt sich hieraus der Charakter der tauben lettigschiefrigen
Gangausfüllung.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass die Morgengänge, da wo sie erzreich
waren, wie der Geyer- und Mauritiusgang, in den oberen Teufen ihren Adel hatten.
Bedenkt man, dass von den Mitternachtgängen ein Ausgehen über Tag nicht be-
kannt ist, während wir dies von den Morgengängen wissen, so darf man ihren
Erzreichthum wohl auf die Wirkung der einsickernden Tagewässer zurückführen.
Alle Umstände weisen darauf hin, dass die in oberen Teufen von den Alten ge-
brochenen Erze Bildungen waren, welche eben durch das an organischer Substanz
und Chlor reiche Tagwasser hervorgerufen wurden, daher gediegen Siber und Chlor-
silber in bedeutender Menge, wie Mathesius und Agricola anführen, vorgekommen ist.
Hierin liest nun auch neben der Beschaffenheit der Gänge überhaupt die
Ursache, warum von den Alten zuerst die Morgengänge mit Vortheil abgebaut
wurden, und warum später aus örtlichen Verhältnissen der Bergbau verfiel. Es
mussten, sobald grössere Schwierigkeiten im'Bau mit der Tiefe sich einstellten,
dieselben zumeist aus Mangel an technischen Hilfsmitteln aufgelassen werden;
anderseits bewog das Auslassen des Erzadels auf den Morgengängen in der Teufe
zum Einstellen des Baues. Bedenkt man nun noch die in ihren Verhältnissen
unberechenbare Absätzigkeit der Erzmittel, so ergaben sich hieraus Umstände
genug, welche es erklärlich machen, dass der einst so blühende Bergbau von nicht
langem Bestande war, und nur zu oft auf einem Punkte anlangte, wo er dem
gänzlichen Erlöschen nahe war. Kein Umstand jedoch weist darauf hin, dass man
*) Vergleiche Reich Erfahrungen über die Temperatur des Gesteines p. 173 ff.
**) H. Müller a. a. O. p. 28.
192
Ursache habe eine Abnahme des Erzes gegen die Teufe anzunehmen, vielmehr
erweisen die Aufschlüsse sowohl als auch die Gangverhältnisse, dass man nach
unten eher eine Zunahme des Adels erwarten dürfe. Ob aber nicht Umstände
ähnlicher Art, wie sie schon oft bekannt wurden, eintreten können, wo zwischen
den Erzlinsen unverhältnissmässig grosse taube Zwischenmittel eintreten — das
muss dahin gestellt bleiben. Jedenfalls aber kann nur das grosse Capital oder der
Staat mit einiger Sicherheit auf Erfolg den Bau betreiben; sollte es einmal ein-
treten, dass das Werk Privaten überlassen würde, so würde eben geschehen, was
auch anderwärts eintrat, dass nach Eroberung des noch eben Erreichbaren und
bei eintretenden langen Zubussfristen der Bau zum Erliegen käme.
Abertham.
Der einst mit ganz besonderem Schwunge in Abertham betriebene Bergbau
ist zur Gänze erloschen, und die Gruben seit Anfang dieses Jahrhunderts auflässig.
Ein Versuch, welchen der bestandene montanistische Verein für das Erzgebirge
unternehmen wollte, das einst so blühende Bergwerk wieder ins Leben zu rufen,
blieb unausgeführt. So stehen uns nur historische Daten zu Gebote, welche Berg-
rath Walther mit Sorgfalt zusammengetragen und in der Zeitschrift des genannten
Vereines veröffentlicht hat _unter dem Titel: „Der alte Silberbergbau zu Aber-
tham.“ Bereits Vogl a. a. OÖ. p. 21. und nach ihm auch Jokely theilen aus
Walthers Arbeit Auszüge mit, und es bleibt auch mir nichts übrig als zur
Vervollständigung meines Bildes über die Erzführung der Schiefer aus dieser
Quelle zu schöpfen.
Die hier aufsetzenden Gänge streichen im Glimmerschiefer, und zwar in
einem ziemlich quarzigen Gestein, welches unmittelbar dem auf dem Abhang des Blös-
berges vorkommenden Gneisglimmerschiefer aufliegt. Ihrer Art nach sind es wieder
Morgen- und Mitternachtgänge, erstere sind sowohl der Zahl als auch der Bedeu-
tung nach gegen letztere überwiegend.
Die Morgengänge 10 an der Zahl streichen Stund 4—-7, die meisten 6, und
fallen mit Ausnahme eines einzigen, welcher in Nord fällt (Sanet. Lorenz), in Südost
zwischen 56 und 86°; die meisten fallen unter letzterem Winkel.
Die Mitternachtgänge, deren 6 bekannt sind, sind nur auf kurze Strecken
aufgeschlossen, sie streichen zwischen Stund 21—24 und verflächen in 81 bis
84° West.
Die Gangausfüllung ist bei beiden gleich, es wird Feldspath, Quarz und
Hornstein, Schiefer und Letten angeführt, die Erze sind: Speiskobalt, Nickelerze,
gediegen Wismut, Bleiglanz und Zinkblende, gediegen Silber, Glaserz und Roth-
gülten, auch Uranpecherz kam vor. Man sieht, sie gleichen in der Erzführung den
Joachimsthaler Gängen, mit denen sie auch den Umstand gemein haben, dass die
Erze absätzig auftreten. Hält man das Streichen der Gänge im Auge, so liegt sogar
die Annahme nahe, dass einzelne der Morgengänge im Joachimsthaler Gebiet wieder
zum Vorschein kommen, doch müsste man hiefür freilich auf die verschiedene
Fallrichtung keinen Werth legen.
193
Nach allem was man über die Verhältnisse kennt, wurden zwar auch hier
von den Alten besonders die Morgengänge und zwar wohl zumeist aus ähnlichen
Gründen wie zu Joachimsthal, abgebaut, sie mögen jedoch wohl erzreicher als die
dortigen gewesen sein. Nichts desto weniger aber lässt sich annehmen, dass die
Mitternachtsgänge ebenfalls zumindesten den Morgengängen an Adel nichts nach-
gaben. Bezüglich des Allerseelenganges, welcher bis in die letzte Zeit des Betriebes
1805 belegt war, bemerkt Walther, dass derselbe zu den alleredelsten des Aber-
thamer Gebirges gehörte. Wenn dieselben weiter nicht bekannt wurden, so dürfte
immerhin anzunehmen sein, dass die schwierigere Gewältigung Ursache daran sei,
und man kann von ihnen ein den Joachimsthalergängen analoges Verhalten nach
der Tiefe annehmen, wenn sie nicht zubald gegen den unterteufenden Granit absetzen.
Gleichwohl aber sind weder die Morgen- nach die Mitternachtgänge, so
weit man sie kennt, gleich erzreich, und unter den 16 sind deren 6—8, welche
wenig oder gar nicht erzführend bekannt sind.
Der Einfluss, welchen die Porphyre auf die Erzführung der Joachimsthaler
westlichen Mitternachtsgänge haben, hat sich auch hier bemerkbar gemacht, indem
schon den Alten bekannt war, dass die Schaarungen der Gänge mit dem Porphyr
(von ihnen Sand genannt) erzreich sind, wie diess auch von Bergrath Walther
und Bergmeister Vogl hervorgehoben wird.
Platten und Junghengst.
Noch weniger als über die Verhältnisse von Abertham lässt sich über die
Kobalt- Silbererzgänge von Platten und Junghengst berichten. So lebhaft und blühend
der Bergbau auf diese Erze ehemals war — wie die mächtigen Haldenzüge namentlich
im Schwarzwassergebiet darthun — so ist derselbe gegenwärtig um Platten ganz
erloschen, und bei Junghengst begnügt man sich augenblicklich damit, die alten
Halden auf Wismut auszukutten, eine Arbeit, welche bisher das geringfügige
Fristen etwa verlegt hat. Was über die Plattener Verhältnisse zu eruiren war, hat
Jokely bereits in seinem Bericht zusammengetragen.
Es erscheint wohl bemerkenswerth, dass nach den von Jokely zusammen-
getragenen Daten die hier überfahrenen Gänge vorwiegend Morgengänge sind,
während die Mitternachtsgänge weit weniger zahlreich sind. Das dürfte, auf die
Joachimsthaler Verhältnisse bezogen, wohl in den am gehörigen Ort auseinander
gesetzten Umständen zu erklären sein. Da sich die Alten vorwiegend auf oberen
Bauen bewegten, so werden einmal die tieferen, zu Tage nicht aufstreichenden, und
gewöhnlich mit der Teufe erst an Erzen zunehmenden Mitternachtgänge unbekannt
geblieben sein. Anderseits erklärt auch der Umstand, dass die Morgengänge haupt-
sächlich in oberen Teufen Adel besitzen, die Erscheinung, warum wohl die Baue
heut zu Tage verlassen sind.
Soviel ich über die Erzführung des gegenwärtig noch schwach belegten
Gottholdstollen bei Junghengst erfahren konnte, brechen auf den dortigen quarzigen
Morgengängen Speise- und Wismuterze, welche mit den Joachimsthaler Vorkommen
völlig übereinstimmen. Ausserdem sah ich in der Sammlung des montanistischen
Vereines für das Erzgebirge eine Stufe sehr feinkörnigen eisenschüssigen Bleiglanz,
13
194
ferner sogenannten Erdkobalt in einem rothen thonigen Gangmittel. Interessant
und für die Natur der Gänge bezeichnend ist der Umstand, dass sie am Granit
absetzen, wie man dies in jüngster Zeit erfahren hat. Ein von Herrn Aichinger
im chemischen Laboratorium der Universität in Wien untersuchtes Speiseerz
vom Gottholdstollen bei Zwittermühl zeigt folgende chemische Zusammensetzung:
Unlösliche Gangart 24.01
Blei 500
Wismut 18.39
Arsen 17.00
Kobalt (mit einer Spur Nickel) 1413
Eisenoxyd und Thonerde 2.39
Kalk 1.06
Schwefel 16.29
Magnesia gering
Natriumoxyd gering
Fr
Nach den Mittheilungen des Herrn Bergrath Sternberger (Zeitschrift des
montanist. Vereines a. a. O.) hat man auf dem Ausgehenden des amphibolitischen
Erzlagers am Goldenhöher Kaff einen Stund 6 streichenden, 60° S fallenden, 2—3
Fuss mächtigen Silbererzgang angefahren, welcher nach Sternbergers Ansicht mit
den Gängen von Weipert in Zusammenhang zu bringen ist, jedoch nicht weiter
verfolgt wurde.
nanannanrnannann
Ill, Abschnitt,
Jüngere Gebilde im westlichen Erzgebirge.
1. Capitel.
Antebasaltische Gebilde von Seifen.
Eigenartige Gebilde, welche allerdings manchen Vorkommen anderer Orte
sehr ähnlich, diesen gleichwohl sehr schwer zu parallelisiren sind, sind die Ablage-
rungen, welche man als Liegendes verschiedener zum Theil einmal unzweifelhaft
zusammenhängender Basaltkuppen im Erzgebirge trifft. Am Nordabhange des Bären-
steins bei Weipert, am Fusse des Pöhlberges bei Annaberg und des Scheibenberges
bei Schlettau in Sachsen, trifft man zwischen. dem Gneiss oder Glimmerschiefer
und dem Basalt durch Steinbrüche aufgeschlossene Ablagerungen von Quarzgeröll und
Sand von der Grösse eines Hirsekorns bis zu der einer wälschen Nuss, zwischen
denen oft okergelber Staub, und zuweilen zu einem mehr weniger festen Geröll-
sandstein verbunden. Der feinere Sand soll nach und nach vorwalten, und in reinen
Thon übergehen, wie Naumann a. a. O. mittheilt, wurde dieser ehedem unter dem
Pöhlberg durch einen bis 20 Lachter eingetriebenen Stollen gewonnen; über diesem
Thon liest erst Wacke, dann Basalt.
Eine analoge Ablagerung findet sich in Böhmen merkwürdiger Weise genau
auf der Wasserscheide des Erzgebirges zwischen Seifen und Hengstererb unter
der sogenannten Steinhöhe und am Kölbel.
Diese flachen Kuppen bestehen aus Hauynbasalt (p. 48), welcher offenbar
einmal in Zusammenhang mit dem Spitzberg gegenwärtig eine von diesem westlich
gerichtete stromförmige Masse bildet, die einerseits im Osten durch ein Moor vom
Spitzberg getrennt ist, anderseits im Westen unmittelbar an den Plattenberg-Irr-
gängergranitstock anstösst, und eirca 2275 Meter horizontale Ausdehnung hat. Auf
der Nordseite fast auf der ganzen Erstreckung treten am Abhang, worauf die zer-
streuten Häuser und die Kirche von Seifen liegen, sedimentäre Ablagerungen hervor,
welche auf der südlichen Seite in einer breiteren Zone jedoch auf eine kürzere
Strecke unter den Steinhöher Häusern nördlich von Hengstererb am sogenannten
Kölbel bekannt sind.
Die Ablagerung lässt, wie durch bergmännische Aufschlüsse dargethan
wurde, erkennen, dass dieselbe aus einer Reihe verschiedener Gesteinsmassen
besteht. Zu unterst und am weitesten verbreitet liegt ein grober, aus Glimmer-
13*
196
schiefer-, Thonschiefer-, Hornstein-, Quarz-, Amphibolit-Geschieben bestehender
Schotter, dessen Bestandtheile zuweilen durch Brauneisenstein zu Conglomerat-
bänken von grösserem und kleinerem Korn verbunden sind, zuweilen auch, wie
zum Beispiel an einer Halde dicht bei der Kirche von Seifen roth, wie gebrannt
aussehen. Zwischen den Geschieben findet oder fand sich Zinnstein, so dass ihr’
Vorhandensein Namen nnd Ort Seifen zunächst hervorgerufen haben mag. Auf
diese etwa 3—6 Meter mächtige Ablagerung folgt ein sehr feiner fetter rother Letten,
in Mächtigkeit von 0'3—1'3 Meter, hierauf folgt 30—60 Centimeter sandiger,
gelber oder bläulicher Letten und zu oberst 0'6—1'5 Meter Quarzsand. Die Schichten
zeigen eine schwache Neigung — nach Herrn Bergmeister Vogl’s Mittheilungen etwa
14° Süd —, und sind nicht gleich, sondern schwellen an und verdrücken einander
stellenweise. Der rothe und gelbe Letten, sowie der Sand werden noch gegenwärtig
ausgebeutet, ersterer diente als „Schussletten“ zum Besetzen der Bohrlöcher, der
andere, und wohl auch der rothe ist plastisch, und wird als Töpfermaterial in
Joachimsthal und anderwärts verarbeitet. Die Erdarten wurden ehedem durch
Stollen und grössere Schachtanlagen gewonnen, gegenwärtig bestehen nur kleine
Handschächte, welche im Winter in Betrieb sind, und im Sommer verfallen.
Die von mir gegebenen Daten über die Mächtigkeit rühren aus einer
gefälligen Mittheilung des k. k. Bergmeisters Jos. Flor. Vogl her, welcher die
Ablagerungen zu einer Zeit, da sie in lebhafterem Abbau waren, untersuchte. Sie
weichen von denen ab, welche Jokely a. a. O. verzeichnet, darnach die Mächtigkeit
eine weit grössere wäre, Soweit ich mich durch eigene Untersuchung überzeugen
konnte ist die Angabe Vogl’s die genauere. Dagegen muss eben nochmals der
Umstand betont werden, dass die Schichten sich allerwärts als sehr ungleichmässig
ergeben haben.
Unrichtig ist die Angabe der geologischen Karte der Reichsanstalt, wor-
nach die Ablagerung den Basalt ringsumgiebt. Man findet weder westlich noch
östlich eine Spur davon, und gebührt sonach der älteren sächsischen Karte der
Vorzug grösserer Genauigkeit.
Über das Alter dieser Gebilde etwas Bestimmteres angeben zu können, als
dass dieselben antebasaltisch sind, ist ziemlich schwer. So viel ist sicher, dass man
es mit einer Süsswasser- Ablagerung zu thun hat. Um ganz sicher zu sein, habe ich
eine vom Kölbel entnommene Probe geschlämmt, als Rückstand aber nur feinen
Quarzsand gefunden, auch die eisenschüssigen Conglomerate weisen darauf hin.
Wir haben in Böhmen zwei ganz ähnliche Süsswasserbildungen, die Perutzer
Schichten der Kreideformation, und den Braunkohlensandstein. Beide haben mit
den Ablagerungen grosse Ähnlichkeit. Bedenkt man, dass die Kreideschichten bis
in ihre tiefsten marinen Glieder, Koryzaner Schichten, im westlichsten Theil des
Erzgebirges nachgewiesen sind, so wäre es wohl immerhin erlaubt an eine Süss-
wasserablagerung zu denken, welche bis hierher gereicht habe, und mit den Perutzer
und Niederschönaer Schichten von gleichem Alter wäre.
Anderer Ansicht sind jedoch die Geologen, welchen vordem diese Gebilde
bekannt wurden, sie finden sie durchwegs Braunkohlenbildungen adäquat, und
Jokely glaubt sie nur mit Tertiärgebilden des Falkenau-Elbogner Beckens identi-
fieiren zu können.
197
Es ist nun nicht zu läugnen, dass im Karlsbader Gebirge auf dem Plateau
ähnliche Erscheinungen bekannt sind, von denen das Braunkohlenvorkommen am
südlichen Abhang des Traubberges bei Troskau die Sache ausser Zweifel stellen,
ebenso wie die um Engelhaus verstreut liegenden Blöcke von Braunkohlenstandstein
dies beweisen. Angenommen, der Egerspiegel bei Karlsbad eirca 379 Meter über Meere,
und die Ruine Engelhaus mit 612.5 Meter so würde dies bei einer Höhe des Engel-
hauser Felsens über dem Plateau von circa 79 Meter die Höhe der Braunkohlen-
gebilde über den analogen Gebilden im Egerthal um 158 Meter verrücken, welche
Erscheinung wir allenfalls auf die Wirkung der Basalte des Duppauer Gebirges
zurückführen können. Anders ist es nun bei den Gebilden der Steinhöhe, sie liegen
fast 632 Meter höher als die Braunkohlen des Egerbeckens, und wir müssten den
Basalten des Erzgebirges die kolossale Kraft zuschreiben, eine solche beträchtliche
Niveau-Veränderung hervorgebracht zu haben, welche wir mit ihrer Masse und
ihrem Wesen durchaus nicht in Einklang zu bringen im Stande sind.
Für die sächsischen Vorkommnisse hält es Naumann für wahrscheinlich,
dass sie eine selbständige Bildung seien, welche sich gleichwohl in grösserer Aus-
dehnung über das Erzgebirge ausbreitete, oder gewissermassen neben einander
wiederholte. Seite 481 seiner Erläuterungen zur geolog. Karte von Sachsen Secte.
XV sagt Naumann: „Manche Umstände sprechen dafür, dass der Bärenstein ehemals
mit dem Pöhlberg zusammenhing, und dass ebenso die Sand- und Gneissablagerungen
ununterbrochen von seinem nördlichen Abhang bis in die Gegend von Annaberg und
weiter hinreichten. Jedenfalls dehnte sich ein flacher Landsee in der
Gegend aus, auf dessen Boden die Geröllschichten abgesetzt wurden, über denen
sich später der Basalt des breiten Stromes oder als Decke ausbreitete —“
Ich für meine Person nehme keinen Anstand dieser Ansicht Naumanns bei-
zupflichten. Wenn auch gegenwärtig das Terrain, welches gemeint ist, durch die
tiefen Wasserrisse der Zschopau und der beiden Nebenflüsse der Sehma und des
Pöhlwassers so durchfurcht wurde, dass eine Zusammengehörigkeit schwer zu
erkennen ist, könnte die Fläche, wie man sie vom Fichtelberg z. B. übersieht,
immerhin ein altes flaches Seebecken gewesen sein, und was von den sächsischen Vor-
kommen gilt, darf wohl ohne Zwang für das böhmische angenommen werden. Es
scheint zwar minder wahrscheinlich, dass sich jener flache Landsee bis zur Wasser-
scheide erstreckt haben möge, da zwischen beiden Örtlichkeiten beinahe 316 Meter
Höhendifferenz sich finden. Dass aber die Ablagerung von der Steinhöhe einem
ähnlichen flachen Landsee ihren Ursprung zu verdanken habe, dafür spricht das ganz
analoge Vorkommen. Man dürfte sich diesen eben nur höher gelegen als den er-
wähnten sächsischen, kleiner und ganz geschlossen denken. Vielleicht deutet so-
gar das hier ziemlich breite muldenförmige Schwarzwasserthal am nördlichen
Abhange |der Gebilde die Ausdehnung des ehemaligen Sees an, wenngleich das
Schwarzwasserbeet jetzt viel tiefer gerissen und die dasselbe im Norden abgren-
zenden Höhen nicht besonders hoch erscheinen mögen. Die ursprünglich in grösserem
Umfange abgesetzten Sand-, Thon- und Geschiebemassen mögen wohl zum grössten
Theil weggeführt, zum Theile auch mit jüngeren alluvialen Massen vermengt dadurch
vollkommen unkenntlich geworden sein. Das schwache Einfallen in Süd, welches
198
[ee]
beobachtet wurde, spricht nicht dagegen, da Jokely a. a. O. auch Neigung in Nord
für die gedachten Gebilde am Kölbel anführt.
Sehr bemerkenswerth ist die Mittheilung, welche Paulus in seiner Orographie
von Joachimsthal p. 246 fl. über den Spitzberg bei Gottesgab macht. Das zwischen
dem Berge und Gottesgab gelegene, 10—12 Hektar grosse Moor heisst der See-
sumpf, aus welchem das Schwarzwasser entspringt. Paulus untersuchte das Becken
desselben auf 5 Lachter mit einem Bohrer, konnte jedoch den Grund nicht er-
reichen, und kam zu keinem Resultate, weil das Loch bei jeder Räumung wieder
zusammensetzte.
Dessen ungeachtet ist bekannt dass unter der mächtigen Torfmasse, welche
4—6 Meter hoch liegt, ein lichtaschgrauer Lehm und hierunter ein unbestimmt
mächtiges Sandlager sich befinde, welches gleichfalls in frühester Zeit zur Seifen-
arbeit ausgebeutet wurde, aber auch bald wieder verlassen wurde, weil man die
Erfahrung machte, dass die Sandlager sich gegen die Mitte des Sumpfes mulden-
artig senkten.
Es geht aus dieser Mittheilung offenbar hervor, dass die vorbasaltischen
Gebilde von Seifen in der That auf eine viel weitere Strecke ausgebreitet sind,
und dass aus ihnen heute noch das Schwarzwasser seinen Ursprung nimmt.
Braunkohlengebilde.
Im Zusammenhang mit den Braunkohlenbildungen des Falkenauer Beckens
stehen die zahlreichen losen Brankohlensandsteinblöcke, welche man bis Gossen-
grün und weiter nach Westen hin noch im Gebiete der Schiefer verstreut findet.
Nördlich von Chodan breitet sich offenbar auf dem Granit, der weiter nach Süd
verfolgbar ist, eine mehr zusammenhängende Masse von Braunkohlensandstein aus.
Die Betrachtung dieser Gebilde gehört jedoch nicht mehr in den gesteckten
Umkreis.
2. Capitel.
(uantäre und recente Bildungen.
Jüngere Gebilde von ausgesprochenem diluvialem Charakter fehlen im
Erzgebirge, oder sind wenigstens bisher nicht aufgefunden worden. Irgend welche
Spuren von auf Gletscherthätigkeit in der Quartärzeit deutenden Erscheinungen
finden sich nicht, obwohl Grund vorhanden ist, darnach zu suchen. Denn nimmt man
für die Eiszeit nach Vorgehen der Schweizer Geologen nur eine Erniedrigung der
Temperatur (Heer Urwelt der Schweiz p. 548 fl.) um 4—5° Ü an, so lägen alle
Punkte des Erzgebirges von einer Seehöhe über 948 Meter in der Schneeregion,
und man hätte demnach Ursache in ihrer Umgebung nach Gletscherspuren zu
suchen. Trotzdem hat sich bis gegenwärtig nichts derartiges gefunden, wobei nicht
ausser Acht gelassen werden darf, dass allerdings die örtlichen, klimatischen und
vegetativen Verhältnisse, ja schon die Beschaffenheit der geologischen Constitution
für Erhaltung von allenfallsigen derlei Spuren nicht günstig ist.
199
Andere Gebilde jüngeren Ursprungs, die sich hier finden, sind Schuttabla-
gerungen, Kaolin-, Sand- und Seifenlager und Torfmoore, welche unter einander im
engen Zusammenhang, stehen.
1. Schuttablagerungen, Kaolin-, Sand- und Seifenlager.
Die Schuttablagerungen liegen theils am Fusse des Gebirges, theils inner-
halb der grossen Thäler namentlich gegen den Ausgang, wo die plötzliche Verenge-
rung des Thales das Ausschaffen des Schuttes durch die Gewässer verhinderte.
Am bemerkenswerthesten erscheint die Schuttmasse am Fusse des Gebirges im
Ausgehenden des Granites, nördlich von Stelzengrün, Poschitzau und Altrohlau,
dann südlich von Lichtenstadt, wo das Schuttland zwischen den. Ausläufern der
Granite und der basaltischen Hügel bis herunter nach Schlackenwerth sich ausdehnt.
Wie überall ist dieses Schuttland ausgezeichnet durch die Fähigkeit zwischen seinen
unregelmässigen welligen Hügeln und Thälern Wasser in reichlicher Menge zu stauen,
und die Menge von Teichen, welche man um Lichtenstadt und nördlich von Chodau
antrifft, — vom Jugelstein bei Joachimsthal vermag man allein über 30 zu zählen
— verdanken ihr Dasein einzig und allein dem Gebirgsschutt. Wahrscheinlich
trägt die aus dem verwitternden Feldspath entstehende kaolinige Masse wesentlich
bei den Schuttwall besonders wasserdicht zu machen.
Das westliche und östliche Schiefergebirge hat einen ähnlichen Schuttwall
nicht, wenigstens sieht man überall die unzweideutigsten Braunkohlenbildungen
bis an das Urgebirge hinanreichen, oder, wie oben erwähnt wurde, man findet es
sogar weiter hinauf auf den Rändern verbreitet. Den Zusammenhang der Geschiebe
von diluvialem Aussehen im südlichen Egerer Becken mit dem Gestein von Maria-
Kulm habe ich auch bereits p. 134 erwähnt.
Innerhalb des Gebirges sind es die Thäler, welche in ihren Weitungen mit
Schutt ausgefüllt sind, und deren Boden oft durch darauf folgende Torfbildungen
geebnet erscheint. Der Leibitschgrund, das Zwodtathal sind hiefür anzuführen. Der
Schutt besteht aus einer thonigen, mit Schieferbrocken vermengten Masse, auf
welche aus den Seitenthälern her, wie man jetzt recht gut beim Eisenbahubau im
Zwodtathal sehen konnte, ganz junge Schotterkegel aufgesetzt werden. Die Thäler
im Granit erscheinen mit mächtigen Blockwerkmassen erfüllt, wie man im Neudeker
Thal und im Salmthal sieht. Die Wasser scheinen hier die löslichen und leichteren
Massen zumeist weggespült zu haben. Dagegen breitet sich Granitschutt auch auf
dem Plateau der Terasse zwischen Heinrichsgrün und Neudek bemerkenswerth aus,
und die aus Gruss und Blöcken bestehenden Hügel und wallartigen Rücken haben
oft wirklich ein moränenartiges Gepräge.
Auch hier ist der Granitgruss an vielen Stellen zur Versumpfung geeignet,
wie man in der Gegend von Scheft, Thierbach, Ödt, Sponsl u. s. w. bemerken
kann. Charakteristisch sind auch die vielen einzelnen Blockmassen von Granit,
welche als die letzten Reste einer früheren grossen Ausbreitung nun vereinzelt
aber häufig auf diesen Plateau auftreten.
Kaolin-, Lehm- und Sandlager, wozu auch die Seifen z. Th. gehören, sind
sleichfalls im Granitgebiet heimisch. Lehm und Sand sind zum mindesten im
800
Schiefergebiet spärlich vorhanden, und Kaolin ist ein Gebilde, das Granit zu seiner
Entstehung voraussetzt.
Die Kaolinlager, welche im Egerthal bei Karlsbad vorkommen, werden als
tertiär u. z. als Gebilde der Braunkohlenformation, an deren Grunde sie vorkommen,
angesehen.
Es sei hier nur bemerkt, dass das Karlsbader Kaolin nur im Gebiete des
Erzgebirggranites vorkommt auf der Breite zwischen Fischern und Sodau, demnach
an diesen Granit gebunden scheint; ich halte aber die Kaoline vielmehr für eine
Bildung eigener Art durch den Einfluss von warmen kohlensäurehaltigen Wassern,
welche man mit den Karlsbader Quellen in Verbindung bringen kann. Denn man
muss doch fragen, warum aus demselben Granit anderwärts, durch Einfluss ähnlicher
Wässer wie die der Braunkohlenseen, nicht auch Kaolin sondern ein gewöhnlicher
Thon gebildet worden sei? Dass in der That warme Quellen die Kaolinisirung ge-
eigneter Gesteine bewirken, haben die Thermen von Karlsbad selbst bewiesen,
ebenso wie die Thermen von Teplitz, wo man bei der Tieferlegung der Steinbad-
quelle den Porphyr zu einer weissen Kaolinmasse verwandelt fand, wie eben dort
im Bereiche der Quellen kaolinisirte Porphyre überhaupt nicht selten sind. (Sie
fanden sich auch bei den Grundgrabungen der Häuser vor dem Aussig-Teplitzer
Bahnhof.)
Da diese Kaoline zum Theil unter der Braunkohle liegen, so dürften sie
wohl älter als diese sein, die jedoch ihrem ganzen Aussehen nach wohl eine sehr
jünge Bildung ist, andere aber zeigen keinen Zusammenhang mit dieser wie die
z. B. Sodau, und es dürfte wohl der Fall sein, dass solche Kaoline auch von
jüngerem Alter sein mögen.
In Zusammenhang mit diesen Gebilden müssen die Vorkommnisse im Innern
namentlich bei Frühbuss, Sauersack, Hirschenstand, Platten und Bärringen gebracht
werden. Als Untergrund der Torfmoore genannter Orte findet sich ein fetter, weisslich-
grauer Kaolinsand, der in seinem natürlichen Zustand voll Wasser gesogen, schwammig
erscheint, sich aber da, wo er besonders thenig ist, kneten und formen lässt. An
manchen Orten ist der Thon sogar vorherrschend und von gelblicher Farbe, die
Menge desselben gestattet die Erzeugung von Ziegeln von besonderer Schärfe und
Güte, wie zu Sauersack und Platten. Häufig aber ist der Sand thon- oder ‚kaolin-
arm und dann locker und wenig zusammenbackend. Dann ist das leicht wegführ-
bare thonige Bindemittel entweder durch die Tagwässer, oder es ist wohl gelegentlich
der Seifenarbeit durch menschliche Beihülfe entfernt worden. Die genannten Lager
liegen im zinnsteinführenden Granit, und wurden in frühester Zeit schon als
Seifenlager ausgebeutet. Die Sandlager am Abhange des Hartelsberges bei Frühbuss,
dann an der Hirschenstand- Sauersackerstrasse und zwischen Bärringen und Aber-
tham zeigen, wo sie nicht von Torf bedeckt sind, die unzweideutigsten Spuren
dieser Art Ausnützung. Ähnliche Ablagerungen finden sich in derselben Beschaffenheit
noch um Ahornswald, Trinkseifen, Hochofen, Neuhaus, am Abhange des Platten-
berges u. S. w.
Im östlichen Schiefergebiet finden sich in der Nähe der Granite ebenfalls
Jüngere Seifenablagerungen, welche aus Geschieben von Granit und Schiefern
bestehen, und die man zwischen Platten und Ziegenschacht, bei Streitseifen und
201
Zwittermühl vielfach begegnet, alle zeigen die Einflüsse der Aufbereitung bei der
Seifenarbeit. Dass diese Seifen auch Gold führten habe ich vorn Seite 103 wenig-
stens aus chronistischen Quellen bemerkt.
Interessant scheint endlich ein in jüngster Zeit von Herrn Tröger aufgefun-
denes Seifenlager am südlichen Abhange der Hengstererber Höhe zwischen Abertham
und dem Neujahrsberge.
Unmittelbar unter dem Wiesenboden fand sich grobes Geschiebe von
Granit-, Quarz- und Schieferbrocken, welches reichlich Zinnerz führte, etwa
2 Meter tief, dann folgte grober Sand mit wenig Erz und endlich Thon und
Letten zinnerzfrei. Vergleicht man diese Aufeinanderfolge mit dem oben beschrie-
benen antebasaltischen Seifenlager von Seifen, so sieht man, dass dieselbe hier
umgekehrt ist, also offenbar die Umlagerung jener Gebilde, welche nach und nach
weggeschafit an ihrer neuen Lagerstatt das Oberste zu unterst zu liegen kommen
mussten, und wovon sich nur jene Partien des leicht Fortschwemmbaren erhalten
konnten, welche rasch also in nächster Nähe des Ursprunges eine schützende Decke
gröberer Massen erhielten. Wahrscheinlich begünstigte das basinartige, sich gegen
den Eingang in den Modesgrund bei den östlichsten Häusern von Abertham
schliessende Terrain den Absatz und die Erhaltung dieser Gebilde.
2. Die Torflager.
Die verbreitetsten und für die Bevölkerung gegenwärtig und für die Zukunft
wichtigsten quartären und recenten Bildungen sind die Torflager. Durch die
klimatischen Existenzbedingungen schon vorwiegend auf das Pläteau des Gebirges
verwiesen, sind auch hier besonders jene Umstände und Verhältnisse vorhanden,
welche ihrer Entwicklung günstig sind, daher sie namentlich dort eine besondere
Rolle spielen.
Eine eingehende Untersuchung der Torfmoore mit anderen im Zusammen-
hang liegt ausser dem Bereich meiner Aufgabe, und ich beschränke mich lediglich
darauf, über ihre Beschaffenheit so viel mitzutheilen, als mir eben zur Vervoll-
ständigung des Bildes vom geologischen Bau dieses Theiles des Erzgebirges zu
geben nöthig scheint. Verhältnissmässig arm an Torfmooren ist das westliche
Schiefergebiet, wo nur die flachen Thalmulden und zum Theil die Erweiterungen
der Hauptthäler Gelegenheit zur Ansiedelung von Torf boten. An den meisten Stellen
besitzt derselbe jedoch nur eine sehr bescheidene Mächtigkeit von wenigen Fuss.
Offenbar ist in diesem Bereiche die starke Klüftung der Schiefer, welche eine
Stauung der Tagewässer verhindert und überhaupt den Boden dürr macht, der
Torfmoorbildung ungünstig. Vorwiegend ist derselbe auch Gras- oder Wiesentorf,
der sich unter der Decke von sumpfigen Wiesen aus den Abfällen von saueren Gräsern
bildet, weniger bemerkbar machen sich Sumpfmoore, wenn sie auch nicht ganz
fehlen. n
Eine etwas weitere Ausdehnung gewinnen die Torflager nur im Tocken-
grüner Wald bei Waltersgrün, bei Lauterbach und Frankenhammer.
Bei weitem grossartiger ist die Entfaltung der Moore auf den Höhen im
Granitgebiet und in dessen höher gelegenen Thälern. Die flache beckenartige
202
Weitung vieler derselben war schon eine günstige Bedingung, nicht minder die
sich dort ausbreitende wasserdichte Schichte aus zersetztem Granitgestein. Auch
hier ist es vorzugsweise der Erzgebirgsgranit, welcher durch seine leichten kaoli-
nigen Zersetzungsprodukte die Torfbildung fördert.
Auf solchen flachen Becken siedeln sich die Moore als wirkliche Hoch-
moore an, deren grösstes und mächtigstes das nördlich von Frühbuss gelegene
Sauersacker Moor ist.
Dieses zwischen dem Kranichseewalde, dem Kronisberg, Hartelsberg und dem
Hüttenbrandberge ausgedehnte Moorlager, das eine halbmondförmige Gestalt hat,
in dessen Ausschnitt der letztgenannte Berg liegt, und dessen nördlicher Flügel
mit den Moorlagern im Hirschenständer Thal zusammenhängt, breitet sich zwischen
Frühbuss und Sauersack am weitesten aus und lässt von seinen Rändern ein
allgemaches Zunehmen an Mächtigkeit gegen die Mitte zu deutlich, namentlich
in der südlichen Partie erkennen. Hier erreicht es in den Torfstichen an der
Strasse beim Zollhause eine Mächtigkeit von mehr als 6 Metern. Als Unter-
grund findet man einen kaolinreichen aufgequollenen Granitsand, wie er seitwärts
Frühbuss und an der Hirschenständer Strasse ober Sauersack auf den alten Seifen-
halden nur etwas kaolinärmer liest. Die Verwandlung der vegetabilischen Decke
in Torf zeigen die Torfstiche in der lehrreichsten Weise, man kann die Bildung
von den lebenden Pflanzen bis zur Bildung des reinen braunglänzenden Specktorfes
Schritt für Schritt verfolgen.
Die Vegetationsdecke bilden Sumpfmoosfilze, Besenhaide, Vaceineen, saure
Gräser und die üppig wuchernde Sumpfkiefer. Selbst im schönsten Sommersonnen-
schein hat das Hochmoor einen düsteren unheimlichen Charakter.
Das Hochmoor dürfte in seiner ganzen Ausdehnung immerhin einen Flächen-
raum von 153 Hektaren bedecken.
Von geringerer Ausdehnung sind die Torflager auf der rechten Seite der
Thalweiterung des oberen Hirschenständer Thales, dann in dem Neuhäuserthal
östlich von Frühbuss und seinen Nebenthälern und in dem Thalkessel der Trinkseifen
nördlich von Neudek. Die hier auftretenden Moore entbehren den Charakter der
Hochmoore und sind im Mittel 1—2 Meter mächtig. Die torfbildenden Vegetabilien
sind vorwiegend Sphagnen und saure Gräser.
Südwestlich von Schönlind und zwischen Schindelwald und Kohling breiten
sich weite Strecken vermoorter Wiesen aus, welche einen wenig verwendeten Grastorf
liefern, ähnlich diesen breiten sich auch auf der Vorterasse des Granites zwischen
Thierbach, Ödt, Sponsl, Schwarzbach bis gegen Neudek Moorwiesen mit unter-
liegendem Grastorf aus. Auf dem breiten Rücken des Trausnitzberges liegt zwischen
Ullersloh, Hohenstollen und den Tellerhäusern ebenfalls eine weite, meist von Wald
bedeckte Moorstrecke, welche an ihren waldentblösten Stellen wieder den tristen
Charakter des Hochmoores von Sauersack bietet.
Im östlichen Schiefergebiet finden sich auf dem Plateau des Gebirges und
auf seinem nördlichen Abfall einige sehr ausgedehnte Torfstrecken.
Hierher gehört zunächst die Fischbacher Haide zwischen Bärringen, Aber-
tham, Hengstererb und Niederfischbach.
203
Dieses weit ausgedehnte Moor hat wieder den Charakter eines Hochmoores,
indem es eine von den Rändern gegen die Mitte schwach gewölbte Fläche darstellt,
es steht jedoch dem Sauersacker aır Mächtigkeit nach. Der Untergrund wird,
soweit man hierüber Aufschluss erlanst, zum Theil von zersetztem Granit, zum
Theil von älterem Seifenwerk gebildet, welches zwischen Bärringen und Fischbach
blosgelest ist, so wie auch an der Strasse nach Abertham, welche aus dem Moore
ausgeschält ist, zu Tage tritt. Die Vegetation ist von jener des Sauersackes nicht
verschieden.
Ich schätze die Ausdehnung desselben auf 108 Hektare. Nördlich setzt
es zwischen dem Plattner Spitzberg und der Hengster Höhe noch in einem schmalen
Streifen bis ins Schwarzwasserthal fort, und bildet das Todtenbacher Torfmoor bei
Iırgang, das eine beträchtliche Mächtigkeit besitzt.
Weiter nördlich bildet sodann das obere Schwarzwasserthal zwischen Zwitter-
mühl, Seifen, Försterhäusern bis herauf nach Gottesgab auf seiner flacheren südli-
chen Seite ein zusammenhängendes weites Torfbecken, das bis herauf nach der
Seifner Höhe, an’s Kölbel und an die nördlichen Abhänge des Spitzberges heran-
rückt, und diesen auch ostwärts, wo sich das Moor bis zur Hangenden Brücke
nördlich von Joachimsthal ausdehnt, umeiebt.
Diese Moorstrecken, welche namentlich zwischen dem Spitzberg und der
Steinhöhe den Hochmoorcharakter annehmen, und sonst mit den geschilderten
Mooren, namentlich in ihren hochgelegenen Partien übereinstimmen, haben zur
Unterlage, wie es allen Anschein hat, jenes Seifenwerk, welches ich als Unterlage
des Basaltes der Steinhöhe bei Seifen beschrieb. Man sieht wenigstens bei Seifen
und Kölbel dieses wirklich darunterliegen, es tritt auch bei Gottesgab an vielen
Stellen aus dem Seesumpfe hervor, wo es durch Torfstiche oder durch alte Seifen-
halden blosgelest ist. (Vergleiche die Erfahrungen Paulus weiter vorn p. 198). In
seiner ganzen Ausdehnung dürfte mau diese Moorstrecke auf 0:15 [Meile schätzen.
Das Alter dieser und überhaupt aller Moore, welche das beschriebene
Gebirge noch beherbergt, scheint mir ein verhältnissmässig junges zu sein. Ich
habe wiederholt mein Augenmerk darauf gerichtet, nach Spuren einer Vegetation zu
suchen, welche etwa gegenwärtig erloschen wäre, wie sie Nathorst (Om arktiska
växtlemningor ete. Stockholm kgl. Akad. d. Vet. 1872 N. 2.) in einigen Mooren des
südlichen Schweden auffand, dieses Suchen ist jedoch erfolglos geblieben, ich wurde
vielmehr darüber belehrt, dass dieselbe Vegetationsdecke, welche heute noch die
moorbildende ist, von Anfang an vorhanden gewesen sein müsse, da man das Holz
und Früchte der Sumpfkiefer, dann Vaeeineenblätter, Callunenstämmehen, Sphagnen-
reste bis in die untersten Schichten auffindet. Nur das Vorkommen von Birkenholz
und Haselnüssen auf dem Grunde und in den untersten Lagen der Moore würde
auf eine seitherige Änderung der Vegetation hindeuten.
Ich habe es auch nicht unterlassen auf den Torfstichen, sowie bei Personen,
welche Auskunft geben konnten, anzufragen, ob nicht etwa Knochen diluvialer Thiere
vorgekommen seien, jedoch sind Funde von Knochen überhaupt sehr selten bemerkt
worden, nur im Fischbacher Moor erhielt ich davon Kunde, doch gehörten die
gefundenen Skelettheile einem Reh an.
904
Das Vorkommen einer bei der Seifenarbeit benützten Steinplatte im Grunde
eines Torpfstiches im Seesumpf nach der Gottesgaber Kirchenchronik erwähnt
Paulus a. a. O. Obwohl diese Steinplatte ein sehr hohes Alter haben kann, so
würde sie doch erweisen, dass zur Bildung des Torfes in seiner gegenwärtigen
Mächtigkeit eine nicht besonders lange Zeit in Anspruch genommen wurde.
Vielleicht die ältesten Torflager sind die im Schwarzwasserthale, die etwa
noch aus einer Zeit stammen dürften, wo das Thal ein See war, doch giebt es
keine Aufschlüsse, welche diese Vermuthung unterstützen könnten.
Die nationalökonomische Bedeutung dieser Lager hat Jokely a. a. O.
bereits hervorgehoben. Gegenwärtig versehen sie nur ihre nächste Umgebung mit
Brennmaterial, wo sie bei den enormen Holzpreisen und bei der kostspielig zu
beschaffenden Braunkohle ein wahrer Schatz für die armen Gebirgsbewohner sind.
Leider kann man aber selbst auf jenen Strecken, welche grossen Domänen
angehören (Joachimsthal, Schlackenwerth, Neudek, Heinrichsgrün), nicht die Spur
einer geregelten Torfwirthschaft, welche auch die Zukunft im Auge hätte, wahr-
nehmen, geschweige denn auf dem Besitze eines kleinen Gebirgsbauern. Auf einen
Nachwuchs des abgestochenen Torfes wird nicht gedacht, und der in primitivster
Weise gewonnene Torf wird an vielen Stellen im vollen Sinne des Wortes ver-
geudet. Auch dieses sinnlose Gebahren mit einem Naturgeschenk, das in der
That von Jahr zu Jahr an Werth gewinnt, dürfte sich in der Zukunft bitter rächen
und es wäre Zeit, dass einsichtige Leute ihre Aufmerksamkeit auf das Torfwesen
des Erzgebirges richten möchten.
Annan
Kurze Zusammenfassung
der Ergebnisse der geologischen Untersuchungen des westlichen
Erzgebirges.
Die weitläufigen Untersuchungen des geologischen Baues des westlichen
Erzgebirges, wie ich sie im Vorhergehenden mitgetheilt habe, geben nun in Kürze
zusammengefasst folgendes Bild von demselben:
Das Erzgebirge zwischen Mariakulm, Schönbach, Joachimsthal und Gottes-
gab besteht aus einer Reihe von krystallinischen Schiefern, deren älteste im Süd-
osten liegen, deren jüngste im Nordwesten auftreten. Erstere sind die Gneis-
glimmerschiefer von Oberbrand und Heinrichsgrün, letztere sind die Dachschiefer
von Kirchberg.
Die Gneisglimmerschiefer sind jedoch in der Reihe der krystallinischen
Schiefergesteine noch von anderen älteren Schiefern unterteuft, den ächten Gneisen
der laurentianischen Formation, welche in diesem Theile des Erzgebirges nicht
nachzuweisen sind, und welche erst weiter östlich im Gebirge sich einstellen.
Anderseits gehen die jüngsten Schichten dieses Gebirges jenseits der Landesgrenze
bei weitem mehr ausgebildet als diesseits in ununterbrochener Reihe gegen die
jüngeren Gebilde fort (vergleiche das hierher gehörige Blatt der sächs. geol. Karte,
Umgebung von Hof ete.), und es ergiebt sich hieraus, dass wir in diesem Theile
des Gebirges die jüngeren Glieder desselben vor uns haben.
Ein Blick auf die Karte, resp. auf die vorn festgestellten Grenzen der ein-
zelnen Gebiete zeigt sehr deutlich, dass sich sowohl diesseits als jenseits des Gra-
nite seine sehr bestimmte beiderseits gleich bleibende Zone bildet, wie denn auch
das Streichen der Richtung, wo es eben nicht durch andere Einwirkungen beein-
flusst wird, beiderseits gleich bleibt. Obwohl man keinerlei palaeontologische
Einschlüsse hat, so muss doch die Übereinstimmung der Formationen in die Augen
fallen, wenn man, abgesehen von der gleichen Gesteinsbeschaffenheit, auf die hier
wie dort zu bemerkende Wiederkehr gewisser Einlagerungen hinweist. Zu unterst
treten hier wie dort Gmneisglimmerschiefer auf, in den unteren Gliedern folgen
dann die Einlagerungen von Eklogiten bei der Herrenmühle bei Joachimsthal, bei
Loch und Bleistadt und körniger Kalk und Kalkschiefer, der Joachimsthaler Geye-
rische Kalkstrich und das Kalklager bei Heinrichsgrün. Während diese Gebilde ver-
schwinden, sobald man in die jüngeren Glieder heraufsteigt, findet sich hier wieder
in den Einlagerungen von dioritischen Gesteinen und Hornblendeschiefern eine Über-
235 ,
einstimmung. Es soll aber hervorgehoben werden, dass hiemit ein früherer Zu-
sammenhang der Einlagerungen nicht gefolgert werden will, wie sich z. B. ander-
seits die Fortsetzung der Joachimsthaler Erzzone jenseits des Granites nicht
nachweisen lässt. Sämmtliche Schiefer finden sich in concordanter Lagerung, nur
der Rand des Glimmerschiefergebirges gegen das Egerthal ist umgebogen. Erst
die Hohensteinschiefer, welche westlich von Graslitz auftreten, zeigen eine gewisse
Discordanz und eine deutliche Auflagerung auf ältere Gebilde. Es geht hieraus
hervor, dass die Bildung dieses Theiles des Erzgebirges abgeschlossen war vor
den Ablagerungen der ältesten sedimentären Bildungen, insofern wir die Hohen-
steinschiefer als cambrische Bildung gelten lassen. Die nebenstehende Tabelle giebt
eine Übersicht, wie sich die Schichten mit auswärtigen gleichaiterigen Bildungen
parallelisiren lassen.
Wir sehen daraus, dass das beschriebene Stück des Erzgebirges einen Theil
der Hercynischen Glimmerschiefer- und Phyllitformation ausmacht. Der Zusammen-
hang mit dem westlichen Theile des Hercynischen Massives wird einerseits durch
die brückenartigen Verbindungen gegen Süden, durch das Mariakulm-Königsberger
Joch, welches durch die Eger getrennt ist, mit dem Kaiserwald und durch diesen
mit dem Böhmerwald, anderseits durch den Gegenflügel der Schönbacher Mulde
unmittelbar mit dem Fichtelgebirge hergestellt.
Die Schieferzonen, welche offenbar einst im Zusammenhange waren, sind
durch ein breites Granitmassiv getrennt. Der Umstand, dass die Schiefer in seiner
Berührung ihr Streichen ändern und auch von diesem beiderseits abfallen, macht es
unzweifelhaft, dass dieselben in der That von diesem durchbrochen und hiebei
gehoben wurden. Der Granit ist als Gebirgs- und Erzgebirgsgranit verschieden.
Ersterer wird durch letzteren in zwei ungleiche Hälften getheilt. Die grössere
westliche setzt in einzelnen Kuppen im Kaiserwaldgebirge gegen den Böhmerwald
fort und scheint, wie die kleine Kuppe von Berg andeutet, auch mit dem Fichtel-
gebirgsgranit, dessen nächste Masse der Kapellenberg bei Schönbach i. S. ist,
in Zusammenhang zu stehen. Die östliche ist kleiner und isolirt. Der Erzgebirgs-
granit tritt als ein breites Band zwischen beiden hiedurch und setzt, verbunden
durch einzelne aus dem Tertiär aufragende Kuppen, auch jenseits der Eger noch
bis gegen Petschau hin fort. Dieser ist jünger als der erstere Granit, weil er
Gänge darin macht und ihn unterteuft, ihn daher durchbroehen haben muss. Beide
sind jünger als das Schiefergebirge, wie aus der Stellung der Schiefer und: aus
dem Umstande hervorgeht, dass der Granit Gänge darin aufsetzt (Granitporphyr).
Diorite finden sich nicht im Granit, wohl aber zu beiden Seiten desselben
den Schiefern als Lagergänge zugesellt. Sie sind offenbar älter als der Granit.
Die Porphyre und Basalte sind im östlichen Gebiete weit häufiger als im west-
lichen, wo sie nur sporadisch gangartis auftreten. Sie setzen offenbar von
Osten her in den Granit ein, dieser aber scheint wie eine Mauer diese jüngeren
Eruptivgesteine aufgehalten zu haben. Nur zwischen Heinrichsgrün und Tippelsgrün
deutet die hier vorkommende Reihe von Leueitoid-Nephelinbasalten eine alte
gemeinsame Bruchspalte an, welche man mit der Erhebung des Gebirges in Ver-
bindung bringen kann.
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208
Charakteristisch für die Bildung des Gebirges ist der südliche umgebogene
Rand der Schiefer zwischen Mariakulm und Joachimsthal. Er deutet die alte
Bruchlinie des Gebirges an. Eine weitere Charakteristik bilden die vielen paral-
lelen, in nordsüdlicher Richtung verlaufenden Spalten, welche sowohl Eisen- als
auch andere Erze führen. Diese auf der Gebirgsaxe mehr weniger senkrecht
stehenden Sprünge zeigen, dass das Gebirge durch langsame Faltung entstanden
ist. Nicht minder charakteristisch sind die mit den Schiefern parallel fallenden
und streichenden Morgengänge, welche ebenfalls mit der Bildung des Gebirges
zusammenhängen. Es können diese Gangbildungen nirgends mit den die Schiefer
durchbrechenden Eruptivgesteinen in Verbindung gebracht werden, da sie kaum
annährend mit ihnen in der Richtung parallel, anderseits, wie die Joachimsthaler
Verhältnisse zeigen, auch ganz verschiedenen Alters sind.
Die Erzlagerstätten sind sehr verschiedenen Alters. Als die ältesten können
die den Amphiboliten eingelagerten Magneteisenerzlinsen bei Joachimsthal, Bärringen,
Goldenhöh u. s. w. angesehen werden. Jüngeren Datums sind dann die Zinnerzlager-
stätten, welche offenbar mit der Granitbildung zusammenhängen, und aus diesem in
die Schiefer fortsetzen. Ihnen gleichzeitig oder etwas jünger wären die Magneteisen-
steinlinsen vom Eibenberg und Hochofen bei Neudek. Hierauf folgten dann die
Rotheisen- und Maänganerze führenden Quarzbrockenfelsgänge. Diesen zum Theile
als gleichzeitig zum Theile jünger zu achten sind die Silber-, Kobalt-, Nickel-,
Wismut- u. s. w. führenden Mitternachtsgänge. Ihre Bildungszeit wird durch die
Aufschlüsse in Joachimsthal als jünger als der Porphyr gekennzeichnet. Noch jünger
sind wohl die meisten Morgengänge, welche die Mitternachtsgänge durchsetzen, doch
sind auch diese älter als die Nephelingesteine des Erzgebirges, weil sie von
letzteren gekreuzt werden.
Von den jüngeren Gebilden sind nur die den Dachschiefern von Kirch-
berg aufgelagerten Hohensteinschiefer von besonderem Interesse, weil sie die Ver-
bindungsstelle des nördlichen palaeozoischen Meeres mit dem böhmischen Becken
andeuten. Die übrigen Gebilde sind minder bemerkenswerth und sehr lokaler
Natur, mit einziger Ausnahme des Torfes, dessen weit ausgedehnte Flächen von
grosser national-ökonomischer Wichtigkeit sind.
Bemerkung. Der Druck der zweiten Hälfte der Arbeit fällt in die diesjährige
Begehung des mittleren Erzgebirges, wodurch unterlaufene Druckfehler entschuldigt werden mögen.
Berichtigung einiger sinnstörender Druckfehler:
5 Zeile 18 von oben bitte zu lesen statt: Amphibolscholle — Amphibolitscholle
b./ 1.2185 ,.)8: N » Glimmerschieferscholle — Kieselschieferscholle
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Laube freologie des böhm.Erzgebirges I.Thl.
(Ichschnitt durch das Erzgebirge von Miügeln nach Arbesau. seite 2.
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3.222 Glimmersschiefer.
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3°2Z2 Serieitgneis.
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S 4F22] Fleckschiefer.
Quarzschiefer.
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Hohensteinschiefer.
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Botanische Abtheilung
enthaltend
den Ill. Theil des Prodromus der Flora von Böhmen.
PRODROMUS
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FLORAvon BÖHMEN.
Dritter Theil
enthaltend
die Eleutheropetalen.
Von
Dr. Lad. Celakovsky,
a. o. Professor der Botanik an der Universität Prag, Custos am böhmischen Museum und hon.
Docent der Botanik am k. böhm. Polytechnicum,
Herausgegeben von dem
Comite für die naturwissenschaftliche Durchforscehung Böhmens.
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Druck von Dr. Eduard Gregr. — Selbstverlag des Comite’s.
1875.
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PRÜBROMUS
FLORA von BÖHMEN.
die Beschreibungen und Verbreitungsangaben
der wildwachsenden und im Freien kultivirten
Gefässpflanzen des Königreiches.
I. Theil: Gefässkryptogamen, Gymnospermen und Monocotylen. 1367.
II. Theil: Apetale und Sympetale Dieotylen. 1571—72.
III. Theil: Eleutheropetale Dieotylen. 1574.
Von
Dr. LADISLAV CELAKOVSKY,
a. 0. Professor der Botanik an der Universität Prag, Uustos am böhmischen Museum und hon.
Docent am k. böhmischen Polytechnieum.
Herausgegeben von dem
Comite für die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens.
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Druck von Dr. Eduard Gregr. — Selbstverlag des Comite’s.
1867 —18753.
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C. Eleutheropetalen (Dialypetalen, Polypetalen).
Blüthenhülle doppelt: Kelch und Krone. Kronenblätter unter einander frei.
Analytische Darstellung der Ordnungen.
1. (Eleutherocarpicae.) Fruchtknoten monomerisch, selten unvollkommen polymerisch,
d. h. von je einem Fruchtblatt gebildet, einer bis viele, unter einander frei
oder nur ganz am Grunde, selten (Nigella, Saxifrageae) bis auf die freien Ober-
theile, Hörner, verwachsen.
a) (Thalamiflorae.) Fruchtboden kegelförmig, Blumenblätter und Staub-
gefässe bodenständig (hypogynisch). (I.)
b) (Calyeiflorae.) Blumenblätter und Staubgefässe dem scheibenförmigen oder
becherförmig hohlen, aussen vom Kelehe überzogenen Blüthenboden (Becher
oder Cupula, anscheinend dem blossen Kelche) eingefügt (epigynisch). (IV.)
2. (Synearpicae). Fruchtknoten einer, polymerisch, d.h. von 2 oder mehreren bis auf
die freien Griffel oder auch noch mit diesen zu einem Ganzen verschmolzenen
Fruchtblättern gebildet.
a) (Eleutherogynae). Fruchtknoten ganz oder zum grössten oberen Theile
vom Kelche frei. (II.)
b) (Calycogynae.) Fruchtknoten bis nahe unter die Griffel oder bis zur
oberständigen Scheibe mit dem die Krone und Staubgefässe tragenden becher-
förmigen Blüthenboden und dem Kelche verwachsen, (III.)
I. Eleutherocarpicae Thalamiflorae.
Fruchtknoten monomerisch (oder unvollkommen polymerisch). Staubgefässe hypogyn.
72. Ranunculaceae. Blüthen regelmässig oder unregelmässig.*) Kelch kraut-
artig oder blumenblattartig, 3—vielblättrig, abfällig oder bleibend. Blumenbl. 5—5, mit
den Kelchblättern abwechselnd, oder zahlreich spiralig, oft verkleinert und nektarienartig
oder fehlend. Staubgef. meist zahlreich, spiralig, seltener wenige, in 1—2 den Kelch-
blättern gleichzähligen Kreisen, Staubkolben mit 2 meist seitlichen oder etwas nach
aussen gerichteten Längsritzen aufspringend. Fruchtknoten meist spiralig und zahl-
reich, seltener wenige cyklische oder nur einer, 1- oder mehreiig. Früchtchen nussartig,
lsamig, oder mehrsamig, einwärts aufspringend, balgfruchtartig, selten beerenartig. Keim selır
klein im Eiweiss. — Kräuter, selten strauchig. Blätter meist spiralig, einfach oder getheilt.
Blattstiel am Grunde oft in eine Zöhrige Scheide erweitert.
73. Berberideae. Blüthen regelmässig. Kelch 3—9blättrig, in 1—3
Kreisen, abfällig. Blumenblätter soviel wie Kelchblätter, diesen superponirt oder doppelt
so viele, bisweilen nektarienartig. Staubgefässe (meist) den Kronblättern gleichzählig und
superponirt. Staubkolben mit 2 von der Basis zur Spitze zurückgerollten Klappen
elastisch aufspringend. Fruchtknoten einer mit einem seitenständigen Samenträger,
Eichen 1—3 nächst dessen Basis. Frucht Beere oder Kapsel. Keim im Eiweiss.
*) Hypericineae. Staubgef. zahlreich, in 3 Bündeln, am Grunde verwachsen, Frucht-
knoten unvollkommen polymerisch, 3fächerig, 3schnäbelig.
*) Immer oder in der Regel zwitterig, wenn nicht das Gegentheil angegeben wird.
26
1. Syncarpicae Eleutherogynae.
Fruchtknoten polymerisch, vom Kelche ganz oder doch grösstentheils frei.
1. Parietales. Samen wandständig, d.h. an den wandständigen Samenträgern eines 1—2fächerigen
Fruchtknotens oder an den Scheidewänden eines mehrfächerigen Fruchtknotens.
a) Fruchtknoten vielfächerig, Scheidewände samentragend. Blumenblätter zahlreich,
spiralie, allmälig in die Staubgefässe übergehend.
74. Nymphaeaceae, Blüthen regelmässig. Kelch 4—6blättrig, bleibend oder
spät abfällig. Staubgef. unter dem Fruchtknoten oder auf einem den Fruchtknoten über-
ziehenden Blüthenboden eingefügt; Staubkolben mit 2 Längsritzen aufspringend. Frucht-
knotenfächer vieleiig, Narbe strahlig, schildförmig. Frucht markig, beerenartig. Keim von
dem im bleibenden Perisperm eingebetteten Keimsacke eingeschlossen. — Wasserpflanzen
mit dickem horizontalem Wurzelstocke, mit grossen, schwimmenden, spiraligen Blättern
und achselständigen, langgestielten, emporgetauchten Blüthen.
b) Fruchtknoten einfächerig, seltener durch die mehr vorspringenden Samenträger unvoll-
ständig 3fächerig, oder 2fächerig mit dünner, häutiger Scheidewand. Blumenblätter
4—6, in einem Kreise, von den Staubgefässen scharf geschieden.
«) Blumenblätter 4 (selten 6 oder 7). Frucht entweder nicht klappig aufspringend
oder die Klappen von den stehenbleibenden Samenträgern sich ablösend.
*) Kelch 2blätterig (selten 3blätterig), sehr bald (oft bei der Blüthenentfaltung) abfällig.
75. Papaveraceae, Blüthen regelmässig. Blumenblätter in 2 Kreisen, meist 4,
in der Knospe oft unregelmässig zerknittert. Staubgef. meist zahlreich, frei, Staubkölbehen
aussen oder seitlich längs aufspringend. Fruchtknoten 1fächerig mit 2Q— mehreren,
bisweilen tiefer nach Innen vorragenden Samenleisten, vieleiig. Frucht kapsel- oder
schotenartig, mit mehr oder minder vollständigen Klappen aufspringend. Keim im Eiweiss.
— Kräuter, mit spiraligen, meist getheilten, nebenblattlosen Blättern und mit meist
gelärbtem Milchsatft.
76. Fumariaceae. Dlüthen zygomorph. Blumenblätter in 2 Kreisen, 4;
von den 2 äusseren (lateralen) eines (oder bei fremden Arten beide) gespornt, die in-
neren (medianen) oberwärts blasig verdickt und zusammenhängend. Staubgef. 2, mit ver-
breitertem 3spaltigen Staubfaden, der mittlere Zweig einen 2beuteligen, die 2 seitlichen
je einen einbeuteligen Staubkolben tragend. Fruchtknoten einfächerig, mit 2 wandstän-
digen Samenleisten, 1—mehreiig. Frucht schotenartig, 2klappig, oder nussartig, 1samig
(bei fremden auch beerenartig). Keim im Eiweiss. — Kräuter mit spiraligen, getheilten,
nebenblattlosen Blättern, mit wässerigem Safte.
**) Kelch 4blätterig oder 4—6theilig.
77. Cruciferae, Blüthen regelmässig. Kelchblätter 4, abfällig, die inneren am
Grunde mehr weniger sackartigen seitlich, von den äusseren, jedoch höher hinaufgerückten
medianen meist mit den Rändern gedeckt. Blumenblätter 4, mit den Kelchblättern abwechselnd,
meist benagelt, selten durch Verkümmerung fehlend. Staubgef. in 2 episepalen. Kreisen,
bodenständig, die äusseren (seitlichen) 2 Stbgef. einfach, selten (Lepidium) fehlschlagend,
die 2 inneren (medianen) verdoppelt, daher 4, länger als die äusseren (4mächtig), selten
einfach (nur 2) (Lepidium); Staubkolben längs aufspringend. Zwischen und unter den
Staubgefässen 2—4—6 bodenständige Drüsen. Fruchtknoten aus 2 seitlichen Frucht-
blättern, meist vollkommen 2fächerig mit häutiger durch Verlängerung der wandständigen
Samenträger gebildeter Scheidewand, selten Ifücherig mit placentären Narben; Eichen
wandständig, zahlreich oder wenige oder nur 1, auf längerer Samenschnur hängend oder
wagrecht. Fracht meist eine 2klappige Schote, selten nussartig oder in quere Glieder
zerfallend (Gliederschote). Keim gekrümmt, ohne Eiweiss, — Kräuter oder Halbsträucher
mit spiraligen, einfachen, seltener getheilten, nebenblattlosen Blättern. Blüthen in deck-
blattlosen, anfangs verkürzten, doldentraubigen Trauben, Blüthenstiele ohne Vorblätter.
78. Resedaceae. Blüthen etwas zygomorph, mit schief abgestatztem breitem
391
Blüthenboden, Kelch 4—Ttheilig, bleibend. Blumenblätter 4—7, mit den Kelchblättern
abwechselnd, ungleich, meist getheilt. Staubgef. meist zahlreich, dem inneren Rande der
unterweibigen Scheibe eingefügt; Staubkolben längs aufspringend. Fruchtknoten Ifächerig,
an der Spitze meist offen, mit 5—6 meist vieleiigen Samenträgern, mit sitzenden kar-
pellären Narben. Frucht häutig, oben offen, nicht aufspringend (oder eine geschlossene
Beere). Keimling eiweisslos. — Kräuter, selten strauchartig, mit spiraligen, ganzen oder
getheilten nebenblattlosen Blättern; Blüthen traubig oder ährig.
£) Blumenblätter 5 (bei uns stets). Frucht kapselig, zwischen den Samenträgern
wandspaltend 3-(2—4)klappig-
*) Samen am Grunde mit einem Haarschopf.
79. Tamariseineae. Blüthen regelmässig. Kelch 4— 5blättrig oder 4—5theilig,
bleibend, in der Knospe deckend. Blumenblätter 4—5, mit dem Kelche abwechselnd,
bodenständig. Staubgef. 1—2mal so viele, dem Fruchtboden oder dem Rande einer
scheibigen Verbreiterung desselben eingefügt, frei oder am Grunde röhrig verwachsen ;
Staubkölbehen längs aufspringend, Fruchtknoten einfächerig, mit 2—4 vieleiigen Samen-
trägern, Griffel gleichviele, frei oder in einen verwachsen. Kapsel 2—4- (meist 3)k appig.
Keim gerade, eiweisslos. — Sträucher mit spiraligen, kleinen, einfachen, dicht gereihten
nebenblattlosen Blättern; Blüthen in ährenartigen Trauben.
’=®) Samen ohne Haarschopf.
7 Staubgefässe (bei uns stets) 5, einfach.
80. Droseraceae. Blüthen regelmässig. Kelch 5blättrig oder 5theilig, bleibend.
Blumenblätter 5. Staubgel. 5 (bei fremden auch 10—20.) Nebenstaubgefässe keine.
Fruchtknoten mit 3—5 oft setheilten, meist freien oder nur am Grunde verwachsenen
carpellären Grifteln, ebensovielen vieleiigen Samenträgern. Samen spahnartig mit geradem
Keime im Eiweiss. — Moorbewohnende Kräuter mit spiraligen, einfachen, meist boden-
ständigen, drüsig-gewimperten Blättern, am Blattstielgrunde mit wimperartigen Neben-
blattrudimenten. ;
81, Parnassieae. Blüthen regelmässig. Kelch 5theilig, bleibend. Blumenbl. 5.
Staubgef. 5, mit 5 inneren epipetalen drüsig-gefransten staubbeutellosen Nebenstaubfäden
abwechselnd. Fruchtknoten mit 4 (selten 3) placentären sitzenden Narben, ebensovielen
vieleiigen Samenträgern. Samen spahnartig, mit den Kern locker umgebender netziger
Samenschale, und geradem Keime ohne Eiweiss. — Sumpfbewohnende Kräuter mit spi-
raligen, einfachen, bodenständigen Blättern und einfachen, 1hblüthigen, 1—wenigblätterigen
Schäften.
82. Violaceae. Blüthen (meist, bei uns stets) zygomorph. Kelch 5blättrig
oder ötheilig, bleibend. Blumenbl. 5. Staubgef. 5, ungleich; Staubkolben nach innen
längs aufspringend, vom breiten Conneetiv überragt. Keine Nebenstaubfäden. Fruchtknoten
mit einfachem Griftel und Narbe, mit 3 vieleiigen Samenträgern. Samen mit geradem
Keim im reichlichen Eiweiss. — Kräuter (fremde auch strauchig) mit einfachen, bei uns
spiraligen Blättern und dem Blattstiele angewachsenen Nebenblättern.
r) Staubgef. zahlreich, in 5 Gruppen.
83. Cistineae. Blüthen regelmässig, Kelch 3blättrig, oft mit 2 kleineren
Vorblättern an seinem Grunde, bleibend. Blumenblätter 5, in der Knospe eingerollt,
bald abfällig.. Fruchtknoten 1fächerig oder durch die 3—5 (selten 6—10) nach innen
vorspringenden, am Grunde auch verwachsenden vieleiigen Samenträger unvollständig
gefächert. Griffel einfach mit 3—5 kopfig-vereinigten, placentären Narben. Samen mit
meist gekrümmtem Keim im reichlichen Riweiss. — Kräuter, Halbsträucher oder Sträucher
mit ungetheilten gegenständigen oder spiraligen Blättern, mit oder ohne Nebenblätter;
Blüthen einzeln endständig oder in endständigen traubenartigen Wickeln.
2, Centrospermae. Samen auf centralem oder basalem, ganz oder oberhalb freien Samenträger
oder einzeln grundständie, im einfächerigen oder unterwärts mehrfächerigen Frucht-
knoten. Keim ringförmig das Eiweiss umgebend.
26*
84. Portulaccaceae, Blüthen oft nicht ganz regelmässig. Kelch 2spaltig
oder 2blättrig (bei fremden auch 3—5spaltig), frei oder unterwärts mit dem Frucht-
knoten verwachsen. Blumenblätter d4—6, getrennt oder am Grunde verwachsen, dem
Grunde des Kelches eingefügt, oder fehlend. Staubgef. in 1—2 Kreisen (bei uns in
einem epipetalen, bisweilen unvollständigen Kreise), einfach oder zu zwei nnd mehreren
sruppirt, dem Kelehgrunde eingefügt oder der Krone angewachsen. Fruchtknoten ur-
sprünglich oder nachträglich durch Zerstörung der Scheidewände einfächerig (bei fremden
auch bleibend 2—mehrfächerig), 3—vielsamig; Samen auf mittelständigem Samenträger,
meist auf langen Samenschnüren. Griffel 1 einfach oder in 3—8 Narbenlappen getheilt.
Frucht kapselig, klappig oder deckelartig aufspringend (bei fremden auch steinfruchtartig).
Kräuter mit spiraligen oder gegenständigen, ganzen und ganzrandigen, mehr weniger
fleischigen Blättern mit oder ohne trockenhäutige Nebenblätter, cymösen Blüthen.,
85. Alsineae.‘ Blüthen regelmässig. Kelch am Grunde mit dem becher-
oder schüsselförmigen Blüthenboden verwachsen, bis auf denselben 4—-Stheilig, daselbst
innen mit einem verdickten Ringe, bleibend. Blumenblätter 4—5, bisweilen sehr klein, borst-
lich oder auch fehlend, mit den Staubgefässen unter den Kelchblättehen eingefügt. Staubgef.
in 1—2 Kreisen, 4—10, bisweilen durch Verkümmerung weniger, einfach oder selten
(Seleranthus) verdoppelt, die des äusseren oft mit basilären Drüsen aussen am Grunde,
die des inneren Kreises meist kürzer; Fruchtknoten sitzend, aus 2—5 Fruchtblättern,
durch frühzeitiges Schwinden der Scheidewände einfächerig (bei fremden Arten auch
unvollständig mehrfächerig). Griffel 2—5, frei oder am Grunde verwachsen, Samen
zahlreich an mittelständigem Samenträger oder einzeln auf grundständigem Träger. Frucht
eine Kapsel, klappig aufspringend, seltener häutige Schliessfrucht. — Kräuter oder Halb-
sträucher mit ganzrandigen, meist gegenständigen, decussirten, seltener abwechselnden
Blättern, meist ohne, seltener mit häutigen Nebenblättern; Blüthenstand wickelartig,
meist gabelig.
86. Sileneae. Blüthen regelmässig, meist zwitterig, seltener durch Fehlschlagen
zweihäusig. Kelch frei, röhrig oder glockig, 5zähnig oder Ö5spaltig. Blumenblätter 5,
benagelt, nebst den Staubgefässen bodenständig, gewöhnlich auf einem stielartigen Frucht-
träger nebst dem Fruchtknoten emporgehoben. Staubgef. in 2 Kreisen, die des inneren
epipetalen Kreises dem Nagel der Blumenblätter angeheftet, seltener nur 5 episepale.
Fruchtknoten unvollständig (am Grunde) 2—5fächerig, oberwärts 1fächerig oder durch
Schwinden der Scheidewände vollständig 1fächerig, mit- centralem, mehreiigem Samen-
träger. Griffel 2—5, frei. Frucht aus 2—5 Fruchtblättern, mit 4—10 Zähnen oder
Klappen aufspringend, selten beerenartig, nicht aufspringend. — Kräuter oder Halbsträucher
mit ungetheilten, meist gegenständigen, nebenblattlosen Blättern, Blüthenstand gabelig
eymös, oder ähren- und traubenförmige einseitige Wickeln.
3. Multiloculares. Fruchtknoten 2—mehrfächerie, mit Eichen am Innenwinkel jedes Faches
(nur bei Terebinthaceen durch frühzeitige Verkümmerung der übrigen Fächer nur 1fächerig,
mit icentralen Eichen). Keim ohne Eiweiss oder im Eiweiss gelegen.
a) Thalamiflorae. Blumenblätter und Staubgefässe rein hypogyn; kein Discus oder
Becher in der Blüthe. j
1 . «) Staubgefässe (durch Verzweigung der ursprünglichen Anlagen eines Kreises) zahl-
reich, wenigstens 3—4mal so viele als Kelch- und Kronenblätter.
*) Kelch in der Knospe klappig.
87. Malvaceae. Kelch 3—äspaltig oder -blätterig, aussen meist von einer
Hülle (Aussenkelch) umgeben. Blumenblätter mit den Kelchtheilen gleichzählig, benagelt,
am Grunde meist untereinander und mit der Staubgefässröhre zusammenhängend, in der
Knospe eingerollt. Staubgefässe in (5) Gruppen, Staubfäden unterwärts in eine Röhre
zusammengewachsen, oberwärts frei und gespalten, mit 2 gesonderten, nierenförmigen, in
einer halbkreisförmigen Längsritze aufspringenden Beuteln. Fruchtknoten aus 3—5 oder
(so bei uns stets) durch Theilung derselben aus vielen sekundären Fruchtblättern gebildet,
dann vielfächerig mit leiigen ein dickes Mittelsäulchen umgebenden Fächern und ebensovielen
393
unterwärts verwachsenen Griffeln (oder 3—5fächerig, mit mehreiigen Fächern und 3—5
Griffeln). Frucht eine in die einzelnen Fächer zerfallende Spaltfrucht (oder bei fremden
eine fachspaltig aufspringende Kapsel). Keim im Eiweiss mit gefalteten Keimblättern. —
Kräuter (oder Sträucher) mit handnervigen und oft handförmig getheilten Blättern, mit
Nebenblättern, schönfarbigen, oft ansehnlichen Blüthen.
88. Tiliaceae. Kelch 4—-5blätterig, abfällig.. Blumenblätter gleichviele, in
der Knospe etwas dachig. Staubgef. frei oder vielbrüderig mit 2beuteligen, wenig ge-
spaltenen Staubkolben. Fruchtknoten 2—10fächerig, Fächer 2—-mehreiig; Griffel einer,
oben 2—10theilig. Frucht kapselig (selten beerenartig), durch Verkümmerung bisweilen
1fächerig und nussartig, nicht aufspringend. Keim gerade im Eiweiss. — Bäume oder
Sträucher (auch Kräuter) mit meist zweizeiligen abwechselnden Blättern und freien
Nebenblättern.
**) Kelch in der Knospe dachig.
89. Hypericineae. Kelch 4—5theilig oder -blättrig, bleibend. Blumen-
blätter gleichviele, in der Knospe zusammengerollt. Staubgef. in 3—5 Bündeln am Grunde
vereinigt, mit 2beuteligen Staubkolben. Fruchtknoten 3—5fächerig (bei fremden auch
1fächerig mit wandständigen Samenträgern), vieleiig. Griffel 3—5, meist frei. Frucht
eine 3—5klappige Kapsel. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter (und Sträucher) mit ganz-
randigen, oft durchscheinend punktirten, gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter und
eymösen Blüthen.
ß) Staubgefässe einfach, in 1—2 Kreisen, 3—10. Kelch dachig.
*) Frucht kapselig, aufspringend, 3—5fächerig mit je 2 — mehreren Eichen im
Fache, selten durch falsche Seitenwände 8—10fächerig, alsdann die secundären Fächer 1eiig,
7) Fruchtknoten ungeschnäbelt, seine Fächer (3—5) ungetheilt, der ganzen
Länge nach gleich weit und am Innenwinkel mehreüg. Kapsel klappig aufspringend, die Samen
entlassend.
90. Elatineae. Blüthen regelmässig. Kelch 2—5theilig. Blumenblätter
2—5. Staubgef. gleichzählig oder doppelt so viele, frei. Fruchtknoten 3—5fächerig.
Griffel 3—5 mit kopfigen Narben. Eichen am inneren Fachwinkel zahlreich, mehrreihig.
Kapsel 5—5klappig, Klappen durch Randtheilung der Fruchtblätter von den Scheide-
wänden am bleibenden Mittelsäulchen und von einander sich ablösend. Samen eiweisslos,
kantig-walzig mit krustiger Schale. — Kleine, zarte Sumpfpflanzen mit gegen- oder quirl-
ständigen, ungetheilten Blättern und häutigen Nebenblättern, blattwinkelständigen Blüthen.
91. Oxalideae. Blüthen regelmässig, Kelch 5theilig, bleibend. Blumenblätter
5, in der Knospe gedreht. Staubgef. 10, am Grunde oft zusammenhängend, die inneren
epipetalen*) meist kürzer. Fruchtknoten 5fächerig aus 5 epipetalen Fruchtblättern.
Griffel 5, frei. Eichen am inneren Fachwinkel 1reihig. Kapsel durch Mittentheilung
in 5, oder durch Mitten- und Randtheilung mit 10 Ritzen aufspriugend (bei einer fremden
Gattung eine Beere). Samen mit Eiweiss, die fleischige Aussenschicht (unserer Gattung)
von der krustigen Samenschale elastisch abspringend und den Samen herausschleudernd. —-
Kräuter (selten Bäume) mit spiraligen, langgestielten, fingerartig 3zähligen Blättern
ohne Nebenblätter.
92. Balsamineae. Blüthen zygomorph. Kelch 3—5blättrig, abfällig, das
hintere Kelchblatt gespornt. Blumenblätter ungleich, das vordere am grössten, die seit-
lichen mit je einem hinteren verwachsen. Staubgef. 5, ungleich, die 2 vorderen am
längsten, das hintere am kürzesten; Staubfäden oberwärts zusammengewachsen, am Grunde
zuletzt meist abreissend und den Fruchtknoten mützenförmig bedeckend. Staubkölbchen
*) Die epipetalen Staubgefässe, die Döll mit Unrecht für die äusseren hielt, sind hier
und bei den Geraniaceen interpolirt, daher die epipetale Stellung der Carpelle, die bei nur
einem Staubgefässkreise (der Balsamineen) und bei regelmässiger Alternation geboten ist, nicht
alterirt wird. Die Annahme eines Schwindekreises ist daher hier weder nothwendig, noch auch
gerechtfertigt.
frei, mit breitem, überragendem Connectiv und 2 einwärts gekehrten Fächern. Frucht-
knoten 5fücherig, Eichen am inneren Fachwinkel 1reihig. Griffel 1 mit 5 Narben.
Kapsel durch Randtheilung mit 5 von der Basis zur Spitze getrennten, elastisch nach
innen sich einrollenden oder schraubig sich windenden Klappen aufspringend (oder bei
einer fremden Gattung eine Steinfrucht). — Kräuter mit safligem Stengel und zarten, spi-
raligen oder gegenständigen Blättern und rudimentären Nebenblättern; Blüthen in blatt-
achselständigen Trauben.
* Hypopityaceae et Ericaceae part. (Ledum). Blüthen regelmässig. Staubgef.
10 oder 8, Staubbeutel an der Spitze mit einem Loch oder mit gemeinsamer Ritze aufspringend.
Fruchtknoten 5(—4)fächerig mit einem Griffel.
jr) Fruchtknoten geschnäbelt, seine Fächer (5) ungetheilt, am Grunde klausen-
artig aufgetrieben und 2eiig, oberwärts in einen schmalen den Schnabel durchsetzenden eilosen Kanal
verengert. Samen in der abgelösten Klause eingeschlossen.
93. Geraniaceae. Blüthen regelmässig, seltener etwas zygomorph. Kelch
5blättrig oder 5theilig, bleibend. Blumenblätter 5, in der Knospe eingerollt. Staubgef.
10,*) die 5 episepalen immer fruchtbar, länger als die 5 epipetalen (interpolirten, obzwar
äusseren), bisweilen sämmtlich oder theilweise unfruchtbaren, staubbeutellosen, selten
verdoppelten (Monsonia) Staubgefässe, welche letzteren aussen am Grunde von einer drü-
sigen Anschwellung des zwischen der Blumenblatt- und Staubgefässregion gestreckten
Blüthenbodens gestützt werden.**) Griffel 5, frei, oft zurückgerollt. Kapsel durch Rand-
theilung der Fruchtblätter 5klappig; Klappen am Grunde die durch Verkümmerung
eines Eichens 1samige, häutige, innen spaltenförmig geöffnete Klause bildend, mit dem
grannenartigen oberen Theile vom Mittelsäulchen des Schnabels vom Grunde, zur Spitze
sich ablösend. Samen eiweisslos. — Kräuter mit spiraligen oder theilweise gegenständigen
Blättern und mit Nebenblättern; Blüthenstände wickelartig, endständig, oft nur 2—1blüthig.
irr) Fruchtknotenfächer (4—5) durch unechte unvollständige Scheidewände
getheilt, secundäre S—10 Fächer daher 1eiig und später 1samig.
94, Lineae. Blüthen regelmässig, Kelch 4—5blättrig oder -theilig, bleibend.
Blumenblätter 5—4, in der Knospe eingedreht. Staubgef. 5—4, am Grunde meist ring-
förmig zusammengewachsen, öfter mit 5 episepalen Züähnchen zwischen einander. Griffel
3—5. Kapsel durch Mittentheilung in 5 unvollständig 2fächerige oder zugleich durch
Randtheilung in 10 einfächerige Theile zerfallend. Samen eiweisslos. — Kräuter mit
ungetheilten nebenblattlosen Blättern und eymösen Blüthen.
**) Frucht kapselig, klappig aufspringend, 2fächerig, mit 1 (bei fremden Gattungen
auch 2) Eichen im Fache.
95. Polygaleae. Blüthen zygomorph. Kelchblätter meist 5, die 2 seitlichen
(Flügel) meist grösser und blumenblattartig, Blumenblätter 3—5, ungleich, meist unter
sich und mit den Staubgefüssen röhrig verwachsen (selten frei). Staubgef. 8, 1- oder
2brüderig; Staubkolben 1beutelig mit einem Loch an der Spitze aufspringend. Frucht-
knoten zusammengedrückt, schmalwandig. Kapsel fachspalteud 2klappig (selten eine
Steinfrucht). Keim im Eiweiss (selten ohne solches). — Kräuter oder Sträucher mit unge-
theilten, ganzrandigen, nebenblattlosen, meist abwechselnden Blättern; Blüthen tranbig
oder einzeln,
”**) Steinfrucht mit 3—9 1samigen Steinen, Fruchtknoten mit 3—9 1eiigen Fächern.
9%. Empetreae. Blüthen regelmässig, zweihäusig-vielehig, in allen vier
Kreisen 3zählig (sehr selten 2zählig). Kelch- und Blumenblätter frei. Staubgef. 3 (oder 2).
Griffel sehr kurz, Narben (3—9) strahliggelappt. Keim im Eiweiss. — Erikenartige
immergrüne Sträuchlein, mit nadelförmigen, spiraligen, öfter wirtelig genäherten, neben-
blattlosen Blättern,
; *) Die verbreiterten Staubfäden sind untereinander völlig frei; was schon Linn& und nach
ihm fast alle Schriftsteller für den verwachsenen Grund derselben ansahen, ist nur der unter-
halb der Staubfüden gestreckte Blüthenboden.
’ **) Es ist kein Grund, diese Drüsen für einen fehlgeschlagenen äussersten Staubgefäss-
kreis anzusehen.
[24]
Lle}
[bi
b) Discitlorae. Zwischen dem Fruchtknoten und den Staubgefässen oder auch um
letztere herum ein schwieliger, bald flacher oder gewölbter, ringförmiser oder gelappter, bald
becherförmig vertiefter (dem Kelche angewachsener) Discus. Kelch in der Knospe dachig.
&) Fruchtknoten durch Verkümmerung zweier oder mehrerer Fächer 1fächerig mit
1 grundständigen Eichen.
97. Terebinthaceae. Blüthen oft durch Verkümmerung 1—2häusig. Kelch
3—5theilig.. Blumenblätter mit den Kelchblättern gleichzählies, mit ihnen abwechselnd,
unter einer gewölbten oder flachen Scheibe (Discus) eingefügt (oder fehlend). Staubgef.
gleichzählig oder 2—mehrmal so viele. Fruchtknoten einfächerig, leiig, mit meist
3 Griffeln oder Narben (seltener mehrere monomerische, zum Theil verkümmernde Frucht-
knoten). Frucht eine Steinfrucht oder nussartig, nicht aufspringend. Keim eiweisslos.
Bäume oder Sträucher, mit harzigen und scharfen, oft giftigen Säften, einfachen oder
gedreiten und gefiederten, nebenblattlosen Blättern, kleinen meist rispigen oder ährigen
Blüthen.
P) Fruchtknoten 2 — mehrfächerig, Fächer mit 2 — wenigen Eichen. Kelchtheile
(meist 4—5) einreihig.
*) Staubgefässe (unserer Gattungen) mehr als Blumenblätter (”—10), entweder durch
Verdoppelung einzelner Glieder des ursprünglichen episepalen Kreises oder durch Einschaltung
eines zweiten epipetalen Kreises vermehrt.
98. Rutaceae. Kelch 4—S5theilig, bleibend. Blumenblätter A—5, in der
Knospe dachig, regelmässig oder etwas ungleich. Staubgef. 8—10, in 2 Kreisen (bei
fremden auch nur 4—5 episepale), unter oder im gewölbten Discus eingefügt. Frucht-
knoten A—5fächerig, 4—5lappig, mit einem zwischen den Lappen hervortretenden Griffel ;
Fächer 2—A4eiig. Frucht eine Kapsel, am Innenrande der Lappen (Fächer) oder durch Fach-
theilung aufspringend, mit durch Fehlschlagen 1—3samigen Fächern. Keim im Eiweiss
(oder eiweisslos). Kräuter, Sträucher oder Bäume, reich an ätherischen Oelen und
Harzen, mit spiraligen oder gegenständisen einfachen oder getheilten und gefiederten
Blättern.
99. Acerineae. Blüthen zwitterig oder vielehig. Kelch 4A—9theilig, abfällig,
oft gefärbt. Blumenblätter gleichzählig, in der Knospe deckend, selten fehlend. Staubgef.
durch theilweise Verdoppelung 8 (selten weniger oder mehr), der Mitte der flachen
Scheibe eingefügt. Fruchtknoten 2- (ausnahmsweise auch 3-) fächerig, zusammengedrückt,
mit schmaler Scheidewand, flügelig 2lappig, Fächer 2eiig. Griffel 2spaltig. Frucht ?n
die 2 meist nur lsamigen geflügelten Theilfrüchtehen spaltend, mit geschlossen blei-
benden Fächern. Keim eiweisslos, gefaltet und gerolli. — Bäume mit zuckerhaltigem
Safte, gegenständigen, gestielten, handförmig gelappten oder gefiederten, nebenblattlosen
Blättern, meist traubigen oder ebensträussig rispigen Blüthen.
= Hypopityaceae. Staubgef. 10 (oder 8). Fruchtknotenfächer mit zahlreiche
Eichen. Griffel 1 mit 5lappiger oder trichterförmiger Narbe. |
100. Hippocastaneae. Blätter zwittrig oder fehlschlagend vielehig, etwas
zygomorph. Kelch 5theilig oder 5zähnig. Blumenblätter 4—5, ungleich. Staubgef. in 2
Kreisen, deren epipetaler unvollständig, daher nur 7—S8, einem flachen Ringe eingefügt,
frei. Fruchtknoten 3fächerig, mit einfachem Griffel und spitzer Narbe; Fächer 2eiig.
Kapsel durch Fehlschlagen oft nur 1— 2fächerig, 1—4samig. Samen ohne Mantel, eiweisslos.
Keim mit dirken, zusammengewachsenen, beim Keimen in der Erde bleibenaen Keim-
blättern. — Bäume oder Sträucher mit gegenständigen, sestielten, nebenblattlosen,
einfachen oder meist gefingerten Blättern, Blüthen in Rispen.
##) Staubgefässe ebensoviele als Blumenblätter, 4—5, mit denselben abwechselnd
(episepal, vor den Kelchblättern).
101. Staphyleaceae. Kelch 5theilig. Blumenblätter 5, gleich, dem Rande
einer vertieften Scheibe eingefügt. Staubgef. 5, mit den Blumenblättern. Fruchtknoten
2—3fächerig, 2—3lappig; Fächer 1—2reihig mehreiig, oben öfter getrennt. Griffel
2—5, getrennt oder verwachsen. Frucht eine häutige Kapsel, mit oberwärts an den
Nähten aufspringenden, durch Fehlschlagen nur 1—3samigen Fächern (bei fremden auch
beerenartig). Samen knöchern, ohne Mantel, mit spärlichem Eiweiss oder eiweisslos.
Keim mit dieken Keimblättern. — Sträucher oder Bäume, mit meist gegenständigen,
unpaarig gefiederten Blättern und abfälligen Nebenblättern.
102. Celastrineae. Kelch 4—5spaltig, der flachen bodenständigen Scheibe
angewachsen. Blumenblätter 4—5, gleich, dem äusseren Rande der Scheibe eingefügt,
Staubgef. ebensoviele, der Scheibe selbst eingefügt. Fruchtknoten 2—5fächerig, mit ein-
fachem Griffel und Narbe, Fächer 1—mehreiig. Kapsel oft lappig-kantig. Samen mit
reichlichem Eiweiss, von einem fleischigen Mantel mehr weniger umhüllt. Keim mit
flachen, grünen Keimblättern. — Sträucher oder Bäume mit spiraligen oder gegenstän-
digen, ungetheilten Blättern und sehr bald abfälligen Nebenblättern.
*+*) Staubgefässe soviel wie Blumenblätter, 4- 5, vor dieselben gestellt (epipetal).
103. Ampelideae. Blüthen zwittrig oder 2häusig-vielehig. Kelch klein,
4—5zähnig oder ganzrandig, abfällig. Blumenblätter 4—5, dem äusseren Rande der
flachen oder becherförmig vertieften Scheibe eingefügt, oft am Grunde oder an der
Spitze zusammenhängend, in der Knospe klappig oder an den Rändern einwärts gefaltet.
Fruchtknoten 2—mehrfächerig, Fächer 2eiig. Griffel einer mit kopfiger Narbe. Frucht
eine Beere. Keim im Eiweiss.
104. Rhamneae. Blüthen zwitterig oder 2häusig-vielehig. Keleh 4—5spaltig,
frei (oder dem Fruchtknoten unterwärts angewachsen), die Zipfel abfällig, in der Knospe
klappig. Blumenblätter 4—5, nebst den Staubgefüssen dem Rande einer flachen oder
becherförmigen, mit der Kelchröhre verwachsenen Scheibe eingefügt, in der Knospe
eingefaltet klappig (oder fehlend). Fruchtknoten 2—4fächerig, Fächer leiig. Griffel
einer mit 2—4 Narben. Frucht steinfruchtartig (oder kapselig). Keim im spärlichen 4
Eiweiss. — Bäume oder Sträucher, mit ungetheilten Blättern und kleinen, zuweilen dornigen
Nebenblättern, kleinen meist grünlichen Blüthen,
y) Fruchtknoten 2—4fächerig, Fächer vieleiig. Kelchtheile (bei unseren Gattungen)
2reihig, 4—6 innere und ebensoviele äussere.
105. Lythrarieae. Kelch 8—12zähnig, mit zweireihigen, ungleichen Zähnen,
deren innere in der Knospe klappig (oder gleichmässig 3—6zähnig oder -spaltig). Blumen-
blätter 3—6, dem Schlunde des Kelehbechers eingefügt, manchmal fehlend. Staubgef. in 1—2
gleichzähligen Kreisen (selten mehr oder weniger). Fruchtknoten vom Kelehbecher umschlos-
sen, 2—4fächerig, Fächer vieleiig. Griffel 1 mit einfacher Narbe. Kapsel durch Schwinden
der Scheidewände bisweilen 1fächerig. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter (oder Sträucher
und Bäume) mit meist 4kantigen Stängeln und Ästen, mit gegenständigen, ungetheilten
Blättern ohne Nebenblätter, mit blattwinkelständigen oder traubig-ährigen Blättern.
Id. Syncarpicae Calycogynae.
Fruchtknoten polymerisch, mit dem Kelchbecher verwachsen (unterständig).
! ; 1. Fruchtknoten 2—mehrfächerig, selten (Circaea alpina) durch Verkümmerung 1fäche-
rig und leiig.
| a) Staubgefässe so viele oder doppelt so viele als Blumenblätter (d. h. einfach,
in 1—2 Kreisen).
vo. . «) Blüthen blattwinkelständig oder ährig und traubig, ‚aus stets 4- oder 2-
zähligen Kreisen,
106. Oenothereae. Blüthen zwittrig. Kelchröhre (Becher) noch über den
Fruchtknoten hinaus verlängert, mit 4—2theiligem in der Knospe klappigen Saume
(bei unseren Gattungen vom Fruchtknoten zuletzt abfällig). Blumenblätter mit den Staub-
gefässen dem Becher eingetügt, 4—2, in der Knospe gedreht dachig. Staubgef. 2—8.
Fruchtknoten 2—4fücherig, Fächer meist viel-, selten leiig. Griffel 1 mit einfacher oder
2—4spaltiger Narbe. Frucht kapselartig, fachspaltig aufspringend (oder beerenartig) oder
397
nussartig nicht aufspringend. Keim ohne Eiweiss, mit 2 Keimblättern. — Land- oder
Sumpf bewohnende Kräuter (oder Sträucher) mit oft gegenständigen, einfachen, neben-
blattlosen Blättern.
107. Trapaceae. Blüthen zwittrig. Kelch den oberen Theil des Frucht-
knotens frei lassend, Kelchsaum daher halb oberständig, bleibend und mit der Frucht
erhärtend. Blumenbl. 4, sammt den 4 Staubgefässen dem äusseren Rande eines wulstigen
Ringes am Grunde des freien Fruchtknotentheiles eingefügt. Fruchtknoten 2fächerig,
Fächer 1eiig. Griffel 1 mit kopfförmiger Narbe. Frucht eine saftlose Steinfrucht, durch
Fehlschlagen 1fächerig und 1samig, durch die Kelchzipfel 2—-Ahörnig. Keim ohne Eiweiss,
mit einem grossen, massigen, mehligen Keimblatte. — Schwimmende Wasserpflanzen mit
spiraligen, einfachen Blättern.
108. Halorrhagideae. Blüthen einhäusig (seltener zwittrig) Kelch der
& Blüthen 4theilig, Kelchsaum der Q und Zwitterblüthen 4zähnig, an der Spitze des
Fruchtknotens. Blumenblätter 4, bald abfällig. Staubgef. 8 oder 4. Fruchtknoten Afächerig,
Fächer leiig, Griffel sehr kurz oder fehlend, Narben 4. Frucht in 4 Theilfrüchtchen
zerfallend (oder nuss- oder steinfruchtartig). Keim im Eiweiss, mit 2 Keimblättern. —
Untergetauchte, nur zur Blüthezeit aufgetauchte Wasserpflanzen (oder Landpflanzen) mit
quirlständigen (gegenständigen oder abwechselnden) Blättern ohne Nebenblätter.
ß) Blüthen in Dolden oder ebensträussigen Trugdolden oder Köpfchen.
*) Blüthen 5zählig (bei den Adoxeen nur die oberste Blüthe 4zählig).
109. Umbelliferae. Blüthen zwittrig, durch Fehlschlagen auch theilweise
eingeschlechtig, regelmässig oder die äusseren in der Dolde strahlend zygomorph. Kelchsaum
özähnig oder 5lappig oder undeutlich. Blumenblätter mit einem meist einwärts geschla-
genen Endläppchen und in der Einbiegung meist herzförmig ausgeschnitten. Staubgef. 5
in der Knospe einwärts gebogen. Fruchtknoten 2fächerig, Fächer anfangs öfter mit 2, bald
durch Fehlschlagen des einen mit 1 hängenden Eichen. Griffel 2, am Grunde in eine
oberständige Scheibe (Griffelpolster) verbreitert. Frucht durch die Rücken- und vereinigten
Randspuren der Kelchblätter meist deutlich 1Orippig, eine Spaltfrucht, in die beiden
Fächer (Theilfrüchtehen) vom Grunde zur Spitze spaltend; Früchtehen meist dem stehen-
bleibenden fädlichen Mittelsäulchen (Fruchtträger) mit der Spitze aufgehängt, auf der
Berührungsflläche mehr weniger flach, auf der gewölbten äusseren Seite mit 5 Hauptriefen,
in den zwischenliegenden 4 Thälchen bisweilen von je einer Nebenriefe (dem Seitennerven
des Kelchblattes), innen gewöhnlich von je 1— mehreren oft dunkler gefärbten Oelgängen
(Striemen) durchzogen. Samen der Fruchtschale des Faches öfter anhaftend, mit dünner
Samenhaut nnd mit reichlichem hornigen Eiweiss, in dessen oberem Ende der kleine
Keim eingeschlossen ist. — Kräuter mit stielrundem, aber oft gefurchtem, an den Knoten
meist verdiektem Stengel, meist abwechselnden, meist verschiedentlich getheilten Blättern,
deren Blattstiel scheidig erweitert; Blüthen in schirmförmigen, selten kopfförmigen, meist
zusammengesetzten Dolden.
110. Araliaceae. Blüthen meist zwittrig. Kelchsaum oberständig, 5zähnig
oder ganzrandig. Blumenblätter 5—10, in der Knospe klappig, mit breiter Basis sitzend,
frei. Staubgef. 5—10, Staubkolben 2beutelig.. Fruchtknoten 2—10fächerig, Fächer
anfangs mit 2, bald durch Fehlschlagen des einen mit einem hängenden Eichen. Griffel
so viele als Fächer, frei oder in einen verwachsen, am Grunde von einer oberständigen
Scheibe umgeben. Frucht eine Beere. Keim im reichlichen Eiweiss. — Bäume oder
Sträucher, letztere oft kletternd, mit abwechselnden, ganzen oder gelappten, nebenblatt-
losen Blättern; Blüthen in Dolden oder Köpfen.
111. Adoxeae. Blüthen 5zählig (nur die Endblüthe des Köpfchens 4zählig).
Kelchsaum halboberständig, 3—2spaltig. Blumenblätter am Grunde verwachsen, radförmig,
in der Knospe deckend, Staubgef, in einem Kreise, durch Verdoppelung 10—8, mit
ibeuteligem, schildförmigem Staubkolben. Fruchtknoten oberwärts frei, ohne oberständige
Scheibe, 5—4fächerig. Griffel 4—5. Frucht eine Beere, in der Mitte vom bleibenden
398
Kelchsaum umgeben, von den Griffein gekrönt. Keim im Eiweiss. — Zartes Kraut mit
getheilten nebenblattlosen Blättern und endständigen 5—7blüthigen Köpfchen mit
einer Endblüthe.
**) Blüthen 4zählig.
112. Corneae. Kelchsaum oberständig, 4zähnig. Blumenblätter mit breiter
Basis, in der Knospe klappig. Staubgefässe 4. Fruchtknoten 2—3fächerig, Fächer mit
ihängenden Eichen. Griffel einfach, am Grunde in eine kleine oberständige Scheibe ver-
breitert. Frucht eine Steinfrucht mit 3—1fächerigem Steine. Keim im Eiweiss. — Bäume
oder Sträucher mit ungetheilten, nebenblattlosen, meist gegenständigen Blättern, Blüthen in
Dolden oder Trugdolden.
* Ericaceae (Oxycoccus). Staubgefässe S. Fruchtknoten 4fächerig mit vieleiigen
Fächern. — Krautartiges Sträuchlein.
b) Staubget. (unserer Gattungen) 20 und mehrere (d. h. 4—5 zusammengesetzte eines Kreises).
113. Philadelpheae. Kelchsaum 4-—ö5theilig, in der Knospe klappieg.
Blumenblätter gleichzählig, mit den Staubgef. unter der oberständigen Scheibe eingefügt.
Fruchtknoten 4—10fächerig, Fächer vieleiig. Griffel soviel wie Fächer, frei oder unten
verwachsen. Frucht eine (meist) fachspaltig klappige Klapsel. Samen mit häutiger, den
kleinen Kern locker umgebender Samenhaut. Keim im Eiweiss. — Sträucher mit gegen-
ständigen, einfachen, nebenblattlosen Blättern.
* Pomariae. Kelchsaum in der Knospe dachig. Frucht fleischig, apfelartig. Samen
mit krustiger oder knorpeliger Aussenhaut. Keim ohne Eiweiss. — Blätter mit Nebenblättern.
2. Fruchtknoten 1fächerig mit 2 (sehr selten 3—4) wandständigen, fadenförmigen viel-
eiigen Samenträgern.
114. Grossularieae. Kelchröhre (Becher) über den unterständigen Frucht-
knoten mehr weniger, oft röhrig verlängert, mit 4—5theiligem, verwelkendem, in der
Knospe deckendem Saume. Blumenblätter 4—5, mit den gleichzähligen, abwechselnden
Staubgefässen im Schlunde des Bechers eingefügt, meist klein. Griffel 2—4spaltie. Frucht
eine saftige, vom Kelche gekrönte Beere. Samen mit schleimiger Aussen- und krustiger
Innenhaut. Keim klein im Eiweiss. — Sträucher mit abwechselnden, gestielten, hand-
förmig gelappten Blättern ohne Nebenblätter.
IV. Eleutherocarpicae Calyciflorae.
Fruchtknoten monomerisch oder unvollkommen polymerisch. Staubgefässe perigyn.
1. Fruchtknoten aus 2 (oder 3) nur oberwärts freien (die Schnäbel der Frucht bildenden),
im unteren Theile zusammengewachsenen Fruchtblättern, nebstbei mit der Kelchröhre (dem Becher)
in seinem unteren grösseren oder kleineren Theile verwachsen.
115. Saxifrageae. Kelch mit 5—4 freien Zipfeln. Kronenblätter 5—4,
nebst den Staubgef. dem Kelchschlunde eingefügt. Staubgef. gleich viele oder doppelt
so viele. Fruchtknoten 2schnäbelig, einfächerig mit 2 wandständigen Samenleisten, oder
2fächerig mit centralen Samenleisten, mit zahlreichen Eichen. Frucht eine Kapsel,
durch Nahttheilung auf der Innenseite der Schnübel aufspringend. Samen zahlreich,
klein, mit glatter oder runzeliger Schale. Keim im Eiweiss. Kräuter mit abwechselnden,
seltener gegenständigen, einfachen, nebenblattlosen Blättern, endständig-eymösen Blüthen.
* Staphyleaceac. Blumenblätter und Staubgefässe (5) dem Rande einer vertieften
Scheibe eingefügt. Kapsel aufgeblasen, häutig. Samen durch Fehlschlagen nur wenige, knöchern
mit spärlichem Eiweiss.
2. Früchtchen unter einander ganz frei oder nur am Grunde etwas verwachsen.
a) Früchtchen am Grunde, oberhalb der Staubgefässe, von schuppenförmigen Boden-
auswüchsen (hypogynen Schüppchen) umgeben.*) Becher sehr wenig entwickelt, mit der Basis der
2 *) Diese Schüppchen sind keine Ligularbildungen der epipetalen Staubgefüsse, wie Döll
meint, sondern Anhängsel (äussere Ligularbildungen) der Carpellarbasen; daher sie auch (bei
Crassula, Bulliarda) vorhanden sind, wenn die epipetalen Staubgefässe fehlen.
399
Carpelle verwachsen, daher die Blumenblätter und Staubgefässe dicht unter den Carpellen einge-
fügt. — Blätter fleischig, ohne Nebenblätter.
116. Crassulaceae. Kelch 4—20theilig, bleibend, in der Knospe deckend.
Blumenblätter gleichzählig, frei oder am Grunde verwachsen. Staubgefässe I—2mal so
viele in 1—2 Kreisen.*) Fruchtknoten so viele als Blumenblätter, diesen superponirt
(epipetal), (meist) vieleiig, frei (selten in einen polymerischen Fruchtknoten verwachsen).
Früchtchen balgkapselartig, einwärts aufspringend. Samen sehr klein, mit häutiger Schale
und spärlichem Eiweiss, — Kräuter oder Halbsträucher mit meist abwechselnden, ein-
fachen Blättern und meist eymösen, selten einzelnen Blüthen.
b) Früchtehen ohne hypogyne Schüppchen. Blätter krautig, meist mit Nebenblättern.
«) Früchtehen mit dem entwickelten, vertieften Becher aussen verwachsen (innen
unter einander meist frei), daher die Blumenblätter und Staubgefässe unmittelbar unter dem freien
Theile der Carpelle oder am Rande einer oberständigen Scheibe eingefügt.
117. Pomariae. Kelchsaum 5spaltig oder 5zähnig, vertrocknend, in der
Knospe dackig. Blumenblätter 5, benagelt. Staubgef. 20—40, in der Knospe einwärts
gebogen. Fruchtknoten 2—5, selten nur 1, mit 2 — mehreren aufrechten Eichen, in
den Becher eingewachsen. Frucht eine Apfelfrucht, vom fleischig gewordenen Becher
um die häutigen, knorpeligen oder steinkernartigen Früchtchen (Fruchtfächer) gebildet.
Samen ohne Eiweiss. — Sträucher oder Bäume mit abwechselnden, einfachen, selten
gefiederten Blättern und mit meist abfälligen Nebenblättern.
* ß) Früchtchen frei im Grunde oder auch an der Iunenwand des mehr weniger
ausgebildeten Bechers, dessen Rand die Kelchzipfel, Blumenblätter und Staubgefässe trägt.
*) Blumen. regelmässig.
118. Rosaceae. Blüthen zwittrig, selten durch Fehlschlagen eingeschlechtig.
Kelch 5—4spaltig, nebst dem Becher meist oder wenigstens letzterer bleibend. Blumen-
blätter 5—4, benagelt, selten fehlend. Staubgef. frei, meist 20 und mehrere, selten
weniger, auch nur soviel als Kelchzipfel und noch weniger. Fruchtknoten meist mehrere,
selten nur einer, 1—vieleiig. Früchtehen meist nussartig, selten steinfruchtartig oder balg-
kapselartig. Keim ohne Eiweiss. — Kräuter oder Sträucher (und Bäumchen) mit meist
abwechselnden, fieder- oder handnervigen, einfachen oder getheilten und zusammengesetzten
Blättern, meist mit krautigen, bleibenden Nebenblättern.
119. Amygdaleae. Blüthen meist zwittrig. Becher röhrig oder glockig, nebst
den 5 Kelchzipfeln nach der Blüthe am Grunde abgeschnitten abfällig. Blumenblätter 5,
benagelt, zeitlich abfällig. Staubgefässe frei, 20—30. Fruchtknoten 1 mit 2 im Scheitel
des Faches hängenden Eichen, mit einfachem Griffel. Steinfrucht mit saftigem oder
seltener trockenem Fleische und mit meist 1samigem Steine. Keim ohne Eiweiss.
Bäume oder Sträucher mit abwechselnden, einfachen, meist gesägten Blättern und bald
abfallenden Nebenblättern.
*=) Blumen unregelmässig (zygomorph), schmetterlinssartig.
120. Papilionaceae. Kelch ötheilig, 5spaltig oder 5zähnig, öfter zweilippig.
Blumenblätter 5 (selten ein oder mehrere fehlend), benagelt, nebst den Staubgefässen
dem Rande eines wenig entwickelten, niedrigen Bechers im Kelchgrunde eingefügt. Die
beiden vorderen (unteren) Blumenblätter meist zu einer, die Befruchtungswerkzeuge auf-
nehmenden Rinne (dem Schif}chen) verwachsen, dessen Seiten die beiden seitlichen (Mlägel)
anliegen ; das hintere (obere) meist viel grössere (die Fahne) in der Knospe die übrigen
bedeckend, später zurückstehend. Staubgefässe 10, öfter abwechselnd länger und kürzer,
ihre Fäden sämmtlich oder mit Ausnahme des hintersten freien zum grösseren Theile
röhrig verwachsen. Fruchtknoten 1, mit nach hinten (zur Fahne) gekehrter, meist
mehrere 2reihige Eichen tragender Samenleiste, mit einfachem Griffel und Narbe. Frucht
*) Die Blüthenkreise alterniren sämmtlich, wenn der Staubgefässkreis einfach ist; ist
er doppelt, so ist der innere, später auftretende epipetale interpolirt, daher vor den Carpellen
stehend. Die Annahme von Schwindekreisen ist auch hier überflüssig.
400
eine Hülse, durch Rand- und Mittentheilung des Fruchtblattes 2klappig, oder eine in
einsamige quere Glieder zerfallende Gliederhülse, selten ein einsamiges Nüsschen. Keim
ohne, selten mit spärlichem Eiweiss. — Bäume, Sträucher und Kräuter, mit abwech-
selnden, meist spiraligen, oft zusammengesetzten (gefiederten oder 3zähligen) Blättern,
und meist mit ausgebildeten, seltener mit drüsig verkümmerten oder fehlenden Neben-
blättern. Blüthen traubig, ährig oder kopfförmig.
72. Ordnung. Ranunculaceen Juss.
Gattungen:
A. Früchtchen”mehrere, oft zahlreich, nussartig, nicht aufspringend, Isamig.
1. (Clematideae.) Kelch in der Knospe Kklappig, mit flachen oder eingebogenen
Rändern, blumenkronenartig. Samenknospe hängend. Blätter gegenständig.
1. Clematis. Kelch meist 4- (seltener 5-blättrig), abfällig. Blumenkrone fehlend. Frücht-
chen vom bleibenden, langen, zottigen Griffel geschwänzt.
2. Kelch in der Knospe dachig. Blätter wechselständig.
a) (Anemoneae.) Blumenblätter fehlend oder flach, ohne Honiggrübchen. Sa-
menknospe hängend.
«) Früchtchen in geringer Zahl, ungeschwänzt, einem kleinen scheibenförmigen
Fruchtboden eingefügt.
2. Thalietrum. Kelch blumenblattartig, 4—5blättrig, abfällig. Blumenkrone fehlend.
Pf) Früchtchen zahlreich, einem halbkugeligen bis kugelförmigen Frucht-
boden eingefügt.
*) Blumenblätter fehlend. Kelch blumenblattartig. Unter der Blüthe eine
verschiedengestaltige Hülle aus 3 (selten 4) Blättern.
3. Pulsatilla. Blüthe von der Hülle laubartiger, vieltheiliger Blätter entfernt. Kelch-
blätter meist 6, meist glockig. Früchtchen vom verlängerten zottigen Griffel
geschwänzt.
4. Anemone. Blüthe von der Hülle laubartiger Hüllblätter entfernt, Kelchblätter 5
bis mehrere, sternartig ausgebreitet, Früchtehen vom kurzen kahlen Griffel bespitzt.
5. Hepatica. Hülle kelchartig, aus ungetheilten Blättchen, der Blüthe sehr genähert,
fast angedrückt. Kelchblätter zahlreich, sternförmig. Früchtehen vom kurzen,
kahlen Griffel bespitzt.
**) Blumenblätter 5 — viele. Kelch etwas krautartig, 5blätterig, die Blättchen
am Grunde etwas höckerig.
6. Adonis.
x b) (Ranunculeae.) Blumenblätter innen am Grunde mit einem oft von einer
Schuppe bedeckten Honiggrübchen.
. ,%) Kelchblätter 5, am Grunde in einen fädlichen Sporn verlängert, abfällig.
Blumenblätter mit langem fädlichen Nagel. Samenknospe hängend.
7. Myosurus. Honiggrübehen am Grunde der kurzen Platte röhrig. Staubgef. wenige,
oft nur 5. Früchtchen sehr zahlreich, auf einem sehr verlängerten eylindrischen
Fruchtboden,
ß) Kelehblätter ungespornt. Blumenblätter kurz oder undeutlich benagelt.
Samenknospe aufrecht. y
8. Ceratocephalus. Kelchblätter 5, lange bleibend. Blumenblätter 5, ihr Honig-
grübehen von einem” Schüppchen bedeckt. Staubgef. 5—15. Früchtehen auf
walzigem Fruchtboden, längs der oberen (Bauch-) Naht mit 2 hohlen, dem
Fruchtfach parallelen Höckern.
Clematis. 401
9. Ranunculus. Kelchblätter 5, selten 3, abfällig. Blumenblätter 5, selten mehr,
ihr Honiggrübchen nackt oder von einem Schüppchen bedeckt. Staubgef. meist
zahlreich. Früchtchen ohne hohle Höcker, auf kegelfürmigem oder kurzem
halbkugeligem Fruchtboden. >
B. Früchtehen mehrere, selten nur 1, mehrsamig, balgfruchtartıg, auf der Bauchnaht
aufspringend. — Kelch- und Blumenblätter in der Knospe dachig, erstere (ausgenommen Helle-
borus) blumenblattartie, abfällig. Blumenblätter meist kleiner als der Kelch, nektarienartig
oder fehlend,
a) Kelch (und Blumenkrone, wenn vorhanden) regelmässig.
«) Blumenblätter (Nektarien) benagelt, röhrig oder mit Honiggrube, unge-
spornt, oder fehlend. Staubgef. spiralig, alle fruchtbar.
10. Caltha. Kelchblätter 5. Blumenblätter fehlend. DBalgfrüchte 5—10, frei.
11. Trollius. Kelchblätter 5 — viele, abfällig. Platte der zahlreichen Blumenblätter
flach, lineal, am Grunde mit offenem Honiggrübchen. Balgfrüchte zahlreich,
walzlich, frei.
12. Helleborus. Kelchblätter 5, grün oder gefärbt, an der Frucht bleibend. Blu-
menblätter 5 — mehrere, ihre Platte röhrög mit 2lippiger Mündung. Balgfrüchte
3. — mehrere, langgeschnäbelt, am Grunde ein wenig verwachsen.
13. Isopyrum. Kelchblätter 5 oder 4, abfällig. Blumenblätter 5—4, ihre Platte
kurz röhrig, offen, einlippig. Balgfrüchte 1 — mehrere, pfriemlich geschnäbelt,
nur am Grunde schwach verwachsen.
14. Nigella. Kelchblätter 5, benagelt. Blumenblätter 5—10, geknickt aufsteigend,
ihre Platte 2spaltig, am Grunde mit einer grossen, von einer Schuppe be-
deckten Honiggrube. Balgfrüchte 3—10, zur Mitie und darüber verwachsen.
ß) Blumenblätter 5, trichterförmig, nach abwärts gespornt, ungenagelt, mit der
inneren Seite des schiefen Saumes angeheftet. Staubgef. in abwechselnden 5zähligen Kreisen,
über jedem Kelch- und Kronenblatt in eine Zeile gestellt, die 10 innersten beutellos, schuppenförmig.
15. Aquilegia. Kelchblätter 5, am Grunde zusammengezogen. Balgfrüchte 5, frei.
b) Kelch und Blumenkrone zygomorph (bloss symmetrisch, unregelmässig). Kelch
5blättrig. Blumenblätter der Anlage nach 5, episepal, häufiger aber durch theilweise Verdoppelung
$, jedoch nur das hintere einfache oder gedoppelte, oder auch noch die beiden seitlichen (ein-
fachen) sich entwickelnd, die übrigen verkümmernd.
16. Delphinium. Das hintere Kelchblatt gespornt. Blumenblätter entweder 4, davon
die 2 hinteren gespornt, oder nur 1 hinteres, gesporntes entwickelt; deren
Sporne in den Kelchsporn eingeschlossen. Balgfrüchte 1—5.
17. Aconitum. Das hintere Kelchblatt am grössten, helmförmig ausgehöhlt (Helm),
aber ungespornt. Nur 2 hintere, im Helm verborgene Blumenblätter entwickelt,
kapuzenförmig, lang benagelt; die übrigen klein fadenförmig oder theilweise
fehlschlagend. Balgfrüchte 3—5.
C. Früchtchen einzeln, mehrsamig, beerenartig.
18. Actaca. Kelch 4blätterig, bald abfällig. Blumenblätter 4, schmal, ohne Honig-
grübchen.
1. Clematis L. (s. str.) Waldrebe.
1. C. recta L. Stengel krautig, aufrecht, gerillt. Blätter unpaariggefiedert,
meist 7zählig, die untersten am Triebe einfach, die nächstfolgenden 3zählig. Blättchen
gestielt, eiförmig bis lanzetlich, manchmal am Grunde herzförmig (die seitlichen schief),
zugespitzt, ganzrandig. Jispe endständig, trugdoldig verzweigt; deren unterste Aeste
auch blattachselständig. Kelchblätter aussen am Bande weichhaarig-filzig, sonst
fast kahl oder zerstreut behaart. Schweif der Früchtehen elwa 3mal so lang als
diese, mit horizontal abstehenden langen Zotten.
402 Thalietrum.
3-5‘ hoch. Kelchblätter weiss. Früchtchen berandet, auf den Flächen vertieft, behaart.
%, Juni, Juli. Auf steinigen, buschigen Hügeln, in Weinbergen, an Waldrän-
dern, auf Wiesen der wärmeren Hügel- und Thalregion, gerne auf Kalk, verbreitet. Bei
Prag: Lorenzberg (Opiz); Dvoree, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal
nächst Kosof, Zävister Berg, Karlstein, Tetin! Podbaba, Scharka und Generalka, Horo-
möricer Wald! Bohnicer Weinberge, Beckover Hain bei Libeznie (Dedetek)! Gegen-
über Libeie, felsiges Moldauufer! Kalklehnen über Hledsebe bei Weltrus! — Elbegebiet :
Kalkhügel bei Dvakacovie nächst Chrudim! Kladrub auf Wiesen (Opiz); Elbe-Teinitz !
Elbauen bei Kolin, Nimburg! Voskoyreh bei Podebrad, zerstreut in den Wäldern zwi-
schen Dymokur und Rozdalovie, bei Nouzoy ! Cetelic bei Bysic! N. Benatek (Dedetek) !
Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Weisswasser am Rande eines Kieferwaldes im Biela-
thale, auf Quadersandstein, und auf dem Bösig (Hipp.)! Schnedowitz (Pöch)! Widim
(Hackel). Sovice bei Roudnie! Wald Sebin bei Libochovic! _Leitmeritz: Loretto,
Weisse Lehne, Weinberge des Lobosch! Cernosek (A. Mayer). Mittelgebirge, z. B. am
Granatbache unter dem Radelstein! am Klotzberge, Südseite der Hora bei Merzkles,
Mileschauer! Wostray bei Mileschau (Reuss). Elbabhang bei Aussig, Felsen bei Neste-
ric! Bilin (Reuss), Teplitz (Winkler)! Komotau: im Grund, am Schwarzen Hübel! Schloss-
garten bei Schlackenwerth (Ortmann). — Hohenfurth (Nenning! fehlt aber in Jungbauers
Verzeichnis) ?
2. C. vitalba L. Stengel an der Basis holzig, strauchig, klimmend, teffurchig-
kantig. Blätter unpaarig gefiedert, 5—7zählig, mit den Blattstielen rankend. Blätt-
chen gestielt, herzförmig oder eiförmig, ganzrandig oder grobgekerbt, fast gelappt. Dlüthen-
stände trugdoldig, end- und zahlreich blattwinkelständig. Kelchblätter beiderseits filzig.
Schweif der Früchtchen vielmal länger als diese, mit schief abstehenden Zottenhaaren,
6—12' hoch. Kelch weiss, aussen grünlich. Früchtchen weit kleiner als bei vor., behaart.
» Juli, August. In Wäldern, Hecken, Zäunen. Wirklich wild wahrscheinlich
nur im südlichen Striche an der österreichischen Gränze (Presl Fl. &ech.), nach Purkynö
zahlreich in Fichtenwäldern nahe der Linzer Bahn. Sonst wohl nur gepflanzt und ver-
wildert, so bei Prag selten, in Zäunen bei Hlubocep (Tausch)! in der Scharka ! an der
Säzava bei Kammerburg verwildert (Vogl). Dvakadovicer Fasangarten bei Chrudim (Opiz),
Jungbunzlau in Gartenzäunen (Hipp.)! Gebüsche am Sovicberge (Neumann, von mir
nicht bemerkt).
2. Thalictrum L. Wiesenraute.
a) (Tripterium DC.) Staubfäden stark verdickt, vielmal länger als die Staub-
kölbehen, Früchtchen gestielt, überhängend, 3kantig geflügelt, unberippt. Blüthen lila oder weiss.
1. T. aquilegiaefolium L. Wurzelstock kurzgliedrig, büschelfasrig. Stengel
feingerieft. Blätter 2—3fach gedreit-gefiedert, an den Verzweigungen der Blattstiele
durchwegs mit rundlichen häutigen Stipellen; Blättchen rundlich verkehrteiförmig,
eingeschnitten-gekerbt. Blüthen aufrecht in Trugdolden.
1—3' hoch, heilgrün. Blättchen und Blüthen die grössten der Gattung.
2. Juni, Juli. Auf feuchten Waldwiesen, an Waldrändern, Bergabhängen und
Abstürzen, Felsen, an Bächen, in Gebirgsgegenden ziemlich verbreitet, doch zerstreut,
selten in niedere Lagen herabsteigend. Bei Prag nur bei St. Ivan auf-dem Felsabhange
(Feistmantel)! und hinter St&chovic bei den Stromschnellen am rechten Moldauufer (1872)!
— Rohoznä (Cenek; ob bei Bystrau an der mähr. Gränze?)! Landskron (Erxleben) !
Glazer Schneeberg! Verbreitet im Riesengebirge: Rehhorn, Marschendorf (Haenke),
Kesselberg (Kablik)! Riesengrund (Tausch)! Eibgrund (Gottstein)! Teichränder u. s. w.
Rochlitz (Gottstein)! Vesecer Hain bei Jiein (Varetka, Pospichal)! Lausche, Tollenstein
(Matz). Jeschken (Langer)! Nixdorf, Georgswalde (Neumann), Kreibitz unter dem
Pickelsberg! B. Kamnitz (Zizelsberg.) Park bei Oberliebich nächst Leipa, im Höllen-
Thalictrum, 403
grunde (Watzel). Weisswasser (Hipp.). Tetschen (Malinsky)! Kamm des Göltschberges
(A. Mayer). Verbreitet im Brzgebirge: Seegrund bei Fichwald, Kleinhahn, Göhrn,
Krinsdorfer Thal (Reuss); Teltscher Grund, Komotauer Grundthal! Wiesenthal bei
Schlackenwerth, Gottesgab (Reiss), Karlsbad (z. B. Plobenwald), Ellbogen, Falkenau
(Ortmann). — Padrtbach bei Padrt! Rozmitäl (Lusek)! Burg Klingenberg (Dedeeck)!
Vorberge des Böhmerwaldes : Freiung (Claudi); Alpenweide bei Glöckelberg (Mardetschl.).*)
Vogeltenne bei Krumau (Mard.), Goldenkron (Jungbauer); geht bis an die Budweiser
Ebene bei Poric (Mard.). Neuhaus: bei der Burg Jindris mit Soldanella (Schöbl,
Noyotny) !
b) (Euthalictrum.) Staubfäden unbedeutend verdickt, 1— viermal so lang als das
Staubkölbehen. Früchtehen sitzend, aufrecht, längs gerippt. Blüthen gelblich oder grünlich.
«) Blüthenstand pyramidal-rispig; Blüthen ziemlich gleichmässig entfernt, (die
letzten fast doldentraubig gestellt), nebst den Staubfäden überhängend.
2. T. foetidum L. Wurzelstock meist kurzgliedrig, büschelfaserig, bisweilen aber
auch wagrechte, langgliedrige Sprosse treibend. Stengel unterwärts blattlos mit Nieder-
blättern, feenkantög gerieft. Blätter 3zählig, 3—-4fach gefiedert, im Umriss gleichseitig
3eckig, Blattfiedern fast rechtwinkelig spreitzend. Blättchen feingestielt, rundlöch oder
verkehrt eiförmig, tiefgekerbt, oft auch tief 3spaltig. Ochrehen der Blattscheiden
kurz eiförmig, abgerundet. Staubkölbehen langbespitzt. Früchtehen ciförmig-ellöptisch
bis. elliptisch-kreisförmig, zusammengedrückt und berandet, jederseits Srippig, mit
länglicher, häutiger, nach rückwärts umgerollter, daher schmal aussehender,
gezähnelter Narbe.
/,—1’ hoch. Ähnlich dem folgenden, am leichtesten durch die (bei uns wohl nie, wie
anderwärts bisweilen fehlenden) einfachen und drüsigen Hürchen auf Stengel, Blättern und
Blattstielen, durch feineres, mehr eingeschnittenes, sattgrünes, unterseits bleigraues Laub zu unter-
scheiden. Rispenäste wagrecht abstehend. Blüthen grösser als bei T. minus, Kelchblätter oval, oft
schmutzigroth angelaufen. Früchtchen gross, rund.
2. Juni, Juli. Auf Felsen, namentlich Kalkfelsen, in lockerer Walderde, nur in
der südlichen Prager Gegend: bei St. Prokop! und St. Ivan zahlreich! spärlicher auf
dem Zävister Berge bei Königsaal (Hauft) !
3. Th. minus L. (T, vulgare Kittel). Wurzelstock beschuppt, bald kurzgliedrig,
aufrechtästig, büschelfaserig, bald mehr weniger kriechend. Stengel fein kantig gerieft,
oft bläulich bereift. Blätter 3zählie 3—4fach gefiedert, im Umriss gleichseitig 3eckig;
Blattfiedern spitzwinkelig abstehend. Blättehen rundlich, am Grunde etwas herzförmig,
oder keilig verkehrteiförmig, vorn eingeschnitten und gekerbt. Oehrchen der Blattscheiden
kurz eiförmig, abgerundet. Staubkölbehen langbespitzt. Früchtchen elliptisch oder
länglich-elliptisch, stielrundlich oder mässig zusammengedrückt, S—10rippig, mit
breiter 3echig-spiessförmiger, nur mässig nach hinten wumgeschlagener, wumge-
zähnter Narbe.
H. 1—4‘. Sehr veränderlich im Rhizom, Grösse und Beblätterung des Stengels, im Zu-
schnitt der Blättchen, der Blattfarbe, Grösse der Früchtchen u. 8. w. Doch gelang es mir bisher
nicht, konstantere Formen, wie solche mehrere Autoren als Arten (T. montanum, collinum Wallr.,
majus Jacgq., silvaticum Koch) aufführen, zu unterscheiden. Uber diese problematischen Arten
haben auch die Autoren widersprechende Angaben, so namentlich über das Rhizom, welches nach
Neilreich bei Th. montanum und collinum nicht kriechend, bei silvaticum kriechend, nach Wimmer
bei montanum kriechend, bei collinum ohne Läufer, nach Grenier bei montanum und collinum
kriechend, aber bei T. majus ausläuferlos, nach Ascherson wieder bei allen mehr weniger krie-
chend sein soll. Unsere Pfianze scheint in der Regel ein aufrechtästiges Rhizom zu bilden, nur
an der Pflanze vom Göltsch (Malinsky!) fand ich Läuferrudimente. Stengel bald vom Grunde
beblättert, bald am Grunde mit Niederblättern, Blätter unterseits mehr weniger graugrün oder
ziemlich grasgrün, nur blässer; bei uns nebst Stengel immer kahl, ohne Drüsenhaare; Stipellen an
den sckundären Dlattstielen fand ich nie bei unserer Pflanze. Rispe bald mehr ausgebreitet, bald
mehr aufrecht ästig. Eine ausgezeichnete Form ist nur:
*) Daselbst wird die Art von den Sennern als „grosses Tausendsuldenkraut“ gesammelt
und als Mittel gegen mancherlei Viehkrankheiten sehr geschätzt (Mardetschläger).
A404 Thaliotrum,
ß) elatum (T. elatum Gaud.? T. majus Crantz, Jacq.?). Stengel 4—5‘ hoch, hin
und hergebogen, am Grunde beschuppt. Blätter unterseits mehr grasgrün. Läufer des Rhizoms
reichlich, federkieldick, beschuppt, ",' lang und noch länger. Früchte stielrundlich, wenig
zusammengedrückt.
2. Juni, Juli. Auf Wiesen, Reinen, Feldrändern, buschigen Flügeln und Felsen,
durch Nordböhmen verbreitet, aber oft sehr zerstreut, in den Niederungen wie im
Hügellande, selbst im Vorgebirge, z. B. bei Petsch im Erzgebirge an Feldrändern (Knaf)!
In Südböbmen wohl seltener, so bei Zbirow (Opiz), Tucap (Berchtold), Budweis! Neuhaus
(Mardetschl.) — ß. An der Eger bei Saaz hinter Libotan 1869!
4. T. simplex L. Wurzelstock langgliedrig, kriechend. Stengel kantig-gefwrcht,
vom Grunde beblättert. Blätter 2—3fach abnehmend gefiedert, im Umriss länglich
3eckig; Blättchen breit keilförmig bis schmallineal, 3spaltig und ungetheilt. Oehrchen
der Blattscheiden verlängert, länglich-eiförmig, an den oberen blättern spitz. Staub-
kölbchen kurz bespitst. Früchtchen ellipsoidischh 8—10rippig, mit breiter 3eckig
spiessförmiger Narbe.
1—3° hoch. Blätter grasgrün, oberseits glänzend; die Blättchen unserer Pflanze breit
keilförmig. Die Form mit schmalen linealen Blättchen (T. galioides Nestler) kommt in Böhmen
nicht vor. Die untersten 2 Blattfiedern sind nicht bedeutend grösser als die nächstfolgenden oberen,
bei den vorigen 2 Arten aber so gross als der ganze übrige Rest des Blattes, daher die ver-
schiedene Blattgestalt. Rispe schmal, mit aufrecht abstehenden Ästen. Kelche gelblichgrün.
2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen, an lichten Waldgebüschen. Bisher bloss
bei Saaz (Joh. Pokorny! als T. medium Jacgq. in Oest. Bot. Wochbl. 1852 p. 135); der
Standort auf der Scheda nicht genauer angegeben.
£) Blüthenstand doldentraubig-rispig, mit fast gleich hohen Ästen. Blüthen gehäuft,
nebst den Staubgefässen aufrecht.
5. T. favum L. Wurzelstock langgliedrig, Iıriechend. Stengel gefurcht. Blätter
3eckig-länglich, abnehmend gefiedert, die untersten 2 Fiedern kurz, nur 2—1paarig;
Blättehen keilig verkehrteiförmig oder keilig länglich, vorherrschend 3spaltig mit
spitzen Lappen, unterseits grasgrün, kahl, mit deutlichem Adernetz. An den unteren
Fiederstielen meistens häutige Stipellen. Früchtchen rundlich eiförmig.
1',—3‘ hoch; wird sehr dickstenglig und grossblätterig. Blattbreite veränderlich, doch
nie so schmal wie bei dem folgenden. Blüthen meist etwas grösser, gelblich.
2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen der Elbniederung, selten. An Wiesenbächen
bei Hermanie nächst Jarom&f (Knaf)! Bei Podebrad (zuerst von Opiz 1833): Blatowiese !
und zwischen Podebrad und Pecky auf Wiesen mit Gentiana pneumonanthe! Brandeis
(Opiz); bei Geelic und Chrast auf torfigen Riedgras-Wiesen! — Andere Angaben zwei-
felhaft, wahrscheinlich zu T. angustifolium p. gehörig, so bei Bilin, Klapay bei Libochowic
(Reuss), Vysotan, saaz. (Thiel).
6. T. angustifolium (L. part.) Wimmer et Grab. Wurzelstock kurzgliedrig,
büschelfaserig. Stengel gefurcht. Blätter 3eckig, wenig länger als breit, fast 3zählig
gefiedert ; die untersten 2 Seitenfiedern viel länger als dienächstfolgenden, 3—2paarig.
Biättchen lünglich-lanzettlich bis schmallineal, vorherrschend ungetheilt (selten
verkehrteiförmig und keilförmig länglich, unregelmässig gelappt), unterseits blass graugrün,
mit vorspringenden Hauptnerven aber undeutlichem Adernetz, mehr weniger flaumig,
selten verkahlt. Fiederstiele ohne Stipellen. Früchtehen länglich.
2—4' hoch. Blüthen gelblich, wohlriechend. Var.
ß) angustissimum (T. angustissimum Crantz, T. galioides Presl fl. cech., Opiz!
nec Nestler). Blättchen schmallineal, die der obersten Blätter oft fädlich, ",—1“' breit, meist
ungetheilt.
y) fallax (T. flavum y. variisectum Neilr., Th. nigricans Scop., Jacg.). Blättchen
der unteren Blätter verkehrt-eirundlich, der oberen keilförmig-länglich, meist unregelmässig
2—3lappig, fast völlig kahl, die oberen mit deutlicherem Adernetz. Diese, sicher hieher gehörige
Form (besonders im Herbste zu finden) wird bisweilen für T, flavum gehalten,
Pulsatilla, 405
2% Juni, Juli. Auf feuchten, auch torfigen Wiesen, im Gebüsch, an Gräben,
besonders an Flussufern, sowohl in den Niederungen, als auch in gebirgigeren Gegenden
und bis an den Fuss der höheren Gebirgszüge, doch sehr zerstreut, ß. und y. hin und
wieder mit der Hauptform. Bei Prag: Vyso&an (Schöbl)! Pankraz (Opiz)! bei Modran
im Thale (Jirus), Königsaal! Moldauufer hinter Stöchovic! Böchoyic (Leonhardi). Stefans-
überfuhr (Tausch, mit ß.)! Lobkovic, Kostelec an der Elbe! bei Cecelie mit T. flavum!
Nimburg (VSeteöka)! Blatowiese bei Podehrad! Kolin, Neuhof (Veselsky, mit ß.)! Par-
dubic gegen Broäan und Hradi$t sparsam (Opiz). Da$ic (Mann)! Königingrätz (Reichel)!
Jaromer (Knaf)! Vorberge der Sudeten (Kablik)! so bei Grossmohrau unter dem Glazer
Schneeberg (Erxleben ß.)! Trautenau (8. Pastor)! Vostruäno bei Jitin am Teichdamme
(y. Pospichal)! Iserwieseu bei Jungbunzlau (Himmer)! Münchengrätz, z. B. bei Mohelnice
(Sekera)! Torfwiesen bei Cistaj und Höflitz (Schauta). Grottau (Langer, £.)! Böhm.
Kamnitz (Zizelsb.)! B. Leipa (Watzel)! Tetschen am Elbufer (Malinsky)! Leitmeritz und
Prosmik auf den Elbinseln selten, Mühlteichwiesen bei Liebeschitz (A. Mayer)! Brozan
(Neumann). — Türmitz! Probstauer Park bei Teplitz (y. und ß.)! Judendorf, Eichwald
(Eichler), Osseg (Thiel)! Schwatz, Bilin (Reuss), Brüx (Stika)! Rothenhaus, Komotau,
Eidlitz! Joackimsthal (Hofmann)! Nicht bei Karlsbad von Ortmann angegeben. — Beroun-
wiesen bei Tejrov nächst Bürglitz (Poläk)! Horovie gegen die Fasanerie (mit p.)! Wiese
Krälovka bei Volesnä zbir.! Rozmitäl (Lusek)! Bei Goldenkron selten (Jungbauer). Budweis
(Jechl)! Veseli gegen Borkovice im Gebüsch auf Moorboden !
3. Pulsatilla Miller. Kuhschelle.
a) Hüllblätter am Stengel anders gestaltet als die Grundblätter, handförmig getheilt,
an der Basis in eine Scheide zusammengewachsen.
«) Grundblätter überwinternd und dann lederartig, rosettig.
1. P. vernalis Miller (Anemone vernalis L.). Grundblätter zur Blüthezeit sich
mitentwickelnd, zwer- bis einpaarig gefiedert; Blättchen keilförmig verkehrt-eiförmig,
fiederspaltig, deren Zipfel eiförmig, ganz oder 2zähnig. Abschnitte der Hülle langgezogen,
schmallineal, fast ungetheilt. Blüthe aufrecht oder nickend, offen glockig, aus geraden,
abstehenden Blättchen.
Blüthenschaft 2—6‘ hoch. Kelch weiss, aussen rosa bis violett, seltener ganz violett
oder strohgelb, gross, zottig, bis 1'/,' lang.
2. April, Mai, im Hochgebirge Juni, Juli. In lichten Kieferwäldern auf Sandboden
in der Ebene nur bei Doubravic bei Jungbunzlau (Himmer)! und um Weisswasser,
daselbst aber zahlreich! dann in Südböhmen bei Neuhaus (Schöbl, Novotny) und bei
Budweis gegen Gutwasser (Jechl). Im Teufelsgärtchen des Riesengebirges an 4000 hoch
ß) Grundblätter im Herbste absterbend, 1—2fach gefiedert mit fiedertheiligen oder
tief fiederspaltigen Blättchen.
2. P. pratensis Mill. (Anemone pratensis L.). Grundblätter zur BDlüthezeit sich
mitentwickelnd, doppeltgefiedert; Blättchen fiedertheilig, mit .linealen, selten lineal-
länglichen, ganzen oder öfter 2—3spaltigen Zipfeln. Abschnitte der Hülle meist zur
Hälfte odor vorn 2—3spaltig. Blüthe übergebogen oder überhängend, aus glockiy
zusammenschliessenden, an der Spitze auswärts gebogenen Dlättchen.
Stengel zur Blüthezeit /,—®/,‘ hoch, zur Fruchtzeit bis 1'/,‘ hoch. Blätter behaart. Blume
graufilzie, kleiner als bei den Verwandten, schwärzlich-violett, auch scharlachroth, sehr selten
strohgelb. Grifiel röthlich. Var. @) angustisecta, Blattzipfel lineal, /,—1' breit, und £) lati-
secta, Blattzipfel lineal-länglich, bei 2‘ breit.
% April, Anfang Mai, einzeln wieder im Herbste. Auf trockenen, sonnigen Hügeln,
Felsabhängen, in Kieferwäldern und Haiden besonders aut Sandboden, im Hügellande der
nördlichen Landeshälfte verbreitet, jedoch nicht in Gebirgsgegenden, daher im nördlichsten
Gränzgebiete fehlend, Bei Prag häufig, z. B. Podbaba, Roztok, Dablicer Berg, Särka,
27
406 Pulsatilla,
Motol, St. Prokop, Königsaal, zwischen Modran und Lhotka, Michle, Stöchovie, Radotiner
Thal, Karlstein, St. Ivan, Tetin, Neuhütten bei Beraun u. a. 0. — Nimburg (VSetelka) !
Podöbrad, Kolin, Kladrub, Chrudim, Pardubie, Seelau (Opiz). B.-Aicha (Wiese)! Jung-
bunzlau (Stika)! Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Souta)! Vidim (Hackel). Malschen bei
Gastorf! Roudnic, z. B. gegen den Sovicberg im Sandboden! Leitmeritz, z. B. am Uhu-
berge, Radischken bei Cernosek! Lobosch bei Lobositz häufig ! (auch gelbblühend : Tausch!)
Kundratie (Malinsky)! Aussig! Teplitz, Bilin im Schillingethale! Janegg (Reuss). Brüx
(Knaf)! Schwarzer Hübel bei Komotau! Heiliger Berg bei Kaden (Knaf). Sandhaiden bei
Klösterle (Reiss). Raine unter dem Eichberge bei Podersam! Milayer Berg bei Laun! Peruc
(Wondra)! Dreukreuzberg bei Schlan (Roth)! Bürglitz! — Südböhmen: bei Neuhaus
(Rundensteiner)! Vielleicht gehören die Standorte der folgenden theilweis oder alle hieher.
? 3. P. vulgaris Mill. (Anemone pulsatilla L.). Grundblätter zur Blüthezeit
wenig entwickelt, doppelt gefiedert; Blättchen fiedertheilig, mit linealen, fast ganzen,
spitzen Zipfeln. Abschnitte der Hülle langgezogen, fast ungetheilt. Blüthe ziemlich
aufrecht. Kelch am Grunde glochkig, aus geraden, oberwärts weit von einander
abstehenden Dlättchen. |
Blüthenschaft vom Ansehen der P. patens, Hülle und Kelch dicht langzottig, letzterer gross,
bleiebviole tt ins Röthliche.
2, März, April. Auf den Standorten der vorigen. Angeblich in Südböhmen:
nach Pohl bei Gratzen an der österr. Gränze, nach Pfund im Walde bei Puchers; Deutsch-
Beneschau, Doubravic bei Budweis (Krej&); was möglich wäre, da die Art in Niederösterreich
gemein ist, doch fehlt eine neuere, sichere Bestättigung.
= P. Hackelii Pohl (P. hybrida Mikan, P. pratensis X patens). Grundblätter
zur blüthezeit wenig oder gar nicht entwickelt, einfach zweipaarig gefiedert, Blättchen
tief fiederspaltig, mit lanzettlichen, ganzen oder 2zähmigen Zipfeln. Abschnitte der
Hülle oft halb 2—3spaltig. Blüthe elwas schief geneigt, aus geraden, weitglockig abste-
henden Blättchen.
Ein unzweifelhafter, schon von Pohl richtig gedeuteter Bastard, in der Blatt- und Blüthen-
bildung bald der einen, bald der anderen Stammart mehr sich nähernd. Blätter weit einfacher
getheilt als bei P. pratensis, Blüthenschaft bald niedrig wie bei P. patens, bald höher, vom An-
sehen der pratensis. Blüthen rothviolett, kleiner, weniger ausgebreitet als bei P. patens, Griffel
merklich länger als die Staubgef., geröthet. Der Bastard hat in den Blättern sehr grosse Ähnlichkeit
mit der breitzipfeligen Var. (ß latisecta) von P. vulgaris, mit der ihn manche Autoren verwechselt
haben, doch sind Blumen und Hüllen verschieden, das Vorkommen ein entscheidendes.
2. März, April. Auf sonnigen, grasigen Hügeln, Sandhaiden, einzeln oder in geringer
Zahl in der Nähe der zahlreichen beiden Stammarten. Bei Prag: Karlstein (Sieber nach
Pohl) und Königsaal [wohl Zävist] (nach Tausch). Weisswasser (Hipp.).! Leitmeritz: Grosser
und Kleiner Hradischken! (von Hackel daselbst vor 1814 zuerst entdeckt). Kahlenberg ober-
halb Hlinay (A. Mayer) (dieser Standort wohl gleich dem Malinsky’s von Sebusein!).
y) Grundblätter im Herbste absterbend, handförmig 3zählig.
4. P. patens Miller (Anemone patens L.). Grundblätter erst nach der Blüthe
sich entwickelnd, deren, Blättchen 2— Stheilig, mit keilförmigen, kurg 2—3spaltigen
Abschnitten. Abschnitte der Hülle langgezogen, fast ungetheilt. Blüthe etwas schief
aufrecht, aus weit glockig abstehenden, geraden Blättern.
g Blüthenschaft meist kurz, 3'' hoch, nebst Hülle und Aussenseite der 1'/,“ langen, schön
hellvioletten (lilafarbigen) Blume dichtfilzig. Blätter am Grunde mehr weniger herzförmig, mit
breiteren und kurzen oder mit mehr vorgezogenen, schmäleren Blättchen. Der blattlose Blüthen-
schaft von dem der P. vulgaris kaum zu unterscheiden. Breite und Stumpfheit der Kelchblätter
ebenfalls veränderlich. Griffel weisslich, nicht viel länger als die Staubgefässe.,
t % März, April. Auf sonnigen, grasigen Hügeln und felsigen Lehnen, auch in
Kieferwäldern des wärmeren Hügellandes im Nordwesten Böhmens, selten, jedoch an
ihren Standorten meist sehr zahlreich. Bei Prag: Zävist und Cholupic (Vetter); Kiefer-
wald bei Ridka (Knaf)! Velikä hora bei Karlstein (Steinmann, neuerdings K. Poläk
ÄAnemone. 407
1871!); bei St. Ivan mit Veronica dentata (Neumann)! Angeblich am Berge Zbän bei
Rentsch. — Weisswasser: an feuchten Stellen eines bemoosten Felsens im Walde! Bei
Leitmeritz am Grossen und Kleinen Hradischken! Südlehne des Kahlenbergs zwischen
Hlinay und Kundratic zahlreich (A. Mayer) [wohl gleich Sebusein (Malinsky) !] Mileschau
(Hackel). Marienberg bei Aussig (Reuss). Schönlindner Berg am Erzgebirge bei Komotau!
b) Hüllblätter den Grundblättern ähnlich gestaltet, doppelt gefiedert, auf kurzen,
blattigen, nur ganz am Grunde etwas zusammengewachsenen Scheiden.
5. P. alpina Schultes (Anemone alpina L.). Grundblätter mit der Blüthe sich
entwickelnd, fast 3zählig doppelt gefiedert, Blättchen fiedertheilig bis fiederspaltig
mit lanzettlichen, 1—2zähnigen Zipfeln. Blüthe aufrecht, aus flach abstehenden Blättchen.
Blüthenschaft 3°°—1‘ hoch. Blattscheiden, Aussenseite des Kelches und Blüthenstiel von
langen dünnen Haaren weisszottis. Blume (Kelch) 1—1!/,‘ lang, weiss, aussen röthlich, selten
schwefelgelb (so auf der Schneekoppe: Kablik !), auch gefüllt (im Teufelsgärtchen: Kablik!).
2. Mai, Juni, und wieder August, Septemb. Auf den felsigen Kämmen, Lehnen
und Koppen des hohen Riesengebirges, um 4000 allgemein verbreitet.
4. Anemone (L.) Miller. Windröschen.
a) Hüllblätter gestielt, den Grundblättern ähnlich gestaltet, in der Regel ohne Seiten-
blüthen im Blattwinkel. Früchtchen klein, ohne Hautrand, behaart.
«) Wurzelstock walzig, langgliedrie, wagrecht, dunkelbraun, mit vergänglichen
Niederblättchen und vereinzelten Laubblättern. Stengel terminal, vom Wurzelstock rechtwinkelig
aufsteigend, am Grunde mit einem Schuppenblatt, in dessen Achsel die Ersatzknospe. Frucht-
köpfchen übergebogen. Früchtchen rauhhaarig, mit gleich langem bis 3mal kürzerem Schnabel.
1. A. nemorosa L. (Waldhähnchen). Grundblatt 3zählig, unterseits zerstreut behaart ;
mittleres Blättchen 3spaltig, seitliche 2spaltig, vorn eingeschnitten gesägt. Hüllblätter
3zählig, auf halb so langem Blatistiele. Kelchblätter meist 6, aussen spärlich fein-
haarig oder fast kahl. Früchtchen mit nur !|;, so langem vorgestreckten oder einwärts
gekrümmten Schnabel.
Stengel 3—9‘ hoch, meist 1blumie. Das Grundblatt neben dem Stengel, welches jedoch
sehr häufig rudimentär bleibt und anscheinend fehlt, ist meist das erste Blatt der Ersatzknospe
für das nächste Jahr, seltener gehört es der durch den Stengel beschlossenen Rhizomaxe an,
unter dem Schuppenblatte am Grunde des Stengels. Blume weiss oder rosenroth bis purpurroth.
2. April, Mai. In trockeneren Wäldern und Gebüschen verbreitet durch ganz Böhmen
bis in’s Vorgebirge, im Böhmerwalde bis über 3000° (nach Göppert).
2. A. ranunculoides L. Hüllblätter 3theilig, auf vielmal kürzerem Blattstiele.
Kelchblätter meist 5, aussen dicht angedrückt feinhaarig. Früchtehen mit etwa gleich
langem, zurückgekrümmtem Schnabel.
Der vorigen sehr ähnlich. Blätter nur am Rande gewimpert, sonst fast kahl, ihre Ab-
schnitte am Grunde mehr keilförmig, länger vorgezogen als bei voriger. Stengel nicht selten mit
1—2 gestielten, je 2 Vorblätter tragenden Seitenblüthen. Kelchblätter gelb.
2. April, Mai. In Wäldern, Gehölzen, oft mit der vorigen, besonders an feuchten
Stellen, Bächen, verbreitet durch das ganze Land, auch im Vorgebirge, z. B. des Riesen-
gebirges, Böhmerwaldes, doch etwas mehr zerstreut, in manchen Gegenden ziemlich selten.
f) Wurzelstock kurzgliedrig, aufrecht ästig, mit Pfahlwurzel, büschelfaserig.
Grundblätter zahlreich am Grunde des Stengels und an sterilen Trieben. Fruchtköpfchen aufrecht,
Früchtchen weisswolligfilzig, mit winzigem Schnabel.
3. A. silvestris L. Grundblätter handförmig 5zählig oder 5theiligs, Abschnitte
2—3spaltig, vorn eingeschnitten gesägt. Hüllblätter ziemlich langgestielt, 5theilig. Kelch-
blätter auswärts wolligiilzig.
Stengel /,—1'/,‘ hoch, meist 1blüthig, selten auch 2blüthig. Blume weiss oder aussen
röthlich, ansehnlich.
27*
408 Hepatica. Adonis,
°, Mai, Juni. Auf steinigen, buschigen Lehnen, grasigen, sonnigen Hügeln, gern
auf Kalk, zerstreut, doch ziemlich verbreitet im wärmeren Hügellande. Bei Prag: Lau-
venzberg, Roztok (Tempsky); Särka, Horomöfic! Hain Lutovnik bei Kralup (Gintl)!
Kalklehnen oberhalb Hledsebe bei Weltrus! St. Prokopithal mehrfach, Kuchelbad, Radotiner
Thal gegenüber Hinter-Kopanina! Karlstein, St. Ivan! Beroun (Barzal)! — Neuschloss
bei Leitomysl, Hrabösin bei Cäslau (Opiz). Nimburg (V$eteöka)! Dymokur auf dem
Holy vreh und auf dem Abhang über dem Teiche häufig! Jiöin: am Cidlinaufer
beim Dorfe Cidlina (Poläk)! Hohenelbe (Kablik)! B. Aicha (Wiese)! Horka bei München-
grätz (Sckera). Weisswasser auf Sandstein (Hipp.)! N. Benätek (Kablik)! Husov bei Melnik
(Prazäk)! Vidim (Hackel). Ober-Berkovic! Georgenberg und Sovice bei Roudnie! Peruc
(Vondra)! Leitmeritz häufig: Uhuberg, Loretto, Maierhof unter dem Radobyl! Cernosek !
unter dem Lobosch! und weiter im Mittelgebirge (Reuss). Koselberg bei B. Leipa
(Watzel)! Sandauer Berg (Zizelsberger). Tetschen (Malin.)! Hügel bei Türmitz (Hampel)!
Bilin (Winkler)! Lippenei bei Teplitz (Eichler)! Brüx (Reuss). Lampenberg bei Schlacken-
werth (Reuss). Tepl (Konrad)! — Herrschaft Zbirow (nach Opiz). Krumau über der
Budweiser Vorstadt, am Kalkfelsen, Niklasberg und unter dem Blansker beim Kokels-
heger auf Kalk!
b) Hüllblätter sitzend, fingerförmig eingeschnitten, in der Regel alle Seitenblüthen
(in einer endständigen 3—4blüthigen Dolde) erzeugend, selten steril unter der einzelnen Endblüthe.
lrüchtchen kahl, eirundlich, zusammengedrückt, mit Hautrand und sehr kurzer schieter Spitze.
4. A. narcissiflora L. Wurzelstock kurzgliedrig.. Grundblätter mehrere am
Stengelgrunde, handförmig 3—Btheilig, Abschnitte doppelt 3spaltig mit linealen Läppchen.
Kelchblätter beiderseits kahl. Fruchtköpfehen aufrecht.
Schaft nebst Blatt- und Blüthenstielen zottig, 3”—1’ hoch, sehr selten nur 1blüthig.
Blume (Kelch) weiss oder rosig angelaufen, etwa 1’ im Durchmesser.
2. Mai, Juni. Auf grasreichen Hängen und Lehnen des hohen Riesengebirges,
um 4000° häufig. Klausengrund bei Spindelmühle, Kiesberg, Teufelsgärtehen des Riesen-
srundes, Kesselberg (K. Knaf)! Krkonos! Kl-Teich (K. Knaf)! Schneegruben (Wimmer).
5. Hepatica Gilib. Leberblümchen.
1. H. triloba Gil. (Anemone hepatica L.) Wurzelstoek unbegränzt, häutige
Schuppenblätter, Grundlaubblätter und blattwinkelständige langgestielte Blüthen treibend.
Blätter langgestielt, herzförmig, 3lappig, ganzrandig, zuletzt lederartig, oberseits kahl.
Blüthen vor den Blättern erscheinend, auf 3—6‘ langen Stielen; Blume himmelblau,
seltener rosenroth, sehr selten weiss,
2. März, April. In Laub- und Nadelwäldern, Gehölzen, auf steinigen buschigen
Hügeln, in humosem, mässig feuchtem Boden von den grösseren Thalebenen durch das
ganze Hügelland, stellenweis bis in die Vorgebirgsregion (bis 3000°) des Riesengebirges,
böhmerwaldes verbreitet, meist sehr gesellig. Bei Prag z. B. Lorenzberg, St. Prokop,
Särka, Stern, Kröer Wald, Kuchelbad, Karlstein, Radotiner Thal, Säzavathal bei Davle,
Moldauthal bei Stechovie u. s. w.
6. Adonis L.
a) Ausdauernder Wurzelstock. Blumenblätter 10—20. Früchtchen in kugelig-eiförmigem
Köpfchen, behaart; Schnabel kurz, hakig zurückgekrümmt, dem Früchtchen angedrückt.
2 1. A. vernalis L. Wurzelstock aufrecht-ästig, diekfaserig. Stengel aufrecht,
einfach oder ästig, am Grunde mit trockenhäutigen, schuppenförmigen Niederblättern.
Kelchblätter ausgefressen gezähnt, flaumig, halb so lang als die länglichen, ausgebreiteten
Blumenblätter. Früchtehen länglich, runzelig, horizontal gestellt.
41° hoch. Blätter 2—3fach fiederschnittig mit linealen Zipfeln. Kelch meist bräunlich
angelaufen. Blumenblätter gross, über 1" lang, glänzend, eitrongelb. g
Adonis, . 409
2. April, Mai. Auf trockenen grasigen Hügeln, Triften, Waldrändern des wär-
meren Hügellandes in der nördlichen Hälfte, zerstreut, aber meist gesellis. Bei Prag:
Podbaba häufig, spärlich bei Lib£ic! im Haine Lutovnik zwischen Kralup und Lesan
(Gintl)! um Karlstein und St. Ivan! Tetin (Pöch)! Ptäk bei Beroun (Feistm.) — Nimburg
(VSetecka)! Voskovreh bei Podebrad! Katina bei Kuttenberg (Peyl)! Weiter nach Osten
fehlend. Dauba (Watzel)! Niemes (Lorinser)! Ober-Berkovic (Kollasch)! Hof Kalesov
bei Roudnie (Reuss). Hasenburg bei Libochovic (Hackel), Brozan (Neumann). Leit-
meritz: bei Mallitschen gegen den Sträzickaberg! Kostäl bei Trebnitz: am Fusse des Ba-
saltberges (Hackel, Mayer), und über der Fasanerie bei Skalken (Mayer). Schlucht bei
Koloseruk (Reuss). Rannayer-Berg bei Laun! Im Bielathal: am Bukovicer Berge (Hampel)!
Mariaschein (Reuss); Teplitz unter dem Schlossberge (Eichler). Bei Bilin! Fuss des Sel-
nicer Berges (Eichler). Rudelsdorf bei Brüx (Stika) !
b) Pflanze 1jährig, mit spindelförmiger Hauptwurzel. Blumenblätter 6—8. Früchtchen
in walzlichem Köpfchen, kahl; Schnabel derselben aufrecht oder aufsteigend.
2. A. aestivalis L. Kelchblätter länglich, kahl, vorn gezähnt, den ausgebreiteten,
länglich spateligen, höchstens doppelt längeren Blumenblättern angedrückt. Früchtchen
schief 3eckig-eiförmig, grubig-runzelig, auf der oberen Kante mit einem spitzen Höcker,
am Grunde mit einer queren, zackigen, auf der Rückenkante in einen spitzen Zahn aus-
gezogenen Leiste; Schnabel aufsteigend, gleichfarbig grün.
Stengel aufrecht, einfach oder ästig, /,—1'/,‘ hoch. Blätter wie auch bei dem folgenden
2—3fach fiederschnittig mit linealen, stachelspitzen Zipfeln. Blüthen in der Grösse veränderlich
(auch eine var. parviflora, Krone kürzer als der Kelch, so bei Leitmeritz gefunden!), die Seiten-
blüthen bisweilen ganz klein. Blumenblätter scharlachroth, meist mit blauschwarzen Flecken am
Grunde (Adon. miniatus Jacq.), selten strohgelb (#. eitrinus, Adonis eitrinus Hofmann), am Grunde
mit schwarzbraunem Fleck. Fruchtköpfchen ziemlich dick, walzlich, Früchtehen dicht ohne
Zwischenräume an einander gepresst.
© Mai—Juli. In Getreidefeldern, auf Brachen, auf Lehm- und Kalkboden im
ebenen und Hügellande verbreitet, stellenweise häufig, 8. nur selten und vereinzelt,
z. B. bei Chlomin (Eisenstein)! Melnik (Prazäk)! Münchengrätz (Sekera)! Loun (Mann);
Leitmeritz! Lobosie (Tausch)! Meronic! Bilin (Reuss), Brüx (Stika)! Trubschitz bei
Komotau (Knaf) !
3. A. flammeus Jaeg. Kelchblätter erförmig, gezähnelt, am Grunde mit grös-
seren, häntigen Anhängseln, aussen weich wollig-behaart, den ausgebreiteten, schmal
länglichen, 3—4mal längeren Blumenblättern angedrückt. Früchtchen schief 3evkig, ei-
förmig, grubig-runzlig, an der oberen Kante vor dem Schnabel mit gerundetem Höcker ;
Rückenkante an der Basis mit wenig bemerkbarem oder ohne Zähnchen. Schnabel
an der Spitze brandig-schwarz.
Schlanker, feiner als voriger. Stengel ®/,—1',‘ hoch, unten mehr behaart. Blumenblätter
viel schmaler, oft sehr ungleich, brennend scharlachroth, am Grunde schwarz, selten citrongelb
(so bei uns noch nicht beobachtet). Früchtchen kleiner als bei vorigem, Fruchtähre dünner, mehr
verlängert und locker, mit Zwischenräumen zwischen den Früchtchen!
© Juni—August, In Getreidefeldern, besonders auf Kalkboden der wärmsten
Region, fast nur in der unteren Elbe- und unteren Moldaugegend. Bei Prag: St. Prokop
oben unweit der Kirche! Podbaba mit vorigem, aber seltener! Brüky (Dödetek); zwischen
Okor und Tuchomöric (Jirus). Ounetie (Opiz)! Lib£ie bei Chejnov! Bei Kralup ziemlich
häufig (Poläk)! — Elbegebiet: bei BySie und Celelic in Kalkthon- und schwarzem Lehm-
boden! Sehr häufig um Wegstadtel, Gastorf, Roudnic! Budin und Libochovic (Russ).
Brozan, Choteschau (Mayer). Nächst dem Rannayer Berge bei Laun! Unter dem
Loboseli! bei Mallitschen nächst Leitmeritz! Klein-Pale@ bei Schlan (Knaf)! — Sonst
wohl minder beständig und eingeschleppt, so bei Saaz (Weicker), Kosmanos! Nach
Schlechtendal sogar bei Horovic hin und wieder.
+ Adonis autumnalis L., mit glockig zusammengeneigten, einander mit den Rändern
deekenden, eiförmigen, blutrothen Blumenblättern, von denen die kurzhaarig-rauhen Kelchblätter
410 Myosurus — Ranunculus.
abstehen, auch durch zahnlose Früchtehen ausgezeichnet, aus Südeuropa stammend, findet sich
nur sehr selten zufällig aus Gärten verwildert, so einmal bei Prag (Tausch)! bei Bodenbach auf
einem Schutthaufen (Malinsky)!
7. Myosurus L. Mäuseschwanz.
1. M. minimus L. Blätter grundständig, lineal, stumpflich, in den Blattstiel
spatelig verschmälert, kürzer als die blattlosen 1blüthigen Schäfte.
1-4” hoch, meist in Rasen beisammen wachsend, völlig kahl, Blumenblätter gelblich,
sehr klein. Fruchtähren 1'/,‘ lang.
April—Juni. Auf feuchten lehmigen und sandigen Aeckern, auf grasfreien
Sandplätzen und Anhöhen des grössten Theils des inneren Hügellandes, zerstreut, in ge-
birgigeren Lagen fehlend. Bei Prag: Baumgarten! Veleslavin (Opiz)! Generälka! Ci-
bulka (Jirus); Zävist (Müller)! über der Modraner Schlucht! Kr&! Michle (Jirus), Li-
busabad (Nickerle); Däblic! Roztok! gegenüber Liblie, Ouval, Cakovic im Kamenicer
Thale, Pikovie an der Säzava u. a. O. Kuttenberg, Cäslau häufig, Pardubic (Op.),
Josefstadt, Trautenau, Jiöin, Sobotka, Münchengrätz, Reichstadt, Reichenberg, Fugau, Weiss-
wasser, (nach Schauta nicht bei Niemes), Habichtstein, Melnik. Scheint bei Leitmeritz und
im Mittelgebirge zu fehlen. Häufig am Erzgebirge von Tetschen über Komotau, Karlsbad,
Ellbogen. Saaz. Rakonitz bei Losy (Krej@). Bei Pfibram nicht häufig (Schlechtendal),
Brezina (Sternberg)! Bei Pilsen gemein (Eichler). Budweis (Jechl)! Neuhaus (Mar-
detschl.). Goldenkron (Jungbauer).
8. Ceratocephalus Mönch. Hornköpfchen.
1. C. orthoceras DC. (C. faleatus Tausch! et vet. Autt. boh.) Blätter grund-
ständig, spinnwebig-wollig, Stheilig, mit ganzen oder fiederspaltigen Abschnitten, geweih-
artig gespreizten und gekrümmten linealen Zipfeln. Schaft nackt, 1blüthig, besonders
oberwärts nebst den Kelchen und den länglichen Fruchtähren weisswollig. Früchtehen
wagrecht abstehend, geschnäbelt, oberseits zwischen den Höckern mit seichter Furche,
unterseits auf dem Rückenkiel mit einem sehr kleinen Kamme; Schnabel schwertförmig-
pfriemlich, schwach gekrümmt, von der Basis an verschmälert, mit gerader oder
öfter auswärts gekehrter Spitze.
Stengelchen 1—2“ hoch, meist zahlreich, rasig beisammenwachsend, zur Fruchtreife bis
3“ hoch, von der wolligen Behaarung ganz grau. Blumenblätter klein, schwefelgelb, hinfällig.
Die Früchte des österreichischen C. falcatus Pers. sind viel grösser, mit breitem, von der Mitte
an verschmälertem und mit der Spitze bogig einwärts gekrümmtem Schnabel.
© Ende März, April. In Hohlwegen, auf trockenen kurzgrasigen Wegrändern,
nur bei Prag an wenigen Orten, aber dort meist zahlreich: am Wege von der
Cikänka binter dem Kanalschen Garten gegen Strasnie, von da im Thale gegen Vröovic!
bei Michle einzeln! am Bohdalec (nach Jirus). Im Hirschgraben [unter dem Kaiser-
garten] (Gebauer 1844!) bei Troja (Fieber! von mir neuerdingst daselbst nicht bemerkt).
Invalidenhaus (Freyersmuth bei Opiz).
9. Ranunculus L. Hahnenfuss.
., A: Blüthenstiele zur Fruchtzeit bogig zurückgekrümmt. Blumenblätter weiss, am
Nagel meist gelb, mit nacktem (von keinem Schüppchen bedeckten) Honiggrübchen.
Ä I. (Batrachium DC) Kelchblätter 5. Früchtehen unberandet, mit gewölbten querrun-
zeligen Seitenflächen, ungeschnäbelt, kurz bespitzt. — Wasserpflanzen, untergetaucht oder im
Schlamme kriechend.
& u) Untergetauchte vieltheilige Blätter im Umrisse rundlich oder nierenförmig, mit
nach allen Seiten ausgebreiteten Zipfeln. Staubgefässe länger als die meist kurzhaarigen Früchtchen.
Blumenblätter meist 5.
Ranunculus, 411
1. R. aquatilis L. (R. peltatus, diversifolius et divarieatus Schrank). Blätter
sämmtlich untergetaucht oder öfter die oberen schwimmend, breitspreitig, gelappt und
gespalten, die untergetauchten länger oder kürzer als die Stengelglieder, die oberen
auf ihrer Scheide kürzer, die unteren länger gestielt, vieltheilig, mehrmals 3spaltig,
zuletzt wiederholt 2spaltig, mit weichen, borstlich verschmälerten, allseitig abstehenden,
ausser dem Wasser zusammenfallenden Zipfeln. Obere Nebenblatteheiden gross, ge-
dunsen, oberwärts 2lappig, rauhhaarig.
Stengel stumpfkantig, ästig, kahl oder zerstreut behaart, 2“—5‘ lang. Variirt sehr
und zwar:
«) heterophyllus Wallr. (R. heterophyllus Web,, Presl. fl. ©.) Obere Blätter schwim-
mend, dicklich, fettglänzend, handförmig 3—5lappig, mit grobkerbigen oder ganzen Lappen, am
Grunde meist tiefherzförmis (var. peltatus Koch), selten abgestutzt (@* truncatus Koch). Blüthen
langsestielt, Blumenblätter gross, 5“' lang, Staubgefässe 20 und mehr. — R. intermedius Knaf
(Flora 1846) ist wahrscheinlich eine hieher gehörige, in seichtem Wasser gewachsene Form von «,
ohne die getheilten Blätter der Normalform; in Knafs Herbar fehli sie, er fand sie bei Kundratic
nächst Prag und bei Komotau gegen Sporitz zu.
ß) trichophyllus. Alle Blätter untergetaucht, vieltheilig, Zänger als die Inter-
nodien, selten einzelne oberste fächerförmig getheilte oder eingeschnittene dünnere Laub-
blätter. Blüthen wie bei &). — Auf Schlammstellen, an denen das Wasser abgelaufen, werden
die Blätter kürzer, breiter, saftiger, freudig grün, der Stengel kürzer, nur 2—4“ hoch, oft rasig-
astig (P* terrestris).
y) paucistamineus (R. paucist. Tausch). Blätter wie bei £), aber kürzer als
die Stengelglieder, kürzer gestielt. Blüthen kürzer gestielt, Stiele kaum länger als ihr Trag-
blatt. Blumenblätter kleiner, oft nur 2’ lang. Staubgef. 10—15. Früchtchen kleiner als bei £), zahl-
reicher. Hiezu auch eine Form y* terrestris. — (R. divaricatus Schrank ist nach der Abbildung
bei Tabernaemontan S. 187 zweifellos diese var. y., könnte aber auch £.und schliesslich auch den
R. ceireinnatus begreifen, welchen auch Haller in Hist. stirp. mit R. aquat. f. y. zusammen-
gezogen hatte).
6) Petiveri Koch. Wie y), jedoch die oberen Blätter schwimmend, tief 3- bis
5theilig, spitzzähnig eingeschnitten.
2. Mai—Aug. In stehenden und langsam fliessenden Wässern im Hügellande und
in der Ebene allgemein verbreitet, besonders «.— «*) z. B. bei Schluckenau (Karl)! Boden-
bach (Winkler)! Postelberg, Komotau (Knaf)! u. a.— ß#) Hohenelbe (Kablik)! Jiein
(Veselsky)! Nimburg (VSetecka)! Tetschen (Malinsky)! Rothenhaus (Roth)! — y) Prag:
Libusabad! Kaiserwiese (Nickerl), Tresovic (Opie)! — Nimburg (VSetecka)! Katina
(Peyl)! Jarom&r (Knaf)! Veselä bei Münchengrätz (Sekera)! Hracholusk und Podlusk bei
Roudnie (Reuss), Hrdly, Theresienstadt (Jirus). Herzinsel bei Lobosie (Mayer). Kommern
und Püllna (auch p*)! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! — 0) Jungbunzlau (Hipp.)! Tetschen
(Malinsky)!
2. R. eireinnatus Sibth. (R. divaricatus Koch et Autt., R. rigidus Hofm., Presl
fl. &ech.). Blätter sämmtlich untergetaucht, viel kürzer als die Siengelglieder, alle
auf der länglichen, angedrückten, ungelappten, kahlen, bloss gewimperten, vergüng-
lichen Nebenblattscheide sitzend, vieltheilig, zuerst nur 1—2mal 3theilig, dann wieder-
holt 2theilig, mit starren, in eine nierenförmig-kreisrunde Fläche ausgebreiteten,
ausserhalb des Wassers nicht zusammenfallenden Zipfeln. Blüthen langgestielt.
Pflanze spröde, zerbrechlich, häufig kalkig inkrustirt. Blumenblätter an 5'’ lang, selten
klein, wie bei R. paucistamineus (£. parviflorus).
2. Juni—August. In Wässern, Tümpeln wie vorige, jedoch viel mehr zerstreut. Bei
Prag selten: Slichov, Vysoöan! Modran (Jirus)! Unhoster Thal bei der rothen Mühle!
JungferbreZan (Leonhardi). Böchovic (Jirus). Tisie an der Elbe (ß.)! Nimburg! Cäslau
im Stadtteiche! Pardubic (Opie). Hrusov bei Hohenmauth im Bache! Bach bei Leito-
mySl! Tümpel der Adler bei Wildenschwert! Chraster Flur bei Jaromer! Altbuch (Guder-
natsch)! Jiöin (Vafecka). Kleinweisel bei Münchengrätz (Sekera)! Cetno bei Jungbunzlau
(Reich)! Tümpel der Iser bei Benätek (Dedeöek)! Weisswasser (Hipp.)! Höflizer Bach
bei Niemes (Schauta)! Schluckenau (Karl). Melnik (Prazäk)! Bach zwischen Hracholusk
112 Ranuneoulus,
und Podlusk (Reuss)! Teplitz (G. Opiz). Sehwarzteich bei Schlackenwerth (Reiss). Park zu
Schönhof bei Saaz (Thysebärt). Senomat bei Rakonitz (Krej&). — Moldautümpel bei Budweis !
b) Untergetauchte vieltheilige Blätter im Umriss länglich mit verlängerten, paral-
lelen Zipfeln. Staubgef. kürzer als die kahlen Früchtchen. Blumenblätter 5—10.
3. R. fluitans Lam. (R. fluviatilis Web., Presl fl, &, R. peucedanifolius All.)
Stengel stielrand. Blätter sämmtlich untergetaucht, untere langgestielt, obere sitzend,
alle zuerst einmal 3spaltig, dann wiederholt 2spaltig. Nebenblattscheide verlängert,
oben etwas 2lappig. Blüthenstiele dick, zur Spitze verdünnt. Früchtchen kahl, an der
Spitze abgerundet, seitlich bespitzt.
Stengel bis 20° lang. Die Früchte schlagen gewöhnlich fehl, und die Blüthenstiele krüm-
men sich dann nicht. Fruchtboden wie bei den vorigen behaart (nicht kahl, wie Grenier und
Neilreich angeben). Variirt mit Janggestielten grösseren (etwa 1‘ Durchm.) und kürzer gestielten
kleineren ("/,‘‘ Durch.) Blüthen (R. Bachii Wirtgen). In sumpfigem Wasser werden die Blatt-
zipfel kürzer, breiter, dicklicher (so Ietzinsel bei Prag, Purkyn&!). Schwimmende Blätter, die
Ascherson nierenförmig, gelappt, ziemlich klein in Norddeutschland beobachtete, wurden bei uns
noch nicht geschen.
2, Juni—August. In fliessenden Wässern, Flüssen und Bächen, besonders in der
nördlichen Hälfte verbreitet. Bei Prag: in der Moldan bei Podbaba, Kuchelbad, zwischen
7ävist und Stöchovic! Beroun im Berounflusse (Feistm.), — Elbe bei Lissa (Tausch)!
Nimburg! Pardubie in Gräben (Opie), Sehusie (Preiss). In der Chrudimka bei Tun&chody !
l,eitomysl im Bache gegen Hohenmauth! Adler bei Wildenschwert! Königingrätz (Guder-
natsch)! Aupafluss bei Jarome* (Knaf)! Iser bei Kleinskal (Neumann), Münchengrätz
(Sekera)! Jungbunzlau (Hipp.)! Benatek (Dödelek)! Elbe bei Leitmeritz (Thiel)! Häufig
im nördlichsten Striche in den Bächen und Flüsschen, so bei Tetschen im Bolzenfluss
(Malinsky)! bei Herrenskretschen, Windischkamnitz! B. Kamnitz! Nixdorf (Neumann).
Bolzen bei Niemes (Schauta)! und B. Leipa! Reichenberg (Siegmund)! Predlitzbach bei
Karbitz! Bielabach bei Teplitz (Eichler). Tepelfluss bei Karlsbad (Ortmann) ! und Franzens-
bad (Palliardi). — Zbirow: im Bache bei Padr£! Bei Krumau im Kalschinger Bach
(Mardetschläger)! in der Moldau und im Mühlbach (Jungbauer); Budweis in der Moldau
(Mardetschl.) ,
>... . P. Blüthenstiele zur Fruchtzeit gerade. Blumenblätter gelb, sehr selten (nur bei R.
aconitifolius) rein weiss, und dann mit einer Honigschuppe.
4A. Früchtehen unberandet, ungeschnäbelt, mit fast sitzender Narbe.
II. (Hecatonia Lour.) Kelch- und Blamenblätter 5. Blumenblätter gelb; ihr Honig-
grübehen klein, von keinem Schüppehen bedeckt (nackt). Fruchtköpfchen walzlich.
4. R. sceleratus L. Wurzel büschelig-fasrig. Stengel aufrecht, ästig, hohl, sammt
den Blättern kahl, nur oberwärts zerstreut behaart. Untere Blätter 3theilig oder
3lappig mit oft 2—3spaltigen und eingeschnitten-gezähnten Lappen, obere tief 3theiliy
mit schmal keilförmigen Abschnitten, gestielt. Kelche zurückgeschlagen.
un. A—1'/,‘ hoch, blassgrün; Blätter etwas dicklich, oberseits sattgrün. Blumenblätter
hinfällig, blassgelb, klein, etwa so lang als der Kelch. Früchtchen sehr klein, gekielt, schwach
uerrunzelig, kahl. Giftig. Var. 8) clavatus, Stengel (im Schlamme) niederliegend, Blätter lang-
gestielt, obere ungetheilt, eiförmig-löffelförmig, gekerbt, in den Blattstiel zugeschweitt.
’ © oder 69. Auf nassen, sumpfigen Stellen in Gräben, Lachen, an schlammigen
Ufern durch ganz Böhmen mit Ausnahme der Gebirge, am häufigsten in niederen Ge-
genden verbreitet, obwohl nicht überall häufig; auch bei Prag schr zerstreut, nicht häufig,
II. (Ficaria Huds.) Kelchblätter 3 (selten 4-5). Blumenblätter 8—12, gelb, ihr
Ioniggrübchen von einem fleischigen, schuppenförmigen Anhängsel bedeckt. Fruchtköpfchen fast
kugelig. Keim mit nur einem Cotyledonen.
3 5. R. ficaria L. (Ficaria verna Huds.) Wurzel büschelig, aus keulenförmigen
Knollen und eingestrenten ästigen Fasern. Stengel liegend oder aufsteigend, ein — mehr-
blüthig. Blätter nieren-herzförmig, untere langgestielt, ausgeschweift oder eckig-gekerbt,
obere kurzgestielt, winkelig-seichtbuchtig. Früchtehen behaart, oberwärts gekielt.
ten
Ranunoulus, 413
Kraut kahl, 3—9' lang; Blätter fettieglänzend, in der Mitte öfter mit schwärzlichem
Fleck. Blumen eoldgelb, es soll aber auch eine weissblühende Gartenvarietät geben. Früchte bilden
sich selten aus, wegen reichlicher vegetativer Vermehrungsweise. Die Knollen am Stengelgrunde
gehören eigentlich zu den meist verkümmert bleibenden Achselknospen der grundständigen
scheidigen Blätter; ebenso entstehen häufig derartige, aber mehr rundliche Brutknöllchen in den
Achseln der oberen Stengelblätter als Adventivwurzeln zu je einer Achselknospe (wie bei Orchis
und anderen Orchideen).
2. April, Mai. In schattigen Gebüschen, an Waldrändern, Bächen in gelockertem
Boden sehr gesellig, bis in das Vorgebirge verbreitet und häufig.
B. Früchtchen deutlich geschnmäbelt. Kelehblätter 5. Blumenbhlätter meist 5, selten mehr,
-IV. (Ranunculastrum m., Hecatonia DC.) Blumenblätter weiss (selten bei fremden
Arten auch gelb), mit von einer dünnen häutigen Schuppe oder einem häutigen Rande umgebener
(selten bei fremden Arten nackter) Honiggrube. Früchtehen wnberandet, bloss von einem Kiele
umgeben, beiderseits gewölbt, aderig.
6. R. aconitifolius L. Wurzelstock kurzgliedrig, mit eimem Büschel dicker
Wurzelfasern, von alten Blattstielfasern schopfig. Stengel beblättert, oben ästig 3- bis
vielblüthig. Grundblätter und untere Stengelblätter gestielt, handförmig 3—7theilig,
Abschnitte 2—3spaltig oder ungetheilt, ungleich eingeschmitten-gesägt, spitz oder
zugespitzt; obere Stengelblätter kurzgestielt oder sitzend, mit schärfer gesägten Ab-
schnitten. Honiggrube der Blumenblätter von einer zungenförmigen blattigen Schuppe
bedeckt. Fruchtköpfehen kugelig. Früchtchen verkehrteiförmig, kahl, oberwärts dick,
mit kurzem, dünnem, gekrümmtem Schnabel,
Stengel bald nur 1‘ hoch, 2--3blättrig und 3—5blüthig, bald bis 3° hoch, vielblätterig,
mit vielen Blüthen in end- und seitenständigen, deckblätterigen Doldentrauben (R. platanifolius
L.). Blätter satterün, unterseits auf den Nerven meist spärlich behaart, selten (#. velutinus m.)
schimmernd seidig behaart. Blüthenstiele dünn. Blumen rein weiss, 8 - 10° Durchmesser.
2, Mai—August. In Bergwäldern, Holzschlägen, Schluchten, an Gebirgsbächen
und auf Waldwiesen der Gränzgebirge über 1600—4500 Fuss. Glatzer Schneeberg
zahlreich! Verbreitet auf den Abhängen der höchsten Kuppen und in den Gründen des
Riesengebirges, z. B.: Schneekoppe! Riesengrund (Tausch)! Rehhorn (Kablik)! Kl. Teich
(A. Opiz), u. s. w. Bei Johannisbad am Schwarzenberg (Opie)! Rochlitz (Gottstein)!
Im Erzgebirge in den Gründen: Seegrund bei Eichwald (Reuss); Klostergrab (Malinsky)!
Krinsdorfer Grund, Kleinhahn (Reuss); Komotauer Grund, zumal beim Bösen Loch!
Pressnitz (Häjek)! Hauenstein, Wiesentbal, Gottesgab, Joachimsthal (Ortm., Reiss!). Im
Böhmerwalde in der Buchenregion zwischen 3000 und 4500 Fuss verbreitet: Seewand-
berg c. 3000 Fuss (Purkyne)! Eisenstein und Arber (Müncke), Rachel, Aussergefild
(Claudi), Fürstenhut (Purk.)! Kubani 4200 Fuss (Müncke)! Kuschwarta (Savel)! Drei-
sesselberg (Jgb.), Quellen des Plöckensteins (Purkyn&)! bei Hirschbergen, Salnauer Hoch-
fieht, Alpenweide bei Glöckelberg (Jungbauer).
V. (Euranunculus.) Blumenblätter gelb, ihr Honiggrübchen . von einer fleischigen
Schuppe bedeckt. Früchtchen linsenförmig zusammengedrückt, (von einem platten Saume) berandet,
selten gedunsen (R. flammula).
1. Pflanze vieljährig oder 2jährie, mit büscheligen oder quirligen Wurzelfasern, zur
Blüthezeit ohne Hauptwurzel. Fruchtboden verlängert, walzlich, mit zahlreichen glatten, höchstens
warzig punktirten Früchtchen. k
a) Wurzelfasern grösstentheils zu länglichen Knollen verdickt, fädliche Fasern
eingemischt. Fruchtköpfchen eilänglich.
7. R. illyrieus L. Stengel armblättrig, einfach, iblüthig oder langästig, mehr-
blüthig, sammt den Blättern weissgrau seidenhaarig- wollig. Blätter 3schnittig oder
3theilig, mit ganzen oder tief 3spaltigen Abschnitten und schmallanzettlichen, ganzran-
digen Zipfeln, die grundständigen langgestielt, die stengelständigen kurzgestielt oder
sitzend, manchmal ungetheilt. Blüthenstiele stielrund. Kelch herabgeschlagen. Früchtchen
eingestochen-punktirt, langgeschnäbelt,
1—1'/,' hoch. Blumen ziemlich ansehnlich, glänzend goldgelb,
414 Ranunculus,
2, Mai, Juni. Auf Weiden und feinsandigen Grasplätzen unter Gebüsch, nur im
unteren Moldau- und Elbthale. Bei Prag: Michle (Fierlinger)! im Baumgarten an der
Mauer nächst Holesovie in der lichten Baumparthie ehemals häufig, jetzt durch Abholzen
und Umwandlung der Grasplätze in Felder bis auf geringe Reste ausgerottet! Felsen
der Kaisermühle (Opiz, von mir nicht gefunden). Hain bei Kralup (Poläk 1872)! Wiesen
um Weltrus (Tausch)! Schützeninsel bei Leitmeritz (schon Sieber!), nur an wenigen
Stellen, selten (A. Mayer). Aussig (Malinsky) !
b) Wurzelfasern sämmtlich fädlich, nicht verdickt. Fruchtköpfchen fast kugelig.
«) Blätter sämmtlich ungetheilt.
8. R. lingua L. Wurzelstock senkrecht, dick, röhrig, quirlig-faserig, Aus-
läufer treibend. Stengel steif aufrecht, sammt den Blättern angedrückt behaart oder
kahl. Blätter verlängert lanzettlich bis lineal-lanzettlich, zugespitzt, meist entfernt
kleingezähnelt, oder nur geschweift, untere kurzgestielt, obere mit kurzscheidigem
Stielehen, die der Ausläufer elliptisch oder löffelförmig, langgestielt. Blüthenstiele stzelrund.
Früchtchen zusammengedrückt, breitberandet, mit breitem, geradem, schwerlförmigem
Schnabel.
2—4' hoch; unsere grösste und kräftigste Art. Blätter derb, dicklich, bläulichgrün.
Blumen goldgelb, glänzend, ansehnlich, 1—1',‘“ Durchmesser.
2 Juli, August. In Sümpfen, Gräben, an Wassertümpeln und Teichen zwischen
Schilf und Binsen sehr zerstreut (ähnlich wie Rumex hydrolapathum und aquaticus
verbreitet, am häufigsten in den Niederungen, selten im höher gelegenen Hügellande.
Fehlt der eigentlichen Prager Gegend; erst bei Popovic hinter Beroun; bei Horovic im
Thale nächst Komärov am Teichel! — Nördlich von Prag erst an der Elbe bei Stefans-
überfuhr (Bracht)! Libis und Lobkovie (Kostelecky). Nimburg gegen Kreökov! Podebrad:
am gegenseitigen Ufer in Tümpeln, und in Gräben der Blatowiese! Elbsümpfe bei Gross-
Vosek! Teichel bei Zähornie! Gräben bei Chlumec! Teich Kmotrov bei Sehusic, Rozkos
bei Bohdane?, Lipina bei Pardubic (Opiz). Dasie (Kablik)! Holie (Cenek)! Königingrätz
(Reichel). Nickl bei Leitomysl (Walter). Landskron (Erxleben)! Senftenberg am Kun-
walder Teiche (Brorsen). — Ji@iner Teich und Sümpfe unter dem Prachoy (Poläk)!
Mankovic bei Münchengrätz (Hutzelmann)! Teich bei Jungbunzlau (Himmer)! Weisswasser
(Hipp.)! Hirschberg (Tausch)! Neuschlosser Teich (Watzel)! Niemes: Gräben bei Warta,
am Hammerteich bei Wartenberg u.a. (Schauta)! Gabel (Neumann), — Teplitz (Wiakler) !
am Steinmühlteich, Kostner Teich (Laube). Dux (Thiel)! Brüx: bei Tschauch, Kopitz
(Eichler) und unterhalb Eisenstein! Schlackenwerth (Reiss); Zettlitz bei Karlsbad (Ortmann)!
— Rakonitz: am Neu-Teich (Krejt). Teichsümpfe bei Böhm. Fellern bei Budweis! und
an der Malsch gegen den Rothen Hof (Mardetschläger). Neuhaus am Teiche Bajgar
[Weiher] (Novotny).
9. R. fammula L. Wurzelstock abgekürzt, büschelfaserig, ohne unterirdische
Ausläufer. Stengel aufrecht bis niederliegend und an den Gelenken wurzelnd, kalıl
oder angedrückt behaart. Blätter elliptisch, lanzettlich bis lineallanzettlich, meist
entfernt gezähnelt,- untere langgestielt, obere kürzer scheidig-gestielt. Blüthenstiele
gefurcht. Früchtehen bauchig, schwachberandet, von dem kurzen, stumpfen, geraden
oder etwas zurückgekrümmten Schmäbelchen bespitzt.
Blumen sattgelb. Varirt «) erectus Neilr., Stengel aufrecht oder aufsteigend, '/, bis
1'/,‘ hoch; Blumen grösser, 5—8‘ Durchm., und £) reptans Rchb., Stengel dünn, niederliegend,
kriechend, an den Knoten wurzelnd, mit geraden Stengelgliedern, oder am Grunde liegend und
dann geknickt aufsteigend, Blüthenstiele oft einzeln, Blüthen kleiner. — R. reptans L., wofür
ß) öfter genommen wird, wächst nicht in Böhmen, er ist noch viel zarter als ß), mit bogigen
Gliedern, reichlich wurzelnd, mit schmalen, kleinen, fast ganzrandigen Blättern, einzelnen Blüthen-
stielen, viel kleineren Fruchtköpfchen, mehr zusammengedrückten Früchtchen und längerem, mehr’
zurückgekrümmtem Schnabel.
2 Juni bis Herbst, An feuchten Orten, Sumpfwiesen, Torfen, in Sümpfen, Gräben,
ee EEEEESESSSCEESSEEEEEEGS nn —
Ranunculus. 415
durch ganz Böhmen, auch im Gebirge (Böhmerwald bis 3000‘ nach Sendtner) verbreitet
und gemein. ß) an Sumpfrändern, seltener.
£) Blätter 3—5schnittig, getheilt oder gelappt.
*) Früchtchen behaart. Fruchtboden kahl. Blüthenstiele stielrund (unge-
furcht). Kelche locker anliegend.
10. R. auricomus L. Wurzelstock abgekürzt, reichfaserig. Stengel meist ästig.
Grundblätter herzförmig-rundlich oder nierenförmig, grobgekerbt oder kerbiggezähnt,
ungetheilt oder 3—5lappig oder 3—5spaltig, auch handförmig getheilt. Stengelblätter
sitzend, fingerförmig getheilt, mit linealen ganzrandigen oder keilförmig länglichen, grob-
gesägten oder eingeschnitten gezähnten Abschnitten. Früchtchen mit langem, hakig ge-
krümmtem Schnabel.
Y,—1'/,‘ hoch, kahl oder spärlich flaumig, hellgrün ins Graugrüne. Blumen soldeelb,
ziemlich gross, jedoch an den ersten Blüther einzelne oder alle Blumenblätter verkümmert.
Stengel am Grunde in der Regel nur mit einem vergänglichen, später nicht mehr wahrnehmbaren
Niederblatt und einigen Laubblättern, deren unterstes einfach oder minder getheilt ist. Von einer
Achselknospe ist in der Regel auch schon 1 (oder 2) langgestieltes Laubblatt vorhanden, einfach
oder minder getheilt als die anderen. Variirt aber £) vaginatus, Scheiden am Stengelsrunde
2—3, dagegen kein oder nur 1 Laubblatt und das meist ungetheilte Laubblatt der Achselknospe.
Eine kräftigere, üppigere Form dieser Varietät, deren Stengelblätter breiter lanzettlich und mehr
gezähnt-gesägt, die Blüthen grösser sind, ist R. cassubicus L., in dem ich keine eigene
Art sehen kann; sie ist bei uns nicht so typisch wie in Nordostdeutschland und Polen entwickelt.
2. April, Mai. In lichten Laubwäldern, Gebüschen und auf Waldwiesen durch
das ganze Hügelland und niedere Gebirgsland verbreitet und häufig; bei Wittingau auf
den etwas torfigen Wiesen in Menge, wie anderwärts R. acris, und mit demselben.
— ß) seltener, die magere normale Form bei St. Prokop (Knaf)! und im Walde bei Brezi
nächst Chedrby &äsl. (Opiz)! wohl auch anderwärts; in der üppigeren Form bei Tetschen
(Malinsky)! und im nordöstlichen Theile: bei Eisenstadtl nächst Jiein im Gebüsche des
Mühlbaches (Varetka, Pospichal!), bei Jaromer am Aupaufer nächst Zwol (Knaf)! im
Walde Leithen bei Hochtann nächst Deutschbrod (Schwarzel).
**) Früchtehen kahl. Fruchtboden kahl. Blüthenstiele ungefurcht. Kelche
locker anliegend.
11. R. acris L, Wurzelstock kurz, abgebissen, reichfaserig. Stengel aufrecht,
ästig, nebst den Blättern und Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen (lezteren beiden
sehr dicht) angedrückt behaart. Grundblätter handförmig ötheilig, Abschnitte fast
rhombischh 2—3spaltig mit lanzettlichen eingeschnitten-gezähnten Zipfeln; obere
Stengelblätter sitzend, 3theilig.. Blüthenknospen nöedergedrückt kugelig. Früchtchen
schmal berandet, auf den Flächen etwas gewölbt, blassgeblich; Schnabel vielmal kürzer
als das Früchichen, kurz, etwas gekrümmt.
1—3° hoch, Zwergformen 2—3‘ hoch. Blätter öfter schwarzgefleckt, in der Breite der
Abschnitte und Zipfel veränderlich; auch die Behaarung bald stärker, bald geringer. Blumen
goldgelb. Var. £) alpestris Wimmer et Grab. (R. montanus Presl fl. ech.), niedrig, 1—3blüthig,
Blattzipfel länglich, Blume grösser.
2. Mai—Herbst. Auf Wiesen und Triften, auch in Hainen und Gebüschen, auf
Mooren und Felsen gemein bis auf die höchsten Stellen des Hochgebirges; z B. Schnee-
koppengipfel! ß) Kleine Schneegrub® des Riesengebirges (Wimmer, Knaf!).
* 12. R. tuberosus Lapeyr. (Tausch). Wurzelstock wagrecht, dick fleischig, dick-
faserig. Stengel aufrecht, ästig, vielblüthig, sammt Blättern, Blüthenstielen und Kelchen
angedrückt rauhhaarig;, Blattstiele und Scheiden dichter und etwas abstehend behaart.
Grundblätter langgestielt, handförmig 5theilig, Abschnitte rhombisch-eiförmig, tief
2—3spaltig, eingeschnitten-gezähnt; oberste Stengelblätter fast sitzend, 3theilig, mit
linealen Zipfeln. Blütbenknospen kugelrundlich. Früchtehen breiter berandet; Schnabel
halb so lang als das Früchtehen, gerade, schwertförmig, am der Spitze gekrümmt.
1—2’ hoch. Ähnlich breitblätterigen Formen des R. acris, jedoch durch Rhizom und
416 Ranunculus,
Früchte bedeutend verschieden, robuster, kräftiger und dichter behaart. Blattscheiden der Grund-
blätter sehr gross, daher der Trieb sehr dick, fast zwiebelartig. Blumenblätter satt goldgelb, so
eross wie bei R. polyanthemus. — Diese merkwürdige Pflanze stimmt vollkommen mit dem R.
tuberosus des Sternberg’schen Herbars überein, welchen Graf Sternberg ohne Zweifel aus fran-
zösischen Samen kultivirt hatte. Nach Standort und Beschreibung scheint auch der Wiener R.
tuberosus Schur dieselbe Art zu sein. Auch R. Frieseanus Jord. (nach Neilreich =R. Steveni
Andrz.. der jedoch nach Koch und Ledebour zu R. acris gehört), bei Zemansk& Podhradi (Nemes-
Podhragy) in Nordunpgarn von Holuby gesammelt, würde ich für identisch halten, gäben nicht
Jordan und Neilreich den Schnabel als sehr kurz (wie bei acris) an.
2. Mai—Juli? Kaiserwiese im Baumgarten (Tausch)! vermuthlich mit Grassamen
dahin gelangt. Ob noch vorhanden, weiss ich nicht.
13. R. lanuginosus L. Wurzelstock verkürzt, abgebissen, dichtfaserig. Stengel
aufrecht, ausgebreitet-ästig, sammt Blättern, Blattstielen und Kelchen von langen abste-
henden Haaren zottig. Grundblätter und untere Stengelblätter handförmig 3—5lappig,
Lappen breit verkehrteirundlich, zugespitzt, seicht 3spaltig, grob oder eingeschnitten
gezähnt; obere Stengelblätter 3theilig mit länglichlanzettlichen Zipfeln. Früchtehen
schmal berandet; Schnabel halb so lang als das Früchtchen, zusammengedrückt,
schlank, mit feiner, eingerollter Spitze.
1—3‘ hoch. Blätter weich, irübgrün. Blumen gross, dottergelb.
2. Mai, Juni. In feuchten, schattigen Wäldern, an Waldbächen des ganzen
Hügellandes, Mittelgebirges, bis in’s höhere Gebirge, zu 4000‘; so am Glazer Schnee-
berg, im Riesengebirge und Böhmerwalde allgemein verbreitet. Bei Prag: St. Prokop,
Kuchelbad, Karlstein, St. Ivan, Zävist, Königsaaler Wälder, Stöchovie, Kundraticer, Horo-
mericer Wald u. a. 0. ;
***) Früchtchen kahl. Fruchtboden behaart. Blüthenstiele gefurcht.
7) Kelchblätter locker anliegend. Grundblätter handförmig getheilt.
14. R. nemorosus DC. (R. Breyninus Crantz, R. aureus Rchb.) Wurzelstock ver-
kürzt, abgebissen. Stengel aufrecht, sammt den Blättern, Blüthenstielen und Kelchen anlie-
gend oder etwas abstehend behaart, am Grunde sammt den blattslielen meist angedrückt
rauhhaarig. Grundblätter handförmig 3theilig oder tief 3spaltig, mit halb 2spaltigen
oder 2lappigen Seitenabschnitten,; Abschnitte und Zipfel breit rhombisch-eiförmig
oder länglich-keilförmig, vorn eingeschnitten und grobgezähnt; Früchtchen mit flachen
bräunlichen Seiten, breitberaudet, Schnabel kürzer als das halbe Früchtchen, mit einer
längeren, feinen Spitze eingerollt. |
1—2‘ hoch. Blätter derb, gesättigt grün; die oberen stengelständigen kurz gestielt oder
sitzend, 3theilig. Blumen ziemlich ansehnlich, bis %/,—1” Durchm., dunkelgoldgelb ins Dotter-
gelbe. Varürt «) Jatisectus, Grundblätter minder tief 3theilig oder 3spaltig mit 2lappigen
Seitenabschnitten; Abschnitte breit rhombisch-eiförmig; die Blätter in der Form denen von R.
lanuginosus ähnlich, sind aber viel derber, nicht so langzottie; ß) angustisectus, Blätter tiefer
3spaltig oder ätheilig, seitliche Abschnitte halb 2spaltig, Zipfel breit keilförmig-länglich.
2 Mai—Juli, im Gebirge bis August. In Wäldern und auf Waldwiesen, in
gebirgigeren Lagen und bis auf das Hochgebirge, auch im wärmeren Mittelgebirge, ausnahms-
weise im niederen Hügellande. Glazer Schneeberg gegen das Mohrauthal zu! Riesenge-
birge: Schneekoppe (Kablik)! Teufelsgärtchen (Tausc)! kl. Schneegrube (Wimmer), St.
Petersgrund! u. s. w. gewiss viel verbreitet. Nordböhmen selten: B. Kamnitz (Zizelsberger).
Schluckenau (Karl)! Basaltmittelgebirge: um den Mileschauer und Radelstein ! Klotzberg !
Hrädek bei Triblic (Reuss) ; Lobosch am Gipfel! Elbhänge bei Aussig, Sperlingstein! Turner
Park bei Teplitz! Bilin (Reuss); Verbreitet im Erzgebirge, z B. Grundthal bei Komotau,
Petsch! Duppauer Gebirge bei Deutschenrust und Bukva! Gebirgswälder um Karlsbad
und Ellbogen (Ortm., Leonhardi!). — Laubgebüsch bei Gross-Holetitz bei Saaz (wenn
nicht polyanth. latisectus)! Loun: permisches Thal, Waldabhang, unweit Listan! Rakonitz
(Krej&). Klicavathal bei Lana häufig! Bei Prag auf dem Nordabhang des Zävister Berges!
(schon Maun 1822) bei Karlstein! Abhang der Säzava bei Davle! Zliner Revier nächst
»
Ranunculus. 417
Lukavie bei Prestie! Strakonie: auf dem Kufidlo! Gutwasser bei Budweis! Wittingau:
im Haine beim Opatovicer Teiche! Vogeltenne bei Krumau, und häufiger im Blansker-
walde! Im Böhmerwalde verbreitet (Göppert), so bei Kuschwarta (Müncke), hinter Hohen-
furth, bei Oberplan, oberhalb Stuben (Purkynß)!
15. R. polyanthemus L. Warzelstock verkürzt, abgebissen. Stengel ayfrecht,
oberwärts aufrecht ästig, sammt Blättern, Blüthenstielen und Kelchen anliegend oder
etwas abstelend rauhhaarig, am Grunde mebst den Stielen der Grundblätter meist
weit abstehend rauhhaarig. Grundblätter handförmig 5theilig mit 1—2mal 2—3spal-
tigen und eingeschnitten-gezähmten Abschnitten, oder nur 3theilig, oder tief 3spaltig
und mit halb 2spalligen seitlichen Ahschmitten, mit linealen, lineallangettlichen bis
länglich keilförmigen, ausgespreizten Zipfeln. Früchtehen mit flachen, bräunlichen
Seiten, breitberandet, Schnabel kürzer als das halbe Früchtchen, ziemlich gerade, mit
kurzer stumpflicher, hakig gekrümmter Spitze.
1— 2‘ hoch, sehr nahe verwandt dem vorigen; die Blätter einer selteneren Var. ß) latifo-
lius Tausch sind von denen der schmalzipfeligen Form des vorigen kaum zu unterscheiden; die
gewöhnliche schmalzipfelige Form aber durch die mehrmals getheilten Blätter mit linealen bis
länglich-linealen, gespreizten Zipfeln sehr abweichend. Blumen satt goldgelb.
2. Mai—Juli. In lichten trockenen Laubwäldern und Gebüschen auf buschigen
Hügeln, auf Waldwiesen, Grasplätzen in Thon- oder Kalkboden des wärmeren Hügel-
landes und Mittelgebirges in Nordböhmen, sehr zerstreut. In der eigentlichen Prager
Gegend fehlend; erst an der Elbe auf fruchtbaren Wiesen bei Lobkovie und aut fetten
Thonerde-wiesen bei Cecelic! Voskovrch bei Podebrad! Sehr häufig in den Dymokurer
Wäldern! Chlumek bei LeitomysSl! Lomnie, unter dem grasigen kahlen Hügel Babylon
(Poläk)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Baba bei Kosmanos (Himmer)! Gebüsch am
Fusse des Bösig (Purkyn&)! Niemes an Feldrainen sehr selten (Schauta)! Geltsch bei
Auscha! zwischen Giessdorf und Liebeschitz in Strassengräben (Reuss). Sovice bei Roudnic,
Westseite, zahlreich! Budin und Doxan (Reuss). Leitmeritz: Fuss des Uhuberges, Satana-
berg! Schützeninsel (Tausch)! Lobosch! Eichgebüsch unter dem Radelstein! Mileschauer
(Tausch)! Tiehlowitz : Elbablıang sehr häufig! Pfaffenberg bei Tetschen! Teplitz (Eichler) !
Sporitz bei Komotau! (aber nicht im Erzgebirge) Häufig bei Karlsbad (Ortmann).
fH) Kelchblätter locker anliegend. Grundblätter 3zählig bis doppelt
3zählig, mit gestielten Blättchen.
16. R. repens L. Wurzelstock abgebissen. Stengel aus liegendem Grunde auf-
steigend, aus den Achselu der Grundblätter und des untersten Stengelblattes beblätterte,
langgliedrige, an den Gelenken wurzelnde Ausläufer treibend, oberwärts ästig, viel-
blüthig, sammt den Blättern angedrückt bis abstehend behaart. Grundblätter und untere
Stengelblätter 1—2fach 3zählig; Blättchen 3lappig oder 3spaltig, keilföürmig-rhombisch,
eingeschnitten-gezähnt, das mittlere ziemlich lang gestielt. Früchtehen mit gewölbten
Seitenflächen, mit kurzem, fast geradem oder schwach gekrümmtem Schnabel.
!,—1'/,‘ lang. Blumenblätter goldgelb.
2. Mai—Juli. Auf feuchten und nassen Wiesen und Aeckern, in Gräben, an
Lacken, sumpfigen Waldstellen gemein, bis auf das Hochgebirge, im Böhmerwalde auf
dem Arbergipfel, Rachelgipfel e. 4500° (Sendtner, Müncke),
+rr) Kelchblätter herabgeschlagen.
17. R. bulbosus L. Stengel an der Basis zu einer rundlichen Knolle verdickt,
abstehend rauhhaarig bis fast kahl, oberwärts anliegend behaart. Untere Blätter 3zählig ;
deren Blättehen 3theilig mit 3lappigen eingeschnitten-gekerbten Abehnitten, oder 3lappig,
die seitlichen Blättchen sitzend oder kurz gestielt, das endständige länger gestielt;
mittlere Blätter fast fiedertheilig, oberste handförmig 3—5theilig. Fruchtköpfchen eiförmig-
rundlich. Früchtchen diek scheibenförmig, mit stumpfem gekieltem Rande, auf den
Flächen glatt (unter der Loupe fein punktirt), mit kurzem, schwachgekrümmtem Schnabel.
418 Caltha.
Y/,—/,‘ hoch. Unter der frischen heurigen Knolle findet man bisweilen eine verschrumpfte
alte Knolle. Blumen goldgelb.
2, Mai—Juli. Auf Triften, Rainen, grasigen Abhängen, in lehmigem und lehmig
sandigem Boden verbreitet, im ganzen Hügellande, im höheren Gebirge fehlend.
„ 18. R. sardous Crantz (R. philonotis Ehrh.) Stengel an der Basis nicht verdickt,
abstehend, oberwärts anliegend rauhhaarig oder fast kahl. Untere -Blätter 3zählig, mit
sitzenden Seitenblättchen oder 3theilig oder 3lappig; ihre Blättchen 2—3lappig mit
eingeschnitten gezähunten Lappen; mittlere Blätter 3theilig oder fast fiedertheilig. Frucht-
köpfchen kugelrund. Früchtchen platt, dünn scheibenförmig mit geschärftem Rande,
mit breitem, fast geradem Schnabel, am’ Rande der Flächen oder auf der ganzen Fläche
mit feinen Knötchen besetzt, selten glatt.
3“—1' hoch, schmächtiger und feiner als voriger; Blätter blassgrün, abstehend behaart,
Blumen kleiner als bei vorig., jedoch in der Grösse etwas veränderlich. Varürt @) tuberculatus
(R. ee Ehrh.), Früchtehen mit Knötchen und ß) laevis (R. sardous Crantz), Früchtchen
ganz glatt.
69 und %. Aut Triften und Hutweiden, in Gräben, auf etwas feuchten Feldern
und Brachen, an Sumpfrändern, in der var. «. (=!!) besonders in lehmigen und kalkigen
Alluvien sehr zerstreut durch das Hügelland und die Ebenen von ganz Böhmen, ß) bisher
nur im südlichen Böhmen beobachtet. Bei Prag selten: Lieben und Vysotan! Zäbählie
(Opie)!! Michle (Hoffmann)! nächst dem Strassenwirthshause LiSka (Opiz), Sumpfwiesen
unter dem Vysehrad (Hofmann)!! wilde Särka, Radotiner Thal! — Obristvi (Dödetek)!
zwischen Pecky und Podebrad!! und unter dem Voskoyrch! Thal der Kourimka bei
Koufim (Jirus)!! Vehynie bei Chlumec!! Königgrätz (Reichel) !! Loretto bei Jicin! Reichen-
berg (Siegmund)! Backofen (Sekera). Weisswasser (Hipp.)!! Niemes auf Feldern sehr selten
(Schauta)! Bousovic bei Theresienstadt (Reuss)! Kulm (Gf. Leop. Thun). Dux gegen
Janegg auf nassen Stellen (Thiel)! am Barbarateiche, Holöie bei Brüx (Reuss). Rotlen-
haus (Roth)! Franzensbad (Bracht)! — Ziemlich häufig im mittleren Böhmen; südlich
von Beroun im Litavka-Thale! um Horovic (an verschiedenen Stellen)!! Zebräk, Cerhovic,
Osek bei Rokycan! Häufig auch südlich von Budweis: gegen Krems auf Aeckern! um
Rojau, Krumau, Lagau u. s. w. Felder bei Wittingau! Um Veseli sehr häufig! — ß) In
Südböhmen . vor Klattau (Purkynd)! Hummeln südlich von Budweis!
2. Pflanze einjährig, mit gleich oben verzweigter Hauptwurzel. Fruchtboden kurz,
halbkugelig, mit wenigen (5—8) grossen, auf den Flächen mit Stacheln oder kegelförmigen Knötchen
besetzten (anderwärts selten auch bloss geadert-runzeligen) Früchtchen.
19. R. arvensis L. Stengel aufrecht, gespreizt ästig, zerstreut behaart. Blätter
3zählig, untere meist 3theilig mit keilförmigen, vorn eingeschnitten gezähnten Zipfeln,
mittlere mit Stheiligen schmalkeiligen Abschnitten und lineal-lanzettlichen Zipfeln. Blüthen-
stiele nicht gefurcht. Kelche locker anliegend. Früchtehen gross, zusammengedrückt,
hervorragend netzig-adrig, langgeschnäbelt; Rand der Rückenkante meist gezackt
oder gestachelt.
,—1",‘ hoch. Blätter hell, fast gelblich grün. Blumen klein, helleitronengelb. Var.
«) aculeatus, Früchtchen auf den Flächen und dem Rande mit pfriemlich zugespitzten Stacheln;
P) tuberculatus Koch (R. tuberculatus DC.), Früchtchen auf beiden Seiten mit stumpfen
Knötchen, am Rande stumpf gezackt; y) inermis Koch, Früchtchen ohne Stacheln und Knötchen.
© Mai—Juli. Auf lehmigen und sandigen Aeckern unter der Saat, verbreitet
und häufig im ganzen Hügellande und der Ebene, auch in niederen Gebirgslagen ;
#) jedoch sehr selten, bisher nur bei Prag nächst Nusle (Hofmann)! y) bisher noch
nicht gefunden.
10. Caltha L. Dotterblume.
1. C. palustris L. Wurzel büschelfaserig. Stengel aufsteigend, oberwärts ästig.
Blätter gekerbt, untere gestielt, herzförmig-rundlich, obere querbreiter, nierenförmig,
oberste sitzend. Nebenblattscheide geschlossen, häutig, kurz tutenförmig.
Kahl, ,—1‘ hoch. Blätter in der Knospe zusammengerollt. Am Grunde des Stengels
Trollius, Helleborus. 419
meist ein Niederblatt und mehrere Grundlaubblätter, darüber 2—3 Stengelvlätter. Blumen (Kelche)
gross, dottergelb. Var. £) dentata, Blätter spitzer gezühnt.
2. April—Juni, einzeln im Herbste. Auf sumpfigen Wiesen, in Waldsümpfen,
an Bächen, gemein durch gauz Böhmen bis auf die Gränzgebirge, im Böhmerwalde
bis 4000‘ (Sendtner),
11. Trollius L. Trollblume.
1. T. europaeus L. Wurzelstoek büschelfaserig, oberwärts schopfig. Stengel
einfach, 1blüthig, selten oberwärts 2—3ästig und 2—3blüthig. Blätter handförmig Stheilig,
grundständige langgestielt und scheidig, oberste am Stengel fast sitzend, Stheilig;
Abschnitte rautenförmig-verkehrteilörmig, 3spaltig, doppelt eingeschnitten-gesägt. Kelch-
blätter kugelig zusammenschliessend.
Kahl, 1—1"/,‘ hoch. Blätter sattgrün, unterseits blass, netzaderig. Kelchblätter eitronen-
gelb, Blumenblätter dottergelb, klein, so lang als die Staubgef.
2 Mai, Juni, und einzeln wieder im Herbste. Auf feuchten Wiesen, besonders
Riedgraswiesen, Waldwiesen, in sandig-moorigem Boden, verbreitet und truppweise,
besonders in der höheren Hügelregion und in Gebirgsgegenden bis auf das Hochgebirge,
selten in der Ebene. Bei Prag selten, nur im südlichen, höher gelegenen Theile, bei
Lhotka und Cholupie! hinter Dusnik! Roblin bei Karlstein! Nizburg bei Beroun (Hauft)!
— In der Elbniederung bei Nimburg (VSetecka)! Auf dem höheren zur Elbe abfallenden
Terrain: Kuttenberg (Veselsky)! Hrabesin (Gregory), VyZic bei Hefmanmöstec (Harrant);
Pardubie bei Vystrkov und Mikulovie (Opiz). — Niekl bei Leitomysl (Walter); Senften-
berg: nur bei Popluz (Brorsen). — Im Riesengebirge: Kesselberg (Kablik)! Riesengrund,
Iserwiese (Wimmer); auch auf den Vorbergen, südlich bis Königgrätz (Reichel); Opo&no
(Kohn)! an der Aupa! Jaromer in der Chraster Flur (Knaf)! Lomnic häufig (K. Poläk) !
Jiein auf allen Wiesen, fehlt dann von KopidIno südlich (Pospichal). Münchengrätz gegen
Prestavik (Sekera); Weisswasser (Hipp.)! Leipa: bei Mertendorf, Quitkau (Watzel)!
Niemeshin und wieder (Schauta)! Rumburg (Neumann). Verbreitet im Basaltmittelgebirge:
Geltsch gegen Pöckel! Leitmeritzer Gebirge bei Welbine, Winterberg! Langer Berg bei
Triblitz (Reuss), Radlstein, gegen Bilin zu, Klotzberg! Mileschauer (Reuss). Wernstadtl
(Kratzmann)! Perue (Vondra)! Königswald und Kriglitz bei Tetschen (Gf. Friedr, Thun,
Malinsky!) — Erzgebirge selten, bei Teplitz am Fusse des Erzgebirges, bei Probstau
(Eichler), bei Klostergrab (Reuss), Rothenhaus gegen Weingarten (Roth)! (Nicht bei
Komotau). Karlsbader Gebirge: Bukva bei Duppau! Saar, Buchau (Steinreiter). Schlacken-
werth, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.) Tepl (Konrad)! — Olesna’er Wiesen bei Rakonitz !
Wedel bei Jesenie, Stab hinter Lubenz, Bürglitz (Krej£). Verbreitet um Horoviec, Zbirower
Bahnstation, Hlubos, Pribram, Rokycan gegen Vosek, Radnie u. s. w.! Rozmitäl (Lusek)!
Pisek (Dedetek). — Fehlt im südlichsten Theile und im Böhmerwalde.
12. Helleborus L. Niesswurz.
1. H. viridis L. Wurzelstock senkrecht, aufrecht-ästig, Laubtriebe und grund-
blattlose Stengel treibend. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, unten nackt, nur mit
etlichen bleichen Schuppenblättern, oberwärts mit getheilten Laubblättern. Grundblätter
(meist 1 an jedem Triebe) am Grunde von Schuppenblättern umgeben, langgestielt,
fussförmig 5—7schnittig; Abschnitte länglich-lanzettlich, vorragend-aderig, scharfgesägt,
die seitlichen meist ungleich tief 3spaltig. Stengelblätter kurzscheidig sitzend, 5—3spaltig.
. Kelchblätter krautig, ziemlich flach.
®/)—1",‘ hoch, ziemlich kahl. Blätter grasgrün. Kelch 2“ im Durchmesser, grünlich,
Blumenblätter gelbgrün.
2. März, April. In feuchten Gebirgswäldern, an Waldbächen, Berglehnen ;
ausserdem in Gebirgsgegenden und Bauerngärtchen kultivirt und halb verwildert. Die
Isopyrum, Nigella.
420
bisherigen nicht genug bestimmten Angaben lassen Zweifel zu, ob die Art überhaupt
in Böhmen wirklich wild wächst. Bei Landskron (Erxleben). Herrschaft Schatzlar (Herb.
Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Pohley)! Bei Lomnitz und Neu-Paka nur in Bauern-
gärtchen (Poläk)! ebenso bei Bölohrad bei Hofie (Öenek)! Feuchte Stellen des Wolfs-
berges bei Rumburg (Opiz). Tetschen (Malinsky)! Oberhalb Graupen bei Teplitz im
Erzgebirge (Eichler 1856). — Bei Hohenfurth nach Nenning selbst nur kultivirt. Soll
bei Neuhaus nahe der mähr, Gränze vorkommen (nach Dr. Novotny’s unverbürgter Mittheilung).
72. H. niger L. Wurzelstock schief, dick, aufrecht-ästig, Niederblätter und
jährlich ein grundständiges, erst nach der Blüthe sich entwickelndes Laubblatt treibend.
Schaft zum Laubtriebe endständig, einfach, nackt, oberwäts mit 2—3 eiförmigen
ungetheilten Deckblättern, 1—2blüthig. Grundblätter langgestielt, fussförmig 7 —9schnittig ;
Abschnitte länglich, vorn breiter, spitz, zum Grunde keilförmig, von der Mitte an gesägt.
Kelchblätter blumenartig gefärbt.
Stengel 3—6 hoch. Blätter überwinternd, lederartig, zur Blüthezeit des nächsten Jahres
noch vorhanden. Kelche 2—3° im Durchm., weiss oder rosa angelaufen; Blumenblätter nebst
Staubgef. gelb.
2 März, bei günstiger Witterung in Gärten schon vom December bis Feber.
In den Alpen wild, bei uns nur in Obst- und Bauerngärten selten gebaut. So in Obst-
gärten bei Prag (Tausch)! auf Lichtenburg bei Ronov in Bauerngärtchen (Steinreiter) ;
bei Ledeö (Janota nach Opiz). Bei Leitmeritz angeblich wild, also etwa verwildert (Thiel) !
\
13. Isopyrum L. Tolldocke.
1. I. thalietroides L. Wurzelstock stielrund, kriechend, unterhalb des jeweiligen
Stengels gestaucht, zablreiche, im unteren Theile einfache und etwas fleischige, dann fein
faserig verzweigte Wurzeln treibend. Stengel aufrecht, einfach, am Grunde mit etlichen
häutigen, weissen Niederblättern, bis zur Hälfte und darüber nackt, oben beblättert.
Blätter doppelt-, die oberen am Stengel einfach-gedreit, die obersten einfach, breit
elliptisch. Blättchen ungleich 3theilig oder 3lappig, vorn eingeschnitter gekerbt, am Grunde
oft herzförmig. Nebenblätter 2 am Grunde der Blattstiele, häutig, rundlich. Blüthen einzeln,
achselständig, gestielt. Kapseln meist 2, pfriemlich geschnäbelt.
'„—1' hoch, kahl. Die Knospe in der Achsel des obersten grössten Schuppenblattes
am Stengelgrunde wächst zur Blüthezeit meist in 1—2 langgestielte Laubblätter und bisweilen in
einen schwächeren Nebenstengel aus. Blätter dünn und weich. Kelche zart, weiss, glockig ausgebreitet.
2. April. In lichten Gehölzen, an Waldbächen, auf Waldwiesen in lockerem
humosem Boden der Hügel- und Gebirgsgegenden, sehr zerstreut im Nordosten und im
Berounthale. Turnau: am linken Iserufer auf dem sogenannten Faräfstvi (Laufberger nach
Varecka). Jiein: bei Eisenstadtel am Bache (Varelka). Radim (Nosek ex Opiz)! Aupaufer
an der Zwoler Lehne bei Jaromör (Knaf, Cenek)! Senftenberg: Fasanerie unter dem
Häjek und bei Dlouhohovic (Brorsen). Cernovyr bei Wildenschwert, und bei Landskron
(Eirxleben) [nach Erxleb. jun. im Olbersdorfer Grund]. Glazer Gebirg (Tausch! etwa unter
dem Schneeberge?) Leitomysl: in der Sträü bei Nedo$in, im Lazarether Remise-Gebüsch,
im Nordwesten des Kondina-waldes bei N&meic (Pospfchal)! Chrudim (Weidenhofer) !
Nimburg (Vseteöka)? — Im Berounthale: bei Beroun, u. zw. bei Althütten im Thale Vüznice
und am jenseitigen Ufer! dann im einem Thale nächst Beroup (Feistm.) und einzeln bei
Karlstein an der Moldau, wohl herabgeschwemmt (Ruda); gegenüber Bürglitz auf der
Lehne Stribrny bei Castonic (Samohrd) und im Bergkessel „Jezero“ bei Skrej (Kreje).
14. Nigella L. Schwarzkümmel.
..... b N. arvensis L. Stengel aufrecht, meist ästig. Blätter 2—3fach fiedertheilig,
mit fein linealen, spitzen, am Rande gesägt-rauhen Zipfeln. Blüthen einzeln endständig,
unbehüllt. Nagel der Kelchblätter fast so lang als ihre rundliche, plötzlich zugespitzte
nn,
A.dquilegia, 421
Platte. Staubkolben grannög bespitzt. Blumenblätter behaart, mit lanzettlicher Honig-
schuppe, ihre beiden Zipfel in einen stielrunden, an der Spitze vırdickten Fortsatz
ausgehend, am Grunde mit einem Höcker. Früchtehen 3—5, warzig-punktirt, bis zur
Mitte verwachsen. Samen körnig-rauh.
3“—1‘ hoch. Kelchblätter weiss, grüngeadert, zur Spitze himmelblau angelaufen, vorn
mit grünem Fleck. Blumenblätter gelbgrünlich, blau quergestreift, mit grünen Höckerchen.
© Juli—September. Auf Aeckern, nach der Ernte in Stoppelfeldern, vorzugs-
weise auf Kalk und Lehmboden, auch auf buschigen Abhängen, sehr zerstreut im wärmeren
Hügellande der nördlichen Landeshälfte, in der südlichen äusserst selten. Bei Prag:
Lorenzberg (Kalmus)! Holin (Nickerl) ! Karlstein (Ruda)! St. Ivan (Opiz); Tetin! Neuhütten
bei Beroun (Feistm.). Stifin (Sykora). Kr&! Strizkov bei Lieben (Opiz)! Bohnic (Osborne)!
Baumgarten (Bozdöch) ! Särkathal! Chabry und Brüky häufig (Dödedek)! Zalov bei Roztok
(Poläk). Kalklehnen oberhalb Hledsebe bei Weltrus! — Podebrad (Kostelecky). Elbufer bei
Kolin auf Sand! Cäslau: Wilhelminenshügel (Opiz). Elbe- Teinitz, Sand auf einem Gneuss-
Abhang an der Elbe! Pardubicer Fasanerie gegen BroZan (Opiz). — N. Benätek (Dedetek) !
Jungbunzlau (Stika) ! Münchengrätz, bei KäCov und gegen Hoskovic (Sekera). Weisswasser
(Hipp.)! Niemes (Lorinser! von Schauta aber nicht verzeichnet). Schnedowitz (Watzel) !
— Leitmeritz, z. B. unter dem Radobyl! Marienberg bei Aussig, auf Kalk, mit Linosyris
(Poläk)! Nestefic vor Tetschen! Teplitz: nächst dem Weschenberg! hinter Schönau gegen
den Schlossberg! Bilin im Zizkathale! Laun: zwischen dem Rannayer und Milayer Berge
auf Kalkäckern! Horatice und Schliesseliz bei Saaz auf Abhängen! Fehlt um Komotau
und Karlsbad; jedoch bei Marienbad (Glückselig). — Bürglitz: auf bebuschter Lehne
unter der Burg (Gintl)! Rokycan auf einem Thonschieferfelde !
Anmerkung. Nigella damascenaL., deren Blüthe von einer Hülle aus fieder-
theilisen Blättern umgeben, wird in Gärten gebaut und findet sich selten verwildert, so bei Prag
beim Karmeliter Garten vor dem Strahover Thore (Opiz)!
15. Aquilegia L. Akelei.
1. A. vulgaris L. Wurzelstock mit dicker ästijger Hauptwurzel. Stengel aufrecht,
an der Spitze ästis, 3—mehrblüthig. Blätter doppelt 2zählig, untere langgestielt, mittlere
und oberste Stheilige oder auch ungetheilte fast sitzend; Blättelien unterseits graugrün,
breit eiförmig-rundlich, 2—3lappig oder 3theilig, Lappen eingeschnitten-gekerbt. Blüthen
langgestielt, überhängend. Platte der Blumenblätter stumpf ausgerandet, Sporne an der
Spitze hakig gekrümmt. Staubgef. ein wenig länger als die Blumenblätter.
1—2‘ hoch, abstehend kurzhaarig oder theilweise verkahlt. Blumen violett, seltener
fleischfarben, bläulichweiss oder weiss (in Gärten auch gefüllt und selbst ungespornt). Früchtchen
behaart oder kahl.
2, Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, auf felsigen, buschigen Abhängen und
Waldwiesen, in bügeligen und gebirgigen Gegenden bis zu 2000‘, gern auf Kalk, zerstreut,
in manchen Gegenden aber häufig. Um Prag: Zizkabers, Laurenzberg, Cibulka, Särka, Stern,
St. Prokop, Karlstein, Stirin, Säzava-Ufer bei Davle, Felsen der Pulvermühlen bei Stöchovie!
—- weiterhin in der Sternberger Fasanerie hei Schlan! Neuhütte bei Beroun (Feistm.);
Klicavathal bei Lana!. Kaufimecer Revier bei Bürglitz (Samohrd)! — Pöchurka bei
Koufim (JiruS)! Vodrant bei Cäslau, Hrochovteinitz (Opiz). LeitomySl: Neuschloss (Opiz),
St. Antonibad, von Lauterbach gegen die mährische Gränze zerstreut, so bei Karlsbrunn,
bei Strenic gegen Nickl (Pospichal)! Böhm. Trübau (Rybilka). Landskron: im Olbern-
dorfer Grund auf Kalkmergel! Glazer Schneeberg (Kallmünger). Brandeis a. Adler!
Senftenberg: Remise bei Lukavic! Rochlitz (Gottstein)! Kleinskal (Neumann). Jiöin: auf
Rainen um Zämek und Breska mit Salvia pratensis selten (Pospich.)! Dymokurer Wälder:
nur am Holy vrch und bei Zähornic! Chlum bei Jungbunzlau (Himmer)! Fasanerie Kälov
bei Münchengrätz (Sekera). Weisswasser auf Sandstein (Hipp.)! Rollberg bei Niemes
selten (Schauta)! — Reichstadt (Hockauf)! Friedland (Kratzmann)! Lausche (Matz),
28
4223 Delphinium. Aconitum,
28
Tollenstein (Neumann, Ascherson). Rumburg, Georgswalde (Neumann). — Melnik (Prazäk).
Vidim (Hackel). Peruc (Wondra)! Leitmeritz: Hradischken! Hügel zwischen Pokratie und
Skalic, Schüttenitz, bei Kameik u. a. (A. Mayer). Mittelgebirge: Mileschauer, Klotzberg!
u. a. Elbhänge bei Aussig! Sperlingstein! Mittelgrund bei Tetschen! Boren bei Bilin
(Reuss). Erzgebirge: Teplitz (Eichler). Osseger Wald (Thiel); Brandstein im Teltschgrund
bei Görkau (Roth)! Petsch (Knaf)! — Duppauer Gebirg bei Bukva! Unter dem Oedschloss-
berg! Karlsbad häufig (Ortm.). — Komorskä hora bei Hlubos (Schlechtend.). Rozmitäl
(Lusek)! Berg Kufidlo bei Strakonic! Pisek: bei Vreovic (Dedetek). Doubravie bei
Budweis (Krej£). Krumau: unter dem Vogeltenn! bei Lagau! im Blansker Wald auf der
Bergspitze oberhalb Srnin (Jungbauer).
16. Delphinium L. Rittersporn.
1. D. consolida L. Einjährig mit spindliger Wurzel. Stengel aufrecht, ästig.
Blätter doppelt Stheilig mit linealen Zipfeln, unterste einfach 3theilig mit 3spaltigen
Abschnitten, oberste einfach, lineal; die unteren gestielt, die oberen sitzend. Trauben
armblüthig, sehr locker. Blüthenstiele dünn, fast fädlicb, mit 2 linealen Vorblättchen.
Blumenblatt nur eines, 1spornig, ausgerandet, mit 2 Seitenflügeln. Kelchsporn bogig,
pfriemlich zugespitzt. Früchtehen 1, plötzlich in den langen Griffel zugespitzt.
1—1'/,'hoch, angedrückt grauflaumig. Kelch und Krone dunkelviolettblau, sehr selten weiss.
© Juni — August. Auf Aeckern im Getreide, Brachen im ganzen Hügellande,
in Gebirgsgegenden selten oder fehlend (so nach Karl bei Schluckenan).
2. D. elatum L. (D. intermedium Ait.). Wurzelstock walzlich, aufrecht-ästig.
Stengel steifaufrecht, meisteinfach. Blätter gestielt, handförmig tief 5spaltig, Abschnitte
gespitzt, rautenförmig-länglich, 3spaltig mit kleinen Seitenzipfeln, eingeschnitten-gesägt.
Traube reichblüthig, locker, deckblätterig oder am Grunde beblättert. Blüthenstiele
aufrecht, unter der Blüthe meist mit 2 linealen Vorblättchen. Blumenblätter 4, 2 vor
dem hinteren Kelchblatt stehend (verdoppelt), beide gespornt, die 2 seitlichen gebartet.
Kelchsporn walzlich, runzelig, emporgerichtet, an der kolbigen Spitze mehr weniger ge-
krümmt. Früchtchen meist 3, in den langen Griffel zugespitzt.
3—6’ hoch, bald kahl, bald nebst den Kelchblättern feinhaarig. Kelchblätter hell violett-
azurblau, selten weiss. Blumenblätter violett.
2 Juli, August. In den Gründen und auf den pflanzenreichen Lehnen des hohen
Riesengebirges selten: im Elbgrunde (Tausch)! Kesselgrund (Kablik, auch weissblüthig!),
und schlesischer Seits bei Agnetendorf und Krummhübel (Wimmer). Häufig auf der
Fuchswiese des glazer Schneeberges (Opiz).
17. Aconitum L. Eisenhut.
a) Wurzelstock dick walzlich, kurzgliedrig, schief, mit Wurzelfasern. Blätter hand-
förmig tief 5—7spaltig. Blumen blassgelb.
1. A. lycoctonum L. Stengel aufrecht. Untere Blätter herzförmig-kreisrund,
5—7spaltig, Lappen keilig-rautenförmig, 1—2mal 3spaltig, Zipfel länglich oder breit
lanzettlich, eingeschnitten-gezähnt. Traube ziemlich dicht, deckblätterig, einfach oder am
Grunde etwas ästig. Helm des Kelches walzig-kegelförmig, 3mal so lang als breit. Nagel
der kappenförmigen Blumenblätter geräde, am Ende schief zur Gegenwand des Helmes
geneigt, die Kappe mit dünnem, schneckenförmig eingerolltem Sporn. Samen 3kantig,
auf allen 3 Seiten mit scharfen zackigen Querfalten.
1—4’ hoch, durchaus mehr weniger kurzflaumig. Blumen schwefelgelb, bräunlich geadert.
Helm verhältnissmässig lang und gross, schief nach aufwärts gerichtet. Kapseln meist kurzhaarig.
2 Juli, August. In lichten Laubgebüschen, auf waldigen Lehnen der warmen
Aconitum, 423
Hügelregion, gern auf Kalk, sehr zerstreut, nur selten in Gründen der Gränzgebirge.
Bei Prag: Laurenzberg (Maun); Radotiner Thal (Nickerl); bei Karlstein, zumal am Fusse
der Velikä hora! — Leitomysl: in der Sträh bei St. Antonius! Landskron (Erxleben)!
— Egerthal: Bei Brozan (Neum.), Libochovie: zwischen Kostelee und Poplz (Reuss),
am Rande des Sebinwaldes! Peruc (Vondra)! — Erzgebirge: Gebirgswald bei Hauenstein
im Haselgrunde (Reiss). Tepl (Presl) und Marienbad (Kablik)! — Budweis: bei Dou-
bravic und Plavo (Krej£). Krumau: nächst dem Niklasberg! unter dem Vogeltenn! Zwischen
Priessnitz und Rojau auf einer Anhöhe des linken Moldauufers, im Blanskerwalde
(Jungbauer. — Im Böhmerwalde am Rachel nur auf baierischer Seite (Sendtner),
nahe 2800° hoch.
b) Wurzelstock kurz, abgebissen, jeder Trieb mit einer knollisen Nährwurzel. Blätter
5—7theilig, Blumen violettblau.
2. A. variegatum L. (A. cammarum Jacq. et Autt., an L.?) Stengel aufrecht
oder öfter schlapp, unfruchtbar auch klimmend und niederliegend, kahl oder fast kahl
(wie die ganze Pflanze). Blattabschnitte rautenförmig, tief fiederspaltig mit länglich-lan-
zettlichen, zum Theile eingeschnittenen Zipfeln. Traube ziemlich locker, öfter kurz, arm-
blüthig, am Grunde beblättert. Helm zusammengedrückt, walzig-helmförmig, oben schmal,
_ mit vorn plötzlich abgedachter Kuppe. Blumenblätter auf aufrechtem oder oben etwas
vorwärts gebogenem Nagel aufrecht oder schief geneigt, die Kuppe des Helmes meist
nicht erreichend, mit stark hakig gekrümmtem Sporn. Samen undeutlich ungleich
3seitig, auf 2 Seiten geflügelt querfaltig.
Stengel 1—5‘ hoch, gegen die Basis wegen der abgestorbenen Blätter nackt. Die rüben-
förmige Knolle ist hier und bei den folgenden eine starke Nebenwurzel aus der Axe der Haupt-
knospe (wie bei Orchis), die frischeste, jüngste trägt daher auf dem Gipfel die Knospe für’s
nächste Jahr. Blätter dünner, hellergrün, matt, unterseits mit mehr vorragenden Nerven als bei
A. napellus. Kelche blauviolett, heller als bei napellus, auch selten weiss gescheckt oder ganz
weiss; Form des Helmes veränderlich. Junge Früchtchen unter einander parallel.
2. Juli, August. Auf feuchten, waldigen Lehnen, im lichten Laubgebüsch, be-
sonders an Bächen, an Waldrändern im Hügellande und in Gebirgsgegenden, wie auch
in den Gründen und auf Abhängen des Hochgebirges, zerstreut. Bei Prag nur unter
der Velikä hora bei Karlstein (1856)! und auf Berounfelsen bei Srbsko (1858)! sehr
spärlich, später nicht mehr gesehen. — Herrschaft Pod&brad (Opiz)! Hie und da in
den Dymokurer Wäldern: im Thal von Nouzov zahlreich, Waldhau bei Bristev, an der
Strasse von Dymokur nach Nouzov! Divodina bei Pardubie (Opiz)! Dasie (Mann). Seelau
(Syrücek nach Opiz). St. Antonibad bei Leitomysl! Glazer Schneeberg häufig! Im Rie-
sengebirge verbreitet z. B.: Riesengrund (Tausch)! Kessel (Kablik)! Elbgrund (Tausch)!
Elbfall, Brunnenberg, Rehhorn, Ufer des Weissbachs, kl. Teich, .kl. Schneegrube (K.
Knaf)! Rochlitz (Gottstein)! Hohenelbe! — Chraster Flur bei Jaromef (Knaf)! Neukö-
nigingrätzer Wald (Cenök)! Unter der Burg Hammerstein (Petters)! Engelsberg bei
Kratzau (Menzel). Reichstadt (Mann); Niemes: am Waldrande bei Neubrück (Schanta)!
— Selten im Basalt-Mittelgebirge: Dreiberg bei Triebsch (Neumann). Babina bei Leit-
meritz (Mayer)! Mileschauer (Malinsky)! Radelstein (Reuss). Tetschen (Malinsky)! —
Pläner-Kalklehne des Winaficer Thales! Peruc (Danes)! Erzgebirge: Kalich, Rothenhaus,
Petsch, Komotauer Grund, hin und wieder zerstreut! Abertham (Reiss). Plobenwald bei
Karlsbad, Elbogen, Rodisfort Hügel an der Tepel und in der Soosz (Ortm), Falkenau
(Leistner). — Südböhmen: Klingenburg (Dededek)! Tesin prach. (Lhotsky)! Strakonie
in der Sträh! Eleonorenhain in Gebüschen mit Spiraea salieifolia (Müncke). Satava (Pur-
kyn&)! Im Böhmerwalde verbreitet bis auf die Höhen (Purkyn&, Sendtner). Goldenkron
(Purkyn@! Jungb.) Doubravie bei Budweis (Krej£).
3. A. napellus L. Stengel steif aufrecht, oberwärts nebst den Blüthenstielen
kurzhaarig-flaumig, seltener fast kahl. Blattabschnitte breit bis länglich rautenförmig,
tief fiederspaltig mit ganzen oder tief eingeschnittenen Abschnitten, Traube ziemlich dicht,
28*
424 Actaea,
verlängert walzlich, meist einfach. Blüthen kurzgestielt, alle etwa mit Ausnahme von
1—2 untersten von kleinen linealen Deckblättchen gestützt. Helm zusammengedrückt,
kurz, schief halbkreisförmig mit gewölbter breiter Kuppe, spitz geschnäbelt. Blumen-
blätter auf bogigem Nagel vorwärts geneigt, mit wagrechter Kapuze, diese mit
kurzem, dickem, mässig gekrümmtem (nicht hakigem) Sporne. Samen 3seitig, auf
einer Seite mit stumpfen Querfalten.
Stengel 1—5’ hoch, gegen die Basis durch vertrocknete Blätter nackt, oberwärts dicht
beblättert. Blätter steif, dicklich, oberseits etwas glänzend, unterseits mit wenig vorspringenden
Adern. Blume dunkler blauviolett, auch blau und weiss gescheckt (im Kessel, nach Tausch!), sehr
selten purpurn oder weiss. Junge Früchtehen nach Angabe der Autoren etwas spreizend. Variirt:
ea) angustisectum, Blattabschnitte länglich-rhombisch mit schmalen, linealen Zipfeln, und
ß) latisectum (f. neomontanum Tausch!), Blattabschnitte breit, eirhombisch, mit länglich-
lanzettlichen Zipfeln.
2) Juli, August. Auf Bergtriften und pflanzenreichen Lehnen in den Gründen
der hohen Gränzgebirge, in Südböhmen auch in niedere Vorgebirgslagen hinabsteigend.
Glazer Schneeberg! Im Riesengebirge verbreitet: Kesselgrund (Tausch)! Riesengrund!
Klausengrund, Elbfall! am Weisswasser, Rehhorn, kl. Teich, kleine Schneegrube, kl. Sturm-
haube (K. Knaf), Rochlitz (Gottstein)! Im Isergebirge an der kl. Iser (Petters)! am Buch-
berge (Menzel). — Höchstes Erzgebirge: Gottesgab (Reiss) und Abertham (Fischer).
Böhmerwald: Arber 4400, Seewände des Pleckensteins (Sendtner); Seewand des Teufels-
sees in sumpfigem Boden (Purkyn&)! steigt herab: in Gebüschen von Spiraea salieifolia
bei Eleonorenhain, mit A. variegatum (Müncke); zwischen Hohenfurth und Rosenberg
an der Moldau! Blanskerwald: in der Libina (Jungbauer).
* A. Stoerkeanum Rehb. Blätter glänzend. Traube locker, jedoch kaum be-
blättert. Blüthen mässig lang gestielt. Helm höher gewölbt und abschüssiger als bei
napellus, jedoch kürzer und breiter als bei variegatum. Blumenblätter auf bogigem
Nagel schief geneigt ; Sporn hakig, jedoch nicht so stark wie bei variegatum.
Hält fast die Mitte zwischen beiden vorhergehenden, scheint hybrider Herkunft zu sein.
Die jungen Frücbtchen sollen in der Jugend etwas einwärts gekrümmt, zusammenneigend sein;
Samen auf einer Seite nach Koch geschärft faltig, jedoch bilden sich die Früchte nach Koch und
Neilreich selten aus, sondern schrumpfen und fallen bald ab.
2 Juli, August. In Bauerngärtchen kultivirt und verwildert, so bei Schluckenau
fast in allen Hausgärtchen (Karl)! im Lomnitzthal bei Karlsbad aus Gärten hie und da
verwildert (Ortmann)! Soll aber nach Wimmer auch im Riesengrunde des Riesengebirges
(Kaiser) wild gefunden sein.
18. Actaea L. Christofskraut.
1. A.spicata IL. Wurzelstock walzlich, geringelt, aufrecht ästig. Stengel aufrecht,
unten kahl, am Grunde mit röthlichen Scheiden, oberwärts flaumig, wenigblättrig. Blätter
gestielt, doppelt bis 3fach 3zählig gefiedert. Blättchen breiteiförmig oder eilänglich, fein
zugespitzt, eingeschnitten-gesägt, öfter auch 3lappig; oberste Blätter kleiner, 3zählig.
Traube kurz, dicht, eiförmig, mit Gipfelblüthe, endständig, oft noch 1—2 seitliche klei-
nere. Blumenblätter langgenagelt, so lang als die Staubgefässe,
...... 1-2‘ hoch. Blätter gross, im Umrisse 3eckig, dünn, schlaff, unterseits bleich. Kelch
weisslich, Blumenblätter und Staubgef. gelb. Beeren oval, schwarz, glänzend, auf horizontal
abstehenden, zuletzt auch herabgeschlagenen Stielen. Die Staubbeutel springen nicht innen,
sondern wie bei anderen Ranunculaceen seitlich und etwas nach aussen auf. (Siehe auch Döll
Fl. v. Baden.)
; 2. Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, zumal Buchenwäldern, auf feuchten wal-
digen Lehnen in Gebirgsgegenden allgemein verbreitet und häufig, so im nördlichen Böhmen,
Mittelgebirge, Zbirower Waldgebirge, Karlsbader Gebirge, Krumauer Vorgebirge u. s. w.,
in den Grenzgebirgen bis zu 3000° hoch; minder häufig und sehr zerstreut im Hügel-
Berberis, 425
lande, daher bei Prag selten: St. Prokop, Karlstein, St. Ivan! Stirin (Sykora). Selten
auch bei Dymokur, Jungbunzlau, im niederen Elbthale fehlend.
Anmerkung. Eine Paeonia wurde am Boren bei Bilin von Tausing gefunden, ohne Zweifel
ursprünglich ebenso angepflanzt wie die, welche ich am Wostray bei Mileschau in Blättern in
der Nähe der Restauration antraf. Auch Prof. Kosteletzky erhielt einst eine Paeonia, die irgendwo
bei Teplitz oder Komotau am Fusse des Erzgebirges gesammelt sein sollte.
73. Ordnung. Berberideen Vent.
1. Berberis L. (part.) Sauerdorn.
Kelchblätter 6. Blumenblätter 6, flach, innen an der Basis mit 2 Drüsen.
Staubfäden zahnlos. Beere 2—3samig.
1. B. vulgaris L. Verlängerte Zweige mit strohgelben, 3theiligen, oberwärts
auch mit einfachen Dornen als dornig umgestalteten Blättern besetzt. Gestauchte Seiten-
zweige in deren Achseln zu unterst mit dornig stachelspitzen Niederblättern, darüber mit
einem Büschel gestielter Laubblätter. Blätter länglich-verkehrteiförmig, feinstachelig-
gesägt. Blüthentrauben überhängend, mit kleinen Deckblättchen, an den Kurztrieben
endständig. Beeren länglich.
Ästiger, 4—8’ hoher, kahler Strauch. Blumen gelb, stark spermatisch riechend; die 3
äusseren Kelchblätter kleiner uud dunkler gelb als die inneren. Beere scharlachroth. Staubgef.
reizbar, nach Berührung dem Stempel sich anlegend. Auf den Blättern wuchert der rothe Becher-
pilz Aecidium berberidis, aus dem auf Getreide der Rost (Puccinia graminis) entsteht.
f Mai. Auf buschigen Hügeln, am Rande von Weingärten, in Hecken und
Zäunen, im wärmeren Hügellande zerstreut, gerne auf Kalk, an den lezteren Standorten
meist ursprünglich gepflanzt. Bei Prag auf Hügeln um Karlstein, im Radotiner Thale
gegenüber Kopanina und auf dem Tobolka-Berge bei Tetin, sicher wild! ebenso auf Ab-
hängen bei Neuhütten (Feistmantel). Zizkaberg, Generalka, bei Motol und Cibulka an
Feldrändern eher gepflanzt. Lehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus, einzeln! — Nimburg
am Elbufer! Hügel Kamejka bei St. Jakob! und im „Häjek“ hinter Trebesic bei Kutten-
berg, am Bumberg bei Chrudim (Opiz), im Thiergarten bei Hermanmeöstee (Harant). —
Jungbunzlau im Busche bei Neuberg (Stika)! Mölnik (Prazäk)! Bei Niemes nur im Parke
gepflanzt (Schauta). Tiefendorf bei Leipa (Watzel!) Leitmeritz: am Blockhaushügel,
gegen Treboutic auf Kalk (Mayer), zwischen Malitschen und dem StraZickenberge auf
steinigem Feldraine! Weinbergsgebüsche unter dem Lobosch! Aussig am Elbabhang !
Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel)! Brüxer Schlossberg (Eichler). Thiergarten und Hei-
delsberg bei Schlackenwerth (Reiss). Gebüsche und Gartenzäune bei Karlsbad (Ortm.).
Tepl (Konrad)! — Um Krumau und Lagau, unter dem Blansker auf buschigen Hügeln,
Felsen und zwischen Steinen, auf Rainen, sehr häufig und zahlreich, wirklich wild!
Anmerkung. Epimedium alpinum L., in den südlichen österreichischen Alpen-
ländern einheimisch, liegt nach Dr. Joh. Palacky’s Mittheilung im Herbar zu Frauenberg, angeblich
bei Innergefild im Böhmerwalde von einem Forstadjunkten gesammelt vor, wurde auch in neuester
Zeit im sächs. Erzgebirge nahe der böhmischen Gränze der Karlsbader Gegend anscheinend
wildwachsend (?) gefunden. Die Blüthe hat einen 4blätterigen, von meist 3 Paaren Vorblättchen
gestützten, braunrothen Kelch, 4 gelbe Kronblätter mit sackartigem Sporn und 4 Staubgef.
74. Ordnung, Nymphaeaceen Salisb.
Gattungen:
1. Nymphaea. Kelch 4blätterig, bei der F'ruchtreife abfallend. Blumenblätter ohne
Honiggrübchen. Staubgefässe der Aussenwand des Fruchtknotens aufsitzend.
Narbe in mehrere (6- viele) aufwärts gebogene Strahlen gespalten,
426 Nymphaea.
2, Nuphar. Kelch 5blätterig (selten 6—7blätterig), an der Frucht bleibend. Blumen-
blätter mit einem rückenständigen Honiggrübchen. Staubgefässe unter dem Frucht-
knoten eingefügt. Narbe ganzrandig oder sternförmig-gezähnt.
1. Nymphaea (L.) Smith. Seerose.
1. N. alba L. Blumen ausgebreitet; die viereckige Kelchbasis wenig abge-
gränzt. Staubfäden verlängert, die innersten lineal, kaum breiter oder etwas schmäler
als der Staubkolben. Pollenkörner meist stachelig. Fruchtknoten kugelig, bis dicht
unter die Narbe mit Staubgefässen bedeckt. Narbenstrahlen (und Fächer) zahlreich
(meist 12—20), schmal, lanzettlich, etwas runzelig, aber ohne Furchen. Frucht
kugelig, meist etwas plattgedrückt.
Wurzelstock dick, walzig, kriechend. Blätter langgestielt, die zur Blüthezeit schon meist
zerstörten ersten Blätter untergetaucht, 3eckig spiessförmig, wellig, durchscheinend, die späteren
schwimmend, lederartig, oval oder rundlich, ganzrandig, tief herzförmig, mit etwas spreizenden
oder parallelen oder zusammenneigenden Lappen, unterseits kahl, mit stark vorspringenden,
gegen den Rand zu netzig anastomosirenden Nerven, die Spreite !/,—1‘ lang. Blattstiele stielrund,
innen in der Mitte mit 4 grösseren Luftlücken; Nebenblätter lanzettlich, vorn spitz ausgerandet,
frei. Blumen langgestielt, schwimmend, gross, 4—6“ im Durchm. Blumenblätter so lang wie die
Kelchblätter, wie die Innenseite der aussen grünen Kelchblätter weiss, schwach wohlriechend.
Staubbeutel gelb, Narbenstrahlen hellgelb.
2 Juni—August. In Teichen, Wassertümpeln der Flussufer selten, viel seltener
als die folgende. Bisher mit Sicherheit nar an der Elbe bei Libis, nächst der Stephans-
überfuhr (Tausch! Caspary) und bei Libie nächst Podebrad (Jaromfr Celakovsky)!
Voseker Weiher (Sternberg)! Zwischen Wittingau und Chlumec im Schwarzbache ! Doch
mag von den mit ? bezeichneten Standorten der folgenden Art noch einer oder der
andere hiehar gehören.
2. N. candida J. Sv. Presl in Rostlinär 1821 (N. alba b. oocarpa Casp.). Vier-
eckige Kelchbasis stark vorspringend. Staubfäden kürzer, die innersten unter dem
Staubkolben noch merklich breiter. Pollenkörner stets gekörnelt. Fruchtknoten eiförmig,
unter der Narbe verschmälert und daselbst ohme Stauhgefässe. Narbenstrahlen meist
6—10, oval oder eilänglich, abgerundet, innen mit schmaler Mittelrinne und 2
breiten Seitenrinnen. Frucht eiförmig.
Blumen kleiner als bei voriger, 2—4” im Durchm, Kelchblätter verhältnissmässig kürzer,
Staubfäden breiter und kürzer. Narbenstrahlen gelb oder hochroth, an der Spitze oft gebräunt
(3spitzig sah ich sie bei uns nie). Sonst der vorig. ähulich, aber doch wohl specif. verschieden ;
in der Richtung der Blattlappen finde ich aber keinen konstanten Unterschied. Var. @) aperta
(N. candida Presl, N. Kosteleckyi Palliardi, N. intermedia Weicker), Blüthen ganz geöffnet, und
ß. semiaperta (N. semiaperta Klinggr., N. biradiata Sommer., N. neglecta Hausl.), Blüthen
halbgeöffnet.
2. Juni—August. Wie vorige, aber allgemein in den Niederungen und im
Hügellande verbreitet. Fehlt in der wasserarmen Prager Gegend; erst bei Schlan gegen
Srbet zu!? bei Weltrus (Presl) und weiter an der Elbe: bei Stefansüberfuhr (Presl,
Caspary). Brandeis (Presl). Nimburg (Jirus)!? Podebrad (Presl). Teiche bei Dymokur
häufig!? Kolin Elbtümpel!? Teich Kmotrov bei Sehusie (Presi). Alte Elbe bei Elbe-
Teinitz (Patzelt)? Preloud, Bohdaneter Teiche (Presl). Elbtümpel und Teiche bei Par-
dubie! Landskron (Erxleben)! zwischen Adler-Kostelee und Borohrädek!? Königgrätz
(Reichel)? Smiric (Presl). Alt-Plas bei Jaromer!? Tren&in bei Münchengrätz (Sekera).
Jungbunzlau (Hipp.)! Niemes: Teichel bei Grünau, Plouönicer Teich (Schauta)! Hammer-
teich bei Wartenberg! B.-Kamnitz (Zizelsb.)? Schönlinde! Schluckenau (Karl)! — Vidim,
Roudnie, Leitmeritz (Presl). Probstauer Parkteich! Teiche zwischen Teplitz und Dux
(Winkler)! DBettelgrün bei Oberleitensdorf, Rothenhaus (Roth)! Zwischen Saaz und
Traovan an der Eger!? — Teiche bei Schlackenwerth, Falkenau, Doglasgrün, Königs-
werth, Ellenbogen (Presl, Caspary, Ortm.!) Franzensbrunn (Kablik)! Ruppau (Presl).
Nepomuk (Lusek)! Blatna, Tu&ap, Sobeslav (Presl). Schwarzenberg-Teich bei Veseli!
Nuphar, 427
Platz: Teich von Koralova (Leonhardi). Wittingau im Schwarzbach! Frauenberg (Jechl).
Budweis: Moldautümpel, Teichel bei Vierhöf, gegen Leitnowitz! Goldenkron: im Pleso-
vicer Graben (Jungbauer, Presl), Hohenfurth (Presl).
2. Nuphar Smith. Nixblume.
1. N. luteum Smith. (Nymphaea lutea L.). Blattstiele 3kantig, oberseits flach,
rückwärts Aflächig. Blumenblätter etwa 3mal kürzer als die glockig zusammenschlies-
senden Kelchblätter. Staubkolben länglich-lineal, mehrmals länger als breit Narben-
scheibe trichterig vertieft, ganzrandig oder seichtgeschweift, 10—20strahlig, mit
niedergedrückten, vor dem Jande verschwindenden Strahlen.
Wurzelstock dick, walzig, kriechend. Blätter zur Blüthezeit theils untergetaucht, theils
schwimmend, erstere kürzer gestielt, herz-pfeilförmig, stumpfwinkelig ausgeschnitten, dünn,. wellig,
durchscheinend, letztere lederartig, /„—1' lang, tief herzförmig-oval, unterseits flaumig, mit nicht
vorragenden (getrocknet eingesenkten), zum Rande wiederholt gabelig getheilten, aber nicht unter-
einander anastomosirenden Hauptnerven; Blattstiele mit zahlreichen kleineren Luftlücken, am
Grunde jederseits häutig erweitert, ohne besondere Nebenblätter. Blüthen aufgetaucht, dottergelb,
schwach eigenthümlich wohlriechend, 1Y,—2‘ im Durchm., Narbenstrahlen 14—20. Variirt aber
f) minus, Blüthe wenig über 1” Durchm., Narbenstrahlen 10. Staubkölbehen kürzer, nur 3 bis
4mal länger als breit; schwimmende Blattspreiten nur 3—4° lang. (Nicht etwa mit N. intermedium
Ledeb. zu verwechseln !)
2. Juni — August. Wie vorige, oft in ihrer Gesellschaft, minder häufig, mehr
auf die Ebene beschränkt. Elbetümpel: Stefansüberführ (Tausch)! Lobkovic (Kostel.).
Nimburg in der Mrdlina! Podebrad gegen Vosek zu! Chlumec! Kolin, Prelouö! Sümpfe
der Pardubicer Fasanerie (Opiz)! Abtsdorf (Rybicka)! Königingrätz! Chraster Flur bei
Josefstadt (Knaf)! Jiein südlich: Teich bei Ostruäno (Varecka); Gräben bei Militoves,
in der Cidlina bei Vitinoves, bei Breziua selten (Pospichal)! Tümpel unterhalb Zviretic
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau! Teichel bei Weisswasser! Roudnie, Eger bei
Bauschowitz (Reuss). Leitmeritz auf der Herzinsel (Mayer); zwischen Aussig und Boden-
bach! Bilin: in der Biela! Karlsbad an der Eger bei Zettlitz, Ellbogen (Ortm.)! Falkenau
(Leistner)! — Strakonie: in der. Votava! Teiche bei Veseli (Sternb.)! im Bache gegen
Boskovic zu! Böhmisch-Fellern bei Budweis! Wittingau: im Schwarzbach! im torfigen
Schlossrevier! Moldau. zwischen Rojau und Cernie (Juugb.). — ß. In der Neubach bei
Platz (1861 Leonhardi)! im Bache zwischen Veseli und Borkovic !
2. N. pumilum Smith (Nymphaea pumila Hoffm.). Blattstiele parallel der Blatt-
fläche zusammengedrückt. Blumenblätter sehr klein, eiwa 5mal kürzer als die Kelch-
blätter, selten die äussersten 1—2 grösser. Staubkolben 4eckig, kurz, verstäubt nur
2—2N/,mal länger als breit. Narbenscheibe ziemlich flach, zuletzt halbkugelig, am
Rande sternförmig gelappt, mit 10—12 stark vorragenden, fast bis zur Lappenspitze
auslaufenden Strahlen.
Sonst wie vorige, in allen Theilen kleiner als diese in ihrer Normalform; schwimmende
Blätter nur bis 5° lang. Staubgef. minder zahlreich. Blumen wohlriechend.
2. Juni — August. In Lacher an der Moldau und in Teichen des Budweiser
Kreises. In der Moldau: bei Oberplan (Jirus), Unterwuldau (Jechl)! bei Rosenberg!
nächst Budweis bei Vierhof! Im Goldbach zwischen Wittingau und dem Rosenberger
Teich angeschwemmt 1860 von einem südlicheren Standort her?) Bei Platz (Leonhardi).
Bei Blovic an der Pilsner Bahn (Novotny).
75. Ordnung. Papaveraceen De Cand.
Gattungen:
1. Papaver. Narbe scheibenförmig, 4—20strahlig. Kapsel eiförmig oder keulig. unvoll-
ständig 4—20fächerig, unter der Narbe mit ebensovielen Löchern (kurzen Klappen)
aufspringend.
498 Papaver.
9%, Glaucium. Narbe 2lappig. Kapsel verlängert schotenförmig, 2fächerig mit schwam-
miger Scheidewand, in deren tiefen Gruben die Samen eingebettet liegen, von
der Spitze zur Basis 2klappig aufspringend.
3, Chelidonium. Narbe 2lappig. Kapsel verlängert-schotenförmig, 1fächerig, mit2 vom
Grunde zur Spitze von den stehenbleibenden wandständigen Samenträgern sich
ablösenden Klappen aufspringend.
1. Papaver L. Mohn.
a) Stengelblätter 1—2mal tief fiederspaltig bis fiedertheilig, mit schmaler Basis sitzend.
«) Staubfäden fadenförmig, oberwärts nicht verbreitert. Narbenstrahlen niedrig,
schmal, in der Mitte der Scheibe nicht zusammenfliessend. Kapsel kahl.
1. P. rhoeas L. (Klatschrose). Stengel, Blätter und Blüthenstiele von wagrecht
abstehenden (selten letztere von aufrechten anliegenden) Borsthaaren rauh. Blätter
fiedertheilig, mit länglichen oder lanzettlichen, mehrfach eingeschnitten-gezähnten Ab-
schnitten; Stengelblätter mit verlängertem, vielgezähntem Mittelzipfel, Zähne borstlich-
bespitzt. Narbenscheibe kurz kegelig, mit 7—14 mit den Rändern sich deckenden
Läppchen. Kapseln verkehrteiförmig. .
1—2’ hoch. Blätter etwas graulich-grün. Blumenkrone scharlachroth, grösser als bei
beiden folgenden, auch gefüllt. Var. f. strigosum Bönningh., Borsten der Blüthenstiele anliegend.
© Mitte Mai—Juli, einzeln noch im August, Septemb. Auf Aeckern im Ge-
treide, besonders in lehmigem Boden, einzeln auch auf wüsten Plätzen, an Rainen,
Wegen, durch das ganze Hügelland verbreitet und meist gemein; ß) selten, auf den
Schanzen Prags (Opiz)! Michanic bei Komotau (Knaf)! Niemes (Schauta)! Reichen-
berg (Opiz)!
2. P. dubium L. Stergel und Blätter von abstehenden, Blüthenstiele von
steiferen, kürzeren, angedrückten Borsthaaren rauh. Blätter fiederspaltig oder fieder-
theilig, mit lanzettlichen oder linealen weniggezähnten Zipfeln, diese und die Zähne
borstlich bespitzt. Narbenscheibe flach, 6—Slappig, Lappen von einander getrennt,
sich deckend. Kapsel länglich-keulenförmig.
—1!/,'‘ hoch. Blätter blass, etwas bläulich-grün. Blume gross, scharlachroth, sehr
selten weiss (Münchengrätz: Sekera!). Narbe braunsammiig.
© Juni, Juli, um 14 Tage später als vorige. Auf Aeckern, Brachen, in Hohl-
wegen, auf felsigen Abhängen, besonders in sandigem Boden, sehr zerstreut, weniger
häufig als vorige, am häufigsten in den niederen, wärmeren Thälern und Ebenen, wohl
öfter übersehen. Bei Prag in der näheren Umgegend ziemlich verbreitet: vor dem Korn-
thor, Folimanka, Michle, Zizkaberg, vor dem Bruskathore, beim Baumgarten an der Bahn
häufig! Podbaba (Opiz). Slichov, Radotiner Thal! Felsen des Moldauthals bei Zävist bis
Stöchovie bäufig! Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus! — Unter dem Woskovrch
bei Podebrad in Schwarzem Lehm! Koliner Sandfluren! Cäslau (Opiz). Leitomysl: bei
Jonsdorf unter Wicken! Landskron (Erxleben). Ji&in: hinter dem Dorfe Cidlina (Poläk)!
Leinräcker am Krizek bei Kleinskal (Neumann). Münchengrätz (Sekera). Weisswasser
(Hipp.)! Hohlweg zwischen Gastorf und Malschen im Sandboden! Roudnie (Reuss). Eger
bei Loun! Trebontitz bei Leitmeritz (Thiel)! Bensen (Zizelsberger). Mosern vor Tetschen !
Brüx (Eichler). Rothenhaus (Roth)! Vysodan saaz. (Thiel). Puschwitz bei Podersam und
hinter ne im Kartoffelfelde! Karlsbad (Ortm.) (doch war die Pflanze, die
ich sah, P. rhoeas). Marienbad (Glückselig). — Neumetel bei Horovie im Runkelrüben-
felde! Zbirow (Hb. Opiz)! Woporan bei Tabor (Hb. Opiz)! Krumau: im Moldauthale
gegen Wettern mehrfach, vor Hohenfurth in Feldern zahlreich!
ß) Staubfäden oben verbreitert, dann plötzlich unter dem Staubkolben zugespitzt.
Narbenstrahlen erhaben, in der Mitte der Scheibe zu einem sternförmisen Kranze zusammen-
fliessend. Kapsel borstig (selten kahl).
Glaucium. Chelidonium, 429
3. P. argemone L. Stengel und Blätter von aufrecht abstehenden Haaren rauh.
Blätter doppelt tief fiederspaltig oder fiedertheilig, mit lanzettlichen oder linealen, ganz-
randigen Zipfeln, stengelständige mit kurzem Endzipfel; Zähne borstlich bespitzt.
Narbenscheibe —5strahlig, seicht-gelappt. Kapsel Äkeulenförmig oder keulenförmig-
eiförmig, schwach runzelig, mit aufrecht abstehenden (selten ohne solche) Borsten.
!,—1’ hoch. Blumenblätter wässerig-blutroth mit schwarzem Fleck am Grunde. Die
Borsten der Kapsel beschränken sich oft nur auf deren Spitze und fehlen bisweilen ganz (£.
leiocarpum).
© Mai—Juli. Im Getreide, auf Sandplätzen im Hügellande ziemlich verbreitet,
obwohl nicht überall; 8) z. B. bei Prag: Zizkov, Generalka (Opiz)! Liblie! Tetschen
(Malinsky) !
b. Stengelblätter ungetheilt, mit breiter Basis stengelumfassend.
i 4. P. somniferum L. Kahl, blaugrün. Blätter länglich, ungleich einge-
schnitten-gezähnt. Blüthenstiele mit wagrecht abstehenden Borstchen. Staubfäden nach
oben etwas verbreitert. Kapsel fast kugelig, kahl.
2—4' hoch. Blumenblätter gross, verwildert blauviolett mit schwarzen Flecken, kultivirt
oft gefüllt und vorn zerschlitzt, roth, violett und weiss, oder aus diesen Farben gescheckt. Samen
bläulich-schwarz, var. (# album) schmutzigweiss.
© Juni— August. Stammt aus dem Orient, in Gemüsegärten häufig und im
Grossen auf Feldern hin und wieder gebaut, besonders in der Elbniederung um Pod£-
brad; in Mittelböhmen bei Horovie und Hostomic!
e
2. Glaucium Haller. Hornmohn.
7 1. G. phoeniceum Crantz 1769 (G. cornieulatum Curtis, Chelidonium cornicula-
tum L.). Blätterlänglich oder die oberen eiförmig, buchtig-fiederspaltig, grundständige gestielt,
obere stengelständige mit gestutzter oder herzförmiger Basis halbstengelumfassend
sitzend. Zipfel länglich, ungleich grobgezähnt, ausgesperrt. Schoten walzlich-lineal, zur
Spitze verschmälert, von aufrechten Borsten steifhaarig.
Stengel meist ästig, ,—1!/,' hoch, sammt den grasgrünen, etwas in Blaugrüne ziehenden
Blättern und den einblüthigen Blüthenstielen zerstreut gliederhaarig. Blumenblätter 6—8” lang,
orange oder scharlachroth, mit einem schwärzlichen Fleck am Grunde.
© Juni, Juli. Auf Rainen, Brachen, wüsten Plätzen, sehr selten und vereinzelt,
gewiss nicht einheimisch, sondern zufällig dann und wann verwildert. Bei Prag (Seidl):
auf den Hügellehnen zwischen Podol und Bränik (Knaf 1825! seither Niemand wieder);
Zwolenewes (Presl fl. &ech.). Feldraine um Leitmeritz (Tausch) !
3. Chelidonium (L. part.) Haller. Schellkraut.
1. Ch. majus L. Blätter fiederschnittig, Abschnitte eiförmig oder eilänglich mit
am Grunde blattartig verbreiterten Stielen, die seitlichen oft am Grunde des unteren
Randes tief eiugeschnitten, der endständige mehr weniger tief dreilappig, sonst kurz-
fiederspaltig mit spärlich grobgekerbten Zipfeln. Blüthen wenige in deckblätterigen Dolden
mit Gipfelblüthe. Staubfäden oberwärts breiter. Schoten lineal, holperig.
1—2’ hoch, ästie, zerstreut behaart; Blätter schlaf, unterseits graugrün. Blumen klein,
dottergelb. In allen Theilen einen orangegelben Milchsaft enthaltend.
2, Mai—Herbst. Auf Schutt, im Gebüsch, auf Mauern, Felsen gemein von den
Niederungen bis in die niedere Gebirgsregion, z. B. am Rosenberge bei B.-Kamnitz, bei
Rochlitz (Gottstein).
430 Corydalis,
76. Ordnung. Fumariaceen De Cand.
Gattungen:
1. Corydalis. Blume 2lippig; ein äusseres Blumenblatt (Oberlippe) gespornt. Frucht
eine 2klappige, vielsamige Schote.
2. Fumaria. Blume 2lippig; ein äusseres Blumenblatt gespornt. Frucht ein einsamiges,
nicht aufspringendes Nüsschen (Schliessfrucht).
1. Corydalis Ventenat. Lerchensporn.
a. (Laterales.) Stengel am Gipfeltrieb der Knolle, der Niederblätter und gestielte
Laubblätter treibt, sämmtlich Zateral, am Grunde ohne ein schuppenförmiges Niederblatt, nur mit
2 Laubblättern um die Mitte. Knolle zeitlich hohlwerdend, jährlich sich vergrössernd, an ver-
schiedenen Stellen der ganzen Oberfläche Wurzelfasern treibend.
1. C, cava Schweigg. et Körte (C. tuberosa DC., C. bulbosa Pers., Fumaria
bulbosa «. cava L., Hoblwurz). Deckblätter eiförmig oder elliptisch, ganzrandig, sehr
selten die untersten 2—3spaltig. Blüthenstielehen 2—3mal kürzer als die Schote. Saum
der Oberlippe sehr stark zurückgerollt, Unterlippe am Grunde fast rechtwinklig auf-
wärts gebogen, vorn ziemlich flach vertieft mit abstehendem Saume. Sporn horizontal
oder schief abwärts gerichtet, gegen die Spitze stark abwärts gekrümmt. Fruchtknoten in
den Griffel geradlinig verschmälert. Schoten länglich-lanzettlich. Samenanhängsel lang,
bandförmig, der Samenperipherie angeschmiegt.
Stengel /,—1’ hoch. Blätter wie bei allen folgenden doppelt 3schnittig, Abschnitte 2- bis
3spaltig, ungleich eingeschnitten, unterseits bläulich bereif. Blumen in endständiger Traube,
schwach wohlriechend, am häufigsten lilapurpurn oder ganz weiss, seltener blasslila (wie bei C.
pumila) oder gelblichweiss mit röthlichem Sporn und röthlichem Rande der Lippen; die Flügel
wie bei den folgenden vorn mit purpur-braunem Fleck. Bei allen unseren Arten sind die Nägel
der Flügel unterseits an die unteren Staubfäden, oberwärts an die oberen und an den Rand der
Oberlippe angewachsen. Bei Motol fand ich ein armblüthiges Exemplar, dessen Deckblätter am
Grunde unregelmässig eingeschnitten und dessen Kronen 2spornig! waren. Samen wie bei den
folgenden glänzend-schwarz, Anhängsel weiss. Den bezeichnenden, allgemein eingeführten Namen
cava ziehe ich vor, obwohl C. tuberosa DC. die Priorität hat.
2. April. Inlichten humosen Laubwäldern und Gebüschen zerstreut, aber ver-
breitet, in der Ebene und dem Hügellande bis auf das Vorgebirge, sehr gesellig und
zahlreich. Bei Prag: Ziäkaberg (Kosteletzky); Generalka, Gehölz hinter der Cibulka; St.
Prokop, Kuchelbad, Zävister Berg, Radotiner Thal, Vsenor, St. Ivan! Fasanerie des Bades
Sternberg! Weltruser Park! In der Elbniederung bei Nimburg, besonders bei der Waldruine
Mydlovar bei Gross-Wosek, in Gehölzen unter und auf dem Woskoberg in enormer Menge (in
allen Farbyarietäten !) Cäslau: Tupadler Fasanerie, Hain bei Zleb u. s, w. (Opiz) Pardubicer
Fasanerie (Opiz)! Landskron (Erxleb.)! Königingrätz (Reichel)! Jaromer (Knaf)! Rochlitz
im Vorgebirge des Riesengebirges (Pohley)! Bei Lomnie nur an einer Stelle, als ein-
zige Art (Poläk)! Fasanerie Käöov, Berg MuZsky bei Münchengrätz (Sekera). Iserlehne
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Reichenberg (Siegmund)! Spitzberg bei B.
Leipa (Watzel) !- Kaltenberg bei B.-Kamniz (Zizelsb.). Nixdorf, Rumburg, Schluckenau
(Neum.), Tetschen (Malinsky)! Dobiin bei Roudnie (Jirus)! Pätek bei Peruc (Danes)!
Leitmeritz z. B. Radischken (Hackel), Ploskovicer Park (A. Mayer). Teplitz (Eichler)!
Brüx selten (Reuss). Komotau! Karlsbad und Ellbogen (Reiss). — Burg Pravda bei Do-
mousic, über der Klapkovicer Mühle bei Rakonitz (Krej&). Horovic nicht selten (Schlechtend.),
Brezina (Sternberg)! Plesovic bei Goldeukron (Jungbauer). Budweis (Jechl)! Läsenic bei
Neuhaus (Novotny).
b) (Terminales). Stengel zu dem nur Niederblätter bildenden Gipfeltrieb der Knolle
endständig, über dem Grunde mit 1schuppenförmigen Niederblatte, aus dessen Achsel häufig ein
bisweilen blühender Kurzzweig kommt, oben mit 2 Laubblättern. Knolle aussen abblätternd, innen
mit frischem Kern, sich regenerirend, klein bleibend, nur am unteren Ende mit einem Kranze
von Wurzelfasern.
Corydalis, 431
, «) Traube meist reichblüthig, in der Frucht aufrecht. Blüthenstiele dünn, etwa so
lang als die Schote. Kronoberlippe an den Rändern umgerollt. Fruchtknoten unter dem Griffel
meist stark geknickt.
2. C. digitata Pers. 1807 (C. bulbosa DC. 1805, C. solida Swartz 1819, C.
Halleri Hayne). Deckblätter breit keilförmig, fächerförmig, vorn fingerförmig eingeschnitten,
bis verkehrteiförmig, vorn nur gezähnt oder selten selbst fast ganzrandig. Unterlippe
breit, queroval, am Grunde mit kleiner spornartiger Aussackung, vorn mit seichter
3eckiger Vertiefung, mit flachausgehreitetem, gezähneltem Saume. Sporn dicklich, nach
aufwärts gerichtet, kaum gekrümmt. Schote länglich-lanzettlich, Samenanhängsel ziemlich
klein, flach, länglich löffelförmig, vom Samen segelartig abstehend.
Fast ebenso kräftig wie vorige. Blumen purpurn, höchst selten weiss (so im Herb.
Sternbg. von Presl in Böhmen gesammelt); innere Blumenblätter wie bei C. pumila.
2. April. Wie vorige, aber nur in der wärmeren Hügelregion, selten. Bei Prag:
Strahover Garten (Kratzmann)! Hiluboteper Hain, St. Prokop! oberhalb Kosir (Opiz)!
Kreer und Kundraticer Wald, Zävist, hinter Wran gegen Davle! Hradisko bei Davle an
der Sazava (Wagner). — Cäslau: Tupadler Fasanerie, Chedrby u. s. w. (Opiz). Nickl
bei Leitomysl (Walter)? Königingrätz (A. Brayer)! Berg Muzsky bei Münchengrätz (Se-
kera). Reichenberg (Siegmund)! Schützeninsel bei Leitmeritz (Hackel). Lovos bei Lovosic
am Gipfel! Schloss- und Breiter Berg bei Brüx (Reuss)? (wenn nicht C. pumila gemeint
ist, die Reuss nicht aufzählt\. Hecken der Stadt Schlackenwerth (J. Reiss) !
f) Traube armblüthig, in der Frucht überhängend. Blüthenstiele wenigstens 3mal
kürzer als die Schote. Kronoberlippe mit flach abstehendem Saume. Fruchtknoten unter dem
Griffel nur mässig gebogen.
3. C. pumila Rehb. (C. Lobelii Tausch, Fumaria pumila Host). Deckblätter
gross, keilförmig-fächerförmig, fingerförmig eingeschmitten, so lang oder ?/, so lang
als die kurzeestielte Frucht. Blüthenstiele meist nur !/, so lang als die meist einseits-
wendig nach abwärts qekrümmte Srhote. Kron-Oberlippe fast 3eckig, mit schmalem,
gezähmeltem, flxch abstehendem Runde, vorn im Ausschnitt mit Stachelspitze; Unterlippe
am Grunde schwach höckerig, allmäliy aufwärts gehogen, stark kahnförmig vertieft,
in eine Spitze auslaufend, mit aufgerichtetem schmalem Rande. Flügel mit dickem bla-
sigem Kiel, vorn gestutzt. Sporn abwärts gerichtet: Schoten breitelliptisch, vielnervig.
Samenanhängsel länglich löffelförmig, vom Samen segelartig abstehend, schwach gedreht.
1/,—3/,' hoch, robuster als folgende, Laub heller grün, in’s Gelbliche ziehend, Blattzipfel
vorherrschend breiter, weniger gespalten, nach dem Grunde mehr keilig verschmälert und häufig
fast gestielt. Kronen bleich lila: Oberlippe mit hervorstechend weissem Schlunde, Unterlippe
grünlich mit lilafarbenem weisshäutigeın Rande.
2. März, Anfang April, blüht am ehesten. Wie die vorigen, mit folgender meist
zusammen, nur im unteren Moldau-, Elb- und Bielathale auf waldigen Hügellehnen und
in schattigen Auwäldern selten. Bei Prag meist nur auf Abhängen an der Moldau: Zizka-
berg (Renger)! Michle: beim Libusabad (Opiz, Keil). Strahover Garten, Wäldchen ober-
halb Sel&, Roztoker Hain! Park zu Weltrus! — Molitorov bei Kourim (Jirus)! Nimburg: auf
der Waldruine Mydlovar und um dieselbe am Waldsaume (1873)! Brüx (Stika, als C. solida) !
4. C, fabacea Pers. (Fumaria intermedia Ehrh.). Deckblätter oval, ganz oder
selten vorn 2—3spaltig, nur '/,—'), so lang als die Schote. Blüthenstiele !/,—!/, sO
lang als die Schote, stets aufrecht. Kronoberlippe gerundet, mit abstehendem brei-
terem Rande, vorn im seichten Ausschnitt mit schwachem : Kerbzahn; Unterlippe am
Grunde höckerig und damn fast rechtwinkelig aufwärts gekrümmt, mässig vertieft,
mit breitem abstehendem Rande. Flügel mit dünnem, flügelartigem, an der Spitze
vorgezogenem Kiele. Sporn horizontal oder abwärts gerichtet. Schoten länglich-lan-
zettlich, wenignervig. Samenanhängsel ziemlich klein, der Samenperipherie anfangs an-
geschmiegt und dann mit einem Umgang schraubig gedreht.
3—8' hoch, am kleinsten von allen. Blätter oberseits sattgrün. Blumen ganz hell
purpurn, selten weiss.
432 Furmaria,
2, März, Anfang April. Wie die vorigen, aber ebenso sehr wie C. cava verbreitet,
im Hügellande und in Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge. Bei Prag: Selter und
Roztoker Hain, mit voriger! Cibulka! St. Mathäus (Kostel.), Scharka (Knaf)! Veleslavin
(Opiz)! Kundraticer Wald, St. Prokop und Hlubodep, Radotiner Thal, Zäwister Berg
hinter Königsaal gegen Davle am Moldauufer! Trebohostie am Waldbach, Kamenicer
Thal! — Nimburger Elbauen gegen Mydlowar, doch viel seltener als C. cava! Senften-
berg und Schambach (Brorsen). Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gottstein)! Friedland
(Seibt)! Reichenberg (Siegm.). B.-Aicha (Benes)! Muäsky bei Münchengrätz (Sekera)!
Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Schlossberg bei B.-Kamniz, Rosenberg bei
Windisch-Kamniz (Zizelsberger), Schluckenau (Karl)! Rumburg, Nixdorf (Neumann).
Tetschner Schlossfelsen (Malinsky)! Kl. Hradischken bei Leitmeritz! Kelchberg bei
Triebsch (Hackel). Woparner Thal bei Lobositz (A. Mayer). Pätek bei Peruc (Danes).
Schluchten des Borfen, Debre und Schillinge bei Bilin (Reuss), Eichwald bei Teplitz
(Laube), Klostergrab (Winkler)! Damm der Langen Wiese bei Rothenhaus (Roth).
Komotau: Eidlitzer Eichbusch, Alaunhüttenbusch, Rohland, Schwarzer Hübel (Knaf).
Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad (Ortm.). Tepl (Konrad)! Ronsperg (Hocke). — Rako-
nitz: über der Klapkovicer Mühle (Krej&). — Horovic selten: bei Komärov (Schlecht.).
Pisek beim Snrkovieer Teich und anderwärts, einzige Art (Döde@ek)! Budweis (Jechl)!
Schlossgarten von Platz (Leonhardi), Läsenic bei Neuhaus (Novotny) ; — sicher noch vielfach.
2. Fumaria (L.) DC. Erdrauch.
a) Kelchblätter nur 2—3mal kürzer als die Blumenkrone (ohne Sporn), erst mit der
Blumenkrone abfällig.
1. F. rostellata Knaf Flora 1846 (F. prehensilis Kit. part, F. mierantha
Autt. bohem. nec Lag.). Blattzipfel flach, lineal-länglich oder lanzettlich. Deckblätter
kürzer als das Fruchtstielchen. Kelchblätter gross, eiförmig-rundlich, zugespitzt, gezähnt,
!,, so lang als die Krone (ohne Sporn) und breiter als die Kronröhre. Aeussere
Blumenblätter mit schnabelförmiger Spitze, das obere (Oberlippe) schmal, nach hinten
in den dicklichen Sporn stark emporgekrümmt. Früchtchen kugelig mit sehr kurzem
Spitzchen und daneben jederseits mit länglichem Grübchen.
Pflanze wie bei den folgenden aufrecht oder aufsteigend, ästig oder einfach, Mn —1’ hoch,
mit spindliger Wurzel, zarter als die folgende. Blätter etwas graugrün, doppeltfiederschnittig
mit eingeschnittenen Blätichen, deren Zipfel wieder 2-3spaltig. Trauben anfangs dicht, dann
verlängert, locker, mit schmächtiger Spindel. Blüthen etwas kleiner als bei der folgenden bis so
klein wie bei F. Vaillantii. Biumenblätter rosapurpurn, auf den Kielen ziegelroth, ohne grüne
Streifen, vorn schwärzlich purpurbraun. Früchtchen höckerig-runzelis. Die süd- und westeuro-
päische F. densiflora DC. (F. mierantha Lag.), mit ähnlichen grossen Kelchen, unterscheidet
sich unter anderem durch sehr dicke Spindeln der Fruchttraube, kürzere Fruchtstiele als die
Deckblätter und schmal lineale, dickliche, rinnige Blattzipfel.
© Juni, Juli, einzeln und im Gebirge allgemein im August, September. Auf
Aeckern, besonders in Kartoffel- und Rübenfeldern und in Zäunen und Gebüschen,
ziemlich verbreitet im nordwestlichen Theile, vom Erzgebirge durch das Elbthal bis
Prag. Bei Prag: Eisenbahndamm bei der Premyslovka (1873)! hinter dem Kleinseitner
Kirchhofe in einem Kartoffelfelde! Scharkathal, Zizkaberg, Weinberge bei der Trojer
Schule! bei Holesoviec! Acker auf der Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus! —
Jungbunzlau (Himmer)! Niemes (Schauta)! — Melnik (Ortmann, Prazäk)! Zwischen
Roudnie und Wegstädtel häufig! Leitmeritz: zwischen Mallitschen und dem Sträziöka-
berge! zwischen Kundratie und Winterberg, bei Hlinay (A. Mayer). Sebusein, Mileschauer
(Malinsky)! Bilin (Jirus)! Gebirgsplateau oberhalb Rongstock! Spitzberg bei Schönwald
im Erzgebirge (Aschers.). Komotau: im Erzgebirge, z. B. bei Petsch, Schönlinde, Pres-
nitz, Rothenhaus, auch in der Ebene am Fusse des Gebirges, so bei Oberdorf! Um
Karlsbad spärlich, häufiger gegen Engelhaus zu (Irmisch, als F. micrantha).
2. F. offieinalis L. Blattzipfel flach, lineal-lanzettlich. Deckblätter kürzer oder
Fumaria, 433
so lang wie das Fruchtstielehen. Kelchblätter mittelgross, eilanzettlich, gezähnt, 3mal
kürzer als die Blumenkrone (ohne Sporn) und schmäler als die Kronröhre, aber be-
deutend breiter als das Blüthenstielchen. Aeussere Blumenblätter stumpf, das obere mit
geradem Rücken und sanft in den Sporn gekrümmt. Früchtchen plattkugelig, etwas
birnförmig, quer breiter, vorn gestutzt und etwas ausgerandet, mit 2 rundlichen Grübchen.
Sonst wie vorige, /,—1‘hoch. Kelchblätter innerhalb gewisser Gränzen in der Grösse etwas
veränderlich, doch nie so klein wie bei folg. oder so gross wie bei voriger. Blumenblätter rosa-
purpurn, beide Lippen vorn schwärzlich-purpurn und mit grünem Kielstreifen. F. tenuiflora
Fries (F. Wirtgeni Koch) ist blosse Varietät dieser Art mit kleineren, mehr kugelisen, kurz
bespitzten Früchten, im Uebrigen aber gar nicht verschieden, sie wurde recht typisch hierzulande
noch nicht gefunden.
© Mai — Herbst. Auf Aeckern, Schutt, in Hecken und Zäunen durch ganz
Böhmen und bis auf das Vorgebirge der Sudeten, des Böhmerwaldes, und auf das Erz-
gebirge verbreitet und meist gemein.
b) Kelchblätter sehr klein, spitz gezähnelt, 6—10mal kürzer als die Blumenkrone
(ohne Sporn), sehr zeitlich abfällig.
3. F. Vaillantii Lois. Blätter dicklich, stark graugrün. Blattzipfel flach, lineal-
länglich oder lanzettlich. Blüthenstielchen zur Fruchtzeit wenig bis Qmal länger als
das Deckblatt, so lang als die Frucht. Aeussere Blumenblätter stumpf, zu einer kurzen
und dicklichen Röhre zusammenschliessend, an der reifenden Frucht länger bleibend ;
oberes Blumenblatt in den dicklichen Sporn stark emporgekrümmt. Frucht bei der Reife
kugelig, vorn mit 2 rundlichen Grübchen, nicht merklich bespitzt, nur jung bespitzt.
Zarter als vorige, mehr eraugrün, 1°’—1‘ hoch. Der Kelch, obwohl immer sehr klein,
doch etwas in der Grösse veränderlich; Blumen so gross wie die der F. rostellata, meist aber
kleiner. Kronen meist bleich rosa oder lila, an der Spitze schwärzlieh-purpurn (äussere Blumen-
blätter vorn mit grünem Nerven), oder gelblichweiss, vorn schwarzpurpurn (£ ochroleuca Knaf).
— Die südlichere F. parviflora Lamk., die auch einigemal fälschlich in Böhmen angegeben
wurde, hat schmal-lineale, dickliche und rinnige Blattzipfel, grössere und länger andauernde Kelch-
blättchen, aber sonst dieselben Blüthen; in den Beeten des Prager Bot. Gartens säet sie sich all-
jährlich konstant neben F. Vaillautii selbst aus.
© Juni, Juli. Wie vorige, auf Aeckern, besonders auf Hügellehnen, Felsen, im
Gebüsch, in thonigem, Kalk- und Schieferboden, nur im wärmeren Hügellande, im Beroun-,
unteren Moldau-, Elbthal und längs des Erzgebirges, (Nur die mit!! bezeichneten Standorte
konnten mit Rücksicht auf F. Schleicheri revidirt werden, die übrigen sind insofern
zweifelhaft, als daselbst theilweise die folgende, von mir früher nicht unterschiedene Art
gemeint sein könnte.) Bei Prag ziemlich häufig und stellenweise in Menge: Belvedere,
Pele!! Roztok, Nusle!! Zäbehlic (Opiz)!! Kanalscher Garten (Opiz)!! Smichov, Kuchel-
bad, Felsen des Vsenorer Thales, Zävister felsige Lehne, Elbabhang von Königsaal nach
Davle und Stechovic bis zum St. Johannes! — Nimburg (VSetecka)!! Jungbunzlau (Hipp.)!!
Jaromer gegen die Chraster Flur (Knaf)!! Elbe bei Rondnie! Malschen bei Gastorf und
im Hopfenthal gegen Auscha! Leitmeritz gegen Schüttenitz, Radobyl, Fuss der weissen
Lehne ete.! Tetschen Elbufer (Malinsiy)!! Teplitz (Eichler)!! Hrobsie bei Bilin (Reuss)!!
Komotau: auf Mauern (Knaf)!! Schiesselitz bei Vysocan (Thiel, als F. parviflora) !!
Karlsbad, Ellbogen (Ortmann). Falkenau (Leistner).
4. F. Schleicheri Soyer-Willemet (F. Pseudo-Vaillanti Ed. Hofm. in scheda
1854! F, Wirtgeni Malinsky exsice.! nec Koch, F. media Ortm., Opiz exsiec.!) Blätter
zart, schwach graugrün; deren Zipfel flach, lineal-länglich oder lanzettlich. Blüthenstiel
zur Fruchtzeit 2—3mal länger als das Deckblatt, beträchtlich länger als die Frucht.
Aeussere Blumenblätter stumpf, in eine. lange und schmale Röhre zusammenschliessend ;
das obere in den längeren, ziemlich dünnen Sporn allmälig gekrümmt. Frucht bei der
Reife kugelig, vorn mit 2 rundlichen Grübchen und einem sehr kurzen Spützchen.
Der vorigen ähnlich, bisher mit ihr bei uns verwechselt; unterscheidet sich von ihr
durch zarteres, dünneres, mehr hellgrünes Laub, die langen dünnen Blüthenstiele, etwas grössere
Kelchblätter, die schmale lange Kronenröhre, die deutlicher bespitzten Früchte, Blumen rosa-
434 Fumaria.
purpurn, vorn schwärzlich-purpurn (die äusseren Blumenblätter vorn mit grünem Kiele) oder ganz
weiss, vorn grünkielig, aber ohne schwarzen Fleck (f. albiflora).
© Mai — Juli. Wie vorige und von ähnlicher Verbreitung. Bei Prag: am Wind-
berge in Sup (Ed. Hofmann)! Belvedere (1870 3.)! Zäbehlie (Opiz)! Lieben und Strizkov
(Opiz 1838 et 54)! — Mündung des Klitavathales in das Berounthal bei Zbeöno, auf
Feldern (1869)! — Geltschberg (Malinsky 1858 ß.)! Teplitz (Eichler, Winkler)! Rothen-
haus (Roth 1852)! Vysocan bei Saaz, häufig (Thiel)! Sandige felsige Hügel unterhalb
des Dreikreuzberges bei Karlsbad (Ortm.)! — und wahrscheinlich auch anderwärts.
77. Ordnung, Cruciferen Juss.
Gattungen:
I. (Angustiseptae.) Schote senkrecht auf die Scheidewand zusammengedrückt, mit
stark (kahnförmig) gewölbten Klappen; Scheidewand im schmalsten Querdurchmesser der Schote,
folglich 2 — vielmal schmäler als der breitere Querdurchmesser der Schote.
1. (A. pleurorrhizeae s. Thlaspideae DC.). Keimblätter im Samen flach auf-
einander liegend; Würzelchen ihrem Rande seitlich anliegend.
a) Bodendrüsen 4, je eine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgef. Blumen weiss.
1. Teesdalea. Blumenblätter ungleich, die äusseren etwas länger. Staubfäden am Grunde
verbreitert und mit einem blumenblattartigen, dem Fruchtknoten anliegenden
Anhängsel. Schötchen plattgedrückt, rundlich, oben ausgerandet; Klappen kahn-
förmig, schmal geflügelt. Fächer 2samig.
2. Thlaspi. Blumenblätter ziemlich gleich. Staubfäden ohne Anhängsel. Schötchen platt-
gedrückt, oval oder verkehrteiförmig, oben ausgerandet. Klappen kahnförmig,
geflügelt. Fächer 2—mehrsamig, selten 1samig.
b) Bodendrüsen 4, je eine grössere, wenig umfassende unterhalb der kürzeren
Staubgefässe, je eine kleinere unterhalb und zwischen 2 längeren. Blumen gelb.
3. Biscutella. Blumenblätter gleich, mit breitem, jederseits 1zähnigem- Nagel. Staub-
fäden zahnlos. Schötchen plattgedrückt, auf kurzem Fruchtträger, brillenfömig
(beiderseits ausgeschnitten); Fächer kreisrund :childförmig, rundum flügelrandig,
lsamig, nach dem Abspringen den Samen einschliessend.
2. (A. notorrhizeae s. Lepidinae DC.). Würzelchen der Rückseite eines der
auf einander liegenden flachen (nur bei Coronopus geknickten) Keimblätter aufliegend.
a) Schötchen (anfangs 2fächerig, bald) 1fächerig, 1—2samig, nicht aufspringend.
4. Isatis. Bodendrüsen 6, je eine kleine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe,
und je eine unterhalb und zwischen den längeren Stanbgefässen. Schötchen zu-
sammengedrückt, lineal-keilig oder oval. Blumen gelb. ‚
b) Schötchen 2fächerie, nicht aufspringend oder in die 2 geschlossen bleibenden,
1samigen Fächer zerfallend. Blumen weiss.
5. Coronopus. PBodendrüsen 4, konisch verlängert, zu beiden Seiten der kürzeren
Staubgefässe. Schötchen plattgedrückt, nierenförmig oder brillenförmig. Keim-
blätter über der Basis zurückgeknickt.
e) Schötchen 2fächerig, mit 1samigen Fächern, 2klappig aufspringend, die Samen
entlassend. Blumen weiss (sehr selten gelb).
6. Lepidium. Bodendrüschen 4, klein, zerstreut, je eines zu beiden Seiten der kürzeren
Staubgefässe oder der durch ihr Fehlen entstandenen Lücke. Schötchen rundlich
oder eiförmig, oben oft ausgerandet, mit kurzem, dicklichem Griffel oder ohne
Griffel. Klappen gekielt, oft geflügelt. Samenleisten oberwärts dünn, fast verdeckt,
unterwärts verbreitert und vorspringend.
7. Cardaria. Blüthenboden aussen rings um die Staubgefässe und zwischen denselben
4835
drüsig entwickelt. Schötchen am Grunde herzförmig, in den verlängerten, fädlichen
Griffel zugespitzt; Klappen auf dem Rücken gerundet, ungekielt, etwas gedunsen,
Samenleisten nach unten etwas verbreitert.
d) Schötchen oder Schote 2fächerig, mit vielsamigen Fächern, 2klappig aufspringend,
die Samen entlassend. Blumen weiss,
8, Capsella. Bodendrüschen 4, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe.
Schötchen 3eckig-keilförmig oder länglich; Klappen kahnförmig, auf dem Rücken
gekielt, ungeflügelt.
9. Stenophragma. Bodendrüsen 2, je eine unter beiden kürzeren Staubgefässen oder
an ihrer Stelle. Schote lineal, doppelt breiter als die Scheidewand, mit kahn-
förmig ausgehöhlten, schmalen, auf dem Rücken gerundeten, ungekielten, schwach
inervigen Klappen.
II. (Latiseptae.) Schote parallel zur Scheidewand zusammengedrückt oder stiel-
rundlich, mit flachen oder halbstielrunden Klappen; Scheidewand im breiten Querdurchmesser
der Schote.
3. (L. pleurorrhizeae 8. Arabideae). Würzelchen dem Seitenrande der flach
aufeinander liegenden Keimblätter anliesend.
a) Bodendrüschen 4, klein, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe,
oder 2, je eines an Stelle des fehlenden kürzeren Staubgefässes (Draba). Schötchen rundlich bis
lanzettlich, zusammengedrückt, auf dem Fruchtboden fast sitzend, Samenschnüre mit dem
grössten Theile frei.
10. Draba. Staubfäden fädlich ohne Anhängsel; Bodendrüsen kurz. Schötchen oval bis
lanzettlich, Klappen mit einem schwachen Nerven; Samenleisten fädlich, von den
Klappenrändern eingeschlossen. Blumen weiss (sehr selten bei fremden Arten gelb).
11. Alyssum. Staubfäden, wenigstens die kürzeren, mit zahn- oder flügelartigen An-
hängseln, oder die Bodendrüsen borstlich verlängert. Schötchen kreisrund oder
oval, Klappen nervenlos; Samenleisten in einer durch den vorspringenden Rand
der Klappen gebildeten Rinne gelegen. Blumen gelb, selten weiss.
b) Je eine grössere, 3theilige, unten offene, oberseits um die kürzeren Staubge-
fässe herumgehende Bodendrüse; mediane Drüsen keine. Schote oval bis elliptisch-lanzettlich,
auf einem längeren Fruchtträger gestielt. Samenschnüre in die Scheidewand eingewachsen.
12. Lunaria. Aeussere Kelchblätter am Grunde höckerig, Kappen der Schote flach,
nervenlos. Samen zusammengedrückt. Blumen violett.
ec) Bodendrüsen: je eine grössere napfförmige oder hufeisenförmige (innen oder
aussen offene) selten 2theilige (aus 2 oben zusammenstossenden Theilen gebildete) Drüse um die
kurzen Staubgefässe, meist auch je eine kleinere unterhalb und zwischen den längeren Staubge-
fässen. Schote lineal bis kugelig, ungestielt. Samenschnüre zum grössten Theile frei.
«) Schote lineal oder lineal-lanzettlich, zusammengedrückt, mit Hachen Klappen.
Blumen weiss (gelblichweiss oder lila).
13. Cardamine.‘ Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen ringförmig, innen
offen; die medianen Drüsen einfach, gesondert oder fehlend. Klappen ohne
Mittelnerv, bei der Reife sich elastisch nach aussen umrollend. Samen Ireihig,
zusammengedrückt.
14. Turritis. Bodendrüssen der kurzen Staubgefässe aussen ringförmig oder napf-
förmig, innen offen; die medianen Drüsen aussen um die längeren Staubge-
fässe gezogen und mit den ringförmigen zusammenfliessend. Klappen 1nervig,
sich nicht rollend. Samen 2reihig, zusammengedrückt.
15. Arabis. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen geöffnet, innen geschlossen
ringförmig, 2theilig oder mehrlappig; die medianen Drüsen gesondert, einfach
oder 2lappig. Klappen meist mit 1 Mittelnerv, sich nicht rollend. Samen 1reihig,
zusammengedrückt.
£) Schote stielrundlich oder stielrundlich-4kantig, mit gewölbten oder 2flächigen
Klappen, verlängert lineal bis elliptisch und kugelig.
16. Barbarea. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen offen, innen ringförmig
oder 2theilig; mediane Drüschen klein, gesondert. Schote abgerundet. Klappen
mit sich zur Spitze verlierendem Mittelnerven ; Samen etwas zusammengedrückt,
lreihig. Blumen gelb.
17. Nasturtium. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe je 2, gesondert, über dem
Staubfaden zusammenstossend; mediane Drüsen fehlend. Schote gedunsen,
walzlich, aus dem stielrunden zusammengedrückt, Klappen neryenlos, Samen
unregelmässig 2reihig. Blumen weiss.
18. Roripa. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe aussen offen oder doch niedriger,
innen ringförmig oder aus 2 innen zusammenfliessenden Seitenlappen ;
mediane Drüsen ziemlich gross, gesondert oder öfter mit den lateralen zu-
sammenfliessend. Seitliche Staubgef. bogig aufsteigend. Schote stielrundlich,
lineal-walzlich, gedunsen elliptisch bis kugelig, Klappen ohne oder nur am
Grunde mit schwachem Nerven; Samen wenig zusammengedrückt, unregelmässig
2reihig. Blumen gelb.
19, Armoracia. Bodendrüsen der kurzen Staubgefässe ringförmig, innen offen, mit den
medianen Drüsen zu einem kontinuirlichen Bodenringe zusammenfliessend. Alle
Staubgefüsse gerade, aufrecht. Schötchen ellipsoidisch, edunsen, Klappen
nervenlos. Blumen weiss.
4. (L. notorrhizeae s. Sisymbrieae.) Würzelehen der Rückseite eines der auf-
einander liegenden Keimblätter aufliegend,
a) Schötchen kugelig, oval oder birnförmig. Blumen gelb.
20. Neslia. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe innen offen, , aussen ringförmig,
aber sattellörmig gesenkt, und so in 2 seitliche Lappen getheilt; mediane
Drüschen sehr klein, unregelmässig situirt, oft mit einer näheren lateralen
Drüse zusammenfliessend, oder fehlend, Schötchen kugelig, jung 2fächerig und
4eiig, später lfächerig, Isamig, nicht aufspringend, vom dicken abgeschnürten
Griffel bleibend gekrönt; Fruchtknoten mit starkem Mittelnerv.
21. CGamelina. Bodendrüsen 4, je eines zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe;
mediane fehlend. Schötchen birnförmig oder oval, gedunsen, an .den (placentalen)
Rändern zusammengedrückt, 2fächerig, 2klappig, Klappen inervig, oben plötzlich
in einen dem Griffel angewachsenen Fortsatz zugespitzt; Griffel mit einer Klappe
zusammen abfallend.
b) Schote lineal, verlängert. Samen 1reihig.
«) Narbe aus 2 aufrechten, ovalen, aufeinanderliegenden, aussen flachen
Platten gebildet.
22. Hesperis. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe ringförmig, oben mit engem
Spalte gespalten; mediane fehlend. Aeussere Kelchblätter am Grunde höckerig.
Schote aus dem Stielrunden znsammengedrückt. Klappen 1nervig.
ß) Narbe ungetheilt oder seicht 2lappig ausgerandet.
*) Schote stielrundlich oder schwach zusammengedrückt, mit aussen ver-
tlackten Samenleisten. Klappen mit 1—3 ziemlich gleichen, mässig vorragenden oder schwachen Nerven.
23. Sisymbrium. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe niedrig-ringförmig, ringsge-
schlossen oder aussen schwach offen; mit den medianen, die längeren Staub-
fäden aussen umschliessenden Drüsen zu einem einzigen lappigen Drüsenringe
zusammerfliessend. Schote walzlich, gleich dick, am Grunde gerundet; Blumen gelb.
24. Chamaeplium. Je 2 gesonderte Bodendrüsen zu beiden Seiten der kürzeren Staub-
gelässe; mediane Bodendrüsen fehlend. Schote kurz, zur Spitze kegelig-pfriemlich
verchmälert, am Grunde abgestutzt. Klappen nervig.
’**) Schote 4kantig, mit vorgewölbten Samenleisten und stark gekielten Klappen.
25. Alliaria. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe ringförmig oder oberseits ge-
spalten: mediane Drüsen gross, einfach, aussen zwischen den längeren Staubge-
457
fässen, seitlich mit den lateralen verfliessend. Klappen ausser dem starken, kiel-
artigen Mittelnerven mit zwei schwachen Seitennerven. Blumen weiss.
26. Erysimum. Bodendrüsen der kürzeren Staubgefässe innen hufeisenförmig, «aussen
offen; die medianen unterhalb der längeren Staubgefässe, von jenen gesondert,
in 2—3 kleine Drüschen zerfallend. Klappen nur mit starkem Mittelneryen, ohne
Seitennerven; Scheidewand dünnbäutig. Blumenblätter gelb, ausgebreitet.
27. Conringia. Seitliche Bodendrüsen innen hufeisenförmie, 2lappig ausgerandet,
aussen offen; mediane Drüsen fehlend. Klappen ausser dem starken Mittelnerven
mit oder ohne schwächere Seitennerven. Scheidewand etwas schwammig, mit
Gruben für die Samen. Blumen weisslich oder hellgelb.
5. (L. orthoploceae s. Brassiceae.) Keimblätter tiefrinnig, aufeinander liegend,
das Würzelchen in die Rinne aufnehmend. Bodendrüsen 4, getrennt, die 2 lateralen innen über
den kürzeren Staubfäden, kantig (nicht ringförmig), die 2 medianen (selten fehlenden?) unter dem
Paar der längeren Staubgefässe.
a) Schote verlängert, längs 2fächerig, nicht gegliedert, 2klappig aufspringend.
Blumen gelb.
«) Schote zusammengedrückt stielrundlich oder 4kantig, undeutlich geschnäbelt.
Samen oval oder länglich, etwas zusammengedrückt. Klappen inervig.
28. Diplotaxis. Samen (im Fache) 2reihig.
29. Erucastrum. Samen lreihig, f
ß) Schote gedunsen stielrundlich oder Akantig, deutlich seschnäbelt. Samen
kugelig, in jedem Fache 1reihig.
30. Brassica. Schote stielrundlich, in den Schnabel allmälig verschmälert. Klappen mit
1 schwächeren Nerven.
81. Melanosinapis. Schote Akantig, langpfriemlich zugespitzt. Klappen durch einen
starken Mittelnerven gekielt.
32. Sinapis, Schote stielrundlich, mit starkem Schnabel. Klappen gleichmässig 3—5nervig.
b) Schote durch unvollkommene Querscheidewände oder Einschnürungen gegliedert
oder schwammig quergefächert, nicht aufspringend oder in quere Glieder zerfallend.
33. Raphanus. Aeussere Kelchblätter am Grunde sackig. Schote walzlich, mehrsamig,
zwischen den Samen mehr weniger eingeschnürt oder unvollkommen quer gefächert.
Blumen hellgelb oder weiss, violett geadert.
34, Rapistrum. Aeussere Kelchblätter am Grunde etwas sackig. Schote 2gliedrig; unteres
Glied stielartig mit 1 hängenden Samen oder leer, oberes mit 1 aufrechten
Samen, kugelig oder eiförmig, in den Griffel zugespitzt. Blumen gelb. *)
*) Da die Untersuchung der Keimlage nur im ausgebildeten Samen thunlich und auch
dann bisweilen schwierig ist, die Bestimmung der Gattung aber auch in früheren Blüthenstadien
und ohne Rücksicht auf den Keim wünschenswerth erscheint, so folgt hier ein zweiter, lediglich
für den praktischen Gebrauch bestimmter
Schlüssel zur leichteren Bestimmung der Gattungen.
I. Angustiseptae. Scheidewand 2—mehrmal schmäler als der breitere Querdurch-
messer der Schote. Schote kurz (ein Schötchen) (ausgenommen Stenophragma),.
1. Schötchen einfächerig, 1—2samig, nicht aufspringend. Bodendrüsen 6. Blumen gelb.
4. Isatis.
2. Schötchen 2fächerig, Fächer 1samig.
a) Drüsen 4, 2 grössere lateral (d. h. unterhalb der kürzeren Staubgefässe), 2 median
(d. h. unter den 2 Paaren längerer Staubgefässe). Schötchen brillenförmig. Blumen gelb.
3. Biscutella.
b) Drüsen 4, alle lateral, (d. h. je eine zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefässe).
Schötchen oben abgerundet oder ausgerandet. Griffel meist kurz, dicklich. Blumen
weiss (nur bei Lepidium perfoliatum gelb).
5. Coronopus. Schötchen (bei uns) nierenförmig, nicht aufspringend, netzig-runzelig, durch am
Rande vorspringende strahlige Leisten kämmig-gezähnt.
6. Lepidium. Schötchen 2klappig, rundlich oder eiförmig, oben oft ausgerandet, am Rande
gekielt oder geflügelt, aber ungezähnt. Samenleisten oberwärts dünn, fast verdeckt, nach
unten verbreitert und vorspringend.
29
4383 Teesdalia,
1. Teesdalia R. Brown.
1. T. nudicaulis R. Br. (Iberis nudicaulis L.). Stengel blattlos oder armblätterig,
einzeln oder häufiger mehrere aus einer Grundblattrosette. Grundblätter gestielt, leier-
förmig-fiederspaltig, seltener ungetheilt, verkehrteiförmig. Fruchtstiele horizontal abstehend,
wenig länger als das Schötehen; Scheidewand gekrümmt. Griffel sehr kurz.
Stengel 2—6‘ hoch, meist einfach, einzelne auch aus dem unteren Dritttheil mit einigen
Aesten. Blumen klein, weiss.
©) (meist überwinternd) April — Juni, einzeln auch im Herbst. Auf sandigem
Boden, Sandfeldern, Triften, Brachen, dürren Hügeln, in Kieferwäldern auf Waldblössen,
in den Ebenen und niederen Gebirgsgegenden. Fehlt um Prag. Kolin (Bayer)! Kladrub,
Brozan bei Pardubie (Opiz)! Zivanie bei Bohdane& auf Aeckern (Cenek)! Weissleim und
Kost bei Jungbunzlau (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera). Weisswasser, Bösig, Hirschberg !
Niemes häufig, z. B. Rabendorf (Schauta)! bei Wartenberg! Kühthal (Benes). Neuschloss
(Mann)! B. Leipa häufig, z. B. gegen Schiessnig mit Arnoseris! B.-Kamnitz (Zizelsb.).
* 3, Thlaspi. Schötchen 2klappig, oval, oben ausgerandet, am Rande geflügelt, aber ungezähnt.
Samenleisten überall gleich dünn, nur am äussersten Grunde plötzlich verbreitert.
c) Der ganze Blüthenboden um die Staubgefüässe und zwischen denselben drüsig.
Schötchen oben in den verlängerten fädlichen Griffel zugespitzt. Blumen weiss.
7. Cardaria. Schötchen 2klapp’g,'am Grunde etwas herzförmige, am Rande (Rücken der Klappen)
abgerundet.
3. Schötchen 2fächerig, Fächer 2—mehrsamig. Blumen weiss. Drüsen 4, alle lateral.
- a) Blumenblätter ungleich. Staubfäden innen mit einem blumenblattartigen Anhängsel,
1. Teesdalia.
b) Blumenblätter gleich, bisweilen fehlend. Staubfäden ohne Anhängsel.
2. Thlaspi. Schötchen oval oder verkehrteiförmig, oben ausgerandet. Klappen auf dem Rücken
geflügelt.
8. Capsella. Schötchen verkehrt 3eckig (oder länglich), oben sehr seicht stumpfwinkelig aus-
gerandet. Klappen auf dem Rücken gerundet, ungetlügelt.
4. Schote verlängert lineal, Fächer yielsamig. Blumen weiss. Drüsen 2, lateral (unter-
halb oder an Stelle der kurzen Staubfäden).
9. Stenophragma.
II. Latiseptae. Scheidewand im breitesten Durchmesser der Schote; diese also im
Durchschnitte rundlich oder viereckig oder parallel zur Scheidewand zusammengedrückt.
A. Schötchen kurz, höchstens 4mal so lang als breit, ungegliedert, kugelig, oval,
elliptisch bis elliptisch-lanzettlich. .
a) Staubfüden mit zahnförmigen Anhängseln, oft auch geflügelt, oder die Boden-
drüsen borstlich verlängert. Blumen gelb.
11. Alyssum,. Schötchen kreisrund oder oval, zusammengedrückt, in der Mitte der Flächen oft
gewölbt. Samenleisten in einer Rinne zwischen den Fruchtblatträndern gelegen.
b) Staubfäden fädlich, ohne Anhängsel oder Flügel, Bodendrüsen niedrig, nicht
borstlich.
«) Schötchen plattgedrückt, oval bis elliptisch-lanzettlich, Blumen weiss oder
purpurn.
10. Draba. Drüsen 4 oder 2, lateral, klein, ungetheilt. Schötchen sitzend. Samenschnüre zum
grössten Theile frei.
12. Lunaria. Drüsen 2, lateral, 3theilig, ein Lappen über, 2 zu den Seiten der kürzeren Staub-
gefässe. Schötchen auf dem Fruchtboden langgestielt. Samenschnüre in die Scheide-
wand eingewachsen.
P) Schötchen gedunsen, im Durchschnitt stielrund, höchstens an den Rändern
zusammengedrückt, kugelig bis elliptisch-walzlich.
*) Blumen gelb.
21. Camelina. Drüsen 4, lateral. Schötehen birnförmig oder oval, an den (placentalen) Rändern
zusammengedrückt, 2klappig. Klappen in einen dem Griffel angewachsenen Fortsatz
plötzlich zugespitzt. N
20. Neslia. Laterale Drüsen 2, innen offen, aussen ringförmig, seitlich 2lappig. Schötchen
kugelig, jung 2fächerig, 4eiig, später 1fächerig, 1samig, nicht aufspringend, ohne
Griffelfortsätze.
Thlaspi. 439
Georgswalde selten (Neumann). Dittersbach in dem böhm. Sandsteingebirge! Loosdorf bei
Tetschen! Kieferwälder zwischen Dobrin u. Roudnic (Kratzmann, Reuss)! Teplitz (Winkler) !
Saar (Gudernatsch)! Ellbogen am Stemeissel, bei Fischern (Ortmann)! — Bahnstation
Gratzen im Walde gegen das Rothe Moos an sandigen Wegrändern!
2. Thlaspi L. em. Täschelkraut, Pfennigkraut.
a) Pflanze 1jährie, zur Blüthezeit ohne frische Grundrosette, mit spindelförmiger Haupt-
wurzel. Griffel sehr kurz, im tiefen Ausschnitt des Schötchens versteckt.
1. T. arvense L. Stengel aufrecht, einfach oder oben ästig. Grundblätter länglich
verkehrteiförmig, in den Blattstiel verschmälert, stengelständige mit spitzen abstehenden
Oehrchen pfeilförmig sitzend, geschweift-gezähnt. Schötchen aufsteigend, flach, rundlich-
verkehrteiförmig, mit breitem, zur Basis nur mässig verschmälertem Flügelrande.
Fächer 5—7samig. Samen mit concentrischen, etwas welligen Riefen.
Pflanze kahl, .hell-, dann gelbgrün, Y,—1'/,‘ hoch, knoblauchartig‘ riechend. Blumen-
blätter klein, weiss. Staubbeutel gelb. Schötchen gross, bis '/,‘' lang.
18. Roripa. Laterale Drüsen 2, aussen offen, innen ringförmig, oft 2lappig, mediane gross, oft
mit. den lateralen verschmelzend. Schötchen kugelig bis walzlich-elliptisch, 2fächerig,
2klappig, ohne Griffelfortsätze,
**) Blumen weiss.
19. Armoracia. Laterale Drüsen 2, innen offen, mit den medianen zusammenfliessend. Schötchen
ellipsoidisch, 2klappig.
B. Schötchen kurz, 2gliedris; unteres Glied stielartig, oberes kugelig oder eiförmig,
beide oder nur das obere 1samig.
34. Rapistrum.
C. Schote lang (mehrmal länger als breit), lineal bis lineal-lanzettlich, stielrund
oder 4kantig.
a) Laterale Drüsen: je eine gesonderte kantige (nicht ringförmige) oberhalb der
kurzen Staubgefässe; mediane Drüsen 2, unter den 2 längeren Staubgefässpaaren.
«) Schote nicht klappig aufspringend, markig oder gegliedert und in die Glieder
zerfallend. Aeussere Kelchblätter sackig.
33. Raphanus. .
ß) Schote 2klappig aufspringend. Kelchblätter am Grunde gleich oder ziemlich
gleich. Blumen gelb.
28. Diplotaxis — 32. Sinapis siehe oben.
b) Laterale Drüsen entweder je 2 getrennte zur Seite der kürzeren Staubgefässe
oder je eine ringförmige oder hufeisenförmige.
«) Blumen weiss, gelblichweiss oder purpurn.
*) Narbe aus 2 aufrechten, ovalen Platten.
22. Hesperis.
**) Narbe ungetheilt oder nur ausgerandet 2lappig.
+) Schote zusammengedrückt mit flachen Klappen.
13. Cardamine — 15. Arabis siehe oben.
7) Schote gedunsen, stielrundlich.
17. Nasturtium.
rr) Schote 4kantig, mit vorgewölbten Samenleisten, Klappen mit starkem
Mittelnerven.
25. Alliaria und 27. Conringia siehe oben.
£) Blumen gelb.
*) Schote Akantig. Laterale Drüsen hufeisenförmig, aussen offen, oder in 2
oben zusammenstossende Drüsen setheilt, von den medianen gesondert.
16. Barbarea. Mediane Drüsen je eine. Blätter leierförmig-fiederspaltig.
26. Erysimum. Mediane Drüsen je 2—3. Blätter ganz, nur gezähnt bis buchtig-gezähnt.
#*) Schote stielrundlich. Laterale Drüsen ringförmig, aussen oft niedriger,
mit den medianen zu einem Drüsenringe zusammenfliessend.
23. Sisymbrium. Fruchtklappen 3—1nervig.
* 18, Roripa (part.). Fruchtklappen nervenlos.
*#*) Schote stielrundlich. Laterale Drüsen 4, zu den Seiten der kürzeren
Staubgefässe; mediane fehlend.
24. Chamaeplium. Schote am Grunde gestutzt, zur Spitze kegelig-pfriemlich verschmälert.
2g*
440 Thlaspi.
© April bis Herbst. Auf Acckern, Brachen, wüsten Plätzen, Schuttstellen gemein
durch das ganze Land.
2. T. perfoliatum L. Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder von Grund
aus langüstig. Grundständige Blätter verkehrteiförmig, gestielt, die stengelständigen eiläng-
lich, ganzrandig oder entfernt gezühnelt, mit grossen gerundeten Oehrchen herzförmig
stengelumfassend. Schötchen wagrecht abstehend, unterseits etwas gewölbt, verkehrt-
herzförmig mit vorn breitem, zum Grunde keilförmig verschmälertem Flügelrande.
Fächer 2—4samig. Samen glatt.
2-1’ lang, bläulich grün. Blumen weiss, klein. Staubbeutel gelb. Schötchen höchstens
halb so lang als bei vorigem.
©) April, Mai. Auf Grasplätzen, Aeckern, Ackerrainen, sonnigen, buschigen
Hügeln, an Wegrändern, im Hügellande der nördlichen Landeshälfte zerstreut, in den
wärmsten Gegenden hävfig und meist sehr gesellig. Um Prag häufig, z. B. Lorenzberg
Bucek’sche Anlagen, Baumgarten, Podbaba (Op.), Särka, hinter der Cibulka im Busche,
Radlic, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal! Zävister Berg! Stirin (Sykora).
Karlstein (Op.) Beroun (Barzal) — Klitavathal bei Lana! — Woskowrch bei Podebrad,
Neuhof im Schlossgarten, Bumberg bei Chrudim (Opiz). Dorf Cidlina bei Jitin (Poläk) !
Horka bei Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau gegen Kosmonos (Himmer)! Weisswasser
(Hipp.)! Vidim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Weltrus! Berg Sovice bei Rondnic! Levin und
Geltsch bei Auscha! Leitmeritz häufig, z. B. gegen Pokratic! Cizkovie (Neum.), Lobosch ! Stein-
dörfel bei Aussig! Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Brüx (Stika) ! Komotau: am
Weinberge, am Erzgebirge (Knaf)! Karlsbad (J. Reiss)! — Horovicer Gegend (Schlechtend.).
b) Pflanze ausdauernd, mit einer grossen frischen G rundblattrosette; Rhizom später
verzweigt, mehrere Rosetten tragend. Griffel ziemlich lang, aus dem sehr seichten oder unmerk-
lichen Ausschnitt der Schote weit vorragend. Samen glatt.
3. T. alpestre L. (T. coerulescens Presl fl. tech.). Stämmchen kurz, einfach
oder rasig-ästig. Blätter ganzrandig oder schwach gezähnt, die grundständigen verkehrt-
eiförmig, stumpf, in den breiten Blattstiel spatelig zugeschweift, die stengelständigen ei-
förmig oder eilänglich, etwas spitz, vom Stengel elwas abstehend, mit kleinen Oehrehen
herz-pfeilförm’g sitzend. Blüthentraube ziemlich locker, eiförmig, zur Fruchtzeit sehr
verlängert. Staubgefässe so lang oder etwas kürzer als die Blumenblätter, Beutel
verstäubt schwärzlich blauviolett. Schötchen keilförmig-länglich, unterseits stark gewölbt.
Fächer 4—8samig.
Y/—1‘ hoch. Blätter graugrün, etwas dicklich. Kelchblätter meist blassviolett angelaufen,
auch selbst am häutigen Rande. Blumenblätter klein, aber auch fast doppelt grösser, weiss, oft
etwas geröthet. Reife Schoten nur 3‘ lang, wagrecht abstehend.
2 April, Mai. Aufgrasigen, etwas feuchten Abhängen, steinigen, buschigen Lehnen
in Gebirgsgegenden, seltener im Hügellande und bisweilen, wie längs des Erzgebirges in
die Ebene herabsteigend, zerstreut, doch meist sehr gesellig; (sowie Chamaebuxus alpestris)
nur in der westlichen Landeshälfte bis an den Moldaufluss. Bei Prag: Strahöver Garten
(Roth)! Zizkaberg (Presl) ; Kr& (Purkyn&) ! häufiger im südlichen Theile der Umgegend: nächst
der Berouoka, z. B. bei Branisov, Mokropsy, Dobrichovie, Karlstein, Neuhütte bei Beroun!
Zbeöno am Eingange in das Klicavathal! Bürglitz (Gint})! Cholupie, Moldaufelsen hinter König-
saal, St. Kilian bei Davle und binter Stechovie! — Ruine Tollenstein (Neumann, Aschs.)!
Böhm. Kamnitz (Poläk)! Herrnskretschen auf Mauern (Ascherson)! Tetschen : Schäferwand
(Malinsky)! Zinkenstein, Deblik bei Sebusein (Mayer)! Pokratitz b. Leitmeritz (Reuss).
Am Fusse des Erzgebirges und in seinen Thälern: Teplitz (Winkler)! und zwar noch bei
Settenz in der Ebene (Prof. Reuss), KEichwald, Osseg, Neundorf (Reuss), Rothenhaus
(Roth)! Komotau häufig, auch in der Ebene! bei Eidlitz (Reuss). Kupferhügel bei
Kupferberg (M. Aschers.), Hauenstein (Opiz)! Schlackenwerth (Reiss). Gottesgab, Joachims-
thal (Presl), Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). Oedschlossberg bei Duppau! — Chlum, Stadtl
bei Bürglitz (Krej&), Tejrov, Skrej! Bei Jinee häufig (Schlecht.), so am Pletivec! Darova
bei Brezina (Sternberg)! Burg Klingenberg am Moldauabhange (Dödetek)!
Biscutella, Isatis. 441
4. T. montanum L. Stämmehen ausläuferartig verlängert. Blätter ganzrandig
oder schwach gezähnelt, die grundständigen verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich, stumpf
oder spitz, spatelig in den Blattstiel zugeschweift; die stengelständigen viel kleiner,
dem Stengel angedrückt, mit kleinen Oehrchen herzpfeilförmig sitzend. Blüthentraube
gedrungen, kurz, gleichgipfelig, zur Fruchtzeit verlängert. Staubgefässe halb so lang
als die Blumenblätter, Beutel länglich, verstäubt blassgelb. Schötchen verkehrt-herz-
förmig bis verkehrteiförmig, vorn ausgerandet oder gestutzt, unterseits mässig gewölbt.
Fächer /—2samig.
3—8‘ hoch. Blätter graugrün, zuletzt lederartig. Kelchblätter grün oder violett ange-
laufen, aber mit weisshäutigem Rande. Blumenblätter weiss, mehrmals grösser als bei der vorigen
sehr ähnlichen Art; Schoten ebenfalls grösser und breiter (etwa wie bei Th. perfoliatum).
2) April, Mai. Auf felsigen auch buschigen Abhängen, auf Kalkboden, nur in
der südlichen Prager und Leitmeritzer Gegend, selten. Bei Prag: Radotiner Thal auf der
Lehne gegenüber Kopanina! bei Gross-Morina und Karlstein! St. Ivan! Berg Bän& bei
Königsaal (nach Presl)? — Leitmeritz: auf der weissen Lehne bei Pokratitz (Hackel,
Jirus, Mayer)! bei der Menthauer Mühle (Mayer), Dubina-berg bei Kamajk (Thiel, A. Mayer) !
3. Biscutella L. Brillenschote.
1. B. laevigata L. Wurzelstock kurzgliedrig, rasigastig. - Stengel armblätterig,
oberwärts ästig, unten nebst den Blättern meist rauhhaarig, oberwärts kahl. Grundblätter
länglich oder länglich-verkehrteiförmig, in den Blattstiel verschmälert, meist eckig- bis
buchtig-gezähnt, wenige ganzrandig; obere Stengelblätter lanzettlich bis lineal, ganzrandig,
mit gerundeter Basis sitzend. Kelchblätter nicht sackig. Schötchen oben und unten aus-
gerandet, kahl. Griffel so lang wie das Schötchen.
1/,„—1‘ hoch. Blätter dieklich. Blumen eitronengelb. .
2. Mai — Juli. Auf Felsen (Kalk, Schiefer, Basalt), buschigen Abhängen,
sandigen Hügeln, Wegrändern sehr zerstreut im nordwestlichen Theile des Landes, in der
Hügelregion und im Mittelgebirge. Bei Prag: im Thale der Moldau und Beroun: Baum-
garten (Sandplätze), Kaisermühle, Podbaba! und vis & vis in der Lubomirka spärlich!
Roztok (Purkyn&)! Mäslovicer Felsen gegenüber Libeic! Hledsebe bei Weltrus häufig!
Quareitrücken bei der Väpenka bei Hrdlorez (K. Knaf)! Butek’sche Anlagen am Belvedere
einzeln, Motoler Felsen, Bränik, Kuchelbad, Zävister Berg, hinter Königsaal, bei Zäb£hlie,
Vran! Sandwälder des Berges Bän& bei Königsaal (Neumarn). St. Ivan! — München-
grätz (Sekera)! Weisswasser: lichtbewachsene Abhänge im Bielathale auf Sandstein (Hipp.)!
Niemes (Lorinser) ! — Im Elbthale selten: Berg Deblik bei Sebusein (Malinsky, A. Mayer)!
Lobosch, im Sattel des Gipfels bloss einmal 1 Expl. Fuss des Ziegenberges bei Aussig
(Berchtold). — Gipfel des Boren bei Bilin! Saaz im sogenannten Rain (Pokorny).
4. Isatis.L. Waid.
1. I. tinetoria L. (Färberwaid). Wurzelstock aufrecht ästig. Stengel steifaufrecht,
sammt den Blättern blaugrau bereift, wie diese kahl oder zerstreut behaart, an der
Basis auch dichter abstehend behaart, oben doldenrispig-ästig. Untere Blätter gesticlt,
länglich, die meisten stengelständigen mit tief pfeilföürmiger Basis sitzend, länglich-lan-
zettlich oder lanzettlich, ganzrandig, oder untere gezähnelt. Schötchen länglich-keilförmig,
auf fädlichen, an der Spitze keulig-verdiekten, etwas kürzeren Blüthenstielehen wagrecht
abstehend oder hängend.
1°/;,—4' hoch. Blumen gelb, ziemlich klein. Schötchen gelbgrün, zuletzt schwärzlich.
Var. abnorm mit verkümmerten Blumenblättern und theilweise auch verkümmerten Stauhgefässen
(I. apetala Opiz, so kultivirt in einem Garten bei Pras, Opiz !)
2, Mai, Juni. Auf sonnigen, schotterigen und kiesigen Hügeln, Dämmen, Feld-
rainen, an Wegen und Eisenbahnen, auf Mauern, nur im wärmeren Hügellande, wenig
442 Coronopus. Lepidium.
verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag selten: Kinsky-Garten am Laurenzberg, auf
Sandstein! bei Radlic (Thiel). Mauern gegen St. Prokop (Tausch)! [ist wohl derselbe
Standort.] Michle! Belvedere! Abhänge zwischen Kl. Holesovie und Troja häufig! —
Öäslauer Wälle, Chrudim (Opiz). Unter den Kasernen bei Jungbunzlau (Himmer)! Massen-
haft an der Bahn von Wegstädtel bis Theresienstadt! seltener bei Leitmeritz, Gross-
Cernosek! Rongstock bei Aussig! Laun (Stumpf).
5. Coronopus Haller. Krähenfuss.
1. C. Ruellii All. (Senebiera coronopus Poir., Cochlearia coron. L.). Hauptstengel
auf eine Grundblattrosette und eine ihr aufsitzende mittelständige, kopfförmige Traube
redueirt, Seitenstengel zahlreich, sympodial zusammengesetzt, verzweigt, im Kreise aus-
gebreitet und niederliegend. Blätter gestielt, fiedertheilig, Abschnitte lineal oder keilig-
länglich, ganz oder eingeschnitten. Trauben kurz, gedrungen, blattgegenständig, sitzend.
Blüthenstielchen kürzer als die Blüthe. Bodendrüsen kegelig, ganz grün. Blumen-
blätter oval, wenig länger als der Kelch. Staubgefässe 6, didynamisch. Schötchen nieren-
förmig, vom kurzen pyramidalen Griffel bespitzt, netzig-runzelig, durch strahlige, über
den Rand vorspringende Leisten kämmig gezähnt.
Stengel 1—6“ lang. Kraut kahl, trübgrün, fleischig. Blumen sehr klein, weiss, die
unterste Blüthe häufig am Stengel herabgerückt. — Bei C. didymus Smith sind nur 2 einfache
mediane Staubgefässe wie bei Lepidium ruderale, auch ist die Krone meist verkümmert, die
Bodendrüsen zu beiden Seiten der Staubgefässe sind zum Grunde stielförmig verschmälert, der
obere staubfadenähnliche Theil fällt von den bleibenden grünen Stielchen später ab. *)
© Juni — August. An Wegen, Mauern im kurzen Grase, feuchten Triften, an
und in Gräben, in schwerem Lehmboden oder sandig-lehmigem Boden der Niederungen,
besonders im Elb- Eger- und Bielathale. Bei Prag nächst der Moldau selten: in Podskal
um die Holzniederlagen! Smichov, Inyalidenhaus (Opiz), Vysotan (Kalmus)! häufiger von
da gegen die Elbe zu: bei Cimic, Veltez, Sluhy (Dödetek). Jungfer-Brezan gegen Pfedboj
(Leonh.). — Vlkava, N. Benätek (Dödetek). Prestavlky und Kloster bei Münchengrätz
(Sekera). Nimburg: bei Veleliby (Dede£.), gegen Kre&kov! Podebrad: gegen Pelky, Senic,
Odrepes am Woskoberg! Dymokur im Dorfe, am Wege bei Bfistev, Ji@inoves und Mili-
toves gegen Jicin! Popoviec (Pospichal)! Kuttenberg: Ov&är nahe der Bahn und bei Ze-
husic mehrfach! Pardubic: nächst dem ehemaligen Teiche Velikä Ceperka! — Posädovic
bei Unter-Berkovic (Reuss), Roudnic, Choteschau (Reuss), Libuü bei Libochovic! Leitmeritz,
z. B. an der Elbe! und bis in die Vorstädte hinein (Mayer), bei Enzovan (Reuss). Öi2kovic
(Neum.), Trebnitz (Reuss). Türmitz im Rübenfelde! Bodenbach! Teplitz (Eichler)! Dux
(Reuss). Hrobschitz bei Bilin! Synuz, Laun nächst der Eger häufig! Brüx (Rössler) !
Püllna (Knaf)! Rothenhaus (Roth)! Komotau: Michanic, Trauskovic! Horatitz (Thiel).
— Tetin bei Beroun! Horovic gegen Lochovic! Neuhaus (Schöbl)!
6. Lepidium L. em. Kresse.
a) Stengelblätter mit herz-pfeilförmiger Basis stengelumfassend sitzend, alle ungetheilt.
Blumen weiss.
1. L. campestre R. Brown (Thlaspi campestre L.). Stengel aufrecht, sammt
Blättern und Trauben dicht grauflaumig. Grundblätter gestielt, länglich-verkehrteiförmieg,
zuweilen leierlörmig buchtig-fiederspaltig. Stengelblätter länglich oder die oberen eiförmig,
geschweift bis buchtig-gezähnt. Schötchen auf wagrecht-abstehenden, wenig als sie selbst
längeren Stielen, eiförmig, breitgeflügelt, vorn ausgerandet, warzig punktirt, auf der
Unterseite gewölbt, oben concay. Griffel sehr kurz.
*) Döll betrachtet diese staminoidalen Bodendrüsen irrthümlich für einen inneren
unfruchtbaren epipetalen Staubgefäüsskreis (der niemals existirt), weil er das Dedoublement des
inneren Staubgefäüsspaares nicht kennt oder nicht anerkennt.
Lepidium. 443
/,—1!/,‘ hoch, steifaufrecht, dicht »eblättert, oberwärts meist aufrecht rispig-ästie, am
Grunde öfter mit Nebenstengeln. Blumen klein. Tracht von Thlaspi.
© Juni, Juli. Auf trockenen Hügeln, Rainen, Ackerrändern, an Wegen, im
wärmeren Hügellande und den Ebenen verbreitet, doch zerstreut. Bei Prag z. B.: Michle,
Generalka, Motol, Jinonic, St. Prokop, Kuchelbad, über der Modraner Schlucht gegen
Lhotka, Velikä& hora bei Karlstein (Purkyn&)! Podbaba, Troja, Libtice am Bahndamm u.
a. 0. Verbreitet in den Elbgegenden, im Osten noch bei Hohenmauth! nördlich gegen
die Vorberge der Sudeten: Jaromer (Knaf)! Hohenelbe! noch häufig bei Jicin, nicht mehr
bei Lomnic (Poläk). Bäba bei Kosmonos! Münchengrätz (Sekera). Weisswasser seltener
(Hipp.)! Niemes (Schauta). — Nördlich von Leitmeritz bei Auscha! Leipa (Watzel), Böhm.
Kamnitz (Zizelsb.); Tetschen! Längs des Erzgebirges von Teplitz bis Komotau! Saaz!
Schlackenwerth (Reiss), Fischern (Ortmann), und wohl noch mehrfach. — Rakonitz! Neu-
mötely und Horovic (nächst der Fasanerie)! Scheint aber südlicher nicht mehr vorzu-
kommen, wenigstens nicht beobachtet, auch bei Krumau weder von mir gesehen, noch
von Jungbauer verzeichnet.
b) Obere Stengelblätter mit tiefherzförmiger umfassender Basis sitzend, untere fieder-
theilig. Blumen gelb.
7 2. L. perfoliatum L. Stengel oberwärts nebst den oberen Blättern kahl, unten
nebst den unteren Blättern fein flaumig. Untere Blätter 1—2mal fiedertheilig mit fieder-
spaltigen Abschnitten und linealen oder lineal-lanzettlichen Zipfeln, die grundständigen
gestielt, die folgenden am Grunde geöhrt, durch mindere Theilung in die oberen unge-
theilten übergehend; diese tief herzeiförmig, ganzrandig. Schötchen auf aufrecht abste-
henden, wenig längeren Stielen, rhombisch-eirundlich, vorn schmalgeflügelt und spitz
ausgerandet, glatt. Griffel sehr kurz.
1/,—1‘ hoch, abstehend ästig; die ungetheilten Blätter saftigglänzend, ähnlich denen von
Bupleurum rotundifolium. Blumenblätter sehr klein, spatelig, eitronengelb.
©) Mai, Juni. Auf Schuttplätzen und Dämmen, seit 1872 bei Prag an der
neuen Verbindungsbahn bei Nusle und besonders zahlreich am Bahndamme nächst der
Premyslovka angesiedelt, höchst wahrscheinlich mit der Prag-Gmünder Bahn aus Nieder-
österreich eingeführt; ist vordem nie bei Prag gesehen worden.
c) Stengelblätter mit verschmälerter Basis sitzend, die unteren gestielt, alle ausser den
obersten fiedertheilig.
3. L. ruderale L. Stengel und Blätter von feinen Härchen schärflich. Keim-
blätter ungetheilt. Untere Blätter 1—2fach fiedertheilig mit linealen stumpfen Zipfeln,
oberste lineal, ganzrandig. Blumenblätter meist fehlend. Staubgefüsse 2. Schötchen
auf abstehenden Stielen, rundlich-oval, vorn kaum geflügelt, ausgerandet, schärflich.
Narbe sitzend.
3“—1’‘ hoch, trübgrün, unangenehm kressenartig riechend. Die 2 Staubgefässe sind
median (placental), entsprechen also den sonst gedoppelten längeren Staubgefässen, die lateralen
(carpellären) fehlen. Blumenblätter höchst selten ausgebildet, sehr klein, gelblichweiss.
©) (auch überwinternd) Mai — bis Herbst. Auf Schuttplätzen, Mauern, an
Wegen, Landstrassen im Hügellande und den Niederungen verbreitet, sonst selten oder
fehlend. Nächst Prag gemein; hin und wieder verbreitet im Elbthale von Tetschen
(Malinsky)! bis Königgrätz! Bei Böhm. Trübau nabe der Bahn, nach Dr. Rybitka erst
durch dieselbe importirt. Kuttenberg gegen Kalina und Zehusic! Wälle von Cäslau,
Strasse nach Hermanmestee (Opiz). Bei Dymokur, Jiöin noch häufig! nicht mehr bei
Lomnie (Poläk); ebenso um Jungbunzlau, Kosmonos (Hipp.)! nicht mehr b. Münchengrätz
(Sekera), noch bei Weisswasser (Hipp.), noch bei Niemes (Schauta). Längs des Erzge-
birges bis Karlsbad (Fischer); um Saaz gemein! — Gemein um Rakonitz! Häufig um
Pilsen! Budweis, um die südl, Vorstadt!
+ 4. L. sativumL. (Gartenkresse). Stengel und Blätter kahl, blaugrau bereift.
Keimblätter 3spaltig. Untere Blätter gestielt, unregelmässig 1—2mal fiedertheilig und
444 Cardaria. Capsella.
fiederspaltig, mittlere einfach fiedertheilig mit oft eingeschnittenen Abschnitten und lineal-
lanzeitlichen, spitzen Zipfeln; oberste 3spaltig und ungetheilt. Blumenblätter spatelig.
Staubgefässe 6. Schötchen rundlich oval, breitgeflügelt, vorn ausgerandet, auf aufrechten
Stielen der Traubenawe angedrückt. Griftel sehr kurz.
1—2’ hoch, aufrecht, oberwärts ästige. Blumenblätter weiss, klein. Schoten mehrmals
grösser als bei voriger, über 2’ lang.
© Juni, Juli. Aus dem Orient, in Gärten, selten auf Aeckern gebaut, bisweilen
auch vorübergehend verwildernd. Bei Prag selten gebaut um Podol, Bränik, Vrsovie!
Jungbunzlau auf einem Grasraine (Hipp.)! auf alten Dungstätten bei Darenie in Menge
(Sekera)! Hecken bei Eisenstadtel nächst Ji&in spärlich (Pospichal)! Salesl b. Aussig
(Malinsky)!
7. Cardaria Desv.
1. C. draba Desy. (Lepidium draba L.). Stengel und Blätter von einfachen
Haaren grauflaumig. Blätter geschweift oder ungleich gezähnt, die grundständigen eilänglich,
in den Blattstiel verschmälert, die stengelständigen länglich, obere eiförmig, mit pfeil-
förmigem Grunde stengelumfassend. Platte der Blumenblätter eirundlich. Schötchen quer-
breiter, fast 2knotig, auf schief oder wagrecht abstehenden langen Blüthenstielen.
1—2' hoch, oberwärts doldentraubig-ästig. Trauben kurz, dicht. Blumenblätter weiss.
tiecht widerlich. Var. $) brachypetala (Cardaria brachypetala Opiz), Blumenblätter verkümmert,
kurz, ohne Nagel, bisweilen schmal keilig, in Staubfäden übergehend wie bei Capsella.
% Mai, Juni. Auf Feldrainen, Schuttplätzen, an Wegen und Landstrassen, im
wärmeren Hügellande, von Prag an nördlich, zumal im Moldau- Elbe- Iserthale, stellenweise
häufig, anderwärts ganz fehlend. Bei Prag gemein, Böchovic und Ouval! Weltrus! Fehlt in der
Podebrader Gegend. Malin bei Kuttenberg! Aecker bei Cäslau (Opiz). — Leitomysl: neben
dem Fusssteig von NedoSin nach den Cihadla, scheint sehr unbeständig zu sein, wahr-
scheinlich nur eingeschleppt (Pospichal)! Königingrätz (Cenek)! Josefstadt (Knaf)! Jiein
spärlich (Pospichal). Jungbunzlau, Kosmonos (Hipp.! Sekera), bei Münchengrätz nur in
einem Kleefelde (Sekera)! Fehlt bei Niemes (Schauta). — Dämme bei Roudnic! The-
resienstadt, Leitmeritz: z. B. gegen den Radobyl massenhaft! Sebusein (Malinsky)! Aussig
(Reuss); hinter dem Teplitzer Schlossgarten (Laube), Striemitz bei Brüx (Eichler);
Rothenhaus (Roth), Komotau spärlich! Hrusovan (Knaf)! und Vysocan (Thiel)! — BP.)
Schanzen Prags (Joh. Opiz)!
8. Capsella Vent. Hirtentäschel.
1. C. bursa pastoris Mönch (Thlaspi bursa pastoris L.). Stengel unterwärts von
ästigen und längeren einfachen Haaren rauh oder ziemlich kahl. Grundblätter rosettig,
länglich; Stengelblätter mit pfeilförmiger Basis umfassend sitzend, lanzettlich. Schötchen
3eckig-verkehrtherzförmig, auf wagrecht abstehenden Stielen.
1”—2’ hoch. Blüthen klein, weiss. Fruchttrauben verlängert. Var.: «@) integrifolia
Opiz, Blätter alle ungetheilt, fast ganzrandig bis buchtig-gezähnt, £) pinnatifida, Grundblätter
und oft auch untere Stengelblätter fiederspaltig bis fiedertheilig, oft schrottsügeförmig mit 3eckigen
oder länglichen, ganzrandigen bis eingeschnitten-gezähnten Zipfeln. — Die Blumenblätter wandeln
sich nicht selten in Staubgefässe um, daher die blumenkronenlosen Blüthen 10männig (y. ape-
tala, Caps. apetala Opiz).
2. Februar—Novemb. Auf Schuttplätzen, Rasenplätzen, schlechten Wiesen, Rainen,
an Wegen, Häusern, auf Aeckern überall äusserst gemein, «) seltener, in besserem ge-
lockerten Boden,
Stemnophragma— Aiyssum. 445
9. Stenophragma Celak.
1. S. Thalianum Celak. kvöt. praz. (Arabis Thaliana L., Sisymbrium Thalianum
Gay.). Stengel 1— viele aus einer Grundblattrosette, sammt den Blättern bläulich bereift,
unten abstehend rauhhaarig, armblättrig. Blätter gewimpert und zerstrent gabelhaarig,
grundständige gestielt, spatelig, eiförmig bis länglich-lanzettlich, stengelständige kleiner,
lineal-lanzettlich, zum Grunde verschmälert sitzend. Schoten weit abstehend, locker, wenig
länger als die fädlichen Stiele.
1°—1‘ hoch, zart und fein, vom Aussehen einer Arabis, aber von dieser Gattung durch
Frucht- und Samenbau sehr verschieden. Blumenblätter sehr klein, schmal keilig, weiss.
©) April, Mai, und wieder im Herbst. Auf sandigen Brachen, Grasplätzen, Triften,
Rainen, Hügeln durch ganz Böhmen gemein, bis auf die Gebirge; so am Buchberg im
Isergebirge (Tausch nach Opiz).
10. Draba L. Hungerblümchen.
1. D. muralis L. Stengel entfernt beblättert, einfach oder von Grund an langästig.
Blätter (nebst dem Stengel) von verzweigten Haaren kurzhaarig, am Rande und der Ober-
seite auch von längeren einfachen Haaren rauhhaarig, winkelig-gezähnt; grundständige
rosettig gedrängt, spatelig, kurzgestielt; die stengelständigen rundlich-eiförmig, herz-
förmig stengelumfassend sitzend. Traube zur Fruchtzeit sehr verlängert und locker.
Blüthenstielchen wagrecht abstehend, 211|,—2mal so lang als das kahle, längliche
Schötchen. Blumenblätter schmal keilförmig, vorn nur ausgerandet.
!/,—2' hoch, schlank, aufrecht oder aufsteigend. Blumen weiss, sehr Klein.
2. April, Mai. ‚Auf buschigen, grasigen Lehnen der Bergregion, wenig verbreitet.
Häufig und oft massenhaft auf den Moldauabhängen von Zävist, zwischen Davle und Ste-
chovie und hinter Stöchovie in den waldigen Thälern! auch noch in der Gegend von
Vosedan und Nalzovie (Schmidt); seltener bei Prag selbst: Zizkaberg! Gehölz der Podbaba
oberhalb Sel& (Opiz)! —- Fuss des Geltsch hinter Bischkowitz (Hackel). Bodenbach: auf
grasigen Stellen über dem Tunnel (Winkler, Malinsky!); Ziegenberg bei Rothenhaus (Roth).
2. D. verna L. (Erophila vulgaris DC. ampl.). Stengel blattlos, meist zahlreich
aus der Grundblätterrosette. Blätter (und unterer Theil des Stengels) von meist gabel-
ästigen Haaren kurzhaarig, spatelig-lanzeitlich, stielartig verschmälert, ganzrandig oder
entfernt gezähnt. Traube oft schon am Stengelgrunde beginnend, locker, untere Frucht-
stiele verlängert, aufrecht abstehend, mehrmals länger als das kahle Schötchen. Blumen-
blätter halb 2spaltig. Hs
1/,—8” hoch, aufrecht oder aufsteigend. Blüthen anfangs nickend, grösser als bei voriger,
weiss. Kelche aussen gabelig-behaart; an winzigen Exemplaren die Traube auch nur 1blüthig.
Var. «) vulgaris, Schötchen länglich bis lanzettlich, weit (4mal) länger als breit; £) rotunda
Neilr. (Draba pr&cox Steven), Schote kreisrund oder rundlich oval, wenig länger als breit.
© März—Mai. Auf Triften, Sandplätzen, dürren Hügeln, Rainen, an Wegen,
gemein, meist massenhaft bis in die niedere Gebirgsregion (etwa 2000‘); ß.) seltener, bei
Prag häufig: Lieben, Troja, Podbaba, Scharka (Opiz)! St. Prokop, Felsen vor Kuchelbad,
hinter Königsaal an der Moldau, gegenüber Stöchovic, Thal Vüznice bei Neuhütten! u.
a. ©. Weisswasser (Hipp.)! Komotau (Knaf)! Karlsbad (Ortm.)! Sonst nicht beobachtet,
aber wahrscheinlich noch vielfach.
11. Alyssum L. em. Schildkraut.
3) Blumenblätter gelb, vorn abgerundet oder seicht ausgeschnitten. Fruchtfächer mit 2
(bei fremden Arten 1—4) Samen.
«) (Adenochaete m.) Bodendrüsen zu beiden Seiten der kürzeren Staubgefüsse
verlängert, borstlich, Blumen zuletzt verbleichend, weisslich, Pflanze 1jährig.
446 Alyssum,
1. A. calyeinum (Psilonema calyeinum C. A. Meyer). Wurzel spindelig, dünn,
überwinternd 1jährig. Stengel am Grunde (durch glattabgefallene Herbstblätter) blattlos,
einfach oder vom Grunde ästig. Blätter ganzrandig, untere verkehrteiförmig, spatelig in
den Blattstiel verschmälert, obere lineal-keilig oder lanzettlich. Traube endständig, frucht-
tragend verlängert. Kelche an der Frucht bleibend, langhaarig. Staubfäden sämmtlich
fädlich, ohne Flügel oder Anhängsel. Schötchen rundlich, vorn etwas ausgerandet,
sternhaarig-flaumig. Grifiel vielmal kürzer als das Schötchen.
3—6‘ hoch, das ganze Kraut, die dicklichen Blätter besonders unterseits von grossen
angedrückten Sternhaaren rauh und grau. Selten unter der Traube ein paar Ästchen. Blumen
klein, anfangs hellgelb. In diese Section gehört auch A. minimum Willd., dessen kürzere Staub-
fäden geflügelt sind. Psilonema Meyer, auf die einfachen fädlichen Staubfäden ohne Rücksicht auf
die Bodendrüsen gegründet, fällt theilweise mit Lobularia Desy. oder Koniga Adans. zusammen.
© April—Juni, einzeln in den Herbst. Auf sandigen Aeckern, Rainen, Mauern,
Schuttplätzen, mageren Grasplätzen, an Wegen, durch das ganze innere Hügelland ver-
breitet und meist gemein,
f) Bodendrüsen zu den Seiten der kürzeren Staubgefüsse kurz, zäpfchenförmig.
Blumen sattgelb, verblüht nicht verbleichend. Pflanzen vieljährig, holzige Stämmchen und zahl-
reiche blühende Stengel und Blatttriebe treibend.
2. A. montanum L. (A. arenarium Gmel., Lois.). Stämmehen nicht beschuppt,
Ajährige Stengel am Grunde durch die glattabgefallenen vorjährigen Blätter blattlos.
Blätter ganzrandig, am Stengel dichtgestellt, (wie das ganze Kraut) von grossen ange-
drückten Sternhaaren rauh und besonders unterseit grau; die unteren verkehrteiförmig,
in den Blattstiel spatelig verschmälert, die untersten kleiner, nicht rosettig; obere
lineal-keilig oder lanzettlich. Traube einzeln endständig, fruchttragend verlängert. Kelche
nach dem Verblühen abfallend, sternförmig-kurzhaarig. Längere Staubfäden innen seitlich möt
einem in ein Zähnchen endigenden Flügelrand, die kürzeren innen am Grunde mit
einem linealen, Zzähnigen Ligularanhängsel. Schötchen rundlich oder oval, vorn schwach
ausgerandet, sternhaarig. Griftel nicht viel kürzer als das Schötchen.
Stengel 3—6‘ hoch, einfach, seltener unter der Traube etwas ästig. Blumen mittel-
gross, goldgelb.
2. Mai, Juni. Auf dürren Hügeln, Felsen, besonders auf Sandflächen, auf Kalk
und Basalt, im wärmeren Hügellande verbreitet. Bei Prag hie und da: Podbaba, Troja,
Bohnice, Minice! Felsen bei Mäslovie (Leonh.)! VySehrad, Dvoree, Hlubo&ep, Holin, Kuchel-
bad, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Beroun! Zävist (Op.) u.s.w. Weltras! Häufig in
der Elbniederung auf sandigen Alluvien, so besonders bei Kolin, Podebrad, Nimburg,
Melnik und Roudnic; Leitmeritz auf Felsen! Weisswasser häufig (Hipp.)! aber nicht bei
Münchengrätz (Sekera), noch bei Niemes (Schauta). Tetschen (Malinsky)! Längs des
Erzgebirges, z. B. bei Teplitz, Brüx (Eichler)! Egerthal, Rannayer Berg bei Loun!
Egerabhänge bei Pröhlig nächst Saaz (Thiel)! und wohl häufiger in diesen Gegenden.
Bei Rakonitz selten (Kreje). Für Karlsbad bei Ortmann nicht verzeichnet, aber bei Tepl
(Konrad)! — Volesnä ber. Kreises (Opiz); sonst aus dem südlichen Theile nicht verzeichnet,
auch von mir nicht bemerkt.
3. A. saxatile L. (Aurinia saxatilis C. A. Meyer). Stämmehen von alten Blatt-
resten schuppig. Grundblätter gross, zahlreich, rosettig, länglich, spatelig in den Blattstiel
verschmälert, geschweift oder entfernt gezähnt, von angedrückten Sternhaaren (wie das
sanze Kraut) weich graufilzig, Stengelblätter entfernt, viel kleiner, mit verschmälerter
Basis sitzend. Trauben auch zur Fruchtzeit kurz, am Stengelende meist rispig zusammen-
gestellt. Kelche nach dem Verblühen abfällig. Staubfäden alle innen am Grunde mit
einer zahnförmigen Anschwellung. Schötchen rundlich oder oval, nicht ausgerandet,
kahl. Griffel kurz.
—1‘ hoch, aufrecht oder aufsteigend, in grossen Rasen. Blumen mittelgross, goldgelb.
2 April, Mai. Auf Felsen (Kalk, Schiefer, Basalt, Phonolit) im warmen Hügel-
Lunaria, 447
lande und Mittelgebirge, besonders an der Moldau, Beroun und unteren Elbe, sehr ge-
sellig. Bei Prag: Podbaba, Troja, stellenweise bis gegen Kralup! Scharka! Vysehrad,
Zlichov, St. Prokop, Knchelbad! Zävister Felsen! Stechovie bis zu St. Johannes! Rado-
tiner Thal unterhalb Kopanina! Im Berounthal von Königsaal bis Beroun, Neuhütten!
bei Bürglitz und Skrej häufig! Im Elbthale von Leitmeritz gegen Tetschen zu (Sperling-
stein!) fast auf allen Basaltfelsen; ebenso häufig sonst im dortigen Mittelgebirge: Kelchberg
bei Triebsch! Rollberg bei Niemes (Lorinser)! Hradek bei Triblie (Jirus)! Kostäl bei
Trebnitz, Wostray bei Mileschau! Fuss des Grossen Franzberges bei Kostenblatt (Reuss).
Bofen bei Bilin! Zlatniker Berg (Stika)! Milayer bei Loun! isolirt noch auf dem
Dreikreuzberg bei Schlan (Roth). — Auf Kirchhofmauern bei Janegg nur verpflanzt
(Thiel). Heiliger Berg bei Kaaden (Roth). Chemnitzstein, Himmelstein bei Karlsbad (Reiss) !
— Felsen und Mauern an der Moldau bei Krumman zahlreich !
b) (Berteroa DC.) Blumenblätter weiss, tief 2spaltig. Fruchtfach mit 6—mehreren Samen.
4. A. ineanum L. (Berteroa incana D.C., Farsetia incana R. Br., Camelina
incana Presl fl. &ech.). Blätter (nebst Stengel) von sternhaariger Bekleidung grau, am
Rande gewimpert, ganzrandig oder geschweift, lanzettlich, spitz, die unteren in den
Blattstiol keilig verschmälert. Fruchttrauben verlängert, mit aufrechten Blüthenstielen.
Kelche verblüht abfällig. Kürzere Staubfäden am inneren Grunde mit zahnförmigem
Anhängsel, längere unten etwas verbreitert. Schote ellöptisch, nicht ausgerandet, stern-
haarig, der Spindel angedrückt. Griffel 1/,—"/, so lang als die Schote.
1— 2’ hoch, einfach oder oberwärts ästig. Blumen doppelt grösser als der Kelch.
69 Juni—September. Auf sandigen Hügeln, Felsen, Triften, wüsten Plätzen, an
Wegen, im Hügellande verbreitet und meist häufig, in gebirgigeren Lagen fehlend. Häufig
um Prag, im ganzen Elbthale und dem benachbarten Hügelterrain, östlich bis Pardubie,
Königgrätz! Tynist, Borohrädek! bei B.-Trübau nur mit der Bahn angesiedelt (Rybicka) ;
fehlt ganz um Leitomysl, ebenso nordwärts schon bei Jicin und Lomnic (Pospichal).
Niemes selten: bei Gruppay (Schauta). B. Leipa! und Sandau, aber nicht bei B. Kamnitz
(Zizelsb.). Verbreitet längs des Erzgebirges, b. Ellbogen schon selten (Aschers.). — Ra-
konitz! Toönik, Zbirow auf den Burgfelsen! Dobri$! Osek bei Rokycan! Wittingau (Jechl)!
12. Lunaria L. Mondviole.
1. L. rediviva L. Wurzelstock walzlich, geringelt. Stengel aufrecht, oben ästig.
Blätter alle gestielt, gegenständig, die oberen abwechselnd, breit und tief herzförmig,
zugespitzt, ungleich stachelspitz gezähnt. Trauben sehr kurz, locker, gleichgipfelig. Schote
elliptisch-lanzettlich, oben und unten spitz, auf einem !/, so langen Fruchtträger, über-
hängend. Samen rundlich-nierenförmig.
ı/,—4' hoch. Blätter gross, wie der Stengel zerstreut-kurzhaarig. Blumen ansehnlich,
hellviolett, wohlriechend. Schoten 2—3‘ lang.
2%. Mai—Juli. In schattigen Bergwäldern, an buschigen Abhängen, an Waldbächen
in Gebirgslagen, in den Gränzgebirgen bis nahe zur Hochgebirgsregion. Bei Podol im
Ronover Gebirge (Gregory nach Opiz), auf dem Plattenhübel bei Stücken im Buchwalde
(Opiz), bei Pilgram im Korecer Revier (Presl). Glazer Schneeberg (Opiz, Rybitka).
Elbgrund im Riesengebirge (Kablik)! Hain „Velik& faräfstvi“ bei Turnau (Dedecck)!
Haindorfer und Machendorfer Revier am Isergebirge! Engelsberg bei Kratzau (Menzel)!
Rauchberg bei Rumburg (Neumann, Karl)! Kaltenberg bei B.-Kamnitz (Zizelsb.). Rollberg
bei Niemes, auf der Nordseite unter Basaltfelsen nicht häufig! Geltsch bei Auscha (Hackel,
Malinsky)! Erzgebirge selten: Krinsdorfer Thal (Thiel)! Pressnitzer Waldungen (Reuss).
Duppauer Gebirge (Reiss)! — Kli@avathal bei Lana! Am Bache Ratinka bei Tetin (Jos.
Kalina nach Opiz)! Rozmitäl (Lusek)! Goldenkron : in der Schwarzen Leuchte am rechten
Moldauufer unfern Zäluzi und am linken Ufer gegenüber der Ruine Maidstein (Jungbauer).
448 Cardamine.
13. Cardamine (L. em.) R. Br. Schaumkraut.
A. (Dentaria L. gen. pr.). Rhizomaxe kriechend, fieischig, weiss, von zahlreichen
Niederblättern zackig; nur an sterilen Jahrgängen wird ein Grundblatt statt des Stengels gebildet.
Samenschnur nach unten verbreitert. Schoten lanzettlich; Samenleisten dick, breit.
1. C. bulbifera R. Br. hort. Kew. IV. (Dentaria bulbifera L.). Wurzelstock fast
gleich dick, walzlich. Stengel bis zur Mitte nackt, darüber beblättert. Blätter zahlreich,
abwechselnd, gestielt, die unteren 2—3paarig fiederschnittig, die folgenden 3zählig,
oberste einfach, kleiner; letztere sowie die Blattabschnitte lanzettlich, ungleich gekerbt-
gesägt. Fleischige, abfällige, schwärzliche Brutknospen in den blattwinkeln. Traube
ziemlich dicht, kurz; Blumen aufrecht. Staubgef. elwa '/, so lang als die Blumen-
blätter. Schoten abstehend, in den langen Griffel verschmälert. :
1—2’ hoch. Blumen gross, rosaviolett. Wegen reichlicher Brutknospenbildung schlagen
die Früchte gewöhnlich fehl (ich fand und erhielt nie reife Früchte aus Böhmen).
2. April, Mai. In feuchten, schattigen, humosen Wäldern, auf Abhängen gebirgiger
Gegenden zerstreut, aber verbreitet, Bei Prag nur in der entfernteren südlichen Gegend:
Ridkä& (Knaf)! bei Hradisko am Säzavaufer nächst Erythroniam! hinter Stöchovie! Stirin
(Sykora). Mukarov (Tutek)! Velikä hora bei Karlstein! — Podol am Ronoyver Gebirge
(Opiz). Leitomysl: Nedosiner Parklehne bei St. Antonius, ärmlich! Buchwald bei Strokele
(Pospichal)! Herrenwald bei B. Trübau (Rybiöka). — Schatzlar (Opiz). Kl. Skal (Neumann).
Mukatover Wälder bei Münchengrätz (Sekera), Freudenhöhe bei Kratzau (Matz), Hammer-
stein bei Reichenberg (Siegm.)! Lausche (Cantieny). Kleis (Hb. Watzel)! Kaltenberg und
Rosenberg b. B. Kamnitz! Rollberg b. Niemes (Lorinser, Schauta)! Widim, Göltsch, Langer
Berg bei Leitmeritz (Hackel). — Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malinsky).
Erzgebirge bei Teplitz [Katharinenberg], Osseg (Winkler, Thiel)! Hauenstein und Olitz-
haus (Fischer), Grasberg b. Schlackenwerth, bei Joachimsthal (Reiss), Ploben bei Karls-
bad (Ortm.). Oedschlossberg bei Duppau unter dem Gipfel! Tepl (Konrad)! — Bürglitz
häufig (Samohrd); gegen Skrej oberhalb der Nezabudicer Mühle (Krej&). Neuhof bei
Läna! Padrtbach bei Straßic, seltener! Zaböhler Revier bei Rozmitäl (Lusek)! Kubani-
gebirge: am Kubani und Vogelberg (Müncke). Hohenfurth (Nenning)! Bleschenberg und
Kumberg bei Krumau, Blanskerwald (Jungbauer). — Am Stankauerteiche bei Chlumec
budw.! Margarethwald bei Neuhaus (Novotny) !
2. C. enneaphyllaR. Br. 1. c. (Dentaria enneaphylla L.). Wurzelstock stellen-
weise eingeschnürt. Stengel bis nahe unter die Traube nackt, daselbst in der Regel mit
3 quirlständigen Blättern. Blätter gestielt, gedreit, Blättchen kurzgestielt oder fast
sitzend, eiförmig-lanzettlich bis länglich-lanzettlich, ungleich-grobgesägt, die seitlichen am
Grunde schief. Traube locker, wenigblüthig;, Blüthen überhängend. Staubgefässe aus der
Krone elwas vorragend. Schoten aufrecht abstehend, mit ("/, so) langem Griffel.
Y/,—1'/,' hoch, kahl, aufrecht, Blumen gross, gelblichweiss. Bisweilen sind nur 2 Blätter
im Wirtel oder über den 3 wirtelständigen Blättern noch ein einzelnes kleines Blatt; einmal fand
ich das 3. Blatt dem Traubenstiel und dem untersten Blattstiele angewachsen. Brutknospen
keine, dafür bilden sich die Früchte ziemlich regelmässig aus.
2. April, Mai. Wie vorige, und von ähnlicher Verbreitung, häufig in feuchten
Buchenwäldern, an Waldbächen, mit der vorigen oft zusammenwachsend. Prager Gegend:
Ridka (Knaf)! Mukafov (Tuiek)! Karlstein! — Selau (Steinreiter), Leitomysl: bei Stro-
kele (Pospichal)! Herrnwald bei B. Trübau (Rybiöka). Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gott-
stein)! Lomnie: am Berge Tabor, in den „Popelky,“ bei Turnau nächst Bukovina (Poläk) !
Mukafover Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Neuberg b. Jungbunzlau (Stika)! Weiss-
wasser gegen Neudorf (Hipp.)! Vidim (Hackel). Rollberg im Buchenwalde (Schauta) !
Jeschken (Tacheci). Hammerstein bei Reichenberg (Siegmund)! Lausche, Hochwaldberg an
der sächs. Gränze (Matz), Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malie.)! Rosenberg
und Kaltenberg bei B. Kamnitz! Sonnenberg nächst Steinschönau (Zizelsb.). Geltsch bei
Auscha (Opiz), Langer Berg bei Triebsch (Hackel). Vostrey bei Sedl nächst Aussig
Cärdamine. 449
(Mayer). Erzgebirge: bei Georgenthal (Röttig)! Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss),
Ploben bei Karlsbad (Ortm.). — Bürglitz: gegen Skrej oberhalb der Nezabudicer Mühle
(Kreje)! am Berge Stfibrny an der Beroun (Samohrd)! Klicavathal bei Lana mehrfach!
Vüznice bei Neuhütten! Horovicer Wälder häufig (Schlechtend.). Volesnä (Tausch)! Bre-
zina (Sternberg)! Roämitäl (Lusek)! Kubani (Müncke), Thomasgebirge, Vogeltenn und
Grausamweide bei Krumau, Schwarze Leuchte, Schöninger (Jungbauer). Margarethenwald
bei Neuhaus (Novotoy).
B. (Cardaminoides m. nee Godron). Rhizomaxe langgliedrig, kriechend, theils Laub-
blätter, theils wenige Niederblätter tragend. Schote lanzettlich, mit dicken breiten Samenleisten
(wie bei vorigen). Samenschnüre nach unten verbreitert,
3. C. trifolia L. Stengel aufsteigend, blattlos oder mit I—2 sehr kleinen, 2- bis
3schnittigen oder ungetheilten Blättern. Grundblätter langgestielt, gedreit; Blättchen
rautenförmig-rundlich, kurzgestielt, fein gewimpert. Blumenblätter 2—3mal länger als
der Kelch. Schoten abstehend, in den mässig langen Griffel zugespitzt.
Y,‘ hoch. Kronenblätter weiss (so gross wie bei C. pratensis und in der Grösse ebenso
veränderlich).
2. Mai, Juni. In schattigen, humosen Bergwäldern des südlichsten Theiles
von Böhmen selten. Hochficht im Böhmerwalde (Krej@). Hohenfurth im Klosterwalde
(Nenning)! im Herrnwalde bei Lagau (Mardetschläger). Neuhaus: Margarethenwald (No-
votny), Gestütthofer Thiergarten (Mardetschl.).
C. (Eucardamine). Rhizomaxe aufrecht-ästig oder kriechend, nur Laubblätter tragend.
Schoten lineal, Samenschnüre dünn, fädlich, nicht verbreitert.
a) Samen ungeflügelt. Alle Grundblätter, wie auch die Stengelblätter gefiedert,
wenigstens erstere mit am Grunde stielartig verschmälerten und selbst länger gestielten Blättchen.
«) Pflanze ausdauernd. Blumenblätter verkehrteiförmig, mittelgross, 2 — 3mal
länger als der Kelch, mit wagrecht abstehender Platte.
4. C. amara L. Wurzelstock beblätterte Läufer treibend. Stengel nicht oder
wenig hohlwerdend, stumpf 5kantig, nicht bereift,; Blätter fast kahl oder sehr zerstreut
behaart, 2—Apaarig, keine rosettig gehäuft; Blattstiele am Grunde nicht geöhrt, Blättchen
sitzend oder sehr kurz gestielt, buchtig stachelspitz gezähnt, an den unteren Blättern
rundlich-eiförmig, an den oberen eilänglich oder länglich, Staubgef. und Griffel wenig
kürzer als die Blumenblätter, diese am Nagel ohne Erweiterung. Drüsen der 2 kürzeren
Staubgefässe vorn 2spitzig ausgeraudet. Staubkolben violett. Schoten aufrecht-abstehend,
in den langen feinen Griffel mit punktförmiger Narbe pfriemlich-zugespitet.
/,„—1'/,‘ hoch. Stengelblätter grösser als bei der folgenden. Blumenblätter weiss, gross,
selten doppelt kleiner. Von kressenartigem Geschmack wie Nasturtium officinale, wofür diese
Art von Anfängern und Dilettanten oft gehalten wird (siehe daselbst).
a) genuina (C. amara Presl, Aschers. Fl. v. Brand. etc). Stengel entfernter beblättert,
nebsi den Blattstielen kahl oder unterwärts zerstreut steifhaarie, oberwärts nebst Blüthenstielen
fast kahl (#. hirta Wimm. et Grab., C. umbrosa Lej., C. Libertiana Lej.,, C. bicolor Opiz!).
Blätter 3-- 4paarig, unterste Blättchen oft abwechselnd.
b) Opizii (Presl sp. 1819). Stengel dichter beblättert, feister und kräftiger. Blätter
5—Spaarig, Blättchen kleiner, ziemlich genau gegenständig, die Paare allmälig abnehmend, Kron-
blätter meist kleiner, Var. «) glabrescens (Ü. Opizii f. Presl, C. cerassitolia Opiz!) Stengel
kahl oder zerstreut behaart, Blatt- und Blüthenstiele kahl; £) hirsuta (C. Opizii «. Presl, C.
amara y. subalpina Koch), Stengel, Blatt- und Blüthenstiele dicht- und kwrz-rauhhaarig.
2. Mai, Juni. a) Auf sumpfigen und quelligen Wiesen, an Bächen, in Wasser-
gräben, am häufigsten in gebirgigeren Gegenden, in den Gränzgebirgen bis in die Hoch-
gebirgsregion, seltener im niederen Hügellande oder in der Ebene. Bei Prag ziemlich
selten: Fliedermühle (Opiz)! Krer Wald! Zävist (Claudi)! häufig erst bei Stöchovic,
im Kamenicer Tnal bei Stirfin, bei Mukarov! Karlstein und St. Ivan! Klicavathal bei
Lana! — Leitomysl! St. Katharina bei Poliöka! Olberndorfer Grund bei Landskron !
Grulich! Glazer Schneeberg (auch ß.) Im Riesengebirge allgemein verbreitet, z. B.:
450 Cardamine,
Hohenelbe (Kablik)! Planurberg (Uechtritz). St. Peter (Eisenstein)! Klausengrund ! Riesen-
grund, kl. Schneegrube u. s. w. (Uechtritz). Jaromer (Knaf, ß.)! Königgrätz (Reichel).
Lomnie häufig (Poläk)! Sichrov, Münchengrätz (Sekera), Kratzau (Kratzmann)! B.-Kam-
nitz (Zizelsb.), Herrnskretschen und Obergrund bei Tetschen! Wernstädtel (Kratzm.)!
Höllengrund (Watzel)! Niemes häufig: Rollberg, Höflitzer Wiesen! Weisswasser ! Widim
(Hackel), Melnik (Prazäk)! Roudnie (Jirus)! — Im Erzgebirge und am Fusse desselben:
Eichwald, Klostergrab (Reuss), Krinsdorf, Strobnitzberg (Thiel)! Maltheuer und Johns-
dorf bei Brüx (Stika), Teltschgrund bei Rothenhaus (Roth), Platten, Komotauer Grund-
thal, Sporitzer Wiesengräben! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (mit #, Ortm., Opiz!),
Marienbad (Reiss), Ronsperg (Hocke)! — Abfluss des „Jezero“ bei Skrej! Volesnä bei
/birov, am Padrtbach, im Obeenicer Revier bei Pribram! Rozmitäl (Lusek)! Hrädek bei
Moldautein! Wittingau! Im Böhmerwalde (bis 3500) und auf dessen Vorbergen häufig,
so bei Krumau, Goldenkron, Stubenbach, Fuss äes Arbers (Purkyne)! u. s. w. — b) An
Bächen und quelligen Stellen im Riesengebirge und am Glazer Schneeberge: «) am
Rehborn, Brunnenberg (Kablik)! Riesengrund (Opiz)! Neue Schlesische Baude! /) im
Riesengebirge selten, nur am Brunnenberg (Opiz)! hänfiger am Glazer Schneeberg (Opiz)!
5. C. pratensis L. Wurzelstock kurzgliedrig, olme Läufer. Stengel hohl,
stielrund, graubereift. Blätter kurzbehaart, 4—vielpaarig, die grundständigen rosettig,
mit rundlichen, winkelig-gezähnten und geschweiften, gestielten, geienkartig abfallenden
Blättchen ; die stengelständigen mit nicht geöhrtem Blattstiel. Blumenblätter am Nagel
häufig mit einer einseitigen zahnförmigen Verbreiterung. Staubgef. und Griffel Y/,—*/,
so lang als die Blumenblätter. Staubkolben gelb. Drüsen der 2 kürzeren Staubgefässe
gerundet napfförmig. Schoten aufrecht abstehend, mit kurzem dicklichem Griffel und
kopfiger Narbe.
Stengel aufrecht oder aufsteigend, kahl oder am Grunde etwas behaart. Am inneren
Grunde der Blättchen der Rosettenblätter bilden sich im Herbste bisweilen Adventivknospen.
a) genuina (C. pratensis Schult., Knaf et Autt.). Stengel ",,—1’ hoch. Abschnitte der
mittleren und oberen Stengelblätter Zineal oder schmallänglich, ganzrandig, mit kaum ver-
schmälerter Basis sitzend und in den Blattstiel mit schmalem Rande herablaufend, nicht abfällig.
Blumenblätter lila oder seltener weiss. Var. «) parviflora, Blumenblätter nur bis 3‘ lang;
schmächtigere, kleinere Wiesenform, Schoten schlank, dünn, mehr gedrungen; £) grandiflora,
Blumenblätter bis 2mal so gross, Pflanze feister, Fruchttraube locker (Sumpfform). Eine Abnor-
mität von « («* forma uniflora Sternberg) hat den Stengel unentwickelt, aus der Achsel eines
oder zweier Grundblätter je eine langgestielte Blüthe treibend.
b) dentata (Schultes Observ. 1809 spec.) (C. stolonifera Tausch herb.!, C. paludosa
Knaf Flora 1846, C. palustris Peterm. 1849, C. grandiflora Hallier 1866). In Allem grösser, feister,
1'/,—2‘ hoch, im Habitus der C. amara ähnlich. Blättchen der mittleren und oberen Stengel-
blätter sämmtlich gestielt, eiförmig bis länglich-lanzettlich, eckig-gezühnt, die seitlichen mit ab-
gliederndem Stielchen, oft zeitlich abfällig; die Blattsubstanz dünner als bei a), die Blättchen
daher jung muschelförmig, am Rande eingebogen. Blumenblätter stets weiss, noch grösser wie bei
aß; Staubgefässe länger als bei a).
2 April—Juni. a) Auf feuchten oder nassen Wiesen, Moorwiesen, in Sümpfen,
Gräben, an Teichrändern allgemein verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Hochge-
birge, z. B. im Riesengrunde des Riesengebirges (Wagner); «* Herrschaft Brandeis
(Opiz)! feuchte Wiesen beim Radnitzer Steinkohlenbergwerk (Gf. Sternberg 1812)! —
b) Viel seltener, vorzugsweise in Sümpfen, an Bächen und Gräben. Bei Prag: nächst
der Folimanka (Schöbl 1853!), gegenwärtig wohl nicht mehr; Schanzgräben des Korn-
thors (Opiz); St. Ivan am Bache (Knaf)! — Herrsch. Brandeis (Opiz 1835)! Neratovic
nächst der Elbe am Bache (1870)! Königingrätz (Reichel)! Jaromer (Knaf)! Weisswasser
(Hipp.)! Reichstadt (Tausch)! Komotau: an einer Quelle im Rothenhauser Waldrevier
(Knaf)! Wittingau: nächst dem Rosenberger Teiche und in Chaussegräben auf dem
Wege dahin, ziemlich häufig, mit a) zusammen (1873)!
ß) Pflanze 1—2jährig. Blumenblätter klein, schmal-keilig oder lineal, aufrecht,
bisweilen fehlend.
6. C. hirsuta L. Stengel kantig-gefurcht, am Grunde mit einer Rosette frischer
Cardamine. 451
Grundblätter. Blätter 2—5paarig, zerstreut steifhaarig; Blättchen der unteren Blätter
rundlich, winkelig-gezähnt oder geschweift, gestielt, die der oberen länglich bis lineal-
keilig; Blattstiele am Grunde ohne Öhrchen. Schoten kurz zugespitzt, meist aufrecht.
a) multicaulis (Hoppe sp.) (C. hirsuta Link et Autt.). Grundstock öfter mehrere
Stengel treibend. Stengel /,—1’ hoch, ziemlich kahl. Stengelblätter kurz, von einander abstehend,
3—4paarig, die oberen und mittleren mit schmalen kleinen, die unteren mit geschweiften Blättehen.
Staubgef. meist 4.. Schoten auf aufrechten Stielen aufrecht, die oberen die Blüthen weit überragend.
b) silvatica (Link spee.), Stengel meist einzeln, ,„—1‘ hoch, steifhaarig. Blätter am
Stengel gross, einander wechselseitig überragend, 4—6paarig, die oberen noch mit ziemlich
grossen, breitlichen Blättchen, untere mit deutlicher gezähnten Blättchen. Staubgef. 6. Schoten
auf abstehenden Stielen aufrecht, kürzer als bei a), daher die Blüthen nicht viel überragend. —
Hiezu 8) interrupta, Blätter unterbrochen gefiedert, hin und wieder mit kleinen Blattanhängseln
an der Spindel zwischen den grösseren buchtig-gezähnten Blättcehen. Herbstform,
Blumen klein, doch kleiner und doppelt grösser varürend.
© oder 69 April, Mai, b) auch öfter wieder im Herbste. a) Auf Waldplätzen,
waldigen Abhängen in Gebirgsgegenden und selbst im Hochgebirge, selten. Hinter Ste-
chovic gegen Slap zu zahlreich! Riesengrund im Riesengebirge (Kablik)! Buchberg im
Isergebirge (Tausch! im Übergange zu b.) Schlossberg bei B.-Kamniz (Zizelsberger).
Tetschen im Strassengraben bei Obergrund (Malinsky! Winkler). Klostergrab (Winkler) !
Padrt bei Zbirow (Presl)? (ich fand dort nur b.) Grazen (Presl). Böhmerwald: Biertopf
bei Aussergefild (Claudi nach Jirus); Rachel, Arber (Sendtner).*) — b) In feuchten
schattigen Gebirgswäldern, zerstreut, doch viel verbreiteter als a. Bei Prag angeblich in
der Scharka (Opiz) und bei Stifin (Sykora), von mir aber nie gesehen; sicher erst im
Laner Thiergarten (Poläk)! Cäslau: bei Pabönie (Opiz)! Zäky, Tupadler Fasanerie
(Opiz). Landskron: Olberndorfer Grund. im Buchenwald! Burg Litice bei Senftenberg!
Chwojno bei Tynist (Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! am Rehhorn (Kablik! im Übergange
zu a)! Kl.-Skal (Neumann). Jeschken (Opiz)! Reichstadt (Tausch)! Rollberg (Schauta) !
Kaltenberg und Rosenberg b. B.-Kamnitz ! Georgswalde, Nixdorf (Neum.)! Tetschen im
Mittelgrund mit C. amara! Kl.-Geltsch bei Auscha unter Fichten! Leitmeritz: am Bache
von Skalie gegen Schüttenitz! — Erzgebirge: Kalich und Natschung (Reuss), Neuhaus
(Knaf)! Grundthal unterhalb Petsch (ß)! Rothenhaus (Thiel)! Hassberg-gipfel bei Press-
nitz! Duppauer Gebirge bei Bukva, am Odschlossberge zahlreich! Karlsbad : Lamitzthal,
Plobenwald (Aschers.). — Padrtbach bei Strasic häufig! Waldschläge bei Biezina gemein
(Sternberg). Böhmerwald : bei Eisenstein, am Arber (Göpp. et Müncke). Krumau (Jungb.).
Rimau bei Budweis (Mardetschl.). Margarethenwald bei Neuhaus (Novotny)! Pilgram,
Selau (Opiz).
7. C. impätiens L. Stengel kantig-gefurcht, am Grunde mit bereits vertrock-
neten blättern. Blätter 5—9paarig, zerstreut feinhaarig; Blättehen der unteren Blätter
gestielt, eöförmig (die der sterilen Grundblattrosette rundlich), 2—5spaltig, der oberen
länglich oder lanzettlich, kurzgestielt, das endständige grösser, meist 3spaltig. Blattstiele
am Grunde tiefpfeilförmig-geöhrt. Schoten lang-pfriemlich zugespitzt, schief abstehend.
1,—2' hoch, aufrecht. Blätter hellgrün, zart. Blumenblätter die kleinsten von allen,
lineal, weiss, hinfällig, öfter fehlend.
© und 69 Mai, Juni. In schattigen, humosen Wäldern, in Schluchten, auf
waidigen Berglehnen, an nassen Waldwegen, an Waldbächen, vorherrschend in gebirgigen
Gegenden, bis in die Vorgebirgsregion der Greuzgebirge, seltener im Hügellande und
(im Elbthal) in der Ebene. Bei Prag: am Laurenzberg im Lobkovie’schen Garten (Knaf)!
Stern (Opiz)! St. Prokop (Tausch)! Hetzinsel (Kostel,, wahrscheinlich einmal ange-
schwemmt); häufiger im südlichen Theile: Stiin (Sykora) ; Zävister Berg! Königsaaler
Wälder gegen Jilovist! Stechovicer Wälder, Karlstein und St. Iran! — Eilbauen bei
*) Sendtner giebt a) im höheren Böhmerwalde an, b) dagesen ausserhalb des Waldes
bei Regensburg und Deggendorf, Göppert und Müncke wiederum nur b) im Böhmerwalde. Ob
Böpe Bar im Böhmerwalde vorkommen oder nur eine und welche, bleibt weiter noch zu
ersuchen.
4 59 Tuarritis, Arabis,
Roudnic (Reuss), Melnik (Herzig)! Weltruser Park! Kly (Kratzmann) ; Mydlovar bei Nimburg!
Gross-Vosek gegen Podöbrad häufig! — Franzdorf bei Kuttenberg im feuchten Erlengebüsch !
Cäslau: Chedrby, Skaredy dül vor Hrabösin (Opiz). Selau (Steinreiter). Neuköniggrätzer
Wald (Cen&k)! Jaromef (Knaf)! Mettauthal bei Neustadt! Riesengebirge (Ed. Hofmann;
doch fehlen genauere Angaben). „Räuberhöhle* in den Prachover Felsen bei Jilin (Po-
spichal)! Kleinskal (Neumann). Chlum, Chobot bei Jungbunzlau (Hipp.)! Buchenwald
des Bösig (Hipp.). Rollberg (Lorinser)! Rumburg, Georgswalde, Nixdorf (Neum.),
Schluckenau (Karl)! Rosenberg b. B.-Kamnitz! Tetschen (Malinsky)! Selten im Mittel-
gebirge: Geltsch (Mayer); Skalitz b. Leitmeritz im Waldsumpfe mit Glyceria nemoralis!
Kundratie, Mauern im Dorfe Tlutzen, Wopparner Thal, Südfuss des Mileschauers (Mayer);
zwischen Kostenblatt und Mileschau, Bilin (Reuss). Probstauer Park bei Teplitz (Eichler).
Verbreitet im Erzgebirge: Strobnitz bei Osseg (Thiel)! Rauschegrund (Knaf)! Teltsch-
grund bei Görkau! Komotauer Grund! Pressnitz (Häjek)! Karlsbad: Plobenwald (Ortm.)!
Liebenstein bei Franzensbad (Kablik)! — Burg Pravda bei Domousic! Hanna’er Revier
bei Rakonitz! Kouffmecer Revier! und Pisky bei Bürglüitz (Gintl)! Klicavathal! Thal
Vüznice bei Neuhütten! Thiergarten zu Brezina und Berg Hradist (Sternberg). Klingen-
berg, Pisek (Dedelek)! Rimau bei Budweis, Krumau (Jungb., Mardetschl.), Hohen-
furth (Nenning).
b) Samen an der Spitze schmal geflügelt. Unterste Grundblätter ungetheilt, die
folgenden und die Stengelblätter 1—3paarig fiederspaltig mit am Grunde breiten Abschnitten.
8. C. resedifolia L. Wurzelstock kurzgliedrig, aufrecht-ästig, mit spindeliger
Hauptwurzel. Grundblätter langgestielt, unterste rundlich oder rundlich-herzförmig. Stengel-
blätter mit pfeilförmig-kleingeöhrtem Blattstiel; Blattabschnitte verkeLrteiförmig bis
länglich-keilfürmig. Blumenblätter 2mal so lang als der Kelch, länglich-keilförmig, auf-
recht. Schoten aufrecht, allmälig zugespitzt.
1—4“ hoch, grasgrün, kahl, einfach oder ästig.
2 Juni—August. In Felsspalten des hohen Riesengebirges über 4000°, auf
Granit und Glimmerschiefer nur an und jenseits der böhmischen Gränze: Schneegraben,
Mädelsteine (Wimmer). Mittagssteine (Eisenstein)! Kl. Teich (Tausch)! Im dene
nur baierischerseits am Falkenstein auf Gneissfelsen 4040’ (Sendtner).
14. Turritis L. em.
1. T. glabra L. (Arabis perfoliata Lamk.). Grundblätter rosettig, grasgrün, wie
die Stengelbasis von meist ästigen Haaren rauh, länglich, buchtig-gezähnt, in den
Blattstiel verschmälert. Stengelblätter länglich bis Jänglich-lanzettlich, ganzrandig, kahl,
blau bereift, mit tief herzpfeilfürmigem Grunde stengelumfassend. Blumenblätter lineal-
keilig, aufrecht. Schoten gedrungen, aufrecht, der Spindel angedrückt, oft einseitswendig.
Stengel 1'/,—5’ hoch, steifaufrecht, einfach oder oberwärts etwas aufrecht-ästig. Blumen-
blätter Berdich klein, gelblichweiss.
69 Juni, Juli. An Waldrändern, in Gebüschen, auf bebuschten und bewaldeten
Lehnen, steinigen Plätzen in kiesigem oder sandigem Boden, durch das ganze Land bis
auf das Vorgebirge verbreitet, aber zerstreut und oft vereinzelt. Noch in den Erzgebirgs-
gründen, im Riesengebirge z. B. unterhalb Spindelmühle, im oberen Moldauthal bei
Hohenfurth u. s. w.
‚ 15. Arabis L. em.
A. (Pseudarabis m.). Klappen ohne Mitteluerven, fein gestreift. Blätter herzförmig
stengelumfassend.
1. A. alpinaL. Aestige, zerbrechliche Stämmchen treibend. Stengel einfach oder
am Grunde etwas ästig, sammt den Blättern mit Gabelhaaren besetzt. Blätter ausgeschweift-
Arabis, 453
bis buchtig-grobgezähnt und oft etwas wellig, grundständige verkehrteiförmig, stengel-
ständige herzförmig-breiteiförmig, spitz. Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig, abstehend.
Schoten abstehend, kurz zugespitzt. Samen von schmalem Flügelrande umzogen.
3“—1' hoch, aufrecht oder aufsteigend. Blumenblätter mittelgross, weiss.
2. Juni—August. Auf felsigen Lehnen, in Felsritzen des hohen Riesengebirges
nur auf schlesischer Seite im Basalt der kl. Schneegrube c. 4000‘ (Tausch! Kablik!).
Ist nach Uechtitz von den schlesischen Botanikern seit Jahren nicht mehr gefunden
worden; wahrscheinlich wurde sie in früherer Zeit zu eifrig heimgesucht.
B. (Turitella C. A. Meyer), Klappen mit deutlichem Mittelnerven. Blumenblätter
lineal-keilig. Blätter herz- oder pfeilförmig stengelumfassend.
a) Stengel- und Blattunterseite bläulich-bereift, Grundblätter wenige, in einen langen,
unterwärts schmalen und ungeflügelten Blattstiel verschmälert. Blumenblätter abstehend.
2. A. brassicaeformis Wallr. (Brassica alpina L., Turritis paueiflora Grimm).
Wurzelstock kurzgliedrig, zuletzt aufreeht-ästig. Stengel einfach. Blätter ganzrandig, kahl,
grundständige eiförmig oder länglich, langgestielt; Stengelblätter mit tiefherzpfeil-
förmiger Basis stengelumfassend, untere länglich, zum Grunde verschmälert, obere
länglich-lanzettlich. Fruchttraube sehr locker; Schoten auf abstehenden Stielen schief-
abstehend.
1—3‘ hoch, völlig kahl. Grundblätter pergamentartig. Blumen weiss, hinfällig. Schoten
viel grösser als bei den nächstfolgenden. Vom Ansehen einer Brassica, auch der Turritis glabra,
welche besonders durch behaarte buchtig-gezähnte Grundblätter und aufrechte Schoten unter-
schieden ist.
2. Mai, erste Hälfte des Juni. Auf bewaldeten, grasigen oder steinigen Abhängen,
auf Kalk, Basalt, Trachyt und Schiefer, in der wärmsten Hügelregion der unteren Moldau-
und Beroungegend und im Leitmeritzer Mittelgebirge, an den Standorten meist ziemlich
häufig. Prager Gegend: Kundraticer Wald bei der Ruine! Horomöricer Wald! Hain bei
Brezüoves (Dedetek)! St. Prokop, Kuchelbad, Zävister Berg! Wälder hinter St&chovic
gegen Slap, mehrfach! Thal von Vsenor, einzeln! Radotiner Thal, Karlstein und St.
Ivan! — Zwischen Zbeöno und Bürglitz an der Beroun nicht häufig (Poläk 1872)!
Gegenüber Nezabudic zwischen Bürglitz und Skrej! — Wald Sebin bei Libochovic! Geltsch-
berg am Kamme, Trachyt 2345° (Malinsky, Mayer)! Kletschenberg, Trachyt 2226’
(Mayer). Gipfel des Boren! Elbabhang bei Sedl nächst Aussig! „Tetschen“ (Malinsky)!
b) Pflanze unbereift. Grundblätter rosettig, in einen breiten kurzen Blattstiel fügelig
herablaufend. Blumenblätter aufrecht.
3. A, contraeta Spenner. Wurzel Zjährig und mehrjährig, in einen kurzen,
manchmal aufrecht verzweigten Wurzelstock übergehend. Stengel einfach oder oben ästig,
öfter mit Seitenstengeln, wie die Blätter von einfachen und gabeligen Haaren mehr
weniger rauh oder kahl. Blätter gezähnt, die grundständigen gross und frischbleibend,
die Stengelblätter eiförmig oder länglich, mit pfeilförmiger bis abgerundeter Basis sitzend.
Traube mehr weniger dicht; ihre Stiele vzel dünner als die linealen, aufrechten, der
Spindel angelehnten Schoten. Samen von einem an der Spitze schmalhäutigen Rande
umzogen, fein netzig-punktirt.
a) hirsuta (Scop. sp.) (Turritis hirsuta L.). Stengel 1—1'/,‘ hoch, oberwärts einfach,
entfernter beblättert, von meist einfachen, längeren Haaren meist dicht abstehend behaart, nur
oberwärts fast kahl; kleine angedrückte Gabelhaare spärlich. Blätter eilänglich oder eiförmig,
mit gestutzter, obere mit herzförmiger Basis sitzend. Schoten schmal, nur 1“ lang, entfernter, lockerer.
b) sagittata (DC. sp.) (A. longisiliqua Wallr., A. planisiligqua Pers, A. glastifolia
Rchb., Turritis Gerardi Presl fl. &ech., Opiz in herb.!). Stengel 2—3’ hoch, unter der Traube oft
ruthenförmig aufrecht-ästig, dichter beblättert, nebst den Blättern von minder abstehenden ein-
fachen Haaren mehr zerstreut behaart, Stengel und Unterseite der unteren Blätter schon mit
häufiseren angedrückten Gabelhaaren; die Pflanze daher mehr grün, nicht so grau wie a), ober-
wärts kahl. Blätter länglich, seichter gezähnt, untere herzförmig, obere pfeilförmig mit abstehenden
Öhrchen. Schoten in langer Traube dichtzedrängt, sehr flach und breit, 1”, lang,
30
454 Arabie,
c) Gerardi (Besser sp.). Stengel steif-aufrecht, meist einfach, dicht beblättert, 1',—3’
hoch, wie die Blätter von angedrückten Gabelhaaren rauh; einfache Haare selten eingemischt ;
untere Blätter am Rande nach der Basis zu auch von längeren Haaren gewimpert. Blätter länglich,
seicht-gezähnt, obere pfeilförmig, mit dem Stengel anliegenden Oehrchen. Schoten dicht und ver-
längert in langer Traube.
d) sudetica (Tausch sp, T. Raji Presl fl. @ech.). Stengel ziemlich dicht beblättert,
1/,„—1Y/,' hoch, ganz kahl. Blätter länglich, geschweift, seicht gezähnt, kahl, die unteren aber am
Rande von einfachen und gabeligen Haaren gewimpert, die oberen pfeilförmig mit etwas ab-
stehenden Oehrchen. Schoten dicht, flach und breit. — Ist eine ebenso gute und ebenso schlechte
„Art“ wie die vorhergehenden, nämlich eine recht hübsche Race.
Es scheint mir zweckmässig, den Namen hirsuta für die Race a), die er allein gut
bezeichnet, beizubehalten und nicht mit Döll auf alle Racen erweitert zu gebrauchen.
2. und$3 Mai—Juli. In lichten Wäldern, Haiden, auf feuchten, steinigen Abhängen,
in Gebüschen, auf Rainen, an Bachufern. a) Verbreitet doch zerstreut im Hügellande,
Mittel- und Vorgebirge. Bei Prag häufig, z. B. Laurenzberg, Michler Wald, Roztokt
Tuchomöfie (Jirus)! Motol, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, St&chovicer Wälder, Radotiner
Thal, Karlstein, St. Ivan! Stifin (Sykora). — Neuhütten (Feistm.), Kli&avathal bei Lana!
Kl. Pale bei Schlan (Knaf)! Fasanerie bei Sternberg! Elbthal: bei Bysie, Öeßelic,
Kostelec! Woskoberg bei Pod&brad! Dymokurer Wälder zerstreut! Franzdorf in feuchtem
Erlgebüsch! Kamejka bei Chotusic! Wodrant und Chedrby bei Cäslau (Opiz)! Elbe-Teiniz
(Veselsky)! Dolan bei Pardubic (Opiz), Dasic (Kablik)! Nedosin bei Leitomysl (Pospichal).
Selau (Opiz).. — Hohenelbe (Mann, als A. curtisiliqua? vielleicht zu d). Kleinskaler
Felsenkamm (Neum.), Trosky (Kablik)! Mukarov, Mankovicer Thiergarten (Sekera). Bäba
bei Kosmonos! Jungbunzlau (Stika)! Weisswasser (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Widim
(Hackel); Melnik (Kratzmann)! Sebin bei Libochovice! — Häufig im Leitmeritzer Mittel-
gebirge: Auscher Thal bei Roche! Geltsch, Kelehberg bei Triebsch! Zwischen Welbine
und Babina! Raine zwischen Leitmeritz und Schüttenitz (Mayer), dann bei Malitschan!
Lobosch! Mileschauer! Steindörfel bei Aussig! Tetschen (Malinsky)! Erzgebirge und
Fuss desselben: Geiersburg bei Teplitz! Teplitzer Schlossberg, Katharinaberg im Erz-
gebirge (Eichler), Bofen bei Bilin, Brüx (Reuss). Rothenhaus (Roth)! Karlsbad und
Ellbogen (Ortm.) Marienbad (Glücks.). — Berglehnen der Burg Pravda, Vinaficer Thal
häufig! Komärov bei Hofovic im Walde gegen Mrtnik! Krumau (Jungbauer). — b) Mit
a) selten: Bei Prag: Hain oberhalb Dvoree! Hlubotep, Karlstein und St. Ivan! Kli-
tavathal bei Lana! Säzavathal unfern Davle unter dem Berge Mednik! Auschauer Thal
bei Roche! Leitmeritz: Raine bei Malitschan unter dem StraZiökenberg! Radelstein am
Granatbache! Elbhänge nächst dem Sperlingstein! — c) Nur im Elbthale, sehr zerstreut.
Dasie bei Pardubie (Kablik)! Woskoberg, Elbauen von Gross-Wosek gegen Podebrad und
bei Nimburg zerstreut und vereinzelt, aber doch hin und wieder! im Gebüsch am
Bache der Lejkover Mühle bei Bysic! im Walde zwischen Libis und Stefansüberfahr
(Poläk)! Wiesen in der „Lohe“ bei Mileschau (A. Mayer)!) — d) Nur im höheren
Riesengebirge: Kesselkoppe (Kablik! und schon Presl in Fl. &ech.).
4. A. auriculata Lamk. (Turritis patula Ehrh.) Wurzel dünn, Yjährig. Stängel
einfach oder ästig, sammt den Blättern mit gabeligen Haaren besetzt. Blätter entfernt
gezähnelt, die grundständigen klein, zur Blüthezeit meist schon vertrocknet, die
stengelständigen eilänglich, mit tiefherzpfeilförmiger Basis sitzend. Traube sehr locker,
Blüthenstiele kurz, fast ebenso dick wie die schmal linealen, schief abstehenden Schoten.
Samen von einem zusammengedrückten (aber nicht häutig-flügelartigen) Rande umzogen.
Stengel ',,—1‘hoch, schlank, meist hin und hergebogen und geröthet. Blumen klein, weiss.
© April, Mai. Auf sonnigen, steinigen Lehnen, buschigen Felsen und Hügeln,
meist auf Kalk und Basalt des wärmsten Mittelgebirges bei Prag und Leitmeritz selten.
Königsaal (Ruprecht). Karlstein: nächst der Burg an der Strasse im Walde! und auf der
Velikä& hora (Ruda, Poläk)! Bei Leitmeritz: an den steinigen Lehnen des Uhuberges und
Radobyl’s (A. Mayer)!
C. (Euarabis C. A. Meyer). Klappen mit einem oft sehr schwachen Mittelnerven.
L
Arabis, 455
Blumenblätter länglich verkehrteiförmig, ausgebreitet abstehend. Stengelblätter mit verschmälertem
Grunde sitzend oder kurz gestielt.
5. A. arenosa Scop. ampl. (Neilreich Fl. v. Wien?). Wurzelstock einfach oder
aufrecht-ästig (mehrköpfig), ohne Ausläufer. Stengel aufrecht oder aufsteigend, nebst
den Blättern bläulich bereift. Grundblätter in Rosetten, leierförmig tiederspaltig bis gezähnt
oder einige ganzrandig. Stengelblätter alle oder die oberen schmallänglich, ganzrandig,
zum Grunde allmälig verschmälert. Kelchblätter länglich. Schoten abstehend, lineal,
ziemlich flach.
2/,—1' hoch.
a) genuina (A. arenosa Scop. et Autt., Sisymbrium arenosum L.). Stock ein- oder
2jährig, 1stängelie, oder vieljährig, mehrästig und mehrstengelig. Rosetten meist gross, ausge-
breitet, heller grün, aus meist kurz gestielten, länglich-verkehrteiförmigen, leierföürmig fieder-
spaltigen, jederseits mit3—9 Läppchen versehenen, gabelhaarigen Blättern. Stengel einfach oder
ästig, aufrecht oder aufsteigend, am Grunde mehr weniger abstehend-rauhhaarig, meist vom
Grunde beblättert; untere Stengelblätter fiederspaltig oder schrottsägezähnig, behaart. Blumen
lila oder weiss. — Var. f) feroönsis (A. feroönsis F]. dan.), mit kleiner Rosette, deren Blätter
nur etwa mit 3 Läppchen jederseits wie bei b), auch spärlich behaart; geht in b) über, indem
die sonst gezähnten oder fiederspaltigen Stengelblätter alle ganzrandig werden, nur bleiben die
Blüthen lila; y) integrifolia, Grundblätter alle ungetheilt, nur gezähnt; 6) scapiformis,
Stengel schaftförmig, blattlos, 1° hoch, bis zu den Blüthenstielen sehr dicht rauhhaarig. — Knaf
fand an a) 1839 und 40 auf Schieferfelshängen bei Jaromer reichliche, sehr interessante Wurzel-
adventivsprosse, die noch im Zusammenhange mit der sie erzeugenden Wurzel zu Blüthenstengeln
aufgewachsen waren. Diess die A. Presliana Knaf!
b) petraea (Lamk. spec.) (A. hispida Mygind in L. Syst., Cardamine petraea L.).
Stock mehrjährig, mehrköpfig, mehrstengelig. Rosetten klein, aus dumkelgrünen, langgestielten,
länglichen oder länglich-verkehrteiförmigen, theils ganzen, theils buchtig-gezähnten oder leier-
förmig eingeschnittenen, jederseits 1—4lappigen, derberen, meist einfach behaarten Blättern.
Stengel dünn, kahl, meist einfach, am Grunde nackt, Stengelblätter ganzrandig, kahl oder das
unterste etwas steifhaarig. Blumen stets weiss.
69 oder 2. Mai, Juni, einzeln.im August wieder. a) Auf sandigen oder steinigen
und felsigen buschigen Abhängen, Felsen, Sandhügeln, Ufern, Bächen, im Hügellande und in
Gebirgsgegenden, bis auf das Hochgebirge, zerstreut, stellenweise häufig, anderwärts
fehlend. Um Prag häufig: Zizkaberg, Hetzinsel, Baumgarten, Kaisermühle, Podbaba, Scharka,
Stern, St. Prokop (auch Ö), Modraner Schlucht, .Zävist, sehr häufig an der Säzava bei Davle
und Moldau bei St&chovie bis St. Johannes! VsSenorer Thal! Radotiner Thal! St. Ivan!
— Cäslau: Chedrby, Skaredy dül (Finsterthal) bei Hrabesin (Opiz). Sternberg an d,
Säzava (Veselsky)! Sandhügel bei Seelau (Steinreiter). Brandeis an d. Adl. auf Kalksand!
Senftenberg Kalkmergelfelsen! Riesengebirge: Felsen der Kl. Schneegrube (ß Kablik)!
Spindelmühle (K. Knaf)! Neustadt im Mettauthale! Schieferfelsen des Elbufers bei Jaromer
(Knaf)! Kleinskal, Rohozec bei Turnau (Neumann). Nicht um Jiein (Pospichal). Unter
dem Kloster, auf der Sekanice bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser, Bösig (Hipp.)!
Rollberg (Lorinser)! Widim (Hackel). Mölnik (Prazäk)! Dobifn bei Roudnie (Jirus) !
Verbreitet auf felsigen, beschatteten Stellen im Leitmeritzer Mittelgebirge: Göltsch,
Hradischken (Mayer), Satanaberg bei Schüttenitz! Wopparner Thal (Mayer)! Aussig:
Ruine Blankenstein (Zizelsb.); bei Selnitz, am Schreckenstein, bei Nesteric! Tetschen:
gegen Niedergrund! Kolmer Scheibe (Malinsky) ! Herrnskretschen (Aschers.)! Teplitz (Reuss).
Fehlt westlicher am Erzgebirge, so schon bei Komotau, Karlsbad (Ortm.). — Rakonitz:
unter dem Hannaer Revier! Verbreitet im Berounthale bei Stadtl, im Kourimecer Revier
bei Bürglitz! Klicavathal bei Lana! Häufig bei Horovic (Schlecht.); Chotobus bei Dobris!
Hlubos (Neumann), Felsen bei Darova nächst Brezina (Sternberg)! Nezdasov bei Moldau-
tein (Gebauer)! Krumau: im Moldauthal und anderwärts häufig! Kaplie (Kirchner)! —
b) In Felsenritzen, sehr selten: bei Prag in der Modfaner Schlucht zahlreich! Fonolith-
felsen des Bösig (Kablik, Hippelli)! Felsen über dem Neuen Teich bei Rakonitz (1873)!
6. A. Halleri L. (Cardamine stolonifera Scop.). Wurzelstock oberirdische, dünne,
eingliedrige Ausläufer treibend; diese am Ende mit kleiner Laubblattrosette, wurzelnd,
30*
456 Barbarea.
im folgenden Jahre stengeltreibeud. Stengel einfach oder ästig, öfter liegend bis auf-
recht, nebst den Blättern kahl oder mit zerstreuten Härchen. Blätter grasgrün, unbereift,
die grundständigen und unteren stengelständigen rundlich-herzföürmig oder eiförmig,
winkelis-gezähnt oder mit 1—2 kleinen Seitenläppchen; obere Stengelblätter eiförmig
oder länglich, in den kurzen Blattstiel rasch keilig verschmälert. Kelehblätter eiförmig.
Schoten abstehend, etwas gedunsen, rosenkranzförmig eingeschnärt.
Stengel ,—1"/,‘ lang, schlaff, ungleichmässig beblättert. Blumenblätter weiss, kleiner
als bei A. arenosa.
2. Mai, Juni und wieder im Herbst. Auf Wiesen, an Bächen, Waldrändern, selbst
anf feuchten Mauern, an Hecken und Steinwänden gebirgiger Gegenden bis auf das
Hochgebirge. Im Riesengebirge: im Walde zwischen Petzkretscham im Aupagrunde und
den Blaubauden, Grossaupa, Marschendorf, Hampelbaude (Opiz)! Riesengrund (Tausch)!
Rehhorn (Pöch)! Glazer Schneeberg (Opiz). Turnau: an der Iser im Weidengebüsch des
sog. Faräfstvi (Dedetek)! Klein Skal (Neumann). Wiesen im Dorfe Herrnskretschen (Ascher-
son)! Mittelgrund bei Tetschen auf feuchten Mauern am Bache! Erzgebirge selten: bei
Teplitz! Riesenburg bei Osseg (Thiel)! fehlt in der Komotauer Gegend. Karlsbad (Gebauer)!
Elbogen (Ortmann). — Fehlt um Prag; erst im Klitavathale bei Bürglitz an Bächen und
quelligen Wiesenstellen! bei Kalubie (Krej£). Thal des Zbirover Baches zwischen Cil& u.
Strebüuska zerstreut (Poläk)! Hlubos: am Litavka-bache nächst der weissen Hütte! Am
Birkenberg bei Pfibram im trockenen Gebüsche! Rimau bei Budweis (Jechl, Mardetschl.)!
Doubravie, Frauenberg (Krej&). — Böhmerwald: Biertopf bei Aussergefild (Claudi)! und
wohl häufiger.
16. Barbarea R. Br. °
1. B. vulgaris R. Br. (Erysimum barbarea L.) Stengel einfach oder besonders
oberwärts mit abstehenden Aesten. Blätter am Grunde herzpfeilförmig stengelumfassend,
mit abstehenden Ohren, unterste leierförmig fiedertheilig, wit 2—4paarigen länglichen
Seitenzipfeln, deren oberste so breit wie der rundlich-eiförmige, geschweifte, am Grunde
oft herzförmige Endzipfel ; mittlere am Grunde fiederspaltig, oberste eifürmig-keilig, vorn
eingeschnitten-gezähnt und selbst fiederspaltig. Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig,
wenigstens 2mal so lang als die Kelehblätter. Kappen der letzteren kahl. Seitliche
Bodendrüsen, innen ringförmig, ungetheilt. Schote aufrecht- bis wagrecht-abstehend,
in den dicklichen Griffel allmälig zugespitzt. -
1—2' hoch. Blumenblätter soldgelb. Var. «) pachycarpa m., Schoten 1“ breit
dick, nur 4/,—1' lang, ziemlich gerade, aufrecht- bis horizontal-abstehend. Eine Form mit meist
nur !/,“ langen Schoten ist var. brachycarpa Tausch! — Pf) arcuata (Erysimum arcuatum
Opiz, Barbarea iberica et taurica DC.), Schoten nur wenig über !/,‘ breit, flacher, mehr ver-
längert, 1—1'/,‘ lang, bogig aufsteigend. Andere von den Autoren angegebenen Merkmale finde
ich nicht immer zutreffend.
6% und 4 Mai—Juli. Auf Wiesen, Rainen, an Gräben, Bächen, Flussufern,
Aeckern, steinigen Lehnen, verbreitet und meist häufig durch das ganze Hügelland, bis
an den Fuss der Gränzgebirge, z. B. bis Hohenelbe («)! (Kablik ß)! Fuss des Blan-
skerwaldes gemein! u, s. w.; ß) noch häufiger als «).
2. B. strieta Andrzej. (B. adpressa Mann in scheda! DB. vulgaris ß) strieta
Tausch! Neilr.) Stengel oberwärts mit aufrecht abstehenden, anfangs oft schlängeligen
Aesten. Blätter am Grunde herzpfeilförmig-umfassend, mit anliegenden Ohren, untere
eiförmig oder länglich-eiförmig, in den Blattstiel zugeschweift, geschweift-gekerbt,
ungetheilt oder meist mit 2—3 Paaren kleiner Läppchen am Blattstiel; mittlere
am Grunde mit einem Paare kurzer Lappen, obere länglich-verkehrteiförmig, kerbög-gezähnt,
in die herzförmige Basis zugeschweift. Blumenblätter keilig, um ‘, länger als der
Kelch. Kappen der Kelchblätter penselförmig-behaart. Seitliche Drüsen in 2 oben zu-
sammenstossende Theile getheilt. Schoten auf aufrechten Stielen der sehr verlängerten
Traubenaze angedrückt, in den dünneren Griffel rasch zugespitet.
Nasturtium. Roripa. 457
2—3' hoch. Blätter heller grün als bei voriger, ins Gelbliche, untere mit sehr grossem
Endzipfel. Blumenblätter heller gelb. Eine sehr gute Art, die Tausch und Neilreieh mit Unrecht
gleich der B. arcuata als Varietät der vorigen behandelten.
6% Mitte Mai—Juni. Auf feuchten Flussufern, an Bächen und Wassergräben,
bisweilen mit der vorigen, aber viel seltener, nur in den Niederungen und tieferen Fluss-
thälern, sehr zerstreut. Bei Prag am Moldauufer bei Vran und bei St. Johannes hinter
Stechovic! bei Podbaba (Opiz 1838)! Häufiger in der Elbniederung: Stefansüberfuhr
(Tausch, Poläk)! gegenüber Neratovic, bei Ovlär und gegenüber Elbe-Kostelec beim Heger !
Elbufer bei Kolin gegen Podebrad zu! Bach bei Dvakaovie nächst Chrudim! Königin-
grätz (Reichel)! Elbe bei Jarom&f (Knaf 1841); Höflizer Bach bei Niemes (Schauta) !
B. Leipa (Mann)! Herzinsel bei Leitmeritz (Mayer). Mühlbach bei Tetschen (Malinsky,
Winkler)! Stefanshöhe bei Teplitz (Roth, Winkler)! — Am Goldbach beim Rosenberger
Teiche bei Wittingau, mit häufigerer B. vulgaris!
17. Nasturtium Reichb. Brunnenkresse.
1. N. offieinale R. Br. (N. aquaticum Wahl. Sisymbrium nasturt. aquaticum
L.) Stengel am Grunde kriechend und wurzelnd oder fluthend, hohl, kantig-gefurcht,
ästig. Blätter gefiedert, untere 3-, obere 5—15zählig; Blättchen geschweift oder
ganzrandig, eiförmig oder die seitlichen eilänglich; letztere verschmälert sitzend, das
endständige gestielt, grösser, breiter, öfter herzförmig. Blumenblätter 2mal so lang als
der Kelch. Griffel so diek wie der Fruchtknoten. Schoten lineal-walzig, gedunsen, meist
sichelförmig-gekrümmt, auf horizontalen oder herabgeschlagenen, ihnen etwa gleichlangen
Blüthenstielen. -
1—3' lang. Blätter etwas fleischig. Blumen weiss, Staubbeutel gelb. Geschmack kressen-
artig. Von der viel gemeineren ähnlichen Cardamine amara besonders durch mehr als doppelt
kleinere Blüthen, gelbe Staubbeutel, dicklichen Griffel zu unterscheiden.
% Mai—Juli. In Bächen, Quellen, Sümpfen, Wassergräben, halb aus dem Wasser
aufgetaucht, mit Sicherheit nur im nördlichen Theile jenseits der Elbe, sehr zerstreut.
Gräben bei Lissa (Tausch)! Jiöin in den Prachover Felsen (Vare&ka)? Mukarov bei
Münchengrätz (Sekera). Weisswasser im Bielathale! Dauba (Reuss)! Niemes (Schauta,
das eingeschickte Exemplar aber Cardam. am.). Höllengrund bei Neuschloss (Mann). Fuss
des Koselberges bei: Leipa (Watzel)! B. Kamnitz (Zizelsb.. — Angeblich auch längs
des Erzgebirges: Osseg (Thiel)? (das von mir gesehene Exempl. war Cardam. amara)
Kommern (Winkler), Vysocan b. Saaz (Thiel nach Reuss)? Zwischen Schlackenwerth und
Joachimsthal (Reiss), an der Tepl und an Quellen bei Karlsbad (Ortmann), Marienbad
(Glücks.). — Bei Prag in den Chotek’schen Anlagen auf einem bewässerten Grasplatze
(1870)! von Gintl aufgefanden, wahrscheinlich nur zufällig oder absichtlich angesäet. Bad
Sternberg (Vatecka)?
18. Roripa (Scop.) Besser. Sumpfkresse.
a) Blumenblätter nur so lang als der Kelch, blassgelb.
1. R. palustris Bess. (Sisymbrium palustre Pollich, Nasturtium terrestre R. Br.,
N. palustre DC.). Blätter leierförmig buchtig-fiedertheilig, die oberen fiederspaltig, die
grundständigen gestielt, die stengelständigen mit geöhrter Basis sitzend; Abschnitte
länglich oder eiförmig, ungleichseitig, ungleich tief kerbig, ja eingeschnitten-gezähnt.
Schoten länglich-elliptisch, stark gedunsen, ungefähr so lang als der zuletzt horizontal
abstehende Blumenstiel; die unteren etwas gekrümmt, oft bogig-herabgeschlagen. Griffel
sehr kurz.
/„—3' hoch. Stengel meist von Grund an ästig, wie die Blätter kahl oder sehr spärlich
behaart. Blumen sehr klein, hinfällig. Var. $) aquatica, Blattzipfel schmal länglich, ganzrandig,
Endabschnitt eckig-gezähnt; untere Blätter (im Wasser) kämmig-fiedertheilig, mit linealen Zipfeln,
Stengel einfach, dick.
458
Roripa,
od. %. Auf nassen Sandstellen, Triften, Ufern, überschwemmten Plätzen, in
Gräben, verbreitet in den Ebenen und im ganzen Hügellande bis an den Fuss der Gebirge.
b) Blumenblätter fast doppelt so lang als der Kelch, goldgelb.
«) Schote lineal bis länglich-elliptisch, am Rande zusammengedrückt, so lang-als
der Fruchtstiel oder etwas kürzer,
2, R. silvestris Bess. (Nastartium silvestre R. Br., Sisymbrium silvestre L.).
Blätter sämmtlich fiedertheilig, gestielt oder obere sitzend, am Grunde nicht oder klein
geöhrt; Blattabschnitte länglich oder lanzettlich, tief gezähnt oder fiederspaltig, an den
oberen Blättern lineal, ganzrandig. Schoten lineal-walzlich, etwa so lang als der
Blüthenstiel. Griffel sehr kurz.
!/;—2' hoch, aufrecht oder niederliegend, unten meist feinhehaart. Blumen der wilden
Pflanze auch gefüllt vorkommend, so im Getreide bei Srbsko gegen die Velikä& hora (Poläk)!
Griffel bisweilen fehlend (Nast. astyloides Knaf!).
2. Jani—Septemb. Auf feuchten Wiesen, Sandplätzen, an Wegen, Ackerrändern,
Gräben im ganzen Hügellande gemein.
* R. barbaraeoides (Nasturtium barbaraeoides Tausch!, N. anceps Autt.). Blätter
fiederspaltig oder die unteren leierförmig-fiedertheilig, obere keilförmig-länglich, nach
unten mehr weniger tief eingeschnitten, am Grunde bald kleingeöhrt, bald ungeöhrt ;
Blattabschnitte länglich bis lanzettlich, gezähnt. Schoten lünglich-elliptisch, meist kürzer
als der Blüthenstiel. Griffel meist ziemlich lang (1” lang). .
An 2‘ hoch, kräftiger als R. silvestris gewöhnlich, soll ein N. amphibium silvestre sein,
wird als solches oft ausgegeben. Den Namen anceps habe ich aufgegeben, weil er verschiedentlich
gebraucht wird. Var.
«) pinnatipartita (Nast. barbar. y. macrostylon Tausch! N. Reichenbachii Knaf! N.
Morisonii Tausch ?). Untere Blätter leierförmig-fiedertheilig mit weiten Buchten und tiefgezähnten
Abschnitten, obere unterwärts tief fiederspaltig ınit langen Zipfeln. Sieht der R. silvestris ähnlicher,
doch Blätter immer mehr leierförmig und breitschnittig.
pP) pinnatifida (N. barbaraeoides Tausch herb.!). Untere Blätter am Grunde tief fieder-
spaltig mit engeren Buchten und weniger gezähnten Abschnitten, obere ungleich scharf- und tief-
gezähnt, am Grunde tiefer eingeschnitten mit lanzettlichen kürzeren Zipfeln. — Sieht der R.
amphibia ähnlicher.
2. Juni—Aug. Wie vorige, an Flussufern. Bei Prag an der Moldau: Kaiserwiese
(«, ß)! Podol (Op. «)! Hetzinsel (3 Opiz)! nächst dem Baumgarten (Opiz «)! Podhor
bei Troja (Op. &)! Podbaba (Op. «, ß)! Libdie gegenüber (ß)! — Jezbin bei Jaromer
(Knaf «)! Elbufer bei Rongstock und Tetschen (3)! — und sicher noch mehrfach.
..P) Schoten elliptisch, etwa 2mal so lang als breit, etwas länger als ihr Griffel,
auf langen, feinen (3>—5mal längeren) Stielen.
3. R. amphibia Bess. (Nast. amphibium R. Br, Sisymbrium amphib. L.).
Stengel am Grunde Äriechend und wurzelnd, meist röhrig. Blätter länglich, obere
auch lanzettlich, spitz- oder kerbig-gezähnt, öfter die unteren kammförmig-hederspaltig,
mit lanzettlichen oder lineal-lanzettlichen, abstehenden, zugespitzten, im Wasser mit
fädlichen Abschnitten, oder leierförmig-fiederspaltig mit länglichen Abschnitten, alle zur
Basis verschmälert, selten am Grunde geöhrt. Schoten ellipsoidisch, 2—3mal so lang
als breit, und ebensovielmal länger als der Griffel, auf horizontalabstehenden Blüthenstielen.
1'2—3' lang, kräftig. Blumen öfter ziemlich gross, aber auch viel kleiner als gewöhnlich.
Var. «. riparia (Tausch!), Landform, Blätter zum Grunde sämmtlich verschmälert, alle unge-
theilt, f) aquatica, Wasserform, Blätter alle zum Grunde verschmälert, untere fiederspaltig,
y) auriculata (Maly) (Sisymbr. stoloniferum Presl?), mittlere Blätter mit herzförmig-geöhrtem
Grunde sitzend.
j 2 Mai—Juli. Auf feuchten Flussufern, in Siümpfen, Wassergräben, sehr zer-
streut in ‚den Ebenen und Thälern des Hügellandes. Bei Prag an der Moldau nicht
häufig: bei Zliehov (Opiz y.)! gegenüber Holesovic! bei der Kuchynka (Roth)! — Elbe-
Roripa, 459
gebiet: Stefansüberfuhr (Tausch)! Kostelee! Brandeis (Opiz)! Nimburg au der Mrdlina!
Kolin (Veselsky)! Teich Kmotrov bei Zehusie, Pardubie (Opiz)! Wildenschwert: an der
Adler! Königingrätz (Reichel)! Mettaufluss bei Jaromer! Jiliner Teich (Poläk)! Teich
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Gräben bei Gabel (Schauta). B.-Leipa! Schluckenau (Karl). — Melnik
(Prazäk)! Roudnie (Presl, Reuss). Leitmeritz:an der Elbe und alten Eger bei Theresienstadt!
Tiehlowitz Elbeufer! Tetschen (Malinsky)! Duxer Teiche (Thiel)! Bilin (Reuss). Brüx
(Ziegler)! Laun (Reuss). — Pisek (Dedeiek)! Goldenkron an der Moldau (Jungb.).
* R. terrestris (Nasturtium terrestre Tausch!). Stengel fest, dicht. Blätter
sämmtlich ungetheilt, buchtig-gezähnt und doppeltgesägt, oder schmalbuchtig-fieder-
theilig mit scharf gesägten, genäherten Abschnitten, verkehrteiförmig, oberste länglich,
keilförmig verschmälert, mittlere am Grunde mit ziemlich langen schmalen Oehrchen.
Schoten elliptisch, etwa 3mal so lang als breit, mit etwas kürzerem Griffel.
2—3' hoch. Die Früchte haben ganz die Gestalt derer von R. amphibia, nur sind sie
doppelt kleiner und minder geschwollen. Dass es ein Bastart (R. austriaca X silvestris Neilr.) sei,
wie Manche wollen, bezweifle ich doch noch, denn z. B. im Museumsgarten kommt keine der
praesumtiven Stammformen vor. Auch ist die Form keineswegs mit Nast. armoracioides ganz
identisch, wie Ascherson und Garcke annehmen, Var.
} «) pinnatifida (Nasturt. terrestre ß. pinnatifidum et y. macrostylum Tausch herb.!).
Blätter fiedertheilig, die oberen und untersten fiederspaltig, ir H
h .,B) indivisa (N. terrestre «. integrifolium Tausch herb.! N. commutatum Opiz!). Blätter
sämmtlich ungetheilt, buchtig doppeltgezähnt. Kommt auch als £* forma multiplex Tausch vor,
d. h. mit verlängerten Blütheninternodien und gefüllter Blume.
2. Mai—Juli. Wie vorige, meist an Flussufern. Bei Prag an der Moldau (nach
Opiz oft in Gesellschaft der R. austriaca): Kuchelbad (Kalmus £)! Slichov (Opiz ß)!
Kaiserwiese (ß)! Dvorce (Opiz ß)! Hetzinsel, Baumgarten (Opiz «)! Podbaba und Pod-
hor bei Troja (Opiz «, ß, auch ß*). Im Museumsgarten an Wegen als Anflug (P)! —
Elbufer bei Wegstädtel (Mittelform)! und bei Roudnic («&)! Leitmeritz («, ß Mayer)!
vor Lobositz (Mittelform)! Tetschen (Winkler ß)!
* R. armoracioides (Nasturtium armoracioides Tausch!). Stengel fest, dicht.
Blätter unterseits von kurzen Härchen rauh, ungeiheilt, buchtig-gezähnt bis einge-
schnitten doppelt scharfgezähnt, verkehrteiförmig, in den Blattstiel zugekeilt, oberste
länglich-keilförmig, alle mit grossen Oehrchen herzförmig umfassend. Schötchen rund-
lich-elliptisch, nur 1*/;mal so lang als breit; Gwiftel fast ebenso lang.
2—3° hoch. Auch hiezu eine forma multiplex Tausch. Steht der R. austriaca schon
sehr nahe, aber doch durch die tiefer wezähnten oder eingeschnittenen Blätter und nicht voll-
kommen kugelige Früchte verschieden. Die 3 mit * bezeichneten Formen, zuerst von Tausch gut
unterschieden, bilden anscheinend eine zusammenhängende Reihe, deren Fortschritt von R. sil-
vestris zu R. austriaca als den extremsten Gränzgliedern darin besteht, dass die Schoten stets
kürzer und der runden Form näher werden, der Griffel sich verlängert, ebenso die Blüthenstiele,
die Blätter immer mindere Theilungen zulassen. Da ich bisher eine ganz sichere Deutung aus
eigener Beobachtung nicht geben kann, so habe ich diese Formen lieber gesondert und unge-
deutet vorgetragen.
2. Mai—Juli. Wie vorige, aber seltener als diese, Prag: Wiesen bei Kuchelbad
(Tausch)! Kaiserwiese (Opiz)! Pankraz (Opiz)! Moldauufer bei Troja (K. Knaf), gegen-
über Libdic! Bürglitz (Gintl, die Bestimmung der zerfressenen Blüthen halber zweifel-
haft)? Elbufer bei Tetschen (Malinsky)!
y) Schötchen kugelig, so lang wie der Griffel, auf etwa 6mal längeren, feinen
fädlichen Stielen.
4. R. austriaca Besser (N. austriacum Crantz, Camelina austriaca Pers.). Stengel
holzig aber hohl, aufrecht, oben ästig. Blätter ungetheilt, doppelt kleingezähnt oder
kerbig-gezähnt, länglich, die untersten in einen breiten Stiel verschmälert, die mitt-
leren und oberen mit tief hersförmig geöhrtem Grunde sitzend, Schötchen klein,
vollkommen kugelig,
460 Armoräacia—Camelina,
1-3‘ hoch. Blätter etwas derb, unterseits feinhaarig-rauh. Blumen ziemlich klein, gold-
gelb. Schötchen sehr klein, stecknadelkopfgross, also bedeutend kleiner als bei R. armoracioides,
welche mit austriaca auch verwechselt wird. Niemals fand ich „eingeschnitten-gezähnte oder
fiederspaltige“ Blätter, daher auch Neilreich beide Formen nicht gehörig unterschieden zu haben
scheint, denn auch das von ihm zu seiner R. austriaco-silvestris eitirte Nast, armoracioides Tausch
ist offenbar nicht dieses selbst, sondern N. terrestre Tausch.
2 Juni, Juli. Auf feuchten, sandigen Flussufern, in Gräben, auf Wiesen, fast
nur im Gebiete der unteren Moldau und Elbe. Eingang in das Klidavathal bei Zbeöno
nächst der Beroun! Bei Prag: Königsaal, Scharka, Bränik, Kaiserwiese, Hetzinsel, Pod-
baba, zwischen Kl.-Holesovie und Troja, Roztok! — Elbe: Jezbin bei Jaromer an Feld-
rändern (Knaf)! Teich Ceperka bei Pardubic (Opiz). Elbufer bei Roudnie! und bei
Leitmeritz (Berchtold, Mayer). Tetschen (Malinsky)! „Teplitz“ (Winkler) !
19. Armoracia Fl. Wett. Meerrettig, Kren.
+ 1. A. rusticana Fl. Wett. (Cochlearia armoracia L., Nasturtium armor. Fries).
Wurzel und unterirdische läuferartige Wurzelsprosse dick, fleischig. Stengel aufrecht,
oben rispig-ästig. Grundblätter sehr gross, langgestielt, herzförmig- oder eiförmig-länglich,
gekerbt-gesägt, untere Stengelblätter fiederspaltig oder kämmig-hedertheilig, obere länglich
oder lanzettlich, ungleich gekerbt, mit verschmälertem Grunde sitzend, oberste auch
lineal, fast ganzrandig. Fruchtstiele aufrecht abstehend, fädlich, viel länger als das rund-
lich-eiförmige, gedunsene Schötchen. Griffel sehr kurz mit kopfiger Narbe.
1',—4' hoch. Blumen ziemlich gross, weiss. Statt 2 medianen Staubgef. finden sich
öfter 3 in gleicher Höhe (also wie bei den Fumariaceen ein verdreifachtes Staubgefäss), deren
mittelstes keineswegs, wie Döll will, mit den 2 lateralen zu einem Kreise gehört. Die Früchte
schlagen bei uns gewöhnlich fehl. Var. $#) macrocarpa (W. Kit. sp.), untere Stengelblätter nur
unregelmässig eingeschnitten-gezühnt, Blumen fast doppelt grösser, Schoten ebenfalls, elipsoidisch,
über 2° lang.
2. Mai-Juli. Stammt aus dem östlichen Europa, wird aber häufig auf Feldern
gebaut und verwildert nicht selten, besonders an Fluss- und Bachufern; so bei Prag
an der Moldau auf der Trojainsel, bei Podbaba, Libeie! Pardubice, Jaromör, Jungbunzlau,
Niemes, Bolzenflussufer bei Leipa, Roudnic, Thal von Auscha, Leitmeritz auf Elbwiesen,
zwischen Aussig und Tetschen, am Dux-Osseger Bache, Karlsbad u. a. — ß) Angeblich
auf feuchten Wiesen bei Cäslau (Opiz in Presl. fl. öech.); ich sah die gemeinte Pflanze
nicht und zweifle etwas an der richtigen Bestimmung.
20. Neslia Desv.
1. N. paniculata Desv. (Myagrum paniculatum L., Rapistrum panicul. Gärtn.).
Stengel und Blätter von Gabelhaaren rauh, Blätter länglich bis lanzettlich, entfernt
gezähnelt, mit pfeilfürmigem Grunde sitzend, die untersten in einen Blattstiel ver-
schmälert. Schötchen auf feinen, abstehenden, mehrmals längeren Stielen, netzig-runzelig,
mit wenig kürzerem Griffel.
'/y—2‘ hoch, oben meist rispig-ästig. Blumen klein, dottergelb, in anfangs sehr dichter
Traube. Die ähnliche Roripa austriaca unterscheidet sich durch viel kleinere, glatte Schötchen
und vorn verbreiterte, grobgezähnte Blätter,
© Mai—Juli. Im Getreide, an Wegen und wüsten Plätzen, allgemein verbreitet,
auch im Gebirge, z. B. auf dem Erzgebirge bei Presnitz c. 2300’ (Häjek)! bei Hohen-
furth! u. s. w.
21. Camelina Crantz. Leindotter.
1. C. mierocarpa Andtz. (C. silvestris Wallr., C. sativa Presl, Tausch! et alior.
Autt. boh.) Stengel und Blätter von ästigen und einfachen Haaren rauhhaarig, letztere
Camelina. 461
am Rande langgewimpert. Schötchen verkehrt-eirund, zum Grunde verschmälert, mit
breitem, scharf zusammengedrücktem, vorn abgerundetem oder selbst etwas in den
Griffel zugespitztem Rande, auf den Flächen gewölbt, früh hartschalig, 2—3mal
so lang als der Griffel, auf aufrecht abstehenden Stielen. Samen 3kantig-eiförmig,
dunkel rothbraun, sehr fein körnig-punktirt; Würzelchen der Mitte des Keimblattes
aufliegend, (äusserlich) durch eine seichtere Rinne von ihm getrennt.
',—2' hoch, einfach oder oben langästig. Fruchttrauben oft sehr verlängert. Blätter
entfernt- oder re eift-gezähnelt, wie bei den 2 "folgenden länglich-lanzettlich oder lanzettlich,
mit pfeilförmigem Grunde SERDE, Blumen klein, blassgelb. Schötchen und Samen kleiner als
bei den folgenden.
© Mai—Juli. Auf wüsten Plätzen, Weg- und Ackerrändern, grasigen Dämmen,
dürren sonnigen Hügeln, Mauern, in Feldern, verbreitet und häufig durch das ganze
Hügelland, wie auch in niederen Gebirgsgegenden. In Südböhmen z. B. häufig um Stra-
konie, Budweis, Krumau, Hohenfurth !
2. C. sativa (Crantz part.) Fries (C. sativa &, integrifolia Wallr. part.). Stengel
und Blätter von zerstreuten, kurzen, angedrückten, meist sternförmigen Haaren ein
wenig rauh. Schötchen gedunsen, böürnförmig, mit stark zusammengedrücktem, aber
schmalem Rande, vorn abgerundet, früh hartschalig, 3—4mal so lang als der
Griffel, auf aufrecht abstehenden Stielen. Samen 3kantig-walzlich, hell rothbraun, sehr
fein körnig-punktirt. Würzelchen der Mitte des Keimblattes aufliegend, jederseits (äusser-
lich) durch eine seichte Rinne von ihm getrennt.
1—2’ hoch, oberwärts meist rispig-ästig. Blätter wie bei der vorigen, aber viel schwächer
behaart, oft deutlich sezähnt. Blumen dunkler gelb, grösser. Fruchttraube minder verlängert,
Fruchtstiele länger; Schote mehr gedunsen, mehr länglich, der zusammengedrückte Rand schmäler.
Samen nicht nur doppelt grösser als bei voriger, sondern auch mehr Jänglich.
© Mai—Juli. Auf Äckern, Dämmen, sehr selten, wohl nicht eigentlich ein-
heimisch. Mit Sicherheit nur bei Prag: Äcker in Sup (Hofmann 1853)! daselbst neuer-
dings (1873) auf dem neuen Eisenbahndamme! Nach meinen früheren, nicht ganz
sicheren Aufzeichnungen bei Kosor nächst Radotin im Esparsettefelde und bei Priesen
nächst Saaz. Wohl noch anderwärts, doch sind fremde Angaben unbrauchbar, weil beide
Arten und auch C. foetida var. integrifolia häufig verwechselt worden sind. Angebaut
zum Zwecke der Ölbereitung, so wie anderwärts, habe ich die Art bei uns nie angetroffen.
3. C. foetida Fries. Stengel und Blätter von zerstreuten Haaren etwas rauh
bis fast kahl. Schötchen aufgeblasen, kugelig oder verkehrteirundlich-birnförmig,
mit schmalem zusammengedrücktem Rande, vorn gestutzt oder ausgerandet, lange
dünnhäutig, erst später hartschalig, —5mal länger als der Griffel, auf langen, meist
horizontal abstehenden oder herabgebogenen Stielen. Samen braun, körnig-punktirt,
doppelgestaltig: 3kantig, wobei das Würzelchen der Mitte des Keimblattes aufliegt,
durch eine tiefere Rinne von ihm getrennt, oder häufig flach eirundlich, das Würzelchen
dem Rande des Keimblattes anliegend.
1—3’ hoch. Blätter hellgrün. Blumen grösser als bei C. microcarpa, hellgelb. Frucht-
traube kürzer. Samen grösser als bei C. sativa, dunkler braun, von gröberen Körnchen deutlicher
punktirt; sie entwickeln einen starken Senfölgeruch, den man beim Oeffnen der Schote ver-
spürt, Var.
e) integerrima (C. sativa Autt. boh. part., C. sativa «. integrifolia Wallr. part., C.
macrocarpa Wierzb.?) Blätter alle ganzrandig oder entfernt kleingezähnelt, nebst dem Stengel
in der Regel fast kahl.
ß) dentata (C. dentata Pers, ©. pinnatiida Hornem.). Blätter nebst Stengel etwas
behaart; untere Blätter buchtig-gezähnt bis buchtig-fiederspaltig.
© Juni, Juli. In Leinfeldern, daher in Leingegenden verbreitet und bis auf
das Vorgebirge (Erzgebirge), selten und vereinzelt auf Brachen oder Schuttstellen. In
der Prager leinlosen Gegend daher nur vorübergehend und einzeln, so bei Nusle (Hofm.)'!
am Smichov (Knaf)! im Lein erst an der Säzava bei Pikovie!, bei Schwarz-Kostelec
462 Hesperis, Sisymbrium.,
(Tu&ek). Häufig im nördl. Böhmen jenseits der Elbe, am Erzgebirge, bei Karlsbad. In
Südböhmen, z. B. bei Hostomie, Jinec (Presl, Wolfner)! Strakonic! häufig um Budweis!
Lagau! — «) seltener als ß), bisher notirt: Nusle bei Prag (Hofm.)! Jiöin bei Cidlina
(Poläk)! Münchengrätz (Sekera)! Jungbunzlau (Hipp.)! Osseg (Thiel)! Bezdedie bei Jinee
(Wolfner)! Budweis bei Böhm. Fellern!
22. Hesperis L. Nachtviole.
1. H. matronalis L. ampl. (H. inodora L.). Blätter eilanzettlich bis lanzettlich, zuge-
spitzt, geschweift bis etwas buchtig-gezähnt, untere länger gestielt, manchmal schrottsäge-
förmig-leierförmig, zur Blüthezeit meist fehlend, obere kurzgestielt, fast sitzend, am Grunde
gerundet oder gestutzt. Kelchblätter aufrecht, länglich, oben breit weissrandig, etwa so
lang als der Blüthenstiel. Blumenblätter breit bis länglich verkehrteiförmig. Schoten auf
abstehenden Stielen aufrecht oder bogig, ziemlich stielrund, rosenkranzartig-holperig.
1:!,—3‘ hoch. Blätter hellgrün. Blumen gross, hell purpurviolett, lila oder selten weiss,
am Abend wohlriechend.
a) genuina. Stengel unten rückwärts rauhhaarig und sonst nebst den Blättern und
Blüthenstielchen von einfachen und gabeligen Haaren rauh oder fast kahl. Blätter geschweift-
gezähnelt bis grobgezähnt, untere selten leierförmig-eingeschnitten. Kelche und Blüthenstiele
kürzer, Blumenblätter breiter eiförmig.
b) runcinata (W. Kit. sp.). Stengel, Blätter und Blüthenstiele von dichten Drüsen-
haaren, spärlichen einfachen und höchst selten von einzelnen Gabelhaaren flaumig. Blätter tiefer
geschweift-gezähnt, aber am Grunde fast eingeschnitten, untere schrottsägeförmig-leierförmig.
Kelche schmäler und länger, Blüthenstiele meist merklich länger, Blumenblätter länglich-eiförmig.
6% und % Mai—Juli. Auf buschigen Hügeln, im Laubgehölz der warmen Hügel-
region und des Mittelgebirges Nordböhmens, nur an wenigen Stellen wahrscheinlich wild,
an anderen aus Ziergärten verwildert; a) Bei Prag nur verwildert, in der Cibulka! im
Baumgarten (Tausch)! — Mileschauer (Malinsky 1847)! Geltsch (Klaudy ex Opiz)! Bei
Tetschen am Elbufer (Mal.)! Fuss des Breitenberges bei Brüx (Eichler). Komotau am
Eidlitzer Bach! nur verwildert. Karlsbad: im Plobenwalde und beim Oelberge (Ascherson).
— b) Nur am Chlum bei Jungbunzlau (Stika, Hipp. 1852)! und auf dem Voskoberg bei
Podebrad im Laubwäldehen mehrfach! (wahrscheinlich gehört hieher auch schon: Lou&in
in Presl fl. ech. für H. matronalis). — Gebüsch an der Elbe bei Nimburg (VSeteöka),
Isergebüsch bei Münchengrätz (Sekera), ob zu a) oder b) gehörig, ist zweifelhaft.
23. Sisymbrium L. Rauke.
«) Pflanze mit ausdauerndem Wurzelstock. Blätter ungetheilt. Samen an der Spitze mit
einem spitzen Anhängsel.
I. (Norta DC.) Schoten lineal, abstehend. Klappen 3nervig, Scheidewand ohne Nerven,
1. S. strietissimum L. Blätter dunkelgrün, unterseits (wie der Stengel) weich-
haarig, kurzgestielt, länglich-lanzettlich, ungleich geschweift-gezähnt. Kelch abstehend.
Schoten 2—6mal länger als der dünnere Blüthenstiel, meist auswärts gekrümmt, holperig,
Stengel 2—5’ hoch, aufrecht, oberwärts rispig-ästig. Blumen mittelgross, dottergelb.
2 Juni, Anfang Juli. Auf bebuschten felsigen Lehnen, in Laubgebüschen der
wärmsten Hügelregion, selten. Bei Prag: Premyslovka (Nickerl)! Kuchelbad (Opiz)! Ra-
dotiner Thal! Velikä hora bei Karlstein! St. Ivan (Presl). Park zu Weltrus häufig (Opiz).
— Melnik (Sieber nach Gf. Sternberg). Chlum bei Jungbunzlau (Himmer)! Leitmeritz:
auf einem bebuschten Ackerraine neben einer überwölbten Quelle unter dem Gaubehofe
(Mayer)! dann am Fusswege aus Dorf Wellemin in das Wopparner Thal (A. Mayer),
Elbufer bei Bodenbach (Malinsky, Winkler)! ;
P) Pflanze ein- oder 2jährig. Blätter getheilt. Samen ohne Anhängsel.
Sisymbrium. 465
U. (Irio DC.) Schoten lineal, stielrundlich, abstehend. Klappen 3nervig. Scheide-
wand ohne Nerven. Blätter leierförmig-fiedertheilig.
a) Blüthenstiele so dick wie die Schote. Scheidewand mit Querwänden zwischen
den Samen. Blattabschnitte am Grunde des unteren Randes mit einem aufstrebenden Oehrchen.
2. $. sinapistrum Crantz (S. pannonicum Jacq.). Stengel unterwärts nebst den
untersten Blättern rauhhaarig, oberwärts kahl und bereift. Unterste Blätter tiefbuchtig-
gezähnt, die folgenden fast schrottsägeförmig unterbrochen-fiedertheilig, mit lämglichen,
gezähnten Abschnitien, obere fiederschnittig, mit linealen gamzrandigen, selten mit
einzelnen Zühnchen versehenen Abschnitten, ganz oder fast ganz kahl. Kelchblätter
weit abstehend. Schoten kahl, weit abstehend.
1Y/,—3° hoch, aufrecht, meist ästig. Obere Blätter hell seegrün. Blumenblätter blassgelb,
mittelgross. Durch die ganz verschiedenen oberen und unteren Blätter sehr ausgezeichnet.
69 Mai, Juni. Auf Mauern, Aeckern, trockenen Grasplätzen nnd Wegrändern,
nur im Elbthale sehr zerstreut und selten, scheint auf der Wanderung von Osten her zeit-
weilig dem Laufe der Elbe folgend, doch nur vereinzelt oder in geringer Menge auf-
zutreten. Wildenschwert (Opiz 1815)! Jarome&r (Knaf 1839)! Leitmeritzer Mittelgebirge
(Hackel)! Bodenbach (Tempsky).
Anmerkung. 8. Columnae Jacq., durch die dichtere, graue Behaarung, selbst auf den
Kelchen und Schoten, 2—3paarige, schrottsägeförmig-fiedertheilige obere und spiesspfeilförmige
oberste Blätter, aufrechte Kelchblätter und dünne, nicht querfaltige Fruchtscheidewand von der
vorigen verschieden, fand Opiz schon vor 1819 (Fl. &ech.) einmal am Laurenziberge, jedenfalls
nur zufällig, da es seither von Niemandem wieder gesehen worden.
b) Blüthenstiele dünner als die Schote, Scheidewand dünn, ohne Querwände.
3. 8. Loeselii L. Stengel nebst den unteren Blättern rauhhaarig. Blätter schrott-
sägeförmig-fiedertheilig; Seitenzipfel länglich bis lanzettlich, am oberen (vorderen) Rande
ungleich gezühnt; Endzipfel gross, spiessförmig-3eckig oder lanzettlich. Kelch weit ab-
stehend. Schoten kahl, oder behaart, 2—5mal länger als der Blüthenstiel, schiefabstehend
und bogig aufstrebend, die jüngsten die gewölbte blühende Traube nicht überragend.
1—3' hoch, weit kräftiger als die folgende, ihr ähnlich. Laub mattgrün. Blumenblätter
mittelgross, 2—3“’ lang, goldgelb.
6% Mai— August. An und auf Mauern, Dämmen, Schuttplätzen, an Wegen, nur
in den wärmsten Thallagen Nordböhmens sehr zerstreut. Um Prag sehr häufig in den
nächsten Umgebungen! Kuttenbergs nächste Umgebung häufig! aber nicht bei Cäslau oder
Kolin. Münchengrätz selten (Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Melnik (Prazäk) !
Roudnic (Reuss). Leitmeritz! Ruine Schreckenstein (A.Mayer). Tetschen, am Elbufer (Ma-
linskf)! Bilin! Loun nächst der Eger! Saazer Stadtmauern selten!
+ 4. $. irio L. Blätter (sammt Stengel) spärlich feinbehaart oder kahl, gestielt,
buchtig-fiederspaltig; Abschnitte länglich oder eilanzettlich, ganzrandig oder ungleich-
gezähnt; Endzipfel oft spiessförmig-3lappig. Kelch etwas abstehend. Schoten kahl, 5—
ömal länger als der Blüthenstiel, schief abstehend, die jüngsten die in einer Ebene
stehenden Blüthen weit überragend.
1”—1!/,‘ hoch, meist ästig, sehr zart und fein. Laub weich, hellsrün. Blumenblätter
nur 1’ lang, gelb.
© Mai—Juli. An Wegen, Mauern, in Südeuropa einheimisch, selbst bei Wien
nur vorübergehend, auch sonst in Mitteleuropa nur verwildert, So auch in Prag im
Klosterhofe der Elisabethinerinen in Slup, an Mauern und zwischen den Pflastersteinen,
seit mehr als 20 Jahren (von Dr. E. Hofmann zuerst gefunden, vielleicht auch ausgesäet,
von mir noch 1861 gesammelt).
II. (Sophia Haller, Deseuraea C. A. Meyer). Schoten lineal, ein wenig zusammenge-
drückt, abstehend. Klappen Inervig mit seitlichen, zu einem schwachen Scheinnerven verfliessenden
Schlingelnerven. Scheidewand von 2 feinen Nerven durchzogen. Blätter gefiedert (unserer Art
2—3fach gefiedert).
464 Chamaeplium—Erysimum,
5. $. sophia L. Blätter 2—3fach fiederschnittig, Abschnitte lineal oder lineal-
lanzettlich. Kelchblätter aufrecht abstehend. Schoten 2—3mal länger als der dünne ab-
stehende Blüthenstiel, au fstrebend.
1—3’ hoch, aufrecht, meist ästig, sammt den Blättern grauflaumig. Blumen sehr klein,
kürzer als der Kelch, ;
© Mai bis Herbst. Auf Schutt, wüsten Plätzen, Mauern, an Wegen im ganzen
Hügellande häufig, meist gemein und massenhaft.
24. Chamaeplium Wallroth.
1. Ch. offieinale Wallr. (Erysimum offieinale L., Sisymbrium office. Seop.). Blätter
schrottsägeförmig-fledertheilig, leierförmig, unterste 2—3paarig, ungleich-gezähnt, mit sehr
grossem spiessförmig-3lappigem Endzipfel; die obersten spiessförmig. Schoten kurz, auf
gleich dieken kurzen Stielen in ruthenförmiger Traube, der Spindel angedrückt, kurzhaarig.
Stengel 1—2’‘ hoch, aufrecht, ausgesperrt ästig, sammt Blättern, Kelchen und Schoten
kurzhaarig, schmutziggrün. Blumen sehr klein, hellgelb. L
© Mai—Septemb. Auf Schuttplätzen, an Wegen, in Zäunen wie die vorigen,
verbreitet durch ganz Böhmen, auch in gebirgigeren Lagen, so z. B. bei B. Kamnitz
(Zizelsb.); Gratzen an der österr. Gränze! am Fuss des Riesengebirges bei Hohenelbe!
25. Alliaria Adanson. Lauchkraut.
1. A. offieinalis Andrz. (Erysimum alliaria L., Sisymbrium alliaria Scop.). Stengel
aufrecht, unterwärts nebst den Blattstielen zerstreut behaart. Blätter gestielt, herzförmig-
rundlich, unterste nierenförmig, grobgekerbt, oberste auch am Grunde gestutzt bis
keilförmig, geschweift-grobgezähnt. Schoten dick, holperig, schief abstehend, auf fast
wagrechten, mit ihnen gleich dicken Blüthenstielen.
1—3’ hoch. Blumen weiss, ziemlich klein. Blätter gerieben nach Knoblauch riechend
(Schwefelallyl enthaltend).
69% Mai, Anfang Juni. In schattigen Gebüschen, Hainen, auf buschigen und
waldigen Abhängen, an Zäunen und Wegen durch ganz Böhmen verbreitet, auch in
Bergwäldern, z. B. am Gipfel des Limberges bei Gabel! am Rollberge (Schauta)! Bürg-
litzer Wälder gegenüber Nezabudic, bei Skrej im hochgelegenen Waldhau!
26. Erysimum L. Hederich.
, „Stengelblätter gestielt oder mit verschmälertem Grunde sitzend. Behaarung aller Theile
aus spindelförmig-2schenkeligen und 3spaltigen Haaren. Blumenblätter ausgebreitet, gelb.
a a) Schoten zusammengedrückt stumpf 4kantig, auf gleich dieken oder-dünneren kurzen
Stielen abstehend. Behaarung der Blätter und Schoten vorherrschend aus angedrückten 2schenke-
ligen spindelförmigen (fälschlich einfach genannten) Haaren (die beiden Schenkel in der Längs-
richtung des Organs geradlinig ausgespreizt), 3spaltige Haare spärlich eingestreut.
1. E. repandum L. Wurzel Zjährig. Stengel einfach, öfter mit Kurzzweigen
(Blattbüscheln) in den Blattachseln oder sehr abstehend-ästig. Blätter Zineal-länglich,
zugespitzt geschweift oder etwas buchtig-spitzgezähnt oder ganzrandig, grün. Blüthen-
stielchen etwa !/, so lang als der Kelch. Kelch an der Basis nicht höckerig. Platte
der Blumenblätter in den Nagel keilig verschmälert. Schoten von zerstreuten Haaren
rauh, grün, holperig, auf schief oder wagrecht abstehenden Stielen gerade oder aufwärts
gekrümmt. Samen an der Spitze mit schmalem gerundetem Flügelsaume.
3°—1‘ hoch, durch die ausgespreizten Aeste und Schoten zuletzt sehr kenntlich. Blumen-
Erysimum. 465
blätter mitteleross, eitrongelb, in der Grösse veränderlich, vorn 1‘ breit (var. platypetalum
Knaf) oder nur '/,“ breit (var. stenopetalum Knaf). Var. ferner @) integritolium, Blätter
alle ganzrandig oder kleingezähnelt, und £) sinuatum, Blätter buchtig-geschweift.
© Mai—Juli. AufAeckern, besondersim Lettenboden, aufRainen, wüsten Plätzen,
Mauern im wärmeren Hügellande, zerstreut, meist sehr zahlreich beisammen. Bei Prag
ziemlich häufig: vor dem Bruskathor, bei Dejvic, Holesovic, über der Podbaba, zwischen
Liböie und Chejnov! Zizkaberg, Michle, Radlie, über der Mädchenburg, über der Kirche
von St.Prokop, Holin ! Kuchelbad (Opiz)! Hinter-Kopanina! Scharka (Karl) ! Kr& (Bozdech) !
u. a. 0. — Unter dem Woskoberge bei Podebrad! Kolin (Veselsky)! Kuttenberg, Cäslau,
Chedrby (Opiz). Zvol bei Jarom&f (Cen&k)! Jieinoves, Dymokur (Pospichal). Jungbunzlau
(Hipp.)! Malschen bei Gastorf! Bauschowitz, Leitmeritz, Lobositz (Mayer, Malinsky)! Teplitz!
Brüx häufig (Eichler). Komotau: bei Michanie! Thal bei Priesen! Saaz am Egerufer!
Lubenz (Fischer); Laun gegen den Rannayer! Kl,-Pale& bei Schlan (Knaf)! — Südwärts
noch bei Zebräk (Auguste Opiz)!
2. E. crepidifolium Rehb. (E. hieracifolium L. herb., Pollich, Tausch herb.
bohem.! E. cheiranthus Presl N. &ech.). Wurzel Zjährig. Grundstock unter den frischen
Blättern mit vertrockneten Blattresten. Stengel oberwärts ästig, im unteren Theile ästig
oder mit Kurzzweigen in den Blattachseln. Blätter länglich oder länglich-lanzettlich,
obere lineal, zum Grunde keilig, mit der Spitze oft zurückgebogen, buchtig oder
geschweift-gezähnt, spitz, untere stumpf oder stachelspitz. Blüthenstielchen 2—3mal länger
als der Kelch. Seitliche Kelchblätter am Grunde höckerig. Platte der Blumenblätter
verkehrteiförmig, in den Nagel zugeschweift. Schoten von kleinen Haaren etwas grau,
glatt, steif, auf dünnerem Stiele schief abstehend. Samen an der Spitze umngeflügelt.
Sehr steif, holzig und: steifästig. Blüthenknospen grau feinhaarig. Blumen von den
grössten, schön schwefelgelb. Länge und Dicke der Schoten sehr veränderlich.
6% Mai, Juni. Auf wüsten Plätzen, steinigen Abhängen, Felsen, an Wegen und
Rainen des warmen Hügellandes und Mittelgebirges. Bei Prag häufig, z. B. Laurenzberg,
Slichov, Kuchelbad, Plateau gegen St. Prokop, Radotiner Thal, Belvedere, Zizkaberg,
bei Michle, Holekoyie, Generalka, Mäslovicer Thal u. s. w. Von Beroun gegen St. Ivan
auf Felsen! Tetin! — Trosky bei Turnau (Kablik) ! Kl, Skal (Neumann). Jungbunzlau
(Hipp.)! Häufig im unteren Elb- und Egerthale und im Mittelgebirge: Georgsberg (Barzal) !
Koudnic (Reuss). Hasenburg b. Libochovie (Hackel)! Milayer und Rannayer Berg bei
Loun! Lobosch! Radobyl! Dreikreutzberg, Schreckenstein, Sedl bei Aussig! Winterberg,
Kelchberg (Mayer), Geltsch (Neumann). Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Bilip:
Boren, Schillingethal gegen Prohn! Kaaden (Thiel). — Burg Pravda bei Domousic!
Rakonitz: im Hanna’er Revier im Thale zur Glashütte (Krej). Bei Zbirov (Poläk).
b) Schoten scharf Akantig, auf bedeutend dünneren Stielen. Bekleidung der Blätter und
Schoten vorherrschend aus 3spaltigen Haaren gebildet.
«) Blüthenstiel höchstens so lang als der Kelch und viel kürzer als die Schote.
3. E. odoratum L. (E, pannonicum Crantz, E. hieracifolium Jacq. Cheiranthus
erysimoides L.). Blätter länglich-lanzettlich, geschweift bis buchtig-gezähnt, angedrückt
graulich behaart, untere länglich spatelig, stumpf, kurz stachelspitz. Blüthenstiele etwa
halb so lang als der anliegend graubehaarte Kelch oder etwas länger. Platte der
Blumenblätter rundlich-verkehrteiförmig, in den Nagel zugeschweift. Schoten von sehr
feinen dichten Sternhärchen graufilzig, mit grünen Kanten, aufrecht, der Trauben-
spindel locker anliegend oder schief abstehend. Samen ohne Flügelanhang.
1—3‘ hoch, holzig, aufrecht, bisweilen aus der zur Blüthezeit meist schon vertrockneten
Grundblattrosette schwächere Nebenstengel oder kürzere beblätterte unfruchtbare Triebe treibend,
durch welche der Stock buschig erscheint (so sehr auffällig an £. bei Bilin vorkommend); auch
in den Achseln der Stengelblätter oft beblütterte Kurztriebe. An den Blättern der Schlaner
Pflanze fand ich auch, besonders im unteren Theile spindelförmige Haare vorherrschend, nur
gegen die Spitze mehr 3spaltige. Seitliche Kelchblätter stark sackförmig. Blumen meist gross,
466 Erysimum,
schön eitronengelb, schwach wohlriechend, ihre Platte 2—3' breit, bisweilen aber auch kleiner
und dunkler gelb. Narbe besonders gross und deutlich 2lappig. Var.
«) dentieulatum Koch, Stengelblätter geschweift-kleingezähnt, mitunter auch etwas
buchtig oder fast ganzrandig, Grundblätter tiefer gezähnt.
ß) sinuatum Neilr. (E. carniolicum Dolliner), Stengelblätter buchtig-gezähnt, die
grundständigen fast fiederspaltig-buchtig.
6% Juni—August. Auf steinigen buschigen Lehnen, im Gebüsch, an Waldrändern,
gerne auf Kalkboden im warmen Hügellande und Mittelgebirge des unteren Moldau- und
Elbegebietes. Bei Prag selten: Kuchelbader Berglehne! Radotiner Thal! St. Prokop (Koste-
letzky, von mir dort nicht bemerkt). — Jungbunzlau (Hipp.)! — Roudnic, an den Elb-
und Eisenbahndämmen massenhaft! Gastorf gegen Malschen auf Sand! sehr bäufig am
Kelchberge bei Triebsch! Göltsch, Kamajk (Mayer. Um Leitmeritz sehr häufig z. B.
Loretto, Satanaberg, Weisse Lehne, Radobyl, Lobosch! bei Boree (Mayer). Fuss des
Mileschauer! Klotzberg! Südlich von Teplitz zwischen Schallan und Auperschin (Maas),
bei Kostenblatt (Eichler)! Bilin: am Sauerbrunnen und bei Kutschlin! Zlatniker Berg
(Eichler). Libochovic gegen Libun, im Thale von Peruc! Loun: hinter Citolib auf Kalk-
mergel! Kalklehnen bei Domousic! Kalkmergellehne des Srbeter 'Thales bei Schlan! —
P) sehr schön auf Anhöhen und am steinigen Bachufer bei Kutschlin nächst Bilin mit
«) in grosser Menge (1869)!
4. E. hieracifolium L. ampl. Blätter länglich-lanzettlich" bis Iimeal-lanzettlich,
untere länglich-spatelig, stumpf, kurzstachelspitz, geschweift-gezähnt bis ganzrandig.
Blüthenstiele etwa solang als der Kelch. Platte der Blumenblätter keilförmig-verkehrt-
eiförmig. Schoten von feinen Sternhaaren rauh, gleichfarbig-graulichgrün, aufrecht,
der Traubenspindel angedrückt, Samen an der Spitze mit einem häutigen Anhängsel.
a) denticulatum (Presl fl. tech. sp.) (E. virgatum DC., Tausch herb., E. hieracii-
folium L. Amoenit., E. strietum fl. Wett.). Blätter breiter, untere länglich-lanzettlich, obere lanzett-
lich, geschweift-gezähnt oder feingesägt, ziemlich dünn und locker-behaart, mattgrün. Blumen
meist grösser, citrongelb oder dottergelb. Schoten verlängert, etwa 1'/,,—2‘ lang, langgriffelig,
der Spindel lockerer anliegend. — Hieher ß. integrifolium (E. virgatum Roth, E. longisili-
quosum Rchb.), Blätter schmal, schwachgezähnt oder fast ganzrandig.
b) durum (Presl sp.) (E. virgatum Presl fl. öech. et Autt,, an Roth?). Stengel oft
oberwärts ruthenförmig-ästig, 1—2‘ hoch. Blätter schmäler, obere lineal-lanzettlich, ganzrandig,
die unteren mit unmerklichen, dem Blattrande aufgesetzten Zähnchen, etwas derb und durch
dichtere Behaarung graulich-grün. Blumen kleiner, schwefelgelb. Schoten nur 1‘ lang mit kürzerem
Griffel, der Spindel steif angedrückt. — Hiezu f. serrulatum (E. hieraciifolium Presl fl.
tech. ?), Blätter entfernt fein- und scharfgesägt. Trotz der gesägten Blätter kann diese Form doch
nicht zu a) gehören, da sie in allem Uebrigen, namentlich in der grauen Behaarung, den Blüthen, den
kurzen Schoten, dem Standort mit b) übereinstimmt. Vorläufig kann ich b) gleich Ascherson von
a) durch keine specifischen Merkmale trennen, doch macht a) von der Elbe im Blüthenstadium
einen von b) stark abweichenden Eindruck, und wird eine genaue vergleichende Untersuchung
im lebenden Zustande, die mir bisher nicht möglich war, möglicherweise brauchbare Artmerk-
male abgeben.
6% Juni, Juli, b) noch im August, September. a) Auf Flussufern, Dämmen im
Gestein und Gebüsch, auf Mauern, fast nur im Elbthale. Bei Prag selten, nur am Moldau-
ufer bei Troja! Mauern des Elisabethklosters (Hofm. 1854)! Vr5ovic? — Häufig an der
Elbe bei Stefansüberfuhr (Tausch, Poläk)! Elbe-Kostelee! Celakovie (Poläk)! Elbufer
bei Nimburg, Gr. und Kl. Wosek! Pardubic! — Roudnie gegen den Sovicberg! Triblie
Gartenmauer! Leitmeritz, besonders alte Schanzen bei Treboutic (Mayer), Tetschen (Ma-
linsky auch 3. Celak.)! — Mauern um Habstein (Neumann; ob nicht zu b.?) Osseg (Thiel) !
Egerabhang bei Saaz (vielleicht zu b.?)! — b) Auf dürren, sonnigen Hügeln, Sandhügeln,
wüsten Plätzen, Mauern, Flussufern, im warmen Hügellande ziemlich häufig. In und um Prag
verbreitet (selten auch 8. Tausch!): auf der Prager Brücke, Laurenzberg, vor dem
Strahover Thor, Karlshof, Windbergmauern, Vysehrad, Podskal, bei Hole$ovic, Trojainsel,
Roztok, Lib&ic! — Woskoberg! Mauern von Kuttenberg! Jungbunzlau (Hipp.)! Roudnic,
zwischen Poplz und Kostelec bei Budin (Reuss), Malschen bei Gastorf! Leitmeritz, z. B.
Conringia. Diplotaxis. 467
um den Radobyl häufig! Teplitz: am Schlossberge (Winkler, Eichler)! Trümmer der
Riesenburg bei Osseg (Knaf)! Bilin! — An der Eger bei Loun! Kl. Pale& bei Schlan
(Knaf)! Anhöhen bei Schiesselitz bei Saaz (Thiel, als E. canescens Roth in Reuss’ Skizze) !
Stadtmauern und Sandhügel von Ellbogen, Buchau (Ortmann)! — Mauer in Hlubos bei
Pribram (8. 1871)!
£) Blüthenstiel 2—3mal länger als der Kelch und fast "/, so lang als die Schote.
5. E. cheiranthoides L. Blätter grün, zerstreut angedrückt-behaart, länglich-lan-
zettlich, ganzrandig oder geschweift-gezähnelt. Platte der Blumenblätter rundlich, in den
Nagel keilig verschmälert. Schoten grün, sehr zerstreut sternhaarig, kurzgriftelig, auf
schief abstehenden Stielen aufsteigend. Samen ungeflügelt, vorn spitz.
!/,„—2’ hoch, im Ufergebüsche bis 3° hoch, aufrecht. Blumenblätter dottergelb sehr
klein (die kleinsten von allen Arten). Var. £. dentatum, Blätter gröber-, fast buchtig-gezähnt.
© Juni—September. Auf sandigen Aeckern, Schutt, an Wegen, Ufern, im Ge-
büsche, verbreitet und häufig in den Ebenen, dem Hügellande bis in niedere Gebirgsge-
genden, so z, B. bei Rochlitz (Gottstein)! Kamnitz, Kreibitz, Reichenberg u. s. w. —
In der südlichen Landeshälfte aber wie es scheint, selten und theilweise fehlend, von mir
nicht gesehen, von Jungbauer bei Krumau nicht verzeichnet. Bei Lochovic (Purkyne)!
27. Conringia Adanson.
1. C. orientalis Andrzej. (Brassica orientalis L., Erys. orientale R. Br., Erysimum
perfoliatum Crantz, Gorinkia orientalis Presl. fl. @ech.). Blätter ganzrandig, nebst dem
Stengel bläulich bereift und kahl, untere verkehrteiförmig, in den kurzen Blattstiel ver-
laufend, stengelständige oval oder eilänglich, mit herzpfeilförmiger Basis stengelum-
fassend. Schoten schief abstehend, viel länger als die dicken Stiele. Klappen Znervig,
mit anastomosirenden Seitenadern.
—1‘ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Traube armblüthig mit dicken, grossen Schoten.
Blumenblätter weisslich, aufrecht, doppelt länger als der Kelch.
© Juni—August. Auf Aeckern im Kalk- und Thonboden, im wärmeren Hügel-
lande zerstreut, doch ziemlich verbreitet. Bei Prag: Smichov (Opiz), Holin! am Wege
von Karlstein nach St. Ivan! Neuhütten (Feistm.); bei Vejhybka (Reuss). Podbaba (Presl),
Roztok (Malinsky)! Minice (Purkyne)! Libäic! Bfezüoves im Wickenfelde mit Linaria
spuria (Dededek)! — Gelakovie (Seidl)! Unter dem Woskoberge b. Podebrad! Cäslau
(Opiz), Pardubie (Genek) ! KopidIno, Jicin (Varelka). Jungbunzlau (Hipp.)! Lhotec unter
der Horka, Lehmäcker bei Neusitz b. Münchengrätz (Sekera). — Melnik (Prazäk)!
Malschen bei Gastorf! Roudnie! Budin (Presl)! Libochovie (Reuss), Trebnitz gegen die
Hasenburg (Jirus)! Leitmeritz nicht selten! Tetschen (Malinsky)! Teplitz (Eichler). Bilin
(Jirus)! B. Zlatnik, Brüx (Eichler). Stepanov im Mittelgebirge! Rannay bei Loun! Klein-
Pale& bei Schlan häufig (Knaf)! Vysotan bei Saaz häufig (Thiel)!
Anmerkung. C. austriaca Rchb. (Erysimum austriacum Baumgart.), mit der Spindel an-
liegenden Schoten, mit 2 schwächeren Seitennerven auf den Klappen und eitrongelben Blüthen,
sah ich im Herbar Knaf’s angeblich bei Roztok nächst Prag von Roth als Brassica orientalis ge-
sammelt. Entweder lag eine Verwechselung des Zettels und der zugehörigen Pflanze oder ein
zufälliges Auftreten der sonst östlichen, ungarischen, nur bis Niederösterreich vordringenden
Pflanze vor, die auch bei Leitmeritz, wo sie Neumann angab, nicht wieder gefunden worden ist,
28. Diplotaxis DC.
1. D. muralis DC. (Sisymbrium murale L.). Stengel krautartig, mehrere aus
einer bald zur Blüthezeit noch frischen, bald schon vertrockneten Grundblattrosette,
meist einfach, seltener unten ästig, meist nur am Grunde beblättert, oberwärts nackt,
schaftartig. Grundblätter buchtig fiederspaltig oder fast fiedertheilig, mit gezähnten
468 Erucastrum.,
Abschnitten; Stengelblätter länglich, zum Grunde keilig in den Blattstiel verschmälert,
leierförmig-fiederspaltig, mit länglichen, ganzrandigen oder gezähnten, vorgestreckten
Zipfeln, oder grob-gezähnt. Schoten auf den Blüthenstielen abstehend, über dem Keleh-
ansatz kaum merklich gestielt.
3”—1!,‘ hoch, zerstreut behaart oder kahl. Die 1jährige Form bildet eine grosse, zur
Blüthezeit frische Grundblattrosette, der 2jührigen fehlt sie meist ganz, bisweilen sogar ist ein
ästiges, wohl mehrjähriges Rhizom vorhanden. Stengel rur selten zu '/, bis °/, seiner Länge
beblättert. Blüthenstiele häufig nur so lang wie die Blüthen, aber auch länger, so wie bei der
folgenden. Blumen eitrongelb, verblüht rothbräunlich.
und &9 Juni—September. Auf Aeckern mit Thon- und Kalkboden, an Wegen,
Sandstellen, wüsten Plätzen, im wärmeren Hügellande ziemlich verbreitet. Bei Prag nur
nordwärts: Laurenzberg (Opiz)! einmal (1868) im Hofe des Museumsgartens! Hetzinsel
(Tausch)! Podbaba (Dedetek)! Proseker Steinbruch bei Vysocan (Nickerl), — Häufiger
an der Elbe: Bahnstation Chlumin-Obristvi auf Sandboden! bei Bysie, Tisic, Cedelic auf
Kalkmergel! Lissa auf Sand (Tausch)! Sadskä (Opiz). Blato und Fuss des WoSkobergs
bei Pod&brad! Brandeis a. d. Adler am Flussufer! Leitomysl (nach Varecka). N. Benätek
bei Jungbunzlau (Schroft, Dedetek)! Melnik (Maly)! Roudnie, besonders auf den Bahn-
dämmen, am Fusse der Sovice im Kalkthonboden ! um Gastorf häufig! Zwischen Öernie
und Vrbitan, um Lukavec (Mayer). Schanzen bei Leitmeritz häufig! Fuss des Lobosch!
und sonst bei Lobositz. Fuss des Dreikreuzberges bei Cernosek (Mayer). Aussig (Poläk) !
Tetschen (Malin.)! Huhndorf bei Teplitz, Bilin, Loosch (Reuss). Brüx! Am Postelberger
Teiche (Knaf)! — Budweis am Teichdamme (Mardetschläger ex Rodler) ?
2. D. tenuifolia DC, (Sisymbrium tenuifolium L.) Stengel unterwärts holzig,
halbstrauchig, vielästig, Aeste aufsteigend oder aufrecht, im unteren Theile beblättert.
Blätter alle fiederspaltig, obere mit ausgespreizten, verlängerten, linealen oder länglich-
linealen Zipfeln. Schoten über dem Kelchansatz deutlich (1 lang) gestielt.
1—2' hoch, Der vorigen sehr ähnlich und vielleicht besser als deren Race zu betrachten,
durch das Wachsthum, feiner zertheilte Blätter, etwas grössere Blüthen und über dem Kelch-
ansatz gestielte Schoten verschieden. Blüthenstiele meist 2—3mal länger als die Blütbe und
1—'/‚mal so lang als die Schote.
2% Juni—August. Auf Felsen, Sandplätzen selten. Felsen der Bruska in Prag
und einzeln vor dem Sandthore ! im Baumgarten (Opiz)! Steinbrüche bei Prosek (Nickerl) !
Felsen in Jungbunzlau gegen das Iserthal zu, zahlreich! Im Sande des Roudnicer Bahn-
hofes (Reuss)! Am Hirtberge bei Ellbogen (Ortmann).
29. Erucastrum Presl.
f 1. E. Pollichii Schimp. et Spenn. (Sisymbrium erucastrum. Pollich). Stengel
aufrecht oder aufsteigend, ästig, sammt den Blättern ziemlich angedrückt behaart, Blätter
leierförmig. buchtig-hedertheilig, Abschnitte länglich, ungleich kerbig-eingeschnitten oder
fiederspaltig, au den stengelständigen das unterste Paar derselben vom Stengel entfernt,
Untere Blüthen der Traube von fiedertheiligen, kleinen, und oberwärts in der
Traube an Grösse abnehmenden Laubblättchen gestützt. Kelchblätter aufrecht abste-
hend. Schoten aufrecht-abstehend.
,—2' hoch. Blätter etwas dicklich, unterste‘ häufig trübviolett angelaufen. Blumen-
blätter blassgelb mit grünen Adern.
© Juni—Herbst. Am Fusse des Woskoberges bei Podöbrad am Rande eines
Brachfeldes im Kalkmergelboden, mit Diplotaxis muralis und Linaria elatine nur in
einem Exemplare 1867 von mir gefunden, in späteren Jahren nicht wieder, daher offenbar
nur zufällig eingeschleppt gewesen.
Brassica, 469
30. Brassica L. em. Kohl.
&) Traube schon während des Aufblühens locker und verlängert, daher die offenen Blüthen
die Knospen nicht überragend.
r. 1. B. oleracea L. Blätter alle blaugrau bereift und kahl, untere leierförmig-
fiederspaltig oder ungetheilt, länglich-verkehrteiförmig, eckig-sezähnt oder ausgeschweift,
gestielt, obere mit verschmälerter oder gerundeter Basis sitzend. Kelchblätter und
Staubfäden aufrecht. Schoten auf den Blüthenstielen aufsteigend, holperig, auf den Klappen
gerundet. Samen glatt.
1—3° hoch. Blumen ziemlich gross, schwefelgelb. Culturvarietäten:
*) Stengel und Blüthen nicht, wohl aber die Blätter verändert:
«@) acephala DC., Stengel verlängert. Blätter ausgebreitet, nicht in eineu Kopf geschlossen,
meist buchtig-fiederspaltig, flach oder gekräuselt, grün, roth oder braun (Blattkohl, Grün-
kohl, Braunkohl).
£) sabauda L. (Wiersing, Blasenkohl, in Böhmen auch Kapuste)*). Stengel etwas verlängert.
Blätter zu einem lockeren Kopf geschlossen, blasig-runzelig.
y) eapitata L. (Koptkohl, Kraut). Stengel verkürzt. Blätter gewölbt, in einen kugeligen
festen Kopf zusammenschliessend, weissgrün oder roth.
**) Stengelbasis knollig umgestaltet.
ö) gongylodes L. (Kohlrübe, Kohlrabi).
***) Blüthenknospen sammt dem Blüthenstande tleischig und bleich.
e) botrytis L. (Blumenkohl, Carviol, Spargelkohl).
69 Mai, Juni, selten © Juli—Septemb. Wild an den Küsten der Nord- und
Ostsee ; wird allgemein gebaut und verwildert einzeln.
7 2. B. napus L. Blätter alle blaugrün bereift, kahl oder die ersten zerstreut-
steithaarig, die unteren gestielt, leierförmig-fiederspaltig, selten ungetheilt, buchtig oder
eckig-gezähnt, obere mit verbreiterter, tief herzförmiger Basis stengelumfassend, minder
gezähnt bis ganzrandig. Kelchblätter zuletzt aufrecht abstehend. Kürzere 2 Staubfäden
bogig aufstrebend. Schoten holperig, etwas zusammengedrückt, 3mal so lang als der
Schnabel, abstehend. Samen netzig-punktirt.
1—3’ hoch. Blumen goldgelb. Samen braun. Kulturyarietäten:
«e) oleifera DC. (Raps, Reps). Wurzel spindelig, Pflanze 1jährig oder überwinternd.
f) napobrassica L. (Steckrübe, Erdkohlrabi, Dorschen)**). Wurzel rübenförmig, mit der
knolligen Stengelbasis zu einem kugeligen oder eiförmigen unterirdischen Knollen umgebildet.
69 April, Mai, ©) Juli, August. Heimath zweifelhaft; wird allgemein gebaut,
zumal «) als Oelpflanze.
ß) Traube während des Aufblühens verkürzt, gedrungen, flach oder konkav, die Knospen
daher von den geöffneten Blüthen überragt.
+ 3. B. campestris L. ampl. Unterste Blätter gestielt, grasgrün, beiderseits
zerstreut steifhaarig, leierförmig, seltener ungetheilt, rundlich, winkelig-gezähnt, obere
eilänglich, fast ganzrandig, mit tiefherzförmiger Basis umfassend-sitzend. Kelch-
blätter zuletzt wagrecht abstehend. Kürzere 2 Staubfäden bogig aufsteigend. Schoten
holperig, auf abstehenden Stielen aufrecht. Samen fein netzig-grubig.
1—3’ hoch. Blätter weniger seegrün als bei den vorigen, Blumen kleiner, goldgelb. Varürt:
«) genuina (B. campesiris L., B. praecox W. Kit.). Wurzel spindelig, dünn. Stengel 1—1'/,’
hoch. Pflanze meist 1jährig.
*) Nach dem Böhmischen kapusta.
**) Böhmisch twin (sprich turschien).
31
470 Melanosinapis, Sinapis.
ß) oleifera DC. Wurzel spindelig, dünn. Stengel 1'/,—3‘ hoch, kräftiger, ästiger. Schoten
und Samen grösser. Pflanze 1jährig oder überwinternd (Sommer- und Winterrübsen).
y) rapa (Br. rapa L.). Wurzel rübenförmig, sonst wie f., überwinternd (Weisse Rübe).
5% April, Mai, © Juli, August. «) Auf Brachfeldern und wüsten Plätzen verwildert,
nicht häufig; ß) als Oelpflanze seltener als Raps gebaut, 7) auf Aeckern nach der Ernte,
in Gärten gebaut.
31. Melanosinapis Schimp. et Spenn.
1. M. communis Schimp. et Sp. (Sinapis nigra L., Brassica nigra Koch, Schwarzer
Senf). Blätter grasgrün, alle gestielt, untere leierförmig mit gezähnten Abschnitten,
bis eiförmig, lappig gezähnt; obere lanzettlich, spitz, ganzrandig. Traube oben abge-
rundet, die Knospen über die geöfineten Blüthen emporragend. Kelch zuletzt wagrecht
abstehend. Blumenblätter mit füdlichem Nagel. Schoten sammt den Stielen der Trauben-
awe angedrückt, holperig, kurzgriffelig.
1'/,—3° hoch, ästig, kahl oder unterwärts zerstreut steifhaarig. Blumenblätter goldgelb,
kleiner ale bei den vorigen. Blüthen und Schoten kurz gestielt, letztere nur !/,“ lang.
© Juni, Juli. Auf wüstem und bebautem Boden, Aeckerrainen, Feldern, nur
selten und wohl nur mit Getreidesamen eingeführt, so bei Prag (Tausch), z. B. nächst
der Bulovka (Purkyn&)! Püllna (Roth). Karlsbad (Ortmann)! Um Schloss Brezina (Sternberg) !
32. Sinapis L. em. Senf.
1. $. arvensis L. Blätter alle gestielt, eiförmig, verkehrteiförmig oder die oberen
länglich, ungleich-gezähnt, öfter am Grunde leierförmig eingeschnitten, dann mit
einem Paare kleiner Seitenabschnitte. Kelch wagrecht abstehend. Schoten aufrecht oder
abstehend, walzlich ‚holperig, oft fast rosenkranzförmig; ihr Schnabel zusammengedrückt-
kegeliy, jederseits mit 3 ziemlich gleichweit entfernten starken Nerven, am Grunde
häufig einen Samen einschliessend, meist kürzer als die Schote.
1—2‘ hoch, aufrecht ästig, kurzsteifhaarig oder oben kahl. Blumen dottergelb, mittel-
gross. Samen schwarz, glatt. Var. «) leiocarpa Neilr., Schoten kahl, oder ziemlich kahl, ab-
stehend; f} dasycarpa Neilr. (ß. hispida Döll, S. orientalis Murray), Schoten von rückwärts
gerichteten Borstchen kurz steifhaarig und abstehend, y) strieta (8. villosa Merat), Schoten
aufrecht, der Spindel angedrückt, ebenfalls steifhaarig.
© Juni—August. Auf Aeckern unter der Saat, auf Schuttplätzen im Hügellande
verbreitetes und meist häufiges Unkraut, besonders auf Kalk- und Thonboden, in manchen
zumal in gebirgigeren Gegenden dagegen fehlend und von Raphanus raphanistrum ver-
treten; ) hin und wieder; bei Prag, z. B. im St. Prokopi-Thal, hinter Slichov! Lieben
(Opiz)! Blato bei Podebrad (Opiz)! KopidIno und Rozdalovie! Leitmeritz (Thiel)! Tetschen
(Malin.)! Hopfengärten bei Roucov hinter Schlan! u. a.; y) mit ß) z. B. bei Prag: St.
Prokopithal, einzeln! Dablizberg (Opiz)! Kolin, in der Futterwicke mit S. alba! Elbufer
südlich von Bodenbach !
T. 2. 8. alba L. Blätter alle gestielt, leierförmig-fiedertheilig, mit winkelig
oder buchtig-gezähnten Abschnitten, die obersten so wie der schr grosse Endzipfel der
übrigen meist tief 3spaltig. Kelchlätter abstehend. Schoten auf abstehenden Stielen
aufsteigend, oft tast wagrecht, kurz walzlich, holperig oder rosenkranzförmig eingeschnürt,
sammt dem Schnabel meist abstehend steifhaarig; Schnabel schwertförmig zusammen-
gedrückt, oft sichelförmig, auf jeder Fläche mit 3 stärkeren der Mittellinie nä-
en er daneben jederseits linirt, meist ohne Samen, so lang oder länger als
ie Schote.
Raphanus,. Rapistrum. 471
1—2‘ hoch. Blumen hellgelb, kleiner als bei voriger, Schoten viel kürzer und breiter,
deren steife kräftige Borsthaare weiss; eine var. glabrata (Döll Fl. v. Baden) mit kahlen
Schoten sah ich noch nicht. Die Klappen in der Regel ebensogut 3nervig wie bei S. arvensis,
ein 4. oder auch ein schwacher 5. Nerv bildet sich ausnahmsweise bei dieser ebenfalls aus.
Samen hellgelblich, sehr fein grubig punktirt.
© Juni, Juli. Wird auf Feldern gebaut und verwildert stellenweise, so bei
Prag, z. B. nächst Smichov, Vyso&an (Opiz)! Damil bei Tetin (Purkyne)! Kolin gegen
Sendraäie in der Wicke! Caslau (Opiz). Jaromer (Knaf)! Höflitz im Flachs (Schauta).
Calosie bei Leitmeritz! Osseg (Thiel)! Karlsbad (Ortmann).
35. Raphanus L. Rettig.
1. R. raphanistrum L. (Raphanistrum lapsana Gärtner, Rapistrum arvense All.,
Hederich). Blätter grasgrün, gestielt, leierförmig fiedertheilig, mit eiförmigen oder lanzett-
lichen, ungleich-gezähnten Abschnitten, die obersten auch ungetheilt, gezähnt. Kelchblätter
aufrecht. Schoten abstehend, aufsteigend, walzlich über dem Kelchansatz gestielt,
zwischen den Samen rosenkranzförmig eingeschmürt, an den Einschnürungsstellen
in die Isamigen Glieder zerfallend; Glieder Skantig und Sfurchig, das oberste
langgeschnäbelt.
1—1!/,' hoch, aufrecht, ästig, etwas stejfhaarig oder oberwärts kahl. Blumenblätter
gross, schmutzig blassgelb oder weiss mit violetten Adern, selten schwefelgelb mit dunklergelben
Adern. Schote meist kahl, seitener kurzhaarig (var. scabrirostris Opiz!).
© Juni— August. Unter Getreide, im niederen Lande (Veseli bei Wittingau !),
im Hügellande und in gebirgigeren Gegenden, im Erzgebirge, Böhmerwald über 3000‘
(Sendtner) meist gemein und massenhaft, in manchen Gegenden die Sinapis arvensis
vertretend, so z. B. um lHorovie, wo ich keine Sinapis sah, und um Krumau, wo auch
Jungbauer letztere nicht angieht.
72. R. sativus L. Schote abstehend, über dem Kelchansatz kaum deutlich
gestielt, reif gedunsen, schwammig, längsfurchig, nicht eingeschnürt, noch auf-
springend, eilänglich, in den langen Griffel schnabelartig zugespitet.
Blumenblätter weiss oder lila mit violetten Adern. Sonst wie vorige. Var. @) silvestris
Koch, Wurzel dünn, spindelig, £) niger DC., Wurzel verdiekt, rübenförmig, länglich, gross,
aussen schwarz, sehr scharf schmeckend, y) radicula, Wurzel kugelig oder rübenförmig,
kleiner, roth, weiss oder violett, minder beissend. 5
© und 58 Juni— August. In Südosteuropa und Asien einheimisch, bei uns ß)
und y) in Gärten gebaut, «) wohl selten auf Schutt verwildert.
34. Rapistrum All. em. Repsdotter.
1. R. perenne All. (Myagrum perenne L.). Blätter gestielt, schrottsägeförmig-
fiederspaltig, mit ungleich winkelig-gezähnten Abschnitten, oberste fast ungetheilt,
länglich, gezähnt, sitzend. Schoten aufrecht, der Spindel angelehnt, Blüthenstiel dick,
bald länger, bald etwas kürzer als das untere Glied. Griffel dick, kegelig, kürzer als
das obere Glied, dieses eiförmig mit 8 glatten Rippen.
Stengel 2—3' hoch, aufrecht, ausgesperrt-ästig, sammt den Blättern steifhaarig, ober-
wärts ziemlich kahl. Blumen dottergelb, mittelgross. Fruchttraube verlängert.
2. Juni, Juli. Auf Aeckern, Rainen, Wegrändern, auf Kalk- und Lehmboden,
im wärmeren Hügellande und den Niederungen, oft zerstreut und einzeln. Bei Prag
spärlich, im Moldauthale: bei Dvorec! Radlie (Siegmund)! Slichow (Opiz), Hlubodep
(Opiz)! an der Künigsaaler Landstrasse (Knaf)! vor dem Bruskathore, Dejvice (Opiz)!
Podbaba! Neu-Lieben (Op.)! Vinor vor Brandeis (Opiz)! Hledsebe bei Weltrus (Poläk)!
31*
472 Reseda,
— Zwischen Nehvizdy und Celakovice (Poläk)! Oumyslovice bei Podebrad (Opiz)! Nieder-
Rokytey bei Münchengrätz, bei Libän (Sekera). Vidim (Hackel). Kalkäcker bei Malschen
nächst Gastorf häufig! Habrovka und Thiergarten bei Roudnic (Reuss). Vrbican (Mayer).
Leitmeritz: gegen Schüttenitz! Lobositz (Reuss). Aussig, Teplitz (Winkler)! Bilin ( Malinsky)!
Brüx (Knaf)! — Semtsch bei Triblie! um Loun nach Norden häufig, besonders um den
Rannayer Berg! auch südwärts hinter Citolib! Saaz! und Vysotan (Thiel)!
78. Ordnung. Resedaceen De Cand.
1. Reseda L. Resede.
Blumenblätter meist eingeschnitten, am Nagel varbreitert und mit einem Krönchen
versehen, die vorderen kleiner, minder getheilt oder ungetheilt, mit kleinem oder ohne
Krönchen. Kapsel 3—4kantig, oben often, mit ebensoviel wandständigen Samenleisten.
1. R. lutea 1. Stengel aufsteigend, meist ästig. Blätter gestielt, unterste keilig,
ungetheilt oder 2—3lappig, die übrigen einmal oder fast doppelt 3theilig, Abschnitte
länglich-lineal, längs der Blattspindel herablaufend, am Rande wellig und warzig-rauh.
Trauben Anfangs gedunsen, kegelig, dann verlängert, deckblätterig. Blüthenstiele so lang
oder etwas länger als der Kelch. Kelch 6theilig, Zipfel lineal, bleibend. Blumenblätter
6, Sspaltig mit verkürstem Mittelzipfel. Kapsel eiförmig-länglich, aufrecht, 3zählig,
Samen glatt.
/,„—2' hoch, zerstreut warzig-kurzhaarig. Blumenblätter gelblich. Die lange kräftige
Wurzel treibt Adventivknospen.
6% und 2 Juni—September. Auf Schuttstellen, an Wegen, auf dürren sonnigen
Hügeln der warmen Hügelregion und Ebene verbreitet. Um Prag häufig, namentlich im
ganzen Moldauthale, bei Karlstein! Ebenso im Elbthale, im Osten seltener: Wälle von
Königingrätz! Wälle von Pardubie (Opiz). Chrudim: im Chrudimkathale und an der
Strasse nach Hrochov-Teinitz im Kleefelde! Cäslau vor dem Wiener Thore (Opiz). Kutten-
berg! Zehui, Podebrad, Nimburg! Liblie, Bysie, Obfistvi! Melnik (PraZäk) ! Um Gastorf,
Roudnie häufig! Brozan, Lobosic (Neum.). Leitmeritz! noch bei Tetschen am Elbufer!
— Jungbunzlau (Hippelli)! nicht bei Münchengrätz (Sekera), angeblich wieder bei Kl.
Skal (Neumann). Niemes (Lorinser! von Schauta aber nicht verzeichnet, somit gewiss
selten). — Teplic selten (Opiz). Bilin! Brüx (Stika)! Görkau, Vysolan b. Saaz (Thiel) !
Um Loun seltener! Lubenz, Falkenau (Ortmann).
2. R. luteola L. (Wau). Stengel steif aufrecht, dieht beblättert, einfach oder
oberwärts mit aufrechten Aesten; Blätter länglich-lanzettlich, obere lanzettlich, gang-
randig, stumpf, stachelspitz, am Grunde jederseits mit einem schmalen Zähnchen,
am Rande, besonders die der ljährigen Rosette, oft wellig, die unteren in den Blattstiel
verschmälert, die oberen sitzend. Trauben schmal-walzlich, schweifartig, zur Fruchtzeit
sehr verlängert. Blüthenstiele kürzer als der Kelch. Kelch 4theilig, Zipfel eilänglich,
bleibend. Blumenblätter 4, das hintere grössere 5—7spaltig, die übrigen 2—3spaltig,
Kapsel fast kugelig, aufrecht, 3—4zählig. Samen glatt.
Die Achse treibt im ersten Jahre grössere Rosettenblätter. Stengel 1—4' hoch. Blumen-
blätter gelblich. Das bittere Kraut enthält einen gelben Farbstoff (Luteolin).
6% Juni—September. Auf Triften, an Wegen, Ufern, steinigen und kiesigen
Plätzen, sehr zerstreut in dem von der vorigen bewohnten Gebiet der warmen Hügel-
region und der Ebene, aber seltener. Bei Prag hin und wieder, z.B. Bruska, Belvedere,
Bubend, Podbaba! Zizkaberg (Jirus)! VySehrad, St. Prokop, Motol! Königsaal, Bachgeröll
bei Radotin! Karlstein! — Schlan (Stika, Knaf)! Kuttenberg! Cäslau (Op.) Jungbunzlau
(Hipp.)! Kloster bei Münchengrätz (Sekera). Kl. Skal (Neumaun). Melnik (Prazäk)! Unter
Myricaria. Drosera, 47
109
der Soyice, zur Elbe hinab! Budin (Reuss), Brozan (Neumann). Ufergeröll gegenüber
Cernosek, nächst dem Radobyl bei Leitmeritz! Bilin im Zizkathale im Gneussfelde! Loun:
bei Citolib, hinter Kosov, bei VrSovic! Brüx häufig (Eichler). Bran bei Komotau (Knaf)!
‚Schiesselitz! Saaz! Karlsbad hin und wieder (Ortm.). — Bei Goldenkron, an Mauern in
der Fabrik und am Farbhause und an der Strasse bei Rojau, nach Jungbauer sicher
nur durch Farbmaterial verstreut (Jungbauer schreibt zwar R. Iutea, kann aber hienach
nur R. luteola gemeint haben). Wird übrigens, soviel mir bekannt, in Böhmen nirgends gebaut.
79. Ordnung. Tamariseineen Desvaux.
1. Myricaria Desv. Tamariske.
Kelch 5theilis. Blumenblätter 5. Staubgef. 10, bis zur Mitte verwachsen, die
epipetalen kürzer, dem Kelche (Becherboden) eingefügt. Griffel mit kopfiger Narbe.
Kapsel 3seitig-pyramidal, 3klappig, vielsamig,. Samen mit gestieltem, federartigem
Haarschopf.
? 1. M. germanica Desy. (Tamarix germanica L.). Aeste aufrecht, ruthenförmig,
mit dünnen, dicht beblätterten, traubig-ästigen Zweigen. Blätter abwechselnd, länglich-lineal,
fleischig, graugrün, am Rande häutig, sitzend, einander dachig deckend. Blüthen an den
Aesten und Zweigen in endständigen, ziemlich gedrungenen, langwalzlichen Trauben;
Deckblätter am Rande häutig und gefärbt, länger als der vorblattlose Blüthenstiel.
3—6°’ hoch, ganz kahl. Zweige gelbgrün oder purpurn angelaufen. Blätter klein, eriken-
artige. Blumen rosenroth, an der weit vorragenden Frucht lange bleibend, diese bald klaftend,
die Samenwolle entlassend.
» Juni. An Fluss- und Bachufern. Bei Krumau an Waldbächen 1852 von Jechl
entdeckt, nach Mardetschläger am Bache bei Maidstein, jedoch konnten sie Jechl selbst
und Hillardt 1854 nicht wieder finden und vermutheten, dass sie durch einen grossen
Wolkenbruch (?) weggeführt wurde. Hiemit ist aber die Angabe, die Pflanze sei dort so
häufig gewesen, dass sie Landleute als Hutzierde trugen, schwer zu vereinigen (S. Oesterr.
Bot. Wochenbl. 1853 und 58). Ob sie ferner bei Tepl (Konrad!) wirklich wild wächst,
ist sehr zweifelhaft.
80. Ordnung. Droseraceen De Cand.
1. Drosera L. Sonnenthau.
Kelch tief 5theilig. Blumenblätter vertrocknend, bleibend. Staubgef. 5. Griffel
meist Stheilig (auch 4—5theilig) mit meist 2spaltigen Schenkeln. Kapsel 3—5klappig.
1. D. rotundifolia L. Blätter fast kreisrund, wagrecht ausgebreitet, plötzlich
in den langen Blaitstiel zugeschweift.
Schaft nackt, aufrecht, 3—8“ hoch, mehrmals länger als die Blätter, am Ende mit ein-
seitswendiger, anfangs zurückgekrümmter, am Grunde öfter 2spaltiger Scheintraube (Wickel).
Blätter in grundständiger Rosette, mit rothen Drüsenhaaren besetzt, deren randständige dichter
und länger, fadenförmig; am Grunde des Blattstiels mit zerschlitzten häutigen Anhängseln. Blatt-
spreite geren Berührung (durch Fliesen) reizbar, in der Knospe eingeknickt. Blüthen bis 10.
kurzgestielt, mit fädlichen Deckblättern. Blumen weiss, nur Vormittags bei Sonnenschein geöffnet,
Treibt kurze fädliche Läufer, deren Spitze neue Rosetten bildet.
2, Juni— August. Aufsandig-moorigen Teichrändern, in moosig-torfigen Gräben und
Sümpfen, auf Torfmooren, nassen Sandsteinfelsen aus den’ feuchteren Ebenen bis auf die
Hochgebirgsmoore, verbreitet, doch zerstreut, nur im warmen Hügellande fehlend. In der
weiteren Prager Gegend daher nur bei Böchovic (Bayer)! Am Teich Rozkos bei Neuhof,
474 Parnassia.
(Richter nach Opiz), Kalkopodol bei Hermanmöstec ( Gregory). Seelau (Opiz). St. Katha-
rina bei Poliöka! Nickel (Walter), B. Trübau: Zwischen Michelsdorf und Jokelsdorf
(Rybiöka). Verbreitet im nördlichen Striche längs der Sudeten und auf denselben.
Senftenberg: bei Ritka und zwischen Petersdorf und Cihäk (Brorsen). Neukönigingrätzer
Wald (Cenek)! Adersbacher Felsen (Cenek)! Hohenelbe (Kablik)! Riesengebirgskamm :
Weisse Wiese, E!bwiese! Mooswiese bei Gross-Aupa (Brandeis). Studenec bei Falgendorf
(Pospich.). Prachover Felsen bei Jiein (Pospich.)! Brantez bei Münchengrätz (Sekera).
Trosky bei Turnau (Jirus)! Kleinskal (Neum.). Weisswasser (Hipp.)! Hirschberger Sümpfe !
Cistaj bei Niemes (Schauta)! Wartenberg! B. Leipa! Bürgstein (Hocke)! Reichstadt
(Mann)! Friedland (Menzel)! Liebwerd (Kratzmann)! Harzdorf bei Reichenberg! Iserwiese
(Tausch)! Schluckenau, Rumburg, Schönlinde! Nixdorf (Neum.). Maxdorfer Teich bei
Tetschen (Malin.)! Kaltenberg b. B. Kamnitz! Wald Homola unter dem Geltsch (Reuss).
Teplitz (Winkler)! so bei Kosten und Probstau (Reuss). Moorwiesen bei Eisenberg!
Auf allen Torfmooren des Erzgebirges, z. B. bei Zinnwald, Neuhauser Seehaide, Petsch!
Purberg bei Komotau! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (Ortm.), Franzensbad (Bracht) !
Tepl (Konrad)! — Padrt bei Zbirow! Bfezina unter dem Teich Malikovece (Sternberg).
Häufig auf den Filzen des Böhmerwaldes bis 3500° und in dessen Vorgebirgsstriche, z.
B. Hammer bei Neuern (Jirus)! Kuswarta, Satava, Desenicer See, Salnau, Christianberg,
Blanskerwald (Purkyne, Jungbauer). Wittingauer Teichebene: Budweis (Mardetschl.) !
Brannä bei Wittingau, im Schlossrevier, am Rosenberger und Kanzlerteich! Platz hie und
da (Leonh.). Neuhaus (Schöbl)!
2. D. longifolia L. (D. anglica Huds.) Blätter löneal-keilig, aufrecht abstehend,
in den langen Blattstiel allmälig verschmälert.
Aehnlich der vorigen, doch kräftiger, Blattstiele am Grunde mit schmäleren und längeren
Fransen, bedeutend länger als bei vor., daher der Schaft nur 2mal so lang oder wenig darüber
länger als die Blätter. Trauben kürzer, stets einfach, Blüthen grösser, in geringerer Zahl, meist
4—6, Samen in der Mitte viel dicker. Perennirt durch kurze Seitentriebe.
2, Juli, August. In Torfsümpfen sehr selten, mit Sicherheit nur im Wittingauer
Becken. Chlumee bei Wittingau (Presl, Jechl!). Platz: am Rande des Skalnicer Teiches
und in Sumpflöchern beim Dorfe Pribraz (Leonh.)! Neuhaus: Läsenicer Torfmoor gegen
Margareth (Grim bei Opiz 1838, Novotny). Angaben von F. W. Schmidt: Gottesgab im
Erzgebirge, Friedland sind nicht beglaubigt noch später bestätigt worden.
81. Ordnung. Parnassieen E. Meyer.
1. Parnassia L. Studentenröschen.
1. P. palustris L. Wurzelstock senkrecht, abgebissen. Blätter herzeiförmig,
bogennervig, ganzrandig, die grundständigen langgestielt, ihr Blattstiel scheidig, am
Grunde fransig-gewimpert. Stengel 5kantig, über der Basis mit einem (selten 2) herz-
förmigen stengelumfassend-sitzenden Blatte, sonst nackt, einfach, Iblüthig. Nebenstaub-
blätter mit 9—13 Wimpern. Kapsel eiförmig, aufrecht.
j '/,;—1' hoch, kahl. Stengel terminal (und nicht lateral, wie Döll angiebt), obgleich neben
einem vorjährigen, am mehrblätterigen Rhizomsprosse terminalen Stengel öfter 2 relativ laterale,
zu den obersten vorjährigen Grundblättern achselständige Blüthenstengel vorkommen, die dann
am Grunde nur ein Niederblatt oder ein wenig entwickeltes Laubblatt mit einem Blattbüschel in
dessen Achsel tragen. Blume gross, Blumenblätter weit grösser als der Kelch, weiss, mit vom
Grunde fussförmig sich verzweigenden eingegrabenen, wässerig farblosen Nerven. Nebenstaub-
blätter gelbgrün, einem inneren Kreise verzweigter und steril umgebildeter Staubblätter entspre-
chend. Vor dem 1. (seitwärts nach hinten stehenden) Kelchblatt steht stets eines der 4 oder
selten 3 Carpelle. Die Staubgefässe entwickeln sich sukcessiv, in der Reihenfolge 1, 4, 3, 2, 5
(Zahlen der Kelchblätter, vor denen sie stehen), legen sich so dem Pistill an und biegen sich
verstäubt und meist nach Verlust des Beutels ebenso sukcessiv auf die Kelchblätter zurück.
Viola. 475
2. August, September. Auf nassen Wiesen und Mooren in der Ebene und in
Gebirgsgegenden, bis auf das Vorgebirge verbreitet, nur in der warmen Hügelregion
selten oder fehlend. Bei Prag daher selten, nur auf Sandstein oberhalb der Cibulka, bei
Unhost! Zlatnik und Pisnie (Bozdech)! Stirin (Sykora). Pysely häufig (Vogl). Elbniederung:
bei Melnik, Lobkovie, Öetelie, Pod&brad, Chlumec, Horusic bei Kuttenbers, Bohdanet,
Pardubic, Chrudim, Königingrätz, Jaromer. Im Osten bei Landskron, Leitomysl, Policka,
Stecken, Seelau u. s. w. Im nördlichen Striche jenseits der Elbe bis auf die Sudeten
allgemein verbreitet. Häufig auf dem Erzbirge und längs desselben von Tetschen und
Teplitz bis zu den westlichen Badeorten. Mittelböhmen: Rakonitz! Volesnä, Padıt,
Obecnie, Bfasy und Bfezina bei Radnie, Rozmitäl u. s. w. Böhmerwald und seine Vor-
berge, wie Kolinee bei Klattau, bei Lagau, Blanskerwald u. s. w. Wittingauer Ebene:
gegen den Rosenberger Teich, bei Veseli gegen Zalsi.
82. Ordnung. Violaceen De Cand.
1. Viola L. Veilchen.
Kelchblätter am Grunde mit Anhängseln. Blumenblätter ungleich, das vordere
(zugleich untere) mit hohlem Sporn; die seitlichen am Grunde meist gebärtet. Staub-
gefässe in einen Cylinder zusammenneigend, die 2 vorderen mit in den Blnmensporn
hineinragenden spornartigen Anhängseln.. — Blüthen blattwinkelständig, ihr Stiel mit
2 Vorblättchen.
A. (Clandestinae, Nomimium). Die ersten Blüthen mit Blumenkronen, oft unfrucht-
bar, die späteren mit verkümmerten Blumenblättern, kleistogamisch, stets fruchtbar. Seitliche
Blumenblätter seitlich abstehend. Griftel ziemlich gerade, am Grunde zusammengeschnürt.
‚1. Narbe in ein schiefes, bespitztes, veriieftes Scheibehen verbreitert.
1. V. palustris L. Grundaxe langgliedrig, kriechend, stellenweise verkürzt,
nur Laubblätter tragend. Blätter nöerenförmig oder rundlich-herzförmig, gekerbt, kahl
oder fast kahl, später vergrössert; Blattstiele ungeflügelt oder oberwärts schwachgeflügelt.
Nebenblätter gezähnelt oder ganzrandig, frei. Blüthenstiele als 2. Axen aus der Grund-
axe, am Ende nickend, auch zur Fruchtreife aufrecht, die Vorblättchen meist über
der Mitte tragend. Kelchzipfel stumpf, eiförmig oder länglich, mit gestutzten oder ge-
rundeten Anhängseln. Sporn kurz, stumpf, ziemlich gerade.
Blüthenstiele 2—6° hoch. Blumenblätter lila oder weisslich, meist rundlich, seltener
länglich-verkehrteiförmig, das gespornte mit violetten Aderstreifen. Die ersten Blätter sind stets
ganz kahl, in der Regel auch die späteren, doch sind bisweilen diese letzteren uuterseits auf den
Adern mit zerstreuten Härchen bestreut (solche sah ich bisher nur aus Südböhmen bei Wittingau!
Lomnic am Zäblat-Teiche! Budweis! „an der Strasse nach Stubenbach“: Purkyne!), und zwar
an üppigen, in gelockertem Moorboden gewachsenen Exemplaren. Selten tragen die letzten
Blüthenstiele und dann die Fruchtstiele die Deckblättchen unter der Mitte. Diess und die be-
haarten Blätter gelten bisher für wesentliche Merkmale der V. epipsila Ledebour, daher der-
artige Exemplare mit zugleich theilweise spitzen Blättern von Wittingau v. Uechtritz mit Be-
stimmtheit für V. epipsila erklärt hat und ich diese Art bereits als in Böhmen gefunden angezeigt
habe. Jedoch ergab eine im J. 1873 vorgenommene Untersuchung der blühenden Pflanze an der
genannten Lokalität, dass die dortige Pflanze gewiss nur eine unbedeutende Modifikation der V.
palustris ist. Die echte V. epipsila hat freilich noch grössere Blumen von mehr blauer Farbe,
dürfte aber doch nicht specifisch verschieden sein.
2 Mai, Anfang Juni. Auf Sumpfwiesen, Torfmooren, moorigen Waldhaiden im
Moose kriechend, verbreitet in Gebirgsgegenden bis auf das Hochgebirge und stellen-
weise in der Nähe derselben auch in tiefere Lagen herabsteigend, im warmen Hügel-
lande fehlend. Im Prager Gebiete bisher nur im Süden bei Kloko@nä nächst Michalovic
(1870)! und bei Popovic südl. von Beroun (Opiz). Fehlt in der ganzen Elbniederung.
Ostböhmen : Bergrücken südlich von Chrudim! Seelau, Stöcken (Opiz). St. Katharina
476 Viola,
bei Poliöka! Nickl gegen Gayer an der mähr. Gränze! Landskron (Erxleben)! so zwischen
Jokelsdorf und Michelsdorf (Rybitka). Grulich, Glazer Schneeberg, Potenstein, Chotzen
mit Carex pilosa! Im Riesengebirge z. B. auf der Weissen Wiese, bei der Schlingelbaude
beim Elbfall (K. Knaf)! Verbreitet im nördlichsten Theile; z. B. Reichenberg! Weiss-
kirchen bei Groltau (Matz). Rollberg (Schauta)! Habsteiner Sümpfe! B. Leipa! B. Kamnitz,
Kreibitz, Rumburg, Tetsehen! Gründe und Moore des Erzgebirges, auch in der Ebene
am Fusse desselben, z. B. bei Probstau! Weisskirchlitz bei Teplitz (Reuss), Eisenberg !
Eidlitz bei Komotau! Fischern, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). Franzensbad (Palliardi). —
Mittelböhmen selten: Rakonitz, am Eingange des Bürglitzer Thales (Krej&); Padrt bei
Zbirow! Brezina (Sternberg)! Im Böhmerwalde und auf seinen Vorbergen sehr verbreitet
(Purkyne)! bis über 4000° (Sendtner). Blanskerwald: bei Krems, Goldenkron (Jungb.).
Budweis bei B. Fellern u. s. w. Um Wittingau, Veseli sehr häufig, auf den Wiesen,
torfigen Teichrändern und auf den Waldmooren !
2. Narbe in ein hakig abwärts gebogenes Schnäbelchen verschmälert.
a) Ausgebildete Kronenblüthen alle oder doch fast alle als 2. Axen aus dem unbe-
gränzten Wurzelstocke entspringend.
«) (Zweiachsige). Blüthenstiele zur Fruchtzeit niedergestreckt. Rhizom nur mit
Laubblättern besetzt. Gestreckte Stengel fehlend, daher alle Blüthen aus dem Wurzelstocke.
Blätter nach der Blüthezeit sehr vergrössert. Kelchblätter stumpf.
*) Rhizom mit langgliederigen, beblätterten, kriechenden und wurzelnden Läufern.
2. V. odorata L. Ausläufer lang, dünn, Blätter rundlich-nierenförmig bis herz-
förmig-eiförmig, fein behaart. Nebenblätter eilanzettlich, spitz, kurzgefranst, spärlich
gewimpert, Fransen kahl. Blüthenstiele eiwa in der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelch-
anhängsel breit, vom Blüthenstiel weit abstehend, ein Höfchen um ihn bildend. Frucht-
knoten meist dichtflaumig.
An manchen Stöcken, besonders jungen, bilden sich die Läufer bisweilen nicht aus.
Blätter satt-, dann dunkelgrün, mässig lang gestielt. Blumenkronen meist stark wohlriechend,
dunkler violett, am Grunde weiss, selten aber auch wässerig lilaviolett (wie bei V. hirta), rosa
oder weiss. Var.
«) rotundata. Ausläufer verlängert, sehr langgliedrig, dünn. Blätter nierenförmig-
oder rundlich-herzförmig, so breit oder breiter als lang, stumpf.
f) oblongata (V. odorato-hirta Autt.). Ausläufer ziemlich dick, mehr kurzgliederig,
daher von dichterem Wuchse. Blätter herzeiförmie, länger als breit, ein wenig spitz, nur die
untersten breit herzförmig. — Diese Form, von Vielen für den Bastart odorata X hirta gehalten,
ist noch weiter zu beobachten.
2 EndeMärz, April. In Gebüschen, Hecken, an Waldrändern, Rainen, Grasplätzen
durch ganz Böhmen, in der Ebene nnd dem Hügellande bis auf das Vorgebirge, besonders
massenhaft in den Elbauen bei Nimburg, Podebrad u. s. w. — ß. Schüttenitz bei Leitmeritz
mit «. (A, Mayer)!
3. V. eyanea Öelak. (Oest. Bot. Ztsch. 1872). Ausläufer ziemlich kurz. Blätter
rundlich-, die oberen breit-herzförmig, ziemlich stumpf, zur Blüthezeit fast kahl und
fettglänzend. Nebenblütter lanzettlich, lang zugespitzt, kurzgefranst, spärlich gewimpert,
Fransen kahl. Blüthenstiele weit unter der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelchanhängsel
sehr kurz und den Blüthenstielen anliegend. Fruchtknoten völlig kahl.
Aehnlich der vorigen, die Blätter zur Blüthezeit lebhaft erün und fast kahl. Blumen
etwas wohlriechend, höchstens so gross wie bei voriger, oft kleiner. Blumenblätter in der grösseren
oberen Hälfte kornblumenblau, unterwärts weiss,
2. Ende März, April (in gleicher Position um einige Tage vor V. odorata auf-
blühend). Auf Grasplätzen, in Zäunen. Bisher mit Sicherheit nur auf Gartenplätzen in
Prag sehr selten eingebürgert, so zahlreich im Museumgarten und spärlicher im Ver-
einsgarten ! auch im Kinsky’schen Garten (Leonh.) Die Museumspflanze hat sich seit etwa
10 Jahren aus einigen Töpfen spontan ausgesäet, die Topfpflanzen sollen nach Parkyne
Viola, 477
von VSetecka aus der Gegend von Nimburg mit anderen wildgewachsenen Pflanzen ein-
geschickt worden sein; jedoch konnte ich die Art in den veilchenreichen Elbauen Nim-
burg’s (Mydlovar u. s. w.) nicht finden.
**) Rhizom durchaus kurzgliederig oder bisweilen etwas verlängert, aber schief
aufsteigend, ohne verlängerte, wagrecht kriechende Läufer.
* V. foliosa m. (V. odorata X hirta?) Wurzelstock sehr verzweigt, mit kurz-
gliederigen und Imorrigen, aber wagrecht hingestreckten Aesten, nur selten am
Umfange des Busches kurze Läufer aus höchstens ?°/,‘ langen Internodien treibend.
Blätter breitherzförmig, langgestielt, schon zur Blüthezeit länger als die Blüthenstiele.
Kelchanhängsel sehr kurz und vom blüthenstiel (im weiten Höfchen) weit ab-
stehend. Fruchtknoten spärlich-flaumig.
Bildet grosse, dichte Büsche, bis 1‘ im Durchmesser. Blumen violettlila, fast geruchlos.
2, April. Bisher nur in einem Gehölz nächst Cholupic bei Prag unfern der
muthmasslichen Aeltern von mir 1861 gefunden. In den Garten gesetzt entwickelte
diese Form ein sehr üppiges buschiges Wachsthum,
4. V collina Bess. (V. Opizii Knaf! V. paryula Opiz!). Wurzelstock schief
aufrecht-ästig. Blätter hell-, unterseits graulichgrün, grau-weichhaarig, breiteiherzförmig.
Nebenblätter (die meisten) lanzeitlich, langzugespitzt, langgefranst; Fransen länger
als die Breite des Nebenblattes, sammt deren Rande dichter gewimpert. Kelchan-
"hängsel etwas abstehend. Fruchtknoten spärlich flaumig.
Durch das helle Grün der Blätter, die dichtere, abstehende, graue, weiche Behaarung
und lilafarbige, am Grunde weissliche, etwas wohlriechende Blumenkrone mit weisslichem Sporn
vor der folgenden sehr ausgezeichnet.
2. Halber März — Anfang April (blüht früher auf und steht Mitte April ver-
blüht, wenn V. hirta in voller Blüthe prangt). In Laubgebüschen, lichten Hainen, auf
bewachsenen grasigen Abhängen des warmen Hügellandes und gebirgigerer Gegenden,
besonders auf Kalk ziemlich verbreitet. Bei Prag: Cibulka (Opiz)! Abhang bei Dvorec,
St. Prokop, Hlubotep, Kuchelbad, Zävist, Vran, Berg Mednik an der Säzava, hinter
Stechovic, Radotiner Thal! — Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus! Am Wosko-
berg bei Podebrad spärlich! Häufiger in den Dymokurer Wäldern, besonders im Haue
bei Kopidino, über dem Jakobsteich bei Dymokur! Jaromer! Johannisbad (Kablik)!
Kl.-Skal (Neum.). Um Jungbunzlau, Weisswasser häufiger als V. hirta! Bösig auf Phono-
lithfelsen (Purk.)! Rollberg auf Kalk (Schauta)! Thiergarten bei Roudnic (Reuss). Peruc!
Leitmeritz nicht selten, z. B. Satanaberg, Weisse Lelıne, Hradischken, Radobyl! Mile-
schauer und Kamajöken (Meyer) u. a. Mileschauer Mittelgebirge häufig! Rongstock !
Tetschen (Malin.)! Erzgebirge und am Fusse desselben: Teplitzer Schlossberg (Eichler)!
Boren bei Bilin! Langewiese oberhalb Osseg (Thiel)! Rothenhauser Park, Komotauer
Grund, Eidlizer Eichbusch! Eichberg bei Podersam! Ellbogen (Ortmann). — Kalklehne
bei Kounovä& und überall auf Kalk bei der Burg Pravda und im Winaficer Thale!
Koufimecer Revier bei Bürglitz! am Wege von Neuhof in das Klitavathal! Chotobus
bei Dobris! Komorskä hora bei Jinec! Kuridlo und andere Bergwälder bei Strakonie !
Krummau: im Moldauthal südwärts, Kalkfelsen, Kalkhügel unter dem Kokelsheger!
5. V. hirta L. Wurzelstock schief aufrecht-ästig. Blätter grasgrün, nebst den
Blüthenstielen abstehend kurzhaarig, kürzer als die Blüthenstiele, die ersten 3eckig-
herzeiförmig, die letzten herzeiförmig. Nebenblätter eiförmig bis lanzettlich, kurzge-
franst, spärlich gewimpert, Fransen kahl, kürzer als der Breitendurchmesser des
Nebenblattes. Kelchanhängsel mässig-gross und dem Blüthenstiele ziemlich anliegend.
Fruchtknoten spärlich flaumig, selten ganz kahl.
Blumen geruchlos, hellviolett ins Blaue ziehend, mit gleichfarbigem Sporne, oft am
Grunde weisslich, auch ganz weiss oder gescheckt.
478 Viola.
2, April—Anfang Mai. In Wäldern, lichten Gebüschen, Zäunen, auf trockenen
Wiesen, im ganzen Hügellande und in gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge
verbreitet und meist häufig.
f) (Dreiaxige). Unterhalb der rhizomständigen, kronentragenden Blüthen ent-
wickeln sich am Rhizom aus den Achseln von Laubblättern später verlängerte Stengel, mit einigen
(2—3) kronenlosen Blüthen, oder bisweilen mit einer untersten korollinischen Blüthe (als 3.
Axen). Rhizom unter den Laubblättern mit schuppenförmigen, rothbraunen Niederblättern. Kelch-
blätter spitz. Kapseln (aus beiderlei Blüthen sich bildend) auf stets aufrechten Blüthen-
stielen nickend.
6. V. mirabilis L. Blätter breitherzeiförmig, gekerbt, jung stark tutenförmig
nach einwärts gerollt, umterseits auf den Blattadern, am Rande, den Blattstielen ab-
stehend behaart. Stengel unterhalb "der Blätter Zreihig behaart. Nebenblätter und
Niederblätter ganzrandig, nur drüsig-gewimpert. Kelchblätter gross, breit länglich-lan-
zettlich, spitz, etwas sichelig gekrümmt, das hinterste und die beiden seitlichen schmäler,
Anhängsel der 2 vorderen und des hintersten breit 4seitig, geschweift gezähnelt,
das der 2 seitlichen viel kürzer. Sporn etwas gekrümmt, stumpflich, nicht gefurcht
und nicht ausgerandet, etwas zusammengedrückt.
Blätter saftig hellgrün. Erscheint zur Blüthezeit 2axig, indem die lateralen 3—9” hohen
Stengel mit den Blüthen als 3. Axen erst zu Ende der Blüthezeit sich entwickeln. Blumenblätter
wohlriechend, wässerig blasslila, das vordere mit dunkelvioletten Adern und weisslichem Sporne.
2 April, Mai. In lichten Laubwäldern, Vorhölzern, auf buschigen, steinigen
Hügellehnen, in lockerem Waldboden, besonders auf Kalk und Basalt, zerstreut in den
Niederungen, im warmen Hügellande und Mittelgebirge, seltener auch in der höheren
Gebirgsregion. Bei Prag: Kundraticer Wald, Cibulka, Hlubodep, St. Prokop, Kuchelbad,
Zävist, Hradistko an der Säzava! VSenorer Thal, Radotiner Thal! Berg Tobolka, bei
Tetin! Klicayathal bei Lana! Hain Beckov bei Libeznie (Dedetek)! Wald bei Jungfer-
breZan (Leonhardi). — In den Ebenen bei Nimburg, Gross-Wosek gegen Podebrad, am
Woskoberge sehr zahlreich, fast gemein in den Wäldern um Dymokur, KopidIno, Zä-
hornic! Pardubicker Berg bei Pardubie (Opiz). St. Antonius bei LeitomySl! Jaromer am
Elbufer bei Horeniec, Zwol (Knaf)! Riesengrund des Riesengebirges (Kablik)! Eisen-
stadtel bei Jicin (Pospfichal)! Fasanerie Kälov bei Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau,
z. B. am Berge Bäba! Widim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Schnedowitz.(Pöch)! Triebsch
(Neumann). Leitmeritz: weisse Lehne, Satanaberg ! auf der Dubina (Reuss), Hradischken !
Wopparner Thal, Mileschauer Fasanerie bei Mileschau (Mayer). Basaltgerölle unter dem
Klotzberge! Geröll der Hora bei Merzkles! Granatbach unter dem Radelstein! Berg
Wostray bei Sedl nächst Aussig! Probstauer Eichbusch bei Teplitz! Komotau: am Ein-
gange in den Grund! Karlsbad, Ellbogen, Falkenau (Ortm.). — Burg Pravda! Bfezina
(Sternberg)! Niklasberg bei Krumau! Böhmerwald 2. Reg. (Göppert)? (nicht im Baier.
Walde nach Sendtner).
b) Alle Blüthen aus den Blattachseln auf aufrechten oder aufstrebenden verlängerten
Stengeln entspringend. Kelchblätter spitz oder zugespitzt. Fruchtstiele aufrecht.
«) (Silvestres). Wurzelstock unbegränzt, mit centralem Bodenlaub und mit
lateralen Stengeln. Blätter herzförmig-eiförmig bis nierenförmig.
*) Rhizomsprosse unter den Laubblättern mit bräunlichen Niederblättern.
<< V. spuria m. (V. mirabilis X silvestris). Blätter herzeiförmig, gekerbt, unter-
seits auf den Adern, am Rande, nebst den Blattstielen und nebst dem Stengel unter-
halb der Blattstiele sehr zerstreut behaart. Nebenblätter breitlanzettlich, am Rande
kurzgefranst und gewimpert, Fransen viel kürzer als die Breite des Nebenblattes.
Kelchblätter lanzettlich, die seitlichen von den Rändern der 3 übrigen gedeckt, aber
nicht schmäler als das hinterste, öhre Anhängsel viel kleiner als an den hintersten,
die der vorderen am grössten, etwas eckig-geschweift. Sporn gekrümmt, gross, bleicher
lila, schwach gefurcht und ausgerandet.
Viola. 479
Hält in allen Stücken sehr gut die Mitte beider Aeltern. Behaarung der Blätter und
Blattstiele viel spärlicher als bei V. mirabilis; Blätter ähnlich denen der V. mirabilis, etwas
kleiner, von dunklerem Grün, weniger -als bei "mirabilis, doch mehr als an V. silvestris einge-
rollt. Blüthen meist tiefer am Stengelgrunde entspringend. Blumenblätter gleichmässig lilablau,
zum Grunde nicht dunkler, mit dunkler violetten, ausstrahlenden, aber doch zuletzt verwäs-
serten Adern.
2. April, Mai. Im Laubwäldchen des Woskobergs bei Pod&brad, Südostseite,
zwischen zahlreichster V. mirabilis und V. silvestris (1873 in 3 Exempl.)!
**) Rhizomsprosse ohne Niederblätter, nur mit Laubblättern.
7. V silvestris Kit, Koch (V. silvatica Fries, V. canina Autt. veter. part.).
Blätter herzeiförmig, untere breiter, obere zugespitzt, nur die untersten öfter herznieren-
förmig, alle kleingekerbt, sammt Blattstielen, Stengel und Blüthenstielen kahl oder doch
nur mit vereinzelten Härchen. Nebenblätter schmallanzettlich, kahl, kammartig ge-
franst, Fransen so lang als die Nebenblattspreite. Kelchzipfel lanzettlich, das hinterste
so breit wie die seitlichen, alle 3 mit sehr kurzen, wie verkümmerten Anhängseln.
Seitliche Blumenblätter kurz gebärtet, das gespornte vorn ausgerandet. Sporn ziemlich
gerade, kurz, zusammengedrückt walzig, binten nach abwärts abschüssig, furchig und
an der Spitze ausgerandet, gleichfarbig.
Stengel aufsteigend oder ausgebreitet, */,—*/,‘ hoch. Blätter satt- bis dunkelerün, jung
mässig eingerolit. Kelchzipfel nicht halb so lang als die Blumenkrone, viel kleiner als bei V.
mirabilis. Spora noch intensiver gefärbt als die übrige Krone. Blumenblätter hell blauviolett,
innen zur Basis intensiver, das gespornte am Grunde unterhalb des dunkler violetten Hofes weiss,
mit Iilavioletten in die intensivere Grundfarbe des Hofes sich verlierenden (nicht ausstrahlenden),
einfachen oder wenig verzweisten, nicht anastomosirenden Adern. Eine hübsche Var. (ß. lila-
cina) hat blass lilafarbene Blumenblätter.
2. April, Mai, bisweilen wieder im Herbste. In schattigen Laub- und Nadel-
wäldern, lichten Vorhölzern, besonders an Waldbächen, in Holzschlägen, verbreitet durch
das ganze Land bis zur Hochgebirgsregion der Gränzgebirge, so im Riesen- und Erzgebirge
(Gipfel des Hassbergs 3100’ hoch), im Böhmerwalde bis gegen 4000’. Sehr zahlreich in
den Elbauen bei Nimburg und Podebrad; häufig im warmen Hügellande. Bei Prag
2. B. Kröer Wald, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Kamenicer Thal u. s. w. — ß) Im
Parke von Weltrus zahlreich !
8. V. Riviniana Rehb. (V. canina Autt. vet. part.). Blätter breit herzeiförmig,
kurz zugespitzt, untere fast rundlich, alle kleingekerbt, sammt Stengel und Blüthen-
stielen meist kahl. Nebenblätter lanzettlich, kämmig-langgefranst, meist kahl. Kelch-
blätter lanzettlich; vordere Kelchanhängsel sehr gross, gestutzt, ausgeschnitten oder
ausgefressen, die seitlichen 3eckig bis 3eckig lanzeitlich, vorgezogen, meist gezühnt.
Seitliche Blumenblätter dicht- und langgebärtet, mit dem Barte sich berührend; das
gespornte vorn abgerundet. Sporn ziemlich gerade, zusammengedrückt, furchig und aus-
gerandet, meist weisslich.
Der vorig. sehr ähnlich. Stengel aufsteigend, meist kräftiger und höher als bei voriger;
Blätter breiter, lebhafter grün. Blumen meist fast doppelt so gross wie bei voriger, doch auch
nur wenig grösser, helllilablau, am Grunde weiss, das gespornte Blatt mit dunkelvioletten Adern,
deren seitliche stark verzweist und oft anastomosirend. An trockenen unfruchtbaren Stellen in
niedrigen an 3“ hohen Büschen mit blassen, milchbläulichen bis weisslichen Blumen. Var.
£) fallax m. Niedrig-buschige, Blätter kleiner, kurzgestielt, denen der V. arenaria
ähnlicher, jedoch die unteren tiefer herzförmig. Nebenblätter kürzer gefranst, am Rande gewimpert.
Blüthenstiele behaart. Sporn lila oder ins weissliche, Seitennerven des vorderen Blumenblattes
nicht anastomosirend. Vielleicht Bastart mit V. arenaria?
2, April, Mai. Wie vorige und oft mit ihr zusammen, meist ebenso häufig,
in den Elbauen seltener und spärlicher als vorige, um Prag dagegen häufiger als diese,
auch im Vorgebirge, z. B. im Erzgebirge! Blanskerwald (Jungb.)! Rosenberg bei B.-
Kamnitz, Duppauer Gebirge u. s. w. — ß) Weisswasser auf der Lysä hora (Purkyne)!
9. V. arenaria DC. (V. rupestris Schmidt?). Stengel und Blüthenstiele messt
rundum feinflaumig. Blätter rundlich herzförmig, stumpf, die unteren nierenförmig,
480 Viola,
oft vorn ausgerandet, fein gekerbt, dicklich, meist graugrün, feinflaumig oder kahl.
Nebenblätter eilanzettlich, kurz kämmig-gesägt, die oberen gewimpert. Kelchblätter
eilanzettlich, ihre Anhängsel alle kurz, von fast gleicher Länge, gerade, die seit-
lichen fast 4eckig und abgerundet. Seitliche Blumenblätter kurzgebartet, das vordere
kürzer, vertieft. Sporn kurz walzig, zusammengedrückt, am Ende nicht ausgerandet.
In allen Theilen kleiner als die beiden vorigen, in der Regel durchaus feinflaumig,
doch auch in ziemlich kahler Form. Stengel rasig, niederliegend, dann aufsteigend, nur '/,—3*
lang. Blumen halb so gross, wie bei V. silvestris, lilafarben mit gleichfarbigem oder etwas weiss-
lichem Sporn, bis fast reinweiss; vorderes Blumenblatt mit blassen, einfach verzweigten Adern.
Vorläufig führe ich diese und die vorige noch als Arten auf, da sie wohl unterscheidbar sind,
und die von anderen wie von mir beobachteten Uebergangsformen zwischen ihnen und V. sil-
vestris, sofern sie nicht bloss scheinbar sind, doch Bastartformen sein könnten.
2. April, Mai. In trockenen Haidewäldern, Kieferwäldern, auf sandigen Hügeln
der Hügelregion, auf trockenen Bodenarten, besonders Sand oder Kalk, sehr zerstreut,
vielleicht bisher mehrfach übersehen. Bei Prag: Slichov, St. Prokop, Zävist, Strnad!
Bän® bei Königsaal (Neum.), Karlstein (Pohl), Särka, Troja, Holesovic, Horomerfic
(Opiz); Rand des Roztoker Haines (Poläk)! Lehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus
häufig! — Kumburg bei Jiein im Sandboden (Vareöka)! Kl.-Skal (Neum.), Münchengrätz
(Sekera), Weisswasser (Hipp., Purk.)! Rollberg auf Kalk selten (Schauta)! Georgsberg,
Sandfelder im Walde Bor bei Roudnie gegen Wettel (Jirus)! Peruc (Malinsky)! Sandige
buschige Hügel bei Skalie (Mayer)! Teplitz (Winkler). Fuss des Boren! und Selnicer
Berg bei Bilin (Reuss), Sandhügel bei Vysolan (Thiel)! Rakonitz: unterhalb Chlum, am
Hlavatov (Krejc). Waldrand am Chotobus bei Dobris!
£) (Caninae.) Wurzelstock und seine Aeste ohne Niederblätter, anfangs ge-
staucht, später in den endständigen Stengel auswachsend und dann ohne centrales Bodenlaub.
Blätter länglich eiförmig bis lanzettlich, am Grunde herzförmig bis keilförmig.
10. V. canina L. (V. silvestris Lamk.). Stengel aus niederliegendem Grunde
aufstrebend bis aufrecht, kahl oder etwas behaart. Blätter aus herzförmiger oder fast
gestutzter Basis dreieckig oder eilänglich, stumpflich, gekerbt, mit schmalgeflügeltem
Blattstiel. Nebenblätter 3—mehrmal kürzer als der Blattstiel, fransig gesägt. Sporn
zusammengedrückt, breit.
Blumen kornblumenblau, am Grunde gelblichweiss, sehr selten ganz weiss; Sporn weiss
oder gelblich. Var.
«) ericetorum Kkcehb. Stengel niedergestreckt, 2—6 lang, mit kleinen kürzer gestielten
Blättern und Blüthen.
A) lucorum Rchb. (V.montana L.). Stengel aufrecht, bis 1‘ hoch. Blätter und Blüthen
grösser, länger gestielt. Nebenblätter oft grösser.
2 Mai, Juni. Auf trockenen Wiesen, Rainen, Wald- und Heideplätzen, Hügeln,
an Gräben, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge zu 3000’.
Anmerkung. V. Ruppii Rchb. (V. strieta Hornem.), die ich bisher nicht lebend am
Standorte beobachtet habe, unterscheidet sich von V. canina f. lucorum kaum anders als durch
vergrösserte blattige Nebenblätter, deren mittlere halb so lang, die oberen aber so lang und
länger sind als der Blattstiel. Eine besondere Art ist es keineswegs, sondern entweder ein Bastart
mit einer der folgenden (Kietschl, Ascherson), oder wahrscheinlicher eine blosse Varietät der
V. canina. Wurde gefunden bei Tetschen mit V. canina (Malinsky)! Rollberg nicht häufig (Schauta) !
Nixdorf, Georgswalde, Kl.-Skal (Neum.). Weisswasser (Hipp.)! Elbauen bei Podöbrad! und wohl
auch anderwärts.
11. V. stagnina Kit. (V. lactea Smith, V. Ruppii Presl fl. @ech.). Stengel
steif aufrecht, kahl, in dichten Rasen. Blätter etwas starr, hellgrün, kahl oder oberseits
zerstreut-feinhaarig, aus gerundeter oder schwach herzförmiger Basis länglich-lan-
zettlich, mit schmalgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter blattie, schmal lanzettlich, kurz-
fransig-gesägt, die mittleren etwa halb so lang als der Blattstiel, die oberen bald
noch kleiner, bald vergrössert, länger, Kapsel zugespitzt.
Viola, 481
Dünnstengelig, 3”—1’ hoch, schwächer und schmächtiger als die folgenden. Blumen-
blätter mehr rundlich, milchweiss; Sporn bisweilen grünlich oder bläulich überlaufen.
2. Mai, Juni. Auf sumpfigen oder moorigen Wiesen, an Gräben und Teich-
rändern, an feuchten Waldrändern der niederen Gegenden, Flussniederungen, sehr zer-
streut. Elbniederung: Veleliby bei Nimburg (Dödetek)! Rand der Remise bei Kreckoy !
und Blatowiese bei Podebrad ! Am grossen Teich bei Kopidino (Pospichal)! Semtiner
Teich bei Bohdane&! Wiesen vor der Pardubicer Fasanerie (Opiz)! Waldwiesen zwischen
Tyniste und Borohrädek! — Windischkamnitz! und B.-Kamnitz (Zizelsb.). Wesseln bei
Aussig (Malinsky)! Kommerer Seewiesen! — Chlum bei Rakonitz (Krej&) ? Wiesen bei
Radan zwischen Strakonie und Protivin (Dedecek)! An Gräben der Westseite des Zä-
blat-Teiches bei Lomnice!
12. V, pumil& Chaix (V. pratensis Koch). Stengel kahl, aufrecht. Blätter etwas
dicklich, trübgrün, kahl oder zerstreut behaart, meist aus keilförmig verschmälerter,
selten ansgerundeter Basis breiter oder schmäler lanzettlich, entfernt klein gekerbt,
mit oben breitgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter gross, blattig, meist länger als
der Blattstiel, oft ganzrandig oder mit wenigen kurzen Zähmchen. Blumenblätter
eilänglich. Kapsel stumpf.
Stengel 3-6‘ hoch. Blumenblätter mittelklein, blass himmelblau.
2. Mai, Juni. Auf Sumpfwiesen, nassen Wiesengräben in den Niederungen wie
vorige, noch seltener. Jungbunzlau ; auf sumpfigen Bergwiesen, am nördlichen Fusse des
Chlum (Hipp.)! in den Doubravicer Wäldern (Himmer)! Sumpfwiesen um die Teiche
von KopidIno mit V. stagnina (Pospfchal)! Blato bei Podebrad! Brandeis (Opiz)! Rudels-
dorfer Wiese bei Brüx (Stika), Cernovic bei Komotau!
13. V. persicifolia Roth (V. elatior Fr., V. montana Presl fl. cech. Tausch!). *)
Stengel aufrecht, oberwärts fast immer fein rauhhaarig. Blätter weich, hellgrün, aus
gestutzter oder seicht herzförmiger, selten aus keiliger Basis länglich bis länglich-
lanzettlich, kerbig-gesägt, auf dem Rande und den Blatinerven meist kurzhaarig-
rauh, mit oben breitgeflügeltem Blattstiel. Nebenblätter gross, blattartig, länger als
der Blattstiel, eingeschnitten-gesägt oder ganzrandig. Blumenblätter breitwerkehrtei-
förmig. Kapsel zugespitzt.
/,—1"J,‘ hoch. Ist gleichsam eine vergrösserte V. stagnina mit sehr grossen Neben-
blättern. Blumen ziemlich gross, weisslich-lilafarben. Von Halle sah ich eine ganz kahle Varietät
dieser Pflanze.
2, Mai, Juni, In feuchten Gebüschen und Auen der Niederungen, mit Sicherheit
nur im Elbthale, selten und oft spärlich. Podebrad (Opiz)! Rand der Elbaue bei
Gross»Wosek spärlich! Feuchte Gebüsche bei Bfistev nächst Dymokur (nur wenige
Exempl. (Pospichal)! Houska bei Brandeis (Opiz)! Stefansüberfuhr (Tausch! und 1872
Poläk!) Brozan (Dittrich)! und Doxan (Watzel). Fasanengarten von Wettel (Neum,). —
Die Standorte der Prager Gegend: Karlstein (Tausch!) und Prag selbst (Nickerl!) sind
mir zweifelhaft und scheinen einer irrigen Angabe zu entstammen.
B. Blütben alle fruchtbar, alle mit entwickelten Blumenkronen, selten einzelne der
letzten verkümmert. Seitliche Blumenblätter zu den oberen (hinteren) enmporgerichtet, sie von
unten mit dem oberen Rande deckend. Griffel am Grunde abwärts gekrümmt, dann geknickt
aufsteigend.
3. (Dischidium). Narbe gestutzt, flachvertieft, etwas 2lappig.
14, V. biflora L. Wurzelstock und seine Aeste kurzgliedrig oder läuferartig
verlängert mit schuppenförmigen Niederblättern, am Ende gestaucht mit Laubblättern,
*) Dass die hier aufgeführten „Arten“ alle echte Arten sind, glaube ich nicht, doch
. konnte ich sie bisher zu wenig in der Natur beobachten, um mit Bestimmtheit Art und Race
sondern zu können, daher ich es vorzog, nach Koch’s und Uechtritz’s Vorgange auch die muth-
masslichen Racen gesondert aufzuführen.
482 Viola.
unbegränzt. Stengel seitenständig, 2—3blättrig und 1—2blüthig. Blätter nieren-
förmig, gerundet stumpf, gekerbt. Nebenblätter kurz, oval, ganzrandig.
Zart und schlafl, 3—6“ hoch. Blumenblätter klein, reingelb, das kurzgespornte mit
schwarzen Strichelnerven.
2. Mai—August. Auf feuchten quelligen und moosigen Waldplätzen, feuchten
Sandsteinfelsen der nördlichen Gränzgebirge zwischen 1000 und 4000’, selten tiefer
hinabsteigend. Lisnie bei Senftenberg (Brorsen), Glazer Schneeberg (Wimmer). Aders-
bacher Felsen etwa 1500’ (Purkyn@)! Im Riesengebirge: Riesengrund (Tausch)! Elb-
grund nächst Spindelmühle (K. Knaf)! Klemme bei Hohenelbe (Kablik)! Brunnberg
(Opiz). Kl. Teich, Schneegruben (Wimmer). Isergebirge: beim Wittighaus (Riedel), um
Haindorf, am Buchberg (Pohl). Tetschner Sandsteingebirge bis zu 400° herabsteigend
(Malinsky) !
4. (Melanium). Narbe dick, kopfig, krugförmig ausgehöhlt, am unteren Rande der
Mündung mit einem Läppchen, nach abwärts jederseits mit einem queren Haarbüschel. — Zwei-
axige Arten mit terminalen Stengeln.
15. V. tricolor L. Stengel einfach oder öfter von Grund aus ästig, Z—Ajährig,
seltener mit ausdauernder verzweigter Basis, am Grunde in die Hauptwurzel
sich fortsetzend, nebst den Blättern kurzhaarig oder ziemlich kahl. Blätter kerbög-ge-
zähnt, die unteren eiförmig bis herzeiförmig, die oberen länglich bis lanzettlich. Neben-
blätter gross, leierförmig fiederspaltig, mit grösserem, oft blattartigen und gekerbten,
zum (runde stielartig verschmälerten Endzipfel. Kelehblätter lanzettlich, allmälig
zugespitzt, mit grossen gezähnten Anhängseln. Sporn meist gerade, dünnwalzlich.
Stengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, 3’—1' lang. Blätter weich, getrocknet
mit zahlreichen durchscheinenden Adern, in der Breite und Behaarung schr veränderlich. Das
untere Blumenblatt dunkler gestrichelt. Var.
a) montana (V. tricolor Murr., Presl fl. cech.). Stengel meist 1jährig, bisweilen aber
durch den niederliesenden verzweisten Grundtheil ausdauernd, Blumenblätter doppelt länger als
der Kelch, entweder alle gelb, (V. saxatilis Schmidt), oder das untere gelb, die übrigen violett
oder alle schön blau und violett.
b) arvensis (V. arvensis Murr., Pr. fl. ©ech.). Stengel stets 1jährig. Blumenblätter
doppelt kleiner als bei «, kürzer bis wenig länger als der Kelch, bleichgelb, seltener die oberen
Paare etwas violett getleckt.
© und 69, selten %. April—Herbst. a) Vorzugsweise auf Waldwiesen und
grasigen Hügeln der Gebirgsgegenden häufig und gesellig, so auf den Vorbergen des
Erzgebirges, auf den Basaltkegeln Nordböhmens, Gablonz bei Reichenberg, Rollberg,
Rosenberg, Wolfsberg bei Schönlinde, Göltsch, Hradischken, Boren bei Bilin u. s. w.
Bergiges Moldauthal bei Krumau! Bei Prag in der gebirgigeren südlichen Gegend, im
Moldauthale oberhalb Königsaal bis Stöchovie, an der Säzava, besonders prachtvoll im
Klitavathale bei Lana! Wilde Scharka (gelbblühend)! Mehr zerstreut und minder
mannigfach auch sonst im Hügellande. b) Auf Aeckern, Brachen, Schuttplätzen u. s. w.
gemein dureh das ganze Land bis auf das Vorgebirge.,
16, V. luteas Huds. (V. grandiflora Huds. fl. angl. Ed. 2da., V. sudetica
Haenke). Durch dünne, niederliegende und kriechende, verzweigte, schuppenartige
Blätter tragende, dann in die einfachen Stengel aufsteigende Stämmehen ausdauernd.
Blätter seschtgekerbt, die unteren rundlich bis herzeiförmig, die oberen elliptisch-lan-
zettlich. Nebenblätter gross, fast gleichmässig fiederspaltig, Zipfel kürzer, der end-
ständige lineal-länglich, zum Grunde kaum vırschmälert. Kelchblätter länglich-
lanzettlich, stumpflich, spitz oder plötzlich bespitzt, mit sehr grossen Anhängseln.
Sporn dünnwalzlich, am Ende oft zugespitzt oder kurzhackig gekrümmt.
h Stengel 3—10‘ hoch, sammt Blättern mehr weniger kurzhaarig. Steht schr nahe der
vorigen, besonders deren manchmal ebenfalls perennirenden grossblumigeren Var. &), jedoch die
in der Breite und Länge ebenfalls variablen Blätter derber, dicklicher, daher an den getrock- '
neten die Nerven kaum oder wenig durchscheinend. Handförmig getheilt, wie die Autoren
FHrelianthemum, 483
schreiben, sind die Nebenblätter doch nicht, sondern ebenfalls fiederspaltig, nur sind die Zipfel
in Form und Grösse wenig verschieden, lineal-länglich, stumpflich. Blumen meist bedeutend
gross, bis 1Y/, im Durchmesser, aber auch doppelt kleiner, meist ganz gelb, das untere Biumen-
blatt dunkelviolett gestrichelt, bisweilen die oberen violett gefleckt (anderwärts auch alle violett).
Das Längenverhältniss des Sporns zu den Kelchanhängseln ist bei dieser und der vorigen Art
veränderlich, als specifisches Merkmal unbrauchbar. Kapselklappen mehr länglich als bei V.
tricolor, mit dickerem Placentalwulste, Samen grösser.
2. Juni, Juli. Auf Bergwiesen und grasigen Lehnen in der niederen Hochgebirgs-
resion der Sudeten, selten. Gipfel des Glazer Schneeberges (Erxleb. Opiz)! Im Riesenge-
birge im Blaugrund (Opiz!) Bibernelltieck im Riesengrunde mit Hierae. aurantiacum!
am Brunnberg (Wagner)! bei den Richterbauden! Fehlt auf der schlesischen Seite.
83. Ordnung. Cistineen DC.
1. Helianthemum Haller. Sonnenröschen.
Kelch 3blätterig, aussen meistens (bei unseren Arten stets) von 2 kleineren
Vorblättcehen begleitet. Blumenblätter 5, eines vor dem 1., je 2 vor dem 2. und 3. Kelch-
blatt.”) Kapsel 3klappig, 1fächerig oder durch die scheidewandartigen Samenträger unvoll-
kommen 3fächerig.
1. H. chamaeeistus Mill. (H. vulgare Gärtu., Cistus helianthemum L.). Halb-
strauchig, ästig; Aeste aufsteigend, flaumig bis fast filzig. Blätter gegenständig, gestielt,
oval oder länglich, stumpf, am Rande etwas umgerollt, mehr weniger büschelhaarig-rauh,
mit krautigen, linealen Nebenblättern. Scheintraube gestielt, lockerblüthig, einseits-
wendig. Griffel 2—3mal so lang als der Fruchtknoten. Fruchtstiele bogig zurückgekrümmt.
: Blüthenzweige 3”—1' lang. Kelchblätter breitoval, häutig, 3—5nervig, rauhhaarig. Blumen-
blätter eitrongelb, am Grunde orange gefleckt, selten reingelb, sehr selten reinweiss (so einmal
am Erzgebirge bei Birken nächst Komotau!).
a) obscurum (Pers. sp., H. ovatum Dunal). Blätter beiderseits grün, auf den Nerven
und am Rande mehr weniger rauhhaarie, bisweilen mit Ausnahme des Randes und des Mittel-
nerven fast kahl. ’
b) tomentosum Koch (H, vulgare et tomentosum Dunal), Blätter unterseits grau-
bis weissfilzig.
b Mai—Septemb. a) Auf trockenen Wiesen, Waldwiesen, grasigen Hügeln,
sonnigen und buschigen Lehnen durch das ganze Hügelland und Mittelgebirge bis auf
das Vorgebirge, besonders auf Kalk und anderen trockenen Bodenarten, stellenweise
fehlend. Sehr häufig um Prag, bei Weltrus, in den Elbgegenden von Jarom6r bis Tetschen !
Molitorov bei Kourim (Jirus)! Cäslau (Op.); Chrudim seltener, an einer Stelle des süd-
lichen Bergrückens bemerkt! Deutschbrod (Fieber)! Nickel bei Leitomysl! Popluz bei
Senftenberg (Brorsen).. Dymokurer Wälder zerstreut! Bösig, Weisswasser, Jungbunzlau
(Hipp.)! Horka bei Münchengrätz (Sekera)! Am Rollberg nicht häufig (Schauta)! Fehlt
bei B. Leipa (nach Watzel) und bei B. Kamniz, erst auf der Ruine Blankenstein (Zizelsb.).
Im Leitmeritzer Mittelgebirge verbreitet, nördl. bis Auscha! Häufig auf dem Erzge-
birge (2000°). Karlsbad häufig (Ortm.)! Fuss des Duppauergebirges! Tepl (Konrad)! —
Rakonitz über_dem Neuteich, bei Krusovic! fehlt aber auf dem Kalk des Vinaricer
Thales und der Hügelrücken bei Domousic. Hin und wieder bei Zebräk, Horovic, Dobiis,
Pribram! Brezina, Rokycan! Rozmitäl (Lusek)! Strakonic auf dem Bergrücken hinter dem
*) Döll fasst den Kelch wie alle anderen Autoren als 5blätterig auf und nennt die
Blumenblätter mit den Kelchblättern abwechselnd. Dem ist nicht so, die Blumenblätter können
mit den Kelchblättern gar nicht alterniren, weil die 3 inneren grösseren Blättchen des Kelches
der Autoren nach °/, in einem ganzen Cyclus gestellt sind, woraus auch folgt, dass die 2 äussersten
Blättehen besser als Vorblätter, die ja auch fehlen können, aufzufassen sind.
484 Portulaca,
Kuridlo! Bei Kapellen, Schwarzbach, oberhalb Stuben (Purk.)! Krumau, Blanskerwald
(Jungb.). Heilbrunn bei Gratzen! Chiumec bei Wittingau! — b) wächst nicht in Böhmen,
2. H. oelandicum Wahlenb. Halbstrauchig, rasig-ästig; Stämmchen niederliegend
mit aufsteigenden Blüthenästen. Blätter gegenständig, länglich, lanzettlich oder oval, am
Rande etwas umgerollt, am Rande und Mittelnerven, wie auch oberseits mit zerstreuten
längeren Büschelhaaren, ohne Nebenblätter. Scheintrauben gestielt, arm- und lockerblüthig,
Blüthen anfangs etwas nickend. Griffel am Grunde gekrümmt, so lang als der Frucht-
knoten. Fruchtstiele aufrecht abstehend,
3—6” hoch. Stämmchen gegliedert. In allen Theilen kleiner und zierlicher, dichter
rasig als vorige, auch die Blumen kleiner, eitrongelb.
a) genuinum (H. oelandicum Pers., H. alpestre Dunal, Cistus oelandicus L.). Blätter
beiderseits grün, nur von Büschelhaaren mehr weniger rauhhaarig.
b) vineale (Pers. sp.) (H. canuım Dunal, H. marifolium DC., Pers. part., Presl fl. cech.).
Blätter unterseits (wie die jungen Zweige) grau- oder weissfilzige, oberseits grün oder ebenfalls
von Büschelhaaren graufilzig.
p Mai, Juni. a) Ist eine nordische und alpine Race, zunächst in Niederösterreich
auf Kalkalpen. b) Auf sonnigen, trockenen Kalkhügeln nur in der Prager Gegend, auf
Silur-Kalk, aber stets in Menge. Abhänge des St. Prokopithales hinter der Kirche! Berg-
lehne gegenüber dem Chuchler Berge (Jirus)! Radotiner Thal gegenüber Kosor und
auf Felsen unter Hinter-Kopanina! Karlstein uud St. Ivan häufig! Tetin (Purkyn&)!
34. Ordnung. Portulacaceen Juss.
Gattungen:
1. Portulaca. Kelchröhre mit dem unteren Theile des Fruchtknotens verwachsen,
Saum halboberständig, 2spaltig, von der bleibenden Kelchbasis ringsumschnitten
abfallend. Blumenblätter meist 5 (4—6), frei oder am Grunde verwachsen, der
Kelchröhre eingefügt. Staubgef. S—15, oft dem Grunde der Blumenblätter ange-
wachsen. Kapsel rundumaufspringend, mit 5 vielsamigen Aesten des centralen
« Samenträgers.
2. Montia. Kelch tief 2theilig, bleibend, unterständig. Blumenblätter 5, in eine auf
einer Seite gespaltene Röhre verwachsen, von den Zipfeln 3 kleiner. Staubgef.
3, dem Grunde der .3 kleineren Zipfel eingefügt. Kapsel durch Mittentheilung
der Fruchtblätter 3klappig, mit 3—2 grunäständigen Samen.
1. Portulaca L. Portulak.
1. P. oleracea L. Stengel ästig. Blätter fast gegenständig, länglich verkehrtei-
förmig, stumpf, an der Spitze der Aeste etwas gedrangen. Knäuel endständig, später
gabelständig, 1—5blüthig. Samen fein gekörnelt.
Ganze Piianze fleischig, saftig, kahl. Kelchzipfel nach dem Verblühen über der Kapsel
zusammenschliessend und zuletzt mit deren Deckel abfällig. Blumen gelb, nur beim Sonnen-
schein geöffnet.
a) silvestris DC. (P. oleracea Autt.). Stengel und Aeste niedergestreckt, /,—1' lang.
Blätter länglich-keilförmig. Kelchzipfel einfach gekielt.
b) sativa DC. (P. sativa Haworth). Stengel der viel kräftieeren Pflanze aufrecht,
1— 2‘ hoch, Aeste aufsteigend. Blätter verkehrteiförmig. Kelchzipfel flügelig-gekielt. — Ist die
gebaute Race, welche nach Döll bei vernachlässigter Cultur in a) allmälig übergeht.
© Juni— October. a) Auf wüsten Plätzen in der Nähe von Ortschaften, auf
Dorfplätzen, an Wegen, in Krautäckern, südlicheren Ursprungs, jedoch gegenwärtig hin
Montia,
[
2)
oe
und wieder eingebürgert, obwohl ohne bleibenden Standort. Bei Prag: Karolinenthal
(Opiz)! Fuss des Zizkaberges spärlich (K. Knaf)! Belvedere unterhalb der Restauration
(Jirus). Felsen bei Kl. Holesovic (K. Knaf 1870)! Troja nächst dem Xeranthemum-Standort!
Tetin im Dorfe! — Semin (Opiz)! Jungbunzlau! Weisswasser an einer Mauer (Hipp.)!
Wege bei Obfistvi, häufig bei Weisskirchen bei Unterberkovic, dann bei Roudnic an den
Bahndämmen (Reuss). Zwischen Bousoyie und Hrdly, sandige Aecker zwischen Mliko-
jed und Prosmik, Sandbänke der Elbe bei Leitmeritz, Weingärten bei Cernosek, Bahn-
dämme bei Sales! (A. Mayer). Neuschloss bei B. Leipa auf Felsen dem Bräuhaus gegen-
über (Mann). Tetschen (Malinsky)! Bilin!
9. Montia L.
1 M. fontana L. Stengel gabelästig. Blätter gegenständig, untere spatelig mit
am Grunde verbreitertem Blattstiel, obere lineal-länglich, stumpf, ganzrandig. Blüthen
in endständigen und durch Uebergipfelung durch einen vegetativen Zweig scheinbar
seitenständigen 2—5blüthigen Wickeln. Blüthenstiele nach dem Blühen herabgekrümmt.
Kapsel kugelig, 3kantig, Kanten jederseits mit kurzer Furche. Samen gekörnelt.
Pflanze kahl, saftig, zerbrechlich. Blüthen klein, Blumenkrone weiss. Linne hat obigen
Namen nach Ausweis der Synonyme und Standorte in dem weiteren, a) und b) befassenden
Sinne verstanden.
a) rivularis (Gmel. sp... Wohl meist perennirend. Stengel im Wasser fluthend, mit
dem oberen Theile emporgetaucht, dunkelgrün, rasig, gestreckt, bis 1‘ lang, an seichten, nassen
Stellen aufsteigend, nur 1—2‘ hoch und mehr gelblichgrün. Wickeln meist alle durch Ausbildung
eines beblätterten Zweiges aus der Achsel eines der beiden obersten gegenständigen Laubblätter
seitenständig, an der kleineren Landpflanze aber auch endständig, indem sich jener Trieb nicht
weiter entwickelt. Samen von flacheren Wärzchen geschildert, glänzend.
b) minor (Gmelin sp.) (M. arvensis Wallr., M. fontana Fries ete.). Stengel 1jährig,
ausgebreitet, aufsteigend, nur '/,—3’ hoch, sammt den Blättern gelblichgrün, der blattachsel-
ständige Zweig unter der letzten Wickel nicht weiter entwickelt, daher diese endständig. Samen
von gröberen spitzeren Wärzchen gekörnelt, matt. — Der Unterschied in den Samen ist nicht
grösser, wie z. B. der von Chenopodium fieifolium und Ch. album, daher ich a) und b) nicht
trennen kann. Dazu kommt noch, dass eine dritte intermediäre nordosteuropäische Form, die M.
lamprosperma Chamisso den Habitus und einjährige Dauer der M. minor mit den glänzenden
Samen der M. rivularis verbindet.
a) Mai—September, wohl meist %}, aber auch ©. In frischen, klaren Bächen,
Quellen, Wassergräben, auch auf nassen Sandplätzen, auf Kies und Sandboden, Granit
und Gneuss, in kühleren, gebirgigeren Gegenden, fast nur in den Gränzstrichen bis auf
das Vorgebirge gegen 3000‘: Fehlt gänzlich im wärmeren Hügellande, wie in der Prager
Gegend, im ganzen Elbethale, Basalt-Mittelgebirge u. s. w. und auch sonst im grössten
Theil des inneren Hügellandes.. Am Riesengebirge: bei Hohenelbe (Kablik)! Klausen-
grund, -Aupagrund! und wohl verbreiteter. Dittersbach bei Braunau (Erxleben). Fuss
des Glazer Schneeberges (Opiz). Olbersdorfer Grund bei Landskron! St. Annabad bei
Frauenthal nächst Deutschbrod (Opiz). Seelau, Podol bei Se& (Opiz).,. — Reichenberg !
Am Brettteiche zwischen Haida und Zwickau (Pospichal)! B.-Kamnitz, Georgenthal!
Schluckenau (Karl)! Tetschen (Malinsky)! Im Erzgebirge ziemlich verbreitet und mit
den Gebirgsbächen stellenweise in die Ebene hinabsteigend, so bei Komotau bis Eidliz.
Schlackenwerth, Joachimsthal (Reiss)! Karlsbad (Ortm.)! Gräben um Theising (Tausch) !
— Thal Oupor bei Skrej (Krej£). Padrt bei Zbirov! Bei Pisek mehrfach (Dededek)!
Häufig in der Vorgebirgsregion am Böhmerwalde bis in die Budweiser Ebene hinab:
bei Budweis nächst Vierhöf in fettem Moorboden! Blanskerwald: bei Maidstein (Pur-
kyne)! Krumau: im Rosszipf, gegen den Schwalbenhof (Jungb.); zwischen Öernic und
Rojau im Moldauthale unter dem Felsen! Kaplie (Kirchner)! Schlumitz bei Oltau! Rosen-
berg! Gutwasser (Purk.)! zwischen Andreasberg und Christianberg (Jungb.), Kuschwarta
(Müncke). Stubenbach, Neuern (Purkyne)! — b) © Mai. Auf feuchten Sandfeldern,
32
überschwemmten Stellen, bisher nur bei Klostergrab (Winkler)! und angeblich bei Karls-
bad (Ortm.).
85. Ordnung. Alsineen De Cand.
Übersicht der Gattungen:
A, Fruchtknoten mit einem einzigen Samen.
1. (Selerantheae.) Blüthenbecher gross, glockig, den Fruchtknoten ganz ein-
schliessend. Staubgefässe 5 episepale oder durch Verdoppelung bis 10. Blumenblätter fehlend.
— Blätter ohne Nebenblätter.
1. Seleranthus. Kelchsaum 5theilig. Griffel 2.
2. (Paronychieae.) Blüthenbecher mässig entwickelt, den Fruchtknoten nur am
Grunde umgebend. Kelch 5theilig. Staubgef. 5, episepal. Blumenblätter 5, klein, meist verkümmert,
pfriemlich-fädlich. — Blätter mit häutigen Nebenblättern.
a) Blumenblätter sehr klein, pfriemlich-fädlich. Narben 2. Eichen grundständig.
— Blätter gegenständig oder obere abwechselnd. Blüthen in trugseitenständigen Knäueln.
2. Herniaria. Kelchblätter etwas konkav, krautig. Narben 2, fast sitzend. Frucht
ein kugeliges, häutiges, nicht aufspringendes Nüsschen.
[>
. Illecebrum. ‘Kelchblätter knorpelig verdickt, gefärbt, von den Seiten zusammen-
gedrückt, grannig zugespitzt, innen mit schmaler konkaver Fläche. Griffel kurz,
2narbig. Frucht länglich, längsfurchig, in den Furchen durch 5—10 Längsritzen
in ebensoviele oben verbunden bleibende Klappen sich spaltend.
b) Blumenblätter fast so gross wie die Kelchzipfel, verkehrteilänglich. Narben
3. Eichen von der Spitze des Fruchtfaches auf einem Samenstrange hängend, — Blätter spiralig
s’ehend. Blüthen in end- und trugseitenständigen traubigen Truzdolden.
4. Corrigiola. Kelchzipfel konkav, abgerundet, breit weisshautrandig. Frucht ein
hartschaliges, nicht aufspringendes Nüsschen.
B. Fruchtknoten mit vielsamigem Mittelsäulchen. Blüthenbecher sehr niedrig entwickelt,
selten etwas trichterförmig, nur die Basis des Fruchtknotens umgebend. Staubgefässe meist 10,
seltener 5—3.
3. (Polycarpeae.) Blätter mit häutigen Nebenblättern. Blumenblätter ganz oder
seicht ausgerandet. Kapsel mit ebensoviel Klappen als Griffel (3—5) aufspringend,
5. Polycarpum. Kelchblätter konkav, mit von den Seiten zusammengedrücktem, in
eine Spitze auslaufendem Kiele. Staubgef. 3—5. Griffel 3, sehr kurz. Kapsel
durch Randtheilung mit 3 Klappen aufspringend.
6. Spergularia,. Kelchblätter ziemlich flach. Staubgef. 10—3. Griffel 3 (selten 5
episepale). Kapsel durch Mittentheilung in 3 (selten 5 epipetale) Klappen auf-
springend. Samen birnförmig oder schiefeiförmig, mit oder ohne häutigen Flügel.
7. Spergula. Kelchblätter ziemlich flach. Staubgef. 10—5. Griffel 5, epipetal. Kapsel
durch Mittentheilung in 5 episepale Klappen aufspringend. Samen kreisrundlich
mit geschärftem oder breitem hautflügeligem Rande.
4. (Eualsineae.) Blätter ohne Nebenblätter.
a) Kapsel mit so viel Klappen als Griffel (3—5) durch Mittentheilung der Frucht-
blätter aufspringend. Blumenblätter ganz oder seicht ausgerandet, bisweilen fehlend. Samen
njerenförmig, ungeflügelt.
8. Sagina. Kelchblätter 4—5. Staubgef. A—5 oder 10. Griffel den Kelchblättern
gleichzählig (4—5), epipetal.
9. Alsine. Kelchblätter in der Regel 5. Staubgef. meist 10. Griffel in geringerer Zahl
als Kelchblätter (3—4).
Seleranthus. 487
1 .. b) Kapsel mit doppelt so viel Zähnen oder Klappen als Narben (durch Rand-
und Mittentheilung der Fruchtblätter) aufspringend.
; ' ‚«) Blumenblätter ganz, an der Spitze ausgefressen-gezähnelt. Samen länglich-
schildförmig, auf einer Fläche etwas gewölbt mit erhabenem Kiel, auf der anderen furchig-vertieft.
10. Holosteum. Kelch 5theilig. Staubgef. 3, seltener 4—5. Griffel meist 3. Kapsel
eiwalzlich mit meist 6 an der Spitze sich nach aussen zurückrollenden Zähnen
aufspringend.
f) Blumenblätter ganz, ungezähnt, bisweilen vorn seicht ausgerandet. Samen
nierenförmig oder fast kugelie.
11. Möhringia. Kelch 4—ötheilig. Staubgef. S—10. Griffel minderzählig (2—3), aus-
nahmsweise in einzelnen Blüthen 4—5, epipetal. Kapsel mit (meist 4—6) gleichen
kurzen Klappen oder Zähnen aufspringend. Samen am Nabel mit einem weissen
Anhängsel.
12. Arenaria. Kelch 5theilig. Staubgef. 10. Griffel minderzählig 3—2. Kapsel eiförmig,
erst mit 6—4 Zähnen, dann mit 3—2 zweispaltigen Klappen aufspringend. Samen
ohne Anhängsel.
13. Mönchia. Kelch 4- (seltener 5)theilig. Staubgef. 4 oder 8—10. Griffel den
Kelchblättern gleichzählig, episepal. Kapsel eilänglich, mit 8—10 Zähnen auf-
springend. Samen ohne Anhängsel.
y) Blumenblätter 2spaltig bis tief 2theilig. Samen nierenförmig oder fast kugelig,
ohne Anhängsel.
14. Cerastium. Kelch 5theilig. Blumenblätter vorn kurz oder höchstens bis zur Mitte
2spaltig. Staubgef. meist 10, seltener weniger. Grifiel 5, episepal, selten 3.
Kapsel walzlich, an der Spitze mit 10—6 kurzen Zähnen aufspringend.
15. Malachium. Kelch 5theilig. Blumenblätter tief 2theilig. Staubgef. 10. Griffel 5
epipetale (selten 4—6). Kapsel eiförmig 5eckig, bis über die Mitte mit meist
5 an der Spitze 2spaltigen Klappen aufspringend.
16. Stellaria. Kelch 5theilig. Blumenblätter 2spaltig bis tief 2theilig. Staubgef. 10,
selten weniger. Griffel 3 (selten 2—4—5). Kapsel kugelig bis ellipsoidisch, bis
über die Mitte mit meist 6 gleichmässigen ungetheilten Klappen aufspringend.
1. Scleranthus L. Knauel.
1. S. annuus L Stengel einfach oder öfter vom Grunde ästig, flaumig, nur auf
einem Längstreifen kahl, Zjährig oder überwinternd 1jährig und wohl gar mehrjährig.
Kelchzipfel zur Spitze verschmälert, zugespitzt, meist nur schmal, weissberandet, bis
zur Spitze gerade, zur Blüthe- und Fruchtzeit aufrecht- oder schiefabstehend. Staub-
gefässe 3—4dmal kürzer als die Kelchzipfel, nur 2—5 fruchtbar mit kleinen Beuteln.
Grasgrün oder gelblich, 1—8' lang. Blätter lineal-pfriemlich, gegenständig, ganz am
Grunde häutig und mit einander verwachsen. Blüthen in gabelig verzweigten Trugdolden. Der
weisse häutige Rand der Kelchzipfel ist gewöhnlich sehr schmal, selten so breit wie bei S. inter-
medius. Die von L. Reichenbach neuestens aus dieser und der folgenden Art gemachten Schein-
arten sind meist nur individuelle Formen vom Werthe mancher ÖOpiz’schen und Jordan’schen
Arten, Var.
«) fastigiatus. Stengel aufrecht oder aufsteigend, minder ästig, 1jährig. Trugdolden-
äste verlängert, nur die letzten verkürzt, daher die Blüthen einzeln oder zu 2—3, viele in den
Astwinkeln. Obere Blätter die Blüthen überragend. ;
f) polycarpus (S. polycarpus L., S. verticillatus Tausch). Stengel ausgebreitet, lie-
gend oder aufsteigend, rasig-ästig, 1jährig. Zweige der Trugdolde verkürzt, daher die Blüthen
dichter geknäuelt, zahlreich, keine in den Gabeln der längeren unteren Zweige. Obere Blätter
sehr kurz, die Blüthen nicht überragend.
32*
+85 Herniaria,
y) congestus K. Knaf. Stengel vom Grunde ästig, mehrjährig, unterwärts bereits ver-
trocknet, dicht beblättert. Blumen geknäuelt, klein; sonst wie ß.
©, 6% bis mehrjährig. Mai—October. Auf Aeckern, sandigen Hügeln, an Wegen
;chr gemein; y. auf trockenen Anhöhen, bisher nur am Zizkaberge (K. Knaf)!
2. $. perennis L. Stengel vom Grunde rasig-ästig, aus dauerndem, durch
Blattbüschel überwinterndem Grunde aufsteigende Aeste treibend; diese mit einem
!laumigen Streifen, sonst fast kahl. Kelchzipfel gerundet stumpf, kappenförmig einge-
zogen, mit breitem milchweissem Hautrande, zur Blüthezeit sternförmig ausgebreitet,
an der Frucht aufrecht zusammengeneigt. Staubgefässe beim Aufblühen fast so lang
wie die Relchzipfel, meist alle 10 fruchtbar mit grösseren Beuteln.
Steifer als vorige, mehr graugrün, dichter beblättert, mit Blattbüscheln in den unteren
blattachseln. Der Blüthenstand ändert ähnlich ab wie bei voriger; der weisse Hautrand so breit
wie der grüne Mittelstreif der Kelchzipfel.
2, Mai—September. Auf trockenen, kiesigen und sandigen Hügeln, Rainen, in
Waldhaiden verbreitet und häufig in der Ebene und im ganzen Hügellande,
* $. intermedius Kittel, Lasch (S. annuus X perennis?). Stengel vom Grunde
rasig-ästig, mit aufsteigenden, unterwärts später vertrockneten Aesten. Kelchzipfel eilan-
zeitlich, zur Spitze verschmälert, aber stumpflich und eiwas kappenförmig, mit
mässig-breitem milchweissem Hautrande, zur Blüthen- und Fruchtzeit aufrecht ab-
stehend. Staubgefässe efwa */, so lang als die Kelchzipfel, mit kleinen, oft verküm-
merten Beuteln.
Hautrand der Kelchzipfel bedeutend breiter als gewöhnlich bei S. annuus, doch schmäler
als bei S. perennis. Früchte reifen selten, was für die Bastartnatur dieser merkwürdigen Form
spräche, welche in der That zwischen beiden vorigen die Mitte hält, bald dieser bald jener mehr
sich nähernd ; nur ist das häufige Vorkommen eines solchen Bastartes in manchen Gegenden und
ılas Fehlen in anderen, wo gleichwohl beide Stammarten häufig vorkommen, etwas bedenklich.
Der S. intermedius Rehb.! gehört nicht hierher, sondern zu S. annuus. Var.
«) fastigiatus. Einjährig oder überwinternd einjährig, Stengel am Grunde meist ohne
blattbüschel; Aeste des weitschweifigeren Blüthenstandes mehr verlängert, Blüthen so gross wie
bei 8, annuus, dem (zumal der Var. ß) die Form sehr ähnlich sieht.
ß) fasciculatus m. Einjährie oder mehrjährig, Stengel dichter beblättert, unterwärts
später vertrocknet, mit Blattbüscheln in den unteren Blattachseln. Blüthen gebüschelt, zahlreich,
meist bedeutend kleiner als von @). — Sieht mehr dem S. perennis ähnlich, in dessen Gesell-
schaft er sich sofort durch grasgrüne Farbe auszeichnet; geht auch in «) über.
©&)-—2 Mai, September. a) Auf Feldrainen, in Kartofieläckern und an Wegen
in Gesellschaft der vorigen Arten: bei Komotau nächst dem Oberndorfer Kirchhofe (Knaf
1843 und 52)! Prag: auf dem Bergrücken bei Hrdlorez, auf dem Ziäkaberge und beim
Steinbruche oberhalb Kl. Holesovic selten (K. Knaf 1870)! An der Strasse von Hostomic
ach Dobiis, am Chotobus bei Dobris, bei der Felbabka gegen Jinec, Dusnik bei Pribram,
Zbirov! — b) Besonders auf trockenen Hügeln unter S. perennis. Bei Prag: auf dem
(uareitrücken hinter Wolsan gegen Hrdlorez ziemlich häufig (1870)! (zuerst K. Knaf
l.) auf dem Zizkaberge (K. Knaf)! Nicht selten in der Umgegend von Horovic! bei
Koltopek, Netolie, Gipfel des Toönik und bei Zbirov, an der Strasse nach Pribram
nächst Dusnik (1871)!
2. Herniaria L. Bruchkraut.
1. H. glabra L. Stengel fein kurshaarig-flaumig. Blätter länglich oder oval,
kurzgestielt, kahl, ungewimpert oder nur am Grunde kurzgewimpert. Blüthenknäuel am
Ende der Stengel und Seitenäste genähert, ährig zusammenfliessend, von kürzeren oder
wenig längeren Blättern gestützt. Kelche glockig, kahl oder nur am Grunde spärlich
behaart, kürzer als die reife Frucht, stumpflich, grannenlos.
3—6“ lang, vom Grunde vielästig, ausgebreitet, hell- oder gelberün. Blüthen srünlich-
Tllecebrum. Corrisiola, age
gelb. Blätter gegenständig, das eine jedes Paares kleiner, an den oberen die Blüthenknäuel be-
gleitenden Paaren verkümmert. Nebenblätter je 2 zusammengewachsen. Knäuel mit häutigen
Vorblättchen.
2. Juni—Herbst. Auf sandigen und grasigen Weiden, Sandfluren, Aeckern,
Hügeln und wüsten Stellen durch ganz Böhmen bis an das Vorgebirge.
2. H. hirsuta L. Stengel abstehend steifhaarig. Blätter länglich oder elliptisch,
kurzgestielt, sierfhaarig und gewimpert. Blüthenknäuel von einander entfernt, von
grösseren Blättern begleitet. Kelche walzlich-eiförmig, steifhaarig, länger als die Frucht,
die Zipfel von einer längeren Borste begramnt.
2—6‘ lang, der vorigen sonst ähnlich, dunkler grün und durch die reichliche Behaarung
graulich. Blätter schmäler, Blüthen länger, Früchte aber kürzer.
2 Juli—Septemb. Auf Sandfluren, sandigen Feldern im nördlichen Böhmen
selten. Kochänky auf der Herrschaft Brandeis (Opiz)! Sandfelder bei Lissa (Tausch)!
Sandfelder bei Weisswasser häufig (Hipp.)! bei Jungbunzlau seltener (Hipp.). Felder hinter
Niemes gegen Reichstadt nicht sehr häufig (Schauta, Lorinser)! — Zweifelhafte Angaben
sind: Bilin (1848 Prof. Reuss), seither nicht wiedergefunden, dann Joachimsthal (1833
nach Hofmann ! dessen Angaben kein volles Vertrauen verdienen), ein unglaublich hoch-
gelegener Standort; Stekna bei Strakonie (Würl nach Opiz).
3. Dlecebrum (L. part.) Gärtn. fil. Knorpelkraut.
1. I. vertieillatum L. (Paronychia vertieillata Lamk., Presl fl. &ech.). Kahl.
Stengel ausgebreitet-ästig, niedergestreckt, am Grunde wurzelnd, Aeste vom Grunde an
blüthentragend. Blätter gegenständig, dicklich, verkehrteiförmig, stumpf, spatelig, kurz
gestielt. Nebenblätter klein. Blüthen in 4—bblüthigen, blattachselständigen, paarweise
Scheinquirle bildenden Knäueln, jede mit 2 häutigen rauschenden Vorblättern.
Stengel 1”—1’ lang, meist geröthet. Kelche reinweiss, nur auf der Innenseite grün,
trocken, zusammenschliessend, sehr auffällis, einer Sedumfrucht ähnlich. Blumen sehr zahlreich,
die obersten Scheinwirtel und Blätter gedrungen,
© Juli—September. An feuchten sandigen Teichrändern, auf feuchtem Moder-
boden und selbst auf Torfboden, mit Sicherheit nur um die Teiche des Wittingauer
Beckens, meist sehr zahlreich. Bei Wittingau um mehrere Teiche: Svet, Ruda, Teich bei
Brannä u. s. w.! Im rothen Moos bei Gratzen auf losen Torfstichen nächst dem Graben!
Stankauer Teich bei Chlumee (schön und gross)! Platz an verschiedenen Teichen (Leon-
hardi). Zäblat-Teich bei Lomnie spärlich! Ponödraäer Teich b. Veseli! — F. W. Schmidt’s
Angaben aus dem nördlichen Böhmen („Elbe bei Brandeis, Iser bei Benätek*) sind, wie
seine meisten Angaben überhaupt, sehr zweifelhaft, obschon auch Tausch die Pflanze
„von sandigen Stellen um Bunzlau“ (d. h. Altbunzlau) ausgegeben hat; das ausgegebene
ärmliche Fragment ist wohl kultivirt und die ganze Angabe vermuthlich eine blosse Repro-
duetion der einen Schmidt’schen.
4. Corrigiola L. Strandling.
1. C. litoralis L. Kahl, blaugrün. Stengel vom Grunde in zahlreiche liegende,
meist kreisförmig-ausgebreitete Aeste getheilt. Blätter abwechselnd, lineal-keilig oder
lanzettlich, vorn breiter, spatelig in den Blattstiel verschmälert. Nebenblätter halbpfeil-
förmig, gezähnelt, zugespitzt. Trugdolden reichblüthig, trugseiten- und endständig. Kelch-
zipfel eiförmig, stumpf, breit weisshäutig-berandet.
Stengel 1”—1’ lang; sie sind oberwärts sympodial zusammengesetzt; die um das obere
Drittel der Stengellänge entspringenden ersten 2 seitlichen Blüthenstandszweige enthalten zwischen
sich die Endblüthe des Stengels; diese Zweige und der die Scheinachse fortbildende Hauptspross
490 Polycarpum, Spergularia,
haben scheinbar kein Tragblatt, so dass hieraus und aus den eigenthümlichen Furchungen des
Stengels zu schliessen ist, dass hier Anwachsungen der Zweige stattfinden. Blüthen klein. Kelch-
rand milchweiss, der krautige Theil an der Spitze schwarzpurpurn. Blumenblätter weiss, sehr klein.
© Juli, August. Auf kiesigen Ufern der Elbe bei V&domic nächst Roudnie und
bei Lounky (Reuss)! Schützeninsel bei Leitmeritz! bei Calosic und Lobosie (A. Mayer),
bei Tetschen (Malinsky, neuerdings Pospichal)! Bei Prag zwischen Holesovic und Pelz
(1846 Opiz) wohl nur zufällig und vorübergehend,
5. Polycarpum L. Nagelkraut.
7 1. P. tetraphyllum L. fil. Stengel aufsteigend oder aufrecht, einfach oder
vom Grunde ästig, oberwärts gabelästig. Blätter gegenständig, oft ungleich gross, verkehrt-
eiförmig, stumpf, kurz stachelspitz, in den Blattstiel spatelig zusammengezogen. Neben-
blätter paarweise zusammengewachsen. Blüthenstand gabelig-trugdoldig, am Stengel und
den Aesten endständig, mit trockenhäutigen, weissen Deckblättchen. Kelchabschnitte spitz,
weisshäutig berandet. Staubgef. 3.
2—6‘ hoch, grasgrün, kahl, auf den Stengelkanten und dem Blattrande zackig-rauh.
Nur je eines der gegenständigen oberen Blätter birgt in der Achsel einen Zweig, dessen basiläres
Blattpaar mit dem Paare am Stengel sich kreuzt und mit ihm einen 4zähligen Wirtel zu bilden
scheint. Blumenblätter sehr klein, weiss.
© Juli—September. Bisher nur in Komotau in der Weinberggasse in kurzem
Grase an der gegen den Weinberg sich anlehnenden Mauer ziemlich zahlreich und bleibend
angesiedelt, wahrscheinlich aus benachbarten Kräutereien ausgekommen, aus Südeuropa
stammend (zuerst 1863 von Thiel aufgefunden)!
6. Spergularia (Pers.) Presl.*)
1. S. rubra Presl fl. &ech. (S. campestris Aschers., Arenaria rubra &) campestris
L.). Stengel kurzhaarig, oberwärts nebst den Blüthenstielen und Kelchen drüsenhaarig oder
ziemlich kahl. Blätter lineal-fädlich, meist beiderseits ziemlich flach, stachelspitz.
Nebenblätter eiförmig oder eilanzettlich, silberweiss glänzend, oft zerrissen. Trug-
dolden wickelartig, einseitig, beblättert, mit meist wenig verkleinerten Tragblättern. Kapsel
3eckig-eiförmig, etwa so lang als der Kelch. Samen 3eckig-dirnförmig, bisweilen fast
tetraedrisch, auf 2 Seiten mit wulstigem Rande, mit feinen, spitzen, in Kreislinien
angeordneten Wärzchen dicht besetzt, sämmtlich ungeflügelt.
Stengel liegend oder aufsteigend, meist von Grund aus vielästig, 2—6‘' lang, feiner und
dünner als die folgende, mit kleineren Blüthen und Früchten. Fruchttragende Blüthenstiele wag-
recht abstehend. Kelchblätter krautig, am Rande weiss trockenhäutig, nervenlos oder am Grunde
mit einem schwachen Nerven. Blumen rosenroth, nur bei Sonnenschein geöfinet. Samen winzig,
graubraun.
©, &9 oder %. Juni—September. Auf sandigen, etwas feuchten Plätzen,
Rainen, Triften, trockenen Torfmooren, in Gräben, an Wegen, auf Flussufern, zerstreut,
aber verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge (über 2000‘).
2. $. salina Presl fl. &ech. ampl. (S. media Fenzl, S. marina Neilr.). Stengel
oberwärts dicht klebrig-drüsenhaarig. Blätter lineal-fädlich, halbstielrund, kurzstachelspitz,
oft nur zugespitzt. Nebenblätter breiteiförmig, kurz, weisslich, wenig glänzend. Trug-
dolden wickelartig, einseitig beblättert, mit oft kurzen oder oberwärts mit verkümmerten
Tragblättern. Kapsel 3eckig-eiförmig, länger als der Kelch. Samen gerundet 3eckig, an
einem Ecke bespitzt, zusammengedrückt, auf einer Fläche mit wulstig verdicktem, von
der Mittelfläche rinnig gesondertem Rande, mit zerstreuten feinstacheligen Wärzchen
*) Bei Persoon nur als zweifelhafte Gruppe unter Arenaria aufgestellt.
Spergula. 491
oder glatt, ungeflügelt oder theilweise oder alle längs des Randwulstes von einem
häutigen, bräunlichen, strahlig gestreiften, breiten Flügel umzogen.
Pflanze 3—10' lang, kräftiger als vorige sehr ähnliche, mit grösseren Blüthen und
Früchten. Kelchblätter breiter weissrandig; Blumenblätter rosa oder seltener weisslich. Samen
fast doppelt grösser als bei voriger, hellbraun.
a) genuina (S. salina Presl 1819, S. marina Bess., Arenaria marina Roth, A. rubra
ß. marina L., Lepigonum medium Wahl.). © und <® mit dünner Hauptwurzel, Staubgefässe oft
nur 3—5. Kapsel etwas länger als der Kelch. Samen feinstachelig-warzig, seltener ganz glatt (!),
sämmtlich ungeflügelt, seltener einige der untersten geflügelt. — Sieht der S. rubra sehr ähnlich
und im Grunde nur durch geringfügige Merkmale unterschieden, doch sah ich keine Uebergänge.
b) marginata (Kittelsp.) (S. media Griseb., Arenaria media L., A. marginata DC., Lepi-
gonum marinum Wahl.). Pflanze andauernd, mit verdickter, möhrenförmiger Wurzel, noch kräftiger,
robuster als a), mit dickeren, starreren Blättern, mit noch grösseren Blüthen, aber mit kleineren,
nach oben mit verkümmerten Deckblättern. Staubgef. meist 10. Kapsel 1'/,mal länger als der
Kelch. Samen am Rande glatt, alle geflügelt oder seltener einige der obersten ungeflügelt. —
Verhält sich zu a) wie Scorzonera Jacquiniana zu S.laciniata, ich fand zwischen a) und b) deut-
liche Uebergänge.
© und 2. Juni—September. Auf Triften und Wiesen, an Gräben und Wegrändern
auf Salzboden, im nord-westlichsten Theile. a) Wiesen zwischen Chotesau, Cerniv und
Slatina bei Budin, Wunic bei Libochovice (Reuss). Brunnen und Srpinawiese bei Saidschiz !
Bei Püllna um die Bitterwasserbrunnen bis zum Dorfe massenhaft! Kommerner Sauerbrunn
(Winkler! und ‚schon Haenke); Strasse von Brüx nach Wteln (Reuss). Horenc bei Eidliz
(Thiel). Soos bei Franzensbad (K. Knaf)! — [Die Angabe Landskron (Erxleb.)! ist zu
. bezweifeln, da dort kein Salzboden bekannt ist, vielleicht stammte die Pflanze von Wien.]
— b) Bei Püllna um die Brunnenhäuschen mit Lotus tenuifolius und seltenerer var. a)!
(zuerst von Knaf aufgefunden), dann auf der Srpinawiese nur an einer Stelle!
7. Spergula (L. part.). Spark.
1. $. pentandra L. (S. vernalis Willd.). Blätter lineal-pfriemlich, stumpflich, ziemlich
stielrund, ohne Furche. Staubgefässe meist 5. Samen zusammengedrückt-linsenförmig,
nur am Rande feinkörnig oder punktirt, in der Mitte glatt, von einem breiten, strahlig-
gestreiften, nierenförmig eingeschnittenen Rande umgeben.
a) genuina Döll (S. pentandra Boreau). Hautrand der Samen weiss, zuweilen schwach
bräunlich angehaucht, so breit wie der übrige Samendurchmesser, Samenrand glatt, bloss
fein punktirt.
b) Morisonii (Bor. spec). Hautrand mehr oder weniger bräunlich angehaucht, meist
schmäler ‚als der Samendurchmesser, Samenrand mit weisslichen Wärzchen besetzt. — Der nicht
ganz reife Samen ist gelb und der Hautrand weiss! Die Menge der Wärzchen ist sehr veränderlich,
in der Form der Blumenblätter ist kein haltbarer Unterschied von a).
Bläulichgrün, 3—10‘ hoch, aus liegendem Grunde aufsteigend oder aufrecht, oberwärts
meist drüsig-Haumig. In den Achseln der Stengelblätter verkürzte Blattbüschel. Blüthen in wieder-
holt gabeligen, zuletzt uniparen, einseitigen Doldentrauben, auf borstlichen Stielen. Blumenblätter
weiss, kürzer als der Kelch. Samen schwarzbraun.
© April, Mai. Auf sandigen Fluren, Hügeln, Felsen, Haiden und Waldblössen
der Kieferwälder, an Ackerrainen in der nördlichen Landeshälfte von der Ebene bis an
das Vorgebirge sehr zerstreut. a) Seltener, bisher mit Sicherheit nur bei Pragnächst
Modian auf sandigen Ackerrainen! dann im Elbthale gegenüber Elbe-Kostelee nächst
dem Heger! und am Feldrande in den Kieferwäldern bei Dobfin nächst Roudnie (Jirus,
Reuss)! — b) Hin und wieder (Aeltere Standorte ohne! der $. pentandra im Allgemeinen
zugeschrieben, sind nur vermuthungsweise hieher gezogen). Bei Prag: Höhe hinter der
Fliedermühle (Reuss), Däblicer Berg, Särka auf Felsen! auf dem Felsenhügel Vavruska
oberhalb Troja (Poläk)! Felsen zwischen Libdie und Dolan (Poläk). — Konetop und
Neratoyic bei Elbe-Kostelec! Altbunzlau (Neumann). Semites bei Weisspodol (Opiz) !
Pardubiöky bei Pardubie (Opiz)! Hohenelbe (Kablik)! Turnau unter dem Kozäkov in
492 Sagina.
sandigen Kieferwäldern (Poläk)! Fuss des Muäsky-Berges bei Münchengrätz (Sekera)!
Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Kokofin (Tausch)! Thammüble (Neumann), Cistaj bei
Niemes (Schauta)! und bei Wartenberg! Horkaberg bei Leipa (Watzel). — Libotejnie
bei Roudnic (Reuss, Mayer). Leitmeritz:bei Schüttenitz, Skalie (Hackel) ! Tetschen (Malinsky)!
Teplitz (Eichler). Schlackenwerth: bei Unterbrand (Reiss), Karlsbad (Ortm.).
9. S. arvensis L. Blätter lineal-pfriemlich, oberseits convex, umterseits mit einer
Längsfurche. Staubgef. meist 10. Samen hochgewölbt-Iinsenförmig, feinpunktirt, von
einem äusserst schmalen, geschärften, glatten Rande umzogen.
Y/,—1"/,‘ lang, heller oder dunkler grün (nicht blaugrün); sonst wie vorige. Var.
a) vulgaris ($. vulgaris Bönningh.). Samen klein, schwarz, mit keulenförmigen, weissen,
zuletzt bräunlichen Wärzchen. — Eine grössere Form hievon mit 2—3mal grösseren Samen ist
(#) S. maxima Bönningh.
b) sativa (S. sativa Boeningh.). Samen klein, schwarz, glatt, nur fein punktirt.
© Juni—September. Auf Aeckern und Brachen, Rainen, an Wegen, entschieden
nur auf kiesigem, sandigem Boden, gemein durch das ganze Land bis auf das Vorge-
birge hin und wieder, besonders im nördlichen und östlichen Theile als Futterkraut
gebaut. Die gebaute Pflanze, die ich auf die Samen nicht untersucht habe, soll meist
b) sein, sonst sah ich bei uns nur a). — a f. die besonders im Lein vorkommen soll,
sah ich ebenfalls noch nicht aus Böhmen, nach Mann bei Hohenelbe (Kablik), nach
Opiz bei Nixdorf (Neumann).
8. Sagina(L. em.). Mastkraut.
a) (Spergella). Blüthen 5zählig, Staubgef. meist 10.
1. S. nodosa Meyer (Spergula nodosa L.). Vom Grunde vielstängelig-rasig-
ästig. Stengel lateral, theils aufsteigend, theils liegend, am Ende trugdoldig, an den
Seitenzweigen traubig mit einzelnen Endblüthen, nebst Blüthenstielen, Kelchen und Blatt-
rändern fein drüsenhaarig oder ziemlich kahl. Blätter lineal-fädlich, kurz stachelspite,
die oberen viel kürzer, mit kleinen Blattbüscheln in den Achseln. Blüthenstiele 2—vielmal
länger als der Kelch, stets aufrecht. Kelehblätter oval, schmal, randhäutig, stumpf, 2mal
kürzer als die Blumenblätter, zuletzt der Kapsel angedrückt. Kapseln eikegelförmig,
länger als der Kelch.
Stengel 2—6° lang. Die Blattbüschel in den oberen Blattachseln erinnern an Spergula.
Blumen weiss. Var. &) erecta, Stengel ziemlich aufrecht, kurzgliedrig, Glieder höchstens "/,”
lang; Blüthenstiele 2—4mal länger als der Kelch; £) filiformis, Stengel niederliegend, faden-
förmig, langgliedrig, Glieder 1—1!/,'' lang, Blüthenstiele vielmal länger als der Kelch.
2. Juli, August. Auf feuchtem Sand- und Moorboden, Triften und mageren
Wiesen, in Gräben, an Teichrändern, auf sandigen Aeckern in den feuchteren Niede-
rungen und in niederen Gebirgsgegenden, von der Elbe nordwärts bis an den Fuss des
Riesengebirges und in der Karlsbader Gegend, Nimburg gegen Kre@koy! Podebrad gegen
Ratenic! Kolin in einer Kieferheide spärlich! Horusie und Sulovic bei Neuhof! Rybetev
bei Bohdane&! Pardubice gegen Zminy! Dasie (Mann, Kablik)! Böhmisch-Trübau! Alt-Ples
bei Josefstadt! Altbuch (Gudern.)! Vostrufno bei Jilin am Teichdamme (Pospichal)! Um
Weisswasser, Hirschberg, Niemes häufig! Douba (Reuss). Wiesengräben unterhalb B. Leipa!
Rohrteich bei Piehl nächst B. Kamnitz (Zizelsb.). Sandäcker bei Georgswalde (Neumann).
Fehlt in der unteren wärmeren Elbgegend undim östlichen Erzgebirgsstriche gänzlich. Erst
wieder bei Schlackenwerth (Reiss) und Karlsbad (Schuberth) !
2. 8. Linnaei Presl Reliqu. Haenk, 1835 (8. saxatilis Wimmer 1840, Spergula
saginoides L.). Durch niederliegende, fädliche, ästige Stämmchen rasig. Stengel lateral,
aufsteigend oder fast aufrecht, fast kahl oder oberwärts unter der Blüthe zerstreut drüsen-
haarig, meist Iblüthig. Blätter schmallineal, kurz, stachelspitz, kahl oder am Rande
Sagina. 493
mit entfernten einfachen Haarspitzchen. Blüthenstiele fädlich, vielmal länger als der
Kelch, nach dem Verblühen hakig gekrümmt, zuletzt wieder aufrecht. Kelchblätter
eirundlich, stumpf, schmal randhäutig, etwas länger als die Blumenblätter, zuletzt
der Kapsel angedrückt. Kapsel eikegelförmig, beinahe doppelt so lang als der Kelch.
Stengel 1—3’ lang, dünn. Blätter graserün, länger als an der folgenden, bisweilen mit
achselständigen Blattbüscheln. Blumen weiss, abfällig.
2. Juni—August. Auf Berstriften, an feuchten quelligen Stellen der höheren
Sudetenregion und des Böhmerwaldes. Riesengebirge: Gipfel der Schneekoppe! Weisse
Wiese! im Riesengrunde (Tausch)! nächst den Richterbauden zwischen Petzkretscham
und dem Brunnberg! Kl. Schneegrube, schwarze Koppe (Wimmer), Iserwiese (Nees).
Böhmerwald vom Vorgebirge bis auf die höchsten Kuppen: an einer Quelle vor Hart-
manic (Purkyne)! Rachelgipfel 4520’ (Sendtner) und wohl mehrfach; auf baierischer Seite
an verschiedenen Stellen von 2300° an.
3. 8. subulata Torr. et Gray (Spergula subulata Swartz). Durch niederliegende,
fädliche, ästige Stämmchen rasig. Stengel lateral, oberwärts nebst Blüthenstielen und
Kelchen fein drüsenhaarig, bald über der Basis trugdoldig, 2—3blüthig, seltener 1blüthig.
Blätter lineal-pfriemlich, drüsig-gewimpert, mit langer granniger Stachelspitze.
Blüthenstiele fädlich, vielmal länger als der Kelch, nach dem Verblühen hakig gekrümmt,
zuletzt wieder aufrecht. Kelchblätter oval, stumpf, schmal randhäutig, so lang wie
die Blumenblätter, zuletzt der Kapsel angedrückt. Kapsel eikegelig, wenig länger als
der Kelch.
Der vorigen sehr nahe verwandt, dicht rasig, nur 1—2” hoch. Blätter kürzer, gedrun-
gener als bei voriger; die grannenartige Stachelspitze der Blätter ist wohl 3mal so lang als bei dieser.
2. Juni, Juli. Auf sandigen kurzgrasigen Triften und Brachäckern, nur um Weiss-
wasser und Niemes, daselbst aber reichlich! :
b) (Sagsina L.). Blüthen 4zählig mit 4 Staubgef. (selten einzelne 5zählig mit 5
Staubgefässen).
4. 8. procumbens L. Durch niederliegende oder kriechende, oft wurzelnde
Stämmchen mit Blattrosetten rasig-ästig. Stengel lateral, aufsteigend, mit einzelnen,
end- und seitenständigen, langen, nach dem Verblühen hakig herabgekrümmten, zuletzt
wieder aufrechten Blüthenstielen. Blätter schmallineal, stachelspitz. Kelehblätter rundlich-
eiförmig, stumpf, zuletzt von der Kapsel wagrecht abstehend. Blumenblätter 2—3mal
kürzer als der Kelch oder fehlend. Kapseln kugelig-eiförmig, etwas länger als der Kelch.
",—3" hoch, kahl, nur an der Spitze der Blüthenstiele oft einige Drüsenhaare. Blätter
hellgrün. Blumen weiss, unscheinbar. Var.:
«@) glaberrima Neilr. Blätter am Rande glatt urd kahl.
ß) eiliata Neilr. (S. bryoides Fröl.). Blätter am Rande fein gezähnelt-rauh und hin
und wieder gewimpert. Auf derselben Pflanze finden sich auch glatte Blätter eingemengt.
2. Mai—September. Auf feuchten Sandplätzen, Sandäckern, Brachen, Triften,
Flussufern, in Gräben allgemein verbreitet; im Riesengebirge bis in die untere Hoch-
gebirgsregion. 8) An Mauern und zwischen Steinen: am Teplitzer Schlossberg, bei Platz
(Leonhardi)! und wahrscheinlich auch anderwärts.
Anmerkung. S. apetala L., einjährig, mit ästigem nie wurzelndem Stengel, nach dem
Verbltihen stets aufrechten Blüthenstielen und mit bespitzten äusseren Kelchblättern, in den
nördlich und westlich angränzenden Ländern vorkommend, ist für Böhmen zweifelhaft, da bei
uns öfter die kronenlose Form von $. procumbens für $S. apetala gehalten wurde, und ich bisber
kein richtiges Exemplar der letzteren erhalten konnte. Angeblich bei Schlackenwerth (Reiss),
Karlsbad und Ellbogen (Ortm., Weitenw.), bei Krumau (Jungbauer) und Gratzen (Portenschlag
in Presl fl. cech.; die Diagnose aber unzulänglich).
494 Alsine. Holosteum,
9. Alsine Wahl. Miere.
a) Pflanze einjährige. Blüthenstiele mehrmals länger als der Kelch. Blumenblätter
kürzer als der Kelch.
1. A. tenuifolia Wabl. (Arenaria tenuifolia L.). Stengel aufrecht, meist von
unten gabelig-ästig. Blätter lineal-borstlich, 3nervig. Trugdolde wiederholt 2gabelig.
Kelchblätter 3nervig, lanzettlich oder eilanzettlich, pfriemlich spitz, randhäutig.
Pflänzchen sehr fein, nur 1-4‘ hoch. Kelchblätter bald so lang, bald länger als die
Kapsel. Blumenblätter kleiu, weiss. Var. «) glabra, ganz kahl, und ß) viscosa (Arenaria vis-
cosa Schreber, Presl fl. cech.), klebrig-drüsenhaarig (bisweilen aber nur die Blüthenstiele und
Kelche mit zerstreuten Drüsenhaaren), meist kleiner, auch die Blüthen kleiner.
© Juni, Juli. Auf Sandfeldern, sandigen Brachen, die var. 3 im niederen Nord-
böhmen selten, aber an den Standorten in Menge. Weltrus (Opiz). Kolin! Semites bei
Weisspodol (Opiz)! Eibe-Teinitz auf einem sandigen Abhang an der Elbe! Sandige
Aecker um Prachov bei Jiöin spärlich (Pospichal)! Weisswasser (Hippelli)! Sandfelder
im Walde Bor bei Roudnic (Reuss)! und bei Wettel (Tausch)! — «) habe ich aus
Böhmen noch nicht gesehen.
b) Pitlanze vieljährig, niederliegende, ästige, holzige Stämmchen und fast aufrechte
Stengel treibend. Blüthenstiele 2—-4mal länger als der Kelch. Blumenblätter so lang oder etwas
länger als der Kelch.
2. A. setacea Mert et Koch (Arenaria setacea Thuill., A. verna Presl fl. tech.).
Stengel kahl oder unten kurzhaarig. Blätter pfriemlich-borstlich, 3nervig. Trugdolden
einfach- oder wiederholt-2gabelig. Kelchblätter 3nervig, eilanzettlich, weissknorpelig,
mit grünem Rückenstreifen. Blumenblätter oval, etwas länger als der Kelch. Samen
spitzkörnig, nierenförmig-schnäbelig.
In reichlichen Rasen, Stengel sehr schlank und fein, Blüthenstiele borstlich, Blumen
weiss, flachgeöffnet.
2 Mai—Juli. Auf Felsen der Prager Gegend: bei St. Ivan auf Kalk! im
Moldauthale auf Silurschiefer von Husinec bis gegenüber Liböie! (zuerst F. Fischer in
Opiz Tauschver. 1826) undauf dem Lib£icer Ufer von da bis zum Kraluper Haine (Poläk)!
3. A. verna Bartl. (Arenaria saxatilis Huds,, A. verna L.). Stengel unten kahl,
oben drüsenhaarig. Blätter lineal-pfriemlich, 3nervig. Trugdolden endständig, einfach
oder wiederholt 2gabelig. Kelchblätter 3nervig, eilanzettlich, krautig, grün, schmal-
randhäutig. Blumenblätter oval, solang oder etwas länger als der Kelch. Samen nieren-
fürmig, kaum schnäbelig, am Rande spitz gekörnelt.
Der vorigen ähnlich, doch schwächer, niedriger. Blumen weiss.
a) collina (Arenaria caespitosa Ehrh.). Stengel 2—8° hoch, 3—Tblüthig.
b) Gerardi (Wahl sp.) (Arenaria Gerardi Willd.). Nur 2—4‘ hoch, in grösseren polster-
förmigen Rasen, Stengel 2—3blüthig, Blumen grösser.
2 a) Mai, Juni, b) Juni, Juli. a) Auf sandigen Rainen, nur bei Weisswasser
an der Strasse nach Jungbunzlau! — b) Auf Felsen im Hochgebirge, nur im Riesen-
grunde des Riesengebirges (Tausch, Kablik)!
«10. Holosteum L. Spurre.
j 1. H, umbellatum L. Bläulich-bereift. Blätter elliptisch oder länglich, sitzend,
die unteren gestielt. Trugdolde endständig, doldenförmig-zusammengezogen, deren
Stiele nach dem Blühen herabgeschlagen, zuletzt wieder aufrecht.
{ 1—5“ hoch, bald auf Stengeln, Blüthenstielen und Blatträndern drüsenhaarig, bald die
Stiele, bald die ganze Pflanze kahl. Blumen weiss, oft röthlich angelaufen, länger als der Kelch,
Möhrinsia—Mcenchia, 495
© Ende März—Mai. Auf sandigen Aeckern, Rainen, Grasplätzen, Hügeln, Erd-
abhängen im Hügellande und den Niederungen allgemein verbreitet, in gebirgigeren
Gegenden stellenweise fehlend, so um B.-Kamnitz nach Zizelsberger, erst bei Tetschen.
11. Möhringia L. em.
1. M. trinervia Clairv. (Arenaria trinervia L.). Einjährig, kurzhaarig-flaumig.
Stengel aufsteigend, ästig. Blätter eiförmig oder eilänglich, spitz, nervig, fast alle
gestielt. Trugdolde einfach- oder wiederholt-gegabelt, beblättert,; Blüthenstiele zuletzt
wagrecht. Blüthe fünfzählig mit 3 Griffen. Kelchzipfel lanzettlich. Blumenblätter
kürzer als der Kelch.
!/,—1‘ lang. Blumenblätter weiss. Von manchen Stellarien, z. B. S. media, durch unge-
theilte Blumenblätter sofort zu unterscheiden.
© Mai—Juli. In schattigen Hainen, auf moderndem feuchten Laube, in faulen-
den Baumstrünken, im Gebüsch, an Zäunen verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das
Vorgebirge (zu 3000’).
? 2. M. muscosaL. Ausdauernd, kahl. Stämmchen niederliegend, ästig, fädlich,
zerbrechlich, aufsteigende Stengel treibend. Blätter schmal-lineal, fädlich, fein stachel-
spitz, glatt, nervenlos. Trusdolde gablig, 3—5blüthig, mit borstlichen Deckblättchen.
Blüthenstiele lang, fädlich, zuletzt wagrecht abstehend. Blüthe Zzählig mit 2 Griffeln.
Kelchzipfel eilanzettlich, spitz. Blumenblätter efwas länger als der Kelch.
Stengel 2—6‘ lang, dünn. Blätter verlängert, grasgrün. Blumen klein, weiss. Von der
ähnlichen Sagina procumbens durch die Kelchzipfel, die 8 Staubgef. und 2 Griffel und die längeren
Blumenblätter gleich zu unterscheiden.
2. Juni--August. Auf Felsen, Mauern, auf steinigen waldigen Stellen des
höheren Gebirges. „Landskron“ Erxleben 1814, als Sagina procumbens! vielleicht auf
dem Glazer Schneeberge? vielleicht aber auf den Alpen gesammelt und verwechselt.
Bürglitz (Knaf, Juni 1827)!; das Vorkommen im inneren Böhmen sehr merkwürdig,
allein bei Knaf’s Genauigkeit und Wahrhaftigkeit kaum zu bezweifeln.
12. Arenaria L. Sandkraut.
1. A. serpyllifolia L. Feinflaumig, zuweilen drüsig-klebrig. Stengel am Grunde
liegend, vielästig. Blätter eiförmig, zugespitzt, 3—Önervig, durchscheinend punktirt,
sitzend, die untersten etwas gestielt. Trugdolden wiederholt 2gabelig. beblättert. Blumen-
blätter 2—3mal kürzer als die lanzettlichen, spitzen, Snervigen Kelchblätter.
1—6“ lang, Blätter klein, Blumen weiss, unansehnlich,
© Mai—August. An Wegen, Rainen, auf Mauern, wüsten Plätzen, sandigen
und lehmigen Aeckern, Brachen gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge
(am Rachel des Böhmerwaldes z. B. 4500’ hoch: Sendtner).
13. Moenchia Ehrh.
1. M. quaternella Ehrh. .(M. erecta Fl. Wett, M., glauca Pers., Sagina
erecta L.). Kahl, etwas blaugrün. Stengel aufrecht, einfach oder wenigästig, oben nackt,
1—2blüthig, mit langen Blüthenstielen. Unterste Blätter lineal-keilföürmig, obere lineal-
“ länglich, kürzer als die Stengelglieder. Blüthen 4zählig mit 4 Staubgef. Kelchblätter
lanzettlich, mit breitem weissem Hautrande, länger als die Blumenblätter.
1—4“ hoch. Blumen weiss. Der Name Mönchia quaternella ist nicht nur viel älter
als M. erecta, sondern auch viel bezeichnender, weil alle Mönchien aufrecht sind, aber nur diese
4zählige, und der Linne’sche Beiname nur innerhalb der Gattung Sagina am Platze war,
496 Cerastium,
© Mai, Juni. Auf feuchten Triften, Brachen, Sandplätzen sehr selten. Bei
Schluckenau auf Weiden zeitweilig (Karl)! Pfarrer Karl bemerkt dazu in Oest, Bot.
Wochbl. 1851 p. 229: war seit 10 Jahren nicht wieder zu finden, erschien erst 1851
wieder sehr zahlreich, mit Taraxacum glaucescens, wohl des milden Winters und nassen
Frühjahrs wegen. — Gratzen in Südböhmen (Portenschlag in Presl fl. &ech.), was einer
weiteren Bestätigung bedarf.
14. Cerastium L. Hornkraut.
A. (Dichodon Bartl.) Griffel 3. Kapsel länelich-walzlich, mit 6 flachen, an den Rändern
nicht umgerollten Zähnen aufspringend.
1. C. anomalum W. Kit. (Stellaria viscida M. Bieb.). Stengel stielrund, einfach
oder vom Grunde mehrstängelig-ästig, aufrecht, sammt Blättern, Deckblättern, Kelchen
und Blüthenstielen drüsög-flaumig, klebrig. Blätter ganzrandig, lineal, stumpf, sitzend,
die unteren in den Blattstiel keilig verschmälert. Trugdolde endständig, gabelig, erst
gedrungen, dann lockerer; Blüthenstiele stets aufrecht, fruchttragend, die unteren 3mal
länger, die oberen auch nur so lang als der Kelch. Deckblätter ‚krautig. Kelchzipfel
randhäutig. Bluamenblätter länger als der Kelch. Die unteren Kapseln 2mal so lang
als der Kelch.
3—8° hoch. Blätter trübgrün. Blumen weiss, zart. C. trigynum Vill. (Stellaria cera-
stoides L.) aus dieser Abtheilung hat 3, bisweilen aber 4—5 Griffel, daher der Unterschied von
Cerastium und Stellaria nicht in die oft veränderliche Griffelzahl gesetzt und C. anomalum, übrigens
auch vom Habitus eines Cerastium, nicht zu Stellaria gerechnet werden darf.
© Mai, Juni. Auf Feldrainen, grasigen Plätzen, auf sandigem und thonigem
Boden, nur in der Gegend von Jiein und Jungbunzlau. Bei Jicin nächst Jiöinoves (Po-
spichal 1871)! Jungbunzlau auf schwarzer Thonerde (schon Hippelli 1852 als Cerastium
triviale!), nämlich bei Kosmanos und an der Strasse von Lustenie nach Loutin nächst
Charvätec (Purkyn& 1868)! — Diese östliche Art erreicht hier ihre Westgränze und
scheint schon zu Anfang dieses Jahrhunderts, freilich als Stellaria cerastoides L. beo-
bachtet zu sein, da Pohl im Tentamen letztere Art bei Krinec und Zbozicko in dieser
Gegend angiebt.
B. (Orthodon Ser.) Griffel 5. Kapsel walzlich, mehr weniger gekrümmt, mit 10 auf-
rechten, an den Rändern nach aussen gerollten Zähnen aufspringend.
a) Pflanze 1jährig ohne unfruchtbare Blattsprossen. Blumenblätter so lang als der
Kelch oder kürzer.
2. C. brachypetalum Desp. Von langen weichen Haaren graugrün. Blätter
oval oder länglich. Deckblätter sämmtlich krautartig, sammt den theils schmal- theils
breiter randhäutigen Kelchblättern bis über die Spitze hinaus langhaarig: Blumenblatt-
nägel und Staubfäden gewimpert. Blüthenstiele mit oder ohne eingestreute Drüsenhaare,
zur Fruchtzeit 2—5mal länger als der Kelch. Kapseln meist wenig länger als der
Kelch. Samen mit spitzen erhabenen Warzen.
3”—1’ hoch. Blumenblätter klein, weiss, kürzer als der Kelch.
© April, Mai. Auf sonnigen, begrasten, buschigen Abhängen, Rainen, Waldplätzen
im Hügellande und im niederen Berglande sehr zerstreut, aber wahrscheinlich bisher
wegen zeitlicher Blüthezeit zu wenig beobachtet. Am häufigsten in der Prager Gegend,
besonders im Moldauthale und stets in Menge, so am Zizkaberge, Pelz, Podbaba, Roz-
toky, Baumgarten, Särka, Michlerwald, Hlubolep, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist! Bei
Davle an der Säzava! hinter St&chovic zahlreich! Anfang des Radotiner Thales, Karlstein!
Bürglitz (Knaf)! Klicavathal! — Mölnik (Prazäk)! Jungbunzlau im Steingerölle (Hipp.)!
Bäba bei Kosmanos (Watzel). Münchengrätz (Sekera). Rollberg (Lorinser)! Wostray bei
Mileschau und Kl. Deblik bei Sebusein stellenweise zahlreich (Mayer)! Tetschen (Ma-
linsky)! Bilin (Reuss), Brüx (Stika). Rothenhaus, Komotau (Reuss), Schlackenwerth (J.
Cerastium. 497
Reiss); hinter dem Dreikreuzberg in Karlsbad (Ortm,) — Ruine Klingenberg an der
Moldau (Dede£ek)!
3. €. glomeratum Thuill. (C. vulgatum L. sp. pl. et herb., Pohl, Tent., C. ovale
Pers.). Von kürzeren Haaren und oberwärts meist von eingemengten Drüsenhaaren kurz-
zotlög. Blätter oval oder rundlich, langgewimpert. Deckblätter sämmtlich krautig, so wie
die Kelchblättchen bis zur Spitze steifhaarig. Aeussere Kelchblätter äusserst schmal-, innere
breit-weissrandhäutig. Blumenblätter am Nagel gewimpert, manchmal fehlend. Staubfäden
kahl. Blüthenstiele zur Fruchtzeit nur so lang als der Kelch oder kürzer. Kapseln
doppelt länger, die oberen auch nur so lang als der Kelch. Samen fein gekörnelt.
3”—1‘ hoch, gelbgrün. Blumenblätter klein, weiss, se lang oder kürzer als der Kelch.
Kapseln sehr dünn und fein mit kleinen Zähnen. Den Linne’schen Namen, der unzweifelhaft
hieher gehört, setze ich aus Nützlichkeitsgründen nach, weil er durch falsche Interpretation zwei-
deutig geworden und für unsere Pflanze nicht bezeichnend ist.
©) Mai, Juni und oft wieder August, September. In schattigen bergigen Wäldern
an feuchten Stellen und in Waldschlägen, in gebirgigen Gegenden auch auf Aeckern
und Rainen, in Wiesengräben, vom höheren Hügellande bis auf das Vorgebirge sehr zer-
streut, selten in der Ebene, im wärmsten Hügellande gänzlich fehlend, so in der näheren
Prager Umgegend, in der Leitmeritzer Ebene und im Mittelgebirge. Im Prager Umkreise
erst bei Karlstein (Tausch)! an der Säzava bei Davle! hinter Stöchovic gegen Slapy!
Neuhcf bei Lana in Wiesengräben (Poläk)! — Kolod&j bei Pardubic (Opiz)! Wald bei Neu-
Königingrätz! Opatovic (Op.)! Leitomysl auf Aeckern (Pospichal)! — Riesengebirge:
Friedrichsthal bei Spindelmühle (K. Knaf)! Raine um Ji&in (Pospichal)! Weisswasser
(Eipp.)! Zwischen Haida und Steinschönau an der Strasse! B, Kamnitz! Eulau bei Bo-
denbach! Brüxer Schlossberg (Eichler). Komotau: Flössplatz am Anfange des Grundthales!
und Eidlizer Flössplatz (Reuss). Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). Marienbad (K. Knaf)!
— Plesivec bei Hostomnic am Waldwege ! Waldtrift auf der Komorskä hora bei Jinec! —
Vor Hohenfurth (Purkyne) !
4. C. semidecandrum L. Kurzhaarig, meist überall mit eingestreuten Drüsen-
haaren. Blätter oval oder länglich. Deckblätter alle oder doch die oberen mit längerer
oder kürzerer trockenhäutiger Spitze, so wie die randhäutigen Kelchblätter an dieser
Spitze kahl. Blumenblattnägelund Staubfäden kahl. Blüthenstiele zur Fruchtzeit 2!/,—3mal
länger als der Kelch. Kapseln doppelt kürzer, so lang oder nur etwas länger als der
Kelch. Samen sehr klein, undeutlich gekörnelt.
1—10‘ hoch, fein, heller oder dunkler grasgrün.
a) scariosum (C. semidecandrum Fries, Koch, C. viscosum Pers,, Presl fl. cech.,
Tausch herb. boh.!). Deckblätter und Kelchblätter etwa im ganzen obersten Dritttheil trocken-
häutig. — Hiezu ß. parviflorum m., Kelche und Kapseln doppelt kleiner als an der Normalform.
b) subherbaceum (C. semidecandrum Pers., Presl fl. cech., Tausch h. boh.!, C. glu-
tinosum Fries, ©. Opizii Seidl!). Deck- und Kelchblätter mit kurzer häutiger Spitze, die unteren
öfter selbst ganz krautig.
©) April, Mai. Auf sonnigen, kurzgrasigen Hügeln und Wegrainen, sandigen
Weiden und Brachen, im Hügellande und der Ebene wohl verbreitet, aber wegen früher
Blüthezeit wenig beobachtet, a) jedoch minder häufig. a) Bei Prag seltener, bisweilen
mit b) zusammen: Karlshof (Hofm.), Michle, Slichov, St. Prokop, Generälka. — Pardubie:
auf den Schlosswällen, an der Chrudimka (Opiz)! Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)!
Münchengrätz (Sekera), Höflitz bei Niemes (Schauta)! Melnik (Prazäk)! Roudnie (#, mit
Spergularia Morisonii: Jirus)! Leitmeritz: Radobyl, Kolleben, beim Skalicer Försterhaus,
hinter Auscha auf Sandstein (Mayer). Tetschen (Malin.)! Bilin (Reuss). Komotau (Kuaf)!
Vysolan bei Saaz (Thiel)! Karlsbad (Ortm,). — b) Um Prag häufig. Säzavaufer bei Davle'!
— Elbe-Teinitz: Sandhügel mit Radiola! Pardubie! Jaromef (Knaf)! Loretto bei Jilin
(Pospichal)! Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera). Melnik (Prazäk)! Hrdly und
Dobfin bei Roudnic auf Sandboden sehr häufig (Reuss). Bilin (Reuss). Rothenhaus (Roth)!
Komotau (Knaf), Vysodan (Thiel). Karlsbad (Ortm). Budweis (Jechl)! Wittingau!
498 Cerastiurm,
b) Pflanze ausdauernd, nebst den blühenden Stengeln beblätterte sterile Triebe fürs
künftige Jahr treibend, am Grunde zuletzt wurzelnd. Blumenblätter so lang bis doppelt so lang
als der Kelch.
5. C. triviale Link (C. viscosum L. Sp. pl. et herb,, Pohl Tent., C. vulgatum
Wahl., Presl fl. &ech. nec L.). Stengel am Grunde niederliegend, ästig, rasenbildend. In
den Blattachseln der Stengel und sterilen Triebe keine Blätterbüschel. Stengel von
abstehenden kurzen und längeren Haaren rauhhaarig, seltener unten kahl. Blätter oval
oder länglich, die unteren in den Blattstiel keilförmig verschmälert, angedrückt-steif-
haarig oder fast kahl. Deckblätter und Kelchblätter am Rande alle trockenhäutig und kahl,
am Rücken langrauhhaarig. Blumenblätter so lang oder ein wenig länger als der
Kelch. Samen mit stumpfen, kornartigen Warzen.
Stengel 3°—1’ lang. Obwohl die Art vieljährig und rasig ist, so blüht sie doch oftschon
im ersten Jahre, wo noch keine sterilen Triebe da sind; in dieser Form ist sie von (©. semidec-
andrum b., mit dem sie die trockenhäutige unbehaarte Spitze der Kelch- und Deckblätter gemein
hat, hauptsächlich durch die längere, drüsenlose oder drüsenarme Bekleidung zu unterscheiden
(wegen welcher der Linn@’sche Name auch sehr schlecht gewählt ist). Var.:
«) pratense. Kriechende Stämmchen meist kurz. Stengel 2—1‘ hoch, überall steif
und dichtbehaart, oberwärts meist drüsenlos. Blätter dicklich mif steifen Haaren, höchstens
6° lang, 2‘ breit.
£) elabratum Neilr. (C. holosteoides Fries). Blätter kahl, die obersten gewimpert.
Stengel nur einreihig behaart. Sonst wie «).
y) nemorale Uechtr. (C; silvaticum Opiz!). Höher und grösser als «), bis 2’ lang;
kriechende Stämmehen oft verlängert, Stengel schlapp, zerstreuter behaart, aber meist drüsen-
tragend. Blätter gross, die oberen 1‘ lang, 4“ breit, weich und dünn, etwas durchscheinend,
kürzer und weicher behaart; Trugdolde lockerer, langzweigiger. — Das C. silvaticum W. Kit.,
dem y) in Tracht und Grösse sehr ähnlich ist, hat doppelt so grosse Blumenblätter als der Kelch
und spatelförmige, plötzlich in den Blattstiel zugeschweifte Blätter der Stengelbasis und der
unfruchtbaren Triebe.
2. Mai—Herbst. Auf Wiesen, Triften, Aeckern, Rainen, an Wegen, in Gebüschen,
«) durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge verbreitet und gemein; f)sehr selten
beobachtet, bei Prag im Baumgarten und auf der Hetzinsel (Opiz)! ) In feuchten, schattigen
Waldgebüschen, seltener, bei Prag im Michlerwald (Opiz)! Elbniederung: Houska bei
Brandeis (Opiz)! im Erlgebüsch bei Franzdorf nächst Horusie! Herrschaft Pod&brad (Opiz)!
Erlbruch bei Prelou&!
6. C. arvense L. Stämmchen niederliegend, ästig, zerbrechlich, mit aufsteigenden
Stengeln; @n den Blattwinkeln sterile Blattbüschel. Stengel mit kurzen, weichen, ab-
stehenden Haaren, oben oft mit eingemengten Drüsenhaaren, oder unten kahl. Blätter
lineal, lanzettlich oder elliptisch, beiderseits behaart oder kahl und nur gewimpert,
die der stengelständigen Büscheltriebe viel schmäler. Deckblätter, wenigstens die oberen
am Rande nebst den Kelchblättern mehr weniger trockenhäutig. Kelehblätter feinhaarig
oder drüsenhaarig. Blumenblätter meist doppelt länger als der Kelch, trichterfömig-
glockig. Samen mit vorspringenden, theils spitzen, theils leistenartigen Warzen.
Blumen weiss, ziemlich ansehnlich. Var.
«) vulgare. Stengel "/,—1‘ höch, sammt den Blättern behaart, graulichgrün. Blätter
lineal bis lanzettlich, schmal. Deckblätter deutlich randhäutige, Kelchblätter länglich. Blumen-
blätter doppelt so gross, Kapsel 1—2mal so lang wie der Kelch.
ß) brachypetalum. Blumenblätter wenig länger als der Kelch, sonst wie «).
..... Y) eondensatum (y. latifolium Neilr.). Stengel nur,3“ hoch. Blätter elliptisch oder
elliptisch lanzettlich, kurz, Kelchblätter oval. Sonst wie «).
ö) subherbaceum (C. Kablikianum Wolfner!). Stengel 3—6” hoch. Deckblätter die
unteren krautig, die obersten schmal randhäutig. Kapseln 2—3mal länger als der Kelch. Sonst wie y).
&) glabrescens Neilr. (C. alsinefolium Tausch!). Niedrig, kahl. Stengel nur oben
behaart, armblüthig. Blätter elliptisch, grasgrün, starr, ganz kahl oder sammt den Deckblättern
langgewimpert.
Malachium. Stelilaria, 499
2. Mai, Juni, und einzeln im Herbste. Auf trockenen Rainen, Feldrändern, Gras-
plätzen, «) überall verbreitet bis auf das Vorgebirge; ß) Klostergrab (Winkler)! Ranzen-
berg bei Komotau (Knaf)! y) Feldränder bei Oberdorf nächst Komotau (Knaf)! d) Ein-
siedel bei Marienbad (Kablik)! e) Felsen von Einsiedel bei Marienbad (Tausch) !
15. Malachium Fiies.
1. M. aquaticum Fries (Cerastium aquaticum L.). Stengel oberwärts dicht drüsen-
haarig klebrig, unten sammt den Blättern ziemlich kahl. Blätter aus herzeiförmigem
Grunde langzugespitzt, am Rande wellig, die untersten gestielt. Trugdolde beblättert,
wiederholt 2gabelig; Blüthenstiele zuletzt wagrecht oder herabgeschlagen. Kelchblätter
eilänglich, krautig, mattgrün, drüsig behaart, kaum randhäutig, doppelt kürzer als die
Blumenblätter.
1—3‘ lang, schlaff, liegend und klimmend, sehr zerbrechlich, wobei die Rinde von dem
ellastischen Gefässbündeleylinder ringsum abbricht. Sehr ähnlich der Stellaria nemorum, aber durch
die Behaarung, die Kelche und die 5 Griffel leicht zu unterscheiden.
2 Juni—September. In Waldsümpfen, an Gewässern im Gestrüpp, in Gräben,
in denEbenen und durch das ganze Hügelland, wie auch in niederen Gebirgsgegenden ver-
breitet und meist häufig.
16. Stellaria L. em. Sternmiere.
A. Stengel stielrund. Wenigstens die unteren Blätter gestielt. Trusdolde beblättert,
wiederholt 2gabelig. Blumenblätter zu °/, oder bis gegen die Basis 2theilie.
1. $. nemorum L. Durch kriechende, zerbrechliche Stämmchen ausdauernd.
Stengel besonders oberwärts rundum oder 2—Ireihig flaumig und drüsenhaarig. Blätter
gewimpert oder die unteren ungewimpert, länglich-eiförmig, zugespitzt, die unteren
langgestielt und etwas herzförmig. Fruchtstiele wagrecht abstehend. Kelchblätter länglich-
lanzettlich, glänzend, schwachbehaart, breit randhäutig. Blumenblätter doppelt länger als
der Kelch. Mittelsäulchen der Kapsel verlängert.
1—2' lang, schwach. Treibt aus den Achseln der unteren Blätter dünne, kleinblätterige,
horizontale oder aufstrebende Zweige. Blumen wie bei allen übrigen Arten weiss.
2. Mai, Juni. In schattigen Wäldern der Berg- und Vorgebirgsregion, seltener
in feuchten Auwäldern der Ebenen und des Hügellandes. Bei Prag daher selten: Krter
Wald, Cibulka, Königsaaler Stadtwald, Kamenicer Thal! bei Trebohostice am Waldbache!
— 0Oestliche Elbniederung selten: Libig (Poläk)! Fasanerie bei Pod&brad! — Berg
Woheb bei Cäslau (Opiz). Senftenberg: Remise bei Liänie (Brorsen), Königingrätz (Genck) ! !
Josefstadt (Hähnel)! Im Riesengebirge aus dem Vorgebirge bis zur unteren Hochgebirgs-
region : Hohenelbgrund ! Klausengrund! Schatzlar, Johannisbad (Opiz)! Rochlitz (Gottstein) !
Lomnitz, Pekloves bei Cidlina (Poläk)! Münchengrätz Iserufer (Sekera)! Jungbunzlau,
Weisswasser (Hipp.)! Niemes: Barzdorfer Büschel, Rollberg (Schauta)! Limberg bei Gabel!
B. Aicha (Prochäzka)! Reichenberg (Siegm.)! Kratzau (Kratzm.)! Lausche (Matz). Kalten-
berg bei B. Kamnitz! Tetschen (Winkler)! Am Lobos oben im Sattell Am Erzgebirge:
bei Teplitz (Reuss), Rothenhaus (Roth)! Grund bei Komotau (Thiel)! Presnitz auf der
Höhe des Erzgebirges (Häjek)! Karlsbad (Ortm.). — Zwischen Lana und Neuhof am
Bache nächst der Strasse (Poläk)! Padrtbach bei Strasic! Thiergarten von Brezina (Stern-
berg)! Blanskerwald! und an der Moldau zum Stichser Graben hin (Jungbauer). Hoch-
waldberg bei Gratzen! Im Böhmerwalde wohl häufiger, noch am Rachel 4500 (Sendtner).
2. S. media Vill. (Alsine mediaL.). Stengel mit 1jähriger Wurzel, vielästig, am
Grunde oder ganz niederliegend, einreihig behaart, oberwärts nicht drüsenhaarig. Blätter
eiförmig, kurz zugespitzt, die unteren spatelförmig, langgestielt, kahl oder nur am Grunde
gewimpert. Blüthenstiele zuletzt herabgeschlagen. Blumenblätter so lang oder kürzer als
der Kelch oder fehlend. Mittelsäulchen der Frucht sehr kurz.
500 Stellaria,
3“—1' lang, zerbrechlich. Bald die meisten Stengelblätter sitzend, bald die meisten
gestielt. Var. «) oligandra, Staubgef. 5-3—1; ß) apetala, ohne Blumenblätter; y) decandra
(S. neglecta Weihe), Staubgef. meist 10, Pflanze grösser, grossblätteriger, der vorigen Art ähnlicher.
© oder $%. DBlüht das ganze Jahr mit Ausnahme des strengen Winters. Auf
Acker- und Gartenboden, wüsten Plätzen, an Wegen, in Gebüschen, im ganzen Lande
und im Gebirge bis zur Culturgränze sehr gemein, ß) und y) hin und wieder, letztere
in fetterem humosen beschatteten Boden.
B. Stengel vierkantig. Blätter sämmtlich sitzend.
a) Trugdolde beblättert, mit krautartigen, den Stengelblättern ähnlichen, nur kleineren
Tragblättern der Blüthenzweige. Blumenblätter zur Hälfte gespalten.
3. S. holostea L. Blätter lanzettlich oder lineallanzettlich, langzugespitzt, am
Rande und unterseits am Mittelnerven zackig-rauh. Kelchblätter häutig durchscheinend,
anscheinend nervenlos, doppelt kürzer als die Blumenblätter. Kapsel kugelig.
Grasgrün, vom Grunde rasig verzweigt, unterwärts zerbrechlich, mit sterilen Blatttrieben
und aufsteigenden, 1—2‘ hohen Stengeln. Blüthenstiele lang. Blumen am ansehnlichsten unter
den Verwandten. Perennirt, wie auch manche andere Alsineen, durch Knospen, die im Frühjahr
aus den Blattachseln der vorjährigen, sammt Blättern verdorrten und anscheinend ganz todten,
aber dennoch unter der abgestorbenen Rinde einen lebenden Gefässbündeleylinder bergenden
Stengel, öfter in auffallender Höhe über dem Erdreich situirt, in frische Zweige a ustreiben.
2 Mai. In Wäldern, auf ssteinigen, buschigen und bewaldeten Abhängen, verbreitet
aus den Ebenen durch das ganze Hügelland bis auf das Vorgebirge, so auf Vorbergen
des Riesengebirges (Kablik)! im Blansker und den Vorbergen des Böhmerwaldes (Jungb.).
b) Trugdolde ganz oder im oberen Theile mit trockenhäutigen Deckblättern. Blumen-
blätter bis gegen die Basis 2theilig.
«) Stengel oberwärts auf den Kanten und die Blätter besonders an den Rändern
feinzackig-rauh. Deckblätter kahl.
4. S. Frieseana Ser. (S. longifolia Fries nee Mühl.). Stengel vielästig, ausge-
breitet, Aeste aus liegender Basis aufsteigend. Blätter schmal lineal-lanzettlich, spitz, zum
Grunde verschmälert. Gabelige Trugdolde sehr locker, langzweigig, rein deckblätterig, gestielt,
durch den ebenfalls zuletzt trugdoldigen Seitenzweig aus der obersten Blattachsel häufig
übergipfelt. Kelchblätter frisch anscheinend nervenlos, getrocknet 3nervig, elliptisch-
lanzettlich. Blumenblätter so lang als der Kelch. Kapseln eilänglich, die unteren doppelt
länger als der Kelch. Samen glatt.
Stengel bis 1‘ lang, sehr schlapp und zerbrechlich, freudiggrün, in allen Theilen feiner
als die ähnliche S. graminea. Fruchttragende Stiele schief herabgeschlagen.
% Mai—Juli. An feuchten Waldstellen, in torfigen Wäldern des südlichsten
Böhmens. Haidberg des Kubanigebirges (Müncke 1864)! Schwarzbach bei Krumau auf
Torfstichen und im Kieferwäldchen beim Dorfe (Müncke),. In den Wäldern auf
Torfboden südöstlich von Wittingau bis gegen St. Magdalena, und im Rothen Moose
gegen Grätzen!
ß) Stengel und Blätter glatt. Deckblätter kahl,
5. $. uliginosa Murr. (Larbrea aquatica St. Hilaire). Stengel ästig, liegend oder
aufsteigend, oberwärts sympodial zusammengesetzt, meist mit mehreren scheinbar
seitenständigen, nämlich vom obersten die Axe fortsetzenden Laubspross übergipfelten
Trugdolden. Blätter länglich oder elliptisch lanzettlich, kabl oder am Grunde schwach
gewimpert. Trugdolden gabelig, rein deckblätterig. Kelchblätter lanzettlich, schwach 3nervig,
fast doppelt länger als die Blumenblätter und so lang als die Kapsel. Samen Klein-
warzig runzelig.
Kraut bläulichgrün. Blätter etwas dicklich, getrocknet sehr deutlich netzig-nervig. Der
sympodiale Stengel bis 1‘ lang. Neben dem stärkeren oder einzigen, den Stengel fortsetzenden
Blattspross unterhalb der jeweiligen Endeyme findet sich in der Blattachsel noch eine Beiknospe.
Steliaria, 501
An einer kleinen, nur etwa 3 langen Form (S. linoides Tausch!) bleibt die zweite Axe des
Stengels schon kurz mit nur 1—2 Blätterpaaren, daher die Cyme evidenter endständir bleibt.
Blüthenbecher bald niedrig und der Fruchtknoten unten gleichbreit, bald der Becher trichter-
förmig und der Fruchtknoten unten verschmälert (Larbrea St. Hil,, welche Gattung daher nicht
einmal als Section haltbar ist). Samen dunkelbraun.
2. Mai—Juli. An guelligen und sumpfigen Wald- und Wiesenstellen, an Bächen,
zerstreut aber verbreitet, besonders in Gebirgsgegenden, häufig im Vorgebirge der Sudeten
und des Böhmerwaldes und bis auf’s Hochgebirge, seltener im wärmeren Hügellande und
inder Ebene. B.:i Prag daher nicht häufig und mehr in der südlichen bergigen Gegend :
Hetzinsel, Nusle, Königsaal, Stirin, Klokoönä, Trebohostic, Kliava bei Lana an Waldbächen !
6. S. palustris Ehrh. 1789 (S. glauca Wither. 1796). Stengel ziemlich aufrecht,
einaxig, unter der endständigen Trugdolde meist mit einem einfachen, sterilen, nicht
übergipfelnden Laubzweige. Blätter lineal-lanzettlich, kahl und ungewimpert. Trugdolde
wiederholt gabelig, ihre untersten Aeste oft von einem Laubblatipaar gestützt und
dann der eiue Ast beblättert. Kelchblätter länglich-lanzettlich, 3nervig, fast nur halb
so lang als die Blumenblätter, so lang als die Kapsel. Samen kleinwarzig-runzelig.
3/,—1!/,‘ hoch. Stengel selten bloss 1blüthig. Seitenzweige des Stengels oft viel schlanker,
schmalblätteriger. Blätter meist graugrün, doch auch grasgrün. Blumen viel grösser als bei der
ähnlichen S. graminea. Samen hellbraun.
2. Juni, Juli. Auf feuchten Wiesen, sumpfigen Wiesenstellen, an moorigen Fluss-
und Teichufern, in Torfsümpfen, vorherrschend in niederen Gegenden, Flussthälern, seltener
im niederen Vorgebirge; im warmen Hügellande, wie um Prag und Leitmeritz ganz
fehlend. Elbthal: Elbe-Kostelec gegen Ovcär und beim Heger! Elbwiesen bei Podebrad!
Chlumee bydz. am ehemaligen Kosicer Teiche! Kolin gegen Sendrazic! Bohdanet: am Teiche
Rozkos (Opiz)! bei Rybetev! Königingrätz (Reichel). Elbufer bei Jaromer (Knaf)! Am
Rehhorn des Riesengebirges (Kablik)! Lomnice unter der Fabrik (Poläk)! Münchengrätz
(Sekera) ! Weisswasser (Hipp.)! Hirschberg! Cistaj bei Niemes häufig (Schauta)! B. Kamnitz
(Zizelsb.). Herrnskretschen am Wege zum Prebischthor! Am Fusse des Erzgebirges bei
Teplitz (Laube), Bilin (Prof. Reuss), Kommern (Knaf)! Skyrl bei Komotau (Thiel). Teich
bei Donitz nächst Karlsbad und auf der Kukukswiese bei Schlackenwerth (Reiss). Marien-
bad (Friedr. Aug.). — Rakonitz: auf der Belsanka (Krej). Wiesen bei Pisek (Dede£ek) !
Tucap bei Sobeslau (Bercht.). Veself: Waldgraben vor Borkovic! Westseite des Zäblat-
Teiches bei Lomnie! Wittingau am Rande des Schlossreviers! Gratzen (Presl).
y) Stengel und Blätter glatt. Deckblätter am Rande gewimpert.
7. $. graminea L. Stengel schlaf‘, am Grunde niederliegend, einaxig;, die Zweige
unterhalb der endständigen Trugdolde kurz, oft rein reproductiv (ohne Laubblätter), nicht
übergipfelnd. Blätter lineal oder lanzettlich, seltener elliptisch-lanzettlich, kahl, zuweilen
am Grunde schwach gewimpert. Trugdolde wiederholt gabelig, langzweigig, deckblätterig.
Kelchblätter elliptisch-lanzettlich, auch frisch 3nervig, wenig kürzer als die Blumen-
blätter und die Kapsel. Samen kreisfaltig-runzelig.
: 2,„—2' lang. Blätter grasgrün, meist schmal, seltener (ß. latifolia) breiter elliptisch-
lanzettlich. Blüthen klein, 2häusig-vielehig. Fruchtstiele wagrecht oder schief herabgebrochen.
4 Mai—August. Auf feuchten Wiesen, in Gebüschen, in kühleren gebirgigeren
Lagen auch an Ackerrändern, allgemein verbreitet bis auf das Hochgebirge (im Böhmer-
walde bis auf den Arber 4540’: Sendtner), im wärmeren Hügellande wie bei Prag minder
häufig und nur an feuchten oder schattigeren Stellen. 8) Ackerränder bei den Seehäusern
im Böhmerwalde (Purkyn&)! in Wäldern um St. Katharina bei Policka! und wohl auch
anderwärts.
33
502
nn nm dm mn
86. Ordnung. Sileneen De Cand.
Uebersicht der Gattungen.
I. Diantheae Döll). Kelch ohne Commissuralrippen (d. h. solche Rippen, welche
von der Bucht zwischen zwei Kelchzühnen herablaufend, an der Gränze zwischen je zwei ver-
schmolzenen Kelchblättern liegen). Narben in der Regel 2. Kapsel 1fächerig, mit 4 Zähnen
aufspringend.
A. Samen nierenförmig oder kugelig. Kelche am Grunde ohne eine Hülle aus
Vorblättern. :
a) Blumenblätter ohne Flügelleisten am Nagel.
1. Gypsophila. Kelch glockig, mit breiten häutigen Commissuralstreifen. Blumenblätter
in den Nagel allmälig keilig verschmälert mit ungetheilter Platte, ohne Krönchen,
Kapsel kurz, oft fast kugelig, mit kurzem Mittelsäulchen. Samen nierenförmig,
b) Blumenblätter mit Flügelleisten am Nagel.
2. Vaccaria. Kelch pyramidenförmig, am Grunde bauchig, scharf 5kantig mit häutigen
Commissuralstreifen. Blumenblätter mit ungetheilter Platte, ohne Krönchen. Kapsel
kurz eiförmig, mit einer pergamentartigen, von der seidenartigen, unregelmässig
zerreissenden Innenwand sich ablösenden Aussenwand. Samen kugelig.
3. Saponaria. Kelch röhrig-walzlich, vielrippig. Blumenblätter mit ungetheilter oder
schwach gespaltener Platte, meist mit 2spitzigem Krönchen. Kapsel walzig, mit
verlängertem Mittelsäulchen, ihre Wand nicht spaltend. Samen nierenförmig,
zusammengedrückt,
B. Samen schildförmig, fast plattgedrückt, mit etwas convexer Rückenfläche und
mit concaver, von einem verdickten Rande berandeter und daselbst von einem Kiel durchzogener
Bauchfläche. Kelche am Grunde von einem bis mehreren Paaren von Vorblättern behüllt. Blumen-
blätter ohne Krönchen. c
4. Tunica. Kelch kreiselförmig-glockig, 5spaltig, 5kantig, mit breiten häutigen Commis-
suralstreifen, von den Deckblättern am Grunde nicht eingehüllt, zur Fruchtzeit
nicht einreissend. Blumenblätter in den kurzen Nagel allmälig verschmälert, trichter-
förmig_ offen.
5. Kohlrauschia. Kelch röhrig-walzlich, ganz häutig, 5streifig, 15rippig, kurz 5zähnig,
von 2 trockenhäutigen Vorblättern eingehüllt, zur Fruchtzeit durch die aus-
wachsende Kapsel längsschlitzig-aufreissend. Blumenblätter in einen langen Nagel
allmälig verschmälert, im Schlunde zusammenstossend.
6. Dianthus. Kelch röhrig-walzlich, vielrippig, ganz krautig, ohne häutige Commis-
suralstreifen, von den Vorblättern nicht ganz eingehüllt, zur Fruchtzeit nicht
einreissend. Blumenblätter in den langen Nagel plötzlich zusammengezogen, im
Schlunde zusammenstossend.
II, (Lyehnideae Döll). Kelch mit Commissuralrippen. Narben in der Regel 3 oder 5.
Samen nierenförmig.
A. Blumenblätter am Nagel ohne Flügelleisten, aber fast immer (nur einige Silenen
und Melandryen ausgenommen) mit Krönchen. Fruchtblätter nebst Narben 3 oder 5 episepale.
Narben auf der Innenseite behaart.
a) Kapsel kugelig, nicht aufspringend, beerenartie. Kelch beckenförmig-glockig.
7. Cueubalus. Blumenblätter mit 2spaltiger, zurückgebogener Platte und kurzem Krönchen.
Fruchtknoten (frühzeitig) 1fächerig. Griffel 3.
b) Kapsel eiförmig bis kugelig, an der Spitze mit 5—10 Zähnen aufspringend.
Kelch walzig-glockig bis walzig-keulenförmie.
8. Viscaria. Blumenblätter mit Krönchen. Narben 5. Kapsel im unteren Theile 5fächerig,
durch Mittentheilung der Fruchtblätter (unter den Narben) mit 5 in der
Mitte mit einem Längsstreifen bezeichneten Zähnen aufspringend.
Gypsophila. Vaccaria. 503
9. Silene. Blumenblätter meist mit Krönchen. Narben 3 (seltener 5). Kapsel im unteren
Theile 3- (oder selten 5-)fächerig, durch Rand- und Mittentheilung der Frucht-
blätter 6—10zähnig aufspringend.
10. Melandryum. Blumenblätter meist mit Krönchen, Narben 3 oder 5. Kapsel ein-
fächerig, durch Rand- und Mittentheilung der Fruchtblätter 6—10zähnig auf-
springend.
11. Lychnis. Blumenblätter mit Krönchen. Narben 5. Fruchtknoten einfächerig, durch
Randtheilung der Fruchtblätter (zwischen den Narben) 5zähnig aufspringend.
B. Blumenblätter am unteren Theile des Nagels mit 2 Flügelleisten, ohne Krönchen,
Narben 5, epipetal, allseitig behaart.
12. Agrostemma. Kelch länglich, öben verengert, mit 10 vorragenden Rippen und
5 verlängerten, laubartigen Zipfeln. Kapsel einfächerig, durch Randtheilung
der Fruchtblätter mit 5 kurzen Klappen aufspringend.
1. Gypsophila L. em. Gypskraut.
1. @. muralis L. (G. serotina Hayne, Presl fl. £&.). Wurzel jährig. Stengel
gabelästig, kahl oder unten etwas flaumig. Blätter lineal, zugespitzt. Bläthen vereinzelt,
am ganzen Stengel gabelrispig zerstreut. Kelche glockig-kreiselförmig, stumpf 5zähnig.
Kapsel und Mittelsäulchen verlängert. Samen tetraädrisch, an der Spitze nierenförmig
ausgebuchtet, fein gerunzelt.
Klein, zart, dünnstengelig und feinästig, 2—6‘ hoch. Blumenblätter klein, gekerbt oder
ausgerandet, rosenroth, dunkler geadert, selten weiss.
®& Juli—0October. Auf feuchten, sandig-thonigen Aeckern und Triften, an über-
schwemmt gewesenen Stellen, besonders an Teichrändern, von der Ebene bis in das niedere
Gebirge (so z. B. als Anflug im Waldschlage des Duppauer Gebirges etwa 1600’
spärlich!), zwar allgemein verbreitet, aber sehr zerstreut und nicht überall häufig.
2. G. fastigiata L. (G. arenaria W. Kit... Ausdauernd, halbstrauchig, mit
vielen unfruchtbaaren Blätterbüscheln. Stengeln aus aufsteigendem Grunde aufrecht,
ziemlich einfach, kahl, oberwärts sammt dem Blüthenstande drüsig-klebrig. Blätter
lineal, zugespitzt, etwas fleischig. Blüthen ?n endständiger, flacher trugdoldiger Rispe,
an deren Zweigen gehäuft, mit häutigen Deckblättchen. Kelche glockig, mit stumpfen
aufrechten Zähnen. Kapsel und Mittelsäulchen kurz. Samen zusammengedrückt nieren-
förmig,. mit warzigen, an der Kante einen spützgezähnten Kamm bildenden Höckern.
1—2‘ hoch. Blumen klein, weiss oder röthlich angelaufen; Staubgefässe und Griffel
aus denselben hervorragend.
2, Juni—August. In sandigen Kiefenwäldern, auf Hügeln in lockerem Sande,
nur zwischen Roudnic und Theresienstadt, um Wolesko, Libotejnic und Drab£lic in grosser
Menge, auch auf Eisenbahndämmen (schon Presl fl. dech., Reuss, Mayer etc.)! und bei
Weisswasser auf Sandsteinabhängen (Hippelli) !
2. Vaccaria Medik. Kuhkraut.
1. V. parviflora Mönch (V. pyramidata Fl. Wett., Saponaria vaccaria L.). Stengel
oben gabelig-vielästig. Blätter länglich-lanzettlich, vorragend-Inervig, am Rande glatt.
Blüthen in weitläufiger beblätterter Trugdolde. Blumenblätter vorn gezähnelt. Samen mit
einer zum eingedrückten Nabel verlaufenden Mittelzone, kleinwarzig- gekörnelt.
Kraut kahl, bläulich-bereift, 1—2‘° hoch, Blumen hellpurpurn. Kelche bleich mit
grünen Kanten.
©) Juni, Juli. Auf Aeckern mit Lehm- und Kalkboden, unter Getreide und
38%
504 Saponaria—Kohlrausohia,
en
besonders unter Hülsenfrüchten, Wicken und Erbsen, in den wärmeren Ebenen und
Thälern zerstreut, doch meist zahlreich. Bei Prag fast nur nordwärts: Michle (Opiz)!
Bruska (Ramisch)! Dablic (Opiz)! Chabry (Dödee.); Zwischen Lisolaje und Horomefrie!
Bei Weltrus stellenweise lästiges Unkraut (Poläk)! Chlomin (Kostel.. — Kolin gegen
Sezemie in Wickenfeldern! Bei Podebrad unter dem Voskoberge bei Senic, Opoönic,
einzelu vor dem Blato! Gastorf: oberhalb Drahobuz in der Wieke! Roudnic (Neum.).
Zlonie! MSeno bei Budin (A. Mayer). Pätek bei Libochovie in der Wicke! Leitmeritz:
bei den Blockhausschanzen, gegen Theresienstadt (A. Mayer). Tetschen (Malin.)! Um
Teplitz häufig (Opiz, Winkler) ! Bilin: bei Kutschlin und im Zizkathale auf Gneiss! Brüx
(Eichler). Lieschnitz bei Püllna im Kleefelde! Meronic! unter dem Rannayer Berge bei
Loun ! Komotau: am Eidlitzer Busch, bei Sporitz, Prahn (Knaf)! Vysocan (Thiel), Waltsch
(Konrad)! Rakonitz; bei der Rothen Mühle (Krej£.).
3. Saponaria L. em. Seifenkraut.
1. $. offieinalis L. Wurzelstock walzig, kriechend,. Blätter eiförmig- oder länglich-
lanzettlich, nervig, am Rande rauh. Blüthen in end- und seitenständigen, 1- bis mehrmal
gegabelten Trugdolden, zu 3—7 gehäuft. Blumenblätter ausgerandet. Samen klein-
warzig-gekörnelt.
1—2‘ hoch, kahl oder feinhaarig, grasgrün. Blumenblätter ziemlich gross, weiss oder
etwas fleischfarben, schwach riechend.
2 Juli—September. Auf kiesigen Flussufern im Weidengebüsch, im Kies der
Bäche, in feuchten Hecken, auch auf Felsabhängen und feuchten sandigen Aeckern
zerstreut aber verbreitet durch ganz Böhmen, besonders in der Nähe der grösseren Flüsse:
Moldau von Budweis bis Melnik hin und wieder, häufig an der Elbe von Jaromer bis
Tetschen, an der Iser, Eger und Tepl (von Budin bis Karlsbad), Säzava, Berounka (bei Bürg-
litz), Wotava (bei Strakonic) u. s. w. Auch in gebirgigeren Gegenden (bis 2000°), wie
bei Hohenelbe, Schatzlar, Böhm. Kamnitz, B. Leipa u. s. w.
4. Tunica (Scop. em.) Koch. Felsnelke.
? 1. T. saxifraga Scop. (Gypsophila saxifraga L. Speec. ed. II., Dianthus saxi-
fragus L. Spec. ed. I.). Wurzelstock kurzgliedrig, vielstängelig-rasig, mit spindeliger Wurzel.
Stengel ästig. Blätter lineal-pfriemlich, halbrund. Blüthen in weitläufiger gabeliger Dolden-
rispe. Kelche glockig, mit stumpfen breit weissrandigen Zähnen; ihre Hüllblätter eiförmig,
zugespitzt, häutig, grünkielig. Blumenblätter ausgerandet.
Stengel Y,—1‘ hoch, oft im Kreise ausgebreitet. Blumen klein, rosa oder lilafarben,
Sieht einer Gypsophila sehr ähnlich, doch sogleich durch die Kelchhülle zu unterscheiden.
2. Juni—August. Auf steinigen Hügeln, trockenen Wiesen und Sandplätzen, an
Wegen, im Kiese der Bäche. Bei Wittingau (Seidl, Tausch}! woselbst ich sie nicht auf-
finden konnte. Brezina (Gf. Sternberg). Angeblich am Lobosch (an welchem vielbe-
suchten Berge sie Niemand weiter fand) oder sonst einem Hügel im Nordwesten (Winkler).
5. Kohlrauschia Kunth.
1. K. prolifera Kunth (Dianthus prolifer L., Tunica prolifera Scop.). Stengel
einfach oder gabelig-ästig. Blätter lineal, am Rande rauh, kurzscheidig. Blüthen zu 3—8
im Büschel, von 3 Paaren stufenweise grösserer, verkehrteiförmiger, häutiger, rauschender
Deckblätter bis auf die ausgerandete Blumenblattspreite ganz eingehüllt; die äussersten
kleinsten Deckblätter stachelspitz, die übrigen stumpf, die innersten unterhalb der End-
blüthe mit je einer, von 2 häutigen Vorblättern behüllten, aus deren Achseln oft abermals
Seiteublütlien erzeugenden Seitenbluthe,
Dianthus, 505
Pflanze kahl, aufrecht, einfach oder ästig, /,—1Y,‘ hoch, Hüllblätter etrohgelb-bräunlich.
Blumen klein, lila, nur bei Sonnenschein geöffnet.
© Juni— August. Auf trockenen, steinigen und sandigen Hügeln, Felsabhängen,
Dämmen und Wegen, besonders an Flussufern im ganzen Hügellande und in den Ebenen ziem-
lich verbreitet, oft vereinzelt. Bei Prag hin und wieder, besonders im Moldauthale: Michle,
Kr&, Troja, Podbaba, Lib£ic, Särka, Hledsebe bei Weltrus, Belvedere, Folimanka, Fuss
des Chuchler Berges, Zävist, St. Ivan, Beroun u. s. w. Häufig im Elbgebiet: Elbe-
Teinitz! zwischen Horusie und Zdechovie (Opiz)! Cäslau, Chedrby (Opiz). Lissa (Tausch)!
Wegstädtel! Roudnic! Hrdly und Bousovic (Reuss, Mayer), Theresienstadt, Sperlingstein,
Tetschen gegen Loosdorf! — Münchengrätz: an der Strasse von Kloster nach Mankovic
(Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Habstein (Neum.), Kummer und Gruppay
bei Niemes (Schauta). Neuschloss (Hockauf)! B. Leipa gegen den Koselberg auf Sand-
stein! B. Kamnitz! Scharfenstein bei Bensen (Zizelsb.)! Teplitz, Aloisiushöhe bei Poratsch,
Brüxer Schlossberg (Reuss), Rothenhaus (Roth). Eidlizer Busch (Reuss). Strasse von
Saaz nach Schiesselitz! Schlackenwerth (Reiss). Karlsbad (Ortm.), Franzensbad (Bracht)!
— Rakonitz! Bürglitz! Felshänge zwischen To£nik und Zebräk! Strasse bei Dusnik nächst
Pribram! Rokycan Kalk-Anhöhe! Radnic, Brezina (Sternbg.)! Podskal bei Strakonic !
Otava-Abhang bei Pisek (Dede£.).
6. Dianthus L. em. Nelke.
A. (Armeriastrum). Blüthen sehr kurzgestielt, kopfig-gehüschelt, selten an Schwäch-
lingen einzeln endständig. Blumenblätter vorn seichter oder tiefer zackig-gezähnt.
a) Hüllblätter krautig, mit den Grannen so lang und länger als die Kelchröhre,
Blattscheide höchstens so lang als die Blattbreite.
1. D. armeria L. Zweijährig. Stengel (nebst Blättern) ganz oder doch oberwärts
nebst Deckblättern und Kelchen rauhhaarig. Blätter lineal, obere spitz, untere stumpf-
lich; ihre Scheide kaum so lang als die Blattbreite. Büschel 2—10Oblüthig. Hüll- und
Deckblätter krautig, aus eiförmiger, randhäutiger Basis lanzettlich-pfriemlich. Kelchzähne
lanzettlich-pfriemlich, letztere aufrecht. Blumenblätter länglich verkehrteiförmig.
1—2’ hoch, steif aufrecht. Kelchröhren, Deck- und Hüllblätter trübgrün, stark längs-
nervig. Blumen klein, karminroth. h
63 Juni—August. In lichten Laubwäldern, Waldschlägen, auf sonnigen, buschigen
Hügeln, gerne in kiesigem Boden, im Hügellande und Mittelgebirge, zerstreut und oft
nur in geringer Menge. Bei Prag: Velikä hora bei Karlstein! St. Prokop (Presl). Kröer
und Kundraticer Wald (Opiz)! Dablicer Berg (Op... Hain bei Bäst (Dedetek)! Oune-
tie (Wagner)! Chval!l — Elbgebiet: Stefansüberfuhr (Poläk)! Brandeis (Opiz)! Lissa
auf Feldern (Tausch)! Elbauen bei Kolin, Gross-Wosek, Nimburg! Anhöhe bei Dva-
kaöovie! Pardubic: bei Wystrkow, Wald bei Bohdane&! — Osiker Thal bei Leito-
mysl (nur 1 Exemplar Pospichal)! — Häufig bei Chlumec (Sternbg.)! in den Dymo-
kurer Wäldern, Slatina bei Ji&in! zwischen KopidIno und Cesov, um die Wälle [valy]
(Pospichal)! Horka und Fasanerie Kätov bei Münchengrätz (Sekera). Bäba bei Kosmanos!
Chlum bei Jungburzlau (Himmer)! Vidim (Hackel). Habstein (Neumann); Fuss des Kosel-
berges bei Leipa! B. Kamnitz (Zizelsb.). Wälder um Kostäl (Reuss), zwischen W-chynic
und Boree (A. Mayer). Unter dem Radelstein gegen den Granatbach! Laubgebüsch unter
dem Mileschaner! Leitmeritz: am Wege vom Skalicer zum Menthauer Forsthause und
nördlich vom Kelchberge (A. Mayer). — Debrethal bei Bilin (Reuss), Kopitzer Dämme
bei Brüx (Eichler). Weingarten am Erzgebirge bei Rothenhaus (Roth), Sporitz bei Komotau!
Eidlitzer Eichbusch! Deutschenrust bei Pomeisl! Marienbad (Skalnik). Lehne am Neuteich
bei Rakonic! Hofovic: beim Bahnhofe! und überhaupt nicht selten (nach Schlechtend).
+ D. barbätus L. Wieljährig, mit wagrecht kriechendem Waurzelstock. Stängel
kahl. Blätter breitlanzettlich oder länglich-lanzettlich, spitz, zum Grunde verschmöälert,
am Rande wimperig-rauh, Kelchhüllblätter aus breiterer, randhäutiger und gewimperter Basig
506 Dianthus.
zusammengerollt-pfriemlich, am Rande rauh,. sonst kahl, die Blüthendeckblätter breiter,
weit abstehend oder zurückgesehlagen.
1:/,—2' hoch. Blumenblätter rosa, purpurn punktirt. g
2, Juni—August. Zierpflanze aus Südeuropa, selten und einzeln in Gebüschen
verwildernd, so am Sauerbrunnberg bei Bilin! in Hecken links vom Wege von Leitomy3l
nach Visüar (Pospichal)!
b) Hüllblätter lederartig, rauschend, braun, sammt Granne meist nur halb so
lang als die Kelchröhre, selten fast gleichlang. Blattscheiden etwa 4mal länger als die Blattbreite.
2. D. Carthusianorum L. Wurzelstock aufrecht-ästig, rasig. Blätter lineal, spitz,
untere stumpflich. Blüthenbüschel endständig, 2—10Oblüthig, selten auch 1—2 seitenständige
einzelne Blüthen. Hüllblätter kahl, am oberen Rande weisslich-häutig, stumpf mit
pfriemlicher Granne. Kelchzähne eiförmig, zugespitzt. Blumenblätter keilig, vorn breit
3eckig-verkehrteiförmig.
Völlie kahl. Var. «) nanus (D. montanus et saxatilis Schmidt), 1—6“ hoch, 1—3-
blüthig, Blumen klein, bleichpurpurn; £) pratensis Neilr., 1—2’ hoch, 3—10blüthig, Blumen
grösser, hellpurpurn, selten weiss; y) parviflorus m. 1',—2’ hoch, Blüthenbüschel 10—11-
blüthig, Platte der Blumenblätter klein, kaum '/, so lang als ihr Nagel.
2. Juni—August. Auf trockenen, grasigen, steinigen und sandigen Hügeln und
Abhängen, Feldrainen, Felsen, Weiden und trockenen Wiesen; «) auf sehr dürrem,
steinigem Boden, ß) auf fruchtbarerem Wiesenboden, in der Hügelregion verbreitet, be-
sonders im wärmeren Hügellande häufig, so in der Prager Gegend an der Moldau, Beroun
und Säzava, im Unhoster Thale! Verbreitet im Elbthale und dem benachbarten Hügel-
terrain, im Basaltmittelgebirge, an den Abhängen des Erzgebirges, um Saaz, Podersam
Karlsbad (D. vaginatus Ortm.!). Nordwärts noch bei Niemes (Schauta), aber nicht bei
B. Kamnitz (Zizelsb.). Häufig in der Horovicer Gegend. Im südlichen Theile: bei Stra-
konic, in der Budweis-Wittingauer Ebene. Um Krumau nirgends gesehen (auch nicht
bei Jungbauer verzeichnet). — 9) Zwischen Kopidino und CeSov mit D. armeria, selten
(Pospichal) !
B. (Caryophyllus.) Blüthen länger &estielt, entfernt, in lockerer, selten etwas
zusammengezogener (doch nie kopfförmiger) Trugdolde oder typisch einzeln endständig. Blumen-
blätter mit breiter, vorn mehr weniger tief gezähnter Platte, längs des ganzen Nagels mit vor-
springenden Längsleisten. Blattscheide so lang oder kürzer, seltener bis 2mal so lang als
die Blattbreite.
3. D. deltoides L. Durch niederliegende ästige Stämmchen nur locker rasig.
Stengel aufsteigend, oberwärts rispig-langästig und 3—Tblüthig, seltener einfach,
1blüthig, sammt den Kelchen fein rauhhaarig oder fast kahl. Blätter lineal-lanzettlich,
spitz, die unteren stumpf, zum Grunde keilig verschmälert, am Rande und Kiele fein-
gesägt-rauh. Hüllblätter 2—4, krautig, am Rande häutig, elliptisch mit längerer Spitze,
etwa halb so lang als die Kelchröhre. Kelchzähne lanzettlich, wenig deckend. Blumen-
blätter keilföürmig, vorn gerundet, spitzgezähnt.
!—1’ hoch. Blätter grasgrün, seltener graugrün (Donitz bei Karlsbad, Ortm.), am
Stengelgrunde zur Blüthezeit schon vertrocknet. Blumenblätter karminroth, weissgetüpfelt und
mit purpurnen zackigen Querbändern, sehr selten gleichfarkig weiss (Birken bei Komotau! EIl-
bogen: Ortm., Weisswasser: Hipp.).
2. Juni—September. Auf Wiesen, Rainen, Waldrändern, auf kiesigem Boden
verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge (Riesengebirge, Böhmerwald bis
über 3000‘, Kämme des Erzgebirges), am häufigsten in den minder warmen Gegenden,
in denen D. Carthusianorum fehlt oder selten ist, seltener in der warmen Hügelregion,
so bei Prag in der nächsten Umgegend fast ganz fehlend, auch bei Leitmeritz nur im
oberen Niveau.auf Bergwiesen, bei Welbine, Triebsch, um den. Geltsch. - In. Südböhmen
z. B. Strakonie, Budweis, Wittingau, Veseli, Krumau häufig,
4, D. Seguierii Vill. (D. silyaticus Hoppe). Stämmchen kurz, niederliegend, einzelne
Dianthue, 507
Stengel und Blatttriebe treibend. Stengel aufrecht, nebst den Blättern grasgrün und
kahl oder mehr weniger kurz rauhhaarig, an der Spitze doldentraubig-rispig, mit
2— vielen, ziemlich entfernten oder theilweise büschelig genäherten Blüthen. Blätter
lineal-lanzettlich, verschmälert zugespitzt, am Rande gesägt-rauh. Hüllblätter eöförmig
mit kurzer oder verlängerter, lanzettlicher, krautiger Spitze, selten länger als die halbe
Kelchröhre. Kelchzähne eiförmig, zugespitzt, am Rande flockig. Blumenblätter breit
keilförmig, vorn rundlich, eingeschnitten gezähnt.
a) glaber. Stengel, Blätter und Kelchröhren kahl. Blüthen entfernt oder zu 2 ge-
nähert, Hüllblätter stumpf, kurz bespitzt, kaum halb so lang als die bläulich roth angelaufene
Kelchröhre.
b) scaber (D. collinus W. Kit.). Stengel und Blätter kurzrauhhaaris, Blüthen mehr
gebüschelt, Hüllblätter länger begrannt.
1—2‘ hoch, grasgrün. Blätter 1—3nervig. Blumen purpurn, am Grunde dunkler punktirt.
2. Juli, August. Auf grasigen, buschigen Hügelv, au Waldrändern; a) in der
höheren waldigen minder warmen Hügelregion und dem Mittelgebirge, seltener in die
übrigens feuchteren und kühleren Ebenen herabgehend. Kleinskal, Mankovicer Thier-
garten bei Münchengrätz (Sekera) sehr zerstreut. Weisswasser (Sternbg., Hippelli)!
Kummer bei Hirschberg (Neumann). Cistaj bei Niemes (Schauta)! Leitmeritzer Mittel-
gebirge: zwischen Menthau und Welbine und am Abhange des Eisberges gegen Tlutzen
(A. Mayer)! Herbstwiese bei Tetschen (Malin.)! Auf den Kämmen und Kuppen des Erz-
gebirges in der Teplitzer Gegend (Spitzberg bei Schönwald: Aschers.), bis an den Fuss
desselben hinabgehend, so bei Mariaschein, Graupen und Judendorf bei Teplitz (Reuss).
Eichbusch bei Janegg (Thiel)! Ziemlich verbreitet in den Bürglitz-Lana’er Wäldern! Berg
Plesivee bei Jinee (schon Sternberg)! Klinkenberg an der oberen Moldau (Dede£ek)!
Krumau: in der Moldauanhöhe unterhalb Priessnitz, im Branny-Wald, in der Brandaue bei
Schönau an der Moldau und über dem Rockenstein (Jungbauer)! Wittingau (Seidl). —
b) Wächst nicht in Böhmen.
5. D. caesius Smith (Borennelke bei Bilin), Durch niederliegende ästige Stämmchen
posterförmig-rasig. Stengel aufrecht, 1blüthig, seltener 2—3blüthig, sammt den Blättern
kahl und seegrün. Blätter lineal-pfriemlich, stumpflich, am Rande meist von feinen
Zäckchen rauh. Hüllblätter —4, eiförmig, krautig, am Rande häutig, stumpf, kurz zu-
gespitzt, 2—3mal kürzer als die kahle Kelchröhre. Kelchzühne eiförmig, spitz, am
Rande feinwimperig, die äusseren stark deckend. Blumenblätter rundlich-keilförmig,
zackig-gezähnt.
Stengel 3—10” hoch. Blätter am Stengelerunde und an sterilen Trieben gehäuft, etwas
starr, ihre Scheide 1—2mal so lang als die Blattbreite;;, im Schatten wird der rauhe Blattrand
fast glatt. Kelche stark bläulich bereift und röthlich überlaufen. Blumen schön rosenroth,
wohlriechend.
2, Mitte Mai, Juni. Auf Felsen der Mittelgebirge, selten, jedoch zahlreich
beisammen: Felsen einiger Basalt- und Phonolitberge im Nordwesten: am Biliner Boren!
und, wohl ursprünglich angepflanzt, auf Gneissfelsen hinter dem Biliner herrschaftlichen
Bräuhause (Reuss)! Schladniger Berg (Laube)! Hora bei Merzkles! Höchste Fonolithfelsen
des Bösig (Hippelli)! — In der südlichen Prager Gegend an der Beroun bei Karlstein
und Tetin zahlreich! an der Moldau am Zavister (BieZaner) Berge! und bei Stöchovie!
C. (Plumaria) (Cryptopteron Döll). Blüthen langgestielt in lockerer Trugdolde,
selten (an Schwächlingen) einzeln endständig. Blumenblätter bis auf das längliche oder verkehrt-
eiförmige Mittelfeld fiederförmig in verlängerte lineale Zipfel zerschlitzt, ihr Nagel nur oberwärts
mit anliegenden Flügelleisten.
6. D. superbus L. Wurzelstock ästig, langgliedrig, wenige Stengel und Blatt»
triebe treibend. Stengel aufrecht oder aufsteigend, oben doldenrispig ästig und reichblüthig,
seltener 1—2blüthig, sammt den Blättern kahl und grasgrün. Blätter lineal-lanzettlich,
am Rande gesägt-rauh. Hüllblätter 4, krautig, schmal randhäutig, eiförmig, stumpf, kurz-
508 Cucoubalus, Viscaria.
bespitzt, 3—4mal kürzer als die Kelehröhre. Kelchzähne länglich, mit den Rändern sich
nicht deckend. Blumenblätter fiederspaltig-vieltheilig mit länglichem Mittelfelde.
a) silvestris. Stengel mit etwas ausgesperrten dünneren Blüthenästen; Kelche schmal
röhrig. Blumenblätter lila oder fast weiss, am Nagel grünlich mit rotbbraunen Haaren, ihre Platte
1," Jang, mit schmallänglichem Mittelfelde. Var, 8. parviflorus, Blumenblätter klein, nur
3—4‘' über den Kelch hinausragend.
b) alpestris Kablik exs. (D. Wimmeri Wichura). Stengel und die mehr aufrechten
Blüthenäste kräftiger, 1—wenigblüthig. Blätter breit lineal, Kelche dicker, Blumenblätter fast
doppelt grösser als von a), dunkler purpurn mit länglich verkehrteiförmigem Mittelfelde.
H. 1—1'/,‘. Kelche oft violett angelaufen.
2. Juli—September. a) Auflichten, trockenen Waldwiesen, in lichten Laubwäldern
und feuchten Gebüschen des Hügellandes und wärmeren Mittelgebirges, nicht häufig. Bei
Prag selten, nur im Stern (Kratzmann)! Bohnicer Wald (Opiz)! und Zdiber Wäldchen
(Dedetek)! Fiederholz bei Ouval! häufiger auf der Velikä hora bei Karlstein und bei
Tetin! Neuhütte auf dem Dreviö! — Neuhof (Veselskf)! Cäslau zwischen Brezi und
Opatovic (Opiz). Zvole und Neuples bei Jaromer (Öenek, Knaf)! Königingrätz (Cen&k)!
Pardubiz im Kieferwäldchen (Opiz). Laubwälder bei Kladrub, Chlumec (mit ß), zwischen
Königstadtel, Dymokur und KopidIno, Slatina bei Jiein! Louöin, Bäba bei Kosmanos!
Weisswasser (Hipp.)! Reichenberg (Siegmund)! Leitmeritzer Mittelgebirge: bei Menthau,
Babina, Welbine und Skalic (Mayer), Göltsch (Neumann), Mileschauer (Thausing)! am
Radelstein bei Drevce gegen den Granatbach! vom Radelstein gegen die Hora bei Merzkles!
Kostenblatt (Reuss). Tetschen (Malinsky)! Teplitz im Kuhbusch, Looscher Busch (Eichler)!
Eichbusch bei Janegg, Mönchsbusch bei Bilin (Reuss). Görkau (Thiel)! Grundthal bei
Komotau! Kraluper Eichbusch (Reuss). Schlackenwerth (J. Reiss), Karlsbad, Elbogen,
Fischern (Ortm). — Zbirow (Opiz), Hradister Wald bei Pisek (Dedeiek)! Goldenkron,
Vogeltenne bei Krumau, am Bleschenberg (Jungbauer). b) Auf grasigen Bergtriften des
hohen Riesengebirges: Kessel (Kablik, Tausch) ! Teufelsgärtchen (Wimmer). Glazer Schnee-
berg (Wimmer).
7. Cucubalus (L. part.) Gärtn. Taubenkropf.
1. C. baceifer L. (Seribaea divaricata Fl. Wett). Feinbehaart. Stengel schlaft,
kletternd, sehr ästig mit ausgesperrten Aesten. Blätter eiförmig- bis länglich-lanzettlich,
Blüthen kurzgestielt, einzeln endständig an den Aesten der zuletzt trugdoldig verzweigten
Rispe. Kelch zur Fruchtreife wagrecht abstehend oder zurückgeschlagen.
3—5‘ hoch. Blumen grünlichweiss. Beeren zuletzt glänzend schwarz.
2 Juli, August. In feuchtem Ufergebüsch besonders der grösseren Flussthäler,
ziemlich selten, am verbreitetsten im Elbthale. Neustadt an der Mettau! Königingrätz,
(Reichel, Tausch)! Münchengrätz (Sporil)! Iser bei Jungbunzlau (Hipp.)! Pardubie (Opiz) !
Chlumee im Erlbruche des ehemaligen Teiches! ebenso in feuchtem Erlengehölz bei
Franzdorf! Elbauen gegenüber Podebrad! und bei Nimburg nächst Pist! Brandeis (Karl)!
Elbaue bei Libis spärlich (Poläk)! Roudnic am Wege nach Zidovic (Reuss). Leitmeritzer
Schützeninsel, Zäune bei Prosmik, Lovosicer Schützeninsel (Mayer)! Rosawitz bei
Tetschen am Elbufer (Malinsky)! Frauenberg (Dödetek). Insel der Maltsch bei Budweis
(Mardetschläger)!
8. Viscaria Röhling. Pechneike.
1. V. vulgaris Röhl. (Lychnis viscaria L.). Stengel aufrecht, oberwärts unter
den Knoten dunkelroth leimigklebrig. Blätter kahl, am Grunde gewimpert, untere verkehrt-
lanzettlich, obere lineal-lanzettlich, sitzend. Wickel 1—5blüthig, eine endständige Traube
bildend. Kelch walzig-keulenförmig, häutig, mit eiförmigen Zähnen, kahl oder flaumig.
Blumenblätter verkehrteiförmig, vorn ausgerandet und kleingezähnelt. Kapsel gestielt, mit
5 umgerollten Zähnen aufspringend.
Silene, 509
1—3‘ hoch. Kelche trübroth angelaufen. Blumen wässerig purpurn, sehr selten weiss
(z. B. Weisswasser: Hippeli, bei Welbine bei Leitmeritz, im Grundthal bei Komotau! bei Fischern
und Ellbogen nach Ortmann).
2. Mai, Juni, selten wieder im Herbste. Auf Waldwiesen, sonnigen, bewaldeten
Abhängen verbreitet durch das ganze Hügelland und Mittelgebirge bis auf das höhere
Vorgebirge (gegen 3000‘), auf Schiefer, Sandstein, Gneiss, Granit (nicht auf Kalk!).
Bei Prag nicht allzu häufig; über dem Kleinseitner Kirchhofe, Särka, Kuchelbad, Wälder
bei Roztok, Bohnie, Kundratic u. a. m,
9. Silene L. em. Leimkraut.
A. (Eusilene m.). Blüthen zwitterig oder polygamisch 2häusig (zwitterig und einge-
schlecht'g). Der die Blumenblätter und Staubgefässe tragende Ring niedrig, nur die Basis des
Fruchtknotens oder seines Stieles umgebend. Blumenblätter mit einem aus 2 spitzen Anhängseln oder
niedrigen Höckern gebildeten Krönchen, vorn verbreitert, verkehrteiförmig, ungetheilt oder 2spaltig.
1. Platte der Blumenblätter ungetheilt, vorn gezähnelt oder ausgerandet, mit 2 spitzen
Krönchenanhängseln. Kelche 10rippig, ungeadert. Pflanze einjährig (oder 2jährig).
+1. S. armeria L. Kahl, bläulich bereift. Stengel aufrecht, an den oberen
Knoten klebrig. Blätter eiförmig oder eilänglich, spitz, sitzend, die unteren spatelig.
Blüthen in endständigen regelmässig gegabelten, büschelig zusammengezogenen, 1—viel-
blüthigen Trugdolden. Kelche walzlich-keulenförmig. Blumenblätter seicht ausgerandet.
Kapsel langgestielt, bis nahe zur Spitze 3fächerig.
/,„—1"/,' hoch. Kelche röthlich. Blumen klein, hellpurpurn, selten rosenroth oder weiss.
© Juli, August. Stammt aus dem Süden und Westen Europa’s, wird in Gärten
als Zierpflanze gebaut und verwildert, obwohl nur selten, an Zäunen, Aeckern und Wald-
gebüschen, so bei Tetschen, am Mileschauer (Malinsky)!
2. S. galliea L. ampl. Kurzweichhaarig, mit eingestreuten längeren Haaren,
oberwärts drüsig. Untere Blätter länglich verkehrteiförmig, spatelig, obere lineallanzettlich,
mit verschmälertem Grunde sitzend. Blüthen in endständigen traubenartigen Wickeln.
Kelche walzlich, zur Fruchtzeit vergrössert, eiförmig, auf den Nerven langhaarig und
drüsig, mit lineal-lanzettlichen Zähnen. Blumenblätter gezähnelt oder ausgerandet. Kapsel
gestielt, zu °/, 3fächerig. Samen querrunzelig, auf den Seitenflächen vertieft.
Stengel /,—1'/,' hoch, einfach oder aufrecht-ästig (bei einer fremden Form, S. anglica
L., auch ausgebreitet-ästig). Blumen klein, licht fleischfarben oder weisslich (bei einer fremden
Form, S. quinquevulnera L., im Mittelfelde blutroth, am Rande weisslich), Fruchtkelch blass,
mit grünen Nerven,
© Juli—September. Auf sandigen und kiesigen Aeckern, an wüsten Stellen,
selten, wahrscheinlich nur zeitweise eingeführt und nicht beständig, Bei Landskron
(Steinmann in Presl fl. &ech.). Rokytnie gegen Himmlisch Rybnei (Borges, Brorsen) !
Neudorf bei Tynist auf einem Stoppelfelde nach Hirse (September 1868)! Feld am
Abhange des Bösig auf Klingstein (Hippelli 1862)! Tetschen (Malinsky)I — Neu-
haus (Schöbl) !
Anmerkung. 8. conica L., durch 30nervige Kelche von den Arten dieser Abtheilung
verschieden, will Pfarrer Mardetschläger bei Stradonie bei Budweis gefunden haben, wo sie aller-
dings aus der Wiener Gegend eingeschleppt gewesen sein könnte,
2. Platte der Blumenblätter 2theilig oder 2spaltig.
a) Kelch röhrig, 10rippig, nicht netzie-geadert. Blumenblätter in der Knospe
gedreht. Blüthen zwitterig.
o) Blüthen in traubenartigen Wickeln. Pflanze ein—zweijährig.
Anmerkung. Hieher gehörende folgende zwei Arten können zeitweilig eingeschleppt
gefunden worden sein:
1. $, hirsuta Lagasca (S. tenerrima Presl!) auf Sandfeldern des Bunzlauer Kreises
(Presl in Opiz B. ph, Gew. 1822). Dieser Fund wäre bei dieser portugiesischen, erst in neuerer
510 Silene,
Zeit mit Serradella (Ornithopus sativus Brot.) hin und wieder in Mitteleuropa eingeschleppten
Art um so merkwürdiger, da er aus so alter Zeit datirt und Serradella noch heutzutage in
Böhmen nirgends im Freien gebaut wird.
2. 8. diehotoma Ehrh., eine ungarische Art, die selbst im Wiener Becken nur zu-
fällig vorkommt, will Mardetschläger bei Poric nächst Budweis 1841 gefunden haben, was, eine
zufällige Einschleppung vorausgesetzt, nicht unmöglich wäre.
A) Blüthenstand traubig, unterwärts beblättert, seltener eine einfache Traube,
meist aus mehrblüthigen gegenständigen Trugdolden oder Wickeln zusammengesetzt. Pflanze
ausdauernd.
*) Blumenblätter mit einem Krönchen von 2 längeren, zahnförmigen Aus-
wüchsen.
3. 8. longiflora Ehrh. Stengel aufrecht, sammt den Blättern kahl. Blätter
graugrün, am Rande feingesägt-rauh, untere lanzettlich, in den Blattstiel spatelig verschmälert,
obere lineal-lanzettlich. Traube meist einfach, aufrecht ; deren Blüthenstiele meist 1blüthig,
aufrecht, höchstens so lang als der Kelch, in der Mitte mit 2 Vorblättchen. Kelche
langwalzig-keulig, völlig kahl; Zähne kurzeiförmig, breit randhäutig und gewimpert. Kapsel
auf gleichlangem Träger, '/, 3fücherig. Samen fein querrunzelig, 5flächig (mit 2
grösseren Seiten- und 3 Randflächen). i
Pflanze 1Y,—3‘ hoch, durch die Kahlheit, graugrüne Blattfarbe, einfache Traube ausge-
zeichnet. Kelche weisslich mit grünen Nerven, oft auch schwach rosa angehaucht. Blumenblätter
breiter wie bei folgender, oberseits bleichgrünlich, unterseits weisslich-bleigrau, des Abends
wohlriechend.
2 Juni—August. Auf Ackerrainen bei Leitmeritz sehr selten (von A. C. Mayer
zuerst 1870 entdeckt): unterhalb des Radobyl! dann auf einem Raine bei Sebusein am
Wege nach Tlutzen (A. Mayer, daselbst jedoch nach demselben durch Einreissen des
Raines bereits verschwunden). Ist übrigens eine östliche Art, welche die ungarische Gränze
sonst nach Westen nirgends überschreitet.
4. $. nutans L. Kurzflaumig, oben klebrig-drüsenhaarig. Blätter grasgrün,
lanzettlich bis elliptisch, nach unten verschmälert, die unteren elliptisch oder elliptisch-
lanzettlich, in den Blattstiel verschmälert. Traube einseitswendig, überhängend, aus 1I—
zblüthigen, langgestielten Trugdolden zusammengesetzt, am Grunde öfter ästig. Vorblätter
von der Blüthe entfernt, daher die Endblüthe jeder Trugdolde so lang oder noch länger
gestielt als die Seitenblüthen. Kelche walzig-keulenförmig, Aklebrig-drüsenhaarig, zur
Blüthegeit nickend, zuletzt aufrecht, mit eiförmigen, gewimperten Zähnen. Kapsel auf
3mal kürzerem, spärlich behaartem Träger, zur Hälfte 3fächerig. Samen zusammen-
gedrückt, fast nierenförmig, körnig-warzig.
1—2’ hoch. Blumen schmutzigweiss, selten fleischfarben angelaufen, meist eingerollt.
2. Juni, Juli. In trockenen Wäldern und Hainen, auf steinigen, buschigen Ab-
hängen, im ganzen Hügellande und Mittelgebirge bis auf das höhere Vorgebirge der
Sudeten und des Böhmerwaldes (bis 3500) sehr verbreitet.
**) Blumenblätter am Grunde der Platte mit 2 kleinen, flachen Höckern.
5. 8. italica Pers. (S. nemoralis W. Kit.) Stängel nebst den Blättern feinflaumig,
drüsenlos, unterwärts fast rückwärts-zottig, oben klebrig. Blätter am Grunde wollig-behaart,
elliptisch-lanzettlich, nach unten verschmälert, die unteren rundlich-elliptisch bis elliptisch-
lanzettlich. Traube aufrecht, aus 1—7blüthigen langgestielten Cymen zusammengesetzt,
am Grunde öfter ästig. Vorblätter nahe unter der Blüthe, daher die Seitenblüthen der
Cyme meist länger gestielt als die Endblüthe. Kelche walzig-keulenförmig, zerstreut
feinflaumig, seltener spärlich drüsenhaarig, stets aufrecht abstehend, mit eiförmigen,
stumpfen, häutig berandeten Zähnen. Kapsel auf ebensolangem oder noch längerem rück-
wärts seidigbehaartem Träger, zu ?/, 3fächerig. Samen körnig-warzig, zusammengedrückt,
$/ ‚kreisförmig.
1—2' hoch. Blumenblätter weisslich, unterseits oft bleigrau oder schwach fleischfarben
Silene, 511
angelaufen. Staubgefässe vorragend. Unsere Form (S. nemoralis) weicht von der südlicheren S.
italica nur sehr unbedeutend ab.
2. Juni, Juli. Auf lichtbewaldeten und bebuschten, trockenen Abhängen, felsigen
Lehnen, besonders auf Kalk und Basalt, nur im wärmsten Hügellande. In der Prager
Gegend ziemlich häufig: Stern (Opiz)! Laurenzberg (Opiz), Zizkaberg (Dittrich)! Foli-
manka! Felsen der Premyslovka! Lehne oberhalb Dyorec sehr zahlreich! Hlubodeper
Hain und St. Prokop, sehr zahlreich! Königsaal (Sternberg). Karlstein, besonders auf der
Velikä hora häufig! St. Ivan, Tobolka bei Tetin! — Oberhalb Sebusein im Thale gegen
Tschersink aufwärts (A. Mayer, Malinsky)! Teplitz (Winkler)! Bilin (Prof. Reuss). —
‚Angeblich auch bei Karlsbad, aber sehr selten (Ortm.) und bei Königingrätz (Reichel in
Opiz Tauschverein), doch sah ich kein Exemplar und bezweifle besonders die letztere Angabe.
b) (Behen Mönch). Kelch eiförmig, aufgeblasen, 20—30rippig und netzig-geadert.
Blumenblätter in der Knospe dachig, am Grunde der Platte mit 2 Höckern. Blüthen zweihäusig-
polygamisch, theils zwitterig, theils männlich oder weiblich.
6. S. inflata Smith (Cucubalus behen L,, Behen vulgaris Mönch). Stengel aus
verzweigter, niederliegender, verholzender Grundaxe aufsteigend, sammt den Blättern bläulich
bereift und kahl, selten am Grunde behaart. Untere Blätter elliptisch oder lanzettlich,
die oberen elliptisch- bis lineal-lanzettlich. Trugdolde endständig, gabelig 3—vielblüthig,
selten 1blüthig. Kapsel auf kurzem dicken Träger, kugelis, halb 3fächerig.
Wurzel spindelig, tief hinabsteigend. Kelche grünlichweiss, oft blassviolett angelaufen.
Blumen weiss, sehr selten lila, die der männlichen Blüthen grösser als die der weiblichen.
2. Juni—August. Auf trockenen Wiesen, grasigen, buschigen Hügeln, an Wald-
rändern, im ganzen Lande verbreitet und häufig bis auf das Hochgebirge, so im Riesen-
gebirge allgemein auf den Lehner, Kämmen und Koppen, selbst am Gipfel der Schnee-
koppe (4900°)! und ebenso im Böhmerwalde noch am Rachelgipfel 4500’ (Sendtner).
B. (Otites Kittel, Diplogama Opiz). Blüthen unvollkommen zweihäusig, die der
® Pflanze ohne Spur von Staubgefässen, die der Z' mit einem unfruchtbaren Fruchtknoten. Der
die Blumenblätter und Staubgefässe tragende (perigynische) Ring der letzteren Blüthen höher,
becherförmig-glockig, den ganzen unfruchtbaren Fruchtknoten bis zu den Griffeln einschliessend,
in den 2 Blüthen niedrig, nur den kurzen Stempelträger umgebend. Blumenblätter schmal,
lineal, ohne Spur eines Krönchens.
7. S. otites Smith (Cucubalus otites L., Diplogama otites Opiz). Stengel nebst
den Blättern fein grauflaumig, etwas drüsig-klebrig, oben nebst den Blüthenzweigen kahl.
Blätter lineal-lanzettlich, die unteren lanzettlich-spatelig. Blüthenstand traubig, steif
aufrecht, unten meist rispig-ästig, äus 1—7blüthigen Cymen, deren untere gestielt, obere
sitzend, döldchenartig, mit dünnen Blüthenstielen. Kelche röhrig-glockig, mit stumpfen
Zähnen, stets aufrecht. Kapsel halb 3fächerig.
Stengel 1—2’ hoch, mit wenigen, meist kleinen Blattpaaren. Blumenblätter winzigklein,
gelbgrünlich, die der Z' Blüthen länger.
2, Juni—August. Auf sandigem oder kiesigem Boden, auch auf Kalk, auf
trockenen sonnigen Hügeln, Triften, Felsen, in lichten Kieferwäldern des Hügellandes
und der Ebenen, zerstreut, doch in der nördlichen Landeshälfte ziemlich verbreitet, aus
der südlichen mir nicht bekannt. Bei Prag ziemlich häufig: Michle, Baumgarten, Kaiser-
mühle, Podbaba, Felsen zwischen Troja und kl. HoleSovic, Särka, Hlubodeper Hain, St.
Prokop, Reporyje, Kuchelbad, Königsaal, St. Ivan u. s. w. — Pfelovic bei Bohdaned
(Opiz). Trnovka bei Elbe-Teinitz (Opiz)! Sandfluren bei Kaöina! Kolin (Veseisky)! Gross-
Wosek, zwischen Nimburg und Podebrad! Jungbunzlau! Kosmanos, Weisswasser (Hipp.)!
Scheint von da ab nordwärts zu fehlen. — Melnik, Jenikov (Prazäk)! Widim (Hackel) !
Bei Roudnie auf den Sandfluren sehr gemein! Leitmeritz, z. B. am Gipfel des Radobyl,
auf der Südseite des Lobosch! Tetschen (Malin.)!'Kutschlin bei Bilin ! Brüxer Schlossberg
(Knaf)! Lieschnitz bei Püllna! Loun: am Milayer und Rannayer Berge, hinter Citolib!
Im Thal bei Priesen und Horatiz! Egerufer bei Saaz! Podersam unter dem Eichberge!
Karlsbad selten; auf einem Hügel bei Belle-vue (Ortm.).
512 Melandryum.,
10. Melandryum Röhl. em.*) Lichtnelke.
A. (Elisanthe Fenzl). Griffel 3. Blüthen zwitterig.
1. M. viscosum Öelak. in Lotos 1868 (Cucubalus viscosus L., Silene viscosa
Pers., Elisanthe viscosa Ruprecht). Stark klebrig behaart. Blätter wellög, länglich-lanzettlich,
die oberen mit breiter Basis sitzend, die grundständigen vertrockneten länglich-keilig.
Blüthenstand eine straff aufrechte Traube, aus 1—Sblüthigen, kurzgestielten Cymen
gebildet. Kelche walzig, in der Mitte etwas bauchig, drüsig-behaart, zur Blüthezeit schief
oder wagrecht abstehend, zur Fruchtreife aufrecht, mit stumpfen, eilänglichen Zähnen.
Blumenblätter 2spaltig, ohne Krönchen. Kapsel länglich, kürzer als der Kelch, mit ge-
raden Zähnen aufspringend. Bi
1—2‘ hoch, einfach oder vom Grunde 2stengelig. Kraut schmutziggrün, sehr klebrig,
Blumen weiss, Staubgefässe und Griffel vorragend.
59% Juni, Juli. Auf sandigen Triften, an Wegen der Elbniederung sehr selten.
Bei Libis (Presl. fl. &ech.), Weltrus (Tausch)! Gipfel des Berges Sovice bei Roudnic
(1867)! (vordem schon Opiz!) Bousovic (nach Watzel).
2. M. noctifiorum Fries (Silene noctiflora L.). Stengel zottig, oben klebrig-
drüsenhaarig, mit längeren Zotten. Blätter flach, angedrückt klebrig-behaart, die oberen
länglich-lanzettlich oder lanzettlich, die unteren länglich-verkehrteiförmig. Blüthenstand
eine endständige, meist nur 3—4blüthige gabelige Trugdolde. Kelch walzig, am
Grunde bauchig, zur Fruchtreife bauchig-elliptischh unten eingeschnürt, drüsenhaarig,
mit lanzettlich-pfriemlichen Zähnen. Blumenblätter 2spaltig, mit 2theiligem Krönchen.
Kapsel eiförmig, so lang als der Kelch, mit zurückgerolltien Zähnen aufspringend.
1,»—1'/,‘ hoch. Kelche weisslich, grün gestreift und geadert. Blumenblätter schmutzig-
weiss oder fleischfarben, wohlriechend, spät Abends sich öffnend.
6% Juli—Herbst. Auf Aeckern, Stoppelfeldern in Lehm- und Kalkboden, doch
auch auf Sand, im wärmeren Hügellande und den Niederungen der nördlichen Landes-
hälfte zerstreut, stellenweise häufig. Bei Prag: Vor dem Ross- und Kornthore, vor dem
Strahover Thore! bei Brevüov, Lieben (Opiz)! Vr$ovic, Horomöfic, Tetin! Stirin (Sykora)
u. a. O. Oestliches Elbgebiet: um Podebrad, Kuttenberger Gegend häufig! Dvakatovic
bei Chrudim! Verbreitet bei Pardubic, Dasic, Holice auf sandigen Alluvionen! Hohenmauth!
Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau (Hipp.)! — Westliches Elbgebiet (nach Reuss
verbreitet): Melnik (Prazäk)! Gastorf und Auscha! Leitmeritz! unter dem Wostray bei
Mileschau! Meronic! — Erzgebirgsstrich: Turn bei Teplitz! Bilin! Osseg (Thiel)!
Schlackenwerth, Elbogen (Ortm.). — Thal des Rakonicer Baches bei Bürglitz (Krej£).
[Wahrscheinlich etwas mehr verbreitet, aber bisher mit Unrecht als „gemein“ weniger beachtet].
B. (Eumelandryum). Griffel 5 (seltener 6—8). Blüthen 2häusig, in einer endständigen,
weitschweifigen Gabeleyme mit ungleichen Aesten. Blumenblätter 2spaltıg, mit einem 2theiligen
(aus 2 Zähnen bestehenden) Krönchen.
3. M. silvestre Röhl. (M. rubrum Garcke, Lychnis dioica «. L., L. diurna Sibth.,
L. silvestris Presl. fl. Zech.). Stengel langhaarig-zottig, ohne Drüsenhaare, selten ganz
kahl. Blätter angedrückt behaart, selten kahl, die oberen elliptisch oder eiförmig, die
unteren länglich verkehrteiförmig. Kapseln eiförmig, mit umgerollten, gleichmässig
getrennten Zähmen aufspringend.
1—2‘ hoch. Blätter weicher, breiter als bei folgender, Blumen etwas kleiner, hell-
*) Diese Gattung, welche die Dehiscenz der Silene mit der einfächerigen Kapsel von
Lychnis verbindet, die Griffelzahl aber von beiden aufweist, ist insofern schwach zu nennen, als
sie nichts Auszeichnendes für sich besitzt; doch ist sie nothwendig, wenn man nicht Silene mit
Lychnis gar vereinigen oder einen Charakter auf Unkosten des anderen ausschliesslich berück-
sichtigen will. Am wenigsten zu billigen ist die Abgränzung von Melandryum gegen Silene durch
die Griffelzahl,
Lyehnis, 513
purpurn, sehr selten weiss (bei Nimburg, VSetecka! Elberund, Tausch nich Opiz), geruchlos, am
Tage geöffnet. Kelche meist schmutzigroth, die der @ Blüthen walzig-länglich, die der Z zur
Fruchtreife bauchig eiförmir, mit eilanzettlichen Zähnen.
a) villosum. Stengel, Blätter und Kelche weichbaarig-zottig.
b) glaberrimum (Lychnis Preslii Sekera). Pflanze vollständig kahl.
% Mai—Juli und einzeln in den Herbst. a) In feuchten Auwäldern der Ebene
wie auch an Waldbächen, auf feuchten Wiesen der Gebirgsgründe, bis auf das Hoch-
gebirge, daselbst an felsigen buschigen Lehnen und Grasplätzen. Im Riesengebirge auf
allen Lehnen und Kämmen noch über 4000‘, ebenso häufig im Vorgebirge, im Peters-
grunde, Aupagrunde, bei Rochlitz, Johannisbad, Marschendorf u. s. w. Glazer Schneeberg |
Gebirgiges Nordböhmen: Landskron (Erxleben)! Senftenberg auf Urgebirge (Brorsen).
Jaromerer Fasanerie! Berg Muzsky bei Münchengrätz auf schattigen Felsen, Mukarov,
Kost (Sekera). Reichenberg, Kratzau (Kratzm.)! Friedland (Seibt)! Pirschkenberg bei
Schluckenau (Karl)! Waldsumpf bei Windisch-Kamnitz, Böhm. Kamnitz! Kunersdorf,
Bokvenhügel b. B. Leipa! Limburg bei Gabel! Tetschen (Maliusky)! Widim (Hackel).
— Eilbniederung: Hrochov-Teinitz, Kladrub (Opiz). Franzdorf im Erlbruche! Elbauen
bei Gross-Wosek! Nimburg (VSete&ka)! Houska bei Brandeis (Opiz). Lobkovic! Libis
gegen Stefansüberfuhr (Poläk)! — Erzgebirgsstrieh: Grosser Franzberg bei Kostenblatt,
Biliner Boren (Reuss). In den Gründen des Erzgebirges hie und da: Strobnitz bei Osseg
(Thiel)! bei Oberleutensdorf (Eichler)! Rothenhauser Neuhaus, Gabrielahütten, Kalich
(Roth). Komotauer Grund! Gottesgab, Platten u. s. w., bei Karlsbad und Elbogen (Ortm.).
— Im Böhmerwalde bis auf den Arbergipfel 4500’ (Sendtner) und auf seinen Vorbergen
verbreitet, z. B, Schwarzer See bei Eisenstein (Jirus), Bergreichenstein (Lindack.),
Aussergefild (Claudi), Vogelberg des Kubani (Müncke). Plöckenstein und Dreisesselberg,
Hirschbergen, Kum bei Christianberg (Jungbauer). Blanskerwald! Zbirover Gebirgsgegend:
am Padrtbache bei Strasie! — b) Auf Felsen im Thale bei Kost unweit Münchengrätz
(Sekera)! Bisher der einzige überhaupt bekannte Standort dieser merkwürdigen Form.
4. M. pratense Röhling (M. album Garcke, Lychnis dioica ß. L., Presl. fl. &.,
L. alba Miller, L. vespertina Sibth.). Stengel dicht kurzhaarig, oben drüsenhaarig.
Blätter angedrückt-kurzhaarig, die oberen lanzetilich oder länglich-lanzettlich, seltener
elliptisch, die unteren länglich-elliptisch. Kapsel eökegelförmig, mit gerade aufrechten,
paarweise mehr verbundenen Zähnen aufspringend.
1—3‘ hoch, dem vorigen ähnlich. Kelche weisslich, grün gestreift, öfter roth angelaufen,
die @ zur Fruchtreife bauchig eiförmig. Blumenblätter weiss oder etwas in’s Gelbliche, sehr
selten rosenroth (so an der Elbe bei Nimburg! und bei Kladrub!), schwach wohlriechend, am
Abend geöffnet.
6% und Mai—September. Auf trockenen Wiesen, Rainen, Wegen, wüsten
Plätzen, Aeckern im ganzen Lande bis auf das Vorgebirge (über 2000‘) verbreitet und
meist häufig.
11. Lychnis L. em. Kukuksnelke.
1. L. flos eueuli L. Stengel kurzhaarig, unter den Gelenken klebrig. Grund-
blätter länglich-spatelig, obere länglich oder roncal-lanzettlich. Blüthenstand locker gabelig-
trugdoldig. Kelch kahl, häutig, gleiehmässig [qrippt, walzig-glockig, mit eiförmigen Zähnen.
Blumenblätter handförmig 4theilig, mit linealen Zipfeln, mit einem weichen 2theiligen,
flach aufsitzenden Krönchen, Kapsel eiförmig, sitzend, mit zurückgekrümmten Zähnen
aufspringend.
1—2' hoch. Blumen rosenrotb, fleischfarben, seltener weiss.
2. Mai, Juni, einzeln im Herbst. Auf feuchteren oder nassen Wiesen, im feuchten
Gebüsch, an Bachufern, auf Torfmooren, im ganzen Lande bis auf das höhere Vorgebirge
(im Riesengebirge, Böhmerwalde über 3000’) verbreitet, im warmen Hügellande, wie
2. B, um Prag, seltener.
514 Agrostemma. Malva,
En — re u . - u
12. Agrostemma L. part. Kornrade.
1. A. githago L. Stengel einfach oder gabelspaltig-ästig. Blätter lineal oder
lineal-lanzettlich, spitz. Blüthen einzeln, langgestielt. Kelch lederartig, später verhärtend,
glänzend seidig-filzig, mit lineal-lanzettlichen Zähnen. Blumenblätter verkehrteiförmig,
seicht ausgerandet.
1—3‘ hoch, von langen anliegenden Haaren grauzottigfilzig. Blumenblätter trübpurpurn,
meist kürzer als der grosse Kelch; selten (#. brachycalyx Opiz, £. microcalyx Döll) die
Kelchzipfel kürzer als die Krone. Samen gross, tetraödrisch.
© Juni, Juli. Auf Feldern im Getreide, besonders Korn, im ganzen Lande
gemein, auch im Vorgebirge; ß) bei Prag: Veleslavin (Opiz 1840)! Podbaba! [Die
Variet. scheint bisher nur noch aus dem Taurusgebirge in Vorderasien bekannt zu sein,
siehe Döll Fl. Bad. III. p. 1232].
87. Ordnung. Malvaceen Juss.
Gattungen:
1. Malva. Aussenkelch aus 3 getrennten Blättchen.
2. Lavatera. Aussenkelch verwachsenblättrig, 3spaltig.
3. Althaea. Aussenkelch verwachsenblättrig, 6—9spaltig.
1. Malva L. Malve, Käspappel.
A. (Eumalva.) Blüthen in 2blüthigen Büscheln in den Blattwinkeln. Stengelblätter
handförmig gelappt.
a) Blüthenstiele sehr kurz, auch zur Fruchtzeit höchstens 2mal so lang als der Kelch.
Blüthen klein.
7 M. crispa L. Blätter am Grunde herzförmig, ungleich gelappt, Lappen stumpf,
nochmals seichter gelappt und kleingezähnt, am Rande kraus. Büschel reichblüthig, dicht,
mehrmals kürzer als der Blattstiel. Fruchtkelche vergrössert, häutig, netzig-aderig. Blumen-
blätter etwas länger als der Kelch.
3—6‘ hoch. Blumenblätter weisslich, lilabläulich.
69 Juli—Septemb. Stammt wahrscheinlich aus dem Orient, wird in Bauern-
und Gemüsegärtchen gepflanzt und verwildert bisweilen in und aus denselben, so bei
Goldenkron (Jungb.), Jungbunzlau (Hipp.)! in Bauerngärtchen des Riesengebirges (Tausch)!
b) Blüthenstiele wenigstens zur Fruchtzeit mehrmals länger als der Kelch, zu dieser
Zeit wagrecht abstehend oder abwärts gebogen, mit aufrechtem Kelche. Aussenkelchblättchen
lineal-lanzettlich. Blüthen ziemlich klein.
1. M. pusilla Smith (M. rotundifolia L. part., M. parviflora Huds. nec L.,
M. borealis Wallm. 'ap. Liljeb.). Blätter rundlich-herzförmig, sehr seicht winkelig 5—
Tlappig, gekerbt-gesägt, Lappen sehr schwach. Kelchzipfel breit eiförmig, kurz zugespitet,
am Rande kraus, mit langen von einander abstehenden Borsthaaren. Blumenblätter
seicht ausgerandet, etwa so lang als der Kelch. Griffelpolster im Durchmesser viel
schmäler als die Früchtchen; diese netzig-runzelig, scharfberandet, auf den Seiten-
flächen mit stark vorspringenden radialen Rippen.
Stengel niederliegend, ästig, */,—1"/,' lang, wie die ganze Pflanze zerstreut behaart.
Kelche besonders zur Fruchtzeit sehr blass grünlich. Blumenblätter klein, weiss. Die ganze
Blüthe viel kleiner als bei folgender.
6% und % Juni—Herbst. Auf Dorfangern, wüsten Plätzen, an Mauern, Strassen,
am häufigsten in und um die Ortschaften, gewöhnlich in Gesellschaft der folgenden, vor-
Malva, 515
zugsweise in den Ebenen verbreitet, seltener im Hügellande. Bei Prag in der nächsten
Umgebung, nicht zu häufig: Hlubotep, Kosir! Veleslavin, Buben, Lieben, Vyso@an, Nusle,
Vrsovic, Zäbehlie, Malesie (Opiz)! Karlstein! — Oestliche Elbniederung: Kuttenberg
(Veselsky)! Elbe-Teinitz! Dvakadovie, Hrochow-Teinitz! Am Teiche Oplatil bei Bohdane&!
Häufig in der Gegend von Podebrad and nordwärts bis Jiin: so in Peöky, Odrepes,
Sanie, Königstadtl, Zehuü, Lhota Jestrebi, Klämos bei Chlumec, Mlejnice, Dymokur und
so fort bis Jiöin: Prager Vorstadi! — Kosmanos! Reichenberg (Siegmund)! — West-
liches Elb- und Egergebiet: Schlan (Ascherson). Slatina bei Libochovie in Kartoffelfeldern
(Reuss), Poplz! Leitmeritz nicht selten! Mileschau, Nedvedic, Meronic! Teplitz (Winkler)!
Osseg (Thiel)! Bilin! Prohn (Reuss). Sehr verbreitet in den Dörfern und Städten am
Fusse des Erzgebirges, zwischen Brüx, Komotau, Saaz, Loun, seltener am Erzgebirge
selbst, z. B. bei Petsch (Knaf): so beiLoun, Citolib, Püllna, Saidschitz, Polehrad, Hoschnitz,
Schlössl, Sporitz, Oberdorf, Hrusovan, Schiesselitz, Vysotan! Seltsch (rother Sandstein) !
Puschwiz! Mühldorf bei Duppau! Rodisfort und Engelhaus bei Karlsbad (Aschers.)!
Franzensbad, Marienbad (Glücksel.). — Kounovä, Gross-Oujezd bei Bürglitz! — Neumittel,
Hostomnic, Hofovic, Cerhovie, Dobris! (bei Pfibram nicht mehr gesehen). — Wittingauer
Ebene: bei Veseli in Horusic und Borkoviec, aber spärlich!
2. M. rotundifolia (L. part.) Hudson (M. neglecta Wallr., M. vulgaris Fries).
Blätter rundlich-herzförmig, seicht 5—7lappig, gekerbt-gesägt, Lappen gerundet. Kelch-
zipfel breit eiförmig, langzugespitzt, am Rande flach, mit vorwärts gerichteten Borst-
haaren. Blumenblätter tief ausgerandet, 2—3mal länger als der Kelch. Griffelpolster
fast ebenso breit als die Früchtchen; diese glatt, an den Rändern abgerundet, auf
den Commissural-Flächen ohne radiale Rippen.
Niederliegend-ästig und zerstreut behaart wie vorige. Blumenblätter bleichrosa. Früchtchen
zerstreut- bis dicht-, fast sammtartig rauhhaaris. Linne’s M. rotundifolia befasst nach der aus-
drücklichen Bemerkung in der Flora suecica diese und die vorhergehende Art, Hwdson unterschied
zuerst beide, indem er den Linne’schen Namen auf vorliegende Art einschränkte, die ihn auch
seither bis auf die neuere Zeit immer getragen hat; ich sehe keinen Grund, wesshalb sie ihn
aufgeben und sogar an M. pusilla abtreten müsste.
6% bis 4. Mai—Herbst. Wie vorige, aber im ganzen Lande, selbst bis auf das
Vorgebirge verbreitet und sehr gemein.
<< M. hybrida m. (M. pusilla X rotundifolia, M. borealis . lilacina Opiz!).
Blätter sehr seicht gelappt. Blüthenbüschel armblüthig (meist nur 2—3blüthig). Kelch-
zipfel eiförmig, ziemlich lang zugespitzt, mit weit abstehenden Borstenhaaren. Blumen-
blätter länger als der Kelch, seicht ausgerandet. Griffelpolster schmäler als die
Früchtchen; diese schwach-runzelig, ziemlich scharfberandet, auf den Seitenflächen
mit feinen radialen Rippchen.
Sonst wie die vorigen. Blumenblätter weiss, gegen die Enden bläulich-lila.
6% bis 2. Juni—Herbst. In Gesellschatt beider Aeltern, so bei Laun an der
Strasse in Drahomörice 1869! Ferner bei Prag ebenfalls an den Standorten der M. pu-
silla, und zwar bei Veleslavin und bei Zäbehlice (letztere 1840, Opiz)!
c) Blüthenstiele mehrmals länger als der Kelch, zur Fruchtzeit schief abstehend
oder aufrecht. Aussenkelchblätter eiförmig oder länglich. Blüthen mittelgross.
3. M. silvestris L. Blätter 5—7lappig, selten 3lappig, am Grunde gestutzt
oder herzförmig. Lappen kerbig-gesägt. Blüthenbüschel 2—6blüthig. Aussenkelchblättchen
länglich. Blumenblätter 3—4mal länger als der Kelch, länglich-keilförmig, vorn tief
ausgerandet. Früchtchen scharfberandet, netzförmig-runzelig, kahl.
Pflanze rauhhaarig, 1'/,—3’ lang. Blumen rosa-purpurn mit dunkleren Längsstreifen,
selten weiss (bei Prag, Tausch!). Var. o) latiloba, Blätter oft herzförmig mit breiten gerundeten
Lappen, und £) angustiloba (M. recta Opiz!), Blätter am Grunde gestutzt, tief 3- oder 5lappig,
mit ausgesperrten, durch weite Buchten getrennten, länglichen Abschnitten.
69 und %. Juli—September. Auf Schutt und wüsten Plätzen, Dorfangern, an
516 Malva,
———— _— — - _ _ ur uU u u ET nn nt nen
Wegen, Zäunen, zwar durch ganz Böhmen in niederen und gebirgigeren Gegenden (bis
etwa 2000’) verbreitet, aber sehr zerstreut, stellenweise fehlend öder selten und spärlich,
stellenweise häufig, ohne bestimmte Verbreitungsgränzen. In der östlichen Elbniederung
sah ich sie nur selten, ebenso bei Leitmeritz (nach Mayer); ß) Veleslavin bei Prag
(Opiz)! Dasie (Mann)! und wohl an a. ©.
Anmerkung. M. Mauritiana L. (voriger ähnlich, durch kahlen, kräftigeren Stengel,
sehr spärlich behaarte grüne Theile und breit verkehrtherzförmige, vorn seichter ausgerandete,
trüb purpurrothe Blumenblätter zu unterscheiden), als Zierpflanze aus Südeuropa gebaut, ver-
wildert selten einzeln, so einmal in Prag auf der Kepelschen Insel!
B. (Bismalva DC.) Blüthen gross, einzeln blattwinkelständige, oberwärts der sehr ver-
kleinerten Tragblätter wegen in eine endständige Traube zusammenfliessend. Stengelblätter (meist
bis gegen die Basis) handförmig getheilt.
4. M. alcea L. Steugel von abstehenden längeren und anliegenden kürzeren
Düschelhaaren rauh. Unterste Blätter herzförmig-rundlich, gelappt, folgende handförmig
5theilig, oberste 3theilig, mit eingeschnitten-gekerbten oder fiederspaltigen Abschnitten.
Aussenkelchblättchen eiförmig, zugespitzt. Früchtchen in der Rückenmitte gekielt, kahl,
auf den in den Rücken verwölbten Seiten stark querrunzelig.
2—4' hoch. Blätter am Rande bisweilen etwas gekraust. Blumen bei uns die grössten
der Gattung, Kelche jung fast filzige. Blumenblätter vorn ausgerandet, rosa, selten weiss. Var.
«) latisecta Neilr., Blätter 5-, obere 3theilig, Abschnitte breit, im Umrisse rhombisch, 3spaltig,
grob gezähnt; f) angustisecta Neilr. (M. excisa Rchb.), Blätter 5-, obere 3theilie, Abschnitte
tiederspaltig mit lanzettlichen oder lineallänglichen, ausgesperrten Zipfeln; geht in «) durch
Mittelformen allmälig über; y) palmatifida (M. fastigiata Cav.), Blätter tief 5- und 3spaltig,
mit länglichen, eingeschnittenen und grobgezähnten Abschnitten.
2 Juli—September. Auf trockenen felsigen oder buschigen Abhängen, an Wald-
rändern, in lichtem Gebüsch, auf Rainen, an Wegen, verbreitet in der Ebene und dem
Hügellande, doch zerstreut, stellenweise zahlreich, anderwärts nur sehr vereinzelt; 9. nur
sehr selten. Bei Prag: Kröer Wald, Podbaba, Roztok, Scharka, Kuchelbad, Zävist! hinter
Stechovice am Moldauufer! Stirin (Sykora)! Pysely! Karlstein (Ruda ß.)! Tetin! Popoviec
bei Beroun (Opiz). Unhost! — Böchovic (Mayer)! Stefansüberfuhr (Kostel.).. Nimburg
(VSetecka)! Podebrad! Volesnie bei Chlumec! Lehne bei Kopidlno! Rand des Wäldchens
zwischen Nouzov und Butoves! Jiöin: unter den*Prachover Felsen (Poläk)! und bei
Ostruzno (Vareöka). Cäslau: auf dem Wilhelminenshügel, bei Chedrby (Opiz) Dvakato-
vicer Hain! Pardubicer Fasanerie (Opiz). Hohenmauth am Walde gegen Leitomysl!
und „Sträh“ bei Leitomysl! Chotzen, Lehne am Adlerflusse! Landskron (Erxleben)!
Tyniste (y.)! Königivgrätz (Reichel)! — Münchengrätz: unter der Ruine Zäsadka, unter
der Sekanice häufig (Sekera). Jungbunzlau selten (Hippelli 7)! Niemes und Barzdorf
vereinzelt (Schauta)! Grottau (Menzel)! Teufelsmauer bei B. Aicha (Wiese)! Nicht‘ bei
B. Kamniz (nach Zizelsberger). — Zivonfn bei Melnik (PraZäk)! Roudnic: am Rip
(Kratzm.)! in der ZäluZer und Üernoveser Fasanerie, in letzterer sehr zahlreich (Reuss,
auch Hackel) ! Leitmeritz hie und da z. B. am Radischken! Elbabhang unter dem Sperling-
stein! Wessenberg bei Teplitz! Zwischen Teplitz und Dux (Roth)! Mönchsbusch und Fuss des
Boren bei Bilin! Spitzer Berg bei Brüx (Reuss), Görkau (Thiel)! Heidelsberg bei Schlacken-
werth (Reiss), Berg Vladar bei Ludie (Köhler). Thal des Rakonicer Baches bei Stadtl!
— Im Walde zwischen Mnisek und Dobris! und zwischen Dobris und Hostomnic! Sta-
tion Zbirow! Podsisal bei Strakonic! Böhm. Fellern und Gutwasser bei Budweis! Horusic
bei Veseli! Platz (Leonhardi). Goldenkron unter dem Hvezdär (Jungb.), bei Gojau!
+ M. moschata L. Stengel von längeren abstehenden, meist einfachen Haaren
rauhhaarig. Untere Blätter herzförmig-rundlich, gelappt, die folgenden handförmig 5- bis
Ttheilig mit einfach oder doppelt fiederspaltigen, im Umrisse rhombischen Abschnitten.
Aussenkelchblättchen schmal lineallanzettlich. Früchtchen dic htrauhhaarig, am Rücken
glatt, auf den flachen Seiten sehr fein querrunzelig.
2-3’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Junge Blätter welk schwach nach Bisam
riechend. Blüthen und Staubfadensäule bedeutend kleiner als bei der vorigen, sehr ähnlichen. Var.
Lavatera— Tilia, Sam
a) angustisecta, Abschnitte der oberen Stengelblätter doppelt fiederspaltig, mit schmalen fast
linealen Zipfeln; #) lJatisecta, Abschnitte auch der oberen Blätter breit rhombisch, vorn einfach
fiederspaltig, mit länglichen Zipfeln.
2, Juli, August. Wie vorige, kaum wirklich einheimisch, sondern nur zufällig
verwildert. Hrtin bei Jaromer (Knaf)! Nordwestböhmen (Winkler ß.)! Ist erst in Baiern
und Niederösterreich sicher einheimisch.
2. Lavatera L.
1. L. thuringiaca L. Stengel oberwärts sammt den Blatt-, Blüthenstielen
und Kelchen filzig. Blätter eckig-gekerbt, 5lappig, obere 3lappig, am Grunde herzförmig,
oberseits zerstreut flaumig, unterseits graulich, dünnfilzıg. Blüthen langgestielt, aufrecht,
einzeln blattwinkelständig, oberwärts traubig zusammenfliessend. Abschnitte des Aussenkelches
rundlich, kurz zugespitzt.
2—3° hoch, aufrecht, meist ästig. Blumenblätter sehr gross, 1Y/,“ lang, tief ausgerandet,
hellrosa, Staubbeutel hellgelb.
2, Juli, August. Auf trockenen, buschigen, auch felsigen Anhöhen, im Gebüsch,
an Waldrändern im wärmsten Hügellande, zerstreut, gern auf Kalkboden. Bei Prag am
häufigsten nordwärts im Moldauthale: St. Mathaeus (Opiz). Troja (Presl), Husinee hinter
Roztok! Pfemyslener Thal, bei der Weltezer Mühle, auf der Waldanhöhe Beckov bei
Libeznie (Dödetek)! Morany bei Libtie (Poläk)! Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus!
Ferner in der Scharka unfern der Generalka (Poläk), Gebüsch hinter der Cibulka! St.
Prokop und Holin (Kosteletzky, Nickerl), Zävist (Opiz). Felsen bei Tetin! — Lobkovie
(Kostel.). Libis (Presl).. Lhota Kostelni (Dede&ek), Budimerie bei Nimburg! Podebrad:
gegen die Blatowiese und am Woskoberge! Rand des Lustwäldehens bei Dymokur und
auf dem Abhange über dem Dymokurer Teiche, zahlreich! Lou&in (Presl); Dobravie
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Kuttenberg (Veselsky). — Schnedovitz (Keil)! Sovice bei
Roudnie häufig! Im Thal von Malschen gegen Auscha bei Roche nur 1 Expl.! Leitmeritz:
gegen den Hradischken zu reichlich! Uhuberg (Mayer). Brozaner Hügel, Mastnä hora
(Hackel), Kostäl bei Trebnitz (Presl). Bilin, Dux (Reuss). Schiesselitz (Thiel).
3. Althaea L. Eibisch.
1. A. offieinalis L, Sammetartig weichfilzig. Wurzelstock dick, walzlich. Blätter
gestielt, eiförmig, spitz, ungleich oder doppelt gekerbt, schwachgelappt, am Grunde
öfter herzförmig. Blüthenbüschel mehrblüthig, kürzer als das Blatt, die obersten auch
traubig zusammenfliessend. Aussenkelch meist Ispaltig, seine Zipfel lanzettlich, zugespitzt.
2—3‘ hoch, aufrecht. Blumen blass rosenroth oder röthlichweiss. Staubbeutel dunkelpurpurn.
2) Juli, August. Auf feuchten, besonders salzigen Wiesen, an Gräben der Niede-
rungen, sehr selten. Libic bei Podebrad (Kosteletzky 1818)! Salzige Wiesen des ehema-
ligen Srpina-Morastes bei Saidschitz (Reuss 1863)! an beiden Orten gewiss sehr spärlich,
wenn nicht bereits verschwunden, da ich sie dort neuerdings nicht wiederfand. Ausserdem
selten aus Bauerngärtchen verwildert, so offenbar bei Komotau am Wege bei Oberdorf
in wenigen Exemplaren (Knaf!), in Grasgärten bei Teplitz (Winkler!), bei Neuhof £äsl.
an einem Bache (Opiz), au der österreich. Gränze gegen Freistadt (Presl. fl. Cech.). .
88. Ordnung. Tiliaceen Juss.
1. Tilia L. Linde.
Blüthen 5zählig. Kelchblätter innen am Grunde mit einer Honiggrube. Staub-
gefässe zahlreich, frei oder in 5 epipetalen Bündeln. Fruchtknoten 5fächerig mit je 2 Eichen
in jedem Fache, Frucht ein durch Fehlschlagen 1fächeriges, 1—2samiges Nüsschen,
34
518 Tilia,
a) (Decapetalae.) Innerhalb der Staubgefässe eine 5blättrige Nebenkrone, aus blatt-
artigen, sterilen Staubfäden oder durch die 5 innersten Staubgefässe mit verbreiterten Fäden
angedeutet. Staubgef. 50—70. Staubbeutelhälften durch Spaltung des Staubfadens getrennt. Griffel
nach der Blüthe sich verlängernd. Kronenblätter nicht völlig ausgebreitet. Behaarung aus stern-
oder büschelförmigen Haaren.
+ T. argentea Desf. (T. alba W. Kit.) Blätter winkelig-scharfgesägt, unterseits
nebst jungen Zweigen, Knospen, Blüthenständen, Deckblättern und Kelchen dicht weiss-
filzig, ohne Bart in den Aderwinkeln. Staubgefässe halb so lang wie das Blumenblatt
und nicht viel länger als der Fruchtknoten.
» Ende Juli. Stammt aus Ungarn, selten gepflanzt: Neuhof (Patzelt)! Hohen-
elbe bei einem Dorfe (Kablik)! B. Leipa (Nenntwich)! Kaplic (Kirchner)!
+ T. americana L. (T. nigra Borkh., T. glabra Vent.). Blätter gross, langspitzig,
sägezähnig, grün, kahl, nur in den Aderwinkeln mit schr kleinem Bärtchen. Trug-
dolden 10—20blüthig. Staubgefässe kürzer als die Blumenblätter, doppelt so lang wie
der Fruchtknoten.
%» Juli. Stammt aus Nordamerika, wird bisweilen gepflanzt, so bei Prag nahe
der Civilschwimmschule; vor dem Oujezder Thore in den Anlagen (Kosteletzky)! Neuhof
bei Kuttenberg (Patzelt)! Budweis (Jechl)! Kaplie (Kirchner) !
b) (Pentapetalae.) Nebenkrone fehlend. Krone radförmig ausgebreitet. Staubgef.
20-40. Staubbeutel eines Staubkolbens verbunden oder wenig getrennt. Griffel nach der Blüthe
kaum verlängert. Behaarung aus eirfachen Haaren.
1. T. platyphylla Scop. (T. europaea L. part., T. grandifolia Ehrh.,, Sommer-
linde). Junge Zweigtriebe und Blattstiele meist stark behaart, seltener fast kahl. Blätter
heiderseits gleichfarbig grün, unterseits nur blasser, daselbst zerstreut weichhaarig,
seltener verkahlt, in den Aderwinkeln weisslich gebärtet, scharfgesägt mit feinstachel-
spitzigen Sägezähnen. Trugdolden hängend, 2—5blüthig. Staubgef. gegen 40. Narben-
lappen aufrecht. Früchte diekschalig, holzig, vorspringend 5rippig.
Aendert vielfach ab. Blätter bald gross, bald nur klein, am Grunde herzförmig bis
gestutzt, an einer kultivirten Form (ß. laciniata)unregelmässig-zerschlitzt, an einer andern (y. cu-
cullata) theilweise kappenförmig. Blumen gelblich, meist grösser als bei folgender, aber auch
kleiner als gewöhnlich. Früchte wie bei folgender grauzottiz. An einem Blüthenstande sah ich
auch 3 Brakteen, nämlich das 2. war ein Deckblatt des untersten sehr tief unten entsprungenen
blüthenzweigs, diesem angewachsen, der Zweig selbst trug die 3. Braktee. Var. ö. glabrata (T.
translucens Opiz), verkablt, Blätter mit spärlichen Haaren, unterseits glänzend, Blumen grösser
und mehr gelb. — Zu dieser Art gehören ferner T. corylifolia Host, T. obliqua et Nickerlii
Opiz! T. bohemica et mollis Ortm.!
p Mitte Juni, Juli. In Laubwäldern des Hügellandes und der Ebene und häu-
figer in Bergwäldern, sehr zerstreut und nur vereinzelt, weit seltener als die folgende.
Bei Prag z. B. bei St. Prokop, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan! (alles d., selten
blühend), in den Stöchovicer Wäldern! — Schlucht des Kli&avathales bei Lana! Burg
Pravda! — In den Ebenen z. B. bei Elbe-Kostelee, Podebrad, Kolin ! (überall d.). —
Nordböhmen: z. B. im Königingrätzer Wald, fruchtend! Limberg bei Gabel (Schauta),
B. Kamnitz (Zizelsb.). — Südböhmen: Kufidlo bei Strakonie! Blanskerwald (Jungbauer).
Im Böhmerwalde (Purk.). Ausserdem häufig in Alileen und Anlagen gepflanzt; ß. im
Park von Jungbunzlau (Hipp.)! y) im Fabriksgebäude von Goldenkron (Jungb., Kirchner) !
2. T. ulmifolia Scop. (T. parvifolia Ehrh., Winterlinde). Junge Zweigtriebe und
Blattstiele kahl. Blätter kahl, nur in den Aderwinkeln unterseits rostgelb gebärtet,
unterseits seegrün, gesägt, mit kurz und dicklich bespitzten Sägezähnen. Trugdolden
5—10blüthig (selten nur 3blüthig), aufgerichtet. Staubgef. gegen 30. Narbenlappen
wagrecht abstehend. Früchte dünnschalig, schwachberippt.
Voriger ähnlich, nicht so stämmig und hochwüchsig. Blüthen kleiner und blasser, gelb-
Hypericum, a)
lichweiss, wohlriechend. Früchte klein, mit abgestutzten Spitzchen (Griffelrest), leicht zusammen-
drückbar. Auch diese Art bildet gepflanzt Kappenblätter (f. eucullata).
» Juli, etwa 14 Tage später als vorige aufblühend. In Wäldern und lichtem
Laubgehölz von der Ebene (Elbauen bei Kolin und Podebrad!) durch das ganze Hügel-
land und Mittelgebirge zerstreut, meist vereinzelt. Häufig auch in Dörfern, in Alleen
und Anlagen gepflanzt. ß) z. B. auf dem Kirchhofe des Klosters Sedlee (Hb. Sternberg !),
berühmt durch historische Sagen. Schiessstattallee bei Budweis (Jungb.).
* T. intermedia DC. (T. parvifolio-grandifolia Bayer! T. acuminata Opiz!)
Blätter grösser als bei voriger, unterseits blassgrün, oder ‚schwach graugrün; Bart in
den Aderwinkeln weisslich in’s Rostgelbe. Trugdolde 5—7blüthig. Blüthen grösser als
bei T. ulmifolia, sonst wenig verschieden, Früchte 2—3mal grösser, derbschaliger, mit
etwas deutlicheren Rippchen unter den Zotten.
» Juli. Gepflanzt in Alleen, wahrscheinlich Bastart. Alleen um Prag (Tausch) !
so an der Strasse vom Kornthor nach Nusle (Opiz)!
89. Ordnung. Hypericineen De Cand.
1. Hypericum L. Hartheu.
Kelch und Blumenkrone 5zählig. Staubgef. am Grunde in 3 (selten 5) Bündel
verwachsen, Staubbeutel rückwärts nächst der Spitze mit einer Harzdrüse. Kapsel
3fächerig, 3klappig (selten 5fächerig).
(Die 3 Staubgefässbündel unserer Arten alterniren mit den 3 Carpellen, indem ein Staub-
gefässbündel nach vorn zwischen Kelchblatt 1 und 3, und ein Carpell nach hinten vor Kelch-
blatt 2 fällt.)
a) Kelchzipfel am Rande drüsenlos, selten mit wenigen Drüsenzähnen, mit den
Rändern einander deckend. Staubgef. wenig zahlreich (15—21). Staubbeuteldrüse lichtbräunlich.
Stengel vom Grunde vielästig, ausgebreitet, an den unteren Gelenken öfter wurzelnd; Aeste mit
den Spitzen aufsteigend.
1. H. humifusum L. Kahl. Stengel schwach 2kantig. Blätter oval oder länglich,
zum Grunde verschmälert, längs des Randes schwarzpunktirt, nur die oberen durch-
scheinend-punktirt. Blüthenstand übergipfelnd, locker- und armblüthig, Kelchblätter
länglich, stumpf, fein stachelspitz, schwarz gestrichelt. Kapsel längsgestreift.
Stengel dünn, fast fädlich, 3-10‘ lang. Blumenblätter klein, hellgelb, nur bei Sonnen
schein offen.
2, oder ©) 6%. Juli—September. Auf feuchten sandigen und kiesigen Aeckern,
Brachen, Kleefeldern, Weiden, auf Torfstichen und frischen Waldhauen zerstreut, doch
verbreitet in kälteren und etwas gebirgigen Lagen von ganz Böhmen bis auf’s Vorge-
birge, im warmen Hügellande und den wärmeren Ebenen ganz fehlend oder nur selten
an geeigneten Stellen. Bei Prag daher nur bei Holin auf Triften (Nickerl), Hodkovicky
(Jirus), beim Kröer Walde (Vävra), bei Zlatnik (Bozdech)! Ritan mit Aphanes arvensis
(Poläk) ! Fehlt im ganzen Elbthale und Basaltmittelgebirge. — Ostböhmen:: Selau (Syrütek),
Frauenthal bei Deutschbrod (Opiz). Leitomysl: Aecker um die Borky (Wälder) vor
Johnsdorf im Kabät-Walde (Pospichal)! B.-Trübau (Rybiöka). Nepomuk bei Landskron
(Opiz). Grulich: Feuchte Sandstelle im Tannenwalde! Rokytnie (Titz)! — Nordböhmen:
Marschendorf am Riesengebirge (K. Knaf). Forst- und Kühberg bei Freiheit (Opiz).
Altbuch (Kudernatsch) ! Reichenberg! Sichrov bei Turnau! Weisswasser (Hipp.)! Widim
(Hackel), Melnik (Prazäk)! Niemes häufig (Schauta)! B-Leipa, z. B. unter dem Spitz-
berg auf feuchter sandiger Moorstelle! Kleebrachen bei Kreibitz ! Rumburg! Schluckenau !
Tetschen, z. B. Kleefeld unterhalb Schönborn! Schinderwand, Liebwerd (Malin.)! —
Fuss des Erzgebirges: Kleinoujezd und Weisskirchlitz bei Teplitz (Reuss), Herrlich bei
34*
Hypericum,
en
[5%
<
Osseg, Oberleutensdorf, Eisenberg (Roth, Thiel)! KRothenhaus (Sachs)! Hrusovan bei
Saaz (Thiel). Elbogen, Karlsbad (Ortm., Tausch!). Franzensbad (Kablik) ! — Mittel-
böhmen: Fuss des Plesivee bei B&sin mit Centunculus! Strassenrand im Walde bei
Straßie! Waldblösse des Brdygebirges bei Pribram! — Südböhmen: Pisek bei der Hürka
(Döde.)! Tutap (Bercht.). Neuhaus (Novotny). Wittingau: beim Opatovicer Teiche!
Budweis: gegen Gutwasser, gegen Krems am Nordfusse des Blanskerwaldes! oberhalb
Srnin (Jungb.). Kaplie (Kirchner)! Gratzen (Sternberg). Hohenfurth (Nenning)! Bei
Hartmanic, am Wege zwischen Neuern und Grün (Purkynö)!
b) Kelchzipfel am Rande drüsenlos, einander nicht deckend. Staubgef. sehr zahlreich
(50-60). Staubbeuteldrüse schwarz. Stengel aufrecht oder aufsteigend.
«) Stengel 2kantig (mit 2 Blattrückenspuren belegt). Fruchtfächer am Rücken mit 4
Längsstriemen (Harzgängen), deren 2 seitlichen zum Rande schief abwärts gehende und stellen-
weis untereinander anastomosirende, etwas blasig aufgetriebene Harzgangzweige aussenden.
2. H. perforatum L. (Johanniskraut). Blätter oval, länglich oder länglich-lineal,
stumpf, mit gerundeter Basis sitzend, durchscheinend punktirt, längs des Randes schwarz-
punktirt. Trugdolden meist rispig zusammengestellt. Kelchblätter lanzettlich, spitz.
'/„—2' hoch, aufrecht ästig, kahl. Wurzel stark, holzig. Der Wurzelstock treibt nach
der Blüthezeit zahlreiche dünnere sterile Triebe. Meist alle Blattorgane, Blätter, Deckblätter und
Kelche schwarz gestrichelt. Blumen goldgelb. Var. «) vulgare, Blätter oval oder länglich,
Kelchblätter lanzettlich, sehr spitz, £) stenophyllum W. et Grab. (H. stenophyllum Opiz! H.
veronense Schrank ?), Blätter lineal-länglich, schmal, Blüthenstand armblüthiger, Kelche wie bei «;
y) platycalyx (y. latifolium Koch), Blätter breit oval oder länglich, Kelchblätter breitlanzettlich
bis länglich, minder spitz.
2. Juli—September. Auf trockenen Wiesen, Rainen, begrasten und steinigen
Hügeln, in Waldschlägen und Gebüschen, gemein durch das ganze Land, bis auf das
Vorgebirge (2500°), z. B. auf das Erzgebirge; /) nicht selten auf dürren, sonnigen Hügeln,
zumal auf Kalk, p) bei Jungbunzlau (Hipp.)! und wohl auch anderwärts.
ß) Stengel 4kantig (von den Blattrücken- und vereinten Blattrandspuren belegt).
Fruchtfächer mit zahlreichen Längsstreifen.
3., H. tetrapterum Fries (H. quadrangulare Murray, Presl fl. cech., Tausch
herb.). Stengelkanten schmalgeflügelt. Blätter oval, gerundet stumpf, am Grunde halb-
umfassend, mit grobmaschigem, wenig vorragendem Adernetz, in dessen Maschen
mit zahlreichen durchscheinenden und zerstreuten schwarzen drüsigen Punkten. Kelchzipfel
lanzettlich, spitz oder zugespitzt, aussen wie auch die Blumenblätter fast ohme
schwarze Punkte.
1-—1"/,‘ hoch, oberwärts ästig, kahl. Der Wurzelstock treibt rothe, kriechende, mit kleinen
Niederblattpaaren besetzte Ausläufer. Blumen hellgelb, kleiner als bei vorigem und folgendem.
Der angebliche Bastart H. tetrapterum > quadrangulum Lasch, von mir noch nicht beobachtet,
ist wahrscheinlich eine Form des H. tetrapterum mit stumpferen Kelchzipfeln, analog der var. y.
des vorigen.
2, Juli, August. In Wiesengräben, an Bächen, in feuchten Gebüschen, sehr
zerstreut, in niedrigen und gebirgigen Gegenden bis auf das Vorgebirge (über 2000%). Bei
Prag ziemlich selten: Vysocan! Schwarzer Ochs bei Ounetic (Opiz)! Dejvic (Hoser)!
Cibulka, Kuchelbad! Michlerwald (Opiz), Stirin (Sykora), Pysely (Vogl). Karlstein (Rada).
Schlan (Tausch)! — Oestliches Elbgebiet: Lissa (Kostel.); Kreökov bei Nimburg, Chlumee !
Kaöina und Franzdorf bei Kuttenberg! Kladruber Wälder häufig! Opatovicer Kanal bei
Prelou&! Bohdaneö! Civie (Opiz). Chrudim : auf dem Bergrücken am Waldbache! Hohenmauth,
Chotzen, Rudelsdorf bei Landskron! Zdelover Teich zwischen Kostelec a. Adl. und-
Dorohrädek! Königingrätzer Wald! Elbe bei Jaromer (Knaf)! Neustadt a. Mettau (Tausch) !
— Jiöin: bei Dilee und auf dem Sandsteinbergrücken Brada! Turnau! Kloster bei
Münchengrätz (Sek.)! Bach bei Weisswasser (Hipp.)! Niemes hie und da (Schauta) !
Wartenberg! B. Leipa, B. Kamnitz, Kreibitz! Im westlichen Elbgebiet (verbreitet nach
Reuss), mir nur bekannt: Schnedovitz (Pöch)! Töchobusitz nördlich von Leitmeritz (Mayer),
Hypericum. 521
Tallinathal im B. Mittelgebirge! Königswald bei Bodenbach! Serbitz bei Teplitz! —
Sporitz bei Komotau (Knaf)! Karlsbad (Ortm.) — Rakonitz, Graben am Neu Teiche!
Um Horovic! Borkovie bei Veseli! Krumau: zwischen Rojau und Cernie! beim Turko-
'vicer Hammer (Jungb.). Hinter Rosenberg am Mühlarm der Moldau!
4. H. quadrangulum L. (H. dubium Leers, Presl. fl. &ech., Tausch herb.).
Stengelkanten ungeflügelt. Blätter oval oder länglich, stumpf, zum Grunde verschmälert,
nicht umfassend, mit kleinmaschigem, starkem _Adernetz, ohne oder mit einzelnen
grösseren Drüsenpunkten in zerstreuten Maschen des Netzes. Kelchzipfel oval oder
elliptisch, stumpf. Blumenblätter mit zahlreichen schwarzen Punkten und Strichelchen.
Sonst wie voriges. 1—1'/,‘ hoch, kahl. Blumen grösser als bei vorigem, goldgelb.
2. Juli, August. Auf trockenen oder feuchten Wiesen, Waldwiesen, an Wald-
rändern, Rainen, auf Granit, Gneuss, Schiefern, Sandstein u. dgl., nicht auf Kalk, hin
und wieder verbreitet in gebirgigeren Gegenden, auf den Gränzgebirgen in den Gründen
und deren Abhängen bis in die Hochgebirgsregion zu 4000’, so im Riesengebirge und
Böhmerwalde; im Hügellande und den Ebenen fehlend oder selten an geigneten, hoch-
gelegenen Stellen. Bei Prag z. B. nur im Stern (Tausch)! bei Oberkr& auf Wiesen
(Opiz)! im Fiederholz bei Böchovie (Poläk)! — in der weiteren südlichen Umgegend
bei Unhost! Säzavaufer bei Hradistko und am Berge Mednik! Stirn (Sykora). Pysely
(Vogl). — Chlumee byd2.! Kladruber Wälder! Chrudim: am Fusse des südlichen Berg-
rückens! bei Woheb, Seö (Opiz). Leitomysi! Königingrätzer Wald! Verbreitet in dem
gebirgigen Vorlande des Riesengebirges: Eipel, Arnau, Freiheit, Hohenelbe u. s. w.
Aupaufer bei Jaromer! Lomnie (Poläk)! Kleinskal (Sek.)! Hammerstein, Reichenberg,
Friedland. Smröov b. B. Aicha! B, Kamnitz, Kreibitz, Georgenthal, Rumburg häufig!
B. Leipa! Limberg bei Gabel! Niemes (Schauta), Fuss des Bösig (Purk.) ! Weisswasser
hänfig (Hipp.)! Widim (Hackel). Seltener im Basaltmittelgebirge, so am Geltsch! am Klotz-
berge (Reuss), bei Mileschau (Keil)! Kletschenberg! Königswald bei Bodenbach! Häufig im
Erzgebirge und am Fusse desselben: so bei Komotau! Bukva im Duppauer Gebirge mit
Parnassia! Karlsbad (Ortm., Reiss)! Tepl (Konrad)! — Bahnstation Luänä bei Rakonitz!
Wald bei Skrej (Purkyn&)! Hostomic gegen die Bäba, Krälovka-Wiese bei Volesnä! Obecnic
bei Pribram! Roämital (Lusek)! Böhmerwald: bei der Seewand und bis Eisenstein gemein,
bei Neuern, Hartmanie, Stubenbach, Schatava (Purkyn&)! Blanskerwald! Heilbronn bei
Gratzen auf Granit!
ce) Kelchzipfel am Rande drüsig-gefranst oder drüsig-gesägt, einander nicht decekend.
Staubgef. zahlreich. Stengel aufrecht oder aufsteigend.
«) Kelchblätter eiförmig, vorn gerundet stumpf, fein drüsig-gezähnt. Deekbl ätter
ganzrandig. Blumenblätter drüsig-gesägt.
5. H. pulchrum L. Stengel stielrund, ohne Kanten, vom Grunde mit sterilen
Aestchen, oberwärts durch verlängerte, aufrechte, doldentraubige Aeste schmal pyramidal-
rispig, Blätter durchscheinend punktirt, - die des Stengels eiförmig, stumpf oder ausge-
randet, mit breitem, herzförmig wmfassendem Grunde sitzend, die unteren und die
der Aeste oval, zum Grunde verschmälert. Staubbeuteldrüse lichtbräunlich. Samen fein-
grubig punktirt, kahl.
1—2‘ hoch, völlig kahl. Rhizom sehr reichästig, vielstengelig. Blätter oberseits sattgrün,
unterseits bleich. Blumenblätter goldgelb.
2. Juli, August. In trockenen Wäldern und anf Haiden, im nördlichsten Zipfel
bei Fugau (Karl, zuerst 1852). — Angeblich auf der Herrschaft Chudenie im Walde
Ritsche sparsam (Seidl), was zu bezweifeln ist.
ß) Kelchblätter lanzettlich, spitz, wie auch die Deckblätter drüsig-gefranst, Blumen-
blätter ganzrandig.
*) Stengel oberwärts 2kantig. Staubbeuteldrüse schwarz.
6. H. elegans Steph. (H. Kohlianum Spreng.), Stengel kahl, dieht beblättert,
529 Hypericum,
unterwärts mit sterilen Aestchen, oben durch längere, blattwinkelständige Blüthenäste
mit armblüthigen gespreizten Trugdöldchen traubig-rispig. Blätter sitzend, aus schwach
herzförmigem Grunde eiförmig oder eilanzettlich, am Rande häufig etwas umgerollt,
ganz kahl, längs des Randes schwarz, auf der Fläche dicht durchscheinend-punktirt.
Blumenblätter nur an der Spitze mit schwarzen Drüsenpunkten. Samen feingrubig-punktirt.
1—2‘ hoch. Schwarze Drüsen der Zähne der Kelchblätter kleiner und minder zahlreich
als bei folgendem, daher minder auffällig. Blumen ziemlich gross, hell goldgelb. Habitus von
H. perforatum.
2% Juni, Juli. Auf sonnigen Hügeln, in Weingärten der Leitmeritzer Gegend.
Bei Schirschovitz und Keblitz nächst Lobositz in Weingärten (1819 von Naumann! ge-
funden, Karl!). Hügel um Budin (Tausch)!
**) Stengel stielrund, kantenlos. Staubbeuteldrüse gleichfarbig, lichtgelb.
7. H. montanum L. Stengel stielrund, kahl, oberwärts armblättrig, meist ganz
einfach, ganz an der Spitze mit gedrungenem, fast knäuelförmigem, oder unterwärts
unterbrochenem, deckblätterigem Blüthenstande. Blätter eiförmig bis länglich, mit herz-
förmiger Basis sitzend, kahl, nur unterseits auf den Nerven von kurzen Härchen
rauh, längs des Randes schwarz punktirt, die unteren auf der Fläche nicht punktirt,
die oberen durchscheinend punktirt. Blumenblätter ohne schwarze Punkte. Samen
feingrubig-punktirt.
1-3’ hoch. Blätter sattgrün, unterseits blass graugrün. Selten kommen aus den Achseln
der obersten beiden Laubblätter 2 Aeste mit einem Paar Laubblätter, an der Spitze mit einem
gegabelten Blüthenstande, dessen Gabeln eine deutliche verlängerte Schraubel bilden. Blumen
ziemlich klein, bleich goldgelb.
2. Juni—August. In Laubwäldern und Heiden des Hügellandes und in Gebirgs-
wäldern, zerstreut aber verbreitet durch den grössten Theil des Landes. Bei Prag nicht
selten: Abhang am Kleinseitner Kirchhofe, Laurenzberg, Ziäkaberg! Stern, Scharka,
Horomßficer, Kröer Wälder, Cibulka, St. Prokop, Zävist, Königsaaler Wälder, Abhänge
der Säzava, bei Stifin (Syk.), Stöchovic! Karlstein, Tetin! — Opatovie bei Cäslau (Opiz),
Chrudimer Bergrücken, Hrochovtejnic! Chotzen, Strakele bei Leitomysl, Borohrädek !
Königingrätz (Cenek)! Bei Jiein seltener, häufiger gegen Kopidlno, häufig in den Wäldern
von Dymokur, Zähornic, Chlumec! Bäba bei Jungbunzlau! Weisswasser (Hipp.)! Am
Rollberg einzeln (Schauta)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Widim (Hackel), Melnik
(Prazäk)! Wald Sebin bei Libochovic! Schnedowitz (Pöch)! Auscher Thal bei Roche!
Zerstreut im ganzen Basalt-Mittelgebirge, z. B. am Radelstein, Mileschauer, Lobosch,
Hradischken, Radobyl u. s. w. Elbabhang unter dem Sperlingstein! Pfaffenberg bei
Tetschen! Kaltenberg bei B.-Kamnitz ! Bozenberg bei Schluckenau (Karl). Schillinge bei
Bilin! Abhänge und Gründe des Erzgebirges: bei Rothenhaus, Komotau! Abhang bei
Gross-Holetitz, Kalkmergel! Burg Pravda bei Domousic! Waldthal bei Brdloch nächst
Loun, permisch! Ploben bei Karlsbad (Ortm.), Neudek (Weitenweb.). — Hannaer Revier
bei Rakonitz! Koufimecer Revier gegen Nezabudie! Wald bei Skrej (Purk.)! Hofovicer
Gegend häufig, z. B. Komorskä hora bei Jinec! quellige Bergwiese bei Padrt! — Klingen-
berg (Dedetek)! Fuss des Kubani (Sternberg), Fuss des Blanskerwaldes! Vogeltenne
bei Krumau! — — u. s. w.
8. H. hirsutum L. Stengel stielrund, kurzhaarig-zottig, gleichmässig beblättert,
mit achselständigen Kurzzweigen, oberwärts pyramidal locker-rispig., Blätter oval oder
länglich, gestielt, durchscheinend-punktirt, am Rande ohne schwarze Drüsenpunkte, im
Blüthenstande allmälig in drüsig-gesägte Deckblätter übergehend. Samen papillös-sammt-
haarig, glatt.
1—2‘ hoch. Blumen hellgoldgelb, nur so gross wie bei H. montanum,
2 Juli, August. In Laubwäldern, feuchten Gebüschen, auf Abhängen der Ebenen,
des Hügel- und Gebirgslandes bis über 2500’, gerne auf Kalkboden, Basalt u. dgl., ebenso
zerstreut wie voriges. Bei Prag häufig: Laurenziberg, Michler Wald, Dablicer Berg,
Elatine. 523
Premyslener Hain, Roztok, Ounetic, Generalka, Stern, Cibulka, Hlubo&ep, St. Prokop, Kuchel-
bad, Radotiner Thal, Zävist, Stirin, Stöchovie, Karlstein, UnhoSt u. a. — Elbniederung: Libie,
Brandeis, häufig in den Elbauen bei Podebrad gegen Gr. Wosek, bei Kolin, am Woskoberse, in
den Wäldern von Chlumec, Dymokur zerstreut! — Cäslau bei Podol, Krelovic u. a. (Opiz)!
Selau (Opiz), Eichenhain bei Hrochovtejnic, Chotzener Eichenwälder, St. Antonius und
Chlumek bei Leitomysl! B. Trübau Bergrücken auf Kalkmergel! Swarko& bei Nachod auf
Kalkmergel ! Zvol bei Jaromef (Cenek)! Jiäin: Vesecer Fasanerie, Popovicer Hain!
Horka und Kätov bei Münchengrätz (Sekera), Bäba bei Jungbunzlau! Fehlt bei Weiss-
wasser, Niemes und B. Kamnitz (Hippelli, Schauta, Zizelsberger), wohl aber bei Doubic
auf Kalk! Schönborn bei Schluckenau (Karl). Zerstreut doch häufig im westlichen Elbthal
und im Basaltmittelgebirge: Tetschen (Malin.)! Elbhänge bei Rongstock, Aussig, Gross-
Priesen, Leitmeritz, Kletschenberg, Miieschauer, Radelstein, Geltsch! Sovice und Jezero
bei Roudnie! Wald Sebin bei Libochoviec! Abhänge und Gründe des Erzgebirges, z. B.
im Komotauer Grundthal! Waldschlag unter dem Gipfel des Oedschlossberges bei Duppau
über 2500! Joachimsthal (Hofm.)! Ploben bei Karlsbad (Ortm.), Marienbad (Kabl.)!
— Berounthal gegenüber Nezabudic, bei Tejrov, Skrej! Wosow bei Lochowie (Wolfner)!
Klingenberg an der Moldau (Dedeöek)! Blanskerwald! Kaplie (Kirchner)! Hinter Hohen-
furth im Gebüsche (Purkyne)!
90. Ordnung. Elatineen Cambess.
1. Elatine L. Tännel.
a) (Hydropiper). Stengel ästig, rasie, niederliesend, an den Knoten wurzelnd. Blätter
gestielt, gesenständig. Blumenblätter rosenröthlich oder weiss. — Zarte, im Schlamme kriechende,
wahrscheinlich einjährige Pflänzchen, vom Ansehen einer Callitriche.
1. E. triandra Sckkuhr (E. hydropiper ß. L. Sp. pl., ß. triandra Presl. fl. &ech.).
Blätter länglich-elliptisch bis lineallänglich, ganz kurz gestielt. Blüthen alle sitzend,
mit 2theiligem Kelche, 3 Blumenblättern und 3 Staubgefässen. Kapsel oben einge-
drückt. Samen wurmförmig gekrümmt, an den Enden abgerundet, sehr fein netzig, längs-
und quergerippt.
Trübgrün oder röthlich angelaufen, 1—4‘ lang. Blüthen bisweilen gegenständig. Blumen-
blätter rosenroth. Früchte klein, pfefferkorngross, doch grösser als bei E. hydropiper. Samen wie
bei allen Arten stielrund, stäbchenförmig, dabei dünn, bleich, gelblich.
© ? Juni— August. An schlammigen Teichrändern, in seichtem Wasser oder
ausserhalb desselben, selten. Am Barbarateiche bei Dux, unter E. hexandra (Winkler,
mit der scheda „Teplitz“\! Stitin bei Prag (Sykora)! Teiche bei Frauenberg (Jechl!
Purkyn@! mit E. hydropiper), Teich Braunä bei Wittingau! (nieht blühend, doch wahr-
scheinlich diese Art). Skalnicer und Cerny-Teich bei Platz häufiger als E. hexandra
(Leonhardi)! Teiche bei Soböslau (Berchtold, als E. hydropiper)!
2. E. hexandra DC. Blätter länglich-elliptisch, 2% den ebenso langen oder kür-
zeren Blattstiel verschmälert. Blüthen meist gestielt, die oberen oft sitzend, 3zählig,
mit 3theiligem Kelche, 3 Dlumenblättern und 6 Staubgefässen. Kapsel genabelt be-
spitzt. Samen schwach gekrümmt, fast gerade, an einem Ende abgestumpft, längs- und
quer netzig scharfgerippt, braun. i
Grasgrün. Blüthen sämmtlich abwechselnd, an den Platzer Pflänzchen bisweilen sämmtlich
sitzend! Samen dicker und kürzer, meist auch grösser als bei voriger, zuletzt braun. — E. major
A. Br. des westlicheren Europas unterscheidet sich nur durch die Vierzahl aller Blüthenkreise
und merklichere Grösse, wird daher von Seubert wohl mit Recht mit E. hexandra unter dem
Namen E. paludosa vereinigt.
© ? Juni— August. Wie vorige. Sehr häufig am Barbarateiche bei Dux (Winkler!
Reuss), Am grossen Hirschberger Teiche bei einer vorspringenden Felsenklippe meist
524 Oxalis,
im Wasser (Asckerson! Schauta!) Teiche bei Frauenberg, mit E. triandra (Jechl, mit
der scheda „Budweis“)! Teiche bei Platz und Lomnie: Skalnicer, Cerny, Prolom- und
Z&bov-Teich (Leonhardi)!
3. E. hydropiper L. (part.). Blätter elliptisch, wenigstens die unteren in den
merklich längeren Blattstiel spatelig verschmälert. Blüthen sitzend, 4zählig, mit 4thei-
ligem Kelch, 4 Blumenblättern und 8 Staubgefässen. Samen ungleichschenklig huf-
eisenförmig gekrümmt, längs- und quer- netziggerippt, gelb.
? Juni— August. Wie vorige, etwas häufigerals diese. Teich zwischen Schlacken-
werthi und Rodisfort (Ascherson). Barbarateich bei Dux unter E. hexandra (Winkler)!
Am grossen Hirschberger Teiche (Ascherson)! Woseker Teiche, mit Coleanthus (Sternberg
herb. 1817)! Teiche bei Frauenberg (Jechl! Purkyne! unter Chara coronata Ziz.). Wit-
tingau, Sobeslau (Presl fl. tech)? Am Horusicer Teiche bei Weseli (mit Chara coro-
nata, 1873)!
b) (Alsinastrum.) Wurzelstock im Schlamme kriechend, nach hinten absterbend.
Stengel aufsteigend. Blätter sitzend, quirlständig. Vom Ansehen einer kleinen Hippuris.
4. E. alsinastrum L. Die unteren untergetauchten Blätter schmallineal, zahlreich
im Quirl, die oberen vorzugsweise blüthentragenden eiförmig oder eilanzettlich, zu 3.
Blüthen quirlig, sitzend, die unteren bisweilen gestielt. Blüthen 4zählig, Smännig. Samen
schwachgekrümmt.
Stengel 2—6‘ hoch und oft kräftig, bei der ganz aufgetauchten Landform feiner, mi
fast lauter schmalen, zahlreichen blüthentragenden Blättern. Blumen grünlich-weiss.
2 Juli—September. Am Rande der Teiche, in seichtem Wasser oder im Schlamme
besonders unter Schilf. Mit Sicherheit nur an einigen Teichen am Fusse des Erzgebirges:
bei Komotau am Steinteich (Knaf) und grossen Udwitzer Teiche! (an letzterem noch
1869 häufig, von Knaf 1830 für Böhmen zuerst entdeckt) früher auch am Sporitzer
Teiche! Am Barbarateiche bei Dux (Winkler! Reuss). — Angeblich früher auch an der
alten Eger bei Theresienstadt, jedoch neuerdings nicht wieder gefunden (A. Mayer) und
bei Reichstadt (Herb. Hackel nach Mann).
91. Ordnung. Oxalideen De Cand.
1. Oxzalis L. Sauerklee.
a) Erste Axe als unterirdischer Wurzelstock, kriechend, fädlich, ausläuferartig, dann
gestaucht, kurzgliedrig, ausläufertreibend, jährlich fleischige Niederblätter und darüber etliche
langgestielte Laubblätter bildend, aus deren Achseln einfache, in der Mitte ein Paar Vorblättchen
tragende, 1blüthige Blüthenstiele hervorkommen. Blumen ziemlich gross, 3—4mal länger als
der Kelch, weiss.
1. 0. acetosella L. Blätter 3zählig, Blättchen breit verkehrteiförmig.
Ganze Pflanze zerstreut-, Basis der fleischig verbreiterten Blattstiele dichter behaart.
Blättchen im Schatten zusammengelegt und herabgeschlagen. Blüthenstiele 3—4” hoch, etwas
länger als die Blätter. Blüthen dimorph, die späteren Sommerblüthen (wie bei Viola) klein, ge-
schlossen bleibend, sich selbst befruchtend (siehe Mohl in Bot. Zeitg. 1863 p. 321). Die Blumen-
blätter der Frühlingsblüthen weiss mit purpurröthlichen Adern, am Grunde mit gelbem Fleck.
2 April, Mai. In schattigen Wäldern, in humosem, lockeren Boden, zumal an
feachteren Stellen und an Waldbächen im ganzen Hügellande verbreitet und besonders
in Gebirgsgegenden gemein, im Riesengebirge bis zur Baumgränze, im Böhmerwalde bis
auf die höchsten Höhen (Gipfel des Arber 4500, nach Sendtner).
b) Erste Axe sofort über der Wurzel als gestreckter Stengel aufsteigend oder nieder-
liegend, oder erst als Wurzelstock unterirdisch kriechend, dann als Stengel aufsteigend. Blüthen-
stiele am Stengel blattachselständig, 1—3blüthig (selten mehrblüthig). Blumenblätter klein, 2mal
länger als der Kelch, gelb,
Impaätiens. 525
2. 0. strietaL. Stengel aufsteigend oder aufrecht, ästig, am Grunde unter-
irdische Ausläufer treibend. Blätter langgestielt, Blättehen verkehrtherzförmig, mit fast
geradlinigen unteren Rändern. Nebenblätter fehlend. Blüthenstiele zur Fruchtzeit auf-
recht bis wagrecht abstehend. Blumenblätter abgerundet.
Y,—1' hoch, zerstreut behaart. Die mit Hauptwurzel begabte Samenpflanze kommt
bereits zur Blüthe, stirbt dann ab und perennirt durch die fleischigen, fortan ein kriechendes
Rhizom bildenden Ausläufer. Laub hellgrün, unterseits eraugrün. Samen querrunzelig wie bei
der folgenden.
2. Juni—Herbst. Auf Aeckern und in Gebüschen sehr zerstreut im Hügellande
und in niederen Gebirgsgegenden. Soll aus Nordamerika stammen, ist aber gegenwärtig
vollkommen einheimisch., Bei Prag nicht häufig: Troja um die Bäume der Obstgärten!
Chabry (Dedecek). Gebüsche des Kanalschen Gartens, der Cibulka! an der Säzava bei
Pikovice (Krell)! — Jiein: Auf Feldern bei Vrbic! Jungbanzlau im Laubgebüsch (Hipp.)!
Iser bei Benätek (Dedecek). Niemeser Schiesstätte (Schauta). B. Kamnitz (Zizelsb.).
Felder bei Kreibitz mit Hypericum humifusum! Schluckenau (Karl). Tetschen (Winkler) !
Elbufer bei Tichlowitz! Aecker bei Gross-Priesen, Elbgebüsch bei Prosmik, Herz- und
Schützeninsel bei Leitmeritz, an der alten Eger bei Kopist (A. Mayer). Elbauen bei
Roudnic! Herrlich bei Osseg, Brüx, Komotau (Reuss). — Budweis? (Herb. Jechl
ohne scheda!).
7 3. 0. cornieulata L. Stengel Ijährig, ohne Läufer, von Grund aus ästig,
mit ausgebreiteten, niedergestreckten, am Grunde oft wurzelnden Aesten. Blätter
langgestielt, Blättehen verkehrtherzförmig, mit ausgeschweiften unteren Rändern. Neben-
blätter klein, häutig, länglich, gewimpert, dem Blaitstiele angewachsen. Blüthenstiele
bogig herabgeschlagen mit aufrechter Kapsel. Blumenblätter ausgerandet.
Stengel !/,—”/,‘ lang. Blättchen vorn tiefer als bei vorigem ausgeschnitten, trübgrün,
unterseits grau, oft schmutzigroth angelaufen. Stengel, Stiele und Kapseln dichter behaart.
© Juni—Herbst. Stammt aus Südeuropa, in Gärten auf Beeten und in Parks,
auch auf Aeckern selten verwildert. Cibulka bei Prag (Purkyne)! Niemes: am Kalvarien-
berg, auf Feldern bei der Schiesstätte in Lehmboden (Schauta)! Tetschner Schlossgarten
(Malinsky)! Karlsbad (Winkler)!
92. Ordnung. Balsamineen Rich.
1. Impatiens L. em. Springkraut.
Kelchblätter meist nur 3, die 2 seitlichen äusseren und das gespornte hintere
innere vorhanden, die 2 vorderen fehlend. Narben verwachsen. Kapsel länglich, ihre
Klappen sich elastisch nach innen rollend.
1. I, noli tangere L. Blätter eiförmig oder eilänglich, in den ungeflügelten
_Blattstiel verschmälert, spitz, grob stachelspitz gezähnt, am Grunde schärfer gesägt.
Trauben achselständig, 1—6blüthig, unter das Blatt gebogen, kürzer als dasselbe. Blüthen
hängend, Sporn gekrümmt.
Ganz kahl, etwas bereift. Stengel 1—2’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig, glasartig,
an den Gelenken angeschwollen, unterwärts blattlos. Blumen ziemlich gross, goldgelb, im Schlunde
roth punktirt, die letzt gebildeten klein, ohne Corollen, mit freien Staubfäden (s. Mohl in Bot.
Ztg. 1862). Pfarrer Karl giebt bei Schluckenau eine var. albiflora an. Kapsel 5eckig-walzlich, bei
der Berührung aufspringend. Samen kleinkörnig-rauh.
2, Juli, August. In Wäldern an feuchten und schattigen Stellen, besonders an
Bächen und Waldsümpfen, an Flussufern im Gebüsche, verbreitet im Hügellande und
besonders in Gebirgswäldern, im. Vorgebirge bis 3000‘, so am Riesengebirge, Böhmer-
walde, Kuppen des Erzgebirges; in der Ebene gern in Erlbrüchen, so bei Prelouc, Chlumec
526 Erodium,. Geranium.,
bydzov., B. Fellern bei Budweis. Bei Prag: Hetzinsel, Kröer Wald, St. Prokop, Moldau-
ufer bei Kuchelbad, Radotin, Zävist, VSenory, St. Ivan.
+ 2. I. parviflora DC. Blätter eilänglich, zugespitzt, stachelspitz gesägt, in den
geflügelten Blattstiel herablaufend. Trauben langgestielt, so lang als das Blatt, aufrecht,
4—10blüthig. Blüthen aufrecht. Sporn gerade.
1—2' hoch. Blumenkrone mehr als doppelt kleiner als bei voriger, hellgelb.
© Juni—September. Stammt aus russisch-Asien; bei Prag auf der Hetzinsel
und Kapselehen Insel unter Gebüsch in grosser Menge seit vielen Jahren verwildert,
wahrscheinlich aus durch Hochwasser aus dem Botan. Garten dahin herabgeführten Samen.
93. Ordnung. &eraniaceen De Cand.
Gattungen:
1. Erodium. Epipetale Staubfäden unfruchtbar, ohne Beutel. Abgelöste Grannen der
Fruchtklappen schraubig gewunden, auf der Innenseite lang wimperig-behaart.
2. Geranium. Staubgefässe meist alle 10 fruchtbar, seltener die 5 epipetalen beutellos.
Abgelöste Grannen der Fruchtklappen auswärts spiralig (kreisförmig) eingerollt,
auf der Innenseite kahl oder angedrückt feinflaumig.
1. Erodium L’Herit. Reiherschnabel.
1. E. eieutarium L’Herit. (Geranium eicutarium L.) Blätter gefiedert; Blättchen
fiederspaltig mit eingeschnitten-gezähnten Abschnitten, oder nur eingeschnitten gezähnt.
Blüthenstände langgestielt, scheinbar doldenartig, 2—mehrblüthig, scheinbar blattwinkel-
ständig, länger als das Blatt. Kelchblätter länglich mit kurzer pinselhaariger Granne.
Klausen steifhaarig, Grannen angedrückt feinhaarig oder verkahlt.
Mehr weniger rauhhaarig und oberwärts meist drüsenhaarig. Stengel anfangs (im Früh-
jahr) verkürzt, kaum 1° hoch, mit rings ausgebreiteten Grundblättern, später verlängert, liegend
oder aufsteigend, Y,—1’ larg. Die zweijährige Pflanze (auf Thonboden beobachtet) macht im
Herbste grosse blüthenlose Blattrosetten. Blumenblätter ungleich, rosa-purpurn oder lila, seltener
weiss, etwas länger als der Kelch.
6% oder ©. März—Herbst. Auf Grasplätzen, Triften, grasigen Hügeln, Rainen,
Brachen, an Wegen, besonders auf Sandboden, auch auf Lehm, durch ganz Böhmen gemein,
mit Ausnahme der Gebirge (fehlt z. B. bei 2000° auf dem Erzgebirge).
2. Geranium L. em. Storchschnabel.
A. (Robertium Picard.) Kelch schon zur Blüthezeit aufrecht, zusammenschliessend.
Pflanze ein- oder 2jährig mit bleibender Pfahlwurzel.
1. G. Robertianum L. Stengel, Blattstiele und Kelche abstehend rauhhaarig und -
drüsenhaarig. Blätter 3—5zählig, Blättchen gestielt, abnehmend doppelt oder einfach
fiederspaltig und grob kerbig-sägezähnig, das mittlere länger gestielt, die seitlichen des
3zähligen Blattes oft ungleich 2theilig. Kelchblätter lauggrannig. Blumenblätter ungetheilt,
abgerundet, langgenagelt, doppelt läuger als der Kelch. Klausen netzig-runzelig, schwach
behaart oder fast kahl. Samen glatt.
1—2‘ hoch. Blumenblätter rosa mit 3 helleren Streifen, selten weiss (so bei Krumau:
Jungbauer, Pelz bei Prag: Opiz), mittelgross. Pflanze später meist blutroth überlaufen, wider-
lich riechend.
© und 6% Mai—Herbst. An feuchten schattigen Waldstellen, Felsen, Mauern,
wüsten Plätzen, Zäunen, in feuchten Gebüschen verbreitet und gemein durch das ganze
Land, auch im Gebirge, z, B. am Rosenberg bei Windisch-Kamnitz !
Geranium, 527
ugeranium Godr.) Kelch zur Blüthezeit ausgebreitet.
(Columbina Fries.) Pfahlwurzel bleibend, meist einjährig, selten dauernd mit
kurzem vielköpfigem Wurzelstock. Blumenblätter klein, 2—4' lang, mit viel kürzerem Nagel,
meist wenig, selten (nur bei G. pyrenaicum) 2mal länger als der Kelch.
a) Blätter handförmig 5—7theilig, Abschnitte gespreizt, einfach bis doppelt
En altie, in lincale spitze Zipfel zerspalten. Kelchblätter langgrannig. Samen bienenzellig-punktirt.
2. G. columbinum L. Stengel unten angedrückt behaart, oberwärts sehr spärlich
flaumig, drüsenlos. Stiel-der 2blüthigen Cyme nebst den Blüthenstielen viel länger als
die vorgängigen 2 Laubblätter. Kelchblätter angedrückt kurzhaarig, etwas kürzer
als die verkehrteiförmigen Blumenblätter. Klausen glatt, sehr kurz behaart, Schnabel
angedrückt feinhaarig.
Stengel ausgebreitet ästig, /,—2' lang. Kelchblätter eilanzettlich, zur Fruchtzeit ver-
grössert. Blumenblätter 4—5‘ lang, een grösser als bei den folgenden.
Juni— September. Auf trockenen, steinigen, buschigen Hügeln, Felsen, Schutt,
in kühleren, feuchten Lagen auch auf Brachäckern, im Hügellande und niederen Gebirgs-
gegenden (bis 2000”) ziemlich verbreitet, doch zerstreut, gerne auf Kalk, 'Thonschiefer.
Bei Prag: Roztok, Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Künigsaal, Zävist, am linken
Säzavaufer bei Davle! Karlstein, Tetin, Unhost! — Chedrby, Schlan &äsl. (Opiz).
Dvakaöovic bei Chrudim auf Kalk! Scheint sonst in der östlichen Elbeniederung
ganz zu fehlen. Altbuch (Kudernatsch)! Jiöin: am Hügel bei Bieska! Kfizek bei Kl.-
Skal (Neumann). Kloster und Bfezina bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)!
Widim (Hackel). Melnik (Prazäk)! Niemes: Felder bei Barzdorf und Neuhof (Schauta)!
B. Leipa: unter dem Kosel! B. Kamnitz (Zizelsb.). Haudorf am Jeschken (Matz). Bozen-
berg bei Schluckenau (Karl). Im Basalt-Mittelgebirge häufig: am Geltsch, Kelchberg bei
Triebsch, Lobosch! Pokratie b. Leitmeritz! Wostray bei Mileschau! Bei Tetschen häufig
auch auf Aeckern: am Pfaffenbers, bei Schönborn, Königswald bei Bodenbach! Rongstock!
— Erzgebirgsstrich: Waldhau bei der Geiersburg! Teplitzer Schlossberg (Roth)! Osseg
(Thiel)! Bilin (Reuss), Brüx (Eichler), Komotau: Eidlitzer Busch, Schwarzer Hübel, auch
auf dem Erzgebirge selbst bei Petsch (Knaf)! Karlsbad häufig (Ortm.)! Franzensbad,
Marienbad (Eversmann). — Rakonitzer Bach gegen Bürglitz! Berg To£nik, Zbirower Schloss-
berg! um Horowie häufig! Darova auf Felsen an der Mies (Sternberg)! Budweis, häufiger
um Krumau (Mardetschl.), so bei Cernie im Moldauthale'!
3. 6. disseetum L. Stengel rückwärts kurzhaarig, oberwärts zuweilen auch
drüsenhaarig. Stiel der 2blüthigen Cyme sammt den Blüthenstielen kürzer als die
vorausgehenden Laubblätter. Kelchblätter rauhhaarig oder auch drüsenhaarig, so
lang als die verkehrteiförmigen Blumenblätter. Klausen kurzhaarig und sammt dem
Schnabel abstehend drüsig-behaart.
© Mai—Herbst. Auf lehmigen Aeckern, Brachen, Schuttstellen, in gebirgigeren
Gegenden stellenweise verbreitet, im wärmeren Hügellande und der Ebene selten und
spärlich, Bei Prag: in Getreidefeldern des Kanalschen Gartens (Knaf)! bei VrSovie
(Opiz)! auf dem Plesivec bei Karlstein (Ruda)! Pysely (Vogl). — Am Teiche Svornost
bei Cäslau (Opiz). KlamosS bei Chlumee bydi. im Kartoffelfelde! Pardubic! Hohen-
mauth, Chotzen, Wildenschwert! Lisnice bei Senftenberg auf Kalkmergel! — Altbuch
(Kudern.)! Hohenelbe (Kabl.)! Ji&in unterhalb Prachov (Pospichal)! Fasanerie Kätov
und unter dem Horkaberge bei Münchengrätz (Sek.). Kl. Skal (Neum.), Reichenberg
(Siegm.)! Kosmanos bei Jungbunzlau, in schwarzem Lehmboden mit Linaria spuria (Hipp.) !
Barzdorfer Felder (Schauta)! Wartenberg, Reichstadt! B. Kamnitz (Zizelsb.), Schluckenau
(Karl). Melnik (Prazäk)! Habern bei Auscha! Im westlichen Elbthale verbreitet nach
Reuss: Leitmeritz (Hackel), unter dem Wostray bei Mileschau! bei Meronie! Häufig
bei Tetschen (Königswald, Schönborn u. s. w.), Aussig und in der Aussig-Teplitzer Ebene,
bei Wessen, Mariaschein, Turn u, s. w. Erzgebirge: bei Petsch! Mühldorf bei Duppau!
Im Duppauer Gebirg oberhalb Deutschenrust im Waldschlage als Anflug! Schlackenwerth ;
528 Geranium.
bei Grassengrün (Reiss)! Karlsbad und Elbogen verbreitet (Ortm., Reiss)! — Rakonitzer
Bach (Krejt). Zebräk gegen die Burg, Zbirow, Myto bei Strasic, Hiubo$, Pribram hin
und wieder! Goldenkron (Jungbauer).
b) Blätter handförmig 5—7spaltig, Abschnitte rautenförmig oder länglich rauten-
förmig, zur Spitze vorgezogen, eingeschnitten-grobsägezähnig. Kelehblätter mit pinselhaariger Granne.
4. G. divaricatum Ehrh. Stengel kurz drüsenhaarig und von spärlicheren langen
abstehenden Haaren zottig-rauhhaarig. Blattabschnitte der einen Seite grösser. Kelch-
blätter kurzhaarig, fast drüsenlos, mit kurzer Granne. Blumenblätter und Staubfäden
fast kahl. Klausen querrunzelig, oben nebst dem Schnabel kurzhaarig. Samen glatt.
1—2’ hoch, schlapp, mit wagrecht abstehenden Aesten. Blumen klein, hellpurpurn.
Durch die grosse Ungleichheit der Blattzipfel von allen anderen Arten zu unterscheiden !
© Juni—August. Im Steingerölle, auf felsigen und steinigen Abhängen, an
Mauern, in Hecken, im niederen Gebirgslande und bergigen Hügellande nicht häufig.
Bei Prag: Veleslavin (Opiz)! Scharka (Seidl, als G. bohem. nach Pfund); Steingerölle
des Zävister Berges (Roth)! Felsschlucht zwischen Davle und Stöchovic (Poläk)! —
Mauern und Zäune in Kostelni Lhota bei Podöbrad (Poläk)! Jungbunzlau im Iserthal,
am Chlum, am Bösig (Hipp.)! Gebüsch bei Brezina nächst Münchengrätz (Sekera). Gärten
bei Niemes, nicht häufig (Schauta)! Tetschen (Malin.)! Felsen der Riesenburg bei Osseg
(Thiel)! Feldränder bei Rothenhaus (Roth). Komotau: an Gartenmauern der Stadt, im
Rohland bei Oberdorf (Thiel)! Rand des Eidlitzer Eichbusches (Prof. Reuss)! Karlsbad
am Dreikreuzberge, Ellbogen (Ortm.)! Engelhausberg (Ortm., Tausch)! Franzensbad
(Glückselig), Tepl (Konrad). — Felsen bei der Burg Klingenberg an der Moldau (Dödetek)!
5. G. bohemicum L. Stengel abstehend kurz drüsenhaarig und von spärlichen
langen Haaren zottig-rauhhaarig. Blattabschnitte beiderseits gleich. Kelchblätter dicht
drüsenhaarig und zottig-langhaarig, langbegrannt. Blumenblätter am Vorderrande und
an der Basis gewimpert. Staubfäden langhaarig. Klausen glatt, sammt Schnabel
drüsen- und langhaarig. Samen bienenzellig-punktirt.
Stengel aufrecht, 1—1'/,‘ hoch, Blumenblätter blau mit violetten Adern, die grössten
unter den Columbinen, an 5‘ lang.
© Juli, August. In Wäldern, auf bewaldeten Bergen sehr selten, mit Sicherheit
nur bei Karlsbad am Stadtgut, in der Soosz bei Satteles (Ortm.)! und nächst Franzensbad
am Plattenberge bei Liebenstein (Hermann Bang in herb. Bracht)! — Am Bösig, wo es
Tausch gesammelt haben will (Herb. bohem!), neuerdings nicht mehr gefunden,
c) Blätter im Umriss rundlich, handförmig 5—9spaltig, Abschnitte keilförmig-ver-
kehrteiförmig, stumpf oder gestutzt, vorn kurz 3—5spaltig.
«) Kelchblätter mit kurzer am Ende pinselhaariger Granne. Blumenblätter unge-
theilt, länglich-keilig, vorn abgerundet. Samen bienenzellig punktirt.
? 6. G. rotundifolium L. Stengel abstehend drüsenhaarig, dazwischen mit spär-
lichen kurzen drüsenlosen Haaren. Kelchblätter langhaarig, nur spärlich drüsenhaarig.
Klausen glatt, oben abstehend-langhaarig, Schnabel drüsenhaarig.
Stengel ausgebreitet-ästig, '/,—1‘ lang, nebst den Blättern später röthlich überlaufen.
Blumenblätter klein, rosa.
© Juni—September. In Gebüschen, an steinigen buschigen Stellen, Rainen,
sehr selten und kaum irgendwo wirklich einheimisch. In Hecken bei Prag (Tausch herb.!)
doch wohl nur zufällig, weder von mir, noch von Anderen sonst beobachtet. Biezina
(Gf. Sternberg in herb.!), vielleicht nur im Schlossgarten verwildert gewesen. Nach
Reuss’ Skizze bei Brüx (Knaf), wovon mir nichts bekannt ist.
Pf) Kelchblätter ganz kurz bespitzt. Blumenblätter vorn herzförmig ausgeschnitten.
Samen glatt.
1 .. ) Pflanze 1jährig. Blumenblätter so lang oder nur etwas länger als der Kelch,
St’ele der 2blüthigen Cyme höchstens so lang als die vorausgehenaen uaubblätter.
Geräaniurn, 529
7. G. mölle L. Stengel flaumig und von langen Haaren weichzottig, oben
drüsenhaarig. Kelchblätter langzottig, etwas kürzer als die am Grunde gewimperten
‘ Blumenblätter. Klausen nefzög-querrunzelig, kahl, mit flaumhaarigem Schnabel.
Stengel dünn, schlapp, niederliegend oder aufrecht, ,,—1’ lang. Blumen rosa oder hell-
purpurn, grösser als bei dem folgenden. Riecht moschusartig.
© Mai—September. Auf grasigen Wegrändern, wüsten Plätzen, unter Gebüsch,
an Zäunen, Waldbächen im bergigeren Theile des Hügellandes, selten und sehr zerstreut,
vielleicht öfter übersehen (die Angaben der älteren böhmischen Botaniker, welche wie
selbst Gf. Waldstein, Sternberg. Presl, Kosteletzky, Opiz, meist @. pusillum, bisweilen
auch G. pyrenaicum für G. molle bestimmten, sind unbrauchbar, auch die hier ohne !
angeführten nicht ganz sicher). Bei Prag: Zlichov? Scharka! am Bache im Zävister
Thale! bei Stechovie an der Strasse nach Slapy und bei St. Johannes! — Dorf Biezina
bei Münchengrätz (Sekera). Kleinskal, mit G. pusillum (Neumann). B. Kamnitz (Zizels-
berger). Sebusein (Malinsky)! Teplitz (Prof. Reuss); Osseg (Thiel)! — Um Horovie häufig
(nach Schlechtendal, von mir aber nicht gesehen). Stadtpark von Pisek (Dedecck).
8. G. pusillum L. Stengel von kurzen, theilweise drüsentragenden Haaren
dichtflaumig. Kelchblätter flaumig, am Rande langhaarig, so lang oder etwas kürzer
als die am Grunde kahlen Blumenblätter. Klausen glatt, sammt dem Schnabel ange-
drückt feinhaarig.
Stengel ausgebreitet ästig, reichblüthig, aufrecht oder liegend, bald niedrig (3—4“ hoch)
und kleinblätterig, bald hoch (bis 1'/,‘) und grossblätterig, fast wie G. pyrenaicum. Blattabschnitte
etwas gespreizt und schmalzipfelig. Blüthen die kleinsten der Gattung, Blumenblätter nur 2
lang, blassrosa oder lila. Drüsen des Blüthenbodens fast 4eckig. Fruchtgrannen innen kahl.
© Mai—Herbst. Auf bebautem und wüstem Boden, Brachen, an Wegen, Zäunen,
im Gebüsch, auch in Wäldern als Anflug in gelockertem Boden (z. B. im Waldgebirge
bei Deutschenrust), in niederen und gebirgigen Lagen bis auf’s Vorgebirge (im Erzgebirge
über 2000‘).
**) Pflanze ausdauernd mit mehrköpfigem Wurzelstock. Blumenblätter 2mal so
lang als der Kelch. Stiel der 2blüthigen Cyme viel länger als die vorausgehenden Laubblätter.
9. G. pyrenaicum L. (G. umbrosum W. Kit., Presl fl. &ech.). Stengel langzottig,
dazwischen feinflaumig. Kelchblätter rauhhaarig, Blumenblätter am Grunde gewimpert.
Klausen glatt, sammt dem Schnabel angedrückt feinhaarig.
Stengel aufrecht, 1—2'/,‘ hoch, reichlich beblättert, ästig, nebst den Blättern grösser und
stärker als bei den vorigen. Blumenblätter 3—4‘ lang, hellblauviolett, selten weisslich-Heischfarben.
2 Juni—September. Auf Grasplätzen in Gärten und Parkanlagen, auf Hügeln,
an Zäunen, Gebüschen, wüsten, steinigen Plätzen, sehr zerstreut im bebauten Hügellande,
wahrscheinlich überall ursprünglich durch fremden Grassamen eingeführt, aber bereits als
eingebürgert zu betrachten. Bei Prag: Kepelsche Insel (Opiz)! Zizkaberg, Hirschgraben
am Hradschin! Butek’sche Anlagen (Poläk)! Veleslavin (Opiz). Kuchelbad: bei der Kirche
im Gebüsche! Michlerwald, Königsaal (Hofm.)! Schloss Hradist bei Neuhütten (Feistmantel).
Pysely (Vogl). Nachweislich verwildert im Museums- und Botanischen Garten! Schloss-
garten von Jungferbrezan (Leonh.). — Leitomysl: längs eines Gemüsegartenzaunes bis
zum Bachufer herab in Menge (Posp ). Jiein: im ehemaligen Vok$icer Park (Pospichal) !
Schlossgarten von Münchengrätz (Sekera). — Tetschen am Elbufer bei der Brücke!
Teplitz, Biliner Schlossberg, Sauerbrunnberg (Reuss). Grasplätze nächst dem Rothen-
hauser Schlosse (um 1866)! (als G. molle bei Roth in Ö. B. W. 1857, als G. rotundi-
folium in Reuss’ Skizze nach einer von mir herrührenden irrigen Angabe). Oberdorf bei
Komotau nächst dem Blumengarten, spärlich!
2. (Batrachium L.) Pflanze ausdauernd; Pfahlwurzel absterbend, daher das Rhizom
abgebissen. Blumenblätter in der Regel doppelt so lang als der Kelch, 5—9“‘ lang, mit meist
(bei uns stets) sehr kurzem Nagel.
a) Blumenblätter, verkehrteiförmig, abgerundet oder ausgerandet. Staubfäden kahl
oder feinflaumig. Früchtchen glatt, ohne (uerfalten. Samen fein netzig-punktirt,
530 Geranium,
«) Blätter 5—7theilig, mit auseinanderfahrenden, tief 2—3spaltigen, seltener ein-
fachen Abschnitten und linealen bis lineallänglichen Zipfeln. Der die 2 Deckblättchen tragende
allgemeine Blüthenstiel 1blüthig (sehr selten ausnahmsweise auch 2blüthig).
10. G. sanguineum L. Stengel, Blattstiele und Kelche abstehend lang-rauhhaarig,
drüsenlos. Besonderes Blüthenstielchen nach dem Blühen etwas herabgebogen. Kelchblätter
3nervig. Klausen oberwärts borsthaarig, Schnabel kurzhaarig, drüsenlos.
1—1'/,‘ hoch, im Alter oft blutroth überlaufen. Blumen purpurn. Var. «) vulgare,
Blattabschnitte 2—3spaltig mit linealen Zipfeln, £) latifolium, Blätter minder tief getheilt, der
mittelste Abschnitt 2-3spaltig, die seitlichen meist ungetheilt, lineal-länglich, breit.
2. Mai—August. Auf sonnigen, steinigen, buschigen Abhängen, trockenen Wald-
wiesen, im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge ziemlich verbreitet auf Kalk, Gneuss, Ba-
salt, Sandstein u. dgl. Um Prog ziemlich häufig: Kundraticer Wald, Ziäkaberg, Podbaba,
Scharka, Hlubotep, St. Prokop, Moldauhänge von Slichov gegen Kuchelbad, Zävister Berg,
Königsaal, Felsen hinter St&chovie, Karlstein! — Dvakatovic bei Chrudim, Kalkmergel-
Abhang! Pardubie (Gen&k mit £.)! Bei Dymokur nur am Abhang über dem Teiche!
N. Benätek (Dedecek)! Melnik (Prazäk) ! Widim (Hackel). Fuss der Sovice bei Roudnic!
Jungbunzlau (Hipp. #.)! Horka [Marienruh] bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser
(Hipp.)! Schwabitz bei Niemes (Schauta)! Kleis bei Haida (Neum.). Sandauer Berg bei
B. Leipa (Zizelsberger). Basalt-Mittelgebirge: Kelchberg bei Triebsch! Leitmeritz : Loretto,
Weisse Lehne, Cernosek gegen den StraZiökenberg, Radischken, Lobosch! Granatbach,
Kalkabhang! Mileschauer! Abhänge bei Aussig! Nestersitz! Liebwerd bei Tetschen
(Malinsky)! Brüxer Schlossberg (Knaf)! Vorberge des Erzgebirges bei Komotau: Schwarzer
Hübel! Cernovic! Schönlinde an 1500° hoch! Nicht mehr bei Karlsbad (Ortm.). Beroun-
felsen bei Bürglitz! am Rakonitzer Bache (Krej£).
ß) Blätter 5—"theilig oder 5—7spaltig, mit genäherten (nicht ausgespreizten),
länglich-keiligen, spitz vorgezogenen, grob bis eingeschnitten gezähnten, seltener kurz 2spaltigen
Abschnitten. Allgemeine Blüthenstiele 2blüthig.
11. G. silvaticum L. Stengel rückwärts flaumig, oben nebst den Kelchen
meistens drüsenhaarig. Blätter 5—Ttheilig. Besondere Blüthenstiele mit sammt den
Kelchen stets aufrecht. Kelche 3- (oder unvollständig 5-)nervig. Blumenblätter länglich-
verkehrteiförmig, innen über dem Nagel bärtig. Staubfäden lanzettlich. Klausen raulı-
haarig, Schnabel flaumig, meist auch abstehend drüsenhaarig.
Y,—2' hoch, aufrecht, oberwärts ästie. Aehnlich dem folgenden, Kelchblätter schmäler
und kleiner. Blumenblätter kleiner, purpurn-azurblau. Var. $f. parviflorum Knaf, Blumen-
blätter wenig länger als der Kelch, y. denudatum m. (G. aconitifolium Knaf in Lotos 1854
p. 240), Fruchtschnabel beinahe kahl, Früchtchen nur sehr zerstreut behaart und mit äusserst
wenigen eingestreuten Drüsenhaaren. Eine auf Stengel und Früchten völlig drüsenlose Varietät
(6. eglandulosum m.) sah ich bisher nur aus Ungarn und Krain.
2, Juni— August, einzeln noch im September. Auf Waldwiesen, an Waldrändern,
in Schluchten und auf Abhängen der Gebirge, zumal des Hoch- und Vorgebirges, seltener
im Mittelgebirge. Bei Prag in der südlichen gebirgigeren Gegend: Waldrand im oberen
Theile des Vsenorer Thales gegen Ridka zu ziemlich häufig! Waldwiese am Berge Mednik
an der Säzava (mit Orchis coriophora)! Stirin (Sykora). — Wälder bei Lana im Neu-
hofer Thiergarten! — Senftenberg im Gebirge, z. B. bei Klösterle (Brorsen). Im Riesen-
gebirge häufig auf den Lehnen und in den Gründen des Hochgebirges, im Riesengrunde
am Kiessberg! Klausengrund! im Elbgrund (mit £, Knaf)! am Kesselberge (y, Knaf)!
Kl.-Teich, Schneegruben (Wimmer). — Fuss des grossen Geltsch, oberhalb Pöckel!
Mileschauer (Malin.)! Klotzberg bei Mileschau! zwischen der Hora und dem Radelstein !
Gipfel des Radelsteins! — Verbreitet im Erzgebirge (Reuss): bei Osseg (Thiel)! Grund
hinter dem Bösen Loch bei Petsch! Hassberg bei Pressnitz! bei Weipert (#, Knaf)!
Duppauer Gebirge bei Bukva! Karlsbad (Ortm.).. — Kubani bei Winterberg (Claudi).
Im Böhmerwalde zwischen 3000 und 4000‘, bei Buchwald, am Lusen, Pleckenstein (Sendtner).
12, G. pratense L. Stengel flaumig, am Grunde rückwärts weisslich-rauhhaarig,
Geranium, 531
oberwärts nebst den Kelchen meist dicht drüsenhaarig. Blätter 5—7theilig. Beson-
dere Blüthenstiele nach dem Verblühen herabgeschlagen mit abwärts gerichtetem
Kelche. Kelche 3- (oder undeutlich 5-) nervig. Blumenblätter rundlich- verkehrteiförmig,
nur am Rande des Nagels bärtig. Staubfäden am Grunde kreisförmig verbreitert.
Klausen rauhhaarig, Schnabel Haumig, meist auch abstehend drüsenhaarig.
1— 2‘ hoch. Blumenblätter violettblau, seltener wässerig-lilafarben (#. lilacinum),
sehr selten weiss mit rothen Adern (so bei Lieben nächst Prag, Opiz). Var. ferner y. eglan-
dulosum, Kelche und Früchte, oder doch letztere drüsenlos.
2. Juni— August. “Auf fruchtbaren Wiesen, in feuchten Gebüschen, an Bächen
und Gräben, im Hügellande, den Ebenen, und stellenweise auch im Gebirge bis 2000’,
doch seltener. Häufig um Prag, Horovic, in der Elbniederung, um Dymokur, Jicin, Weiss-
wasser, Grottau, Niemes selten, gar nicht um B. Kamnitz (Zizelsb.). In der Ebene längs
des Erzgebirges häufig, stellenweise auch auf dem Gebirge, so bei Sperbersdorf, Petsch
nächst Komotau! Podersam! Um Karlsbad nicht häufig (Ortm.). Fehlt in der Krumauer
Gegend, und vielleicht überhaupt selten in Südböhmen. Die Var. ß. (bisher von keinem
Floristen erwähnt) sah ich nur in Ostböhmen bei Leitomysl, Hohenmauth, Hrochovtejnie
und Dasic, meist auf Kalkmergel, bei Leitomysl allein herrschend, bei Hohenmauth mit
der blauen Var. gemischt; y. in einem Sumpfe bei Gottesgab (Hofmann)!
13. G. palustre L. Stengel und Blüthenstiele rückwärts rauhhaarig, drüsenlos.
Blätter 5—7spaltig. Besondere Blüthenstiele nach dem Verblühen herabgeschlagen,
mit aufstrebenden Kelchen. Kelchblätter 5- (oder unvollkommen 7-)nervig. Blumen-
blätter länglich-verkehrteiförmig, über dem Nagel gewimpert. Staubfäden lanzettlich.
Klausen rauhhaarig, Schnabel flaumig, drüsenlos.
2/,—2' hoch, etwas schlapp, aufrecht oder liegend, im Gebüsche auch klimmend. Wurzel-
fasern rübenförmig verdickt. Blattabschnitte breiter als bei vorigen, bisweilen kurz 3spaltig.
Blumenblätter etwas kleiner als beiG. pratense, purpurn (in den Pyrenaeen auch weiss!). Frucht-
grannen innen feinflaumig.
2 Juni—August. Auf feuchten Wiesen, im feuchten Gebüsch, an Wassergräben,
in der Ebene (Elbthal u. s. w.) und dem Hügellande sehr zerstreut, doch allgemein
verbreitet, im Gebirge häufiger, sogar an Strassenrändern, auf Dorfangern (wie G. pra-
tense im niederen Lande), so im Erzgebirge bei 2000‘, auf dem Krumauer Gebirgsplateau
bei Lagau! Um Prag nicht häufig: Kreer Wald, Cibulka, Stern, Königsaal, Unhost, Stirin.
b) Blumenblätter eirundlich, kurzzugespitzt, flach ausgebreitet oder selbst etwas zu-
rückgeschlagen. Staubfäden langhaarig. Früchtehen oben mit 3--4 Querfalten. Samen völlig glatt.
14. G. phaeum_L. Stengel sammt den Kelchen, Blatt- und Blüthenstielen abstehend
langhaarig, oben nebst den Kelchen drüsigflaumig. Blätter zerstreut behaart, im Umriss
herzförmig-rundlich, 5—7spaltig, mit eilänglichen, eingeschnitten-gesägten Abschnitten.
Blüthenstände 2blüthig. Klausen kurzhaarig, Schnabel flaumig.
1— 2’ hoch, aufrecht, oberwärts ästig, Blumen braunviolett, mit weisslichem Nagel.
2, Mai—Juli. In Laubwäldern, auf lichtbewaldeten Lehnen, auf Waldwiesen,
besonders auf Kalk und Sandstein im östlichen Böhmen, daselbst auch in Grasgärten,
wahrscheinlich von den Bewohnern verpflauzt oder auch als Ueberrest ehemaliger Wald-
flora. Bei Hohenmauth nur in Grasgärten! Bei Leitomy$l auf dem Abhang bei St. Antoni-
bad, in der Sträh und auf Wiesen unter derselben. Chotzen, Brandeis a. Adler auf
ähnlichen Lehnen, bei Landskron am Anfange des Olbersdorfer Grundes, soweit der
Kalkboden reicht! Senftenberg: in der Vorstadt selten (Brorsen). Politz bei Braunau
(Knaf)! Marschendorf (Kablik)! Fugau (Karl). — In Südböhmen bei Kaplitz (Kirchner)!
vielleicht nicht ursprünglich wild, bei Krumau von Jungbauer nicht angegeben. Die
Angabe: „Erzgebirge“ scheint auf einem Schreibfehler Tausch’s (Herb. bohem. !) zu
beruhen, wird daselbst von keinem anderen Botaniker erwähnt. {
Radiola. Linum,
or
wo
[54
94. Ordnung. Lineen De Cand.
Gattungen:
.Radiola. Blüthenkreise 4zählig. Kelchblätter am Grunde zusammengewachsen, 2--3spaltig.
. Linum. Blüthenkreise 5zählig. Kelchblätter frei, ungetheilt.
-
ww
1. Radiola Gmelin.
1. R. linoides Gmelin, Roth (R. millegrana Smith, Linum radiola L.). Stengel
vom Grunde ausgebreitet gabelästig. Blätter gegenständig, sitzend, eiförmig, spitz. Blüthen
gabelständig, auf langen fädlichen Stielen, am Ende der letzten Zweige gedrungen trugdoldig.
Kleines, 1—4“ hohes, zartes, kahles Pflänzchen. Stengel und seine Aeste sehr dünn,
fast borstlich, Blumen sehr klein. Blumenblätter weiss, so lang als die spitzen Kelchblätter.
© Juli—September. Auf feuchten Sandstellen, an Wegen, auf Triften, Aeckern,
an Teichrändern, selten, sehr zerstreut in den feuchten wasserreichen Ebenen und in
kühleren gebirgigeren Lagen, mit Centunculus, Peplis, Alsine tenuifolia, Lythrum hyssopi-
folia, Spergularia rubra u. a. Sandpflanzen in Gesellschaft. Neratovic bei Elbe-Kostelec
(Poläk)! Böhm. Trübau: am Waldrade hinter der Dampfmühle (Rybitka). Elbe-Teinitz: jen-
seitiger sandiger Uferabhang der Elbe! Pardubie: bei Pardubiky (Opiz), beim Teiche Geperka
am Waldwege! Dasie (Mann) ! Hohenelbe (Tausch, Kablik)! Reichenberg (Siegmund)! Niemes:
am Fahrwege und auf einem Stoppelfelde unter dem Rollberg (Schauta)! Leipa (Hackel)
und zwar auf Brachen bei Bürgstein (Pospichal)! Schluckenau: mit Centunculus gemein
(Karl)! Tetschen (Malin)! Kunersdorf bei Eisenberg (Prof. Reuss)! Fischern (Ortm.)!
Franzensbad (Bracht)! — Horovie auf einer Trift bei Podluh (Schlechtend). Teich Zäbov
bei Lomnie (Leonh.)! Chlumec, Wittingau (Presl). Goldenkron ? (in Jungbauer’s Herbar
ohne scheda.)
2. Linum L. Lein.
a) Blätter sämmtlich gegenständig, drüsenlos. Blumen weiss.
1. L. eatharticum L. Stengel stielrund, dünn, aufrecht oder aufsteigend. Blätter
3nervig, wimperig-rauh, untere gedrungen, spatelig, stumpf, die der oberen entfernten
Paare länglich oder lanzettlich. Trugdolde gabelig, mit langen fädlichen Zweigen. Blüthen-
stiele überhängend, zur Fruchtzeit aufrecht. .Kelchblätter elliptisch, zugespitzt, weiss-
randig, drüsig-gewimpert, etwas länger als die Kapsel.
3—10“ lang, 1—mehrstenglig. Blätter grasgrün. Blumenblätter klein, weiss, am Nagel gelb
© Juni—August. Auf feuchten etwas sandigen Wiesen, Moorwiesen, Triften, in
niederen und gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge zwischen 2000 und 3000‘
verbreitet und gemein.
b) Blätter wechselständig, nur die unteren zuweilen gegenständig, am Grunde drüsen-
los. Blumen blau oder rosa.
r 2. L. usitatissimum L. (Flachs). Wurzel jährig. Stengel meist einzeln, aufrecht,
stielrund, gerillt. Blätter lanzettlich oder lineal-lanzettlich, spitz, 3nervig, am Rande
ziemlich glatt. Kelchblätter eiförmig, zugespitzt, am weisshäutigen Rande drüsenlos
kurzgewimpert, fast so lang als die Kapsel. Fruchtstiele steifaufrecht. Narben keulenförmig.
1—3‘ hoch, ganz kahl. Blätter etwas graugrün. Blumen gross, wässerig himmelblau.
Var. @)indehiscens, die Flachspflanze, Stengel höher, minder ästig, armblüthig; Blumen
und Kapseln kleiner, letztere geschlossen bleibend oder in 5 nicht aufspringende Gehäuse zer-
fallend, Samen dunkler; $) erepitans, die Oelpflanze, Stengel niedriger, ästiger, mehrblüthig,
Blumen und Kapseln grösser, beim Sonnenschein 5klappig-aufspringend.
Linum.
or
os
u
© Juni— August. Wird in kühleren, gebirgigeren Gegenden und in feuchteren
‚Ebenen mit häufigerem Niederschlage und in leichterem, sandigem Boden häufig gebaut;
gar nicht im warmen trockenen Hügellande, wie in der ganzen Prager Umgegend süd-
wärts bis zur Säzava, nordwärts erst hinter Melnik, Kommt auf wüsten Plätzen einzeln
verwildert vor. Vaterland unbekannt.
3. L. tenuifolium L. Wurzelstock kurzgliedrig, rasig-ästig. Stengel auf-
recht, stielrund, gerippt, kahl, unterwärts feinflaumig, unten dicht beblättert, oberwärts
fast nackt und trugdoldig-gabelig, längästig. Blätter lineal, zugespitzt, Inervig, starr,
fast stechend, am Rande feinstachelig-gewimpert, die unteren abstehend. Kelchblätter
eilanzettlich, zugespitzt, nicht randhäutig, sammt den Deckblättern drüsig-gewimpert,
länger als die Kapsel. Fruchtstiele steif aufrecht. Narben kopfig.
7,—1’ hoch. Blühende und unfruchtbare Triebe zahlreich aus einem Stocke, am Grunde
halbstrauchig-holzig. Blumen ziemlich gross, hell rosenroth-lila.
2. Juni, Juli. Auf Kalkhügeln des wärmsten Hügellandes im westlichen Elbe-
gebiet, immer sehr gesellig. Bei Weltrus auf dem Abhange oberhalb Hledsebe zahlreich !
Westseite der Sovice! Thalabhang unterhalb Malschen bei Gastorf! Habrovka bei Roudnie
(Reuss). Bei Leitmeritz häufig: Lorettohügel! Weisse Lehne bei Pokratiec! Hügel zwischen
Leitmeritz und Kamajk, südlich von Kobloschken, unterhalb Cernosek auf Gneiss mit
Globularia (Mayer).
Anmerkung. L. austriacum L. bei Podebrad (Opiz 1819) ist zweifelhaft und bedarf
weiterer Nachforschung. Im Herbar von Opiz fehlt es, lag aber im Herb. Wallroth mit einem
Opiz’schen Zettel und Wallroth’s Beisatz: dedit Opiz 1819. Das Exemplar ist im ersten Blüthen-
stadium, daher das charakteristische Merkmal der einseitswendig gekrümmten Fruchtstiele (zum
Unterschiede von den steifaufrechten des ähnlichen L. perenne L.) nicht zu sehen. Nach dem
Habitus, nämlich der grösseren Starrheit, dichteren Beblätterung, den langgespitzten Blättern,
dem unterwärts durch Abfallen der Blätter nackten, narbigen Stengel, den ruthenförmigen, nur
gegen die Spitze blüthentragenden oberen Aesten ist es eher L. perenne. Tausch’s Pllanze im
Herb. bohern. ist werthlos, weil wiederum nur kultivirt. Prof. Kosteletzky, dann Dr. Reuss und
ich konnten die Pflanze bei Podöbrad nicht finden. — L. perenne und austriacum sind von L.
tenuifolium durch azurblaue Blumen, glatten Rand der Blätter, von L. usitatissimum durch rasiges
Rhizom, von beiden noch durch stumpfe innere Kelchblätter verschieden.
ce) Blätter wechselständig, an der Basis jederseits mit einer braunen Drüse. Blumen gelb.
4. L. flavum L. Stengel aufrecht, geschärft-kantig. Blätter Snervig, am Rande
feingesägt-rauh, untere spatelförmig, stumpf, obere lanzettlich, spitz. Blüthen in verkehrt-
pyramidaler, gabelig-rispiger Trugdolde. Kelehblätter lanzettlich, nebst den Deckblättern
wimperig-gesägt. Blumenblätter mit den Nägeln zusammenhängend.
Wurzelstock aufrecht-ästie, neben den Blüthenstengeln mit unfruchtbaren Laubtrieben.
Blätter dicklich, graugrün, Blumen ansehnlich.
2. Juni, Juli. Auf sonnigen, kräuterreichen Kalklehnen des wärmsten Hügel-
landes. Bei Karlstein selten auf der Velikä& hora (Ruda, Opiz)! — Lehne des Wosko-
berges bei Podebrad schr reichlich! Bei Dymokur auf einer kleinen Lehne an der Strasse
nach Kopidino, nächst dem Teiche, nicht zahlreich! Berg Kotus bei Kiinec (Haenke) ?
Iserufer bei Benätek (Schmidt)? Sovice bei Roudnic (Neumann)! doch konnte es weder
Reuss noch ich dort finden. Thal bei Peruc! Leitmeritz: weisse Lehne bei Pokratitz,
sehr zahlreich! Salanaberg! Debus bei Praskovitz auf Basalt (A. Mayer).
95. Ordnung. Polygaleen ‚Juss.
Gattungen:
1. Polygala. Kelch bleibend, seine 3 äusseren Blättchen krautig, die inneren grüsser,
gefärbt (Flügel), den Fruchtknoten und dann die Frucht bedeckend. Blumen-
35
534 Polygala.
blätter unter sich und mit den Staubfäden verwachsen, einem niedrigen Becher-
boden eingewachsen (epigyn), das vordere kahnförmig mit einem kämmig-viel-
spaltigen Anhängsel. Staubfäden zur Hälfte oder (bei unseren Arten) bis zur Spitze
2brüderig. Staubkolben mit einer gemeinsamen Ritze aufspringend.
2. Chamaebuxus. Kelch nach der Blüthe abfällig, seine 3 äusseren Blättchen häutig,
die inneren grösser, gefärbt, in die Höhe gerichtet oder zurückgeschlagen.
Blumenblätter hypogyn, verwachsen, das vordere kalhnförmig, vorn 4lappig.
Staubfäden nur ganz am Grunde verwachsen. Staubkolben mit 2 getrennten
Ritzen aufspringend,
1. Polygala L. em. Kreuzblume.
1. P. vulgaris L. Stengel niederliegend, oft kreisförmig ausgebreitet oder auf-
steigend. Blätter am Stengel von unten nach oben meist allmälig grösser werdend,
die oberen länglich- oder lineal-lanzettlich, die untersten oft verkehrteirund oder eilänglich,
kleiner, die darüber stehenden (vorjährigen) oft grösser als die folgenden diessjährigen,
aber nicht rosettig gedrungen, noch Nebenstengel aussendend. Flügel zur Fruchtzeit
meist viel länger als die Kapseln, selten gleich lang, länglich, oft etwas bespitzt,
Snervig, die Seitennerven aussen verzweigt, meist mit dem Mittelneryen, wie auch die
Aussenenden durch Queräste mehr weniger häufig verbunden (anastomosirend).
Fruchtknoten zum Grunde stielartig verschmälert.
Sehr vielgestaltig. Blätter ohne bitteren Geschmack. Blumen azurblau-violett, rosenroth
oder weiss, bei der Fruchtreife verbleichend, die Adern hervortretend.
a) genuina (P. vulgaris Autt.). Stengel niederliegend oder aufsteigend. Kelchadern
meist reichlicher anastomosirend. Deckblätter nicht länger als die Blüthenknospen, daher am
Ende der Traube nicht über dieselben hinausragend. — Die Normalform hat meist durchaus
abwechselnde Blätter, reichblüthige, aber lockerblüthige und einseitswendige Trauben, die Flügel
so breit und breiter als die Kapsel, stumpflich. Var. aber ß. densiflora, Blüthen gedrungen,
ziemlich allseitswendig, Traube am Ende abgerundet. (Hieher var. densiflora Tausch, eine
niedrige Form) ; y. grandiflora (P. montana Opiz!), Blumen gross, Flügel 3 lang, doppelt
länger als die Kapsel; ö. fallax, Blätter am Stengelgrunde grösser, an P. amara erinnernd,
&. turfosa m., vielstängelig, niederliegend, untere Blätter breit, gedrungen, die untersten häufig
fast gegenständig; & oxyptera (Rchb. sp.), Flügel schmäler als die Kapsel, zugespitzt, Blumen
meist weiss; n. multicaulis, wie &, jedoch die Stengel am Grunde dünn, ausgebreitet-nieder-
liegend, mit lateralen, armblüthigen etwas übergipfelnden Blüthenzweigen unter der Traube,
». depressa (P. depressa Wender.), wie &, jedoch die unteren Blätter elliptisch, - fast gegen-
ständig, Endtraube locker- und armblüthig. (4—5-, seltener bis 10blüthig) von verlängerten Blüthen-
tragenden Seitenzweigen übergipfelt, Blumen schön kornblumenblau.
b) comosa (Schkuhr). Stengel steifer, oft aufsteigend, bis ®/,‘ hoch. Blätter abwechselnd,
lang lineal-lanzettlich. Trauben verlängert, ziemlich dichtblüthig, am Ende meist kegelförmig ver-
jüngt, schopfig; die Deckblätter überragen die Knospen der Spitze mehr weniger. Flügel spär-
licher anastomosirend. Blumen schmutzig rosenroth, selten weiss oder blauu — Geht in aß
gewiss über. :
2. Mai—Juli und oft noch im Herbste. a) Auf Wiesen, Waldwiesen, an Rainen,
grasigen Hügeln, sehr verbreitet aus der Ebene bis auf das Vorgebirge; 0) z. B. bei
Bürglitz (Knaf)! Leitmeritz! — e) Auf dem Erzgebirge bei Pressnitz! auf torfigen
Wiesen! beim Dorfe Bösig (Ascherson)! — &) Am Buchberg im Isergebirge (Tausch)! bei
Komotau und am Erzgebirge (Knaf)! bei Rakonitz auf feuchten Waldwiesen ! — ®) Auf
sumpfigen Waldstellen des Erzgebirges, oberhalb Niklasberg gegen Zinnwald (Winkler)!
Rothenhäuser Waldrevier (Roth). — b) Auf trockeneren Wiesen und Rainen im Hügel-
lande und Mittelgebirge, ziemlich verbreitet. Bei Prag z. B. Scharka, Kuchelbad, Rado-
tiner Thal, Modraner Wiesen, Zävist, Karlstein u. s. w. — Bei Bürglitz im Klitava-
thale ! Skrej (Krej&)! Slapy! — Ostböhmen: Nimburg, Podebrad, Chrudim, Pardubiz,
Hohenmauth, Leitomysl! Zvol bei Jaromer, Jiöin, Münchengrätz, Jungbunzlau, Weiss-
wasser, Melnik, Leitmeritz, Tetschen, Teplitz, Komotau, Karlsbad. — Beneschau (Prevöt),
Horovic häufig (Schlechtendal). Goldenkron, Krumau, Lagau (Jungb.).
Chamaebuxus. 535
2. P. amara L. Stengel aufsteigend. Blätter des Stengelgrundes (vom vorigen
Jahre) sehr gross, verkehrieiförmig-keilig, mehr weniger in eine Rosette zusammen-
gedrängt, aus den Blattachseln öfter Nebenstengel aussendend , am heurigen ter-
minalen und an den lateralen -Stengeln plötzlich stark verkleinert, länglich-keilförmig.
Flügel zur Fruchtzeit so lang oder kürzer als die Kapsel, verkehrt oval oder länglich-
verkehrteiförmig, gerundet stumpf, 3nervig; Nerven und die wenigen äusseren Seiten-
zweige derselben gar nicht oder selten etwas amastomosörend. Fruchtknoten verkehrt-
eiförmig, sitzend.
Kleiner als meist die vorige, 2—6‘ hoch. Blätter meist von bitterem Geschmack, dick-
licher als bei voriger, die der Rosette lederartig, überwinternd. Sonst der vor. sehr ähnlich, eine
ziemlich schwache Art.
a) genuina (P. amarella Crantz). In allen Theilen grösser, 3—6’ hoch, besonders die
Blüthen grösser, etwa wie bei P. vulgaris, übrigens etwas veränderlich in der Grösse, in der
Regel kleiner als bei der niederösterreichischen Pflanze, meist lila-azurblau (nach Neilreich auch
rosa oder milchweiss). i
b) uliginosa (P. austriaca Crantz, P. uliginosa Rchb.). Noch kleiner, nur bis 3“ hoch.
Blüthen sehr klein, 1'/,“‘ lang, weiss oder weisslich-blau. Flügel meist kürzer als die Kapsel.
Kapseln viel kleiner, schmäler berandet. — Eine Form (die echte P. uliginosa Rchb.) soll ohne
bitteren Geschmack sein.
2 Mai, Juni. a) Auf lichten Waldplätzen, grasigen Dämmen und Abhängen
und auf trockenen Wiesen, auf Kalk, im warmen Hügellande nicht häufig. Bei Prag: Ci-
bulka „auf Hügeln“ (Opiz)! Karlstein (Wolfner)! — Lobkovie (Purkyne)! Zwol bei
Jaromer (Cenek)! Münchengrätz: Wiesen am Fuss des Horkaberges, auch Marienruhe
genannt (Sekera)! Bergwiesen bei Weisswasser (Hipp.)! Reichenberg (Siegmund)! Libo-
chovie: zwischen Poplz und Horka und im Sebin-Walde (Reuss, Jirus)! Peruc (Malinsky)!
Leitmeritz: bei Schüttenitz (Tausch)! Weisse Lehne! Leitmeritzer Kalksteinbrüche,
Satanaberg, Lehne am Fusswege von Ober-Pokratiz nach Hlinay (Mayer), Rain gegen
den Straschitzkenberg zu! am Dubinaberge (Reuss), Hradischken (Jirus). Kamajtschken
bei Mileschau (Mayer). — b) Auf torfigen und sumpligen Wiesen mit kalkiger Unter-
lage, in den Niederungen selten. An der Elbe: bei Öetelie auf speckigen alten Torf-
wiesen! Blätowiese bei Podebrad (Opiz)! Liboch (Presl)! Schwammige Bergwiesen bei
Weisswasser (Hipp.)! Torfe bei Habichtstein (Neumann)! B. Leipa (Mann 1834)! Hügel
um Kratzau (Tausch)! Wernstädtel (Kratzmann)! — Budweis (Jechl) !
2. Chamaebuxus Spach.
1. Ch. alpestris Spach (Polygala chamaebuxus L.). Halbstrauchig. Stengel nieder-
liegend, kriechend, mit aufsteigenden, spärlich feinflaumigen Aesten. Blätter länglich-
lanzettlich, die unteren jedes Triebes verkehrteiförmig, ausgerandet, stachelspitz. Blüthen
auf 1—2blüthigen, mit rundlich-eiförmigen Deckblättern versehenen Zweiglein in den
Achseln der oberen Blätter. Blüthenstiele zur Fruchtzeit gerade aufrecht. Vorderes
Kelchblatt am Grunde stark höckerig, Flügel gross, schief verkehrt-eiförmig, so lang
als die Krone. Kapsel ungleichseitig, ziemlich breit geflügelt.
Aeste 3—6“ lang. Blätter lederartig, immergrün. Blumen gelb, an der Spitze roth,
ziemlich ansehnlich, Flügel gelblichweiss. Schon Haller sagt von der Gattung Chamaebuxus (Po-
lygaloides Dillen): Apparet conferenti, quam diversus sit character a Polygala.
p Mai, Juni. In Bergwäldern, Laub- und Fichtenwäldern an moosigen Stellen,
seltener auf schattigen Nordabhängen der wärmeren Hügelregion, in der westlichen
Landeshälfte bis auf das Erzgebirge zerstreut aber verbreitet und meist zahlreich im
Gebiete der Biela, Eger, Mies (Beroun) und Votava, bis an die Moldau, welche die so
viel bekannt nirgends beträchtlich überschrittene Ostgränze billet. Abhänge und Gründe
des Erzgebirges: bei Osseg selten (Thiel), bei Komotau: im Töltschgrund bei Rothen-
haus, im Komotauer Grund, am Schönlinder Berge und am Hutberge! Hauenstein am
Eichelberg (Opiz)! Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad im Stadtgut (Aschers.), Ellbogen
35*
536 Empetrum. Rhus,
(Ortm.), Liebenstein bei Franzensbad (Kablik), Petschau (Weitenweber), Buchau (Opiz).
Brezina bei Radnie (Sternberg), Zlin bei Lukavic! Blovie (Novotny), Strakonie auf
dem Berge Kufidlo! Rozmital (Lusek)! Bei Pribram häufig, selten bei Horovie (Schlecht-
endal), St. Benigna (Sieber), Zbirov gegen Prisednie (Poläk), Dobiiser Wälder (Purk.).
Wosecan (Schmidt), Stechovic (Krell). Oberhalb VSenor (Jirus)! Karlstein und St. Ivan!
Tetin! Zwischen Kladno und Smeöno (Prof, Krejöi), Fasanerie bei Sternberg (Jirus) !
Kalkrücken bei Kounovä, nächst dem Försterhause! Bergrücken zwischen Routov und
dem Vinaficer Thale! und in diesem Thale links oberhalb den Kalkwänden! Rakonitz
bei Luznä, Hiavatov, Olesnä (Kreje). Bürglitz (Samohrd). — Horomörie nächst Prag!
— Berg Hoblik bei Loun (Stumpf), Perucer Thal (Malinsky)! Libochovie: Wald Sebin !,
dann zwischen Poplz und Horka (Reuss).
96. Ordnung. Empetreen Nutt.
1. Empetrum L. Rauschbeere.
1. E. nigrum 1. Blätter sehr kurzgestielt, lineallänglich, ganzrandig, am Rande
etwas rauh, stnmpflich, unterseits mit einem von einer Furche halbirten weissen Mittel-
streifen, zuletzt herabgeschlagen. Blüthen nahe der Spitze der vorjährigen Triebe an
blattwinkelständigen, mit 3 schuppigen Hochblättehen versehenen Kurzzweiglein, einzeln
oder selten zu 2—3 seitlich, jede noch mit 2 Vorblättehen. Blumenblätter länglich-
verkehrteiförmig, kürzer als die Staubgefässe.
Kleines, niedergestrecktes, ästiges Sträuchlein, die Stämmchen '/,—1'/,‘ lang, mit auf-
steigenden, rothbraunen, jung feinflaumig bestäubten Zweigen, vom Ansehen einer Erika, aber
durch die weisse gefurchte Mittellinie der kleinen, immergrünen, glänzenden, abstehenden, ab-
wechselnden, aber häufig zu 3—4 scheinbar in Wirteln genäherten Blätter, die im Trocknen
indigoblau sich färben, ausgezeichnet. Aeste nächst der Spitze des vorjührigen Triebes zu 2 bis
mehreren gehäuft. Blumen 2häusig, mit Rudimenten des anderen Geschlechts, selten einige zwittrig.
Blumenbläster klein, die der $ Blüthe rosa, der 2 purpurn. Steinfrucht kugelig, schwarz, glän-
zend, mit purpurrothem Safte, von säuerlich fadem Geschmack.
% Mai, Juni. In Torfsümpfen, Hochmooren und auf moosigen Felsen der
Gränzgebirge. Im Riesengebirge nur in der Hochgebirgsregion nicht häufig: Mooswiese
südlich von Gross-Aupa (Brandeis); Riesengrund, Bruunberg (Kablik)! Grosser Teich
(Wimmer). Elbwiese unweit des Pantschefalls (Opiz). An der Iser im Isergebirge (Schmidt,
Wimmer). Erzgebirge: Grünwalder Heide bei Teplitz (Winkler)! Moosbeerheide bei
Kalich, Secheide bei Neuhaus (Reuss), Erlbruchmoor bei Sonnenberg! Gottesgab und
Abertham (Reiss)! Bei Karlsbad bei Schönfeld (Fischer) in bedeutend tiefer Lage (etwa
1800‘), desgleichen bei Franzensbad hinter Unter-Lohma (Sternberg)! Im Böhmerwalde
bis 4500: Arber, Plekenstein (Sendtner), Dreisesselberg (Jungb.). Ferchenhaid und
Aussergefilde (Jirus, Malinsky) !
97. Ordnung. Terebinthaceen De Cand.
1. Rhus L. Sumach.
Kelch 5theilig. Blumenblätter und Staubgef. 5. Fruchtknoten durch Verküm-
merung :weier Fächer einfächerig, mit 3 Griffeln. Steinfrucht trocken, meist Isamig.
7 1. R. toxicodendron L. (Giftsumach). Stamm niederliegend und wurzelnd
oder klimmend oder aufrecht, warzig-punktirt, kahl. Junge Triebe, Basis der Blattstiele
und junge Blätter angedrückt behaart. Blätter langgestielt, 3zählig; Blättchen breit
eiförmig, zugespitzt, am Grunde etwas herzförmig, geschweift-grobgezähnt oder fast ganz-
4
&
Ruta. 537
randig, am Rande, unterseits auf den Nerven und besonders dicht unterhalb der Blättchen
auf den Blattstielen behaart, oder fast kahl. Rispen in den Achseln heuriger und vor-
jähriger, abgestorbener Blätter, viel kürzer als der Blattstiel, oberwärts einfach traubieg.
2—3’ hoch. Blüthen vielehig, grünlich, oft purpurn geadert. Enthält einen scharfgiftigen,
Entzündungen der Haut verursachenden Milchsaft.
7 Mai, Juni. Stammt aus Nordamerika, findet sich aber bisweilen an Zäunen
und Waldrändern verwildert. So bei Bürglitz im Walde (Gintl)! Beim Schiesshause
von Jungbunzlau! Rothenhaus (Roth), Blatnä, im Schlossparke (Vrtätko)!
Anmerkung. R. typhina L., der Essigbaum, mit unpaarig vielzähligen Blättern, läng-
lich-Janzettlichen, gesägten, unterseits stark seegrünen Blättchen und dichtzottigen, purpurbraunen
Fruchtrispen, aus Nordamerika, wird in Parks, Lustgebüschen, auch auf buschigen und waldigen
Anhöhen gepflanzt.
R. cotinus L., der Perückenbaum, ein in Südeuropa, selbst noch bei Wien einhei-
mischer Strauch mit ungetheilten, verkehrieiförmigen oder ovalen, im Herbste rothgefärbten
Blättern, und einer durch lange Zotten ihrer unfruchtbaren Aestchen ausgezeichneten, perücken-
artigen Fruchtrispe, wird nur in Parks und Gärten gepflanzt.
Ailanthus glandulosa Desf., der Götterbaum aus China, aus der nächstverwandten
Ordnung der Xanthoxyleen, dem Essigbaum durch die unpaarig-gefiederten Blätter ähnlich, aber
durch Drüsengrübchen an jedem Zahne des Grundes der Blättehen und durch in jeder Blüthe
zu 3—5 stehende Flügelfrüchte sehr ausgezeichnet, wird jetzt in Anlagen häufiger gepflanzt; ein
junges Bäumchen fand ich unter einheimischem Waldgebüsch am Fusse der Kalklehne bei Weltrus.
98. Ordnung. Rutaceen Juss.
Gattungen:
1. Ruta. Blüthen regelmässig, 4zählig, die Gipfelblüthe 5zählig. Kelch 4—Stheilig,
bleibend. Blumenblätter 4—5, benagelt. Staubgefässe 8—10, gerade, dem
äusseren Rande der drüsigen Scheibe eingefügt. Kapsel A4—5lappig, Fächer am
inneren Rande der Lappen aufspringend, die Innenhaut der Wand sich nicht
von der äusseren Fruchtschale trennend.
2, Dietamnus. Blüthen etwas zygomorph, 5zählig. Kelch 5theilig, spät abfällig.
Blumenblätter spatelig, genagelt, ungleich gross. Staubgefässe 10, abwärts ge-
neigt, am Ende aufsteigend. Kapsel auf einem kurzen dicken Fruchtträger
emporgehoben, 5lappig, aus 5 am Grunde und oberwärts zu einem Griffel ver-
wachsenen, dazwischen innen getrennten, 3—1samigen, einwärts aufspringenden
Theilfrüchtehen gebildet; die knorpelige Innenhaut der Fruchtwand 2klappig,
von der äusseren Schale elastisch sich trennend.
1. Ruta L. Raute.
1. R. graveolens L. Blätter graugrün, im Umrisse fast 3eckig-eiförmig, abneh-
mend 2—3fach fiedertheilig, Abschnitte keilig-länglich bis keilig-lineal, der endständige
verkehrteiförmig, stumpf, stachelspitz. Blumenblätter ganzrandig oder gezähnelt, mit
plötzlich abgesetztem Nagel, ausgehöhlt, viel länger als der Kelch. Kapsellappen stumpflich.
Samen netzig-punktirt.
Aufrecht, mehrstengelis, am Grunde holzig, 1—2’ hoch, kahl, drüsig punktirt, von
aromatischem Geruch, Blüthen in anfänglich gegabelter, dann wickelartiger Trugdolde. Blumen-
blätter gelb.
2. Juni—August. In steinigen Weinbergen im Felsgerölle, auf Basalt und Kalk,
bei Cernosek und dann zwischen Wettel und Gastorf ziemlich häufig, gegenwärtig voll-
kommen einheimisch! Auf dem Wostray bei Mileschau verwildert an der Burgruine
(A. Mayer).
538 Diotamnus. Acer,
2. Dietamnus L. Diptam.
1. D. albus L. (D. fraxinella Pers.). Blätter unpaarig-gefiedert, 6—3paarig;
Blättchen elliptisch oder länglich, spitz, kleingesägt, durchscheinend punktirt; Blattstiel
schmal geflügelt. Blüthen in endständiger, begränzter, überall mit Oeldrüsen besetzter
Traube, die unteren Blüthenstiele oft mit 1—2 Seitenblüthen. Staubfäden oberwärts
drüsig. Lappen der Kapsel spitz, quernervig-runzelig, drüsig-behaart.
Stengel aufrecht, meist einfach, 1—3‘ hoch, kurzhaarig, oben nebst allen Blüthentheilen
mit zimmetbraunen, glänzenden Drüsen besetzt. Wurzelstock weisslich, daher der Name. Die
ersten Blätter an jungen Stengeln einfach, eiförmig, erst in Spannenhöhe einfach 3zählig. Blumen
gross, hellrosenroth mit purpurnen Streifen, selten weiss (so bei Bürglitz: Gintl!). Samen glänzend
schwarz. Riecht sehr stark zimmtartig aromatisch.
2. Mai, Juni. Auf buschigen, steinigen Hügeln, Felsen, in Laubwäldern und an
Waldrändern, auf Kalk, Basalt, Thonschiefer, im warmen bergigen Hügellande und Mittel-
gebirge ziemlich verbreitet. Bei Prag: Wald bei Jungferbrezan, sehr spärlich (Leon-
hardi). Haine bei Sel& und Roztok! Trojafelsen (Hoser)! Michler Wald (Opiz). Felsen
der Generalka! Hlubotep, Kuchelbad, Radotiner Thal gegenüber Kosor häufig! Zävister
Berg! Karlstein häufig (Ruda), so auf der Velikä hora! St. Ivan! Ptäk bei Beroun
(Feistm.)! — Klitavathal, Bürglitz (Gintl)! Skrej (Krej£.), Berg Zbän bei Rentov (Krej£).
— Häufig in den Dymokurer Wäldern: Abhang am Dymokurer Teich! Waldrand gegen
Rozdalovie, Wäldchen zwischen Mlejnice und Bristev! Thal von Nouzov! Chlumec (nach
Opiz). Fasanengarten bei Kosmanos (Himmer) ! Widim (Hackel). Peruc (Wondra)! Verbreitet
im Basaltmittelgebirge bei Leitmeritz: Satanaberg (Mayer), Weisse Lehne bei Pokratiz !
Hradischken! StraZiökenberg! zwischen Kobloschken und Michelsberg, Gipfel des Deblik,
Basalthöhen westlich von Salesl (Mayer), Dreiberg bei Triebsch (Neumann); Phonolith-
geröll des Kletschenbergs! Boreslau und Wellemin (Reuss), Wald Sebin bei Libochovie!
Felsen bei Nesteritz! Welmin und früher hinter Schönau bei Teplitz (Eichler). Schillingen-
thal bei Bilin (Reuss), Südseite des Brüxer Schlossbergs (Eichler). Nordrand des Eid-
litzer Busches bei Komotau, sehr spärlich! Warta bei Hauenstein (Reiss). Ellbogen
(nach Weitenweber).
99. Ordnung. Acerineen De Cand.
1. Acer L. Ahorn.
Blüthen einhäusig-vielehig (zwittrig und männlich) oder (bei fremden Arten)
zweihäusig-vielehig. Kelch ötheilig (seltener 4—mehrtheilig). Blumenblätter meist 5.
Staubgef. meist 8, mit deutlichen Staubfäden.
a) Blüthen in aufrechten Doldenrispen. Staubgef. der f Blüthen so lang oder wenig
länger als die Blumenblätter. Fruchtflügel fast wagrecht abstehend und selbst zurückgebogen
oder ein wenig vorwärts gerichtet. Blätter beiderseits gleichfarbig, rückwärts blässer; ihre Buchten
gerundet, stumpf.
1. A. campestre L. (Feldahorn). Blätter herzförmig, 5lappig, rückwärts wenigstens
in der Jugend flaumig, in den Aderwinkeln auch bärtig, zuletzt öfter kahl; Lappen
stumpflich, bisweilen aber zugespitzt, buchtig 2—3lappig, mit stumpfen Läppchen, oder
ganzrandig, spreizend. Blüthenstiele, Kelche und Blumenblätter behaart.
Baum bis 60‘, oder Strauch bis 10° hoch, als Strauch bisweilen mit korkig geflügelten
Aesten. Blüht gleich nach der Belaubungsperiode. Variirt vielfach in der Tiefe der Zertheilung
der Blätter, Breite und Stumpfheit der Abschnitte; die Lappen bald gerundet, bald ausgezogen,
zugespitzt. Früchte bald grösser mit bis 1‘ langem, 4 breitem Flügel, bald klein, mit nur 5
langem und 2” breitem Flügel (ß. mierocarpum Tausch!), meist kahl, selten dieht flaumig
(y. hebecarpum Tausch). Var. ferner ö) palmatisectum (Ortm. spec.), Blätter tief einge-
schnitten mit schmalen länglichen Abschnitten. Die vielen (24!) neuen „Arten“, welche Opiz und
Aesculus, 3 539
einige Schüler desselben aus dieser Art unbegreiflicherweise geschaffen haben (siehe Seznam),
sind kaum der Aufzählung werth.
» Mai. In Laubwäldern, besonders an Waldrändern, in Gebüschen der Ebenen,
des Hügellandes und Mittelgebirges (nicht viel über 1500‘) verbreitet, gruppenweise oder
zerstreut. Häufig um Prag, in der Elbniederung, dem Basaltmittelgebirge, Jilin u. s. w.
bis an’s Vorgebirge der Sudeten, z. B. bei Hohenelbe. Auf dem Berge Kosel bei B.
_ Leipa 1800° hoch noch hübsche Bäume. Fehlt bereits auf dem Erzgebirge. Bürglitzer,
Horovicer und Zbirover Wälder u. s. w. Fehlt fast ganz bei Krumau (Jungbauer). —
y) Bei Prag: Kundratic, Roztok, Scharka, Baumgarten, Hlubodep, Kuchelbad (Opiz) !
Karlstein (Purkyn&)! — 0) Buben bei Prag (Ortm.)! Karlstein! Hohenelbe (Kablik) !
2. A. platanoides L. (Spitzahorn). Blätter herzförmig, 5lappig, kahl, unterseits
glänzend, in den Aderwinkeln weissbärtis; Lappen vorn buchtig-gelappt oder grobgezähnt
mit lang und fein zugespitzten Läppchen, gespreizt, die 3 vorderen mit fast parallelen
Seitenrändern. Blüthenstiele und Blüthen fast kahl.
Baum. Blattstiele milchend. Blüthenentfaltung gleichzeitig mit der Blattentfaltung oder
noch etwas früher. Blumen freudis-gelbgrün. Früchte kahl.
% April, Anfang Mai. In Bergwäldern bis auf das höhere Vorgebirge, 3500’
hoch, nicht häufig und sehr vereinzelt. Ausserdem auch in niederen Gegenden in Anlagen
gebaut. Bei Prag: Cibulka! Kundraticer Wald !Scharka (Opiz)! Wälder um Karlstein ! Säzava
bei Davle, hinter Stechovie! — Nordböhmen: Riesengebirge!l Widim (Hackel). Neustadt
an der Mettau! Harzdorf bei Reichenberg! Kleinskal (Neum.), Rollberg (Schauta)! Spitz-
berg bei B. Leipa, Rosenberg bei Windisch-Kamnitz! Nixdorf, Mileschauer! Boren!
Georgswalde (Neum.). Osseg (Thiel)! — Mittel- und Südböhmen: Burg Pravda bei
Domousie, schöne Bäume! Bürglitzer Wälder (Gintl)! Koufimecer Revier! Um Horovie
häufig: Chlum bei Komärov u. s. w. (Schlecht.). Blanskerwald, Niklasberg bei Krumau !
Im Böhmerwalde in den Thälern an Bächen (Purkyne).
b) Blüthen in überhängenden, unterwärts etwas ästigen Trauben. Staubgef. der f Blüthen
doppelt so lang als die Blumenblätter. Fruchtflügel vorwärts gerichtet, oft fast parallel. Blätter
unterseits blaugrün, ihre Buchten ziemlich spitzwinkelig.
3. A. pseudoplatanus L. (Bergahorn). Blätter 5lappig, am Grunde herzförmig
oder gestutzt, kahl, unterseits längs der Nerven und in den Aderwinkeln weisszottig oder
auch zerstreut behaart, in der Jugend seidig-zottig; Abschnitte zugespitzt mit stumpflicher
Spitze, ungleich grobkerbig-gesägt. Staubfäden am Grunde zottig.
Baum, 60—80’ hoch, glattrindig. Blüthenentfaltung nach vollbrachter Belaubung. Blüthen
grünlich. Früchte kahl oder anfangs zerstreut behaart, gelblichbraun oder röthlich. Früchte in
der Grösse abändernd; Fruchtflügel meist aus schmälerem Grunde nach vorn verbreitert, manchmal
zuletzt nach vorn bogig gekrümmt und stärker verbreitert (A. Dittrichii Ortm.). Auch aus dieser
Art haben Opiz und Ortmann eine Anzahl (12!) Arten gemacht.
% Mai, Juni. In Bergwäldern, auf steinigen, felsigen, buschigen Stellen der
Gebirgslehnen, auf Urgebirgen, einzeln oder in grösseren Gruppen verbreitet, viel
häufiger als der vorige, besonders von 2000° ab, in den Gränzgebirgen bis zur Gränze
des Baumwuüchses, gegen 4000’, unter Tannen, Buchen, Fichten; im niederen Hügellande
meist nur gepflanzt. Bei Prag: bei Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal, um Karlstein,
Tetin in Wäldern,
4
100. Ordnung. Hippocastaneen De Cand.
1. Aesculus L. Rosskastanie.
+ 1. Ae. hippocastanum L. Blätter gefingert, meist 7zählig; Blättchen keilförmig-
verkehrteiförmig, plötzlich zugespitzt, kerbig-gesigt. Plüthenstand eine aus Wickeln
540 ° Staphylea, Evonymus.
zusammengesetzte straussförmige Traube. Kelch glockig, mit breit ovalen, abgerundeten
Zähnen. Blumenblätter ausgebreitet, 5, meistens aber durch Fehlschlagen nur 4. Staubgef.
meist 7, niedergebogen. Kapsel stachelig.
Baum 60—80’ hoch. Blumen weiss mit gelben und rothen Flecken.
hp Mai, Juni. Stammt aus Asien; jetzt in der Nähe der Städte an Strassen und
in Anlagen allgemein gepflanzt.
101. ‚Ordnung. Staphyleaceen Bartl.
1. Staphylea L. Pimpernuss.
1. S. pinnata I. Blätter gegenständig, unpaarig-gefiedert, 5—7zählig; Blättehen
eiförmig oder elliptisch, zugespitzt, kleingesägt, fast kahl, sitzend, am Grunde mit 2
häutigen kleinen Nebenblättchen, das endständige oft 2—3schnittig mit zum Grunde
stielartig verschmälerten Nebenblättehen. Rispen endständig, langgestielt, traubig, locker-
blüthig. Blumenblätter glockig zusammengeneigt. Kapsel aufgeblasen, rundlich, 2—3lappig.
Stamm 6—15’ hoch. Blätter sattgrün, mattglänzend, unterseits graulich. Blumenblätter
weiss, aussen röthlich.
> Mai, Juni. Auf sandigen Abhängen, in lichten Hölzern, Hecken. Mit Sicherheit
wild unweit Davle an der Säzava unter dem kleinen Mednik zahlreich (Poläk 1871)!
und auf Felsen hinter Stöchovie einzeln (Krell); an ersterem Standorte gegenwärtig:
abgeholzt, auf Nachwuchs wartend. An den meisten anderen Standorten offenbar nur
angepflanzt oder verwildert, für andere fehlen genauere Daten, um die Frage, ob wild-
wachsend oder nicht, entscheiden zu können. B. Aicha (Tacheci nach Opiz). Wesecer
Fasanerie bei Jiein, ziemlich zahlreich (Pospichal)! Berg Kotus bei Skfinec häufig
(Haenke). Um Nimburg nur in Gärten (Vsetecka)! Bei Melnik (PraZäk)! Park von
Niemes (Schauta). Komotau, beim Steinteiche in Zäunen (K. Knaf)! Bei Karlsbad auch
nur verwildert, in Zäunen bei Chodau (Ortmann) ! Giesshübel (Patzelt) ! — Neuhaus (Schöbl) !
102. Ordnung. Celastrineen R. Brown.
1. Evonymus L. Spindelbaum.
Kelch flach, 4—5spaltig. Blumenblätter 4—5, am Rande der Scheibe, Staubgef.
4—5, der Scheibe selbst eingefügt. Kapsel 3—5fächerig, 3—5kantig, fachspaltend 3—
5klappig, Fächer 1samig.
1. E. vulgaris Scop. (E. europaeus var. tenuifolius L.). Aeste jung 4kantig,
später stielrundlich, glatt. Blätter länglich, länglich-elliptisch bis breit oval, untere
stumpf, obere zugespitzt, sehr klein gesägt, kahl. Blüthen meist 4zählig, in 3—7blüthigen
Trugdolden, diese auf flach zusammengedrücktem, in der blattachsel aufrechtem
Stiele. Blumenblätter länglich, von einander entfernt, Kapseln stumpf Akantig. Samen-
mantel den Samen ganz einhüllend.
Strauch, 3—10‘ hoch. Sägezähnchen der Blätter mit drüsiger Stachelspitze. Blumen-
blätter klein, grünlichweiss. Kapsel erst rosa, zuletzt karminroth. Samen brechenerregend, mit
weisslicher Samenhaut, orangefarbenem Mantel. Var. #. ovalifolia Tausch, Blätter breit
eiförmig. Nachdem Linne unter E. europaeus auch den E. latifolius Scop. mit einbegriff! und
diese einzige ihm bekannte europäische Collektivart im Gegensatze zu E. americanus so benannte,
gebührt es sich, Scopoli auch für diese Art als Autor zu setzen und mit ihm den E. vulgaris
des Bauhin und Clusius zu restauriren.
» Mai, Juni. An Waldrändern, in lichten Waldgebüschen, Hecken, verbreitet
aber zerstreut im ganzen Hügellande, in den Elbauen, seltener in niederen Gebirgsge-
Vitie. 541
genden, so z. B. im Gebirgsthale bei Neustadt an der Mettau, bei B. Kamnitz, Zbirover
Wälder, Blanskerwald u. s. w., auch in Hecken, Zäunen gepflanzt.
2. E. verrucosa Scop. Aeste stielruud, dicht drüsig-warzig. Blätter elliptisch
oder länglich-elliptisch, meist zugespitzt, kleingesägt, kahl. Blüthen sehr flach, meist
4zählig, in armblüthigen langgestielten Trugdolden; deren Stiel fädlich, in der
Blattachsel fast rechtwinkelig ausgespreizt. Blumenblätter breit, rundlich. Kapseln
4lappig, stumpfkantig. Samenmantel den Samen nur halb einhüllend.
Strauch, 3—6’ hoch. Blumenblätter grünlich, rothpunktirt, Blüthenscheibe rothbraun.
Kapseln rosenroth, Samen schwarz mit orangefarbigem bis blutrothem Mantel.
» Mai, Juni. In Laubgebüschen des warmen Hügellandes und Mittelgebirges,
sehr selten und vielleicht nicht ursprünglich einheimisch. Bei St. Prokop fand ich vor
etwa 20 Jahren auf einem Felsen im Haine einen einzigen Strauch, der später nicht
mehr aufzufinden war. Bei Karlstein (Steinmann), St. Ivan (Göttlich); jedoch in neuerer
Zeit nicht wieder gesehen. Bei Mileschau (nach Hackel). — F. W. Schmidt’s Angaben:
Drbakoy bei NalZovie und Slaper Buky sind wie so häufig wohl nur aus der Luft gegriffen,
103. Ordnung. Ampelideen Kunth.
1. Vitis L. Weinrebe.
Kelch 5zähnig, abfällige. Blumenblätter 5 an der Spitze zusammenhängend und
mützenförmig abgeschnitten abfallend. Staubgef. 5. Narbe kopfig-scheibenförmig, auf sehr
kurzem dickem Griftel. Beere 2—3fächerig.
+1. V. vinifera L. Blätter herzförmig-rundlich, 3—5lappig, grob-spitzgesägt.
jung, unterseits wollig-filzig, zuletzt verkahlend. Neublätter häutig. Rispe traubig, aus
fast doldig gestellten, zwitterigen Blüthen.
Der Stamm treibt jährlich rankende Laubtriebe. Wickelranken gabelig mit Deck-
blättchen, unterhalb der Verzweigungen gleich den Blüthenständen blattgegenständig. Blüthen
klein, gelberün. Die verwilderte Rebe (V. silvestris Gmel.) hat vielehig-2häusige Blüthen mit
Rudimenten des anderen Geschlechts und kleinere, sauere, violettblaue Beeren.
Juni. Stammt aus dem Kaukasus. Zuerst durch König Karl von Böhmen
(Kaiser Karl TV.) aus Burgund an die Elbe verpflanzt, wird jetzt die Rebe besonders
im unteren Elbthal, bei Melnik, Cernosek und Aussig im Grossen gebaut, doch ist der
Weinbau in Böhmen in den letzten Decennien in stetigem Verfall begriffen. Der Melniker
und Cernoseker Wein geniessen eines europäischen Rufes, Bei Prag sind gegenwärtig
Weinberge nur im nördlichen Moldauthal (Troja), Nusler Thal und an wenigen anderen
Punkten. In aufgelassenen Weinbergen kommt die Rebe auch bisweilen wie verwildert vor,
104. Ordnung. Rhamneen R. Brown.
Gattungen:
1. Rhamnus. Blüthen 2häusig-vielehig, meist 4zählig. Blüthenbecher röhrig-slockig, mit
(meist) 4theiligem Kelchsaum. PBlumenblätter unbenagelt. Griffel 2—4spaltig.
Steinfrucht mit 1—5 einsamigen, dünnen Steinen. Samen mit tiefer Rücken-
furche. Keimblätter der Furche parallel gekrümmt, dünn, bei der Keimung über
die Erde kommend,
9. Frangula. Blüthen zwitterig, 5zählig. Blüthenbecher röhrig-glockig, mit 5theiligem
Kelchsaum. Blumenblätter benagelt. Griffel ungetheilt mit kopfiger Narbe. Stein-
Rhamnus, Frangula.
frucht mit 2—5 Kernen. Samen zusammengedrückt 3eckig-linsenförmig, ohne
Furche, mit seitlicher Ausrandung. Keimblätter diek, bei der Keimung in der
Samenschale bleibend.
1. Rhamnus (L.) Haller. Kreuzdorn.
1. Rh. cathartica L. Aeste ?n Dornen ausgehend. Knospen mit Knospen-
schuppen. Blätter (und Aeste) fast gegenständig, eiförmig oder elliptisch, zugespitzt,
einzelne rundlich und stumpf, doppelt klein-drüsiggezähnt, am Grunde öfter schwach
herzförmig, jederseits mit nur 2—3 bogigen Seitennerven, jung flaumig, später kahl,
gestielt; Blattstiel mehrmals länger als die schmalen hinfälligen Nebenblätter. Blüthen
4zählig, an der Basis der jungen Laubtriebe in blattachselständigen, armblüthigen Büscheln.
Kelchzipfel lanzettlich, spitz, an der (S Blüthe zurückgeschlagen. Steinfrucht kugelig.
Samenfurche mit anejnanderschliessenden Rändern, nur an der Basis und Spitze knor-
pelig berandet, in der Tiefe erweitert.
Strauch, 5—10° hoch. © Blüthenbüschel armblüthig, g' reichblüthiger. Blüthen grünlich,
wohlriechend. Steinfrucht schwarz, abführend.
h Mai, Juni. Auf buschigen, steinigen Abhängen, in lichten Laubhölzern, besonders
auf Thon- und Kalkboden im Hügellande und Mittelgebirge, seltener im Vorgebirge,
ziemlich verbreitet, doch zerstreut und oft einzeln. Bei Prag: Zizkaberg, Lieben, Hain
bei Böchovie, Stern, St. Prokop, Kuchelbad, Karlstein, Tetin! Zävist, Moldau- nnd Säzava-
ufer bei Davle und Stechovie! Bysie, Elbe-Kostele, Podebrad, Dymokurer Wälder!
Cäslau (Opiz), Landskron, Senftenberg, Jarom&f in der Kon£ina [Kalkmergel]! Friedland
(Petters), Georgswalde (Neum.). Reichstadt (Hockauf), Grünau bei Niemes selten (Schäuta).
Kätov bei Münchengrätz (Sekera), Weisswasser (Hipp.)! — Widim (Hackel), Leitmeritz,
z.B. am StraZiöken! Aussig! Boren und Schillinge bei Bilin! Tetschen (Malin.) ! Abhänge
und Vorberge des Erzgebirges; Karlsbad (Ortm.), Tepl (Konrad)! — Stadt bei Bürglitz
(Kreje.), Skrej Bergwälder! Blanskerwald, Vogeltenne bei Krumau!
2. Frangula Haller. Faulbaum.
1. F. alnus Mill. (Rh. frangula L.). Aeste ohne Dornen. Knospen ohne Knospen-
schuppen. Blätter (und Aeste) deutlicher abwechselnd, jung zusammengefaltet, klebrig,
elliptisch oder verkehrteirund, zugespitzt, ganzrandig, nur schwachgeschweift, auf den
Nerven unterseits angedrückt behaart, zuletzt fast kahl, jederseits mit 8 und mehr
schrägen, parallelen am Blattrande sich verbindenden Seitennerven. Blüthen gestielt,
längs des oberwärts behaarten Triebes in 2—mehrblüthigen Büscheln. Kelchzipfel 3eckig-
lanzettlich, aufrecht. Steinfrucht kugelig. ;
Strauch, 5—10' hoch. Blumenblätter sehr klein, weiss,
% Mai, Juni (im Herbst oft zum zweiten Male). In lichten, besonders etwas
feuchten Wäldern und Gehölzen, an Bächen, auf Abhängen mit der vorigen, auch in
Erlbrüchen und Torfmooren, verbreitet in den Ebenen und im Hügellande, bis auf das
Vorgebirge (z. B. am Hochwaldberg b. Grazen, 3200° hoch).
105. Ordnung. Lythrarieen Juss.
Gattungen:
1. Peplis. Blüthen 5—6zählig. Kelehbecher zusammengedrückt glockig. Blumenblätter
nebst den 5 oder 6 Staubgefässen dem oberen Rande desselben eingefügt. Kapsel
2fächerig, unregelmässig zerreissend. B
2. Lythrum. Blüthen 4- oder 6zählig. Kelehbecher röhrig-walzlich, Blumenblätter dem
Peplie. Lythrum., 543
oberen Rande, Staubgefässe in 1—2 Kreisen der Mitte seiner Röhre oder tiefer
eingefügt. Kapsel 2fächerig, unregelmässig zerreissend oder fachspaltig-aufspringend.
1. Peplis L.
1. P. portula L. Blätter gestielt, je zwei genähert (unvollkommen gegenständig),
länglich verkehrteiförmig, stumpf, ganzrandig, in den kurzen Blattstiel spatelig verschmälert.
Blüthen einzeln blattwinkelständig, sehr kurz gestielt, mit 2 Vorblättehen. Blüthen 6zählig.
Kapsel kugelig, aus dem 12nervigen Kelchbecher etwas vorragend.
Kahl. Stengel ästig, liegend oder aufsteigend (auch im Wasser fluthend), 3—9“ lang,
meist roth überlaufen, Aeste oft am Grunde wurzelnd. Blumenblätter rosa, sehr klein und hin-
fällig, öfter fehlend.
© Juli—Herbst. Auf feuchten, überschwemmten Stellen, sandigen Triften,
schlammigen Teich- und Flussufern, an Pfützen und Gräben, in der Ebene und im Hügel-
lande verbreitet, stellenweise auch in gebirgigeren Gegenden. Bei Prag hin und wieder
an den Ufern der Moldau, Beroun; Stirin (Sykora), Pysely (Vogl), Hie und da in der
Elbniederung, z. B. bei Kolin, Chlumee, Pardubie, Dasie, Königingrätz! Ostböhmen:
Wildenschwert, Abtsdorfer Teich, Landskroner Teiche! —- Niemes (Schauta)! B. Leipa!
Theresienstadt, Cernosek an der Eger und Elbe (Mayer). Teplitz, Bilin, Osseg, Dux,
Brüx, Rothenhaus (Reuss), Teiche bei Udwitz und Sporitz! Eger bei Straubitz (Thiel),
Karlsbad (Ortm.)} und Franzensbad (Palliardi). — Häufig in der Horovieer Gegend,
z. B. bei Neumittel, St. Benigna an Teichen, in Waldgräben zwischen Strasie und Myto!
Strakonie! Pisek (Dedel.)! Nicht selten an den Teichen um Veseli, Wittingau, Platz!
Goldenkron, zwischen Spitzenberg und Oberplan (Jungb.).
2. Lythrum L. Weiderich.
a) Blüthen mit 6 Staubgefässen (durch Verkümmerung auch noch weniger), in den
Blattwinkeln, tief am Stengelerunde beginnend, einzeln oder zu 2. Hauptblüthe unterhalb des
Kelches mit 2 bleibenden, weisslichen Vorblättchen. Pflanze einjährig.
1. L. hyssopifolia L. Stengel aufrecht, 4kantig, meist vom Grunde ästig, mit
ungleichen, ruthenförmigen, armförmig aufsteigenden, seltener niederliegenden Aesten.
Blätter abwechselnd, nur die unteren fast gegenständig, länglich- oder lineal-lanzettlich,
ganzrandig, zum Grunde verschmälert. Blüthen kurzgestielt. Äussere Kelchzähne lanzettlich,
2mal länger als die 3eckigen inneren. Kapsel cylindrisch.
“_]’ hoch. Blätter graugrün, besonders auf etwas salzhalticem Boden, daselbst auch
feister. Blumen klein, licht purpurn-lila, hinfällig. Staubgef. etwa in der halben Kelchröhre
entspringend und in ihr verborgen.
© Juli—September. In Gräben, auf feuchten Triften, feuchten Aeckern und
Teichrändern, meist sehr gesellig, in den Niederungen, namentlich der Elbe, ziemlich
verbreitet. Südlich von Prag nur am Teiche von Neumettel, massenhaft! und an der
Litavka hinter Beroun! In der Prager Gegend nur gegen die Elbe zu: Vysocan, Vinor
(Pohl), bei Bäst und Obfistvi (Dededek)! Neratovic bei Lobkovie (Poläk)! — Iser bei
Benätek (Döde£.). — Oestliche Elbniederung: Häufig bei den Dörfern um Podebrad,
2. B, zwischen Nimburg und Kfekov, Vrbni Lhota! Vlkava (Dedeöek)! Kolin, Horusic!
Stit bei Chlumee, unter Lein! Chyst (Pospich.)! Bohdanet am Teiche RozkoS! Pardubie:
bei Brosan, Zminy, Lana bei Da$ic! Chrudim: am Teichel bei Stolan! Sendraäie bei
Königingrätz (Öenek)! In westlichen Elbthal seltener: Budin (Tausch)! Brozan (Neum.),
Baufovic, Herzinsel bei Leitmeritz (A. Mayer). Tetschen (Malinsky)! — Erzgebirgsebene :
Bach der Niedervorstadt Karbitz bei Teplitz (Hampel)! Osseg, Oberleitensdorf (Thiel) !
Georgenthal (Prof. Reuss). Salztrift bei Püllna! Komotau: bei Drazkovic [Trauschkowitz] !
und Öernovie (Knaf)!
b) Blüthen mit 12 Staubgefässen in 2 ungleich hohen und ungleich hoch in der Kelch-
544 Lythrum.
röhre entspringenden Kreisen, am Ende des Stengels ährig gestellt; Aehren wenigstens am
Grunde aus 2—6blüthigen Büscheln in den Deckblattachseln. Vorblättcben der Blüthen bald abfällig,
am Grunde des Blüthenstieles. Pflanzen ausdauernd, mit aufrecht-ästigem, holzigem Wurzelstock.
? 2. L. virgatum L. Kahl. Stengel aufrecht oder aufsteigend. meist ästig,
schwach 4kantig. Blätter fast gegenständig, lanzettlich, in den kurzen Blattstiel
verschmälert oder am Grunde abgerundet, am Rande gesägt-rauh, in Deckblätter
übergehend. Aehre aus 2—3blüthigen Büscheln, oben aus einzelnen Blüthen. Blüthenstiele
!/, so lang als der Kelch. Kelchzähne beider Reihen fast gleich lang, innere eckig,
äussere lineal-pfriemlich. Kapsel länglich-oval.
1—3° hoch, ähnlich dem folgenden, aber feiner, mit schmalen, ruthenförmigen, lockeren
und armblüthigen Aehren und kleineren Blüthen. Blumen hellpurpurn.
2, Juli, August. Auf nassen Wiesen, in Gräben der Niederungen. Nach Graf
Berchtold in Fl. ech. an der Elbe, ohne bestimmtere Angabe, nach Tausch Herb.
bohem! in Gräben bei Stefansüberfuhr, doch ist diese niederösterreichische Art seither
nicht wieder gesehen worden.
3. L. salicaria L. Flaumig oder kurz rauhhaarig, unterwärts öfter auch
kahl. Stengel aufrecht, geschärft-, oft schmalflügelig-4kantig, meist einfach. Blätter fast
gegenständig oder zu 3, sitzend, aus herzförmigem Grunde länglich-lanzettlich oder
lanzettlich, in Deckblätter übergehend, am Rande gesägt-rauh. Aehre aus 2—-6blüthigen,
paarweise in einen Scheinwirtel zusammengestellten, genäherten Büscheln. Blüthenstiele
mehrmals kürger als der Kelch. Innere Kelchzähne breit 3eckig, kahl, halb so lang
als die äusseren pfriemlichen rauhhaarigen Zähne. Kapsel länglich-oval. ;
1—3'‘ hoch. Aehren zuletzt oft sehr verlängert, bis 1‘ lang. Blumen purpurn, ziemlich
gross. Blüthen trimorph mit 3fachem Längenverhältniss des Griffels und der 2 Staubgefässkreise:
Griffel entweder am längsten, weit vorragend, oder mittel, zwischen den beiden Staubgefäss-
kreisen der Höhe nach in der Mitte, aus dem Kelche wenig vorragend, oder am kürzesten, im
Kelche eingeschlossen.
2. Juni—September. Au Gräben, Fluss- und Teichufern (massenhaft um die
Teiche von Veseli) im Gebüsch, auch an feuchten Waldstellen, (so z. B. oberhalb Skalitz
bei Leitmeritz sehr schön, in der Waldremise bei Kre@kov); bei Zalsf nächst Veseli
in Waldtorfmooren, in der Ebene und im Hügellande verbreitet und häufig, stellenweise -
auch in höheren Lagen, so noch bei Rosenberg oberhalb Krumau an der Moldau! im
Vorgebirge des Riesengebirges!
106. Ordnung. Oenothereen Endl.
a) Kelchsaum 4spaltie. Blumenblätter 4. Staubgefässe 8.*) Griffel fädlich mit 4lap-
piger Narbe. £
1. Oenothera. Freie Kelchröhre weit länger als der Fruchtknoten. Kapsel pyra-
*) Wie bei den Geraniaceen und Oxalideen stehen die Fruchtblätter vor den inneren
epipetalen Staubgefässen; auch hier ist es naturgemässer anzunehmen, dass der innere Kreis (im
Sinne der Descendenzlehre) nachträglich eingeschoben worden, als dass ein dritter Kreis ausge-
fallen sei. Denn drei Staubgefässkreise finden sich bei den Oenothereen und in dem ganzen Ver-
wandtschaftskreise überhaupt nirgends verwirklicht, wohl aber nur ein Kreis, bei Isnardia, Cir-
caea, der mit den Karpellen normal alternirt und der, wenn für Oenothera ein Schwindekreis
angenommen wird, in konsequenter aber gekünstelter Weise das Schwinden zweier Staubgefäss-
kreise verlangen würde. Diese so häufig wiederkehrende Verminderung der Staubgefässe ist aber
am wenigsten motivirt, wogegen die Interpolirung eines ausserordentlichen Kreises in dieselbe
Categorie morphologischer Thatsachen fallen würde, wie das (von manchen Morphologen mit
Unrecht perhorreseirte, aber nicht wegzuleugnende) D&doublement und die phalangenartige Ver-
zweigung von Staubgefässen, welche durch den der Pflanze erwachsenden Vortheil der Pollen-
vermehrung als sekundäre Erscheinungen recht wohl erklärlich sind,
Oenothera. 545
midenförmig 4kantig, 4fächerig, fachspaltig-4klappig, vielsamig. Samen ohne
Haarschopf.
2: Epilobium. Freie Kelchröhre so lang oder länger als der Fruchtknoten. Kapsel
gleich dick, prismatisch 4kantig, schotenförmig, 4fächerig, fachspaltig-4klappig,
vielsamig. Samen mit einem Haarschopf gekrönt.
b) Kelchsaum 2spaltig. Blumenblätter 2, zweispaltig. Staubgef. 2. Griffel mit ein-
facher Narbe.
3. Cireaea. Kelchröhre über dem Fruchtknoten stielartig zusammengeschnürt und dann
in ein kurzes Röhrchen mit 2spaltigem Saume erweitert. Frucht keulig oder
birnförmig, 2fächerig oder durch zeitliches Fehlschlagen 1fächerig, nicht auf-
sprirgend, mit einsamigen Fächern. Samen ohne Haarschopf.
1. Oenothera L. Nachtkerze.
1. Oe. biennis L. Blätter der sterilen Rosetten länglich verkehrteiförmig oder
elliptisch, stumpf, bespitzt, buchtig- oder geschweift-gezähnt oder fast ganzrandig,
kurzhaarig, in den langen Blattstiel verschmälert; stengelständige kurzgestielt, länglich-
lanzettlich, gezähnelt. Kelchzipfel lanzettlich, langzugespitzt, herabgeschlagen, aussen
glatt, behaart. Blumenblätter länger als die Staubgefässe. Samen unregelmässig-
tesseral, scharfkantig, braun,
Stengel 1—2‘ hoch, holzie, steif aufrecht, reich beblättert. Behaarung auf Stengel,
Fruchtknoten und Kelchen doppelt: kürzere Drüsenhaare und lange steife Haare dazwischen.
Blume gross, schwefelgelb, wohlriechend, nur in der Nacht bis zum Morgen geöffnet.
6% Juni—September. Auf Flussufern, unter Weidengebüsch im Kies der Bäche,
auch auf steinigen Hügeln im Gebüsch, vorzugsweise längs der grösseren Flüsse in den
_ "Thälern und Niederungen verbreitet, seltener auch in gebirgigeren Lagen. Stammt aus
Nordamerika, ist aber seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Europa eingewandert und
vollständig eingebürgert. Bei Prag an der Moldau und Beroun. Im Elbthale besonders
im westlichen Theile von Melnik bis Tetschen häufig; im östlichen bei Kostelec, Nimburg
Semin u.a. Nordböhmen: Jiein! Jungbunzlau, Sandflur bei Weisswasser (Hipp.)! Kleinskal
(Neumann), Ertelsberg bei Politz! Am Erzgebirge nicht häufig: Bielaufer bei Brüx
(Reuss), Rothenhaus (Roth), Karlsbad (Ortm.). Berounthal bei Bürglitz! Selten in der
Horovicer Gegend (Schlecht.). Podol bei Strakonie an der Wotava! Krumau: bei Cernie
an der Moldau! Platz: an Abflussgräben der Bräuerei (Leonhardi).
2. 0e. muricata L. Blätter der sterilen Rosetten verlängert-lanzettlich, zuge-
spitzt, in den kurzen Blattstiel sehr allmälig verschmälert, geschweift-gezähnt, kurz-
haarig; stengelständige ähnlich, lanzettlich. Kelchzipfel lanzettlich, langzugespitzt, herab-
geschlagen, aussen abstehend rauhhaarig; Haare auf purpurn gefärbten Knötchen
sitzend. Blumenblätter so lang als die Staubgefässe. Samen zusammengedrückt 2flächig,
am Rande von einer bogig-gekrümmten und einer geraden Fläche umzogen, kleiner als
bei voriger, graulich.
Sonst der vorigen sehr ähnlich, Fruchtknoten und Kelche mit doppelt längeren und
viel dichteren steifen Haaren zwischen den kurzen Drüsenhaaren.
6% Juni—September. Wie vorige und ebenfalls aus Nordamerika stammend,
aber nur an der unteren Elbe, offenbar erst in neuerer Zeit eingeführt. Bei Leitmeritz
auf der Herzinsel und unterhalb Mlikojed, dann am rechten Egerufer gegenüber Brüan
häufig, auch an Eisenbahndämmen zwischen Bausovic und Hrdly (A. Mayer)! Elbufer bei
Tetschen (Malinsky)!
* Qe. muricata X biennis Winkler (Österr. Bot. Wochenbl. 1853 p. 252). Rosetten-
blätter länglich-lanzettlich, spitzlich. Blumenblätter etwas länger als die Staubgefässe.
Sonst wie Oe, biennis, Ob diess wirklich ein Bastart ist oder nur Varietät von einer der
516 Epilobium.
beiden vorigen, ist noch weiter zu untersuchen. Auch A. Braun und Döll geben einen
derartigen Bastart an, welchen Döll 0. Braunii benannte. Bei Bodenbach am Elbufer
unter den beiden vorigen (Winkler)!
2. Epilobium L. Weidenröschen.
I. (Chamaenerium Tausch.) Blätter alle wechselständige. Blüthen traubig, mit Aus-
nahme der untersten in den Achseln kleiner Hochblätter. Blumenblätter flach ausgebreitet, vorn
nur ausgerandet. Griffel und Staubgefässe abwärts gebogen.
1. E. angustifolium (L. part.) Jacqg. (E. spicatum Lamk.). Stengel reichlich
beblättert, stielrund, nebst den Blättern fast kalıl. Blätter ganz kurz gestielt, lanzettlich
oder länglich-lanzettlich, geschweift, bisweilen wellig, sehr klein drüsiggezähnelt, unterseits
graulichgrün und netzaderig. Trauben verlängert, oberwärts mit kleinen lineal-pfriemlichen
Hochblättchen. Blumenblätter benagelt.
2—5’ hoch. Blätter in der Breite veränderlich. Fruchtknoten und Blüthenstiele dicht
weisslich-feinflaumig. Blumenblätter ziemlich gross, doch auch kleiner abändernd, purpurviolett,
selten weiss (St. Peter im Riesengebirge: K. Knaf! Schluekenau: Karl; Teplitz: Winkler! u. a.).
2: Juli—September. In Holzschlägen, auf lichten sonnigen Waldplätzen, Heiden,
auf steinigen, waldigen Abhängen, auch auf Neubrüchen in Mooren, im ganzen Hügel-
lande und Vorgebirge bis auf das Hochgebirge, im Riesengebirge z. B. am Elbfall, bei
der kl. Schneegrube, auf den Kämmen des Erzgebirges, im Böhmerwalde bis auf den
Arbergipfel 4500’ hoch (Sendtner), allgemein verbreitet und oft massenhaft auftretend.
II. (Lysimachium Tausch). Untere Blätter gegenständig, seltener zu 3. Blüthen in
den Achseln von allmälig kleiner werdenden Laubblättern. Blumenblätter 2spaltig, trichterig ab-
stehend. Griffel und Staubgefüsse gerade aufrecht.
A. Narben gesondert, ausgebreitet. Stengel stielrund, ohne Blattspuren (von den
Blatträndern herablaufende Linien).
a) Der Wurzelstock treibt schon zur Blüthezeit lange, fleischige, unterirdische
Ausläufer. Blätter sitzend, kurzherablaufend.
2. E. hirsutum (L. part.) Jacg. (E. grandiflorum All.). Stengel ästig, von abste-
henden kürzeren, meist drüsentragenden Haaren weichhaarig und meist auch von
längeren Haaren zottig. Blätter länglich-lanzettlich, sitzend, etwas stengelumfassend,
kurz herablaufend, stachelspitz, scharf uud klein gesägt, mit vorwärtsgekrümmten Säge-
zähnen, mehr weniger weichhaarig. Kelchzipfel mit grannigen, in der Knospe auseinander-
stehenden Spitzchen.
2—5‘ hoch, buschig-ästig. Blumenblätter gross, dunkelpurpurn. Fruchtknoten abstehend
rauhhaarig. Die kahlere Form ohne lange Zottenhaare ist nicht gar selten.
2. Juni—September. An Gräben und Bächen, Teichrändern und Flussufern, im
Gebüsche, besonders Weidengebüsch in niederen Lagen, im Hügellande und niederen
Berglande bis an den Fuss des Vorgebirges, so noch bei Hohenelbe (K. Knaf!), ver-
breitet und meist häufig, aber nicht überall. Fehlt bei Niemes (Schauta), bei Krumau
(Jungb.), auch um die Teiche in Südböhmen, bei Pfibram und Horovic von mir nicht
gesehen. Bei Biag: Nusle, Libusabad, Kosir, Liboc, Scharka, St. Prokop u. s. w.
b) Der Wurzelstock trägt zur Blüthezeit oder nach derselben kurze, aus fleischig-
verdickten, genäherten Schuppen gebildete, oder zuletzt eine Laubblattrosette treibende Sprosse.
Blätter nicht herablaufend. j
3. E. parviflorum Schreb. (E. pubescens Roth). Stengel von abstehenden drüsen-
losen Haaren zottig oder weichhaarig. Blätter sehr kurz gestielt oder sitzend,
nur die obersten und untersten deutlicher gestielt, Zanzettlich oder länglich-lanzettlich
(an Seitenzweigen auch eilanzettlich), spitz, geschwerft kleingezähnelt, am Grunde abge-
rundet oder verschmälert, besonders unterseits grauflaumig. Lappen der Blumenblätter be-
spitzt. Kapsel mit kahlen glänzenden Kanten, zwischen ihnen abstehend zerstreut behaart.
u
Epilobium, 547
1—3‘ hoch. Blumen purpurn, ziemlich klein. Vielleicht ist unter den Exemplaren dieser
Art auch der Bastart E. roseum X hirsutum versteckt (diess vielleicht eine Pflanze A. Mayer’s
von Techobusitz), den ich bisher nicht beobachtet habe und den ich nach getrocknetem Materiale
von vorliegender Art nicht zu unterscheiden wüsste, '
2 Juni— September. Wievorige, in den Niederungen und im Hügellande verbreitet,
häufiger als vorige Art, oft in Gesellschaft derselben und des E. roseum. Bei Prag: Nusle,
Michle, Lieben, Kobylis, Kosir, Cibulka, St. Prokop, hinter Dusnik, Karlstein u. s. w.
4. E. montanum L. Stengel angedrückt feinflaumig. Blätter meist kurzgestielt,
die mittleren öfter fast sitzend, eöförmig bis eilanzettlich, spitz, ungleich scharfgesägt
oder ganzrandig, am Grunde gerundet oder in den Blattstiel zugekeilt, zerstreut fein-
flaumig. Lappen der Blumenblätter gerundet, stumpf. Kapsel mit gerundeten Kanten,
fast flachen, sehr seicht vertieften Flächen, angedrückt flaumig, auf den Kanten am dichtesten.
Die fleischigen meist violett gefärbten Knospen des Wurzelstockes sind öfter schon im
August zur Blüthezeit ausgebildet. Blumen rosa-purpurn, anfangs oft weisslich, selten ganz weiss
(am Mileschauer: Tausch! am Kaltenberg bei B.-Kamnitz!).
a) genuinum. Stengel einfach oder sparsam ästig, meist 1—3° hoch, in höheren
Lagen niedrig, 1—6° hoch, wenigblüthig. Blätter grasgrün, doppelt gesägt, am Grunde gerundet,
in den Blattstiel bogig zugeschweift, bis über die Stengelmitte hinauf entgegengesetzt, bisweilen
zu 3 quirlig (f. vertieillatum); die mittleren gegenständigen Blätter meist ganz kurz gestielt,
doch auch auf einem bis 3° langen Blattstiel.
b) hypericifolium (Tausch spec.). Blätter ganzrandig. Sonst ganz wie a); entspricht
der Veronica spicata f. integerrima.
c) collinum (Gmelin spee.). Stengel 1“—1/,‘ hoch, in kräftigeren Exemplaren reich-
ästig, in kleineren auch einfach, Blätter geschweift gezähnelt, mit Ausnahme der untersten
wechselständig, in den Blattstiel allmälig verschmälert, kleiner, etwas dicklich und etwas ins
Graugrüne.
2. Juni—September. In Wäldern, lichten Vorhölzern, auf feuchten Berglehnen,
steinigen Abhängen (wo besonders c. vorkommt), an Waldwegen, a) und c) im ganzen
Hügellande und im Gebirge bis auf’s Hochgebirge (Riesengebirge und Böhmerwald bis
3500), überall sehr verbreitet und Läufig; aß) selten: bei Tetschen hinter Loosdorf
(Malinsky)! Tafel- und Klauselbauden oberhalb Hohenelbe und am Brunnberge im Riesen-
gebirge (K. Knaf)! — b) Auf dem Mileschauer (Tausch)! sehr selten, seither oft vergeblich
gesucht, doch vor 10 Jahren neuerdings einmal dort gefunden (siehe Lotos 1864 p.
59). Tetschner Schneeberg (Rabenhorst) und am Waldrande zwischen Elend und Dorf
Schneeberg (Weicker nach Wünsche). Im Prager botanischen Garten hat sich die merkwür-
dige Race zwischen Steinen der Alpenparthie aus Tausch’s Originalsamen zahlreich
ausgesäet und konstant erhalten.
B. Narben keulenförmig vereinigt. Stengel mit mehr weniger deutlichen Blattspuren
(Kantenlinien) belegt, selten (nur bei E. palustre) ohne solche.
a) Der Wurzelstock bildet aufrechte Triebe mit schuppenförmigen, braunen Nieder-
blättern, daher der aus ihnen sich entwickelnde Stengel am Grunde mit Niederblättern besetzt.
5. E. trigonum Schrank (E. montanum . trigonum Presl fl. &ech., E. alpestre
Reichb.). Stengel mit 3 (selten 2—4) feinen, fein krausflaumigen Linien belegt, röhrig,
unten sonst ziemlich kahl, meist einfach. Blätter meist zu 3 im Quirl, seltener zu 4
oder gegenständig, in ein sehr kurzes breites Stielchen zugeschweift oder sitzend,
eilänglich oder länglich-lanzettlich, am Grunde gerundet, ungleich gezähnelt, auf Rand
und Nerven flaumig, sonst kahl. Kapsel überall feinflaumig.
1-3’ hoch. Blätter freudiggrün, oberseits glänzend. Blumen grösser als bei E. mon-
tanum und roseum, licht purpurn.
- 2 Juli, August. In den Gründen und Schluchten des Hochgebirges der Sudeten
an feuchten, quelligen, pflanzenreichen Stellen, an Bächen. Im Riesengebirge hin und
wieder verbreitet: Spindelmühle (Knaf fil.), Langer oder Klausengrund! Ziegenrücken,
Weisswassergrund (Knai)! Riesengrund (Wimmer), kl, Teich (Kablik)! Kesselgrund
548 Epilobium,
(Gottstein)! Elbgrund, Elbwiese zahlreich (Knaf). — Unter dem Glazer Schneeberg in
dem Grund zem Mohrauthale hin!
b) Der Wurzelstock bildet zur Blüthezeit oder meist nach derselben kürzere,
aufsteigende, beblätterte, bisweilen fast zwiebelige, bisweilen rosettenartige, bisweilen gar keine
Sprossen, daher der Stengel am Grunde ohne Niederblätter.
«) Blätter ziemlich lanpgestielt, in den Blattstiel verschmälert. Rosettenblätter
meist etwas fleischig, klein, gedrungen,
6. E. roseum Schreber. Stengel unten ziemlich kahl, oberwärts feinflaumig, meist
sehr ästig. Benachbarte Blattspuren meist vereinigt, als feine Linien, nur die oberen
getrennt. Blätter länglich oder länglich-lanzettlich, beiderseits verschmälert, nur die
unteren gegenständig, dicht ungleich- klein-gesägt. Blüthen vor dem Aufblühen nickend.
Kapseln mit gerundeten Kanten, auf den Flächen mit breiter flacher Fuwrche, ab-
stehend fein- und auch drüsig-behaart.
1—3’ hoch, Blätter trüberün. Stockknospen nicht so fleischig wie bei E. montanum,
gelblich oder purpurroth oder grün. Blumenblätter blass rosenroth, selten weiss (so bei Chrudim !)
2, Juli, August. An Bächen, Mühlgräben, Flussufern in niederen und gebirgigeren
Gegenden verbreitet, bis auf das Vorgebirge, etwas über 2000°; so auf dem Erzgebirge
bei Pressnitz (Häjek)! hört am Riesengebirge bald oberhalb Hohenelbe und Gross-Aupa auf.
ß) Blätter sitzend oder mit abgerundetem Grunde ganz kurz gestielt. Grund-
rosetten meist sehr spät entwickelt, mit flachen, laubigen Blättern, oder fehlend.
7. E. Lamyi F. Schultz 1844 (E. tetragonum Griseb., E. obscurum Fries exs.!).
Stengel unten nur auf den Blattspuren, oberwärts ringsum angedrückt feinflaumig, einfach
oder ruthenförmig-ästig. Blattspuren erhaben, getrennt, nur die untersten benachbarten
vereinigt. Blätter lineal-länglich, stumpflich, entfernt gezähmelt, alle sehr kurz gestielt,
nicht herablaufend, auf dem Mittelnerv und am Rande feinflaumig. Kapseln angedrückt
feinflaumig, jung grauschimmernd,
Stengel "/,—2’ hoch, meist steifaufrecht, wie die unteren Blätter oft rotlı angelaufen.
Rosetten unten am Stocke spät sich bildend oder fehlend und die Pflanze nach dem Blühen
(immer?) absterbend. Blätter dunkler grün als gewöhnlich bei der folgenden ähnlichen Art, viel
feiner gezähnelt, unterseits etwas graugrün, alle, besonders die der aufrechten ruthenförmigen
Aeste klein und sehr genähert, aufrecht abstebend. Eine niedrige Form (ß. pumilum) hat fast
horizontal abstehende, noch dunkler grüne Blätter und grössere grundständige Rosetten. Blumen-
krone sattpurpurn, etwas länger als der Kelch, etwa um die Hälfte grösser als bei folgendem.
Blüthenknospen etwas bauchig, kurz bespitzt. Kaps’In wie bei dem folgenden sehr lang und
lang zugespitzt.
6% ? Juli, August. In Waldschlägen, Waldgräben, auf lichten Waldplätzen,
sonnigen Hügeln in der Hügelregion sehr zerstreut. Im Laubgebüsche der Konlina bei
Jaromerf, zwischen Steinen, mit Galium aristatum und silvaticum (Knaf 1837, als E.
tetragonum)! Auf,einem Hügel bei Breska nächst Jiein mit E. montanum c. collinum
und Lactuca saligna, sehr zahlreich! Waldhau bei Kopidino mit Potentilla heptaphylla,
spärlich! Tetschen (Malinsky 1852, als E. virgatum)! Bei Podersam am Eichberge (ß.)!
und in einer gerodeten Waldstelle bei Deutschenrust! Lichtung an der Strasse von
Mnisek nach Dobris und Strassengraben im Walde zwischen Dobiis und Hostomnic! Bei
Strasic im Graben an der Strasse nach Padrt, vor dem Walde!
8. E. tetragonum L. (E. obscurum Schreber ? Schmidt Fl. Boh., E. adnatum Griseb.).
Stengel kahl, nur im obersten Theile nebst den Blüthenstielen und Fruchtknoten spärlich
feinflaumig, einfach oder meist aufrecht ruthenförmig-ästig. Blattspuren erhaben, die
benachbarten unteren vereint, die ‚oberen von der Stengelmitte an getrennt. Blätter
lanzettlich, die oberen lineal-lanzettlich, meist allmälig zur Spitze verschmälert,
scharf und dicht sägenartig-gezähnelt, mit meist gekrümmten Zähnchen, sitzend, die
mittleren mit Blattsubstanz in die Blattspur kurz hinablaufend, ganz kahl, seltener
am Rande und Mittelnerven spärlich flaumig. Kapseln grün, zerstreut feinflaumig.
Epilobium. 549
1—3° hoch, dem vorigen sehr ähnlich, aber die Blätter in der Regel hellgrün, selten
(bei Leitmeritz!) ebenso dunkelgrün, am Hauptstengel bedeutend grösser, die ganze Pflanze
ziemlich kahl. Auch bei dieser fand ich die junge Stengelspitze nickend. Rosetten spät sich
bildend, wahrscheinlich die Pflanze auch öfter nach dem Blühen absterbend. An kräftigen Exem-
plaren laufen mehrere mittlere Blattpaare eine längere Strecke herab, an schwächern öfter nur
ein mittleres Blattpaar und oft nur schwach (nicht zu verwechseln mit E. Lamyi!); die obersten
Blätter sind mit gekräuselt faltigem Rande plötzlich stielartig verschmälert. Breite der Blätter
veränderlich, diese auch ganz schmal lanzettlich. Blattzähne merklich grösser und dichter gestellt
als bei vorigem. Blüthenknospen schmal, langbespitzt. Kronen kleiner als bei vorigem, kaum
läuger als der Kelch, rosa. Linn&’s Diagnose: foliis lanceolato-linearibus, caule tetragono, — und
das Citat: Lysimachia siliquosa glabra minor Ray (caulibus rigidis quodammodo quadratis, foliis
absque pediculis lata basi cauli adnatis, in acutum mucronem sensim desinentibus) gehören zwei-
felsohne zu dieser Art, das Citat: Lysimachia minor Tabern. der Figur nach zu E. roseum.
2, und 69? Juli, August. An Wiesengräben und Bächen, in offenen, niedrigeren
Gegenden Nordböhmens, am häufigsten in der Elbniederung. Bei Prag mit Sicherheit
nur zwischen Dusniky und Ouhonice! — Oestliche Elbniederung: Brandeis (Schmidt).
Iser bei Neu-Benätek (Dedeiek)! Wiesengräben bei Gross-Wosek am Rande der Elbauen !
Häufig um Dymokur: bei Nouzov, hinter Mlejnice gegen Bfistev, nächst Rozdalovie!
Bei Jiein (nördlichste Punkte): unterhalb Zebin! und unter dem Svintieberge (K. Knaf)!
Chlumee, Gräben am ehemaligen Teiche! Kolin gegen Neudorf nahe der Elbe! Sulovic
bei Horusie! Cäslauer Stadtteich! Dasic! Unter den Wällen von Königingrätz! — West-
liche Elbe- und Erzgebirgsebene: Leitmeritz selten, bei Skalie am Bache! und bei Techo-
busie unweit Ploskovic in Strassengräben (Mayer)! Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel)!
Bilin (Reuss). Püllna gegen Lisnic! Seehäusel bei Kaaden (Knaf)! Neu-Teich bei Rakonitz!
— Andere Angaben sind zweifelhaft, zum Theil wenigstens sicher falsch und zu E. vir-
gatum und vielleicht auch Lamyi gehörig, welche man früher bei uns nicht unterschied;
dahin sind zu zählen: Teptin unweit Rule (Steinmann, Sykora, wohl E. virgatum), Selau,
Berg Woheb bei Seö (Opiz, desgleichen), Senftenberg: bei Popluz (Brorsen), Schlacken-
werth (Reiss), Ploben und Stadtgut bei Karlsbad (Ortmann, dessen von mir gesehene
Pflanze E. virgatum mit etwas herablaufenden Blättern war), Eger in den Ruinen des
Saales, wo Wallensteins Gefährten ermordet wurden (Graf Sternberg in herb., vielleicht
E. Lamyi?).
c) Der Wurzelstock treibt verlängerte, schnurförmige oder fädliche, oberirdische,
beblätterte, sich später meist bewurzelnde Ausläufer.
«) Blattspuren des Stengels als mehr weniger erhabene Linien.
9. E. virgatum Fries (E. tetragonum Tausch! Ortmann! et vet. Autt. bohem.,
E. obscurum Rechb., Knaf, E. chordorrhizum Fries). Ausläufer kräftig, schnurförmig,
entfernt beblättert, mit aufwärts immer grösser werdenden Blättern. Stengel aufsteigend,
meist ästig, mit armförmig abstehenden, selten aufrechten Aesten, unterwärts auf den
Blattspuren, oberwärts ringsum dünn und fein flaumig. Biattspuren erhaben, meist vereinigt,
nur die obersten, seltener auch die mittleren getrennt. Blätter breit- oder länglich-
lanzettlich und lanzettlich, geschweift- entfernt- drüsig-gezähnelt, gewimpert, mit
gerundeter Basis sitzend oder in ein ganz kurzes Stielchen zusammengezogen,
bisweilen die mittleren mit blaitsubstanz ein wenig herablaufend, die untersten in
ein kurzes Stielchen verschmälert. Kapseln feinflaumig, mit gerundet-stumpfen Kanten,
auf den Flächen mit scharfer Furche.
3”— 24,’ hoch. Blätter trübgrün, wenig glänzend, in der Breite sehr veränderlich, bis-
weilen die untersten fast eilanzettlich, auch alle schmallanzettlich, die Zähnchen fast nur auf die
Drüse reduzirt, viel schwächer als bei beiden vorigen; die Blattpaare entfernter als bei vorigem.
Die Ausläufer bilden sich im August und September meist zahlreich aus, vordem ist die läufer-
lose Stengelbasis älterer Pflanzen dadurch von den vorhergehenden verschieden, dass sie in einen
längeren, horizontalen, absatzweise Wurzelfasern treibenden Grundtheil abgeht und nicht in die
Hauptwurzel. Blüthenknospen nicht merklich bespitzt; Blumen hellpurpurn, klein, so gross wie
bei E. Lamyi. Kapseln bedeutend kürzer als bei den beiden vorigen, auch kürzer zugespitzt.
Kleine einfache Formen sind leicht mit E. alpinum zu verwechseln. E. virgatum Lamk. ist nach
Lamarks Herbariumsexemplaren ein mixtum compositum verschiedenartiger, meist schwer zu
bestimmender Formen, daher nicht weiter zu berücksichtigen.
36
550 Epilobium.
2, Juli, August. An quelligen Orten, rieselnden Gebirgsbächen, Moor- und
Wiesengräben, auch in feuchten Waldhauen in Gebirgsgegenden verbreitet, bis auf das
Vorgebirge gegen 3000‘, stellenweise wohl auch in die Ebene herabsteigend, dem niederen
Hügellande und den von diesem umgebenen Niederungen, wie dem Elbthale, der Prager
Gegend u. S. w. gänzlich fehlend. Ostböhmen: Bergrücken bei Chrudim auf der Hüra
im Waldhaue! St. Katharina bei Policka! Litieer Thal bei Senftenberg! Grulich! Glazer
Schneeberg hinab in das Mohrauthal! Nordböhmen: verbreitet in den Gründen des Vor-
gebirges; im Riesengebirge z. B. im Riesen- und Aupagrunde! Dunkelthal, St. Petersgrund,
noch südlich von Hohenelbe (K. Knaf)! bei Rochlitz (Gottstein)! Isergebirge, z. B. am
Haindorfer Wasserfall (Tausch)! — Bei Lomnie häutig (Poläk)! Berghöhe zwischen Brada
und den Prachower Felsen bei Jiein! Kleinskal (Neum.). Unter dem Jeschken gegen
teichenberg! Niemes! bei Hötlitz, Rollberg, bei Rehwasser! Zwischen der Lausche und
Innocenzidorf (Aschers.)! Kreibitz, Schönlinde gegen den Wolfsberg! Schluckenau! Nix-
dorf (Neum.). Herrenskretschen! Tetschen. (Malin.)! — Sehr häufig auf dem Erzgebirge
un stellenweise auch in die Ebene und das Mittelgebirge herabsteigend, so bei Bilin!
nächst dem Kletschenberge! Teplitz, Eisenberg, Natschung, Petsch! bei Komotau und
Michanie in der Ebene! Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann)!
Franzensbad: Steckermühle (Bracht)! — Mittelböhmen: Bei Rakonitz in Waldschlägen des
Hannaer Reviers! am Rakonitzer Bache gegen Bürglitz zu! Koufimecer Revier im Berounthale!
Verbreitet in der Gegend von Zbirov, Horovie, Pfibram, Rokycan: Kamenny Ujezd bei
Rokyean! Zbirov, Cerhovic, Padrtbach, Obeenicer Revier bei Pfibram! Krälovka hei Volesnä,
Ple$ivyee bei Jinee! In diesen Bezirk fällt noch ein einziger Standort der Prager Gegend:
Davle in einem Rinnsale am felsigen Abhange! — Böhmerwald und Vorgebirge: St.
Thomagebirge, Hohenfurth (Purkyne)! Rosenberg, Schlumitz bei Ottau, Lagau, Krumau:
bei Cerpie, am Blansker, Adolfsthal, zwischen Krems und Hammeln! Auch in der Wittingauer
Ebene am Steindamme des Teiches Svet bei Wittingau! und um Chlumee mehrfach!
Borkovice bei Veseli!
10. E. alpinum L. Ausläufer dünn oder fast von Stengeldieke, beblättert. Stengel
aufsteigend, einfach, an der Spitze nickend, armblüthig (I—4blüthig), nur unterwärts auf
den Blattspuren oder auch oberwärts feinflaumig. Blattspuren mehr oder minder erhaben,
meist vereinigt oder nur die obersten minder deutlichen getrennt. Blätter kürzer oder
länger gestielt, verkehrteiförmig, gerundet stumpf, oder meistens die oberen länglich,
ganzrandig oder kaum merklich gezähnelt.
Stengel {—6' hoch. Blätter matt- und hellgrün, etwas dicklich. Blumenblätter klein,
rosa-purpurn. Kapseln sehr kurz, noch kürzer als bei vorigem.
a) anagallidifolium (Lamk sp.) (E. alpinum Tausch!). Stengel 1—3‘ hoch, zart
und fein, 1—2blüthig, selten bis 4blüthig, nur auf den Blattspuren feinflaumig, sonst nebst
Blüthenstielen und Kelchen kahl. Blätter fast alle gegenständig, verkehrteiförmig oder verkehrt-
eilänglich, spatelig, in einen ziemlich langen (1'/, langen) Stiel zugeschweift. Fruchtknoten und
Kapseln kahl oder mit sehr spärlichen abstehenden Drüsenhärchen. Ausläufer fast von Stengels-
dicke, mit nach oben vergrösserten Blättern, lange mit dem Mutterstengel zusammenhängend.
b) nutans (Tausch sp.!). Stengel 3—6° hoch, oberwärts ringsum nebst Blüthenstielen
und Kelchen feinflaumig. Fruchtknoten dicht weissflaumig, Kapsel zerstreut behaart mit ver-
steekten Drüsenhärchen. — In der Regel sind auch die Blätter kurzgestielt, nur die unteren
segenständig und verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich, die übrigen (meist) abwechselnd,
lünglich, in ein sehr kurzes Stielchen verschmälert. Auch sind die Ausläufer dünn, fädlich, meist
nur mit kleinen Blättchen, vom Mutterstengel bald sich trennend. —— Allein an einer selteneren,
nur 3° hohen var. £. intermedium sind die Läufer ganz wie bei a), die Blätter bis zur Stengel-
mitte und darüber länger gestielt und gegenständig, nur die oberen abwechselnd und kurzgestielt
aber doch verkehrteilänglich. — Das ursprüngliche E. nutans Schmidt „capsulis glabris“ scheint
eher zu a) zu gehören.
2 Juli, August. Auf quelligen moorigen Stellen der Gränzgebirge, zwischen
2500—4000', im Erzgebirge noch tiefer hinabgehend. a) Sehr selten, im Riesengebirge
nur in der Kl.-Schneegrube (Tausch, Kablik)! im Böhmerwalde auf der Seewand des
Deschenizer Sees (Purkyne)! auch am Arber (Purkyne). — b) Glazer Schneeberg (Rybieka)!
u
Epilobium. 551
Im Riesengebirge häufig, z. B.: Klausengrund! Aupagrund (Wimmer)! Weisse Wiese
(Tausch)! Brunnenberg, kl. Teich, kl. Sturmhaube (K. Knaf)! Elbequellen (Gottstein)!
Erzgebirge: Spitzberg bei Schönwald (Garcke), Petsch (Kuaf)! Pressnitz (Roth)! Gottes-
gab (F. Schmidt, Fischer, Reiss), so am sächsischen Fichtelberge (Weicker)! Am Kubani
4200° (Müncke) und wohl auch anderwärts im Böhmerwalde. ß) Im Riesengebirge am
Elbufer nahe den Quellen (K. Knaf)!
£) Blattspuren nicht erhaben, nur durch eine Haarlinie bezeichnet. fi
11. E. palustre L. Ausläufer fudenförmig, mit sehr kleinen, oft schuppen-
förmigen Blättchen, im Herbste eine eiförmige, etwas fleischige Endknospe bildend.
Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder ästig, stielrund, flaumig oder unterwärts
kahl. Blätter breitlanzettlich bis lineal-lanzettlich, zur Spitze allmälig verschmälert,
stumpflich, ganzrandig oder sehr schwach gezähnelt, am Rande umgerollt, mit
keilförmig verschmälerter Basis sitzend oder kurzgestielt; die oberen abwechselnd.
Kapseln dicht feinflaumig.
!/, bis über 2’ hoch. Blätter in der Breite und Grösse veränderlich, mattgrün, nicht
glänzend, unterseits blassgrün; Seitenadern unter spitzem Winkel abgehend und gerade langhin
verlaufend. Die Ausläufer bilden sich schon im Sommer zahlreich, sie sterben ab, wenn die
zwiebelartige Endknospe im Spätherbst sich bewurzelt. Eine grosse Form mit breiten, länglich-
lanzettlichen, schwach sezähnelten (nicht ganzrandigen) Blättern ist E. Schmidtianum Rostkov
icon fl. sed. (#). Blumenblätter klein, rosa, selten weiss.
2, Juli, August, Auf Sumpfwiesen, sumpfigen, quelligen Waldstellen, Torfmooren,
in nassen Gräben des höheren kühleren Hügellandes und Gebirges, in den Gränzgebirgen
bis gegen 3000’, auch in feuchten, wasser» und moorreichen Ebenen, so in den EIb-
gegenden bei Chlumec, Pardubic, Podebrad, in der Budweis-Wittingauer Ebene, unter
dem Erzgebirge u. s, w., sehr verbreitet und häufig, nur im warmen trockenen Hügel-
lande, wie bei Leitmeritz, Prag selten oder fehlend. Bei Prag: Nusle, Kaiserwiese,
Cibulka, Kuchaf, Unhost u. a. ß) Feuchte Gebüsche bei Jiein (Pospfchal)! Riesenge-
birge (Tausch) !
d) Der Wurzelstock treibt unterirdische Auslänfer mit dicklichen, eirundlichen,
sitzenden Niederblättern.
12. E. alsinefolium Vill. (E., origanifolium Lamk , E. alpestre Schmidt). Stengel
aus kriechender Basis aufsteigend oder aufrecht, einfach, stielrund, kahl, bloss auf den
oft nur schwachen Blattspuren meist etwas flaumig. Blätter eiförmig oder eilanzettlich,
geschweift-gezähnelt, sehr kurz gestielt, kahl. Kelche und Kapseln kahl, nur mit sehr
zerstreuten abstehenden Drüsenhaaren.
5—10“ hoch, im Verhältniss zur Höhe ziemlich robust, Ausläufer bräunlich gelb oder
weisslich. Blätter dicklich, etwas fettglänzend. Blumen hellpurpurn, so gross wie bei E. montanum.
2 Juli, August. An Bächen, Quellen der Kämme und Gründe des Riesenge-
birges, zwischen 2500°—4000, bis z. B. Spindelmühle, Dunkelthal herab allgemein ver-
breitet, eine wahre Zierde desselben. j
Bastarte.
= E. Knafi m. (E. parviflorum % roseum ?). Stengel stielrund, mit sehr
schwach angedeuteten, nicht erhabenen Blattspuren, vuthenförmig ästig, ziemlich an-
gedrückt kurzflaumig. Blätter länglich, obere länglich-lanzettlich oder eilanzettlich,
spitz, geschweift kleingesägt, alle mässig gestielt. Narbe breit, kurz, 4lappig, Lappen
aufrecht. Kapseln mit locker abstehenden drüsentragenden Haaren.
Stengel 1—2'/,‘ hoch. Blattstiel au 3 lang. Blumenblätter klein, rosa. Die böhmische
Pflanze stimmt gut mit der von Hausknecht ausgegebenen thüringer überein, die von Josefstadt
hat schmälere, mehr lanzettliche Blätter. Blattzähne weit kleiner als bei E. roseum, aber grösser
als bei E. parviflorum, die Blattstiele viel länger, die Behaarung weit kürzer, minder abstehend
als bei letzterem.
36*
552 Circaea,
% Juli—September. Unter der Schwojka bei B. Leipa am Bache (1864!), auf
die Nachbararten wurde leider nicht Bedacht genommen. Bei Josefstadt (Knaf)!
= E. aggıegatum Celak. Sitzungsb. d. k. böhm. Ges. d. Wissensch. 1873.
(E. montanum X virgatum). Triebe des Wurzelstocks horizontal, aber kurz, etwas
fleischig, mit kleinen unentwickelten Blättern. Stengel aufrecht, mehrere am Grunde
karz verkettet, meist ästig, mit ziemlich aufrechten Aesten; Blatispuren sehr fein,
nur an den mittleren Internodien, oft nur unvollständig, nicht tief herablaufend, häufig
nur auf einer Seite der Blattbasis, öfter vereinigt. Blätter länglich bis eilänglich-lan-
zettlich, ungleich gezähnelt, in einen breiten, kurzen Blattstiel zugeschweift. Narbe
4lappig, Lappen etwas unregelmässig, nicht umgerollt, aufrecht abstehend, unter-
wärts etwas verwachsen. Kapsel mit gewölbten Kanten, auf den Seiten mit ziemlich
tiefen, aber breiten, stumpfwinkeligen Rinnen.
b) minus (E. collinum X virgatum), niedriger, nur ®/,‘ hoch, Blätter derber, kleiner,
graulichgrün.
Hält in allen Stücken sehr schön die Mitte beider Aeltern. Stengel bis 3° hoch, Triebe
und deren Blätter aussen geröthet (genau in der Mitte zwischen den kurzen fleischigen Knospen
des E. montanum, und den verlängerten, fast farblosen Läufern des E. virgatum). Die vereinigte
Blattspur kurz, an den unteren Stengelgliedern durch schief abwärts gehende Blattbasen gebildet
(bei E. montanum stossen sie horizontal zusammen). Behaarung dichter als bei E. virgatum,
minder dicht und fein als bei E. montanum, Blattsubstanz minder dünn als bei E. virgatum,
dessen Blattstiele minder deutlich. Blumen rosa-purpurn, doppelt grösser als bei virgatum, so
gross wie bei montanum. Von den Staubgefässen meist nur 2—3 mit entwickelten Staubkolben.
Samen nur theilweise ausgebildet.
2L Juli, August. An feuchten Stellen, Mvorgräben, in der Nähe der Aeltern.
Im Erzgebirge bei Petsch oberhalb Komotau: an einer Mauer und am Rinnsal des
Platzes im Dorfe selbst, dann hin und wieder im Gebirgsthale hinter dem Bösen Loch
(1572)! Im Aupagrunde des Riesengebirges oberhalb Petzkretscham (1873)! — b) In
Strassengräben bei Petsch mit E. virgatum und collinum!
Anmerkung. Eine ähnliche, noch zweifelhafte Form (vielleicht E. montanum X tetra-
gonum ?) sammelte A. Mayer zwischen Schüttenitz und Skalitz, wo aber nurE. tetragonum, nicht
virgatum vorkommt.
= E. brachiatum Celak. 1. c. (E. roseum X virgatum). Stengel aus kriechen-
dem, holzigem Grunde aufsteigend, am Grunde beblätterte und bewurzelte Läufer trei-
bend, vom Grund an armförmig-ästig, mit deutlich erhabenen, zusammenfliessenden, im
oberen Stengeltheile getrennten Blattspuren, zerstreut flaumhaarig. Blätter meist ab-
wechselnd, länglich-lanzettlich, spitz, geschweift-drüsiggezähnelt, alle in einen mässig
langen Blattstiel zugeschweift oder verschmälert. Kapseln anliegend feinflaumig und
mit abstehenden Drüsenbärchen. t
2—3‘ hoch. Blumenblätter rosa-purpurn. Dem E. virgatum ähnlich,- auch graulich
dunkelgrün, durch den 2--3 langen Blattstiel sofort zu unterscheiden. Blattzähne sröber als
bei E. virgatum, aber doch kleiner und bedeutend entfernter als bei E. roseum. Die aus zweierlei
llaaren gemischte Bekleidung der Fruchtknoten ebenfalls dem Bastart entsprechend.
2, Juli, August. Im Dorfe Petsch im Erzgebirge, am Rinnsale des Angers unter
den Aeltern, nur in einem Exemplare (1872)!
Anmerkung. Eine andere muthmassliche Bastartform von Petsch (vielleicht E. palustre
virgatum) ist mir noch zweifelhaft. Winkler’s angebliche Bastarte mit E. virgatum sind meistens
un diess letztere selber, theilweise aber nach Herbarexemplaren nicht sicher zu deuten. E. pa-
lustri-hirsutum Rehb., nach Reuss’ Skizze von Prof. Reuss im Debrethal bei Bilin unter den
Stammarten gefunden, ist mir unbekannt.
3. Circaea L. Hexenkraut.
a) Deckblätter der Traube ganz verkümmert.
1. €. lutetiana L. Wurzeistock derb, holzig, gegen den Stengel kaum verdickt,
langgliedrig, ohne Spur der früh verwesenden Niederblätter, mit anliegender Oberhaut,
Circaea. 553
schnurförmige Läufer treibend. Stengel Haumig oder unten kahl, oberwärts und auf der
Traubenspindel drüsenhaarig. Blätter eiförmig, zugespitzt, am Grunde gestutzt oder schr
schwach herzförmig, geschweift-gezähnelt. Stielförmiger Theil der Kelehröhre länger als
der Fruchtknoten. Blumenblätter so lang oder fast so lang als der Kelchsaum, kaum
genagelt, mit gespreizten, stumpfen Lappen. Narbe 2lappig. Fruchtknoten und Frucht
bürnförmig, gleichseitig, mit 2 gleichen I1samigen Fächern, weichstachelig; . Weich-
stacheln steif, am Ende kurzhackig-gekrümmt, ziemlich locker stehend oder fast fehlend.
!,—2’ hoch, aufrecht, einfach oder ästig. Blätter trübgrün. Wie bei den folgenden sind
die Spaltöfftnungen auf den Blättern strichelförmig, die Traube später sehr verlängert und locker,
nebst der endständigen meist noch seitliche aus den oberen Blattachseln, die Fruchtstiele wag-
recht oder herabgeschlagen, die Blumen weiss oder röthlich, Kelchzipfel meist purpurn über-
laufen. Frucht doppelt grösser als bei der folgenden. Var. «) alabrescens, Stengel angedrückt
feinflaumig, unterwärts meist kahl, und £) mollis, Stengel abstehend weichhaarig. }
2. Juni—August. In feuchten, schattigen Auwäldern und Gebüschen, im Hügel-
lande und der Ebene verbreitet, obwohl zerstreut, seltener in gebirgigeren Gegenden,
doch selten über 1200’ beobachtet. Bei Prag (einzige Art) nicht häufig: Hetzinsel!
Baumgarten (Opiz)! Scharka (Rohrer)! St. Prokop, Karlstein, Tetfn! Vüzniee bei Neu-
hütten (Feistm.). Häufig in den östlichen Elbauen und dem angränzenden Hügelterrain:
Stefansüberfuhr, Lobkovic, Brandeis, Liblie bei Podebrad, zwischen Podebrad und Gross-
Wosek sehr häufig, Chlumec! Franzdorf bei Kuttenberg! — Schwarz-Kostelee (Tutek) !
Cäslau: Tupadler Fasanerie (Opiz), Wälder um Podol und Se& (Opiz)? Sruby bei
Chotzen im Fichtenwalde! Brandeis a. Adler, B. Trübau, Leitomysl im Nedosiner Park!
Neuköniggrätzer und Kuklener Wald bei Könisgrätz (Uenek)! Koneechlum . bei Jiein
(Kablik)! Adersbacher Felsen (quidam)! Gross-Skal! Kleinskal (Neum.). Mukatover
Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Neuberg bei Jungbunzlau (Himmer)! Reichenberg
(Siegmund)! B. Aicha (Wiese)! Rollberg (Schauta)! Limberg bei Gabel! B. Kamnitz im
Walde gegen die böhm. Schweiz, unter dem Rosenberg an der Strasse nach Kreibiz !
Schluckenau (Karl). Georgswalde, Nixdorf (Neumann)! Tetschen, am Bolzenbache (Ma-
linsky)! Leitmeritz: im Walde oberhalb Skalic! bei T&chobusice am Fahrwege (Mayer).
Elbauen bei Roudnie (Reuss). Mseno bei Budin (Knaf)! — Am Erzgebirge selten:
Osseg (Thiel)! Brüx (Eichler). Petsch im Gebirge 2000’ (Knaf)! Schlackenwerth im
Schlossgarten (Reiss)! Merkovka wei Rakonitz (Kreje), Kourimecer Revier bei Bürglitz
unweit des Försterhauses! Plackov bei Bürglitz (Gintl)! Südböhmen: Fürstenmühle bei
Budweis (Mardetschläger, Jechl)!
b) Blüthenstiele der lockeren Traube von borstlichen Deckblättehen gestützt.
2. C. intermedia Ehrh. (C. alpina ß. intermedia Pohl, Tausch!). Wurzelstock
aus dem fädlichen verdickt, fleischig, gestreckt, langgliedrig, nebst der Stengelbasis fäd-
liche Ausläufer treibend, mit bleibenden Schuppenblättern ; äussere Haut der Internodien
sich nur stellenweise unvollkommen blasig abhebend. Stengel kahl, oberwärts nebst der
Traubenspindel drüsig-flaumig,. Blätter herzeiförmig, selten eiförmig, zugespitzt, ge-
schweift-gezähnt. Stielförmiger Theil der Kelchröhre etwas kürzer als der Frucht-
knoten. Blumenblätter so lang als der Kelchsaum, kaum merklich genagelt, mit ge-
. rundeten, stumpfen Lappen. Narbe 2lappig. Fruchtknoten und Frucht fast gleich-
seitig, birnförmig, 2fächerig, ein Fach ausgebildet, 1samig, das andere kleiner mit
mehr weniger verkümmertem Eichen, zusammengedrückt; Weichstacheln sehr weich,
zart, sanft gekrümmt, dicht, wirr, so lang und länger als der Querdurchmesser des
grösseren Fruchtfaches.
Yy,—5/,' hoch, meist ästig, stärker als folgende; Blätter grösser, matter, bleicher erün,
minder zart. Früchtcehen meist abfällie.
2, Juli, August. In feuchten, schattigen Bergwäldern, besonders an Bächen und
an quelligen Stellen, zwischen Steinen im Gebüsch, in gebirgigeren Gegenden und im
Vorgebirge gegen 3000’ hoch, verbreitet, häufig mit C. alpina, aber kaum irgendwo mit
C. lutetiana, Ostböhmen: Berg Woheb bei Se“, bei Seelau (Opiz), B. Trübau auf dem
554 Trapa.
Bergrücken bei Schirmdorf, bei Leitomysl, Landskron im Olbendorfer Grunde! — Nord-
Böhmen. Riesengebirge: Mooshübel und Weissbach bei Hohenelbe (K. Knaf)! Waldregion
des Krkonos unterhalb der Schüsselbauden! Rochlitz (Gottstein)! Bei Lomnice auf Berg
Täbor (Poläk)! Mukarover Wälder bei Münchengrätz (Sekera), Kleinskal (Neum.). Kratzau
(Schroft) ; B. Aicha (Wiese)! Rollberg (Schauta)! Kosel bei Leipa! Kaltenberg und Rosen-
berg bei B. Kamnitz! Nixdorf (Dittrich)! Georgswalde (Neum.). — Verbreitet am Fusse
und in den Gründen des Erzgebirges: bei Teplitz [Geiersburg]! Osseg, Eisenberg, Rothen-
haus, Komotau (besonders im Grundthal)! Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad
(Ortm., Knoll)! Petschau (Weitenw.). Königswarter Kaiserwald bei Marienbad (Konrad).
— Skrej (Kreje.)? Brdy-Gebirge: bei Pfibram im Obecnicer Revier, am Padrtbach bei
Strasic, Volesnä! Thiergarten bei Brezina (Sternberg)! Ruine ‘Choustnik tabor. kr.
(Berchtold), Böhmerwald (Göppert), bei Ronsberg (Hocke)! Krumau (Jungbauer). In der
Wittingauer Ebene bei Chlumec am Stankauer Teiche!
3. C. alpina L. Wurzelstock ziemlich kurz und kurzgliedrig, knollig verdickt,
fleischig, mit bleibenden Schuppenblättern, fädliche Läufer treibend; äussere Haut seiner
Internodien vom inneren verschrumpften Pareuchym blasig abgehoben. Stengel oberwärts
fein drüsig, in der Traubenspindel mit spärlichen, fast sitzenden Drüsen. Blätter herz-
förmig, geschweift-gezähnt. Stielfürmiger Theil der Kelchröhre !/, so lang als der
Fruchtknoten. Blumenblätter kürzer als der Kelchsaum, mit längerem Nagel und spite-
lichen Lappen. Narbe ausgerandet. Fruchtknoten und Frucht vollkommen einfächerig,
ungleichseitig keulenförmig, weichstachelig; Weichstacheln ziemlich locker, am Ende
nur kurz gekrümmt, viel kürzer als der Querdurchmesser des Fruchtfaches.
2—6‘ hoch, aufrecht, meist einfach, kleiner, zarter als vorige. Blätter bleich sattgrün,
fettglänzend, zart und dünn, mit durchschimmernden Nerven. Kelchblätter wagrecht abstehend,
weiss. Früchtchen oft fehlschlagend, vor der Reife häufig abfallend.
2 Juli, August, etwas früher verblüht als vorige. In schattigen Bergwäldern
in Modererde, auf modernden Baumstrünken, an Bächen der Gebirgsregion von 1000—
3000‘ ziemlich verbreitet. Ostböhmen: Wälder bei Schwarz-Kostelee (Tutek)! Chotzen
Abhang an Adle:flusse! B. Trübau im Herrenwalde (Rybitka), Landskron: Buchwald im
Olberndorfer Grunde! — Nordböhmen. Im Riesengebirge: in der Waldregion des Krkonos!
bei Marschendorf (Opiz). Worli Wald bei Münchengrätz (Sekera)! Rollberg (Schauta,
Lorins.)! Kleiss bei Haida (Neum.). Schlossberg b. B. Kamniz (Zizelsb.)! Kaltenberg,
Rosenberg! Bozenberg bei Schluckenau (Karl). Mittelgrund bei Tetschen! — Im höheren
Erzgebirge hin und wieder: Osseg, Niklasberg, Göhrn, Teltschgrund (Reuss), hohe Leite
bei Petsch ! Spitzberg bei Gottesgab, Grasberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Ploben bei
Karlsbad, bei Gabhorn (Ortm.), Duppauer Gebirge: Schlucht unter dem Oedschlossberg!
Podhorn bei Tepl (Sternberg)! — Böhmerwald: Ronsberg (Hocke)! Seewand (Purkyn®) !
am Arber mit Epilobium alpinum (Purkyn&)! Rachel (Sternberg). Vogelberg des Kubani
2300° (Müncke). Berg Kum bei Andreasberg, Au nördlich vom Langenbrucker Teich
(Jungb.). Wittinghausen bei Friedberg, Schöninger (Mardetschl.)! Hochwaldberg bei Gratzen
gegeu 3000°! In der Wittingauer Ebene auf den Kieferwaldtorfmooren: Rothes Moos
bei Grazen! Schlossrevier bei Wittingau! Neuhaus (Novotny). — Ruine Choustnik bei
Täbor (Bercht.)!
107. Ordnung. Trapaceen E. Meyer.
1. Trapa L. Wassernuss.
1. T. natatis L. Stengel langgliedrig, am Grunde des Wassers kriechend, dann
zur Oberfläche aufsteigeud, an der Spitze eine Blattrosette tragend. Blätter derselben
langgestielt, schwimmend, lederartig, rhombisch, in der vorderen Hälfte ungleich buchtig-
gezähnt, unterseits mit Cförmigen Figuren gezeichnet, auf den Adern zottig; Blattstiele zer-
streut zottig, halbstielrund, über der Mitte mehr weniger bauchig aufgetrieben, später hohl.
Myriophyllum, 555
Blüthen kurzgestielt, blattwinkelständig, ihre Stiele zottig, zur Fru htzeit verlängert und
verdiekt. Früchte meist Ahörnig, mit abstehenden, paarweise ungleich hoch gestellten Hörnern.
Blätter sämmtlich wechselständig, die Blattspreite bald gleichseitig rhombisch, bald quer-
breiter, an den Ecken mehr gerundet und seichter gezähnt. An der kriechenden Axe sind zur
Blüthezeit die Blätter (Niederblätter nach Döil) bereits zerstört, aus ihrer Basis entspringen
meist 2 fiederartig verzweigte Wurzeln, seltener einfache, lange, fädliche Wurzelfasern in Mehr-
zahl. Blumenblätter länger als die Kelchzipfel, weiss. Die Frucht hat eine dünne, saftlose, glatte
Fleischhaut, wird in halber Höhe von einem am Rande der Kelchzipfel (Hörner) verlaufenden
Saume rings umzogen, und geht oberwärts in einen serundet 4kantieen, den abfälligen Griffel
tragenden, von der Ansatzstelle der Blumenblätter und Staubgefässe umgürteten Kegel aus. J. Sv.
Presl beschrieb diese Frucht im Rostlinopis als T. laevis. Der Steinkern, welcher wohl durch-
Verwesung von der Fleischhaut befreit wird, ist oberhalb und unterhalb des Kelchsaumes herippt-
gefurcht, sein Conus oben durchlöchert, seine Hörner gehen in rückwärts 2reihig-stachelige,
pfeilschaftartige, leicht abbrechende Spitzen aus; er ist anfangs gelbbräunlich und färbt sich
wahrscheinlich erst durch das Liegen im Schlamme schwarz. Eine var. platyacantha m. hat
genäherte, nur um !/, der Steinhöhe entfernte, am Grunde stark verbreiterte und abgeplattete,
4mal breitere als dicke Hörner, eine var. stenacantha m. hat um !/, der Steinhöhe von ein-
ander entfernte, schmale, fast halb so dicke als breite Hörner, Samenkern herzförmie, stärkereich,
essbar, Embryo mit nur einem grossen Cotyledon und ohne Hauptwurzel, also ganz monocotylisch
(Hofmeister).
2, Juni— August. In seichten, schlammigen Tümpeln der Flüsse und in Teichen,
nicht häufig. Ov&arer Teich nächst Cirkvie bei Neuhof (Gf. Chotek 1820! Opiz, Tausch!)
uud bei der Skalka bei Cäslau im Teiche gegen die Spatzenmühle (Opiz). Elbtümpel
bei Pardubic! Kostelec a. Adler, Jaromer (Gepelka nach Pohl). Landskron (Erxleben).
Popelteich bei Hirschberg (Praesens 1818, Lorinser)! Teiche der Herrschaft Frauen-
berg (Jungb., Jechl)! Teich Rozkos bei Neuhaus (Schöbl nach Opiz).
108. Ordnung. Holorrhagideen R. Brown part.
1. Myriophyllum L. Tausendblatt.
Frucht in 4 Theilfrüchte zerfallend.
1. M. vertieillatum L. Blätter alle in Quirlen, zu 5—6, kämmig-fiedertheilig,
mit haarförmigen gegenüberstehenden Abschnitten. Blüthenquirle in aufrechte Aehren
zusammengestellt, ihre Deckblätter laubartig, sämmtlich fiedertheilig oder fiederspaltig,
länger oder so lang als die Blüthen.
Kahl. Stengel gabelspaltig-ästie, stielrund, ästig , saftig, zerbrechlich. Blätter etwas
steifer als bei dem folgenden. Biüthendeckblätter meist 2—3mal länger als die Blüthen, seltener
ziemlich ebenso lang als diese, von den Stengelblättern verschieden, fiederspaltig oder die obersten
nur gezähnt (ß. pectinatum Wallr, M. pectinatum DC.), oder mehrmals länger als die Blüthen,
fiedertheilig, den Stengelblättern ähnlich (y. pinnatifidum Wallr.). Durch Abfallen des Wassers
entsteht eine niedrige, sterile oder nur wenige 2 Blüthen tragende Landform mit mehr genäherten
Blattquirlen. Aus dem Wasser ragen allein die Blüthertrauben hervor, unten 2, oben g' Blüthen
tragend, selten zwitterige eingemischt. Blüthen röthlich, Blumenblätter grünlichweiss, bald abfal-
lend. Antheren gelb, verhältnissmässig gross. Ueberwintert durch 'abfällige, zusammengeballte
Achselknospen.
2, Juni—August. In Wassertümpeln, Gräben, an Teichrändern sehr zerstreut,
nicht häufig. Bei Prag sehr selten: ehemals in nicht mehr bestehenden Tümpeln der
Kaiserwiese! in Tümpeln bei Vysodan! Thiergarten bei Sme@no (Jirus)! — Oestliche
Elbniederung: Stefansüberfuhr (Tausch)! Chlumee: Gräben am ehemaligen Rosicer Teiche
(mit y)! Elbgräben bei Elbe-Teinitz! Pardubie: bei Hradist an der Elbe (Opiz)! Her-
manie bei Jarom&r (Knaf y)! — Bei Douba (Reuss), Habstein (mit ß, Tausch)! Leipa:
bei der Karbemühle (Pospfchal)! — Elbe bei Roudnie (Reuss), Herzinsel bei Leitmeritz
(Mayer) Lobositz! Eger bei Bausovie und Pist (Reuss). Triblicer Schlossteich! Tetschen
(Malinsky y)! Bilin in der Rudiay und bei Kutterschiz, Kommern bei Brüx (Reuss).
Karlsbad (Ortmanu), Tepl (Konrad), Franzensbad (Glückselig). — Krumau: Tümpel bei den
556
Wasserwehren an der Strasse nach Rojau (Jungb.)! Budweis: bei Vierhöfen und gegen
Leitnowiz, dann vor Krems! Am Schwarzenberg-Teiche bei Veseli im Moorsümpfe des
Teichrandes (die Landform)!
2. M. spicatum L. Blätter alle in Quirlen, meist zu 4 (auch zu 5—6), kämmig-
fiedertheilig mit haarförmigen gegenüberstehenden Abschnitten. Blüthenquirle in auf-
rechten Aehren. Deckblätter der unteren Q Quirle fiedertheilig und fiederspaltig, die
der oberen und der 5 alle ganzrandig, die oberen kürzer als die Blüthen.
Blattabschnitte noch feiner, weicher als bei vorigem, Blumenblätter röthlich; sonst
wie voriges.
2 Juni— August. Wie das vorige, zerstreut, doch häufiger als jenes. Bei Prag:
Nusle, Kaiserwiese ehedem, Vysocan (Opiz), Mühlarm der Moldau bei Troja, gegenüber
Roztok an der Moldau! Königsaal (Kostel.), Wermefie oberhalb Stechovie an der Moldau
(Nickerl)! Karlstein (Ruda), Tetin in der Beroun! Popovie (Opiz). Bad Sternberg
(Tausch)! Mukarov (Tulek)! — Oestliche Elbe: Lobkovie (Kostel.). Pod&brad (Jirus) !
Chlumec! Kolin, Elbtümpel! Teich Svornost bei Ov&är, Cäslauer Stadtteich, Teich Rozkos
bei Bohdane@ (Opiz), Pardubie, an der Elbe! Königingrätz, Chräst bei Jaromer! Wilden-
schwert in der stillen Adler! Iser bei Benätek (Dödeiek), bei Jungbunzlau! bei München-
grätz (Sekera). Turnau gegen Bad Wartenberg! Hirschberger Teiche (Neum.), Höflizer
Bach (Schauta)! B. Leipa! Elbe bei Bodenbach (Malinsky)! bei Nesterfie! Rudiay bei
Bilin (Prof. Reuss). Tümpel der Launer Wiesen (Knaf). Eger bei Saaz! bei Kaaden
(Thiel). Eger bei Karlsbad selten (Ortm.)! Tepl (Konrad). Horovie (Schlechtendal). — Um
Pisek ziemlich häufig (Dödetek)! Moldau bei Goldenkron (Jungb.), Krumau am Ralsching-
bach! Budweis an der Moldau!
109. Ordnung. Umbelliferen Juss.
I. (Orthospermae). Sameneiweiss auf der Innenseite flach (auf dem Querschnitt
geradlinig) oder doch ziemlich flach (bisweilen gewölbt, selten ein wenig concav).
A. Dolde einfach oder mehrere oft kopflörmige Dolden in eine unvollkommene, von
Laubblättern gestützte und unregelmässig verzweigte Dolde oder Trugdolde mit gestielter (Cen-
tral-) Terminaldolde zusammengesetzt.
1. (Hydrocotyleae.) Dolde traubig, armblüthig. Frucht stark von der Seite
zusammengedrückt, mit 5 einfachen Rippen, unbeschuppt. Blumenblätter an der Spitze nicht oder
nur wenig einwärts gebogen.
1. Hydrocotyle. Kelchrand undeutlich. Früchtehen mit 5 fädlichen Riefen, die Kielriefe
und die 2 seitlichen oft verwischt.
2. (Saniculeae). Dolden schirm- oder kopflörmig, in unvollkommene Dolden
2. Grades zusammengestellt. Frucht stielrundlich, 5rippig oder rippenlos (bei uns mit Stachelu
oder Hohlschuppen bedeckt). Blumenblätter aufrecht, in ein langes, einwärts geknicktes Spitzchen '
ausgehend. Kelchrand 5zähnig.
a) Blüthen zwitterig, in kopflörmigen Dolden, auf einem walzlichen spreublätterigen
Blüthenlager. Kelchzähne blattig, dornspitzig.
2. Eryngium. Frucht verkehrteiförmig, Früchtehen ohne deutliche Riefen, mit spreu-
artigen Schuppen oder Knötchen dicht besetzt.
b) Blüthen zwitterig und g, in behüllten, doldig oder trugdoldig zusammengesetzten
Dolden mit kurzem spreublattlosem Blüthenlager. Kelchzähne blattig, nicht dornig.
3. Sanicula. Dolden kopfförmig. Frucht fast kugelig. Früchtehen ohne Rippen, viel-
striemig, mit hakigen Stacheln bedeckt, ohne Träger sich von einander lösend.
4. Astrantia. Dolden schirmförmig, strahlend. Frucht länglich. Früchtehen mit 5
erhabenen, stumpfen, faltig-gezackten, aufgeblasen-hohlen Rippen, striemenlos,;
ohne deutlichen Träger von einander sich trennend.
957
B. Dolden in regelmässige Dolden 2. Ordnung zusammengestellt. (Dolde aus Döldchen
zusammengesetzt ohne Centraldöldchen, bisweilen Dolde und Döldchen mit einer Centralblüthe.)
a) Früchtehen 5rippig, ohne Nebenrippen (Rippen niemals mit Stacheln oder
Borsten besetzt).
1. (Ammineae). Frucht von den Seiten deutlich zusammengedrückt, am
Rande nie geflügelt.
0) Kelchrand 5zähnig. Hüllchen vorhanden. Blumenblätter verkehrt-herz-
förmig. *)
*) Frucht querbreiter, zusammengedrückt kugelig, fast 2knotig. Blüthen
zwitterig und g'. Hülle fehlend oder nur 1—2blättrig.
5. Cieuta. Rippen stumpf, dieklich, die äussersten randbildend. Thälchen 1striemig,
Fugenfläche 2striemig. Früchtehenträger frei, 2theilig.
**) Frucht eiförmig, fast 2knotig. Blüthen alle zwitterig. Hülle vielblätterig.
6. Sium. Stempelpolster kissenförmig. Rippen fädlich, wulstig, die äussersten rand-
bildend. Thälchen mit 3—2 oberflächlichen Striemen. Träger 2theilig, mit der
Fugenfläche verwachsen oder frei. Eiweiss auf der Fugenfläche flach.
7. Berula. Stempelpolster kurzkeilig. Rippen fädlich, vertieft, die äussersten neben
dem Rande. 'Thälehen mit mehreren, vom Fruchtgehäuse bedeekten Striemen.
Träger 2theilig, mit der Fugenfläche verwachsen. Eiweiss auf der Fugen-
fläche konvex.
*=*) Frucht länglich-walzenförmig, ziemlich schmal. Blüthen zum Theil
männlich. Hülle vielblätterig.
8. Falearia. Rippen fädlich, die äussersten randbildend. Thälchen 1striemig. Früchtehen-
träger 2theilig, frei,
£) Kelchrand undeutlich.
*) Blumenblätter verkehrtherzförmig, mit eingeschlasenem Endläppchen,
weiss oder rosa. — DBlüthen zwitterig und Z. Hülle und Hüllchen fehlend oder nur aus 1-3
borstlichen Blättchen bestehend. Blätter fiederschnittig oder fiederspaltig.
7) Früchtchen mit einem schmalen Commissuralstreifen der Innen-
fläche zusammengehefitet; Seitenriefen von der Commissur entfernt. Stempelkissen 2theilig, jeder
Schenkel allmälig in den Griffel verschmälert. Früchtchenträger an der Spitze 2spaltig.
9. Aegopodium. Frucht länglich-eiförmig, mit dünnen fädlichen Riefen. Thälchen und
Berührungsfläche striemenlos. Sameneiweiss stielrund, von der Samenhaut umhüllt.
10. Carum. Frucht länglich-eiförmig, mit dick wulstigen Rippen. Thälchen von einer
grossen Strieme fast ganz ausgefüllt. Berührungsfläche 2striemig. Sameneiweis
stumpf 5kantig mit geschweiften Flächen, nackt. **)
*), D. h. mit eingeschlagenem Endläppchen und im Buge mehr weniger tief herz-
förmig ausgerandet.
**) D, h. die Samenhaut wird in der reifenden Frucht frühzeitig resorbirt. Diese merk-
würdige Aufsaugune, die bisher übersehen zu sein scheint, wird wahrscheiolich durch die an-
liegende Fruchtschale und nicht durch den Eiweisskörper bewirkt; denn bei Aegopodium, wo
sie nicht bis zur Zerstörung der ganzen Samenhaut fortschreitet, sieht letztere äusserlich rauh,
wie angefressen aus, es beginnt also die Resorption von aussen. Die aufgesaugten Stoffe scheinen
von der Fruchtschale zur Bereitung des ätherischen Oeles verwendet zu werden, daher die Re-
sorption bei Aegepodium, welche keine Kanäle (aber doch ölhaltige Zellgewebstreifen) besitzt,
nieht weit fortschreitet, dagegen bei Carum mit je einem gressen und bei Pimpinella mit meist
3 kleineren Oelgängen die Samenhaut bis auf eine innere das Gefässbündel der Raphe enthaltende
Parthie ganz aufgezehrt wird. Der Same lässt sich aus dem halbirten, vollkommen ausgebildeten,
aber noch frischen grünen Früchtehen von Aegopodium nur durch stärkeren Druck heraustreiben,
da die Samenhaut der Fruchtschale stark anhaftet, bei Carum und noch mehr bei Pimpinella aber
&eht der nackte, glatte Eiweisskörper ganz leicht herauszudrücken. Ich gebe hier eine genauere
Definition der drei Gattungen, da mir die bisherige von Koch gegebene lediglich nach der
Striemenzahl (siehe z. B. Bupleurum) unzureichend erschien. Ob übrigens Carum und Bunium
generisch zu trennen sind, muss eine bessere Untersuchung frischer Früchte und Samen lehren,
Z—
558
Be — -
fr) Früchtehen mit breiter elliptischer Commissur (der ganzen Be-
rührungsfläche) zusammengeheftet; Seitenriefen an den Rand der Commissur gestellt. Stempel-
kissen breit, nur durch eine seichte Rille getheilt, mit nebeneinander stehenden Grifleln. Früchtchen-
träger bis gegen die Basis 2theilig. k
11. Pimpinella. Frucht breit eiförmig, mit fädlichen Rippen. Thälchen mit 2—4 sehr
feinen Striemen. Sameneiweiss nackt.
**) Blumenblätter eirund, mit eingebogener Spitze oder schmalem Läpp-
chen, weiss oder grünlichweiss.
12. Apium. Frucht rundlich 2knotig, mit fädlichen Riefen. Stempelpolster flach, kissen-
föormig. Thälchen 3—1stiemig, Fruchtchenträger ungetheilt. — Blüthen zwittrig.
Hülle und Hüllchen fehlend.
13. Petroselinum. Frucht eiförmig, fast 2knotig, mit fädlichen Rippen. Stempel-
polster kurz kegelförmig. Thälchen 1striemig. Träger 2theilig. — Blüthen theil-
weise 3. Hüllchen vielblätterig.
***) Blumenblätter rundlich, abgestutzt mit breitem eingerollten Lappen,
gelb. Blüthen zwitterig. Hüllcben 3—mehrblätterig. Blätter ungetheilt, ganzrandig.
14. Bupleurum. Frucht oval oder länglich, mit geflügelten, fädlichen oder undeut-
lichen Rippen. Stempelpolster flach. Thälchen striemenlos oder 1—3striemig.
Früchtchenträger tief 2spaltig.
2.(Seselineae.) Früchte stielrundlich (auf dem Querschnitt ziemlich kreisrund).
«) Kelchrand 5zähnig.
15. Oenanthe. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen verkehrtherzförmig,
ungleich. Frucht länglich-walzlich oder kreiselförmig, von den langen aufrechten
Griffeln gekrönt; Rippen stumpf, die seitlichen randbildenden breiter. Thälchen
einstriemig. Schenkel des Früchtchenträgers mit der Fugenfläche der Früchtchen
verwachsen. Eiweis auf der Fugenseite convex.
16. Seseli. Blumenblätter verkehrteiförmig, durch das eingeschlagene Endläppchen
meist etwas ausgerandet. Fracht oval oder länglich; Rippen dick vorragend,
gekielt oder dickflügelig, die seitlichen randbildenden oft breiter. Thälchen 1- bis
3striemig. Früchtchenträger 2theilig, frei. Eiweiss auf der Fugenseite flach.
£) Kelchrand undeutlich.
*) Hüllchen 3—vielblätterig.
7) Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen, verkehrtherz-
förmig, weiss. Früchtchenträger 2theilig. Eiweiss innen flach. £
17. Aethusa. Blumenblätter ungleich, äussere des Döldchens grösser. Frucht kugelig-
eirund; Riefen dick, scharfgekielt, die randständigen etwas breiter. Thälchen
1striemig; Fugenfläche 2striemig. Fruchtträger frei.
18. Cnidium. DBlumenblätter gleich. Frucht eiförmig. Riefen gleich, fast häutig
schmal-geflügelt. Thälchen einstriemig. Fugenfläche 2striemig. Fruchtträger
nicht abgesondert. E
19. Conioselinum. Blumenblätter ungleich, äussere grösser. Frucht eilänglich. Riefen
geflügelt, Flügel gänzlich häutig, die der randständigen Riefen doppelt breiter.
Thälcben 2—3striemig. Fugenfläche 4— 6striemig.
r) Blumenblätter länglich-verkehrteiförmig, durch ein schmales ein-
geschlagenes Läppchen zuweilen ausgerandet, gelblich.
20. Silaus. Frucht länglich-eiförmig. Riefen gleich, erhaben, geschärft oder geflügelt.
Thälchen (und Fugenfläche) mit mehreren Striemen. Eiweiss innen flach.
**) Hülle und Hüllchen fehlend. Blumenblätter rundlich, abgestutzt, mit
fast 4eckigen Läppchen eingerollt, gelb.
21. Foeniculum. Frucht länglich-eiförmig. Rippen vorspringend, stumpfgekielt, die
randständigen breiter, Thälchen 1—3striemig,
559
3. Früchte vom Rücken der Theilfrüchtchen her zusammengedrückt, rundlich
oder oval, oft ganz platt. Früchtchenträger frei, 2theilig,
\ aa) (Peucedaneae.) Früchtehen mit der ganzen breiten Innenfläche (als
Fugenfläche) aneinander gefügt, daher der Rand nicht klaftend, sondern verdickt oder einfach
tügelig. Frucht oval oder rundlich, linsenförmig oder flach zusammengedrückt.
&) Frucht von einem abgeflachten, glatten Rande umzogen.
*) Blumenblätter gleich, rundlich, abgestutzt, mit fast 4eckigem, ein-
gebogenem Läppehen, gelb. Kelchrand undeutlich oder schwach 5zähnig.
22. Anethum. Riefen gleich weit entfernt, die 3 rückenständigen geschärft-gekielt, die
seitlichen schwächer, mit dem verbreiteten Rande zusammenfliessend, Thälchen
lstriemig; Striemen fädlich, von der Länge des Thälchens.
33. Pastinaca. Rieten sehr dünn, die 2 seitlichen entfernter, von dem verbreiterten
Rande durch eine feine Furche geschieden. Thälchen einstriemig; Striemen fädlich,
von der Länge des Thälchens.
**) Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen verkehrtherzförmig.
24. Heracleum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter meist ungleich, die äusseren der
Döldchen grösser, tief 2spaltig. Rippen ursprünglich kaum angedeutet, nach
vollständigem Austrocknen durch die 5 feinen Gefässbündelstreifen vertreten,
deren 2 seitlichen entfernter, von dem verbreiterten Rande durch eine feine
Furche geschieden. Thälchen 1striemig; Striemen das untere Ende des Thälchens
nicht crreichend, keulenförmig geendigt. Früchtehen lange vor Spaltung des
Randes an den Fugenflächen von einander getrennt.
180)
ou
Peucedanum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter gleich. Rippen ursprünglich
vorhanden, stumpf, breit, öfter durch eine Furche der Länge nach getheilt, die
2 seitlichen flacher, dem verbreiterten Rande anliegend oder in ikn verfliessend.
Thälchen 1—3striemig; Striemen fädlich, durch das ganze Thälchen verlaufend.
Fougenflächen der Früchtchen bis zur vollen Reife verbunden bleibend.
26. Imperatoria. Kelchrand undeutlich. Sonst wie Peucedanum. :
ß) Frucht von einem verdickten, runzelig-knorpeligen Rande umzogen.
27. Tordylium, Kelch 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Läppchen verkehrt-
herzförmig, ungleich, die äusseren der Döldehen grösser, tief 2spaltig. Rippen
sehr fein, kaum bemerkbar, die seitlichen dem verdickten Rande anliegend oder
von ihm verdeckt. Thälchen 1—3striemig.
bb) (Angeliceae.) Früchtchen nur mit einem schmalen Mittelfelde (Fugen-
fläche) der Fugenseite an einander gefügt. Seitenrippen geflügelt, die Flügel zweier Theilfrücht-
chen aneinanderliegend, am Rande klaffend,
«&) Blumenblätter verkehrtherzförmig mit eingebogenem Läppchen, weiss,
28. Selinum. Kelchrand undeutlich. Riefen häutig geflügelt, nicht hohl, die randstän-
digen mit doppelt so breitem Flügel. Thälchen 1striemig, die äusseren oft
2striemig. Fugenfiäche 2— 4striemig.
29. Ostericum. Kelchrand 5zühnig. Riefen des Rückens kielartig, die randständigen
breit geflügelt, alle hohl. Thälchen 1striemig ; Striemen im Fruchtgehäuse verborgen.
Fugenfläche 2striemig.
£) Blumenblätter elliptisch oder lanzettlich, zugespitzt, mit gerader oder
einwärts gekrümmter Spitze, weiss,
30. Archangelica. Kelchrand undeutlich 5zähnig. Blumenblätter elliptisch. Riefen des
Rückens dicklich gekielt, die randständigen schmalgeflügelt; Flügel kaum so
breit als das halbe Früchtchen. Äusseres Fruchtgehäuse von der inueren dem
Samen anhaftenden, reichstriemigen Fruchthaut ringsum abgelöst.
a
560
31. Angelica. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter lanzettlich. Riefen des Rückens
füdlich, erhaben, die randständigen breitgeflügelt; Flügel etwa so breit wie das
Früchtehen. Samen mit dem ganzen Fruchtgehäuse verwachsen. Thälchen 1striemig.
y) Blumenblätter rundlich, nicht ausgerandet, eingerollt, mit kurzem breiten
eingebogenen Läppchen, gelb.
32. Levisticum. Kelchrand undeutlich. Riefen alle geflügelt, die randständigen mit
doppelt so breitem Flügel. Thälchen 1striemig.
b) Früchtehen mit 5 Haupt- und 4 Nebenriefen.*)
1. (Thapsieae.) Frucht vom Rücken zusammengedrückt, Hauptrippen fädlich,
die seitlichen auf die Fugenfläche gerückt, Nebenriefen (bei unserer Gattung alle) geflügelt, stachellos.
33. Laserpitium. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen
verkehrt-herzfürmig, gleich. Nebenrippen sämmtlich geflügelt, Thälchen unter
denselben 1striemig.
2. (Daucineae). Frucht vom Rücken her zusammengedrückt. Tlauptriefen
fädlich, mit Borsten besetzt, die seitlichen auf der Fugenfläche; Nebenrippen stärker vorragend,
mit Stacheln besetzt.
34. Daucus. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppehen ver-
kehrt-herzförmig, die äusseren der Döldchen grösser, halb 2spaltig. Neben-
riefen mit 1—3 Reihen Stacheln besetzt. Thälchen unter ihnen 1striemig.
II. (Campylospermae.) Sameneiweiss auf der Innenseite tief furchig oder mit den
Rändern gleichsam eingerollt, auf dem Querschnitt stark konkav, im Längsschnitt gerade. Dolde
stets regelmässig zusammengesetzt.
1. (Caucalineae.) Frucht von den Seiten etwas zusammengedrückt. Hauptriefen
fädlich, mit Borsten oder Stacheln besetzt, die 2 seitlichen auf der Fugenfläche; Nebenriefen
stachelig oder stachelborstig.
>35. Caucalis. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter mit eingeschlagenem Endläppchen
verkehrtherzförmig, die äusseren der Döldchen grösser, halb 2spaltig. Neben-
riefen mit 1—3 Reihen Stacheln besetzt, hervorragend, durch tiefere Furchen
von einander und den Hauptriefen gesondert; Thälchen unter den Nebenriefen
lstriemig.
36. Torilis. Nebenriefen /lach, niedrig, fast das ganze Thälchen bedeckend, mit
mehreren Stachelreihen, durch sehr seichte und schmale Furchen von einander
und den Hauptriefen gesondert, daher die Früchtehen anscheinend ganz mit
Stacheln besetzt. Eiweiss einwärts gekrümmt. Sonst wie Caucalis.
‚2. (Scandicineae.) Frucht von den Seiten etwas zusammengedrückt. Hauptrippen
erhaben, niedrig oder fehlend. Nebenriefen keine.
a) Frucht ursprünglich rippenlos, oder mit wenig bemerkbaren, sehr niedrigen,
stumpfen, flachen Rippen. Kelchrand undeutlich. Blüthen vielehig.
*) Frucht geschnäbelt.
37. Seandix. Frucht lineal-Jänglich, anfangs undeutlich stumpfberippt, mit das Frucht-
gehäuse an Länge übertreffendem rippenlosem Schnabel. Thälchen ohne oder
mit einem undeutlichen Striemen.
38. Anthriscus. Frucht eiförmig, unberippt, mit gekrümmten Stacheln besetzt, mit
*) Die Riefen der Frucht sind eigentlich die Nerven des mit dem Fruchtknoten ver-
wachsenen Kelches oder die Blattspuren der Kelchtheile, und zwar entsprechen die 10 Haupt-
riefen den Mittelnerven und vereinigten Randnerven (Blattrücken- und vereinigten Blattrand-
spuren) der Kelchtheile, die selteneren Nebenriefen aber den Seitennerven der Kelchtheile. Da
bei der Spaltung der Frucht eine Hälfte (nicht ganz vollständig) 3 Kelchzähne, die andere reichlich
2 Kelchtheile mitnimmt, so sind auf der 2zähnigen Hälfte die 4 Seitennerven, auf der 3rähnigen
aber die 2 Seitennerven des Mittelzahnes ‚und je ein innerer Seitennerv der Seitenzähne als
Nebenriefen entwickelt, während die 2 randständigen Seitennerven der 2 Seitenzähne in den
Rand der Spaltfläche fallen,
Hydrocotyle, ; 561
bedeutend kürzerem, 5rippigem Schnabel. Thälehen Striemenlos. Griffel sehr kurz,
Narben daher fast sitzend.
39. Cerefolium, Frucht länglich oder lineal-länglich, unberippt, glatt, stachelborstig
oder feinknotig, mit wenigstens um die Hälfte kürzerem, 5rippiyem Schnabel.
Thälchen striemenlos. Griffel verlängert (länger als das Griffelpolster).
**) Frucht ungeschnäbelt.
40. Chaerophyllum. Frucht länglich oder lineal-länglich, ursprünglich rippenlos, aber
zuletzt durch Zusammensinken der Thälchen beim Austrocknen unecht-berippt,
mit sehr flachen, stumpfen Rippen. Thälchen 1striemig. Griffel verlängert.
b) Frucht ungeschnäbelt mit ursprünglich vorragenden, gekice!ten oder geschärften
Rippen. Blüthen vielehig.
«) Fruchtrippen hohl.
41. Myrrhis, Kelchrand undeutlich. Blumenblätter mit einwärtsgebogenem Läppchen
verkehrtherzförmig. Frucht lävglich. Rippen geschärft, in der Höhlung auf der
inneren Fruchthaut ohne innere Rippe. Striemen fehlend.
42, Pleurospermum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter verkehrteirund, nicht ausge-
randet. Frucht eiförmig. Riefen fiügelartig, jede in ihrer Höhlung eine kleinere,
der inneren dem Samen anhaftenden Fruchthaut aufsitzende Riefe einschliessend.
Thälchen in der inneren Fruchthaut 1—2striemig,
£) Fruchtrippen solid.
43, Meum. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter elliptisch oder eiförmig, spitz, mit der
Spitze eingerollt. Frucht länglich-eiförmig, Rippen geschärft. Thälechen mit 3—4
Striemen. Eiweiss oft nur schwach vertieft und in der Mitte wieder hervorgetrieben.
e) Frucht ungeschnäbelt, mit vorragenden, soliden, wellig-gekerbten Rippen.
Blüthen zwitterig.
44. Conium. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter verkehrtherzförmig. Frucht eiförmig.
Thälchen striemenlos, sehr fein gestreift.
III. (Coelospermae.) Sameneiweiss auf der Innenseite fast halbkugelig ausgehöhlt (im
Längs- und Querschnitt concav). Dolden regelmässig zusammengesetzt.
45. Coriandrum. Kelchrand 5zähnig. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, die äusseren
der Döldchen grösser, tief 2spaltig. Frucht kugelig. Hauptriefen flach, schlängelig,
die 2 seitlichen vor den Rand gestellt; Nebenriefen stärker vorragend, gekielt.
Thälchen striemenlos. Früchtchenträger halb 2spaltig, mit der 2striemigen Fugen-
fläche verwachsen.
46. Bifora. Kelchrand undeutlich. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, öfter die äusseren
grösser, 2spaltig. Frucht 2knotig, aus 2 fast kugeligen, fein runzeligen Früchtchen
gebildet. Hauptriefen eingedrückt rillenförmig, die 2 seitlichen halbkreisförmig,
vor den Rand gestellt. Nebenriefen und Striemen keine. Früchtchenträger 2theilig,
mit der von 2 Löchern durchbohrten Fugenfläche verwachsen.
1. Hydrocotyle L. Wassernabel.
1. H. vulgaris L. Stengel kriechend, langgliedrig, beblättert, an den Gelenken
wurzelnd. Blätter gestielt, kreisrund, schildförmig, lappig-zgekerbt; Blattstiele am Grunde
mit 2 häutigen, rundlichen Nebenblättern. Blüthenstand gestielt, traubig, armblüthig, viel
kürzer als der Blattstiel; Blüthen zu 2—3 quirlig-genähert, kurzgestielt.
Stengel 2—8° lang, Blüthenzweig kaum 1” hoch, am Grunde mit einem Laubblatt,
einfach, oder aus der Laubblattachsel sympodienartig noch 1 bis 2 weitere ähnliche Blüthen-
zweige höherer Ordnung treibend (siehe Bucherau Bot. Ztg. 1866). Blumenblätter winzig, weisslich,
öfter röthlich überlaufen.
2 Juli, August. Auf Moorwiesen, moorigen Teichrändern, feuchten Waldstellen,
-
562 E Fryngeium. Sanienla,
in Erlbrüchen, stets in moorigem Boden niederer Gegenden, sehr zerstreut, jedoch sehr
gesellig. Am häufigsten im Norden und Nordosten: bei Königingrätz im Erlbruche am Rande
des Neukönigingrätzer Waldes! und am Malschovitzer Teich (Reichel)! gegen Opatovie
(Sekera). Um Bohdanet häufig! Bei Chlumec am sumpfigen Waldrande gegen Wchynie,
spärlich! Neuschlosser Teich bei Habstein (Tausch, Kablik, Reuss) ! Höllengrund (Watzel) !
Cistaj bei Niemes (Schauta)! Schliessnig bei Böhm. Leipa! und Kühnast (Pospichal) !
— Erzgebirgsstrich: Kommerer Seewiesen häufig! Bild bei Karlsbad (Ascherson), —
Siidböhmen: Bei Veseli am Schwarzenberg-Teiche und bei ZalSf auf den Moorwiesen und
Waldtorfmooren häufig, auch vor Borkovic um einen ringsversumpften kleinen Hain!
2. Eryngium L. Mannstreu.
1. E. campestre L. Blätter starr, stechend, netzaderig, 3zähliy doppelt füeder-
spaltig, dornig-gezähnt, die unteren gestielt, die oberen mit dornig-gezähnten Ohrchen
stengelumfassend, die obersten nur 3—Öspaltig Hüllblätter dornspitzig, länger als die
rundlichen Köpfchen. Spreublättchen pfriemlich-lineal, ganz. Kelchlänger als die Blumenkrone,
Kahl. Stengel sehr ästig, einen rundlichen Busch bildend, ’/,—2’ hoch, sammt den
Köpfchen apfelgrün, Blumen weiss, graulichgrün überlaufen.
2 Juli, August. Auf trockenen Grasplätzen, Triften, dürren Hügeln, Feldrainen
und an Wegen, im wärmeren, ebenen nnd hügeligen Theile Nord- und Mittelböhmens
verbreitet und häufig. Im östlichen Elbgebiet um Podebrad, bei Kolin, Cäslau, Elbe-
Teinitz, nordwärts bis gegen Jitin, Jungbunzlau, Bösig (nicht mehr bei Niemes nach
Schauta). Verbreitet in der westlichen Elbgegend von Melnik, Wegstädtel, Gastorf,
Roudnie, Auscha, Leitmeritz, Lobcositz, Aussig bis gegen Tetschen; bei Teplitz bis an
den Fuss des Erzgebirges. Um Komotau fast fehlend, nur gegen Eidlitz, Schössl und
weiterhin gegen Loun; um Loun massenhaft! Meronic! Thal von Horatic, Vysotan, Saaz,
Miecholup, Sele, Schönhof, Puschwitz, Lubenz; zwischen Kaaden und Klösterle. Fehlt
bereits der Karlsbader Gegend. — Kounoyä! Bei Rakonitz bereits sehr selten: west-
lich von St. Aegidi (Kreje). Gemein in der Prager Gegend; südwärts noch an der
Säzava bei Cercan; südlich der Beroun von Ridkä, Mni$ek, Dobiis, Hofovic; nicht mehr
bei Pribram; dagegen vom Berounthale her noch bei Radnic (Sternberg). — Strakonic
(Mardetschläger).
Anmerkung. E. planum L., mit ungetheilten, herzförmig-ovalen unteren Blättern und
amethystblau überlaufenem oberen Theile der ganzen Pflanze, scheint Koch nur durch ein Ver-
sehen in Böhmen angegeben zu haben; weder die Flora techiea noch Tausch’s Herbarium ent-
halten diese Art, auch ist mir sonst kein Standort bekannt geworden. Nur einmal fand ich im
Mileschauer Gartenpark 1 Exemplar, offenbar nur verwildert.
3. Sanicula L. Sanikel.
1. S. europaea L. Grundblätter gestielt, haudförmig-Btheilig, Abschnitte vorn
abgerundet keilföürmig, 2- 3lappig, ungleich doppelt-gesägt. Stengelblätter 1—2, klein
oder feblend. Kopffürmige Döldchen aus sitzenden Zwitterblüthen und gestielten S Blüthen,
trugdoldig zusammengestellt. Untere Deckblätter der Trugdolde 3 —2spaltig. Blättchen der
Döldchenhüllen sehr klein, lanzett'ich, kürzer als das Döldchen.
1—1Y/,‘ hoch, kahl, einfach. oder oben etwas ästie. Blumen klein, weiss oder röthlich.
2 Mai, Juni. In feuchten schattigen Laub- und gemischten Wäldern, besonders
Buchen- und Heinbuchenwäldern der Gebirg:gegenden bis an das Hochgebirge* über
3000’ verbreitet, selten in der Ebene, wie im Elbthale bei Pardubie am Teiche
Oplatil! — Ostböhmen: Chrudimer Gebirgsrücken! Seelau (Opiz), LeitomySl: im Nedo-
$iner Parke, bei Karlskrone! Brandeis a. Adler! Lukavicer Hain bei Senftenberg! Ro-
kytnie (Titz)! Thal zwischen Kostelee und Reichenau! Königingrätzer Wald! — Nord-
böhmen: Vorberge des Riesengebirges, z. B. bei Johannisbad (Opiz). Jiöin: Prachover
Felsen! Im Hügellande südlicher nicht häufig: Dubina-Wald bei Chlumec und Dymokurer
De
Astrantia. Cicuta, 563
Wälder hie und da! Jungbunzlau (Himmer)! Mukafover Wälder bei Münchengrätz (Sekera).
Kleinskal, B. Aicha, Reichenberg, Friedland! Hochwaldberg an der sächs, Gränze bei Zwickau
(Matz). Kaltenberg und Limberg bei Gabel! Rosenberg bei B. Kamniz, Bürgstein, B. Leipa,
Rollberg b. Niemes, Weisswasser, Hirschberg! Chlum, Chobot b. Jungbunzlau (Himmer) !
Widim (Hackel). Göltsch (Mayer), Mileschauer, Kletschenberg! Erzgebirge: bei Juden-
dorf, Osseg, Oberleutensdorf, Teltschgrund, Komotauer Grund, bei Petsch u. s. w. häufig.
Duppauer Gebirge, Schlackenwerth, Hauenstein! Ploben bei Karlsbad. Eger (Ortm.). Marienbad
(Konrad). — Bei Prag nur südlich hinter Königsanl, bei Ridka, Stöchovic, um Karlstein!
Bad Sternberg bei Schlan! Verbreitet in den Bürglitzer Wäldern! Loustin bei Rakonitz
(Kreje), Brezina (Sternberg), Zbirov, Zebräk, Brdywald bei Welkau, Obecnic, Plesivec!
Rozmitäl (Lusek)! Kuridlo bei Strakon’c! Böhmerwald: Dreisesselgebirge u. s, w. Blanskerwald!
4. Astrantia L.
1. A. major L. Grundblätter langgestielt, haudförmig-5theilig; Abschnitte länglich
oder länglich-verkehrteiförmig, spitz, 5—3lappig, doppelt gesägt. Stengel mit mehreren
kürzer gestielten und sitzenden Blättern. Hüllblättchen lanzettlich, ganzrandig oder vorn
beiderseits 1—2zähnig, kürzer oder länger als das Döldchen. Kelchzähne eilanzettlich,
stachelspitz.
1— 2‘ hoch, kahl. Hüllehen verhältnissmässig gross, meist weisslich, grün geadert oder
rosa überlaufen, Blumenblä’ter weiss oder röthlich. Die Form mit vorn mehrzähnigen, die Döldchen
überragenden Hüllblättchen ist A. pallida Presl fl. ech.
2 Juli—September. In lichten Laubwäldern, auf Waldwiesen, im Gebüsche,
zerstreut, doch ziemlich verbreitet im Hügellande und besonders im wärmeren Mittel-
gebirge, im Vorgebirge bis 2000. Bei Prag seltener: Kundraticer Wald! Kuchelbad
am Bache, spärlich! Zävist! Stirin (Sykora), Stechovie, Karlstein, St. Ivan! Unhost
(Barzal)! — Ostböhmen: Chrudimer Gebirgsrücken! Leitomysl: im Nedosiner Park,
am Chlumek bei Strokele! Sruby segen Hohenmauth! Rokytnie (Titz)! Chraster Flur
bei Jaromer (Knaf)! — Nordböhmen: Rehhorn im Vorgebirge des Riesengebirges (Kablik)!
Arnau (nach Opiz). Ji&in: im Popovicer Haine, Vesecer Fasanerie! Reckov bei München-
grätz (Sekera)! Bäba! und Neuberg bei Jungbunzlau (Himm.)! Koväü (Riba)! Widim
(Hackel), Bösig (Opiz). Niemes (Lorins.)! Berg Kosel, Mertendorf b. Leipa (Watzel) !
Thal bei Döhnis bei Grottau (Matz). Dorfanger von Habern bei Auscha, unter dem
Geltsch gegen Triebsch! Leitmeritz: bei Pokratie, Skalie, Welbine! Woparn, Boreslau
(Reuss), Fuss des Radelstein, Mileschauer! Debre bei Bilin (Reuss), Aussig! Tetschen!
Türmitzer Berg! Turner Park bei Teplitz! Eisenberg (Reuss). Komotau im Ranzenthale!
Gebirge bei Bukva! Karlsbad: bei Satteles, in der Soosz und Puppischen Allee (Ortm.).
Joachimsthal (Hofmann)! — Cerhovie am Waldrande gegen Zbirov! Rozmitäl (Lusek)!
Altsattel (nach Opiz). — Bienendorf bei Budweis (Kreje). Vogeltenne bei Krummau!
gegen den Kranzelberg (Jungbauer). Lagau (Mardetschläger). Satava am Fusse des Kubani,
im Blanskerwalde (Purkyne). ®
5. Cicuta L. Wasserschierling,
1. C. virosa L. Wurzelstock dick, innen gefächert (durch die hoblen verkürzten
Internodien), aussen geringelt. Stengel röhrig, feingerillt, oben ästig. Blätter 2—3fach
gefiedert, Blättchen ganz oder 2—3theilig, mit lineal-lanzettlichen bis linealen, scharf,
doppelt-gesägten, spitzen, einseitig herablaufenden Zipfeln. Enddolde grösser als die
seitenständigen, von ihnen übergipfelt. Hülle fehlend oder 1—2blätterig. Hüllchen viel-
blätterig, zurückgeschlagen.
Kahl, grasgrün, 2—5° hoch. Blumen weiss. Sehr giftig! Var. «) latisecta, Blattzipfel
lineal- bis Jänglich-lanzettlich, Enddolde 20- und mehrstrahlig; £) angustisecta (€. tenui olia
Fröhlich), Blattzipfel schmal-lineal, die der obersten Blätter nur schwachgesägt bis ganzrandig,
Enddolde 5 —8strahlig.
2, Juli, August. In Sümpfen, Erlbrüchen, Wassergräben und an Teichen, in
564 Sium. Berula,
niederen, wasserreichen Gegenden (nicht in der warmen Ebene und Hügelregion) sehr
zerstreut, nicht gar häufig, selten im höheren Gebirge. Fehlt fast ganz in der Prager
Gegend: ehemals im Baumgarten (Opiz 1849)! bei Stirin (Sykora). — Östliche Elb-
niederung: Teich Kmotrov bei Sehusie (Opiz). Erlbruch bei Pfelou&! Bohdane&! Gräben
unter den Pardubicer Schlosswällen (Opiz)! Thal der Adler zwischen Wildenschwert und
Brandeis! Königingrätz (Reichel)! Alt-Plesser Teich und Metauufer bei Josefstadt! —
Nordböhmen: Habstein (Tausch)! Wartenberg! B. Leipa in Erlbrüchen und am Bolzen-
fuss! Teich bei Oberliebich {Zizelsberger). Hötlitz (Schauta)! Tetschen (Malinsky)! Erz-
gebirgsebene: Janegg (Thiel), Kopitz bei Brüx (Reuss) und Kommerner Seewiesen! —
Loun (Stumpf). Zettlitz und Falkenau (Leistner, Ortm.)! Franzensbad, Eger (Sternberg).
— Neu-Teich bei Rakonitz! Stählaver Teich bei Rokycan (Sekera). Blatnä (Sternbg.).
Putim bei Pätek (Dedelek)! Budweis: bei Vierhöfen! gegen Leitnovitz und gegen B. Fellern!
Goldbach bei Wittingau! Um die Teiche zwischen Lomnie und Veseli stellenweise, z. B.
am Lomnicer Teichel, am Horusicer Teiche! Platz: am Abfluss des Cerny-Teiches und
an der Naser (Leonh ). Im Böhmerwalde am Plöckensteiner See (Kirchner). — P.
selten, bei B. Leipa gegen Schwora (Watzel)! Oberleitensdorf (Thiel nach Reuss). Teich
nächst Lomnic!
6. Sium (L.) Koch. Merk.
1. S. latifolium L. Wurzelstock ausläufertreibend, mit [ädlichen büscheligen
Wurzelfasern. Stengel kantig-gefurcht, ästig, röhrig. Blätter einfach gefiedert, Blättchen
an den unteren, untergetauchten Blättern kämmig eiogeschnitten oder 2—3fach fieder-
spaltig mit linealen, tast borstlichen Zipfeln; die der emporgetauchten länglich-lanzettlich
bis lineal-lanzettlich, am Grunde schief, fast einfach scharf- feinspitzig-gesägt. Dolden
endständig, nicht viel übergipfelt. Hüllblätter lineallanzettlich, einfach oder 2spaltig, selten
eingeschnitten-gesägt, am unteren Rande meist trockenhäutig. Schenkel des Früchtchen-
trägers sich von den Früchtchen nicht lösend.
2—5‘ hoch, kahl. Dolden ziemlich gross. Blumen weiss. Fruchtrippen gelblich, Thälchen
braun. Im ersten Frübjahr sind von der Pflanze nur die untergetauchten, im Wasser lauchgrün
leuchtenden Blätter in grossen Büschen zu sehen. Var. «@) subcordatum m. (S. latifolium
Presl fl. Zech.), obere Blättchen am Grunde schwach-herzförmig, eilänglich-lanzettlich; ß) longi-
folium (Presl ibid. spec.!), Blättchen alle am Grunde verschmälert, lanzettlich oder lineal-
lanzettlich.
% Juli, August. In stehenden Wässern, Tümpeln, Gräben, Sümpfen, an Teichen
der Niederungen Nordböhmens und des angränzenden Hügellandes, zumal im Elbthale
häufig; /. seltener. — Östliche Elbniederung: Stefansüberfuhr und Elb-Kostelee häufig!
zwischen Welen und Sluhy (Dödedek)! Brandeis (Opiz 3.)! sehr häufig um Nimburg,
Podebrad, Kolin! Zehusie! Jetenic (Presl, 3.)! Chlumee, Teichel bei Zähornie, bei
KopidIno, Rozdalovie, Nouzov auf dem Plateau oben! Jiöiner Teich! Kladrub, Pardubic!
Teichdorf bei Dasic! Königingrätz! Josefstadt (Hähnel). — Teich bei Jungbunzlau! Neu-
Benätek (Dedelek ß.)! Cistaj bei Niemes (Schauta). — Westliche Elbniederung, seltener.
Roudnic: zwischen der Überfuhr und dem Meierhofe gegen Wödomie (Mayer). Egerufer
bei Piest nächst Budin (Reuss), und zwischen Theresienstadt und Leitmeritz, Leitmeritzer
Herzinsel, Elbwiesen bei Prosmik am Mandelbach bei Lobositz (Mayer); Elbe bei Nesteric!
und Tetschen (Malinsky .)! Bielaarm zwischen Bilin und Kutterschitz (Reuss). Prasetitz,
Weidenmühle bei Brüx (Eichler). Kommerner Seewiesen (Knaf)!
7. Berula Koch.
1. B. angustifolia Koch (Sium angustifolium L.). Wurzelstock ausläufertreibend,
mit fädlichen, büscheligen Wurzeln. Stengel stielrund, fein- und vielgerillt, ästig, röhrig.
Blätter einfach gefiedert, Blättchen doppelt kerbig-gesägt, mit gerundeten, stachel-
spitzen Zähnen, am Grunde oft eingeschnitten, die der unteren Blätter eilänglich, die
TFalearia Aegopodium. 565
der oberen eilanzettlich oder lanzettlich. Dolden kurzgestielt, scheinbar seitlich. Blättchen
der Hülle keilig-lanzettlich, grün, krautig, oft eingeschnitten.
1—3‘ hoch, kahl. Blumen weiss. Früchte einfarbig, graubraun, glanzlos. Blättchen oft
breiter als bei Sium latifolium; dieses durch den kantigen Stengel, Bezahnung der Blätter, deutlich
endständige Dolden leicht zu unterscheiden.
2, Juli, August. In Gräben, Bächen niederer Gegenden, sehr zerstreut, keineswegs
gemein. Bei Prag hin und wieder häufig! Tlbthal: bei Podebrad und Kolin häufig! Preloug,
Elbe-Teinitz! Hohenmauth, Leitomysl! Kloster bei Münchengrätz (Sek.)! Jungbunzlau,
Weisswasser (Hipp.)! Cistaj bei Niemes (Schauta)! Wartenberg! Höllengruud, Schiessnig
b. Leipa (Watzel). Roudnic: zwischen Hracholusk und Podlusk, Fasanerie Jezero (Reuss),
Leitmeritz (Mayer). Bilin (Reuss), Saidschitz! Brüx (Thiel)! — Rakonitz: nur bei der
Rothen Mühle! und im Thale gegen Bürglitz! Bei Karlsbad von Ortmann, bei Krumau
von Jungbauer nicht verzeichnet, überhaupt kenne ich aus Südböhmen keine Standorte.
Aut die Verbreitung dieser als gemein vernachlässigten Art ist noch weiter zu achten.
Ss. Falcaria Host. Sichelmöhre.
1. F. Rivini Host (Sium falcaria L.). Stengel feingerillt, ausgesperrt-ästig.
Blätter 3zählig mit 2—3spaltigen Dlättchen, die grundständigen auch einfach; Ab-
schnitte lineal-lanzettlich, starr, spitz, gleichmässig knorpelig-scharfgesägt. Blättchen
der Hüllen und Hüllchen zahlreich, lineal-borstlich. Griffel wagrecht-abstehend, kolbig,
nur von der Länge der Griffelpolsterbreite.
1—2‘ hoch, kahl, bläulichgrün. Wurzel dick, tief hinabsteigend, geringelt runzelig,
weisslich, bisweilen Adventivknospen treibend. Dolden verkehrt-kegelförmig. Blumen weiss. Den
bei Linne und den Patres (Rivin) vorkommenden, obzwar erst 1827 von Host für die Gattung ver-
wendeten Namen ziehe ich demälteren Drepanophyllum Wib. (1799) und Critamus Besser (1822) vor.
6% oder %. Juli, August. In Feldern unter dem Getreide, an Rainen, Wegen,
in lehmigem' und Kalk-Boden, verbreitet im Hügellande, besonders dem wärmeren Theile
desselben. Um Prag häufig. Skvoree bei B. Brod! Podebrad, Kolin, Kuttenberg, Cäslau,
Königsstadtl bis Jitin! Chrudim, Hrochov-Teinitz seltener! Schlan (nach Opiz). Chlum
bei Königgrätz! B. Aicha (Prochäzka), Grottau (Matz). Tetschen! B. Kamnitz (Zizelsb.).
B. Leipa! Barzdorf bei Niemes (Schauta)! Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera).
— Verbreitet im westlichen Elbthale und unteren Egerthale, um Melnik, Roudnie, Leit-
meritz, Aussig, Auscha, um den Geltsch, Mileschauer, Libochovic! Mittelgebirge, Louner
Gegend, Erzgebirgsebene, z. B. bei Teplitz, Bilin, Rothenhaus, Komotau! Vysocan bei
Saaz häufig! Schlackenwerth (Reiss), Fischern und Ellbogen (Ortm.). — Häufig bei Ra-
konitz! Dobris, Neumettel zahlreich, Lochovie, Horovie, Pfibram! Strakonie! — Fehlt °
bei Budweis, Krumau.
9. Aegopodium L. Geissfuss.
1. Ae, podagraria L. (Sison podagraria Spreng.). Wurzelstock stielrund, krie-
chend, an den Knoten etwas verdickt. Stengel nur oben aufrecht-ästig, kantig-gefurcht.
Grundblätter meist doppelt 3zählig, mit einfach 3zähligen und ungetheilten ab-
wechselnd; Blättchen eiförmig oder eilänglich, am Grunde sehr schief, das end-
ständige oft 3lappig, alle scharf ungleich- bis doppelt-gesägt. Oberste Stengelblätter
einfach 3zählig. Hülle und Hüllehen durchaus fehlend.
1',—4' hoch, ziemlich kahl, nur die oberen Blätter, der Stengel unterhalb der Dolde
und die Doldenstrahlen fein kurz behaart. Blumen weiss, Griffelpolster kurz pyramidal, Griflel
abwärts gebogen, am Ende kolbig.
2, Mai—August. In feuchten Gebüschen, an Zäunen, Wiesenrändern, an Bächen
und Flussufern, allgemein verbreitet bis auf das Vorgebirge über 3000‘ z. B. am Hoch-
waldberge bei Gratzen nächst dem Gipfel, und auf allen Gränzgebirgen.
37
566 Carnm,. Pimpinella,
10. Carum L. Kümmel.
1. C. carvi L. (Bunium carvi M. Bieb.). Wurzel dick spindelförmig, zweijährig.
Stengel schwachkantig, entfernt beblättert. Blätter mit breithäutig berandeten Scheiden,
deren grundständige nicht zerfasernd (nicht schopfbildend), doppelt fiederschnittig ;
Blättehen fiedertheilig mit linealen spitzen Zipfeln; die untersten Abschnitte 2. Ordnung
an der Hauptblattspindel Areuzweis gestellt. Dolden wenig-(3—5)strahlig. Hülle und
Hüllchen fehlend oder aus 1—3 borstlichen Blättchen.
1—3’ hoch, ästig, kahl. Blumen weiss oder bisweilen rosenrotb. Griffel bald zurückge-
bogen. Wenn Bunium (L.) Koch wirklich nur durch 3 Striemen im Thälchen von Carum ver-
schieden ist, so muss wohl Carum zu Bunium eingezogen werden.
$9 Mai, Juni. Auf Wiesen, an Rainen, Strassenrändern, Zäunen, in niederen
und gebirgigeren Gegenden gemein, im Vorgebirge bis über 2000, so auf dem Erz-
und Riesengebirge, .
4
11. Pimpinella L. Bibernell.
a) Perennirende Arten. Frucht kahl.
1. P. saxifraga L. Stengel stielrund, fein gerillt, abstehend-ästig, meist kurz-
flaumig, spärlich beblättert. Blätter einfach gefiedert, Blättchen der Grundblätter meist
sitzend, vundlich, eingeschnitten gekerbt-gesägt bis fiedertheilig, die der Stengelblätter
tiederspaltig oder 2—3spaltig, die der obersten ungetheilt, ihre Zipfel lineal oder lan-
zettlich. Oberste Blattscheiden mit verkümmerter bis fehlender Blattspreite. Frucht
kugelig-eiförmig, mit halb so breitem Griffelpolster.
Stengel 1—2‘ hoch, selten niedriger, (nebst zugehörigen Blattstielen und Blattspreiten)
am Grunde oder höher hinauf und bis zur Dolde dicht graulich-laumig, seltener ganz kahl.
Blumen weiss, seltener vor dem Aufblühen rosenroth (so bei Rakonitz!). Die Länge der in der
Blüthe sehr kurzen, dann sich verlängernden Griffel ist bei dieser wie bei der folgenden Art
veränderlich. Früchtchen klein, kaum 1°“ lang. Die echte P. nigra Willd., eine Abart, die auch
auf den Blüthenstielchen dicht flaumig ist, und deren Wurzel an der Luft sich blau färbt, habe
ich bei uns nie gesehen. Var. ferner: «) integrifolia Wallr., Blättchen der Grundblätter
einfach, rundlich, £) dissecta Presl fl. tech. 1819 (f. dissectifolia Wallr. 1822, P. hircina
Leers), Blättehen der Grundblätter 1—2fach fiederschnittig mit lanzettlichen Zipfeln.
2 Juli—Herbst. Auf trockenen Wiesen, Triften, Rainen, Hügeln, in lichten
Wäldern und ‚Haiden, sehr gemein durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, etwa
3000°; ß. hin und wieder seltener, z. B. Erzgebirge bei Platten und Petsch, Mile-
schauer, Wolesko bei Roudnie, Berg Sovice, B. Leipa, Wosek bei Rokycan, Kufidlo
bei Strakonie u. s. w.
2. P. magna 1. Stengel kantiy-gefurcht, selten fast stielrund, schwach-
kantig und gerillt, entfernt beblättert, oberwärts ästig, sammt den Blättern kahl.
Blätter einfach gefiedert; untere Blättchen der Grundblätter meist gestielt, eilörmig
oder länglich, am Grunde keilig oder gestutzt, eingeschnitten-ungleichgesägt bis doppelt
tiederspaltig, die der oberen Stengelblätter lanzettlich. Oberste Blattscheiden meist mit
entwickelter, seltener mit verkümmerter Spreite. Frucht eiförmig, mit 3—4mal schmä-
lerem Griffelpolster.
1—3’ hoch. Blumen weiss oder rosenroth (so im Teufelsgärtehen des Riesengebirges:
Tausch! bei Karlsbad : Ortm.). Früchte weit grösser als bei voriger, fast 1'/,“‘ lang. Var.:
«) indivisa. Stengel kantig gefurcht, mit wenigen vorspringenden Kanten, Blättchen
ungetheilt. !
f) laciniata Wallr. (P. orientalis Gouan). Stengel desgleichen, Blättchen handförmig-
fiederspaltig, Abschnitte lanzettlich, eingeschnitten-gesägt.
y) disseeta Wallr. (P. dissecta Retz). Stengel ebenso, Blättchen doppeltfiederspaltig.
Apium. 567
ö) tereticaulis m. Stengel stielrundlich, nur schwach kantig, aber tiefer gerillt;
Blättehen ungetheilt, nur das endständige auch 3spaltig oder 3theilig.
2 Juni—September. Auf Wiesen, buschigen Hügeln, in feuchten Hainen, sowohl
in feuchteren, wasserreichen Ebenen als auch im Mittel- und Vorgebirge verbreitet,
im Riesengebirge selbst in der Hochgebirgsregion, im trockeneren, warmen Hügellande aber
selten oder fehlend; ß) seltener als «). Fehlt gänzlich auch der weiteren Prager Gegend
(mit Ausschluss der Elbe), erst südlich an der Säzava bei Tejnie und Lstön (Vogl). Oestliches
Elbgebiet: Verbreitet bei Libis und Stefansüberfuhr (Poläk)! häufig in Elbauen bei Nim-
burg, Podebrad (auch auf dem Woskoberg), Gross-Wosek! (bei Kolin nicht gesehen),
Katina bei Kuttenberg in feuchtem Gehege! Cäslau (Opiz), Chrudim: bei Dvakatovie
in feuchtem Eichenhaine! Sehr verbreitet im östlichsten Theile: Pardubie, Dasie, König-
grätzer Wald, Jaromer: Aupawiesen, Vogelberg u. s. w. Hohenmauth bis Leitomysl
gemein! auch auf dem Gebirgsrücken zwischen Leitomysl und B. Trübau! Wildenschwert,
Chotzen! — Nordböhmen: Im Riesengebirge in der Hochgebirgsregion häufig, z. B. im
Riesengrunde am alten Bergwerk und unter dem Teufelsgärtehen (Kablik, Tausch)!
Klausengrund (K. Knaf)! Krkonos (Opiz), Kessel (mit ß. Kablik)! Auf den Vorbergen,
z. B. bei Praussniz bei Trautenau (Opiz) und wohl häufiger. Jiin im Popovicer Haine,
Dymokurer Wälder! Jungbunzlau (Hipp.)! Fehlt bei Niemes (nach Schauta) und bei
Leipa (nach Watzel). Lausche (Ascherson). Bei Georgswalde, Schluckenau (Neumanu).
Wilsdorf, Mittelgrund bei Tetschen! — Melnik (Prazäk)! Elbauen bei Leitmeritz (ß)!
und Lobositz! Eger bei Loun! Im Basaltmittelgebirge, z. B. unter dem Radelstein, am
Türmitzer Berge! Am Erzgebirge und in den Gründen, z. B. bei Rothenbaus, im Komo-
tauer Grundthal! Schiesselitz bei Saaz (Thiel), Karlsbad und Ellbogen (nebst ß, Ort-
mann). Franzensbad, Marienbad. Vinaric, Rakonitz ziemlich häufig! In der Horovic-
Zbirover Gegend nirgends gesehen. Radan bei Pisek (Dedetek)! Budweis bei Vierhöf!
Krumau, z. B. am Schlossabhang, im Blanskerwalde! Im Böhmerwalde bis 2500“ viel
häufiger als vorige (Göppert), bei Eleonorenhain (Müncke), hinter Rosenberg an der
Moldau! Kaplitz (Kirchner)! Platzer Schlossgarten (Leonhardi)! — >) In Böhmen noch nicht
gefunden. — d) Am Grauatbach unter dem Radelstein nur in einem Exemplare unter
P. magna (August 1869)! und zahlreich auf den Luzna’er Wiesen bei Rakonitz (1873)!
b) Einjährig. Frucht angedrückt flaumig.
+ 3. P. anisum L. (Anis). Stengel stielrund, tiefgerillt, angedrückt-flaumig,
oben ästig. Untere Blätter rundlich-nierenförmig, tiefeingeschnitten-gesägt, mittlere
3zählig-fiederschnittig, mit keilförmigen, meist 3spaltigen Blättchen.
/,—1'/,' hoch, Hülle und Iüllchen wie bei den vorigen fehlend. Blumen weiss. Früchte
grösser als bei jenen, graubehaart.
© Juli, August. Stammt aus dem Orient; wird selten im Freien gebaut, so
um Holesovie bei Prag, wenigstens ehemals, bevor die Neubauten den Ackerbau ver-
drängt haben! um Malin bei Kuttenberg (Opiz).
12. Apium (L.) Hoffm. Sellerie.
7 1. A. graveolens L. Stengel kantig-gefurcht, sehr ästig. Blätter glänzend,
untere gefiedert, obere 3schnittig; Blättehen der ersteren 3lappig oder Sschnittig mit
breit rautenförmigen, 2—3spaltigen, eingeschnitten-gesägten Abschnitten. Dolden sehr
kurzgestielt, darunter mit meist kleinen Laubblättern, durch deren verlängerte, doldigy
gestellte Aeste übergipfelt. Hülle und Hüllchen fehlend.
1—2‘ hoch, kahl. Blätter breitzipfelig.. Blumen weiss in’s Gelbliche, wie die Früchte
sehr klein.
5% Juli, August. An salzigen sumpfigen Stellen, besonders an Meeresküsten
37*
568 Petroselinum. Bupleurum,
Europas wildwachsend, bei uns nur in Küchengärten, hin und wieder, z. B. bei Prag,
auch in Kräutereien im Freien gebaut,
13. Petroselinum Hofim. Petersilie.
+ 1. P. sativum Hofim. (Apium petroselinum L.). Stengel stielrund, gestreift,
ästig. Blätter oberseits glänzend; untere 2—öfach fiederschnittig, Abschnitte keilförmig
tiederspaltig mit lanzettlichen, ganzen oder eingeschnittenen Zipfeln; obere Blätter
3zählig auf kurzen, weisshäutig berandeten Scheiden. Dolden langgestielt, endständig,
nicht übergipfelt. Hülle wenigblätterig oder fehlend; Hüllchen vielblätterig, die Blättchen
fädlich, viel kürzer als die Düldchen.
2—5’ hoch, kahl. Blumen gelblichweiss, aussen grünlich.
68 Juni, Juli. Wild in Südeuropa, bei uns wie vorige gebaut; in den Wein-
bergen von Leitmeritz und Öernosek und in deren Umgebung ganz verwildert (A. Mayer).
14. Bupleurum L. Hasenohr.
a) (Eubupleurum.) Früchte auf Riefen und Thälchen glatt. Dolden aus ziemlich
gleich lang gestielten Döldchen. Blüthen und Früchte deutlich gestielt.
«) Wurzel spindelig, 1jährig. Obere Blätter durchwachsen. Thälchen der Frucht
striemenlos, gestreift. Hülle fehlend. Blätter der Hüllchen 2',„mal länger als das Döldchen.
1. B. rotundifolium L. Blätter von der Basis strahlig-vielnervig, unterste (zur
Blüthezeit meist vertrocknete) zum Grunde blattstielartig verschmälert, die übrigen durch-
wachsen, eiförmig, oberste rundlich, feinbespitzt. Dolden 4—Sstrahlig. Hüllchen aus
3—5 grossen, rundlich-eiförmigen, feinbespitzten Blättchen.
Stengel /,—1'/,‘ hoch, ästig oder einfach, wie bei den folgenden aufrecht, stielrund
und fein-gestreift. Ganze Pflanze blaugrün, kahl. Hüllchen gelblichgrün. Blumen sattgelb.
© Juni—August. Auf Aeckern im Getreide, Rainen, in Weinbergen in Kalk-
und Thonboden, nur im wärmsten Hügellande des westlichen Elbgebietes, daselbst aber
ziemlich verbreitet. Bei Prag fast nur nordwärts gegen das Elbthal zahlreicher, so
am Haine bei Brezüoves mit Linaria spuria (Dedecek); um Weltrus häufiges Unkraut
(Opiz), bei Chlumin (Kostel.), Brandeis (Opiz); sonst nur vereinzelt am Ziäkaberge
(Bozd£ch) ! am Laurenziberg, bei Brevnov (Opiz), bei Dvorce (Schroft); zahlreich bei Karl-
stein in der sogenannten Bulina (Ruda, Poläk)! — An der Sovice bei Roudnic, von
Roudnie über Brozan, Budin, Libochovie, Trebniz, Liebshausen bis an’s Mittelgebirge
stellenweise häufig (Reuss), auch häufig bei Loun nordwärts! Bei Leitmeritz, besonders
gegen den Radobyl, unter dem Lobosch, bei Mileschau, Merzkles! Kostenblatt, Rado-
wesic (Reuss), Hrobschitz bei Bilin! Saidschitz (Reuss), Loosch bei Teplitz (Thiel); am
Teplitzer Schlossberg (Eichler).
£ß) Wurzelstock ausdauernd. Blätter nicht durchwachsen. Thälchen der Frucht 3striemig,
glatt, Hülle 1—5blätterig, Hüllchenblätter so lang oder wenig länger oder kürzer als das Döldchen.
2. B. longifolium L. Blätter vom Mittelnerv austrablend seitennervig, netzig-
aderig, untere verkehrteiförmig oder elliptisch, in den langen Blattstiel verlaufend, obere
mit herzförmig umfassender Basis sitzend, länglich oder oval. Dolden 5—Sstrahlig
(langgestielt endständig), Strahlen lang, bogig. Hüllchen 5—Tblätterig, deren Blättchen
oval, zugespitzt. Früchte eilänglich, Riefen fädlich.
Wurzelstock walzlich, horizontal, ziemlich langgliedrig. Stengel 1—2’ hoch, einfach oder
oben etwas ästig, wie die ganze Pflanze kahl, bläulich-bereift. Hüllchen bisweilen purpurviolett
überlaufen. Blumen gelb.
2. Juli, August. In lichten Laubwäldern, auf buschigen Abhängen des warmen
Hügellandes und Mittelgebirges, auf Kalk- und Basaltboden, und wiederum im Riesen-
Bupleurum, 569
gebirge zwischen 3000 und 4000‘, daselbst nur im Riesengrunde um das alte Berg-
werk (Wimmer) und am Kesselberge (Kablik)! — Allgemein verbreitet in allen Wäldern
von Dymokur, KopidIno, Rozdalovic! dann auf den „Valy“ (Avarenwällen) bei Cesov
(Pospichal)! Bei Jungbunzlau auf den Iserlehnen, am Chlum, auf der Bäba (Hipp.)!
Horka bei Münchengrätz (Sekera). — Auf Silurkalk der südlichen Prager Gegend: Haine
bei Mlubocep und St. Prokop, Radotiner Thal gegenüber Kopanina und um Karlstein!
— Verbreitet im Basaltmittelgebirge: Geltsch (Mayer); Gebüsche und Waldränder um
Babina! Gipfel des Lobosch! Bergschluchten oberhalb Praskovitz, zwischen dem Klotz-
berge und Mileschau, am Donnersberge selbst! zwischen der Hora und dem Radelstein !
Am Granatbache unter dem Radelstein! Kamajöken, in der Lohe, am Kletschen (Mayer).
Wostray bei Mukov (Reiss). Wischkenwald bei Kostäl (Reuss). Wald Sebin bei Libo-
chovie! — Turner Park bei Teplitz! Im Erzgebirge auf Grundlehnen bei Rothenhaus:
bei Hennersdorf, Aumühlthal gegen Stolzenhabn (Sachs)! Grundthal bei Komotau (Knaf)!
Eidlitzer Busch!
3. B. falcatum L. Blätter 5—7nervig, untere elliptisch oder länglich, zum
Grunde lang blattstielartig verschmälert, obere lanzettlich, mit schmalır Basis sitzend.
Dolden 6—9strahlig (langgestielt, endständig). Hülle 1—4blättrig, Hüllchen 5blätterig,
deren Blättchen larzeitlich. Früchte länglich; Riefen schmalgeflügelt.
1—3° hoch, oben ästig, kahl, graugrün. Blumen sattgelb.
2 Juli—Herbst. Auf sonnigen, buschisen Hügeln, Felsen, auf Dämmen und Rainen,
in Hecken des Hügellandes, besonders des wärmeren Theiles desselben, gerne auf Kalk,
ziemlich verbreitet. Um Prag häufig auf Abhängen des Moldauthales, im Stern, St. Prokop,
Kuchelbad, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Zävist, Säzavafelsen bei Davle, hinter
Stöchovie u. s. w. — Ostböhmen: Woskoberg bei Pod&brad! Sehr häufig in den Wäldern
von Königstadtl, Dymokur, Rozdalovie, Kopidlno! bis Jicinoves, aber nicht weiter nördlich
(Pospichal). Kuttenberg: Kalklehnen am Bache! bei Neskaredie und Mocovie bei Cäslau
(Opiz). Dvakatovic bei Chrudim, Kalkhügel! Pardubiöky bei Pardubie (Opiz)! Hügel um
Hohenmauth! Bei Leitomysl nur auf einem Raine südlich vom Kabatwalde (Pospichal) !
Jarom&r: Kalklehne bei Zwol, am Vogelberg (Knaf)! Kalkhügel bei Rychnovek! — Chlum
bei Jungbunzlau (Hipp.)! Gipfel des Rollberges (Ascherson)! — Verbreitet im west-
lichen Elbthale und Mittelgebirge, bei Melnik, Gastorf, Roudnie, Leitmeritz, unter dem
Lobosch, Aussig, Rongstock! im Mittelgebirge bis Teplitz, Bilin, Brüx gemein; im Eger-
thale bei Peruc, bei Loun nordwärts, z. B. am Rannayer Berge bei Sem&@! Brandeisl bei
Schlan (Ramisch). Schliesselitz bei Saaz! Fehlt bei Komotau. Dörfels bei Duppau (Reiss),
Hetmesgrün (Opiz nach Ortm.). — Hügel bei Zebräk gegen Toönik! Bergrücken der
Burg Pravda häufig! Rakonitz! Bürglitz, Tyfov, Skrej häufig! Ruine Klingenberg an der
oberer Moldau (Dedeek)! Felsen bei Rojau nächst Krumau!
b) (Isophyllum Presl fl. ech.) Früchte auf Riefen und Thälchen körnig-warzig.
Dolden aus sehr ungleich lang gestielten Döldchen. Blüthen und Früchte sehr kurz gestielt,
theilweise fast sitzend.
4. B. tenuissimum L. (Isophyll. tenuissimum Presl). Stengel vom Grunde aus-
gesperrt-vielästig, aufrecht oder niederliegend. Blätter sitzend, schmal Tineal-lanzettlich,
3nervig, zugespitzt. Endständige Dolde 3—5strahlig, seitliche blattachselständige
kurzgestielt, 1—3strahlig. Hülle und Hüllchen 3—5blättrig, Blättchen lineal-lanzettlich,
die der Hüllchen länger als die Döldchen.
4" —1’ hoch, glatt und kahl, graulichgrün, Aeste ruthenförmig, der ganzen Länge nach
traubig-reichdoldig, Seitendöldchen minder ausgebildet. Blumen klein, gelblich.
© Juli—September. Auf salzigen Triften in den Umgebungen der Bitterwasser-
brunnen von Saidschiz! Einmal anf einem feuchten Sandplatze am Judenkirchhof bei
Hofenz (Thiel 1859)!
570 Oenanthe. Seseli.,
15. Oenanthe L. em. Rebendolde.
1. Oe. phellandrium Lamk. (Phellandrium aquaticum L.). Wurzelfasern fädlich,
an den Rhizomknoten büschelig-quirlig. Stengel an der Basis öfter Ausläufer treibend,
stielrund, gerillt, röhrig, ausgesperrt-ästig. Blätter ausgesperrt 2—3fach gefiedert,
untere langgestielt; Dlättchen eiförmig, tief fiederspaltig mit lanzettlichen Zipfeln,
die der untergetauchten Blätter vieltheilig mit fädlichen Zipfeln. Dolden mehrstrahlig,
kurzgestielt, durch Übergipfelung oft seitlich; Döldchen ausgebreitet, nicht strahlend.
Hülle meist fehlend, Hüllchen mehrblätterig. Blüthen alle zwitterig. Frucht eilänglich.
Stengel 2—5’ hoch, unten sehr dick. Blumen weiss.
% Juli, August. In stehenden Wässern, Gräben, Tümpeln, an Teichrändern im
Schilfe, in den Ebenen und im Hügellande verbreitet, meist häufig.
? 2. Oe. fistulosa L. Wurzelfasern büschelig, theils fädlich, theils rübenförmig
verdickt. Stengel aus der Basis beblätterte Ausläufer treibend, stielrund, röhrig, aufrecht-
ästig. Blätter langgestielt, doppelt-, die oberen einfach gefiedert; die Spreite etwas
kürzer als der röhrige etwas aufgeblasene Blattstiel; Dlättchen Tineal, oft 2—3spaltig.
Endständige Dolde 1—4strahlig, ihre Döldchen mit länger gestielten, unfruchtharen,
strahlenden Randblüthen und kopftörmig gehäuften, fruchtbaren Mittelblüthen, bei der
Fruchtreife kugelig; die seitenständigen. Dolden bis 5strahlig, unfruchtbar. Hülle
fehlend oder 1blätterig, Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich, kürzer als die Döldchen,
Frucht kantig-kreiselförmig, mit langen ausgespreizten Griffeln.
1—2’ hoch, bleichseegrün, kahl. Blumen weiss oder röthlich.
4 Juni—August. In Sümpfen, Gräben wie vorige. Einen sicheren Standort
konnte ich bisher nicht ausmitteln. Im Herbar Knaf’s mit der Bezeichnung: „Bohemia“, doch
konnte sich Knaf nicht mehr erinnern, wo er die Pflanze in jüngeren Jahren gesammelt
hatte; vielleicht bei Klein-Pale@ nächst Schlan oder bei Jaromsr ? Nach Wolfner bei
Neumettel unweit Horovic, doch fand ich daselbst nur O. phellandrium. Bei Pilgram
(Opiz mpt., Pfund in Fl. Böhm. mpt.); Dollern bei Budweis (in Jungbauer’s Verzeichniss
von fremder Hand zugeschrieben); am Graben, der sich aus dem Fischhof bei Budweis
in die Moldau ergiesst (Mardetschl.).
16. Seseli L. em.
a) Kelchzähne kurz 3eckig, bisweilen sehr klein, an der Frücht öfter bleibend. Früchte
kahl oder gleichsam mehlig bestäubt. Hülle fehlend oder 1blätterig, hinfällig.
«) (Hippomarathrum DC.) Blättchen des Hüllchens in eine beckenförmige, am
Rande gezähnte Scheibe zusammengewachsen.
1. S. hippomarathrum L. Wurzelstock aufrecht-ästig, oben schopfig. Stengel
stielrund, feingerillt, oben ästig. Blätter 2—3fach gefiedert, mit linealen spitzen Blättchen,
die oberen scheidig mit verkümmerter Spreite. Dolden 5—10strahlig. Hüllen meist fehlend.
Tüllchen und Früchte sehr fein-filzig (gleichsam mehlig-bestäubt).
/,—2' hoch, blaugrün, kahl. Döldchen sehr gedrungen, halbkugelig, aus kurzgestielten
Blüthen. Blumen weiss oder röthlich,
2 Juli, August. Auf trockenen, sonnigen Hügeln, Felsen, auf Kalk, Gneiss,
Lehm- oder Schotterboden, im wärmsten Hügellande zerstreut. Bei Prag: häufig auf
Felsen zwischen Klein-Hole$ovic und der Trojer Schule! zwischen Podbaba und Selt
(Poläk)! bei Chabry häufig (Dededek); Felsen gegenüber Libdic! auf der Kalklehne
oberhalb Hledsebe bei Weltrus häufig! Slichov, Hlubo&ep, St. Prokop, Kuchelbad, Rado-
tiner Thal gegenüber Kosor, Karlstein, Velikä hora! St. Ivan,. Berouner Stadtberg (Opiz).
— Rip oder Georgenberg bei Roudnie! Leitmeritz: am Radoby, Strazi&kenberg ! Kalkhügel bei
Pokratic! Hradischken! Uhustein (A. Mayer). Lobosch! Kosfäl bei Trebnitz (Reuss),
Seseli. 5
u |
I
Schreckenstein (Hampel)! Teplitz (Winkler)! Bilin auf Gneiss gegen den Sauerbrunn !
am: Kostelece (Reuss). Brüxer Schlossberg (Knaf) ! Rothenhaus (Roth)! Lieschnitz auf
einer Trift! Rannayer Berg bei Laun! Thal von Horatiz auf schotterigem Abhange!
Egerufer bei Stroupie nächst Saaz, im Lehmboden!
#) Euseseli.) Blättchen des Hüllchens frei,
2. S, glaueum Jaeg. Wurzelstock dick, schopfig. Stengel stielrund, fein gerillt,
ästig, sammt den Blättern kahl und blaubereift. Blätter 2—3fach gefiedert, mit linealen
oder lanzettlich-linealen, spitzen Blättchen, Blattstiele stielrund oder zusammengedrückt,
oberseits nicht rinnig; obere Blattscheiden weissrandig mit einfacher linealer oder 2—
3theiliger Spreite. Dolden 5—15strahlig, Strahlen kahl. Hüllehen mehrblätterig, deren
Blättchen pfriemlich, 2mal kürzer als das Döldchen. Früchte oval, mehlig bestäubt.
Stengel 1—4’ hoch, beinartig weisslich, langästig. Blätter etwas starr, die oberen mehr
grasgrün. Blumen weiss, Früchte weisslich, Thälchen schwärzlich. Linn& giebt sein S. glaucum in
Frankreich an, wo unsere Pflanze nicht wächst und auch die Worte: „Hores ante explicationem
purpurascentes, explicati albi antheris purpurascentibus“ passen gar nicht auf unsere Pflanze.
und 2, Auf felsigen Abhängen, trockenen Lehnen der Hügelregion, selten.
Felsen des Elbufers zwischen Leitmeritz und Aussig (Reuss). Georgenberg bei Roudnie ! Ziem-
lich häufig in der Prager Gegend, besonders im Moldau- und Berounthale, auf Kalk und Schie-
fern: Moldaufelsen gegenüber Lib£ic, bei Roztok, Selt, Podhaba, Kaisermühle, Brüky, über
Podhor, Troja, Pelz! Generälka, St, Prokop, Kuchelbader Felsen, Radotiner Thal gegenüber
Hinter-Kopanina, VSenorer Thal, Karlstein, St. Ivan! Biezaner (Zävister) Berg! Moldau-
felsen bei den Stöchovicer Stromschnellen! — Häufig auf Felsen des Berounthales bei
Bürglitz! Berg To£nik! Felsen des Chotobu$ bei Dobris! Budweis: bei Gutwasser auf
einem niedrigen trockenen Abhang nächst der unteren Schenke (1870)! bei Porit auf
Felsen (Mardetschläger).
3. $. coloratum Ehrh. (S. annuum L., S. bienne Crantz). Wurzelstock schopfig.
Stengel stielrund, kantig-gerillt, einfach oder oberwärts ästig, sammt den Blättern fein-
flaumig. Blätter. —3fach gefiedert, Blättchen meist 3spaltig, mit kurz linealen, spitzen,
gespreizten Zipfeln. Blattstiele oberserts rinnig. Blattscheiden aufgeblasen, am Rande
breit weisshäutig, die oberen mit kleinen 1. Stach fiederschnittigen Spreiten. . Dolden
15—30strahlig, Strahlen besonders innen dichtflaumig. Hüllchen vielblätterig, die
Blättchen lanzettlich, pfriemlich zugespitzt, breit weissrandig, etwas länger als die Döldchen.
Früchte oval, jung etwas flaumig, zuletzt ziemlich kahl, wenig bestäubt.
Stengel steif aufrecht, meist 1—3‘, auf dürrem Boden aber auch nur 1—3” hoch. Die
oberen Blattscheiden, oft auch die ganze Pflanze zuletzt purpurröthlich angelaufen. Blumen weiss
oder röthlich. Früchte braun mit bleicheren Rippen.
69 und % Juli—September. Auf trockenen, grasigen Hügeln, trockenen Wald-
plätzen, Triften, auf Kalk, Thon, Schotter und Sandboden im Hügellande zerstreut, aber
ziemlich verbreitet. Bei Prag: bei Brüky, Klecan, Chabry, im Hain bei Welen, am Beckov
bei Libeznic (Dödecek)! Hügelrücken bei Hrdlorfez (K. Knaf)! Michler Wald (Opiz).
Dejvie, (Hoser)! Scharka (Bracht)! Stern (Steinmann). St. Prokop (Bercht.), Kuchelbad
(Tausch)! Karlstein (Ruda), St. Ivan (Bracht)! Pysely häufig (Vogl). — Östliches Elb-
gebiet: Woskoberg bei Podebrad, unter dem Kirchlein! Trift am Teiche bei Dlouho-
polsko ! Kladruber Wald! St. Georgskirche bei Bohdanel, Sandhügel! Pardubie: am
Kunöticer Berge, bei Weska, Wystrkov! Königingrätz (Sporil)! Jaromer: Waldränder
der Kontina, Aupaufer vor Zwol, bei Wolowka! Ruine Potenstein (Sternberg). — Nord-
böhmen : Loretto bei Ji&in! Münchengrätz: Felsen in der Stadt, Basalthügel Sichrow
(Sekera), Jungbunzlau, Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Malinsky)! Niemes und Gruppay
(Schauta) ! — Westliches Elbgebiet und Eger: Gipfel des Rip oder Georgenberges (Gf.
Chotek). Goldberg bei Ploskovie (Fieber, Hoser)! Leitmeritz; am Radobyl, Lobosch !
Schreckenstein (Hampel)! Wessenberg und andere Hügel zwischen Aussig und Teplitz !
Teplitzer Schlossberg, Boren bei Bilin (Reuss). Rannayer Berg bei Loun! Schiesselitz
572 Aethusa. Cnidium.
bei Saaz! Fehlt der Karlsbader Gegend. — Chotobus bei Dobris in der Kieferpflanzung
über der Waldlehne, spärlich! Brezina (Sternberg). Budweis: Teichdamm bei B. Fellern
(Döde£.), Pori@ (Mardetschläger).
b) (Libanotis Crantz part.). Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, abfällig. Früchte kurz-
haarig. Hülle vielblätterig.
4. $. libanotis Koch (Athamanta libanotisL., Libanotis montana Crantz). Wurzel-
stock aufrecht-ästig, faserschopfig. Stengel tief kantig-gefurcht, oberwärts meist etwas ästig.
Blätter unterseits blaugrün, untere gestielt, doppelt bis einfach, obere einfach gefiedert; Ab-
schnitte eiförmig bis keilig-länglich, 1—2mal fiederspaltig mit breitlanzettlichen Zipfeln, die
unteren an der lauptspindel sitzenden Paare gekreuzt. Wülle und Hüllchen mehr-
blätterig, Blättchen lineal-pfriemlich, die der Hüllchen länger als die gedrungenen Döldchen,
Blüthen kurzgestielt. Früchte eiförmig, grau kurzhaarig.
2—4' hoch. Stengel und Blätter bei uns stets zerstreut behaart, erstere oben nebst den
Doldenstielen und Hüllchen grauflaumig (die kahle Varietät sah ich nicht aus Böhmen). Blumen
weiss, klein. Thälchen schwarzviolett. Var. «) bipinnatum, untere Blätter doppelt gefiedert,
Blättchen fiederspaltig, Zipfel ganz oder 2spaltig; £) bipinnatifidum (Athamanta sibiriea 1..,
Libanotis sibirica Koch), untere Blätter einfach gefiedert, Blättchen länglich, tief fiederspaltig,
am Grunde fiedertheilig mit fiederspaltigen Abschnitten. -
%3 Juli, August. Auf felsigen buschigen Abhängen, auf Basalt und Kalk, auch
anf Weiden nnd Wiesen mit Lettenboden im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge,
sehr zerstreut, doch am den Standorten schr zahlreich. Oestliche Elbniederung: Wil-
helminenshügel bei Cäslau (Opiz). Auf einem Raine zwischen Chlunee und Chejst (Po-
spichal)! Bei Pardubie massenhaft auf lettigen Elbwiesen mit Daucus (nebst ß) und, auf
dem Kuneticer Berge! Unterhalb Königingrätz auf einer Wiese nahe der Elbe! —
Westliches Elbgebiet: Gipfel und steinige Lehnen des Mileschaners! Felsen des Klet-
schenberges (Reuss, Mayer), Berge bei Sebusein (Malinsky)! Weiden am Egerufer zwischen
Libochovie und Libus (Reuss). — Buschige Hügel bei Ellbogen (Ortmann, Aschers.).
Ruinen der Burg Räbi bei Horazdovic (Pohl Tent.)? Bei Kruman auf Kalkfelsen häufig,
so über der Budweiser Vorstadt, am Niklasberg, Kalkfelsenberg! Rabenstein (Jungb.).
Im Schlossgarten von Platz und auf der Schanzmauer des Schlosses (Leonhardi)!
17. Aethusa L. Gleisse.
1. Ae. eynapium L. (Hundsgleisse, Hundspetersilie), Stengel stielrund, feingerillt,
ästie, sammt den Blättern kahl. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättchen im Umrisse
eiförmig oder lünglich, fiederspaltig, mit lineallanzettlichen, spitzen, oberseits glänzenden
Zipfeln. Blattscheiden mässig lang, breit weissrandig. Hülle fehlend. Hüllchen aus 3
einseitigen, abstehenden oder herabgeschlagenen, linealen Blättchen.
Blumen klein, weiss. Variirt 1—6’ hoch (so meist in Gebüschen, über klafterhoch in
len Bürglitzer Wäldern) und 1—4“ hoch (so besonders auf Aeckern, A. segetalis v. Bönningh.).
Blätter des Hüllchens bald viel, bald wenig (A. cynapioides M. Bieb., Presl fl. ech.) länger als
das Döldchen, Blumen bald grösser, bald doppelt kleiner als gewöhnlich (A. mierantha Opiz!),
üussere Doldenstrahlen bedeutend länger oder nur ebenso lang als die Frucht, Früchte auch
kleiner und grösser. Eine konstantere Vereinigung dieser Abänderungen zu bedeutenderen Ab-
arten kann ich aber nicht finden. :
© Juni—September. Auf Aeckern und Brachen, auf Gartenbeeten, Schuttstellen
und in Gebüschen, gemein im ganzen Lande und bis auf das Vorgebirge (über 2000‘,
so z. B. im Erzgebirge) verbreitet.
18. Cnidium Cusson.
1. €. venosum Koch (Seseli venosum Hoffm., S. dubium Schkuhr, Selinum sil-
vestre L,?). Stengel unten stielrund, feingerillt, oberwärts kantig-furchig, einfach oder
oberwärts ästig, sammt den Blättern kahl. Blätter 2—3fach fiederschnittig, mit aufge-
u
Conioselinum, Silaus. 573
richteten linealen oder lineallanzettlichen, am Rande umgerollten, unterseits graugrünen
und geaderten Zipfeln, die untersten zur Blüthezeit meist vertrocknet. Blattscheiden
lang, etwas aufgeblasen, breit randhäutig und oben 2öhrig. Hülle fehlend oder aus ein-
zelnen Blättchen. Hüllchen vielblätterig, Blättchen linealpfriemlich, etwa so lang als das
Döldchen, nicht randhäutig. Dolde vielstrahlig, Strahlen innen feinflaumig.
1—3’ hoch, aufrecht, oft purpurn überlaufen. Blumen weiss. Das sehr ähnliche Sesel
eoloratum ist durch die randhäutigen Hüllblättchen und behaarte Stengel und Blätter neben
den Gattungsmerkmalen unterschieden. Die grundständigen Scheiden hinterlassen auch kaum
einen Schop[ wie bei S. coloratunı.
89 August, September. Auf feuchten Wiesen und in lichten Wäldern der Ebenen
selten, sehr zerstreut, nur in zwei getrennten Verbreitungsbezirken. Oestliche Eibnie-
derung: Blatowiese bei Podebrad (1867)! Am Rande der Louöiner Wälder von Dou-
bravie her! Waldwiese im Thale bei Zähornie hinter Königsstadtl (1869)! Laubwald bei
Chlumee unter dem Berge Listice (1867)! (schon Mann 1824). Vor Wohar (zwischen
Podebrad und Elbe-Teinitz) im Walde (Mann 1819 indeterm.)! Bei Rlbe-Teinitz gegen
Kladrub im Kieferwalde! Nördliche Erzgebirssebene: Kommerner Seewiesen! Sadschitz
bei Görkau nächst dem Bade (Prof. Reuss), Sporitz bei Komotau! (zuerst von Knaf
entdeckt).
19. Conioselinum Fischer.
1.€C. tatarieum Fisch. (C. Fischeri W. et Grab., Angelica chaerophyliea Lotter-
moser). Stengel stielrund, feingerieft, oberwärts gefurcht, ästig, bereift, sammt den Blättern
kahl. Blätter im Umriss 3eckig-vhombisch, 2—3fach gefiedert; Blättehen eiförmig oder
länglich, tiederspaltis, deren untere Abschnitte öfter 2—mehrspaltig, Zipfel lanzettlich,
feinzugespitzt, am Rande umgerollt. Blattscheiden gross, aufgeblasen, am Rande wenig
häutig, alle blatttragend. Hülle fehlend oder wenigblätterig; Blättchen der Hüllchen
pfriemlich, unberandet, gewimpert-rauh, theilweise länger als die Döldchen. Dolden-
strahlen innen von kleinen Zäckcehen ranh.
H. 2—3‘, Blätter ähnlich denen eines Chaerophyllum. Blumen schmutzigweiss.
. 2, Juli, August. Auf waldigen, kräuterreichen Gebirgslehnen. Auf dem Glazer
Schneeberg (Tausch)! |Ist aber den schlesischen Botanikern daselbst nicht bekannt].
20. Silaus Besser. Silau.
1. $. pratensis Bess. (Peucedanum silaus L., Cnidium silans Spreng.). Wurzel-
stock schopfig. Stengel unten ziemlich stielrund, oben kantig, ästig, nebst den Blättern
kahl. Blätter 2—3fach, oberste einfach gefiedert, Blättchen 2spaltig und fiederspaltig,
Zipfel lanzettlich und länglich-lanzettlich, feinspitzis, am flachen Rande sehr fein
gesägt-rauh, unterseits geadert, blasser grasgrün. Blattscheiden kurz, schmal. Hülle
fehlend oder 1—2blätterig. Hüllechen vielblätterig, ihre Blättchen lineal-lanzettlich, sehr
schmal randhäutig, glatt und kahl, kürzer als das Döldchen.
1-3’ hoch. Blumen blassgelb. Von Cnidium und anderen ähnlichen Arten, ausser der
Blüthenfarbe, besonders durch breitere, flache, gesägt-rauhe Blattzipfel zu unterscheiden.
2, Juni—August. Auf fruchtbaren, etwas feuchten Wiesen der Ebenen, des
Hügellandes und Mittelgebirges sehr zerstreut, stellenweise häufig und in Menge. Bei
Prag sehr selten, nur am untermauerten Moldauufer der Keppelschen Insel mit Senecio
barbareaefolius (1869!) und vor dem Prager Schlossthor auf einer kleinen Wiese gegen
das Strahover Thor zu (K. Poläk)! wahrscheinlich auf beiden Stellen mit Grassamen
eingeschleppt. Oestliches Elb- und Isergebiet: Zwischen Peöky und Podebrad, und um
Podebrad auf den Elbwiesen! Nimburg: Elbwiesen und Wiesen gegen Kreckov! Eib-
wiesen bei Kolin gegen Libie und Neudorf! Chrudim: bei Slatinan am Rande der
Fasanerie! und bei Dvakatovie am Rande des feuchten Eichenhaines spärlich! Bei Par-
dubie auf Wiesen an der Bahn! Teichdorf bei Dasic! Dvorfisko und Sruby bei Chotzen !
574 Foeniculum—Pastinaoa,
Leitomysl: Wiesen gegen Nemosin ! Bei Senftenberg zwischen Pelin und Rokytnie
(Brorsen). Jarom&f: bei Jezbin (Knaf) und bei Wolowka! Zwischen Nächod und Starko&!
— Bergwiesen bei Jungbunzlau (Hipp.)! — Fehlt bei Niemes (Schauta). Georgswalde,
Rumburg, Nixdorf (Neumann). — Verbreitet in der Gegend des Basalt-Mittelgebirges:
Egerwiesen bei Libochovie und Pätek! Elbwiesen bei Leitmeritz, Bergwiesen bei Kotomir
(Mayer). Um Mileschau, um den Radelstein und von da auf allen Wiesen bis Bilin!
Am Sauerbrunnberg bei Bilin! Aussig, hochgelegene Bergwiesen! Karbiz, Teplitz bis
Brüx auf den Kommerner Seewiesen! Fehlt von da ab nach Westen gänzlich, — In
Südböbmen bei Blatna (Sternberg)! (vielleicht aber nur auf künstlichen Grasplätzen
eingeschleppt ?)
91. Foeniculum Haller. Fenchel.
+ 1. F. capillaceum Gilib. (F. ofüeinale All., Anethum foenieulum L.). Stengel
stielrund, feingerillt, sammt den Blättern kahl und bläulich-bereift. Blätter 3—mehr-
fach fiederschnittig, zuletzt gabelig-getheilt, Zipfel lineal-pfriemlich, verlängert. Blatt-
scheiden lang, halbumfassend, oben breithäutig 2öhrig. Hülle und Hüllchen fehlend.
3—5’' hoch, kräftiger als die ähnliche folgende Art, die Zipfel länger, Blattscheiden
viel länger. Dolden gross. Blumen gelb.
29 Juli—Herbst. Stammt aus Südeuropa, wird meist in Gärten, selten im
Freien gebaut und verwildert bisweilen,
22. Anethum L. em. Dill.
7 1. A. graveolens L. Stengel stielrund, feingerillt, sammt den Blättern kahl
und bereift. Blätter 2—mehrfach fiederschnittig, zuletzt gabelig-getheilt, Zipfel lineal-
pfriemlich. Obere Blattscheiden kurz, breit weissrandig, etwas geöhrt. Hülle und Hüll-
chen fehlend.
1—3’ hoch, ästig. Dolden gross. Blumen gelb. Geruch eigenthümlich.
© Juli—Herbst. Stammt aus Südeuropa, bei uns in Gärten und auf Feldern
gebaut, auch hin und wieder auf wüsten Plätzen, Wegen und Zäunen verwildert.
23. Pastinaca L. Pastinak.
1. P. sativa L. Stengel kantig-gefurcht oder gestreift, behaart. Blätter einfach
gefiedert, mit schmalen, kaum häutig berandeten Scheiden; Blättchen eiförmig bis
länglich, am Grunde oft herzförmig, sitzend, ungleich-gekerbt-gesägt, am Grunde
öfter eingeschnitten, das endständige 3lappig. Hülle und Hüllchen fehlend, seltener aus
1—2 Blättchen,
1—3° hoch. Blumen sattgelb.
a) genuina (P. sativa Gren. et Godr.). Stengel starkkantig, gefurcht. Dolden aus 8
bis 10 verlängerten, ungleich langen Strahlen; die centrale Dolde srösser als die seitlichen.
Früchte der letzteren kleiner als die der Terminaldolde. Blattoberfläche glänzend, (nebst dem
Stengel und den Doldenstrahlen) mit feinen, kurzen, angedrückten Haarspitzchen, unterseits mit
a nr abstehenden Härchen. Untere Blätter kürzer gestielt, die mittleren auf der Scheide
yereits sitzend.
b) urens (Requien in Gren. Godr.). Stengel stielrundlich, nur gestreift. Dolden alle
gleich gross, nur aus 5—6 kurzen, fast gleichen Strahlen gebildet. Früchte kleiner als die der
Seitendolden von a). Blätter beiderseits weich behaart, Blattunterseite, Blattstiele und mittlere
Stengelglieder besonders dicht, daher die Pflanze aschgrau behaart. Untere Blätter sehr lang-
gestielt, das in und über der Mitte stehende noch mit 1—2‘ langem Blattstiel; Blättchen in ge-
ringerer Anzahl als bei a) (nur 5—9).
29 Juli—September. a) Auf Wiesen, Rainen, Gräben, an Wegen, im ganzen
Hügellande und besonders in niederen Gegenden sehr verbreitet, oft weite Wiesenflecke
Heracleum, Peucedanum. 575
gelb färbend. Fehlt aber meistens in gebirgigeren Gegenden, wie z. B. um B.-Kamnitz,
tritt erst bei Tetschen und B.-Leipa wieder auf (Zizelsberger). Um Krumau noch häufig.
— b) Bisher nur bei Bürglitz an der Beroun im Waldesschatten des Bergufers (1873)!
und bei Schlackenwerth gegen den Galgenberg (Reiss)!
24. Heracleum L. Bärenklau.
1. H. sphondylium L. Stengel kantig-gefurcht, röhrig, sammt den Blätteru
steifhaarig, oberwärts ästig. Blätter 1—3paarig gefiedert, seltener fiedertheilig; Blättehen
sitzend, gelappt oder fiederspaltig, das endständige 3lappie, ungleich grobgesägt. Blatt-
scheiden .bauchig aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1—-mehrblätterie. Hüllchen viel-
blätterig. Randblüthen der Dolde mehr weniger vergrössert, strahlend. Früchte verkehrt-
eiförmig, anfangs kurzbehaart, zuletzt ganz kahl. Striemen der Berührungsfläche 2,
keulig zur Mitte hinabreichend.
$ 2—5 hoch, kräftige. Blumenblätter weiss, auch grünlich oder gelblich oder röthlich,
seichter oder tiefer ausgeschnitten, selbst 2lappig, die randständigen meist strahlend, bisweilen
aber wenig oder gar nicht strahlend, meist grünlich (* discoideum, MH. flavescens Bess,, Tausch!).
Var. ferner &) latifolium, Blättchen breit- und kurzgelappt, Lappen breiteiförmig; f) augusti-
folium Wimm. et Grab. (H. angustifolium Jacq., H. lonsifolium Jacq.), Blättchen fiederspaltig,
Abschnitte verlängert, lanzettlich, das endständige Blättchen 3schnittig, Ttheilig. H. elegans Jacq.
Tausch! ist eine Uebergangsform zu «. mit kürzeren Zipfeln.
2 Juni— September. Auf Wiesen, in Waldgebüschen, auf freien Waldplätzen,
&) verbreitet im ganzen Lande, von den Ebenen bis auf das Hochgebirge (Glazer
Schneeberg, Riesengebirge), * hin und wieder, z.B. bei Prag, im Grundthal bei Komotau,
auch auf Abhängen des hohen Riesengebirges! £) selten, schön ausgebildet im hohen
Riesengebirge, z. B. am Kiesberg des Riesengrundes! Kesselgrund (Gottstein)! wo auch
die Uebergangsformen vorkommen; aber auch im niederen Lande, z. B. bei Prag
(Hoser)! Neuschloss bei B.-Leipa! Uebergangsformen z. B. bei Alt-Pless nächst Jaro-
mer! bei Jungbunzlau (Hipp.)!
25. Peucedanum (L. ampl.). Haarstrang.
A. (Eupetcedanum.) Striemen der Fugenseite 2—mehrere, in der dünnen Frucht-
schale oberflächlich. Stengel ausgefüllt, markie.
a) Fruchtrand schmal, höchstens "/, so breit als die übrige Frucht.
&) Blumen hellgelb.
1. P. alsaticum L. (Onidium alsatieum Spreng.). Wurzelstock schopfig. Stengel
kantig-gefurcht, rispig-ästig, mit ruthenförmigen, öfter zu 2 und 3 genäherten Aesten.
Blätter 3fach gefiedert, Blättchen breiteiförmig, fiederspaltig oder fiedertheilig mit lineal-
lanzettlichen, stachelspitzen, am Jtande feingesägt-rauhen, unterseits graugrünen, vor-
ragend-nervigen Zipfeln , die oberen Stengelblätter klein, gedreit, mit 1—2mal fieder-
spaltigen Blättchen, auf mässig grossen, nur halbumfassenden Scheiden. Hülle 5—8-
blätterig, ihre Blättchen lanzettlich, weissrandig. Doldenstrahlen kahl. Grifiel der Frucht
zurückgebogen, wenig länger als das Griffelpolster.
2—6‘ hoch, eigenthümlich unregelmässig kandelaberartig ästig, kahl, später oft purpurn
überlaufen. Dolden verhältnissmässig klein und gedrungen. Von dem ähnlichen Silaus, der auch
einen rauhen Blattrand hat, unterschieden durch die Verästelung, die mehrblätterigen Hüllen,
ganz kahle Doldenstrahlen.
2, Juli, August. Auf trockenen, begrasten Hügeln, am Rande von Gebüschen,
fast nur im Elbthale, selten. Bei Prag nur im Kanal’schen Garten (Opiz 1853)! Bei
Podebrad im Gebüsch der Fasanerie vor dem Blato ziemlich zahlreich und in den
Elbauen spärlich! Im Eichengebüsch bei Nimburg (VSeteöka)! Am Berge Sovice auf
und nahe dem Gipfel nicht zu häufig! Fasanerie bei Choteschau (Malinsky)! Wiesen
um Mileschau (Tausch) !
576 Peucedanum.
ß) Blumen weiss oder anfangs röthlich.
2. P. cervaria Cusson (Selinum cerv. L., Athamanta cerv. L., Ligusticum
cerv. Spreng.). Wurzelstock schopfig. Stengel stielrund, gerillt, oben ästig, armblätterig.
Grundblätter doppelt gefiedert, Blättchen meist sitzend, länglich-eiförmig, nur am
Grunde eingeschnitten, sonst scharf-stechend-gesägt, alle ziemlich in einer Fläche
ausgebreitet und spitzwinkelig von den Tragblattstielen abstehend. Scheiden gross,
aufgeblasen, die oberen fast spreitenlos. Hülle und Hiüllehen vielblätterig, die Blättehen
lineal-pfeiemlich, die der Hülle weissrandhäutig, zurückgeschlagen. Die 2 Striemen der
Fugenseite öhrer Mittellinie sehr genähert.
1—4' hoch, kahl. Blätter hellgrün, unterseits blass, graulichgrün. Dolden gross, Blumen
weiss, vor dem Aufblühen röthlich. Die breiten Riefen sind der Länge nach gleichsam in 2 Riefen
zertheilt. Griftel der Frucht herabgeschlagen.
2, Juli, August. In trockenen Laubwäldern, auf buschigen Hügeln, Waldwiesen,
gerne auf Kalk, Basalt, Gneiss, im Hügellande, besonders im wärmeren Theile desselben
und in der Ebene ziemlich verbreitet und stellenweise häufig. Bei Prag: Lorenzberg,
Podbaba, Podhor, Hain bei Bäft, Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus, St. Mathaeus,
Scharka, Stern, Hlubotep, Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal, Karlstein! Pysely im Parke
(Vogl). — Oestliches Elbgebiet: Hain bei Cetelice an der Elbe, Wiesen zwischen Ra-
tenie und Podebrad, am Woskoberge, Eichwälder bei Dlouhopolsko, Zähornie, Dymokar
und KopidIno, häufig! Slatina bei Jiein! Drabinawald bei Chlumee! Katina bei Kutten-
berg! Kalklehne bei Dvaka@ovie unweit Chrudim! Scheint weiter östlich zu fehlen. Jaromer:
in der Kontina auf Kalkmergel, bei Zvol, Kalkhügel bei Rychnovek! — Nordböhmen:
llorka und Basalthügel Sichrov bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau, Weisswasser
(Hipp.)! N. Benätek (Dedet.)! Widim (Hackel). Schnedowitz (Pöch)! Neuschloss (Kablik) !
Kuhberg b. Leipa (Watzel)! Verbreitet im ganzen Mittelgebirge, nordwärts noch am
Sandauer Berge und bis gegen Tetschen, am Zinkenstein, auf den Elbabhängen bei
Aussig, Nesteritz, Tichlowitz massenhaft! Häufig um Leitmeritz: bei Pokratie, Radobyl,
Satanaberg, Uhuberg, überall um Welbine! Goldberg bei Ploskovic (Mayer), Levin bei
Auscha, kleiner Geltsch! Fuss der Sovice bei Roudnie!-Loboseh, Granatbach unter dem
Radelstein! u. s. w. — Am Erzgebirge: Lippenei bei Teplitz (Eichler)! Rothenhaus,
Komotau: am schwarzen Hübel, Schönlindner Berg mit Pulsatilla patens, Eidlizer Busch!
u. a. Heidelsberg bei Schlackenwerth (Reiss)! Eichberg bei Podersam! — Bergrücken
der Burg Pravda, häufig! Skrej bei Bürglitz! Wälder zwischen Mnisek und Dobris
spärlich ! Chotobus bei Dobris! Bei Horovie gegen Kotopeky! Pisek: in den Hürky und
anderwärts (Dedee.)! Pori& bei Budweis an der Moldau (Mardet.).
3. P. oreoselinum Mönch (Athamanta oreosel. L., Selinum oreosel. Crantz).
Wurzelstock schopfig. Stengel stielrund, gerillt, oberwärts gefurcht. Grundblätter 3fach
gefiedert, Abschnitte zum Grunde keilig. Blättchen im Umrisse eiförmig, 1—2mal
fiederspaltig, mit länglich-lanzettlichen, am Rande unregelmässig zackig-rauhen
Zipfeln;, seitliche Blättchenstiele in stumpfen oder rechten Winkeln gespreiet.
Scheiden ziemlich gross, etwas aufgeblasen, die obersten mit sehr kleiner Spreite. Hülle
und Hüllchen vielblätterig, die Blättchen der Hülle weissrandig, zurückgeschlagen. Die
2 Striemen der Fugenseite längs ihres Randes bogig verlaufend.
1—3° hoch, kahl, grasgrün, oft purpurn überlaufen. Dolden gross. Das junge Laub
riecht möhrenartig.
2 Juli, August. Auf Wald-, Berg- und Uferwiesen, im Waldgebüsche, an
Rainen, nur im sandigen und kiesigen Boden, in der Hügelregion fast nur der nörd-
lichen Landeshälfte, sehr zerstreut. Bei Prag selten: bei Podhor in der Lubomirka auf
der Nordseite des Abhanges! Michler Wald, zwischen Lhotka und Modran, Uferwiesen
(mit Armeria) bei St. Kilian nächst Davle! Stifin (Sykora). — Bei Certan auf Wiesen
an der Säzava häufig! Bad Sternberg bei Schlan! — Oestliches Elbgebiet: Hain bei
Cetelie! Brandeis (Opiz). Waldränder bei Lissa (Tausch)! Nimburg Elbwiesen! Pode-
Peucedanum, 577
brad bei Zbo2i! und Pecky (Dedetek)! Chlumee: am Berge Klamoska und bei Kundratic!
Kolin (mit Armeria)! Elbe-Teinitz, mehrfach, auch gegen Kladrub zu! Um Bohdanei
häufig! Pardubie: Kichwald bei Pardubicek ! Königingrätzer Wald! Vogelberg bei Jaro-
mer (Knaf)! -- Neu-Benätek (Dede&ek)! Weisswasser (Kablik)! Horka bei München-
grätz (Sekera). Niemes, Rehwasser! Um Dauba verbreitet (Reuss), Auscha, Widim
(Hackel), Husov bei Melnik (Praääk)! Anhöhen oberhalb Hof Kalesov bei Roudnic
(Reuss)! Eichbusch zwischen Ober-Berkovic und Ctinoves! Leitmeritz: bei Skalie, unter
dem Strazickenberg! am Deblik, oberhalb der Mentbauer Mühle, zwischen Sebusein und
Tlutzen, um Welbine u. s. w. (A. Mayer). Marienberg bei Aussig (Poläk)! Tetschen
(Malinsky)! — Sandige Raine unter dem Eichberge bei Podersam! Am Stemeissl bei
Ellbogen (Ortm.). Kalkhügelrücken nächst dem Jägerhaus bei Kounova, bei Burg Pravda,
dann zwischen Roucov und dem Vinaficer Thal! Berg Zbän bei Rentsch (Krejt). Be-
rounka bei Nezabudic nächst Bürglitz. Südböhmen: bei Frauenberg (Mardetschläger; auch
in Jechl’s Herbar aus der Budweiser Gegend vorhanden).
b) Fruchtrand fHlügelartig, dünn, so breit als die sanze übrige Frucht.
? 4. P. austriacum Koch (ampl.) (Selinum austriacum Jacq.). Wurzelstock nicht
schopfig. Stengel gefurcht, mit beinarlig weissen Kanten belegt, einfach oder oben
ästig. Grundblätter fach getiedert, im Umriss 3eckig; Blättechen eiförmig, zum Grunde
keilig, tief fiederspaltig; Ziptel länglich-lanzettlich bis schmallineal, am Rande glatt,
mit knorpeliger Spitze. Hülle und Hüllchen reichblätterig, Blättchen lanzettlich, am
Rände etwas gewimpert-rauh, zurückgeschlagen, die des Hüllchens kaum halb so lang
als das Döldehen. Doldenstrahlen innen feinflaumig-rauh.
a) genuinum (P. austriacum Koch). Blattzipfel länglich- bis lineal-lanzettlich,
b) rablense Koch spec. (Selinüum rablense Spreng.). Blattzipfel schmallineal. (Koch
zweifelte selbst an der Echtheit dieser „Art.“)
2—4' hoch. Stengel und Blattstiele durch die glänzend weissen Kanten schr kenntlich.
Blätter hell grasgrün. Dolden gross. Blumen weiss.
2 Juli, August. Auf felsigen buschigen Hügeln. a) Für Böhmen sehr zweifel-
haft. Bei Wittingau nach Presl fl; &ech., doch ist in der ebenen Gegend kein Terrain
dafür und da auch als Standort Wiesen angegeben werden, so ist wohl eine Verwechs-
lung etwa mit der folgenden Art anzunehmen, welche daselbst auch häufig vorkommt.
Nach Pfund (Fl. Böhm. mspt) aber auf Hügeln bei Gratzen und Hohenfurth, wo ich
aber nichts dergleichen sah. b) Wurde von Opiz am 15. Aug. 1837 bei Hlubocep
nächst Prag (wahrscheinlich im Hiluboceper Wäldehen) mit schönen Früchten in 2
Exempl. gesammelt. Dieses Vorkommen gehört zweifelsohne in die gleiche Categorie
mit Caucalis orientalis, Allium odorum. paradoxum u. dgl.; die Pflanze ist aber später
bei Hlubodep nicht mehr gefunden worden.
B. (Thysselinum Hofim.) Striemen der Fugenseite 2—4, von der Fruchtschale be-
deckt, der Innenwand des Faches anliegend. Stengel röhrig.
5. P. palustre Mönch (Selinum palustre L., Thysselinum palustre Hofim,, Th.
Plinii Spreng., Olsenick, Oelsenich)*). Wurzelstock nicht schopfig. Stengel kantig-
gefurcht, hohl, oberwärts etwas ästig. Blätter 2—fach gefiedert; Blättehen tief tieder-
spaltig, mit linealen oder lanzettlichen, weissbespitzten, am umgerollten Rande glatten
Zipfeln. Blattscheiden mässig gross, die obersten kleinspreitigen etwas aufgeblasen. Hülle
und Hüllchen vielblätterig, deren Blättehen lanzettlich, sehr langspitzig, am häutigen
Rande gewimpert-raub, zurückgeschlagen; die der Hüllchen so lang und länger als die
Döldchen. Doldenstrahlen innen dichtflaumig-ranh.
3—5’ hoch, grasgrün, ganz kahl, die Kanten des Stengels dünn, in der Farbe von den
Furchen wenig abweichend. Blumen weiss. Die Striemen der lugenseite sind von einer dieken
Parenchymschichte bedeckt, daher äusserlich nicht sichtbar, bei den echten Peucedanumarten
*) Ein slavisches Wort, böhm. Olsenik oder Olesnik (auch für Selinum carvifolia ge-
braucht), von olse, Erle, weil die Art in Erlbrüchen wächst.
578 Imperatoria. Tordylium,
bedeckt eine sehr dünne, durchsichtige Parenchymschichte die braune Wandschicht der Oelgänge,
welche dagegen von der Innenwand des Faches entfernter liegen. Von den ähnlichen Arten unter-
scheiden sich Cnidium und Selinum leicht durch den Mangel der Hülle, ersteres auch durch
stielrunden, letzteres durch geflügelt-kantigen Stengel, Peucedanum austriacum durch nicht hohlen
Stengel, weisse Stengelkanten und viel kürzere Hüllchen.
63 Juli, August. Auf sumptligen Wiesen, in feuchtem Gebüsch, besonders an
Gräben, Teichrändern, in Erlbrüchen, auf Torfmooren, in den Niederungen und in
gebirgigeren Gegenden ziemlich verbreitet, jedoch im wärmeren Hügellande und Mittel-
gebirge, so im ganzen westlichen Elbthal, dem Basaltmittelgebirge, der Prager Gegend
(mit Ausnahme eines im gebirgigeren Theile gelegenen Standortes bei Stifin nach Sy-
kora) ganz fehlend. Oestliche Elbniederung: Fiederholz zwischen Ouval und B&chovic
(Poläk)! bei Brandeis (Opiz), Teich Kmotrov bei Sehusic (Opiz)! Pfeloud in Erlbrüchen,
bei Bohdanet, Pardubiec! Sümpfe des Königingrätzer Waldes! Zdelover Teichel zwischen
Adler-Kostelee und Borohrädek und bei Borohrädek selbst! Plesser Wald bei Josef-
stadt (Hähnel)! — Nordböhmen: Weisskirchen bei Kratzau (Matz). Niemes! Horka-
teich bei Wartenberg ! Habstein (Pöch)! Höllengrund (Pospichal) ! Erlbruch bei Schiessnig,
Teich bei Oberliebich und anderwärts bei B. Leipa! Teich bei Hainspach (Karl)! —
Erzgebirgsebene (doch nicht im Erzgebirge selbst): Duxer Teiche (Thiel), Bettelgrün
bei Ober-Leitensdorf (Roth), Kommerner Seewiesen (Knaf)! Sumpf zwischen Görkau
und Udwitz (Roth)! Karlsbad an der Eger, an Teichen und Gräben der Umgegend
(Ortm.)! Franzensbad (Bracht)! — Bei Padrf in den Zbirower Wäldern! Blatna (Stern-
berg); Budweis: am Teich bei Böhm. Fellern! Frauenberg, Gratzen (Sternberg). Am
Böhmerwalde: zwischen Rosenberg und Ilohenfurth an der Moldau! bei Schwarzbach
(Jungb.), Böhm. Röhren (Müncke). Bei Wittingau am’ Goldbach, auf nassen Wiesen
sehr häufig, desgleichen um die Teiche bei Veself und auf dem Moore bei Zalsi! Platz
(Leonhardi)!
26. Imperatoria L. Meisterwurz.
1. I. ostruthium L. Wurzelstock dick, walzliche Ausläufer treibend. Stengel
gerieft, oberwärts ästig, kahl. Blätter einfach (oder die grundständigen doppelt) 3zählig;
Blättchen breiteiförmig, zugespitzt, öfter das endständige 3lappig, die seitlichen 2lappig,
ungleich grobgesägt, unterseits auf den Nerven etwas rauh. Stengelblätter kleiner, mit auf-
geblasenen Scheiden. Hüllchen aus wenigen fädlichen Blättehen. Fruchtrand jederseits so
breit als die Fruchtfächer.
1—3' hoch. Blumen weiss. Pflanze stark aromatisch.
2 Juni, Juli. Auf Gebirgswiesen, in feuchten, bewässerten Schluchten und Rinn-
sälen der Gränzgebirge bis 3500‘, an manchen Stellen wohl nur aus Bauerngärten verwildert,
an anderen anscheinend wild. Stiebnitz im Gebirge bei Senftenberg (Brorsen). Im Riesen-
gebirge: bei St. Peter anscheinend wild! am Schwarzberg bei Johannisbad, bei Schatzlar
(Opiz). — Gablonz bei Reichenberg, nächst der Bräuerei (Sekera). Bei Schluckenau an
Scheuern der Landleute (Karl)! Im Erzgebirge: bei Niklasberg an einem Strassengraben,
wahrscheinlich nur verwildert (Winkler)! Auf Wiesen bei Sebastiansberg (Thiel)! bei
Gottesgab (Reiss)! zwischen Neudeck und Neuhammer (Ortm.). Bei Hauenstein beim
Forsthause (Walter nachı Opiz) wohl nur angepflanzt. Im Böhmerwalde nur in Bauerngärten
selten angebaut (Göppert), so bei Buchwald bei Fürstenhut (Mardetschl.); aber auf der
Lusener Waldhauswiese (schon in Baiern) nach Sendtner bestimmt wild.
27. Tordylium (L. part.). Zirmet.
1. T. maximum L. Wurzel 1jährig, spindelig-ästig. Stengel kantig-gefurcht,
nebst den Blättern augedrückt steifhaarig; Kanten, Blattscheiden und Blattstiele mit
längeren abstehenden Ilaaren. Blätter einfach gefiedert, 2—4paarig; Blättchen der unteren
Selinum, Ostericum,, 97
“D
Blätter eilänglich, der oberen länglich-lanzettlich, deren endständiges verlängert, alle grob
gekerbt-gesägt oder auch am Grunde eingeschnitten. Hülle und Hüllchen vielblätterig;
die Blättchen lanzettlich, nicht randhäutig, die der Hülle kürzer als die Doldenstrahlen.
Die äusseren Blüthen strahlend, mit 3 grösseren Blumenblättern, deren mittleres gleich-,
die seitlichen sehr ungleich-2spaltig. Früchte rundlich, borsthaarig; Thälchen 1striemig.
1—3° hoch. Blätter sehr rauh, spröde. Blumen weiss; der dicke Fruchtrand weisslich.
© Juli, August. Auf steinigen, buschigen Abhängen, in Weinbergen des wärmeren
Hügellandes, sehr selten und vielleicht nicht ursprünglich einheimisch. Bei Prag im felsigen
Weinberge Folimanka, vormals in der vorderen Parthie mit Allium sphaerocephalum, jetzt
(noch 1872) nur im hinteren Theile! Bei Jungbunzlau im Eichengebüsch auf dem Chlum,
in Lettenboden (1853 Hipp.)! [Königgrätz (Reichel, mit der scheda Torilis anthriscus!)
beruht vielleicht auf einer Zettelverwechselung im Opiz’schen Tauschvereine. Ebenso zweifelhaft
ist Haenke’s alte Augabe in Pohl’s Tentamen: zwischen Beroun und Nizburg].
28. Selinum (L. part.). Silge.
1. 8. carvifolia L. (Angelica carvifolia Spreng.). Wurzelstock nicht schopfig.
Stengel kantig-gefurcht, mit geschärften, häutig-geflügelten Kanten, einfach oder ober-
wärts ästig. Untere Blätter 5fach, obere doppelt gefiedert; Blättehen fiederspaltig oder fieder-
theilig, mit flachen, schmal lanzettlichen oder linealen, weiss-stachelspitzigen, am Rande
ein wenig rauhen Zipfeln. Hülle fehlend, Hüllchen vielblätterig; Blättchen lineal-pfriemlich.
1—3’ hoch, ganz kahl, nur die Doldenstrahlen innen etwas flaumig-rauh. Blumen weiss.
Von alien ähnlichen Dolden mit feinzertheilten Blättern durch die Flügelkanten des Stengels
leicht zu unterscheiden. &
2% Juli, August. Auf feuchten und sumpfigen Waldstellen, auf bebuschten
sumpfigen Wiesen, an Gräben, Waldbächen, sowohl in den Fluss-Niederungen als auch
im Hügellande, in kiesigen und feinsandigen Bodenarten, und im niederen Gebirge bis
etwa 1500’, zerstreut, doch allgemein verbreitet. Am spärlichsten im wärmsten Hügellande,
so bei Prag nur bei Stirin (Syk.), im Kundraticer Walde und nordwärts gegen die Elb-
ebene: im Bohnicer Walde, am Beckoy bei Chabry, bei Bechovic, häufiger an der Elbe,
bei- Lobkovie, Tousim u. s. w.
29. Ostericum Hofim.
? 1. O0. pratense Hofim. (0. palustre Besser, Angelica pratensis MBieb. nec Presl
fl. @ech.). Stengel kantig-gefurcht, röhrig, oberwärts ästig. Blätter 2—3fach gefiedert,
mit gespreizten Blattschnittstielen; Blättchen schief, herzeiförmig, zugespitzt, ungleich
grobgesägt, auf den Nerven und am Rande etwas rauh, die obersten mit langer, etwas
aufgetriebener Scheide und kleiner, zuletzt schwindender Spreite. Hülle fehlend oder aus
1—3 lineal-pfriemlichen Blättchen,
2—3’ hoch. Blumenblätter weiss. Flügel des grosszelligen Fruchtgehäuses sehr dünn-
häutig. Von der ähnlichen Angelica silvestris auch durch den stärker kantigen Stengel, die aus-
gespreizten, am Grunde sehr schiefen und etwas rauhen Blättchen zu unterscheiden.
2 August. Auf feuchten und sumpfigen Wiesen. Für Böhmen sehr zweifelhaft,
indem allen bisherigen Angaben eine Verwechselung mit Angelica silvestris zu Grunde
zu liegen scheint. Die Gebrüder Presl haben unter Angelica pratensis wohl nur A. silvestris
verstanden, da sie für dieselbe in Fl. Cech. „prata humida passim“ angaben, also eine
verbreitete Pflanze gemeint haben, die Ostericum sicher nicht ist, womit auch das stimmen
würde, dass Ang. silvestris Presl (wohl A. montana Schleich.) nur im Riesengebirge an-
gegeben wird. Bei Budweis, wo ÖOstericum nach Krej@ (Lotos 1855) auf allen Wiesen
wachsen soll, fand ich nur A. silvestris, welche auch in Jechl’s Herbar als Ostericum
bestimmt ist. Nach Tausch (Herb. bohem.!) auf Wiesen des Böhmerwaldes, doch ist die
580 Archäangelica, Angelica,
Allgemeinheit der Angabe verdächtig, während die Art sonst weder von Purkyne noch von
Anderen dort gesehen wurde, auch auf baierischer Seite nicht vorkommt.
30. Archangelica lHoffim. Engelwurz.
1. A. offieinalis Hofim, (Angelica archangelica 1..). Stengel stielrund, gefurcht,
röhrig, oberwärts ästig, nebst den Blättern kahl, nur unter der Dolde, wie auch die
Doldenstrahlen, dicht feintlaumig. Blätter einfach oder 2—3fach gedreit-geliedert; Blättchen
gross, eiförmig, ungleich grob-stachelspitz-gesägt, bisweilen am Blattschnittstiel herab-
laufend, das endständige oft 3lappig, die seitlichen 2lappig, unterseits bläulichgrün. Blatt-
scheiden bauchig-aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1blätterig. Hüllchen vielblätterig aus
fädlichen Blättehen
3—8’ hoch. Wurzel dick, fast rübentörmig. Blätter und Dolden sehr gross. Seitendolden
unter der Enddolde oft zu 2—3 genähert. Blumen grünlich-weiss. Irüchte reif und trocken bleich.
Es ist ganz falsch (wie Koch und Andere nach ihm sagen), dass der Samen frei im Fruchtge-
häuse liege und die Samenschale Striemen besitze; gerade in dieser Gattung haftet das Frucht-
gehäuse dem Samen fest an, allein die innerste, anhaftende, die Striemen enthaltende Schicht
der Fruchtwand löst sich von der äusseren Fruchtschale ab.
6% Juni, Juli. In kräuterreichen Schluchten des hohen Riesengebirges selten:
in den Schneegruben (Tausch)! und im Elbgrunde (Nees). Ausserdem in Gebirgsgegenden
hin und wieder in Bauerngärtchen gebaut und aus denselben an Gräben und Wiesen
verwildert; so im Riesengebirge um die Bauden, bei Johannisbad, Schatzlar, Adersbach,
Friedland (Opiz). Bei Lichtenburg Cäsl. (Opiz). An einem Wiesengraben bei Liebeschitz b.
Auscha (A. Mayer)! Grasgärten bei Rehwasser (Schauta)! Bei Schlackenwerth, Zech,
Birndorf in Bauerngärten (Ortm.). Im Böhmerwalde ebenfalls nur in Dörfern; auch im
Dorfe Wettern bei Lagau im Strassengraben aus einem Gärtchen verwildert (1870)!
31. Angelica (IL. part.). Brustwurz.
1. A. silvestris L. Stengel stielrund, feiugerillt, röhrig, oberwärts ästig, sammt
den Ästen unter den Dolden, wie auch die Doldenstrahlen dicht feinflaumig, sonst nebst
den Blättern kahl. Blätter Sfach-, obere doppelt-gefiedert; Blättehen spitzeiförmig bis
eilanzettlich, ung!eich scharfgesägt, mit weissbespitzten Zähnen, die seitlichen an der
Basis des oberen Randes tiefer ausgeschweift, mit dem unteren oft etwas herablaufend.
Blattscheiden bauchig aufgeblasen. Hülle fehlend oder 1—3blätterig; Hüllchen aus mehreren
fädlichen Blättchen.
1—5‘ hoch. Am Grunde der seitlichen Blattschnittstiele häufig kleine Nebenblättchen.
Dolden gross, Blumen weiss in’s Grünliche oder purpurroth angelaufen, sehr klein und fein.
Staubfäden sehr hervorragend, Früchte bleich. ° Var. «) vulgaris (A. pratensis Presl fl. Gech.),
Blättchen am Blattstielehen nicht oder unbedeutend herablaufend; ) montana (Schleich sp.,
A. silvestris Presl fl. cech.), oberste Blättchen am Blattstiel mit breiterer keiliger Substanz her-
ablaufend, Pflanze sehr hoch und kräftig.
2. Juli—September. Auf feuchten Wiesen, an Gräben, in feuchten Bergschluchten,
in Waldgebüschen, sowohl in wasserreichen Ebenen als auch im kühleren Hügel- und
Gebirgslande bis über 3000‘ verbreitet, nur im wärmeren Hügellande selten oder fehlend,
so bei Prag selten: Cibulka, Oberkr&, DuSnik, Karlstein, Beroun, Kamenicer Thal bei Stirn!
— dann erst wieder in der Elbebene bei Lobkovic, Tousfm. — Verbreitet in den Elbauen, im
östlichsten Striche, im bergigeren Nordböhmen bis auf die niedere Hochgebirgsregion der Su-
deten, hin und wieder im Basaltmittelgebirge, im Erzgebirge und am Fusse desselben; im
mittleren Gebiet z. B. häufig um Rakonitz, Vinaric, Horovic, Zbirov! bei Biezina (Sternbg.),
bei Altsattel (Zeizig), häufig um Veseli, Budweis, Krumau, Lagau und auf hochgelegenen
Wiesen des Böhmerwaldes (Göppert). — /) meist im Gebirge, seltener im niederen
Lande, so in den Gründen des Riesengebirges: Riesengrund (Tausch)! Schwarzenberg
(Mann); im Erzgebirge bei Rothenhaus, Teltschgrund u. s. w.! bei Karlsbad (Aschers.),
Pa 2,
»
Levisticum. Laserpitium, 581
im Basaltmittelgebirge in einer Bergschlucht unterhalb Praskovie und bei Mileschau (A.
Mäyer)! Tetschen, Schlucht gegen Schönborn! Fasanerie bei Jaromer (Knaf)! Am Padrt-
bach in den Zbirover Wäldern!
32. Levisticum Koch. Liebstöckel.
j 1. L. offieinale L. (Ligusticum levistieum L.). Stengel stielrund, gerieft, ästig,
sammt den Blättern kahl. Blätter doppelt gefiedert. Blättchen rhombisch-eiförmig oder
keilig-Jänglich, oft 2-—3lappig, eingeschnitten-gezähnt; die obersten Blätter doppelt
oder einfach 3zählig oder einfach, auf kurzen Scheiden, meist zu 2 genähert gegen- j
ständig. Blättehen der Hüllen und Hüllchen zahlreich, lanzettlich, weissberandet, zurück-
geschlagen.
4—7' hoch, steifästig. Blumen blassgelb.
2 Juli, August. Aus Südeuropa stammend, in Bauerngärtchen der Gebirgsgegenden,
auf Grasplätzen um die Hütten und Bauden gebaut und halbverwildert. Sehr häufig im
Riesengebirge! Im Erzgebirge (Reuss), bei Tetschen (Malin.)! B. Leipa (Nenntwich)!
Niemes (Schauta)! Falkenau bei Karlsbad (Leistner)! Auch im Böhmerwalde fast überall
in Bauerngärtchen (Göppert, Sendtner), bei Andreasberg au Zäunen (Jungb.).
33. Laserpitium L.
1. L. latifolium L. Wurzelstock faserig-schopfig. Stengel stielrund, fein gerillt,
oberwärts ästig, kahl. Blätter gedreit-doppeltgefiedert (Abschnitte 1. Ordnung des ersten
Paares so gross, wie das ganze übrige Blatt} oder doppelt gedreit; Blättehen oberseits
slänzend, gestielt oder die 2 obersten sitzend, breit eiförmig oder eilänglich, am
Grunde herzförmig, die seitlichen meist schief, grobgesägt. Blattstiele -zusammenge-
drückt-3kantig, mit scharfer, rinniger, mit zerstreuten Büschelhaaren besetzter oberer Kante.
Blattscheiden bauchig-aufgeblasen, oberste mit sehr kleiner Spreite oder spreitenlos.
Blätichen der Hülle lanzettlich-pfriemlich, die des Hüllchens borstlich. Dolden-
strahlen innen rauh. Fruchtflügel oft welliggekraust, Hauptriefen angedrückt feinhaarig.
2—5‘ hoch. Dolden gross, sehr vielstrahlig. Blumen weiss. Fruchtilügel viel breiter als
bei folgendem. Var. «@) glabrum, in allen Theilen ziemlich kahl, £) asperum (L. asperum
Crantz), Blattstiele und Blattunterseite rauhhaarig. Uebergänge sind so häufig, wie die ex-
tremen Formen,
2. Juli, August. In lichten Laubwäldern, auf steinigen buschigen Lehnen
des warmen Mittelgebirges, seltener des Hügellandes, vorzugsweise auf Kalk und
Basalt. Bei Prag: Hluboceper Hain, Hain von St. Prokop (#.), Zävister Berg, Rado-
tiner Thal gegenüber Kopanina! Bei Karlstein selten (Ruda), St. Ivan (Pohl). — Bei
Weisswasser im jungen Kieferwalde, nicht blühend (Hipp. 8.)! Häufig (besonders 3) auf
Kalk bei Leitmeriz und im Mittelgebirge auf Basalt, z. B. Weisse Lehne bei Pokratic!
Straäickenberg, Hradischken (Mayer); Lobosch! Geltsch (Malinsky «)! Am Radelstein zum
Granatbache hin! Felsen des Kletschenberges (Reuss), Mileschauer («)! Elbabhänge
bei Aussig! Teplitz: Turner Eiehbusch! und Lippney (Keuss). Sonnige Abhänge des
Erzgebirges: Langewiese bei Osseg (Thiel), Hennersdorf bei Rothenhaus (Reuss), bei
Birken im Gebüsch! Oberhalb Petsch (2000° hoch)! — Oberhalb des Friderikenfelsens
bei Karlsbad (Ortm.). — Bergrücken der Burg Pravda bei Domousic (3)! Bürglitzer
Wälder, an der Strasse von Bürglitz nach Nizburg («)!
2. L prutenieum L. Wurzelstock nicht schopfig. Stengel kantig-gefurcht, ästig,
mehr weniger raulı oder rauhhaarig. Blätter doppelt geliedert; unterste Blättehen fieder-
spaltig, Zipfel breit lanzettlich, am Rande feingesägt-rauh;, obere Blätter einfach
gefiedert, 3zählig bis ungetheilt, oberste oft spreitenlos. Hülle und Hüllchen vielblätterig,
38
583 Daucus,
ihre Blättchen lanzettlich, breit weisshäutig berandet, zurückgeschlagen. Doldenstrahlen
flaumig-rauh. Früchte auf den Hauptriefen zerstreut-steifhaarig.
1—3' hoch. Blumen gelblichweiss, getrocknet schwefelgelb! Früchte ziemlich klein, mit
dünnhäutigen, gelblichweissen Flügeln. Von ähnlichen Arten (besonders Peucedanum palustre,
mit dem es bisweilen verwechselt wird) durch die Hüllen und Hüllchen, die Behaarung oder
wenigstens Rauhigkeit auf den Stengelkanten oberwärts zu unterscheiden.
Var. «) hirtum Wallr. Stengel unterwärts von dichten, abstehenden oder etwas zurück-
stehenden, oberwärts von zerstreuten Haaren rauhhaarig, Blätter und Blattstiele auf der Unter-
seite ebenfalls, nur feiner, raubhaarig.
f) seabrum (ß. glabrum Wallr.). Stengel und Blätter kahl, doch meist von feinen
Zäckehen rauh, höchstens am Grunde etwas behaart.
2), Juli, August. Auf Waldwiesen und in lichten Laubgebüschen, auch auf Moor-
wiesen, in feinsandig-lehmigen Boden, im Hügellande und den Niederungen, wie auch
im niederen Vorgebirge sehr zerstreut, doch verbreitet, Fehlt gänzlich der Prager Gegend ;
erst südwärts bei Pysely (Vogl), Cenötie (Presl). Östliches Elbgebiet: Eichenhain bei
Öetelie! bei Brandeis (Opiz). Verbreitet in den Laubwäldern um RoZdalovie und Kopidino !
Strasse von Nouzov nach Dymokur, im Lustwalde von Dymokur («)! bei Zähornic!
Jiöin im Hain bei Wesce! und in den Prachover Felsen (Poläk); bei Dlouhopolsko,
Chlumec im Drabina-Walde («)! Wystrkov bei Pardubie! Dasie (Mann)! Oberhalb Leito-
mysl auf dem Plateau (#)! im Kabätwalde (Pospichal)! B. Trübau am Fusse des Gebirges
gegen Neuteich, bei Abtsdorf! Nickel, mit Gladiolus imbricatus! Neu-Plesser Wald bei
Josefstadt, mit Galium aristatum! — Nordböhmen: Hohenelbe (Mann & und /, Kablik !)
Lomnic (Poläk)! Waldstein bei Turnau (Aug. Opiz)! Reichenberg (&)! Grottau (Matz) !
Zwischen Gabel und Wartenberg! B. Leipa (Zizelsberger)! Georgswalde (Neum.), Fugau
gemein (Karl). Um Niemes häufig (Schauta)! Habstein (Presl). Weisswasser im Biela-
thale, Jungbunzlau (Hipp. «@)! — Westliches Elbthal: Roudnicer Thiergarten (Reuss).
Babina bei Leitmeritz (A. Mayer). Am Fusse des Mileschauer gegen Mileschau zu (Mayer,
Tausch)! Bodenbach, Kosten bei Teplitz (Winkler &)! Eichbusch bei Janegg und bei
Oberleitensdorf (Thiel &)! Grundthal des Erzgebirges bei Komotau (Knaf)! Am Grünlas-
bach bei Ellbogen (Ortm.), Fischern (Fischer). — Zbirover Waldlandschaft: Krälovka-
Wiese bei Wolesnä (#)! Zliner Revier bei Lukavie bei Pilsen! Lagau bei Krumau, be-
sonders bei Moletin (Mardetschläger, auch in Jungbauer’s Herbar aus der Gegend). Lomnic
bei Wittingau, im Strassengraben!
54. Daucus L. (ampl.) Möhre.
1. D. carota L. (Mohrrübe, gelbe Rübe). Stengel gefurcht, sammt den Blättern
mehr weniger steifhaarig. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättchen fiederspaltig, mit linealen
oder lineal-lanzettlichen, stachelspitzen, am Rande gesägt-rauhen Zipfeln, auf ziemlich
kleinen Scheiden. Dolde zur Fruchtzeit vertieft, vzelstrahlig, öfter mit centraler Blüthe.
Blättehen der Hülle und der Hüllchen zahlreich, die ersteren so lang als die Dolde
selbst, fiedertheilig mit linealen Zipfeln, am Grunde weisshäutig berandet, die der
üllchen 3spaltig oder ungetheilt. Aeussere Blumen meist strahlend. Stacheln der Neben-
riefen einreihig, am Grunde membranartig vereinigt, pfriemlich, kahl. £
1—3‘ hoch, Kümmerlinge auch nur 1—3” hoch (D. montanus Schmidt). Wurzel spindel-
förmig, die der kultivirten Abart fleischig, aussen roth, innen gelb. In Mitten der Dolde öfter
eine gestielte, von einigen Vorblättern gestützte, monströse, aus schwarzpurpurnen Blumenblättern
gebildete Endblüthe; die übrigen Blüthen weiss, im Trocknen oft schwefelgelb werdend, manchmal
vosa angelaufen. Var. «) hispidus, Stengel und Blätter mehr weniger steifhaarig, £) glaber
D. slaber Opiz!), die ganze Pflanze mit Ausnahme einiger Wimpern an den unteren Blattscheiden
vollkommen kahl, Blumen kleiner, nicht strahlend. (Diese interessante Form wird noch in keiner
Flora erwähnt.)
6% und @) Juni—Herbst. Auf Wiesen, Triften, Rainen, Brachen, trockenen
Hügeln, in thonigem und sandig-lehmigem Boden, gemein durch das ganze Land von
der Ebene (massenhaft auf den Elbwiesen) bis auf das Vorgebirge.
Caucalis. 583
7 2. D. grandiflorus Scop. (Caucalis grandiflora L., Orlaya grandifl. Hofim.).
Stengel sefurcht, ästig, kahl. Blätter 2—3fach gefiedert, sammt den Blattstielen kahl
oder steifhaarig; Blättchen fiedertheilig, Abschnitte ganz oder fiederspaltig, mit linealen,
spitzen, gewimperten Zipfeln; Blattscheiden breit weissrandig, obere mit kleiner oder ohne
Spreite. Dolde 5—-9strahlig, mit centralem Döldchen; Doldenstiele innen feinflaumig-
rauh. Hülle und Hüllchen meist 5blätterig, ihre Blättchen länglich-lanzettlich, ganz,
sehr breit weisshäutig berandet. Aeussere Randblumen strahlend, 2spaltig, vielmal
grösser als die inneren. Nebenriefen der länglichen Früchte gleich, ihre Stacheln Sreihig,
kahl, zur Spitze pfriemlich, meist hakig. Gritiel an der Frucht herabgebogen.
;—2' hoch. Blumenblätter weiss, die äusseren bis "/,“ lang, dadurch die Art sehr
ausgezeichnet.
© Juli. Auf Aeckern unter der Saat und auf steinigen, buschigen Hügeln, in
Kalk- und Lehmboden, sehr selten und wohl nur zufällig eingeschleppt, erst in Nieder-
österreich und Baiern einheimisch. Bei Karlstein auf Aeckern (Steinmann in Fl. Zech.),
‘seither nicht wieder. Auf dem Hrädek bei Cäslau (Opiz).
35. Caucalis L. em. Haftdolde.
1. €. daucoides L. Stengel kantig, oberwärts gefurcht, ausgebreitet-ästig.
Blätter 2—3fach gefiedert, Blättehen fiederspaltig mit linealen oder schmal lanzettlichen
kurzen Zipfeln. Blattscheiden kurz, alle spreitentragend. Hülle fehlend oder 1blätterig,
Hüllchenblätter 5—5, lanzettlich, steifgewimpert. Dolde meist 3strahlig, Döldehen arm-
blüthig. Früchte eilänglich. Stacheln der Nebenriefen Zreihig, am Grunde kegelförmig
verbreitert und rinnig, an der Spitze hackig, von den Hauptriefen durch einen weiteren
Thalraum getrennt. Eiweiss eingerollt.
3”—1' hoch, zerstreut behaart, seltener fast kahl, Blumen klein, weiss oder röthlich.
Früchte gross, eilänglich.
a) genuina (C. daucoides Bischof). Stacheln der Nebenriefen derb, so lang oder
länger als der Querdurchmesser der Frucht.
b) muricata (Bischoff spec.). Stacheln der Nebenriefen verkümmert, viel kürzer als
der Querdurchmesser der Frucht. — Es giebt manche Uebergangsstufen von a) zu jener extremen
Form, deren Stacheln nur auf die dünne, schlappe Spitze auf kurzer Basis redueirt sind.
© Mai—Juli, einzeln noch im Herbst. Auf Aeckern unter der Saat, auf
Brachen, steinigen Hügellehnen, Weingärten, in Kalk- und Thonboden, a) im wärmeren
Hügellande verbreitet und häufig. Um Prag sehr häufig, z. B. Folimanka, Michle,
Obrkr&, Belvedere, Podbaba, von kl. Holesovic gegen Troja, gegenüber Libdic, Kralup,
Weltrus, Öenkov bei Jungferbrezan, Lorenzberg hinter dem Kinsky’schen Garten, Seharka,
Plateau von St. Prokop, Kuchelbad, Karlstein, St. Ivan, Tetin! — Bysie an der Eibe,
auf Kalk! Trebesie bei Kuttenberg (Opiz). Unter dem Woskoberge! Jilin: bei Zämez
und Eisenstadtel (Posp.)! beim Dorfe Cidlina (Poläk)! Turnau (Poläk)! Bei München-
grätz nächst der Fasanerie Katov von Sekera nur einmal gefunden! häufiger bei Jung-
bunzlau; bei Weisswasser beim Paterhof (Hipp.)! Kahlenberg bei Leipa (Watzel)! — Ver-
breitet im westlichen Elbgebiet: Melnik (Prazäk)! Widim (Hackel). Gemein um Weg-
städtel, Gastorf, Roudnie, Leitmeritz, Lobositz, durch das ganze Mittelgebirge und Elbthal
bis an den Fuss des Erzgebirges, bei Tetschen, Teplitz, Bilin, Brüx! Libochovic, Pätek!
Bei Loun auf Kalkmergel gegen die Eger, gegen Rannay, bei Citolib! Schiesselitz bei
Saaz! Podersam auf Basalt gegen den Eichberg! Schlackenwerth (Reiss). Nicht mehr
“ bei Karlsbad (Ortm.). — Mittelböhmen selten: bei Bürglitz an der felsigen Uferlehne! bei
Skrej (Krej£), bei Zebräk, besonders nächst dem Berge Toönfk! — Südböhmen: bei
Krumau auf dem Kalkfelsenberg, über der Budweiser Vorstadt! — b) Bisher nur bei
Tetschen (Malinsky 1852)! und bei Leitmeritz, daselbst nicht selten, so gegen Pokratic
nächst dem Radischken (1865)! oberhalb der Kalksteinbrüche, am Fahrwege zum Uhu-
berge an der Strasse nach Treboutic links von der Brücke (A. Mayer) !
38*
584 Torilis,
; 2. €. orientalis L. (C. orientalis et C. pulcherrima M. Bieb., Daucus pul-
cherrimus Koch). Stengel stielrund, feingerillt, aufrecht, einfach oder ästig. Blätter
— fach gefiedert, Blättchen fiedertheilig mit schmal linealen, rinnigen, kurzen Zipfeln.
Blattscheiden mässig lang, nach unten weissberandet, alle spreitentragend. Hülle fehlend
oder aus wenigen kurzen, häutigen Blättehen; Hüllchen vwielblätterig, ihre Blättchen
lanzettlich, breit weissrandig, gewimpert. Dolde 8—Iöstrahlig mit Centraldöldchen,
Doldenstrahlen ganz glatt. Früchte oval; Nebenriefen gleich, von den Hauptriefen
durch sehr schmale Thalräume getrennt, Stacheln 2—3reihig (selten durch Ver-
wachsen der ursprünglichen Stacheln 1reihig), viel länger als der Fruchtdurchmesser,
pfriemlich, gerade oder gebogen, am Ende mit einem Häckchen, feinflaumig-rauh. Eiweiss
einwärts gekrümmt.
1'/,—2’ hoch, kahl. Wurzel spindelig, Wurzelhals nicht beschopft. Blätter grasgrün.
Enddolde langgestielt, häufig durch den Seitenast übergipfelt. Blumenblätter weiss, die äusseren i
am Umfange der Dolde strahlend, etwa 4mal länger als die inneren. Früchte kleiner als bei
voriger, mit aufrechten Griffeln, zuletzt schmutzig purpurn angelaufen, die Stacheln dünn, ähnlich
denen von Sanicula. Die Variet. mit breiten, durch Verwachsung je zweier Stacheln entstandenen‘
ireihigen Stacheln findet sich bei uns nicht.
69 Juni, Juli. Stammt aus dem Kaukasus und der Krimm, ist aber seit mehr”
als 25 Jahren (schon 1847 von B. Klemens als Daueus grandiflorus gesammelt und von
Opiz bereits richtig bestimmt) auf dem steinigen Abhange des Kuchelbader Berges dicht
über der Bahn angesiedelt und in grosser, immer wachsender Menge vollständig ein-
gebürgert !
36. Torilis Adanson. Klettenkerbel.
1. T. anthriscus Gmelin (Tordylium anthriseus L., Caucalis anthr. Crantz). Blätter
doppelt-, die oberen einfach gefiedert, im Umrisse länglich, die untersten Abschnitte
1. Ordnung ziemlich kurz gestielt; Blättchen fiederspaltig, am Grunde fiedertheilig, '
mit lanzettlichen, gesägten oder ganzrandigen Zipfeln, Endblättchen verlängert, vorn
eingeschnitten-gesägt. Hülle aus mehreren linealpfriemlichen Blättehen. Fruchtstacheln
aufwärts gebogen, an der Spitze pfriemlich verdünnt, nicht widerhakig. Wugen-
fläche lanzettlich, von 2 braunen, ‘oberflächlichen Striemen durchzogen. Griffel an der”
Frucht herabgeschlagen.
1Y/,—3‘ hoch. Stengel unten stielrund, cberwärts kantig, von rückwärts angedrückten, "
die Blätter und Blattstiele von vorwärts angedrückten steifen Haaren rauh. Blätter schlaf, trübgrün.
Blumenblätter weiss, aussen grünlich, behaart, oft röthlich überlaufen. Früchte klein, zuletzt
öfter schwärzlichgrün.
6% Juni—Augast. In Gebüschen, Hecken, an Zäunen und Dorfangern, auf
waldigen Lehnen sehr gemein durch das ganze Land, bis auf das Vorgebirge über 2000°
(Erzgebirge, Rosenberg bei Windisch-Kamnitz im Bergwalde u. s. w.).
2. T. helvetica Gmelin 1805 (T. infesta Hoffm. 1814, Scandix infesta L.,
Caucalis arvensis Huds.). Blätter doppelt, die oberen einfach gefiedert, im Umrisse 3-
eckig oder 3eckig-länglich, die untersten Abschnitte 1. Ordnung viel länger als die
folgenden gestielt. Hülle fehlend oder 1blätterig. Fruchtstacheln ziemlich gerade, fein-
HHaumig, an der Spitze kurz widerhakig. Fugenfläche schmal-lineal, mit wenig deut-
lichen Striemen. Griffel an der Frucht aufrecht oder ausgebreitet.
Schwächer als vorige, sonst ihr sehr ähnlich, nur Y,—2’ hoch, ästiger. Blätter zum
Grunde breiter, Blättchen wie bei voriger gestaltet. Früchte mehr als doppelt grösser, zuletzt
gern schwarzgrün. Blumen weiss oder röthlich. Die Fugenfläche ‚ist nicht striemenlos, wie.Neil-
reich angiebt, doch sind die beiden Striemen erst auf mikroskopischen Schnitten gut zu sehen.
$% und ©). Juni—August. In Gebüschen und an Wegen, in Weingärten, an
steinigen Stellen, nur im wärmsten Hügellande. Bei Prag im Weinberge Folimanka und4
bei Troja! und weiterhin längs der Bahn hinter Rostok in Kirschenpflanzungen häufig
&
auf der Lehne oberhalb -Nusle und Vräovie häufig! Ziäkaberg (K. Knaf)! An Abhängen i
i
Bi
d
Scandix. Anthrisceus. 585
- (K. Poläk 1873)! Am Berge Plesivee bei Karlstein (Poläk 1872)! — Leitmeritzer Elb-
thal: an einem Fusssteige von der Elbe zwischen Weingärten auf den Dreikreuzberg und
auf einem Eisenbalındamme nächst dem Gasthause zu Salesl (A. Mayer)! Am Basaltberge
gegenüber Schwaden nächst Aussig! — Jungbunzlau an Mauern (Hipp.)!
37. Scandix (L. part.) Haller.
1. $. pecten Veneris L. Stengel stielrund, feingerillt, meist vom Grund an
ästig. Blätter Janggestielt, auf schmaler, weissrandhäutiger Scheide, 2—3fach gefiedert.
Blättchen fiederspaltig mit kurzlinealen, spitzen Zipfeln, Dolden 2—3strahlig, Döldehen
mehrstrahlig. Hülle fehlend. Hüllchen meist 5blätterig, Blättehen 2—3spaltig oder unge-
theilt, gewimpert. Fruchtschnabel vom Rücken der Frucht her zusammengedrückt, an
beiden Rändern borstig-gewimpert.
X 3—1’ hoch, mit zerstreuten abstehenden Haaren. Stengel ausser den Grundblättern
meist Ablätterig. Blumen weiss, klein. Früchte sehr sross, ihr Schnabel 1"/,” lang.
© Juni, Juli und oft noch im Herbst. Auf Aeckern unter Getreide, auf Kalk-
und Lehmboden im wärmsten ebenen und hügelisen Lande, hauptsächlich im westlichen
Elbthale, hin und wieder zerstreut, stellenweise häufig. Bei Prag: Karlstein (Feist-
mantel) ! Laurenzberg (Opiz), Nusle (Presl), Zäbehlie (Opiz) wohl nur vereinzelt, häufiger
nordwärts gegen das Elbthal zu: nächst dem Dablicer Berge! beim Bohnicer Walde
(Opiz), bei Chabry, Brüky, Drahäü, Biezäoves (Dedecek). Cetelic an der Elbe (Poläk)!
Lissa (Tausch)! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Sovice bei Roudnie (Reuss)! Von Roudnic
[z. B. am Wege in den Roudnicer Thiergarten, bei Rovney!j über Budin, Libochovie
nach Trebnitz, ziemlich häufig (Reuss), Brozan (Neumann). Leitmeriz, z. B. um die
Kalksteinbrüche (Thiel, Mayer) ! Praskovic (Hackel) ! Tetschen (Malinsky) ! Teplitz (Winkler),
Janegg (Thiel), Bilin um den Boren selten (Reuss). Tejrovic am Berounflusse (Krejt).
38. Anthriscus Pers. (part.).
1. A. vulgaris Pers. (Scandix anthriseus L., Caucalis scandix Scop., Echinan-
thriscus vulgaris Lantzius-Beninga). Stengel stielrund, gerillt, kahl, ästig. Blätter unter-
seits, an den Rändern und Blattstielen zerstreut behaart, Sfach gefiedert; Blättchen
fiederspaltig mit kurzen, lineal-länglichen, stumpfen, stachelspitzen Zipfeln. Dolden 3- bis
Astrahlig, durch sympodiale Uebergipfelung bald seitenständig, theils gestielt, theils
sitzend; Doldenstrahlen kahl. Hülle fehlend, Hüllchen aus 2—5 lanzettlichen, gewim-
perten Blättehen. Fruchtgehäuse 3—4mal länger als der Fruchtschnabel.
1,—2' hoch. Blätter sehr fein, zart. Blumen weiss, klein, Pflanze geruchlos. Die gene-
rische Trennung des Anthriscus vulgaris und der Cerefolium-Arten scheint mir gerechtfertigt, nicht
aber der neue Gattungsname von Lantzins-Beninga, .da Persoons Gattung vorzugsweise auf diese
Art gegründet ist („Fructus ovatus“ passt z. B. gar nicht auf A. nodosa Pers.), von der sie auch
den Namen erhielt, und da schon Cerefolium Hallers und Bessers die Priorität vor Anthriseus
Hofim. hat: Das Zurückgehen auf die vorlinn&ische Nomenclatur (Myrrhis Tournef. = Chaero-
pbyllum L. und Chaeroph. Tourn. — Cerefolium Bess.) aber kann ich prineipiell nicht billigen.
© Mai, Juni. An Zäunen, Mauern, besonders in und an Dörfern, selten und
kaum ursprünglich einheimisch, sondern durch Kräutersamen aus dem Süden einge-
schleppt, wofür auch der Umstand spricht, dass die Art in Norddeutschland, wo der
Gemüsebau viel grössere Ausbreitung hat als bei uns, auch viel häufiger ist. Auffällig
ist die dichtere Verbreitung längs des Erzgebirges. Bei Prag: Vrsovic (Opiz)! Dolany
bei Lib£ic (Poläk)! Budüan bei Karlstein! Hft. Podehrad (Opiz)! Münchengrätz, Jung-
bunzlau (Sekera). Teplitz (Reuss), Bilin (Malinsky)! Brüx (Stika), Rothenhaus (Roth).
Komotau: an Häusern in Sporitz (Knaf)! Rakonitz (Krejt).
586 Cerefolium,
39. Cerefolium (Haller) Besser (1809).
a) (Eucerefolium). Frucht lineal, mit hallı so langem (2 langem) Schnabel. Dolden
2—3strahlig, durch sympodisle Uebergipfelung bald seitenständig, theils gestielt, theils sitzend.
Pflanze 1jährig,
1. C. sativum Besser 1809 (Chaerophyllum sativum Lamk., Scandix cerefolium
L., Anthriseus ceref. Hoffm., Kerbel). Stengel stielrund, feingerillt, ästig, kahl oder über
“ den Knoten kurzhaarig. Blätter zerstreut behaart, Szählig 2—3fach gefiedert; die
untersten Abschnitte langgestielt; Blättchen fiederspaltig, mit länglich-eiförmigen, stachel-
spitzigen Zipfeln. Doldenstrahlen zerstreut-behaart. Hülle fehlend. Hüllchen aus 2 bis
3 lineal-lanzettlichen gewimperten Blättehen. Griffel auf der Frucht steif aufrecht, zu-
sammenneigend.
1—2’ hoch. Blätter hellgrün, zart und weich. Blumen weiss. Früchte zuletzt schwarz-
braun, von stark anisartigem Geruche. Var. «) leiospermum, Früchte kahl, glänzend, ß) tricho-
spermum (Chaerophyllum trichospermum Schult), Früchte steifhaarig.
© Mai, Juni. In Gebüschen, an steinigen, buschigen Stellen, schattigen Felsen,
an Zäunen, in bebauten Gegenden, in der Nähe von Städten und Ortschaften, ursprünglich
jedenfalls seit Alters kultivirt, aus Südeuropa stammend, jedoch gegenwärtig viel häufiger
als vorige Art in beiden Varietäten einheimisch geworden. Dass sich die Var. «. im
verwilderten Zustande in ß. verwandle (s. Neilreich Fl. v. N.-Oest. S. 642), ist möglich,
doch gewiss nur theilweise, da z. B. am Ziäkaberge bei Prag beide miteinander und
zweifelsohne von derselben Herkunft*) sehr zahlreich vorkommen. Bei Prag: Zizkaberg
(«. und ß. massenhaft)! Premyslovka (/, zweifelsohne ehemaligem Anbau entsprungen,
ebenfalls massenhaft), von da auch auf Felsen unter den VySehrader Ringmauern ent-
flohen, aber wieder verschwunden! Laurenzberg, Kanal’scher Garten, Neu-Lieben, Baum-
garten, Bucek’sche Anlagen (« Opiz)! Särkathal, kultivirter Theil, «! — Gemüsegärten
bei Cäslau (Opiz «). Um Niemes nur gebaut (Schauta). Bei Leitmeriz am Uhuberge
(5, Mayer). Peruc (Wondra, & und ß)! Rakonitz (Krejt). Tetschen, in Küchengärten
eultivirt (8, Malinsky)! Rothenhauser Park (Roth, &)! Komotau, Sporiz (ß, Knaf)! Am
Egerufer bei Strahn (@, Thiel)! Karlsbad: in Gärten und wild auf einem Hügel beim
Bernardsbrunn (Ortm.). Tepl (« und $, Konrad)! Um Budweis verwildert (Jechl); Kapliz
(Kirchner, 5)! Krumau: nur in Gärten kultivirt (Jungb.).
b) (Cacosciadium Rchb.). Frucht länglich-lanzettlich, ihr schrumpfiger Schnabel mehr-
mals kürzer. Dolden vielstrahlig, sämmtlich gestielt, am Ende des Stengels und der Aeste (nicht
sympodial-seitlich). Mit ausdauerndem Wurzelstock; vom Habitus der Chwerophyllum-Arten.
2. C. silvestre Besser 1809 (Chaerophyllum silvestre L., Anthriscus silvestris
Hoffm. 1814). Blätter abnehmend doppelt bis dreifach gefiedert, unterste 2 Haupt-
abschnitte weit kleiner als das ganze übrige Blatt, Blüttchen tief eingeschnitten gesägt,
Läppchen länglich-lanzettlich, spitz. Blüthen des Döldchens ziemlich gleich gross, die
meisten (8—12) fruchtbar. Blumenblätter lange bleibend. Griffel aufrecht oder zu-
sammengeneigt, an der Frucht abstehend. Früchte so lang und länger als ihre Stiele,
glatt oder zerstreut feinknotig.
Stengel aufrecht, gefurcht, 2—4’ hoch. Blätter glänzend. Blumen grünlichweiss. Früchte
ausser dem matten, blassgrünen Schnabel firnissartig glänzend, braun bis schwarzbraun.
2. Mai, Juni. Auf Wiesen, Waldrändern, in Zäunen, besonders an feuchten
Stellen, so an Bächen, Gräben und Waldschluchten, gemein in ganz Böhmen, in niederen
und gebirgigen Gegenden, bis auf das Hochgebirge (Riesengebirge, Böhmerwald).
3. C. nitidum m. (Chaerophyllum nitidum Wahl., Anthriscus alpestris Wimmer
et Grab). Blätter gedreit-gefiedert, die 3 Hauptabschnitte gleich gross, abnehmend
*) Ascherson’s Einwendung gegen diese Auffassung (Bot. Zeitung von Mohl und
de Bary 1871, S 42) halte ich daher für unbegründet.
Chaerophyllum. 587
gefiedert mit fiederspaltigen Blättchen oder doppelt gefiedert mit eiförmigen oder läng-
lichen, gesägt gekerbten Blättchen, deren Zähne stumpflich oder feinbespitzt, oft 2zähnig.
Randblüthen des Döldchens 2—6, meist weit grösser als die übrigen unfruchtbaren,
mehr männlichen. Blumenblätter bald abfällig. Griffel efwas gespreizt. Früchte kürzer
als ihre Stiele oder gleich lang, oft zerstreut kleinwarzig.
Stengel tiefgefurcht, am Grunde kurzhaarig, 2—4‘ hoch. Blätter bald heller, bald dunkel-
grün, bald mehr, bald weniger glänzend, Blättchen und Zähne breiter als bei vorigem. Blumen
reinweiss, getrocknet gelblich. Sieht dem Chaerophyllum hirsutum ähnlich.
2. Juli, August, in tieferen Lagen im Juni. In Gründen und Schlachten, an
Bächen und quelligen Stellen im höheren Gebirge (über 3000‘), hin und wieder an
schattigen Bächen und an feuchten Wäldstellen an den Fuss des Gebirges herabsteigend.
Glazer Schneeberg (Opiz 1815 als Chaeroph. affıne Opiz)! Im Riesengebirge schlesischer
Seits am Kleinen Teiche (Kablik)! in der Melzergrube (Wimmer), in der Kleinen (Knaf
1841!) und Grossen Schneegrube (Wimmer), böhmischer Seits im Elbgrunde (Krause),
dann im tieferen Vorgebirge zwischen Hohenelbe und der Krausemühle im Gebüsche
an der Elbe! und bei Johannisbad (J. Kablik als Ch. hirsutum ß. glabrem)! Nach Pur-
kyne im Böhmerwalde.
40. Chaerophyllum L. em. (Besser, Hoffm.). Kälberkropt.
a) Zweijährige mit Pfahlwurzel, ohne Wurzelstock. Grifiel so lang oder etwas länger
als das Griftelpolster. Blumenblätter kahl.
1. Ch. bulbosum L. (Myrrhis bulbosa Allioni), Wurzelhals ?n eine eiförmige
oder runde Knolle angeschwollen. Stengel stielrund, feingerillt, unten 'steifhaar:g,
oberwärts kahl, unter den Kuoten verdickt. Blätter 3—4fach gefiedert , Blättchen fieder-
theilig bis fiederspaltig mit lineal-lanzettlichen, die oberen mit schmal linealen, am
Rande kahlen oder zerstreut-langwimperigen Zipfeln. Hüllchenblätter ungewimpert oder
sehr spärlich steifgewimpert. Früchte eikegelförmig. Grifiel länger als das stark nieder-
gedrückte Griffelpolster.
Stengel 3—6’ hoch, roth gelleckt oder oben roth überlaufen. Blätter grasgrün. Hülle
(wie bei allen folgenden) fehlend oder aus 1—wenigen Blättchen. Blumen weiss. Von dem in der
Tracht ähnlichen Conium maculatum durch den Mangel der Hülle, schmale Blattzipfel und
besonders die Früchte verschieden. Die süssschmeckenden Knöllchen der 1jährigen, eine Blatt-
rosette tragenden Pflanze sollen um Neusattel bei Ellbogen auf Lehmfeldern zum Genusse besonders
geeignet sein und werden als Pimperl-Salat zum Verkaufe gebracht (wurden einstens auclı in
öffentlichen Blättern für Bunium bulbocastanum erklärt).
69 Juni—August. In feuchten Hainen und Gebüschen, seltener auf Feldern, in
den Niederungen der Flüsse und’ im angräuzenden niederen Hügelterrain verbreitet, doch
sehr zerstreut. Bei Prag nicht häufig: Nusle! Veleslavin (Opiz)! Dablicer Berg, Slichov
(Op.), Kosir! St. Prokop, Kuchelbad (Opiz). Jarov bei Tetin! Östliche Elbniederung :
Elbauen bei Nimburg! Podöbrad: im jungen Fasanengebüsch vor dem Blato! hin und
wieder in den Dymokurer Wäldern, bei Rozdalovie, Zähornie, bei Mlejnice in Kleefeldern
sehr zahlreich! Elbauen bei Kolin! Fasanerie bei Katina! Wodrant bei Caslau (Opiz).
Dvakaovicer Hain bei Chrudim ! Elbufer und Fasanerie bei Pardubie! Weichdorf bei
Dasic! Königingrätz (Reichel)! Fasanerie bei Jaromör!-— Hohenmautb, im Kornfelde!
Fasanerie Chlumek bei LeitomysSl! — Horka bei Münchensrätz (Sekera). Jungbun lau
(Hipp.)! — In allen Elbauen bei Roudnic, bei Woparn (Reuss). Tetschen (Malin.)! Osseg
(Thiel)! Bilin, Brüx (Reuss). Um Komotau häufig, Eidlizer Bichbusch! Skyrl (Reuss).
Webrany bei Loun! Um Karlsbad häufig an der Prager Strasse, Teplmündung (Aschers.).
Auschowitz bei Marienbad (Conrad). Neusattel bei Ellbogen (Ortm.). — Altsattel (Merkl).
Pisek (Dedeöek)! Budweiser Ebene: Moldauufer bei Budweis, bei B. Fellern! Bosilee
bei Weseli!
2. Ch. temulum L. (Myrrhis temula All.). Wurzel spindelig, Wurzelhals nicht
verdickt. Stengel stielrund, flachgerillt, sammt den Blättern Aurzhaarig, nnter den
3 =
no
“
D
-
3
588 Chäerophyllum,
Gelenken etwas angeschwollen. Blätter doppelt gefiedert; Blättchen eiförmig. oder
eilänglich, lappig-fiederspaltig, mit stumpfen, bespitzten, theilweise gekerbten Zipfeln.
Blättchen der Hüllchen gewimpert. Früchte länglich-kegelförmig. Griffel so lang als das
zwiebelförmige Griffelpolster.
Stengel 1-2‘ hoch, schmutzigroth gefärbt. Blätter trübgrün, weich. Dolden vor dem
Aufblühen überhängend. Blumen weiss. Früchte reif gelblich.
6% und @) Mai—Juli. In Gebüschen, Hainen, auf wüsten Plätzen, an Mauern
und Zäunen, überall gemein, bis auf's Vorgebirge an 2000’.
b) Pflanze mit ausdauerndem Wurzelstock. Griffel 2—mehrmal länger als das Griffel-
polster. Hüllchen zurückgeschlagen.
«) Blättchen der Hüllchen gewimpert. Blumenblätter kahl.
3. Ch. aromaticum L. (Myrrhis aromatiea Spreng.). Stengel stielrund, gerillt,
sammt Blättern steifhaarig oder oben ziemlich kahl, unter den Gelenken angeschwollen.
Blätter 2—3fach 3schnittig, zum Ende einfach gefiedert; Blättchen ungetheilt, eilänglich,
an der Basis oft etwas herzförmig, zugespitzt, scharf gesägt. Früchte länglich-kegelförmig,
Griffel gekrümmt, 3mal länger als das niedergedrückte Griffelpolster.
2—3' hoch, oben ästig; durch die ungetheilten grossen Blättehen ausgezeichnet. Blumen
weiss. Früchte gelblich, bis 4 lang, die grössten aller unserer Chaerophyllum-Arten,
2, Juni—August. In feuchtem Gebüsch, feuchten Auwäldern, an Wiesengräben
und Bächen, im ganzen Hügellande und in gebirgigeren Gegenden ziemlich verbreitet,
seltener in der Ebene. Bei Prag häufig: z. B. Kosif, Cibulka, Krier Wald, Vrsovie,
Zsbehlie u. s. w. Karlstein, Tetin, Stifin, Trebohostice! — Ostböhmen: St. Jakob bei
Kuttenberg! Chlumec um die Teiche! Pardubic am Elbufer! Hohenmauth, Brandeis a. Adl.,
Nedosiner Park und anderwärts bei Leitomysl! Deutschbrod (Weidenhoffer)! Königin-
grätz (Reichel). Jaromer, z. B. in der Fasanerie! — Nordböhmen : Hohenelbe (Kablik)!
Schatzlar, Adersbach {(Opiz)! bis in die untere Waldregion des Riesengebirges.. Um
Lomnic, Jitin häufig (Poläk)! Kleinskal (Neum.). Münchengrätz (Sekera). Reichenberg
(Langer)! Grottan (Menzel)! zwischen der Lausche und Innocenzidorf (Aschers.). Niemes
bei Barzdorf und am Rollberg bäufig (Schauta)! Tiefendorf bei Leipa! B. Kamniz (Zizelsb.),
Schluckenau (Karl). Tetschen (Malinsky)! — In der’ westlichen Elb- und Egerebene bei
Melnik (Prazäk)! Wrbie und Webruc bei Roudnie, auf Waldblössen bei Libochovie (Reuss).
Häufiger im Basaltmittelgebirge: am Geltsch, um Auscha! Woparner Thal, Pilkau bei
Mileschau (Reuss), Granatbach unter dem Radelstein! nächst dem Klotzberge! u. s. w.
Debrethal bei Bilin (Reuss). Aussig: am Predlitzbach gegen Karbitz ! Osseg (Thiel)!
Ranzenthal oberhalb Komotau! Strahn bei Saaz (Thiel)! Vinafice! Fehlt um Karlsbad
(nach Ortmann), aber am Podhorn bei Tepl (Sternberg). — In Südböhmen wohl selten,
bisher nur bei Budweis, selten (Krej®), und auf den südlichsten Vorbergen des Böhmer-
waldes: Weichseln bei Krumau (Jungb.), auch vor Lagau! Kaplitz (Kirchner)! Platzer
Schlossgarten (Leonhardi) !
4. Ch. aureum L. (Myrrhis aurea All.). Stengel kantig-gerillt, an den unteren
Knoten verdickt, unterwärts kurzhaarig oder von langen abstehenden Haaren steifhaarig.
Blätter 3fach gefiedert; Blättchen angedrückt dicht gewimpert, aus eiförmigem fieder-
spaltigem Grunde in eine lanzettliche, einfach gesägte Spitze ausgezogen, Zipfel
lanzettlich. Früchte länglich-kegelförmig. Grifiel höchstens doppelt so lang als das
zwiebelförmige Griffelpolster. |
y Stengel 2—4’ hoch, ästig, öfter rothgefleckt oder röthlich angelaufen. Blätter glanzlos,
weich, die jungen und die Blattstiele graulich behaart. Blumen weiss. Früchte braun, mit gelb-
lichen Rippen.
2 Juni, Juli. Auf Rainen, steinigen Stellen, Bergwiesen, im Gesträuch, an Wald-
rändern, im Mittelgebirge und Vorgebirge bis gegen 3000‘, seltener im Hügellande.
Bei Prag: nur bei Karlstein im Thale Hlubokä (Ruda)! — Am Kourimecer Forsthause
de
CIE TEE DE
.
Mryrrhis, 589
unweit Bürglitz! Wosow in der Horovicer Gegend (Wolfner)! Ruine Wiegstein im &äslauer
Gebirge (Opiz). Vorgebirgsregion des Riesengebirges?: Aupagrund (Pohl), Elbgrund (Haenke).
Bergwiesen bei Jungbunzlau (Hippelli)! Basalt-Mittelgebirge : am Radelstein bei Skaliz!
auch am Gipfel desselben (Reuss). In die Ebene herabsteigend bei Brozan (nacıı Neumann).
Steindörfel bei Aussig!? Im Erzgebirge stellenweise häufig: Langewiese bei Osseg (Thiel)!
Töltsch bei Görkau! Quinau, Petsch, Komotauer Grundthal! Duppauer Gebirge bei Bukva,
bei Duppau selbst! Karlsbad, Ellbogen häufig (Ortm. Aschs.) — Vorgebirge des Böhmer-
waldes: Vogelberg des Kubanigebirges 2300° (Müncke); oberhalb Kuschwarta (Purkyne) !
häufig um Lagau! Wiesen des Platzer Schlossgartens (Leonhardi).
£) Blättchen der Hüllchen und Blumenblätter gewimpert.
5. Ch. hirsutum L. (Myrrhis hirsuta All.). Stengel stielrund, gerilt, unter
den Knoten kaum amgeschwollen, sammt den Blättern steifhaarig bis völlig kahl. Blätter
doppelt Szählig-gefiedert; Blättehen tief fiederspaltig, mit gesägten Zipfeln, ungleichseitig
eiförmig, das endständige fast rautenförmig. Blättenen der Hüllchen sehr ungleich. Früchte
länglich-kegelförmig, nach oben verschmälert. Griffel steif aufrecht, mehrmals länger
als das schwach verdickte Griffelpolster.
1— 2’ hoch. Blattscheiden ziemlich aufgebläht, gewimpert. Blumenblätter weiss oder rosen-
roth. Stengel und Blätter in der Regel rauhhaarig, selten (%. glaberrimum) vollkommen kahl.
2. Mai, Juni, von allen am frühesten. An feuchten und sumpfigen oder quelligen
schattigen Waldstellen, an Waldbächen gebirgiger Gegenden von 1000° an, selten tiefer,
bis auf das Hochgebirge gegen 4000’, verbreitet, meist gesellig. Fehlt der Prager Gegend,
erst in den Bürglitzer Wäldern: im Neuhofer Thiergarten #! — Ostböhmen: Chedrby bei
"Cäslau (Opiz), St. Annabad bei Frauenthal (Opiz)! Krelovicer Thal bei Seelau (Opiz) !
B. Trübau (Rybicka), Grulich: am Buchberg (Erxleben), gegen den Hohen Stein! Schlucht
unter dem Glazer Schneeberge! Kostelee a. Adler $! Wildenschwert $%! — Nordböhmen:
Adersbacher Felsen (Knaf)! Häufig im Riesengebirge, z. B. im Klausengrund, Riesengrund !
bei Johannisbad (Opiz) ! Häufig bei Lomnie (Poläk)! Jiein auf dem Sandsteingebirge schon
seltener! Freudenhöhe bei Kratzau, Lausche (Matz), Jeschkenberg! B. Aicha (Tachect). Roll-
berg bäufig (Schauta)! Fuss des Limberges bei Gabel, Sandstein! Schluckenau (Karl)! Mittel-
grund, Schneeberg bei Tetschen! Fehlt im ganzen Basalt-Mittelgebirge. — Sehr verbreitet
im ganzen Erzgebirge in den feuchten, quelligen Gründen. Selten an den Fass herab-
steigend, so auf den Sperbersdorfer Wiesen bei Komotau (. Knaf)! Duppauer Gebirge
bei Bukva, unter dem Ödschlossberg! Häufig um Karlsbad (Ortm.)! Franzensbad, Tepl
(Konrad)! Brady-Waldgebirge: bei Wolesnä, im Obecnicer Revier u. s. w.! Im Böhmer-
walde verbreitet, auch auf den Vorbergen, am Kubani (Müneke), Blanskerwald, bei Adolfs-
thal, im Moldauthal bei Cernie, bei Rosenberg u. s. w.; auch noch bei Budweis: bei
Gutwasser und Libnitsch (Mardetschl.). Hochwaldberg bei Gratzen! Platz (Leonh.)!
41. Myrrhis Scop.
1. M. odorata Scop. (Scandix odorata L., Lindera odorata Aschers.). Stengel
gerieft, hohl, nebst den Blättern abstehend graulich behaart. Blätter 3fach gefiedert;
Blättchen eiförmig oder länglich, fiederspaltig, deren untere Zipfel länglich-eiförmig,
gesägt. Dolden mehrstrahlig, Strahlen und Blüthenstiele dicht flaumig. Hülle fehlend,
Hüllchen aus 5—7 häutigen, lanzettlichen, zur Blüthezeit aufrecht abstehenden Blättchen.
2-4’ hoch, oben ästie, Blätter weich, unterseits graulichgrün. Dolden am Stengelende
öfter zu 2—3 trugdoldig zusammengestellt. Blumen weiss. Früchte gross, 1’ lang, dunkelbraun,
wie lackirt, auf den Kanten borsthaarig. Geruch und Geschmack stark aromatisch.
2. Mai, Juni. In Grasgärten, und bei den Hütten der Gebirgsgegenden, selten
auf Wiesen in deren Nähe, wahrscheinlich überall nur verwildert, nicht ursprünglich ein-
heimisch. Hie und da im Riesengebirge, namentlich bei Marschendorf, im Aupagrunde,
(Kablik)! bei Petzkretscham auf einer feuchten Wiese nahe einer Gebirgswohnung (Opiz) !
Am Glazer Schneeberg in den Thälern (Opiz 1815)! — Kleinskal, Gablonz bei Reichen-
590 Pleurospermum, Meum,
berg (Sekera). Schluckenau an Häusern nur gepflanzt (Karl). Bei Weisswasser in einem
Gebirgsthale (Hippelli 1859)! und in Grasgärten bei Rehwasser (Schauta)! Bei Karlsbad
und Marienbad (nach Glückselig, aber von Ortmann, Conrad u. A. nicht genannt). Im
Böhmerwalde (Presl. fl. &ech.), ohne genauere Angabe. Auf der Höhe des Berges Kum
bei Andreasberg (Jungbauer), hier vielleicht wild?
42. Pleurospermum Hofim.
1. P. austriacum Hofim. (Ligusticum austriaeum L.). Wurzelstock schopfig.
Stengel gefurcht, röhrig, oberwärts traubig-ästig, oft vieldoldig. Blätter 3zählig doppelt-
gefiedert, die äusseren Abschnitte des 2. Grades viel grösser (länger, mehr getheilt) als
die inneren; Blättchen am Rande feingesägt-rauh, schief länglich, mit dem unteren Rande
am Blattschnittstiel bis zum nächst unteren Paare keilig herablaufend, fiederspaltig, am
Grunde selbst fiedertheilig, mit grobgesägten, zugespitzten Zipfeln; obere Stengelblätter
kleiner, minder getheilt, mit langgezogenen Abschnitten, auf flachen, krauswelligen Scheiden.
Blättehen der Hülle zahlreich, oft fiedertheilig oder fiederspaltig, die der Hüllchen lan-
zettlich, ungewimpert, herabgeschlagen. Doldenstrahlen und Blüthenstiele wie kleiig be-
stäubt. Fruchtriefen mit etwas welligem Kiele.
Stengel 2—5‘ hoch, sehr dick, sammt den etwas lederig derben Blättern kahl. Dolden
gross. Blumen weiss.
2% Juli, August. Auf felsigen buschigen Stellen des Basalt-Mittelgebirges und auf
kräuterreichen Lehnen der Gründe des Riesengebirges selten. Im Basalt-Mittelgebirge am
Mileschauer, besonders am Gipfel (Malinsky, Mayer ete.)! dann auf Felsen der Babina’er‘
Wiesen (1870)! und an einer felsigen Stelle des mit Laubholz bewachsenen Hügels
zwischen Babina und Winterberg mit Aconitum variegatum, Actaea spicata u. dgl. (1871
blühend, Mayer)! — Riesengebirge: Riesengrund (Wimmer); Kesselgrube (Kablik)! Kl.
Teich (Tausch)!
43. Meum Haller. Bärwurz.
1. M. athamanticum Jacg. (Athamanta meum L.) (Köprnickl im Erzgebirge) *)
Wurzelstock reichfaserig-schopfig. Stengel kantig-gerieft, armblätterig, einfach oder oben
wenig- und langästig. Grundblätter 2—3fach fiederschnittig, die letzten Abschnitte 2»
viele haarförmige Zipfel fast gabelig getheilt. Blättchen erster Ordnung sitzend, schon
am Grunde zertheilt. Hülle fehlend oder 1—4blätterig, Hüllchen aus mehreren
pfriemlichen, unberandeten Blättchen. Strahlen der Fruchtdolde ungleich verlängert.
Früchte eilänglich. r
1/,,—1!%‘ hoch, grasgrün, kahl. Wurzelstock sehr dick, geringelt, braun, oberwärts in
zahlreiche, einen dichten, schopfigen Rasen bildende Aeste zertheilt. Blumen weiss, Stempelpolster
gross, grünlich. Geruch durchdrinsend dillartig. Die Samen sind theilweise auf der Innenseite
tlach, nur theilweise rinnig vertieft.
2 Mai, Juni, nach der Mahd zum zweiten Male im August. Auf Bergwiesen,
grasigen Abhängen und Rainen der Vorgebirge bis 3000, bis an den Fuss derselben
herabsteigend. Im Isergebirge (Tausch)! [Auf schlesischer Seite sah ich selbst die Art
bei Flinsberg.] Fuss des Pirschkenberges bei Schluckenau, Neu-Ehrenberg (Karl)! Nix-
dorf, Georgswalde (Neum.). Wolfsberg bei Schönlinde (Opiz)! Sehr verbreitet auf dem
Kamme, hie und da auch am Fusse des Erzgebirges, z. B. Geiersburg bei Teplitz (Opiz),
bei Zinnwald, Neustadt, Flöha [Fleyh] (Reuss) ; Strobnitz bei Osseg (Thiel)! Klostergrab
(Winkler)! Göhrn, Katharinaberg, Kalich (Reuss). Rothenhaus (Roth)! Natschung bei
/ *) Von dem böhmischen koprnik, dieses abgeleitet von kopr, Dill, wegen der Achnlich-
keit der Blätter. Die Erhaltung dieses Wortes in dem ganz deutschen Erzgebirge giebt einen
botanisch-etymologischen Beweis ab von der ehemals slavischen Einwohnerschaft des Erzgebirges.
Conium, Coriandrum, 591
Platten selten, Pressnitz ! Selbst auf der Nordseite des Teplitzer Schlossberges 1862 in
mehreren Exemplaren (Eichler). Gottesgab (Reiss), zwischen Neudeck und Platten (Ortm.).
Olitzhaus bei Karlsbad (Fischer). — Wohl zufällig ist das Auftauchen dieser Art im
Stern bei Prag schon vor 1819 (Presl)!
2. M. mutellina Gärtner (Phellandrium mutellina L.). Stengel unten stielrund
yerillt, oben kamlig-gerieft, einfach und blattlos oder oben 1—2blätterig, 1— 2ästig.
Grundblätter 2—3fach fiederschnittig; Abschnitte fiederspaltig, mit schmal Tineal-
lanzettlichen Zipfeln;, Blättehen erster Ordnung gestielt, erst höher über dem Grunde
getheilt. Hülle fehlend oder 1blättrig, Hüllchen mehrblätterig, oft etwas einseitig, ihre
‚blättchen lanzettlich, weisshäutig berandet. Strahlen der Fruchtdolde ziemlich gleich.
Früchte eilänglich.
",»—1"/,' hoch, grasgrün, kahl. Blumen weiss, meist rosa angelaufen, vor dem Auf-
blühen purpurroth.
2. Juni, Juli. Auf Bergwiesen der höheren Gränzgebirge zwischen 3000 und
4500’. Gipfel des Glazer Schneeberges (Opiz, Tausch ! ete.). Im Böhmerwalde: Bystricer
See (Streinz), bei Eisenstein (Müncke), Stubenbach (Presl. fl. &ech.), Aussergefild (Mardet-
schläger); an und jenseits der Gränze am Arber, Rachel, Lusen (Sendtner).
44. Conium L. Schierling.
1. C. maculatum L. (Gefleckter Schierlins). Stengel kantig, seicht gefurcht,
bläulich Dbereift. Blätter 2—3fach gefiedert; Blättehen fiederspaltig, am Grunde oft fieder-
theilig mit länglichen, ganzen oder eingeschnitten- gesägten Zipfeln. Hülle und Hüllchen
3—6blätterig, zurückgeschlagen.
3—6‘ hoch, kahl. Stengel unten roth gefleckt. Blumen weiss. Kraut giftig (enthält Coniin),
von starkem widerlich mäuseartigem Geruche.
69 Juni—August. Auf Dorfangern, an Zäunen, in feuchten Gebüschen, vorzugs-
weise in niederen Gegenden, sehr zerstreut, in gebirgigeren Lagen selten. Bei Prag:
Lorenzberg, Baumgarten, Michle, Zäbehlie, Podhof, Smichov u. a. Stifin (Sykora). —
Bucoves bei Kopidlno! Kuttenberg (Veselsky)! Kaöina (Peyl)! Cäslau, Seelau (Opiz). Dva-
katovie bei Chrudim, Hrochow-Teinitz und Moravan! Pardubie (Opiz). Wälle von Königin-
grätz! Racie bei Smific (Halla). Jaromef (Knaf)! Kleinskal (Neum.). B. Leipa (Watzel) !
Schluckenauer Kirchhof (Karl)! Tetschen (Malinsky)! Elbthal hinter Tichlovitz! Roudnie
(Reuss), Budin (Opiz), Osseg (Thiel)! Bilin, Brüx (Reuss), Rothenhaus (Knaf)! Schiesselitz
gegen Saaz an der Strasse! Deutschenrust, "Mühldorf bei Duppau! Karlsbad und Ellbogen
(Ortm.) -- Rakonitz (Krej&). Berounthal: beim Koufimecer Forsthause und bei Tejrov!
Dorf Ten bei StraSie zbirow.! Brezina (Sternberg). Bräuhaus zu Konopist (Vogl). —
Häufig um die Dörfer an den Teichen von Veseli! Brannä bei Wittingau! Platz (Leonh.) !
Gutwasser bei Budweis! Um Krumau häufig: bei Krumau und Rojau, bei der südlichen
Vorstadt, im Moldauthal südwärts! an der Strasse von Rothenhof nach Kalsching sehr
zahlreich (Mardetschl.).
45. Coriandrum L. Koriander.
+1. 0. sativum L. Stengel stielrund, feingerillt, ästig. Untere Blätter einfach
gefiedert oder nur fiederspaltig, mit randlich-keilfürmigen fiederspaltigen Blättchen oder
Abschnitten und eiförmigen, vorn kerbig-gezähnten Zipfeln; obere 2—3fach gefiedert,
mit oft fiedertheiligen Blättehen und linealen Zipfeln. Dolde meist 5theilig, oft durch
Übergipfelung seitenständig. Hülle fehlend oder Iblättrig. Hüllchen 1seitig, aus 3 pfriemlich-
borstlichen Blättehen. Randblumen der Dolde strahlend.
‚ 1-2’ hoch, kahl. Blumen weiss oder rötblich. Stinkt nach Wanzen.
5923 Bifora. Hedera.
© Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, wird nur selten gebaut und kommt dann
an Strassen, Zäunen, Schuttstellen sparsam verwildert vor, so nächst Prag bei Bubna und
Holesovic! um Malin, Königingrätz (Opiz), Geyer bei Leitomysl! Tetschen (Malin.)!
Budweis (Jechl, Mardetschl.), Kapliz (Kirchner).
46. Bifora Hoffm.
1. B. radians M. Bieb. Stengel kantig, gefurcht, oben ästig. Blätter 2—3fach
gefiedert; Blättchen fiedertheilig mit linealen, an den oberen Blättern fast fädlichen
Zipfeln, kurzscheidig. Dolde 3— 6strahlig. Hülle fehlend. Blättehen der Hüllchen 2—3,
einseitig, pfriemlich. Randblüthen der Doldestrahlend. Griffel fädlich, der Fruchtangedrückt,
viel länger als das Griffelpolster. Frucht oben vertieft, nicht geschnäbelt.
1,—1Y/,'hoch, kahl. Blumen weiss. Aehnlich dem vorigen, ebenfalls nach Wanzen stinkend.
© Juni—August. Um den Woskoberg bei Podöbrad! auf schwarzlehmigen
Weizen- und Erdäpfelfeldern, immer vereinzelt, aber schon seit etwa 40 Jahren beobachtet,
wahrscheinlich mit fremden Getreidesamen eingeführt (Opiz! schon 1836, von mir 1867
und 1869 wiedergefunden).
110. Ordnung. Araliaceen Juss.
1. Hedera L. Epheu.
Kelchsaum sehr kurz, ungetheilt oder klein 5zähnig. Blumenblätter 5—10,
ausgebreitet. Staubgef. 5—10. Griffel 5—10, zusammenneigend oder zu einem verwachsen,
einer grossen halbkugeligen Scheibe aufsitzend. Beere 5—10fächerig, mit dünnhäutigen
Fachwänden.
1. H. helix L. Stamm ästig, kriechend oder klimmend, zahlreiche anhaftende
Luftwurzein treibend. Blätter lederartig, immergrün, die der blühenden Zweige rauten-
eiförmig, theilweise selbst lanzettlich, geschweift, zugespitzt, die übrigen herzförmig,
eckig 3—5lappig. Dolden an dem laubblattlosen Endtriebe endständig und seitlich traubig,
aus der Achsel von abfälligen Deckschüppchen. Stiele sammt Fruchtknoten filzig-behaart.
Blüthen 5zählig. Griffel verwachsen, kurz, bleibend. Frucht kugelig.
Klimmt bis 40° und höher. Blätter oberseits dunkelgrün, meist blassaderig, unterseits
blasser. Blumen grünlichgelb. Beeren schwarz, im nächsten Frühjahr reifend,
f September—October. In Wäldern, zwischen Gestein und Gerölle, sowie an
Bäumen kletternd, auch an Mauern und Felsen, nur an diesen, wenn sie besonnt sind,
bei grösserer Stammdicke selten blühend, sowohl im Hügellande als auch in Gebirgs-
gegenden, mit Ausnahme des Hochgebirges, verbreitet aber zerstreut. Bei Prag z. B.:
Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Hinter-Kopanina, Karlstein, St. Ivan, Kamenicer Thal
u. a.; in Blüthe nur gepflanzt an Gartenmauern in und um Prag, auch auf Felsen, z. B.
in der Pfemyslovka! Sonst blühend gefunden: Kuttenberg (Veselsky)! Jungbunzlau auf
den Iserlehnen (Hipp.)! Loudin (Schauta)! Reichenberg, Friedland (Siegmund)! Rollberg
bei Niemes (Schauta)! Schlossberg bei B. Kamnitz (Zizelsb.), Felsen des Kelchberges
bei Triebsch (Neumann)! Boren bei Bilin (Tausch! Reuss). Rothenhaus (Roth)! Cernovie
an Mauern und Häusern (Knaf)! Im Blansker, bei Krumau (Jungb.)! jedoch an manchen
dieser Lokalitäten, wie bei Cernovic ursprünglich wohl nur gepflanzt.
Adoxa. Cornus, 593
111. Ordnung. Adoxeen E. Meyer.)
1. Adoxa L. Bisamkraut.
1. A. moschatellinaL. Wurzelstock kriechend, fädlich, gegen das Ende verdickt,
durch die zweizeiligen, gegen das Rhizomende gedrängten Niederblätter gezackt, dünne
zerbrechliche Läufer treibend. Stengel seitlich, einfach, oben 2blätterig, mit endständigem,
meist Sblüthigem (auch 3—7blüthigem), rundem, begränztem Köpfehen. Grundblätter doppelt
3zählig, Stengelblätter kürzer gestielt, gegenständig, einfach 3zählig; Blättchen 2—3spaltig,
Abschnitte ganz oder 2—3lappig mit stumpfen, stachelspitzen Lappen. Stiel des Köpfchens
zur Fruchtzeit bogig herabgekrümmt.
Ganze Pflanze kahl. Wurzelstock unbegränzt, anfangs fädlich, zu Ende der Jahres-
periode sich stauchend und verdickend; im folgenden Frübjahr entwickeln sich die Grundblätter,
aus der Achsel des zweiten oder auch ersten Laubblattes und selbst des letzten Niederblattes
kommen die Stengel hervor. Nachher senkt. sich die Rhizomspitze, als fädlicher Lauftrieb fort-
wachsend und den vorjährigen Vorgang wiederholend; der fädliche Theil stirbt bis zum Stauchling
ab, dessen Niederblätter erzeugen auch wieder Läufer aus den Blattwinkeln. Stengel 3—6‘ hoch.
Blumen srünlich, schwach nach Moschus riechend. Endblüthe des Köpfchens 4zählig mit 2theiligem
Kelche, die der seitlichen decussirten Paare 5zählig mit 3theiligem Kelche. Beeren grünlich.
2. April, Anfang Mai. In Laubwäldern, Gebüschen, Zäunen, in lockerem humosen
Boden, von der Ebene bis auf das Vorgebirge verbreitet, aber zerstreut, meist sehr
gesellig. Bei Prag: Smichov (Siegmund)! Bach bei ZäbeEhlic! Kundraticer Wald, Baum-
garten, Stern, Generälka, St. Prokop, Moriny, St. Ivan, Thal Vüznice bei Neuhütten !
Zävist! Wälder im Kamenicer Thal, bei Trebohostie, Bechovic! Weltruser Park, massen-
haft! — Nimburg: massenhaft um die Ruine Mydlovar, in Hainen unter dem Woskoberge!
Radvandic, Tupadler Fasanerie, Semin, Thiergarten bei Herman-Möstee, Pardubic, Selau
(Opiz). Leitomysl: im Schlossgarten, Nedosiner Park (Pospichal)! Landskron (Erx-
leben). Senftenberg: Revier bei LiSnic und bei Schambach (Brorsen), Königingrätz, Zwol
(Cenök)! Hohenelbe (Kablik)! Rochlitz (Gottstein)! Reichenberg (Siegmund)! Kl. Skal
(Neum.). Lomnie: Nevdorl (Poläk)! Prachover Felsen bei Jicin (Pospich.)! MuZsky-Berg
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Rollberg (Schauta)! Höllengrund (Watzel)!
Jägersdorf bei B. Leipa (Zizelsb.). Schluckenau (Karl)! — Dobriner Fasanerie bei Roudnie
‚(Reuss, Mayer), Leitmeritz: Schützeninsel, Woparner Thal (Mayer). Tetschen (Malinsky)!
Teplitz (Eichler)! Osseg (Thiel)! Bilin häufig (Reuss). Rothenhaus (Roth), Eidlitz (Reuss).
Thiergarten bei Schlackenwerth (Reiss). Karlsbad (Ortm.). Werscheditz bei Luditz (Thyse-
bärt)! Tepl (Konrad)! — Rakonitz, z. B. beim Zäbransky mlyn, im Thale des Rako-
nicer Baches (Krej£). Horovie häufig (Schlecht.), Strasic (Safr&nek)., Brezina (Sternberg)!
Pisek! am Smrkovicer Teiche mit Corydalis fabacea (Dödecek). Läsenic bei Neuhaus
(Novotny). Budweis (Jechl)! bei Doubravic (Krej6). Krumau, Lagau mehrfach (Jungb.,
Mard.), auch im Blansker! Böhmerwald (auf bair. Seite bis 4000°: Sendtner).
112. Ordnung. Corneen De Cand.
1. Cornus L. Hornstrauch.
Kelchsaum sehr kurz, 4zähnig. Griffel mit kopfiger Narbe. Steinfrucht mit meist
2fächerigem (1—3fäücherigem) Steine.
a) (Tanyerania Endl,, Cornus Opiz). Blüthen gelb, in fast kugeligen, au knorrigen
Seitenzweiglein endständigen, von einer Ilülle aus 4 Schuppen umgebenen, vor den Blättern
erscheinenden Dolden, Embryo senkrecht, mit dem Würzelchen nach oben.
*) Adoxa ist zwar auch mit den Araliaceen nahe verwandt, wäre aber konsequenter der
gamopetalen Blumenkrone wegen bei den’ Caprifoliaceen untergebracht, wo sie durch ein Ver-
sehen übergangen wurde.
594 Philadelphus,
1. €. mas L. (Kornelkirsche, Herlitze). Blätter elliptisch oder eiföürmig, in eine
stumpfliche Spitze vorgezogen, ganzrandig oder geschweilt, beiderseits zerstreut behaart,
unterseits blasser. Hüllblätter der Dolden lederartig, so lang wie dick, eiförmig, aussen
angedrückt behaart. Steinkern innen schwammig porös, in den Poren mit harzigem Stoffe.
Strauch oder kleiner Baum, mit 4kantigen, graulich ledergelben, in der Jugend ange-
drückt behaarten Zweigen; die Langtriebe jährlich 2 Paar Laubblätter und amı Ende ein Paar
Knospenschuppen bildend, mit kurzgliedrigen, jährlich nur 2 Blätter oder einen Blüthenstaud und
2 Seitentriebe producirenden, sich somit verzweigenden Kurztrieben. Blüthenstiele und Kelche
dicht rauhhaarig. Blumenblätter gelb. Früchte länglich, kirschroth, glänzend, hängend, weit grösser
als bei dem folgenden.
p März, April. In lichten Laubgehölzen, auf sonnigen buschigen Hügeln, gern
auf Kalk, nur in den wärmsten Thälern der unteren Beroun, Moldau und Elbe wirklich
wild, ausserdem hin und wieder in Laubgebüsch und Fasanengärten gepflanzt. Wirklich
wild: bei Prag im Stern (?) Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal, Königsaal,
Karlstein und St. Ivan sehr häufig, Tetin! — Elbauen bei Nimburg! Leitmeritz: Lobos!
Hügel an der Strasse zwischen Nedweditsch und Palit (Mayer). Elbhänge bei Nestersitz,
Tichlowitz, am Sperlingstein! am Erzgebirge bei der Geiersburg vor Teplitz! Wohl nur
als angepflanzt zu betrachten, in Ostböhmen: Neuhofer Fasanengarten (Opiz, Patzelt!),
im Fasaneriegebüsch St. Antonius bei Leitomysl! Brandeis a. Adler! Fasanerie bei
Jaromer (Knaf)! — Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Schlossgarten bei Niemes (Schauta).
Osseg [im Klostergarten?] (Thiel)! Komotauer Mühlgraben! Lustgebüsche bei Schlacken-
werth, Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). — Fasanerie bei Bad Sternberg! Herrschaft
Pürglitz (Stumpf). Hofovic, selten angepflanzt (Schlecht.). Krumau, ebenfalls nur einzeln
gepflanzt (Rodler).
b) (Thelyerania Endl., Suida Opiz)*). Blüthen weiss, in endständigen, gestielten,
rispig-ästigen, gleichgipfeligen, nach den Blättern hervorbrechenden Trugdolden. Embryo schief,
fast rechtwinkelig zur Fruchtaxe, mit ovalen Cotydelonen (Irmisch).
2. C. sanguinea L. (Hartriegel). Äste aufrecht. Blätter eiförmig, zugespitzt, ganz-
randig, zerstreut behaart, umierseits blasser grün, mit schwachen, nicht vorspringenden
Nerven 3. Ordnung. Blüthenknospen länglich. Blamenblätter länglich-lanzettlich. Steinfrucht
kugelig mit solidem Steinkern.
Strauch, 3—6’ hoch. Zweige im Herbste schmutzig blutroth. Ausnahmsweise fand ich
(bei Bilin) zu 3 wirtelständige Blätter. Blumen weiss. Früchte schwarz, weisspunktirt, ungeniessbar.
bp Mai, Juni. In Wäldern und Gebüschen, von den Niederungen und dem
warmen Hügellande bis auf das Vorgebirge (z. B. Erzgebirge) verbreitet und häufig, auch
in Lustgebüschen häufig gepflanzt.
Anmerkung. C. alba L. (C. stolonifera Mich.), von vorigem unterschieden durch abstebende
Aeste, unterseits blaugrüne, mit vorspringenden Nerven 3. Ordnung versehene Blätter, ovale
Blüthenknospen und weisse Früchte, aus Nordamerika stammend, wird in Parkanlagen kultivirt
und scheint auch irgendwo „im Weidengebüsch am Ufer der Elbe“ bei Stefansüberfuhr (Pöch) !
verwildert vorgekommen zu sein.
113. Ordnung. Philadelpheen Don.
1. Philadelphus L. Pfeifenstrauch.
Kelchsaum 4—5theilig. Staubgef. zahlreich. Griffel 4—5, unterwärts verwachsen,
Kapsel 4—5fächerig, fachspaltig aufspringend.
ry 1. Ph. coronarius L. Blätter elliptisch oder elliptisch-lanzettlich, entfernt
kleingesägt, 3nervig, unterseits nächst den Nerven, wie auch die Blattstiele und jüngere
*) Nach dem böhmischen Namen des Hartriegels svida,
Ribes. 595
Zweige behaart. Blüthen in beschlossener, meist 5—-7blüthiger Traube. Kelehzipfel kurz
zugespitzt. Griffel bis gegen die Basis hin getrennt, kürzer als die Staubgefässe.
Strauch, bis 10° hoch. Blumen gross, weiss, angenehm aber betäubend jasminartig
riechend (heisst bei uns auch böhmischer Jasmin).
% Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, häufig in Gebüschen, Lustwäldehen, selbst
auf Abhängen gepflanzt und anscheinend wild, so z. B. bei Prag im Kundraticer Walde
am Bache! Zieb und Neuhof, auf der Skalka bei Cäslau (Opiz), Neuberg bei Jungbunzlau
(Hipp.)! in der Fasanerie St. Antonius bei Leitomysl mit Cornus mas! Krumau: auf dem
Kreuzfelsen gegenüber Turkovie (Jungb.) u. a.
114. Ordnung. 6rossularieen De Cand.
1. Ribes L.
Eichen zahlreich, auf den wandständigen Samenträgern mehrreihig.
A. (Grossularia DC.) Blätter der verlängerten Zweige aus dem Blattkissen meist
einen einfachen oder 3spaltigen Stachel treibend. Trauben 1—3blüthig.
1. R. grossularia L. em. (Stachelbeere). Blätter rundlich, handförmig 3— 5lappig,
doppelt eingeschnitten-gekerbt, sammt den Blattstielen besonders unlerseits flaumig oder
zuletzt verkahlt. Früchteben an den kurzen Seitenzweigen endständig, übergebogen. Kelch-
röhre glockig, mit läuglichen, stumpfen, bald zurückgeschlagenen Zipfeln. Blumenblätter
verkehrteiförmig.
Strauch 1—4° hoch. Stacheln gelblich, pfriemlich; ausser dem Hauptstachel öfter noch,
besonders an sogenannten Wurzeltrieben, zahlreiche Stacheln auf den Internodien. Die an den
Blattstielen oft vorkommenden, & gefiedert behaarten steifen Haare entsprechen morphologisch den
Stacheln. Längs der vorjährigen "Langtriebe zahlreiche, von den Stacheln der vorjänrigen Blätter
gestützte Kurztriebe mit stachellosen Blättern. Kelche aussen grünlich, Zipfel innen schmutzig-
röthlich. Blumenblätter weisslich, klein. Beeren srün, gelblich oder trübpurpurn. Var. «) glandu-
losum, Kelche behaart, Fruchtknoten mit Drüsenborsten; £) villosum (R. uva erispa L.),
Kelche behaart bis zottig, aber drüsenlos.
» April, Mai. In Gebüschen, Wäldern, auf Anhöhen und Felsen sehr zerstreut,
wahrscheinlich überall nur verwildert, am häufigsten in Zäunen und Hecken gepflanzt,
bis auf das Vorgebirge, so bei Rochlitz am Riesengebirge (Pohley), bei Petsch auf dem Erz-
gebirge auf Steinhalden unter Haselnüssen! Vollkommen verwildert oder anscheinend
wild auch bei Prag: bei Hlubodep, St. Prokop, Scharka, auf Felsen bei Stechovic! Bei
Bürglitz im Waldhau oberhalb des kourfimecer Forsthauses! Ebenso am Rollberge (Schauta),
am Geltschberg! auf Basaltfelsen bei Rongstock! Bei Krumau im Blanskerwalde und auf
Anhöhen beim Kalkofen (Jungb.) u. s. w.
B. (Euribes). Blattpolster ohne Stacheln. Trauben reichblüthig (bei getrenntem Ge-
schlecht wenigstens die S').
a) Blüthen unvollständig zweihäusig. Trauben hängend. Deckblätter lanzettlich, länger
als die Blüthenstielchen. Blattstiel meist nur halb so lang als die Blattspreite.
2. R. alpinum L. Blätter oberseits zerstreut behaart, tief 3-, seltener 5lappig,
am Grunde zugeschweift-gestutzt oder etwas herzförmig; Lappen eingeschnitten-gekerbt
oder gezähnt, stumpf oder spitz. Traube am Grunde des unten beschuppten Blatttriebes,
scheinbar seitlich, aber eigentlich endständig, die vielblüthig, die @ nur 2—10-
blüthig. Traubenaxe und Rand der Deckblätter drüsig. Kelchröhre flach beckenförmig,
kahl, ungewimpert, Zipfel eiförmig, stumpf. Blumenblätter spatelig.
Strauch, 2—5‘ hoch. Blätter kleiner als bei den folgenden, zuletzt etwas glänzend.
Blumen grün- gelblich, 2 mehr grünlich. Blumenblätter sehr klein, gelblich oder röthlich. Beeren
scharlachroth, fade.
596 Ribes,
P» April, Mai. In Wäldern, besonders auf steinigen und felsigen, bewaldeten
Abhängen des höheren Hügellandes, Mittel- und Vorgebirges zerstreut, doch ver-
breitet. Bei Prag: Zizkaberg, Särka, Veleslavfn, Cibulka, Radotiner Thal gegenüber Ko-
panina, St. Prokop, Zävist, Wälder hinter Königsaal, Felsen der Säzava am Berge Mednik,
hinter Stöchovic! Berounfelsen bei Bürglitz und Skrej (Zachystal, Krejt), gegenüber
Nezabudic! — Ostböhmen: Brandeis a. Adler, am Rieselbache nächst der Baude! Böhm,
Trübau: Herrenwald (Rybicka). Glazer Schneeberg (Erxleben)! — Vorgebirge des Riesen-
gebirges, z. B. bei Rochlitz (Gottstein)! Ji&in: in Gebüschen gegen Eisenstadtel und
im Parke (Pospichal)! Neuberg bei Jungbunzlau (Reich)! Rollberg im Basaltgerölle
(Schauta)! Weisskirchen bei Grottau, Lausche (Matz). Berg Kosel bei B. Leipa! Rosen-
berg und Kaltenberg bei B. Kamnitz! Rauchberg bei Rumburg, Botzenberg bei Schluckenau
(Neum.). Tetschen (Malinsky)! — Leitmeritzer Basaltgebirge: Dreikreuzberg bei Cernosek,
Buschberg bei Sutom, Zinkenstein, Kamajöken, Kletschenberg (Mayer) und Mileschauer!
Fuss des Franzberges bei Kostenblatt, Boren, Selnizer Berg bei Bilin (Reuss). — Erz-
gebirge: Weinberg und Grundthal bei Komotau (Knaf, Reuss)! Platten (Reuss). Bläs-
lingberg bei Abertham (J. Reiss)! Karlsbad (Ortm.), Tepl (Konrad)! Einsiedl bei Marien-
bad (Kablik)! — Böhmerwald: Berg Kum bei Andreasberg (Jungb.), bei Kundratitz
(Gebauer)! .
b) Blüthen zwitterig. Trauben wenigstens nach dem Verblühen überhängend. Deck-
blätter eiförınig, kürzer als das Blüthenstielchen. Blattstiel meist so lang und länger als das Blatt.
«) Blätter und Kelche drüsenlos.
3. R. rubrum L. (Johannisbeere). Knospenschuppen fein behaart. Blattstiele
drüsig gewimpert. Blätter handförmig 3—-5lappig, am Grunde mehr weniger herz-
förmig, unterseits nebst den Blattstielen anfangs dicht grauflaumig; Lappen breit,
kurz, ziemlich stumpf, doppelt kerbiggesägt. Trauben locker, bald hängend, fast kahl.
Blüthenstiele 2'/,—4mal länger als das eiförmige Deckblättchen. Kelchsaum flach
beckenförmig, nebst den rundlich-spateligen, stumpfen, nicht zurückgerollten Zipfeln
kahl. Blumenblätter keilföürmig, sehr klein, dem Kelch anliegend.
Strauch, 3—5‘ hoch. Kelch gelbgrünlich oder im Grunde bräunlich, Blumenblätter
gelblich. Beeren scharlachroth, kultivirt auch gelblichweiss.
b April, Mai. Wirklich wild wohl nur in Südböhmen, an feuchten Bach- und
Teichufern, selten: am Goldbach und am Rosenberger Teiche, mit Ribes nigrum und
Spiraea salieifolia, ziemlich zahlreich! bei Platz im Ufergehölz der Neubach, bei der
Krävova-Wiese (Leonhardi)! wild vielleicht auch bei Goldenkron auf der Mühleninsel
hinter der Maierei (Jungb.). — Ob in feuchten Fasanengebüschen, wie z. B. bei Libic
nächst der Elbe! und bei Jaromer (Knaf!), wo die Art vereinzelt und selten vorkommt,
wild oder ursprünglich gepflanzt, ist zweifelhaft. Ausserdem in Hecken, Zäunen, am
Rande der Weinberge, auch auf Felsen unl Waldrändern in der Nähe menschlicher
Ansiedelungen gepflanzt oder allenfalls verwildert, obzwar selten, so z. B. um die Wein-
berge am,Lobosch! bei Prag in der Cibulka, im Kundraticer Walde am Bache (mit
Philadelphus)! hinter Stechovie (Krell), bei Stirin (Sykora); bei Strakonie in Podskal
auf Felsen, nebst Rhus typhina offenbar nicht ursprünglich wild! u. s. w.
4. R. petraeum Wulf. Knospenschuppen kahl, feingewimpert. Blattstiele mit
langen drüsenlosen Fransen. Blätter handförmig tief 3—5lappig, gewimpert, sonst
kahl oder unterseits nebst den Blattstielen zerstreut flaumig; Lappen länglich, spitz
oder zugespitzt, doppelt gesägt. Trauben erst ziemlich aufrecht, zuletzt hängend;
Traubenaxe und Blüthenstiele flaumig, letztere höchstens Qmal länger als das eiförmige
Deckblättehen. Kelchsaum glockig, kahl, nur die länglichen, stumpfen Zipfel gewimpert.
Strauch, 2—5’ hoch, vielästig. Aehnlich der vorigen, die Blattlappen aber viel spitzer
und spitzer gesägt, nur zerstreut behaart. Blumen grünlichgelb, roth gesprenkelt. Beeren blut-
roth, sehr sauer.
%» Mai, Juni. Auf felsigen Lehnen und an Bächen der Hochgebirgsregion der,
Saxifraga. 597
Sudeten, selten. Glazer Schueeberg nahe dem Gipfel (Opiz, Wimmer, Erxleben)! Im
Riesengebirge im Elbgrunde (Kablik, Tausch)! und am Kl. Teiche (Wimmer).
ß) Rückseite der Blätter, Blattstiele, Knospenschuppen, Kelche und spärlicher
auch die Traubenaxe mit gelben, glänzenden Harzdrüsen bestreut,
5. R. nigrum L. (Gichtbeere, Aalbeere). Knospenschuppen breit, feinllaumig.
Blätter 3—5lappig, am Grunde gestutzt oder herzförmig, unterseits auf den. Hauptnerven
und am Blattstiele sehr fein flaumig; Lappen gespreizt, spitz, seltener stumpf, doppelt
grob-kerbiggesägt. Trauben locker, ihre Axe flaumig. Blüthenstiele viel länger als die
ei-pfriemlichen Deckblätter. Kelche flaumig, ihr Saum bauchig-glockig, die Zipfel länglich,
stumpf, zwrückgerollt. Blumenblätter lineal-länglich, aufrecht, halb so lang als die
Kelchzipfel.
Strauch, 2—6‘ hoch. Blätter kahler, oberseits dunkler grün und glänzender als bei R.
rubrum. Blüthen gelblich, Blumenblätter meist röthlich überlaufen. Beeren schwarz. Geruch
unangenehm, wanzenartig.
» April, Mai. In feuchten Gebüschen, an Fluss- und Bachufern, in Erlsümpfen,
selten. Wirklich wild in Südböhmen in Erlsümpfen am unteren Theile des Goldbaches
und am Rosenberger Teiche bei Wittingau zahlreich! wahrscheinlich auch so bei Tucap
(Berehtold). — Wahrscheinlich ebenfalls wild an der Iser im Sovojovicer Revier auf
der Brandeiser Herrschaft (Opiz 1835)! und bei Josefsthal nächst Jungbunzlau (David,
Hippelli)! wohl auch bei Brüx am rechten Bielaufer auf der Wiese nächst Rudelsdorf
(Stika). — Ausserdem auch in Gebüschen und Zäunen offenbar gepflanzt oder verwildert,
bisweilen auch in Gärten gebaut, so bei Prag hinter Stöchovie ein Strauch (Krell). am
Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz), bei Hohenelbe in Gartenzäunen (Tausch)! bei
Wellnitz nächst Reichstadt (Mann), in Gebüschen bei Tetschen (Malinsky)! Bei Karls-
bad und Ellbogen in Hecken und Zäunen nur verwildert (Ortm.).
115. Ordnung. Saxifrageen Vent.
Gattungen:
1. Saxifraga. Kelch 5spaltig bis 5theilig, mit bald langer bald sehr kurzer Röhre
dem Fruchtknoten mehr weniger angewachsen. Blumenblätter 5. Staubgef. 10.
Kapsel unter- oder fast oberständig, 2fächerig, 2schnäbelig, zwischen den Schnäbeln
durch eine weite Ritze aufspringend.
2. Chrysosplenium. Kelch 4lappig (ausnahmsweise auch 5lappig), gefärbt, die Röhre
mit dem halben Fruchtknoten verwachsen, 2 Zipfel kleiner. Blumenblätter fehleud.
Staubgef. 8 (selten 10). Kapsel halb unterständig, 1fächerig, bis zur Mitte in
2 an den Rändern die Samen tragenden Klappen anfspringend.
1. Sazifraga L. Steinbrech.
A. Blätter gegenständig, an den unfruchtbaren Zweigen 4reihig, an der verdickten Spitze
mit einem ein später abfälliges Kalkschüppchen absondernden punktförmigen Grübchen.
1. S. oppositifolia L. Stämmchen kriechend, vielästig; Äste aufrecht, gedrungen,
dicht beblättert, die blühenden nach oben locker beblättert, einblüthig. Blätter spatelig,
steifgewimpert, sonst kahl oder sammt dem Stengel spärlich behaart, unterseits gekielt,
oberseits ausgehöhlt, mit abstehend zurückgebogener Spitze. Kelch halb 5spaltig, Röhre
mit dem halben Fruchtknoten verwachsen, Zipfel eiförmig, gerundet, (drüsenlos) steifge-
wimpert. Blumenblätter verkehrteiförmig.
Blüthenäste 1—2“ hoch. Blüthen ziemlich gross, anfangs am Ende des Astes fast
sitzend. Blumenblätter lilapurpurn.
39
b-
2, Mai, Juni. Auf Felsen des hohen Riesengebirges sehr selten; nur im Teufels-
gärtchen (Kablik, Tausch)! und am alten Bergwerke des Riesengrundes (Wimmer), dann
in den Schneegruben (Engler) und angeblich auf der Kesselkoppe (Elsner).
B. Blätter wechselständig, in Rosetten, am Rande jederseits mit einer Längslinie ein-
gedrückter Punkte, die von einem weissen, später abfallenden Kelchschüppchen bedeckt sind,
2. $. aizoon Jacg. (S. cotyledon var. &. L.). Stengel aufrecht, beblättert, am
Ende traubig oder traubig-rispig, mit einblüthigen oder mit 3—5blüthigen Ästen,
unterwärts mit zerstreuten langen, oberwärts mit kurzen Drüsenhaaren bestreut. Blätter
der Rosetten am Grunde gewimpert, zungenförmig, länglich oder oval, gesägt, mit ober-
wärts knorpeligen, auf der Oberseite den Porus tragenden, spitzen, vorwärts gekrümmten
Sägezähnen; die stengelständigen kleiner, spatelig, am Grunde gewimpert. Kelch ?],
5spaltig, Zipfel eiförmig, stumpf. Blumenblätter verkehrteiförmig oder länglich.
!,„—1’ hoch. Blätter steif, dicklich, kahl, flach, der weisse Rand gegen die hellgrüne
Blattfläche abstechend. Blumenblätter so gross wie bei S. granulata, weiss ins Gelbliche, oft an
der Basis purpurn punktirt. Kommt in einer kurz- und einer (ß) langblätterigen Form vor.
2 Juni, Juli. Auf Kalk und Basaltfelsen des warmen Mittelgebirges, selten. Bei
Prag: im Haine von St. Prokop spärlich mit häufigerer S. Hostii! bei St. Ivan zahlreich!
— Am Dreiberge bei Triebsch, auf der Nordwestseite des höchsten Felsenkammes (Hackel,
Neum.). Ziegenberg gegenüber Gross-Priesen (%, A. Mayer)!
7 3. 8. Hostii Tausch (S. longifolia £. media Sternbg., S. elatior M. Koch.).
Stengel am Ende traubig-rispig, mit an der Spitze doldentraubig 5—7blüthigen Asten,
drüsig-behaart. Blätter der Rosetten am Grunde gewimpert, aufgerichtet, zungenförmig-
länglich, gekerbt, mit dünnen, knorpeligen, auf der Oberseite den Porus tragenden,
gestutzten oder wenig vorgezogenen, stumpflichen Kerbzähnen;, die stengelständigen
kleiner, lineal-länglich, drüsig-gewimpert, nur vorn gesägt. Kelch etwa ?/, öspaltig,
Zipfel eiförmig-3eckig. Blumenblätter länglich oder verkehrteilänglich.
1—1’/,‘ hoch. Aehnlich der vorigen, die Drüsenhaare oberwärts länger, Stengelblätter
schmaler, Rosetten lockerer aus längeren Blättern; diese ausser den Schüppchen auch auf der
Fläche mit einer dünnen Kalkschichte überzogen, zuletzt sich röthend. Blumenblätter rein weiss
oder unterwärts purpurn punktirt.
2 Juni, Juli. _ Stammt aus den Alpen, ist aber auf den Kalkfelsen im Haine
von St. Prokop (zur Zeit Tausch’s) angepflanzt worden und gegenwärtig ziemlich reich-
lich eingebürgert. ;
C. Blätter wechselständig, ohne Kalk absondernde Grübchen am Rande.
a) Pflanze ausdauernd, dicht beblätterte, rasige oberirdische Stengel treibend.
«) Fruchtknoten von dem bis gegen den Grund getheilten Kelche fast ganz frei.
Blätter ganz, dornig-gewimpert, mit ungegliederten Wimpern.
[ 4. 8. bryoides L. Stengel armblätterig, 1—mehrblüthig, zerstreut drüsen-
haarig oder fast kahl. Blätter lanzettlich oder lineal-lanzettlich, feindornig-zugespitzt
und dornig, am Grunde fast kämmig gewimpert, sonst kahl, oberseits ausgehöhlt;
die stengelständigen schmal und klein, entfernt. Kelchzipfel länglich-eiförmig, stumpf
oder bespitzt. Blumenblätter verkehrteilänglich oder länglich.
Blätter steiflich, ältere Blätter und die Wimpern werden weisslich. Blumenblätter gelb-
lichweiss, Autheren gelb. Bei uns nur die echte S. bryoides L., deren Stämmchen auch sehr dicht
beblättert, polsterförmig, deren grössere Achselknospen so gross wie ihre Stützblätter, der Stengel
1—2' lang, 1—2blüthig. Die alpine S. aspera L. ist aber specifisch nicht verschieden.
2. Juni, Juli. Im hohen Riesengebirge nur auf schlesischer Seite, auf Basalt-
felsen der Kleinen Schneegrube (Sieber! Tausch!). ]
£) Fruchtknoten mit der Jängeren Kelchröhre verwachsen. Blätter von gegliederten
Haaren gewimpert, wenigstens tbeilweise 3—9spaltig.
Saxifraga, 599
[ 5. $. moschata Wulf. ampl. (S. muscoides Wulf. nec All., S. caespitosa L. Sp.
pl. part., Jacq., Scop., S. condensata ß. minor Presl. fl. &ech. nec Gmel.). Unfruchtbare
Stämmchen am Ende rosettentragend. Stengel blattlos oder armblätterig, Iblüthig oder
armblüthig-doldentraubig, sammt Blüthenstielen und Kelchen drüsig-feinbehaart oder
unterwärts kahl. Blätter gestiell, kahl oder am Grunde gewimpert oder drüsig-faumig,
frisch nervenlos, keilföürmig, vorn 3-, selten 5spaltig oder einfach, lineal; Zipfel
stumpf, nicht stachelspitz. Kelchzipfel länglich, stumpf. Blumenblätter länglich, nervig,
so breit oder wenig breiter und kaum doppelt länger als die Kelchzipfel.
Bald mit dichtgehäuften, polsterförmigen Rosetten, bald mit etwas verlängerten Stämm-
chen. Stengel 1—4‘ hoch, an unserer Form sammt den Blättern drüsig-klebrig. Blumenblätter
gelblichgrün (auderwärts auch purpvrn und safrangelb). Ist der folgenden sehr nahe verwandt,
wurde von Linne auch nicht unterschieden.
2. Juni, Juli. In der Hochgebirgsregion des Riesengebirges nur auf dem Basalt
der kleinen Schneegrube, mit voriger (Kablik)! ]
6. $. eaespitosa L. (Fl. suec. em.) (S. deeipiens Ehrh.). Unfruchtbare Stämm-
chen bald verkürzt, rosetteutragend, bald verlängert mit entfernten Blättern und Achsel-
knospen. Stengel armblätterig, mehr weniger besonders im 3—9blüthigen Blüthenstande
ammt den Kelchröhren fein drüsenhaarig. Blätter gestielt, mit flachen, glatten oder
schwach lfurchigen Blattstielen, von langen, gegliederten Haaren gewimpert, die der
Rosetten handförmig 3—9Ispaltig, an den verlängerten Trieben und Stengeln 3spaltig
und ungetheilt, lineal; Zipfel lineal-lanzettlich oder lanzettlich, Inervig, stumpf oder
stachelspitz bis haarförmig zugespitzt. Kelchzipfel 3eckig-lanzettlich. Blumenblätter
oval oder länglich, 3nervig, 2—3mal so lang und viel breiter als die Kelchzipfel.
Stengel 2”’—!/,‘ hoch. Blumenblätter weiss, 3—6' lang.
Var. @) glabrata, dichte Rosetten bildend, anfangs auch etwas verlängert mit 3epaltigen
Blättern, Blattzipfel kürzer, stumpf oder kurz stachelspitz, selten haarförmig stachelspitz, kahl
oder zerstreut behaart; ,
£) villosa (S. villosa Willd., S. Steinmanni Tausch). Blätter fast zottig behaart, Wuchs
wie bei «);
y) sponhemica (S. sponhem. Gmel., S. hypnoides fl. &ech., Sternberg in herb.! Tausch
herb. boh.! an Linne?). Rosetten lockerer, zahlreiche verlängerte, liegende, unfruchtbare Triebe
mit einfachen linealen oder am Grunde mit 3spaltigen, entfernten Blättern und einer zusammen-
schliessenden Endknospe treibend; Blätter am Rande etwas häutig, langgewimpert, mit zuge-
spitzten, fein stachelspitzigen Blattzipfeln ; in den oberen Blattachseln Knospen, die auch zu
Zweigen auswachsen. Die böhm. Pflanze stimmt ganz mit der von Stain im Fichtelgebirge, die
auch Engler eitirt; über ihren Unterschied von der westlichen echten $. hypnoides konnte ich
nicht in’s Reine kommen, jeder Autor giebt ein anderes geringfügiges Merkmal an, auch bei
Engler vermisse ich greifbare Merkmale, daher glaube ich, dass Sternberg Recht hatte, der unsere
Pflanze von S. hypnoides L. laut Herbarium nicht für verschieden hielt.
2, Mai, Juni. Auf Felsen (Kalk, Basalt, Thonschiefer) des warmen Hügellandes
und Mittelgebirges, an der unteren Mies und Moldau und im unteren Elbgebiete. Horovie
(Lusek nach Opiz y!). Berounthal: bei Bürglitz gegenüber Nezabudice «)! und bei
Slabee (Krej&); Tetin! um Karlstein (« Poläk! y Sternberg!) Moldauthal: bei Worlik
(Sternberg Y)! bei Stöchovie häufig (@ und p)! und hinter Zävist auf Thonschiefer! —
Im Leitmeritzer Mittelgebirge verbreitet: Felsen des Winterbergs bei Leitmeritz (Mayer),
Warhost (Kuba-Berg) nördlich von Hlinay (Mayer « und ß! Hackel). Berge bei Aussig
(durchaus 8): Schreckenstein (Grimm et Pöch)! Schlucht bei der Padloschiner Mühle
(Poläk)! und bei Salesl (Malinsky)! Am Mileschauer &! Wostrey bei Mileschau! Hora
bei Merzkles! Kahler Berg bei Borec (Reuss, A. Mayer)! Hrädek bei Triblie (Jirus) !
Bilin: Bofen! Felsen über dem Bräuhausteiche, am Selnicer und Zlatniker Berg (Reuss).
— Bei Semil (Kablik!) sehr üppig, ob auch wild?
b) Pflanze ausdauernd mit unterirdischen Stämmehen (Wurzelstock).
[ 7. $. nivalis L. Wurzelstock walzlich, ohne Zwiebelknospen. Stengel blattlos,
39*
600 Ohrysosplenium.
drüsenhaarig, an der Spitze trugdoldig, 5—12blüthig; die kurzgestielten Blüthen am
Ende des Stengels und der Trugdoldenäste kopfig gedrungen. Grundblätter rosettig,
verkehrteiförmig, in den breiten Blattstiel spatelig verschmälert, ungleich stumpf-ge-
zälhnt, zerstreut behaart. Kelch halb 5spaltiy, Röhre kreiselförmig, mit '/;, der Frucht
verwachsen, Zipfel 3eckig-eiförmig. Blumenblätter schmal, keilig, wenig länger als
der Kelch.
Stengel 3—5‘ hoch, 1—2 beisammen. Blumenblätter klein, weiss.
2, Juli. Im hohen Riesengebirge nur auf dem Basalt der Kleinen Schneegrube
(Tausch, Kablik)! ]
8. S. granulata L. Wurzelstock kurz, mit rundlichen fleischigen Zwiebel-
knospen besetzt. Stengel aufrecht, wenig beblättert, einfach oder bald vom Grunde
an ästig, am Ende trugdoldig, mit an der Spitze gedrängt 2—3blüthigen Aesten. Grund-
blätter rosettig, langgestielt, rundlich-nierenförmig, tief-gekerbt ; Stengelblätter keil-
förmig, oben verbreitert, handförmig eingeschnitten-gekerbt, ohne Zwiebelknospen. Kelche
zu *, 5spaltig, Zipfel aufrecht, länglich. Blumenblätter verkehrt-länglich, fast 3mal
so lang als die Kelchzipfel, aufrecht abstehend.
/,—1'/,' hoch, kurztlaumig, oberwärts drüsenhaarig-zottig. Blumen weiss, die grössten
von unseren Arten.
2. Mai, Juni. Auf trockenen Wiesen, Rainen, grasigen Hügeln, vorzüglich in
Sand- und Schotterboden, verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das untere Vorgebirge,
ce) Pflanze 1jährig, mit spindeliger dünner Hauptwurzel.
9. S. tridaetylites L. Stengel meist vom Grunde ästig, Aeste mit lockeren,
wickelartigen Trugdolden. Untere Blätter in den breiten Blattstiel spatelig verlaufend,
3spaltig oder 3zähnig, mit öfter 2spaltigen Seitenzipfeln, die untersten grundständigen
ungetheilt, spatelig; die oberen sitzend, in die ganzen oder 2theiligen Deckblätter über-
gehend. Blüthen langgestielt. Kelch kaum auf "/,5spaltig, Röhre glockig, mit der Frucht
stark vergrössert, Zipfel eiförmig, aufrecht. Blumenblätter doppelt länger als die Kelchzipfel,
Pflanze gelblichgrün, oft röthlich überlaufen, drüsigkurzhaarig-klebrig. Kümmerlinge
mit fast lauter ungetheilten, nur vorn 3zäühnigen Blättern nur 1—3blüthig. Blumen weiss, sehr klein,
2 April, Mai. Auf felsigen und moosigen oder sandigen Abhängen, Dämmen
im wärmeren Hügellande nicht häufig (und wahrscheinlich der früheren Blüthezeit wegen
vielfach übersehen). Bei Prag: Felsen unter den Vysehrader Festungsmauern nächst der
Premyslovka, spärlich ! Fliedermühle (Vietz)! Lorenzberg, St. Mathäus (Opiz), Podbaba,
Generalka, Motol, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, bei Zäbehlie hinter Königsaal! Rado-
tiner Thal! Karlstein! St. Ivan (Tausch)! Cenkov bei Jungferbrezan (Leonh.). Kune-
ticer Berg bei Pardubic (Opiz)! Koster Schlossberg (Kablik)! Münchengrätz selten
(Sekera), Weisswasser (Hipp.)! Klein-Skal (Neum.). Widim (Hackel). Georgenberg bei
Roudnic (Jirus)! Hasenburg bei Libochovic (Reuss). Leitmeritz: Felsen des Radobyl
sehr sparsam (Mayer), Uhuberg (Hackel). Tetschen (Malin.)! Nixdorf (Neum.). Tepliz
(Schmalz!), so auf der Stefanshöhe (Reuss). Boren und Schillinge-Thal bei Bilin, Spitzen-
berg bei Brüx (Reuss). Rothenhauser Park (Roth) !
2. Chrysosplenium L. Milzkraut.
1. Ch. alternifolium L. Blätter, besonders die unteren lamggestielt (Stiel
länger als die Spreite), rundlich nierenförmig, eingeschnitten-gekerbt, die grund-
ständigen rosettig gehäuft, die stengelständigen wenige (1—3), abwechselnd, die der
flachen Trugdolde rundiich-keilförmig. v
j Wurzelstock dünn, zerbrechlich, kriechend, Ausläufer treibend. Stengel 2—6‘ hoch,
terminal, aufrecht, nebst den Blättern unterwärts behaart, oberwärts kahl, trugdoldig, im Herbste
Chrysosplenium., 601
bereits abgestorben, nur die Grundblätter bleibend. Kraut blassgrün, zuletzt gelblich, saftig, die
oberen blüthenständigen Blätter und die Blüthen sattgelb. Blüthen zuweilen auch 5zählig.
2. März—Mai, im Riesengebirge noch einzeln Ende Juli, August. Aut feuchten
schattigen Waldstellen, besonders an Waldbächen, in Schluchten verbreitet durch ganz
Böhmen, besonders in gebirgigeren Gegenden bis in die niedere Hochgebirssregion der
Sudeten (Glazer Schneeberg, Brunnenberg, St. Petersgrund, Waldregion des Krkonos u. s. w.),
und des Böhmerwaldes, stellenweise auch in der Ebene, z. B. im Elbthale bei Roudnie
in der Dobriner Fasanerie (Reuss), bei Nimburg, Pardubie! Häutig im gebirgigen Nord-
böhmen bis zur Elbniederung, auch im wärmeren Theile, wie bei Jungbunzlau (Hipp.)!
In Ostböhmen z. B. bei Kuttenberg, Cäslau, Hermanmeöstee, Seelau, Policka, Leitomysl,
Landskron, Litice bei Adlerkostelec, Reichenau bis gegen Königgrätz. Im Basalt-Mittel-
gebirge bei Leitmeritz, Zinkenstein, Tetschen u. s. w. Peruc (Wondra). Erzgebirge,
Karlsbader Gebirge. Bei Prag seltener, mehr im weiteren südlichen und östlichen Theile:
Kundraticer Wald, Zävist, Wälder hinter Königsaal, Stechovie am Berge Mednik, Kame-
nicer Thal, Kloko@nä, Trebohostie! St. Ivan! Vüznice bei Neuhütten, Kliecavathal bei
Bürglitz! — Rakonitz (Kreje). Horoviec, Zbirov, Brdygebirge bei Welkaul Brezina
(Sternberg)! Wotice (Maly). Budweis (Jechl)! Blanskerwald, Kubani, Blankerwald, bei
Gratzen u. S. w.
2. Ch. oppositifolium L. Blätter kurzgestielt (Stiel nur so lang als die Spreite),
gegenständig, am Stengelgrunde nicht rosettig gehäuft, rundlich, am Grunde gestutzt
oder etwas keilig oder halbkreisrund, geschweift-gekerbi, die oberen Paare entfernter,
die blüthenständigen rundlich keilförmig.
Sonst ähnlich dem vorigen, aber zarter, gestreckter, dunkler grün. Stengel 2—6‘ hoch.
Die liegenden und wurzelnden Laubtriebe, kenntlich an den gegenständigen Blättern, sind noch
im Herbste vorhanden.
2 April, Mai. An Gebirgsbächen, quelligen und brüchigen Waldstellen im Vor-
gebirge, auf Moor- und Torfboden auch in niederen Lagen, sehr zerstreut. Im Riesen-
gebirge: Waldregion des Krkonos! am Weisswasser zwischen Rochlitz und Neuwelt
(Opiz, Gottstein!), Schwarzberg bei Johannisbad (Opiz). Isergebirge (Presl). — Lands-
kron (Erxleben). Jeschken bei Reichenberg! Friedland (Seibt)! Freudenhöhe und Weiss-
kirchen bei Kratzau (Matz), Sümpfe bei Habstein (Schauta), Höllengrund bei Neuschloss
Mann (1827), B. Kamnitz (Zizelsb.), Schluckenau (Karl), Nixdorf (Neum.)! Herrns-
kretschen an einer feuchten Felswand (Maas), Mittelgrund bei Tetschen! Im Erzge-
birge hie und da: oberhalb Teplitz (Winkler)! Krinsdorfer und Lange Wiese bei Osseg
(Thiel), Hühnerhaide bei Neuhaus, Teltschrund (Roth), Komotauer Grundthal oberhalb
der Grundmühle! oberhalb der Grellmühle gegen Neuhaus (Roth), Hauenstein, Grasberg
bei Schlackenwerth (Reiss). Ploben bei Karlsbad (Ortm.)! Ellbogen (Presl), Tepl (Konrad) !
— Bei Horoyie zwischen Burg Waldek und Sta. Benigna (Poläk)! Padrfbach bei Strasie
(Mörk)! und Obecnicer Revier bei Pribram! — Böhmerwald (Presl), — Bei Platz
(Leonhardi). l
116. Ordnung. Crassulaceen De Cand.
Gattungen:
1. Bulliarda. Kelch 4theilig. Blumenblätter 4, frei, mit breiter Basis sitzend. Staub-
gefässe 4. Hypogyne Schüppchen 4, lineal. Kapseln 4, mehrsamig,
2. Sedum. Kelch 4—theilig (meist 5theilis). Blumenblätter 4—7 (meist 5), frei
oder am Grunde etwas zusammenhängend. Staubgefüsse meist in 2 Kreisen
(10 oder 8), selten in einem (5). Hypogyne Schüppchen 4—7, oval oder
länglich, ganzrandig oder ausgerandet, Kapseln 4—7, mehrsamig.
602 ; Bulliarda. Sedum. Ä
3. Sempervivum,. Kelch 6—20theilig. Blumenblätter 6—20, am Grunde unter sich
und mit den Staubgefässen verwachsen (selten frei). Staubgef. in 2 Kreisen
(12—40). Hypogyne Schüppchen 6—20, vorn gezähnt oder geschlitzt. Kapseln
6—20, melırsamig.
1. Bulliarda DC.
1. B. aquatica DC. (Tillaea aquatica L., T. prostrata Schk., Presl fl. tech.).
Stengel im Wasser aufrecht, im Schlamme niederliegend, ästig, oft ausgebreitet vielästig,
an den unteren Gelenken wurzelnd. Blätter gegenständig, am Grunde häutig ver-
wachsen, lineal, spitzlicb, die Paare entfernt. Blüthen scheinbar seitenständig, kurz
gestielt oder fast sitzend. Kelchblätter oval. Blumenblätter breit, einander berührend,
stumpflich, 1%/,mal so lang als der Kelch. Kapseln oval, stumpf, bespitzt.
Pflänzchen klein, niedlich, kahl, vom Habitus der Callitriche verna oder ciner Elatine,
Stengel '/,—2' lang. Blumenblätter weisslich. Blüthen eigentlich endständig, was dann deutlich
zu sehen, wenn in der zweiten Blattachsel neben der Blüthe ein kurzes Zweiglein (Blattbüschel)
sich entwickelt, aber gewöhnlich trägt nur eines beider Blätter einen nur ein Blattpaar tragenden,
mit einer Blüthe beschlossenen, den Mutterspross scheinbar fortsetzenden Zweig, wodurch die
Blüthe achselständig erscheint.
© Juli, August. Auf schlammigen, lehmigen oder kiesigen Ufern der Teiche
des Wittingauer Beckens, ziemlich häufig. Wittingau: Opatovicer Teich, Teich bei Brannä!
Rosenberger Teich nächst der Fischmeisterswohnung (Leonh.)! häufig am südlichen,
kiesigen Ufer des Zäblat-Teiches! Zäbov-Teich, Neuhäuser Teich gegen Widdern [Dvoree]
(Leonhardi). Stankauer Teich bei Chlumec! Horusicer Teich, Schwarzenberg-Teich bei
Veseli u. a. Teiche bei Frauenberg (Krej£).
2. Sedum L. Fetthenne.
A. Woürzelstock durch unterirdische Knospen perennirend. Blätter flach. Trugdolde
gedrungen, gewölbt, vielästig.
a) (Rhodiola L.). Blüthen 2häusig, 4zählig. Staubgef. Ss. Blumenblätter der 2
Blüthen klein oder fehlend.
1. S. rhodiola DC. (S. roseum Scop., Rhodiola rosea L.). Stengel aufrecht,
einfach, dicht beblättert. Blätter graugrün, untere oval, obere länglich-keilig, zugespitzt,
vorn gezähnt, mit abgerundeter Basis sitzend. Kapseln am Grunde verwachsen.
3—8” hoch, ganz kahl. Rhizom noch Rosen riechend. Blumenblätter grünlichgelb, oft
roth überlaufen. Das prägnantere Substantivum ziehe ich dem zwar älteren Adjektiv Scopoli’s vor.
2. Juni, Juli, In Felsspalten, zwischen Steinen der Lehnen und Gründe des
hohen Riesengebirges selten; nur in der Kl. Schneegrube (Gottstein, Tausch! ete.), auf
der Kesselkoppe (Elsner) und im Teufelsgärtehen des Riesengrundes (Wimmer).
b) (Telephium). Blüthen zwitterig, 5zählig. Staubgef. 10.
2. 8. telephium L. (Fl. suee., Sp. pl. exel. ß, y). (S. maximum Suter). Blätter
abwechselnd, gegenständig oder zu 3, drüsig-rothpunktirt, eiförmig oder länglich, vorn
ungleich gezähnt oder nur geschweift, mit breitem, geöhrtem, etwas stengelumfas-
sendem Grunde sitzend. Blüthenknospen an den Seiten vertieft. Blumenblätter an der
Spitze kapuzenförmig vertieft. Innere Staubgefässe über dem Grunde der Blumenblätter
eingefügt. Früchtchen klein, auf dem Rücken abgerundet.
Wurzelstock kurz, abgebissen, mit rübenförmig verdickten Wurzelfasern besetzt. Stengel
aufrecht, 1—2‘ hoch, oft roth angelaufen, einfach oder oben rispig-doldentraubig verästelt. Blumen-
blätter grünlich, gelblichweiss.
% August, September. Auf waldigen, steinigen Lehnen, Felsen, Mauern,
trockenen Waldstellen, Ackerrändern, durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge
(Kessel im Riesengebirge nach Kablik) verbreitet und häufig,
Sedum, 603
3. S. purpureum Schultes, Tausch! (S. telephium 5. purpureum L., S. purpu-
rascens Koch). Blätter abwechselnd, gegenständig oder zu 3, rothpunktirt, die oberen
mit gerundeter (nicht geöhrter) Basis sitzend, die unteren in einen kurzen breiten
Stiel verschmälert, keilförmig-oval oder länglich, vorn winkelig-gezähnt. Blüthenknospen
flachseitig. Blumenblätter an der Spitze schwach vertieft. Innere Staubgefässe !/, über
dem Grunde der Blumenblätter eingefüst. Früchtchen grösser, am Rücken gefurcht.
Blumenblätter rosenroth, auch die Fruchtknoten hellpurpurn. Sonst wie vorige. Der
specifische Werth dieser Form, die ich neuerdings nicht lebend beobachten konnte, ist mir noch
nicht ausser Zweifel; die Anheftung der Staubgefässe scheint nicht ganz konstant zu sein. Sonderbar
ist es, dass sich S. purpureum zu telephium in der Verbreitung, Färbung und zweifelhaften spe-
eifischen Bedeutung ebenso verhält, wie Phyteuma nigrum zu Ph. spicatum!
2. Ende Juli, August, früher als vorige (nach Koch). In Wäldern, auf steinigen
Feldrändern und Felsenabhängen, besonders im Vorgebirge, nicht häufig. Auf Garten-
mauern um Prag (Tausch)! doch habe ich sie hier nie gesehen. Auf Rainen bei Hirsch-
berg! Felsabhänge bei Kl. Skal (Neumann). Am häufigsten im Erzgebirge: Zinnwald und
Ebersdorf (Reuss)! Klostergrab (Winkler)! Petsch (Knaf)! An Teichrändern und Sümpfen
der Eger bei Karlsbad, Fischern, Ellbogen (Presl, Ortm., Tausch!). Im Böhmerwalde
(Purkyne)! so am De$enicer See (Presl).
B. Pflanze entweder nach der Fruchtreife absterbend (1i—2jährig) oder durch ober-
irdische niederliegende Stämmchen ausdauernd. Blätter mehr weniger walzlich, Blüthen meist
5zählig (selten 6—7zählig), Staubgef. meist 10 (selten nur 5.).
1. Blätter stumpf.
a) Blüthen weiss oder rosenroth. Trugdolde vielzweigig, dichotom. Blüthenstiele
länger als die Blüthen. Kapseln aufrecht.
4. $. album L. Kahl, ausdauernd, sterile locker beblätterte Stämmchen und
aus liegendem Grunde aufsteigende, einfache, unten nackte blühende Stengel treibend.
Blätter seegrün, walzig, Heischig, oberseits etwas abgeflacht, wagrecht abstehend. Kelch-
zipfel oval, stumpf. Blumenblätter lanzettlich, stumpflich, 2—3mal länger als der Kelch.
Stengel 4—8‘ hoch, Trugdolde ziemlich gleich hoch. Blumen weiss oder hell rosen-
roth, Antheren purpurbraun,
2. Juni, Juli. Auf Mauern und Felsen zwischen Steinen und auf dürren Hügel-
stellen im mittelwarmen Hügellande ziemlich verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag
in der ganzen näheren Umgegend, besonders im Moldauthale häufig, auch bei Stechovie
und auf Felsen der Säzava beim Berge Mednik! Neuhütte bei Beroun (Feistm.). —
Kuttenberg (Opiz), Kaöina (Peyl)! Cäslau (Opiz)! Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Schauta) !
Jungbunzlau (Chlupä&)! Stepanie bei Hohenelbe (Kablik)! — Tollenstein (Aschers).
B. Leipa (Nenntwich)! am Kosel, Einsiedlerstein bei Bürgstein (Watzel)! B. Kamniz
(Zizelsb.). Schluckenau (Karl)! Verbreitet im westlichen Elbgebiet und im Basaltmittel-
gebirge: Schäferwand bei Tetschen (Malinsky)! Sperlingstein, Felsen bei Mosern, Schrecken-
stein, Lobosch, Radobyl, Kelchberg bei Triebsch, Mileschauer u. s. w. Melnik (Prazäk)!
Milayer bei Loun! Breiter Berg bei Brüx (Knaf)! Komotau! Franzensbad, Eger (Kablik)!
— Thal des Rakonieer Baches und auf Felsen bei Bürglitz! Felsen der Burg Zebräk!
Chotobus bei Dobris!
5. $. villosum L. Drüsig-flaumig. Unfruchtbare Triebe zerstreut-beblättert, aus
liegendem und wurzelndem Grunde aufsteigend, mit gestielten Blattrosetten in den oberen
Blattachseln. Stengel aufsteigend oder aufrecht, einfach oder oberwärts äst’g, am Grunde
öfter sterile Zweige treibend. Blätter grasgrün, lineal-länglich, halb stielrund, oberseits
ziemlich flach, aufrecht abstehend. Kelchzipfel länglich, stumpf. Blumenblätter oval,
stumpflich oder spitzlich, 2mal länger als der Kelch.
Pflanze gelblichgrün, oft geröthet, Stengel 4—8“ hoch. Blumenblätter rosa, unterseits
mit dunklem Rückenstreif. Antheren purpurn. Ist keineswegs 2jährig, jedoch trennen. sich die
gestielten Blatttriebe für's nächste Jahr bald von der vergänglichen diessjährigen Pflanze.
604 Sedum.
2, Juni, Juli. Auf quelligen, torfigen und sumpfigen Wiesen, in Wiesengräben
der feuchteren, sowohl niedrigen als gebirgigen Gegenden, bis auf das Vorgebirge, im
wärmeren Hügellande fehlend. Bei Prag daher nur an der Südgränze, bei Stifin(Praesens)!
— Ostböhmen: Kreuzberg Cäsl. (Opiz), Landskron: bei Hermanic um die Teiche (Erx-
leben)! — Nordböhmen: @Qualisch bei Adersbach (Knaf), Johannisbad und Langenau
(Opiz). Altbuch (Kudernatsch)! Friedland (Seibt)! Grottau (Matz). Reichenberg (Siegmund)!
Höflitz bei Niemes nicht häufig (Schauta)! Hirschberg, am Grossteiche und anderwärts!
B. Kamnitz: am Fusswege nach Kunersdorf, über die Kleine Nolde und den Schnecken-
berg (Zizelsb.)! Schluckenau (Karl). — Im Basaltmittelgebirge nur am Mileschauer (Malinsky) !
Im Erzgebirge nicht häufig: Rothenhauser Sumpfwiesen (Roth)! bei Quinau (Roth), gegen
Neuhaus (Knaf)! Hauenstein (Opiz). — Tüppelsgrün und Abertham (Reiss), Olitzhaus
und Schönfeld (Ortm.), Ploben bei Karlsbad (Klinger). Ellbogen (Tausch)! Franzensbad
(Kablik)! Theusing (Opiz). Im Bühmerwalde und auf seinen Vorbergen: Eisenstein,
Ferchenhaid (Jirus)! vor Stubenbach (Purkyne)! Winterberg bei den Kubanihütten 3000‘
(Müncke), Kuschwarta, Hirschbergen (Müncke). Au bei Hohenfurth (Nenning)! — Häufig
um Krumau: im Brany, bei der Petschmühle, bei Podesdorf, im Sachsenthal, auf den
Faboritenhofer und Weichseler Wiesen, in der Habichau u. s. w. (Jungbauer)! Budweis:
bei Vierhöf! „Korälovä louka“ bei Platz (Leonh.). Tulap (Bercht.). — Altsattel (nach Opiz).
b) Blüthen gelb. Blüthenstand aus einigen ährenförmigen Wickeln zusammenge-
setzt, oder einfach 3blüthig. Blüthen kurzgestielt oder fast sitzend. Kapseln spreizend.
«) Pflanze 2jährig, ohne unfruchtbare Stämmchen.
7 6. $. annuum L. (S. saxatile DC., S. divaricatum Lapeyr.). Kahl. Stengel
vom Grunde an mehr weniger verzweigt, am Grunde nackt. Blätter lineal-walzig, stumpf,
oberseits etwas abgeplattet. Blüthenstand aus 2—3 oft nach der ersten Blüthe erst noch
einmal gegabelten, dann wickelartigen, mehrblüthigen Ästen. Kelchzipfel länglich, stumpf.
Blumenblätter lanzettlich, spitz, 1'/, mal länger als der Kelch. Kapseln in die ('/, so)
langen Griffel zugespitzt.
1—3° hoch, aufsteigend oder aufrecht. Blumen gelb.
69 oder ©. Juni—August. Bisher nur bei Tetschen, und zwar bei Mittelgrund
auf Brachen nur in einem Exemplar gefunden (Winkler), dann einmal bei Obergrund
(Malinsky)! Wahrscheinlich (mit der Saat?) nur verschleppt; wächst sonst auf Felsen
und Mauern und in höheren Gebirgslagen.
f) Pflanze ausdauernd, mit rasigen beblätterten Stämmchen.
7. 8. alpestre Vill. (S. saxatile Allione, Tausch herb. boh.! S. rabens Haenke,
S. repens Schleich.). Stengel am Grunde niederliegend und ästig. Blätter verkehrtei-
länglich, etwas zusammengedrückt, am Grunde gestutzt, etwas vorgezogen, die der nicht
blühenden Stämmchen nicht in deutliche Reihen geordnet. Blüthen ziemlich kurzgestielt,
3—5 in gedrungener endständiger kleiner Trugdolde. Kelchzähne oval, am Grunde nicht
vorgezogen. Blumenblätter stumpf, aufrecht, 1'/,mal so lang als der Kelch. Kapseln
auf der Innenseite nicht höckerig. Samen glatt.
Kahl, %/,— 3“ hoch, rasig. Kapseln und auch Stengel öfter geröthet. Blumenblätter blassgelb.
% Juni (auf dem Gipfel der Schneekoppe noch Ende Juli). Auf steinigen,
felsigen Stellen, in Felsritzen und auf Mauern in der Hochgebirgsregion des Riesen-
gebirges verbreitet, z. B. Schneekoppe, Koppenplan, Riesengrund, Teichränder, Schnee-
gruben u. s. w., stellenweise in’s niedrigere Vorgebirge herabsteigend, so auf Mauern im
Thale nicht weit oberhalb Hohenelbe (daselbst Ende Juli im völlig reifen Zustand)!
8. 8. acre L. cm. Stengel am Grunde niederliegend und wurzelnd, (wegen der
abgefallenen vorjührigen Blätter) daselbst nackt, oberwärts beblättert. Blätter eiförmig,
oberseits flach, am Rücken buckelig, am Grunde gestutzt und nur kurz vorgezogen, an
den sterilen Stämmchen dicht dachig, meist 6zeilig. Blüthenstand aus 2—3 ährenförmigen
Sempervivum, 605
Wickeln fast sitzender Blüthen. Kelchzipfel oval, stumpf, am Grunde vorgezogen.
Blumenblätter lanzettlich, spitz, abstehend, 2mal länger als der Kelch. Kapseln auf
der Innenseite höckerig. Samen glatt.
Blühender Stengel 11/,—4'' hoch. Blumen sattgelb. Var. @) genuinum Godr. (S. acre
L. str.), Blätter zerstreut, locker stehend, Wickeln des Blüthenstandes verlängert, reichblüthig,
Geschmack scharf; ß) sexangulare Godr. (S. sexangulare L., S. mite Gilib.), Blätter gedrängt
stehend, Wickeln des Blüthenstandes kurz, meist 2—3blüthig, Geschmack kaum scharf.
2, Juni, Juli. Auf trockenen, sonnigen, sandigen oder steinigen Plätzen, Hügel -
lehnen, Wegrändern, Mauern nnd Felsen verbreitet im ganzen Hügellande und niederen
Gebirge, stellenweise aber fehlend, so bei Komotau (nach Knaf).
9. $. boloniense Lois. (S. sexangulare DC., Presl fl. &ech. et Autt. bohem.).
Stengel wie bei vorigem. Blätter walzig-lineal, stielrund, am Grunde in ein über die
Anheftungstelle hinabreichendes Zäpfchen vorgezogen, an den nicht blühenden Stämm-
chen und jungen Trieben meist dicht dachig, meist 5zeilis. Dlüthenstand aus 2—4 ähren-
artigen mehrblüthigen Wickeln. Kelchzipfel lineal-walzie, stumpf, am Grunde nicht
vorgezogen. Blumenblätter lineal-lanzettlich, spitz, abstehend, 2Qmal länger als der
Kelch. Kapseln eilänglich, am Innengrunde nicht höckerig. Samen (unter Loupe)
feinwarzig.
Stengel 3—6’‘ hoch, reichblätterig, Blätter abstehend. Blumen sattgelb, Geschmack
nicht scharf.
2. Juni, Juli. Wie vorige, ebenso verbreitet und fast noch häufiger, auch im
Vorgebirge, z. B. bei Petsch im Erzgebirge ! Soll bei Niemes (nach Schauta) fehlen.
2. Blätter stachelspitz. Kapseln aufrecht.
10. $. rupestre L. (Sp. pl. ed. 1.) Stämmcehen kurz, niederliegend, kriechend
und wurzelnd, ziemlich dicht beblättert. Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach, reich-
aber zerstreut beblättert. Blätter stzelrund, am Grande in ein stumpfes Anhängsel
vorgezogen. Trugdolde aus mehreren 2spaltigen, dann wickelartigen Zweigen. Kelchzipfel
lanzettlich, spitz, am Rande und an der Spitze knorpelig verdickt, in der Mittel-
linie vertieft. Blumenblätter lanzettlich, spitz, weit abstehend, gekielt-einnervig, mehr
als 2mal so lang als der Kelch. Kapseln elfwas drüsig-rauh. Samen längsgerippt.
ı/,„—1’ hoch, kahl, viel kräftiger als die vorhergehenden. Blätter abfällig, an den
Stämmchen anliegend, abstehend oder zurückgebogen. Der Name S. rupestre ist der ältere und
bezeichnet die Art im jetzigen Umfange, welche Linn& erst in der 2. Auflage in zwei Arten
theilte, von denen die blausrüne Hauptform auch da diesen Namen behielt. Var. nämlich:
«) glaucum (S. rupestre L. Sp. pl. ed. 2.), Blätter blaugrün, Stengel oft geröthet; £) viride
(S. reflexum L. Sp. pl. ed. 2.), Blätter grasgrün.
2. Juli, August. &) Auf trockenen kiesigen und sandigen Hügellehnen, an grasigen
Rändern trockener Wälder, besonders Nadelwälder, auf Felsen, verbreitet aber zerstreut
im Hügellande und Mittelgebirge. Bei Prag z. B. Zizkaberg, Podbaba, Lieben, Roztok,
Horomörie, Generalka, Kuchelbad, Zävist u. s. w. Am häufigsten im nördlichen und west-
lichen Landestheile, stellenweise aber fehlend, so um Münchengrätz (Sekera). Auch in
Mittelböhmen, z. B. bei Hofovie, Zbirow! Aus dem südlichen Theile sind mir keine
Standorte bekannt. P) Ist mir bisher aus Böhmen nicht vorgekommen, dürfte aber
vielleicht noch aufzufinden sein.
3. Sempervivum L. Hauswurz.
1. $. teetorum L. Blätter am Rande fransig-gewimpert, sonst kahl oder nur
kleiartig-kurzhaarig, grasgrün, die der Rosetten länglich-verkehrteiförmig, zugespitzt, die
stengelständigen mit breiter Basis sitzend. Kelchzipfel und Blumenblätter 122ählig,
sternförmig ausgebreitet, letztere lanzettlich, zugespitzt, von langen Gliederhaaren ge-
wimpert. Bodenständige Schuppen sehr kurz, gewölbt. Kapseln 12, an der Basis zusam-
606 Sempervivum.,
mengewachsen, einen beckenförmigen Raum einschliessend, aufstrebend, mit dem
inneren Rand auswärts in den Griffel gebogen, dieht drüsenhaarig.
3,—1Y,‘ hoch, in Allem kräftiger als folgende. Stengel schmutzig-röthlich, nebst dem
Blüthenstand und den Kelchen dicht drüsig-behaart; Blätter auch oft zur Spitze trübpurpurn.
Blumenblätter schmutzigrosa.. An unserer (nicht ursprünglich wilden) Pflanze sind meist die 12
epipetalen oder alle Staubgefässe in offene eiertragende Carpelle umgewandelt.
2. Juli, August. Auf Mauern, Dächern und Felsen, kaum irgendwo ursprünglich
wild, aber eingebürgert. Bei Prag z. B. auf Mauern in Smichov, auf der Cisarka bei
Kosff ! Ounötie, Lobkovie (Kostelecky). — Kolin (Veselsky)! Melnik (Prazäk)! Ctinoves
unter dem Rip! Widim (Hackel). Jungbunzlau (Himmer)! Basaltfels bei Mosern nächst
Aussig! Felsen beim Sperlingstein (Malinsky)! Tepliz, Bilin, Brüx (Reuss). Komotau und
Cernovic! Mauern von Saaz! Karlsbad (Ortm.)! Marienbad, Franzensbad (Glückselig). —
Um Horoyic in Dörfern (Schlechtend.). Brezina (Sternberg)! Altsattelhrädek (Zeisig)!
Goldenkron: im Dorfe Pohle, in der Anhöhe des Hofküchengartens bei Krumau (Jungbauer) !
2. S. soboliferum Sims (ampl.). Blätter (nebst den Kelchblättern) am Rande
fransig-gewimpert, die der Rosetten verkehrteiförmig oder länglich, spitz oder kurz zu-
gespitzt, die stengelständigen eilanzettlich oder länglich-lanzettlich, mit gerundeter oder
fast herzförmiger Basis sitzend. Kelch und Blumenblätter 6zählig, aufrecht, glockig.
Biumenblätter lanzettlich, fransig-gewimpert und fein drüsig-flaumig, mit in eine grannen-
artige Stachelspitze auslaufendem Mittelnerven. Kapseln gerade, aufrecht, parallel
stehend, allmälig in den Griffel verschmälert.
Stengel 3”—1'/,' hoch, sammt Blüthenstielen behaart. Rosetten anfangs geschlossen
kugelig, polsterförmig zusammengedrängt, Brutknospen zahlreich, am Ende von fädlichen Läufern,
von denselben leicht abfallend. Blätter am Grunde der blühenden Stengel meist schon vertrocknet.
Trugdolden aus mehreren, erst gabeligen, dann wickelartig fortgesetzten Aesten. Blumenblätter_
blassgelblich.
a) genuinum ($. soboliferum Sims. str., S. hirtum Presl. fl. @ech., Ortm.! et al. Autt.
boh.). Blätter und Kelchblätter nur gewimpert, auf den Flächen kahl oder die oberen von spär-
lichen kurzen Härchen kleiig bestäubt, hellergrün als von b), die der Rosetten meist kürzer, zur
Spitze kurz verschmälert. — Eine forma pumila (), nur etwa 3” hoch, mit 3—7blüthiger Trug-
dolde, kleineren Blättern, sieht dem alpinen S. arenarium Koch sehrähnlich, welches sich durch
schmälere, allmäliger zugespitzte Rosettenblätter und feindrüsig gewimperte (nicht grobfransig-
gewimperte) Kelchblätter kaum specifisch unterscheidet.
b) hirtum (S. hirtum L.). Blätter und Kelchblätter auf den Flächen mit Haaren von
der Art der Randwimpern dichter oder dünner besetzt, mehr graugrün, die der Rosetten meist
allmälig von der Mitte an verschmälert. — Mit Neilreich, Bertoloni, Decandolle kann ich diese
Form nicht von a) spezifisch trennen, habe aber den Linn&’schen Namen, gerade nur für b)
bezeichnend, für die erweiterte Art nicht vorsetzen wollen.
2 Juli—September (selten blühend). a) Auf Felsen, auf kiesigen und sandigen
kurzgrasigen Hügeln, auch auf Mauern (auf diesen häufiger als auf Felsen zur Blüthe
gelangend) im Hügellande und im Vorgebirge. Im Riesengebirge bis nahe zur Hoch-
gebirgsregion, so bei St. Peter im Klausengrunde und am Wege von Spindelmühle nach
den Siebengründen (K. Knaf)! bei Schatzlar (Opiz). — In Ostböhmen selten: mir nur
auf Gartenmauern bei Leitomysl bekannt; dann bei Kuttenberg auf Felsen! im Elbthal
bei Nimburg auf Mauern (VSeteöka)! — Nordböhmen: Spilsov [Splzov] bei Klein-Skal
auf Thonschieferfelsen (Neumann), Teufelsmauer bei B. Aicha! Valeiov bei München-
grätz (Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Weisswasser (Hipp.)! Bösig (Malinsky)! Habichtstein,
Schwabitz, Rollberg bei Niemes (Schauta)! Neustadt] bei Leipa! Kunersdorf bei Zwickau !
Tollenstein (Ascherson), Kleiss bei Haida (Matz), B. Kamnitz (Zizelsb.), Bozen- und
Pirschkenberg bei Schluckenau (Karl)! — Leitmeritz (A. Mayer)! Öernosek (blühend) !
Am Erzgebirge: bei Komotau auf Mauern, im Gebirge bei Petsch c. 2000’ auf Felsen
gegen das Grundthal (blühend)! Mauern bei Schlackenwerth (Reiss)! Felsen bei Engel-
haus und Petschau, Spitzer Stein bei Elbogen, Felsen bei Eger (Ortm., theilweise als
S. hirtum!), Franzensbad (Palliardi). — Bei Prag nach Süden hin ziemlich häufig,
z. B. Folimanka (auch blühend), Oberkr& (blühend), Zäböhlicer Felsen (Opiz blühend),
Cotoneaster. Mespilus. 607
Kuchelbad, hinter Zävist auf den Moldaufelsen, hinter Stöchovic! Thal von Vsenor!
Vüznice-Thal bei Neuhütten, Felsen! Bürglizer Berounfelsen (Kreje). Burg Zebräk und
Toönik! Felsen des Chotobus bei Dobris! — Naserfelsen bei‘ Platz (Leonh., auch
blühend). Krumau: südlich im Moldauthal bei der Spinnfabrik, bei Rosenberg zahlreich !
— b) Kommt in Böhmen nicht vor.
117. Ordnung. Pomarien Lindl.
Gattungen:
a) Frucht ein Steinapfel mit knöchern erhärteten Früchtehen oder Fächern.
1. Cotoneaster. Früchtchen (Steine) 3—5, untereinander frei, mit den freien Spitzen
aus dem Fruchtbecher hervorragend.
2. Mespilus. Früchtehen 1—5, vom Fruchtbecher vollständig eingeschlossen und
ihm eingewachsen.
b) Frucht ein Beerenapfel mit dünnhäutigen oder pergamentartigen Früchtchen oder Fächern.
3. Pirus. Frucht 2—5fächerig. Fächer mit 2 oder durch Verkümmerung 1 Samen am
Grunde des Innenwinkels.
4. Cydonia. Frucht 5fächerig. Fächer vielsamig. Samenhaut aussen verschleimend.
1. Cotoneaster Medikus. Steinmispel.
1. C. vulgaris Lindl. (Mespilus cotoneaster L.). Wehrloser Strauch. Blätter
eiförmig, ganzrandig, kurzgestielt, oberseits kahl, sattgrün, unterseits weissgrau wollig-
filzig. Blüthen in kurzen 1—5blüthigen überhängenden Doldentrauben an kurzen Laub-
zweiglein endständig. Kelchröhre glockig, kahl, mit eirunden, wollig gewimperten
Zähnen. Früchte hängend, kugelig, kahl, glänzend.
2—5' hoch. Aeste rothbraun, glänzend mit abschülfernder Oberhaut. Kelche trüb geröthet.
Blumenblätter klein, blassrosa. Früchte blutroth, erbsengross.
hp April, Mai. Auf felsigen und steinigen Abhängen, in lichten Nadelhölzern,
besonders auf Kalk, im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge verbreitet, merkwürdiger
Weise wieder im Hochgebirge. Bei Prag: z. B. Zizkaberg, Kaisermühle, Podbaba, zwischen
Troja und Holesovie, Kalklehne bei Hledsebe nächst Weltrus, Scharka, Kundraticer Wald,
Kosir, Motol, St. Prokop, Radotiner Thal, Karlstein, St. Ivan, Zävister Berg, Ufer der
Säzava beim Berge Mednik! — Neuhütte bei Beroun (Feistm.), Berounthal bei Bürglitz !
bei Skrej (Krej@.). Wosek bei Rokycan auf einem felsigen Hügel spärlich! — Felsen
bei Kuttenberg (Opiz). VSeborice unweit der Säzava (Poläk). Fehlt weiterhin östlich. Im
hohen Riesengebirge: Kl. Schneegrube (Kablik)! Brunnenberg (Mattuschka), Teufelsgärtehen
(Krause). — Reichenberg (nach Richter)? Verbreitet auf den Basaltbergen des böhm,
Mittelgebirges: am Rollberge nächst der Ruine nur wenige Stöcke (Schauta), Geltsch
(Malin.)! Kelcehberg bei Triebsch! Uhuberg, Radobyl u. a. bei Leitmeritz! Lobosch!
Elbhänge bei Aussig! am Sperlingstein! — Schlossberg bei Brüx (Knaf)! Schwarzer
Hübel bei Komotau! Milayer Berg bei Loun! Gross-Holetitz bei Saaz! Eichberg bei
Podersam unter jungen Fichten! Grasberg bei Jokes (Reiss). — Krumau: Felsen der
südlichen Vorstadt, Kalkfelsen, Niklasberg! am Vogeltenn, bei Priessnitz links an der
Strasse nach Srnin (Jungbauer).
2. Mespilus L. em.
+ 1. M. germanicaL. (M. silvestris Mill., M. domestiea Gat., Mispel). Dorniger
Strauch, kultivirt wehrlos. Blätter länglich bis länglich-lanzeitlich, ganzrandig oder
nn
608 Pirus.
kleingesägt, sehr kurzgestielt, unterseits graugrün, filzig oder dicht kurzhaarig.
Blüthen an den unter ihnen dicht beblätterten Zweigen einzeln endständig. Früchte
kreiselförmig, dann niedergedrückt kugelig, am Scheitel von einer mit dem Frucht-
durchmesser fast gleich breiten Scheibe abgestutzt, mit blattartigen, lineal-lanzett-
lichen Kelchzipfeln.
5—12‘ hoch. Blumenblätter gross, weiss, Früchte gross, braun.
p Mai. Stammt aus dem Orient; wird in Gärten hin und wieder gebaut und
findet sich auf buschigen Lehnen, auf Felsen selten verwildert, so am felsigen Elbufer
nächst dem Sperlingstein! Weiher bei Tetschen (Malinsky)! bei Leitmeritz verwildert
(Thiel)! ebenso bei Hauenstein (Ortm.) und wohl noch anderwärts.
2. M. oxyacantha Crantz em. (Crataegus oxyacantha L. em., Weissdorn, Hagedorn,
Mehlbeere). Strauch oder Baum mit dornigen Zweigen. Blätter kahl oder jung zerstreut
flaumig, keilförmig-verkehrteiförmig oder -rundlich, 3—5lappig oder -spaltig; Lappen
vorn ungleich gesägt. Blüthen in aufrechter an den Zweigen endständiger Doldentraube
oder Doldenrispe. Früchte ellipsoidisch oder fast kugelig, am Scheitel mit einer viel
schmäleren Scheibe als der Fruchtdurchmesser, mit kurzen eiförmigen zugespitzten
Kelchzipfeln.
a) genuina (Cratzgus oxyacantha L. str.). Blätter seicht gelappt, auch theilweise
ungetheilt, mit gerundeten vorgestreckten Lappen, unterseits blässer. Blüthenstiele und Kelche
stets kahl. Griffel und Steinkerne meist 2. Frucht fast kugelig.
b) monogyna (Willd. sp.). (Mesp. oxyacantha Crantz, Scop. str., C. monogyna Jacq.).
Blätter fiederspaltig oder fiedertheilig, seltener einzelne ungetheilt; Lappen länger, spitzer, ab-
stehend oder die unteren ausgesperrt, durch spitze Buchten getrennt, unterseits blassgrün oder
bläulichgrün (ß. glauca). Kelche anfangs manchmal etwas wollhaarig, oft aber auch sammt den
Blüthenstielen ganz kahl. Griffel und Steinkern 1. Früchte länglich.
3—15‘ hoch. Blätter oberseits glänzend, steif. Blumen weiss, auch röthlich überlaufen
oder (in Gärten) satt rosenrotb. Früchte roth, mehlig. Linne stellte die Art irrthümlich zu Cra-
tegus, welcher Gattung er doch „semina cartilaginea® (der Gattung Mespilus . semina ossea“)
zuschrieb, wobei semina nicht die wahren Samen, sondern die Fruchtfächer bedeutet.
7 Mai, Juni. In Hecken und Gebüschen, an Wegen und Rainen, in lichten
Wäldern und an Waldrändern a) und b) in den Ebenen, dem Hügellande und bis auf
das Vorgebirge (z. B. Erzgebirge über 2000’) verbreitet, b) stellenweise, besonders im
wärmeren Hügellande noch häufiger.
3. Pirus Lindley.
a) (Pirus L.) Blüthen gross, in wenigblüthigen Doldentrauben. Fruchtfächer meist 5
(2—5), pergamentartig. Griffel meist 5. h
1. P. communis L. (Birnbaum). Dorniger Baum oder Strauch, kultivirt wehrlos,
Knospen kahl. Blätter eiförmig oder rundlich oder länglich-lanzettlich, kurz zugespitzt,
scharf und klein drüsiggesägt, kahl oder besonders jung wolligfilzig, etwa so lang als
ihr Stiel. Blumenblätter flach, rundlich oder länglich, in den Nagel zugeschweift. Griffel
5, frei. Frucht zum Grunde verschmälert oder abgerundet, daselbst nicht genabelt.
Auskleidung der Fruchtfächer aussen abgerundet.
Ziemlich hochwüchsiger Baum mit pyramidalem Wipfel. Blumenblätter weiss. Staubge-
fässe braunroth. Griffel kahl. Frucht wildgewachsen klein, grün, herbe. Var. «@) glabra Koch,
(P. comm. var. pyraster Wallr.), Blätter höchstens nur in der Jugend dünn spinnwebig, erwachsen
kahl, steif, glänzend; £) tomentosa Koch (y. dasyphylla Tausch'!), Blätter längere Zeit und oft
bis in den Herbst unterseits oder beiderseits weisswolligfilzig, weicher.
1» Ende April, Mai. In Laubwäldern, Auen, sehr zerstreut und vereinzelt, oft
verkrüppelt und unfruchtbar, dann an Ackerrainen, an Dorfstrassen offenbar nur verwildert.
a) Bei Prag z. B. bei Hlubodep, Kuchelbad, im Radotiner Thal, bei Karlstein in Wald-
gebüschen. Schlucht unter dem Forsthaus Zakopany im Klitava-Thale! Tejrov bei Bürglitz !
— Wälder bei Münchengrätz (Sekera). Auf Bergen des Basaltmittelgebirges häufiger,
so am Straschitzkenberge bei Leitmeritz! Elbhänge bei Salesl, Aussig nächst dem
Sperlingstein! Schillinge bei Bilin, Abhang des Erzgebirges bei der Geiersburg nächst
Teplitz! — In Südböhmen, z. B. bei Goldenkron (Jungb.), mit Berberis vor Lagau!
Oberhalb Kuschwarta bei Scheurek fast 3000’, sehr knorrig (Purkyne)! — b) Nur
gepflanzt in Hecken bei Prag, z. B. in der Podbaba (Opiz, als P. nivalis! Tausch!).
2. P. malus L. (Apfelbaum). Dorniger Baum oder Strauch, kultivirt wehrlos.
Knospen mehr weniger behaart bis filzig. Blätter eiförmig, zugespitzt, seicht kerbig-
gesägt, kahl, oder unterseits flaumig oder filzig, etwa doppelt länger als ihr Stiel.
Blumenblätter concav, meist rundlich. Griffel 5, am Grunde verwachsen. Frucht kugelig,
beiderseits genabelt. Fruchtfächer aussen scharfwinkelig.
Blumenblätter weiss, aussen rosa angelaufen. Staubbeutel gelb. Frucht wildgewachsen
klein, grün, sauer. Var. «) glabra Koch (Malus acerba Merat), Blätter von Jugend auf nebst
dem Fruchtknoten kahl; $) tomentosa Koch, Blätter unterseits nebst dem Fruchtknoten wollig.
» Mai, später als voriger. In Wäldern sehr vereinzelt, seltener als voriger,
meist unfruchtbar, wahrscheinlich wie voriger nur seit Alters verwildert. «) Bei Prag:
Kuchelbad, Kundraticer Wald! — Neuköniggrätzer Wald, blühend (Cen&k)! Tetschen
(Malinsky)! Am Erzgebirge unter der Geiersburg! Rothenhaus (Roth)! Prfibramer Wald-
gebirge bei Welkau, am Waldrande, steril! — In Südböhmen bei Goldenkron auf einigen
Anhöhen (Jungb.). Oberhalb Kuschwarta, unfruchtbar (Purkyn&)! — £) wohl nur gepflanzt
oder halbverwildert, im Gebüsch bei Kuchelbad (Tausch)! Schwojka bei B. Leipa!
b) Blüthen mittelklein, in vielblüthigen Doldenrispen. Fruchtfächer meist dünnhäntig.
&) (Crataegus L. Gen. pl.) Griffel 2. Blätter einfach, gezähnt oder auch gelappt.
*) Blätter jederseits mit 7—10 Seitennerven, oberseits zuletzt kahl, glänzend,
satt- oder dunkelgrün, unterseits weiss- oder graufilzis, kleingelappt oder nur doppelt gesägt,
Lappen abgerundet oder gestutzt.
3. P. sudetica Tausch (Sorbus chamaemespilus: 8. Koch, Sorbus aria Wimmer
Fl. v. Schles., Zwergmispel). Blätter kurzgestielt, efwa 10mal länger als der Blattstiel,
eilänglich oder eiförmig, doppelt gesägt (nie gelappt), mit etwas zusammenneigenden,
kurzbespitzten, zum ganzrandigen Blattgrunde allmälig kleiner werdenden Sägezähnen,
jederseits mit meist 7 entfernteren Seitennerven, oberseits auf den Nerven zerstreutdrüsig,
unterseits nebst den Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen dünn- und lockerfilzig.
Doldenrispen gedrungen, aufrecht ästig; Blüthenstiele so /ang oder kürzer als die
Kelchröhre. Kelchzipfel 3eckig-lanzettlich. Blumenblätter verkehrteiförmig, aufrecht
abstehend. Staubgefässe kürzer als die Blumenblätter.
Niedriger bis mannshoher Strauch, mit glatten, rothbraunen, von schmalen kleinen Len-
ticellen punktirten Aesten. Blumen rosenroth (nach Tausch aufrecht, aber an der getrockneten
Pflanze nicht so deutlich wie bei P. chamzemespilus DC.). Früchte ellipsoidisch, röthlich, mit
aufrechten Kelchzipfeln. Der Filz dünner als bei folgender und schwindet leichter, besonders an
den Blüthenstielen und Kelchzipfeln. Pirus chamamespilus unterscheidet sich durch meist kleinere,
noch kürzer gestielte, schärfer gesägte, unterseits kahle oder ziemlich kahle, schmälere, oft läug-
liche Blätter, mehr krautige Nebenblätter der ersten Blätter des Triebes, stumpfliche oder gerundete
Kelchzipfel und schmal längliche, in einen längeren Nagel verschmälerte, vollkommen aufrechte,
die Staubgefässe viel mehr überragende Blumenblätter. P. sudetica hält so vollkommen die Mitte
zwischen P. aria und chamsemespilus, dass man sie mit keiner oder mit beiden vereinigen muss;
ich halte es für wahrscheinlich, dass alle drei nur Racen einer Art sind.
Db Mai. An Berglehnen des hohen Riesengebirges: im Elbgrunde bei der
. Pantsch (Kablik! Gottstein!), am Krkonos (Wimmer) und im Teufelsgärtchen des Riesen-
grundes (Tausch)!
4. P. aria Ehrh. (Crataegus aria L., Sorbus aria Crantz, Mehlbeerbaum). Blätter
mässig lang gestielt, eiwa 5mallänger als ihr Stiel, verkehrteiförmig, doppelt gesägt
610 Pirus.
oder vorn kleingelappt, mit etwas abstehenden, zugespitzten, von der Mitte zum
ganzrandigen Grunde des Blattes kleiner werdenden Sägezähnen, jederseits mit 7—10
parallelen Seitennerven, oberseits auf den Nerven zerstreut drüsig, unterseits sammt den
Blattstielen, Blüthenstielen und Kelchen weiss- oder graufilzig. Doldenrispen reichblüthig,
locker, Blüthenstiele so lang und länger als die Kelchröhre. Kelchzipfel 3eckig-lan-
zettlich. Blumenblätter verkehrteiförmig, abstehend. Staubgefässe weit hervorragend.
Strauch oder Baum, bis 30° hoch. Blumen weiss. Früchte scharlachroth, mit gelbem
teigigem Fleische. Var. £. lobata, Blätter kleingelappt, Läppchen spitz.
% Mai. Auf bewaldeten Lehnen, steinigen, felsigen Hügeln, im wärmeren Hügel-
lande ziemlich verbreitet. Bei Prag: Laurenzberg, Zizkaberg, Podbaba, Scharka, Dablicer
Berg, Hlubotep, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Karlstein, St. Ivan, Tetin! — Im Beroun-
thale bei Bürglitz! Skrej (Krejt). Am Felsgipfel des Plesivec bei Jinee! — Zleb bei
Cäslau (Opiz). Kladruber Wälder an der Elbe! Häufig auf den Basaltbergen des Mittel-
gebirges : Ro!lberg selten (Schauta)! Geltsch (Neum.), Kelehberg bei Triebsch! Radischken,
Uhuberg, Lorettohügel, Weisse Lehne, Lobosch! (daselbst auch 5. Opiz!). Abhänge bei
Kl. Gernosek, Aussig, Türmitz! Tetschen (Malinsky)! Mileschauer! Boren bei Bilin! Im
Erzgebirge: bei Eisenberg (Knaf)! Quinau (Knaf)! Hauenstein (Opiz, Reiss). — Berg-
rücken der Burg Pravda bei Domousie! — Bei Krumau im Hirschgarten nur gepflanzt
(Jungbauer).
5. P. intermedia Ehrh. (Crataegus aria ß. suecica L., Sorbus scandica Fries).
Blätter mässig lang gestielt, elwa 5mal länger als der Stiel, länglich-eiförmig, einge-
schnitten-gelappt, jederseits mit meist 7 Seitennerven, oberseits mit sehr wenigen
Drüsenknötchen auf den Nerven, unterseits nebst den Blattstielen, Blüthenstielen und
Kelchen locker graufilzig; Lappen ungleichgesägt, gerundet, durch den Mittelzahn
bespitzt, ziemlich parallel, die unteren durch tiefere Einschnitte getrennt, die oberen
kleiner. Doldenrispen sehr reichblüthig, ausgesperrt, Blüthenstiele meist viel länger als
die Kelchröhre. Kelchzipfel kurz 3eckig. Blumenblätter verkehrteiförmig, abstehend.
Staubgefässe weit vorragend.
10—20° hoch. Filz lockerer, schmutziger als beiP. aria, Blumen grösser, weiss. Früchte
orangeroth mit gelbem Fleisch.
hp Mai. Im Riesengrunde des Riesengebirges (Tausch)! (schon in Presl fl. tech. 1819)
- **) Blätter jederseits mit 3—5 stärkeren Seitennerven, beiderseits gleichfarbig,
unterseits flaumig, lappig-federspaltig mit zugespitzten Lappen.
6. P. torminalis Ehrh. (Crataegus torminalis L., Sorbus torminalis Crantz,
Elsbeere). Blätter langgestielt, 2—3mal so lang als der Stiel, aus gestutztem oder
herzförmigem Grunde breit eiförmig, lappig-fiederspaltig; Lappen ungleich- oder doppelt-
gesägt, zugespitzt, die unteren grösser, fast horizontal abstehend, oberseits kahl, unterseits
flaumig, blasser grün. Doldenrispe flach, locker, reichblüthig. Blüthenstiele und Kelche
dicht seidig-grauflaumig. Blumenblätter rundlich-verkehrteiförmig, ausgebreitet.
Baum, 20-40‘ hoch. Blumen weiss. Früchte ellipsoidisch-birnförmig, braun, zuletzt teigig.
» Mai. In Bergwäldern, im Mittel- und Vorgebirge, meist einzeln, häufig nur
als Unterwuchs und Stockausschlag, seltener als kräftiger, blühbarer Baum. Bei Prag:
Scharka, Hlubocep, Kuchelbad, Zävist, Radotiner Thal (als Unterwuchs), Karlstein, Tetin!
— Forsthaus Zakopany bei Lana, schöne Bäume! Skrej! — Hinter Zleb £äsl. (Steinreiter
nach Opiz). Eichenwälder bei Chlumee bydä., spärlich! Kosmanuos bei Jungbunzlau (Hipp.)!
Niemes selten, wohl nur gepflanzt (Schauta). Widim (Hackel). Zerstreut im Basaltmittel-
gebirge: bei Leitmeritz am Satauaberg, Radischken, Fuss des Lobosch im Eichwalde!
bei Welbine, Kundratic, Mileschauer (A. Mayer). Uferabhänge bei Aussig, bei Tiehlovie!
Tetschen (Mal.)! Am Erzgebirge: Schillinge bei Bilin! Bei Görkau (Thiel)! bei Komotau
an den Umzäunungen der Obstgärten gepflanzt! Schlackenwerth (Fischer). Grassberg bei
Jokes und Hauenstein, am Eichelberg (Reiss, Opiz). Tepl (Konrad)!,. Bergrücken der
Cydonia. 611
Burg Pravda! —- Bei Goldenkron im Walde hinter der Forstplantage, wahrscheinlich
gepflanzt (Rodler).
£) (Sorbus L.) Griffel meist 3 oder 5 (selten 2-4). Blätter unpaarig-gefiedert
(oder fiederschnittig).
7. F. aucuparia Gärtner (Sorbus aucuparia L., Sorb. lanuginosa W. Kit.,
Eberesche, Vogelbeerbaum). Knospen behaart. Blättehen länglich-lanzettlich, am Grunde
ungleichseitig, ungleich stachelspitz-gesägt, zum Grunde ganzrandig, sitzend oder die
untersten sehr kurz gestielt, unterseits locker wolligfilzig, im Alter ziemlich oder ganz
kahl, unterseits blassgrün, Blattspindel an der Einfügung jedes Blättchenpaares mit stiel-
föormigen braunrothen Drüsen. Doldenrispen endständig, reichblüthig, kugelig-gewölbt.
Kelchzipfel kurz 3eckig. Grittel 3 oder £, kurz. Früchte kugelig.
Baum, im Hochgebirge strauchig, niedrig. Blumen weiss. Früchte ER scharlachroth.
Var. £. alpestris Wimmer, Blätter steif lederartig, nur jung flaumig, on zur Blüthezeit
nebst dem Blüthenstande fast ganz kahl, nur die Blattstiele und Kelche hin und wieder mit zer-
streutem Flaum,
h» Mai, Juni. In Bergwäldern, auf steinigen und waldigen Lehnen, daselbst
sowie in Alleen auch häufig gepflanzt, am häufigsten im Mittel- und Vorgebirge bis auf
das Vorgebirge, seltener im Hügellande und in der Ebene in feuchten Hainen und Erl-
brüchen. Bei Prag in der näheren Umgegend, z. B. auf dem Zizkaberge, wohl nur ge-
pflanzt, weiterhin am Zävister Berg, hinter Stechovie, an der Säzava! In niederen Lagen
z. B. im feuchten Auwalde bei Kaöina! in Erlbrüchen bei B. Leipa! bei B. Fellern
nächst Budweis! Auf den Bergkuppen des nördlichen Böhmens hin und wieder, z. B. am
Rosenberg bei Windisch-Kamnitz, am Rollberge! Ebenso im Leitmeritzer Mittelgebirge,
bei Gernosek, Aussig, Bilin u. s. w. Im Erzgebirge bis auf die Kämme, in den Gebirgs-
wäldern Mittelböhmens bei Horovie, Wolesnä, Rokycan! Bürglitz! Blansker Wald! Im
Böhmerwalde bis auf die höchsten Kuppen, noch bei 20° Stammhöhe auf dem Drei-
sesselberg, am Arberrücken (Göppert), daselbst nach Sendtner die var. £., die auch im
hohen Riesengebirge, z. B. im Elbgrunde (Tausch)! am Kl. Teich, auf der Weissen Wiese
(Opiz) herrschend ist. x
fi P. sorbus Gärtner (Sorbus domestica L., Pirus domestica Smith, Spierapfel).
Knospen fast kahl. Blättehen. wie bei voriger. Kelchzipfel aus 3echigem Grunde spitz
vorgezogen. Griftel 5, unterwärts dickwollig. Früchte birnförmig.
Bis 50° hoch, höher als vorige; Blumen grösser als bei dieser, weiss. Kelche dickfilzig.
Früchte gelb, zuletzt braun und teigig. In den Blättern von voriger kaum zu unterscheiden, aber
die Früchte sehr verschieden.
bp Mai. Stammt aus Südeuropa, wird in Obstgärten selten kultivirt, noch seltener
im Freien, besonders bei Leitmeritz nächst Pokratitz und am Uhuberge (Presl, Mayer!
Neumann). Auch bei Hirschberg einzelne Bäume (Schauta).
< P. hybrida Smith (Sorbus hybrida L., Pirus aria X aucuparia). Blätter länglich,
grösstentheils am Grunde fiederschnittig, vorn eilänglich, lappig-fiederspaltig oder
doppelt-gesägt, mit vorn gezähnten Lappen und Abschnitten, unterseits lockerfilzig.
Doldenrispe reichblüthig, locker, filzig.
» Mai. Kommt bei uns nur selten gepflanzt vor, so am Kirchhof zu Schluckenau
(Karl)! im Rothenhauser Park (Roth)!
4. Cydonia Pers. Quitte.
+ 1. C. vulgaris Pers. (Pirus eydonia L.). Blätter gestielt, oval oder rundlich-
eiförmig, am Grunde oft herzförmig, ganzrandig, oberseits zuletzt kahl, sattgrün, unter-
seits nebst den jungen Zweigen und der Kelchröhre weiss-wolligfilzig. Blüthen einzeln
612
endständig. Kelchzipfel länglich, drüsig-gesägt. Frucht kugelig, beiderseits genabelt,
oder birnförmig, spinnwebig-filzig.
3—6‘ hoch, kultivirt bis 12‘ hoher wehrloser Strauch oder kleiner Baum, Blumen gross,
röthlichweiss. Früchte gelb, hart, erst durch Kochen geniessbar.
% Mai. Stammt aus Asien, wird in Gärten seltener gepflanzt und kommt auch,
wiewohl selten, in Hecken und Gebüschen im Freien wie verwildert vor. Bei Prag am
Laurenzberg (Förster)! hinter Lieben (Opiz) bei Kuchelbad (Kostelecky). Lobositz in
Hecken (Opiz). Weiher bei Tetschen, Gebüsche bei Bilin!
118. Ordnung. Rosaceen Juss.
Übersicht der Gattungen:
1. Früchtehen isamig, nuss- oder steinfruchtartig.
A. (Roseae). Früchtchen zahlreich, nussartig, der Innenwand und dem Grunde eines
später knorpeligen und zuletzt fleischigen Bechers (der mit dem hohlen Blüthenboden verwach-
senen Kelchröhre) eingefügt, von ihm bis auf die hervorragenden Griffel eingeschlossen. *
1. Rosa. Fruchtbecher innen dicht steifhaarig, Kelchsaum Stheilig. Blumenblätter 5.
Staubgefässe 20 und mehr.
B. (Sanguisorbeae.) Früchtehen wenige (1—3), nussartig, im Grunde des ausge-
bildeten, oft erhärteten oder unveränderten Bechers sitzend, von ilım eingeschlossen,
a) Fruchtbecher erhärtet, holzig, am Grunde mit 2—3 Vorblättchen, Kelchzipfel
ohne Aussenkelchzipfel (Nebenblätter). Griffel endständig. Staubgefässe einzeln oder in Gruppen
vor den Kelchzipfeln, Blüthenstand traubig oder kopfig, deckblätterig.
«) Blüthen 5zählig. Blumenblätter 5.
2. Agrimonia. Blüthen zwitterig. Becher unter dem 5theiligen Kelchsaume mit hakigen,
anfangs weichen, dann vergrösserten und erhärteten Stacheln besetzt, zuletzt
10furchig. Staubgefässe 15—20. Früchtchen 2 oder durch Verkümmerung 1,
£) bBlüthen 4zählig. Blumenblätter fehlend.
3. Poterium. Blüthen einhäusig oder vielehig. Staubgefässe 20—30, in vier Gruppen.
Narbe "pinselförmig mit fädlichen Zipfeln. Früchtchen 2—3 im vierkantigen
unbewehrten Fruchtbecher.
4. Sanguisorba. Blüthen zwitterig. Staubgefässe 4 (bei fremden Arten auch mehrere).
Narbe kopfig, warzig. Früchtchen 1 im vierkantig-kreiselförmigen, unbewehrten
Fruchtbecher,
b) Fruchtbecher unverändert krautig, am Grunde ohne Vorblätter; zwischen den
4 Kelchzipfeln äussere, bisweilen rudimentäre Zipfel (Nebenblätter). Griffel seitlich. Staubgefässe
Ser a den Kelchzipfeln. Blüthenstand cymös (doldentraubig oder büschelig), ohne Hoch-
ättchen. F
5. Alchemilla. Früchtchen 1-—2.
C. (Dryadeae.) Früchtchen meist zahlreich, nuss- oder steinfruchtartig, auf einem
halbkugeligen oder kegeligen Blüthenboden sitzend, von dem niedrigen, beckenförmigen oder flachen
Becher nicht eingeschlossen. Blumenblätter stets vorhanden (4—5). Staubgefässe (unserer Gat-
tungen) zahlreich.
BT a) Kelchzipfel 4—5, in der Knospe klappig, von ebensoviel abwechselnden äusseren
Zipfeln (den paarweise verschmolzenen Nebenblättern) umgeben. Früchtchen trocken, nussartig.
a «) Früchtehen von dem endständigen, bleibenden, mehr weniger behaarten und
oft 2gliedrigen Griffel geschwänzt,
6. Geum. Blüthen 5zählig.
P) Früchtehben ungeschwänzt, Griffel seitlich oder fast endständig, welkend,
zuletzt abtällig.
Rosa. 613
7. Potentilla. Blüthen 5zählig (selten 4zählig). Fruchtboden trocken oder schwammig,
nicht abfällig. Blumenblätter rundlich oder verkehrteiförmig, abfällig.
8. Comarum. Blüthen 5zählig. Fruchtboden schwammig-fleischig, nicht abfällig. Blumen-
blätter lanzettlich, zugespitzt, bleibend.
9. Fragaria. Blüthen 5zählig. Fruchtboden zuletzt fleischig-saftig, vergrössert, die Carpelle
in seine Gruben aufnehmend, zuletzt mit ihnen als ein Ganzes (Scheinfrucht)
abfällig. Blumenblätter verkehrteiförmig, abfällig.
b) Kelchzipfel 5, ohne Aussenkelch, in der Knospe meist dachig. Früchtchen
steinfruchtartig, einer aussen schwammigen Blüthenaxe aufsitzend, zuletzt als ein Ganzes (Schein-
frucht) abfällig.
10. Rubus. Griffel endständig, abfällig.
2. Früchtchen kapselartig, innen aufspringend, meist (bei uns stets) 2-—mehrsamig.
11. Spiraea. Becher niedrig, becken- oder tellerförmig, mit 5theiligem Kelchsaum,
5 Blumenblättern, zahlreichen Staubgefässen. Früchtchen 2—12, mit 2—mehre-
ren Samen, 5
1. Rosa L. Rose.
A. Stacheln der Schösslinge ungleich, pfriemlich bis nadelförmig, an den Blüthenzweigen
auch fehlend. Fruchtknoten im Fruchtbecher sitzend oder sehr kurz gestielt. (Stiel viel kürzer
als der halbe Fruchtknoten.}) Nebenblätter schmal, an den blühenden Zweigen nicht merklich
oder nur oberwärts (im freien Theile) verbreitert, selten durchaus verbreitert.
a) Blättehen fast einfach gesägt, höchstens einzelne Zähne mit einem wenig kleineren
Nebenzahne. Kelchzipfel ungetheilt.
1. R. pimpinellaefolia L. em. (R. spinosissima L.). Stackeln alle gerade, pfriemlich,
nadelförmig und borstlich, an den Stämmchen und alten Zweigen zahlreich, gedrungen,
an den blühenden öfter zerstreut, sogar fehlend. Blätter 2—4paarig; Blättchen rundlich
oder oval, scharfgesägt, unterseits blass oder graugrün, kahl, nur am Mittelnerven etwas
behaart. Nebenblätter drüsig- kleingezähnt (oberwärts wenig verbreitet). Blüthen einzeln
endständig, meist ohne Vorblatt, langgestielt, der Stiel stets gerade. Kelchzipfel weüt
kürzer als die Krone, lanzettlich, am Rande weisshäutig und zottig, glatt, ohne Stiel-
drüsen. Fruchtbecher krugförmig, oben verengert, glatt oder ganz am Grunde stachelig,
zur F'ruchtzeit knorpelig, plattkugelig, von den bleibenden, aufrechten, zusammen-
schliessenden Kelchzipfeln gekrönt.
: Wildwachsend niedrig, 1—3° hoch, durch blutrothe Stämmchen, sehr stechende, dichte
Stacheln und kleine etwas steife Blättchen ausgezeichnet. Blattspindel oft mit Stieldrüsen. Blumen
weiss, ins Gelbliche.
p Mai— Anfang Juni, am frühesten von allen. Auf buschigen Hügeln, an
steinigen Stellen der Abhänge, an Rainen, wildwachsend mit Sicherheit nur in der Leit-
meritzer Gegend, daselbst aber ziemlich häufig: Loretto-Hügel, Satanaberg, Basalttelsen
gegen Schüttenitz [Katzenstein] mit Alyssum saxatile! Uhuberg, Weisse Lehne bei Po-
kratitz, Kamajtschken! Abhänge der Dubina, auf einem Ackerraine hinter den Leitmeritzer
Schanzen gegen Tfeboutie (A. Mayer). Ferner am Waldrande des Drinover Reviers bei
Zlosein nächst Weltrus (Poläk). — Ausserdem bisweilen gepflanzt, so bei Bürglitz (Gintl)!
bei Unter-Lukavie am Rande der Fasanerie! und wahrscheinlich auch nur gepflanzt auf
dem Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz), bei Fugau (Karl)! und Georgswalde (Göttlich) !
7 2. R. lueida Ehrh. Stacheln der Stämmchen gerade, gedrungen, pfriemlich
und borstlich, an den Zweigen unterhalb der Blattstiele stehend, pfriemlich, öfter fehlend.
Blätter 3—4paarig; Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, scharfgesägt, kahl,
nur am Mittelnerven unterseits etwas behaart, oberseits sattgrün, etwas glänzend, unter-
seits blassgrün. Nebenblätter drüsiggesägt (an den blühenden Zweigen wenig verbreitert).
Blüthen einzeln oder zu 2—3 (dann mit Vorblättern), ihre Stiele stets gerade. Kelch-
40
614 Rosa,
zipfel so lany und länger als die Krone, mit zahlreichen Stieldrüsen Lesetzt, au
der Spitze zungenförmig verbreitert, am häutigen Rande zottig; Kelchröhre breit kugelig,
glatt oder am Grunde etwas stachelig. Früchte plattkugelig, frühreif, Kelchzipfel abfällig.
4—5’ hoch, mit braunrothen Zweigen. Blumen ziemlich gross, rosenroth. Frucht anfangs
scharlachroth, dann schwarzbraun (Sonder).
» Juni, Juli. Stammt aus Nordamerika; verwildert am Egerufer bei Karlsbad
(Winkler 1850)! und bei Marienbad (Kablik)! — Nach Knaf in herb.! von Helfer im
Riesengebirge (wohl in einem Bauerngärtchen?) gesammelt.
b) Blättchen doppelt gesägt, nämlich die grösseren Sägezähne mit kleinen drüsigen
Zähnchen besetzt. \
«) Nebenblätter schmal, die der blühenden und nicht blühenden Aeste ziemlich
gleich. Kelchzipfel eingeschnitten, selten ungetheilt, meist kürzer als die Blumenkrone. Auch die
oberen und blühenden Zweige zerstreut bis dicht stachelig, selten stachellos.
7 3. R. eglanteria L. (excl. synon.). Stacheln der Schösslinge pfriemlich und
borstlich, an den Zweigen zerstreut, stärker, aus breiter Basis pfriemlich, drüsenlos,
ziemlich gerade. Blätter 2—4paarig; Blättchen elliptisch oder verkehrteirund, gleich-
farbig, sammt den Blüthenstielen zerstreut behaart. Nebenblätter schmal, zu ”/, ange-
wachsen, mit lanzettlicher drüsig gezähnelter Spitze. Blüthen einzeln endständig. Kelch-
becher krugförmig, oben stark verengt, oberwärts sammt den am Rande zottigen Zipfelu
mit zerstreuten Stacheln und Drüsenborsten, Zipfel kürzer als die Krone. Staubkölbehen
länglich, am Grunde oft spiessförmig. Früchte aufrecht, plattkugelig, von den
bleibenden, weit abstehenden oder zurückgebogenen Zipfeln bekrönt.
4—6’ hoch. Blumen dottergelb (R. lutea Miller) oder scharlachroth (ß., Rosa punicea
Mill.), wie die Blätter nach Wanzen riechend. Früchte scharlachroth.
np Ende Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, kommt aber in Zäunen und Rosen-
hecken auch verwildert vor; so bei Prag: Roztyly, Michle! Scharka (Opiz)! Dejvic
(Tausch)!, Podbaba auf Felsen (Mann 1814)! — Zäune bei Bürglitz (Gintl, 3)! Leit-
meritz: unter Rosa canina am Kremin oberhalb Treboutic, dann am ersten Fahrwege,
er hinter Leitmeritz von der Lobositzer Chaussce rechts gegen die Weinberge und
gegen den Radobyl abbiegt (Mayer)! Fugau (Karl, 8)! Brüxer Schlossberg (Eichler);
Zäune bei Komotau (Kuaf)!
4. R. gallica L. (R. pumila Jaeq.). Stacheln dünn, pfriemlich, nadelförmig und
borstlich, die derberen wohl auch aus breiterer Basis etwas sichelförmig, zum grossen
Theile auch drüsentragend, an den Schösslingen gedrungen, an den oberen Zweigen
gedrwngen, zerstreut oder bis auf einzelne Drüsenborsten auch fehlend. Blätter meist
2paarig (selten 1—3paarig); Blättchen eirund oder elliptisch bis länglich-elliptisch,
meist etwas starr, lederartig, zerstreut behaart oder kahl, oberseits sattgrün, unterseits
blaugrüu; DBlattstiele behaart, mit sitzenden Drüsen uud Stachelchen besetzt. Neben-
blätter gleich, schmal, zu ”/, der Länge angewachsen. Blüthen einzeln endständig.
Kelehbecher krugförmig, sammt Blüthenstielen und Kelchzipfeln mehr weniger mit Stacheln
und Stieldrüsen, letztere auch mit sitzenden Drüsen besetzt; Zipfel kürzer, seltener so
lang oder länger als die Blumenkrone. Staubkolben eirundlich, am Grunde tief ge-
spalten mit anliegenden Läppchen. Frucht aufrecht, eikugelig, knorpelig, mit abstehenden
oder zurückgeschlagenen, bald abfälligen Kelchzipfeln.
Nur 1—3’ hoch, mit kriechendem Stamme und aufsteigenden Aesten. Drüsen der Borsten
purpurschwarz. Blume gross, meist dunkelpurpurn, selten hellrosa oder weiss, an der kultivirten
höher werdenden grossblättrigeren Pflanze auch gefüllt.
b Juni. Au Waldrändern, in Hohlwegen und auf Rainen, steinigen buschigen
Abhängen, im Hügellande auf Kalk- und Lehmboden verbreitet. Bei Prag hin und
wieder, z. B. Podbaba, Weinberge zwischen Kl. Holesovic und Troja an einer Stelle,
Scharka, Zizkaberg, oberhalb Slichov, St. Prokop spärlicher, Kuchler Berg oben, Zävist,
Vsenorer Thal, Radotiner Thal, Karlstein, Beroun, Trebonie bei Stechovie, Hradistko
Rosa. 615
bei Dave! — Ostböhmen : an der Elbe bei Ce&elie! Herrschaft Brandeis (Opiz)! Wosko-
berg bei Podebrad! Drabina-Wald bei Chlumec, Wälder hinter Königstadtel, bei Dlouho-
polsko, in den Dymokurer Wäldern ziemlich häufig! Herrschaft Pardubie (Opiz). Kalk-
hügel bei Dyakacovie! Kieferwald bei Chotzen! Bei Leitomysl nur auf einem, zwischen
Feldern gelegenen Grasplatze gegen Neuschloss zu!*) Königingrätz (Reichel)! Zvol und
Koncina bei Jaromer! Wolowka! — Nordböhmen: Jiein am Lorettohügel, im Popovicer
Hain und bei Slatina! Jungbunzlau (Hipp.)! Weisswasser! Widim (Hackel)! Sandauer
Berg! Westliches Elbgebiet: Melnik (Prazäk)! Rowney-Busch und Thiergarten bei
Roudnic (Reuss). Verbreitet im Basaltmittelgebirge: sehr häufig und prachtvoll unter
dem Geltschh, am Gipfel des Kelchberges bei Triebsch! bei Leitmeritz am Satanaberg,
Straschizkenberg in Menge, Radischken, Weisse Lehne bei Pokratic! zwischen Leitmeritz
und Kamejk (Meyer). Lobosch! Kalkhügel am Granatbach unter dem Radelstein! Aussig:
“ bei Selnitz, gegen Predlitz, am Berge bei Türmitz! Elbabhänge bei Tichlowitz! Tetschen
(Malinsky)! Teplitz (Winkler. Um Bilin häufig (Reuss), Össeg selten (Thiel), Breiter
Berg bei Brüx (Reuss). Um Komotau häufig, besonders am Eidlitzer Busch, am Schwarzen
Hübel und bei Schönlinde am Erzgebirge! Karlsbad: bei Fischern (Ortm.)! Franzensbad,
Marienbad (Glückselig).. — Litavka-Thal bei Pribram! Station Zbirow gegen den Ste-
fansteich! Biezina, Plas häufig (Sternberg), Choteschau (Opiz)! Am Zlin bei Unter-
Lukavic! Wälder bei Pisek (Dedetek)! Borkovie bei Veseli, nur beim Försterhause!
Krummau über der Budweiser Vorstadt!
Anmerkung. Rosa centifolia L,, die Centifolie, wird zwar häufig in Gärten gepflanzt,
kommt aber verwildert nirgends vor.
£ £) Nebenblätter der blühenden Zweige verbreitert. Kelchzipfel fiederförmig einge-
schnitten, meist kürzer als die Blumenkrone. Zweige meist nur mit zerstreuten, zu 2 unter einem
Blatte stehenden, derberen, gekrümmten, aus breiter Basis pfriemlichen Stacheln, oft auch stachellos.
5. R, trachyphylla Rau (R. provineialis Presl fl. cech. seeund. Tausch et Opiz!,
R. spinulifolia Dematra, R. humilis et R. canina d. hispida Tausch! R. pygmaca MBieb.
sec. Tausch). Achnlich der R. gallica, jedoch auf den Zweigen mit den derberen, zer-
streuten Stacheln, bisweilen auch mit sehr zerstreuten dünnen nadelförmigen Stacheln
dazwischen. Blätter 2—3paarig; Blättchen unterseits minder blaugrün, oft nur blasser
grün als oberseils, kahl oder ziemlich kahl, auf den Adern unterseits mit zerstreuten,
dicklichen, keuligen Drüsen bestreut, selten ohne solche, mehr zugespitzt, Sägezähne
länger zugespitzt und deutlicher drüsig-gezähnelt (bei R. gallica seichter, flacher, die
der 2. Ordnung auf blosse Drüsen reducirt); Blattstiele behaart und drüsigrauh, ausserdem
mit einzelnen stärkeren Stachelchen. Blüthenstiele und Kelchröhre mit derberen, geraden
Stachelchen und Stieldrüsen, Kelchzipfel mit zahlreichen Fiedern, mit Stieldrüsen und
sitzenden Drüsen. Fruchtbecher dicker, fast kugelig.
Strauch von 1—5' H. Blumen fast so gross wie bei R. gallica, aber lichter, rosenroth
oder weiss. Wird für einen Bastart von R. gallica und canina eehalten, wogegen aber schon
das oft von R. gallica weit entfernte Vorkommen und stellenweise Häufigkeit am Standorte spricht.
Sieht auch der R. collina ähnlich, jedoch durch die doppelten Sägezähne, immer noch mehr bläu-
liche Blattunterseite und grössere Kahlheit der Blätter verschieden.
b Juni. Auf sonnigen Hügeln selten. Bei Prag: St. Prokop! Kuchelbad (Tausch!
Opiz!), bei Karlstein auf der Vel. hora sehr häufig, meist nicht in Gesellschaft der R,
gallical Bei Slap (Fieber 1827, als R. Fieberi Seidl)! — Weisswasser (Hippelli)! Geltsch
(Sternberg 1817)! Weisse Lehne bei Pokratitz (A. Mayer)! Bilin im Mönchsbusch (Prof.
Reuss 1854, als R. rubiginosa)! Karlsbad (Ortmann, als R. collina)!
y) Nebenblätter der blühenden Zweige nur oberwärts verbreitert. Kelchzipfel
ungetheilt, so lang oder länger als die Blumenkrone. Stacheln nur an den Grundtrieben, an den
Stämmen und Aesten meistens fehlend, seltener zerstreut, pfriemlich, gerade.
*) Ein Landmann machte mich auf die Stelle und die „blutrothe Rose“ aufmerksam,
welche sonst nirgends in der Leitomysler Gegend vorkomme (was ich bestätigt fand) und nach
einem dortigen Glauben die Stelle bezeichne, wo einst rach blutigen Kriegen sich zwei grosse
Monarchen begegnen würden.
40*
616 Rosa,
6. R alpina L. Stacheln nadel- und borstenförmig. Blätter meist 3- (bis 5-)
paarig; Blättchen oval bis länglich-elliptisch, scharf stachelspitz-gesägt, oberseits sattgrün,
unterseits graugrün und zerstreut behaart oder kahl; Blattstiele mit Stieldrüsen und zer-
streuten Nadeln. Nebenblätter lineal-keilförmig, oberwärts verbreitert, eiförmig. Blüthen
einzeln endständig, langgestielt; Stiele nach der Blüthe zurückgekrümmt. Kelchbecher
kabl oder sammt den Blüthenstielen drüsig-steifhaarig, Kelchzipfel an der Spitze lan-
zettlich verbreitert. Frucht elliptisch oder seltener eiförmig, oben halsartig verengert,
von den aufrechten Kelchpzipfelm bleibend gekrönt, übergeneigt.
2—4' hoch. Kelchbecher und Blüthenstiele mit langen oder seltener mit kurzen Stiel-
drüsen besetzt («. setoso-hispida, R. pyrenaica Gouan), weit seltener kahl (f. nuda). R. reversa
Presl fl. cech.! (nee Kitaibel) ist eine seltene Var. mit dicht drüsenborstigen Blüthenstielen aber
kahlen Kelchröhren, mit sehr dichten und rückwärts gerichteten Stacheln am unteren Stamm-
theile, mit pfriemlichen Stacheln auf den Aesten und jungen Zweigen. (Koch hat diese Form
unrichtig mit der var. pubescens identifizirt).
b Juni, Juli. In Wäldern, an Waldrändern, an buschigen felsigen Stellen gebirgiger
Gegenden, im Vor- und Hochgebirge, stellenweise in niedere Lagen herabsteigend. Ost-
böhmen : Frauenthal gegen Siebenthan (Opiz). Kunwald und Slatina bei Senftenberg
(Siegmund, Brorsen «&)! Schlucht unter dem Glazer Schneeberg! Kondina und Zwol bei
Jaromer (Knaf «)! Eisenbrod (Dedecek). — Im Riesengebirge (auch ß Kablik!): Kessel-
grund (Tausch «)! Krkonos (K. Knaf)! Elbgrund (Wimmer), Kl. Teich (Aug. Opiz «)!
Herrschaft Schatzlar (Opiz), Rochlitz (Gottstein)! Reichenberg (Neumann). Zinkenstein
bei der Eishöhle (Mayer «, und schon Sternberg!) bei Praskowitz (Malinsky «)! Mile-
schauer (Mayer «)! — Abhänge des Lampenberges bei Schlackenwertlh (J. Reiss)! Karlsbad
und Ellbogen (Ortmann, «@ und ß)! Trauermühl hinter Einsiedl (Kablik)! — Pribramer
Waldgebirge [Brdy] nur «: bei Hlubos (Presl, R. reversa!), im Obecnicer Revier am
Bache häufig! selbst noch auf der Chotobus-Lehne bei Dobris! bei Strasic! Rozmitäl
(Lusek «)! Klingenberg (Dedeiek)! Berg Mehelnik bei Pisek (Deödecek «)! — Im
Böhmerwald bis 3500’: am Vogelberg .des Kubani (Müncke), am Berge Kum bei Andreas-,
berg (Jungb.), Hohenfurth (Nenning). Um Krumau häufig (durchaus «): Vogeltenne am
Bache! Birkenhügel südlich vom Blanskerwald! am Blansker, Schwarze Leuchte, am Ple-
Sovicer Steg in der Moldauanhöhe (Jungb.), bei Lagau (Mardetschläger)! Hochwaldberg
bei Gratzen! Schlossgarten von Platz, wild (Leonhardi)!
B. Stacheln der Schösslinge ungleich gross, pfriemlich bis borstlich. Fruchtknoten im
Kelchbechergrunde gestielt, der Stiel Y, so lang als der Fruchtknoten. Nebenblätter an den
blühenden Zweigen deutlich grösser und breiter,
7, R. einnamomea L. Stacheln der Schösslinge dicht, alle drüsenlos, an den
/weigen stärker, am Grunde verbreitert, serade oder etwas gekrümmt, zerstreut,
besonders unter den Nebenblättern zu 2, oder auch fehlend. Blätter meist 2paarig (auch
1— 3paarig), Blättchen oval bis länglich, im vorderen Umfange einfach gesäyt, ohne
Drüsenzähnchen, zur Basis ganzrandig, unterseits aschgrau, flaumig. Nebenblätter an den
nichtblühenden Ästen lineal-länglich, mit den Rändern fast röhrig-zusammenschliessend,
an den blühenden Zweigen stark verbreitert, flach, mit eiförmigen, zugespitzten Enden.
Blüthen einzeln erdständig, oder zu 2—3; Blüthenstiele sammt Kelchröhre nackt, kahl.
Kelchzipfel aussen zum Rande wollig-zottig, mit lanzettlicher, ungetheilter, selten schwach
eingeschnittener Spitze, an der eiförmigen oder kugeligen, frühreifen, markigen, aufrechten
Frucht aufrecht zusammenschliessend, nicht abfällig.
Stamm kriechend, Aeste 2—6‘ hoch, die wilde Pflanze niedriger, die kultivirte höher.
Blätter oft schmutzig bellpurpurn überlauten, Aeltere Aeste zimmetbraun, gläuzend. Blumen
mittelgross, rosa, wohlriechend, an kultivirten und verwilderten Stöcken meist ganz oder halb
gefüllt. Früchte scharlachroth.
P Mai, Juni. Auf steinigen buschigen Abhängen des Mittelgebirges (vollkommen
wild, mit einfacher Blüthe) selten, auf Basalt, Trachyt: Mileschauer, am Fusse ostwärts!
und am Gipfel (Mayer); im Steingerölle des Berges Kletschen fast ganz oben (A. Mayer)!
Geltsch (Hackel)! (daselbst aber auch gefüllt [Presl!], daher nicht ganz sicher, ob wild-
Rosa. 617
wachsend). — Ausserdem auf Abhängen, in Hecken und Zäunen gepflanzt und verwildert
(mit gefüllten oder halbgefüllten Blumen); so bei Prag: Zäbehlic, Lieben, Scharka,
Cibulka (Opiz)! Cakovic am Damme mit Sambucus ebulus (Dödecek)! Ki. Palec bei
Schlan in Zäunen (Knaf)! — Kuttenberg (Veselsky)! Leitomysl: an einem sonnigen
Abhang beim Borkover Försterhaus (Pospichal)! Landskron (Erxleben)! Strassenhecken
südlich von Jiecin! Hecke bei Trisovie nächst Turnau! B. Kamnitz (Zizelsb.)! Auscha
(Watzel). Feldäränder am Mileschauer (Tausch)! Praskowitz an der Elbe (Malinsky)!
Schiesselitz bei Saaz (Thiel), Karlsbad (Kablik)! und Ellbogen auf Hügeln und in
Gärten (Ortmann).
+ 8. R. turbinata Ait. (R. crassa Seidl!). Stacheln wie bei voriger; Blüthen-
zweige oft wehrlos. Blätter meist 2paarig (auch 1—3paarig); Blättehen eiförmig oder
eirundlich, fast ringsum einfach grobgesägt, ohne kleine Drüsenzähnchen, unterseits
nebst den Blattstielen dicht flaumig, aschgrau. Nebenblätter der nicht blühenden Zweige
länglich, flach, die der blühenden breiter, mit eiförmigen Enden. Blüthen einzeln end-
ständig oder zu 2—3 doldentraubig (die seitlichen in der Achsel von Laub- oder von
scheidigen Hochblättern). Blüthenstiele sammt der Basis der Kelchröhre dicht feinstachelig
und drüsenborstig. Kelchzipfel mit ganzer oder etwas fiederspaltiger Spitze, so lang
oder kürzer als die Blumenkrone, mit kurzen Nadeln und Drüsen. Früchte aufrecht,
ellipsoidisch oder kugelig, von den abstehenden, zuletzt abfallenden Kelchzipfeln gekrönt.
3—6' hoch. Aeste bläulich bereift. Blumen purpurroth,; wohlriechend, bei uns nur gefüllt
oder halbgefüllt, mit kreiselförmigem, oft grossem dickem Kelchbecher; an der wilden einfachen
Blüthe ist aber die Kelehröhre oberwärts halsartig zusammengezogen. Von der ähnlichen R. alba
unterschieden durch mehr aschgraue Blattunterseite, stumpfere, gerundetere Blattzähne, zahlreiche
sitzende dunkle Drüsen auf den Blattstielen und durch verschiedenartige Stacheln am Grunde
der Triebe.
? b Juni. In Hecken, auf sonnigen Hügeln, wohl überall nur verwildert. Bei
Prag: Ziäkaberg (Tausch, Opiz)! Lieben (Opiz), Kuchelbad (Tausch)! Wälder bei Dymokur
und Kopidlno (1872)! Hecken bei Skalie nächst Leitmeritz! Zäune bei Wysocan bei Saaz
(Thiel). Abhang über der Budweiser Vorstadt von Krumau!
C. Stacheln an allen Aesten und Zweigen gleichgestaltet, derb, am Grunde zusammen-
gedrückt und verbreitert; keine feinen Nadeln und Borsten eingemischt. Die grundständigen
Frucht«noten des Fruchtbechers gestielt; Stiel meist ebenso lang als der Fruchtknoten (selten
kurz). Nebenblätter der blühenden Zweige deutlich grösser und besonders breiter.
a) Blätter einfach gesägt, die Sägezähne höchstens hin und wieder mit einem wenig
kleineren Nebenzahne (selten mit kleinen Drüsenzähnchen), wnterseits drüsenlos. Stacheln ge-
krümmt, selten gerade.
9. R. canina L. Stacheln derb, aus breiter Basis pfriemlich, meist sichelförmig
gekrümmt, selten gerade, an den Schösslingen und Stämmen zahlreicher, gedrungen, an
den Zweigen zu 2 unter den Nebenblättern, seltener fehlend. Blätter 2—3paarig; Blättchen
eirund , elliptisch oder. länglich-lanzettlich, kahl oder behaart, rückwärts blässer oder
bläulich grün, einfach gezähnt (selten die Zähne drüsig gezähnelt), Sägezähne knorpelig,
etwas einwärts gekrümmt ; Blattstiele mit Stachelchen und öfter mit zerstreuten gestielten
Drüsen. Blüthen meist in 5—mehrblüthigen Doldentrauben, die seitlichen von Hoch-
blättehen gestützt, seltener einzeln endständig. Blüthenstiele gerade, nebst den Kelchen
ohne Nadeln und Drüsenborsten. Kelchzipfel ohne Stieldrüsen (nur die Fiederzähne
drüsig geendigt), an dem kugeligen bis länglichen, lange hart bleibenden Fruchtbecher
zurückgeschlagen, abstehend oder aufrecht, bei der Reife abfällig.
3—8' hoch. In Grösse, Glanz, Farbe, Steifheit und Form der Blättehen sehr veränderlich,
auch in der Grösse und Form der Fruchtbecher (Scheinfrüchte). Schwache, dünnblätterige Grund-
triebe auch mit dünnen, fast nadeligen Stacheln. Blumen weiss oder hellrosa. Früchte scharlach-
roth, im Winter reifend. Hauptformen sind:
a) glabrescens Neilr. Blättchen kahl, höchstens nur die Blattstiele etwas behaart,
unterseits blassgrün oder bläulichgrün. Webergangsformen zu b), wohin R. coriacea Opiz! R.
Hillebrandtii Weitenw. gehören, ‚haben die Blättchen auf den Hauptnerven bereits behaart. —-
618 Rosa,
Hieher auch «*) glanduloso-dentata (R. gemina Opiz!), Blätter doppelt-gesägt, Sägezähne
mit kleinen drüsigen Zähnchen, auch die Blattstiele mit kurzgestielten Drüsen.
b) mollis (R. dumetorum Thuill.. R. mollis Presl teste Opiz! R. collina Tausch!
DC.). Blättehen nebst den Blattstielen besonders unterseits weichhaarig, oft sammtig und asch-
farbig graulichgrün. Früchte kugelig, rund, runzelig, Kelchzipfel derselben oft abstehend oder
aufgerichtet. — Wird öfter für R. tomentosa gehalten, von der sie sich sofort durch einfache
Serratur der Blättehen und Mangel der Drüsen auf der Blattunterseite unterscheidet.
7» Juni. Auf Anhöhen, an Waldrändern, in Gebüschen, an Wegen und Rainen,
besonders a) durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge verbreitet und sehr häufig;
b) seltener, bei Prag: Zizkaberg, Vrsoviec, Zäb£hlic, Michler Wald, Lieben und Prosek,
Kosif, Särka (Opiz)! Radotiner Thal! Königsaal (Opiz)! u. s. w. Kalklehne oberhalb
Hledsebe bei Weltrus! — Gross-Wosek, Woskowrch bei Podebrad! Turnau! B. Aicha
(Opiz)! Rehwasser bei Niemes! Lindenau bei B. Leipa! Geltsch (Tausch)! Mile-
schauer! Wachholderberg bei Teplitz (Sternberg)! Karlsbad (Ortmann, als R. collina)!
— Bürglitz (Knaf)! Chotobus bei Dobris! Komorskä Hora bei Jinec! an der Litayka
bei Pfibram! Lagau (Mardet.) — u. gewiss noch vielfach.
* R. collina Jacq. (R. canina dumetorum 7. hispida Tausch ! R. collina d. eoryli-
folia Tausch! R. subinermis Opiz!). Blättchen elliptisch oder verkehrteirund, zugespitzt,
einfach- oder fast einfach gesägt, mit abstehenden, zugespitzten Sägezähnen, unterseits
blasser grün (nicht bläulichgrün), drüsenlos, nebst den Blattstielen flaumhaarig, oberseits
glatt, mattglänzend, sattgrün, kahl oder zerstreut angedrückt feinhaarig. Blüthen meist
einzeln endständig, langgestielt; Blüthenstiele und Kelche mit Stieldrüsen besetzt.
Fruchtknoten kurzgestielt.
Steht der vorigen, besonders der Form b) nahe, unterscheidet sich aber durch die
Drüsenborsten der Kelche und Blüthenstiele, grössere und einzeln stehende, längergestielte
Blüthen und (wie es scheint, immer nur) kurzgestielte Fruchtknoten; ist auch der R. trachy-
phylla ähnlich, unterscheidet sich durch die Bestachelung, einfache Serratur der Blätter, nicht
bläulichgrüne, drüsenlose Blattunterseite. Vorläufiz führe ich die sehr seltene R. collina gesondert
auf, da sie wohl ein Bastart aus R. gallica und R. canina (mollis) sein möchte; wenn diess nicht
der Fall wäre, dann müsste sie doch zu R. canina gebracht werden. Eine Culturform ist
b) alba (L. spec.); Blättehen gross, breit, rundlich-oval; Blume gross, weiss, halbge-
füllt, jedoch fruchttragend.
» Juni. Auf Hügeln in Gebüschen bisher sicher nur bei Prag: bei Kuchelbad
(Opiz)! und auf der Velikä hora bei Karlstein (Tausch)! Skoticer Berg bei Vodian
(Deded.)? — b) In Hecken um Prag (Tausch)! Am Ackerraine unter dem Radobyl!
und auf einer unkultivirten Lehne des Radobyl selbst (Mayer), wohl verwildert.
b) Blätter doppelt gesägt (die Sägezähne 1. Ordnung mit mehreren kleinen drüsigen
Zähnchen), unterseits mit mehr oder minder zahlreichen Drüsen.
«) Stacheln derb, am Grunde schr stark verbreitert, gekrümmt; Behaarung der
Blättchen dünn, Drüsen der Unterseite daher schr deutlich.
10. R. rubiginosa L. Stacheln an den Schösslingen gedrungen, etwas ungleich,
an den Zweigen gezweit oder zu 3—4 unter jedem Blatte. Blätter 2— 3paarig; Blättchen
eirundlich oder elliptisch bis länglich-elliptisch, deutlich doppeltgesägt (die oberen Haupt-
zähne fast gerade abstehend), unterseits gleichfarbig, nur blässer und daselbst nebst den
Blattstielen kurzhaarig-flaumig und meist reichdrüsig. Blüthen meist in 2—mehrblütbigen
Doldentrauben, die seitlichen mit Hochblättchen, seltener einzeln endständig. Blüthen-
stiele gerade, mit drüsentragenden Nadeln und Borsten, seltener nackt. Kelchzipfel
drüsenborstig oder wenigstens am Rande drüsig, an der kugeligen, lange harten
Frucht wagrecht abstehend oder aufgerichtet, lange bleibend. i
Strauch gedrungen, vielzweigig. Blättchen stark weinartig riechend, durch die bräunlichen
Drüsen schmutziegrün. Blumen meist ‚ziemlich klein, wohlriechend, dunkelrosa, selten lichter
rosenroth, grösser, bisweilen weiss. Var, «) laevis, Blüthenstiele und Kelche nackt, nur die Kelch-
zipfel am Rande drüsig. Hieher auch R. sepium Thuill. (R. albiflora Opiz!), mit mehr länglichen
Rosa. 619
oder elliptisch-lanzettlichen, beiderseits verschmälerten, oft spärlicher drüsigen Blättcheu und
gewöhnlich weissen oder blassrosafarbenen Blumen. Zu R. canina, wohin sie Koch gebracht hat,
gehört sie nicht ; ein Bastart (R. canina X rubiginosa) ist es schwerlich. — f) setoso-hispida,
Blüthenstiele und oft auch die Kelche am unteren Theile nadelig und drüsenborstig; — y) obli-
terans (R. polycarpa Opiz! R. rubig. ö. densiflora Tausch!), Drüsen der mehr graugrünen
Blattunterseite nicht zahlreich, an manchen Blättchen fast fehlend.
Juni. Auf Hügeln, an Rainen, Wegen, Waldrändern des Hügellandes, verbreitet,
jedoch viel weniger häufig als R. canina. Bei Prag häufig: Lieben, Podhor bei Troja,
Sel& (Opiz)! Kralup (Poläk)! Nusle, Kriöer Wald, Dvoree (Opiz)! Laurenzberg. Kosir,
Cibulka! Scharka (Opiz)! Stern (Ruprecht)! Slichov, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Vran,
Davle, Karlstein, St. Ivan u. a. ©. — Brandeis (Opiz, R. sepium)! Podebrad (Opiz,
R. sepium)! Chrudim (Weidenhoffer)! Frauenthal, Kunsticer Berg bei Pardubie, Königreich-
wald bei Rettendorf (Opiz). Milicoves bei Jiein! Sichrow (Neumann). Weisswasser! aber
nicht bei Münchengrätz (Sekera). Widim (Hackel), Liboch bei Melnik (Ruprecht)! Sovice
bei Roudnic! Im Leitmeritzer Mittelgebirge hin und wieder, z. B. am Kelchberg bei
Triebsch, Radischken, Lorettohügel! Radobyl, Goldberg, Debus bei Praskowitz (Mayer,
auch als R. sepium)! Rongstoek! Merzdorf bei Tetschen (Malinsky, R. sepium)! Bilin
(Reuss), Schlossberg bei Brüx (Knaf)! Rothenhaus (Roth)! Komotau z. B. bei Udwitz,
am Eidlitzer Busch! noch im Erzgebirge bei Platten (Knaf)! Hauenstein (Opiz), Karlsbad
(Ortm.)! Franzensbad (Kablik)! — Rakonitz (Krejö.), Bürglitz (Knaf)! Waldränder bei
Zebräk gegen Cerhovic! Plas bei Pilsen (Sekera). Am Zlin bei Lukavic! Krumau (Jung-
bauer), Gojau, Oberplan (Mardetschl.) u.a. ©. — 7) Königsaal (Hoffm.)! Generalka (Opiz)!
£) Stacheln schlanker, fast gerade, strohgelb. Behaarung der Blättehen meist
dicht, grau, Drüsen weniger deutlich.
11. R. tomentosa Smith (R. villosa Autt. boh. part.). Stacheln an den Stämmen
zerstreut oder gedrungen, an den Zweigen oft zu 2 unter den Blättern oder auch fehlend.
Blätter 2—3paarig; Blättchen eiförmig bis länglich-elliptisch, auch elliptisch-lanzettlich,
mit abstehenden Sägezähner, meist nebst den Nebenblättern und Blattstielen beiderseits
dicht weichhaarig, selten verkahlt, besonders unterseits aschfarbig-graugrün. Blüthen
meist in 3blütbigen Doldentrauben, auf geraden Stielen; Stiele, Kelchzipfel und oft
auch die Kelchröhre drüsenborstig; Borsten der Kelenröhre viel kürzer als deren
Durchmesser, zerstreut. Blumenblätter ungewimpert. Früchte kugelig, selten ellipsoidisch,
aufrecht, knorpelig, spät reifend, mit lange bleibenden, aufrechten oder abstehenden
Keichzipfeln.
3—6’ hoch. Blättchen ziemlich gross, sammetartig anzufühlen. Blumenblätter blassrosa
oder weiss, etwas wohlriechend. Früchte scharlachroth. Var.
«) mollissima (Willd. spec.) (R. tomentosa Neilr.). Drüsen der Blattunterseite und
der Nebenblätter spärlich, wenig bemerkbar, doch wenigstens gesen den Rand zu immer vorhanden.
£) seabriuscula (Woods spec.) (R. rubiginoso-tomentosa Rehb., ‚Neilreich),. Drüsen "
auf der Blattunterseite und den Nebenblättern zahlreich, deutlicher sichtbar, daher das Blatt
etwas rauh anzufühlen. Ist gewiss kein Bastart, da sie oft für sich allein vorkommt, und Drüsen
auch bei «) vorhanden sind.
bp Juni. Wie die vorigen, minder häufig, ß. fast ebenso häufig wie «. Bei
Prag: Belvedere, nächst Gagea bohemica (Jirus). Zizkaberg (Presl). Podbaba, Zlichov,
Dvorec, Unhoster Thal, Vsenorer Thal, Karlstein (auch ß.)! Davle! — Elbthal: bei
Elbe-Kostelec! Brandeis (Opiz)! häufig bei Podebrad und in den Dymokurer Wäldern!
Popovicer Hain bei Jicin! Vystrkow bei Pardubie! Richenburg bei Chrudim (Lusek)!
Kalklehne im Olberndorfer Grund bei Landskron! Burg Potenstein! Königingrätz (Reichel) !
Jaromer bei der Fasanerie und auf den Elbauen! Hecken bei Ober-Hohenelbe (K.
Knaf). ‚Langenau (Kablik)! Kl. Skal (Neumann), Hubälov b. Münchengrätz (Sekera),
Weisswasser im Nadelwald (Hipp.)! Habstein (Neum.). Rollberg (Schauta)! B. Kamnitz
(Zizelsb.)! Schluckenau (Karl); Nixdorf (Neumann), Tetschen (Winkler)! Zinkenstein
(Mayer). Leitmeritzer Mittelgebirge hin und wieder, so am Radobyl (ß)! Straschizken-
berg (ß)! über der Menthauer Mühle, Hügel zwischen Babina und Winterberg, Grosser
Zn
620 Agrimonia.
Radischken, Cernosek (Mayer) u. s. w. Mileschauer! Widim (Hackel). — Bilin, Osseg
(Reuss). — Wysolan bei Saaz (Thiel)! Karlsbad (Ortm.)! Franzensbad, Marienbad
(Glückselig). — Bürglitz (Knaf)! Rakonitzer Thal (Krej£); Tejiov! — Krumau: über
der Budweiser Vorstadt! Moldaufelsen gegen Cernie (ß)!
i 12. R. pomifera Herrm. (R. villosa Tausch, L. part.). Stacheln an den
Stämmen und Wurzeltrieben zerstreut, die kleineren daselbst nadelförmig. Blätter 2—
3paarig; Blättchen eilänglich oder elliptischh am Grunde abgerundet, mit abstehenden
Sägezähnen, weichhaarig, unterseits aschfarbig-graugrün, mit winzigen Drüschen bestreut.
Blüthen zu 2—3 oder einzeln, anfangs oft überhängend oder gerade; Stiele und
Kelchröhren mit pfriemlich zugespitzten drüsentragenden, ziemlich dichten Stacheln, diese
so lang oder halb so lang als der Kelchdurchmesser; Kelchzipfel mit kürzeren
Drüsenborsten, so Janug als die Blumenkrone, an der birnförmigen oder kugeligen, am
Stiele übergebogenen Frucht aufrecht zusammenneigend, bleibend. Blumenblätter
drüsig-gewimpert. Frucht früh markig werdend.
3—6‘ hoch. Aehnlich der vorigen, Blättchen mehr länglich, Blumen rosa. Ausgezeichnet
durch die grossen, fast 1” langen, blutrothen und etwas blaubereiften Früchte.
b Juni. Auf Hügeln, an Waldrändern sehr selten, wohl nur verwildert. Bei Prag
nicht weit von St. Ivan (Presl in herb. Sternbergii, planta ex herbario Pohliano)! „Wälder“
um Leitmeritz (Tausch)! — Ob die Standorte der „R. villosa L.“: Kleinskal, Vranovic
(Neumann), Skalka bei Uäslau, Chedrby (Opiz), hieher oder zur vorigen gehören, ist
ungewiss, letzteres wahrscheinlicher. ;
2. Agrimonia L. Odermennig.
1. A. eupatoria L. Stengel aufrecht, fast stielrund, einfach oder oberwärts
ästig, sammt den Blattstielen abstehend rauhhaarig. Blätter unterbrochen-unpaariggefiedert ;
grössere Blättchen 5—9, oval bis länglich-lanzettich, grobgesägt, oberseits angedrückt
zerstreut behaart, unterseits dicht rauhhaarig-graufilzig, mit wenig deutlichen Drüschen,
am Rande umgerollt. Nebenblätter gross, eingeschnitten. Blüthentraube lang ruthenförmig.
unten sehr entferntblüthig. Kelchröhre dicht rauhhaarig, kugelig-kreiselförmig, bis fast
zum Grunde tief gefurcht; ihre Stacheln hackig gekrümmt, die äusseren kleineren
weit abstehend.
1--3° höch. Stengel, Unterseite der Blätter und Kelche mit kleinen Drüschen besetzt,
von angenehmem marrubienartigem Geruche. Fruchttraube oft 1‘ lang. Fruchtkelche nickend,
leicht abfällig, klettenartig sich anhängend. Blumenblätter goldgelb.
2 Juni—September. Auf trockenen, grasigen Anhöhen, Grasplätzen, Rainen,
“Gebüschen und Hecken, verbreitet im ganzen ebenen und hügeligen Lande, auch im
Mittelgebirge, auf verschiedenen Bodenarten, auch auf sterilem Sandboden.
2. A. odorata Mill. (A. procera Wallr.). Stengel kräftiger, stärker kantig und
tieffurchig. Blättchen länglich und länglich-lanzettlich, beiderseits zerstreut behaart,
unterseits mit zahlreichen grösseren glänzenden Drüsen. Kelchröhre locker behaart, zur
Fruchtzeit glockig, mit seichteren, von oben bis etwas über die Mitte reichenden
Furchen. Stacheln hackig, zahlreich, die äusseren zurückgeschlagen.
Voriger sehr ähnlich, kräftiger, 1'/,—5’ hoch, Blüthen mehr genähert. Fruchtkelche
breiter, Stacheln länger und zahlreicher.
2 Juni—August. Bisher nur „in Hecken und Gesträuchen bei Windig-Jenikau“
(Opiz)! [Im Herb. Opiz nur mit ? als A. odorata, daher im Seznam übergangen.]
Air:
- i Poterium—Alchemilla. 621
3. Poterium L. Becherblume.
1. P. sanguisorba L. (Sanguisorba minor Scop.). Stengel aufrecht oder auf-
steigend, unterwärts sammt den Blattstielen abstehend behaart, oberwärts kahl, kantig-
gefurcht, entfernt beblättert, mit kopftragenden Ästen. Blätter unpaarig-gefiedert, untere
grösser, länger gestielt, 8S—1Opaarig; Blättchen gestielt, unterseits oft bläulichgrün,
rundlich oder oval, tiefgesägt, am Grunde gestutzt oder herzförmig, kahl oder zerstreut
behaart, onne Nebenblättchen. Nebenblätter am Blattstiel etwas emporgerückt, kurzgestielt,
eingeschnitten-gesägt. Blüthen vielebig, die Q oben im Köpfchen. Kelchröhre netzig-
runzelig, mit 4 dicklichen, schmalen Flugelkanten.
1—2' hoch. Blüthen grünlich oder röthlich. Staubbeutel gelb, herabhängsend. Narben
hellpurpurn.
2, Mai— Juli, einzeln bis zum Herbst. Auf trockenen sonnigen Hügeln, Rainen,
Grasplätzen, häufig auf Kalk, aber auch auf verschiedenen anderen Bodenarten, gerne
auch auf Sandboden. Verbreitet und häufig in den wärmeren Ebenen und Flussthälern,
so im unteren Beroun- und Moldauthal, im ganzen Elbthal von Jaromer bis Tetschen,
im Iserthale (Jungbunzlau, Münchengrätz u. s. w.), im Egerthale und ganzen Mittel-
gebirge, längs des Erzgebirges bis Karlsbad, Franzensbad u. s. w. Aber auch in minder
warmen Hügellagen, in Nordböhmen z. B. bis auf das Vorgebirge der Sudeten, z. B.
bei Altbuch (Kudern.)! Rochlitz (Gottst.) u. s. w.; ferner bei Friedland (Kratzm.)!
Sichrow! Rumburg, Nixdorf! B. Leipa! B. Kamnitz! u. s. w. In Ostböhmen bei Cäslau,
Seelau (Opiz), Hohenmauth, Chotzen, Leitomysl, Landskron, Senftenberg gegen Reichenau
u. a. Im mittleren Gebiet: Kounovä, Rakonitz! Bürglitz im Klidavathale u. a. häufig !
zwischen Mnisek und Dobri$ in Strassengräben, am Chotobu$ bei Dobris, bei Pribram,
Horowic, Toönik, Zbirow, Rokycan häufig, doch zerstreut. Südböhmen: Pilsen ! Chudenic
seltener! Berge um Strakonie, z. B. Kuridlo! Krumau! und sicher noch vielfach,
z
4. Sanguisorba L. Wiesenknopf.
1. S. offieinalis L. Stengel aufrecht, entfernt beblättert, oben ästig und kantig-
gefurcht, mit kleinen und scheidenförmigen Hochblättern, aus deren Achseln lang-
gestielte Seitenähren treibend. Blätter unpaarig-gefiedert, grundständige grösser, lang-
gestielt, 4—5paarig; ihre Blättchen langgestielt, herzförmig-länglich, grob-kerbiggesägt,
häufig mit kleinen Nebenblättchen; die der oberen Blätter länglich-lanzettlich. Ähren
kopfförmig, eirundlich oder länglich, deckblätterig.
1—3' hoch, kahl. Blätter unterseits blassgrün. Kelche dunkel purpurbraun. Antheren
schwärzlich.
2. Juni—September. Auf feuchten oder etwas moorigen Wiesen des kühleren
Hügellandes bis auf das Vorgebirge und wasserreicher Ebenen, verbreitet, meist sehr
gesellig, oft mit Suceisa, Parnassia, Selinum carvifolia u. dgl., im wärmeren trockenen
Hügellande spärlich und selten, so bei Prag (Cibulka, Kaiserwiese spärlich, bei Königsaal
und überhaupt an der Peripherie der Prager Gegend gegen die Säzava, Schlan, und gegen
die Elbe östlich schun häufiger).
5. Alchemilla L. em.
1. A. vulgaris L. (Frauenmantel). Wurzelstock walzig, ziemlich kurzgliedrig, mit
endständiger Blattrosette. Stengel seitlich, liegend oder aufsteigend, ästig, sammt den Blatt-
stielen abstehend zottig oder kahl. Grundblätter kahl oder behaart, langgestielt, rundlich-
nierenförmig, bis zu !/, oder !/, handförmig 5—9lappig, Lappen gesägt. Stengelblätter
kleiner, 5—3lappig, mit grossen, eingeschnitten-gezähnten, auf der Vorderseite becherförmig
zusammengewachsenen Nebenblättern am kurzen Blattstiele. Blüthen am Ende des Stengels
und der Äste in rispiger Trugdolde (wiederholter Spirre), die obersten fast quirlig
622 Alchemilla.
ges’ellt. Kelchröhre zur Fruchtzeit röhrig-glöckig, mit abstehenden Zipfeln. Aussen-
kelchblätter blattartig. Staubgefässe 4.
!„—1’ hoch. Blumen klein, grünlich. Var.
«) subsericea Gaud. (A. montana Willd.). Stengel und Blattstiele zottig. Blätter
beiderseits, besonders rückwärts nebst den Deckblättern und Kelchen dicht seidig-behaart, zu
',, gespalten; Lappen ringsum gesägt, zum Ausschnitt je eine Falte verlaufend. Pflanze kleiner,
kleinblätteriger, gedrungener.
ß) pilosa Neilr. (A. vulgaris Autt.). Stengel und Blattstiele zottig. Blätter am Rande
und unterseits ziemlich zerstreut behaart, sonst ziemlich kahl. Kelche kahl oder sehr zerstreut
behaart, auch die Kelchzipfel nur am Rande gewimpert. Blatttheilung in der Regel wie bei «).
Pflanze meist kräftiger.
y) glabra DC. Stengel und Blätter kahl oder fast kahl, bisweilen nur der Stengel-
grund und die Blattstiele der Grundblätter angedrückt seidenhaarig; Blattspreite nur allenfalls am
Rande und den Zahnspitzen pinselig-gewimpert, oder auch auf den Hauptnerven unterseits seidig
behaart, sonst kahl, wie bei «) getheilt. Pflanze meist kräftig.
ö) fissa (A. fissa Schummel, A. palmatifida Tausch, A. minor Tausch). Behaarung
spärlich, fast fehlend, wie bei y). Blattspreite bis zur Hälfte gespalten, Lappen im vorderen
Umkreis gesägt, längs des engen Spaltes ganzrandig, Zähne schmal, spitz. Stengelblätter ebenfalls
mit schmäleren und tieferen Abschnitten. — Dass Kerner diese Varietät im Garten in die gewöhn-
liche Form f. übergeführt hat, kann um so weniger befremden, als auch bei f. ausnahmsweise
statt der Falte ein tieferer Einschnitt sich bildet; ganz beweisend ist ein von Hippelli bei Weiss-
wasser gesammeltes Exemplar von f, dessen einzelne Blätter theilweise zur Hälfte, andere minder
tief unter dem gesägten Rande eingeschnitten sind.
2. Mai—August. Auf feuchten Wiesenstellen, Waldplätzen, Triften, Dorfangern,
besonders an Bächen, auf Sand, Kalk, Granit, Gneuss u. s. w., ß) durch das ganze
Land bis auf das Hochgebirge verbreitet, im Böhmerwalde z. B. bis auf den Arber und
Rachel (zu 4500°), im Riesengebirge, z. B. auf der Schneekoppe (Tausch!) in y. über-
gehend. — «) Auf trockenen Hügellehnen, Felsen, seltener, doch wohl vielfach unbe-
achtet. Bei Prag: auf Hügeln um Königsaal (Tausch)! Vodrant bei Cäslau (Opiz); Pil-
gram, Stöcken (Opiz); unter dem Walde Pintowka bei Tabor (Seidl). Felsen des Tollen-
stein (Ascherson)! Bergwiesen bei Osseg (Thiel)! Einsiedel bei Marienbad (Kablik)! —
y) In Gebirgsgegenden und bis auf das Hochgebirge: Reichenberg (Langer)! Georgswalde
(Neum.), Kleis bei Heida (Opiz)! Riesengebirge: Johannisbad (Opiz)! Teufelsgärtchen
des Riesengrundes (Opiz)! Weisse Wiese (Kablik)! Grosser Teich (K. Knaf)! Kl. Teich
(Wimmer), Siebengründe (Opiz). Im Erzgebirge bei Joachimsthal (Hofmann)! — d) In
den steinigen Gründen und Schluchten des hohen Riesengebirges, schlesischerseits, an
Bächen und auf quelligen Stellen, seltener. An den Teichen spärlich unter zahlreicher
var. ß. (Knaf fil.)! Schneegruben (Gottstein)! Melzergrund (Wimmer).
2. A. arvensis Scop. (Aphanes arvensis L). Rauhhaarig. Wurzel jährig,
spindelförmig. Stengel sympodial zusammengesetzt, sonst einfach oder vom Grund aus
ästig, liegend oder aufsteigend. Blätter handförmig 3spaltig, zum Grunde keilig, mit
eingeschnitten-3—5lappigen Abschnitten. Nebenblätter gross, eingeschnitten, grössten-
theils mit dem Blattstiele und vorn mit einander becherförmig verwachsen. Blüthen in
büschelförmigen, dem Blatt gegenständigen (endständigen) Trogdolden. Kelchröhre zur
Fruchtreife krugförmig, mit aufrecht zusammengeneigten Zipfeln. Aussenkelehblätter
verkimmert, zäpfchenartig oder unmerklich. Staubgef. 1—2.
‘ 1—6° hoch, trübgrün. Blumen gelblichgrün, klein. Der Stengel, der sich über der
Grundblattrosette des Keimlings entwickelt, trägt nur wenige Laubblätter und eine endständige
Trugdolde; der in der ,Achsel des obersten L,aubblattes entspringende Zweig bildet nur ein Laub-
blatt und eine zweite terminale Trugdolde, setzt aber den Stengel der Richtung und Stärke nach
fort, durch einen folgenden Zweig aus der Achsel des Laubblattes baut sich die Scheinachse
weiter auf. An stärkeren Exemplaren entspringen in der Blattachsel zwei gleich starke Gabel-
äste, deren innerer zur Trugdolde näher stehender wahrscheinlich terminal und statt der End-
blüthe der Trugdolde ausgebildet ist.
© Mai—Herbst. Auf sandigen Äckern und Brachen, im Hügellande, besonders
dem rauheren, kühleren Theile desselben und in gebirgigen Gegenden bis auf das Vor-
gebirge, hie und da verbreitet, im wärmeren Hügellande selten oder fehlend, Bei Prag
Geum. 623
daher seltener, vorzugsweise auf den Plateau’s: Hügel hinter dem Vysehrad (Hofm.)!
Cibulka, Motol, Lieben! Podbaba, Dablizberg, Scharka (Opiz)! Quareitrücken bei Hrdlo-
fez (Knaf fil.)! Ober-Kr&! Königsaal! Karlstein! Stirin (Syk.). — Kl. Pale& bei Schlan
(Knaf)! Weltrus! Ritan, Ouval (Poläk)! Selten im östlichen Theile: St. Annabad bei
Deutschbrod, Landskron (Opiz), Senftenberg! Podhüra bei Königingrätz (Öen&k)! Radowenz
(Knaf)! — Riesengebirge: zwischen dem Elb- und Weissbachthal oberhalb Hohenelbe
(K. Knaf)! Marschendorf (K. Knaf). Reichenberg (Siegmund)! Münchengrätz (Sekera)!
Weisswasser (Hipp.\! Niemes sehr häufig (Schauta)! B. Leipa! Schluckenau! Georgs-
walde, Nixdorf (Neum.). — Westliches Elbgebiet selten : Melnik (PraZäk)! Widim (Hackel).
Roudnie (Reuss). Tetschen (Malinsky)! bei Tissa! — Erzgebirgsstrich: Teplitz (Eichler).
Osseg (Thiel), Bilin.. Oberleutensdorf (Reuss). Rothenhaus (Roth). Komotau: Bei der
Herrenmühle (Knaf)! Vysolan bei Saaz (Thiel)! Schlackenwertli (Reiss), Karlsbad, Ell-
bogen (Ortm.)! Franzensbad (Bracht)! Theusing (Tausch)! — Mittelböhmen, ziemlich
häufig: Hofovie, Jinec, St. Benigna, Chotobus bei Dobris, Pribram! — Südböhmen :
Pisek (Dedec.)! Tucap (Bercht). Budweis (Jechl)! Krumau und Lagau gemein!
6. Geum L. Nelkenwurz.
a) (Caryophyllata.) Griffel hakig gegliedert, oberes Glied später abfällig. Stengel
2—mehrblüthig. ;
1. G. urbanum L. Stengel sammt- den Blättern abstehend behaart, oberwärts
ohne Drüsenhaare, zwischen den längeren Haaren dicht sammthaarig, zur centralen
Rosette lateral, mit mehreren 2zeiligen Blättern. Untere Blätter leierförmig-unterbrochen-
gefiedert, obere stengelständige 3theilig bis 3spaltig; Blättchen rhombisch-verkehrteiförmig
öder länglich, oft gelappt und kerbig-gesägt. Nebenblätter gross, blattartie, rundlich-
eiförmig, ungleich-grobgesägt. Blüthen aufrecht. Kelchzipfel und die verkehrteirunden
ungenagelten Blumenblätter flach ausgebreitet. Fruchtkelch eurückgeschlagen. Frucht-
köpfehen im Kelche sitzend. Früchtehen zottig, unteres Griffelglied kahl, 4mal so lang
als das obere.
Wurzelstock schwach nelkenartig riechend, (wie auch bei den folgenden) walzig, auf-
recht oder schief, Höhe 1—2‘ Blurmenblätter gelb, ziemlich klein, doch etwas in der Grösse
veränderlich; grossblüthigere Exemplare sind bei uns schon wiederholt für G. intermedium ge-
halten worden!
2. Juni—August. In Zäunen, Hecken, feuchtem Gebüsch, Hainen, an Wasser-
gräben, verbreitet und häufig durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (über 3000”).
2. G. rivale L. Stengel sammt Blättern abstehend behaart, oberwärts sammt
den Blüthenstielen und Kelchen auch drüsenhaarig, zur centralen Rosette lateral, mit
wenigen spiralig stehenden Blättern. Untere Blätter leierförmig-unterbrochen-gehiedert
(deren 3 oberste Blättehen ziemlich gleich gross); die oberen stengelständigen 3theilig
bis 3spaltig. Blättehen rundlich-verkehrteiförmig, zur Basis keilförmig, gelappt und
ungleich-sägezähnig. Nebenblätter eiförmig, eingeschnitten-gesägt, meist ziemlich klein.
Blüthen zuerst überhängend, nach dem Verblühen wieder aufrecht. Kelch an der Frucht
aufrecht. Blumenblätter breit keilförmig, in einen langen Nagel zugeschweift, vorn
gestutzt mit einem Zühnchen, aufrecht. Fruchtköpfchen im Kelche gestielt; Stiel fast so
lang als das Köpfchen, sammt den Früchtchen zottig. Oberes Griffelglied behaart, so
lang bis '}, so lang als das untere, an der Basis zottige und drüsenhaarige Glied.
Y,—11/,‘ hoch, oben sammt den Kelchen purpurbraun. Blumenblätter hellgelb, ziegel-
roth überlaufen, dunkler geadert, viel grösser als bei G. urbanum; Griftelhacken stark. Eine
Monstrosität mit verlaubtem Kelch, vermehrten Blumenblättern und einem auf bis 2’ langem Stiele
emporgehobenen Köpfchen wurde im Riesengebirge und von Jungbauer bei Goldenkron gefunden.
2, Mai—Juli, ausnahmsweise noch später. Auf feuchten Wiesen, besonders an
Bächen und Wassergräben, in feuchten Waldschluchten und Gebüschen, in Gebirgs-
624 Geum.
gegenden, im Vorgebirge und bis in die untere Hochgebirgsregion (des Riesengebirges),
im warmen Mittelgebirge und Hügellande und deren Ebenen fast gänzlich fehlend. Fehlt
bei Prag, auch in der weiteren Umgegend, erst bei Neuhof bei Lana nächst Bürglitz
(Jirus)! — Fehlt im ganzen Elbthal und dem angränzenden Hügellande. Ostböhmen:
Hohenmauth (Fieber), B. Trübau (Bayer)! Leitomysl (Pospichal)! Olberndorf bei Lands-
kron! Glazer Schneeberg! Burg Potenstein! Rokytnitz (Titz)! Josefstadt (Hähnel)! Jaro-
merer Fasanerie (Knaf)! Altenbuch (Kudern.)! Im Riesengebirge, z. B. bei Hohenelbe,
im Langen Grund! Kesselgrund u. a. Rochlitz (Gottstein)! Lomnie selten (Poläk)! Horka-
berg bei Münchengrätz; am Teich bei Jungbunzlau (Sekera). Weisswasser (Hipp.)!
Wartenberg bei Niemes! Böhm. Leipa (Lorinser)! B. Kamnitz (Rasch)! Schluckenau am
Pirschkenberge (Karl). Wernstädtel (Dittrich)! Im Mittelgebirge sehr selten, nur bei
Kostenblatt am Fusse des Franzberges (Mayer)! bei Peruc (Wondra)! — Tetschen
(Malinsky)! Erzgebirge: Krinsdorfer Grund (Thiel)! Natschungbach bei Kallich, Teltscher
Revier, Rothenhaus (Roth, Thiel)! Pressnitz (Häjek)! Karlsbad häufig (Ortm.). Duppauer
Gebirge: von Deutschenrust gegen Bukva (daselbst Ende August noch blühend!) und
unter dem Oedschlossberge (bereits verblüht). — Mittelböhmen: Rakonitz häufig! Selten
bei Horfovie und Hlubos (Schlecht.), Wolesnä am Bach der Krälovka! Rokycan (Katzer)!
Biezina (Sternberg). Rozmitäl (Lusek)! Südböhmen: Goldenkron ziemlich häufig (Jung-
bauer), Lagau!
= 6. intermedium Ehrh. (G. urbanum X rivale). Stengel oberwärts dieht kurz-
haarig-Haumig, kaum drüsenhaarig. Blätter wie bei vorigen. Blüthen nickend bis ziemlich
aufrecht. Fruchtkelch wagrecht oder abstehend bis aufrecht. Blumenblätter rundlich,
kurzbenagelt, aufrecht abstehend. Fruchtköpfehen sitzend oder kurz gestielt. Griffel
in starkem Bogen hakig gekrümmt; oberes Glied desselben länger behaart, ",—Ys
so lang als das untere,
Erscheint in 2 Formen:
a) genuinum (G. intermedium Ehrh. s. strieto), näher dem G. urbanum. Nebenblätter
gross. Blüthen weniger nickend. Fruchtkeleh wagrecht abstehend. Blumenblätter nur 1'/,mal so
gross als bei urbanum, hochgelb. Unteres Griffelglied etwa 3mal so lang als das obere.
b) Willdenowii (Buek spee.), näher dem G. rivale. Nebenblätter klein. Blüthen
nickend. Fruchtkelch aufrecht abstehend. Blumenblätter hellgelb, wenig kleiner als bei rivale.
Unteres Griffelglied doppelt so lang als das obere.
2. Mai—Juli. In feuchten Gebüschen, auf feuchten Wiesen mit den Aeltern.
Dieser Bastart ist bisher in Böhmen nicht sicher nachgewiesen; die so bezeichnete Pflanze
Opiz’s aus der Fasanerie bei Pardubie (woher mir G. rivale nicht bekannt ist) ist nach
einem schlechten, bloss mit einem Blüthenknöspchen versehenen Fragment eher nur
ein grosses G. urbanum, die von Tausch (zu b. gehörig) ist richtig, jedoch eher im
Prager Botan. Garten als bei Pardubie gesammelt. Angeblich noch: im Schlosspark bei
Senftenberg (Brorsen) und auf Sumpfwiesen bei Kl. Skal selten (Neumann).
= 6. inelinatum Schleicher (G. sudeticum Tausch! G. rivale x montanum).
Stengel sammt Blättern abstehend behaart, oberwärts oft zottig und drüsenhaarig. Grund-
blätter mit grossem rundlich-herzförmigen, mässig-gelappten und kerbig-gesägten
Eindabschnitt und mit viel kleineren, zum Blattgrunde abnehmenden Seitenab-
schnitten. Stengelblätter mit grossen, dem Blattstiel unterwärts angewachsenen, einge-
schnittenen Nebenblättern, 3spaltig, zur Basis keilig; Abschnitte doppelt eingeschnitten-
gezähnt, der endständige vorn 3lappig. Blüthen etwas nickend. Blumenblätter rundlich,
kurz genagelt, etwa so lang als die aufrecht abstehenden Kelchblätter, Fruchtköpfchen
sitzend. Unteres Griftelglied 3mal länger als das obere bis gegen die Spitze behaarte
Glied, bis fast zur schwachen hakigen Krümmung lang behaart und fein drüsenhaarig.
Stengel 1’ hoch, oben 2—4blüthig. Blüthen halboflen, grösser als bei G. rivale. Kelche
grün, röthlich angelaufen. Blumen gelb. Die schwache hakige Krümmung des Griffels nebst den
Potentilla. 625
anderen Merkmalen bezeugt deutlich den Bastart. Hievon soll G. pyrenaicum Willd. nach Grenier
verschieden sein.
2, Juni, Juli. Auf Abhängen des hohen Riesengebirges höchst selten, wohl
unter den Aeltern. Abhänge am Kl. Teiche (Tausch)! am Brunnenberge (Tausch nach
Wimmer), am Silberwasser (nach mündlicher dem Knaf fil. gemachter Angabe).
b) (Sieversia Willd.) Griffel ungegliedert. Stengel 1blüthig.
3. G. montanum L. Stengel aufrecht, sammt Blättern von längeren und dichten
kurzen Haaren zottig, kleinbeblättert, zur Grundblattrosette lateral. Grundblätter
leierförmig ; das Endblättchen sehr gross, rundlich, fast herzförmig, rundum schwach-
gelappt und ungleich-gekerbt, die seitlichen zur Blattbasis abnehmend kleiner. Stergel-
blätter mit grossen, gespaitenen, dem Blattstiel angewachsenen Nebenblättern, 3spaltig
und eingeschnitten-gezähnt. Blüthe aufrecht, flach ausgebreitet. Blumenblätter rundlich,
kurz benagelt. Fruchtköpfehen sitzend. Griffel bis zur Spitze rauhhaarig-zottig und
feinflaumig.
Wurzelstock horizontal, dick. Stengel 2”—1‘ hoch, so zur Fruchtzeit etwas verlängert.
Blume ansehnlich, 1—1'/,‘“ Durchm., goldgelb.
% Mai—Juli. Auf Abhängen, Triften und zwischen Steinen des hohen Riesen-
gebirges, um 4000‘, sehr verbreitet. Auch „in der Gegend von Reichenberg* [auf dem
böhm. Isergebirge ?] (Halla)!
7. Potentilla L. em. Fingerkraut.
A. (Laterales Döll.) Stengel zur Grundblattrosette sämmtlich seitenständig.
a) (Anserinae.) Blätter unterbrochen gefiedert. Stengel ausläuferartig, sympodial
zusammengesetzt, niederliegend, wurzelnd. Blumen ge.b.
1. P. anserina L. Blätter vielzählig; Blättchen länglich, fiederspaltig-gesägt,
unterseits seidenhaarig-weissfilzig. Nebenblätter häntig, scheidenartig. Aussenkelchziptel
ganz oder 2—Bspaltig.
Die Blüthen einzeln an den Knoten des Ausläufers; eigentlich endigt die armblätterige
erste Axe. des ausläuferartigen Stengels mit einer gestielten Blüthe, aus der Achsel des oberen
der zwei letzten sehr genäherten Blätter entspringt die 2te den Läufer fortsetzende Axe, die eben-
falls mit einer Blüthe und zwei genäherten Blättern abschliesst u. s. f. In der Achsel des unteren
Blattes steht meist eine Laubknospe, die zu einem neuen Stocke am Läufer auswachsen kann.
Blumen ansehnlich, gelb. Var. «) discolor, Blätter oberseits kahl oder ziemlich kahl, grün,
ß) argentea Neilr, Blätter auch oberseits seidenhaarig-silbergrau; y) viridis Koch, Blätter
beiderseits grasgrün, schwach behaart oder oberseits kahl.
2, Mai—Juli. Auf sandigen Triften, Dorfaugern, besonders an Bächen, Weg-
rändern ‘durch das ganze Land, mit Ausnahme des höheren Gebirges (über 2000’),
«) überall gemein, ß) seltener, z. B. bei Prag, Unhost, häufiger in der Gegend von
Podebrad, Dymokur! Prelouc! Königingrätz (Mann); Münchengrätz (Sekera)! Fasanerie
bei Lukavic nächst Pfe$tic! u. anderw. — y) Ist mir noch nicht vorgekommen.
b) Blätter 3- oder 5zählig getingert. Blumen gelb.
\ «) (Tormentilloideae.) Grundaxe dick, wenig verzweigt. Stengel sympodial, aus
mehreren Axentheilen zusammengesetzt, gern niederliegend, ausläuferartig mit 3- und 5zähligen
Blättern, oder aufgerichtet mit durchaus 3zähligen Blättern.
2. P, reptans L. Stengel ausläuferartig, meist nmiederliegend und häufig
wurzelnd, einfach, seltener ästig, mit einzelnen aufsteigenden Blüthen an den meist
2blätterigen Knoten. Blätter gestielt, meist 5Szählig, einzelne aber, besonders die letzten
auch 3zählig. Blättchen verkehrteilänglich, zum Grunde keilförmig, im grössten Theile
des Umfangs gekerbt-gesägt, grasgrün, zerstreut angedrückt-behaart. Nebenblätter ziemlich
klein, ganz oder die oberen 2spaltig. Blüthen meist 5zählig.
!„—3' lang; der ausläuferartige Stengel wie bei P. anserina gebaut; auf Kalkboden
626 Potentilla.
(oberhalb Illedsebe bei Weltrus) fand ich ihn an einem Exemplar senkrecht emporgewachsen. Blumen
goldgelb, gross, selten orangefarben (ß).
2, Juni—September. Auf feuchten Wiesen, Grasplätzen, an Rainen und Zäunen,
an Bächen und Flussufern im Gerölle gemein im ganzen niederen und Hügellande, im
Vorgebirge, z. B. im Erzgebirge, fehlend. — ß) Auf Mauern in Komotau (Knaf)!
3. P. procumbens Sibth. (Tormentilla reptans L.). Stengel niederliegend, zu-
letzt bisweilen an der Spitze wurzelnd, meist verzweigt, weitschweifig ausgebreitet,
bisweilen auch einfach, peitschenförmig, mit einzeln knotenständigen und am Ende in
eine weitschweifige (rabelrispe gestellten Blüthen. Blätter kürzer oder länger gestielt.
Stengelblätter 3zähliy, die untersten und die Grundblätter öfter 5zählig; Blättehen
verkehrteiförmig- oder eilänglich-keilförmig, grob fast eingeschnitten-gesägt, mit eilan-
zettlichen, spitzen Sägezähnen, unterseits angedrückt behaart, etwas schimmernd. Neben-
blätter meist klein, ganz oder 2spaltig, seltener vergrössert und 3—4spaltig. Blüthen
meist 4zählig. Kelchblätter zurückgeschlagen-abstehend, blumenblätter halbkugelig-
glockig zusammenschliessend. Fruchtköpfchen halbkugelig, aus etwa 16 spiraligen
Früchtchen.
Steht zwischen voriger und folgender gleichsam in der Mitte, im Wuchse bald dieser
bald jener mehr ähnlich. Stengelblattstiel bis über 1 Zoll lang, aber auch nur 2 lang und dann
gewöhnlich auch die Nebenblätter vergrössert und mehr eingeschnitten, an solchen Exemplaren
auch öfter die Blüthen kleiner, nur so gross als bei P. tormentilla (während sie in der Regel
doppelt grösser, aber doch kleiner als bei P. reptans sind). Blätter dunkler, trübergrün, mit etwas
abstehenden Haaren auf der ganzen Oberfläche. Blumenblätter goldgelb, vertieft.
2 Juni— August. In schattigen Wäldern, besonders Nadelwäldern auf sterilem
Mineralboden im Grase und Moose, auch in Mooren, an sandigen Teichrändern, selbst
auf Rainen im Gestein und an Rändern von Gebüschen, in gebirgigeren Gegenden,
besonders im Vorgebirge und bis in die Waldregion des Hochgebirges der Sudeten,
stellenweise auch in feuchtere Ebenen herabsteigend. Fehlt gänzlich der weitesten Prager
Gegend. Verbreitet im Riesengebirge, z. B. Oberhohenelbe, Spindelmühle, Schüsselbauden,
Elbgrund, Ziegenrücken, Klausengrund, Riesengrund, Kl. Aupa, Duukelthal, Marschen-
dorf u. s. w. (K. Knaf, Tausch)! Glazer Gebirge (Tausch)! In Nordböhmen stellenweis
in niedere Lagen gehend: Kl.-Skal (Neum.). Wald Pribyl bei Königingrätz (Reichel)!
Semin (Opiz)! Drabinawald bei Chlumee und Waldrand vor Ro2dalovie (von Dymokur
her) nicht häufig! Weisswasser, Bösig (Hipp.)! Hirschberg (Neum.). Rollberg selten
(Schauta)! Häufig um B. Leipa! Georgswalde (Neum.), Nixdorf (Fischer)! Tetschen
(Malinsky)! Im Erzgebirge und am Fusse desselben in der Ebene: bei Teplitz (Reuss),
Osseg (Thiel)! Göttersdorf (Roth), Kalich in der Moosbeerhaide (Knaf)! Natschung,
Petsch häufig, Sonnenberg! in der Ebene am Udwitzer Teiche! — Rakonitz im Hannaer
Revier! bei Luänä! In der Zbirow-Pribramer Gebirgslandschaft sehr häufig, besonders
in den Wäldern bei Wolesnä und Strasic, Waldgebirge bei Pfibram, Berg Zdär bei
Rokycan (im Sphagnetum)! u. s. w. Schwarzbach. bei Krumau (Müncke).
4. P. tormentilla Schrank (P. silvestris Necker, Tormentilla erecta L.). Stengel
liegend, aufsteigend oder aufrecht, nie wurzelnd, oberwärts verzweigt und bei oft
verkleinerten Blüthenstützblältern gabelrispig. Stengelblätter sitzend oder äusserst
kurz gestielt, stets 3zählig. Blättchen länglich keilförmig, im grössten Theile des
Umfanges fast eingeschnitten-gesägt, unterseits angedrückt behaart, etwas schimmernd.
Nebenblätter gross, fingerförmig tief 3—Ö5spallig. Blüthen fast stets 4zählig. Blumen-
blätter rundlich-herzförmig, ziemlich flach ausgebreitet; Kelehblätter denselben unter-
wärts ziemlich anliegend. Fruchtköpfchen klein, niedrig, aus etwa 8 wirtelförmig
gestellten Früchtchen.
Wurzelstock dick, walzlich, innen blutroth wie bei der vorhergehenden, manchmal selbst
knollenförmig. Blätter oberseits mehr glänzend, glatter (als bei voriger), nur mit angedrückten
Haaren auf den Hauptnerven; die Grundblätter zur Blüthezeit meist schon vertrocknet. Blüthen
bisweilen ebenso gross wie bei voriger, gewöhnlich aber viel kleiner. Den alten, allbekannten
Potentilla, 627
Namen Tormentilla wünschte ich erhalten zu schen, wenn auch Neckers binomialer Name die
Priorität vor dem des Schrank hat.
2 Juni—September. Auf trockenen Waldplätzen, Waldwiesen, in Hauen, ebenso
auch auf feuchten und torfigen Wiesen, oft mit voriger zusammen, aber viel verbreiteter,
sehr gemein durch das ganze Land, auch im Hochgebirge der Sudeten, des Böhmer-
waldes bis auf die höchsten Punkte.
ß) (Vernales.) Grundaxe meist reichlich verzweigt und meist kriechende unter-
irdische Stämmchen bildend. Stengel am Ende gabelrispig, aufrecht oder aufsteigend, auch nieder-
liegend, aber nicht kriechend. Untere Stengelblätter oder wenigstens die zahlreichen Grundblätter
handföımig 5—7—9zählig (nur als sehr seltene Ausnahme alle 3zählig).
*) Grundblätter am Rhizom 2zeilig.
5. P. aurea L. Blätter 5zählig oder die oberen Stengelblätter 3zählig,
kurzgestielt, mit zur halben Länge angewachsenen eilanzettlichen Nebenblättern, die zahl-
reichen Grundblätter langgestielt. Blättchen länglich-keilföürmig oder schmal verkekrtei-
förmig, nur am Ende mit 3—5 spitzen Zähnen, deren endständige kleiner, auf den
Adern der Unterseite angedrückt behaurt, am Rande dicht wimperhaarig, seidig
schimmernd.
Stengel aufsteigend, armblätterig, 3”—1‘ hoch, am Ende gabelrispig mehrblüthig. Untere
Nebenblattscheiden gross, bräunlich. Blumenblätter gross, goldgelb, an der Basis orangefarben.
2% Juni, Juli. Auf den Triften und Waldrändern, an steinigen grasigen Lehnen
des Hochgebirgs der Sudeten, in den Gründen bis unter 3000° herabsteigend. Glaser
Schneeberg! Im Riesengebirge sehr verbreitet, vom Gipfel der Schneekoppe bis unter-
halb Spindelmühle, Gross-Aupa u. s. w.
**) Grundblätter spiralig gestellt. Blätter grün, einfach behaart.
6. P. heptaphylla Miller. Stengel im Kreise ausgebreitet, aufsteigend, von der
Mitte an gabelästig, mit aufrechten Aesten, mit angedrückten Kraushaaren und längeren
abstehenden, auf Knötchen sitzenden Haaren besetzt. Grundblätter meist 7zählig (doch
auch 5—Izählige darunter), unterseits oder beiderseits, und besonders auf den Blatt-
stielen rauhhaarig. Blättehen gleichfarbig grün, unterseits blässer, verkehrteilänglich bis
länglich-lanzettlich, bis gegen den Grund grobgesägt, mit 6—14 Sägezähnen. Stengel-
blätter ähnlich, 5—3zählig, die obersten einfach oder 3spaltig. Blüthenstiele zur
Fruchtzeit gerade aufgerichtet oder an der Spitze nickend. Fruchtköpfehen Augeliy-
kegelförmig, mehrere Früchtchen hoch ; diese erhaben querrunzelig, mit vorspringendem
schmalem Kiel.
Tracht veränderlich, jüngere Stücke 1—2stängelig, ältere vielstängelig. Stengel gewöhn-
lich 1‘, doch auch 1'/,‘ lang, weit länger als die Grundblätter, am Grunde oft geröthet. Blumen-
blätter ziemlich gross, bei a) gemeiniglich grösser als bei b), goldgelb ins Orangefarbene.
Pi
a) Nestleriana (Trattinick spec.) (P. intermedia Nestler, Koch). Grundblätter 7- bis
5zählig; Blättchen heller grün, verkehrteilänglich bis verkehrteiförmig, gerundet stumpf, kerbig-
gesägt, Sägezähne meist bogig begränzt, der Endzahn kurz. Blüthenstiele und Kelche ohne Drüsen-
haare. Blumenblätter etwas breiter als lang, zum Grunde stark keilförmig, im Ausschnitt vorn
ohne Kerbzahn.
b) Bouquoyana (Knaf spec.) (P. Matthoneti Jord.). Grundblätter 7—9- (sehr selten
5-)zählig; Blättchen dunkler grün, länglich oder länglich-lanzettlich, meist zugespitzt, grob-gesägt,
Sagezähne mit fast geradlinig begränztem Innenraude, der Endzahn länger. Blüthenstiele und
Kelche mit einzelnen eingestreuten Drüsenhaaren. Blumenblätter länger als breit, zum Grunde
allmälig keilig, meist mit einem Kerbzahn vorn im Ausschnitt.
2. Mai, Juni. In lichten Laubwäldern, auf grasigen Waldplätzen, steinigen Thal-
sohlen im wärmeren, waldigen Hügellande selten, doch an den Standorten sehr gesellig.
a) Im Klitavathale bei Lana, Bürglitzer Herrschaft, an verschiedenen Stellen und in
Menge, so in der Schlucht vom Forsthause Zakopany gegen das Thal hinab, im Thale
selbst auf der rechten Thalsohle und auf der rechten Thallehne am Wege nach Novina,
dann besonders zahlreich auf dem linken Thalabhang am Wege von Neuhof nach Bürglitz,
nn
628 Potentilla.
nächst dem Hegerhause! (zuerst 1857 von JUDr. Gintl gefunden.) In den Dymokurer
Wäldern ebenfalls mehrfach und oft in grosser Menge (zuerst von Pospichal gefunden),
so bei Kopidino auf der Nordlehne nächst dem Försterbause, im Wäldchen zwischen
Nouzov und Buloves; im Waldhau seitlich von Bristev minder häufig, an der Strasse
von Dymokur nach Nouzov! bei Jieinowes zahlreich (Pospichal)! — b) Im Eidlitzer
Eichbusch bei Komotan ebenfalls zahlreich! (zuerst von Knaf entdeckt) und im Rothen-
hauser Park am Erzgebirge (Knaf fil.).
7. P. opaca L. Grundaxe aus kurzgliedrigen Trieben. Stengel niederliegend
oder aufsteigend, bald über der Basis verzweigt, oberwärts sehr schlapp, lang-
gliedrig, nebst den blättern mit weichen, langen, abstehenden Haaren und mit
kurzen Kraushaaren besetzt. Grundblätter 5-—-7zählig, Blättchen keilförmig-länglich,
im grössten Theile des Umfangs eingeschnitten-gesägt, jederseits mit etwa 3—6
spitzen, abstehenden Sägezähmen, dunkelgrün, unterseits blässer. Stengelblätter Aleen,
3zählig, die obersten einfach. Blüthenstiele lang, dünn, fädlich, mit der Frucht
herabgekrümmt. Fruchtköpfchen niedrig, halbkugelig, nur 2 Früchtchenlängen hoch;
Früchtehen schwach querrunzelig oder glatt, kaum merklich gekielt.
Stengel meist kürzer als die Grundblätter, sehr fein und schlapp, am Grunde nebst
den grundständigen Blattscheiden meist trüb purpurroth. Blumenblätter kleiner und dunkler als
bei folgender; auch die Fruchtkelche viel kleiner.
2 Mai, Juni. In Wäldern, an Waldrändern, auf Haidewiesen, Kräuterreichen
Hügeln verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge.
8. P. verna L. Grundaxe häufig mit verlängerten (lauggliedrigen) desten.
Stengel niederliegend oder aufsteigend, bald über der Basis oder am Eade verzweigt,
nebst den Blättern mit vorwärts gerichteten und angedrückten oder elwas abstehenden,
etwas steifen Haaren. Grundblätter 5zählig oder 7zählig mit viel kleinerem untersten
BlätteLenpaar. Blättchen keilförmig verkehrteiförmig oder länglich, meist nur vorn
grobgesägt, jederseits mit 1—4 stumpfen Zähnen. Stengelblätter klein, 3zählig, oberste
einfach. Blüthenstiele ziemlich kräftig, mit der Frucht aufsteigend, an der Spitze
gekrümmt. Fruchtköpfchen halbkugelig, 2—3 Früchtchenlängen hoch, Früchtchen schwach
querrunzelig oder glatt, kaum merklich gekielt.
Stengelgrund und untere Blattscheiden bleich. Blumen eitronengelb, so wie die Kelche
verhältnissmässig gross. Var. f. pilosa Döll, Blätter beiderseits ausser den längeren Haaren
der Hauptnerven dicht mit kurzen angedrückten Haaren besetzt.
2) April, Mai. Auf sandigen und kiesigen Rainen, Wegrändern, felsigen und
sandigen Anhöhen, Waldrändern, im Hügel- und Gebirgslande bis auf das Vorgebirge
verbreitet und meist häufig.
**) Grundblätter spiralig gestellt. Blätter sterrhaarig-graufilzig.
9. P. cinerea Chaix (P. incana Mönch, P. subacaulis Presl fl. cech.). Grund-
axe häufig mit verlängerten Aesten. Stengel aufsteigend, kurzzottig. Blätter besonders
auf der Unterseite von Sternhaaren aschgrau-filzig, ausserdem auf den Nerven und
dem Rande mit kürzeren und längeren angedrückten und vorgestreckten Haaren besetzt.
Grundblätter 5zählig, seltener 3zählige eingemischt (oder alle 3zählig), keilförmig ver-
kehrteiförmig, vorn stumpfkerbig-gesägt. Stengelblätter klein, 3zählig, oberste einfach.
Blüthenstiele und Fruchtköpfchen wie bei P._verna.
Stengel 2—6“ lang. Blumenblätter wie bei voriger, auch die Fruchtkelche im Verhältniss
gross. Var. f. ternata, klein, niedrig, nur 1“ hoch, mit lauter 3zähligen Grundblättern. — Ich
sehe keinen Grund, die Identität unserer Pflanze und der französischen zu bezweifeln.
2, April, Mai. Auf trockenen, sandigen Hügeln, Kalk- und Schieferfelsen, in
trockenen Nadelwäldern im Hügellande ziemlich verbreitet und. gesellig.. Um Prag
häufig auf Abhängen des Moldauthals und der Scitenthäler, wie auch des Berounthales.
Potentilla, 629
Nimburg, Podebrad, Kolin (Sandboden), Kuttenberg, Neuhof, Pardubic, Weisswasser
häufig, Münchengrätz, B. Aicha; Melnik (Prazäk)! Häufig im Mittelgebirge, am Geltsch,
Kelchberg bei Triebsch, Lobosch, Radobyl, Sedl bei Aussig, Rannayer Berg bei Laun,
Biliner Berge, Teplitz! Brüxer Schlossberg (Knaf) ! Vysocan bei Saaz (Thiel)! —
Bürglitz: Felsen über der Kourimecer Försterei, im Thale von Skrej u. s. w. Zbirow
(Opiz)! Horovice bei der Felbabka! Chotobu$ bei Dobris! Pisek: an der Strasse beim
Gasthause Hvezda, bei Klingenberg (Dede&ek)! — ß. Michle und St. Prokop bei Prag
(Opiz)! Leitmeritz (Mayer) !
e) Grundblätter 3—5zählig gefingert. Blumen weiss.
10. P. fragariastrum Ehrh. (Fragaria sterilis L.). Adstehend-weichzottig. Die
Grundaxe treibt oberirdische, beblätterte, langgliedrige, ausläuferartige, zuletzt -
verholzende und wurzelnde Stämmehen. Stengel seitenständig, liegend oder aufsteigend,
—2blätterig, 1—2blüthig. Blätter alle 3zählig, die grundständigen langgestielt; Blättchen
grobgesägt, jederseits mit 4—7 Zähnen, das mittlere verkehrieiförmig-keilig, die
seitlichen eirundlich, etwas schief. Blumenblätter so lang wie der Kelch.
Stergel 1—4“ lang. Blumen klein, sehr hinfällig. Von Fragaria vesca und collina durch
die dieken holzigen Stämmchen und die sehr dünnen und kurzen, unter den Blättern versteckten
Stengel leicht zu unterscheiden.
2. April, Mai. Auf buschigen Abhängen, an Waldrändern des wärmeren Mittel-
gebirges, sehr selten. Mit Sicherheit nur bei Gomplitz nächst Tetschen (Malinsky 1857)!
— Bei Prag im Zävister Thal (Schöbl nach Purkyne). Jungferbfezan am Waldrande
gegen Öenkow (Leonhardi)?
11. P, alba L. Anliegend seidig-behaart. Grundaxe dich, kurzgliedrig,
wenig verzweigt, ohne Ausläufer. Stengel 1—3blättrig, 1—3blüthig, liegend oder auf-
steigend. Grundblätter 5zählig. Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, nur gegen
die Spitze mit gekrümmten, angedrückten Sägezähnen, oberseits dunkelgrün, kahl,
unterseits und am Rande schimmernd seidenhaarig. Blumenblätter etwas länger
als der Kelch.
Stengel dünn, 2—6“ lang. Stengelblätter klein. Blumen ziemlich gross, rein weiss.
2 Mai, Juni. In trockenen Laubwäldern, bisweilen auch in Kiefer- und Fichten-
"wäldern, auf lichten Waldplätzen, Waldwiesen und Bergwiesen, auf buschigen Abhängen
- des Hügellandes und Mittelgebirges, zerstreut, doch verbreitet. Bei Prag: Abhang ober-
halb Podhof bei Troja! Bohnicer Wald! Libüäicer Hain (Poläk), Lesaner Hain bei
alnp (Gintl)! Ouval! Stern, Cibulka, St. Prokop, zwischen Modran und Lhotka! Rado-
tiner Thal gegenüber Kopanina mit Galium vernum! Vsenorer Thal! hinter Königsaal!
Karlstein! — Fasanerie bei Smeöno! Thal Vüznice bei Neuhütten (Feistm.). ‘Wälder
von Lana und Bürglitz! — Oestliches Elb- und Isergebiet selten: Eichbusch bei Cedelie!
Nemosic bei Pardubic (Opiz). Häufig in den Dymokurer Wäldern,. bei Zähornic und
Chlumec! Vesecer Hain bei Ji&in (Pospichal)! Horka bei Münchengrätz (Sekera)! Bäba
bei Kosmonos! Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! — Westliches Elb- und Egergebiet
(Mittelgebirge): Kl. Geltsch! Leitmeritz: am Radischken! oberhalb Skalic gegen Wel-
bine und bei Babina! Kundratic, Kamejk (A. Mayer). Elbhänge oberhalb Aussig! bei
Türmitz! Tetschen (Mal.)! Gipfel des Lobosch, Granatbach unter dem Radelstein! und
sonst im Mittelgebirge. Permischer Sandstein am Thalabhang westlich von Loun! Teplitz
(Reuss), Hrobschitz bei Bilin! Brüx (Reuss). Am Erzgebirge bei Rothenhaus, Sperbersdorf,
Schönlinde, Schwarzer Hübel bei Komotau! Joachimsthal (Hofm.)! Falkenau (Leistner),
Ellbogen (Weitenweber). — Hofoyic selten: im Walde Hlava (Schlechtend.). Chotobus
bei Dobris, Fichtenwäldchen! Pilsen: im Kieferwalde Bor bei Grünhof! Zlin bei Unter-
Lukavice! Hohenfurth? (Nenning legs, sine loco natali!).
B. (Terminales Döll.) Grundaxe früher oder später in den terminalen Stengel aus-
- wachsend, selten (nur bei P. Güntheri) vorher auch laterale Stengel treibend.
a) (Collinae.) Pflanze ausdauernd, mit überwinternder Grundaxe, Untere Blätter
5—7zählig gefingert. Blumen gelb,
41
630 Potentilla,
«) Grundaxe längere Zeit unbegränzt mit einer Blattrosette fortwachsend, unter- ü
halb dieser laterale Stengel bildend, schliesslich aber in den terminalen Stengel auswachsend.
12. P. Güntheri Pohl (P. Wiemanniana Günther et Schummel Cent. sil. exsice.
1813, P. inclinata Presl fl. Gech., P. Lindackeri Tausch!). Stengel zahlreich im Kreise
ausgebreitet, niederliegend, meist von der Mitte an locker doldenrispig, dünnfilzig und °
abstehend behaart. Grund- und untere Stengelblätter 5zählig; Blättchen keilförmig ver-
kehrteiförmig bis eilänglich, in der vorderen Hälfte eingeschnitten-kerbiggesägt bis
fiederspaltig, unterseits etwas bläulichgrün, kurzhaarig, flaumig bis dimngraufilzig,
auf den Nerven von längeren, steifen, geraden, angedrückten Haaren seidig-
schimmernd,. Blüthenstiele dünn, fädlichh nach dem Verblühen wagrecht abstehend
oder nickend.
Stengel */,— über 1’ lang. Im Gebüsch auch aufsteigend, höher. Blumen ziemlich klein,
reingelb. Bildet durch die zahlreichen lateralen Stengel einen Ubergang zu den Laterales, muss
aber doch den Terminales zugezählt werden, weil sie immerhin die Fähigkeit hat, terminale
Stengel zu bilden, welche den echten Laterales gänzlich abgeht und weil sie auch mit P. argentea
nächst verwandt ist, welche sich durch völligen Mangel der Öentralrosetten und der zugehörigen
lateralen Stengel, den mehr lockeren, längeren, weissen Filz, kräftigere, meist nur an der Spitze dolden-
traubige Stengel unterscheidet. Viel näher noch steht der P. argentea die P. collina Wibel
(nebst P.leueopolitana P.J. Müller), welche nach rheinischen, von Schultz ausgegebenen Herbar-
exemplaren und nach dem Zeugnisse Döll’s ebenfalls nur terminale und zwar ebenso kräftige Stengel
besitzt und nur durch die der P. Güntheri gleiche Art des Filzes noch sich unterscheidet. Sie
scheint nur eine Race der P. Güntheri zu sein, welche danach auch für eine blosse Race der
P. argentea betrachtet werden könnte. Von den Vernales unterscheidet sich die P. Güntheri durch
das terminale Stengelwachsthum, die reichlicher beblätterten, längeren Stengel, die kurz ange- °
wachsenen mittleren Nebenblätter. Ein Bastart (P. argenteo-verna, wie Lasch und Kunze wollen)
ist sie gewiss nicht. Variirt bei uns «) canescens (P. Güntheri genuina), Blattunterseite
zwischen den langbehaarten Nerven mit dem graulichen Filze kurzer Haare; £) virescens
(P. adpressa Opiz), Blattunterseite zwischen den Nerven mit zerstreuten kurzen Haaren, nicht
filzig, etwas bläulichgrün. Auch die rheinländischen P. Schultzii Ph. J. Müller, P. prsecox F. Schultz,
P. rhenana Wirtgen und die schlesische P. silesiaca Uechtritz sind meist unbedeutende Formen
der P. Güntheri. F
2, Mai—Juli (blüht um 14 Tage früher auf als die folgende). Auf Grasplätzen,
Rainen, sandigen Hügeln, an Wegen, selten (vielleicht mehrfach übersehen), an den
Standorten aber sehr zahlreich. Bei Prag: Kornthorschanzen (mit P. argentea, entschie-
dene var. ß)! Felsabhänge vor dem Vysehrader Thor gegen Podol herunter! Lieben °
(Kratzm.)! Scharka (Opiz ß)! Sehr häufig im Vsenorer Thal und auf dem Plateau gegen
Ridka! und von Ridka nach Dobris (Sieber), Hlubos bei Pribram (Neumann). Stöchovie
im Pulvermühlthale! Um Pysely häufig (Vogl). — Gross-Wosek im Sandboden am Wege
gegen die Elbe zu («)! Teplitz (Opiz)? Karlsbad (Ortm.). Franzensbad (Sternberg). Gottes-
gab (Hofmann)!
ß) Grundaxe ohne Centralrosetten, Stengel sämmtlich terminal.
13. P. argentea L. Stengel aufsteigend oder niederliegend, filzig, meist an der
Spitze doldenrispig, Untere Blätter 5zählig; Blättcheu keilförmig-verkehrteiförmig, bis
keilförmig-länglich, vorn fiederschnittig oder eingeschnitten-gesägt, am Rande umgerollt,
unterseits durch längere, weiche, verstrickte Haare weiss- oder graufilzig. Blüthen-
stiele zur Fruchtzeit aufrecht oder abstehend.
1/,„—1’ lang. Die Blatttriebe sind wie bei den folgenden stets seitlich und wachsen meist
im folgenden Jahre in den Stengel aus, daher die Stengelreste sich unmittelbar aneinanderketten
und keine verlängerten Stämmehen wie bei P. Güntheri vorhanden sind. Blätter in Form und
Zertheilung sehr variabel, seltener nur grobgezähnt und flacher, gewöhnlich fiederspaltig mit
lineal-länglichen Abschnitten, sogar letztere nochmals fiederspaltig; oberseits nur kurzhaarig
grün oder auch dicht graufilzig (ß. ineanescens Opiz), unterseits meist weissfilzig, manchmal
aber im Herbste auch nur graufilzig, lockerer behaart. Blumenblätter klein, reingelb.
2, Juni— August, einzeln noch später. Auf trockenen Rainen, Wegrändern, Gras-
plätzen, Abhängen sehr gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge; ß) z.B.
bei Prag auf Felsen der Folimanka, auf Felsen des VSenorer Thales! bei Beroun (Knaf)!
Eidlitzer Busch bei Komotau (Knaf)! u. a. O.
Potentilla, 631
14. P. canescens Besser (P. inclinata Koch et Autt. nec Villars, P. intermedia
Presl fl. &ech.). Stengel aufsteigend oder aufrecht, locker filzig und abstehend behaart,
oberwärts doldenrispig. Untere Blätter 5-, seltener auch 7zählig. Blättehen länglich oder
länglich-lanzettlich, zum Grunde keilförmig, im grössten Theile des Umfangs eingeschnitten-
gesägt (jederseits mit 5—7 Sägezähnen), unterseits dünn graufilzig und auf den
Nerven langhaarig-zottig. Blüthenstiele zur Fruchtzeit steif aufrecht.
Stengel '),—2‘ hoch, hart und holzie, reichlich beblättert. Blumen weit grösser als bei
voriger, obwohl kleiner als bei folgender, sattgelb, etwas länger als der Kelch, die Fruchtkelche
vererössert, mehr oder minder langhaarig. Durch den kräftigeren, aufrechteren Wuchs, grössere
Blüthen und die doppelte Behaarung von voriger verschieden. Die P. inclinata Vill. hat nach der
Abbildung nur einen 2blätterigen, wie es scheint lateralen Stengel und gehört wohl in die Gruppe
der Vernales. 5
2, Juni, Juli. Auf sonnigen, waldigen oder bebuschten und begrasten Lehnen,
Felsabhängen, verbreitet im ganzen Hügellande bis auf das Vorgebirge. Bei Prag: verbreitet
auf Felsabhängen des Moldauthales und seiner Seitenthäler, so am Vysehrad (Hofm.) !
Folimanka! Pele, Troja, Kobylis (Opiz)! Podbaba! Scharka (Mörk), oberhalb Podol!
Kuchelbad! Felsenrachel hinter Königsaal! Säzavaufer bei Hradistko! hinter Stechovic
häufig! Vsenorer Thal häufig! Karlstein! St. Ivan (Tausch)! Berouner Stadtberg (Opiz).
Vüznice-Thal bei Neuhütten! Klidavathal bei Lana! — Ostböhmen: Woskoberg bei
Podebrad ! Abhänge beim Forsthause bei KopidIno mit P. recta! Auf dem Hrädek und
bei Chedrby bei Cäslau (Opiz). Kalklehne bei Dvakaöovic! Waldrand bei Sruby nächst
Chotzen! Hügel beim Borkover Försterhaus unterhalb Oujezd bei Leitomysl (Pospichal) !
Landskron (Opiz). Josefstädter Schanzmauern (Knaf)! — Am Riesengebirge auf sonnigen
Lehnen zwischen dem Elbe- und Weissbachthal bei: Oberhohenelbe (K. Knaf)! Horka
bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Hippelli nach Sekera). Basaltmittelgebirge:
Sandauer Berg b. B. Leipa! Zahlreich im Dorfe Habern unter dem Geltsch, am Geltsch
selbst! Raine bei Triebsch! Leitmeritz: am Radobyl, zwischen Schüttenitz und Skaliec,
bei Welbine (Mayer). Elbuferabhang bei Aussig! — Erzgebirgsstrich: Teplitz (Opiz)!
Strasse von Bilin nach Prohn (K. Knaf). Dux (Malinsky)! Eidlitzer Busch bei Komotau!
Thal bei Schiesselitz (Thiel). Schlackenwerth (Reiss). Duppauer Gebirge: oberhalb
Deutschenrust empor gegen Bukva! Hügel und Raine bei Karlsbad (Ortmann)! —
Mittelböhmen: Waldblösse an der Strasse von Mnisek nach Woznice! Chotobus bei
Dobris! Felsen am Bache unter dem Berge Plesivec! Bei Horovic überhaupt häufig
(Schlecht). Raine im Litavka-Thale vor Pfibram! — Südböhmen: Klattau (Purkynö)!
Oberhalb Stuben (Purk.)! Winterberg und Salnau (Müncke). Ober-Plan (Purkyne)!
Krumau: Reitschulberg, Vogeltenne, über der Felsenmauer gegenüber dem Schwalbenhof,
Anhöhe bei Ostrow nächst Goldenkron (Jungbauer)! Kapliz (Kirchner) ! Budweis (Purkyne)!
Skodicer Berg bei Vodüan (D£detek). Platz (Leonhardi).
15. P. recta L, Stengel aufrecht, sammt den Kelchen kurzhaarig-flaumig und
nebstbei mit abstehenden langen zerstreuten Haaren. Blätter 5 — 7zählig; oberste
özählig. Blättchen länglich oder länglich-lanzettlich, am Grunde kurz keilig verschmälert,
ringsum eingeschnitten-gesägt (jederseits mit 6—12 Sägezähnen), unterseits gleichfarbig
grün, von zerstreuten kurzen Härchen rauh und auf den Nerven langhaarig.
Blüthenstiele zur Fruchtzeit steif aufrecht,
1— 2’ hoch, starr aufrecht. Aebnlich der vorigen, aber kräftiger, die Blätter ganz grün,
Blüthen und Fruchtkelche meist noch grösser. Blumenblätter hell eitronengelb und sehr gross
_ (e. P. recta Willd.) oder sattgelb und meist nur 80 gross wie bei der vorigen (ß. P. obscura Willd.).
2, Juni, Juli. Auf sonnigen grasigen Lehnen, steinigen und buschigen Abhängen,
‘Waldblössen, häufig mit der vorigen zusammen, aber viel seltener und nur im wärmeren Hügel-
lande und Mittelgebirge, «) weit seltener als ß). Bei Prag: am Laurenziberg hinter dem
Kinskf’schen Garten! Podbaba, Scharka! Minice bei Kralup (ß. Poläk)! Michle (Opiz) !
Kr& (Bozdech)! Zlichow, Kuchelbad, Königsaal! — Ostböhmen: Nimburg (VSete£ka) !
Höhe des Woskobergs! Waldlehne bei Kopidino #.! Hrädek bei Cäslau! Nordböhmen :
Jungbunzlau (Stika)! Horka bei Münchengrätz (Sckera). Berg Bösig bei Weisswasser
41*
En Su nn
632 Potentilla,
(Schauta)! Widim (Hackel). Am Fusse des Geltschberges gegen Koblitz «.! und auf ich
Höhe des Geltsch (Mayer). Gipfel des Kelchberges bei Triebsch ß.! Fuss des Radobyl,
zwischen Schüttenitz und Skalitz, bei Welbine (alles 5. Mayer)! — Abhänge bei Rongstock
und am Sperlingstein «.! Hortau bei Tetschen (Malinsky «.)! Schillinge bei Bilin! Brüx
(Reuss). Komotau: im Eidlitzer Eichbusch (ß.)! und am Schwarzen Hübel (Knaf)! —
Perue (Danes)! Joachimsthal (Hofmann)! Karlsbad und Ellbogen (Ortm.). — Mittel- und
Südböhmen: Bürglitz (Knaf)! Nizburg! Berouner Stadtberg (Opiz)! Chotobus-lehne bei
Dobri$! Hlubo$ (Neumann). Rain beim Dorfe, Topelee bei Pisek (Dödedek)! Porid bei
Budweis (Mardetschl.). Krumau: am Niklasberg, auf Felsen der südlichen Vorstadt a
im Moldauthal südlich von der Stadt zahlreich!
b) (Rupestres.) Pflanze ausdauernd mit überwinternder Grundaxe. Untere Blätter
gefiedert. Blumenblätter länger als der Kelch, weiss.
16. P. rupestris L. Abstehend weichhaarig, oberwärts auch drüsenhaarig. Stengel
aufrecht, armblätterig, oberwärts gabelästig-trugdoldig. Grundblätter 2—3paarig-gefiedert;
Blättchen doppelt gekerbt, das endständige verkehrteiförmig, die seitlichen schief-ei-
rundlich, nach dem Blattgrunde zu kleiner. Stengelblätter 3zählig.
Stengel 1—1!/,‘ hoch, meist roth überlaufen. Blumenblätter ziemlich gross, weiss.
2. Mai, Juni. Auf buschigen und lichtbewaldeten steinigen Hügellehnen, grasigen
Bergtriften des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, ziemlich selten,
Bei Prag: Scharka! Stern (Pohl). Roztok! und hinter Dolan am Moldauabhang nur au
einer Stelle (Poläk). St. Prokop! St. Ivan (Hänke). — Schlucht unter dem Försterhaus
Zakopany am Klidava-Thale bei Lana, unfern der Potentilla heptaphylla! — Nordböhmen:
Berg Bäba bei Kosmanos (Purkyn&)! Felsen des Schlosses Kost bei Sobotka (Sekera).
Turnau (Kablik)! Widim (Hackel). Bergkegel‘bei Ratschken unter dem Geltschberge!
zahlreich auch auf Triften des Kelchberges bei Triebsch! Leitmeritz: auf einem steinigen
Raine gegen den Straschizkenberg zu! und im Basaltgerölle bei Welbine! Wernstadtel
(Herzig)! Am Elbufer, ohne weitere Angabe, wahrscheinlich zwischen Aussig und Tetschen
(Malinsky)! Teplitz und Bilin (Prof. Reuss). — Joachimsthal (Hofmann)! (aber von
Ortmann nicht verzeichnet). .
vb un TER
ec) (Ripariae.) Pflanze nach der Fruchtreife absterbend. Untere Blätter fieder-
schnittig oder 3zählig. Blüthenstände sympodial-scheintraubig. Blumen kürzer als der Kelch, gelb.
17. P. norvegica L. Rauhhaarig. Stengel aufrecht, oben trugdoldig-schein-
traubig verzweigt. Blätter 3zählig; Blättchen vorn eingeschnitten-gesägt, die der unteren
Blätter verkehrteilänglich, das endständige derselben bisweilen 2—3schnittig; die der
oberen Blätter länglich-keilförmig. Blüthenstiele nach dem Verblühen aufrecht abstehend.
Fruchtboden kugelig-eiförmig, wenig saftig.
Y,—1‘ hoch, öfter vom Grunde mehrstengelig. Blüthenstand nur am Grunde dichotom,
seine Aeste syımpodial, ebenso bei der folgenden. Blumenblätter hellgelb, klein, sehr hinfällig.
Fruchtkelche ziemlich gross, doppelt grösser als bei folgender.
und 69 Juni—August. An sandigen Fluss- und Teichrändern, in abgelassenen
Teichen, an feuchten, überschwemmt gewesenen ‘Stellen in der Ebene, selten, aber meist
zahlreich. Nordböhmen: an den Hirschberger Teichen (Pöch u. A.)! Semtiner Teich bei
Bohdaneö! Feuchte sandige Plätze im ‘Walde Fiederholz zwischen Ouval und Bechovic
(Poläk 1873)! Pilsen (1874): Teiche bei Bolevec massenhaft! spärlich im ehemaligen
Teiche Sulkov! Um die Platzer Teiche verbreitet (Leonhardi)! häufig am Teiche Zäblat
bei Lomnic, auf dessen mooriger Westseite!
18. P. supina L. (Comarum supinum Alefeld). Zerstreut behaart. Stengel liegend ji
oder aufsteigend, oft schon vom Grunde gabelästig. Blätter 2—5paarig-fiederschnittig ;
obere Abschnitte herablaufend, unterste ganz getrennt, verkehrteiförmig- oder länglich-
keilförmig, eingeschnitten bis fiederspaltig. Blüthenstiele nach dem Verblühen herab-
gebogen. Fruchtboden niedergedrückt kuchenförmig, schwammijg.
Comärum. 633
/,—1' lang. Blumen klein, sehr hinfällis. Früchtchen sehr klein, doppelt kleiner als
bei voriger.
© und 69 Juni— September. Auf feuchten sandigen Fluss- und Teichufern, auf
feuchten Triften und Dorfangern, zerstreut aber verbreitet im ganzen niederen Hügellande
und in den Ebenen. Bei Prag: an der Moldau sehr zerstreut und meist vereinzelt, so auf
der Trojainsel um den Tümpel, bei Troja selbst, Hetzinsel, bei Slichow! Vrsovic (Opiz)! Pako-
meric und Weltez (Dedecek). Häufiger an der Berounka bei Beroun und Tetin, bei Radotin!
Stifin (Sykora). Pysely (Vogl). — Bechovie (Leonhardi). Häufig im niederen Ostböbmen:
"Brandeis (Opiz)! Podebrad: gegen Libic, vor dem Blato u. s. w. KopidIno (Petfina)! Vrbic
südlich von Jiöin! auf einem Felde. Kouiim (Jirus). Kalina bei Kuttenberg! Teich Svornost
bei Cäslau (Opiz), Kolin! Teich bei Zehuii, Chlumec! Chejst zwischen Chlumec und Bohdane&
(Pospichal)! Semtiner Teich bei Bohdaneö! Pardubie (Opiz), Dasic! — Elbufer bei
Königingrätz! Holohlavy bei Smirie! Jarom&r (Knaf)! Wikow bei Leitomysl (Pospich.)! —
‚Nordböhmen seltener : Münchengrätz (Sekera)! Fehlt bei Niemes (Schauta) und B. Kamnitz
(Zizelsb.). — Westliches Elbtbal: Melnik (Prazäk)! Vedomie bei Roudnic, Brozan, Bou-
$ovic, Theresienstadt (Reuss), Leitmeritz (Thiel)! Bodenbach am Bahndamme! — Buko-
_ vicer Mühlteich bei Boreslau, Bilin (Reuss), Püllna! Osseg, Komotau, Eidlitz (Reuss),
Vysoctan bei Saaz (Thiel). Hauenstein (Opiz). — Mittelböhmen : Krusovice (Aschers). Rakonitz
(Krej&). Stadtl bei Bürglitz! Teich bei Neumetel! Horovie! Chejnowicer Teich bei der
Bahnstation Zbirow! Trhovy Dusnik bei Pribram an Dorfmauern! — Südböhmen:
Pilsen, Pfestic, Ruppau, Chudenic! u, a. Katovie bei Strakonic! Leitnowitz bei Budweis!
Certiner Teich (Jungbauer). Opatovicer Teich bei Wittingau! Veseli!
8. Comarum L. Blutauge.
1. C. palustre L. (Potentilla palustris Scop.). Wurzelstock weithin kriechend,
| in den terminalen, ästigen, oberwärts kurzhaarig-flaumigen Stengel aufsteigend. Blätter
-gefiedert, meist 5-, doch auch 7zählig, oberste 3zählig, untere langgestielt, durch völlig
- angewachsene, an der Spitze kaum abgesonderte Nebenblätter scheidig, obere mit krautigen,
nur am Grunde dem kurzen Blattstiel angewachsenen Nebenblättern. Blättehen länglich,
| scharf-gesägt, kurzhaarig, unterseits graugrün, auf den Nerven filzig. Trugdolden arm-
-blüthig. Kelchzipfel eilanzettlich, zugespitzt, ausgebreitet, später vergrössert, viel grösser
als die Blumenblätter. Fruchtboden behaart. Früchtehen kahl.
1—2' hoch. Kelche trübblutroth angelaufen, Blumenblätter, Staubgefässe und Griffel
‚purpurbraun.
2. Juni, Juli. In Torfsümpfen, Hoch- und Wiesenmooren, an moorigen Teich-
rändern in den Niederungen und wiederum. im Vorgebirge hin und wieder verbreitet,
im übrigen Hügellande, , so z. B. vollkommen in der Prager Gegend, fehlend. In Ost-
' böhmen bei Seelau (Opiz) und bei Nickel an der mähr. .Gränze (Rybicka). In Nord-
'böhmen: am Riesengebirge bei Altbuch (Kudernät)! Studenee (Kablik)! Lomnic beim
'Forsthause Vobora und unter der Fabrik mit Senecio rivularis (Poläk)! Teich bei
' Gruppay und bei Loukovee (Sekera), Hirschberg und Habstein! Wartenberg bei Niemes!
am Höflizer Teiche! Böhm. Leipa! Schluckenau (Karl)! Rumburg, Nixdorf (Neum.) —
Im Erzgebirge auf den Hochmooren, z. B. bei Quinau, Pressnitz (Häjek); in der Ebene
am Fusse des Gebirges: am Steinteich bei Klein-Oujezd nächst Teplitz, Kosten (Reuss),
-Kommernuer Seewiesen! Schlackenwerth (Reiss), Fischern und Ellbogen (Ortmann), Franzens-
"bad (K. Knaf)! Marienbad (Glücksel.), — Südböhmen: am Teich Kamej bei Bolevec
nächst Pilsen! Putimer Teiche bei Pisek (Dededek)! Budweis: bei B, Fellern! Golden-
Äron: am Kranzelberge, in der Libina des Blanskerwaldes u, s. w. (Jungb.) Torfe. bei
warzbach (Müncke). Zwischen Rosenberg und Hohenfurth am Mühlarm der Moldau!
" Gratzen: im rothen Moos! Schlossrevier bei Wittingau! am Rosenberg-Teich! Alter
Kanzler-Teich bei Chlumec! Platzer Teiche allgemein (Leonhardi); Schwarzenberg-Teich,
Zäblat-Teich bei Lomnie nicht häufig!
634 Frasaria,
9. Fragaria L. Erdbeere.
a) Seitenblättchen der 3zähligen Blätter fast sitzend (in seltenen bei uns noch nicht
beobachteten Ausnahmsfällen gestielt). Blüthenstiele alle oder die seitlichen mit angedrückten
oder aufrecht abstehenden Haaren,
1. F. vesca L. Blätter 3zählig; Blättchen oval, zum Grunde keilig, auf den
Nerven dünn seidenhaarig ; Seitennerven etwas entfernt, mässig dünn, mit ziemlich gleich
dicken Nerven 3. Ordnung. Blüthen zwitterig. Staubgefässe höchstens so lang als das
Fruchtknotenköpfehen, Kelchzipfel an der Frucht weitabstehend oder herabgeschlagen.
Grundblätter (wie auch bei den folgenden) langgestielt, unterseits blassgrün; in deren
Achseln fädliche an der Spitze wurzelnde und Rosetten treibende Ausläufer. Stengel endständig,
mit wenigen, meist einfachen und kleinen, oberwärts in Hochblätter übergehenden Blättern.
nebst den Blattstielen wagrecht-abstehend-behaart. Blüthenstand eine langästige, armblüthige
Trugdolde (Cyme). Früchte roth, vom Fruchtboden leicht lösbar. Ist mit den 2 folgenden se
nahe verwandt.
2. Mai, Juni, einzeln bis in den Spätherbst. In Wäldern, auf steinigen Abhängen,
Rainen gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge der Sudeten und des
Böhmerwaldes (Arber 4500°).
2. F. collina Ehrh. Blätter 3zählig; Blättchen oval, die seitlichen am unteren
Rande der Basis gerundet, unterseits mit genäherten, vorspringenden, rauhhaarig-seidigen
stark schimmernden Nerven. Blüthen unvollständig Ahäusig; Staubgefässe der frucht-
baren so lang, die der unfruchtbaren doppelt länger als das Fruchtköpfchen. Kelchzipfel
an der Frucht vergrössert und ihr angedrückt.
3—6’ hoch. Blumenblätter mehr gelblichweiss, die der @ Pflanze kleiner. Früchte roth,
weniger saftig und schwer vom Blüthenboden sich lösend. Var. £) subpinnata, unterhalb der
grösseren 3 Endblättchen etwas tiefer am Blattstiel noch ein Paar kleinerer Blättchen. Duchesne
hat sieben Sorten dieser Art als Arten vor Ehrhart unterschieden; es ist aber unkorrekt, einen
beliebigen Namen seiner Arten (F. viridis) herauszuwählen und zur Bezeichnung der Ehrhart’-
schen Art zu gebrauchen.
2. Mai, Juni. Auf trockenen, grasigen Hügellehnen und Rainen im ganzen
Hügellande und in niederen Gebirgsgegenden zwar allgemein verbreitet, aber viel mehr
zerstreut als vorige. Bei Prag z. B. Dablicer Berg, Michle, St. Prokop, Chuchle, Scharka,
Radotiner Thal, Zävister Berglehne, St. Kilian bei’Davle, hinter Stöchovic, im Kamenicer
Thal u. s. w. — f) Auf dem Felsenabhang von Zävist in mehreren Exemplaren!
b) Seitenblättchen kurzgestielt. Blüthenstiele (sowie die Stengel und Blattstiele) mit
wagrecht abstehenden Haaren.
3. F. elatior Ehrh. Blätter 3zählig; Blättehen oval, die seitlichen am unteren
Rande der Basis abgerundet, unterseits, besonders auf den Nerven, weich seidig-behaart.
Blüthen unvollständig 2häusig; die Staubgefässe der fruchtbaren so lang, die der unfrucht-
baren doppelt länger als das Fruchtköpfchen. Kelchzipfel an der Frucht weitabstehend
oder zurückgeschlagen.
“—1’ hoch, kräftiger als vorige. Früchte auf einer Seite roth, auf der anderen grünlich-
weiss. ‚Die Oberhaut am Grunde des Fruchtkelches ist bei dieser Art vom Parenchyn desselben
besonders auffällig blasig abgehoben. Var. f. quinata, Blätter theilweise handförmig-5zählig.
2 Mai, Juni. In Wäldern, Holzschlägen, auf bewaldeten Felslehnen des niederen
und gebirgigen Landes bis auf das Vorgebirge, im ganzen Lande verbreitet, häufig mit
F. vesca, aber seltener als diese. Bei Prag: Dablicer Wald, Michler Wald, hinter Cibulka,
St. Prokop, Chuchelbad, Vsenorer Thal, Zävist und Königsaaler Wälder bis Stöcnovie,
auch an der Säzava u. Ss. w.
Se a DE
Rubus, 635
10. Rubus L. Brombeere.
IL (Chamaemorus, Chamaerubus 0. Kuntze.) Stengel aus dem dünnen, zerbrech-
lichen Wurzelstocke einzeln, armblätterig (2—3blätterig), stachellos, mit einer einzigen gipfel-
ständigen Blüthe. Sterile Laubtriebe fehlen. Blätter ungetheilt.
1. R. chamaemorus L. Blätter »undlich-nierenförmig, seicht 5lappig, kerbig-
gezähnt, gefaltet, zerstreut behaart. Nebenblätter stengelumfassend, breiteiförmig, trocken-
häutig. Kelchzipfel eiförmig, abgerundet oder spitz, aussen rauhhaarig und mit zerstreuten
keuligen Drüsenhaaren besetzt.
2—4‘ hoch. Die oberen Nebenblätter frei vom Blattstiel, die untersten jedoch auch
angewachsen. Blüthe gross, durch Verkümmerung bald der Griffel, bald der Staubfäden 2häusig.
Blumenblätter verkehrteiförmig, weiss. Früchte gross, roth, dann gelblich, aus einigen grossen
Früchtchen bestehend.
2. Mai, Juni. Auf Mooren des Hochgebirges im Riesengebirge sehr selten:
Elbwiese und Pantschewiese (Gottstein, Kablik)! Weisse Wiese (Wimmer). Iserwiese
(Tausch nach Wimmer).
U. (Petrobatus.) Der Wurzelstock treibt aus der Niederblattregion sowohl 1jährige,
bestachelte Blüthenstengel als auch sterile, kriechende und wurzelnde, peitschenförmige (gleich-
falls stachelige, 1jährige Laubtriebe. Blüthenstand trugdoldig, armblüthig (selten iblüthis). Blätter
gedreit. Blüthenboden flach.
2. R. saxatilis L. Stengel schwachkantig, sammt Blättern abstehend behaart,
mit nadelförmigen, im Blüthenstande drüsentragenden Stacheln. Blätter 3zählig ;
Blättchen rhombisch-eiförmig, die seitlichen schief, kurzgestielt oder sitzend, doppelt
grobkerbig-gesäst. Nebenblätter der unteren Blätter eilänglich, der oberen lineal. Trug-
dolden end- und blattachselständig, klein, doldenförmig, meist 3blüthig. Blumenblätter
schmal länglich, zum Grunde verschmälert, aufrecht. Früchtehen wenige (1—5),
deutlich gesondert, behaart; ihr Stein grubig-runzelig.
Blüthenstengel /,—1' hoch. Blumenblätter weisslich. Früchte scharlachroth. Die Trug-
dolde hat (entgegen Kuntze’s Angabe) eine Gipfelblüthe.
2. Mai, Juni. In schattigen Laubwäldern, an Waldrändern, auf buschigen, felsigen
Lehnen des Mittelgebirges und Vorgebirges, seltener in der Ebene, auf Kalk- un! Thon-
boden, sehr zerstreut, obwohl durch das ganze Land verbreitet. Am äussersten südlichen
Horizont der Prager Gegend hinter Stöchovie am rechten Moldauufer auf halbem Wege
gegen die Stromschnellen! — Ostböhmen: Ruine Woheb bei Nassaberg (Opiz). Policka
gegen Borovä! Olberndorfer Grund bei Landskron auf einer Kalkmergellehne! Dlouho-
üovie bei Senftenberg (Brorsen). Brandeis a. Adler! — In der Elbniederung im Walde
bei Kladrub! Königingrätz (Mann). — Vorberge des Riesengebirges: Schurz (Opiz)!
Hohenelbe (Kablik nach Sekera), Altbuch (Kudernatsch)! Rochlitz Kalkfelsen (Gottstein) !
Jitin: südwärts im Haine bei Popovic und bei Vesec! Häufig in den Dymokurer Wäldern,
so bei Zähornie hinter Königstadtel, beim Holy Vreh nächst Dymokur, an der Strasse
von Dymokur nach Nouzoy, im Thal von Nouzoy, im Wäldchen gegen Biistev! Waldschlucht
Chobot. bei Cejtie (Stika)! Neuberg (Sekera). Weisswasser! Habichtstein (Mann). Dauba
(Reuss). Widim (Hackel). Schieferberg bei B. Kamnitz (Zizelsberger) ! Königswalde (Karl).
Tetschen (Bayer). Im Basaltmittelgebirge hin und wieder, so nächst dem Geltsch am
Fusse des Bergkegels bei Ratzken! Kreutzberg bei Schüttenitz (Reuss), felsige Stellen im
Walde zwischen Skalic und Neuhof (Mayer), Felsen der Babina’er Wiesen! Abhang des
Eisberges (Mayer). Berg Hora bei Merzkles unter dem Gipfel! Mileschauer (Malin.) !
u. a. 0. Peruc Kalklehne! Winaricer Thal über dem Kalkwalle! im Walde oberhalb
Rou&ov! — Hauenstein gegen Schönwald zwischen Basaltsteinen (Roth)! Schlackenwerth
(Reiss), Stadtgut bei Karlsbad, Ellbogen (Ortmann). Marienbad (Glüksel.). — Brdy-Wald-
gebirge: am Bache des Obecnicer Reviers bei Pfibram! — Südböhmen : Krumau in der
Vogeltenne, am Niklasberge, auf Hügeln des Südfusses des Blanskerwaldes! Fuss des
Kranzelberges (Jgb.), Lagau (Mardetschl.); Hohenfurth (Nenning) !
036 Rubus,
II. (Thamnobatus m. —=Rubi fruticosi.) Der Wurzelstock treibt 2jährige, holzige,
bestachelte Laubtriebe (Schösslinge), die im ersten Jahre steril sind, im zweiten Blüthenzweige
aus den Achseln vorjähriger Blätter treiben. Blüthen in end- und achselständigen Trugdolden.
Blätter zusammengesetzt (3zählig bis gefiedert), nur die obersten der Blüthenzweige einfach.
Blüthenboden gewölbt kegelförmig. *)
A. Erythrocarpi.) Frucht vom Fruchtboden sich ablösend, aus rothen, kurz-
haarig-filzigen Früchtchen zusammengesetzt. Blumenblätter lineal-keilförmig, aufrecht, nur 80
lang als die Staubgefässe. Blätter der Schösslinge theilweise 2paarig-gefiedert.
3. R.idaeus L. (Himbeere). Sehösslinge aufrecht, oben überhängend, stielrund, be-
reift, mit dünnen, nadelförmigen, am Grunde des Schösslings zahlreich genäherten, gegen dessen
Spitze spärlichen oder fehlenden Stachelchen. Blätter gefiedert 5zühlig oder auch 3zählig,
an den Blüthenästen meist nur 3zählig; Blättchen eiförmig, grobgesägt, unterseits dicht
und kurz weiss-fileig, höchst selten fast kahl, die seitlichen sitzend.
1—5‘ hoch. Kelchzipfel lanzettlich, lang zugespitzt, an den Rändern weissfilzig, sonst
mit lockerem Filze, daher grün durchscheinend. Blüthenstände arm, 2—3blüthig, endständig und
in den Achseln der oberen kleineren Blätter. Früchte purpurroth, in Gärten selten gelb. Var.
ß. viridis, Blätter beiderseits grün und ziemlich kahl. ’
Mai—Juli. In schattigen Wäldern, Waldschlägen und Waldblössen, Schluchten,
auf steinigen buschigen Berglehnen, verbreitet und häufig durch ganz Böhmen, besonders
in gebirgigeren Gegenden bis in die Hochgebirgsregion des Riesengebirges und Böhmer-
waldes; £. bei Platz (Leonhardi).
B. (Lamprocarpi m.) Frucht mit dem kegelförmigen Theil des Fruchtbodens
verbunden abfallend; Früchtchen schwarz oder dunkelrothbraun, mit glatter glänzender Ober-
fläche (bisweilen blau-bereift und dann erst nach Abwischen des Reifes glänzend), kahl oder
zerstreut behaart. Blumenblätter weiss oder rosa, ansgebreitet, länger als die Staubgefässe, Blätter
gefingert oder fussförmig 3—5zählig, seltener durch Theilung des Endblättchens gefiedert Tzählig,
oberseits ohne Sternhaare.
a) (Suberecti.) Schösslinge kräftig, aufrecht, mit der Spitze bogig überhängend
(sehr selten ausnahmsweise sich niederlegend und nur selten mit der Spitze einwurzelnd), stark.
5kantig, mit flachen oder ausgehöblten Seiten, mit entfernten Stacheln einer Art auf den Kanten,
kahl (nur in der Jugend mit zerstreuten, dann abfälligen Haaren), oft mit sitzenden Drüsen, aber
stets ohne Stieldrüsen. Blätter derselben fingerförmig 5zählig (mit centralen unteren Seitenblättchen),
selten fussförmig 5zählie, selten einzelne 7zählig, die unteren der Blüthenstiele öfter ebenfalls
5zählig. Fruchtkelche zurückgeschlagen oder abstehend. Früchtchen unbereift. Y
4, R. suberectus Andersson (R. plicatus Tausch herb. boh.! R. heptaphyllus Opiz,
R. heterocaulon Ortmann). Schösslinge stumpf 5Skantig, unten stielrundlich und oft.
bereift, kahl, mit kleinen, geraden, am Grunde oft purpurrothen, am Stengelgrunde
gedrungenen, nach oben spärlichen bis zuletzt fehlenden Siacheln. Blätter derselben
meist 5zählig, mit sitzenden oder sehr kurzgestielten unteren, kurzgestielten mittleren
Blättchen, oder durch 'T'heilung des obersten Blättchens in 3 Blättchen, deren 2 seit-.
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[}
*) In dieser strittigen Gruppe nahmen Linne und manche andere: Autoren nur 3 Arten
an (R,. idaeus, fruticosus, caesius), andere unterschieden in Mitteleuropa 50—200 und mehr
Arten und angebliche Bastarte. Letztere fort und fort prakticirte Methode halte ich für ganz
verwerflich, aber auch der Standpunkt Linne’s ist durch bessere Untersuchungen veraltet; daher
schlug ich im Folgenden auf Grund 10jähriger Beobachtungen der böhmischen Formen einen
Mittelweg ein, den schon Sendtner vordem betreten, und gelangte selbständig zu demselben Re-
sultate wie dieser. Seinen 9 kritischen schwarzfrüchtigen Brombeerarten wüsste ich nur noch den
R. thyrsoideus beizufügen, den Sendtner nach Kuntze’s Zeugniss unglücklicher Weise mit R.,
villicaulis verwechselte, Diesen unschwer zu bestimmenden 10 Arten, deren 6 verbreitetere bereits
Pohl im Tentamen Fl. Boh. 1814 mit rähmlichem Tacte unterschied, lassen sich alle geringeren
Formen ungezwungen unterordnen. Formen, die ich nach ihren Eigenschaften und ihrem Vor-
kommen mit Fug für Bastarte hätte halten können, sind mir nie vorgekommen ; ohne desshalb die
Bastarte dieser Gattung ganz zu bestreiten, bezweifle ich doch ihr allgemeines Vorkommen, welches
besonders O. Kuntze und Gremli behaupten, deren mit grosser Zuversicht vorgetragene Bastart-
formen theilweise (R. suberectus, corylifolius) ganz bestimmt und viele andere sehr wahrscheinlich
nicht hybrid sind. — Beim Einsammeln sollen ausser den Blüthen- und Frachtzweigen auch die’
jährigen Schösslinge beachtet werden,
’
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De
Rubus, 637
liche ebenfalls sitzend, 7zählig, die unteren und obersten auch 3zählig; Blättchen beider-
seits grün, zerstreut behaart, das endständige herzeiförmig, langzugespitzt. Blätter der
Blüthenzweige 3zählig, die oberen öfter ungetheilt, gross. Blüthen in armer, 3—4blüthiger,
an den kurzen Seitenästen endständiger Trugdolde, mit kleinen dünnen Stacheln, und
einzeln blattwinkelständig, auf dünnen Stielen. Kelchzipfel innen und am Rande weiss-
filzig, aussen grün, langhaarig oder fast kahl, langbespitzt. Staubgefässe /nng aber
weit abstehend und ausgebreitet, daher die Griffel doch nicht überragend. Reife
Frucht dunkelrothbraun (pyropfarbig), aus zahlreichen kleinen Früchtchen.
Achnlich dem folgenden, aber doch entschieden gute Art, besonders durch die kleinen
rothen Stacheln, das frische Grün, die öfter 7zähligen elänzenden Blätter, den ärmlichen, unten
beblätierten Blütherstand und die Früchte, die auch einen himbeerartigen Geschmack besitzen,
leicht zu unterscheiden. Das Laub ist freudig-srün, anscheinend ganz kahl, im Schatten sehr
dünn und biessam, an sonnigeren Stellen aber auch derber, dicklicher. Blumenblätter weiss,
schmal, länglich, abstehend. An eine hybride Abkunft (R. fruticosus X id&us Lasch, O©. Kunze,
Gremli u. s. w.) ist nach der Art des Vorkommens gar nicht zu denken. R. fastigiatus Weihe
scheint aus dieser und einer Form der folgenden Art zusammengesetzt zu sein.
b Mai—Juli (Fruchtreife Ende August, September). In Wäldern, Gebüschen,
im ganzen Lande verbreitet, doch zerstreut, am häufigsten in gebirgigen und waldigen
Gegenden, daselbst den oft ganz fehlenden R. plieatus ersetzend. Bei Prag selten und
sparsam: am Zizkaberg (K. Knaf)! Scharka (Tausch)! und im Stern (Ortmann, Knaf)!
dann am Berge Mednik bei Hradistko an der Säzava! — In der östlichen Elbniederung
selten, so in den Kladruber Wäldern, aber im angränzenden Hügelterrain der Dymo-
kurer Wälder, besonders um Rozdalovie häufigste Art! bei Dlouhopolsko und Chlumec!
Jiein: im Popovicer Wald, Svindicberg, Prachower Felsen (Pospichal)! — Chedrby bei
Cäslau! Burg Woheb bei Nassaberg (Opiz)! Podmoky bei Goltsch-Jenikau (Poläk)!
Hohenmauth ! Chotzen! Chlumee bei Leitomysl! B. Trübau: im Gebirgszuge bei Schirm-
dorf! Olberndorfer Grund bei Landskron! Litieer Gebirgsthal bei Senftenberg und bei
Wichstadtel! zwischen Reichenau und Kostelee a. Adler, Brandeis a. Adler! Neukönigin-
grätzer Wald! Neu-Ples bei Jarom&f! — Grossskal bei Turnau! Reichenberg! am Fusse
des Jeschken! Cistaj und Rollberg einzeln (Schauta)! B. Leipa unter dem Spitzberg!
Bei Kreibitz und Schluckenau! Bodenbach an der Biela, am Tetschner Schneeberg! Bei
Leitmeritz: am Bergabhange bei Skalie, nächst Glyceria nemoralis! — Erzgebirge bei
Teplitz [z. B. nächst der Geiersburg!], Osseg (Thiel)! Teltschgrund bei Görkau! Karls-
bad (Ortmann als R. plicatus)! — Bergrücken der Burg Pravda! Wald oberhalb des
Vinaficer Thales! Konrimecer Revier! Sehr häufig in den Wäldern um Horovie, zwischen
Horovie und Dobris, Berg Bäba bei Hostomie, zwischen Cheznowie und StraSie, bei
Woleönä u. s. w. Rokycan: unter dem Berge Kotel und Zdär! Teiche bei Bolevec nächst
Pilsen! Böle& bei Chudenie! Wald Vittuna bei Stankau! — Torfmoore bei Zalsf! Rothes
Moos bei Gratzen! Moldauthal bei Rosenberg!
5. R. plieatus Weihe em. (R. nitidus Weihe, R. fruticosus Autt. plur., R. coryli-
folius Hayne, Pohl Tent., Presl fl. &ech., R. Weihei Ortm.). Schösslinge stark Skantig,
oft gefurcht, kahl, unbereift, (wie die Blattstiele) mit entfernt stehenden, starken,
derben, am Grunde sehr breiten, meist gekrümmten Stacheln. Blätter derselben
meist 5zählig, mit kurzgestielten oder fast sitzenden unteren Seitenblättchen (sehr selten
Tzählig oder 3zählig); Blättehen beiderseits grün und zerstreut angedrückt behaart, unterseits
höchstens weichhaarig, das endständige herzeiförmig, zugespitzt. Blätter der Blüthen-
zweige 5- und 3zählig, die obersten öfter ungetheilt. Blüthen in endständiger kurzer
traubiger Doldenrispe, mit derben gekrümmten Stacheln, auch in den oberen Blatt-
achseln in kleinen Doldentrauben, seltener einzeln. Kelchzipfel anliegend kurzbehaart,
grün, am Rande und innen weissfilzig. Blumenblätter breit eiförmig. Staubgefässe kurz,
ziemlich aufrecht, so hoch wie die Griffel. Reife Frucht schwarz, glänzend.
Vsn allen am stämmigsten, bis 12' hoch. Stämme oft geröthet. Blätter gewöhnlich
derber als bei vorigem, meist gefaltet, in schattigen Wäldern aber weıcner, dünner und glatter
(R. nitidus W. N.), nicht zu verwechseln mit R. subereetus, Blüthenstiele dicker als bei diesem,
weichhaarig. Kelchzipfel oft lang zugespitzt. Blumenblätter meist fleischfarben, seltener weiss,
638 Rubas.
Früchte süss säuerlich, ohne das Aroma der Himbeere, spät reifend. An einem Exemplare (bei
Chlumec bydi. Kr.) war über dem Blüthenstande ein Laubtrieb mit achselständigen Blüthen-
zweigen durchgewachgen. Var. «@) racemosus, Blüthenstand traubig oder traubig-rispig, die
Achselzweige der Laubblätter kurz (nach Art des R. thyrsoideus); ß) corymbosus, Rispe
kurz, doldentraubig, gleichgipfelig, die Zweige aus den oberen Laubblattachseln ‚verlängert, dolden-
traubig (nach Art des R. suberectus); y) parviflorus, mit doppelt kleineren Blüthen. Der
R. fruticosus L. Sp. pl. ist eine Collectivart, die in Fl. suec. beschriebene Form ist unmöglich,
wie die meisten Autoren gegenwärtig annehmen, mit R. plicatus identisch, sondern viel eher mit
unserem R. corylifolius c.
7 Juni, Juli (Fruchtreife von Allen am spätesten, September, Oktober). In
Hecken, Zäunen, auf Feldrainen und Hügeln, an Waldrändern, zwar verbreitet, von den
Ebenen bis auf’s Vorgebirge, doch zerstreut, weit weniger häufig als R. corylifolius und
mehr in bebauten, entwaldeten Gegenden, daher z. B. in der Gegend von Horovic und
Rokycan sparsam, viel seltener als der vorige.
6. R. thyrsoideus Wimmer 1832 (R. fruticosus Smith, Pohl Tent., Presi fl.
@ech., Weihe, Tausch! R. bicolor Opiz! R. candicans Weihe ap. Rchb. 1832). Schössling
meist hochbogig, 5kantig, oft gefurcht, kahl, unbereift (wie auch die Blattstiele), mit
entfernten derben, am Grunde sehr breiten und meist gekrümmten Stacheln. Blätter
desselben 5zählig mit kurz oder länger gestielten unteren Seitenblättchen, oberseits
kahl, glatt, sattgrün, unterseits kurzhaarig- weiss- oder graufilzig, sehr selten
erwachsen nur weichhaarig; Blättchen eiförmig oder eilänglich, das endständige am
Grunde herzförmig. Blätter der Blüthenäste 5- und 3zählig, seltener 1 oberstes unge-
theilt. Blüthen in endständiger verlängerter, schmaler, unbeblätterter oder nur am
Grunde beblätterter Rispe oder Traube (mit derben Stacheln). Kelchzipfel kurzbespitzt,
graufilzig, am Rande weissfilzig. Blumenblätter länglich, ziemlich schmal, abstehend.
Staubgefüsse locker ausgebreitet, so hoch oder wenig höher als die Griffel. Reife
Frucht ziemlich gross, glänzend schwarz; Steine der Früchtchen netzig-grubig, mit
flachen weiten Netzgruben und ziemlich flachen Netzfäden.
Der Schössling steigt erst aufrecht auf und hängt dann bogig über, oberwärts die auf-
rechten Seitenzweige mit schmalen Rispen gleich aufgesteckten Kerzen tragend; in seltenen Fällen
legt er sich. zuletzt ganz nieder. An schwachen Seitentrieben ist die Traube auch verkürzt.
Blättchen häufig schmal länglich, keilig, doch auch breit eiförmig (R. rhamnifolius W. N.), die
Sägezähne breiter, nicht so lang zugespitzt wie bei R. fruticosus. Blumenblätter weiss, hellrosa
angehaucht. Früchte von ziemlich fadem, süsslich-säuerlichem Geschmack. Var. @) candicans,
Blätter unterseits weissfilzig, auch die der Blüthenäste grösstentheils weiss- oder graufilzig, nur
die untersten häufig nur dicht. weichhaarig. $) virescens (R. racemosus Opiz!), Blätter der
Schösslinge unterseits nur graufilzig, an den Seitenzweigen nur weichhaarig, grünlich.
b Juni, Juli (Fruchtreife August, September). Auf sonnigen lichten Berglehnen,
in Hauen, Haiden, an Waldrändern, im Hügellande und niederen Gebirgslande ziemlich
verbreitet und oft gesellig. Bei Prag selten beobachtet: Särka, Horomöficer Wälder!
Troja am Moldauufer! Selö (Opiz)! Felsiges Moldauufer gegenüber Lib&ic! Moldauufer bei
St. Kilian nächst Davle! Karlstein (Poläk)! Dnespek im Säzavathale (Poläk)! — var.
ß. im Bohnicer Walde (Opiz)! und am Dablicer Berge (Poläk)! — Am häufigsten in
Ostböhmen: Woskoberg bei Podebrad! Chlumee: unter dem Berge Listice! Dyakadoviec
bei Chrudim ! Unter-Krälovie: bei VSeboric in den Wäldern vorherrschende Art (Poläk)!
Hohenmauth: Wälder gegen Leitomysl zu! Chotzen ($)! Brandeis a. Adler! Olbern-
dorfer Grund bei Landskron! Senftenberg häufig! Wälder südlich von Kostelee a. Adl.,
auf Schotter und Sandboden! Königingrätzer Wald! Konlina bei Jaromer! Mettau-Thal
bei Neustadt! Bradlece und Bieska bei Ji@in, auf Hügeln! Waldstein bei Turnau! —
Roll bei Niemes, sehr selten (Schauta)! Schluckenauer Gegend (Karl)! Tetschen: Elb-
abhang vor Mittelgrund! Elbabhänge unter dem Sperlingstein, mit R. tomentosus! —
Erzgebirge: Klostergrab (Winkler), Osseg (Thiel)! Ziegenberg bei Rothenhaus (Roth)!
Stadtgut bei Karlsbad (Ortmann, als R. fruticosus niveus). — Mittelböhmen: Vinaficer
Thal häufig! Häufig an der Beroun bei Bürglitz gegen Skrej, mit R. tomentosus! Wälder
zwischen Dobris und Hostomnic an der Strasse (mit £)! Berg Plesivee und Komorskä
hora bei Jinec! Am Nordabhang des Brdy-Waldgebirges bei Welkau mit R, tomentosus!
— Tiisau bei Krumau (Purkynö)!
"Rubus. 639
b) (Vestiti.) Schösslinge niedrig-bogig, dann niederliegend und selbst kriechend,
5kantig und flachseitig oder ziemlich stielrund, mit bleibenden Haaren oder mit Stieldrüsen oder
mit beiden besetzt, ausserdem mit kräftigeren Stacheln (sehr selten zuletzt verkahlt und’ ohne
Stieldrüsen). Blätter 5zählig mit lang gestielten oberen und mit sehr deutlich gestielten unteren
Seitenblättehen, oder 3zählis mit langgestielten Seitenblättchen. Früchtchen unbereift.
«) Schösslinge 5kantig, wie die Blüthenäste nur mit kräftigeren zerstreuten Stacheln
auf den Kanten besetzt, ohne kleine Stacheln und Stieldrüsen, behaart (sehr selten zuletzt ver-
kahlt). Blätter 5zählig, selten 3zählige eingemischt. Fruchtkelche zurückgeschlagen.
7. R. villicaulis Köhler. Schösslinge stumpf 5kantig, meist flachseitig, seltener
zur Spitze gefurcht, länger und meist abstehend behaart, öfter auch mit kleinen angedrückten
Büschelhaaren, zuletzt auch kahl oder fast kahl, unbereift (nebst Blattstielen), mit ent-
fernten, starken, am Grunde stark verbreiterten und geraden oder etwas gekrümmten
Stacheln, an der jungen Spitze filzig und abstehend behaart, ohne gestielte Drüsen.
Blätter gefingert 5zählig, mit centralen, gestielten unteren Seitenblättchen; Blättchen
unterseits auf den Nerven von längeren Haaren zerstreut behaart, dazwischen von
kürgeren weichhaarig grauschimmernd bis weissfilzig, eiförmig bis länglich, das
endständige etwas herzförmig. Blätter der Blüthenäste meist nur 3zählig oder die untersten
5zählig, die obersten auch einfach. Blüthen in traubiger, beblätterter oder unbeblätterter
Rispe oder einfacher Traube; Blüthenstandaxen dicht abstehend zottigbehaart, bestachelt.
Kelchzipfel breiteiförmig, graufilzig und rauhhaarig. Blumenblätter eilänglich. Staubge-
fässe lang, die viel kürzeren geraden Griffel ganz einhüllend.
a) vulgaris (R. vulgaris Weihe, R. carpinifolius W., R. silvaticus W.). Schössling
mit abstehenden längeren Haaren, dazwischen mit spärlichen angedrückten kleinen Büschelhaaren
oder ohne solche, bisweilen im Alter auch ganz kahl. Blätter unterseits grün, auf den Nerven
von längeren Haaren schimmernd, dazwischen von kürzeren Haaren zerstreut- bis dicht weich-
haarig. — Eine Übergangsform zu b) mit zwar dünn graufilzigen Blättern, aber mit abstehenden
längeren Haaren am Schössling ist R. villicaulis W.N., (#), daher auch b) speecifisch nicht zu trennen ist.
b) discolor (R. discolor Weihe, R. pubescens W., R. macrophyllus W.). Schössling
von srösstentheils anliegenden längeren Haaren und ‚zahlreichen kleinen Büschelhärchen grau-
flaumig. Blätter unterseits weissfilzig.. Von R. thyrsoideus durch die Behaarung und den nieder-
gestreckten Wuchs des Schösslings und die langen Staubgefässe vorzugsweise zu unterscheiden.
Blätter dunkelgrün, ziemlich glatt, oberwärts mattelänzend, am Anfang des Schösslines
und an schwachen Trieben wohl auch 3zählig; Stiele der mittleren Blättchen rinnig (bei R. pli-
catus meist fach), Am Rande der Hochblätter und Nebenblätter sind ziemlich häufig einzelne
Stieldrüsen, die auch bisweilen auf den Kelchen und im Blüthenstande: auftreten, sonst aber
Blüthenzweige und Schösslinge ohne Stieldrüsen, wohl aber mit sitzenden Drüsen (wie auch bei
den vorigen Arten). Blumenblätter schmal, ziemlich gross, weiss oder röthlich, ohne besonderen
Geruch. Frucht gross, reichpflaumig, wohlschmeckend.
%» Juni—August. a) In Wäldern, an Waldrändern, in waldreichen, gebirgigeren
Gegenden verbreitet, in niederen, wärmeren, waldarmen Lagen seltener. Bei Prag daher
selten: Baumgarten! Dablicer Berg (Opiz)! Wälder um Ritan (Poläk, auch £.)! Im bergigen
Ost- und Nordböhmen (von Chlumee und Jiein an nordwärts) verbreitet, im Riesengebirge
z. B. am Mooshübel (Knaf fil.)! Im Erzgebirge hin und wieder, in Mittelböhmen z. B.
auf dem Berge der Burg Pravda! bei Bürglitz im Kourimecer Revier! bei Jinec auf der
Komorskä hora (f.) und bei Rokycan! in Südböhmen z. B, bei Chudenic, doch selten!
— b) Selten: bisher nur im Olberndorfer Grund bei Landskron auf der Kalklehne
(1868)! bei Senftenberg! dann bei Welkau im Brdy-Waldgebirge und auf dem Berge
Tremosnä bei Pribram!
8. R. amoenus Portenschlag (R. sanctus Schreber ? R. albatus Bayer, R. macroa-
canthus Sendtner). Schössling oft peitschenförmig niederliegend, stumpf 5kantig und
flachseitig, seltener zur Spitze gefurcht, von kleinen angedrückten Büschelhaaren
grauflaumig, ohne abstehende Haare, an der jugendlichen Spitze filzig und mit winzigen,
bald abfälligen, kurzgestielten Drüsen besetzt, sonst mit entfernten, kräftigen, am Grunde
verbreiterten und krammen Stacheln, unterwärts etwas bereift. Blätter derselben fussförmig
5zählig (oder auch 3—4Azählige eingemischt), mit ziemlich langgestielten Blättchen,
oberseits kahl, unterseits von sehr kurzem Filze kreideartig weiss. Blätter der ober-
640 Rubus,
wärts mit derben Stacheln reichlich besetzten Blüthenäste 3zählig oder obere einfach.
Blüthenstand wie bei vorigem. Kelchzipfel gleichfalls kreideweissfilzig. Blumenblätter
breit eirundlich. Staubgefüsse nur so hoch als die Griffel.
Ausgezeichnete südlichere Art, nach Bayer schon um Wien häufig, deren Vereinigung
mit R. villicaulis ein Missgriff war. Gremli (der überhaupt zu viel Arten unterscheidet) schreibt
dem echten R. amoenus fingerförmig 5zählige Blätter und Staubgefässe von der Länge der Griffel,
und einem hievon unterschiedenen R. bifrons Vest fussförmig 5zählige Blätter und die Griffel
weit überragende Staubgefässe zu. Unsere Pflanze dagegen vereinigt fussförmig 5zählige Blätter
mit den kürzeren Staubgefässen, daher ich die Richtigkeit von Gremli’s Aufiassung bezweifle,
Übrigens ziehen Weihe und Godron den R. bifrons Vest zu R. corylifolius var. tomentosus. Die
Blüthenstandsaxe ist ebenfalls angedrückt filzig, aber auch mit mehr weniger abstehenden Haaren
dazwischen. Blumenblätter rosenroth. Fruchtknoten an der Spitze pinselförmig-langhaarig, was
auch bei R. villicaulis discolor der Fall ist.
p Juli. Bisher nur im südlichsten Böhmen: bei der Jägerei im Blanskerwalde
(Purkyn&)! Der R. argenteus, den bereits Jungbauer bei Kokotfn im Blanskerwalde verzeichnet
hat, dürfte demnach ebenfalls hieher gehört haben,
ß) Schösslinge stumpf 5kantig, (wie die Blüthenäste) auf den Kanten mit ziemlich
kräftigen entfernten Stacheln, dazwischen auf den Flächen mit Stieldrüsen besetzt, auch mehr
weniger behaart. Blätter meist deutlich fussförmig-5zählig (d. h. die unteren Seitenblätfchen dem
Stielchen der mittleren angewachsen), seltener 3zählig. Fruchtkelche herabgeschlagen.
9. R. radula (Weihe em.) Sendtner. Schössling unbereift oder etwas bereift,
mit starken am Grunde stark verbreiterten Stacheln fast gleicher Art und mit verschie-
den starken (die Drüsen leicht abwerfenden) nadelförmigen Stieldrüsen. Blätter unter-
seits zerstreut behaart bis dünn und sehr kurz blaugraufilzig,; DBlättchen länglich,
scharfyesägt, mit oft lang zugespitzten Sägezähnen; Nebenblätter mit langgestielten
Drüsen. Blätter der Blüthenäste 3zählig, oberste oft ungetheilt. Blüthen meist klein,
in traubiger, im unteren ‘Theile öfter beblätterter Rispe oder Traube; Blüthenstandaxen
abstehend rauhhaarig, mit zahlreichen, geraden, auf den Blüthenstielen nadelförmigen
Stacheln. Kelch weissfilzig. Staubgefässe aufrecht, ungleich, die äusseren die Griffel
merklich überragend.
a) cinerascens (R. radula Weihe =. str., R. rudis Weihe). Blätter starrer, unterseits
bläulichgrau dünnfilzig, die untersten am Blüthenaste aber bisweilen verkahlt und grün, wobei
die längeren Haare von b) hervortreten; Seitenblättchen manchmal fast central. Stacheln am
Schösslinge oft strohgelb.
b) viridis (R. lingua Weihe N., R. thyrsiflorus Wimmer, R. hirsutus Wirtgen nach
Sendtner). Blätter weicher, unterseits grün, auf den Adern zerstreut langhaarig, schimmernd, da-
zwischen kahl oder kurzweichhaarig. Diese Form betrachtet O. Kuntze für hybrid aus R. glandu-
losus und verschiedenen anderen Arten, sie ist aber von a) nur durch den Mangel des dünnen
Filzes und der blaugrünen Farbe, nach meiner Ansicht nicht spezifisch verschieden. Auch R.
thuringensis Metsch (nach Kuntze ein R. glandulosus X villicaulis) ist nur durch etwas grössere
Blüthen und längere Staubfäden verschieden, und nähert sich auch dem R. Köhleri. -
Ist eigentlich ein Mittelding zwischen R. villicaulis und R. glandulosus und noch weiter
zu beobachten. Die Menge der Stieldrüsen zwischen den grösseren Stacheln ist veränderlich, an
typisch reichdrüsigen Formen fühlt sich der Schössling rauh wie eine Raspel an, daher der Name.
Blättchen oft schmal länglich-keilig. Blumenblätter klein, eiförmig, am Grunde nagelartig ver-
euer oder rosa angelaufen. Steinfrüchtchen grösser als beim R. glandulosus, von el
seschmack. 4
b Juni, Juli. In Wäldern, auf lichten Waldplätzen, vorzugsweise in gebirgigeren
Lagen und Waldgegenden, nicht häufig. a) Hohenmauth! B. Trübau: hinter Schirmdorf!
Senftenberg! Adler-Kostelee gegen Reichenau! Kondina bei Jaromör! Bradlec bei Jilin!
Nixdorf (Karl und Neumann)! Bodenbach (Bayer). Osseg (Thiel)! Erzgebirgshöhen bei
Eisenberg (Knaf fil.)! Komotau! Tiemosnä-Berg bei Pfibram! Tiisau bei Goldenkron
(Purkynö)! — b) Cibulka bei Prag (Opiz)! Waldrand vor Reichenau von Elbe-Kostelec
her! Brandeis a. Adler! Wald von Neu-Königingrätz! Kontina bei Jaromer! Böhm. Neu-
stadtl am Fusse des Isergebirges (0. Kuntze, als R. glandulosus X villicaulis)! — Komorskä
hora bei Jinec! Fuss des Hochwaldberges bei Heilbronn !
Rubus. 641
y) Schösslinge stielrund oder schwachkantigs, mit zahlreichen, genäherten, geraden
oder gekrümmten Stacheln verschiedener Grösse, Nadeln und Stieldrüsen, nebstbei dichter oder
spärlicher rauhbehaart, oft bereift. Blätter 3zählig oder deutlich fussförmig 5zählie. Fruchtkelche
meist aufgerichtet, der Frucht angedrückt, seltener (bei verkümmernder Frucht jedoch öfter)
herabgeschlagen.
10. R, glandulosus Bellard (R. hybridus Villars). Schössling niederliegend,
kriechend und gern wurzelnd. Blätter desselben 3zählög, seltener fussförmig 5zählig ;
deren Blättchen eiförmig, beiderseits grün, unterseits zerstreut behaart bis dicht rauhhaarig;;
deren Nebenblätter mit Stieldrüsen. Blätter der Blüthenzweige 3zählig, seltener die
oberen ungetheilt, eiförmig oder herzförmig, auch 3lappig. Blüthen in einer traubigen
Rispe, häufig auch doldentraubige Ästechen in den oberen Blattachseln. Blüthenstandaxen
nebst den Kelchen filzig, reschdrüsig, mit Nadeln und stärkeren geraden Stacheln.
Kelchzipfel kurzzugespitzt oder mit Anhängseln. Blumenblätter länglich oder länglich-
eiförmig, keilförmig, schmal, einander nicht berührend. Staubgefässe aufrecht, ungleich,
so lang oder die äusseren länger als die Griftel.
Ausgezeichnet durch die Menge der Stacheln und Drüsen, durch dickliche, nie filzige
Blätter, meist kleine, zahlreiche Blüthen mit sehr schmalen und kleinen weissen Blumenblättern
von rosenartigem Wohlgeruche! Früchtchen klein und zahlreich in einer Frucht, diese wohl-
schmeckend. Variirt sehr und ist unglücklicher Weise schon von Weihe und Nees, dann auch
von Anderen in eine Menge Dutzendarten zersplittert worden. Ich halte nur 3 Hauptformen, die
durch Uebergänge verbunden sind, für unterscheidenswerth. :
a) Köhleri (Weihe et N.: spec.). Schössling stumpf 5kantig, unbereift, mit derben,
starken, zahlreichen, ziemlich geraden, pfriemlichen Stacheln von verschiedener Grösse besetzt.
Blätter meist 5zählig, minder deutlich fussförmig, selten 3zählig, hellgrün, die oberen rispen-
ständigen theilweise umgetheilt, breit herzförmig, oft 3lappig. Rispe stark beblättert, aus einer
kurzen terminalen und aus achselständigen 1—3blüthigen Doldentrauben zusammengesetzt, deren
Axen ebenfalls mit zahlreichen, zum Theil geraden langen Stacheln, theils mit nadelförmigen
braunen Stieldrüsen. Blüthen mittelgross. Kelchzipfel der Frucht zurückgeschlagen. Staubgefässe
die äusseren die Griffel überragend.
b) Schleicheri (W. et N. spec.). Schössling mexst unbereift, schwach kantig, dessen
grössere Stacheln kräftig, zum Grunde verbreitert, meist gekrümmt oder schief, strohgelb oder
bräunlichgelb, Stieldrüsen spärlicher. Blätter 3zählig oder fussförmig 5zählig. Rispe länglich,
mit dünnen Stielen, daher öfter übergeneist, kaum oder nur am Grunde beblättert, mit häufig
bleichen (aber auch purpurnen) kürzeren Stacheln und Stieldrüsen. Blüthen klein. Fruchtkelche
oft zurückgeschlagen. Staubgefässe kaum länger als die Griffel. — Eine Form mit beblätterter
Rispe und mit kaum gekrümmten Stacheln am Schössling steht dem R. Köhleri sehr nahe, allein
die grösseren Stacheln des Blüthenstandes sind mehr zerstreut, kürzer und etwas gekrümmt, die
Blüthen kleiner, die Staubfäden kürzer, die Blätter deutlicher fussförmig.
e) hirtus (W. Kit. spec., Pohl Tent.). Schössling meist bereift und stielrundlich, auch
die grössten Stacheln desselben dimn, klein, die Stieldrüsen und meist auch die Behaarung reich-
licher. Blätter fast immer nur 3zählig, bald hell-, bald dunkelerün, wunterseits bläulich. Rispe
gewöhnlich steifer aufgerichtet, reichblüthig, in der Regel aus kleinen Blüthen, ihre sehr zahl-
reichen dümmen Stacheln und Stieldrüsen meist purpurroth. Fruchtkelche meist aufrecht, der
Frucht angedrückt. Staubgefässe meist kaum länger als die Griffel (doch giebt es auch Formen
mit so grossen Blüthen und so langen Staubgefässen wie bei R. Köhleri). — R. Bellardi Weihe,
R. Güntheri Weihe u. a, lassen sich nicht einmal als Varietäten trennen,
D Juli, August (Fruchtreife September). In Bergwäldern, Haiden, Waldschlägen
der Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge. a) Selten: Thal von Srbeö bei Schlan!
B. Trübau! Starko& bei Nächod auf Kalkmergel! Neubrücke und Rollberg bei Niemes
(Schauta) ! Neuhäusel bei B. Leipa, auf Sandstein ! Schluckenau: am Fusse des Pirschken-
berges im Steingerölle (Karl)! Nixdorf (Dittrich)! Tetschner Schneeberg! Teplitz (Winkler).
— b) Ziemlich verbreitet: Wälder zwischen Rican und Mukatov, nächst Klokoönä! —
Ostböhmen: Herrschaft Pardubie (Opiz)! Hohenmauth! Chlumek bei Leitomysl! Schirm-
dorf b. B. Trübau! Brandeis a. Adl.! zwischen Adler-Kostelec und Reichenau! Senften-
berg (näher an R. Köhleri)! Königingrätzer Wald! — Fichtenwäldchen unter dem
Jeschken! Schluckenau (Karl)! Skalicer Wald bei Leitmeritz! Tetschner Schneeberg !
Tissa! Erzgebirge bei Teplitz, Klostergrab (Winkler)! Komotau: im Teltscher Grund bei
Görkau! bei Gabrielahütte (Knaf)! Hinter Gross-Holletitz bei Saaz! Ellbogen (Aschers.).
642 Rubus.
—- Mittelböhmen: Waldhau beim Kourimecer Forsthause bei Skrej! Wälder zwischen
Hostomnic und Dobris, um Strasic, im Obeenicer Revier bei Pribram u. s. w. hänfig!
Rokycan! Südböhmen: Krems unter dem Blanskerwald (dem R. Köhleri nahe)! — c) In
Bergwäldern verbreitet. Ostböhmen: Vseboficer Wälder bei Unter-Kralovic (Poläk)! Pod-
moky bei Goltsch-Jenikau (Poläk). Berg Woheb bei Nasaberg (Opiz). Hohenmauth! Stro-
kele, Karlskrone bei Leitomysl! Chotzen! Brandeis a. Adler! Eduardsquelle und Olbern-
dorfer Grund bei Landskron! Grulich! Fuss des Glazer Schneeberges! Ples und Kontina
bei Jaromer! Adersbacher Felsen (Knaf)! Im Riesengebirge bis zur Gränze des Baum-
wuchses, z. B. am Kesselberg (Tausch)! am Weisswasser (K. Knaf)! Rochlitz (Gottstein) !
Grossskal bei Turnau! Prachover Felsen bei Jiein! In die Elbniederung herabsteigend:
bei Veska bei Dasic! und im Walde bei Dlouhopolsko! — Im gebirgigen Nordböhmen
verbreitet: Reichenberg! B. Aicha (Opiz). Weisswasser (Purkyne)! Niemes am Rehfluss,
am Rollberg (Schauta)! Kosel und Spitzberg bei B. Leipa! Kaltenberg und Rosenberg
bei B. Kamnitz! Kreibitz! Schluckenau (Karl, Neumann)! Herrnskretschen, Tetschen! Im
Mittelgebirge selten: nur im nördlichen Theile am Fusse des Geltsch gegen Auscha!
Zinkenstein (Mayer)! Im Erzgebirge ziemlich verbreitet: Klostergrab (Winkler)! Osseg
(Thiel)! Teltschgrund bei Görkau! Ranzenthal bei Komotau! Hanenstein (Opiz). —
Ploben bei Karlsbad, Ellbogen (Ortm.), Marienbad (Prof. Reuss), Theusing (Opiz), —
Mittelböhmen: Bürglitzer Wälder seltener! Bäba-Berg bei Hostomnic! Wälder bei
Strasic, namentlich am Padrtbache! Berg Tremosnä bei. Prfibram! Altsattelhrädek (Zeisig).
— Südböhmen: Berg Ritej bei Chudenic! Blanskerwald (Purkyne)! Berg Kum bei An-
dreasberg (Jungbauer). Seewand am Bystricer See im Böhmerwalde (Purkyne)! Brünnel
bei Gratzen im Felsgerölle!
e) (Corylifolii.) Schösslinge niedrig-bogig, niederliegend, stumpf 5kantig bis stiel-
rundlich, mit kräftigeren Stacheln einer Art oder mit zahlreicheren kleineren, verschiedenartigen
Stacheln, oft mit Stieldrüsen. Blätter 3zählig, mit sitzenden oder sehr kurz gestielten, häufig 2-
lappigen Seitenblättchen, oder fussförmig 5zählig, mit kurzgestielten mittleren und sitzenden
Ra Gens kurz gestielten unteren Seitenblättchen; Endblättchen langgestielt. Früchtchen
oft bereift.
11. R. caesius L. Schössling stielrund, dünn, öfter verzweigt, bläulich-bereift,
mit sehr kleinen, schwachen, gleichartigen, geraden oder gekrümmten Stacheln, zerstreuten
oder fehlenden Stieldrüsen. Blätter nur 3zählig, Blättehen unterseits grün, zerstreut-
behaart bis dichtweichhaarig; die Seitenblättehen häufig 2theilig, scharfgesägt und öfter
gelappt, das endständige eiförmig-rhombisch, selten etwas herzförmig. Nebenblätter lan-
zettlich, zum Grunde verschmälert. Blüthenstand doldentraubig, armblüthig, öfter auch
achselständige doldentraubige Seitenzweige. Kelchzipfel breit eiförmig, mit langem Anhäng-
sel, sehr glattfilzig, wie die Blüthenstiele mit purpurrothen Stieldrüsen besetzt; zur
Fruchtzeit aufrecht, der Frucht angedrückt. Blumenblätter eiförmig oder rundlich.
Staubfäden ausgebreitet, etwa so hoch als die Griffel. Frucht aus wenigen, grossen,
blau bereiften Früchtchen.
Kleinere Art, nicht sehr veränderlich. Blätter bald weich (im Schatten und Feuchten),
bald starrer und faltig (im Trocknen, auf Feldern), übrigens trüb elanzlos grün. Stacheln viel
schwächer als meist bei R. corylifolius. Die Stiele der reichlichen Stieldrüsen sind roth, so wie
die Köpfchen, daher diese Bekleidung auffällig. Die einwurzelnde, rosenroth angeschwollene
Triebspitze schwillt unter der Endknospe an und erzeugt rundum zahlreiche Wurzein; der Trieb
bildet schon vordem nur Niederblättchen. Blumenblätter sehr zart, schneeweiss, mit wässerig
hellen, graulichen Adern. Steinfrüchtehen am grössten unter allen Arten, besonders wenn nur
ein Paar oder eines ausgebildet sind,
2 Juni—September. Auf Brachen und Feldrändern, in Gebüschen, auf steinigen
Hügeln durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (im Erzgebirge bei 2200°) verbreitet
und gemein:
12. R. corylifolius Smith (R. nemorosus Hayne, Poll Tent., R, dumetorum
Weihe Nees). Schössling liegend oder erst aufstrebend und dann erst bogig sich nieder-
legend, schwachkantig oder stielrundlich, schwach bereift, später unbereift, kahl
oder behaart, mit mehr oder minder zahlreichen, ziemlich gleichen, geraden oder krummen,
Rubus, 643
meist kleinen Stacheln und mit ziemlich spärlichen oder ohne Stieldrüsen. Blätter der-
selben unterseits zerstreut-behaart bis grau- oder weissfilzie, meist 5zählig mit sitzenden
unteren und kurz gestielten mittleren Seitenblättchen, seltener 3zählig mit 2lappigen
Seitenblättehen; die der Blüthenäste meist 3zählig. Nebenblätter lineal, langzugespitzt,
zum Grunde wenig versehmälert. Blüthenstand traubig oder doldentraubig, öfter auch aus
blattachselständigen Doldentrauben zusammengesetzt. Kelchzipfel eiförmig, kurz bespitzt,
weiss- oder graufilzig, wie die Blüthenstiele mit ziemlich zerstreuten wenig bemerk-
baren Stieldrüsen oder ohne solche, an der Frucht abstehend, zurückgebrochen oder
einzelne Zipfel angedrückt. Blumenblätter rundlich oder verkehrteiförmig, kurz genagelt,
zerknittert. Staubfäden ausgebreitet, so hoch oder die äusseren höher als die Griffel.
Früchtehen wenig zahlreich, ziemlich gross, schwarz, fast unbereift.
Sehr vielgestaltige Art, von O. Kuntze, Gremli u. A. gewiss mit Unrecht für hybrid (R.
plieatus X caesius u. dgl.) angesehen. Die Stieldrüsen haben einen farblosen Stiel und rothes
Köpfehen, darum und wegen geringerer Zahl minder auffällig. Blumenblätter nicht so zart und
dünn wie bei exsius, mit einem Stich in’s Grünliche. Steinfrüchtchen kleiner, anscheinend unbe-
reift, doch nach dem Abwischen glänzender, daher doch eine sehr dünne Reifschicht vorhanden.
Arrhen, Fries, Garcke u. A. unterscheiden einen R. corylifolius und R. nemorosus; deren Unter-
schiede sind aber nicht so beträchtlich, dass sie nicht zu einer Art gehören dürften, daher ich
0. Kuntze’s Ansicht theile; R. corylifolius jener Autoren dürfte übrigens unsere Form a) sein.
a) silvaticus (R. montanus Wimmer?, R. corylifolius Arrhen?). Stacheln auf den
Schösslingen und Blüthenzweigen feiner, dünner, gerade, strohgelb, Stieldrüsen zahlreicher. Blätter
weich, dünn, unterseits weichhaarig bis grau- oder weissfilzig (a° tomentosus). Endblättchen breit
rundlich. Darf nicht mit R. glandulosus verwechselt werden.
b) dumetorum (Hieher R. gracilis Presl, R. hirsutus Presl). Schösslinge mit derberen,
dicht stehenden, zum Grunde etwas verbreiterten Stacheln, spärlichen oder auch fehlenden Stiel-
drüsen. Blüthenäste mit Stieldrüsen und zahlreichen Stacheln. Blättchen dicklich, starr, unterseits
kurzweichhaarig bis graufilzig (b‘ tomentosus, R. mollis Presl, R. ulmifolius Presl). Endblättchen
rhombisch-eiförmig bis rundlich, öfter schwach herzförmig. Blüthen ziemlich gross, Blumenblätter
rundlich oder rundlich-eiförmie. ‚
ec) eglandulosus (R. affinis Weihe, R. fruticosus L. fl. suec.?) Schösslinge stumpf-
kantig mit derberen, zerstreuten Stacheln, ohne Stieldrüsen, kahl. Blüthenäste ebenfalls ohne
Stieldrüsen, mit zerstreuten Stacheln. Blättchen wie bei f, unterseits graulich-weichhaarig bis
weissfilzig (c‘ tomentosus). Blüthen kleiner, Blumenblätter oval oder eilänglich, aber auch rundlich-
eiförmig. — Diese auffallende Form erinnert durch die Bestachelung an R. plicatus, jedoch der
Wuchs niedrig, meist liegend, die Kelche graufilzig, die mittleren Blättchen kurzgestielt und die
seitlichen sitzend, daher die Form nur zu R. corylifolius gehören kann.
2, Juni, Juli, einzeln noch im September (Fruchtreife an sonnigen Stellen schon
im Juli). An Waldrändern, buschigen felsigen Abhängen, steinigen Orten sehr verbreitet
durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (z. B. auf den Vorbergen des Erzgebirges,
oberhalb Hohenelbe am Riesengebirge), in brombeerarmen Gegenden oft neben R. caesius
einzige Art, so z. B. in der Dymokurer Gegend. a) In Wäldern hin und wieder; bei
. Prag: Cibulka! Hain bei Lib&ice (Poläk)! Podmoky bei Goltsch-Jenikau (Poläk)! Fasanerie
Vorel bei Hrochow-Teinitz! Schatzlar (Breyer)! Rollberg bei der Zügelhütte (Schauta) !
Spitzberg bei B. Leipa! Oberhalb Skalitz bei Leitmeritz um den Waldsumpf! Waldschlucht
bei Praskowitz (Mayer)! Teltschgrund im Erzgebirge bei Görkau! Bergrücken der Burg
Pravda! Fichtenwald bei Zebräk! Welkau bei Pfibram! u. s. w. — a’ seltener; bei
Prag: Chuchler Berg (Poläk)! Wälder bei Rican (Poläk)! Von Nehvizd gegen Ouval
(Poläk)! Bohnicer Wald! Felsen bei Pikovic an der Säzava (Poläk)! Dubinathal bei
Leitmeritz (Mayer)! — b) Auf sonnigen‘ trockenen Stellen, Hügeln, Waldrändern,
Strassenrändern, Felsen, viel verbreitet; b’ seltener, bei Prag: Podbaba, Podhor bei
Troja, Felsen gegenüber Lib£ic! Drabinawald bei Chlumee! Peruc! — c) An Waldrändern,
bisher seltener beobachtet. Bei Prag: Kuchelbad (Opiz)! Chejnower Wald bei Libdic
(Poläk)! Skrej bei Bürglitz! B. Trübau: hinter Schirmdorf! Starko& bei Nächod, auf
Kalkmergel! Am Fusse des Jeschkenberges! Rollberg, selten (Schauta)! Gebüsche bei
Horenz unweit Saaz (Thiel! in Reuss’ Skizze richtig als R. affinis). — c’ Oberhalb
Skalitz bei Leitmeritz !
C. (Amaurocarpi m.) Frucht mit dem kegelförmisen Fruchtboden verbunden abfal-
644 Spiraea
lend. Früchtchen schwarz, matt (glanzlos), mit deutlichen kleinen Höckerchen gekörnelt, kahl.
Blumen gelblichweiss, ausgebreitet, länger als die Staubgefässe. Blätter 3zählig oder fussförmig
5zählig, oberseits ausser einzelnen einfachen Haaren mit winzig kleinen (nur unter sehr starker
Loupe wahrnehmbaren) Sternhärchen. Schösslinge bogig-niederliegend.
13. R. tomentosus Borkh., Pohl Tent. (R. Weitenweberi Ortmann teste Sendtner).
Schösslinge niedrig-bogig oder niederliegend, flachseitig-kantig, kahl oder mit einzelnen
Haaren, mit kleinen, pfriemlichen, aber kräftigen, fast gleichen, krummen oder schief-
abstehenden Stacheln, mit zerstreuten Stieldrüsen oder ohne solche. Blätter meist 5zählig
(jedoch die seitlichen kurzgestielten Blättchen öfter 2lappig bis 2theilig), seltener fuss-
förmig 5zählig. Blättchen dick, lederartig, unterseits dicht und kurz weissfilzig, rhombisch,
vorn kerbig-gesägt, zur Basis keilförmig und ganzrandig, ganz am Grunde gestutzt.
Blattstiele oberseits deutlich rinnig. Blüthenstand pyramidal, traubig oder schmalrispig,
mit zahlreichen kleinen, fast geraden, gelblichen Stacheln, mit und ohne Stieldrüsen,
3gabelig-verzweigt. Blüthen ziemlich klein. Kelchzipfel kurzzugespitzt, zur Fruchtzeit
zurückgeschlagen. Blumenblätter eiförmig. Staubfäden trichterig, die Griffel nieht über-
ragend. Früchtchen unreif länglich, spitz, wohl gesondert, reif gerundet, einander
deckend, saftig, schwarz, unbereift; Steinkern mit schmalen, vertieften Netzgruben und
bergrückenartigen, erhabenen Netzfäden.
Eine schöne, ausgezeichnete Art, auf den ersten Blick einerseits dem R. thyrsoideus,
anderseits dem R. corylifolius b. dumetorum tomentosus etwas ähnlich, aber von beiden grundver-
schieden. Die Stieldrüsen sehr veränderlich, bald reichlich, bald fehlend. Griffel am Grunde
gedreht, von den Staubgefässen durch einen weiten Zwischenraum gesondert. Die Blüthen riechen _
ausgezeichnet nach bitteren Mandeln oder nach Spiraea ulmaria. Gremli hat bereits den Irrthum
berichtigt, dass die Steinfrüchtchen saftlos bleiben sollen: die reife Frucht besteht im September aus
wenigen grossen, saftigen Steinfrüchtchen; ihr Geschmack fade säuerlich. Var. «@) canescens,
Blätter oberseits ebenfalls, doch dünner graufilzig, wie bestäubt, £f) glabratus, Blattoberseite
sattgrün, anscheinend kahl, nur mit einzelnen Sternhaaren. Kuntze’s Behauptung, dass die Ober-
fläche niemals einfache Striegelhaare trage, ist nicht richtig.
b Juli, spärlich noch im August (Fruchtreife September). In. lichten Wald-
hauen, Waldblössen, auf sonnigen steinigen Abhängen niederer wärmerer Gebirgsgegenden.
Bei Prag sehr selten: Podbaba (Mann)! um Karlstein, z. B. am Pfaflenberge und gegen
die Velikä hora zu! Verbreitet und sehr häufig auf Abhängen des Berountlales bei
Bürglitz und Skrej! Wälder zwischen Mnisek und Dobris! Welkau bei Hlubos, am
Nordabhang der Brdy im Waldhau! Plasy bei Pilsen (Sternberg)! Wäldchen an der
Rokycaner Strasse bei Pilsen! Chudenic: Waldhau gegen den Berg Ricej! Nach Presl im
Böhmerwalde, nach Sieber um Budweis, wenn anders die echte Pflanze gemeint war?
— Nordböhmen : bei Jiein nächst Breska! in den Prachower Felsen, auf den Bergen
Täbor, Bradlec, Kumberg, dann zwischen Ostromöf und B&lohrad (Pospfchal)! Ziemlich
häufig auch im Basaltmittelgebirge: Lobosch bei Lobositz im Kieferwäldchen! Elbabhang
oberhalb Klein-Öernosek. bei Aussig gegenüber dem Schreckenstein, unter dem Sperling-
stein zahlreich und am anderen Ufer bei Rongstock! Jungfernsprung (Malinsky). Am
Klotzberge zwischen Bilin und Mileschau! Teplitz (Eichler)! Rothenhaus (Roth). Schlacken-
werth (Reiss), Wald beim Giesshübler Sauerbrunn (Ortmann).
11. Spiraea L. Spierstaude.
a) Sträucher. Kelchbecher glockig-becherförmig.
1. (Physocarpus.) Blätter mit Nebenblättern. Früchtchen 5, auf einem stielchen-
artigen Fruchtboden, am Grunde verwachsen, mit 2—4 Samenknospen, bei der Reife aufgeblasen.
7 1. S. opulifolia L. Zweige durch Blattspuren kantig. Blätter langgestielt,
am Grunde keilförmig, im Umriss rundlich oder eiförmig, meist 3lappig, doppelt-
kerbig-gesägt, unterseits bleicher, deutlich netzaderig, kahl. Nebenblätter länglich-lan-
zettlich. Blüthen in einer deckblätterigen Doldentraube dicht über dem obersten Blatte.
Kelchzipfel innen weisslich-zottig, eiförmig.
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Spiraea. 645
| 5—10' hoch. Blumen weiss.
| . % Juni! Stammt aus Nordamerika, wird bisweilen gepflanzt und verwildert, so
| hinter Stechovie im Felsenthale der Moldau ein Strauch (Krell)! Moldauufer bei Klingen-
berg (Dedetek); am Wege vom Kalkofen gegen die Moldau bei Goldenkron und Anhöhe
des rechten Moldauufers unter der schwarzen Leuchte (Jungbauer).
2. (Spiraeothamnus.) Blätter ohne Nebenblätter. Früchtchen 5, im Kelchbecher-
grunde sitzend, frei, mehrsamig, nicht aufgeblasen.
23. 8. salieifolia L. Stamm kriechend, wurzelnd; Aeste aufrecht, stielrund, ober-
| wärts durch Blattrückenspuren kantig, kahl, im Blüthenstande behaart. Blätter kurz-
gestielt, länglich-lanzettlich, ungleich- bis doppelt-scharfgesägt, kahl, gewimpert. Blüthen
in gedrungener pyramidaler Rispe.
3—6’ hoch. Aeste bronzefarbie-gelbbraun, ruthenförmig, dicht beblättert, mit langer
endständiger Rispe. Blätter etwas steif, unterseits bläulichgrün. Blumenblätter weiss, rosa ange-
laufen oder rosapurpurn.
» Juni, Juli. In feuchten Gebüschen an Fluss- und Teichufern, Gräben, in
Erlbrüchen und Torfmooren, in Südböhmen in der Wittingau-Budweiser Ebene und an
der Moldau bis an den Fuss des Böhmerwaldes wirklich wild, sehr häufig und gesellig.
Torfboden zwischen Veseli und Borkovice! bei Platz sehr häufig (Leonhardi). Wittingau:
am Goldbach und Rosenberger Teiche, im Schlossrevier, am Teiche „Stary Hospodär“,
bei Chlumee! u. s. w. Böhmisch-Fellern bei Budweis im Erlbruche! An der Moldau bei
Budweis, Goldenkron gegen Trisau (Jungb.). Hohenfurth! am Langenbrucker Teich bei
Ober-Plan (Mardetschl.), Schönau (Jungb.), Eleonorenhain und Kuschwarta (Müncke). —
An der Luznice bei Tabor (Seidl), wohl auch noch wild. — Ausserdem nicht selten
in Gebüschen, Zäunen, an Bächen gepflanzt und verwildert, so z. B. bei Prag: Baum-
| garten, Cibulka ! Karlstein (Ruda)! Kuttenberg (Veselsky)! Jungbunzlau (Merkl)! Hohen-
elbe! Reichenberg (Siegm.)! B. Leipa (Nenntwich) ! Niemeser Park (Schauta)! Schluckenau !
Dittersbach unweit Herrnskretschen am Bache! Ellbogen (Ortm.) u. s. w.
Anmerkung. S. ulmifolia Scop. und S. hypericifolia L. werden in Anlagen
häufiger gepflanzt, kommen aber kaum irgendwo verwildert vor.
b) Kräuter. Kelchbecher niedrig, beckenförmig.
3. (Aruncus.) Blätter ohne Nebenblätter. Früchtehen meist 3, auch 2. Blüthen durch
Verkümmerung je eines Geschlechts 2häusig, selten auch zwitterig. ,
3. S. aruneus L. Stengel aufrecht, ästig. Blätter kahl oder zerstreut-behaart,
kurzgestielt, 3zählig-doppeltgefiedert,; Blättchen eiförmig oder länglich.eiförmig, am
Grunde oft gestutzt bis schwachherzförmig, langzugespitzt, scharf doppeltgesägt. Blüthen
kurzgestielt, in dünnen, linealen, zu ausgebreiteter Rispe zusammengestellten Trauben.
Blüthenstiele zuletzt mit den glatten, glänzenden Früchtchen möckend.
3—5’ hoch. Blätter dünn, hellgrün, ähnlich denen der Actaea. Blumen sehr klein,
gelblich-weiss.
2, Juni, Juli. Auf feuchten, waldigen Abhängen, felsigen Abstürzen, Schluchten,
an Bächen in Bergwäldern, in gebirgigeren Gegenden, im Vorgebirge bis 3000, sehr
zerstreut, nicht gerade häufig, obwohl an den Standorten meist gesellig. Bei Prag: im
Kundraticer Walde (Nepevny); Nordabhang des Zävister Thales, Berglehne des Säzava-
ufers bei Hradi5tko, Kamenicer Thal bei Stirin, Wälder bei Trebohostic! — Ostböhmen:
Zahrädka und Kfelovicer Thal bei Seelau (Steinreiter).. Brandeis a. Adler! Klösterle
und Helkovie bei Senftenberg (Brorsen). Neustadt a. Mettau (Gregory). — Nordböhmen:
Vorgebirge der Sudeten, bei Hohenelbe (Kablik)! Reichenberg (Siegmund)! Hammerstein
(Langer)! B. Leipa: am Bache unter dem Ortelsberge! B. Kamnitz (Zizelsb.), Fugau
(Karl)! Georgswalde, Nixdorf (Neumann). Tetschen (Malinsky)! Im Basaltmittelgebirge
sehr selten, bisher nur im Wiesengebüsch bei Babina (A. Mayer). — Schluchten und
Gründe des Erzgebirges: Gebirgsschlucht bei Klostergrab (Reuss), Krinsdorfer Grund
42
646 Splraea.
(Thiel). Rothenhaus (Sachs)! Grundthal bei Komotau! Karlsbad (Ortm.). Marienbad
(Glücksel.). — Skrej! Koufimecer Revier bei Bürglitz zahlreich! Klitavathal! Vüznice
und Schlossberg bei Neuhütten (Feistm.). Zbirover Gebirgsgegend: am Padrtbach bei
Stra$ic! (schon Mann 1814) und im Obecenicer Revier bei Pfibram! Testiner Revier bei
Rozmitäl (Lusek)! Pisek: auf Rainen mit Corylus u. dgl. (Dödecek)! Neuhaus im Walde
Jindiis (Novotny). Goldenkron : in der Moldauanhöhe gegen Plesovie, bei Trisau, schwarze
Leuchte an der Moldau, im Blanskerwalde (Jungbauer). Vogeltenne bei Krummau über
dem Mühlbach! Lagau (Mardetschl.).. Felsen mit Lautgebüsch zwischen Ottau und
Rosenberg am jenseitigen Moldauufer! Hohenfurth (Nenning). Winterberg: bei den Kubani-
hütten (Müncke).
4. (Ulmaria.) Blätter mit Nebenblättern. Früchtchen 5 und mehr. Blüthen zwitterig.
4. $. ulmaria L. Wurzelfasern nicht verdickt. Stengel starkkantig, beblättert.
Blätter unterbrochen-gefiedert, Z—5paarig; Blättchen eilanzettlich bis länglich-lan-
zettlich, ungleich doppelt-gesägt, zugespitzt, unterseits auf den Nerven oder durchaus
feinfilzig, das endständige grösser, tief 3— 5spaltig. Nebenblätter halbherzförmig-rundlich,
nur dem Grunde des Blattstiels angewachsen. Blüthen meist 5zählig, in zusammen-
gesetzten, vielblüthigen Spirren. Kapseln 5—8, schraubig-gewunden, kahl.
Stengel 2—4‘ hoch, aufrecht, kahl, einfach oder oben etwas ästig, Blumen gelblichweiss,
stark nach bitteren Mandeln riechend. Var. «@) discolor, Blätter unterseits weiss- oder grau-
filzig, £) denudata (S. denudata Presl fl. @ech.), Blätter nur auf den Adern graufilzig, sonst
kahl, daher auch unterseits grün.
2 Juni, Juli. Auffeuchten Wiesen, an Bächen und Gräben, Teichufern, sumpfigen
Waldstellen, im Gebüsch, $. durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, so auf den
Kämmen des Erzgebirges (Reuss), auf dem Vorgebirge der Sudeten und des Böhmer-
waldes (bis über 3000‘) verbreitet und meist häufig; «) viel seltener, bisher nur selten
verzeichnet: Neuberg bei Jungbanzlau (Himmer)! Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Schauta) !
Grottau (Menzl)! B. Leipa im Erlbruch mit #)! Leitmeritz! Karlsbad (Ortmann). Budweis
(Mardetschläger). .
5. S. filipendula L. Wurzelfasern stark, in der Mitte meist Anollig verdickt.
Stengel stielrundlich, armblätterig. Blätter zumeist am Stengelgrunde gedrungen, unter-
brochen-gefiedert, vielpaarig ; Blättchen länglich, fiederspaltig, mit gezähnten Zipfeln,
gewimpert. Nebenblätter halbherzförmig-länglich, dem Blattstiele langangewachsen.
Blüthen meist 6zählig, langgestielt, in einfacher Spirre mit zuletzt wickelartigen Ästen.
Kapseln zahlreich (bis 12), aufrecht, nicht gewunden, kurzhaarig.
Stengel kahl, 1—2‘ hoch. Wurzelstock schief oder wagrecht, die verdickten Wurzel-
fasern tragend. Blumen gelblichweiss, aussen oft röthlich, wie bei voriger nach bitteren Mandeln
riechend. Göttlich fand sie auch mit gefüllten Blüthen im Freien.
2% Juni, Juli. Auftrockeneren Wiesen, grasigen Hügellehnen, in sandigen Kiefer-
wäldern, nur im Hügellande verbreitet aber zerstreut, stellenweise fehlend, so z. B. bei
Leitomysl, erst bei Neuschloss vorhanden (Pospichal), fehlt bei Niemes (nach Schauta)
und vollends im gebirgigeren Terrain von B. Kamnitz (Zizelsb.). In der Hofovicer Ge-
gend häufig (Schlecht.). Bei Goldenkron und Krumau von Jungbauer nicht verzeichnet.
119. Ordnung. Amygdaleen Juss.
Gattungen:
1. Amygdalus. Fleisch der Steinfrucht trocken, bei der Reife unregelmässig auf-
reissend. Steinschale glatt oder schwachgefurcht, und bisweilen mit Löchelchen.
2. Prunus. Fleisch der Steinfrucht saftig, nicht aufspringend. Steinschale glatt oder
gefurcht, selten durchlöchert.
Ampyzdalus, Prunus. 647
1. Amygdalus L. em.
7 1. A. nana L. (Zwergmandel). Strauch mit rutbenförmigen Zweigen. Blätter
keilig-lanzettlich, drüsenlos gesägt, sehr kurz gestielt. Kelch röhrig. Steinschale schwach-
gefurcht, ohne Löchelchen.
1—4‘ hoch. Blüthen vor den Blättern, rosenroth.
p April, Anfang Mai. Stammt aus dem östlichen Europa (schon in Ungarn
und dem angränzenden Theile Niederösterreichs), wird in Gärten zur Zierde bisweilen
gepflanzt. Verwildert fand sie Ortmann unter dem Spitzen Stein bei Ellbogen.
Anmerkung. A. communis L., der gemeine Mandelbaum, in den Blättern der Pfir-
siche sehr ähnlich, doch durch Blattstiele, die so lang und länger sind als der breiteste Quer-
durchmesser des Blattes, zu unterscheiden, mit hellrosenrothen Blüthen, mit glatter, von feinen
Löchelchen durchstochener Steinschale, aus dem Orient stammend, wird nur selten in Gärten
zur Zierde gepflanzt.
2, Prunus L. em.
a) Steinfrucht sammtig-filzig (in der Cultur seltener kahl), kugelig, auf einer Seite
gefurcht. Blüthen 1—2 in besonderen seitlichen, schuppigen Knospen, fast sitzend (Stiele sehr
kurz, von den Knospenschuppen bedeckt), vor den Blättern sich entwickelnd.
1. (Persica.) Steinkern tief gefurcht, Furchen in Löchelchen vertieft. Blätter in
der Knospe zusammengefaltet.
7 1. P. persica m. (Amygdalus persicaL., Persica vulgaris Miller; Pfirsich). Baum.
Blätter lanzettlich oder länglich-lanzettlich, fein zugespitzt, drüsig-stachelspitz-gesägt,
fast kahl, kurz gestielt; Blattstiel kürzer als der Querdurchmesser des Dlaites, oberwärts
mit 3—6 grossen, platten, genabelten, rothbraunen Drüsen. Blüthen einzeln, selten zu 2,
Kelch glockig, aussen wollig-behaart, mit länglichen, stumpflichen, aufrechten Zipfeln.
Blüthen trübrosa (pfirsichblüthroth). Frucht gelblich, einerseits geröthet. Wenn Amygdalus-
Arten mit und ohne Löchelchen, ohne und mit (wenn auch seichteren) Furchen der Steinschale
begreift, so muss konsequent Persica zu Prunus kommen (wenn man nicht etwa Habitusgruppen,
wie Armeniaca und Cerasus als Gattungen gelten lässt).
» April. Stammt wahrscheinlich aus dem Orient, wird aber nicht nur in Gärten
an Spalieren, sondern auch in den Weinbergen auf den felsigen Elbabhängen der Aussiger
Gegend im Freien häufig gebaut.
2. (Armeniaca.) Stein glatt, zusammengedrückt, ohne Furchen und Löchelchen,
Blätter in der Knospe eingerollt.
7 2. P. armeniaca L. (Aprikose), Baum. Blätter gestielt, rundlich-eiförmig,
am Grunde herzförmig, zugespitzt, ungleich- oder doppelt-kleinkerbig-gesägt, kahl, nur
in den Aderwinkeln unterseits ‚bärtig. Blattstiel oberwärts mit 2—3 Paaren Drüsen.
Blätter pappelähnlich. Blumenblätter rundlich, weiss, meist anfangs aussen blasspur-
purn angelaufen.
%» März, April. Stammt aus dem Kaukasus; wird meist nur in Gärten, selten
in Weinbergen an Mauern gepflanzt.
b) Steinfrucht kahl, glatt, kugelig oder ellipsoidisch-länglich, mit glattem Stein. Blüthen
länger gestielt; deren Stiele unbedeckt.
3. (Prunus str.) Frucht bläulich-bereift. Blüthen 1—2 in besonderen seitlichen
Knospen. Blätter in der Knospe eingerollt.
3. P. spinosa L. (Schlehe). Ausgesperrt-ästiger Strauch, mit mehr wenigerreichlichen
Dornzweigen. Ästchen jung feinflaumig, im Alter kabl. Blätter lanzettlich, elliptisch
oder verkehrteiförmig, schärflich-gesägt, flaumig, zuletzt kahl, in den Aderwinkeln unter-
seits bärtig;; Blattstiel drüsenlos, Nebenblätter schmal lineal, drüsig gesägt und gewimpert,
42*
648 Prunns,
Blüthen meist einzeln, deren Stiele höchstens 2mal länger als die Kelchröhre, kahl.
Blumenblätter oval, zum kurzen Nagel gerundet, stumpf oder ausgerandet, rein weiss.
Frucht kugelig, aufrecht.
3—6’ hoch, selten baumartig, bis 12° hoch. Die Blüthen weiss, sehr zahlreich vor den
Blättern, die meisten Aeste mit schneeweisser Zierde bedeckend, seltener mit den Blättern gleich-
zeitig, minder zahlreich (ß. coaetanea Wimmer). Frucht herbe.
p April, Mai. In Gebüschen, Hecken, an Waldrändern, auf steinigen Hügeln,
Felsabhängen, Feldrainen und an Wegen, durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge
verbreitet und sehr gemein.
7 4. P.insititia L. (Haferschlehe, Kriechenpflaume). Strauch oder Baum, wehrlos
oder mässig-dornig. Ästchen jung sammtig-kurzfilzig, später verkahlt. Blätter länglich-ver-
kehrteiförmig oder elliptisch, unterseits auf den Adern behaart, gesägt. Blattstiel drüsenlos.
Nebenblätter schmallineal, drüsig-gesägt und gewimpert. Blüthen meist zw 2, deren
Stiele 3—5mal länger als die Kelchröhre, etwas flaumig oder kalıl. Blumenblätter
länglich, hohl, in den Nagel zugeschweift, rein weiss. Frucht kugelig, überhängend.
Als Strauch 3—4‘ hoch. Sehr ähnlich der Schlehe, und zur Blüthezeit schwieriger
durch grössere Blätter und Blüthen, dichter behaarte Aestchen zu unterscheiden. Früchte grösser
als bei voriger, Fruchtfleisch der Steinschale anhängend, süss (nicht herbe).
p April, Mai. Stammt aus dem südöstlichen Europa und dem Kaukasus; wird
in verschiedenen Abarten in Gärten gepflanzt und findet sich auch bisweilen im Freien
in Hecken, Zäunen, Weinbergen gepflanzt und verwildert. So bei Prag, Chlumee byd2.
am Rande der Fasanerie! bei Reichenberg (Langer)! Hecken bei Bilia (Reuss)! und
sonst gewiss vielfach.
7 5. P. domestica L. (Pflaume, Zwetsche). Dornloser Baum. Aeste auch jung
kahl. Blätter elliptisch oder länglich-verkehrteiförmig, spitz oder zugespitzt, kerbig-ge-
sägt, unterseits wie die Blattstiele weichhaarig; Blattstiele unter der Spreite mit 1—2
Drüsen. Nebenblätter lineal-länglich, am Rande drüsig, flaumhaarig. Blüthen meist zu 2;
deren Stiele mehrmals länger als der Kelch, weichhaarig. Blumenblätter länglich,
grünlichweiss. Frucht ellipsoidisch oder länglich, hängend.
10—20‘° hoch. Früchte meist blauschwarz (Zwetschken), auch rotlı und gelb. Frucht-
fleisch von der Steinschale ablösbar.
P Mitte April—Mitte Mai. Stammt aus Vorderasien und Südosteuropa; wird
überall (bis auf das Vorgebirge) in Obst- und Weingärten, dann an Landstrassen und
Wegen in Alleen gepflanzt, verwildert aber kenne ich sie nicht.
4. (Cerasus.) Frucht unbereift. Blätter in der Knospe zusammengefaltet.
«) Blüthen in 2—mehrblüthigen Dolden oder sehr kurzen Doldentrauben auf
kurzen Seitenästchen, langgestielt, sich mit oder etwas vor den Blättern entwickelnd.
6. P. avium L. (Cerasus ayium Mönch; Süsskirsche, Vogelkirsche). Zweige
ziemlich diek, wenig biegsam, Kurzzweige auf denselben gleichmässiger vertheilt. Blätter
länglich-verkehrteiförmig, zugespitzt, gesägt, später elwas runzelig und nicht glänzend,
unterseits mehr flaumhaarig. Rothe Blattdrüsen ziemlich gross und auf den Blattstiel
herabgerückt, oder auch noch 1—2 am Grunde der Blattfläche. Blüthenbergende Knospen
ohne Laubblättchen, selten mit geringen Anfängen derselben, die grünen Schuppen-
blättchen ausgebreitet. Blumenblätter länglich, sehr zart und dünn. Früchte kugelig, süss.
Baum bis 40° hoch oder aufrechter Strauch, Blätter grösser, dunkler grün, weicher als
bei der folgenden. Blumen weiss. Früchte im wilden Zustand klein, schwarz oder schwarz-
roth, bittersüss,
» April—Hälfte Mai. In Vorhölzern, lichten Laubwäldern des Hügellandes
und niederer Gebirgsgegenden verbreitet, aber sehr zerstreut, oft vereinzelt, Bei Prag
selten: Karlstein, Stöchovie! Stern (Opiz). — Kuttenberg (Veselsky)! Katower Fasanen-
wäldchen bei Münchengrätz (Sekera)! Widim (Hackel). Barzdorfer Büschel bei Niemes
Prunus, 649
(Schauta)! Spitzberg bei B. Leipal B. Kamnitz (Zizelsb.). Tetschen (Malinsky)! Bergige
Elbabhänge unter dem Sperlingstein, bei Aussig! Holzungen des Mileschauer (Tausch) !
Karlsbad (Ortm.)! — Bürglitz (Zachystal)! Horovie, nicht selten in Wäldern, Fasanerie
bei Jinec u. s. w. (Schlechtend.). Goldenkron: bei Tfisau auf dem Moldauabhange! —
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7. P. cerasus L. Zweige dünn, schlank, biegsam, nur gegen das Ende der
Jahrestriebe mit Kurzzweigen. Blätter elliptisch oder länglich-verkehrteiförmig bis verkehrt-
lanzettlic h, ungleich- oder fast doppelt kleinkerbig-gesägt, derb, fast lederatig, glänzend,
kahl oder nur auf den Nerven unterseits gerstreut-behaart. Blattstiel drüsenlos, oder
theilweise mit kleinen, oft auf den Blattrand hinaufgerückten Drüsen. Blüthenstand-
knospen mit einigen kleineren Laubblättchen, Schuppenblätter angedrückt. Dolden
etwas gestielt. Blumenblätter oval oder läuglich, schneeweiss. Früchte niedergedrückt,
kugelig, sauer.
a) genuina, Baum, 10--20‘ hoch, verwildert nur 3—5‘ hoher, aufrechter, reichblüthiger
Strauch. Blätter alle gleichartig, elliptisch oder verkehrteiförmig, zugespitzt. Früchte des kulti-
virten Baumes hellroth mit nicht färbendem Safte (P. acida Ehrh.), oder schwarzroth mit färbendem
Safte (P. austera Ehrh.). Die Wurzel bildet reichliche Wurzelbrut.
b) chamaecerasus (Jacg. spec.). Niedriger (!/,—3’ hoher), oft niederliegender Strauch
mit vereinzelten 1—4blüthigen Dolden. Blätter der Kurzzweige und die ersten der Langtriebe
verkehrteiförmig, abgerundet, die übrigen spitz, länglich-elliptisch oder verkehit-lanzettlich, viel
kleiner als bei a), nur /,—1‘ lang; Blüthen ebenfalls kleiner, Blumenblätter schmäler.
b» Hälfte April—Mai. a) Stammt aus dem Kaukasus, wird in mehreren Abarten
häufig in Gärten und an Strassenrändern gepflanzt, kommt nicht selten auch auf Hügeln
verwildert vor; so bei Prag: Scharka! Folimanka! Münchengrätz (Sekera) ! Auf Hügeln
bei Leitmeritz häufig, so am Lorettohügel, bei Pokratic, am Radobyl, Straschizkenberg!
in den Weinbergen des Lobosch! am Elbabhange oberhalb Aussig! — Am Kalkhügel
bei Dvakacovie nächst Chrudim (von mir gesehen, aber nicht näher untersucht, vielleicht
zu b. gehörig?) — b) Ist die wirklich einheimische Race auf sonnigen, buschigen
Hügeln und Waldrändern des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges; gern auf Kalk
und Basalt. Bei Prag: Zizkaberg (Tausch)! Podbaba, Generalka, in der Scharka (Opiz)!
Kuchler Berg! Brezaner (oder Zävister) Berg! Radotiner Thal bei Kosor und auf der
Anhöhe gegenüber Kopanina zahlreich! Karlstein häufig! St. Ivan (Sternberg). — Wald bei
Jungferbfezan (Leonhardi). Eichbusch bei Cecelic an der Elbe! Nimburg (VSetecka).
Woskoberg bei Podebrad, am Rande des Durchhaues oben! Widim (Hackel). Schnedowitz
(Pöch)! Häufig im Leitmeritzer Hügelland und Mittelgebirge: Pokratitz, Uhuberg!
Straschizkenberg! Lorettohügel! Mastnä hora, bei Muchovie und Hlinai, Kl. Deblik,
Höhenzug zwischen dem Schreckenstein und Wostray (Mayer)! Lobosch (Maass). Fuss
des Mileschauer! Boren und Schillinge bei Bilin! Eichbusch bei Komotau! Heidelberg
bei Schlackenwerth (Reiss)! — Bei Krumau am Kalkfelsenberge (Jungbauer)!
f) Blüthen an der Spitze beblätterter Zweige in Trauben oder Doldentrauben,
nach der Entfaltung der Blätter aufblühend.
8. P. padus L. Baum oder Strausch. Blätter länglich-verkehrteiförmig oder
elliptisch, zugespitzt, scharf und klein ungleich- oder doppeltgesägt, unterseits bläulich-
grün, kahl, nur in den Aderwinkeln unterseits etwas behaart. Blattstiele mit 2 platten-
Drüsen, sammt den jungen Zweigen sehr fein. kurzflaumig-filzig, zuletzt kahl. Trauben
verlängert, aufgerichtet oder schief überhängend. Blumenblätter verkehrteiförmig. Früchte
fast kugelig; Steinschale furchig-runzelig.
Bis 40° hoch. Blumen weiss, von bittermandelarligem Geruche. Früchte erbsengross,
meist schwarz oder grünlich und röthlich, anfangs herb, Nicht nur im Riesengebirge, sondern
auch im niederen Lande finden sich oft aufrechte Blüthentrauben! Die Riesengebirgsform (P.
petraea Tausch!) hat übrigens fast ganz kahle Blattstiele und jährige Zweige.
Pb Mai. In feuchten Laubwäldern, Gebüschen, besonders an Bächen und Fluss-
ufern, in Erlbrüchen, in höheren Lagen auch auf steinigen Abhängen und Rainen
650
verbreitet, obwohl zerstreut durch die Flussthäler und Niederungen von ganz Böhmen,
wie auch in gebirgigeren waldigen Gegenden, im Vorgebirge (z. B. Erzgebirge, auf
steinigen Feldrainen, Gebirgsthal der Mettau bei Neustadt, Bergwälder Nordböhmens,
Blanskerwald, Böhmerwald u. s. w.) und sogar im Hochgebirge des Riesengebirges auf
Felsen: am Rande des Kl. Teiches (Opiz)! im Kesselgrund (Gottstein)!
120. Ordnung. Papilionaceen L.
I. (Phyllolobeae.) Keimblätter bei der Keimung über die Erde sich erhebend und
ergrünend, laubartig, mit Spaltöffnungen. Blätter einfach, 3zählig oder unpaarig gefiedert (nur bei
den bloss kultivirten Caraganen paarig gefiedert, d. h. ohne Endblättchen).
A) Hülse 1fächerig (selten mit einer vom Mittelnerven des Carpells gebildeten unechten
Längsscheidewand oder mit bloss angedeuteten unvollständigen Querwänden), 2klappig, mehr-
samig, selten nicht aufspringend, 1—2samig, dann aber dünn, haut- oder papierartig.
1. (Genisteae.) Flügel am oberen Rande gegen die Basis faltigrunzelig. Kelch
2lippig. Staubgefässe ibrüderig. Blätter gefingert 3—mehrzählig oder 1zählig. Blättehen ganzrandig.
1. Sarothamnus. Kelchlippen kurz, oval, von einander abstehend, die Oberlippe
2zähnig, die Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite kreisförmig, zurückgekrümmt.
Griffel lang, bogig oder spiralig-eingerollt mit kleiner kopfförmiger Narbe.
. Cytisus. Kelchlippen kurz, oval, von einander abstehend, die Oberlippe gestutzt
oder 2zähnig, die Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite oval, zurückgekrümmt.
Griffel pfriemlich, nach die Blüthenaxe zu gekrümmt mit schiefer (bei unseren
Arten von der Blüthenaxe weggerichteter) Narbe.
3. Genista. Kelchlippen vorgestreckt, die Oberlippe bis zum Grunde 2theilig, die
Unterlippe 3zähnig. Fahnenspreite schmal oval, nicht zurückgekrümmt. Griffel
pfriemlich, an der Spitze nach der Blüthenaxe zu gekrümmt mit schiefer (bei
unseren Arten zur Blüthenaxe hin gerichteter) Narbe.
2. Flügel am oberen Rande flach, nicht runzelig, Kelch gleichmässig 5spaltig
w
oder 5zähnig.
a) (Trifolieae,) Blätter echt 3zählig, oder die oberen auch einfach, Neben-
blätter dem Blattstiele angewachsen, wohl entwickelt. Blättchen meist gezähnt.
«) Staubgefässe Ibrüderig; Staubfäden abwechselnd zur Spitze verbreitert.
Blumenkrone abfällig, mit der Staubgefässröhre nicht verwachsen. Hülse aus dem Kelche wenig
oder nicht hervorragend,
4. Ononis. Kelch glockig, 5spaltig. Schifichen geschnäbelt. Hülse wenigsamig, eiförmig
oder länglich, gedunsen.
p) Staubgefässe 2brüderig; Staubfäden fädlich, nicht verbreitert. Blumen-
krone abfällig, mit der Staubgefässröhre nicht verwachsen. Hülse aus dem Kelch weit hervorgehoben.
5. Medicago. Hülse 1—vielsamig, nicht aufspringend oder am äusseren Rande sich
öffnend, nierenförmig oder sichelförmig gekrümmt oder spiralig eingerollt. Cotyle-
donen sitzend oder in den Blattstiel gliedlos verschmälert.
6. Trigonella. Hülse 1—-vielsamig, etwas bogig gekrümmt, lineal, länglich oder
länglich-oval, dann in einen Schnabel und zuletzt in den Griffel allmälig
verschmälert. Cotyledonen dem Blattstiel mit einem Gelenke aufsitzend.
7. Melilotus. Hülse 1—2samig, gerade, oval, nicht oder unvollkommen aufspringend,
nicht geschnäbelt, in den dünnen Griffel plötzlich zusammengezogen. Cotyledonen
dem Blattstiel mit einem Gelenke aufsitzend.
7) Staubgefässe 2brüderig, Staubfäden gegen die Spitze nur schwach ver-
breitert, ihre Röhre dem Kiel der Blumenkrone eingewachsen. Blumenkrone verwelkend, bleibend,
die im Kelche verborgene oder ihn nur theilweise überragende Hülse einhüllend.
651
8. Trifolium. Kelch kurzglockig bis röhrig, 5zähnig oder 5spaltig. Hülse 1—4samig,
oval oder länglich, nicht aufspringend oder mit einem Deckel aufspringend oder
unvollkommen 2klappig.
b) (Loteae.) Blätter unpaarig-gefiedert, 5—mehrzählig oder die untersten
auch ungetheilt; das unterste Blattpaar oft kleiner, grundständig und nebenblattartig. Nebenblätter
verkümmert, borstenförmig (bei fremden Gattungen auch fehlend). Blättchen ganzrandig. Blüthen-
stände gestielt, von laubigen Blättchen behüllt, 1blüthig oder kopfförmig-doldig. Staubgefässe
abwechselnd zur Spitze verbreitert.
«) Staubgefässe 1brüderig. Schiffechen stumpf oder kurzbespitzt, unge-
schnäbelt. Hülse eingeschlossen, ohne zellige Querwände — Obere Blätter mehrpaarig gefiedert.
9. Anthyllis. Kelch röhrig, 5zähnig, bei der Fruchtreife vertrocknend, über der Hülse
geschlossen. Kiel über dem Nagel jederseits mit einem grubigen Eindruck. Hülse
eiföormig oder länglich, 1—2samig.
ß) Staubgefässe 2brüderig. Schiffehen geschnäbelt. Hülse aus dem Kelche
herausgehoben mit unvollständigen zelligen Querscheidewänden zwischen den Samen. — Blätter
scheinbar 3zählig, das 2te untere Blättehenpaar nämlich grundständig, nebenblattartig.
10. Lotus. Kelch 5zähnig oder 5spaltig. Hülse stielrundlich, 2klappig, ihre Nähte
ungeflügelt. Griffel an der Spitze verschmälert. — Blättchen des grundständigen
Paares kurzgestielt.
11, Tetragonolobus. Hülse -4kantig, ihre Nähte schmäler oder breiter geflügelt.
“ Griffel an der Spitze verdickt. — Blättehen des grundständigen Paares mit
breiter Basis dem Blattstiel und Stengelumfang angewachsen.
c) (Galegeae.) Blätter unpaarig-gefiedert. Nebenblätter entwickelt, krautig,
häutig oder dornig verholzt. Blüthen in achselständigen, unbehüllten Trauben. Blättchen ganz-
randig. Staubfäden fädlich, 2brüderig oder unvollkommen 1brüderig.
«) Fruchtknoten und Frucht vollkommen einfächerig.
*) Staubgefässe unvollkommen 1brüderig, d. h. der obere Staubfaden
nur zu '/, der Länge der Staubgefässröhre angewachsen.
12. Galega. Kelch glockig, 5zähnig. Schiffichen kurz und stumpfgeschnäbelt. Griffel
fädlich, kahl, mit punktförmiger endständiger Narbe. Hülse sitzend, aufrecht, lineal,
stielrundlich, holperig, dicht und etwas schräg läugsaderig, mehrsamig, 2klappig.
**) Staubgefässe 2brüderig (oberer Staubfaden ganz frei).
13. Colutea. Kelch glockig, kurz 5zähnig. Fahne am Innengrunde mit 2 Höckern.
Schiffchen mit kurzem abgestutztem Schnäbel. Griffel auf der Innenseite verflacht
und dichtpehaart, an der Spitze hakig; Narbe in der Biegung des Hakens.
Hülse gestielt, aufgeblasen, zuletzt häutig, nicht aufspringend oder an der
Spitze klaffend.
14. Robinia. Kelch glockig, tast 2lippig, Oberlippe 2zähnig, Unterlippe 3spaltig.
Fahne kreisrund, ohne Höcker. Schiffehen kurz- und stumpf-geschnäbelt. Griffel
innen feinflaumig mit endständiger Narbe. Hülse gestielt, lineal-länglich zusammen-
gedrückt, mehrsamig, spät und unvollkommen an der oberen samenlosen Naht
aufspringend.
ß) Fruchtknoten jung durch eine unechte, oft sehr schmale Scheidewand
2fächerig. Frucht vollkommen 2fächerig oder durch frühzeitiges Abreissen der schmalen Scheide-
wand nur unvollständig gefächert (Astragaleen). *)
15. Oxytropis. Schiffehen über das stumpfe Ende schnabelförmig zugespitzt. Obere
samentragende Naht der Hülse stark eingedrückt oder scheidewandartig einge-
faltet, frühzeitig von der unteren fast immer unverbreiterten *“) Naht (dem
*) Die Astragaleen müssen mit den Galegeen vereinigt werden, da Phaca, mit Astra-
galus so nahe verwandt, in der Frucht mit den übrigen Galegeen vollkommen übereinstimmt,
daher die Scheidewandbildung hier von untergeordneter Bedeutung ist.
**) Nur die alpine O. Halleri hat die untere Naht wie die Astragali nach innen in einen
scheidewandbildenden Flügel verbreitert,
652
Mittelnerven des Fruchtblattes) abreissend, daher die Hülse nur unvoll-
kommen 2fächerig.
16. Astragalus. Schiffehen ungeschnäbelt. Untere Naht der Hülse in eine mit der
oberen Naht verwachsene, zuletzt von derselben abreissende und in zwei Lamellen
spaltende Scheidewand verbreitert, daher die Hülse bis zur Reife 2fächerig.
B. (Hedysareae.) Hülse quer gefächert, oft in die Fächer (Glieder) zerfallend, oder
lfächerig, 1samig, mit hartem Epicarp, nicht aufspringend.
a) Blüthen in gestielten blattachselständigen Dolden. Staubgefässe abwechselnd
(die längeren) zur Spitze verbreitert.
17. Coronilla. Kelch kurzglockig, durch die 2 oberen höher verwachsenen Abschnitte
fast 2lippig. Schiffiehen geschnäbelt. Hülse stielrundlich oder 4—6kantig, rosen-
kranzartig eingeschnürt, in einsamige Glieder quer zerfallend.
b) Blüthen in gestielten blattachselständigen Trauben. Staubgefässe pfriemlich,
unverdickt.
18. Hedysarum. Kelch 5spaltig. Schiffehen stumpf. Hülse zusammengedrückt, gegliedert,
an den Querwänden eingeschnürt, in einsamige Glieder zerfallend.
19. Onobrychis. Kelch 5spaltig. Schiffichen stumpf. Hülse rundlich, 1samig, nicht
aufspringend; der obere Rand verdickt, gerade, der untere dünn, kammförmig-
gezähnt oder stachelig. :
II. (Sarcolobeae) Keimblätter dick, fleischig (mit Reservestoffen angefüllt), beim
Keimen meist in der Samenhaut unter der Erde bleibend, selten (Phaseolus) über die Erde
emporgehoben, verschrumpfend und abfallend. Blätter unserer Gattungen paarig-gefiedert, mit
einem Spitzchen oder einer Ranke endigend (nur bei Phaseolus 3zählig).
A. (Phaseoleae.) Hülse 1fächerig, 2klappig. Staubgef. 2brüderig oder unvollständig
1brüderig) Blätter 3zählig, Blättchen am Grunde meist mit Nebenblättchen.
20. Phaseolus. Kelch 2lippig. Fahne mit 2 Schwielen. Staubgefüsse sammt dem nach
der Blüthenaxe zu bärtigen Griffel und dem Schiffehen spiralig-gewunden,
Hülse durch schwammige Querwände zwischen den Samen unvollkommen quer-
fächerig, 2klappig.
B. (Vicieae.) Hülse 1fächerig, 2klappig. Staubgefässe 2brüderig. Blätter paarig-
gefiedert, mit einem Spitzchen oder einer Ranke endigend. *)
a) Staubfadenröhre sehr schief nach abwärts abgeschnitten (d. h, die unteren
Staubfäden gradweise länger und länger verwachsen).
21. Vicia. Kelch 5zähuig bis 5spaltig, kürzer als die Blumenkrone. Griffel ziemlich
stielrund, von den Seiten oder vom Rücken her etwas zusammengedrückt, aber
nicht abgeplattet, rivgsum ziemlich gleichmässig behaart, oder an der unteren
(der Rückennaht entsprechenden) Seite viel länger gebärtet, seltener fast kahl.
— Junge Blättchen zusammengelegt (nur bei V. faba eingerollt).
22. Lens. Kelch tief Stheilig, fast regelmässig, die lineal-pfriemlichen Zipfel so lang
oder länger als die Krone. Griffel schmal, aber deutlich vom Rücken her
abgeplattet, auf der oberen (zur samentragenden Bauchnaht verlaufenden) Seite
fein längsbehaart, auf der unteren oder Rückseite kahl. — Junge Blättchen
zusammengelegt.
b) Staubfadenröhre gerade oder doch nur sehr wenig schief abgeschnitten (d. h.
die Staubfäden fast zu gleicher Lünge verwachsen).
23. Pisum. Kelch tief 5spaltig. Griffel von beiden Seiten zusammengedrückt, auf der
unteren (vorderen) Seite tiefrinnig, auf der oberen (hinteren) Seite längsgebartet,
am Grunde knieförmig abgegliedert. — Junge Blättchen in der Mitte
zusammengelegt.
*) Nur die südeuropäische Gattung Cicer hat unpaargefiederte Blätter.
Sarothamnus, Cytisus. 653
24, Lathyrus. Kelch kurz-gezähnt bis tief 5spaltig. Griffel gegen die Spitze zu von
rückwärts plattgedrückt und oft verbreitert, auf der oberen Seite überall oder
2reihig behaart, auf der unteren kahl, nicht abgegliedert, aber öfter nebst dem
Schiffichen um 90° verdreht. — Junge Blättchen von den Seiten eingerollt.
1. Sarothamnus Wimmer. Besenstrauch.
1. S. vulgaris Wimmer 1832 (S. scoparius Koch, Spartium scoparium L., Co-
rema scoparium Presl Rostlinäf 1835, VSeobecny rostlinopis I.). Äste ruthenförmig, stark-
kantig; junge Zweige zottig. Blätter gestielt, 3zählig, oberste fast sitzend, einfach.
Blättehen verkehrteiförmig bis länglich, angedrückt seidenhaarig. Blüthen einzeln, selten
gepaart in den oberen Blattachseln, lockere kleinbeblätterte Trauben bildend. Griffel
schneckenförmig eingerollt, oberwärts verdickt und rinnig. Hülsen länglich, flach, an
beiden Nähten abstehend zottig.
Strauch, 2—6’ hoch. Blätter verhältnissmässig klein. Der Blüthenstiel sitzt wahrscheinlich
nicht unmittelbar in der Achsel des Tragblattes, sondern seitlich zu einem sehr kurzen Seiten-
spross innerhalb dieser Achse], welcher 2 einfache sitzende Blättchen und bisweilen auch ein
gestieltes gedreites Blatt trägt. Blumen gross, goldgelb, sehr selten weiss (bei uns noch nicht
beobachtet). Hülsen schwarzbraun.
% Mai, Juni. In trockenen, sandigen oder sandig-lehmigen Kieferwäldern und
Haiden; besonders an Waldrändern, an Wegen, auf Hügeln, verbreitet durch die Ebenen,
das Hügelland und niedere Gebirgsland von ganz Böhmen, in Gegenden mit vorherrschendem
sandigem, alluvialem Boden häufiger, aber auch auf Kalklehmboden. Bei Prag: Cibulka,
Scharka, St. Prokop, Kuchelbad, Morinky bei Karlstein, _Königsaal, Lhotka bei Modran,
Kröer Wald u. s. w. — Eilbe-Kostelec, massenhaft! Cäslau: bei der Zäker Fasanerie
(Opiz). Bohdaned, Pardubic! Chrudim: auf dem südlichen Gebirgsrücken in magerem
Boden sehr niedrig! Chlumek bei Leitomysl auf Kalkmergel! Landskron ! Brandeis a.
Adler! Borohrädek, Chlum bei Königingrätz! Konlina bei Jaromer! Jiein! Grosskal,
Turnau! Kl. Skal, "Liebenau, Reichenberg! Kratzau (Kratzm.)! — Jungbunzlau (Stika) !
Weisswasser (Hipp.)! Niemes gemein, Wartenberg, Kunersdorf unter dem Limberg!
Bürgstein (Hocke)! B. Kamnitz (Zizelsb.). Fugau, Nixdorf (Neum.). Herrnskretschen!
Kalmwiese bei Tetschen (Mal.)! — Im westlichen Elbthal häufig, besonders bei Melnik!
und Roudnice (Reuss). Goldberg bei Ploskovic (Mayer). — Erzgebirgsstrich: Teplitzer
Schlossberg (Knaf)! Osseg (Thiel)! Eichberg bei Podersam, Sandboden! Hauenstein,
Schlackenwerth, Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). — Mittelböhmen: Gross-Oujezd zwischen
Rakonitz und Slabec! zwischen Cercan und Beneschau! Chotobus bei Dobris! — Süd-
böhmen: Häufig um Chudenie, Pfestic u. s. w., noch im Böhmerwalde nächst der Bahn
vor Furth! Kieferwald am Opatovicer Teich bei Wittingau! Goldenkron (Jungb.).
2. Cytisus L. Geisklee.
a) (Tubocytisus DC.) Kelch walzig-röhrig. Narbe schief, von der Blüthenaxe abge-
wendet. Blüthen gebüschelt, zu 2—mehreren "oder einzeln, am Ende der Stengel oder kurzer
lateraler Zweiglein. Samenschnur am Samen kreisförmig verbreitert.
. €. capitatus Jacq. (C. supinus L.). Heurige Stengel aufsteigend oder aufrecht,
ziemlich dicht beblättert, einfach oder oben mit aufrecht abstehenden Ästchen, sammt
den Blattstielen abstehend rauhhaarig oder zottig, mit endständigem Blüthenbüschel.
Blättchen länglich-verkehrteiförmig, beiderseits mit lockeren, etwas abstehenden
Haaren, oberseits verkahlend. Kelche bleich, nebst den Hülsen abstehend zottigbehaart.
1—2’ hoch. Blätter (wie bei allen unseren Arten) 3zählig, weich, oberseits trüb dunkel-
grün. Kronen schmutziegelb, innen später rothgelb. Behaarung bald silbergrau, bald mehr fuchsig.
a) vulgaris. Blüthen nur an den heurigen Stengeln und dessen Aesten in endständigen
Büscheln; unter dem Endbüschel sprossen häufig später verlängerte, nachblühende Zweige. —
C. supinus L. Sp. pl. ed. 2. ist eine von wir bei uns nie gesehene Form mit niedergestreckten
Ästen (Stengeln).
654 Cytisus,
b) prostratus (C. prostratus Scop.?, C. bisflorens Host). Niederliegend mit aufstei-
genden heurigen Ästen. Blüthen an vorjährigen Asten seitenständig, zu 2, an heurigen zu 3—5
gebüschelt endständig.
» a) Juni, Juli und nachblühend, wenn die Endbüschel in Frucht stehen,
August, Septemb. In lichten Heidewäldern, Kieferwäldern, auf Heidewiesen, in sandig-
humosem Boden, ziemlich verbreitet im östlichen Viertel in der Ebene und im Hügel-
lande bis auf das niedere Vorgebirge, stellenweise auch in Südböhmen. Bechovicer
Wald (Wolfner, als C. repens Wolfn.)! Hrab&sin bei Cäslau! Chrudimer Gebirgsrücken
spärlich! Hrochow-Teinitz im Eichwalde, spärlich! Um Chlumee häufig: im Walde Drabina
bei Wehynie, am KlamosSka-Berge! Kladruber Wälder! Bohdane&! Pardubic: bei Veska,
Vystrkov, Zminy! Leitomy3l, häufig: auf dem Chlumek, bei Strokele, Johnsdorf, Nickl,
(mit Gladiolus imbricatus)! u. s. w. B. Trübau (Rybitka). Adler-Kostelee! Neukönigin-
grätzer Wälder, häufig! Chlum bei Königingrätz! Neuples und Kondina bei Jaromer
(Knaf)! Wolowka zwischen Josefstadt und Neustadt! Jicin: auf der Südseite des Lauretta-
hügels! Iser bei Benätek (Dedetek). Äusserster nordwestlichster Punkt bei Cistaj bei
Niemes! — In Südböhmen in einem etwa 6 Meilen breiten Gürtel längs des Böhmer-
waldes sehr zerstreut: Zliner Revier bei Lukavic südlich von Pilsen! Horazdovicer Ge-
gend (Sternberg). Friedberg (Purkyn&)! Goldenkron: am Kranzelberge, zwischen Goszau
und Steinkirchen, am Fussweg nach Budweis unterhalb Opalic (Jungbauer). — b) April,
Mai (Periode der seitlichen Blüthen), dann Juni, Juli (Periode der termidalen Köpfchen).
Bisher nur bei Hohenfurth in einer offenen Waldheide auf Granitboden (1870)!
2. C. austriacus L. (C. supinus y. L., Sp. pl. ed. 1., ©. canescens Maly in
Presl Del. prag.). Heurige Stengel aufsteigend oder aufrecht, ruthenförmig, ziemlich dicht
beblättert, einfach oder oberwärts mit steif aufrechten Ästchen, sammt den Blattstielen
etwas abstehend langhaarig, mit endständigem Blüthenbüschel, Blättchen verkehrtei-
lanzettlich, meist spitz, in den kurzen Stiel keilig verschmälert, von langen, ange-
drückten Seidenhaaren mattschimmernd. Kelche und Hülsen ziemlich anliegend dicht-
und langzottig.
‚ 1-2‘ hoch. Die Behaarung der ganzen Pflanze, besonders der Hülsen aus dem Silber-
graucn in’s Fuchsige stechend. Ausser am Stengel selbst finden sich öfter auch kleinere Blüthen-
büschel an der Spitze der oberen Ästchen und selten auch zu 1—2 stehende Blüthen auf sehr
kurzen achselständigen Zweiglein. Blumen citronengelb. Ist der vorigen sehr ähnlich, nur durch
steiferen Habitus, anliegende seidige Behaarung und schmälere, spitzere, mehr keilige Blättchenform
nicht eben gar scharf verschieden.
h Juli, August. Auf trockenen, sonnigen Hügeln in Heideboden, sehr selten.
Bisher bloss bei Melnik (Mann, Maly! Tausch!), in neuerer Zeit nicht wieder gesammelt,
der genauere Standort neuerdings auszumitteln. Zweifelhaft: Neuhof bei Kuttenberg
(Patzelt, als C. capitatus)! ob aber wild, oder aus dem dortigen Garten ?
3. C. biflorus l’Herit. (C. supinus Crantz, Presl fl. @ech., C. ratisbonensis
Weinm. ap. Schäffer icon!). Heurige Stengeltriebe unfruchtbar, aufsteigend, ziemlich
anliegend rauhhaarig, die vorjährigen verholzten meist niederliegend, angedrückt-kurz-
haarig, mit kurzen, 1—4blüthigen traubigen Seitenzweiglein. Blättchen länglich-
verkehrteiförmig oder länglich-elliptisch, oberseits kahl, sattgrün, unterseits von ange-
drückten Seidenhaaren fuchsig silbergrauschimmernd. Kelch angedrückt- goldgelb-
striegelhaarig. Hülsen dicht zottig.
' Stämmchen fusslang und länger, im Grase und Moose hinkriechend. Blumen satt
eitronengelb, mit den Blättern oder etwas früher hervorbrechend.
April, Mai. Auf sonnigen Hügeln und Rainen in Heideboden, in lichten
Kieferwäldern, in der Ebene und im Hüsellande, mit Sicherheit nur im nordöstlichen
Viertheil zerstreut. Bei Prag: Scharkathal, Cibulka, St. Prokop, Kuchelbad, Eichwald
gegenüber Hinter-Kopanina! Elbthal: bei Ceelic! Brandeis (Opiz)! Sehusie bei Kuttenberg
(Veselsky)! Wilhelminenshügel bei Cäslau (Opiz)! Kieferwälder bei Elbe-Teinitz! Civicer
Genista, 655
Revier gegen Svitkov auf der Herrschaft Pardubie (Opiz)! Neuköniggrätzer Wald! Chlum
bei Königgrätz! Mankovic, Weissleim bei Münchengrätz! Jungbunzlau (Stika)! Horka
bei N. Benätek! Melnik (Prazäk)! Weisswasser! Niemes (Hockauf, Schauta)! — Angeblich
auf dem Berge Hoblik bei Laun (Stumpf); nach Schlechtendal auch in der Horovicer
Gegend häufig, doch habe ich die Art dort nirgends gesehen.
b) (Laburnum DC.) Kelch kurzglockig. Narbe von der Blüthenaxe weggewendet.
Blüthen in endständigen, langen, deckblattlosen Trauben. Samenschnur oberwärts nicht verdickt.
4. C. nigricans L. Halbstrauchig, mit aufsteigenden, ruthenförmigen Ästen.
Blättchen verkehrteiförmig-lanzettlich oder elliptisch, oberseits fast kahl, trübgrün, unter-
seits nebst den Zweigen, Kelchen und Hülsen angedrückt-seidigbehaart. Trauben aufrecht,
am Ende der heurigen verlängerten ruthenförmigen Hauptäste.
— 3’ hoch. Blumen goldgelb, beim Trocknen schwärzlich,
» Juni—August. In trockenen lichten Wäldern, Heiden, auf buschigen auch
felsigen Lehnen im Heideboden, durch ganz Böhmen verbreitet und häufig bis auf das
Vorgebirge (zu 2000‘). Häufig um Prag, so z. B. Zizkaberg, Podbaba, Horomeficer Hain,
Felsen gegenüber Libdic! Votvovicer Hain (Gintl)! Scharka, Cibulka, St. Prokop, Kuchelbad,
Radotiner Thal, Zävist, Karlstein, Tetin, Unhost, Stifin, Kröer Wald u. s. w. Verbreitet
im ganzen Elbthal und dem angränzenden Hügellande von Öäslau, gegen Jiein u. Ss. w.
Im östlichen Theile bei Chotzen, Hohenmauth u. s. w. Im nördlichen Böhmen, sowohl
in den wärmeren niederen Ben bei Jungbunzlau, Weisswasser, Niemes als auch im
gebirgigeren Theile bis an den Fuss der Sudeten, so bei Trautenau, Arnau, Grottau,
u. s. w. Häufig auch: im Basaltmittelgebirge, im Egerthale, am Erzgebirge und auf dem-
selben bis zu 2000’ hoch! Saazer Gegend, Vinaric! Westliche Curorte. Mittelböhmen ;
um Bürglitz, Horovic, Pribram, Rokycan, Rozmitäl, Pilsen! Prestic, Chudenic ziemlich
häufig! Südostböhmen z. B. bei Sobeslau, Pisek, Strakonic (Berg Kuridlo), Krumau und
Goldenkron! am Blanskerwalde! Kubani (Müncke), Gratzen! — scheint südlich von
Krumau bei Ottau aufzuhören.
7 5. €. laburnum L. (Goldregen, Bohnenbaum). Baum. Blättchen elliptisch,
oberseits kahl, unterseits, nebst den Zweigen und Kelchen, angedrückt behaart. Trauben
hängend, an kurzen Seitenzweigen in den Blattachseln vorjähriger Laubzweige
endständig.
H. 20‘. Blumen hellgoldgelb, gross.
% Mai, Juni. Stammt aus dem südlicheren Europa, (von Österreich, Steiermark
an); beiunsin Anlagen, auf bepflanzten Anhöhen nicht selten, bisweilen anscheinend wie wild.
3. Genista L. Ginster.
1. G. germaniea L. Äste aufsteigend oder aufrecht, die vorjährigen vom unteren
Drittheil an mit traubig verzweigten, im unteren Theile auch mit einfachen Zweig-
dornen, oberwärts aus denselben Blattachseln zugleich mit dem Dorne auch beblätterte und
grösstentheils eine endständige deckblätterige Blüthentraube tragende Äste treibend,
selbst auch öfter mit einer Traube geendigt. Blätter länglich-elliptisch, spitzlich, ohne
Nebenblättchen, am Rande nebst den Ästchen, Blüthenstielen, Kelchen und Hülsen rauh-
haarig-zottig. Deckblätter pfriemlich. Kelch kurzglockig. bis zu °/, 3spaltig; Zipfel
der Oberlippe lanzettlich; Unterlippe halb 3spaltig. Hülsen länglich rautenförmig, zu-
gespitzt, zottig.
/,—1"/,‘ hoch. Am Grunde der älteren Zweige findet man in den Blattachseln nur
Knospen, höherhin theilweise nur Dorne, theilweise Dorn und Knospe übereinander (der erstere
höher stehend), noch höherhin wächst diese Knospe zu einem dornlosen Laubtriebe oder Blüthen-
zweige aus. Die Dörnchen am Hauptdorn sind meist von einem Niederblatte gestützt, bisweilen
auch von einem Laubblatt; bei den oberen Dornen bildet sich aussen an der Basis der (secundi ären)
Dörnchen ebenfalls ein Knöspchen, welches wohl auch in einen Laubtrieb auswächst. Wenn der
Hauptast bis zum Grunde abgemäht wird (oder auch abfriert?), so treiben die unteren Achsel-
u U
656 Genista,
knospen in längere dornlose, blühende Zweige aus; solche hatte Opiz als var. inermis (von Tupadl
bei Cäslau). Ob es daneben eine normal dornlose Varietät giebt, ist noch zu untersuchen. Aus
Italien und Frankreich sah ich dagegen eine var. spinosissima, an der auch die blühenden
Zweige schon Dornen in den Blattachseln ausgebildet haben, wodurch sehr dornige dichte Büsche
entstehen, deren starre Blätter auch zu perenniren scheinen. Blumen goldgelb.
f Mai, Juni, einzeln in den August. In trockenen, lichten Wäldern, auf Abhängen,
durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge ziemlich verbreitet, doch nicht überall. Bei
Prag häufig: Ziäkaberg, Roztok, Scharka, Stern, St. Prokop, Kuchelbad, Radotiner Thal,
Morinky, Karlstein, Zävist, Kundraticer Wald u. s. w. Öäslau (Opiz). Chradim: südlicher
Gebirgsrücken! Wälder bei Dymokur, Chlumec, Königstadtel! Hrochow-Teinitz! Dvorisko
bei Chotzen! B. Trübau (Rybicka). Kieferwälder bei Adler-Kostelee! Königingrätzer Wald!
Ji&in! Münchengrätz: auf der Horka (Sekera). Bäba bei Kosmanos! B. Aicha (Wiese)!
Weisswasser (Hipp.)! Niemes (Schauta)! Kunersdorf unter dem Limberge! Sandauer Berg
b. Kamnitz! Dittersbach gegen Kamnitzleiten! Fugau (Karl). — Widim (Hackel). Melnik
(Prazäk)! Verbreitet im westlichen Elbgebiet, bei Leitmeritz, im Mittelgebirge u. s. w.
Turner Park bei Teplitz! Cernovicer Purberg bei Komotau (Knaf)! Gr. Holetitz bei Saaz!
Laun! Vinafic! Karlsbad, Ellbogen (Ortm.). -— Mittel- und Südböbmen: Bürglitz! Hofoviec,
Jinec häufig! Cerhovie gegen Zbirow! Berg Zdär bei Rokycan! Pilsen! Zlin bei Lukavie!
Chudenic! Kufidlo bei Strakonic! Blanskerwald am Fusse bei Krenau! Üernic bei Golden-
kron! Schlumitz bei Ottau! vor Hohenfarth! Um Wittingau, Gratzen nicht gesehen.
2. G. tinctoria L. Äste aufsteigend oder aufrecht, selten niederliegend, die
vorjährigen ohne Zweigdorne, die heurigen verlängert, ruthenförmig, oberwärts meist ästig,
mit kurzen, traubentragenden Ästchen, am Ende traubig. Blätter elliptisch bis lanzettlich,
spitz, am Blattstiel mit lanzettlich-pfriemlichen Nebenblättchen, sammt den Stengeln
meist zerstreut-behaart, selten fast kahl, am Rande dicht gewimpert. Trauben be-
blättert; Blüthen einzeln in den Achseln kleiner lanzettlicher Tragblätter. Kelch
glockig, nur etwas über die Mitte 3spaltig ; Zipfel der Oberlippe 3eckig-pfriemlich ;
Unterlippe fast bis zu ihrer Basis 3theilig. Hülsen fast lineal, etwas gekrümmt, sowie
die Blumenkrone kahl.
1—2‘ hoch; auf moorigen Heidewiesen auch eine Form mit niedergestreckten Ästen
(ß. prostrata). Blumen sattgoldgelb, selten blasscitronengelb (y. pallida).
b» Juni—August. In Wäldern und auf Heidewiesen des ganzen Hügellandes
bis auf das niedere Gebirge zu 2000° (z. B. Erzgebirge) verbreitet und häufig, noch
häufiger als vorige; 8) z. B. bei Chudenic! 7) bisher nur bei Nickl an der mährischen
Gränze nächst LeitomySl unter der gewöhnlichen Farbvarietät.
3. G. pilosa L. Ästig, niederliegend, mit liegenden oder aufstrebenden Ästen,
ohne Zweigdornen. Blätter verkehrteiförmig oder länglich, kurzzugespitzt, oberseits
kahl, unterseits (wie auch die Zweige) angedrückt seidig-steifhaarig. Blüthen zu 1
bis 2 in den oberen Blattachseln, meist zugleich mit einem sehr kurzen Laub-
zweiglein (Blätterbüschel), oberwärts zu beblätterten Trauben zusammengehäuft. Kelch
angedrückt behaart, glockig, !/,3spaltig; Zipfel der Oberlippe eilanzettlich; Unterlippe
an der Spitze kurz 3spaltig. Aussenseite der Fahne und des Schiffchens, sowie die
lineal-Jängliche, an den Nähten wellige Hülse angedrückt behaart.
Stämmchen kriechend, bis 1’ lang. Blätter klein, dunkelgrün, an der Spitze oft längs des
Mittelnerven abwärts gebogen. Behaarung grauschimmernd, im Alter etwas fuchsig. Blumen soldgelb.
» Juni, Juli, und oft im August, September nochmals. In trockenen Wäldern,
zumal in sandigen Kieferwäldern. In einem Wäldchen am Ratiboficer Park bei Skalie
(Brorsen); für Böhmen neu. Obgleich ich kein Exemplar gesehen, so kann ich in die
Angabe des rühmlich bekannten dänischen Astronomen um so weniger Zweifel setzen,
als die Art nicht weit davon bei Reinerz in der Grafschaft Glaz seit Alters bekannt ist.
. .. Anmerkung. Zur Gruppe der Genisteen gehört auch Ulex, durch den bis zum Grunde
2lippig-getheilten Kelch, die gedunsene, den Kelch kaum überragende Hülse ausgezeichnet. U,
Ononis. 657
europaeus L., ein ästiger, 2—4‘ hoher Strauch mit gefurchtem Stamm und Zweigen, dicht mit
lineal-pfriemlichen, dornig-zugespitzten Blättern und ebensolchen kurzen Achselzweigen besetzt,
an dem nur die untersten Blätter auch öfter 3zählig sind, mit an den seitlichen Dornzweigen
höherer Grade einzeln achselständigen, gestielten, grossen Blüthen, aus dem südlichen und west-
lichen Europa, fand Dr. Novotny bei Neuhaus im Kamenicer Walde in 3 Exemplaren, neuerdings
aber nicht mehr wieder; wahrscheinlich war der gegen strengere Winterkälte «mpfindliche Strauch
bereits wieder abgestorben.
Anmerkung. Lupinus luteus L. (gelbe Lupine), aus Südeuropa, wird nach Schlech-
tendal in der Horovicer Gegend als Viehfutter selten kultivirt.
4. Ononis L. Hauhechel.
1. 0. spinosa L. em. Stengel aufrecht oder aufsteigend, auf den absteigenden
Blattspuren zottig, sonst nur drüsenhaarig oder ziemlich kahl, mit zahlreichen
Dornästen. Blätter 3zählig, obere einfach; Blättchen länglich oder lineal-länglich, ge-
zähnt-gesägt, spitz oder stumpf, mit sehr kleinen Drüsenhärchen (anscheinend kahl).
Blüthen meist einzeln, blattwinkelständig, lockere, beblätterte Trauben bildend. Kelch
drüsig behaart, mit spärlichen langen Haaren, deren unterer Zahn meest kürzer als
der untere Theil des Schiffchens bis zur Beuge. Fahne oval, stumpflich ; Flügel Y,
so lang als dieselbe, dessen Zahm vom Nagel abstehend. Hülse schief eiförmig, so
lang oder länger als der wenig vergrösserte Fruchtkelch.
Stengel sehr ästig, 1—2’ hoch. Nebenblätter schief eiförmig, dem Blattstiel angewachsen.
Blumen violettrosa, seltener weiss, in der Grösse veränderlich. Samen hökerig-punktirt, braun,
schwärzlich gefleckt. Geruch schwach, kaum bocksarlig. Herr A. Mayer in Leitmeritz theilte mir
folgende Varietäten (von Leitmeritz) mit: £. microphylla A. Mayer, Blätter klein, gedrungen,
fast alle einfach; f. flagelliformis A. Mayer, ebenso, aber die Äste peitschenförmig ohne
Seitenzweige fortwachsend, am heurigen Endtheile frisch, beblättert, an der vorjährigen Basis mit
trockenen Nebenblattscheiden (deren Blättchen bereits abgefallen sind); 7) macrophylla A.
Mayer, Blätter entfernt auf verlängerten Trieben, die meisten 3zählig, mit grösseren Blättchen.
2\ Juni— September. Auf unbebautem Boden, wüsten Plätzen, Triften, Weg-
rändern, steinigen Flussufern, im Hügellande und der Ebene verbreitet, in gebirgigeren
Gegenden selten oder fehlend.. Um Prag gemein. Verbreitet im ganzen Elbthale von
Tetschen bis Königingrätz und Jaromör! ebenso im angränzenden Hügellande ; so häufig
um Cäslau! bei Chrudim! Hohenmauth, Chotzen, Brandeis a. Adler, Senftenberg! Von
Jiöin nach Süden zu häufig! Turnau gegen Wartenberg! Kleinskal (Neumann), Jung-
bunzlau! Weisswasser (Hippeli)! am Bösig (Purkyn&)! Fehlt bei Niemes, doch schon bei
Reichstadt (Schauta)! B. Leipa, B. Kamnitz! Häufig im Egerthale und am Rande des-
selben, so bei Loun, Saaz, Vysocan; ebenso längs des Erzgebirges, bei Teplitz, Rothen-
haus, Komotau! Schlackenwerth (Ortmann); doch nicht bei Karlsbad. — Mittelböhmen:
Althütten bei Beroun! Bürglitz, Rakonitz! Horovie häufig, bei Piibram seltener! —
Chotöschau bei Pilsen! Chudenic gegen Dolan spärlich! Bei Krumau nach Jungbauer
im Moldauthale gegen Wettern, doch fand ich daselbst, wie überhaupt in der Krumauer
Gegend, keine Spur mehr.
2. 0. repens L. (O. arvensis Presl fl. lech., ©. procurrens Wallr.). Stengel
niederliegend oder aufsteigend, am Grunde zuletzt wurzelnd, ringsum, am dichtesten
aber auf der absteigenden Blattspur zottig, nebstbei drüsenhaarig, wehrlos oder ein-
zelne untere Äste dornig. Blätter die meisten einfach, die unteren 3zählig; Blättchen
oval bis länglich, kleingezähnt-gesägt, stumpf oder gestutzt, drüsenhaarig. Blättchen
meist einzeln in den Blattachseln, lockere beblätterte Trauben bildend. Kelch drüsig-
behaart und zottig; Zähne lanzettlich, spitz, der untere bis zu der spitzwinkeligen
beuge des Schiffchens reichend. Fahne gross, rundlich-oval, zugespitzt, Flügel */, so
lang als diese, dessen Zahn dem Nagel anlieyend. Hülse eiförmig, kürzer als der
vergrösserte Fruchtkelch.
1—2' Jang. Blumen rosenroth, purpurn gestreift, selten weiss, grösser als bei voriger;
Samen grösser, mit grösseren und spitzeren Höckerchen, Geruch der reichlicheren Drüsenhaaren
wegen stärker, bocksartig.
658 Medicazo,
2. Juni—August. Auf Triften, sandigen Wiesen und Wegrändern, besonders
an Flussufern in den Niederungen zerstreut, meist seltener als vorige. Bei Prag: fast
nur an der Moldau: Bubna! Trojainsel, bei Husinee und Libtie! Radlie, Kosir, Kaiser-
wiese, zwischen Modran und Lhotka auf dem Plateau mit Pedicularis palustris! Vran,
hinter Stechovic! Radotin, VSenor, Karlstein (Ruda)! — Beroun gegen Neuhütten zu
am Berounflusse! bei Nezabudic nächst Bürglitz! Nicht selten im westlichen Elbthale
bei Lobositz, Leitmeritz, Cernosck! Tetschen ! Im östlichen Elbthal von mir nicht ge-
sehen, dagegen an der Adler bei Brandeis! Im nördlichen Gebiete: Münchengrätz
(Sekera), bei Leipa gegen Piessnik! sonst nicht gesehen. Fehlt auch im Erzgebirgs-
striche bei Brüx, Komotau, Saaz; dagegen wieder bei Schlackenwerth am Grasberg nächst
Warta (Reiss nach Ortmann), und bei Wasserhäuseln bei Petschau (Ortm.). Häufig bei
Pilsen, hinter der Sachsenvorstadt im Berounthale, im Radbuzathale, am Zlin bei Lu-
kavie, Angelthal bei Klattau, Chudenic!
3. 0. hireina Jacg. (0. fotens All.). Stengel aufrecht oder aufsteigend, nicht
wurzelnd, ringsum zottig und drüsenhaarig, ästig, ohne Dornen. Untere Blätter 3zählig,
obere blüthenstützende einfach; Blättchen oval oder länglich, kleingezähnelt-gesägt,
gerundet stumpf oder spitzlich, drüsenhaarig. Blüthen paarweise oder die oberen ein-
zeln in den Blattwinkeln, unterwärts entfernt, oberwärts gedrängte ährenförmige
Trauben bildend. Kelch drüsig behaart und langzottig; Zähne lanzettlich, allmälig
zugespitzt, der untere bis zu der stumpfwinkeligen Beuge des Schiffehens reichend.
Fahne gross, rundlich-oval, stumpf, das Schifichen weit überragend; Flügel °/, so lang
als diese, sein Zahn vom Nagel abstehend. Hülse eiförmig, kürzer als der ver-
grösserte Fruchtkelch.
1--2° hoch, von Allen am kräftigsten, stark zottie. Blätter auch im Blüthenstande noch
gross, besonders auffällig gross deren stengelumfassende Nebenblattscheiden. Blumen rosa, pur-
purngestreift. Starker Bocksgeruch wie bei voriger.
% Juli, August, Auf Wiesen, Triften, Wegrändern. Bisher nur im Fiederholz
zwischen Böchovie und Ouval am Waldrande nächst der Staatsbahn, in einigen Exem-
plaren (Poläk 1873)! wahrscheinlich durch die Bahn aus Mähren, Nieder-Oesterreich
oder Ungarn eingeschleppt; ob bleibend angesiedelt, ist abzuwarten.
5. Medicago L. Schneckenklee.
a) (Spirocarpus DC.) Hülse schneckenförmig gewunden; Windungen im Mittelpunkte
geschlossen (ohne Durchgang).
1. M. minima Desrouss. Dicht behaart bis zotlig. Nebenblätter eilanzettlich,
gezähnelt. Blättchen verkehrteiförmig, tief ausgerandet, vorn gezähnt, die seitlichen sehr
kurz gestielt, fast sitzend. Trauben 1—5blüthig. Hülse mit 3—5 Windungen, aderlos,
am Rande mit 2 Reihen am Grunde zusammengedrückter, an der Spitze hakiger,
beiderseits gefurchter und so am Grunde in 2 Schenkel auslaufender Stacheln; der
untere Schenkel des Stachels verlauft quer zu einer dem Rande jederseits parallelen Leiste.
Stengel 3°—1’ lang, niederliegend oder aufrecht. Blätter wie bei allen Arten 3zählig.
Pflanze von der meist dichten Behaarung grau, Haare in der Regel durchaus drüsenlos, seltener
(ß. viscida Koch) den einfachen Haaren Drüsenhaare beigemischt. Blumen klein, gelb. Stacheln
meist so Jang und länger als der albmesser der Hülse, selten (y. brevispina m.) die Stacheln
verkürzt, nur halb SO lang als der Hülsendurchmesser.
© Mai, Juni. Auf trockenen grasigen Hügeln und Wegrainen, auf Kalk oder
Sandboden, fast nur im warmen Hügellande, sehr zerstreut, aber gesellig, oft in Menge.
Bei Prag ziemlich häufig im Moldau- und Berounthale: Wälle des Vysehrader Thores!
Felsen der Folimanka häufig! Gräben vor dem Kornthore, Felsen bei der Kaisermühle!
Podbaba (Poläk)! Sel& (Opiz)! Lieben! Hügel „na zämku“ bei Chabry (Dede,)! Särka !
Slichover Kirchhügel! Abhang des Plateau’s über dem Einschnitt des _Kuchelbader
Baches! um Karlstein häufig! Tetin! — Kuttenberg (Veselsky)! Wälle von Cäslau (Opiz).
Medicago, 659
Im westlichen Elbthale bei Wegstädtel am Elbufer (#)! Roudnie (Reuss). Leitmeritz::
am Radobyl nächst dem Kreuze! Dreikreuzberg bei Öernosek, Felskuppe bei Salesl,
Schreckenstein bei Aussig (Mayer). — Nordböhmen: bei Weisswasser (Hipp.)! Niemes
(Schauta), selbst bei B. Kamnitz (Zizelsb.) und Reichenberg (Siegmund, & und y)! auch
bei Schluckenau (nach Karl). Am Fusse des Erzgebirges: bei Teplitz, (Roth, nebst ß)!
z. B. am Schlossberg (Hampel); Bilin (Reuss), Brüxer Schlossberg (Knaf)! Rannayer
Berg bei Loun! Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Am Postelberger Teich (Knaf)! Vysocan
(Thiel)! Heiliger Berg bei Kaaden (Sachs)! Marienbad (Glückselig); bei Karlsbad nicht
verzeichnet. — In Mittelböhmen, wahrscheinlich vom Berounthal her gekommen, bei
Zebräk auf dem ersten niederen Hügel gegen Burg To&nik und am Berge Toönik selbst!
(nach Schlechtendal auch bei Horovic, wo ich die Art nicht fand). — Krumau: auf
dem Kalkfelsenberg oberhalb der Wasserwehre (Jungbauer).
2. M. lupulinaL. Mässig- oder zerstreut-behaart. Nebenblätter eiförmig oder
eilanzettlich, ganzrandig oder gezähnt. Blättchen fast rhombisch-verkehrteiförmig, vorn
gezähnt, die seitlichen kurz gestielt. Trauben welblüthig, rundlich-kopfförmig, zuletzt
verlängert. Hülsen nierenförmig, gedunsen, an der Spitze nur mit einer Windung
gewunden, längsaderig, kahl oder behaart, ohne Stacheln.
Stengel ästig, niederliesend oder aufsteigend, 3°—1’ lang. Blumen klein, gelb. Hülsen
zuletzt schwarz. Var. «) glabrescens, Hülse angedrückt behaart oder ziemlich kahl; $. glandu-
losa Neilr. (M. Willdenowii Bönningh.), Hülse abstehend-drüsenhaarig.
© Mai—Herbst. Auf Wiesen, Weiden, Wegrändern, Feldern, verbreitet und
gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge; auch ) nicht selten.
b) (Faleago Rchb.) Hülse sichelförmig gebogen oder schneckenförmig gewunden, mit
offenem Durchgange zwischen den Windungen.
3. M. falcata L. Stengel niederliegend, ausgebreitet ästig, nebst den Blättern
angedrückt behaart. Blättcehen länglich- bis lineal-keilförmig, an der Spitze ausgerandet,
mit einer Stachelspitze im Ausschnitt, vorn sehr klein, fast unmerklich, selten deut-
licher gezähnelt oder ganzrandig. Blüthentrauben kurz, etwa 1Oblüthig. Blüthenstiele
etwas länger als die kurzglockige oder beckenförmige Kelchröhre, auch nach dem Ver-
blühen aufrecht. Hülsen sanft sichelförmig oder halbmondförmig gekrümmt, angedrückt
feinflaumig, mit durch eine ziemlich seichte Rinne minder scharf abgetrennter Rücken-
naht. Samen 3eckig, auf einer Seite der Nabel.
Stengel stets niederliegend, 1—2‘ lang. Blumen kleiner als bei der folgenden, heller
oder dunkler gelb. Samen kleiner als bei folgender.
2 Juni—September. Auf Rainen und Dämmen, trockenen grasigen Hügeln und
Wiesen, an Wegen, im ganzen Hügellande, besonders im wärmeren Theile desselben ver-
breitet und meist häufig. Vorgebirge des Riesengebirges bei Hohenelbe! In Südböhmen
bei Krumau von Jungbauer nicht verzeichnet,
+4.M. sativa L. (Luzerne). Stengel aufrecht oder aufsteigend, sehr zerstreut behaart
oder fast kahl. Blättchen keilig-verkehrteiförmis, obere länglich- und lineal-keilförmig,
stumpf oder ausgerandet, vorn spitz ausgefressen-gezähnt. Blüthenähren eiförmig oder
länglich (nur kleine Seitenähren auch kurz), etwa 20blüthig. Blüthenstielchen meist so
lang als die glockige Kelchröhre, auch nach dem Verblühen aufrecht. Hülse in 2—3
Windungen gewunden, angedrückt flaumig, mit durch eine schärfere Furche abge-
sonderter Rückennaht. Samen nierenförmig, der Nabel im Ausschnitt.
H. 1—2’. Blumen violett, blau oder bläulich-weiss.
2. Juni—September. Auf Feldern und Wiesen als gutes Futterkraut im ganzen
wärmeren Hügellande und den Ebenen gebaut (aus Südeuropa stammend), auch auf
Wiesen und Rainen nicht selten verwildert,
660 Trigunella. Melilotus.
* M. media Pers. Stengel aufrecht bis aufsteigend. Blättchen kleiner-gezähnt
oder selbst wie bei M. falcata schmal, keilig, vorn fast ganzrandig. Hülsen halbkreis-
förmig bis in 11), Windungen gewunden. Sonst wie vorige.
Blumen ebenso gross wie bei M. sativa oder etwas kleiner. Var. «. versicolor, Blumen
schmutzig-violett, in’s Grünliche oder Braune, anfangs grünlich oder gelblich, oder in umgekehrter
Reihenfolge die Farben ändernd; £) ochroleuca (M. falcata Tausch! M. falcata var. ochro-
leuca Opiz), Blumen hellgelb oder weisslichgelb; f£. ist der echten M. falcata schon sehr ähnlich
und wird oft dafür gehalten. Die M. media wird meist für einen Bastart (M, sativa X falcata)
gehalten, womit die intermediäre Bildung wohl stimmen würde; indessen kommt sie oft für sich
oder mit M. sativa allein vor (ohne M. falcata), auch ist die var. f. als Kreuzungsprodukt von
gelben und violetten Blumen nicht erklärbar, daher es wahrscheinlicher ist, dass M. media nur
die verwilderte Form der M. sativa ist, wonach auch M. falcata specifisch nicht streng geschieden
wäre, daher neuerdings Urban alle 3 zu einer Art zusammengezogen hat.
2 Juni—Herbst. Auf Wiesen und grasigen Rainen, mit M. sativa meist gesellig
und häufig verwildert.
6. Trigonella L. em.
1. T. monspeliaca L. Stengel liegend bis aufrecht, einfach oder unterseits aus-
gesperrt-ästig. Blätter 3zählig, gestielt; Blättchen keilig-verkehrteiförmig, vorn spitz und
ausgefressen-gezähnelt, das mittlere viel länger gestielt. Nebenblätter der Blattstielbasis
am Grunde angewachsen. Trauben achselständig, verkürzt, armblüthig, fast doldig,
fast sitzend, deren Axe in eine Stachelspitze ausgehend. Blüthen sehr kurz gestielt,
aufrecht. Hülsen lineal, aus dem Stielrunden zusammengedrückt, vorragend schief-
quernervig, mit gekrümmter, kurzer Stachelspitze, herabgeschlagen, aber im sanften
bogen emporstrebend, sternförmig von einander abstehend. Samen walzlich, warzig.
2°—1' lang, durchaus flaumig. Blumen sehr klein, gelb, schnell welkend.
© Mai, Juni. Am Gipfel des Radobyl bei Leitmeritz, auf kurzgrasigen Stellen
nächst dem Kreuze, mit Medicago minima in ziemlicher Menge (von Burkhardt bereits
vor mehr als 30 Jahren entdeckt und an Koch mitgetheilt; blieb dann zweifelhaft,
weil Koch den genaueren Standort nicht angab, vor Kurzem von A. Mayer wieder-
gefunden)! Ist zunächst erst in Ungarn einheimisch und kommt selbst im Wiener Becken
nur vorübergehend vor.
7 2. T. cerulea Ser. (Melilotus coerulea Desrouss). Stengel aufrecht, ästig.
Blätter 3zählig, gestielt; Blättchen länglich-oval, die der obersten Blätter länglich, stachel-
spitz, kleingesägt. Nebenblätter aus breitem gezähntem Grunde lanzettlich. Trauben
achselständig, langgestielt, gedrungen kopfförmig ; Blüthen aufrecht, kurzgestielt. Hülsen
etlänglich, aufrecht, aber nach auswärts gekrümmt, in einen borstlich ausgehenden
Schnabel verschmälert, längsgeadert.
1—3’ hoch, kahl, nur oberwärts zerstreut behaart. Blumen lilablau und violett gestreift.
© Juni, Juli. In Südeuropa einheimisch; bei uns nur sehr selten gebaut und
einzeln in Gärten, auf Wiesen, an Zäunen verwildert. Bei Prag einmal in der Podbaba
und am Karlshof gefunden. Wurde bei Kröglitz bei Tetschen gebaut (Malinsky)!
7. Melilotus Haller. Steinklee.
a) Nebenblätter aus mässig breitem, ganzrandigem, selten auch aus 1—2zähnigem
Grunde pfriemlich. Seitennerven des Blättchens ungegabelt, in einen Zahn auslaufend, daher der
Blattrand entfernt gesägt.
«) Hülse zugespitzt, angedrückt/hehaart. Fahne, Schiffehen und Flügel fast gleich lang.
1. M. altissimus Thuill. 1799 (M. macrorrhizus Koch nee Pers., M. offieinalis
Willd., Tausch h. boh.!, Trifolium palustre W. Kit.). Blättchen länglich, die der unteren
Melilotus, 661
Blälter verkcehrteiförmig, entfernt gesägt oder fast ganzrandig. Nebenblätter lanzettlich-
pfriemlich, ganzrandig oder die unteren, selten die oberen jederseits I—2zähnig. Hülsen
eiförmig, mit langem pfriemlichem Griffel, netzig-runzelig, auf dem Rücken in einen
vortretenden scharfen Kiel zusammengedrückt.
Wie die folxenden fast kahl, sehr zerstreut behaart. Wurzel spindelig, nicht dicker als
bei den beiden folgenden. Stengel 2—5'’ hoch, aufrecht, ästig. Blüthen (wie bei allen Arten) in
gestielten, blattachselständigen, reichblüthigen Trauben, herabhängend. Blumen goldgelb, Fahne
oft braun gestreift. Hülsen reif schwärzlich, grösser als bei den 2 folgenden, durch die Behaarung
und Zuspitzung sehr kenntlich. Geruch dieser und der 2 folgenden Arten stark, süsslich.
69 Juni—September. Auf feuchten Wiesen, an Wiesengräben, in feuchtem Ge-
büsch, in lehmigem Boden auch auf Abhängen und Dämmen, an Wegrändern, nur im
niederen Hügellande und der Ebene sehr zerstreut. Fehlt (eine unbestimmte, unzuverlässige
Angabe Tausch’s ausgenommen) gänzlich in der Prager Umgegend, zunächst erst an
der Säzava bei Cercan am Bahndamme! — Sehr häufig in der Gegend von Podebrad:
am Saner Kanal, am Wege nach dem Blato und auf der Blatowiese selbst, am Abhange
des Woskoberges im Thonboden! Gräben bei Gross-Wosek! Dymokur: am Abhange
des Jakobs-Teiches im Gebüsche, im Parkwäldchen! u. a., bei Rozdalovie häufig! Bei
Jicin am Kalkmergelabhange unter den Prachower Felsen! Wolesnie bei Chlumec im
Thonboden! Slatina bei Hohenmauth! Jungbunzlau: am Bache nächst dem Wege nach
Dobravie (Ascherson)! Habsteiner Sümpfe (Lorinser nach Schauta). B. Leipa gegen
Piessnik! Elbeufer bei Leitmeritz und Eger bei Theresienstadt! Im Böhm. Mittelgebirge
hin und wieder: am Rande des Triblicer Schlossteiches! am Granatbache unter dem
Radelstein! bei Stöpanov! im Thale zwischen dem Klotzberge und Talinaberge, zwischen
Wellemin und Mileschau! Loun: bei Brdloch nächst Citolib auf sandigem alluvialem
Wiesenboden! — Schönborn bei Tetschen auf Bakulitenthor! Wessen bei Teplitz im
Strassengraben! Thal bei Schiesselitz am Bache! Karlsbad (Glückselig), aber bei Ort-
mann nicht verzeichnet. Rakonitz: am Wassergrabeu beim Neu-Teich und bei der Rothen
Mühle, zahlreich!
£) Hülse stumpf, stachelspitz, kahl. Schiffchen stets kürzer als die Fahne,
2. M. offieinalis Desrouss, (M. arvensis Wallr., M. Petitpierreanus Koch).
Blättehen geschärft-gesägt, eiförmig oder die oberen länglich, die der unteren Blätter
verkehrteiförmig. Nebenblätter ganzrandig oder die untersten 1I—2zähnig. Flügel so
lang als die Fahne, länger als das Schiffehen. Hülse eiförmig, auf dem Rücken ge-
rundet, stumpf gekielt, querrunzelig, wenig netzförmig.
1—4’ hoch, aufrecht oder aufsteigend, bisweilen niederliesend. Blumen hellgoldgelb,
etwas grösser als bei vorigem, dagegen die lederbraunen Hülsen weit kleiner.
69 Juni— September, Auf unbebauten Stellen, Schutt, Rainen, trockenen Ab-
‚ hängen, Feldern, an Wegen und Flussufern, im ganzen inneren Hügellande und den
Niederungen zwar verbreitet, aber zerstreut, stellenweise häufig, anderwärts seltener
oder fehlend. Um Prag häufig; fehlt bei Niemes (nach Schauta), wohl aber bei Reich-
stadt und B. Kamnitz (Zizelsb.); bei Horovic nicht häufig, ebenso bei Karlsbad (Ortm.).
3. M. albus Desrouss. (M. vulgaris Willd., M. leucanthus Koch). Blättchen
geschärft-gesägt, die der untersten Blätter verkehrteiförmig, übrige eilänglich, oberste
länglich. Flügel kürzer als die Fahne, wenig länger als das Schiftchen. Hülse elliptisch-
eiförmig, netzig-runzelig, auf dem Rücken gerundet, stumpf gekielt.
1—3' hoch, aufrecht oder aufsteigend, ästig. Blumen weiss. Hülsen graubraun, zuletzt
schwärzlich.
69 Juni— September, Wie voriger, am häufigsten in den Flussthälern, namentlich
im ganzen Elhbthal, Egerthal, unteren Moldauthal u. s. w. In Ostböhmen noch zahlreich
bei Hohenmauth! bei Leitomysl aber nur bei Nemtic im Kon£inathale; häufiger bei
Jiefn (Pospichal)! Niemes (Schauta)! fehlt aber bereits bei B. Kamnitz (Zizelsb.), —
43
66 Trifolium,
[542
Berouner Thal bei Bürglitz und am Rakonitzer Bache! fehlt aber bei Rakonitz selbst (Krej£).
Komärov bei Horovie nicht häufig (Schlecht.). Prestic! Ruine Riesenberg bei Neugedein!
b) Nebenblätter alle aus verbreitertem, eingeschnitten-gezähntem Grunde pfriemlich.
Seitennerven der Blättchen 1—2mal gegabelt, deren Gabelzweige vorragend, sämmtlich in stache-
lige Zähne auslaufend, daher der Blattrand dicht stachelig-gesägt.
4. M. dentatus Pers. ampl. (M. macrorrhizus Pers., M. Kochianus Willd., Tri-
folium dentatum et T. macrorrhizum W. Kit.). Blättchen länglich, dicht stachelspitz-
gesägt. Flügel kürzer als die Fahne, so lang wie das Schiffehen. Hülse eiförmig, stumpf,
bespitzt, netzig-runzelig, kahl, auf der oberen Naht mit geschärftem Kiele.
Aufrecht oder aufsteigend, 2—3' hoch. Hauptwurzel sehr stark, gross, 1’ lang (daher
macrorrhizus, worunter eine magerere Form mit nur 1—2zähnigen oberen Nebenblättern zu ver-
stehen ist). Blätter durch die starren, in fast dornige Sägezähne auslaufenden Nerven ausge-
zeichnet; auch der Kelch mit 5 starren Nerven, durch welche die Kelchzühne besonders in der
Knospe dornspitzig erscheinen. Blumen blassgelb, von allen die kleinsten, von schwachem Ge-
ruche. Hülsen zuletzt schwärzlich, etwa so gross wie bei M. altissimus.
5% Juli—September. Auf Sumpfwiesen, an Wassergräben, Wegrändern, nur auf
salzigem Boden, daher von beschränkter Verbreitung in der nordwestlichen und nörd-
lichen Niederung. Kommern bei Brüx (Reuss). Püllna! Um Saidschitz! und besonders
auf den Srpinawiesen! Feldränder bei Öiskovie (Tausch)! Zwischen Chotöschau und Öer-
nivo, bei Wunic nächst Libochovie (Reuss)! — Bei Ouzie und Netfeb längs der Bahn
häufig! Blatowiese bei Podöbrad (Opiz)! Sedlee bei Kuttenberg am Strassengraben zahl-
reich! (1871); das trübe, schwärzliche Wasser kommt zunächst aus einer Spodiumfabrik,
dahin aus cnem Teichel, das wohl aus den alten Bergwerkschachten gespeist wird.
8. Trifolium L. em. Klee.
A. Blüthen länger oder kürzer gestielt, in gestielten, deutlich blattwinkelständigen
köpfchenartigen kurzen Trauben, nach der Blüthe (meist, bei unseren Arten stets) herabgeschlagen.
Deckblätter der Blüthen vorhanden, die äussersten (untersten) frei. Kelch gleichmässig, nicht
aufgeblasen. Blumenkrone nach dem Verblühen trockenhäutig, rauschend. Fahne frei oder nur
am Grunde kurz mit den übrigen Blumenblättern verwachsen.
1. (Chronosemium Ser, Amarenus Presl, Lotophyllum Rehb.). Deckblätter sehr
kurz, 1spitzig, an den Rändern mit gefärbten Wimpern pinselförmig besetzt. Kelche klein, 5nervig,
Blumenkrone gelb. Ilülse gestielt, Isamig, aus dem Kelche hervorragend.
a) Trauben armblüthig (5—15blüthig), locker. Fahne fast glatt (nur sehr schwach
gefurcht), zusammengefaltet. Flügel gerade vorgestreckt. Hülse wenig kürzer als die Fahne.
Blätter alle abwechselnd, achselständige Trauben mehrere.
1. T. procumbens I. (Pollich) *) (T. minus Smitb, T. filiforme Presl fl, &ech.,
Koch et Autt. pl. nec L.). Stengel liegend oder aufsteigend, meist ästig, zerstreut
behaart. Blättehen . keilförmig-verkehrteiförmig, meist ausgerandet, vorn ausgefressen-
gezähnelt, das mittlere länger oder gleich kurz gestielt. Nebenblätter eiförmig. Trauben-
stiele dünn, länger als das Stützblatt. Kelche glockig, kahl, Zähne lineal-lanzettlich,
obere 2,doppelt kürzer. Griffel abfällig, kürzer als die Hülse.
‚1/1 lang, feiner als die folgenden, dem T. agrarium £. ähnlich. Blumenblätter eitronen-
gelb, abgeblüht bräunlich. Eine merkwürdige Abnormität sammelte Knaf bei Öberleitensdorf in
mehreren Exemplaren (als var. umbellata): die Blätter sind stellenweise am Stengel sehr
genähert, seitliche Trauben tragend, der Stengel schliesst mit einer wirklich terminalen ! Blüthen-
traube ab, deren untere Blüthenstiele aber durch gestielte Seitentrauben ersetzt sind, gon denen
das unterste noch von einem Laubblatt gestützt wird,
*) Da der Name T. procumbens L. ziemlich allgemein irrthümlich auf die folgende Art
übertragen worden ist (siehe meinen Aufsatz im Österr. Bot. Ztschrft 1872), so genügt es nicht
Linne als Autor zu schreiben, um verstanden zu werden, es muss auch noch jener Autor (in
Klammern) hinzugesetzt werden, der zuerst Linnd richtig interpretirt hat und das ist Pollich.
Trifolinm, 663
© Juni—Herbst. Auf Wiesen und Triften, feuchten Äckern, Sandstellen ver-
breitet und häufig durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge.
b) Trauben vielblüthig (20—-40blüthig), dachig. Fahne gefurcht, vorn gewölbt,
ausgebreitet. llülse halb so lang als die Fahne.
«&) Alle Blätter abwechselnd, achselständige Trauben meist mehrere, von ein-
auder entfernt. Fahne am Grunde zusammengedrückt, vorn löftelförmig verbreitert und gewölbt.
Flügel weit seitlich abstehend.
*» 2. T. agrarium (L. part.) Pollich (T. campestre Presl fl. Cech., T. procum-
bens Koch et Autt.). Stengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, anliegend behaart
oder unterwärts verkahlt. Blättchen verkehrteiförmig, meist ausgerandet, (entfernter)
nervig, vorn ausgefressen-gezähnelt; das mittlere blättchen viel länger gestielt uls
die seitlichen. Nebenblätter eöförmig. Trauben kugelig oder oval. Kelche kahl ; obere
2 Zähne 3—4mal kürzer als die unteren, 3eckig-lanzettlich. Griffel kürzer als die
Hülse, bald abfällig. Var.:
«) campestre (Schreb. spec.). Stengel mehr aufrecht, oft einfach, '/,—®/,‘ hoch, oder
ästig mit aufsteigenden Ästen. Traubenstiele meist etwa so lang als ihr Stützblatt. Trauben und
Blumen grösser, letztere goldgelb, abgeblüht bräunlich.
f) minus Koch (T. procumbens Schreber). Stengel meist liegend, Y,—1‘ lang. Trauben-
stiele meist 2mal länger als ihr Stützblatt. Trauben und Blumen kleiner, letztere citrongelb,
abgeblüht lichter braun. — Übergangsformen zu «) sind häufig.
© und 69 Juni—Herbst. «) Auf Äckern, Brachen, Stoppelfeldern, Rainen,
5) auf Wiesen, Triften, an Wegen, beide Var. durch das ganze Land verbreitet und
meist gemein, im höheren Vorgebirge bis an die Culturgränze, so im Riesengebirge bei
den Tafel- und Klauselbauden (Knaf fil.).
3. T. aureum Pollich (T. agrarium L. part., Presl, Koch etc., T. strepens
Crautz). Stengel aufrecht oder aufsteigend, einfach oder ästig, angedrückt-behaart. Blättchen
länglich-verkehrteiförmig, dichtnervig und vorn dicht-feingezähnelt; alle gleichmässig
sehr kurz gestielt. Nebenblätter länglich-lanzettlich (untere scheidig verlängert). Trauben
eiförmig. Kelchzähne alle lineal, fast kahl, nur an der Spitze spärlich behaart, die
2 oberen 3mal kürzer. Griffel so lang als die Hülse.
2/,—1Y/,‘ hoch. Blätter hellgrün, zuletzt in’s Gelbliche; an unfruchtbaren niederliegenden
Trieben der perennirenden Pflanze schön zweizeilig gestellt! Kronen die grössten dieser Gruppe,
goldgelb, abgeblüht gelbbraun; Früchte dagegen die kleinsten der Gruppe.
©, 69 und %. Juni, Juli, in gebirgigen Lagen auch im August. Auf trockenen
Waldwiesen, in lichten Hainen, verbreitet im Hügellande und in gebirgigen Gegenden,
bis auf das Vorgebirge (über 2000‘), so im Erzgebirge, auf den Vorbergen des Böhmer-
waldes; im lıiesengebirge dagegen von mir und Knaf fil. nicht gesehen. Bei Prag nicht
häufig: Michler Wald, St, Prokop (Opiz), Holin (Nickerl), Kuchelbad! Stirin (Sykora).
Kladno (Hoser)!
ß) Obere Blätter fast gegenständig; achselständige Trauben nur 1—3, genä-
hert. Fahne von der Basis an gewölbt. Flügel gerade vorgestreckt.
4, T. spadiceum L. Stengel aufrecht oder aufsteigend, meist zahlreich aus
ästiger Grundaxe, oben meist etwas ästig, angedrückt behaart. Blättchen länglich-ver-
kehrteiförmig, oft etwas ausgerandet, vorn feingezähmelt, alle 3 sehr kurz gestielt.
Nebenblätter länglich-lanzettlich. Traube eiförmig oder länglich. Kelch kurz, becken-
förmig, die 2 oberen Zähne sehr kurz, 3eckig, die 3 unteren haarig. Griffel mehrmals
kürzer als die Hülse.
!/a—1%/,‘ hoch, Blätter hellgrün. Blumen beim Aufblühen goldgelb, bald kastanienbraun.
©, 69 und %. Juni—August. Auf sumpfigen Wiesen, Waldwiesen, Wald-
blössen, besonders auf Torfboden, im höheren kühleren Hügellande und in Gebirgs-
gegenden, auf kiesigem Boden, auch im Lelimboden, bis auf das höhere Vorgebirge (im
43*
664 Tritolium
Riesengebirge und Böhmerwalde an 3500‘). Felt aber im wärmeren lügellande, so
um Prag; erst im ferneren gebirgigeren Umkreise bei Stirin (Sykora), im Thiergarten
bei Neuhof bei Lana! — Ostböhmen: Choltic bei Selau (Syrücek nach Opiz). Nickl
bei Leitomysl an der mähr. Gränze (Rybiöka)! Landskron (Erxleben)! Grulich (Opiz),
Rokytnitz (Titz)! Jaromef (Knaf)! — Nordböhmen: Riesengebirge (bis 3500‘ und Vor-
berge: am Weissbach bei Hohenelbe (Kablik)! Langenau, Johannisbad (Opiz). Trautenau
(Pastor)! Kleinskal bei Turnau (Neumann). Reichenberg (Siegmund)! Weisskirchen bei
Grottau, Zwickau (Matz), B.-Aicha (Wiese)! Wartenberg bei Gabel! Höflitz bei Niemes!
Grosse Moorwiese bei Habstein (Pospichal)! Widim, Wellnitz bei B. Leipa (Hackel).
B. Kamnitz (Zizelsb.). Schönlinde: unter dem Wolfsberg! Rumburg! Nixdorf (Neumann).
Tetschen (Malinsky)! Hin und wieder im basaltischen Mittelgebirge: Wernstadtel (Hackel);
Waldwiesen bei Kundratie, Babina, Neuhof (Mayer). Göltsch! Mileschau, Kostenblatt
(Mayer), Klotzberg, Radelstein (Reuss). Im Erzgebirge auf dem Kamme und den Vor-
bergen hin und wieder von Zinnwald südwestlich, auch am Fusse des Erzgebirges: bei
Kosten, Oberleutensdorf (Laube)! Osseg, Kopitz bei Brüx (Reuss). Duppauer Gebirge
bei Bukva! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann)! Franzensbad (Bracht)! Tepl (Konrad).
Theising (Tausch)! — Mittelböhmen: Rakonitz: Olesnaer Wiesen und am Eingange in’s
Thal gegen Bürglitz! Südböhmen : Rozmitäl (Lusek)! Altsattelhrädek (Merkl). Böhmer-
wald und Vorberge: Zdikau bei Winterberg (Claudi). Arber (Purkyn&)! Eleonorenhain,
B. Röhren (Müncke), Hirschbergen (Jirus)! Hohenfurth (Nenning), Blanskerwald, Golden-
kron (Jungbauer)! Gratzen (Jechl)! Wiesen an der Naser bei Platz (Leonhardi).
2. (Trifoliastrum Ser.). Deckblätter einspitzig oder häufis 2spitzig, einfach
gewimpert. Kelch meist 10rippig, selten 5rippig. Krone weiss oder roth, zur Blüthezeit krautig,
verblüht trockenhäutig. Hülse (unserer Arten) sitzend, 1—6samig, aus dem Kelche meist her-
vorragend.
a) Pflanze 1jährig (oder überwinternd 1jährig). Blüthen sehr kurzgsstielt. Krone
kürzer als der Kelch. Hülse 2samig, aus dem Kelch hervorragend ; Kelchzähne zur Fruchtzeit
zurückgekrümmt,
5. T. parviflorum Ehrh. (T. strietum Schreber). Stengel aufrecht, meist ästig,
sammt Blättern kahl, Blättchen verkehrteiförmig oder verkehrteiförmig-länglich, ungleich-
scharfgesägt, nervig-gerippt. Nebenblätter trockenhäutig mit lanzettlicher pfriemlicher
Spitze. Trauben köpfchenartig, kugelig, dicht, deren Stiele kürzer als das Stützblatt-
Deckblättchen pfriemlich. Kelchröhre vorragend gerippt, sehr zerstreut-behaart, kürzer
als die 3nervigen lanzettlich-pfriemlichen, starren, zurückgebogenen Kelchzähne, von der
reifen Frucht einseitig gespalten.
1—9' hoch, fein gebaut. Blumenblätter weiss, verwelkt rothbraun; weisshäutige Kapsel
zwischen denselben aus dem bleichen Kelche hervorstehend.
©) Mai, Juni. Auf trockenen Rainen, Wegrändern, Dämmen, Hügeln des warmen
lHTügellandes, selten, nur bei Prag und in dem Striche längs des Erzgebirges, meist in
Gesellschaft von T. striatum. Bei Prag: unter den Kornthorschanzen (Opiz)! bei Pankraz,
Vrsovic (Hofmann)! Kre, KosSif, Scharka, Kobylis (Opiz). Lieben! Ounetie (Reuss)! —
Teplitz (Winkler)! und zwar auf der Königshöhe (Laube). Hoblweg bei Priesen (Winkler).
Janeg bei Osseg (Thiel)! Komotau: bei Oberdorf! und Michanitz (Knaf).
b) Pilanze ausdauernd. Dlüthen länger gestielt. Krone länger als der Kelch. Hülse
länglich, 2—4samig, aus dem Fruchtkelche mit aufrechten Zähnen hervorragend.
6. T. hybridum L. Stengel aufsteigend oder aufrecht, nebst den Blättern kahl
oder oberwärts sehr zerstreut behaart. Blättchen verkehrteiförmig oder die oberen
elliptisch, oft ausgerandet, dicht- und klein-scharfgesägt, nach vorn manchmal fast ganz-
randig. Nebenblätter häutig, mit lanzettlicher, allmälig borstlich zugespitzter Spitze.
Trauben kugelig, ihre Stiele länger als das Blatt. Innere Blüthenstiele 2—3mal länger
als die Kelchröhre. Kelch 5rippig, kahl oder zerstreut behaart; Zähne lanzettlich-
pfriemlich, etwas ungleich, so lang oder etwas länger als die Röhre.
Trifolium, 665
Stengel Y,—1/,‘ hoch, gebaut auch 3‘ hoch, deutlich hohl. Blumenblätter erst weiss,
dann rosa, daher die unteren älteren rosenroth. Var.:
£) parviflorum (T. elegans Autt.), Stengel nicht hohl, Blättchen kleiner. Blumen-
krone nur 3‘ lang, von Anfang an rosenroth. Das T. elegans Savi unterscheidet sich nach ita-
lienischen Exemplaren auch durch zahlreichere, dichterstehende Nerven der Blättchen und
abwechselnd ungleiche Sägezähne, gewiss nicht spezifisch.
2. Mai—September. Auf feuchten Wiesen und Weiden, auch auf Moorwiesen
allgemein verbreitet bis auf das Vorgebirge; f) seltener, bisher nur: Sandufer der Eger
bei Strahn (Thiel)! Nasse Triften bei Kl. Aupa im Vorgebirge des KRiesengebirges
(K. Knaf)! Torfwiesen bei Niemes (Schauta)! aber wohl häufiger.
7. T.repensL. Stengel kriechend, ästig, sammt Blättern ziemlich kahl. Blättchen
verkehrteiförmig, meist ausgerandet, scharf- und klein-gesägt, vorn ganzrandig. Neben-
blätter häutig, plötzlich feingrannig zugespitzt. Trauben niedergedrückt-kugelig, deren
Stiele länger als das Blatt, aus dem liegenden Stengel aufsteigend. Innere Blüthenstiele
solang als die Kelchröhre oder länger. Kelch 10rippig, fast kahl; Zähne lanzettlich,
etwas ungleich, etwa so lang als die Röhre.
Stengel bis 1‘ lang, ursprünglich nach Irmisch zu einer Centralrosette seitlich. Trauben-
stiele bis !/,‘ lang. Blumen schmutzigweiss oder röthlich. Besonders diese Art bildet nicht selten
vergrünte Blüthen.
2. Mai—Herbst. Auf Wiesen, Triften, an Wegen, Ackerrändern, auch in Mooren
verbreitet und gemein durch das ganze Land bis auf das Hochgebirge, im Böhmerwalde
nach Sendtner bis auf den Arber 4500° hoch,
c) Pflanze ausdauernd. Blüthen sehr kurz gestielt. Krone länger als der Kelch.
Hülse rundlich oval, 1samig, nur so lang als die Kelchröhre.
8. T. montanum L. Stengel seitlich zur Centralroseite, aufsteigend oder auf-
recht, nebst Blattstielen und Blattunterseiten etwas abstehend behaart bis zottig; am
Grunde mit einer Niederblattscheide, sonst armblätterig, Grundblätter langgestielt,
Stengelblätter kurzgestielt; Blättchen ellöptisch bis länglich-lanzettlich, ringsum klein-
und stachelspitz-gesägt, oberseits kahl. Nebenblätter mehr krautig. Trauben kugelig oder
oval, beim Aufblühen zugespitzt, kurz-kegelig. Blüthenstiele 3mal kürzer als die zer-
streut-behaarte Kelchröhre; Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, ziemlich gleich lang, so
lang als die Röhre,
a2‘ hoch. Blätter hellgrün, etwas steif mit knorpeligen vorragenden Nerven und
Zähnchen. Blumen weiss.
2. Mai—Juli. Auf trockenen Wiesen, besonders Waldwiesen, auf buschigen
grasigen Hügeln, zerstreut aber verbreitet im ganzen ebenen und hügeligen Lande, wie
auch im niederen Gebirgslande und im warmen Mittelgebirge; fehlt jedoch in kühleren
Gebirgsgegenden, so bei B. Kamnitz, erst bei Tetschen und B. Leipa wieder (Zizelsb ).
B. Blüthen fast sitzend, aufrecht, in deutlich blattwinkelständigen, gestielten Köpfchen.
Deckblätter vorhanden, die äussersten des Köpfchens zu einer Hülle verwachsen. Kelch ungleich-
seitig 2lippig, oberwärts (auf der hinteren Seite) häutig, behaart, nach der Blüthe blasig-aufge-
trieben und netzig-aderig mit 2zähniger Oberlippe, unterseits krautig mit 3ähniger Unterlippe.
Blumenkrone nach dem Verblühen verwelkend.
3. (Galearia Presl, Fragifera Koch). Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig
verwachsen.
9. T. fragiferum L. Stengel ästig, Ärzechend und im hinteren Theile wurzelnd,
sammt den Blättern spärlich-behaart oder fast kahl. Blättehen oval oder verkehrteiförmig
bis eilänglich, stachelspitz, knorpelig-gezähnt. Nebenbläiter häutig, lanzettlich, pfriemlich-
zugespitzt. Köpfchen kugelig, ihre Stiele länger als das Stützblatt. Hüllblättchen Zan-
zettlich, so lang als die Kelche. Kelche behaart, deren Zähne pfriemlich.
Stengel bis 1’ lang. Köpfchenstiele aufrecht, bis '/;'‘ hoch, Köpfchen zur Blüthezeit
666 Trifolium.
klein, dann stark vergrössert. Blume lichtrosa. Durch die Vergrösserung der Oberseite des Kelches
wird die Oberlippe desselben mit der vertrockneten Krone zur Fruchtzeit nach abwärts gerichtet.
2 Juni—September. Auf feuchten Triften, Wiesen, an Gräben und Wegrändern,
gern auf etwas salzigem Boden, altem Teichboden, mit Triglochin, Erythraea ramo-
sissima, Euphrasia odontites u. dgl., in den Niederungen und im Hügellaude zerstreut,
stellenweise häufig. Bei Prag nicht häufig: vor dem Kornthor, bei Vrsovic, Kosir, Dejvic,
Scharka, St. Prokop, Dusnik! — Sehr häufig in der östlichen Elbniederung: Stefans-
überfuhr (Opiz), Pecky, Pod&brad, Dymokur, bis Jiein! Kolin, Ka@ina bei Neuliof! Boh-
danee, Pardubic gegen Dasic, Königingrätz! Hohenmauth! — Jungbunzlau! Weisswasser
selten (Hipp.). Münchengrätz: bei der Fasanerie Veselä (Sekera). Turnau gegen Bad
Wartenberg! B. Leipa gegen Piessnik! (fehlt bei Niemes nach Schauta). Zwischen
Roudnie und Theresienstadt (Reuss). Leitmeritz (Knaf)! Choteschau, Slatina, Wunitz
bei Budin (Reuss). Egerwiesen bei Laun mit Plantago maritima! im Permischen Thale
bei Listan mit Lotus tenuifolius! — Talinathal im Mileschauer Mittelgebirge! Tetschen
(Malinsky)! Srbitz bei Teplitz! Bilin, Brüx, Püllna, Saidschitz massenhaft! Kommern,
Eidlitz! Michanitz (Knaf)! Vysodan bei Saaz (Thiel), Egerufer bei Saaz! Liebeschitz,
Postelberg am Teiche (Knaf)! Podersam ! Domousic! Fehlt der Karlsbader Gegend (Ortm.).
— Mittelböhmen:: Rakonitz nicht häufig (Krej£.), bei Hofovic spärlich! Lochovie! Fehlt
um die Teiche bei Veseli und Wittingau, auch wo Triglochin und Erythraea ramosissima
vorkommen ; ebenso um Chudenie, ebenso bei Krumau (Jungb.).
+ T. resupinatum L. Stengel nicht kriechend, liegend oder aufsteigend, ästig;
Blättchen zum Grunde ınehr keilförmig; Köpfchenstiele nur '/,—1‘ lang, fädlich, Hüll-
blättehen 3eckig, winzig, nur so lang wie die Blüthenstielchen. Blumen rosa, Fahne nach
abwärts gerichtet.
© Stammt aus Südeuropa; hei Tetschen im Sept. 1853 von Malinsky gefunden
(aber als T. parviflorum bestimmt und so bei Reuss in „Skizze“ verzeichnet), wahr-
scheinlich mit Kleesaat wie anderwärts eingeschleppt.
C. Blüthen in der Ähre oder im Köpfchen sitzend (abnormer Weise selten gestielt),
aufrecht. Deckblätter gänzlich unterdrückt (bloss abnormer Weise selten einige äussere ent-
wickelt). Kelch gleichmässig, im Schlunde zur Fruchtzeit durch einen knorpeligen Ring oder
einen Haarkranz geschlossen. Blumenkrone nach dem Verblühen welkend. Hülse sitzend, im
Kelche eingeschlossen, 1samig.
4. (Stenosemium m.) Fahne frei, schmal. Kelch an der Frucht zwischen den
Rispen häutig, etwas aufgeblasen und vergrössert. -
10. T. striatum L. Stengel aus liegendem Grunde aufsteigend bis aufrecht, meist
vom Grunde ästig, sammt Blättern und Blattstielen abstehend behaart bis zottig. Blättchen
verkehrteiförmig, vorn schwachgezähnelt. Nebenblätter häutig, nervig, eiförmig, pfriemlich
zugespitzt. Köpfchen eiförmig, zuletzt länglich, einzeln, scheinbar endständig, von
1—2 Hüllblättern umgeben, über denselben sitzend. Kelch 10nervig, behaart; Zähne
lanzettlich-pfriemlich, kürzer als die Röhre, wenig ungleich, zur Fruchtzeit abstehend.
/„—1' lang. Das Köpfchen ist eigentlich zum einzigen oder unteren Hüllblatte achsel-
ständig, allein in die Richtung des Stengels gestellt und so am Stengel und seinen Ästen scheinbar
endständig. Kelch bleich, grün oder röthlich gestreift, sein Schlund spärlich behaart ohne deutlichen
Knorpelring.
© oder 69. Mai, Juni. Auf trockenen, grasigen Rainen und Hügeln, an Weg-
rändern, im wärmeren Hügellande, häufig mit T. parviflorum, aber -etwas mehr verbreitet.
Bei Prag: vor dem Blinden Thore in den Schanzgräben (Hofmann)! hinter der Fliedermühle,
bei Vrsovic, Kr&, Hodkovicky! Kuchelbad (Opiz)! am Wege von Davle gegen Pikovic
(Poläk)! Lieben! Kobylis (Opiz)! Scharka (Ausserwinkler). — Brandeis (Opiz)? Häufig
bei Salesl an der Elbe (Reuss). Erzgebirgsstrich: bei Teplitz am Wessenberg! Schlossberg
und Königshöhe (Eichler). Wernsdorf bei Klostergrab (Winkler)! Janegg (Thiel)! Priesen
bei Bilin (Winkler)! Michanie und Oberndorf bei Komotau! Karlsbad (Winkler)! (und
zwar bei Fischern nach Glückselig). — Am Berge Toönik! und auf einem Wegraine bei
Horovie (südwärts) nächst der Bahn!
Yrifolium, 667
5. (Lagopus Koch). Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig verwachsen.
Kelch ziemlich krautig, zur Fruchtzeit unverändert.
a) Ähren mehrere am Stengel und seinen Ästen, von einander entfernt, alle deutlich
blattwinkelständig, nur die oberste scheinbar endständig. Blume kürzer als die Kelchzähne.
Pflanze 1jährig.
11. T. arvense L. Stengel aufrecht, meist ästig, nebst den Blättern anliegend-
oder abstehend behaart bis zottig. Blättchen lineal-länglich, keilig, vorn schwach gezähnelt.
Nebenblätter häutig, pfriemlich zugespitzt, untere länglich-lanzettlich, obere eiförmig.
Ähren eiförmig, zuletzt verlängert walzlich, langgestielt. Kelche zottöy, 10nervig; Zähne
pfriemlich-borstlich, langhaarig, gleichlang, länger als die Kelchröhre, die kleine Krone
weit überragend, zur Fruchtzeit abstehend; Schlund mit haarigem Querringe.
3”—1' hech, oft sehr reichährig. Nebenblätter oft geröthet. Blumen sehr klein, rosa,
von den Zotten der Kelchzipfel eingehüllt. T. Brittingeri Weitenweber! ist nicht einmal als Varietät
der Rede werth. E
© Juli—September. Auf sandigen Äckern, Brachen, trockenen Sandfluren und
Hügellehnen, stets auf kiesigem oder sandisem Boden, in den Niederungen und im
Hügellande sehr verbreitet und gemein, minder häufig in gebirgigeren Gegenden.
b) Ähre einzeln oder 2 genäherte am Ende des Stengels, deren eine scheinbar
endständis, oberhalb zweier sehr genäherter Blätter, seltener eines einzelnen Blattes. Blumen-
krone länger als die Kelchzähne.
«) Ähre einzeln, langgestielt, daher von dem oder den 2 obersten Blättern
nicht behüllt. Pflanze 1jährig (ohne Rhizomtheile).
7 12. T. incarnatum L. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, sammt den Blättern
zottig. Blättchen verkehrteiförmig, vorn gezähnelt. Nebenblätter häutig, eiförmig, geadert.
Ähren eiförmig oder länglich, zuletzt walzlich. Kelch 1Onervig, weisszottig; Zähne
lanzettlich-pfriemlich, langgewimpert, ziemlich gleich lang.
!,,—1' hoch. Blumenkrone blutroth, selten rosa oder weiss, weit kleiner als bei den
folgenden.
© Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, bei uns bisweilen gebaut und eingeschleppt
oder verwildert; so bei Prag im Baumgarten gebaut, auf den Bahndämmen bei Slichov
1873 und 74 ziemlich zahlreich verwildert; ebenso bei Leitomysl auf Wiesen und unter der
Saat in der ganzen Umgegend zerstreut, doch nicht gebaut gesehen (Pospichal)! Felder
bei Niemes (Schauta); und wohl auch anderwärts.
ß) Ähre kurzgestielt, einzeln oder eine zweite kleinere neben derselben, von
den 2 obersten Blättern meist behüllt; Stiel der Hauptähre frei von dem das obere Blatt tra-
genden kurzen Internodium. Pflanze ausdauernd, ohne Centralrosette, mit terminalen Stengeln.
*) Kelehröhre 20rippig, unterster Zahn mehr als doppelt so lang als die
übrigen. Blättchen deutlich knorpelig-gezähnelt.
13. T. alpestre L. Stengel aufrecht, meist einfach, nebst den Blattstielen ziemlich
anliegend oder oberwärts etwas abstehend behaart. Blättchen lanzettlich oder lineal-
lanzettlich, stumpf oder spitz, «wusgefressen gezähnelt, zerstreut behaart, mit wagrecht
zum Rande verlaufenden letzten Nervenzweigen. Nebenblätter lineal-länglich, mit lanzettlich-
pfriemlicher Spitze, häutig, längsnervig, ganzrandig. Ähren kugelig oder eiförmig,
meist gezweit, behüllt und ganz kurz gestielt. Kelche zottig ; Zähne lanzettlich-pfriemlich,
langgewimpert, der unterste mehr als doppelt länger als die übrigen, stets aufrecht;
Kronröhre nach unten allmälig verschmälert. Fahne länglich, emporgekrümmt. Hülse
klappig aufspringend.
»,—1' hoch. Blätter etwas starr. Krone satt- bis dunkelpurpurn. Var. f) villosum,
Stengel oberwärts wie auch die Kelche abstehend dicht zottig, etwas rostfarbig behaart.
2. Juni, Juli. In lichten Laubwäldern und Laubgebüschen, auf buschigen Abhängen,
im Hügellande und in gebirgigeren Gegenden bis auf das Vorgebirge (bei 2000‘). Bei
Prag: Kaisermühle (Zapf)! Abhänge bei Podhor, Horomeficer Wald, Generalka, Stern,
a
668 Trifolium.
Hlubodep, St. Prokop, Dvorce, Kuchelbad, Zävister, Berg, Karlstein, Tetin! Stirin
(Sykora). — Östliches Elbgebiet: Cetelie bei Lobkovic! Wälder hinter Königstadtl, bei
Dymokur und Kopidlno häufig! Kolin (Veselsky}! Katina (Peyl)! Elbe-Teinitz! Chedrby
bei Cäslau (Opiz). Bergrücken südlich von Chrudim! Kalklehne bei Dvakatovie! Pardubie
(Genck)! Königingrätz (Cenek)! Jaromör (Knaf)! Ratiborficer Park bei Skalie (Brorsen).
Hohenelbe (Raab)! Jicin (David)! Horka bei Münchengrätz (Sekera). Jungbunzlau (Stika) !
Weisswasser (Hipp.)! Fuss des Bösig (Purkyn&)! Rollberg nicht häufig (Schauta)!. Reichen-
berg (Herzig)! Lausche an der lausizer Gränze (Cantieny). Spitzberg bei B.-Leipa!
B.-Kamnitz (Zizelsb.). Tetschen (Malinsky)! Sperlingstein! Elbhänge bei Aussig! Verbreitet,
oft sehr zahlreich im Basaltmittelgebirge, besonders auf dem Geltsch, Kelchberg, Hra-
dischken, Straschizkenberg, Lobosch, Hora beim Radelstein u. s. w. Milayer Berg bei
Loun! Brozan (Neuman), Husoy bei Melnik (Pra2äk) I— Geiersburg, Wessenberg, Wachholder-
berg bei Teplitz! Hrobschitz bei Bilin! Brüx (Laube)! Eidlizer Eichbusch bei Komotau!
Podersam: auf Rainen unter dem Eichberge! Deutschenrust gegen Bukya im Duppauer
Gebirge! Im Erzgebirge selbst bei Sperbersdorf! Quinau (Knaf)! Rothenhaus (Sachs)!
Joachimsthal (Hofman)! Karlsbad und Ellbogen (Ortmann). Plan (Bracht)! — Mittel-
böhmen: Hügelrücken bei Domousic! Rakonicer Thal gegen Bürglitz (Krej&). Bürglitz
(auch #. Gintl)! Skrej! Klitavathal! Plesivee bei Horovic! Brezina (Sternberg). — Süd-
böhmen: Bei Pfestic am Zlin, auf Hügeln oberhalb Luzan! Zdär bei Chudenic! Strakonic:
langer Bergrücken hinter dem Kufidlo! Krumau: Vogeltenne, Weichsler Berg (Jungbauer).
14. T. rubens L. Stengel sammt Blättern kahl, steifaufrecht, meist einfach.
Blättchen lanzettlich, länglich- oder lineal-lanzettlich, stumpf, stachelspitz und stachelspitz-
feingesägt, mit wagrecht zum Rande verlaufenden letzten Nervenzweigen. Nebenblätter
krautig, lanzettlich, langzugespitzt, zur Spitze kleingesägt, längsnervig. Ähren länglich,
walzlich, einzeln oder zu 2, meist gestielt, daher kaum behüllt. Kelchröhre kahl, nur
die pfriemlichen Zähne zottig gewimpert, der untere mehrmals länger als die übrigen
kurzen Zähne. Kronröhre nach unten allmälig verschmälert. Fahne eilänglichh empor-
gekrümmt. Hülse klappig aufspringend.
— 2‘ hoch, ähnlich dem vorigen, Blättehen länger, ebenso stark generyt. Ähre anfangs
durch die zottigen Kelchgrannen der letzten Blüthen schopfig. Blumen purpurn.
2 Juni, Juli. Auf bebuschten, mit Laubwald bewachsenen kurzgrasigen Lehnen,
auf Waldblössen des wärmsten Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, nicht
häufig. Bei Prag: Michler Wald (Tachect), St. Mathaeus (Ramisch); Roztok! Scharka!
St. Prokop (hinterer Theil des Thales)! Kuchelbad!: Radotiner Thal! Karlstein! Jo-
hannisberg bei Neuhütten (Feistmantel). Dymokurer Wälder selten: Waldrand gegen
die Komarover Mühle! Böhm. Trübau (Rybiöka)! Zvol bei Jarom&r (Cenek)! Jungbunzlau
(Hipp.). Widim (Hackel). Wettel bei Roudnic (Neumann), Enzowan bei Leitmeritz (Prof.
Reuss). Geltsch (A. Mayer). Abhang am Granatbache unterhalb Drevce am Fusse des
Radelsteins! Tetschen (Malinsky)! Erzgebirge bei Komotau! Loosan und Vysocan bei
Saaz (Thiel)! Bergrücken der Burg Pravda bei Domousie! Berounthal: über dem Koufi-
mecer Forsthause! Skrej! Am Mehelnik bei Pisek selten (Dedecek).
**) Kelchröhre 10nervig; ihr unterster Zahn höchstens doppelt so lang als
die übrigen. Blättchen unmerklich gezähnelt oder ganzrandig.
15. T. medium L. (T. flexuosum Jacq.). Stengel aufsteigend oder liegend, oft
ästig, sammt Blättern ziemlich angedrückt behaart. Blättchen oval oder länglich, obere
spitz, untere ausgerandet, mit fast wagrecht zum Rande verlaufenden letzten Nerven-
zweigen. Nebenblätter häutig, nervig, mit krautiger, lanzettlicher, ganzrandiger, gewimperter
Spitze. Ähren kugelig oder eiförmig, einzeln oder zu 2, behüllt, kurzgestielt. Kelch-
röhre kahl, nur die fädlichen Zähne spärlich gewimpert, deren unterer wenig länger als
die übrigen. Kronröhre fast gleich breit, Fahnenplatte eilänglich. Hülse längs der vor-
deren (sterilen) Naht klappig aufspringend.
Wurzelstock weithin kriechend. Stengel 1--1'/,' hoch, oft hin und her gebogen. Laub
Trifolium. 669
hellgrün, mit wenig bemerkbarer Behaarung. Blumen hellpurpurn. Von T. pratense gleich
durch die kahle Kelchröhre zu unterscheiden.
2. Juni—August. In trockenen Wäld°rn, sowohl Laub- als Nadelwäldern, in
ersteren häufiger, an Waldrändern, auf Waldwiesen, buschigen Hügeln, durch das ganze
Hügelland und Mittelgebirge, auch in kühleren Gebirgsgegenden bis auf das Vorgebirge
zwischen 2000 und 3000‘, so im Riesengebirge, Erzgebirge, Böhmerwalde, allgemein
verbreitet und häufig. Bei Prag z. B. bei Michle, Kr&, Dvorce, Hlubocep, Kuchelbad,
Cibulka, Generalka, Stern, Horomeric, Podbaba! Stirin (Syk.), hinter Stechovie! bei
Beroun u. s. w.
16. T. ochroleueum Hudson. Stengel aufsteigend, oft ästig, unterwärts nebst den
Blattstielen abstehend weichbehaart, oberwärts armblätterig. Blättchen länglich-elliptisch,
stumpf oder ausgerandet, untere eiförmig, oberste auch lanzettlich, spitz, alle weichbehaart,
unmerklich gekerbt-gezähnelt, mit schief nach vorn zum Rande verlaufenden letzten
Nervenzweigen. Nebenblätter häutig, nervig, ganzrandig, mit lanzettlich pfriemlicher
krautiger Spitze. Ähren kugelig oder eiförmig, über den obersten Laubblättern meist länger
gestielt, daher oft nicht behüllt, einzeln (scheinbar) endständig. Kelch abstehend rauh-
haarig, dessen Zähne lanzettlich pfriemlich, der unterste 2mal länger als die übrigen.
Krone schmalröhrig, Fahnenplatte verlängert, eilanzeitlich. Hülse mit einem ringsum-
schnittenen Deckelchen aufspringend.
1—1!/,‘ hoch. Blumen gelblichweiss, das Schiffchen bisweilen oberwärts purpurn ange-
laufen, verblüht fachsroth.
2. Juni, Juli. In lichten Laubgebüschen, auf Waldwiesen, buschigen Hügeln des
wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, auf Kalkboden sehr zerstreut, nicht häufig.
Bei Prag sehr selten: Ziäkaberg (Bene), Baneans in “u Scharka von Veleslavin her
(Mann)! Karlstein (Opiz, Poläk!). Häufig in
den Wäldern bei Dymokur, so bei Zähornie Tentbe Königstadtl! im Tuetwäldchen bei
Dymokur! am Waldrande gegen Rozdalovie! an der Strasse von Dymokur nach Nouzov! im
Wäldchen bei Butoves! St. Annabad bei Frauenthal (Opiz). Sruby bei Chotzen zahlreich!
St. Antonius bei Leitomysl! Senftenberg: bei Helkovie und Popluz (Brorsen). Zvol bei
Jaromer (Cenek)! — Leitmeritz: oberhalb Schüttenitz, grosser Hradischken, Ostseite
des Eisberges, Debus und Kubackaberg (Mayer). Tetschen (Malinsky)! ! Mileschauer (Tausch) !
Kostenblatt, Bilin (Reuss), Osseg, Grasplätze hinter dem Kloster (Thiel)! Fuss des Brüxer
Schlossberges (Knaf)! Komotau: Eidlitzer Eichbusch! Cernovicer Eichbusch (Knaf)! Karls-
bad: aufeinem Hügel an der Egerbrücke (Ortmann). Marienbad, Franzensbad an
— Hlubos bei Pfibram, Feldraine (Neumann, Schlechtendal).
y) Ähre einzeln oder gepaart, kurzgestielt, daher behüllt; Stiel der scheinbar
endständigen Hauptähre mit dem das obere Hüllblatt "tragenden Internodium mehr weniger ver-
wachsen, ‚selten frei. „Pflanze ausdauernd, mit Centralrosette und seitlichen Stengeln.
17. T. pratense L. Stengel niederliegend oder aufsteigend, wie die ganze Pflanze
mehr weniger angedrückt behaart, mit auf glänzender, zwiebelig verdickter Basis stehenden
Haaren. Blättehen ganzrandig oder unmerklich-gezähnelt, eiförmig, untere auch rundlich-
eiförmig, ausgerandet. Nebenblätter häutig, nervig, ganzrandig, in eine pinselförmig behaarte
Granne zugespitzt. Ähren kugelig oder eiförmig. Kelch behuart, 1Onervig, Zähne grannen-
förmig, knotig-behaart. Hülse mit einem Deckelchen aufspringend.
Wurzelstock rasig. Stengel '/,—1' lang. Blumen purpurn, selten weiss. Die Normalform
hat die Ähren fast sitzend, behüllt, die Blüthen sitzend, den Griffel etwas länger als die Staub-
gefüsse. Var. ß. pedicellatum Knaf (T. brachystylum Knaf olim), Ähren grösstentheils gestielt,
Blüthen länger oder kürzer gestielt, Deckblätter theilweise ausgebildet, Griffel kürzer als die
Staubgefässe. — Die gebaute Pflanze (T. sativum Miller) ist höher, mastiger, kahler.
2. Juni—Herbst. Auf Wiesen, Waldwiesen, buschigen berasten Lehnen, in
niederen und gebirgigen Gegenden des ganzen Landes bis nahe an das Hochgebirge
hinauf verbreitet; im Riesengebirge z. B. oberhalb St. Peter auf den Rasenplätzen der
670 Anthyllis, Lotus.
waldigen Lehnen den Ziegenrücken hinauf in Menge! Auf Feldern mit Lehm- und Kalk-
boden allgemein gebaut. ß) Bisher nur bei Komotau: am alten See (Knaf)! bei der
Gabrielamühle nächst Rothenhaus im Erzgebirge!
9. Anthyllis L. Wundklee.
1. A. vulneraria L. Wurzelstock aufrecht-ästig, mit bleibender Hauptwurzel.
Stengel aufrecht oder aufsteigend, entfernt beblättert (2—4blätterig), einfach oder ästig,
angedrückt, am Grunde oft abstehend behaart, oberwärts fast filzig. Blätter 1—5paarig
gefiedert, grundständige theilweise ungetheilt; Blättchen unterseits angedrückt-behaart,
ganzrandig, die seitlichen länglich bis lineal-lanzettlich, das endständige bedeutend
grösser, elliptisch bis länglich. Nebenblätter verkümmert, borstlich oder fehlend. Köpfe
am Ende des Stengels und der Äste zu 2—3 gehäuft, jeder von einem fingerförmig zer-
theilten krautigen Deckblatte gestützt. Kelche aufgeblasen, bleich weiss-seidigfilzig ;
Zähne ungleich, kürzer als die Röhre. Fahne weit kürzer als ihr fädlicher Nagel.
Y/,—1}/,' hoch. Var. «) aurea Neilr., Blumen hellgoldgelb, verblüht sich röthend; Kelch
an der Spitze purpurn angelaufen, ß) ochroleuca Neilr. (A. polyphylla W. Kit., A. pallida
Opiz!), Blumen bleichgelb, oberer Theil des Schiffchens röthlich.
2. Mai—Juli. Auf trockenen Wiesen, begrasten Hügeln, Triften, in Kalk-, Lehm-
und Sandboden, im Hügellande und Mittelgebirge verbreitet, zerstreut. Bei Prag häufig :
Zäböhlic, St. Mathaeus, Horomöfie, Kalklehne oberhalb Hledsebe bei Weltrus («)! Netreb
bei Kralup! Generalka, Stern, Kaiserwiese, Laurenzberg, Hlubotep, St. Prokop, Bränik,
Chuchle, zwischen Modran und Lhotka, Karlstein (ß). St. Ivan! Klitavathal bei Lana! — Ost-
böhmen: Brandeis (Opiz ß)! Bei Podebrad: Woskoberg (ß)! Blatowiese! gegen Peöky! Häufig
in den Dymokurer Waldungen! bei Jitin schon selten, nur bei Javornie (Pospfchal)! Cäslau:
auf der Skalka, bei Podol (Opiz). Chrudim! Leitomysl: zerstreut um Lauterbach, Nickel,
Strenie (Pospichal). Josefstadt (Knaf, Öenök)! — Nordböhmen: Schloss Siehrow bei
Turnau, auf Sandboden! Hubaloy bei Münchengrätz (Sekera, «@)! Berg Baba und Iser-
wiesen bei Jungbunzlau (« u. ß)! Iser bei Benätek (Dedelek)! Weisswasser, auf Sand-
stein («)! Rollberg (Lorinser)! von Schauta aber nicht verzeichnet. Widim (Hackel).
Husov bei Melnik (PraZäk)! Am Georgenberg und unter demselben bei Rovney häufig
(nur «)! Roudnic (Reuss). Leitmeritz (« und ß): bei Brozan (Neumann), Skalitz («)!
Pokratice (ß)! Sandstellen der Blockhausschanzen zwischen Leitmeritz und Treboutic
(A. Mayer). Radobyl! Lobosch! Geltschberg! Radelstein und Umgegend, Plateau des
Klotzberges! Schlucht bei Koloseruk (Reuss) u. a. O. im Mileschauer Mittelgebirge.
Elbabhänge bei Aussig! Sperlingstein (Malinsky «)! — Teplitz (Eichler)! Bilin! B. Zlatnik
(Reuss), Breiter Berg bei Brüx (Knaf)! Fehlt bei Komotau und Vysodan b. Saaz. Karls-
bad (Konrad, Ortm.). — Burg Pravda bei Domousie (ß)! — Stadtl bei Bürglitz, Skrej
(Krej&). Südböhmen: Langer Bergrücken hinter dem Kuridlo bei Strakonie! Kruman:
am Maidstein (Krejt), am Niklasberg, Kalkfelsen! unter der Vogeltenne! zwischen Golitsch
und Lagau! Neuhaus, selten (Novotny)!
10. Lotus L. em. Schotenklee.
1. L. corniculatus L. Wurzelstock aufsteigend ästig, ohne kriechende Aus-
läufer. Stengel deutlich kantig, markig-ausgefüllt oder engröhrig, fest. Blätter gefiedert-
özählig, die 2 untersten am Grunde des Blattstieles etwas kleiner, schief eiförmig oder
eilänglich, nebenblattartig; die 3 oberen Blättchen an der Spitze des Blattstieles genähert,
verkehrteiförmig oder verkehrteilänglich bis lineallanzettlich; deren mittleres mit dem
Gelenkstielchen neben den seitlichen dem Blattstiel aufsitzend. Nebenblätter verküm-
mert, borstlich aussen am Grunde der unteren Blättchen. Dolden 3—5- (selten 6) blüthig.
Kelch röhrig-glockig, oben erweitert; dessen Zähne aus 3eckiger Basis pfriemlich, in
Lotus, 671
der Knospe aufrecht oder zusammenneigend. Fahne rundlicheiförmig, stumpf.
Schiffichen am Grunde der oberen Ränder flügelartig verbreitert, unterseits rechtwinkelig
in den Schnabel emporgekrümmt.
Pfahlwurzel bleibend. Stengel ästie, nebst den Blättern fast kahl, zerstreut behaart bis
dünnzottig (L. villosus Thuill.), /,—1' lang, am Grunde etwas liegend, mit Niederblättchen.
Dolden langgestielt, blattachselständig; das unterste Blüthendeckblatt oft laubartig, die übrigen
borstlich oder verkümmert. Irmisch hat zuerst (Bot. Ztg. 1859) auf die verkümmerten echten
Nebenblätter der Loteen hingewiesen, welche Alefeld später (Bot. Ztg. 1862) gewiss mit Unr echt
als abgetrennte, den Nebenblattdrüsen der Vieieen entsprechende Theile (!) der 2 untersten Blätt-
chen (als der wahren Nebenblätter) deuten wollte. Blumenblätter hochgelb, getrocknet oft blau-
grün sich verfärbend; Fahne oft blutroth angelaufen. Hülsen walzlich, gedunsen.
a) latifolius, Blättchen verkehrteiförmig bis länglich, spitz, etwas dicklich.
b) tenuifolius L. (L. tenuifolius Rchb., L. tenuis Kit.), Blättchen schmal-länglich
oder länglich-lanzettlich, zum Grunde keilig, fleischiger, mehr graugrün; Pflanze vielästig, fein-
stengelig und kleinblätterig. In der Blüthe finde ich gar keinen Unterschied.
2, Mai—Herbst. a) Auf Wiesen, Weiden, Rainen, Wegrändern, durch das ganze
Land von der Ebene bis auf das höhere Vorgebirge (zu .3000’) verbreitet und gemein,
die behaartere Form auf trockeneren Stellen, besonders auf Kalk. — b) Auf feuchten
Wiesen und Triften, besonders auf salzigem Boder, nur in der niederen Thalregion der
“ Eger und Biela, sowie im Delta der Moldau und Elbe. Kosten, Klostergrab (Reuss),
Dux (Winkler)! Salzwiesen bei Kommern, Püllna, Saidschitz, auf den Srpina-Wiesen!
Wiesen zwischen Wunitz, Slatina, Chotö$ow und Cernivo (Reuss)! Wiesen an der Eger
bei Loun zahlreich mit seltenerem a), auch im Thale bei Brdloch, am Pochwalower
Bache auf rothem Sandstein! — Wiesen und Sumpfgräben an der Bahn zwischen Ouzic
und Netreb, häufig! In wenigen Exemplaren auf einem quelligen Fleck unter dem Ufer-
felsen der Moldau zwischen Mäslovic und Vetrusie, mit Tetragonolobus, Carex glauca und
distans, jedenfalls angeflogen !
2. L. uliginosus Schkuhr (L. major Smith nec Scop.). Wurzelstock zahlreiche
unterirdische, beschuppte, röthliche Läufer treibend. Stengel stielrund, mit wenig
merklichen Linien, weitröhrig. Blätter 5zählig, die 2 grundständigen Blättchen schief-
eiförmig, nebenblattartig, die oberen verkehrteilänglich, an den unteren Blättern auch
verkehrtherzförmig; das endständige unter dem Gelenkstielchen noch deutlich gestielt.
Nebenblätter verkümmert, borstlich, aussen neben dem unteren Blättchenpaare. Dolde
meist 10blüthig (auch 5—11blüthig). Kelch röhrig, nicht erweitert, mit langen, lan-
zettlich-pfriemlichen, vor dem Aufblühen bogig «abstehenden oder zurückgekrümmten
Zähnen. Fahne länglich-eiförmig, spitzlich. Schiffehen mit kaum flügelig verbreiterten
oberen Rändern, allmälig bogig in den Schnabel emporgekrümmt.
Sonst wie vorige, derselben ähnlich, aber ausgezeichnet verschieden, kräftiger, ®/,—1!/,’
hoch, zerstreut behaart oder fast kahl. Blätter weich, unterseits stark bläulichgrün, am Rande
meist Janggewimpert. Nur ärmliche Seitendolden sind auch 5blüthig. Blumen wie‘ bei voriger,
grösser. Hülsen viel dünner als bei voriger, etwas rosenkranzartig eingeschnürt. Samen doppelt
kleiner. Die Fasern der Hauptwurzel bilden Wurzelknöllchen. :
2 Juni—September. Auf nassen Wiesen, besonders in und an Wassergräben,
Moortümpeln, Sümpfen, auch in Wäldern an feuchten Stellen und Bächen, in kühleren
und gebirgigeren Gegenden, im Vorgebirge bis 2000‘, auch in wasserreichen, moor- oder
torfbildenden Ebenen, zerstreut, stellenweise häufig, im wärmeren Hügellande gänzlich
fehlend. Fehlt gänzlich in der Prager Gegend; ebenso im mittleren Elbthale, um Pode-
brad, Dymokur, auch bei Ji@in nirgends. In Ostböhmen zuerst bei Pfelou& auf Elbwiesen !
bei Bohdaned am Teiche Rozkos! Wiesen um die Dreifaltigkeitskapelle bei Pardubic
(Opiz)! Wildenschwert: Wiesen an der Adler! Landskron gegen Böhm.-Trübau auf rothem
Sandstein! Torfgräben bei Grulich! Wöllsdorf bei Wichstadtel! Zdelov zwischen Adler-
Kostelee und Borohrädek! Königingrätz: Strassengräben gegen Neu-Königingrätz und im
Walde daselbst! — Nordböhmen: Iserwiesen bei Turnau! Hubalow bei Münchengrätz
(Sekera). Jungbunzlau (Hipp.)! Habstein (Pöch)! Niemes: bei Cistaj (Schanta)! und bei
672 Tetragonolobus, Galega,
Wartenberg! Häufig im nördlichsten Theile auf Sandstein: Reichenberg (Siegmund) !
B. Leipa! B. Kamnitz! Schluckenau gemein (Karl)! Böhm. Schweiz: gegen den Rudolf-
stein! bei Herrnskretschen! Tetschen (Malinsky)! Bei Leitmeritz nur unterhalb Schütte-
nitz (A. Mayer). — Verbreitet im Erzgebirge und in der Ebene am Fusse desselben, so
bei Mariaschein, Eichwald (Reuss), Osseg (Thiel), Kallich, Böhm. Einsiedel (Reuss),
häufig um Komotau, auf den Udwitzer Teichwiesen, im Grundthal, bei Petsch im Erz-
gebirge bei 2000’! Vysolan (Thiel). Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad (Ortmann), Marien-
bad (Glückselig). — Mittelböhmen: häufig und verbreitet um Horovie, St. Benigna, Strasie,
Hostomnie gegen Dobris, Hlubos, Pribram, Rokycan, Osek! Biezina (Sternberg)! — Süd-
böhmen: Bei Pilsen an der Beroun unter dem Weissen Berge uud um die Teiche von
Bölevec! Chudenie häufig! Budweis (Jechl)! doch sah ich die Art weder dort, noch um
die Teiche von Wittingau und Veseli, auch nicht in der Krumauer Gebirgsgegend.
11. Tetragonolobus Scop. Spargelerbse.
1. T. siliquosus Roth, (Lotus siliquosus L.). Wurzelstock theils aufrecht-ästig,
theils kriechende beschuppte Ausläufer treibend. Stengel liegend oder aufsteigend, am
Grunde ästig, sammt Blättern zerstreut anliegend behaart oder kahl. Blätter gefiedert-
5zählig; unterste Blättchen weit kleiner, nebenblattartig, schiefeiförmig, mit breiter
Basis dem Blattstiel und Stengelumfang angewachsen, stengelumfassend, die winzigen
borstlichen Nebenblattrudimente im inneren Winkel bergend; die 3 Endblättchen keilig-
verkehrteiförmig oder eilänglich, ganzrandig, die seitlichen schief. Dolden blattwinkel-
ständig, langgestielt, meist 1blüthig, selten 2blüthig; Blüthen kurzgestielt, von einem
laubigen, oft 3theiligen Deckblatt gestützt. Flügel der Hülsen eben, etwa '/, so breit
als deren Seitenwand.
3“—1' lang. Blätter dicklich, bläulichgrün, wie auch die grossen röhrigen Kelche oft
rothpunktirt und feingestrichelt. Blumen gross, hellgelb.
2. Mai—Juli. Auf feuchten, sandig-moorigen Wiesenstellen, an Gräben, gern
auf salzigem Boden, in den Niederungen der nördlichen Hälfte zerstreut aber verbreitet.
Am häufigsten in der Elbniederung, nächst Prag bei Chlomin, Libis, Lobkovie, BySkovic,
Cedelie, Elbkostelec, Brandeis (Opiz)! selten näher gegen Prag zu: bei Cakovic, Hovo-
rovic (Dedecek)! bei Tuchomerie (Reuss)! Weltrus (Malinsky)! sehr häufig bei Ouzic! am
Moldauufer zwischen Vötrusic und Mäslovie auf einer quelligen Stelle! — Lissa (Tausch) !
Kreckov bei Nimburg! Königstadtl: an der Strasse am Eingang in die Eichenwälder! Horusie
bei Neuhof! Chobot bei Jungbunzlau (Himmer)! Fuss des Chlum daselbst (Hipp.)! Unter
dem Horkaberge bei Münchengrätz (Sekera)! Strassengräben hinter Hühnerwasser selten
(Sehauta)! Radisch bei Habstein (Kouble)! B. Leipa (Jungnickel)! — Widim (Hackel).
Volesko bei Roudnie (Reuss). Choteschau bei Budin (Mayer). Peruc (Wondra)! Stern-
berg bei Schlan (Jirus)! —- Leitmeritz: zwischen Kamajk und Mifovic (A. Mayer),
Cizkovie und Lobosic (Neumann), Meronic und Hochpetsch bei Bilin (Reuss), Said-
schitz! Srpinawiesen häufig! Püllna! Kommern bei Brüx (Eichler)! Vysodan (Thiel) !
Anmerkung. Doryenium pentaphyllum Scop. (buschiger Halbstrauch von 1—2’ H,,
mit sitzenden gefingert özähligen Blättern, kleinen, weissen, auf der Schiffchenspitze schwarz-
violetten Blüthen in kopfförmigen Dolden, deren Flügel vorn zusammenhängen und daselbst von
einem queren aufgeblasenen Bausche durchzogen sind) glaubte der verstorbene Prof. Reuss zwi-
schen Pokratic und Skalic bei Leitmeritz gesehen zu haben (Reuss Skizze p. 30); da er aber kein
Exemplar gesammelt und als Beleg bewahrt hat, auch keiner der zahlreichen Leitmeritzer Bota-
niker von Hackel bis auf Mayer die Art gefunden hat, so konnte ich sie nicht als böhmische
Pflanze aufnehmen.
12. Galega L. Geisraute.
1. G. offieinalis I. Wurzelstock aufrecht-ästie, mit Hauptwurzel, Stengel auf-
recht, unterwärts ästig. Blätter 5—Spaarig-gefiedert; Blättehen kurzgestielt, lünglich-
lanzettlich, obere lanzettlich, mit langer haarförmiger Stachelspitze. Nebenblätter am
Colutea. Robinia. 6753
Stengel etwas querherablaufend, schief pfeilförmig, lanzettlich-langzugespitzt. Trauben
blattwinkelständig, langgestielt, aufrecht, locker, vielblüthig. Deckblätter pfriemlich. Kelch
hinten am Grunde sackförmig vertieft, mit langen haarförmigen Zähnen.
1—4' hoch, fast kahl oder spärlich behaart. Trauben lang. Fahne lilablau, Flügel und
Schiffchen heller, weisslich, selten die ganze Blume weiss (ß). Sieht einer Vicia ähnlich, aber
durch das Endblättchen der Blätter sofort kenntlich.
2, Juni—August. An Bächen und Gräben, an Flussufern im Gebüsch, in den
Niederungen des östlichen Elbgebiets ziemlich verbreitet und meist sehr gesellig. Gegend
von Podebrad sehr häufig: bei Sadskä (Opiz), bei Libice an der Elbe! am Saner Kanal
gegen KreCkoy (auch %)! zwischen Nimburg und Kreckov! bei Vrbovä Lhota! von Neu-
dorf gegen Kolin zu! u. a. Gross-Wosek zahlreich! Kolin gegen Sendrazic! Neuhof am
ehemaligen Teiche Katov! am Bache bei St. Jakob! Zehusic an der Doubravka! Pre-
lout, Trnovka, Labetin, Jankovic (Opiz). Chrudim: am Bache nächst Oufetic! in feuchtem
Eichengebüsch bei Dvakatovic! Pardubic gegen Pardubiöky, bei der heiligen Dreifaltig-
keit (Opiz); auch noch hinter Pardubie an der Bahn gegen Hobenmauth nicht selten!
— Ausserdem bisweilen einzeln verwildert oder eingeschleppt: so einmal bei Prag
(Tausch)! bei Reichstadt (Hockauf)! einmal bei Bodenbach, herabgeschwemmt (Malinsky) !
bei Gelakovic 1874 nur 1 Expl. (Poläk)! bei Ellbogen (Ortm.).
13. Colutea L. Blasenstrauch.
7 1. C. arborescens L. Blätter 3—5paarig gefiedert, mit Endblättehen; Blättchen
kurzgestielt, verkehrteiförmig oder elliptisch, vorn ausgerandet. Nebenblätter halbhäutig,
3eckig-lanzettlich, kurz, behaart. Traube aufrecht, 3—6blüthig, kürzer als das stützende
Blatt oder gleichlang. Höcker der Fahne abgestutzt. Hülse geschlossen bleibend, länglich-
elliptisch, beiderseits zugespitzt,
Strauch, 5—10‘ hoch. Blumen goldgelb, Fahne mit rothbraunem Fleck. Hülsen durch
Zusammendrücken mit einem leichten Knalle aufspringend.
P Mai, Juni. Stammt aus dem südlicheren Europa, schon in den südlichen
Ländern Österreichs wildwachsend, bei uns in Anlagen, auf buschigen Lehnen nicht selten
gepflanzt und bisweilen verwildert, so bei Koloseruk im Biliner Mittelgebirge auf dem
Abhange einer Schlucht in Menge verwildert und eingebürgert (Reuss). Peruc (Wondra)!
Kuttenberg (Veselsky)! ob sich letztere Angaben auf verwildertes oder gepflanztes Vor-
kommen beziehen, ist zweifelhaft.
14. Robinia L. em.
7 1. R. pseudacacia I... Blätter 5—8Spaarig, mit Tindblättchen; Blättchen
eiförmig bis eilänglich, vorn öfter ausgerandet, mit Stachelspitzchen, auf längerem Ge-
lenkstielchen; die seitlichen mit einem, das endständige mit 2 pfriemlichen Neben-
blättehen. Nebenblätter des ganzen Blattes verkümmert, an vorjährigen Zweigen meist in
kurze Dornen verwandelt. Trauben blattwinkelständig, hängend, locker, aber reich-
blüthig. Hülsen kahl, an der Samennaht flügelig verbreitert.
Baum, an 40‘ hoch. Blumen gross, weiss, wohlriechend,
» Mai, Juni. In Anlagen, Zäunen, auf wärmeren Hügelabhängen häufig ge-
pflanzt und bisweilen verwildert, anscheinend wild; jedoch aus Nordamerika stammend.
Zahlreich, ganze Wäldchen bildend, auf den Abhängen zwischen Libeic und Roztok
längs der Staatsbahn! verwildert auch am Siüdabhang des Radobyl bei Leitmeritz!
Anmerkung. Caragana arborescens L. (durch die paarig-gefiederten, 4—8paarigen
Blätter mit in ein Spitzchen auslaufendem Blattstiele und die an Kurzzweisen zu 2—3 gehäuften
langgestielten, goldgelben Blüthen kenntlich, aus Sibirien stammend, wird als Zierstrauch oft in
Anlagen gepflanzt, aber verwildert traf ich ihn nicht,
674 Oxytropis. Astragalms.
15. Oxytropis DC.
1. 0. pilosa DC. (Astragalus pilosus L.). Zottig. Blätter 5—13paarig, Blättchen
länglich- bis lineallanzettlich, die der unteren Blätter länglich-oval. Nebenblätter krautig,
lanzettlich, frei, der Basis des Blattstiels angeheftet. Trauben länger als das Tragblatt,
ziemlich dicht, eiförmig, zuletzt länglich. Deckblätter lineal. Kelchzähne lineal-pfriemlich,
so lang und länger als die Röhre. Hülsen aufrecht, lineal-walzig, fast stielrund, im
Kelche fast sitzend, zottig, mit scheidewandartig eingefalteter Samennaht.
Wurzel stark ästig, Rhizom aufrecht ästig, mehrstengelig. Stengel aufsteigend oder auf-
recht, !/,—1’ hoch, beblättert. Blätter graugrün. Blumenblätter hellgelb.
2 Juni, Juli. Auf felsigen und steinigen Abhängen, Bergtriften im wärmeren
Hügellande, im Gebiete des unteren Moldau- und Elbethals, stellenweise häufig. Bei
Prag: auf Moldaufelsen hinter Troja, Podbaba, gegenüber Liblic, bei Slichov, Dvoreec,
Bränfk, Hliuboleper Hain! im hinteren Theile des Prokopithales, bei Kuchelbad! auf
Hügeln zwischen St. Ivan und Tetin sehr häufig (Ascherson). — Abhänge bei Weiss-
wasser auf Sandstein! (nach Hippelli gegenwärtig ausgerottet). Leitmeritz: Sandfelder
bei Brozan (Neumann), bei Lukavetz (Hackel), zwischen dem Dreikreuzberg und Cernosek
(A. Mayer)! Burg Kostäl (Mayer). Schlucht bei Koloseruk mit Astrag. exscapus (Reuss).
„Teplitz“ (Winkler)! [womit vielleicht aber nur das Aussiger Elbthal gemeint ist].
16. Astragalus L. em. Tragant.
A. Stengel sehr verkürzt, dicht beblättert (ausnahmsweise verlängert, bis 4” hoch).
Nebenblätter häutig, untereinander frei oder die oberen auf der dem Blattstiel entgegengesetzten
Seite etwas verwachsen, dagegen dem verdickten Blattstielgrunde eine Strecke lang angewachsen.
1. A. exscapus L. Abstehend zottig. Blätter grundständig, gestielt, 10- bis
15paarig; Blättchen oval bis eilänglich, kurz- und feingestielt. Nebenblätter breitlan-
zettlich. Trauben armblüthig (3—Tblüthig), viel kürzer als das grundständige Trag-
blatt. Blüthenstiele fast so lang als die Kelchröhre. Deckblätter häutig, lineal oder
lineallanzettlich, langpfriemlich zugespitzt. Kelch röhrig; Zähne lanzettlich, fast so lang
als die Röhre. Hülsen eiförmig, aufgeblasen, aufrecht, zottig.
Wurzelstock senkrecht, ästig. Blätter '/,—'/,‘ lang. Blüthen am kurzen Stengelchen bei
kurzen Traubenstielen öfter kopfig-gehäuft. Kelche blass, Kronen gross, goldgelb, mit langer Fahne.
Zotten zuletzt fuchsig. Var. ß. caulescens A. Mayer, Stengel 3-—4” lang, auch Blätter ver-
längert, bis 1’ lang.
2 Mai, Anfang Juni. Auf felsigen und berasten Hügeln im wärmsten Hügel-
lande der untersten Moldau, der unteren Elbe, Eger und Biela, zerstreut, doch ziemlich
verbreitet, gern auf Kalk und Basalt. In der Prager Gegend nur bei Kralup auf den
Thalabhängen gegen Minic (Poläk und Rosicky 1873)! Leitmeritz: am Südabhang des
Radobyl zahlreich! am Dreikreutzberge bei Öernosek (Hackel, Mayer, Malinsky!), bei
Brozan (Neumann); am Lobosch (Neumann)! Rannayer Berg bei Loun! Schlucht bei
Koloseruk, zwischen Selnitz und Patokryj, Zlatniker Berg (Reuss). Brüx: am linken
Bielaufer bei der Schlossmühle (Eichler)! Saaz: bei Schiesselitz auf lehmigem Bahn-
damm! und auf Anhöhen (Thiel)! im alten Raine bei Saaz (Joh. Pokorny) und auf An-
höhen bei Pröhlig (Thiel). — $. Auf dem Dreikreutzberg bei Cernosek im hohen Grase
eines Laubwäldchens (A. Mayer)! „Teplitz“ (Winkler) !
B. Stengel verlängert, entfernt beblättert. Nebenblätter dem Blattstiele nicht oder am
Grunde ganz unbedeutend angewachsen.
a) Blumen gelb oder gelblichweiss.
2. A. cicer L. Angedrückt behaart. Stengel ausgebreitet ästig, liegend, mit
der Spitze aufsteigend. Blätter 8—-13paariy; Blättehen oval oder länglich bis länglich-
lanzettlich, stumpf oder kurz bespitzt. Nebenblätter lanzettlich, krautig, zum Grunde
Astragalus. 675
verbreitert und häutig, die unteren dem Blatt gegenüber zusammenstossend, die unteren,
zusammengewachsen. Trauben länglich, so lang oder kürzer als das Tragblatt. Blüthen
aufrecht, beinahe sitzend. Kelche röhrig, angedrückt-schwarzbehaart,; Zähne 3eckig-
pfriemlich, viel kürzer als die Röhre. Hülse kugelig-eiförmig, aufgetrieben, schwarz-
rauhhaarig, im Kelche sitzend, ihn zuletzt zerreissend.
1—2’ lang. Blumen hellgelb. Var. £. angustifolius (A. pseudocicer Opiz), Blättchen
länglich-lanzettlich, länger bespitzt (stachelspitz), Trauben kürzer als das Tragblatt.
2 Juni, Juli. Auf Wiesen, sandigen Triften, trockenen bebuschten Hügeln in
Gebüschen, an Wegrändern im wärmeren Hügellande und Mittelgebirge der nördlichen
Landeshälfte ziemlich verbreitet, stellenweise häufig. Bei Prag zerstreut: Nusle, Podbaba,
Lieben, Hetzinsel, Kaiserwiese, Cibulka, Hlubocep, St. Prokop! Felsen bei St. Ivan
(Opiz)! Beroun Miesufer! — Wald bei Jungferbrezan (Leonhardi). Lobkovic (Kosteletzky).
Podebrad: Fasaneriegebüsch vor der Blatowiese! bei Odrepes! am Woskoberge! Sehr
häufig in den Dymokurer Wäldern, besonders bei KopidIno und im Nouzover Thale,
im Lustwäldchen von Dymokor! südlich von Jicin noch bei Welis! und unter der Po-
povicer Kirche (Pospichal)! Kolin (Veselsky)! Tupadler Fasanerie bei Cäslau (Opiz). —
Iserthal bei Jungbunzlau (Hipp.)! Hradec bei Münchengrätz (Sekera). Habstein (Neu-
mann), Widim (Hackel), Melnik (Prazäk)! Thal von Malschen gegen Auscha! Rovney
bei Roudnic! Leitmeritz: Raine gegen den Radobyl! am Lobos! Brozan (Neumann).
Mileschauer Mittelgebirge: Schlucht vom Radelstein gegen Wostray! Kosel bei Saidschitz !
Biliner Sauerbrunnberg! Brüx (Thausing)! Fehlt bei Komotau. — Vr$sovic bei Loun an
der Eger! Tgerufer bei Posteiberg (Knaf)! Vysotan bei Saaz (Thiel). Kalklehne bei Gross-
Holletitz! Lubenz (Fischer). Nicht mehr bei Karlsbad (nach Ortm). — f. Bei Prag
(Fieber)! und im £äslauer Kreise (Opiz).
3. A. glyeyphyllus L. Kahl oder sehr spärlich behaart. Stengel liegend oder
klimmend. Blätter —7paarig; DBlättchen oval, eirundlich oder eilänglich, stumpf bis
ausgerandet. Nebenblätter oval bis eilanzettlich, obere frei, untere und die der unfruchtbaren
Stengel dem Blattstiel gegenüber zusammengewachsen. Trauben länglich, ziemlich dicht
gestielt, kürzer als das Tragblatt. Blüthen wagrecht abstehend, kurzgestielt. Kelche
glockig, kahl; Zähne pfriemlich, kürzer als die Röhre. Hülsen lineal, zugespitzt, empor-
gekrümmt, mit hakigem Griffel zusammenneigend, unterseits tief gefurcht, gestielt, über
den Kelch emporgehoben.
Wurzelstock ästig, kriechend ; Stengel 2—6’ lang. Blumen grünlich weissgelblich. Var.
ß. rotundifolius (A. rotundifol. Presl), Blättchen eirundlich, vorn ausgeschnitten.
2 Juni, Juli. In trockenen, lichten Wäldern und Gebüschen, an Waldrändern,
auf buschigen Hügeln, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge, z. B. im
Erzgebirge über 2000% am Rollberg, Rosenberg bei B. Kamnitz, Duppauer Gebirge,
Blanskerwald u. s. w.; in der südlichen Hälfte die einzige Art der Gattung; Pß) z. B.
bei Petsch im Erzgebirge (Knaf)!
Anmerkung. A. alopecuroides L., eine stattliche, zottige russisch-sibirische Art mit
gelben Blumen wurde 1872 im St. Prokopi-Thale auf der Lehne unweit Thalietrum foetidum in
einem stattlichen Exemplare von mir gefunden, wo sie entweder absichtlich oder zufällig ausge-
säet worden, war aber das folgende Jahr bereits wieder verschwunden.
b) Blumen violettblau oder lila.
«) Nebenblätter unter sich zu einer blattgegenständigen Scheide zusammengewachsen.
*) Ähren dicht, vielblüthig, kopfis, sammt Stiel viel länger als das Tragblatt.
Blüthen beinahe sitzend. Nebenblätter zur Spitze krautig.
4. A. danicus Retz (A. hypoglottis Smith et Autt.). Wurzelstock verzweigt, oft
vielstängelig. Stengel aus liegendem Grunde Aufsteigend, nebst den Blättern behaart. Blätter
‚8—11paarig; Blättchen länglich, der unteren ‚Blätter oval, der oberen lineallänglich.
Ahren kopfig, cilörmig, später nicht verlängert. Deckblätter oyal oder eilänglich bis
|
676 Astragalus.
eilanzettlich, bäutig. Kelchzähne lanzettlichh 2—2',,mal kürzer als die Röhre, wie
diese schwarzhaarig. Platte der Fahne länglich-oval, tief ausgerandnt, 1'|,mal so lang
als die Platte der Flügel. Fruchtknoten auf halb so langem Stiele. Hülsen rundlich-
eiförmig, aufrecht, weisszottig.
2— 9 lang. Blumenblätter violettblau, am Grunde gelblichweiss. Kelchröhre von weissen
und schwarzen llaaren rauh. A, hypoglottis L. des Linn@’schen Herbars ist zwar nach Lange
unsere Art, aber die Beschreibung der Mantissa ist damit so wenig zu vereinigen, dass dieser
Name für unsere Art nicht beibehalten werden kann (siehe Verhandl. d. bot. Vereins f. Branden-
burg VIII. p. 117).
2 Mai, Juni. Auf Triften, Wegrändern, trockenen Waldplätzen der warmen
Niederungen Nordböhmens von der Elbe bis an den Fuss des Erzgebirges. Brezovice
chrudim. Kr. (Opiz). Dürre Waldplätze bei Dymokur über dem Thale gegen Zähornie
spärlich (Pospichal)! Podmoker Revier bei Podöbrad (Opiz)! Elbe-Kostelec (Presl), und
unweit davon am Bahndamme und an Weg- und Wiesenrändern zwischen Bysic und
Tisic, in schwarzem Thonboden (1870)! Gipfel des Georgsberges bei Roudnic! Wiesen-
rand bei der Chotöschauer Fasanerie (Mayer). Kostäl bei Trebnitz (Presl, Reuss!).
„Teplitz“ (Winkler)! Fuss des Bofen bei Bilin (Winkler)! Lang-Oujezd bei Brüx (Eichler).
Wiesen bei Püllna (Roth). Komotau: bei Michanie nächst dem Eidlizer Eichbusch (Knaf)!
bei Horenz (Knaf)! Triften zwischen Cernosek und Sporitz! Häufig bei Vysolan saaz.
(Thiel)! Schönhof bei Puschwitz (Presl).
5. A. onobrychis L. Wurzelstock aufrecht-ästig, rasig, vielstängelig. Stengel liegend
oder aufsteigend, sammt Blättern angedrückt behaart. Blätter S—14paarig; Blättchen
länglich, die der oberen Blätter lineallanzettlich. Ähren eiförmig, später verlängert
und locker. Deckblätter eilanzettlich, häutig. Kelchzähne aus breitem Grunde pfriemlich,
3—4dmal kürzer als die Röhre, wie diese weisshaarig oder mit 'spärlichen schwarzen
Haaren dazwischen. Platte der Fahne lineal-länglich, vorn abgerundet, 3mal länger
als die Flügel. Fruchtknoten sitzend. Hülsen aufrecht, eilänglich, stumpf 3kantig,
weisszottig.
1—2‘ lang, grösser, stärker als voriger. Blumen hellviolettblau, 1“ lang.
2. Juni, Juli. Auf trockenen grasigen Hügeln, Feld- und Wegrainen des wärmsten
hügeligen und ebenen Landes selten, sehr zerstreut und oft in geringer Anzahl oder
einzeln. Bei Prag: Karlstein (Wolfner); Neuhütten bei Beroun spärlich (Feistmantel)!
Ounetic (Fieber). Welwarn (Presl). Neudorf hinter Weltrus (Poläk)! — Chlum gegen
Gutwasser bei Jungbunzlau (Himmer)! Kokorin (Presl),. Mseno und Vrbie bei Budin,
auf Kalkboden nicht selten (Mayer)! Radobyl bei Leitmeritz (Tausch), Lobosch (Malinsky)!
Kostäl (A. Mayer). — Schwarzbach bei Krumau (Seidl), vielleicht nur zufällig eingeschleppt,
neuerdings nicht bestätigt.
**) Trauben locker, 4—8blüthig, nicht viel länger als das Blatt. Blüthenstiel
so lang als die Kelehröhre. Nebenblätter ganz häutig.
6. A. arenarius L. Wurzelstock senkrecht, walzlich, wenigstengelig. Stengel
niederliegend oder aufsteigend, oft ästig, nebst Blättern und Kelchen anliegend-seidig-
graubehaart. Blätter 3—4paarig; Blättchen lineallänglich bis lineal. Kelch kurz-
röhrig-glockig; Zähne kurz, nebst der Röhre auch etwas schwarzhaarig. Hülse länglich-
walzlich, meist angedrückt grauhaarig, gestielt, Stiel etwas kürzer als die Kelchröhre.
!/,—1’ lang. Blumenblätter hellpurpurn. Durch die seidenartige, silbergraue Behaarung
ausgezeichnet; var. aber: ß. glabrescens Rchb., wenig behaart, Hülsen fast kahl.
2. Juni, Juli. In Sandheiden, lichten Kieferwäldern, auf Ackerrainen immer im
Sandboden, sehr selten im niederen nördlichen Theile. Lissa (Tausch)! Weisswasser in
Kieferwäldern und auf Ackerrainen! Habichtstein (Mann 1829! Lorinser! Kablik!), Reich-
stadt (Mann nach Opiz). — ß) Habichtstein (Mann, Lorinser!).
#) Nebenblätter frei, nur die untersten zusammengewachsen, häutig oder krautig,
Trauben locker, verlängert,
4+
Coronilia, 677
7. A. austriacus Jacq. Wurzelstock aufrecht, vielästig, rasig.. Stengel liegend
oder aufsteigend, sammt Blättern angedrückt feinbehaart. Blätter 7—10paarig; Blättchen
schmal, lineal, nur die der untersten Blätter eilänglich. Trauben 10—16blüthig; Blüthen-
stiel fast so lang als der schiefglockige, kurzzähnige, schwarzbehaarte Kelch. Fahne
verkehrteiförmig, nur etwas länger als die 2spaltigen Flügel. Hülse lineal-länglich,
fast Skantig, hängend, flaumig, em Kelche sitzend.
Stengel ,—1‘ lang, meist im Kreise zahlreich ausgebreitet. Blumen lila, zum Grunde
gelblichweiss, die kleinsten von allen, die Blätter am schmalsten, die obersten fast fädlich.
2. Ende Mai—Juli. Aut sonnigen Hügeln, an Weg- und Ackerrainen, auf Kalk-
boden, zerstreut im wärmsten Hügellande des Nordwestens. Bei Prag nordwärts im
Moldauthale: auf den Abhängen oberhalb Dolan bei Libtie (Poläk); bei Weltrus auf
der Kalklehne oberhalb Hledsebe! Gipfel des Georgenberges (Opiz! Tausch! Poläk) und
der Sovice bei Roudnic (Reuss). Ka'khügel bei Brozan (Dittrich! A Mayer). Bad Mseno
bei Budin (Mayer). Klobuk und Kl. Pale& bei Schlan (Knaf)! Felsen bei Peruc! Lenesic
bei Loun (Pr. Reuss); Citolib (Mann et Hoser); Hasenburg bei Libochovie (Reuss).
Leitmeritz: am Südabhang des Radobyl! bei Treboutie, über den Weingärten zwischen
Öernoseck und dem Dreikreuzberg mit A. exscapus (A. Mayer! Malinsky)! Lobosch
(Winkler), Koloseruk, Saidschitz (Reuss), zwischen Selnitz und Patokryj (Winkler)! schr
selten bei Bilin (Reuss); zerstreut um Dux, Teplitz, Aussig (Winkler).
17. Coronilla L. Kronwicke.
1. C. varia L. Wurzelstock ästig, meist mehrstengelig. Stengel krautig, liegend
oder aufsteigend, kantig. Blätter 6—10paarig, grasgrün; Blättehen länglich-oval bis
lineal-länglich, stumpf oder ausgerandet, stachelspitz; das unterste Paar nahe der
blattstielbasis. Nebenblätter krautig, lineallanzettlich, frei. Dolden blattwinkelständig,
langgestielt, 12—20blüthig; Blüthenstielehen 2—3mal länger als der Kelch. Kelch
beekenförmig mit zugespitzten Zähnen. Nagel der Blumenblätter wenig länger als der Kelch.
Hülse flügellos 4kantig, rosenkranzförmig, 3—12gliedrig, bogig abstehend bis aufrecht.
1—2' hoch. Flügel und Schiffchen weiss , letzteres an der Spitze schwarzpurpurn.
Fahne rosenroth. !
2, Juni—August. Auf trockenen Wiesen, Triften, Rainen, Waldrändern, grasigen
Hügeln verbreitet und meist häufig durch das ganze Hügelland, in niederen Gebirgs-
gegenden seltener, nicht überall.
2. C. vaginalis Lamk. (C. minima Jacq., Presl, Tausch!). Stengel halbstrauchig,
vielästig, niederliegend oder aufsteigend, stielrundlich. Blätter 3—6paarig, seegrün ;
Blättehen oval, stumpf mit einem unmerklichen Spitzchen, das endständige verkehrtei-
förmig, gestutzt oder ausgerandet; das unterste Paar von der blaltstielbasis entfernt.
Nebenblätter Ahäutig, eiförmig, in eine blattgegenständige 2spitzige Halbscheide
zusammengewachsen, zur Blüthezeit noch vorhanden, dann vertrocknend und abfällig.
Dolden blattwinkelständig, langgestielt, <—10blüthig; Blüthenstielchen so lang oder
wenig länger als der kurzglockige, kurzgezähnte Kelch. Nagel der Blumenblätter wenig
länger als der Kelch. Hülse rosenkranzförmig, gekraust-4flügelig, mit ringförmig vor-
tretenden Gelenken, auf den breiteren Flächen inervig, auf den schmäleren längs der
Naht 2nervig, herabgeschlagen.
4-8’ lang, kahl, nur die Kelche sehr feinflaumig-rauh. Blätter dicklich, durchscheinend
berandet. Blüthen im Kreise herabgeschlagen; Blumen goldgelb.
2, Mai, Juni, theilweise bis Juli. Auf trockenen grasigen Hügelabhängen, Wald-
rändern, auf Kalk und Kalksandstein des warmen Hügellandes, in begränztem Umkreise
zwischen Leitmeritz, Loun, Schlan und Welwarn, zerstreut, aber an den Standorten meist
in Menge. Bad Sternberg: in der Fasanerie und auf einer Hügellehne! Kalkabhang
44
u
er
678 s Hedysarum. Onobrychis.
oberhalb Hledsebe bei Weltrus mit Astragalus austriacus, Linum tenuifolium, Cirsium
pannonicum! dann zwischen Kralup und Lesan im Haine Lutovnik (Gintl)! Thiergarten
bei Roudnie an einem sonnigen Abhange sehr. selten (Reuss); zwischen Poplz und Kostelec
(Reuss). Sebin-Wald bei Libochovie! Peruc! Leitmeritz: am häufigsten bei Pokratitz auf
der Weissen Lehne, auch gegen Uernosek mehrfach, so bei Malitschen! Kamajk (Malinsky)!
Anmerkung 1. Hippocrepis comosa L. (vom Ansehen einer Coronilla, besonders
der ©. vaginalis, auch gelbblühend, jedoch die Blättchen zahlreicher, 11—15, kleiner, schmäler,
Nebenblätter frei, mehr krautige; Kelchzühne wenig kürzer als die glockige Röhre; Hülse aus
hufeisenförmig-gekrümmten, durch flache membranartige Gelenke zusammenhängenden, mit schwärz-
lichen Höckern bestreuten Gliedern) gab mir Hackel als bei Leitmeritz in der Nähe des Radobyl
in wenigen Exemplaren gefunden an; jedoch findet sich nach Mayer kein Beleg in seinem Herbare
und ist die Art auch sonst nicht wieder gefunden worden. Graf Sternberg hat in seinem Herbar
als Standort Brezina notirt, was weiter zu verfolgen ist.
Anmerkuny 2. Ornithopus sativus Brotero, die Serradella, aus Portugal stammend,
in Sandgegenden des nördlichen Deutschlands gegenwärtig nicht selten als Futterpflanze gebaut,
wird in Böhmen bisher nirgends im Freien kultivirt und ist nur bei Tetschen in Liebwerd versuchs-
weise gebaut gewesen (Malinsky). (Die Pflanze vom Habitus einer Anthyllis oder Lotus ist ein-
jährig, mit niederliegendem oder aufsteigendem Stengel, vielzähligen nebenblattlosen Blättern aus
eilänglichen Blättchen, mit rosa Blüthen und linealen, zusammengedrückten, rosenkranzförmig
eingeschnürten Hülsen.)
18. Hedysarum L. em.
1. H. obscurum L, Wurzelstock langgliedrig, kriechend, wie auch der Stengel-
grund mit trockenhäutigen Nebenblattschuppen besetzt. Stengel aufsteigend oder aufrecht,
einfach, sammt den Blättern zerstreut behaart. Blätter 5—9paarig, Blättchen eilänglich
oder elliptisch, ganzrandig, fein stachelspitz. Nebenblätter trockenhäutig, in eine dem
Blattstiel gegenständige 2zähnige oder 2spaltige Scheide zusammengewachsen. Trauben
länger als das Blatt, blattwinkelständig, nur 1—2 am Stengel. Deckblätter länger als
‚ie Blüthenstielchen, Blüthen später wagrecht, zuletzt sammt den Hülsen hängend. Kelche
rauhhaarig. Hülse feinbehaart, blattartig zusammengedrückt, gestielt, 1—5gliedrig; Glieder
rundlich, netzaderig, an den Nähten dünnhäutig geflügelt.
Stengel sammt Traube ?,—1’ hoch. Blättchen braunpunktirt, unterseits netzig-punktirt.
Blumen gross, purpurn.
2 Juni, Juli. Im Hochgebirge des Riesengebirges, auf felsigen Abhängen, und
zwar nur im Teufelsgärtchen des Riesengrundes (zuerst Ludwig, Pöch! ete.).
19. Onobrychis Haller. Esparsette.
' 1. 0. vieiaefolia Scop. (0. sativa Lamk., Hedysarum onobrychis L.). Wurzel-
stock aufrecht-ästig, mit kräftiger tief hinabsteigender Hauptwurzel. Stengel niederliegend,
aufsteigend oder aufrecht, einfach, sammt Blättern zerstreut angedrückt-rauhhaarig. Blätter
vielpaarig; Blättchen elliptisch, verkehrteiförmig, länglich und lineal-länglich, stumpf
oder ausgerandet, fein stachelspitz. Nebenblätter trockerhäutig, auf der Gegenseite des
Blattstiels einander berührend oder in eine 2spitzige Halbscheide verwachsen. Trauben
sehr langgestielt, später verlängert, schmal. Kelehzähne pfriemlich. Flügel sehr klein,
kürzer als der Kelch. Schiffehen ungefähr gleichlang mit der Fahne. Hülse rundlich-
verkehrteiförmig, behaart, am oberen Rande flach, am Kamme und auf den Nerven des
erhaben-netzigen Mittelfeldes stachelig-gezähnt; Stacheln halb so lang als die Breite des
Kammes; mittlere Maschen des Netzes grösser.
'),—2’ lang. Blumen dunkelrosa, purpurn gestreift. Die wilde Pflanze mehr niederliegend,
nur '/,—1' lang, vom Grunde vielästig, ihre Hülsen kleiner, mit öfter nur kleinen Zäbnchen;
die kultivirte (#. sativa, Esparsette) viel kräftiger, mehr aufrecht, 1—3' hoch, ihre Bluınen grösser,
2. Mai—Juli. Auf trockenen. begrasten Abhängen, Rainen, Wiesen und Triften
DE nr ee ah ing TORE ET EEE WESTERN rn a BEE De we IIETUTE a nn ee ee
Phaseolus. Vicia. 679
auf Kalk und Lehmboden, wirklich wild nicht selten im wärmeren Hügellande, ausserdem
häufig gebaut und verwildert. Verbreitung der wildwachsenden Pflanze: um Prag häufig,
besonders auf Abhängen des Moldauthales und der Seitenthäler, z. B. Ziäkaberg, Pod-
baba, Scharka, Dvorce, Illubocep, Karlstein u. s. w. Im östlichen Elbthal: bei Bysic,
Cetelic, Lobkovic, Kostelee, gern in schwarzem Thonboden! Nimburg nächst der Elbe,
Kalkabhang! Woskoberg bei Podebrad, mit Linum flavum! Bei Dymokur mit Linum
flavum und am Holy vreh, sonst nicht gesehen. Kolin auf den Elbwiesen! Kuttenberg,
Cäslau (Opiz). — Melnik, Jentovic an der Bahn! Elbufer bei Wegstädtel! Berg Sovice !
von da bis Auscha, bei Triebsch, Leitmeritz, Lobositz, z. B. am Lobosch! Peruec (Wondra)!
Vysocan und Horatitz bei Saaz! — Bei Krumau nächst der Vorstadt gegen den Schwalben -
hof wahrscheinlich auch wild! — Manche andere Angaben beziehen sich wahrscheinlich
oder zugestandenermassen nur auf gebautes und verwildertes Vorkommen, so bei
Königingrätz (Reichel), Leitomysl im Osiker Thale auf Wiesen (Pospichal)! Senftenberg,
selten verwildert (Brorsen), Münchengrätz, nur vereinzelt (Sckera), Weisswasser, nur
gebaut (Hipp.)! B. Kamnitz (Zizelsb.), Karlsbad, nur angebaut und verwildert (Ortmann).
20. Phaseolus L. Schminkbohne.
y 1. Ph. vulgaris L. ampl. Stengel aufrecht oder windend. Blätter 3zählig ;
Blättehen eiförmig, langzugespitzt, die seitlichen schief; Nebenblätter klein, lanzettlich
oder borstlich. Trauben wenigblüthig, kürzer als das Tragblatt. Hülsen länglich,
ziemlich gerade, glatt, hängend,
Blumen weiss, auch gelblich lila, oder röthlich. Samen weiss oder verschieden gefärbt,
auch gescheckt. Var. £. nanus (L. spee.), niedrig, nur 1—2‘ hoch, kaum windend.
© Juni—Septemb. Stammt aus Asien, wird aber allgemein in Gärten, hin
und wieder in wärmeren Lagen auch im Freien auf Äckern, häufiger z. B. um Saaz gebaut.
21. Vicia L. ampl. (Koch). Wicke.
1 (Euviecia.) Blüthen in mehr weniger verkürzten und ganz kurzgestielten armblüthigen
(1—5blüthigen) Trauben, öfter scheinbar einzeln oder zu 2 blattwinkelständig. Nebenblätter auf
der Aussenseite mit Honiggrübchen. Griftel dick, vom Rücken her zusammengedrückt und auf der
Rückseite (unteren Seite) stark gebartet. -
a) Traubenaxe sehr verkürzt, 1—2blüthig, selten bis 3blüthig (scheinbar 1—2 blatt-
winkelständige Blüthen). Kelch ınit ziemlich gleichen, lanzettlichen, verlängerten Zähnen.
1. V. lathyroides L. Stengel liegend oder aufsteigend. Untere Blätter 1—2-,
obere 3—4paarig; Blattstiel mit Stachelspitze, der der oberen Blätter auch mit ein-
facher Ranke geendigt ; Blättehen Haumig, untere verkehrteiförmig, fast herzförmig, die der
oberen Blätter lineal oder länglich-lineal und lanzettlich, zugespitzt. Nebenblätter halb-
pfeilförmig, ganzrandig. Blüthen (scheinbar) einzeln blattwinkelständig, kurzgestielt.
Griffel sehr kurz. Hülse lineal, kahl. Samen stumpfwürfelig, feinwarzig.
3—S“ hoch, fein und klein, weichhaarig. Blumen klein, violett oder lila. Obeleich die
Blüthen wirklich blattwinkelständig zu sein scheinen, so ist doch wohl aus Analogie eine 1blüthige
Traube anzunehmen.
© (überwinternd). April— Juni. Auf trockenen, grasigen Lehnen, Waldrändern,
Dämmen, Grasplätzen, Wegrändern, seltener auf Brachfeldern, sehr zerstreut im Hügel-
lande und der Ebene, selten im Vorgebirge (bei 2000‘). Bei Prag: (Quareitrücken hinter
Wolsan gegen Hrdlorez (Knaf)! Königsaal, Pele und Tyrolka (Schöbl)! Kaisermühlfelsen,
Baumgarten, Podbaba, Scharka (Presl), Radlic! VySehrad (Opiz)! Bränik, Kröer Wald
(Ruda), Zävist (Poläk); Strnad hinter Königsaal im Moldauthale! — Pardubie (Genek) !
Kloster bei Münchengrätz, auf Sandfeldern (Sekera)! Feldränder bei Weisswasser (Hipp.) !
Horkaberg bei B. Leipa (Watzel). Leitmeritz: Hügel des Wopparner alten Schlosses,
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Westseite des kleinen Deblik zahlreich, bei Cernosek vereinzelt (A. Mayer)! Wiesen
bei Tetschen (Malinsky)! Bilin (Pr. Reuss), Rothenhauser Park (Roth). Brachfelder bei
Petsch im Erzgebirge (Knaf)! [die Pflanze ist richtig, daher die Anmerkung bei Reuss
in Skizze unbegründet]. Grasplätze im unteren Fasanengarten bei Falkenau (Leistner).
2..V. sativa L. Stengel aufrecht oder kletternd. Blätter 4 — Spaarig mit ästiger
Wickelranke. Blättchen verkehrteiförmig oder keilig-länglich, vorn ausgerandet oder
gestutzt, die der oberen Blätter schmäler, länglich-verkehrteiförmig bis lineal, stumpf und
stachelspitz oder zugespitzt. Nebenblätter halbmondförmig, eingeschnitten spitzgezähnt.
Blütben zu 12—2, kurzgestielt. Hülsen breiter oder schmäler lineal, an den,Enden
schief zugespitzt, jung mehr weniger dicht kurzhaarig, bei der Reife zerstreut behaart
oder fast kahl, Samen zusammengedrückt kugelig-würfelförmig, glatt, malt sammtig-
schimmernd.
a) genuina (V. sativa Presl, Koch et Autt.). Kraut mehr weichhaarig. Blättchen breit,
alle verkehrteiförmig oder die oberen keilig-länglich, ausgerandet oder gestutzt und stachelspitz.
Blumen fast 1” lang, Fahne blau, Flügel purpurn, Schiffchen weisslich. Hülse breitlineal, erst
zusammengedrückt, reif weniger gedunsen, etwas holperig, zerstreut kurzhaarig, lederbraun, den
Kelch zerreissend, aufrecht. Samen grösser, mehr zusammengedrückt mit flachen oder etwas ein-
gedrückten Seiten.
b) segetälis (Thuil. spec.). Kraut zerstreut behaart. Blättchen der oberen Blätter
lineal-Jänglich, gestutzt und stachelspitzt. Blumen ziemlich gleichfarbig purpurnviolett, weit
kleiner als bei a). Hülse schmäler lineal, reif gedunsen, wenig holperig, sehr zerstreut kurzhaarig
oder verkablt, schwärzlich braun, den Kelch zerreissend, abstehend. Samen kleiner, mit etwas
gewölbten Seitenflächen.
c) angustifolia (Roth sp.) (V. sativa £. nigra L., V. Bobartii Forster). Blättchen
der oberen Blätter lineal, stumpf oder zugespitzt, Blumen noch etwas kleiner als bei b), ziemlich
gleichmässig purpurnviolett. Hülse schmal, lineal, den Kelch bei der Reife nicht zerreissend;
sonst wie b).
© (auch überwinternd). Mai—Juli. a) Auf Äckern gebaut, an Ackerrändern,
unter Getraide, auf Brachen nicht selten verwildert. b) Auf Äckern unter Getreide, auf
Rainen, verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (bei 3000°%). c) Auf
Wiesen, Triften, Waldrändern, Brachen, ebenfalls verbreitet, obwohl zerstreut, nicht
überall gleich häufig.
b) Traubenaxe zwischen den Blüthen verlängert, 2—5blüthig. Kelch schief, mit sehr
ungleichen Zähnen.
c) Blättchen in der Knospe von beiden Seiten einzerollt. Blattstiel mit einfacher
Stachelspitze endigend. Hülse gedunsen, mit schwammigen Querwänden zwischen den länglichen,
an einem Ende genabelten Samen.
7 3. V. faba L. (Faba vulgaris Mönch, Saubohne). Stengel aufrecht, kahl. Blätter
1—5paarig; Blättchen gross, dicklich, graugrün, elliptisch oder länglich. Nebenblätter
breit pfeilförmig, gezähnt. Trauben 2—5blüthig. Kelch röhrig mit lanzettlichen Zähnen,
Fahne kahl. Hülse feinflaumig, aufrecht. j
Kräftig, mastig, 2—3‘ hoch. Blumen bis über 1‘ lang, weiss, Fahne violettgeadert, Flügel
mit schwarzem Fleck. ;
© Juni, Juli. Unbekannten Vaterlandes; in niederen, wärmeren Lagen hin und
wieder als Viehfutter gebaut, z. B. bei Prag, Pod&brader Gegend u. a.
f) Blättchen in der Knospe zusammengefaltet; Blattstiel mit einfacher oder verästel-
ter Wickelranke, höchstens an den unteren Blättern auch mit einfacher Stachelspitze endigend.
Hülse mit nur wenig angedeuteten Querwänden. Samen rundlich-eckig, mit seitlichem Nabel.
*) Pflanze 1jährig, auch üherwinternd 1jährig.
“+ V. narbonnensis L. Zerstrent-kurzhaarig. Blätter obere 2—3paarig, untere
1—2?paarig, öfter nur mit Stachelspitze; Nebenblätter halbmondförmig, ungleich ein-
geschnitten-gezähnt. Kelch mit lanzettlichen unteren, 3eckigen oberen Zähnen. Fahne
kahl. Hülse kahl oder zerstreut-behaart, borstig-gewimpert, schief- oder wagrecht abstehend.
Vieia, 681
Ähnlich der vorigen, 1—2’ lang; Blättchen dicklich, gross, graugrün, an der bei uns
gebauten Form ganzrandie, nur geschweift. Blumen sross, trübpurpurn.
© Mai, Juni. Aus Südeuropa, wurde bei Rozdalovic 1871 auf einem Felde
eultivirt (Pospichal) !
y V. pannonica Crantz. Weichhaarig bis fast zottig. Blätter 5—Spaarig, alle
mit Wickelranke. Nebenblätter klein, lanzettlich, ganzrandig. Kelch mit lanzettlich-pfriem-
liehen Zähnen. Fahne wie die Kelche und die aufrechten Hülsen anliegend zottig.
1— 2‘ hoch. Blättehen weich, trübgrün. Blumen gelblich (&) oder violettröthlich (#. V
purpurascens DC.).
© Mai— Juli. Aus Südeuropa (schon in Niederösterreich), als Viehfutter gebaut
bei Liebwerd nächst Tetschen (Malinsky) !
**) Pflanze ausdauernd, mit ästigem, kriechendem Wurzelstock.
4. V. sepium L. Stengel klimmend oder liegend, kahl oder spärlich flaumig.
Blätter 4—Spaarig, mit ästiger Wickelranke. Blättchen eilänglich bis eilanzettlich, ganz-
randig, gewimpert. Nebenblätter nierenförmig, grobgezähnt. Traube 2—5blüthig. Kelch-
zähne sehr kurz, 3eckig-pfriemlich. Fahne kahl. Hülse länglich, jung kurzhaarig, bei der
Reife kahl, hängend.
1—2‘ hoch, Blumen trüb bleichviolett, selten blassgelb oder weisslich., Samen grau,
schwarzscheckig.
2. Mai—Juli, einzeln noch später, Auf Wiesen, in lichten Hainen, Gebüschen
und Zäunen, verbreitet durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge, so im Riesengebirge.
Trauben langgestielt, reich- oder armblüthig, bisweilen nur 1blüthie. Nebenblätter
ohne Uoaehehen: Blattstiele meist alle in ästige oder auch einfache Wickelranken endigend.
a) (Pseudocracca). Blättchen breit, eiförmig bis länglich, mit zahlreichen geraden,
parallelen, schief nach vorn verlaufenden Seitennerven. Griffel vom Rücken her zusammengedrückt,
ringsum behaart. Trauben 4—vielblüthig, grossblüthig. Blumen ansehnlich, 6—8"' lang.
«) Griffel auf der Rückseite stärker sebartet. Nebenblätter halbmondförmis, ein-
geschnitten haarspitzig-gezähnt.
5. V. dumetorumL. Stengel fast kahl, scharf 4kantig, ästig, kletternd. Blätter
3—bpaarig; Blättchen von einander entfernt, nicht paarweise, eiförmig oder eilänglich,
ganzrandig, steifgewimpert, das unterste meist von dem Nebenblatte etwas entfernt.
Trauben locker, 4—12blüthig, so lang und länger als das Tragblatt. Kelch schief
abgeschnitten, kurzgezähnt. Platte der Fahne etwas kürzer als ihr Nagel. Hülse länglich,
3—4’ hoch, im Ansehen zwischen V. pisiformis und V. silvatica in der Mitte. Blume
schmutzig rothviolett, am Grunde weisslich.
2 Juni— August. In Gebüschen, am Rande von Laubwäldern, auf buschigen
Iügeln des wärmeren Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, nicht häufig. Bei
Prag selten: Ziäkaberg (Opiz)! Dablicer Berg (Tausch)! Kröer Wald (Bozdech)! Kuchel-
bad! — Ostböhmen: Dyakatovic, buschige Kalkleıne am Bache! St. Antonius bei
Leitomy$l! Doubravic bei Skalic kgr. Kr. (Cenek) ! Svindie, auf den Prachover Felsen
bei Ji&in (Pospichal)! Nouzover Thälchen bei Dymokur! Woskoberg bei Podebrad! —
Öejticer Iserlehne bei Jungbunzlau (Hipp.)! Kummer bei Hirschberg (Neumann); am
Rollberge vereinzelt (Schauta)! Widim (Hackel). Leitmeritz: Laubwäldchen zwischen
dem Bousovicer Bahndamme und Doxan, auf der Nordseite des Langen Berges am
Wege nach Neuhof, Laubwälder zwischen Birney und Sedl (A. Mayer). Elbabhang unter
dem Sperlingstein! Bilin im Debrethal (Reuss)! bei Stepanov (Reuss). Lehnen des
Erzgebirges bei Klostergrab, Dux, Kosten (Winkler)! Osseg im Klostergarten (Thiel)!
Komotauer Grundthal!
£) Grifiel ringsum gleichmässig behaart. Nebenblätter halbpfeilförmig, lappiggezühnt
oder kämmig-eingeschnitten.
682 Vicia,
6. V. pisiformis L. Völlig kahl. Stengel vielkantig-gefurcht, weniy ästig,
kletternd. Blätter 3—5-(meist 4-)paarig; Blättchen gross, oft paarweise genähert,
breit eiförmig, bisweilen fast herzförmig, stumpf oder ausgerandet, bespitzt, die 2 unter-
sten grösser, dem Stengel angedrückt und die lappiggezähnten, zurückgebogenen
Nebenblätter verdeckend. Trauben dicht, 10—30blüthig, rechtwinkelig abgebogen, meist
etwas kürzer als das Tragblatt, allein in der Blattachsel. Blüthen herabgebrochen.
Kelch schief abgeschnitten, kurzgezähnt. Hülsen schmal länglich-rautenförmig.
Y,—3’ hoch, hellgrün. Blumen grünlich-gelblichweiss. Die generische Abtrennung dieser
und der folgenden 2 Arten von der vorigen auf Grund der Behaarung des Griffels und ihre Verei-
nigung mit Ervum, welche zuerst Petermann vorgeschlagen und manche Autoren angenommen
haben, ist wenig natürlich.
2% Juni, Juli. In lichten Laubwäldern, auf buschigen steinigen Lehnen im
wärmeren Hügellande und Mittelgebirge ziemlich verbreitet, wiewohl zerstreut. Bei Prag:
Premyslener Hain und Berg Beckow bei Sedlee (Dedecek)! Roztoker Hain, Kundraticer
Wald, Generalka, Radlie, St. Prokop, Kuchelbad, Zävist! hinter Stöchovie nicht selten!
Radotiner Thal häufig! Mofiny! Karlstein (Ruda)! — Woskoberg bei Pod&brad! Äusserst
häufig in den Wäldern von Dymokur, Rozdalovie, Kopidlno! Dvakatovie, buschige Kalk-
lehne am Bache, mit voriger! Südseite des Svindicer Berges bei Jicin (Pospichal) !
Jungbunzlau: Bäba bei Kosmanos! Widim (Tackel). Verbreitet im Leitmeritzer Mittel-
gebirge: Kreuzberg (Reuss), Satanaberg, Debus, Theinberg, Radobyl (A. Mayer). Kelch-
berg bei Triebsch einzeln! Auscha (Hackel); nordwärts selbst noch auf dem Rollberge
einzeln (Schauta)! und bei B. Leipa: am Spitzberge, am Basalthügel nächst Tiefendorf!
— Jenseits der Elbe am Lobosch, Wlskenwald bei Kostäl (Reuss). Wostray bei Mileschau
(A. Mayer). Bilin (Ruess). Tetschen (Malinsky)! Osseg (Thiel), Brüx (Eichler). Rothen-
häuser Park! Teltschgrund (Thiel)! Eidlitzer Busch bei Komotau! Loun: am sanften
Abhange des permischen Thales bei Brdloch! — Grasberg bei Hauenstein, Gebüsche bei
Ellbogen (Ortm.)! beim Friederikenfels in Karlsbad (P. Klinger). — Skrej: Berglehne
iiber dem Kessel „Jezero!“ Skolicer Berg bei Vodnhan (Dede£.). Goldenkron: Anhöhe bei
Janfdek, unter Priessnitz (Jungb.).
7. V. silvatica L. Kahl oder spärlich kurzhaarig. Stengel vielkantig-gefurcht,
liegend oder kletternd, ästig. Blätter 6—9paarig; Blättchen oval oder länglich, stumpf,‘
stachelspitz, nicht gepaart, das unterste Paar vom Stengel und den kammförmig
eingeschnittenen, pfriemlichgezähnten Nebenblättern etwas entfernt. Trauben ziemlich
locker, 10—20blüthig, einseitswendig, aufrecht abstehend, meist etwas länger als das
Tragblatt, mit einem Laubblattzweige aus derselben Blattachsel. Blüthen hängend.
Kelch schief abgeschnitten mit kurzen lanzettlich-pfriemlichen Zähnen. Hülsen länglich.
1—3‘ hoch. Blättchen viel kleiner als bei vorigen, grasgrün. Blumen zart, lila-weiss,
violett-geadert.
2. Juni—August. In schattigen Bergwäldern, sowohl Laub- als Fichtenwäldern,
in gebirgigeren Gegenden, im Mittel- und Vorgebirge. Bei Prag selten, nur südwärts:
St. Prokop, Zävist, Stöchovicer Wälder, Kamenie bei Stirin! — Kliöavathal und ander-
wärts bei Bürglitz! — Ostböhmen sehr selten: St. Antonius bei Leitomysi! — Nord-
böhmen: Doubravic bei Skalie, Holic (Öenek)! Berg Kozlov bei Lomnic (Poläk)! Prachover
Felsen bei Jiöin! Worli les bei Mukafoy (Sekera)! Chlum bei Jungbuzlau (Himmer)!
Bösig (Purkyn&)! Rollberg (Schauta)! Spitzberg bei B. Leipa auf Sandstein! Steinschönau !
B. Kamnitz: am Rosenberg, bei Daubitz auf Kalkmergel, im böhm, Sandsteingebirge gegen
den Rudolfstein! Tetschen am Falkenberg, Pfaffenberg! Elbhänge unter dem Sperling-
stein! Verbreitet im Leitmeritzer Mittelgebirge: sehr häufig am Geltsch! Skalie, Wostray
bei Leitmeritz (A. Mayer). Mileschauer (Tausch)! Talinathal bei Mileschau! Radelstein!
u. s, w. Bilin (Reuss). Erzgebirge: Osseg (Thiel)! Rothenhaus (Roth)! Komotauer Grund-
thal (Knaf)! — Duppauer Gebirge gegen Bukva, Fichtenhochwald! Ploben bei Karls-
bad, Ellbogen (Ortm.), Marienbad (Kablik)! — Mittel- und Südböhmen: Volesnä bei
Horovic (Tausch)! Berg Tiemosnä bei Pfibram! Rozmitäl (Lusek) ! Unter dem Herrn-
Nieia, 683
stein bei Neugedein! Kuridlo bei Strakonic! Skocicer Berg bei Voduan (Dede£.). Tucap
(Berchtold)! Fichtenwald am Schöninger!
y) Griffel ringsum gleichmässig-behaart. Nebenblätter ganzrandig, schmal, halbpfeil-
oder halbspiessförmig, oberste lanzettlich.
8. V. eassubica L. Abstehend feinhaarig bis zottig. Stengel aufrecht oder
kletternd, ästig. Blätter S—12paarig; Blättchen oval oder länglich, stumpf, stachelspitz,
die untersten dem Stengel und den Nebenblättern meist genähert. Trauben ziemlich
dieht, 10—15blüthig, einseitswendig, etwas kürzer als das Tragblatt. Kelch glockig,
etwas schief, die 2 oberen Zähne 3eckig, die unteren viel länger, pfriemlich. Platte der
Fahne so lang als ihr Nagel. Hülsen kurz eiförmig-rautenförmig, 1—2samig.
1—3' hoch, dunkelgrün. Wurzelstock weit kriechend. Blumen purpurviolett, Schiffchen
weisslich. Var. «@) pubescens, feinhaarig, grün, mehr aufrecht; £) villosa, abstehend grau-
zottie, schlapper, klimmend.
2 Juni, Juli. In trockenen Laubwäldern, auf lichten buschigen Abhängen im
Hügellande und Mittelgebirge zerstreut, doch in der nördlicher Landeshälfte ziemlich
verbreitet und gesellig. Bei Prag: Roztoker Wald, Bohnicer, Kriöer Wald (5), Stern, Kosir,
Kuchelbad, Zävist, Wälder bei Ridka gegen die Beroun! — Böchovic! Jungferbrezan
(Leonhardi)! Cäslau: bei Vodrant, Gebüsch Skalka bei Tiebesic (Opiz). Semin (Opiz)!
Eichbusch am Semtiner Teich bei Pardubie! Königiogrätzer Wald! Jiein: in den Prachover
Felsen nicht häufig («, Pospichal)! Eichbusch bei Slatina in Thonboden ! Waldplätze bei
Ji&inoves (Pospich.)! Häufigin den Wäldern um KopidIno, Rozdalovic, Dymokur ! Horkaberg
bei Münchengrätz (Sekera). Bäba bei Kosmanos! Weisswasser selten (Hipp.). Wälder um
die Thammühle (Neumann). Niemes (Schauta)! Roudnic (Reuss). Verbreitet im Leitmeritzer
und Mileschauer Mittelgebirge: Geltsch! Kelehberg bei Triebsch! Leitmeritz: auf dem
Wostray, zwischen Leitmeritz und Kamajk (Mayer); oberhalb Skaliz («)! und zwischen
Skalic und Schüttenitz (Mayer). Hradischken! Straschitzkenberg! Zwischen Mileschau und
dem Klotzberge! u. s. w. Sperlingstein bei Aussig! Elbabhang unterhalb Bodenbach in den
Promenaden auf Sandstein! Brüx, Horenz bei Eidlitz (Reuss) und im Eidlitzer Eich-
busch (Knaf)! Abhänge des Erzgebirges bei Teplitz (Winkler)! Osseg (Thiel)! Rothenhaus !
Petsch oberhalb Komotau! Karlsbad und Ellbogen (Presl), Marienbad (Eversm.). —
Mittelböhmen: am Plesivec bei Jinec («)!
b) Blättcben schmal, lineal bis länglich, mit wenigen zur Spitze des Blättchens bogig
verlaufenden Seitennerven. Griffel fädlich oder von den Seiten etwas zusammengedrückt, ringsum
behaart oder fast kahl.
a) (Oracca.) Griffel von den Seiten zusammengedrückt, ringsbehaart, auf der
Rückenkante nur schwach bärtig. Trauben reich- und grossblüthig; Blumen 6—8’ lang.
*) Pflanze ausdauernd, mit ästigem, kriechendem Wurzelstock. Platte der Fahne
so lang oder länger als ihr Nagel.
9. V. temuifolia Roth (V. eracca Y. tenuifolia Tausch!). Stengel aufrecht,
steif. Blätter vielpaarig; Blättchen angedrückt feinhaarig, länglich-lineal bis länglich,
die oberen meist in eine Stachelspitze zugespitzt. Nebenblätter schmal linealpfriemlich,
halbpfeil- oder halbspiessförmig, ganzrandig. Trauben verlängert, lockerblüthig, sehr lang-
gestielt, mit dem Stiel meist doppelt so lang als das Tragblatt. Kelch gekrümmt,
röhrig-glockig, untere Zähne lanzettlich pfriemlich. Platte der Fahne verlängert, meist
doppelt so lang als der Nagel, bei verlängertem Nagel bisweilen eben so lang. Hülse
in ihr Stielchen allmälig verschmälert. Nabel kaum !/, des Samenumfangs umgebend.
2—4' hoch, steifer und stärker als folgende, Blättchen starrer, meist schmaler und
länger, aber auch breiter länglich. Blumen und Samen grösser, erstere schwach lilienartig duftend.
hellblauviolett, Flügel oft weisslich. Die Zusammenziehung dieser Art und der folgenden bekundet
eine mangelhafte Kenntniss derselben.
2, Hälfte Mai—Juni. Auf buschigen Hügeln, Waldwiesen, in trockenen Laub-
wäldern, auf grasigen Dämmen, auch auf thonigen Äckern, verbreitet zumal im warmen
Hügellande, Mittelgebirge und der Ebene, meist gesellig und bisweilen massenhaft. Bei
Prag: Schanzen des Bruskathors, Bubend, Podbaba, Nusle, Michle, Roztok! Pfemyslener
684 Vieciä,
Hain (Dedetek)! Dablicer Berg (Opiz)! Scharka in thonigem Acker! Plateau oberhalb
St. Prokop im Wickenfelde! Kuchelbad! Radotiner Thal! Karlstein (Schmidt) u. a. —
Elbauen bei Gross-Wosek! hin und wieder in den Dymokurer Wäldern, z. B. am Wald-
rande nächst dem Holy vreh! Kolin (Veselsky)! Vodraut bei Cäslau (Opiz)! Leitomysl
(Matzalek)! B. Trübau (Rybitka)! Horkaberg bei Münchengrätz (Sekera)! Jungbunzlau
(Silber)! Weisswasser, unter dem Bösig (Hackel). Zwischen Roudnie und Wegstädtel nahe
der Bahn häufig! Um Leitmeritz und im Basaltmittelgebirge häufig: Lorettohügel, Satana-
berg, Weisse Lehne, Radobyl, Straschizkenberg u. s. w. Rand der Chausse südlich von
Wellemin (Maas). Tetschen im Gemengfutter (Malinsky)! Kulm. (Göring)! Osseg (Thiel),
Brüx (Ziegler)! Rothenhaus (Roth), Komotau! bis gegen Petsch im Laubgebüsche vom
Grundthal her! Himmelstein bei Schlackenwerth (Reiss), Karlsbad (Ortm.). Marienbad
(Glückselig). Rakonitz (Celerin) !
10. V. cracca L. Stengel schlapp, kletternd. Blätter vielpaarig; Blättchen
länglich bis lineallanzettlich, beiderseits zugerundet, stachelspitz, angedrückt feinhaarig.
Nebenblätter schmal, halb-pfeilförmig, ganzrandig. Trauben ziemlich gedrungen, mit ihrem
Stiele elwa so lang als das Tragblatt oder etwas länger. Kelch breit glockig-becken-
förmig, sehr schief gestutzt, die unteren Zähme kurz lanzettlich. Platte der Fahne
etwa so lang als ihr Nagel. Hülse in ihr Stielchen plötzlich zusammengezogen.
Nabel !/, des reifen Samens umgebend.
1—4' hoch. Blumen blauviolett. Die Länge der Trauben variirt; sie sind (sammt Stiel)
bald länger, bald kürzer als ihr Tragblatt, doch nie so lang wie bei voriger.
2. Ende Juni—August. Auf Wiesen, Wegrändern, in Gebüschen und auf Äckern
verbreitet durch das ganze Land bis auf das Vorgebirge (im Erzgebirge noch weit
über 2000°).
**) Pflanze nach der Kruchtreife absterbend, Platte der Fahne wenigstens
doppelt kürzer als der röhrig verlängerte Nagel.
11. V. villosa Roth (V. polyphylia W. Kit.). Stengel liegend oder kletternd,
nebst den Blättern abstehend behaart, fast zottig. Blätter vielpaarig; Blättchen läng-
lich-elliptisch bis lanzettlich, stumpf und bespitzt oder zugespitzt. Nebenblätter halbpfeil-
förmig, länglich-lauzettlich. Trauben lockerblüthig, meist verlängert und länger als
das Tragblatt, vor dem Aufblühen von den behaarten Kelchzähnen fiederig-beschopft.
Blüthen hängend; die unteren verblüht, wenn die obersten sich öffnen. Kelch gekrümmt
röhrig-glockig, am Grunde stark ausgesackt, sehr schief abgeschnitten; die 3 unteren
Zähne pfriemlich-fädlich, so lang als die Röhre; die oberen viel kürzer, lanzettlich-
pfriemlich. Platte der Fahne eiförmig, 2lappig. Hülse breit elliptisch, @n das lange
Stielchen plötzlich zusammengezogen. Nabel den 8. Theil des Samenumfangs umgebend.
1—3‘ hoch. Blume im röhrigen Theile allmälig zur Basis verschmälert, blauviolett,
Flügel oft bleicher oder weiss. Godron giebt die Ort als perennirend an.
69 und (©) Juni—September. Auf Feldern im Getreide, besonders Weizen, im
Gemengfutter, selten und sehr zerstreut, doch am Standort bisweilen in Menge, zweifels-
ohne ursprünglich durch Getreidebau eingeführt. Bei Prag bisher nur bei Chabry im
schwarzen Thonboden eines Feldes am Breznoveser Wäldchen mit Linaria spuria (Dödelek
1871)! in Pouönik bei Karlstein am Wege (Poläk 1874)! und auf der Keppelschen Insel
zwischen Steinen der Moldauufer in wenigen Exemplaren 1869, offenbar nur zufällig,
im nächsten Jahre wieder verschwunden! — Gross-Wosek (Poläk)! Cäslau: an der Strasse
gegen Chedrby in Getreidefeldern! Sruby bei Chotzen, in einem Weizenfelde zahlreich !
Felder zwischen Höflitz und Niemes (Schauta)! Tichlowitz an der Elbe im Getreide
(1872)! Tetschen, im Gemengfutter (Malinsky)! Felder bei Bilin (Pr. Reuss 1848)! Budweis
(Jechl nach Krej£).
* V. varia Host (V. polyphylla Koch, V. villosa ß. glabrescens Koch, Cracca
varia Godron), Spärlich behaart, Stengel fast kahl. Trauben kurz, etwas gedrungen,
kürzer gestielt, vor dem Aufblühen nicht federig beschopft. Blüthen wagrecht, zuletzt
Vicia. 685
schief nach abwärts abstehend, alle gleichzeitig in Blüthe. Kelchzähne fast kahl, die
Bunteren aus breitem Grunde lanzettlich, kürzer als die Röhre, die oberen kurz 3eckig.
Sonst wie vorige, von der sie sich hinlänglich unterscheidet; die Blättchen heller grün,
die Blumen grösser und dicker, bis zum Grunde wenig verschmälert, die Platte der Fahne breiter,
queroval, sonst ebenfalls 2lappig.
°9 und (€) Juni, Juli. Auf Feldern wie vorige, bisher nur bei Karlsbad (Ortmann,
als V. cracca ß. sericea)! wahrscheinlich nur eingeschleppt (?), ist in Baiern ziemlich häufig.
) Ervum L. max. part.). Griffel fädlich, ringsum fein behaart oder fast kahl.
Trauben arm-(1—6 )blüthig und kleinblüthig; Blumen meist nur 1—3“’ lang, wenn grösser (3 bis
5° lange), dann einzeln an der Traubenaxe.
*) Nebenblätter halbspiessförmig oder die oberen lanzettlich, ganzrandig, beide
gleichgestaltet. Obere Blätter mit gabelig-verzweigter Wickelranke. Hülsen nicht rosenkranzförmig.
12. V. hirsuta Koch (Ervum hirsutum L, Cracca minor Godron). Blätter 4—S-
paarig; Blättchen lineal oder lineal-länglich, gestutzt oder ausgerandet. Traube 2— 6-
blüthig. Kelchzähne fast gleich, lineal-pfriemlich, länger als die Kelchröhre, wenig
kürzer als die Krone. : Hülsen trapezoidisch, schnabelförmig zugespitzt, 2samig,
weichhaarig.
Kahl oder zerstreut behaart. Stengel sehr ästig, liegend oder klimmend, 1—2‘ lang. Blumen
sehr klein, bläulich weiss. Die Hülse ist bei uns stets behaart; eine Varietät mit kahler Hülse
(Ervum Loiseleurii Hohenack.) scheint nur dem Süden anzugehören.
© Juni— August. Auf Äckern, wüsten Plätzen, auch in Waldgebüschen, auf
Waldblössen verbreitet und gemein durch ganz Böhmen bis auf das Vorgebirge.
13. V. tetrasperma Mönch‘ (Ervum tetraspermum L.). Blätter 3—4paarig;
Blättehen lineal oder länglich-lineal, stumpf oder spitzlich., Traube aus 7, selten 2
Blüthen auf dünnem, haarförmigem Traubenstiel. Kelchzähne 3eckig-lanzettlich, kürzer
als die Röhre und viel kürzer als die Krone. Hülse länglich-walzlichh am Ende
gerundet, vom Griffel bespitzt aber nicht geschnäbelt, kahl, meist 4samig (3—5samig).
Ziemlich kahl, !/,—2’ lang. Blumen bläulich, grösser als bei voriger.
© Juni—August. Auf Feldern, Ackerrändern, wüsten Plätzen, häufiger auf
grasigen Hügeln, Waldplätzen, Waldschlägen, verbreitet in niederen und gebirgigen
Gegenden, doch zerstreut und lange nicht so gemein wie vorige. Bei Prag zerstreut:
Kr& (Knaf)! Baumgarten, Unhost! Kuchler Berg (Poläk)! Karlstein! — Chlumec byd3. im
Waldhau! Josefstadt (Knaf)! Rollberg (Schauta)! B. Kamnitz (Zizelsb.). Leitmeritz auf Ab-
hängen, oft in Menge (Mayer). Tetschen! Karlsbad (Reiss)! Marienbad (Fr. August.). —
Rakonitz am Bahnhofe! Häufig um Horovic: bei Erpet, Lochovic, am Waldpfade des
Plesivec! Am Bach des Obeenicer Reviers bei Pribram! Chndenic! Pisek (Dedetek)!
Goldenkron, seltener (Jungbauer) — u. a. O.
**) Nebenblätter jedes Blattes ungleich, das eine lineal, pfriemlich, klein, das
andere viel grösser, halbmondförmig, fein borstlich-zerschlitzt, gestielt. Obere Blätter mit mehr-
gabeliger Wickelranke. Hülse nicht rosenkranzförmig.
14. V. monantha Desfont. (Ervum monanthum L., Craeca monantha Godr.).
Blätter <—Spaarig; Blättchen lineal, abgestutzt, stachelspitz oder ausgerandet. Trauben-
stiel 1blüthig, kürzer als das Tragblatt. Kelchzähne lanzettlich-pfriemlich, länger als
die Röhre, kaum halb so lang als die Krone. Hülse breit länglich-elliptisch, zugespitzt,
kahl, meist 2—3samig.
1—2' hoeh, Blume 6‘ Jang, Fahre bleichlila, violett geadert; Schiffchen ‚weiss mit
schwärzlicher Spitze.
© Juni—August. Stammt aus dem südlicheren Europa, wird aber hin und
wieder, besonders auf Sandboden als Futterkraut gebaut und findet sich auf Äckern
unter Getreide, Hackfrüchten und auf wüsten Plätzen, an Feldrändern meist nur einzeln
verwildert vor, so z. B, bei Prag nächst Kr& (Knaf)! Zadni Kopanina! -- Bei Brandeis
686 TLens—Lathyrus,
häufig als „Russische Wicken® gebaut (Opiz)! Getreidefelder bei Celakovie (Poläk)!
Bakov bei Jungbunzlau (Sekera). Weisswasser, häufig gebaut und verwildert (Hipp.).
Niemes gebaut (Schauta). Saaten bei Brozan (Neumann). Sporitz bei Komotau (Knaf)!
bei Vysolan saaz. Kr. gebaut (Knaf, Thiel)! Karlsbad (Ortmann). Bei Jinee häufig unter
der Futterwicke (Schlechtend.) u. a.
**#) Nebenblätter gleichgestaltet, lanzettlich, gezähnt. Blattstiele sämmtlich
in eine Stachelspitze ausgehend. Hülsen dünnhäutig, rosenkranzförmig eingeschnürt.
7 15. V. ervilia Willd. (Ervum ervilia L.). Blätter $—12paarig, Blättchen lineal-
länglich, gestutzt. Traube 1—2blüthig. Kelchzähne pfriemlich, fast so lang als die Krone.
1—2' hoch. Blumen weisalich rosafarben.
() Juni, Juli. Stammt aus Südeuropa, wird nur sehr selten gebaut und findet
sich ebenso selten verwildert, so bei Prag nächst Michle in Saaten (Hofmann)! um Saaz
verwildert (Weicker).
22. Lens Haller. Linse.
+ 1. L. eseulenta Mönch (Ervum lens L., Lens vulgaris C. Bauhin). Obere
Blätter 6paarig mit einfacher Ranke, untere 1-—5paarig mit Stachelspitze; Blättchen oval
bis lanzettlich, stumpf oder ausgerandet. Nebenblätter lanzettlich, meist ganzrandig.
Trauben 1—3blüthig, sammt Stiel fast so lang als das Tragblatt.
Aufrecht, ästig, flaumig, 1’ hoch. Blumen klein, weiss und lila geadert.
() Juni, Juli. Unbekannten Vaterlands, seit Alters allgemein auf Feldern in
leichterem, etwas sandigem Boden gebaut, hin und wieder auch im Getreide und auf
Brachen einzeln verwildert.
23. Pisum L. Erbse.
7 1. P. sativum (L.) Poir. Kahl, graubereift, liegend bis aufrecht. Blätter 1—3-
paarig mit mehrfach gegabelter Wickelranke; Blättchen oval. Nebenblätter sehr gross,
halbherzförmig, am Grunde gezähnt. Traubenstiele 1—2blüthig.
a) hortense (P. sativum L.). 1—3’ lang, liegend oder kriechend. Blumen ganz weiss
oder die Fahne und Flügel rosa angelaufen. Samen kugelig, hell braungelb, grau oder grünlich.
b) arvense (L. spec.). 1—2’ hoch, meist aufrecht. Blumen bunt mit violetter Fahne,
dunkel purpurrothen Flügeln. Samen kantig eingedrückt, graugrün und braungefleckt.
© Mai-—Juli. Unbekannten Vaterlandes; a) allgemein als Gemüsepflanze auf -
Feldern gebaut, b) seltener als Futterpflanze, nicht selten auf Brachen und in Saaten
verwildernd.
24. Lathyrus (L.) Bernhardi. Platterbse.
f . A. Diplophaca Kittel.) Kelch tief 5spaltig mit kurzer Röhre und weit längeren blat-
tigen Zipfeln. Hülse an der gebogenen samentragenden Naht mit doppeltem Flügelrande. Griffel
um 90° verdreht (mit rechts und links liegenden Seitenflächen).
7 1. L.sativus L. Kalıl. Stengel liegend oder kletternd, sammt den Blattstielen
geflügelt. Blätter ipaarig, Blättchen lineal-lanzettlich, graugrün. Nebenblätter halbpfeil-
förmig, ganzrandig oder über der Basis 1zähnig. Traubenaxe 1blüthig.
1—2' lang. Blumen weiss, bläulich oder röthlich.
© Mai, Juni. Stammt aus Südeuropa, wird obwohl nicht häufig als Hackfrucht
gebaut und verwildert bisweilen an Rainen, auf Brachen, im Getreide. So bei Prag: nächst
der Kirche von St, Prokop gebaut und verwildert! Karlstein am Wege gegen St, Ivan!
Lathyrus, 6837
=
— Feldraine bei Weisswasser (Hipp.)! Münchengrätz (Sekera)! nicht selten gebaut bei
Leitmeritz bei Skalitz! Borec, Nedveditsch (Mayer). Bilin (Malinsky)! Eidlitz und
Trubsehitz bei Komotau gebaut (Knaf)! Hrusovan saaz. verwildernd (Thiel)!
B. Kelch glockig, 5zähnig mit kürzeren bis gleich langen Zähnen. Hülse an der Samen-
naht ungeflügelt.
1. (Eulathyrus). Grifiel um 90° gedreht (mit rechts und links gekehrten Seiten-
Hächen), nach abwärts halbröhrig, holzig, unterseits zottig behaart. Stengel stets klimmend oder
liegend, Blattstiele mit Wickelranke. Trauben mehrblüthig.
a) Stengel breitgeflügelt. Blattstiele geflügelt.
2. L. silvestris L. Blätter Zpaarig; Blättchen lineallanzettlich, langzugespitzt,
bis länglich, stumpf und bespitzt, mit 3—5 vorspringenden Nerven, yrasgrün. Neben-
blätter halbpfeilförmig, lineal oder lineal-lanzettlichh 1—nervig, schmäler als der
Stengel. Die 4 unteren Kelchzähne durch breite runde Buchten getrennt, aus 3eckiger
Basis pfriemlich. Samen kugelig oder länglich, zusammengedrückt, sehr flach-runzelig,
vom linealen Nabel zur Hülfte umgeben.
2—4‘ lang. Blumen gross, bleich gelbgrün, Fahnen innen am Grunde purpurroth, weiter-
hin allmälig fleischfarbie. Var. &©) angustifolius, Blättchen lanzettlich bis lineallanzettlich,
langzugespitzt ; Flügel des Blattstiels viel schmi iler als die des Stengels; £) platyphyllus Retz
(L. intermedius Wallr. herb.!), Blättchen läuglich oder länglich- lanzettlich, die meisten stumpf
bespitzt; Flügel des Blattstiels mehr als halb bis fast ebenso breit als der des Stengels ; Trauben
reicher, bis sblüthig, Blüthen ein wenig srösser, Fahne innen rosenroth.
2. Juli, August. In trockenen Wäldern, im Gebüsche, auf waldigen, nicht zu
warmen Lehnen und Felsen, im Hügellande und häufiger in gebirgigeren Gegenden bis
auf das Vergebirge, verbreitet, aber sehr zerstreut. Bei Prag nicht häufig, besonders
auf schattigeren Abhängen: Stern (Jiras)! St. Matthaeus (Opiz)! Kreer Wald! Gräben
an der Bahn zwischen Ouval und B£chovic im Fiederholze! Kamenicer Thal bei Stirin!
Vysokä Lhota bei Pysely (Vogl). Karlstein nächst der Velikä hora! — Ostböhmen: im
Walde hinter Adamsdorf bei Cäslau (Opiz), Chroustovic bei Hrochov-Teinie (Illiner) !
Leitomysl: „Strän@ bei St. Antonius! B. Trübau im Gebirgszuge gegen Leitomysl!
Sruby bei Chotzen auf trockener Kalklehne! Adler-Kosteletz, auf Sandstein! Chvojno
(Opiz)! Neukönigingrätzer Wald! Fichtenwald der Konlina bei Jaromef! Hohenelbe
(Kablik)! Lomnie: Berg Kozlov, Fabrikswald (Poläk)! Grossskal bei Turnau auf Sand-
stein! Wälder bei Rozdalovice und Dymokur stellenweise häufig! Gutwasser bei Jung-
bunzlau (Himmer)! Weisswasser (Hipp.)! Rollberg hie und da (Schauta)! Sandauer
Berg! Wald bei Bokven bei B. Leipa! B. Kamnitz (Zizeisb.). Rosenberg bei Windisch-
Kamnitz! Kalkbruch im Walde zwischen Doubie und Schönlinde! Bozenberg bei Schluckenau
(Karl)! Tetschen (Malinsky)! Göltsch (ß. Hackel)! Fehlt sonst ganz im Leitmeritzer
Mittelgebirge. Im Erzgebirge hin und wieder: Berg Strobnitz bei Osseg (Thiel), Stolzen-
hahn, Töltschgrund (Roth), Grundthal bei Komotau, Wald bei Petsch (an 2000°), daselbst
auch ß. (Knaf)! Grasberg und Thiergarten bei Schlackenwerth (mit ß, Reuss), Karlsbad
(Ortmann, & und 3)! Marienbad, Franzensbad (Glückselig). Mittelböhmen: Hana’er Revier
bei Rakonitz (Krej£), Felsen zwischen Stadtl und Bürglitz! Slap (Presl, als L. latifolius,
wohl #)? Wälder zwischen Mnisek und Dobris! Komorsk& hora bei Jinec! Rozmitäl
(Lusek)! — Südböhmen: Chudenic hin und wieder! Strakonie am langen Bergrücken
hinter dem Kuridlo! Skoticer Berg bei Vodhan (Dedecek). Krumau: Schlucht bei Adolfs-
thal am Nordfusse des Blansker! am Schöninger am Fels des Josefsthurms und bei
Cernie (Jungb.), auf Felsen im Moldauthale südlich von Krumau!
3. L. heterophyllus L. Blätter die oberen 2—3paarig, die unteren Ipaarıg;
Blättehen länglich, länglich-lanzettlich und lanzettlich, stumpf oder spitz, mit 3—5
vorspringenden Nerven und feinem Adernetz, seegrün. Flügel des Blattstiels so breit
als die des Stengels. Nebenblätter halbpfeilförmig, breit länglich-lanzettlich, gross.
Die 4 unteren Kelchzähne lanzettlich, fein zugespit zt, durch spitze Buchten getrennt.
688 Lathyrus
Samen ziemlich kugelig oder oval, stark warzig-runzelig, graulich-schwarzbraun, vom
linealen Nabel nur zu !/, umgeben.
2—6’ lang, kahl. Stengelflügel und Nebenblätter viel breiter als an vorigem; von diesem
und von dem südlichen L. latifolius L. durch die blaugrüne Farbe des Laubes, die Zahl der
Blattpaare und die Samen verschieden. Blumen grösser wie bei vorigem, schön rosa-purpurn.
2 Juli— August. Auf waldigen Bergen des warmen Mittelgebirges sehr selten.
Bisher nur auf der Velikä hora bei Karlstein (Ruda 1857, Krell)! am Göltschberg bei
Auscha (Hackel)! und bei Leitmeritz in einem Laubgehölz am Fusse des Winterberges
unweit Babina (1569 Mayer)!
Anmerkung. Im Herbar. bohem. des Tausch befindet sich ein echter Lathyrus latifolius
L. mit der Angabe: Velikä hora bei Karlstein; da aber diese südlichere Art daselbst sicher nicht
vorkommt, wohl aber der von Tausch nicht ausgegebene L. heterophylius, so ist es sehr wahr-
scheinlich, dass Tausch den letzteren bei Karlstein gefunden, aber für 1.. latifolius bestimmt, und
da es ihm an Exemplaren mangelte, durch einen echten L., latifolius des bot. Gartens ersetzt hat.
b) Stengel kantig, wie die Blattstiele ungeflügelt.
4. L. tuberosus L. Wurzelstock dünn, kriechend, mit knollig verdickten Wurzeln,
Blätter Zpaarig; Blättchen verkehrteilänglich, stumpflich, bespitzt. Nebenblätter schmal,
lineal-lanzettlich, halbpfeilfürmig. Traube 3—5blüthig. Obere Kelehzähne 3eckig. Hülsen
gedunsen, holperig.
1—3’ lang, kahl. Blumen schön rosa-purpurn, wohlriechend.
2, Juni—August. Auf Äckern in schwerem lehmigem Boden, auf Brachen, verbreitet
aber zerstreut im Hügellande, in gebirgigeren Gegenden selten oder fehlend. Häufig
um Prag, z. B. Kanalka, Vr$ovic, Podol, Kaiserwiese, Kosir, Generalka, Lieben u. s. w.;
auch bei Karlstein (Ruda). Schlan (Ascherson). Verbreitet im Elbthale, bei Kuttenberg,
Cäslau (Opiz), bei Hohenmauth! nordwärts bis Jiöin, Jungbunzlau! nicht mehr bei
Lomnic (Poläk), jedoch bei Hohenelbe (Kablik)! Fehlt bei Niemes, ist aber bei Reich-
stadt (Schauta). B. Kamnitz (Zizelsb.). Egerthal, z. B. bei Peruc (Wondra)! Am Erzge-
birge: bei Tetschen, Teplitz, Bilin, Brüx, Schlackenwerth und Rosnitz (Ortm.). — Fehlt
in der Horovic-Pribramer Gegend, auch in Chudenic. Krumau gegen die Vogeltenne sehr
selten (Jungbauer).
2. (Orobastrum Boiss., Orobus Döll.) Griffel nicht verdreht (mit nach oben und
unten gekehrten Seiten), auf der Oberseite feinbehaart, unterseits rinnig. Trauben unserer Arten
mehrblüthig. h
a) (Lathyroides), Blattstiele mit Wickelranken.
«) Stengel zusammengedrückt-kantig, liegend oder kletternd, sammt den Blatt-
stielen ungeflügelt. Blätter 1paarig.
5. L. pratensis L. (Orobus pratensis Döll, L. sepium Bot. bohem.). Flaum-
haarig. Blättchen lanzettlich, spitz, Nebenblätter untere gross, breitlanzettlich, halb-
pfeilförmig, die oberen jederseits pfeilföürmig. Traube 3—12blüthig, mehrmals länger
als das Stützblatt. Obere Kelchzähne 3eckig- oder lanzettlich-pfriemlich, Hülsen zu-
sammengedrückt, lineal-länglich.
1—3' lang. Blumen eitronengelb. Variirt in der Behaarung, Grösse der Blüthen, Breite
und Grösse der Blätter und Stützblätter.
2, Juni—August. Auf Wiesen, in Gebüschen, Waldhauen, durch das ganze
Land bis auf das Vorgebirge (Erzgebirge bei Petsch 2000°) verbreitet und meist häufig.
ß) Stengel aufrecht, geflügelt ; Blattstiele schmal berandet bis schmalgeflügelt
Blätter 2- Apaarig.
6. L. palustris L. Spärlich behaart oder fast kahl. Wurzelstock langgliedrig,
ästig, kriechend. Blätter 2—4paarig; Blättchen Zineal-lanzettlich bis länglich, gras-
grün; Blattstiele schmalberandet, ungeflügelt. Nebenblätter viel kleiner als die
Blättchen, schmal, lineal-lanzettlich, halbpfeilförmig, ganzrandig. Traube 3—5blüthig,
so lang oder länger als das Tragblatt. Kelchzähne ungleich, Hülse länglich-lineal, zu-
sammengedrückt.
Ye
Lathyrus. 689
1—2' hoch. Blume bleich purpurviolett, dann blau. Hülsen schwärzlich.
2 Ende Juni—August. Auf feuchten Wiesen, zumal auf altem Moor- und
Teichboden, im Gebüsche derselben, in den Niederungen des nördlichen und nordwest-
lichen Böhmens, sehr zerstreut und selten. An der Elbe bei Brandeis im Hlavenecer
Revier (Opiz)! auf alten Torfböden bei Üedelic nächst Elbe-Kostelec! bei Libis und
Stefansüberfuhr (Presl, Tausch!),,. Budin an der Eger (nach Hackel). Neuschloss bei
Leipa (Hackel) und am Bolzenfluss bei Leipa (Watzel). B. Kamnitz (Zizelsb.)? Schwatz
bei Bilin (Pr. Reuss). Kommerner Wiesen bei Brüx (Knaf 1850)!
7. L. pisiformis L. (Orobus pisiformis A. Braun). Fast kahl (nur auf den
Flügelrändern zerstreut-behaart). Wurzelstock kurzgliedrig, dick, sympodial. Blätter
3—5paarig (an sterilen schwachen Stengeln auch nur 2paarig); Blättchen eiförmig-
elliptisch oder eilänglich, stumpf, kurz stachelspitz, unterseits blaugrün. Blattstiele
schmalgeflügelt. Nebenblätter breit, so gross wie die Blättchen, eiförmiy, halbpfeil-
förmig, an der Basis seicht gezähnt. Traube 5—mehrblüthig, so lang oder kürzer als das
Tragblatt. Kelchzähne ungleich. Hülse schmal, gewölbt, an den Nähten zusammengedrückt.
Stengel aufrecht, mit den Blattranken sich wohl anhängend, aber nicht schlapp klimmend,
1',—3° hoch, stattlich, 3kantig. Kelchzähne ähnlich wie bei L. palustris, obere kurz 3eckig,
mittlere länglich-lanzettlich, so lang wie die Röhre, unterste lineal. Blumenkrone trüb rosa mit
purpurnen Adern. Hülsen schwärzlich. Samen kugelig, grünlich und braun gesprenkelt. Nabel den
6. Theil des Umfangs umgebend.
2, Juni (am 20. Juli schon durchaus mit völlig reifen Früchten!) An Wald-
rändern im Gebüsch, und zwar nur bei Dymokur im Thälchen zwischen Nouzov und
der Komärover Mühle ziemlich verbreitet, obwohl nicht sehr zahlreich! (zuerst von Po-
spichal 1871 entdeckt). Fehlt in allen Nachbarländern, ist zunächst in Ostgalizien und
an der Weichsel in Preussen wieder einheimisch und zumeist in Russland verbreitet;
verhält sich also ähnlich wie Ligularia sibirica.
b) (Orobus L.) Blattstiele ohne Wickelranken, mit einer Stachelspitze endigend,
Stengel immer aufrecht.
«&) Wurzelstock lang, dünn, kriechend, verzweigt, stellenweise knollig verdickt.
Stengel und Blattstiele schmalgeflügelt.
8. L. montanus Bernh. (L. macrorrhizus Wimmer, Orobus tuberosus L.). Kahl,
Blätter 2—-3paarig; Blättehen oval, länglich oder länglich-lanzettlich bis schmal lineal-
lanzettlich, unterseits graugrün, glanzlos. Nebenblätter lanzettlich oder spitz eiförmig,
halbpfeilförmig. Trauben ziemlich kurzgestielt, locker- und armblüthig. Kelch am Grunde
stark höckerig, vordere (untere) Zähne länglich-lanzettlich, hintere gekrümmt 3eckig.
Hülse gedunsen, stielrundlich, schief zugespitzt.
ı,—1’ hoch. Die nach der Blattbreite unterschiedbaren Formen einander habituell oft
sehr unähnlich. Ich sah eine Pflanze (von B. Kamniz), deren Blätter 3—4 Paar Blättchen hatten
und statt der Endborste ein Endblättchen! Kelen oft blau angelaufen, : Blume hell purpurn, im
unteren Theile srünlich, schmutzizblau sich verfärbend; Fahne mit dunkleren Streifen; Schiffehen
zweimal rechtwinkelig gebrochen, Flügel demselben mit einer Schwiele angewachsen. Samen kugelig,
Nabel ',, des Umfangs umgebend.
2, April—Juni, sehr spärlich und einzeln wieder im August. In lichten trockenen
Laub- und Nadelwäldern, auf Waldblössen, kräuterreichen Hauen, grasigen Hügelstellen
im wärmeren Mittel- und Vorgebirge, selten in’s niedere Hügelland herabsteigend, fast
nur im nordwestlichen Viertheil, daselbst ziemlich verbreitet, in seinen Verbreitungs-
bezirken häufig. Bei Prag nur im Stern (Tausch, Opiz, Feistmantel!). — Gebirgswald
Kontina bei Jaromer! bisher einziger isolirter Standort im Nordosten. — Verbreitet im
Leitmeritzer Basaltmittelgebirge und nordwärts davon: Leitmeritz bei Welbine! Hlinay,
Kundratie, Winterberg u. s. w. (Mayer). Kelchberg bei Triebsch! Göltsch bei Auscha,
zahlreich! Wernstadtl (Kratzmann)! Rollberg bei Niemes (Schauta)! B. Leipa (Hackel),
B. Kamnitz (Zizelsb.)! Am Eingange in’s böhm.-lausitzer Sandsteingebirge von Khaa
her! Tetschen, z. B. am Pfaffenberge! Häufig im Erzgebirge, stellenweise auf niedere
690 Lathyrus.
Hügel in die Kbene an seinem Fusse herabsteigend: bei Teplitz häufig (Opiz), so bei
der Geiersburg! ebenso bei Komotau, auf den Vorbergen und um Petsch (bei 2000)
sebr häufig! im Eidlitzer Eichbusch! Abertham bei Schlackenwerth (Reiss)! Karlsbad
ebenfalls häufig (Ortm.)! Franzensbad (Glücks.), Tepl (Konrad)! — Isolirter Bezirk im
Südwesten: bei Rozmitäl (Lipansky)!
ß). Wurzelstock kurz, dick, mit gleichdicken Wurzelfasern besetzt. Stengel
gebogen, kantig, ungeflügelt. Blattstiele berandet, rinnig, aber nicht geflügelt.
9. L. vernus Bernh. (Orobus vernus L.). Kahl. Blätter 2—4paarig; Blättehen
eiförmigy bis lanzettlich, langzugespitzt, gewimpert, grasgrün, glänzend. Nebenblätter
eilanzettlich, halbpfeilförmig. Trauben 3—vielblüthig, ziemlich locker und verlängert.
Fruchtknoten und Hülsen kahl.
1—1'/,‘ hoch. Blumen erst purpurn, dann blau, sehr selten weiss (£), bei noch nicht
ganz entfalteten Blättern erblühend.
2% April, Mai. In schattigen Wäldern, Bergwäldern, in lehmigem und kalkigem
Boden, im niederen und hügeligen Lande, im Mittelgebirge und Vorgebirge, bis an den
Fuss des Hochgebirges (lHohenelbe, Trautenau, Rochlitz u. s. w.) allgemein verbreitet
und häufig. Bei Prag: Podbaba, Scharka, Stern,‘ Dablicer Berg, Kundraticer Wald,
Laurenzberg, St. Prokop, Kuchelbad, Königsaal, Radotiner 'Thal, Karlstein, Unhost,
Wälder hinter Stechovic, bei Kamenic, Trebohostic u. s. w. — ß) selten: Karlsbad (Ortm.),
Kleinskal (Neumann); Kalklehne bei Jungbunzlau (Hipp.).
10. L. niger Bernh. (Orobus niger L.). Spärlich flaumig oder fast kahl. Blätter
4—6paarig; DBlättchen oval oder länglich, stumpf, bespitzt, ungewimpert, oberseits
trüb, unterseits graugrün. Nebenblätter lanzettlich, halbpfeilföürmig. Trauben 3—viel-
blüthig. Fruchtknoten mit rothen angedrückten Haarspitzchen, Hülse zuletzt ziemlick kahl.
1°/,—3‘ hoch, ästig. Blume purpurviolett, zuletzt schmutzigblau. Das Kraut wird beim
Trocknen meist schwarz.
2 Juni, Juli, stellenweise bis in den August. In lichten trockenen Wäldern,
auf waldigen Abhängen, in lehmigem Boden, im Mittelgebirge, Hügellande und in der
Ebene verbreitet. Bei Prag häufig, z. B. Stern, Scharka, Roztok, Dablizer Berg, Kosir,
St. Prokop, Kuchelbad, Zävist, Davle, Radotiner Thal, Karlstein u. s. w. — Podebrad
in den Elbauen, überall in den Dymokurer und Kopidiner Laubwäldern, im Popovicer
Hain und überhaupt in allen Laubwäldern bei Jitin! Cäslau: bei Chedrby. Babenie,
Hrabesin (Opiz). Eichwald bei Hrochow-Teinitz! Pardubitz, Königingrätz! Altpless bei
Josefstadt (Knaf)! Braunau (Watzke)! Münchengrätz (Sekera), Jungbunzlau, z. B. auf der
Bäba! Cistaj bei Weisswasser (Hipp.)! Rollberg einzeln (Lorinser)! Sandauer Berg bei
B. Leipa (Zizelsb.). Widim (Hackel)! Verbreitet im Leitmeritzer Mittelgebirge, z. B.
am Radischken! Satanaberg, bei Welbine, Kundratic, Zinkenstein (Mayer), um den Radel-
stein! bei Sebusein u. s. w. Loun: im Waldthal auf Permischem Sandstein bei Brdloch !
Probstauer Eichbusch bei Teplitz! Rothenhaus! Brüx! Eidlizer Eichbusch! Karlsbad
selten, nur beim Giesshübler Sauerbrunn bei Rodisfort verzeichnet (Ortm., Glückselig).
Mittelböhmen: Kozojedy bei Vinarie! nicht bei Rakonitz (Krejt). Bürglitzer Gegend
(Gintl)! Skrej, Klicavathal! Plesivee und Komorskä hora bei Jinee! — Weiter südlich
nicht verzeichnet, fehlt auch bei Krumau (Jungb.).
y) Wurzelstock kurz, dick, mit rübenförmig verdickten, buschigen Wurzeltasern.
Stengel oben etwas zusammengedrückt, aber ungeflügelt, steif aufrecht. Blattstiele flach verbreitert,
aber nicht (von dünner Blattsubstanz) geflügelt.
11. L. albus Kittel 1844 (L. asphodeloides Godr. 1848, L. pannonicus Garcke,
Orobus pannonicus Jacq., O. albus L. fil.). Kahl. Blätter 2—3paarig; Blättchen steif,
schmal, lineal oder lineal-lanzettlich, zugespitzt, vorspringend parallelnervig, grasgrün,
Nebenblätter lanzettlich, halbpfeilförmig. Trauben langgestielt, 3—mehrblüthig. Hülse kahl.
1—1',‘ hoch. Blumen weiss oder gelblichweiss, Fahne aussen oft rosa angelaufen. Bei
az
Er
Lathyrus. 691
uns nur die Var. f. macrorrhizus Neilr. (Orob. versicolor Gmelin, O. lacteus M. Bieb.) mit
(3—8") Jaugen, mehr walzigen und dickspindeligen als knolligen Wurzelfasern, von unten an ästig,
gedrungener. Die auf Sumpfwiesen wachsende Varietät Niederösterreichs und Ungarns @) micro-
rhizus Neilr. (Orob. pannonicus Jacgq. str., O. austriacus Crantz), mit kurzen, nur 1—2“ langen
rubenförmigen Wurzeln und fast einfachen Stengeln wächst bei uns nicht; beides sind blosse
Standortsracen, obwohl sie Kerner neuerdings für Arten ansieht.
2, Mai, Juni. Auf sonnigen Bergwiesen, grasigen und busckigen Hügeln des
warmen Hügellandes und Mittelgebirges, sehr zerstreut, selten. Südlich von Prag nur
um Karlstein auf Kalkboden, daselbst ziemlich häufig! und bei Ridka (Knaf 1825)!
Bei Dymokur nur am niedrigen Abhang an der Strasse gegen Nouzov nächst dem Jakobs-
Teiche, mit Linum flavum und weiter im Thale gegen Zähornie (Pospichal). Hin und
wieder im Leitmeritzer Mittelgebirge: Loretto und Satanaberg bei Leitmeritz! Stra-
schizkenberg! Theinberg bei Praskowitz (A. Mayer), am Eisberge oberhalb Kamajk
(Thiel! Mayer); bei Kundratitz (Mayer). Fuss des Lobosch bei Lobosic auf Kalk!
Sebusein (Malinsky)! Anhöhen bei 'Salesl, stellenweise massenhaft (Mayer)! bei Kolleben
(Mayer). Triebsch (Hıckel; am Kelchberge ?). Geltsch (Kratzmaun)! — Teplitz (Winkler) !
Bilin im Debrethale sehr selten (Reuss),. — Nach Presl bei Karlsbad in Bergwäldern,
was unwahrscheinlich ist, daselbst auch von Ortmann nie gefunden.
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Register der Gattungsnamen.
Die Namen der im Prodromus angenommenen Gattungen sind mit gewöhnlicher Schrift
gedruckt, die synonymen und die nur nebenbei angeführten Gattungsnamen cursiv, von den Sections-
namen nur jene, die auch schon als Gattungsnamen gegolten haben, und zwar mit kleinerer Schrift,
dieNamen der Ordnungen und höherer Gruppen mit durchschossener Schrift, und zwar nur solche,
die von keinem hier verzeichneten Gattungsnamen abgeleitet sind. Ein vollständiges Arten-Register
wird in einem folgenden vierten Hefte nachfolgen, welches auch die bereits sehr zahlreichen
Nachträge bringen wird.
Abies L. .
Acer L.
Acetosa E
Achillea L.
Achyrophorus .
Acinos Mönch .
Aconitum L..
Acorus L..
Acrostichum
Actaea L..
Adenophora Fisch. .
Adenostyles Cass.
Adonis L.
Adoxa L..
Aegopodium L.
Aesculus L.
Aethusa L.
Agathophytum .
Agrimonia L.
Agropyrum .
Agrostemma L. 3
Agrostis L.
Ailanthus
Aira L.
Hua . .
Ajuga L. .
Albersia Kunth .
Alchemilla L.
Alisma L..
Alliaria Adans. .
Allium L..
Allosorus Bernh.
Alnaster ,
Seite
18
988
162
228
212
. 351
. 422
AG
EHE
. 424
. 185
. 246
. 408
595
. 565
539
a2
. 151
. 620
.'55
51a
35
Seite
Alnus IL. . 126
Alopecurus L. 37
Alsine Wahl... 494
Alsine . 499
Althaea L. 517
Alyssum L. 445
Amarantus L. 156
Amarantus . 156
Amaryllideen 112
Ambrosiaceen 185
Ampelideen . 541
Amygdalus L. 647
Amygdalus . 647
Anacamptis Rich. 104
Anagallis L. . 374
Anchusa L. 305
Andromeda L. 382
Andropogon L. . 32
Androsace L.. 379
Anemone Mill. . . . 407
Anemone 405, 406, 407, 408
Anethum L,. . le
Anethum . . 574
Angelica L. . 980
Angelica . 573, 579, 580
Antennaria . . 236
Anthemis L. 229
Anthericum L, 95
Anthoxanthum L. 39
Anthriscus Pers.. 98D
Anthriseus . . 586
Anthyllis L. . . 670
Antirrhinum Mill. 928
Seite
Antirrhinum #323
Apargia . . 213
Aparine . 279
ADera in 8 5 20
Apetalen . 114
Aphanes . . 622
Apium L.. . 567
Apium . 568
Apocyneen . 287
Aquilegia L. . . 421
Arabis L.. . 452
Arabis 445, 452
Aracium. 3038192
Araliaceen .. 092
Archangelica Hofim. . 580
Arctium . 249, 255
Arctostaphylos Adans. . 383
Arearia L.. . . .49
Arenaria 490, 491, 494, 495
Aristolochia L. . 172
Armeniaca . 647
Armeria Willd. . . 380
Armoracia Fl. Wett, . 460
Arnica L.. . 238
Arnoseris Gärtn. . 189
Arrhenatherum Beauy.. 41
Artemisia L.'. .: . 238
Arum L.. RT
Aruncus. . 645
Arundo 36, 37
Asarum L. 72
Asclepias. . ehe)
Asparagus I... .9
49
Asperifolien,
Asperugo I. . 297
Asperula L. 273
Aspidium Sw. 9
ee)
Asplenium L.. 7
Aster L. 220
Astragalus 1. 674
Astragalus 674
Astrantıa I... 2 22056
Athamanta 572, 576, 590
Athyrium Roth . . . 9
Atriplex L. 3 LAB
Atriplex . 149, 150
Atropa L.. lu,
Avena L... ee
dena. . ... 241,43
Baeothryon. 76
Ballota L. v 2.380
Balsamineen. . .52%6
Barbarea R. Br.. 456
Barkhausia Mönch 190
Bartsia L. 337
Batrachium . 410
Behen . 511
Bellis L. . 223
Berberis L. 425
Berteroa 447
Berula Koch . 564
Beta L. 151
Betonica L. 357
Betula L.. BRERL.. IE 021
Betula 126, 127. 128
Bidens L.. . N} |
Bifora Hofim. 592
Biscutella L.. 441
Bistorta . 163
Blattaria. a u 315
Blerbnum EL. ..; tan 5.
Blitum L.. 151
Blysmus m, 74
Borrago L.... . „. ».306
Botrychium Sw. . 12
Brachypodium Beauv. 52
Brassica L. Be PAAR | :7.,
Brassica 453, 467, 470
Briza L. s i 48
Bromus L, 52
Bromus 51,458
Bryenia L. . 178
Bulliarda DC. ...602
Buphthalmum . ..226
Seite
Bupleurum L. 568
Butomus L. 99
Cacalia 246
Cacosciadium 586
Calamagrostis Adans 3
Calamintha Spenn. . 351
Calendula 247
Calla L. 97
Callistephus . 223
Callitriche L. 118
Calluna Salisb. . 381
Caltha L. . 418
Calystegia 307
Camelina Crantz. . 460
Camelina . 447, 459
Campanula L. 181
Campanula . 185
Cannabis L. 145
Caprifolium . 282
Capsella Vent, 444
Caragana 673
Cardamine L. 448
Cardamine 455
Cardaria Desyv. 444
Carduus Scop. 255
Carduus 255, 256, 257, 258
Carex L. 58
Carlina L. 264
Carpinus L. . 129
Carthamus L. 253
Garım L.. . 566
Castanea Hall. 130
Catabrosa Beauv. 48
Caucalis L. E21 583
Caucalis 583, 584, 585
Caulinia Willd. . 22
CGelastrineen. 540
Centaurea L.. 250
Centranthus . 273
Centuneulus L. . : 374
Cephalanthera Rich. 106
Cephalaria 267
Cerastinm L.. 496
Cerastium 499
Cerasus . se 6485
Ceratocephalus Mönch 410
Ceratopbyllum L. 117
Cerefolium Bess, 586
Cerinthe L. 303
Chaerophyllum L. 587
Chaerophyllum . 586
Chaeturus Willd. 362
Seite
Chamaebuxus Spach . 535
Chamaenerium.. . 546
Chamaepitys 366
Chamaeplium Wallr. . 464
Chelidonium Hall. . 429
Chelidonium . . 429
Chenopodium L.. Ant
Chenopodium . 155
Chimophila . 388
Chondhrilla L. 218
Chrysanthemum L.. . 231
CUhrysanthemum . 231
Ohrysocoma . . 220
Chrysosplenium L... , 600
Cichorium L.. . 189
Cieuta L. . . 563
Cineraria 242
Cineraria . . 244
Circaea L. . 552
Cirsium Scop. . „ . 255
Cistus . 483, 484
Clematis L. . 401
Clethra . 126
Clinopodium L.. 351
Cnicus . 257,259
Cnidium Cuss. 972
Onidium . 573, 575
Cochlearia 442, 460
Coeloglossum . 105
Colchicum L. 97
Coleanthus Seidl 838
Columbaria ..269
Colutea L. A 975}
Comarum L.. 688
Comarum . . 632
Compositen 28
Coniferen. Ren N
Conioselinum Fisch. . 573
Conium L. E ."591
Conringia Adans. . 467
Convallaria L. p. Re!)
Convallaria . 96597
Convolvulus L. . 307
Conyaa . . . ..224
Corallorhiza Hall, 109
Corema 653
Coriandrum L. 591
Cornus L.. 593
Coronilla L. . 677
Coronopus Hall. . 442
Corrigiola L. . . 489
Corydalis Vent. . 430
Corylus L. 1297
;
f
4
5
1
%
2
NH ERERETE E R
‘
Seite
Cota . 230
Cotoneaster Med. 607
Cracca Her 683
Crassulaceen . 601
Grataegus L. 609
Orataegus 608
Crepis L. . 190
Crepis . 211
Critamus . 565
Cruciata. 250
Cruciferen 434
Cucubalus Gärtn. 508
Cueubalus 511,512
Cucumis L, 178
Cacurbita L 179
Cupuliferen . 130
Cuseuta L. 307
Cyelamen L.. 3a
Cydonia Pers. 611
Oynanchum . 288
Öynoglossum I... 297
Oynoglossum 298
Cynosurus L.. 45
Oynosurus 45
Oyperus L. . . 79
Cypripedium L. ; 109
Cystopteris Bernh. . 11
Cytisus L.. - 653
Dactylis L. 45
Danthonia DC. 44
Daphne L. 167
Datura L.. 311
Daueus L.. 582
Daueus 584
Delphinium L. 422
Dentaria L.. : 448
Deschampsia Beauv. . 43
Dianthus L. 505
Dianthus . 504
Dichospermum . 148
Dichostyles. 74
Dicotylen. 114
Dietamnus L, 538
Digitalis L. 324
Digitaria 32
Diplogama 511
Diplophaca . 686
Diplotaxis DC. 467
Dipsacus L. . 266
Doronicum I.. 238
. Doryenium 672
Draba L. . 445
Seite
Dracocephalum L. 355
Dr a llum 565
Drosera L. 473
Ebulum . 285
Eehinanthriseus 585
Echinochloö 35
Echinops L. : 265
Echinospermum Sw. 297
Echium L. 303
Blaeagnus 1... 168
Elatine L.. 2528
Eleutheropetalen 389
Blisanthe a
Elymus L. 56
Elymus 55
Empetrum I.. 536
Epilobium L. 546
‚Epimedium 425
Epipactis Rich. . 107
Epipogon Gmel.. 106
Equisetum L. 2
Eragrostis Host . 48
Erica L. 382
Erica . 381
Erigeron L. 225
Eriophorum L. 78
Erodium l’Her. 526
Erophila . 445
Erucastrum Presl 468
Ervum 3 685
Ervum 686
Eryngium L.. 562
Erysimum L.. . . . 464
Erysimum 456, 464, 467
Erythraea Pers. . 294
Erythronium L. . 88
Eupatorium L. 246
Euphorbia L. 119
Euphrasia L.. 336
Evonymus L.. 540
Haba aa 680
Fagopyrum . 166
Fagus Hall. 130
Falcearia Host 565
Farsetia . 447
Fedia . 272
Festuca L. 49
Festuca 49, 54
Ficaria . 412
Bilagorl.s.. .. . 235
Foeniculum Hall. 574
Seite
Fragaria L. . 634
Fragaria. . 2623
Frangula Hall. . 542
Fraxinus L. 38T
Fritillaria L. . AH
Fumaria DC. . 0
Fumaria . 430, 431
Gagea Salisb.. ..88
Galanthus L.. Pia 11
Galega L.. 612
Galeobdolon 361
Galeopsis L. . . 356
Galeopsis . . 361
Galium L.. 2
Galium ö BR
Gamopetalen le]
Genista L. PEN 7)
Gentiana L, ERNENN)
Gentiana . 294, 295
Geranium L. . . 526
Geramium ..526
Geum Il. ... 525
Gladiolus L. . last
Glaucium Hall. . 429
Glaux L. Mans
Glechoma L. . 334
Globularia L., . 369
Glyeeria R. Br. . 48
@Glyceria . . 48
Gnaphalium L. 236
Goodyera R. Br. . 108
Gorinkia . . 467
Gramineen 29
Gratiola L. . 320
Grossularia . 595
Gymnadenia R. Br . 104
Gymnospermen. . 16
Gypsophila L. 303
Gypsophila . 504
Bau nanudae Den
Hecatonia ; 412
Hedera L.. 2592
Hedysarum L. . 678
Hedysaruım ... . . 678
Heleocharis R. Br.. . 77
Helianthemum Hall. . 483
Helianthus L. . 226
Helichrysum . 237
Helleborus L. . 419
Helminthia Juss. . 214
Hepatica Gil.. . 408
Heracleum L. sr)
45*
Herniaria L. .
Hesperis L.
Hieraciaum L..
Hieracium
Bierochlo@ Gmel.
Hippocastaneen
Hippoerepis .
Hippomarathrum
Hippophae
Hippuris L.
Holeus L..
Holosteum I..
Homogyne Cass. .
Hordeum L. >
Hottonia L.
Humulus L.
Hydrocharis
Hydrocotyle L.
Hyoscyamus
Hyoseris .
Hypericum IL. .
Hypochoeris 1.. .
Hypopitys
Hyssopus I. .
192,
-
u
Jacobaea
Jasione L.
Iberis . i
Illecebıum Gärtn.
Impatiens L..
Imperatoria 1..
‚Intybus .
Inula L.
Inula .
Irio
Iris L..
Isatis L.
Isoötes L..
Isolepis .
Isophyllum .
Isopyrum L. .
Juglans L.
Juncagineen..
Juncus L..
Juncus
Juniperus L.-.
Jurinea Cass..
Kablikia .
Knautia Coult.
Kochia Roth .
Koeleria Pers. . .
Kohlrauschia Kunth
Babiaten’. um
Lactuca L.
Lamium L.
Lapathum
Lappa Hall.
Lappula
Lapsana L.
Larbrea
Larix .
Laserpitium L,
Lathraea L.
Lathyrus Beruh..
Lavatera L.
Ledum L..
Leersia Sw.
Lemna Schl. .
Lemna.
Lens Hall.. e
Lentibularieen.
Leontodon L.
Leontodon
Leonurus L. .
Leonurus .
Lepidium L. .
Lepidium .
Lepigonum
Leucanthemum .
Leucojum L..
Levistioam Koch
Libanotis
Ligularia Cass.
Ligusticum 576, 581,
Ligustrum L..
Lilium L.. : N
Limnanthemum Gmel. .
290
Limosella L, . . 320
Linaria Mill... 921
Lindera . 589
Lindernia All. . 320
Linnaea Gron, 4282
Linosyris 220
Linum L... 200832
Linum. . 532
Liparis ? . 109
Lithospermum L. . 302
Listera R. Br. . 108
Litorella Berg. . 368
Lolium L.. 56
Lunaria L.
Lupinus
. 282
Lonicera L.
Loranthus L.. all
‚ Lotus L. . . 670
Lotus . 672
. 447
. 657
Luzula DC.
Lychnis L.
Lychnis
Lyeium L. e
Lycopodium IL. .
Lyeopodium .
Lycopsis L.
Lyeopsis .
Lycopus L.
Lysimachia L.
Lythrum I.
508, 512,
Majanthemum
Malachium Fr.
Malaxis Sw.
Malva L. .
Marrubium L
Maruta .
Matricaria L..
Medicago L. .
Melampyrum L. .
Melandryum Röhl.
Melanosinapis Schimp.
Melica L...
Melilotus Hall.
Melilotus .
Melissa L..
Melittis L.
Mentha L.
Menyanthes L.
Menyanthes .
Mereurialis 1.,
Mespilus L.
Mespilus .
Meum Hall.
Milium L..
Mimulus L.
Möhringia L..
Mönchia Ehrh.
Molinia Schrank
Monesis Sal.
Monocotylen
Monopetalen.
Monotropa L.
Montia L..
MorusuL. 1.77%
Mulgedium Cass.
Muscari Hall.
Myagrum .
Myosotis L.
Myosotis .
Myosurus L. .
Myricaria Desv. .
. 460,
Seite
Myriophyllum L. 2555
Myrrhis Scop. . . .589
Myrrhis . 587, 588. 589
Najas L. 22
Najas . 22
Nareissus L. 112
Nardıs L.. . HAN,
Nasturtium Rehb. . 457
Nasturtium 457, 458, 159
160
Naumburgia 371
Neottia Rich... 107
Neottia 108
Nepeta L.. 354
Nephrodium 10
Neslia Desv, 460
Nicandra . 311
Nigella L.. 420
Nonnea Med.. 304
Nuphar Smith 497
Nymphaea 1... 426
Nymphaea 497
Odontites 336
Oenanthe 1. . 570
Oenothera L.. 545
Oleaceen 286
Ompbalodes Mönch 298
Onobrychis Hall.. 678
Ononis 1... 657
Onopordon L. 255
Ophioglossum L.. 12
Ophrys L.. 105
Orchis L. . 101
Origanım L. . 350
Orlaya. 583
Ormithogalum L.. . . 89
Ornithogalum . . 88, 89
Ornithopus 678
Orobanche L.. 340
Orobus L. 689
Orobus Döll 688
Orthosporum . 152
Oryza . Ma. 135
Osmunda . 6,7, 11, 12
Ostericum Hoff. 2579
Oxalis L. . 524
Oxycoceos Pers. . 385
Oxytropis DC, 674
Paeonia 425
Panicum L. 32
Seite
Panicum . MSSHR3A
Papaver L. 5 . 428
Papilionaceen . 650
Parietaria L. . MAT
Paris L. ; RN
Parnassia L. . . 474
Paronychia . 489
Passerina . A167
Pastinaca L. . 574
Pedieularis 1 3853
Peplis 1. . 543
Persica . 647
Persicaria % 163
Petasites Gärtn. . . 244
Petroselinum Hoftm. . 568
Peucedanum L. Sn
Peucedanum .. .573
Phalaris L. a)
Phaseolus L . 679
Phelipaea ; BEREE343
Phellandrium 570, 591
Philadelphus L. . . 594
Phleum L.. BB
IEhlon . "ir 307
Phragmites Trin,. Aran,
PhysalisL. . , aus!
Phyteuma L.. . . 180
Picea 320778
Pieris L. . 214
Pilosella . 193
Pilularia L. . 15
Pimpinella L.. . 566
Pinguieula . 370
Pinus L. 17
Pinus . ln k:)
Pirola L. f . 386
Pirus Lindl. . . 608
Pirus . on
Pisum L. . . 686
Plantago L. . 368
Plantago . B . 368
Platantbera Rich. . 105
Pleurospermum Hoffm. . 590
Plumbagineen . 380
Post. 13)
PDR. 2. . 48, 49
Podospermum Do... MORE,
Polemonium L. . . 306
Polycarpum L. . 490
Polyenemum L. . .'155
Polygala L. . 534
Polygala . 535
Polygonatum Hall. p. 96
Seite
Polygonum L. . 163
Polypetalen . 389
Polypodium I. = amanen,
Polypodium 6, 9, 10, 11
Polystichum „ AHRTO
Pomarien . 607
Populus L. . 142
Portulaca L. . . 484
Potamogeton L. . >
Potentilla L. . 625
Potentilla . . 633
Poterium L. Bl
Prenanthes L. .7207
Prenanthes . 208
Primula L. & . 378
Prismatocarpus . . 185
Prunella L. 0368
Prunus L.. . 647
Prunus . 647
Psilonema . 446
Ptarmica. 2 ap
Bteris: I, % «5. DM 7
Pulicaria Gärtn. . . 226
Pulmonaria L. . 304
Pulsatilla Mill. 405
Pyrethrum 232
Onercus-L., . nr oe
Radiola Gmel. 532
Ramischia 386
Räanuneulus L. 410
Raphanistrum arı
Raphanus L. . 471
Rapistrum All. HATTEN:
Rapistrum 460, 471
Reseda L.. ET
Rhamnus Hall. 542
Rhamnus . 542
Rhinanthus L. 335
Rhizocarpeen 15
Rhodiola L.. s 602
Rhus L. . 536
Rhynehospora "Yahl. 74
Ribes L. . a 595
Robinia 1. 673
Roripa Scop. . 457
Rosa L. 613
Rubia L. 281
Kunusel: 2% 635
Rudbeckia L.. 227
Rumex L.. 157
Ruta L. 537
Seite Seite Seite
Sagina Mey. . ....;:492 Sherardia L.. . ».7273 Sympetalenn. . 7.12
SaginaL. -» . » ... 498 SiysL. . . . .179 Symphytum L. . . . 305
Sagina. . . » ..495 Sieveria. . . 2... .625 SyringalL. . . . .287
Sagittaria L, . ulm. 99 Silaus Bess. . : amibrs
Salix L. 3.0) =mdmsel32 Sileneb. . - .„ „I 2509 Miamarinı FE
Salsola L.. . »nise155 Öllene.. . » . wrraubl2 Minacetuml. ..
Salvia L. . . ..!.m852 Säülybum . . 1.0264 Taraxacam. Juss.) en
Sambucus/ = , .i guulet284 Sinapis L.._ . -uiA70 Taxusiln, 2% . RS
Samolus:L. } somsmen878 Stnaptis ı. .. .. aın«id70 Teesdalia) Ri Br... 0.438
Sanguisorba 1. ! »:.11:6621 Sison . . . !.uu: 1565 Telekial.ıDh Ve
Sanguisorba . . . . 621 Sisymbrium L. . . '. 462 Telephium . . 2 e
Sanicla L.L . . . ..562 Sisymbrium 445, 455, 457 Telmatophace Sch... 21
Santalaceenı ....,168 458, 464, 467 Terebinthaceen . 536
Santolına‘- . ndkım:n231 468 Tetragonolobus Scop. . 672
Saponaria L.. . .....504 Sisyrinchum ...... 111 Teucriuom L.. . . ...366
Saponaria .-. ...503 Siam Koch . . . .564 Teuerium. . . . . 366
Sarothamnus Wim. . . 653 Sium . .- . 564, 565 Teutliopsis . ... „149
Satureja . -. . . .. 351 Smilacina Desf.. .... 96 Thalietrum L; near
Satyrium . -. . 104,105 Solanum L. . . ......309 Thapsus. . . ... eis
Sazifraga L. . 0.0.1597 SoldanellaL.. . <x377 Thesium L. . Irak
Scabiosa BR. et Sch... 1.269 Salidago'L. zu. ıl.nn4,223 "Ihlaspi L. er
Scabiosa . » - - »268 Sonechus L. . = 1:...206 Thlaspi . . ı. 449, BAR
Scandix Hall... . - . 585 Sonchus . . . 205, 207 Thymelaea Lamk. . . 167
Scandiz 584, 585, 586, 589 Sophia . » . . . .. 463 ThymusL .. . . 350
Scheuchzeria L. . . 99 Sorbus. U. ie une näll Thymus .). ..
Schizotheca (.A, Mey. 149 Sorbus. . . . 609, 610 Thysselinum Hofim. . . 577
Schmidha . .» : .'35 Buyediaa sms Mila: Ei. 2 Eee
Schoenus L. , . 1....,.79 Sperganium L. . . „27 Pillaa . . sennce
Schoenus.. . » » . 74 Spartium. . . . .653 Tofieldia Huds. . . . 98
Seilla L. . .i..:.2/s590 Specularia Heist. .x'.185 Tordylium LAN. sesbre
Seirpns L.. . - #007 Spergella. . 2. .! „ımsirage Zordylium. . - eu588
Scirpus . .\ owenen, 77 SpergalaL, . . 0-00491 Torilis Adans. .!. val4584
Scleranthus L. . . . 487 Spergula.. . . 492, 493 Tormentilla.. . . . 626
Sclerochlo@ Beanv. . . 45 Spergularia Presi . . 490 Tragopogon L. . . . 215
Scorzonera 1. ir. mınki216 SpinaciaL: . . .. »ı150 -Tiapa Lu. 272 mn
Seribaea . . --»..508 Spiraeae L.L . . . 644 Trichodiom.. . .. wınm86
Serofularia L.L . : „319 Spiranthes Rich... . ..108 Trientalis L.. . . 0,376
Seutellanid L. 124) san362 Stachys: L.>%. 7. 2.0857 Tofolum.Ti.! Relsssnke
Seoale L.. - - =...55 Staphylea L.. . .. .540 Zrifolium.: „660,662
Sedum L.. . m.1602 Statice- :; .. „ Y.ons338r Triglochin N. Tree
Selaginella Spring 0.115 x Steinmaunia. . „ «umisz Trigonella L. .. 2 ERuk6l
Selinum L. . ‚210579 Stellaria L. il eadi494 Zriodia: u, In
Selinum . 572, 576, 577 Stellaria . . » . . 496 Tripleurospermum. . 231
Sempervivum L.. . ..605 Stellaten . ... .273 Tripterium . . 0... A408
Senebiera. . . ..1„Md2 Stella‘... ._. .-..26% Trisetum/Pers. .. .. win
Senecio L..L . . ...239 Stenophragma Cel.. . 445 TriticomL.....5 5
Serapias - <ia& «mlOR Stmain. ; used Trolliusi.L. un nel
Serratula L.. . . . 248 Streptopus Rich. 9 - Talipa LU. ne. 20
Serratula. . . 248, 259 Strophiostoma Turez. . 299 Tunica Scop.. . . . 504
Seseli L, ... . -| :n920 Steuthiopteris. Willd..„su1l5 Zunieni, . ar 225604
Seselö... #4 asıln«542 Siurmia. Bchh. . .4485109r Tarritisc Se
Sesleria Scop. . . „40 Succisa M. et K. . . 268 TZurriis . . . 453,454 5
Setaria Beauv. . .r. 33 Sweertia L. . . ......290: Tussilago Gärtn.. . ..246 5
wa
Tussilago
Typha L. .
Ulex .
Ulmaria .
Ulmus L. Ä
Umbelliferen
Urtica L.
Utrieularia L.
- Ovularia .
Vaccaria Med.
, Vaceinium L..
Vaceinium
Valantia .
Seite
244, 245
28
. 656
. 646
144
556
146
371
95
2908
aa
. 385
. 280
Seite
Valeriana L. . . . 270
Valerianella Poll. tr
Ventenatia Koel.. 41
Veratrum L. . 98
Verbascum L. 319
Verbena L. . 344
Veronica L. 1325
Viburnum L.. . 285
Vicia L. . 679
Vignea Koch 59
Vilfa Beauv. 2235
Villarsia . .. 290
Vinca L, NENNEN. 1 |
Vincetoxicum Mönch . 288
Viola L. . 475
—— NE FEN I —
Viscaria Röhl.
Viscum L.
Vitis L.
Vulpia Gmel.
Willemetia Neck.
Woodsia R. Br,
Xanthium L. .
Xanthophthalmum .
Xeranthemum L.
Xylosteum .
Zanichellia L.
Zea L.
Vergleichende Tabelle
der Arten, Racen und Hybriden der Flora cechiea. des Seznam und des Prodromus,
? n f ü I
' Cultivirte u. Gefäss- Summe aller
verwilderte kryptogamen: Formen
Spontane Phanerogamen Pilairn- Dinksand (ohne di
| gamen Arten Varietäten)
‘ Nominelle Arten, Racen Arten im
Arten und Hybride | streng. Sinne
Flora dechica
1382 278 212 5 :
1819 38 1278 121 116 1394
(ohne Eryptog.)
Seznam
57: 5 ... > [ r
1852 2325 1465 | 13383 185 45 1695
|
= | Er Fr”.
Prodromus |
1625 451 205 2 ss2
186774 20 | 1459 05 5 188
em
ENTE ERE r
DIE
MYRIOPODEN BÖHMENS.
Bearbeitet von
F. V. ROSICKY.
Lehrer am k. k, Realgymnasium in Prag,
—— I NIR——
PRAG,
Druck von Dr. Ed. Gregr. — In Commissions-Verlag bei Fr. hivnät.
1876.
INHALT.
—ame—
Morrede . . .
Einleitung . ad &
Organisation der Menden 5
I. Ordnung.
Chilopoda 5
1. Gattung. Takhobiun :
1. Lithobius forficatus. Die EEHERSRRANTRSEEI
2. Lithobius communis. Die gemeine Bandassel
3. Lithobius variegatus. Die veränderliche Bandassel
2. Gattung. Scolopendrella .
4. Scolopendrella immaculata. Die euere Bandhgsel
3. Gattung. Oryptops . . .
5. Cryptops ochraceus. De blinde Banken
4. Gattung. Geophilus
6. Geophilus electricus. Die anstanie) Fadenassel
7. Geophilus longicornis. Die langhörnige Fadenassel
8. Geophilus ferrugineus. Die orangefarbige Fadenassel
9. Geophilus acuminatus. Die kleinköpfige Fadenassel
10. Geophilus crassipes. Die glatte Fadenassel
II. Ordnung.
Diplopoda
4A. Julina.
5. Gattung. Julus . A re
11. Julus faseiatus. Die gebänderte Schnurassel
12. Julus sabulosus. Die gestreifte Schnurassel .
13, Julus unilineatus. Die gemeine Schnurassel
14. Julus nemorensis. Die Waldschnurassel .
15. Julus terrestris. Die schwarze Schnurassel .
16. Julus punctatus. Die punktirte Schnurassel
17. Julus similis. Die kurzdornige Schnurassel .
18. Julus foetidus. Die Kothschnurassel
Seite
14
15
16
16
17
17
13
18
19
20
21
22
23
23
24
25
26
26
27
28
28
29
30
30
31
51
6. Gattung. Blaniulus ER ETEE MEN
19. Blaniulus guttulatus. Die augenlose Schnuraszel .
20. Blaniulus venustus. Die zierliche Schnurassel .
7. Gattung. Isobates BR he
21. Isobates semisulcatus. Die glatte Schnurassel .
8. Gattung. (raspedosoma
22. Craspedosoma en Die knotige Schnurassel
23. Craspedosoma marmoratum. Die gekörnte Schnurassel
24. Craspedosoma bohemicum. Die böhmische Schnurassel
B. Polydesmina .
9. Gattung. Polydesmus a 2
25. Polydesmus complanatus. Die gemeine Randassel
10. Gattung. Strongilosoma . . .
26. Strongilosoma pallipes. Die ee Randansel
0. Polyzenida . ...-- . .
11. Gattung. Polyxenus . N INA Un -
27. Polyzenus lagurus. Die zierliche Pinselassel
D. Glomerina .
12. Gattung. @lomeris ES 101 Ne Br 21
28. Glomeris hexasticha. Die gefleckte Kugelassel
29. Glomeris tetrasticha. Die grosse Kugelassel
30. Glomeris pustulata. Die Waldkugelassel .
rn
EDEL.
wunnnnnn
Indem ich die Abhandlung über die Myriopoden Böhmens der Oeffentlich-
keit übergebe, scheint es mir nöthig, einige Worte über den Ursprung und Zweck
derselben hinzuzufügen.
Im Jahre 1872 wurde ich von meinem hochgeehrten Lehrer Dr. A. Frie
aufgefordert, das betreffende Materiale des böhmischen Landesmuseums durchzu-
sehen und zu bestimmen. und es wurde mir zugleich auch die Gelegenheit geboten,
dass ich, unterstützt von dem löblichen Comite für die Landesdurchforschung
Böhmens, zahlreiche Exkursionen in entlegenere Gegenden Bökmens unternehmen
konnte, so. dass es mir möglich wurde, ein ziemlich genaues Bild der Verbreitung
der einzelnen Arten der Myriopoden zu entwerfen.
Es wurde von allem die Umgegend von Prag zum Ausgangspunkte von
Exeursionen gewählt und erwies sich in dieser Beziehung durch den Reichthum
an Arten bemerkenswerth, so dass hier nur sehr wenige von allen bekannten böh-
mischen Formen fehlen. Als die ergiebigsten Fundorte sind daselbst zu bezeichnen:
die Haine am Abhange des Weissen Berges, des St. Prokops und Radotiner Thals,
ferner die Waldungen von Zävist und Krö und das Thal von Roztok und Särka.
Nebstdem wurden auch zu verschiedenen Zeiten weitere Excursionen in entlegenere
Orte unternommen; so nach Karlstein, Horovic, Giftberg, St. Benigna, Valdek; ferner
nach Elbe Kostelec, Alt-Bunzlau und an den Ufern der Iser bis nach Benatek.
Am ergiebigsten war entschieden der Ausflug ins böhmische Mittelgebirge,
der über Leitmeritz, den Donnersberg, Aussig, Bodenbach, Haida und den Bösig
führte, und die Zahl der um Prag gefundenen Arten ergänzte,
Auch das böhmisch-mährische Gebirge, wo ich die Gegend von Pribyslau,
Saar und Polnä zu durchsuchen Gelegenheit hatte, bot manches Interessante dar.
Ursprünglich sollte diese Abhandlung bloss eine systematische Aufzählung
und Beschreibung der einzelnen Arten enthalten, etwa in der Art, wie schon früher
im Archive für die Landesdurchforschung Böhmens die Käfer, Spinnen, Krusten-
thiere und Weichthiere Böhmens bearbeitet wurden. Ich habe mich jedoch bei
meiner Arbeit überzeugt, wie schwer es wird, ein allgemein verständliches Bild von
dieser sonderbaren Abtheilung zu gewinnen, da die betrefiende Literatur eines
1
Theils sehr spärlich ist, anderen Theils in verschiedenen Sprachen, meist in Zeit-
schriften zerstreut, und demzufolge schwer zugänglich ist.
Deshalb habe ich dem systematischen Theile eine allgemeine Betrachtung
über die gesammte Organisation der Myriopoden vorausgeschickt, damit ein jeder
Freund der einheimischen Fauna, der sich mit dieser sonderbaren Abtheilung der
Thiere näher beschäftigen wollte, da alles vorfände, was zum Verständnis derselben
unumgänglich nothwendig erscheint.
Zugleich sind dem Texte zahlreiche Originalzeichnungen beigefügt, die
gewiss auf das Verstehen der zusammengesetzteren Verhältnisse fördernd ein-
wirken werden. +
Die vorliegende Arbeit macht jedoch keinen Ans pruch auf Vollkommenheit
und der Verfasser ist davon überzeugt, dass es noch eines langen und fleissigen
Sammelns und allseitiger Unterstützung bedarf, um ein vollständiges Verzeichnis
der Myriopoden Böhmens zu liefern; diese Arbeit soll bloss der Grundstein sein,
auf dem weiter gebaut werden soll.
Endlich muss ich noch der besomderen Beihilfe Erwähnung thun, die
mir die Herren Dr. A. Fric, Boh. Hellich, A. Stecker, Josef und Ottomar
Novak, Fr. Vejdovsky und meine Schüler V. Pribik und Fr. Vorlicek zu Theil
werden liessen, indem sie mich reichlich beim Sammeln des Materials unter-
stützten. Ich spreche ihnen hiemit meinen verbindlichsten Dank aus.
PRAG, im Oktober 1875.
Fr. Rosicky.
EINLEITUNG.
Die überaus grosse Anzahl von Füssen, wie sie bei allen Arten der My-
riopoden ohne Ausnahme angetroffen wird, ist die Ursache, weshalb die Thiere
dieser Abtheilung schon im gewöhnlichen Leben mit dem Namen der Tausend-
füssler belegt werden.
Dieser Umstand, sowie ihr schlangenartiger, flügelloser, aus homogenen Seg-
menten zusammengesetzter Körper und überhaupt ihr vollkommen fremdartiges Aus-
sehen waren schuld daran, dass sie selbst Naturforscher vom Fach nicht recht
unterbringen konnten, was hauptsächlich daraus ersichtlich ist, dass ihnen fast von
jedem Forscher ein anderer Platz im Systeme angewiesen wurde. So zählte sie
Linne zu seinen ungeflügelten Insekten (pedibus pluribus, capite thorace discreto),
indem er sie gleichsam als ein Bindeglied zwischen unseren Gliederthieren (Linne’s
Insekten) und den Anneliden betrachtete. Dies that auch Fabricius, nur verband
er sie noch unter dem gemeinschaftlichen Namen Mitosata generisch mit der
Gattung Oniscus, und stellte sie als eine den übrigen Ordnungen koordinirte Gruppe
zu den Linnö-ischen Insekten. Ein Fortschritt zeigt sich bei Cuvier darin, dass
er die Gattung Oniscus als von Glomeris verschieden zu den Crustaceen zählte,
während er die übrigen Mitosata des Fabrieius unter dem Namen Millepieds (Tau-
sendfüssler) vereinigte und sie gleich Fabrieius als eine eigene Ordnung der
Linne-ischen Insekten betrachtete.
Später stellte sie Lamarck zu den Arachniden als eine besondere, mit
Fühlern versehene Abtheilung derselben, eine Ansicht, der auch Latreille eine
Zeit lang huldigte. Ja dieser verband sogar die Thysanuren mit denselben, bei
denen er — doch vergebens — mehr als drei Fusspaare nachzuweisen suchte;
kehrte aber doch wieder zu der Ansicht des Fabrieius zurück, und theilte die
Myriopoden den Linn£-ischen Insekten zu.
Endlich erhob sie im J. 1814 Leach unter dem Namen Myriopoden zu
einer den übrigen Klassen der Arthropoden gleichwerthigen Abtheilung und stellte
sie zwischen die Krustenthiere, die er mit der Gattung Armadilidium abschloss,
und zwischen die Arachniden.
Es wurde aber auch noch später hie und da mancher Versuch gemacht,
die Myriopoden als eine blosse Abtheilung entweder den Insekten (im engeren
Sinne) oder den Krustenthieren beizuzählen, gegenwärtig hat jedoch die Ansicht
Leachs die Oberhand gewonnen, so dass man nun die Myriopoden allgemein als
1*
eine zwar kleinere, jedoch den übrigen Klassen der Gliederthiere koordinirte Ab-
theilung ansieht.
Demnach zerfallen die Arthropoden in folgende vier Klassen: 1. Insecta
(Insekten), 2. Myriopoda (Tausendfüssler), 3. Arachnidea (Spinnthiere), 4. Crusta-
cea (Krustenthiere.)
Bei dieser Abhandlung wurden folgende Schriften benutzt:
Dr. J. H. Am Stein. Aufzählung und Beschreibung der Myriapoden und Cru-
stacceen Graubündens. (Jahresber. der naturf, Gesellsch. Graubündens. Neue Folge
2. Jahrgang.)
J. F. Brandt. Remarques göndrales sur l’ordre des Insectes Myriapodes 1840.
(Bulletin seientifique publi&6 par l’Acad. Imp. des sciences de St. P6tersbourg. T. VII.)
— Generis Juli specierum enumeratio etc. 1840.
— Note relative & la classification des especes qui composent la genre Poly-
desmus etc, 1839. (Bulletin scientifique.... T. V.)
— Remarques critiques sur les especes qui composent le genre Glomeris,
suivies de quelques observations sur leur distribution g&ographique. 1840. (Ibid. T. VIL.)
— Rapport prealable relatif aux recherches ulterieures sur P’histoire, l’anatomie
et la physiologie des Glomerides 1839. (Ibid. T. VI.)
— Second rapport relatif aux recherches microscopiques ulterieures sur l’ana-
tomie des especes du.genre Glomeris 1840. (Ibid. T.-IX.)
— Observations sur le genre de vie et la physiologie des especes du genre
Glomeris 1841. (Ibid. T. VII.)
W. F. Erichson. Ueber zoologische Charactere der Insecten, Arachniden und
Crustaceen. (Entomografien, Untersuchungen in dem Gebiete der Entomologie I. 1840.)
Fabre. Recherches sur l’anatomie des organes reproducteures et sur le döve-
loppement des Myriapodes. (Annales des Se. nat. 4. Serie. T. III. Paris 1855.)
P. Gervais. Studien über die Tausendfüsse. (Fror. Notizen Bd. 34.)
— Myriapodes. (Histoire naturelle des Insectes apteres p. le baron Walckenaer
et Paul Gervais T. IV.)
Fr. Meinert. Danmarks Chilognather. (Naturhistorisk Tidsskrift stiftet af Henrik
Kroyer udgivet af J. C. Schiödte.)
— Danmarks Scolopendrer og Lithobier (Ibid.)
V. Bergsoe ng F. Meinert. Danmarks Geophiler. (Ibid.)
A. Menge. Myriapoden der Umgegend von Danzig. (Neueste Schriften der
naturf. Gesellschaft in Danzig IV. 1851.)
Panzer. Faunae Inseetorum: Myriapoda.
Dr. Friedrich Stein: Ueber die Geschlechtsverhältnisse der Myriapoden und
einiger anderen wirbellosen Thiere, nebst Bemerkungen zur Theorie der Zeugung.
(Müller’s Archiv f. Anat. etc. 1842.)
@. R. Treviranus. Die Scolopender. (Vermischte Schriften anatomischen und
physiologischen Inhalts p. 183—38.
— Der Julus. (Ibid. p. 39—47.)
Organisation der Myriopoden im Allgemeinen.
Sämmtliche Myriopoden stimmen, im Gegensatze zu den Crustaceen und Ara-
chniden, darin überein, dass bei ihnen ein freier Kopf immer zur vollkommenen
Ausbildung gelangt. Dieser trägt auf seiner oberen Seite die Fühler und zuweilen
auch Augen, während sich auf der Unterseite der Mund mit den Fresswerkzeugen befindet.
Der übrige Körper besteht gewöhnlich aus einer grossen Anzahl homogener Segmente,
deren Zusammensetzung ein wesentliches Merkmal für die Eintheilung sämmtlicher Myri-
opoden in zwei vollkommen geschiedene Gruppen abgibt.
s Bei der einen Gruppe — den Chilopoden sind, die Segmente einfach, entweder
durchgehends oder abwechselnd unter eirander gleich, von hornartiger Konsistenz, jedes
bloss mit einem Fusspaare versehen.
Was die Zusammensetzung der einzelnen Segmente anbelangt, so besteht ein
jedes aus einem Rücken- und einem Bauchschilde, die unter einander durch eine ela-
stische Membran verbunden sind. Im Ganzen sieht der ganze Körper einem gegliederten
Bande nicht unähnlich aus. Bei der zweiten Gruppe — den Diplopoden — verschmelzen
wenigstens am Abdomen je zwei einfache Segmente zu einem Doppelsegmente (Fig. 1),
das, von cylindrischer oder halbeylindrischer Gestalt, wegen der bedeutenden Menge
des in der Körperhaut vorhandenen Kalkes sehr spröde ist.
Alle Theile der einzelnen Doppelsegmente bilden dann
_ entweder einen festen Ring, oder sie sind nur lose mit einander
verbunden, so dass das Segment aus beweglichen Platten zusammen-
gesetzt erscheint,
Diese Zusammensetzung eines jeden Doppelsegmentes aus zwei
einfachen Segmenten lässt sich sehr gut bei Julus, Polydesmus und
den verwandten Gattungen, minder deutlich bei Glomeris, beobachten. Ein Hinterleibring
Fig.
In den meisten Fällen sind die beiden Hälften eines jeden von Julus mit zwei _
Doppelsegmentes der Gestalt nach vollkommen verschieden; die erste Euren aus on
pflegt gewöhnlich glatt, die zweite entweder gefurcht oder mit ver- ra : ?
schiedenen Höckern versehen zu sein. Jedes Doppelsegment ist in Folge seiner Zusam-
mensetzung auch ganz analog mit zwei Fusspaaren versehen, von denen ein jedes auf
einer besonderen Sternalplatte befestigt ist. Auch deuten die doppelten Stigmen, die
auf einem jeden Doppelringe vorhanden sind, auf die Art seiner Entstehung hin. Von
der allgemeinen Regel sind bloss die ersten vier Körperringe ausgeschlossen; diese sind
einfach und demnach ein jeder bloss mit einem Fusspaare versehen. Dass diese ersten
‘ vier Körperringe dem Thorax der Insekten entsprechen, ersieht man gleich, sobald man
ihre Zahl mit der der Mundwerkzeuge vergleicht. Auch die zwei letzten Körperinge,
denen überdiess auch die Füsse fehlen, weichen in der Gestalt von den übrigen ab.
Wie schon oben bemerkt, ist bei den Myriopoden der Kopf vom übrigen Körper
vollkommen abgesetzt, und mit Sinneswerkzeugen: einem Fühlerpaare und Augen, versehen.
Die Fühler sind bei beiden Gruppen einander ziemlich ähnlich, gewinnen
aber bei den Chilopoden durch die unbestimmte Gliederzahl eine mehr borstenfürmige Ge-
6
stalt, während sie bei den Diplopoden wegen der fast konstanten Zahl von sieben Gliedern
mehr keulenförmig erscheinen.
Die Augen unserer einheimischen Myriopoden sind, wenn sie überhaupt zur
Entwickelung gelangen, immer einfach und zu beiden Seiten des Kopfes entweder in
Reihen oder in Häufehen gruppirt.
Am meisten weichen die beiden Gruppen der Myriopoden in der Anzahl der
Kieferpaare von einander ab.
Bei den Chilopoden sind vier Kieferpaare entwickelt, von denen nach Ana-
logie die ersten drei als die wahren Kiefer, das vierte aber als das in Kiefer umge-
wandelte erste Fusspaar zu betrachten ist.
Dicht unter dem meist ausgeschweiften Vorderrande des Kopfes, der zuweilen
in der Form einer Oberlippe frei abgesetzt ist, liegt das erste Kieferpaar \man-
dibulae — Fig. 2, 1.). Dieses ist immer ohne Taster, von schlanker, bogenförmiger
Gestalt und am Vorderrande mit einigen starken nach innen zu immer schwächeren
Zähnen versehen, welche in einen bewimperten Lappen übergehen. Auf der Aussenseite
der Hanptzähne zieht sich überdiess ein Kranz von ziemlich langen Borsten. Auch das
Grundglied der ersten Kiefer ist nicht einfach, sondern aus mehreren Stücken zu-
sammengesetzt.
Das zweite Kieferpaar (maxillae, Fig. 2, II.) besteht ebenfalls aus zwei voll-
kommen freien Kieferu, von denen jeder aus drei wesentlichen Theilen zusammengesetzt
erscheint: aus dem Grundstücke, welches nach innen zu die innere Lade bildet; aus
der äusseren Lade und aus dem
Fig. ?: Verbindungsstücke der beiden Laden.
Die äussere Lade ist ziem-
lich beweglich und mehr als die
innere mit Härchen besetzt. Die
Taster, die am zweiten Kieferpaare
bei den Insekten stets entwickelt
sind, fehlen hier vollkommen, ausser,
man wollte die äussere Lade als
solche betrachten.
Das dritte Kieferpaar
(Fig. 2 — II.) weicht sowohl in
seiner Form als in seiner Zusam-
mensetzung von den zwei ersten
Paaren wesentlich ab.
Die beiden Kiefer verschmelzen
mit ihren Grundstücken vollkommen
mit einander und die dreigliedrigen,
am Ende bewimperten und mit einem
j by. % Nagel versehenen Laden gewinnen
Mundtheile von Litbobius forficatus: I. Erster Kiefer; mehr ein taster- oder fussartiges Aus-
II. Zweites Kieferpaar; III. Drittes Kieferpaar; IV. Bi =
Viertes Kieferpaar. sehen. Das vierte Kieferpaar
(Fig. 2, IV.) enstand durch die
Umwandlung des ersten Fusspaares, dessen Basaltheile mit einander zu einer Grundplatte
verschmelzen, auf der die beiden gegliederten Arme beweglich eingelenkt sind. Diese
sind hohl und mit einer starken durchbohrten Kralle versehen und dienen zum Ergreifen
und Tödten der Beute.
Ein ganz anderes Verhältnis in den Mundwerkzeugen zeigen die Diplopoden.
Auf der Unterseite des Kopfes dienen zwei dreigliederige, stark aufgeblasene Wangen
(Fig. 3, db) zur Befestigung des ersten Kieferpaares (mandibulae), das von unten
her von der sogenannten Unterlippe (Fig. 3, ec) vollkommen bedeckt wird. Diese ist
durch die Verwachsung sämmtlicher Theile des zweiten Kieferpaares entstanden, das
dadurch freilich seine ursprüngliche Bestimmung verloren hat.
Man findet hier dasselbe Verhältnis, wie bei den Arachniden, bei denen ebenfalls
bloss zwei Kieferpaare zur Entwickelung gelangen.
Unwillkürlich wird man hier auf den Gedanken geführt, ob nicht vielleicht auch
die Anzahl der Brustsegmente bei den Myriopoden und Arachniden übereinstimme, und
sich auf die Zahl sechs ergänzen lasse. Und in der That findet man bei genauer Unter-
suchung, dass die ersten vier Körpersegmente ihrer Zusammensetzung nach vollkommen
von den folgenden verschieden sind. Sie sind nämlich einfach und demnach ein jedes
bloss mit einem Fusspaare versehen, während auf jedem folgenden Segmente je zwei
Fusspaare entwickelt sind. Dieses Verhältnis lässt sich leicht erklären, wenn man auch
nur oberflächlich die übrigen Klassen der Gliederthiere betrachtet.
In keiner Thierklasse herrschte in der Deutung der einzelnen Körpertheile eine
solche Verwirrung, wie in der Deutung der einzelnen Körpersegmente und Gliedmassen
der Gliederthiere, da ein jeder Forscher unbekümmert um seine Vorgänger die einzelnen
Körpertheile nach seinem Gutdünken benannte und dabei auch analoge Körpertheile bei
verwandten Thieren nicht berücksichtigte. Dadurch geschah es, dass der Anlage nach
ein und dasselbe Organ bei jeder Klasse mit einem anderen Namen belegt wurde.
Savigny war der erste, der es mit Erfolg versuchte, in diesem Chaos Ordnung
zu verschaffen, was vollkommen erst Erichson gelang, der in seinen Entomografien auf °
Grund zahlreicher Beobachtungen eine vollständige Gliedmassen-Theorie der Glieder-
thiere entwickelte. *)
Nach seinen Ansichten kommen in der Anlage dem Kopfe und der Brust je
drei Gliedmassenpaare zu, zusammen also sechs Paare, deren Stellung jedoch verschieden
sein kann. Es können nämlich sowohl die Brustgliedmassen sich den Kopfgliedmassen
zugesellen, und in Folge ihrer Bestimmung eine bedeutende Umwandlung erlangen, als
auch die Kopfgliedmassen sowohl in ihrer Stellung, als auch in ihrer Form und ihren
Funkzionen mehr mit den Brustgliedmassen übereinstimmen.
Dass diese Ansicht die richtige ist, soll durch folgende Beispiele klar ge-
macht werden:
Das Normalverhältnis findet man bei den Insekten, bei denen sowohl dem
Kopfe, als auch der Brust je drei Gliedmassenpaare zukommen. Die Arachniden haben
zwei Paar Kiefer und vier Paar Brustgliedmassen. Bei den Dekapoden verschmelzen
Kopf und Brust zum sogenannten Cephalothorax, wobei eigentlich die Brust vollkommen
eingeht und die sämmtlichen sechs Gliedmassenpaare sind entweder in Kiefer, oder
einige von ihnen in sogenannte Kieferfüsse umgewandelt. Bei den Amphipoden und Iso-
poden kommen dem Kopfe vier, der Brust endlich zwei Gliedmassenpaare zu.
Den angeführten Beispielen zufolge ist man demnach berechtigt, aus der Anzahl
der Kieferpaare auf die Anzahl der Brustgliedmassenpaare zu schliessen; in unserem
speziellen Falle sind vier Brustsegmente entwickelt, die übrigens, wie schon bemerkt,
auch ihrer Zusammensetzung nach von den übrigen verschieden sind.
Das erste Segment (Fig. 3, 1), der Anlage nach, noch zum Kopfe gehörig,
ist im Vergleich zu den folgenden etwas abweichend entwickelt.
Es bildet ein gebogenes, ziemlich breites Schild und ist auf der Bauchseite
nicht zu einem vollkommenen Ringe geschlossen. Dieses Segment trägt das erste Fusspaar.
Von den folgenden, unter einander gleichen, und der Form nach den Hinterleibs-
ringen ähnlichen Segmenten, trägt ein jedes bloss ein Fusspaar. Ausgenommen ist nur
das dritte Segment, auf dem anstatt des dritten Fiusspaares bei beiden Geschlechtern
die Genitalöffnungen entwickelt sind. (Fig. 3, v). Es stimmen die Myriopoden auch
in dieser Beziehung mit den Arachniden und Crustaceen überein, bei denen die Genital-
öffnungen ebenfalls auf dem Vordertheile des Körpers ausmünden.
Im Ganzen besteht also die Brust aus vier Segmenten, trägt aber nur drei
Fusspaare,
*) W. F. Erichson, Entomografien, Untersuchungen in dem Gebiete der Entomologie:
I. Ueber zoologische Charaktere der Insecten, Arachniden und Crustaceen p. 1—28.
Die Diplopoden sind aber nicht nur in der Zahl der Kiefer und Thoraxringe,
sondern auch in der Form derselben von den Chilopoden verschieden.
Das erste Kieferpaar ist wie bei den Insekten stets ohne Taster, und besteht
aus, vier Theilen, von denen jedoch bloss das Endglied den
wahren Kiefer darstellt (Fig. 4, I.). Die übrigen zu ziemlich
starken Backen entwickelten Theile dienen bloss’zur Befesti-
gung und besseren Beweglichkeit des Endgliedes (Fig. 3, b).
Der eigentliche Kiefer (Fig. 4, I.) besteht" aus einem starken
Grundstücke, das nach vorne mit einem etwas beweglichen
- Hauptzahne und einer Reihe etwas schwächerer Zähne endet.
Unter diesen befindet sich erst die wahre Kaufläche, die zum
Zerkleinern der Nahrung dient. Auf "dieser stehen bei der
Gattung Julus (Fig. 4, I) vier Reihen kleiner, etwas nach
abwärts gebogener Zähne, die von unten her von einem stark
bewimperten zungenartigen Fortsatz gestützt werden. Auch das
Grundstück des Kiefers ist noch aus mehreren Theilen zusam-
mengesetzt.
Bei den einzelnen Gattungen sind die Unterschiede
in der Form der Kiefer ziemlich unbedeutend und beschränken
N A sich bloss auf kleine Modificationen der sie bildenden Theile.
VE AEHREN Aue lee 10 Das zweite Kieferpaar, die sogenannte Unterlippe
A DE (Fig. 4, 11.), besteht bei der Gattung Julus aus fünf Theilen,
zweite Kieferpaar. v. Ge- die jedoch sämmtlich zu einer festen Platte verschmolzen sind.
nitalöffnung. 1, 2, 3, 4, 5, Die zwei grossen seitlichen Theile entsprechen den äusseren
6, 7 — Erstes bis sieben- Taden des zweiten Kieferpaares der Insekten, die zwei klei-
BR TEBRSEBEEN: neren den inneren Laden und die von ihnen eingeschlossene
Tr dreieckige Mittelplatte bildet das gemeinschaftliche Grundstück
E derselben.
Sowohl die äusseren als auch die inneren Laden sind
nach vorne zu mit kleinen tasterförmigen Anhängseln versehen.
Einige Forscher betrachten die Unterlippe nicht als
ein, sondern als zwei verwachsene Kieferpaare, und zwar die
äusseren Laden als das zweite, die inneren Laden und das
Mittelstück als das dritte Kieferpaar.
Die tasterförmigen Anhängsel sollen verkümmerte Laden
vorstellen. Endlich befindet sich auf jeder Seite der Unter-
lippe ein bewimperter, durchsichtiger Lappen, der mit der-
selben fest verbunden ist,
Auf die Brust folgt bei den Diplopoden ein vielglie-
Mundtheile von Julus; I. deriger Hinterleib, dessen jedes Segment mit zwei Fusspaaren
Erster Kiefer; 1I. Zweites versehen ist. Bloss am siebenten Segmente des Männchens
Kieferpaar. fehlen entweder ein oder beide Fusspaare, an deren Stelle die.
Begattungsorgane entwickelt sind. Vollkommen fusslos sind
nur die zwei letzten llinterleibssegmente, von denen das letzte oft in eine Spitze
auslauft und den spaltförmigen After umschliesst. (Fig. 5.)
Die Füsse der einheimischen Myriopoden, der Zahl nach ziemlich bedeutend,
sind meist schwach; eine Ausnahme bildet die Gattung Lithobius, sowie auch das letzte
Fusspaar — die sogenannten Schleppbeine — bei sämmtlichen Chilopoden. Sie bestehen
bei beiden Abtheilungen aus sechs oder sieben Segmenten und einer einfachen Endklaue ;
ihre Stellung ist jedoch bei beiden Abtheilungen verschieden. Bei den Chilopoden sind
sie zu beiden Seiten des Körpers in einer weichen Membran eingefügt; bei den Diplo-
poden stehen sie auf der Bauchfläche und zwar in der Mittellinie derselben, indem sie
sich mit ihren Hüften entweder unmittelbar berühren, oder diese sind durch eine mehr
Ke2
oder weniger hervortretende Mittelleiste‘von einander entfernt. Die Fuss-
platten sind dann entweder vollkommen unbeweglich mit dem Rücken-
schilde verwachsen, oder sie sind vollkommen beweglich und nur durch
eine Membran mit dem Rückenschilde verbuden,
Was die innere Organisatiou anbelangt, so stimmen die My-
riopoden fast in allen Theilen mit den übrigen Gliederthieren, be-
sonders mit den Insekten überein, und die Verschiedenheiten, die bei
ihnen auftreten, sind hauptsächlich durch die abweichende Form des
Körpers bedingt.
Das Nervensystem ist nach demselben Typus, wie bei den
Würmern und Insektenlarven gebaut. Das Gehirn bilden zwei Knoten-
paare, von denen das erste die Fühler, das zweite die Augen mit
Nerven versieht. Hinteres Ende
Von diesem zweiten Knotenpaare entspringt noch der Schlund- des A hüoene
ring, der sich zum unteren Schlundganglion verbindet und als ein re
doppelter, durch zahlreiche Knoten verbundener Strang auf der Baueh- unten; odforami-
seite des Körpers verläuft und nach beiden Seiten zahlreiche Nerven na repugnatoria;
absendet. Von den Bauchknoten befindet sich je ein in einem Segmente Dorn des letzten
bei den Chilopoden, je zweiin einem Doppelsegmente bei den Diplopoden. a
Von den Sinnesorganen sind besonders die Augen entwickelt, i i
die jedoch bei den einheimischen Arten stets nur als Ocellen oder Punktaugen auf-
treten; zuweilen fehlen sie auch gänzlich. Als Tastorgane fungiren die Fühler, die
in der Regel stets nach unten gerichtet sind und sich. in steter Bewegung befinden,
Inwiefern die übrigen Sinne entwickelt sind, ist nicht genug sichergestellt. Man
kennt wenigstens keine Geruchs- und Gehörorgane.
Auch in der Form der Verdauungsorgane stimmen die Myriopoden mit den
Insekten überein. Eine fast gerade, oder wenige Windungen zählende, nur undeutlich
in Schlund, Magen und Darm differenzierte Speiseröhre duchzieht den Körper. In diese
münden vorne die Speicheldrüsen, hinter dem Magen zwei oder vier Malphigische Röhren,
die wahrscheinlich die harnabsondernden Organe bilden. Die Leber, die bei den Crusta-
ceen und Arachniden eine so enorme Entwickelung erlangt, fehlt den Myriopoden ähnlich
wie den Insekten vollkommen. Auch in der Bildung des Fettkörpers ist keine Abwei-
chung von den Insekten bemerkbar.
Das Herz tritt in der Form eines erweiterten Rückengefässes auf und besteht
aus ebensoviel Kammern als Hinterleibssegmente vorhanden sind. Jede Kammer hat
neben venösen Öffnungen auch eine schwache Arterie.
Von der vordersten Kammer entspringt eine mächtige Aorte, die bei ihrem Ein-
tritt in den Kopf sich in drei Äste theilt. Der mittlere Ast versieht den Kopf; die
zwei seitlichen Äste bilden einen Ring um den Schlund und verbinden sich auf der
Bauchseite zu einem mächtigen Gefässe, das genau den Lauf des Nervensystems einhällt
und bei jedem Nervenknoten kleinere Seitengefässe absendet, so dass diese kleinen
Arterien überall von Nervenfasern begleitet werden.
Das Blut strömt im Körper in bestimmten, doch nicht abgegränzten Bahnen
und kehrt durch die venösen Öffnungen wieder ins Herz zurück.
Alle Myriopoden athmen durch Tracheen; die Stigmen liegen bei den Diplo-
poden auf der Bauchseite der Segmente, unmittelbar neben der Einlenkung der Fü sse
zu zwei Paaren auf jedem Segmente. (Fig. 1.) Die seitlichen Öffnungen der Julinen
(Fig. 6), die auf dem sechsten Segmente beginnen und früher (Treviranus) für Stigmen
gehalten wurden, sind sogenannte foramina repugnatoria oder Wehrdrüsen, von denen bei
der Berührung des Thieres eine widerlich riechende Flüssigkeit ausgeschieden wird.
Bei den Chilopoden liegen die Stigmen zu beiden Seiten des Körpers ebenfalls neben
10
der Fusseinlenkung. Nach Brandts Beobachtung stimmt jedoch die Anzahl der Stigmen
keineswegs mit den Segmenten überein, sondern es versieht ein Stigmenpaar zwei
oder drei Segmente (Lithobius). Nur die Gattung Geophilus zählt so viel Stigmenpaare
als Fusspaare. Im Ganzen sind die Stigmen der Chilopoden viel grösser als die der
Diplopoden,
Was nun das Geschlecht anbelangt, so sind die Myricpoden
— gleich den Insekten — stets getrennten Geschlechtes, und beide
Geschlechter unterscheiden sich besonders bei den Diplopoden ziemlich
auffallend. Die Geschlechtsöfinungen befinden sich bei den Chilopoden
auf dem hinteren Körperende, und sind entweder durch keine oder
nur durch unbedeutende Anhängsel ausgezeichnet, so dass in diesem
Falle die Unterscheidung der Geschlechter ziemlich schwer wird. Bei
den Diplopoden münden die Genitalien bei beiden Geschlechtern auf
der Bauchseite des dritten Körpersegmentes. Das Männchen kann jedoch
sehr leicht vom Weibchen an der besonderen Umwandlung der Füsse
des siebenten Segmentes in Begattungsorgane erkannt werden, die die
Stelle entweder eines (Polydesmus) oder beider Fusspaare (Julus) dieses
Segmentes vertreten.
Bei der Abtheilung der Chilopoden bilden die Eierstücke stets
Julus; Vorder- einfache Röhren, die zwischen der Speiseröhre und der Rückenwand
Bi, UenERBEr® gelagert sind, Die Eier bilden sich nur auf der unteren Fläche des
at. Fühler; 1-9 Eierstockes aus einer körnigen Masse und jedes derselben ist in einer
erstes bis neun- besonderen Kapsel eingeschlossen. Nach hinten verschmälert sich der
tes Segment. Eierstock und übergeht entweder in einen getheilten, den Enddarm in
@ Genitalöffnung. Form eines Ringes umgebenden, oder in einen einfachen Eileiter.
Receptacula seminis finden sich bei sämmtlichen Chilopoden, sind aber der Form
nach sehr verschieden, und münden durch zwei kleine Oeffnungen, die auf den Genital-
warzen liegen. Bemerkenswerth erscheint die Thatsache, dass sie zu jeder Zeit mit Samen-
fäden angefüllt sind, ein Umstand, der einige Forscher verleitete anzunehmen, dass auch
hier, wie in den Hodenbläschen die Samenfäden erzeugt werden können. Diese Samen-
füden sind aber ausser der Paarungszeit vollkommen unbeweglich, ein sicherer Beweis,
dass dies nur unbenützte Reste von einer früheren Begattung sind.
Neben den Samenbehältern münden in die Ei- oder Samenleiter noch zwei oder
vier Drüsen aus, die eine eigenthümliche Flüssigkeit ausscheiden. Sie finden sich bei
beiden Geschlechtern vor, ihre Bestimmung ist jedoch noch nicht genug ergründet. Wie
die Eierstöcke sind auch die Hoden einfach, jedoch nach zwei verschiedenen Typen
gebaut: sie bestehen bei der, bei uns gewöhnlichsten Gattung Lithobius aus einer mitt-
leren, beiderseits stark verengten Röhre — dem Haupthoden — in welchem die Samen-
fäden sich entwickeln und aus zwei seitlichen Röhren — den Nebenhoden — in denen
der fertige Samen aufbewahrt und mit einer milchartigen Flüssigkeit fortwährend gemischt
wird. Mit ihren unteren Enden verschmelzen alle drei Röhren, um sich von Neuem
in zwei Aeste zu theilen, die den Enddarm in Form eines Ringes umgeben und unter
der Afteröfinung ausmünden.
Bei den übrigen Chilopoden sind die Hoden etwas anders gestaltet. Man
findet hier nur einen einzigen Hoden, dieser ist aber keineswegs einfach spindelförmig,
sondern besteht aus einer mittleren Röhre, mit welcher eine Anzahl spindelförmiger
Körperchen — den Hodenblasen — zusammenhängt, und zwar so, dass beide Enden dieser
Hodenbläschen sich zu einer Röhre verengen und sich in die Haupthodenröhre öffnen.
Auch in diesem Falle theilt sich zuweilen (Geophilus) der gemeinsame Ausführungsgang
des Samens in zwei Aeste, die den Mastdarm in Form eines Ringes umgeben und unter
demselben durch eine einzige Oefinung ausmünden.
Von den Genitaldrüssen sind hier zwei Paare entwickelt, und fast von derselben
Gestalt, wie bei den vorigen.
Fig. 6.
sesnu<ce »
11
P}
Die Samenfäden der Chilopoden sind lang, haarförmig, zuweilen in Büschel
vereinigt (Lithobius), oder iu besonderen, verschiedenartig gestalteten Kapseln — den
sogenannten Spermatoforen — eingeschlossen. Diese sind bei der Gattung Cryptops nieren-
förmig und von zwei Membranen umschlossen: einer dicken, durchsichtigen und stark
elastischen äusseren Haut, die das Spermatofor eng umschliesst und auf der ausgehöhlten
Seite mit einer Oefinung versehen ist, und einer sehr zarten inneren Haut, die Tausende
von Samenfäden einschliesst. Diese treten umhüllt von der inneren Haut durch die
Oeffnung der äusseren Haut in Form eines Sackes nach aussen, und werden von der
sie umschliessenden Hülle durch Platzen derselben befreit. Bei der Gattung Geophilus
haben die Spermatoforen die Form eines Ringes.
Begattungsorgane fehlen sämmtlichem Chilopoden, und es fällt zuweilen sehr
schwer, die Geschlechter von einander zu unterscheiden.
Bei der Gattung Lithobius z. B. unterscheidet man die Geschlechter nur dadurch,
dass die Genitalanhängsel der Weibchen ein wenig komplizirter erscheinen. Wenn über-
haupt eine Begattung stattfindet, so kann sie auf keine andere Weise vollführt werden,
als durch Umstülpen und Aneinanderlegen der Enden der Ausführungsgänge. Bemerkens-
werth erscheint aber der Umstand, dass bisher noch von keinem Forscher irgendwelche
Begattung beobachtet wurde, und man ist der Wahrheit ziemlich nahe, wenn man an-
nimmt, dass keine Begattung stattfindet... Für diese Meinung spricht sowohl die offene
Feindschaft zwischen verschiedenen Geschlechtern einer und derselben Art, als auch die
wichtige Beobachtung des französischen Forschers Fabre, der bei der Gattung Geo-
philus eine eigenthümliche Befruchtungsweise gesehen hat. Er fand nämlich, dass ein
Geophilusmännchen alle Gänge im Erdreich das Kästchens, in dem es eingeschlossen war
mit überaus feinen Spinnfäden überzog und auf diesen zarte weisse Kügelchen von der
Grösse eines Mohnkornes hie und da befestigte. Bei näherer Untersuchung dieser
Kügelchen fand er, dass es die oben beschriebenen ringartigen Spermatoforen sind. Ihre
Befestigung an den Spinnfäden geschieht ziemlich dicht und regelmässig, so dass diese
Anordnung kaum als vom Zufall abhängig angesehen werden kann.
Es ist demnach durch direkte Beobachtung erwiesen, dass die Geophilen und
vielleicht auch die übrigen Chilopoden ihre Spermatoforen auf Fäden befestigen, die
sowohl zu ihrer Isolirung als zum Schutze gegen fremde Körper dienen sollen.
Der Samen ist auf diese Weise durch längere Zeit äusseren oft ungünstigen Ein-
flüssen ausgesetzt, und die Spinnfäden, die zu seinem Schutze dienen, sind wahrscheinlich
ein Produkt der oben erwähnten vier Genitaldrüsen. Uebrigens wären auch die so festen
und so sorgfältig verschlossenen Spermatoforen unnütz und würden der Begattung eher
hinderlich sein, als sie fördernd unterstützen.
Die Befruchtung geschieht wahrscheinlich derart, dass die Spermatoforen entweder
noch an den Fäden oder in den Vulven des Weibchens durch das von diesem ausge-
schiedene Sekret gesprengt werden, und dass sodann die Samenfäden in die Samenbe-
hälter gelangen, wo sie so lange verweilen, bis die entwickelten Eier an ihnen vorüber-
gehen und befruchtet werden. Die Samenfäden also, die zu jeder Zeit in den Samen-
taschen des Weibchens angetroffen werden, sind demnach Ueberreste von nichtbenütztem
Samen. Ihre Steifheit beweist, dass sie für die Zukunft zur Befruchtung untauglich
sind. Die Befruchtung der Eier bei den Chilopoden möge also wie immer vor sich
gehen, sie geschieht gewiss ohne Begattung, wie alle angeführten Umstände beweisen.
Die Gruppe der Diplopoden unterscheidet sich in vielen wesentlichen Punkten
von den Chilopoden.
Die Eierstöcke sind hier doppelt, jedoch bei der Mehrzahl der Arten beide in
einem gemeinschaftlichen Sacke, der zwischen dem Darm und der Bauchseite gelagert
ist, eingeschlossen. Die Eier entwickeln sich bloss auf der unteren Fläche des Sackes
in eigenthümlichen, gelben, körnigen Massen, den eigentlichen Eierstöcken, in denen zu
gleicher Zeit Eier verschiedener Grösse angetroffen werden.
Der Eierstocksack zieht sich vom Hinterende des Körpers nach vorn und theilt
nn
12
sich vor seinem Ende in zwei Eileiter, von denen ein jeder durch eine besondere
Oefinung ausmündet.
Jedes Ei entwickelt sich in einer besonderen Kapsel. Bei geschlechtsreifen In.
dividuen sind die Eierstöcke stark mit Eiern angefüllt, und obgleich sie einander ziemlich
genähert sind, sind sie dennoch von einander zu unterscheiden. Der sie umgebende ge-
meinschaftliche Sack ist durchsichtig und in der Bauchhöhle eingesenkt, so dass er
schwer zu beobachten ist, und von Einigen in der That auch vollkommen übersehen
wurde. So wie aber die Eier nach und nach reif werden, zersprengen sie die sie ein-
schliessenden Kapseln und häufen sich in dem gemeinschaftlichen Eierstocksacke an. Zu
dieser Zeit erscheint der Eierstock in der That einfach, und es kann uns nicht Wunder
nehmen, dass manche Forscher (Newport, Siebold), die wahrscheinlich zu dieser Zeit
die Eierstöcke untersuchten, sie für ein einfaches Organ ansahen, während Treviranus,
Brandt, Stein und Fabre zwei Eierstöcke gefunden haben. Diese zwei Eierstöcke sind
jedoch von einander durch keine Zwischenwand getrennt.
Die Samentaschen (Receptacula seminis) fehlen der Mehrzahl der Diplopoden
und sind von unseren einheimischen Arten nur bei Polyxenus und Craspedosoma entwickelt.
Die zwei kleinen Röhren, die Stein in der Scheide der Julinen gefunden hatte, scheinen
doch viel zu unbedeutend, um als Samentaschen angesehen zu werden.
Die einzelnen Geschlechter lassen sich bei den Diplopoden viel leichter von
einander unterscheiden, als bei der vorigen Gruppe. Das Männchen unterscheidet sich
vom Weibchen schon durch einen viel schwächeren Körperbau, nebstdem aber hauptsächlich
dadurch, dass bei ihm ein besonderer, aus mehreren Leisten zusammengesetzter Begat-
tungsapparat zur Entwickelung gelangt, der am siebenten Segmente entweder die Stelle
des ersten oder der beiden Beinpaare vertritt. Dieses Begattungsorgan steht jedoch
mit den Genitalöffvungen in kıinem direkten Zusammenhange. Nebstdem ist zuweilen
(Julus) noch das erste Fusspaar des Männchens zu besonderen Häckchen umgewandelt.
Der Hoden ist unpaarig und besteht bei der Mehrzahl (Julus, Pelydesmus)
aus zwei Seitenästen, die in Form einer Leiter durch Queräste mit einander verbunden
sind. Das hintere Ende ist am breitesten und trägt jederseits 8—9 Hodenblasen. Nach
vorne zu nähern sich beide Aeste einander, bis sie vollkommen verschmelzen, um sich
jedoch wieder zu theilen und durch zwei getrennte Genitalöffnungen, die am dritten
Segmente gelagert sind, nach aussen zu münden. Bei anderen (Glomeris, Polyxenus)
besteht der Hoden aus einem einfachen Sacke, in den zahlreiche birnförmige Hoden-
blasen ausmünden.
Vor jeder Begattung muss das Männchen den Vordertheil seines Körpers spiralig
zusammenrollen, wobei die Genitalöffaungen in unmittelbare Berührung mit dena Kopula-
tionsorganen gelaugen. Ja demselben Augenblicke quillt aus jeder Genitalöffnung ein
Tröpfehen Samenflüssigkeit, die von dem zusammengesetzten Begattungsapparate aufge-
fangen wird. Bei der Begattung legen sich beide Geschlechter mit ihren Bauflächen
so aneinander, dass das Weibchen vom Männchen bedeutend überragt wird und dass
das siebente Segment des Männchens auf das dritte des Weibchens zu liegen kommt,
und in dieser Lage der Samen in die weiblichen Geschlechtsöffnungen übertragen wird.
Man sieht hier also eine ähnliche Einrichtung wie bei den Spinnen, bei denen
die Samenflüssigkeit zuerst durch die löffellörmigen Taster hervorgeholt und erst ver-
mittelst derselben die Begattung vollführt wird.
Bei den Kugelasseln (Glomeris) fehlen in der Mitte des Körpers jegliche Be-
gattungsorgane, dafür baben aber die Männchen zwei überzählige Fusspaare, von denen
besonders das letzte stark entwickelt ist und gewiss irgendwelche Funkzion bei der Be-
fruchtung versieht.
Die Samenfäden sämmtlicher Chilopoden und einiger Diplopoden (Polyxenus, Cras-
pedosoma) sind fadenförmig, bei den übrigen Diplopoden (Julus, Polydesmtis, Glomeris
und Verwandten) sind sie sackförmig ohne ein Fadenschwänzchen, und vollkommen
unbeweglich. A
13
Die Entwickelung der Myriopoden ist ziemlich einfach und besteht nur in der
successiven Zunahme von Körpersegmenten, Fühlergliedern, Augen und Füssen.
Bei den Chilopoden ist die ursprüngliche Anzahl der Körpersegmente und Fuss-
paare sehr verschieden. So haben z. B. die Jungen der Gattung Lithobius sieben Fuss-
paare, der Gattung Cryptops acht, der Gattung Geophilus in der Regel eine viel grössere
und bei den einzelnen Arten unbestimmte Anzahl von Fusspaaren.
Viel regelmässiger ist der Entwickelungsgang bei den Diplopoden. Etwa nach
fünfzehn Tagen entwickeln sich aus den schmutzig gelben Eiern, die das Weibchen
gruppenweise in lockeren Boden gelegt hatte, Junge, die nach Fabre’s Beobachtungen
bei Julus aterrimus von nierenförmiger Gestalt und vollkommen fusslos sind.
Nach kurzer Zeit fangen sie an sich in Segmente zu theilen und nach Ablauf
von sieben oder acht Tagen wird die Schale gesprengt, und es kriecht aus derselben ein
Junges mit sieben Körpersegmenten, jedoch mit nur drei Fusspaaren hervor. Es sind
diess die drei Brustgliedmassen der Insekten und die ersten drei Fusspaare der ent-
wickelten Tausendfüssler. Zu dieser Zeit sind auch die Fühler sehr kurz, bloss vier-
gliedrig, und im Vergleich zum Körper sehr diek; auch die Augen sind bloss durch
unbedeutende Spuren angedeutet... Bald nach der Geburt wird auf dem sechsten Se-
gmente ein rother Punkt bemerkbar, der an keinem folgenden Segmente fehlt. Es
sind diess die oben erwähnten Wehrdrüsen (foramina repugnatoria), in denen eine übel-
riechende Flüssigkeit ausgeschieden wird.
Zwischen dem sechsten und dem letzten Segmente entwickeln sich neue Se-
gmente, während zu gleicher Zeit das fünfte und sechste Segment Füsse bekommt, die
schon früher durch zwei Paare kleiner Warzen an jedem Doppelsegmente angedeutet
waren. Zu derselben Zeit werden auch die Fühler siebengliederig und ihr Wachsthum
erlangt dadurch seinen Abschluss. Nun entwickeln sich immer neue fusslose Segmente
und zwar immer zwischen dem vorletzten und dem Analsegmente, während zugl-ich die
fusslosen älteren Segmente Füsse bekommen. Erst nach vollkommener Entwickelung
häutet sich das Thier zum zweitenmale (das erstemale beim Hervorkriechen aus der
puppenförmigen Hülle), und es bleiben nur die zwei letzten Körpersegmente ohne Füsse.
Zugleich erreichen auch die Augen ihre volle Anzahl und beim Männchen erscheint nach
dieser Häutnng das zusammengesetzte Kopulationsorgan des siebenten Segmentes.
Dass sich die Myriopoden vor jeder Neubildung der Füsse häuten sollten, wie
Savi und de Geer angibt, scheint unwahrscheinlich zu sein, und widerspricht den genauen
Beobachtungen Fabre’s, nach denen bloss eine zweifache Häutung stattfindet: 1. Bei der
Geburt aus der ersten puppenförmigeu Hülle; 2. beim Uebergange in das geschlechtliche
Stadium.
Mit der Gattung Julus stimmen auch die übrigen Gattungen der Diplopoden
überein. Bei allen haben die Jungen unmittelbar nach der Geburt eine geringere An-
zahl Leibessegmente, Fühlerglieder und Augen als im vollkommen ausgebildeten Zustande
und zuerst immer nur drei Fusspaare. Nur in der Art des Eierlegens unterscheiden
sich die Kugelasseln (Glomeris) von den übrigen darin, dass ein jedes Ei von einer
besonderen, aus vegetabilischen Stoffen zusammengesetzten Kugel gebildet ist, die dem neu
geborenen Individuum Schutz und Nahrung gewähren soll.
I. Ordnung. Chilopoda.
Körper langgestreckt, bandförmig zusammengedrückt, mit zahlreichen hornartigen
Segmenten, von denen ein jedes bloss mit einem Fusspaare versehen ist.
Am Körper unterscheidet man zwei von einander deutlich geschiedene Theile:
1. Einen frei abgesetzten Kopf, der mit dem übrigen Körper in einer Ebene liegt, und
2, einen vielgliederigen Hinterleib, an dem Brust- und Hinterleibssegmente nicht verschieden
sind. Unter dem Stirnrande des flachen Kopfes sind zwei meist borstenförmige, wenigstens
vierzehngliederige Fühler eingelenkt, und hinter diesen stehen die bei unseren einhei-
mischen Arten stets einfachen Augen, die aber auch bei manchen Gattungen vollkommen
fehlen. Auf der Unterseite des Kopfes liegen unter der wenig entwickelten Oberlippe
die drei eigentlichen Kieferpaare, die von unten her von den Fangarmen — einer Art
Unterlippe — bedeckt werden. Diese Fangarme — das sogenannte vierte Kieferpaar
der Chilopoden — entstanden durch Umwandlung des ersten Brustfusspaares und dienen
sowohl zum Ergreifen als auch zum Tödten der Beute. Sie sind durchbohrt und stehen
mit einer Giftdrüsse in Verbindung. Bloss das erste Kieferpaar, das mit zahlreichen
scharfen Zähnen besetzt ist, dient zum Zerkleinern der Nahrung.
Das zweite und dritte Kieferpaar ist meist von zarter Struktur, sehr oft häutig;
beide verrichten die Funkzion von Tastorganen.
Der übrige Körper, an dem der Anlage nach ein dreigliederiger Thorax — (das
erste Thoraxsegment, das die Fangarme trägt, ist oft unentwickelt und mit dem Kopfe
eng verbunden) — und ein vielgliederiges Abdomen unterschieden werden muss, besteht
aus Segmenten, die entweder sämmtlich, oder abwechselnd gleich sind und einander
dachziegelförmig decken.
Die einzelnen Segmente bestehen aus einem wenig gewölbten Rückenschilde
und einem flachen, oft gefurchten Bauchschilde, die mit einander durch eine fügsame
Membran verbunden sind, in der sowohl die Füsse eingelenkt, als auch die Stigmen
angebracht sind. Nur die Schilde der hintersten Segmente sind zuweilen fester mit ein-
ander verbunden. ®
Die Füsse sind sechs- bis siebengliederig, aus fast vollkommen gleichen Se-
gmenten zusammengesetzt und mit einer ein- oder zweigliederigen Sohle versehen, die
entweder mit einem einfachen oder doppelten Nagel endet. In der Form stimmen sämmt-
liche Fusspaare überein, bis auf das letzte Fusspaar, die sogenannten Schleppbeine, die
meist viel stärker und zuweilen auch abweichend entwickelt zu sein pflegen, und gute
Merkmale zur Unterscheidung von Arten abgeben.
Die Zahl der Fusspaare richtet sich nach der Zahl der entwickelten Bauch-
platten, die Zahl der Stigmen ist oft viel kleiner als die Zahl der Segmente (Lithobius,
Cryptops), stimmt aber zuweilen mit dieser überein (Geophilus).
Die Geschlechtsöffnung liegt, wie bei den Insekten an den hintersten Segmenten.
Die Männchen haben keine Begattungsorgane ; eine direkte Begattung ist bis zur Zeit
auch noch nicht beobachtet worden.
15
Aus dieser Gruppe sind aus Böhmen vier Gattungen bekannt: Lithobius,
Scolopendrella, Cryptops und Geophilus, die sämmtlich zur Familie der Scolopendriden
gezählt werden, auf welche sich auch unsere Charakteristik ausschliesslich bezieht.
1. Gattung Lithobius Leach.
(Fig. 7.)
Der Körper besteht ausser dem Kopfe aus siebenzehn Segmenten, deren Rücken-
schilder ungleich entwickelt sind, so dass das erste, dritte, fünfte, siebente, zehnte,
zwölfte und vierzehnte Rückenschild viel schmäler erscheint als die übrigen; die Bauch-
schilder sämmtlicher Segmente sind jedoch gleich. Fünfzehn Fusspaare,
von denen das letzte — die sogenannten Schleppbeine — viel ent- Fig. 7.
wickelter sind als die übrigen. Fühler vielgliederig (40 und mehr), lang
und borstenförmig, mit unbestimmter, durch das Alter veränderlichen
Gliederzahl.
Zahlreiche Augen zu beiden Seiten des Kopfes in Gruppen
vereinigt. Die Oberlippe ist frei, in der Mitte tief ausgeschnitten, ge-
zähnt mit fein bewimperten Seitenrändern.
Die ersten Kiefer (Fig. 2, I. Seite 6) sind schlank und mit starken
Zähnen versehen, die nach innen zu in einen bewimperten Lappen über-
gehen; hinter den grossen Zähnen steht ein Kranz aus steifen Borsten.,
Die zweiten Kiefer (Fig. 2, II) haben eine einfache in-
nere und eine zweigliederige äussere Lade, die nach aussen stark ge-
wölbt ist und am Innenrande zahlreiche gefiederte Härchen trägt.
Die dritten Kiefer (Fig. 2, III) sind tasterförmig, dreigliederig
mit stark behaartem und mit einer scharfen Klaue versehenem End-
gliede. Ihre Basaltheile sind unter einander verwachsen.
Die Unterlippe (Fig. 2, IV) hat ein frei entwickeltes Lithobius forfi-
Rückenschild — das dem ersten Thoraxsegmente entspricht. Es ist catus,
dies das umgewandelte erste Brustfusspaar, das aus einer vorn gezähnten Mittelplatte
und aus stark gebogenen viergliederigen, mit einer grossen Klaue endenden Fang-
armen besteht.
Die Füsse (Fig. 8) sind siebengliederig, ihre Glieder mit
Dornen besetzt und mit einer zweigliederigen, in eine Klaue aus-
laufenden Sohle versehen. Die Hüften der letzten vier Fusspaare
sind an der Innenseite mit einer Furche versehen, in der mehrere )
Oefinungen von ungewisser Bestimmung sich befinden.
Bloss sieben Stigmenpaare, die am zweiten, vierten, sechsten,
neunten, eilften, dreizehnten und fünfzehnten Segmente angebracht
sind. Die Geschlechter werden nach den warzenartigeu Anhängen
des letzten Segmentes unterschieden. Bei den Männchen sind sie
klein, zweigliederig und vollkommen glatt. Bei den Weibchen sind
sie viel grösser, dreigliederig; ihr Basalglied mit zwei Zähnen und
ihr Endglied mit einer doppelten Kralle versehen.
Die einzelnen Arten dieser in Ganzen überaus einförmigen Tithobius — hinte-
Gattung werden nach der Form des Kopfschildes und der Rücken- res Körperende des
schilder, sowie nach der Anzahl der Augen, der Form der Schlepp- Weibchens.
beine und der Genitalwarzen unterschieden.
Die Länge und Gliederzahl der Fühler giebt ein sehr unsicheres Merkmal zur
Unterscheidung von Arten ab, da sogar an den Fühlern eines und desselben Individuums
eine Differenz von 12 Segmenten auftreten kann. Aus dieser Gattung sind bisher drei
Arten aus Böhmen bekannt:
16
1. Die Scherenbandassel. — Stono2ka Skvorovä. — Lithobius forfi-
catus Leach (Fig. 7).
(Scolopendra forficata Linne.)
Der Kopf etwas viereckig, abgerundet, nach vorne zu schmäler und am Vorder-
rande seicht ausgeschnitten; er ist fast so lang als breit und sein Stirntheil durch eine
feine, jedoch deutliche Naht vom übrigen Kopfe abgegrenzt.
Fühler borstenförmig, oft vierzig- und mehrgliederig, ziemlich ztark behaart, mit
am Grunde viel stärkeren Segmenten.
Augen bis dreissig fünf an der Zahl, in fünf bis acht Querreihen zusammengestellt.
Die Platte der Unterlippe am Vorderrande bei erwachsenen Individuen mit
zwölf bis vierzehn Zähnen versehen, an ihrer Oberfläche mit zahlreichen steifen Haaren
und eingedrückten Punkten besetzt.
Die ersten vier kleineren Rückenschilder mit stumpfen, die übrigen, nämlich:
das zehnte, zwölfte und vierzehnte, mit scharfen, in einen Zahn auslaufenden Seitenecken.
Die Schleppbeine nicht viel entwickelter als die übrigen Beine, mit einfacher
Endklaue.
Körperlänge 25—27 mm. Der Körper kastanienbraun, glänzend, die Füsse
und die Bauchplatten etwas heller.
Die grösste und häufigste Art, die überall unter Steinen, trockenem Laube und
faulendem Holze gefunden wird, die sehr geschickt nach vorn und rückwärts lauft und
sich von Insekten verschiedener Art ernährt.
(Prag ; Jung-Bunzlau (St.); Böhmisches Mittelgebirge; Böhmisch-mährisches Ge-
birge; Böhmerwald (F) ete. *)
2. Die gemeine Bandassel. — Stonozka obecna. — Lithobius com-
munis K. Koch.
Der Kopf abgerundet, nach vorn etwas schmäler, mit nur sehr seicht ausge-
buchtetem Vorderrande und einer deutlichen Stirnfarche.
Fühler von der halben Körperlänge oder kürzer, mehr oder weniger bebaart,
‘zuweilen fast kahl, fünfundzwanzig- bis siebenundvierziggliederig, mit sehr schwan-
kender Gliederzahl. Ihr Endglied eiförmig von der Länge der zwei vorletzten. Augen
zehn bis zwölf jederseits.
Die Platte der Unterlippe am Vorderrande mit vier Zähnen, an ihrer Ober-
fläche behaart.
Die ersten vier Körpersegmente merklich schmäler als die folgenden, so dass
der Körper hinter dem Kopfe wie zusammengeschnürt erscheint. Die sämmtlichen kleinen
Rückenschilder mit stumpfen Seitenecken.
Die Schleppbeine mehr oder weniger behaart, nicht viel stärker als die vorderen.
Ihre Glieder sind cylindrisch und das Endglied mit einer doppelten Klaue versehen.
Länge 13 mm.; Körper gelblichbraun, zuweilen fast braun, stets mit einem
dunkleren Rückenstreifen. Die Füsse, Fühler und die Bauchfläche sind immer etwas heller,
Eine besonders in Wäldern unter Steinen, Laub, Moos, unter Schwämmen etc.
sehr gewöhnliche Art,
(Prag; Mittelgebirge; Böhm.-mähr. Gebirge ; Täbor; Böhmerwald (F.), Pilsen etc.
*) Die in den Klammern eingeschlossenen Buchstaben sind Abkürzungen der Namen derje-
nigen Herren, die das betreffende Thier in der bezeichneten Gegend gefunden hatten und
deren Namen in der Einleitung dankbar Erwähnung geschah.
17
3, Die veränderliche Bandassel. — Stonozka prom£nliva. — Lithobius
variegatus, K. Koch.
(L. mutabilis Ludw. Koch.)
Der Kopf abgerundet, vorn sehr seicht ausgeschweift, mit einer fast unmerk-
lichen Stirnfurche.
Fühler vierzig und mehrgliederig, stark behaart.
Augen etwa zu zehn jederseits.
Die Platte der Unterlippe am Vorderrande vierzähnig, mehr oder weniger behaart.
Die vordersten Körpersegmente etwas schwächer als die folgenden, so dass der
Körper hinter dem Kopfe wie zusammengezogen erscheint.
Die sämmtlichen kleinen Rückenschilder mit stumpfen Seitenecken.
Die Schleppbeine vielstärker als die übrigen, ihr drittletztes Segment oben
an der Innenseite mit einer tiefen Längsfurche versehen.
Körperlänge 10 mm.; die Oberseite des Körpers braun, wie bestaubt; die Unter-
seite und die Füsse stets heller.
Selten. Ich bekam bloss drei Männchen: je eins aus Sobotka (J. N.), Jung-
Bunzlau (St.) und Kr& bei Prag.
2. Gattung. Scolopendrella Gervais.
(Fig. 9.)
Der Körper flach gedrückt, dreiundzwanziggliederig; bloss fünfzehn Segmente
mit entwickelten Rückenplatten, und nur zwölf mit Füssen versehen, da dem fünften,
achten und dem letzten entwickelten Segmente die Füsse fehlen. Die fusstragenden
Segmente haben eine viereckige, durch eine Längsfurche in zwei Hälften getheilte Bauch-
platte; die Bauchplatten der übrigen Segmente sind quer länglich, ohne Mittelfurche und
stehen zu beiden Seiten mit kleinen dreieckigen Platten in Verbindung.
Die Fühler sind lang, rosenkranzförmig, dreissig- bis zweiunvierziggliederig,
mit kelch- oder spindelförmigen Segmenten.
Dicht hinter den Fühlern liegt jederseits ein kleines Auge. Fig. 9,
Die Kiefer sind beissend, und bestehen nach A. Menge aus zwei Paaren:
Die ersten Kiefer („Oberkiefer*) sind schwach, länglich,
mässig gebogen und an der Kaufläche mit vier Haupt- und fünf Neben-
zähnen versehen.
Die zweiten Kiefer („Unterkiefer“) bestehen aus einem läng-
lichen Grundstücke und zwei einfachen Laden, deren Innenrad mit
borstenförmigen Zähnchen besetzt ist.
Das dritte Kieferpaar („Unterlippe*) bildet eine längliche,
durch eine Längsfurche in zwei Hälften getheilte Platte, die den Mund
von unten bedeckt und an dem etwas abgerundeten Vorderrande jeder-
seits mit drei Zähnchen und zwei feinen Borsten besetzt ist.
Die Füsse sind schwach, das erste Paar dreigliederig, die übrigen
etwas stärker als das erste und viergliederig, alle mit einer doppelten
Endklaue versehen. An allen fusstragenden Segmenten befinden sich
auf der Bauchplatte konische, dicht behaarte, mit einer Endklaue verse-
hene Anfänge, deren Bestimmung nicht näher bekannt ist; und dicht
neben diesen je eine gekörnte dichte Fläche, die nach A. Menge’s scolopendrella
Meinung eine Ansatzstelle für Muskeln ist. immaculata New-
Das letzte Segment trägt zwei grössere, zapfenartige Anhängsel, Port, vergrössert.
in welchen eigenthümliche Drüsen ausmünden, deren Saft wahrscheinlich
2
18
zum Befestigen der Eier dient. An der Unterseite desselben Segmentes liegt der durch
eine Platte zugedeckte After.
Von dieser sonderbaren Gattung ist aus Böhmen bloss eine Art bekant:
4. Die zweiäugige Bandassel. — Stono2ka dvouokä. — Scolopendrella
immaculata, Newport.
Der Kopf herzförmig, im Ganzen etwas länger als breit, an dem Hintertheile
in der Mitte ein wenig eingedrückt und ganz mit feinen Härchen besetzt.
Fühler 30—40gliederig mit dicken spindelförmigen Segmenten. Die dem Kopfe
nächsten Fühlersegmente sind mehr breit als lang, bei den folgenden sind beide Dimen-
sionen fast gleich; das letzte ist abgerundet. Jedes Segment trägt um die Mitte einen
Kranz feiner Haare; die Anzahl derselben ist mit dem Alter veränderlich.
Der Rückenschild des ersten Körpersegmentes ist etwas enger als die folgenden,
so dass der Kopf vom übrigen Körper deutlich abgesetzt erscheint. Die Rückenschilder _
der übrigen Segmente sind an ihrem Hinterrande seicht ausgeschnitten, und haben
sämmtlich abgerundete Seitenecken. Dadurch unterscheidet sich diese Art von Scolo-
pendrella notocantha Gervais, bei der die Rückenschilder hinten tief ausgebuchtet und
die Seitenecken in einen scharfen Zahn verlängert sind.
Der letzte Rückenschild hat die Form eines nach hinten verschmälerten Tra-
pezes und ist am Hinterrande seicht ausgeschnitten. Seine zwei konischen zapfenartigen
Anhänge sind dicht behaart nnd mit zwei Borsten versehen.
Länge etwa 7 mm.; der ganze Körper weiss, sehr weich und dicht mit
Haaren besetzt.
Diese Art wird wohl durch ganz Böhmen verbreitet sein, wird aber überall
nur sehr spärlich angetroffen. Feuchte, humusreiche Erde, feuchtes Moos oder abgefal-
lenes halb verwestes Laub sind seine Lebensbedingungen. Wird das Thier verfolgt, so
kann es sowohl vorn als rückwärts laufen und sich auf einem feinen Spinnfaden herab-
lassen, der aus den konischen Anhängen des letzten Segmentes abgeschieden wird.
Ich fieng bloss zwei Exemplare in einem Walde bei Ridan und bekam überdies
drei Exemplare von H. B. Hellich aus dem Riesengebirge.
Wahrscheinlich ist es, dass auch die zweite Art dieser Gattung sich in Böhmen
findet, mir ist es jedoch nicht geglückt derselben habhaft zu werden.
3. Gattung. Cryptops, Leach.
(Fig. 10.)
Der Körper einundzwanziggliederig, — das Segment des vierten Kieferpaares
(Unterlippe) nicht eingerechnet, da dessen Rückenplatte nicht zur Entwickelung gelangt, —
versehen mit einundzwanzig Fussparen, von denen das letzte, die sogenannten Schlepp-
beine, viel entwickelter sind als die übrigen. Die Rückenschilder sämmtlicher Segmente
sind bis auf das etwas kleinere zweite gleich und decken sich dachziegelförmig.
Die Fühler borstenförmig, siebenzehngliederig. Die Augen fehlen.
Die Oberlippe frei, in der Mitte ausgeschnitten, seitlich bewimpert und in der
Mitte mit drei Zähnen versehen.
Die ersten Kiefer mit schlankem, gebogenem Grundstücke und mit löflelförmig
ausgehöhltem Vordertheile, der mit vier stufenweise kleineren Zähnen und mit einem be-
wimperten Innenlappen versehen ist. Ihr Aussenrand ist von einem Kranze borstenförmiger
Zähnchen umgeben.
19
Die zweiten Kiefer sind häutig und Fig. 10.
ihrer Form nach denen der Gattung Lithobius
sehr ähnlich; das Endglied der äusseren Laden
ist stark bewimpert.
Die dritten Kiefer sind mit ihren Grund-
stücken zusammengewachsen, so dass eine enge
nach vorn deutlich ausgeschweifte Mittelplatte
entsteht, an der tasterförmige Laden entwickelt
sind. Diese sind dreigliederig mit nach innen
stark behaartem Endgliede, das an der Spitze
eine gebogene Kralle trägt.
Die Fangarme („Unterlippe“) ohne einen .
entwickelten Rückenschild; ihre Mittelplatte vorn
seicht ausgeschnitten, nicht gezähnt.
Die Füsse fiünfgliederig — das vor-
letzte Fusspaar sechsgliederig. Die Schleppbeine
stark entwickelt, fünfgliederig mit dornen-
losen Hüftgliedern. Durch das Fehlen der ryptops ochraceus, K. Koch. a. Ein Thier
Dornen an den Hüftgliedern der Schleppbeine, 1" natürlicher Grösse. b. Das hintere Körper-
& .. ende stark vergrössert, n. das letzte gewöhn-
sowie durch den Mangel der Augen unterschei- Jiche Fusspaar; o. die Schleppbeine; 1-5
det sich Cryptops von Scolopendra, bei der die ihr erstes bis fünftes Glied.
Hüften der Schleppbeine gedornt sind und zu
jeder Seite vier Augeu sich vorfinden,
Die Arten werden hauptsächlich nach der Form der einzelnen Glieder der Schlepp-
beine unterschieden. Aus Böhmen ist bisher bloss eine einzige Art bekannt:
5. Die blinde Bandassel. — StonoZka slepa. — Cryptops ochraceus
K. Koch.
(C. Savignyi, Leach?)
Der Kopf abgerundet, nach vorn etwas zusammengezogen, glatt. Die Fühler
etwa das vierte Körpersegment erreichend, schnurförmig, nach dem Ende zu merklich
an Dicke abnehmend.
Die Rückenschilder mit abgerundeten Seitenecken ; das erste mit einem einge-
drückten Punkte, das zweite glatt, die übrigen in der Jugend mit sechs, erwachsen aber bloss
mit vier oder zwei Längsfurchen. Die Bauchplatten mit zwei sich kreuzenden Furchen.
Das letzte Körpersegment fast fünfeckig, mit zwei deutlichen Furchen, nach
hinten in einen kleinen stumpfen Zahn zusammengezogen, an dessen Seiten die Schlepp-
beine eingelenkt sind. Ihre zwei ersten Segmente sind fast gleich lang und stark, auf
der Innenseite in eine scharfe, sehr seicht gezähnte Kante zusammengezogen und mit
scharfen Borstenhaaren besetzt,
Das dritte Segment etwa von halber Länge des zweiten, auf der Innenseite ge-
wöhnlich mit acht Zähnen versehen; das vierte Segment kürzer als das dritte mit vier
Zähnen. Das letzte schlank, länger als das dritte mit einer entwickelten Endklaue:
dieses hat das Vermögen sich nach Art einer Messerklinge gegen die vorderen Glieder
zu legen.
Länge 30 mm., Farbe orangegelb.
Die Verbreitung dieser Art ist eine allgemeine ; sie wird aber selten an einem
Orte zahlreich angetroffen, wie z. B. im Scharkathal bei Prag, wo sie an den feuchten
Felsen des Dzbän, besonders nach einem Regen massenhaft auftritt, während sie in
trockener Jahreszeit kaum zu finden ist, da sie sich tiefer in die Erde, in Felsritzen
ete. verkriecht.
9*
DM
20
Mir ist sie aus folgenden Gegenden bekannt:
Umgegend von Prag (Kr&; Cibulka; Kuchelbad; Scharkathal). Pribyslau (Böhm. -
mähr. Geb.); Böhmerwald (H.); Berg-Reichenstein (Seda) etc. ; überall erfordert sie einen
feachten, humösen Boden.
4. Gattung. Geophilus, Leach.
(Fig. 11.)
Der Körper schmal bandförmig, vielgliederig, mit scheinbar abwechselnd ent-
wickelten und unentwickelten Segmenten, von denen jedoch nur die vollkommenen Se-
gmente mit entwickelter Bauchplatte; die Fuss- und Stigmenpaare in derselben Anzalıl,
wie die Bauchplatten.
Die Fühler fadenförmig, vierzehngliederig; die Augen fehlen hier wie,bei der
vorigen Gattung vollkommen und die schwarzen Punkte, die bei manchen Arten (G. fer-
rugineus) für solche zuweilen gehalten werden, sind nichts anderes, als durchscheinende
schwarze Gelenke der Fangarme.
Unter einer freien Oberlippe liest das erste Kieferpaar. Die Kiefer (Fig. 11.,
I. a, b) sind sehr schwach, mit einem schlanken, gebogenen Gelenkstücke. Ihre Kau-
fläche ist ringsum mit feinen nach Innen zu in feine Härchen übergehenden Zähnen besetzt.
Die zweiten Kiefer (Fig. 11., B I.) sind häutig, mit einer einfachen inneren
und einer zweigliederigen äusseren Lade; sowohl die inneren, als auch die Endglieder
der äusseren Laden sind regelmässig mit Borstenhaaren besetzt.
An der Aussenseite trägt zuweilen sowohl das Basalglied als auch das Verbin-
dungsglied der äusseren Laden mehr oder weniger entwickelte, stark behaarte zungen-
förmige Lappen.
Die dritten Kiefer (Fig. 11., BIN.) mit verwachsenen Grundstücken und einer
dreigliederigen tasterföürmigen Lade, die am Ende stark behaart und mit einer starken
Kralle versehen ist.
Die Unterlippe (Fig. 11., IV.) mit ausgebildetem Rückenschilde. Ihre Mittel-
platte ist entweder vorne ausgeschnitten oder mit zwei Zähnen versehen. Die beweglichen
Seitenarme stark, viergliederig; ihr Endglied in eine starke Kralle verlängert, an deren
Basis an der Innenseite zuweilen noch ein mehr oder weniger entwickelter Zahn ausge-
bildet ist.
Die Füsse schwach, sechsgliederig, mit einem einfachen Nagel versehen. Die
Schleppbeine in der Regel nur wenig stärker als die übrigen, siebengliederig, mit oder
ohne Nagel. An den Hüftengliedern der Schleppbeine liegen entweder viele kleinere oder
einige grössere Oefinungen (Fig. 11. D, d), aus denen eine an der Luft in einen Spinn-
faden erhärternde Flüssigkeit hervorquillt, die nach Fabre’s Beobachtungen besonders zur
Befestigung der Spermatoforen dient. Diese Oefinungen sind von der letzten Bauchplatte
entweder vollkommen zugedeckt, oder sie sind theilweise oder vollkommen frei.
Die Form Jieser letzten Bauchplatte, ihre Beziehung zu den Oeffnungen an
den Hüften der Schleppbeine, so wie das Vorhandensein oder Fehlen der Endklaue der
Schleppbeine geben gute Merkmale zur Unterscheidung der Arten in dieser im übrigen
so gleichförmig gebauten Gattung. Die Geschlechter werden nach der Anzahl der Ge-
nitallappen (zwei bei dem Weibchen, drei bei dem Männchen) unterschieden.
Die Zersplitterung dieser Gattung in mehrere Untergattungen, wie diess in
neuerer Zeit zur Mode ward, scheint mir deshalb nicht gerechtfertigt, weil dabei meist
solche Merkmale den Ausschlag geben, die in anderen Gruppen kaum zur Unterscheidung
von Arten dienen würden. Auch sind die Arten dieser Gattung durch mangelhafte Be-
schreibung sehr unsicher, denn oft passen mehrere Beschreibungen auf eine und dieselbe
Art, oder besser gesagt, es passt manche Beschreibung fast auf alle Arten. Oft wurden auch
verschiedene Geschlechter einer Art für zwei Arten gehalten und beschrieben.
21
Fig. 11.
et
ur
= SEGEET E
Gevphilus longicornis. A Ein vergrössertes Individuum. 2 Der Kopf von unten nach Abnahme
der Fangarme. II. Das zweite Kieferpaar. III. Das dritte Kieferpaar. a I, d I. Die Oberkiefer
IV. Das vierte Kieferpaar (Unterlippe). € Ein Körpersegment von unten. D Hinteres Körperende
vom Weibchen stark vergrössert; d Die Hüftenöffnungen der Schleppbeine, hier von der letzten
Bauchplatte bedeckt.
In ihrer Lebensweise stimmen die Geophilen mit den vorigen Arten überein.
Sie leben sämmtlich vom Raube und halten sich meist in feuchten dunklen Orten auf.
Aus Böhmen sind bisher mit Sicherheit fünf Arten bekannt. Einige, die: ich
schon früher nach den Sammlungen des böhmischen Museums in Prag als böhmische
Arten anführte, sind insofern noch unsicher, als es mir bisher noch nicht geglückt ist
derselben habhaft zu werden.
6. Die leuchtende Fadenassel. — Stonozka svitiva.. — Geophilus
electricus. L.
Der Körper bandförmig, vorne sehr wenig, nach hinten bedeutend verschmälert,
67—70 gliederig. blassgelb.
Der Kopf abgerundet, fast viereckig, nur um sehr wenig länger als breit, vorn
sehr seicht ausgeschnitten. Die Kopfplatte mit fünf sehr feinen Furchen und mit spär-
lichen Haaren bedeckt.
Fühler etwa von dreifacher Kopflänge, mit abnehmend kleineren, dicht und ab-
stehend behaarten Segmenten. Das Endglied oval, mit zwei seitlichen Eindrücken, oder
abgestutzt.
Die ersten Kiefer sehr schwach, fast häutig, löffelförmig, mit zahlreichen ungleich,
grossen feinen Zähnen, die am Vorderrande in einer Reihe zusammenhgestellt sind,
22
Das Basal- und Mittelstück der zweiten Kiefer mit einem mässig grossen, dicht
bewimperten Seitenlappen. Die Laden mit nur wenigen Borsten besetzt.
Die dritten Kiefer von gewöhnlicher Gestalt, tasterförmig; ihr letztes Glied
mit einigen steifen Haaren und einer starken kurzen Endklaue.
Die Unterlippe mit einer fast dreieckigen Mittelplatte, die nach hinten abgerundet,
der Länge nach durch eine deutliche Mittelfurche in zwei Hälften geschieden ist und
am Vorderrande zwei Zähne trägt.
Die Arme der Unterlippe stark, jedoch den Vorderrand des Kopfes kaum er-
reichend, ihr Endglied mit einem kleinen Basalzahne und einer starken Endklaue.
Die Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche. Die
letzte Bauchplatte breit, mit nach hinten abgerundeten Seitenecken, die spärlichen grossen
Oefinungen auf den Hüften der Schleppbeine bedeckend.
Die Schleppbeine im Vergleiche zu den übrigen ziemlich stark, etwa ein und
ein halb so lang als die übrigen, mit fast gleichen, stärkeren (3) oder schwächeren (9)
Segmenten, ohne Endklaue. Sämmtliche Segmente sind mit feinen Haaren besetzt.
In der Umgegend von Prag in feuchter, humöser Erde sehr verbreitet; Baum-
garten, Sarkathal, Cibulka, Kunratic, Karlstein, Gross Benätek etc.
7. Die langhörnige Fadenassel. — Stono2ka dlouhoroha. — Geophilus
longicornis, Leach.
(G. longicornis et hortensis, K. Koch.)
Der Körper hinter dem Kopfe überall gleich stark, bandförmig, hinten merklich
zusammengezogen, 54—5ögliederig, gelb, mit orangegelbem ovalem, vorne wenig, aber
deutlich ausgeschnittenem Kopfschilde,
Die Fühler etwa viermal so lang als der Kopf, mit verlängerten, stufenweise
kleineren Segmenten, die zerstreut mit langen Haaren besetzt sind; ihr Endglied oval,
zuweilen etwas abgestutzt. i
Die ersten und dritten Kiefer von gewöhnlicher Gestalt; die zweiten Kiefer
mit mittelgrossen Seitenlappen.
Die Unterlippe mit grossen, über den Vorderrand des Kopfes ziemlich hervor-
ragenden Fangarmen und mit ovaler, mit einer Mittelfurche versehenen, vorn ausge-
schnittenen, doch nicht gezähnten Mittelplatte.
Die Fangarme stark, an ihrem Innenrande uneben, ihr Endglied mit einem
kleinen Bazalzahne und einer starken, gebogenen, an der Innenseite fein gezähnten
Endklaue.
Die Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche.
Die letzte Bauchplatte breit, hinten seicht ausgeschnitten mit abgerundeten
Seitenecken. Die Oefinungen an den Hüften der Schleppbeine gross, theils gedeckt,
theils frei.
Die Schleppbeine nach den Geschlechtern mit mehr oder weniger -verdickten
Gliedern, doch niemals sehr stark,
Sämmtliche Segmente fast von gleicher Länge und Dicke, die letzten zwei ab-
nehmend kleiner, das letzte mit einer Endklaue,
Länge 40 mm.
In humusreicher Erde zuweilen häufig: Hof des böhm. Museumgebäudes in Prag;
Radotin; B&chovic; Aussig a. d. E.; Gross-Priesen; 'Turnau (F.), Böhmerwald (H.)
23
8. Die orangefarbige Fadenassel. — Stono2ka ruda. — Geophilus fer-
rugineus, K. Koch.
Der Körper sehr schmal, vorn unmerklich, hinten ein wenig verengt, 45 —47-
gliederig, gelb oder orangegelb, mit einem orangegelben, länglicheiförmigen, vorn stumpfen
und seicht ausgeschnittenen Kopschilde.e Am Hintertheile des Kopfschildes entspringen
zwei feine Furchen, die sich über sämmtliche Segmente hinziehen.
Fühler kaum von doppelter Kopflänge, mit kurzen, dicht behaarten Segmenten ;
ihr Endglied eiförmig, mit zwei seitlichen Vertiefungen.
Die ersten und dritten Kiefer gewöhnlich; die zweiten Kiefer mit grossen, dicht
behaarten Seitenlappen. Ihre Laden mit nur spärlichen Borstenhaaren.
Die Unterlippe mit länglicher Mittelplatte, die durch eine Längsfurche in zwei
Hälften zerfällt, an deren Vorderrande zwei grosse braune Zähne entwickelt sind. Die
Fangarme schlank, den Kopf ziemlich überragend: ihre sämmtlichen Glieder an der
Innenseite gezähnt und hie und da mit Borstenhaaren besetzt. Die Endklaue stark, an
der Basis mit einem starken braunen Zahne. Dunkelbraune Flecke zeigen sich auch an
den Gelenken zwischen der Mittelplatte und den Fangarmen, die durch die Kopfplatte
durchscheinen und den Eindruck verursachen, als wäre hier jederseits ein einfaches
Auge entwickelt.
Sämmtliche Rückenschilder mit zwei, die Bauchschilder mit einer Längsfurche.
Die letzte Bauchplatte schmal. Die Hüftenglieder der Schleppbeine stark auf-
geblasen, jedes mit etwa dreissig kleinen Oefinungen versehen.
Die Schleppbeine kaum stärker als die übrigen mit sehr kurzem zweiten Se-
gmente; die übrigen Segmente sind stufenweise grösser, das letzte mit starker, gebogener
Endklaue.
Länge 35 mm.
Ziemlich verbreitet, doch nirgends häufig: Zävist, Bechovic, Celakovic; Sobotka
(J. N.), Pfibyslau; St. Benigna ; Schüttenhofen (F.)
9. Die kleinköpfige Fadenassel. — StonoZka drobnohlava. — Geo-
philus acuminatus, Leach.
(Scolioplanes acuminatus Meinert non Geophilus acuminatus
K. Koch.)
Der Körper spindelförmig, vorne beträchtlich schwächer als hinten, orangegelb
oder gelb, bis vierziggliederig. Der Kopf sehr klein, abgerundet, ein wenig breiter als
lang, stark gewölbt, glänzend. Der Stirntheil durch eine quere Naht vom Scheittel
abgesetzt.
Die Fühler sehr kurz, etwa von dreifacher Kopflänge, mit annähernd gleichen
behaarten Segmenten und einem von zwei Seiten eingedrückten Endgliede.
Die ersten und dritten Kiefer von gewöhnlicher Form; die zweiten Kiefer
häutig, ohne zungenförmige Seitenlappen.
Die Unterlippe mit kurzer und breiter, vorn ausgeschnittener Mittelplatte,; die
Fangarme den Vorderrand des Kopfes kaum erreichend, mit einer starken Endklaue, an
deren Basis ein mächtiger Zahn entwickelt ist.
Die Rückenschilder stark gewölbt, glänzend, ohne die üblichen zwei Längsfurchen.
Die Bauchschilder mit ausgebildeter Mittelfurche und zwei deutlichen Seitenfurchen.
Die letzte Bauchplatte schmal, dreieckig, die Hüften der Schleppbeine nicht
bedeckend. Die Oefinungen an denselben klein, etwa zwölf jederseits, frei.
Die Schleppbeine nach den Geschlechtern mehr oder weniger dick, mit annä-
24
hernd gleichen Segmenten; ihr Endglied ist am kleinsten, kegelförmig und mit einer
feinen Endklaue versehen.
Länge 23 mm.
Selten: Gross Aupa (H.); Spitzberg (H.).
10. Die glatte Fadenassel. — Stono2ka hladkä. — Geophilus cras-
sipes, K. Koch.
(Geophilus erassipes g et G. acuminatus @ K. Koch. Scolioplanes
erassipes F. Meinert.)
Der Körper spindelförmig, vorne beträchtlich schwächer als hinten, fünfzig- bis
vier und fünfziggliederig, gelblich braun, mit sehr kleinem, fast rundem Kopfe.
Die Fühler kurz, wie der Kopf kurz behaart, etwa von dreifacher Kopflänge.
Die ersten und dritten Kiefer gewöhnlich.
Die zweiten Kiefer häutig ohne die zungenförmigen Seitenanhänge.
Die Unterlippe mit kurzer und breiter Mittelplatte; diese ist vorne seicht aus-
geschnitten, mit zwei kleinen Seitenzähnen und einem sehr kleinen Mittelzahne ver-
sehen. Die Fangarme den Vorderrand des Kopfes kaum erreichend; ihr drittes Segment
an der Innenseite mit einem kleinen Zahne; ihr Endglied mit langer, schlanker und
gebogener Endklaue, an deren Basis ein schlanker Zahn entwickelt ist.
Sämmtliche Rückenplatten vollkommen glatt; die Bauchplatten mit einer deut-
lichen Mittelfurche.
Die letzte Bauchplatte schmal, fast dreieckig, die Hüftenöffnungen der Schlepp-
beine nicht bedeckend. Diese zu sieben an jeder Hüfte, sechs grössere und eine _
viel kleinere, sämmtlich unbedeckt.
Die Schleppbeine beim Männchen dick, mit fast gleich langen. Segmenten und
einer schwachen Endklaue. Bei den Weibchen sind die Schleppbeine viel schlanker als
bei den Männchen.
Länge 55 mm.
Selten: Kuchelbad; Waldek; Eisenstein (H.)
- Das erste Brustsegment trägt das erste Fusspaar, das der
II. Ordnung. Diplopoda, Gervais.
(Chilognatha Latr.)
Myriopoden mit ceylindrischem oder halbeylindrischem, im ersten Falle in eine
Spirale, im zweiten in eine Kugel zusammenrollbarem Körper, deren Thoraxsegmente
mit einem, die Abdominalsegmente mit je zwei Fusspaaren versehen sind. Die letzten zwei
Segmente (die Afterklappen nicht eingerechnet) sind fusslos.
Der Körper besteht aus drei von einander deutlich unterschiedenen Theilen :
dem Kopfe, einem viergliederigen Thorax und einem vielgliederigen Abdomen.
Der Kopf liegt nicht wie bei der vorigen Ordnung in der Körperebene, sondern
bildet mit dieser einen rechten Winkel. Die Fühler, von denen immer nur ein Paar
entwickelt ist, sind meistens siebengliederig, selten achtgliederig (Polyxenus) mit sehr
kurzem ersten und letzten Gliede, von denen dieses zuweilen vom vorletzten vollkommen
eingeschlossen wird.
Die Augen sind immer einfach (Punktaugen), in meist dreieckigen Gruppen
(Julus, Craspedosoma) zusammengestellt, oder in Reihen am Kopfrande (Glomeris) grup-
piert. Manchen Gattungen fehlen sie gänzlich. (Polydesmus, Strongilosoma etc.)
Zwei Paare von Kiefern, stets ohne Taster. Die ersten Kiefer (Oberkiefer, Man-
dibulae) (Fig. 12, I) bestehen aus dem eigentlichen Kaustücke, auf dem einige starke
Hauptzähne und zahlreiche, in Reihen gestellte, nach innen gebogene, kleinere Zähnchen
entwickelt sind, unter denen meist noch mehrere bewimperte Lappen sich vorfinden;
das Kaustück steht mit einigen Seitentheilen in Verbindung, die jederseits eine stark
aufgeblasene Wange bilden und zur Befestigung und leichterer
Beweglichkeit des eigentlichen Oberkiefers viel beitragen.
Das zweite Kieferpaar (Fig, 12, II), die sogenannte
Unterlippe, besteht aus fünf Theilen, die unter einander zu
einer festen Platte verbunden sind; auf ihrem Vorderrande
befinden sich mehrere Papillen.
Die Brust besteht aus vier Segmenten (Fig. 13: 1,
2, 3, 4); diese sind im Ganzen den Hinterleibssegmenten sehr
ähnlich, unterscheiden sich aber von diesen wesentlich dadurch,
dass ein jedes Segment bloss mit einem Fusspaare versehen ist.
Fig. 12.
Unterlippe bedeutend genähert erscheint; dieses ist zuweilen
bei den Männchen einiger Gattungen (Julus) in einen kleinen,
hackenförmigen, inwendig hohlen Apparat umgewandelt, der
wahrscheinlich irgend eine Funkzion bei der ziemlich kompli-
zierten Befruchtung des Weibchens versieht.
Das zweite Segment trägt das zweite Fusspaar, das Nundtheile von Julus; 1.
vollkommen den übrigen Füssen gleicht; hinter diesem sind Erster Kiefer; II, Zweites
an der Stelle des dritten Fusspaares am dritten Segmente bei Kieferpaar.
beiden Geschlechtern Genitalöffnungen entwickelt (Fig. 13, v.)
26
Fig. 13. Das vierte Segment trägt das dritte Fusspaar, so dass
an der viergliederigen Brust bloss drei Fusspaare zur Ent-
wickelung gelangen.
Der Hinterleib besteht aus einer meist grossen Anzahl
gleicher Segmente, von denen ein jedes durch Verschmelzen
von zwei einfachen Segmenten entstanden ist. Darauf deuten
die doppelten Fuss- und Stigmenpaare derselben hin (Fig. 14).
Jedes Hinterleibssegment besteht aus einem grossen Rücken-
schilde und zwei kleinen Bauchplatten, die zur Befestigung
der Füsse dienen. Alle diese Theile verschmelzen entweder
zu einem soliden Ringe, oder sie sind unter einander frei
beweglich.
Zuweilen treten noch freie Pleuralplatten auf (Glomeris).
Die Rückenschilder der einzelnen Segmente sind beson-
. ders an ihrer hinteren Hälfte entweder vollkommen glatt
a ea Je oder der Länge nach gestreift, zuweilen unregelmässig gekörnt
Fühler; 5. Das Grundstück Oder mit ungleichen Höckern versehen, nicht selten noch zu
des ersten Kiefers. c. Das beiden Seiten gekielt.
zweite Kieferpaar. v. Ge- Die Stigmen liegen hart an der Einlenkung der Füsse
a 9 KR (Fig. 14, st). Früher wurden als Stigmen kleine Oeffnungen an-
’ tes Leibessegment. gesehen, die vom sechsten Leibessegmente an, entweder an
allen oder nur an einigen Segmenten entwickelt sind. Es sind
das die sogenannten Wehrdrüsen, die eine übelriechende Flüs-
sigkeit absondern und dem Thiere zum Schutze vor seinen
Verfolgern dienen sollen.
Die Füsse sind sechs- oder siebengliederig, mit sehr un-
entwickeltem ersten Gliede; sie sind auf der Bauchseite ent-
weder dicht neben einander eingelenkt (Julus) oder ihre Hüft-
glieder sind durch eine ziemlich mächtige Leiste von einander
Ein Hinterleibssegment von getrennt’ (Polydesmus). Ihre Zahl richtet sich nach der Zahl
Juin vergrössert, mit zwei der Körpersegmente. Die Genitalöffnungen liegen immer am
usspaaren und zwei Sti- R 2 p 3 2 F
gmenpaaren- (st.) dritten Segmente (Fig. 13, v). Bei den Männchen sind noch
besondere Copulationsorgane entwickelt, die sich entweder am
siebenten Segmente befinden, wo sie dann entweder die Stelle eines oder der beiden
Beinpaare dieses Segmentes vertreten, oder sie befinden sich hinter dem letzten Bein-
paare (Glomeris).
Diese Ordnung ist in Böhmen durch die Gattungen Julus, Blaniulus, Isobates,
Craspedosoma, Polydesmus, Strongilosoma, Polyxenus und Glomeris vertreten, die zu vier
verschiedenen Familien gezählt werden:
4A. Julina. Der Körper cylindrisch oder ein wenig abgeplattet,
mit unbeschränkter Gliederzahl; die Bauchplatten mit dem Rücken-
schilde entweder fest verwachsen oder frei; die Füsse dicht neben
einander eingelenkt, ohne vorspringende Mittelleiste.
Die beiden Fusspaare des siebenten Segmentes sind beim
Männchen in Begattungorgane umgewandelt.
5. Gattung. Julus, L.
(Fig. 15.)
Der Körper eylindrisch, vielgliederig, spiralig einrollbar,
Fühler nur wenig länger als der Kopf, siebengliederig; ihr erstes und letztes
Glied am kleinsten, das zweite am längsten.
Die Oberkiefer bestehen aus einem etwas beweglichen Hauptzahne und einigen
in einen Bogen gestellten kleineren Zähnen, unter denen vier Reihen feiner Borsten-
zähne die eigentliche Kaufläche bilden; nach dem Schlunde zu übergeht diese in einen
grossen oder mehrere kleinere bewimperte Lappen.
Die Unterlippe mit einer kleinen, weder den Vorder- noch den Hinterrand er-
reichenden Mittelplatte. An diese legen sich die kleinen inneren und die sehr ent-
wickelten äusseren Laden, die beide vorn tasterförmige Papillen tragen. ' Sämmtliche
Theile sind unter einander zu einer festen Platte verbunden.
Die Augen sind in längliche Gruppen zusammengestellt.
Fig. 15.
Julus terrestris, etwas vergrössert.
Von den Körpersegmenten ist das erste und letzte viel stärker als die
übrigen entwickelt, vollkommen glatt und das letzte überdies noch gewöhnlich mit einem,
den After überragenden Dorne versehen.
Alle übrigen Segmente bestehen aus zwei ungleichen, wenig gewölbten Hälften,
von denen die erste glatt, die zweite gestreift erscheint.
Die Fussplatten sind bei den „ersten zwei offenen Segmenten frei, bei den
übrigen geschlossenen Segmenten mit den Rückenplatten zu einem festen Ringe ver-
bunden. Die unpaare Afterplatte trägt zuweilen (J. foetidus) noch einen beweglichen Dorn.
Das erste Fusspaar ist beim Männchen viergliederig und in einen feinen Hacken-
apparat umgewandelt; beim Weibchen ist es sechsgliederig.
11. Die gebänderte Schnurassel. — Mnohonozka zihana. — Julus fa-
sciatus, K. Koch.
Der Körper dick, vorn deutlich schwächer, fast kahl.
Der Kopf mit einer deutlichen Stirnfurche und zwei feinen deutlichen Grübchen.
Die Augen in ovalen, oben gewölbten Gruppen.
Die Fühler die Breite des Körpers kaum erreichend ; ihre zwei ersten Segmente
ziemlich kahl, die übrigen dicht behaart.
Die Seiten des ersten Segmentes deutlich gefurckt, seine Rückenfläche glatt.
Die beiden Hälften der übrigen Segmente ziemlich gewölbt; die vordere Hälfte
fein gekörnt, an den Seiten nur wenig gestreift, die hintere Hälfte fast regelmässig und
fein gefurcht. Die Erhabenheiten und Vertiefungen etwa gleich stark. Der Hinterrand
der Segmente mit sehr feinen und sehr spärlichen Härchen besetzt.
Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, in einem Ausschnitte der ersten
ungefurchten Segmentkälfte gelegen.
Das letzte Segment vollkommen ohne Furchen, mit einem gekielten End-
dorne, der die Afterklappen um ein Bedeutendes überragt; dieses ist mehr oder weniger
lang behaart, mit seiner Spitze sanft nach aufwärts gebogen.
Die Afterklappen wenig gewölbt, dicht mit Grübchen und Härchen besetzt.
Die Füsse klein, den Körper nicht überragend.
Körpersegmente bis 52.
28
Länge 40 mm.
Die Farbe gelblich bis braun; die Seiten und ein Rückenstreifen schwarzbraun.
Mehr ins Braune ziehend sind auch einige vorderen Körpersegmente, die Stirn, die
Fühler sowie die zwei letzten Körpersegmente, an denen die Afterklappen gelblich umsäumt
sind. Die Füsse sind gelblichweiss.
Die Männchen pflegen viel schwächer und meist viel dunkler gefärbt za sein.
Diese Art ist zwar ziemlich verbreitet, doch ist sie nirgends häufig zu finden;
sie liebt einen feuchten humusreichen Boden.
Umgegend von Prag: Kuchelbad, Kr&, Zävist; Aussig a. d. Elbe; Donnersberg ;
Jungbunzlau (S.); Valdek; Schüttenhofen (F.); Pribyslau.
12. Die gestreifte Schnurassel. — Mnohono2ka pruhovana. — Julus
sabulosus, L.
(J. bilineatus et sabulosus, K. Koch.)
Der Körper dick, kahl, vorn und hinten nur wenig verschmälert.
Der Kopf mit einer mehr oder weniger bemerkbaren Mittelfurche, immer ohne
Seitengrübchen.
Die Augen in abgerundeten Gruppen.
Die Fühler kurz, etwa von der Breite des Kopfes, wenig behaart.
Das erste Körpersegment oben glatt, an den Seiten mit etwa fünf Furchenstrichen.
Die vordere Hälfte der übrigen Segmente an ihrem Vorderrande glatt, weiter
nach hinten unregelmässig, fein und schief gefurcht; die hintere Hälfte ziemlich fein, doch
nicht vollkommen regelmässig gefurcht; die Vertiefungen ein wenig breiter als die Er-
habenheiten.
Die Foramina repugnatoria deutlich, in einem besonderen Ausschnitte der ersten
Hälfte gelegen, vom Vorderrande der hinteren Hälfte ziemlich entfernt. Diese Ausschnitte
sind an den vorderen Segmenten etwas stärker, als an den hinteren.
Das letzte Segment wegen einer feinen Rauheit etwas matt glänzend, mit
einem ziemlich dicken, abgerundeten Dorne, dessen feine Spitze nach oben gewendet ist.
Die Afterklappen gewölbt, etwas rauh, an den Rändern dicht und kurz behaart.
Die Füsse kurz, die Breite des Körpers nicht überragend.
Körpersegmente 54—55.
Länge 40 mm.
Körper schwarzbraun bis schwarz, mit zwei scharfen gelben Rückenstreifen, die
am sechsten Segmente ihren Ursprung nehmen.
Die Fühler schwarzbraun, die Füsse gelblich.
Die Jungen sind schmutzig weiss mit durchscheinenden Wehrdrüsen; ihre hin-
teren Segmente sind meist dicht und lang behaart,
In steinigen Laubhölzern hie und da,
Bei Prag: St. Prokop ; Aussig a. d. E.; Schüttenhofen (F.)
13. Die gemeine Schnurassel. — Mnohono2ka obecnä. — Julus unili-
neatus, K. Koch.
Der Körper eylindrisch, dick und kahl.
Der Kopf mit deutlicher Stirnfurche und zwei feinen Grübchen.
Die Augen in länglichen, nach unten abgerundeten, nach oben in einen Winkel
zusammenlaufenden Gruppen.
Die Fühler kurz und dick, etwa von der Breite des Kopfes.
29
Das erste Körpersegment oben glatt, an den Seiten deutlich gefurcht.
Die vordere Hälfte der übrigen Segmente vollkommen glatt; die hintere Hälfte
sehr fein gefurcht, sammtartig.
Die Foramina repugnatoria sehr fein und wenig deutlich, wie bei J. fasciatus
genau in einem Ausschnitte der ersten ungefurchten Hälfte gelegen.
Das letzte Segment kahl, an den Seiten zuweilen mit feinen Streifen ver-
sehen, mit einem kurzen und dicken, die Afterklappen wenig überragenden Enddorne.
Die Afterklappen fast kahl, nur an den Rändern fein bewimpert.
Die Füsse über den Körper nicht hinausreichend.
Körpersegmente 40—50 — ihre Zahl sehr unbestimmt.
Länge 35 mm.
Der Körper schwarzbraun bis schwarz mit einem gelben oder orangegelben
Rückenstreifen ; die Füsse weisslich oder farblos.
Auf Kalk und Sandboden sehr gemein; liebt einen mehr trockenen und warmen
Boden und kriecht selbst bei hellem Sonnenschein auf Wegen und Pflanzen herum.
2 Bei Prag an trockenen Orten gemein; Weisser Berg; St. Prokop; Särka; Kr;
Stechovie; Taus; Schüttenhofen (F.); Neu Benätek; Sobotka (J. N.); Donnersberg.
14. Die Waldschnurassel. — Mnohonozka lesni. — Julus nemorensis.
K. Koch.
Der Körper cylindrisch, überall fast gleich stark.
Der Kopf mit deutlicher Stirnfurche, ohne Seitengrübchen.
Die Augen bilden ovale Gruppen.
Die Fühler kurz, ziemlich dick, kaum von der Breite des Kopfes, dicht behaart;
beim Männchen etwas länger.
Die Seitentheile des ersten Segmentes dem Körper dicht anliegend, mit un-
deutlichen Furchenstrichen, ihr Rückentheil glatt.
Die beiden Hälften der Körpersegmente der Länge nach kaum gewölbt; die
vordere Hälfte vollkommen glatt, die hintere ziemlich regelmässig, doch weit und fein
gefurcht, so dass die Erhabenheiten viel breiter sind als die Vertiefungen.
Die sämmtlichen Segmente sind vollkommen kahl.
Die Foramina repugnatoria etwas undeutlich, an der Grenze zwischen der vor-
deren und hinteren Hälfte der Körpersegmente, doch etwas mehr, in einem zwar sehr
kleinen, doch deutlichen Ausschnitte der vorderen Hälfte gelegen.
Das letzte Segment etwas rauh, kahl, mit einem ziemlich dicken und kurzen
Dorne, dessen feine Spitze ein wenig nach unten gebogen ist,
Nach K. Koch (Panzer Fauna Insectorum, H. 40 n. 16) soll die Spitze des
Enddornes nach oben gebogen sein.
Die Afterklappen ziemlich gewölbt, nur an dem Afterrande mit spärlichen, län-
geren Härchen bedeckt.
Die Füsse kurz, über den Körper nicht hinausragend.
Körpersegmente 45—49; Länge 37 mm.
Der Körper gelblich; die Wehrdrüsen in Form von dunkleren Punkten durch-
scheinend, so dass der Körper an den Seiten mit zwei Reihen von dunkleren Punkten ver-
sehen erscheint. Ueber die Stirn zieht sich ein schwärzliches Stirnband. Die Fühler und
die Füsse sind weisslich oder gelblich.
In humusreicher Erde selten: Bei Prag: St. Prokop; Zävist; Bechovie. Mednfk;
Gratzen (H.).
30
15. Die schwarze Schnurassel. — Mnohonozka zemni. — Julus ter-
restris. L. (ad part.)
Der Körper schlank, fast überall gleich stark, an dem hinteren Ende fein behaart.
Der Kopf mit einer deutlichen Stirnfurche und zwei Seitengrübchen.
Augen in dreieckigen Gruppen. Die Fühler etwa von der Breite des Körpers,
bei den Männchen ein wenig länger, behaart.
Das erste Körpersegment oben glatt, an den zugespitzten und dicht anliegenden
Seitenecken mit feinen Strichen.
Die vordere Hälfte der übrigen Segmente vollkommen glatt, die hintere bei dem
Weibchen ziemlich grob und unregelmässig, beim Männchen fein und fast regelmässig
gefurcht und am hinteren Rande mit Härchen besetzt.
Die Foramina repugnatoria nur wenig merklich, im ersten Drittel der hinteren,
gefurchten Hälfte gelegen; die Furchen den Hinterrand nicht vollkommen erreichend.
Das letzte Segment verhältnissmässig klein, mit einem dünnen und geraden,
ziemlich langen Dorne, der die Afterklappen mit seiner halben Länge überragt.
Die Afterklappen klein, stark gewölbt, mehr als das vorletzte Segment mit
Härchen besetzt.
Die Füsse etwa von der Breite des Körpers, bei den Männchen ein wenig länger.
Körpersegmente bis 55. Länge 40 mm.
Der Körper gelblich braun, an der Bauchseite stets heller. Bei dieser Färbung
zieht sich über die Stirn ein dunkleres Band und die Wehrdrüssen bilden zu beiden
Seiten Reihen schwärzlicher Punkte; zuweilen ist die Färbung vollkommen schwarz.
Die Füsse sind entweder farblos und dann fast durchsichtig, oder sie sind bei
dunklerer Körperfarbe bräunlich. Es ist wahrscheinlich, dass die Art Julus albipes K.
Koch, bloss eine schwarze Varietät von Julus terrestris ist.
In Wäldern unter Moos und unter Steinen ziemlich verbreitet, doch nirgends
häufig. Bei Prag: St. Prokop, Zävist, Stöchovitz; Aussig a. d. E.; Donnersberg; Böhm.
Kamnitz; Gross Aupa (H.), Turnau (F.), Sobotka (J. N.); Pfibyslau; Eisenstein (H.)
16. Die punktirte Schnurassel. — Mnohonozka teökovana. — Julus
punctatus, K. Koch.
(J. punctatus, Leach?)
Der Körper dünn, fast überall gleich stark, besonders an den letzten Segmenten
fein und spärlich behaart.
Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche und ohne Seitengrübchen.
Die Augen von einander nicht deutlich getrennt, in eiförmigen Gruppen.
Die Fühler etwa so lang als die Breite des Körpers, behaart.
Das erste Körpersegment glatt, mit angedrückten Seitenecken. Die beiden
Hälften der übrigen Segmente wenig gewölbt; die erste glatt, die zweite ziemlich dicht
und fein gefurcht, so dass die Erhöhungen nur um ein Weniges stärker sind, als die
Vertiefungen.
Die Foramina repugnatoria deutlich an der Grenze zwischen der vorderen und
hinteren Hälfte der Segmente, doch mehr in der hinteren Hälfte gelegen; die vordere
Hälfte ist an dieser Stelle sehr seicht ausgeschnitten.
Das vorletzte Segment etwas gekörnt und mit Härchen besetzt; sein Enddorn
dünn und lang, die Afterklappen bedeutend überragend, nach abwärts gerichtet.
Die Afterklappen stark gewölbt, ziemlich lang behaart.
Die Füsse kurz, die Breite des Körpers kaum erreichend.
Körpersegmente 54—-56; Länge 16 mm., zuweilen noch grösser,
al
Der Körper schmutzigweiss; die Wehrdrüsen in Form von schwarzen Punkten
durchscheinend. i
In feuchter Erde, selten: Böhmerwald (F.).
17. Die kurzdornige Schnurassel. — Mnohonozka klamnä. — Julus
similis, K. Koch.
Der Körper im Verhältnisse zu seiner Länge etwas dick, vorn und hinten nur
wenig schwächer.
Der Kopf mit einer schwachen Stirnfurche ohne Seitengrübchen.
Die Augen deutlich, in dreieckige Gruppen zusammengestellt.
Die Fühler etwa so lang, als die Breite des Körpers, behaart.
Das erste Körpersegment glatt, mit zugespitzten, fein gestreiften und angedrückten
Seitenecken.
Die vordere Hälfte der übrigen Segmente glatt, die hintere Hälfte etwas un-
regelmässig, weit und fein gestreift; die Erhabenheiten bedeutend stärker als die Furchen.
Die Foramina repugnatoria deutlich, am Vorderrande der hinteren Hälfte gelegen,
“ ohne jeglichen Ausschnitt an der vorderen Hälfte.
Das letzte Segment glatt, mit einem stumpfen und dicken, die Afterklappen
kaum überragenden Enddorne.
Die Afterklappen ziemlich gewölbt, weitschichtig behaart, mit etwas aufgewor-
fenem Rande.
Die Füsse von gewöhnlicher Länge über den Körper kaum hinausreichend.
Körpersegmente 33; Länge 10 mm.
Der Körper schmutzig gelb, an den hinteren Hälften der Segmente ins braune
ziehend, so dass der Körper wie quergestreift erscheint. Die Augen schwarz. Die Wehr-
drüsen in Form von schwarzen Punkten durchscheinend.
Von dieser Art bekam ich bloss drei Spiritusexemplare aus Gratzen (H.). Sie
stimmen vollkommen mit der Beschreibung des J. similis K. Koch’s überein.
B
18. Die Kothschnurassel. — Mnohonozka Cpava. — Julus foetidus,
K. Koch.
Der Körper mässig dick, am vorderen Ende merklich schwächer und überall
mit ziemlich langen Härchen besetzt.
Der Kopf mit einer feinen Stirnfurche, ohne Seitengrübchen.
Die Augen in abgerundeten, fast dreieckigen Gruppen zusammengestellt.
Die Fühler ziemlich lang, länger als die Breite des Kopfes.
Das erste Segment oben glatt, an den Seiten gestreift. Der Rückentheil des
zweiten Segmentes ebenfalls glatt. Die beiden Hälften der übrigen Segmente ziemlich
stark gewölbt; die vordere Hälfte vollkommen glatt, die hintere grob gefurcht, die
Furchen bedeutend schmäler als die Erhabenheiten und bis zum Hinterende reichend.
Der Hinterrand aller Segmente mit langen Haaren besetzt.
Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, am Vorderrande der hinteren
Hälfte dicht in einem unbedeutenden Ausschnitt der vorderen Hälfte gelegen.
Das letzte Segment dornlos, nur in eine sehr unbedeutende Spitze ausge-
zogen, die über die Afterklappen nicht hinausreicht.
Die Afterklappen wenig gewölbt, wie das vorletzte Segment dicht behaart; die
unpaare Afterplatte mit einem nach dem Bauche zu gebogenen, etwas beweglichen Zahne.
Die Füsse ziemlich lang, über den Körper etwas hervorragend,
Körpersegmente bis 44. Länge 30 mm.
32
Der Körper schwärzlich, bald heller, bald dunkler; die hinteren Hälften der
Segmente immer etwas lichter gefärbt. Die Füsse bräunlich bis vollkommen farblos, Die
Afterklappen und der Zahn derselben gelblichweiss.
Beim Berühren verbreitet das Thier einen sehr unangenehmen Geruch.
In abgefallenem Laube, im Miste und feuchter humusreicher Erde zuweilen
sehr gemein:
Bei Prag: am Hofe des böhm. Museums, Cibulka, St. Prokop, Zävist, Kunratic;
Aussig a. d. E.; Donnersberg; Riesengebirge (H.); Sobotka (J. N.); Jungbunzlau (St.);
Pribyslau.
6. Gattung. Blaniulus, P. Gervais.
Der Körper cylindrisch, etwas knotig, vielgliederig, spiralig einrollbar.
Die Fühler siebengliederig, ihr zweites Glied am längsten.
Die Oberkiefer sitzen auf stark aufgeblasenen Backen und bestehen aus einem
starken und einigen in einen Bogen gestellten kleineren Zähnen, unter denen die aus
vier Reihen kleiner Borstenzähne gebildete Kaufläche sich befindet, die nach dem Schlunde
zu in einen bewimperten Lappen übergeht.
Die Unterlippe mit einer zwar kleinen, doch den Vorderrand erreichenden
Mittelplatte, so dass die inneren Laden von einander vollkommen getrennt sind.
Die Augen sind wenig zahlreich und in einer Reihe gestellt, oder sie fehlen
vollkommen.
Von den Körpersegmenten ist das erste und vorletzte glatt und viel stärker
entwickelt als die übrigen ; dieses nach hinten zu zwar ein wenig zugespitzt, doch niemals
in einen den After überragenden Dorn verlängert.
Die übrigen Segmente sind in der Mitte stark zusammengezogen, so dass die
beiden Hälften ziemlich gewölbt erscheinen; sie sind am Rücken vollkommen glatt,
an den Seiten fein und entfernt gestreift, bis auf das erste Segment auf der Bauchseite
geschlossen.
Die Fussplatten der ersten zwei Fusspaare frei, die der übrigen mit dem Rücken-
schilde fest verwachsen. .
19. Die augenlose Schnurassel. — Mnohonozka slepa. — Blaniulus
guttulatus, P. Gervais.
(non: Bl. guttulatus = Julus pulchellus, K. Koch.)
Der Körper dünn, überall gleich stark, spärlich behaart.
Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche, mit schwachen Seitengrübchen,
Augen fehlen. Die Fühler etwa von doppelter Kopfbreite, dicht mit Härchen
besetzt. Die Seiten sämmtlicher Segmente sind weit und sehr fein gefurcht ; die Furchen
sowohl über die vordere, als auch über die hintere Hälfte ausgedehnt.
Die Foramina repugnatoria kaum bemerkbar, an der hinteren Hälfte der Körper-
segmente gelegen.
Die Afterklappen nicht gesäumt, nur spärlich behaart.
Die Füsse sehr kurz, unter dem Körper verborgen.
Körpersegmente 50; Länge 16 mm.
Der Körper blassgelb; die Wehrdrüsen als dunklere Punkte an den Seiten des
Körpers durchscheinend.
Sehr selten; ich erhielt bloss ein Exemplar von Schüttenhofen (F.)
33
20. Die zierliche Schnurassel. — Mnohonozka ouhledna. — Blaniulus
venustus. Fr. Meinert.
(Julus pulchellus, K. Koch. Blaniulus guttulatus, K. Koch. Nepo-
julus punetulatus, A. Menge.)
Der Körper dünn, überall gleich stark, mehr oder weniger behaart.
Der Kopf ohne eine Stirnfurche, jedoch mit schwachen Seitengrübchen.
Augen zu sieben jederseits, in einer Reihe zwischen den Fühlern und den hin-
teren Ecken des Kopfes gestellt; zwei derselben treten ein wenig aus der Reihe hervor.
Die Seiten des ersten Segmentes angedrückt, nur mit wenigen feinen Furchen
versehen,
Die Seiten der übrigen Segmente weit und fein, doch deutlich gefurcht; die
Furchen über die beiden Hälften ausgedehnt und an der vorderen Hälfte nach dem
Rücken zu gekrümmt.
Die Foramina repugnatoria sehr undeutlich vor der Mitte der hinteren Hälfte
der Segmente gelegen.
Die Afterklappen nicht gesäumt, wenig behaart.
Die Füsse schwach, den Körper nicht überragend.
Körpersegmente 38—55; Länge 15 mm.
Der Körper blassgelb bis braun; bei hellerer Farbe die dunkleren Wehrdrüsen
in Form von schwärzlichen Punkten bemerkbar.
Selten. Mir ist diese Art aus zwei Fundorten bekannt, von beiden in einer be-
deutenderen Anzahl.
Die Exemplare von Gratzen (F.) sind 38—40gliederig, braungefärbt und viel
stärker behaart als die von Täbor. Diese sind 45—5ödgliederig, von einer viel blas-
seren Farbe.
Im übrigen stimmen sie aber vollkommen überein, so dass eine Spaltung in
zwei Arten nicht genug gerechtfertigt erschien.
7. Gattung Isobates, A. Menge.
Der Körper fast perlschnurförmig, vielgliederig, spiralig einrolbar.
Der Kopf mit stark aufgeblasenen Backen und siebengliederigen Fühlern, an
denen das zweite Glied am längsten.
Die Oberkiefer wie bei der vorhergehenden Gattung neben einigen grösseren
noch mit vier Reihen kleiner Borstenzähne.
Die Mittelplatte der Unterlippe klein, bis zum Vorderrande reichend, so dass
die inneren Laden vollkommen getrennt erscheinen.
Die Augen in mehrreihige Gruppen zusammengestellt.
Das erste und letzte Segment viel stärker entwickelt als die übrigen; dieses
nach hinten zu dornlos und abgerundet.
Die übrigen Körpersegmente in der Mitte stark zusammengezogen; ihre beiden
Hälften stark gewölbt, bei allen oben vollkommen glatt, an den Seiten fein und
weit gefurcht.
Die Fussplatten sämmtlicher Segmente frei.
Die Afterklappen stark gewölbt.
34
21. Die glatte Schnurassel. — Mnohonozka hladka. — Isobates semi-
sulcatus, A. Menge.
Der Körper dünn, überall gleich stark, fast kahl.
Der Kopf ohne die gewöhnliche Stirnfurche und ohne Seitengrübchen.
Augen etwa zu zwanzig jederseits, in dreieckigen Gruppen.
Die Fühler etwa so lang als die Breite des Körpers, oder ein wenig länger.
Die Seitentheile der hinteren Hälfte sämmtlicher Segmente fein gefurcht; die vor-
dere Hälfte vollkommen glatt.
Die Foramina repugnatoria sehr undeutlich, in der Mitte der hinteren
Hälfte gelegen.
Die Afterklappen nicht gerandet, mit feinen Haaren besetzt.
Die Füsse den Körper nicht überragend.
Körpersegmente 35; Länge 8—10 mm.
Der Körper bräunlich, dunkler gesprenkelt; die Wehrdrüsen in Form von
schwarzen Punkten durchscheinend.
Selten ; ich erhielt bloss ein einziges Exemplar aus dem Quellengebiete der Aupa. (H.)
8. Gattung. Craspedosoma, Leach.
(Fig. 16.)
Der Körper cylindrisch, oder etwas abgeplattet, mehr als zwanzig — doch nicht
mehr als dreissiggliederig, spiralig einrollbar,
Der Scheitel des Kopfes wulstartig aufgetrieben ; die Stirn flach und verlängert,
mit deutlich ausgerandetem dreizähnigem Vorderrande ; die Backen sehr stark heryortretend.
Die Fühler lang (Fig. 16, A a), sie-
bengliederig, wenigstens zweimal länger als die
Breite des Körpers; ihr erstes Segment am
kleinsten, das dritte am längsten.
Die Oberkiefer mit einem starken Haupt-
zahne und einigen etwas kleineren Zähnen, die in
einem Bogen die eigentliche Kaufläche von oben
umgränzen. Diese ist von zehn Reihen kleiner
Borstenzähne gebildet und nach dem Schlunde
zu mit einigen bewimperten Lappen und einem
zungenartigen Fortsatze versehen.
Die unpaare Mittelplatte der Unterlippe
stark entwickelt, die Basis derselben bildend
(Fig. 16, Ce); die inneren Laden fast der
ganzen Länge nach sich berührend (Fig. 16, C’aa).
Die Augen hinter den Fühlern in drei-
eckigen Gruppen. r 3 ie $ A
. „ e . . . raspedosoma polydesmoides. er Vor-
Die Körpersegmenie deutlich u 1 derkörper stark vergrössert. a Fühler; £ die
Hälften getheilt; die vordere Hälfte rund und starki aufgetriebenen Backen; v Genital-
glatt; die hintere Hälfte mehr oder weniger öffnung; 1—6 erstes bis sechstes Körper-
höckerig, nicht gestreift und zuweilen an den an B a
; a4 Ufes : ; 4. eines omensegmentes, um "UBS-
Seiten mit kielartigen Wülsten versehen. Fora Diele und iR Einlenkeag dos Kücan Kiche
mina repugnatoria nicht bekannt. bar zu machen. (© Unterlippe: aa die inneren
Die Fussplatten an sämmtlichen Se- Laden; 5b die äusseren Laden; c die un-
gmenten frei beweglich, mit dem Rücken- paare Mittelplatte. P Tasterförmige Papillen,
schilde nicht in einen festen Ring verwachsen (Fig. 16, B).
Die Afterklappen gewölbt, über das letzte Körpersegment bedeutend hervorragend.
Fig 16.
35
22. Die knotige Schnurassel. — Mnohono2ka uzlovita. — Oraspedo-
soma polydesmoides. K. Koch.
(Graspedosoma polydesmoides, Leach?)
Der Körper cylindrisch, etwas dick, vorn und hinten bedeutend verschmälert.
Der Kopf stark glänzend, kurz behaart.
Augen etwa zu zwanzig fünf jederseits in dreieckigen Gruppen.
Fühler lang und dicht behaart; ihr Endglied mit drei stumpfen Spitzen, die
scheinbar auf einem verborgenen achten Segmente ruhen.
Das erste Körpersegment glatt mit zugespitzten, dem Körper angedrückten
Seitentheilen.
Die vorderen Hälften der übrigen Segmente viel kleiner als die hinteren, glatt;
die hintere Hälfte glatt und glänzend. Ueber den ganzen Körper zieht sich eine ziemlich
starke Rückenfurche, zu deren Seiten ein jedes Segment am Vorderrande der hinteren
Hälfte zwei kleine Warzen und am Hinterrande eine kleine Warze trägt, denen allen
ein feines Härchen aufsitzt. Diese Warzen sind an den vorderen Körpersegmenten sehr
schwach und kaum bemerkbar; an den hinteren 8—10 Segmenten jedoch ziemlich stark
ausgebildet, so dass die letzten Segmente dadurch ein ziemlich runzeliges Aus-
sehen erlangen.
Die zwei letzten Körpersegmente sind fusslos.
Das vorletzte auf der Bauchseite mit den Rändern zusammenstossend und ver-
wachsen; das letzte nur in Form einer kleinen, hinten ausgerandeten Platte entwickelt
nach hinten mit abgerundeten Ecken, an denen je eine kleine, mit einem längeren
Härchen versehene Warze sich befindet.
Die Füsse über den Körper bedeutend hinausragend, dicht behaart.
Körpersegmente 29, die Afterklappen nicht miteingerechnet. Länge 15 mm.
Die Farbe rostgelb.
Selten; ich erhielt bloss einige Exemplare aus dem Böhmerwalde (H.).
23. Die gekörnte Schnurassel. — Mnohonozka drsna. — Craspedo-
soma marmoratum, Fr. Meinert.
(Craspedosoma marmoratum, K. Koch?)
(Fig. 17.)
Der Körper etwas flach gedrückt, vorn und hinten ziemlich verschmälert, mit
matten, nicht glänzenden Segmenten.
Der Kopf mit einem stark aufgetriebenen, glänzenden Scheitel und einer fast
flachen Stirn, deren Vorderrand ausgeschnitten, dreizähnig und mit Haaren besetzt erscheint.
Augen etwa zu sechszehn jederseits in dreieckigen Gruppen.
Die Fühler wenigstens zweimal so lang, als die Breite des
Körpers, behaart.
Das erste Körpersegment ein wenig breiter als die folgenden, im
übrigen ihnen sehr ähnlich, mit abstehenden höckerigen Seitentheilen.
Die Hälften der übrigen Segmente fast gleich gross; die erste
rund und glatt, die zweite in kleine seitliche Flügel ausgezogen, an
denen dicht am Aussenrande zwei kleine, mit einem ziemlich langen Ein Hinterleibsse-
Härchen versehene Warzen liegen. Aehnliche, etwas stärkere und eben- En von Craspe-
= . er ee . = « » 0soma marmora-
falls mit einem Härchen gekrönte Warzen liegen je eine zu beiden ;um, vergrössert.
Seiten der ziemlich entwickelten Rückenfurche.
Das letzte Segment stumpf, abgerundet,
Die Afterklappen klein, glänzend.
Fig. 17.
gr
Die Füsse über den Körper bedeutend hinausragend.
Körpersegmente 28; Länge 9 mm.
Der Körper an den Spiritusexemplaren schmutzig braun, fast erdig. Diese
Art bekam ich bloss von Jungbunzlau, wo sie H. Stecker unter einem Schwamme sammelte.
24. Die böhmische Schnurassel. — Mnohonozka Ceskä. — Craspedo-
soma bohemicum, m.
Der Körper flach, mit steifen Haaren bedeckt, vorn und hinten bedeutend
verschmälert. Der Kopf flach, kurz behaart.
Augen etwa zu zwanzig jederseits, in dreieckigen Gruppen.
Die Fühler etwa zweimal so lang als die -Breite des Körpers, behaart.
Die Seiten des ersten Ringes dem Körper angedrückt, mit kleinen Höckern.
Die Hälften der übrigen Segmente (Fig. 18) gleich gross, die
vorderen glatt und rund; die hintere Hälfte an den Seiten in ziemlich
mächtige kielartige Flügel, die nach hinten zu an Grösse abnehmen,
erweitert. An diesen kielartigen Flügeln befinden sich oben zwei un-
gleich starke, bogenförmige Wülste: eine äussere schwache, die sowohl
nach vorn als nach hinten durch ein Härchen abgeschlossen wird;
und eine viel stärkere innere, die nach hinten scharf abgegrenzt ist, Ein Hinterleibsse-
nach vorn sich aber allmälig verliert. u von Craspe-
A B . 2 \ Pe, osoma bohemi-
An diese legt sich nach innen zu ein kleines, längliches Eu
Höckerchen an, dem ebenfalls ein Härchen aufsitzt, so dass ein jeder
Flügel drei Härchen trägt. Ueber den Rücken aller Segmente, deren Oberfläche matt
glänzend ist, zieht sich eine deutliche Mittelfurche, die freilic an dem Hinterrande
der Segmente unterbrochen wird, da dieser im Vergleiche mit dem Vorderrande ziemlich
vertieft erscheint.
Das letzte Segment ist nach hinten gerade abgestutzt.
Die Afterklappen sind klein, mässig gewölbt, behaart, deutlich gefurcht und
unter dem letzten Segmente verborgen.
Die Füsse lang, über den Körper bedeutend hinausragend.
Körpersegmente 30; Länge 12 mm.
Der Kopf oben schmutzig braun, unten weisslich; die Seitenkiele etwas heller
als der Rücken. Die Füsse farblos, fast durchsichtig.
Diese Art ist auf den ersten Blick sehr auffallend der Randassel (Polydesmus
complanatus) ähnlich; sie unterscheidet sich aber von ihr wesentlich sowohl durch die
abweichende Anzahl der Körpersegmente als auch durch die freien Fussplatten,
Selten; ich fand im Frühjahre 1875 in humusreicher Erde zwei Exemplare
auf den Abhängen des Berges Mednik an der Mündung des Sazavaflusses.
Fig. 18.
5. Polydesmina. Der Körper flachgedrückt oder perlschnur-
förmig mit bestimmter Anzahl der Körpersegmente. Die Fussplatten
mit den Rückenplatten zu einem soliden Ringe verwachsen. Die
Hüften der Füsse durch einen Sternalvorsprung von einander ge-
trennt. Bloss das erste Fusspaar des siebenten Segmentes beim Männ-
chen in ein Begattungsorgan umgewandelt.
9. Gattung. Polydesmus, Latr.
(Fig. 19.)
Der Körper flachgedrückt, spiralig einrollbar, ausser dem Kopfe aus zwanzig
Körpersegmenten bestehend, von denen bloss das erste und letzte in der Form etwas
abweichen.
37
Der Kopf mit wenig hervortretenden Backentheilert; Fühler siebengliederig;
Augen fehlen.
Die Oberkiefer mit einem etwas beweglichen Hauptzahne und einigen kleineren
Zähnen, die in einem Bogen unter diesem zusammengestellt sind. Darunter liegt die
wahre Kaufläche, die aus sechs Reihen kleiner Borstenzähne und aus mehreren rund-
lichen, dicht und fein bewimperten Lappen besteht; nach dem Schlunde zu zieht sich
überdiess noch ein gegliederter zungenförmiger Fortsatz der nach vorn an der Basis mit
gekerbten Zähnen besetzt ist, nach dem Ende zu in eine dicht bewimperte Spitze übergeht.
(Fig. 19.)
Anatomie von Polydesmus complanatus. I. Das Thier zweimal vergrössert. II. Vordertheil des
Körpers von unten (stark vergrössert: a Fühler; b Backentheile, an denen die Oberkiefer befestigt
sind; 1—5 erstes bis fünftes Körpersegment; v Genitalöffnung. III. Das erste Körpersegment von
unten. IV. Das hintere Körperende von unten: « Sternalvorsprung, der die Füsse von einander
scheidet; » After. V. Erster Kiefer: « Hauptzahn; 5b Nebenzähne in einen Bogen zusammenge-
stellt; ce Sechs Reihen feiner Borstenzähne die Kaufläche bildend ; d bewimperte Lappen; e zungen-
förmiger Fortsatz, vorne mit gekerbten Zähnen, hinter bewimpert. VI. Unterlippe: «as Innere
Laden; bb äussere Laden; e unpaare Mittelplatte. Sowohl die inneren als auch die äusseren Laden
tragen mit Taststäbchen versehene Pappillen. VII. Begattungsorgan des siebenten Segmentes.
Die Mittelplatte der Unterlippe (Fig. 19, VI. c) ist stark entwickelt und bildet
den untersten Theil derselben; an sie schliessen sich oben die inneren Laden (Fig. 19,
IV. aa), unten die äusseren Laden (Fig. 19, VI, bb) an, von denen die ersteren sich
fast der ganzen Länge nach unter einander berühren.
Die Körpersegmente sind, mit Ausnahme des ersten, auf der Bauchseite zu
einem festen Ringe verbunden und bestehen aus zwei ungleichen Theilen. Ihre vordere
Hälfte ist nämlich glatt und ziemlich gewölbt, die hintere Hälfte beiderseits in etwas
aufgebogene Platten erweitert und an der Oberfläche mit zahlreichen ungleich grossen
Höckern versehen. Das letzte Körpersegment ist am kleinsten und in eine stumpfe Spitze
ausgezogen.
38
Die ersten vier Körpersegmente tragen (mit Ausnahme des dritten fusslosen)
je ein Fusspaar, die übrigen je zwei Fusspaare; die letzten zwei Körpersegmente
sind fusslos.
Die Fussplatten der ersten zwei Körpersegmente sind frei, die der übrigen mit den
Rückenschildern fest verbunden.
Die Foramina repugnatoria nur auf einzelnen Segmenten und zwar auf dem 5.,
7. 9., 11., 13., 15—19.
Die Füsse sämmtlich sechsgliederig ; 31 Paare beim Weibchen, 30 beim Männchen.
Die Afterklappen klein, unter dem letzten Segmente verborgen.
25, Die gemeine Randassel. — Plochule krehka. — Polydesmus com-
planatus. De Geer.
(Julus complanatus, L.)
Der Körper fast kahl, matt glänzend.
Der Kopf stark gewölbt mit einer tiefen Stirnfurche.
Die Fühler ziemlich lang, länger als die Breite des Körpers.
Das erste Körpersegment mit kleinen angedrückten, nach vorn abgerundeten
und nicht gezähnten Seitenecken.
Die Seitenplatten der übrigen Segmente stark entwickelt, gezähnt.
Die Oberfläche aller Segmente gekörnt und mit drei Reihen ungleich entwickelter
Höcker versehen. (Fig. 20.)
e Die Afterklappen sehr klein, gerandet.
Fig. 20. Die Füsse lang, nnter dem Körper hervorragend.
Länge 25 mm.
Der Körper weiss bis braun in allen Uebergängen.
i Die Höcker der Rückenfläche in der Regel dunkler; die
Füsse und die Fühler von der Farbe des Körpers.
Unter Steinen, abgefallenem Laube etc., überhaupt an
Erle x feuchten Stellen häufig und überall verbreitet.
nn a, "olnden- Prag: am Hofe des Landesmuseums und überall in der
vergrössert. Umgegend Prags; Böhm. Mittelgebirge; Riesengebirge (H.),
Böhm.-mähr. Gebirge ; Böhmerwald (F.) etc.
10. Gattung. Strongilosoma, Brandt.
N
(Fig. 21.)
Der Körper perlschnurförmig, spiralig einrollbar, ausser dem Kopfe aus zwanzig
Segmenten bestehend.
Der Kopf mit ziemlich entwickelten Backentheilen,
Fühler siebengliederig; ihre Glieder bis auf das sehr kleine erste und letzte
unter einander fast gleich.
Augen fehlen.
Die Oberkiefer sind denen der Gattung Polydesmus sehr ähnlich, ebenfalls mit
sechs Reihen kleiner Borstenzähne und einigen bewimperten Lappen versehen. Ihr zungen-
förmiger Lappen ist rinnenförmig, an den Rändern gekerbt und an der Spitze fein
bewimpert. (Fig. 21, VI.)
Die Mittelplatte der Unterlippe (Fig. 21, VIL, ec) ist stark entwickelt und
bildet den untersten Theil derselben; an sie schliessen sich oben die inneren Laden
39
(VII, aa), unter die äusseren Laden (bb) an, von denen die ersteren sich fast der
ganzen Länge nach unter einander berühren.
Alle Körpersegmente sind, mit Ausnahme des ersten, auf der Bauchseite ge-
schlossen und bestehen aus zwei fast gleichen Theilen. Ihre vordere Hälfte ist glatt und
stark gewölbt; ihre hintere Hälfte von derselben Form, jedoch auf den Seiten mit einem
schwachen Kiele oder einer Wulst versehen. Das letzte Segment ist in ziemlich lange
Spitze verlängert.
Fig. 21.
Strongilosoma pallipes: I. Das Thier etwas vergrössert. II. Der Kopf von vorne; III. der Kopf
von unten: a Fühler; 5 Backentheile des ersten Kieferpaares. IV. Ein Hinterleibsring von der Seite,
vergrössert; f Foramen repugnatorium. V. Hinteres Körperende: « die Afterklappe; o das letzte
Körpersegment; f Foramen rep. VI. Oberkiefer: « Sein Hauptzahn; d Nebenzähne; c Sechs Reihen
feiner Borstenzähne, die die Kaufläche bilden; d bewimperte Lappen; e zungenförmiger Fortsatz.
VII. Unterlippe: a Innere Laden; bb äussere Laden; c unpaare Mittelplatte. Sowohl die äusseren
als die inneren Laden tragen am Vorderrande Pappilen, die mit Taststäbchen versehen sind.
Die ersten vier Segmente sind (mit Auspahme des dritten fusslosen) mit je
einem Fusspaare, die folgenden mit je zwei Fusspaaren versehen.
Die zwei letzten Körpersegmente sind fusslos.
Die Fussplatten der ersten zwei Fusspaare sind frei, die der übrigen mit den
Rückenschildern fest verbunden.
Die Foramina repugnatoria öffnen sich auf dem 5., 7., 9., 10., 12., 13. und 15—19
Segmente. Die Füsse sind sechsgliederig ; 31 Paare beim Weibchen, 30 beim Männchen.
Die Afterklappen sind klein, unter dem letzten Körpersegmente verborgen.
26. Die knotige Randassel. — Plochule hrbolata. — Strongilosoma
pallipes.
(Julus pallipes Oliv; Strongilosomajuloides, Brandt; Polydesmus
pallipes Gerv; Tropisoma pallipes, K. Koch.)
Der Körper cylindrisch perlschnurförmig, kahl, stark glänzend und an dem
Vorderrande etwas zusammengezogen.
Der Kopf stark gewölbt, mit einer tiefen Stirnfurche,
40
Die Fühler länger als die Breite des Körpers, kurz behaart.
Das erste Körpersegment vollkommen glatt, ziemlich breit, mit angedrückten.
Seitentheilen.
Die Hälften der übrigen Segmente fıst gleich, glatt; eine ziemlich tiefe Rücken-
furche ist nur auf die hintere Hälfte beschränkt.
Die Foramina repugnatoria liegen an dem Hinterrande der hinteren Segment-
hälfte, in den nur schwach vorspringenden Seitenkielen.
Der Dorn des letzten Segmentes zur Hälfte die Afterklappen überragend.
Die Afterklappen verhältnissmässig klein, gerandet und wie die übrigen Se-
gmente volkommen kahl.
Die Füsse lang, den Körper zur Hälfte überragend.
Länge 22 mm. Der Körper bei jüngereu Thieren weiss, bei erwachsenen röthlich,
kastanienbraun bis schwarz. Ueber den Rücken ziehen sich zwei Reihen heller Flecken.
Die Fühler und die Füsse sind ebenfalls stets etwas heller gefärbt.
Diese Art wurde bei Prag noch nicht beobachtet; im nördlichen und östlichen
Böhmen ist sie jedoch zuweilen häufig:
Jung-Bunzlau (St.); Aussig a. d. E.; Tetschen; Böhm.-Kamnitz; Turnau (F.);
Pribyslau.
—:
Iy>)
d
Polyxenus lagurus. a Ein Thier stark vergrössert; 5 Ein Fühlhorn vergrössert; c die drei letzten
Fühlersegmente, das letzte mit durchscheinenden Stäbchen ; d Rückenborsten; e, / Seitenborsten
9, h Schwanzborsten.
res
©. Polyxenida. Der Körper weich, flachgedrückt mit bestimmter
Anzahl von Körpersegmenten, die zahlreiche gezähnte Borsten
tragen. Die Hüften der Füsse sind durch einen konischen Sternal-
vorsprung von einander entfernt. Starke Kopulationsorgane liegen
hinter dem zweiten Fusspaare.
11. Gattung. Polyxenus, Latr.
(Fig. 22.)
Der Körper eilfgliederig, sein erstes und letztes Glied fast verborgen.
Der Kopf mit achtgliederigen Fühlern versehen, ihr letztes Glied ist am
kleinsten und trägt durchsichtige Stäbchen („Riechstäbchen*‘).
41
Die Augen auf besonderen Höckern rundliche Gruppen bildend.
Die Oberlippe deutlich abgesetzt; ihr Vorderrand etwas ausgeschweift und
fein gekerbt.
Die Oberkiefer sind nach demselben Typus gebaut, wie bei den vorhergehenden
Gattungen; sie bestehen aus einem schwachen Hauptzahne und einigen kleineren in
einen Bogen gestellten Nebenzähnen, die von oben bogenförmig die Kaufläche umschliessen.
Diese besteht bei Polyxenus aus zehn bis zwölf Reihen kleiner Borstenzähne.
Die Unterlippe theilweise von einer feinen Membran zugedeckt, nach vorn in
zwei rundliche mit dornenartigen Zähnen besetzte Laden getrennt, an die sich zu beiden
Seiten tasterförmige Lappen anlegen, die in zwei Reihen mit starken dornartigen Zähnen
besetzt sind.
Die Körpersegsmente sind bis auf das erste und letzte unter einander gleich;
ihre Rückenschilder sind, mit Ausnahme des letzten, mit gezähnten Borstenhaaren ver-
sehen, die sich in zwei Reihen quer über jede Rückenplatte hinziehen. An den Seiten-
theilen der mittleren neun Segmente ist je ein Höcker vorhanden, der ein Bündel ebenfalls
gezähnter, aber etwas längerer und gebogener Borstenhaare trägt. Auf dem letzten Se-
gmente, das in eine kurze Spitze verlängert ist, befinden sich endlich zwei starke seit-
liche und ein schwächeres mittleres Bündel von Borstenhaaren, die am längsten sind
_ und in ihrer Form von den übrigen abweichen.
Die ersten vier Körpersegmente tragen je ein, alle folgenden je zwei Fusspaare.
Das dritte, zehnte und eilfte Segment ist fusslos und am dritten Segmente sind an der
Stelle der Füsse sowohl beim Männchen als beim Weibehen Geschlechtsöffnungen, beim
Männchen überdiess noch starke konische Begattungsorgane entwickelt.
Foramina repugnatoria sind nicht bekannt.
Dreizehn Fusspaare; das erste sechs-, das zweite sieben-, die übrigen achtglie-
derig. Der After liest am vorletzten Segmente.
Die Afterklappen stark gewölbt, ohne die gewöhnliche unpaare Afterplatte.
Anmerkung. Die Anzahl der Körpersesmente und der Fusspaare wird sehr
verschieden angegeben. So zählt P. Gervais: Neun Segmente und vierzehn Fusspaare ;
A. Menge: Neun Segmente und dreizehn Fusspaare; Fr. Meinert: Eilf Segmente und
dreizehn Fusspaare; Fabre: Zehn Segmente und dreizehn Fusspaare. Ich fand eilf Se-
gmente und dreizehn Fusspaare.
27. Die zierliche Pinselassel. — Mnohochvost ozdobny. — Polyxenus
lagurus, D. Geer.
(Scolopendra lagura, L.)
Der Körper weich und flach, überall mit regelmässig gestellten Borsten-
haaren besetzt.
An dem abgerundeten Kopfe treten zwei Reihen solcher Borstenhaare auf: die
erste umsäumt den Kopf nach vorn, während die zweite sich zwischen den augentra-
genden Höckern hinzieht; die einzelnen Haare sind gerade, sechskantig und an den
Kanten dicht gezähnt.
Die Fühler die Breite des Körpers kaum erreichend, fein behaart.
Augen zu sechs jederseits; sie sind ziemlich gross und unter einander frei.
Die einzelnen Körpersegmente tragen an den Seitenhöckern Bündel etwas ge-
bogener, dreikantiger und ungleich grosser Haare, die auf sehr schlanken und gebogenen
Stielchen aufsitzen (Fig. 22, e, f); überdiess trägt ein jedes Rückenschild noch eine
doppelte Reihe solcher Haare, wie sie am Kopfe sich befinden. (Fig. 22, d.)
Die Seitenbündel des letzten Segmentes bestehen endlich aus einer dritten Art
von Haaren; diese sind lang und dünn und in zwei Reihen mit Zähnen versehen, Sie enden
42
entweder einfach oder sind am Hinterende mehrspitzig und rechenartig zurückgebogen.
(Fig. 22, 9, h). Die Füsse sind kurz, unter dem Körper verborgen.
Länge 3 mm.
Der Körper gelblichweiss, die Borstenhaare zuweilen braun; die Speiseröhre oft
als ein dunkler Streifen durchscheinend.
Diese Art scheint allgemein verbreitet zu sein, sie entgeht aber sowohl wegen
ihrer geringen Grösse als auch wegen ihres verborgenen Aufenthaltsortes sehr leicht den
Augen des Beobachters. Sie bewohnt immer mehr oder weniger feuchte Stellen unter
der Rinde, besonders von theilweise verfaulten Bäumen, unter Moos, in Felsritzen etc.
Karlstein, Elbe-Teinie (F.); Gratzen (H.); Neuhof bei Pfibyslau.
D. Glomerina. Myriopoden mit halbeylindrischem, in eine
Kugel zusmmenrollbarem Körper und bestimmter Anzahl der Körper-
segmente, Sowohl die Sternal — als auch die Pleuralplatten sind
frei und mit dem grossen Rückenschilde nicht zu einem soliden
Ringe verbunden. Geschlechtsöffnungen hinter dem zweiten Fuss-
paare; die fussartigen fünfgliederigen Begattungsorgane hinter dem
letzten Fusspaare.
12. Gattung. Glomeris, Latr.
(Fig. 23—24.)
Der Körper hornartig, zwölfgliederig.
Der Kopf viel breiter als lang, mit nur wenig entwickelten Backentheilen.
Die Fühler (B, a) siebengliederig, in der Ruhe wie gebrochen; ihr siebentes
Glied am kleinsten; dann stufenweise grösser: das zweite; das erste, vierte und fünfte
fast gleich: das sechste Glied am längsten, länger als das dritte,
Fig. 23.
Glomeris hexasticha. A Das Thier etwas vergrössert. B Der Kopf und das erste Körpersegment
(s) von oben: a Fühler, o Augen. € Ein Fusspaar. 1. Oberkiefer: « Hauptzahn, 5 Nebenzähne
die Kaufläche von oben bogenförmig umsäumend, e Neun Reihen feiner Borstenzähne, die allmählig
in eine bewimperte Fläche übergehen. II. Unterlippe: a« Innere Iaaden, bb Aeussere Laden,
c Unpaare Mittelplatte. Die äusseren Laden mit bewimperten Papillen.
Die Augen (B, 0) zu beiden Seiten des Kopfes in einfachen Reihen.
Die Oberkiefer (Fig. 23, 1) mit einem grossen Hauptzahne (a) und einigen
kleineren in einen Bogen gestellten Zähnen (d), unter denen die eigentliche Kaufläche
sich befindet, die aus neun Reihen gebogener Borstenzähne besteht, welche in einen,
nach unten zu bewimperten Lappen übergehen (c, d). Der zungenförmige Fortsatz fehlt hier.
Die Unterlippe (II.) mit unentwickelter Mittelplatte (II., ce), die den untersten
Theil derselben bildet; ihre inneren Laden (aa) sind zum Theile verschmolzen und
trennen die äuseren Laden (bb) vollkommen,
Das erste Körpersegment (B, s) am kleinsten, das zweite Fig. 24,
und zwölfte am grössten; jenes bildet die Hälfte eines breiten
Kugelstreifens, dieses etwa ein Viertel einer Kugel; die übrigen
Segmente sind unter einander fast gleich, Sowohl das erste als
das letzte Segment ohne Pleuralplatten.
Die ersten vier Körpersegmente sind mit einem, die fol-
genden mit je zwei Fusspaaren versehen; das dritte und letzte
Segment sind fusslos und an diesem befindet sich der spaltförmige
After (Fig. 24.)
Die Stigmen liegen neben der Einlenkung der Füsse; die
zugedeckten Foramina repugnatoria in der Rückenlinie.
Die Füsse sind sechsgliederig (C). Siebenzehn Paare beim
Weibchen, neunzehn beim Männchen, bei denen die zwei letzten
Paare etwas abweichend gebaut sind: das vorletzte ist viel schwächer,
das letzte aber viel stärker als die übrigen Füsse und beide fun-
giren wahrscheinlich als Begattungsorgane. Ki Glamenie. Ein
Die Afterklappen sind unter dem letzten Segmente voll- Haan vn an
kommen verborgen, abgeplattet, etwas eingedrückt, ihre unpaare erössert.
Platte sehr unentwickelt.
28. Die gefleckte Kugelassel. — Svinule teökovana. — Glomeris he-
xasticha, Brandt.
Stark gewölbt, sehr fein rauh und matt glänzend.
Der Kopf kahl. Augen neun jederseits in einer Bogenreihe an den Seitenrändern
des Kopfes; das zweite Auge aus der Reihe etwas hervortretend.
Das erste Körpersegment mit zwei queren Furchenstrichen, die an den Rändern
etwas mehr von einander abstehen als in der Mitte.
Die Seiten des zweiten Segmentes mit fünf bis sechs Furchenstrichen von ver-
schiedener Länge, von denen die erste, dritte und sechste Furche am kürzesten ist und
die zweite sich über das. ganze Segment hinzieht.
Die Seiten der übrigen Segmente mit zwei feinen Furchenstrichen,
Das letzte Segment am Hinterrande seicht ausgerandet,
Die Beine kurz über den Körper nicht hinausragend.
Länge 10—15 mm.
Der Körper braun bis schwarz; das erste Segment einfarbig, die übrigen mit
sechs dreieckigen kleinen, das letzte mit zwei grossen gelblichen Mackeln. Bei hellerer
Farbe zieht sich über den Rücken noch ein lichter Streifen. Nach hinten sind die Se-
gmente schmal weisslich gerandet. Der Bauch und die Füsse sind stets heller.
Anmerkung. Die Farbe ist sehr veränderlich, von vollkommenem Schwarz
bis ins Gelblichbraune alle Uebergänge zeigend; die Grundfarbe ist im letzten Falle
nur durch fünf Reihen dunkler punktirter Streifen angedeutet. Fr. Meinert betrachtet
unsere Glomeris hexasticha bloss als eine gefleckte Varietät von: Glomeris marginata
et Glomeris 'limbata, Olivier; Glomeris marginata, Leach und Glomeris marginata, K.
Koch. Ich habe jedoch diese Art, die vollkommen schwarze, weiss gerandete Segmente
besitzt, bisher in Böhmen noch nicht gefunden, und es wurde mir demnach nicht
möglich sie mit der gefleckten Form zu vergleichen,
44
In feuchtem Moose, unter Steinen zuweilen häufig. Bei Prag: Weisser Berg,
Zävist, Stöchovic; Donnersberg; Turnau (F.); Eisenstein (H.); Schüttenhofen (F.).
29. Die grosse Kugelassel, — Erin velka. — Glomeris tetrasticha,
. randt.
(Glomeris undulata, K. Koch.)
Mässig gewölbt (weniger als die vorige Art); vollkommen glatt und glänzend.
Der Kopf hinter den Fühlern kahl, vor denselben ziemlich dicht behaart.
Augen 7—8 jederseits, das zweite aus der Reihe etwas hervortretend.
Das erste Körpersegment mit zwei queren Furchenstrichen, die überall gleich
weit von einander abstehen.
Das zweite Segment mit sechs, die übrigen Segmente mit zwei Seitenstrichen,
Das letzte Segment hinten fast vollkommen rund, kaum merklich ausgeschnitten.
Länge 15 mm.
Der Körper schwarz. Das erste Segment einfarbig, die folgenden Segmente
mit vier, das letzte mit zwei gelblichen Mackeln ; ihr Hinterraad nur sehr schmal weisslich
gerandet.
Die Füsse und der Bauch immer heller gefärbt.
Selten: Zävist; Riesengebirge (H.); Berg-Reichenstein (Seda.)
30. Die Waldkugelassel. — Svinule lesni. — Glomeris pustulata, Latr.
(Glomeris pustulata et Glomeris rufoguttata, K. Koch.)
Stark gewölbt, fast vollkommen glatt und glänzend.
Der Kopf kahl, nur ober dem Munde mit spärlichen, kurzen Härchen besetzt.
Augen 7—9, das zweite aus der Reihe hervortretend.
Das erste Segment mit den gewöhnlichen zwei Furchenstrichen, die überall
gleich weit von einander abstehen.
Das zweite Segment mit meist drei, die übrigen mit zwei Furchenstrichen, von
denen der vordere meist undeutlich.
Das letzte Segment sehr schwach und breit ausgeschnitten. Die Füsse kurz unter
dem Körper verborgen.
Länge 8—14 mm.; von den angeführten Arten meist die kleinste.
Der Körper schwarz; die Segmente ziemlich stark weisslich gerandet. Das erste
Segment einfärbig; das zweite mit vier, die folgenden mit je zwei scharf begrenzten,
gelben oder gelbrothen Punkten.
Nicht sehr verbreitet, doch zuweilen häufig: Zävist; Mednik an der Säzava;
Gross-Priesen; Schüttenhofen (F.)
DIE
CLADOCEREN BÖHMENS
VON
MC. BOHUSLAV HELLICH.
a
PRAG.
Druck von Dr. Ed. Gregr. — In Commissions-Verlag bei Fr. Rivnäß,
1877.
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INHALT.
Vorwort
Einleitung . - -
Subordo : Cladocera, Latreille i
A. Calyptomera, Sars.
a, Otenopoda, Bars.
I. Fam. Sididae, Sars .
1. Gattung Sida, Straus 3 :
1. Sida erystallina, O. F. Müller ö
2, „ elongata, Dr. Geer
2. Gattung Daphnella, Baird
3. Daphnella brachyura, Lievin
4. A Brandtiana, Fischer .
II. Fam. Holopedid®, Sars . E
3. Gattung Holopedium, Zaddach
5, Holopedium gibberum, Zaddach
b. Anomopoda, Sars.
II. Fam. Daphnid«, Sars . . -
4. Gattung Daphnia, O. Fr. Müller .
6. Daphnia Schaefferi, Baird
T. n magna, Straus
8. " Atkinsonii, Baird
9. n psittacea, W. Baird
10. " pulex, De Geer .
11. e pennata, O. F. Müller
12. ” Schoedleri, Sars
10: obtusa, Kurz .
14. 5 gibbosa, n. sp. .
15. 3 paludicola, n. sp.
16, = ventricosa, n. SP.
caudata, Sars
18, ne longispinna, RS
19. n rosea, 0. G. Sars
20. n lacustris, O. G. Sars .
21. e, aquilina, Sars
22. ’ gracilis, n. sp. .
28 $ galeata, O0. G. Sars‘
24. „ microcephala, Sars .
25. 3 eucullata, O. G. Sars .
26. 5 Kahlberg., Schoedler .
27. e Jederstr., Schoedler
28. x apicata, Kurz
29. e vitrea, Kurz
—
Seite
1 5. Gattung Simocephalus, Schoedler
3 30. Simoceph. vetulus, 0. Fr. Müller
8 31. ” exspinosus, Koch
32 r serrulatus, Koch .
6. Gattung Scapholeberis, Schoedler
33. Scaph. mucronata, O. Fr. Müller
34. „ obtusa, Schoedler
35. ,„ aurita, Fischer.
7. Gattung Ceriodaphnia, Dana
36. Ceriod. megops, 0. G. Sars .
32 „ reticulata, Jurine .
38. » Pulchella, ©. G. Sars .
39. » laticaudata, P. E. Müller
40. „ rotunda, Straus
8. Gattung Moina, Baird . . .
41. Moina brachiata, Jurine
42. 7, rectirosiris, O0. Fr. Müller
43. „ Fischeri mihi
44. „ mierura, Kurz
IV. Fam. Bosminide, Sars .
9, Gattung Bosmina, Baird
45. Bosm. cornuta, Jurine .
46. „ longirostris, O. Fr. Müller
47. „ longieornis, Schoedler
ASS 3% brevicornis, 2. sp. .
49. ,„ bohemica, n. sp.
V. Fam. Lyncodaphnide, Sars
10, Gattung Lathonura, Lilljeborg
50. Lathon, rectirostris, O. Fr. Müller
11. Gattung Macrothrix, Baird .
51. Macroth, laticornis, Jurine
52. n hirsuticornis, Norman
53. " rosea, Jurine
12. Gattung Streblocerus, Sars
54, Strebloc. serricaudatus, Fischer
13, Gattung Acantholeberis, Lilljeborg .
55, Acanth. curvirostris, O. Fr. Müller
Seite
40
14. Gattung Ilyoeryptus, Sars
VI. Fam. Lynceid®, B
56. Ilyocryptus sordidus, Lievin
57. = acutifrons, Sars .
Baird .
15. Gattung Eurycercus, Baird .
16.
17. Gattung Acroperus,
58. Euryc. lamellatus, O. Fr. Müller
Gattung Camptocereus, Baird .
59. Camptoc. rectirostris Schoedler
60. 5 Lilljeborgii, Schoedler
Baird
61. Acroperus leucocephalus, Koch
62. = angustatus, Nars .
18, Gattung Alonopsis, Sars . .. .
63. Alonopsis elongata, Sars .
19. Gattung Alona, Baird
64. Alona Leydigii, Schoedler
65. „ acanthocercoides, Fischer .
66. „ aflinis, Leydig . .
67.4445 quadrangularis, 0. F. Müller
68. „ .elegans, Kurz 5
69. „ tenuicaudis, Sars
70. „ latissima, Kurz .
71. costata, Sars
72. guttata, Sars
73. „ Intermedia, Sars
74. „ lineata, Fischer
75. „'falcata, 'Sars. ri
76. „ testudinaria, Fischer .
77. „ rostrata, Koch
20. Gattung Pleuroxus, Baird
78. Pleuroxus excisus, Fischer
79. Pleuroxus exiguus, Lilljeborg
80. „ nanus, Baird . .
81. 5 hastatus, Sars
82. n striatus, Schoedler . .
83. 5; trigonellus, ©. F. Müller
84. 2 aduncus, Jurine .
85. x glaber, Schoedler .
86. 5 personatus, Leydig.. .
87. 5, truncatus, O. Fr. Müller
88. n brevirostris, Schoedler
21. Gattung Chydorus, Baird . . .
54 Chyd. globosus, Baird .
0. latus, Sars
91 „ punctatus, n. sp. .
92. ,„ sphaericus, O. Fr. Müller
93. „ caelatus, Schoedler
22. Gattung Monospilus, Sars . - .
94. Monospilus tenuirostris, Fischer
B. Gymnomera, Sars.
a. Onychopoda, Sars.
VII. Fam. Polyphemidae, Baird . . .
23, Gattung Polyphemus, O. Fr. Müller
95. Polyphemus pediculus, De Geer
b. Haplopoda, Sars.
VIII. Fam. Leptodoridae, Sars . . . .
24. Gattung Leptodora, Lilljeborg
96. Leptodora hyalina, Lilljeborg
Von der Verbreitung der Cladoceren in
Böhmen mit en der aus-
ländischen Faunen .
117
VORWORT.
Das Interesse an dem Studium der niederen Crustaceen wurde in
den letzten Jahren bei uns in Böhmen durch eine Reihe von Publicationen
angeregt*) und der Gegenstand versprach so lohnende Ausbeute, dass ich
gerne der Einladung meines Lehrers Hrn. Dr. A. Fri6 die Cladoceren
speciell zu bearbeiten folgte.
Zu diesem Behufe hatte ich über das ganze Material zu verfügen,
welches Dr. Fri€ und mehrere andere Mitglieder des Comites für die
Landesdurchforschung von Böhmen gesammelt haben, und ich wurde auch
durch die Liberalität des genannten Comites in den Stand gesetzt, Hrn.
Dr. Fri€ bei der Untersuchung einiger Böhmerwaldseen zu begleiten, sowie
auch selbständig die Durchforschung mehrerer Teiche in der Umgebung von
Wittingau, Turnau, Jicin, Podebrad und Kej vorzunehmen.
Eine grosse Schwierigkeit lag in der Beschaffung der Literatur, da
die zahlreichen kleineren Aufsätze in schwedischen, dänischen und englischen
Journalen zerstreut sind und desshalb bin ich der naturhistorischen Section
des Museums zu besonderem Danke für die Hilfe verpflichtet, die mir durch
Beschaffung der nöthigen Werke zu Theil wurde.
Als Resultat mehrjähriger Arbeit, bei welcher mir Herr Dr. A. Fri6
mit Rath und That beistand, lege ich nun den Freunden der einheimischen
Thierwelt die nachfolgenden Blätter vor, aus denen ein erfreulicher Fort-
schritt in unserer Kenntniss der Cladoceren ersichtlich ist. Indem das im
Jahre 1867 veröffentlichte Verzeichniss nur 8 Arten, das vom Jahre 1872
bereits 32 Arten auswiess, enthält nachfolgende Uibersicht 96 Arten und
hoffentlich ist damit die Reihe der in Böhmen lebenden Cladoceren noch
nicht geschlossen.
*) Siehe Literatur pag. 6, 7.
Einen nicht geringen Beitrag zur Erreichung obiger Zahl lieferte
Prof. Kurz, welcher in einer Monographie *) 6 neue Arten aus der Umge--
bung von Deutschbrod beschrieb.
Von grossem Einflusse auf die Bereicherung unseres Wissens waren
die Untersuchungsmethoden, mittelst welcher Dr. Fri@ auch die Fauna der
Tiefen der Gebirgsseen des Böhmerwaldes und der Teiche des südlichen
Böhmens ans Tageslicht förderte und über welche er in den Sitzungs-
berichten der k. b. Ges. d. Wissenschaften Mittheilungen machte.
Das Fischen mit dem Schleppnetz in verschiedenen Tiefen des
Wassers dürfte besonders bei den Alpenseen angewandt überraschende
Resultate liefern. .
Werthvolles Material erhielt ich auch von den Herren: Dr. A. Slavik,
Ot. Noväk, Prof. Rosicky, Dr. Vejdovsky, Prof. John, Pribik und Jos. Stäska,
welchen ich hiemit den wärmsten Dank ausspreche.
Die sämmtlichen Zeichnungen wurden zuerst von mir entworfen,
dann von Herrn K. Myslivec auf Holz gezeichnet und von Herrn Patocka
geschnitten.
Prag, im Jänner 1877.
Bohuslav Hellich.
*) Dodekas neuer Cladoceren Sitzungsber. der k, Akadem. der Wiss. 1874.
FINBEITENIG:
Man findet kaum einen Tümpel, Teich, See oder irgend ein stehendes
Wasser, das in den Sommermonaten nicht von einer grossen Zahl von verschiedenen
_ winzigen Geschöpfen belebt wäre. Unter diesen Thierchen gehören die meisten
den kleinen Crustaceen, der sogenannten Entomostraca an. Eine, an Arten ziemlich
reiche Abtheilung derselben, sind die Cladoceren, welche in der vorliegenden
Abhandlung näher besprochen werden sollen.
Den ältesten Naturforschern sind diese Thierchen ihrer Kleinheit wegen
gänzlich unbekannt geblieben. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundertes,
als der Wissenschaft durch die Erfindung des Mikroskopes ein neues weites Feld
gebahnt wurde, erschien die erste Abbildung einer Daphnienart von J. Schwam-
merdam (1669), welche er mit dem Namen Pulex aquaticus arborescens
belegte. Ihm folgte Franz Redi (1654) mit seiner Schrift „Animaletti
_ aquatieci*, wo er ebenfalls eine Daphnienart abgebildet hatte. Linne führte
_ diese Thierchen unter der Gattung Monoculus an. J. Chr. Schäffer (1755)
_ unterschied schon mehrere Arten.
Von grosser Bedeutung ist OÖ. Fr. Müllers Werk „Entomostraca“ (1755),
welches als Grundlage den späteren Beobachtern diente. In diesem Werke werden
schon die Familien Daphnia, Lynceus und Polyphemus angeführt; blos in
der Fam. Lynceus kommt unter dem Namen Lynceus brachyurus ein
Phyllopod vor, der später zur selbstständigen Familie Limnetis erhoben wurde.
Zu den drei aufgeführten Familien reihte (1819) Strauss noch zwei neue: Sida
_ und Latona an. In dieselbe Zeit fällt auch die vorzügliche Arbeit von Jurine
- (1820), welche die Geneverfauna behandelt, und sehr viele wichtige Angaben über
F die Fortpflanzung dieser Thiere enthält. Die ersten anatomischen Arbeiten lieferten
Strauss (1819), Lov&n (1836) und Schoedler (1846), von denen die zwei
letzten uns eine detailirte Anatomie von zwei neuen Gattungen Evadne und
Acanthocercus hinterliessen.
In den fünfziger Jahren erschienen gleichzeitig die Arbeiten von Baird
- (1837—1850) in England, Livien's (1848) in Norddeutschland und Fischer's
(1349) in Russland, die uns eine grosse Reihe neuer Arten und Familien vorweisen.
f Das erste von den drei aufgeführten Werken ist schon dadurch interessant, dass
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ER
4
in demselben zuerst versucht wird die Familien Sida, Daphnia und Lynceus
zu trennen. Diese Idee blieb jedoch lange Zeit unberücksichtigt, und erst 20
Jahre später führte sie namentlich Schoedler und Sars geltend ein. Baird
NN.
trennte nämlich die Gatt.Daphnella von Sida, die Gatt. Moina von Daphnia
und die Gatt. Lynceus theilte er sogar in 6 neue Gattungen: Eurycercus,
Camptocercus, Acroperus, Alona, Chydorus und Pleuroxus. Aehnlich
stellte Dana (1852) noch eine neue Gattung Ceriodaphnia auf.
Viel günstiger gestaltete sich das Studium der Cladoceren, namentlich in
Bezug auf Anatomie, in den letzt verflossenen Jahren. Vor allem verdient Leydig’s
(1860) in vieler Hinsicht unübertroffene Arbeit *) besonders hervorgehoben zu werden,
da er uns in seinem grossen Werke nicht nur eine gründliche Beschreibung der
bisher bekannten und vieler neuen Arten vorlegt, sondern auch mit einer detailirten
Anatomie auf Grundlage histiologischer Beobachtungen vertraut macht. Zugleich
mögen noch die kleineren Arbeiten sowohl physiologischen als anatomischen
Inhaltes erwähnt werden: Zenker’s (1851), Zaddach’s (1855), Lubock’s (1858)
und Leuckart's (1859). Zur Ergänzung einzelner Faunen trugen noch wesentlich
bei: Liljeborg (1855) in Schweden, Fischer, Schmarda (1854) in Aegypten,
Chyzer (1858) in Ungarn, Schoedler (1359) in Berlin und Baird für Jerusalem.
In der letzten Zeit hat man der Systematik mehr Aufmerksamkeit geschenkt,
und die monographische Bearbeitung der einzelnen Gattungen hat die Zahl der
Arten sehr vermehrt und eine neue Eintheilung nöthig gemacht. Es mussten
einige Gattungen neuerdings getheilt werden, was aber nicht mit genug Vorsicht
geschah und häufig zu Extremen führte. So theilte man die Gatt. Daphnia in
weitere drei Gattungen Hyalodophnia, Simocephalus und Scapholeberis
ein, von welchen man aber nur die zwei letzten als stichhältig behielt. Einer
ähnlichen, neuen Eintheilung unterzog man auch die von Baird aufgestellten
Lynceusgattungen, welche Eintheilung aber nicht genug Anklang gefunden hat.
Die Cladocerenfauna betreffend sind zu dieser Zeit Schriften von Sars
(1861—1865, Norwegen), Schoedler (1859—1866, Norddeutschland), Norman
und Brady (1867, England), P. E. Müller (1868, Dänemark), Fric (1872,
Böhmen) und Kurz (1874, Böhmen) erschienen. Das allgemeine System wurde
durch Sars und P. E. Müller wieder corrigirt und von neuem bearbeitet. Die
anatomischen und morphologischen Kenntnisse bereicherten: Sars, P.E. Müller,
Plateau (1869), Lund (1570), Weismann (1874) und Claus (1875). Zur
Entwickelungsgeschichte der Cladoceren, die man in der letzten Zeit fast gänzlich
vernachlässigt hat, trugen P. E. Müller (1868), Dohrn (1869) und Sars (1371)
wesentlich bei.
Die bei der Zusammenstellung dieser Arbeit benützte Literatur ist folgende:
1775. Müller, Otto, Friedrich: Entomostraca seu insecta testacea, quae in aquis
Daniae et Norwegiae reperit, deseripsit et iconibus illustravit. Lipsiae et
Harniae. c. tab. 21 col.
1778. Geer, C. de: M&moires pour servir & Phistoire des Inseetes. Stockholm.
*) Leydig: Naturgeschichte der Daphnien.
5
1819—1820. Straus, H. E.: Memoires sur la Daphnia de la classe de Crustaces,
In: Memoires du Museum d’histoire naturelle. Paris. Tom. V. p. 380—425,
pl. XXIX. und Tom. VL, p. 149—162.
1820. Jurine, L.: Histoires des Monocles, qui se trouve aux envirous de Gen£&ve,
Geneve et Paris. c. tab. 22 col.
1832. Perty, M.: Ueber den Kreislauf der Daphniden. In: Isis. 1832., p. 725—726,
1835—1841. Koch, C. L.: Deutschlands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden.
Regensburg.
1836. Love&n, L.: Evadne Nordmanni ett hittils okändt Entomostracon. In: Kongliga
Vetenskaps-Akademiens Handlingar för ar 1835. p. 1—29., Tab. I., I.
1843. Baird, W.: The natural history of the british Entomostraca. In: The Anal
and Magazine of natural History. Ser. I., Tom. 11., p. 81 —95., Tab. II—II.
1846. Schoedler, E.: Ueber Acanthocereus rigidus, ein bisher noch unbekanntes Ento-
mostracon aus der Fam. der Cladoceren. In: Wiesmanns Archiv für Natur-
geschichte. 2ter Jahrg. 1. B.; 2. H., p. 1—52, Tab. I—IX.
1848. Fischer, Seb.: Ueber die in der Umgebung von St. Petersburg vorkommenden
Crustaceen aus der Ordnung der Branchiopoden und Entomostraceen. In.
Memoires presentes A l’academie imp. de sciences de St. Petersbourg par
divers Savants. Tom. VI, 2 de Livr., p. 159—194., Tab. I—X.
1848. Lievin: Die Branchiopoden der Danziger Gegend. In: Neueste Schriften der
naturforschenden Gesellschaft in Danzig. IV. B., 2., H., p. 1—52., Tab. I—XI.
1849. Fischer, Seb.: Abhandlung über eine neue Daphnienart, Daphnia aurita und
über die Daphnia laticornis Jurine. In: Buletin de la societ@ imp. de natura-
listes de Moscou. Tom. XXII., Nr. III, p. 38., Tab. II—IV.
1850. Baird, W.: The natural history of the britisch Entomostraca. London. (Ray
society.) C. 36 tab.
1851. Fischer, Seb.: Bemerkungen über einige weniger genau gekannte Daphnienarten.
In: Bul. de la societ€ imp. des natur. de Moscou. Tom. XXIV., 2 Bd.,
p. 96—108 mit 1 Taf.
1851. —- Branchiopoden und Entomostraceen. In: Middendorft, Reise im äussersten Norden
und Osten Sibiriens. Zoologie. I. p. 149—162, Taf. VII.
1851. Zenker, W.: Physiologische Bemerkungen über die Daphniaden. In: Archiv
für Anat., Physiol. und wissenschaftliche Mediz. von Joh. Müller. Jahrg.
1851. p. 112—121, mit 1 Taf.
1852. Dana, Jam. D.: Crustacea. In: United States Exploring Expedition 1833—1842.
Vol. XII. Philadelphia. Part. II., p. 1262—1277.
1853. Liljeborg, W.: De Crustaceis ex ordinibus tribus: Cladocera, Ostracoda et Cope-
poda in Scania occurentibus. Lund. 1853. c. 27 tab. lith.
1854. Fischer, Seb.: Ergänzungen, Berichtungen und Fortsetzung zu der Abhandlung
über die in der Umgebung von St. Petersburg vorkommenden Crustaceen
ete. In: Me&m. pres. A l’acad. imp. de seien. de St. Petersbourg. Tom VII,
p. 1—14, Tab. I—II.
1854. —- Abhandlung über einige neue oder nicht genau gekannte Arten von Daphniden
und Lynceiden, als Beitrag zur Fauna Russlands. In: Bull. de la soc. imp.
des natur. de Moscou. Tom. XXVIL., Part. I., p. 423—434, Tab. II.
1854. Schmarda: Ueber die mikroskopische Thierwelt Aegyptens. In: Denkschriften
der. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien. B. VII.
1855. Zaddach, E. G.: Holopedium gibberum, ein neues Crustaceum aus der Fam.
der Branchiopoden. In: Wiesmann’s Archiv für Naturgeschichte. XXI. Jahrg,
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Subordo: Cladocera, Latreille.‘)
Die Cladoceren haben einen kleinen, zarten, seitlich comprimirten Körper, welcher
nur zwei deutlich abgesonderte Hauptabschnitte unterscheiden lässt, nämlich den freien
Kopf und den übrigen Körner, der von einer zweiklappigen Schale gänzlieh oder theil-
weise umschlossen wird und aus Thorax, Pro- und Postabdomen besteht.
Der Kopf ist durch einen bedeutenden Umfang ausgezeichnet, indem er zuweilen
sogar an Grösse den zweiten Körperabschnitt erreicht. Er ist entweder stark nieder-
gedrückt (Lynceidae) oder nach vorn gestreckt (Daphnella, Moina) und bildet im
ersteren Fall an der Unterkante einen Schnabel, dem die Tastantennen aufsitzen. Der
Kopf trägt 2 Paar Tastantennen, ein Paar Madibeln, ein Paar Maxillen und die Ober-
lippe. In der Kopfhöhe beginnt das Nervensystem und der Nahrungskanal.
Der Thorax mit Proabdomen auf das Innigste verschmolzen stellt einen verhält-
nissmässig kleinen Körperabschnitt dar, schliesst das Herz ein und sendet von der Rücken-
seite die beiden Schalenklappen ab, welche längs der ganzen Dorsalkante zusammen
hängen und vom ganzen Proabdomen abstehen.
Das Proabdomen ist beweglich, eylindrisch, seitlich comprimirt, undeutlich gegliedert
und mit Beinen versehen. Nur bei den Haplopoden zerfällt dieses in vier langgestreckte
Segmente. In der Leibeshöhle liegt der grösste Theil des Nahrungskanales und die
Geschlechtsorgane.
Nach hinten setzt sich der Leib in das entweder durch eine Chitinleiste geschiedene
oder durch eine Einkerbung mehr oder weniger abgegränzte Postabdomen, welches nie
gegliedert erscheint. Dieses ist unten, wo die Afterspalte liegt, entweder abgerundet
(Sida) oder der Länge nach gespalten (Daphnia, Lynceidae), jederseits bewehrt
und trägt vorne am freien Ende zwei Krallen und hinten gleich hinter dem Proabdomen
zwei gegliederte Borsten, welche entweder unmittelbar vom Postabdomen (Lynceidae)
oder von einem gemeinschaftlichen Höcker (Polyphemus) entspringen. Selten sitzt
jede Borste auf eigenem Höcker (Sida). Bei den Onychopoden, welche ein verküm-
mertes Postabdomen ohne Schwanzkrallen haben, zeichnet sich der gemeinschaftliche,
borstentragende Höcker durch eine ungewöhnliche Grösse und Länge aus.
Von Gliedmassen sind 8—10 Paare vorhanden, nämlich: zwei Paar Antennen,
ein Paar Madibeln, ein Paar Maxillen (das zweite Paar ist im embryonalen Leben durch
nur einen abgerundeten Höcker angedeutet) und 4—6 Paar Beine.
Das erste Paar der Antennen, die Tast- oder Riechantennen entspringen bald
vom Schnabel, bald an der unteren Kopfkante, sind eingliedrig, bei Weibchen beweglich
oder unbeweglich, bei Männchen stets beweglich und mit Tast- und Riechstäbehen ausge-
rüstet. Sie gehen oft namentlich bei Männchen am freien Ende in eine Geissel aus,
welche sich bei den Bosminiden beiderlei Geschlechts mehrfach gegliedert zeigt.
Als Locomotionsorgane fungirt das zweite sehr stark entwickelte Antennenpaar,
die Ruderantennen, welche zu beiden Seiten der Kopfbasis ihren Ursprung haben. Sie
besitzen einen eingliedrigen Stamm, welcher sich am freien Ende in zwei gegliederte und
*) Cuvier: Reen. anim, IV. p. 151,
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a x
mit gefiederten Borsten versehene Aeste spaltet. Bei den Ctenopoden und Gymno-
meren tragen die plattgedrückten Aeste Seiten- und Endborsten; die Anomopoden
dagegen sind im Besitz von eylindrischen Aesten, welche nur mit Endborsten ausgestattet
sind. Bei den Holopediden geht vom Ruderantennenstamm nur ein zweigliedriger
Ast ab, zu dem sich beim Männchen noch ein kurzer zweigliedriger Nebenast gesellt.
Die Mandibeln sind stark, eingliedrig, am Ende abgestutzt und einwärts gebogen.
Bei Leptodora sind sie zugespitzt. Die Maxillen sind stets verkümmert, eingliedrig,
ohne Fortsätze, bei den Calyptomeren beweglich, bei dn Onychopoden unbe-
weglich. Bei Leptodora fehlen sie.
Die Beine, deren Zahl A—6 Paar beträgt, sind an der Unterseite des Proab-
domens eingelenkt und zeigen im Ganzen einen derart complieirten Bau, so dass ihre
Erklärung zur schwierigsten Partie der Cladocerenanatome gehört. Sie reihen sich dem
Baue nach zu den Spaltfüssen der Copepoden, sind platt gedrückt oder eylindrisch
und nehmen im Allgemeinen von vorn nach hinten an Grösse ab. Lund*), welcher in
der neuesten Zeit eine ausführliche Arbeit über den Bau der Cladocerenfüsse veröffentlicht
hat, unterscheidet hier einen eingliedrigen Stamm, welcher sich in zweigliedrige Aeste
theilt. Diese sind den manigfaltiesten Umwandlungen unterworfen, so dass bald der
eine, bald der andere Ast, bald nur einzelne Glieder derselben zur Entwickelung kommen
und auch selbst die Gliederung eingeht. Der Stamm trägt an der äusseren Seite einen
eigenthümlichen behaarten Fortsatz und einen blasenförmigen Anhang (poseprocessen),
dessen Bestimmung noch im Dunkel steht, an der inneren Seite einen mit Borsten und
Stacheln reich ausgerüsteten Maxillar-Fortsatz. Jene Füsse, deren Aeste im Allgemeinen
verschiedenartig ausgeprägte und zuweilen annähernd cylindrische Form beibehalten,
heissen Greiffüsse im Gegensatz zu den Branchialfüssen, deren’ Aeste in plattgedrückte,
lamellöse und mit meist lang gefiederten Borsten zahlreich ausgestattete Fortsätze sich
ausbreiten. Alle Beine der Ötenopoden und Gymnomeren haben einen überein-
stimmenden Bau und zwar besitzen die Otenopoden lamellöse Branchialfüsse, die letz-
teren dagegen viergliedrige, eylindrische und einfache Greiffüsse. Die Onychopoden
tragen am Ende des Stammgliedes blos ein eingliedriges Rudiment des Aussenastes. Bei
den Anomopoden sind die Füsse derart gebaut, dass die zwei vorderen cylindrischen
als Greiffüsse, die breiteren blattartigen als Branchialfüsse eingerichtet sind. Das letzte
Beinpaar bleibt stets verkümmert. Was die gegenseitige Lage der Füsse betrifft, so sind
diese bei den Gymnomeren dicht aneinander gedrängt, bei den Calyptomeren
jedoch abstehend. Eine Ausnahme bilden die Daphniden, bei welchen das letzte
Fusspaar von dem vorletzten in weiterem Abstand entfernt ist. Bei Männchen ist das
Endglied des ersten Fusspaares mit einem gekrümmten Hacken und oft einer langen,
nach hinten gebogenen Geissel oder mit einigen Borsten versehen. Die Beine sind in
stätiger Bewegung und führen auf diese Weise die Nahrungsbeute durch die Längsspalte
zwischen denselben dem Munde zu und begünstigen die Respiration.
Die Körperdecke besteht aus einem inneren, weichen Zellgewebe oder Matrix
und aus einer structurlosen äusseren Schicht, Cutieula, Die letztere von der ersteren
abgesondert, wird zeitweilen abgestossen und wieder von neuem erzeugt. Die Cuticula
ist stark chitinisirt und an verschiedenen Körperstellen verschieden diek und hart. Besonders
dick erscheint sie am Kopf, wo sie den Kopfschild bildet, der von der ebenso verdiekten
äusseren Schalendecke durch eine Sutur geschieden ist. Diese Sutur ist bei der Häutung
von hoher Bedeutung, da die Haut an dieser Stelle berstet und so die Häutung begünstigt.
Der Kopfschild umhüllt den Kopf entweder gänzlich oder unvollständig, indem er den
Schnabel dachartig überragt und die hintere Kopfseite frei lässt (Daphnia). Bei
Leptodora ist der Kopfschild blos auf eine querovale Platte, die am Rücken der
Kopfbasis liest, redueirt. Zu beiden Seiten des Kopfes oberhalb der Ruderantennenbasis
hebt sich derselbe zu einem scharfkantigen Gewölbe oder Fornix empor, welches vom
Zusammenstosse des Kopfes und der Schale beginnend mit einer bogenförmigen Linie erst
vorne in der Augengegend sich verliert.
*) Lund, Bidrag til Cladoc. Morpbol. o& System. 1870,
10
Die Schale ist eigentlich eine Hautdupplicatur, welche vom Thorax ausgeht und
an den Rändern mit Stacheln, Wimpern oder Dornen besetzt ist. Die Cutieula der Schale
ist an der inneren, dem Leibe gekehrten Fläche zart, dünn, an der äusseren wie des
Kopfschildes hart, dick.
Im Allgemeinen zeigt die Cuticula auf der Oberfläche eine vorherrschend reti-
eulirte Structur, die jedoch verschiedenartig entwickelt ist. Nebst dem ist die Oberfläche
glatt, punktirt, gestrichelt, bedornt, höckerig, gefurcht oder gestreift. Die Matrix der
Haut durchsetzen stellenweise bei manchen Arten kleine, undurchsichtige Kalkablagerungen
(Simocephalus, Moina). Von der Haut nach Innen gehen verschiedene chitinöse
Balken und Stäbehen ab, welche an den inneren Organen sich befestigen und diese in
der Lage festhalten.
Vorne in der Schale, in der Nähe der Mandibeln finden wir stets eine Schalen-
drüse, welche aus einem Wassersack und einem langen, vielfach gewundenen und mit
grossem Epithel ausgekleideten Kanal besteht. Seine Mündung liegt wahrscheinlich auf
der inneren Schalenfläche. Weismann*) erklärt diese Drüse für das Harn secernirende
Organ der Cladoceren. Am Rücken in der Nähe der Thoracalkerbe bei Sida, Sim o-
cephalus, Eurycercus liegt noch ein besonderes Haftorgan, mittelst dessen sich die
Thierchen an fremde Gegenstände anklammern können.
Alle beweglichen Organe werden durch eigere, quergestreifte Muskeln in Bewegung
gesetzt, unter denen die Muskeln der Ruderantennen die übrigen an Grösse und Mächtig-
keit übertreffen. Sie nehmen ihren Ursprung von der Rückenhaut des Kopfes. Bei Ho-
lopedium geschieht das Biegen des Leibes durch einen langen, schlanken und paarigen
Bauchmuskel, der seitlich von dem Thoracalabschnitt des Darmkanales entspringt und
ebenfalls an demselben vor dem Postabdomen sich befestist. An den Beinen desselben
Thierchens unterscheide ich drei Muskelschichten, nämlich eine äussere, mittlere und
innere. Die innere Schichte aus nur einem paarigen kurzen Muskel bestehend, geht von
dem langen Bauchmuskel ab. Dieser Muskel inserirt sich in der Mitte der Vorderfläche
des Fussstammes und biegt denselben nach hinten. Die mittlere sowie auch die äussere
Schichte zählt zwei paarige, ungleich lange Muskeln, einen vorderen und einen hinteren,
welche von einer gemeinschaftlichen Stelle zu beiden Seiten des Darmrohres ausgehen.
Der Urprung der mittleren Muskelschichte liegt vor und mit dem Urprung der äusseren
Schichte. Der vordere, kürzere Muskel der mittleren Schichte befestigt sich hinter der
Basis des Fussstammes, den Fuss dem Darm zuziehend, der hintere dagegen, der längere
ist unten am Ende des Fussstammes den Fuss hebend. Der vordere, längere Muskel
der äusseren Schichte heftet sich oben am Ende des Fussstammes, den Fuss biegend,
der hintere, kürzere dagegen hinten an der Basis vor der Insertionsstelle des hinteren
und mittleren Muskels und zieht den Fuss auf und vorwärts.
Das Nervensystem ist wie bei allen Arthropoden aus paarigen, hintereinander
liegenden Ganglien, welehe durch Quer- und Längscommissuren verbunden sind, zusammen-
gestellt. Das erste Ganglienpaar, das Gehirn, welches in der Kopfhöhle unmittelbar vor
der Speiseröhre liegt, weicht von den übrigen Ganglienpaaren insoferne ab, dass es
bedeutend grösser ist und zahlreiche Nervenäste zu den verschiedenen Sinnesorganen ab-
sendet. Die beiden Ganglien sind hier so untereinander verschmolzen, dass sie zu zwei,
meist viereckigen lHemisphären werden, welche nur durch eine seichte Einschnürung
geschieden sind. Unten erweitert sich das Gehirn (Fig. 4, cr) in einen unpaaren Fortsatz,
der bei den Daphniden durch ein verticales Chitinstäbehen, welches von der Haut
entspringt, in der Lage gehalten wird; seitlich von der Basis des Fortsatzes giebt das
Gehirn (Fig. 4, ne) die Hautnervenäste ab, welche vor- und aufwärts sich biegend unter
der Haut in der Nähe des Fornix mit einfachen Gaglienzellen enden, nachdem sie sich
vor denselben in kleinere Zweige gespaltet haben. Die Cuticula bleibt auf diesen Stellen
normal oder vertieft sich über den Zellen zu einer seichten Grube (Sida). Weiter nach
vorn aus dem vorderen Gehirneck entspringen die kurzen Bulbi optiei (Fig. 4, go), welche
gewöhnlich an ihren verdiekten Enden verwachsen sind und von hier zahlreiche feine
*) Weismann Aug. Dr.: Uiber Bau und Lebenserscheinungen von Leptodora hyalına.
11
Fäden zu den Krystalllinsen im Auge entsenden. Ober der Basis der Sehnerven nimmt
noch ein zarter Nervenfaden (Fig. 8.) den Urprung, welcher die Augenmuskel innervirt.
Hintenwärts setzt sich das Gehirn in die breite, die Speiseröhre umschliessende Commissur
fort, von welcher oben und unten je ein Ast abgeht. Der obere, ziemlich starke Ast
(Fig. 4, na,) theilt sich, nach einer kurzen Strecke, wieder in zwei Aeste, welche die
Ruderantennen versorgen; der untere, einfache und schwächere Ast geht in die Tastan-
tennen (Fig. 4, na,). Die übrigen, meist schwer sichtbaren Ganglienpaare sind bei den
Calyptomeren ziemlich weit abstehend, bei den Gymnomeren dicht an einander
gedrängt.
Das grosse, unpaare Auge liegt vorne in der Kopfhöhle in einer besonderen
Kapsel eingeschlossen und enthält zahlreiche, ovale oder eylindrische, das Licht stark
brechende Krystallinsen, welche mit den Fäden des Sehnerven in unmittelbarer Verbindung
stehen. Ein karminrothes oder schwarzes Pigment umgibt diese Fäden und die Wurzel
der Krystalllinsen. ° Das Auge wird beiderseits durch drei schwache Muskeln bewegt,
welche entweder am Darm oder an den Seitenflächen des Kopfes einen gemeinschaftlichen
Ursprung haben. Der schwarze Pigmentfleck oder auch das Nebenauge genannt, sitzt
auf dem unpaaren Gehirnfortsatz und enthält zuweilen ein oder mehrere Bläschen mit
weisslichem, das Licht nicht brechendem Inhalt.
Den Geruchsinn vermitteln die cylindrischen, am Ende abgestutzten und offenen
Riechstäbehen der Tastantennen. Als Tastorgane fungiren dagegen die feinen, blassen,
gewöhnlich zur Hälfte doppelt contourirten Borsten, welche ebenfalls hauptsächlich auf
den Tastantennen ihren Sitz haben. Zwei solche, doppelcontourirte Borsten stehen stets
an der äusseren Fläche der Ruderantennenbasis (Leydigische Tastborsten.)
Von dem Gehörorgane ist bis jetzt keine Spur vorhanden.
Der Mund liegt an der Basis des Kopfes, von der grossen, fleischigen Oberlippe
bedeckt. Er ist sehr klein, weshalb er auch nur von den Mandibeln in kleine Stückchen
zermahlte Beute aufnehmen kann. Die unten stets behaarte und bewegliche Oberlippe
geht unterwärts bei den Lynceiden und den meisten Lyncodaphniden in einen
kammartigen, lamellösen Fortsatz aus. Bei Acantholeberis ist dieser Fortsatz eonisch.
Hinten stosst der Mund bei den Gymnomeren an eine hervorragende Unterlippe, welche
entweder durch die verstümmelten Maxillen (Onychopoda) oder durch einen besonderen
Auswuchs des Kopfunterrandes gebildet wird (Haplopoda).. Vom Munde durch einen
Sphineter geschlossen, steigt die muskulöse Speiseröhre (Oesophagus) vertical nach oben
und endet in dem weiten einfachen Magen, wo sie zapfenartig vorspringt. Bei Lepto-
dora ist die Speiseröhre von enormer Länge, biegt sich gleich in der Kopfhöhle nach
hinten und reicht bis in das dritte Abdominalsegment. Die Verdauung geschieht im
folgenden, grössten Abschnitt des Darmrohres, im Magendarm, welcher einen diekwan-
digen, nach hinten zu sich allmälig verjüngenden Schlauch darstellt und hinten in den
kurzen dünnwandigen Mastdarm übergeht. Dieser mündet dorsal am Postabdomen durch
eine schliessbare Afterspalte.. Der vordere Abschnitt des Magendarmes ist entweder nur
erweitert oder mit zwei kurzen, einfachen Blindsäcken versehen, die den mehrfach ver-
ästelten Leberanhängen der nahe verwandten Phylopoden analog sind. Bei den Lynceiden
befindet sich ventral vor dem Postabdomen noch ein unpaarer, wahrscheinlich Schleim
secernirender Blindsack, um die vom Schleim eingehüllten Exeremente durch den After
schlüpfriger nach aussen zu befördern.
Wie bei allen Arthropoden wird auch hier der Darm in der Leibeshöhle von
einem fettreichen Bindegewebe, dem Fettkörper begleitet, dessen Fettinhalt nach Jahres-
zeiten und Lebensverhältnissen der Thierchen wechselt. Er stellt feine Zellennetze dar,
welche den Darm umhüllen. Bei Leptodora liegt der Fettkörper, der grosse polygonale
Zellen enthält, in Form zweier breiten Platten zu beiden Seiten des Darmes.
Die Cladoceren haben ein Herz von ovaler oder langgestreckter Gestalt, welches
in der Medianlinie des Körpers am Rücken des Thoracalabsehnittes in einem weiten
Blutsinus eingeschlossen liegt. Es besitzt eine vordere arteriöse Oeffnung und eine seitliche
venöse Spalte. Das Blut aus der vorderen Herzöffnung nach vorne getrieben spaltet sich
allsogleich in zwei Ströme, in einen vorderen Kopf- und einen den Leib durchlanfenden
12
Strom. Der Kopfstrom ergiesst sich am Rückweg in den weiten Raum zwischen den
beiden Schalendecken, wo hauptsächlich auf der inneren, zarten Schalenfläche die durch die
fortwährende Bewegung der Beine begünstigte Blutoxydation vor sich geht. Der hintere
Strom fliesst in umgekehrter Riehtung am Rücken des Leibes dem Herzen zu, um von
der venösen Herzspalte, nachdem er sich mit dem oxydirten Blut des Kopfstromes gemischt
hat, aufgesaugt zu werden. Die Blutkörperchen, ziemlich arm an Zahl, sind verhältniss-
mässig gross und gleichen den weissen Blutkörperchen der. Wirbelthiere.
Die Cladoceren sind getrennten Geschlechtes. Bei Männchen, die schon im
allgemeinen Körperbau von Weibchen ziemlich abweichen, erleiden besonders die Tastan-
tennen, das Endstück des ersten Fusspaares und das Postabdomen theilweise oder gänzliche
Umwandlung, die schon früher besprochen wurde. Die paarigen Ovarien und Hoden, von
gleicher Gestalt und Grösse erstrecken sich in der Leibeshöhle zu beiden Seiten des
Darmes; die ersteren münden an der dorsalen Seite des Abdomens, die letzteren an der
ventralen oder am Ende des Postabdomens. Die Övarien erzeugen die sogenannten Sommer-
und Wintereier, die in einer besonderen Höhle, in dem Brustraum, der durch die Wölbung
des Schalenrückens zwischen diesem und dem Proabdomen entsteht, zur völligen Brut-
entwickelung gelangen. Der Verschluss dieser Bruthöhle wird hinten entweder durch
einige dorsale Abdominalfortsätze oder durch das Anliegen des hinteren Abdominalrückens
an die Schale erzeugt. Bei Moina schliesst den Brutraum ein leistenartig hervorsprin-
gender Schalenauswuchs.
Die Sommereier, von einer zarten Hülle umschlossen und mit einem fettreichen
Dotter versehen, entstehen und entwickeln sich auf ungeschlechtliche Weise, ohne voraus-
gegangene Begattung im Gegensatz zu den Wintereiern, welche das Auftreten der Männchen
bedingen, die dieselben auf unbekannte Weise mittelst der stäbchenförmigen Spermatozoen
befruchten. Bei den Wintereiern ist die Hülle derber und der Dotter dunkler, homogener.
Die angränzende Schale wird in eine besondere, dickere, stark chitinisirte zweite Um-
hüllung der Wintereier umgewandelt und während des Häutens abgeworfen. Diese umge-
wandelte und immer durch eine dunklere Farbe ausgezeichnete Schale heisst Ephipium.
A. Calyptomera, Sars.
Der Körper ist bis auf den freien Kopf von einer zweiklappigen Schale umschlossen.
Die Mandibeln sind einfach am freien Ende abgestutzt; die Maxillen beweglich und mit
Borsten oder Stacheln bewehrt. Die Beine sind undeutlich gegliedert, meist blattförmig
mit deutlich entwickelten Branchial- und Maxillaranhängen.
a) Ctenopoda, Sars.
Sechs Paar Branchialfüsse, welche alle gleichmässig gebaut, lamelös und mit
wohl entwickelten Branchialanhängen ausgerüstet sind. Die Ruderantennen sind zwei-
oder einästig, die Aeste ungleich lang, seitlich comprimirt mit End- und Seitenborsten.
Diese Unterabtheilung zählt 2 Familien.
Ruderantennen in beiden Geschlechtern mit zwei 2—3gliedrigen, End- und
Seitenborsten tragenden Aesten. I. Fam. Sididae.
Ruderantennen beim Weibchen einästig, mit 5 Endborsten, bei Männchen
noch mit einem kleinen 2gliedrigen Nebenast.
I. Fam. Holopedidae.
I. Fam. Sididae, Sars.
Der Kopf ist gross, nach vorne gestreckt, von den Schalen tief eingeschnürt
und ohne oder mit nur wenig vorspringendem Fornix. Das grosse Auge zählt viele
Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck (das Nebenauge) ist sehr klein oder fehlt.
Die beweglichen Tastantennen stehen von einander entfernt und sind beim Weibchen kurz,
einfach, beim Männchen lang und am freien Ende in eine zugespitzte Geissel ausgezogen.
Die Ruderantennen sind gross, zweiästig; die Aeste sind ungleich lang und aus 2—35
seitlich ecomprimirten Gliedern, welche auch Seitenborsten tragen, zusammengestellt. Die
Schale ist länglich viereckig, den Körper sammt den Beinen vollkommen einschliessend.
Die Schalensutur läuft nach hinten parallel dem Dorsalrande und endet erst vor dem
hinteren und oberen Schalenwinkel auf, so dass sie die Schale in drei fast gleiche Theile
trennt. Beine sind sechs Paare vorhanden, welche alle gleichgestaltet, lamellös, mit
langen Schwimmborsten und deutlich entwickelten Branchialanhängen ausgerüstet sind.
Das Postabdomen ist conisch nach hinten gestreckt und nicht zurückgeschlagen.. Die
Schwanzkrallen tragen Nebendorne Der Darmkanal ist einfach ohne Blindsäcke, vorne
deutlich erweitert. Das Herz ist lang gestreckt, spindelförmig. Die Hodenausführungs-
gänge beim Männchen münden hinter dem sechsten Beinpaare,
14
Diese Familie umfasst fünf Gattungen, von denen in Böhmen nur- zwei ver-
treten sind.
Kopf mit zugespitztem Schnabel. Der obere Ast der Ruderantennen ist
dreigliedrig, der untere zweigliedrig. Sida.
Kopf ohne Schnabel. Der obere Ast der Ruderantennen ist zweigliedrig, der
untere dreigliedrig. Daphnella,
1. Gattung Sida, Straus.
Sidaea, Fischer.
Der Körper ist länglich viereckig, durchsichtig, farblos. Der Kopf, von der
Schale tief eingeschnürt, ist niedergebückt, vorne abgerundet und bildet hinten und
unten einen langen, geraden, conischen, an der Spitze abgerundeten Schnabel ohne vor-
springendem Dach. Das grosse Auge mit karminrothem Pigment liegt vorne in der
Kopfhöhle nahe dem unteren Kopfrande. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. Die
Tastantennen, von einem abgerundet dreieckigen Höcker zu beiden Seiten der Schnabel-
spitze entspringend, sind eingliedrig, eylindrischh am freien Ende abgestutzt und fein
bedornt. Vom Ende derselben treten die geknöpften Riechstäbchen hervor, von denen
die eine, theilweise doppeltcontourirte die übrigen an Länge übertrifit. Die Ruderantennen
sind mächtig, ziemlich kurz und zweiästig; der äussere Ast ist dreigliedrig, der innere
zweigliedrig.
Die Schale ist länglich viereckig, hinten abgestutzt und am unteren Hinterwinkel
mit einem kleinen Dorne versehen. Der vordere Schalenrand ist unter der Stelle, wo
er mit dem Kopfschilde zusammenstosst, tief ausgeschnitten, der Unterrand fein bedornt.
Beine sind sechs Paare vorhanden, die alle gleich gebaut und in gleichen Abständen von
einander entfernt stehen. Der blasenförmige Anhang, welcher dem sechsten Beinpaare
fehlt, ist lang, eng, in der Mitte kurz gestielt. Am Rücken des Abdomens fehlen die
den Brutraum schliessenden Fortsätze. Das Postabdomen aus der Schale weit herausragend
ist nicht zurückgeschlagen, sondern nach hinten gestreckt und hat eine länglich conische
Gestalt. Die Rückenkante desselben ist bedornt. Die fein gezähnten Schwanzkrallen
tragen vier Nebendorne. Die Schwanzborsten, welche kurz, zweigliedrig und dicht behaart
sind, sitzen auf zwei hohen Höckern.
Der einfache Darmkanal erweitert sich vorne in eine conische Aussackung. Der
After mündet an der Dorsalkante des Postabdomens.
Diese Gattung ist mit einem complieirten Haftapparate versehen, der nach Sars
aus drei abgesonderten Theilen zusammengesetzt ist, von denen der erste Aus einer eigen-
thümlichen, hufeisenförmigen, am Rücken des Kopfes hervorspringenden Chitinplatte besteht;
die übrigen zwei Theile sind klein und liegen am Thorax hinter der Einschnürung.
Beim Männchen ist die längere Borste der Tastantennen in eine lange, starke,
am Ende gezahnte Geissel umgewandelt. Auch das Endstück des ersten Beinpaares ist
in einen Hacken umgestaltet, neben dem noch eine kurze, zugespitzte Borste steht.
Die Arten leben am Ufer der stillen, klaren Gewässer.
Die untere Kopfkante gerade. Das Auge klein, vom Stirnrande ziemlich
entfernt. 1. erystallina.
Die untere Kopfkante concav. Das Auge sehr gross, dem Hirnrande anliegend.
° 2. elongata.
15
1. Sida erystallina, 0. F. Müller. — Der gemeine Glaskrebs. —
Stejnonozka jasna.
1775. Daphnia crystallina, ©. F. Müller: Entomostraca. p. 96. Tab. XIV, Fig. 1—4.
1819. Sida erystallina, Straus: M&emoires sur le Daphnia, p. 197.
1848. Sida cerystallina, Lievin: Die Branchiopoden der Danziger Gegend. p. 16. Tab.
II. Fig. 1—8. Tab. IV, Fig. 1—2.
1850. Sida erystallina, Baird: Brit. Eutomostraea. p. 107. Tab. XII. Fig. 3—4. Tab.
XIH, Fig. 1a—h.
1859. Sida erystallina, Schoedler: Die Branchiopoden der Umgebung von Berlin. p. 8.
1860. Sida erystallina, Leydig: Naturgeschichte der Daphniden. p. 85. Tab. V. Fig.
44—45. Tab. VI. Fig. 46—51.
1863. Sida erystallina, Schoeder: Neue Beiträge. p. 70.
1866. Sida erystallina, Schoedler: Cladoceren des frischen Haffs. p. 4,
1864. Sida erystallina. Sars: Norges Ferkvandskrebsdyr I. Cladocera Ütenopoda. p. 33.
Tab. I. Fig. 1—16.
1868. Sida erystallina, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 101.
1872. Sida erystallina, Frie: Die Krustenthiere Böhmens. p. 214. Fig. 30.
1874. Sida crystallina, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 4.
Der Körper ist länglich viereckig, äusserst durchsichtig, farblos.
Der Kopf ist fast viereckig, nach vorn verjüngt. Die obere und vordere Kante,
gleichmässig gebogen, biegt sich nach hinten unter einem stumpfen Winkel in den geraden
Unterrand. Der Schnabel ist lang und mit der kaum abgerundeten Spitze nach hinten
gekehrt. Von oben aus betrachtet ist der Kopf breit, vorn abgerundet. Das Auge ist
klein, ringsum mit vielen Krystalllinsen gesäumt. Der zweigliedrige Ast der Ruderantennen
ist mit fünf, der dreigliedrige mit zehn Ruderborsten (drei am zweiten und sieben am
letzten Gliede) versehen; ausserdem sind noch beide Endglieder des zweigliedrigen Astes
und die zwei letzten des dreigliedrigen je mit einem langen Dorne bewaffnet.
Die Schale, vom Kopfe deutlich getrennt, hat eine länglich viereckige Gestalt
und ist an der Oberfläche glatt und nur mit zerstreuten dreieckigen Punkten geziert.
Der obere Schalenrand ist stark gewölbt, der Unterrand gerade und fein bedornt. Das
Postabdomen, von den Schalen sänzlich unbedeckt, ist leicht gebogen, an der Rücken-
kante breit ausgeschweift und beiderseits der Analfurchen mit 19—20 starken Dornen,
die nach hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. Die Schwanzkrallen sind lang, wenig
gebogen, an der unteren Kante fein gezähnt und mit vier, ungleich von einander ent-
fernten, langen Dornen ausgerüstet, von denen einer, welcher der Basis am nächsten
steht, der kürzeste ist.
Das Weibchen trägt im Brutraume etwa zwanzig Sommereier.
Grösse bis 4 ” =
Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen ausser den schon erwähnten
Merkmalen noch durch eine schlankere Form und durch den kurzen, abgerundeten Schnabel.
Diese Art ist sehr häufig und kommt überall in stillen Gewässern mit üppiger
Vegetation vor, wo sie sich mit dem Haftapparate an fremde Gegenstände fest hält. Ich
traf sie bei Prag auf der Kaiserwiese; bei Podebrad, Turnau, Brandeis, in den meisten
Teichen bei Wittingau und Frauenberg, in den grossen Gebirgsseen im Böhmerwalde bei
Eisenstein u. s. w.
2. Sida elongata. Dr. Geer. — Der langgestreckte Glaskrebs. — Stejno-
nozka prodlouZenä.
1854. Sidaea crystallina, S. Fischer: Ergänz. Bericht. T. VII. p. 5; T. 1; Fig. 1—7.
1864. Sida elongata, Sars: Norges Ferskyandskrebsdyr. Cladocera Ctenopoda. p. 35,
Tab. I., Fig. 18—32.
16
Diese Art sieht der vorigen äusserst ähnlich, von welcher sie sich namentlich
in der Bildung des Kopfes unterschieden zeigt. Der Kopf ist verhältnissmässig kleiner,
vorne gleichmässig abgerundet, am Unterrande deutlich concav; der kürzere, abwärts
gerichtete Schnabel ist an der Spitze mehr abgerundet. Von oben gesehen sieht der Kopf
enger aus und ist nach vorn verschmälert mit abgerundetem Scheitel. Das Auge, zweimal
so gross als bei S. erystallina, liegt näher dem Stirnrande. Das letzte Glied des
dreigliedrigen Ruderantennenastes war bei allen von mir beobachteten Individuen mit nur
sechs Ruderborsten ausgerüstet.
Die Schale ist enger, ihr Oberrand weniger gebogen, ihr Hinterrand stärker
gewölbt. Das Postabdomen, von den Schalenklappen fast gänzlich bedeckt, ist schlanker,
kaum gebogen, an der Dorsalkante ebenfalls leicht ausgeschnitten und beiderseits der
Analfurchen mit 18—20 starken Zähnen bewafinet. (Sars zählt deren 24—26). Die
Schwanzkrallen sind schlank, mehr gebogen, sonst von derselben Beschaffenheit wie bei
der vorigen Art.
Körperlänge: 2.2—2.5 = = ; Körperhöhe: 1.25—1.3 " ®
Ich fischte diese Art nur einmal mit Dr. Fri@ im grossen Arbersee bei Eisenstein,
wo sie in Gesellschaft von Polyphemus pediculus und Alonopsis elongata
in grosser Menge lebte.
2. Gattung Daphnella, Baird.
1854. Diaphanosoma, Fischer.
Der Körper ist schlank, eng, seitlich sehr comprimirt und äusserst durchsichtig,
Der hohe Kopf hat eine viereckige Gestalt ohne Schnabelbildung, ist nach vorne gestreckt.
und von den Schalen immer deutlich durch eine mehr oder weniger tiefe Einschnürung
getrennt. Das runde, mit karminrothem Pigmente und mit grossen Krystalllinsen dicht
gekränzte Auge sitzt im vorderen und unteren Kopfwinkel, dem Stirnrande genähert.
Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen des Weibchens sind beweglich, von
der Grösse der halben Kopfhöhe und tragen am freien Ende eine fein zugespitzte Geissel;
sie entspringen etwa in der Mitte der unteren Kopfkante von einem gemeinschaftlichen,
niedrigen Höcker. Der Stamm der Ruderantennen, am Grunde geringelt, ist sehr lang
und trägt an seinem Ende ausser einem stärkeren, befiederten Dorn noch eine lange,
fein gefiederte Borste. Der äussere und längere Ast ist zweigliedrig, der innere, kürzere
dreigliedrig. Das erste und kürzere Glied des zweigliedrigen Astes ist mit vier, das
zweite mit acht zweigliedrigen und befiederten Borsten versehen; der dreigliedrige Ast
trägt fünf Borsten, von denen eine am Ende des mittleren und längsten Gliedes, die
übrigen am letzten Gliede sich befinden. Die Endglieder der beiden Aeste sind noch
mit je einem kurzen starken Dorn versehen.
Die Schale ist länglich viereckig mit breit abgerundeten hinteren Winkeln. Der
obere Schalenrand ist in der Mitte stark gewölbt. Der Unterrand verlängert sich vorne
in einen einwärts gekehrten stumpfen Höcker, den man am besten betrachten kann, wenn
das Thier am Rücken liegt. Die Schalenoberfläche ist fein punktirt. Das unbedornte
Postabdomen von conischer Gestalt wird von den Schalenklappen gänzlich bedeckt. Die
Schwanzkrallen sind schlank mit drei von einander abstehenden Dornen am Unterrande,
Die sehr langen, zweigliedrigen Schwanzborsten sitzen an einem sehr hohen gemeinschaft*
lichen Höcker hinter dem Abdomen. Der Darmkanal hat ebenfalls keine Blindsäcke
und erweitert sich gleich hinter der Speiseröhre in einen Hohlraum von conischer Gestalt,
der in die Kopfhöhle hinein ragt. Der After mündet gleich unter den Schwanzkrallen.
Das Männchen ist beträchtlich klemer als das Weibchen nnd zeichnet sich
besonders durch seinen eigenthümlichen Bau der Tastantennen aus. Die Geissel derselben
ist sehr stark verlängert, so dass die Tastantennen fast die Schalenlänge erreichen. Der
äussere Geisselrand ist der ganzen Länge nach mit kurzen und starren Härchen besetzt.
Das erste Fusspaar trägt ebenfalls wie bei Sida einen jedoch am Ende zugespitzten
6
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Hacken. Der lancetförmige Anhang fehlt. Die Hodenausführungsgänge münden ventral,
beiderseits des Abdomens in einem eigenthümlichen, bläschenförmigen Anhang, welcher
unterhalb des letzten Beinpaares sitzend, sehr lang und am Ende erweitert ist, so dass
er die Postabdominalkrallen an Länge übertrifft.
Diese Gattung scheint über die ganze Erde verbreitet zu sein, denn bisher wurde
sie überall beobachtet. Sie liebt stille, klare Gewässer und hält sich gerne in der Mitte
nahe der Wasseroberfläche, wo sie manchmal in grossen Schwärmen angetroffen wird.
Diese Gattung zählt zwei Species, welche beide in Böhmen vorkommen.
Augenpigment klein; der untere Schalenrand lang bedornt; Kopf von den
Schalenwtiefseinpeschnünte =. u 1... ae in sbrachyura.
Augenpigment sross; der untere Schalenrand kurz bedornt. Kopf von den
Schalen wenig eingeschnütt - . »- . 2. 2. .. 2. Brandtiana.
3. Daphnella brachyura, Lievin. — Der kurzschwänzige Glaskrebs. —
StejnonoZka kratkorepa.
1848. Sida brachyura, Lieyin: Die Branchiop. der Danz. Gegend. p. 20, Tab. IV., Fig. 3—4.
1850. Daphnella Whingii, Baird: The nat. Hist. of the brit. Entom. p. 109, Tab. XIV.,
Fig. 1—A.
1851. Sidaea cerystallina, Fischer: Ueber die in der Umgeb. von St. Petersburg vorkom.
Crust. p. 190, Tab. I—II.
1853. Sida brachyura, Liljeborg; De Crustac. ex. ordin. trib. Clad. Copep. et Ostrac.
p- 20, Tab. 1., Fig. 6; Tab. II, Fig. 1.
1854. Diaphanosoma Leuchtenbergianum, Fischer: Ergänz. zu der Abh. über Crust. p. 4.
1858. Daphnella brachyura, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin. p. 9.
1860. Sida brachyura, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 109.
1865. Daphnella brachyura, Sars: Norg. Ferskvandskrebsdyr. Cladoc. Ctenop. p. 44,
Tab. I., Fig. 16—24.
1867. Daphnella Brandtiana, P. E. Müller: Danmarks Cladocera, p. 101.
1872. Sida brachyura, Fri: Die Krustenth. Böhmens p. 21, Fig. 31.
1874. Daphnella brachyura, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 4.
Der Kopf ist plump gebaut, von der Schale durch eine sehr tiefe Einkerbung
getrennt; sein Unterrand ist mässig gewölbt, vor den Tastantennen leicht gebuchtet und
mit stark hervortretender Stirngegend. Der gerade Vorderrand seht in schiefer Richtung
von unten nach vorn und oben und biegt sich dann unter einer plötzlichen Rundung in
den stark convexen Oberrand. Von oben betrachtet, ist der Kopf dreieckig, ziemlich
schmal mit convexen Seitenrändern, die vorne unter einem abgerundeten Scheitelwinkel
zusammenlaufen. Bei obiger Betrachtung liegt das Auge in der Mitte der Kopfhölle,
von dem Kopfscheitel entfernt. Das Auge ist klein, bei der Seitenansicht dem Stirnrande
anliegend, in der Mitte mit ziemlich kleinem karminrothen Pigment, welches ringsum mit
grossen, länglichen Krystalllinsen umgeben ist. Die Ruderantennen sind sehr lang und
überragen in der Ruhe den hinteren Schalenrand.
Die Schalen sind länglich oval, äusserst durchsichtig, fein punktirt; ihr Oberrand,
besonders bei erwachsenen Weibchen, die im Brutraume viele Sommereier tragen, bildet
in der Mitte einen starken Bogen, welcher vor dem hinteren, nicht abgerundeten Schalen-
winkel plötzlich aufhört. Der schwach convexe Unterrand ist vorne frei und erst hinter
der Mitte mit zehn bis zwölf einwärts gerichteten langen Borsten versehen. Der ganze
übrige freie Schalenrand ist noch bis zum oberen Winkel mit kurzen, starren Dornen
besetzt, die jedoch am Unterwinkel deutlicher und stärker hervortreten. Die Schwanz-
krallen sind mässig gebogen mit stark divergirenden Nebendornen.
2
“
[er
[ee]
Körperlänge des Weibchens: 0'78—1'22 ==; Kopfhöhe: 0:'22—0'36 = m;
Körperhöhe: 0:5—0:58 = =. |
In Tümpeln und grossen Teichen sehr gemein. Ich traf sie in den Teichen bei
Prag, Wittingau,
4. Daphnella Brandtiana, Fischer. — Der kurzarmige Glaskrebs. —
Stejnonozka kräatkoramennä.
1854. Diaphanosoma Brandtianum, $. Fischer: Erg. zu der Abh. über Crust. p. 44,
Tab. II, fig. 16—24.
1860. Sida Brandtiana, Leydig: Naturgeschiehte der Daphn. p. 114.
1865. Daphnella Brandtiana, Sars: Norges Ferskvandskrebsdyr. Cladoc. Ctenopoda p. 45,
Tab. I, fig. 25—33.
1867. Daphnella brachyura, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 100.
In Gestalt sieht diese Art der vorigen äusserst ähnlich, so dass sie leicht mit
derselben verwechselt werden kann. Ihr Kopf ist schlanker, länger, und von der Schale
durch eine seichtere Einschnürung getrennt. Die untere Kopfkante ist hinter der wenig
hervorragenden Stirn kaum ausgerandet, der Vorderrand ist gerade und steigt in senk-
rechter Richtung nach oben, um sich dann in den leicht convexen Oberrand umzubiegen.
Von oben gesehen bilden die geraden Kopfseitenränder vorne einen abgestutzten Winkel,
in welchem das, Auge sitzt. Bei der Seitenansicht liegt das grosse Auge nahe dem
Stirnrande und hat einen bedeutend grösseren karminrothen Pigmentfleck, welcher mit
kleinen, runden Krystallinsen bekränzt ist. Die Ruderantennen sind schwächer und
erreichen kaum den hinteren Schalenrand.
Die Schale ist weniger durchsichtig als bei Daph. brachyura und an der
Oberfläche dicht gekörnt. Der untere Schalenrand ist ebenfalls erst hinter der Mitte
jedoch nur mit kurzen Dornen bis zum Hinterrande bewaffnet. Zwischen den Dornen
läuft noch eine Reihe feiner Stachelchen, welche sich bis zum hinteren Oberwinkel fort-
setzt. Die Nebendornen der Schwanzkrallen stehen parallel nebeneinander,
Länge: 1'0—1'2 = = ; Höhe: 0.55 —57 u m,
In den Teichen bei Wittingau, Dymokur nicht sehr häufig.
Il. Fam. 'Holopedidae, Sars.
Der ganze Körper ist in einer äusserst hyalinen, gelatinösen Hülle eingeschlossen,
welche unten offen bleibt. Der Kopf ist klein, nach unten gebogen. Die Tastantennen
kurz, unbeweglich und in beiden Geschlechtern gleich. Die Ruderantennen sind lang,
beim Weibchen einästig mit nur drei Ruderborsten, beim Männchen noch mit kleinem
zweigliedrigen Nebenast. Die Oberlippe, die Mandibeln und die Maxillen sind frei, von
der Schale unbedeckt. Die Schale ist kurz, am Rücken sehr hoch buckelartig gewölbt
und äusserst zart. Die Schalensutur ist sehr kurz und steigt senkrecht hinauf. Sechs
Beinpaare sämmtlich lamellös, mit deutlich entwickeltem Branchialanhang. Das Post-
abdomen von conischer Gestalt ragt wie sämmtliche Fusspaare aus der Schale hervor.
Der einfache Darmkanal trägt vorne zwei kurze Blindsäcke. Das Herz ist langgestreckt,
fast dreieckig. Die Hodenausführungsgänge beim Männchen münden einfach hinter dem
sechsten Fusspaare.
Diese Familie enthält nur eine Gattung.
19
3. Gattung Holopedium, Zaddach.
Der kleine, stark nach unten geneigte Kopf hat eine conische Gestalt ohne
Schnabelbildung. Das Auge ist klein, beweglich, mit wenig Krystalllinsen. Der schwarze
Pigmentfleck von der Grösse des Augenpigmentes liegt vor der Basis der Tastantennen.
Diese sind kurz, eylindrisch, in der Mitte leicht angeschwollen und mit kurzen Endriech-
stäbchen. Die Ruderantennen sind sehr lang und schlank, beim Weibchen einästig, zwei-
gliedrig mit nur drei Endborsten. Die Basis derselben zu beiden Seiten des Kopfes fest
angewachsen, ist in der Mitte geringelt und sehr biegsam.
Die Schale ist seulpturlos, höher als länger, namentlich bei erwachsenen Weibehen
am Rücken hoch buckelartig gewölbt, hinten mässig zugespitzt. Der untere freie Schalen-
rand ist hinten fein bedormnt. Sechs Paar Beine, welche sämmtlich lamellös, gleich
geformt und sehr lang sind, so dass sie zum Dritttheile aus den Schalenklappen hervor-
ragen. Das 2—4 Fusspaar trägt kurze, flaschenförmige Blasenfortsätze. Das Postabdomen
ist conisch, gerade gestreckt, beiderseits etwa mit zehn gleich langen Dornen bewaffnet.
Die kurzen, gebogenen und fein gezähnten Schwanzkrallen tragen an der Basis einen
kleinen Nebendorn. Die ziemlich langen, zweigliedrigen, dicht behaarten Schwanzborsten
sitzen auf einem gemeinschaftliehen, eylindrischen und hohen Fortsatz.
Beim Männchen tritt zu den zweigliedrigen Ruderantennen noch ein kurzer,
zweigliedriger Nebenast mit zwei Endborsten. Das Endstück des ersten Fusspaares ist
nur in einen langen, gekrümmten Hacken umgewandelt.
Diese Gattung weiset nur eine Species aus.
5. Holopedium gibberum, Zaddach. — Der langarmige Buckelkrebs. —
Hrbaika jezerni.
1855. Holopedium gibberum, Zaddach : Ein neues Crustac. aus der Fam. der Branchiop.
p- 159, Tab. VII—IX.
1862. Holopedium gibberum, Sars: Om Crustacea Cladocera iagttagne i Omegnen af
Christiania. Andet Bidrag. p. 251.
1865. Holopedium gibberum, Sars: Norges Ferskyandskrebsdyr. Cladoc. Ctenop. p. 97,
Rah.HIVE
1868. Holopedium gibberum, P. E. Müller: -Danmarks Cladocera. p. 103.
1872. Holopedium gibberum, Fri@: Die Krustenthiere Böhmens. p. 215, Fig. 32.
Länge: 1:4—1'6 = =-; Höhe: bis 2 = m.
Diese zierliche Art lebt in der Mitte grosser Seen und Teiche. Ich fischte
sie im Jahre 1871 mit Hrn. Dr. Fri6 in den Gebirgsseen bei Eisenstein, dann im Juni
1873 im Teiche „Novy vdovec“ bei Lomnitz. Das Rädertbierchen Conochylus volvox
war immer in ihrer Gesellschaft.
b) Anomopoda, Sars.
Fünf bis sechs Paar Beine, von denen die zwei ersten als Greiffüsse, die übrigen als
Branchialfüsse eingerichtet sind. Die Ruderantennen sind zweiästig, die Aeste fast gleich
lang, eylindrisch mit Endborsten.
Der eine Ast der Ruderantennen dreigliedrig, der andere viergliedrig.
r Fünf Paar Beine, das letzte in weitem Abstand von dem vorletzten entfernt.
Darm ohne Schlinge und vorne mit zwei Blindsäcken 1. Fam Daphnidae.
7 Fünf bis sechs Paar Beine in gleichem Abstand von einander.
98
20
7r Tastantennen vielgliedrig, beim Weibehen unbeweglich; Riechstäbehen von
der Spitze entfernt. Darm ohne Schlinge 2. Fam. Bosminidae.
+r Tastantennen eingliedrig, beweglich. Riechstäbchen endständig. Darm
einfach oder geschlingelt. 3. Fam. Lyncodaphnidae.
Beide Aeste der Ruderantennen dreigliedrig. Fünf oder sechs Paar Beine,
Kopf mit seitlich vorspringendem Dach. Darm geschlingelt.
4. Fam. Lynceidae.
III. Fam. Daphnidae, Sars.
Der Kopf meist mit seitlich vorspringendem Dach. Das Auge enthält wenig
Krystalllinsen. Die Tastantennen sind beweglich oder unbeweglich, eingliedrig, mit End-
riechstäbehen und entspringen meist von der hinteren Kopfkante hinter dem Schnabel,
selten von der unteren. Die Ruderantennen sind zweiästig, die Aeste cylindrisch, fast
gleich lang; der dreigliedrige Ast trägt fünf, der viergliedrige vier Ruderborsten. Fünf
Paar Beine, von denen das letzte in weitem Abstand von dem vorletzten seinen Ursprung
nimmt. Die ersten zwei Fusspaare sind meist eylindrisch und als Greiffüsse, die hinteren
lamellös und als Branchialfüsse eingerichtet. Das Postabdomen ist stets zurückgeschlagen.
Der Darmkanal ist einfach ohne Schlinge und erweitert sich vorne in zwei kurze Blind-
säcke,. Das Herz ist von ovaler Gestalt.
Diese Familie umfasst fünf Gattungen.
Kopf mit Schnabel.
7 Tastantennen des Weibehens sehr klein, unbeweglich. Kopf von der Schale
nicht geschieden. Schale rautenförmig gefeldert, hinten in einen Stachel
verlängert. Abdomen mit 3—4 Dorsalfortsätzen. 1. Gat. Daphnia.
r Tastantennen des Weibchens beweglich, Kopf von der Schale durch Im-
pression gesondert.
ir Schale quer gestreift, hinten schräg abgestutzt. Abdomen mit zwei Dorsal-
fortsätzen. 2. Gat. Simocephalus.
if Schale undeutlich retieulirt, hinten gerade abgestutzt. Der untere und
hintere Schalenwinkel beiderseits in einen Dorn auslaufend. Abdomen mit
einem Dorsalfortsatz. 3. Gat. Scapholeberis.
Kopf ohne Schnabel, von der Schale durch Impression gesondert. Tastanten-
nen beweglich.
ff Schale oval oder rundlich, hexagonal gefeldert. Abdomen mit einem Dorsal-
fortsatz. 4. Gat. Ceriodaphnia.
fr Schale vierkantig, undeutlich retienlirt. Abdomen ohne Dorsalfortsatz.
5. Gat. Moina.
4. Gattung Daphnia, O. Fr. Müller.
Hyalodaphnia, Schoedler.
Der Körper ist schlank, lang, niedrig und mehr oder weniger durchsichtig. Der
Kopf ist ziemlich hoch, breit, nach vorn gestreckt mit einem abgerundeten oder einem
in eine Spitze (Pyramide) auslaufenden Scheitel, welcher bei der Rückenansicht gekielt
und selten abgerundet ist. Hinten bildet der Kopf einen zugespitzten oder abgestutzten
Schnabel, dessen hintere Wand glatt, abgerundet oder zu beiden Seiten von dem Kopf-
schilde dachartig überragt ist. Der Fornix ist unbedeutend, niedrig und wölbt sich ober
21
den Ruderantennen in einer bogenförmigen Linie bis zum Auge. Etwa von der Mitte
dieser Linie senkt sich noch eine stärkere bogenförmige Chitinleiste nach hinten bis zur
Schnabelbasis. Die Sutur zwischen dem Kopfschilde und der Schale ist wellenförmig
und steigt von dem Zusammenstosse der beiden Schalenklappen schräg rückwärts über
das Herz hinauf. Das Auge ist gross und mit vielen Krystalllinsen versehen. Der
kleine, schwarze Pigmentfleck fehlt zuweilen.
Die Tastantennen sind sehr rudimentär, unbeweglich, an der hinteren Schnabel-
fläche einen fast verschwindenden oder sehr niedrigen Höcker bildend, von dem die
kurzen Riechstäbehen hervortreten. Die Ruderantennen sind gross und schlank; der
viergliedrige Ast derselben ist mit vier, der dreigliedrige mit fünf zweigliedrigen und
behaarten Borsten ausgerüstet.
Die Schale, von dem Kopfe meist durch eine sehr seichte Einkerbung geschieden,
hat eine länglich ovale Form und läuft hinten in einen bedornten Stachel aus. Die
Schalenränder sind stets kurz bedornt. Die Schalenoberfläche ist regelmässig rauten-
förmig gefeldert.
Der einfache Darm trägt vorne zwei kurze und in die Kopfhöhle hineinragende
Blindsäcke. Beine sind fünf Paare vorhanden, von denen das dritte und vierte mit
grossen, sackförmigen Branchialfortsätzen versehen sind. Das fünfte Paar ist rudi-
mentär. Das Proabdomen ist sehr undeutlich gegliedert, und ist am Rücken vor dem
Postabdomen mit drei bis vier Fortsätzen versehen; die zwei vorderen Fortsätze sind
gross und dienen zum Verschluss des Brutraumes.
Das Postabdomen, von dem Proabdomen durch eine Seitenleiste getrennt, ist
ziemlich gross, conisch, gegen das freie Ende hin verschmälert und an der unteren
Kante stets mit einfachen Zähnen bewehrt. In der Mitte dieser Kante mündet auch der
After. Die Postabdominalkrallen sind lang, gebogen, fein gezähnelt und bei manchen
Arten an der Basis mit einem Nebenkamm von kleinen Zähnehen versehen. Die Post-
abdominalborsten sind zweigliedrig und kurz.
Im Brutraume mancher erwachsenen Weibchen zählte ich bis 30 Sommereier,
so dass derselbe stark mit Eiern vollgestopft war. Die sogenannten Wintereier werden
im braunschwarzen, stark chitinisirten Ephipium zu zweien getragen, wo sie immer die
quere Lage einnehmen. Die Ephipium tragenden Weibchen erscheinen entweder im Herbste
oder im Sommer, wenn das Leben der Daphnien durch das Austrocknen oder durch das
Faulwerden des Wassers bedroht wird.
Die Männchen sind stets kleiner als die Weibehen. Auf dem abgerundeten
Schnabel sitzen die langen, ceylindrischen und beweglichen Tastantennen, welche am freien
Ende, wo die Riechstäbehen heraustreten, in eine zugespitzte Geissel ausgehen. Der
untere, lang behaarte Schalenrand bildet vorne einen einwärts ausgehöhlten Höcker. Die
Dorsalkante ist gerade. Das erste Fusspaar hat am Ende einen starken, gekrümmten
Hacken und eine lange, nach hinten gebogene Geissel. Von den Abdominalfortsätzen
ist nur der erste vollkommen entwickelt.
Manche Arten dieser sehr artenreichen Gattung gehören zu den grössten Cla-
doceeren; ihre Grösse schwankt zwischen 1—5 ” =, Man findet sie in allen unseren
süssen Gewässern und zwar immer in grosser Menge und zu jeder Jahreszeit. Sie ziehen
das klare, wenn auch nicht das frische Wasser vor; im faulenden Wasser dagegen gehen
sie bald zu Grunde. Ihre Durchsichtigkeit varirt je nach der Stelle, wo sie leben;
besonders hyalin und durchsichtig erscheinen diejenigen Formen, welche in Tiefen oder
in der Mitte grosser Seen und Teiche leben. Diese werden pelagische oder Seeformen
genannt und zeichnen sich durch einen viel zarteren und schlankeren Bau als die
übrigen Arten aus, welche kleinere Gewässer bewohnen. Ihre Bewegungen sind rasch
und hüpfend.
Bei der Bestimmung der Arten ist hauptsächlich der Bau des Kopfes, des
Schnabels, der Schale, die Stellung des Schalenstachels und der zwei ersten Abdominal-
fortsätze, endlich die Bewehrung des Postabdomens zu beachten.
Diese Gattung zählt 35 Arten, von denen 24 der Cladoceren-Fauna Böhmens
angehören, die sich nach folgender Uebersicht voneinander unterscheiden.
22
Schwanzkrallen mit Nebenkamm. Körper gedrungen, wenig durchsichtig.
Untere Postabdominalkante mit einem deutlichen Ausschnitt. Kopf sehr niedrig.
Darmeoeca lang, eingerollt. Schalenstachel sehr lang. 1. Schaefferi.
Darmeoeca kurz, gebogen. Schalenstachel kurz. 2. magna.
Untere Postabdominalkante gerade, oder schwach gewölbt. Kopf hoch.
Untere Kopfkante zwischen der Stirn und der Schnabelspitze gerade oder eonvex.
Fornix ober den Ruderantennen in einen zugespitzten Dorn auslaufend.
Schnabel an der Spitze abgestutzt. Der Dorsalrand der Schalen gebogen.
Schalendorn kurz. r » 3. psittacea.
Schnabel nicht abgestutzt. Dorsalrand gerade. Schalendorn sehr lang.
4, Atkinsonii.
Untere Kopfkante concay.
Schalenstachel ziemlich lang.
* Stirn stark vorragend. Kopf niedergedrückt. 5. pulex.
* Stirn mässig vorragend. Kopf hoch.
** Schalenstachel oberhalb der Medianlinie des Körpers. 6. pennata.
** Schalenstachel in der Medianlinie. 7. Schoedleri.
Schalenstachel sehr kurz oder fehlend.
* Seichte Impression zwischen Kopf und Thorax. 8. obtusa.
* Impression zwischen Kopf und Thorax fehlt. 9. gibbosa.
x
Schwanzkrallen ohne Nebenkamm.
Nebenauge stets vorhanden. Kopf vorne abgerundet, selten gehelmt.
Das zweite Glied der Ruderborsten kürzer als das erste, dick.
Kopf niedrig. Schalenstachel in der Medianlinie. Bulbi optiei kurzgestielt.
11. ventricosa.
Kopf hoch. Schalenstachel ober der Medianlinie. Bulbi optiei lang gestielt.
12. caudata.
Glieder der Ruderborsten von gleicher Länge oder das zweite länger als das erste.
Körper wenig durchsichtig, gelb oder röthlich.
* Kopf durch Impression deutlich gesondert, niedrig, unten tief ausgeschnitten,
10. paludicola.
* Impression zwischen Kopf und Thorax unbedeutend oder fehlt.
** Kopf unten kaum ausgeschnitten, nach vorn gestreckt. Schnabel gerade.
*** Abdominalfortsätze an der Basis verwachsen. Schalenstachel in der
Medianlinie. 13. longispinna.
**#= Abdominalfortsätze an der Basis nicht verwachsen.
7 Abdominalfortsätze kurz, dick, gleich lang. Schalenstachel ober der Me-
dianlinie. 14. rosea.
r Der erste Abdominalfortsatz zweimal so lang als der zweite. Schalenstachel
in der Medianlinie., 15. lacustris.
** Kopf unten tief ausgeschnitten, geneigt. Schnabel lang, nach hinten
gebogen. Schalenstachel in der Medianlinie. 16. aquilina.
Körper hyalin, farblos.
* Kopf vorne abgerundet, länger als die Hälfte der Schalenlänge, ohne
Impression. 2—2:5 mm , 17. graeilis.
* Kopf kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, durch eine Impression vom
Thorax getrennt, vorne abgerundet oder gehelmt.
** Kopf klein, enger als die Schale. Postabdomen mit sieben Zähnen,
Kaum 1 = m. gross. 17. mierocephala.
** Kopf ebenso breit wie die Schale, vorne abgerundet oder gehelmt. Post-
abdomen mit zehn Zähnen. Kaum 2 "- m gyoss, 19. galeata.
23
Nebenauge fehlt. Kopf stets gehelmt (Gatt. Hyalodaphnia, Schoedler).
Kopf höher als die Hälfte der Schalenlänge.
Postabdomen mit sechs Zähnen. Kaum 2 m. m. gross,
* Kopf gerade gestreckt. 20. Kahlbergensis.
* Kopf aufwärts gebogen. 21. Cederströmii.
Postabdomen mit vier Zähnen. Kaum 1 = m. gross, 22. vitrea.
Kopf kürzer als die Hälfte der Schalenlänge,
Postabdomen mit sechs Zähnen. 23. eucullata.
Postabdomen mit sieben bis acht Zähnen. 24. apicata.
6. Daphnia Schaefferi, Baird. — Der bewimperte Wasserfloh. —
Perloocka obrvena.
1851. Daphnia Schaefteri, Baird: Brit. Entomostr. p. 93, Tab. VIL, Fig. 1—2; Tab.
VII., Fig. A—J.
Fig. 1. Der Körper ist sehr gross, breit, plump gebaut, wenig
durehsichtig. Der niedrige, sehr breite, ein wenig nach unten
geneiste Kopf ist von den Schalen nicht gesondert. Der Oberrand
ist stark convex, die Stirn wenig hervorragend, abgerundet, der
Unterrand gerade oder schwach concav, der Schnabel kurz, stumpf
und an der Hinterkante bedornt. Der Schnabel bildet mit der
geknickten hinteren Kopfkante einen stumpf- oder rechtwinkeligen
Ausschnitt, in welchem die Tastantennen sitzen. Das Gewölbe
(Fornix) ist sehr hoch und breitet sich beiderseits in eine drei-
eckige Platte aus, welche die Basis der Ruderantennen theilweise
bedeckt. Bei der Rückenlage ist der Kopf vorne dreimal gekielt
und der optische Durchschnitt desselben stellt ein Fünfeck dar,
dessen Seitenränder zwischen der Kopfbasis und der erhabenen
Seitenleiste, nämlich dem Seitenkiel, der unweit von dem Scheitel-
kiel und diesem paralell zu beiden Seiten des Kopfes verläuft,
convex und zwischen dem letzteren und dem Scheitelkiel mässig
3... concay sind.
an ee, Das verhältnissmässig kleine und der Stinn anliegende
Beer ei ten Auge besitzt nur wenig, zur Hälfte mit Pigment bedeckte Krystall-
nen. ai Darmcoeca, ne. linsen. Die Tastantennen sind kurz, kegelförmig und ragen frei
Hautnerv. f. Fomix- unter dem Schnabel hervor. Die Ruderantennen sind kurz, stark,
platte. sc Seitenleiste an der Oberfläche ziemlich lang bedormt; der dreigliedrige Ast
des Kopsachilder, an der Innenseite lang behaart; die Ruderborsten kurz.
Die breiten Schalen laufen hinten ober der Medianlinie des Körpers in einen
ziemlich langen, stark bedornten Stachel aus. Der Dorsalrand ist mässig gewölbt, bedornt,
der freie Ventralrand bauchig, einwärts gebogen, an der äusseren Lippe mit dicht stehenden,
kurzen Dornen besetzt, an der inneren Lippe besonders vorne lang behaart. Die Schalen-
oberfläche ist quadratisch gefeldert mit dicken und erhabenen Linien. Die Darmeoeca
sind sehr lang und eingerollt. Die Postabdominalfortsätze dick, von einander entfernt,
von denen der erste zweimal so lang ist als der zweite. Das Postabdomen ist gegen
das freie Ende hin merklich verschmälert; die Unterkante in der Mitte tief ausgeschnitten
und beiderseits vor dem Ausschnitte mit sechs, hinter demselben mit zwölf gebogenen,
gleich grossen Zähnen bewehrt. Zuweilen trifft man noch einen Zahn in der Mitte des
Ausschnittes. Gegen die Basis ist das Postabdomen kurz bedornt. Die Schwanzkrallen
sind stark, gebogen, fein gezähnt und tragen an der Basis einen niedrigen Kamm mit
etwa 18 Dornen. Die Schwanzborsten sind verhältnissmässig lang.
Länge (Weibchen): 2:6—3 = =; Höhe: 1:62—19; = =; Kopfhöhe: 0°55 bis
0:62 mm; Stachel: 0.5—0'6 "m,
24
Das Männchen ist kleiner als das Weibchen und ebenfalls plump gebaut. Sein
Kopf ist nach vorn gestreckt, abgerundet, die Unterkante stark concav, der Schnabel
leicht abgerundet. Die Tastantennen sind beweglich, am freien Ende erweitert und
abgestutzt; die Geissel kurz gebogen. Die Schale ist eng, am Unterrande fein, lang
behaart. Die Geissel des ersten Fusspaares ist sehr lang. Die Abdominalfortsätze fehlen.
Länge (Männchen). 2:13 =-m.; Höhe: 1.15 =: =; Kopfhöhe: 0:35 mm;
Stachel 047 u: m.,
Diese Art lebt in schmutzigen Gewässern. Sirbitz bei Podersam.(Fri&); Aag :
bei Eger (Noyäk). Podebrad, Böhmisch Brod, Pisek, Winterberg.
7. Daphnia magna, Straus. — Der grosse Wasserfloh. —
Perloo&ka velka.
1320. Daphnia magna, Straus: M&m. p. 159.
1851. Daphnia pulex, var. magna, Baird: Brit. Entomostr. p. 89, Tab. XL, Fig 3—5.
Fig. 2. Diese in der Gestalt und Farbe der vorigen äusserst
ähnliche Art reiht sich zu den grössten Cladoceren. Der
fi M ebenfalls plump gebaut, schmutzig grün. Der Kopf ist nie-
driger als bei D. Schaefferi und von oben betrachtet
annähernd vierkantig, indem der Scheitelkiel sehr niedrig
Daphnia magna, Str. — und abgerundet ist. Der Fornix bildet auch beiderseits oben
Postabdomen. den Ruderantennen die dreieckige Platte. Die kurzen, kegel-
förmigen Tastautennen ragen frei hinter dem Schnabel hervor.
Die Schale hat eine schräg ovale Gestalt und ist viel breiter als der Kopf.
Der sehr kurze, gerade Schalenstachel entspringt weit ober der Medianlinie des Körpers
und ist aufwärts gerichtet. Die Schalenränder sind von derselben Beschaffenheit wie bei
der vorigen Art. Die Schalenoberfläche ist klein quadratisch retieulirt mit feinen, erha-
benen Linien. Rt
Ein besonders wichtiges Unterscheidungsmerkmal bieten die Darmeoeca, welche sehr
kurz, am freien Ende verdiekt und nicht eingerollt sind. Die Abdominalfortsätze stehen
getrennt von einander. Das Postabdomen ist gegen das freie Ende hin stark verjüngt,
an der Unterkante ebenfalls tief ausgeschnitten und beiderseits der Analfurche mit 15—16
gleich langen und gekrümmten Zähnen bewaffnet. Die Postabdominalkrallen sind gebogen,
fein gestrichelt und au der Basis kammartig wie bei D. Schaefferi gezähnt.
Das Weibchen trägt im Brutraume mehr als 30 Sommereier.
Länge: 3:01—4 =: = ; Höhe: 2:06—2'3 = = ; Kopfhöhe: 0:7—1'1 »- m
Häufig in schmutzigen kleinen Gewässern bei Prag, Podebrad, Brandeis an der
Elbe, Böhmisch Brod.
8. Daphnia Atkinsonii, Baird. — Der langdornige Wasserfloh. —
Perloo6cka ostnata.
1859. Daphnia Atkinsonii, Baird. Desc. of sev. spec. of Entom. from Jerusalem.
Fig. 3. Der Körper gross, schlank, wenig hoch; der
Dorsalrand gerade, ohne Impression zwischen Kopf
und Thorax. Von oben betrachtet sieht der Körper
eng aus und vorne am Kopf scharf gekielt. Der Kopf
ist gestreckt, kuppelförmig, ziemlich niedrig, vorne
gleichmässig abgerundet mit einem kurzen, scharfen
Daphnia Atkinsonii, Baird. Schnabel, der nach hinten gekehrt ist. Der Fornix
— Postabdomen. läuft ober den Ruderantennen in einen breiten, fein
& Körper ohne Impression zwischen Kopf und Thorax ist
dns
ER
25
zugespitzten und nach hinten gerichteten Dorn aus. Das grosse Auge liest von der
nicht hervorspringenden Stirnkante entfernt. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein.
Die verkümmerten und unbeweglichen Tastantennen entspringen unterhalb des Schnabels
in Form eines dreieckigen Höckers, aus dem die kurzen Riechstäbehen hinabragen. Die
Ruderantennen sind kurz, stark, bedornt; das Endglied des dreigliedrigen Astes ist an
der Innenseite lang behaart.
Die Schalen, breiter als der Kopf, verlängern sich hinten in einen sehr langen,
geraden und nach oben gerichteten Stachel, welcher wie die Schalenränder mit langen,
dicht gedrängten Stacheln bewaffnet ist. Am Schalenrücken stehen diese Stacheln in
zwei, vorne divergirenden Reihen. Der gerade Dorsalrand ist der ganzen Länge nach,
der sehr sewölbte Ventralrand nur hinten bedornt. Die Schalenoberfläche ist sehr deutlich
rautenförmig gefeldert.
Die Darmeoeca sind kurz, aufwärts gebogen. Die beiden ersten Abdominal-
fortsätze stehen dieht nebeneinander, sind lang, bewimpert und divergiren mit ihren Enden.
Das breite, zugespitzte Postabdomen ist an der Unterkante mit zehn schwachen,
gleich grossen Zähnen bewaffnet, und am Hintertheile dicht bedornt. Die fein gestrichelten
Schwanzkrallen haben zwei, dicht hintereinander stehende, niedrige Kämme. Die fein
gestrichelten Schwanzkrallen tragen zwei Kämme. Der erste Kamm ist etwa aus zehn,
der zweite aus zwanzig Dornen zusammengestellt. Die Schwanzborsten sind kurz.
Das Weibchen trägst im Brutraume höchstens 12 Sommereier.
Länge: 1:87—2°5 = =; Höhe: 0:87—1'45 = =; Kopfhöhe: 0:47—0'57 m m;
Stachel: 1—1'42 m m.,
Das Männchen blieb mir unbekannt.
Diese höchst interessante und von allen Daphnien durch den geraden und
bedornten Dorsalrand leicht unterschiedbare Art traf Dr. Fri@ in einer mit schmutzigem
Wasser gefüllten Lache bei Kounie und Fr. Vejdovsky bei Elbekostelee in Gesellschaft
mit Moina.
Der Baird-schen Figur fehlt die Bewehrung der Dorsalkante.
9. Daphnia psittacea. W. Baird. — Der Papageiwasserfloh. — Perlo-
ocka kfivonosa.
1851. Daphnia psittacea, Baird: British Entomostr. p. 92. Tab. IX, Fig. 3. 4.
1858. Daphnia psittacea, Schoedler: Branchiop. d. Umgeb. von Berlin. I. Beitrag. p. 16.
1872. Daphnia psittacea, Fri@: Die Krustenthiere Böhmens. p. 232, Fig. 34.
1874. Daphnia psittacea, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 18. Tab. I, Fig. 10.
Der Körper dieser Art erscheint mehr gedrungen als bei der letztbeschriebenen
Art, der sie am meisten ähnlich sieht. Der Kopf ist ebenfalls ziemlich niedrig, kuppel-
förmig, nach vorne gestreckt. Der Schnabel kurz, stumpf, an der unteren Kante schräg
abgestutz. Gleich hinter diesen ragen die conischen, kürzeren Tastantennen frei
hervor. Das Auge, mittelgross, mit wenigen, nur theilweise mit Pigment bedeckten
Krystalllinsen liest ebenso von der nicht hervorragenden Stirnkante entfernt. Der schwarze
Pigmentfleck ist klein. :
Die Ruderantennen sind schlank, stark beschuppt, mit langen, zweigliedrigen und
dicht behaarten Ruderborsten.
Die Schale, vom Kopf durch eine seichte Einkerbung getrennt und bedeutend
breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale Gestalt und bildet hinten, weit ober der
Schalenmitte einen, an der Basis sehr breiten, hinten mit einem runden Höcker versehenen,
kurzen, leicht gebogenen und schlanken Stachel. Der obere Schalenrand ist nicht wie bei
der vorigen Art gerade, sondern leicht gebogen, der untere Schalenrand stark gebogen,
bauchig. Die Bedornung beider Ränder ist von derselben Beschaffenheit wie bei der
D. Atkinsonii, jedoch scheint sie hier zarter zu sein.
26
Die Darmeoeca sind ziemlich lang und eng; die zwei ersten, langen Abdominal-
fortsätze stehen dicht hintereinander, der dritte ist länger als bei vorgehender Art.
Das ‚Postabdomen ist lang, schmal, conisch, die untere Kante leicht gebogen
und hinter dem After, der ebenfails jederseits mit zehn kleinen und schlanken Zähnen
bewaffnet ist, mit einem seichten Ausschnitte versehen. Im Uebrigen stimmt es gänzlich
mit dem der Daph. Atkinsonii.
Länge: 1'9 © ®, Höhe: 1:30 =: m, Höhe des Kopfes: 0'4 = =, Stachel: 0:18 = ®-,
Die Weibchen haben ein röthliches Colorit.
Ich traf diese Art nur einmal im December 1869 in der Elbebucht „Skupice“
bei Podebrad und in den Gräben des nahe liegenden Fasangartens.
10. Daphnia pulex, De Geer. — Der gemeine Wasserfloh. —
Perlooöka obecnä.
1820. Monoculus pulex, Jurine: Hist. des Monoel. p. 85, Tab. VIII—XI.
1851. Daphnia pulex, Baird: Brit. Entom. p. 89, Tab. IV., Fig. 1—3.
1859. Daphnia pulex, Schoedler: Branchiop. der Umg. von Berlin. p. 13, Tab. I., Fig. 2.4, 5.
1860. Daphnia pulex, Leydig: Naturg. der Cladoc. p. 118, Tab. I, Fig. 1—7.
1862. Daphnia pulex, 0. G. Sars: Om de i Omegnen af Christiania forek. Cladoe, p. 263.
1867. Daphnia pulex, P. E. Müller. Danmarks Cladoc. p. 110, Tab ]., Fig. 4.
1872. Daphnia pulex, Fri: Krustenth. Böhmens. p. 221. Fig. 33.
Der Körper gross, plump gebaut, ziemlich breit, wenig durchsichtig, röthlich
gefärbt. Der breite Kopf ist niedrig, nach unten geneigt, vorne stark abgeflacht, mit
deutlich hervortretender Stirngegend. Die untere Kopfkante ist hinter der Stirn sehr
tief ausgeschnitten. Der fein zugespitzte Schnabel ist leicht nach hinten gebogen. Der
Fornix ist hoch. Von oben gesehen ist der Kopf vorne abgerundet. Das Auge ist gross
und hat .nicht viele Krystalllinsen. Die Tastantennen sind sehr kurz, conisch und ragen
hinter der Schnabelspitze wenig hervor. Die Ruderantennen sind kurz, schlank, deutlich
beschuppt und mit langen, dieht befiederten Ruderborsten ausgerüstet.
Die Schalen, bei erwachsenen Weibchen vom Kopf durch keine Impression
getrennt, haben eine ziemlich ovale Gestalt. Der Unterrand ist viel gewölbter als der
Oberrand und verschmilzt mit jenem in einen sehr kurzen, geraden und nach oben
gerichteten Stachel, welcher ober der Medianlinie des Körpers liegt. Die beiden Schalen-
ränder sind hinten kurz bedornt. Die Schalenoberfläche ist fein rautenförmig gefeldert.
Die Darmeoeca %ind kurz, am freien Ende verdiekt und nach oben gebogen.
Die zwei ersten Abdominalfortsätze stehen dicht nebeneinander; der erste nach vorn
gewendet ist doppelt so lang als der zweite, welcher sich nach hinten biegt. Der dritte’
Fortsatz ist unbedeutend. ö
Das lange Postabdomen ist am Ende verschmälert. Sein Unterrand ist mässig
gewölbt und vorne mit 12—14 fast gleich grossen Zähnen bewaffnet. Die gebogenen
Schwanzkrallen besitzen an der Basis zwei Kämme, von denen der erste, höhere 6—7,
der zweite niedrigere 3—4 zugespitzte Dornen hat, Die Schwanzborsten sind lang, zwei-
gliedrig und befiedert.
Länge des Weibehens: 2:15 ® ®-; Höhe: 1:23 w =; Kopfhöhe: 0:4 @- =; Schalen-
stachel: 0:16 = m,
In schmutzigen Gewässern ziemlich selten. Kratzau bei Frauenberg.
Diese Art unterscheidet sich von der D. pennata, mit der sie sehr oft ver-
wechselt wurde, auf den ersten Blick durch die stark ausgesehnittene untere Kopfkante,
sowie durch den abgerundeten Scheitel. Die beste Zeichnung von dieser Art hat Leydig
geliefert. Die Liljeborgische Figur stimmt eher mit D. obtusa überein.
27
11. Daphnia pennata, O. F. Müller. — Der behaarte Wasserfloh. —
Perloocka zperena.
1785. Daphnia pennata, O. Fr. Müller: Entom. p. 82, Tab. XII., Fig. 4—7.
1835.? Daphnia ramosa, Koch: Deutschlands Crust. H. 35, n. 18.
1851.? Daphnia pulex, Baird: Brit. Entom. p. 90.
1858. Daphnia pennata, Schoedler: Branch. p. 15.
1862. Daphnia pennata, 0. G. Sars: Om de i Omesnen af Christiania forekom.
Cladoc. p. 264.
Der Körper ist röthlich, wenig durchsichtig, gross, hoch.
Der Kopf, von den Schalen durch eine sehr seichte Impression
gesondert, ist höher und breiter als bei D. pulex, vorn abge-
rundet, mit wenig hervorragender Stirn. Der schiefe, leicht coneave
Unterrand läuft nach hinten in ein ziemlich langes, scharfes,
nach hinten gekehrtes Rostrum aus, hinter dem die kleinen,
conischen Tastantennen wenig hervorragen. Die Riechstäbchen
sind sehr kurz. Der stark gewölbte Fornix zieht sich vorn vor
das Auge. Von oben betrachtet ist der Kopf breit, nach vorn
verjüngt und an dem Scheitel zugespitzt. Das grosse Auge mit
nicht vielen ovalen Kıystallinsen liest nahe der Stirnkante. Der
schwarze Pismentfleck ist klein, rundlich.
Der Basaltheil der schlanken Ruderantennen überragt
den Kopf und besitzt sowie auch die beiden Aeste eine stark aus-
geprägte schuppenartige Sceulptur. Die Ruderborsten sind schlank,
na, Tastantennemnerv. dreisliedrig (das letzte Glied sehr kurz) und lang behaart.
a TI nneT. Der oben gebogene Sehalenrand verlängert sich hinten
genmuskeln. ai Darm- Mit dem ebenfalls sehr convexen Unterrande in einen ziemlich
blindsack. f Fornix. langen, geraden, nach hinten gerichteten Stachel, welcher über der
Medianlinie des Körpers steht und stets bedeutend länger ist als
bei D. pulex. Die Schalenränder sind zur Hälfte dicht und kurz bedornt. Die Schalen-
structur ist deutlich ausgeprägt.
Die Darmeoeca sind kurz. Die zwei Abdominalfortsätze lang, behaart und
stehen entfernt von einander.
Das Postabdomen hat eine conische Gestalt, ist an der Ilinterkante leicht econvex
und mit 16—18 von vorn nach hinten an Grösse abnehmenden Zähnen bewehrt; übrigens
ist das ganze Postabdomen, besonders hinten mit feinen Schuppen bedeckt, welche aus
5—6 im Halbkreise gestellten Chitinleistehen bestehen. Die langen und gebogenen
Schwanzkrallen tragen an der Basis zwei Kämme, unter denen der höhere aus 5—6,
der niedrigere aus nur 4 Dornen gebildet wird.
Das Weibchen trägt im Brutraume über 20 Sommereier.
Länge: 2:1—2'38 © =; Höhe: 1:45—1'63 = =; Kopfhöhe: 0:37—0'45 = m.,
Das Männchen ist bedeutend kleiner als das Weibchen. Sein Kopf ist stark
niedergedrückt, über der Stirn leicht ausgebuchtet, unten gerade, mit breit abgerundetem
Schnabel. Die langen Tastantennen sind an der Basis mit einigen Querreihen von kurzen
Haarchen versehen und tragen ausser der zugespitzten Geissel am freien, abgestutzten
Ende noch eine kurze Seitenborste vor der Mitte. Der obere Schalenrand ist gerade,
der untere lang behaart. Das erste Fusspaar trägt an seinem Endgliede einen stark
gekrümmten Hacken und eine lange, beinahe die Länge der Schale erreichende Geissel.
Das Abdomen besitzt am Rücken zwei behaarte und nach hinten gerichtete Fortsätze,
von denen der erste doppelt so lang ist als der zweite. Das Postabdomen ist klein,
schlank, gebogen und auf dieselbe Weise wie beim Weibchen bewehrt. Die Hodenausfüh-
tungsgänge münden ventral hinter den Krallen.
Fundorte: sehr häufig in verschiedenen Wasseransammlungen mit schmutzigem
Wasser bei Prag, Pod&brad, Prelout, Böhmisch Brod, Brandeis an der Elbe, Pisek,
Eger, Wittingau, Turnau, Ridkä u. s. w.
Fig. 4.
28
12. Daphnia Schoedleri, Sars. — Der weisse Wasserfloh. —
Perloocka bila.
1858. Daphnia longispinna, Schoedler: Branchiop. p. 14, Tab. I., Fig. 13—14.
1862. Daphnia Schoedleri, Sars: Om de i Omegnem af Christiania forekom. Cladoc.
And. Bidrag. p. 266.
Der Körper ist schlank, durchsichtig, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax.
Der Kopf hoch, gestreckt, vorne abgerundet und mit kaum vorragender Stirn. Seine
leicht concave oder gerade Unterkante läuft hinten in eine kurze, spitzige und nach
hinten gerichtete Schnabelspitze, welche mit den sehr verkümmerten Tastantennen einen
ziemlich scharfen Winkel bildet. Die hintere Kopfkante ist leicht ausgehöhlt, gebogen.
Der Fornix wölbt sich sehr hoch über den Ruderantennen und seine scharfe Kante fällt
bis zur Mitte des Auges hinab. Von oben betrachtet erscheint der Kopf an der Basis
sehr breit, dreieckig, mit stark convexen Seitenrändern, welche vorn an dem Scheitel in
einen spitzigen Kamm zusammenlaufen. Das grosse Auge liegt nahe der Stirnkante und
besitzt viele Krystalllinsen, welche nur mit der Basis im reichen Pigmente stecken. Der
schwarze Pigmentfleck ist sehr klein.
Die Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine ovale Gestalt und endet hinten
in der Medianlinie des Körpers mit einem ziemlich langen, geraden, nach hinten zielenden
Stachel. Die Schalenränder sind gleichmässig gewölbt und theilweise mit langen, dicht
gedrängten Dornen besetzt. Die Schalenretieulation ist deutlich und kleinmaschig.
Die Darmeoeca sind kurz, dick, gebogen. Der erste lange und dieke Abdominal-
anhang entspringt in kleinem Abstand von dem zweiten. Der dritte Fortsatz ist niedrig,
unbedeutend.
Das gegen das freie Ende stark verjüngte Postabdomen trägt an der leicht
convexen Unterkante 15—14 gebogene Zähne, welche hinten an Grösse allmälig abnehmen.
An der Basis der gebogenen Schwanzkrallen steht ein Kamm, welcher nur fünf lange
Dornen zählt. Die Schwanzborsten sind kurz.
Das Weibchen hat eine weissliche Farbe mit dunkelbraun gefärbten Schalenrändern
und Beinen. Im Brutraume zählte ich bis 30 Sommereier.
Länge: 1'65—2°9 = =; Höhe: 0:38—1:95 ”- =; Kopfhöhe 0:42—0:53 = m-;
Stachel: 0:4—0'45 = m,
Das Männchen blieb mir unbekannt.
In kleinen Gewässern selten. Dr. Fri fand sie bei Neuhof unweit von Wittingau.
Diese Art gleicht am meisten der D. longispinna, mit der sie auch von
Schoedler verwechselt worden ist. Sie unterscheidet sich von jener auf den ersten Blick
durch die Bewehrung der Schwanzkrallen.
13. Daphnia obtusa, Kurz. — Der böhmische Wasserfloh. —
Perloocka Ceskä.
1853. Daphnia pulex, Liljeborg: De Crustae. ex ordin. tribus Clad. Copep. et Ostrae.
p.. 30, Tab. II, Fig, ‚2, 3
1874. Daphnia obtusa, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 16, Tab. I, Fig. 8, 9.
Der Körper ist ziemlich klein, niedrig. Der Kopf von der Schale durch einen
breiten Ausschnitt gesondert, ist hoch, gestreckt, vorne gleichmässig abgerundet, mit
wenig vorragender Stirn. Die untere Kante ist leicht concav. Der kurze, stumpfe
Schnabel bildet mit den breiten, niedrigen und wenig hervorragenden Tastantennen einen
fast rechten Winkel. Der Fornix ist niedrig und verliert sich erst vor dem Auge. Von
oben gesehen ist der Kopf gekielt. Das grosse, dem Stirnrande nahe liegende Auge hat
viele deutlich hervortretende Krystalllinsen.
en
29
Die Ruderantennen sind schlank und erreichen kaum die Hälfte der Schalenlänge.
Die Schale von ovaler Gestalt, am höchsten in der Mitte verschmälert sich gleich-
mässig nach hinten und endet in der Medianlinie des Körpers mit einem sehr kurzen
Stachel, der übrigens auch ganz fehlen kann. Die beiden Schalenränder sind bis zur
Hälfte mit winzigen, weit abstehenden Dornen besetzt. Die Oberfläche der Schalen ist
fein und deutlich rautenförmig gefeldert.
Die Darmeoeca sind lang, dünn und spiralförmig gebogen. Die zwei ersten
Abdominalfortsätze sind dick. ungleich lang und stehen dicht neben einander.
Das conische Postabdomen ist unten schwach gewölbt und hat beiderseits der
Analfurche 9—10 fast gleich grosse, gekrümmte Zähne. Die Schwanzkrallen haben an
der Basis zwei Kämme, von denen der vordere acht, der hintere zehn Dorne zählt. Die
Schwanzborsten sind lang.
Im Brutraume der Weibchen fand ich höchstens 15 Sommereier.
Länge: 1'55—2°1 =: =; Höhe: 0:98— 1:23 = =-; Höhe des Kopfes: 0:25 —0'37 m: m;
Stachel: 0:08 =",
Das Männchen ist stets kleiner; sein Kopf ist vorn abgerundet, unten gerade,
Die Geissel der Tastantennen ist lang und am Ende gekrümmt. Die vordere und untere
Schalenecke stumpf, kaum vorragend, die untere Schalenkante lang behaart. Der Stachel,
bedeutend länger als beim Weibchen, ist aufwärts gerichtet. Die Abdominalfortsätze
sind sehr kurz und behaart.
Länge: 1.032 2 7Höhe; OH 7 Ropihöhe:, 023 2m 4 Stachel:70:.12 am,
Fundorte: In kleinen, mit getrübtem Wasser angefüllten Pfützen und Lacken
ziemlich häufig. Razitz bei Pisek (Slavik), Hartmanitz bei Schüttenhofen, Habry (Hamböck),
Mnisek (Pribik), Struharov (Vejdovsky).
Sie unterscheidet sich von D. pennata, welcher sie am ähnlichsten sieht,
durch die deutliche Impression zwischen Kopf und Thorax und durch den Schalenstachel.
14. Daphnia gibbosa, n. sp. — Der bucklige Wasserfloh. —
Perloocka hrbata.
1874. Daphnia gibbosa, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens p. 13.
Fig. 5. Der Körper ist gross, sehr
hoch. Der Kopf niedrig, tief ge-
neigt mit abgerundeter und deut-
lich hervorragender Stirn; die
untere Kopfkante ist stark aus-
geschnitten, der Schnabel kurz,
spitzig, nach hinten gebogen. Die
Fornixlinie verliert sich oberhalb
des Auges. Das Auge besitzt nicht
r viele Krystalllinsen und ist sehr
SITZ gross. Der kleine schwarze Pig-
AR mentfleck ist rundlich.
Die kaum hervorragenden nie-
drigen Tastantannen sind der gan-
zen Länge nach mit dem Schnabel
verwachsen. Die Ruderantennen sind ziemlich lang und deutlich beschuppt.
Die Schale vom Kopf durch einen niedrigen und abgerundeten Höcker gesondert,
hat eine rhombische Gestalt. Ihr Unterrand ist stark gebogen, in der Mitte abgeflacht,
an der äusseren Lippe frei, an der inneren Lippe zum Theil spärlich bedornt und bildet
gleich unter dem Schalenstachel einen niedrigen Höcker. Der Stachel ist sehr kurz und
steht oberhalb der Medianlinie des Körpers. Die Schalenoberfläche ist mit äusserst
kleinen, deutlichen, quadratischen Maschen geziert.
Daphnia gibbosa, n. sp. gl Schalendrüse. c Herz.
e Sommereier,
30
Die Darmeoeea sind kurz gebogen. Der erste Abdominalfortsatz, mit dem zweiten
sehr kurzen an der Basis verwachsen, ist sehr lang, dünn und am Ende eingerollt.
Das conische Postabdomen ist unten mit 17—19, von hinten nach vorn an
Grösse zunehmenden Zähnen bewehrt und hinter dem After seicht ausgeschnitten. Die
Schwanzkrallen sind nur mit einem Nebenkamme versehen, welcher etwa sieben Dornen
zählt. Die Schwanzborsten sind kurz.
Die Farbe ist röthlich.
Länge: 2:01 =-=-; Höhe: 1:38 = =; Kopfhöhe: 0-4 = m.,
Ich traf diese Art einmal in einer Wassergrube in Podol bei Prag in ziemlich
grosser Menge.
15. Daphnia paludicola, n. sp. — Der Sumpfwasserfloh. —
Perlooöka bahni.
Der Körper ist gross, wenig durchsichtig, gelblich. Der Kopf ist tief geneigt,
niedrig, von der Schale durch einen breiten und tiefen Ausschnitt gesondert, vorne abgerundet,
mit kaum hervortretender Stirn. Die untere Kopfkante ist leicht ausgeschweift, der
Schnabel kurz, scharf. Der Fornix ist sehr niedrig und endet vor dem Auge. Von
oben gesehen ist der Kopf ziemlich eng und hat eine dreieckige, vorn zugespitzte Gestalt
mit schwach convexen Seitenrändern. Das Auge besitzt wenig Krystalllinsen.
Die Tastantennen sind sehr verkümmert, hinter dem Schnabel kaum hervorragend.
Die Ruderantennen schlank, fein geschuppt, mit langen Ruderborsten.
Die Schale, viel breiter als der Kopf hat eine ovale Gestalt und entsendet
hinten in der Mitte des Körpers einen ziemlich kurzen, dünnen Stachel, welcher leicht
aufwärts gebogen ist. Der obere und untere Schalenrand ist hinten mit feinen und
kurzen Dornen bewehrt. Die Schalenoberfläche ist gross und fein reticulirt.
Die Darmeoeca sind kurz und gerade. Der erste dünne Abdominalfortsatz mit
dem zweiten an der Basis verwachsen, übertrifft diesen weit an Grösse.
Das Postabdomen von conischer Gestalt ist klein und unten mit 12—14 gleich
langen Zähnen versehen. Die Krallen sind nur fein gestrichelt, die Schwanzborsten kurz,
zweigliedrig, fein behaart.
Im Brutraume der Weibchen sah ich bis zwanzig Sommereier.
Länge: 218 =”; Höhe: 1:5 =-=-; Kopfhöhe: 0:45 = =: Stachel: 025 mm,
Beim Männchen ist der Kopf gestreckt, am Unterrande stark ausgeschnitten,
mit abgerundetem Schnabel. Die kurzen und dicken Tastantennen sind am Ende schräg
abgestutzt und tragen eine gerade, kurze Geissel. Die Schale ist unten gebogen, in der
Mitte abgeflacht und lang behaart. Der Hacken des ersten Fusspaares ist schlank und
zugespitzt, die Geissel sehr lang. Die Abdominalfortsätze fehlen hier gänzlich.
Länge; 0:9 = =-, Höhe: 0:5 = =, Kopfhöhe: 0:2 =: =, Stachel 0:13 = =,
Die schmutzig gelb gefärbte Art traf ich in einer Torfgrube in der Nähe des
Opatovitzer-Teiches bei Wittingau.
won
31
16, Daphnia ventricosa, n. sp. — Der bauchige Wasserfloh. —
Perlooöka Siroka.
Der Körper ist sehr gross, hoch, durchsichtig. Der
Kopf niedrig, klein, vorn abgerundet, mit mässig hervorragender
Stirn. Die Unterkante desselben ist vor dem Schnabel, welcher
lang und leicht nach hinten gebogen ist, winkelartig tief einge-
drückt. Der schwache Fornix verliert sich über dem Auge. Bei
der Betrachtung von oben erscheint der Kopf vorne abgerundet.
Das Auge zählt viele runde Kıystalllinsen, welche im Pigmente
fast gänzlich eingebettet sind. Die Tastantennen sind mit der
hinteren Kopfkante fast gänzlich verschmolzen. Die Ruderantennen
etwa die halbe Länge der Schalenklappen erreichend sind undeut-
lich geschuppt und mit kurzen, dicken Borsten versehen. Das
S zweite Glied derselben ist weit kürzer als das erste.
Daphnia ventricosa, Die kurz ovale Schale ist breiter als der Kopf, am Rücken
2 en mässig gebogen, unten bauchig erweitert. Der Stachel ist sehr
ö ; lang, gerade und steht in der Medianlinie des Körpers, von dem
unteren Schalenrande durch einen niedrigen Höcker getrennt.
Die Schalenoberfläche ist gross, quadratisch und deutlich gefeldert.
Die Darmeoeca sind kurz, dünn. Der erste Abdominalfortsatz von der doppelten
Länge des zweiten ist mit diesem an der Basis verwachsen.
Das Postabdomen ist lang, gegen das Ende verjünst und hat an den Rändern
der Analfurche 14 starke Zähne, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Nebstdem
ist der Schwanz zu beiden Seiten fein gestrichelt. An den fein gestrichelten Krallen
fehlt der Nebenkamm.
Im Brutraume der Weibchen sah ich nur eine kleine Zahl der Sommereier.,
Länge: 228 ==: Höhe: 1:43 = =: Kopfhöhe: 0:4 = m.; Stachel: 0:55 u m.,
Das Männchen kenne ich nicht.
Diese farblose und sehr durchsichtige Art lebt in der Mitte des schwarzen Sees
im Böhmerwalde, wo ich sie in einer Tiefe von 6” mit Bosmina bohemica bei-
sammen fischte.
Von der ähnlichen D. paludicola unterscheidet sie sich durch die abweichende
Beschaffenheit der Ruderborsten und die Lage des Stachels.
17. Daphnia caudata, Sars. — Der langstachelige Wasserfloh, —
Perloocka Sumavska.
1854. Daphnia longispinna, Fischer: Daphn. und Lyne. p. 424, Tab. IL, Fig. 1—4.
1863. Daphnia caudata, Sars: Zoologisk Reise i 1862. p. 214.
Der Körper ohne Impression zwischen Kopf und Thorax ist sehr gross, schlank,
durchsichtig, blassgelb. Der hohe Kopf, vorne schräg abgestutzt, ist geneigt, hinter der
wenig vorspringenden Stirn leicht eingedrückt und spitzt sich hinten in einen langen,
geraden Schnabel. Der schwach entwickelte Fornix verliert sich vor dem Auge. Von
oben gesehen ist der enge Kopf hoch gekielt.
Das Auge besitzt nicht viele Krystalllinsen, welche zur Hälfte im Pigmente
verborgen liegen. Das Nebenauge ist sehr klein. Der Bulbus opticus ist langgestielt. Die
Tastantennen sind sehr klein, den Hinterrand des Kopfes kaum überragend. Die Ruder-
antennen, länger als die Hälfte der Schale, haben ebenso dieke und kurze Borsten wie
bei D. ventricosa. Das zweite Glied derselben ist auch bedeutend kürzer als das erste.
Die Schale, kaum breiter als der Kopf, ist länglich oval; ihre Dorsalkante mit
der Kopfkante gleichmässig und schwach gewölbt, verlängert sich hinten mit der stark
32
bauchigen Unterkante in einen dicken, sehr langen Stachel, welcher weit ober der Medianlinie
des Körpers steht und aufwärts gerichtet ist. Derselbe hat unten an der Basis einen
niedrigen Höcker und ist sowie die Schalenränder mit langen Dornen besetzt. Die
Schalenoberfläche ist gross retieulirt.
Die Darmeoeca sind kurz. Der erste Abdominalfortsatz ist mit dem zweiten
an der Basis verwachsen.
Das Postabdomen ist schlank, leicht gebogen und unten vor den Schwanzborsten
mit einem niedrigen Höcker versehen. An den Rändern der Analfurche stehen zwölf
ungleich lange Zähne. Die langen Schwanzkrallen sind nur fein gestrichelt.
Das Weibchen trägt im Brutraume höchstens acht Sommereier.
Länge: 2:3—2:67 = =; Höhe: 1:25—2'0 = =; Kopfhöhe: 0:63—-0:75 m m;
Stachel: 0'925 = =,
Das Männchen ist stets kleiner als das Weibchen. Sein Kopf ist gestreckt,
vorne gleichmässig abgerundet, unten leicht concav. Die kleine Geissel der kurzen
Tastantennen wird von den Riechstäbehen überragt.
Diese schöne Art fand Dr. Fri 1875 im Plöckensteiner und Rachel-see im
Böhmerwalde, wo sie in der Mitte mit Heterocope robusta beisammen lebte.
18: Daphnia longispinna, Leydig. — Der langstielige Wasserfloh.
Perloo&ka hrotnata.
1860. Daphnia longispinna, Leydig: Naturgesch. der Cladoceren. p. 140, Tab. II;
Fig. 13—20.
1862. Daphnia longispinna, G. 0. Sars: Om de i Omegnen af Christiania forekom. Cla-
docer. I. Bidrag. pag. 149.
1872. Daphnia longispinna, Fri6: Die Krustenthiere Böhmens. p. 233, Fig, 36.
1874. Daphnia longispinna, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. pag. 15.
1574. Daphnia Leydigii, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens. pag. 13.
Der Körper ist sehr schlank, mehr oder weniger durchsichtig, farblos oder blassgelb
gefärbt; im letzteren Falle sind die Ruderantennen, die Schnabelspitze und das Postab-
domen immer dunkler gefärbt. Der Kopf ist hoch, gestreckt, vorne abgerundet, unten
schwach concav, hinten gerade. Die Stirn ragt wenig. hervor. Der Schnabel ist lang,
mit der Spitze nach hinten gerichtet. Der schwach entwickelte Fornix endet vor dem
Auge. Von oben gesehen erscheint der Kopf eng, vorne plötzlich verschmälert und an
dem Scheitel gekielt. Das grosse Auge liegt nahe dem Stirnrande, etwa in der Medianlinie
des Kopfes. Das Nebenauge ist sehr klein.
Die Tastantennen sind klein, mit dem Schnabel verschmolzen, so dass nur die
Riechstäbehen hinter demselben hervorragen.
Die Schale, vom Kopf nicht oder sehr undentlich gesondert, ist breiter als dieser
und hat eine länglich ovale Gestalt. Der ziemlich lange Stachel entspringt in der
Medianlinie der Schale und ist gerade, nach hinten gerichtet. Zuweilen steht gleich
unter demselben noch ein niedriger Höcker. Die beiden Schalenränder sind hinten
spärlich bedornt. Die rautige Schalenstructur tritt deutlich- hervor.
Die Darmcoeca sind kurz. Der erste Abdominalfortsatz übertrifft den zweiten,
mit dem er an der Basis verwachsen ist, an Länge. Der dritte Fortsatz ist klein, aber
deutlich entwickelt. An den Rändern der Analfurche stehen 10—12 Zähne, welche von
vorn nach hinten an Grösse abnehmen. Die Schwanzkrallen sind blos fein gestrichelt
und am Dorsalrande wie bei allen folgenden Arten mit zwei bis drei winzigen Zühnchen
versehen.
Im Brutraume der Weibchen sah ich höchstens acht Sommereier. Das Ephipium
ist dunkelbraun gefärbt.
Länge: 2:0—2:5 = =; Höhe: 1'0—1'25 = m; Kopfhöhe: 0:41—0:52 u. m.
Stachel: 0:55 . m
u te TEE
Beyer:
Se)
De}
Beim Männchen, das stets kleiner ist als das Weibehen, ist der Kopf stark,
niedergedrückt, der Schnabel breit abgerundet. Die Geissel der Ruderantennen ist kaum
länger als die Riechstäbehen. Auf der Itückenkante des Kopfes sieht man zuweilen zwei
bis drei kurze, aufwärts gerichtete Zähne, welche bei jungen Exemplaren beiderlei Geschlechtes
sich öfters vorfinden. Der Unterrand der Schale ist gerade und dicht behaart. Am
Endgliede des ersten Fusspaares sitzt ein ziemlich kleiner, aufwärts gekrümmter Hacken
und eine sehr lange, hinten behaarte Geissel. Die Abdominalfortsätze fehlen.
Länge: 175 ==, Höhe: 0:58 == Kopfhöhe: 0:3 ==. Stachel: 0:43 m m,
Häufig in Tümpeln und Teichen mit klarem Wasser. Fundorte: Fasangarten
bei Podebrad; Kaiserwiese bei Prag; „Novy vdovec*“ Teich, „Svet“ Teich bei Wittingau ;
Pisek; Eger.
19. Daphnia rosea, O. G. Sars. — Der röthliche Wasserfloh. —
Perloocka rüzova.
1862. Daphnia rosea, Sars: Om de i Omegn. af Christania forekom. Cladoc. p. 268.
Der Körper ist von mittlerer Grösse, durchsichtig, röthlich gefärbt. Der Kopf
. niedriger als bei D. longispina, ist niedergedrückt, hinter der vorragenden Stirn
mehr ausgebuchtet und läuft nach hinten in einen geraden, langen, an der Spitze stumpfen
Schnabel aus, hinter dem die sehr niedrigen Tastantennen kaum hervorragen. Der Fornix
wölbt sich hoch über den Ruderantennen und endet vor dem Auge. Von oben gesehen
ist der Kopf breit und gegen den gekielten Scheitel allmälig verjüngt. Das grosse Auge
liegt dem Stirnrande gepresst unter der Medianlinie des Kopfes und hat nicht viele
Krystalllinsen, welche fast gänzlich vom Pigment bedeckt sind.
Die Schale, zuweilen vom Kopf durch eine seichte Ausrandung gesondert, ist
länglich oval, niedriger als bei der vorigen Art. Der gerade und ziemlich lange Stachel
steht oberhalb der Medianlinie des Körpers und ist aufwärts gerichtet. Im Uebrigen ist
die Schale wie bei D. longispina gleich beschaffen.
Die Darmeoeca sind kurz, nach oben gebogen. Die zwei ersten Abdominal-
fortsätze sind dick, kurz, fast von derselben Länge und stehen von einander entfernt.
Das Postabdomen ist schlank, gegen das Ende verjüngt, leicht gebogen und
besitzt an der Unterkante 13—14 schlanke Zähne.
Das Weibchen trägt im Brutraume nicht viele Sommereier.
Länge: 1:9 = =-- Höhe: 1:1 = =; Kopfhöhe: 0:37 = m,
In Teichen und Pfützen mit klarem Wasser selten. Fundorte: Struharov (Vejd.);
Elbekosteletz (Vejd.).
Diese schöne Art hat bisher blos Sars beobachtet. Sie unterscheidet sich von
allen Daphnien durch ihre röthliche Farbe und von D. longispina und D. lacustris,
welchen sie am meisten ähnlich sieht, hauptsächlich durch die abweichende Beschaffenheit
der Abdominalfortsätze.
20. Daphnia lacustris, O. G. Sars. — Der blasse Wasserfloh. —
Perloocka belava.
1862. Daphnia lacustris, Sars: Om de i Omegnen af Christiania forek. Cladoc. And.
Bidrag. p. 266.
Der Körper ist mittelgross, farblos oder blass gelb ge-
färbt, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax. Der Kopf
ist niedrig, geneigt, vorne abgerundet, unten tiefer eingedrückt
als bei D. longispina und rosea. Die Stirn ragt wenig
hervor. Der Schnabel ist ziemlich kurz, am Ende schwach ge-
bogen mit scharfer Spitze. Der Fornix ist hoch gewölbt und endet
sehon über dem Auge. Von oben betrachtet ist der Kopf breit
und verschmälert sich allmälig gegen den Scheitel, welcher gekielt
ist. Das grosse Auge liegt tief unter der Medianlinie des Kopfes
und hat viele länglichovale Krystalllinsen.
Die Tastantennen sind mit der leicht eoncaven, hinteren
Kopfkante gänzlich verwachsen. Die Riechstäbehen erreichen die
Daphnia lacustris, Sars. Sebnabelspitze nicht. ; m R N:
— Kopf a; Tastantens Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale
nen. a, Ruderantennen. Gestalt; ihre grösste Höhe liegt hinter der Mitte. Die beiden
e Gehirn. o Auge.iDarm. Schalenränder sind bei erwachsenen Weibehen gleichmässig gewölbt,
ei Darmcoecum. weshalb auch der gerade, nach hinten gerichtete Stachel in der
(ar Medianlinie des Körpers steht. Die Bewehrung desselben, sowie
auch der Ränder ist sehr schwach entwickelt. Auch die Schalen-
struetur tritt weniger deutlich hervor als bei den oben erwähnten Arten.
Die Darmeoeca sind kurz, gerade. Die Abdominalfortsätze sind nicht verwachsen,
sondern stehen dicht nebeneinander. Diese sind auch schmäler und kürzer.
Das Postabdomen von demselben Bau wie bei D. longispina trägt an den
Rändern der Analfurche 14—16 fast gleich ‘grosse Zähne. Die Schwanzborsten sind
dick, kurz und spärlich behaart.
Im Brutraume der Weibchen sah ich höchstens 10 Sommereier.
Länge: 2:21 =. =: Höhe: 126 == "Kopfhohe:7' 0:61 aa Stachel 02222
Das Männchen blieb mir unbekannt.
In grossen Teichen selten. Ich traf sie in den meisten Wittingauer Teichen,
besonders aber im „Syn“ Teiche bei Lomnitz, wo sie vorherrschend war. Auch dieses
Thier ist bisher nur von Sars gefunden worden. :
21. Daphnia aquilina, Sars. — Der krummschnabelige Wasserfloh. —
Perlooöka krivozobä.
1863. Daphnia aquilina, Sars: Zoologisk Reise 1862. p. 216.
Fig. 8. Der Körper ist mittelgross, schlank, durchsichtig, farblos.
Der Kopf ist hoch, tief geneigt, vorne abgerundet, unten zwischen
der Stirn und dem Schnabel, die im gleichen Niveau liegen, tief
ausgeschnitten. Der letztere ist sehr lang, spitzig und stark nach
hinten gekrümmt, so dass er mit seiner scharfen Spitze zwischen
die Schalenklappen hineinragt. Der Fornix verliert sich knapp
über dem Auge. Von oben gesehen erscheint der Kopf enger
als die Schale und ist dreieckig, vorn hoch gekielt.
Das Auge, dem Stirnrande gepresst, ist gross und besitzt
wenig Krystalllinsen. Das Nebenauge ist verhältnissmässig gross.
Die Tastantennen liegen hinter dem Schnabel ganz versteckt, so
dass fast nur die Riechstäbehen hinter der Schnabelspitze hervor-
Daphnia aquilina, Sars. springen. Die Ruderantennen sind schlank, undentlich beschuppt.
— Kopf. Die Schale vom Kopf durch eine seichte und breite Ein-
kerbung gesondert, hat eine länglich ovale Form. Die Ränder
sind schwach bedornt und die Oberfläche fein rautenförmig gefeldert. Der Schalenstachel
steht oberhalb der Medianlinie des Körpers, ist äusserst schlank, kurz und aufwärts gebogen.
Be: a
SE]
oO.
Die Darımcoeca sind kurz. - Die Abdominalfortsätze stehen dicht nebeneinander
und sind lang, dick. Der erste übertrifft den zweiten doppelt an Länge. Das Post-
abdomen wie bei D. longispina hat an der unteren, leicht coneaven Kante 16—17
ungleich lange Zähne. Die Schwanzkrallen sind gebogen und fein gestrichelt, die
Schwanzborsten dick, kurz.
Das Ephippium ist tief dunkelbraun gefärbt.
Länge: 183 = =; Höhe: 1:0 = =; Kopfhöhe: 0'426 = m; Stachel: 03 = =,
Das Männchen ist mir unbekannt.
Diese niedliche Art fand ich zahlreich im Cheyner Teiche westlich von Prag
zusammen mit Simoc. exspinosus. Im „Syn“ Teiche bei Lomnitz kommt sie
vereinzelt vor.
Ob diese Art mit der Sarsischen D. aquilina identisch ist, kann ich nicht
mit Sicherheit angeben, da seine Diagnose kurz und ungenügend ist. Bei der Bestimmung
habe ich mich nur auf den eigenthümlichen Bau des Schnabels gestützt. Sehr, nahe
verwandt ist sie mit D. lacustris.
22. Daphnia gracilis, n. sp. — Der zierliche Wasserfloh. —
Perloocka Stihla.
1874. Daphnia gracilis, Hellich: Ueber die Cladocerenfauna Böhmens, p. 13.
Der Körper ist hyalin, schlank, langgestreckt und
überall gleich hoch. Der Kopf ist hoch wie die Hälfte der
Schalenlänge, breit, geneigt, vorne abgerundet und unten
hinter dem Auge leicht concay. Die Stirn ragt nicht hervor,
sondern verschmilzt mit dem grossen Bogen des sehr hohen
Kopfscheitels. Der Schnabel ist kurz, an der Spitze stumpf
und nach hinten gekehrt. Der ziemlich hohe Fornix endet
vor dem Auge. Von oben gesehen ist der Kopf mit einem
hohen Kiel versehen.
Das grosse Auge liest nahe dem unteren Kopfrande,
etwa in der Mitte zwischen dem Scheitel und der Schnabel-
spitze und besitzt viele, deutlich hervortretende Kıystalllinsen,
welche dicht aneinander gedrängt sind. Der schwarze Fleck
ist sehr klein. Die Tastantennen ragen in Form eines nie- Daphnia gracilis, n. sp. —
digen Höckers hinter der Schnabelspitze hervor. Die _ a
schlanken und deutlich beschuppten Ruderantennen tragen ° eoecum. f Fornix.
kurze und dicht befiederte Ruderborsten. Der Basaltheil
ist leicht gebogen.
Die Schale, vom Kopf nicht getrennt, hat eine länglich ovale Gestalt mit feiner
rautenförmiger Structur. Der lange Stachel steht in der Medianlinie des Körpers, ist zuerst
gerade, dann aufwärts gebogen und mit vier Längsreihen von grossen Dornen bewaffnet.
Der untere Schalenrand, welcher convexer ist als: der Oberrand, ist hinten kurz bedornt.
Die Darmeoeca sind lang, gerade. Die ersten zwei kurzen Abdominalfortsätze
stehen dicht nebeneinander. Der dritte Anhang ist unbedeutend, klein. Das schlanke
Postabdomen verengert sich merklich gegen das freie Ende und trägt an den Rändern
der Analfurche zehn lange Zähne, welche nach hinten kleiner werden. Die Krallen sind
sehr stark gebogen und äusserst fein gezähnt. Die Schwanzborsten sind kurz, dick.
Das Weibchen trägt im Brutraume 10—12 Sommereier.
Länge 2:4 = =.; Höhe: 125 = m-- Kopfhöhe: 0:88 = =-; Stachel: 0:9 m m,
Ich traf dieses Thier an einem einzigen Orte im Teiche „Syn“ bei Lomnitz mit
mehreren Cladocerenarten zusammen; es war nicht sehr zahlreich vorhanden.
Diese Art reiht sich schon zu den wahren Seeformen. Von D. galeata, mit
der sie am meisten übereinstimmt, unterscheidet sie sich durch die enorme Kopfhöhe,
Bei Jungen dieser Art ist der Kopf vorne ebenfalls abgerundet.
3*+
36
23. Daphnia galeata, 0. G. Sars. — Der gehelmte Wasserfloh. —
Perloocka jezerni.
1865. Daphnia galeata, Sars: Zoolog. Reise i 1862. p. 21.
1868. Daphnia galeata, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 117, Tab. I., Fig. 6.
1874. Daphnia galeata, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 13, Tab. 1., Fig. 6—7.
Fig. 10. ı Der Körper ist hyalin, farb-
los, zwischen Kopf und Thorax
mit einen breiten und seichten
Eindruck versehen. Der hohe
Kopf erreicht nicht die Hälfte
der Schalenlänge und neigt sich
ein wenig nach unten, so dass
der höchste Punkt des abgerun-
deten oder zugespitzten Schei-
tels unter der Medianlinie des
Kopfes liegt. Der Scheitel ist
hier ebenfalls wie bei D. gra-
eilis sehr hoch. Die untere Kopfkante über dem Auge mässig gewölbt ist hinten, vor
dem Schnabel leicht ausgeschweift. Derselbe ist kurz, stumpf und hinten breit abgestutzt.
Die Fornixlinie senkt sich bis zur Mitte des Auges. Bei der Betrachtung von oben hat
der Kopf dieselbe Gestalt wie bei voriger Art, an der Basis ziemlich breit und vorne
hoch gekielt. Das mittelgrosse Auge ist mit zahlreichen, aus dem Pigment weit hervorra-
senden Krystalllinsen versehen und liegt etwa in der Mitte zwischen der Helm- und
Schnabelspitze, dem Stirnrande genähert. Der schwarze Fleck ist klein und stets vor-
handen. Die Tastantennen sind hinter dem Schnabel gänzlich versteckt, so dass nur
das Endbüschel der Riechstäbchen hervorspringt.
Die Schale, kaum breiter als der Kopf, ist länglich oval und hat eine fein
gegitterte Structur. Der Stachel liegt etwa in der Mitte der Schalenhinterkante und
biegt sich stark aufwärts. Der untere, stärker gewölbte Schalenrand ist hinten mit kurzen,
weit von einander abstehenden Dornen bewaffnet.
Der erste Abdominalanhang, mit dem zweiten an der Basis nieht verwachsen,
übertrifft diesen dreimal an Länge. Das Postabdomen verhält sich wie bei vorher-
gehender Art und ist jederseits der Analfurche mit 10—12 Zähnen ausgerüstet, welche
nach vorn an Grösse zunehmen. Die Krallen sind gebogen, fein gestrichelt; die Schwanz-
borsten kurz.
Ich unterscheide bei dieser Art drei Varietäten.
Var. 1. Der Kopf gehelmt, die Helmspitze abgerundet.
Länge: 1’6 ® =, Höhe: 075 = =, Kopfhöhe: 0:6 = =, ‘Stachel: 07 m m,
Var. 2. Der Kopf gehelmt, die Helmspitze scharf.
Länge: 1'62 =: =, Höhe: 0:75 =- =, Kopfhöhe: 0:65 = =, Stachel: ‘0:72 mm.
Var. 3. Der Kopf abgerundet.
Länge: 15 = =, Höhe: 0:7 = =, Kopfhöhe: 0:5 = m, Stachel: 0:7 = m,
Häufig in der’ Mitte der Teiche und Seen.
Fundorte: Zehunerteieh bei Zizelitz, Keyer- und Polernitzer Teich bei Prag,
Rosenberger-, Kahov-, Svet-Teich bei Wittingau u. s. w.
Bei jungen Exemplaren ist der Kopf stets gehelmt.
Daphnia galeata, Sars. — Weibchen.
-
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[
0)
{9}
24. Daphnia microcephala, Sars. — Der kleinköpfige Wasserfloh. —
Perloocka drobnohlava.
1863. Daphnia microcephala. Sars: Reise Zoologisk i Sommeren 1862. p. 214.
Der Körper ist klein, durchsichtig, zwischen Kopf und Thorax ziemlich wenig
eingedrückt. Der Kopf ist klein, vorne abgerundet, mit deutlich hervorspringender Stirn.
Die untere Kopfkante ist zwischen Stirn und Schnabel gleichmässig sanft ausgerandet.
Der Schnabel ist stumpf, kurz, an der Spitze abgerundet und seitlich von dem Kopfschilde
nicht überragt. Der Fornix ist schwach und verliert sich vor dem Auge. Von oben
gesehen verhält sich der Kopf wie bei D. longispina, an der Basis breit, dann
plötzlich verschmälert und an dem Scheitel unbedeutend gekielt.
Das Auge liest dem Scheitel- und Stirnrande genähert; es ist ziemlich klein
und besitzt zahlreiche, deutlich aus dem kleinen Pigment hervortretende Krystalllinsen.
Das Nebenauge habe ich vermisst. Die Riechstäbchen der kleinen Tastantennen sind
lang und überragen die Schnabelspitze.
Die Schale, zweimal so hoch als der Kopf, hat bei erwachsenen Weibchen
annähernd rundliche Gestalt und die Oberfläche deutlich gegittert. Der Stachel steht
in der Medianlinie des Körpers; er ist ziemlich kurz, dünn, schwach, aufwärts gebogen
und wie der hintere Theil des Schalenunterrandes zart bedornt.
Die Darmeoeca sind lang, gebogen. Die zwei ersten Abdominalfortsätze sind
beide fast von gleicher Länge nach vorn gebogen und an der Basis verwachsen; der
dritte Fortsatz ist kaum wahrnehmbar. Das Postabdomen von demselben Baue wie bei
D. cucullata trägt vorne sieben ungleich lange Zähne. Die Schwanzborsten sind
auch kurz und fein behaart.
Im Brutraume der Weibchen traf ich über zwanzig Sommereier.
Länge: 0:75 = =; Höhe: 0:45 = =; Kopfhöhe: 0:16 =- =; Stachel: 0:16 ® =.
Das Männchen blieb mir unbekannt.
In reinem Wasser selten.
Ich fand diese Art blos einmal im April 1873 in der Elbebucht „Skupice“ bei
Podebrad.
Im ganzen behält diese Art grosse Uebereinstimmung mit D. eucullata, von
der sie sich jedoch sehr leicht durch den stets abgerundeten Scheitel unterscheiden lässt
25. Daphnia cucullata, 0. G. Sars. — Der hyaline Wasserfloh. —
Perloocka prüsvitna.
1862. Daphnia eueullata, Sars: Om de i Christiania Omegn forekom. Cladoe. 2 det.
Bidrag. p. 271.
1866. Hyalodaphnia eueullata, Schoedler: Cladoe, des frischen Hafis. p. 28.
1867. Daphnia eucullata, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 120, Tab. I., Fig. 23.
Der Körper ist klein, hyalin, farblos, zwischen Kopf und Thorax durch .einen
deutlichen Eindruck getrennt. Der kleine Kopf, viel enger als die Schale, ist gestreckt
und läuft vorne allmälig in eine kurze Spitze aus, so dass derselbe bei der Seitenansicht
die Form einer niedrigen Pyramide darstellt, welche auf der Dorsalkante stets leicht
ausgerandet ist. Die Stirn ist stark convex, der Schnabel kurz, stumpf abgerundet. Der
Fornix ist sehr schwach entwickelt. Bei der Rückenansicht verengert sich plötzlich der
Kopf vorne in einen hohen Kiel.
Das Auge liegt in der Mitte zwischen IHelm- und Schnabelspitze dem Stirnrande
genähert; es ist klein zu nennen und ringsum mit zahlreichen, deutlich aus dem Pigment
hervorragenden Krystallinsen umgeben. Der schwarze Fleck fehlt. Hinter dem Selmabel
ragen blos die Rieehstäbehen der Tastantennen hervor.
38
Die Schale ist eiförmig, hoch; ihre grösste Höhe befindet sich hinter der Mitte. Der
Oberrand ist mässig gewölbt und geht hinten allmälig in den geraden Stachel über, veleher
oberhalb der Medianlinie des Körpers entspringt; er ist lang, dünn. Die Schalenoberfläche
ist zart gefeldert. h
Die Darmeoeca sind kurz. Die zwei ersten Abdominalfortsätze, zur Hälfte mit
einander verwachsen, sind ungleich lang; der erste, viel grösser als der zweite, ist nach
vorn gebogen. Der dritte ist unbedeutend. Das Postabdomen trägt an den Rändern der
Afterspalte 6—8 feine Zähne. Die Schwanzkrailen sind nur fein gezähnelt. Die Schwanz-
borsten lang, fein behaart.
Das Weibchen trägt im Brutraume nicht viele Sommereier.
Länge: 0'95—1'11 ” ”; Höhe: 0:41—0°45 ”- =; Kopfhöhe: 0:34—0'33 = m;
Stachel: 0:27—042 m m,
Das Männchen, kleiner als das Weibchen, unterscheidet sich von demselben
durch einen niedrigen Scheitel und einen kürzeren Schnabel. Die Tastantennen sind am
Ende abgestutzt und tragen hier eine Geissel, etwa von der Länge der Riechstäbchen.
Der Schwanzstachel ist stets aufwärts gebogen.
In der Mitte der Seen und grossen Teiche häufig.
Fundorte: Svöt-, Syn Teich bei Wittingau; Jordanteich bei Täbor; Keyer- und
Pocernitzer Teich bei Prag; Skupice bei Podebrad. Als nächstverwandse Arten sind D.
apicata, Kurz und D. Berolinensis, Schoedler zu nennen.
26. Daphnia Kahlbergensis, Schoedler. — Der grossköpfige Wasserfloh.
Perloocka hlavata.
1866. Hyalodaphnia Kahlbergensis, Schoedler: Cladoc. des frischen Haffs. p. 18, Tab.
L, Fig. 13.
1867. Daphnia Kahlbergensis, P. E. Müller: Danmarks Cladocera, p. 118, Tab. II., Fig. ”—8.
Der Körper ist mittelgross, hyalin, zwischen Kopf und Thorax mit einer breiten
Impression versehen. Der Kopf ist nach vorn gestreckt und sehr hoch, so dass er fast
die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt. Bei der Seitenansicht stellt er eine hohe, breite,
gegen das Ende sich allmälig verjüngende Pyramide dar, deren Spitze, welche in der
Medianlinie des Kopfes liegt, mehr ausgezogen, abgerundet und zuweilen ein wenig
aufwärts gekrümmt ist. Die Seitenränder dieser Pyramide sind stets schwach gewölbt.
Die Stimm ragt nicht hervor. Der Schnabel ist kurz, stumpf abgerundet. Der Fornix
schwach entwickelt. Von oben betrachtet, geht der enge Kopf in eine sehr hohe, seitlich
stark comprimirte Spitze aus.
Das Auge liegt viel näher der Schnabelspitze als der Helmspitze, dem Unterrande
genähert. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen sind sehr klein und ragen
nur mit den Riechstäbehen hinter dem Schnabel hervor. Die Endglieder der beiden
Ruderäste sind seitlich fein behaart.
Die Schale ist länglich oval, hoch; ihre grösste Höhe liegt etwa in der Mitte
der Schalenlänge. Der Schalenstachel steht in der Mitte des Hinterrandes; er ist ziemlich
lang, gerade, etwas aufwärts gerichtet und an der Basis breit. Der untere Schalenrand
ist hinten kurz bedornt. Diese Bewehrung geht auch auf den Stachel und zum Theil
auf den Schalenoberrand über. Die Structur der Schalenoberfliche verhält sich wie bei
voriger Art.
Die Abdominalfortsätze sind an der Basis mit einander verwachsen; der erstere
grössere Fortsatz krümmt sich nach vorne. Das Postabdomen von demselben Baue, wie
bei D. eucullata, trägt an den Rändern der Afterspalte sechs ungleich grosse Zähne.
Die Schwanzborsten sind ziemlich lang, spärlich behaart.
Länge: 155— 20 = =; Höhe: 0:66—0'79 = m; Kopfhöhe: 0,57—0:95 = =;
Stachel: 0'35—0'65 = m.,
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Das Männchen, beträchtlich kleiner als das Weibchen, hat kurze Tastantennen,
deren Geissel etwas länger ist als die Riechstäbchen. Der Hacken am ersten Fusspaare
ist stark gekrümmt, die Geissel etwa von der Länge der Schale. Die kurzen Abdominal-
fortsätze stehen von einander entfernt.
In der Mitte der grossen Teiche häufig.
Fundorte: Novy vdovec-, Rosenberger-, Katov-, Svet-Teich bei Wittingau; Ne-
kreteny-Teich bei Lomnitz; Juden-, Bestrev-Teich bei Frauenberg; Keyer-, Pocernitzer
Teich bei Prag; Jakobi-Teich bei Dymokur.
27. Daphnia Cederströmiü, Schoedler. — Der enge Wasserfloh. —
Perloocka üzka.
1866. Hyalodaphnia Cederströmii, Schoedler: Cladoe. des frischen Hafts. p. 31, Taf. I.
Fig. 7.
Der Körper ist mittelgross, Fir. 11
äusserst durchsichtig, farblos, a
zwischen Kopf und Thorax mit
einer breiten Einkerbung ver-
sehen. Der Kopf, ebenso breit
wie die Schale, hat auch
eine pyramidenförmige Gestalt,
welche schon von der Basis
angefangen aufwärts gebogen
ist, so dass die Pyramidenspitze
in dem Niveau des Dorsalran- Daphnia Cederströmii, Schoedler.
des.liegt. Der Ventralrand des
Kopfes ist gleichmässig gewölbt, der Dorsalrand stets stark concav. Der Schnabel ist
kurz, stumpf abgerundet. Der Fornix niedrig. Von oben gesehen verhält sich der
Kopf wie bei D. Kahlbergensis, mit welcher sie am nächsten verwandt ist.
Das Auge ist klein und liest der Schnabelspitze weit näher als der Helmspitze.
Der schwarze Fleck fehlt. Die Tastantennen ragen nur mit den Riechstäbehen
hinter dem Schnabel hervor. Die Ruderantennen sind schlank, ziemlich kurz; die
Aeste unbehaart.
Die Schale ist länglich oval, sehr niedrig und läuft binten in der Medianlinie
des Körpers in einen ziemlich langen, aufwärts gebogenen Stachel, welcher, sowie die
Schalenränder, mit kurzen Dornen bewehrt ist. Auf der Schalenoberfläche zeigt sich eine
deutlich gegitterte Structur.
Die Darmeoeca sind sehr kurz. Die Abdominalfortsätze miteinander an der
Basis breit verwachsen, sind von ungleicher Grösse; der erste, nach vorn gebogene, über-
trifft den zweiten doppelt an Länge. Der dritte ist unbedeutend. Das Postabdomen,
von demselben Bau wie beiD. euculata, besitzt jederseits der Afterspalte sechs gebo-
gene Zähne, welche nach hinten kleiner werden.
Länge: 1:27—1'7 =- =; Höhe: 0:45—0'55 = =; Höhe des Kopfes: 07—0'8 "- ®-
Stachel: 0:35 “: =-,
Das Männchen kenne ich nicht.
Lebt in der Mitte der Teichen und Seen nicht selten.
Fundorte: Opatowitzer Teich in Wittingau; Konvent-Teich bei Saar.
Die Art ist bis jetzt von G. Ü. Cederström in dem Narasee in Schweden
beobachtet und von Schoedler beschrieben worden. Dem ganzen Habitus nach an
D. Kahlbergensis erinnernd unterscheidet sie sich sowohl von dieser, wie von
D. vitrea durch den sichelförmig aufwärts gebogenen Kopf und durch die Höhe des
Körpers. An dem dreigliedrigen Ruderantennenast sah ich stets fünf Ruderborsten.
Kurz beschreibt noch zwei neue Arten, welche der Fauna Böhmens angehören
und die ich aus eigener Anschauung nieht kenne. Ks sind:
40
28. Daphnia apicata, Kurz. — Der farblose Wasserfloh. —
Perloocka bezbarva.
1874. Daphnia apicata, Kurz: Dodek. neuer Cladoc., p. 11., Tab. I., Fig. 3—5.
Sie ist mit D. eueullata nahe verwandt. Die grösste Schalenhöhe liegt an
der hinteren Hälfte der Schale, deren Reticulation äusserst blass und mit Mühe wahr-
nehmbar ist. Die Fornices sind schwach, das Rostrum, ist nach hinten gerichtet und
berührt fast die Vorderränder der Schale. Die Stirn hat eine schwache Crista, die
niemals zugespitzt ist. Durch das Auge wird eine schwache Hervorwölbung der Stirn
und das Rostrum eine schwache Concavität hervorgerufen. Der Schwanz ist viel stärker
als bei D. cucullata, gegen das Ende weniger verschmälert und trägt an der Analturche
mehr Zähne. Von den Abdominalfortsätzen sind die beiden vorderen über die Hälfte
verwachsen.
Länge: 1—1'2 = =; Stachel: 0:2—0'3 = m,
Das Männchen ist blos 0:7 = ®- Jang. Der Kopfhelm ist höher als beim Weibchen,
die Stirneontur über dem Auge kaum convex. Die Tastantennen sind kürzer als bei
den anderen Daphnienmännchen und tragen am Ende nebst den Riechstäbehen eine kurze
Geissel, welche die Riechstäbehen an Länge nicht erreicht. Der Stamm der Ruderantennen
erreicht nicht den Helmrand. Die Genitalporen finden sich jederseits neben dem After.
Die Abdominalfortsätze sind verkümmert. €
Kurz fand diese Art zahlreich in einem kleinem Teiche bei Rokycan und unter
der Ruine Rohad unweit Maleschau in einem Mühlteiche.
29. Daphnia vitrea, Kurz. — Der kleinaugige Wasserfloh. —
Perlooöka drobnookä.
1574. Daphnia vitrea, Kurz: Dodekas neuer Cladoceren. p. 10. Tab. IL., Fig. 2.
Diese Art ist der D. Kahlbergensis zunächst verwandt. Der Schwanz ist schlanker
und auf den Rändern der Analfurche stehen jederseits vier Zähne, die nach hinten an
Grösse abnehmen und eine immer schiefere Richtung erhalten. Die vorderen zwei Abdo-
minalanhänge sind der ganzen Länge nach verwachsen und nach vorn gerichtet; der
dritte Anhang bildet ein unbedeutendes Höckerchen. Das Auge ist klein, wenig pigmentirt,
aber mit dicht gedrängten Kıystalllinsen versehen, Die Magencoeca sind lang, fast
gewunden.
Länge: 0:85 = m; Stachel: 0:25 = m-,
In einem Teiche bei der Station Holoubkau.
Die Art ist vielleicht nur eine kleine Varietät der D. Kahlbergensis, von
der sie nur in der Bewehrung des Postabdomens abweicht.
5. Gattung Simocephalus, Schoedler.
Daphnia, autorum.
Der Körper ist gelb oder röthlich gefärbt, wenig durchsichtig und zwischen Kopf
und Thorax mit einer tiefen Einschnürung versehen. Der kleine, nach unten geneigte Kopf
bildet hinten einen kurzen, stumpfen und aufwärts gekrümmten Schnabel, der hinten vom
Kopfschilde überdacht wird. Die Stirn ist eng und ragt stets hervor. Der Fornix wölbt
sich hoch über den Ruderantennen und verliert sich erst in der Stirngegend. Von oben
gesehen scheint der Kopf sehr breit, auf dem Scheitel breit abgeflacht. In der Einschnürung
am Rücken des Kopfes liegt ein einfaches Haftorgan.
41
Das Auge ist mittelgross, beweglich und besitzt nicht viele Kıystalllinsen. Der
schwarze Fleck ist stets vorhanden und nimmt verschiedene Gestalten an. Die Tastan-
tennen, von einem niedrigen Höcker der hinteren Kopfkante entspringend, sind eingliedrig,
beweglich, nach hinten gerichtet und haben nebst den langen Endriechstäbehen noch
eine blasse, lancetförmige Seitenborste. Die Ruderantennen sind lang, beschuppt und
zweiästig.. Der dreigliedrige Ast trägt fünf, der viergliedrige vier Ruderborsten, welche
dreimal gegliedert und dicht behaart sind.
Die Schale ist annähernd vierkantig, mit abgerundeten Ecken. Der freie, untere
Schalenrand biegt sich einwärts und ist an der inneren Lippe mit Haaren oder Stacheln
ausgerüstet. Die Schalenstructur besteht vorherrschend aus Querleisten, welche durch
kurze Anastomosen untereinander verbunden sind. Beine sind fünf Paare vorhanden.
Die Branchialanhänge des 3—5 Fusspaares sind grösser und breiter als bei der G.
Daphnia. Der einfache Darm ist vorne mit kurzen Blindsäcken versehen. Das Pro-
abdomen trägst am Rücken nur zwei, den Brutraum schliessende Fortsätze, welche im
weiten Abstand von einander entfernt stehen. Das Postabdomen ist gross, viereckig,
vorne, wo der After mündet, tief ausgeschnitten und bedornt. Die Schwanzkrallen sind
lang, wenig gebogen, mit oder ohne Nebendorne. Die Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig.
Das Ephippium enthält nur ein Ei, welches in der Längenaxe des Ephippiums liegt.
Das Männchen ist kleiner als das Weibchen. Die Tastantennen sind länger
und haben zwei Seitenborsten, wovon die eine spitzig, die andere geknöpft ist. Das
Endstück des ersten Fusspaares trägt auch einen gekrümmten Hacken. Die Geissel fehlt.
Die Abdominalfortsätze sind verkümmert. Das Abdomen ist schlanker als beim Weibchen.
Die Hodenausführungsgänge münden jederseits des Afters.
Diese Gattung umfasst drei böhmische Arten.
Die Stirn und der hintere Schalenrand ist unbedornt.
* Die Stirn ist abgerundet. Das Nebenauge gross, dreieckig.
- 1. vetulus.
* Die Stirn geht in einen rechten Winkel aus. Das Nebenauge ist klein,
rhomboidisch. 2. eXspinosus.
Die Stirn und der hintere Schalenrand ist bedornt. Die Stirn läuft in einen
spitzigen Winkel aus. Das Nehbenauge ist klein, rhomboidisch.
3. serrulatus.
30. Simocephalus vetulus, O. Fr. Müller. — Der stumpfe Wasserfloh.
— Perloocka Sikma.
1875. Daphnia sima, O. Fr. Müller: Entomostr. p. 91, Tab. XII., Fig. 11—12.
1819. Daphnia vetula, Straus: M&m. sur le Daphnia. Tom. V., Tab. XXIX., Fig. 11—12.
1820. Monoculus simus, Jurine: Histoire des Monoel. p. 129, Tab. XII., Fig. 1—-2.
1835. Daphnia sima, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35; Tab. 12.
1848. Daphnia sima, Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkommend.
Crust. p. 177, Tab. V., Fig. 10; Tab. VI., Fig. 1—4.
1850. Daphnia vetula, Baird: Brit. Entom. p. 95, Tab. X., Fig. 1, 1a.
1853. Daphnia sima, Liljeborg: De Orustac. ex ordin. tribus Clad. Cop. et Ostr. p. 42,
Tab. II., Fig. 2—4.
1859. Simocephalus vetulus, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin p. 18.
1860. Daphnia sima, Leydig: Naturgesch. der Daphniden p. 153, Tab. I., Fig. 11—12;
Tab. IIL, Fig. 24—29.
1867. Simocephalus vetulus, P. E. Müller: Danmarks Oladoe. p. 122, Tab. I., Fig. 26—27.
1870. Simocephalus vetulus, Lund: Bidrag til Morph. o& System. p. 161, Tab. V.,
Bio. 0 50,7,,85 av Io 2.
Zn
1872. Daphnia sima, Friö: Krustenth. Böhmens. p. 218, Fig. 37.
1874. Simocephalus vetulus, Kurz: Dodek. neuer Cladoe. p. 23.
Fig. 12. Der Körper ist gross, gelb gefärbt, zwischen Kopf und
L } Thorax tief eingeschnürt. Der kleine, niedergedrückte Kopf, vorn
ud gleichmässig abgerundet, mit wenig hervorragender Stirn, unten
— schwach ausgeschweift. Der Schnabel ist lang zu nennen und
Simocephalus vetulus, Krümmt sich aufwärts. Der Fornix wölbt sich hoch über der Ruder-
Ol. Fr. Müller. antennenbasis, so dass der Kopf bei der Rückenansicht zu beiden
— Schwanzkralle. Seiten stark gewölbt erscheint.
Das Auge ist klein; es liegt von dem Stirnrande etwas
entfernt und hat nicht viele Krystalllinsen, welche aus dem schwarzen Pigment deutlich
hervortreten. Der schwarze Pigmentfleck ist gross, annähernd dreieckig, langgestreckt
und steht nahe der Basis der Tastantennen. Diese sind beweglich, eingliedrig in der
Mitte der Aussenseite mit einem niedrigen Höcker versehen, dem eine blasse, lancetför-
mige und an der Spitze abgerundete Borste aufsitzt. Die Endriechstäbehen sind ziemlich
lang und von gleicher Grösse. Die Ruderantennen sind schlank und tragen dreigliedrige,
dicht behaarte Ruderborsten.
Die Schale ist länglich vierkantig, sehr hoch. Ihre grösste Höhe befindet sich
hinter der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist besonders hinten stark gewölbt,
so dass der obere Schalenwinkel nalıe der Medianlinie des Körpers liegt. Der Unterrand
steigt in schräger Richtung herab und geht unter einem breit abgerundeten Winkel in
den geraden Unterrand über. Dieser ist an der inneren Lippe mit langen Haaren besetzt.
Die Schalenoberfläche ist deutlich und dicht quergestreift. Die Streifen anastomosiren
selten untereinander.
Von den zwei Abdominalfortsätzen, welche in weitem Abstand von einander entfernt
stehen, übertrifft der erste den zweiten an Länge. Das Postabdomen ist gross, stark,
seitlich comprimirt und vorne tief ausgeschnitten. Unterhalb der Schwanzkrallen ist
dieser Ausschnitt jederseits mit 7—8 starken Dornen bewehrt. Die zwei ersten Dorne
überragen die übrigen an Grösse, und sind gekrümmt, fein gestrichelt. Die Schwanzkrallen
sind schlank und der ganzen Länge nach fein gestrichelt. Die Sehwanzborsten sind kurz.
Im Brutraume der erwachsenen Weibehen zählte ich bis dreissig Sommereier.
Länge: 2:1—2'5 ®- =; Höhe: 1:56—1'75 w- m.,
In langsam fliessenden oder stehenden Gewässern gemein.
Fundorte: Prag, Turnau, Podebrad, . Prelou, Dymokur, Wittingau, Frauenberg,
Eisenstein, Eger u. s. w.
31. Simocephalus exspinosus, Koch. — Der gelbe Wasserfloh. —
Perlooöka zluta.
1835. Daphnia exspinosa, Koch: Deutschl. Crustacea. H. 35, T. XI.
1859. Simocephalus exspinosus, Schoedler: Branch. in der Umgeb. von Berlin. p. 21,
Tab.. 1, Fig. 7.8.9.
1868. Simocephalus exspinosus, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 122, Tab. I., Fig. 24.
1870. Simocephalus exspinosus, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 161,
Hab...) Hig:i9.
1874. Simocephalus exspinosus, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 23.
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Der Körper ist sehr gross, gelb oder rothgelb gefärbt,
zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der kleine Kopf
ist niedergedrückt, vorn und oben gleichmässig gewölbt, unten
gerade. Die Stimm springt stark hervor und geht in einen fast
rechten Winkel aus, in welchem das Auge liest. Der Schnabel ist Simocephalusexspino-
kürzer und stumpfer als bei S. vetulus und ebenfalls aufwärts sus, Koch.
gekrümmt, — Schwanzkralle.
Das kleine, dem Stirnrande gepresste Auge besitzt wenig
Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck ist ebenfalls klein und hat eine rhomboi-
dische Gestalt.
Die Schale ist länglich viereckig, sehr hoch, hinten etwas erweitert, mit breit
abgerundeten Winkeln. Der obere und untere Schalenrand ist gleich stark gewölbt
und von derselben Beschaffenheit, wie bei voriger Art. Die Schalenklappen sind weniger
durchsichtig und unregelmässig grau oder rothgelb gefleckt, was von den reichlichen
Kalkablagerungen der Matrix herrührt. Die Schalenoberfläche ist dieht quergestreift.
Der erste Abdominalfortsatz ist sehr lang. Das Postabdomen bietet nichts
Wesentliches dar. Die Schwanzkrallen sind der ganzen Länge nach mit kurzen Dornen
bewehrt, welehe an der Basis die Unterkante der Krallen überragen.
Das Weibchen trägt im Brutraume bis fünfzig Sommereier.
Länge: 2:6—2'8 "=; Höhe: 1:7—1'85 "- =,
In stillen oder langsam fliessenden Gewässern wie die vorige häufig.
Ich traf sie zahlreich bei Prag, Turnau, Podehrad, Wittingau.
Diese Art unterscheidet sich von den anderen Arten dieser Gattung durch die
Grösse und durch den Bau des Kopfes. Bei den erwachsenen Weibchen, welche den
Brutraum mit Embryonen vollgepfropft haben, wölbt sich der obere Schalenrand sehr
bedeutend in die Höhe, so dass der obere und hintere Schalenwinkel etwas hervorspringt.
32. Simocephalus serrulatus, Koch. — Der gezackte Wasserfloh.
— Perloocka zoubkovana.
1835. Daphnia serrulata, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35., Tab. XIV.
2848. Daphnia intermedia, Lievin: Branch. der Danziger Geg. p. 29, Tab. VI., Fig. 6.
1848. Daphnia Brandtii. Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkom-
menden Crustac. p. 177, Tab. V., Fig. 1—2.
1854. Daphnia serrulata, Fischer: Ergänz. und Bericht. p. 4.
1853. Daphnia serrulata, Liljeborg: De Crust. ex ordin. tribus Clad. Copep. et: Ostrac.
p. 40, Tab. II., Fig. 5.
1859. Simocephalus serrulatus, Schoedler: Branch. der Umg. von Berlin. p. 22.
1860. Daphnia serrulata, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 168.
1868. Simocephalus serrulatus, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 123, Tab. I., Fig. 2
1870. Simocephalus serrulatus, Lund: Bidr. til Cladoc. Morph. og System. p. 16
Tab. V., Fig. 10.
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D.
1,
Der Körper ist ziemlich klein, blassgelb gefärbt, mit
einer tiefen Einschnürung zwischen Kopf und Thorax. Am klei- Fig. 14.
nen, stark niedergedrückten Kopf ragt die Stirn stark hervor.
Diese ist nicht wie bei 8. vetulus abgerundet, sondern geht in nt
einen scharfen Winkel aus, der vorne mit einigen kurzen Zähnen era
bewaffnet ist. Hinter der Stirn steigt der untere Kopfrand in Simocephalus serrula-
gerader Richtung nach oben und bildet einen stumpfen, sehr tus, Koch. — Schwanz-
kurzen und rückwärts gekrümmten Schnabel, welcher von dem kralle.
vorderen Schalenrande ziemlich entfernt liest, so dass die beweg-
lichen Tastantennen einen freien Raum haben. Der Fornix ist ebenso wie bei vori-
gen Arten dieser Gattung sehr hoch gewölbt,
4
Das Auge mit kleinen und deutlich aus dem Pigment hervortretenden Krystall-
linsen liegt in dem Stirnwinkel. Der schwarze Pigmentfleck ist klein und besitzt ebenfalls
eine rhomboidische Gestalt.
Die Schale ist breit vierkantig. Die grösste Schalenhöhe liegt hinter der Mitte
der Schalenlänge. Der obere und hintere Winkel ist etwas ausgezogen, vorragend, an
der Spitze abgerundet und mit kurzen Zacken bewehrt, welche sich auch theilweise auf
den Unter- und Oberrand der Schale erstrecken. Der freie untere Schalenrand ist lang
behaart. Die Schalenklappen sind kaum durchsichtig und von zahlreichen Kalkablage-
rungen grau gefleckt. Die Schalenoberfläche ist quergestreift; die Streifen sind nicht
so aneinander gedrängt wie bei den vorigen Arten und mit zahlreichen senkrechten Ana-
stomosen untereinander verbunden, so dass die Schalen gegittert erscheinen,
Die Abdominalfortsätze sind lang. Die Schwanzkrallen tragen der ganzen Länge
nach kurze Dorne, welche die Unterkante derselben überragen.
Länge: 17,8 =: =-;; Höhe:1-0) m,
Diese Art kommt ziemlich selten vor und wird auf denselben Stellen wie die
vorigen vorgefunden.
Ich traf sie in einigen Exemplaren bei Turnau an, im Judenteiche bei Wittingau.
6. Gattung Scapholeberis, Schoedler.
Daphnia autorum, part.
Der Körper ist mittelgross, braungefärbt, wenig durchsichtig und zwischen Kopf
und Thorax mit einer tiefen Einschnürung versehen. Der kleine Kopf ist etwas nach
unten geneigt, in Form eines Dreieckes, dessen Spitze zuweilen in einen aufwärts ge-
krümmten Dorn ausgeht. Der Schnabel ist kurz, stumpf, vom Kopfschilde seitlich über-
dacht. Der Fornix ist deutlich entwickelt.
Das grosse Auge liegt vorn im Kopfe, von dem Kopfschilde eng umschlossen.
Der schwarze Fleck ist stets vorhanden und befindet sich in der Schnabelspitze. Die
beweglichen und kurzen Tastantennen haben eine cylindrische Gestalt und tragen ausser
den Endriechstäbehen noch eine kurze Seitenborste, welche nahe dem freien Ende sitzt.
Die Ruderantennen sind kurz, schlank, zweiästig; der äussere viergliedrige Ast ist mit drei,
der innere dreigliedrige mit fünf einfachen und zweigliedrigen Ruderborsten ausgerüstet.
Die Oberlippe ist ohne Anhang.
Die Schale, von viereckiger Gestalt, ist hinten gerade abgestutzt mit deutlichen
und nicht abgerundeten Winkeln. Von dem hinteren und unteren Schalenwinkel entspringt
in der Verlängerung des unteren Schalenrandes ein gerader Stachel. Der freie untere
Schalenrand biegt sich einwärts und ist auf der äusseren Lippe behaart. Der vordere
und untere Schalenwinkel ragt immer hervor und ist von innen ausgehöhlt. Die Schalen-
oberfläche ist undeutlich retieulirt.
Beine sind fünf Paare vorhanden. Der einfache Darm, vorne in zwei kurze
Blindsäcke erweitert, mündet unter den Schwanzkrallen. Zum Verschlusse des Brutraumes
dienen zwei Abdominalfortsätze, von denen der erstere stets länger ist als der zweite.
Das Postabdomen ist schmal, lang, gegen das Ende allmählig verjüngt, und trägt jederseits
der Analfurche 6—7 einfache Zähne. Die Schwanzkrallen sind fein gestrichelt, ohne
Nebendorne. Die Schwanzborsten kurz, zweigliedrig.
Das Ephippium enthält nur ein Ei, welches in der Längenaxe des Körpers liegt.
Das erste Fusspaar beim Männchen ist blos mit einem stark gekrümmten
Hacken versehen.
Diese Gattung zählt bisher 3 Arten, welche in Böhmen vorkommen.
Der Kopf glatt; der Körper dunkelbraun gefärbt, wenig durchsichtig.
* Der Körper langgestreckt. Der Schalenstachel lang.
1. mucronata.
45
* Der Körper gedrungen, Der Schalenstachel sehr kurz oder fehlt.
2. obtusa.
Der Kopf zu beiden Seiten mit einer stark hervorragenden Querleiste versehen.
Der Körper heller gefärbt, durchsichtig. Der Kopf- und Schalenstachel fehlen.
3. aurita,
33. Scapholeberis mucronata, 0. Fr. Müller. — Der gehörnte Wasser-
floh. — Perloocka jednoroha.
1785. Daphnia muceronata, O0. F. Müller: Entomostraca. pag. 94. Tab. XIH., Fig. 5—7.
1820. Monoculus mucronatus, Jurine: Histoire de Monocles. pag. 137. Tab. XIV.,
Fig. 1—2.
1835. Daphnia mucronata, Koch: Deutschlands Crustacea. h. 8. n. 1.
1848. Daphnia mucronata, Lievin: Branchiopoden der Danziger Gegend. pag. 30. Tab. VII.
Fig. 1—2.
1848. Daphnia mueronata, Seb. Fischer: Ueber die in der Umgebung von St. Peters-
bourg vorkommenden Crustac. p. 183. Tab. VII, Fig. 1—6. 11.
1853. Daphnia mucronata, Lilljeborg: De cerustac. in Scania oceurrentibus. pag. 46.
Tab. IH, Rie. 7.
1858. Scapholeberis mucronata und cornuta, Schoedler: Branch. der Umgeb. von Berlin.
pag. 24.
1560. Daphnia mueronata, Leydig: Naturgeschichte der Daphniden. pag. 187. Tab. IV.,
Fig. 33—37.
1863. Scapholeberis cornuta, Schoedler: Öladoceren des frisch. Hafis. p. 7.
1568. Scapholeberis mucronata, P. E. Müller: Danmarks Uladocera pag. 124.
1570. Daphnia mucronata, Plateau: Recherch. sur les Crustac. d’eau douce.
18570. Scapholeberis mucronata, Lund: Bidrag. til Cladocer. Morph. og System, p. 157,
Tab. V., Fig. 11—16.
1872. Daphnia mucronata, Friö: Krustenth. Böhmens. p. 237, Fig. 41.
Der Körper ist länglich viereckig, wenig durchsichtig, dunkel Fig. 15.
braun gefärbt. Der ziemlich hohe Kopf ist etwas nach hinten ge-
neiet und von der Schale tief eingeschnürt. Der gerade, schräge
Oberrand ist in der Mitte ausgebuchtet. und geht nach vorn in die
enge und stark hervortretende Stirn über, welche mit einem aufwärts
gekrümmten Dorn versehen ist. Der Dorn fehlt zuweilen. Die
untere Kopfkante ist stark convex und endet hinten mit einem kurzen,
abgestutzten Schnabel, hinter dem die kleinen conischen Tastantennen
hervorragen. Der Fornix ist schwach. Von oben gesehen sieht der Scapholeberis mu-
Kopf bedeutend enger als die Schale und ist an der Basis breit, cronata, ©. F.Müller.
gegen den Scheitel plötzlich verjüngt. — Tastantenne.,
Das Auge ist gross und hat wenig Krystalllinsen, welche aus
dem Pigment deutlich hervorspringen. Der schwarze Pigmentfleck von viereckiger Form
liest in der Schnabelspitze, Die Seitenborste der Tastantennen hat dieselbe Länge wie
die kurzen Riechstäbehen. Die Ruderautennen sind fast glatt.
Die Schale ist länglich viereckig. Der vordere und untere abgerundete Schalen-
winkel ragt über den Unterrand, welcher stets gerade und mit dicht stehenden Haaren
besetzt ist. Hinten verlängert sich derselbe in einen langen, nach hinten gerichteten
Stachel. Der obere Schalenrand ist beim Weibchen stark convex. Die Schalenoberfläche
ist sehr undeutlich und unregelmässig retieulirt.
Der erste Abdominalfortsatz ist sehr lang. Das Postabdomen hat eine conische
Form. Seine untere Kante ist schwach eonvex und mit 6—7 fast gleich grossen Zähnen
bewehrt. Die Krallen tragen keine Nebendorne und sind blos fein gezähnt. Die Schwanz-
borsten sind kurz, dick, zweigliedrig und behaart.
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46
Die Rückenseite dieses Thierchens ist immer heller gefärbt als der Kopf und
die Bauchseite.
Länge: 1'06—0'73 =- =; 0-4—0'42 = ®; Kopfhöhe: 0:33 =- =-; Stachel: 0:2 =: m,
In bewachsenen Tümpeln und Teichen überall sehr häufig.
Fundorte: Welim bei Kolin, Podebrad, Raudnitz, Zabor, Sudomör, Nimburg,
Prelouc, Turnau, Pardubitz, Chrudim, Dymokur, Key, Poternitz, Prag, Eger, Königsberg,
Wittingau, Lomnitz, Krummau, Budweis, Frauenberg, Hohenfurt, Pisek, Eisenstein ete.
Es kommen zwei Varietäten von dieser Art vor und zwar eine gehörnte (var.
cornuta) und eine ungehörnte (var. mucrunata). Beide sind häufig. Der Schalen-
stachel varirt, ebenso in der Länge, ist aber stets länger als bei der Sc. obtusa,
welcher sie sehr ähnlich sieht.
34. Scapholeberis obtusa, Schoedler. — Der ungehörnte Wasserfloh.
— Perloocka bezrohä.
1553. Daphnia mueronata, Liljeborg: De Crust. in scania oecurent. p. 44, Tab. IH.,
Fig. 6-—7.
1859. Scapholeberis obtusa, Schoedler: Branchiop. p. 24, Fig. 11—12.
Der Körper ist mittelgross, wenig durchsichtig, dunkelbraun gefärbt und zwischen
Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der nach unten geneigte Kopf ist niedriger als bei
D. mueronata und vorne an dem Scheitel abgerundet. Das Horn fehlt oder ist blos
durch ein kleines Höckerchen angedeutet. Die Stirn ragt stark hervor. Die untere
Kopfkante ist vor dem kurzen und an der Spitze abgestutzten Schnabel tief ausgebuchtet.
Der Fornix ist mässig hoch gewölbt.
Das sehr grosse Auge mit kaum hervorragenden Krystalllinsen ist eng vom
Kopfschilde umschlossen und vom Kopfe durch eine seichte Einschnürung gesondert. Der
schwarze Pigmentfleck ist klein und hat eine spindelförmige Gestalt wie bei Simoc.
vetulus. Die Tast- und Ruderantennen sind von derselben Beschaffenheit wie bei
Se. mucronata.
Die viereckige, ebenso hohe wie lange Schale ist in der Mitte der Schalenlänge
am breitesten. Der obere Schalenrand ist stark gebogen und stösst hinten mit dem
kurzen und leicht ceoncaven Hinterrande unter einem fast rechten Winkel zusammen.
Der Unterrand, hinter dem vorderen und nicht hervorragenden Höcker leicht ausgerandet,
trägt dieke, kurze und dicht gedrängte Haare, welche sich bis zum Stachel erstrecken.
Dieser fehlt entweder gänzlich oder ist nur sehr kurz, aufwärts gekrümmt und etwas
höher gerückt als bei Sc. mucronata. Die Schalenoberfläche ist sehr undeutlich
reticulirt.
Der erste Postabdominalfortsatz ist lang. Das Postabdomen trägt an den Rän-
dern der Analfurche 6—8 Zähne. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt.
Länge: 0'7—0778 = m.; Höhe: 0:48 = =; Kopfhöhe: 0:2 = m; Stachel:
0:01—0:06 = =,
In sumpfigen Gewässern sehr häufig.
Dr. Fri& traf diese Art in grosser Menge in den Filzseen des Böhmerwaldes
bei Maader und Ferchenhaid.
Von der vorigen Art unterscheidet sie sich leicht durch ihre stets dunklere
Farbe und durch den gedrungenen und sehr hohen Körper.
47
35. Scapholeberis aurita, Fischer. — Der Ohrwasserfloh. —
Perloocka usata.
1849. Daphnia aurita, Fischer: Ueber eine neue Daphnienart. p. 39, Tab. III, Fig.
1—3; Tab. IV., Fie. 1.
Der Körper ist gross, blassgelb mit bläulichem Schimmer, zwischen Kopf und
Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist sehr niedrig, nach vorn gestreckt mit einem
mehr oder weniger hervorragenden Scheitel, in welchem das sehr grosse Auge liegt. Der
obere und untere Kopfrand ist gerade. Der kurze Schnabel ist nach unten gerichtet
und wird zuweilen von dem vorderen Schalenrande bedeckt. Der Fornix ist hoch gewölbt
und geht abwärts in eine, mit dem verderen Kopfrande parallel verlaufende, stark hervor-
ragende Leiste über, welche, nachdem sie einen queren Bogen beschrieben hat, erst vor
der Schnabelspitze endet. Bei der Rückenansicht des Thieres erscheinen diese Leisten
als spitzige, die Kopfscheitel nicht überragende Höcker, welche jederseits des Auges
stehend, nach vorn zielen.
Das Auge hat nicht viele, aber deutlich aus dem Pigment hervorragende Krystall-
linsen. Der schwarze Pigmentfleck ist gross, rundlich. Die Tastantennen sind ziemlich
lang und conisch.
Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich vierkantige Gestalt. Der
fast gerade Unterrand bildet vorn einen stumpfen Hoehlhöcker und geht hinten in den
sehr kurzen, kaum wahrnehmbaren Stachel aus. Er ist der ganzen Länge nach fein behaart.
Der Oberrand ist wenig gebogen, der Hinterrand gerade. Die Schalenoberfläche ist
glatt, scheinbar ohne Structur.
Die Darmeoeca sind kurz. Die Abdominalfortsätze sehr niedrige. Das Post-
abdomen bietet nichts Besonderes dar und ist von demselben Baue wie bei Sc. mucro-
nata. Es ist an den Rändern der Afterspalte mit 5—6 kleinen und gekrümmten Zähnen
bewehrt. Die langen Schwanzborsten sind unbefiedert.
Das Ephipium ist schwarzbraun, oval.
Länge: 0:94 = m: Höhe: 0:48 =: =. Kopfhöhe: 0:29 =- m,
In klaren Gewässern sehr selten.
Fr. Vejdovsky fand diese zierliche Art in einem Tümpel bei Elbekosteletz.
Nach Fischer ist das Männchen um ein Drittel bis zur Hälfte kleiner als das
Weibehen und zeichnet sich durch einen mehr gedrungenen Körperbau. Das Postab-
domen ist blos mit drei Zähnen bewaffnet.
7. Gattung Ceriodaphnia, Dana.
Daphnia autorum, part.
Der Körper ist mittelgross, rundlich, durchsichtig, zwischen Kopf und Thorax
‚tief eingeschnürt. Der tief niedergedrückte Kopf bildet keinen Schnabel und wird vom
Kopfschild seitlich nicht überdacht. Die Stirn ist stets abgerundet, stark hervorragend.
Hinter derselben ist der Kopf tief ausgeschnitten. Der Formix wölbt sich sehr hoch
über der Basis der Ruderantennen und ist von oben betrachtet zu beiden Seiten abge-
rundet oder mit einem oder mehreren Zähnen bewaffnet.
Das Auge ist gross und besitzt nicht viele Krystalllinsen. Es liest dem Stirn-
rande gepresst, vom Kopfschild eng umhüllt und oben vom übrigen Kopfabschnitte durch
eine seichte Einkerbung gesondert. Der schwarze Pigmentfleck ist stets vorhanden und
sitzt in dem Stirnwinkel nahe der Basis der Tastantennen, welche in einem Kopfaus-
schnitte hinter der Stirn sieh befinden. Diese sind beweglich, eylindrisch, eingliedrig
und tragen ausser den Endriechstäbehen noch eine zugespitzte Seitenborste. Die Ruder-
48
antennen sind schlank, 2ästig; der kürzere viergliedrige Ast trägt 4, der längere 3glie-
drige 5 zweigliedrige und fein befiederte Ruderborsten.
Die Schale ist vierkantig, fast ebenso hoch wie lang, an der Oberfläche deutlich
retieulirt. Die Reticulation besteht in der Regel aus fünf- bis sechseckigen, regelmässigen
Polygonen. Der obere und untere Schalenrand ist stark gewölbt; der letzte freie
Rand selten bedornt. Der obere und hintere Schalenwinkel verlängert sich in einen
sehr kurzen Stachel; der untere Winkel ist breit abgerundet. Fünf Paar Beine. Der
Darm ist einfach, hat vorne zwei kurze Blindsäcke und mündet vorn am Postab-
domen. Den Brutraum schliesst blos ein langer Abdominalfortsatz; die übrigen sind
stets verkümmert.
Das Postabdomen ist gross, gegen das freie Ende hin verschmälert und an der
schwach convexen Unterkante bewehrt. Die Schwanzkrallen sind entweder einfach, fein
gezähnt, oder tragen noch an der Basis einen Nebenkamm. Die Schwanzborsten sind
ziemlich lang, zweigliedrig.
Das Ephippium ist dunkelbraun gefärbt, hat eine länglich ovale Gestalt und birgt
nur 1 Ei, welches in der Längenaxe des Körpers liegt.
Die Tastantennen beim Männchen sind lang, -eylindrisch, am Ende abgestutzt,
und mit einer langen Geissel versehen. Das erste Fusspaar trägt ebenso wie bei der Gattung
Daphnia, einen stark gekrümmten Hacken und eine sehr lange Geissel. Der Abdominal-
fortsatz fehlt. Die Hodenausführungsgänge münden vor dem After.
Diese Gattung zählt bis jetzt sieben Arten, von denen fünf der böhmischen
Fauna angehören.
Die Schwanzkrallen mit Nebenkamm. 2. reticulata.
Die Schwanzkrallen ohne Nebenkamm.
* Die untere Postabdominalkante bedornt und gezähnt. 1. megops.
* Die untere Postabdominalkante nur bedornt.
** Der Kopf hoch. Das Postabdomen eng, unten schwach gebogen.
3. pulchella.
** Der Kopf sehr niedrig. Das, Postabdomen gross, breit; seine Unterkante in
der Mitte unter einem Winkel gebrochen.
*** Die Stirn abgerundet, unbedornt. 4. laticaudata.
*** Die Stirn zugespitzt, bedornt. 5. rotunda.
36. Ceriodaphnia megops, O0. G. Sars. — Der violette Wasserfloh. —
Perloocka fialovä.
1848. Daphnia quadrangula, Lievin: Branch. der Danziger Gegend. p. 28, Tab. IV.,
Fig. 1—5.
1862. Ceriodaphnia megops, G. O0. Sars: Om de i Omegn. af Christiania forek. Cladoc.
pag. 277.
1868. Ceriodaphnia megops, P. E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 216, Tab. ].,
Fig. 9
1870. Ceriodaphnia megops, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 160,
Tab. VI., Fig. 10.
1874. Ceriodaphnia megops, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 19,
EEE
1
4)
Der Körper ist gross, durchsichtig, violett gefärbt, zwischen Fig. 16
Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist hoch, etwas e ‚
nach vorn gestreckt, hinter dem Auge breit ausgerandet und am S
Rücken abgeflacht. Die breite, gleichmässig abgerundete Stirn
bildet hinten mit dem Kopfausschnitte einen sehr stumpfen Winkel.
Der Fornix ist mässig gewölbt, seitlich abgerundet, ohne Dornen. Ceriodaphnia megops,
Von oben betrachtet erscheint der Kopf sehr niedrig, breit an ars. — Postabdomen.
der Basis mit stark gewölbten Seitenkanten, welche gegen den
breiten und abgerundeten Seheitel zulaufen und vor diesem leicht ausgerandet sind.
Das Auge ist sehr gross, mit schwach aus dem reichen schwarzen Pigment
hervortretenden Krystalllinsen, die ganze Stirngegend nicht erfüllend. Der schwarze Fleck
ist bedeutend grösser als bei allen übrigen Arten dieser Gattung. Die Tastantennen
sind kurz, diek, tragen 8—9 Riechstäbchen, welche an Länge die Antennen übertreffen.
Die zugespitzte Seitenborste entspringt in der Mitte derselben. Die Ruderantennen
sind gross, robust.
Die Schale kaum breiter als der Kopf hat eine länglich vierkantige Gestalt.
Ihre grösste Höhe liegt in der Mitte. Die zarte Retieulation der Schalenoberfläche besteht
aus unregelmässigen, länglichen und quergestellten Polygonen, so dass die Schalenklappen
quergestreift wie bei S. serrulatus erscheinen. Der Oberrand ist fast gerade, in der
Mitte stark gewölbt und bildet mit dem bauchigen, unten abgeflachten Unterrande einen
sehr kurzen, spitzigen Stachel, welcher nahe der Medianlinie des Körpers liegt. Der
freie untere Schalenrand ist bis zum Stachel mit kurzen, weit abstehenden Dornen besetzt.
Der Abdomimalfortsatz ist kurz, unbedeutend. Das Postabdomen lang, gegen
das Ende verschmälert, vorne schräg abgestutzt und hier jederseits der Analfurche mit
6—7 ungleich grossen Zähnen bewaffnet. Die Zähne tragen an der Basis noch einen
kleinen Nebenzahn. Hinter dieser Bewehrung zeigt sich noch die untere Kante sägeförmig
ausgeschnitten. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnelt und ohne Nebenkamm.
Länge: 0:95 = =; Höhe: 0:63 = =; Kopfhöhe: 0:23 mm,
Beim Männchen ist die Geissel der Tastantennen mit einem gekrümmten
Hacken versehen.
In Tümpeln und Teichen sehr häufig.
Fundorte: Mühlhof, Syet-, Rosenberger-, Tisi-, Karpfen-, Pesäk-, Bastyr-, Hladov-
Teich bei Wittingau; Iser bei Podol unweit von Turnau; Elbebucht „Skupice“ bei
Podebrad; Jakobi-Teich bei Dymokur.
Die Livien-sche D. quadrangula ist identisch mit dieser Art. Die Grösse
und der ganze Habitus spricht dafür. Der Branchialanhang des fünften Fusspaares ist
bei Lievin mit 4, bei Lund mit 5 Borsten versehen,
37. Ceriodaphnia reticulata, Jurine. — Der gegitterte Wasserfloh. —
Perloocka mrizovana.
1820. Monoculus retieulatus, Jurine: Histoire der Monoel. p. 139, Tab. XIV., Fig. 3—4,
1851. Daphnia reticulata, Baird: Brit. Entomostr. p. 97, Tab. VIL., Fig. 5.
1853. Daphnia quadrangula, Liljeborg: De Crustac. p. 35, Tab. II., Fig. 1.
1859. Ceriodaphnia reticulata, Schoedler: Branchiop. p. 26.
1860. Daphnia retieulata, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 182, Tab. IV., Fig. 34—36.
1862. Ceriodaphnia reticulata, Sars: Om i Christiania Omegn. forekom. Cladoc. p. 275.
1868. Ceriodaphnia retieulata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. pag. 127, Tab. L,
Fig. 11—12.
1870. Ceriodaphnia reticulata, Lund: Bidrag. til Cladoc. Morph. og System. p. 159,
Tab. VL, Fig. 7—8. |
1874. Ceriodaphnia reticulata, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 20.
50
Fig. 17. Der Körper ist mittelgross, durchsichtig, blass olivengrün
und gegen die Ränder schön violett gefärbt. Der Kopf ist hoch,
niedergedrückt, oberhalb des Auges tief ausgeschnitten, am Rücken
gewölbt. Die grosse Stirn ist mit dem Stirnwinkel gleichmässig
abgerundet. Der Fornix erweitert sich über der Ruderantennenbasis
in eine dreieckige Platte, welche an der Spitze in einen kleinen
Dorn ausgeht.
Das Auge ist gross und liegt nahe dem Stirnrande. Die
Ceriodaphnia retieu. Krystalllinsen derselben treten aus dem reichen Pigment deutlicher
lata, Jur. hervor als bei C. megops. Die Tastantennen sind kurz und in
— Tastantenne. der Mitte der äusseren Kante, wo die Seitenborste aufsitzt, höcker-
artig erweitert.
Die Schale hat eine länglich vierkantige Gestalt. Ihr Stachel ist sehr kurz, scharf,
nach hinten gerichtet und der Medianlinie des Körpers genähert. Der freie untere
Schalenrand ist unbedornt. Die Retieulation der Schalenoberfläche ist sehr deutlich aus-
geprägt und besteht aus regelmässigen fünf- bis sechseckigen Polygonen. Am Rücken des
Proabdomens hinter dem langen Fortsatze, welcher zum Verschluss des Brutraumes dient,
befinden sich noch drei Querreihen von kurzen Haaren. Das Postabdomen ist schmal,
vorn abgerundet und trägt an den Rändern der Analfurche zehn ungleich lange und von
vorn nach hinten an Grösse abnehmende Zähne. Oberhalb dieser Zahnreihe ist noch
eine Reihe feiner Leistehen bemerkbar. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und haben
an der Basis noch einen Nebenkamm, welcher aus fünf kurzen Zähnen besteht. Die
Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig, das zweite Glied behaart.
Länge: 0:68—0'83 = =; Höhe: 0:45—0'55 = =; Kopfhöhe: 0:16 = =,
Beim Männchen ist die Geissel der Tastantennen am freien Ende löffelförmig
erweitert.
In Teichen und Tümpeln mit klarem Wasser sehr gemein.
Ich traf sie bei Prag, Podebrad, Prelou&, Wittingau, Frauenberg, Turnau ete.
38. Ceriodaphnia pulchella, 0. G. Sars. — Der schöne Wasserfloh. —
Perloocka krasna.
1862. Ceriodaphnia pulchella, Sars: Om de i Christiania Omegn. iagttag. Cladoe. p. 276.
1868. Ceriodaphnia pulchella, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. pag. 128, Tab. I,
Fig. 13—14. ;
1874. Ceriodaphnia pulchella, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 21.
Fig. 18. Der Körper ist klein, zwischen Kopf und Thorax tief ein-
geschnürt, durchsichtig, olivengrün mit schwach violett gefärbten
Rändern. Der Kopf ist hoch, etwas nach vorn gestreckt, oberhalb
des Auges kaum ausgebuchtet, am Rücken abgeflacht. Die Stirn ist
Al sehr gross, vorne abgerundet, unten gerade und bildet hinten mit
4 IM dem Kopfausschnitte einen rechten Winkel. Der hoch gewölbte Fornix
A ist ebenso wie bei CO. reticulata dreieckig und in der Regel mit
einem nach rückwärts sekrümmten Zahne bewehrt. Bei der Rücken-
Ceriodaphnia pul- “Ansicht erscheint der Kopf breit, vorne abgestutzt.
chella, Sars. Das ziemlich grosse, dem vorderen Stirnrande genäherte
— Tastantenne. Auge enthält zahlreiche Krystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck
ist gross, viereckig. Die Seitenborste sitzt nahe dem freien Ende
der langen Tastantennen.
Die.Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine länglich ovale Gestalt. Ihr
Unterrand ist stark eonvex und ohne Bewehrung. Der stets zugespitzte Stachel steht im
Niveau des Thoracalausschnittes. Die Schalenoberfläche ist gross und deutlich reticulirt.
/
51
Die kurzen Darmcoeca biegen sich nach unten. Der Abdominaltortsatz ist
lang, zugespitzt. Das schmale Postabdomen, gegen das Ende allmählig verjüngt, ist
vorne abgerundet und an der Unterkante etwa mit 10 gebogenen Zähnen bewaffnet.
Die schlanken Postabdominalkrallen sind nur fein gestrichelt. Die langen Schwanzborsten
sind am zweiten Gliede behaart.
Im Brutraume der Weibchen traf ich höchstens fünf Sommereier. Das Ephippium
ist braungelb gefärbt.
Länge: 0:65 w =; Höhe: 0:46 = =; Kopfhöhe: 0:15 u =.
Das Männchen hat die Geissel der Tastantennen an der Spitze nur gekrümmt.
In Teichen und Tümpeln häufig.
Fundorte: Zehrov bei Turnau; Elbebucht „Skupice“ bei Podebrad; Po&ernitzer
und Keyer Teich bei Prag; Jakobi- und Zehuner-Teich bei Dymokur; Svet-, Rosenberger-,
Syn-, Pesäk-, Bastyf- und Hladov-Teich bei Wittingau.
In einer Pfütze bei Koltayka unweit von Prag traf ich einige Exemplare von
0:85 © m Länge. Der Fornix war abgerundet, unbedornt, der Schalenstachel kürzer und
stumpfer. Der rechte Stirnwinkel unterscheidet leicht diese Art von allen anderen.
39. Ceriodaphnia laticaudata, P. E. Müller. — Der breitschwänzige
Wasserfloh. — Perloocka Sirokorepa.
1862. Ceriodaphnia quadrangula, 0. G. Sars: Om de i Christiania Omesn. forek. Cladoe.
pag. 274. -
1868. Ceriodaphnia laticaudata, P. E. Müller: Danmarks Cladocer. pag. 130, Tab. I.
Fig. 19.
1870. Ceriodaphnia laticaudata, Lund: Bidrag til Cladoe. Morph. og System. p. 160,
Tab. VL, Fig. 11.
Der Körper ist kugelig, zwischen Kopf und Thorax sehr Fio. 19.
tief eingedrückt, wenig durchsichtig und braunroth gefärbt. Der Ne
Kopf ist sehr klein, tief niedergedrückt, oberhalb des Auges
mässig und breit ausgeschweift, am Rücken gewölbt. Die Stirn N
ist eng, überall gleichmässig abgerundet; der Stirnwinkel unbe- Aue en,
deutend. Der Fornix ist niedriger als bei C. reticulata und ,. n ;
3 Ceriodaphnia laticau-
oberhalb der Ruderantennenbasis abgerundet. Von oben betrachtet data, P. E. Müller.
sieht der Kopf sehr niedrig aus, mit parallelen Längsfurchen — Postabdomen.
jederseits des erhabenen Kopfscheitels.
Das kleine und mit wenig, kaum vorragenden Krystalllinsen versehene Auge liegt
fast in der Mitte der Stirn. Der schwarze Pismentfleck ist punktförmig. Die Tastan-
tennen sind lang, die untere Stirnkante überragend mit 8—10 langen Endriechstäbchen.
Die Seitenborste sitzt nahe der Basis derselben. Die schlanken Ruderantennen sind
deutlich beschuppt.
Die Schale, ebenso lang wie hoch, hat eine abgerundet viereckige Gestalt. Der
schwach gebogene Oberrand bildet hinten mit dem unteren, sehr bauchigen Schalenrande
einen breiten, kurzen und spitzigen Stachel, dessen Lage etwa dem tiefen Thoracalaus-
schnitt entspricht. Der letztere ist unbewehrt. Die Oberfläche der Schale und des
Kopfes ist regelmässig sechseckig und sehr deutlich gefeldert.
Die kurzen Darmeoeca biegen sich nach unten. Der Abdominalfortsatz ist
gross, langgestreckt, zugespitzt und hinter der. Basis noch von einem fleischigen Höcker
begleitet. Das Postabdomen ist sehr gross, breit, vorne, wo der After liegt, schräg
abgestutzt, und an den Rändern der Afterspalte mit 7—8 gleich grossen und schlanken
Zähnen bewaffnet. Die seitliche Zahnleiste fehlt. Die Postabdominalkrallen sind ziemlich
gerade und nur fein gestrichelt.
Länge: 0:8 = =; Höhe: 0:66 = =; Kopfhöhe: 0:01 = =-,
Das Männchen blieb mir unbekannt.
gr
In klaren Gewässern häufig.
Fundorte: Mühlhof, Karpfen- und Bastyr-Teich bei Wittingau, Elbebucht Skupice
bei Podöbrad, Museumsbasin in Prag.
C. quadrangula, O. F. Müller mit dieser Art in Habitus und Colorit über-
einstimmend, weicht von unserer Art durch ein schlankeres Postabdomen ab. Die Seiten-
borste sitzt am Ende der langen Tastantennen.
40. Ceriodaphnia rotunda, Straus. — Der kugelige Wasserfloh.
— Perlooöka kulata.
1819. Daphnia rotunda, Straus: Mem. sur les Daphn. Tom. V., Tab. XXIX., Fig 27
und 28; Tom. VI., p. 161.
1862. Ceriodaphnia rotunda, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Cladoe. p. 275.
1868. Ceriodaphnia rotunda, P, E. Müller: Danmarks Cladocera. p. 131, Tab. I. Fig. 20—23.
1874, Ceriodaphnia rotunda, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 21.
Der Körper ist mittelgross, kugelig, zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt,
wenig durchsichtig und röthlich gefärbt. Der Kopf ist ebenso wie bei C. latieaudata
sehr stark niedergedrückt, klein, oberhalb des Auges kaum ausgeschnitten, am Rücken
schwach gewölbt. Die Stirn, vor dem Auge hervorragend gewölbt, ist nicht abgerun-
det wie bei voriger Art, sondern geht nach unten in einen Winkel aus, welcher an
der Spitze kurze Dornen trägt. Der Winkel zwischen der Stirn und dem Kopfausschnitt
ist kaum vorhanden. Der Fornix ist jederseits in eine dreieckige Platte erweitert, deren
Spitze oberhalb der Ruderantennen mit 2—3 Zacken ausgerüstet ist. Bei der Rücken-
ansicht des Thierchens ist der Kopfscheitel höher als bei ©. laticaudata. Das kleine
Auge dem oberen, stark convexen Stirnrande gepresst, besitzt zahlreiche Krystalllinsen.
Der schwarze Pigmentfleck ist ziemlich gross.
Die Tastantennen, die untere Stirnspitze nicht erreichend, tragen 8—10 Riech-
stäbehen, welche dieselben doppelt an Länge übertreffen. Die Seitenborste sitzt etwa
in der Mitte der Aussenseite auf einem niedrigen Höcker.
Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine abgerundet viereckige Gestalt. Der
Oberrand ist schwach gebogen; der Unterrand sehr bauchig, kurz bedornt. Der Stachel
ist mehr in die Länge gezogen, dick, an der Spitze abgerundet und mit kurzen Dornen
bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist überall gross und deutlich retieulirt. Diese Reti-
culation besteht aus grossen, regelmässig sechseckigen Feldehen, welche mit erhabenen
und dicken Leistehen begränzt sind.
Der Abdominalfortsatz ist lang, dick. Das Postabdomen ist sehr breit, vorne
schräg abgestutzt und von derselben Bewehrung wie bei C. laticaudata.
Länge: 0:78 = ”-:; Höhe: ‚0:58 =: =: Kopfhöhe: O11=.m.,
Am Grunde sumpfiger Gewässer selten.
H. Pribik fischte diese interessante Art in einer Torfgsrube mit trübem Wasser
bei Mnisek. H. Kurz fand sie an mehreren Stellen bei Deutschbrod, Prag und Maleschau,
jedoch nirgends häufig.
In Form und Farbe reiht sich dieses Thierchen zu der vorigen Art.
8. Gattung Moina, Baird.
Daphnia, autorum.
Der Körper ist vierkantig, hinten gerade abgestutzt und zwischen Kopf und
Thorax mit einem deutlichen Eindruck versehen. Der annähernd vierkantige Kopf ist
nach vorn gestreckt, mit mehr oder weniger hervorragender Stirn und ohne Schnabel-
55
bildung. Der Kopfschild ist sehr weich, umhüllt gänzlich den Kopf und bildet jederseits
oberhalb der Basis der Ruderantennen einen sehr schwachen Fornix.
Das grosse, bewegliche und mit vielen Krystalllinsen versehene Auge liegt vorn
in der Kopfhöhle, dem Stirnrande genähert. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die
Tastantennen entspringen etwa von der Mitte der unteren convexen Kopfkante und stehen
von einander entfernt. Sie sind lang, in der Mitte leicht angeschwollen und hier an der
Aussenseite mit 1—3 kurzen, zugespitzten Tasthaaren versehen. Am freien Ende der-
selben sitzt ein Büschel von kurzen Riechstäbehen. Die Ruderantennen bestehen aus
einer sehr starken, mächtigen und am Grunde geringelten Basis, welche lang behaart
und mit Stacheln bewehrt ist, und aus zwei Aesten, von denen der kürzere viergliedrige
vier, der längere dreigliedrige fünf dicht behaarte Ruderborsten trägt.
Die Schale ist vierkantig mit abgerundeten Winkeln. Bei der Rückenansicht
erscheint die Schale hinten, wo der gemeinschaftliche Schalenrücken aufhört, halbkreis-
förmig ausgeschnitten. Dieser Ausschnitt ist fein gezähnt und an den Winkeln jederseits
mit je einem einwärts gekrümmten Dorn versehen. Die Schale ist sehr weich, dehnbar
und an der Oberfläche undeutlich retieulirt.
Beine sind fünf Paare vorhanden. Am Proabdomen fehlen die dorsalen Fortsätze
und der Brutraum wird durch einen queren Schalenauswuchs geschlossen. Das Postab-
domen ist sehr gross, breit und gegen das freie Ende verschmälert. Die Afterspalte
liest in der Mitte der Unterkante und hat hervorragende, unbedornte Ränder. Das
conisch zugespitzte Endstück des Postabdomens, gegen den hinteren Theil desselben
deutlich abgesetzt, trägt jederseits gleich hinter den Schwanzkrallen einen Doppeldorn und
eine Reihe von kurzen, behaarten Zähnen. „Die Schwanzkrallen besitzen ober und unter
der Basis eine secundäre Bewehrung. Die Schwanzborsten sind ungewöhnlich lang, zwei-
gliedrig und befiedert.
Beim Männchen sind die Tastantennen verlängert, in der Mitte knieförmig gebogen
und am freien Ende mit gekrümmten Hacken versehen. Das erste Fusspaar ist ebenso
wie bei der Gattung Daphnia mit einem gebogenen Hacken und einer langen Geissel
ausgestattet. Die Hodenausführungsgänge münden ventral zwischen Proabdomen und
Postabdomen.
Die Arten leben in der Regel in trüben Gewässern.
Zur Fauna Böhmens zähle ich vier Arten, welche sich auf folgende Weise
unterscheiden.
Der untere Schalenrand vorne lang behaart. Das Postabdomen mit 9—10 Zähnen.
Der obere Basalzahn der Krallen gesägt. Der Nebenkamm vorhanden,
1. brachiata.
Der untere Schalenrand ganz behaart oder bedornt.
* Der obere Basalzahn der Krallen gesägt. Das Postabdomen mit 12—14
Zähnen. 2. reetirostris.
* Der obere Basalzahn einfach.
*= Der Nebenkamm fehlt. Das Postabdomen mit 6—8 Zähnen.
3. Fischeri.
** Der Nebenkamm vorhanden. Das Postabdomen mit 5—6 Zähnen.
4. micrura.
41. Moina brachiata, Jurine. — Der grossarmige Wasserfloh.
— Perloocka ramenatä.
1820. Monoculus brachiatus, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 131, Tab. XIL, Fig. 1—2.
1851. Moina brachiata, Baird: Brit. Entom. p. 102, Tab IX; Fig. 1—2.
1853. Daphnia brachiata, Liljeborg: De Crust. p. 37, Tab. II., Fig. 4—5.
1860. Daphnia brachiata, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 166, Tab. IV., Fig. 39. Tab.
V., Fig. 40—43.
1868. Moina brachiata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 133, Tab. II. Fig. 33.
1870. Moina brachiata, Lund: Bidrag til Cladoe. Morph. og System. p. 162, Tab. VIL.,
Fig. 1—4.
1872. Daphnia brachiata, Friö: Krustenth. Böhmens, p. 235, Fig. 38.
Fig. 20. Der Körper ist plump gebaut, wenig durchsichtig, blass
grünlich gefärbt. Der breite Kopf neigt sich etwas nach unten,
und ist oberhalb des Auges tief und breit ausgeschnitten, am
AR NUN Rücken abgeflacht. Die untere Kopfkante ist mit der Stirn
= gleichmässig stark gewölbt. Von oben gesehen erscheint der Kopf
hoch, an der Basis breiter als an dem abgerundeten Scheitel, mit
Moina brachiata, geraden Seitenrändern.
Jurine. — Postabdomen. Aus dem sehr grossen, dem Stirnrande nahe liegenden
Auge treten die zahlreichen und dicht gedrängten, rundlichen
Kıystalllinsen deutlich hervor. Der schwarze Pigmentfleck fehlt. Die Tastantennen
entspringen in der Mitte der unteren Kopfkante, sind nach hinten gerichtet, in der Mitte
leicht angeschwollen, kurz behaart und mit einer Seitenborste, Sie erreichen die Länge
des Kopfes. Die grossen und mächtigen Ruderantennen, den hinteren Sehalenrand nicht
erreichend, sind lang behaart.
Die Schale, kaum breiter als der Kopf, hat eine länglich viereckige Form hinten
mit abgerundeten Winkeln. Ihre grösste Höhe liegt vor der Schalenmitte. Der obere
Schalenrand ist leicht gewölbt, der obere und hintere Winkel stachelartig ausgezogen.
Die freie untere Kante, mit der Hinterkante gleichmässig und stark gewölbt, ist vorne
an der äusseren Lippe mit kurzen Dornen bewehrt. An der inneren Lippe ist noch
der ganze freie Rand bis zum Rückenwinkel fein bedornt. Die Schalenretieulation ist
sehr undeutlich ausgeprägt.
Das Postabdomen ist sehr gross. Das conische Endstück desselben ist nebst
dem langen und schlanken Doppelzahne noch jederseits mit 9—10 kurzen, behaarten
Zähnen versehen. Die Krallen sind stark gebogen und tragen unten an der Basis einen
Nebenkamm, der aus S—9 Zähnen zusammengesetzt ist. Der obere Basalzahn der Schwanz-
krallen ist an der oberen Kante gesägt. Die Schwanzborsten sind sehr lang.
Das Weibchen trägt zahlreiche Sommereier im Brutraume.
Länge: 1:3—1'4 m m,
Das Männchen, stets kleiner als das Weibchen, hat einen nach vorn gestreckten,
sehr hohen Kopf. Die Tastantennen stehen in der vorderen Hälfte der geraden Unter-
kante, den Kopf an Länge übertreffend. Sie sind in der Mitte knieförmig gebogen und
am freien Ende nebst den kurzen Riechstäbchen noch mit vier stark gekrümmten und
an der Spitze gespaltenen Krallen versehen. In der Mitte der Aussenseite stehen drei
kurze Borsten. Das Postabdomen ist schlanker als beim Weibchen.
Länge: 1'1—1'16 = ®.,
In Pfützen und Lacken mit trübem Wasser sehr häufig.
Fundorte: Pod&brad, Prag, Winterberg, Horaädovitz, Kosteletz an der Elbe
Vestee, Böhmisch Brod usw.
Diese Thierchen sind an der Oberfläche stets verunreinigt.
42. Moina rectirostris, OÖ. Fr. Müller. — Der stumpfnasige Wasserfloh.
Perloocka tuponosä:
1820. Monoculus reetirostris, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 101. Tab. XII, Fig. 3—4.
1550. Moina rectirostris, Baird: Brit. Entom. p. 101, Tab. XL, Fig. 1—2.
1560. Daphnia rectirostris, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 174, Tab. X, Fig. 76—77.
1572. Daphnia rectirostris, Frie: Krustenthiere Böhmens, p. 235, Fie. 39.
Der Körper ist schlank, durchsichtig, weisslich, mit
röthlichem Darm. Der Kopf ist ebenso wie bei M. bra-
chiata niedrig, nach unten geneigt, oberhalb des Auges
tief grubenartig vertieft, am Rücken abgeflächt. Die Stirn
ragt deutlich hervor, so dass die untere Kopfkante concav
erscheint. Von oben gesehen ist der Kopf eng, gegen den
breiten Scheitel verjüngt. Die Seitenränder und der Scheitel Moina rectirostris, O. Fr. Mül-
sind leicht gewölbt. ler. — Postabdomen.
Das Auge ist sehr gross und hat auch sehr viele
Kıystalllinsen. Die Tastantennen von der Länge des Kopfes sind schlank, in der Mitte
leicht angeschwollen und auf der Oberfläche sehr fein und sparsam behaart. Die Ruder-
antennen verhalten sich wie bei voriger Art.
Die Schale breiter als der Kopf ist viereckig, ebenso hoch wie lang, mit leicht
gebogenen Rändern und breit abgerundeten Winkeln. Der freie untere Schalenrand ist
der ganzen Länge nach an der äusseren Lippe mit kurzen, weit abstehenden Dornen besetzt.
Das ceonische Endstück des Postabdomens ist sehr lang, oben fein gestrichelt,
und jederseits mit 12—14 befiederten Zähnen ausgerüstet. Der Doppeldorn ist lang.
Die Postabdominalkrallen sind lang, wenig gebogen, an der Unterkante fein gestrichelt
und an der Basis mit einem langen Nebenkamm versehen, welcher aus zahlreichen Zähnen
zusammengesetzt ist. Der obere Basaldorn ist auch gesägt. Die Schwanzborsten sind
von ungewöhnlicher Grösse.
Länge: 1’2-—1'35 m m.
Das Männchen ist kleiner und schlanker als das Weibchen. Der ziemlich hohe
Kopf ist gerade nach vorn gestreckt und ohne Einkerbung oberhalb des Auges. Die
Tastantennen, gleich hirter dem Auge eingefügt, sind so lang wie die Schale. Der Basal-
theil derselben ist diek und bedeutend kürzer als der zweite Theil, welcher am freien
Ende mit sechs einfach zugespitzten und gekrümmten Krallen versehen ist. Von den
Seitenborsten sah ich nur eine (Leydig bildet 2 ab). Der Hacken des ersten Fuss-
paares ist stark und dick.
In klaren Gewässern nicht häufig.
Fundorte: Katzensrün bei Königsberg (Noväk); Prag; Podebrad.
Die Kurz-sche M. reetirostris halte ich für M. brachiata. Den Darm
bei dieser Art traf ich stets mit kleinen, braun gefärbten Kügelchen vollgepfropft.
43, Moina Fischeri mihi. — Der kurzschwänzige Wasserfloh.
— Perloocka krätkorepa.
1851. Daphnia rectirostris, Fischer: Bemerk. über wenig genau gekannte Daphın. p. 105,
Tab. III; Fig. 6—7. 2
Der Körper ist wenig durchsichtig, blass grünlich gefärbt Fig, 22.
und zwischen Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist
eng, hoch, nach vorn gestreckt, oberhalb des Auges unbedeutend
eingedrückt, am Rücken leicht gewölbt. Die Stirn ist nicht vorra- fi er N yyuN
gend, die untere Kopfkante gleichmässig gebogen. Von oben gesehen Ma
ist der Kopf eng und hat eine dreieckige Gestalt mit breitem und
abgerundetem Scheitel und leicht eoncaven Seitenrändern. Die Ober- Moinal Fischeri
fläche des Kopfes ist sehr sparsam, fein und lang behaart. mihi. — Postabdo-
Die Tastantennen kürzer als der Kopf sind eylindrisch, men.
überall gleich diek, nur am freien Ende verschmälert und an der
Oberfläche kurz behaart. Die Riechstäbchen sind kurz und diek. Die starken Ruder-
antennen erreichen nicht den hinteren Schalenrand und sind an der Basis dieht und
kurz behaart. Die Aeste sind an der Aussenseite bedornt, an der Innenseite jedoch
lang behaart.
56
Die Schalenklappen besitzen eine vierkantige Form mit abgerundeten Winkeln
und sind viel breiter als der Kopf. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Unterrand
länger, leicht eoncav und der ganzen Länge nach bis zum hinteren, breit abgerundeten
Winkel mit kurzen Borstchen spärlich besetzt. Die hintere convexe Kante ist blos sehr
fein bedornt. Der obere und hintere, stachelartig ausgezogene Schalenwinkel hat die
Spitze abgerundet. Die Retieulation der Schalenoberfläche tritt sehr undeutlich hervor.
Das Endstück des Postabdomens. ist sehr kurz und jederseits mit nur 6—8
kurzen, den Unterrand nicht überragenden Zähnen ausgerüstet. Der Doppeldorn ist
auch kurz. Die Postabdominalkrallen sind an der Unterkante fein gezähnt und ohne
Nebenkamm. Der dorsale Basaldorn ist einfach, ungesägt. Die Schwanzborsten lang.
Das Ephippium hat eine dunkelbraune Farbe.
Länge: 125—13 = =,
In schmutzigen Gewässern häufig.
Fundorte: Hura bei Horaädovitz, Winterberg, Frauenberg, Westetz bei
Böhmisch Brod. N
Diese Art ist mit M. brachiata sehr nahe verwandt und unterscheidet sich
von dieser wie von allen 'anderen Arten durch das kurze Postabdomen. Die Körper-
oberfläche wird oft mit Schlamm oder parasitischen Infusorien oder Algen verunreinigt.
44. Moina micrura, Kurz. — Der kleine Wasserfloh, —
Perloocka mala.
1874. Moina mierura, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 7, Tab. L, Fig. 1.
Fig. 23. Der Körper ist sehr klein, durchsichtig, farblos, zwischen
Be Kopf und Thorax tief eingeschnürt. Der Kopf ist niedrig, nach
' eg vorn gestreckt, oberhalb des Auges kaum eingedrückt, am Rücken
stark abgeflacht. Die Stirn ist abgerundet und ragt deutlich hervor.
Die untere Kopfkante ist hinten ausgebuchtet.
Moina micrura, Das Auge, vorne dem Stirnrande genähert, enthält zahlreiche
Kurz. — Postabdo- und dicht gedrängte Krystalllinsen, welche aus dem reichen Pigment
men. deutlich hervortreten. Die sehr kurzen Tastantennen, von der Mitte
der unteren Kopfkante entspringend, haben eine spindelförmige Gestalt,
und tragen in der Mitte nur eine Seitenborste. Ihre Oberfläche ist mit langen Haaren
besäet. Die Ruderantennen, den hinteren Schalenrand kaum erreichend, sind blos fein
behaart und von derselben Beschaffenheit wie bei vorigen Arten.
Die Schale, bei Jungen kaum breiter als der Kopf, ist viereckig, nach hinten
verjüngt. Der Oberrand ist bei den erwachsenen Weibchen, welche Sommereier tragen,
viel stärker gewölbt als der Unterrand, der der ganzen Länge nach mit kurzen und. weit
abstehenden Dornen besetzt und hinter diesen noch fein gezähnt ist. Der stachelartig
verlängerte und zugespitzte obere Schalenwinkel steht fast in der Medianlinie des Körpers.
Das Postabdomen ist sehr klein und trägt jederseits des kurzen Endtheiles 5—6
kurze, befiederte Dornen. Der Doppelzahn ist sehr schlank und ziemlich lang. Die Post-
abdominalkrallen zeichnen sich durch ihre Kürze aus, sind ungezähnt und tragen einen
hohen Nebenkamm, der etwa sechs Zähne zählt. Der obere Basaldorn ist einfach. Die
Schwanzborsten sind länger als bei allen übrigen Arten dieser Gattung.
Länge: 0:58—0'61 = =,
In der. Mitte der Teiche selten.
Ich fand diese Art in der Elbebucht Skupiee bei Podebrad. Kurz traf sie
an einer einzigen Stelle in einem Mühlteich bei Maleschau, unweit von Kuttenberg.
57
IV. Fam. Bosminidae, Sars.
Bosminidae, Norman.
Der Körper ist klein, rundlich, ohne Impression zwischen Kopf und Thorax.
Der Kopf, vom Kopfschilde eng umhüllt, bildet unten einen abgerundeten Schnabel. Das
Auge hat zahlreiche Krystalllinsen und ist beweglich. Der schwarze Pismentfleck fehlt.
Die Tastantennen sind beim Weibchen unbeweglichh beim Männchen beweglich und aus
mehreren Gliedern zusammengestellt, Die Ruderantennen sind zweiästig; der äussere Ast
ist vier-, der innere dreigliedris. Beine sind sechs Paare vorhanden, welche in gleichen
Abständen von einander entfernt stehen. Das sechsie Paar ist stets verkümmert. Die
ersten zwei Fusspaare sind als Greiffüsse, die hinteren als Branchialfüsse eingerichtet.
Der Darm ist ohne Schlinge und ohne Blindsäcke. Das Herz ist oval.
Diese Familie zählt nur eine Gattung.
9. Gattung Bosmina, Baird.
Eunica, Koch, Lievin.
Der Körper ist klein, rundlich, durchsichtig, ohne Impression zwischen Kopf
und Thorax. Der niedrise, nach unten geneigte Kopf verlängert sich unten in einen
eonischen, an der Spitze breit abgerundeten Schnabel, der an der vorderen Kante jederseits
mit einer kurzen, zugespitzten Borste versehen ist. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt
und verliert sich allmälig erst vor der Schnabelspitze, durch eine bogenförmige Leiste
angedeutet. Von oben gesehen erscheint der Kopt ziemlich niedrig, überall gleichmässig
abgerundet wie bei der Gatt. Chydorus.
Das bewegliche, mit zahlreichen Krystalllinsen versehene Auge liegt etwa in der
Medianlinie des Körpers, dem gewölbten Stirnrande senähert. Der schwarze Pigmentfleck
fehlt. Die Tastantennen, beim Weibehen mit dem Schnabel fest verwachsen, beim Männchen
beweglich, bestehen aus zwei gesonderten Theilen. Der Basaltheil ist gerade nach unten
gerichtet, am Ende der inneren Kante mit einem breiten, dreieckigen Zahne ausgerüstet,
unter dem die Riechstäbehen hervorragen. Der Endtheil, gegen das Ende verschmälert,
biegt sich mehr oder weniger nach hinten und ist aus mehreren Gliedern zusammengesetzt.
Die Ruderantennen sind sehr kurz, zweiästig. Der äussere, viergliedrige Ast trägt 3—4,
der innere dreigliedrise fünf Ruderborsten.
Die Schale, den Leib vollständig einschliessend, ist herzförmig, hinten abgestutzt.
Ihr Unterrand vorne stets lang behaart, geht hinten in der Regel in einen Stachel aus,
Die Schalenoberfläche ist entweder glatt, reticulirt oder gestreift.
Beine sind sechs Paare vorhanden, von denen die zwei ersten als Greiffüsse, die
übrigen als Branchialfüsse eingerichtet sind. Das sechste Paar ist stets verkümmert in
Form eines einfachen kurzen Fortsatzes.. Das Abdomen entbehrt der Fortsätze am Rücken,
und der Brutraum wird nur durch das Anschmiegen des oberen Schalenrandes an den
Leib bewirkt. Der Darm hat keine Blindsäcke; sein Verlauf ist einfach, ungeschlingelt.
Das Postabdomen ist klein, vorne, wo der After mündet, gerade abgestutzt. Die Krallen
stehen auf einem eylindrischen Fortsatze des Postabdomens. Die Schwanzborsten sind kurz.
Beim Männchen sind die Tastantennen beweglich. Das erste Fusspaar trägt
auch den stark gekrümmten Hacken und die lange Geissel. Die Hodenausführungsgänge
münden unter den Krallen in dem Krallenfortsatze.
Diese Gattung zählt vorläufig 19 Arten, von denen nur 5 der Fauna Böhmens
angehören.
Die Schale reticulirt oder glatt.
* Die Tastantennen hackenförmig gekrümmt, 1. cornuta.
a a
* Die Tastantennen gebogen.
** Der Krallenfortsatz bedornt. 2. longirostris.
** Der Krallenfortsatz unbedornt.
*** Der Endtheil der Tastantennen lang, mindestens aus 10 Gliedern
zusammengesetzt. 3. longicornis.
*+* Der Endtheil kurz, aus 7 Gliedern zusammengesetzt.
4. brevicornis.
Die Schale gestreift. Die Tastantennen lang. 5. bohemica.
45. Bosmina cornuta, Jurine. — Der krummhornige Rüsselkrebs. —
Chobotnatka krivorohaä.
1820. Monoculus cornutus, Jurine: Hist. de Monoc. p. 142, Tab. XIV., Fig. 8—10.
1862. Bosmina cornuta, Sars: Om de i Christiania iagtt. Cladoc. p. 280.
1866. Bosmina cornuta, Schoedler: Cladoc. des frischen Haffs p. 49.
1868. Bosmina cornuta, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 147, Tab. IL, Fig. 12;
Tab. II., Fig. 10.
1874. Bosmina cornuta, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 23.
Der Körper ist klein, kugelig, durchsichtig, farblos. Der hohe Kopf ist unter
der Stirn, welche etwas hervorragt, leicht ausgebuchtet; der Schnabel lang. Die Stirn-
borste steht etwa in der Mitte zwischen dem Auge und der Schnabelspitze.
Das Auge ist gross und hat zahlreiche, wenig aus dem Pigment hervorragende
Kıystalllinsen. Es liegt dem Stirnrande gepresst und von der Schnabelspitze wie vom
vorderen Schalenrand in gleichem Abstand entfernt. Der ziemlich lange Endtheil der
Tastantennen ist besonders bei erwachsenen Weibchen rückwärts hackenförmig gekrümmt
und aus 10—11 kurzen Gliedern zusammengesetzt. Die Riechstäbchen sind nicht
geknöpft. Die Ruderantennen, die Schnabelspitze erreichend, haben an der Basis nur
eine Leydigische Tastborste. Der dreigliedrige Ast derselben ist mit 5, der viergliedrige
mit nur drei Ruderborsten und mit einem Dorn an den Endgliedern der Aeste versehen.
Die Schale ist sehr hoch; ihre grösste Höhe liegt vor der Mitte der Schalen-
länge. Die Rückenkante, mit der Kopfkante gleichmässig gewölbt, geht hinten unter
einem stumpfen Winkel in den geraden Hinterrand über. Der Stachel ist kurz, abwärts |
gekehrt; der Unterrand bauchig und vorne mit sehr langen Haaren spärlich besetzt.
Die Schalenretieulation tritt deutlich hervor und besteht aus sechseckigen Feldchen.
Den hinteren Rückentheil des Abdomens zieren einige Querreihen von feinen
Haarchen. Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne abgestutzt und tief ausgerandet. Der
untere Winkel trägt zwei kleine Dornen. Die Schwanzkrallen sind blos fein gezähnt.
Die Schwanzborsten sind sehr kurz.
Länge: 0:4—0°54 = = ; Höhe: 0:3—0'44 m- m.,
Das Ephippium ist von horngelber Farbe. Fi
In klaren Gewässern überall häufig. |
Ich traf sie in grosser Menge in der Schlägelgrube des Rosenberger Teiches. ‘
Sie kommt auch in allen Wittingauer Teichen vereinzelt vor; dann bei Prag, Key,
Polernitz, Pod&brad, Preloud, Zizelitz, Dymokur, Turnau, Nimburg, Franzensbad, Frauen-
berg u. s. w.
46. Bosmina longirostris, O. Fr. Müller. — Der langdornige Rüsselkrebs. -
— Chobotnatka dlouhotrna.
1785. Lyneeus longirostris, O. Fr. Müller: Entom. p. 76, Tab. X., Fig. 7—8.
1548. Euniea longirostris, Lievin: Branch. der Danziger Gegend. p. 37, Tab. VII,
Fig. S—11.
59
1860. Bosmina longirostris, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 205, Tab. VII., Fig. 60.
1861. Bosmina longirostris, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Clad. p. 153.
1866. Bosmina longirostris, Schoedler: Clad. des frischen Haffs p. 45.
1867. Bosmina longirostris, Norman und Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 6. Tab.
XXII., Fig. 4.
1868. Bosmina longirostris, P. E. Müller: Danmarks. Cladoc. pag. 146, Tab. III.,
Fig. S—9.
1870. Bosmina longirostris, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. pag. 164,
Tab. IX., Fig. 11—15.
1872. Bosmina longirostris, Frie: Krustenth. Böhmens. p. 22., Fig. 43.
1874. Bosmina longirostris, Kurz: Dodekas neuer Cladoe. p. 23.
Der Körper ist länglich eiförmig, durchsichtig, farblos. Die grösste Höhe
liest in der Mitte des Körpers. Der Kopf ist hoch, der Schnabel kurz. Die Stirn stark
gewölbt, vorragend. Die Stirnborste entspringt nahe der Schnabelspitze, vom Auge weit
entfernt.
Das grosse, dem Stirnrande genäherte Auge liest von dem vorderen Schalenrande
weiter entfernt als von der Schnabelspitze. Der Stamm der Tastantennen ist lang, der
Endtheil 11—12geliedrig, ebenfalls lang und nach hinten gebogen. Die Ruderantennen
sind länger als bei B. eornuta und überragen den Schnabel. Der äussere viergliedrige
Ast ist mit vier, der innere dreigliedrige mit fünf Ruderborsten ausgerüstet.
Der obere Schalenrand ist mit dem Kopfrande gleichmässig stark gewölbt, der
llinterrand sehr kurz, gerade, der Unterrand bauchig und vorne lang behaart. Der
gerade Schalenstachel ist sehr kurz und nach hinten gekehrt. Die Reticulation an der
Schalenoberfläche verhält sich ebenso wie bei der vorigen Art und ist deutlich ausgeprägt.
Das Abdomen ist am Rücken kaum behaart.
Das kurze Postabdomen ist an der vorderen abgestutzten Kante nicht ausgerandet
und am unteren Eck unbedornt. Der Krallenfortsatz ist stärker und die Krallen feiner
gezähnt. Die Schwanzborsten sind kurz.
Länge: 0:31—0'35 ==; Höhe: 0:22—0:25 ”- =,
In klaren Gewässern häufig.
Ich fand sie in den Teichen bei Frauenbers, Wittingau, Lomnitz, Prag, Dymokur
und Turnau, jedoch nie in so grosser Menge wie B. cornuta.
47. Bosmina longicornis, Schoedler. — Der langhornige Rüsselkrebs. —
Chobotnatka dlouhoroha.
1866. Bosmina longicornis, Schoedler: Cladoc. des frischen Hafis. p. 42, Tab. IL,
Fig. 10—11.
Der Körper ist klein, durchsichtig, farblos. Der Kopf ist niedrig, vorne gleich-
mässig abgerundet, ohne vorragender Stirn. Die Stirnborste steht in der Mitte zwischen
dem Auge und der Schnabelspitze. Der Schnabel ist mässig lang und abgerundet.
Aus dem Auge treten die Krystalllinsen weniger deutlich hervor. Dasselbe
liegt dem Stirnrande blos genähert, von der Schnabelspitze und vom vorderen Schalen-
rande in gleichem Abstand entfernt. Die Tastantennen von mässiger Länge haben einen
sehr kurzen Stamm. Der Endtheil derselben ist 10—11gliedrig, lang, fast gerade und
nach hinten geneigt. Die geknöpften Riechstäbehen ragen ebenso wie bei den vorigen
Arten unter dem dreieckigen Zipfel hervor. Die Ruderantennen sind bedeutend länger
als der Schnabel. Der viergliedrige Ast trägt vier, der dreigliedrige 5 Ruderborsten.
Die Schale ist sehr hoch, vor der Mitte am höchsten und structurlos. Der
ÖOberrand ist sehr hoch gewölbt, der Hinterrand kurz, gerade. Der freie, weniger gewölbte
Unterrand ist vorne lang und spärlich behaart. Der Schalenstachel ist lang, an der
Unterkante gezähnt und schräg abwärts gerichtet.
DI
60
Die vordere abgestutzte Kante des Postabdomens ist gerade, der Krallenfortsatz
lang unbedornt. Die fein gestrichelten Schwanzkrallen tragen an der Basis einige grössere
Nebendornen.
Länge: 0:36 = 2 7Höhe 7029 2m
In klaren Gewässern selten.
Hr. Noväk fand diese niedliche Art zahlreich vertreten in einer Pfütze bei
Krottensee.
Sie ist mit B. longirostris sehr nahe verwandt, von der sie sich leicht
durch den Bau der Tastantennen und durch die Bewehrung der Schwanzkrallen unter-
scheiden lässt.
48. Bosmina brevicornis, n. sp. — Der kurzhornige Rüsselkrebs. —
Chobotnatka kratkorohä.
1874. Bosmina brevirostris, Hellich: Cladocerenfauna Böhmens. p. 15.
Der Körper ist gross, durchsichtig und blass
grünlich gefärbt. Der Kopf ist sehr niedrig, breit,
vorne gleichmässig abgerundet, ohne hervorragender
Stirn. Die Stirnborste sitzt dem Auge näher als
der Schnabelspitze. Der Schnabel ist kurz und eng.
Das Auge, welches sehr grosse und deutlich
aus dem Pigment hervortretende Krystalllinsen hat,
liegt dem Stirnrande gepresst und von der Schna-
belspitze und dem vorderen Schalenrande gleich
entfernt. Die Tastantennen sind sehr kurz, leicht
gebogen und nach hinten gekehrt. Der Endtheil
derselben, mit dem Basaltheile von gleicher Länge
weist nur sieben verschmolzene Glieder aus. Die
. Ruderantennen sind kurz und überragen wenig die
Schnabelspitze. Der 4Agliedrige Ast derselben trägt
drei, der 3gliedrige fünf Ruderborsten.
Die Schale ist höher als lang und an der
Bosmina brevicornis n. sp. Oberfläche deutlich gross, sechseckig retienlirt. Der
Oberrand ist mit dem Kopfrande gleichmässig und
stark gewölbt, der Hinterrand kurz, gerade. Vorn am unteren leicht gebogenen Unter-
rande sitzen acht lange Borsten, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Der Stachel
ist sehr kurz und aufwärts gekrümmt.
Das Postabdomen ist gross, unbedornt, an der vorderen Kante leicht ausgerandet.
Die Schwanzkrallen sind nur fein gestrichelt.
Länge: 0:55 =: = Höhe: 044 m. m",
In klaren Gewässern selten.
Diese riesige Art traf H. Noväk in einer Pfütze bei Krottensee in Gesellschaft
mit B. longicornis.
Ich habe diese Art mit der Müllerischen Art B. brevirostris für identisch
gehalten, jedoch bei näherer Vergleichung kam ich zu der Ueberzeugung, dass diese zwei
ganz verschiedene Arten sind. Bei B. brevirostris P. E. Müller ragt die Stirn
bedeutend hervor. Der Schalenstachel ist länger und gezähnt. Die Schwanzkrallen tragen
an der Basis sieben Nebendornen, während bei unserer Art die Krallen nur fein gestrichelt
sind. Mit B. brevirostris Müller ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch B. obtu-
"sirostris Sars identisch. Die Grösse ist bei allen drei Arten ziemlich dieselbe,
61
49. Bosmina bohemica, n. sp. — Der böhmische Rüsselkrebs. —
Chokotnatka Ceska.
1872. Bosmina longispina, Fri6: Krustenthiere Böhmens. p. 223.
Der Körper ist gross, schlank, äusserst durchsichtig, farblos. Der Kopf ist hoch,
vorne gleichmässig abgerundet, ohne vorragender Stirn. Die Stirnborste steht der Schnabel-
spitze weit näher als dem Auge. Der Schnabel ist kurz, breit, abgerundet.
Das Auge, von dem Stirnrande entfernt und mit deutlich aus dem Pigment her-
vortretenden Krystalllinsen umgeben, liest von der Schnabelspitze und dem vorderen
Sehalenrande in gleichem Abstand entfernt. Die Tastantennen sind sehr lang, stark nach
hinten gebogen. Der Endtheil derselben ist 16—17gliedrig und reicht mit seiner Spitze
hinter die Mitte der Schalenlänge. Der dreieckige Dorn, unter dem die Riechstäbchen
entspringen, ist gross und scharf zugespitzt. Die Ruderantennen sind ebenfalls sehr lang,
das Ende des Tastantennenstammes erreichend. Der viergliedrige Ast besitzt vier, der
dreigliedrige fünf Ruderborsten.
Die Schale ist ebenso hoch wie lang. Ihre grösste Höhe befindet sich vor der
Mitte der Schalenlänge. Der Unterrand ist wie der Oberrand leicht gebogen, vorne
behaart und vor dem Stachel ausgerandet. Dieser ist lang, schräg abwärts gerichtet
und am äusseren Rande gezähnt. Der Kopf sowie die Schalenoberfläche sind besonders
am Rücken der Länge nach deutlich gestreift und hinten unregelmässig gegittert.
Das Postabdomen ist gross, vorne abgestutzt und tief ausgerandet. Der untere
Postabdominalwinkel ist behaart, der Krallenfortsatz lang, unbedormt. Die Schwanzkrallen
tragen an der Basis sechs kurze Dornen. Die Schwanzborsten sind kurz.
Länge: 0:6: = ;,' Höhe: 0:38: 9%. =",
In der Mitte der Seen selten.
Ich fand diese zierliche Art in der Mitte des schwarzen Sees bei Eisenstein in
Gesellschaft mit Holopedium gibberum.
Bosm. longispina, Leydig weicht von unserer Art, mit der sie übrigens
sehr nahe verwandt ist, wesentlich ab. Der Endtheil der Tastantennen bei jener — die
Correctheit der Leydigischen Zeichnung vorausgesetzt — ist nur neungliedrig und kürzer.
Die Ruderantennen sind mit sieben Borsten ausgerüstet, während unsere Art deren
acht ausweist. Auch der Schalenstachel ist beträchtlich länger, als bei dieser Art
der Fall ist.
V. Fam. Lyneodaphnidae, Sars.
Macrothrieidae, Norman and Brady.
Lyncodaphninae, Kurz.
Der Körper ist plump gebaut mit oder ohne Impression zwischen Kopf und
Thorax. Der nach vorn gestreckte, vom Kopfschilde eng umschlossene Kopf bildet einen
vor- und abwärts gerichteten Schnabel.
Das Auge liest in der Kopfhöhle dem Stirnrande genähert und besitzt wenig
Kıystalllinsen; der schwarze Pigmentfleck stets vorhanden, sitzt in der Schnabelspitze.
Die langen Tastantennen sind an der Schnabelspitze eingelenkt und haben endständige
Riechstäbehen. Die Ruderantennen sind robust, mit verschiedenen Dornen und Stacheln
bewehrt und meist zum Kriechen eingerichtet. Der äussere, viergliedrige Ast ist mit
4—5, der innere, dreigliedrige mit fünf Ruderborsten versehen. Die Oberlippe trägt in
der Regel einen abwärts gerichteten Fortsatz.
Beine sind 4—6 Paare vorhanden, welche in gleichen Abständen von einander
entfernt stehen, von denen die zwei ersten in Greiffüsse, die übrigen in Branchialfüsse
62
umgewandelt sind; das letzte Fusspaar ist stets verkümmert. Der Verlauf des Darmes ist
einfach oder geschlingelt.
Das Postabdomen ist gross, zurückgeschlagen und an der Unterkante gezähnt
oder mit Stacheln und Dornen bewehrt.
Das Herz hat eine ovale Form.
Diese Familie weist bis jetzt sieben Gattungen, von denen nur fünf in Böhmen
vertreten sind.
Die Ruderantennen mit zehn Ruderborsten. Vier Paar Beine. 1. Lathonura.
Die Ruderantennen mit neun oder acht Ruderborsten.
* Fünf Paar Beine.
** Der viergliedrige Ast mit vier Ruderborsten.
** Der Darm einfach. 2. Macrothrix.
*** Der Darm geschlingelt und vorn mit zwei kurzen Blindsäcken.
3. Streblocerus.
#* Der viergliedrige Ast mit nur drei Ruderborsten. Drepanothrix.*)
* Sechs Paar Beine. Der viergliedrige Ast mit drei Ruderborsten.
** Die Oberlippe mit Anhang.
*** Der Lippenanhang cylindrisch. 4. Acatholeberis.
*** Der Lippenanhang lamellös. 5. Ilyoeryptus.
** Die Oberlippe ohne Anhang. Die Schale geht hinten in einen Stachel aus.
Ophryoxus.**),
10. Gattung Lathonura. Liljeborg.
Pasithea, Koch, Lievin, Leydig.
Lathonura, Liljeborg, Sars, Schoedler, P. E. Müller, Lund.
Der Körper ist länglich eiförmig, hinten erweitert, zwischen Kopf und Thorax
leicht eingedrückt. Der Kopf ist niedrig, breit, unten einen stumpfen, kaum vorragenden
Schnabel bildend. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt. Die Fornixlinie beschreibt
einen grossen Bogen und endet in der Schnabelspitze. Die Schalensutur ist sehr kurz
und steigt senkrecht hinauf.
Das Auge ist gross, der schwarze Pigmentfleck klein. Die Tastantennen, von der
Schnabelspitze entspringend, sind eylindrisch, lang und mit Seitenborsten versehen. Die
Ruderantennen sind kurz und auf beiden Aesten mit fünf gleich grossen Borsten aus-
gerüstet. Die Oberlippe, gegen den Kopf durch einen tiefen Einschnitt abgesetzt, breitet
sich unten in eine dreieckige, zugespitzte Platte ans. .
Die Schale hat eine länglich eiförmige Gestalt. Am hinteren, etwas erweiterten
Ende geht die Schale in eine kurze Spitze aus. Der Unterrand ist fast gerade und mit
kurzen, plattgedrückten, lanzetförmigen Borsten dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist
structurlos.
Vier Paar Beine. Der Darm ist einfach, nicht geschlingelt und ohne Blindsäcke.
Der After liegt gleich unter den Schwanzkrallen. Das Postabdomen ist klein, unten
leicht gebogen und geht nach hinten in einen grossen conischen Fortsatz aus, auf dem
die Schwanzborsten sitzen. Diese sind sehr lang, eingliedrig. Die Schwanzkrallen sind
gross, einfach und hackenförmig nach hinten gebogen.
Das Männchen ist unbekannt.
Bis jetzt sind nur zwei Arten bekannt.
*) Drephanothrix dentata, Euren: 05 =. m. Norwegen, Dänemark und England.
**) Ophryoxus graeilis, Sars. 1'5 m m. Norwegen.
Be
63
50. Lathonura rectirostris, Ö. Fr. Müller. — Der schöne Lappenkrebs.
— Platkovec krasny.
1775. Daphnia rectirostris, ©. F. Müller: Entom. p. 92. Tab. XH, Fig. 1—3.
1835. Pasithea reetirostris, Koch: Deutschl. Crustac. H. 35, Tab. XXIV.
1848. Pasithea rectirostris, Lievin: Branchiop. der Danziger Geg. p. 42, Tab. XI., Fig. 1—3.
1848. Daphnia mystacina, Fischer: Ueber in der Umg. von St. Petersburg vorkom.
Crust. p. 174, Tab. IV., Fig. 1—8.
1853. Lathonura rectirostris, Liljeborg: Der Crust. in Scania ocurrent. p. 57., Tab. IV.,
Fig. S—11; Tab. V., Fig. 2; Tab. XXI, Fig. 12—13.
1859. Lathonura spinosa, Schoedler: Branch. p. 27, Fig. 10.
1860. Pasithea rectirostris Leydig: Naturg. der Daphn. p. 200.
1867. Lathonura rectirostris, Norman and Brady: Monogr. of the brit. Entom. p. 14,
Tab. XXIIL, Fig. S—12.
1868. Lathonura reetirostris, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 139.
1870. Lathonura rectirostris, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 155, Tab.
IX., Fig 1—4,
Der Körper ist länglich eiförmig, hinten breit, durchsichtig und blass horngelb
gefärbt. Der Kopf ebenso breit wie die Schale und von dieser durch eine seichte Ein-
kerbung getrennt, ist hoch, vorne stark gewölbt, mit kaum vorragender Stirn. Der Schnabel
ist sehr kurz, stumpf und steht etwa in der Mitte der unteren Kopfkante, von dem Lippen-
anhang weit überragt.
Das grosse Auge zählt viele Krystalllinsen und liegt vorn in der Kopfhöhle,
dem Stirnrande genähert. Der schwarze Fleck ist sehr klein, in der Schnabelspitze
postirt. Die Tastantennen sind lang, ceylindrisch und an der Oberfläche in Querreihen
kurz bedornt. Sie besitzen zwei Seitenborsten, welche von einander entfernt stehen.
Die Riechstäbehen sind kurz, einfach. Die Ruderantennen tragen an der geringelten
Basis einen starken Dorn. Ein ähnlicher jedoch kleinerer Dorn sitzt auch am Ende
des ersten und letzten Gliedes des dreigliedrigen und des letzten des viergliedrigen Astes.
Alle Ruderborsten sind behaart und von gleicher Länge. Der Lippenanhang von der
unteren Kopfkante tief eingeschnürt, stellt eine breite dreieckige Platte mit scharfem
Hinterwinkel dar.
Der untere Schalenrand ist fast gerade, vorne zum Theil mit starren, breiten und
lancetförmigen Borsten dicht besetzt und hinten fein gezähnt. An der Oberfläche ist die
Schale glatt, structurlos.
Das Postabdomen, am Rücken von dem Abdomen durch einen tiefen Ausschnitt
gesondert, ist kurz, unten sägeartig gezähnt. Die Schwanzkrallen sind stark, kurz,
hackenförmig nach hinten gekrümmt. Hinten verlängert sich das Postabdomen in einen
eonischen Höcker, von dem die sehr langen, geschlingelten und spärlich behaarten
Schwanzborsten entspringen.
Länge: 0:85 = m.
In klaren stillen Gewässern selten.
Ich traf diese Art nur in einem Exemplare in der schon öfters eitirten Pfütze
bei Turnau.
11. Gattung Macrothrix, Baird.
Der Körper ist länglich oval, zwischen Kopf und Thorax eingedrückt. Der Kopf
ist niedrig, breit und hat eine annähernd dreieckige Gestalt, deren Spitze — der Schnabel
— nach vorn oder nach unten zielt. Die obere Kopfkante ist stets mehr oder weniger
gewölbt. Der Fornix ist schwach. Die Fornixlinie geht wie bei der vorigen Gattung
bogenförmig bis zur Schnabelspitze,. Auch die Schalensutur steigt senkrecht hinauf.
nn a
64
Das grosse, mit wenig Krystalllinsen versehene Auge, dem Stirmrande genähert,
liegt nahe der Schnabelspitze, in welcher der kleine schwarze Pigmentfleck seinen
Sitz hat. Die Tastantennen, an der Schnabelspitze beweglich eingelenkt, sind lang, nach
hinten gebogen, seitlich eomprimirt, blos mit Endriechstäbehen. Die Ruderantennen sind
gross. Der äussere, 4gliedrige Ast ist mit vier, der innere 3gliedrige mit fünf Ruder-
borsten versehen, von denen jene, welche am ‚ersten Gliede des 3gliedrigen Astes sitzt,
die längste ist. Alle Ruderborsten sind 2gliedrig, am ersten Gliede theilweise bedornt.
Die Oberlippe von der unteren Kopfkante durch eine Einschnürung getrennt, breitet sich
auch in einen dreieckigen, seitlich comprimirten Anhang aus.
Die Schalenklappen sind beinahe dreieckig, hinten zugespitzt mit stark convexem
Ober- und Unterrand. Der letztere ist immer behaart.
Beine sind 5 Paare vorhanden. Der Darm ist ungeschlingelt und ohne Blind-
säcke. Der After liegt vorne am Postabdomen. Das Proabdomen trägt keine Dorsal-
fortsätze und ist vor dem Schwanze tief ausgeschnitten. Dieser ist gross, breit, unten
bewaffnet. Die Krallen sind schlank, kaum gebogen, die Schwanzborsten ziemlich kurz,
zweigliedrig.
Bis jetzt sind nur drei Arten bekannt, welche alle in Böhmen vorkommen.
Obere Schalenkante gesägt 1. laticornis.
Obere Schalenkante ungesägt.
+ Tastantennen lang behaart 2. hirsuticornis.
+ Tastantennen kurz bedornt 3. 70804,
51. Macrothrix laticornis, Jurine. — Der ovale Lappenkrebs. —
Plätkovec ovalni.
1820. Monoeculus laticornis, Jurine: Histoir. des Monoel. p. 151, Tab. XV., Fig. 6—7.
1850. Macrothrix laticornis, Baird: Brit. Entom. p. 103, Tab. XV., Fig. 2.
1851. Daphnia eurvirostris, Fischer: Ueber die in der Umg. von St. Petersburg vorkom.
Crust. p. 184, Tab. VIL, Fig. 7—10.
1853. Macrothrix laticornis, Liljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 50, Tab III.,
Fig. 8—9.
1859. Macrothrix laticornis, Schoedler: Branch. p. 27.
1860. Macrothrix laticornis, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 193.
1867. Maerothrix laticornis, Norman and Brady: Mongr. of the brit. Entomostr. p. 9,
Tab. XXIIL, Fig. 4—5.
1868. Macrothrix laticornis, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 137, Tab. III., Fig. 5.
1870. Macrothrix laticornis, Lund: Bidrag til Cladoc. Morph. og System. p. 156. Tab.
IX., Fig. 5—10.
1872. Maerothrix laticornis, Fri6: Krustenth. Böhmens. p. 222. Fig. 42.
1874. Macrothrix laticornis, Kurz: Dodekas neuer Cladoc. p. 25.
Der Körper ist klein, durchsichtig, blass grünlich gefärbt. Der Kopf, oben mit
dem oberen Schalenrande gleichmässig abgerundet und ohne Impression, ist ziemlich
hoch, enger als die Schale und geht vorne in einen langen, an der Spitze abgestutzten
Schnabel aus. Die obere Kopfkante ist wenig gewölbt, die untere concav.
Das Auge ist etwas von der nicht vorragenden Stirn entfernt. Der schwarze,
kleine Pigmentfleck sitzt in der Schnabelspitze. Die langen, stark seitlich comprimirten
Tastantennen erweitern sich allmälig gegen das freie, gerade Ende hin, wo sie am unteren
Winkel abgestutzt sind. Die innere, gekerbte Kante derselben trägt kurze Dornen. Am
Ende der grossen, am Grunde geringelten Ruderantennen-Basis sitzt ein starker Dorn.
Das zweite, dritte und vierte Glied des viergliedrigen Astes und das dritte des dreiglie-
drigen ist auch je mit einem kleineren Dorn versehen. Die Ruderborsten sind behaart
6A
und an einer Seite des ersten Gliedes kurz bedornt. Der dreieckige, unten convexe
Lippenanhang wird theilweise von den Schalenklappen bedeckt.
Die Schale ist an der Oberfläche höckerig, ebenso hoch wie lang und hat eine
dreieckige Gestalt. Die beiden stark gewölbten Schalenränder laufen hinten in eine
kurze Spitze aus, welche in der Medianlinie des Körpers liegt. Der Oberrand ist säge-
artig gezahnt, der Unterrand vorne gruppenweise mit ungleich langen Stacheln besetzt.
In jeder Gruppe ragt ein grosser Stachel hervor. Die Schalenreticulation besteht aus
regelmässigen, sechseckigen Polygonen, deren Mitte höckerartig sich erhebt.
Das Postabdomen ist breit, gross, abgerundet viereckig, unten bedornt. Die
Dornen sind in Querreihen geordnet. Die Krallen zeichnen sich durch ihre Kürze aus.
Die Schwanzborsten sitzen auf einem kleinen Höcker; sie sind äusserst zart und lang.
Grösse: 056—0'6 = m,
In klaren Gewässern ziemlich selten.
Diese Art hält sich gerne am Grunde der Gewässer und wird meist einzeln
selbst im Winter angetroffen. In grosser Menge traf Dr. Slavik dieses Thierchen in
einer Pfütze längs der Strasse zwischen Razie und Sudomeritz in Gesellschaft mit A.
Leydigii. Fundorte: Prag, Key, Pocernitz, Podebrad, Prelou‘, Turnau, Zizelitz,
Wittingau, Frauenberg etc.
52. Macrothrix hirsuticornis, Norman. — Der bewimperte Lappenkrebs.
— Plätkovec obrveny.
1867. Macrothrix hirsutiecornis, Norman and Brady: A monogr. of the brit. Entom.
pag. 10, Tab. XXIIL, Fig. 6—7.
Der Körper ist klein, durchsichtig, farblos. Der Kopf Fig. 23.
von der Schale durch eine tiefe und breite Einkerbung geschieden, „ur Re
ist oben und vorne stark gewölbt, unten hinter dem Schnabel tief u 2
ausgeschnitten. Die Stirn ragt deutlich hervor. BIT
Das Auge ist gross und enthält zahlreiche, grosse und Macrothrix hirsuticor-
aus dem schwarzen Pigment deutlich hervortretende Krystalllinsen. nis, Norman.
— Tastantenne.
Es liegt dem Stirnrande gepresst und vor dem schwarzen Pigment-
fleck, welcher weit grösser ist als bei M. laticornis. Die
Tastantennen sind lang, keulenförmig, nach hinten gebogen und am Ende abgerundet.
An den Rändern sind sie tief gekerbt und kranzartig mit langen Haaren besetzt. Die
Riechstäbehen sind lang. Die beiden Ruderäste sind an den Aussenseiten mit einer
Längsreihe von langen Haaren versehen. Das zweite und vierte Glied des viergliedrigen
Astes und das letzte des dreigliedrigen trägt nebst den Ruderborsten noch einen Dorn.
Von den drei Endborsten ist die äussere stets kürzer als die übrigen und am Ende des
ersten Gliedes mit einem winzigen Zahne wie bei der Gattung Alona bewaffnet. Der
Lippenanhang ist an der Spitze etwas abgerundet.
Die Schale ist glatt, kürzer als hoch und bildet hinten einen stumpfen, abge-
rundeten Winkel, welcher oberhalb der Medianlinie des Körpers liegt. Die obere Kante
ist nicht gezähnt, die untere bis zum Hinterwinkel mit einfachen langen Haaren besetzt
und zwischen diesen kurz bedornt.
Das Postabdomen ist auf dieselbe Weise geformt und bewehrt wie bei M. lati-
eornis, nur sind die vorderen Dornen an der Unterkante grösser. Die Krallen sind
länger und schlanker. Die Schwanzborsten entspringen unmittelbar vom Postabdomen und
sind sehr lang, robust.
Länge: 0:55 = =; Höhe: O'35m- =,
In Teichen selten.
Ich traf dieses interessante Thierchen nur einmal im Kanov-Teiche bei Wittingau.
[>
66
53. Macrothrix rosea, Jurine. — Der röthliche Lappenkrebs. —
Platkovec rüZovy.
1820. Monoculus roseus, Jurine: Hist. des Monoel. p. 151, Tab. XV., Fig. 4—5.
1850. Macrothrix roseus, Baird: Brit. Entom. p. 104.
1853. Macrothrix rosea, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceurren. p. 47, Tab. IV., Fig,
12: Tab. Vz He
1860. Maerothrix roseus, Leydig: Naturg. der Daphn. 192.
1867. Macrothrix rosea, Norman and Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 11, Tab. XXIIL,
Fig. 1—3.
1868. Macrothrix rosea, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 136, Tab. III, Fig. 1—3.
1874. Macrothrix tenuicornis, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. p. 26, Tab. II. Fig. 1.
Fig. 26. Der Körper ist gross, röthlich oder blassgelb gefärbt.
Der Kopf von der Schale nicht gesondert, ist oben bis zur Stirn,
welche deutlich hervorragt, stark gewölbt, unter dieser leicht
concav und hinter dem Schnabel tief ausgebuchtet. Der Schnabel
ist ziemlich lang und fein zugespitzt.
Das grosse Auge enthält wenig Krystalllinsen und liest
nahe dem Stirnrande etwa in derselben Linie mit dem schwarzen
Pigmentfleck. Die Tastantennen sind fast eylindrisch, lang, nach hinten gebogen, an der
Basis der inneren Kante mit einem kleinen Höcker versehen. Ihre Oberfläche ist ring-
förmig gekerbt nnd mit kurzen Dornenkränzchen geziert. Das freie Ende ist nach innen
schräg abgestutzt. Die Riechstäbchen sind ungleich lang. Der Lippenanhang, von dem
unteren Kopfrande durch einen tiefen Einschnitt getrennt, ist sehr gross, und bildet
hinten einen scharfen Winkel.
Die Schale ist höher als lang, an der Oberfläche glatt und 6eckig gefeldert.
Der obere Schalenrand ist unbezahnt, der untere fein gesägt und vorne auf dieselbe
Weise behaart wie bei M. latieornis. Der hintere Schalenwinkel ist stachelartig aus-
gezogen und zugespitzt.
Das ziemlich grosse Postabdomen erweitert sich hinten in einen grossen, abge-
rundeten Höcker, dem die langen, behaarten Schwanzborsten aufsitzen. Die untere Post-
abdominalkante ist vorne schwach ausgerandet und mit kurzen Stacheln, welche in Quer-
reihen geordnet nach hinten etwas an Grösse zunehmen, bewehrt. Die Schwanzkrallen
sind klein und einfach.
Länge: 09 mm. "Höhe: 0:6
In Teichen sehr selten.
Ich fand diese Art nur in wenigen Exemplaren in einem Tümpel bei Turnau
und im Hladov-Teiche bei Lomnitz. Kurz traf sie in einem Teiche bei Sopoty östlich
von Chotebor.
Macrothrix rosea,
Jurine. — Tastantenne.
12. Gattung Streblocerus, Sars.
Daphnia, Fischer.
Der Körper ist klein, rundlich, zwischen Kopf und Thorax mit einer seichten
Einkerbung versehen. Der Kopf, von der Seite betrachtet, hat eine annähernd dreieckige
Gestalt und ist breit, niedrig. Vorne geht derselbe in einen kurzen, vor- und abwärts
gerichteten Schnabel aus, von dem die Tastantennen herabhängen. Der Fornix wölbt
sich hoch über der Ruderantennenbasis und verliert sich mittelst einer bogenförmigen,
erhabenen Linie erst in der Schnabelspitze.
Das Auge ist klein, liegt etwa in der Medianlinie des Körpers und enthält zahl-
reiche Kıystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck sitzt in der Schnabelspitze. Die Tast-
(7
antennen sind wenig plattgedrückt und spiralförmig nach aussen und hinten gebogen.
Die Riechstäbchen ragen aus dem freien Ende derselben hervor. Die Ruderantennen
sind stark, robust. Der am Grunde deutlich geringelte und breite Stamm theilt sich in
zwei Aeste,. von denen der äussere 3gliedrige fünf, der innere 4gliedrige 4 zweigliedrige
behaarte Borsten ausweist. Die dem ersten Gliede des 3gliedrigen Astes aufsitzende
Ruderborste ist die längste. Die Oberlippe breitet sich nach unten in eine dreieckige
Lamelle, welche von den Schalenklappen unbedeckt bleibt.
Die Schale bildet hinten einen kurzen, zugespitzten Stachel. Der freie Unter-
rand ist bedornt. Die Schalenoberfläche ist sechseckig gefeldert.
Fünf Paar Beine. Der Darm erweitert sich vorne in zwei kurze Blindsäcke
und bildet vor dem After, der unten in der Mitte des Postabdomens mündet, eine grosse
Schlinge. Das Postabdomen ist gross, seitlich stark comprimirt und ohne Höcker. Sein
Unterrand ist in der Mitte ausgebuchtet und gezähnt. Die Schwanzkrallen sind klein;
die Schwanzborsten kurz, zweigliedrig.
Beim Männchen ist das erste Fusspaar blos mit einem Hacken versehen.
54. Streblocerus serricaudatus, Fischer. — Der gesägte Lappenkrebs.
— Plätkovec zoubkovany.
1849. Daphnia laticornis-serrieaudata, Fischer: Abhandl. über eine neue Daph. p. 45,
Tab. IV., Fig. 2—8.
1862. Streblocerus minutus, Sars: Om de i Christian. iagttag. Cladoc. Andet Bidr.
pag. 284.
Fig. 27.
Streblocerus serricaudatus, i
SR Fisch. — Weibchen. a, Tastan- ‘
\ tenne. a, Ruderantenne. IN ih ge
Tıı
u) la Lippenanhang. E
a RE uf Die untere Kopfseite von dem-
selben Thiere. r Schnabel.
Postabdomen von demselben !a Lippenanhang. a, Tastan-
Thiere. tenne. as Riechstäbchen.
Der Körper ist klein, punktförmig, wenig durchsichtig und grauweiss gefärbt.
Der Kopf von der Schale durch eine seichte Ausbuchtung gesondert, ist oben und vorne
gleichmässig stark gewölbt, olme hervorragende Stirn. Der Schnabel ist stumpf. Die
untere sehr kurze Kopfkante geht ohne jede Abgränzung in den Lippenkamm über. Von oben
gesehen sieht der Kopf enger als die Schale aus und ist an dem Scheitel breit abgerundet.
Das kleine Auge ist pigmentarm und hat zahlreiche, an einander gedrängte Krystall-
linsen. Der schwarze Pigmentfleck ist sehr klein. Die Tastantennen stellen eine schmale,
ziemlich lange, am Grunde buckelartig erweiterte, auswärts spiral fürmig eingerollte
und zugleich nach hinten gebogene Lamelle dar, welche am äusseren Rande mit kurzen
Dornen geziert ist. Diese Dornen nehmen gegen das freie Ende der Tastantennen an
Grösse zu und sind in sechs Querreihen gestellt. Von dem abgestutzten Ende entspringen
H5*
68
6—8 lange Riechstäbehen. Der Stamm der Ruderantennen ist am Grunde sehr breit
geringelt und verjüngt sich allmälig gegen das Ende. Die erste Ruderborste des dreiglie-
drigen Astes, welche auf dem ersten Gliede sitzt, übertrifft die übrigen an Grösse und
ist ebenso, wie alle Ruderborsten, nur fein behaart.
Die Schale hat eine annähernd rundliche Gestalt und ist etwas höher als lang.
Die Oberfläche ist uneben und deutlich retieulirt. Die Retieulation besteht aus kleinen,
regelmässigen, 6eckigen Feldchen. Der obere Schalenrand ist stark convex, der untere
bauchig, eckig, der ganzen Länge nach ausgezackt und mit starren, unbeweglichen,
kurzen Stacheln bewehrt. Der Schalenstachel ist kurz, fein zugespitzt und steht etwas
oberhalb der Medianlinie des Körpers.
Das Abdomen entbehrt der Fortsätze, welche zum Verschluss des Brutraumes
dienen. Das Postabdomen ist gross, breit, gegen das Ende plötziich verjüngt. Der
Unterrand ist vor der Mitte, wo die Afterspalte liegt, tief eingeschnürt; hinter dieser
Einschnürung bis zu den Schwanzborsten hoch bogenförmig gekrümmt und tief sägeartig
ausgeschnitten. Vor der Einschnürung stehen nur 4—5 einfache Dornen. Die Krallen
sind kurz, robust und fein gezähnt.
Länge: 0:34—0'4 = =; Höhe: 0:31—34 " ®.,
In sumpfigen Gewässern selten.
Sie lebt in torfigen Gruben bei Wittingau, Eisenstein; auch ist sie aus Russ-
land und Norwegen bekannt.
13. Gattung Acantholeberis, Lilljeborg.
Daphnia ©. Fr. Müller, Acanthocereus, Schoedler, Lievin, Leydig.
Acantholeberis, Lilljeborg, Schoedler, Norman, P. E. Müller, Lund.
Der Körper ist gross, von länglich ovaler Gestalt. Der Kopf von dreieckiger
Gestalt ist gerade nach vorn gestreckt, mit dem stumpfen Schnabel etwas abwärts zielend.
Der Fornix ist sehr schwach entwickelt.
Das Auge ist reich an Pigment und Krystalllinsen und liegt, von der Stirnkante
entfernt, hinter dem schwarzen Pigmentfleck. Die lamellösen, gegen das Ende
erweiterten Tastantennen tragen am abgestutzten Ende conische Riechstäbehen. Die
Ruderantennen sind gross, stark, robust und bestehen aus einem Stamm und zwei Aesten.
Der Stamm ist gross, eonisch, an der Basis geringelt und an der Aussenseite mit kurzen
Doppeldornen, welche in einer Längsreihe stehen, bewehrt. An der inneren Seite, nahe
dem Ende derselben, steht noch ein starker Dorn. Der kürzere, dreigliedrige Ast trägt
fünf, der längere, viergliedrige drei Ruderborsten. Die erste Borste des dreigliedrigen
Astes übertrifft die übrigen an Grösse und Länge und ist an der äusseren Kante bedornt.
Die Oberlippe ist unten mit einem langen, conischen, spitzigen und behaarten Zipfel versehen,
Die Schale, vom Kopf undeutlich gesondert, hat eine länglich viereckige, hinter
breit abgestutzte Form. Der ganze freie Schalenrand ist lang behaart.
Sechs Paar Beine; das sechste rudimentär. Der Darm trägt keine Blindsäcke
und bildet erst im Postabdomen eine grosse Schlinge. Die Afterspalte befindet sich
gleich hinter den Schwanzkrallen. Das Postabdomen ist sehr gross, unten bedornt, die
Schwanzkrallen klein, robust. Die Schwanzborsten entspringen unmittelbar von dem
Postabdomen und zeichnen sieh durch ihre Länge aus,
Die Hodenausführungsgänge beim Männchen münden vorne am Postabdomen
zwischen den Krallen und der Afterspalte.
69
55. Acantholeberis curvirostris, O. Fr. Müller. — Der grosse Lappenkrebs.
— Plätkovec veliky.
1785. Daphnia eurvirostris, ©. Fr. Müller: Entom. p. 93, Tab. XII., Fig. 1—2.
1846. Acanthocercus rigidus, Schoedler: Ueber Acanth. rigidus: p. 301, Tab. XI. und XII.
1848. Acanthocereus rigidus, Lievin: Branch. der Danzig. Gegend. p. 33, Tab. VIIL,
Fig. 1—6.
1853. Acantholeberis eurvirostris, Lilljeborg: De Crustae. in Scania occeurr. p. 52, Tab.
IV., Fig. 3—7;, Tab. XIH., Fig. 10—11.
1859. Acantholeberis rigida, Schoedler: Branchiop. der Umg. v. Berlin. p. 27.
1860. Acantholeberis rigidus, Leydig: Naturg. d. Daphnid. p. 196.
1863. Acantholeberis ceurvirostris, Norman: On Acanth. p. 409, Tab. XI; Fig. 1—5,
1867. Acantholeberis eurvirostris, Norman and Brady: Mongr. of the brit. Entom. p. 16.
1868. Acantholeberis eurvirostris, P. E. Müller: Danmarks Cladoe. p. 152. Tab. II., Fig. 7.
1870. Acantholeberis curvirostris, Lund: Bidr. til Cladoc. Morph. og System. p. 163.
Tab. VII., Fig. 5—12; Tab. VII, Fig. 1.
Der Körper ist gross, länglich eiförmig, hinten
abgestutzt und am Rücken erst in der Körpermitte
seicht eingedrückt. Die Farbe ist blassgelb oder
röthlich. Der Kopf ist gerade nach vorn gestreckt,
dreieckig und um die Hälfte enger als die Schale.
Der Oberrand ist mässig gewölbt, der Unterrand concav.
Der Schnabel ist kurz, stumpf und vor- und abwärts
gerichtet.
Das Auge liegt hinter dem kleinen, schwarzen
IN SS
Pigmentfleck und von der nicht vorspringenden Stirn \ a re
entfernt. Es hat einen grossen Pismentkörper und Nr Dane
zahlreiche, diehtgedränste Krystalllinsen. Die Tast- ——
antennen sind an der äusseren Kante mit kleinen eigen harrirneke 0.Fr.M.
Stacheln bewehrt und tragen am Ende 6—-7 geknöpfte — Weibchen. a, Anenme- al Lippen-
3 A tole . : "a1 anhang.
Riechstäbehen, welche an der Basis breit, gegen das DIE NER ten deritinderaste Kind
Ende conisch zulaufen, Die beiden Endglieder der hier falsch vertheilt.)
Ruderäste und das zweite Glied des 4gliedrigen Astes
ist noch je mit einem langen Dorn ausgerüstet. Der Lippenanhang ist lang, zugespitzt,
behaart und meist von der Schale gänzlich bedeckt.
Die Schale ist viereckig, hinten schräg abgestutzt. mit abgerundeten Winkeln.
Der freie Unterrand ist länger als der gerade Oberrand und mit langen, starren Borsten
versehen, welche sich zum Theil bis auf den Hinterrand erstrecken. Die längsten Borsten
befinden sich am Hinterrand. Die Schalenoberfläche ist glatt.
Das Postabdomen ist sehr gross, breit. Die Unterkante, am Rücken vom Pro-
abdomen durch eine Einschnürung getrennt, beschreibt einen grossen Bogen; sie ist auch
an der ganzen Ausdehnung ausgezackt und gruppenweise bedornt. Jede Gruppe besteht
aus 3—4 Dornen, welche in Querreihen stehen. Die Schwanzkrallen sind kurz, stark,
unten gezähnt und tragen an der Basis zwei kurze Nebendornen. Die Schwanzborsten
sitzen auf einem kleinen Höcker und sind sehr lang, zweigliedrig, spärlich lang behaart.
Länge: 14 ==,
In sumpfigen Gewässern nicht selten.
Fundorte: Elbefall; Filzsee bei Ferchenhaid und bei Maader.
Bei sämmtlichen, von mir beobachteten Individuen war der hintere Schalenrand
stets borstenfrei und mit kurzen, vor dem Ende eingeschnürten Auswüchsen besetzt, bei
welchen ich nie ein Borstenbruchstück wahrgenommen habe.
-
14. Gattung Ilyoeryptus, Sars.
Acanthocereus, Lievin, Leydig, Schoedler; Acantholeberis, Norman, Schoedler;
Ilyoeryptus, Sars, P. E. Müller, Lund, Kurz.
Der Körper ist klein, breit, oval, durchsichtig. Der Kopf von der Schale tief
eingeschnürt, hat eine dreieckige, vorn zugespitzte Gestalt. Die untere gerade Kopfkante
bildet hinten einen stumpfen Schnabel, der wie bei Daphnia dem vorderen Schalen-
rande nahe liegt. Der schwach entwickelte Fornix endet in der spitzigen Stirn.
Das Auge liegt vorne in der zugespitzten Stirn und ist klein, mit wenig Krystall-
linsen versehen. Der schwarze Pigmentfleck sitzt hinter dem Auge in der Schnabelspitze.
Die Tastantennen, aus der Schnabeispitze entspringend, sind ziemlich. kurz, cylindrisch
und haben S—9 Endriechstäbchen, von denen zwei die übrigen an Länge. übertreffen.
Die Ruderantennen sind robust, kurz und bestehen aus einem sehr grossen, deutlich
geringelten Stamm und zwei kurzen Aesten. Der dreigliedrige Ast ist mit fünf, , der
viergliedrige mit drei ungleich langen Borsten ausgerüstet. Der Lippenanhang ist klein,
abgestutzt.
Die Schale ist hoch, hinten erweitert und abgestutzt. Der. freie Schalenrand
ist vorne mit einfachen, behaarten, hinten mit verästelten Stacheln bewehrt.
Sechs Paar Beine; das sechste stets rudimentär. Der Darm hat einen einfachen
Verlauf und erweitert sich vorne in einen kurzen eonischen, in die Kopfhöhle hinein-
ragenden Blindsack. Ventral vor dem After, der in der Mitte des Postabdomens liegt,
befindet sich noch ein kurzer Blindsack.
Das Postabdomen ist sehr gross, breit, an der Unterkante stark gebogen und
mit Stacheln bewehrt. Die sehr langen Schwanzkrallen sitzen auf einem cylindrischen
Fortsatz. Die Schwanzborsten von einem gemeinschaftlichen kleinen Höcker entspringend,
sind ebenfalls sehr lang, behaart, wellenförmig gebogen.
Das Männchen ist unbekannt.
Die Thierchen kriechen langsam im Bodenschlamm.
Bis jetzt sind zwei Arten bekannt, welche auch in Böhmen vorkommen.
Die Stacheln des hinteren Schalenrandes mehrfach verästelt. Das Postabdomen in
der Mitte ausgebuchtet. 1. sordidus.
Die Stacheln kurz, nur einmal verästelt. Das Postabdomen ohne Einsehnitt.
2. acutifrons.
56. Ilyocryptus sordidus, Lievin. — Der faule Lappenkrebs. —
Pläatkovec liny.
1849. Acantliocereus sordidus, Lievin: Branch. der Danz. Gegend. p. 34, Tab. VIIL,
Fig. 7—12.
1854. Acanthocereus sordidus, Fischer: Neue oder nicht genau gekannte Arten von
Daphn. p. 433.
1860. Acanthocereus sordidus, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 199.
1862. Ilyocryptus sordidus, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. 1 Bidrag. p. 154.
Idem. 2det Bidrag. p. 282.
1863. Acantholeberis sordidus, Norman: On Acanthol. p. 409, Tab. XTI., Fig. 6—9.
1567. Ilyoeryptus sordidus, Norman and Brady: Brit. Entom. p. 17.
1868. Ilyocryptus sordidus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 154, Tab. I. Fig. 14—18.
Tab.; VI, „ie. 6:
1370. Ilyoeryptus sordidus, Lund: Bidr. til Clad. Morph. og System. p. 162, Tab. VIIL,
Fig. 1—6.
1874. Ilyoeryptus sordidus, Kurz: Dodek, nener Cladoc. p. 28.
al
Der Körper ist klein, zwischen Kopf und Thorax wenig eingesehnürt, durchsichtig
und blass röthlich gefärbt. Der Kopf ist klein, niedrig; die Stirn rechtwinkelis, der
Schnabel stumpf abgestutzt. Der Fornix wölbt sich hoch über den Ruderantennen und
läuft erhaben nach vorn bis zur Stirn. Von oben gesehen ist der Kopf vorne abgerundet.
Das kleine Auge enthält nicht viele, aus dem Pigment kaum hervorragende
Krystalllinsen und liest von der Stirn entfernt. Der schwarze Pigmentfleck steht der
Schnabelspitze näher als dem Auge. Die Tastantennen sind lang, spindelförmig. Die
Ruderantennen zeichnen sich durch ihre Kürze und robuste Gestalt aus, Der Stamm
derselben ist gross, conisch, am Grunde geringelt, die Ruderaeste und die Borsten sehr
kurz, Die dem zweiten Gliede des dreigliedrigen Astes aufsitzende Borste ist die
längste. Am Ende des Stammes sitzen noch drei gefiederte Dornen und an den Endgliedern
der beiden Aeste je ein langer Stachel.
Die Schalenklappen sind kurz, nach hinten merklich erweitert und schräg abgestutzt
mit abgerundeten Winkeln; sie tragen an den freien Rändern besonders hinten zwei- bis
viermal verästelte Stachel, die nach vorn an Grösse abnehmen und einfach werden. Die
Schale wird bei der Häutung nicht abgeworfen, sondern nur durch den Nachwuchs des
freien Schalenrandes vergrössert, so dass die Schale scheinbar aus mehreren Schalen,
welche sich dachartig bedecken, zusammengesetzt erscheint. Der Brutraum wird dureh
einen grossen Abdominalfortsatz geschlossen. &
Das Postabdomen ist gross, breit, au der stark convexen Unterkante in der
Mitte, wo der After mündet, tief ausgeschnitten. Unten der ganzen Länge nach mit
kurzen Stacheln bewehrt, hinter dem Ausschnitte läuft jederseits noch eine Nebenreihe
von längeren Stacheln. Die gleichmässig gebogenen Schwanzkrallen besitzen an der Basis
zwei schlanke Nebendornen. Die langen Schwanzborsten sind zweigliedrig, behaart.
Länge: 0:78 m m,
Am Grunde der Gewässer ziemlich selten und nie in grosser Schaar.
Fundorte: Wittingan, Podebrad, Prag.
57. Ilyocryptus acutifrons, Sars. — Der scharfstirnige Lappenkrebs. —
Platkovec ostrocely.
1862. Ilyoeryptus acutifrons, Sars: Om de i Christian. Omegn. iagtt. Cladoc. p. 282.
Der Körper ist klein, durchsichtig, blass Fig. 31.
röthlich gefärbt. Der Kopf ist grösser als bei der BuuE
vorigen Art. Die Stirn geht in einen scharfen _ ER x
Winkel aus. Von oben gesehen ist der Kopf ‘N
vorne gerade abgestutzt. (Mm ’ Ba
Der schwarze Pismentfleck liegt neben \ MIT
dem Auge und ist von der Schnabelspitze entfernt. Ilyoeryptus acutifrons, Sars.
Die Tastantennen sind kürzer und stärker, an der — Postabdomen.
Oberfläche ebenso wie bei I. sordidus schuppen-
artig bedornt. An den Ruderantennen sind die Stacheln des Stammes länger und
schlanker, die der Aeste kürzer,
Die Schale, welche bei der Häutung stets abgeworfen wird, ist ebenfalls sehr
hoch, hinten erweitert und gerade abgestutzt mit abgerundeten Winkeln. Am Unterrande
stehen jedoch kürzere und nur einmal verästelte Stacheln. Der zum Brutraumverschluss
dienende Abdominalfortsatz ist kurz, an der Spitze abgerundet.
Das Postabdomen ist kürzer, enger und an der Dorsalkante vom Proabdomen
durch einen tiefen Ausschnitt gesondert. Die untere Kante ist stark und gleichmässig
gebogen, in der Mitte nicht ausgeschnitten und mit langen Stacheln, welche von vorn
nach hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. Die zwei letzten Stacheln übertreffen wieder
die vorangehenden an Grösse und Länge, Vorne am Postabdomen, gleich hinter den
Schwanzkrallen läuft noch eine kurze Dornenreihe. Die Schwanzkrallen sind sehr lang, in
72
der Mitte knieförmig abwärts gebogen, fein gestrichelt und nur mit einem kurzen Neben-
dorn an der Basis. Oben auf der Basis derselben sitzt noch eine Gruppe von kurzen
Dornen. Die Schwanzborsten sind sehr lang, zweigliedrig, am zweiten Gliede behaart,
wellenförmig gekrümmt; sie sitzen auf einem gemeinschaftlichen niedrigen Höcker.
Länge: 0:6 ©: m,
Am Grunde der Gewässer selten.
Ich fand diese Art im Rosenberger Teiche und im Goldbache bei Wittingau,
im Keyerteiche bei Prag und dann bei Turnau in denselben Verhältnissen wie I. sordidus.
VI. Fam. Lynceidae, Baird.
Der stark niedergedrückte Kopf verlängert sich nach unten in einen zugespitzten
Schnabel, welcher jederseits von den stark entwickelten Fornices, die sich bis zur Schnabel-
spitze erstrecken, überdacht wird.
Das Auge ist klein und enthält wenig Krystalllinsen. Der schwarze Pigmentfleck
ist stets vorhanden und erreicht oft die Grösse des Auges. Er liegt zwischen dem
letzteren und der Schnabelspitze nahe der Basis der Tastantennen. Diese sind beweglich,
eingliedrig, hinter dem Schnabel eingelenkt, vom Formix theilweise oder gänzlich
bedeckt und tragen Seitenborsten und endständige Riechstäbchen. Die kurzen Ruder-
antennen spalten sich in zwei Aeste, welche stets dreigliedrig und mit 7—8 Ruderborsten
ausgestattet sind, Die Oberlippe breitet sich stets unten in einen kammartigen, seitlich
comprimirten Anhang aus,
Die Schale, vom Kopfschilde durch eine ziemlich kurze Sutur geschieden, hüllt
den Leib gänzlich ein und ist am Unterrande stets bewimpert. Die Schalenoberfläche
zeigt eine vorherrschend reticulirte Structur, welche mehr oder weniger deutlich ausgeprägt
ist, so dass die Schale bald gegittert, bald glatt, oder gestreift erscheint.
Beine sind 5—6 Paare vorhanden, welche von einander in gleichen Abständen
entfernt stehen. Die ersten zwei Paare sind in Greiffüsse, die hinteren in Branchialfüsse
wie bei den Lyncodaphniden umgewandelt. Der geschlingelte Darm erweitert sich hinten
vor dem Postabdomen in einen unpaaren Blindsack und endet entweder an der unteren
oder vorderen Postabdominalkante. Der Verschluss des Brutraumes wird meistens nur
von einigen Querreihen von langen Haaren bewerkstelligt:
Das unten bewehrte Postablomen von verschiedener Gestalt wird zurückgeschlagen
getragen. Die Schwanzkrallen haben unten an der Basis 1—2 kurze Nebendornen. Die
Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig und entspringen unmittelbar vom Postabdomen.
Fig 32
Ö I U
@ ee: d e f g
Cutieulargebilde des Kopfschildes. a von Alonopsis elongata, 5 von Alona costata,
e von A. affinis, d von Chydorus punctatus, e von Alona falcata, f von Pleuroxus
nanus und g von Alona testudinaria.
Bei vielen Lynceiden bemerkt man in der Rückenlinie des Kopfschildes oberhalb
des Herzens ein zierliches, verschiedenartig gebautes und erhabenes Cuticulargebilde,
welches P. E. Müller als Insertionsstelle der grossen Ruderantennenmuskeln erklärt
hat. Das Cutieulargebilde hat meistens eine stabförmige oder hufeisenförmige, selten
ringförmige Gestalt.
73
Diese Familie umfasst eine natürliche Gruppe von Arten, welche sich schon auf
den ersten Blick durch ihre cyprisartigen Bewegungen kennzeichnen. Sie zerfällt in
zwei Unterfamilien: a) Eurycercinae und b) Lynceinae.
a) Eurycerecinae, Kurz.
Der Kopf ist am Rücken von der Schale durch eine tiefe Kerbe getrennt. Sechs
Paar Beine, Der Darm trägt vorne zwei, hinten einen unpaaren Blindsack. Der After
mündet an der Spitze des Postabdomens. Die Hodenausführungsgänge enden ventral vor
dem: Postabdomen.
15. Gattung Eurycercus, Baird.
Der Kopf ist klein, hoch, von der Schale durch eine tiefe Einkerbung geschieden.
Die Fornices sind klein, so dass sie die hintere Kopfseite nicht bedecken. Das grosse
Auge besitzt zahlreiche Krystalllinsen. Der schwarze Fleck ist klein, unbedeutend. Die
Tastantennen von conischer Gestalt tragen eine zugespitzte Seitenborste. Die Riechstäbehen
sind gleich lang. Der Stamm der Ruderantennen erweitert sich aussen in eine dreieckige
Platte, welche zwei Leydigische Tastfäden trägt. Der Lippenanhang ist gross, vierkantig.
Am Rücken der Schale hinter der Kerbe liest ein einfaches Haftorgan.
Sechs Paar Beine. Der Darm ist unvollkommen geschlingelt und hat vorne
zwei kurze Blindsäcke und einen unpaaren vor seinem Uebergang in das Postabdomen.
Der Brutraum wird durch einen dorsalen Fortsatz des Abdomens geschlossen.
Das Postabdomen, vom Abdomen durch eine Chitinleiste geschieden, stellt eine
grosse, breite, unten gezähnte Lamelle dar, welche an der vorderen Kante, wo der After
liest, tief ausgeschnitten ist. Die Schwanzkrallen sind unten an der Basis mit zwei
Nebendornen ausgerüstet. 5
Bei Männchen, welche übrigens den jungen Weibchen ziemlich gleichen, haben
die Tastantennen nebst der fein zugespitzten Seitenborste noch mehrere Seitenriech-
stäbehen. Das erste Fusspaar ist ebenso wie .bei allen Lynceiden mit einem Hacken
bewehrt, welcher schwach gekrümmt ist. Die Hodenausführungsgänge münden ventral
vor dem Postabdomen.
Die Gattung bildet den Uebergang der Lynceiden zu den wahren Daphniden und
zählt blos eine Art, welche alle bekannten Lynceiden an Grösse weit übertrifft.
58. Burycercus lamellatus, 0. F. Müller. — Der gemeine Linsenkrebs.
— Coökovec plochy.
1785. Lynceus lamellatus, 0. F. Müller: Entom. p. 73, Tab. IX., Fig. 4—6.
1335. Lyneeus lamellatus, Koch: Deutschl. Crust. p. 36, Fig. 9.
1848. Lynceus lamellatus, Lievin: Branch. d. Danz. Geg. p. 39, Tab. IX., Fig. 1—9.
1848. Lyneeus laticaudatus, Fischer: Ueb. die in der Umg. v. St. Petersburg vorkom.
Crust. 187. Tab. VIL, Fig. 4—7.
1850. Eurycereus lamellatus, Baird: Brit. Entom. p. 124, Tab. XV., Fig. 1.
1853. Eurycereus lamellatus, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 71, Tab. V,,
Big. 7—12; Tab. ‘VL, Eig. 17.
1560. Lynceus lamellatus, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 209, Tab. VII, Fig. 52—56;
Tab. X., Fig. 72.
1863. Eurycercus lamellatus, Schoedler: Neue Beiträg. p. 9, Taf. I., Fig. 28.
1366. Eurycereus lamellatus, Schoedler: Clad. d. frischen Haffs. p. 10, Tab. I., Fig. 6.
1867. Eurycereus lamellatus, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 50,
Tab. XX., Fig. 8.
74
1868. Eurycerceus lamellatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 162.
1872. Lynceus lamellatus, Frit: Krustenth. Böhm. p. 239. Fig. 45.
1874. Eurycercus lamellatus, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 30.
Der Körper ist sehr. gross, ‚viereckig abgerundet, zwischen Kopf und Thorax
tief eingeschnürt und hat eine schmutzig gelbe Farbe mit grünlichem Schimmer.
Der kleine, plumpe, etwas nach vorn gestreckte Kopf endet unten in einen
kurzen, kaum zugeschärften Schnabel. Der Fornix ist sehr schwach entwickelt, die hintere
Kopfseite nicht bedeckend, so dass die Tastantennen frei dastehen.
Aus dem Auge ragen zahlreiche und grosse Krystalllinsen hervor. Der schwarze
Pigmentfleck ist klein von viereckiger Gestalt. Die Tastantennen sind lang, diek, conisch
und am freien Ende mit einem Kranze kurzer Dornen geziert, aus dem die kurzen Riech-
stäbehen heraustreten. Die spitzige Seitenborste liest in der Mitte der Aussenseite.
Der Stamm der grossen Ruderantennen hat am freien Ende einen starken Dorn. Der
äussere Ast derselben ist mit fünf, der innere mit drei kurzen, zweigliedrigen und dicht
behaarten Ruderborsten ausgerüstet. Das erste Glied des inneren Astes trägt noch einen
Enddorn. Der Lippenanhang ist gross, viereckig, mit scharfem Hinterwinkel.
Die Schale ist vierkantig mit abgerundeten Winkeln. Ihre grösste Höhe liegt
in der Mitte. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Unterrand hinter der Mitte ausgeschweift
und der ganzen Länge nach mit kurzen, dieken und dieht behaarten Wimpern besetzt,
welche sich rückwärts verkürzen. Der Hinterrand ist gerade und kurz bedornt. Die Schalen-
oberfläche ist glatt und nur gegen die Schalenränder deutlich retieulirt.
Der Brutraum wird hinten mittels eines knopfförmigen Fortsatzes des Abdomens
geschlossen. Das Postabdomen ist gross, länglich viereckig, stark seitlich comprimirt.
Die vordere Kante ist tief ausgeschnitten und unterhalb der Krallen jederseits der Analfurche
bedornt. Die untere, schwach convexe Kante trägt 50—60 kurze Zähne, welche dicht
gedrängt nebeneinander stehen. Die Schwanzkrallen sind fast ‚gerade, fein gezähnt, mit
zwei Nebendornen an der Basis. Die Schwanzborsten sind kurz, zweigliedrig, behaart.
Das Weibchen “ragt im Brutraume 20—30 Sommereier.
Länge: 3:22 m: m: "Hohe: 2:63 mm, ®
In klaren Gewässern überall sehr häuße.
Vorkommen: Prag, Podebrad, Turnau, Dymokur, Prelout, Brandeis, Elbe Kosteleke
Chrudim, Nimburg, Deutschbrod, Lomnitz, Wittingau, Budweis, Krummau, Hohenfurt,
Pisek, Eisenstein, Horaädovitz, Eger, Königsberg u. S. w.
b) Lynceinae, P. E. Müller.
Der Kopf ist am Rücken von der Schale undeutlich oder nieht getrennt. Fünf
Paar Beine. Der Darm vorne ohne Blindsäcke. Der After liest dorsal am Postabdomen,
dessen Unterkante sich hinter demselben zu einem Höcker erhebt. Die Weibchen tragen
höchstens zwei Sommereier im Brutraume, welcher blos durch das Anliegen des hinteren
Proabdominaltheiles an die Schale geschlossen wird. Die Hodenausführungsgänge enden
entweder zwischen den Schwanzkrallen oder oberhalb derselben.
Der Körper länglich oval.
+ Der Kopf gekielt; das Auge von der vorderen Kopfkante entfernt.
+r Das Postabdomen länger als die Hälfte der Schalenlänge, nach vorne
allmälig verschmälert, an der Unterkante bedornt.
1. Camptocereus.
+ Das Postabdomen kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, überall gleich
breit, unten blos seitlich bewehrt. 2. Acroperus.
+ Der Kopf ungekielt. Das Auge der Kopfkante nahe liegend.
tr Der Kopf hochgestreckt. Der Lippenanhang abgerundet viereckig. Die
Schale hinten abgerundet.
+rr Die Schwanzkrallen mit 3 Nebendornen. ‚3. Alonopsis.
75
Tr Die Schwanzkrallen nur mit einem Nebendorn. 4. Alona.
ir Der Kopf niedrig, selten gestreckt. Der Lippenanhang dreieckig,
sichelförmig. Die Schale hinten gerade abgestutzt. Die Schwanzkrallen
mit 2 Nebendornen. 5. Pleuroxus.
Der Körper klein, kugelförmig; der Kopf niedergedrückt, der Lippenanhang
dreieckig.
i Das Auge und der schwarze Fleck vorhanden. Das Postabdomen vorne
abgerundet. 6. Chydorus.
{ Nur der schwarze Pigmentfleck vorbanden. Das Postabdomen vorne
schräg abgestutzt. 7. Monospilus.
16. Gattung Camptocereus, Baird.
Der Körper ist gross, länglich oval und stark seitlich comprimirt. Der Kopf ist
unbeweglich, nach vorne gestreckt und hoch gekielt. Das Auge besitzt wenig Krystall-
linsen und liest ebenso wie der schwarze Pigmentfleck von dem Scheitelrande entfernt,
etwa in der Medianlinie des Kopfes. Die Tastantennen erreichen beim Weibchen nicht
die Schnabelspitze und haben nur eine Seitenborste. Von den Riechstäbchen sind stets
zwei länger als die übrigen. Die Ruderantennen sind mit sieben Borsten ausgestattet.
Der Lippenanhang ist gross, viereckig. mit breit abgerundeten Winkeln.
Die Schale, breiter als der Kopf, hat eine länglich viereckige, hinten schräg
abgestutzte Form. Der untere und hintere Schalenwinkel ist stets abgerundet und gezähnt.
Der Darm bildet zwei grosse, vollständige Schlingen. Der unpaare Blindsack
desselben ist sehr lang. Das Postabdomen ist lang gestreckt, schmal, gegen das freie
Ende allmälig verjüngt. Seine Unterkante ist vor dem Afterhöcker, welcher nahe der
Basis liegt, mit gesägten Zähnen bewaffnet. Die Schwanzkrallen besitzen zwei Neben-
dornen, von denen der in der Mitte der Krallen sitzende Dorn kleiner ist als der Basal-
dorn. Die Schwanzborsten sind sehr kurz.
Die Hodenausführungsgänge münden oberhalb der Schwanzkrallen.
Die Gattung umfasst 4 Arten, welche zu den grössten Lynceinen gerechnet
werden. Bei uns kommen 2 Arten vor.
Der Fornix ist an der Schnabelspitze nicht gespalten. Der untere Schalenrand
ist hinter der Mitte ausgerandet. 1. rectirostris.
Der Fornix ist an der Schnabelspitze gespalten. Der untere Schalenrand ist
vorne gerade, hinten schräg abgestutzt. 2. Lilljeborgii.
59. Camptocercus rectirostris, Schoedler. — Der scharfnasige Linsen-
krebs. — Cockovec ostrozoby.
1848. Lynceus macrourus, Fischer: Branch. pag. 168, Tab. VII., Fig. 8; Tab. IX.,
Fig. 1—2.
1863. Camptocereus reetirostris, Schoeder: Neue Beiträge pag. 37, Tab. II., Fig. 43;
Tab. II., Fig. 49—50.
1868. Camptocereus rectirostiis, P. E. Müller: Danm. Clad. pag. 165, Tab. II., Fig. 19;
Tab. II., Fig. 13.
1872. Lyneeus macrourus, Fri6: Krustenth. Böhm. p. 241, Fig. 48.
1574. Gamptocereus reetirostris, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 34.
nen bie mlarodenmun v AR
76
Fig. 34.
Tastantenne von demselben
Thier.
Camptocercus rectirostris, Schoedler. — Weibchen. m? Mandi-
beln. m Mandibular- und Antennenmuskeln. e Herz.
ip Darmcoecum.
Der Körper ist gross, nach hinten verjüngt, von blass horngelber Farbe. Der
vorne mässig abgerundete Kopf zielt mit der scharfen Schnabelspitze mehr vorwärts.
Der freie Rand des breiten Fornix ist gerade. Der schwarze Pigmentfleck, kleiner als
(las mit grossen Krystalllinsen versehene Auge steht diesem näher als der Schnabelspitze.
Die Tastantennen sind cylindrisch, leicht gebogen und vom Fornix bedeckt. Die Seiten-
borste sitzt nahe dem freien Ende, dasselbe nicht. überragend. Die schlanken Ruder-
antennen tragen am äusseren Aste drei ungleich lange Borsten und je einen kleinen
Dorn am ersten und letzten Gliede. Der innere Ast ist mit vier Borsten versehen, von
denen die vierte, welche am zweiten Gliede sitzt, die kürzeste ist. Der Lippenanhang
ist gross, abgerundet.
Die Schale ist länglich eiförmig, hinten abgestutzt. Ihre grösste Höhe befindet
sich vor der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist mit dem Kopfrand ‚gleichmässig
schwach gewölbt, hinten vor dem Oberwinkel leicht ausgerandet. Der Hinterrand fällt
schräg nach hinten und unten und ist am abgerundeten Unterwinkel 3—4 mal sägeartig
ausgeschnitten. Der untere, hinten ebenfalls leicht ausgerandete Schalenrand läuft in
horizontaler Richtung bis zur Mitte der Körperlänge, wo er einen stumpf abgerundeten,
niedrigen Höcker bildet; er ist der ganzen Länge nach mit kurzen, dicken, dichtstehenden
Wimpern behaart, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Die Schalenseulptur besteht
aus vielen, dem Oberrand paralell laufenden Längsstreifen, von denen sich die unteren
abwärts biegen und den unteren Schalenrand unter einem schiefen Winkel erreichen.
Zuweilen sind die Streifen mit kurzen Linien verbunden, so dass dadurch die Schalen-
klappen regelmässig gegittert erscheinen.
Das Postabdomen ist verhältnissmässig kurz, breit, allmälig gegen das freie
Ende verschmälert und trägt an der leicht convexen Unterkante 15—16 gesägte Zühne,
welche nach hinten kleiner werden. Oberhalb dieser Zahnreihe, jederseits des Postabdomens
läuft noch eine Reihe feiner Leistehen, welche in Gruppen stehen. Der Afterhöcker ist
stumpf, vorragend. Die langen, geraden Krallen sind unten, von der Basis angefangen,
bis zur Mitte mit starken, an Grösse zunehmenden Dornen bewaffnet. Die Basaldornen
derselben sind lang, fein gezähnt. Die Schwanzborsten sind äusserst kurz.
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Das Weibchen trägt im Brutraume zwei Eier.
Länge: 1’2—1'28 = m» Höhe: 0:65—0'75 =: =; Kopfhöhe: 0:25—0'33 m m,
Beim Männchen sind die Schwanzkrallen beweglich, zahnlos.
In Tümpeln und Teichen ziemlich selten.
Fundorte: Skupice bei Podebrad; Prelouö; Karpfen- und Tisi-teich bei Wittingau;
Konvent-Teich (Dr. Frit); Deutschbrod (Pr. Kurz).
60. Camptocercus Lilljeborgii, Schoedler. — Der stumpfnasige Linsen-
krebs. — Cockovec tuponosy.
1853. Lyneeus macrourus, Lilljeborg: De Crust. in Scania oceur. p. 90, Tab. VII., Fig. 4.
1863. Camptocereus Lilljeborgii, Schoedler: Neue Beitr. p. 36, Tab. III., Fig. 46—48.
1867. Lynceus macrourus. Norman and Brady: Brit. Entom. p. 22, Tab. XX., Fig. 6;
Tab. XXT., "Fig. 2.
1868. Camptocercus Lilljeborgü, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 166, Tab. III., Fig. 14.
1874. Camptocercus latirostris, Kurz: Dodek. neuer Clad. p. 35, Tab. II., Fig. 9—10.
Fig. 35,
Tastantenne von denı-
selben 'T'hier.
Camptocereus Lilljeborsii, Schoedler. — Weibchen. cr Gehirn.
al Lippenanhang. ce Herz. e Embryo.
Der Körper ist gross, länglich oval, hinten fast gerade abgestutzt, blass horngelb
gefärbt. Oben zwischen Kopf und Thorax befindet sich stets ein seichter Eindruck. Der
Kopf ist etwas niedergedrückt mit nach unten gerichtetem Schnabel, welcher vom Fornix,
dessen freier Rand Sförmig gebogen ist, breit überragt wird. Der Fornix ist noch an
der Schnabelspitze abgestutzt oder in der Richtung des Kopfkammes gespalten, so dass
die hintere Kopfhöhle, welche allen Lynceiden eigenthümlich ist, auch unten offen bleibt.
Der schwarze Fleck ist bedeutend kleiner als das Auge und liegt diesem näher
als der Schnabelspitze. Die Tastantennen sind cylindrisch, an der Basis eingeschnürt. Die
Seitenborste sitzt ebenfalls nahe dem freien Ende und ist durch ihre Länge bemerkenswert,
so dass sie das Ende der kurzen Riechstäbchen fast erreicht. Die Ruderantennen und
der Lippenanhang sind von derselben Beschaffenheit wie bei C. rectirostris.
18
Die Schale ist länglich viereckig, hinten verschmälert. Ihre. grösste Höhe
befindet sich etwa in der Mitte der Länge. Der Oberrand ist hoch gewölbt; der gerade,
kurze Hinterrand steigt in fast senkrechter Richtung herab und geht unter dem stumpfen
Unterwinkel in den Unterrand über. Der Winkei ist nicht sägeartig ausgeschnitten,
sondern mit 3—4 hervorspringenden, rückwärts gekehrten Zähnen bewaffnet. Der untere
Schalenrand ist gerade, hinten schräg aufwärts abgestutzt und vorne mit langen dicht-
stehenden Wimpern, welehe sich nach hinten verkürzen, besetzt. Hinter den Zähnen
dem Hinterrande parallel ist noch eine feine Leistehenreihe wahrnehmbar. Die Schalen-
oberfläche ist in horizontaler Richtung dicht gestreift.
Das Postabdomen, bedeutend schlanker und länger als bei voriger Art, trägt
unten 24—28 ungleich lange und gesägte Zähne. Die Afterkrallen weichen in der
Bewehrung von der vorigen Art derart, dass sie noch bis zur Spitze fein gezähnt erscheinen,
Die Schwanzborsten sind kurz.
Das Weibchen trägt zwei Eier.
Länge: 1'0—1'11 = ”; Höhe: 0:55—0':65 = =; Kopfhöhe: 0:31—0'33 m m,
Beim Männchen ist das Postabdomen unten unbedornt.
In Tümpeln und Teichen ziemlich selten.
Fundorte: Tümpel bei Turnau, Prelout; Teich bei Sopoty (Kurz.)
G. latirostris, Kurz ist identisch mit dieser Art. Die Unterschiede, welche
Pr. Kurz zwischen jenem und ©. Lilljeborgii hervorhebt, beruhen meist an der Unkorrektheit
der Schoedlerischen Zeichnung.
17. Gattung Acroperus, Baird.
Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten abgestutzt und seitlich stark
eomprimirt. Der Kopf ist unbeweglich, etwas nach vorn gestreckt und bedeutend höher
gekielt als bei der vorigen Gattung. Der freie Rand des breiten Fornix ist stets
Sförmig gebogen,
Das Auge, welches wenig Krystalllinsen enthält, und der schwarze Pigmentfleck
liegen hinter der Medianlinie des Kopfes. Die Tastantennen sind lang, eylindrisch, die
Schnabelspitze beim Weibchen nicht erreichend und tragen auf der Aussenseite neben der
zugespitzten Borste noch ein Riechstäbehen. Aus den Endriechstäbehen ragt nur eines
über die übrigen hervor. Die Ruderantennen haben acht Ruderborsten. Die achte ist
stets rudimentär, stachelartig. Der Lippenanhang ist abgerundet viereckig.
Die Schale ist länglich viereckig, hinten verschmälert und an der Oberfläche
stets der Länge nach gestreift. Die leistenartig hervorspringenden Streifen erreichen
den Unterrand in schräger Richtung. Der untere und hintere Schalenwinkel ist breit
abgerundet, gezähnt.
Der Darm macht eine und eine halbe Windung und erweitert sich vor dem
Postabdomen in einen ebenso langen Blindsack wie bei Camptocercus. Das Post-
abdomen, kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, ist gleichmässig breit, vorne ausgeschnitten
und blos an den Seiten längs der Unterkante bewehrt. Der Afterhöcker ist sehr deutlich
entwickelt und liegt etwa im zweiten Drittel der Schwanzlänge. Die Schwanzkrallen
tragen zwei fast gleich grosse Nebendornen, von denen der eine in der Mitte, der andere
auf der Basis sitzt.
Die Hodenausführungsgänge enden vor den Krallen.
Die Gattung zählt drei Arten, von denen zwei der böhmischen Fauna angehören.
Der dorsale Schalenrand ist gewölbt, der untere hinten. ausgeschweift. _ Die
grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte der Schalenlänge.
1. leucocephalus.
Der dorsale und ventrale Schalenrand sind gerade; die grösste Schalenhöhe
liest vor der Mitte, 2Zuangustatus,
61. Acroperus leucocephalus, Koch. — Der weissköpfige Linsenkrebs.
— Cockovec belohlavy.
1841. Lynceus leucocephalus, Koch: Deutsch. Crust. H. 36, Tab. 10.
1843. Acroperus Harpae, Baird: Brit. Entom. p. 91, Tab. III., Fig. 7.
1853. Lynceus striatus Lilljeborg: De crust. p. S8, Tab. VII, Fie. 5.
1854. Lyneeus leucocephalus, Fischer: Ergänz. p. 11, Tab. II, Fig. 6—9.
1860. Lynceus leucocephalus, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 218, Tab. IX., Fig. 64—65.
1863. Acroperus leucocephalus, Schoedler: Neue Beitr. p. 30, Tab. I., Fig. 11—16.
1867. Lynceus Harpae, Norman and Brady: Brit. Entom. p. 20, Tab. XXI., Fig. 1.
1868. Acroperus leucocephalus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 167, Tab. II.. Fig. 15, 17;
Tab. IV., Fig. 26.
1872. Lynceus leucocephalus, Friö: Krustenth. Böhm. p. 241, Fig. 47,
1874. Acroperus leucocephalus, Kurz: Dodek. neuer Cladoe. p. 38.
Der Körper ist länglich oval, am Rücken zwischen
Kopf und Thorax leicht eingedrückt, hinten schräg abgestutzt
und von horngelber Farbe. Der Kopf ist hoch, vorne stark
gewölbt, mit einem sehr hohen Scheitelkamm. Der Schnabel
ist kurz, zugespitzt. Die Tastantennen sind eylindrisch, ge-
bogen, die Schnabelspitze nicht erreichend. Unter den Riech-
stäbehen ist eines doppelt so lang als die übrigen. Die
Seitenborste sitzt nahe dem freien Ende und ist sehr kurz.
Die Ruderantennen sind lang, schlank, die Glieder der Aeste
lang gestreckt, die Endborsten von ungleicher Länge. Die
vierte Ruderborste des inneren Astes ist sehr kurz. Der
Lippenanhang hat eine viereckige Gestalt mit abgerundeten
unteren Winkeln.
Die Schale ist länglich viereckig, hinten plötzlich
verschmälert. Ihre grösste Höhe liest vor der Mitte. Der
Oberrand ist stark gewölbt; der Hinterrand fällt schräg
herab und verschmilzt mit dem hinter der Mitte stark aus-
gebuchteten Unterrande unter einem abgerundeten Winkel, f
welcher mit einigen winzigen Zähnen ausgestattet ist. Die ZTEDDEL NEE DA NT
ce ee ee Koch. — Weibchen. al Lip-
Zahl der Zähne ist gewöhnlieh an den beiden Winkeln penanhang. e Herz. e Embryo.
ungleich und man trifft den einen Winkel mit zwei, den s Schalensutur.
anderen mit drei Zähnen bewaffnet. Unten ist die Schale
dicht und kurz bewimpert, an der Oberfläche der Länge nach dicht gestreift. Die Streifen
sind gebogen und zuweilen hinten mit kurzen Queranastomosen verbunden.
Der Darm bildet zwei vollständige Schlingen. Das Postabdomen ist lang, schmal,
gleich breit, vorne tief ausgeschnitten, an den Rändern der Analfurche unbedornt;
dagegen ist das Postabdomen jederseits mit 11—13 Gruppen von Leistehen versehen,
welche das Aussehen eines längs gestrichelten Zahnes haben. Der scharfe Afterhöcker liegt
im letzten Viertel der Schwanzlänge. In dem vorderen Ausschnitte gleich unter den
Krallen steht noch ein Büschel von langen Haaren. Die Schwanzkrallen sitzen auf
einem kurzen Fortsatz; sie sind lang, schlank, wenig gebogen, mit zwei Nebendornen
versehen, von denen der kürzere in der Mitte steht. Die Strecke zwischen beiden Dornen
ist fein gezähnt.
Das Weibchen trägt im Brutraume blos zwei Eier.
Länge: 0:'75— 0:85 =: =; Höhe: 0:41—0'44 ®- =; Kopfhöhe: 0:21—0'23 =: m,
In Tümpeln, Teichen und Seen mit klarem Wasser gemein.
Fundorte: Podebrad, Preloud, Nimburg, Prag, Turnau, Brandeis, Elbekosteletz,
Chrudim, Hlinsko, Deutschrod, Wittingau, Lomnitz, Frauenberg, Hohenfurt, Pisek,
Eisenstein, Eger, Franzensbad u. s. w.
&0
In den Böhmerwaldseen bei Eisenstein traf ich dieses Thier in grosser Zahl,
welches jedoch von unserer Art abweicht. Der vorne weniger gewölbte Kopf hat einen
niedrigeren Kiel. Die Schale ist höher und unten stärker ausgeschweift.
62. Acroperus angustatus. Sars. — Der schmale Linsenkrebs. —
Cockovec üzky.
1863. Aecroperus angustatus, Sars: Zoolog. Reise p. 25.
1868. Aecroperus angustatus, P. E. Müller: Danm. Clad. pag. 169, Tab. IIL., Fig. 18;
Tab. IV., Fig. 27.
1874. Acroperus angustatus, Kurz: Dodek. neuer Cladoc. pag. 38.
Diese Art ist grösser, schlanker,
niedriger und dunkler gefärbt als A. leu-
cocephalus. Der vorn breite Körper
verschmälert sich allmälig nach hinten.
Der Kopfkiel ist sehr hoch, so dass der
Kop{ weit höher und gewölbter erscheint.
Das Auge ist zweimal so gross als der
schwarze Pigmentfleck. Die Ruderäste
sind kurz und erreichen beim Weibchen
nicht den unteren Schalenrand, während
sie bei A. leucocephalus diesen weit
überragen.
Die Schale ist länglich viereckig
mit kaum abgerundeten Hinterwinkeln.
Der Oberrand ist gerade und geht rück-
wärts unter einem stumpfen Winkel in den
Hinterrand über, welcher eine mehr senk-
rechte Richtung einschlägt. Der Unterrand
ist ebenfalls gerade und nicht ausgerandet.
Acroperus angustatus, Sars. — Männchen. Die Schalenstruetur besteht aus geraden,
up Yussklauen. vd Hodenausführungsgang. schrägen Längsstreifen, welche nicht so
dichtgedrängt wie bei voriger Art stehen.
Länge: 0:75 = =; Schalenhöhe: 0:31 »- =-; Kopfhöhe: 0:23 m: m,
Der Kopf des Männchens, welches stets kleiner ist als das Weibehen, hat einen
niedrigen Kamm und einen kurzen, abgerundeten Schnabel, so dass die Tastantennen
denselben überragen. Der Hacken des ersten Fusspaares ist gross, stark, nach vorne
gekrümmt. Die vordere Postabdominalkante ist kaum ausgeschnitten, die Schwanzkrallen
mehr nach unten gerückt.
In klaren Gewässern häufig.
Vorkommen: bei Turnau, Podebrad, Wittingau, Frauenberg, Deutschbrod (Pr. Kurz).
18. Gattung Alonopsis, Sars.
Der Körper ist mittelgross, diek, länglich oval, ohne Einkerbung zwischen Kopf
und Thorax. Der kleine, gestreckte Kopf bildet keinen Kiel und ist von oben gesehen
an dem Scheitel fast abgerundet. Der Schnabel ist kurz, scharf, vom Fornix weit überdacht.
Die Schalensutur steigt von dem Zusammenstosse der Schale und des Kopfschildes
senkrecht hinauf.
Das Auge und der Pigmentfleck liegen nahe der Scheitelkante. Die Tastantennen
sind dick, seitlich comprimirt und tragen nahe dem freien Ende nebst einer fein zugespitzten,
sl
kurzen Borste noch ein langes Riechstäbehen. Die Riechstäbchen sind kurz und werden
von einem doppelt überragt. Die Ruderantennen haben acht Borsten. Der Lippen-
anhang ist gross, viereckig, unten an den Winkeln fast gleichmässig abgerundet.
Die Schale besitzt eine länglich vierkantige, hinten abgerundete Gestalt, deren
grösste Höhe etwa in der Mitte liest. Der Unterrand ist behaart und hinten mit nur
einem Dorne bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist von oben nach hinten und unten
schräg gestreift.
Der Darm bildet eine und eine halbe Windung und erweitert sich hinten in
einen langen Blindsack. Das Postabdomen, die Hälfte der Schalenlänge erreichend, ist
wie bei Acroperus fast gleich breit, vorne ausgeschnitten und unten an den Rändern
der Analfurche bedornt. Der stumpfe Afterhöcker liest im letzten Viertel der Schwanzlänge.
Die Schwanzkrallen sind mit drei Nebendornen, von denen die zwei kleineren in der
Mitte stehen, ausgerüstet. Die Schwanzborsten sind kurz.
Die Mündung der Hodenausführungsgänge befindet sich vor den Schwanzkrallen.
Alonopsis latissima, Kurz, zähle ich zu Alona.
Die Gattung bildet den Uebergang zwischen Acroperus und Alona, und weist
bis jetzt nur eine Art, welche in Gebirgsseen lebt.
63. Alonopsis elongata, Sars. — Der gestrichelte Linsenkrebs: —
Cockovec Zihany.
1848. Lynceus macrourus, Lievin: Branch. p. 41, Tab. X., Fig. 1.
1851. Lynceus macrourus, Zenker: Bemerk. über die Daphn. p. 119, Fig. 2.
1860. Lynceus macrourus, Leydig: Naturg. der Daphn. p. 219, Tab. IX., Fig. 66—-67.
1862. Alona elongata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. 1. Bidrag. p. 161.
1862. Alonopsis elongata, Sars: Idem. 2det Bidrag. p. 289.
1863. Acroperus intermedius, Schoedler: Neue Beiträge. p. 33.
1866. Acroperus intermedius, Schoedler: Clad. d. frischen Haffs. p. 9.
1867. Lynceus elongatus, Norman and Brady: Mon. of the brit. Entom. p. 23, Tab.
XVII... Fig. 1; Tab. XXL, Fig. 2.
1868. Alonopsis elongata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 170, Tab. IV., Fig, 28.
1872. Lynceus lacustris, Fri6: Krustenth. Böhmens. p. 242, Fig. 49.
Tastantenne von demselben Thier.
ga Ganglion. Ah Laterales Riechstäbchen.
Alonopsis elongata, Sars. — Weibchen. al Lippen-
anhang. cw Cuticularornament. e Embryo.
6
Der Körper ist länglich oval, hinten abgestutzt und abgerundet, wenig durchsichtig
und dunkel braungelb gefärbt. Der kleine Kopf ist gestreckt, vorne mässig abgerundet
und läuft in einen kurzen, ziemlich stumpfen Schnabel aus, der etwas nach vorn gerichtet
ist. Der Fornix ist schwach entwickelt und am freien Rande wellenförmig gebogen, die
Tastantennen nur theilweise bedeckend.
Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als das ziemlich kleine Auge, liegt in
der Mitte zwischen diesem und der Schnabelspitze. Die Tastantennen überragen weit
die Schnabelspitze; sie sind seitlich eomprimirt, sehr breit und an der Basis tief
eingeschnürt. Die Ruderantennen sind mit sieben fast gleich langen Ruderborsten versehen.
Die ersten Glieder der Aeste tragen je einen Enddorn. Der grosse Lippenanhang von
viereckiger Gestalt ist an beiden Winkeln ziemlich gleich abgerundet.
Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte; sie ist vierkantig mit abgerundeten
Ecken. Der Ober- und Hinterrand ist mässig gewölbt; der Unterrand hinter der Mitte
leicht ausgerandet, kurz behaart und endet hinten in einen winzigen Dorn. Zwischen
den Wimpern laufen noch feine Zähne, welche hinter dem Dorne bis zur Mitte des
Hinterrandes sich fortsetzen. Die Schalenoberfläche ist in schräger Richtung von oben
nach unten und hinten leistenartig dicht gestreift; nebstdem ist die ganze Schale sowie
auch der Kopfschild mit der Dorsalkante parallel fein und äusserst dicht gestrichelt.
Das Postabdomen ist lang, gleich breit mit parallelen Kanten und mit abge-
rundetem Unterwinkel. In dem Ausschnitt der Vorderkante befindet sich ebenso wie
bei Acroperus ein Haarbüschel. An den Rändern der Afterfurche stehen 11—13
gleich grosse und einfache Zähne und oberhalb derselben jederseits des Postabdomen
die Leistehengruppen. An den Schwanzkrallen ist die Strecke zwischen dem Basaldorn
und den mittleren zwei Dornen fein gestrichelt. Die Schwanzborsten sind zweigliedrig, kurz.
Länge: 0:8 = =; Höhe: 0:46 = =; Kopfhöhe: 0135 m =,
Ich traf diese Art zahlreich in allen Böhmerwaldseen bei Eisenstein. Die
Schalenklappen waren sehr hart, spröde und leicht zerbrechlich.
19. Gattung Alona, Baird.
Alona, Baird: Graptoleberis, Harporhynchus, Alonella, Sars; Leydigia, Kurz;
Lynceus, Schoedler.
Der Körper ist wenig plattgedrückt, oval oder vierkantig, von 1—0'3 = m Grösse.
Der Kopf ist hoch gestreckt, unbeweglich, vom Fornix, dessen freier Rand stets Sförmig
gebogen ist, breit überdacht.
Das Auge und der Pigmentfleck liegen nahe der Scheitelkante. Die cylindrischen
Tastantennen tragen vor der Mitte eine kurze zugespitzte Seitenborste und am Ende die
Riechstäbehen, welche in der Regel von gleicher Länge sind. Der Innenast der Ruder-
antennen ist mit fünf, der äussere mit drei Ruderborsten versehen. Die fünfte Borste
des inneren Astes bleibt stets verkümmert. Die drei Endborsten sind ungleich lang und
zuweilen an einer Seite bedornt und am Ende des ersten Gliedes mit einem winzigen
Zahne ausgerüstet. Der Lippenanhang ist viereckig.
Die Schale hat eine länglich vierkantige Gestalt, deren Hinterrand stets gebogen
ist. Der untere und hintere Winkel ist abgerundet und selten bedornt. Die Schalen-
structur besteht vorherrschend aus Längsfurchen, welche stets einen horizontalen Verlauf
einnehmen.
Der Darm ist gewunden und trägt vor dem After, weleher unten am Postabdomen
mündet, einen unpaaren Blindsack. Das Postabdomen nimmt verschiedene Gestalten an
und ist unten stets bedornt. Der Afterhöcker liegt hinter der Mitte der Schwanzlänge;
er ist niedrig, unbedeutend. Die Schwanzkrallen haben nur einen Basaldorn.
Die Weibchen tragen nur zwei‘ Eier. Das Ephippium wird durch die verdickte
und dunkelgefärbte Schale gebildet und enthält ein Ei.
Beim Männchen sind die Hacken am ersten Fusspaare gross, aufwärts gekrümiut,
Das Postabdomen verschmälert sich gegen das freie Ende und bleibt unten in der Regel
unbedornt. Die Hodenausführungsgänge münden meist in einen kurzen Penis entweder
oberhalb der Schwanzkrallen oder zwischen denselben.
Die Arten leben am Ufer der Gewässer entweder frei herumschwimmend oder
im Schlamme wühlend. Sie werden nie in so grosser Zahl angetroffen wie die
Chydorusarten.
Die Gattung zählt zahlreiche und ziemlich schwer unterschiedbare Arten, welche
in natürliche Gruppen zerfallen, die zuerst Sars zu selbständigen Gattungen emporge-
hoben hat; es sind: Alona, Harporhynchus, Graptoleberis, Alonella. Kurz
trennte neuerdings von Alona noch eine neue Gattung Leydigia. Die Gattung
Alonella vermittelt den Uebergang der G. Alona zu Pleuroxus, und zählt meist
solche Arten, welche zu Pleuroxus angehören, ausgenommen Al. rostrata, für
welche Schoedler den alten und ursprünglichen Namen Lynceus beibehalten hat. Diese
Gattungen unterscheiden sich hauptsächlich nur durch die Form des Postabdomens und
die Arten derselben haben so viele gemeinschaftliche Charakterzüge, dass man mit
Recht die Gattung Alona behalten kann, welche demnach in 5 Untergattungen zerfällt:
Leydigia, Alona, Harporhynchus, Graptoleberis, Lynceus.
Die Fauna Böhmens zählt 14 Arten, welche sich folgendermassen von einander
unterscheiden:
Der untere und hintere Schalenwinkel unbedornt.
ij Das Postabdomen vorne erweitert und abgerundet.
tr Die untere Postabdominalkante ist gruppenweise (3 Dornen in jeder Gruppe)
bedornt.
irf Die Dornen stehen parallel neben einander. Der Schnabel ist scharf.
* Die Krallen mit Basaldorn. 1. Leydigii.
* Der Basaldorn fehlt. 2. acanthocereoides.
117 Die Dormen divergiren. Der Schnabel ist abgestutzt.
10. intermedia,
17 Die untere Kante ist einfach bedornt.
ıır Das Postabdomen mit secundärer Bewehrung.
* Die Schalenoberfläche gestreift oder undeutlich retieulirt. Die Schwanz-
zähne gesägt.
** Die Schalenoberfläche noch fein gestrichelt. 3. affınis.
** Die Schalenoberfläche sonst glatt. 4. quadrangularis.
* Die Schalenoberfläche nur fein gestrichelt. 5. elegans.
irr Das Postabdomen ohne secundäre Bewehrung. 11. lineata.
1 Das Postabdomen vorne verschmälert, nicht abgerundet.
ir Das Postabdomen kürzer als die halbe Schalenlänge. Die Zähne von gleicher
Grösse.
irrt 10—12 Zähne. 8. costata.
tr 6—8 Zähne. 9. guttata.
jr Das Postabdomen länger als die halbe Schalenlänge. Die Zähne sind vorne
gross.
trr Die Schwanzkrallen in der Mitte ohne Dorn. Der Schnabel stumpf.
6. tenuicaudis.
ri Die Schwanzkrallen in der Mitte mit einem Dorn. Der Schnabel scharf.
7. latissima.
Der untere und hintere Schalenwinkel bedornt.
6*
S4,
y Der Wiukel abgerundet mit 1-4 kleinen Zähnen. Die Schalenoberfläche
gestreift.
r Das Postabdomen mit einfacher Zahnreihe. Der Schnabel scharf. (5. Ug.
Lynceus.) 14. rostrata.
ir Das Postabdomen vorne mit zwei starken Zähnen. Der Schnabel sehr
lang, nach hinten gebogen. (3. Ug. Harpor hynchus.) 12. rostrata.
j Der Winkel nicht abgerundet, mit 2—3 starken rückwärts gekrümmten Zähnen.
Die Schalenoberfläche retieulirt. Das Postabdomen eonisch. (4. Ug. Grap-
toleberis.) 13. testudinaria.
Die von Kurz angeführten Arten A. acanthocereoides und elegans
blieben mir unbekannt. Seine A. parvula und tuberculata sind identisch mit
A. guttata, A. coronata mit A. lineata.
64. Alona Leydigii, Schoedler. — Der röthliche Linsenkrebs. —
Oockovec rüzovy.
1860. Lynceus quadrangularis, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 221, Tab. VIII, Fig. 59.
1862. Alona Leydigii, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 11.
1868. Alona Leydigii, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 174.
1872. Lynceus quadrangularis, Frie: Krustenth. Böhm. p. 243, Fig. 51.
1374. Leydigia quadrangularis, Kurz: Dodek. p. 58, Tab. II., Fig. 2.
Fig. 41. Der Körper ist länglich
vierkantig, seitlich stark com-
primirt, blass röthlich gefärbt.
Der unbewegliche Kopf ist
klein, gestreckt; der Schnabel
kurz, an der Spitze etwas ab-
gestutzt. Der Fornix ist ziem-
lich schwach entwickelt.
Das Auge, der Scheitel-
kante nahe liegend, hat wenig
Krystalllinsen. Der dreieckige
Pigmentfleck, mit der Spitze
gegen das Auge gekehrt, ist
zweimal so gross als dieses
und liegt etwa in der Mitte
zwischen diesem und der Schna-
belspitze. Die cylindrischen
Tastantennen erreichen die
Schnabelspitze. Die Seiten-
borste derselben sitzt in der
Mitte der Aussenseite. Die
Riechstäbehen sind von glei-
cher Länge. Der Stamm der
Ruderantennen ist behaart. Der
Alona Leydigii, Schoedler. — Weibchen, a, Tastantenne. eine Ast ist mit vier, der an-
a, Ruderantenne. md Mandibeln. er Gehirn. o Auge. mn Pig- dere mit drei gleich langen und
mentfleck. c Herz. es Oesophagus. ip Darmcoecum. an After. 2gliedrigen Ruderborsten aus-
ou ÄTRrÄNen; gestattet. Das erste und zweite
Glied des inneren Astes trägt
noch 5 kurze Dornen. Der Lippenanhang ist gross, viereckig und kurz behaart.
85
Die Schale ist viereckig, ebenso hoch wie breit, an der Oberfläche glatt und der
Länge nach sehr undeutlich und spärlich gefurcht. Der Hinterrand fällt in schräger
Richtung nach hinten herab und geht unter einem breit abgerundeten Winkel in den
stark convexen Unterrand über, welcher mit langen, abstehenden Wimpern besetzt ist.
Hinter diesem Haarbesatz, welcher plötzlich aufhört, ist der Schalenrand noch fein gezähnt.
Der Darm macht zwei Schlingen und endet hinter der Mitte des Postabdomens.
Dieses hat eine beilförmige Gestalt und ist an der Basis eng, am Ende stark erweitert
und abgerundet. Die Unterkante ist vorne stark convex, hinten concav und von den
Schwanzkrallen angefangen bis zum niedrigen Afterhöcker, welcher nahe der Basis des
Postabdomens liest, mit langen, in Gruppen gereihten Dornen, welche von vorn nach
hinten an Grösse abnehmen, bewaffnet. In jeder Gruppe stehen drei lange Dornen in
Querreihe. Die langen einfachen Schwanzkrallen tragen einen kurzen Basaldorn. Die
Schwanzborsten sind verhältnissmässig lang, gerade.
Länge: 0:92 =: m.; Höhe: 0:66 = =; Kopfhöhe: 0:23 wm,
Beim Männchen überragen die Tastantennen den Schnabel. Die Hacken am
ersten Fusspaare sind stark, zugespitzt. Die Hodenausführungsgänge verlängern sich zu
einem ziemlich langen Penis, welcher zwischen den Schwanzkrallen liegt.
Am Grunde der klaren Gewässer nicht selten.
Fundorte: Wittingau, Prag, Skalitz; Deutschrod und Maleschau (Kurz).
65. Alona acanthocercoides, Fischer. — Der behaarte Linsenkrebs. —
Cockovec obrveny.
1854. Lynceus acanthocercoides, Fischer: Lyne. p. 431, Tab. IIL., Fig. 21—25.
1360. Lynceus acanthocereoides, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 231.
1862. Eurycercus acanthocereoides, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 11.
1867. Lynceus acanthocercoides, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 31,
Tab. XIX. Ko 15, Tab. XXT,Bio,,7.
1868. Alona acanthocereoides, P, E. Müller: Danmarks Cladocera p. 174, Tab. IV.,
Fig. 5.
1874. Leydigia acanthocercoides, Kurz: Dodek. p. 59.
Kurz fand diese Art bei uns viel seltener als die vorige und zwar in ihrer
Gesellschaft. Mir blieb sie unbekannt.
Nach P. E. Müller ist sie viel grösser als A. Leydigii. Die Schale ist
deutlich gestreift. Der Lippenanhang ist dicht und lang behaart. An den Schwanz-
krallen fehlt der Basaldorn.
Länge: 0:9 —1'1 = ®.,
66. Alona affinis, Leydig. — Der rothgelbe Linsenkrebs. —
Cockovec Cervenoäluty.
1860. Lyneeus affinis, Leydig: Naturg. d. Daphn. p. 223, Tab. IX., Fig. 68—69.
1862. Alona affinis, Schoedler: Lync. und Polyph. p. 19.
1863. Alona affinis, Sars: Zool. Reise p. 217.
1867. Lynceus quadrangularis, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 26,
Tab. XXL, Fig. 5.
1868. Alona oblonga, P. E. Müller: Danm. Cladoc. p. 175, Tab. IIL, Fig. 22—23;
Tab. IV., Fig. 1—2.
1872. Lynceus affinis, Frit: Krustenth. Böhm. p. 242, Fig. 50.
1874. Alona oblonga, Kurz: Dodek, p. 56.
19,2)
{or}
Alona affınis, Leydig. — Weibchen. o Auge. al Lip- Alona affınis, Leydig. — Männchen.
penanhang. ip Darmcoecum. a After. ce Herz. al Lippenanhang. «g Fusshacken. vd Mün-
gl Schalendrüse. c@ Cutieularornament. dung der Vasa deferentia.
Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten verschmälert von rothgelber
Farbe. Der grosse Kopf ist nach vorn gestreckt und verlängert sich in einen ziemlich
langen, am Ende abgerundeten Schnabel, dessen Spitze mehr nach vorn gerichtet, das
Niveau des unteren Schalenrandes nicht erreicht.
Das mit wenig Krystalllinsen ausgestattete Auge liegt dieht hinter der vorderen
Kopfkante. Der rundliche Pigmentfleck von der Grösse des letzteren steht diesem näher
als der Schnabelspitze. Die eylindrischen Tastantennen, die Schnabelspitze nicht erreichend,
haben kurze Riechstäbehen, welche von einem überragt werden. Die Seitenborste befindet
sich nahe dem freien Ende. Der Ruderantennenstamm ist theilweise behaart, die Glieder
der Aeste am Ende mit einem Wimperkranze geziertt. Der innere Ast trägt fünf, der
äussere drei Ruderborsten. Alle Ruderborsten sind zweigliedrig und haben am Ende
des ersten Gliedes einen winzigen Dorn. Die kürzeste Borste von den drei Endborsten
ist noch am ersten Gliede seitlich bedornt. Das erste Glied des äusseren Astes sowie
die Endelieder der beiden Äeste besitzen noch einen kurzen Dorn. Der Lippenanhang
ist gross, viereckig, nur vorne abgerundet und hinten mit zwei kleinen Dornen bewaffnet.
Die Schale hat eine länglich vierkantige, hinten etwas verschmälerte Gestalt,
deren grösste Höhe vor der Mitte steht. Der Oberrand mit der Kopfkante gleichmässig
gewölbt, geht hinten unter einem abgerundeten Winkel in den senkrecht laufenden und
schwach convexen Hinterrand über. Der untere Schalenwinkel ist ebenfalls breit abgerundet.
Der Unterrand ist hinter der Mitte leicht ausgerandet nnd lang behaart. Die Haare
sind gefiedert und gehen hinten in eine dichte Dornenreihe über, die am freien Rand
ausgesägt erscheint. Neben dem Hinterrande bis zum Oberwinkel befindet sich noch eine
feine Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche ist grossmaschig und undeutlich retieulirt mit
vorherrschenden Längslinien. Die Zwischenräume sind noch fein, dicht gestrichelt, was
nur bei stärkerer Vergrösserung zum Vorschein tritt.
Der Darm ist zweimal geschlingelt, der Blindsack kurz. Der After liegt hinter
der Mitte des Postabdomens. Dasselbe ist ziemlich kurz, breit, am Ende etwas erweitert,
abgerundet und unterhalb der Krallen tief ausgeschnitten, Die gerade Unterkante trägt
15—17 ungleich grosse, hinten gesägte Zähne. Ober denselben befindet sich noch eine
secundäre Leistenreihe. Der Afterhöcker ist niedrig, scharf. Die Schwanzkrallen sind
87
mässig gebogen, gezähnt und tragen einen langen, ebenfalls gezähnten Basaldorn. Die
Schwanzborsten sind kurz, behaart.
Länge: 0:9—0'98 =- =; Höhe: 0:41—0':51 =: =; Kopfhöhe: 0'25—0'26 m =,
Beim Männchen, welches stets kleiner ist als das Weibehen, ist der Dorsalrand
weniger gewölbt, der Schnabel stumpfer und breiter. Die Fusshacken sind gross, kaum
gebogen. Das gegen das freie Ende verschmälerte Postabdomen hat blos die seeundäre
Bezahnung. Die Hodenausführungssänge münden vor den Krallen.
Länge: 0:78 = m; Höhe: 0:36 = =; Kopfhöhe: 0'235 = m,
In klaren Gewässern überall häufig.
Fundorte: Prag, Podebrad, Brandeis, Prelou&, Turnau, Eger, Franzensbad, Chrudim,
Wittingau, Budweis, Pisek, Eisenstein ete.
Die Deutlichkeit der Struetur an der Schalenoberfläche ist sehr schwankend,
so dass die Schalen bald glatt, bald gestreift oder retieulirt erscheinen. Von der nächst-
folgenden A. quadrangularis, mit welcher sie sehr nahe verwandt ist, unterscheidet
sie sich namentlich durch die feine Strichelung der Schale, welche aber bis jetzt unbe-
rücksichtigt geblieben ist, obgleich sie namentlich gegen die Mitte der Schalen stets
ziemlich deutlich hervortritt. A. oblonga P. E. Müller halte ich für identisch mit
meiner Art. Als nächstverwandte, wenn auch nicht als Varietät, ist A. sanquinea,
P. E. Müller zu betrachten.
67. Alona quadrangularis, O. Fr. Müller. — Der vierkantige
Linsenkrebs. — Cockovec ötverhrany.
1776.? Lyneceus quadrangularis, O. F. Müller: Entom. p. 75, Tab. IX., Fig. 1—3.
1862. Alona sulcata, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 21, Tab. I., Fig. 24—25.
1868. Alona quadrangularis, P. E. Müller: Dam. Clad. p. 176, Tab. II, Fig. 20—21.
1874. Alona quadrangularis, Kurz: Dodekas p. 80.
Fig. 44.
Der Körper ist mittelgross, länglich vier-
kantig, hinten erweitert und horngelb gefärbt.
Der Kopf ist ebenfalls gross, gestreckt, mit dem
kurzen stumpfen Schnabel nach vorn zielend.
Der Pigmentfleck grösser als das Auge liegt.
diesem näher als der Schnabelspitze. Die eylindri-
schen Tastantennen, weit kürzer als der Schnabel,
werden vom Fornix gänzlich bedeckt. Unter den
Riechstäbehen sind zwei länger als die übrigen. Die
Seitenborste steht nahe dem Ende. Die Ruderanten-
nen sind von derselben Beschaffenheit wie bei A.
affınis. Der Stamm derselben ist aber unbehaart.
Der Lippenanhang vorne abgerundet, trägt hinten
auch zwei kurze Dornen.
Die Schale ist viereckig, hinten erweitert,
schräg abgestutzt und fast ebenso hoch wie lang.
Der Unterrand ist gerade und mit langen Haaren
besetzt, welche nach hinten kleiner werden und
in kurze Dornen übergehen, die sich bis zur Mitte
des Hinterrandes erstrecken. Ober dem unteren
und hinteren Schalenwinkel befindet sich stets ein
seichter Ausschnitt. Die Schalenoberfläche ist in
horizontaler Richtung deutlich gefureht. Die Zwi- Alona quadrangularis, O. F. Müller.
schenräume sind breit und glatt. — Weibehen,
88
Das Postabdomen, gegen das freie Ende merklich erweitert, hat dieselbe Gestalt
und Bewehrung wie bei A. affinis. Die Schwanzkrallen sind glatt, der Basaldorn gezähnt.
Länge: 0'74—0'82 = m; Höhe: 0:44—0'46 "- m; Kopfhöhe: 0:21—0'26 ”- =-,
Das Männchen ist schlanker und kleiner als das Weibehen. Der Dorsalrand
hat einen geraden Verlauf. Der Schnabel ist kurz, stumpf, nach vorne gerichtet; die
Seitenborste der Tastantennen zeichnet sich durch ihre Kürze und Stärke aus. Am ersten
Gliede der Ruderborsten fehlt der Dorn. Die Fusshacken sind gross, stark, an der
Basis und am Ende verdiekt. Das Postabdomen ist nur seitlich bewehrt. Die Hoden-
ausführungsgänge münden vor den Krallen.
Länge: 0:61 ”-®-, Höhe: 0:32 = m Kopfhöhe: 0:21 ”- =,
In klaren Gewässern selten.
Fundorte: Goldbach bei Wittingau; Bestrevteich bei Frauenberg (Dr. Fri£);
Struharov (Vejdovsky).
A. quadrangularis, Baird ist identisch mit A. tenuicaudis, Sars, wie
dies die Baird-sche Fig. 11*) des Postabdomens deutlich beweist.
68. Alona elegans, Kurz. — Der zierliche Linsenkrebs. —
Cockovec ozdobny.
1874. Alona elegans, Kurz: Dodek. p. 45, Tab. II, Fig. 1.
Kurz beschreibt diese Art folgenderweise:
Die Sceulptur der Schalenoberfläche besteht aus äusserst dichten, im unteren
Theil von der Gelenkstelle der Mandibeln ausstrahlenden und im oberen Theil mit der
Rückencontour parallelen, abwechselnd stärkeren und schwächeren Linien. Das Nebenauge
liegt etwa in der Mitte zwischen dem ziemlich grossen Auge und dem etwas zugespitzten
Rostrum. Die Antennen haben die Länge des Rostrum, in der Mitte sind sie stark
verdickt. Die Ruderantennen haben ausser der gewöhnlichen Bewehrung am Mittelgliede
des inneren Astes einen Halbkranz von kleinen Dornen und am Basalgliede einen
zarten Dorn.
Der Schwanz ist kurz, sehr breit, ober dem After spitzig und am freien Ende
abgerundet, ohne Einschnitt. Die zehn Randzähne sind einfach und spitzig, die Schuppenreihe
ist vorhanden. Die Endklaue ist stark. Am Rücken befinden sich drei Querreihen
von Haaren.
Grösse: 0:4—0'5 m: m.,
Iu einem Waldteich zwischen Maleschau und Zbraslavie nicht häufig.
69. Alona tenuicaudis, Sars. — Der engschwänzige Linsenkrebs. —
Coökovec üzkorepy.
1843. Lyneeus quadrangularis, Baird: Brit. Entom. p. 92, Tab. III., Fig. 9—11.
1858. Camptocereus alonoides, Schoedler: Branch. p. 27.
1862. Alona tenuieaudis, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 285,
1863. Alona camptocereoides, Schoedler: Neue Beitr. p. 24, Tab. I., Fig. 8—10.
1867. Lyneeus tenuicaudis, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 25,
Tab. XIX., Fig. 3.
1868. Alona tenuicaudis, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 179, Tab. II, Fig. 20; Tab,
III, Fig. 24.
1874. Alona tenuicaudis, Kurz: Dodek. p. 52.
*) Baird : Brit. Entom. in Ann. and Mag. of natur. Hist. 1843. Tab. III,
[es]
eo}
Der Körper ist klein, länglich oval, schmutzig
blassgelb gefärbt. Die grösste Höhe liegt in der Mitte
der Körperlänge. Der Kopf ist hoch, wenig gestreckt
und erreicht mit der leicht abgestutzten Schnabelspitze,
welche abwärts zielt, nicht das Niveau des unteren
Schalenrandes. Die Fornices sind sehr eng.
Das Auge hat 4—2 Krystalllinsen, die aus dem
schwarzen Pigment wenig hervorspringen. Der Pigment-
fleck um die Hälfte kleiner als das Auge liegt beiläufig
in der Mitte zwischen diesem und der Schnabelspitze.
Die Tastantennen sind kurz, conisch, die Schnabelspitze
nicht erreichend. Die Riechstäbehen haben gleiche Länge.
Die kurze Seitenborste steht vor der Mitte der Aussen-
seite. Der innere Ast der Ruderantennen ist mit 4 zwei-
gliedrigen Borsten und einem kurzen Dorne am ersten
Gliede ausgestattet. Der Lippenanhang ist breit, viereckig,
mit abgerundeten Winkeln.
Die Schale hat eine länglich ovale, hinten stark
gewölbte Gestalt, deren Unterand mit langen, befiederten Alona tenuicaudis, Sars, —
Haaren dicht besetzt ist. Diese verkürzen sich allmälig Weibchen. al Lippenanhang.
nach hinten und gehen hinter dem Winkel in eine feine
Leistehenreihe über, die sich längs dem Hinterrande bis zum oberen Winkel fortsetzt.
Die Schalenoberfläche ist mehr oder weniger deutlich und dicht der Länge nach gestreift.
Der Darm bildet zwei Schlingen. Das Postabdomen, von der Hälfte der
Schalenlänge, verschmälert sich gegen das freie Ende hin, ist eng, vorne tief ausgeschnitten
und am Winkel abgerundet, unten gerade und mit 17—18 einfachen Zähnen bewehrt,
von denen die vorderen alle übrigen an Grösse und Länge weit übertreffen. Der, nahe
der Basis hervorspringende Afterhöcker ist sehr niedrig und abgerundet. Die langen
Schwanzkrallen sind glatt und an der Basis hinter dem ebenfalls langen Basaldorn mit
einem Büschel von kurzen Haaren versehen. Die Schwanzborsten sind kurz.
Länge: 0:53—0'6 = =, Höhe: 0:31—036 =- =, Kopfhöhe: 0:12—0:16 "- w.,
Das Männchen blieb mir unbekannt.
Am Grunde der klaren Gewässer selten.
Fundorte: Turnau, Wittingau, Podebrad; Deutschbrod (Kurz). In einem Teiche
bei Wartenberg unweit von Turnau traf ich sie in grosser Zahl,
Al. tenuicaudis varirt in den verschiedenen Ländern sowohl in Grösse als
auch in der Bewehrung des Postabdomens. Die grösste Länge giebt Schoedler an:
075 = m. die kleinste Kurz, Sars und P. E. Müller: 04 "=. Am Postabdomen zählt
Sars und Norman 20—18, ich 17—18, P. E. Müller 14 und Schoedler nur
11—13 Zähne.
70. Alona latissima, Kurz. — Der hohe Linsenkrebs. —
Cockovec vysoky.
1874. Alonopsis latissima, Kurz: Dodek. p. 46, Tab. II., Fig. 13—15.
1874. Alona tenuirostris, Hellich: Cladoc. Böhmens. p. 15.
90
Der Körper ist klein, breit, eiförmig, hinten
verjüngt, von blassgelber Farbe. Der Kopf ist
niedrig, wenig gestreckt und verlängert sich im
Verhältniss zu den übrigen Alonaarten in einen
sehr langen, fein zugespitzten und nach hinten ge-
bogenen Schnabel. Die Fornices sind sehr eng.
Der rundliche, schwarze Pigmentfleck ist
um die Hälfte kleiner als das Auge und steht
diesem näher als der Schnabelspitze. Die sehr
langen, fast die Schnabelspitze erreichenden Tastan-
tennen tragen in der Mitte der Aussenseite eine
kurze, zugespitzte Seitenborste. Die Riechstäbchen
sind lang, von ungleicher Grösse. Der innere Ast
der Ruderantennen hat fünf Ruderborsten. Am
ersten Gliede des Aussenastes steht noch ein kurzer
Alona latissima, Kurz. — Weibehen. Dorn. Der Lippenanhang ist viereckig, eng, lang,
ce Herz. e Embryo. mit abgerundeten Winkeln.
Die eiförmige Schale, deren grösste Höhe
vor der Mitte liest, verschmälert sich plötzlich gegen den kurzen Hinterrand, der stark
gebogen ist. Der Oberrand ist stark gewölbt, der untere, vorne convexe, hinten breit
ausgeschnittene Rand besitzt denselben Haarbesatz wie bei A. tenuicaudis. Die Leist-
chenreihe reicht nur bis zur Mitte des Hinterrandes. Die Schalenoberfläche ist gestreift,
die Zwischenräume sehr breit.
Der Darm ist zweimal geschlingelt und erweitert sich hinten vor dem Postabdomen
in einen ziemlich langen Blindsack. Das Postabdomen, länger als die Hälfte der Schalen-
länge, ist schmal und gegen das freie Ende deutlich verjüngt. Die vordere Kante ist tief
winkelartig ausgeschnitten, der Winkel schräg abgestutzt mit je einem langen Dorne am
jeden Eck. Die untere Kante ist gerade und mit sieben kurzen, einfachen, weit von
einander abstehenden Dornen bewaffnet. Der Afterhöcker ragt stärker hervor als bei
A. tenuieaudis. Die Schwanzkrallen sind schlank, wenig gebogen und tragen ausser
dem langen Basaldorn noch einen kleinen Stachel in der Mitte. Die Schwanzborsten -
sind kurz.
Länge: 0-58 = =, Höhe: 0:43 m. m,
Beim Männchen, welches Kurz beschrieb, ist der Unterrand der Schale fast
gerade. Die Antennen sind länger als der Schnabel, im basalen Drittel an der Aussenseite
mit einem Tasthaar, tiefer unten mit drei seitlichen und am Ende mit 8—10 terminalen
Riechstäbehen besetzt. Die Füsse des ersten Fusspaares haben einen starken Hacken.
Der Schwanz hat keine Analzähne und auch die Endklaue entbehrt ausser dem Basaldorn
jeder seeundären Bewehrung. Ober den Endklauen liegt der Porus genitalis.
TAnge2 0:42 Hohe: OA mm;
In klaren Gewässern sehr selten.
Ich fand sie nur in einem Exemplar in einem Tümpel bei Turnau und im „Syet“-
Teiche bei Wittingau. Kurz traf sie in einem Waldteiche bei Zbraslavie südlich von
Kuttenberg.
71. Alona costata, Sars. — Der gefurchte Linsenkrebs. —
Cockovec ryhovany.
1848. Lynceus quadrangularis, Lievin: Branch. p. 40, Tab. X., Fig. 6—7.
1858. Alona lineata, Schoedler: Branch. p. 28.
1862. Alona eostata, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Cladoc. p. 286.
1863. Alona lineata, Schoedler: Neue Beitr. p. 20, Tab. I., Fig. 23.
1867. Lynceus eostatus, Norman and Brady: A Monog. of the brit. Entom. p. 25,
Tab. XVIIL, Fig. 2, Tab. XXL, Fig 7.
1868. Alona lineata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 175, Tab. IV., Fig. 3—4.
gl
Alona costata, Sars. — Post-
abdomen. vd Vasa deferentia.
Alona costata, Sars. — Weibchen. Za Lippenan-
hang. ip» Darmcoecum. e Embryo,
Der Körper ist klein, hoch, länglich viereckig, vorne verschmälert und blassgelb
gefärbt. Der Kopf ist klein, wenig nach vorn gestreckt. Der Schnabel kurz, an der
Spitze, welche bis zum Niveau des unteren Schalenrandes reicht, kaum abgestutzt. Die
Fornices sind sehr breit.
Das Auge, mit etwa zehn kleinen Krystalllinsen versehen, liest nahe der Scheitel-
kante. Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als dieses, steht beinahe in der Mitte
zwischen dem Auge und der Schnabelspitze. An den eylindrischen Tastantennen, welche kürzer
als der Schnabel sind, befindet sich die kurze Seitenborste nahe dem freien Ende. Unter
den Riechstäbehen ragen zwei unbedeutend hervor. Der Stamm der Ruderantennen, welche
sieben Borsten tragen (die achte ist verkümmert), ist behaart. Das erste Glied des
äusseren Astes hat noch einen kurzen Enddorn. Der Lippenanhang ist klein, viereckig,
vorne abgerundet, hinten bedornt.
Die Schale ist länglich viereckig, hinten höher als vorne. Ihre grösste Höhe
liegt in der Mitte. Der Dorsalrand ist mässig gewölbt und geht hinten unter einer
grossen Wölbung in den senkrecht herabsteigenden, schwach convexen Hinterrand. Der
untere Schalenwinkel ist breit abgerundet, der Unterrand gerade, mit kurzen, starren
Wimpern bis hinter den Hinterwinkel besetzt. Längs des Hinterrandes läuft auch bei
dieser Art die feine Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche ist sehr deutlich gestreift.
Die Zwischenräume sind punktirt.
Der Darm ist zweimal gewunden, der unpaare Blindsack ziemlich lang. Das
Postabdomen, kürzer als die Hälfte der Schalenlänge, verschmälert sich gegen das freie
Ende. Die Vorderkante ist kaum ausgeschnitten, der Winkel scharf. An der geraden
Unterkante stehen 9—10 gleich grosse Zähne. Der Afterhöcker, welcher etwa im letzten
Drittel der Schwanzlänge liegt, tritt deutlich hervor. Die Schwanzkrallen tragen einen
kleinen Basaldorn und sind glatt. Die Schwanzborsten sehr kurz.
Das Ephippium ist dunkelbraun gefärbt.
Länge: 0:55—0'65 = = Höhe: 0:34—0:38 = =, Kopfhöhe: 0:15—0'17 "= m.,
Das Männchen ist beträchtlich kleiner und schlanker als das Weibehen. Der
Dorsalrand ist weniger gebogen, der Schnabel stumpf und nach vorne gerichtet. Die
Tastantennen sind ebenso lang wie der Schnabel. Der Fusshacken ist an der Basis
verdickt. An den Krallen des conischen Postabdomens fehlt der Basaldorn. Vor diesen
steht ein kurzer Penis, wo die Hodenausführungsgänge ausmünden.
Länge: 0'5 ”- =, Höhe: 0:27 m: m. Kopfhöhe: 0:14 ” =,
92
In klaren Gewässern sehr häufig.
Fundorte: Prag, Prelout, Podebrad, Budweis, Chrudim, Nimburg, Wittingau,
Lomnitz, Pisek, Eisenstein, Eger, Franzensbad, Turnau etc.
In Lynceus quadrangularis, Lievin glaube ich diese Art wiederzufinden,
denn die übereinstimmende Grösse (0°0178 Par. Linie = 0'48 = =) und das kurze, am
Ende schräg abgestutzte Ende des Postabdomens (Fig. 6, Tab. X.) spricht dafür. Mit
Lyneeus lineatus Fischer ist dagegen A. reetangula Sars identisch und stimmt
mit derselben sowohl in der Grösse (!/;—!/, Linie = 0:43—0:37 ®- =) als auch in der
Bewehrung des Postabdomens (7”—8 Stacheln) überein. Bei Sars trägt das Postabdomen
von A. costata 12—14, bei Norman 10—14 Zähne. P. E. Müller sah dasselbe beim
Männchen mit Leistehenreihen bewehrt (utrinque seriebus duabus squamarum). Kurz
dagegen spricht noch beim Weibchen von einer secundären Bezahnung.
72. Alona guttata, Sars. — Der kleine Linsenkrebs. —
Oockovec maly.
1862. Alona guttata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 287.
1867. Lynceus guttatus, Norman and Brady: Mon, of the brit. Entom. p. 29. Tab. XVIIL,
Fig. 6., Tab. XXI, Fig. 10.
1868. Alona guttata. P. E. Müller: Eftersk. til Danmarks Clad. p. 356.
1874. Alona parvula, Kurz: Dodekas p. 44, Tab. II., Fig. 8.
1574. Alona tubereulata, Kurz: Dodekas p. 45, Tab. II., Fig. 3.
1874. Alona angliea, Hellich: Cladoc. Böhmens p. 15.
Fig. 49.
Alona guttata, Sars. — Alona guttata, Sars. —
Weibchen. , Männchen. »d Porus genitalis.
Der Körper ist sehr klein, kurz, eiförmig, vorne verschmälert und blass horngelb
gefärbt. Der kleine niedrige Kopf endet unten in einen kurzen, an der Spitze abgestutzten
Schnabel. Die Fornices sind sehr breit.
Der Pigmentfleck, bedeutend kleiner als das Auge, liegt in der Mitte zwischen
diesem und der Schnabelspitze. Die kurzen Tastantennen erreichen nieht das Schnabelende.
Die Ruderantennen tragen sieben zweigliedrige Borsten. Die achte Borste ist eingliedrig,
verkümmert. Der Lippenanhang ist länglich viereckig, mit abgerundeten Winkeln wie
bei A. latissima.
Die Schale, ebenso hoch wie lang, hat eine kurz eiförmige, hinten am ver-
schmälerten Ende abgestutzte Gestalt, deren grösste Höhe vor der Mitte liegt. Der
Unterrand ist fast gerade, kurz bewimpert, der Hinterrand wenig gebogen und ohne
Leistehenreihe. Die Schalenoberfläche erscheint bald glatt, bald der Länge nach gestreift
oder schön regelmässig retieulirt mit dicken und erhabenen Begränzungslinien. Nicht
selten ist auch die Oberfläche mit grossen, runden Höckerchen, welehe in Längsreihen
geordnet sind, besetzt.
en
5
95
Das kurze und breite Postabdomen verjüngt sich merklich gegen das freie Ende
hin, wo es gerade abgestutzt und am Unterwinkel nieht, abgerundet ist. An den Rändern
der Analfurche stehen 6—7 gleich grosse Zähne. Die Schwanzkrallen sind glatt, mit
einem kleinen Basaldorn.
Länge: 0:35—0'39 = =; Höhe: 0:23—0'26 = =; Kopfhöhe: 0:08—0:09 = =,
Beim Männchen ist der Schnabel sehr kurz, so dass er von den Tastantennen
überragt wird. Der Hacken des ersten Fusspaares ist klein, an der Basis angeschwollen
und stark vorwärts gekrümmt. Das Postabdomen bleibt am Unterrande unbewehrt. Die
Hodenausführungsgänge münden vor den Krallen.
In klaren Gewässern ziemlich häufig.
Vorkommen: bei Podebrad, Wittingau, Budweis, Eisenstein, Eger, Franzensbad,
Turnau; Deutschbrod (Kurz).
Kurz beschrieb diese Art mit glatter Schale als A. parvula, mit höckeriger
als A. tuberculata. Die reticulirte Varietät, wie sie Sars und Mülller angibt,
blieb mir unbekannt.
73. Alona intermedia, Sars. — Der breitnasige Linsenkrebs. —
Cockovec Sirokozoby.
1862. Alona intermedia, Sars: Om de i Christ. Omesn. iagtt. Cladoc. p. 286.
1868. Alona intermedia, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 181, Tab. IV., Fig. 1—9; p. 356.
Der Körper ist klein, kurz oval, von blassgelber Farbe. Der Kopf ist hoch
gestreckt, der Schnabel kurz, an der Spitze breit abgestutzt und nach unten gerichtet.
Der schwarze Pigmentfleck, bedeutend grösser als das Auge, liest von der
Schnabelspitze weiter entfernt als von diesem. Die conischen Tastantennen sind ebenso
lang wie der Schnabel, die Riechstäbchen von gleicher Länge. Die Ruderantennen tragen
sieben Borsten und noch einen kurzen Enddorn am ersten Gliede des Aussenastes. Der
Lippenanhang ist breit viereckig, vorne abgestutzt.
Die grösste Höhe der vierkantiger Schale liest in der Mitte. Der dorsale Rand
ist stark gewölbt und biegt sich hinten unter einem stumpfen Winkel in den schwach
gewölbten und schräg herabsteigenden Hinterrand, der ober dem unteren Schalenwinkel
stets seicht ausgeschnitten ist (wie bei A, quadrangularis). Der gerade Unterrand
ist bis zum Hinterwinkel kurz behaart. Die Leistchenreihe längs des Hinterrandes fehlt.
Die Schalenoberfläche ist in horizontaler Richtung deutlich gefurcht und in den Zwischen-
räumen punktirt,
Das Postabdomen ist breit, kurz, vorne tief ausgeschnitten und am unteren
Winkel abgerundet. Die untere convexe Kante ist gruppenweise bedornt. In diesen
Gruppen (7”—8 an der Zahl) stehen immer drei Dornen dicht nebeneinander, mit Enden
divergirend. Der Afterhöcker ist hoch, scharf. Die Schwanzkrallen, an der Basis mit
einem kurzen Dorn versehen, sind glatt.
Länge: 0:43 = =, Höhe: 0:28 = =, Kopfhöhe: 0:18 & m,
Das Männchen ist unbekannt. y
Diese Art fand Dr. Fri& nur einmal in einer Pfütze bei Elschovitz unweit von
Winterberg in Gesellschaft mit Moina Fischeri.
74. Alona lineata, Fischer. — Der veränderliche Linsenkrebs. —
Cockovec promenlivy.
1854. Lynceus lineatus, Fischer: Ueber Daph. und Lyne. p. 429, Tab. I., Fig. 15—16°
1862. Alona rectangula, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 160.
1862. Alona lineata, Sars: Idem 2det Bidrag. p. 166.
1863. Alona spinifera, Schoedler: Neue Beitr. p. 18, Tab. I., Fig. 17—22,
‘94
1874. Alona coronata, Kurz: Dodek. p. 54, Tab. II., Fig. 4—6.
1874. Alona pulchra, Hellich: Cladoc. Böhm. p. 15.
Fig. 51 Der Körper ist sehr klein, länglich oval, hinten
Tat abgestutzt und von blassgelber Farbe. Der Kopf ist
hoch gestreckt, der Schnabel kurz, an der Spitze ab-
gestutzt und mehr nach vorne gerichtet. Die Fornices
sind breit.
Der Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als
das Auge, liegt diesem näher als der Schnabelspitze.
Die kleinen, cylindrischen Tastantennen erreichen bei
weitem nicht die Schnabelspitze und haben gleich grosse
Riechstäbehen. Der innere Ast der Ruderantennen
trägt vier gleich lange, und der äussere drei Ruder-
borsten. Der Lippenanhang ist sehr gross, mit gleich-
mässig abgerundeten Winkeln.
\ Die grösste Höhe der länglich vierkantigen, an
Alona lineata, Fischer. den Ecken breit abgerundeten Schale befindet sich in
ee der Mitte der Länge. Ober dem hinteren und unteren
Winkel ist die Schale stets ausgeschnitten. Der gerade
oder schwach concave Unterrand ist wie bei voriger Art kurz behaart. Die Leistchen-
reihe des Hinterrandes fehlt auch hier. Die Structur der Schalenoberflächen schwankt
ebenso wie bei A. guttata und die Schale sieht bald glatt, bald gestreift oder reti-
eulirt mit erhabenen, dieken Längs- und Querstreifen. Zuweilen findet man die Längs-
streifen mit kleinen erhabenen Knötchen unterbrochen.
Das breite und kurze Postabdomen ist vorne abgerundet und unten mit 7—8
schlanken Stacheln bewehrt. Oberhalb dieser Stachelreihe jederseits des Postabdomens
stehen noch lange Stacheln mit den ersteren alternirend. Der Afterhöcker ist hoch,
scharf. Die Schwanzkrallen sind kurz, wenig gebogen, fein gezähnt und mit einem kleinen
Basaldorn versehen. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang.
Länge: 0'38—0'4 = = , Höhe: 0:23 = ®, Kopfhöhe: 011" =,
In klaren Gewässern häufig.
Fundorte: Podebrad, Turnau, Wittingau, Eisenstein, Saar (Dr. Frie); Struharov
(Vejdovsky); Eger, Franzensbad (Noväk); Deutschbrod (Kurz).
75. Alona falcata, Sars. — Der langnasige Linsenkrebs. —
Coökovec dlouhozoby.
1862. Alona faleata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 162.
1862. Harporhynchus falcatus, Sars: Idem. 2det Bidrag. p. 289.
1867. Lynceus falcatus, Norman and Brady: Monog. of the brit. Entom. p. 36, Tab.
XVII, Fig. 1., Tab. XX., Fig. 1.
1868. Alona falcata, P. E. Müller: Danmarks Cladoc. p. 183, Tab. IV., Fig. 13—14.
Alona faleata, Sars. — Weibchen. Alona faleata, Sarı. — Männchen.
r Schnabel. al Lippenanhang. ug Fusshacken. vd Porus genitalis.
Der Körper ist klein, länglich vierkantig, vorne schräg abgestutzt und von
gelbbrauner Farbe. Der hohe, nach vorne gestreckte Kopf verlängert sich unten in
einen sehr langen, rückwärts gekrümmten Schnabel, dessen Ende bis zum vorderen
Schalenwinkel reicht. Der rückwärts gekrümmte Schnabeltheil ist ein langer und enger
lamellöser und an der Spitze abgerundeter Fortsatz des Kopfschildes. Der Fornix ist breit.
Das Auge, um die Hälfte kleiner als der unregelmässig viereckige Pismentileck,
weleher jenem näher liegt als der Schnabelspitze, besitzt wenig Krystalllinsen. An den
langen, eylindrischen Tastantennen,"welche nach aussen gerichtet sind, sitzt die Seitenborste
in der Mitte. Unter den langen Riechstäbehen ist eine doppelt so gross als die übrigen.
Der innere Ast der Ruderantennen träst vier Borsten und einen kurzen Dorn am ersten
Gliede. Das erste Glied des äusseren Astes ist behaart und ebenfalls mit einem Enddorne
versehen. Der Lippenanhang ist vierkantig, abgerundet und am hinteren Eck seicht
eingedrückt.
Die viereckige Schale ist vorne verschmälert und in der Mitte am höchsten.
Der obere mit der Kopfkante gleichmässig stark gebogene Rand geht unter einem
stumpfen Winkel in den senkrechten, schwach eonvexen Hinterrand über. Der untere
Schalenwinkel ist breit abgerundet und mit 1—3 kleinen Zacken versehen. Der gerade
Unterrand, hinter dem vorderen Schaleneck, welches höckerartig hervorspringt, tief aus-
geschnitten, trägt kurze, abstehende Borsten, die am vorderen Schaleneck die grösste
Länge erreichen. Die Structur der Schalenoberfläche tritt deutlich hervor und besteht
aus geraden Längsfurchen.
Der Darm macht eine und eine halbe Windung und hat hinten einen sehr
kurzen Blindsack. Das Proabdomen trägt hinten am Rücken ausser den queren Haarreihen
noch lange Stacheln. Das Postabdomen ist gross, viereckig, gleich breit, vorne am
Winkel abgestutzt und mit zwei starken Dornen versehen. Die untere gerade Kante ist
unbedornt, hinter dem kaum hervorragenden Afterhöcker gekerbt. Jederseits des Post-
abdomens stehen kleine Dornen in Gruppen geordnet, welche drei bis vier Dornen zählen.
Die Schwanzkrallen sind glatt, der Basaldorn kurz. Die Schwanzborsten lang.
Länge: 0'55—0'6 = =, Höhe: 0:29—0'31 = =, Kopfhöhe: 0:17—0'2 =: m,
Beim Männchen ist der Dorsalrand wenig gebogen, der Kopf mit dem Schnabel
mehr nach vorn gerichtet. An den kurzen und dicken Tastantennen sind die Riechstäbchen
von ungleicher Länge. Der Fusshacken ist sehr klein. Am Postabdomen, welches eine
conische Gestalt annimmt, tritt der Afterhöcker deutlicher hervor und ist scharf. Dasselbe
ist nur seitlich bewehrt. Der Basaldorn der Schwanzkrallen fehlt. Die Hodenaus-
führungsgänge münden vor den Krallen.
Länge: 0'4 = =, Höhe: 0:18 = =, Kopfhöhe: 0:15 ° =,
96
Dr. Fri& fand dieses Thierchen im Bestrevteiche bei Frauenberg, wo es gemein-
schaflich mit A. quadrangularisund rostrata am sandigen Ufer in grosser Zahl lebte.
Alona dentata, Müller ist wahrscheinlich dieselbe Art mit abgebrochenem
Schnabel. Ich habe viele solche Individuen gesehen.
76. Alona testudinaria, Fischer. — Der gegitterte Linsenkrebs. —
Cockovec mriäovany.
1848. Lynceus testudinarius, Fischer; Ueber die Crust, etc. p. 191, Tab. IX., Fig 12.
1853. Lynceus reticulatus und testudinarius, Lilljeborg: De Crust. p. 83, Tab. VIL,
Fig. 6 - 7., pag. 84.
1860. Lynceus reticulatus und testudinarius, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 229.
1862. Graptoleberis reticulata, Sars: Om de i Christ. Omegn iagtt. Clad. p. 289.
1863. Alona esocirostris, Schoedler: Neue Beitr. p. 25, Tab. L, Fig. 26—27.
1867. Lyneeus testudinarius, Norman and Brady: Mon. of. the brit. Entom. p. 30,
Tab. XVIIL., Fig. 7., Tab. XXI, Fig. 4.
1868. Alona reticulata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 180.
1872. Lyneeus retieulatus, Fric. Krustth. Böhm. p. 244, Fig. 55.
1874. Graptoleberis testudinaria, Kurz: Dodekas p. 54, Tab. II., Fig. 11—12.
ee Der Körper ist mittelgross, dick, fasthalbkreis-
förmig, vorn und hinten verschmälert, und von schmutzig
gelber Farbe. Der hohe Kopf, mit dem kurzen Schnabel
nach vorne gestreckt, wird zu beiden Seiten vom sehr
breiten Fornix, dessen freier Rand auswärts gebogen ist,
bedeckt, so dass der Kopf von oben gesehen eine kreis-
runde Contour besitzt. Das Auge, von der Scheitel-
kante kaum entfernt, ist zweimal so gross als der schwarze
Pigmentfleck, welcher dem Auge näher steht als der
Schnabelspitze. Die Tastantennen von der Grösse des
Schnabels tragen fast gleich lange Riechstäbehen und
eine kurze Seitenborste nahe dem freien Ende. Die
Ruderantennen sind lang gestreckt, mit sieben langen
Borsten ausgestattet. Der Lippenanhang ist unten an
den Winkeln gleichmässig abgerundet.
Die Schale ist länger als hoch. Ihre grösste
Alona testudinaria, Fischer. Höhe liegt vor der Mitte. Von oben gesehen verlängert
— Weibchen. al Lippenanhang. sich oft der Schalenrücken in einen sehr hohen Kiel.
m Antennenmuskeln. 5 Cuticn Der dorsale Rand mit dem Kopfrande hoch und gleich-
larornament. ec Herz. ans - : h g
mässig gebogen, verschmilzt zuweilen hinten mit dem
kurzen Hinterrande unter gleicher Wölbung. Der untere Schalenwinkel ist fast recht-
eckig und mit 2—3 sehr starken und aufwärts gerichteten Zähnen bewehrt. Am ganzen
Unterrande, welcher einen geraden Verlauf hat, ist die Schale mit langen, von vorne
nach hinten an Grösse abnehmenden und gefiederten Wimpern besetzt. Die Oberfläche
des Kopfschildes und der Schale ist grossmaschig und sehr deutlich gefeldert.
Das Postabdomen, von conischer Gestalt, ist klein, kurz, unten an den schwach
convexen Rändern der Analfurche mit 7—8 Büscheln von kurzen Haaren besetzt. Der
Afterhöcker ist hoch, abgerundet. Die Schwanzkrallen sitzen auf der Spitze des Post-
abdomens und sind verkümmert, klein, stark gebogen, mit einem winzigen Basaldorn.
Die obere Kante derselben ist zweimal ausgezackt.
Länge: 0:66—0'75 ® = Höhe: 0:33—0'41 = =, Kopfhöhe;: 0'21—0'25 = m.
In klaren Gewässern nicht häufig.
Fundorte: Podebrad. Turnau, Lipiöteich bei Wittingau (Dr. Fri@); Königsberg
(Noväk).
97
77. Alona rostrata, Koch. — Der ausgerandete Linsenkrebs. —
Cockovec vykrojeny.
1841. Lynceus rostratus, Koch: Deutsch. Crust. p. 36, Tab. XII.
1853. Lynceus rostratus, Lilljeborg: De Crust. p. 78, Tab. VI., Fig. 9.
1860. Lynceus rostratus, Leydig: Naturg. der Daph. p. 217.
1862. Alonella rostrata, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad., p. 301.
1863. Lynceus rostratus, Schoedler: Neue Beitr. p. 48.
1867. Lynceus rostratus, Norman and Brady: Mong. of the brit. Entom. p. 43, Tab.
XIX., Fig. 1., Tab. XXI., Fig. 6.
1868. Alona rostrata, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 182., Tab. IV., Fig. 12.
1874. Alonella rostrata, Kurz: Dodekas. p. 60, Tab. II,, Fig. 7.
Der Körper ist klein, niedrig, länglich
elliptisch, nach vorne und hinten merklichverjüngt.
Die Farbe ist horngelb. Der Kopf ist hoch,
nach vorne gestreckt und in einen langen, spitzi-
gen und nach hinten gebogenen Schnabel aus-
gezogen. Die Fornices sind sehr stark entwickelt.
Der schwarze Pigmentfleck von rund-
licher Form ist von der Schnabelspitze zweimal
so entfernt wie von dem Auge, welches ihn an
Grösse bedeutend übertriftt. Die Tastantennen
sind eylindrisch und haben die Grösse der halben
Schnabellänge. Sie tragen die Seitenborste vor
der Mitte der Aussenseite. Die Riechstäbchen
sind kurz und ungleich lang. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und einen
langen Dorn am ersten Gliede des äusseren Astes. Der Lippenanhang ist sehr verküm-
mert, unbedeutend.
Die Schale ist länglich eiförmig, hinten verschmälert und abgestutzt. Ihre grösste
Höhe befindet sich in der Mitte. Der Dorsalraud, mit dem Kopfrande gleichmässig und
stark gewölbt, ist vor der oberen Schalenecke leicht ausgerandet. Die Hinterkante steigt
senkrecht hinab, ist kurz, kaum gebogen, die untere Schalenecke abgerundet, der Unterrand
gewölbt, in der Mitte abgeflacht oder ausgeschnitten. Sein Haarbesatz ist kurz und
erstreckt sich bis zur hinteren Schalenecke, wo er mit einem kurzen Zahne aufhört.
Die Struetur der Schalenoberfläche besteht am Rücken aus erhabenen, mit dem Dorsal-
rande parallel verlaufenden Längsrippen, welche sich unten mit einigen dem Bauchrande
parallelen und geraden Längsrippen kreuzen.
Das Postabdomen ist lang, schlank, vorne abgestutzt und am Winkel abgerundet.
Es trägt an den convexen Rändern der Analfurche neun einfache und gleich grosse Zähne.
Die Schwanzkrallen haben einen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang.
Länge: 0'55—0'65 = = Höhe: 0:29—0'34 = m. Kopfhöhe: 0:16—0:19 m m,
Beim Männchen sind die Fusshacken sehr gross, die Schwanzkrallen ohne
Basaldorn. Die Hodenausführungsgänge münden vor den Krallen in einen kleinen Penis.
In klaren Gewässern häufig.
Fundorte: Prag, Podebrad, Prelout, Turnau, Budweis, Wittingau, Eisenstein,
Königsberg etc.
Alona rostrata, Koch. — Weibchen.
98
20. Gattung Pleuroxus, Baird.
Der Körper ist eiförmig oder herzförmig, hinten verjüngt und stets gerade
abgestutzt. Der Kopf ist beweglich oder unbeweglich, stark niedergedrückt, selten
hoch gestreckt. Im ersten Falle ist der Schnabel kurz, im zweiten dagegen lang,
zugespitzt. Der Fornix ist in der Regel schwach entwickelt.
Das Auge und der schwarze Pigmentfleck liegen dicht hinter der Scheitelkante.
Die Tastantennen, von conischer Gestalt, tragen eine lange Seitenborste und gleich lange
Endriechstäbehen. Die Ruderantennen sind mit 7—8 zweigliedrigen Ruderborsten aus-
gerüstet. Der Lippenanhang hat eine dreieckige, sichelförmig nach hinten gebogene
Gestalt mit sehr breiter Basis.
Die hohe Schale ist unten bewimpert und am unteren und hinteren Winkel stets
bewaffnet. Die Schalenoberfläche ist retieulirt, gestreift oder gefurcht.
Der Darm ist geschlingelt und vor dem After, welcher stets hinter der Mitte
der unteren Postabdominalkante liegt, mit einem unpaaren Blindsack versehen, Das
seitlich stark comprimirte Postabdomen verschmälert sich gegen das freie, abgestutzte
Ende. Die Ränder der Afterspalte sind ausgerandet, der Afterhöcker niedrig. Die
Schwanzkrallen tragen unten an der Basis zwei ungleich lange Basaldornen, von denen
der hintere stets kleiner ist. Die Schwanzborsten sind lang, wellenförmig gebogen,
zweigliedrig.
Beim Männchen ist das Postabdomen conisch. Die Hodenausführungsgänge
münden entweder vor den Krallen oder zu beiden Seiten derselben.
Diese artenreiche Gattung zerfällt in vier Untergattungen: 1. Alonella, Sars;
2. Pleuroxus, Baird; 3. Rhypophilus, Schoedler; 4. Peracantha, Baird.
Die Fauna Böhmens zählt elf Arten, welche sich von einander folgendermassen
unterscheiden.
Der Kopf hoch gestreckt, der Schnabel kurz, stumpf. Der Körper kaum 0'4 w. m.
gross. 1. Ug. Alonella, Sars.
+ Der hintere Schalenrand unten zahnartig ausgeschnitten. Die Schalenoberfläche
schräg von vorn nach hinten und unten gestreift.
fr Die Zwischenräume fein gestrichelt. 1. excisus.
ir Die Zwischenräume glatt. 2. exiguus.
f Der hintere Schalenrand gerade. Die Schalenoberfläche schräg von vorn nach
hinten und oben gestreift. 3. nanus.
Der Kopf niedrig, der Schnabel lang, zugespitzt. Der Körper über 0'5 =: m- gross,
f Der hintere Schal®nrand unbewaffnet.
ir Die Schnabelspitze nach hinten gebogen, die untere und hintere Schalenecke
mit kurzen Zähnen bewehrt. (2. Ug. Pleuroxus, Baird.)
ri Der Körper länglich elliptisch, hinten breit abgestutzt. Das Postabdomen
gegen das freie Ende merklich verschmälert und unten mit einfachen
Zähnen bewaffnet.
* Die untere und hintere Schalenecke nicht abgerundet. Die Schalen-
oberfläche glatt oder reticulirt. 4. hastatus.
* Die untere und hintere Schalenecke abgerundet. Die Schalenoberfläche
gestreift. 9.. striatus.
try Der Körper herzförmig, hinten kurz abgestutz. Das Postabdomen
kaum verjüngt und mit Doppelzähnen bewaffnet.
* Der Scheitel mit einem zarten Cuticularkamm. Die Schalenoberfläche
glatt oder retieulirt. 6. trigonellus.
* Der Scheitel ohne Kamm. Die Schale vorne mit S—10 schrägen
Streifen. 7. aduncus,
+r Die Schnabelspitze aufwärts gebogen. Die untere und hintere Schalenecke
mit grossen Zähnen bewehrt. (3. Ug. Rhypophilus, Schoedler.)
99
+rr Die Schale glatt. 8. glaber.
irr Die Schale retieulirt. 9. personatus.
j Der hintere Schalenrand bewehrt. (4. Ug. Peracantha, Baird.)
ir Der Schnabel doppelt so lang wie die Tastantennen. 10. truncatus.
tr Der Schnabel ebenso lang wie die Tastantennen. 11. brevirostris.
78. Pleuroxus excisus, Fischer. — Der gezähnte Linsenkrebs. —
Cockovec ozubeny.
1854. Lynceus exeisus, Fischer; Daphn. und. Lync. p. 428, Tab. II., Fig. 11—14.
1862. Alonella exeisa, Sars: Om de i Christ. Omegn. iastt. Clad. p. 288.
1863. Pleuroxus exeisus, Schoedler: Neue Beitr. p. 49, Tab. II., Fig. 38,
1872. Lynceus exiguus, Fri6: Krustenth. Böhm. p. 247, Fig. 60.
1874. Alonella exeisa, Kurz: Dodekas. p. 59.
Der Körper ist sehr klein, länglich eiförmig, hinten
verschmälert und kurz abgestutzt. Die Farbe ist blass horn-
gelb. Der Kopf ist unbeweglich, hoch, und hat einen kurzen,
spitzigen Schnabel, dessen Spitze nach unten zielt.
Der schwarze, rundliche Pigmentfleck steht etwas
ober der Mitte zwischen der Schnabelspitze und dem Auge.
Er ist bedeutend kleiner als das letztere. Die kurzen Tast-
antennen erreichen kaum die Schnabelspitze und tragen etwa
vor der Mitte der Aussenseite eine spitzige Tastborste. Die
Riechstäbchen sind von gleicher Länge. Der innere Ast der
Ruderantennen ist mit vier Borsten und einem kurzen Dorn
am ersten Gliede versehen. Das erste Glied des äusseren Astes
hat ebenfalls einen solchen Enddorn. Der Lippenanhang ist
gross, dreieckig, sichelförmig nach hinten gebogen, und unten Pleuroxus exeisus, Fischer.
vor der abgerundeten Spitze leicht ausgerandet. — Weibchen.
Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte der Länge.
Der Oberrand ist hoch gewölbt, hinten leicht ausgebuchtet, der hintere Rand kurz, gerade
und ober der unteren Schalenecke ein- bis zweimal zahnartig ausgeschnitten, der Unterrand
vorne convex, hinter der Mitte concav und der ganzen Länge nach mit kurzen, befie-
derten Wimpern dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist regelmässig rhomboidisch oder
länglich sechseckig retieulirt. Die Feldchen sind noch fein gestrichelt.
Das Postabdomen, allmälig gegen das freie, abgestutzte und tief ausgerandete
Ende sich verjüngend, ist kurz und gerade gestreckt. Die Bewehrung der geraden
Unterkante besteht aus 8—10 starken Zähnen, welche von vorn nach hinten an Grösse
abnehmen, und sich in gerader Linie bis zum hohen, abgerundeten Afterhöcker erstrecken.
Die glatten Schwanzkrallen sind im Besitz von zwei Basaldornen, von denen der hintere
kleiner ist.
Länge: 0'4—0'43 = =, Höhe: 0.26—0'28 = m,
In klaren Gewässern häufig.
Fundorte: Wittingau, Budweis, Turnau, Podebrad, Krottensee, Königsberg; in
den Seen des Riesengebirges und des Böhmerwaldes etc.
79. Pleuroxus exiguus, Lilljeborg. — Der gezackte Linsenkrebs. —
Cockovec nepatrny.
1848? Lynceus aculeatus, Fischer: Branch. der Umg. von Petersburg, p. 192, Tab. X.,
Fig. 1—2.
7r
100
1853. Lynceus exiguus, Lilljeborg: De Crust. p. 79, Tab. VIL, Fig. 9—10.
1863. Pleuroxus exiguus, Schoedler: Neue Beitr. p. 51.
1867. Lynceus exiguus, Norman and Brady: Monogr. of the brit. Entom. p. 33, Tab.
XVIl., Fig. 3., Tab. XXL, Fig. 3.
1868. Pleuroxus exiguus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 187, Tab. IV., Fig. 16—17.
1874. Alonella exigua, Kurz: Dodekas, p. 58, Tab. III, Fig. 6.
Der Körper ist sehr klein, länglich oval, hinten breit
abgestutzt und von blass gelber oder schmutzig grüner Farbe.
Der Kopf ist unbeweglich, hoch, der Schnabel kurz, stumpf,
mit der Spitze nach unten gekehrt und das Niveau des unteren
Scehalenrandes nicht erreichend. Die Fornices sind breit.
Das Auge ist sehr gross und steht dieht hinter der
Scheitelkante. Der punktförmige, kleine Fleck liegt in der
Mitte zwischen dem Auge und der Schnabelspitze. An den
Tastantennen, welche ebenso lang wie der Schnabel sind, ent-
springt die lange Tastborste von der Mitte der Aussenseite.
Die Endriechstäbehen sind lang. Die Ruderantennen haben
sieben Borsten. Der Lippenanhang ist dreieckig, an der Spitze
breit abgerundet und wenig gebogen.
Pleuroxus exiguus, Lillje- Die grösste Schalenhöhe befindet sich in der Mitte.
borg. — Weibchen. Der Oberrand ist stark gewölbt, der Hinterrand lang, gerade
und ober der unteren Schalenecke einigemal tief sägeartig aus-
geschnitten. Die dadurch entstandenen Zähne sind grösser als bei Pl. excisus. Der
schwach convexe Unterrand trägt einen kurzen Haarbesatz. Die Struetur der Schalen-
oberfläche besteht aus erhabenen, mit der Rückenkante parallel laufenden Längsstreifen,
welche mit kurzen Querleisten verbunden sind. Die Zwischenräume sind glatt.
Das Postabdomen, von derselben Form wie bei der vorigen Art, ist vorne tiefer
ausgeschnitten und trägt unten an den geraden Rändern der Analfurche 6—8 kleine,
dicht gedrängte Zähne. Sie sind in Gruppen geordnet und nehmen nach hinten an
Grösse allmälig ab. Die Krallen sind glatt, kurz und mit zwei ungleich grossen Basal-
dornen versehen. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang.
Länge: 0'34—0'37 = m Höhe: 0'22—0'25 m: m,
Beim Männchen (Kurz, p. 58.) sind die Tastantennen länger als der kurze und
stumpfe Schnabel. Die Riechstäbehen bestehen aus langen gebogenen Riecheylindern,
ober denen das lange Tasthaar und am Hinterrande noch in der unteren Tastantennen-
hälfte ein starkes Flagellum steht, dessen dunkel contourirter Basaltheil mehr als doppelt
so lang ist, als die blasse Spitze. Der Fusshacken ist zart, Die Mündung der Hoden-
ausführungsgänge liegt knapp unter den Krallen.
In klaren Gewässern nicht häufig.
Fundorte: bei Wittingau, Turnau, Krottensee; bei Deutschbrod (Kurz.)
Von Pl. excisus, welchem diese Art am meisten ähnlich sieht, unterscheidet
sie sich hauptsächlich durch die fein gestrichelte Schalenoberfläche.
80. Pleuroxus nanus, Baird. — Der kleinste Linsenkrebs. —
Cockovec nejmenfi.
1843. Aeroperus nanus, Baird: An. and Mag. of nat. Hist. p. 92, Tab. IIL, Fig. 8.
1850. Acroperus nanus, Baird: Brit. Entom. p. 130, Tab. XVL., Fig. 6.
1853. Lynceus nanus, Lilljeborg: De Crustac. p. 206.
1860. Lynceeus nanus, Leydig: Naturg. d. Daph. p. 228.
1862. Pleuroxus transversus, Schoedler. Lync. und Polyph. p. 26.
101
1862. Alona pygmea, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 162.
1862. Alonella pygmea, Sars: Idem. 2det. Bidrag. p. 288.
1863. Pleuroxus transversus, Schoedler: Neue Beitr. p. 50, Tab. III, Fig. 52-—53.
1863. Acroperus nanus, Schoedler: Idem. p. 33.
1867. Lynceus nanus, Norman and Brady: Mon. of the br. Entom. p. 45, Tab.
XVIIL, Fig. 8., Tab. XXL, Fig. 8.
1868. Alona transversa, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 181, Tab. IV., Fig. 10—11.
1872. Lynceus nanus, Fri: Krustenth. Böhm. p. 246, Fig. 59.
1874. Alonella pygmea, Kurz: Dodekas. p. 61, Tab. III., Fig. 7.
Der Körper ist sehr klein, plump, hinten verschmälert und breit abgestutzt,
von dunkel, schmutzig grüner Farbe. Der niedrige Kopf hat einen ziemlich kurzen,
fein zugespitzten und nach hinten stark gekrümmten Schnabel.
Der schwarze Pigmentfleck, kleiner als das Auge, liegt von der Schnabelspitze
mehr entfernt, als von dem Auge. Die Tastantennen reichen kaum zur Hälfte des
Schnabels und sind kurz, conisch. Die Tastborste entspringt nahe dem freien Ende der-
selben. Die Ruderantennen tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist klein, dreieckig,
unten vor der abgerundeten Spitze, leicht ausgerandet.
Die Schale ist kurz, ebenso hoch wie lang. Ihre grösste Höhe liegt vor der
Mitte. Der obere Schalenrand ist stark gewölbt, der Hinterrand lang, gerade. Der
untere bauchige und hinter der Mitte ausgeschweifte Rand ist einwärts gebogen und mit
kurzen, dicken, befiederten Borsten besetzt. Die untere und hintere Schaleneeke geht
hinten in einen kurzen Dorn aus. Die Schale und der Kopfschild sind dicht quergestreift.
Die erhabenen Leisten laufen von hinten und oben nach unten und vorn, ober der
Unterkante sich wieder rückwärts biegend.
Das Postabdomen ist klein, vorne abgestutzt und abgerundet, unten mit 6—8
kleinen Zähnen bewaffnet. Der Afterhöcker ist niedrig. Die Schwanzkrallen haben zwei
Basaldornen, von denen der hintere äusserst klein ist, so dass man ihn leicht übersehen kann.
Tänge #023 27 EHohe# 019
Das Männchen (Kurz, p. 61, Taf. III., Fig. 7.) ist ebenso gross wie das Weibchen.
Die Tastantennen tragen nahe dem Ende eine Tastborste und ober derselben ein Flagellum.
Die Riechstäbchen sind ungleich lang. Der Fusshacken ist mittelgross. Das Postabdomen
besitzt unten einen Besatz von Haarbüscheln.
Am Grunde der Gewässer häufig.
Vorkommen: bei Podebrad, Preloud, Prag, Turnau, Wittingau, Budweis, Eisenstein,
Deutschbrod ete.
Diese Art ist die kleinste von allen Cladoceren.
81. Pleuroxus hastatus, Sars. — Der braune Linsenkrebs. —
Cotkovec hnödy.
1844. Lynceus trigonellus, Zaddach: Synopsis Crust. Pruss. prodr. p. 28.
1862. Pleuroxus laevis, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 164.
1862. Pleuroxus hastatus, Sars: Idem. 2et. Bidrag. p. 300.
1867. Lynceus laevis, Norman and Brady: Monog. of the brit. Entom. p. 38, Tab. XVIIL,
Fig. 5., Tab. XXI, Fig. 14.
1868. Pleuroxus hastatus, P. E, Müller: Danm. Clad. p. 193, Tab. III., Fig. 25., Tab.
IV., Fig. 18—19.
1874. Pleuroxus hastatus, Kurz: Dodekas ete. p. 65, Tab. III., Fig. 3—4.
102
Der Körper ist mittelgross, länglich
eiförmig, hinten verjüngt und abgestutzt und
dunkel horngelb gefärbt. Der niedrige Kopf
verlängert sich unten in einen langen, schmalen,
scharfen und nach hinten gebogenen Schnabel,
dessen Spitze im Niveau des unteren Schalen-
randes liegt.
Der schwarze Fleck ist klein; er steht
von der Schnabelspitze viermal so entfernt wie
von dem sehr grossen Auge. Die Tastantennen
sind sehr kurz, dick und tragen nahe dem
freien Ende eine lange Tastborste. Die Riech-
stäbchen sind lang, ziemlich von gleicher Grösse.
Pleuroxus hastatus, Sars. — Weibchen. Die kurzen Ruderantennen haben sieben Borsten
und einen kurzen Enddorn am ersten Gliede
des inneren Astes.. Der Lippenanhang besitzt eine dreieckige, nach hinten gebogene
Gestalt, deren Spitze breit abgerundet ist.
Die grösste Schalenhöhe befindet sich in der Mitte. Der stark gewölbte Oberrand
ist hinten ausgerandet; der Hinterrand vertical, fast gerade und längs der Kante mit
einer feinen Leistchenreihe geziert. Dieser Rand bildet mit dem convexen Unterrande
einen rechten Winkel, welcher in einen Dorn ausgeht. Der Besatz des Unterrandes
besteht aus dicht gedrängten, kurzen und befiederten Wimpern. Die vordere und untere
Schalenecke ist stark abgerundet und vorragend. Die Schalenoberfläche ist mehr oder
weniger deutlich und regelmässig sechseckig gefeldert.
Der Darm macht zwei Windungen. Der unpaare Blindsack ist kurz. Das
Postabdomen verengert sich allmälig gegen das Ende; es ist lang, schmal, leicht gebogen,
vorne abgestutzt und am Winkel abgerundet. Die untere, vor dem hohen und scharfen
Afterhöcker zweimal ausgebuchtete Kante trägt 9—10 einfache, von vorn nach hinten
an Grösse abnehmende und abstehende Zähne. Die Schwanzkrallen sind glatt, schlank,
mit zwei ungleich grossen Basaldornen; die Schwanzborsten lang, eingliedrig.
Länge: 0:55—0'6 = =, Höhe: 0:32—35 » m,
Nach Kurz (p. 66, Tab. III., Fig. 4.) hat das Männchen die Grösse des Weibchens.
Der Schnabel ist kürzer und stärker gekrümmt. Die Tastantennen, kürzer als der Schnabel,
tragen in der Mitte am Vorderrande eine doppelcontourirte Borste und etwas tiefer nach
aussen die Tastborste. Der Fusshacken ist schwach. Das keilförmig zugespitzte Post-
abdomen besitzt statt der Zahnreihe blos Spuren von Haarbüscheln. Die Mündungen der
Hodenausführungsgänge liegen jederseits des Postabdomens hinter den Schwanzkrallen.
In klaren Gewässern häufig.
Vorkommen: bei Podöbrad, Prag, Turnau, Wittingau, Budweis, Deutschbrod,
Chrudim, Königsberg ete.
Pleuroxus ornatus, Schoedler, welchen Norman und Brady mit dieser Art
identifieiren, ist blos ein junges Exemplar von Pl. trigonellus.
82. Pleuroxus striatus, Schoedler. — Der gestreifte Linsenkrebs. —
Cockovec ryhovany.
1863. Pleuroxus striatus, Schoedler: Neue Beitr. 48, Tab. II., Fig. 57.
1874. Alonella striata, Kurz: Dodekas. p. 57.
103
Der Körper ist mittelgross, lang gestreckt,
länglich oval, hinten verjüngt und abgestutzt, von
dunkel horngelber Farbe. Der stark niedergebückte
Kopf besitzt einen kurzen, scharfen, vom Fornix nicht
bedeckten Schnabel, dessen Spitze das Niveau des
unteren Schalenrandes nicht erreicht.
Der kleine, punktförmige Pigmentfleck liegt
bedeutend näher dem ungewöhnlich grossen Auge als
der Schnabelspitze. Die Tastantennen sind kürzer
als der Schnabel und zeichnen sich durch ihre Länge
aus. Sie tragen vor der Mitte der Aussenseite eine
kurze Tastborste und einen Endbüschel von gleich
grossen und langen Riechstäbehen. Die Ruderanten-
nen besitzen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist
dreieckig, sichelförmig gebogen mit kaum abgerun-
deter Spitze.
Die grösste Höhe der ovalen Schale, welche
etwas über die Hälfte der Schalenlänge misst, liegt Pleuroxus striatus, Schoedler.
in der Mitte. Der dorsale, mit der Kopfkante gleich- 7. Weibehen,
mässig und stark gewölbte Rand geht hinten unter
einem stumpfen Winkel in den fast geraden Hinterrand über. Die untere und hintere
Schalenecke ist abgerundet, unten mit einem kleinen Zahne bewaffnet. — Der Unterrand
ist in der Mitte abgeflacht, hinten ausgeschweift und ganz mit Wimpern dicht besetzt.
Die Wimpern sind kurz, dick, lang befiedert. Die Leistehenreihe des Hinterrandes fehlt.
Die Structur‘ der Schalenoberfläche besteht aus vielen dem Rücken- und Bauchrande
parallel laufenden Längsfurchen, welehe dieht nebeneinander stehen und häufig mit einander
verschmelzen.
Das Postabdomen, von derselben Form wie bei Pl. hastatus ist ebenfalls sehr
lang, jedoch weniger gebogen und vorne tief ausgeschnitten. Die gerade untere Kante
ist mit 17—1S ungleichen Zähnen bewaffnet, die sich bis zum niedrigen und abgerundeten
Afterhöcker fortsetzen. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und tragen an der Basis
zwei ziemlich lange Basaldornen, von denen der hintere kürzer ist. Die Schwanzborsten
sind kurz.
Länge: 0:76—0:79 = =, Höhe: 0:45—0'47 "= =,
Das Männchen ist unbekannt.
Sehr selten. s
Diese schöne und grosse Art fand Dr. Frid im Lipie-Teiche bei Wittingau.
83. Pleuroxus trigonellus, 0. Fr. Müller. — Der bauchige Linsenkrebs.
— Coökovec bfichaty.
1785. Lynceus trigonellus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 74, Tab. X., Fig. 5—6.
1843. Pleuroxus trigonellus, Baird: An. and Mag. p. 93, Tab. II, Fig. 13.
1843. Pleuroxus hamatus, Baird:: Idem. p. 94, Tab. III, Fig. 14.
1848. Lynceus trigonellus, Lievin: Branch. p. 41, Tab. X., Fig. 4.
1853. Lynceus trigonellus, Lilljeborg: De Crust. p. 80, Tab. IX., Fig. 1.
1860. Lynceus trigonellus, Leydig: Naturg. p. 223.
1863. Pleuroxus ornatus, Schoedler: Neue Beitr. p. 47, Tab. II, Fig. 32.
1363. Pleuroxus trigonellus, Schoedler: Idem. p. 44, Tab. II., Fig. 33—36.
1868. Pleuroxus trigonellus, P. E. Müller: Danmarks Clad. p. 189.
1872. Lyneeus trigonellus, Friö: Krustenth. p. 243, Fig. 52.
1874. Pleuroxus trigonellus, Kurz: Dodekas. p. 67, Tab. IU., Fig. 2, 5.
104
Der Körper ist mittelgross, herzförmig,
hinten verjüngt und abgestutzt, von blass horn-
gelber Farbe. Der stark niedergedrückte Kopf
endet unten in einen ziemlich langen, fein zu-
gespitzten Schnabel, welcher nach hinten gebo-
gen ist und sich der vorderen Schalenkante
anschmiegt. Bei der Rückenansicht bemerkt
man an dem Scheitel einen senkrecht stehenden
und niedrigen Cutieularkamm, der von der Mitte
des Schnabels beginnend bis zur Herzgegend
sich erstreckt.
Pleuroxus trigonellus, O. Fr. Müller. Das Auge ist etwas grösser als der
— Junges Exemplar. schwarze Pigmentfleck, welcher dieselbe Stelle
wie bei Pl. hastatus einnimmt. Die Tastan-
tennen sind kurz, eonisch, kaum die Hälfte der Schnabellänge erreichend. Die zugespitzte
Tastborste steht in der Mitte. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und noch einen
langen Dorn am ersten Gliede des Innenastes. Der Lippenanhang ist gross, dreieckig,
zugespitzt.
Die grösste Schalenhöhe steht vor der Mitte. Der hochgewölbte Dorsalrand
ist hinten vor der oberen Schalenecke tief ausgeschweift. Der Hinterrand kurz, gerade,
der Unterrand vorne gewölbt, hinten gerade, der ganzen Länge nach gekerbt und mit
lang befiederten Wimpern dicht besetzt. Die Schalenoberfläche ist bei erwachsenen Indi-
viduen sehr undeutlich sechseckig gefeldert, so dass die Schale in der Regel selbst unter
stärkerer Vergrösserung glatt erscheint. Bei jungen Exemplaren tritt die Retieulation
dagegen sehr deutlich hervor.
Das Postabdomen ist ziemlich gross, breit und erst am freien Ende verschmälert.
Die vordere Kante ist kurz, tief ausgeschnitten, die untere ausser den Rändern der
Analspalte, welche ausgerandet sind, gerade und mit 8—9 Doppelzähnen bewaffnet. Der
Afterhöcker ist niedrig, unbedeutend. Die glatten Schwanzkrallen haben zwei ungleiche
Basaldornen.
Länge: 0:53—0°56 = =; Höhe: 0:43—45 "=,
Das Männchen hat einen stumpferen und kürzeren Schnabel. Die Tastantennen
von der Länge des Schnabels haben in der Mitte nebst der Tastborste noch ein langes
doppelt contourirtes Stäbchen. Der Fusshacken ist klein. Das Postabdomen beilförmig,
am Ende halsartig verengt. Die Hodenausführungsgänge münden vor den stark gekrümmten
Krallen. In Tümpeln und Teichen sehr häufig.
Fundorte: Podebrad, Prag, Turmau, Wittingau, Budweis, Pisek, Horazdowitz,
Eger, Königsberg, Deutschbrod ete.
84. Pleuroxus aduncus, Jurine. — Der herzförmige Linsenkrebs. —
Oockoveec srdeity.
1520. Monoculus aduneus, Jurine: Histoir. p. 152, Tab. XV., Fig. 8. 9.
1863. Pleuroxus aduncus, Schoedler: Neue Beitr. p. 46, Tab. III., Fig. 59.
1867. Lynceus trigonellus, Norman and Brady: Monogr. p. 40, Tab. XXL, Fig. 11.
1868. Pleuroxus aduneus, P. E. Müller: Danm, Clad. p. 189.
1874. Pleuroxus aduneus, Kurz: Dodekas. p. 67.
Diese Art sieht der vorigen sehr ähnlich. Der Körper ist ebenfalls herzförmig,
sehr hoch, diek, hinten verengt und kurz abgestutzt. Der tief niedergedrückte Kopf
hat einen kürzeren Schnabel und ist am Scheitel glatt, ohne Cutieularkamm.
Der schwarze Fleek bedeutend kleiner als das Auge, liegt beinahe in der Mitte
zwischen dem Auge und der Sehnabelspitze. Die Tastantennen sind länger. Die Ruder-
105
antennen tragen acht Ruderborsten, von denen jene, welche am ersten Gliede des
inneren Astes sitzt, verkümmert und ungegliedert ist. Der Lippenanhang ist unten scharf.
Die Schale ist bedeutend höher und an der unteren und hinteren Ecke mit 1—4
kleinen Zähnen bewaffnet. Der gekerbte Unterrand ist mit ein- und rückwärts gerich-
teten Wimpern besetzt. Die glatte Schalenoberfläche hat vorne und unten 8S—10 dem
Vorderrande parallel laufende Furchen, welche sich gegen die Mitte verlieren.
Das Postabdomen ist von derselben Form und Bewehrung wie bei Pl. trigo-
nellus.
Länge: 0:52—0:56 =: m ; Höhe: 0:45—47 m m.,
Fundorte: Schwarzkosteletz (Vejdovsky); Keyer-Teich bei Prag; Lipi£-Teich bei
Wittingau (Dr. Fri£).
85. Pleuroxus glaber, Schoedler. — Der glatte Linsenkrebs. —
Cockovec hladky.
1862. Pleuroxus glaber, Schoedler: Lyne. und Polyph. p. 26.
1863. Rhypophilus glaber, Schoedler: Neue Beitr. p. 55, Tab. III., Fis. 54—56.
1874. Pleuroxus glaber, Kurz: Dodekas. p. 69.
Der Körper ist mittelgross, hoch, kurz
eiförmig, hinten verschmälert und abgestutzt,
von schmutzig weisslicher Farbe. Der sehr
niedergedrückte Kopf geht unten in einen langen,
schmalen, vom Fornix nicht bedeekten Schnabel
aus, dessen Spitze aufwärts gekrümmt ist. Die
Fornices sind so schmal, dass sie die hintere
Kopfseite frei, unbedeckt lassen.
Der schwarze Pigmentfleck ist viereckig,
um die Hälfte kleiner als das Auge und liest
von der Schnabelspitze doppelt so entfernt wie
vom Auge. Die langen Tastantennen von robu-
ster Gestalt sind in der Mitte, wo sie eine lange
Tastborste tragen, etwas angeschwollen. Die
Riechstäbehen sind kurz, ungleich lang. Der
äussere Ast der Ruderantennen hat drei Borsten
und einen langen Dorn am ersten Gliede, der
innere Ast vier Borsten. Der Lippenanhang ist
lang, sichelförmig gekrümmt und an der Spitze
abgerundet.
Die Schale ist sehr hoch, glatt, vorne \ |
unter dem Zusammenstosse mit dem Kopfschild Pe N
seicht ausgeschnitten. Ihre grösste Höhe liegt gl Schalendrüse.
vor der Mitte. Der Oberrand ist stark gewölbt,
der kurze gerade Hinterrand steht in der Körpermitte und geht unten in zwei starke
und grosse, aufwärts gekrümmte Zähne aus, welche unten zuweilen noch secundäre Zähn-
chen tragen. Der untere bauchige Rand hat einen kurzen, dichten Wimperbesatz. Die
Wimpern sind behaart.
Der Darm macht eine und eine halbe Windung. Der unpaare Blindsack ist
sehr kurz. Das Postabdomen ist klein, breit, gegen das Ende wenig verengt, vorne tief
ausgeschnitten. Die untere Kante vorne bis zur Hälfte gerade und mit elf hinten gesägten
Zähnen bewaffnet, hinten seicht ausgeschnitten. In der Mitte dieses Ausschnittes steht der
kleine Afterhöcker, die Tiefe des Ausschnittes nieht einmal überragend. Die fein gestri-
chelten Schwanzkrallen tragen zwei ungleiche Basaldornen. Die Schwanzborsten sind
ziemlich lang,
106
Länge:0:65 =: 5 Höhe: 0 5: m,
Ich traf dieses Thier nur einmal im Keyer-Teiche bei Prag. Kurz fand es im
Teiche von Sopoty und in den zahlreichen Teichen um Maleschan.
86. Pleuroxus personatus, Leydig. — Der krummschnäblige Linsen-
krebs. — Cockovec krivozoby.
1860. Lynceus personatus, Leydig: Naturg. p. 227, Tab. IX.. Fig. 70.
1863. Rhypophilus personatus. Schoedler: Neue Beitr. p. 56.
1867. Lynceus uncinatus, Norman and Brady: Monogr. p. 42, Tab. XVIIL, Fig. 9.,
Tab. XXL, Fig. 13.
1868. Pleuroxus personatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 191, Tab. III., Fig. 26.
Tab. IV., Fig. 21—23.
1872. Lynceus personatus, Fri&: Krustenth. p. 246, Fig. 56.
Diese Art ist dem Pl. glaber sehr ähnlich und hat eine dunkelgelbe oder braune
Farbe. Der Kopf stark niedergedrückt, der Schnabel sehr lang, schmal, aufwärts gekrümmt.
Der schwarze Pigmentfleck, ebenso gross wie das Auge, liegt diesem näher als
der Schnabelspitze. Die langen, eonischen Tastantennen tragen die Seitenborste vor der
Mitte der Aussenseite. Die Ruderantennen haben sieben Borsten und einen Dorn am
ersten Gliede des inneren Astes. Der Lippenanhang ist ebenfalls an der Spitze abgerundet.
Die Schale ist an der Oberfläche deutlich und regelmässig sechseckig retieulirt
und trägt am hinteren und unteren Schalenwinkel 3—4 rückwärts gekrümmte grosse Zähne.
Das Postabdomen hat unten 10—11 einfache und lange Zähne. Die Schwanz-
krallen sind glatt und ebenfalls mit zwei ungleichen Basaldornen versehen.
Länge: 0:67 =- =, Höhe: 0:52 u m,
Das Männchen, welches kleiner ist als das Weibchen, hat in der Mitte der
Tastantennen ausser der Seitenborste noch ein kurzes, doppeleontourirtes Stäbehen. Das
Postabdomen ist beilförmig, am Ende plötzlich verengt und unten behaart.
Am Grunde der Gewässer selten.
Vorkommen: in den Röhrkästen in Podöbrad und Senftenberg ; dann in der
Elbebucht Skupice bei Podebrad und in dem Konvent-Teiche bei Saar.
87. Pleuroxus truncatus, O. Fr. Müller. — Der abgestutzte Linsenkrebs.
— Coökovec tupy.
1785. Lynceus truncatus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 75, Tab. IX., Fig. 4—8.
1841. Lynceus truncatus, Koch: Crustae. p. 36, Tab. II.
1848. Lynceus truncatus, Lievin: Branch. p. 40, Tab. IX., Fig. 2—3.
1848. Lynceus truncatus, Fischer: Branch. p. 40, Tab. IX., Fig. 7—11.
1850. Peracantha truncata, Baird: Brit. Entom. p. 136, Tab. XVI., Fig. 1.
1853. Lynceus truncatus, Lilljeborg: De Crust. p. 82, Tab. VI., Fig. 10.
1860. Lynceus truncatus, Leydig: Naturg. p. 224.
1863. Peracantha truncata, Schoedler: Neue Beitr. p. 40, Tab. II, Fig. 29—30.
1867. Lynceus truncatus, Norman and Brady: Monogr. p. 36, Tab. XXL, Fig. 9.
1868. Pleuroxus truncatus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 188.
1872. Lynceus truncatus, Fri@: Krustenth. p. 244, Fig. 53.
1874. Peracantha truncata, Kurz: Dodekas. p. 62.
Der Körper ist mittelgross, länglich oval, hinten verschmälert und abgestutzt,
dick, von horngelber Farbe. Der stark niedergedrückte Kopf besitzt einen sehr langen,
scharfen, nach hinten gebogenen Schnabel, welchen der Fornix unbedeckt lässt. Dieser
ist sehr schwach entwickelt und eng.
107
Der schwarze, viereckige Pigmentfleck, um die Hälfte kleiner als das Auge, ist
von der Schnabelspitze fast dreimal so entfernt wie vom Auge. Die lange Seitenborste
der kurzen und dicken Tastantennen entspringt von der Mitte der Aussenseite. Die Riech-
stäbehen sind kurz, gleich lang. Die Ruderantennen tragen acht zweigliedrige Ruderborsten
und noch einen kurzen Dorn am Ende des ersten Gliedes des Aussenastes. Der Lippen-
anhang ist klein, kurz, dreieckig, an der Spitze breit abgerundet.
Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte. Der obere Rand ist stark gewölbt,
hinten vor der oberen Schalenecke eoncav. Der kurze, mässig gebogene Hinterrand trägt
16—18 grosse Zähne. Die unteren Zähne sind gerade und nach hinten- gerichtet, die
oberen aufwärts gekrümmt. Der Unterrand ist schwächer gewölbt, vorne wie der Hinterrand
stark gezahnt, hinten gekerbt und mit kurzen behaarten Wimpern bis zum hinteren
Schalenwinkel besetzt. Die Schalenoberfläche ist äusserst zart und gross sechsecklg retieulirt
und tief gefurcht. Die breiten Furchen laufen von der glatten Mitte gegen die Schalen-
ränder zu.
Der Darm ist zweimal gewunden, mit einem kurzen Blindsacke vor dem After.
Das Postabdomen sieht im Ganzen dem des P]. trigonellus ähnlich, jedoch ist vorne
nieht ausgeschnitten. Unten trägt es 13—14 Doppelzähne. Die glatten Schwanzkrallen
haben auch zwei ungleiche Basaldornen. Die Schwanzborsten sind lang, zweigliedrig.
Länge‘: 0:7—0'74 = m. Höhe: 0:43—0:45 = =,
Das Männchen hat einen sehr kurzen Schnabel. Die Tastantennen tragen zwei
Seitenborsten und überragen den Schnabel. Die Fusshacken sind sehr gross und stark.
In Tümpeln und Teichen sehr häufig.
Fundorte: Prag, Podebrad, Nimburg, Kolin, Prelou, Chrudim, Turnau, Dymokur,
Schwarzkosteletz, Hlinsko, Deutschbrod, Wittingau, Lomnitz, Budweis, Hohenfurt, Pisek,
Eisenstein, Eger, Königsberg etc.
88. Pleurozus brevirostris, Schoedler. — Der kurzschnäblige Linsen-
krebs. — Cocökovec krätkozoby.
1863. Peracantha brevirostris, Schoedler: Neue Beitr. p. 42, Tab. II., Fig. 31.
Diese Art ist der vorigen Art sowohl in Grösse als auch in Gestalt sehr ähnlich.
Der Schnabel ist sehr kurz, stumpf, so dass der schwarze Pigmentfleck, welcher bedeutend
kleiner ist als das Auge, von diesem weiter entfernt liegt als von der Schnabelspitze.
Die den Schnabel überragenden Tastantennen tragen die sehr lange Seitenborste nahe
dem freien Ende.
Der hintere Schalenrand ist mit siebzehn Zacken bewehrt, der Unterrand dicht
bewimpert, vorne gezackt und in der Mitte breit ausgerandet.
Die fein gestrichelten Schwanzkrallen haben zwei ungleich lange Basaldornen.
Ich fand im Goldbache bei Wittingau ebenso wie Schoedler nur ein Weibchen,
welches im Brutraume zwei Sommereier trug.
21. Gattung Chydorus, Baird.
Der Körper ist sehr dick, kugelig, selten oval. Die Grösse schwankt zwischen
0:8 % = bis 0:35 = =, Der stark niedergedrückte und bewegliche Kopf verlängert sich
beim Weibchen in einen langen, scharfen Schnabel, welcher vom breiten Fornix überdacht
ist und dem vorderen Schalenrande sich anschmiegt. Von oben betrachtet ist der Kopf
stets abgerundet.
Das Auge und der schwarze Fleck liegen dicht hinter der Scheitelkante. Die
Tastantennen sind kurz, dick, mit einer oder zwei Seitenborsten. Die Ruderantennen
tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang wie bei Pleuroxus.
«108
Die Schale ist ebenso hoch oder höher als lang, hinten ‚abgerundet oder abge-
stutzt, mit stets abgerundeten Winkeln. Der Unterrand ist einwärts gebogen und an der
inneren Lippe behaart. Die Schalenstructur tritt mehr oder weniger deutlich hervor
und besteht aus sechsecekigen Feldchen. Die lange Schalensutur steigt von dem Zusam-
menstosse der Schalenklappen mit dem Kopfschild schief nach hinten hinauf.
Der Darm ist geschlingelt. Das Postabdomen vorne abgerundet, trägt unten
einfache Zähne und ist ohne seitliche Bewehrung. Der Afterhöcker ist sehr hervor-
ragend und scharf. Die Schwanzkrallen haben einen bis zwei Basaldornen.
Beim Männchen ist der Schnabel kurz, stumpf. An den Tastantennen sitzt neben
der Tastborste noch ein doppeleontourirtes Stäbchen. Die Fusshacken sind gross, gekrümmt.
Das Postabdomen zeigt unten einen tiefen Ausschnitt. Die Hodenausführungsgänge münden
vor den Krallen.
In Böhmen kommen vorläufig fünf Arten vor.
Der hintere Schalenrand abgerundet. Der Körper oval.
if Die Schale retieulirt. Das Postabdomen lang, der Afterhöcker klein. Die
Schwanzkrallen mit einem Basaldorn. 1. globosus.
j Die Schale glatt. Das Postabdomen kurz; der Afterhöcker gross. Die Schwanz-
krallen mit zwei Dornen 2., latus.
Der hintere Schalenrand gerade. Der Körper kuglig.
fi Die Schale glatt. Das Postabdomen einfach bewehrt.
ir Die Schwanzkrallen gezähnt. 3. puncetatus.
17 Die Schwanzkrallen glatt. 4. sphaericus.
j Die Schale höckerig. Das Postabdomen mit Doppelzähnen bewaffnet.
5. eaelatus.
89. Chydorus globosus, Baird. — Der kugelige Linsenkrebs. —
Cockovece obly.
1843, Chydorus globosus, Baird: An. and Mag. p. 90. Tab. III., Fig. 1—4.
1848? Lynceus tenuirostris, Fischer: Branch. und Entom. p. 193, Tab. X., Fig. 3.
1850. Chydorus globosus, Baird: Brit. Entom. p. 127, Tab. XVI., Fig. 7.
1853. Lyneeus globosus, Lilljeborg: De Crust. p. 85, Tab. VIII., Fig. 1.
1860. Lynceus globosus, Leydig: Naturg. p. 230.
1863. Chydorus globosus, Schoedler: Neue Beitr. p. 13.
1867. Lynceus globosus, Norman and Brady: Monogr. p. 47, Tab. XX., Fig. 5.
1868. Chydorus globosus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 195, Tab. IV. Fig. 25.
1872. Lynceus globosus, Fri: Krustenth. p. 245, Fig. 57.
1874. Chydorus globosus, Kurz: Dodekas p. 74, Tab. III., Fig. 8.
Fig. 63.
Chydorus globosus, Baird. — Postabdomen.
Chydorus globosus, Baird.
— Tastantenne,
109
Der Körper ist mittelgross, kurz oval, hinten abgerundet, von dunkel horngelber,
selten röthlicher Farbe. In der Mitte ist der Körper schwarz, undurchsichtig. Zwischen
Kopf und Thorax befindet sich ein breiter Eindruck. Der niedrige, bewegliche Kopf
bildet unten einen ziemlich kurzen, starken Schnabel mit scharfer Spitze.
Das Auge ist zweimal so gross als der schwarze Pigmentfleck, welcher von der
Schnabelspitze weiter entfernt steht als vom Auge. Die kurzen, dicken Tastantennen
entspringen von einem Höcker der hinteren Kopfseite und sind an der Basis eingeschnürt.
Aussen in der Mitte derselben steht eine kurze Seitenborste. Alle Riechstäbchen haben
gleiche Länge. Die Ruderantennen sind klein und mit sieben Borsten ausgestattet. Der
verkümmerte Lippenanhang ist blos durch einen kleinen abgerundeten Höcker angedeutet.
Der Dorsalrand der Schale ist hoch gewölbt und hinten vor dem oberen Schalenwinkel
leieht ausgehöhlt. Der Unterrand beschreibt mit dem Hinterrande einen gleichmässigen,
starken Bogen und ist an der inneren Lippe lang behaart. Die Schalenklappen sowie
auch der Kopfschild sind sehr diek, wenig durchsichtig, leicht zerbrechlich; die ersteren
haben an der Oberfläche eine waabige und erhabene Structur, deren Polygone concentrisch
angeordnet sind.
Der Darm besitzt hinten einen langen unpaaren Blindsack. Das Postabdomen
ist lang, schmal, vorne mit einem tiefen Ausschnitt, an der geraden Unterkante hinter
der Mitte breit ausgerandet. In der Mitte dieser Ausrandung sitzt der niedrige, scharfe
Afterhöcker. Die Bewehrung des Postabdomens besteht aus 11—12 kurzen, einfachen
Zähnen. Die Schwanzkrallen sind fein gezähnt und mit einem Basaldorn versehen. Die
Schwanzborsten sind sehr kurz.
Länge; 0:73 =: m- Höhe: 0:64m- m-,
Beim Männchen sind die kurzen, dicken Tastantennen nebst der Seitenborste
noch mit einem ziemlich langen, doppeleontourirten Stäbchen versehen. Die Fusshacken
sind klein. Das Postabdomen ist gerade gestreckt und zeigt unten hinter der Mitte
einen tiefen Ausschnitt.
Länge: 0:58 = =-
In Tümpeln und Teichen nicht selten.
Fundorte: bei Podebrad, Turnau, Wittingau, Deutschbrod.
90. Chydorus latus, Sars. — Der elliptische Linsenkrebs. —
Coökovec ovalni.
1862. Chydorus latus, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 289.
1874. Chydorus ovalis, Kurz: Dodekas. p. 74, Tab. III, Fig. 11.
Fig. 65.
Chydorus latus, Sars., — Postabdomen. Chydorus latus, Sars.
— Tastantenne.
Der Körper ist mittelgross, oval, hinten abgerundet und blass horngelb gefärbt.
Zwischen Kopf und Thorax ist eine seichte Einkerbung. Der bewegliche Kopf ist sehr
niedrig, der Schnabel lang, schmal, fein zugespitzt und nach hinten gebogen. Der
110
schwarze Pigmentfleck, von viereckiger Gestalt, ist kleiner als das Auge und steht doppelt
entfernt von der Schnabelspitze wie vom Auge. Die Tastantennen, vom Kopf tief ein-
geschnürt, sind conisch und tragen zwei Seitenborsten, von denen die eine in der Mitte
der Aussenseite, die andere nahe dem freien Ende steht. Das schmale Tastantennen-
ende ist mit einem Dornenkranze geschmückt. Die Riechstäbehen sind kurz, ungleich.
Die Ruderantennen haben sieben Borsten und am ersten Gliede des inneren Astes noch
einen kurzen Enddorn. Der Lippenanhang ist gross, dreieckig, sichelförmig nach hinten
gebogen und an der Spitze scharf.
Die Schale ist länger als hoch, am Rücken stark gewölbt, hinten an den Winkeln
breit abgerundet. Der untere gleichmässig gewölbte Rand ist einwärts kaum umgeschlagen
und sehr lang behaart. Die Schalenoberfläche ist glatt und zeigt keine deutliche Structur.
Die Bewehrung des breiten und kurzen Postabdomens, das vorne abgerundet ist,
besteht aus 13—14 kleinen, dichtstehenden Zähnen, welche jederseits des abgerundeten
Endes stehen.
Der ziemlich niedrige, scharfe Afterhöcker liegt etwas hinter der Mitte der
geraden Unterkante. Die Schwanzkrallen sind kurz, glatt und haben zwei Basaldornen,
von denen der hintere äusserst klein ist. (Auf der Zeichnung fehlt der zweite Basaldorn.)
Länge: 0:54—0°59 = ®, Höhe: 0:43—0'46 ®
In sumpfigen Gewässern selten.
Ich traf diese Art an mehreren Stellen bei Wittingau.
91. Chydorus punctatus, n. sp. — Der punctirte Linsenkrebs. —
Cotkovec teckovany.
Fig. 66. Der Körper ist klein, kugelig, hinten abgestutzt und
dunkel horngelb gefärbt. Der niedrige Kopf läuft in einen
ziemlich kurzen, scharfen Schnabel aus.
Der schwarze, rundliche Pigmentfleck von der Grösse
des Auges steht diesem näher als der Schnabelspitze. Die
kurzen Tastantennen sind in der Mitte angeschwollen. Die
Chydorus punetatus, n. sp. Neitenborste steht hinter der Mitte der Aussenseite. Die Riech-
— Postabdomen. stäbehen sind kurz, von gleicher Länge. Die Ruderantennen
tragen sieben Borsten. Der Lippenanhang ist lang, sichelförmig
gebogen, an der Spitze scharf und unten zweimal ausgerandet.
Die Schale ist kurz, hoch. Der Oberrand, zwischen Kopf und Thorax ohne
Impression, ist hoch gewölbt und hinten vor dem oberen fast rechten Schalenwinkel tief
ausgerandet. Der kurze, gerade Hinterrand geht unter einem breit abgerundeten Winkel
in den sehr bauchigen Unterrand über. Dieser ist vorne weniger, hinten mehr abgeflacht
und an der inneren Lippe mit langen, befiederten Haaren besetzt. Dieser Haarbesatz
verliert sich allmälig am Höcker, welcher durch die Abflachung des Unterrandes entstanden
ist. Die Structur der Schalenoberfläche und des Kopfschildes besteht aus regelmässigen,
sechseckigen Feldehen, welche namentlich gegen die Ränder deutlicher hervortreten. In
der Mitte jedes Feldchens, welches noch fein gestrichelt ist, sitzt ein kleines, punktförmiges
Höckerchen.
Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne abgerundet und mit 8—9 gleichen und
kleinen Zähnen bewaffnet. Der Afterhöcker ist sehr hoch und scharf. Die fein gezähnten
Schwanzkrallen tragen nur einen kleinen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind kurz.
Länge: 0:44—0'47 = = Höhe: 0:42—0'44 = m,
Beim Männchen ist der Schnabel kürzer und stumpfer. Die dicken Tastantennen
haben in der Mitte der Aussenseite ausser der zugespitzten Tastborste, welche bis zur
Mitte doppelteontourirt ist, noch ein langes Riechstäbchen. Die Endriechstäbchen sind
lang und von verschiedener Grösse. Der Fusshacken ist gross und stark gekrümmt. Das
Postabdomen unten stark ausgeschnitten, gebogen, die Schwanzkrallen kurz, ungezähnt
und ohne Basaldorn.
111
Länge: 042 m: m,
In sumpfigen Gewässern selten.
Fundorte: In den Seen des Riesengebirges und des Böhmerwaldes, in Sümpfen
bei Wittingau, Podebrad und Mnisek.
Diese Art ist mit Ch. sphaericus sehr nahe verwandt, von welchem sie
jedoch durch die Bewehrung des Postabdomens und die Beschaffenheit der Schalen-
struetur abweicht.
92. Chydorus sphaericus, O0. Fr. Müller. — Der runde Linsenkrebs. —
Cockovec kulaty.
1785. Lynceus sphaerieus, OÖ. Fr. Müller: Entom. p. 71, Tab. IX., Fig. 7—9.
1820. Monoculus sphaericus, Jurine: Histoires etc. p. 157, Tab. XVI., Fig. 3.
1841. Lynceus sphaerieus, Koch: Crustae. p. 36, Tab. XII.
1848. Lynceus sphaericus, Lievin: Branchiop. p. 41, Tab. X., Fig. 5.
1848. Lynceus sphaericus, Fischer: Branch. und Entom. p. 192, Tab. IX., Fig. 13—15.
1850. Chydorus sphaerieus, Baird: Brit. Entom. p. 126, Tab. XVI., Fig. 8.
1853. Lynceus sphaericus, Lilljeborg: De Crustac. p. 86, Tab. VII, Fig. 12—17.
1860. Lynceus sphaerieus, Leydig: Naturgesch. p. 225.
1863. Chydorus sphaerieus, Schoedler: Neue Beitr. p. 12, Tab. I., Fig. 5—7.
1867. Lynceus sphaerieus, Norman and Brady: Monogr. p. 48, Tab. XXL, Fig. 12.
1868. Chydorus sphaericus, P. E. Müller: Danm. Clad. 194, Tab. IV., Fig. 24.
1872. Lynceus sphaericus, Fri6: Krustenth. p. 246, Fig. 58.
1874. Chydorus sphaerieus, Kurz: Dodekas. p. 71, Tab. III, Fig. 9. 10.
Fig. 67.
Chydorus sphaericus,
0. Fr. Müller. —
Tastantenne.
Chydorus sphaerieus, 0. Fr. Müller. —
Weibchen. cb Gehirn. al Lippenanhang.
c Herz.
Der Körper ist klein, kugelig, hinten kurz abgestutzt, zwischen Kopf und Thorax
ohne Einschnitt und von schmutzig grüner Farbe. Der bewegliche und stark nieder-
gedrückte Kopf ist klein, der Schnabel ziemlich lang, fein zugeschärft.
Der rundliche, schwarze Fleck ist etwas weiter entfernt von der Schnabelspitze
als von dem zweimal grösseren Auge. Die Tastantennen vom Kopf durch eine tiefe
Einschnürung getrennt, sind kurz, in der Mitte angeschwollen und tragen die kurze
Tastborste in der Mitte der Aussenseite. Die Riechstäbehen von mässiger Länge sind
ungleich. Die Ruderantennen haben sieben Borsten. Der Lippenanhang ist verhältniss-
mässig kurz, gebogen, mit lang gestreckter und abgerundeter Spitze.
112
Die Schale ist höher als lang, hinten mit wenig abgerundeten Winkeln. Ihre
grösste Höhe liegt etwas vor der Mitte der Schalenlänge. Der Oberrand ist stark gleich-
mässig gewölbt, der Hinterrand sehr kurz, gerade und in der Mitte der Schalenhöhe, der
Unterrand bauchig, vorne und hinten ungleich abgeflacht, wie bei Ch. punctatus,
Der Haarbesatz der inneren Lippe ist schwächer und fehlt am Höcker des Unterrandes.
Die Schalenoberfläche ist besonders gegen die Ränder deutlich sechseckig gefeldert.
Die Feldchen sind glatt.
Das Postabdomen ist kurz, breit, vorne etwas ausgerandet und am Unterwinkel
abgerundet. Es trägt 7—8 einfache, kurze Zähne. Der stark hervorragende Afterhöcker
hat die Spitze abgerundet. Die Schwanzkrallen sind glatt mit einem ziemlich langen
Basaldorn.
Länge ::.0:43 =- =-; Höhe 038 m- m,
Beim Männchen, dessen Schnabel abgestutzt erscheint, tragen die Tastantennen
mehrere Tastborsten und Riechstäbehen und sind nach Kurz (p. 72) plattgedrückt.
Die Fusshacken sind durch ihre Grösse bemerkenswerth. Das Postabdomen ist kurz
gebogen und vorne an der Unterkante wie bei Ch. punctatus tief ausgeschnitten. Sie
sind stets beträchtlich kleiner als die Weibchen.
Ueberall sehr gemein, besonders im Frühlinge.
93. Chydorus caelatus, Schoedler. — Der höckerige Linsenkrebs. —
Cockovec drsny.
1859. Chydorus caelatus, Schoedler: Branch. p. 27.
1863. Chydorus caelatus, Schoeder: Neue Beitr. p. 13, Tab. IL, Fig. 44.
1874. Chydorus caelatus, Kurz: Dodekas. p. 73.
Fig. 69. Diese Art stellt sich als nächst verwandte zu Ch.
sphaericus, mit dem sie sowohl in Form und Grösse als
= auch in Farbe gänzlich übereinstimmt. Der Körper ist klein,
=‘ kugelig, hinten kurz abgestutzt und von schmutzig grüner
ee . Farbe. Die Eier der Weibchen sind ebenso wie bei Chydo-
rus sphaericus schön grün gefärbt.
Ohrderas onkinine Behind Der schwarze Pigmentfleck ebenfalls kleiner als das
lerie Postahdomen Auge, steht beinahe in der Mitte zwischen diesem und der
Schnabelspitze. Die Tast- und Ruderantennen und der Lippen-
anhang wie bei voriger Art.
An der Schale tritt die obere und hintere Schalenecke deutlicher hervor. Die
Structur der Schalenoberfläche besteht aus undeutlich begränzten, sechseckigen Feldchen,
deren Mitte sich zu einem runden Höcker emporhebt. Diese Höckerchen sind auf der
Schale in concentrischen Reihen geordnet. Der Kopfschild weist auch eine solche
höckerige Structur auf.
Das Postabdomen weicht von dem der vorigen Art insoferne ab, dass die untere
Kante etwa mit 10—11 Doppelzähnen bewaffnet ist. Auch scheint das Postabdomen
vor dem stumpfen Afterhöcker schmäler zu sein als hinter demselben.
Länge: 0-:44—0'47 = m; Höhe: 0:37—0:39 = m.
Ueberall ziemlich selten.
Diese Art lebt bei Podebrad, Turnau, Wittingau. In grosser Anzahl fand ich
sie im Keyer-Teiche bei Prag.
ir
113
22. Gattung Monospilus, Sars.
Der Körper ist klein, oval, hinten abgerundet. Der bewegliche, kleine, stark
niedergedrückte Kopf geht unten in einen ziemlich langen, geraden Schnabel aus.
Der grosse schwarze Pigmentfleck vertritt das Auge, welches bei dieser Gattung
gänzlich fehlt. Die kurzen Tastantennen sind ausser den Endriechstäbehen noch mit
einer Seitenborste ausgestattet. Die Ruderantennen tragen acht Borsten. Der Lippen-
anhang ist verkümmert, klein, abgerundet.
Die Schale, vom Kopfschild durch eine kurze, senkrecht aufsteigende Sutur
geschieden, hat eine länglich ovale, überall gleichmässig abgerundete Gestalt und ist
unten bewimpert.
Der Darm ist sewunden. Das Abdomen trägt hinten am Rücken einen kurzen
Fortsatz, welcher den Brutraum schliesst. Das Postabdomen ist gross, breit, vorne
schräg abgestutzt und bedornt. Der Afterhöcker ist unbedeutend. Die Schwanzkrallen
besitzen blos einen Basaldorn. Die Schwanzborsten sind ziemlich lang.
Bis jetzt nur eine Art bekannt.
94. Monospilus tenuirostris, Fischer. — Der blinde Linsenkrebs. —
Cockovec slepy.
1854. Lynceus tenuirostris, Fischer: Lyne. und Daph. p. 427, Tab. IIL., Fig. 7—10.
1862. Monospilus dispar, Sars: Om de i Christ. Omegn. iagtt. Clad. p. 165.
1867. Monospilus tenuirostris, Norman and Brady: Monogr. p. 52, Tab. XIX, Fig. 2;
Tab. XX., Fig. 9.
1868. Monospilus dispar, P. E. Müller: Danm. Clad. 196.
Der Körper ist klein, länglich oval, hinten abgerundet
von blass gelber oder weisslicher Farbe. Der kleine, stark
niedergedrückte Kopf ist vorne abgeflacht mit etwas hervor-
ragender Stirngegend und endet in einen kurzen, scharfen
Schnabel, welcher nach unten gerichtet ist. Die schwach ent-
wickelten Fornices sind hinter dem grossen Pigmentfleck
erweitert.
Die kurzen, in der Mitte erweiterten Tastantennen
tragen in der Mitte der Aussenseite eine kurze, zugespitzte
Tastborste. Die Riechstäbchen sind lang, ungleich. Der
innere Ast der Ruderantennen weist 4 zweigliedrige Borsten
und einen langen Stachel am ersten Gliede auf; der äussere : ‚ n
Ast ist mit nur drei Borsten und mit einem kleinen Dorne Mnospilus tenuirostris,
: rn - : : Fischer. — Weibchen.
am ersten Gliede ausgerüstet. Der Lippenanhang ist klein, e Macula nigra.
abgerundet. .
Die grösste Schalenhöhe liegt etwas hinter der Mitte. Die Schale ist bei
erwachsenen Exemplaren aus mehreren (bis 6) sich dachartig bedeckenden Schalen-
klappen wie bei Ilyocryptus sordidus zusammengesetzt und an der Oberfläche
sehr fein chagrainartig gerunzelt. Nebstdem erscheint noch die ganze Oberfläche mit
grossen, länglichen Höckern in concentrischen Reihen besetzt.
Der Darm ist zweimal gewunden und mündet in der Mitte der unteren Schwanz-
kante. Der Abdominalfortsatz ist kurz, abgerundet. Das grosse Postabdomen von kurzer
und breiter Form ist vorne schräg abgestutzt, an den Rändern der Afterspalte ausge-
schnitten und mit 5—7 kleinen Zähnen bewafinet. An den Seitenflächen laufen noch
zwei feine Leistchenreihen in schiefer Richtung. Die starken, fein gezähnten Schwanz-
krallen besitzen nur einen Nebendorn, welcher von einem niedrigen Basalhöcker entspringt.
Länge: 0:42—0'56 =- =; Höhe: 0:3—0:4 =: m,
Diese seltene Art fand ich im Kanoy- und Svet-Teiche bei Wittingau blos in
einigen Exemplaren.
» to)
114
B. Gymnomera, Sars.
Das Proabdomen ist frei, unbedeckt. Die Aeste der Ruderantennen sind platt
gedrückt mit vielen Seiten- und Endborsten. Die Maxillen rudimentär, unbeweglich.
Die Beine sind deutlich gegliedert, eylindrisch.
a) Onychopoda, Sars.
Vier Paar, eylindrische, deutlich gegliederte Beine mit verkümmerten Branchial-
fortsätzen.
VII. Fam. Polyphemidae, Baird.
Der Kopf ist vor dem Thorax tief eingeschnürt. Das grosse, bewegliche Auge, die
vordere Kopfhöhle gänzlich ausfüllend besitzt zahlreiche, dicht gedrängte und langge-
streckte Krystalllinsen. Die Tastantennen von der Unterseite des Kopfes entspringend,
sind klein. Die Aeste der grossen Ruderantennen sind platt gedrückt und mit vielen
Borsten versehen. Der eine Ast ist viergliedrig, der andere dreigliedrig. Die Mandibeln
sind gross, beweglich; die Maxillen verkümmert, unbeweglich.
Die rudimentäre Schale bedeckt nur den Rücken des Thorax und Proabdomens,
und lässt die Füsse und das Postabdomen unbedeckt.
Der Darm ist einfach ohne Schlinge und Blindsäcke. Derselbe mündet am
Postabdomen. Dieses ist verkümmert, klein. Der Schwanzhöcker, dem die Schwanz-
borsten aufsitzen, ist ungemein gross, langgestreckt.
Das Herz hat eine rundliche oder dreieckige Gestalt.
Die Arten sind meist Meeresbewohner.
23. Gattung Polyphemus, ©. Fr. Müller.
Scalicereus, Koch.
Der Kopf ist gross, langgestreckt und vor dem Thorax tief eingeschnürt. Der vor-
dere abgerundete und oben durch eine seichte Einkerbung gesonderte Kopfabsehnitt,
enthält das grosse, bewegliche Auge und wird von demselben gänzlich eingenommen.
Dieses besteht aus einem grossen, kugelförmigen, hinten abgestutzten, schwarzen Pigment-
fleek und aus zahlreichen cylindrischen Krysstalllinsen, welche jenen radiär und dicht
gedrängt umlagern. Das Nebenauge fehlt.
Die Tastantennen stehen dicht neben einander und entspringen an der unteren
Kopfseite gleich hinter dem Auge aus einem Kopfhöcker; sie sind kurz, eylindrisch, nach
vorn gerichtet und tragen 5—6 ziemlich lange und gleiche Riechstäbehen. Die grossen
Ruderantennen sind mit 14—15 gefiederten, zweigliedrigen Ruderborsten ausgestattet.
Die grosse, dreieckige, hinten behaarte Oberlippe ragt frei nach unten herab. Die
Kaufläche der Mandibeln ist mit einigen schlanken Zähnen bewehrt. Die unbeweglichen
Maxillen haben die Gestalt eines eylindrischen, am Ende behaarten Fortsatzes.
Aus dem vorderen, dorsalen Theile des Thorax entspringt die rudimentäre Schale,
den Körper nur theilweise bedeckend. Bei Weibchen ist die Schale kugelförmig aufge-
blasen und die dadurch entstandene Höhle zum Brutraum verwendet. Beine sind vier
Paare vorhanden, welche von vorn nach hinten bedeutend an Grösse abnehmen. Sie
sind eylindrisch, viergliedrig und mit vielen behaarten und gekrümmten Borsten ver-
sehen. Das zweite und grösste Glied der drei ersten Fusspaare trägt aussen an der
Basis eine kurze, am Ende erweiterte Lamelle, welche mit fünf Borsten ausgerüstet ist
und den verstümmelten Aussenast der Cladocerenfüsse darstellt. Das vierte Beinpaar
ist eingliedrig, kurz und ohne Anhang.
115
Der Darmkanal beginnt mit dem Munde, welcher vorne an die Oberlippe, hinten
an die Maxillen gränzt, erweitert sich gleich hinter der kurzen Speiseröhre zu einem
dreieckigen, weiten Magen und läuft rückwärts in einer mässig gebogenen Richtung durch
den ganzen Leib in das Postabdomen, wo er ventral ausmündet. Das Postabdomen ist
klein, an den Afterrändern abgerundet und ohne Krallen. Der Postabdominalhöcker, dem
die dicken, eingliedrigen und langen Schwanzborsten aufsitzen, verlängert sich in einen
sehr langen, aufwärts gekrümmten Cylinder, dessen freies Ende mit einem Kranze
von kurzen Dornen umgeben ist. Die Schwanzborsten und der Höcker sind spärlich
kurz bedornt.
Beim Männchen sind die Tastantennen am Ende mit einer langen, fein zuge-
spitzten und bis zur Hälfte doppelt contourirten Geissel versehen. Das erste Fusspaar
trägt einen kleinen Hacken und zwei lange, gezähnte und gekrümmte Borsten. Die
Hodenausführungssänge münden vor dem After.
Die Gattung zählt nur eine Art.
95. Polyphemus pediculus, De Geer. — Der grossaugige Seekrebs. —
Velkoocka jezerni.
1778. Monoculus pedieulus, De Geer: Mem. Tom. VII. p. 467, Tab. XXVIIL, Fig. 9—13.
1785. Polyphemus oculus, ©. Fr. Müller: Entom. p. 199, Tab. XX., Fig. 1—5.
1820. Polyphemus pediculus, Straus: Mem. p. 156.
1820. Monoculus polyphemus, Jurine: Histoir. p. 143, Tab. XV., Fig 1—3.
1841. Sealicereus pedieulus, Koch: Crust. p. 37, Tab. II.
1848. Polyphemus oculus, Lievin: Branch. p. 43, Tab. XI., Fig. 4—8.
1848. Polyphemus stagnorum, Fischer: Branch. und Entom. p. 168, Tab. III. Fig. 1—9.
1850. Polyphemus pediculus, Baird: Brit. Entom. p. 111, Tab. XVIL, Fig. 1.
1853. Polyphemus pediculus, Lilljeborg: De Crust. p. 62, Tab. V., Fig. 3—6.
1860. Poiyphemus oculus, Leydig: Naturg. p. 232, Tab. VIIL, Fig. 63., Tab. IX., Fig. 71.
1863. Polyphemus oculus, pediculus, Kochii, Schoedler: Neue Beitr, p. 67, Tab. I.,
Fig. 45., p. 69., p. 70.
1868. Polyphemus pediculus, P. E. Müller: Danm. Clad. p. 200, Tab. V., Fig. 19—21.
1870. Polyphemus pedieulus, Lund: Bidrag. p. 139, Tab. V., Fig. 2,, Tab. VIIL, Fig. 9—10.
1872. Polyphemus oculus, Fri&: Krustenth. p. 247, Fig. 61.
1874. Polyphemus pediceulus, Kurz: Dodekas. p. 77.
Grösse: 10—12 =,
Das Thier ist braun, durchsichtig mit bläulichem und weisslichem Schimmer.
In Teichen und Seen ziemlich selten.
Ich traf sie in grosser Menge im Hladov-teiche bei Lomnitz; sonst kommt sie in
allen Wittingauer Teichen und in den Böhmerwaldseen vor.
b) Haplopoda, Sars.
Sechs Paar einfache, cylindrische Beine ohne Fortsätze. Das Abdomen ist
gegliedert.
VIII. Fam. Leptodoridae, Sars.
Der Kopf, vom Thorax deutlich gesondert, ist langgestreckt. Die Aeste der
Ruderantennen sind viergliedrig, mit zahlreichen Seitenborsten versehen. Das Abdomen
ist lang, nach hinten gestreckt und 4gliedrig.. Die Schwanzkrallen gross.
8*
116
24. Gattung Leptodora, Lilljeborg.
Der Körper ist sehr gross, langgestreckt. Der Kopf, vom Thorax durch eine
tiefe Einschnürung gesondert, zeichnet sich durch seine beträchliche Länge aus und ist
an der Basis breit und oben buckelartig aufgetrieben, nach vorn allmälig verjüngt und
abgerundet. Das Auge liegt vorne in der Kopfhöhle; es hat eine Kugelform mit ziemlich
kleinem Pigmentfleck in der Mitte, welcher von sehr langen, radiär dichtgestellten
Krystalllinsen umschlossen ist. Das Auge bewegt sich mittels einigen paarigen Muskeln,
welche von beiden Seiten der Kopfhöhle entspringen.
An der unteren Kopfkante, gleich hinter dem Auge stehen von einander entfernt
die kurzen, 'am freien Ende, verdickten Tastantennen, welche ‚erst vom. freien Ende
kurze Riechstäbehen abgeben. Die Ruderantennen haben einen sehr langen, die Kopflänge
überragenden Stamm und zwei gleiche, 4gliedrige Aeste, welche seitlich von etwa dreissig
langen, zweigliedrigen und fein gefiederten Borsten ausgerüstet sind. Die Mandibeln sind
lang, eingliedrig, einwärts gekrümmt und fein zugespitzt. Die Maxillen fehlen.
Der cylindrische Thorax trägt unten sechs Paar Beine, welche nach hinten
plötzlich an Grösse abnehmen. Das erste Fusspaar ist das längste, das zweite um das
Doppelte an Länge übertreffend. ‘Die Beine sind eyliudrisch, 4gliedrig, ohne Fortsätze
und tragen an der Hinterseite viele Borsten. Von dem Hinterrande des Thorax geht
die verkümmerte und kurze Schale ab, welche bei der Seitenansicht eine eiförmige, vom
Abdomen abstehende und als Brutraum dienende Höhle umschliesst.
Das Abdomen ist cylindrisch, sehr lang gestreckt und zerfällt in vier deutlich
von einander abgetrennte Segmente, welche den Darmkanal, die Geschlechtsorgane und
den Fettkörper einschliessen. . Das letzte Segment trägt hinten zwei starke, divergi-
rende Krallen.
Der Darm beginnt mit dem Munde, welcher unten an der Kopfbasis zwischen
der Ober- und Unterlippe liegt und besteht aus einem geraden, langen bis in das dritte
Postabdominalsegment reichenden Oesophagus und aus dem breiten, eigentlichen Darm,
welcher zwischen den Schwanzkrallen ausmündet.
Beim Männchen sind die Tastantennen sehr dick und am Ende in einen sehr
langen zugespitzten Fortsatz ausgezogen, welcher ebenfalls Riechstäbchen trägt.
Die Bewegungen dieser Thierchen sind hüpfend.
Bis jetzt ist blos eine Art bekannt.
66. Leptodora hyalina, Lilljeborg. — Der grosse Armkrebs. —
Ramenatka velka.
1860. Leptodora hyalina, Lilljeborg: Beskr. p. 265, Tab. VU., Fig. 1—22.
1863. Leptodora hyalina, Schoedler: Neue Beitr. p. 74.
1868. Leptodora hyalina, P. E. Müller: Danmarks Clad. p. 226, Tab. VI., Fig. 14—21
1868. Leptodora hyalina, P. E. Müller: Bidrag til Clad. Fortpl. p. 297, Tab. XI.
Fig. 1—15.
1870. Leptodora hyalina, Lund: Bidrag til Clad. Morph. Tab. V., Fig. 3.
1874. Leptodora hyalina, Fri&: Vesmir. II. p. 16, F. 4.
1574. Leptodora hyalina, Weismann: Ueber Bau etc, mit 6 Taf.
1874. Leptodora hyalina, Kurz: Dodekas ete. p. 77.
Dieses Thierchen ist äusserst hyalin, farblos und bis 8 = = gross,
Die Wintereier der Lept.; hyalina produeiren eine ungegliederte, mit drei Glied-
massenpaaren und einem einfachen Auge versehene Naupliusform.,
In grossen Teichen gemein.
Fundorte: in den Teichen bei Wittingau, Lomuitz, Budweis, Prag, Dymokur,
Skalitz und Maleschau.
-
Von der Verbreitung der Gladoceren in Böhmen mit Berück-
sichtigung der ausländischen Faunen.
Bevor ich über die Verbreitung der Cladoceren in Böhmen sprechen werde,
halte ich es für nothwendig auch von ihrer Lebensweise etwas zu erwähnen,
Die Cladoceren sind grösstentheils Süsswasserbewohner und nur eine sehr
geringe Zahl derselben gehört dem Meere an. Bisher sind uns nur 9 Meeresarten
bekannt, von denen 2 den Sididen, die übrigen den Polyphemiden angehören.
Die Brackwässer können keine besonderen Cladocerenformen aufweisen, da die Bewohner
derselben mit jenen der Süsswasser gleichartig sind.
Süsswasser-Cladoceren findet man in stehenden oder langsam fliessenden Gewäs-
sern, Bächen, Flussbuchten, Seen, Teiehen, in Tümpeln, Wassergräben u. s. w. In Seen
und Teichen hält sich die grösste Artenanzahl am liebsten nahe den Ufern auf, und
bildet auf diese Weise eine natürliche Abtheilung, die Uferfauna, ein geringerer Theil
derselben pflegt dagegen lieber die Tiefen und die Mitte der Gewässer vorzuziehen und
bildet die Seefauna, die von der ersteren auch im äusseren Baue schon auffallend
verschieden ist. Dieser Unterschied ist desto grösser, je mehr die betreffenden Gewässer
an Grösse und Tiefe zunehmen.
Auf diesen Umstand machte uns zuerst Lilljeborg aufmerksam, der die in
der Mitte der grossen Gewässer lebenden Arten mit dem Namen „Sjöformer“ bezeichnete.
0. G. Sars stellte schon eine Reihe solcher Arten, die in Norwegen vorkommen, zu-
sammen und beschrieb genau die Unterschiede der genannten Faunen. Dasselbe that
auch P. E. Müller, weleher die Cladoceren ihrer Lebensart nach in zwei Gruppen:
in pelagische und Uferformen eintheilte. In der Dferfauna finden wir keine Vertreter
der Holopediden und Leptodoriden, in der Seefauna dagegen keine Lyneo-
daphniden und Lynceiden.
Das allgemeine und charakteristische Merkmal der Seeformen ist der hyaline
und zarte Körperbau, während die übrigen Bildungsunterschiede (am Kopf, Schwanz,
Schale, Tast- und Ruderantennen) nicht allgemein hervortreten, sondern blos als Unter-
scheidungsmerkmale einzelner Familien anzusehen sind.
Von den Sididen halten sich die Gattungen Sida und Daphnella am
liebsten nahe dem Uferrande auf, wo die erstere besonders die mit Schilf bewachsenen
Stellen aufsucht und sich daselbst mit ihrem Haftapparat festhält, da ihre Bewegungen
sehr träge und schwerfällig sind. Die Gattung Daphnella zeichnet sich dagegen durch
ihre raschen Bewegungen, zieht freies, nicht mit Schilf verwachsenes Wasser vor und
geht in kleineren Gewässern auch in die Mitte derselben, wo sie sich nahe der Wasser-
oberfläche umhertreibt. Der eigentliche Repräsentant der Seefauna ist die Gattung
Limnosida, welehe man bisher nur in den Seen Norwegens beobachtete; diese steht
unserer Daphnella am nächsten und zeichnet sich besonders durch ihre hervorragende
Stirn und verlängertes Tastantennenpaar aus, welches beinahe die ganze Schalenlänge
118
erreicht. Die Gattung Latona, in Böhmen noch nicht aufgefunden, lebt hauptsächlich
am Boden tiefer Gewässer.
Holopedium gibberum ist die einzige, bisher bekannte Holopedidenart.
Sie lebt namentlich in der Mitte der grossen Gebirgsseen. Ihr Körper ist in eine äusserst
hyaline und gelatinöse Masse eingehüllt; ein Theil des Schalenrückens verlängert sich
in einen ansehnlichen Buckel. In Böhmen fand ich dagegen diese Art auch in einem
künstlichen Teiche bei Wittingau. h
Von den Daphniden gehört nur eine geringe Artenanzahl des Gen. Daphnia
der Seefauna an, welche sich besonders durch Verlängerung des hinteren Schalenstachels
auszeichnen. Der Körper derselben ist grösstentheils sehr schmal und schlank, der Kopf
gestreckt und verlängert, so dass er manchmal fast die Hälfte der Schalenlänge einnimmt.
llieher gehören vor allem jene Arten, die Schoedler unter dem Gattungsnamen Hyalo-
daphnia zusammenfasste. Alle übrigen Arten dieser Familie halten sich mehr oder
weniger nahe den Ufern und zwar der eine Theil der Daphniaarten und der Gattung
Moina in Regenpfützen, die übrigen in Lachen, Teichen und Seen. Die Gattung
Simocephalus führt dieselbe Lebensweise wie die Gattung Sida. Manche Arten von
CeriodapLnia und Moina micrura schliessen sich allmälig den Seeformen an.
Die Bosminiden zählen einige Arten, welche der Seefauna angehören und
sich durch ihr verlängertes Tastantennenpaar, sowie zuweilen durch buckelartige Auf-
treibung des Schalenrückens von anderen Bosminiden unterscheiden. Die übrigen Arten
derselben Gattung, obzwar sie sich wegen der Kürze ihres Ruderantennenpaares ziemlich
schwerfällig zu bewegen scheinen, leben dennoch nie am Grunde der Gewässer, wie Sars
angibt, sondern ziehen die Mitte der Gewässer vor, wo sie in geringer Entfernung von
der Wasseroberfläche munter umherschwimmen. In Teichen findet man die Uferformen
dieser Gattung gewöhnlich in Gesellschaft von Daphnella und Ceriodaphnia, in
kleineren, tiefen Tümpeln dagegen nicht selten mit einigen Lynceiden (Alona
lineata, guttata). Bosmina bohemica lebt bei uns in einer ansehnlichen Tiefe
in der Mitte des Schwarzen Sees im Böhmerwalde.
Die Lyneodaphniden gehören ausschliesslich der Uferfauna an. Alle hieher
gehörigen Arten haben ungewöhnlich starke Ruderantennen, schwimmen zwar frei, aber
schwerfällig umher und halten sich demnach grösstentheils gerne am Grunde der Gewässer.
Die Gattung Ilyocryptus lebt nur am Grunde, wo sie sich im Schlamm kriechend
langsam hin und her bewegt. Ihre Ruderantennen, obzwar mächtig, sind zum freien
Schwimmen doch nicht geeignet, die Bauchränder der Schale und der Dorsalrand des
Postabdomens ist mit starken Domen und Stacheln dicht besetzt, mit Hilfe deren sich
die Thiere an feste Körper festklammern und vorwärts bewegen können.
Auch die nächstfolgende Familie der Lynceiden zählt nur Uferformen, welche
sich fast sämmtlich am Grunde der Gewässer aufhalten. Hievon bildet theilweise die
Gattung Alona eine Ausnahme, indem sie auch in geringerer Entfernung von der
Wasseroberfläche vorzukommen pflegt.
Die Polyphemiden sind in Böhmen blos durch eine Gattung Polyphemus
vertreten, welche nur an seichten Ufern lebt. Von der zur Seefauna angehörigen Gattung
Bythotrephes, welche nur in bedeutenden Tiefen grösserer Seen sich aufhält, hat
man in Böhmen noch keinen Repräsentanten nachgewiesen. Diese Gattung hat einen
auffallend verlängerten Schwanz, wodurch sie sich von Polyphemus unterscheidet.
Die letzte Familie Leptodoridae weist nur eine einzige Art Leptodora
hyalina auf, die sich der Seefauna anschliesst. Ihr Körper ist langgestreckt, gerade, mit
einem deutlich segmentirten Abdomen, die Ruderantennen sehr lang und mächtig. Diese
Art ist in Böhmen allen mir bekannten Teichen eigenthümlich, in welchen sich die
Seefauna ausgebildet hat. In den Gebirgsseen fehlt sie gänzlich.
In der nachstehenden Tabelle sind die sämmtlichen, bis jetzt aus Böhmen,
Norwegen, Dänemark bekannten Seeformen angeführt, so wie auch ihr gemeinschaftliches
Auftreten in diesen Ländern angedeutet.
119
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2| Holopedium gibberum, Zaddach . . . anıb stolen
3. Daphnıas venteicosan.m spa. isdn. and huyene T
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5 slacustriso Sareıı Sana). hrs aniıntzn. Arc T 11
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13 | 16 9
Die sämmtlichen hier angeführten Arten erscheinen immer in grosser Menge
und zwar in der Regel nahe der Oberfläche der Gewässer. In grösseren Tiefen habe
ich in Böhmen nur 3 Arten und zwar: Daphnia ventricosa, caudata und Bos-
mina bohemica vorgefunden.
Bei näherer Betrachtung der Uferfauna findet man, dass sich die Arten in zwei
ziemlich scharf begränzten Abtheilungen unterbringen lassen, von denen die eine ihren
Aufenthaltsort unmittelbar am Ufer oder am Grunde der Gewässer einnimmt, die andere
aber nicht weit von demselben vorkommt. Die letztere Abtheilung bildet demnach einen
Uebergang zu der Seefauna, wenn die Grösse der Gewässer eine ungestörte Entwickelung
der Seefauna zulässt. Im widrigen Falle wird die Seefauna von dieser zweiten Abtheilung
der Uferfauna vertreten. Hieher gehört hauptsächlich die Gattung Daphnella und
von Daphnia nur jene Arten, welche kein Kämmcehen an den Postabdominalkrallen
besitzen, ferner Ceriodaphnia retieulata, pulchella, Moina micerura, Bos-
minaarten, Macrothrix hirsuticornis, Alona lineata, guttata und Mono-
spilus tenuirostris. Alle hier angeführten Arten unterscheiden sich von den
übrigen Uferformen noch durch ihre verhältnissmässig grössere Durchsichtigkeit. Auch
pflegen sie sich nahe der Wasseroberfläche aufzuhalten.
Je nach der Beschaffenheit des Bodens oder des Ufers kann man in der unmit-
120
telbaren Ufernähe lebende Arten der Uferfauna noch in mehrere Unterabtheilungen
eintheilen.
a) An den mit Schilf bewachsenen Uferstellen leben vor allem die Gattungen
Sida, Simocephalus und Eurycercus, welche sämmtlich mit einem besonderen
Haftapparat ausgerüstet sind, mittelst welchem sie sich an festen Gegenständen fest-
halten können.
b) Im Bodenschlamme pflegt man die Arten Macrothrix laticornis,
Streblocerus serriecaudatus, ferner die Gattungen Ilyoeryptus, Acantho-
leberis, Camptocereus, Alona Leydigii, acanthocercoides, quadran-
gularis, tenuicaudis, ferner aus der Gattung Pleuroxus, Pl. personatus,
glaber, nanus, exeisus, exiguus und die Gattung Chydorus vorzufinden.
ce) Den sandigen Boden lieben Bosmina brevirostris, Alona falcata,
rostrata.
d) Die übrigen Arten dieser Abtheilung der Uferfauna schwimmen frei herum
und sind in der unmittelbaren Nähe der Ufer vorzufinden, ohne sich auf einen bestimmten
Aufenthaltsort zu binden.
Es bleibt uns noch ein Theil der Cladoceren übrig, der sich in keine der beiden
Faunen einreihen lässt und welcher bloss in schmutzigen Tümpeln und Regenpfützen zu
finden ist. Die hieher gehörenden Arten lassen sich dadurch erkennen, dass ihnen der
hohe Grad der Durchsichtigkeit der übrigen Arten abgeht und das sie in der Regel
mit parasitischen Algen und Infusorien bewachsen oder mit Schleim bedeckt erscheinen.
Hieher reihe ich alle Arten der Gatt. Daphnia, die sich durch das eigenthümliche
Kämmcehen an den Postabdominalkrallen auszeichnen und die Gatt. Moina mit Ausnahme
der schon früher erwähnten Art Moina mierura. Zuweilen wenn solche Tümpel
reines Wasser enthalten, findet man ausser diesen noch einige Lynceiden, namentlich
die Gattung Chydorus.
Was die Jahreszeit anbelangt, in welcher Cladoceren vorzukommen pflegen,
brauche ich nur soviel zu erwähnen, das ihr Auftreten auf die Sommerzeit beschränkt
ist. Sobald die Eisdecke in Folge der ersten Frühlingsstrahlen zu schmelzen beginnt,
so erscheinen allmälig auch schon einzelne Cladocerenarten, und zwar zuerst in kleiner
Anzahl stets aber in Gesellschaft von Copepoden, die zu dieser Zeit sowie auch im
Winter vielleicht die einzigen Bewohner stehender Gewässer sind. Die Zahl der Clado-
ceren nimmt nach und nach zu, jene der Copepoden im verkehrten Verhältnisse ab, so
zwar dass im Hochsommer beide Thiergruppen ihre Rolle gänzlich ausgetauscht haben,
indem die Gewässer fast ausschliesslich von Cladoceren bewohnt werden, Copepoden aber
sehr untergeordnet, fast vereinzelt vorkommen. Im Frühling trifft man vor allem die
Gatt. Daphnia, welche die ganze Sommerzeit hindurch fast überall angetroffen wird.
Hiezu reiht sich nach die Lynceidengattung Chydorus, welche besonders in den Früh-
lingsmonaten vorzukommen pflegt. Erst später stellen sich die Gattungen Simocephalus,
Maerothrix und verschiedene Lynceidenarten ein. Zu Anfang des Monates Mai
kommt die Gatt. Sida, Ceriodaphnia, zu Ende desselben Monates die Gatt.
Leptodora, im Juni Scapholeberis und zuletzt erst Chydorus globosus vor.
Während des Monates Juli und August haben die Cladoceren bereits das Maximum
ihres Vorkommens erreicht, und schon im folgenden Monate September nehmen sie
allmälig ab, so dass sie schon im October. manehmal gar nicht mehr vorgefunden werden.
In den Buchten des im Frühjahre besonders wasserreichen Elbeflusses bei Podebrad
fand ich zu Ende Februar die Art D. psittacea, welche nach kurzer Zeit gänzlich
verschwand.
Die Verbreitung der Cladoceren in Böhmen. Die Zahl der bisher
in Böhmen beobachteten Cladocerenarten beträgt nun 96; jedoch kann sie durch weitere
Nachforschungen bedeutend ‚vermehrt werden, und diess um so mehr, als besonders in
nord- und südwestlichen Böhmen in dieser Hinsicht viele Gegenden nicht untersucht wurden.
Zu den am gründlichsten durehforsehten Gegenden zähle ich die Umgebung von
Prag, Podöbrad, 'Turnau, Deutschbrod, Wittingau und zwar wurden in der Umgebung
121
von Prag 36, Podebrad 49, Turnau 37, Deutschbrod 39*) und Wittingau 58 Arten
beobachtet. Die an Teichen sehr reiche Gegend von Wittingau, sowie auch das Elbe-
gebiet von Podebrad, in welchem häufige Tümpel und stehende Gewässer vorkommen,
ist dem Auftreten der Cladocerenarten besonders günstig. Bei den angestellten Unter-
suchungen wurde nicht nur die Natur des Wassers selbst, sondern auch die verschiedenen
Tiefen in der Mitte und auch an den Ufern berücksichtigt.
Die böhmischen Gewässer, in welchen die Cladoceren vorkommen, lassen sich
in folgende Gruppen eintheilen: a) Gebirgsseen, 5) künstliche Teiche, c) tiefe Tümpel
und Flussausbuchtungen, d) Lachen und Regenpfützen, nebst verschiedenen Wasseran-
sammlungen mit trübem und unreinem Wasser. Alle diese Gruppen von Gewässern
besitzen eine eigenthümliche Cladocerenfauna.
a) Gebirgsseen kommen in Böhmen nur im Böhmerwald und im Riesen-
gebirge vor; der Böhmerwald zählt allein sechs grössere Seen und einige sogen. Filzseen,
das Riesengebirge blos zwei kleine Teiche, welche am Fusse der Schneekoppe liegen.
Die Fauna der letzten zwei Teiche ist mir fast gänzlich unbekannt. Am Felsenufer
habe ich nur drei Arten: Acrop. leucocephalus, Pl. exiguus und Chyd.
punctatus angetroffen. Ein viel günstigeres Resultat hat man in den Böhmerwaldseen
erzielt, wo man Kähne und Holzflösse bei der Hand hatte, mit Hilfe deren man an
beliebigen Stellen und in verschiedenen Tiefen untersuchen konnte. Diese Seen lassen
sich wieder in drei natürliche Untergruppen ordnen, von welchen jede charakteristische
Arten besitzt. Man kann sie bei ganz oberflächlichen Besichtigung erkennen, indem sie
sich schon nach der Beschaffenheit des Wassers von einander unterscheiden.
Zu der ersten Untergruppe zähle ich die tiefen Seen bei Eisenstein und zwar
den Schwarzsee, Teufelssee, die beiden Arberseen, ferner den Laka- und Stubenbacher-See.
Der grösste und tiefste unter ihnen ist der Schwarzsee, welcher mitunter die Tiefen von
45 m. erreicht. Unweit von ihm durch einen Bergkamm getrennt, liegt der kleine und
minder tiefe Teufelssee. Das Wasser dieser beiden Seen ist klar und farblos, die Ufer
kahl, felsig oder sandig und hie und da mit Gestrüppe bewachsen. Die bedeutend
kleineren Arberseen haben ebenfalls ein farbloses, klares Wasser und mit üppigem Sehilf
bewachsene Ufer. In der Seefauna aller dieser Seen ist Holop. gibberum charak-
teristischeste Form, welehe bis zur Tiefe von 3 m. massenhaft auftritt. Im Laka- und
Stubenbacher See sind ihrer unbedeutenden Tiefe wegen keine Seeformen vorhanden.
Die Uferfauna der sämmtlichen bis jetzt erwähnten Seen ist verhältnissmässig artenarm.
Von den beiden sie charakterisirenden Formen Alonopsis elongata und Pol.
pediculus ist erste ausschliesslich nur daselbst vorzufinden. In der beträchtlichen
Tiefe von 27 m. hat Prof, Fri© im Schwarzsee und Teufelssee auch D. ventricosa, im
*) Dodek. neuer Cladoc. Sitzber. der k. k. Acad. der Wissensch. Kurz führt hier 56 Arten
Böhmens an, welche er meistens in der Umgebung von Prag, Deutschbrod, Kuttenberg und
Rokycan gefunden hat. Von den zwölf neu beschriebenen Arten sind jedoch nur sechs
standhaft, indem sich die übrigen als schon anderorts beschriebene oder als neue Varietäten
der bereits bekannten Arten erwiesen.
Seine Bemerkung (auf pag. 78) betreffend Prof. Fri@’s Arbeit „Die Krustenthiere Böh-
mens“ (Arch. für Landesd. von Böhm. II. Th.) ist vielleicht insoferne richtig, als daselbst
bereits anderorts veröffentlichte Zeichnungen und Beschreibungen wiedergegeben werden.
Da aber diese Arbeit, wie doch in der Vorrede ausdrücklich bemerkt wird, blos den Zweck
verfolst, den heimischen Naturfreunden eine Gelegenheit zu bieten, sich mit den in Böhmen
sehr häufig vorkommenden Cladocerenarten nahe vertraut zu machen und sie auf diese
Weise zu weiteren Untersuchungen aufzumuntern, so ist der Standpunkt, von welchem der
Autor die in seiner Arbeit angeführten Arten auffasst, dadurch zu erklären, dass ihm viele
schwer zugängliche Schriften, welche den älteren Ansichten eine ganz neue Richtung gaben,
unbekannt geblieben sind, In dieser Hinsicht sind auch die Arbeiten Plateaw’s (Rech. sur
les Crust. d’eau douce de Belgique. Mem. de l’acad. de Belgique. 1870. 1871.) und Vernet’s
(Entomostracees. Bull. de la soc. vaud. de science. natur. T. XIII. ur. 72.), welche fast
gleichzeitig erschienen, mangelhaft geblieben. Uebrigens wird sich der Autor der Dodekas
jedenfalls gut zu erinnern wissen, dass er sich aus Unkenntniss der neueren Literatur ähn-
liche Fehler in einem Manuskripte zu Schulden kommen liess, hätte ihn Prof. Fri auf
die bevorstehende Gefahr nicht aufmerksam gemacht.
122
ersteren noch mit Begleitung von B. bohemica emporgeholt. Im Stubenbacher See
ist Ace. leucocephalus, im Laka-See jedoch Al. elongata die häufigste Art.
Der Plöckensteiner- und Rachelsee gehört schon der zweiten Untergruppe der
Böhmerwaldseen an. Beide sind klein, kaum 18 m. tief, mit steilen, felsigen und spärlich
bewachsenen Ufern. Ihr Wasser ist zwar klar aber von gelblicher Farbe. Als eine charak-
teristische Form kann D. caudata angesehen werden, da sie hier nicht nur massenhaft
auftritt, sondern auch bis zu den bedeutendsten Tiefen verfolgt werden kann. Holo-
pedium, Alonopsis und Polyphemus fehlen hier gänzlich.
Die dritte Untergruppe bilden die Filzseen bei Maader und Ferchenhaid. Die
Ufer der beiden, sowie die Mitte des letzteren sind mit niedrigen Birken bewachsen,
aus denen sich einzelne Gruppen von Pinus pumilio erheben. Der Grund ist dicht
mit Heidelbeeren bewachsen; die Tiefe unbedeutend (1—2 m.), weshalb auch hier die
Seefauna fehlt. An den mit Moos und Wasserpflanzen bewachsenen Ufern ist Acanthol.
eurvirostris und Scaph. obtusa zahlreich vertreten.
Eine ähnliche Fauna haben die sumpfigen Lachen in der Nähe der Elbequelle
im Riesengebirge.
In der folgenden Tabelle führe ich sämmtliche Cladocerenarten an, die bisher
in den Gebirgsgewässern Böhmens beobachtet wurden. Alle diese Arten und besonders
die Lynceiden sind dunkler gefärbt als die in Teichen vorkommenden Formen.
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2)| Holopedium: gibberum ....... -..,...% 2. [it T.|-T
3) Daphnia caudata . VEIT sr | Hat
4 u; WENLFIGOBR 3.1 nr Bet a ae art hi
5, Simocephalus vetulus ....... N; T
6 3 exspinosus . ... Tlstleii
7, Scapholeberis mucronata T4#T,
8 S obtusa . 7,
9| Ceriodaphnia retieulata U NONE Tuladalst: T
10| Bosmina bohemica . . .: » 2 2....|}?}
11 | Maecrothrix laticornis . ’ Hr T
12| Streblocerus serrieaudatus . n Ti
13 | Acantholeberis curvirostris . » | T ir
14 | Eurycereus lamellatus . } | Te
15| Acroperus leucocephalus. - . ... 2... | a aa N er A oa MG leg T
16 \Alonopsisi elügatard: A a amt erde] hal aalatndloteskeit
17| Alona Leydigii { | T
18 „ affınis a | Ti TrT
19 m COBEAER ee | T kr
20.:Pleuroxus EXSIEUB. 5 tee A: ee Tritte
21 a nanus . er Ti lo T
22 “ truncatus | ls ern er He Sie
23| Chydorus sphaerieus Br | a Tl Panen
[24 | Polyphemus ‚pediculus . .... 0... ...lt Tele T
| [9% 16/13 1118 |4 | 6
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a a
123
b) Die zweite Gruppe der Gewässer Böhmens bilden die künstlichen Teiche.
Diese werden entweder mit Flusswasser oder Regenwasser, selten aber mit Quellwasser
gespeist. Ihre Fauna ist, falls sie entsprechende Tiefe haben, durch eine sehr interes-
sante Seeform Leptod. hyalina charakterisirt, welche nahe der Wasseroberfläche
besonders in der Mitte oder an den Ufern, falls sie kahl und abschüssig sind, vorkommt.
Die seichten und mit Schilf bewachsenen Teiche besitzen in der Regel eine sehr arten-
reiche Uferfauna. Das Vorkommen und die Art des Auftretens der Cladoceren scheint
hier ziemlich zufällig zu sein, da mitunter zwei unmittelbar aneinander gränzende Teiche
bald eine gemeinschaftliche, bald eine verschiedene Fauna aufweisen, obzwar die Teiche
doch gegenseitig in keinem Zusammenhange stehen. Die etwaigen Unterschiede sind
nicht in Manigfaltigkeit der Arten, sondern in einem mehr oder minder massenhaften
Auftreten der Arten zu suchen.
Auffallend ist das Vorkommen von Hol. gibberum, welche Art bis jetzt nur
in den Gebirgsseen von Nordeuropa und von Böhmen, wo ich sie schon im Jahre 1871 in
grosser Anzahl und in Gesellschaft von Conochylus volvox traf, vorgefunden wurde,
in dem Teiche „Novy vdovec“ unweit von Wittingau, der, wie die meisten Teiche der
Wittingauer Herrschaft, nur mit Flusswasser gespeist wird. Dieser Teich, dessen Ufer
ringsum mit Wäldern bewachsen sind, erreicht an der nördlichen Seite, wo die Ufer
kahl und steil sind, eine Tiefe von 6 M.; die östliche Partie ist dagegen seicht und mit
dichtem Schilf bewachsen. Holop. gibberum lebt hier mit Daphn. Brandtiana,
D. rosea, Leptodora hyalina und mit dem bereits erwähnten Räderthierchen
Conochylus volvox zusammen.
Ebenfalls sehr interessant ist der 920 Joch betragende Teich „Bestrev“ bei
Frauenberg, der ein grüngefärbtes Wasser enthält, welche Erscheinung einer besonders
kleinen, grünen, hier sehr zahlreich verbreiteten Alge Limnochlide flos aquae
zuzuschreiben ist, die in Form von einigen Milimeter langer Stäbchen bis zur Tiefe von
einem Meter die obersten Wasserschichten des Teiches erfüllen. Diese Alge zeigt sich
für das Teichwesen von grosser Bedeutung zu sein, da sie sammt den Cladoceren den
Fischen als gute Nahrung dient, so dass man eine verhältnissmässig grössere Anzahl von
Fischen in solchen Teichen halten kann. Dagegen ist das Vorkommen dieser Alge der
Verbreitung der Cladoceren nachtheilig, und in der That ist hier auch die Fauna ver-
hältnissmässig artenarm. Im der Mitte dieses Teiches lebt ebenfalls Lept. hyalina,
kommt aber vereinzelt vor. Alona falcata und quadrangularis pflegen hier
die sandigen Uferpartien aufzusuchen; beide Arten sind von dunkelgelber oder bräun-
licher Farbe.
Von den zahlreichen Teichen der Wittingauer Herrschaft wurde ferner der Rosen-
berger-, Syet-, Opatowitzer-, Kahov-, Tisi- und Karpfen-Teich bei Wittingau, der Syn-,
Nekfteny-, Pesäk- und Bastyr-Teich bei Lomnitz, endlich der Hladov-, Hammer- und
Lipi&-Teich untersucht.
Die Schlägelgrube des grossen Rosenberger Teiches ist 6 M. tief und ein Lieb-
lingsaufenthaltsort von B. cornuta. In der Mitte des Teiches überwiegt L. hya-
lina; an den mit Gras bewachsenen Ufern kommt I. sordidus, acutifrons und
A. guttata vor.
Der Kanov-Teich, der mit dem Rosenberger zusammenhängt und blos durch die
Prager Strasse von ihm getrennt ist, zeichnet sich durch das Vorkommen zweier für die
Fauna Böhmens neuen Arten: Mac. hirsuticornis und Mon. tenuirostris, welche
sich am liebsten längs des steinigen Dammes aufhalten. Die erste Art ist hier häufig;
von der zweiten bekam ich nur zwei Exemplare. Die häufigste Seeform ist hier
D. Kahlbergensis.
Der ungefähr 377 Joch betragende und der Stadt Wittingau angränzende Teich
„Svet“, dessen Tiefe mitunter sogar 6 M. erreicht, hat vorwiegend dieht mit Schilf
bewachsene Ufer. Daselbst ist S. erystallina und A. affinis die am häufigsten
vorkommende Art. Hier fand ich auch Mon. tenuirostris, obzwar nur in einem
einzigen Exemplare. In der Mitte dagegen leben sehr zahlreiche Exemplare von
124
D. galeata. Im dem benachbarten Opatowitzer Teiche ist D. Cederströmii der
häufigste Bewohner.
Der in der Nähe liegende Tisi- und Karpfenteich sind sehr seicht und mit
dichtem Schilf bewachsen, so dass hier nur die Uferformen vorkommen, worunter auch
P. pedieulus vertreten ist.
Ungefähr vor sechs Jahren errichtete man auf der Wittingauer Herrschaft in
einem sandigen Boden bei Lomnitz dem Eisenbahndamme entlang sieben neue’ Teiche,
welche nur durch niedrige Dämme voneinander getrennt sind und mit dem: von einigen
naheliegenden Teichen abfliessenden Wasser gespeist werden. Ihre Tiefe ist ebenfalls
unbedeutend. Obzwar seit der Errichtung dieser Teiche kaum ein Jahr verflossen ist,
fand ich dennoch bei deren Untersuchung eine grosse Anzahl von Cladoceren. Die Fische
gedeihten hier prächtig, trotzdem dass ihre Nahrung hauptsächlich aus Cladoceren bestand
und es dürfte dies als Beispiel angeführt werden, um zu zeigen, dass auch diese
sonst sehr unbedeutenden Thierchen im Teichwesen eine ziemlich wichtige Rolle zu
spielen vermögen. Die häufigsten Bewohner waren hier: Daphnella Brandtiana,
C. megops, pulchella. Im Syn-Teiche traf ich schon L. hyalina nebst noch
einigen Seeformen.
Der Hladov-Teich, dessen Ufer ebenfalls schilfig sind, zieht durch das sehr
häufige Vorkommen von P. pediculus die Aufmerksamkeit auf sich. Auch fand ich
hier in grösserer Anzahl das Infusorium Ceratium furca, Ehr. Im Hammer-Teiche,
in welchem Sc. muceronata und C. pulchella vorwiegen, lebt nebst einigen anderen
Arten noch die in Böhmen äusserst seltene Form M. rosea.
Der Teich „Lipie“ gehört zu jenen Wittingauer Teichen, die man hier Himmel-
teiche (Nebesk& rybniky) nennt und welche blos mit Quell- und Regenwasser gespeist
werden und sonst keinen anderen Wasserzufluss haben. Da in diesen Teichen keine
Hechte vorkommen, bei deren Gegenwart die Karpfen den Laich nieht lassen würden,
so benützt man sie als Streichteiche. Der Lipie-Teich beträgt 49 Joch und ist an den
Ufern dieht mit Schilf und Gras bewachsen. Hier traf Dr. Fri riesige Exemplare von
L. hyalina, jedoch nur vereinzelt. Von der artenarmen Uferfauna ist die sehr selten,
bis jetzt nur von Schoedler beobachtete Art Pl. striatus von Bedeutung. Es
erübrigt noch zu bemerken, dass die sämmtlichen hier lebenden Arten dunkel gefärbt sind.
Von Bedeutung ist der mit trübem Wasser gefüllte Teich bei Bzi, in welchem
Moina brachiata in Gesellschaft mit D. graeilis und L. hyalina vorkommt, die
sonst nur in Pfützen aufzutreten pflegt.
An den Ufern des Judenteiches bei Budweis ist Daph. Brandtiana sehr häufig.
Die sämmtlichen, hier angeführten Teiche werden jedes dritte Jahr ausgelassen und
der dadureh wasserfrei gewordene Raum zu Feldern und Wiesen verarbeitet, zu dem
Behufe, um die etwa vorkommenden schädlichen Insekten zu vertilgen. Von den Teichen,
die sehr selten oder gar nie ausgelassen werden, ist vor allem der Jordän-Teich bei
Täbor zu erwähnen, dessen Fauna vollständig mit jener der regelmässig ausgelassenen
Teiche übereinstimmt. Hier vorwiegt D. cucullata.
In der nächsten Umgebung von Prag wurde blos der Keyer- und Podernitzer-
Teich durchforscht. Ein Unterschied zwischen der Fauna dieser Teiche und jener der
Umgebung von Wittingau ist blos in dem Vorkommen von Daph. brachyura in
ersteren und Daph. Brandtiana in letzteren zu suchen. L. hyalina ist auch hier
häufig vertreten. P. pediculus tritt gar nicht auf, D. eueullata ist ein häufiger
Bewohner des Keyerteiches, D. Kahlbergensis dagegen des Poternitzer Teiches.
Einer ähnlichen Fauna erfreut sich auch der Zehuner- und Jakobi-Teich bei Dymokur,
in welchem sich auch P. pedieulus vorfindet.
Zuletzt erwähne ich noch den Konvent-Teich nächst den Sazava-quellen, welcher
im J. 1874 von Dr. Frie untersucht wurde. Seine Uferfauna enthält neben anderen
Cladocerenarten den Pl. personatus in grösserer Anzahl, welche Art ich sonst in
einigen Wasserreservoirs, die seit geraumer Zeit nicht gereinigt wurden, antraf (Röhr-
kasten in Pod&brad und Senftenberg). In der Mitte des Konventteiches überwiegt D. Kahl-
bergensis und Cederströmii.
„Lo
125
Nebst den erwähnten grossen Teichen giebt es noch andere kleinere, in welchen
blos eine Art der Gatt. Daphnia vorzukommen pflegt und der sich dann einige
Lynceidenarten anschliessen. Die Ufer dieser Teiche sind meist kahl und ohne Schilf.
Hieher gehört der Teich Struharov im Sazavathale mit D, lacustris und A. lineata
und Cheyner Teich bei Prag mit D. aquilina.
Folgende Tabelle giebt uns eine Uebersicht der sämmtlichen, in den Teichen
Böhmens vorgefundenen Cladocerenarten sowie auch ihre locale Verbreitung.
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IBEIEIE 22 8=@ 88228 31|2|58 =382588]%|8
SEE BEEIEEHAEBE EIAIR AM SENIH |
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2 Daphn. brachyura TT + n 4 ü |+ T
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4 Holoped. sibberum |
5 Daphn. longispina +ır
6 ,„ lacustris 1 ar ar Tl
77 ,) aquılınar . “}
87,, gaalisı‘ . T
9 ,„ galeata . ln T T ir
10 ,„ eueullata . T T Ti di
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12 „ Cederströmii ir 7
13 Simoceph. vetulus | 7/7 + Tr Ti ar le in;
14 „ exspinosus T
15 » serrulatus 7 x
16 Seaphol. mucronata ee ee er 1e te ara lan ||. ar olamlar lat
17 Ceriodaph. megops T Ta +7 ZT: 4 Ar
18 _„ . reticulata 7 ale: + F
19 „. pulchella. lunlibele el ee led
20 P laticaudata AT T Ar
21 Bosmina cornuta ir Tr Y en ar srl
22 » Jonsirostnis It Tr li lid | |F j T Talı ‚lt
23 » .brevieornis er Y
34 Macroth. laticornis Dale + ir
25 „ hirsuticornis 7
26 .,„ , rosea : Tr 7
27 Ilyoerypt. sordidus T "
28 „. acutifrons T
29 Euryc. lamellatus T I 1T|T Tu elle T alenlın:
30 Campt. rectirostris aller T
31 Acroper, leueocephalus |7|T|T #rllör SR allg 7
32 „. angustatus,.. |7 lm T le
33 Alona Leydigii T T gr
34 „ alinis.... FT |\T|T la el ET
35 „ quadrangularis Taler T
36 „ tenuicaudis +
37. ,„, costata .... a RN ae lee;
38, guttata ...1 |T).|T) IT 7 al ultra
ı 9119/1116; 7114116.:9/ 9) 4) 4| 6| 7113111114] 9.15.12 141410
126
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9119111116) 7 1416| 9] 9] 4) 4| 6) 71311
39 Alona lineata. . . +
40), „.ITalcata u
41 ,„ testudinaria . T
42 „ rostrata ... IT |T|T aller T
43 Pleuroxus exiguus T
44. #exeisus ©..<' 1|r iR
45.7. „DANNE.|. 2» T: rllen zly
46 „ hastatus .. Taler tr ler
47 „ striatus 7
48 „ trigonellus. Hi
49 „ aduncu .
50 „ personatus .
51 „ truncatus.. “ ler + T
52 „ brevirostris 7
53 Chydorus globosus + ar
54 „ sphaerieus. Bl lsee im +|r
55 Mon. tenuirostris Tr
56 Polyph. pediculus | + Tut T Tune
57 Leptodora hyalina |+ ++ | + |rf + + T
13/25|17/21| 9/20/23110112) 4] 4115111119113
c) Flussausbuchtungen, langsam strömende Flüsschen und Bäche, Tümpel von
verschiedener Grösse und Tiefe bilden die dritte Gruppe der Gewässer. Sie werden
ausschliesslich von Uferformen bewohnt. Die Anzahl derselben ist jedoch stets grösser
als jene der in Teichen lebenden Uferformen, was vielleicht in der Beständigkeit solcher
Gewässer, die nie austrocknen, und dem Vorkommen, so wie auch der Verbreitung der
Cladoceren bei weitem günstiger sind, zu suchen ist. Sind die Tümpel und Flussaus-
buchtungen hinreichend gross und tief, so findet man mitunter einzelne Formen, welche
an die Seefauna errinnern. Solche sind jedoch mit den in der Mitte der Teiche und
Seen vorkommenden Formen nicht zu verwechseln, da sie fast ausschliesslich der Utfer-
fauna angehören. In der Mitte dieser Gewässer leben die Gatt. Daphnella, Bosmina,
ferner Moina micrura und einige Arten der Gatt. Daphnia. Leptodora
hyalina kommt hier nie vor.
Eine der grössten Buchten ist die '/, Stunde lange, 80—100 m. breite, mitunter
9 m. tiefe, meistens dieht mit Schilf bewachsenen Ufern Elbebucht „Skupice“ bei
Podebrad, welche die artenreichste Cladocerenfauna Böhmens aufweist. Sie zählt nämlich
37 Arten. M. micrura lebt hier nicht nur in der Mitte und in der Nähe der Wasser-
oberfläche, sondern auch in der Tiefe. In einer ähnlichen Elbebucht bei Prelout wiegt
Camptoc. rectirostris vor. In den Tümpfeln bei Brandeis an der Elbe kommt
eine sehr seltene und bisher nur aus Russland bekannte Art Scaphol. aurita, bei
Turnau dagegen A. latissima und Mac. rosea vor. Strebloc. serricaudatus
tritt im schlammigen Grunde der Sumpftümpfel bei Wittingau, Pleur. hastatus in
einer Bucht des Iserflusses bei Podol und A. testudinaria im Egerflusse bei Königsberg
massenhaft auf. In einem kleinen Tümpfel bei Krottensee lebt D. longispina,
B. longieornis, breviecornis und einige Lynceidenarten, welche sämmtlich sehr
blass gefärbt erscheinen.
j
N
|
e
127
In folgender Tabelle habe ich die in grösseren Flussausbuchtungen und Tüm-
peln vorkommenden Arten zusammengestellt.
Elbebncht Skupice
bei Podebrad
Elbebucht bei
Tümp. bei Arno-
schitz (Turnan)
Tümp. bei Zehrov
(Turnau)
Iserbucht bei
Podol
Tümp. bei Königs-
berg
Tümp. bei Krot-
tensee
-—
Te ee Pe aa ee FE FE BEER VE DER BEER BER,
Sida erystallina .
Daphnella brachyura .
Daphnia psittacea
n pennata
5 longispina
x microcephala a
5 eneullaia A, Wa &
Simocephalus vetulus
55 exspinosus
10 n serrulatus
11, Scapholeberis mucronata
12) Ceriodaphnia megops .
13 A reticulata .
14 E pulchella .
19 " laticaudata
16) Moina micrura
17| Bosmina cornuta
18 4 longirostris . BOBLLENN
iS) P lonztcormsmne ee u
20 = brevicornis .
21| Lathonura rectirostris
22| Macrothrix laticornis .
23 “ rosea öTe Abk,
24| Streblocerus serricaudatus . . 2.22.)
25, Ilyocryptus sordidus |
26, Eurycercus lamellatus N EETOTEN |
127!) Camptocereus reetirostris . . 2. ...|
28 E Tilljeborgite rar.
29) Acroperus leucocephalus
30 S angustatus . BE a TE
alone, affınısı m. Ja Bora Aa
132 quadrangularis
tenuicaudis .
latissima . ne
cortatanımı.) Sr DE Pen 0 |
guttata
lineata
testudinaria
rostrata
40| Pleuroxus exiguus
41 R excisus
4 nanus
= hastatus
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+
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SQ PpPpwm
++
= oe air
—-
++
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=3|32|28|53|33|55|353
es Tselge seen
s=l3- |jE8|3 |= |2 |e
= - -
30. | 15 |, 8 | 31:| 9) 17030
44| Pleuroxus trigonellus . . Tele Ti
45 3 AUUNGUR. oe sie T ar
46 5 personatus Ti
47 5 truncatus ENG: bir Eklat
48| Chydorus globosus . . Teiles: T A
49 = sphaerieus . . . ... i En eu un Til
50 = cRelatus. 1. 1. lee Y T
| Kin» ler 2 re
d) Pfützen und sonstige Regenwasseransammlungen meist mit trübem Wasser,
die vorzugsweise zum Vieh- oder Pferdeschwemmen benützt werden, gehören der vierten
Gruppe der Gewässer an und werden stets nur von den Moinaarten und von jenen Arten
der Gatt. Daphnia bewohnt, welche an den Schwanzkrallen mit einem Kämmchen
versehen sind.
Allgemeine Verbreitung der Cladoceren. Von einer allgemeinen
Uebersicht der Cladocerenfauna der ganzen Erdoberfläche kann bis jetzt keine Rede sein,
da in der bisherigen Literatur, welche uns über das Vorkommen und Verbreitung dieser
Thierchen Aufschluss giebt, nur sehr lückenhafte Nachrichten enthalten sind. Ja selbst
Europa steht in dieser Hinsicht noch zurück, denn der ganze Süden ist bis jetzt unbe-
rücksichtigt geblieben und nur in Nordeuropa, namentlich in Dänemark, von wo aus
auch die ursprünglichen Forschungen ausgiengen, hat man eine nähere Aufmerksamkeit
den Cladoceren gewidmet. 3
O0. G. Sars lieferte uns bisher das artenreichste Cladocerenverzeichniss, der in
Norwegen, namentlich in der Umgebung von Christiania seine Beobachtungen anstellte.
Diesem Verzeichnisse reiht sich würdig jenes der Fauna Dänemarks an, welches schon im
J. 1785 theilweise von OÖ. Fr. Müller veröffentlicht, später aber durch P. E. Müller
ergänzt wurde. Die Arten Schweden’s bearbeitete Lilljeborg, England’s Baird,
Norman und Brady, welche letzteren die Forschungen Baird’s bezüglich der Bosmi-
niden, Lyncodaphniden und Lynceiden vervollständigt und vermehrt haben.
Seb. Fischer vertraute uns mit der Fauna Russland’s nnd zwar der Umgebung von
Petersburg. Von den Schriften, welche in verschiedenen Zeitperioden in Deutschland
erschienen, sind die Arbeiten Schoedler’s, der in der Umgebung von Berlin und in den
Buchten des baltischen Meeres seine Untersuchungen anstellte, von grösserer Wichtigkeit.
Nebstdem beschrieb Li6dvin die Cladoceren der Danziger Gegend, Zaddach der Um-
gebung von Königsberg und Leydig von Würzburg und des Bodensees. Endlich ist
noch die Artenbeschreibung der Umgebung von Genf (Jurine 1820), ferner jener von
Böhmen (Kurz 1874) und das Cladocerenverzeichniss von Pester Umgebung (Chyzer 1858)
zu erwähnen.
Im Vergleiche mit anderen, verhältnismässig am besten durchforschten Ländern
Europa’s zählt Böhmen die grösste Anzahl von Cladoceren und zwar 96,
Norwegen (nach Sars) 86, Dänemark (nach P. E. Müller) 75, Deutschland 70, England
52 und Russland nur 34 Arten. England und Russland sind bisher die artenärmsten
Länder, was allerdings den noch nicht in hinreichendem Maasse betriebenen Forschungen
zuzuschreiben ist, da uns von England an genaueren Verzeichnissen der Sididen und
Daphniden, von Russland dagegen fast sämmtlicher Familien mangelt.
N ET re EEE ie
129
Stellen wir uns die Arten dieser Länder nach Familien in Reihen, so erhalten
wir folgende Uebersichtstabelle. (Die marinen Arten sind inbegriffen).
= m . .
ade ie | ® ee = 2a= sı Ss |za
Familie Eı2|8153|&|7188
=: 158 8°|2|3)|8°
SEE EEE
I. | Sididae Zul 6A A yilia 8
I. | Holopedidae 1 1 1 11—|— 1
II. | Daphnidae 332 73022195 218 210 9253
IV. | Bosminidae ; | 3 7 6 8 4 2 | 19
V. | Lyneodaphnidae . 8 7 6 5 x 4| 11
VI. | Lyneeidae : 34 0.292])03221282 1525 | 14 | 51
VII.) Polyphemidae . I | 2, rl 9
VIIO.| Leptodoridae . 1 1 le — lt 1
| | | 96 | S6 | 75 | 70 | 52.| 34 153 |
|
|
Die Daphniden sind in Böhmen und Norwegen am zahlreichsten vertreten, in
Russland dagegen am allerwenigsten; die Lynceiden weisen in allen Ländern die grösste
‚Zahl auf. Holopedium blieb bisher in England und Russland, Leptodora nur in
Russland unbekannt.
In nächstfolgender Tabelle ist dasselbe Artenverzeichniss jedoch nach Gattungen
geordnet.
En ee ee
2 | & | S3.| 3 = |E
= 8 las S S ==
Gattung sı2|:1l22|8| 5 | 538
alas |2O| = | Sue
RBIRA|ASR AIA|S
| \
RE Stdn Dofiraus)"}. IITLETIE AMOS BIETER EI DEN 2) f Sa Eelı Diegllio sagt!
2 | Daphnella, Baird 2 2 2 1 1 2 2
3 | Limnosida, Sars.. . — ne ee
4 | Latona, 0. F. Müller — 1 ar — | — |; BE
5 , Holopedium, Zad. 1 1 1 1|1— | — 1
6 | Daphnia, O0. Fr. Müll. 24 | 20 7.1010 5 3| 35 |
7 | Simocephalus, Schoedl. . 3 ale: 4 1 2| 4ı
5 | Seapholeberis, Schoedl. . 3 1 1 2 2 2 3|
9 | Ceriodaphnia, Dana 5 5 7 3 2 u |
10 | Moina, Baird 4 1 1 2 2 | 2 |
11 | Bosmina, Baird . 5 7 6 8 4 2 || 19
12 | Lathonura, Lilljeb. 1 1 1 2 1 1 2 |
13 | Macrothrix, Baird . 31 — 2 1 3 1 3
14 | Streblocerus, Sars . ee | 1|
15 | Drepanothrix, Euren . . . —|1ı1/ 1|—-| 1|— 1)
16 | Acantholeberis, Schoedler . 1 1 1 1 1| — In!
17 | Ilyoeryptus, Sars 2 2 1 1 1 1 2,
18 | Ophryoxus, Sars — ee
157|51|36 | 39 | 25 |ı8 | 9
|
130
|
|
|
|
ei „ .
ale|sl2,|3 151€
Gattung 5 B3 3 23 1 ri FE
E-] > a s- sD u aN
© © e | = ©
aAja|Ar Jaje so
I
| Ist |5ı | 36 | 39 | 25 | 18 | 92
| 19 | Eurycereus, Baird . 1121712 2 IE on
20 | Camptocereus, Baird . 2 1 3 4 1 ı1| 4
21 | Acroperus, Baird 2 3 3 2 2 1 5
22 | Alonopsis, Sars . EEE a | Fe 1 1 1 1| — 1
23 | Alona, Baird . ... rt nA ALT SEES 9 5 | 18
24 | Frixura, P. E. Müller — | 1l— ı —| — 1
25 | Pleuroxus, Baird hl 6 7 8 7 3 | 12
26 | Chydorus, Baird 5 4 2 4 2 2 7
27 | Anchistropus, Sars —_ 1] — | — 11 — 1
28 | Monospilus, Sars : A |! 1 Az ee] 1 il
29 | Polyphemus, O. F. Müll. RER er. | Na | 1 1 1 1 1 1
30 | Bythotrephes, Leyd. . . . — 1 1 1|—- | — 2
31 | Podon, Lillj. (marin) —_—|— 2ı—- | — | — 2
32 | Pleopis, Sars (marin) — | 2|-|ı-|-|— 2
33 | Evadne, Loven (marin). —ı 1 2ıl— |ı — 1 2
34 | Leptodora, Lillj. Da kHib Lei 1 1] A 1
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Von den 34 hier angeführten Gattungen haben in Böhmen 24, in Norwegen 31
(2 marine), in Dänemark 29 (2 marine), in Deutschland 23, in England 24 (1 marine)
und in Russland 21 Gattungen ihre Vertreter. Die Hälfte derselben (17 Gatt.) ist
allen diesen Ländern gemeinschaftlich. Die Gatt. Alona und Pleuroxus besitzt
verhältnissmässig die meisten gemeinschaftlichen Arten, die Gatt. Bosmina die aller-
wenigsten.
Vergleichen wir endlich die Reihen der Arten der sechs Länder miteinander
in Bezug auf das gemeinschaftliche Vorkommen einzelner Arten, so erhalten wir die
nachstehende Tabelle, in welcher uns die angeführte Zahl immer die Menge der BODEN
schaftlichen Arten je zweier Länder angiebt.
Norwegen
Böhmen
Dänemark
be}
ler}
Deutsch-
Russland
Böhmen
Norwegen .
Dänemark
Deutschland .
England
Russland .
131
Die meisten gemeinschaftlichen Arten weist Russland und England auf und zwar
aus dem Grunde, dass man bisher nur den häufigsten Arten Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Zum Schlusse sei mir erlaubt noch zu bemerken, dass man wesentliche Unter-
schiede zwischen den bereits erwähnten Faunen vergebens suchen würde, trotzdem dass
man sich einigermassen dazü berechtigt fühlt und das um so mehr, als die einzelnen
Länder geographisch von einander getrennt sind. Dies gilt namentlich von England,
welches vom Kontinent gänzlich abgeschlossen ist, ünd doch findet man hier keine Art,
welche nicht etwa am Kontinente vertreten wäre. Die Faunen Böhmens, Dänemark’s
und Norwegen’s stimmen ebenfalls im Wesentlichen überein, da ihnen 46 Arten gemein-
schaftlich sind. Die Cladoceren scheinen demnach kosmopolitische Thiere zu sein, welche
überall angetroffen werden, wo man ihnen nur Aufmerksamkeit widmet und wo aüch
die äusseren Verhältnisse der Verbreitung und dem Vorkommen derselben entsprechend
günstig sich gestalten.
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62
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EINER NEUEN
CHEMISCH-MIKROSKOPISCHEN MINERAL- UND GRSTEINSANALYSE
VON
Dr. EMANUEL BORICKY,
A. 0. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU PRAG UND CUSTOS DES BÖHM, MUSEUNS.
(ARCHIV DER NATURW. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÜHMEN, III. BAND, CHEM.-PETROLOGISCHE ABTHEILUNG.)
—IERUITIT—
DRAG,
Commissions-Verlag von Fr. Rivnät. — Druck von Dr, Ed. Gregr.
1877.
2
Einleitung.
Wie ein glänzendes Meteor erschien die mikroskopische Mineral- und
Gesteinsforschung am Horizonte der Anorganologie! Sie überraschte durch plötz-
liche Gewährung des Einblicks in die innere Beschaffenheit solcher Minerale,
deren substanzielle Differenzen man durch mannigfache Hypothesen vergeblich zu
erklären suchte, sie überraschte durch nicht geahnte Aufschlüsse über das Wesen
und die Genesis mehrer kryptomeren Gesteine, von deren Beschaffenheit man
nahezu ein Jahrhundert hindurch irrige Vorstellungen hatte, sie beleuchtete manch’
unrechten Weg, den man im Gebiete der Gesteinsforschung früher gewandelt; aber
sie lieferte auch Beweise für Vermuthungen bezüglich genetischer Mineral- und
Gesteinsverhältnisse, die man früher nicht ohne Besorgniss einer heftigen Opposi-
tion auszusprechen wagte; daher berechtigte sie zu der Hoffnung, dass man in ihr
den Pfad gefunden, welcher zur sicheren Erkenntniss der in einen scheinbar
undurchdringlichen Schleier gehüllten Mineralwelt führen wird.
Diese Hoffnung, die sich der meisten Mimeralogen und Geologen bemächtigt
haben mag, als Vogelsang’s Philosophie der Geologie!), Zirkel’s klassisches Werk
über die Basalte?) und Fischer’s kritische, mikroskopisch-mineralogische Studien ?)
der bahnbrechenden Arbeit Sorby’s *) folgten, schien bald in Erfüllung zu gehen;
denn seit diesem Zeitpunkte trat ein reges Leben in der mikroskopischen Unter-
) Bonn. 1867.
®) Bonn. 1870.
°) Freiburg. 1869 und 1871.
*) „On the microscopical structure of erystals, indicating the origin of minerals and rocks“
Quart. Journ. of the geol. soc. London 1558, — Zur Erkennung einzelner Gemenstheile
kryptomerer Gesteine wurde das Mikroskop schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts von
Dolomieu und Flerieu de Bellevue angewandt — aber nur Gesteinspulver war Objekt der
Untersuchung. Hierauf wurde von mehren französischen Geognosten der Schlemmprocess
und eine Untersuchung der durch Schlemmen getrennten Partien vorgeschlagen. Und dieses
von Cordier (1815) in ausgedehnter Weise angewandte Verfahren fand in einer chemischen
Behandlung des Gesteinspulvers eine wichtige Ergänzung. Allein die ersten Krystalldurch-
schnitte, die zum Studium des inneren Baues hergestellt wurden, scheinen die des Chiastolithes
gewesen zu sein, welche Gerhard (nach Fischer’s Constatirung), aber nur im auffallenden
Lichte, untersucht hatte. Im durchfallenden Lichte fand (nach Witham’s Angabe) eine Dünn-
schliffuntersuchung zuerst von William Nicol statt, der eine Methode zur Herstellung von
1*
4
suchung der Minerale und Gesteine ein. Mikroskop und Schleifmaschine sind als
unentbehrliche Geräthe in das Arbeitslokale des Mineralogen und Geologen auf-
genommen und fleissig gehandhabt worden. Zahlreiche Minerale wurden nach der
neuen Untersuchungsmethode in Bezug auf ihre innere Beschaffenheit geprüft; in
verschiedenen Ländern wurde die Untersuchung grösserer und kleinerer Gesteins-
komplexe nach der neuen Methode in Angriff genommen oder es wurden einzelne,
unter einem Namen vereinigte Gesteinsarten an den neuen Prüfstein angelegt. Und
in drei Jahren wuchs das wissenschaftliche Materiale so sehr an, dass sich Zirkel
schon im Jahre 1873 bewogen fand, die zerstreuten Ergebnisse der mikroskopi-
schen Mineral- und Gesteinsforschung zu sichten und durch Herausgabe eines
stattlichen Lehrbuches !) seinen Fachgenossen zugänglich zu machen.
Allein das wissenschaftliche Streben, das sich in der erwähnten Richtung
in so reichlichem Masse kund gab, führte bald zu der Erkenntniss, dass es in
diesem Pfade noch weite Klüfte gibt, die ausgefüllt oder wenigstens überbrückt
werden müssen, wenn ein sicherer Schritt vorwärts gethan werden soll. Und diesem
allseitig gefühlten Bedürfnisse entsprechend, beeilte sich Rosenbusch ?) dem mikro-
skopirenden Mineralogen und Geologen einen praktischen Wegweiser in die Hand
zu geben, um ihm durch Zusammenstellung wol geordneter, derzeit möglicher
Diagnosen der gesteinsbildenden Minerale ein klares Bild des bisher bekannten
Terrains vor die Augen zu stellen und ihn indirekter Weise auf die unsicheren
Stellen und Lücken aufmerksam zu machen.
Das nächste Resultat dieser Bestrebungen war eine über das gewöhnliche
Niveau weit erhöhte Produktion in der mikroskopischen Mineral- und Gesteins-
forschung, die unser Wissen nach vielen Richtungen hin, namentlich in Betreff
der Mikrostruktur der Gesteine, wesentlich bereicherte, die aber zu manchen Ver-
wirrungen Anlass gab, indem nicht selten statt positiver Resultate nur die alten
Pfeiler der Wissenschaft niedergerissen und die bisherige Unzulänglichkeit unserer
Hilfsmittel zu neuem Aufbaue offen oder stillschweigend konstatirt wurde oder
indem auf alten Grundlagen nur Interimsbauten errichtet wurden.
Es war wol — schon im Hinblicke auf die überraschende Mannigfaltigkeit,
die Zirkel im Bereiche «des Basaltes bekannt machte — zu erwarten, dass es auch
bei anderen, bisher unter einem Namen vereinigten Gesteinen erhebliche Differenzen
geben wird, «dass vielleicht im Bereiche mancher Gesteinsart eine Scheidung in
mehre Arten, bei anderen Gesteinsarten eine Vereinigung zu einer Art wird ein-
treten müssen; allein man ahnte doch nicht die Schwierigkeiten, die sich bis heute
immer noch aufwerfen, wenn es gilt, über das Mass der Aehnlichkeit, die zur
Umfassung mehrer Gesteinsgruppen mit einem gemeinschaftlichen Namen nöthig
Dünnschliffen angab; aber eingehende Studien der inneren Strukturverhältnisse der Minerale
machte erst David Brewster, der sich besonders für die petrogenetische Bedeutung der
Flüssigkeitseinschlüsse interessirte und der auch bereits die Wichtigkeit der mikroskopi-
schen Untersuchung im polarisirten Lichte anerkannte. Brewster dürfte als der eigentliche
Vorläufer Sorby’s angesehen werden, wiewol auch vor Sorby an Mineralen und Gesteinen
(von G. Rose, Scheerer, Jenzsch, Knop, vom Rath und Anderen) mikroskopische Unter-
suchungen vorgenommen wurden.
') Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine. Leipzig 1873.
°) Mikroskopische Physiographie der petrografisch wichtigen Mineralien. Stuttgart. 1373.
ist, über das Mass der geologischen, mineralischen, chemischen und structurellen
Prinzipien, auf denen eine natürliche Systematik der Gesteine basiren soll, eine
Einigung zu erzielen. Und die Ursache dieser Schwierigkeiten ist — meiner
Ansicht nach — im Allgemeinen in der noch immer andauernden Klärung unseres
petrologischen Wissens, im Besonderen aber in den Mängeln zu suchen, welche
unseren mikroskopischen Methoden anhaften, ihre Anwendung erschweren oder
unsicher machen, welche nicht selten nur eine subjektive Auffassung des Unter-
suchten gestatten.
Unter diesen schwierigen (weil unfertigen) Verhältnissen unternahm es
von Lassaulx in einem knapp gefassten, vorzüglich dem ersten Studium der Petro-
logie bestimmten Lehrbuche !) die bisherigen Resultate der Gesteinsforschung
nach einem Systeme zu ordnen. Blättert man aber in diesem, zur Zeit jedenfalls
zweckmässigen Lehrbuche und geht die mikroskopischen Diagnosen einzelner Mine-
rale und Gesteine durch, so wird man unwillkührlich zu der oberwähnten Ansicht
geleitet, dass auf dem wol zum rechten Ziele führenden Pfade noch gar viele
Arbeiten zu verrichten sind, ehe ein sicheres und bequemes Fortschreiten auf
demselben ermöglicht sein wird.
Wenn wir den jetzigen Standpunkt der mikroskopischen Gesteinsforschung,
wie er sich in dem letzterwähnten Lehrbuche und in denen Rosenbusch’s und
Zirkel’s abspiegelt, ins Auge fassen, so haben wir vor Allem grosse Errungen-
schaften in der Kenntniss der Mikrostruktur der Gesteine, der Mikrostruktur und
anderer, mit der Letzteren zusammenhängenden Eigenthümlichkeiten gesteinsbil-
dender Minerale ?) hervorzuheben; aber auch in der Anwendung jener optischen
!) Elemente der Petrographie. Bonn. 1875.
2) Um die Kenntniss der Mikrostruktur der Minerale und Gesteine hat sich unser Altmeister
Zirkel unstreitig das meiste Verdienst erworben. Seine vor d. J. 1873 erschienenen Arbeiten
sind in seinem Handbuche: „Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine
excerpirt und eitirt.“ Und von seinen neueren Arbeiten sind die über die Zusammen-
setzung des Kersantons und die Struktur der Variolithe (Ber. d. köngl. sächs. Ges. d.
Wissensch. Juli 1875) und über den Phyllit v. Recht im hohen Venn (Verh. d. naturh. V.
d. preuss. Rhl. XXX. (1) hervorzuheben. Auch zu Rosenbusch’s oben eitirtem Werke,
in dem auch seine früheren Arbeiten verzeichnet sind, haben wir — ausser seinem, mir
von seiner freundliehen Hand in den letzten Tagen zugekommenen, grossen Werke „Ab-
handlungen zur geolog. Specialkarte von Elsass-Lothringen“ — eine inhaltsvolle Abhand-
lung „über Zusammensetzung und Struktur granitischer Gesteine“ (Zeitschr. d. d. geolog.
Ges. 1876) hinzuzufügen, welcher zwei sehr beachtenswerthe Arbeiten von M. A. Michel
Levy (Structure mieroscopique des roches anciennes im Bull. soc. geol. France (3) II.
199—236. 1874 und M&moire sur les divers modes de structure de roches @ruptives. Paris
(Dunod, editeur) 1875, in dasselbe Thema eingreifend, vorangingen. Ausser Sorby’s
erwähnter bahnbrechender Arbeit wären noch folgende Abhandlungen desselben Autors
hervorzuheben: On the mierose. struct. of Mount Sorrel Syenite etc. (Geol. and polytechn.
Soc. of the West Riding of Yorkshire 1863); On the mierose. struct. of the meteorites
(Proceed. Roy. Soc. London 1864). On the struct. of Rubies, Sapphires, Diamonds and some
other minerals (Proceed. Roy. Soc. London 1869).
Von anderen Forschern haben zur Kenntniss der Mikrostruktur einzelner Minerale
und Gesteine neuerer Zeit Beiträge geliefert: Allport (Phon. vom Wolf-Rock. Geol, Mag.
N. 84; Pechstein v. Aran. Geol. Mag. 1872. IX. Brit. Dolerite. Quart. J. of the Geol. Soc.
London 1874), Anger (Klast. Gest. Tschermak’s Mineralog. Mitth. 1875), Artope& (Tra-
6
Eigenschaften, die mit der Gesetzmässigkeit einzelner Krystallsysteme innig zusam-
menhängen, zu mikroskopischen Gesteinsstudien sind (vornehmlich dureh Zirkel’s und
chyte der Anden. Diss. Berlin. 1872), Behrens (Grünsteine. N. Jahrb. 1871; Opale. Wien.
Akad. 1871), Berteles (Ein neues vulk. Gest. Diss. Würzburg 1874), Cohen (Geogn.-
petrogr. Skizzen a. Südafrika. N. Jahrb. 1874), Credner R. (Grünschiefer v. Hainichen in
Sachsen. Schieferthone u. Thone. N. Jahrb. 1875), Dana (Trapp-Gest. des Connectieut-
Thales. Proceed of the Amer. Assoc. for the Adv. of Science, Harfort Meeting 1874. N. J.
1875), Dathe (Diabase. Dissert. Serpentine u, Eklogite d. saechs. Granulitgebietes. N.
Jahrb. 1876), Doelter (Trachyte des Siebenbürg. Erzgeb.; Trachyte v. Tokaj-Eperies.
Tscherm.’s Min. Mitth. 1874; Melaphyre Südost-Tirols. Jahrb. d. geol. Reichsanst. Wien
1874 u. Tsch.’s Min. Mitth. 1875), Haarmann (Melaphyre. Diss. Leipzig 1872), Heben-
streit (Urgest. d. nördl. Schwarzwaldes. Dissert. Würzburg 1877), Emons (Phon. d. Veley
u. Westerwaldes N. J. 1875), Fouque& (les inelusions vitreuses renf. d. 1. feldspaths des
laves de Santorin; une ponce de Vesuv; les nodules ä oligoklas des laves de Santorin;
wollastonit, fassait, grenat des laves de Santorin; les laves des dykes de Thera. Comptes
rendus de l’Acad. de Se. Paris 1873—1876), Geinitz (Grünsteine d. saechs. Erzg. Tsch.’s
Min. Mitth. 1876), Gümbel (Palaeol. Eruptgst. d. Fiehtelgeb. München 1874. Geogn.
Mitth. a. d. Alpen, Sitzgsb. d. k. bayr. Akad. 1877), Hull (Irische Granite. The geol. Mag.
N. J. 1874; Report on the chem., min. and mierose, characteres of the lavas of Vesuvius
from 1631— 1868. N. J. 1876), Inostranzeff (Vesuvlaven v. Spt. 1871, Maerz u. Apr. 1872;
Kalksteine u. Dolomite. Tsch.’s Min. Mitth. 1872), Kalkovsky (Felsite u. Pechsteine
Sachsens. Tsch.’s Min. Mitth. 1874; Felsitporphyre b. Leipzig N. J. 1875; Salit. ete. Tsch.’s
Min. Mitth. 1875. Glimmertrapp v. Melzdorf 1875; grüne Schiefer Niederschlesiens. N. J.
1876. Einige Eruptgst. d. saechs. Erzgeb. N. J. 1876), Kenngott (Obsidian. Petersburg
1869 u. 1870), Koch (Donautrachytgruppe n. Budapest N J. 1877), v. Lasaulx (V. Gest.
d. Auvergne. N. J. 1869—1872. Hemithrene d. Dep. Puy de Döme. N. J. 1874. Eruptegst.
d. Vicentinischen. Z. d. d. geol. Ges. 1873), M. Levy (Observ. sur l’origine des roches
eruptives. Variolite de la Durance. Acad.; Kersanton. Bull. de la soc. geol. de Fr. 1876),
Liebe (Diabase d. Voigtlandes. N. J. 1870), Lossen (Porphyroide d. Harzes N. J. 1877),
Möhl (Sababurg; Scheidsberg b. Remagen; Bühl b. Weimar; Südwest. Ausläufer des
Vogelsgeb.; Basalte der rauhen Alp.; Bas. u. Phon. Sachsens; Bas. der preuss. Oberlausitz;
Hauynbas. in Hessen ; Gest. Thüringens. N. J. 1871—1875); Neminar (Kruptgest. v. Banov
in Mähren N. J. 1877), Niedzwiedzki (Banater Eruptest. Tsch.’s Min. Mitth. 1873),
Petersen (Grünsteine. N. J. 1872), v. Rath (Monzoni. Bonn 1875; Syenitgeb. v. Ditr6,
Trachytgeb. Hargitta ete. Bonn 1876. Geol. Reise n. Ungarn. Bonn 1877), Renard u. de
la Vall&e Poussin (M6moire sur les caractöres min. et stratigr. de roches plutoniennes
de la Belgique et de l’Ardenne Frangaise. Acad. roy. Bruxelles 1876), Rothpelz (Devon,
Porphyroide Sachsens. N. J. 1877), Rutley (On some struct. in Obsidian, Perlite, and Leueite.
R. Microse. soc. 1876. Structur d. Feldsp. N. J. 1876), Sandberger (Neph. v. Katzenbuckel,
N. J. 1369; Bas. u. Dolerite, N. J. 1870; Apatit im Olivinfels. Tachylyt v. Saesobühl. N. J. 1871;
Kryst. Gest, Nassaw’s. Phys. u. med. Ges. zu Würzb. 1873; Dolerit. Sitzb. d. k. bayr. Acad.
1373), Sauer (Phon. d. canarischen Inseln. N. J. 1876), Steenstrup (Om de Nordenskiöldske
Jaernmasser og om Forekomsten af gedigen Jaern i Basalt Kjöbenhavn. 1876 u. N. J. 1877),
Stelzner (Labradorit u. Pegmat. Berg- u. Hüttenm. Z. XXIX.), Streng (Feldspathstudien.
N. J. 1871; Porphyrite v. Dlefeld. N. J. 1875; Kryst. Gest. v. Minesota. N. J. 1877), Törne-
bohm (Diabas- u. Gabbrogest. Schwedens. N. J. 1877), Tsehermak (Porphyrgest. Oester-
reichs. Wien 1869; Meteorit v. Lodran. Pogg. Ann. 1870. Meteorstein v. Goalpara. Wien.
Acad. 1870; Pyroxen u. Amphibol. Min. Mitth. 1871. Meteoriten v. Stannern, Constantinopel,
Shergotty u. Gosalpur. Min. Mitth. 1872), Umlauft (Thonschiefer. Lotos. Prag 1876),
Vogelsang (Flüssigkeitseinschlüsse in gewissen Min. Pogg. Ann. 1869; Krystalliten. hrsg.
v. Zirkel. Bonn 1874), Voldrich (Hereyn. Gneissformation. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst.
Wien 1875), Vrba (Gest. Grönlands. Wien. Acad. 1875. Grünsteine a. d. Adalberti-Sch, vı
Rosenbusch’s Bemühungen) bedeutende Fortschritte zu verzeichnen.!) Es wurden
sogar wichtige Anfänge gemacht, einzelne Spezies bestimmter Mineralgruppen blos
mit Hilfe der optischen Eigenschaften zu bestimmen. So hat Tschermak °?) zuerst
darauf hingewiesen, dass zur Unterscheidung einzelner Glieder der Amphibol- und
Biotitgruppe die Beobachtung des Pleochroismus und der Lichtabsorption wichtige
Dienste leiste und in der neuesten Zeit hat Descloizeaux durch seine äusserst werth-
vollen optischen Studien an Feldspäthen gezeigt, wie man aus der Bestimmung
der Lage der Hauptschwingungsrichtungen im bestimmten Krystalldurchschnitte
eines Feldspathes (durch Einstellung desselben auf das Maximum der Auslöschung
des Lichtes zwischen gekreuzten Nicols) ein Genus der Feldspathfamilie sicher-
stellen kann. 3)
Also durch die salonfähigen Arbeiten, durch die Anwendung der morpho-
logischen und optischen Eigenthümlichkeiten der Substanzen zur Bestimmung der
Letzteren sind unstreitig überaus wichtige Fortschritte in der modernen Petrologie
. geschehen; aber das chemische Laboratorium, das uns auch an den Mineral-Dünn-
schliffen das Konstante, Ewige, das Wesen der Substanz (durch Hervorrufung
bestimmter Veränderungen) enthüllen sollte, schien — der modernen Petrologie
gegenüber — seine Dienste versagen zu wollen. Es wurden zwar auch in letzt-
genannter Richtung beachtenswerthe Versuche unternommen und zur Unterscheidung
einiger gesteinsbildenden Minerale (in kleinen Proben oder in Dünnschliffen)
Methoden vorgeschlagen; allein dieselben blieben entweder auf einige wenige Mine-
rale beschränkt oder gewannen bei ihrer Anwendung keine besondere Bedeutung.
So hat schon Zirkel bei seinen Arbeiten über die Basalte die Prüfung der
Widerstandsfähigkeit der Minerale gegen Säuren durch Kochen des Gesteinspulvers
in Salzsäure mehrfach zur Anwendung gebracht. Von anderen Forschern wurden
Dünnschlifte selbst in Salzsäure gekocht oder mit kalter Salzsäure behandelt und
zugleich mehre wichtige Nebenerscheinungen, wie das Aufbrausen, Ausscheidung
gelatinöser Kieselerde, Lösung und Entfernung von trüben Sekundärgebilden,
beobachtet.
Da aber für die Bestimmung der Widerstandsfähigkeit eines Minerals gegen
Säuren ausser den unter völlig gleichen Modalitäten ausgeführten Vergleichsver-
Piihram. Oest. Z. f. Berg- u. Hüttenw. 1876), Zinekendrath (Kersanton v. Langenschwal-
bach. Würzburg 1875). — Zum Schlusse glaube ich auch meiner Arbeiten erwähnen zu
dürfen, welche die Basalt-, Phonolith- u. Melaphyrgesteine Böhmens betreffen (Archiv d.
naturwiss. Landesdurchf. v. Böhmen 1873, 1875 u. 1876).
2) Sehr beachtenswerth sind Rosenbusch’s Bemerkungen in seiner Beschreibung des neuen
Mikroskopes für min. u. petrogr. Untersuchungen. N. Jahrb. f. Min. 1876.
2) Sitzb. d. k. Akad. d. W. in Wien. B. LIX. 1. Abth. 1869.
) Examen microscopique de l/’orthose et des divers feldspaths trieliniques. Comptes rendus
des s6öances de l’Academie des Sciences LXXXII., seance du 1er mai 1876.
Mö&moire sur les propriet6s optiques birefringentes caracteristiques des quatre prinei-
peaux feldspaths trieliniques, et sur un proc&d& pour les distinquer immediatement les
uns des autres. Ann, de Chim. et Phys. IV.; 1875. — Memoire sur l’existence, les proprietes
optiques et eristallographiques, et la composition chimique du mierocline, nouvelle esp&ce
de feldspath trielinigue & base de potasse, suivi de remarques sur ’examen microscopique
de P’orthose et de divers feldspaths triclinigues. Ann. de Chimie et de Phys. IX.; 1876,
suchen kein bestimmter Massstab vorlag, so wurden nicht selten an demselben
Materiale von verschiedenen Forschern ungleiche Resultate erzielt oder gleiche
Resultate ungleichartig gedeutet.) Und die Folge hievon war, dass man — statt die
Modalitäten (spez. Gew. der anzuwendenden Salzsäure, Zeitdauer der Einwirkung)
festzusetzen, unter denen die Einwirkung der Säure geschehen soll — gegen diese
einzige Reaktion, die namentlich an Dünnschliffen in grösserem Umfange und mit
Erfolg angewandt werden konnte, Verdacht schöpfte und ihre Anwendung auf die
nöthigsten Fälle beschränkte. So wird nun diese Reaktion z. B. zur approximat.
Bestimmung einzelner Glieder der Feldspathfamilie wenig angewandt, dagegen der
vielumfassende Ausdruck „Plagioklas“ bevorzugt.
Rosenbusch war bestrebt, einige in der analyt. Chemie üblichen Operationen,
so die Bildung von Niederschlägen und Trennung derselben von den gelöst ge-
bliebenen Substanzen mittelst eines Filtrirapparates (unter Luftdruck) ?) einzu-
führen; aber seine Bemühungen scheinen wenig Erfolg gehabt zu haben. Ebenso
hat man auf die Aetzfiguren, die sich bei Behandlung der Minerale mit lösenden
Reagentien an verschiedenen Flächen derselben zeigen und die zu dem morpho-
logischen Charakter des geätzten Minerals in inniger Beziehung stehen, hoffnungs-
voll hingewiesen ; allein — wiewol ausser Leyden’s ?) Versuchen am Quarze, Knopp’s *)
am Xanthophyllit und Sohnke’s am Kochsalz °) nun von Baumhauer eine Reihe von
Mineralen ®) bezüglich ihrer Aetzfiguren untersucht wurde — zu ihrer Verwerthung
in der Petrologie ist bisher kein entschiedener Schritt geschehen.
Sehr beachtenswerth sind wol auch jene Methoden, welche die Sonderung
einzelner Minerale aus gemengten mikrokryst. Gesteinen und ihre chem. Sonder-
analysen zum Zwecke haben — wie Müller’s Trennung des Quarzes und einiger
Silikate von einander mittelst Phosphorsäurehydrat ’), Gümbels Mehlprobe®) und
Fouque’s Trennungsweise der eisenhaltigen von den eisenfreien Gemengtheilen
mittelst eines starken Electromaeneten und mittelst eoncentrirter Fluorwasser-
') Um nur ein Beispiel auzuführen, möge aus Zirkel’s Handbuche „Die mikroskopische Be-
schaffenheit der Min. und Gest.“ folgende, auf pag. 407 Z. 18 v. oben befindliche Stelle
eitirt werden: „Durch Behandeln mit Chlorwasserstoffsäure wurde der Plagioklas seiner
(Senfter’s) Diabase stark angegriffen und lässt nach dieser Einwirkung auch mittelst des
Polarisationsapparates keine lamellare Streifung mehr erkennen. Seltsamer Weise entscheidet
sich Senfter für die Oligoklasnatur der meisten Feldspathe, obschon S. 692 vom Oligoklas
angeführt wird, dass er von Salzsäure selbst bei längerer Digestion so gut wie gar nicht
angesriffen werde; . .“
2) N. Jahrb. f. Min. ete. 1871. 914.
®») Sitzb. d. k. Akad. d. W. in Wien XV. 1855.
4) N. Jahrb. f. Min. 1872. 785.
5) N. Jahrb. f. Min. 1875.
°) Die Aetzfiguren an Krystallen. N. J. f. M. 1875 (190).
Am Kaliglimmer, Granat, Kobaltkies. N. J. f. M. 1875 (192).
Am Magnesiaglimmer und Epidot. N. 3. f. M. 1875 (420).
Am Apatit und Gyps. N. J. f. M. 1875 (746).
Am Lithionglimmer, Turmalin, Topas, Kieselzink. N. J. f. M. 1876 (1).
Am Adular, Albit, Fluorit u. chlors. Natron. N. J. f. M. 1876 (602).
°) Journ. f. prakt. Chemie XCV. (43) und XCVII. (14).
®) Eruptivgesteine des Fichtelgebirges. München 1874,
stoffsäure ) — aber alle diese Methoden sind ziemlich mühevoll und erfordern
viel Materiale, das, in Pulverform verwendet, bei der Prüfung der Homogenität
gesonderter Mineralpartien keine so scharfe mikroskopische Beobachtung zulässt,
wie ein Mineraldurchschnitt im Dünnschliffe,
Als ziemlich einfach und zweckmässig glaube ich Knopp’s mikrochemische
Reaction ?) auf die Glieder der Hauynfamilie bezeichnen zu dürfen, durch welche
zum erstenmale eine dampfförmige Substanz, der Schwefeldampf, zur konstanten
Veränderung bestimmter Minerale eines Dünnschliffes, nämlich zum Blaufärben der
hauynähnlichen Minerale und zum Schwärzen der eisenhältigen Minerale verwendet
wird. Ebenso praktisch ist die Anwendung des molybdäns. Amon zum Nachweise
der Phosphate in Dünnschliffen, namentlich zur Unterscheidung des Apatit vom
Nephelin, welche Reaction durch Streng?) eingeführt wurde.
Schliesslich verdient Szabö’s „Neue Methode, die Feldspathe auch in Ge-
steinen zu bestimmen“ ®), eine besondere Beachtung, indem sie die bekannten
alten Methoden, nämlich die der Bestimmung des Schmelzgrades und der Flammen-
reaktion für Natrium und Kalium durch strikte Beobachtung bestimmter Opera-
tionen für mohngrosse Feldspathproben vortheilhaft verwerthet, zur Ausführung
jedoch die Gasflamme, mehre Geräthe und eine gehörige Praxis erfordert. Nach
Szabö’s Angabe verrathen seine fünf Grade der Natriumflamme: 03—1%/,, 1—2%,,
2—4%/0, 48°), 816°), Natrium und seine vier Grade der Kaliumflamme:
03—1%, 14°, 413°), und 13—22°%, Kalium.
Wiewol ich mit Freuden nach Szabö’s Buche sriff, als mir dessen Titel-
blatt zu Gesichte kam, so musste ich es nach sorgfältigem Studium unbenützt bei
Seite legen, da mein kleines Privatlaboratorium den Luxus einer Gasleitung nicht
verträgt und an der hiesigen Universität mir weder ein Laboratorium noch irgend
welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Um aber dennoch zu dem gleichen Ziele,
nämlich zur Bestimmung der Feldspäthe zu gelangen und in meinen künftigen
Arbeiten den in der modernen Petrologie so beliebten Ausdruck Plagioklas durch
genauere Bezeichnung der Feldspathgruppe eliminiren zu können, sah ich mich
genöthigt, einen anderen Weg zu suchen.
Ich wandte mein Augenmerk zuerst ebenfalls der reinen Feldspathsubstanz
zu, aber nach einer Reihe von Versuchen, die ich schon im August vorigen Jahres
begann, dehnte ich schon das Thema auf alle Minerale aus, welche Alkalien und
alkalische Erden enthalten und gewann die Uiberzeugung, dass sich meine Methode
nicht nur für die Bestimmung der allerwinzigsten Mineralfragmente, sondern unter
Umständen selbst für die Bestimmung der in Dünnschliffen kryptomerer Gesteine
vorkommenden Mineraldurchschnitte anwenden lässt.
Nachdem ich eingesehen hatte, dass mit den meisten, in der analytischen
Chemie üblichen Operationen, z. B. Bildung von succesiven Niederschlägen, Filtriren,
1) Nouveaux procedes d’analyse mediate des roches ete. Comptes rendus 1874. XXI. 11.
2) N. Jahrb. f. Min. ete. 1875 (74).
°) Tschermak’s Min. Mitth. 1876.
#4) Budapest 1876. Nach dem durch die ungarische Akademie d. W. 1873 herausgegebenen
ungarischen Originale,
10
Dekantiren etc. bei der substanziellen Untersuchung der Minerale in Dünnschliffen
nicht viel auszurichten sei, kam ich auf den Gedanken, vornehmlich gasförmige
Stoffe (wie Fluorwasserstoffgas, Chlorgas) und solche liquide Substanzen, die sich
ohne Rest verflüchtigen (wie Kieselfluorwasserstoffsäure), auf Mimerale der Dünn-
schliffe einwirken zu lassen und die substanziellen Veränderungen, die sich an der
Oberfläche der Dünnschliffe boten und eine mikroskopische Beobachtung zuliessen,
zur Bestimmung der Minerale zu verwenden.
Vor allem dachte ich an Aetzfiguren krystallographisch bestimmter Mineral-
durchschnitte, hierauf an die successive Entfernung und separate Untersuchung
einzelner Neubildungsprodukte durch verschiedene Lösungsmittel und Reagentien;
aber die Beobachtung schöner, charakteristischer Kryställchen, die an einigen Proben
zum Vorschein» kamen, lehrte mich bald, dass den aus den untersuchten Mineralen
gebildeten Neubildungsprodukten — insofern sie in leicht erkennbaren Krystall-
formen erhalten werden können und insofern sich durch dieselben die einzelnen
chemischen Mineralelemente, namentlich die der Alkalien und alkalischen Erden,
unterscheiden und nach ihrem Mengenverhältnisse bestimmen lassen — eine weit
wichtigere Rolle beizumessen ist, da hiedurch auf dem kürzesten und (selbst für
Jeden, der mit den chemischen Operationen nicht vertraut ist) bequemsten Wege
Resultate zu erzielen sind, für welche die analytische Chemie viel Zeit und Uibung
beansprucht.
Die erste Substanz, die ich anwandte, war das Fluorwasserstoffgas. Ich
überzeugte mich, dass durch dessen Einwirkung auf alkalihältige Silikate Kiesel-
fluoride der Alkalien gebildet werden, die, im kochenden Wasser gelöst, durch
Verdunstung der Lösung in ausgezeichneten, für Kalium und Natrium differenten
Kryställchen erhalten werden können. Hiedurch sah ich die Möglichkeit verwirklicht,
sämmtliche kalihältigen Silikate von den natronhältigen, speziell die Kalifeldspäthe
von den Natron- und Kalknatronfeldspäthen, und im Allgemeinen alkalihältige
Silikate von den alkalifreien mit grosser Leichtigkeit und an den allerkleinsten
Pröbchen unterscheiden zu können. Ausserdem traten auch einige Nebenerschei-
nungen auf, die mir als Kennzeichen der Minerale nicht unwichtig zu sein schienen.
So z.B. sah ich, dass ausser den alkalihältigen auch eine grosse Reihe alkalifreier
Silikate durch Fluorwasserstofigas verändert wird und dass alle jene Minerale,
aus denen sich Fluoride bilden, durch Aufbrausen in Schwefelsäure (das im Mikro-
skope gut zu beobachten ist) leicht erkannt werden können; ich sah, dass in den
mit HF behandelten und hierauf mit Wasser ausgekochten Phonolithdünnschliffen
Möhl’s Nephelinglas sich in ziemlich scharf umrandete Nephelindurchschnitte auf-
gelöst hat, dass durch gleiche Behandlung ganz trübe, wiewol sehr dünne Porphyr-
dünnschliffe rein und hell geworden sind und nun ihre mineralische Zusammen-
setzung deutlich erkennen liessen u. dergl. m.
Allein das ursprüngliche Problem dieser Arbeit, die Bestimmung jener
Gruppen der Feldspathfamilie, die wir unter den Namen Oligoklas, Andesin, Labra-
dorit und Anorthit zusammenfassen, konnte lange nicht auf eine einfache Weise
gelöst werden. Nachdem ich durch Versuche festgestellt, dass aus den mit HF
behandelten Kalknatronfeldspäthen durch Auskochen mit Wasser sämmtliche Alkalien
als Kieselfluoride gelöst werden, während der grösste Theil des Caleium entweder
11
als Fluorid oder als Thonerde-Kalkfluorid!) in der Probe zurückbleibt, so schlug
ich, um zu dem gewünschten Ziele zu gelangen, nämlich um das Mengenverhältniss
des Ca und Na in den Feldspäthen approximativ zu bestimmen, mehre Wege ein,
die sich mehr weniger zweckmässig erwiesen, mich aber ihrer Umständlichkeit
wegen keineswegs befriedigten. ?)
Naturgemäss drängte sich mir nun die Idee auf, sowol Natrium als auch
Caleium der Kalk-Natronfeldspäthe in Form von Kieselfluoriden in einem Bilde
vor die Augen zu führen, da die künstlichen Salze beider Elemente verschiedene,
wol zu unterscheidende Krystallformen zeigten; daher ging mein Bestreben dahin,
auch das Caleiumfluorid in Kieselfluorid umzuwandeln. Zu dem Zwecke behandelte
ich die durch HF veränderten Proben mit Kieselfluorwasserstoffsäure; allein ich
fand zu meinem Leidwesen, dass die dem Natrium gehörigen Kieselfluoridkryställ-
chen stets in einer bedeutend grösseren Menge vorhanden waren, als es das Ver-
hältniss für die einzelnen Kalk-Natronfeldspäthe erforderte. Und aus diesem Grunde
schöpfte ich den Verdacht, dass unter den angedeuteten Verhältnissen stets ein
bedeutender Theil des Kieselfluorkaleium mit dem Kieselfluornatrium in denselben
Formen krystallisirt. 3)
Da ich die Ursache des Zusammenkrystallisirens der sonst in verschiedenen
Formen auftretenden Substanzen in den unter den genannten Umständen ähnlichen
Lösungsverhältnissen zu suchen glaubte, so vereinfachte ich den Versuch derart,
dass ich die Probe direkt mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelte, um das sehr
leicht lösliche Kieselfluorkaleium rascher als das minder lösliche Kieselfluornatrium
zur Bildung und in Lösung zu bringen. Und diese Versuche hatten das gewünschte
Resultat zur Folge, indem sie eine deutliche Verschiedenheit der Kieselfluoridformen
des Kalium, Natrium, Caleium (event. Sr), Magnesium (event. Eisen, Mangan),
zuweilen auch des Lithium und Baryum demonstrirten, somit eine ziemlich leichte
Unterscheidung derselben ermöglichten. Ausserdem ging mein Bestreben dahin,
für die in ihren Formen ähnlichen Kieselfluoride der einzelnen genannten Elemente
Controlreactionen ausfindig zu machen, um über ihre substanzielle Beschaffenheit
auch in zweifelhaften Fällen volle Gewissheit zu erlangen.
Manche Vortheile bot auch die Anwendung des Chlorgases als Reactions-
mittels, und zwar: zur Prüfung der Widerstandsfähigkeit gegen Säuren, zum Nach-
weise der Alkalien, zur Hervorrufung von charakteristischen Aetzfiguren (an einigen
Mineralen), vornehmlich aber zur Constatirung, ob sich die Kieselerde aus einem
Silikate des Dünnschliffes gelatinös oder pulverförmig ausscheidet. Und von den
älteren Methoden erwiesen sich in manchen Fällen auch die des Probeglühens zur
') Wenn sich Kieselfluorkaleium gebildet hätte, so wäre es als eines der am leichtesten
löslichen Kieseltluoride im Wasser zuerst und am vollständigsten gelöst worden, was
nicht geschah.
®) Uiber diese Methoden berichtete ich in der Sitzung der mathem.-naturwiss. Classe d. k.
böhm. Gesells. d. W. am 10. November 1876 (Uiber neue mikroskopische und chemische
Methoden etc.).
°») Bei Behandlung mit Schwefelsäure wuchsen aus vielen dieser, sonst nur dem Natrium
eigenthümlichen Kieselfluorid-Gestalten, monokline (breite) Krystallnadeln heraus, die ich
dem Formentypus nach für Gypskrystalle halten durfte,
12
Erkennung färbender Metalle, der approximat. Bestimmung des Schmelzgrades und
die der Thonerde-Reaktion mittelst Kobaltsolution bei mikroskop. Untersuchungen
der Felsarten-Dünnschliffe anwendbar. !)
Da ich die hier erläuterten, jedenfalls noch weiter entwickelungsfähigen
Methoden bei jenen Studien, deren Publikation für das Archiv der naturwissen-
schaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen bestimmt ist, bereits anwende, so
glaube ich diese kleine Schrift als eine Einleitung zu meinen ferneren petro-
logischen Arbeiten ansehen und hiemit ihre Einschaltung in das Archiv der natur-
wissenschaftlichen Landesdurchforschung rechtfertigen zu dürfen.
Zum Schlusse erübrigt mir die angenehme Pflicht, meinem hochverehrten
Collegen, Herrn Prof. Stolba, für die Darstellung mehrer chemisch reiner Kiesel-
fluoride, deren ich zu den Anfangsversuchen benöthigte, sowie für manche diess-
bezüglichen Rathschläge meinen wärmsten Dank auszusprechen.
') Uiber alle diese Methoden habe ich bereits in der Sitzung d. k. böhm. Ges. d. W. am
9. Feber d. J. Mittheilungen gemacht.
I. Universalmethode
zur mikroskopisch-chemischen Bestimmung der Metalle petrologisch
wichtiger Minerale mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure.
Prinzip der Methode.
Mit Ausnahme einiger wenigen Minerale, welche gegen chemische Agentien
den grössten Widerstand leisten, wird jedes Mineral, welches Alkalien, alkalische
Erden, schwere Metall-Monoxyde (oder analoge Schwefel-, Selen-, Tellur-, Arsen-,
Antimon-Verbindungen) enthält, von starker Kieselfluorwasserstoffsäure mehr weniger
angegriffen.
Das Resultat dieser Wechselwirkung ist die Bildung von Kieselfluoriden
(aus den metallischen Elementen des Minerals und der Kieselfluorwasserstoffsäure),
welche in die Kieselfluorwasserstoffsäure-Lösung übergehen und nach dem Ver-
dunsten des Lösungsmittels in schön ausgebildeten und für die einzelnen Elemente
(oder für kleine Gruppen derselben) charakteristischen Krystallformen zum Vor-
schein kommen.
Wird die Behandlung eines ganz kleinen Mineralstückchens mit Kieselfluor-
wasserstoflsäure auf der mit ausgekochtem Canadabalsam bedeckten Stelle eines
Objektglases vorgenommen, so können die gebildeten Kieselfluoride je nach ihrer
Kleinheit bei jeder beliebigen Vergrösserung im Mikroskope beobachtet werden.
Wenn die Kieselfluoride der einzelnen Metalle, die unter den erwähnten
Verhältnissen auf dem Objektglase zur Bildung gelangen, entweder durch die Ver-
schiedenheit des Krystallsystems, dem sie angehören, oder durch bestimmte, leicht
erkennbare Formentypen oder durch charakteristische Veränderungen bei Behand-
lung mit neuen Agentien sich von einander unterscheiden lassen, so sind hiedurch
vollkommen verlässliche Unterscheidungsmerkmale für die einzelnen Metalle selbst
gegeben.
Von den bis jetzt bekannten Kieselfluoriden der in den petrologisch
wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle gehören die des Kalium, Caesium und
Rubidium dem tesseralen und die des Natrium, Magnesium, Eisen und Mangan
dem hexagonalen oder hemiedrisch hexagonalen Krystallsysteme an, während die des
Lithium, Calcium und Strontium (nach Marignac’s Angabe) monoklin sein sollen.
14
Der Nachweis von Caesium und Rubidium neben Kalium wird für die
Bestimmung eines petrologisch wichtigen Minerals kaum je von Belang sein.
Die Kieselfluoride des Natrium, Magnesium und Calcium zeigen, unter den
erwähnten Verhältnissen gebildet, so verschiedene Formen, dass man sie in den
meisten Fällen auf den ersten Blick zu unterscheiden vermag. Ebenso sind
die aus dem Lithion- und Lithioneisen-Glimmer dargestellten Kieselfluorlithium-
kryställchen so eigenthümlich, dass man sie ziemlich leicht erkennen kann; aber
fast denselben Krystallhabitus, den das Kieselfluorcaleium hat, weist auch das
Kieselfluorstrontium auf und in nahezu denselben Formen, in denen Kieselfluor-
magnesium erscheint, treten auch Kieselfluoreisen nnd Kieselfluormangan auf, so
dass eine Unterscheidung der. Kieselfluoridformen des Caleium vom Strontium und
jener des Magnesium von Eisen und Mangan kaum gelingen dürfte.
Allein hiedurch ist die Unterscheidung der letztgenannten Metalle in den
Formen der Kieselfluoride nicht unmöglich gemacht; denn durch Behandlung der
Letzteren mit neuen Agentien ist das gewünschte Ziel ziemlich rasch zu erreichen.
Werden z. B. Kieselfluorkaleium und Kieselfluorstrontium mit mässig ver-
dünnter Schwefelsäure behandelt, so werden die Kryställchen des ersteren schon
nach einigen Sekunden von einem dichten Barte monokliner Gypsnadeln umsäumt,
während die Kieselfluorstrontiumkryställchen sehr langsam (nach mehreren Stunden)
in eine körnige Masse zerfliessen oder nur hie und da sehr kurze (Coelestin ?)
Nädelchen wahrnehmen lassen. Ebenso können die Kieselfluoride des Magnesium,
Eisen und. Mangan durch Anwendung verschiedener Substanzen unterschieden
werden. Empfehlenswerth ist die Anwendung des Chlorgases, durch welches das
Kieselfluoreisen eine intensiv eitrongelbe Färbung annimmt, während Kieselfluor-
magnesium und Kieselfluormangan fast farblos bleiben; doch erhält das Mangansalz
einen Stich ins Röthliche, erscheint stark angeflossen und zum grossen Theile in
ein Aggregat kleiner Täfelchen, Säulchen und geflossener Körnchen umgewandelt,
während die Krystallgestalten des Kieselfluormagnesium wenig verändert erscheinen.
Auch die Anwendung des Schwefelamoniumdampfes zur Unterscheidung der letzt-
genannten Kieselfluoridmetalle bietet ganz entsprechende Resultate.
Aus all’ dem kann man hoffentlich zur Genüge ersehen, dass die in den
petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle mittelst Kieselfluorwasser-
stofisäure leicht nachzuweisen sind. Es können aber in den meisten Fällen auch
gleichzeitig die Quantitätsverhältnisse mehrer in einem Minerale vorhandenen Metalle
approximativ ermittelt werden.
Ist das Mineral durch Kieselfluorwasserstoffsäure leicht angreifbar, so
kommen nach dem Verdunsten der Lösung gewöhnlich alle Metalle in ihren ver-
schiedengeformten Kieselfluoriden zum Vorschein, und zwar (wenn sie in ihren
Löslichkeitsverhältnissen nicht bedeutend differiren) so ziemlich in dem Mengen-
verhältnisse, in welchem sie in dem untersuchten Minerale enthalten waren. Wurde
aber das betreffende Mineral durch Kieselfluorwasserstoffsäure wenig angegriffen,
so hat Letztere zum grössten Theile oder ausschliesslich nur jenes Metall (resp.
Metalle) herausgezogen, welches am leichtesten in Lösung übergehen konnte, während
für andere Metalle desselben Minerals nur wenige Kieselfluoridkryställchen zu finden
oder gar keine nachzuweisen sind.
15
Es sind sonach bei Vergleichung des Mengenverhältnisses gebildeter Kiesel-
fluoride mit dem Mengenverhältnisse der in einem untersuchten Minerale ent-
haltenen Metalle die Lösungsverhältnisse der Kieselfluoride wol zu berücksichtigen.
Wenn von mehren Metallen, die das zu untersuchende Mineral enthält,
bei der ersten Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure nur eines zum Vorschein
kömmt, so ist die Behandlung desselben Probestückchens mit erneuerter Kiesel-
tluorwasserstoffsäure zu wiederholen; was dann gewöhnlich das gewünschte Resultat,
nämlich das Sichtbarwerden der übrigen Metalle in Form von Kieselfluoriden zur
Folge hat. Es ist aber einleuchtend, dass in diesem, zum Glücke selteneren Falle
das Mengenverhältniss der Kieselfluoride dem Mengenverhältnisse der Metalle, wie
es die chemische Analyse des Minerals erfordert, nicht entspricht, sondern dass
zur approximativen Bestimmung des Mengenverhältnisses einzelner Metalle in dem
zu prüfenden Minerale andere, später zu erläuternde Methoden angewandt oder
spezielle Versuche (mit Kieselfluorwasserstoffsäure) für einzelne Minerale als Normen
festgesetzt werden müssen.
Hier dürfte auch die Bemerkung am Platze sein, dass Dünnschliffe bedeutend
stärker angegriffen werden als Spaltungs- oder Bruchfragmente.
Schliesslich glaube ich noch bemerken zu müssen, dass Thonerde und —
wie es scheint überhaupt sesquioxydhältige — Minerale, die von Monoxyden frei
sind, durch Behandlung mit Kieseltluorwasserstoffsäure keine Neubildungsprodukte
in Krystallformen bieten.
Ausführung der Methode.
Auf ein Objektglas thue man einige Tropfen Canadabalsam und erwärme
denselben über einer Spirituslampe so weit, dass die sich bildenden Bläschen ent-
fernt werden und der Balsam nach dem Erkalten eine feste Harzkonsistenz gewinnt.
Zugleich trachte man, während der Balsam noch flüssig ist, das Objektglas so zu
wenden, dass die erhärtende Balsamschichte eine möglichst ebene, dünne Scheibe
darstellt.
In die Mitte der Balsamscheibe lege man das Probestückchen des Minerals
oder den zu untersuchenden Dünnschliff und erwärme wiederum das Objektglas,
aber nur so weit, dass die Probe fest anhält. Ist Letzere ein Dünnschliff, so soll
derselbe möglichst dünn sein, weil er durch Ansatz von Kieselfluoriden von seiner
Pellueidität etwas einbüsst; weiterhin soll derselbe behutsam erwärmt (um die
Bildung zarter Bläschen zu verhüten) und mit einem reinen Federmesser vorsichtig
angedrückt werden, damit unter demselben kein Gasbläschen verbleibe und der-
selbe eine vollkommen horizontale Lage erhalte.
Die Grösse der Probe ist ganz willkührlich zu nehmen. Dieselbe
kann einer Erbse, aber auch dem allerwinzigsten Stückchen gleichen; doch ist es
rathsam, ein gewisses Verhältniss zur Grösse des dann darauf kommenden Kiesel-
Hluorwasserstoffsäuretropfens einzuhalten.
Ich nehme gewöhnlich die Mineralprobe in der Grösse eines Stecknadel-
kopfes oder Hirsekorns und thue darauf den Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen in
der Grösse einer Erbse. Werden zweı oder mehre Probestückchen von der erwähnten
16
Grösse genommen, so wird auch der Säuretropfen in dem erwähnten Masse ver- -»
grössert. Der Dünnschliffprobe gebe ich die Grösse von 46", sorge dann
dafür, dass sich die darauf kommende Kieselfluorwasserstoffsäure über den Rand
des Dünnschliffes nicht ausbreite, sondern dass der Tropfen die möglichst grösste
Höhe erreiche, damit die grösste Flüssigkeitsmenge auf den kleinsten Flächen-
raum einwirke.
Hat man ein im Wasser lösliches Mineral zu untersuchen, dann ist es
zweckmässig, ein grösseres Probekorn zu nehmen, als das obgenannte Verhältniss
zu dem Säurequantum erfordert, weil neben dem Kieselfluoride des Metalls, welches
in der Probe enthalten ist, auch die Krystallform der Probe (des unveränderten
Minerals oder einzelner Salzbestandtheile desselben) zur Ausbildung gelangt und
man eine vollständige Analyse des Minerals vor Augen hat. So z. B. wäre die
Probe ein Natronsalz: Kochsalz, Chilisalpeter, Mirabilit, Borax, so erhält man aus
jeder Probe kurze hexagonale Säulchen von Kieselfluornatrium, daneben aber in
der ersten Probe Würfelchen von Chlornatrium, in der zweiten Rhomboeder von
salpetersaurem Natron, in der dritten monokline Nadeln des Glaubersalzes und in
der vierten die nach ihrer Form erkennbaren Boraxkryställchen; allein aus Poly-
halit erhält man neben den Fluoriden einzelner Metalle Gypskryställchen ete.
Die verwendete Kieselfluorwasserstoffsäure muss vollkom-
men rein sein d. h. sie darf, auf der Balsamschichte des Objektglases eingetrocknet,
keinen Rückstand von Kieselfluoridkryställchen zurücklassen. Die nach der Vorschrift
der Analytiker') dargestellte Kieselfluorwasserstoffsäure ist zu unserem Zwecke
unbrauchbar; schon deshalb, weil sie in Glasgefässen dargestellt und aufbewahrt
wurde, somit schon verschiedene Kieselfluoride (deren Metalle aus dem Glase
stammen) enthält.
Die von mir verwendete Kieselfluorwasserstoffsäure wurde vom Assistenten
Herrn Plaminek durch Einleiten des aus Fluorbaryum, Schwefelsäure und reinem
Quarzpulver in der Bleiretorte bereiteten Fluorkiesels in eine mit Wasser gefüllte
Platinschale dargestellt und nach mässiger Verdünnung in Kautschukflaschen zum
Aufbewahren dekantirt. Zum Uibertragen des Kieselfluorwasserstofftropfens auf
die — auf der Balsamschichte des Objektglases befindliche — Probe dient mir
ein Kautschukstiel, der an jenem Ende, mit dem man eintunkt, eine löffelförmige
Rinne hat.
Was die Stärke der Kieselfluorwasserstoffsäure?) anbelangt,
so wäre etwa Folgendes zu berücksichtigen: Ist die Säure zu schwach, so greift
sie viele Minerale gar nicht oder nur wenig an, ist sie zu stark, so werden wiederum
so viele Kieselfluoride gebildet und nebenbei aus manchen Silikaten so viel Kiesel-
') Anleitung zur qual. chem. Analyse. Fresenius. 1866. pag. 51. Und Stolba. Uiber die Bereitung
der Kieselflusssäure im Kleinen. Dingler’s polytechn. Jour. B. CXCVI. pag. 336 (1870).
2) Stolba (J. f. prakt. Chemie XC. 193) hat auf Grundlage zweier Versuchsreihen eine Tabelle
über das spez. Gew. der wässerigen Kieselfluorwasserstoffsäure bei verschiedenem Gehalte
(bis 34%,) entworfen. Er findet, dass das spez. Gew. für je ein Y,%, regelmässig zunimmt.
Bei 17°,5 ist für die Kieselfluorwasserstoffsäure
von 05% ION, 20, 5%, 10%,
das spez. Gew, 1'004 1008 1'012 1'016 10407 10834.
17
erde ausgeschieden, dass das Gesichtsfeld ganz trübe oder impellucid erscheint und
man keine Krystallformen zu unterscheiden vermag (so z. B. an Dünnschliffen des
Elaeolithes). In diesem Falle hilft man sich leicht, wenn man ‚bei erneuertem Ver-
suche zuerst einen oder zwei Tropfen Wasser, hierauf einen gleich grossen Kiesel-
fluorwasserstofftropfen aufträgt.
Nach Angabe des Hrn. Assist. Plaminek ist, meine Kieselfluorwasserstoff-
säure circa 3\/,°/, stark. Und diese greift selbst Dünnschliffe des Albites, Ortho-
klases, Muscovites, Turmalins und des Pleonastes an und bewirkt die Bildung von
Kieselfluoriden.
Hat man die Probe mit Kieselfluorwasserstoffsäure versehen, so bringe
man das Objektglas (dasselbe stets in horizontaler Lage haltend) an eine vor
Staub vollkommen geschützte Stelle einer festen horizontalen Tischplatte (und
bedecke die Probe mit einem Sturzglase, unter das man ein Schälchen mit Schwefel-
säure beisetzen dürfte). Ich lege das mit Probe und Säure versehene Objektglas
auf den völlig ebenen und horizontalen Boden eines ziemlich geräumigen Mahagoni-
kästchens, muss aber auf das völlige Eintrocknen des Tropfens bis 24 Stunden
warten, während in freier trockener Luft nur wenige Stunden hiezu nöthig sind.
Mit Berücksichtigung aller Einzelnheiten der ganzen Operation kann man
dieselbe in folgenden Worten resumiren: Das auf eine mit Balsamschicht
versehene Stelle des Objektglases gelegte Probestückchen wird
mit einem oder zwei Tropfen Kieselfluorwasserstoffsäure be-
deckt und an einer vor Staub geschützten horizontalen Stelle
bis zum Eintrocknen des Tropfens intakt und in voller Ruhe
liegen gelassen. Und diese ganze Vorarbeit erfordert kaum 5 Minuten Zeit.
Wenn der Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen eingetrocknet ist, so ist das
Präparat zur mikroskopischen Untersuchung geeignet.
nnnnnnnnnnnnnr
Mikroskopische Unterscheidungsmerkmale der Kieselfluorid-
formen der in petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden
Metalle.
(Durch Kieselfluorwasserstoffsäure hervorgerufen.)
Die in petrologisch wichtigen Mineralen vorkommenden Metalle sind: Kalium
(Caesium, Rubidium), Natrium, Lithium, Caleium, Strontium, Barium, Magnesium,
Eisen und Mangan.
Das Kieselfluorkalium (K?&F*) (Taf. L Fig. 1. «, ı), aus Ortho-
klas, Mikroklin (Taf. I. Fig. 2. und Fig. 16.), Leueit (Taf. II. Fig. 2.), Muscovit
(Taf. II. Fig. 5. rechts), Biotit (Taf. I. Fig. 1. &, «, v, e) und einigen anderen
Mineralen ') dargestellt, erschien immer in scharfkantigen und ebenflächigen, bei
!) Kalisalpeter, Sylvin, Kalialaun.
1)
18
400% Vergrösserung meist kleinen Kryställchen des tesseralen Systems,
die zwischen gekreuzten Herapatiten stets dunkel blieben.
Die gewöhnlichste Form war das Hexaöder, dessen Kryställchen zuweilen
zu zierlichen, armleuchterähnlichen Gruppen vereinigt waren "); recht häufig kamen
auch die Combinationsgestalten «0» .O oder «Q. «0» zum Vorschein, letztere
namentlich dann, wenn die Probe zuerst mit Fluorwasserstoffgas und dann mit
Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt worden war.
Bei unvollkommener Ausbildung grösserer Krystallgestalten erschienen die
Flächen treppenförmig oder verriethen einen prächtigen Schalenaufbau.
Nach Marignac ?) und Stolba®) krystallisirt das Kieselluorkalium in Octaö-
dern (wahrscheinlich aus reiner Wasserlösung dargestellt).
Nach Stolba’s Angabe erfordert ein Theil Kieselfluorkalium 8331 Theile
175° warmes und 104'8 siedendes Wasser.
In Salzsäure ist es um so löslicher, je stärker dieselbe ist; denn nach
Stolba’s Versuchen *) löst bei 14T.
Salzsäure von 26,5%, 141% 96% 27% 18%
237 340 357 376 409 Theile Kieselfluorkalium.
Bei 17°5 ist das spez. Gew. desselben 2'6655—2'6649. ’)
Das Kieselfluornatrium (Na?s&iF*°) (Taf. I. Fig. 4), aus Albit
(Taf. U. Fig. 1.), Periklin, den Kalk-Natronfeldspäthen (Taf. I. Fig. 17—19.],
Nephelin (Taf. II. Fig. 3.), Scapolith (Taf. I. Fig. 4.) und mehren anderen Mine-
ralen ®) dargestellt, erschien stets in kurzen hexagonalen Säulchen, die entweder
durch die basische Fläche oder viel häufiger durch eine stumpfe Pyramide
geschlossen und deren vertikale Kanten zuweilen durch die Deuteropyramide
:(P2) abgestumpft waren. Unvollkommen ausgebildete Kryställchen des Kiesel-
fluornatrium hatten fassähnliche, ovale oder walzenähnliche Formen.
Zwischen gekreuzten Nicols erschienen sämmtliche Gestalten des Kiesel-
') Schöne derartige Gruppirungen wurden aus dem Wasserdekokt des mit Fluorwasserstoffgas
behandelten feldspathigen Gemengtheils des Syenites vom Plauenschen Grunde b. Dresden
und des Amazonites v. Miask gewonnen (Taf. I. Fig. 2.).
2) Comptes rendus XLV.—650.
») Jour, f. prakt. Chemie XC. 193.
*#) Jour. f. prakt. Chemie CIII. 396.
°) Das Kieselfluoreaesium (Os? $ F*) krystallisirt aus verdünnten Lösungen (durch frei-
willige Verdunstung) in Würfeln mit abgestumpften Ecken. Bei 17°T. löst es sich in 166
Theilen Wasser, mehr in heissem Wasser. In Alkohol ist es ganz unlöslich. (C. Preis, Jour.
f. prakt. Chemie CI. 410).
Das Kieselfluorrubidium (Rb? & F®) krystallisirt in den Combinationsgestalten
0» .0. 0, löst sich bei 20°7. in 614 Theilen und bei 100°7. in 738 Theilen Wasser.
In Säuren ist es leichter löslich; im Weingeist unlöslich. Sein sp. Gew. b. 20°T. ist —= 33383
(Stolba. Jour. f. prakt. Chemie CI. 1.).
Das Kieselfluorthallium, durch Behandlung des kohlensauren Thalliumoxyduls
mit Kieselfluorwasserstoffsäure und Verdampfen der Lösung dargestellt, krystallisirt in
tesseralen, zu sechsseitigen Tafeln verzerrten Octaödern, die im Wasser sehr leicht löslich
sind. (Gmelin’s Handb. d. anorgan. Chemie. 1875. Bd. 3. p. 193).
°) Steinsalz, Natronsalpeter, Borax, Kryolith, Phosphorsalz.
u-
19
fluornatrium gelblich oder bläulich gefärbt; nur an den mit der Hauptachse senk-
recht Gestellten trat volle Dunkelheit ein.
Marignaec (Jahresb. über Fortschritte der Chemie ete. v. Kopp u. Will 1858
(für 1857) p. 129 fasst die Kieselfluornatriumkrystalle als holoedrische Formen auf
(»P.OP.P.o»P2) und gibt »P: P= 123% 3° an.
Nach Stolba (Jahresb. über Fortsch. d. Chem. ete. 1858 [f. 1857] p. 129)
erfordert ein Theil Kieselfluornatrium 153'3 Theile 175° warmes und 40'66 Theile
siedendes Wasser zur Lösung; es bildet leicht Bbee DRIBte Lösungen.
Sein spez. Gew. = 27547.
Die Gegenwart einer grösseren Menge des Caleiumkieselfluorides hat einen
merklichen Einfluss auf die Länge der hexag. Säulchen des Kieselfluornatrium. Ich
habe durch Mengen der beiden Kieselfluoride drei Proben dargestellt. In der
1. Probe waren zwei Gewichtstheile des Natriumsalzes mit einem Gewichtstheile
des Caleiumsalzes, in der 2. Probe gleiche Gewichtstheile beider Kieselfluoride
und in der 3. Probe ein Gewichtstheil Kieselfluornatrium mit zwei Gewichtstheilen
Kieselfluorkaleium gemengt. Die Kieselfluoridkrystalle des Natrium in der 2. Probe
waren um die Hälfte länger als die der 1. Probe und in der 3. Probe erreichten
sie die doppelte Länge. (Taf. I. Fig. 7. und 8.)
Das Kieselfluorlithium, aus dem rosenrothen Lithionglimmer von
Roznau in Mähren und aus einem lichten Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald
(Taf. I. Fig. 5. links) dargestellt, erschien bei 400% Vergrösserung in winzig
kleinen, scharfkantigen, sechsseitigen Pyramiden, die gewöhnlich den Anblick einer
regelmässigen, stumpfen, hexagonalen Pyramide boten, zuweilen jedoch ein Flächen-
paar so stark entwickelt hatten, dass die übrigen Flächen an den rhombisch oder
rhomboidisch verzerrten Gestalten kaum wahrzunehmen waren.
Das aus dem Präparate des Hrn. Prof. Stolba durch Umkrystallisiren auf
dem Objektglase dargestellte Kieselfluorlithium (Taf. I. Fig. 5.) zeigte Kkreisrunde
oder am Rande gekerbte oder wellig faserige, im Inneren strahlige oder durch
mehre concentrische Kränze gezierte Gestalten, die zuweilen durch Uiberlagerung
unvollkommen ausgebildeter Krystallsäulchen knospen- oder blumenkohlartig er-
schienen und unter denen sich recht zahlreiche, dem Anscheine nach regelmässig
sechs- oder zwölfseitige, zuweilen auch durch eoncentrische Innenkränze gezierte
Täfelchen vorfanden, die zwischen gekreuzten Nicols dunkel blieben. Würde man
für Letztere das hemiedrisch hexagonale System annehmen dürfen, dann liessen
sich dieselben als Combinationsgestalten von OR.R.—R. »R und OR.R.—R. »R.
&»P2 ansehen. Ausser diesen wurden in dem Präparate auch einige wenige kurze
hexagonale Säulchen vorgefunden.
Nach Marignac (Ann. Min. [5] XV. 221)*) ist das Kieselfluorlithium
(Li? St F® +2 H°O) monoklin und erscheint in der Combinationsform »P.OP.
Po.!, Po .—Px. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist »P: »P = 83033,
0P: »P = 108° 14°, OP:Po = 96° 36‘, OP: — Po = 139° 42°, Die Krystalle sind
ziemlich leicht spaltbar parallel Po, weniger deutlich parallel OP. Sie verwittern
an der Luft.
!) Und Jahresber. ü. d. Fortschr. d. Chem. 1860 (pro 1859) 107.
3*
20
Nach Stolba erhält man das Kieselfluorlithium durch Verdampfen einer
Lösung von kohlensaurem Lithion in einem geringen Uiberschusse von Kieselfluor-
wasserstoffsäure. Das Salz krystallisirt bei freiwilligem Verdunsten in wasserhellen,
vierseitigen, schief abgestumpften Prismen oder unregelmässig sechsseitigen Tafeln,
welche sich bei mittlerer Temperatur in 1'9 Theilen Wasser lösen, auch in Alkohol,
aber nicht in Aether und Benzol löslich sind. Ihr spez. Gew. = 2'33.
Das Kieselfluorealeium (Taf. I. Fig. 6.), aus den Kalknatronfeld-
späthen (Taf. I. Fig. 17—19.), aus dem Anorthit (Taf. I. Fig. 20.), Wollastonit,
Amphibol (Taf. II. Fig. 7.), Diallag (Taf. II. Fig. 8.), Scapolith (Taf. IL. Fig. 4.),
Epidot und anderen Mineralen!) dargestellt, bildet eigenthümliche, lange, 'spiessige,
dornenähnliche, ästige, am ‘häufigsten spindelförmige, zuweilen auch
rhomboildaltafelförmige Krystallgestalten, die oft in sternförmigen oder. anderen
Gruppen vereinigt sind und sich in den meisten Fällen auf den ersten Blick
erkennen lassen. Manche der spindelförmigen Gebilde sind von sechs Seitenflächen
begrenzt und durch je eine Endfläche geschlossen, so dass sie sich dem Beobachter
als sehr spitze, durch. die basische Fläche abgestumpfte Rhomboöder zu präsentiren
scheinen. Zuweilen erscheinen sie sehr zahlreich in sechsflächigen Gestalten, die
einem spitzen Rhomboeder (etwa —2R des Caleites) ähnlich sind.
Ein charakteristisches Merkmal dieser mannigfachen, durch
Kieselfluorwasserstoffsäure aus Dünnschliffen oder Fragmenten
der Minerale hervorgebrachten Krystallgebilde (des Kieselfluoreal-
eium) ist der Mangel an scharf geradlinigen Kanten und ebenen
Flächen und sehr oft eine eigenthümliche, graulich- oder bräunlichstaubige Be-
schaffenheit (wahrscheinlich durch Einschlüsse zarter Bläschen).
Das vom Herrn Prof. Stolba dargestellte Kieselfluorcaleium bildet meist
vierflächige, selten sechsflächige Säulchen (Taf. I. Fig. 5.) und Nadeln, die durch
eine schiefe Endfläche oder. durch eine vorwaltende und mehre kleine, schiefe
Flächen geschlossen sind. Diese Krystallnadeln sind oft in strahlenförmigen, kugel-
förmigen, warzenähnlichen Gruppen vereinigt.
Nach Marignac (Comptes rendus XLVI—854 und Jour. f. prakt. Chem,
LXXIV— 161) krystallisirt das Kiesellluorcaleium (Ca Si F®-+2 H?O) in mono-
klinischen, mikroskopischen Kryställchen, die wahrscheinlich mit Kieselfluorstron-
tium isomorph sind.
Nach Mittheilung des Herrn Collegen Stolba und nach meinen Versuchen
ist das Kieselfluorcaleium im Wasser sehr leicht löslich.
Das Kieselfluorstrontium, aus Strontianit mittelst Kieselfluorwasser-
stoffsäure und aus dem Präparate des Hrn. Collg. Stolba durch Umkrystallisiren
dargestellt (Taf.’I. Fig. 9.), erscheint in scharfkantigen und ebenflächigen Säulchen
und Nadeln, die von den aus dem Präparate (desselben Hrn. Collegen) dargestellten
Krystallgestalten des Kieselflluorcaleium kaum zu unterscheiden sind, ausser dass
sie zuweilen einen grösseren Flächenreichthum aufweisen.
Nach Marignae (Jahresb. über Fortschr. d. Chem. v. Kopp und Will 1859
(für 1858) pag. 145 u. 1860 (für 1859) pag. 107) ist das Kieselfluorstrontium
‘) Caleit, Dolomit, Polyhalit, Anbydrit, Gyps, Fluorit, Albin, Titanit, Scheelit.
(Sr Sit F° +2 .H?O) monoklin. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist «P: aP= 84° 16’
und 07. © = 1034132
Das Kieselfluorbaryum, aus einem kalkhältigen Witherit (im Form
eines mikroskopischen Präparates) mittelst Kieselfluorwasserstoflsäure dargestellt
(Taf. I. Fig. 14.) bildet, bei 400 X Vergrösserung betrachtet, äusserst zarte, kurze,
zugespitzte Nädelchen, deren Form, wiewol scharfkantig und ebenflächig, ihrer
Kleinheit wegen schwer zu enträthseln ist.
Nach Stolba (Jour. f. prakt. Chemie XCVIL 22) bildet das Kieselluorbaryum
mikroskopische, eliptische, kreuzförmige, strahlige und rundliche Aggregate. Aus
verdünnten Lösungen durch langsames Verdampfen dargestellt, erscheint es in
zarten Nadeln.
Ein Theil Kieselfluorbaryum erfordert nach Stolba 3731 Theile 175° warmes,
3313 Theile 21° warmes und 1175 Theile siedendes Wasser; in Säuren und in
Salzen ist es leichter löslich, so in 448 Theilen 4'/, perzentiger Salzsäure und in
272 Theilen Sperzentiger Salpetersäure. Sein spez. Gew. ist bei 21’T= 42741,
Das Kieselfluormagnesium, aus Humit, Chondrodit (Taf. 1. Fig. 10.),
Talk, Biotit (Taf. II. Fig. 6.), Rubellan, Hypersthen, Bronzit (Taf. I. Fig. 9.) und
mehren anderen Mineralen !) dargestellt, erscheint in Rhomboedern, deren Polecke
durch die basische Fläche abgestumpft zu sein pflegen oder in Combinationen von
R.»P2, R.»“P2.OR und anderen ziemlich komplizirten rhomboädrischen Gestalten.
Alle seine Krystallgestalten sind scharfkantig und eben-
flächieg.
An zwei Kryställchen des mikroskop. Präparates von der Comb. R.OR,
die sich in fast vertikaler Stellung vorfanden und die zwischen gekreuzten Hera-
patiten dunkel blieben, konnte ich die Winkel der horizontalen Projection messen.
Ich fand Winkel von 119—121°, also schwankend um 120°. Bei anderen Lagen
erschienen die Kryställchen zwischen gekreuzten Herapatiten gelb, roth, blau gefärbt.
Recht häufig erscheint das Kieselfluormagnesium in Rhomboödern, die nach
einer Kante verzogen sind, sowie in zapfenförmigen, kreuzförmigen, federähn-
lichen und anderen nachahmenden Gestalten, die zuweilen im ganzen Präparate
eine und dieselbe regelmässige Anordnung haben und deren jeder Ausläufer mit
einem unvollkommen ausgebildeten Rhomboeder zu enden pflegt.
Im Wasser löst sich das Kieselfluormagnesium ziemlich leicht auf.
Das Kieselfluoreisen (Fe&F° [+6 H?0?]|), durch Auflösen des Eisens
in Kieselflusssäure und Verdampfen (in einer eisernen Schale) an der Luft dar-
gestellt, krystallisirt gewöhnlich in blassblaugrünen, regelmässig sechsseitigen
Säulchen (P2), die durch ein Rhomboöder geschlossen sind). In Form eines
mikroskopischen Präparates (aus dem vom Hrn. Collegen Stolba erhaltenen Salze
und aus Siderit) dargestellt (Taf. I. Fig. 15.), zeigt es mannigfache einfache und
kombinirte, auch verzerrte Gestalten des hemiädrisch hexagonalen Systems, die
ı) Bastit, Pennin (Taf. I. Fig. 11.), Cordierit (Taf. II. Fig. 10.), Olivin (Taf. II. Fig. 11. u. 12.),
Brucit, Mesitin, Magnesit (Taf. I. Fig. 12.).
2) Berzelius. Gmelin’s Handb. d. anorgan. Chem, 1875. B. 3. p. 403. — Zur Darstellung des
Kieselfluoreisens. Siehe: Stolba. Sitzb. d. math. naturw. Cl. d. k. böhm, ‚Ges. d. W. v.
27. Oktbr. 1876.
99
Pe
farblos erscheinen und die von den Krystallformen und nachahmenden Gestalten
des Kieselfluormagnesium kaum zu unterscheiden sind.
Dasselbe ist im Wasser leicht löslich. ')
Das Kieselfluormangan (Mn Si F®—+-6 H?O) erscheint nach Marignac
(Ann. chem. ph. [3] LX.—301 u. Jahresber. ü. Fortschr. d. Chemie 1861 [pro 1860]
p. 98) in schwach röthlichweiss gefärbten Krystallen des hemiödrisch hexagonalen
Systems, in der Combinationsgestalt «P2.R. Nach demselben Forscher ist
RAIRZISBENL
In Form eines mikroskopischen Präparates (aus dem vom Hrn. Collegen
Stolba erhaltenen Salze und aus Dialogit durch Behandlung des Letzteren mit
Kieselfluorwasserstoflsäure) dargestellt, erscheint es in denselben Formen wie das
Kieselfluoreisen und Kieselfluormagnesium, so dass eine Unterscheidung der drei
Kieselfluoride nach Formentypen kaum gelingen dürfte,
Unterscheidung der Kieselfluoridformen des Calcium und Strontium
mittelst Schwefelsäure (und überhaupt Controlreaktion für die Gegen-
wart des Calcium).
Werden diese Kieselfluoride mit concentrirter, chemisch reiner Schwefel-
säure, die mit einem gleichen Volumen Wasser verdünnt wurde, behandelt, so
werden die Kieselfluoridkryställchen des Calcium schon nach
einigen Secunden von einem dichten Barte farbloser monokliner
Nadeln (Gypskryställchen) umsäumt, während an den Kryställchen des Kiesel-
fluorstrontium nur ein sehr langsames Auflösen in Körnchen (unter denen nur spär-
liche, äusserst kleine und kurze Nädelchen [Coelestin?] an einigen Stellen zu
bemerken sind) beobachtet wird.
Nach einigen Stunden zeigt das Präparat, welches Kieselfluorkaleium ent-
hielt, eine Menge strahlig aggregirter, sehr langer monokliner Nadeln und Säulchen,
während in dem Kieselfluorstrontium enthaltenden Präparate ausser spärlichen,
unförmlichen Krystallgebilden nichts Neues wahrzunehmen ist.
Diesen Versuch führe ich auf folgende Art aus: Auf ein Uhrglas thue ich
mittelst eines sehr fein ausgezogenen Glasröhrchens einige Tropfen concentrirter,
chemisch reiner Schwefelsäure, auf ein zweites Uhrglas gleiche Anzahl gleich
srosser Wassertropfen. Und von dem Gemisch beider Substanzen thue ich einige
Tropfen auf die aus der Probe gebildeten Kieselfluoride, lege das Deckgläschen
auf und bringe das Präparat auf die Tischplatte des Mikroskops. Dabei muss
man wol vorsichtig verfahren, um die Tischplatte des Mikroskopes nicht zu be-
schmutzen. Weiterhin wird man die Bemerkung machen, dass die Balsamschichte
durch die Schwefelsäure röthlich (blutroth) gefärbt wird; allein, da sie ihre
Pellueidität nicht einbüsst, so ist diess für das Gelingen des Versuches kein
Hinderniss.
‘) Das Fluorsilieium-Risenfluorid (Fe? Si? F'®), durch Auflösen von Eisenoxydhydrat in Kiesel-
fluorwasserstofisäure und Abdampfen der Lösung dargestellt, bildet eine gelbliche Gallerte
und nach völligem Eintrocknen eine halb durchsichtige, eischrothe, gummiähnliche Masse,
die im Wasser ohne Rückstand löslich ist. (Gmelin’s Handb. d. anorg. Ch. 1875 p. 403).
23
Hier dürfte auch die Bemerkung gestattet sein, dass hexagonale Säulchen
des reinen Kieselfluornatrium in der mit gleichem Volumen Wasser verdünnten
Schwefelsäure auch nach 1'/, Stunden keine Veränderung verriethen, ausser dass
sie eine schwach röthliche Färbung annahmen. Wenn sie dagegen — ofienbar
unter anderen Verhältnissen, die später erwähnt werden, dargestellt —
caleiumhältig waren, so lösten sie sich um so rascher auf, je mehr Caleium sie
enthielten. Es schossen aus denselben monokline Gypsnadeln heraus, die sich auf
Kosten der hexagonalen Säulchen ziemlich rasch vermehrten. Das hiebei in die
Schwefelsäure-Lösung übergegangene Kieselfluornatrium schied sich wiederum all-
mählig in den kurzen hexagonalen Säulchen aus und deren Menge war etwa den
dritten Tag nach dem Versuche am grössten; aber am fünften Tage nach dem
Versuche waren diese durch Umkrystallisiren in der (mit gleichem Volumen Wasser
verdünnten) Schwefelsäure gebildeten Kieselfluornatriumkryställchen gänzlich ver-
schwunden.
Unterscheidung der Kieselfluoridformen des Magnesium, Eisen und
Mangan.
a) Durch Einwirkung des Chlorgases.
Man lege das Objektglas, auf welchem sich Kieselfluoride des Magnesium,
Eisen und Mangan befinden, auf ein in dem Chlorgasapparate (das weiter unten
abgebildet und beschrieben werden soll) befindliches, niedriges Gestell (z. B. auf
einen verkehrt gestellten Porzellantiegel) und erwärme den Apparat mässig, damit
sich aus dem Braunstein-Salzsäuregemisch kleine, aber reichliche Blasen entwickeln.
Nach 11/,—2 Minuten langer Einwirkung des Chlorgases kann man den Vorversuch
als beendet ansehen.
Man hebe das Objektglas heraus, trockne es sorgfältig ab und bringe es
auf die Tischplatte des Mikroskopes. Um aber die Objektivlinse für alle möglichen
Fälle gegen Beschädigung zu schützen, kann man die mit Chlorgas behandelten
Kieselfluoride mit einem Deckgläschen versehen.
Bei der Beobachtung aller drei, mit Chlorgas behandelten Kieselfluoride
im Mikroskope überzeugt man sich, dass das Kieselfluoreisen eine intensiv citron-
selbe Färbung angenommen hat (ohne von der Schärfe seiner Krystallformen viel
eingebüsst zu haben), dagegen die Kieselfluoride des Magnesium und Mangan fast
farblos geblieben sind. Ersteres zeigt einen Stich ins graue, Letzteres ins Röthliche.
Und während das Kieselfluormangan eine Umwandlung in kleine Kryställchen,
geflossene Säulchen, Täfelchen und Körnchen erlitten hat oder zerflossen erscheint,
sind die Kryställchen des Kieselfluormagnesium nur wenig an Kanten und Ecken
angeflossen, somit ziemlich unversehrt geblieben.
b) Durch Einwirkung des Schwefelammoniumdampfes.
In ein Becherglas stelle man verkehrt einen Porzellantiegel, lege darauf das
mit den drei Kieselfluoriden versehene Objektglas, giesse in das Becherglas etwas
wenig gutes Schwefelammonium und decke das Becherglas mit einer Glastafel zu;
oder noch einfacher:
24
Man halte die am Objektglase befindlichen Kieselfluoride an die Oeffnung
einer mit gutem Schwefelammonium gefüllten Flasche an.
Bei beiden Versuchen wird man bemerken, dass das Kieselfluoreisen
ziemlich rasch schwarzgrau wird, einen eigenthümlichen, metallischen Bronce-
schimmer erhält, während das Kieselfluormangan röthlich oder bräunlichweiss und
das Kieselfluormagnesium graulichweiss erscheint. Im Mikroskope beobachtet, sind
die Kieselfluoridkrystalle des Eisens ganz schwarz, an den dünnsten Stellen schwarz-
gelb, die des Magnesium graulichweiss und die des Mangan eigenthümlich röthlich-
grau gefärbt und letztere zugleich in körnige Aggregate umgewandelt. Neben den
Gestalten der letztgenannten zwei Kieselfluoride wurden kleine Kryställchen von
neugebildetem Kieselfluorammonium bemerkt.
Vollendung des Präparates zum Zwecke seiner Aufbewahrung.
Will man das mit Kieselfluoriden versehene Präparat als Nachweis des
Prüfungsresultates aufbewahren, so muss man an dasselbe das Deckgläschen
befestigen.
Ist das Untersuchungsobjekt ein Dünnschliff, dessen durch Kieselfluor-
wasserstoflsäure veränderte Oberfläche beachtenswerthe Aetzfiguren aufweist, so ist
es rathsam, dasselbe nicht mit Canadabalsam, sondern mit einer dünnen Luft-
schichte zu bedecken; was etwa so geschehen kann, dass man das Deckgläschen
direkt auflegt und durch seitwärts angebrachten, zuvor durch Erwärmen dickflüssig
gemachten Canadabalsam ankittet.
Ist das Untersuchungsobjekt ein Dünnschliff, an dem keine besonderen
Aetzfiguren wahrzunehmen sind, so kann es nach der üblichen Art und Weise
mit Uanadabalsam bedeckt und mit dem Deckgläschen versehen werden; doch ist
dabei Folgendes anzurathen: Um durch Anbringen des Canadabalsams und An-
drücken des Deckgläschens die Kieselfluoridkrystalle von ihren Anwachsungsstellen
nicht fortzuschieben, nehme man eine möglichst dünne Balsam-Lösung, etwa von
1 Theile Canadabalsam und 2 Theilen Chloroform, lege das Deckgläschen behutsam
auf und drücke Letzteres langsam und sanft an.
War das Untersuchungsobjekt ein Mineralkorn, das sich in dem Kiesel-
fluorwasserstoffsäuretropfen nicht ganz gelöst hat, so nehme man den Rest des-
selben, wenn er durch sein Hervortreten dem regelmässigen Zudecken mit dem
Deckgläschen hinderlich sein sollte, mit einer reinen Pincette weg und vollende
das Präparat auf die gewöhnliche Weise.
Bemerkungen über die Untersuchung einiger der petrologisch wich-
tigsten Mineralgruppen nach der erwähnten Methode.
Untersuchung der Feldspathgruppe.
Von den Gliedern der Feldspathgruppe werden Orthoklas (Sanidin), Mikro-
klin und Albit (Periklin) in Form von Spaltungsstückchen von Kieselfluorwasser-
stofisäure am wenigsten angegriffen; daher erheischen sie gewöhnlich eine wieder-
25
holte Behandlung mit der erwähnten Säure oder vortheilhafter noch die Behand-
lung mit Fluorwasserstoffgas, wie später erörtert werden soll.
Werden aber dieselben Minerale in Form von Dünnschliffen mit starker
Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, so pflegt schon der erste Versuch zur Er-
kenntniss ihrer chemischen Natur hinreichend zu sein.
Örthoklas und Mikroklin (Taf. I. Fig. 16.), die durch ihre innere Struktur
von einander leicht zu unterscheiden sind, liefern durch Behandlung mit Kiesel-
fluorwasserstoffsäure tesserale Kryställchen (“0x .0, &0. 0x») des Kieselfluor-
kalium und daneben oft mehr weniger zahlreiche, winzig kleine, hexagonale Säulchen
und Täfelchen des Kieselfluornatrium; Albit und Periklin liefern nur Kieselfluor-
natrium (bei etwa 400X. Vergr. zu beobachten). Kalkarmer Oligoklas, mit Kiesel-
fluorwasserstoffsäure behandelt, gibt (bei 400%X Vergr.) — ebenso wie Albit und
Periklin — äusserst kleine, aber gewöhnlich zahlreiche Hexagontäfelchen (und sehr
kurze Säulchen), die zuweilen, neben einander dicht gehäuft, winzig kleinen, kreis-
förmigen Gebilden ähneln; daneben pflegen aber schon einzelne spindelförmige
oder andere Gebilde des Kieselfluorcaleium sporadisch bemerkbar zu sein.
Kalkreicher Oligoklas liefert bei gleicher Behandlung deutlichere hexa-
gonale Säulchen und zahlreichere spindelförmige Gebilde des Kieselfluorcaleium.
(Um jedoch Letztere nicht zu übersehen, ist es oft nöthig, den Tubus des Mikro-
skopes äusserst langsam [bis zum Trübewerden des Gesichtsfeldes, in welchem die
Dünnschliffprobe am deutlichsten sichtbar war] in die Höhe zu schrauben).
An Andesindünnschliffen, die mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt
wurden, findet man die schönsten hexagonalen Säulchen des Kieselfluornatrium
neben charakteristisch entwickelten Gebilden des Kieselfluorcaleium.
In den kalkreichsten Andesinvarietäten scheinen die Formen beider Kiesel-
fluoride bezüglich ihres Mengenverhältnisses einander so ziemlich das Gleichgewicht
zu halten, während am Labradorit die Kieselfluoridformen des Caleium im den
Vordergrund treten. Und dasselbe gilt in um so grösserem Masse für den Anor-
thit, je weniger Natrium derselbe enthält. Dabei dürfte die Bemerkung nicht
überflüssig sein, dass die geringste Menge Natrium in Form seines Kieselfluorides
um so eher zur Entwickelung gelangt, je leichter die Feldspathprobe durch Kiesel-
fluorwasserstoffsäure zersetzbar ist.
Um einzelne Glieder der Feldspathgruppen möglichst genau bestimmen zu
können, bereite man sich eine, die wichtigeren Feldspathglieder, für welche genaue,
chemische Analysen vorliegen, umfassende Suite von Präparaten, welche die ver-
schiedenen, durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure erzielten Mengen-
verhältnisse der Kieselfluoridformen des Calcium und Natrium an Feldspäthen ver-
anschaulicht, und benütze diese Präparatensuite zur Vergleichung mit jeder neuen
Probe. Man wird so in den Stand gesetzt, zu beurtheilen, mit welchem Präparate
die untersuchte Feldspathprobe am meisten übereinstimmt, somit welchem Feld-
spathgliede dieselbe am nächsten steht. Auch die auf Taf. I. in den Fig. 17—20.
dargestellten Feldspathproben bieten einige Anhaltspunkte.
Unterscheidung des Apatit vom Nephelin.
Für die Unterscheidung dieser zwei, in Dünnschliffen einander sehr ähn-
lichen Minerale gab Streng vollkommen entsprechende Methoden an!), welche sich
auf die Anwendung von mit Salpetersäure versetztem, molybdänsaurem Ammon und
auf die Anwendung koncentrirter Salzsäure als Reagentien gründen. Auch die
Kieselfluorwasserstoflsäure bringt zufriedenstellende Resultate zu Stande,
Die Durchschnitte des Nephelin werden durch ‚die ausgeschiedene Kiesel-
erde trüber als die des Apatits und weisen zahlreiche Kryställchen von Kieselfluor-
natrium, zuweilen auch von Kieselfluorkalium auf, während am Apatit Büscheln
und strahlige Aggregate langer Säulchen und Nadeln des: Kieselfluorcaleium
und unterhalb derselben charakteristische Aetzfiguren (Taf. II. Fig. 16.) wahrzu-
nehmen sind.
Unterscheidung der Minerale: Enstatit, Bronzit, Hypersthen uud
Diallag.
Alle diese Minerale zeichnen sich in ihren Dünnschliffen durch einen ähn-
lichen Habitus, eine parallele, scharf geradlinige, meist dichte Riefung und einen
schwachen Dichroism aus, können daher zu Verwechslungen Anlass geben; allein
mit Kieselfluorwasserstoflsäure behandelt, sind sie nach ihren Neubildungsprodukten,
den Kieselfluoridkrystallen, wol zu unterscheiden.
Am Diallag treten sowol die Kieselfluoride des Caleium als auch die des
Magnesium und Eisen recht zahlreich auf; an den übrigen Mineralen sind nur
Kieselfiuoridformen des Magnesium und Eisen zu bemerken. Und wenn diese mit
Chlorgas oder mit Schwefelammoniumdampf behandelt werden, so gestatten sie,
das Mengenverhältniss des Kieselfluormagnesium zum Kieselfluoreisen abzuschätzen,
somit das Urtheil zu fällen, welches der drei Minerale (Enstatit, Bronzit, Hyper-
sthen) man vor sich hat.
Unterscheidung der Amphibol- und Biotitdünnschliffe,
Wiewol Amphibol und Biotit auf den ersten Blick von einander zu unter-
scheiden sind, so ist diess in Gesteinsdünnsehliffen nicht immer der Fall; denn
die Durchschnitte beider Minerale haben oft ähnliche Umrisse, zeichnen sich
gewöhnlich durch eine ähnliche Färbung, durch parallele, scharf geradlinige Riefung
und stets durch starken Dichroism aus.
Allein durch Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure treten an den
Amphiboldurchschnitten Kieselfluoride des Magnesium, Eisen und Caleium, am
Biotit Kieselfluoride des Magnesium, Eisen und Kalium auf.
!) Tschermak’s Mineralog. Mittheilungen. 1876,
-
27
Unterscheidung des Lithionglimmers, des Lithion-Eisenglimmers
und des gewöhnlichen Kaliglimmers oder Muscovits.
Diese drei Glimmerarten sind nach krystallographischen und optischen
Merkmalen in Dünnschliffen kaum zu unterscheiden.
Wenn dieselben aber mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt werden, so
treten an der Oberfläche des Lithionglimmers (z. B. von Roznau in Mähren) winzig
kleine, sechsseitige, zuweilen durch übermässige Entwickelung eines Flächenpaares
verzerrte Pyramiden des Kieselfluorlithium auf, die an der zweiten Glimmerart
(z. B. dem Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald) von Kryställchen des Kieselfluor-
eisens begleitet, werden. Am Museovit .(z. B. einem ‚gewöhnlichen Kaliglimmer aus
Grönland) bemerkt man nur vereinzelte Hexaäderkryställchen des Kieselfluorkalium.
Uiberhaupt gehören diese Glimmerarten zu jenen Mineralen, die von Kieselfluor-
wasserstoffsäure am’ schwierigsten angegriffen werden.
II. Anwendung des Fluorwasserstoffgases
zum Nachweise von Alkali-Metallen in Silikaten, namentlich in
jenen, die durch Kieselfluorwasserstoffsäure wenig angegriffen
werden.
Prinzip der Methode.
Wirkt Fluorwasserstoffgas auf Silikate ein, so werden deren Metalle in
Silikofluoride oder in einfache oder Doppel-Fluoride umgewandelt; wovon man
sich bei weiterer Behandlung der Probe mit concentrirter Schwefelsäure durch die
Beobachtung des Brausens!) leicht überzeugt.
Durch Einwirkung des Fluorwasserstoffgases auf alkalihältige Silikate werden
in Letzteren Kieselfluoride der Alkalien gebildet, die, mit kochendem Wasser
extrahirt, durch Eindampfen der Lösung zu einem Tropfen und Uibertragen des
Tropfens auf ein Objektglas, auf Letzterem zur Kıystallisation gebracht und unter
dem Mikroskope beobachtet werden können. Ihre Formen unterscheiden sich wesent-
lich nicht von jenen, die durch Kieselfluorwasserstoffsäure hervorgebracht wurden.
Auf diese Art kann für die geringste Menge der Alkalien, namentlich des
Kalium in Silikaten, der sicherste Nachweis geliefert werden.
Wenn die mit Fluorwasserstoffgas behandelte und hierauf mit Wasser aus-
gekochte Probe ausser Alkalien auch alkalische Erden enthielt, so ist gewöhnlich
nur ein geringer Theil der Letzteren in das Wasser-Decoct (in Form von Kiesel-
Huoriden) übergegangen, der grösste Theil dagegen in der Probe zurückgeblieben.
Mehre Versuche, die ich an Feldspathproben in der Absicht vornahm, um
sämmtliche Alkalien des durch Fluorwasserstoffgas veränderten Probeantheiles als
Kieselfluoride auszuziehen und den grössten Theil der Kalkerde als Fluorid in
der Probe zurückzuhalten, führten annährend zu der Regel: Die mit Fluorwasser-
stoffgas behandelte Probe (von 2—-6[J]"= D.) auf einem mit Wasser gefüllten Platin-
deckel (von 45®= D.) so viele Minuten andauernd zu kochen, als die Oberfläche
der Probe ("= beträgt. Und das in der Probe rückständige Caleiumfluorid konnte
») In Folge der Entwickelung des Fluorwasserstofigases oder des Fluorkiesels zugleich.
29
hierauf in concentrirter Schwefelsäure gelöst und in Form von Gypskrystallen sichtbar
gemacht, somit auch sein Mengenverhältniss zu den Alkalien abgeschätzt werden.
Wenn aber die mit Fluorwasserstoffgas behandelte Probe nur Alkalien
(und keine alkalische Erden) enthielt, so wurde nach vollständiger Entfernung der
Kieselfluoride der Alkalien (durch entsprechendes Auskochen im Wasser) bei
weiterer Behandlung der Probe mit Schwefelsäure kein Aufbrausen und über-
haupt keine Entwickelung von Fluorwasserstoffgas beobachtet.
Als ich mit der Anwendung der Kieselfluorwasserstoffsäure als des ge-
eignetsten Reagens zum Nachweise einzelner Metalle in Mineralen noch nicht ver-
traut war, habe ich für die Unterscheidung einzelner Glieder der Feldspathfamilie
die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und die der Schwefelsäure verwendet;
und zwar auf folgende Weise:
Nachdem ich aus dem durch Fluorwasserstoffgas veränderten Probeantheile
durch Auskochen mit Wasser sämmtliche Kieselfluoride ausgezogen hatte, liess
ich dieselben auf einem Obhjektglase krystallisiren; dann zerlegte ich das in der
Probe rückständige Caleiumfluorid durch Schwefelsäure und liess den schwefel-
sauren Kalk auf einem zweiten Objektglase in Form von Gypskryställchen zum
Vorschein kommen. Aus dem Mengenverhältnisse der Kieselfluorid- und Gyps-
krystalle war ich im Stande, auf das Mengenverhältniss des Alkalimetalls (resp.
Natriums) zum Caleium einen entsprechenden Schluss zu ziehen.
Ausserdem schlug ich zuweilen noch folgenden Weg ein: Ich behandelte
zwei gleich grosse, durch Fluorwasserstoffgas gleichmässig veränderte Probestück-
chen mit gleich grossen Schwefelsäuretropfen, und zwar: das eine Probestückchen
vor, das andere nach dem (gehörigen) Auskochen mit Wasser und bestimmte in
jedem der beiden Fälle «) die Dauer des Brausens oder der Gasentwickelung und
ß) die Menge der entwickelten, von Schwefelsäure umschlossenen Gasblasen.
Aus dem Verhältnisse der erhaltenen Daten war ich im Stande, auf das
Mengenverhältniss des Natrium zum Caleium in den Kalknatronfeldspäthen einen
entsprechenden Schluss zu ziehen; denn bei Behandlung der durch Fluorwasser-
stoffgas veränderten Feldspathprobe mit Schwefelsäure vor dem Auskochen mit
Wasser wurden sämmtliche Fluoride zersetzt, während nach dem Auskochen mit
Wasser nur das ungelöst gebliebene Caleiumfluorid zum Zersetzen übrig blieb.
Versuche, die an Proben des Chiastolithes mit Fluorwasserstoffgas aus-
geführt wurden, verriethen durch das Brausen der Probe in Schwefelsäure, dass
sich auch die Thonerde in ein Fluorid umwandelt, welches wol im Wasser gelöst
wird, aber nicht zur Krystallisation gelangt.
Ausführung der Methode.
Geräthe zur Entwickelung des Fluorwasserstoffgases und
zur Aufnahme der Proben. Um Fluorwasserstoffgas zu entwickeln und auf
Dünnschliffe oder Proben welcher Art immer einwirken zu lassen, dazu bediene
30
ich mich eines Platintiegels von der Grösse der Figur 1. In den Platintiegel
kömmt ein Platindrahtgestell, welches eine, nahe dem Rande ringförmig und in der
Mitte kreisförmig durchlöcherte und längs der Löcher mit aufgeworfenen Rändern
versehene Platinscheibe trägt. Und diese Scheibe dient zur Aufnahme der Proben.
Fig. 1. zeigt den Durchschnitt des Tiegels mit Gestell und Scheibe und
Fig. 2. den Grundriss der Scheibe.
Fig. 1.
Statt der Scheibe kann auch ein schmaler Platinblechstreifen zur Auf-
nahme der Proben genommen werden.
Zur Bedeckung des Tiegels wende ich ein kreisförmiges Stück Platinblech
an, das den Rand des Tiegels überragt und auf jener Fläche, die an den Tiegel
angelegt wird, mit einem (vor jedem Versuche zu erwärmenden) Wachsüberzuge
versehen ist, um eine genauere Schliessung des Tiegels zu ermöglichen. Und zu
dem letztgenannten Zwecke wird noch auf das als Deckel fungirende Platinblech
ein Gewicht aufgelegt.
Die zu untersuchenden Dünnschliffe oder Probestückchen werden auf die
Platinscheibe (oder den schmalen Platinstreifen) so gelegt, dass zwischen denselben
nur kleine Zwischenräume übrig bleiben, wodurch man es erzielt, dass je nach
der Grösse der Dünnschliffe oder Probestückchen eine grössere Anzahl (10—20)
Proben auf einmal der Fluorwasserstoffeinwirkung ausgesetzt werden kann.
Nur ist hiebei die Vorsicht nöthig, die Aufeinanderfolge der Proben genau
zu verzeichnen, um einem etwaigen Irrthume durch Verwechslung der Proben
vorzubeugen.
Behandlung der Proben mit Fluorwasserstoffgas. Auf den
Boden des Platintiegels schüttet man ein halbes Gramm reines, fein gepulvertes
Fluorbaryum?), stellt das Platindrahtgestell hienein und giesst am Innenrande des
Tiegels auf dessen Boden so viel concentrirter, chemisch reiner Schwefelsäure,
dass von derselben das Fluorbaryum überall bedeckt wird; hierauf fasst man rasch
(weil die Fluorwasserstoffentwickelung bereits begonnen hat) mit einer feinen
Pincette den aufgeworfenen Rand der mit Proben versehenen Platinscheibe, legt
sie auf das Platindrahtgestell, deckt den Tiegel mit dem erwähnten, mit Wachs
‘) Das käufliche Fluorbaryum pflegt entweder mit Chlorbaryum oder mit schwefelsaurem Baryt
gemengt zu sein.
31
überzogenen Platinblech zu und legt ein Gewicht darauf, damit das Platinblech
überall fest anhalte.
Der ganze Apparat, mit einem Glassturze oder umgestürzten Becherglase
bedeckt, kann nun an jedem beliebigen Orte stehen gelassen werden.
Hat man statt der Platinscheibe zur Aufnahme der Proben einen Platin-
streifen genommen, dann bleibt neben Letzterem so viel Raum übrig, dass man
die Schwefelsäure erst nach dem Einlegen der Proben in den Tiegel eingiessen
kann; wodurch ein rascheres Schliessen des Tiegels ermöglicht, somit die Belästi-
gung durch das ausströmende Fluorwasserstoffigas verringert wird.
Um das Fluorwasserstoffgas auf die Proben möglichst lange einwirken zu
lassen, pflege ich den Apparat erst den zweiten Tag zu öffnen; was unter einem
Kamine geschieht.
Nach dem Verrauchen des Fluorsilieium und Entfernen des überschüssigen
Fluorwasserstoffgases wird die mit Proben versehene Platinscheibe herausgenommen
und die Proben werden genau besichtigt, ob keine derselben beim Aufschäumen
des Fluorbaryum von Letzterem oder von Schwefelsäure befleckt wurde.
Auskochen der durch Fluorwasserstoffgas veränderten
Probe mit chemisch reinem Wasser. Extraction und Krystallisa-
tion der Kieselfluoride der Alkalien. Ihre Beobachtung im
Mikroskope. Von dem durch Fluorwasserstoffgas veränderten Mineraldünn-
schliffe schneide man 3—6[[j”® heraus oder von einem Mineralstückchen nehme
man eine Probe von der Grösse einer kleinen Erbse, lege dieselbe in den voll-
kommen reinen Platindeckel, fülle Letzteren mit chemisch reinem Wasser an, fasse
ihn mit einer Eisenzange in die Hand und halte ihn über der Flamme einer
Spirituslampe so lange, bis das Wasser mindestens so viele Minuten andauernd
kocht, als die Probeoberfläche [_]®* beträgt. Dabei sorge man durch entsprechende
Bewegung des Deckels, dass sich auch das Probestückchen im Wasser mässig bewege.
Nach dem Auskochen der Probe hebe man Letztere mit einer völlig reinen
Pincette aus dem Wasser heraus, spüle dieselbe mit Wasser ab und bewahre sie
seitwärts auf einem neuen Objektglase auf.
Das Wasserdekokt enge man bei nicht zu hoher Temperatur bis auf einen
grossen Tropfen ein, übertrage Letzteren auf eine dünne (harte) Balsamschichte
eines Objektglases und lasse denselben an einem vor Staub geschützten Orte
eintrocknen.
Während des Eintrocknens scheiden sich die Kieselfluoride in schön aus-
gebildeten Krystallen aus, die nach völligem Trockenwerden des Präparates im
Mikroskope (am besten bei 400 X Vergrösserung) beobachtet werden können.
Das Kieselfluorkalium erscheint in Hexaödern, die zuweilen pracht-
volle, kreuzförmige oder armleuchterähnliche Gruppirungen bilden, oder in Combi-
nationsgestalten des Hexaöders mit dem Octaöder oder des Rhombendodekaäders
mit dem Hexaöder. Nicht selten sind diese Kryställchen des tesseralen Systems
unvollkommen ausgebildet, nach einer Achse verzogen; allein ihre Verdunkelung
zwischen gekreuzten Nicols lässt sie von den Kieselfluoriden aller anderen Metalle
(ausgenommen die gleichgestalteten Kieselfluoride der in sehr spärlichen Mengen
vorkommenden Metalle: Caesium, Rubidium, Thallium) sehr leicht unterscheiden.
32
Das Kieselfluornatrium erscheint in hexagonalen Säulchen, die durch
die basische Fläche oder eine stumpfe Pyramide geschlossen und deren vertikale
Kanten zuweilen durch schmale Flächen des Deuteroprisma abgestumpft sind. Doch
zu oft findet man neben diesen regelmässigen Krystallgestalten des Kieselfluor-
natrium auch fassähnliche, ovale, elliptische und walzenförmige Gestalten, die wol
demselben Kieselfluoridmetalle angehören.
Aus allen Proben der Kalk-Natronfeldspathreihen erhielt ich neben den
erwähnten Kieselfluoridformen des Natrium eine geringe Menge langer, spiessiger
Nadeln oder langer, dünner, vierflächiger, durch ein schiefes Flächenpaar geschlos-
sener Säulchen, die ich als Kieselfluoridformen des Caleium ansehen zu dürfen
glaube (da den erwähnten Feldspäthen ausser dem Natrium, Caleium und Alumi-
nium kein anderes Metall konstant innewohnt und da aus reinen Thonerdesilikaten
(Chiastolith, Kaolin) kein Kieselfluorid in ähnlichen Nadeln und Säulchen zum
Vorschein kam). Aehnliche Säulchen und Nadeln, jedoch stets in geringer Menge,
erhielt ich auch aus Anorthit und Wollastonit.
Das aus den Proben der .Kalk-Natronfeldspäthe darge-
stellte Kieselfluornatrium erschien gewöhnlich in den unvollkommen aus-
gebildeten, fassähnlichen, ovalen und walzenförmigen Krystallgestalten, die, zuweilen
den strahlig aggregierten Nadeln und Säulchen des Kieselfluorcaleium aufgespiesst,
prächtige Gruppirungen darstellten,
Behandlung der im Wasser ausgekochten Probe mit Schwe-
felsäure. Neben die durch Auskochen im Wasser von den Kieselfluoriden
befreite Probe, die man auf ein Objektglas gelegt hat, thue man einen oder zwei
Tropfen Schwefelsäure und lege über den Schwefelsäuretropfen ein Deckgläschen
derart auf, dass die Probe von der Schwefelsäure eingehüllt werde. Nun beobachte
man (eventuell auch im Mikroskope), ob ein Brausen oder eine Gasentwickelung
Statt findet oder nicht. Fand keine Gasentwickelung Statt, so erwärme man das
Objektglas mässig (etwa 10—15 Sekunden lang, die Spitze einer Spiritusflamme
mit dem Rande des Objektglases berührend).
Wenn auch im letztgenannten Falle keine Gasentwickelung zu bemerken
war, so sind in der mit kochendem Wasser extrahirten Probe keine Metallfluoride
vorhanden.
War die Probe z. B. ein Glied der Feldspathfamilie und hat das Wasser-
dekokt nur Kieselfluoride der Alkalimetalle ergeben, so weiss man schon, dass das
Feldspathglied ein reiner Kali- oder Natronfeldspath sein muss (Orthoklas, Sanidin,
Mikroklin oder Albit, Periklin, je nachdem die erhaltenen Kieselfluoridkryställchen
dem Kalium oder dem Natrium angehören). Wurde an der mit Wasser ausge-
kochten Feldspathprobe nur eine sehr schwache Gasentwickelung bemerkt und die
Probe mit Gasbläschen sehr locker bedeckt oder mit einem sehr dünnen und
lockeren Blasenkranze umhüllt, so kann man annehmen, dass man ein Glied der
Oligoklasreihe untersucht hat. Fand aber an der Feldspathprobe eine stärkere
und länger andauernde Entwickelung und Anhäufung von Gashläschen Statt, so hat
man — je nach der aus derselben Probe gewonnenen Menge der Kieselfluoridkry-
ställchen des Natrium — ein Glied der Andesin- oder Labradoritreihe vor sich.
Den Anorthit erkennt man in den meisten Fällen bei Behandlung der Feldspath-
33
probe vor dem Auskochen mit Wasser, indem derselbe kein Aufbrausen zeigt,
sondern nur eine träge, wiewol reichliche Entwickelung verhältnissmässig grosser
Bläschen wahrnehmen lässt, während alle mit Fluorwasserstoffgas behandelten Kalk-
Natronfeldspäthe in Schwefelsäure um so energischer brausen, je mehr Natron
sie enthalten.
Um das Verhältniss des Natrium, welches man in Form von Kieselfluorid-
kryställchen sichtbar gemacht hat, zu dem in der Feldspathprobe restirenden Cal-
ciumfluoride, das man durch Behandlung mit Schwefelsäure zerlegt hat, genauer
abschätzen zu können, spritze man den Schwefelsäuretropfen sammt dem Probe-
reste von dem Objektglase in einen reinen Platindeckel ab, entferne den Proberest
und lasse die Schwefelsäure (durch Erwärmen des Platindeckels) verrauchen. Den
etwaigen Rückstand löse man in einem grösseren Wassertropfen auf, übertrage
Letzteren auf ein reines Objektglas und lasse ihn auf demselben eintrocknen. Aus
der Menge der gebildeten Gypskryställchen, die man nun auf dem Objektglase mit
Hilfe des Mikroskopes beobachtet, im Verhältnisse zur Menge der Kieselfluorid-
kryställchen des Natrium, die man aus dem Wasserdekokt gewann, kann man schon
ein sicheres Urtheil fällen, welcher Reihe die Feldspathprobe angehört.
Bemerkungen über die Anwendung des Fluorwasserstoflgases zur
Reinigung trüber Dünnschliffe, zur Hervorrufung minder deutlicher
Mineralconturen, der inneren Mineralstructur und zum Nachweise
farbloser Einschlüsse in farblosen Mineralen.
Es kommt nicht selten vor, dass Gesteinsdünnschliffe, welche schon die
grösstmöglichste Dünne erreicht haben, wegen eines oder mehrer trüben, durch
die ganze Gesteinsmasse vertheilten Gemengtheile für die mikroskopische Unter-
suchung nicht geeignet erscheinen. In solchen Fällen hat der Petrolog zunächst
die Aufgabe zu lösen, die trübenden Substanzen aus dem Dünnschliffe zu ent-
fernen, ohne Letzteren zu zerbröckeln.
Bei meinen früheren Arbeiten habe ich zu dem letzterwähnten Zwecke
Salzsäure angewandt und zwar derart, dass ich den trüben Dünnschliff, mittelst
Canadabalsam auf ein Objektglas angekittet, in einem mit Salzsäure versehenen
Schälchen je nach der Angreifbarkeit des Dünnschliffes mehre Stunden oder mehre
Tage liegen liess. Da aber die Balsamschichte unterhalb des Dünnschliffes durch
die Salzsäure trübe und impellueid geworden war, so trug ich auf die andere, wol
gereinigte und getrocknete Hälfte desselben Objektglases neuen Balsam auf, dem
ich durch Erwärmen die nöthige Consistenz gab und auf den ich den durch behut-
sames Erwärmen losgelösten Dünnschliff überschob. Letzteren konnte ich nun mit
neuer Balsamschichte bedecken und mit dem Deckgläschen versehen, wie es bei
Anfertigung von Dünnschliffpräparaten zu geschehen pflegt.
Auf diese Art erzielte ich zufriedenstellende Resultate. So z. B. gelang
es mir aus den trüben, zu mikroskopischen Untersuchungen durchaus unbrauch-
baren Dünnschliffen des graulich weissen Kalkaphanites (Diabasmandelsteines) von
Krusna Hora bei Beraun die Kalkspathsubstanz zu entfernen und dann an dem
3
o4
ziemlich pellueid gewordenen, wiewol durchlöcherten Dünnschliffe den Nachweis zu
liefern, dass die ursprüngliche Substanz des Kalkaphanites mit der des grünlich-
schwarzen, dichten Diabases von derselben Lokalität völlig identisch ist.
Aehnliche Dienste leistet auch das Fluorwasserstoffgas, wenn der mit dem-
selben behandelte Dünnschliff je nach seiner mineralischen Beschaffenheit entweder
mit Wasser ausgekocht oder mit Schwefelsäure behandelt wird. So wurden z. B.
papierdünne und doch ganz trübe Dünnschliffe eines dichten -Porphyrs durch Be-
handlung mit Fluorwasserstofigas und nachheriges Auskochen mit Wasser rein und
hell und liessen nun die zarten, in dem dichten Quarzkörnergemenge eingestreuten
Feldspathleistchen deutlich erkennen; dagegen erheischten trübe, wiewol papier-
dünne Dünnschliffe eines Nephelinphonolithes ausser der Behandlung mit Fluor-
wasserstoffgas und Wasser noch die mit Schwefelsäure, um vollkommen rein und
pellueid zu werden.
Eine interessante Erscheinung bot sich mir in einem Phonolithdünnsehliffe
des Wachholderberges bei Teplitz, indem dessen aus einer homogenen, 'polarisiren-
den Substanz (ohne erkennbare Umrisse) bestehende Grundmasse nach der suc-
cessiven Behandlung mit Fluorwasserstoffgas, Schwefelsäure und Wasser in! Recht-
ecke und Hexagone des Nephelins aufgelöst wurde. Und an diesen Nephelindurch-
schnitten kam eine ausgezeichnete Schalenstruktur zum Vorschein, von der zuvor
nichts zu bemerken war. ‚Es ist einleuchtend, dass hier Möhl’s Nephelinglas- in
deutliche Nephelindurchschnitte aufgelöst wurde. |
Bevor mir Des Cloizeaux’s epochemachende Arbeiten „Memoire sur; l!’exi-
stence, les proprietes optiques et cristallographiques; et la composition chimique
du mierocline ete.“ (Extrait des Compt. rendus etc. t. LXXXI. 17. avril 1876 und
Extrait des Ann. de Chimie 'et de Phys., 5° serie, t. IX.; 1876) dureh’ die Freund-
lichkeit des berühmten: Autors in die Hände gelangt waren, habe ich bereits die
charakteristische Mikrostruktur des Amazonites von Miask und: eines Mikroklins
von Karlsbad!) (aus der system. Sammlung des böhm. Museums, mit der Etiquette:
Orthoklas [weiss, durchscheinend, rissig] von Karlsbad) beobachtet und auf. Grund
der durch Fluorwasserstoffgas und Wasser bewirkten Veränderung vermuthet, dass
in denselben substanziell oder structurell verschiedene Lamellen vorhanden sind;
aber auch in manchem Kalk-Natronfeldspathe fand ich Lamellen, ‚die unter dem
Einflusse genannter Reagentien eine substanzielle Verschiedenheit. verriethen.
!) Die Mikrostruktur des Karlsbader Mikroklin stimmt mit jener ziemlich überein, welche
Des Cloizeaux in seinem obgenaunten Werke pag. 8. Fig. 12. als die eines Mikroklin von
Australien (?) andeutet.
AAnaAnan anna
III. Anwendung des Chlorgases
zum Nachweise der Widerstandsfähigkeit der Minerale gegen Säuren,
der gelatinösen Beschaffenheit der aus manchen Silikaten der Dünn-
schliffe ausgeschiedenen Kieselerde und zum Nachweise der Alkalien,
alkalischer Erden und des Eisenoxydul.
Entwickelung des Chlorgases und Behandlung der Proben mit
demselben,
Zur Entwickelung des Chlorgases wende ich ein Glasgefäss (etwa von der
in Fig. 3. dargestellten Form) an, auf, dessen Boden fein gepulverter Braunstein
in Form eines kohärenten, zollbreiten Randkranzes gleichmässig aufgestreut und
mit Salzsäure breiartig vermengt wird. Zur Aufnahme der Mineral- und Dünn-
schliffproben dienen. zwei Glasstreifen, die auf der:
oberen Fläche eines Glasstöpsels zu beiden Seiten des Fig. 3.
Griffes so angekittet sind, wie es Fig. 3. andeutet, und Ti
die mittelst, des Stöpselgriffes in die Mitte. des Ge-
fässes gesenkt und nach beendeter Operation wiederum
bequem herausgehoben werden können.
Sollen aber mikroskopische Kieselfluoridkry-
ställchen, die sich auf einem Objektglase befinden, der
Einwirkung des Chlorgases ausgesetzt werden, dann
kann z. B. ein niedriger, umgestürzter Porzellantiegel dem’ Objektglase als Ge-
stell dienen.
Wenn das mit Proben versehene Gestell in das Glasgefäss gebracht und
Letzteres mit einer Glastafel, die am Rande mit Unschlitt überzogen ist, möglichst
genau verschlossen wurde, so stelle man das Glasgefäss auf das über einer Spiritus-
flamme befindliche Drahtnetz und erwärme es nur ‚so. weit, dass eine rasche Gas-
entwickelung etwa fünf Minuten andauere.
Man hat bei Erwärmen vorzugsweise dafür zu sorgen, dass sich keine
grossen Blasen entwickeln, damit bei Platzen derselben kein Spritzen. (durch welches
die Proben verunreinigt werden könnten) entstände.
Br
56
Nach etwa 5 Minuten andauernder Entwickelung des Chlorgases wird das
Gefäss von der Flamme weggenommen und bei gehörigem Verschlusse etwa
24 Stunden hindurch auf dem Arbeitstische stehen gelassen; doch kann während
der Zeit — je nach der Beschaffenheit der zu untersuchenden Minerale — das (zur
Entwickelung eines neuen Chlorgasquantums dienende) Erwärmen zwei bis dreimal
wiederholt werden.
Nach etwa vierundzwanzigstündiger Einwirkung des Chlorgases wird das
Gestell (der Glasstöpsel) mit den Proben herausgenommen, jede Probe auf ein
separates Objektglas (mit der angegriffenen Fläche aufwärts) gelegt und der mikro-
skopischen Untersuchung unterworfen.
Ist die Gegenwart von (zerfliesslichen) Chloriden der alkalischen Erden (des
Caleium und Magnesium) als Neubildungsprodukten zu vermuthen, so ist es zweck-
mässig, das mit der Probe versehene Objektglas in einem Exsiceator bis zum. voll-
ständigen Trockenwerden der Probe aufzubewahren, hierauf gleich in Canadabalsam
einzuschliessen und mit dem Deckgläschen zu versehen; denn hiedurch gelingt es
oft, die erwähnten Chloride in charakteristischen Kryställchen darzustellen.
Werden mikroskopische Kieselfluoridkryställchen (auf einem Objektglase)
der Einwirkung des Chlorgases ausgesetzt, so genügt schon eine 3—5 Minuten
andauernde Einwirkung desselben, um an den Kieseltluoridkryställchen charakteri-
stische Veränderungen hervorzurufen ; worauf das Objektglas herauszunehmen, wol
zu reinigen und die veränderten Kryställchen im Mikroskope zu besichtigen sind.
Prüfung der Widerstandsfähigkeit eines Minerals gegen Säuren.
Zur Prüfung der Widerstandsfähigkeit einzelner Minerale eines gemengten
Gesteins gegen Säuren wurde gewöhnlich die in Pulverform verwendete Probe mit
Salzsäure mehrmals aufgekocht, geschüttelt und längere Zeit stehen gelassen. Hierauf
wurde durch die Beobachtung der veränderten Probe im Mikroskope und Ver-
gleichung derselben mit frischem Probe-Materiale zu konstatiren versucht, welche
Minerale gänzlich, welche zum Theile der Zersetzung unterlegen und welche un-
zersetzt geblieben sind.
Wiewo] die Wiedererkennung der halb zersetzten Minerale an ihren winzig
kleinen Fragmenten im Mikroskope zu oft mit Schwierigkeiten verbunden war, so
führte doch diese Methode in vielen Fällen zu dem gewünschten Ziele, wenn die
Stärke der Säure, die Dauer ihrer Einwirkung und die Temperatur, bei welcher
die Einwirkung erfolgte, im Verhältnisse zu der an bestimmten Mineralen der
Probe erzielten Wirkung eine gehörige Berücksichtigung fanden. Besonders wichtig
war die Erfüllung letztgenannter Bedingungen,‘ wenn die Probe in Form eines
Dünnschliffes angewandt wurde, da man in diesem Falle nicht eine vollständige
Zersetzung irgend eines Minerals, sondern blos eine deutliche Veränderung an
dessen (Dünnschliff-) Oberfläche (vornehmlich am Rande und an den Klüftehen) zu
bewirken bestrebt war.
Bei Untersuchung der Widerstandsfähigkeit der in den krystallinisch ge-
mengten Gesteinen vorkommenden Minerale gegen Säuren war es vortheilhafter,
37
die an ein Objektglas mittelst Canadabalsam angebrachte Dünnschliffprobe in ein
mit ebenem Boden versehenes Schälchen, in welches man je nach Bedarf Salzsäure
oder Königswasser gethan hatte, zu legen, darin mehre Tage bei völliger Ruhe
liegen zu lassen und dann nach Entfernung der Säure aus der Probe durch behut-
sames Eintauchen in chemisch reines Wasser (bei horizontaler Lage des Objekt-
glases) und nach sorgfältigem Abtrocknen (des Objektglases) der mikroskopischen
Untersuchung zu unterwerfen; denn nach diesem Verfahren war es möglich nicht
nur die Zersetzbarkeit vieler Minerale durch Veränderung ihrer Oberfläche zu
beobachten, sondern auch die Beschaffenheit und Menge der an Silikaten aus-
geschiedenen Kieselerde wahrzunehmen.
Wenn die unterhalb der Probe befindliche Balsamschichte durch die -Ein-
wirkung der Säure trübe und impellueid geworden war, so konnte die Probe durch
behutsames Erwärmen gelöst und auf eine neue, auf dasselbe Objektglas auf-
getragene Balsamschichte übergeschoben werden.
Statt aller dieser Methoden, welche die Bestimmung der Widerstandsfähig-
keit einzelner Minerale eines Dünnschliffes zum Zwecke haben, glaube ich eine
neue als die zweckmässigste vorschlagen zu dürfen, nämlich jene, welche sich auf
die Einwirkung des Chlorgases auf Mineral- und Gesteinsdünnschliffe gründet.
Nach dieser Methode werden die Dünnschliffproben auf die Glasstreifen
des Gestells (des Glasstöpsels) in Fig. 3. pag. 355 möglichst nahe dem Rande so
neben einander gelegt, dass sie sich nicht berühren, und auf die oben (pag. 35 u. 36)
beschriebene Weise einer etwa vierundzwanzigstündigen Einwirkung des Chlorgases
ausgesetzt. Nach Herausnahme des Gestells wird jede Probe auf ein reines Objekt-
glas (mit der angegriffenen Oberfläche aufwärts gewendet) übertragen und mikro-
skopisch untersucht.
Wenn die Dünnschliffprobe an ihrer Oberfläche mit Chlorwassertröpfchen
behaftet ist — was bei Mineralen zu geschehen pflest, welche viel gelatinöser Kiesel-
erde ausscheiden — so kann die Probe in einem Exsiccator getrocknet werden.
Bei der hierauf vorzunehmenden mikroskopischen Untersuchung, für welche
Vorversuche an bestimmten Mineralen als Massstab zu Grunde zu legen sind, ist
zur Bestimmung der Zersetzbarkeit eines Mineraldünnschliffes durch das Chlorgas
(unter den oben angedeuteten Verhältnissen) zu berücksichtigen: a) die Beschaf-
fenheit und Menge der aus Silikaten ausgeschiedenen Kieselerde, d) die Menge
der an der Oberfläche des Minerals gebildeten Chloride und ec) die Beschaffenheit
und Stärke der durch Chlorgas bewirkten Aetzfiguren.
Als allgemeine Regel kann hierauf angenommen werden: Je mehr
Kieselerde sich aus einem Silikate ausgeschieden hat, je mehr
Chloride sich gebildet haben und je stärker die Aetzfiguren aus-
geprägt erscheinen, desto grösser ist — unter gleichen Verhält-
nissen — die Zersetzbarkeit des Minerals.
Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit der an der Oberfläche eines
Silikates ausgeschiedenen Kieselerde.
Hat man die durch Chlorgas ausgeschiedene, gelatinöse Kieselerde an
einigen Mineralen, 'z. B. an Nephelin, Eläolith, ‘Olivin, im ‚Mikroskope einmal
beobachtet und: von der pulverförmigen Kieselerde einiger anderen Minerale unter-
schieden, so ist man dann in den meisten Fällen im Stande zu erkennen, ‚ob die
aus irgend einem anderen Minerale ausgeschiedene Kieselerde eine gelatinöse oder
pulverförmige Beschaffenheit’ hat.
Um aber in jedem Falle über die Beschaffenheit der ausgeschiedenen
Kieselerde volle Gewissheit zu erlangen, dazu empfiehlt sich die zuerst von Behrens
vorgeschlagene Methode, welche auf der Imbibitionsfähigkeit gelatinöser Substanzen
segen Farbstoffe beruht.
Dieser Eigenthümlichkeit gelatinöser Substanzen bediene ich mich auf
folgende. Art: Den mit Chlorgas behandelten Dünnschliff, der auf ein reines
Objektglas übertragen wurde, bedecke ich mit einem Tropfen Fuchsinlösung und
nach einiger Zeit lege ich das Objektglas mit dem darauf befindlichen Dünnschliffe
in eine mit chemisch reinem Wasser gefüllte Porzellanschale.
Findet sich an der Oberfläche des Dünnschliffes keine gelatinöse Substanz
vor, so verschwindet die Färbung des Dünnschliffes nach sehr kurzer Zeit, da der
erwähnte Farbstoff im Wasser sehr leieht löslich ist; ist aber an der Dünnschlifl-
Oberfläche: gelatinöse Kieselerde vorhanden, so wird jedes kleinste Theilchen der-
selben durch die rothe Fuchsinfärbung, die sich aus gelatinösen Substanzen durch
Wasser nicht entfernen lässt, sogleich verrathen.
3ei diesem Verfahren ist aber wol zu beachten, dass der Dünnschliff schon
vor der Behandlung mit Chlorgas vollkommen rein gewesen sei und dass kein
Theilehen der ausgeschiedenen Kieselerde beim Einlegen des Objektglases ins
Wasser von der Oberfläche des Dünnschliffes weggespült werde. Während letztere
Bedingung durch ein vorsichtiges Verfahren bei der erwähnten Operation leicht
zu erfüllen ist, erfordert die erstgenannte Bedingung gewöhnlich eine gehörige
Reinigung des Dünnschliffes mit Alkohol oder besser noch mit Chloroform, da die
geringste Spur von Canmadabalsam, der in den Rissen des Dünnschliffes haften
bleibt, dieselbe Wirkung hervorbringen kann, wie gelatinöse Kieselerde.
Diese. Methode eignet sich vorzugsweise zur Unterscheidung des
Nephelin von Apatit und von monoklinen Feldspathleistchen und ebenso zur
Unterscheidung des Hauyn und Nosean vom Leueit.
Als sehr zweckmässig erwies sich die Anwendung dieser Methode an Dünn-
schliffen verschiedener Felsarten, namentlich an den Dünnschliffen des Basaltes
vom Schlanherge und des Nephelinphonolithes vom Wachholderberge bei Teplitz.
Die Dünnschliffe des ersten Gesteins zeigten bei 400xX Vergrösserung intensiv
rothe Olivin-, Nephelin- und Hauynflecke in gleichmässiger Vertheilung zwischen
den Augitaggregaten und den zahlreichen, farblos gebliebenen Apatitdurchschnitten,
während an den Phonolithdünnschliffen die Menge der farblos gebliebenen Sanidin-
täfelchen zwischen den röthlichen Nephelindurchschnitten leicht überblickt und
abgeschätzt werden konnte,
39
Darstellung und Beobachtung der durch Einwirkung des Chlorgases
gebildeten Chloride.
Durch Einwirkung des Chlorgases auf Silikate, welche Alkalien und alka-
lische Erden enthalten und: welche durch genanntes Reagens eine Zersetzung erleiden,
werden Metalle der Alkalien ‘oder, alkalischen. Erden: in dem: veränderten Antheile
des Silikates in: Chloride 'übergeführt, welche an der Oberfläche der Spaltblättchen
oder der Dünnschliffe in mehr. weniger vollkommenen Krystallformen zur Aus-
bildung; gelangen. können.
Am leichtesten kıystallisirt das Chlornatrium heraus, dessen würfel-
förmige Kryställchen und treppenförmige Krystallgebilde an jenen
Silikaten, welche pulverförmige Kieselerde ausscheiden (wie z. B. Andesin, Labra-
dorit) am: besten wahrzunehmen sind; aber weit zahlreicher treten sie an jenen
natronhältigen Silikaten auf, aus denen sich gelatinöse Kieselerde ausgeschieden
hat (z. B. am Eläolith), liegen jedoch in der Kieselgelatine eingebettet und sind
durch dieselbe mehr weniger verdeckt.
Um: im letztgenannten Falle die Chlornatriumkryställchen wahrzunehmen,
ist es zweckmässig, die Probe mit einer Lösung des Canadabalsam in Chloroform
zu bedecken und mit dem Deckgläschen zu versehen; denn hiedurch wird die
Kieselgelatine stark durchscheinend und gestattet, die farblosen Chlornatriumwürfel-
chen in Augenschein zu nehmen. Ausserdem scheint das Chloroform auch zur
Krystallisation der in der Kieselgelatine übrig gebliebenen Chlornatriumlösung
beizutragen.
Weniger leicht krystallisirt das mit dem Chlornatrium isomorphe Chlor-
kalium. Und am schwierigsten sind die an der Luft zerfliesslichen, rhomboedrischen
Säulchen (eR.R.— R.OR) und Täfelchen des Chlorealeium (Ca 07? + 6H*0)
und Chlormagnesium (Mg C!?—+-6H?O) an den mit Chlorgas behandelten Mineral-
dünnschliffen darzustellen.
Die Gestalten letztgenannter zwei Substanzen, die nur unter dem Exsiccator
deutliche Krystallformen anzunehmen pflegen, sind gewöhnlich rundlich, elliptisch
oder walzenförmig, wenn sie überhaupt zur Ausbildung gelangt sind.
Aus eisenhältigen Silikaten, welche durch Einwirkung des Chlorgases Zer-
setzung erleiden, scheiden sich ebenfalls Chloride des Eisens aus. Da sie aber
zu den an der Luft zerfliesslichsten Substanzen gehören, so kommen sie offenbar
nicht in Krystallgestalten zum Vorschein, sondern treten als ein den Mineraldurch-.
schnitt, dem sie entstammen, oder angrenzende Theile des Dünnschliffes gleichmässig
imprägnirendes, halb flüssiges Pigment auf. So mag vom gebildeten Eisenchlorüre,
zum Theile Eisenchloride die intensiv gelbgrüne oder grüngelbe Färbung herrühren,
die an farblosen oder schwach gelblich gefärbten Olivindurchschnitten oder anderen
eisenoxydulhältigen Mineralen erscheint, wenn sie der Einwirkung des Chlorgases
ausgesetzt worden sind.
40
Zweckmässige Anwendung der Streng’schen Methode zur Nachweisung
des Apatits in Dünnschliffen, und zwar nach der Behandlung der
Letzteren mit Chlorgas.
Um den Apatit in einem Gesteinsdünnschliffe nachzuweisen, hat Streng !)
den praktischen Vorschlag gemacht, den auf einem Objektglase befindlichen Dünn-
schliff zuerst mit Salzsäure (zur Lösung des Apatits) und hierauf mit dem (durch
Salpetersäure bis zur Wiederauflösung des weissen Niederschlages versetzten) mo-
Iybdänsauren Ammon zu behandeln, mit dem Deckgläschen zu versehen und im
Mikroskope zu untersuchen. Aus der Menge der (bei 400% Vergr.) winzig kleinen,
aber scharf ausgebildeten eitrongelben: Kryställchen (die ich gewöhnlich in
Rhombendodekaedern, seltener in Octaödern des tesseralen System beobachtet habe)
kann unter gleichen Verhältnissen auf die Menge des im Dünnschliffe vorhandenen
Phosphates (Apatits) geschlossen werden.
Da der Apatit, sowie jedes andere Phosphat, durch das Chlorgas mehr
weniger angegriffen wird, so kann zum Nachweise der Phosphorsäure der mit
Chlorgas behandelte Dünnschliff, an welchem man bereits die Zersetzbarkeit der
Minerale mikroskopisch untersucht hatte, mit einem oder mehreren Tropfen der
durch Salpetersäure entsprechend versetzten, eoncentrirten Lösung des molybdän-
sauren Ammon ?) behandelt und zum Zwecke mikroskopischer Untersuchung mit dem
Deckgläschen versehen, eventuell auch durch am Rande des Deckgläschens ange-
brachten Canadabalsam eingeschlossen werden,
Das Resultat ist im Allgemeinen dasselbe, wie im ersten Absatze angedeutet
wurde; im Besonderen ist aber zu bemerken, dass, wenn sich im Dünnschliffe neben
reichlichem Apatit Silikate vorfinden, welche gelatinöse Kieselerde ausgeschieden
haben, diese mit der eitrongelben Substanz der phosphormolybdänsauren Ammon-
verbindung gerade so imprägnirt wird, wie mit der rothen Fuchsinlösung. Daraus
kann man ersehen, dass diese Reaction unter den erwähnten Verhältnissen einen
doppelten Zweck erreicht, nämlich: a) den Nachweis des Vorhandenseins eines
Phosphates im Dünnschliffe und 5) den Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit
der aus einem Silikate ausgeschiedenen Kieselerde.
!) Tschermak’s Mineralog. Mittheilungen. 1876.
?) Das tiberschüssige molybdänsaure Ammon krystallisirt auf dem Öbjektglase in farblosen
Nadeln heraus.
TInNAAAnAAanNND
IV. Uiber die Darstellung und Beobachtung der Aetz-
iiguren, über ihre Bedeutung zur Bestimmung der
Minerale in Dünnschliffen.
In der Einleitung (pag. 8) wurden alle jene Arbeiten namhaft gemacht,
welche die Darstellung von Aetzfiguren an verschiedenen Flächen mehrer Minerale
und ihre krystallographische Deutung zum Gegenstande haben; zugleich wurde
aber die Bemerkung fallen gelassen, dass bisher kein entschiedener Schritt ge-
schah, um die Aetzfiguren zur Bestimmung einzelner Minerale in Dünnschliffen
zu verwerthen.
Ich bin leider auch nicht in der Lage, eine grosse Reihe günstiger Resultate
zu verzeichnen; denn vollkommen charakteristische und nach den vorerwähnten
Methoden leicht darstellbare Aetzfiguren, welche den Aufbau des Krystalls aus
Subindividuen prächtig demonstriren, habe ich bisher nur an Dünnschliffen weniger
Minerale beobachtet. Allein die Dünnschliffe der meisten Minerale, mit Kieselfluor-
wasserstoffsäure oder Fluorwasserstoffgas oder Chlorgas behandelt, zeigen an ihrer
Oberfläche durch Aetzung hervorgebrachte Veränderungen, welche — wiewol durch
Worte schwierig bestimmbar — sich dem Beobachter nicht als zufällige, sondern
als mit der inneren Struktur des Minerals innig zusammenhängende Erscheinungen
präsentiren, somit in vielen Fällen einer Beachtung werth erscheinen dürften.
Da die Beschaffenheit der Aetzfiguren — mit welchem Ausdrucke ich alle,
durch ein chemisches Agens bewirkten, halbwegs charakteristischen Vertiefungen
und Erhabenheiten an Mineraldurchschnitten andeuten zu dürfen glaube — von
der krystallographischen Lage der Mineraldurchschnitte abhängt, so treten natur-
gemäss an verschiedenen Durchschnitten desselben Minerals verschiedene Aetz-
figuren auf; aber sie ergänzen sich derart, dass sie zuweilen als ein nicht unwichtiges
Merkmal zur Bestimmung des Minerals beitragen können.
Bei der Darstellung der Aetzfiguren an Mineraldurchschnitten ist zu be-
rücksichtigen, dass an Letzteren durch Einwirkung des chemischen Agens Neubil-
dungsprodukte auftreten oder Substanzen sich ausscheiden (z. B. Kieselerde),
welche die Aetzfiguren mehr weniger oder gänzlich verdecken und daher zu ent-
fernen sind, wenn die Aetzfiguren deutlich wahrgenommen werden sollen,
42
Sind die Neubildungsprodukte Kieselfluoride oder Chloride, so gelingt ihre
Entfernung von der Oberfläche des Dünnschliffes durch dessen wiederholtes Aus-
kochen mit Wasser, was etwa auf einem Platindeckel bequem ausgeführt werden
kann. Und durch die mechanische Wirkung des kochenden Wassers auf den Dünn-
schliff pflegt auch die etwa ausgeschiedene Kieselerde von der Dünnschliffoberfläche
weggespült zu werden. Sind die Neubildungsprodukte Fluoride der alkalischen
Erden, die im Wasser fast unlöslich sind, so können sie durch Schwefelsäure zer-
lest und hierauf mit Wasser ausgezogen werden. Im letzteren Falle ist jedoch
darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Einwirkung der Schwefelsäure an der Ober-
fläche vieler Mineraldurchschnitte eine weitere Aetzung zur Folge hat.
; Um. die von Neubildungsprodukten befreite und wol gereinigte Oberfläche
eines geätzten Miner aldur chschnittes im Mikroskope gehörig beobachten zu können,
darf man’ selbe/nicht mit Canadabalsam bedecken, sonder, wenn der Dünuschlift
in Form eines mikroskopischen ‚Präparates aufbewahrt werden‘ soll, ein Deckgläschen
direkt auflegen und dessen Ränder mittelst eines (durch Erwärmen auf einem
Objektglase) dickflüssig gemachten Canadabalsams oder mittelst einer anderen ent-
sprechenden Substanz mit dem Objektglase verkitten.
1. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Apatits '), dargestellt
a) durch Einwirkung des Chlorgases.
Durch vierundzwanzigstündige Einwirkung des Chlorgases auf
Dünnschliffe des Apatits von Schlackenwald, welche parallel der basischen Fläche
geschliffen waren, wurde die Dünnschliffoberfläche (bei 400 X Vergrösserung be-
obachtet) in ein Aggregat von dicht an einander gereihten und in einandergreifenden,
dem Anscheine nach hexagonalen Kryställchen (Subindividuen, Krystallmolekeln)
(P oder P.OP oder OP.P) umgewandelt, welche zum grössten Theile gegen
die basische Fläche senkrecht gestellt waren oder nur eine geringe Neigung gegen
dieselbe verriethen.
In den Schalenzonen waren Kryställchen von verschiedenen Grössendimen-
sionen sichtbar und zumeist durch die vorwaltenden basischen Flächen ausge-
zeichnet; aber die Grenzlinien der Schalenzonen waren durch dicht und dem
Krystallumrisse parallel geradlinig aneinandergereihte, nahezu gleich grosse und
fast sämtlich in Pyramidenspitzen auslaufende Kryställchen ‚scharf markirt, so dass
eine prächtigere Illustration des inneren Krystallbaues durch ein anderes chemisches
Agens kaum erwartet werden konnte (siehe: Taf. II. Fig. 19. und 20.). i
Oberhalb der Kryställchen lagerte zuweilen ein Gewirr ‚von kurz nadel-
förmigen Gebilden, deren horizontale Projektionsbilder gegen einander zum grössten
Theile eine Neigung von 60° oder 120° verriethen und die ich als Kantenreste
verschwundener Kryställchen der oberen Lage ansehen zu dürfen glaubte. Und
diese Krystallnädelehen kamen am deutlichsten zum Vorschein, wenn der Dünn-
schliff mit Canadabalsam bedeckt und mit dem Deckgläschen versehen wurde ?)
») Boricky. Sitzungsber. d. k. bölim. Ges. d. Wissensch. v: 9. Feber 1877.
?) An vielen wurden fest anhaltende Luftbläschen bemerkt,
43
(siehe: Taf. II. Fig. 18.); dagegen waren aber die darunter befindlichen Kryställ-
chen (die Subindividuen oder Krystallmolekeln) unter dem Canadabalsam kaum
wahrzunehmen.
An den zu den Prismenflächen (oP) fast parallelen Dünnschliffen des-
selben Apatitkrystalls, die einige Sekunden lang in Königswasser aufgekocht wurden,
traten an einzelnen Stellen die rhombischen Seitenecken, zumeist eine prächtige
Schalenstruktur aufweisend, deutlich hervor, während der übrige Theil des Dünn-
schliffes regelmässige oder langgezogene und seitlich abgestumpfte, parallel und
dicht aneinander oder schief hinter einander gereihte Rhombenfiguren aufwies
(siehe: Taf. II. Fig. 17.).
Auf einem Platindeckel mehre Minuten im Wasser gekocht, wurden die
erwähnten Aetzfiguren der Apatitdünnschliffe nicht beschädigt, sondern die winzig
kleinen Kryställchen traten noch schöner und reiner hervor; nur die winzig kleinen
Nädelchen (die vermuthlichen Kantenreste der oberen Lage) waren spärlicher
vorhanden.
An natürlichen Flächen der Apatitkrystalle wurden — wahrscheinlich der
grösseren Widerstandsfähigkeit wegen — obgenannte Aetzfiguren nicht erzielt. Es
traten an den Prismenflächen scharfe, kürzere und längere, parallele Furchen, drei-
eckige und trapezoidale Formen auf. Und nur an sehr wenigen Stellen waren
vereinzelte, hervortretende, rhombische Ecken (Seitenecken der winzig kleinen
Krystallpyramiden) wahrzunehmen,
b) Durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure.
Die durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure auf den parallel der
basischen Fläche dargestellten Apatitdünnschliffen erzeugten Aetzfiguren, welche
erst nach Entfernung des massenhaft gebildeten Calciumkieselfluorides (durch Aus-
kochen mit Wasser) deutlich zum Vorschein kamen, zeigten (bei 400%X Ver-
grösserung beobachtet) keine wesentlichen Unterschiede von den Aetzfiguren, die,
mittelst des Chlorgases dargestellt, in den vorhergehenden Absätzen beschrieben
wurden; doch war an mehren Stellen die Eigenthümlichkeit zu bemerken, dass
die subindividuellen Combinationsgestalten der vorwaltenden basischen Fläche mit
der Pyramide aus regelmässigen Krystallschalen oder aus treppenförmig über ein-
ander gelagerten, nach oben immer kleineren hexagonalen Täfelchen (0P.P) auf-
gebaut erschienen. (Fig. 16. auf Taf. II. zeist das an der basischen Fläche eines
Apatitkrystalls durch Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellte Caleiumkieselfluorid
und die Aetzfiguren.)
2. Aetzfiguren an Olivindünnschliffen, dargestellt
a) durch Kieselfluorwasserstoffsäure.
Die durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure an Dünnschliffen des
Olivin von Kozäkoy (bei Turnau) entstandenen und durch Auskochen mit Wasser
von den Kieselfluoriden des Eisens und der Magnesia befreiten und hiedurch blos-
44
gelegten Aetzfiguren sind (bei 400 X Vergrösserung beobachtet) sehr regelmässige,
dicht neben einander gedrängte und zu einander vollkommen parallele Krystall-
gestalten von pyramidalem oder tafelförmigem Habitus, welche letztere, wenn sie
weniger vollkommen ausgebildet oder weniger deutlich sichtbar sind, concordant
übereinander liegenden oder in einander greifenden Rhombenfiguren ähneln.
An den subindividuellen Kryställchen vom pyramidalen Habitus scheint
mit der vorwaltenden rhombischen Pyramide ein Pinakoid oder ein Doma der-
selben Zone kombinirt zu sein, während an den tafelförmigen Kryställchen neben
dem vorwaltenden Pinakoide eine Pyramide, ein Prisma und ein mit dem Pina-
koide nicht in eine Zone fallendes Doma vorkommen dürfte.
Bei 400 X Vergrösserung erreichen diese subindividuellen Kryställchen an
einigen Olivindünnschliffen die Grösse eines Gerstenkornes, an anderen Dünn-
schliffen erscheinen sie nur wie mit zwei spitzeren und zwei stumpferen Ecken
versehene und an dem ganzen Dünnschliffe regelmässig geordnete Stecknadelköpfe.
(Siehe: Taf. II. Fig. 11. und 12., an denen neben den Aetzfiguren auch die Kiesel-
fluoride gezeichnet sind).
b) Durch Chlorzas.
Die durch das Chlorgas an den Olivindurchschnitten von Kozäkov bewirkten
Aetzfiguren waren zum grössten Theile kurze, nicht geradlinig begrenzte, zumeist
vollkommen parallele Furchen, unter denen kurze, zugespitzte Säulchen oder spitze
Rhombenfiguren nur an wenigen Stellen zu finden waren.
3. Aetzfiguren an Dichroitdünnschliffen, dargestellt durch Einwirkung
der Kieselfluorwasserstoffsäure.
Die an den Dichroitdünnschliffen (von Bodenmais und von Orrijaerfvi in
Finnland) beobachteten Aetzfiguren waren zum grössten Theile kurz rektanguläre,
entweder durchwegs parallele oder unter einem nahezu rechten Winkel zu einander
liegende Vertiefungen, zwischen denen sich kürzere und längere, mehr weniger
regelmässig gelagerte Furchen vorfanden. Nur an wenigen Objektstellen waren
Letztere vorherrschend; dagegen fanden sich unter den regelmässigen Vertiefungen
auch solche vereinzelt vor, welche mit der in Naumann’s Elemente der Minera-
logie (1871, pag. 404) abgebildeten Krystallgestalt des Dichroit viele Aehnlichkeit
verriethen. (Siehe: Taf. II. Fig. 10., in der neben den Kieselfluoriden zumeist
unregelmässige Aetzfiguren gezeichnet sind.)
4. Aetzfiguren an Chiastolithdünnschliffen, dargestellt durch die Ein-
wirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure.
In Dünnschliffen eimes Chiastolithkrystalls (von unbekanntem Fundorte),
welche parallel der basischen Fläche dargestellt waren, erschien die kohlige Sub-
stanz in mehr weniger dicht gedrängten Partikelchen nicht nur im Centraltheile
u te
45
(längs der kıystallographischen Achse), an den vertikalen Seitenkanten und längs
der Diagonalen des Krystalldünnschliffes, sondern auch an anderen Stellen des-
selben, und zwar in federfahneähnlichen Verzweigungen, welche von den Diago-
nalen aus parallel den Randkanten des Krystallquerschnitts verliefen. Und die
Chiastolithsubstanz schien ziemlich homogen zu sein, ohne ausser den minder
vollkommenen Spaltungsklüftchen und den wenigen kleinen, fast völlig farblosen
Stellen irgend eine besondere Mikrostruktur aufzuweisen.
Allein nach Behandlung des Dünnschliffes mit Kieselfluorwasserstoffsäure
traten die minder vollkommenen Spaltungsklüftchen als breite längsflaserige Adern
auf, welche mit sehr breiten, der Quere nach wellig faserigen Randzonen versehen
waren und kleine, meist unregelmässig rhombisch begrenzte, farblose Felder ein-
schliessen, so dass der bedeutend grösste Theil des Dünnschliffes durch eine stark
hervortretende, flaserige oder wellig faserige Struktur ausgezeichnet war.
An mehren Randstellen des Dünnschliffes traten statt der Flasern durch-
einander gelagerte Gruppen langer schmaler Leistchen auf, die — ebenso wie die
Flasern und Fasern — aus der Chiastolithsubstanz entstanden, das Bild einer
Paramorphose veranschaulichten.
Die farblosen, meist minder deutlich rhombisch begrenzten Felder, welche
als die Uiberbleibsel der unveränderten Chiastolithsubstanz anzusehen sind, waren
von spärlichen, aber ziemlich vollkommenen Spaltungsklüftchen durchsetzt, die sich
nahezu unter einem rechten Winkel (gefunden. 90° 30° und 91°) kreuzten, folglich
nahezu den Spaltungsrichtungen des Chiastoliths (91° 4°) entsprachen. (Siehe:
Taf. II. Fig. 13.)
5. Aetzfiguren an Hypersthen-, Broncit-, Diallag-, Augit- und Amphi-
bol-Dünnschliffen oder Spaltungsfragmenten, dargestellt durch Kiesel-
fluorwasserstoffsäure.
Während die Spaltungsblättehen des Hypersthens von der Insel Sky und
des Broneits von Graubat in Steiermark, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt,
eine Zusammensetzung aus zarten parallelen Fasern oder sehr schmalen Bändchen
verriethen (siehe: Taf. II. Fig. 9., Broneit von Graubat, mit 4° & F® behandelt),
zeigten die Dünnschliffe des Diallags aus dem Gabbro von Wolpersdorf gewöhnlich
zwei unter einem schiefen Winkel sich schneidende Systeme von minder dichten,
aber scharf geradlinigen Spaltungsklüftehen, zwischen denen mannigfach gekrümmte
und mannigfach gelagerte, furchenähnliche Aetzfiguren dicht gedrängt erschienen
(siehe: Taf. II. Fig. 8.). Und diese Diallagdünnschliffe schlossen kleine Broneit-
partien ein, deren Mikrostruktur sich mit der des Broneit von Graubat überein-
stimmend erwies.
An den Augit-") und Amphibol-°) Dünnschliffen, welche parallel einer
Pinakoidfläche dargestellt wurden, waren nur längere und kürzere Furchen wahr-
zunehmen, welche fast sämmtlich eine Richtung befolgten.
!) Von Wartha a. d. Eger und von Kaaden,
2) Aus den Peperinbasalten von Lukoy bei Milleschau (siehe: Taf. II. Fig. 7.).
46
6. Aetzfiguren am Lithioneisenglimmer von Zinnwald, dargestellt
durch die Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und nachheriges Aus-
kochen mit Wasser.
Nach der Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und Wasser traten in den
schwach gelblich oder röthlichweiss gefärbten, zarten Spaltungsblättchen dieses
Glimmers unregelmässig vertheilte, rostgelbe Flecke auf, welche nicht selten
rhombische oder sechsseitige, nicht kohärente Umrisse verriethen. Und an vielen
der von den rostgelben Flecken freien Stellen erschienen äusserst zarte, mehr
weniger dicht gedrängte (vertiefte) Rhombenfiguren, welche zum grössten Theile
den Rhombenkanten parallel angeordnet waren (siehe: Taf. II. Fig. 14.).
Ich habe mehre der spitzen und stumpfen Winkel dieser Rhombenfiguren
gemessen, erhielt aber sehr differente Resultate; und zwar: für die spitzen Winkel
49° 30°, 50°, 56° 30°, 59° und 60° und für die stumpfen 130° 30‘—120°.
7. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Scapolithes von Malsjö
in Wermland.
An diesen der Hauptachse ziemlich parallel dargestellten und mit Kiesel-
fluorwasserstoffsäure behandelten Scapolithdünnschliffen glichen die Aetzfiguren,
welche zwischen den stark hervortretenden, der Hauptachse parallelen Riefen be-
obachtet wurden, länglichen, mannigfach gekrümmten, mannigfach gelagerten und
zuweilen zu einem geschlängelten Netzgewebe vereinigten Furchen. Auch das
Chlorgas bewirkte durchwegs unregelmässige, zackig rundliche und längliche Ver-
tiefungen und liess die der Hauptachse parallelen Spaltungsriefen stark hervortreten.
8. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Elaeolithes von Laurwig in Nor-
wegen, durch Chlorgas dargestellt
(und bei 400X Vergrösserung beobachtet).
Nach Entfernung der massenhaft ausgeschiedenen Kieselgelatine und der
in derselben eingebetteten Chlornatriumkryställchen (zumeist Octaöder) trat an
den Elaeolithdünnschliffen ausser spärlichen, aber breiten, rektangulären Spaltungs-
klüften eine parallel geradlinige Riefung hervor. Und in den bandförmigen Theilen
zwischen den Riefen kamen länglich rektanguläre, zuweilen an einem Ende zuge-
spitzte oder deutlich mehrseitig und mehr weniger regelmässig säulenförmige, den
Riefen parallele Vertiefungen und Erhabenheiten zum Vorschein, unter denen an
einigen wenigen Stellen ziemlich regelmässige hexagonale Säulchen beobachtet
wurden. An einem derartigen Säulchen fand sich ausser der basischen Fläche
auch eine Deuteropyramide vor (siehe: Taf. II. Fig. 15.).
9. Aetzfiguren an Dünnschliffen des Leucites von Vesuv
(bei 400 X Vergrösserung beobachtet).
An den Leueitdünnschliffen kamen nach der Behandlung mit Chlorgas
äusserst winzige und dicht gedrängte, polygonale oder rundliche Vertiefungen und
47
nach, Behandlung mit. Kieselfluorwasserstoffsäure ein sehr‘ dichtes, 'zartes, polygo-
nales Netzgewebe zum Vorschein (siehe: Taf. II. Fig. 2.).
10. Aetzfiguren an Dünnschliffen oder Spaltungsfragmenten der
Feldspäthe
(bei 400 X Vergrösserung beobachtet).
Nach der Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und dann mit, siedendem
Wasser: zeigten die vollkommensten Spaltungsflächen des Sanidin aus dem Phono-
lithe vom Tannberge (am Tollsteine, ehem. Hrsch. Rumburg) entweder länglich
polygonale, ‚zuweilen sechsseitige (von gewöhnlichem Umrisse: der, Klinopinakoid-
flächen) oder furchenähnliche, sehr schmale und dichte, parallele. Vertiefung; die
des Adular von St. Gotthard und des Rhyakolith von Vesuv zeigten meist Gruppen
von parallelen, spiessigen (thurmspitzähnlichen) und keilförmigen Vertiefungen,
seltener aus der geätzten Fläche schief hervortretende Reihen von kurzen parallelen
Säulchen oder Kegeln.
Nach analoger Behandlung des Mikroklin von Miask (Amazonit) trat an
einigen Spaltungsflächen (die wahrscheinlich der basischen Fläche parallel waren)
die charakteristische Mikrostruktur in der schönsten Darstellungsweise auf, da
substanziell und strukturell verschiedene Bänder oder Partien verschiedenartig
verändert wurden. Besonders schön trat aber die Mikrostruktur des Mikroklin
an einigen Spaltflächen des auf Seite 34 erwähnten, weissen, rissigen Feldspathes
des böhm. Museums auf, der mit der Etiquette „Orthoklas von Karlsbad“ versehen
war. An anderen Spaltungsflächen desselben Mikroklin (die wahrscheinlich den
Klinopinakoidflächen parallel waren) erschienen dagegen dicht gedrängte, parallele,
spindelförmige, schmal und lang walzenförmige Vertiefungen, welche Letztere stellen-
weise durch allmählige Abnahme der Längendimension in schuppige, dachziegelartig
angeordnete Aetzfiguren übergingen.
An den vollkommensten Spaltungsflächen des Albit von Dauphine traten
nach der vorgenannten Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und Wasser Gruppen
von parallelen, dicht gedrängten, schmal spindelförmigen Vertiefungen oder von
scharfkantigen, subindividuellen Krystallsäulchen oder Krystalltäfelchen auf, während
die Aetzfiguren an Spaltflächen des Oligoklas von Ytterby zackig rhomboidische
und an Spaltflächen des Anorthit von Vesuv polygonale, facettenähnliche oder
rundliche oder netzförmige Vertiefungen waren.
Durch Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure wurde die gitterförmige
Oberfläche der Amazonitdünnschliffe meist in Form zarter netzförmiger Vertiefungen
angeätzt; an den vollkommensten Spaltungsflächen des Albit von Dauphine traten
eigenthümliche, scharfkantige, keilförmige Aetzfiguren auf, welche gegen die Spal-
tungsfläche unter einem sehr schiefen Winkel geneigt waren und sich oft durch
eine regelmässige Anordnung in parallelen Reihen auszeichneten (siehe: Taf. II.
Fig. 1.) und an den Kalk-Natronfeldspäthen kamen entweder schmale, mannigfach
geformte und gelagerte Furchen oder linsenförmige, halbmondförmige, ovale und
48
fast rectanguläre Vertiefungen zum Vorschein. Die furchenähnlichen Vertiefungen
waren um so spärlicher, je weniger Natron der Feldspath enthielt. An den Anor-
thitdünnschliffen des Corsit (von Corsica) waren nur kürzere und längere, vier-
seitige (fast rectanguläre) oder rundliche Vertiefungen zu bemerken. —
Zum Schlusse glaube ich noch die Bemerkung hinzufügen zu dürfen, dass
die Strukturverhältnisse sowol einfacher oder verzwillingter Silikat-Krystalle als
auch mannigfacher Krystallaggregate und krystallinischer Gebilde in den mit Fluor-
wasserstoffgas oder Kieselfluorwasserstoffsäure und Wasser zweckentsprechend be-
handelten Dünnschliffen bedeutend deutlicher und schöner zum Vorschein kommen,
als sie sich unverändert präsentiren.
V. Bemerkungen
über die Anwendung einiger älteren Methoden zur Bestimmung
der Minerale in Dünnschliffen, und zwar:
1. Uiber die Anwendung des Probe-Glühens zur Unterscheidung der
eisen- (und mangan-) hältigen von den eisen- (und mangan-) freien
Mineralen, zum Nachweise des Dichroismus an Ersteren, wenn sie
farblose Dünnschliffe liefern, und zur approximativen Bestimmung
des Schmelzgrades der Minerale in Dünnschliffen.
Mit wenigen Ausnahmen können alle, die krystall. gemengten Felsarten
konstituirenden Minerale in zwei grosse Gruppen, nämlich in die der eisen-
(und mangan-) freien und die der eisen- (und mangan-) hältigen
Minerale geschieden werden.
In die erste Gruppe gehören vornehmlich die feldspathigen Minerale, die
lichten Glimmerarten, dann Wollastonit, Apatit, Caleit, Dolomit und einige reinen
Thonerdesilikate (Chiastolith, Andalusit, Disthen etec.).
In die zweite Gruppe gehören vorzugsweise Minerale der Amphibol-,
Augit-, Broneit-Reihe, dann Biotit (Rubellan), Chlorit, Olivin, Granat, Spinell,
Magnetit, Chromit und Titaneisen. Und an die Grenzscheide beider Gruppen könnte
Mejonit (Skapolith), Cordierit und Titanit gestellt werden, welche Minerale zuweilen
mehr, zuweilen aber sehr wenig Eisen enthalten.
Wenn Minerale der ersten Gruppe in Dünnschliffen vorkommen, so präsen-
tiren sie sich in farblosen oder, wenn sie mit einem Pigmente imprägnirt sind,
in gefärbten Durchschnitten. Die farblosen Mineraldurchschnitte bleiben auch nach
dem stärksten Glühen farblos oder werden weiss und weniger pellucid, während
die durch ein Pigment gefärbten gewöhnlich auch nach dem Glühen gefärbt
erscheinen. Allein diese Färbung zeichnet sich nicht durch eine homogene Be-
schaffenheit aus, pflegt nicht im ganzen Mineraldurchschnitte gleichmässig aus-
gebreitet zu sein, sondern ist gewöhnlich fleckenweise oder absatzmässig vertheilt.
Minerale der zweiten Gruppe, in Dünnschliffen vorkommend, liefern meist
homogen farbige, nur in den Krystallschalen zuweilen verschieden nuaneirte Durch-
schnitte; doch kommen unter diesen Mineralen auch solche vor, die in Dünn-
schliffen farblos oder so schwach farbig erscheinen (so z. B. mancher Olivin,
4
50
Dichroit, Epidot, Augit, Diallag, Enstatit), dass man sie mit Mineralen der ersten
Gruppe verwechseln könnte. Allein, da alle Minerale dieser Gruppe mehr weniger
eisen- (oder mangan-) hältig sind, so kann ihren Dünnschliffen durch starkes
Glühen mit der Oxydationsflamme eine gelbliche, röthliche oder bräunliche, homo-
gene Färbung ertheilt werden, wodurch sie von Mineralen der ersten Gruppe leicht
zu unterscheiden sind.
Die Art und Intensität der Färbung, die an Dünnschliffen derselben, aber
von verschiedenen Lokalitäten stammenden Mineralspecies durch Glühen (von
gleicher Dauer und Stärke) zum Vorschein kömmt, gestattet zuweilen (die relativen
Mengen des Eisen- (Mangan-) Gehaltes abzuschätzen.
Mit dem Auftreten einer homogenen, intensiven Färbung
erlangen die Dünnschliffe mancher Minerale der zweiten Gruppe
die Eigenthümlichkeit, einen mehr weniger starken Dichroismus,
eine mehr weniger starke Lichtabsorption zu zeigen, welche Eigen-
schaften an denselben Mineraldurchschnitten vor dem Glühen (so lange sie noch
farblos oder schwach gefärbt waren) entweder gar nicht oder in einem | weit
schwächeren Grade bemerkt werden konnten.
Die Ausführung des Versuches kann auf folgende Weise geschehen:
Auf einen schmalen Platinstreifen, den man in (die Ritze eines hölzernen Haltstieles
einschiebt, legt man die Dünnschliffprobe in ‚der Grösse von eirca 11-3 [J]”” und
leitet auf dieselbe mittelst des Löthrohrs eine starke Oxydationsflamme in der
Dauer von 1Y/,—3 Minuten, so dass die Probe während der erwähnten Zeit in
starker Rothgluth erhalten wird; doch ist es zweekmässig, schon nach 1'/,; Minuten
das Glühen zu unterbrechen, die Probe mikroskopisch zu untersuchen und, falls
sie eine Färbung angenommen hat, auch die dichroskopische Prüfung an derselben
vorzunehmen, weil durch länger andauerndes Glühen manche Minerale entweder
so dunkel (bräunlich, graubraun) gefärbt werden, dass sie ihre Pellucıdität zum
grössten Theile einbüssen und sich zur dichroskopischen Untersuchung nieht mehr
eignen, oder bereits zum Schmelzen gelangen.
Hat man für einige als Stufen einer Schmelzskala entsprechend gewählte
Minerale die Dauer der Rothgluth, die ihre gleichgrossen Dünnschlifffragmente
unter den oberwähnten Modalitäten zum Schmelzen benöthigen, bestimmt, so kann
man durch Vergleichung der Gluthdauer den Schmelzgrad jedes anderen Minerales
im Dünnschliffe approximativ bestimmen; nur hat man zu berücksichtigen, dass
der Contact eines schwer schmelzbaren mit einem leicht schmelzbaren Minerale
die Schmelzung des erstgenannten Minerals im hohen Grade fördert. Und diess
dürfte vorzugsweise an solchen Dünnschliffen häufig zu beobachten sein, die ein
leicht schmelzbares Glascement in reichlicherem Masse enthalten.
Versuche in Betreff der dureh Glühen erfolgten Farbenänderung, der
hiedurch ermöglichten Beobachtung des Dichroismus und in Betreff der Schmelz-
barkeit habe ich bisher an folgenden Mineraldünnschliffen vorgenommen:
a) An den farblosen Olivindurchschnitten des Nephelinpikrites von Devin
bei Wartenberg, die durch etwa zwei Minuten andauerndes Glühen homogen dunkel
gelb wurden uud dann einen ebenso starken Dichroismus zeigten, wie die gelb-
braunen Amphiboldurchschnitte mancher Basalte.
ı!
a
b). An den fast farblosen, sehr. schwach gelblich ‚gefärbten Olivindurch-
schnitten von Kozäkov bei Turnau. Dieselben wurden durch Glühen im reflektirten
Lichte ‘graugelb, stellenweise graubraun, im transmittirten. Lichte graugelb oder
graubraun (stellenweise dunkler) und weniger pellueid. Dichroismus (dunkel grau-
gelb oder graubraun und licht grauweiss, mit einem Stich ins Bläuliche) und Licht-
absorption konnten ganz deutlich wahrgenommen werden.
c) An schwach bläulichweiss gefärbten, fast farblosen Durchschnitten des
blauen Dichroit von Orrijaerfvi in Finnland. Dieselben nahmen durch starkes
Glühen nur eine äusserst schwache gelbliche Färbung an; allein, während vor dem
Glühen nur ‚ein schwacher Dichroismus zu bemerken war, trat derselbe nach dem
Glühen ziemlich stark auf, indem der Wechsel grüngelber, zeisiggrüner und viollet-
bläulicher Farbetöne sehr schön wahrgenommen wurde.
d) An schwach bläulichen Durchschnitten des blauen Dichroit von Boden-
mais in Baiern.: Dieselben wurden durch Glühen im reflektirten Lichte dunkel-
graulich blau, im durchfallenden Lichte dunkel-grau-braun-viollet und wenig pellucid,
stellenweise impellucid. Der Dichroismus erwies sich ziemlich stark, und zwar:
graugrüngelb und schwach smalteblau. Ausserdem ist hervorzuheben, dass eine
vollkommene Spaltbarkeit zum Vorschein kam.
e) An den fast farblosen Dünnschliffen des Skapolithes von Malsjö im
Wermland, die durch Glühen eine im reflektirten Lichte aschgraue, mit einem
Stich ins Violette versehene, im transmittirten Lichte graublaue, stellenweise einen
Stich ins Bräunliche verrathende Färbung annahmen und kaum durchscheinend
wurden. Dichroismus war an denselben — wie vor so auch nach dem Glühen —
kaum bemerkbar.
f) An den graulichweissen, fast farblosen Durchschnitten des graugrünen
Epidots von Schwarzenstein im Zillerthale (Tirol). Dieselben, nach etwa 1'/, Minuten
andauerndem Glühen graugelb geworden, aber noch ziemlich pellueid geblieben,
zeichneten sich durch einen starken Dichroismus aus (Wechsel der Farbetöne:
schwach blaugrün, smaragdgrün und schwach violettbraun), der vor dem Glühen
bedeutend schwächer zu bemerken war.
Nach etwa 2"/, Minuten andauerndem Glühen wurden die Epidot-Dünn-
schliffe graugelbbraun, sehr wenig pellucid und nach etwa 3 Minuten andauerndem
Glühen wurden. sie dunkel graubraun, impellueid und. durch Krümmungen verzerrt.
9) An den bräunlichgrauen, mit einem Stich ins Violette versehenen Dünn-
schliffen des (schwarzen) Augits von der Wartha a. d. Eger (einem Pinakoid
parallel geschnitten). Durch etwa 2 Minuten andauerndes Glühen trat an den-
selben die bräunliche Nuance stärker hervor und ein ganz deutlicher Dichroismus
(grüngelb und violettgrau) und deutliche Unterschiede in der Absorption des
Lichtes wurden bemerkbar, die, jedoch in weit geringerem Grade, auch schon vor
dem Glühen nachzuweisen waren.
h) An den fast farblosen, sehr schwach gelblich gefärbten Dünnschliffen
des Broncit von Grauthal, die durch Glühen deutlicher gelb, an Rissen schwach
graubraun gefärbt wurden und einen ganz deutlichen Dichroismus (grauweiss und
licht bräunlich-grüngelb), vornehmlich an den dunkleren Stellen, zu erkennen gaben.
4*
or
ID
Die Dünnschliffprobe eines Glimmergesteins von Libschitz, welches wesent-
lich aus Biotit, Amphibol, einem tetragonalen, mejonitähnlichen Minerale, Magnetit,
Apatit und stellenweise aus reichlichem, braunen Glascemente besteht, wurde durch
etwa 3 Minuten andauernde, starke Rothgluth zu einem grünlichen, blasigen, dicht
sedrängte, farblose, rundliche Körperchen einschliessenden Glase umgewandelt, in
welchem nur Biotit- und Amphibolfragmente deutlich zu erkennen waren.
2. Uiber die Anwendung der Kobaltsolution zur Nachweisung der
Thonerde und der Magnesia in eisen- (mangan-) freien Mineral-
durchschnitten.
Die bekannte Reaction auf Thonerde und Magnesia durch Glühen der mit
Kobaltsolution behandelten Probe auf Kohle kann auch bei Untersuchung der farb-
losen, eisenfreien Minerale in Dünnschliffen angewandt und zum Bestimmen der
Minerale verwerthet werden; doch ist zu bemerken: «) dass die Dünnschliffprobe
mit Kobaltsolution mehrmals befeuchtet und immer sehr stark geglüht werden
muss, wenn ein halbwegs günstiges Resultat erzielt werden soll und 5) dass die
durch Glühen mit Kobaltsolution dunkel oder gar impellueid gewordene Dünn-
schliffprobe durch Auskochen mit Wasser oder mit stark verdünnter Salpetersäure
ihre Pellueidität wiederum erlangen kann.
Die durch Glühen mit Kobaltsolution an thonerdehältigen Mineralen
bewirkte blaue Färbung tritt im reflektirten Lichte bedeutend stärker als im durch-
fallenden Lichte auf, weil sich die Wirkung des erwähnten Reagens gewöhnlich
nur auf einzelne Partien der Dünnschliffoberfläche des untersuchten Minerals
erstreckt. Und je rauher die Oberfläche ist, desto deutlicher ist die erzielte Wir-
kung. Daher dürfte es zweckmässig erscheinen, den Mineraldünnschliff vor dem
Glühen mit Kobaltsolution (je nach der Widerstandsfähigkeit des Minerals gegen
Säuren) entweder der Einwirkung des Fluorwasserstoffgases oder der des Chlor-
gases auszusetzen.
Ich habe nur an Dünnschliffen zweier Minerale Versuche vorgenommen ;
nämlich an Dünnschliffen des Quarzandesites von Sebesvarallya in Ungarn '), die,
mit Kobaltsolution geglüht und hierauf mit Wasser ausgekocht, die bläulich mar-
kirten Andesindurchschnitte deutlich erkennen liessen, und an Dünnschliffen des
Amazonites von Miask, die zuvor mit Fluorwässerstoffgas und Wasser behandelt
worden waren. Letztgenannte Dünnschliffe, mit Kobaltsolution geglüht und hierauf
mit verdünnter Salpetersäure ausgekocht, erschienen an vielen Stellen bläulich
durchscheinend, doch war die blaue Färbung im reflektirten Lichte bedeutend
stärker wahrzunehmen,
') Durch Güte des Herrn Prof. G. von Rath erhalten.
ee en Ar
VI. Analytischer Gang
zur Bestimmung der in den krystallinisch gemengten Felsarten
vorkommenden Minerale:) auf dem neuen, chemisch-mikroskopi-
schen Wege.
A) Die Probe ist ein Bruchstück, Spaltungs- oder Dünnschlifffragment
einer homogenen Mineralsubstanz.
Ist die Probe ein Bruchstück oder Spaltungsfragment einer
homogenen Mineralsubstanz, so nehme man dieselbe in der Grösse eines Hirse-
korns, zerkleinere sie in mehre Partikelchen, lege diese in die Mitte der auf ein
Objektglas aufgetragenen und durch Erwärmen harzartis gemachten (Canada-)
Balsamschichte, bedecke die Probepartikelchen mit einem erbsen- bis bohnen-
grossen Tropfen einer circa dreiperzentigen Kieselfluorwasserstoffsäure, beobachte
dabei, ob ein Aufbrausen ?) erfolgt oder nicht, und lasse das Untersuchungsobjekt
an einer vor Staub vollkommen geschützten Stelle eintrocknen (was an nicht zu
feuchter Luft binnen 6—12 Stunden zu geschehen pflegt); darauf unterwerfe man
die ganze eingetrocknete Partie des Untersuchungsobjektes und die Oberfläche
etwaiger ebener Spaltungsfragmente einer genauen mikroskopischen Untersuchung
bei 200—600 X Vergrösserung.
Es ist einleuchtend, dass man auch mit dem kleinsten Probestäubchen ein
genügendes Resultat erzielen kann; ‚wobei jedoch der Kieselfluorwasserstofftropfen
entsprechend zu verkleinern ist.
Ist die Probe ein Dünnschlifffragment, das eirca 2—4[]"® um-
fasst, so erwärme man mässig das Objektglas und drücke die Dünnschliffprobe
mit der Klinge eines Federmessers behutsam an, damit sie fest anhafte und damit
!) Da nicht alle in den kryst. gemengten Felsarten vorkommenden Minerale. zur Untersuchung
gelangten, so beschränkt sich dieser analytische Gang nur auf jene Minerale, von denen
einzelne Varietäten wirklich untersucht wurden oder welche ihrer Beschaffenheit und den
entwickelten Regeln gemäss das Reäactionsresultat mit srösster Wahrscheinlichkeit an-
nehmen liessen.
2) Entwickelung eines farblosen, geruchlosen Gases:
54
zwischen ihr und dem Objektglase kein Bläschen verbleibe; hierauf verfahre man
gerade so, wie in den vorhergehenden Absätzen angedeutet wurde.
Auch hier mag die Bemerkung erlaubt sein, dass das kleinste Partikelchen
eines homogenen (etwa aus einem Dünnschliffe herausgeschnittenen) Mineraldurch-
schnittes, mit Kieselfluorwasserstofisäure behandelt, vollkommen verlässliche Re-
sultate geben muss.
Anmerkung. Die mit * versehenen Minerale wurden mit Kieselfluor-
wasserstoffsäure untersucht.
4A) Die Probe ist in den zartesten Splitterchen oder in den dünnsten Durch-
schnitten (mehr weniger) pellueid.
Bei der Behandlung der Probe mit Kieselfluorwasserstoff-
säure wurde
A’) ein andauerndes Brausen bemerkt.
Die gebildeten Kieselfluoride
a) gehören fast ausschliesslich dem Caleium an. (Taf. I. Fig. 6.)
Die Spaltungsrisse der Probe verrrathen
«) ein rhomboädrisches Mineral. . . . *Caleit
8) ein rhombisches Mineral . . . . . Aragonit
b) gehören fast ausschliesslich dem Magnesium an. (Taf I. Fig. 12.)
(Die Spaltungsrisse der Probe verrathen ein
rhomboöädrisches Mineral) . . . . . *Magnesit
c) gehören zu grossen Theilen sowol dem Caleium als dem Magne-
sium an
(Die Spaltungsrisse der Probe verrathen ein
rhomboedrisches Mineral) . . . . Da Un Ka Sur ABN, SIIGIDIDEGE
B‘) kein Brausen oe
Die gebildeten Kieselfluoridkryställchen
d) gehören zum grössten Theile dem Lithium, in geringer Menge
zuweilen dem Kalium oder auch dem Natrium an.
Schuppige, farblose oder licht gefärbte (von
Roznau pfirsichblüthrothe) Partikelchen; zumeist dicht,
parallel geriefte Durchschnitte . . . . . .. *Lithionglimmer
e) gehören zum grössten Theile "dem Lithium und Eisen ') (Taf. II.
Fig. 5., linke Hälfte), in geringer Menge zuweilen dem Kalium an.
Schuppige, licht gefärbte Partikeln, Blätt-
chen; zumeist dicht, parallel geriefte Durchschnitte . . *Lithion-Eisenglimmer.
f) gehören zum grössten Theile dem Kalium (Taf. I. Fig. 1. u. 2.),
oft zum geringeren Theile dem Natrium (Taf. I. Fig. 4.) und zuweilen in kleinen
Mengen auch dem Calcium an.
«) Die Mineralprobe besteht aus biegsamen
Blättehen oder Schüppchen; die meisten Mineraldurch-
schnitte zeigen eine dichte, parallel geradlinige oder
wellige Riefung; die gebildeten Kieselfluoridkryställchen
‘) Die Eisenfluoridkryställchen werden durch Einwirkung des Chlorgases dunkel gelb gefärbt.
0 HT ee u ee rn A u
sind klein und spärlich vertheilt (Taf. I. Fig. 5., rechte
Hälfte) BBIE#, SSINBRDDEEN wre, San A Pre
ß) Die Mineralprobe ist sehr vollkommen
spaltbar; die meisten Durchschnitte zeichnen sich durch
ene Kreuzbandstruktur oder Gitterstruktur
aus; die Kieselfluoridkryställchen sind grösser und meist
längs der gitterförmigen Riefen recht zahlreich angehäuft.
Neben dem Kieselfluorkalium tritt oft etwas Kieselfluor-
natrium auf (Taf. I. Fig. 16.) un
y) Die Mineralprobe ist sehr Toller
spaltbar; die meist länglichen (leistenförmigen) Durch-
schnitte zeigen keine Riefung, wenn sie völlig homogen
sind; bestehen aber zuweilen aus zwei Längshälften, die
im polaris. Lichte verschiedenfärbig erscheinen. Die mit
Einschlüssen geriefter Leistehen versehenen Durchschnitte
liefern neben dem Kieselfluorkalium mehr weniger Kiesel-
fluornatrium, zuweilen auch wenig Kieselfluorealeium
d) Vollkommen spaltbare Fragmente oder
Durehschnitte von glasigem Aussehen und rissiger Beschaf-
fenheit; liefern neben dem Kieselfluorkalium stets ziemlich
viel Kieselfluornatrium . 5
e) Die Minkrallinagernenier peisen keine nn
kommene Spaltbarkeit; die stets rundlichen (polygonalen)
Durchschnitte sind rein oder durch schöne, kranzförmig
gelagerte Einschlüsse ausgezeichnet (Taf. II. Fig. 2.)
*Kaliglimmer
*Mikroklin
*Orthoklas
*Sanidin
*Leueit
9) gehören fast ausschliesslich dem Natrium an.
Mit Chlorgas behandelt, wird das Mineral
«) nicht angegriffen.
Vollkommen spaltbare Fragmente, deren
Oberfläche nach Behandlung mit Kieselflusssäure oft eigen-
thümliche Aetzfiguren zeigt (Taf. I. Fig. 1.); meist parallel
geradlinig geriefte und im polaris. Lichte lamellar bunt-
färbige Durchschnitte
durch Fuchsinfärbung leicht erkannt werden kann.
««) Körner; quadratische, rectanguläre,
hexagonale und trigonale, gewöhnlich durch eine besondere
Mikrostruktur ausgezeichnete Durchschnitte, die durch Ein-
wirkung des Schwefeldampfes (nach Knopp) blau werden
(Von Nosean und Sodalith dürfte leicht
zu erkennen sein . NN. SSVMERONAWRIIRRATT c;
BB) Fragmente kurzer hexagonaler Säul-
chen; rectanguläre und 'hexagonale, oft durch den Um-
rissen konkordant gelagerte Mikrolitheneinschlüsse charakte-
; ; *Albit (Periklin)
£) stark ee = De gelatinöse Kieselerde aus,
Mancher
»
Analeim)
Nosean
Sodalith
die
56
risirte Durchschnitte, die (nach Knopp) durch Schwefel-
dampf nicht blau werden . . . . 2 2.2.2.2... Mancher *Nephelin
(Elaeolith)
Rectangulär zerklüftete, parallel stäng-
lige oder faserige (Taf. II. Fig. 3.) Durchschnitte, die nach
Behandlung mit Chlorgas eigenthümliche Aetzfiguren zeigen
(Taf. IL Fig."15))' 7% v- Ahnen rag ar aa. HAElasokih
h) gehören zum grössten Theile dem Natrium, zum geringen Theile
dem Kalium an
Physik. Eigenschaften der Fragm. u. Durch-
schnitte dieselben wie sub 9) PP BB). » » » » 2... *Nephelin (Elaeolith)
i) gehören zum grössten Theile dem Natrium an; aber neben den-
selben kommen vereinzelte Caleiumkieselfluoridkryställchen sporadisch vor.
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist
«) gelatinös. Die Probe wird stark angegriffen.
Physik. Eigensch. wie sub g) ß) &«) . . Nosean, Sodalith
P) nicht gelatinös. Die Probe wird sehr wenig angegriffen.
Vollkommen spaltbare, zuweilen dicht und
zart parallel geriefte Fragmente; der Mehrzahl nach leisten-
förmige, zumeist parallel geriefte und im polaris. Lichte
lamellar buntfärbige Durchschnitte (Taf. I. Fig. 17.) . . *Oligoklas
k) gehören zum grösseren Theile dem Natrium, zum geringeren, aber
nicht bedeutend differirenden Theile dem Calcium an.
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist
«) nicht gelatinös.
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen
spaltbare, zuweilen dicht und zart parallel geriefte Frag-
mente; der Mehrzahl nach leistenförmige, zumeist parallel
geriefte und im polaris. Lichte lamellar buntfärbige Durch-
schnitte . . ; Praz un REag luc Brain
£) gelatinös. Die Probe wird sehr stark angegriffen.”
Meist blaue Körner; quadrat., reetang.,
hexag. u. trigonale, gewöhnlich durch ein schwärzlichblaues
oder röthliches, dichtes Gitterwerk ausgezeichnete Durch-
schnitte . . WREeR, er ERROR
!) gehören dem Caleium und dem Natrium an; dem Anscheine nach
fast zu gleichen Theilen oder zum grösseren Theile dem Caleium und zum gerin-
geren, nicht bedeutend differirenden Theile dem Natrium.
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist
«) nicht gelatinös.
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen
spaltbare, oft zart und dicht parallel geriefte Fragmente;
grösstentheils leistenförmige, parallel, zart und dicht geriefte
und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbige Durch-
schnitte (Taf. L. Fig 19)" Rp ea, Voreroen
57
$) gelatinös.
Physik. Eigenschaften wie sub k) ß) . . Mancher Hauyn
m) gehören zum grössten Theile dem Calcium, zum bedeutend gerin-
geren Theile dem Natrium, zuweilen auch in kleinen Mengen dem Magnesium
und Eisen an.
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist
«) nicht gelatinös. Die Probe wird stark angegriffen.
Farblose oder licht gefärbte, vollkommen
spaltbare Fragmente; grösstentheils leistenförmige, parallel
geriefte und im polarisirten Lichte lamellar buntfärbige
Durchschnitte (Taf. I. Fig. 20.) . . .. . .. Mancher *Anorthit
ß) gelatinös. Die Probe a stärk angegriffen.
Die meist tetragonalen und rectangulären
Durchschnitte sind farblos, gelblich oder bräunlich; die
farblosen werden durch Glühen wenigstens am Rande und
an den Klüften gelblich gefärbt . . . . Me Melkith
n) gehören fast ausschliesslich dem Calcium (in ganz geringen Mengen
zuweilen dem Natrium, Magnesium, Eisen und Mangan) an.
Durch Einwirkime des Chlorgases wird die Probe
«) kaum oder sehr wenig angegriffen.
««) Schwärzliche, halbmetallisch glän-
zende, meist graulichweiss durchscheinende, scharfkantige
Körner, welche Titanreaktion, geben oder graulichweisse
(gelbliche oder bräunliche) mit dunklen Ecken versehene
Durchschnitte tesseraler Kryställcken . . . . Perowskit
ßß) Röthliche, bräunliche, ran
bis schwarze Körner, die keine Titanreaktion geben; röth-
liche oder bräunliche Durchschnitte tesseraler Kryställchen Mancher Granat
ß) ziemlich stark angegriffen, jedoch ohne Ausscheidung gelati-
nöser Kieselerde.
««) Tetragonale Säulchen oder stänglige
Partien; graulichweisse, reetanguläre und tetragonale oder
parallel stänglige oder faserige Durchschnitte, die nach
Behandlung mit Chlorgas eigenthümliche Aetzfiguren zeigen
Tarp petit Uwb; 40Skapolith
£ß) Hexagonale Säulchen; farblose oder
mit Reihen von Staubkörnern versehene, rectanguläre und
hexagonale Durchschnitte, die nach Behandlung mit Chlor-
gas oder mit Kieselfluorwasserstoffsäure ausgezeichnete
Krystall-Subindividuen (Aetzfiguren) zeigen (Taf. II. Fig.
16—20) . 2, Tropineeil, Ionpibpedoi gb b&Apatit
yy) gelbliche, grünliche oder bräunliche,
kurze, monokline Täfelchen oder Säulchen, welche Titan-
reaction geben; schwach gelblich-, grünlich- oder bräun-
58
lichgrau gefärbte (meist spindelförmige) Durchschnitte
monokliner Kryställchken . . . . *Titanit
dd) Farblose fin licht "gefärbte, wills
kommen spaltbare, oft parallel geriefte Fragmente; meist
parallel geradlinig geriefte und im polarisirten Lichte
lamellar buntfärbige Leistehen . . . . .. 2. Mancher *Anorthit
y) ziemlich stark auigefiriäien - mit Ausscheidung gelatinöser
Kieselerde.
««) Tetragonale Säulchen oder stänglige
Fragmente; graulichweisse oder‘ schwach gelbliche oder
grünliche, tetragonale und reetanguläre Durchschnitte oder
parallel flaserige oder faserige Partien . . . . *Mejonit
Hierher dürfte gehören akıoktr uandihh Melilith
PB) Fragmente farbloser oder weisser
monokliner Kryställchen ‘oder stängliger oder faseriger
Aggregate... 2.2... *Wollastonit
0) aueh Gi MnBeehäionklithe RR Magnesium an (die Kieselfluoride
werden durch Chlorgas nicht oder nur in sehr geringer Menge oranggelb gefärbt).
«) Wenig vollkommen spaltbare, sehr harte
Körner; meist rectanguläre oder unregelmässige, rundliche
Durchschnitte, die, geglüht, einen ausgezeichneten Dichrois- .
mus zeigen (Taf IL Figssiogdtindsa.. . *Dichroit
ß) Biegsame, sehr milde en su
weisse oder schwach gefärbte Blättchen, Schüppchen und
schuppige Aggregate; meist flaserige Durchschnitte. .- . *Talk
y) Vollkommen 'spaltbare, harte, schwach
grünlich oder gelblich gefärbte Körner und parallel gerad-
linig geriefte Durchsehnitte . . . k .. „. Mancher Enstatit
p) gehören dem Meisiesisi; Einen And Kalium an.
Kurze, nach der basischen Fläche ausge-
zeichnet spaltbare, "dunkel gefärbte Säulchen und hexa-
gonale Blättchen (Taf. I. Fig. 6.). . . 22. Mancher *Biotit
q) gehören dem Magnesium und Hisen, zuweilen auch zum ganz gerin-
gen Theile dem Caleium an (die dem Eisen gehörigen Kieselfluoridkryställchen werden
durch Chlorgas oranggelb, durch Schwefelammoniumdampf schwärzlich gefärbt).
Die durch Chlorgas ausgeschiedene Kieselerde ist
«) gelatinös.
Farblose, gelbliche, grünliche, bräun-
liche, nach dem Glühen stets deutlich dichroitische, reine
oder mit nicht geradlinigen Spaltungsklüftchen versehene
Durchschnitte, die nach der Behandlung mit Kieselfluor-
wasserstoffsäure oft ausgezeichnete Krystall-Subindividuen
(Aetzfiguren) zeigen (Taf. DT. Fig. 11. und 12.) . . . . *Olivin
ß) nicht gelatinös; zuweilen wird die Probe gar nicht angegriffen.
««) Harte Körner, die keine oder nur eine unvollkom-
tr Er De
59
mene Spaltbarkeit verrathen; Durchschnitte tesseraler Kryställchen, an
denen keine oder nur unvollkommene Spaltungsrisse wahrzunehmen sind.
4 Blutrothe ‘oder dunkel ‚braune
Körner; dunkelrothe und bräunliche Durchschnitte . .. '. *Pyrop und mancher
Granat
44 Dunkelgrüne, schwärzlichbraune
und schwärzliche Körner; grünliche, grauliche oder bräun-
liche Durchschnitte - . „suseladind 2, seisrilaiidsid ar *Pleonast (Pieotit)
ßß) Grünliche, sehr vollkommen
spaltbare, hexagonale Täfelchen, milde, biegsame Schüpp-
chen oder blättrige oder schuppige Aggregate; grünliche,
parallel geriefte oder flaserige Durchschnitte oder zart-
sehuppige Flitterchen ..n. 27.68 MM. al riaihlatit
yy) Sehr vollkommen oder vollkommen spaltbare, ziem-
lich harte, grünliche, schwärzlich grüne oder grünlich. schwarze Körner; grau-
lichweisse, licht oder dunkel grüne, zumeist sehr dicht parallel geradlinig geriefte
oder stänglige oder faserige Durchschnitte.
Die Kieselfluoridkryställchen werden durch das Chlorgas orang-
gelb gefärbt |
4 nur zum geringen Theile . . Enstatit
44 zum grösseren Theile (Taf. I.
ax) (Matemeiklucht.. ini Kissellası nersangofiapene, nBrongit
444 zum grössten Theile. ... .. *Hypersthen
r) gehören dem Caleium, Magnesium und Eisen ‚oder Calcium und
Eisen an.
Zarte Spaltungsfragmente oder Durchschnitte zeigen
««) entweder vor oder nach dem Glühen einen sehr starken
Dichroismus.
Die aus geglühten Proben durch Chlorgas 'ausgeschiedene
Kieselerde ist
4 gelatinös.
Sehr vollkommen spaltbare, harte,
gewöhnlich graugrüne, monokline Krystalle oder stänglige
oder körnige Aggregate; 'graulich oder grünlich weisse,
geradlinig parallel, aber sehr locker und zart geriefte
Durchschnitte lets lg! r *Epidot
44 nicht gelatinös.
Schwarze oder schwärzlich grüne,
monokline, kurz..oder lang säulenförmige Krystalle; grün-
liche, grauliche, gelbliche oder bräunliche Durchschnitte,
an denen ziemlich vollkommene Spaltungsrisse vorzu-
kommen pflegen (Taf. I. Fig. 7.)
An regelmässigen Querschnitten
schneiden sich dieselben unter Winkeln von 124° 30°. . *Amphibol
&B) keinen oder nur einen schwachen Dichroismus.
4 Grünlichschwarze, schwarze oder
schwarzbraune, monokline, kurz säulenförmige Krystalle;
grünliche, gelbliche, bräunliche oder grauliche Durch-
schnitte, deren Spaltungsrisse oft ziemlich geradlinig sind.
An regelmässigen Querschnitten schneiden sich dieselben
unter Winkeln von 87° 6 .. een. *Augit (Pyroxen)
44 Diektafelifirmige,; ‚ dunkelgraue,
bräunliche oder schwärzliche, nach einer Richtung voll-
kommen spaltbare und an den vollkommensten Spaltungs-
flächen gestreifte oder gefaserte Körner; nach einer oder
nach zwei Richtungen parallel und scharf geradlinig, aber
locker geriefte Durchschnitte (Taf. II. Fig. 8) . . . . *Diallag
s) fehlen gänzlich oder sind nur äusserst spärlich vorhanden
«) Schwach gefärbte oder farblose Durch-
schnitte, die, durch Fluorwasserstoffgas verändert, in
Schwefelsäure aufbrausen . . . .. . Reine Thonerdesilikate,
wie *Chiastolith (Taf. I. Fig: 13.), Disthen, Andalusit etc.
die sich zuweilen durch Aetzfiguren unterscheiden lassen dürften.
ß) Dunkelrothe Hexagone, unregelmässige,
am Rande gewöhnlich zerfetzte Partien und Flitterchen (in
Dinnshifen)ynH Fi. 2 ran en Re area
y) Braune oder gelbbraune, meist erdige
Partien (in Dünnschlifen) . . . . .. Limonit
B) Die Probe ist in den närkanion 'Splitterchen oder in den dünnsten
Durchschnitten
4‘) Schwarz, impellucid.
«) Wird durch Glühen zerstört (zuweilen mit Hinterlassung eines
röthlichen Rückstandes). Dieselbe ist
aa)"Amorph . .an.inn „I dee gs „Anthracitgi Kelle
ß8) Schuppig . . Graphit
ß) Wird durch Glühen acht wetändert
oder nur am Rande bräunlich oder röthlich gefärbt . . Magnetit
B‘) Schwärzlichbraun, schwach durchscheinend.
a) Verräth durch Spaltungsrisse eine rhom-
bo@drische Spaltbarkeit und, mit einem Tropfen Schwefel-
säure erwärmt, färbt Letztere am Rande blau (nach Sand-
berger) . „2. vu air. wibo.. Sormeı9# Titaneisen
b) Ist tesseral und gibt Chromreaktion . . Chromit
te ee ee
ar nr u ch
61
B) Die Probe ist ein Fragment oder eine Dünnschliffpartie einer
krystall. gemengten Felsart.
Ist die Probe eine krystall. gemengte Felsart, aus welcher jedes der ein-
zelnen, zu untersuchenden Minerale in Form des allerwinzigsten, aber vollkommen
homogenen Partikelchen mit Hilfe einer starken Loupe herausgelöst werden kann,
oder ist dieselbe ein Dünnschliff, aus dessen Durchschnitten sich das kleinste,
homogene Theilchen eines jeden Minerales herausschneiden lässt, so ist in beiden
Fällen die separate Untersuchung jedes einzelnen Minerales zum Nachweise seiner
substanziellen Beschaffenheit als der sicherste Weg anzuempfehlen; nur ist die
Erfüllung sämmtlicher Bedingungen eines untrüglichen Resultates, namentlich die
Reinheit der angewandten Kieselfluorwasserstoffsäure, des Canadabalsams und der
Schutz gegen Staubtheilchen, um so sorgfältiger zu beachten, je kleiner das
Probepartikelchen ist.
Besteht die in Form eines Dünnschliffes zur Untersuchung vorliegende
Gesteinsprobe nur aus solchen Mineralen, deren jedes andere Metalle (oder ein
anderes Metall) enthält, so ist gewöhnlich eine Scheidung und separate Unter-
suchung der einzelnen Minerale nicht nöthig, sondern die gemeinsame Behandlung
derselben mit Kieselfluorwasserstoffsäure pflegt zu vollkommen entsprechenden
Resultaten zu führen z. B. Wird eine Basaltvarietät, die aus Augit oder Amphi-
bol, Magnetit und Nephelin oder aus Augit und Amphibol, Magnetit und Glas-
substanz (Magma) besteht, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, so liefert sie
ausser den (aus dem augitischen Gemengtheile stammenden) Kieselfluoriden des
Calcium, Magnesium und Eisen im ersten Falle stets Kieselfluoridkryställchen des
Natrium, in geringerer Menge zuweilen auch des Kalium, während im letzteren
Falle das mehr weniger reichliche Vorkommen oder etwa das gänzliche Fehlen
der Kieselfluoride der Alkalien (und die Widerstandsfähigkeit gegen das Chlorgas)
die chemische Beschaffenheit der Glassubstanz (Magma) zur Genüge charakterisirt.
Wird eine Porphyrvarietät, die ausser Quarz und dem monoklinen Feldspathe nur
noch einen triklinen Feldspath enthält, mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt,
so kann aus dem Mengenverhältnisse der Kieselfluoridkryställchen des Calcium
und Natrium auf die chemische Beschaffenheit des triklinen Feldspathes ein
ziemlich sicherer Schluss gezogen werden.
Derartige Fälle, in denen eine gemeinsame Behandlung mehrer Minerale
mit Kieselfluorwasserstoffsäure die chemische Natur derselben erkennen lässt,
kommen dem mikroskopirenden Petrologen bei Untersuchung der Gesteinsdünn-
schliffe nicht selten vor; aber weit häufiger liegt es in der Hand des Forschers,
solche Fälle vorzubereiten.
In den Dünnschliffen der meisten Gesteine kommen stellenweise Partien
vor, die zum Nachweise der chemischen Zusammensetzung ihrer Mineralgemeng-
theile die gemeinsame Behandlung mit Kieselfluorwasserstofisäure gestatten. Und
solche Partien — mögen sie noch so klein sein — können aus dem Dünnschliffe
herausgeschnitten und zur Untersuchung verwendet werden.
Wurde die Dünnschliffprobe eines krystall. gemengten Gesteins, in dessen
Mineralen ein und dasselbe oder mehre gleiche Metallelemente vorkommen, mit
62
Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt, ‘so bietet die Gesammtheit ‘der gebildeten
Kieselfluoridkryställchen in allen Fällen das Analogon einer partiellen chemischen
Bauschanalyse dar.
Allein in den meisten Fällen wird durch die Behandlung der Probe mit
Kieselfluorwasserstoffsäure mehr erzielt, als eine Bauschanalyse dem Petrologen
zu bieten vermag, indem bei gewissen Vorsichtsmassregeln — namentlich wenn
der Kieselflusssäuretropfen sich nur äusserst wenig über den Rand‘ des Dünn-
schlitfes ausgebreitet hat und wenn derselbe bei horizontaler Lage des Objekt-
glases und bei völliger Ruhe eingetrocknet ist — die aus verschiedenen Mineralen
gebildeten Kieselfluoridkryställchen sich nicht regellos vermischen, sondern zum
grössten Theile an der Oberfläche jener Minerale zur Ausbildung gelangen, denen
ihre Metalle entstammen. In solchen Fällen hat man daher gesonderte Bilder
partieller chemischen Analysen der einzelnen Mineralgemengtheile vor sich.
VII. Bemerkungen
über die Bedeutung der erläuterten Methoden für die bestimmende
Mineralogie und für die analytische Chemie.
Auf Grund der vielen analytischen Versuche, die ich nach den erläuterten
Methoden an vielen und mannigfachen (circa 100 Mineralspecies entnommenen)
Proben vornahm, glaube ich die Hoffnung aussprechen zu dürfen, dass meine Ele-
mente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse nicht
nur der Petrologie, sondern im Allgemeinen der bestimmenden Mineralogie, zum
Theile auch der analytischen Chemie manche, nicht unwichtige Vortheile bieten
werden und dass sie werth sind, weiter und mehrseitig (durch Anwendung anderer
flüchtigen Agentien !)) entwickelt und vervollkommnet zu werden.
Abgesehen von dem grossen Zeitaufwande und den vielen Erfordernissen —
dem geeigneten Arbeitslokale, den nöthigen Geräthschaften und zahlreichen Reagen-
tien — welche die auf gewöhnliche Weise an den Mineralen vorzunehmenden,
chemisch-analytischen Versuche stellen, kommt der Mineralog — wie auch der
Petrolog — zuweilen in die Lage, über ein oder wenige kleine Probekörnchen zu
verfügen und nach einem oder mehren misslungenen Versuchen oder negativen
Prüfungsresultaten seine Untersuchung wegen Mangel an Materiale einstellen zu
müssen. Und in einem solchen Falle kann ihm auch der beste Chemiker nicht
helfen, ausser dass die Anwendung des Spectroskopes irgend ein Resultat zu er-
zielen gestattet.
Unsere Universalmethode dagegen (und zuweilen auch jene Methode, welche
sich auf die Anwendung des Fluorwasserstoffgases gründet), an das kleinste Probe-
stückehen angewandt, bietet eine sichere Analysis der — freien oder in Monoxyden,
ihren mannigfachen Salzen, in Hyperoxyden und den analogen Schwefel-, Selen-,
Tellur-, Arsen- und Antimon-Verbindungen vorkommenden — metallischen Ele-
mente; was mit Beihilfe der physikalischen Eigenschaften für die Bestimmung der
Mineralprobe ausreichend zu sein pflegt. Hiezu bedarf unsere Methode keines
!) Vor allem dürften mit den der Kieselfluorwasserstoffsäure analogen Säuren, nämlich mit
der Borfluor- und Titanfluorwasserstoffsäure angestellte Versuche günstige Resultate ver-
sprechen,
64
eigenen Arbeitslokales, keiner zahlreichen Geräthschaften und Reagentien, sondern —
ausser dem Canadabalsam, dem Objektglase und einer Spirituslampe — nur eines
mit etwa dreiperzentiger, vollkommen reiner Kieselfluorwasserstoffsäure gefüllten
Kautschukfläschehens und eines in einem Kautschukröhrchen aufzubewahrenden
Kautschukstiels. Und der gesammte, zu einer Mineraluntersuchung nöthige Zeit-
aufwand mag — ohne Berücksichtigung der zum Eintrocknen des Säuretropfens
erforderlichen Zeit — in den meisten Fällen 5—10 Minuten betragen,
Wiewol ich bereits mehr als 100 Mineralspecies mittelst Kieselfluorwasser-
stoffsäure untersucht habe, so halte ich diess nur für einen kleinen Bruch-
theil von der noch zu leistenden Vorarbeit, um einen praktischen und vollkommen
verlässlichen Schlüssel zur Bestimmung sämmtlicher Minerale nach den erwähnten
Methoden entwerfen zu können; hoffe jedoch, das vorgesteckte Ziel in wenigen
Monaten erreicht zu haben. Hier beschränke ich mich nur auf einige vorläufige
Bemerkungen, welche die Grundlagen des projektirten Schlüssels zum Bestimmen
der Mineralsubstanzen andeuten und für viele Fälle ausreichende Rathschläge ent-
halten dürften.
a) Die bisher bekannten Kieselfluoride sind — ausser den in petrologisch
wichtigen Mineralen vorkommenden und auf Seite 17—22 namhaft gemachten —
noch folgende:
Das Kieselfluorammonium (Taf. I. Fig. 1. o, r) (|NH?] 38 F*) soll
dimorph sein (Marignac. Ann. chem. phys. [3] LX—301 und Jahresb. über Fortschr.
d. Chem. 1860 [pro 1859] pag. 107 und 1861 [pro 1860] pag. 98).
Aus reinen Lösungen krystallisirt es nach Marignac in tesseralen Combi-
nationen des Octaöders mit.dem Hexaöder; aus Lösungen dagegen, die reich sind
an Fluorwasserstoffgas oder Fluorammonium, in den Combinationen des hexago-
nalen Systems: »P.P.OP, »P.P.2P.OP. Nach Marignaec’s Angabe ist
PR: P=43936428R:2? =1277 Bin 0R: Z=e136) 204102: 2 PH 39 Durch
Umkrystallisiren werden die hexagonalen Kryställchen tesseral.
Aus mit überschüssigem Fluorammonium versetzten Lösungen soll das
Kieselfluorammonium auch in doppeltbrechenden, quadratischen Combinations-
gestalten (oP.OP, selten «P»), welche manchmal würfelförmig erscheinen, kry-
stallisiren (Jahresb. über Fortschr. d. Chemie 1860 [pro 1859] pag. 107).
Ich erhielt das Kieselfluorammonium (bei überschüssiger Kieselfluorwasser-
stoffsäure) stets in grossen, scharfkantigen, tesseralen Formen («0% .0), die von
denen des Kieselfluorkalium nicht zu unterscheiden waren, ausser dass man die
an unvollkommen ausgebildeten Krystallen des Kieselfluorammonium beobachtete,
ungewöhnlich schöne Schalenstruktur und die treppenförmige Beschaffenheit der
Flächen als besondere Merkmale aufstellen dürfte.
Da die Ammoniaksalze durch ihre Flüchtigkeit beim Glühen von den Kali-
salzen leicht zu unterscheiden und zu trennen sind, so ist die Isomorphie ihrer
Kieselfluoride bei Untersuchung der Mineralsubstanzen nicht störend. Hat man
z. B. eine Ackerkrumme auf Kali zu prüfen, so glüht man die Probe aus, bevor
man dieselbe mit Kieselfluorwasserstoffsäure oder mit Fluorwasserstoffgas behandelt.
65
Das Kieselfluorsilber (Ag? &F°-+-4H?°O) krystallisirt in ziemlich
flachen Pyramiden des tetragonalen Systems, die an der Luft zerfliesslich sind
(Marignac. Comptes rendus XLVI—854 und Jahresb. über d. Fortschr. d. Chemie
v. Kopp u. Will 1859 [für 1858] pag. 145 und 1860 [f. 1859] pag. 107).
Das Siliciumquecksilberfluorür (Ag? & F®-+-2H*O), durch Auf-
lösen des kohlensauren Quecksilberoxydes in Kieselflusssäure und Abdampfen der
Lösung dargestellt, erscheint in wasserhellen prismatischen Krystallen.
Das Siliciumquecksilberfluorid (Hg Si F®--6H°O) krystallisirt
in wasserhellen, treppenförmig geordneten, an der Luft zerfliesslichen Rhomboedern
und entsteht, wenn die Lösung des Quecksilberoxydes in Kieselflusssäure so weit
concentrirt wird, dass sich Krystalle der oben angedeuteten Verbindung auszu-
scheiden beginnen und dann wenn dieselbe bei 15° nicht übersteigender Temperatur
sich. selbst überlassen bleibt. (Gmelin’s Handb. d. Chemie pag. 865).
Das Kieselfluorblei: Pb &F%--4AH?O krystallisirt nach Marignac
(Ann. Min. [5] XV. 221 u. Jahresb. über Fortschr. d. Chemie 1860 pag. 107) in
Formen des monoklinen Systems, und zwar in den Combinationen: OP. «»P,
0P.xP.»P2. of». — P.P.2Po. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist
ler 640404, Pr or2— 1031.30, 2 RW IR 2 PH 023%
Oegekes=. 91030, OP: P= 13002970277 2 312 Ama Orr AP
128°6 Die Krystalle sind parallel OP leicht und parallel «P» weniger leicht
spaltbar.
Das Kieselfluorblei Pb & F®—-2H?O ist nach Marignac (wie oben)
ebenfalls monoklin und erscheint gewöhnlich in der Form »P.OP, selten mit
»P» oder Po. Im klinodiagonalen Hauptschnitte ist “PP: w»P= 71° 48‘,
(EIER INSTANT oP JEIHO RI Poor— 190 55%
Die (für 400X Vergrösserung) grossen, schönen, scharfkantigen und eben-
flächigen Kryställchen des Kieselfluorbleies, die ich aus dem Bleiglanze von Pribram
mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure erhielt, hatten die Formen: &P.OP, »P.OP.
of, »P.xPo.mP.mPo. Die Säulchen und Nadeln waren radial aggregirt
und verriethen grosse Aehnlichkeit mit den Aggregatformen der Kieselfluoride des
Caleium und Strontium.
Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, wurden sie in wenigen
Sekunden in ein Gewirr zarter Nädelchen (Anglesit?) umgewandelt und durch
Schwefelwasserstoffgas wurden sie bald graulich gefärbt.
Das Kieselfluorkupfer (Cu &F®+6H?0) krystallisirt nach Marignae
(Ann. Min. [5] XV— 221) in Formen des hemiödrisch hexagonalen Systems, ge-
wöhnlich in der Combinationsgestalt &P2.R; R: R= 125° 30°. Wenn das Kiesel-
fluorkupfer bei 50°T krystallisirt, so erscheint es als Cu Si F® +-4H?O in Formen
des monoklinen Systems.
Die aus Chalkosin, Bornit und Tetraödrit mittelst Kieselfluorwasserstoff-
säure dargestellten, spärlichen, fast farblosen, im reflektirten Lichte bläu-
lichgrünlichen oder grünlichbläulichen. Kryställchen des Kieseltluor-
kupfers waren gewöhnlich unvollkommen ausgebildet und stets an Kanten und
Ecken geflossen. Nach Einwirkung des Chlorgases erschienen sie auch im
durchfallenden Lichte bläulichgrün,
5
66
Das Kieselfluornickel (M Si F# + 6H°O), durch Auflösen des Ni CO3
in A? Si F% dargestellt, krystallisirt nach Marignae (Ann. Min. [5] XV—262;
Jahresb. über Fortschr. der Chemie v. Kopp u. Will 1560 pag. 103 und Gmelin’s
Handb. d. Ch. p. 571) in Formen des hemiödrisch hexagonalen Systems und zwar
in erünlichen Rhomboödern und hexagonalen Säulchen; ist im Wasser leicht löslich.
R: R= 127° 34, —2R:— 2R= 97° 10°, R:»R = 116° 13%, oR:— 2R=13193%,
OR: R= 149° 14‘, OR:— 2R = 130°0'. Sp. Gew. = 2'109 (Topso6).
Die aus Ullmanit und kohlensaurem Nickeloxydul dargestellten Kryställchen
des Kieselfluornickels waren bei 400X Vergrösserung ziemlich gross, entweder
säulenförmig, nadelförmig oder einem mit der basischen Fläche kombinirten
Rhomboöder ähnlich; ausserdem scharfkantig, ebenflächig, im durchfallenden Lichte
fast farblos, im reflektirten Lichte graugrün und gewöhnlich von einer
dunkelgrauen, körnigen, im reflektirten Lichte grünlichgelben und zartkörnigen
Substanz umhüllt.
Durch Einwirkung des Chlorgases erhielten sie eine mehr weniger grüne,
stellenweise fast smaragdgrüne Färbung. Und mit mässig verdünnter Schwefel-
säure behandelt, wurden sie in wenigen Sekunden in ein dichtes Netzwerk zarter,
langer, graulicher Nadeln umgewandelt. Im reflektirten Lichte erschien letzt-
genanntes Netzwerk licht graublaugrün.
Das Kieselfluorkobalt (Co &F°+6H?O), durch Auflösen des kohlen-
sauren Kobaltoxydul in Kieselflusssäure dargestellt, erscheint (nach Berzelius) in
blassrothen Rhomboödern und sechsseitigen Säulchen, die im Wasser leicht löslich
sind. Nach Grailich (Kryst.-opt. Unters. Wien u. Olmütz 1858. 75) ist R: R
(Polk.) = 126°59, R: »P2 = 116°50%. Die Krystalle sind undeutlich spaltbar
parallel ©P2. Das spez. Gew. = 2'067 (Tepsoö) (Gmelin’s Handbuch der Chemie
pag. 516).
Aus Kobaltin mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellt, erschien das
Kieselfluorkobalt in (für 400X Vergrösserung) grossen, scharfkantigen und eben-
flächigen Krystallen, welche mit den Kieselfluoridkrystallen des Nickels und Eisens
isomorph zu sein schienen. Während die kleinen Krystalle fast farblos waren,
verriethen die grösseren eine deutliche, rein bläuliche oder schwach violette
Färbung.
Durch Einwirkung des Chlorgases wurden die Kieselfluoridkrystalle des
Kobalts zum Theile schwach violettbraun gefärbt, zum Theile in eine violettrothe
Flüssigkeit aufgelöst. Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, verloren
sie allmälig ihre bläuliche Färbung, wurden schwach rosenroth gefärbt und vom
Rande aus in zarte Körnchen aufgelöst.
Das Kieselfluorcadmium (Cd S& F® + 6H?O) krystallisirt nach Ma-
rignac (Compt. rend. XLVI—854 u. Jahresber. ü. Fortschr. d. Chemie 1859 [145]
und 1860 [107]) in lang säulenförmigen, wasserhellen Gestalten des hemiedrisch
hexagonalen Systems, die im Wasser sehr leicht löslich sind.
Das Kieselfluorzink (aA &F°+6H°O) krystallisirt nach Marignae
(Ann. Min. [5] XV—221 und Jahresber. über Fortschr. der Chemie v. Kopp und
Will 1860 pag. 108) in hemiedrisch hexagonalen Formen, gewöhnlich in der Combi-
67
nationsgestalt 2. R oder eP2.R.OR und ist parallel ©P2 deutlich spaltbar.
R: R= 127° 16. Spez. Gew. = 2'104. Im Wasser leicht löslich.
Mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt, wurden die von mir aus
der Zinkblende mittelst Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellten Kryställchen des
Kieselduorzinkes sehr langsam verändert.
Das Kieselfluorzinn erscheint in langen Säulchen, die im Wasser
sehr leicht löslich sind und beim Abdampfen in Oxyd und Kieselerde zerfallen,
(Gmelin’s Handbuch der Chemie pag. 153.)
Das Kieselfluormolybdän, aus Molybdänit mittelst Kieselfluorwasser-
stoffsäure dargestellt, erschien in (für 400%X Vergrösserung) grossen, scharfkanti-
gen, ebenflächigen, farblosen Krystallen, welche mit den Combinationsgestalten von
R.OR und R.«P2 die meiste Aehnlichkeit verriethen. Und zarte Blättchen des
Molybdänglanzes wurden nach der Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure schön
graulichblau durchscheinend.
Das Fluorsilicium-Platinfluorid ähnelt einem gelbbraunen Gummi
(Gmelin’s Handb. d. Chem. pag. 1186).
Aus dem Vorangehenden ist ersichtlich, dass die Kieselfluoride des Kupfers,
des Kobalts, des Zinkes, des Nickels und des Mangans isomorph sind (denn
die Polkanten ihrer Grundrhomboeder weisen die Werthe auf: 125° 30%, 126° 59%,
127° 16°, 127034‘ und 128°20°%) und im sehr ähnlichen, mit Ausnahme des
Kupferkieselfluorides sämmtlich scharfkantigen und ebenflächigen Combinations-
gestalten (zumeist eP2.R und R.OR) zum Vorschein kommen. Und da diesen
Kieselfluoriden noch die des Eisens, des Cadmium, der Magnesia und möglicher-
weise mehrer anderen Metalle anzuschliessen sind, so ist wol ziemlich gross die
Reihe jener Metalle, welche in solchen Kieselfluoridkrystallen auftreten, die nach
Formentypen kaum zu unterscheiden sein werden.
Allein, wie es gelang, die isomorphen Kieselfluoride des Calcium und
Strontium und die des Eisens, Mangans und der Magnesia auf eine sehr einfache
Weise von einander zu unterscheiden, so wird es hoffentlich auch gelingen, für
sämmtliche Kieselfluoridmetalle der hemiödrisch hexagonalen Krystallreihe einfache
und zweckmässige Reaktionen ausfindig zu machen.
Von den wenigen und rasch ausgeführten Beobachtungen und Versuchen,
die ich in letztgenannter Hinsicht vornahm, erlaube ich mir Folgende zu erwähnen:
«) Alle genannten, hemiödrisch hexagonalen Kieselfluoridmetalle waren im durch-
fallenden Lichte fast farblos, wenn sie in kleinen Mengen zum Vorschein kamen;
erschienen sie dagegen in grösserer Menge oder in grösseren Krystallen (aus
den durch Kieselflusssäure leichter zerlegbaren Mineralen) ausgeschieden, so trat
an den Kieselfluoridkrystallen des Kobalts eine deutliche, schwach violettblaue oder
violettrothe, an denen des Nickels eine graue, mit einem Stich ins Bräunliche
versehene und an denen des Kupfers eine graue, mit einem starken Stich ins
Bläulichgrüne versehene Färbung auf, während an den Kieselfluoridkrystallen der
übrigen Metalle ausser graulichen Nuancen keine Färbung wahrzunehmen war. —
H*
68
£) Im reflektirten Lichte erschienen von den Krystallen der sub «) erwähnten Kiesel-
fluoridmetalle die des Kupfers bläulichgrün, die des Nickels grünlichgrau, die des
Kobalts bläulichgrau. — 7) Durch Einwirkung des Chlorgases wurden die Kiesel-
fluoridkrystalle des Kupfers blaugrün, die des Nickels smaragdgrün oder dunkel-
graugrün, die des Kobalts violettbraun und die des Eisens oranggelb, bei Gegen-
wart von Kobalt und Nickel eitrongelb oder grüngelb gefärbt. Die Kieselfluorid-
krystalle des Mangans erhielten einen Stich ins Rosenrothe, während die des
Zinkes und der Magnesia farblos blieben oder graulichweiss wurden. — 6) Durch
Schwefelsäure wurden die Kieselfluoride der meisten Metalle allmählig aufgelöst,
wobei das Kobaltkieselfluorid eine violettrothe Flüssigkeit gab. — Schliesslich
wurde Schwefelwasserstoff- und Schwefelammoniumgas angewandt; aber die Re-
sultate waren nicht entscheidend genug, so dass eine Wiederholung der Versuche
nöthig erschien.
Da das Kieselfluorblei in monoklinen und das Kieselfluorsilber in tetra-
gonalen Krystallformen erscheint, so ist die Unterscheidung der Kieselfluoride
beider Metalle unter einander und von den hemiödrisch hexagonalen Kieselfluoriden
der obgenannten Metalle nach Formentypen möglich. Ausserdem verräth sich das
Bleikieselfluorid dadurch, dass es, mit mässig verdünnter Schwefelsäure behandelt,
binnen wenigen Sekunden in ein Gewirr zarter Nädelchen (Anglesit?) umgewan-
delt wird.
b) Durch die Behandlung der Minerale mit Kieselfluorwasserstoffsäure und
durch die Beobachtung und eventuell weitere Untersuchung der gebildeten Kiesel-
fluoridkrystalle wird man zur Kenntniss der electropositiven Elemente der Mine-
rale geleitet; daher scheint für die bestimmende Mineralogie (im Allgemeinen)
eine — der für die petrologisch wichtigen Minerale angedeuteten Eintheilung
analoge — Gliederung des Mineralreiches in Hauptgruppen nach den electro-
positiven Bestandtheilen empfehlenswerth zu sein.
ec) Es gibt nur wenige Minerale, welche — wie Baryt, Coelestin, Quarz —
durch dreiperzentige Kieselfluorwasserstoffsäure gar nicht angegriffen werden; da-
gegen werden durch dieselbe solche Minerale zerlegt, von denen man es kaum
erwartet hätte; wie z. B. Turmalin, Spinell in Dünnschliffen, Sphalerit, Pyrit in
Fragmenten.
d) Die Sesquioxyde des Aluminium, des Eisens und, wie es scheint, auch
anderer Metalle werden wol durch die Kieselflusssäure in Kieselfluoride umgewan-
delt; aber diese scheinen insgesammt in Krystallen nicht darstellbar zu sein.
Diess dürfte dem Mineralogen, wie dem Chemiker, die Möglichkeit bieten, die
kleinste Menge eines Oxydulsalzes, z. B. des Eisenoxydul, welches sich in luft-
beständige Kieselfluoridkrystalle leicht umwandelt, in einem (in Säuren löslichen
oder unlöslichen) (Eisen-) Oxydsalze nachzuweisen.
e) Die Menge der unter gleichen Verhältnissen gebildeten Kieselfluorid-
krystalle und der aus Silikaten ausgeschiedenen Kieselerde liefert ein vortreffliches
Mittel, die Widerstandsfähigkeit des geprüften Minerales gegen Kieselfluorwasser-
stofisäure zu beurtheilen und für die Mineralbestimmung zu verwerthen.
Die sub a) und e) erwähnten Reactionen im Verein mit den
69
physikalischen Eigenschaften des Probestückchens dürften in
den meisten Fällen zur Bestimmung des Minerals genügen.
f) Ist die Probe ein im Wasser lösliches einfaches Salz, so können nach
dessen Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure und nach dem Eintrocknen der
Probe neben den Kieselfluoridkryställchen des electropositiven Bestandtheils auch
die Krystallformen des ursprünglichen oder nur durch die Menge des etwa auf-
genommenen Krystallwassers veränderten Salzes zum Vorschein kommen. So z. B.
hat man grössere Körnchen von Kochsalz, Chilisalpeter, Glaubersalz, Borax etc.
mit Kieselfluorwasserstoffsäure (jede Probe separat) behandelt, so erhält man
neben den, in jeder der genannten Proben auftretenden, hexagonalen Kieselfluorid-
säulchen des Natrium in der ersten Probe Würfelchen des Chlornatrium, in der
zweiten Rhomboeder des salpetersauren Natron, in der dritten monokline Nadeln
des Glaubersalzes, in der vierten Probe die durch ihren Formentypus erkennbaren
Boraxkryställchen ete. Hat man Kieserit mit Kieselfluorwasserstoffsäure behandelt,
so erhält man neben den Kieselfluoridkryställchen des Magnesium auch Epso-
mitnadeln.
9) Ist die Probe ein im Wasser lösliches, zusammengesetztes Salz, so
treten neben den Kieselfluoridkryställchen der einzelnen Metalle auch die ein-
fachen Salze der Mineralprobe in ihren ursprünglichen oder nur durch Aufnahme
von Krystallwasser veränderten Krystallformen auf. So habe ich z. B. nach der
Behandlung des Polyhalit mit Kieselfluorwasserstoffsäure neben den Kieselfluorid-
krystallen des Kalium, Magnesium und Caleium — strahlige Aggregate schöner
Gypskryställchen auf den ersten Blick wahrgenommen.
h) Ist die Mineralprobe ein Carbonat, so ist bei dessen Behandlung mit
Kieselfluorwasserstoffsäure in den meisten Fällen ein mehr weniger starkes Auf-
brausen zu bemerken, wodurch sich der electronegative Bestandtheil, nämlich das
farb- und geruchlose Kohlensäuregas, zur Genüge verräth.
Ein mehr weniger starkes Aufbrausen bei der Behandlung mit Kieselfluor-
wasserstoffsäure wurde an Potasche, Soda, Caleit, Magnesit, Dolomit, Dialogit,
Vitherit, Strontianit, Cerussit und Azurit beobachtet; dagegen konnte an Siderit,
Mesitin und Smithsonit keine Gasentwickelung bemerkt werden, wiewol nach dem
Eintrocknen des Kieselflusssäuretropfens auch aus den letztgenannten Carbonaten
die Bildung von (minder zahlreichen) Kieselfluoridkrystallen erfolgte.
In den sub f), 9) und Ah) erläuterten Fällen bietet unsere
Methode eine vollständige chemische Analyse der Mineralsub-
stanz dar.
i) Sämmtliche Minerale aus den Klassen der Glanze, Kiese und Blenden
(und von den Metallen gediegen Silber), die ich bisher mit Kieselflusssäure unter-
sucht habe, wurden mehr weniger stark angegriffen und gaben eine ihrer Angreif-
barkeit entsprechende Menge von Kieselfluoridkrystallen. Die schönsten und
grössten Krystalle wurden aus den eisen-, kobalt-, nickel- und bleihältigen Mine-
ralen, die spärlichsten aus den kupferhältigen Mineralen (Chalkosin, Bornit, Tetra-
ödrit) gewonnen. Eine Ausnahme bildeten auch die Pyritfragmente, welche nur
kleine und minder zahlreiche Kieselfluoridkryställchen des Eisens gaben.
k) Ist Probematerial in hinreichender Menge vorhanden und will man zur
70
Vervollständigung der Mineralanalyse auch die eleetronegativen Bestandtheile nach-
weisen, so kann diess mit den gewöhnlichen Reagentien entweder auf einem Uhr-
gläschen (zum Nachweise des Cl, Br, J, SO®, P?O°, B?O®), oder im Glasröhrchen
(zum Nachweise des F, $S, Se, Te), oder auf Kohle (zum Nachweise des N?O>,
As?O°, Sb?O°, As, Sb), oder in der Phosphorsalzperle (zum Nachweise der &O?,
TiO°?, Mo0°, WO?) geschehen.
/) Handelt es sich darum, in einem Silikate (z. B. Amphibol, Wollastonit)
nur Alkalien (wenn sie auch in den allerkleinsten Mengen vorkommen) nachzu-
weisen oder ihre Abwesenheit zu konstatiren, dann behandle man die Silikatprobe
(in kleinen Körnchen) mit Fluorwasserstoffgas, extrahire die Kieselfluoride der
Alkalien durch mässiges Kochen derselben im Wasser auf einem Platindeckel und
übertrage das bei mässiger Temperatur zu einem Tropfen eingeengte Decoct auf
die Harzschichte (aus dem Canadabalsam) eines Objektglases.
Dabei ist jedoch zu bemerken, dass in manchen Fällen auch Kieselfiuoride
anderer Metalle, welche in der Probe enthalten sind, zum Vorschein kommen
können. So habe ich aus kieselsäurereicheren und kalkhältigen Silikaten (z. B.
Oligoklas) stets kleinere Mengen des Calciumkieselfluorides erhalten; dagegen
waren bei analoger Behandlung des Anorthit und Wollastonit keine Nadeln des
Caleiumkieselfluorides zu finden. Und die träge Entwickelung grosser Gasblasen
bei Behandlung des durch HF veränderten Anorthit und Wollastonit war ein
Beweis, dass sich in letzteren Mineralen nur ein einfaches Caleiumfluorid gebildet
hat. Allein durch Behandlung der Chondrodit-, Olivin- und Rhodonitproben mit
Fluorwasserstoffgas und hierauf mit einem kalten Wassertropfen wurden lang
säulenförmige Kieselfluoridkrystalle des Magnesium (des Eisens) und des Mangans
zum Vorschein gebracht.
Einleitung . RE uhr
I. Universalmethode zur chemisch-
mikroskopischen Bestimmung der
Metalle petrologisch wichtiger Mi-
nerale mittelst Kieselfluorwasser-
STORSATUIREN
Prinzip der Methode .
Ausführung der Methode -
Mikroskopische Unt ein eneeR
male der Kieselfluoridformen der in
petrologisch wichtigen Mineralen
vorkommenden Metalle
Kieselfluorkalium
Kieselfluornatrium . ua
Kieselfluorlithium . » «= =» =...
Kieselfluorcaleium . ». » . -
Kieselfluorstrontium
Kieselfluorbaryum . - »
Kieselfluormagnesium. =» » 2 2 2. -
Kieselfluoreisen -. - » 2.»
Kieselfluormangan . . .- ir:
Unterscheidung der Kieselfluoridfor Men En
Calcium und Strontium mittelst Schwefel-
säure (und überhaupt Controllreaction für
die Gegenwart des Calcium) . . Be
Unterscheidung der Kieselfioriäfarmen des
Magnesium, Eisens und Mangans .
a) Durch Chlorgas
b) Durch Shwefelammonium
Vollendung des Präparates zum Zwecke seiner
Aufbewahrung . «
Bemerkungen über die Untersuchung
einiger der petrologisch wichtigsten
Mineralgruppen nach der erwähnten
Methode nn
13
13
„m
CH CH CET
Anm
[7
Untersuchung der Feldspathgruppe . .-
Unterscheidung des Apatit vom Nephelin
Unterscheidung der Minerale: Enstatit, Bron-
eit, Hypersthen und. Diallag
Unterscheidung der Amphibol- und Biotitdünn-
schlife . : o
Unterscheidung des nondEunkee, 2 113%
thion-Eisenglimmers und des gewöhnlichen
Kaliglimmers oder Muscovits
II. Anwendung des Fluorwasser-
stoffgases zum Nachweise von Al-
kali-Metallen in Silikaten, nament-
lieh in jenen, die durch Kieselfluor-
wasserstoffsäure wenig angegriffen
werden: ME NUTHRIERTE
Prinzip der Methode = us lau merne
Ausführung der Methode .
Bemerkungen über die erntne Als
Fluorwasserstoffgases zur Reinigung
trüber Dünnschliffe, zur Hervor-
rufung minder deutlicher Mineral-
conturen, der inneren Mineralstrue-
tur und zum Nachweise farbloser
Einschlüsse in farblosen Mineralen
III. Anwendung des Chlorgases zum
Nachweise der Widerstandsfähigkeit
der Minerale gegen Säuren, der ge-
latinösen Beschaffenheit der aus
manchen Silikaten der Dünnschliffe
ausgeschiedenen Kieselerde und zum
Nachweise der Alkalien, alkalischen
Erden und des Eisenoxyduls .
Entwickelung des Chlorgases und, Behandlung
der Proben mit demselben .
10)
1
35
35
72
Seite
Prüfung der Widerstandsfähigkeit eines Mine-
rals gegen Säuren . . - I
Nachweis der gelatinösen Beschaffenheit der
an der Oberfläche eines Silikates ausge-
schiedenen Kieselerde . . . . e . 38
Darstellung und Beobachtung der Käusk Ein-
wirkung des Chlorgases gebildeten Chloride 39
Zweckmässige Anwendung der Streng’schen
Methode zur Nachweisung des Apatits in
Dünnschliffen und zwar nach der Behand-
lung der Letzteren mit Chlorgas . . . . 40
IV. Uiber die Darstellung und Be-
obachtung der Aetzfiguren, über ihre
Bedeutung zur Bestimmung der Mi-
nerale in Dünnschliffen . . . 41
1. Aetzfiguren an Apatitdünnschliffen,
dargestellt
a) durch Einwirkung des Chlorgases. . 42
b) durch Einwirkung der Kieselfluor-
wasserstoffsäure . . . 43
2. Aetzfiguren an Olivindünnschliffen,
dargestellt
a) durch Kieselfluorwasserstoffsäure . . 43
b) durch Chlorgas . . 44
3. Aetzfiguren an Dichroitdünnschlif-
fen, dargestellt durch Kieseltluorwasser-
SIOBBAUEB use et orpreihie Mn eerten AR
4. Aetzfiguren an Chiastolithdünn-
schliffen, dargestellt durch Kieselfluor-
wasserstofisäure . . 44
5. Aetzfizuren an Honsralken, ren
eit-, Diallag-, Augit- und Amphibol-
Dünnschliffen oder Spaltungsfrag-
menten, dargestellt durch Kieselfluor-
wasserstoflsäure . . 45
6. Aetzfiguren an Lithtoneisenelimmer
von Zinnwald, dargestellt durch Fluor-
wasserstoffgas und nachheriges Auskochen
mit Wasser . . . 46
7. Aetzfiguren an Dünnschliffen des
Skapolith von Malsjö in Wermland 46
ARANAÄNAn AN NN NN ”
8. Aetzfiguren an Dünnschliffen des
Elaeolithes von Laurwig in Norwe-
gen, dnrch Chlorgas dargestellt
9. Aetzfiguren an Dünnschliffen des
Leueites von Vesuv s
10. Aetzfiguren an Dünnsehliffen oder
Spaltungsfragmenten der Feldspäthe
V. Bemerkungen über die Anwen-
dung einiger älteren Methoden zur
Bestimmung der Minerale in Dünn-
schliffen, und zwar:
1. Uiber die Anwendung des Probe-
Glühens zur Unterscheidung der
eisen- (und mangan-) hältigen von
den eisen- (und mangan-) freien Mi-
neralen, zum Nachweise des Diehrois-
mus an Ersteren, wenn sie farblose
Dünnschliffe liefern, und zur appro-
ximativen Bestimmung des Schmelz-
srades der Minerale in Dünnsechliffen
2. Uiber die Anwendung der Kobalt-
solution zur Nachweisung der Thon-
erde und der Magnesia in eisen-
(mangan-) freien Mineraldurch-
schnitten. . . - MEAMME irn
VI. Analytischer Gang zur Bestim-
mung derin den krystall. gemengten
Felsarten vorkommenden Minerale
auf dem neuen, chemisch -mikro-
skopischen Wege .
A) Die Probe ist ein Bruchstück, Spal-
tungs- oder Dünnschlifffragment
einer homogenen Mineralsubstanz .
B) Die Probe ist ein Fragment oder
eine Dünnschliffpartie einer kry-
stall. gemengten Felsart . . .
V1I. Bemerkungen über die Bedeu-
tung der erläuterten Methoden für
die bestimmende Mineralogie und
für die analytische Chemie
Seite
49
53
53
63
ABBILDUNGEN
Partien mikroskopischer Präparate,
darstellend
a) Kieselfluorid-Krystalltypen der in den petrologisch wichtigsten Mineralen
vorkommenden Metalle, und
b) charakteristische Veränderungen, die an der Oberfläche von Dünnschliffen
oder Spaltblättchen der petrologisch wichtigsten Minerale entweder durch Kiesel-
fluorwasserstoffsäure oder durch Fluorwasserstoffgas oder durch Chlorgas bewirkt
werden.
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Erklärungen zur Tafel I.
Fig. 1. Kieselfluorkalium, bei 400% Vergrösserung beobachtet und dar-
gestellt: «, z aus dem Präparate des Hrn. Prof. Stolba (durch Umkrystallisiren auf
dem Objektglase); &, u, v, oe (0. «0», 0.0") aus dem Wasserdekokt eines
durch Fluorwasserstoffgas veränderten, dunkelgrünen Biotit. o, z sind durch Um-
krystallisiren des Kieselfluorammonium dargestellte Kryställchen.
Fig. 2. Kieselfluorkalium, bei 400% Verer. beobachtet und aus dem
Wasserdekokt des durch Fluorwasserstoffgas veränderten Amazonit von Miask
dargestellt.
Fig. 3. Kieselfluorlithium, bei 200%X Vergr. beobachtet und aus dem
Präparate des Herrn Prof. Stolba durch Umkıystallisiren auf dem Objektglase
dargestellt.
Fig. 4. Kieselfluornatrium (»P.P, »P.OP), bei 400% Vergrösserung
beobachtet und aus dem Wasserdekokt des durch Fluorwasserstoffgas veränderten
Albit von Zell (in Zillerthal) dargestellt.
Fig. 5. Kieselfluorcaleium (»P.OP, zuweilen oP.OP. «Po» etc.), bei
150% Vergr. beobachtet. Präparat des Hrn. Prof. Stolba.
Fig. 6. Kieselfluorcalcium, bei 200X Vergr. beobachtet und aus heisser
Solution des vorerwähnten Präparates auf dem Objektglase dargestellt.
Fig. 7. Kurze, durch stumpfe Pyramiden geschlossene, hexagonale Säulchen
des Kieselfluornatrium und schmale, ästige oder spindelähnliche Formen des
Kieselfluorcalecium, bei 200%X Vergr. beobachtet und durch Umkrystallisiren
eines Gemisches von zwei Gewichtstheilen Kieselfluornatrium und eines Ge-
wichtstheiles Kieselfluorcaleium dargestellt.
Fig. 8. Längliche, durch Pyramiden geschlossene, hexagonale Säulchen des
Kieselfluornatrium und dicke, ästige oder spindelähnliche Formen des Kiesel-
fluor caleium, bei 200X Vergr. beobachtet und durch Umkrystallisiren eines Ge-
misches von einem Gewichtstheile Kieselfluornatrium und zwei Gewichtstheilen
Kieselfluorealeium dargestellt.
Fig. 9. Kieselfluorstrontium, bei 200X Vergr. beobachtet und aus dem
Präparate des Hrn. Prof. Stolba durch Umktystallisiren auf dem Objektglase
dargestellt.
Fig. 10. Kieselfluormagnesium (zumeist R, R.OR), bei 600% Vergr.
beobachtet und aus Chondrodit — durch dessen succesive Behandlung mit Fluor-
wasserstoffgas und Kieselfluorwasserstoffsäure — dargestellt.
Fig. 11. Kieselfluormagnesium (zumeist “P2.R, R, z. Th. unvoll-
ständig ausgebildet), bei 400% Vergr. beobachtet und aus Humit — durch dessen
Behandlung mit Kieselfiuorwasserstoffsäure — dargestellt.
Fig. 12. Kieselfluormagnesium (zumeist unvollständig ausgebildete und
regelmässig aggregirte Krystallgestalten), bei 400% Vergr. beobachtet und durch
Behandlung des Magnesit mit Kieselfluorwasserstoffsäure dargestellt.
Fig. 13. Seltene, aus einigen kalkreichen Silikaten (Corsit, Tankit) durch
successive Behandlung mit Fluorwasserstoffgas und heisser Kieselfluorwasserstoffsäure
dargestellte und bei 400% Vergr. beobachtete Krystallgestalten, von denen noch
nachzuweisen ist, welchem Metalle sie angehören (die pyramidalen, zum Theile
nach einer Mittelkante verzogenen Krystallgestalten, sowie die rhomboidale Gestalt,
gehören am wahrscheinlichsten dem Caleium an).
Fig. 14. Winzig kleine, kurze Nädelchen des Kieselfluorbaryum und
strauchartige, jedoch äusserst zarte, nur wie durch Anhauchen hervorgebrachte
Gestalten des Kieselfluorcaleium (letztere Gestalten sind in der Figur zu stark
ausgeprägt), bei 400%X Vergr. beobachtet und aus einem kalkhältigen Witherit —
durch dessen Behandlung mit Kieselfluorwasserstoffsäure — dargestellt.
Fig. 15. Kieselfiuoreisen (zumeist «P2.R), bei 400X Vergr. beobachtet
und aus dem Kieselfluoreisenpräparate durch Umkrystallisiren auf dem Objektglase
dargestellt.
Fig. 16. Eine Dünnschliffipartie des Amazonit von Miask, der mit
einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen !) bedeckt und nach dem Eintrocknen des
Tropfens bei 400%X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind Würfelchen des
Kieselfluorkalium und die Gitterstruktur des Amazonit.
Fig. 17. Eine Dünnschliffpartie des Oligoklas von Ytterby, der mit einem
Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens
bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind winzig kleine, sechsseitige
Täfelehen des Kieselfiuornatrium und drei spindelähnliche Gestalten des Kiesel-
fluorealeium.
Fig. 18. Eine Dünnschliffpartie des farbenspielenden, wahrscheinlich einem
kalkreichen Andesin nahe stehenden Labradorit von Ojamo in Finnland,
der mit einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen
des Tropfens bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind kurze, hexagonale,
gewöhnlich von einer Luftblase umschlossene Säulchen des Kieselfluornatrium und
spindelförmige, tafelförmig rhomboidale und dornenähnliche Gebilde des Kiesel-
fluorcaleium.
) Für sämmtliche hier erwähnte Proben wurde eine circa 3'/, percentige Kieselflusssäure
verwendet.
Tab.1l.
77
Fig. 19. Eine Dünnschliffpartie des aus dem Gabbro von Wolpersdorf
stammenden Labradorit, der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und
nach dem Eintrocknen des Tropfens bei 400%X Vergr. beobachtet wurde. Be-
merkbar sind dieselben Krystallgestalten wie in Fig. 18.; allein die spindelförmigen
Gebilde des Kieselfluorcaleium sind zahlreicher.
Fig. 20. Eine Dünnschliffpartie des Anorthit aus dem Corsit von Cor-
sika, der mit einem Kieselfluorwasserstoffsäuretropfen bedeckt- und nach dem Ein-
trocknen des Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind die-
selben Krystallgestalten wie in Fig. 18. und 19.; allein die des Kieselfluorcaleium
sind am zahlreichsten und die des Kieselfluornatrium am spärlichsten.
Erklärungen zur Tafel LI.
Fig. 1. Ein Spaltungsfragment des Albit von Dauphine, der mit einem
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei
400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind kurze, hexagonale Säulchen des
Kieselfluornatrium und keilförmige, zuweilen in Reihen angeordnete Aetzfiguren.
Fig. 2. Eine Dünnschlifipartie des Leucit vom Vesuv, der mit einem
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei
400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind sehr zahlreiche Würfelchen des
Kieselfluorkalium, zwei Hexagone des Kieselfluornatrium und ein dünnes Stäbchen
des Kieseltluorcaleium, ausserdem die polygonal angeätzte und zerklüftete Ober-
fläche des Dünnschliftes.
Fig. 3. Eine Dünnschliffpartie des Elaeolith von Laurwig in Norwegen,
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind hexagonale Kry-
ställchen des Kieselfluornatrium, ein (in der Mitte des Bildes befindliches) Würfel-
chen des Kieselfluorkalium und die kohärente, nur durch gröbere Risse zertheilte
Schichte der ausgeschiedenen Kieselerde, durch welche die parallel zart faserige
Textur des Elaeolith mit seinen queren Spaltungssprüngen hindurchschimmert.
Fig. 4. Eine Dünnschliffpartie des Skapolith von Malsjö im Wermland,
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des
Tropfens bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind spindelförmige Kry-
stallformen des Kieselfluorcaleium, hexagonale, oft von einer Luftblase umschlossene
Täfelchen des Kieselfiuornatrium, parallele Spaltungsklüfte und die zwischen den
Letzteren befindlichen furchenähnlichen Aetzfiguren.
Fig. 5. Linke Hälfte. Lithion-Eisenglimmer von Zinnwald, der
mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens
bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind zahlreiche, einer sehr stumpfen
sechsseitigen Pyramide ähnliche Kryställchen des Kieselfluorlithium, ein in der
Mitte des Bildes befindlicher Krystall des Kieselfluoreisens, spärliche Würfelchen
des Kieselfluorkalium und ein einsames, spindelförmiges Krystallgebilde des Kiesel-
fluorealeium. — Rechte Hälfte. Kaliglimmer von Grönland, der auf gleiche
Art, wie der vorige Glimmer behandelt wurde, weist ausser zwei hexagonalen
Säulchen des Kieselfluornatrium und zwei Kryställchen des Kieselfluoreisens nur
Kryställchen des Kieselfluorkalium auf.
Fig. 6. Ein dunkelgrüner Biotit, der auf analoge Weise wie die vor-
79
senannten Glimmer behandelt und bei 400%X Vergr. beobachtet wurde, zeigt
grössere Krystalle und schmale Säulchen des Kieselfluormagnesium und Kiesel-
fluoreisens, nebstdem kleine Würfelchen des Kieselfluorkalium.
Fig. 7. Eine Dünnschlifipartie des Amphibol von Lukov (unweit Mille-
schau), der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen
des Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind grössere Kry-
stalle und schmale Säulchen des Kieselfluormagnesium, Kieselfluoreisens, zwei
spindelförmige Krystallgebilde des Kieselfluorealeium, ein Würfelchen des Kiesel-
Huorkalium, ein Hexagon des Kieselfluornatrium und parallele, schmale, furchen-
ähnliche Aetzfiguren.
Fig. $. Eine Dünnschliffpartie des Diallag aus dem Gabbro von Wolpers-
dorf, der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind zahlreiche spindel-
förmige Krystallgebilde des Kieselfluorcaleium, grössere Kryställchen des Kiesel-
fluormagnesium, des Kieselfluoreisens und nach drei Richtungen verlaufende Systeme
paralleler Spaltungsklüftchen.
Fig. 9. Fragmente des Bronzit von Graubat in Steiermark, die mit einem
Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des Tropfens bei
400%. Vergr. beobachtet wurden. Bemerkbar sind grosse Krystalle des Kieselfluor-
magnesium, des Kieselfluoreisens und die parallel faserige Textur der Bronzit-
fragmente.
Fig. 10. Eine Dünnschliffpartie des Dichroit von Orrijärfvi in Finnland,
der mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem Eintrocknen des
Tropfens bei 400X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind grössere Krystalle
des Kieselfluormagnesium und unregelmässig gelagerte, furchenähnliche Aetzfiguren.
Fig. 11. Dünnschliffpartie eines Olivinkornes von Kozakov, auf gleiche
Art behandelt, wie sub Fig. 11. angedeutet wird, jedoch in allen Theilen bei
400% Vergr. gezeichnet.
Fig. 12. Eine Dünnschliffpartie des Olivin von Kozakov (bei Turnau), der
mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und bei 200—800X Vergr. beobachtet
wurde. Bemerkbar sind die bei 200%X Vergr. gezeichneten Kieselfluoridkrystalle
des Magnesium und des Eisens, die hervortretenden, pyramidalen, sämmtlich
parallelen Krystallsubindividuen, welche 600—800%X vergrössert erscheinen, und
die rhombischen Aetzfiguren der ganzen Dünnschliffoberfläche.
Fig. 13. Die Mittelpartie eines zur Hauptachse fast senkrecht geschliffenen
Chiastolithkrystalls, mit Kieselflusssäure behandelt und bei 200—400X Vergr.
beobachtet. Ausser dem rhombisch umgränzten Centralkerne, dem dunkelgrauen
Kreuze und den federfahneähnlichen, den Seitenkanten des Prisma parallelen Ver-
zweigungen der kohligen Substanz bemerkt man nur kleine farblose Partien der
unveränderten Chiastolithmasse, während der grösste Theil der Dünnschliffober-
fläche eine flaserige oder zarte, wellig faserige Beschaffenheit aufweist, die an
einigen Randstellen in wirr gelagerte Aggregate paralleler Leistehen übergeht.
Fig. 14. Aetzfiguren am Lithioneisenglimmer von Zinnwald, durch
Einwirkung des Fluorwasserstoffgases und nachheriges Auskochen mit Wasser
hervorgebracht und bei 400% Vergr. gezeichnet.
s0
Fig. 15. Eine Dünnschlifipartie des Elaeolith von Laurwig in Norwegen,
mit Chlorgas behandelt und bei 400X Vergr. beobachtet. Bemerkbar sind Würfel-
chen des Chlornatrium, welche in den (von der Dünnschlifioberfläche nicht ent-
fernten) Uiberresten der gelatinös ausgeschiedenen Kieselerde stecken, dann säulen-
förmige oder lang furchenähnliche, der Hauptachse des Krystalls parallele Aetz-
figuren und zwei starke, quer zur Hauptachse verlaufende Spaltungsklüfte.
Fig. 16. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Schlackenwald, der parallel
zur Basis geschliffen, mit einem Kieselflusssäuretropfen bedeckt und nach dem
Eintrocknen des Tropfens bei 600%X Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar sind
strahlige Aggregate säulchen- und nadelförmiger Kryställchen, sowie unförmliche,
trübe, zuweilen eine schiefwinklige Spaltbarkeit verrathende Partien des Kiesel-
fluorcaleium und ausgezeichnete, hexagonale Subindividuen (P.OP) des Apatit,
welche zuweilen eine schöne Schalenstruktur aufweisen und zur Hauptachse des
Krystalls wenig geneigt oder parallel sind. Nach mehrmaligem Auskochen mit
Wasser, wodurch das Caleiumkieseltluorid entfernt wird, treten die subindividuellen
Kryställchen des Apatit am deutlichsten hervor.
Fig. 17. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Zinnwald; parallel zur
Prismenfläche geschliffen, etwa 20 Sekunden im Königswasser gekocht und bei
600%. Vergr. beobachtet. Bemerkbar sind kurz oder länglich rhombische Aetz-
figuren und vereinzelte, hervortretende Seitenecken der subindividuellen Pyramiden-
kryställchen. j
Fig. 18. Eine Dünnschliffpartie des Apatit von Schlackenwald, der parallel
zur Basis geschliffen, mit Chlorgas behandelt, mit Canadabalsam bedeckt,
mit dem Deckgläschen versehen und bei 400% Vergr. beobachtet wurde. Bemerkbar
sind kurze, dunkle oder mikrolithenähnliche Nädelchen, die sich in horizontaler
Projektion zumeist unter Winkeln von nahezu 60° kreuzen und wahrscheinlich als
mit länglichen, anhaftenden Luftbläschen versehene Kantenüberreste der subindivi-
duellen Kryställchen der obersten Lage zu deuten sind. Unter denselben sieht
man matte Seitenumrisse der subindividuellen Pyramiden-Kryställchen der zunächst
tieferen Lage.
Fig. 19. und 20. Dünschliffipartien des Apatit von Schlackenwald, parallel
zur Basis geschliffen, mit Chlorgas behandelt, nicht mit Canadabalsam,
sondern direkt mit dem Deckgläschen bedeckt und bei 600%X Vergr. beobachtet.
Beide Bilder illustriren den Aufbau des Apatitkrystalls aus kleinen, an einander
dicht gedrängten, ineinandergreifenden und zur Hauptachse nahezu parallelen
hexagonalen Pyramiden-Kryställchen (F, P.OP). An jenen Stellen der Apatit-
dünnschliffe, welche keine Schalenstruktur aufweisen, sind die subindividuellen
Kryställchen gross und durch Vorwalten der basischen Fläche dick tafelartig
(Fig. 19); in engen Schalenzonen dagegen sind sie klein und zumeist in Pyrami-
denspitzen auslaufend. Und die Grenzlinien der Schalenzonen bestehen aus ziemlich
geradlinig und dicht aneinander gereihten, meist äusserst kleinen Pyramidenkry-
ställchen, wie in den zwei dunkleren Krystall-Reihen (Grenzlinien der Schalen-
zonen) der Fig. 20. angedeutet ist.
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