Skip to main content

Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

See other formats


nn 
Hi N Al 


N ef HN rain 
h 


j A 
He YA 
= an 


0 
Hl men ur! 
il AIDHRHA) AN 
m) ah 
N I iR Il N 
HR a: 
Hi Ba 


HR f | ıi: 
. . ih HERREN 


mer y% 


hun 
Hi al ul 


EN 
_ 
Ki 


N in N 


Hi a 


2 = 2 —:2 
SSH == 
IF 


ESS SIE TI TE 


LLLTELUT TS 
Hi allı Mn 
HUREN 
tin 


ums 


== 


2 
ren 
SEE 


Dart 
T 


$ 


win B a 
= 
Fr en == 
Sen 
Bere 
ur Eee 


= 
erg ESEIeT 


st 


ee 
> 
eo 


SE 
— 
=> 


ee een 


mes 


we 
ze 


N } 
ai ii 


f Pareo { if 
MR Hi I SR, IN 
, Hu ii 
' IH af in 
| 0 
SARA, IR NR I u Ing 
i | H a lilinen Kat ii Hal ei : Kara A 
" j MN Aa in Hi nn hl dei 
“ur Hi pi Hall, ’ H% 
Na ala 
“ le, 
i ii rt! N 
.“ u TEA Lulu in a 
iin 
I Kb) j a ii n Be 
ua MR] FH f} fl 
Ho Ku . 
| ul 4) ‘) en AAN di, 
„ Hl N ei 
; j! Yes 
hd H Ri 
: N H Bi n 
N Aalen Mia AN ji a gen a ar: 


ih 


IM Ian EN ; 
4 4 
al H Hl 


Hasen 


Rein bi; iM 


f) Hi ‘ 
nad & 
ji He Ai EEE 


Hi srl 
a ! 


REIHE j | ER an luehene 
| IRRE KINDERN ERIR RR RGARRAHTRT PISRaRTH 
Hl I Ak un ER ir HEHE KeHnlalgalanHi dt 
| He . u Ei in es I 
nl a ii a I A a # ie AA 
i I a a In Ei je 
ar Bi I% ann Ma H Be hi 
RRHREIANN ah ud Kir an 
h “ Be i IR I cs EN ee 
Halle EA 3. ir KrHIHHANN H Ku KERN u 
In Kahn id Ian Bud han a li 
ENaR n su +4 Han MIT) FRRLHE AR HR We 
ef BER ECHO  eREer 7 
a 
il Ban 1 Ba Inh di 


ame 


Hih H ; 

N oo ji . a 

Mi Hllken N! an i A sie rn 
Irhungti Hk Hr a Ha ii Een un ur 


{in Hi Ha In ‚a ‘ 
„in ' die 1b) a ya ki BAR Kr) ur KERAER 
art it IRB HG H 
RG un 
r LICH IHRER kan 


| Rh Kin: H LE RICH i° hut ’ 

IR Ba Be a IH TAERTEREE SINE 
Hi ns En HR a ji Ha a ale en 
vl } man men 
BR a 


|, 
hl Hehe “ 3 
EUER 
ART! BE ANHAN KALI 
Uhl N “ 
’ ih} ’ ! 
Meet HIMMEL RL 


DIN IN 


| its 


Ra 


FOR-TEBE BEOPLE 
FOR EDVYCATION 
FOR SEIENERF 


LIBRARY 


OF 


THE AMERICAN MUSEUM 
OF 


NATURAL HISTORY 


ig 

a 
4 

E: 


Funet 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A.WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 


W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unD E. STRAND. 


mn m? 
Zaern, 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 


Abteilung A, 
9.Hett. — | = 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND 
(BERLIN). 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


Strand. Systematisch-faunistische‘ Studien: über paläarktische,: afrika- 
nische und. amerikanische Spinnen des Senckenbergischen 
MeRaums Ne. 0 NE ee en EN DSL TEN AN DU RR 

Krauße. Über en Bi bein und fusca (Neebroateriat und 
Stielehensehuppe) (mit 1- Klapptafel) -. 

Krauße. Zur Biologie des Scolytus ep Bareb. ud a Bol 
multistriatus Marsh. . 

Krauße! Hexapodologische Notizen m: 19-37) Feen, 
Protura, Technisches, Orthoptera, Literatur, Diptera, Lepid- 
optera, Heteroptera, Myrmeleon} (mit 7 Textfiguren) . > 

Oldenberg. Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.) 


19.145A4-Iume 21 


Seite 


157 
166 


Systematisch-faunistische Studien über 
paläarktische, afrikanische und ameri- 
kanische Spinnen des Senckenbergischen 


Museums. 
Von 


Embrik Strand, Berlin. 


Die Anfänge vorliegender Arbeit datieren vom Jahre 1907, 
die letzten Beschreibungen von 1915, druckfertig ist die Arbeit 
1916 gemacht! Nachdem 1906 mein Werk über japanische Spinnen 
des Senckenbergischen Museums erschienen war, bin ich 1907 auf 
Veranlassung des später verstorbenen Direktors desselben, Prof. 
Dr. F. Römer, nach Frankfurt gegangen, um die weitere Bear- 
beitung des arachnologischen Materiales des Museums in Angriff 
zu nehmen und zwar wer es beabsichtigt, die Ergebnisse in Form 
eines die ganze Spinnensammlung des Museums behandelnden 
Kataloges s. Z. zu veröffentlichen. Es stellte sich aber bald heraus, 
daß ich während der Zeit, die ich zu dem Zweck zunächst in Frank- 
furt zubringen konnte, mit der Erledigung des reichhaltigen 
Materiales nicht weit kommen würde und nach meiner Über- 
siedelung nach Berlin blieb mir für diese Arbeit nur wenig Zeit 
übrig, wenn ich auch wiederholt meine ‚Ferien‘ zum Arbeiten in 
Frankfurt verwenden konnte und außerdem Material nach Berlin 
zugesandt bekam. So wurde während dieser 9 Jahre zwar weiter 
gearbeitet, aber der Plan, auf Grund einer vollständigen Durch- 
bestimmung des ganzen Museumsmateriales einen beschreibenden 
Katalog über dasselbe zu verfassen, mußte schließlich aufgegeben 
werden, teils weil das Zuendeführen der Bearbeitung unter diesen 
Umständen kaum abzusehen war und teils weil es inzwischen 
notwendig wurde, einzelne Kollektionen des Materiales in beson- 
deren Publikationen zu behandeln. Um die bis jetzt entstandenen, 
nicht schon gedruckten Manuskripte nicht bis zum Veralten liegen 
zu lassen, habe ich mich nun dazu entschlossen, sie in dieser Weise 
zu veröffentlichen, um so mehr als ich auf alle Fälle voraussichtlich 
nicht so bald wieder Zeit finden würde, dieselben durch Bear- 
beitung von neuem Material zu ergänzen. Sie behandeln palä- 
arktisches, afrikanisches und amerikanisches (neotropisches und 
nearktisches) Material und enthalten über jede dieser Regionen 
so viel, daß es, auch im Interesse des Museums, nicht angebracht 
wäre, die Veröffentlichung noch weiter aufzuschieben. 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 9, 1 9. Heit 


2 Embrik Strand: 


Die von mir bisher veröffentlichten Arbeiten über Sencken- 
bergische Spinnen sind folgende: 
1. Bösenberg und Strand: Japanische Spinnen. 320 pp., 4°, 
7 kolorierte Tafeln, 1 Einzel- und 6 Doppeltafeln schwarz. 
In: Abhandl. der Senckenberg. Naturf. Ges. Frankfurt a.M., 
Bd. 30 (1906). 

. Strand: Zur Systematik der Spinnen. In: Zoologischer 
Anzeiger, 31 (1907), p. 851—861. 

. — Diagnosen neuer außereuropäischer Spinnen. Ebenda, 
32 (1908), p. 769—773. 

. — Neue außereuropäische Spinnen. Ebenda, 33 (1908), p. 5-7. 

. — Diagnosen neuer außereuropäischer Argiopiden. Ebenda, 
33 (1908), p- 1—4. 

. — Araneae von den Aru- und Kei-Inseln. In: Abhandl. d. 
Senckenberg. Naturf. Gesellsch. Frankfurt a. M., Bd. 34 
(1911), p- 129—199, Taf. IV—VI (1 kolor.). 

7. — Opiliones von den Aru- und Kei-Inseln. Ebenda, 34 (1911), 

p. 203—9. 

8. — Vorläufige Diagnosen neuer Spinnen, insbesondere aus der 

Südsee, des Senckenbergischen Museums. In: Archiv für 
Naturgeschichte 1911, I, 2, p. 202—7. 


9 om DD 


9. — Neue indoaustralische und polynesische Spinnen des 
Senckenbergischen Museums. Ebenda, 1913, A. 6, p. 113 
bis 123. 

10. — Über einige australische Spinnen des Senckenbergischen 


Museums. In: Zoolog. Jahrbücher, System. Abiteil., 35 
(1913), p. 599 —624. 

11. — Indoaustralische, papuanische und polynesische Spinnen 
des Senckenbergischen Museums, gesammelt von den 
Herren Dr. E. Wolf, Dr. J. Elbert u. a. In: Abhandl. d. 
Senckenberg. Gesellsch. Frankfurt a. M., 36 (1915), p. 181 
bis 274. Mit 2 kolorierten und 5 schwarzen Tafeln. 

12. — Erste Mitteilung über Spinnen aus Palästina, gesammelt 
von Herrn Dr. J. Aharoni. In: Archiv für Naturgeschichte, 
1913, A. 10, p. 147 sq. 


13. — Zweite Mitteilung über Spinnen aus Palästina, gesammelt 
von Herrn Dr. J. Aharoni. Ebenda, 1914, A. 3, p. 173—186. 
14. — Dritte Mitteilung über Spinnen aus Palästina, gesammelt 


von Herrn Dr. J. Aharoni. Ebenda, 1915, A. 2, p. 134—171. 

Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, ins- 

besondere den Museumsdirektoren fProf. Dr. F. Römer und seinem 

Nachfolger Prof. Dr. O. zur Strassen bin ich für das mir jederzeit 

erwiesene Entgegenkommen und Förderung meiner Arbeiten sehr 
zu Dank verpflichtet. 

I. PALÄARKTISCHE ARTEN. 

Der Anfang der Spinnensammlung des Senckenbergianum 

bildet die von Oberpfarrer F. Wider ca. 1824 bei Beerfelden im 

Odenwalde zusammengebrachte Sammlung, die später in den Besitz 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 3 


des Museums kam und das Material bildete für die von Dr. A. 
Reuss 1834 veröffentlichte klassische Arbeit: Zoologische Miscellen. 
Arachniden. In: Museum Senckenbergianum, Bd. I, p. 195—276, 
Taf. XIV—XVIII. Über den Anteil der beiden Herren Wider 
und Reuss an dieser Arbeit gingen die Ansichten bekanntermaßen 
auseinander; so z. B. führt Thorell in seinen Remarks on Synonyms 
of "European Spiders als alleinigen Autor ‚„Reuss“ an, während 
neuere Arachnologen gewöhnlich nur ‚Wider‘ anführen. Der 
Grund zu dieser Unsicherheit liegt z. T. wenigstens darin, daß 
nicht die ganze Auflage der Zoologischen Miscellen das von Reuss 
verfaßte Vorwort enthielt. Wer, wie es z. B. mit Thorell der Fallwar, 
das Vorwort nicht kannte, hat es erklärlicher weise für das Richtigste 
gehalten, nur Reuss als Autor gelten zu lassen, wer aber das Vorwort 
gelesen hat, in welchem Reuss die Verdienste Wider’s in voller 
Gerechtigkeit und mit berechtigter Anerkennung hervorhebt, wird 
zugeben müssen, daß Wider mindestens ebenso große Ansprüche 
wie Reuss darauf hat, als Autor zu gelten, was Reuss auch dadurch 
zum Ausdruck gebracht hat, daß er den Novitäten die Autor- 
bezeichnung ‚‚Wider‘‘ beigelegt hat. Das Richtigste ist aber, daß 
man beide Namen zitiert und zwar als ‚Wider et Reuss‘, nicht 
„Wider-Reuss‘, wie einige schreiben, indem letztere Zusammen- 
stellung wie ein Doppelname erscheint und zu Mißverständnissen 
Veranlassung geben kann. Reuss’ Name mitzunehmen dürfte 
nicht zu vermeiden sein, da er die Arbeit veröffentlicht hat, zum 
Teil der Urheber der Namen ist und die Wider’schen Beschrei- 
bungen wenigstens teilweise überarbeitet hat; die Bestimmungen 
rühren zwar in den meisten Fällen von Wider her, wurden aber 
von Reuss revidiert. — Bei der Revision, die ich der ganzen Wider- 
schen Sammlung unterzogen habe, ist es mir eine große Hülfe 
gewesen, daß ich die Originalzeichnungen Wider’s zur Hand hatte. 
Wenn auch die Sammlung verhältnismäßig ziemlich gut erhalten 
ist, so versteht es sich doch von selbst, daß so alte Sachen verblaßt 
und in vielen Beziehungen mangelhaft sein müssen, weshalb die 
Revision jetzt mit Schwierigkeiten verbunden und in einigen Fällen 
nicht durchführbar war. Nun hatte aber Wider vorzügliche 
kolorierte Abbildungen aller Arten seiner Sammung, auch von 
solchen Arten, die er nicht für neu hielt, hergestellt, die jetzt der 
reichen Bibliothek von Heyden gehören und, außer anderen 
seltenen Werken, mir von Herrn Prof. Dr. L. von Heyden in ent- 
gegenkommenster Weise geliehen wurden. Prof. L. von Heyden, 
dessen Vater, Senator C. von Heyden mit Reuss verkehrte, hat mir 
außerdem mündlich mehrere wichtige Mitteilungen über Wider’s 
Sammlung gegeben. Wider’s Manuskript findet sich in der Sencken- 
bergischen Bibliothek. 

Der praktischen Brauchbarkeit der folgenden Revision der 
Wider’schen Sammlung halber führe ich seine Arten unter den von 
Reuss, der auch die ganze Sammlung etikettiert hatte, gebrauchten 
Namen in alphabetischer Reihenfolge an und zwar nicht nur 


I ic 9. Heit 


4 Embrik Strand: 


die neubeschriebenen Arten, sondern auch die, welche mit Arten 
früherer Autoren indentifiziert waren; es kann nämlich unter 
Umständen nützlich sein, zu wissen, wie Reuss und Wider die 
Arten ihrer Vorgänger gedeutet haben. — Dann stelle ich in syste- 
matischer Reihenfolge, unter den jetzt gültigen Namen, die von 
Wider im Odenwald gesammelten Arten zusammen, auch die, 
welche ich in seiner Sammlung unbestimmt vorgefunden habe. 

In neuerer Zeit wurde die paläarktische Spinnensammlung 
des Senckenbergianum durch Geschenke der Herren Prof. Dr. 
L. von Heyden, Prof. Dr. Knoblauch und vieler anderer, im 
folgenden angeführter Gönner und Sammler bereichert; an Reise- 
ausbeuten seien erwähnt die von Grenacher und Noll von den 
Kanaren und v. Fritsch und Rein aus Nordafrika. Die vorlie- 
genden paläarktischen, nicht von Wider gesammelten Arten führe 
ich in systematischer Reihenfolge fortlaufend auf, da eine fau- 
nistische Einteilung hier wenig Zweck haben würde. 


a. Revision von Wider’s Sammlung; 
die Arten alphabetisch angeordnet. 

1. Arvaneoa terresiris (Wider). Die unter dieser Bezeichnung vor- 
handenen Typen bestehen aus 5 222 3d von Coelotes tervostris 
(Wid. et Reuss), 1 Coelotes inermis Q, sowie noch 1 9, das ich 
unter Zweifel mit Zerrestris identifiziere. 


2. Aranea agrestis (Walck.?). In dem so etikettierten Glas 
fanden sich Tegenaria silvestris L. K., Tegenaria pusilla Sim. 
(?), Cryphoeca silvicola (C. L. K.), sowie unreife Exemplare. 


. Aranea civilis (Latr.). Ist Tegenaria Derhami (Scop.) 1763 und 
Teg. atrica C. L. K. 1843. 
Aranea domestica (Latr.). Ist Tegenaria ferruginea (Panz.) 1804. 


. Aranea labyrinthica (Latr.). Ist Agelena labyrinthica (L.) 1758. 

. Atypus Sulzeri (Latr.). Ist Atypus affinis Eichw. 1830. 

. Clubiona domestica (Wider). Die Typen von Liocranum do- 

mesticum (Wid. et Reuss) 1834. 

8. Clubiona leuconota (Reuss). Unter diesem Manuskriptnamen 
fanden sich Exemplare von Clubiona diversa O. Cbr. 1862. 
Letztere Art findet sich außerdem mit der Bezeichnung 
„Clubiona lapidosa Walck.‘‘ und zwar zusammen mit Agroeca 
brunnea (Bl.) 1833. 

9. Clubiona lapidosa (Walck.). Siehe vorhergehende Nummer! 


10. Clubiona atrox (Walck.). Mehrere Exemplare von Amaurobius 
fenestralis (Ström) 1768 und eins von Cryphoeca silvicola 
(C. L. K.) 1834. 

11. Clubiona corticalis (Walck.). Ist diese Art, aber mit Club. 
compta C. L. K. vermischt. 

12. Clubiona holosericea (L.). Ist diese Art. 

13. Clubiona accentuata (Walck.). Ist Anypbhaena accentuata 
(Walck.) 1802. 


sıooum 


14. 


15. 
16. 


17. 
18. 


19. 
20. 
21. 


22. 


23. 


24. 
25. 
26. 
27. 


28. 
29. 
s0. 


31. 
32. 


39. 


"34. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 5 


Clubiona nutrix (Walck.). Viele Exemplare von Clubiona 
terresiris Westr. 1851 (die auch unter der Bezeichnung ‚Clu- 
biona erratica Walck.‘“ vorhanden ist), sowie ein @ von Club. 
frutetorum L. K. 

Clubiona erratica (Walck.). Siehe vorige Nr.! 

Clubiona epimelas (Walck.). Unter diesem Namen fanden 
sich 2 junge, völlig unbestimmbare Gnaphosa. 

Clubiona aloma (Walck.?). Ist Drassodes lapidosus (Walck.), 
der auch als Filistata incerta Wid. bezeichnet war. 
Dolomedes striatus (Wider). Unter diesem Namen finden sich 
in Wider’s Sammlung Exemplare und in seinen unveröffent- 
lichten Abbildungen eine schöne Figur von Zora spinimana 
(Sund.) 1833; eine Beschreibung ist nicht erschienen. 
Drassus maxillosus (Wider). Typen! 1 & 3 22 von Chira- 
canthium punctorium (Vill.) 1789. 

Drassus dubius (Wider). Manuskriptname für unreife Exem- 
plare eines Chiracanthium. 

Drassus viridissimus (Walck.). Ein $ und wahrscheinlich 
dazu gehörige 92 von Chiracanthium erraticum (Walck.) 1802. 
Dysdera gracilis (Wider). Viele Exemplare beiderlei Ge- 
schlechts von Harpacies Hombergi (Scop.) 1763. Typen! 
Dysdera erythrina (Latr.). 22, die wahrscheinlich Dysdera 
Cambridgei Th. 1873 angehören. 

Epeira cucurbitina (Walck.). Ist Aranea cucurbitina L. 1758. 


Epeira tubulosa (Walck.). Ist Singa nitidula C. L. K. 1845. 
Epeira inclinata (Walck.). Ist Meta reticulata (L.) 1758. 


Epeira umbraticola (Walck.). Ist Aranea (Zilla) atrica (C.L.K.) 
und A. hiierata Ol., z. T. als ‚„Epeira umbraticola (Walck.) 
var.‘ bezeichnet. 

Epeira fusca (Walck.). Ist Meta Menardi (Latr.) 1804. 
Epeira apoclisa (Walck.). Viele Exemplare von Aranea 
foliata Fourcr. 1785 (cornuta Cl.). 

Epeira bicornis (Walck.). Ist Aranea dromedaria Walck. 
1802. 98. 

Epeira cratera (Walck.). Ist Aranea Redii Scop. 1763 2. 


Epeira obsoleta (Wider). Manuskriptname für Meta Merianae 
(Scop.) 1763 32. 

Epeira obscura (Wider). Die Typen dieser Art sind sämtlich 
unreife Tiere, die ich nur unter Zweifel als Aranea diodia 
Walck. 1802 habe bestimmen können. Die größten der vor- 
liegenden Exemplare sind nur etwa halb so groß wie die an der 
Figur angegebene Körperlänge, weshalb es ganz wahrscheinlich 
ist, daß irgend eine Verwechslung vorgekommen ist. Daß 
Wider nichts von den Genitalien sagt, deutet aber darauf hin, 
daß er reife Tiere nicht gesehen hat. Der Name obscura Wid. 
et Reuss ist somit ganz fraglich. 

E$eira sturmi (Hahn). Unter dieser Bezeichnung wurden 


9. Heft 


48. 


49. 


Embrik Strand: 


2 83 3 22 von Aranea Sturmi (Hahn) und 1 Q von Aranea tri- 
gutitata (Fabr.) vorgefunden. 


. Epeira quadrata (L.). ?2 und junge Exemplare von dieser 


Art (= Aranea Reaumuri Scop. 1763). 


. Epeira angulata (Walck.). Ist Aranea angulata L. 1758. 
. Epeira marmorea (Cl.). Unter diesem Namen waren Aranea 


Reaumuri Scop. Q und Ar. diadema L. ? vertreten. 


. Epeira scalaris (Fabr.) Ist Aranea Raji Scop. f. betulae Sulz. 


1776. 


. Epeira melittagria (Walck.). Ist Aranea ceropegia Walck. 1802. 
. Epeira oculata (Walck.). Ist Cyclosa oculata (Walck.) 1802 9. 


Nur ein, obendrein eingetrocknetes, aber doch bestimmbares 9. 


. Ebeira cicatricosa (Deg.) [=D.G.]. Ist Aranea sexpunctata 


1.175982. 


. Epeira genistae (Hahn). Ist Aranea acalypha (Walck.) 1802. 
. Filistata formicaria (Walck.). Unter diesem Namen findet sich 


ein schlecht erhaltenes, wahrscheinlich zu Phrurolithus 
festivus (C. L. Koch) 1835 gehöriges $ zusammen mit nicht 
näher bestimmbaren Exemplaren einer größeren Micaria-Art. 


. Filistata sericea (Wider). Ist Scotophaeus quadripunctatus 


(L.) 1758. Typen! 


. Filistata dubia (Wider). Die schlecht erhaltenen, jetzt einfarbig 


grauweißen Typen sind unreife, unbestimmbare, vielleicht 
zwei Arten angehörende Drassodiden. 


. Filistata maculata (Wider). Ist Callilepis nocturna (L.) 1758. 


Typen! 


. Filistata femoralis (Wider). Das einzige Typen-Exemplar 


ist eine unreife, nicht bestimmbare Gnaphosa. Filistata jemo- 
valis Wid. et Reuss ist daher in der Synonymie von Gnaphosa 
bicolor (Hahn) zu streichen. 

Filistata atra (Wider). Ist Prosthesima subterranea (C. L. K.) 
1833 SQ2 + Pr. Latreillei Sim. 18782 + Pr. petrensis (C.L.K.) 
1839 SSPR + Pr. sp. indet.! —Also hat Thorell nicht das 
Richtige getroffen, als er (in: Remarks on Synonyms of 
European Spiders, p. 195) erklärte: ‚Filistata atra Reuss in- 
cludes only Melanophora [= Prosthesima] subterranea.“ 
Filistata incerta (Wider). Das so etikettierte Glas enthielt 
Drassodes lapidosus (Walck.) @ + Drassodes pubescens (Th.) 
+ D. troglodytes (C. L. K.), ferner viele unreife, nicht be- 
stimmbare Exemplare. Typen (sic!). 


. Linyphia frenata (Wider). 3 unreife d$ und 1 9, die Typen 


von Floronia frenata (Wid. et Reuss) 1834. 


. Linyphia concolor (Wider). 383822, Typenvon Bathyphantes 


concolor (Wid. et Reuss) 1834. 


. Linyphia peltata (Wider). Viele Exemplare, Typen. Auch 


bei diesen stark gebleichten, weißlichen Exemplaren läßt das 
charakteristische Bauchfeld sich durch noch reinere weiße 
Färbung erkennen. 


99. 
54. 


59. 
56. 


97. 
58. 


59. 
60. 


61. 
62. 


693. 
64. 
65. 


66. 
67. 
68. 


69. 


70. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 1 


Linybhia pratensis (Wider). Viele Exemplare, aber die meisten 
unreif, sind Lin. $usilla Sund. 1830. Typen! 

Linyphia tenebricola (Wider). Viele Exemplare, aber leider ist 
ihre Erhaltung derartig, daß es nicht mehr möglich ist, zu 
entscheiden, ob außer Lephthyphantes tenebricola (Wid. et 
Reuss) weitere Arten darunter vertreten sind. Typen! 
Linyphia multiguttata (Wider). Ist Linyphia clathrata Sund. 
1830. Typ.! 

Linyphia resupina (Wider). Das so bezeichnete Glas enthielt 
viele Exemplare von Lin. resupina (De Geer) 1778, sowie ein 2 
von Lin. marginata C. L. Koch. Typen! 

Linyphia quadrata (Wider). Ist Linyphia fruietorum C. L. 
Koch 1834, 2. Type! 

Linyphia marginata (Wider). Ist Lin. marginata C. L. Koch 
1834. Typ.! 

Linybhia triangularis (Walck.). Ist Lin. Dinnata (Stroem)1768. 
Linyphia domestica (Wider). Unter diesem Namen fanden 
sich, außer einigen unreifen Tieren, 3 22 1 S von Lephihy- 
phantes 'minutus (Blackw.) 1833 und 3 22 von Lephthyph. 
lebrosus (Ohl.). Unter diesen Umständen dürfte es wohl nicht 
zweckmäßig sein, den Namen leprosus (Ohl.) durch domesticus 
(Wid. et Reuss) zu ersetzen. Typen! 

Linyphia montana (Walck.). Ist Stemonyphantes lineatus 
(L.) 1758. 

Linyphia longidens (Wider). 2 92 ad. und mehrere unreife 
Exemplare als Typen von Tapinopa longidens (Wid. et 
Reuss) 1834. 

Linyphia thovacica (Wider). 2 29, die Typen von Labulla 
thoracica (Wid. et Reuss) 1834. 

Linyphia tigrina (Wider). Mehrere Exemplare beiderlei 
Geschlechts von Drapetisca socialis (Sund.) 1833. Typen! 
Linyphia globosa (Wider). Diese bisher nicht gedeutete Art 
erweist sich nach dem einzigen vorliegenden Typenexemplar 
als mit Poeciloneta variegata (Bl.) 1841 identisch, welche Art 
daher den Namen Poeciloneta globosa (Wid. et Reuss) 1834 
zu tragen hat. Habe schon in: Zoolog. Anz. 32 (1907), p. 227 
darauf hingewiesen. 

Lycosa fumigata (L.). Ist Tarentula ruricola (De Geer) 1778 
+ Tar. terricola Th. + Lyc. fumigata (L.) 1758. 

Lycosa saccata (L.). Ist Tarentula nemoralıs (Westr.) 1861 3 
und Lycosa lngubris (Walck.) 1802 2. 

Lycosa silvatica (Reuss). Ist Lycosa lugubris (Walck.) 1802 3 
+ Lyc. nigriceps Th. $ + noch 1 oder 2 Arten. Manuskript- 
name! 

Lycosa albicans (Reuss.) Zwei schlecht erhaltene Exemplare 
von Tarentula Picta (Latr.) 1806 unter diesem Manuskript- 
namen. 


Lycosa vorax (Walck.). Ist Tareniula cuneata Sund. 1833. 


9, Heit 


so. 
81. 
82. 
89. 


34. 
8. 


86. 
87. 
88. 
89. 


Embrik Strand: 

. Lycosa velox (Walck.). Ist Tarentula striatipes (Dol.) 1852 & 
und Tar. accentuata (Latr.) 1816 d. 

. Lycosa sabulosa (Hahn). Ist Tarentula accentuata (Latr.) 
1816 2. 

. Lycosa punctata (Reuss.) Manuskriptname für Tarentula 
leopardus (Sund.) 1833 2. 

. Micrommata smaragdula (Fabr.). Ist Micrommata viridissima 
(De Geer) 1778. 

. Oxyopes ttalicus (Walck.). Ist Ox. ramosus (Pz.) Qad. $subad. 

. Philodromus tigrinus (Latr.). Ist Philodr. levibes (L.) 1758 
+ Philodr. emarginatus (Schrk.) + Philodr. poecilus Th. 1872. 

. Philodromus caespitum (Walck.?). Auch unter dieser Bezeich- 
nung fand sich Philodr. levipes (L.). 

. Philodromus jejunus (Panz.). Ist Philodr. levipes v. tigrinus 
(De Geer) 1778. 

. Philodromus affinis (Wider). Typen, mit Phil. aureolus (Ol.) 

1789 identisch, also affinis Wid. et Reuss 1834 als Synonym 

unter aureolus (Ol.) anzuführen. Das eine der 92 entspricht 

in der Form der Epigyne der subspec. Pallens Kulcz., aber 

die Zeichnung des Abdominalrückens ist mindestens so deut- 

lich wie bei den anderen, unzweifelhaft zur Hauptform ge- 

hörigen Exemplaren. 

Philodromus rhombifer (Walck.). Ist Thanatus formicinus 

(01.) 1789 9. 

Philodromus oblongus (Walck.). Ist Tibellus oblongus (Walck.) 

1802. 

Salticus Blancardi (Scop.). Ist Evarcha Blancardi (Scop.) 

1763 &. 

Salticus niger (Walck.). Auch unter diesem Namen steckt 

Evarcha Blancardi (Scop.) 1763 &. Ferner in demselben 

Glas: Evarcha Marcgravi (Scop.), Sitticus floricola (C. L. K.) 

und Dendryphantes rudis (Sund.). In einem anderen Glas, 

das ebenfalls Salticus niger Walck. etikettiert war, lagen 

Evarcha Marcgravi (Scop.), Sitticus floricola (C. L. K.) und 

Philaeus bicolor (Walck.) friedlich nebeneinander. Also sind 

5 Arten unter dem Namen Salticus niger Walck. zusammen- 

geworfen worden. 

Salticus callidus (Walck.). Ist Marpissa Rumpffi (Scop.) 1763. 

Salticus scenicus (L.). Ist diese Art, aber auch Salt. cingulatus 

(Panz.) 1797. 

Salticus crucigerus (Walck.). Ist Pellenes ripunctatus (Walck.) 

1802. 

Salticus scolopax (Wider). Ist Siiticus pubescens (Fabr.) 

1775. Typ.! 

Salticus heterophthalmus (Wider). Ist Ballus depressus (Walck.) 

1802 92. Typen! 

Salticus pubescens (Fbr.). Ist Dendrybhantes pini (De Geer) 

1778. 


90. 
91. 


92. 


9. 
94. 


9. 
96. 
97. 


98. 
99. 


100. 
101. 
102. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 9 


Segestria senoculata (Walck.). Ist die gleichnamige Art Linnes. 


Tetragnatha extensa an Unter diesem Namen waren 
drei Arten: T. extensa (L.), T. Solandri (Scop.) und T. nigrita 
Lendl. 

Theridion dentatum (Wider). Die Typen dieser Art bestehen 
aus 3 dd, die mit der bisherigen Deutung von Oedothorax 
dentatus (Wid. et Reuss) 1834 übereinstimmen, dazu aber ein 
Q, das völlig verschieden von dem, was jetzt als das 2 von 
Oed. dentatus betrachtet wird, ist, was übrigens auch aus 
Wider’s, von neueren Autoren anscheinend unbeachteter 
Beschreibung der weiblichen Genitalien hervorgeht; es gehört 
dies @ nämlich zu Micryphantes corniger (Bl.) Kulecz. 
Theridion signatum (Walck.). Ist Asagena phalerata (Panz.) 
1801. 

Theridium leucodactylum (Reuss). Unter diesem Manuskript- 
namen fanden sich in Wider’s Sammlung viele junge, unbe- 
stimmbare Drassodiden (!), darunter Prosthesima sp. 
Theridion dentipalpe (Wider). 4 $& als Typen von Erigone 
dentipalpis (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion simile (Wider). Manuskriptname für Theridium 
varıans Hahn 1831. 

Theridion venustum (Walck.). Ein schlecht erhaltenes 
Pärchen, das ich fraglich als Lathys humilis (Bl.) 1854 bestimmt 
habe. 

Theridion elongatum (Wider). Typen, 39, von Lophocarenum 
elongatum (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion terrestre (Wider). Unter dieser Bezeichnung fanden 
sich 2 SS und viele wahrscheinlich zugehörige 92 von Micry- 
bhantes vurestris C. L. Koch 1836, 1 d von Lophocarenum 
elongatum (Wid. et Reuss) und 1 $ von Sintula aeria (O. Cbr.) 
1875. Ther. terrestre dürfte denn in erster Linie auf die jetzt 
unter dem Namen Micryph. rurestris C. L. K. bekannte Art 
gegründet sein, da aber Wider und Reuss, wie die Typen 
beweisen und wie es sich auch aus der Beschreibung vermuten 
läßt, 3 Arten zusammengeworfen haben (daß nicht auch 
Micryph. fuscipalpis unter diesen „Typen“ sich findet, ist 
wohl nur ein Zufall!), so wäre es wohl nicht empfehlenswert, 
den Namen rurestris durch den zwei Jahre älteren Namen 
terrestre(ris) zu ersetzen, denn auch wenn man von den Typen 
absieht und sich nur an die veröffentlichte Kennzeichnung 
hält, so bleibt es etwas fraglich, auf welche Art der Name 
terrestre eigentlich zu beziehen ist. 

Theridion rufum (Wider). 385 9, die Typen von M acrargus 
yvufus (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion sisibhum (Walck.). Ist Theridium formosum (Ol.) 
1789. 
Theridion cornutum (Wider). Ist Walckenaeria. acuminata 
(Bl.) 1833 2. Typ.! EE 


9, Heft 


10 


103. 
104. 
105. 


106. 


107. 


108. 


109. 
110. 


111. 


112. 
113. 


114. 
115. 
116. 
117. 
118. 


Embrik Strand: 


Theridion minimum (Wider). Ist Ther. dallens Bl. 1834 2. 
Typ.! 

Theridion thoracicum (Wider). Ist Ero furcata (Vill.) 1789. 
Typ.! 

Theridion pusillum (Wider). Unter den ‚Typen‘ dieser Art 
fanden sich 7 d& von Troxochrus hiemalis (Bl.) 1841, 1 $ von 
Lophocarenum parallelum (Wid. et Reuss) 1834 und 1 8 
(nebst 4 wahrscheinlich zugehörige 99) von Minyriolus 
pusillus (Wid. et Reuss) 1834. Trotz allem wird letzterer 
Name wohl bleiben müssen. 

Theridion cheliferum (Wider). Ist ein Pärchen von Gonatium 
rubens (Bl.) 1833. Typen! 


Theridion cruciatum (Wider). Unter diesem Manuskriptnamen, 
der sich auch nicht an den unveröffentlichten Zeichnungen 
Wider’s findet, waren viele Exemplare, die aber wegen der 
Erhaltung teils ganz unbestimmbar und teils nur mit Vorbehalt 
bestimmbar waren; letztere halte ich für Oedothorax fuscus 
(Bl.) 1834. 

Theridion cristatum (Wider). Unter den Typen ist nur ein 
reifes Exemplar (9); dies scheint, so weit noch erkennbar ist, 
mit Thorell’s Deutung der Art zu übereinstimmen. 


Theridion breve (Wider). 5 gQ1 $ als Typen von Ceratinella 
brevis (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion guttatum (Wider). Zahlreiche Exemplare beiderlei 
Geschlechts als Typen von Crustulina guttata (Wid. et Reuss) 
1834. 

Theridion denticulatum (Walck.). Ist diese Art; unter den 
zahlreichen Exemplaren war aber auch eins von DiPosna 
melanogaster (C. L. K.). 

Theridion leuconotum (Hahn). Ist Theridium simile C. L. 
Koch 1836. 

Theridion benignum (Walck.). Ein $ und mehrere ?2 von 
Dictyna arundinacea (L.) 1758, zusammen mit Dict. uncinata 
Th. und einem fraglichen Exemplar von Dict. pusilla Th. 


Theridion suleifrons (Wider). Drei $$ als Typen von 
Panamomops sulcifrons (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion punctatum (Walck.). Ist Pachygnatha De Geeri 
Sund. 1833. 

Theridion longipalpe (Wider). Viele Exemplare von Tiso 
vagans (Bl.) 1834. Typen! 

Theridion quadripunctatum (F.). Ist Steatoda bipunctata (L.) 
1758. 

Theridion dysderoides (Wider). Die Typen, 2 99, 1 &, dieser 
bisher nicht wiedererkannten Art sind mit Walckenaeria 
fugax O. Cbr. (dsilocephalus Menge) konspezifisch, welche Art 
also künftig Walckenaeria dysderoides (Wid. et Reuss) 1834 
heißen muß. 


119. 


120. 


121. 


122. 
123. 


124. 
125. 


126. 
127. 
128. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 11 


Theridion lichenis (Wider), 3 $& (außer einigen unreifen) und 
2—3 92 als Typen dieser Art sind mit Moebelia penicillata 
(Westr.) konspezifisch. Es ist bedauerlich, den bezeichnenden 
und durch eine gute Beschreibung begründeten Namen 
Westring’s durch den weniger guten Wider’sersetzen zu müssen, 
zumal Wider’s Beschreibung ziemlich nichtssagend ist, es 
bleibt aber dennoch nichts anders übrig, als die Art mit dem 
Namen Moebelia lichenis (Wid. et Reuss) 1834 bezeichnen 
zu müssen. 

Theridion parvipalpe (Wider)?. — Das Fragezeichen wird 
wohl bedeuten, daß Reuss, der das Glas etikettiert hat, nicht 
ganz sicher war, ob die betreffenden Exemplare (6 $g) wirklich 
Wider’s Typen sind bezw. ob seine Art mit der vorliegenden 
identisch sei. Daß dies etwas fraglich ist, scheint auch daraus 
hervorzugehen, daß an Wider’s Originalzeichnung die Länge 
der Art gleich 3,2 mm angegeben ist. Diese Angabe ist jedoch 
an der publizierten Tafel von Reuss berichtigt worden, 
während die publizierte Habitusfigur ganz wie das Original- 
bild ist. Der Name Zarvipalpe muß daher doch auf die vor- 
liegende Art bezogen werden. — Leider sind aber die Exemplare 
so wenig gut erhalten, daß ich nicht ohne Zweifel die Art habe 
bestimmen können, möchte sie jedoch für Oedothorax fuscus 
(Bl.) 1834 halten. Die Richtigkeit dieser Bestimmung vor- 
ausgesetzt, käme doch keine Namensänderung in Betracht, 
weil die beiden Namen Parvipalde und fuscus von demselben 
Jahre stammen und somit die Priorität kaum mehr fest- 
zustellen sein dürfte. 

Theridion marginellum (Wider). Ein einziges 9, die Type, 
jetzt so verblaßt, daß von der so charakteristischen Zeichnung 
fast nichts mehr zu erkennen ist. Die Art heißt jetzt Minicia 
marginella (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion dorsiger (Hahn). :Ist Theridium bimaculatum (L.) 
1758. 

Theridion bituberculatum (Wider). 2 8 3 92 als Typen von 
Dicyphus bituberculatus (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion pulchellum (Walck.). Ist diese Art. 

Theridion viride (Wider). Die Exemplare eingetrocknet und 
dadurch völlig zerstört. Glücklicherweise geht die Identität 
der Art aus der Beschreibung und Abbildung zur Genüge 
hervor (nämlich, daß sie = Dictyna viridissima Walck. 1802 
ist), so daß der Verlust der Typen insofern keine große Be- 
deutung hat. 

Theridion obscurum (Walck.). Ist Micaria socialis L. K. 1877 
& + Micaria pulicaria (Sund.) 1832. 

Theridion lepidum (Walck.)? Ist Pachygnatha Listeri Sund. 
1830 9. 

Theridion bicorne (Wider). Ist Diplocephalus cristatus (Bl.) 
1833. Typ.! 


9, Heft 


12 


129. 


130. 
131. 


132. 
133. 


134. 
135. 


136. 


137. 
138. 


139. 
140. 
141. 


142. 


Embrik Strand: 


Theridion affine (Wider). Die Typen, 3 33 3 29, sind sämt- 
lich unzweifelhaft mit Centromerus pabulator O. Cbr. 1875 
konspezifisch, weshalb letztere Art also künftig den Namen 
Centromerus affıinis (Wid. et Reuss) 1834 führen muß, trotzdem 
sowohl Beschreibung als Abbildung bei Wider und Reuss 
recht mäßig sind und die Größenangabe an der Tafel unrichtig 
ist; nach letzterer würde die Spinne eine Länge von 5 mm 
erreichen, was bekanntermaßen nicht der Fall ist; auch die 
6 Typen sind von der normalen Größe (ca. 3 mm). 


Theridion maculatum (Deg.). Ist Lithyphantes corollatus 
(L.) 1758. 

Theridion aphane (Walck.). Unreife und beschädigte Exem- 
plare einer EPisinus-Art (angulatus Bl. ?). 

Theridion lineatum (Walck.). Ist Theridium redimitum (L.) 1758. 
Theridion nervosum (Lister). Ist Theridium notatum (L.) 
1758 + Ther. impressum L. K. 1881. 

Theridion anticum (Wider). Zwei 9Q als Typen von Walcke- 
naeria antica (Wid. et Reuss) 1834. 

Theridion acuminatum (Wider). Die Typen bestehen aus 
3 unreifen und 3 reifen Exemplaren; von den letzteren (29) 
scheinen, so weit die wenig gute Erhaltung ein Urteil gestattet, 
2 der Entelecara acuminata (Wid. et Reuss) 1834, so wie diese 
Art jetzt aufgefaßt wird, anzugehören, während das dritte 
nicht bestimmt werden konnte. 

Theridion tibiale (Hahn). Ist Centromeria bicolor (Bl.) 1833 2. 
[Theridion tibiale Hahn ist abgebildet in Hahn’s ‚‚Monographie 
der Spinnen‘, Lief. VI, Fig. c. C. 3 auf Taf. 4; der ganze Text 
dazu lautet: ‚Die Schienen-Webespinne. Auf Föhren und 
Fichten, gemein um Nürnberg‘. (‚In pinis et abietibus circa 
Norimbergam, frequens‘).] 

Theridion comatum (Wider). Ist ebenfalls = Centromeria 
bicolor (Bl.) 1833. Typ.! 

Thomisus viaticus (L.). Ist ÄXysticus bifasciatus (C. L. K.) 
1837 + Xyst. lateralis (Hahn) 1831 + X yst. robustus (Hahn) 
1831 + Xyst. pini (Hahn) 1831 + Xyst. viaticus (L.). 
Thomisus truncatus (Walck.). Ist Pistius truncatus (Pall.) 1772. 
Thomisus citreus (Walck.). Ist Misumena calycina (L.) 1758. 
Thomisus similis (Wider). Die Typen, 4 22 1& (nebst un- 
reifen, fraglichen Exemplaren) sind mit Oxyptila horticola 
(€. L. K.) 1837 konspezifisch; letztere Art muß daher Oxyptila 
similis (Wid. et Reuss) 1834 genannt werden. Die Angabe in 
der Beschreibung, daß die Art 3 Paar Stacheln unten an den 
Tibien. I habe, ist unrichtig; alle Typen haben daselbst nur 
2 Paare. 

Thomisus hassus Reuss. Offenbar ein Manuskriptname, der 
auch nicht in Wider’s unveröffentlichten Abbildungen oder 
in seinem Manuskript zu finden ist. Zwei unıeife Barnplare 
von Philodromus histrio (Latr.) 1819. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des. Senckenberg. Museums. 19 


b. Verzeichnis der von Wider im Odenwald gesammelten, von mir 


nn 


10. 


11. 


12. 
13. 


14. 
15. 


16. 


revidierten Spinnen. 


Fam. Atypidae. 
Gen. Atypus Latr. 1804. 


. Atybus affinis Eichw. 1830 3. 


Fam. Dietynidae. 
Gen. Amaurobius C. L. K. 1837. 


. Amaurobius fenestralis (Stroem) 1768. 


Gen. Lathys Sim. 1884. 


. Lathys humilis (Bl.) 1854 (?). 


Gen. Dietyna Sund. 1833. 


. Dictyna arundinacea (L.) 1758 2. 


gi uncinata. Th. 1856 2. 
ht pusilla Th. 1856 (?). 
„ viridissima Walck. 1802. 
. Fam. Dysderidae. 


Gen. Harpaetes Templ. 1834. 


. Harpactes Hombergi (Scop.) 1763 32. 


Gen. Dysdera Latr. 1804. 


. Dysdera Cambridgei Th. 1873 (?) 2. 


Gen. Segestria Latr. 1804. 
Segestria senoculata (L.) 1758. 


Fam. Drassodidae. 


Gen. Prosthesima L. K. 1872. 
Pyosthesima subterranea (C. L. K.) 1833 89%. Die Epigynen 
scheinen mir z. T. den Übergang zwischen subterranea (C. L. 
K.) und apricorum (L. K.) Kulcz. zu bilden, jedenfalls ist der 
Hinterrand bei allen mitten deutlich niedergedrückt, und die 
Breite am Vorderrande ist, insbesondere bei einem Exemplar, 
das noch nicht die Eier abgelegt hatte, erheblich größer als 
die der Areola. 
Prosthesima Laireillei Sim. 1878 2. 

„» ”  Deitensis (C. L. K.) 1839 32. 

Gen. Callilepis Westr. 1874. 
Calhilepis nocturna (L.) 1758. 

Gen. Gnaphosa Latr. 1804. 
Gnaphosa sp. 

Gen. Drassodes Westr. 1861. 
Drassodes lapidosus (Walck.) 1802 2. 


9. Heit 


17. 
18. 


35. 


36. 


37. 
38. 


39. 


40. 
41. 


Embrik Strand: 


Drassodes pubescens (Th.) 1856 2. 
a troglodytes (C. L. K.) 1839 2. 


Gen. Seotophaeus Sim. 1893. 


. Scotophaeus quadripunctatus (L.) 1758 2. 


Fam. Theridiidae. 
Gen. Asagena Sund. 1833. 


. Asagena phalerata (Panz.) 1801. 


Gen. Theridium Walck. 1805. 


. Theridium varians Hahn 1831. 


N formosum (Ol.) 1789. 

E pallens Bl. 1834 2. 

A impressum L. K. 1881 2. 
N notatum (L.) 1758 2. 
vedimitum (L.) 1758. 

H denticulatum (Walck.) 1802. 
Hi simile C. L. K. 1836. 

® bimaculatum (L.) 1767 2. 
er pulchellum (Walck.) 1802. 


Gen. Lithyphantes Th. 1870. 


. Lithybhantes corollatus (L.) 1758. 


Gen. Steatoda Sund. 1833. 


. Steatoda bipunctata (L.) 1758. 


Gen. Dipoena Th. 1870. 


. Dipoena melanogaster (C. L. K.) 1837. 


Gen. Crustulina Menge 1862. 


. Crustulina guttata (Wid. et Reuss) 1834 32. 


Gen. Episinus Latr. 1809. 
Episinus sp. (angulatus Bl.?). ; 
Fam. Argiopidae. 
Gen. Troxochrus Sim. 1884. 
Troxochrus hiemalis (Bl.) 1841 3. 


Gen. Lophocarenum Menge 1866. 


Lophocarenum parallelum (Wid. et Reuss) 1834 3. 
r elongatum (Wid. et Reuss) 1834 3%. 


Gen. Gonatium Menge 1868. 
Gonatium rubens (Bl.) 1833 3%. 

Gen. Oedothorax Bertk. 1883. 
Oedothorax fuscus (Bl.) 1834. 


” dentatus (Wid. et Reuss) 1834 d. 


42. 


43. 


44. 


45. 


46. 
47. 


48. 


49. 


50. 


51. 


52. 


99. 


54. 


59. 


56. 
97. 


58. 


59. 


60. 


61. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 15 


Gen. Trematocephalus Dahl 1886. 
Trematocephalus cristatus (Wid. et Reuss) 1834 9. 
Gen. Ceratinella Emert. 1882. 
Ceratinella brevis (Wid. et Reuss) 1834 9. 
° Gen. Panamomops Sim. 1884. 
Panamomops sulcifrons (Wid. et Reuss) 1834 &. 


Gen. Tiso Sim. 1884. 
Tiso vagans (Bl.) 1834. 


Gen. Walekenaeria Bl. 1833. 
Walckenaeria antica (Wid. et Reuss) 1834 9. 


Rn dysderoides (Wid. et Reuss) 1834 (fugax O. Cbr.) 


ae ,\ 
” acuminala (Bl.) 1833 2. 
Gen. Moebelia Dahl 1886. 


Moebelia lichenis (Wid. et Reuss) 1834 (denicillata Westr.) $9. 


Gen. Minieia Th. 1875. 
Minicia marginella (Wid. et Reuss) 1834 9. 
Gen. Dieyphus Menge 1866. 
Dicybhus bituberculatus (Wid. et Reuss) 1834 32. 
Gen. Diplocephalus Bertk. 1883. 
Diplocephalus cristatus (Bl.) 1833. 
Gen. Entelecara Sim. 1884. 
Entelecara acuminata (Wid. et Reuss) 1834 2. 
Gen. Minyriolus Sim. 1884. 
Minyriolus pusillus (Wid. et Reuss) 1834 39. 
Gen. Erigone Aud. et Sav. 1825—7. 
Erigone dentibalpis (Wid. et Reuss) 1834 £. 
Gen. Mieryphantes C. L. K. 1833. 
Micryphantes rurestris C. L. K. 1836 3%. 
pi corniger (Bl.) 1856 2. 
Gen. Sintula Sim. 1884. 
Sintula aeria (OÖ. Chr.) 1875 8. 
Gen. Maerargus Dahl 1886. 
Macrargus vufus (Wid. et Reuss) 1834 32. 
Gen. Centromerus Dahl 1886. 


Centromerus affinis (Wid. et Reuss) 1834 (dabulator (O. Cbr.) 


1875). 82. 
Gen. Centromeria Strand 1901. 
Centromeria bicolor (Bl.) 1833 2. 


9. Heit 


16 


62. 


 Embrik Strand: 


Gen. Floronia Sim. 1887. 
Flovonia frenata (Wid. et Reuss) 1834 3%. 
Gen. Bathyphantes Menge 1866. 


. Bathybhantes concolor (Wid. et Reuss) 1834 39. 


Gen. Lephthyphantes Menge 1866. 


. Lephthyphantes minutus (Bl.) 1833 32. 


ii lebrosus (Ohl.) 1865 2. 
IN tenebricola (Wid. et Reuss) 1834. 


Gen. Stemonyphantes Menge 1866. 


. Stemonypbhantes hineatus (L.) 1758. 


_ Gen. Tapinopa Westr. 1851. 


. Tapinopa longidens (Wid. et Reuss) 1834 2. 


Gen. Labulla Sim. 1884. 


. Labulla thoracica (Wid. et Reuss) 1834 2. 


Gen. Drapetisea Menge 1866 


. Drapetisca socialis (Sund.) 1833. 59. 


Gen. Poeeiloneta Kulcz. 1894. 


. Poeciloneta globosa (Wid. et Reuss) 1834 (variegata (Bl.) 1841.) 


Gen. Linyphia Latr. 1804. 


. Linyphia frutetorum C. L. K. 1834 2. 


I marginata C. L. K. 1834 9. 
R pinnata (Ström) 1768. 

; peltata (Wid. et Reuss) 1834. 
MN pusilla Sund. 1830. 

% clathrata Sund. 1830. 

® resupina (De Geer) 1778. 


Gen. Pachygnatha Sund. 1823. 


. Pachygnatha De Geeri Sund. 1830. 


N Listeri Sund. 1830 2. 
Gen. Tetragnatha Latr. 1804. 


. Tetragnatha nigrita Lendl 1886 2. 


„ Solandri (Scop.) 1763 38. 
S extensa (L.) 1758 2. 


Gen. Meta C. L. K. 1836. 


. Meta Menardi (Latr.) 1804 32. 


„ Merianae (Scop.) 1763 32. 
„ veticulata (L.) 1758. 


Gen. Aranea L. 1758. 


. Aranea diadema (L.) 1758. 


„ acalypha Walck. 1802. 


89. 


106. 


107. 
108. 
109. 
110. 
Fit. 


112. 
113. 
114. 
115. 


116. 
117. 
118. 
119. 
120. 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. A.9 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 


Aranea foliata Fourer. 1785 (cornuta Cl.). 
dromaderia Walck. 1802 9. 

Redii Scop. 1763 2. 

diodia Walck. 1802 (?). 

Siurmi (Hahn) 1831. 

irıguttata Fabr. 1793. 

Reaumuri Scop. 1763 (quadrvata Cl.). 
Raji Scop. f. beiulae Sulz. 1776 2. 
ceropegia Walck. 1802. 

sexdunctata L. 1758 (umbratica Cl.) 2. 
„  angulata L. 1758 2. 

cucurbitina L. 1758. 

(Zilla) litterata Ol. 1789 2. 

iR 3% atrica (C. L. K.) 1845 2. 
(Singa) nitidula (C. L. K.) 1845 2. 


Gen. Cyelosa Menge 1866. 


2} 


. Cyclosa conica (Pall.) 1778. 


„.  oculata (Walck.) 1802 2. 


Fam. Mimetidae. 
Gen. Ero C. L. K. 1837. 
Ero furcata (Vill.) 1789. 


Fam. Thomisidae. 


Gen. Xystieus C. L. Koch 1835. 
Xysticus viaticus (L.) 1758. 
a bifasciatus (C. L. K.) 1837 2. 
” lateralis (Hahn) 1831. 
m robustus (Hahn) 1831. 
9: ini (Hahn) 1831. 
Gen. Oxyptila Sim. 1864. 
Oxyptila simihis (Wid. et Reuss) 1834 98. 
Gen. Pistius Sim. 1875. 
Pistius truncatus (Pall.) 1772. 
Gen. Misumena Latr. 1804. 
Misumena calycina (L.) 1758. 
Gen: Synaema Sim. 1864. 
Synaema globosum (Fabr.) 1775. 


Gen. Philodromus Walck. 1825. 


17 


Philodromus levipes (L.) 1758 cum v. tigrinus (De Geer) 1778. 


he emarginatus (Schrank) 1804. 
F aureolus (Ol.) 1789. 

B: poecilus Th. 1872 32. 

Fr histrio (Latr.) 1819. 


2 9. Heit 


18 


121. 


122. 


123. 


124. 
1,25. 
126. 
127. 
128. 
129. 


130. 


131. 


132. 


133. 


134. 


135. 
136. 


137. 


198. 
139. 


140. 
141. 
142. 
143. 
144. 


Embrik Strand: 


Gen. Thanatus C. L. K. 1837. 
Thanatus formicinus (Ol.) 1789. 
Gen. Tibellus Sim. 1875. 
Tibellus oblongus (Walck.) 1802. 


Fam. Clubionidae. 
Gen. Mierommata Latr. 1804. 
Micrommata viridissima (De Geer) 1778. 
Gen. Clubiona Latr. 1804. 
Clubiona compta C. L. K. 1839 2. 
holosericea (L.) 1758 (pallıdula Cl.). 
N corticahis (Walck.) 1802. 
R diversa DO. Chr. 1862. 
r terrestris Westr. 1851. 
Al frutetorum L. K. 1867 %. 
Gen. Chiracanthium C. L. K. 1839. 
Chiracanthium erraticum (Walck.) 1802 5%. 
en punctorium (Vill.) 1789 32. 
Gen. Lioeranum L. K. 1866. 
Liocranum domesticum (Wid. et Reuss) 1834. 


Gen. Anyphaena Sund. 1833. 
Anypbhaena accentuata (Walck.) 1802. 


Gen. Agroeea Westr. 1861. 
Agroeca brunnea (Bl.) 1833 9. 


Gen. Phrurolithus C. L. K. 1838. 
Phrurohithus festivus (C. L. K.) 1835 £. 


Gen. Micaria Westr. 1851. 
Micaria socialis L. K. 1877 &. 
pulicaria Sund. 1832 3. 
Gen. Zora C. L. K. 1848. 
Zora sbinimana (Sund.) 1833. 


Fam. Agelenidae. 
. Gen. Coelotes Bl. 1841. 


Coelotes terrestris (Wid. et Reuss) 1834. 
M inermis L. K. 1855. 


Gen. Tegenaria Latr. 1804. 
Tegenaria silvesiris L. K. 1873. 
H dusilla Sim. 1875 (?). 
3 Derhami (Scop.) 1763. 
X atrica C. L. Koch 1843. 
ei ferruginea (Panz.) 1804. 


LE} 


145. 


146. 


147. 


148. 


149. 
150. 
151. 
152. 
153. 
154. 
155. 
156. 
157. 


158. 
159. 
160. 
161. 
162. 


169. 


164. 
169. 


166. 
167. 


168. 


169. 
170. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums, 19 


Gen. Agelena Walck. 1805. 
Agelena labyrinthica (L.) 1758. 


Gen. Cryphoeca Th. 1870. 
Cryphoeca silvicola (C. L. K.) 1834 2. 


Fam. Pisauridae. 
Gen. Pisaura Sim. 1885. 
Pisaura rufofasciat« (De Geer) 1778. 


Gen. Dolomedes Latr. 1804. 
Dolomedes fimbriatus (L.) 1758 (?). 


Fam. Lycosidae. 
Gen. Tarentula Sund. 1833. 
Tarentula ruricola (De Geer) 1778. 
ns terricola (Th.) 1856 32. 
nemoralis (Westr.) 1861 &. 
picta (Latr.) 1806. 
” cuneata (Sund.) 1833. 
x striatides (Dol.) 1852 3. 
.: accentuata (Latr.) 1816 d. 
r inguilina (Ol.) 1789. 
PR leopardus (Sund.) 1833. 
Gen. Lyeosa Latr. 1804. 
Lycosa nigriceds Th. 1856 3. 
ie monticola Sund. 1833 & (?). 
% fumigata (L.) 1758 2. 
ke saccata (L.) 1758 3. 
si lugubris (Walck.) 1802 32. 


Fam. Oxyopidae. 
Gen. Oxyopes Latr. 1804. 
Oxyopes vamosus (Panz.) 1804 32. 
Fam. Saltieidae. 
Gen. Evareha Sim. 1902. 
Evarcha Blancardi (Scop.) 1763 &. 
4 Marcgravi (Scop.) 1763 8. 
Gen. Sittieus Sim. 1901. 
Sitticus floricola (C. L. K.) 1837 8. 
„» pbubescens (Fabr.) 1775. 
Gen. Marpissa C. L. K. 1846. 
Marpissa Rumpffi (Scop.) 1763. 


Gen. Dendryphantes C. L. K. 1837. 


Dendryphantes rudis (Sund.) 1833 &. 
ini (De Geer) 1778 2. 


9. Heft 


20 Embrik Strand: 


Gen. Pellenes Sim. 1876. 
171. Pellenes tribunctatus (Walck.) 1802. 


Gen. Ballus C. L. K. 1850. 
172. Ballus depressus (Walck.) 1802 32. 


Gen. Philaeus Th. 1870. 
173. Philaeus bicolor (Walck.) 1802 &. 


Gen. Saltieus Latr. 1804. 
174. Salticus scenicus (L.) 1758. 
da. cingulatus (Panz.) 1797 2. 


c) Über Arten von anderen paläarktischen Lokalitäten 
(einschl. Arabien).*) 


Fam. Avieulariidae. 


Gen. Chaetopelma Auss. 1871. 
Chaetopelma olivaceum (C. L. Koch) 1842. 

1 & Konstantinopel (Schneider). 1 $ Haiffa in Syrien (H. 
Simon ded.). 

1&2 22 aus Tor in Arabien (Rüppell), als ‚,M ygale arabica‘“ 
etikettiert. Soweit die nicht ausgezeichnete Erhaltung ein Urteil 
gestattet, in nichts von syrischen und ägyptischen Exemplaren 
abweichend. 


Gen. Avieuseodra Strand 1908. 
Avicuscodra arabica Strand 1908. 


1 Q aus Tor in Arabien (Rüppell), zusammen mit Chaetopelma 
olivaceum als Mygale arabica etikettiert. 


In der Augenstellung und durch die kleinen marginalen 
Sternalsigillen mit Avicularia übereinstimmend, Lippenteil wie 
bei Scodra, aber dichter spinuliert, Tarsalscopula IV deutlich 
geteilt. Tarsalscopulen am Ende quergeschnitten, die Fascikeln 
sehr dicht und zusammen ebenso breit wie die Scopula. Kein 
Stridulationsorgan, keine Stacheln. Sternum unbedeutend länger 
als breit. Scopula der Metatarsen I—II ungeteilt und fast bis zur 
Basis, die der III. etwa bis zur Mitte mit Andeutung einer Teilung, 
die der IV. nur im apikalen Drittel und zwar breit geteilt; Metatarsen 
III—IV unten an der Spitze mit einem aus feinen, dichtstehenden 
Borsten gebildeten Pecten. Cephalothorax ein wenig länger als 
breit, niedrig, abgeflacht; Rückengrube ganz leicht recurva, mäßig 
groß. Abdomen breit ellipsenförmig. Obere Spinnwarzen fast so 
lang als die Metatarsen IV, Mittelglied ein wenig kürzer als die 
beiden anderen, etwa gleich langen Glieder. — Von Ephebopus u.a. 


*) Das Senckenbergische Museum hatte von Bertkau eine Sammlung 
von 160 Arten erworben, die in dieser Arbeit nicht berücksichtigt worden 
sind, weil sie sämtlich in Bertkau’s Arbeiten behandelt sein dürften. — 
Mit „Frankfurt“ ist hier immer Frankfurt a. M. gemeint, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 91 


durch den bıeiteren als langen Lippenteil zu unterscheiden. — Beine 
dünn, gleich stark. Augenstellung siehe die Beschreibung der 
typischen und einzigen Art Avicuscodra arabica Strand. Diagnose 
der Art und Gattung im Zool. Anz. 32, p. 771. 


Fam. Atypidae. 


Gen. Atypus Latr. 1804. 
Atypus Piceus (Sulz.) 1776 (Beckt O. Chr. 1875). 
2 22 Ahrtal, Rheinprovinz (v. Heyden); 5 922 Weinheim. 


Fam. Filistatidae. 


Gen. Filistata Latr. 1810. 
Filistata insidiatrix (Forsk.) 1775. 
Mtuga in Marokko (v. Fritsch, Rein), unter Steinen ge- 
funden. Schon von C. Koch matt.*) unter dem Namen Filistata 
bicolor Latr. publiziert. 


Fam. Uloboridae. 


Gen. Hyptiotes Walck. 1837. 
Hybtiotes paradoxus (C. L. K.) 1834. 


1 2 aus Frankfurt (v. Heyden) unter dem M. S.-Namen 
„Lunoculus tuberculatus Reuss‘“. 


Fam. Dietynidae. 


Gen. Dietyna Sund. 1833. 
Dictyna flavescens (Walck.) 1837. 
1 2 Frankfurt (v. Heyden). 


Gen. Amaurobius C. L. K. 1837. 
Amaurobius ferox (Walck.) 1830. 
1&1 Q aus Taunus (Wolf). — 1 3 von Frankfurt (Fischer). 
Amaurobius fenestralis (Ström) 1768. 
1 & Frankfurt (v. Heyden). 


Fam. Eresidae. 


Gen. Eresus Walck. 1805. 
Eresus nıger (Petagna) 1786. 
Ein $ von Mombach (Saalmüller). 2 $$ Frankfurt (v. 
Heyden). 4 3 von Pahia, Griechenland (L. Edinger), die ich 
auch nicht von E. niger unterscheiden kann. 


*) Im Anschluß an Thorell (in: Ann. Mus. Civ. Genova VIII (1876) 
p. 457, Fußnote) bezeichne ich den hier in Betracht kommenden Autor, 
Dr. C. Koch (Wiesbaden), als C. Koch matt. (matt. = mattiacus, von Wies- 
baden = Aquae Mattiacae; Thorell schrieb aber ‚„‚matt.‘‘ groß) zur besseren 
Unterscheidung von C. L. Koch, der auch in der Literatur häufig bloß als 
„C. Koch“ zitiert wird. ‘Die drei Arachnologen Koch: C. L. Koch, L. Koch 
und CC. Koch [=C. Koch matt.] wären übrigens durch die Initialen allein 
zu unterscheiden, wenn diese bloß immer konsequent angegeben würden. 


9, Heft 


2% Embrik Strand: 


Eresus Walckenaerius Brull& 1833. 

Zwei QQ2 aus Phaleron, Griechenland (Verhoeff). Ein Pärchen 

aus Chios (Pauli). 
Gen. Stegodyphus Sim. 1873. 
Stegodyphus lineatus (Latr.) 1803 (?). 

Ein ganz entfärbtes und verschrumpftes, wahrscheinlich un- 
reifes Exemplar aus Aegypten (Rüppell, 1826), etikettiert 
„Eresus Dufouri Sav.“ | 
Stegodyphus sp. (molitor C.L.K.1846 (?) undlineatus Latr. 1803 (?)). 

Aus Aegypten (Rüppell, 1826) liegen zwei völlig entfärbte 
und auch sonst schlecht erhaltene 99, wahrscheinlich zweier Siego- 
dyphus-Arten unter dem Manuskriptnamen ‚Eresus haima- 
thorax Reuss‘‘ vor. Reuss scheint also eine Art vermutet zu haben, 
aber die Epigynen weichen so ab, daß an die Artverschiedenheit 
kaum zu zweifeln sein kann. 

Beim kleinsten Ex. bildet Epigyne eine etwa ellipsenförmige 
oder fast halbkreisförmige, vorn etwas stärker gerundete Ouer- 
grube, die etwa 1.2 mm breit ist und trocken gesehen keine deutliche 
Struktur zeigt; der Rand ziemlich scharf. In Flüssigkeit erscheint 
sie im Grunde hell rötlich mit schwarzem Rande und hinten mitten 
mit einem dunkleren, trapezförmigen, vorn verschmälerten Feld, 
das zwei kleine weißliche, nach vorn konvergierende Schrägstreifen 
am Seitenrande zeigt; diese enden vorn in je einem kleinen schwar- 
zen Punkt. 

Beim größten Exemplar erscheint Epigyne als eine braungelbe, 
halbkreisförmige, hinten quergeschnittene, 1.1 mm breite, scharf 
umrandete Grube, von deren Vorderrande ein breites, heller ge- 
färbtes, niedriges, gerundetes Septum entspringt, das sich hinten 
leicht erweitert und daselbst mit einer vorn gerundeten Quer- 
einsenkung versehen ist; jederseits dieser, vor dem Hinterrande 
findet sich je ein kleines, schwärzliches, schräg gestelltes Längs- 
hügelchen. In Flüssigkeit erscheinen alle drei Grübchen erheblich 
dunkler als das Septum und dies scheint nun auch vorn, aber ganz 
schwach erweitert zu sein. 

Leider gibt es in der Literatur nur wenig oder nichts über die 
Kopulationsorgane der nordafrikanischen Siegodyphus und da es 
mir auch an Vergleichsmaterial fehlt, bin ich über die Artzugehörig- 
keit nicht ganz klar, vermute aber in dem größten Exemplare den 
St. molitor (C. L. K.) 1846. Die Dimensionen sind: Cephal. 9 mm l., 
am Brustteile 6.5, am Kopfteile 4.3 mm breit. Abd. (wahrsch. 
unnatürlich groß!) 16 mm 1., 12 mm breit. Beine: I Fem. 7, Pat. 
8.5, Tib. 4.5, Metat. 5.2, Tars. 3 mm; IV bezw. 5.2, 3.2, 3.5, 35, 
2 mm. Totallänge also: I 23.2, IV 17.4 mm. 

Das andere Exemplar mißt: Cephal. 7 mm 1l., 5.2 mm breit 
am Brustteile, 4.3 mm am Kopfteile. Abdomen 11.5 mm lang, 
9 mm breit. Beine I: Fem. 5.5, Pat. 3, Tib. 4, Met. 4.5, Tars. 
2.5 mm; IV. bezw 4.5, 2.8, 3, 3.5, 2 mm. Totallänge: I 19.5, 
LV..15.8 mm. Wird wohl St. lineatus (Latr.) sein. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 23 


Fam. Zoropsidae. 


Gen. Zoropsis Sim. 1878. 

Zoropsis rufipes (H. Luc.) 1853. 

&@ von Passo-atto auf Teneriffa (Grenacher u. Noll). 

QEpigyne bildet ein rötlichbraunes, abgeflachtes,leicht erhöhtes, 
hinten senkrecht abfallendesFeld, das 2mm breit, 1.5mm lang, hinten 
quergeschnitten-gerundet, an den Seiten gerundet und vorn ver- 
schmälert ist und eine seichte, gleichgeformte Grube einschließt, die 
zum großen Teil von einem in der Mitte schmalen, am Vorderende 
sich dreieckig erweiternden und daselbst undeutlich begrenzten, 
hinter der Mitte sich trapezförmig erweiternden (das Trapez hinten 
schmäler!) und am Ende einen kleinen, glatten, glänzenden Höcker 
bildenden Längsseptum erfüllt wird. — Cephal. des 2? 9 mm I1., 
7 mm br.; Beine I: Fem. 7.5, Pat. + Tib. 11.5, Met. 6.8, Tars. 
2.5 mm. Met. IV 8, Pat. + Tib. IV 10 mm. 


'g Cephal.des $ 7 mm l., 5 mm br.; Fem.I 7.8 mm. Palpen: 
Fem. 3, Pat. + Tib. 3, Tars. 2.5 mm lang. Tibialglied zylindrisch, 
nur am Ende ganz leicht erweitert, etwa dreimal so lang als breit, 
am Ende außen in einen stumpf konischen, nach außen, vorn und 
ein wenig nach unten gerichteten und schwach nach oben konvex 
gebogenen Fortsatz verlängert, der nicht so lang als das Glied breit 
ist. Bulbus hinten innen einen stumpf gerundeten Höcker bildend, 
in der Mitte dagegen ausgehöhlt, ohne andere Fortsätze als einen 
von der Mitte der Innenseite entspringenden, bis zur Mitte der 
Apikalseite des Bulbus reichenden und daselbst schwach nach unten 
gebogenen Stylus. 

Die Femoren, insbesondere beim 9, mit zahlreichen kleinen 
dunklen Punkten und Flecken, die an den beiden Hinterpaaren 
am deutlichsten sind. Tibien mit breitem, dunkelbraunem Endring 
und weniger deutlichem ebensolchen Subbasalring, welche beide 
an den in toto gebräunten Tibien I—II nur recht schwach hervor- 
treten. Metatarsen, und etwas schwächer, Tarsen gebräunt. Beim 
g scheint die Ringelung der Extremitäten noch undeutlicher zu 
sein. Bei beiden Geschlechtern hat der Abdominalrücken eine nur 
durch die dunklere, leicht wellenförmige Begrenzung erkennbare, 
nach hinten schwach und allmählich an Breite abnehmende Längs- 
binde, die sich bis zu den Spinnwarzen fortzusetzen scheint. Sonst 
bilden die feinen dunklen Sprenkeln des Rückens und der Seiten 
des Abdomen keine Zeichnung. Die undeutliche hellere Rücken- 
binde des Cephalothorax wird durch die schmal dunkelbraun 
angelegte Mittelritze und zwei von deren Vorderspitze gabelförmig 
ausstrahlende schmale braune Schrägstriche unvollständig unter- 
brochen; über den Kopfteil zieht eine schmale braunebis schwärzliche 
Mittellängslinie. — Beide Geschlechter scheinen an den Patellen 
vorn und hinten je 1, an den Tibien I—II unten 6 Paare, vorn und 
hinten je 1.1.1, III—IV unten 2.2.2, vorn, hinten und oben je 
1.1 Stacheln zu haben. — Am unteren Falzrande drei etwa gleich- 


9, Heft 


94 Embrik Strand: 


große und spitz konische Zähne. — Vordere S. A. größer alsihreM. A., 
etwa so groß als die ziemlich gleichgroßen hinteren 4 Augen. 2 
Tarsalkrallen mit ca. 16 fast gleichgroßen, dichtstehenden Zähnen 
und sehr dichten Fascikeln. 


Fam. Palpimanidae. 


Gen. Palpimanus Duf. 1820. 


Palpimanus gibbulus Duf. 1820. 
2 Ex. aus Phaleron, Griechenland (Verhoeff). 


Fam. Sieariidae. 


Gen. Seytodes Latr. 1804. 
Scytodes thoracicus (Latr.) 1804. 
1 2 von Sachsenhausen (D. F. Heynemann). 
Scytodes sp. 
1 ? aus Aegypten (Rüppell), wegen der schlechten Erhaltung 
nicht zu bestimmen. 


Fam. Dysderidae. 
Gen. Segestria Latr. 1804. 


Segestria florentina (Rossi) 1790. 

Ein unreifes 2? von Chios (Pauli). — Sechs 29 aus Orotava 
(Grenacher u. Noll). 

Gen. Dysdera Latr. 1804. 
Dysdera lata Reuss 1834 

Ein 2 aus Aegypten (Rüppell, 1826) (Type!). 

Femoren IV scheinen oben an der Basis einen Stachel gehabt 
zu haben. Beine I—II ganz unbewehrt. Tibia IV vorn und hinten 
je 1.1, oben in deı Basalhälfte 1, unten jedenfalls 1.1 unten vorn 
in deı Basalhälfte, sowie 1 nahe der Mitte und 1 (2?) an der Spitze; 
Tibia III oben vorn 1.1 (subbasal und subapikal), oben hinten in 
der Basalhälfte 1.1, unten vorn 1.1.1; Metatarsen III—IV vorn 
und hinten je 1.1.1, unten 2.2 oder vielleicht 2.2.2 Stacheln. — 
Totallänge ca. 11 mm. Cephal. 4.5 mm 1., 3.6 mm breit, Clypeus 
2.5 mm breit. Abdomen 5.5 mm 1., 2.6 mm breit. Mand. 2.25 mm 
lang und beide zusammen fast so breit an der Basis. — Ganze 
Oberfläche des Cephal. dicht und tief gleichmäßig punktiert, am 
Rande nicht stärker als an den Seiten, aber längs der Rückenmitte 
etwas schwächer punktiert und daher schwach glänzend (sonst 
ganz matt) und die Punkte daselbst in allerdings wenig regel- 
mäßigen Längsreihen geordnet, von denen 3 aus viel größeren 
Punkten gebildet werden; die mittlere dieser 3 bildet eine ganz 
seichte, undeutliche Rückengrube. Mandibeln stark vorstehend, 
die Außenseite fast unmerklich der Länge nach konvex gebogen, 
dieVorder-(Ober-)seite der ganzenLänge nach gerade,nur unmittelbar 
an der Basis ein wenig gewölbt, die Innenseite der ganzen Länge 
nach schwach eingedrückt (ausgehöhlt) und die Oberseite daher 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 95 


schmal (seitlich zusammengedrückt) erscheinend, die Ober- und 
Innenseite etwas glänzend mit in Längsreihen angeordneten, nicht 
dichtstehenden Haargrübchen (eingedrückten Punkten) besetzt. 
Am Falzrande in der inneren Hälfte eine starke, hohe Carina und 
um die Mitte 3 (4?) kurze, dicke, stumpfe, durch die ziemlich dicht 
stehenden Borsten teilweise verdeckte Zähne. — Bein I 12, 
II 11 mm lang, Pat. + Tib. IV 4.5, Met. + Tars. IV 4.1 mm. 
Dysdera crocota C. L. K. 1839. 

Ein @ aus Frankfurt (Reuss), als „D. erythrina (Latr.)“ 
etikettiert. 
Dysdera teneriffensis Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 32, p. 772. 

Ein Q aus Teneriffa, Agua manza (Grenacher u. Noll), von 
C. Koch matt. als ‚„Dysdera rubicunda C. L. Koch‘ bestimmt. 

Cephalothorax überall retikuliert, längs der Rückenmitte eine 
fast glatte, stark glänzende Längsbinde, die von einer dichten 
Punktreihe der Länge nach geteilt und von einer ebensolchen 
jederseits begrenzt ist; die Retikulierung an den Seiten, insbesondere 
am Kopfteile erheblich stärker und unregelmäßiger, sowie daselbst 
kräftig punktiert, aber dennoch etwas glänzend; die eingedrückten 
Punkte ziemlich unregelmäßig geformt; auf dem Kopfrücken eine 
kleine Einsenkung in der Mitte (alles trocken gesehen). — Cephal. 
3.5 mm lang, 2.5 mm breit, der Kopfteil etwa 1.38 mm breit; die 
Breite also /, der Länge, die des Kopfteiles ca. %4 derjenigen des 
Brustteiles. Mandibeln 1.6 mm lang, also ca. ®/„ der Länge des 
Cephalothorax und beide zusammen reichlich so breit an der Basis, 
ziemlich stark schräg nach vorn gerichtet (Cephal. mit den Man- 
dibeln 4.6 mm lang!), die Vorderseite in den basalen zwei Dritteln 
leicht und gleichmäßig gewölbt, im apikalen Drittel gerade, die 
Außenseite der ganzen Länge nach fast unmerklich gewölbt, die 
Innenseite in der basalen Hälfte ganz leicht gewölbt, in der apikalen 
gerade, überall glatt, glänzend, äußerst fein quergestreift, mit 
ziemlich entfernt und wenig regelmäßig angeordneten, besonders 
an der Basis großen und dichtstehenden, eingedrückten Punkten, 
aus welchen je ein kurzes Haar entspringt. Am Klauenfalzrande 
ein kurzer, starker, konischer Zahn, der um das Doppelte seiner 
basalen Breite von der Klaueneinlenkung entfernt ist. Iminneren 
Viertel des Randes eine Carina, sonst der ganze Rand mit dicht 
reihenförmig angeordneten Borsten besetzt. — Stacheln finden 
sich nur an den Metatarsen III—IV und zwar 2 unten an der Spitze 
und 1 unten vorn am Anfang des apikalen Drittels; die genannten 
Metatarsen am Ende unten und beiderseits mit dichter Bürste 
kurzer, starker Borsten. -—— Sternum mit entferntstehenden, großen 
Haargrübchen, sowie am Vorderrande der Quere nach stark ge- 
runzelt, ebenso an je einem kleinen Querfeld innerhalb jedes 
Zwischenraumes der Coxen; dazwischen glatt und glänzend. — 
Abdomen 5.5 mm lang, 3 mm breit, aber ein wenig geschrumpft. 
Beine: I Fem. 2.2, Pat. 1.4, Tib. 1.8, Met. + Tars. 2.4 mm; II 
bezw. 2, 1.3, 1.75, 2.3 mm; III bezw. 2, 1.2, 1.2, 2.2 mm; IV bezw. 


9, Heft 


96 Embrik Strand: 


2.3, 1.3, 1.6, 3 mm. Totallänge I 7.8, II 7.35, III 6.6, IV 8.2 mm. 
— Vorderaugen unter sich um kaum ihren längsten Durchmesser 
entfernt. — Cephalothorax dunkel blutrot, an den Seiten am dun- 
kelsten, etwas violettlich schimmernd, der Rand und Ringe um 
die Augen schmal schwarz. Mandibeln mit Klaue hell blutrot, 
an der Basis ein wenig dunkler. Sternum und Lippenteil wie die 
Mandibeln, ersteres braun umrandet; Maxillen ein wenig heller, 
besonders gegen die Spitze. Coxen I—II leicht gerötet, sonst die 
Extremitäten hellgelb. Abdomen einfarbig, hell graugelblich. — 
Ich bin nicht ganz sicher, ob das Exemplar völlig reif ist. — Mit 
D. cribellata Sim. verwandt, aber Längenverhältnisse und Be- 
stachelung der Beine abweichend. 


Fam. Drassodidae. 


Gen. Megamyrmaekion Reuss 1834. 
Megamyrmaekion caudatum Reuss 1834. 

Das Typenexemplar, ein unreifes, nunmehr ganz entfärbtes, 
weißlich erscheinendes 9, etikettiert Araneoides caudatus Reuss; 
den Namen Araneoides hat Reuss wahrscheinlich gegeben, weil er, 
wie es aus seiner Beschreibung hervorgeht, seine neue Gattung 
für eine nahe Verwandte der Gattung Aranea (L.) hielt, 
nachher aber denselben in seinem M. S. durch Megamyrmaskion 
ersetzt, aber vergessen, das Typenexemplar zu umetikettieren. 

Zu seiner Beschreibung wäre Folgendes zu bemerken. Lippenteil 
bei weitem nicht viereckig, sondern länger als breit und am Ende 
gerundet verschmälert, Maxillen am Ende breit abgestumpft und 
daselbst außen fast eine Ecke bildend, in der Endhälfte parallel- 
seitig, die Mitte der Außenseite fast einen Winkel bildend. — Feld 
der 6 vorderen Augen schwärzlich, ein nunmehr schwer zu er- 
kennender, bis reichlich zur Mitte des Abdomen reichender, in 
seinen vorderen zwei Dritteln parallelseitiger, dann sich jederseits 
einmal fein verzweigender, etwas verschmälerter und stumpf 
endender Herzstreif, der so breit als das Augenfeld ist, sowie vier 
tiefe, runde, ein erheblich längeres als breites Rechteck bildende, 
schwärzliche Muskelpunkte auf dem Abdominalrücken, von denen 
das letzte Paar in der Mitte, das vorderste am Ende des basalen 
Viertels des Rückens steht: sonst erscheint das ganze Tier einfarbig. 
— Die beiden großen vorderen M. A. unter sich um ?/, ihres 
Durchmessers, vom Clypeusrande um 11, des Durchmessers ent- 
fernt, die vorderen S. A. fast berührend; letztere vom Clypeus- 
rande um ihren kleinsten Durchmesser, von den hinteren S. A.‘ 
um ihren Radius entfernt; letztere von den vorderen M. A. um 
ihren Durchmesser, von den hinteren nicht ganz so weit entfernt. 
HintereM. A. unter sichum kaum ihren halben Radius entfernt ; Feld 
der M. A. vorn und hinten gleich breit, länger als breit; die hinteren 
M. A. von den vorderen um ihren 14, Durchmesser entfernt. 
Hintere M. A. im Durchmesser mindestens so groß als die vorderen 
M. A., aber viel weniger gewölbt als diese. Vordere S. A. nicht 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 27 


„sehr klein‘, zwar kleiner als alle M. A., aber etwa gleich den hin- 
teren S. A. Eine die vorderen M. A. unten tangierende Gerade 
würde die S. A. oberhalb des Zentrums schneiden. Die Augen sehen 
übrigens aus als ob eine Häutung eben durchgemacht gewesen wäre, 
weshalb obige Angaben vielleicht nicht ganz genau sind. — Man- 
dibeln mehr als doppelt so lang wie breit, fast zylindrisch, die Spitze 
der Maxillen erheblich überragend, wahrscheinlich etwas schräg 
vorstehend. — Patella + Tibia I—II 3.3, III 3.2, IV 45 mm, 
Metat. + Tars. IV5 mm. bei einer Cephalothoraxlänge von 3.8 mm. 
Tibien I—II unten vorn 1.1.1 Stacheln, unten hinten scheinen keine 
zu sein, Metatarsen I—II unten an der Basis 2 (bisweilen 1?), 
bis zur Basis skopuliert. Alle Femoren oben 1.1.1, I—II vorn in 
der Endhälfte 1.1,. hinten anscheinend keine, III vorn wie I—II, 
hinten 1.1.1, IV wahrscheinlich gleich III. Patellen III—-IV vorn 
und hinten je 1, I—II scheinen unbestachelt zu sein. — Tibien und 
Metatarsen III—IV mit vielen Stacheln. Größte Breite des 
Abdomens hinter der Mitte. 


Gen. Poeeilochroa Westr. 1874. 


Poecilochroa conspicua (L. K.) 1866. 
1 2 aus Niedernhausen (Taunus) (Knoblauch). 


Gen. Prosthesima L. K. 1872. 


Anm.: Die von Prof.Dr.vonHeyden in Ber. d.Senck.Ges. 1890 
von Mombach unter dem Namen Prosthesima petrensis C. L.K. 
angegebene Art ist Pr. serotina (L. K.); Coelotes atropos (saxatilis), 
ebenda ist C. ierrestris (Wid. et Reuss). 

Prosthesima peirensis (C. L. K.) 1839. 

1 2 Frankfurt. 

Prosthesima manzae Strand 1908, in Zool. Anz. 32, p. 772. 

EinQ@von Agua manza, Teneriffa. VonC. Koch matt. als ‚‚Mola- 
nophora atra Ltr.‘‘ bestimmt und veröffentlicht. 

Q. Bestachelung an I—II: Femoren oben 1.1 gebogene 
Stachelborsten, sowie wahrscheinlich 1 ähnliche oben an der Spitze 
und ebenda vorn, Tibien unbewehrt, Metatarsen unten an der Basis 2, 
an der Spitze scheint 1 kleine Stachelborste vorhanden gewesen; 
Scopula bis zur Basis der Metatarsen. An III—IV: Femoren wie I—II 
sowie oben vorn und oben hinten (oder nur einerseits?) 1 Stachel- 
borste, jedenfalls Patellen III hinten 1, alle Patellen oben an der 
Spitze 1 Borste, Tibien unten 2.2.2, vorn und hinten je 1.1 (III) 
oder 1.1.1 (IV); Metatarsen scheinen unten 2.2, vorn und hinten je 
1.1.2 Stacheln zu haben, sowie (auch IV) ein wohl entwickeltes 
Pecten; keine Scopula. Palpen: Femoralglied oben 1.3, Pat. 
oben 1.1 Stachelborsten, innen 1 Stachel, Tibialglied jedenfalls 
oben und innen je 1.1, Tarsalglied mit mehreren (anscheinend 
innen 2.1, oben und außen unweit der Basis je 1, unten nahe der 
Spitze 2) Stacheln. 

Hintere Augenreihe gerade oder schwach recurva; die M. A. 
ein wenig kleiner, weniger gewölbt, leicht eckig, unter sich um 


9. Heil 


28 Embrik Strand: y 


weniger, von den S. A. um reichlich ihren Durchmesser entfernt. 
Vordere Reihe kürzer, leicht procurva, die M. A. kleiner, unter 
sich um etwa ihren Durchmesser, von den S. A. um kaum den 
Radius entfernt; letztere die größten aller Augen und vom Clypeus- 
rande um ihren Durchmesser entfernt. Feld der M. A. scheint vorn 
und hinten etwa gleich breit zu sein. 

Behaarung des ganzen Körpers, trocken gesehen, rostfarbig 
braun oder dunkel gelblichbraun. 

Körperlänge 7.5 mm. Cephal. 3 mm lang, 2.4 mm breit. 
Abdomen 4 mm lang, 2.2 mm breit. Patella + Tibia IV 3.2 mm. 

Epigyne hat viel Ähnlichkeit mit der von Pr. subterranea 
(C. L. K.) oder von Pr. apricorum (L. K.), aber Areola (am leich- 
testen in Flüssigkeit zu sehen) erstreckt sich nicht hinter die Mitte 
des Feldes und deren Hinterrand (bezw. -furche) bildet in der 
Mitte einen scharfen Winkel, der sich als eine feine Spitze bis zur 
Mitte des Hinterfeldes erstreckt; Areola ist mehr als doppelt so 
breit wie lang und kaum schmäler als das tief eingedrückte und 
vorn seitlich scharf erhöht umrandete Vorderrandsfeld; das Hinter- 
feld der Länge nach schwach gefurcht und an den Seiten tief 
punktiert. Das ganze Genitalfeld fast so lang als die Maxillen, 
erheblich länger als breit, parallelseitig, trocken gesehen glänzend. 
In Flüssigkeit fallen besonders die tiefschwarzen, kreisrunden, unter 
sich um kaum ihren Radius entfernten Samentaschen am Hinter- 
rande auf; die Mitte der hinteren Begrenzung der Areola bildet eine 
dunkel rotbraune T-förmige Figur, deren Spitze (siehe oben!) nach 
hinten gerichtet ist. Die zurückgekrümmten Enden des Vorder- 
randes erscheinen schwärzlich, die nur ganz schwach nach innen 
gekrümmten Vorderenden der Begrenzungslinie der Areola hell- 
bräunlich. — Am meisten ähnelt Epigyne der von Pr. mediocris 
Kulcz. 1901. 

In Flüssigkeit Cephal. und Extremitäten dunkelbraun, ersterer 
am dunkelsten mit schwärzlichen Strahlenstreifen, Rand und Augen- 
feld; Femoren laußen und innen mit je einem helleren Längsfleck. 


Fam. Pholeidae. 


Gen. Pholeus Walck. 1805. 


Pholcus phalangioides (Füssly) 1775. 
Mehrere Ex. aus Rovigno (Winter). 


Gen. $meringopus Sim. 1890. 
Smeringopus Sp. 
Aus Aegypten (Rüppell) ein nicht näher beschriebenes Ex., 
als ‚„Pholcus rivulatus (Sav.)‘“ etikettiert. 


Gen. Artema Walck. 1837. 
Arisma mauriciana Walck. 1837. 
2 2 aus Aegypten unter dem M. S.-Namen „Bhitiaracht 
excavata (Reuss)‘“. Epigyne stimmt mit der von Kulczyaäski in 
„Arachn. in Col. Erythraea“ (1901) gegebenen Figur mit der Aus- 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 29 


nahme, daß der Hinterrand des Genitalfeldes mitten fast gerade, 
nur ein klein wenig procurva ist und die beiden Schrägerhöhungen 
am Vorderrande unter sich deutlich getrennt sind; durch diese 
beiden Abweichungen nähert sich das vorliegende Exemplar (beim 
anderen Ex. ist Epigyne abgerissen!) der von Kulczyhski als 
Artema Kochi beschriebenen Art. 


Fam. Theridiidae. 


Gen. Steatoda Sund. 1833. 
Steatoda bipunctata (L.) 1758. 
Zwei Ex. aus Frankfurt (Reuss) als ‚, T’herid. 4-bunctatum (F.).“ 


Gen. Pedanostethus Sim. 1884. 
Pedanostethus lividus (Bl.) 1836. 
1 2 Frankfurt (v. Heyden). 


Gen. Theridium Walck. 1805. 
Theridium tepidariorum C. L. K. 1841. 

1 2 Niedernhausen (Knoblauch). — 1 2 Frankfurt (Wid- 
mann). 

Theridium vedimitum (L.) 1758. 

1 2 ohne Lokal., wahrscheinlich aus Schwanheim. 3 Ex. 
Frankfurt (v. Heyden). — 12 (Nr. 17, mit Nest), Niedernhausen 
(Knoblauch). — Darmstadt. 

Theridium notatum (L.) 1758. 

1 2 ohne Lokal., wahrscheinlich aus Schwanheim. — 129 
Feldberg, Taunus (v. Heyden). 

Theridium impressum L. K. 1881. 

1+22 (Nr. 22, 18 u. 19, mit Nest) aus Niedernhausen (Knob- 
lauch). — Ein 2 (Nr. 21, mit Nest) aus Niedernhausen (Knob- 
lauch) ist wahrscheinlich impressum. 

Gen. Enoplognatha Pav. 1880. 
Enoblognatha thoracica (Hahn) 1831. 
1 2 ohne Lokal., wahrscheinlich aus Schwanheim. 


Gen. Teutana Sim. 1881. 
Teutana triangulosa (Walck.) 1802. 

Ein unreifes @ von Rovigno (F. Winter). 
Teutana grossa (C. L. K.) 1838. 

3 sehr schlecht erhaltene Exemplare von Orbeaya: Weg nach 
la Rambla (Grenacher u. Noll), von C. Koch matt. als Theridium 
bulchellum Luc. bestimmt. 

Gen. Argyrodes Sim. 1864. 
Argyrodes argyrodes (Walck.) 1837. 

Zwei 92 von Las Palmas (v. Fritsch, Rein), als ‚Theridium 

lunatum var. gibbosum‘‘ bestimmt. 


9. Heft 


30 ; Embrik Strand: 


Fam. Argiopidae. 


Gen. Centromerus Dahl 1886. 
Contromerus silvaticus (Bl.) 1841. 
1 2 Frankfurt (v. Heyden). 
Gen. Gentromeria Strand 1901. 
Contromeria bicolor (Bl.) 1833. 
1 2 Frankfurt. 
Gen. Nestieus Th. 1870. 
Nesticus cellulanus (Ol.) 1789. 
Viele Ex. aus Rovigno (F. Winter). 
Gen. Linyphia Latr. 1804. 
Linyphia clathrata Sund. 1830. 
3 & aus Frankfurt (v. Heyden). 
Linyphia emphana Walck. 1837. 
7 21 & Niedernhausen (Knoblauch). 
ne pinnata (Stroem) 1768 (triangularis Cl.). 

-: 1.2 Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). — 1 9 Feldberg 
—42 len (Knobl.) als Nr. 46,1 Q als Nr.6 — 12 
Schwanheim. | 

Gen. Bolyphantes C. L. Koch 1837. 
Bolyphantes alticeps (Sund.) 1833. 
1 2 Lennewaden, Livland (v. Heyden ded. ). 
Gen. Lephthyphantes Menge 1866. 
Lephthyphantes Mengei Kulcz. 1887. 
1 2 Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
Lephthyphantes collinus (L. K.) 1872. 
g subad. von Niedernhausen i. Taunus (Knoblauch). 
Gen. Walekenaeria Bl. 1833. 
Walckenaeria mitrata (Menge) 1868. 
1 2 von Frankfurt (v. Heyden). 
Gen. Erigone Aud. et Sav. 1825—7. 
Erigone graminicola (Sund.) 1830. 
93 von Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
Gen. Pachygnatha Sund. 1823. 
Pachygnatha De Geeri Sund. 1830. 
QZ aus Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
ea Clercki Sund. 1823. 
1 2 Feldberg. 
Gen. Tetragnatha Latr. 1804. 
Tetragnatha obtusa C. L. K. 1837. 
1 2 aus (wahrscheinlich!) Schwanheim. 
Tetragnatha Solandri (Scop.) 1763. 
1 2 Niedernhausen (Knobl.). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 31 


Tetragnatha nitens (Aud. et Sav.) 1825—7. 

Je mehrere Exemplare von Orotava (Grenacher, Noll), 
Las Palmas (v. Fritsch, Rein) und Carthago (Franck). Die 
Exemplare von Orotava waren schon von C. Koch matt. unter dem 
Namen Teir. gracilis Luc. publiziert. 


Gen. Meta C. L. K. 1836. 
Meta veticulata (L.) 1758. 

1 2 Mainkur (Römer). — Viele Ex. Niedernhausen (Knobl.) 
als Nr. 46 zusammen mit Aranea diadema und Linyphia Pinnata. — 
Mehrere unreife Ex. aus Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
— 3 9 Frankfurt (Widmann). 

Meta Menardi (Latr.) 1804. 
1 2 Brunnengrotte, Rovigno (Winter). 
Meta Merianae (Scop.) 1763. 

Rovigno (F. Winter). 

Gen. Argiope Aud. et Sav. 1825—1827. 
Argiope Brünnichii (Scop.) 1763. 

1 2 Südfrankreich (Knoblauch); 7 2 Schwanheim (Knob- 
lauch); 1 2 Frankfurt (v. Heyden); Mainkur, 1 2 (Römer); 
1 @ Frankfurt (ohne Sammler); Isenburg (P. Prior); 3 2 Lugano 
(Edinger). 
Argiobe Brünnichii africana Strand 1906. 

4Q von Casa blanca (v. Fritsch, Rein); von C. Koch matt. 
erwähnt. 

Argiope lobata (Pall.) 1772. 
4 29 aus Haiffa, Syrien (H. Simon ded.). 
Gen. Aranea L. 1758. 
Aranea diadema (L.) 1758. 

Viele junge, 1 erwachs. @ von Mainkur, VII. 1901 (Knob- 
lauch); 2 @ Pontresina, Schweiz (Kullmann); 2 2 Isenburg 
(P. Prior); Niedernhausen in Taunus (Knoblauch), zahlreiche 
Ex.; Mainkur, zahlr. Ex. (F. Römer); 1 2 Frankfurt (v. Heyden); 
1 2 Michele di Deme (ob bei Rovigno ?) (Winter). — 1 & Neuen- 
ahr, Rheinprovinz (v. Heyden). — 1 2 Pontresina, Schweiz, 
2200 m (Kullmann). — Viele 22 (von den Varietäten Deleg CI. 
und szellata C. L.K.) von Lugano, meist amM. Salvadore (Edinger). 
Niedernhausen, Juli 6 2 (Knobl.), ferner 6 unreife Ex. + 6 reife 
2 (Nr. 46). 

Aranea dumetorum Vill. 1789 (Datagiata Cl.). 

1 $ Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
Aranea fohiata Fourcr. 1785 (cornuta Cl.). 

1 unreifes fragliches Ex. aus Niedernhausen (Knobl.). 
Aranea Redii Scop. 1763. 

1 2 aus Niedernhausen (Knobl.). 

Aranea undata Ol. 1789 (sclodetaria Cl.). 

Viele 22 und Sg aus Frankfurt (Fischer), leider die meisten 

92 unreif. 


9. Heit 


33 Embrik Strand: 


Aranea alpica (L. K.) 1869. 

1 2 Niedernhausen, 5. 01 (Knoblauch). 
Aranea Reaumuri Scop. 1763 (guadrata Cl.). 

1 2 Obertshausen (Haas) — 1 9, wahrscheinlich von Frank- 
furt (Marston). — 1 ohne Lokalität —3 2 aus Odenwald (Wider) 
als „EP. marmorea (Cl.)“. — Viele 22 aus Schwanheim (Knob- 
lauch). — 1 ? Blankenburg (A. Weis). — Niedernhausen12 (Nr.5), 
2 @ (Nr.49), 1 ? ohne Nr.,1 8 (Nr. 6), 1 2 subad. (Nr. 12) (Knob- 
lauch\) und 1 2 (A. Weis). — 1 2 Mainkur (Römer). — 
1 2 Tor in Arabien (Rüppell). 

Aranea angulata L. 1758. 
1 2 subad. (fraglich!) Schwanheim (Widmann). 


Aranea Raji Sc. 1763 (marmorea Cl.). [?] 
Aus Frankfurt (Reuss) eingetrocknete, unbestimmbare Exem- 
plare etikettiert „EP. scalaris (Fabr.)“. 


Aranea ceropegia Walck. 1802. 

2 © Pontresina, Schweiz, 2200 m (Kullmann). 
Aranea cucurbitina L. 1758. 

2 unreife Ex. aus Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
— 18 Feldberg, Taunus (v. Heyden). — 1 2 Frankfurt (v. Hey- 
den) als „EP. cuc. (Walck.)“. 

Aranea acalypha Walck. 1802. 

1 Q aus Frankfurt (v. Heyden). —1Q Las Palmas (v. Fritsch, 
Rein, 1872). 

Aranea gibbosa Walck. 1802. (?). 

Ein unreifes $ von Frankfurt (v. Heyd.) als „Ep. gibbosa 
(Walck.)“ etikettiert. Die ganze Rückenfläche und die obere 
Hälfte der Seiten erscheint weißlich mit einer schwarzbraunen, 
scharf markierten Längsbinde, die an der Basis so breit als das 
Augenfeld ist, sich nach hinten ganz allmählich verschmälert und 
die Spinnwarzen erreicht. Zweifellos ist das Exemplar ge- 
bleicht, aber die Rückenbinde würde auch im frischen Zustande 
recht charakteristisch sein und ich habe solche Zeichnung bisher 
bei keiner europäischen Aranea gesehen. 

Aranea crucifera (H. Luc.) 1844. 

Eine Anzahl schlecht erhaltener Exemplare von Puerto de la 
Orotava (Grenacher, Noll 1871). — 3 vertrocknete Ex. von 
Las Palmas (v. Fritsch, Noll); wahrscheinlich dieselbe Art. 
Aranea annulides (H. Luc.) 1844. 

2 92 aus Retama blanca des Pico de Teyde (Grenacher, 
Noll). In demselben Glas befinden sich 4 Eicocons von ca. 15 mm 
Durchmesser; unter sich durch Fäden zusammenhängend und mit 
zahlreichen eingesponnenen Pflanzenpartikeln zwischen und in 
der Oberfläche der Cocons, so daß diese dadurch ganz gut geschützt 
zu sein scheinen. 

Aranea alsine Walck. 1802. 
1 2 Frankfurt (v. Heyden). — 4 9 Niedernhausen (Nr. 48). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 33 


Aranea (Zilla) hitterata Ol. 1789. 

4 22 von Frankfurt (Haas). — 2 22 Rovigno (Winter). — 
192 Frankfurt (Fischer). 92 Frankfurt (Wolf). 

Aranea (Singa) nitidula (C. L. K.) 1845. 

1 & Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 
Aranea (Singa) hamata Ol. 1789. 

Ein schlecht erhaltenes, wahrscheinlich dieser Art angehörendes 
.2 von Frankfurt (v. Heyden). 

Gen. Cyrtophora Sim. 1864. 
Cyriophora citricola (Forsk.) 1775. 

3 22 von Las Palmas und 1 2 von Casa blanca (v. Fritsch, 
Rein, 1872). 

Gen. Cyelosa Menge 1866. 
Cyclosa conica (Pall.) 1772. 

3 Ex. Neuenahr, Rheinprovinz (v. Heyden). — 1 2 Frankfurt 
(v. Heyden). 

Fam. Thomisidae. 
Gen. Xystieus C. L. K. 1835. 
Xysticus lateralis (Hahn) 1831. 

Niedernhausen (Knoblauch) und Falkenstein (Taunus) 
VI. 1903 (v. Heyden). 

Xysticus viaticus (L.) 1758. 

1 & von Frankfurt (v. Heyden); ein fragliches (unr.) Ex. von 
Niedernhausen (Knoblauch) (Nr. 55). 

[X ysticus asper (H. Luc.) 1839. (?). 

Das von €. Koch matt. in ‚‚Beitr. z. K. d. Arachn. d. Cana- 
rischen Ins.“ (Ber. d. Senckenb. 1872) erwähnte Exemplar von 
Agua manza liegt mir vor, ist aber so vertrocknet und beschädigt, 
daß an eine Bestimmung desselben gar nicht zu denken ist. Ob es 
in diesem Zustande sich befand auch als Koch es ‚‚bestimmte‘‘, 
läßt sich nicht feststellen.] 

Xysticus Kochi Th. 1872. 

Ein von Frankfurt (v.Heyden), zusammen mit X.viaticus (L.). 
Äysticus ervaticus (Bl.) 1834. 

Ein & aus Lennewaden, Livland (v. Heyden ded.). 


Gen. Diaea Th. 1870. 
Diaea dorsata (Fabr.) 1777. 
Zwei Ex.: Frankfurt (Reuss), als Thomisus dorsatus Fbr., 
ein Q etik.: Gundwiese 16—5—1895; 1 d subad.: Niedernhausen, 
Taunus, Juli 1901 (Knoblauch) (Nr. 52). 


Gen. Heriaeus Sim. 1875. 
Heriaeus sp. 

Carl Koch matt. gibt in ‚‚Beit. z. K. d. Arachn. Nordafrikas“ 
„Ihomisus villosus Walck.‘ in zwei Exemplaren von Mazaghan an. 
Das eine dieser liegt mir vor; es ist unreif und also unbestimmbar. 
Auch das von ihm als X yst. sabulosus Hahn bestimmte Ex. ist unreif. 

Arehiv für Naturgeschichte 
1915. A. 9. 3 9. Heit 


34 Embrik Strand: 


Gen. Misumena Latr. 1804. 


Misumena tricuspidata (Fabr.) 1775. 

Ein & von Frankfurt (v. Heyden) ak ‚„Thomisus furcatus 
(Walck.)“. 
Misumena calycina (L.) 1758. 

2 Ex.: Niedernhausen (A. Knoblauch); 1 2: Pontresina, 
Schweiz, 2200 m (K. Kullmann); 1 ? subad.: Frankfurt (Römer). 


Gen. Pistius Sim. 1875. 
Pistius truncatus (Pall.) 1772. 
Exemplare von Frankfurt (v. Heyden) als ,Thomisus 
iruncatus (Walck.).“ 


Gen. Thomisus Walck. 1805. 
Thomisus albus (Gmel.) 1778. 

19 Agua manza, Teneriffa (Grenacher u. Noll) (C. Kch. matt. 
det. wahrsch.!); 1 Ceph.: Frankfurt (v. Heyden); 23: Las Palmas 
u. Canaren (v. Fritsch&Rein) (C. Kch. matt. als Th. diadema det.). 
2 'Ex.: Palermo (C. Hirsch). 


Gen. Synaema Sim. 1864. 
Synaema globosum (Fabr.) 1775. 
Ein Ex.: Frankfurt (Reuss), eins von Chios(Pauli); Mazaghan, 
1 Q (v. Fritsch, Rein). 


Gen. Philodromus Walck. 1825. 
Philodromus levides (L.) 1758. 

Frankfurt (v. Heyden), auch die var. tigrinus (De Geer) 1778. 
Philodromus aureolus (Ol.) 1789. 

Je ein @ von Lennewaden in Livland und von Neuenahr in 
der Rheinprovinz (v. H.). 

Philodromus Ppoecilus Th. 1872. 

Ein Pärchen aus Odenwald (Wider), zusammen mit levipes 
als ‚‚tigrinus‘‘ etikettiert, möchte ich für diese Art halten. Die 
seitliche Abbildung vom Tibialfortsatze in Bösenbergs,, Spinnen 
Deutschlands“ ist ganz unrichtig; derselbe bildet in der Tat eine 
breite, am Ende etwa quergeschnittene und leicht ausgerandete, 
vom Gliede wenig abstehende Platte. Epigyne weicht von der 
Abbildung Bösenbergs Il. c. dadurch ab, daß das Septum hinten 
als ein hellerer, scharf markierter, drejieckiger Längsfleck erscheint, 
die Mitte des Genitalfeldes ist kaum heller als die Seiten und vorn 
liegen zwei große, rötliche, unter sich weit entfernte Samentaschen. 
Oberseite bei beiden Geschlechtern fast einfarbig grauweiß; Ab- 
domen in der vorderen Hälfte mit breiten braunen Seitenbinden. 
Philodromus tollinus C. L. K. 1835. 

Ein 2 von Niedernhausen, Mai 1901 (A. Knoblauch). 


Gen. Thanatus C. L. K. 1837. 
Thanatus notatus (Reuss) 1834 (Type!). 
Ein @ aus Tor in Arabien (Rüppell 1827). Von Reuss als 


Syst.-faun, Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 35 


„Drassus notatus‘‘ beschrieben. 


Totallänge 8.5 mm, Cephal. 3 mm lang, 2.85 mm breit, Abd. 
5 mm 1., 3.5 mm breit. Beine: I Fem. 3.2, Pat. + Tib. 4, Met. + 
Tars. 3.5 mm; II bezw. 3.6, 4.5, 4 mm; III bezw. 3, 3.2, 3.2 mm; 
IV. bezw. 3.5, 4, 3.7 mm. Totallänge: I 10.7; II 12.1; III 9.4; 
IV 11.2 mm. Also II, IV, I, III. — Tibien I—II unten 2.2.2, an 
beiden Seiten 1.1 oder 1.1.1, oben in der Endhältfte 1; jedenfalls 
die Hinterseite der Patellen III—IV mit 1Stachel; Metatarsen I—II 
unten Basis und Mitte je 2 starke Stacheln, vielleicht sind kleinere 
End- oder Lateralstacheln vorhanden gewesen, III—-IV wie 
I—II sowie 1.1 starke Lateralstacheln. Die mangelhafte Erhaltung 
des alten Exemplares gestattet keine ganz genaue Angaben über 
die Bestachelung. — Hintere S. A. ein klein wenig größer als ihre 
M. A. Vordere M. A. unter sich um 11, von den S. A. um den 
einfachen Durchmesser entfernt. Clypeus reichlich so hoch als 
das mittlere Augenfeld lang; dies wenig länger als hinten breit. — 
Lippenteil nicht ‚„halbkreisförmig‘, aber doch wenig länger als 
breit. — Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein hell bräunlichgelbes, 
fast halbkreisförmiges, vorn quergeschnittenes und leicht dreieckig 
ausgerandetes Feld von der Breite des Lippenteiles; von den Ecken 
der vorderen Ausrandung ziehen zwei schmale, undeutliche, 
braune, nach hinten konvergierende, aber nicht zusammenstoßende 
Längslinien; der Rand schmal dunkler. Trocken gesehen erscheint 
sie als eine kleine Grube von der beschriebenen Form, die vorn 
zwei niedrige, nach hinten leicht konvergierende Längshügelchen 
zeigt. 
Thanatus vulgarıs Sim. 1870. 

1 2 von Passo-atto auf Teneriffa (Grenacher, Noll). 


Gen. Eusparassus Sim. 1903. 
Eusparassus argelasius (Latr.) 1818. 


Ein unreifes 2 von Casa blanca, zwei reife von Mtuga (v. 
Fritsch, Rein). Von CE. Koch matt. als Ocypete Fritschi n. sp. 
beschrieben. Durch die beiden hellen Flecke jederseits des Herz- 
streifens von der Hauptform, wie diese von Simon beschrieben 
wird, verschieden; zwei Paare solcher Flecke kommen aber recht 
häufig (so z. B. bei der Form argelasius maxıimus Strand) vor. Bauch 
nur beim einen Exemplar mit dunklerer und zwar breit geteilter 
Mittellängsbinde. Ob der Name Fritschi C. K. vielleicht als Varietäts- 
benennung beibehalten werden könnte, kann ich im Augenblicke 
wegen Mangels an Vergleichsmaterial nicht beurteilen. — Die 
Körperdimensionen stimmen mit den von Simon in ‚„Sparassidae 
d’Europe‘ (1874) angegebenen: Cephal. 9 mm lang, 7.8 mm breit, 
Abd. 10 mm lang, 9 mm breit, aber die Länge der Beine ist ein wenig 
abweichend: I Fem. 9, Pat. + Tib. 11, Met. + Tars. 11 mm; 
II bezw. 10, 12, 12 mm; III bezw. 9, 10.5, 10 mm; IV bezw. 10, 
11.5, 12 mm. Totallänge: I 31, II 34, III 29.5, IV 33.5 mm. Also 
II, IV, I, III. Vordere M. A. in der Tat ein klein wenig größer als 


3* 9. Heit 


36 | Embrik Strand: 


ihre S. A. und die Reihe ganz schwach recurva; die Entfernung der 
'M. A. vom Clypeusrande etwa gleich ihrem Durchmesser, die der 
S. A. ein wenig größer. 
Eusbarassus tersa (C. L. K.) 1837. 

Ein getrocknetes und schlecht erhaltenes @ von Chios (Dr. 
Pauli), gehört wahrscheinlich dieser Art an. Epigyne hat die größte 
Ähnlichkeit mit derjenigen von Eusp. argelasius. 


Gen. Mierommata Latr. 1804. 
Micrommalta viridissima (D. G.) 1778. 

Ein & subad. Niedernhausen (Knoblauch) und eins von 
Frankfurt (Römer). — 1 2 Frankfurt als ‚Pholcus phalangioides 
(Walck.)“ (sic!). 

Gen. Anyphaena Sund. 1833. 
Anyphaena accentwata (Walck.) 1802. 


1 Ex. aus Frankfurt (v. Heyden). — 2 Ex. aus Lennewaden, 

Livland (v. Heyden ded.). 
Gen. Clubiona Latr. 1804. 

Clubiona caevulescens L. K. 1867. 

Ein 9 aus Frankfurt (v. Heyden) als ‚Club. holosericea L.“‘, 
zus. mit 1 & von Coelotes terrestris Wid. - 

Anm. ‚Clubiona grisea L. K.“ (von Bonn) in v. Heydens 
Verzeichnis ist Cl. stagnatilis Kulcz. 1897. 


Gen. Heteropoda Latr. 1804. 
Heteropoda venatoria (L.) 1758. 
1 2 aus Tanger (Kobelt). 
Heteropoda civilis (Reuss) 1834. 

Von Reuss als Drassus civiis nach einem von Rüppell aus 
Tor in Arabien mitgebrachten unreifen 2 beschrieben. 

Q subad. Bestachelung: Alle Femoren oben median und sub- 
apikal je 1, I vorn 1.1.1.1 in gebogener Reihe, hinten 1.1.1, II—III 
vorn und hinten je 1.1.1, IV vorn 1.1.1, hinten subapikal 1; die 
Patellen scheinen nur 1 Stachel oder Borste an der Spitze gehabt 
zu haben; alle Tibien unten 2.2 (subbasal und submedian), vorn 
und hinten je 1.1; alle Metatarsen in der Basalhälfte unten 2.2, 
vorn und hinten je 1.1, von denen die unteren so lang sind, daß die 
Spitze der basalen die Basis der medianen erreicht oder überragt, 
jedenfalls an IV sind an der Spitze noch jederseits 2 kleinere 
Stacheln vorhanden gewesen. Femoralglied der Palpen nahe der 
Spitze oben 1.2, vorn und hinten je 1, Patell. hinten 1, Tibial. 
nahe der Basis innen 2, oben und außen je 1, Tarsal. innen 2.1, 
außen 1.1 Stacheln. — Cephalothorax wenig länger als breit 
(bezw. 7 und 6.5 mm). — Hintere Augenreihe ganz schwach 
recurva; die M. A. wenig kleiner, aber die S. A. stark vorstehend 
und daher größer erscheinend als sie in der Tat sind, die M. A. 
unter sich um reichlich ihren Durchmesser, von den S. A. um noch 
ein klein wenig weiter entfernt. Vordere Reihe so viel kürzer, daß 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 37 


zwei die vorderen S. A. außen tangierende Parallelen die hinteren 
S. A. innen tangieren würden; die M. A. kleiner, auch ein klein 
wenig kleiner als die hinteren M. A., unter sich um ihren Radius, 
von den S. A. nur halb so weit entfernt; letztere vom Clypeusrande 
um ihren 1%, Durchmesser, von den hinteren, etwa gleichgroßen 
S. A. um reichlich 23 des Durchmessers entfernt. — Am unteren 
Falzrande 3 nahe der Klaueneinlenkung und nahe beisammen- 
stehende Zähne, von denen die beiden äußeren gleichgroß und 
scharf konisch sind, der innere viel kleiner; am oberen (vorderen) 
Rande 2, von denen der äußere größer ist und gegenüber dem inneren 
der unteren steht. — Epigyne, die nicht reif ist, erscheint als eine 
im leicht gewölbten Epigaster eingedrückte, feine, seichte Längs- 
linie, die sich am Hinterrande zu einer kleinen, halbkreisförmigen, 
hinten offenen Einsenkung erweitert und sich nach vorn in zwei 
schwach divergierende Linien spaltet; die ganze Länge etwa gleich 
der Breite der Coxen IV. — Länge der Beine: I Fem. 7.5, Pat. + 
- Tib. 9.5, Met. + Tars. 10 mm; II bezw. 9, 11, 10 mm; III bezw. 
7.5, 9.5, 9.5 mm; IV. bezw. 9, 10, 10 mm. Totallänge: I 27 mm, 
II 30, III 26.5, IV 29 mm. Pat. + Tib. der Palpen gleich dem 
Tarsalgliede (3.4 mm). Mandibeln 3 mm lang, beide zusammen 
3.5 mm breit. 


Fam. Agelenidae. 


Gen. Argyroneta Latr. 1804. 
Argyroneta aquatica (L.) 1758. 
1 2 von Kuhkopf (Wolf). 


Gen. Textrix Sund. 1833. 
Textrix denticulata (Ol.) 1789. 
1 3 von Feldberg, Taunus (v. Heyden). 


N Gen. Tegenaria Latr. 1804. 
Tegenaria parietina (Fourcr.) 1785. 

1 2 aus Süd-Spanien (Hans Simon ded.). — 3 8 etik.: 
Nisib Anatoliae (Fischer, per Schneider, 1840). — Ein & aus 
Michele di Deme (ob bei Rovigno?) (Winter). 

C. Koch matt., der zwei vorliegende kanarische Exem- 
plare ials ‚Delena canariensis Luc.‘‘ erwähnt, gibt an, es seien: 
„‚l Weibch., groß“ und ‚1 Männch., schlanker‘ und in Überein- 
stimmung damit war auch das Glas etikettiert „SQ“. In der Tat 
sind aber beide Exemplare 99, ein neuer Beweis, wie wertlos 
C. Kochs ‚‚Arbeit‘“ über kanarische Spinnen ist. — Das eine Ex. 
stimmt in Dimensionen mit den von Simon in „Arachn. d. France“ 
als Maximumsgröße angegebenen Dimensionen, aber von Epigyne 
ist dennoch nichts zusehen, was vielleicht teils durch die wenig gute 
Erhaltung des Exemplares und teils dadurch, daß Abdomen 
(anscheinend) stark (durch Eier ?) aufgetrieben ist, bedingt ist. Das 
andere Exemplar (Kochs $!) ist ohne Zweifel unreif. 


9. Heft 


38 Embrik Strand: 


Tegenaria Derhami (Scop.) 1763. 

12 + unr. aus Niedernhausen (Knoblauch). 
Tegenaria atrica C. L. K. 1843. 

121 d& ohne Lokalität. —1Q Frankfurt (Reuss, 1832). — 1 2 
Frankfurt im Museum. — 1 9 Mainkur (Römer). — 18 -+ unr. 22 
Niedernhausen (Knoblauch). — 2 22 von Feldberg. 
Tegenaria ferruginea (Panz.) 1804. 

1 2 Neuenahr, Rheinprovinz (v. Heyden). 


Gen. Agelena Walck. 1805. 
Agelena labyrinthica (L.) 1758. 
Mehrere Ex. aus Niedernhausen im Taunus (Knoblauch). 


Gen. Cieurina Menge 1869. 


Cicurina cinerea (Panz.) 1793. 
1 2 aus der Hardt in der Pfalz (Wolf). — 1 2 Pontresina, 
Schweiz, 2200 m (K. Kullmann). 


Gen. Coelotes Bl. 1841. 
Coelotes terrestris (Wid.) 1834. 

8 9221 & (sowie unreife, unsichere Ex.) aus Niedernhausen im 
Taunus (Knoblauch). — 3 29 aus der Hardt (Wolf). — 3 2? von 
Feldberg. — 4 2% Frankfurt (Römer). 

Coelotes inermis L. K. 1855. 
2 92 aus Niedernhausen im Taunus (Knoblauch). 


Fam. Pisauridae. 


Gen. Pisaura Sim. 1885. 
Pisaura rufofasciata (D. G.) 1778. 

1 2 mit Jungen und Nest (Nr. 1a): Niedernhausen (Taunus), 
VI1.01(Knoblauch). —Die Jungen von2 mm Längesind im Grunde 
hell bräunlichgelb mit braunen Zeichnungen, ähnlich den Alten; 
der helle Mittellängsstreif des Cephal. breiter als bei letzteren, 
Mand. und Extremitäten blaßgelb bis weißlich, Längsstreifen des 
Sternum und des Bauches scharf hervortretend. Zeichnung der 
Jungen sehr wenig variierend. Noch 1 2 (Nr. 1) mit Nest ebenda. 
— Ferner: Viele Ex. ohne Lokal., mehrere unreife Exempl. aus 
Rovigno (F. Winter); 3 unr. Ex. Frankfurt (v. Heyden); viele 
Ex. Odenwald (Wider); 1 2 Frankfurt (Römer). 

Pisaura rufofasciata maderiana Kulcz. 1899. 

Zwei wenig gut erhaltene 92 (als ‚„Dolomedes insignis Luc.“ 
etik.) von Passo-atto auf Teneriffa (Grenacher, Noll) möchte ich, 
wie angegeben, identifizieren. 

Gen. Dolomedes Latr. 1804. 
Dolomedes limbatus Hahn 1831. 
1 2 Frankfurt (Römer). 
Dolomedes fimbriatus (L.) 1758. 

Viele unreife, schlecht erhaltene und lokalitätslose Exemplare 
gehören wahrscheinlich zu dieser Art. — 1 ? subad. von Bensheimer 
Hof, XI. 05 (E. Wolf). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 39 


Dolomedes 14-dunctatus (Schrk.) 1802 (Plantarius Cl.). 
Einige unreife und lokalitätslose Exemplare scheinen dieser 
Art anzugehören. 


Fam. Lyeosidae. 


Gen. Tarentula Sund. 1833. 
Tarentula obscura (Ol.) 1789 (trabalis Cl.). 
1 2 von Feldberg (E. Wolf). 
Tarentula inquilina (Ol.) 1789. 

1 2 aus Frankfurt (v. Heyden) als ‚„Lyc. allodroma Walck.“. 
Tarentula cinerea (Fabr.) 1793. 

12 +2 unr.Ex. ausLivland (?; istetikett.:,,Lettus mar. baltic.‘“, 
soweit ich es lesen kann) (v. Heyden ded.), mit dem Manuskript- 
namen ‚‚Lycosa melanostoma Reuss‘‘; ein & unter demselben Namen 
von Frankfurt (Reuss). 


Tarentula robusta (Sim.) 1876. 

Ein schlecht erhaltenes, fragliches 2 von Frankfurt (Reuss) 
als „„Lyc. agretyca Walck.‘ etikettiert. 
Tarentula terricola (Th.) 1856. 

2 92 von Niedernhausen (Taunus) (A. Knoblauch). — Mehrere 
Exemplare ohne Lokal. 

Tarentula ruricola (D. G.) 1778. 

dQvon Frankfurt (Römer). — 23312 ausRovigno (F.Winter) 
— 1 d ohne Lokal. 

Tarentula nemoralis (Westr.) 1861. 

1 Qaus der Hardt (Wolf). —3 dd aus Niedernhausen (Knob- 
lauch) (Nr. 24). 

Tarentula singoriensis (Laxm.) 1770. | 

1 2 aus Südrußland (die genauere Lokalitätsangabe scheint 
„Gousshibealsel‘ zu sein) (Gödecker ded.). 

Tarentula radiata (Latr.) 1817. 

1 2 aus Lugano, wahrscheinlich am M. Salvadore ges. (Dr. 
Edinger). — 1 $ aus Rovigno (F. Römer). Dabei Junge von 
2—3 mm Länge; diese sind oben der Hauptsa&he nach wie die 
Alten gezeichnet, aber im Grunde heller gefärbt, die Rückenbinde 
ziemlich verwischt, die Randbinden dagegen heller und schärfer 
markiert, oben mit ganz geradem Rande; der Seitenrand mit scharf 
markierten schwarzen Flecken; das Augenfeld, mit Ausnahme des 
Zwischenraumes der Augen III, tiefschwarz; Abdomen gelblich, 
oben vorn mit einem durch dunklere Begrenzung angedeuteten 
Lanzettstreif und einigen das Rückenfeld begrenzenden, dunklen, 
undeutlichen Fleckchen. Extremitäten und die ganze Körper- 
unterseite einfarbig hellgelb. 

Tarentula ferox (H. Luc.) 1844 (aguila Bös. 1894). 

Ein $ aus Orotava, dasselbe das von C. Koch matt. in seiner 
Arbeit über kanarische Spinnen als Lycosa ferox (Luc.) besprochen 
wird; es ist nicht, wie von C. Koch angegeben, unreif. Die Be- 
stimmung ist ziemlich fraglich, denn die Beschreibung von Lucas 


9, Heti 


40 Embrik Strand: - 


ist ungenügend und bezieht sich (nach der Figur zu urteilen; in der 
Beschreibung findet sich keine Geschlechtsangabe) wohl auf das 9; 
auch hat Lucas keine genauere Lokalitätsangabe als ‚‚iles Canaries‘“. 
— Ein Synonym von T. ferox wird wohl Tyochosa aquila Bös., 
ebenfalls nur als ? bekannt, sein; weitere fragliche Synonyme sind 
Trochosa xylina Sim. 1870 (non €. L. K.) und Lycosa andalusiaca 
Sim. 1876. 

Färbung und Zeichnung wie bei aguila Bös., jedoch die hellen 
Seitenbinden des Cephalothorax breiter (so breit als % Pat. IV 
lang) als die Rückenbinde, jedenfalls in der Mitte, ist und sich bis 
zum schmal schwarzen Rande erstreckend, oben weniger deutlich 
gezackt und, ebenso wie die Rückenbinde, weiß behaart. Abdomen 
oben hellgraulich mit rostgelblichem Anflug und einem etwa bis 
zur Mitte reichenden, hinten stark zugespitzten, rostbräunlichen, 
schmal schwarz und undeutlich begrenzten Herzstreif, der am 
Rande, von der Basis in einer Entfernung gleich der Länge der 
Patellen IV, jederseits einen runden, schwarzen Fleck hat (die 
auch an der Figur Bösenbergs zu erkennen sind); hinter diesen 
beiden ein dritter, weniger deutlicher Fleck, so daß die von Lucas 
erwähnten ‚trois points noirs“ sich erkennen lassen. Das Dorsal- 
feld vorn deutlich von den schwarzen Seiten abgesetzt, hinten ohne 
Grenze in die schwarzgraulichen Seiten übergehend. Extremitäten 
hell bräunlichgelb, an der Unterseite der Femoren am hellsten, 
gegen die Spitze, insbesondere an I—II stark gerötet; gelbliche 
Scopula an I—II an den Tarsen und Metatarsen, sowie aber 
dünner an der Spitze der Tibien, an III—IV weniger dicht und nur 
(III) oder kaum die Basis der Metatarsen erreichend. — Patellar- 
glied der Palpen parallelseitig, fast doppelt so lang als breit, etwa 
so lang als das gegen die Spitze fast unmerklich erweiterte, ganz 
unbewehrte Tibialglied; Tarsalglied so lang als Tibial- + 24 des 
Patellargliedes, in der Basalhälfte unbedeutend breiter als das 
Tibialglied, gegen die Spitze allmählich und schwach verschmälert, 
die Spitze der Lamina tarsalis etwa so lang als Bulbus und unten 
abstehend aber nicht lang behaart. Bulbus zeigt von außen ge- 
sehen in der Mitte nahe dem Außenrande einen kurzen, scharf 
konisch zugespitzten, senkrecht gestellten Fortsatz und unmittel- 
‘ bar hinter diesem einen kleinen, wenig auffallenden, vorn quer- 
geschnittenen Hügel. — Totallänge 15 mm. Cephal. ca. 9 mm lang, 
6.5 mm breit. Abd. 7 mm lang, 5 mm breit. Beine I: Fem. 7.5, 
Pat. + Tib. 10, Met. + Tars. 10 mm; II bezw. 7, 9, 9 mm; IH 
bezw. 6.5, 8, 10 mm; IV bezw. 8, 10, 14 mm. Totallänge: I 27.5, 
II 25, III 24.5, IV 32 mm. Also IV, I, II, III. 

Gegen die Zugehörigkeit zu Tr. aquila Bös. würde Sprechen, 
daß das 2 der letzteren Art kleiner als unser & zu sein scheint. 
Sollte unsere Art neusein, so mögesie T. ferocellam. genannt werden. 
Tarentula gracilis Bös. 1894 (orotavensis Strand). 

Ein 2 von Orotava, von C. Koch matt. als Lycosa fuscibes 
C.L.K. bestimmt und erwähnt. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 41 


Epigyne (anscheinend nach der Eiablage) erscheint trocken 
gesehen als eine kleine, rötlichbraune, am Hinterrande schwärz- 
liche, abgerundet viereckige, etwa so lange als breite (ca. ), mm), 
von Haaren teilweise verdeckte, seichte Grube von dem am häu- 
figsten Tarentula-Typus: vorn und an den Seiten von einem 
erhöhten Rand umgeben, der vorn mitten sich als ein Längsseptum 
nach hinten verlängert und an den Seiten in und hinter der Mitte 
etwas verdickt und nach innen konvex gebogen ist; das Längs- 
septum ist in der Mitte sehr fein und schwer zu sehen, erweitert 
sich aber hinten zu einem ziemlich dicken, gestreiften Querseptum, 
das die Hinterwand der Grube bildet und durch je eine schmale 
Furche von den Enden des Seitenrandes getrennt wird; innerhalb 
des letzteren scheint jederseits noch ein sehr feines Längsseptum 
vorhanden zu sein. — In Flüssigkeit erscheint sie wie ein rötlich- 
brauner, abgerundet rhombischer Flecken ähnlich Bösenbergs 
Figur seiner Tarentula gracilis. 

Von der Beschreibung letzterer Art durch erheblichere Größe 
sowie folgendes abweichend: Sternum mit allerdings nur in der 
vorderen Hälfte deutlichem, hellerem Keilflecken, Lippenteil 
größtenteils schwärzlich, viel dunkler als die Maxillen, Femoren 
mit 2 oder 3 wenig deutlichen, olivengraulichen Ringen, an den Tibien 
eine schwache Andeutung zweier dunklerer Ringe, an den Meta- 
tarsen gar keine; Tarsen bräunlichgelb wie der Grund der üb- 
rigen Glieder. Palpen nur am Femoralgliede mit Andeutung 
dunklerer Ringe. — Totallänge 11.5 mm. Cephal. 5.5 mm l., 4 mm 
breit, vorn ca. 2.5 mm breit. Abdomen 6.5 mm l., 4 mm breit. 
Beine: I Fem. 4, Pat. + Tib. 5, Met. 2.8, Tars. 2 mm; II bezw. 
3.8, 4.2, 2.8, 1.9 mm; III bezw. 3.6, 4, 3.2, 1.3 mm; IV bezw. 4.5, 
5.5, 4.5, 2.2 mm. Totallänge: I 13.8, II 12.7, III 12.6 ‚IV 16.7 mm. 
Vordere Augenreihe kürzer als die zweite, fast unmerklich procurva, 
die M. A. ein klein wenig größer. — Am unteren Falzrande zwei 
Zähne. 

Ob die Art mit Tar. gracilis Bös. identisch ist, bleibt fraglich. 
Eventuell möge sie Tar. orotavensis m. genannt werden. 


Tarentula hispanica Dufouri Sim. 1876. 

Es liegen 2 Weibchen aus Süd-Spanien (H. Simon ded.)vor, die 
gewissermaßen in der Mitte zwischen Tar. hispanica Walck. und 
Tar. Dufouri Sim. stehen und daher die Artrechte letzterer Form 
in Frage stellen. Da ich nur die eine der beiden Formen in natura 
kenne, möchte ich sie nicht ganz vereinigen, trotzdem es mir dazu 
Grund zu sein scheint. — Epigyne und Augenstellung stimmen am 
besten mit Tar. Dufouri, aber Pat. + Tib. IV deutlich kürzer als 
Cephalothorax, letzterer mit zwar wenig deutlichen, aber doch 
erkennbaren Seitenbinden, Sternum einfarbig schwarz und Ab- 
domen oben mit schwarzer Mittellängszeichnung, Coxen einfarbig, 
von den schwarzen Flecken an der Unterseite der Tibien ist der 
basale meistens so groß oder ein wenig größer als der weiße Mittel- 
fleck. — In demselben Glas fanden sich Junge einer Tarentula, 


9. Heft 


49 Embrik Strand: 


die 2.5 mm lang waren, am Abdomen oben wie die Alten gezeichnet, 
am Cephalothorax dagegen mit deutlicher, hellerer Mittellängsbinde, 
Sternum schwarzbraun, Bauch heller braun, Extremitäten hell 
bräunlichgelb, an Femoren und Tibien je zwei dunkle, auch oben 
erkennbare Ringe. Ob diese Jungen aber der Tar. hisp. Dufouri 
angehörten, kann fraglich sein. 

Tarentula cuneata (Sund.) 1833. 

1 2 Frankfurt (v. Heyden), als ‚„Lycosa vorax Walck.“. 
Tarentula striatipes (Dol.) 1852. | 

1 3 Frankfurt (v. Heyden). 

Gen. Pirata Sund. 1833. 
Pirata Knorri (Scop.) 1763. 

2 22 aus Köppern-Tal im Taunus (Dr. E. Wolf). — 1 2 Pon- 
tresina, Schweiz, 2200 m (K. Kullmann). 

Gen. Lycosa Latr. 1804 (Pardosa aut.). 
Lycosa annulata Th. 1872. 

Ein $ aus Frankfurt (v. Heyden) unter dem M.-S.-Namen 
„Lye. rufibes Reuss“. — Zwei 22 von Niedernhausen (Knob- 
lauch). — Bösenbergs Figur der Epigyne dieser Art weicht von 
derjenigen vorliegender Exemplare so sehr ab, daß ich seine 
„annulata‘“ für fraglich bestimmt halten möchte; die Figur der 
Epigyne von Lyc. furva Bös. stimmt fast ebenso gut mit meinen 
Exemplaren und es ist auch in der Beschreibung nichts, das aus- 
schließt, daß Lyc.furva Bös. ein Synonym von annulata sein könnte. — 
Die ausgezeichnete Figurin Kulczynski: Aran. Hung., macht es 
ziemlich leicht, annulata von verwandten Arten zu unterscheiden. 


Lycosa mtugensis Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 6. 

Ein $ von Mtuga (Nord-Afrika) (v. Fritsch, Rein). Von 
C.Kochmatt. als ,‚Lycosa sylvicolaLuc.‘' bestimmt und ausMazaghan 
angegeben. 

Totallänge 6 mm. Cephal. 3 mm 1., 2.3 mm breit. Abdomen 
3.2 mm ]., 2.3 mm br. Pat. + Tib..I 3, IV. 3.7 mm, Meer 
3.8 mm lang. — Tibialglied reichlich so lang, aber nicht so dick 
wie das Patellarglied, etwa doppelt so lang wie dick, an beidenEnden 
gerundet, sparsam und nicht lang abstehend behaart, ohne irgend- 
welchen Fortsatz. Patellarglied etwa 4, mal länger als in der Mitte 
breit und etwa so breit als das Femoralglied am Ende, wo dasselbe 
leicht verdickt ist. Tarsalglied kaum ganz so lang als die beiden 
vorhergehenden zusammen, von oben gesehen fast ellipsenförmig, 
in der Basalhälfte nur wenig verbreitert und daselbst nur wenig 
breiter als das Tibialglied und sehr wenig breiter als das Patellar- 
glied, die größte Breite am Ende des basalen Drittels, von da 
gegen die stumpfe Spitze allmählich und schwach verjüngt. Bulbus 
etwa nur bis zur Mitte der Lamina tarsalis reichend; an der Basis 
einen schwachen, sanft gerundeten Hügel bildend "und daselbst 
im Profil eine ganz kurze Ecke zeigend, vor dieser (im Profil) aus- 
gehöhlt mit einem kleinen runden Höcker, die Oberseite in der Basal- 
hälfte leicht gewölbt, in der Endhälfte der Länge nach fast gerade. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 43 


Metat. und Tarsus I zylindrisch, ohne besondere (plumose) 
Behaarung. Metat. II wie I behaart. Palpen ohne weiße, wohl 
aber in der Endhälfte des Tarsalgliedes mit graulicher Behaarung. 


Cephalothorax mit drei schmalen, ziemlich gleichbreiten, 
scharf markierten, regelmäßigen hellen Längsbinden, von denen 
die mittlere vorn scharf und auch hinten zugespitzt ist und nur 
bis zur Kopfplatte reicht; die Seitenbinden vom Rande um etwa 
ihre eigne Breite getrennt, und sie enden vorn stumpf, ohne sich auf 
die Seiten des Kopfteiles fortzusetzen. Sternum braun, mitten 
schmal und undeutlich heller. Beine braungelb, an den Femoren 
Andeutung dunklerer Ringe. Abdominalrücken vorn mit einem 
etwa bis zur Mitte reichenden, undeutlich helleren, schmal schwarz 
begrenzten, wenig stark zugespitzt endenden Lanzettstreifen und 
hinter diesem undeutlich helleren Querstreifen oder Querflecken. 
Sonst die ganze Oberseite des Körpers braun, der Bauch heller, 
einfarbig, das Augenfeld schwarz. Palpen am Ende des Femoral- 
und Tarsalgliedes ein wenig heller. Epigaster mit kleinem, braunem, 
epigyneähnlichem Mittelfleck. Mandibeln hellbraun mit undeutlich 
hellerer Spitze. — Beine lang und dünn, reichlich mit langen feinen 
Stacheln besetzt. 


Lycosa pullata (Ol.) 1789. 

Ein 2 aus Köppern-Tal im Taunus (Wolf). 
Lycosa lugubris (Walck.) 1802. 

1 d ausder Hardt (Wolf). — Bösenberg beschreibt die Beine 
auch des d als geringelt, was aber jedenfalls meistens gar nicht der 
Fall ist; die Femoren sind bekanntermaßen schwarz mit gelblicher 
Spitze, die anderen Glieder einfarbig gelblich oder bräunlichgelb; 
ebenso ist die Beschreibung der Palpen als „schwarzbraun oder 
schwarz‘ nicht richtig, indem das Tarsalglied oben mit Ausnahme 
der äußersten Spitze und (immer?) eines schmalen Basalrandes 
gelblich, meistens sogar ganz abstechend hell ist. — 3 + 492% von 
Niedernhausen im Taunus (Knoblauch) (darunter Nr. 3). 
Lycosa saccata (L.) 1758. 

Drei 2? und ein $ aus Köppern-Tal im Taunus (E. Wolf); 
3 92 subad. Feldberg (Wolf); mehrere 22 von Niedernhausen 
(A. Knoblauch); fragliches 2 von Kuhkopf (Wolf). 

Lycosa cursoria C. L. K. 1848. 
g von Pontresina, Schweiz, 2200 m (K. Kullmann). 


Fam. Oxyopidae. 


Gen. Oxyopes Latr. 1804. 
Oxyopes ramosus (Panz.) 1804. 
2 Ex. aus Frankfurt (v. Heyden). 
Oxyopes heterophthalmus (Latr.) 1804. 
Ein 2 von Mtuga (zwischen Mogador und Marokko), von 
C.Kochmatt.als,,Sphasus algerianus(Walck.)‘“ publiziert, von ihm als 
„Sphasus variegatus Latr.‘‘ etikettiert. 


9. Heft 


AA Embrik Strand: 


Fam. Saltieidae. 


Gen. Aelurillus Sim. 1884. 
Aelurillus insignitus (Ol.) 1789. 

1 d aus der Hardt (E. Wolf). 

Gen. Menemerus Sim. 1868. 
Menemerus semilimbatus (Hahn) 1831. 

3 99 aus Orotava (Grenacher u. Noll). VonC. Koch matt. als 
„Attus melanognathus Luc.‘“ bestimmt und auch unrichtig als 2 22 
1 8 angegeben. 

Menemerus bivittatus (Duf.) 1831. 

1 $ aus Aegypten (Rüppell), als ‚„Salticus caudatus Reuss‘“, 
sowie mehrere 99, als ‚‚Saltic. furcatus Reuss‘‘ bezeichnet; letztere 
schlecht erhalten, aber von mir wahrscheinlich richtig bestimmt. 

Gen. Hasarius Sim. 1871. 
Hasarius Adansoni (Aud. et Sav.) 1825 —27. 
1 2 aus Orotava (Grenacher und Noll), als ‚„Attus capito 
Eue® 
Gen. Evarcha Sim. 1902. 
Evarcha jucunda (H. Luc.) 1842. 
1 & + unr. 22 aus Rovigno (F. Winter). 
Evarcha Blancardi (Scp.) 1763. 
2 22 aus Frankfurt (v. Heyden), als ‚‚Salticus pubescens Fabr.‘ 
Gen. Philaeus Th. 1870. \ 
Philaeus chrysops (Poda) 1761. 

Ein $ zusammen mit d& von Eresus niger (Pet.) in Pahia, 
Griechenland, von L. Edinger gesammelt. Das Zusammensein 
dieser ähnlich gefärbten Tiere dürfte nicht nur eine Zufällig- 
keit sein. 

Gen. Pellenes Sim. 1876. 


Pellenes tribunctatus (Walck.) 1802. 
Zwei unreife Ex. von Frankfurt (v. Heyden). 


Pellenes nigrociliatus (L. K.) 1874. 
Ein unreifes Ex. von Rovigno (F. Winter). 
Gen. Sittieus Sim. 1901. 


Sitticus rupicola (C. L. K.) 1837. 
1 2 aus Lauterbach, Oberhessen (v. Heyden). 


Sitticus Dubescens (Fabr.) 1775. 
1 2 Falkenstein (v. Heyden). 
Gen. Plexippus C. L. K. 1850. 


Plexibpus Paykulli (Aud. et Sav.) 1825—27. 
Viele Ex. aus Aegypten (Rüppell). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 45 


II. AFRIKANISCHE ARTEN. 


Fam. Avieculariidae. 


Gen. Truetieus Strand 1907. 


Tructicus typicus Strand 1907. 

1 & Nossib& (Stumpff). 

& Lippenteil unbewehrt. Palpencoxen mit: je einer Spinule 
kurz vor der Mitte des Basalrandes. Nur zwei Spinnwarzen, deren 
Mittelglied nur etwa halb so lang als das Basalglied ist. — Mit 
meiner Diagnose im „Zoolog. Anzeiger‘ 1907 übereinstimmend. 


Tructicus abnormis Strand n. sp. 

1 2 Madagaskar (Stumpff). 

Q Tarsalkrallen in der Mitte stark gekrümmt, im Endviertel 
gerade, gänzlich ungezähnt, stark seitlich zusammengedrückt, von 
der Seite gesehen gegen die scharfe Spitze allmählich zugespitzt, 
in den dichten Faszikeln völlig versteckt. 


Simons Bestimmungstabelle 1903 führt auf Diplothele, mit 
der Ausnahme, daß die vorderen Metatarsen ein wenig länger als 
ihreTarsen sind und dieRückengrubenicht gutals „valde procurva‘“ 
bezeichnet werden kann. Ferner ist das Augenfeld deutlich breiter 
als lang, die beiden Vorderaugen unter sich um mindestens ihren 
Durchmesser entfernt, die vier Vorderaugen in Größe kaum 
verschieden, Spinulen an der Basis der Palpencoxen entweder 
sehr klein oder gänzlich fehlend und zwar scheint an der einen Seite 
eine Spinule vorhanden zu sein und unter dem Mikroskop kom- 
men weitere, ganz undeutliche Spinulen zum Vorschein (an dem vor- 
liegenden Ex. vielleicht abgerieben!), Beine III—IV gänzlich unsco- 
puliert; Mamillen an der Basis unter sich um fast die halbe Breite des 
Basalgliedes getrennt, letzteres und das Mittelglied etwa gleich lang. 
Alle Scopulen breit geteilt. 


Cephalothorax mit Mandibeln 14.5, ohne 11 mm lang, die 
größte Breite 8 mm, vorn 6 mm breit. Mandibeln 6 mm lang, beide 
zusammen 5 mm breit. Die Entfernung der Rückengrube vom 
Augenhügel 6 mm. Abdomen 13 mm lang, 8 mm breit. — Beine: 
I Femur 6, Pat. 4.5, Tib. 4, Metat. + Tars. 5 mm; II bezw. 5.5, 
4.5, 3.2,5 mm; III bezw. 5.2, 3.5, 3, 6 mm; IV bezw. 7, 5, 6; Metat.: 
6, Tars. 3 mm. Also: I 19.5, II 18.2, III 17.7, IV 27 mm, oder 
IV. 1.18, IM: 

Cephalothorax und Extremitäten hell kastanienbraun, Man- 
dibeln etwas dunkler, die Klaue schwarz, an der Basis gerötet. 
Abdomen dunkel mäusegrau oben und an den Seiten (wenn recht 
gut erhalten, vielleicht reinschwarz), oben mit Andeutung hellerer 
Flecke, unten bräunlichgrau. Spinnwarzen hellbräunlich gelb. 

Augenstellung (trocken gesehen!) wie bei Tructicus tydicus 
Strand, aber die hinteren M. A. von den vorderen M. A. um nur 
etwa ihren halben Radius entfernt, die hinteren S. A. fast berührend. 
Bestachelung wie bei Tr. tybicus, aber die Patellen III unbestachelt. 


9. Heft 


46 Embrik Strand: 


Ob diese Form von Tr. typicus spezifisch verschieden ist, 
dürfte fraglich sein; vorläufig möge sie aber als gute Art figurieren. 


Gen. Harpaetira Auss. 1871. 

Harpactira tigrina Auss. 1875. 

1 2 ohne Lokalität. — In Dimensionen etwamit Ausserers Type, 
Stridulationsorgan mit Pococks Beschreibung und Abbildung 
(P. Z. S. London 1897) übereinstimmend; Abdomen jedoch etwa 
so lang als Cephalothorax ohne Mandibeln, aber wahrscheinlich 
etwas geschrumpft. Die relativen Dimensionen der Extremitäten 
stimmen eigentlich besser mit A. lineata Poc. nach Pococks 
Bestimmungstabelle, 1. c.; von letzterer Art aber durch die Stri- 
dulationsorgane zu unterscheiden. Auch nach Pococks Erfah- 
rungen variieren die Längenverhältnisse der Beine bei H. tigrina 
nicht unerheblich. 


Gen. Phoneyusa Karsch 1884. 
Phoneyusa bidentata Poc. 1899. 

1 & Kamerun (Dr. G. Kraatz vend.). 

& Totallänge 36 mm. Cephal. mit Mand. 20, ohne 16 mm lang, 
13.5 mm breit, vorn 8 mm breit. Entfernung der Rückengrube vom 
Clypeusrande 10.5, vom Augenhügel 8.5 mm. Abdomen 16—17 mm 
lang. Palpen: Fem. 10, Pat.'5, Tib. 8.5, Tars. 3, zus. ‘26.5 mm. 
Beine: I Fem. 16.5, Pat. 7.5, Tib. 16, Met. 13.5, Tars. 8 mm; II 
bezw. 16, 7, 13.5, 13, 7.5 mm; III bezw. 13.5, 6, 10.5, 14, 6.5 mm; 
IV bezw. 16.5, 7, 15.5 (ca. 2 mm breit, also fast achtmal länger als 
breit), 18, 7.5 mm. Totallänge: I 61.5, II 57, III 50.5, IV 64.5 mm. 
Also IV, I, II, III. Sternum 7 mm lang, 6 mm breit. Coxen: 
1 7.5, II 6.5, III 5, IV 5.5 mm. Die oberen Mamillen von der Basis 
an je 3, 2.5, 3.2, zusammen 8.7 mm. Mandibeln 7 mm lang, beide 
zusammen 6 mm breit. — Pat. + Tib. I 23.5, IV 22.5 mm. 

Augenhügel erheblich breiter als lang, wenig hoch und nicht 
stark gewölbt, unmittelbar am Clypeusrande. Vordere Reihe so 
schwach procurva, daß eine die M. A. vorn tangierende Gerade die 
S. A. in oder vor dem Zentrum schneiden würde; die M.A. größer, 
unter sich und von den S. A. um kaum ihren Radius entfernt; 
letztere länglichrund, vom Clypeusrande um ihren kürzesten 
Durchmesser, von den hinteren, etwas kleineren S. A. um ihren 
kürzesten Radius entfernt. Hintere Reihe ganz schwach procurva 
oder fast gerade; die M. A. nicht viel kleiner, hinten abgestutzt, 
vorn zugespitzt, die S. A. fast berührend, von den vorderen M. A. 
um ihren kürzesten Radius entfernt. Eine die vorderen M. A. unten 
tangierende Gerade würde die S. A. oben sehr wenig schneiden 
oder fast tangieren. 

Cephalothorax niedrig, ziemlich flach, der Kopfteil so leicht 
gewölbt, daß sein Höhepunkt kaum das Niveau des Gipfels des 
Augenhügels erreicht. Rückengrube flüchtig angesehen (trocken!) 
als eine kleine, fast kreisrunde Grube erscheinend, die aber ziemlich 
tief ist und im Grunde als eine schmale, procurva gebogene Quer- 


Eon) 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 47 


furche erscheint. — Beine sehr lang und dünn, nur an der Spitze 
der Tibien und Metatarsen bestachelt (Tibien daselbst 2, Meta- 
tarsen I—II 1—5, III und IV viele dicht beisammen stehende, 
kleine Stacheln), die Glieder unter sich an Dicke ziemlich gleich; 
Tarsen parallelseitig, ein klein wenig schmäler als die Spitze der 
Metatarsen, am Ende stumpf dreieckig zugespitzt. Scopula 
jedenfalls an den Metatarsen ein klein wenig breiter als die Glieder, 
an I fast bis zur Basis des Metatarsus, an II nicht ganz so weit, 
an III bis zum basalen Drittel, an IV nur bis zur Mitte des Meta- 
tarsus reichend, überall gänzlich ungeteilt. Auch Palpenfemur 
(außen) scopuliert. — Die hinteren Sternalsigillen recht tief und 
scharf markiert, unter sich etwa doppelt so weit als vom Seiten- 
rande entfernt. — Der durch seine schwarze Färbung von der Um- 
gebung abstechende Lippenteil kaum länger als an der Basis breit, 
gegen die Spitze verschmälert, daselbst stumpf geschnitten, der 
Quere nach stark gewölbt, vom Sternum durch eine sehr tiefe 
Furche abgesetzt, am Ende dicht und fein spinuliert. — Äußere 
Basalecke der Palpencoxen lang zugespitzt; dieselben sind in der 
inneren Hälfte des basalen Drittels dicht und fein spinuliert. — 
Am inneren Falzrande 9—10 Zähne. 

Das Tier erinnert an Hysterocrates (so z. B. sind so spezielle 
Hysterocrates-Merkmale als höckerartig erhöhte Mitte des Vorder- 
randes der Rückengrube angedeutet und die Palpenfemoren sind 
scopuliert), weicht aber von der Gattung, wie diese von Simon 
(1903) diagnostiziert wird, u. a. durch kürzere Metatarsalscopulen 
und Hintertibien, sowie ein wenig abweichende Augen- und 
Sigillenstellung ab; als wichtigere Abweichungen darf man wohl 
die Dünnheit der Beine und vom Hysterocrates-Typus abweichenden, 
gewissermaßen mit zwei ‚„Spinae‘ versehenen Bulbus ansehen. 

Von Pococks Beschreibung seiner Phoneyusa bidentata (Proc. 
Zool. Soc. 1899) dadurch abweichend, daß das Integument rötlich 
braun ist, Cephalothorax nicht länger als Pat. + Tib. + Tarsus 
der Palpen, kürzer als Metat. IV, etwa gleich Pat. + Tib. III, die 
Breite geringer als Femur II, sowie Abweichungen in den Längen- 
verhältnissen der Beine und etwas geringere Körpergröße. Bei der 
anscheinend völligen Übereinstimmung des sehr charakteristischen 
Palpenorganes dürften diese Abweichungen dennoch nicht die 
spezifische Identität beider Tiere ausschließen. 


Gen. Hysteroerates Sim. 1892. 

Hysterocrates robustus Poc. 1899. 

1 2 (+ ein kleineres, beschädigtes, fragliches Ex.) Kamerun 
(Dr. G. Kraatz vend.). 

2 Totallänge ca. 60 mm. Cephal. mit Mand. 30, ohne 23 mm 1., 
20 mm breit, vorn 12—13 mm breit. Entfernung der Rückengrube 
vom Clypeusrande 16, vom Augenhügel13.5 mm. Letzterer 3.5 mm, 
breit, 3.1 mm lang, vom Hinterrande um 20 mm entfernt. Palpen: 
Fem. 11.5, Pat. 7, Tib. 8,5, Tars. 9, zus. 36 mm. Beine I. Fem. 17. 


9. Heit 


48 Embrik Strand: 


Pat. 10, Tib. 13.5, Met. 11, Tars. 8 mm; II bezw. 14, 9, 10.5, 10,8 mm; 
III bezw. 13, 8, 9, 11, 8 mm; IV bezw. 19, 11, 14.5, 16, 9 mm. 
Totallänge I 59.5, TI 51.5, III 49, TV 69,5 mm. Also: IV, I, II, III. 
Pat. + Tib. I 23.5, IV 25.5 mm. Beine IV stark verdickt, insbes. 
Femur, Pat. und Tibia; Fem. ist kurz außerhalb der Mitte 7.2 mm 
hoch und 6 mm breit, während die entsprechenden Zahlen bei Femora 
III 4.5 und 4, bei 15.5 und 4.5 sind. Femur IV nur 2.6 mal länger 
als hoch. Tibia IV 5 mm hoch und breit (also kaum dreimal länger als 
breit), fast parallelseitig, Pat. IV 5.5 mm breit und hoch. Palpen 
nicht besonders verdickt, aber am Femur außen scopuliert. Ab- 
domen etwa 30x19 mm. Die oberen Spinnwarzen von der Basis 
an je 4, 3.5, 4.5, zusammen also 1% mm, oder länger als Pat. IV 
oder Met. I oder III. Sternum 10 mm lang, 9 mm breit. — Vor der 
Rückengrube eine seichte Einsenkung. Mandibeln vorn mit kleinen, 
wenigen, aus der Behaarung nicht oder kaum hervorstehenden, 
runden, schwarzen Höckerchen, ca. 11.5 mm lang und beide zu- 
sammen breit. Nur an der Spitze der Metatarsen sind Stacheln und 
zwar 3 winzig kleine vorhanden. Metatarsus IV oben mit zahl- 
reichen, fast senkrecht abstehenden Borstenhaaren von 9—10 mm 
Länge oder etwa dreimal so lang als der Durchmesser des Gliedes. 
Pat. IV = Met. III = Met. I, Pat. I = Met. II, Tarsen I=II=III, 
Palpentarsus = Pat. II = Tibia III = Tars. IV. 


1 2 Idenau, Kamerun (Otto Valley). 


Q Totallänge 70 mm. Cephal. mit Mand. 36, ohne 28 mm lang, 
24.5 mm breit, vorn 17—18 mm breit. Abdomen 33 mm l., 22 mm 
br. Entfernung der Rückengrube vom Clypeusrande 20, vom 
Augenhügel 17 mm; letzterer vom Hinterrande 25.mm entfernt, 
4.1 mm lang, 3.5 mm'breit. Mandibeln 15 mm l., 14 mm zusammen 
breit. Palpen: Fem. 13.5, Pat. 8.5, Tib. 10, Tars. 9 mm, zus. 41 mm. 
Beine: I Fem. 17, Pat. 10.5, Tib. 13.5, Met. 12, Tars. 8mm; II bezw. 
16, 10.5, 11.5, 11.5, 8 mm; III bezw. 15, 9, 9, 12, 7.5 mm; IV bezw. 
21, 12, 15.5, 17, 8.3 mm. Totallänge: I 61, II 57.5, III 52.5, IV 
73.8 mm. Die beiden Grundglieder: I 18, II 15.5, III 12, IV 15 mm; 
diese mitgezählt also: I 79, II 73, III 64.5, IV 88.8 mm. Also: 
IV, I, II, III. Sternum 12’!mm lang, 11 mm breit, vorn 7 mm breit. 
Palpenfemur außen scopuliert. Mandibeln vorn deutlich gekörnelt. 
Beine; IV unbedeutend dicker als I und zwar keine Glieder besonders 
verdickt; Tib. IV 5.5, Pat. 6.2, Fem. 6 mm breit (an der Spitze ein 
wenig mehr), letzteres aber 7.5 mm hoch, während Tibia nicht 
höher als breit ist. Keine Tarsen besonders verdickt. Vor der 
Rückengrube keine Einsenkung oder Höcker. — Pat. + Tib. I 24, 
IV 27.5 mm, Met. I=IM= Pat: IV, Pin = Dr 
Met. IV, Palpenfemur = Tibia I, Femur IV nur 2.8 mal länger 
als hoch, an der Spitze 7 mm breit. Tibia IV 2.8 mm länger als 
breit. Die oberen?Mamillen von der Basis an bezw. 4.1, 3.2 und 
4,5 mm, zusammen also 11.8 mm, also etwa gleich Met. I oder III 
oder Pat. IV. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 49 


Trotz der bedeutenderen Größe und einigen anderen kleineren 
Abweichungen möchte ich dies Exemplar für Konspezifisch mit 
dem oben besprochenen $ aus Kraatz’s Sammlung halten. 


Hysterocrates laticeps Poc. 1897. 

1 8 Idenau, Kamerun (Otto Volley). 

& Totallänge ca. 55 mm, Cephal. 22 mm 1., 20 mm breit, vorn 
11—12 mm breit. Entfernung der Rückengrube vom Clypeusrande 
15, vom Augenhügel 12.3 mm; letzterer vom Hinterrande 20 mm 
entfernt, 3 mm breit und 2.5 mm lang. Abd. 23 mm 1., 12—13 mm 
br. Sternum 9 mm l., 8mm br. Die oberen Mamillen von der Basis 
an bezw. 3.4, 3, 3.8 mm, zus. 10.2 mm. Beine: I Fem. 20, Pat. 12, 
Tib. 18.5, Met. 14, Tars. 9 mm; II bezw. 19, 9.5, 14, 13.5, 8.5 mm; 
III bezw. 16.5, 9, 11.5, 14, 9 mm; IV bezw. 21, 10, 16.5, 20, 10 mm. 
Totallänge: I 73.5, II 64.5, III 60, IV 77.5 mm. Also: IV, I, 
II, III. Pat. + Tib. I 30.5, IV 26.5 mm, Tibia IV nicht verdickt, 
zylindrisch, etwa viermal so lang als breit; auch Femur und Patella 
IV nicht besonders verdickt, sondern vielmehr ein wenig dünner 
als dieselben Glieder I. Vor der Rückengrube keine Einsenkung; 
Mandibeln vorn recht stark gekörnelt. Palpen: Fem. 11.5, Pat. 7, 
Tib. 10, Tars. 3.5, zus. 32 mm. Palpenfemur außen scopuliert. 
Am inneren Falzrande 12—13 Zähne, von denen die äußeren sowie 
Nr. 1 und 3 von innen etwas größer sind. — Länge der beiden 
Grundglieder der Beine: I 13.5, II 11, III 9, IV 12 mm. Länge der 
Beine mit diesen also: I 87, II 75.5, III 69, IV 89.5, also wie 
oben IV, I, II, IH. 

Das Exemplar vereinigt z. T. die Charaktere der von mir in 
„Iropisch-afrikan. Spinnen‘ (1906) fraglich als A. laticeps Poc. 
(camerunensis Strand) beschriebenen Art und der von H. maximus 
Strand 1906. S. camerunensis Strand, die wohl eine distinkte Art 
sein wird, und die beiden anderen würden sich folgendermaßen 
unterscheiden lassen: 

camerunensis laticeps maximus 
Cephal. 24x21 mm.|Cephal. 22x20 mm.|Cephal. 27x24 mm. 

Vor der Rücken-| Vor der Rücken-| Vor der Rücken- 
grube ein kleinerijgrube keine Einsen-|grube Andeutung ei- 
Höcker u. eine seichtelkung oder Höcker. [ner Einsenkung. 
Einsenkung. \ 

Vordere M. A. unter| VordereM.A.unter| Vordere M. A. wie 
sich und von den S. A.|sich um ihren Radius, |bei camerunensis;, vor- 
um ihren Radius ent-|von den S. A. kaum|dere Reihe wie bei 
fernt;eine die vorderen|mehr als halb so weit|laticeps. 

M.A. vorn tangierendelentfernt;; vordere Rei- 

Gerade würde dielhe so schwach pro- 

S. A. im Zentrum |curva, daß eine die M. 

schneiden. A. vorn tangierende 
Gerade die S. A. vor 
dem Zentrum schnei- 
den würde. 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 9. 4 9. Heit 


50 Embrik Strand: 


Hintere Augen-| Hintere Augen-| Hintere Augen- 
reihe vorn leicht re-/reihe vorn gerade;jreihe vorn gerade, 
curva; die M. A. von!dieM. A. von den vor-|die M. A. von den vor- 
den vorderen M. A.lderen um reichlich'deren M. A. um etwa 
in ihrem kürzesten|ihren kürzesten Radi-|ihren längsten Durch- 
Radius entfernt; hin-|us entfernt; hinterelmesser entfernt; hin- 
tere S. A. von den|IS. A. von den vorde-itere S. A. von den 
vorderen fastinihrem/ren um kaum den|vorderen etwa um ih- 
längsten Durchmesser |kürzesten Durch- |ren kürzesten Durch- 
entfernt. messer entfernt. messer entfernt. 

Die Spitze der 4.3) Bulbusspinaetwa| Die Spitze der 5mm 
mm langen Bulbus-|wie bei camerunensis,\langenBulbusspina 
spina nicht nach!4.5 mm lang,dieSpitzejein wenig nach außen 
außen gerichtet. nach hinten gerichtet.|gerichtet. 

Abstehende DBe-| Abstehende DBe-|} Abstehende Be- 
haarung d. Extre-haarung wie bei ca-Jhaarung der Extre- 
mit. rötlichbraun, die\merunensis. mit. rötlich braungelb 
Spitze derHaare heller bis goldgelb. 

Tibia IV 3.4 mall Tibia IV reichlich Tibia IV 3.6 mal 
längerals mittenbreit.|4mal so lang als |länger als breit. 

mitten breit. 

Am inneren Falz-| Zähne des inneren] Am inneren Falz- 
rande 12 unter sich Falzrandes etwa ıirande 14 Zähne, von 


an Größe sehr wenig|wie bei maximus. denen die mittleren 
verschiedene Zähne. kleiner sind. 

Beine mit und| Beine wie bei ca-| Beine mit Grund- 
ohne Grundglieder IV, | merunensis. gliedern I, IV, II, III, 
1,115 IL. ohne IV, I, II, II. 

Patella+Tib.IV0.5| Pat.+Tib. IV2mm| Pat.+Tib.IV3.5mm 
mm kürzer als I. kürzer als I. kürzer als I. 

Bat L—IV. Patella I 2 mm| Pat.11.5mm länger 

länger als IV. als IV. 


Weitere Unterschiede cfr. meine Beschreibungen von cameru- 
nensisl. c. und von maximus (Jahrb. d. Nass. Ver. f. Nat. 59, p. 14) 
mit obigen Notizen über laticeps. 


Gen. Ashantia Strand 1908. 
Ashantia latithorax Strand 1908. 

1 2 Ashanti, West-Afrika, (Hans Simon ded.). 

? Totallänge 45 mm, Cephal. 22 mm 1. mit Mand., 16.5 mm lang 
ohne dieselben, so breit als lang (16.5 mm), vorn 10 mm br., Ent- 
fernung der Rückengrube vom Clypeusrande 10, vom Augenhügel 
8.5 mm, Rückengrube ca. 5 mm breit und 2 mm lang. Abd. 23 mm 
l., 15 mm breit. Mandibeln 10 mm lang und beide zusammen so 
breit. Beine: I Fem. 15, Pat. 8, Tib. 12, Met. 9, Tars. 7 mm; Il 
bezw. 14, 7.5, 10, 8.8, 7 mm; III bezw. 12, 6, 9, 9, 6.5 mm; IV bezw. 
14, 7,10,12,7 mm. Totallänge: I 51, II 47.3, III 42.5, IV 50 mm. 
Also: I, IV, II, III. Palpen: Fem. 9.5, Pat. 6, Tib. 7, Tars. 7.2 mm, 


r 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 51 


zusammen 29.7 mm. Sternum 6.5 mm lang, 4.8 mm breit, vorn 
4 mm breit. Lippenteil 2.1 mm 1., 2.5 mm breit. Coxen I 8, II 7, 
III 6, IV 6 mm. Die oberen Spinnwarzen von der Basis an 2.5 
+ 2.4 + 2.9 mm lang, zus. 7.3 mm 

Ungeteilte Scopula an allen Tarsen, am Tarsus IV an der Basis 
Andeutung einer Teilung, im apikalen 2 Dritteln der Metat. I, in 
der Endhälfte derjenigen II und im Enddrittel am Met. III; End- 
fünftel des Metat. IV geteilt scopuliert. Palpentarsus bis zur Basis 
ungeteilt scopuliert. Spitze der Tarsen stumpf dreieckig. Meta- 
tarsus I scheint ganz unbewehrt zu sein; II unten mitten 1 Stachel, 
sowie an der Spitze unten jedenfalls 1, wahrscheinlich 3 ganz kleine 
Stacheln; III an der Spitze 3 kleine, jedenfalls vorn mitten 1 grö- 
Berer Stachel; IV hinten 1.1.1.1, mitten unten und vorn je 1, sowie 
an der Spitze 3 (kleine) Stacheln. Tibien I an der Spitze unten vorn 
1, die übrigen Tibien haben wahrscheinlich auch 1 oder 2 an der 
Spitze gehabt. Dorsal-, Patellar- und Femoralstacheln scheinen 
gänzlich zu fehlen. Palpentibia unten an der Spitze 2 Stacheln. 
— Lippenteil ohne Spinulen, jedoch scheinen Spuren von 
4—5 solchen vorhanden zu sein; dieselben wären also abge- 
brochen gewesen. — Palpencoxen längs dem Vorderrande mitten 
niedergedrückt ; die vordere Basalecke stark erhöht und vorstehend, 
ebenso die vordere Apikalecke und zwar noch stärker erhöht, 
scharf zugespitzt und als ein etwa 1.5 mm langer, an der Basis 
1 mm breiter Höcker vorstehend, der durch eine scharfe Einschnü- 
rung von der übrigen Spitzfläche getrennt ist; die Palpencoxen 
an der Basis reichlich spinuliert. 

Stridulationsorgan fehlt. Vorderseite der Palpencoxa unterhalb 
der Sutur gleichmäßig mit entferntstehenden, ziemlich langen, 
an der Basis verdickten, nach unten und vorn gerichteten Haaren 
besetzt; oberhalb und nahe der Sutur in der Mitte ein Haufen 
ebensolcher Haare. Eine stridulatorische Bedeutung werden diese 
. Haare jedoch nicht haben können, schon auch deswegen, weil die 

entsprechende Fläche der Mandibeln ganz glatt ist. Palpen- 
trochanter vorn und hinten dicht mit gewöhnlichen Borstenhaaren 
bekleidet. Scopulierung fehlt daselbst gänzlich. — Sternum an 
beiden Enden breit abgestutzt, vorn etwas ausgerandet, in der 
Mitte nur wenig verbreitert, der Ouere nach ganz stark gewölbt, 
an der Basis der Coxen III ein großes, an derjenigen der Coxen II 
'ein erheblich kleineres Sigillum, beide dicht am Rande gelegen 
und wenig auffallend. —'Rückengrube viel breiter als lang, als 
eine sehr tiefe, furchenförmige Quergrube erscheinend, die in der 
Linie zwischen den Zwischenräumen der Coxen II und III gelegen 
ist und von deren Enden je eine Schrägerhöhung nach außen und 
hinten bis zu den Zwischenräumen der Coxen III und IV sich 
erstreckt. — Seiten des Cephal. mit je 3 ganz deutlichen Schräg- 
furchen. — Jedenfalls an IV sind die Tarsalkrallen ungezähnt. 
Augenhügel fast kreisförmig (2.2 mm breit, 2 mm lang), ringsum 
scharf abgesetzt, stark gewölbt, mit einer die vorderen M. A. 


4* 9. Heft 


592 Embrik Strand: 


tragenden, beiderseits durch eine Längseinsenkung deutlich mar- 


kierten, vorn höckerartig vorstehenden Längserhöhung und soweit _ 


vom Clypeusrande entfernt, daß die vorderen S. A. von demselben 
fast um das Doppelte ihres längsten Durchmessers entfernt sind. 
Vordere Augenreihe so stark procurva, daß eine die M. A. vorn 
tangierende Gerade die S. A. hinter dem Zentrum schneiden würde; 
von vorn gesehen würde eine die M. A. unten tangierende Gerade 
bei weitem nicht die S. A. tangieren; die M. A. erheblich kleiner, 
schwach länglichrund, flachgedrückt, unter sich um ihren längsten 
Durchmesser, von den S. A. reichlich so weit entfernt ; letztere viel 
länger als breit, die größten aller Augen, von den fast gleichgroßen 
hinteren S. A. um ihren kürzesten Durchmesser entfernt. Hintere 
Reihe so lang als die vordere, vorn fast gerade, hinten recht deutlich 
recurva; die M. A. viel kleiner als ihre S. A., aber wenig kleiner als 
die vorderen M. A., etwa doppelt so lang als breit, rötlichgelb 
gefärbt und glänzend, von ihren S. A. fast um ihren kürzesten 
Durchmesser, von den vorderen M. A. um mehr als denselben, 
von den vorderen S. A. um erheblich mehr als ihren längsten 
Durchmesser entfernt. — Augenfeld erheblich schmäler als die 
Rückengrube. 

Trocken gesehen erscheint die ziemlich lange abstehende 
Behaarung der Extremitäten und des Körpers lebhaft gold- oder 
messinggelb, stark glänzend. 

Ob das Exemplar ganz reif ist, bleibt fraglich u. a. weil das 
Epigaster etwas beschädigt ist. 

Erinnert an Monocentropus Poc., aber die Rückengrube tiefer, 
Cephalothorax breiter, Clypeus nicht sehr oder überhaupt nicht 
schmal, Metatarsalskopula sich weniger weit gegen die Basis er- 
streckend, Bestachelung und Längenverhältnisse der Beine ab- 
weichend, Pat. + Tib. IV kürzer als I, Spinnwarzen jedenfalls 
nicht länger als die Hälfte des Cephalothorax, Sternalsigillen 


marginal oder fast so, Bekleidung der Grundglieder der Palpen 


abweichend 

In Flüssigkeit erscheint der ganze Körper und die Extre- 
mitäten im Grunde schwarz oder schwarzbraun, an abgeriebenen 
Stellen am Cephal. ganz schwach bläulich glänzend, an den Ex- 
tremitäten sind die Femoren sowie ein breiter Längsstreifan der Ober- 
seite der übrigen Glieder am tiefsten schwarz, die Seiten der Meta- 
tarsen und noch deutlicher die der Tarsen durch die Behaarung 
graulich erscheinend, Mandibeln außen dunkel graulich, vorn 
braun abstehend behaart, Cephalothoraxränder und Oberseite 
der Coxen und Trochanteren graugelblich abstehend behaart, die 
ziemlich lange, stark abstehende Behaarung der Extremitäten 
und des Abdomen ebenso lebhaft gelb wie im trockenen Zustande, 
die der Metatarsen und Tarsen jedoch etwas trüber erscheinend, 
Haarblößen nur an den Palpen schwach angedeutet, Scopula grün- 
metallisch glänzend. Sternum, Mundteile und Unterseite der Coxen 
und Trochanteren braunschwarz mit dunkelbrauner Behaarung; 


ne 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 53 


Lippenteil und Coxenglieder der Palpen nur am Vorderrande ganz 
schmal hell blutrot, die Bürste der letzteren und der Falzränder trüb 
rötlich, an der Basis mehr bräunlich. Mandibelklaue schwarz, ganz 
leicht bläulich glänzend, an der Basis unten leicht gerötet. Behaa- 
rung des Bauches meistens abgerieben, aber anscheinend trüber 
als die der Oberseite. 

Extremitäten gleichmäßig und unter sich fast ganz gleich dick; 
Femoren III fast unmerklich breiter als IV, aber nicht ganzsobreit als 
die Spitze der Femoren I, Tibia III etwa viermal so lang als mitten 
breit, am Ende ein wenig breiter alsan der Basis. DieBreite der Tarsen 
mit Scopula gleich derjenigen des scopulierten Teiles der Meta- 
tarsen. 

Cephalothorax niedrig, der Rücken, von der Seite gesehen, 
von hinten nach vorn fast unmerklich ansteigend mit leichter 
Einsenkung um die große Rückengrube und fast keiner Kopf- 
wölbung, die größte Höhe der letzteren unter dem Niveau des 
Gipfels des Augenhügels; letzterer von der Seite gesehen doppelt 
so lang als in der Mitte hoch, nach vorn und hinten gleich stark 
abfallend. 

Gen. Seodra L. Becker 1879. 


Scodra pachypoda Strand 1908. 

1 2 Kamerun (Dr. G. Kraatz vend.). 

2 Totallänge 41 mm. Cephal. mit Mand. 21, ohne 15.5 mm 
lang, 14 mm breit, am Vorderrande 9 mm breit. Entfernung der 
Rückengrube vom Clypeusrande 10, vom Augenhügel 8 mm. 
Palpen: Fem. 8.5, Pat. 5, Tib. 6.5, Tars. 7, zusammen 27 mm. 
Beine: I Eem. 12, Pat. 7.5, Tib. 9.5, Met. 8.2, Tars. 7 mm; II bezw. 
11, 7, 8, 8, 6, mm; III bezw. 9.5, 6, 7.5, 7.5, 5.8 mm; IV bezw. 
11.2, 6, 10, 10.2, 6 mm. Totallänge: I 44.2, II 40, III 36.3, IV 
43.4 mm, also: I, IV, II, III. Tibia I 3.2 mm breit und hoch in der 
Mitte, die anderen 2.4—2.6 mm. Die oberen Mamillen von der Basis 
an je 3.2, 2, 3 mm, zus. 8.2 mm. Sternum 7.5 mm lang, 6.5 mm 
breit. 

Mit Scodra fumigata Poc. 1899 am nächsten verwandt, aber die 
Behaarung des .Cephalothorax und der Oberseite der Mandibeln 
in Flüssigkeit dunkelgrau erscheinend, Oberseite der Femoren, 
Patellen und Tibien I—III dunkel rötlichbraun, die der Endglieder 
I—IIl, sowie der ganzen Beine IV unbedeutend heller, die abste- 
hende Behaarung der Beine dunkel graubraun bis dunkelbraun, 
an den Hinterbeinen ein klein wenig heller, der basale grauweiße 
Fleck der Tibien erstreckt sich auch auf die Spitze der Patellen 
und zwischen demselben und den beiden hellen Medianstrichen ist ein 
unbestimmt schwärzlicher Fleck, Spitze der Tibien und Metatarsen 
oben mit schmalem, grauweißen Randstrich, nicht nur Mitte der 
Metatarsen und Tarsen, sondern auch Spitze der Tarsen mit schwar- 
zem Fleck; Abdomen oben dunkelbraun, etwas graulich, mit 
schmalem, schwarzem, bis hinter die Mitte reichendem Mittellängs- 
strich und jederseits dieses eine Längsreihe von 4—5 kleinen 


9. Heft 


54 Embrik Strand: 


schwarzen Schrägflecken; ganze Unterseite dunkelbraun bis 
schwarz, auch die Skopulen schwärzlich, sowie schwach grünlich und 
rötlich schimmernd, aber die Unterseite der Hinterbeine heller, 
rötlichbraun. Dimensionen ähnlich denen von Sc. fumigata, die 
Größe jedoch geringer, der Längenunterschied zwischen Cephal. und 
Pat. + Tib. oder Metat. + Tars. IV geringer, Beine I mindestens so 
lang als IV, Pat. + Tib. IV kürzer als I, Bein IV nur 2.8 mal 
länger als Cephal., letzterer breiter, Metat. IV im Verhältnis zur 
Breite des Cephal. kürzer. Das beste Merkmal ist aber, daß die 
Beine I bei unserer Art kräftiger als die unter ‚ich etwa gleichen 
II—IV sind, insbesondere ist, wie aus obigen Angaben ersichtlich, 
Tibia I deutlich verdickt, insbesondere in der Mitte und der 
Basalhälfte. — Nachher ist ein zweites Exemplar von derselben 
Lokalität vorgefunden. 
Scodra (griseides Poc. 1897 ?). 

Eine in der Schausammlung aufgeklebte und daher der 
Untersuchung nur teilweise zugängliche Scodra scheint griseibes 
Poc. zu sein. Lokal: Guinea (H. Simon). 


Gen. Isehnothele Auss. 1875. 
Ischnothele Ruienbergi (Karsch) 1881. 
Viele 22 von Nossibe (Stumpff). 


Fam. Uloboridae. 


Gen. Uloborus Latr. 1806. 
Uloborus geniculatus (Ol.) 1789. 
Viele 22 von Madagaskar, einige von Nossib& (A. Stumpff). 


Fam. Sieariidae. 
Gen. Seytodes Latr. 1804. 
Scytodes congoanus Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 32, p. 772. 

1 & + 1 wahrscheinlich unreifes (beschädigtes) 2 Banana in 
Congo (Hesse). 

& Totallänge 9.5 mm. Cephal. 4.2 mm lang, 3.5 mm breit. 
Abd. 5 mm lang, 3mm breit. Beine: I Fem. 15.5, Pat. + Tib 16, 
Met. + Tars. 23 mm; II bezw. 12, 12, 17.5 mm; III bezw. 8.5, 
8.5, 10.5 mm; IV bezw. 11.5, 11.5, 14.5 mm. Totallänge I 54.5, 
II 41.5, III 27.5, [IV 37.5 mm. Also I, II, IV, III. — 3 Tarsalkrallen. 

Mit Scyi. marmoratus L. K. verwandt, aber u. a. dadurch zu 
unterscheiden, daß der Bulbus kurz hinter der Spitze unten außen 
plötzlich erweitert, einen stumpfen, aber nicht zahnförmigen Höcker 
bildet; ferner sind die Augen näher dem Clypeusrande, die Zeich- 
nung ist zwar ähnlich, aber doch nicht gleich etc. Von Scyt. mar- 
morella Strand u. a. durch die Bewehrung der Femoren verschieden. 


Fam. Dysderidae. 


Gen. Ariadna Aud. et Sav. 1895—7. 


Ariadna ashantica Strand n. sp. 
15 -+-Cephal. zweier QQausAshanti, W.-Afr.(HansSimon ded.). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 55 


2 Cephalothorax und Extremitäten rotbraun, ersterer am 
dunkelsten, die Beine III—IV am hellsten. Mandibeln, Mundteile 
und Sternum wie der Cephalothorax. [Abdomen fehlt!] 

Femoren I in Draufsicht stark S-förmig gekrümmt erscheinend, 
unten lang und fein, aber nicht dicht abstehend behaart, in der 
Endhälfte oben und innen mit wenigen kurzen, nicht kräftigen 
Stacheln bewehrt. Tibien I—II unten in ihrer ganzen Länge mit 
solcher Behaarung wie die Femoren und mit 2.2.2.2 langen kräf- 
tigen Stacheln, an der Innenseite 1.1.1 kürzere Stacheln. Meta- 
tarsen I—II unten mit 2 Längsreihen von je ca. 10 Stacheln. 
Auch III. Paar kräftig bestachelt, das IV. scheint nur ganz wenige 
Stacheln zu haben. 


Die M. A. nach hinten divergierend, vorn, in Flüssigkeit ge- 
sehen, um etwa ihren halben Radius entfernt. Die Entfernung 
von den S. A. ist etwa gleich der Länge der Reihe der beiden M. A. 

Cephalothorax 6.5 mm lang und 3.5 mm breit. Beine: I Femur 
5.2, Pat. + Tibia 6, Metat. + Tarsus 4.5 mm; IV bezw. 4.5, 5.5, 
4.2 mm. Also I 15.7, IV 14.2 mm. 

ö Cephalothorax 4.6 mm lang, 3 mm breit. Beine: I Femur 5, 
Patella + Tibia 6.5, Metat. + Tarsus 7 mm; IV bezw. 4, 5.5, 
5 mm. Also: I 18.5, IV 14.5 mm. Cephalothorax und Extremi- 
täten wie beim ® oder ein wenig heller gefärbt. Das stark vertrock- 
nete Abdomen scheint graubräunlich und zwar unten am hellsten 
zu sein. 

Tibialglied der Palpen seitlich stark zusammengedrückt und 
daher im Profil wenig länger als breit und ringsum gerundet er- 
scheinend; die Länge ist etwa doppelt so groß wie die des Patellar- 
gliedes. Der längste Durchmesser des Bulbus (im Profil) ist etwa 
gleich der Länge des Tibialgliedes oder derjenigen der nur schwach 
gekrümmten Spina des Bulbus. 


Gen. Hersilia Aud. et Sav. 1825—7. 
Hersilia nossibeensis Strand n. sp. 
(a 1 2 Nossibe (Stumpff, 1883) (Type!), 1 2 Madagaskar 1885 
ers.). 

2 Totallänge (ohne Mamillen) 13 mm. Cephal. 5 mm lang und 
breit. Abdomen 7.5 mm lang, 6 mm breit. Obere Mamillen: 
Grundglied 2.5, Endglied (ob komplett?) 11.5 mm; die unteren 
1.5 mm. Beine: I Coxa + Troch. 2.8, Fem. 12.5, Pat. + Tib. 
13.5, vom Metatarsus ist nur ein Stück von 7.5 mm Länge erhalten; 
II bezw. 2.8, 11.5, 13, 11+5.2 (Met.), 1.9 (Tars.) mm; III bezw. 
2.5, 5, 4.5, 3.5 (Metat.), 1.8 (Tars.); IV bezw. 2.8, 10.5, 2 (Pat.), 
das Übrige fehlt. Totallänge also: I 36.3 (ohne Tarsus und mit 
unvollständigem Met.); II 45.4, III 17.3, IV 15.3 (ohne Tibia, 
Met. + Tars.) mm. Palpen: Fem. 2.8, Pat. 1.1, Tab. 1.5, Tars. 
1.7, zusammen 7.1 mm. 

Vordere und hintere M. A. gleich groß und alle gleich weit, 
um etwa 23 des Durchmessers unter sich entfernt, also ein Quadrat 


9. Heft 


56 Embrik Strand: 


bildend, wegen der Pigmentierung erscheint aber das mittlere 
Augenfeld in Flüssigkeit gesehen ein klein wenig länger als breit; 
vom Clypeusrande ist es um seine Länge entfernt. Eine die hinteren 
M.A. unten und die vorderen S. A. oben tangierende Gerade würde 
leicht procurva sein. Hintere S. A. etwa so groß als die M. A., 
von den hinteren derselben um den Durchmesser, von den vorderen 
S. A. etwa um den Radius entfernt. 

Obere Femoralstacheln schwarz, die vorderen und hinteren 
weiß. Femoren I oben subbasal 1.1, submedian nahe beisammen 
1.1, in der Mitte der Endhälfte 1, vorn eine Reihe von 6—7, hinten 
von 7-8, II oben 1.1.1.1, vorn und hinten je 6—7, III oben 
submedian 1.1.1, vorn in der Endhälfte 1.1, hinten unweit der 
Spitze 1, IV vorn eine Reihe von 4—5, oben von 5—4#, hinten in 
der Endhälfte 1.1.1 Stacheln; Tibien I—II oben, vorn und hinten 
je 1.1.1, I außerdem noch unten etwa 1.2.2 kleinere Stacheln, 
III unten submedian 2, oben anscheinend an beiden Enden je 1 
Stacheln ; Metatarsen I oben an der Basis 2, vorn median 1, nahe der 
Spitze oben und hinten je 1 Stachel (alles am ersten Teil des 
Metat.); II oben nahe der Basis 2, am Ende des basalen*Drittels 
oben und vorn je 1, am Ende des mittleren Drittels hinten 1 (alles 
im proximalen Teil des Metat.); III oben an der Basis 2, vorn 
median 1, unten scheinen 1.1.1 in gebogener Reihe vorhanden zu 
sein. 

Mit Hersilia fossulata Karsch kann die Art, soweit man nach der 
oberflächlichen Beschreibung urteilen kann, nicht identisch sein, 
denn das Feld der M. A. soll „ungefähr“ ein Quadrat bilden (hier 
genau ein Quadrat), die vier Augen der Mittelreihen sollen eine 
gerade Linie bilden, die Mandibeln sollen schwärzlich sein (hier ist 
nur die Spitze schwarz, das Übrige hellgelb), der Rücken des Vorder- 
leibes dunkelbraun (hier bräunlich- und graulichgelb mit dunkleren 
Strahlenstreifen und Brustteilsrand), ferner ‚‚die Schenkel [also alle ?] 
unten dunkelfleckig‘‘, während hier nur I—II unten und zwar 
mit einem tiefschwarzen Längsstreif im basalen Drittel und (jeden- 
falls an II) einem ähnlichen, vielkürzeren, ebenda etwa in der Mitte 
desGliedes sich befindendenFleck versehen sind,derAbdominalrücken 
abweichend gefärbt (hier etwa wie bei H. caudata gefärbt, mit schwar- 
zem, lanzettförmigem, hinten scharf zugespitztem, die Mitte über- 
ragendem Herzstreif und hinten 3—4 helleren Querlinien sowie 
hellerer Begrenzung der Muskelpunkte, sonst ist der Rücken dunkel- 
grau). — Von Hersilia insulana Strand durch abweichende Dimen- 
sionen, Bestachelung und Färbung zu unterscheiden ; Cephal. mit nur 
schmaler und undeutlich dunklerer Randbinde, Augenfeld nur 
wenig verdunkelt, Clypeus einfarbig gelb, Femoren III—IV un- 
gefleckt, Patellen und Spitze der Tibien verdunkelt, Palpen nicht 
dunkler als die Beine, aber Spitze des Tarsalgliedes sowie je ein 
Fleck an der Basis desselben und des Tibialgliedes schwarz, sonst 
die Extremitäten nicht oder kaum geringelt; Mamillen bräunlich- 
bis hellgelb, weder gefleckt noch geringelt. Mandibeln ohne schwarze 


Syst.-faun, Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 57 
| 


Querbinde an der Basis. Abdominalrücken wie bei H. insulana, 
aber der Herzstreifen endet zwischen den Muskelpunkten des 
dritten Paares (von vorn) und ist weniger scharf ausgeprägt. 
Unterseite wie bei insulana, aber die beiden Reihen dunklerer 
Punkte bilden vorn plötzlich je eine nach außen konvex gebogene 
Krümmung und innerhalb der Vorderenden der Reihen liegen je 
2—3 dunkle Punkte, sowie noch ein größerer ebensolcher weiter 
vorn, unmittelbar an der Spalte. Epigyne wäre, nach der Beschrei- 
bung von insulana (die Type liegt mir nicht länger vor!) zu urteilen, 
bei beiden Formen gleich, dagegen ist das mittlere Augenfeld bei 
insulana vorn breiter als hinten. Seiten des Abdomen ohne dunkle 
Schrägstreifen; u. a. dadurch von H. caudaia zu unterscheiden. 
— Die als H. Vinsoni Luc. beschriebene Form kann, wie ich bei 
der Beschreibung von AH. insulana nachgewiesen habe, bis weiteres 
nicht gedeutet werden. 

Das Exemplar von ‚Madagaskar‘ ist kleiner: Totallänge 
9.5 mm, Cephal. 4 mm lang und breit, obere Spinnwarzen 10 mm 
lang, scheint aber in Epigyne, Augenstellung und Färbung mit 
der Type zu stimmen. 

Hersilia Stumpffi Strand n. sp. 

1 2 Nossibe (Stumpff, 1883). 

Q Mit H. nossibeensis Strand nahe verwandt, aber dunkler 
gefärbt und gezeichnet und besonders durch die Epigyne zu unter- 
scheiden. 

Cephalothorax graubräunlich mit hell graugelblichem Ciy- 
peus, Kopfteil oben schwärzlich mit hellerem Mittellängsstrich. 
Mandibeln hell bräunlichgelb mit schwarzer Spitze und schwarzem 
Basalfleck vorn. Die ganze Unterseite des Körpers einfarbig blaß 
graugelblich. Rückenseite des Abdomen dunkel olivengrau mit 
schwärzlichem, bis zur Mitte reichendem, jederseits dreimal stumpf- 
eckig erweitertem, hinten stumpf dreieckig endendem Herzstreifen, 
der an seiner breitesten Stelle 1.2 mm breit ist. Das Rückenfeld 
ist jederseits wellig begrenzt und wird daselbst von einer schwarzen, 
etwas unregelmäßigen Binde begrenzt, während quer über dasselbe 
drei schmale, gelbliche, unter sich gleich weit entfernte Querbinden 
verlaufen, die in der Mitte nach vorn, beiderseits der Mitte nach 
hinten konvex gebogen sind; die erste dieser Binden geht durch 
die Mitte (und breiteste Stelle) des Herzstreifens, die zweite durch 
die Spitze, die dritte dahinter, während eine vierte an der hinteren 
Abdachung angedeutet ist. In den Zwischenräumen dieser Binden 
findet sich je ein Paar brauner Muskelpunkte; die Punkte des 1. 
und 2. Paares bilden ein Trapez, das hinten breiter als vorn und als 
lang ist, während das vom 2. und 3. Paare gebildete Trapez vorn 
ein klein wenig breiter als hinten und fast doppelt so breit wie 
lang ist. Ein viertes Paar sehr kleiner Muskelpunkte läßt sich an 
der hinteren Abdachung erkennen. Beiderseits des Colulus ist ein 
schwarzer Querfleck. Die oberen Spinnwarzen sind oben schwarz 
mit braungelblicher Basis und ebensolchem subapikalem Feld, 


9. Heft 


58 Embrik Strand: 


unten braungelblich, die unteren sind nur an der Spitze geschwärzt. 
Beine braungelblich, schwarz geringt, die Femoren unten einfarbig 
blaß, oben tragen die Femoren drei breite schwarze Halbringe, die 
je einen gelblichen Fleck einschließen; Patellen oben braun, an 
den Seiten schwarz; die Tibien mit breitem medianem und apikalem 
schwarzem Halbring, sowie mit einem ganz schmalen, basalen, 
ebensolchen; die folgenden Glieder nur an der Spitze schmal 
schwarz geringt. An den Palpen findet sich eine schwarze Längs- 
linie oben auf dem Femoral-, Patellar- und Tibialglied; letzteres 
und das Tarsalglied haben oben je einen schwarzen Basalfleck, das 
Tarsalglied ist außerdem am Ende schwarz. 

Das ganze Epigaster blaß. Die Spalte ist im Ganzen ziemlich 
stark procurva, in der Mitte aber ganz leicht recurva. Epigyne 
(wahrscheinlich reif!)erscheint inFlüssigkeit als zweifeine,bräunliche, 
subparallele Längslinien, die ein Feld einschließen, das länger als breit 
und hinten quergeschnitten ist; hinter diesem Hinterrand, davon um 
reichlich seine Breite entfernt, erscheint ein dunkler, ganz leicht pro- 
curvagebogener,subellipsenförmiger Querfleck, dessen längsterDurch- 
messer reichlich so lang wie die Breite des von den Längslinien ein- 
geschlossenen Feldes ist. — Introckenem Zustande erweisen die oben 
erwähnten Längslinien sich als undeutliche Furchen, das von diesen 
eingeschlossene Feld erscheint aber nunmehr breiter als lang, 
etwas gewölbt und leicht glänzend, während der dunkle Querfleck 
als ein etwa senkrecht gestellter, in Draufsicht wie angegeben 
geformter, entfernt zungenförmiger Fortsatz erscheint. 

Körperlänge 10 mm. Cephalothorax 3.5 mm lang. 


Fam. Pholeidae. 
Gen. Artema Walck. 1837. 


Artema mauriciana Walck. 1837. 
5 92 Madagaskar, viele von Nossibe (A. Stumpff). 


Gen. Smeringopus Sim. 1890. 
Smeringopus elongatus (Vins.) 1863. 
6 22 Madagaskar (Stumpff). 
Fam. Theridiidae. 
Gen. Argyrodes Sim. 1864. 
Argyrodes sextuberculosus Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 32, p. 773. 

1 8 subad. von Nossibe (Stumpff). 

& subad. Durch die Form des Abdomen charakteristisch; 
dasselbe bildet nämlich am Hinterende sechs Höcker. Im Profil 
erscheint Abdomen etwa wie ein rechtwinkliges Dreieck: hinten in 
eine nach oben und leicht nach hinten gerichtete Spitze verlängert, 
die Bauch- und Hinterseite gleich lang (2.2 mm) und etwa einen 
rechten Winkel bildend, letztere jedoch, insbesondere oben, ganz 
schwach nach hinten überhängend sowie in der Mitte einen runden 
Höcker zeigend, die Rückenseite etwas länger (2.8 mm), sowie in 
der Mitte eine seichte Einsenkung zeigend, die Spinnwarzen nach 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 59 


unten und ein klein wenig nach hinten gerichtet, aber ihre Spitze 
nicht oder kaum die Hinterseite überragend. Von oben und leicht 
von vorn gesehen erscheint Abdomen an der Basis sanft gerundet, 
nach hinten bis zum Anfang des letzten Drittels leicht erweitert, 
daselbst etwa 1.5 mm breit und jederseits einen etwa in der Mitte 
der Höhe der Seiten gelegenen runden Höcker bildend, im hinteren 
Drittel dreieckig erscheinend, mit jederseits der Spitze einen viel 
kleineren Höcker zwischen der Spitze und dem Seitenhöcker; von 
oben gesehen bemerkt man also 5 Höcker, nämlich die Spitze des 
Abdomen, sowie zwei Höcker jederseits, indem der in Seitenansicht 
erkennbare Höcker in der Mitte der Hinterseite von der Spitze 
verdeckt wird. 

Cephalothorax dunkelbraun, Clypeus, Mandibeln und Mundteile 
ein wenig heller. Extremitäten gelblich. Abdomen oben und an 
den Seiten silberweiß, oben mit einem die Rückenmitte über- 
ragenden, zweimal jederseits verästelten, in eine feine Spitze 
endenden grauen Herzstreifen, der durch eine feine Linie bis zur 
Spitze des Abdomen fortgesetzt wird. Die Abdominalseiten unten, 
der Bauch und die Hinterseite des Abdomen graubraun mit ver- 
einzelten, keine bestimmten Zeichnungen bildenden Silberschüpp- 
chen. Beiderseits der Spinnwarzen ein deutlicherer Silberfleck; 
zwei das Bauchfeld begrenzende Seitenlängsbinden sind ange- 
deutet. 

Gen. Latrodeetus Walck. 1805. 
Latrodectus Menavodi Vins. 1863. 

1 2 Madagaskar (Stumpff), 1 2 Nossibe (ders.). 
Latrodectus geometricus C. L. K. 1841. 

1 2 Nossibe (Stum pff). 

Fam. Argiopidae. 
Gen. Tetragnatha Latr. 1804. 
Tetragnatha nitens (Aud. et Sav.) 1825—27. 


2 992 1 & von Madagaskar (Stumpff), die ein wenig kleiner als 
Exemplare von den Kanarischen Inseln sind. 


Gen. Nephila Leach 1815. 


Nephila cruentata (Fabr.) 1793. 

4 92 Banana, Congo (P. Hesse). 
Nephila borbonica (Vins.) 1863. 

14 22 Nossibe und viele von Madagaskar (Ant. Stumpff) 
Nephila femoralis (H. Luc.) 1858. 

1 2 Doana, Kamerun (W. Hies). 

Nephila madagascariensis (Vins.) 1863. 

S? von Mahe, Seychellen, III. 1899 (F. Winter). — Das & 
dieser Art ist schon von Karsch in: Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 52 
(1879) beschrieben und das von Blackwall unter dem Namen 
„Nephila plumipes C. Koch‘ in: Proc. R. Irish Acad. (2) III, 
1877, p. 19, t. II, fig. 13 beschriebene & wird wohl auch N. mada- 


9. Heft 


60 Embrik Strand: 


gascariensis angehören; leider kann ich letztere Arbeit nicht im 
Augenblicke einsehen. — Viele Ex. von Nossibe und Madagaskar 
(Ant. Stumpff). 

Nephila senegalensis (Walck.) 1837 subsp. calabarensis Strand 
1908, in: Zool. Anz. 33, p. 2. 

6 22 von Alt-Calabar in Guinea (W.-Afr.) (H. Schröder 
[Bremen] ded.). — Epigyne bildet einen der Länge und Quere nach 
schwach gewölbten, tief und regelmäßig quergestreiften, ca. 2 mm 
breiten und 1.5 mm langen Hügel, dessen Hinterrand ganz schwach 
procurva, scharf aber nicht stark erhöht ist und der vorn fast 
senkrecht in die vor dem Hügel sich wie gewöhnlich befindende 
Ouergrube abfällt; diese Vorderseite mit zwei kleinen, in Querreihe 
gestellten, runden, seichten Gruben, die Hinterseite des Hügels 
sparsam mit kurzen, steifen Haaren besetzt, 


Bei einer Körperlänge von 37 und Cephalothoraxlänge von 
12 mm messen die Beine IV: Fem. 16.5, Pat. + Tib. 13, Met. + 
Tars. 17.5 mm, I bezw. 18, 17 und 26 mm. Zusammen IV 47, 
I 61 mm. 

Diese Form fällt mit der subsp. windhukensis Strand 1906 
fast zusammen; jedoch ist die Spitze des Lippenteiles nur höchst 
unbedeutend heller, die beiden hinteren Femoren in der Basal- 
hälfte unten vorn der Länge nach schwach gebräunt, die Tibien 
I—II mit nur 1 gelben Ring, der auf die Basalhälfte fällt und durch 
einen nur halb so breiten braunen Ring von der Basis getrennt wird. 
Palpen gelb mit leicht gebräuntem Patellar- und Tibial- undschwärz- 
lichem Tarsalglied. Die gelben Ouerbinden des Bauches meistens 
recht breit, bisweilen durch je einen schmalen Längsstrich jederseits 
miteinander verbunden. Die gelbe Basalbinde des Rückens breit 
und meistens recht deutlich, die gelben, in Längsreihe gestellten 
Seitenflecken desselben in Größe und Deutlichkeit erheblich 
variierend. Diese Form möge als Subspezies calabarensis m. unter- 
schieden werden. 


Anm. Hier mögen zwei kleine Nachträge zu meiner Arbeit 1915 
über die orientalischen Spinnen des Senckenbergianum Platz finden: 


Nephila maculata (Fabr.) 1793. 

Mehrere Ex. von Deli, Sumatra (v. Heyden ded.). — 12 
Cebu, Philippinen (O. Koch ded.). — 1 2 Ost-Java (Strubel)). 
— 2 29 Banka (Kläser). 

Nephila malabarensis (Walck.) 1837. 

Viele 22 Ost-Java (Strubell). 


Gen. Argiope Aud. et Sav. 18257. 


Argiope trifasciata (Forsk.) 1775. 
2 22 Nossibe (Ebenan). 
Argiobe Coquereli (Vins.) 1863. 
Je 1 2 Madagaskar (Ebenau, 1875) und (Stumpff, 1885). 
— 2 22 Nossibe (Ant. Stumpff). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 61 


Argiope flavipalpıs (H. Luc.) 1858. 

1 Cephal. von Alt-Calabar in Guinea (Schröder [Bremen] 
ded.). — 1 2 ohne Lokalität. — Von der sehr ähnlichen Arg. lobata 
(Pall.) durch das viel schmälere Septum der Epigyne zu unter- 
scheiden; dies erscheint, gerade ventralwärts gesehen, in der Mitte 
schmäler als an beiden Enden (bei lobata umgekehrt) und daselbst 
kaum mehr als !/, so breit als die Grube der Epigyne (bei lobata 
reichlich 4; so breit); die Grube erscheint infolgedessen bei flavi- 
balpis verhältnismäßig erheblich größer. Meistens wird wohl die 
Färbung der Beine und der Oberseite des Cephalothorax bei 
flavibalpis dunkler sein und ebenso die lobi des Abdomen etwas 
spitzer und stärker vorstehend als bei lobata. 


Gen. Cyrtophora Sim. 1864. 
Cyrtophora citricola (Forsk.) 1775. 
6 22 Nossibe und einige Madagaskar (Ant. Stumpff). 


Gen. Aranea L. 1758. 
Avanea lugubris (Walck.) 1837. 

3 922 dd von Nossibe (A. Stumpff, 1881), 2 2? ebenda u. 
ders. 1883, 1 & Madagaskar (ders. 1885). 

Aranea Theisi (Walck.) 1837. 

2 29: Madagaskar 1885 (A. Stumpff). — Es liegt mir ein 
Exemplar vor, das von Lenz als seine ‚„Epeira lanuginosa‘‘ eti- 
kettiert ist. Die Type zu dieser Art kann es nach der Beschreibung 
zu urteilen, jedoch unmöglich sein, denn: 

Seine Angabe, die vorderen M. A. seien kleiner als die hinteren 
ist unzutreffend, es ist vielmehr deutlich umgekehrt. Der Hinterleib 
ist nicht ‚wenig länger als breit‘ und die gegebenen Maßangaben 
nicht mit dem Ex. übereinstimmend, er ist 11 mm lang, 7 mm 
breit, bei einer Gesamtlänge von 17 mm (Lenz gibt 12 mm an); 
die größte Breite ist in der Mitte des Abdomen, nicht ‚an den 
Schultern“. Ferner hat die Beschreibung von der Färbung des 
Abdomen gar keine Ähnlichkeit mit dem vorliegenden Typen- 
exemplar usw. Es muß eine Verwechslung beim Typenexemplar 
vorgekommen sein, denn das als solches etikettierte ist zweifellos 
Aranea Theisi (Walck.), während die Beschreibung doch jedenfalls 
eine nahe Verwandtschaft mit Vinsons Epeira isabella, wie auch 
von Lenz angegeben, zeigt. Durch einen Vergleich mit der „Type“ 
wird sich somit die Identität von ‚Epeira lanuginosa Lenz‘ nie 
feststellen lassen, da die wirkliche Type nicht als solche existiert. 
Aranea crucifera (H. Luc.) 1839. 

1 2 Ashanti, W.-Afrika (H. Simon ded.). — Nach Vergleich 
mit ganz typischen Exemplaren von den Kanaren von dieser Art 
muß ich das vorliegende Ex. für crucifera (Luc.) halten; der einzige 
Unterschied in den Epigynen, den ich habe entdecken können, ist, 
daß die löffelförmige Aushöhlung am Ende des Scapus der Epigyne 
beim Ashanti-Exemplar ein wenig tiefer ist; dies ist jedoch sicher 
nur durch individuelle Variation bedingt. — Von der nahe ver- 


9. Heit 


69 Embrik Strand: 


wandten Aranea Beitoni Poc. unter anderem dadurch zu unter- 
scheiden, daß die vordere Augenreihe etwa gerade ist, vordere 
Spinnwarzen nicht dunkler als die hinteren, etwa über die Mitte 
der schwarzen Bauchfläche zwei weiße, scharf markierte, runde, 
unter sich in ihrem doppelten Durchmesser entfernte Flecke, sowie 
noch zwei ähnliche, aber kleinere jederseits der Spinnwarzen, 
Abdomen deutlich länger als breit etc. Bei der ebenfalls nahe 
verwandten Aranea taruensis Poc. ist das mittlere Augenfeld vorn 
verschmälert, vordere Augenreiheleicht recurva ete.— Die Zeichnung 
des Abdominalrückens etwa gleich der von Kulczyäski (Arachn. 

. coll... in ins. Maderianis etc. (1899)) als der typischen 
beschriebenen und Fig. 90 abgebildeten; die Größe etwas bedeuten- 
der: Cephal. 6 mm lang, 4.5 mm breit, Abdomen 10 mm lang, 
8 mm breit. Beine: I Fem. 6.2, Pat. + Tib. 7.2, Met. 5 (Tars. 
fehlt!); IV etwa wie I. 

Leider sind die vorliegenden Exemplare von den Kanaren so 
wenig gut erhalten, daß eine Feststellung feinerer Abweichungen 
von der typischen Form bei unserem Ashanti-Exemplar nicht 
möglich ist. — Die Unterschiede in der Zeichnung des Abdominal- 
rückens dieser Art sind so auffallend, daß besondere Namen für 
die am meisten charakteristischen berechtigt sein dürften. Wir 
schlugen 1908 für die von Kulczynski l. c. abgebildeten Varie- 
täten folg. Namen vor: Kulezynski l.c., Fig. 92 (Abdominalrücken 
mit weißer, lanzettförmiger, scharf schwarz begrenzter Mittellängs- 
binde): var. Ladislausi m. (nach Ladislaus Kulczyhski); Fig. 93 
(Abdominalrücken vorn mit zwei großen, runden, weißen Flecken): 
var. albimaculata m.; Fig. 94 (Abdominalrücken hinten mit schwar- 
zem, abgerundetem oder länglich dreieckigem Längsfeld): var. 
pyramidella m.; Fig. 96 (Abdominalrücken hell gefärbt, nur mit 
dunkleren Muskelpunkten und feinen Schräg- oder (hinten mitten) 
Längslinien): var. ochroleucella m. — Sollte die Ashanti-Form 
wirklich durch das tiefer ausgehöhlte Ende des Scapus, erheblichere 
Größe etc. sich von der Hauptform spezifisch unterscheiden lassen, 
was an dem vorliegenden Material sich nicht entscheiden läßt, 
so möge sie den Namen ashantensis m. bekommen. 

Aranea cereolella Strand 1907. 
1 2 Madagaskar (A. Stumpff). 


Gen. Caerostris Th. 1868. 
Caerostris tuberculosa (Vins.) 1863. 

1 2 Nossibe (Stumpff), von Lenz als C. Rutenbergi Karsch 
bestimmt und veröffentlicht. 

Von der Beschreibung von Caer. Ruienbergi (in: Abh. Naturw. 
Ver. Bremen VII. p. 191, t. XII, f. A.) weicht das Ex. aber 
etwas ab. — Die hinteren M. A. sind nicht größer, sondern viel- 
mehr kleiner als die vorderen, das Abdomen erscheint bei diesem 
erwachsenen @ viel weniger langgestreckt als bei dem jungen von 
Karsch beschriebenen Ex: und zwar kaum länger als zwischen 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 63 


den Spitzen der Schulterhöcker breit (bezw. 17 und 16 mm), un- 
mittelbar oberhalb und die Basis der Afterhöcker berührend 
befinden sich zwei viel kleinere, undeutlichere, an der Basis ver- 
wachsene, stumpfe Höcker, die an der Figur (l.c.) wohlangedeutet sein 
sollen, in der Beschreibung aber nicht erwähnt werden; hinter 
jedem der kleinen Vorderrands-Rückenhöcker befindet sich ein 
kleiner, tiefschwarzer Muskelpunkt; die Muskelpunkte beiderseits 
des unpaaren Rückenhöckers zwischen den Schulterhöckern er- 
scheinen als je eine schmale, nach außen leicht konkav gebogene 
Längsritze; die helle Rückenlängsbinde erweitert sich zwischen 
den Schultern bis zu deren Spitzen und ist an der vorderen Ab- 
dachung etwa doppelt so breit, sowie schärfer begrenzt als vor den 
Afterhöckern; eine dunklere Herzlinie nunmehr kaum zu erkennen; 
der ganze Cephalothorax nebst allen Extremitäten dunkel rot- 
braun bis schwärzlich erscheinend, nur der Innen- bezw. Vorder- 
rand der Maxillen und des Lippenteiles schmal gelblich. Die von 
Karsch so stark hervorgehobene Langgestrecktheit des Körpers 
dürfte zum großen Teil sich durch den jungfräulichen Zustand seines 
Exemplares erklären; im reifen Zustande erscheint mein Tier als 
eine ganz normale Caerostris. — Rücken des Cephalothorax durch 
grauweißliche, zum Teil schwach gelblich gemischte Behaarung 
von den umgebenden Körperteilen abstechend. Femoren IV hinten 
scopuliert. Epigyne von dem gewöhnlichen Caerostris-Typus, 
tiefschwarz, vor der Grube ein kirschroter Querfleck, die tiefe 
Grube etwas breiter als lang (bezw. 1.8 und 1.2 mm), rundlich, 
ringsum von einem hinten schmalen und scharfen, vorn dicken, 
gerundeten, sowie in der Mitte schmal niedergedrückten Rand 
umgeben; von der Mitte der Seiten erstreckt sich eine in der 
Mitte vielleicht unterbrochene Quererhöhung über und durch 
die Grube; die ‚‚ Hörner“ entspringen an der Innenseite des Vorder- 
randes, befinden sich also in der Grube, sind kurz, dick, an der 
Basis sich berührend oder fast so, in der Basalhälfte etwa parallel, 
in der plötzlich konisch zugespitzten Endhälfte nach außen ge- 
richtet, also stark divergierend. 


Wie es sich aber mit dieser Bestimmung von Lenz verhalte, 
ist etwas fraglich. Er gibt an, es lägen von ‚Caer. Rutenbergi 
Karsch“ ‚zwei fast entwickelte Weibchen im M.(useum) S.(encken- 
berg)‘ vor, in der mir vorliegenden Sammlung gibt es aber nur ein 
und zwar zweifellos reifes 9, das von Lenz als C. Rutenbergi eti- 
kettiert ist. Andererseits stimmt die von L. nach Exemplaren im 
Lübecker Museum entworfene Beschreibung von ‚Caer. tuber- 
culosa Vins.‘‘ mit dem mir vorliegenden, von ihm als ‚, Rutenberg«““ 
etikettierten Exemplar überein und ich kann auch in der Be- 
schreibung Vinsons nichts finden, welches die Zugehörigkeit 
meines Exemplares zu C. tuberculosa mit Notwendigkeit ausschließen 
könnte, angesichts der Tatsache, daß die Form des Abdomen der 
Caerostris-Arten ja wenig konstant ist. Es dürfte schließlich nicht 
unwahrscheinlich sein, daß ‚‚Caer. Rutenbergi‘‘ nur die unentwickelte 


9, Heit 


64 Embrik Strand: 


Form der Caer. tuberculosa ist und von dieser Möglichkeit bezw. 
Wahrscheinlichkeit ausgehend, führe ich vorliegende Art als C. 
tuberculosa (Vins.) auf. — Von Caer. stygiana Butl. läßt sich die Art 
leicht durch das Fehlen weißer Haarringe an den Extremitäten 
unterscheiden. — P. S. Nachträglich noch ein Ex.: Madagaskar 
(Stumpff). 
Gen. Gasteracantha Sund. 1833. 

Gasteracantha Thorelli Keys. 1863. 

Mehrere 22 von Madagaskar (A. Stumpff, 1885). — 829 
Nossibe (Stumpff). Mehrere 22 Nossibe (Ebenau). 
Gasteracantha Reuteri Lenz 1886. 

2 22 von Nossibe (Stumpff und Ebenau). 


Gasteracantha madagascariensis (Vins.) 1863. 
1 2 von Nossibe (Ebenau). 


Gasteracantha lepida O. Cbr. var. Rüppelli Strand n. var. 

1 2 aus Aegypten (Rüppell, 1826). Mit G. lepida Cbr. ver- 
wandt, aber die Cornua länger als die Afterdornen und leicht nach 
vorn gerichtet, so daß sie parallel zu den vorderen Seitendornen 
zu stehen kommen und diesen auch erheblich stärker genähert, die 
Bauchseite dunkler, die Rückenseite ohne Ouerbinden (vielleicht 
weil gebleicht ?). Diese Bemerkungen beziehen sich in erster Linie 
auf die Abbildung und Beschreibung in L. Koch: Aegyptische und 
abyssinische Arachniden (1875); nach der Originalabbildung von 
G. lepida (in: Proc. Zool. Soc. 1870) wäre unsre Form außerdem durch 
dünnere, mehr parallelseitige Cornua und näher beisammen- 
stehende Afterdornen sowie deutlicher gebogenen Vorderrand 
(des Scutum) zu unterscheiden; letzteres auch verhältnismäßig 
länger bei. lepida. 

Cephalothorax und Mandibeln kastanienbraun, letztere jedoch 
am Ende vorn mit einer hellgelben Schrägbinde, Sternum und 
Maxillen schwarz, letztere jedoch mit breitem, weißlichem Innen- 
rand, Lippenteil weißlich. Beine schwarz, oben, insbesondere an 
den Patellen, olivenfarbig angeflogen, Tarsen rötlich, die Femoren 
mit einigen unregelmäßigen gelben Flecken. Abdomen wahr- 
scheinlich stark entfärbt; es erscheint jetzt oben gelblichweiß mit 
orangegelblichen Dornen und Sigillen. An der Unterseite ist 
jederseits eine breite weißliche, die Seitendornen einfassende 
Randbinde und so ist auch die Basis der Afterdornen sowie eine 
schmale Vorderrandbinde gefärbt. Der Rest der Unterseite ist 
schwarz, fast ohne helle Flecke. Scutum ohne Dornen 4.5 mm 
lang, 8.5 mm breit. (Nicht ganz reif!). 

Gasteracantha nossibeana Strand n. Sp. 

Ein 2 von Nossibe (Ebenau, 1898). 

Bauchhöcker vorhanden. Scutum erinnert an G. inversa 
Walck., insofern als beide Seitendornen in der hinteren Hälfte der 
Seiten nahe beieinander sitzen, weicht aber ab u. a. durch das 
Vorhandensein von Analdornen. — Länge des Scutum ohne Dornen 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des: Senckenberg. Museums. :.65 


5.2 mm, Breite zwischen den Seitendornen 7 mm, unmittelbar vor 
diesen ca. 6 mm. Die Seitendornen liegen so weit nach hinten 
gerückt, daß eine zwischen denselben gedachte Gerade von der 
Mitte des Vorderrandes um 3.6, von der des Hinterrandes 1.6mm 
entfernt sein würde. Der vor den Seitendornen gelegene Rand des 
Scutum ist vorn mitten, in einer Länge gleich der Breite des Cephalo- 
thorax, gerade, dann nach hinten gekrümmt und zwar zuerst eine 
seichte Einbuchtung, dann eine etwas stärkere Ausbuchtungbildend. 
Die kurz kegelförmigen Seitenhöcker sind ganzschwach divergierend, 
ihre Spitzen sind unter sich um 2 mm entfernt, der hintere Dorn ist 
ein klein wenig größer als der vordere und von dem nächsten der 
beiden fast gleich großen und gleich geformten Analhöcker so weit wie 
diese unter sich (= 2.5 mm) entfernt. Der die beiden Seitendornen 
tragende Fortsatz erscheint, ebenso wie diese selbst, leicht empor- 
gerichtet. Die Spitzen der hinteren Seitendornen und der Anal- 
dornen bilden in Draufsicht fast eine Gerade oder jedenfalls sehr 
schwach procurva gebogene Linie. Ä 

Cephalothorax schwarzbraun, weiß behaart und zwar an den 
Seiten ganz dicht; Mandibeln, Maxillen und Lippenteil ebenfalls 
schwarzbraun, letztere beide mit hellem Innen- bezw. Vorderrand. 
Sternum dunkelbraun, mit Andeutung hellerer Flecke und mit 
dunkler Randlinie. Beine dunkelbraun, an den Coxen und Femoren 
unten orangegelblich und mit je einem ebensolchen schmalen 
Basalring an Tibien, Metatarsen und Tarsen. — Abdomen oben 
olivenfarbig schwärzlich, regelmäßig und kräftig‘ dunkler punktiert 
und mit folg. hellgelben Zeichnungen: eine Mittellängsbinde, die 
am Vorderrande parallelseitig und 0.8 mm breit ist, sich dann 
dreimal dreieckig erweitert und endlich im Hinterrandfelde zwei 
kuıze Querbinden bildet. Beiderseits, kurz hinter der Mitte der 
Binde, ist ein gelblicher Wisch. Der Hinterrand zwischen den 
Analdornen und der hintere der Seitendornen ist schmutzig gelblich. 
Unterseite schwarz mit gelblichem Wisch zwischen den Analdornen 
und den Spinnwarzen, sowie mit vereinzelten gelben Fleckchen 
spärlich gezeichnet. 


Fam. Thomisidae. 


Gen. Thanatus C. L. Koch 1837. 


Thanatus philodromicus Strd. n. sp. 
1 2 von Madagaskar (Stumpff, 18. 12. 1885). 
Mit Th. Pagenstecheri Strand verwandt. — Cephalothorax und 
Extremitäten hell bräunlichgelb, ersterer mit braunen, dunkler 
marmorierten, scharf markierten, fast die ganzen Thoraxseiten 
bedeckenden, jedoch eine weißliche Randbinde frei lassenden 
Seitenbinden, die auf die hintere Abdachung nicht übergehen und 
auf den Seiten des Kopfteiles verwischt sind; die helle Rücken- 
längsbinde ist so breit wie das Augenfeld und schließt vorn einen 
höchst undeutlichen braunen Keilfleck ein, der in der Mittelritze in 
eine feine Spitze endet und vorn so breit wie die erste Augenreihe ıst. 
Archiv a ae 


- 


oO 9, Heit 


66 Empbrik Strand: 


Augenfeld und Clypeus längs der Mitte heller. Mandibeln braungelb. 
Lippenteil dunkel, sonst ist die ganze Unterseite des Cephalothorax 
blaßgefärbt. Extremitäten am Ende wegen der Scopulierung 
schwärzlich erscheinend. Abdomen hell graulich, mit schmutzig 
gelblichweißen Schüppchen überall so dicht belegt, daß die Grund- 
farbe nur noch als ein feines Netzwerk zum Vorschein kommt, 
oben mit einem bräunlichen, nur hinter der Mitte deutlichen, von 
der Mitte an nach hinten allmählich verschmälerten und als eine 
schmale Spitze die Spinnwarzen erreichenden Mittellängsfeld, das 
vorn einen schwarzen, nach beiden Enden zugespitzten, 3 mm langen 
und mitten 0.9 mm breiten Herzstreifen einschließt. 

Augen I bilden zwaı eine deutlich recurva gebogene Reihe, 
jedoch würde eine die M. A. oben tangierende Gerade die S. A. 
unten schneiden; die M. A. sind unter sich um fast ihren doppelten, 
von den S. A. um den einfachen Durchmesser entfernt. Das Feld 
der M. A. ist vorn schmäler als hinten und länger als hinten breit. 
Hintere Augenreihe so stark recurva gebogen, daß eine die M. A. 
hinten tangierende Gerade die S. A. vorn durchaus nicht berühren 
würde; die M. A. sind kleiner als die S. A.und unter sich unbedeutend 
weniger als von diesen entfernt. 

Epigyne erscheint als eine kleine, herzförmige, braune, seichte, 
fein erhöht umrandete Grube, die breiter als lang und vorn aus- 
gerandet ist; die größte Tiefe der Grube befindet sich in den Seiten- 
partien, indem eine niedrige mittlere Längserhöhung vorhanden 
zu sein scheint. Die Breite der Grube ist jedenfalls nicht größer 
als die des Lippenteiles. 

Körperlänge 10 mm. Cephalothorax 3 mm lang, 2.5 mm breit. 
Abdomen 7 mm lang, 4.5 mm breit. Beine: I Fem. 3.5, Pat. + Tib. 
4.2, Metat. + Taıs. 4 mm; IV bezw. 3.8, 4.2, 4.2 mm. Also: 
I 11.7, IV 12.2 mm. 

Gen. Triehopagis Sim. 1886. 
Trichopagis manicata Sim. 1886. 

1 2 Nossibe. 

Gen. Thomisus Walck. 1805. 
Thomisus Lamperti Strand 1907. 

1 2 von Nossibe (Ebenau). — Type im Mus. Lübeck. Die 
ausführliche Beschreibung in: Nyt Mag. f. Nat. 46 (1908), p. 70 
— 75, vorl. Diagnose in: Zoolog. Anz. 1907. 


Fam. Clubionidae. 
Gen. Selenops Latr. 1819. 
Selenops Legrasi Sim. 1887. 
1 2 Nossibe (Stumpff). 
Gen. Damastes Sim. 1880. 
Damastes Coguereli Sim. var. affinis Strand 1907. 
Viele 22 Nossibe und Madagaskar (Stumpff). — Die Dimen- 
sionen der vorliegenden reifen 22 variieren beträchtlich: Total- 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 67 


länge 28—42, Cephal. ohne Mandibeln 11—17 mm, Breite des 
Cephal. 12.5—19 mm, Beine II 47.5 (Fem. 13, Pat. + Tib. 19, 
Met + Tars 15.5 mm) bis 66 (Fem. 19, Pat. + Tib. 25, Met. + 
Tars. 22) mm. Zwar treten auch kleine Verschiedenheiten in 
der Form der Epigyne, der Cephalothoraxgruben etc. auf; diese 
gehen aber so allmählich ineinander über, daß ich an die spezifische 
Zusammengehörigkeit doch nicht zweifeln möchte. Dagegen ist 
die Färbung sehr konstant, ebenso die Zeichnung; bei den meisten 
ist der Abdominalrücken ganz einfarbig, bei einigen großen Exem- 
plaren tritt ein undeutlich heller gefärbter Lanzettstreif in der 
vorderen Hälfte desselben auf. Der Bauch ist zwar bald heller, 
bald dunkler gefärbt; das hängt aber davon ab, wie gut die Be- 
haarung desselben erhalten ist. Zu den Unterschieden in der 
Epigyne gehört das Vorhandensein oder Fehlen einer schmalen, 
seichten Längsfurche in der vorderen Hälfte des die Grube aus- 
füllenden Höckers. Ob die von mir anderswo (Beitrag zur Spinnen- 
fauna Madagaskars, in „Nyt Magazin for Naturvidenskaberne‘“, 
Bd. 46, (1908) als Aıtsmerkmal verwendete Form und Größe 
der Cephalothoraxgruben als solches von Wert sind, möchte ich 
nach Untersuchung vorliegenden Materiales fast bezweifeln; 
jedenfalls sind diese Grübchen bei älteren und jüngeren Individuen 
nicht ganz gleich und die Abweichungen gehen allmählich inein- 
ander über. — Die von Lenz als Holconia malagassa Karsch be- 
stimmten und publizierten Exemplare aus Stumpffs Nossibe- 
Sammlung gehören sämtlich Dam. Coguereli affinis Strd. an. 


„ Damastes nossibeensis Strand 1907. 

1 2 Nossibe (Stumpff, 1883), 1 d Madagaskar (ders. 1885). 

Q Epigyne ist zwar von demselben Typus wie die des D. 
Grandidierı Sim., weicht aber u. a. dadurch ab, daß das ‚piece 
noire transverse‘, wovon Simon spricht (Revis. d. Sparass., p. 243), 
völlig so breit wie die herzförmige Grube ist und hinten ee 
eine sehr tiefe runde Grube einschließt, welche Gruben so deutlich 
und charakteristisch sind, daß es nicht anzunehmen ist, daß Simon 
sie übersehen hätte. 

d Körperlänge 35 mm. Cephalothorax 14 mm lang, 15.5 mm 
breit. Abdomen 16 mm lang, 13 mm breit. Beine: I Femur 15, 
Pat. + Tibia 21, Metat. + Tars. 21 mm; II bezw. 20, 27, 27 mm; 
III bezw. 17, 21, 19 mm; IV bezw. 16, 19, 17.5 mm. Also: I 57, 
II 74, III 57, IV 52.5 mm oder: II, I=III, IV. 

Das Tibialglied der Palpen zeigt in Draufsicht am Ende außen 
einen nach vorn und ein wenig nach außen gerichteten, schwarzen 
Fortsatz, der etwa so breit wie lang oder wie das Glied am Ende 
breit ist und am Ende quergeschnitten erscheint mit der inneren 
Ecke fingerförmig, nach innen leicht konvex gebogen, ausgezogen. 
Bulbus verhältnismäßig klein, abgerundet, reichlich so breit wie 
lang; von der proximalen inneren Seite entspringt eine an der 
Basis kräftige, allmählich feiner werdende Spina, die den Bulbus 
innen und außen umringt. 


ö* 9. Helt 


68 Embrik Strand: 


Die vorderen M. A. erscheinen in Flüssigkeit gesehen unter 
sich um 2/, ihres Durchmessers entfernt. Das Feld der M. A. ist 
vorn 2, hinten 2.3 mm breit, sowie 2 mm lang. 


‘Gen. Philisea Sim. 1884. 

Philisca (?) sica Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 5. 9. 

Q® Ashanti, West-Afrika (H. Simon ded.). 

Q Totallänge 16 mm. Cephal. 7 mm lang, 5.5 mm br., vorn 
3.5 mm breit. Abd. 9 mm l., 5.5 mm br. Beine: I Fem. 5, Pat. + 
Tib. 7.5, Met. + Tars. 6.5 mm; II gleich I; III bezw. 4.5, 6.5, 
6 mm; IV bezw. 5.5, 7.5, 7.5 mm. Totallänge I 19, II 19, III 17, 
IV 20.5 mm. Also: IV, I=II, III. Mand. 3.7 mm l., 3.2 mm bıeit. 

Am unteren Falzrande zwei starke, gleich große Zähne, am 
oberen zwei ebensolche, sowie ein dritter, viel kleinerer Zahn weiter 
innen. Am unteren Falzrande nahe der Klaueneinlenkung einige 
lange, nach innen gekrümmte Borsten; der obere Rand der ganzen 
Länge nach mit solchen Borsten besetzt. 


Mit Philisca jedenfalls verwandt, aber der untere Falzrand 
hat nicht 3, sondeın nur 2 Zähne. — Hintere Augenreihe leicht 
procurva; die Augen etwa gleich groß, aber die S. A. ein wenig 
vorstehend und dadurch unbedeutend größer erscheinend; die M. A. 
unter sich vielleicht ein klein wenig weiter als von den S. A. ent- 
fernt; die Reihe um deutlich mehr als den doppelten Durchmesser 
der hinteren S. A. länger als die vordere. Letztere mit den Zentren 
eine gerade Linie bildend; die M. A. erheblich kleiner als ihre S. A. 
und kaum so groß als die hinteren M. A., unter sich um ihren 
Radius, von den S. A. etwa halb so weit entfernt; letztere vom 
Clypeusrande in ihrem Radius entfernt. Feld der M. A. voın viel 
schmäler als hinten und etwa so lang als hinten breit. Vordere und 
hintere S. A. etwa gleich groß und um ihren Durchmesser unter 
sich entfernt. 

Alle Stacheln ziemlich kurz und schwach, sowie wenig abste- 
hend. Alle Femoren oben mitten 1.1.1, I vorn nahe der Spitze 
dicht beisammen 2 oder 3, hinten in der Endhälfte 1.1, II vorn 
nahe der Spitze 2, hinten wie I, III vorn und hinten je 1.1, IV 
vorn 1.1, hinten an der Spitze 1 Stachel. Patellen III—IV hinten 
1 Stachel. Tibia I unten 2.1 (hinten). 2, vorn und hinten in der 
Endhälfte je 1, II unten 2.2.2, sonst wie I, III—IV unten 2.2.2, 
vorn und hinten je 1.1 oder (IV. hinten) 1.1.1 Stacheln. Metat. 
I—II unten an der Basis 2, vorn und hinten in der Mitte je 1, 
III—IV unten 2.2.2, vorn und hinten je 1.12 Stacheln. Palpen: 
Fem. oben 1.1.4, Pat. wahrsch. außen 1, Tib. oben und außen je 
1.1, innen 1.2, Tars. scheint oben an der Basis 2, innen und außen 
je 2.1 Stacheln zu haben. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein behaartes, hellgelb- 
liches, in dunklerer Umgebung gelegenes, fast parallelseitiges, 
nach hinten ganz leicht erweitertes Längsfeld, das etwa so breit 
als das Endglied der oberen Spinnwarzen und kaum doppelt so 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 69 


lang als breit ist; hinten quergeschnitten, vorn unbestimmt, an 
den Seiten aber von einer schmalen, tiefschwarzen Linie begrenzt. 
Wenn man die Haare entfernt und Epigyne trocken ansieht, er- 
scheint sie als ein leicht vertieftes, etwa parallelseitiges, vorn stark 
chagriniertes und mattes Feld, das etwa so lang als der Lippenteil 
und fast so breit als lang ist sowie vorn in der matten Partie mit einer 
schmalen, niedrigen, gerundeten Quererhöhung versehen ist; 
kurz hinter letzterer fangen jederseits zwei schmale, glatte, glän- 
zende,dunkelgefärbte,niedrigeLängssepten oder -leistenan,von denen 
die äußere breiter und nach vorn ganz schwach verschmälert und 
eingebogen ist; die innere fängt an der Innenseite der äußeren kurz 
hinter deren Spitze an, geht zuerst schräg nach innen, dann gerade 
nach hinten und wird von einer feinen Längsfurche in zwei geteilt, 
von denen die innere mit der entsprechenden der anderen Seite 
hinten sich verbindet. Die Mitte des Feldes als eine seichte, heller 
gefärbte, jederseits also von 2 oder wenn man will 3 schmalen 
Längsleisten eingefaßte, parallelseitige Längsvertiefung erscheinend. 
In Flüssigkeit erscheint Epigyne, wenn abgerieben, als ein hell- 
gelbliches, quadratisches Feld, das jederseits von einem tief- 
schwarzen, schwach S-förmig gebogenen, an beiden Enden ein wenig 
zugespitzten, den Vorderrand nicht erreichenden Längsstreif 
begrenzt wird, und am Vorderrande sowie an einem von demselben 
entspringenden, bis zur Mitte reichenden, keilförmig zugespitzten, 
undeutlichen Längsstreif am hellsten gefärbt ist. 


Gen. Olios Walck. 1837. 
Olios paenuliformis Strd. n. sp. 

1 & Ashanti, W.-Afr. (H. Simon ded.). 

& Der untere Falzrand nahe der Klaueneinlenkung lobat und 
daselbst mit einer dichten Reihe von etwa 8 nicht sehr langen, aber 
stark gekrümmten Borsten; gegen die Mitte des Randes zwei kurze, 
dicke Zähne, von denen insbesondere der äußere sehr kräftig und 
stumpf ist; vielleicht ist bisweilen ein dritter, vielfach kleinerer Zahn 
innerhalb dieser beiden vorhanden. Der obere Rand der ganzen 
Länge nach sehr dicht bebürstet, mit zwei kräftigen, vorstehenden 
Zähnen, sowie einem dritten, erheblich kleineren und von den 
anderen deutlich entfernten weiter innen. — Die Klaue an der 
Unterseite mit je einer kleinen Einschnürung in der Mitte, sowie 
am Ende des basalen Drittels. — Auch der obere Falzrand nahe der 
Klaueneinlenkung mit einem ziemlich stark vorstehenden Lobus. 

Totallänge 13 mm (Abd. geschrumpft!). Cephal. 7 mm IL, 
5 mm br. Beine: I Fem. 7, Pat. + Tib. 9.5, Met. 6, Tars. 2.5 mm; 
II bezw. 7, 11, 8, 3 mm; III bezw. 5, 6, 3.5, 2.5 mm; IV. bezw. 
6, 7, 5, 2.5 mm. Totallänge: I 25, II 29, III 17, IV 20.5 mm. 
Ako: II, I, IV, III. Palpen: Fem. 2.5, Pat. + Tib. 2.2, Tars. 
2.7 mm, zus. 7.4 mm. 

Die Art erinnert an Paenula durch den mit zwei Zähnen be- 
wehrten unteren Falzrand und den niedrigen Clypeus, an Nisueta 
durch die langen Beine I—II. 


9. IIeft 


70 Embrik Strand: 


Cephalothorax, Mandibeln, Maxillen und Lippenteil rot, 
Extremitäten und Sternum ein wenig heller, mit gelblichem 
Anflug, letzteres mit dunklerer Randlinie. Mittelritze des Rückens 
schwarz. Das stark geschrumpfte Abdomen erscheint nun dunkel 
braungelb, einfarbig, abgesehen von einem schwärzlichen, unregel- 
mäßigen Längsfeld jederseits des Abdomen in der hinteren Hälfte 
der Seiten. Epigaster heller mit drei dunklen Längsbinden. 

Hintere Augenreihe gariz schwach recurva; die M. A. unter 
sich unbedeutend weniger als von den S. A. entfernt. Vordere 
Augenreihe gerade, die M. A. unter sich weniger als von den S. A. 
entfernt. Das Feld der M. A. ist vorn und hinten gleich breit, 
reichlich so breit wie lang, die vorderen M. A. größer als die hinteren. 

Das Patellarglied der Palpen ist etwa %4 der Länge des Tibial- 
gliedes; letzteres ist sehr charakteristisch bewehrt, es hat außen 
an der Basis einen großen, vierseitigen, am Ende ausgerandeten, 
dick plattenförmigen, nach außen und ein wenig nach vorn ge- 
richteten und vertikal gestellten Fortsatz, der in Draufsicht so 
lang wie der Durchmesser des Gliedes erscheint, ferner ist außen 
am Ende ein dick konischer, nach außen gerichteter und am Ende 
leicht rückwärts geneigter Fortsatz und endlich ist am Ende innen 
unten ein kurzer kräftiger Haken vorhanden. 

Olios nossibeensis Strand 1907. 

1 8 Madagaskar (Stumpff). 

& Totallänge 24 mm. Cephal. 10 mm 1., 9 mm breit. Abdomen 
11.5 mm lang, 6 mm breit, Pat. + Tib. I 20, IV 16 mm. 

An den Palpen ist das Tibialglied (ohne den Fortsatz) länger 
als das Patellarglied (bezw. 3 und 2 mm) und beide zusammen 
kaum so lang wie das Tarsalglied (5.2 mm). Der Fortsatz des 
Tibialgliedes ist länger als das Glied am Ende breit ist oder etwa 
1.5 mm lang, gerade, scharf zugespitzt pfriemenförmig (innen ab- 
geflacht), nach vorn gerichtet und dem Tarsalglied dicht anliegend. 
Letzteres ist aber langgestreckt, mitten nach oben konvex gekrümmt 
und scheint in Draufsicht außen innerhalb der Mitte schwach ein- 
gebuchtet (konkav) zu sein. Bulbus wenig hervortretend; von 
seiner Spitze nahe dem Außenrande entspringt eine lange, feine, 
zuerst nach innen und dann nach vorn gerichtete Spina. 

Olios banananus Strand n. sp. 

1 8 Banana, Congo (Hesse). 

d Am unteren Falzrande 5 Zähne, von denen die beiden 
inneren kleiner sind; am Rande der Klaueneinlenkung eine dichte 
Reihe von 6 langen, kräftigen, nach innen gekrümmten Borsten, 
sonst der untere Falzrand nackt. Am oberen Rande nur 2 Zähne, 
von denen der innere etwas kleiner ist. 

Totallänge 13 mm. Cephal. 6.5 mm lang, 6 mm breit. Pat. + 
Tib. 1 12, II 12.5, III 9, IV 9.5 mm. 

Cephalothorax und Extremitäten hell bräunlichgelb, Mittel- 
ritze. dunkelbraun, Augenringe schmal schwarz, Ecken des Clypeus 
geschwärzt, dieser mitten weißlich. Mandibeln dunkelrot, Lippen- 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 71 


teil bräunlich mit weißlichem Vorderrand. Sternum, Maxillen, 
Coxen und Unterseite der Femoren blaß bräunlichgelb, die Extre- 
mitäten sonst dunkler braungelb, insbesondere die Metatarsen und 
Tarsen. Tarsalglied der Palpen bräunlich. — Abdomen im Grunde 
hellgrau, oben und an den Seiten so dicht braun gefleckt, daß die 
Grundfarbe wenig zum Vorschein kommt; längs der Mitte der 
vorderen Hälfte zwei in der Rückenmitte zusammenstoßende 
Längsreihen brauner Flecke, die von dann an sich nach hinten als 
eine einzige Reihe, allmählich kleiner werdend, bis zu den Spinn- 
warzen fortsetzen. Bauch einfarbig hellgrau. Vordere Augenreihe 
in Flüssigkeit gesehen gerade, die M. A. ein klein wenig größer, 
unter sich und von den S. A. um weniger als den Durchmesser, 
vom Clypeusrande um den Radius entfernt. Hintere Augenreihe 
ganz schwach procurva, die Augen unter sich fast gleichweit 
entfernt. Feld der M. A. vorn unbedeutend schmäler als hinten, 
subquadratisch. 


Tibialglied der Palpen wenig länger als das Patellarglied, am 
Ende außen mit einem schräg nach außen und vorn gerichteten, 
scharf zugespitzten, gedreht-gekrümmten, schwarzen Fortsatz 
und hinter diesem mit einem dichten Haarpinsel, so daß das Glied 
daselbst, flüchtig angesehen, zwei Fortsätze zu haben scheint. 
Bulbus ist charakteristisch durch einen abstehenden, langen, 
subzylindrischen, am Ende etwas zugespitzten, nach unten konvex 
gebogenen und nach innen gerichteten Haken. 


Olios malagassus Strand 1907. 

1 & Nossibe (Stumpff), das ich für das bisher unbekannte & 
dieser Art halten möchte. — Ähnelt Olios viridis Vins.; bei dieser 
Art ist aber Cephal. so breit (nach Thorell) oder breiter (nach 
Vinson) als lang. 

Das & ist gefärbt und in der Augenstellung wie das 9. Die 
Dimensionen sind aber abweichend: Körperlänge 14 mm. Cephalo- 
thorax 6.2 mm lang und 5 mm breit. Beine: I Femur 8, Patella+ 
Tibia 11.5, Metatarsus + Tarsus 9.2 mm; IV bezw. 8,9 und 9 mm. 
Das Tibialglied der Palpen ist länger als das Patellarglied (bezw. 
1.83 und 1 mm), erscheint in Draufsicht am Ende quergeschnitten mit 
der äußeren Ecke in einennach vorn und ein wenig nach unten gerich- 
teten, geraden, am Ende scharf zugespitzten Fortsatz verlängert, der 
dem Tarsalgliede dicht anliegt und so lang, wie das Glied am Ende 
breit ist. Bulbus abgeflacht, wenig hervortretend, im Profil (von 
außen) erscheint vor dem Bulbus eine hellgefärbte, senkrechte Spitze. 

Gen. Eusparassus Sim. 1903. 
Eusparassus laterifuscus Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 3. 

1 d subad. Madagaskar (Stumpff 1885). 

& subad. Unterer Falzrand nackt, nur nahe der Einlenkung 
der Klaue eine sehr lange, kräftige, stark gekrümmte Borste, sowie 
mit 5 Zähnen, von denen die drei äußeren die größten und unter 
sich gleich groß sind, die zwei übrigen, insbesondere der innerste, 


9. Heft 


79: -  Embrik Strand: 


kleiner und etwa gleich den beiden seitlichen der drei Zähne des 
oberen Randes; der Mittelzahn des letzteren reichlich so groß als 
die größten des unteren Randes. 

Bestachelung. Alle Femoren oben submedian undsubapikalje1, 
vorn und hinten je1.1.1, nur IV hinten bloß 1.1 in der Apikalhälfte; 
alle.Patellen vorn und hintenje1; alle Tibien unten 2.2.2, vorn und 
hinten je1.1 oderman kannl—IlIals unten mit 2.2.2.2,vorn undhinten 
je1 Stachel beschreiben; alle Metat. unten subbasalund submedian je 
2 lange, starke Stacheln, I—II vorn und hinten je 1 nahe der Basis, 
III—IV vorn und hinten je 1.1, sowie IV noch 2 vielfach kleinere 
Stacheln jederseits an der Spitze. — Palpen: Fem. oben nahe der 
Spitze 1.4, Pat. außen 1, Tib. innen 2.1, oben nahe der Basis 1, 
außen 1.1, Tars. innen und außen je 2.1 Stacheln. 

Totallänge (NB. unreif) 17 mm. Cephal. 7 mm lang, 6.8 mm 
breit. Abdomen 8.5 mm lang, 5 mm breit. Beine: I Fem. 8.5, 
Pat. 4.5, Tib. 8.5, Met. 7, Tars. 2.5 mm; II bezw. 10, 4.6, 9.5, 7.5, 
9.5 mm;,IIEıbezw. 7, 3:5, 6, 5,122 mm; IV. bezw. '8.:8.8,.47,5.8, 
22 mm. Totallänge 131, II 34.1, III 23.7, IV 26.3 mm. Also: 
11, .1,.IW, TIL), Palpen : ‚Eem..3,. Pat. 1,5,..Tıb..2, Tars Zum) 
4 mm, zus. 10.5 mm lang. 

Vordere Augenreihe ganz schwach procurva, so daß eine die 
M. A. unten tangierende Gerade die S. A. unterhalb des Zentrums 
schneiden würde; die M. A. sehr wenig oder kaum größer, unter 
sich um 2/; ihres Durchmessers, von den S. A. um kaum den Radius 
entfernt; letztere vom Rande des Clypeus etwa in ihrem Durch- 
messer, von den hinteren, vielleicht um ein unbedeutendes größeren 
S. A. in kaum ihrem Durchmesser entfernt. Hintere Reihe schwach 
procurva; die M. A. die kleinsten aller Augen, unter sich und von 
den S. A. etwa gleich weit entfernt. Feld der M. A. hinten reichlich 
so breit als lang und breiter als vorn. Hintere Reihe erheblich länger 
als die vordere. 

Jedenfalls nahe mit dem von mir als Olios malagassus beschrie- 
benen $ verwandt; daß bei letzterem keine lange, nach innen ge- 
krümmte Borste am unteren Falzrande vorhanden sein soll, kann 
ja vielleicht durch Beschädigung des Typenexemplars zu erklären 
sein. Aber von dem im vorliegenden Materiale aufgefundenen (, 
das ich mit Olios malagassus 2 vereinige, u. a. durch das Fehlen 
von dorsalen Tibialstacheln, bedeutendere Größe, stärker gewölbte 
und abweichend gefärbte Mandibeln und abweichende Färbung 
des Abdomen zu unterscheiden. Ob aber malagassus nicht in der 
Gattung Eusdarassus besser hineinpaßt ? 


Gen. Heteropoda Latr. 1804. 
Heteropoda venatoria (L.) 1758. *) 
183 2 Banana, Congo (Hesse). — 2$ Nossibe (A. Stumpff). 
— 22 Madagaskar (Stumpff). — 1 2 Nossibe Ebenau). — 


*)Anm. Unter den von Lenz bestimmten Madagaskar-Spinnen waren 
arge Verwechselungen vorgekommen, ob von L. oder von anderen gemacht, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 73 


1 Junges aus Banana, Congo (Hesse). — 1 & Ashanti (W.-Atr.) 
(H. Simon ded.). — [Zwei Nachträge zu den orientalischen 
Spinnen des Senckenbergianum: 2 92 Madras (Th. Kolb). — 
2 92 Ceylon (Gebr. Worms).] 

Gen. Ctenus Walck. 1805. 
Ctenus nigrifemur Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 5—b. 

1 2 von Idcenau, Kamerun (Otto Volley). 

2 Totallänge 34 mm. Cephal. 15 mm 1., 12 mm br., Kopfteil 
7 mm breit. Abd. 16 mm lang, 9.5 mm breit. Beine: I Fem. 165, 
Pat: 7. Tib. 16, Met. 16, Tars. 5 mm; II bezw. 15.5, 7, 14:14; 
4.8 mm; III bezw. 13, 6, 11, 12.3, 4.7 mm; IV bezw. 16.5, 6, 15, 
20,6 mm. Totallänge I 60.5, II 55.3, III 47, IV 63.5 mm. Palpen: 
Fem. 7, Pat. 4, Tib. 5, Tars. 6, zusammen 22 mm. Tibien I—II 
unten 2.2.2.2.2, II außerdem vorn in der Basalhälfte 1, III—IV 
unten 2.2.2, vorn und hinten je 1.1, oben 1.1.1; Metatarsen I—II 
unten 2.2.2 (NB. unten mitten an der Spitze kein Stachel!), III 
unten 2.2.3, vorn und hinten je 1.1.1, IV scheint wie III, sowie 
noch oben mitten 1 Stachel. 

Vordere M. A. deutlich kleiner als die hinteren, unter sich um 
kaum ihren Radius, von den hinteren M. A. um reichlich denselben, 
vom Clypeusrande um den 113 Durchmesser entfernt. Eine die 
hinteren M. A. und vorderen S. A. unten tangierende Linie würde 
gerade oder ganz schwach procurva sein. 

Charakteristisch durch die sowohl trocken als gefeuchtet 
tiefschwarzen, etwas blauglänzenden Femoren, die jedoch oben 
an der Basis breit hell goldgelb behaart (mit einem tiefschwarzen, 
die Basis nicht ganz erreichenden Längsstrich) und an der Spitze 
oben mit ebensolcher schmaler Randlinie. Solche goldgelbliche 
Behaarung sonst an der Oberseite der übrigen Extremitäten, sowie 
am Cephalothorax vorhanden, an ersteren jedoch mit feinen 
schwarzen Punkten untermischt, an letzterem ist das Augenfeld 
schwärzlich oder dunkelbraun mit je einem schrägen gelben Haar- 
fleck an den Ecken des Clypeus; das schwarze Feld verlängert sich 
an den Seiten des Kopfes etwas nach hinten, hinten und außen von 
den Augen III in einen rechten Winkel endend. Mandibeln schwarz 
und schwarz behaart, nur die Falzränder rötlich behaart. Abdomen 
erscheint gefeuchtet schwarz mit ziemlich scharf markiertem 
helleren Basalfleck, oben und unten mit 4 Reihen grauweißlicher 
Punkte, trocken erscheint jedenfalls die Oberseite gemischt gelblich 
und bräunlich behaart, an der Basis am hellsten. Cephalothorax 
im Grunde sowie Sternum und Basis der Coxen mahagonibraun, 


konnte ichnicht herausfinden. Unter denals ‚‚Sarotes venatorius“ etikettierten 
Tieren fanden sich auch Exemplare der Gattungen Vulsor und Olos, ein 
als „Nephila inaurata Walck. $“ etikettiertes Glas enthielt zwei junge 2? 
von Cyrtophora citricola (Forsk.) (das von Lenz erwähnte 3 dieser Nephila 
befand sich in einem anderen Glas), ein als ‚‚Nephila madagascariensis juv.‘“ 
etikettiertes Glas enthielt eine Pisauride (nicht jung!) usw. 


9. Heit 


74 Embrik Strand: 


Endhälfte der Coxen dunkler. Bauchfeld nicht dunkler als die 
Umgebung. Behaarung der ganzen Unterseite dunkel, wenn auch 
jedenfalls die abstehende nicht rein schwarz ist. 


Mit Ct. scopulatus Poc., Batesi Poc., Kingsleyi F. Cbr., occi- 
dentalis F. Cbr., dirus Th., cribensis Strand etc. verwandt, aber 
von allen verschieden. 


Gen. Vulsor Sim. 1888. 
Valor fasciatus (Lenz) 1886. 
4 22 Nossibe (A. Stumpff). 1 +2 unreife Ex. Madagaskar 
ders.). 
Vulsor septimus Strand 1907. 
Je ein unreifes, wahrscheinlich dieser Art angehörendes Ex. 
von „Madagaskar“ und Nossibe (Stumpff). 


Vulsor quartus Strand 1907. 

Ein unreifes und beschädigtes 2 von Madagaskar (Stumpff) 
dürfte dieser Art angehören; es ist aber, trotzdem es unreif 
ist, ebenso groß wie die Type und die Augen stehen ein wenig 
näher beisammen. 


d Gen. Ceto Sim. 1874. 
Ceto (?) aculifera Strand n. sp. 


1 2 Madagaskar (Stumpff) 1885. 

2 Hintere Augenreihe ganz schwach recurva; die M. A. un- 
bedeutend kleiner, unter sich um ihren Durchmesser, von den S. A. 
und den vorderen M. A. um weniger entfernt. Vordere Augenreihe 
etwa gerade; die M. A. ein klein wenig größer, unter sich um ihren 
Radius, von den S. A. kaum so weit, vom Clypeusrande um ?/, des 
Durchmessers entfernt. Hintere S. A. erheblich größer als die 
vorderen und von diesen um ihren Durchmesser entfernt. Feld 
der M. A. hinten breiter als vorn und breiter als lang. Hintere 
Reihe um den doppelten Durchmesser der S. A. länger als die 
vordere. — Lippenteil nicht länger als breit, die Mitte der Maxillen 
erreichend. Am unteren Falzrande zwei gleichgroße Zähne, am 
oberen 3, von denen der mittlere ein wenig größer als die seitlichen 
und als die des unteren Randes ist. Totallänge 5—6 mm. 


Cephalothorax, Mandibeln und Extremitäten hell kastanien- 
braun, unten ein wenig heller, die Tarsen II—IV, undeutlich auch I, 
die Spitze der Tibien IV und Endhältfte der Tibien I gelb. Abdomen 
graulich schwarz, Rücken vorn mit verhorntem, kastanienbraunem, 
hinten zwei undeutliche helle Flecke einschließendem Schild; der 
Bauch mit einer Mittellängsbinde und zwei damit parallele Längs- 
linien undeutlich heller. Spinnwarzen hellbräunlich. Epigaster 
verhornt und kastanienbraun; es zeigt, trocken gesehen, in der Mitte 
kurz vor der Spalte ein ganz kleines rundes Loch oder Grube, die 
wohl die Epigyne sein wird. In Flüssigkeit zeigt Epigaster eine 
durch höchst undeutliche, dunklere Linien gebildete, breit halb- 
mondförmige, recurva gebogene, vorn mitten tief eingeschnittene 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 75 


Figur; das zwischen dieser Figur und der Spalte gelegene Feld läßt 
eine dunkle, sich mitten dreieckig erweiternde Längslinie erkennen. 


Alle Beinpaare mit einzelnen Stacheln. I hat jedenfalls unten 
mitten an der Tibia 1, oben an Femur 1.1 und unten am Metatarsus 
2.2, II jedenfalls an Femur und Metatarsus wie I; III—IV an Femur 
wie I—II oder IV 1.1.1, an Tibien und Metatarsen mehrere Stacheln. 

Eine ganz typische Ceio ist diese Art nicht, dürfte aber wohl 
vorläufig in dieser Gattung gelassen werden können. 


Fam. Pisauridae. 


Gen. Thalassius Sim. 1885. 
Thalassius sp., an Th. leo Strand ? 

Ein unreifes SP von Nossibe (Stumpff). 

Das vorliegende unreife @ weicht von der Beschreibung meines 
Thalassius leo (cf. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne 46, p. 
145—8) in folgenden Punkten ab. 

Die, allerdings höchst undeutliche, Zeichnung des Cephalo- 
thorax läßt sich so beschreiben, daß die Seiten des Brustteiles ein 
wenig dunkler als der Kopf und die Mitte des Brustteiles sind, 
wohl aber zeigen sie Andeutung eines helleren Längswisches. Augen 
und Mittelritze wie bei Th. leo, jedoch sind die Ringe um die beider- 
reihigen S. A. zusammengeflossen und die Mittelritze ist so lang wie 
die Breite des ganzen Augenfeldes. Clypeus ist ein wenig heller als 
die Umgebung, mit zwei vom Augenfelde bis zum Vorderrande 
verlaufenden, nach unten divergierenden, braunen Binden. Ab- 
domen graugelblich mit braunem Rückenfeld, in welchem vorn ein 
undeutlich hellerer, schmal dunkler begrenzter Lanzettstreifen 
eingeschlossen ist, der von der Mitte an als ein dunklerer, 
beiderseits heller begrenzter Längsstrich bis zu den Spinnwarzen 
sich fortsetzt. Über den Spinnwarzen kein dunkler Fleck. Die 
Beine sind oben dunkel braungelb, unten mehr graulich. 


Körperlänge des noch unreifen Exemplares 17 mm. Cephalo- 
thorax 6 mm lang, 5 mm breit. Mandibeln 2.6 mm lang, beide zu- 
sammen 2.9 mm breit. Beine: I Fem. 7.5, Pat. + Tib. 8.5, Met. 
5, Tars. 2.5 mm; II bezw. 7, 9, 5, 2.5 mm; III bezw. 6.5, 7.5, 4.5, 
2 mm; IV bezw. 7.5, 9,6, 29mm. Also: I 23.5, II 23.5, III 20.5, 
IV 25.Amm oder IV, I=II, III. — Die vorderen Augen unter sich 
fast gleich weit entfernt. 

Wahrscheinlich mit Th. leo m. identisch. Sollte das doch nicht 
der Fall sein, so möge die Art den Namen leonina m. bekommen. 


Das zusammen mit diesem 9 sich befindliche, ebenfalls unreife 
ö weicht von dem Q ab u. a. durch das Vorhandensein von recht 
scharf markierten hellen Seitenlängsbinden auf dem Abdomen; 
diese sind 1 mm breit, an beiden Enden gleich breit und deutlich, 
fließen weder vorn noch hinten zusammen und begrenzen das 
braune Rückenfeld, in welchem fast keine anderen Zeichnungen als 
4 kleine, ein Trapez bildende Muskelpunkte, sowie Andeutung 


9. Hett 


76 Embrik Strand: 


eines Herzstreifens enthalten sind. Ob dies & zu obigem 9 bezw. 
zu Thal. leo gehört, bleibt leider fraglich. 


Gen. Euprosthenops Sim. 1897. 
Euprosthenops sp., wahrscheinlich bayaonianus (Br. Cap.). 
Ein ganz junges Ex. von Banana, Congo (Hesse). 


Gen. Nilus ©. Cbr. 1876. 
Nilus sparassiformis Strand 1907. 

9 22 Nossibe (Stumpff). Ausführliche Beschreibung in: 
Nyt Mag. f. Naturvid. 46 (1908), p. 143—145; vorläufige Diagnose 
in: Zoolog. Anz. 1907. 

Gen. Caripeta Sim. 1898. 
Caripeia madagascariensis (Lenz) 1886 (viitata Sim. 1898). 

1 2 Nossibe (Stumpff), von Lenz als ‚„Nephila madagasca- 
riensis Vins. juv.‘ etikettiert (!!). — Zwei weitere Q2 sind als ‚„Do- 
lomedes madagascariensis Lenz n. sp.‘ etikettiert und werden wohl 
die Typen zu seiner als Ocyale madagascariensis beschriebenen 
Art sein. Daß Simon dieselbe Art nachher als n. sp. (unter dem 
Namen Caridela vittata) beschrieben hat, ist um so mehr ent- 
schuldlich, als Lenz’ Beschreibung z.T. irrtümlich ist; die Typen 
haben z.B. am unteren Falzrande 4 große Zähne, wie es die Gattungs- 
diagnose von Caribeta verlangt, aber Lenz hat nur 3 gesehen und 
erwähnt. Ferner sind die Augen II. Reihe nicht unter sich gleich 
weit entfernt, sondern die S. A. erheblich weiter von den M. A. 
als diese unter sich entfernt. Die dunkle Mittelzeichnung des 
Abdominalrückens bildet hinten kurze, parallele Ouerbinden. — 
Der allzu kurzen Beschreibung Simons von der Epigyne wäre 
hinzuzufügen u. a., daß das Genitalfeld, in Flüssigkeit gesehen, 
erheblich breiter als lang erscheint und von zwei schmalen, sub- 
parallelen (nach außen ganz schwach konvex gekrümmten), hinten 
ein wenig verdickten, tiefschwarzen Längslinien geschnitten wird, 
welche etwa 1, der ganzen Breite des Feldes zwischen sich ein- 
schließen und an der Innenseite in ihren vorderen 2 schmal 
weißlich angelegt erscheinen. 


Fam. Oxyopidae. 


Gen. Peucetia Th. 1870. 

Peucetia Lucasi (Vins.) 1863. 

2 2921 8 Madagaskar (A. Stumpff). —1&Nossibe (Ebenau). 

Lenz erwähnt in: Zool. Jahrb. I (1886) ein 2 von Nossibe als 
Peucetia madagascariensis (Vins.). Ich habe das als „Sphasus 
madagascariensisVins.‘‘ mit „Lenz det.‘ etikettierteExemplar unter- 
sucht und kann darin gar nichts anderes sehen als ein ziemlich 
kleines Exemplar von P. Lucasi, das statt der gewöhnlichen 
schön grünen Färbung eine mehr olivengelbliche angenommen hat; 
eine spezifische Trennung ist gänzlich unbegründet. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 77 


Fam. Lyeosidae. 


Gen. Tarentula Sund. 1833. 
Tarentula urbana hova Strand 1907. 


1 2 Nossibe (Stumpff) von Lenz irrtümlich als ‚Lycosa sp. 
unentwickelt“ etikettiert. — Etwas größer als meine Typen: 
Cephal. 4.8 mm lang. Die ausführliche Beschreibung in: Nyt 
Mag. £. Naturv. 46, p. 166 (1908), vorl. Diagnose in: Zool. Anz. 1907. 
Tarentula hansi Strand n. sp. 

1 2 Ashanti, W.-Afrika (Hans Simon ded.). 

2 Epigyne hat die allergrößte Ähnlichkeit mit derjenigen von 
Tarentula (Trochosa) cinerea (Fabr.); sie bildet ein leicht erhöhtes, 
hinten quergeschnittenes, vorn gerundetes, hinten seitlich scharf 
zugespitztes, etwa doppelt so breites als langes Feld von der Breite 
des Lippenteiles; es hat zwei lang-ellipsenförmige, ziemlich tiefe, 
nach hinten so stark divergierende Längs-(Schräg-)gruben, daß 
sie unter sich fast einenrechten Winkel bilden und an den Vorder- 
enden um weniger als die halbe Breite der Gruben getrennt sind; 
hinten innen endet jede Grube in ein kleines, rundes, tieferes 
Grübchen und die Hinterenden sind etwa um die Länge der Gruben 
unter sich getrennt. In Flüssigkeit gesehen lassen sich die Gruben 
nur durch die schmale, schwarze, außen leicht nach außen konkav 
gebogene Begrenzungslinie erkennen, während die Grübchen als 
je ein kleiner, dunkler Fleck hervortreten. — Tibia II unten 1.1.2, 
vorn 1.1, hinten keine Stacheln. — Totallänge 6.5 mm (etwas ge- 
schrumpft!). Cephal. 3.8mm lang, 2.5 mm breit. — Augenstellung 
(in Flüssigkeit ges.). Vordere Reihe ein klein wenig kürzer als die 
II und fast unmerklich procurva, die M. A. unbedeutend größer, 
unter sich um nicht ganz den Durchmesser, vom Clypeusrande in 
demselben, von den Augen II um reichlich denselben, von den S.A. 
etwa um den Radius entfernt; die S. A., die in je einem schwarzen, 
scharf markiertenFleck sitzen,sind vomClypeusrande in ihremDurch- 
messer, von den Augen II um etwas mehr entfernt. Augen II 
mäßig groß, unter sich fast in ihrem Durchmesser, von den wenig 
kleineren Augen III um den 1%, Durchmesser der letzteren entfernt. 


Cephalothorax und Extremitäten bräunlichgelb, ersterer mit 
drei regelmäßigen, ziemlich scharf markierten Längsbinden und 
schwarzer Seitenrandlinie. Die Seitenbinden sind so breit wie der 
Zwischenraum der Augen II, die Rückenbinde ist auf dem Kopf- 
- teile fast so breit wie das Augenfeld, nach beiden Enden hin ver- 
schmälert. Ob die Extremitäten geringelt gewesen, läßt sich nicht 
mehr mit Sicherheit erkennen und an der Unterseite des Cephalo- 
thorax sind auch keine Zeichnungen vorhanden. Der Bauch wäre 
in frischem Zustande wahrscheinlich dunkelbraun oder schwarz, 
die Rückenseite zeigt einen schwärzlichen, scharf markierten, 
hinten scharf zugespitzten, die Rückenmitte überragenden, in 
hellgelblichem Längswisch gelegenen Lanzettstreifen, der in der 
Mitte, wo er jederseits eine stumpfe Ecke, aber keinen Zahn bildet, 


9. Heft 


73 Embrik Strand: 


so breit wie der Zwischenraum der Augen III. Reihe ist. Eine feine 
dunklere, nach hinten gegen die Spinnwarzen sich erstreckende 
Mittellängslinie scheint hinter dem Lanzettstreifen vorhanden zu 
sein. 

Tarentula ashantica Strand n. sp. 

Viele 2Q und 2 dd von Ashanti, W.-Afrika (Hans Simon ded.). 

© Totallänge ca. 19mm. Abdomen ca. 10 mm l., 7—8 mm br. 

Cephal. 10 mm lang, 8mm breit, der Kopfteil 4.5 mm breit. 
— Pat. + Tib. IV 10, 19, Metat. IV 8.5 mm. — Vordere Augenreihe 
ganz schwach procurva, die Augen etwa gleichgroß und gleich- 
weit, um ihren Radius, unter sich entfernt; die S.A. vom Clypeus- 
rande um ihren Durchmesser, von den Augen II um unbedeutend 
weniger entfernt. Letztere nicht sehr groß, unter sich fast in ihrem 
Durchmesser, von den kleineren Augen III in dem 11% Durchmesser 
der letzteren entfernt. Augenreihe I und II etwa gleichlang. — 
Kommt auch größer vor (Cephal. bis 12 mm lang); bei diesen 
größten Ex. ist Cephal. meistens ein wenig länger als Pat. + Tib.IV. 

d Totallänge 15 mm. Cephal. 8.5 mm lang, 6.5 mm breit. 
Abdomen 7.5 mm lang, 4.5 mm breit. Pat. + Tib. I=IV 10 mm. 
Metat. IV 9 mm. 

Q ähnelt Tarentula Landanae (Sim.), aber das Längsseptum 
der Epigyne gleichbreit, nicht lanzettförmig, die vorderen M. A. 
sind nicht ‚„‚presque deux fois plus gros‘ als die 5. A., die Augen 
II unter sich weiter entfernt, Zeichnung des Rückens abweichend etc. 

2. Leider sind die vorhandenen Exemplare eingetrocknet 
gewesen, und wenn sie auch nachträglich inAlkohol gebracht worden 
sind, so sind die Merkmale z. T. nicht mehr genau zu erkennen. 
Das gilt gewiß auch der Färbung und Zeichnung. Cephalothorax 
erscheint jetzt braunschwarz, mit undeutlich helleren Strahlen- 
streifen und einer hellgraulichen Mittellängsbinde, die sich von der 
hinteren Abdachung bis zum Kopfteile allmählich und schwach 
erweitert und sich dann in der Breite des Augenfeldes bis zu den 
Augen II. Reihe nach vorn fortsetzt. Am Seitenrande sind breitere 
und undeutliche grauliche Haarbinden erkennbar. Mandibeln 
schwarz und schwarz behaart, vorn scheint hellere Behaarung 
eingemischt zu sein. — Beine schwarzbraun. — Abdomen schwärz- 
lich, die Behaarung scheint zum großen Teil heller zu sein; aufdem 
Rücken vorn ist eine hellgrauliche Ringfigur, welche etwa 6 mm 
lang, in der Mitte 3, an den beiden abgestumpften Enden etwa 2 mm 
breit und ein ebenso geformtes Feld von der Grundfarbe einschließt ; 
hinten ist diese Ringfigur mehr oder weniger offen und dahinter 
findet sich Andeutung eines helleren Längsstreifens (worin sich 
wohl meistens noch hellere Querlinien erkennen lassen). Die ganze 
Unterseite des Körpers ist tiefschwarz. 

d. Beim $ treten die hellen Zeichnungen der Oberseite schärfer 
hervor und sind auch breiter; von der Mitte des Thoraxrückens 
verlaufen jederseits 3 helle Schrägbinden gegen den Rand hin. 
Die helle Längsbinde des Abdominalrückens tritt auch hinter der 


Syst.-faun. Studien. über Spinnen des Senckenberg. Museums. 79 


Mitte deutlich hervor und der in der hellen Ringfigur eingeschlos- 
sene schwarze Lanzettfleck ist ganz isoliert. 
Tarentula melanogastra (Lenz) 1886. 

1 @ Nossibe (Stumpff), von Lenz als ‚„Lycosa atroventrosa 
n. sp.“ etikettiert, als „Lycosa melanogastra‘‘ beschrieben. 

Als Ergänzungen bezw. Berichtigungen zu der Original- 
beschreibung folgendes: Bei einer Totallänge von 12 mm ist 
Cephal. 5.5 mm lang und 4 mm breit, also bei weitem nicht ‚doppelt 
so lang wie breit‘ (was auch nicht mit der Figur stimmt). Mittel- 
ritze (Lenz: ‚der dunkle Längsstreif‘‘) 1.2 mm lang; die helle 
Rückenbinde ziemlich deutlich. Augenreihe I kaum länger als II, 
schwach procurva; die M. A. fast unmerklich größer, unter sich um 
ihren Radius, von den S. A. um unbedeutend weniger entfernt; 
alle Augen I etwa in ihrem Durchmesser vom Clypeusrande ent- 
fernt. Augen II mäßig groß, unter sich um ?/; ihres Durchmessers, 
von den nicht viel kleineren Augen III in dem Durchmesser der 
letzteren entfernt. — Mandibeln dunkelrot, Sternum in der Mitte 
schwärzlich, längs dem Seitenrande heller. Die dunkle Längsbinde 
des Abdominalrückens bis zu den Spinnwarzen erkennbar, besonders 
in der hinteren Hälfte am Rande schwarz punktiert, auch die hintere 
Hälfte der Seiten mit kleinen schwarzen, in Schrägreihen ange- 
ordneten Punkten; die Seiten unten hellgrau. — Pat. + Tib. IV 5, 
Metat. IV 4.5, Pat. + Tib. I 4.5 mm. — Epigyne eine sehr kleine 
Grube bildend, die etwa 1% so breit als der Lippenteil, abgerundet 
trapezförmig, hinten quergeschnitten und fast doppelt so breit 
als vorn, sowie breiter als lang; der Vorderrand mitten eine ganz 
kleine, nach hinten gerichtete Ecke bildend; die Grube von einem 
dünnen Längsseptum geteilt und von der Mitte des Hinterrandes 
verläuft je eine abgerundete Schrägerhöhung bis kurz hinter der 
Mitte der Seitenränder, wodurch in jeder der Hinterecken eine 
kleine, runde, tiefe Grube von der Hauptgrube abgetrennt wird. 
In Flüssigkeit erscheint Epigyne braun, scharf markiert in hell- 
grauer Umgebung mit je einem weißlichen, lang ellipsenförmigen 
Schrägfleck innerhalb und parallel mit den Seitenrändern. 


Fam. Saltieidae. 


Gen. Plexippus C. L. K. 1850. 
Plexippus Paykulli (Aud. et Sav.) 1825—27. 
SR von Nossibe (Stumpff). 
Gen. Menemerus Sim. 1868. 
Menemerus bivittatus (Duf.) 1831. 
1 2 Nossibe (Stumpff), von Lenz als ‚„Attus sp.‘ etikettiert. 


Gen. Hasarius Sim. 1871. 


Hasarius Adansoni (Aud. et Sav.) 1825—27. 
1 2 Nossibe (Stumpff), von Lenz, als „Attus sp.‘ etikettiert. 


9. Heft 


s0 Embrik Strand: 


Gen. Pharacocerus Sim. 1902. 


Pharacocerus Ebenauensis Strand 1908, in: Zool. Anz. 33, p. 7- 

1 2 Nossibe (Ebenau). — Totallänge 10—11 mm. Cephal. 
4.5 mm 1., 3.5 mm breit. Abd. 6 mm l., 4.5 mm breit. — Augenfeld 
hinten kaum schmäler als vorn (3 mm); die Augen III ein wenig 
kleiner als die S. A. I und um etwa ihren Durchmesser von den 
Augen II entfernt; letztere in der Mitte. Vordere Augenreihe oben 
ganz leicht recurva, fast gerade; die M. A. sich berührend, von dem 
Clypeusrande um weniger als ihren Radius, von den S. A. um 
weniger als den Radius der letzteren entfernt. — Der Zahn des unteren 
Falzrandes groß, kräftig, etwas stumpf, etwa in der Mitte des 
Randes stehend, am oberen Rande scheinen nur zwei vorhanden zu 
sein, von denen der äußere ein wenig größer ist, aber kaum so groß 
als der des unteren Randes. — Metat. I ohne Lateralstacheln, II 
innen mit 1.1 großen, kräftigen solchen. Der basale Verticillus 
des Metat. IV ohne dorsalen Stachel, von 3—4 lateralen gebildet. 
Metat. III mit 2, IV mit 3 Verticillen; die Stacheln des IV. Paares 
ebenso kräftig als die des III. Metatarsen und Tibien IV etwa 
gleich lang. 

Epigyne erscheint, trocken gesehen, als ein vorn etwa halb- 
kreisförmig gerundetes, hinten abgestumpftes, etwa so langes als 
hinten breites, glattes, glänzendes, dunkel gefärbtes Feld, das vorn 
niedrig und abgeflacht, hinten schwach erhöht und ein wenig 
gewölbt ist und dessen vordere, größere Hälfte eine hufeisenförmige, 
hinten offene Grube aufweist, deren Vorderrand zugleich den Rand 
der Epigyne bildet, deren Seitenränder dagegen innerhalb des 
Randes der Epigyne fallen und deren beide Schenkel ein wenig 
tiefer als das Mittelstück sind; zwischen den Schenkeln dieser 
Grube eine ganz schwache Längseinsenkung. Der Hinterrand etwas 
vorstehend, besonders in der Mitte, daselbst oben (ventralwärts) 
eine ganz seichte Einsenkung, der Hinterrand seitlich nahe dem 
Bauche leicht ausgehöhlt und also über den letzteren etwas über- 
hängend. In Flüssigkeit erscheint Epigyne als ein braunes, fast 
halbkreisförmiges Feld, das vorn, entsprechend der beschriebenen 
Grube, zwei weißliche, ovale, schräg gestellte, vorn sich fast (oder 
bisweilen ganz?) berührende, nach hinten divergierende Flecke 
zeigt; hinter jedem dieser Flecke ein unbestimmt dunklerer, un- 
deutlicher Längsfleck und dazwischen etwas heller als am Rande 
des Genitalfeldes. 

Behaarung schlecht erhalten, erscheint aber oben auf Cephal. 
und Extremitäten zum großen Teil rötlich, an letzteren nur an 
den dunkleren Partien an den helleren dagegen hellgelblich 
oder rostgelblich; Clypeus, Mandibeln, Palpen, Cilien und Flecke 
auf der Kopfplatte nahe den Augen hell grau- oder rostfarbig 
gelb behaart. Unterseite mehr gleichmäßig graugelblich behaart. 
Am Abdomen an der hinteren Abdachung ist jederseits ein größerer 
hellgelblich behaarterFleck, von welchem je einschmaler ebensolcher 
Streifen sich bis zu den Spinnwarzen erstreckt; die Umgebung 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 81 


der letzteren oben und seitlich rötlich behaart. Rein weiße Behaa- 
rung scheint gänzlich zu fehlen. An der hinteren Abdachung des 
Cephal. sind zwar zwei hellgelbliche, nach unten divergierende 
Haarstreifen vorhanden, vielleicht sind aber diese eben durch 
Abreiben der umgebenden Partien entstanden; längs der Mitte 
der hinteren Abdachung scheint eine dunklere Binde vorhanden 
zu sein. 


III. AMERIKANISCHE ARTEN. 


Fam. Avieulariidae. 
Gen. Aectinopus Perty 1833. 
Actinopus crassipes (Keys.) 1891. 

2 Körperlänge 23 mm ohne, 24.5 mm mit Mamillen. Cephalo- 
thorax 8.5 mm lang ohne, 12 mm lang mit Mandibeln und bis 8 mm 
breit. Entfernung der Rückengrube vom Clypeusrande 5 mm. 
Breite des Clypeus 6.5 mm, am Hinterande des Cephalothorax 
4 mm. Abdomen 10 mm lang und bis 7 mm breit. Mandibeln 
6 mm lang. Beine: I Coxa + Trochanter 4, Femur 5, Patella 3, 
Tibia 2.2, Metatarsus + Tarsus 4 mm; II wie I; III bezw. 4, 5, 
3.5, 1.8, 5.2 mm; IV bezw. 4.5, 6.5, 3.5, 3.5, 5.5 mm. Also: 118.2, 
II 18.2, III 19.5, IV 23. 5 mm oder IV, III, I=II. Palpen: Coxen- 
glied 3, Trochanter 1.2, Femur 4.5, Patella 3, Tibia 3, Tarsus 
3.2 mm, also zusammen 17.9 mm. 

Bei einem kleineren, offenbar nicht ganz ausgewachsenen 9 
ist der Körper ohne Mamillen 17, mit 18 mm lang; Cephalothorax 
mit Mandibeln 9.5, ohne 6.5 mm lang und bis 6 mm breit. Ent- 
fernung der Rückengrube vom Clypeusrande 4 mm. Breite des 
Clypeus 5, am Hinterrande des Cephalothorax 3 mm. Abdomen 
8 mm lang und 6 mm breit. Mandibeln 5 mm lang. Beine: I Coxa 
+ Trochanter 3.2, Femur 4, Patella 2.5, Tibia 1.8, Metatarsus + 
Tarsus 3.5 mm; II bezw. 3.2, 4, 2.5, 1.8, 3.5 mm; III bezw. 3, 4, 
34, 3.5, 24mm; IV bezw. 3.2,,5:2,8, 3, 5 mm. Also: 1.15, /I1/15, 
III 15.6, IV 19.4 mm, oder: IV, III, I=Il. 

Vordere Augenreihe 3.5 mm lang, die hintere fast unmerklich 
kürzer. Die vorderen S. A. größer als ihre M. A., die unter sich um 
ihren Durchmesser entfernt sind. Die vorderen S. A. sind um ihren 
Durchmesser vom Clypeusrande entfernt und ein wenig größer als 
die hinteren S. A. Letztere sind ein klein wenig größer als ihre 
M. A., bilden mit diesen eine schwach recurva gebogene Reihe und 
sind um den kürzeren Durchmesser der M.A. von diesen entfernt. 
(Alles trocken gesehen!) 

Alle Hauptkrallen haben an der Basis einen Zahn, der auch 
an der Palpenkralle vorhanden, aber bloß noch kleiner ist. 

Tibia I trägt innen 1.1.1.1 kurze, kräftige Stacheln, unten außen 
1.1 ein wenig längere Stacheln, dann außen eine Reihe von etwa 
5 kürzeren, sowie eine Anzahl ganz kurze Stacheln. Tibia II ist 
innen unbewehrt, hat unten außen 1.1.1 Stacheln und ist dann 
außen ausgedehnter und dichter als Tibia I mit ganz kurzen 

Archiv für Naturgeschichte : 
1915. A. 9. 6 9. Heit 


89 Embrik Strand: 


Stacheln oder Spinulen besetzt. Die Metatarsen und Tarsen I—II 
sind beiderseits und z. T. auch unten mit zahlreichen, kürzeren 
und längeren Stacheln bewehrt. Die übrigen Glieder der Beine I 
und II sind unbewehrt. Patella III hat den Apikalrand oben mit 
eineı ziemlich dichten Reihe kurzer, kräftiger, gleichlanger, etwa 
ein Pecten bildender Stacheln besetzt; an den beiden Enden dieser 
Reihe sind noch einige weitere, unregelmäßig angeordnete Stacheln. 
Tibia III hat eine ähnliche, aber mitten dreifache Apikalrandreihe, 
außerdem oben nahe der Basis 1 Stachel und außen zahlreiche, 
wenig kräftige Stacheln. Patella IV hat oben vorn eine kräftig 
spinulierte Längsbinde, ist aber sonst unbewehrt. Tibia IV ebenso 
wie die Femora III und IV unbewehrt. Metatarsus III untenan der 
Spitze 2, oben hinten und oben vorn je eine Längsbinde von 
Stacheln, sowie oben mitten in der Basalhälfte eine einfache oder 
doppelte Reihe ganz kurzer Stacheln; IV unten wie III, oben an 
der Spitze 1, vorn mehrere Stacheln. Die Tarsen III und IV sind 
unten und beiderseits dicht spinuliert oder bestachelt. 


Die Bestachelung variiert aber etwas, so z. B. die der Innen- 
seite der Tibia I, welche von F. Cambridge in seiner Bestimmungs- 
tabelle in: Proc. zool. Soc. London 1896, p. 731 zur Begründung einer 
Gruppeneinteilung verwendet worden ist; hier sind nämlich von 
1 bis 4 Stacheln ebenda vorhanden, also wäre die Art demnach 
an zwei Stellen in der Tabelle zu suchen. Auch die Augenstellung 
ist, wie von F. Cambridge, 1. c., p. 730—732 hervorgehoben, vari- 
ierend, also bei der Unterscheidung der Arten mit Vorsicht zu be- 
nutzen. 

Die Beschreibung von A. crassibes (Keys.) läßt sich auf die 
vorliegende Art beziehen, wenn man von kleinen Abweichungen 
in der Augenstellung und von der Angabe, daß die Kralle der Palpen 
ungezähnt sei, was auf einen Beobachtungsfehler zurückzuführen 
sein mag, indem dieser Zahn leicht zu übersehen ist, absieht. Was 
Keyserling über die Bestachelung sagt, ist erstens recht ungenügend 
und zweitensnicht besonders glücklich ausgedrückt, wenn er wirklich 
unsere Art vor sich gehabt hat, es streitet jedoch nicht geıade gegen 
unsere Beschreibung. Was er über die Form des Abdomen sagt, 
stimmt “insofern, als bei einigen Exemplaren Andeutung der von 
ihm beschriebenen und abgebildeten ‚schrägen länglichen Falten“ 
erkennbar sind, nie aber sind sie so deutlich und die größte Breite 
des Abdomens ist eher hinter als vor der Mitte. Vielleicht tritt 
die von ihm beschriebene Form nach der Eiablage auf; meine Exem- 
plare scheinen nicht Eier gelegt zurhaben. — Was F. Cambridge, 
l. c., über Act. crassides angibt, stimmt, wenn eı auch der Innenseite 
der Tibia I nur 3 Stacheln zuschreibt (was wie oben gesagt, auch 
bei vorliegenden Exemplaren der Fall sein kann). Act. luteipes 
(Keys.) hält F. Cambridge, 1. c., p. 732, für ein Synonym zu A. 
crassipes, während Petrunkevitch in seinem Katalog A. Iuterbes 
sowohl als gute Art wie als Synonym zu crassipes aufführt, oben- 
drein noch an derselben Seite!! 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 83 


Actinopus-Weibchen zu bestimmen ist immer noch, trotzdem 
eben über Aviculariiden in neuerer Zeit viel gearbeitet worden ist, 
eine sehr schwierige Sache; F. Cambridge geht (in: Biol. Centr.- 
Amer., Arachn. II, p.6) sogar so weit, als es für wahrscheinlich 
hinzustellen, daß die Weibchen mancher Formen überhaupt nicht 
bestimmbar sind. Unter diesen Umständen möchte ich davon 
absehen, der vorliegenden Art einen neuen Namen zu geben, 
sondern führe sie als A. crassipes (Keys.) auf, trotzdem die Iden- 
tität nicht mit völliger Sicherheit festzustellen ist. Jedenfalls wird 
die obige ausführliche Beschreibung nicht unnütz sein; so un- 
vollständig wie die größere Hälfte der Actinopus-Arten beschrieben 
sind, ist es kein Wunder, wenn sie nicht wiedererkannt werden. 


Es liegen mir 10 Exemplare, alle 92, aus dem Senckenbergi- 
schen Museum in Frankfurt a. M. vor, die etikettiert sind: ‚Spinnen 
mit Nestkolonien. Joinville-Humboldt, Brasilien, 1. IV. 1913.“ 
In demselben Glas, unter der gleichen Etikette, ist ein unreifes, 
unbestimmbares Exemplar einer ganz anderen Aviculariide, sowie 
Eikokons enthaltend Eier (Embryonen mit schon erkennbaren 
Extremitäten) von 1.5 mm Durchmesser. Die Anzahl Eier jedes 
Kokons ist jedenfalls groß; gezählt habe ich nicht, weil die zwei 
‘ vorhandenen Kokons beschädigt waren und höchst wahrscheinlich 
ihren ganzen Inhalt nicht mehr hatten. Bei offenbar neugeschlüpften 
Spinnen von3mmLängeist von Pigmentierung oder Behaarung keine 
Spur erkennbar, auch von Augen sehe ich nichts; die stämmigen, 
gerade ausgestreckten Beine lassen unter dem Mikroskop die 
Gliederung deutlich erkennen. 


Gen. Cyrtopholis Sim. 1892. 
Cyrtopholis jamaicola Strand 1908, Zoolog. Anz. 32, p. 769. 


1 2 Montegobai, Jamaica (A. Reichardt, 1904). 

2 (ob reif?). Totallänge 28 mm. Cephal. 10 mm 1., 9 mm br., 
vorn 6.5 mm br. Entfern. d. Rückengrube vom Clypeusrande 7, 
vom Augenhügel 5.7 mm. Abd. 15 mm ]l., 10 mm br. Beine: I 
Fem. 8, Pat. 4.8, Tib. 6.2, Met. 5.2, Tars. 4.5 mm; II bezw. 7.5, 
4, 5.7, 5, 4.5 mm; III bezw. 6.5, 3.8, 5.2, 6, 4.3 mm; IV bezw. 8, 
4, 6.8, 8.5,4.5 mm. Totallänge: 128.7, II 26.7, III 25.8, IV 31.8 mm. 
Also: IV, I, II, III. Pat. + Tib. IV länger als Cephal. (bezw. 10.8 
und 10 mm), I 11 mm. 

Cephalothorax und Extremitäten rötlichbraun, ersterer mit 
schwarzem Augenfeld und feinen schwarzen Schräglinien sowie 
ebensolcher Mittellängslinie. Alle Femoren, Patellen und Tibien 
oben der ganzen Länge nach mit zwei schmalen, parallelen, wenig 
helleren Haarblößen, Metatarsen mit einer ebensolchen oben nahe 
der Basis. Sternum, Coxen und Unterseite der Trochanteren und 
Femoren dunkelbraun, Lippenteil und Maxillen hellrot. Behaarung 
und Färbung des Abdomen schlecht erhalten; die Grundbehaarung 
wahrscheinlich dunkelbraun bis schwärzlich, auf dem Rücken sind 
einige sehr lange, abstehende, blasse bis weißlichgelbe Haare 


6* 9. Heit 


84 Embrik Strand: 


erhalten. Der Bauch anscheinend schwärzlich, Lungendeckel 
und Epigaster hellgraulich. 

Femoren I—II vorn nahe der Spitze 1 Stachel, III jedenfalls 
hinten ebenda 1 Stachel; Tibien I unten innen an der Spitze 1, 
unten außen ebenda wahrscheinlich auch 1, II unten submedian1, 
ebenda an der Spitze 2, innen ebenda 1, III unten median und 
apikal je 2, innen 1.1.1, außen 1.1.1, IV unten wie III, hinten 1.1.1, 
vorn 0.1.1 oder nur 0.0.1 Stacheln. Metatarsen an der Spitze 
unten 1, unten vorn und hinten je 1, unten submedian wahr- 
scheinlich 1, II an der Spitze wie I, unten subapikal und submedian 
je 1, III unten mitten 2, unten Spitze 3, vorn und hinten je 1.1.1, 
IV unten mit etwa 14 in 2 oder 3 Reihen angeordneten Stacheln, 
vorn 1.1.1, hinten 0.1.1oder 1.1.1 Stacheln. — Sternum, insbesondere, 
der Quere nach, deutlich gewölbt, ein wenig länger als breit. 


Augenstellung (trocken gesehen). Vordere Augenreihe procurva: 
eine die M. A. vorn tangierende Gerade würde die S. A. im Zentrum 
schneiden; die M. A. ein wenig kleiner, unter sich etwa um ihren 
Durchmesser, von den S. A. um den Radius entfernt; letztere vom 
Clypeusrande um ihren kürzesten Durchmesser, von den hinteren, 
kleineren, S. A. um kaum den kürzesten Durchmesser der letzteren 
entfernt. Hintere Reihe vorn gerade, hinten leicht recurva, die 
M. A. kleiner, von den S.A. um kaum ihren kürzesten Radius, 
von den vorderen M. A. um den kürzesten Durchmesser entfernt. 
Augenhügel erheblich breiter als» lang, hart am Clypeusrande, 
ziemlich stark gewölbt. — Stridulationsborsten des Trochanters 
und der Coxa schwach clavat und plumos. Die oberen Mamillen 
— Tarsus IV, gegen die Spitze allmählich dünner werdend, Mittel- 
glied das kürzeste. 

Mit Cyrtobholis Bartholomaei (Latr.) verwandt, aber Cephalo- 
thorax breiter, nicht so lang als Patella + Tibia IV, Bestachelung 
abweichend, hintere S. A. nicht doppelt so klein als die vorderen, 
Metat. IV jedenfalls nicht länger als Patella + Tibia IV, Bein IV 
reichlich dreimal so lang als Cephal. usw. 


Gen. Crypsidromus Auss. 1871. 
Crybsidromus trinitatis (Poc.) 1903. 


1 $ Trinidad (G. Gerold). 

& Weicht von der Gattungsdiagnose (Simon) dadurch ab, 
daß auch die Scopula der Tarsen III deutlich geteilt ist, Rücken- 
grube sehr wenig procurva, Lippenteil erheblich breiter als lang 
(bezw. 1.9 und 1.1 mm), Kopulationsorgan hat Ähnlichkeit mit dem- 
jenigen von Hapalopus (formosus Auss.). 

Bestachelung, Femoren I—II an der Spitze vorn 1, III ebenda 
vorn und hinten je 1, IV wahrscheinlich vorn 1; alle Patellen vorn 1, 
jedenfalls IIIT—IV auch hinten 1; Tibien I vorn 2.1.1, unten vorn. 
in der Basalhälfte 1.1 oder 1.1.1, sowie an der Spitze 2, unten hinten 
bis zu 8 in wenig regelmäßiger Reihe gestellte Stacheln, II vorn. 
1.1.1, unten in der Basalhälfte 1.2.2, ebenda an der Spitze 2, III 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 85 


unten hinten mitten 1, hinten 1.1.1.(1?), vorn 1.2.2.2, IV scheint 
wie III zu sein; Metat. I unten an der Spitze 3, am Ende des basalen 
Drittels unten und vorn je 1, II wie I sowie noch unten submedian 
1 und vorn an beiden Enden je 1, III und IV, insbesondere IV, 
mit zahlreichen und offenbar wenig regelmäßig gestellten Stacheln. 
Palpenfemur scheint an der Spitze innen 1 zu haben, Patella innen 
1.1, Tibia innen in den apikalen drei Vierteln mit einer Längsbinde 
von bis zu 20 kurzen, starken, in etwa 3 Längsreihen gestellten 
Stacheln, oben innen an der Spitze 1 schwächerer Stachel. 

Totallänge 25 mm. Cephal. mit Mand. 13.5, ohne 11 mm |., 
8.5 mm breit, vorn 5.5 mm breit. Entfernung der Rückengrube 
vom Clypeusrande 7.5, vom Augenhügel 6.1 mm. Abdomen 
(geschrumpft!) ca. 11 mm 1., 7—8 mm br. Beine: I Fem. 9.5, 
Pat. 4.5, Tib. 7.5, Met. 7, Tars. 4.5 mm; II bezw. 8.5, 4, 6, 7,4.5 mm; 
III bezw. 7.5, 4, 5, 7.5, 4.5 mm; IV bezw. 9.5, 4.5, 8, 11.5, 5 mm. 
Totallänge: I 33, II 30, III 28.5, IV 38.5 mm. Also: IV, I, II, III. 
Mamillen kürzer als Tarsus IV (bezw. 4.5 und 5 mm). — Palpen: 
Eem. 5, Pat. 3, Tib. 4.5, Tars. 2.2, zusammen 14.7 mm. 

Weicht von der Beschreibung von Cryds. (Metriopelma) trini- 
tatis (Poc.) 1903 durch folgendes ab: Integument dunkel rotbraun, 
nicht tief schwarzbraun, aber allerdings ist das einzige mir vor- 
liegendeExemplar nicht besonders gut erhalten; TibialundPalpentibia 
mit wenigeren Stacheln, Metatarsus mit 2 (bei Zrın. 1) proximalen 
Stacheln, Tibia II mit 10 statt 12 Stacheln. Ferner ist unser 
Exemplar größer; die Type war nur 18 mm lang mit einer Cephalo- 
thoraxlänge von 9 und -breite von 7.8 mm. — Ob diese Abwei- 
chungen individueller Natur sind oder einer besonderen Varietät 
angehören, läßt sich vorderhand nicht entscheiden; eventuell möge 
unsere Form als var. pauciaculeis m. bezeichnet werden. 


Crybsidromus familiaris Sim. 1889. 

1 & Ciudad, Bolivar, Venezuela (Theod. Lüning). 

Die vorliegende Art, in welcher ich, hauptsächlich wegen des 
Vorhandenseins von nur 2—3 Stacheln an der Palpentibia und der 
dünnen subfiliformen Palpenspina, Simons Cr. familiaris vermute, 
hat folgende Bestachelung: Palpenfemur innen an der Spitze jeden- 
falls 1, Tibia ebenda 2starke sowie 1 kleineren Stachel innen an der 
Basis; Femoren I—II vorn an der Spitze 1, III an der Spitze beider- 
seits 1, IV keine (?), jedenfalls Patellen I—III vorn 1 Stachel; 
Tibien I vorn 1.2.1, unten 2.2.1. (od. 2). 3, II unten 1.1.3, vorn 
1.1.1, III unten 1.2 (od. 1).2, vorn 1.1, hinten 1.1.1, IV vorn 1.1, 
unten in der Endhälfte 2.1.2, hinten im Enddrittel 1.1; Metat. I 
unten submedian 1, unten an der Spitze 3, II unten 1.2.3, vorn 
submedian 1, III an der Spitze unten und an den Seiten zusammen 
7, vorn 1.2.2, hinten 1.1, unten 1.1.2, IV mit ca. 25 ziemlich un- 
regelmäßig gestellten Stacheln. 

Totallänge 25 mm. Cephal. mit Mand. 13.5, ohne 11.5 mm l., 
9 mm breit, vorn 5.5 mm. Entfernung der Rückengrube vom 
Clypeusrande 7, vom Augenhügel 6 mm. Abd. 10 mm l., 6 mm 


9. Heft 


86 Embrik Strand: 


breit. Beine: I Fem. 10, Pat. + Tib. 13, Met. 7.5, Tars. 5 mm; 
II bezw. 9, 11.5, 8, 5 mm; III bezw. 8, 10, 8, 4.5 mm; IV bezw. 
10, 14, 11,5.5 mm. Totallänge: 135.5, II 33.5, III 30.5, IV 40.5 mm. 
Palpen: Fem. 6, Pat. 3.5, Tib. 5.5, Tars. 2.5, zus. 17.5 mm. 
Crypsidromus tetricus Sim. 1889. 

1 & Puerto Cabello, Venezuela (Consul F. Mauss). 

& Weicht von der Beschreibung von Miaschitopus vapıdus 
Poc. 1897 (= Cr. tetricus Sim.) durch folgendes ab: Rückengrube 
schwach procurva, sowohl Palpencoxen als Lippenteil müssen als 
„scantily spinulose‘“ bezeichnet werden, auch Tarsalscopula III 
deutlich geteilt und diejenige II mit einer Reihe deutlicher, wenn 
auch keine zusammenhängende Teilungslinie bildender Borsten, 
Metatarsus IV gänzlich unscopuliert, Grundbehaarung des Ab- 
domen oben (in Flüssigkeit gesehen) schwärzlich (oben hinten wie 
bei Pococks Ex. nackt; ob das immer der Fall ist?), 1 innerer 
apikaler Stachel scheint an den Femoren IV nicht vorhanden zu 
sein, Patellen I—II vorn, III—IV auch hinten 1 Stachel, sowohl 
Metat. I als II mit submedianem Verticillus von 3 (2 unten, 1 vorn) 
Stacheln sowie noch 1 weiter basalwärts unten hinten und 4 kleinen 
an der Spitze, Femur III verhältnismäßig stärker verdickt als 
Tibia III. Palpentibia innen jedenfalls 1 Stachel. Endlich weichen 
die Dimensionen ein wenig ab: Totallänge 27 mm. Cephal. 12 mm 
1., 10.5 mm br. Beine: I Fem. 11, Pat. + Tib. 14, Met. + Tars. 
14 mm, zus. 39, II bezw. 10, 12.5, (8+5.5), zus. 36 mm; III bezw. 
9.5, 11, 10, 5.5 mm, zus. 36 mm; IV bezw. 11.5, 14.5, 14, 6, zus. 
46 mm. 


Gen. Grammostola Sim. 1892. 
Grammostola grandicola Strand 1908, in: Zool. Anz. 32, p. 770, 


1 2 subad. Rio Grande (Dr. Finger, 1873). 

2 subad. Stridulationsorgan zwischen der Palpencoxa und 
Coxa I sitzend; erstere im Enddrittel hinten oben mit einem 
dichten Haufen von ziemlich kleinen, aus der umgebenden Haar- 
bekleidung wenig vorstehenden, schräg nach vorn gerichteten, 
schwach lanzettförmigen Bazillen besetzt und jedenfalls ein Paar 
solcher finden sich auch an der angrenzenden Partie der Innenseite 
des Palpentrochanters; letztere vorn oberhalb der Sutur dicht mit 
ähnlichen, z. T. etwas kräftigeren Bazillen besetzt; ebensolche, 
etwas kleinere finden sich unterhalb der Sutur. — Scopula an I—II 
bis zur Mitte, an III nur im Enddrittel, an IV nur im Endfünftel 
der Metatarsen vorhanden und zwar an allen Metatarsen, Tarsen 
IV und Palpentarsen deutlich geteilt, an den anderen Tarsen 
ohne oder nur mit Andeutung einer Teilung; Hinterfemoren ganz 
ohne Scopula. — Vordere Metatarsen an der Basis mit mehreren 
Stacheln. Lippenteil am Ende dicht spinuliert. 

Totallänge 43 mm. Cephal. mit Mand. 20, ohne 14mm lang 
und auch 14 mm breit, am Clypeusrande 9 mm breit. Entfernung der 
Rückengrube vom letzteren 10mm, vomAugenhügel8.2mm ; letzterer 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 87 


2 mm lang, 2.2 mm breit, weder besonders hoch noch stark gewölbt. 
Mandibeln 9mm lang, beide zusammen 8mmbreit. Abdomen 22mm 
lang, 17mm breit. Beine: IFem. 12, Pat. 6.5, Tib. 9.2, Met. 7.5, Tars. 
6 mm; II bezw. 10.5, 6.5, 7.5, 7, 6 mm; III bezw. 9, 6, 7, 8,5.5 mm; 
IV bezw. 12, 6.5, 9, 11.5, 7” mm. Totallänge: T 41.2, II 37.5, III 
35.5, IV 46 mm, mit den beiden Grundgliedern (I 9.5, II 8, III 7.5, 
IV 8 mm): 150.7, II 45.5, III 43, IV 54 mm. Also: IV, I, II, III, 
Palpen: Cox. 5.5, Troch. 3, Fem. 8, Pat. 5, Tib. 6, Tars. 6 mm. 
zus. 33.5 mm, ohne die beiden Grundglieder 25 mm. Sternum 
6.2 mm lang und (zwischen den Coxen II) breit, vorn 4 mm breit. 
Die oberen Mamillen von der Basis an je 2.5, 2, 3, zusammen 
7.5 mm, also gleich Met. I od. Tibia II od. Coxa + Troch. III. 
Am unteren Falzrande nur 8, unter sich etwa gleichgroße und gleich- 
weit entfernte Zähne. Lippenteil 2.2 mm lang, an der Basis 3 mm 
breit. Pat. + Tib. I 15.7, IV 15.5, also etwa gleich lang und länger 
als Cephal. lang oder breit ist. 

Bestachelung. Palpentibia unten vorn 1.1.3, unten hinten 1.1.2, 
vorn Mitte und Apex je 1, Palpenfemur innen an der Spitze 1 Stachel, 
sonst die Palpen unbewehrt. Femoren I—II vorn an der Spitze 1, 
IV hinten an der Spitze 1, III scheint an der Spitze beiderseits 
1Stachelzuhaben. Patellen an III vorn 1 Stachel, sonst anscheinend 
unbestachelt. Tibien I—II vorn 1.1, an der Spitze unten vorn 2, 
ebenda unten hinten 1; I unten hinten mitten 1, Il unten hinten 
je1 Mitte und Basis; Tibia III vorn und hinten je 1.1.1, unten hinten 
1.1.1, unten vorn 1.1.2; IV vorn jedenfalls 1.1, unten vorn (1 ?).1.2, 
unten hinten jedenfalls 1 an der Spitze, hinten mitten und Apex je1 
Stachel. Metat. I unten an der Basis 2, unten hinten mitten 1, unten 
anderSpitze1, der vielgrößer ist,als dieseEndstacheln derMetatarsen 
gewöhnlich sind, und aus der Scopula weit herausragt; II unten 
2.2 (Basis und Mitte), vorn mitten 1, an der Spitze unten 3 ver- 
hältnismäßig lange Stacheln; III unten vorn 1.1.1.1, unten mitten 
an der Spitze 2, unten hinten 1.1.2 (od. 1.1.?), vorn und hinten je 
1.1.1; IV unten vorn und hinten je 1.1.1.1.2, unten mitten an der 
Spitze 2, vorn eine Reihe von etwa 3, hinten eine von 5 Stacheln. 
Außerdem die Metatarsen III—IV unten an der Spitze mit dicht- 
stehenden, gewissermaßen ein Pecten bildenden Borstchen. 

Augenstellung in Spiritus gesehen: Vordere Augenreihe so 
stark procurva, daß eine die M. A. vorn tangierende Gerade die 
S. A. hinter dem Zentrum schneiden würde; die runden M. A. 
erheblich kleiner, ihr Durchmesser etwa gleich der Hälfte des 
längsten Durchmessers der länglich runden, hinten am stärksten 
zugespitzten S. A., die vom Clypeusrande um ihren längsten 
Durchmesser, von den fast gleichgroßen hinteren S. A. um kaum 
ihren längsten Radius entfernt sind; dieM. A. unter sich um mehr als 
ihren Durchmesser, von den S. A. um denselben entfernt. Hintere 
Augenreihe ein klein wenig länger als die vordere, vorn etwagerade, 
hinten recurva; die M. A. wenig kleiner als die vorderen M. A., 
oval, wenig länger als breit, von den vorderen M. A. um ihren 


9. Heft 


88 Embrik Strand: 


längsten Durchmesser, von ihren S. A. um den längsten Radius 
entfernt. Alle S. A. graugelblich, die vorderen M. A. grünlich, 
die hinteren lebhaft hellgelb und stark glänzend. Eine die vor- 
deren M. A. unten tangierende Gerade würde die S. A. kaum 
schneiden. 

In Flüssigkeit erscheint das ganze Tier schwarz, an den End- 
gliedern der Extremitäten ein wenig heller; letztere mit rötlichen 
Haarblößen: 2 oben an allen Patellen, die scharf markiert, unter 
sich um ihre Breite entfernt und am Ende zugespitzt sind und die 
Spitze desGliedes nicht ganz erreichen, anI—IInur ganz wenigschräg 
verlaufen, an III—IV dagegen nur im basalen Drittel parallel und 
longitudinell gerichtet sind, dann aber ist die vordere, erheblich brei- 
tere (an I—II beide etwa gleich breit!) nach hinten (innen) deutlich 
gekrümmt und weiter von der Spitze des Gliedes endend als die 
Haarblößen der Vorderpaare; alle Tibien oben mit zwei schmalen, 
parallelen, geraden, undeutlichen, unter sich um mehr als ihre 
Breite entfernten Haarblößen und die Metatarsen oben an der 
Basis mit Andeutung einer einzigen ebensolchen. Alle Femoren 
oben mit zwei schmalen, fast parallelen (gegen die Basis ganz 
schwach divergierenden), jedenfalls die Spitze des Gliedes errei- 
chenden Haarblößen und an der Hinterseite eine ähnliche, etwas 
gekrümmte, an beiden Enden zugespitzte und die Enden des 
Gliedes kaum erreichende ebensolche. Die abstehende Behaarung 
matt bräunlichgelb, am Cephalothoraxrande und Basis der Man- 
dibeln mehr graulich erscheinend; Cephalothorax im Grunde dunkel 
rötlichbraun erscheinend. Abdomen oben über die Mitte mit einem 
breit herzförmigen, vorn ausgeschnittenen, helleren, gelblich- 
braunen Feld, das aber vielleicht ein Artefactum ist. Rand der 
Scopulen von oben gesehen hell bräunlichgelb bis fast goldgelblich 
erscheinend. Sternum, Coxen und eine vom Petiolus bis zu den 
Spinnwarzen sich erstreckende, nach hinten an Breite allmählich 
zunehmende Längsbinde dunkelbraun, die Lungendeckel gelblich, 
Seiten des Bauches wenig heller als das gedachte Mittelfeld, Lippen- 
teil und Maxillen hellrötlich mit ebensolcher Bürste. Unterseite 
der Beine dunkelbraun mit hellbrauner, stark grünschillernder 
Scopula. 

Rückengrube tief, ziemlich groß (etwa noch 1% mal breiter als 
der Augenhügel), hinten etwa gerade, vorn deutlich recurva. 
Brustteil mäßig hoch, der Länge und Quere nach etwas gewölbt, 
der Höhepunkt unter dem Niveau des Gipfels des Augenhügels 
gelegen. Kopf- und Seitenfurchen recht deutlich. Augenhügel 
vorn und hinten mit langen, starken, gekrümmten, emporgerich- 
teten Borsten besetzt. — Palpencoxen stark spinuliert; der Spi- 
nulenhaufen erstreckt sich nach hinten reichlich bis zur Mitte des 
Basalrandes, nach vorn fast bis zur Mitte des Innenrandes, nach 
vorn stehen aber die Spinulen allmählich weniger dicht. — Sternal- 
sigillen vor den Coxen III hinten scharf zugespitzt, etwa um ihre 
Länge vom Rande entfernt. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 89 


Gen. Eurypelma C. L. K. 1850. 
Eurypelma vusticum Sim. 1892. 
1 & Morenci, Arizona, U. S. A. (O. Latichius). 


& Totallänge 38 mm. Cephal. mit Mand. 21.5, ohne 16.5 mm 
l., 15.5 mm breit, vorn 10.5 mm breit. Entfernung der Rückengrube 
vom Clypeusrande 11, vom Augenhügel 9.2 mm; letzterer vom 
Hinterrande 14 mm entfernt, 2.5 mm breit und 2 mm lang. Abd. 
17 mm|1., 11 mm br. Beine: I Fem. 16, Pat. + Tib. 20, Met. 14, 
Tars. 8 mm; II bezw. 15, 19, 13.5, 7.8 mm; III bezw. 13.5, 16.5, 
15, 7.5 mm; IV bezw. 15.5, 20, 18, 8 mm. Totallänge; I 58, II 
55.3, III 52.5, IV 61.5 mm. Palpen: Fem. 9.5, Pat. 5.5, Tib. 9, 
Tars. 3 mm, zusammen 27 mm. Die oberen Spinnwarzen je 3, 
2.2, 3.3 mm, zusammen 8.5 mm. Met. I länger als Tibia (bezw. 
14 und 12 mm). Pat. + Tib. I =IV. Tibialglied der Palpen innen 
mit 2submedianen, 2subbasalen und 2 apicalen Stacheln, Femoral- 
glied an der Spitze innen mit 2 Stacheln, Patellarglied innen 1.1 
ebensolche. Pat. I=8.5 mm. Tarsalkrallen gezähnt. Met. IV 
länger als Tibia + 1% Pat. IV (bezw. 18 u. 16.5 mm). 


Augenstellung (trocken gesehen). Vordere Reihe so stark 
procurva gebogen, daß eine die M. A. vorn tangierende Gerade 
die M. A. in oder hinter dem Zentrum schneiden würde; die M. A. 
rund, kleiner, unter sich fast in ihrem Durchmesser, von den S. A. 
etwa um den Radius entfernt; letztere die größten aller Augen, 
von den hinteren S. A. um fast den kürzesten Durchmesser der 
hinteren, vom Clypeusrande um kaum ihren eigenen längsten 
Durchmesser entfernt; eine die M. A. unten tangierende Gerade 
würde die S. A. oben tangieren oder vielleicht ein klein wenig 
schneiden. Hintere Reihe vorn gerade, hinten schwach recurva, 
kaum so lang als die vordere; die M. A. die kleinsten aller Augen, 
wenn auch nicht viel kleiner als ihre S. A., länglich, besonders 
vorn zugespitzt, von ihren S. A. um ihren kürzesten Radius, von 
den vorderen M. A. fast in ihrem kürzesten Durchmesser entfernt; 
hintere S. A. ein wenig. eckig. 

Sternum 7.2 mm 1, 6.2 mm br., am Vorderrande 3.4 mm 
breit. Beine IV 3.7 mal länger als Cephal. 

Bestachelung der Beine, soweit erkennbar: Femoren I—II 
vorn an der Spitze 1, III ebenda vorn und hinten je 1, IV jedenfalls 
hinten an der Spitze 1; jedenfalls Patellen I—III vorn 1; Tibien I 
vorn 1.1.1.1, hinten 1.1, unten 2.3, II vorn 1.1, hinten keine (?), 
unten Mitte und Spitze je 2, III vorn 1.1.1, hinten 1.1.1.1, unten 
1.2.(1).2, IV scheint wie III zu sein; Metatarsen Inur an der Spitze 
unten 3 ganz kleine Stacheln, II submedian vorn 1, ebenda unten 
hinten 1, an der Spitze wie I, III vorn 1.1.1, hinten in der Endhältfte 
1.1, unten submedian 1.1 sowie etwa 4 (kleine) an der Spitze, 
IV unten hinten eine Reihe von etwa 6, unten vorn von 4.5, sowie 
die gewöhnlichen kleinen an der Spitze, vorn anscheinend 1.1.1, 
hinten etwa 1.1 Stacheln. 


9. Heft 


90 Embrik Strand: 


Trocken gesehen erscheinen die Extremit. olivenfarbig schwarz 
mit dunkel bräunlicher abstehender Behaarung und kaum er- 
kennbaren Haarblößen, Abdomen mit schwarzer Grund- und sehr 
langer, rötlicher, abstehender Behaarung. Rücken des Cephal., 
der Trochanteren, Coxen und Mandibeln dagegen mit lebhaft 
glänzender, goldgelber Behaarung. Unterseite des Körpers schwarz, 
ebenso die Femoren unten dunkler als oben. Mandibeln in der 
Endhälfte mit schwarzer und bräunlicher Behaarung. 

Wahrscheinlich wird die Art Eurypelma rusticum Sim. sein, 
auffallend ist aber, daß weder in der Originalbeschreibung noch 
in F. Cambridge ‚Biol. Centrali-Americ.‘“ der doch recht auf- 
fallenden anliegenden Behaarung des Cephal. besonders gedacht 
wird; bei wenig gut erhaltenen Exemplaren wird aber dieselbe 
wohl häufig abgerieben sein; das mir vorliegende Exemplar ist 
selten schön erhalten. 

Eurypelma Marxi Sim. 1892. 

1 & Morenci, Arizona, U. S. A. (O. Latichius, 1906). 

ö Alle Metatarsen mit den gewöhnlichen Apikalstacheln, II 
unten hinten submedian 1, III mit submedianem Verticillus von 3, 
IV mit ebensolchem von 4 Stacheln, sowie am Ende des basalen 
Drittels unten vorn 1 und oben an der Spitze 1 oder 2 Stacheln. 
Palpentibia innen mit 1.2.1.1, sowie unten hinten submedian 
1 Stachel. — Totallänge 18 mm. Cephal. mit Mand. 10, ohne 7 mm 
l., 6 mm breit. Abdomen 9 mm |., 6.5 mm br. Entfernung der 
Rückengrube vom Clypeusrande 4.5, vom Augenhügel 3.8 mm. 
Beine: I Fem. 7.5, Pat. 4, Tib. 6.2, Met. 5.2, Tars. 4 mm; II bezw. 
7, 3.7, 5.2, 5.2, 3.9 mm; III bezw. 6, 3, 4.5, 6, 4 mm; IV bezw. 
7, 32,6.2, 7.5, 45 mm. "Totallänge:’I 26.9, TI 25, 7117233; 
IV 28.4 mm. 

Augenhügel erheblich breiter als lang, unmittelbar am Cly- 
peusrande, stark gewölbt, lang beborstet; vordere Augenreihe (in 
Flüssigkeit gesehen) ganz schwach procurva, die Augen untersichan 
Größe wenig verschieden, die M. A. rund, die S. A. länglich, dieM. A. 
unter sich fast um den Durchmesser, von den S. A. um deutlich 
weniger entfernt; letztere vom Clypeusrande um ihren längsten 
Durchmesser, von den hinteren, kleineren S. A. um den kürzesten 
Durchmesser der hinteren entfernt. Hintere Reihe hinten ganz 
leicht recurva; die M. A. kleiner, länglichrund, von den S. A. um 
ihren kürzesten Durchmesser, von den vorderen M. A. um ihren 
längsten Durchmesser entfernt. — Anliegende Behaarung grünlich- 
schwarz, die abstehende hellgraulich, auch an den Extremitäten. 


Gen. Linothele Karsch 1879. 
Linothele macrothelifera Strand 1908, in: Zool. Anz. 32, p. 771. 
12 (ad. ?) Popayan oder Cauca, Columbien (ConsulLehmann). 
2 Cephal. 5.5 mm]. (mit Mand. 6.8 mm 1.), 4.5 mm breit, vorn 
3 mm breit. Entfernung der Rückengrube vom Clypeusrande 3, 
vom Augenhügel 2.4 mm. Palpen: Fem. 3, Pat. 1.8, Tib. 2.2, 
Tars. 2.2, zus. 9,2 mm. Beine: I Fem. 4, Pat. 2.3, Tib. 3.5, Met. 3, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 91 


Tars. 2.6 mm; II bezw. 4, 2.2, 3.2, 3, 2.5 mm; Ill bezw. 3.8, 1.8, 
3, 3.2, 2.4 mm; IV bezw. 5, 2.1, 4, 4.8, 2.5 mm. Totallänge: I 15.4, 
II 14.9, III 14.2, IV 18.4 mm. Sternum 2.4 mm lang und breit. 
Mandibeln 2.5 mm lang und beide zusammen etwa so breit. Ab- 
domen 7.5 mm l., 5 mm br., 5.5 mm hoch. Von den oberen Spinn- 
warzen ist nur erhalten: Grundglied 2 mm, Mittelglied 1.9 mm 
(ob komplett ?); die unteren Spinnwarzen 1.5 mm lang und an 
der Basis ebenso weit unter sich entfernt. 

Von der Unterfamilie der Diplurinae zeichnet die Art sich da- 
durch aus, daß sie die zweireihig gezähnten Tarsalkrallen der 
Diplureae und die unter sich weit entfernten Mamillen sowie die 
unskopulierten Tarsen der Macrotheleae vereinigt. Tarsen weder 
sehr lang noch sehr dünn, ganz schwach gebogen, dicht mit Ringen 
falscher Gliederung besetzt, gänzlich unbestachelt (ausgen. Palpen- 
tarsus); die oberen Krallen mit 2 Reihen von je etwa 6 Zähnen. 
Stridulationsorgan fehlt. Bestachelung: Femoren I—II oben längs 
der Mitte 1.1.1.1 Stachelborsten, an der Spitze vorn 1 Stachel, 
III—IV oben nahe der Basis 1 Stachel, dann eine Reihe von 
8 Borsten, an der Spitze vorn und hinten je 1 Stachel. Alle Patellen 
vorn nahe der Spitze 1 Stachel oder Stachelborste. Tibien I—II 
unten 1.2.2, vorn 1.1 Stachelborsten, III vorn und hinten je 1.1, 
unten an der Spitze 2 Stacheln, sowie unten noch etwa 2.2 Stachel- 
borsten, IV außerdem oben an der Basis 1 Stachel; Metatarsen 
I—II unten 2.2.2 wenig regelmäßig gestellte Stacheln, III unten 
2.2.2, vorn und hinten je 1.1.1.1, IV wie III oder unten nur 1.2.2 
Stacheln. Palpen: Femoralglied oben 1.1.1.1.1 gekrümmte Borsten, 
an der Spitze vorn 1 Stachel, Tibialglied unten 2.2.2, vorn in der 
Apikalhälfte 1, Tarsalglied unten nahe der Basis 2 Stacheln. 

Cephalothorax und Extremitäten braungelb bis hellbraun, 
leicht olivenfarbig, ersterer mit zwei bräunlichen, nach außen 
leicht konvex gebogenen, auf dem Kopfteile verwischten, braunen, 
undeutlichen Längsbinden, die durch ebenso breite Binden von der 
Grundfarbe vom Rande und voneinander entfernt sind und durch 
hellere Strahlenstreifen von der Rückengrube unterbrochen sind. 
Seitenrand schmal (stellenweise schwach verbreitet) schwärzlich. 
Augenfeld schwarz; hintere M. A. lebhaft hellgelblich schimmernd. 
Höchst undeutliche dunklere Ringe am Ende der Metatarsen und 
Andeutung solcher auch an den Tibien; Tarsen ein klein wenig 
heller, rötlicher. Coxen, Lippenteil und Maxillen wie die Beine, 
Sternum etwas dunkler, wo die Behaarung erhalten ist, schwärzlich. 
Abdomen oben und unten schwarz, dicht mit hellgelben, scharf 
markierten, tropfenförmigen Flecken bestreut, welche oben, aller- 
dings wenig deutlich, 6 scharf recurva gebogene OQuerreihen 
bilden, zwischen denen aber zahlreiche unregelmäßig gestellte 
Flecke liegen; unten ist das Epigaster gelb, der Bauch vorn mit 
zwei aus zusammengeflossenen Flecken gebildeten, höchst unregel- 
mäßigen, parallelen Längsreihen gelblich. Die unteren Spinn- 
warzen hell, die oberen schwarz. 


9. Heit 


99 Embrik Strand: 


Von oben gesehen fällt der Vorderrand des Augenhügels mit 
dem Clypeusrande zusammen, ist aber in der Tat durch eine 
schmale, aber ziemlich scharf markierte, horizontale Einschnürung 
von demselben entfernt. Von vorn gesehen, erscheint die vordere 
Reihe so stark nach oben konvex gebogen, daß eine die M. A. 
unten tangierende Gerade die S. A. sehr wenig schneiden würde; 
die M. A. stärker gewölbt, ihr Durchmesser kürzer als der längste, 
aber mindestens so lang als der kürzeste Durchmesser der S. A., 
unter sich um ihren Radius, von den S. A. nur halb so weit entfernt. 
Hintere Reihe vorn wie hinten recurva, die M. A. nur unbedeutend 
kleiner, von den hinteren S. A. und vorderen M. A. gleichweit, 
um weniger als ihren kürzesten Radius entfernt; die hinteren S. A. 
kleiner als die vorderen und nicht weiter von diesen als von den 
hinteren M. A. entfernt. Vordere Augenreihe von oben gesehen 
ganz gerade. (Alles trocken gesehen). Augenfeld ganz, der Augen- 
hügel fast doppelt so breit als lang; letzterer durch eine Querein- 
senkung vom Kopfrücken getrennt. 

Cephalothorax niedrig, Rückengrube quer, tief, Kopf- und 
Seitenfurchen scharf markiert, erstere sich bis zum Rande fort- 
setzend, letztere denselben nicht erreichend. Mandibeln dick, 
vorn der Länge nach recht stark gewölbt. Sternum so breit als 
lang, zwischen den Coxen II am breitesten, hinten recht kurz und 
stumpf zugespitzt, gewölbt, stark und kräftig beborstet. Lippenteil 
an der Basis doppelt so breit als lang, am Ende quergeschnitten, 
an den Seiten schräg, kurz hinter der Spitze zwei winzige Spinulen. 
Coxenglieder innen vorn mit einem etwa ellipsenförmigen, senk- 
recht zum Basalrand gestellten, aus etwa 30 Stücken gebildeten 
Spinulen-Haufen. — Spinnwarzen wie bei den Macrotheleen an- 
geordnet (Längenverhältnisse nicht festzustellen, weil die Glieder 
unkomplett sind). 

Trotz der ziemlich mangelhaften Gattungsdiagnose Karsch’s 
wird man wohl diese Art der bisher nicht wiedergefundenen 
Gattung Linothele zurechnen können, denn die oben angegebenen 
Characteristica finden sich auch alle bei Linothele (curvitarsus) ; 
allerdings wird über die Anordnung der Spinnwarzen keine direkte 
Angabe gemacht, da aber die Gattung Ischnothele Macrothele 
nahestehen soll, darf man wohl Übereinstimmung auch in diesem 
Punkte vermuten. 


Fam. Dietynidae. 
Gen. Dietyna Sund. 1833. 


Dictyna volucripes Keys. 1882. 
2 dd 4 22 Beaufort, N.-Carolina (A. Reichardt). 


Fam. Filistatidae. 


Gen. Filistata Latr. 1810. 


Filistata capitata Hentz 1842 (Keys. 1879). 
1 2 von Popayan oder Cauca, Columbien (kom 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 93 


Totallänge 9 mm. Cephal. 4 mm lang, 3 mm breit. Abdomen 
5 mm lang, 3 mm breit. Beine: I Fem. 4.8, Pat. + Tib. 6.2, 
Met. 4, Tars. 2.83 mm; II bezw. 4, 5, 3, 2.2 mm; III bezw. 3.5, 
4, 28, mm. IV. bezw. 4, 5:5, 3.8, 2; mm. "Tofallanee: [17.8.1 
14.2, III 12.3, IV 15.3 mm. Also: I, IV, II, III. Palpen: Fem. 
2.3, die übrigen Glieder 4, zusammen 6.3 mm. 


Von Keyserlings Beschreibung der Augenstellung (Verh. 
zool.-bot. Ges. Wien, 1879) dadurch abweichend, daß (trocken 
gesehen) die vorderen M. A. ihre S. A. berühren und daß eine 
dieselben unten tangierende Gerade die S. A. oben nur sehr wenig 
schneiden, fast tangieren, würde; vordere S. A. unter sich um kaum 
weiter als ihren längsten Durchmesser entfernt oder reichlich so 
weit als die hinteren M. A. unter sich entfernt. (Die Angabe bei 
Keyserling: ‚Die hinteren M. A. voneinander ebenso weit als die vor- 
deren M. A. entfernt“ muß Druckfehler für ‚als die vorderen 
S. A.“ sein). 

Filistata hibernalis Hentz 1842. 


1 2 Port au Prince, Haiti (A. Reichardt). 

Q Von dem oben als Fil. capitata behandelten Exemplare 
durch bedeutendere Größe, dunklere Färbung bezw. Behaarung, 
unter sich ein wenig weiter entfernte S. A., die hinteren M. A. so 
weit oder reichlich so weit als die vorderen M. A. unter sich entfernt, 
etc., verschieden. Ferner scheinen die vorderen M. A. ein klein wenig 
weiter unter sich entfernt und unbedeutend, verhältnismäßig, 
kleiner als bei capitata zu sein. Die kurzen Bemerkungen Keyserlings 
(1879) stimmen mit unserem Tier, jedoch sind die Haarblößen der 
Extremitäten sehr undeutlich oder fehlend. 


Ob dies Exemplar von dem obigen spezifisch distinkt ist, 
scheint mir recht fraglich zu sein, läßt sich aber nicht mit Sicherheit 
nach diesen Exemplaren entscheiden, zumal dasjenige von Colum- 
bien höchst wahrscheinlich unreif ist. Die Behaarung der Unter- 
seite der Extremitäten ist zwar stärker als bei dem kleinen Exemplar, 
jedoch geringer als es bei F. iractans OÖ. Cbr. der Fall zu sein scheint. 
Simon scheint F. capitata und hibernalis für konspezifisch zu halten, 
jedenfalls gibt er erstere als über den größten Teil Amerikas vor- 
kommend an, während er letztere nicht erwähnt. F. Cambridge 
(in Biol. Centr.-Amer.) und Banks geben F. hibernalis als die in 
den Vereinigten Staaten, Zentral-Amerika und auf den Antillen 
häufig vorkommende Art an, ersterer mit der ausdrücklichen Be- 
merkung, daß er nicht weiß, ob er caßitata und hibernalis für eine 
Art halten soll oder nicht. 

Die Dimensionen dieses Exemplares sind: Totallänge 15 mm. 
Cephal. 7 mm 1., 5.5 mm br. Abd. 9 mm l., 6 mm breit. Beine: 
I Fem. 8, Pat. + Tib. 11, Met. 7.2, Tars. 4 mm; II bezw. 7, 8.3, 
6,3 mm; III bezw. 5.5, 7, 4.5, 3 mm; IV bezw. 7.5, 8.5, 6.5, 3.2 mm. 
Totallänge I 30.2, II 24.3, III 20, IV 25.7 mm. Palpen: Fem. 4, 
Pat. + Tib. 4, Tars. 3, zus. 11 mm. 


9. Heit 


94 Embrik Strand: 


Fam. Sieariidae. 


Gen. Seytodes Latr. 1804. 


Scytodes fusca Walck.' 1837. 

1 2 San Paulo, Brasilien (C. Müller, 1876). 

© Cephal. 5 mm lang, 4 mm breit, 3.2 mm hoch. Abdomen 
4.5 mm l., 3 mm breit. Beine: I Fem. 8, Pat. + Tib. 9.5, Met. + 
Tars. 12.5 mm; II bezw. 7, 7.5, 9.5 mm; IlI bezw. 5.5, 5.5, 6.5 mm; 
IV bezw. 7, 7.3, 8.3 mm. Totallänge: I 30, II 24, III 17.5; IV 
29.6 mm. Also: I, II, TV, III. Palpen: Fem., Pat. + Tib., Tars. 
je 1.5 mm, zus. 4.5 mm. 

Epigyne von dem gewöhnlichen Scytodes-Typus; hinter der 
Spalte liegen zwei quergestellte, fast parallel zur Spalte gerichtete, 
nur ganz leicht nach hinten konvergierende, ellipsenförmige, außen 
ein wenig stärker zugespitzte sowie seichtere Gruben oder Ein- 
senkungen, deren längster Durchmesser mehr als das Doppelte 
des kürzesten ist und die unter sich um 23 des längsten Durchmessers 
entfernt sind; am inneren Ende sind sie von je einem dicken, 
glatten, glänzenden, stark erhöhten, höckerartig erscheinenden 
Rand begrenzt, während die Begrenzung an den anderen Seiten 
keine scharfe ist. Die Gruben im Grunde gekörnelt und matt, 
bräunlich gefärbt, ihre Umgebung schwarz. In Flüssigkeit er- 
scheinen die Gruben mehr bräunlichgelb, die schwach recurva 
gebogene, schmale Ouerfurche vor denselben grauweißlich, das 
zwischen dieser und den Gruben eingeschlossene, etwa ellipsen- 
förmige, aber an beiden Enden zugespitzte, etwa dreimal so breite 
als lange Feld schwarz. Von der Epigyne von Scytodes longipes 
H.Luc. unterscheidet sie sich (nach den Abbildungen von Keyser- 
ling (Verh. zool. bot. Ges. Wien 1877) und F. Cambridge (Biol. 
Centr.-Am.) zu urteilen) hauptsächlich durch die mehr lang- 
gestreckte Form der beiden Gruben, deren gegeneinandergekehrte 
Enden erheblich schmäler, mehr abgerundet und unter sich weiter 
entfernt sind; ihr Rand scheint bei longipes niedriger und weniger 
scharf abgesetzt zu sein. 

Cephalothorax mit schwarzer, vom Petiolus bis zum Clypeus- 
rande sich erstreckender Längsbinde, die vorn so breit als das 
Augenfeld ist, hinter demselben sich ganz wenig verschmälert, 
dann auf dem Rücken sich wiederum erweitert und 2—8 höchst 
undeutliche helle Punktflecke einschließt. Auf dem Kopfteile ist 
diese Binde jederseits von einem hellgelben Streifen scharf begrenzt, 
auf dem Brustteile geht sie ohne scharfe Grenze in die braunen, 
mit ganz verwischten helleren Flecken undeutlich gezeichneten 
Seiten über. Das schwarze Sternum mit kleinem, gelbem Längs- 
fleck hinten mitten, Mandibeln schwarz mit schmal gelber Spitze. 
Abdomen schwarz, oben mit Andeutung eines noch tiefer schwarz- 
gefärbten Herzstreifens, das beiderseits von je einer schmalen, 
unregelmäßigen, in Flecken aufgelösten gelben Längslinie begrenzt 
wird und sich bis kurz hinter die Mitte erstreckt, wo er von einer 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 95 


ebensolchen, unterbrochenen Ouerlinie geschnitten wird. Seiten 
fein heller gerieselt, Bauch mit 3—4 feinen, undeutlich helleren 
Linien und je zwei undeutlich helleren Flecken vor und beiderseits 
der Spinnwarzen. Femoren, Patellen und andeutungsweise Tibien 
undeutlich und sparsam heller längsgestreift oder gefleckt. Fem., 
Pat. und Tibial. der Palpen hellgelb längsgestreift, Tarsalglied mit 
rötlichgelber Spitze. 

Ich vermute in dieser Art Scylodes fusca Walck.; leider 
genügen die existierenden Beschreibungen nicht zu einer sicheren 
Bestimmung. Simons Angabe in Proc. Zool. Soc. Lond. 1891, 
S. 571,.die Länge dieser Art sei 4 mm, muß wohl irrtümlich sein; 
in der Originalbeschreibung (Walckenaer: Hist. nat. I, p. 272) 
steht: „Long. 5 lignes“. — Eventuell möge die Art atrofusca m. 
genannt werden. 


Scytodes longipes H. Luc. 1845. 
1 Cephal.: Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 


Fam. Drassodidae. 
Gen. Drassodes Westr. 1851. 
Drassodes robustus (Emert.) 1890? 

Ein @ aus Beaufort, N.-Carolina (A. Reichardt). 

2 Totallänge 7—8 mm. Cephal. 2.5 mm 1., 1.7 mm breit, 
vorn ca. 1.2 mm breit. Abdomen 5 mm lang, 2.5 mm breit. Beine: 
I Fem. 1.6, Pat. + Tib. 2, Met. + Tars. 1.7 mm; IV bezw. 1.7, 
2, 2.3 mm, zus. I 5.3, IV 6 mm. 

Epigyne hat zwar viel Ähnlichkeit mit derjenigen von Drassodes 
robustus (Emert.), unterscheidet sich aber dadurch, daß die beiden 
Arme des hufeisenförmigen Wulstes in der vorderen Hälfte parallel 
und am Ende leicht gegeneinander gekrümmt sind, während sie 
bei robustus nach Emertons Figur zu urteilen nach vorn schwach 
divergieren.‘. Ferner erscheinen sie an gedachter Figur hinten 
mitten schmal unterbrochen, bei unserer Art dagegen nicht. Vor 
derselben befindet sich eine ziemlich tiefe Ouergrube, von welcher 
hinten mitten eine niedrige, kielförmige, hinten verschmälerte 
Erhöhung sich nach hinten erstreckt etwa bis zur Mitte der Epigyne; 
letztere in der Mitte der hinteren Hälfte ganz schwach rundlich 
gewölbt. In Flüssigkeit erscheint Epigyne allerdings ähnlicher der 
Figur Emertons, aber die beiden Hinterenden des Hufeisens 
weiter von der Spalte entfernt, unter sich vorn einen stumpfen 
oder fast keinen Winkel bildend und an der Spitze breiter, mehr 
quergeschnitten erscheinend, die Konturen der beiden Spitzen 
daher als zwei parallele Längslinien erscheinend. — Epigyne 
ähnelt ebenfalls der von Dr. ferrum-equinum F. Cbr., aber die 
Seitenwülste nicht so stark gekrümmt und hinten nicht so weit 
unter sich entfernt wie bei Cambridges Art, von welcher die 
unsrige sich außerdem durch das Vorhandensein eines dorsalen 
Stachels an der Tibia III (oben vorn, nahe der Basis) unterscheidet; 
Tibia IV scheint keinen Dorsalstachel zu haben. 


9. Heft 


» 


96 Embrik Strand: 


Cephalothorax und Mandibeln hellbraun, ersterer mit feinen 
schwärzlichen Strahlenstrichen und ebensolcher, sehr undeutlicher 
Randlinie; Unterseite sowie Extremitäten ein wenig heller, mehr 
graugelblich. Sternum mit schwärzlichkem Rand. Abdomen 
einfarbig hellgrau. | 

Ob die Art mit Dr. robustus (Em.) identisch ist, ist mir etwas 
fraglich; eventuell möge sie den Namen beaufortensis m. bekommen. 


Gen. Prosthesima L. Koch 1872. 
Prosthesima subterranea (C. L. K.) 1833. 
1 2 Jellowstone Park ? (A. Reichardt). 


Gen. Gnaphosa Latr. 1804. 
Gnapbhosa conspersa Th. 1877. 

Zwei 92 von Beaufort, N. Carolina (A. Reichardt) scheinen 
dieser Art anzugehören; die Epigyne ist eigentlich etwas inter- 
mediär (nach Emertons Zeichnungen zu urteilen) zwischen Gn. 
consdersa und Gn. brumalıs Th. 


Fam. Theridiidae. 


Gen. Theridium Walck. 1805. 
Theridium tepidariorum C. L. K. 1841. 
1 2? Mammouth Cave, Kentucky (A. Reichardt). 


Gen. Latrodeeius Walck. 1805. 

Latrodectus curagaviensis (Müll.) 1776. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 
Latrodectus mactans (Fabr.) 1775. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 
Latrodectus mactans (Fabr.) f. lunulifer Dahl 1902. 

1 2 Cap Haitien, Haiti (A. Reichardt). % 

Das Exemplar hat in Färbung und Zeichnung die größte Ahn- 
lichkeit mit den dunkelsten Varietäten von Latr. geometricus (cfr. 
F. Cbr. in P. Z. S. 1902, Vol. I, Taf. XXVII, Fig. 7d), aber Augen 
und Epigyne verweisen es zu L. mactans und zwar wird es wohl 
der von Dahl als L. insularis lunulifer n. subsp. beschriebenen 
Form angehören; diese ist aber von mactans nicht spezifisch ver- 
schieden. Die Unterschiede zwischen L. mactans und Dahls ‚‚neue“ 
„Art“ L. insularis wären, daß die Beine bei insularis schlanker 
seien, die Tibia IV 514—6 mal so lang als vor dem Ende dick, bei 
mactans dagegen nur 4—5 mal so lang als dick (von der Seite ge- 
sehen). Esmußaber doch jedem einleuchten, daß dies ein verdächtiges 
„Merkmal“ ist: kann das Verhältnis zwischen Länge und Dicke 
bei mactans zwischen 4 und 5 variieren, muß es wohl auch zwischen 
4 und 5%% oder 4 und 6 variieren können oder welche Garantie hat 
D. dafür, daß der ‚kritische Punkt‘, der für die spezifische Be- 
stimmung entscheidende Unterschied eben zwischen den Zahlen 
5 und 5% liegt?’. Daß beide diese Längenverhältnisse bei un- 
zweifelhaften L. mactans vorkommen können, ist keine Frage. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 97 


Ferner sollen bei insularis neben den Spinnwarzen zwei helle 
Punkte vorhanden sein, die bei mactans fehlen. Das ist wiederum 
ein geradezu lächerliches Merkmal angesichts der Tatsache, die 
doch wohl auch Herrn Dahl bekannt sein muß, daß die Latro- 
dectus-Arten in Zeichnung sehr variierend sind. Das vorliegende 
Ex. beweist denn auch die Unhaltbarkeit des Dahlschen Merkmales ; 
es stimmt sonst mit der Form lunulifer, aber ohne 2 helle Flecke 
jederseits der Spinnwarzen. Die drei von D. geschaffenen Namen 
L. insularis n. sp., L. ins. insularis n. subsp. und L. ins. lunulifer 
n. subsp., wie wohl alle in seiner Arbeit über diese Gattung gegebenen 
neuen Namen, dienen zu weiter nichts als eine Belastung der Syno- 
nymie und Erschwerung des Studiums dieser Tiere. 


Fam. Argiopidae. 


Gen. Linyphia Latr. 1804. 


Linyphia phrygiana C. L. K. 1836. 
1 2 Nordamerika: Jellowstone Park ? (A. Reichardt). 


Gen. Tetragnatha Latr. 1804. 

Teiragnatha extensa (L.) 1758. 

2 92 1 & Nordamerika: Jellowstone Park ? (A. Reichardt). 
Tetragnatha grallator Hentz 1850 (Keys. 1865). 

2 29 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

2 Cephal. 3.5 mm 1., 2.5 mm br., vorn 1.4 mm breit. Mand. 
3 mm lang. Beine: I Fem. 9, Pat. + Tib. 11, Met. 10.5 (Tars. 
fehlt) mm; II bezw. 6, 6.5, Met. + Tars. 7.5 mm; III bezw. 2.5, 
2.8, 3.2 mm; IV bezw. 6, 5.5, 7 mm. Totallänge: I 30.5 + Tars., 
II 20, III 8.5, IV 18.5 mm. Abdomen (ein wenig geschrumpft!) 
6.5 mm 1., 2 mm breit. 


Gen. Meta C. L. K. 1836. 


Meta Menardi (Latr.) 1804. 
5 dd 2 22 (alle unreif) Mammouth Cave, Kentucky (A. 
Reichardt 1904). 


Gen. Leucauge A. White 1841. 


Leucauge popayanensis Strand 1908, in: Zool. Anz. 32, p. 773. 

4 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

2 Totallänge ca. 9 mm. Cephal. 3 mm lang, 2.5 mm breit, 
vorn ca. 1.5 mm breit. Abdomen 7 mm 1l., 4 mm br. und etwa 
ebenso hoch. Beine: I Fem. 6, Pat. + Tib. 6.5, Met. 5.5, Tars. 
1.7 mm; II bezw. 5, 5.2, 4.8, 1.6 mm; III bezw. 2.8, 2.3, 2, 1 mm; 
IV bezw. 4.5, 3.8, 3.8, 1.2 mm. Totallänge: I 19.7, II 16.6, III 9.1, 
IV 13.3 mm. Also: I, II, IV, III. Mandibeln 1.4 mm oder reichlich 
so lang als Patellen I. N 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein braunes, scharf be- 
grenztes, fast parallelseitiges, in der Mitte der vorderen Hälfte ganz 
schwach verschmälertes, reichlich doppelt so langes als breites, 
hinten quergeschnittenes, vorn mitten ausgerandetes, an den 


Archiv für Naturgeschichte 5 
1915. A. 9 d 9. Heft 


98 Embrik Strand: 


Vorderecken schwach ausgezogenes Feld, das kurz hinter der Mitte 
jederseits einen kleinen schwarzen Querstrich und hinten ein undeut- 
lich helleres, annähernd trapezförmiges Mittelfeld zeigt, das etwa 
so lang als vorn breit, hinten breiter als vorn, vorn mitten aus- 
gerandet (der Vorderrand also procurva) ist und vom Hinterrande 
bis etwa zur Mitte zwei schmale, schwarze, parallele Längslinien 
zeigt, die unter sich etwa so weit als vom Seitenrande der Epigyne 
und doppelt so weit als vom Seitenrande des Mittelfeldes entfernt 
sind. Trocken gesehen erscheint sie als ein braunes Längsfeld 
von der beschriebenen Form, das fein quergestreift, matt, sehr 
fein granuliert, mit einzelnen feinen Härchen besetzt und in der 
hinteren Hälfte leicht erhöht undgewölbt ist ; diese Erhöhung ist vorn 
jederseits durch eine kleine Quervertiefung begrenzt und schließt 
hinten eine etwa halbkreisförmige, hinten quergeschnittene, ziemlich 
tiefe, vorn scharf begrenzte Grube ein, die etwa 24 so lang als hinten 
breit ist und an den Seitenrändern hinten je eine kleine, hinten 
durch einen fein erhöhten Rand geschlossene Längsfurche hat; das 
zwischen diesen Furchen gelegene erhöhte Mittelstück ist hinten 
so breit als beide Furchen zusammen, nach vorn leicht verschmälert, 
durch eine Quereinsenkung vom Vorderrande getrennt und hinten 
mitten mit einer schwachen rundlichen Einsenkung versehen. 
Der in Flüssigkeit scharf markierte, procurva gebogene Vorderrand 
des Mittelfeldes erscheint in trockenem Zustande als eine undeutlich 
dunklere. kurz vor dem Rand der Grube gelegene Ouerlinie. 

MitL.acuminata(O.Cbr.)verwandt, aber Abdomen hinten weniger 
zugespitzt (in Profil, Cfr. F. Cbr., Biol. Centr.-Amer., Taf. 42, Fig.10), 
die beiden silbrigen Seitenbinden desselben vorn verbunden und 
Epigyne abweichend (durch regelmäßigen, halbkreisförmig ge- 
bogenen Vorderrand, vorn weniger verschmälerte und vom Rande 
abgesetzte Längserhöhung etc.). — Mit der ebenfalls in Columbien 
vorkommenden ZL. pulcherrima (Keys.) in Epigyne viel Ähnlichkeit, 
aber größer, abweichend gefärbt, mit längeren Beinen etc. — Bauch 
mit stark gekrümmter, silberner Querbinde. 

Die Art ist zweifelsohne nahe verwandt mit der von Keyser- 
ling in „Spinnen Amerikas“ als Argyroepeira hortorum (Hentz) 
beschriebenen Art; ob aber Keyserling dabei nicht mehrere 
Arten unter diesem Namen zusammengeworfen hat, kann eine 
Frage sein. Am besten würde unsere Form mit seiner Epigyne- 
Abbildung 246d stimmen. Ob die von F. Cambridge in „Bio- 
logia Centr.-Am.“ als L. venusta aufgeführte Art dieselbe ist 
läßt sich bezweifeln; seine Epigyne-Figur weicht erheblich ab und 
zwar stimmt seine Figur von ‚‚L. idonea‘‘ besser mit unserer Form. 
Leucauge caucaensis Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 1. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Q Totallänge 6.5 mm. Cephal. 2.5 mm 1, 1.3 mm br., vorn 
1.1 mm br. Abd. 4.5 mm lang, 2.8 mm breit, 2.9 mm hoch. Mand, 
1.1 mm lang. Beine: I Fem. 3.7, Pat. + Tib. 4, Met. 3, Tars. 1.2mm; 
II bezw. 2.9, 3, 2.7, 1.1 mm; III bezw. 1.7, 1.6, 1.2, 0.8 mm; IV 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 99 


bezw. 2.8, 2.5, 2, 0.9 mm. Totallänge: I 11.9, TI 9.7, III 7.3, 
IV 82 mm. Also: I, II, IV, II. 

Mit der vorigen Art (L. $odayanensis Strand) ebenso wie mit 
L. acuminata OÖ. Cbr. verwandt, aber Abdomen hinten stumpfer 
als bei diesen, die Zeichnung nicht ganz dieselbe, so z. B. ist der 
silbrige Querstrich am Bauche hier schmäler und deutlich winkel- 
förmig gebrochen (bei Popayanensis einen gleichmäßigen Bogen 
bildend) ; Epigyne ähnelt am meisten der von acuminata, indem die 
Grube hinten plötzlich erweitert ist, in dem vorderen Drittel oder 
Hälfte als eine fast parallele Längsgrube erscheinend, die hintere 
Breite jedenfalls nicht die Länge überschreitend; das Septum vorn 
ganz schmal, den Vorderrand erreichend, hinten dreieckig er- 
weitert und daselbst mitten leicht niedergedrückt mit einem 
kleinen Knöpfchen in der Mitte des Hinterrandes. In Flüssigkeit 
gesehen ähnelt sie der von L. popayanensis, aber das Feld ist 
nicht parallelseitig, sondern hinten erheblich breiter, auch vorn 
quergeschnitten, der durch eine kurze, wenig gebogene schwarze 
Querlinie bezeichnete Vorderrand des Mittelfeldes verlängert sich 
nach hinten als zwei nach hinten etwas divergierende, schwarze 
Längslinien, die ein Feld einschließen, das nicht heller als die 
Umgebung ist, nur am Hinterrande zwei kleine, rundliche, nach 
hinten divergierende, ein wenig hellere Flecke zeigt. Überhaupt 
ist mit einer der beschriebenen Arten eine sichere Identifizierung 
nicht möglich. 


Leucauge (Plesiometa) argyra (Walck.) 1837. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 
Leucauge semiventris Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 2. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Q Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein dunkelbraunes, 
scharf markiertes, etwa viereckiges, vorn nur ganz schwach ver- 
schmälertes, doppelt so langes als hinten breites Feld, das kurz 
hinter der Mitte jederseits schmal scharf eingeschnitten ist; der 
Vorderrand dieses Einschnittes durch eine schwarze Querlinie 
bezeichnet. Der Hinterrand leicht procurva gebogen; in der Mitte 
zwischen diesem und den erwähnten beiden schwarzen Querlinien 
eine feine, schwarze, leicht procurva gebogene Querlinie, von deren 
Enden je eine ebensolche Linie bis zum Hinterrande zieht. Das von 
diesen Linien begrenzte Mittelfeld ist hinten breiter als vorn und 
daselbst mehr als doppelt so breit als lang, erreicht mit den Hinter- 
ecken fast die entsprechenden Ecken des ganzen Genitalfeldes und 
zeigt innen hinten zwei nach hinten divergierende, mit dem Seiten- 
rande parallele, den Vorderrand des Mittelfeldes nicht erreichende, 
schmale schwarze Linien. Das Mittelfeld kaum heller als die Um- 
gebung gefärbt. Trocken gesehen präsentiert das Mittelfeld sich 
als eine vorn breit gerundete, hinten quergeschnittene, seichte, 
reichlich doppelt so breite als lange Quergrube, die fast gänzlich 
von einer abgerundeten Quererhöhung erfüllt wird, so daß von der 
Grube wenig mehr als eine schmale Furche am Vorder- und Seiten- 


7* 9, Heft 


100 Embrik Strand: 


rande übrig bleibt; diese Ouererhöhung ist mit 2 oder 3 schmalen, 
undeutlichen Längseinsenkungen versehen. Allgemeine Form des 
Genitalfeldes, trocken gesehen, wie bei L. dobayanensis Strand. 
Epigyne erinnert an die von I. aurostriata O. Cbr., der Vorderrand 
ist aber bei letzterer weniger, der Hinterrand stärker gekrümmt 
als bei unserer Art, ein Septum vorhanden, Rückenzeichnung 
abweichend usw. 

Totalläinge 6—7 mm. Abdomen 5 mm lang, 2.7 mm breit. 
Cephalothorax 2.2 mm lang. Patella + Tibia IV 2.6, Metat. + 
Tars. IV 3 mm lang. 

Färbung und Zeichnung von dem gewöhnlichen Leucauge- 
Typus. — Cephalothorax und Extremitäten braungelb, letztere 
mit dunklen Ringen am Ende der Glieder Patella-Tarsus. Man- 
dibeln wie Cephalothorax, aber mit dunkler Spitze. Sternum, 
Lippenteil und Maxillen gebräunt, letztere mit hellerer Spitze. 
Abdomen grau mit Silberbinden, die ganz fein dunkler retikuliert 
sind und z. T. leicht goldig schimmern, und zwar die Rückenseite 
mit vier etwa gleichbreiten und gleichweit unter sich entfernten 
Binden, von denen die seitlichen, die eigentlich nicht auf der 
Oberseite liegen, in der Schultergegend plötzlich stark erweitert 
sind und daselbst gegeneinander breit quergeschnitten und um 
1 mm unter sich entfernt sind, während sie hinten um 1.5 mm 
vor der Rückenspitze enden. Die beiden mittleren Binden fangen 
erst um 1.5 mm hinter der Rückenbasis an, sind daselbst durch 
eine leicht gebogene und schräge Binde von der Grundfarbe von 
der entsprechenden Seitenbinde getrennt, werden in der Mitte 
durch zwei schmale, parallele, nahe beisammengelegene Schräg- 
binden von der Grundfarbe fast durchschnitten und sind am 
Hinterende ganz verwischt, sich auf der vertikalen oder schwach 
überhängenden Hinterseite des Abdomen vereinigend. Letztere 
zeigt sonst Andeutung zweier heller Ouerbinden und ist im Grunde 
schwärzlich. Die untere Hälfte der Seiten mit ziemlich unregel- 
mäßig angeordneten Silberschüppchen. Bauch in der hinteren 
Hälfte tiefschwarz, in der Mitte mit einem unregelmäßigen Haufen 
silberner Schuppen undähnliche deuten Seitenbinden desBauchesan. 


Leucauge lehmannella Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 2. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

® Genitalfeld wie bei den anderen hier behandelten Arten in 
Flüssigkeit gesehen braun, scharf begrenzt und hinten quer- 
geschnitten, aber vorn gerundet und nicht viel länger als breit. 
Kurz hinter der Mitte eine ziemlich tiefe, recurva gebogene Quer- 
einsenkung, hinter welcher das Feld erhöht und etwas gewölbt ist. 
Das Mittelfeld erscheint als ein reguläres, von schmalen schwarzen 
Linien beschriebenes Trapez, das hinten ein wenig breiter als vorn, 
aber nicht ganz so breit als lang und, besonders längs der Seiten 
ein wenig heller als die Umgebung gefärbt ist; die Hinterecken von 
denselben Ecken des ganzen Genitalfeldes fast ebenso weit wie 
unter sich entfernt. Die hintere, erhöhte Partie des letzteren 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 101 


dunkler als die vordere. Trocken gesehen erscheint die Grube der 
Epigyne groß, fast die ganze hintere Breite des Feldes einnehmend, 
halbkreisförmig, schmal scharf, aber nicht hoch umrandet, wenig 
tief, mit zwei niedrigen, etwas unregelmäßigen, nach hinten 
divergierenden schmalen Längserhöhungen. 

Totallänge 6.5 mm. Cephalothorax 2.5 mm lang. Beine: 
I Fem. 4, Pat. + Tib. 5, Metat. + Tars. 5.5 mm; IV bezw. 3.5, 3, 
3.5mm. Also: 114 5, IV 10 mm. — Cephalothorax und Extremitäten 
braungelb, Mandibeln an der Spitze dunkler, Sternum braun, Lippen- 
teil und Maxillen dunkelbraun, letztere mit hellerer Spitze. — 
Abdomen ist leider nicht ausgezeichnet erhalten, Färbung und 
Zeichnung sind aber jedenfalls vom gewöhnlichen Typus der 
Leucauge und etwa wie bei L. semiventris. Auch hier ist die hintere 
Hälfte des Bauches schwarz, diese schwarze Partie wird aber an 
den Seiten und vorn von einer schmalen hellen Binde begrenzt, 
dessen querverlaufender, vorderer Teil mitten winklig, nach hinten 
offen gebrochen sowie daselbst schmal unterbrochen ist und mit 
den längsverlaufenden Teilen jederseits einen stumpfen Winkel 
bildet. Auch der vordere, graue Teil des Bauches ist seitwärts 
von einer hellen Binde deutlich begrenzt. 


Leucauge viridecolorata Strand n. sp. 

1 2 subad. Cap Haitien, Haiti (A. Reichardt). 

Cephalothorax, Mandibeln und Extremitäten hell bräunlich- 
gelb, insbesondere letztere mit grünlichem Anflug und an der 
Unterseite mit dunkler Spitze der Femoren, Patellen und Tibien; 
ersterer mit schmaler, dunkler, sich auf dem Kopfteile gabelnder, 
aber die Augen nicht ganz erreichender Mittellängsbinde sowie mit 
dunkelgrünlicher Randbinde auf dem Brustteile; Lippenteil 
schwarz, Maxillen und Sternum schwärzlich. — Abdomen im Grunde 
oben graulich, unten und hinten schwärzlich, mit silbernen Binden, 
so daß die Grundfarbe oben fast verdrängt wird: vor der Mitte hat 
der Rücken vier gleichbreite, vorn paarweise zusammenhängende 
Binden, die durch nur halb so breite Binden von der Grundfarbe 
unter sich getrennt werden; die mittleren enden kurz vor der 
Rückenmitte plötzlich und daselbst sind die seitlichen Binden innen 
winklig ausgeschnitten; als Fortsetzung von den mittleren kann 
man zwei linienschmale, grau eingefaßte Längslinien, welche die 
Abdominalspitze nicht ganz erreichen, auffassen; die Seitenbinden 
enden breit getrennt jederseits der Spitze. An den Seiten des 
Abdomen sind zwei silberne, etwas schräg verlaufende und hinten 
verkürzte, vorn unter sich und mit den seitlichen Rückenbinden 
zusammenhängende Längsbinden vorhanden. Um die Spinnwarzen 
acht Seitenflecke, an der vertikalen Basalseite zwei. Der sonst 
schwarze Bauch ist mitten graulich und zeigt jederseits zwei 
hinten spitze, kommaähnliche Silberflecke, welche vier Flecke den 
sonst gewöhnlichen zwei Längsbinden entsprechen. 

Die hintere Augenreihe erscheint in Flüssigkeit ganz. schwach 
recurva, die M. A. unter sich um reichlich ihren Durchmesser 


9. Heft 


102 Embrik Strand: 


entfernt. Die vordere Augenreihe so stark recurva gebogen, daß 
eine die M. A. oben tangierende Gerade die S. A. unten tangieren 
oder ganz wenig schneiden würde. Das Feld der M. A. ist vorn 
ein wenig schmäler als hinten und etwa so lang wie hinten breit. 

Abdomen länglich eiförmig, im Profil gesehen vorn und hinten 
subvertikal; Bauch- und Rückenseite subparallel, letztere keine 
Höcker bildend. Die Spinnwarzen vorstehend, von oben zur Not 
sichtbar. 

Körperlänge (NB. unreifes Ex.!) 4 mm. Cephalothorax ca. 
1.5 mm lang. Beine: I Femur 2.2, Pat. + Tib. 2.3, Metat. 2.1, 
Tars. 1 mm; IV bezw. 1.9, 1.5, Metat. + Tars. 2 mm. Also: I 
7.6, IV 5.4 mm. 

Leucauge venusta (Walck.) 1837. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Q Epigyne von demselben Typus wie bei den übrigen eben 
vorliegenden Arten; in Flüssigkeit erscheint das braune Genital- 
feld kaum noch 15 mal so lang als hinten breit, nach vorn allmählich 
verschmälert und daselbst wenig mehr als halb so breit als hinten 
sowie quergeschnitten, nach hinten allmählich schwach ansteigend 
und glatter werdend, vorn dagegen tief quergestreift, aber scharf 
markierte, die hintere Partie abgrenzende schwarze Querstriche 
nicht vorhanden; die Grube nimmt etwa die ganze Breite des 
Hinterendes auf, ist halbkreisförmig, schwarz, in der Mitte mit 
einem wenig helleren Längsfeld (Septum), das vorn 14, so breit 
als die Grube ist, sich nach hinten allmählich und schwach 
verschmälert, die hinteren Ecken der Grube von je einem beson- 
deren schwarzen Fleck eingenommen. Trocken gesehen er- 
scheint die nicht tiefe Grube ;jals mit einem niedrigen, an beiden 
Enden etwas erhöhten, vorn erweiterten Längsseptum versehen, 
das durch zwei nach hinten konvergierende Furchen von je einer 
die hinteren Seitenpartien der Grube erfüllenden Erhöhung 
getrennt werden. Man kann auch die Grube so beschreiben, daß 
sie hinten von einem kleineren mittleren und zwei größeren seit- 
lichen, vorn von einem niedrigen, mittleren Höckerchen teilweise 
erfüllt wird. — Schulterhöcker angedeutet. — Totallänge 7 mm. 

Scheint mit ‚Meta‘‘ mariana Keys. 1881 verwandt zu sein, 
bei letzterer ist aber der Cephalothorax schwarz gerandet, die 
Extremitäten schwarz geringt etc. — Jedenfalls mit Leucauge 
venusta (Walck.) 1837 noch näher verwandt, aber nach den Angaben 
in F. Cambridge, Biol. Centr.-Amer. sollen die Seitenbinden bei 
dieser Art nicht ‚filled up with golden scales“ sein, was aber hier 
ganz deutlich der Fall ist, ferner ist das Längsseptum vorn weniger 
stark verbreitet als es anscheinend bei venusta sein soll. Von der 
Beschreibung von Keyserlings Tetragnatha quinguelineata, die gleich 
venusta sein soll, in folgendem abweichend (außerdem stimmt die 
Epigyne-Figur nicht gut, ist aber offenbar wenig genau) : Ein weniger 
kleiner (7? mm Totallänge), Cephal. um !/, länger als breit (bezw. 
2.5 und 2 mm), die vorderen M. A. nur ganz wenig näher beisammen 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 103 


als die hinteren, Mandibeln unverkennbar länger als das Sternum, 
Maxillen nicht ganz doppelt so lang als am Ende breit, Lippenteil 
schwärzlich mit hellerem Rande, Seitenstacheln an den Patellen 
scheinen zu fehlen, Tibia I vorn und hinten je 4 Stacheln, Meta- 
tarsen 1—II zwar an der Basis oben und unten je 2, an den Seiten 
aber nur hinten, weiter medianwärts 1 Stachel (Palpen bei meinem 
Exemplar defekt!),. Die dunklen Seitenbinden des Abdominal- 
rückens viel deutlicher als an Keyserlings Figur dargestellt, die 
beiden Silberbinden der Seiten enden vor dem Ende des Abdomen. 
Bein I: Fem. 4.5, Pat. + Tib. 5.5, Met. 4.2, Totallänge ohne Tarsus 
also 14.2 mm, was mit der Angabe bei Keyserling: 15 mm, ziemlich 
gut stimmen würde; Bein II bezw. 3.8, 3.8 und 3.5 mm, also zu- 
sammen (ohne Tarsus) 11.1 mm (Keys.: 12.8 mm). — Wie Simon 
„Linyphia aurulenta C. L. K.“ mit „Teir. quinquelineata Keys.“ 
synonymisieren kann, ist mir nicht recht begreiflich; was Koch 
über die „großen, kegelförmigen weiblichen Genitalien‘ sagt würde 
doch besser mit Leuc. argyra (Walck.) stimmen. 


Sollte die Art von venusta verschieden sein, möge sie den 
Namen venustella m. bekommen. 


Gen. Chrysometa Sim. 1894. 


Chrysometa columbicola Strand n. sp. 

1 d Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). | 

& Totallänge 8.5 mm. Cephal. 3.3 mm l., 2.9 mm br., 2.9 
mm br., vorn 1.7 mm br. Abd. 5.2 mm l., 3 mm br. Beine: I Fem. 
10,5, Pat. + Tib. 13, Met. 14.2, Tars. 3.5 mm; II bezw. 7, 8, 7.5, 
3 mm; III bezw. 4, 4, 3.5, 1.5 mm; IV bezw. 6.5, 6, 5.5, 1.5 mm. 
Totallänge: I 41.2, II 24.5, III 13, IV 19.5 mm. Also: I, II, IV, III. 

Cephalothorax und Extremitäten bräunlichgelb, Mandibeln 
hellrot, Sternum braungelb, schmal schwarz umrandet, Lippenteil 
dunkelbraun mit hellerem Vorderrand, Maxillen braungelb. Ab- 
domen olivengraubräunlich, an den Seiten und vorn mit Silber- 
schüppchen, die ein dichtes Netzwerk bilden, belegt ; das Rückenfeld 
schließt vorn vier weißliche, fast ein Quadrat bildende Flecke ein, 
von denen die beiden hinteren länglich und schräggestellt sind; 
außerdem sind wenigstens vier kleine Muskelpunkte deutlich 
erkennbar. Das Rückenfeld wird seitlich von einer breiten Silber- 
binde begrenzt, ist über die Schulter doppelt so breit wie hinter 
derselben, wo es plötzlich stark, wenn auch nicht winklig ein- 
geschnürt ist und sich dann gleichbreit bis zur hinteren Abdachung 
fortsetzt, wo es mit der gleichen Färbung der unteren Hälfte der 
Seiten zusammenfließt. Der Bauch ist ein wenig heller als die 
sonstige Grundfärbung des Abdomen, schließt spärliche Silber- 
schüppchen ein und wird jederseits von einer ziemlich verloschenen 
Silberbinde begrenzt. 

Die Mandibeln divergieren von der Basis an, zeigen innen kurz 
außerhalb der Mitte einen kleinen Höcker, die Spitze derselben 
tritt außen etwas hervor. Am unteren Falzrande vier kleine Zähne, 


9. Heft 


104 Embrik Strand: 


von denen die drei distalen sehr klein und zwar gleich groß sind, 
die beiden äußersten dicht beisammen stehend; der proximale ist 
größer als die drei, aber doch kleiner als die des oberen Falzrandes. 
Letzterer hat drei kräftige Zähne, von denen die beiden äußeren 
dicht beisammen, der dritte isoliert steht. 


Palpen: Femoralglied 2, Patellarglied 0.8, Tibialglied 1, Tarsal- 
glied 1.5 mm lang. Die drei ersteren Glieder dünn, ohne irgend- 
welche Fortsätze; das Tarsalglied groß, im Profil viereckig er- 
scheinend, ohne irgendwelche weit abstehende Fortsätze, am Ende 
mit einer großen, senkrecht gestellten, flach scheibenförmigen 
Spirale. Das Tibialglied oben mit langen, gekrümmten, schräg 
über das Tarsalglied bis zu deren Mitte sich erstreckenden Borsten. 


Gen. Nephila Leach 1815. 
Nephila clavipes (L.) 1758 (plumibes C. K. L. 1839). 

2 22 Bermudas-Inseln (Dr. Rein). 

@ 1 Joinville, Sta. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 
Ohne Cephalothoraxhöcker; Behaarung der Beine am besten mit 
„N. cornuta (Pall.)‘“ übereinstimmend. — 1 2 San Paulo, Brasilien 
(C. Müller), in Färbung, sowie Behaarung der Beine am besten 
mit,,Nephila fasciculataC.L.K.‘ übereinstimmend, aber ohneThorax- 
höcker, ziemlich klein; Epigyne mit kleiner Längseinsenkung, die 
deutlicher ist als bei den anderen vorliegenden Exemplaren. — 
5 92 aus Columbien (Lehmann) von der Varietät cornuta (Pall.), 
bei einigen sind allerdings die Höcker kaum erkennbar, alle auf 
dem Abdominalrücken mit zwei Längsreihen von je 5—6 ziemlich 
großen, runden, hellen Flecken. — Diese Exemplare scheinen die 
Richtigkeit der Ansicht F. Cambridges, daß Nephila clavipes 
(L.) und N. cornuta (Pall.) nicht spezifisch verschieden sind, zu 
bestätigen. 


Aus Columbien (Lehmann) liegt ferner ein junges Exemplar 
vor, das ich für dieselbe Art halten möchte, trotzdem, es 
ziemlich verschieden gefärbt ist; allerdings ist es ganz jung (kaum 
10 mm lang). Lange Behaarung nur in der Endhälfte der Tibien I; 
hellere Ringe der Extremitäten nur schwach angedeutet, weil die 
Grundfarbe heller ist. Abdominalrücken oben vorn mit Querbinde 
wie bei den alten; von dieser bis zur Spitze ziehen zwei schmale, 
stellenweise erweiterte, in der Mitte schmal unterbrochene, weißliche 
parallele Längsbinden; ihr Zwischenraum schwärzlich mit einer 
Reihe kleiner, heller Längsstriche und Flecken. Am Seitenrande 
des Dorsalfeldes jederseits eine ähnliche helle Binde und zwei 
Längsreihen heller Flecke über die Mitte der Seiten, sowie eine 
zusammenhängende helle Querbinde über die Basis des Abdomen, 
sich nach hinten bis kurz vor der Mitte der Seiten fortsetzend. 
Bauch mit zwei scharf markierten weißen Längsstrichen, von der 
Spalte bis kurz hinter der Mitte und dazwischen eine Längsreihe 
undeutlich hellerer Flecke. — Cephalothorax  graugelblich mit 
schwärzlicher Längsbinde jederseits am Brustteile. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 105 


Gen. Argiope Aud. et Sav. 1825—1827. 
Argiope argentata (Fabr.) 1793. 
1 2 Trinidad (G. Gerold); 3 2? Popayan oder Cauca, Co- 
lumbien (Lehmann); 3 22 Joinville, Sta. Catharina, Brasilien 
(Ehrhardt). 


Argiope maronica Tacz. 1872? (submaronica Strand). 


1 2 Joinville, Sta. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Unterscheidet sich von Arg. argentata u. a. durch spitzere und 
mehr nach hinten gerichtete Seitenlobi des Abdomen sowie dadurch, 
daß die weiße, silberige Färbung des Rückens sich weiter nach 
hinten erstreckt, nämlich bis zwischen den mittleren der jeder- 
seitigen drei Seitenlobi, mit anderen Worten: bei argentata liegt nur 
das erste Paar der Seitenlobi im weißen Felde, bei unserer Art die 
beiden vorderen Paare; am Bauche hat argentala eine breite, 
gerade, weiße Querbinde, unsre Art dagegen drei schmale, scharf 
markierte, weiße Binden oder Striche, die etwa ein gleichseitiges 
Dreieck beschreiben. 


Von Argiope argentata unterscheidet sich die Art nach Mc. 
Cooks Figuren zu urteilen, ferner durch folgendes: Mittelfeld des 
Bauches nicht einfarbig tiefschwarz, sondern olivenschwärzlich 
mit schmaler, weißlicher, undeutlicher Mittellängslinie und zwei 
weißlichen Punktflecken jederseits der Mitte dieser Linie, Coxen 
schwärzlich, nur IV hinter der Mitte graulich, Sternum schwarz 
mit scharf begrenztem,‚hellgelbem ‚nach hintensich verschmälerndem, 
jederseits zwei kurze, den Seitenrand nicht erreichende Zacken 
bildendem Mittelstreifen. Abdominalrücken ohne Längsbinde im 
hinteren, dunklen Teile, daselbst olivenfarbig gelbbräunlich mit 
einer Querreihe von vier rundlichen Silberflecken über der Mitte, 
etwas dunklerer Grundfärbung zwischen den Seitenlobi und daselbst 
mit zahlreichen kleinen Silberpünktchen; in dem weißlichen Felde 
vorn läßt sich ein grüngrauer Herzstreif erkennen und beiderseits 
dieses eine Reihe von 3—4 bräunlichen, tief eingedrückten Muskel- 
punkten. An den Palpen ist Femur beiderseits dunkel olivengrün, 
die anderen Glieder mit ebensolchen Flecken. Beine an allen 
Gliedern rauchbraun bis schwarz mit schwacher Andeutung hellerer 
Partien. Der mittlere der drei Seitenlobi ist der längste und spitzeste, 
erheblich länger als der vordere, wenig länger als der hinterste; 
auch die Spitze des Abdomen einen deutlichen Höckerfortsatz 
bildend. 


Von der Originalbeschreibung von Argiope maronica (Tacz.) 
1872 abweichend: Ein wenig größer, an jeder Seite nicht 2, sondern 
3 Lobi (Höcker) vorhanden, von denen allerdings die vorderen 
erheblich kleiner sind und bisweilen vielleicht undeutlich sein 
können, die Spitze des Abdomen nicht stärker abgerundet, sondern 
vielmehr stärker zugespitzt als es bei argentata derFallzuseinscheint, 
das Silberfeld des Abdominalrückens ohne ‚‚deux taches carre&es...., 
brunes, au bord posterieur‘“, eine weiße Querlinie oder -binde 


9. Ileit 


106 Embrik Strand: 


scheint nach Taczanowskis Beschreibung bei seinem Typen- 
exemplar nicht vorhanden gewesen, Mandibeln graugelblich. 


Sollte die Art von maronica verschieden sein, so möge sie sub- 
maronica m. genannt werden. 


Gen. Eustala Sim. 1895. 
Eustala vegeta (Keys.) 1865. 

Mehrere 922 und 1 $ von Joinville, St. Catharina, Brasilien 
(W. Ehrhardt). Zusammen mit Aranea vespae Strand, Eustala 
illicita (O. Cbr.) und Aranea bacillifera (Sim.) in Lehmwespen- 
bauten, von den Wespen eingetragen, gesammelt. 


Die meisten $2 ähneln in der Epigyne mehr ‚Eustala scutigera 
(©. Cbr.)“ als Eu. vegeia, nach den Abbildungen von F. Cambridge 
in Biol. Centr.-Amer. II zu urteilen, aber es finden sich unter diesen 
zusammengesammelten Exemplaren die allmählichsten Übergänge 
zwischen beiden Formen, die ich daher für eine Art halten möchte. 
Und das einzige vorliegende g läßt sich nach den gedachten Figuren 
Cambridges (l. c., Taf. 48, Fig. 11 und 16) nicht mit voller 
Sicherheit zu einer dieser Formen ziehen; es vereinigt vielmehr 
die Charaktere der beiden. 


Eustala illicita (OÖ. Cbr.) 1889. 

Viele 2? von Joinville, St. Catharina (Ehrhardt), in Lehm- 
wespennestern, zusammen mit Aranea vespae Strand, Eustala 
vegela (Keys.) und Aranea bacillifera (Sim.) gesammelt. Hier, 
wie bei Eustala vegeta, ist die Bestimmung nicht ganz unfraglich, 
indem mehrere der vorliegenden Exemplare mit ebensoviel Recht 
als Eu. fuscovittata (Keys.) bestimmt werden könnten, ohne daß 
ein markierter Unterschied zwischen beiden Formen sich erkennen 
läßt. Die beiden Formen fuscovittata und üllicita für konspezifisch 
zu erklären, kann ich jedoch nicht, so lange die d& abgehen. 


Eustala bifida F. Cbr. 1904. 


Aus Jaragua Itapocu, Joinville, St. Catharina (Brasilien) 
liegen 2 22 vor, von denen das eine am Abdomen etwas beschädigt 
und daher fraglich ist, die wohl dieser Art angehören, jedenfalls 
hat das unbeschädigte Exemplar hinten zwei Höcker und sieht 
im Profil ebenso aus wie Fig. 10a der Taf. 48 in ‚Biol. Centr.-Amer. 
II‘. Auch Färbung und Form des Abdomen, von oben gesehen, 
stimmt besser mit bifida als mit anastera. Epigyne scheint mir 
aber am besten mit der von anastera zu stimmen; in Flüssigkeit 
erscheint sie ganz wie Emertons Fig. 2, Taf. 37 in ‚New England 

. Epeiridae“ (Eßeira darvula) und auch F.Cambridge’s Epigyne- 
Figuren, 1. c., von anastera stimmen besser als die von bifida; in 
Seitenansicht erscheint jedoch die Epigyne weniger gekrümmt 
als bei anastera. Das kleinste Exemplar ist weniger, das größte 
(beschädigte) scheint mehr als 10 mm lang zu sein. Die Exemplare 
stehen somit zwischen den gedachten ‚Arten‘, die höchst wahr- 
scheinlich nicht beide ‚gut‘ sind. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 107 


Zwei $P2 von: Joinville, Jaragua Itapocu, Sta. Catharina, 
Brasilien, XII. 1906, in Lehmbauten von Hymenopteren gefunden 
(W. Ehrhardt). 

Eustala itapocuensis Strand n. sp. 

Ein $ von Jaragua Itapocu, Joinville, Sta. Catharina, in 
Lehmbauten von Hymenopteren gefunden (W. Ehrhardt 1906). 

Cephalothorax rötlich braungelb, schwarz punktiert und mit 
schwarzer Mittelritze, Augenfeld, Clypeus und Seitenrandbinde 
des Kopfteiles. Mandibeln blaßgelb mit schwarzer Endhältfte, 
Maxillen schwärzlich mit hellerem Innenrand; Lippenteil gelblich, 
vorn mit schwarzer Sublimbal- und weißer Limbalbinde. Beine 
im Grunde wie der Cephalothorax, Trochanteren schwarz, Femoren 
mit schwarzem Mittelring, der an den Paaren II—IV doppelt ist, 
Patellen und flg. Glieder am Ende schmal dunkel umrandet, 
Metatarsen und Tarsen mit schwarzem Basalring, am III. Paar 
haben Tibia und Metatarsus außerdem einen schwarzen Mittelring. 
Palpen hellgraulich, Tarsalglied braun und schwarz gefärbt. 
Abdomen oben hellgelb, etwa schwefelgelblich, mit je einem 
schwarzen Fleck auf den Schultern, einem tiefschwarzen Fleck in der 
Mitte dazwischen und einer schwärzlichen Mittelzeichnung, die 
kurz vor der Mitte als eine quergeschnittene, fast 2 mm breite 
Binde anfängt, sich aber allmählich bis zur halben Breite ver- 
schmälert und da diese Binde am Anfang der hinteren Abda- 
chung fast unterbrochen ist, so entsteht eine becherförmige Figur; 
der Seitenrand dieser zeigt hinten verschiedene kleine Zähnchen. 
Nach kurzer Unterbrechung setzt sich die schwarze Binde weiter 
nach hinten fort und fließt mit einer die untere Hälfte der Seiten 
bedeckenden tiefschwarzen Binde zusammen, die von dem ebenfalls 
tiefschwarzen Mittelfeld des Bauches durch eine schmale, gelbliche 
Längsbinde jederseits getrennt wird. Epigaster hellbräunlich. 
Stacheln der Extremitäten sind teils einfarbig schwarz, teils 
schwarz mit hellerem Ring. 

Abdomen erscheint in Draufsicht abgerundet dreieckig, vorn 
fast so breit wie lang, oben abgeflacht, stumpfe Schulterhöcker 
angedeutet, über den Spinnwarzen senkrecht abfallend. — Das 
mittlere Augenfeld einen kleinen spitzen Höcker bildend, der die 
Spitze eines gleichseitigen Dreiecks bildet, dessen Seiten von den 
Seitenrändern des Kopfteils und z. T. Brustteils und dessen Basis von 
der hinteren Entfernung der Trochanteren II bezw. von der größten 
Breite des Cephalothorax gebildet wird. 

Coxen I mit Haken. — Tibien II unbedeutend dicker als I, 
zylindrisch, oben mit 1.1.1 kräftigen Stacheln, oben vorn ebenfalls 
1.1.1, unten vorn 1.1.1.1 oder 1.1.1.1.1. 

Von der Außenseite des Bulbus entspringt ein kräftiger, 
gerader, nach hinten gerichteter, weißlicher Fortsatz. Tarsalglied 
1.5 mm lang. Feld der M. A. vorn breiter als hinten und als lang; 
die hinteren M. A. kleiner und um ihren Durchmesser von den vor- 
deren M. A. entfernt. 


9. Heft 


108 Embrik Strand: 


Eustala fuscovittata (Keys.) 1863. 

12 + 1&subad. Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Gen. Salassina Sim. 1895. 

Salassina undecimtuberculata (Keys.) 1865. 

2 29 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Stimmt mit der Originalbeschreibung und -abbildung. mit der 
Ausnahme, daß beide Exemplare kleiner sind (6 mm ].), in der 
Bestachelung ein wenig abweichend (auch unter sich!), Abdomen 
hinten ein wenig stumpfer, dessen Vorderrandshöcker stärker, die 
Afterhöcker weniger vorstehend als an der Figur angedeutet. 
Die Abweichungen erklären sich wahrscheinlich durch die Annahme 
Keyserlings Type sei ein älteres, gravides 9. 


Gen. Cyelosa Menge 1866. 


Cyclosa Walckenaerii O. P. Cbr. 1889. 
2 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 


Gen. Aranea L. 1758. 
Aranea transitoria (C. L. K.) 1839. 

2 etwas vertrocknete 22 von Popayan oder Cauca, Columbien 
(Lehmann). Sie unterscheiden sich dadurch, daß, während das 
eine mit „Schwanz“ versehen ist, ganz wie von Koch abgebildet, 
entbehrt das andere eines solchen und ist am Ende des Abdomen 
etwas dicker. Bei der sonstigen vollkommenen Übereinstimmung 
beider Exemplare ist an die spezifische Zusammengehörigkeit 
nicht zu zweifeln; das Fehlen oder Vorhandensein des Schwanzes 
erklärt sich dadurch, daß er, ebenso wie bei Argiope, eingezogen 
werden kann; daß dabei das Ende des Abdomen etwas breiter 
erscheinen muß und die den Schwanz umgebenden Stacheln 
dadurch unter sich weiter entfernt werden müssen, ist leicht ver- 
ständlich. 

Aranea vespae Strand 1908, in: Zoolog. Anzeiger 33, p. 3. 

4 subad. 92 Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt), 
zusammen mit anderen, unten und oben angegebenen Arten in 
Lehmwespenbauten gesammelt; jede Zelle enthielt ca. 8 Spinnen 
und eine Larve. 

Q subad. Vordere Augenreihe gerade; die M. A. unter sich 
um ihren doppelten Durchmesser, von den S. A. um etwa noch 
Ya mal so weit, vom Clypeusrande um kaum ihren Durchmesser 
entfernt. Feld der M. A. vorn viel breiter und etwa so lang als 
vorn breit; die hinteren M. A. ein wenig kleiner, unter sich nur 
um ihren Radius entfernt, ihre ganze Reihe nur unbedeutend 
länger als der Zwischenraum der vorderen M. A. Hintere Reihe 
ganz leicht recurva; die M. A. von den S. A. um reichlich das 
Doppelte ihrer Reihe entfernt. S. A. sich berührend oder fast so, 
etwa gleichgroß, weder an noch unter einem Hügel sitzend, beide 
von oben gut sichtbar (alles in Flüssigkeit gesehen). 

Von verwandten Arten seien erwähnt: Aranea lucida (Keys.) 
aus Sta. Isabella in Rio Grande do Sul, die aber im erwachsenen 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 109 


Zustande nicht größer als die vorliegenden unreifen Ex. ist, das Ab- 
domen soll weiß sein, der Augenhügel braun,Cephal. kaum so lang als 
Metat. I (hier deutlich länger) etc.; A. unanima (Keys.) 1879 aus 
Neu-Freiburg, die aber am Cephal. und Extremitäten rötlichgelb 
ist, das Abdomen vorn breiter als lang, die vorderen M. A. von den 
hinteren nur um ihren Durchmesser entfernt etc.; A. uniformis 
(Keys.) 1879 aus Neu-Freiburg, die aber als gelb und gelblichweiß, 
also ohne grüne Färbung beschrieben wird, deren hinteren M. A. nur 
dreimal so weit von den S. A. als unter sich entfernt sind, deren Man- 
dibeln vorn sehr stark gewölbt (hier schwach gewölbt) sind etc. 
Aranea Roemeri Strd. 1908, Zool. Anz. 33, p. 3. 

1 2 Joinville, Sta. Catharina, Brasil. (W. Ehrhardt, 1906). 

Q Totallänge 12 mm. Cephal. 4 mm ]l., 3 mm br., vorn 2 mm 
breit. Abdomen 8.5 mm lang, 3.5 mm breit und hoch. Beine: I 
Fem. 4.5, Pat. + Tib. 5, Met. + Tars. 5 mm; II bezw. 4 (das 
Übrige fehlt!); III bezw. 2.3, 2.5, 2.5 mm; IV bezw. 4, 4.5, 4.5 mm. 
Totallänge: I 14.5 (II?), III 7.3, IV 13 mm. 

Feld der M. A. subquadratisch oder vorn ein klein wenig breiter 
als hinten; die hinteren M, A. größer, unter sich um etwa ihren 
Radius, die vorderen M. A. unter sich um ihren 115, Durchmesser 
entfernt. Vordere Reihe ganz leicht procurva, hintere recurva, 
so daß eine die hinteren M. A. hinten tangierende Gerade die 
vorderen S. A. schneiden oder jedenfalls hinten tangieren würde. 
S. A. gleich groß, sich berührend. Vordere M. A. vom Clypeus- 
rande um ein klein wenig mehr als ihren Durchmesser entfernt. 

Mit Aranea Grayi (Blackw.) 1863, Keys. 1892, verwandt, aber 
Cephalothorax mit schwarzem Mittellängsstrich, die Femoren ohne 
schwarze Mittelringe, die helle Mittellängsbinde des Abdominal- 
rückens nicht schmäler, sondern vielmehr viel breiter als die hellen 
Seitenlängsbinden desselben und ungefähr die ganze Rückenfläche 
einnehmend; die hellen Seitenlängsbinden des Rückens in der Tat 
nur 1, so breit als die Mittelbinde, recht undeutlich und durch 
eine noch schmälere dunkelgraue, nicht schwarze Binde von der 
Mittelbinde getrennt. Diese drei hellen Binden mit je einer hell 
rötlichbraunen Längsbinde, welche die Mittelbinde durch die Mitte, 
die Seitenbinden in deren innerer Hälfte durchziehen. Rein schwarz 
gefärbt sind nur vier große, viereckige, etwa ein Quadrat bildende 
Flecke oben am Schwanze; die kreuzförmige helle Zeichnung 
zwischen diesen erheblich schmäler als die Flecke selbst. Seiten 
des Abdomen rötlich mit zwei schwärzlichen, teilweise unter- 
brochenen Längsbinden, von denen die obere die längste, aber 
schmälste ist und sich von den Seiten des Schwanzes bis zu den der 
- Schulterhöcker erstreckt. Unter- bezw. Hinterseite des Schwanzes 
mit zwei schwarzen, in der Mitte schmal unterbrochenen Quer- 
binden. Bauch wie die Seiten mit einer tiefschwarzen, vorn ver- 
schmälerten, Epigyne und Spinnwarzen einschließenden Längs- 
binde. Cephalothorax jedenfalls nicht länger als Femur I, Feld 
der M. A. hinten ein klein wenig schmäler als vorn. 


9. Heit 


110 Embrik Strand: 


Aranea (Wixia) bacillifera Sim. 1896 

Unter den in Lehmbauten der Wespen von Herrn Wilh. Ehr- 
hardt in Joinville, St. Catharina, Brasilien gesammelten Spinnen 
fanden sich zwei leider nicht gut erhaltene und auch nicht reife 
Spinnen, die wohl dieser durch die Form des Abdomen so charak- 
teristischen Art angehören werden. Von der Beschreibung weichen 
sie außer durch ein wenig geringere Größe durch folgendes ab: 
Kopfteil nicht oder kaum heller als der Brustteil (ob aber die Färbung 
der Exemplare noch die natürliche ist, kann fraglich sein), Clypeus 
deutlich niedriger als die Länge des mittleren Augenfeldes, die 
Spitze des Abdomen nicht ‚obtuse trifidum‘“, sondern ‚acute 
bifidum‘‘ und nicht mehr als dreimal so hoch als lang, Sternum 
in der Mitte kaum heller, die vorderen Femoren unten und an den 
Seiten mit breitem Mittel-Halbring, ob sie dabei glänzend gewesen, 
läßt sich nach den vorhandenen Exemplaren nicht entscheiden, 
die anderen Femoren scheinen am Ende geschwärzt gewesen, an 
den vorderen Femoren vorn (innen) scheinen zwei Stacheln vor- 
handen gewesen, die beiden vorderen Tibien haben vorn eine 
Reihe von ca. 8—9 und unter dieser eine von wenigen (5—6?) 
Stacheln, sowie oben 3—4 kleine und hinten mitten und subapikal 
je einen ziemlich starken Stachel, sowie wahrscheinlich einen nahe 
der Basis gehabt (Tibien I und II somit im Gegensatz zu der Be- 
schreibung von A. bacillifera gleich bestachelt), Tibien III und IV 
scheinen auch gleich bestachelt zu sein und zwar unten vorn1.1 
oder 1.1.1 ziemlich lange, abstehende Stacheln, oben hinten dieselbe 
Anzahl kleinerer Stacheln, oben mitten subbasal und submedian 
je 1; Metatarsus 1—II scheinen unten vorn 5—#6, oben ca. 8, 
III—IV vorn unten 1.1.1, hinten mitten 1 Stachel. — Die Iden- 
tität mit Simons Art ist so fraglich, daß es schon berechtigt sein 
kann, der Art einen provisorischen Namen zu geben (A. bacil- 
liferella m.). 

Aranea veniliae (Keys.) 1865. 

Zwei unreife Ex. von San Paulo (Brasilien) (C. Müller) ge- 
hören wahrscheinlich dieser Art an. 
Aranea flaviventris (Nic.) 1849. 

4 22 Chile (Amtsrichter Müller). — Die Beschreibung der 
Augenstellung in Simons Arachnides du Cap Horn ist nicht 
genau; trocken gesehen, kann es kein Zweifel sein, daß die vorderen 
M. A. jedenfalls nicht größer als die hinteren sind und letztere sind 
etwa um ihren Radius, nicht um ihren Durchmesser unter sich ent- 
fernt, Patellen I—II an der Hinterseite nur ein Stachel. 

Aranea albostriata (Keys.) 1865. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Zeigt die von Tullgren (Araneida.. .... from the Gran Chaco 
and the Cordilleras (1905)) angegebenen schwarzen Borsten an 
der Basis des Abdomen, weicht aber von Keyserlings Beschrei- 
bung in mehreren Punkten ab: Etwas größer (6.5 mm Totallänge, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 111 


Abd. 5 mm1.), Abdomen hinten stärker zugespitzt und kegelförmig 
nach hinten über die Spinnwarzen verlängert, so daß diese wenig 
länger von der Epigyne als von der Spitze entfernt sind (bezw. 2 
und 1.7 mm), dieser Schwanz ist unten orangegelblich und so ist 
auch Sternum sowie Basis des Abdomen gefärbt, Bauchfeld etwas 
heller gelb mit großem, viereckigem, fast quadratischem, schwarzem 
Fleck kurz vor der Mitte, Kopfteil nicht dunkler als der übrige 
Cephalothorax, die hinteren M. A. ein wenig größer und unbedeutend 
näher beisammen als die vorderen, alle Femoren, Patellen und 
Tibien, sowie die Metatarsen III—IV bestachelt. — Sollten diese 
Abweichungen mehr als individuell sein, oder nicht nur durch 
Ungenauigkeiten in der Originalbeschreibung bedingt, so möchte 
ich die vorliegende Form als var. columbiana m. bezeichnen. 


Aranea (Eriophora) edax (Blackw.) 1863. 
1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 


Aranea edax (Bl.) var. cauca Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 4. 


1 2 subad. Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Q subad. Totallänge 8 mm. Abd. 5 mm lang, 4.5 mm breit, 
3.5 mm hoch. Mit der folgenden Art (A. destrictoides) verwandt, 
aber die Stirn erscheint mehr gerundet, der mittlere Augenhügel 
weniger vorstehend, die hinteren M. A. kleiner und unter sich 
weiter entfernt als bei der folgenden; von Aranea edax u. a. dadurch 
zu unterscheiden, daß Abdomen in Dorsalansicht vorn breiter undam 
Ende stärker zugespitzt erscheint, in Profil erscheint die Spitze 
senkrecht geschnitten, einen rechten Winkel mit der Dorsalfläche 
bildend undAbdomen ist hinten reichlich so hoch als vorn, bei jüngeren 
Ex. von Ar. edax erscheint die Spitze in beiden Ansichten breit 
gerundet und über die Spinnwarzen schräg abfallend, der Bauch 
bei Ar. edax mit scharf markiertem, schwarzem Mittelfeld, hier 
dagegen in der Mitte heller als an den Seiten etc. 


Aranea (Parawixia) destricioides Strand 1908, in: Zool. Anz. 33, 
p. 2—. | 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

2 Abdomen etwas beschädigt, aber ca. 7 mm lang und vorn 
breit, hinten 3 mm breit und 4 mm hoch. Cephal. 5 mm lang, 
3.7 mm breit, vorn 2 mm breit. Beine: I Fem. 6, Pat. + Tib.7.5, 
Met. + Tars. 6.3 mm; II bezw. 5.5, 7, 6 mm; III bezw. 3.8, 4, 
3.8 mm; IV bezw. 5.8, 6.3, 5.8 mm. Totallänge: I 19.8, II 18.5, 
III 11.6, IV 17.9 mm. Also: I, II, IV, III. Mandibeln 2.5 mm lang 
oder etwa gleich den Patellen I, unbedeutend kürzer als die Meta- 
tarsen III, deutlich kürzer als das Doppelte der Tarsen I, gleich 
dem doppelten der Tarsen III. Palpen: Fem. 2, Pat. + Tib. 2.1, 
Tars. 2.1, zusammen 6.2 mm. — Vordere Augenreihe ganz schwach 
recurva; die M. A. unter sich um ihren Durchmesser, von den 
S. A. etwa doppelt so weit, von den hinteren M. A. sowie vom 
Clypeusrande um nicht ganz den Durchmesser entfernt. Hintere 
M. A. ein wenig kleiner und unter sich um kaum ihren ganzen 


9, Heft 
. 


112 Embrik Strand; 


Durchmesser entfernt; das Feld der M. A. vorn: breiter als hinten 
und nicht ganz so lang als vorn breit. S. A. gleich groß, schmal 
getrennt. Hintere Reihe so stark recurva, daß eine dieM. A. hinten 
tangierende Gerade die S. A. vorn kaum berühren würde (alles 
trocken gesehen!). | 

‘ Epigyne hat viel Ähnlichkeit mit der von Parawixia destricta 
(0. P. Cbr.), aber Corpus ist breiter (etwa wie bei P. honesia 
(0. P. Cbr.)) und von Scapus schärfer abgesetzt (nicht ganz so 
scharf wie bei honesta), Scapus von der Basis bis zur Spitze ganz 
allmählich und sehr schwach sich verschmälernd, in der Endhältfte 
etwa parallelseitig, ohne plötzlich verschmälerte Spitze, so lang 
als Corpus breit; von der Seite gesehen erscheint Scapus wie bei 
destricta, jedoch kürzer (nur wenig länger als die Hinterseite des 
Corpus) sowie in seiner ganzen Länge gleichmäßig gegen den Bauch 
konvex gebogen, in der Basalhälfte der ventral abwärtsgekehrten 
Seite ebenso wie die Vorderseite des Corpus abstehend behaart; 
von hinten gesehen, erscheint in Flüssigkeit Epigyne wie bei Par. 
honesta, trocken gesehen dagegen die Grube erheblich breiter, 
indem sie an der gegen den Bauch gekehrten Seite von einer mit 
zwei kleinen Grübchen versehenen Quererhöhung erfüllt wird, so 
daß der offenbleibende Teil der Grube fast doppelt so breit als lang 
und um seine eigene Länge von der Basis des Corpus entfernt 
erscheint, während der basale Teil derselben nur noch durch eine 
schmale Randfurche angedeutet ist; die Grube ist breiter (weniger 
vom Seitenrande entfernt) als bei honesta. Die Quererhöhung wie 
die Grube selbst gefärbt, etwas heller als die Umgebung und unter- 
scheidet sich daher in Flüssigkeit nicht leicht von der Grube. 

Abdomen leider etwas beschädigt, aber Anzahl und Anordnung 
der wenig deutlichen Höcker scheinen wie bei Par. destricta zu sein, 
jedoch wahrscheinlich die Schulterhöcker etwas stärker vorstehend; 
die Spitze des Abdomen in Profil gesehen ganz quergeschnitten, 
senkrecht, mit der Ventralfläche einen rechten Winkel bildend. 
— Die Art ist von beiden genannten Arten durch geringere Größe 
verschieden. 

Cephalothorax und Extremitäten hellrot, stellenweise gelb- 
lich, das mittlere Augenfeld orangegelblich und so sind auch die 
Mandibeln bis auf die rotbraune Spitze. Die Femoren I unten, ins- 
besondere an der Basis orangegelblich, die Tibien und Metatarsen 
mit Andeutung zu je zwei gelblichen Ringen, die unten am deut- 
lichsten sind; an der Basis der Tarsen ein ebensolcher Ring. Ster- 
num, Lippenteil und Maxillen graurötlich, letztere beiden mit 
hellem Vorderrand. — Das nicht ausgezeichnet erhaltene Abdomen 
erscheint olivenbräunlich mit feinen, undeutlichen, helleren und 
dunkleren Punkten; Bauch dunkler, jederseits von einem hellen 
Längsstrich begrenzt und in der Mitte mit einem gelben rundlichen 
Fleck. Spinnwarzen hellbräunlich.. 

Aranea (Verrucosa) meridionalis (Keys.) 1892. 
11 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 


© 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 113 


O Mit Aranea arenata (Walck.) verwandt, aber außer den 
Schulterhöckern finden sich an den Seiten des Abdomen keine 
Höcker; bei einigen Exemplaren scheinen jedoch solche angedeutet 
zu sein. Metatarsen I—II meistens nicht einfarbig dunkel, sondern 
im Grunde wie die Tibien und mit schmalem Basal- und breiterem 
Apikalring braun; bei einigen Exemplaren jedoch größtenteils 
braun. Femoren I vorn mit 2 Stachelreihen, aber II vorn nur mit 
Reihen langer, unter sich ziemlich weit entfernter Borstenhaare. 
Tibien unten ohne zwei Stachelreihen, nur mit 2 schwachen 
Stacheln oder Stachelborsten an der Spitze sowie unten vorn einen 
ebensolchen, sonst mit Borstenhaaren besetzt. Corpus der Epigyne 
erscheint von unten gesehen breiter als lang, vorn halbkreisförmig 
gebogen, hinten quergeschnitten, über die Mitte tief quergestreift 
und durch einen tiefen Querstreifen vom Scapus getrennt, deutlich 
abgesetzte Lateralscleriten kaum zu erkennen, der Scapus vom 
Hinterrande des Corpus entspringend; von der Seite gesehen, 
erscheint Corpus kaum höher als breit (lang), etwa 14 so lang als 
der Scapus (bei arenata ist letzterer mehr als viermal so lang) und 
unten vorn ein wenig höckerartig erhöht; der Scapus in der Mitte 
etwas seitlich zusammengedrückt und dadurch ein wenig schneidig, 
an der Spitze wiederum quer niedergedrückt und daselbst ein wenig 
nach unten gerichtet (bei arenata scheint die Spitze eher ventral- 
wärts geneigt zu sein) ; auch in Seitenansicht ist die Grenze zwischen 
Scapus und Corpus deutlich. Scapus von der Seite gesehen ein 
wenig dicker als bei arenata, aber an der ventralabwärtsgeneigten 
Spitze plötzlich schmäler und zwar gleichbreit erscheinend. — 
Durch die Form des Abdomen würde die Art besser mit A. 11- 
variolata (O. P. Cbr.) stimmen, aber durch das Fehlen hervor- 
stehender Seitenscleriten an der Epigyne leicht zu unterscheiden. 
— Nach F. Cambridge ist die Form des Abdomen und der Epi- 
gyne bei A. arenata recht variierend; alle vorliegenden Exemplare 
stimmen aber in allen oben besprochenen Eigentümlichkeiten 
überein, weshalb wir glauben möchten, daß vorliegende Form eine 
distinkte Art und keine Varietät (von Ar. arenata) ist. 


Aranea ‚audax (Bl.) 1863. 

1 2 Joinville, St. Catharina, Brasilien (Ehrhardt). 

Weicht von Keyserlings Beschreibung seiner Edeira meri- 
dionalis durch folgendes ab: Cephalothorax oben rötlichbraun mit 
braunem Längsstreif über die Kopfmitte, Clypeus und Seiten des 
Kopfteiles dunkelbraun; den Kopfteil möchte ich bei weitem nicht 
als hochgewölbt bezeichnen. Vordere M. A. nicht doppelt so 
weit unter sich als die hinteren M. A. unter sich entfernt. Sternum 
schwärzlich mit helleren Flecken vor den Coxen. Femoren I—II 
rotgelb, an der Basis oben hellgelb, I vorn und hinten mitten mit 
schwarzem Fleck, II fast in der ganzen Endhälfte vorn und hinten 
geschwärzt, III hellgelb mit schwarzem Endring und zwei kleinen 
schwarzen Flecken vorn in der Basalhälfte, IV schwärzlich mit 
hellgelber Basis; Tibien und Metatarsen hellgelb, leicht grünlich 


Archiv für Naturgeschichte 
1915, A. 9, 8 9. Heft 


114 Embrik Strand: 


mit schwarzem End- und Mittelring, Tarsen schwarz mit schmalem 
gelben Basalring. Femur I oben eine Reihe von 3—4, vorn zwei 
von je 4, hinten eine von 3 kleineren Stacheln, II oben 4, vorn und 
hinten je 3 Stacheln; Tibien I unten zwei Reihen von je 7—9, vorn, 
hinten und oben etwa 4—5 Stacheln, II unten etwa 6—-6, sonst 
wie I. Die Metatarsen I—II scheinen unten 9—12 Stacheln zu haben, 
oben scheinen mehr als 1 vorhanden gewesen. Alle Höcker des Abdo- 
‘* men mit Ausnahme desjenigenamVorderrandespitzeralsanKeyser- 
lings Figur angedeutet und deren Anzahl 13, indem an den 
Schultern, ziemlich nahe an und innerhalb des vorderen der vier 
Seitenhöcker, je ein senkrecht gerichteter Höcker sich befindet; 
diese stehen innerhalb des Rückenrandes und sind daher von oben 
nicht leicht sichtbar, wodurch .es sich erklärt, daß sie über- 
sehen werden: können; bei eiergefüllten Exemplaren sind sie 
wahrscheinlich auch weniger deutlich. Abdomen oben und an den 
Seiten graubräunlich, dicht und unregelmäßig mit kleinen, undeut- 
lich dunkleren Sprenkeln bestreut. An der vorderen Abdachung, 
vor und zwischen den Schulterhöckern, zwei schwarze, halbmond- 
förmige, nach vorn konvergierende OQuerflecke oder -striche, 
dahinter zwei Reihen von je 3 ebensolchen, viel kleineren, schwarzen 
Ouerstrichen. An den Seiten je vier aus kleinen schwarzen Flecken 
gebildeten Schrägstreifen. Der Bauch schwarz mit vier Längs- 
reihen von je vier hellen Flecken, die rund und klein sind mit Aus- 
nahme des mittleren der Seitenreihen; die beiden Mittelreihen 
reichen nach hinten nur so weit als die Spitze des Epigynen-Nagels. 
Letzterer am Ende grauweißlich, in der Mitte braun, an der Basis 
schwarz. 

Aranea (Metazygia) mundula (Keys.) 1892 (?) (mundulella Strand). 

2 3& und mehrere 992 in Lehmbauten von Hymenopteren 
gesammelt: Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Unter den beschriebenen Arten scheint Edeira mundula Keys. 
1892 im männlichen Geschlecht der unsrigen so nahe zu kommen, 
daß ich aus der Beschreibung und Figur nichts herausfinden kann, 
das mit Sicherheit gegen die Identität spricht. Weniger gut 
stimmt das als das 2 von mundula beschriebene Tier mit unserem 
Q überein: der Kopfteil bei unserer Art ist deutlich dunkler als der 
Brustteil, was aber nicht viel zu sagen hat, da bei einigen Exem- 
plaren fast kein Unterschied vorhanden ist; das Mittelstück der 
Epigyne bildet einen abgerundeten, deutlich den Rand über- 
ragenden Höcker (etwa wie bei E#. delicata Keys.) usw. — Da über 
die Artzugehörigkeit aus der Literatur keine Gewißheit zu erlangen 
ist, so gebe ich einige deskriptive Bemerkungen über die Art und 
schlage eventuell den Namen mundulella m. vor. 

Q Bestachelung. Femoren I oben 1.1.1.1, am Ende vorn 1.1.1, 
ebenda hinten 1 oder 1.1; II oben 1.1.1.1, am Ende vorn 1, ebenda 
hinten wahrscheinlich auch 1; III in der Endhälfte oben 1.1.1, 
am Ende vorn und hinten je 1; IV oben 1.1.1.1, am Ende vorn 
und hinten je 1 Stachel. Patellen I—II vorn 1.1 Stacheln, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 115 


hinten nur 1 Borste, III—IV haben nur hinten 1 Stachel. 
Tibien und Metatarsen mit vielen kurzen kräftigen Stacheln. 
Palpen: Femoralglied oben an der Spitze 1, Patellarglied an der 
Spitze mit kräftiger und langer Stachelborste, Tibialglied oben und 
innen mit je einer ebensolchen, Tarsalglied mit vielen solchen. 


Aranea arenata (Walck.) 1837 (?). 

Ein nicht ganz reifes @ von Mammouth Cave, Kentucky (A. 
Reichardt). 

Aranea undecim-variolata (O. P. Cbr.) 1889 (ob = mexicana Luc. ?). 

3 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Von obiger Aranea meridionalis leicht durch einen, bisweilen 
fast das ganze Bauchfeld einnehmenden weißen Fleck zu unter- 
scheiden. — Bei dem kleinsten Ex. ist Cephal. 2.3, Abdomen 
4 mm lang. Femoren I vorn eine Reihe von 2 oder 3 Stacheln. 


Aranea bogotensis (Keys.) 1863. 
4 2922 dd Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 


Aranea multiguttata (Bl.) 1862. 

7 22 Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Dimensionen eines mittelgroßen 2: Totallänge 10 mm. Cephal. 
4 mm |., 3.5 mm breit, vorn 2 mm breit. Abdomen 6.5 mm, 
5.5 mm breit. Beine: I Fem. 5, Pat. + Tib. 6, Met. + Tars. 6 mm, 
II bezw. 4.5, 5.5, 5.5 mm; III bezw. 3.5, 3.5, 3.2 mm; IV bezw. 4.5; 
4.5,5 mm. Totallänge I 17, II 15.5, III 10.2, IV 14 mm. — Femoren 
I—II in der Endhälfte mit breitem, unregelmäßigem, schwarzem 
Ring, der häufig unterbrochen ist und an II bisweilen gänzlich fehlt. 
— Grundfarbe der Rückenfläche aller reifen Exemplare tiefschwarz 
auch vorn, Bauch schwarz mit hellen Seitenstreifen. — Bei einem 
unreifen @ sind die Mandibeln vorn, sowie die Femoren I—II mit 
Ausnahme der Basis olivenschwarz, das Mittelfeld des Rückens, 
insbesondere vorn, graulich und das Bauchfeld nur in der Mitte 
schwärzlich. 

Aranea (Eriobhora) purpurascens (OÖ. P. Cbr.) 1889. 

2 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Anm. Aranea sexpunctata (Keys.) muß einen neuen Namen 
bekommen, wenn die bisher als ‚EPeira umbratica (Cl.)‘“ bezeichnete 
Art wieder den Artsnamen sexpunciata L. erhält. Ich nenne 
Keyserlings Art sexdunctella m. 

Aranea Grayi (Bl.) 1863. 

1 2 Joinville (Ehrhardt). 

Aranea (Parawixia) eumenibhila Strand n. sp. 

Exemplare beiderlei Geschlechts gefunden in „Lehmbauten 
von Hymenopteren“ in: Joinville, Jaragua Itapocu, Sta. Catha- 
rina, Brasilien XII. 1906 (W. Ehrhardt). Leider kein einziges 
reifes 9, wohl aber {. 

2 subad. Färbung veränderlich; charakteristisch ist das 
Vorherrschen grüner Färbung. Cephalothorax bräunlichgelb; am 
Rande eine auch den Clypeus bedeckende tiefschwarze, auf dem 


8* 9, Heit 


116 Embrik Strand: 


Brustteile ziemlich breite Binde; die Rückenfläche schwarz gefleckt 
oder punktiert. Mandibeln bräunlichgelb, an den Seiten geschwärzt. 
Sternum graulich, mit schwarzer Mittellängsbinde, die sich mehr 
oder weniger gegen die Seitenränder verzweigt. Lippenteil schwarz 
oder wenigstens dunkel, mit schmalem weißen Vorderrand; 
Maxillen heller mit weißem Innenrand. Beine bräunlichgelb oder 
grünlich, mit dunkler, bisweilen tiefschwarzer Ringelung; die 
Femoren unten bisweilen orangegelblich; Coxen weißlich mit 
schwarzem Endring. Abdomen oben braun oder grünlich oder 
dunkel mit grünlicher Marmorierung, vorn mitten, mit heller, 
bisweilen rein weißer Mittellängsbinde, die sich spaltet und so 
je einen Ast zu den Schulterhöckern entsendet; von letzteren 
erstrecken sich nach hinten zwei meistens recht deutliche, helle, 
nach hinten konvergierende Binden, welche den das Folium be- 
grenzenden schwarzen Wellenlinien außen anliegen und auf den 
seitlichen der apikalen Höcker enden. Bisweilen ist der Basal- 
fleck rhombenförmig erweitert und nur höchst undeutlich bis zu 
den Schulterhöckern verlängert. Bisweilen ist die Mitte des Folium 
dunkel, während grüne Färbung als eine die Schulterhöcker hinten 
und die Seitenhöcker innen begrenzende Binde auftritt. Die Höcker 
hell, mit oder ohne dunklere Spitze. Die Seiten dunkel, mehr oder 
weniger mit helleren Streifen und Punkten gezeichnet. Bauch 
dunkel mit zwei schmalen weißen, bisweilen zu Flecken verkürzten 
Randbinden. 

Abdominalrücken jederseits mit einer Randreihe von vier 
spitzkonischen, senkrecht gestellten, gleichgroßen Höckern, von 
denen die beiden hinteren unter sich weiter als die vorhergehenden 
entfernt sind. Innerhalb des vorderen dieser Höcker steht, ein 
wenig nach vorn gerückt, je ein ebensolcher, ein wenig größerer 
Höcker und zwischen den hintersten Höckern der beiden Reihen 
finden sich, in Längsreihe angeordnet, zwei ebensolche Höcker. 
Von dem hinteren dieser zwei fällt Abdomen senkrecht zu den 
Spinnwarzen herab. 

Das Feld der M. A. vorn breiter als hinten, die hinteren M. A. 
kleiner als die vorderen, beide sind unter sich um reichlich ihren 
Durchmesser entfernt. Die Entfernung der vorderen von den hin- 
teren M. A. ist jedenfalls nicht größer als die Entfernung der vor- 
deren M. A. unter sich 

Epigyne erscheint in unreifem Zustande als ein nach hinten 
gerichteter, zugespitzter und abgeflachter heller Zapfen, also 
noch keine charakteristische Merkmale darbietend. 

Körperlänge (NB. unreif!) 10 mm. Cephalothorax 4.5 mm lang, 
3.5 mm breit. Patella + Tibia I 6.2, IV 5 mm. 

ö Die vorliegenden unreifen SS sind in Färbung und Zeich- 
nung von den unreifen 2? kaum verschieden, beim reifen d dagegen 
fällt die eintönige, olivenbraune Färbung des Cephalothorax auf, 
der nur auf dem Kopfteile schwarze Randbinde hat, wohl aber 
mit schwarzen Rückenpunktflecken und schwarzer Mittelritze 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 117 


versehen ist. Die Basalhälfte der Femoren ist größtenteils weißlich, 
die Endhälfte derselben ebenso fast einfarbig dunkel. Sternum 
ist fast einfarbig dunkel. Auf dem Rücken des Abdomen herrscht 
die grüne Färbung vor; die helle Basalbinde verlängert sich gerade 
nach hinten bis über die Rückenmitte, entsendet aber außerdem 
Äste zu den Schulterhöckern. Die Rückenhöcker sind kleiner als 
bei den unreifen Exemplaren. 

Die Tibia II ist submedian etwas verdickt, mit vielen kräf- 
tigen, z. T. wenig regelmäßigen Stacheln besetzt, unten eine Reihe 
von fünf langen schrägen, unten vorn eine von sechs kürzeren, aber 
noch kräftigeren Stacheln, oben vorn läßt sich eine wenig regel- 
mäßige Reihe erkennen, die aus drei mittleren (von denen der 
proximale länger und spitzer ist) und je einem isolierten basalen 
und apikalen Stachel besteht; ferner noch einige wenige Dorsal- 
stacheln. — Coxa I mit kleinem, nach unten und innen gerichtetem 
Haken. 

Tarsalglied der Palpen 2 mm lang und etwa 1.5 mm breit; 
Bulbus ohne besonders auffallende Fortsätze. 

Körperlänge 10 mm. Cephalothorax 5.5 mm lang, 4.2 mm breit. 
Beine: I Femur 6.2, Pat. + Tibia 7.5, Metat. 4.2 mm (Tarsus fehlt!); 
IV bezw. 4.5, 5; Metatarsus + Tarsus 45 mm. Also: I 17.9 
(ohne Tarsus), IV 14 mm. 

Aranea (Metazygia) crabroniphila Strd. n. sp. 

Exemplare beiderlei Geschlechts von: Joinville, Sta. Catha- 
rina, Brasilien XII. 1906, aus Lehmbauten von Hymenopteren 
(W. Ehrhardt). 

Mit A. genialis (Keys.) und voluptifica (Keys.) nahe verwandt. 

g Cephalothorax blaß bräunlichgelb mit schmaler schwarzer 
Mittellängslinie, schwarzem Feld der M. A. und solchen 
Ringen um die S. A. Mandibeln braungelb. Lippenteil und 
Maxillen dunkel mit weißlichem Vorder- bezw. Innenrand. Ster- 
num olivenfarbig. Beine I—II hellbraun, die Femoren in der Basal- 
hälfte, die Metatarsen und Tarsen gelblich; III—IV blaßgelb mit 
gebräuntem Ende der Tibien, Metatarsen und Tarsen. Abdomen 
graubräunlich mit schwarzer Mittellängslinie, die durch 4—5 
schwarzen, procurva gebogenen, am Ende etwas verdickten Quer- 
linien, diean den Enden mehr oder weniger zusammenhängend sind 
und dadurch ein Folium bilden, in welchem drei Paare dunkler 
Muskelpunkte deutlich hervortreten und zwei parallele oder ganz 
schwach nach hinten divergierende Längsreihen bilden, geschnitten 
wird. Auf den Schultern je ein schwarzer Wisch. Bauch mitten 
leicht verdunkelt, die oberen Spinnwarzen dunkler als die unteren. 

Das Feld der M. A. ist vorn viel breiter als hinten, indem die 
vorderen M. A. sowohl viel größer als die hinteren als auch unter 
sich weiter und zwar um reichlich ihren Radius entfernt sind; die 
hinteren M. A. unter sich um kaum ihren Radius, von den vorderen 
M. A. um ihren Durchmesser entfernt, während die Entfernung 
von den (wie die vorderen) ‘stark vorstehenden hinteren S. A. 


9. Heft 


118 Embrik Strand: 


reichlich so groß wie die Länge der beiden hinteren M. A. ist. — Tibien 
und Hüften ohne Auszeichnungen. — Bulbus mit einem charak- 
teristischen weißen, abstehenden, leicht gekrümmten, an der Basis 
verdickten, fingerförmigen Fortsatz; neben diesem 2—3 kleine 
schwarze, spitze Fortsätze. 

Körperlänge 5 mm. Cephalothorax ca. 3 mm lang. Abdomen 
3 mm lang, 2 mm breit. Beine: I Fem. 3, Pat. + Tib. 4, Metat. 
+ Tars. A mm; IV bezw. 2, 2.1, 2.2 mm. Also: I 11, IV 6.3 mm. 

Q ist durchgehends dunkler gefärbt und der Kopfteil des Ce- 
phalothorax ist meistens ein wenig dunkler als der Brustteil. 
Sternum ist mitten undeutlich heller. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein dunkelbrauner, quer 
ellipsenförmiger, etwa doppelt so breiter wie langer Fleck, dessen 
Ouerdurchmesser gleich dem des Lippenteiles ist; in der Mitte der 
hinteren Hälfte verlaufen nahe beieinander zwei schwarze parallele 
Linien und an den Enden des Hinterrandes schließt das Feld je 
einen kleinen runden, schwarzen Fleck ein. In der Mitte der 
vorderen Hälfte ist ein subtriangulärer Wisch meistens erkennbar. 
— Trocken gesehen erscheint Epigyne als ein dunkelbrauner, 
glatter, glänzender, gewölbter Hügel, der durch eine sich vorn 
dreieckig erweiternde, hinten schmale, parallelseitige und tiefe 
Längseinsenkung in zwei geteilt wird; hinten überragt der Rand 
dieser Einsenkung den Hinterrand des übrigen Teiles der Epigyne 
und obige schwarze Flecke erscheinen als kleine Grübchen. — Körper- 
länge 8.5 mm. Abdomen 6 mm lang, 5.5 mm breit. Pat. + Tib. 
1 4, IV 3 mm. 


Gen. Gasteracantha Sund. 1833. 


Gasteracantha cancriformis (L.) 1758. 

13 22 Cap Haitien, Haiti (A. Reichardt). 
Gasteracantha Kochi Butler 1873 (F. Cambridge 1901). 

Mehrere Ex. aus Popayan oder Cauca, Columbien (Leh- 
mann), eins aus Brasilien (v. Heyden ded.). Ein unter den 
Exemplaren aus Columbien vorhandenes junges Tier wird wahr- 
scheinlich derselben Art angehören; Scutum ist oben fast einfarbig 
graugelblich, indem alle Vorderrandssigillen kaum zu erkennen 
sind, die mittleren und die des Hinterrandes sehr klein sind, dagegen 
befindet sich je ein großer schwarzer Fleck an der Oberseite aller 
Dornen, welche Flecke z. T. zusammenfließen. Ganze Unterseite 
einfarbig schwarz, die Dornen ziemlich kurz und stumpf er- 
scheinend. 


Gasteracantha Kochi Butl. var. joinvillensis Strand n. var. 

2 92 Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

In Größe und Form ähnlich G. Kochi Butl., aber die Fär- 
bung und Zeichnung des Scutum gänzlich verschieden. — Wahr- 
scheinlich eine Varietät von G. Kochi. 

Abdomen ist oben schwarz mit rötlichen Sigillen und Dornen; 
die schmutzig olivengelblichen Zeichnungen bestehen aus einer 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 119 


halbkreisförmig procurva gebogenen, hinten und bisweilen auch 
an den Seiten je einmal schmal unterbrochenen Binde, deren Enden 
auf dem Vorderrande, von dessen Mitte und dem betreffenden 
Seitendorn gleich weit entfernt, auslaufen und deren Mitte mit der 
Rückenmitte zusammenfällt. Innerhalb dieser halbkreisförmigen 
Figur ist eine schmale _| -förmige helle Zeichnung und in der Mitte 
der Seitenfelder des Scutum ist je eine schmale gelbe Querbinde. 
Die Sigillen sind teilweise schmal gelb umringt. 

Gasteracantha mascula Strand n. sp. 

1 g Cap Haitien, Haiti (A. Reichardt). 

Ist vielleicht das $ zu einer schon im weiblichen Geschlecht 
bekannten Art. Ob ganz reif, ist mir fraglich. — Cephalothorax 
schwärzlich mit hellgrauem Kopfteile, Augenfeld und Clypeus 
schwarz. Mandibeln schwärzlich, an der Basis mit einer gelblichen 
Querbinde. Sternum, Lippenteil und Maxillen schwarz. Beine 
hellgelblich mit schwarzen Ringen; am Isind Femoren und Patellen 
fast einfarbig schwarz, die folgenden Glieder sind an der Spitze 
schmal schwarz geringt; II ist wie I, jedoch die Femoren heller; 
III hat nur ganz schmale schwarze Ringe; IV hat, abgesehen von 
der Basis schwarze Femoren, die Patellen sind geschwärzt, die 
Tibien haben breiten schwarzen Endring, Metatarsen und Tarsen 
mit schwarzem Endring. — Abdomen oben schwarz und gelblich- 
weiß gefärbt; der ganze Vorderrand wird von einem hellen, sich 
mitten nach hinten etwas erweiternden Feld eingenommen, worin 
zwei schwarze, subparallele Ouerbinden, die mitten ganz oder fast 
ganz unterbrochen sind, eingeschlossen sind. Weiter nach hinten 
eine mittlere Längsreihe von drei hellen Doppelflecken. Der Rand 
des Scutum ist mehr oder weniger deutlich gelb. Unterseite des 
Abdomen ist schwarz, um die Spinnwarzen eine tiefschwarze Zone; 
von den hinteren Ecken des Scutum bis zu den Seiten der Spinn- 
warzen erstrecken sich zwei gelbliche, unbestimmt begrenzte 
Streifen. Vor den Spinnwarzen schließt das Bauchfeld zwei gelbe 
Flecke ein. 

Scutum ist breiter als lang (bezw. 2 und 1.7 mm); die größere 
vordere Hälfte ist etwa halbkreisförmig, indem die vorderen 
Seitenhöcker nur andeutungsweise erkennbar sind; die hinteren 
Seitenhöcker ebenso wie die Analhöcker sind auch nur als ganz 
stumpfe, wenn auch unverkennbare Ecken vorhanden; die Anal- 
höcker sind unter sich und von den Seitenhöckern gleich weit 
entfernt; der Rand zwischen den Spitzen der Analhöcker ist ganz 
gerade. 

Das Feld der M. A. erscheint in Draufsicht als ein fast quadra- 
tischer, vorwärtsgerichteter Hügel, auf dem von oben her alle 
vier Augen sichtbar sind, allerdings die vorderen als an dem 
Vorderrande sitzend; die hinteren M. A. sind unter sich um ihren 
113 Durchmesser entfernt, die vorderen scheinen um ihren ein- 
fachen Durchmesser abzustehen und sind größer als die hinteren, 
das Feld ist daher vorn breiter als hinten. 


9, Heft 


120 Embrik Strand: 


Cephalothoraxrücken der Länge nach stark gewölbt, mit einer 
seichten mittleren Längseinsenkung. Der Seitenrand ist fein gezähnt. 

Tibialglied der Palpen hat außen einen konischen, gerade 
abstehenden, in eine Borste endenden Fortsatz. Das umfangreiche 
Tarsalglied erscheint in Draufsicht eiförmig, im basalen Drittel 
und der basalen Hälfte des Außenrandsfeldes heller gefärbt und 
zwar erscheint diese letztere helle Partie nach innen zu durch eine. 
tiefschwarze Linie scharf begrenzt; etwa in der Mitte der Innenseite 
des Gliedes erscheint ein parallel damit gerichteter, etwa finger- 
förmiger, wenig abstehender, behaarter, am Ende zwei Borsten 
tragender Fortsatz, der in der Tat die Spitze der Lamina tarsalis ist. 


Gen. Mierathena Sund. 1833. 
Micrathena spathulifera Sim. 1895. 

4 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Unterscheidet sich von der Abbildung 912N, pag. 852 in 
Simons Hist. Nat. I dadurch, daß die beiden Seitenzähne am 
Ende der großen Abdominalfortsätze in je eine kurze, feine, gerade 
Spitze, die bei beiden ganz gleich geformt ist, enden, sowie nach 
außen ganz schwach divergieren. Der zwischen den beiden Seiten- 
zähnen vorhandene stumpfe Zahn oder Fortsatz ist etwa halb- 
kreisförmig gekrümmt, liegt aber so dicht dem oberen (vorderen) 
Seitenzahn an, daß nur in gewisser Richtung gesehen ein kleines, 
rundes Loch zwischen beiden sichtbar ist. Die Längenverhältnisse 
aller drei Zähne wie an gedachter Figur angedeutet. Die beiden 
Zähne an jeder Seite des Scutum sehr scharf zugespitzt, schräg 
nach oben, außen und hinten gerichtet und an der Hinterseite, 
nahe der Basis mit je einem kleinen Höckerchen versehen. Der 
Zahn an der Hinterseite der Basis der Abdominalfortsätze kleiner 
als derjenige der Vorderseite (d. h. der hintere der beiden Seiten- 
zähne); die Länge dieser Fortsätze, von dem oberen (vorderen) 
Basalzahne gemessen, etwa viermal der mittleren Breite. — 
Körperlänge 9 mm. Abdomen ohne Vorderrandzähne 6.5 mm |. 
Breite zwischen den Spitzen der Abdominalfortsätze 17”—18 mm. 
Breite des Scutum an den vorderen Seitendornen 6 mm. — Scutum 
scheint gelblich gewesen, hinten sowie an den Fortsätzen schwärz- 
lich. Extremitäten dunkelrot bis schwarz gefärbt. — Simon scheint 
keine frühere Kennzeichnung der Art als die l.c. gegebene ver- 
öffentlicht zu haben, trotzdem sie da nicht als ‚‚n. sp.‘ bezeichnet ist. 
Micrathena obtusospina (Keys.) 1863. 

7 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 
Micrathena Guerini (Keys.) 1863. 

5 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Zu der Originalbeschreibung wäre zu bemerken, daß Scutum 
jederseits Andeutung zweier Lateralstacheln hat, die aber nur als 
kleine, stumpfe Wärzchen hervortreten und, auch wegen der von 
der Umgebung nicht abweichenden Färbung, von oben schwer 
sichtbar sind, am besten in schräger Seitenansicht zu sehen. — 
Alle Exemplare in Häutung begriffen. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museuns. 121 


Mit M. patruelis (C. L. K.) verwandt, aber durch die viel 
längeren und spitzeren Angularstacheln zu unterscheiden. — 
Das eine, mit einer losen, abzustreifenden, aufgeblasenen Haut ver- 
sehene Ex. ist ohne die bei den anderen vorhandenen Dorsal- 
wärzchen und hat etwas spitzere Stacheln. 


Micrathena caucaönsis Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 4. 


1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Mit flaveolum C. L. K. nahe verwandt, aber durch die längeren 
Vorderrandsstacheln zu unterscheiden, die hinteren Angular- 
stacheln scheinen bei flaveolum weniger deutlich abgesetzt zu sein, 
die Färbung des Cephal. bei unserer Art dunkler etc. Ferner sind 
die reichlich ins Niveau mit dem Vorderrande der vorderen M. A. 
reichenden Vorderrandsstacheln etwas näher beisammenstehend, 
mit Ausnahme der äußersten Spitze ganz parallel und an der 
Spitze nicht geschwärzt; die hinteren Angularstacheln in ihrer 
ganzen Länge rötlich, von dem sonst hellgelben Rücken scharf 
abstehend; Endglieder der Extremitäten erheblich dunkler, aber 
keine Ringelung. Angularstacheln etwa so lang als der Körper 
hinten breit; die Hinterstacheln zwar klein (kaum Y, so lang als 
die Angularstacheln), aber erheblich länger als die Dorsalstacheln, 
die winzig klein und schwer zu sehen sind. Mandibeln einfarbig 
bräunlichschwarz. Sternum dunkelbraun, in der Mitte ein wenig 
heller. Keine Stacheln mit schwarzer Spitze, wohl aber die hin- 
tersten mit schwarzem Längsstreif oben. Der Bauch mit schwarzer, 
die Spinnwarzen sowie das Epigaster einfassender Mittellängsbinde, 
die hinter dem Epigaster schmal gelb unterbrochen und vor den 
Spinnwarzen jederseits gelb eingeschnitten ist; Seiten des Bauches 
hellgelb. Von der ebenfalls nahe verwandten Micr. bicolor (Keys.) 
durch die längeren Vorderrandsstacheln, Vorhandensein von La- 
teralstacheln (die vielleicht aber von Keyserling übersehen 
wurden), ein wenig bedeutendere Größe und wie es scheint auch 
längere Angularstacheln zu unterscheiden. Mit rufa Tacz. ver- 
wandt, aber größer, heller gefärbt, Vorderrandsdornen nicht nur 
erreichen, sondern sogar überragen die Augen, Seitendornen kleiner 
usw. Hinterrand nicht schwarz. 


Micrathena joinvillicola Strand n. sp. 


2 22 Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Mit M. inaequalis F. Cbr. nahe verwandt, aber durch kleineren 
Dorsalstachel, spitzere Angularstacheln, fehlende Hinterstacheln, 
abweichende Färbung etc. zu unterscheiden. Ebenfalls mit M. 
Lucasi (Keys.) nahe verwandt, aber durch die verschiedene Färbung 
des Scutum leicht zu unterscheiden; ferner sind die Vorderrands- 
Beehein bei meiner Art unter sich weiter entfernt und ein wenig 

ÜrZer. 


Abdomen im Grunde schwarz, oben so dicht mit feinen, gelben, 
wenig regelmäßigen, z. T. wellenförmigen, häufig anastomosieren- 
den, stellenweise ein Netzwerk bildenden Binden gezeichnet, daß 


9. Heft 


122 Embrik Strand: 


die Grundfarbe fast verdrängt wird. An den Seiten ähnliche, aber 
spärlichere und meistens gänzlich in Punkten aufgelöste gelbe 
Querzeichnungen, an der Hinterseite treten die gelben Binden 
regelmäßig und scharf markiert, sowie durchgehends breiter als 
an der Oberseite auf. Der vordere der geminaten Angularstacheln 
ist schwarz, der hintere ist gelblich. Bauch schwarz mit zwei 
ziemlich großen gelben Flecken vor den Spinnwarzen. Epigaster 
schwarz, jederseits von einer gelben Binde begrenzt. Beine braun 
bis schwarz, Cephalothorax geschwärzt mit schwarzer Mittellängs- 
binde. Sternum, Mandibeln, Lippenteil und Maxillen tiefschwarz. 
— Körperlänge ohne Stacheln 7.5 mm. (Die Type ist das dunkelste 
Exemplar). 

Micrathena patruelis (C. L. K.) 1839 (F. Cbr. 1904). 

4 22 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Gehört der Gruppe P, 1. Sect. (Simon) an, also mit mitralta 
Hntz. verwandt; die Type dieser Gruppe kann nicht rveduviana 
Walck. sein, denn diese soll acht Stacheln haben. 

Die vier Exemplare repräsentieren drei verschiedene Farben- 
varietäten. Ein Ex. ist am Abdominalrücken einfarbig gelb und 
stimmt also ziemlich mit der Hauptform (Fig. 524 in ‚Die Arachn.“ 
VI); es unterscheidet sich dies Exemplar sonst von den drei übrigen 
durch kleinere Hinterstacheln: dieselben erheblich kleiner als die 
Angularstacheln (bei den anderen etwa gleich groß), sowie ein wenig 
abweichend gestellt; bei den anderen fallen nämlich, von oben 
gesehen, die Spitzen der Angularstacheln in oder innerhalb des 
Seitenrandes des Abdomen, die der Hinterstacheln dagegen deutlich 
außerhalb desselben, während es bei diesem Ex. (f. fr.) umgekehrt 
ist; diese Abweichung wird wahrscheinlich nur individueller Natur 
sein. — Bei zwei der weiteren Exemplare zeigt die Mitte des gelben 
Abdominalrückens eine zwei- oder dreimal ganz oder teilweise 
unterbrochene schwarze Längsbinde, die nicht ganz den Vorderrand 
erreicht und in deren hinterstem Abschnitt ein runder gelber Fleck 
eingeschlossen ist. An den Seiten des Dorsalfeldes je ein dunkler 
Fleck wie an Kochs Abbildung (var. mediovittata m.). — Beim 
vierten Exemplar ist der Rücken schwarz, leicht blauschimmernd, 
in der vorderen Hälfte schmal und teilweise unterbrochen hellgelb 
umrandet, hinten jederseits am Rande zwei größere und in der Mitte 
des Rückens zwei rundliche kleine, hellgelbe Flecke; alle sechs 
Flecke in die Ouere gezogen (var. luteomaculata m.). Bei beiden 
Varietäten ist die Bauchseite fast einfarbig schwarz, bei der 
Hauptform mit schmalem, hellgelbem Längsstrich jederseits der 
Spinnwarzen und des Epigaster. — Die beiden Varietäten sind 
diagnostiziert in: Zool. Anz. 33 (1908), p. 4. 

Micrathena fissispina (C. L. K.) 1836 v. nigrichelis Strand 1908, 
in: Zoolog. Anz. 33, p. 4. | 

1 2 Joinville, Sta. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Von Simons 3. Gruppe, Sect. I, und also jedenfalls mit M. 
fissispina (C. L. K.) verwandt und ebenso mit der mir nur der Be- 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 193 


schreibung nach bekannten M. bifida Tacz.; von M. Gaujoni 
Sim. durch die Stellung der hinteren Stacheln, von M. tucumana 
Sim. durch das Vorhandensein nur eines einzigen Dorsalstachels 
jederseits zu unterscheiden. Von M. fissispina (C. L. K.) scheint 
die Form sich durch folgendes zu unterscheiden: Größe geringer 
(Länge ohne Hinterstacheln 8, mit ca. 9.5 mm), Abdomen mehr 
langgestreckt (ohne Stacheln 5 mm l., 3 mm br.), alle hinteren 
Stacheln, insbesondere die untersten, kleinsten, etwas kürzer, 
Abdomen an den Seiten 2—3 undeutlich hellere Ouerbinden, End- 
glieder der Extremitäten dunkler, Tarsen I—II rein schwarz, mit 
ganz schmalem, hellem Basalring, Palpentarsus einfarbig schwarz, 
Mandibeln, Maxillen, Lippenteil und Sternum einfarbig tiefschwarz, 
Coxen, insbesondere IV, an der Basis geschwärzt, an der Basis 
der Stacheln keine schwarze Flecke. — Diese Abweichungen sind 
vielleicht nicht von spezifischem Wert, was schwer zu beurteilen 
ist, da es sich um Unica handelt. Jedenfalls verdient unsere Form 
eine besondere Benennung (var. (sp. ?) nigrichelis m.). 


Micrathena Lucasi (Keys.) 1863. 


1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Von M. bifurcata (C. L. K.) hauptsächlich durch das Fehlen 
schwarzer Längsbinden am Cephalothorax, schwarzes Sternum, 
an der Spitze geschwärzte Mandibeln und Tarsen, sowie dadurch, 
daß die unteren der Angularstacheln mindestens so groß als die 
oberen sind zu unterscheiden; alle Angularstacheln ein wenig kürzer 
und weniger lang zugespitzt. Schwarze Längslinien auf dem 
Scutum fehlen; ganze Unterseite etwas dunkler als bei bifurcata, 
der Brustteil ist kaum höher als der Kopfteil, Abdomen sowohl 
mit als ohne Stacheln hinten so breit oder ein wenig breiter als lang. 
— Trotz dieser Abweichungen ist es mir aber nicht ganz unwahr- 
scheinlich, daß M. bifurcata und Lucası synonym sind, in welchem 
Falle ersterer Name die Priorität hätte. 

Micrathena acutospina (Keys.) 1863. 

1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Ob diese Form von M. Lucasi spezifisch distinkt, ist mir 
zweifelhaft. — Die Längenangabe des Abdomen in der Original- 
beschreibung soll heißen „mit Dornen‘. 

Micrathena mamillata (Butl.) 1873. 

Ein 2 von Joinville, Iragua Itapocu, St. Catharina (W. 
Ehrhardt). 

Die Art soll ein gutes Mimicry-Beispiel sein: soll eine Orchi- 
deenblüte nachahmen. ‚Baut ein Netz wie unsere Kreuzspinnen‘“, 
nach dem Sammler. — Das Exemplar stimmt nicht ganz mit der 
Figur in ‚„Biologia Centrali-Americana“; die Stacheln bezw. 
Höcker des Rückens sind ein wenig kürzer und stumpfer, ins- 
besondere die des Vorderrandes und die des Hinterrandes; letztere 
sind wenig oder kaum größer als die beiden unter denselben ste- 
henden Höcker. Epigyne am Ende etwas spitzer usw. 


9. Heft 


124 Embrik Strand: 


Fam. Thomisidae. 


Gen. Misumena Latr. 1804. 


Misumena calycina (L.) 1758. 
1 8 Jellowstone Park ? (A. Reichardt). 


Gen. Xystieus C. L. K. 1835. 
Xysticus triguttatus Keys. 1880. 
1 & Nordamerika (v. Heyden ded.). 
Totallänge 3.7 mm. 
Xysticus californicus Keys. 1880. 
1 2 Beaufort, N. Carolina (A. Reichardt). 


Gen. Oxyptila Sim. 1864. 

Oxyptila beaufortensis Strand n. sp. (...w* 

Zwei d& von Beaufort, N. -California (A. Reichardt). 

dä Cephalothorax dunkelbraun mit rötlichgelber, vorn dunk- 
lerer Mittellängsbinde und Andeutung je einer wenig hellen oder 
ganz undeutlichen, unregelmäßigen Supramarginalbinde; erstere 
ist an beiden Enden des Rückens so breit wie die Reihe der hinteren 
M. A. lang ist, auf der Mitte des Kopfteiles schwach erweitert und 
daselbst zwei dunkle Längswische einschließend, sowie mit dem 
gewöhnlichen, allerdings wenig deutlichen dunkleren Keilflecken. 
Femoren I—II dunkelbraun, vorn mitten mit einem helleren Wisch, 
Patellen und Tibien hellbraun, Metatarsen wenig, Tarsen deutlich 
heller. Beine III—IV ähnlich, jedoch an den Femoren ein wenig 
heller gefärbt. Femoren, Patellen und Tibien am Ende schmal 
weiß umrandet. Coxen bräunlichgelb, am Ende unten mit je einem 
dunkleren Wisch; Sternum hellbraun, dunkler gefleckt. Abdomen 
dunkelbraun mit Andeutung eines helleren Herzstreifens und hinten 
dunklerer QOuerstriche im Rückenfelde; letzteres am Vorderrande 
und den beiden Seitenrändern charakteristischer Weise mit unregel- 
mäßigen, schneeweißen Punktflecken gezeichnet. Solche Flecke 
auch an den Seiten. Bauch braun, Spinnwarzen graulich. — Palpen 
ziemlich kurz und dick. Patellarglied so breit wie lang, am Ende 
breit gerundet; Tibialglied an der Basis kaum 24 so breit wie das 
Patellarglied, gegen die Mitte an beiden Seiten stark und zwar 
gleich stark erweitert, in der Endhälfte um reichlich 4, seiner Breite 
breiter als das Patellarglied, von oben vorn gesehen etwa nieren- 
förmig (die Konkavität vorn) und doppelt so breit wie lang er- 
- scheinend, außen am Ende mit einem rundlichen Höckerfortsatz 
und einem anscheinend von diesem entspringenden, nach vorn 
gerichteten, geraden, an der Spitze schwach nach innen gekrümmten 
konischen Fortsatz, der nicht dem Tarsalgliede anliegt. In Seiten- 
ansicht scheint von der Unterseite der Endhälfte des Tibialgliedes 
ein nach vorn und unten gerichteter breiter Fortsatz zu ent- 
springen, der am Ende in zwei kurzen, knopfförmigen Höcker- 
fortsätzen ausläuft, während von Bulbus drei kurze, konische oder 
dreieckige, nach unten oder hinten gerichtete Höcker entspringen. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 125 


Körperlänge 3 mm. Abdomen 1.8 mm breit und lang. Pat. + 
Tib. 11.5: mm, IV 1.2 mm. 


Fam. Clubionidae. 
Gen. Polybetes Sim. 1892. 
Polybetes martius (Nic.) 1851. 

1 2 subad. Chile (Amtsrichter Müller). 

Simons Bestimmungstabellen in ‚Rev. d. Sparass.‘“ führen 
auf P. martius, die eine in Chile häufige Art sein soll. Zwei andere 
Polybetes-Arten, P. maculatus Keys. und Delfini Sim., von denen 
jedenfalls letztere in Chile vorkommt, sind zweifelsohne von vorlie- 
gender Art verschieden. 

Gen. Olios Walck. 1837. 
Olios Valenciae Strand n. sp. 

1 2 Valencia, Venezuela (Consul F. Mauss). Als ‚„Giftige 
Spinne“ etikettiert. 

Cephalothorax und Extremitäten hell ockerfarbig gelb, Augen 
in linienschmalen, schwarzen Ringen, Clypeusrand an den Seiten 
schwarz, Mandibeln schwarz mit grünlichem Schimmer, alle Ex- 
tremitäten am Ende durch die Behaarung und Scopulierung 
dunkler erscheinend, Lippenteil und_Maxillen rötlichbraun mit 
weißlicher Spitze. Abdomen im Grunde wie der Vorderleib, oben 
in der Basalhälfte mit einem helleren, schmal schwarz eingefaßten 
Lanzettstreifen, der sich als ein schmaler, sich jederseits 5—6 mal 
verzweigender, dunkler Längsstrich bis zu den Spinnwarzen fort- 
setzt. Das Rückenfeld sonst undeutlich dunkler gefleckt und ge- 
strichelt, an den Seiten Andeutung ähnlicher Zeichnung. Bauch- 
feld ein wenig dunkler, mit zwei helleren Längslinien durch die 
Mitte und je eine das Feld begrenzende Linie jederseits. 

Alle Femoren oben 0.1.1, vorn und hinten je 1.1.1 Stacheln, 
mit Ausnahme des IV. Femur, das hinten nur 1 an der Spitze hat. 
Alle Patellen unbewehrt. Tibien I—II unten 2.2.0 lange Stacheln, 
vorn und hinten je 1.1, oben keine, III und IV wie I—II. Meta- 
tarsen I—II im basalen Drittel unten 2.2, vorn und hinten je 1.1, 
III—IV wie I—II sowie (jedenfalls IV) an der Spitze beiderseits 
2 (kleine) Stacheln. — Palpen: Femoralglied oben an der Spitze 
1.3, Pat. unbestachelt, Tib. innen und außen je 1, Tarsalgl. innen 
2.1, außen 1.1 Stacheln. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein kleiner, schwarzer, 
an allen drei Ecken schmal ausgezogener Fleck, der beiderseits 
von einem graugrünlichen Feld umgeben ist. Trocken gesehen 
erscheint sie als eine sich hinten dreieckig erweiternde, schmale 
Längsfurche, die seitlich (vorn) von je einem rundlichen, gewölbten 
Hügel begrenzt wird. 

Vordere Augenreihe unten ganz leicht recurva gebogen; die 
M. A. die größten, unter sich um fast ihren Durchmesser, von den 
S. A. um reichlich denselben, vom Clypeusrande um kaum so 
weit wie unter sich entfernt. 


9, Heft 


126 Embrik Strand: 


Totallänge 20.5 mm. Cephal. 9x8 mm. Abdomen 11 x8 mm. 
Beine: I Fem. 9, Pat. + Tib. 12, Met. + Tars. 11.5 mm; II bezw. 
10, 13, 12.5 mm; III bezw. 7.5, 9.5, 85 mm; IV bezw. 8.5, 9.5, 
10 mm. Totallänge: I 32.5, II 35.5, III 25.5, IV 28 mm. Also: 
II, I, IV, III. Mandibeln 5 mm lang. 

Olios trinitatis Strand n. sp. 

2 Trinidad (G. Gerold). 

2 Cephalothorax mit allen Extremitäten rötlich braungelb, 
die Mandibeln ziemlich ausgeprägt rot gefärbt, längs der Mitte des 
Kopfteiles zwei undeutliche dunklere Längslinien, der Brustteil 
mit ebensolchen Strahlenstrichen, die Augen in linienschmalen, 
schwarzen Ringen, Sternum gelb, nur der Rand bräunlich. Ab- 
domen gelb mit brauner Rückenlängszeichnung, die vorn als eine 
feine, undeutliche, sich mitten beiderseits verdickende Einfassung 
eines lanzettförmigen Herzstreifens erscheint, hinter der Rücken- 
mitte aber als eine aus etwa 5 dreieckigen Querflecken gebildete, 
mehr oder weniger zusammenhängende Fleckenlängsreihe erscheint; 
außerdem trägt Abdomen hinten dunkle Punkte, die an den Seiten 
sich zu Flecken vergrößern. Der Bauch gelblich, die Spinnwarzen 
braungelblich. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein 1.5 mm langes und 
breites, abgerundetes, aber hinten quergeschnittenes, rotbraunes 
Feld, das mitten eine durch die schwarze Begrenzungslinie gebildete 
flaschen-(karaffen-)förmige Längsfigur zeigt, deren „Hals“ nach 
vorn gerichtet ist und deren Breite mitten am größten und zwar 
etwa gleich einem Drittel des ganzen Feldes ist; die schwarze Be- 
grenzungslinie erweitert sich vorn beiderseits des ‚‚Halses‘‘ zu einem 
abgerundet dreieckigen Flecke. Trocken gesehen zeigt Epigyne 
eine hinten offene Längsgrube, deren breite Seitenränder vorn 
niedergedrückt, hinten aber wulstartig erhöht sind; diese Grube 
wird größtenteils von einem mitten der Quere nach niederge- 
drückten, vorn und hinten aber gewölbt erhöhten Längswulst von 
der obigen flaschenähnlichen Form erfüllt, so daß nur eine schmale 
Randfurche übrig bleibt; vorn, beiderseits des ‚„Halses‘“ bleibt 
jedoch ein größerer Teil der Grube als solche übrig. 

Körperlänge 16—17 mm. Cephalothorax 6.5 mm lang, 6.2 mm 
breit. Abdomen 9—10 mm lang, 5.5 mm breit. Beine: I Femur 8, 
Patella+Tibia 11, Metatarsus+Tarsus 10 mm; II bezw. 9, 11.5, 
10.5 mm; III bezw. 6.5, 8, 7.5 mm; IV bezw. 7.5, 8.5, 8.5 mm. 
Also: .T:'29, :II 35.5, III 99, IV 24.5 mm oder: 2 WI T17. 
Palpen: Femur 2.8, Pat. +Tib. 3.5, Tars. 3.5 mm, also zusammen 
9.8 mm lang. 

Alle Tibien unten 2.2.2 Stacheln, von denen die apikalen kurz 
sind und wohl bisweilen fehlen können, vorn und hinten je 1.1; 
die Patellen hinten mitten mit einem kleinen, bisweilen fehlenden 
Stachel; alle Femora oben mitten 1.1, oben vorn und oben hinten 
je 1.1.1, jedoch IV oben hinten nur 1 Stachel; alle Metatarsen 
unten und an den Seiten bestachelt. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 127 


Gen. Heteropoda Latr. 1804. 


Heteropoda venatoria (L.) 1758. 
JO Bermudas-Inseln (Dr. Rein). —2 29 Trinidad (G. Gerold). 


Gen. Chiracanthium C. L. K. 1839. 
Chiracanthium popayanse Strand n. sp. 


1 2 Popayan oder Cauca, Columbien (Lehmann). 

Q Mit Ch. viride Em. 1890 verwandt, aber Epigyne vorn mitten 
nicht mit winkelförmig gebrochenem Rande, Bein I nur Y, länger 
als IV etc. — Auch mit Chir. inclusum Hentz verwandt. — To- 
tallänge 7 mm. Cephal. 3 mm lang, 2.1 mm breit, vorn 1.5 mm 
breite. Abd. 4 mm lang. Beine: I Fem. 3.2, Pat. + Tib. 4, 
Met. + Tars. 4.6 mm, zus. 11.38 mm. IV bezw. 2.2, 3.1, 3.5 mm, 
zus. 8.8 mm. 

Cephalothorax blaß bräunlichgelb, der Kopfteil stärker 
gebräunt, Augen in schmalen schwarzen Ringen. Mandibeln 
rötlichbraun, am Ende geschwärzt. Lippenteil und Maxillen 
dunkelbraun, mit schmalem, weißlichem Vorderrand bezw. Innen- 
rand. Endhälfte des Tarsengliedes der Palpen braun. Das hellgelbe 
Sternum schmal braun umrandet. Beine blaßgelb, die Tarsen an 
der Spitze ganz leicht angebräunt. — Abdomen graugelblich, 
oben fein heller und dunkler retikuliert, mit rein grau gefärbtem, 
nicht retikuliertem, bis zur Rückenmitte reichendem, am Ende 
ganz fein verzweigtem, hinter seiner Mitte jederseits einmal ge- 
zähntem Herzstreifen, der so breit wie die Länge der Reihe der 
beiden hinteren M. A. ist; zwei Paare Muskelpunkte bilden ein 
hinten breiteres Trapez. Der Bauch erscheint blasser grau mit 
einzelnen silbernen Schüppchen. 


Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein braunes, vorn und an 
den Seiten schmal tiefschwarz umrandetes, breiter als langes, 
subellipsenförmiges Feld, dessen Ouerdurchmesser etwa gleich 
demjenigen des Lippenteiles ist; am einen Seitenrande schließt 
das Feld einen dunkleren Fleck ein, am anderen fehlt ein solcher! 
Von der Spalte ist das Feld um weniger als 13 seines Längsdurch- 
messers entfernt. Trocken gesehen erscheint Epigyne als eine tiefe 
Grube von der angegebenen Form, deren Rand vorn und seitlich 
leicht erhöht, hinten seitlich etwas abgeflacht und ebenso wie der 
Grund der Grube glatt und glänzend ist. 

Die hintere Augenreihe erscheint ganz schwach recurva; die 
Augen sind in Größe nicht wesentlich verschieden, die M. A. unter 
sich und von den S. A. um ihren doppelten Durchmesser entfernt 
oder die Entfernung der M. A. ist unbedeutend kleiner. Die 
vorderen M. A. sind größer als die hinteren und das Feld der M. A. 
vorn fast so breit wie hinten. — Mandibeln 1.5 mm lang, in der End- 
hälfte des Innenrandes etwas ausgerandet erscheinend (von oben 
und vorn gesehen), subvertikal; am Falze ist jedenfalls ein kräf- 
tiger, aus der Behaarung deutlich herausragender Zahn vorhanden. 


9. Heft 


128 t Embrik Strand: 


Gen. Ctenus Wick. 1805. 


Cienus chilesicus Strand n. sp. 
1 2 Chile (Dr. med. ©. Hohenemser). 


© Totallänge 40 mm. Cephal. 20 mm lang, 15 mm breit, 
vorn 8 mm breit. Abd. 22 mm lang, 17 mm breit. Beine: I Fem. 18, 
Pat. 8.5, Tib. 17.5, Met. 15, Tars. 5 mm; II bezw. 17, 8, 16, 14, 
5: mm; III bezw. 14, 7, 11.5, 11.5,,4.5 mm; IV ‘bezw. 1,0 
15, 19.5, 5.5 mm. Totallänge: I 64, II 60, III 48.5, IV 64.3 mm. 
Also: IV, I, II, III oder IV=I, II, III. Palpen: Fem. 7.5, Pat. 4, 
Tib. 5.5, Tars. 6, zus. 23 mm. Mand. 9 mm lang, beide zus. 8 mm 
breit an der Basis, Pat. + Tib. I 26, IV 22.3 mm. 


Epigyne 3.7 mm lang und in der hinteren Hälfte ebenso breit, 
aus den bei Cienus gewöhnlichen Stücken bestehend: das Mittel- 
stück birnenförmig, vorn verschmälert und niedrig, hinten er- 
weitert und breit gerundet sowie 2mm breit unddaselbst beiderseits 
eine breite, niedrige, glatte, glänzende Längserhöhung bildend; 
das Hinterstück wie gewöhnlich niedrig sowie etwa doppelt so 
breit wie lang, die Seitenfortsätze an den Enden der Querfurche, 
sehr kräftig, aber am Ende plötzlich zugespitzt, etwa kegelförmig, 
nach unten und leicht nach innen und hinten gerichtet, mit der 
Spitze kaum das Niveau der Seitenwülste des Mittelstückes 
erreichend. 

Feld der M. A. 2.2 mm lang und nicht so breit, ein klein wenig 
breiter hinten als vorn; die vorderen M. A. kaum kleiner, aber 
jedenfalls nicht größer als die hinteren M. A., unter sich um weniger 
als ihren Durchmesser, um denselben von den hinteren M. A. und 
um den doppelten Durchmesser vom Clypeusrande entfernt. Die 
zweite Augenreihe gerade oder ganz schwach recurva gebogen. 
(Alles trocken gesehen.) 

Behaarung schlecht erhalten; die Unterseite der Femoren 
grauweißlich behaart und solche Haare auch an der Oberseite des 
Cephal. vorhanden gewesen. Scopula graugelblich, an den beiden 
Vorderpaaren auch den größten Teil der Tibien bedeckend und 
scopulaähnliche Behaarung auch unten an den Patellen. Tibien 
I unten 2.2.2.2.2, vorn mitten und hinten Basis je 1 Stachel, II 
unten wie I, vorn und hinten in der Basalhälfte je 1.1 Stacheln. 
Patellen III—IV vorn und hinten je 1 Stachel, I—II unbewehrt. 

Cephalothorax und Extremitäten in Flüssigkeit hell blutrot 
erscheinend, Mandibeln rötlich dunkelbraun, mit braungelblicher, 
goldig glänzender Behaarung. Das gänzlich abgeriebene und ziem- 
lich beschädigte Abdomen erscheint nun graugelblich ohne er- 
kennbare Zeichnung, weder oben noch unten, jedoch scheint ein 
hellerer Längsstreif oben vorhanden gewesen. 

Cienus miserabilis Strand n. sp. 


Ein wenig gut erhaltenes @ von Columbien: Popayan oder 
Cauca (Konsul Lehmann). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 129 


Q Cephal. 4—5 mm lang, 3.5 mm breit, vorn 2—2.3 mm breit. 
Das vertrocknete Abdomen mißt jetzt 6 mm. Mandibeln 2.2 mm 
lang. Beine: I Fem. 4, Pat. + Tib. 5.5, Met. 3.5, Tars. 1.6 mm; 
II gleich I; III bezw. 3.7, 4.5, 3.1, 1.5 mm; IV bezw. 4.5, 5.5, 5, 
1.9 mm. Totallänge I 14.6, II 14.6, III 12.8, IV 16.9 mm. 

Das ganze Tier erscheint jetzt dunkelrötlich oder rötlichbraun, 
ohne andere deutliche Zeichnungen als auf demCephal. eine helle, nach 
vorn sich erweiternde und um die Mittelritze etwas zusammenge- 
schnürte Rückenlängsbinde undan Femoren, Tibien und Metatarsen 
scheinen je zwei helle Querbinden vorhanden zu sein. Mandibeln 
vorn mit zwei schwarzen Längsstreifen und dunkel behaart. Ab- 
domen hat wahrscheinlich einen helleren Herzstreifen gehabt. 
Bauch wahrscheinlich einfarbig braun. Palpen einfarbig, heller 
als die Beine. — Tibien I—II unten mit 5 Paaren Stacheln. 


Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein schwarzer, ellipsen- 
förmiger, vorn breit unterbrochener, quergestellter, ca. 1 mm 
breiter Ring, der ein graubräunlichgelbes, behaartes Feld ein- 
schließt. In Profil erscheint Epigyne nur wenig erhöht, ganz 
schwach gewölbt, vorn allmählich abfallend, hinten senkrecht 
abfallend. 

Feld der M. A. hinten reichlich so breit wie lang, vorn schmäler 
als hinten; die vorderen M. A. kleiner, vom Clypeusrande um etwa 
ihren Durchmesser, von den hinteren M. A. um weniger entfernt; 
letztere mit den vorderen S. A. eine schwach procurva gebogene, 
fast gerade Reihe bildend. 

Ctenus nigriventer Keys. 1891 cum v. nigriventroides Strand 1907. 

2 22 mit Cocons, Joinville, Brasilien (W. Ehrhardt) (v. 
nigriventroides ım.). 

Epigyne ähnelt den Figuren der Epigynen von Ct. Keyserlingi 
und Ci. nigriventer (bei F. Cambridge 1897), aber das Mittelstück 
ist breiter und hinten quergeschnitten, sowie z. T. jederseits 
innerhalb der ‚Hörner‘ schwach zusammengeschnürt oder nieder- 
gedrückt, die beiden dunklen Längsleisten weiter unter sich entfernt 
und nach vorn konvergierend, das Mittelstück ähnelt mehr Ci. 
Andrewsi, aber die Epigyne ist durch die scharf abgesetzten 
Längsleisten von derjenigen letzterer Art sofort zu unterscheiden. 
Palpen mit hellen Längslinien nur am Tibialgliede, was anscheinend 
(d.h. wennich F. Cambridgerecht verstehe) weder mit irgend einer 
der genannten Arten noch mit Ci. boliviensis stimmen würde, 
indem entweder sowohl Tarsal- als Tibialglied oder keines von 
beiden solche Linien besitzen soll (?). 

Dimensionen des kleinsten Exs.: 2 Totallänge 29 mm. Cephal. 
15 mm lang, 11.5 mm breit, vorn 7.5 mm breit. Abdomen 15 mm 
lang, 9—10 mm breit. Beine: I Fem. 12, Pat. + Tib. 17.5, Met. 
10.5, Tars. 4 mm; II bezw. 12, 16, 9.5, 3.6 mm; III bezw. 10, 
12.5, 8, 3.8 mm; IV bezw. 12.5, 15.5, 13, 4 mm. Totallänge: I 44, 
TI 41.1, III 34.3, IV 45 mm. Also: IV, I, II, III. Das größte Ex., 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 9. 9 9. Heit 


130 Embrik Strand: 


ein gravides 9, ist 43mm lang, Cephal. 18x 14mm. Bein I bezw. 14, 
20.5, 12.5, 4.5, zus. 51.5 mm; IV bezw. 14, 18.5, 15, 4.5 mm, zus. 
5.2 mm. 

In demselben Glas fanden sich zwei Eisäcke, die nach Angabe 
des Sammlers den beigelegten Tieren entstammten. Diese waren 
schmutzigweiß, unten im frischen Zustande wahrscheinlich flach, 
jetzt leicht gewölbt, oben gewölbt, der Seitenrand ziemlich scharf, 
der horizontale Durchmesser 30, der vertikale fast 20 mm, die 
äußere Hülle undicht filzartig, wenig regelmäßig, die innere fest 
und kräftig; Inhalt ca. 1000 Eier im Cumulus primitivus-Stadium, 
die im Durchmesser 1.5 mm und schmutzigweiß oder schwach 
gelblich waren. 


Ferner liegen zwei reife 92 und je ein unreifes @ und Z aus 
San Paulo, Brasilien (Carl Müller vend. 1876) vor, die ich für 
typische Exemplare derselben Art halte; sie sind erheblich heller 
gefärbt und behaart. Dies liegt aber wahrscheinlich z. T. daran, 
daß sie alt und gebleicht sind, sowie an der verschiedenen Erhaltung 
der Behaarung. Die morphologischen Merkmale, Epigyne, Augen- 
stellung und Dimensionen sind nicht wesentlich verschieden. 
Totallänge des einen @ 34 mm, Cephal. 16.5x12.5 mm. Abd. 
16x12 mm. Beine: I Fem. 14.5, Pat. + Tib. 21, Met. 13, Tars. 
4.5 mm; II bezw. 13.5, 18.5, 12, 4.5 mm; III bezw. 11.5, 14, 9.5, 
4 mm; IV bezw. 14, 18, 16, 45 mm. Totallänge: I 53, II 48.5, 
11], 89, :IV 52.5 mm.: Also: 1,.IV, IL, III 

Die vorliegenden Exemplare vereinigen die Charaktere von 
Ct. boliviensis F. Cbr. und nigriventer Keys. (F. Cbr.); so z. B. ist 
die Zeichnung bald deutlich und zwar wie bei C#. boliviensis 9, 
welche Zeichnung gleichzeitig mit schwarzem Bauchfeld vorkommen 
kann, bald erscheint Abdomen ganz oder fast ganz einfarbig und 
seine Unterseite ändert von schwarz bis braun ab; an den Beinen 
I—IItragen die Femoren unten am Ende einen schwarzen, wenn auch 
häufig verwischten Fleck und alle haben helle Linien an der Palpen- 
tibia. Die Varietät ist am leichtesten an den unten schwarzen Ex- 
tremitäten zu erkennen. 


Von der Originalbeschreibung dadurch.abweichend, daß eine 
die vorderen S. A. und hinteren M. A. unten tangierende Linie 
leicht procurva sein würde; der Bauch in allen Fällen ohne scharf 
markierte schwarze Binde und bisweilen kaum dunkler als die 
Umgegend. Vordere Tibien oben unbestachelt und nur II kann 
vorn und hinten 1.1 Stacheln haben, die aber ganz klein sind und von 
denen der distale wohl meistens fehlt, I vielleicht am meisten ganz 
unbewehrt oder mit nur einem subbasalen kleinen Stachel. 
Cienus longipes Keys. 1891. 

Zwei Q? von Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt), 
Ctenus sp. (longipes Keys. var. ??). 

Ein unreifes und neugehäutetes @ von Joinville, St. Catharina, 
Brasilien (W. Ehrhardt). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 131 


Ist jedenfalls mit Cienus longipes Keys. nahe verwandt, aber 
die helle Rückenbinde des Abdomen ist an der Basis schmäler, 
die schwarzen Binden des Rückenfeldes breiter und tiefer schwarz, 
Seiten des Abdomen dunkler als bei typischen longides, Bauch 
mit undeutlich hellerem Mittellängsfeld. — Totallänge ca. 24 mm, 
Cephal. 12 mm lang, 9.5 mm breit, vorn 5—6 mm breit. Abdomen 
11 mm lang, die größte Breite (7 mm) hinter der Mitte, vorn 4«—5mm 
breit. Beine: I Fem. 10, Pat. + Tib. 15, Met. + Tars. 12 mm; 
IV bezw. 10.5, 13.5, 15 mm. Zusammen also: I 37, IV 39 mm. 

Vielleicht bildet diese Form eine eigene Varietät (var. villa- 
tissima m.) von Ctenus longides Keys. 

Ctenus Sanctae-Catharinae Strand n. sp. 

Vier Q? von Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

Q Mit Ci. medius Keys. verwandt, aber größer, Femoren und 
Mittellängsbinde des Bauches schwarz etc. 

Cephalothorax und Extremitäten im Grunde rötlich, aber 
ersterer so dicht mit feiner schwarzer Grundbehaarung versehen, 
daß die Grundfärbung nur oben auf dem Kopfteile zum Vorschein 
kommt und an den letzteren sind die Femoren I—II tiefschwarz 
(oben an beiden Enden heller) und III—IV jedenfalls unten am 
Ende olivenschwärzlich, während die Endglieder rotbraun mit 
grauschwarzer Scopa sind. Sternum, Coxen, Lippenteil und 
Maxillen schwarz, Mandibeln schwarz mit bläulichem Glanz. 
Abdomen oben schwärzlich, an den Seiten dunkel braungrau, 
oben mit Andeutung eines helleren Herzstreifens, unten mit 
schwarzer, nach hinten verschmälerter, durch je eine aus braunen, 
weiß umrandeten Punkten gebildete Längsreihe begrenzter und 
vorn zwei abgekürzte solche Reihen einschließender Längsbinde. 
Die oberen und mittleren Spinnwarzen hell dottergelb. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein rotbraunes, rundes, 
2.3 mm breites und 1.7 mm langes Feld, das vorn zwei undeutliche, 
schräggestellte, nach hinten divergierende, etwa birnenförmige, 
hellere Wische einschließt, die vorn innen zugespitzt sind und 
sich fast berühren; trocken gesehen erscheinen sie als ebenso 
geformte, reichlich bis zur Mitte des Feldes reichende, gleichmäßig 
gewölbte Erhöhungen. 

Das mittlere Augenfeld quadratisch, die Augen etwa gleich 
groß und unter sich etwa um ihren Durchmesser, die vorderen vom 
Clypeusrande um wenig mehr entfernt. Die zweite Augenreihe 
gerade oder ganzschwach procurva. — Körperlänge 33mm. Cephal. 
14 mm lang, 10 mm breit. Abdomen (das Ex. gravid!) 18 mm 
lang, 13.5 mm breit. Beine: I Fem. 10, Pat. + Tib. 15, Met. + 
Tars. 12 mm; II bezw. 9.5, 13, 11 mm; III bezw. 8, 10, 10 mm; 
IV bezw. 10.5, 13, 16 mm. Totallänge: I 37, II 33.5, III 28, 
IV 39.5 mm. Mandibeln 6 mm lang und beide zusammen an der 
Basis breit. 

Ein d von Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 


9* 9. Heft 


132 Embrik Strand: 


dä Die gekrümmten, sehr charakteristischen Hinterbeine sind 
fast ganz wie bei Cienus medius Keys. (Cfr. F. Cambridge in: 
Ann. Mag. Nat. Hist. (6) 19, Taf. III), aber die Art ist kleiner und 
anders gefärbt etc. Auch der Tibialfortsatz sehr ähnlich dem von 
Cienus medius. — Daß dies $ zu dem als Cienus Sanctae-Catharinae 
m. beschriebenen Weibchen gehört, ist höchst wahrscheinlich und 
wir hätten somit hier eine Art, die in beiden Geschlechtern fast 
die gleichen, obendrein auffallenden Charakteristika wie Ct. medius 
besitzt und vielleicht am besten als eine Varietät von dieser auf- 
gefaßt werden könnte. Bis weiteres möge diese Form als selbstän- 
dige Art gelten und auf den Fall, daß dies $ nicht zu den obigen 
99 gehört, was nach dem vorliegenden Material unmöglich mit 
Sicherheit entschieden werden kann, bringe ich den Namen 7oin- 
villensis m. für dieselbe in Vorschlag. 

Dimensionen: Totallänge 16 mm. Cephal. 8 mm lang, 6 mm 
breit. Abdomen 8 mm lang, 4.5 mm breit. Beine: I Fem. 9.5, 
Pat. + Tib. 13, Met. 9, Tars. 3.5 mm; II bezw. 9.5, 12, 8.5, 3.5 mm; 
III bezw. 8, 10, 10.5, 3 mm; IV bezw. 9.5, 12, 12, 4mm. Totallänge: 
I 35, II 33.5,, III 31:5, IV 37.5 mm. Also: IV, TI IE IL 

Metatarsus IV wie bei C. medius (cfr. 1. c.), aber lange, feine 
abstehende Haare finden sich auch an der Innenseite der gekrümm- 
ten Partie, wenn auch nicht so lang wie die der Außenseite, in der 
Mittellinie oben findet sich nur ein Stachel, dagegen an der Außen- 
seite, etwainder Mitte der konkaven PartieeinStachel, der beimedius 
zu fehlen scheint, an der Spitze des Gliedes auch innen ein Stachel, 
die Spiculen der Hinterseite zahlreicher und stumpfer als bei medius. 

Färbung (das Exemplar wahrscheinlich neugehäutet). 
Cephalothorax und Extremitäten olivenfarbig braungelblich; 
ersterer mit einem helleren, gleichbreiten, scharf markierten Mittel- 
längsstrich, der sich vom Clypeusrande bis zum Petiolus erstreckt 
und nur so breit wie die vorderen M. A. ist; Extrem. größtenteils 
heller als der Cephalothorax. Sternum olivenschwarz, aber die 
Coxen wie die Femoren gefärbt. Mandibeln olivengrau mit zwei 
helleren Längsstreifen. Abdomen grauschwarz, oben mit einer 
undeutlich helleren Mittellängsbinde, die durch lange, weiße, 
abstehende Behaarung begrenzt wird, die vorn zwei nach hinten 
divergierende, an der Basis zusammenstoßende, kurze Längslinien 
bilden, die sich nach hinten als je eine von etwa 6 Fleckchen 
gebildete Längsreihe bis zu den Spinnwarzen fortsetzen; die Flecke 
fließen wohl mitunter zur Bildung von Winkelbinden zusammen 
und werden bei abgeriebenen Exemplaren wohl gänzlich unkennt- 
lich sein. Bauch mit dunklerem Mittelfeld wie bei dem Weibchen. 
Die Art ist jedenfalls mit Cien. medius Keys. sehr nahe verwandt. 


Gen. Enoploetenus Sim. 1892. 


Enoploctenus scopulifer Strand 1908. 
1 2 Joinville, Brasilien (W. Ehrhardt). — Ein wahtsch. 
hierzu gehöriges unreifes $ von Popayan oder Cauca (Lehmann). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 133 


© Totallänge 21.5 mm. Cephal. 10 mm lang, 8 mm breit, 
vorn 4.5 mm breit. Abd. 12.5 mm lang, 8 mm breit. Beine: I 
Fem. 11, Pat. 4.5, Tib. 10.5, Met. 10, Tars. 3.5 mm; II bezw. 
10.5, 3.5, 10, 9.5, 3.2 mm; III bezw. 9, 3.5, 8, 9, 3 mm; IV bezw. 
‘11, 3.5, 10, 12.5, 3.3 mm. Totallänge: I 39.5, II 36.7, III 32.5, 
IV 40.3 mm. Also: IV, I, II, III. Palpen: Fem. 4, Pat. 1.8, Tib. 
2.8, Tars. 3.1 mm, zus. 11.7 mm. Tarsalkrallen gezähnt. 

Weicht von der nach der damals einzig bekannten Art E. 
Germaini Sim. verfaßten Gattungsdiagnose dadurch ab, daß der 
Brustteil kaum als ‚‚basse‘‘ bezeichnet werden kann, indem er 
ebenso hoch als der Kopfteil ist, Abdomen ist etwas deprimiert 
und fast rhombisch (somit der Gattung Phymatoctenus ähnelnd), 
der Lippenteil kaum länger als breit, Metatarsen I—II in den 
apikalen %4 skopuliert. 

Als Ergänzung der 1908 in: Zoolog. Anz. XXXIIL, p. 6, 
gegebenen vorläufigen Diagnose folgende Bemerkungen: 

Cephalothorax und Extremitäten hell rotbraun gefärbt, 
ersterer mit hellerer, aus zwei zusammenhängenden rhomben- 
förmigen Figuren gebildeter Mittellängsbinde. Mandibeln schwarz, 
vorn an der Basis hell schwefelgelb behaart. Sternum, Coxen und 
Mundteile rötlichbraun, letztere an der Spitze schmal weißlich. 
Abdomen oben schwarz mit schmalem, hellgelblichem, scharf 
markiertem Mittellängsstreifen, der vorn von zwei tiefschwarzen 
Schulterflecken begrenzt wird und sich hinter der Mitte zu einer 
breiten, an beiden Enden verschmälerten, procurva gebogenen, 
das letzte Drittel der Rückenfläche bedeckenden Ouerbinde er- 
weitert, die mitten mit zwei OQuerreihen schwarzer Fleckchen 
gezeichnet ist. Seiten und Bauch dunkelbraun, letzterer mit 
undeutlichen helleren Längsreihen von Punktflecken und einem 
zwei ähnliche Reihen einschließenden, nach hinten verschmälerten, 
schwarzen Mittellängsfeld (Behaarung fehlt.) 

Die kleine Epigyne (1.2 mm lang) erscheint gefeuchtet hell- 
rötlich mit zwei schwarzen, nach außen konvex gebogenen, aber 
weder vorn noch hinten zusammenstoßenden Längsstreifen; an 
der Mitte dieser außen je ein kleiner, scharf zahnförmiger, nach 
unten gerichteter Höcker. Vorderhälfte der Epigyne jederseits 
durch eine tiefe Aushöhlung begrenzt. 

Beim unreifen, etwas fraglichen $ (die Lokalitätsangabe des 
Exemplares ist übrigens nicht ganz sicher, vielleicht stammt auch 
dies von Joinville) tragen die Femoren undeutliche, hellere Ringe 
und Abdomen ist oben graugelblich mit Andeutung hellerer 
Zeichnung wie beim 9; beiderseits des Mittellängsstriches liegen je 
2 braune, breit kommaförmige Schrägflecke. Bauch ebenfalls 
graugelblich, ohne dunklere Längsbinde. — Größe (NB. unreif!): 
Cephal. 7.5 mm lang. Pat. + Tib. IV 12 mm, 113 mm. — Die 
Zugehörigkeit zum obigen 2 ist durchaus nicht sicher. 
Enoploctenus Wolfi Strand n.' sp. 

Ein Q2 von Joinville, St. Catharina (W. Ehrhardt). 


9, Heft 


134 Embrik Strand: 


2 Cephalothorax und Extremitäten hellbraun, ersterer mit 
scharf markierter, jederseits zweimal stumpfeckig erweiterter 
rötlichgelber Mittellängsbinde, die auf dem Kopfteile vorn so breit 
wie das Augenfeld, auf der Mitte desselben dagegen erheblich breiter 
ist und hinten spitz endet ohne den Rand zu erreichen. Femoren 
oben dunkler gefleckt, oben kurz außerhalb der Mitte mit einem 
schmalen, tiefschwarzen, schrägen Halbring, sowie mit langen, ge- 
krümmten, feinen, weißen, abstehenden Haaren, die am Ende des 
Gliedes jederseits einen aus am Ende verdickten Haaren bestehenden 
Büschel bilden; solche weiße Haarbüschel finden sich noch je an der 
Basis und Mitte der Tibien sowie am deutlichsten an der Basis der 
Metatarsen, wo sie einen fast 4, der Länge des Gliedes einnehmenden 
Fleck bilden, aber daselbst aus kürzeren und weniger deutlich 
claviformen Haaren bestehen. Diese Metatarsalflecke werden 
noch auffallender dadurch, daß sie an beiden Enden durch Schwarz 
begrenzt sind. Metatarsen oben noch mit kleinem, weißem, sub- 
medianem Fleck und die äußerste Spitze leuchtend weiß. Mandibeln 
in der Basalhälfte vorn mit lebhaft goldgelben abstehenden Haaren 
besetzt, in der Endhälfte ebenda schwarz, bläulich schimmernd. 
Coxen, Unterseite der Femoren und Sternum olivengrau bis 
schwärzlich. Das schwärzliche Tibialglied der Palpen vorn mit 
zwei hellen Längslinien. Abdomen dunkel olivengrau, undeutlich 
heller und bräunlich gesprenkelt, mit hellerer Rückenzeichnung 
ähnlich wie bei Enopl. scobulifer m.; der Herzstreifen schmal 
schwarz begrenzt und dessen Basis jederseits durch einen schwarzen, 
scharf markierten Schrägstrich begrenzt, die Querbinde parallel- 
seitig, in der Mitte also nicht erweitert, entsendet aber daselbst 
eine sich bis zu den Spinnwarzen erstreckende, in der Mitte sich 
erweiternde Längsbinde. Abdomen oben und an den Seiten mit 
kleinen Büscheln weißer Haare wie an den Beinen. Bauch mit 
schwärzlicher, nach hinten verschmälerter, zwei helle Längs- 
fleckenreihen einschließender Mittellängsbinde. 

Epigyne von dem gewöhnlichen Enoploctenus-Typus, einen 
an beiden Enden verschmälerten, etwa. doppelt flaschenförmig 
erscheinenden, längs der Mitte eingesenkten, erhöhten Mittellängs- 
wulst bildend, der 1.5 mm lang ist und in der vorderen Hälfte 
jederseits durch eine scharfe Vertiefung, in der hinteren durch 
je einen schmalen, scharf erhöhten Längswulst begrenzt wird; diese 
Wülste liegen dem Längswulst weniger dicht an, divergieren 
nach vorn stärker als bei verwandten Arten und tragen am Vorder- 
ende je einen kurzen, dicken, etwa kegelförmigen Zahnhöcker. 

Tibien I—II unten mit 6—7 Paaren langer Stacheln, in der 
Basalhälfte hinten 1.1, vorn an der Basis ein kleiner Stachel. 

Totallänge 20 mm. Cephal. 8 mm lang, 6.5 mm breit. Abd. 
11 mm lang, 7.5 mm breit. Beine: I Fem. 8.5, Pat. + Tib. 12, 
Met. + Tars. 10.5 mm; II bezw. 8.5, 11.5, 10 mm; III bezw. 
7.5, 8.5, 10 mm; IV bezw. 8.5, 10, 12.5 mm. Totallänge I 31, 
II 30, III 26, IV 31 mm. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 135 


Ein neugehäutetes und auch sonst nicht gut erhaltenes $ von 
Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. Ehrhardt). 

& Alle Femoren oben 1.1.1 oder 1.1.1.1, IT und II vorn anschei- 
nend 1.2.1, hinten 1.1.1.1, III—IV vorn und hinten je 1.1.1.1; 
Patellen I—II scheinen ganz unbewehrt, III—IV hinten 1 Stachel 
zu haben; Tibien I unten 2.2.2.2.2.2, oben 1.1.1, an Lateralstacheln 
sind jedenfalls 1.1 hinten in der Basalhälfte vorhanden, II wie I, 
sowie vorn nahe der Basis 1 Stachel, III und IV unten 2.2.2, sowie 
mit lateralen und dorsalen Stacheln; Metatarsen I—II unten 2.2.2, 
vorn und hinten je 1.1, außerdem sind vielleicht kleinere Apikal- 
stacheln vorhanden gewesen, III—IV mit vielen Stacheln. 

Totallänge 23 mm. Cephal. 9 mm lang, 7.8 mm breit. Ab- 
domen 12 mm lang, 7.5 mm breit. Beine: I Fem. 16, Pat. + Tib. 
22, Met. mindestens 15 mm (Tars. fehlt); II bezw. 15, 19; Met. 
mindestens 13.5 mm (Tars. fehlt); III bezw. 12.5, 15, Met. 14, 
Tars. 5 mm; IV bezw. 14.5, 17, vom Metat. ist nur ein 10.5 mm 
langes Stück erhalten und Tarsus fehlt ganz. Palpen: Fem. 5.5, 
Pat. 2, Tib. 3, Tars. 4, zusammen also 14.5 mm. 

Tarsalglied der Palpen ziemlich klein, birnenförmig; Bulbus 
erscheint bei diesem neugehäuteten Exemplar weißlich, längs dem 
Innenrande bis zur Mitte der Vorderseite ein schwach gebogener, 
rötlicher, an der ®pitze schwacher Fortsatz wie gewöhnlich bei den 
Cienus und außen von diesem ein kurzer, etwa abgerundet drei- 
eckiger, am Ende am stärksten verbreiteter, nach vorn und unten 
gerichteter, schwarzer, plattenförmig erscheinender Fortsatz. 
Tibialglied an der Spitze außen mit kleinem scharfen Zahn. 

Färbung überall grauolivenartig (weil das Exemplar neu- 
gehäutet ist), ähnelt aber sonst der von Enodloctenus scopulifer m. 
Q, jedoch ist am Abdomen keine helle Ouerbinde an der hinteren 
Hälfte vorhanden, während der helle Längsstrich und die diesen 
begrenzenden dunklen Flecke deutlich sind. Femoren oben 
schwarz gefleckt. Ebenso ist die Unterseite des Abdomen ähnlich 
wie beim 2 gezeichnet. Mandibeln vorn in der Basalhälfte und 
an der ganzen Außenseite mit lebhaft goldgelben Haaren be- 
wachsen, sonst vorn geschwärzt. 

Zu Ehren des Herrn Dr. Eugen Wolf, früher am Sencken- 
bergischen Museum. 

Die Zusammengehörigkeit der beiden Geschlechter dürfte 
trotz Abweichungen in Dimensionen und Zeichnung doch sicher 
sein; die Behaarung und Färbung der Mandibeln ist ein beiden 
gut charakterisierendes Merkmal und die Differenzen erklären 
sich wohl z. T. dadurch, daß das $ neu gehäutet und wenig gut 
erhalten war. 


Gen. Medmassa Sim. 1887. 


Medmassa (?) humilis (Keys.) 1887. 1 
1 2 Grand Cayman (eine Insel zwischen Cuba und Jamaika) 
(A. Reichardt). 


9, Heft 


136 Embrik Strand: 


2 Alle Femoren oben 1.1 (subbasal und submedian) Stacheln, 
an den beiden Hinterpaaren vielleicht noch 1 schwächerer Stachel 
nahe der Spitze, I außerdem vorn in dem Enddfrittel 1, II vorn in 
(der Endhälfte 1.1, III vorn 1.1, hinten 1.1.1, IV jedenfalls vorn 
mitten 1, nahe der Spitze 1 Stachel. Tibien I unten vorn eine 
Reihe von 5, unten hinten von 4, II ebenda bezw. 4 und 3; an 
beiden Paaren scheinen Apikalstacheln an der Unterseite gänzlich 
zu fehlen. Tibien III—IV unten 2.2.2, von denen die des letzten 
Paares an der Spitze stehen, vorn und hinten je 1.1 Stacheln. 
Metatarsen I—II unten 2.2 Stacheln, die erheblich länger und stärker 
als die der Tibien sind, III—IV unten 2.2.3, vorn und hinten in 
der Basalhälfte 1.1. Palpen: Femoralglied oben am Ende 1.1, 
innen ebenda 1, Patellarglied innen 1, Tibialglied innen 2.1, oben 
nahe der Basis 1, Tarsalglied an der Basis innen 2, außen 1 Stachel. 
Femoralglied unten mit einer Reihe von etwa 7 senkrechten Borsten. 

Totallänge 15 mm. Cephal. mit Mandibeln 7 mm, ohne 6 mm 
lang, 5 mm breit, vorn 3 mm breit. Abdomen 8 mm lang, 5 mm breit. 
Beine: I Fem. 5.5, Pat. + Tib. 7, Met. 4, Tars. 2.8 mm; II bezw. 
5, 6.5, 4, 2.5 mm; III bezw. 4.8, 5.8, 4.5, 2.2 mm; IV bezw. 5.7, 
7,6, 2.6 mm. Totallänge: I 19.3, II 18, III 17.3, IV 21.3 mm. 
Also: IV; I, 11, III. Palpen: Fem. 2.5, Pat. 1.3, Tib. 1.6, Tars. 
2.6 mm, zusammen 8 mm. Mandibeln 2.8 mfi lang. Sternum 
3 mm lang, 2.4 mm breit. 

Am unteren Falzrande vier starke, gleichgroße und unter sich 
gleich weit entfernte, an einer leistenförmigen Erhöhung sitzende 
Zähne; am oberen 3, von denen der mittlere größer ist, sowie eine 
recht dichte Bürste. Die Mandibeln unten der ganzen Länge nach 
tief und regelmäßig quergefurcht. — Lippenteil nicht ganz so lang 
als an der Basis breit, am Ende breit geschnitten und leicht aus- 
gerandet, ganz schwach gewölbt, an der Basis etwas niedergedrückt. 
— Sternum an den Seiten, aber kaum vorn, mit erhöhtem, aber 
ziemlich niedrigem Rande. 

Weicht von der Originalbeschreibung durch folgendes ab: 
Größe ein wenig beträchtlicher, Brustteil jederseits mit hellerer, 
breiter, wenig deutlicher, am Rande gezackter Randbinde, Ab- 
dominalrücken oben schwärzlichgrau mit hellen Zeichnungen wie 
von Keyserling angegeben, nur sind die hellen Winkelstriche 
der hinteren Abdachung zweimal unterbrochen und somit als 
3 Flecke erscheinend (die Behaarung meines Exemplares größten- 
teils abgerieben!), Mandibeln dicker und reichlich so lang als die 
Patellen I, Bestachelung etwas abweichend (siehe oben), die vier 
Vorderaugen unter sich gleich weit entfernt, Epigyne mit einer aus 
drei Teilen bestehenden Längseinsenkung: vorn eine tiefe runde 
Grube, die in eine fast ebenso tiefe, aber viel schmälere übergeht, 
zwischen letzterer und dem Hinterrande, bezw. der auch an Keyser- 
lings Figur deutlich erkennbaren knopfförmigen Erhöhung des 
Hinterrandes ist die Längseinsenkung nur noch als ein glatter, 
glänzender, kaum deutlich niedergedrückter Längsstreif zu er- 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 137 


kennen, während an K.s Figur es so dargestellt ist, als ob die Vorder- 
grube sich in gleicher Tiefe bis zum Hinterrand fortsetzte. — Ob 
diese Abweichungen mehr als durch individuelle Variationen oder 
Ungenauigkeiten in der Originalbeschreibung bedingt sind, läßt 
sich vorderhand nicht entscheiden; eventuell möge die vorliegende 
Form als var. Reichardti m. unterschieden werden. — Wie von 
Keyserling bemerkt, ist die Art keine echte Corinna; ich möchte 
sie lieber mit Medmassa vereinigen. — Eine nahestehende Art 
wird Corinna tomentosa Sim. 1897 von St. Vincent sein. 


Fam. Pisauridae. 
Gen. Dolomedes Latr. 1804. 
Dolomedes idoneus Montg. 1902. 

1 2 Mammouth Cave, Kentucky (A. Reichardt). 

2 Totallänge 22 mm. Cephal. 8.5 mm lang, 7.2 mm breit. 
Abdomen 12 mm lang, 8 mm breit. Beine: I Fem. 9.5, Pat. + Tib. 
13, Met. 8, Tars. 4.5 mm; II bezw. 9.5, 13, 8, 4.5 mm; III bezw. 
8.5, 11, 7.5, 4 mm; IV bezw. 10, 12.5, 9.5, 45 mm. Totallänge: 
735, 11 35, III 31, IV 36.5 mm. ‚Also: IV, I—1I. III; IV um ein 
Drittel seines Tarsus länger als I oder, wenn man die Grundglieder 
mitzählt, dürfte der Unterschied noch kleiner sein. 

Ein zweites @ aus Illinois (Dr. Reuss, 1838) ist größer: 13 mm. 
Cephal. 10 mm lang, 9 mm breit. Bein I Fem. 11, Pat. + Tib. 15.5, 
Met. + Tars. 14.5 mm; IV bezw. 11, 15.5, 16.5 mm; also: I 41, 
IV 43 mm. 

Fam. Lyeosidae. 
Gen. Lycosa Latr. 1804. 
Lycosa nigrobalpis (Emert.) 1885. 

1 2 Jellowstone Park (?), 23. VI. 03 (A. Reichardt). 

2 Tibia II scheint unten 2.2.2 schwache Stacheln, vorn und 
hinten jedenfalls in der Endhälfte, wahrscheinlich auch in der 
Basalhälfte, je 1 Stachel, Metat. II unten 2.2.2, vorn und hinten 
je 1.1.1 Stacheln. — Vordere Augenreihe ein klein wenig kürzer 
als die zweite, gerade oder ganz leicht procurva; die M. A. ein klein 
wenig größer, unter sich um 23 ihres Durchmessers, von den S. A. 
um deutlich weniger als den Radius, vom Clypeusrande und den 
Augen II um den ganzen Durchmesser oder reichlich denselben 
(v. Aug. II) entfernt; letztere unter sich um mehr als ihren Durch- 
messer, von den wenig kleineren Augen III um noch etwas mehr 
entfernt. Augen II und III ein Trapez bildend, das hinten erheblich 
breiter als vorn und breiter als lang ist. (Alles in Flüssigkeit ge- 
sehen.) Augenfeld kaum mehr als 4, der Länge des Ceph. 

Totallänge 7 mm. Cephal. 3.1 mm lang, 2.5 mm breit. Abd. 
4 mm lang, 2.5 mm breit. Beine: (I fehlt!), II Fem. 2.3, Pat. + 
Tib. 2.6, Met. 1.9, Tars. 1.5 mm; III bezw. 2.2, 2.5, 2.1, 1.5 mm; 
IV bezw. 3, 3.8, 3.7, 2 mm. Totallänge: (I ?), II 8.3, III 8.3, IV 
12.5 mm. Also jedenfalls IV, II=IIl. Coxa + Troch. IV 1.8 mm, 
also IV im ganzen 14.3 mm oder 4.6 mal länger als Cephal. 


9, Heft 


138 Embrik Strand: 


Hintere Spinnwarzen wenig länger als die vorderen. — Am 
unteren Falzrande drei gleich große Zähne, am vorderen zwei, von 
denen der innere dicker ist, sowie mit kräftigen, gekrümmten, 
reihenförmig gestellten Borsten. — Lippenteil jedenfalls nicht 
länger als breit. — Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein braunes, 
schmal schwarz umrandetes, abgerundetes, vorn leicht verschmä- 
lertes, hinten schwach ausgerandetes Längsfeld, das etwa so breit 
als das Feld der Spinnwarzen und unbedeutend länger als breit 
ist, von langen, feinen, weißlichen, nach hinten und innen gerich- 
teten Haaren überragt wird und ein unbestimmt helleres Längsfeld 
zeigt, sowie hinten zwei nach außen konvex gekrümmte, undeutlich 
dunklere Längsstreifen, zwischen welchen hinten ein durch feine, 
schwarze Linien begrenztes, dunkleres, trapezförmiges Feld gelegen 
ist, hat. Trocken gesehen erscheint es leicht erhöht, etwas abgeflacht, 
jederseits von einer schmalen, tiefen Furche begrenzt, von einer 
recht seichten Längseinsenkung der Mitte nach durchzogen und 
hinten mit zwei kurzen, schmalen, tiefen, dunkler gefärbten, nach 
hinten konvergierenden Längsfurchen versehen. Ob die Be- 
stimmung richtig ist, ist mir etwas fraglich. 


Lycosa groenlandica Th. 1872 (albomaculata (Em.)). 
Zwei 99 von Beaufort, N.-Carolina (A. Reichardt). 


Q Totallänge 9 mm. Cephal. 4.2 mm lang, 3 mm breit, vorn 
1.2 mm breit. Augenfeld etwa 1 mm lang, also kaum gleich 1; der 
Cephalothoraxlänge. Abdomen 5 mm lang, 3 mm breit. Beine: 
I Fem. 3.5, Pat. + Tib. 4.2, Met. 2.6, Tars. 2 mm; IV bezw. 4, 
5,5, 2.5 mm, zusammen I 12.3, IV 16.5 mm. Also IV etwa viermal 
so lang als Cephal. Beine IV bei diesen Exemplaren somit ein 
wenig kürzer als sie nach Montgomery (1904) sein sollten; seine 
Angaben (Verhältnis = 4.4:1) beziehen sich doch auf die Beinlänge 
inklus. Coxa + Trochanter. 


Drei in demselben Glase sich befindliche Eikokons waren 
6x3.5 mm und enthielten bezw. 90, 85 und 66 Eier. Diese im 
Durchmesser 1.35 mm. 


Gen. Tarentula Sund. 1833. 


Tarentula carolinensis (Walck.) 1837. 


1 2 Illinois, U. S. A. (Dr. Reuss, 1838). 

2 Cephal. 13x 9.5 mm, vorn 6mm breit. Totallänge23—30 mm. 
Beine: I Coxa + Troch. 5.2, Fem.9, Pat. + Tib. 12, Met. + Tars. 
10.2 mm; IV bezw. 6, 9.5, 12, 14 mm. Zusammen: I 36.4, IV 
41.5 mm; also IV um 5.1 mm oder um mehr als seinen Tarsus 
(4.5 mm) länger als I oder ca. 3.2 mal länger als Cephalothorax. 
Dorsales Augenfeld 2.5 mm lang, also 5.2 mal kürzer als Cephal. 
Mandibeln mehr als doppelt so lang als die Höhe des Gesichtes 
(d. h. Clypeusrand — bis zum oberen Rand der Augen II) (bezw. 
6 und 2.5 mm). Unterer Falzrand mit drei langen, scharf konischen 
Zähnen, von denen die beiden inneren am stärksten divergieren, 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 139 


Beine II bezw. 5.5, 8, 10.5, 10 mm; III bezw. 5, 7.5, 9.5, 10 mm. 
Also: II 34, III 32 mm. — Palpenkralle mit sieben Zähnen, von 
denen die beiden äußeren erheblich länger sind, die folgenden 
vier (vielleicht abgebrochen ?) unter sich etwa gleich, der innerste 
so lang als die mittleren, aber erheblich dünner ist. 

Vordere S. A. erscheinen in Flüssigkeit kaum, trocken gesehen 
dagegen größer als die M. A., weil sie an Hügeln sitzen. 

Epigyne so von Haaren überragt, daß nur das Ouer- und ein 
Teil des Längsseptum sichtbar ist; ersteres stark procurva gebogen, 
in der Mitte rötlich, schwarz gerandet; das Längsseptum lang, 
schmal, linienförmig, beiderseits von einer etwa gleichbreiten Furche 
begrenzt, vorn kurz dreieckig erweitert und leicht erhöht, ebenso 
die Mitte des Querseptum ein wenig höher als das Längsseptum in 
der Mitte. Länge der Epigyne 1.5 mm, Breite derselben hinten 
1.2 mm. Vor derselben finden sich zwei unter sich um 2 mm 
entfernte, braune, heller umrandete, eingedrückte, parallele 
Längsflecke. 

Tarentula (Trochosa) rubicunda (Keys.) 1876. 

Q@ subad. Jellowstone Park (?) 23. VI. 03 (A. Reichardt). 

Färbung und Zeichnung mit Emertons Beschreibung seiner 
Lycosa polita (= rubic.) übereinstimmend. Nach Montgomery 
(1904) wäre das Tier in Augenstellung und sonstiger Struktur mit 
Tarentula rubicunda (Keys.) nahe verwandt oder ganz überein- 
stimmend, aber Bestachelung und Färbung weichen ab. In Färbung 
und Zeichnung erinnert es an Tar. cinerea (Fabr.) auct. americ., aber 
die Augenstellung der letzteren wäre nach Montgomerys Beschrei- 
bung abweichend, ebenso soll die Palpenkralle (nach M.) nur drei 
Zähne haben, während doch hier mindestens fünf vorhanden sind. 
Am Cephalothoraxrande jederseits 4 tiefschwarze, schmale Längs- 
flecke, je 1 über den Coxen I—III und an den Ecken des Clypeus- 
randes. 

Tarentula sp. 

1 ?subad. Mammouth Cave, Kentucky (A. Reichardt, 1904). 
Tarentula mülleriana Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 6. 

1 2 Chile (Amtsrichter Müller ded.). 

2 Totallänge 15.5 mm. Cephal. 7 mm lang, 5 mm br., vorn 
3 mm br. Abd. 9.5 mm lang, 5.5 mm breit. Tibia IV 3.8 mm lang. 
Beine: I Fem. 4.2, Pat. + Tib. 5.5, Met. 3.1, Tars. 2.5 mm; II 
bezw. 4, 5, 2.9, 2.4 mm; III bezw. 3.6, 4.5, 3 (Tars. fehlt!) mm; 
IV bezw. 5, 7.5, 5.2 (Tarsus fehlt!) mm. Totallänge: I 15.3, II 
14.3, III 11.1 (ohne Tarsus!), IV 17.7 (ohne Tarsus!) mm. Also: 
PV;oL IE, TIE 

Mit Tarent. stygia Keys. 1876 (= implacida Nic.) verwandt, 
aber Epigyne ohne die bei letzterer Art vorhandenen kugelför- 
migen Erhöhungen vor dem Querseptum, letzteres scheint bei 
stygia schmäler, insbesondere in der Mitte zu sein und an der 
Figur sind zwei kleine Grübchen, wie sie an dem Querseptum von 
mülleriana vorhanden sind, nicht angedeutet. Ferner ist siygia 


9, Heft 


140 Embrik Strand: 


größer, der Bauch soll einfarbig schwarz sein, Augenreihe I und II 
gleich lang (hier I ein klein wenig kürzer) etc. Ebenso mit Tarent. 
maculatipes (Keys.) 1887 verwandt, aber bei dieser ist Epigyne 
kürzer und breiter, das Septum vorn deutlich verbreitert, die 
Extremitäten dunkel gefleckt etc. 

Indem ich Tar. stygia Keys. für die am nächsten ver- 
wandte Art ansehe, gebe ich im folgenden nur an, worin sich 
unsere Art von Keyserlings Beschreibung seiner Tar. stygia 
(=implacida Nic.) unterscheide; wo das Gegenteil nicht aus- 
drücklich gesagt ist, stimmt also seine Beschreibung mit unserem 
Exemplar. 

Dimensionen siehe oben. Cephalothorax dunkel rötlichbraun 
mit einer sehr undeutlichen helleren Mittellängsbinde, die an der 
hinteren Abdachung so breit als die Basis der Patellen II ist, sich 
nach vorn leicht erweitert bis zur Breite des Augenfeldes, ohne 
aber die Augen ganz zu erreichen, überall am Rande geradlinig, 
von einer feinen schwarzen Längslinie geteilt und mit undeutlich 
dunklerem dreieckigem Fleck an der Vorderspitze der Mittelritze. 
Jederseits eine recht undeutliche, etwa gleichbreite Randbinde, die 
ebenso wie die Mittelbinde weiß behaart ist ; feine, weiße, anliegende 
Härchen finden sich sonst überall am Cephalothorax, mit spar- 
samen dunkleren, abstehenden untermischt. Die braunen Seiten 
von undeutlichen schwarzen Schrägstreifen durchschnitten. Man- 
dibeln rötlichschwarz, mit feinen weißen anliegenden und gelblich- 
braunen, abstehenden Haaren bekleidet; Klaue schwärzlich, unten 
an der Basis sowie am Ende rötlich. Lippenteil und Sternum 
schwärzlichbraun, ersterer an der Spitze schmal graulich, Maxillen 
rötlich. Coxen braun, an der Basis ein klein wenig heller. Beine 
hellbraun, Femoren oben mit schwärzlicher, beiderseits heller 
angelegter Mittellängslinie sowie unten am Ende ein wenig heller, 
Patellen und Tibien ein klein wenig heller, an I jedoch an den Seiten 
dunkelbraun, Metatarsen und Tarsen I—II dunkler, Skopula 
hell graugelblich. Beine mit drei verschiedenen Sorten Haaren 
bekleidet: feine, weiße, anliegende Härchen, kurze, aber insbe- 
sondere an der Basis kräftige, dunkle, abstehende Borstenhärchen 
und meistens feine, lange, abstehende, hellgelbliche Haare; die 
verschiedene Behaarung entspricht der Färbung des Integuments. 
Stacheln hellbraun. Das stark abgeriebene und wohl etwas ent- 
färbte Abdomen oben und in der oberen Hälfte der Seiten grau- 
braun mit undeutlichen helleren Punkten; von der Basis eine 
dunkelbraune Längsbinde, die etwas hinter der Basis so breit als 
die Augenreihe II ist, sich dann plötzlich verschmälert und soweit 
erkennbar, in der Mitte des Rückens stumpf endet. Untere Hälfte 
der Seiten sowie die Seiten des Bauches hell graugelblich, vielleicht 
aber unnatürlich hell, weil stark abgerieben. Unten von Petiolus 
bis zu den Spinnwarzen eine braune Längsbinde, die vorn so. breit 
als Epigaster und hinten ziemlich unregelmäßig begrenzt ist. — 
Cephalothorax wenig kürzer als Patella + Tibia IV. — Vordere 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 141 


M. A. unter sich um ihren Radius, von den S. A. nur halb so weit 
entfernt; letztere vom Clypeusrande um ihren Durchmesser, von 
den Augen II um kaum so weit entfernt. Augen II unter sich um 
nicht ganz, von den erheblich kleineren Augen III um reichlich 
ihren Durchmesser entfernt. Vordere Reihe ein klein wenig kürzer 
als die zweite. (Alles trocken gesehen!) — Viertes Beinpaar dürfte 
(ohne Grundglieder) kaum dreimal so lang als Cephal. sein. Skopula 
scheint an Metat. III kaum die Mitte zu erreichen, an IV nur an 
derSpitze angedeutet zusein. —Palpenkralle mit dreistarken Zähnen 
und wahrscheinlich ist ein winzig kleines viertes Zähnchen vor- 
handen; die Zahl der Zähne der Tarsalkrallen dürfte kaum höher 
als fünf sein. Bestachelung an I: Fem. oben 1.1.1, vorn nahe der 
Spitze 2, Metatarsen unten 2.2, an der Spitze jederseits 1 (kleinen) 
Stachel, Patellen und Tibien wie bei stygia (imdlacida). An IIhaben 
Femoren, Tibien und Metatarsen vorn 1.1 Stacheln, sonst wie I. 


Tarentula raptoria Walck. 1837 (rufimana (2) und erythrostoma 

(3) €. L. Koch 1848). 

4 22 und 1 $ von Joinville, St. Catharina, Brasilien (W. 
Ehrhardt). 

Die Färbung der Unterseite der Beine wechselt insofern als 
die der Femoren bei einigen Exemplaren (?9) schwarz, bei anderen 
rötlich, nur an der Spitze schwarzumrandet ist. Auch dieTibien sind 
unten bisweilen ganz geschwärzt. Septum der Epigyne in der 
Vorderhälfte leicht erweitert. 


1 2ad, 1 &subad. San Paulo, Brasilien (C. Müller). 

Q Totallänge 24 mm. Cephal. 12.5 mm lang, 8.5 mm breit, 
vorn 5.5 mm breit. Abdomen so lang und breit wie Cephal. Beine: 
I Fem. 8.5, Pat. + Tib. 11, Met. 6.5, Tars. 4 mm; II bezw. 8, 10, 
6.2, 3.8 mm; III bezw. 7.5, 9.5, 6, 3.5 mm; IV bezw. 9.5, 11.5, 10, 
5mm. Totallänge: I 30, II 28, III 26.5, IV 36 mm, mit den Grund- 
gliedern (I 5.1, II 5.1, III 4.2, IV 5.5 mm): I 35.1, II 33.1, III 
30.7, IV 41.5 mm. Also: IV, I, II, III. Tibia IV 7.5 mm lang. 

Von Keyserlings Beschreibung (1876) durch folgendes ab- 
weichend. Cephal. überall, besonders aber an den hellen Längs- 
binden mit feiner, weißer, anliegender Behaarung, die hellen 
Randbinden sehr undeutlich und anscheinend nur von der Behaa- 
rung gebildet, die Mittelbinde dagegen auch im Grunde heller. 
Ende des Palpentarsus nur undeutlich dunkler. Schwarze Quer- 
striche an der hinteren Abdachung des Abdomen kaum angedeutet. 
Cephalothorax ein wenig länger. Augenreihe I ganz leicht procurva 
und ihre M.A. fast unmerklich weiter vom Clypeusrande als von 
den Augen II; letztere nur um ihren Durchmesser von den Augen 
III entfernt. Bestachelung an I—II wie von Keys. angegeben, 
jedoch haben die Metatarsen am Ende jederseits einen winzig 
kleinen Stachel, Met. II außerdem vorn mitten einen. 

Tarentula reichardtiana Strand n. sp. 

1 $ subad., 1 2 ad., Cap Haitien, Haiti (A. Reichardt). 


9. Heft 


142 Embrik Strand: 


Ein wahrscheinlich derselben Art angehöriges ® von Fort 
Liberte, Haiti (Reichardt). 

Q Totallänge 13—14 mm. Cephal. 5.5 mm lang, 4 mm breit, 
vorn 2.5 mm breit. Abdomen 8.5 mm lang. 5.5 mm breit. Beine: 
I Fem. 4.2, Pat. + Tib. 5.2, Met. 3, Tars. 2.5 mm; II bezw. 3.9, 
5, 2.9, 2.4 mm; III bezw. 3.5, 4.5, 3.3, 2.1 mm; IV bezw. 4.6, 6, 
5.5, 2.9mm. Totallänge: 114.9, II 14.2, III 13.4, IV 19mm. Also: 
IN, »L, IE 

Tibien I—II unten 2.2.2 Stacheln, vorn 1.1, III—IV unten 
2.2.2, vorn, hinten und oben je 1.1. Patellen I—II unbewehrt, 
III—IV vorn und hinten je 1 Stachel. Metatarsen I—II unten 
2.2.3, vorn an der Spitze 1. Alle Femoren ebenso wie Metatarsen 
III—IV kräftig bestachelt. 

Cephalothorax schwarzbraun mit hellgelber, scharf markierter 
Mittellängsbinde, die so breit wie die Tibia I ist, weder den Hinter- 
rand noch die Augen II. Reihe ganz erreicht und auf dem Kopf- 
teile jederseits mit einem ebenso gefärbten, halbellipsenförmigen 
Längsring zusammenhängt; jederseits eine hellgelbe, recht unregel- 
mäßige Supramarginalbinde, die am Anfange der hinteren Ab- 
dachung anfängt, unter den Augen III schmal unterbrochen ist 
und am Clypeusrande endet. Augenfeld und Clypeus schwarz, 
letzterer mit hellerem Mittelfleck. Mandibeln vorn schwarzbraun, 
an den Seiten rötlich. Lippenteil schwarzbraun mit hellerer Spitze, 
die ganze Unterseite sonst graugelblich. Beine olivenfarbig bräun- 
lichgelb, undeutlich dunkler geringelt, insbesondere an III—IV. 
Palpen nur am Ende dunkler. Abdomen oben und an den Seiten 
grauschwarz, oben mit zwei schmalen, gelblichen, einen dunklen 
Lanzettstreifen einschließenden Längsbinden, die bis etwas hinten 
die Mitte reichen, dann mit einer Reihe von etwa 4 hellen Quer- 
flecken. Die Seiten hinten dicht und ziemlich unregelmäßig 
gelblich gefleckt. Bauch graugelblich, an den Seiten fein dunkler 
gefleckt. Die unteren Spinnwarzen schwarz, die oberen gelblich 
mit schwarzer Spitze. 

Epigyne klein, typisch Tarentula-ähnlich; sie erscheint in 
Flüssigkeit als ein schmal dreieckiges, hell rötlichbraunes Feld, 
dessen Spitze nach vorn sieht und zwei schmale, tiefschwarze, 
S- oder Fragezeichenförmig gebogene, weder vorn noch hinten 
sn berührende Längsstriche einschließt. Zu Ehren des Sammlers 

enannt. 


Fam. Saltieidae. 
Gen. Dendryphantes C. L. K. 1837. 
Dendryphantes morsitans (Walck.) 1837. 
1 2 Illinois (Dr. Reuss, 1838). 
Gen. Marpissa C. L. K. 1846. 


Marpissa undata (D. G.) 1778 (familiaris Hentz). 
1 2 Mammouth Cave, Kentucky (A. Reichardt). 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 143 


Gen. Prostheelina Keys. 1882. 


Prostheclina perplexides Strand 1908, in: Zool. Anz. 33, p. 7. 
1 3 subad. Ipswich, Jamaika (A. Reichardt, 1904). 


d subad. 6 mm lang. — Charakteristisch durch prachtvolle, 
grüne Beschuppung, welche folgende Zeichnungen bildet: von den 
Augen II je eine sich nach hinten, an der Innenseite der Augen III, 
hinziehende, ziemlich schmale Binde, welche Binden nach hinten 
konvergieren und den Anfang der hinteren Abdachung erreichen, 
ohne sich daselbst zu vereinigen; Augen III auch unten, vorn und 
hinten von ebensolcher, mit den Längsbinden zusammenhängender 
Binde umringt; Basis des Abdominalrückens mit ebensolcher, 
recurva gebogener Querbinde; vereinzelte grüne Schuppen hier 
und da, so an der Oberseite der Endglieder der Palpen; Clypeus 
mit grüner Querbinde, Mandibeln vorn mit großem, aber weder 
Basis noch Apex ganz erreichendem grünen Fleck. Cephalothorax 
schwarz, blauschimmernd, an den Seiten des Brustteiles dunkel- 
braun ohne scharfe Grenze in die Rückenfärbung übergehend, 
Rand fein und undeutlich dunkler, sowie wahrscheinlich weiß 
beschuppt gewesen, Clypeus im Grunde graugelblich, ebenso die 
Basis der Mandibeln, letztere an der Spitze dunkler. Zwischen den 
Augen I scheinen goldglänzende Schuppen vorhanden zu sein. 
Augen dunkel blaugrünlich, dabei von der Umgebung sehr 
wenig abstechend. Alle Extremitäten trüb graugelblich, die Palpen 
am hellsten, Femoren, Patellen und Tibien hinten undeutlich 
geschwärzt oder gebräunt, Femoren III—IV auch unten in der 
Basalhälfte gebräunt, Tibien I—II unten an der Basis mit grauem 
Wisch. Coxen, Sternum und Lippenteil hellbraun, Maxillen gelblich. 
Abdominalrücken schwarz; von der grünen Basalbinde bis zu den 
Spinnwarzen eine breite, an beiden Enden verschmälerte, hell- 
braune Längsbinde, von deren Basissich jederseits eineganzschmale, 
hellgrauliche Binde oder Strich nach unten und hinten bis zum 
Rande des Rückenfeldes hinzieht, sich dann nach innen und 
hinten umbiegt und mit der Mittelbinde kurz vor den Spinnwarzen 
zusammenstößt; ein ebensolcher, horizontaler Strich begrenzt 
jederseits die vordere Hälfte des Rückenfeldes. Seiten dunkel- 
grünlich, so dicht mit kleinen, unregelmäßig gestellten dunklen 
Flecken bestreut, daß die Grundfarbe fast gänzlich verdrängt wird. 
Bauch ganz oder fast ganz schwarz. (Alles in Flüssigkeit gesehen!) 

Am unteren Falzrande ein ziemlich kleiner Zahn. Pat. + Tib. 
III 2.2, IV2 mm. Quadrangulus hinten ein wenig schmäler als 
vorn und deutlich schmäler als Cephalothorax. — Lippenteil 
reichlich so lang als breit, gegen die Spitze verschmälert, dieselbe 
jedoch schmal quergeschnitten und leicht ausgerandet. Sternum 
vorn quergeschnitten und etwa so breit als die größte Breite des 
Lippenteiles. Augen II ein klein wenig hinter der Mitte. — Meta- 
tarsus III mit 3 Verticillen: 1 vollständigen apikalen, 1 aus je 1 
oberen, vorderen und hinteren Stachel bestehenden basalen und 


9. Heft 


144 Embrik Strand: 


1 aus 2 unteren Stacheln bestehenden submedianen Verticillus; 
Metat. IV wie III, jedoch hat der submediane Verticillus auch 
noch 1 vorderen Stachel. Metatarsen I kürzer als Tibien I, unten 
9.2, vorn und hinten je 1.1 Stacheln. Mandibeln vertikal, vorn der 
Ouere nach abgeflacht, der Länge nach etwas gewölbt. — Zwischen 
den Hinterrändern der Augen III eine kleine, aber ziemlich deutliche, 
recurva gebogene Quereinsenkung, von welcher die sehr feine 
undeutliche Stria thoracica nach hinten zieht. — Cephalothorax 
hoch und dick, oben, von der Seite gesehen, der Länge nach stark 
gewölbt, die Kopfplatte vorn so viel niedriger, daß eine die Augen 
III unten tangierende Horizontale die S. A. Inicht berühren.würde; 
die Kopfplatte der Quere nach ganz schwach gewölbt; von oben 
gesehen erscheint Cephal. an beiden Enden etwa gleich stark 
gerundet-verschmälert, die Mitte der Seitenränder dagegen fast 
gerade und parallel. Kopfplatte wegen der vorstehenden S. A. I 
vorn breiter als hinten erscheinend und zwar etwa gleich der größten 
Breite des Cephal. Hintere Abdachung steil, aber doch bei weitem 
nicht senkrecht und keinen Winkel (von der Seite gesehen) mit der 
Rückenfläche bildend. Augen I groß, sich berührend, mit den 
Zentren eine deutlich recurva gebogene Reihe bildend, die S. A. 
nicht viel kleiner als die M. A.; Augen III von den Augen II um 
etwa den Durchmesser der ersteren entfernt. M. A. I um ihren 
Radius vom Clypeusrande entfernt; der Clypeus stark reclinat, 
dicht mit Schuppen und Schuppenhärchen bekleidet sowie am 
unteren Rande mit reihenförmig angeordneten Borsten, unter 
den S. A. I je 2 nach vorn und innen gerichtete, unter den M. A.2 
nach vorn gerichtete Borsten. Sternum reichlich so breit als die 
Coxen, vorn nur wenig verschmälert sowie quergeschnitten, glatt, 
glänzend, leicht gewölbt. 

Mit der von Jamaika beschriebenen Prosthechna perplexa 
Peckh. 1901 nahe verwandt; die prachtvolle Färbung ist die gleiche, 
Behaarung und Beschuppung ähnlich, unsere Art ist aber, trotzdem 
sie unreif ist, größer als die reifen Ex. der Art Peckhams, die Palpen 
haben nur am Ende des Femur eine Bürste weißer, gekrümmter 
Haare, während die Palpenpatella ebenso wie die Tibia mit kurzen, 
anliegenden, iridiszierenden Schuppen oder Schuppenhärchen 
bekleidet ist; ferner ist die Zeichnung des Abdominalrückens ab- 
weichend etc. Das (unreife) Tarsalglied trägt an der Innenseite 
eine dichte Bürste dunkler, meistens kurzer, kräftiger, gerade 
abstehender Haare. 


Gen. Phiale C. L. K. 1850. 


Phiale crocea C. L. K. 1846. 

1 2 Joinville, St. Catharina, Brasilien (W, Ehrhardt). 

2 Totallänge 11.5 mm. Cephal. 4.5 mm lang, 3.2 mm breit, 
vorn 2.2 mm breit. Abdomen 7.5 mm lang, 4.8 mm breit, vorn 3 ım 
breit. Beine: I Coxa + Troch. 1.5, Fem. 2, Pat. + Tib. 2.8, Met. 
+ Tars. 2 mm; II bezw. 1.3, 1.9, Pat. 1.3 (das Übrige fehlt!); 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 145 


III bezw. 1.3, 2.5, 3, 3 mm; IV bezw. 1.4, 2.55, 3.3, 3.3 mm. Total- 
länge: 18.3, II 4.5 (ohne Tib., Met. u. Tars.!), III 9.8, IV 10.55 mm. 
Also jedenfalls IV, III, 1. 

Am unteren Falzrande 1 mäßig großer, scharf konischer Zahn, 
am oberen 2 gleichgeformte Zähne, von denen der äußere so groß, 
der innere kleiner als der des unteren Randes ist. Tibia I unten 
2.2.2, vorn 1.1 Stacheln, Metat. I unten 2.2, innen sind keine vor- 
handen, ob sie aber an dem einzig vorhandenen Metat. I ab- 
gebrochen sind, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. — Vordere 
Augenreihe oben etwa gerade, der Durchmesser der M. A. fast 
doppelt so groß als derjenige der S. A., alle Augen sich berührend, 
die M. A. vom Clypeusrande um ihren Radius entfernt. Augen II 
ein wenig vor der Mitte, von den Augen III um viel mehr als den 
Durchmesser der letzteren entfernt. Clypeus reclinat, fast ohne 
anliegende Behaarung, aber oben mit einigen starken, schwarzen, 
nach vorn gerichteten und leicht nach unten konvex gebogenen 
Borstenhaaren, unten mit schwächeren, gelblichen, etwas nach 
innen und unten geneigten, abstehenden Borstenhaaren. Oua- 
drangulus hinten kaum schmäler als vorn (2.2 mm), aber erheblich 
schmäler als Cephal., ca. 1.7 mm lang. Brustteil erheblich länger 
als der Kopfteil. Stria thoracica kurz, ein wenig hinter den Augen. 
— Tibien III—IV ohne Dorsalstacheln, wohl aber 1.1 längere 
Borstenhaare, je 1 subbasal und submedian, oben. 


Weicht von €. L. Kochs Abbildung und Beschreibung ab durch 
bedeutendere Größe, die gelbe Färbung ein wenig heller, aber die 
Palpen eher dunkler statt heller als die Beine, der schwarze Ring 
der Tibien III—IV nicht oder kaum die halbe Länge des Gliedes 
einnehmend, Metatarsen und Tarsen schwarz mit gelbem Mittel- 
ring an beiden Gliedern (II) oder daselbst nur undeutlich heller 
(III—IV) oder nur Metat. in der Mitte heller (I). Spinnwarzen 
schwarz. Bauch schwarz mit gelbem, viereckigem Längsfleck von 
kurz hinter der Spalte bis zur Mitte des Bauches. 


Epigyne bildet eine schwarze, breit herzförmige Grube, deren 
Spitze nach vorn gekehrt ist und die von einem breiten, abgerun- 
deten, glatten, glänzenden, hinten am stärksten erhöhten Längs- 
septum in zwei geteilt wird; von jeder dieser beiden kleinen Gruben 
entspringt vorn ein schmaler, drehrunder, nach unten und hinten 
gerichteter, bräunlicher Zapfen, der wahrscheinlich von erhärte- 
tem Sekret gebildet ist und somit in Größe und Form nicht kon- 
stant sein wird. 

Phiale Lehmanni Strand 1908, in: Zoolog. Anz. 33, p. 7. 


1 8 Popayan oder Cauca, Columbien (Consul Lehmann). 
& Am unteren Falzrande ein starker, dick konischer Zahn, 
am oberen 2, von denen der äußere so groß als der untere Zahn, 
der innere erheblich kleiner ist. — Pat. + Tib. III=IV. — Ouadran- 
gulus hinten jedenfalls nicht breiter als vorn, hinten vielschmäler 
als Cephalothorax, wenig mehr als halb so lang als der Brustteil 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 9, 10 9. Heit 


146 Embrik Strand: 


und viel breiter als lang. Augen II in oder ein klein wenig vor der 
Mitte, von den ziemlich kleinen Augen III um fast den doppelten 
Durchmesser der letzteren entfernt. Augenreihe I oben ganz 
leicht recurva, der Durchmesser der M. A. reichlich doppelt so 
groß als derjenige der S. A., die M. A. sich berührend, von den 
S. A. um den Radius der letzteren entfernt, vom Clypeusrande 
um noch weniger entfernt. Letzterer lang, fein, weiß, abstehend 
behaart. — Cephalothorax mäßig hoch, an den Seiten zwischen 
den Augen etwas niedergtdrückt, mit kurzer, aber tiefer, in oder 
hinter einer ziemlich tiefen Einsenkung sowie hinter den Augen 
sitzender Mittelritze. — Sternum länger als breit, nicht wenig 
breiter als die Coxen, vorn quergeschnitten und etwas verschmälert, 
die Coxen I unter sich um die Breite des Lippenteiles entfernt; 
letzterer reichlich so lang als breit. — Die langen dünnen Meta- 
tarsenlhaben untensubmedian undapikal je2 kurze,starkeStacheln; 
an den Seiten keine. Metatarsus III und IV triverticillat. Meta- 
tarsen I länger als ihre Tarsen. 


Totallänge 8.5 mm. Cephal. 4 mm lang, länger als Pat. + Tib. 
III oder IV (3 mm), kürzer als Pat. + Tib. I (4.8 mm). 


Wahrscheinlich mit Phiale selecta (C. L. K.) (= flavogutitala 
(C. L. K.)) verwandt, aber die Beschreibung von Ph. selecta er- 
möglicht keine sichere Bestimmung. 


Grundfärbung schwarz oder braunschwarz; durch weiße 
Behaarung entstehen Zeichnungen, die allerdings an diesem 
Exemplar offenbar nur z. T. erhalten sind: am Seitenrande des 
Cephalothorax eine breite Binde, die auf die hintere Abdachung 
nicht übergeht und auch an den Seiten des Kopfteiles fehlt, Clypeus 
weiß behaart, um die Augen II und etwa in der Mitte des Brust- 
teiles je ein weißlicher Haarfleck, Oberseite des Femoralgliedes 
(ausgenommen an der Basis) und Innenseite des Patellargliedes 
der Palpen weiß behaart, auf dem größtenteils kahlen Abdomen 
ist eine Basalquerbinde und zwei Flecke an den Seiten weiß behaart. 
Alle Tibien haben einen rötlichen, weiß behaarten Mittelring, die 
Patellen sind oben gerötet, die Metatarsen sind rötlichgelb, an 
I—II mit dunklerer Spitze, alle Tarsen orangegelblich mit schwarzen 
Krallenfaszikeln. Der Bauch mit vier graulichen Längsstrichen, 
von denen die beiden mittleren die breitesten sind und weit vor 
den Spinnwarzen enden, während die seitlichen aus je einer Reihe 
kleiner, hellgraulicher, dicht aneinandergereihten Flecke bestehen. 


Femoralglied der Palpen 1.2 mm lang, oben der Länge nach 
stark gewölbt, die größte Höhe etwa gleich der halben Länge des 
Gliedes; die folgenden Glieder zusammen 1.6 mm lang. Patellar- 
und Tibialglied oben etwa gleich lang, beide ohne abstehende 
Fortsätze. Bulbus ist proximalwärts stark gewölbt, mit einem 
etwa dick konischen, rückwärts gerichteten, gegen die Mitte der 
Unterseite des Tibialgliedes anstoßenden Fortsatz. 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 


Inhaltsübersicht. 


Einleitung nebst Literaturverzeichnis 


I. Paläarktische Arten 


Revision von Wider’s Sammlung 
a) Verzeichnis der von Wider im Odenwald gesammelten 


b) Spinnen 


EL ELENA A 


147 


c) Über Arten von anderen paläarktischen Lokalitäten (einschl. 


Arabiens) 
II. Afrikanische Arten 
III. Amerikanische Arten 


seLsikeuhretNenten je’! leı ‚oe eo he ©,./ eo ve, 0. veb em ein arMWeLsnete 


Artenverzeichnis. 


(Die Arten der Revision (p. 4) und des Verzeichnisses (p. 13) der Wider’schen 
Sammlung sind hier nicht aufgeführt, weil sie pp. cit. leicht zu finden sind.) 


Actinopus Perty 
crassipes (Keys.) 
luteipes (Keys.) 

Aelurillus Sim. 
insignitus (Ol.) 

Agelena Walck. 
labyrinthica (L.).. . 


Amaurobius C.L. Koch. 
ferox (Walck.) 
fenestralis (Stroem) 

Anyphaena Sund. 
accentuata (Walck.) 

Aranea L. 

diadema n ua KICHIESIN NN 

vu. Belee Chin Al. Marl 

v. stellata © E: ) 

dumetorum Vill. . . 

fohata Fourer. . . . 

Redii Scöp..'\J ...: 

undata, Ol: ). ET. 

angulata.L! . . \.\. 
alpica (EIK. WIN RR: 

cucurbitina L.. . . . 

Reaumuri Scop. . . - 

Rajs: Scope Ah) N 

ceropegia Walck. 

acalypha Walck. 
gibbosa Walck. 


paläarktisch 


crucifera (H. Luc.) [cfr. 


auch unten!) 


Seite 


81 
82 


+ 
38 


Seite 
„; fennulipes (HA. Luc.) 32 
“4 jalsine Walck. .. . . 32 
Sihtterata Ol... .. . 33 
& jnitidula (C.L.K.)... 33 
lhamata OL NN: 33 
lugubris (Walck.) . . 61 
Theisi (Walck.) .. . 61 
lanuginosa (Lenz) 61 
Bettoni Poc. 62 
taruensis Poc.'. . .. . 62 
„lcereolella Strand. . 62 
9 |crucifera (H. Luc.) 

5) [siehe auch oben!]. 61 

lerucifera v. Ladislausi 
S Strand . 62 

v r v. albimacu- 
lata Strand . 62 

= v. dyramidella 
Strand 11162 


amerikanisch 


re Te 


„ v.ochroleucellaStrd. 62 


[ashantensis Strand] . 
transitoria (C. L.K.). 


vespae Strand 


Roemeri Strand . . 
flaviventris (Nic.) . 
lucida (Keys.). . . 


unanima (Keys.) 


uniformis (Keys.) 


Gray: (Bl.) 


destricta (©. Cbr.) 


10* 


109, 


62 
108 
. 108 
. 109 
. 110 
. 108 
. 109 
. 109 
115 
wi13 
9. Heii 


meridionalis(Keys.) 112,113 
arenata (Walck.) 113, 115 
undecim-variolata (O. 
Obr;)t..14) -sdhkıuns 
bogotensis (Keys.) 
multiguttata (Bl.) \ 
purpurascens (0. Cbr.) 115 
sexpunctata (Keys.) . 115 
sexpunctella Strand . 115 


148 Embrik 
Seite 
honesta (0. Cbr.) "112 
genialis (Keys.) . . . 117 
volußtifica (Keys.) . . 117 
bacıllifera (Sim.) . . 110 
[bacilliferella Strand] . 110 
veniliae (Keys.) . . . 110 
albostriata (Keys.) . . 110 
[var. columbianaStrand] 111 
edax (Bl.) cum var. | 
CARcaN Strand. v.. rl“. 
© |destrictoides Strand. . 111 
"A Imundula Keys. ? . 114 
Sılmundulella Strand] . 114 
Sjaudax (Bl)... .. 113 
= 
a 


eumeniphila Strand . 115 
\crabroniphila Strand . 117 
Argiope Aud. et Sav. 
Brünnichii (Scop.). . . 31 
africana Strand 31 
lobata (Pall.) ul 
trijasciata (Forsk.). . . 60 
Coquereli (Vins.). . . . 60 
flavipalpis (H. Luc.) . . 61 
argentata (F.) . ..... 105 
maronica Tacz.? [sub- 
maronica Strand] 105 
Argyrodes Sim. 
argyrodes (Walck.) 29 
sextuberculosus Strand . 58 
Argyroneta Latr. 
aqualtica (L.) ... ... 37 
Ariadna Aud. et Sav. 
ashantica Strand 94 
Artema Walck. 
mauriciana Walck. 28, 58 
Kocht Kulcz ....\%. 
Ashantia Strand 
latithorax Strand 50 


Serand: 


Seite 
Atypus Latr. 
Piceus Sulz.) -.-.3-.0% 21 
Beckt DAKDL: 21 
Avicuscodra Strand 
arabica Strand 20 
| Bolyphantes C. L. K. 
alticeps (Sund.) 30 
Caerostris Th. 
tuberculosa (Vins.) . . . 62 
Rutenbergi Karsch . . . 62 
siyPana Bull... 64 
Caripeta Sim. 
madagascariensis (Lenz) 76 
| Centromeria Strand 
PIC Hard DEN AST. Bi) 
Centromerus Dahl 
silvaticus (Bl.) 30 
Ceto Sim. 
aculifera Strand . . . . 74 
Chaetopelma Auss. 
olivaceum (C.L.K.) . . 20 
Chiracanthium C. L. K. 
popayanse Strand . . . 127 
vsnde Em.‘ .) Sir 127 
inclusum Hentz . . . „427 
Chrysometa Sim. 
columbicola Strand 103 
Cicurina Menge 
cinerea (Panz.) 38 
Clubiona Latr. 
coerulescens L. K. 36 
erisea L.K. |, a. 36 
stagnatilis Kulcz. 36 
Coelotes Bl. 
saxatilis Blyimon Sa anr 27 
atropos (Walck.) . 27 


terrestris (Wid. et Reuss) 38 

inermis L. K:.\. las 38 
Crypsidromus Auss. 

trinitatis (Poc.) 1 84 

[v. Dauciaculeis Strand]. 85 


famiharıs Sim... Aal 85 


teiricus Sim, ana 86 

rapidus (Poc.) ......» - 86 
Ctenus Walck. 

Keyserlingi F. Cbr. 129 


bolwviensis F. Chr. . . . 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 


P- 


Seite 
medius Keys. .. ... 131 
nigrifemur Strand . . . 73 
chilesicus Strand 128 
miserabilis Strand . . . 128 
migriventer Keys. 29 


var. nigriventroidesStrand 129 
Sanctae-Catharinae Strand 131 
longibes Keys. [cum var. 


vittatissima Strand] . 130 
Cyclosa Menge 
Walckenaeri ©. Cbr. . . 108 
Beonien..(Pall.) \.1.) ni: 39 
Cyrtobholis Sim. 
jamaicola Strand . .. 8 
Bartholomaei (Latr.) . . 84 
Cyrtophora Sim. 
citricola (Forsk.) . . .33, 61 


Damastes Sim. 
Coguereli Sim. v. affinis 


Strand Hu Dr 66 
nossibeensis Strand . . 67 
Grandidieri Sim. ... . 67 

Dendryphantes C. L. K. 
morsitans (Walck.).. . . 142 
Diaea Th. 
Korsasa. {R,)ıHid saniaıy 33 


Dictyna Sund. 


flavescens Walck. .... 21 

volucripes Keys. . . . . 92 
Dolomedes Latr. 

limbatus Hahn . .. . 38 

fimbriatus (L) . - ... 38 


14-punctatus (Schrk.) . 39 

idoneus Montg. 
Drassodes Westr. 

ferrum. eguinum F. Cbr. 95 

robustus (Em.) w.\... . 95 

[beaufortensis Strand] ...96 
Dysdera Latr. 


kata: Reussı ui, aye.aoH5% 24 
krocoia CAR) ini; 25 
teneriffensis Strand . . 235 
cribellata Sim... . .. . 26 


Enoploctenus Sim. 


scopulifer Strand 132 
Germaini Sim. . 133 
Wolfi Stränd! .)). ss 133 


149 
Seite 
Enoplognatha Pav. 
thoracica (Hahn) . ... 29 
Eresus Walck. 
nizer (Pet.)% DAN. INo nn. 21 


Walckenaerius Br. . . . 22 
Erigone Aud. et Sav. 

graminicola (Sund.) . . 30 
Euprosthenops Sim. 

bayaonianus (Br. Cap.) . 76 
Eurypelma C. L.K. 


yusticum Sim... u. 89 

Marxi Simbns.\.. 4 Anne 90 
Eusparassus Sim. 

argelasius (Latr.) . . 35 

Frütschi (C. Koch matt.) 39 

tersa (C: LU) W na 

laterifuscus Strand... 71 


Eustala Sim. 


vegeta (Keys.) 01 ulm. 106 
anastera (Walck.) . 106 
scutigera (OÖ. Cbr.) . . . 106 
dllicıta (O.\Ebr.): . 0. 1.406 
bifida, E. Chresur. ala: 106 
itapocuensis Strand . 107 


fuscovittata (Keys.) 106, 108 
Evarcha Sim. 

Blancardi (Scop.) . - . 44 

jucunda (H. Luc.) . . . 44 
Filistata Latr. 

capiüata Hentz ....... 92 

insidiatrix (Forsk.) . . 21 

hibernalis Hentz. . .. 9 
Gasteracantha Sund. 

Thorelli Keys!’ „N. .64 

Reuteri Lenz 

madagascariensis (Vins.) 64 

lepida O. Cbr. v. Rüppelli 


Strand 64 
nossibeana Strand . . . 64 
cancrıformis (L.) herstls 
Kochi. But 1 W Slam 118 


„, v. Joinvillensis Strand 118 

mascula Strand . . . . 119 
Gnaphosa Latr. 

consdersa Th! . . . . . 96 
Grammostola Sim. 

grandicola Strand . . . 86 


150 
Seite 
Harpactira Auss. 
tigrina Aus. . . ..). 46 


Hasarius Sim. 
* Adansoni Aud. et Sav. 44, 79 
Heriaeus Sim. 


SD EN A 33 
Hersilia Aud. et Sav. 
nossibeensis Strand . . 55 
Stumpffi Strand. . .. 57 
fossulata Karsch. . . . 56 
insulana Strand . . . . 56 
Vinsoni H. Luc... . . . 57 


Heteroboda Latr. 
venatoria (L.) . 
civilis (Reuss) 

Hybtiotes Walck. 
paradoxus (C. L. Koch) 21 

Hoysterocrates Sim. 


127, 36, 72 


obustus. Poc.i.v.H) as 47 
latıcehs. Poc! \n.li. suthar 49 
camerunensis Strand . . 49 
maximus Strand . . . 49 


Ischnothele Auss. 
Rutenbergi Ksch. . . . 54 
Latrodectus Walck. 
Menavodi Vins. . . .. 59 
geometricus C.L.K. . . 59 
mactans (F.) 
„. f lunulifer Dahl . 96 


curagaviensis (Müll.) . . 96 
Lephthybhantes Menge 
Mengei Kulz. .... 80 
collinus (L.K.) . . ....,.80 
Leucauge A. White 
popayanensis Strand... 97 
caucaönsis Strand . . . 98 
argyra (Walck.) . . ...9 
semiventris Strand . . . 9% 
lehmannella Strand. . . 100 
viridecolorata Strand . . 101 
venusta. Walck. . 102 
-[venustella Strand] . . . 103 
acuminala F. Cbr. . . 98, 99 


pulcherrima Keys. . . . 98 
hortorum (Hentz) Keys. 98 
aurostriata O. Cbr... . . 
mariana (Keys.) . 


Embrik Strand: 


Seite 
quinquelineata (Keys.) . 102 

Linothele Ksch. 
macrothelifera Strand . 90 

Linyphia Latr. | 
clathrata Sund. . . . . 30 
emphana Walck. . . . 30 
pinnata (Stroem) . . . 30 


phrygiana C.L.K. .. 9 
Lycosa Latr. 


annulala Th. ... ... 42 
mtugensis Strand . . . 42 
pullata (O1) ..\.) wi“ 43 
lugubris (Walck.) ..... 43 
SACLabE (Lie... „ML 43 
cursoria GC: LK. 
nigrodalpis (Em.) 137 
groenlandica Th... . . . 138 
albomaculata (Em.) 138 
juröoa Bös.. .ıst.. la 42 
Marpissa C.L.K. 
undata (De Geer) 142 
jamiliaris Hentz 142 
Medmassa Sim. 
humilis Keys.? [v. Rei- 
chardti Strand] 135 
tomentosa Sim. ri 


Megamyrmaekion Reuss 
caudatum Reuss . . . . 236 
Menemerus Sim. 


bivittatus (Duf.) . . .44, 79 
semilimbatus (Hahn) . . 44 
Meta C.L.K. 
reticulata (L.) 2% 31 
Menardi (Latr.) . . .31, 97 
Merianae (Scop.) . . . 31 
Micrathena Sand 
spathulifera Sim. 120 
obtusospina (Keys.) . . 120 
Guerini (Keys.) . . . . 120 
caucaensis Strand . . . 121 
mamillata (Butl.) Ay 
joinvillicola Strand. . . 121 
flaveolum C.L.K.. . . 121 
bicolor Keys. ....... 121 
zufa Tacz) nk SR 121 
inaequalis F. Cbr. ... . 121 
bifurcata (C.L.K.). . . 123 


Syst.-faun. Studien über Spinnen des Senckenberg. Museums. 


Seite ' 


batruelis-(C.L.K.) : . 122 
„  v. mediovitiata 
Strand. MH.) 122 
„». v. Iuteomaculata 
Strand... ana! 122 
fissispina C. L. K. v. ni- 
grichelis Strand . . . 122 
Lucasi. (Keys.) W123 
acutospina (Keys.) . . . 123 
Micrommata Latr.. 
viridissima (De Geer). . 36 
Misumena Latr. 
tricuspidata (F.).. . . . 34 
calycina (L.) 34, 124 
Nephila Leach 
eruentata (F.) . 2“. 59 
borbonica (Vins.) . . . 59 
madagascariensis (Vins.) 59 
femoralis (H. Luc.) 59 
senegalensis (Walck.) . . 60 


‚„‚ calabarensis Strand 60 
„ windhukensis ,, 60 
[maculata (F.)] . . .. . 60 
[malabarensis (Walck.)]. 60 
echavipes (BIEI mnn: 104 


cornuta (Pall.). .... 104 
Nesticus Th. | 
cellulanus (Ol.) 
Nilus O. Chr. 
sparassiformis Strand 
Olios Walck. 


30 
76 


valenciae Strand. . . . 125 
paenuliformis Strand 69 
trinitatis Strand . . . . 126 
nossibeensis Strand 70 
banananus Strand . . . 70 
malagassus Strand... 71 
Oxyopes Latr. 
ramosus (Panz.) . . . . 43 
heterophthalmus Latr. 43 
Oxyptila Sim. 
beaufortensis Strand . . 124 
Pachygnatha Sund. 
De Geeri Sund. Hp NSO 
Clerckt. Sind. 1 "Ana%) 30 
Palpimanus Duf. 
-.gibbulus Duf. . . . ... 24 


151 
Seite 
Pedanostethus Sim. 
kuidus: (BEY UN. 29,0% 29 
Pellenes Sim. 
nigrociliatus (L.K.) . . 44 
tripunctatus (Walck.).. . 44 
Peucetia Th. 
Lucasi (Vins»)1 08 a 0. 76 
madagascariensis (Vins.) 76 
Pharacocerus Sim. 
ebenauensis Strand 80 
Phiale C. L.K. 
crocea C.L.K. . 144 
Lehmanni Strand 145 
selecta (C. L. K.) 146 
flavoguttata (C. L. K.) 146 
Philaeus Th. 
chrysops (Poda)'. '. 2.144 
Philisca Sim. 
Sica. Strand: .  UAA.HM 68 
Philodromus Walck. 
bevspesila]n am 34 
auredlus (Ol)... sewW. 34 
Doecilus IN. ....0 sam 34 
collinus C. L. K. 34 
Pholcus Walck. : 
bhanlangioides (Füßly) . 28 
Phoneyusa Ksch. 
bidentata ‚Boes 3) .onmah 46 
Pirata Sund. 
Knorri (Scop.) 42 
Pisaura Sim. 
rufofasciata (D.G.) . . 38 
„  maderiana Kulcz. . 38 
Pistius Sim. 
Iruncatus (Pall.) . . . . 34 


Plexippus C.L.K. 
Paykulli (Aud. et Sav.) 44, 
Poecilochroa Westr. 


conspicua (L. K.) 27 
Polybetes Sim. 

martius (Nic.) : . - - . 125 
Prostheclina Keys. 

perplexides Strand. . . 143 

berplexa Peckh. . . . . 144 
Pryosthesima L. K. 

petrensis C. L. K. 127 

mediocris Kulcz. . . ».. +28 


152 Embrik Strand: Syst.-faun. Studien über Spinnen. 


Seite 
abricorum (L.K.) . .. 28 
manzae Strand . . .'.. 27 
serotina (L.K.) . . - 27 


subterranea (C. L. K.) 08, 96 
Salassina Sim. 

undecimtuberculata (Keys.) 108 
Scodra L. Becker 

pachypoda Strand . ... 53 


fumigata Poci" 14 ..11...\88 

griseibdesiPoc.? han muna D4 
Scytodes Latr. 

[atrofusca Strand] . . . 9 

congoanus Strand . . . 54 

marmoratus L. K. . . . 54 

marmorella Strand . . . 54 

thoracicus Latr. . .. .- 24 

fusca Walk). 380274 94 

longipes H. Luc... wat, 9b 
Segestria Latr. 

florentina (Rossi) . . . 24 
Selenops Latr. 

Legyasi; Sim. (40) alas 66 
Sitticus Sim. 

yupicola (C.L.K.) . .... 44 

bubescens (F.) . |... “ws 44 
Smeringopus Sim. 

SPEER aa 28 

elongatus (Vins.).. . .... 58 
Steatoda Sund.. 

bipunctata (LY: ..). won 29 
Stegodyphus 

lineatus (Latr.) . ... .. 22 


sp. (molitor €. L. K. ?) ve 
Synaema Sim. 


globosum (E.Jl): nina 34 
Tarentula Sund. 
obscura  (Ol.) \34/ . ev. 39 
inguilina (Ol) .....8 
cinprea AB). Nm 39, 77 
zobusta. (Sim.) ‚ia. 3 39 
ierrscola (Th.) .%) as“ 39 
ruricola (De Geer) . . . 839 
nemoralis (Westr.) . . . 89 
singoriensis (Laxm.) . . 39 
radiata (Latr) .....8 
Sferoz. AH. Buch) '\ 2a 99 


uvagqusla Bös. us). our. 89, 


gracilis Bäs..\ Wal 
Kylinasin sn Me, 


andalusiaca Sim. 
[ferocella Strand] 
lorotavensis Strand] 


hispanica Dufouri, Sim. 
cuneata (Sund.) . . ... 


striatibes (Dol.) 


urbana hova Strand . . 
Hansı Strand ı: ce 


ashantica Strand 


landanae SIM...\ side 


melanogastra (Lenz) 


carolinensis (Walck.) . . 
rubicunda (Keys.) . . . 


mülleriana Strand . 


stygia Keys. . ... NR 
implacıda (Nic). „+ \« 


maculatipes (Keys.) 


yvufimana C.L.K.... 
erythrostoma C.L.K. . 
raptoria Walck. . . . 

reichardtiana Strand . . 
Tegenaria Latr. 
ferruginea (Panz.) . . . 


parietina (Fourcr.) 


Derhami (Scop.). - - - 
airıca TC. L. Ri ans 


Tetragnatha Latr. 


obtusa CE. L.K. . 
Solandri (Scop.) - 


nitens (Aud. et Sav.). ‚31, 
extensa IL.) . "RUM 


grallator Hentz 


Teutana Sim. 
triangulosa (Walck.) . . 


grossa (C. L. K.) 


Textrix Sund. 
denticulata (Ol.) . . . - 


Thalassius Sim. 


sp. (leo Strand?) 


Thanatus C. L. K. 


notatus (Reuss) 


vulgaris Sim. baum 


philodromicus Strand 


Pagenstecheri Strand.. . 


Dr. Anton Krausse: Über Formica rufa, exsecta und fusca. 153 


Seite Seite 
Theridium Walck. Vulsor Sim. 
impressum L.K. ... 29 fasciatus (Lenz)... . 74 
notatum (E.) Kerr 29 septimus Strang! In‘ 74 
redimitum (L) . . . . 29 | _gwartus Strand .... 74 
tepidariorum C. L. K. 29, 96 | Walckenaeria Bl. 
Thomisus Walck. mitrata (Menge) . . . . 30 
albus (Gmel.). .. .. 34 | Aystieus C. L. K. 
Bamperti Strand ©... 86| ı„tateralis (Hahn) u. inir..,88 
; Au viaticus (L) ....- . 39 
Trichopagis Sim. asdeg, HE... (Euc.)dsi udmsbras 
manicata Sim. 0 Kochi Th. h ae 33 
Tructicus Strand erraticus (Bl)... ..... 33 
iypicus Strand .... 45 triguitatus Keys... . . . 124 
abnormis Strand .. . 45 californicus Keys. . . . 124 
Uloborus Latr. Zoropsis Sim. 
geniculatus (Ol)... . 54 rufipes (H. Luc.) ... 28 


Über Formica rufa, exsecta und fusca 
(Nestmaterial und Stielchenschuppe). 
Von 
Dr. Anton Krausse. 


Mit 1 Klapptafel. 


I. Nestmaterial. Nach langer Zeit konnte ich mich wieder an 
dem Treiben der Ameisen auf ihren Haufen erfreuen. Im Mittel- 
meergebiete, auf Sardinien, fehlten trotz der an Arten und Indi- 
viduen reichen Ameisenfauna die uns so vertrauten Ameisenhaufen; 
eine interessante Tatsache, über die ich gelegentlich berichtet 
habe, u. a. im Bull. della Societ& Entomologica Italiana, XLI, 
1910 (‚‚Über Messor structor Ltr. und einige andere Ameisen auf 
Sardinien‘). 

Hier in der Mark, bei Eberswalde, beobachtete ich besonders 
die Haufen der Formica rufa L., selten fand ich Formica exsecta 
Nyl. Es fällt zunächst auf, daß in den hiesigen Kieferforsten nur 
ziemlich wenige Rufa-Kolonien vorhanden sind. Außerdem ist 
bemerkenswert, daß diese Art ihre Haufen hier längst nicht so 
hoch baut, wie a. e. in Thüringen, wo ich, wie ich mich von der 
Finne, Schmücke, Hainleite gut erinnere, recht hohe Haufen sah; 
jedenfalls ist das aus klimatischen Gründen zu erklären. Die 
meisten Haufen sind um einen Baumstumpf angelegt, meist sieht 
man davon nichts mehr, in der Tiefe indes findet man fast immer 


9, Heft 


154 Dr. Anton Krausse: 


die Reste. Solche Fraßstücke ohne irgendwelche Daten. zu be- 
stimmen, ist schwierig, an Formica rufa L. würde man on 
denken. 

Ich betrachtete hier besonders das Material der Haufen von 
F. rufa und exsecta einmal näher. 

Fast jede Rufa-Kolonie hat ihr besonderes Material, die eine 
hat feineres, die andere gröberes, die eine zieht einheitliches, die 
andere gemischtes Material vor. In Fig. 1 bis 4 habe ich das Nest- 
material von vier verschiedenen Rufa-Haufen (aus der Umgebung 
von Eberswalde) abgebildet, um !/,, vergrößert; die Photographien 
verdanke ich Herrn Prof. Dr. Max Wolff-Eberswalde. 

Fig. 1. Sehr starkes Material: hauptsächlich ziemlich dicke 
Zweige von Kiefern, solche von Hainbuchen; ferner Rindenstücke 
von Kiefern und Hainbuchen; weiter Kiefernnadeln und kräftige 
Grashalme. 

Fig. 2. Weniger starkes Material: dünnere Zweige von Kiefern 
und Hainbuche; Kiefernnadeln; dazwischen Grashalme. 

Fig. 3. Hauptsächlich Fichtennadeln. 

Fig. 4. Fichtennadeln und Fichtenzweige. 

Fig. 1 und Fig. 3 zeigen hinsichtlich der Stärke der Bestandteile 
ziemlich einheitliches Material; Fig. 2 und Fig. 4 in verschiedenem 
Grade gemischtes Material. 

Zäh halten die einzelnen Kolonien an ihrem einmal gewählten 
Material fest. So baute eine Kolonie (rufa) an der Straße nach 
Bernau mit recht grobem Material, mit ziemlich großen Kiefern- 
ästchen. Ich bot ihr Gelegenheit, anderes Material benutzen zu 
können und schleppte u. a. auch einmal Fichtennadeln aus ziemlich 
weit entfernter Gegend, wo Rufa-Kolonien mit diesem Material 
bauten, herbei, sie wurden aber nicht angenommen, nach Wochen 
und Monaten lagen meine Fichtennadeln unberührt in allernächster 
Nähe, wo ich sie hingelegt, während die Ameisen große Kiefern- 
zweige mühsam von weither heranschleppten. Eine andere Kolonie 
(rufa), die nicht weit von Sommerfelde unter Fichten wohnte, 
benutzte bloß Fichtennadeln; gröberes Material, wie kleine Zweige 
und Nadeln von Kiefern, wurde durchaus nicht akzeptiert. 

Eo ipso richtet sich die Wahl des Nestmaterials zunächst 
nach dem, was die Umgebung bietet, doch findet hier immer eine 
Auswahl statt; wir mir scheint, ist das zuerst benutzte Material 
von Bedeutung, das Weiterbauen geschieht immer mit ähnlichem 
Material, vielleicht aus bautechnischen Gründen oder weil man sich 
daran gewöhnt hat. Keineswegs aber geschieht das automatisch, 
maschinenmäßig, sondern bei besonderen Ereignissen, a. e. bei 
Zerstörungen, benutzen die Ameisen zum Ausflicken auch ganz 
anderes Material, das zunächst liegt. Im allgemeinen aber, in 
ruhigen Zeiten, geschieht das Bauen mit relativ einheitlichem 
Material. 

Formica exsecia Nyl. benutzt sehr feines Material und an 
diesem sind ihre Haufen sofort zu erkennen. In: Fig. 5 ist das 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg. 1915 Abt. A. 
Krausse 


N 
R h % 
PN 


an 


x = = 
»r N_- A 
\ Fig. 6 A \ Fig. 10 / / 
ren v \ / 
+ % f 


VL 
( Fig. 7 
— 


' \ 
\ \ Fig. 9 ) 
1% \ VPT di: 14 


Krausse: Über Formica rufa, exsecta und fusca. 


Über Formica rufa, exseceta und fusca. 155 


Material eines Exsecta-Haufens (aus der Umgebung ven Ebers- 
walde) abgebildet, ebenfalls um !/,, vergrößert. Die Kolonie fand 
sich auf demselben Terrain wie die Rufa-Kolonien (Kiefernforst). 
Das Material besteht aus feinen Gräsern, dazwischen sehr wenig 
Moos und ganz vereinzelte Fichtennadeln. 

Formica fusca L. baut keine Haufen, sie nistet in der Erde, 
wenige Ausgänge sind vorhanden. Diese Art ist deshalb nicht an 
bestimmte Lokalitäten gebunden, ich fand sie u. a. auch in den 
Straßen von Eberswalde, so beobachtete ich eine Kolonie täglich 
an der Ecke des Amtsgerichtes. Rufa und Exsecta dagegen 
bleiben wegen ihres Bedürfnisses an bestimmtem Material den 
Straßen fern. 

II. Stielehenschuppe. Unter anderem untersuchte ich auch 
etwas näher die Stielchenschuppen der drei genannten Formica- 
Arten; vielleicht lohnt essich, wenn ich meine Skizzen darüber mit- 
teile; systematisch interessant würde es sein, diese Untersuchungen 
auf weitere Arten auszudehnen. . 

Die Figuren der Stielchenschuppen wurden mit dem Zeichen- 
prisma skizziert (Seitz, Oc. 5, Obj. 3) und bei der Reproduktion 
auf % verkleinert. 

Figg. 6—9 stellen die Schuppen von F. rufa $ dar, und zwar 
vier Individuen aus drei verschiedenen Kolonien (6; 7; 8 und 9 
aus demselben Nest). Der Umriß — auf den oberen Rand kommt 
es mir besonders an — ist relativ unregelmäßig, der Einschnitt 
des Oberrandes ziemlich flach, winzige Haare stehen auf dem 
Rande, an den Seiten befinden sich merkwürdige große Haar- 
gebilde, auf die ich unten zurückkomme. 

Figg. 10 und 11 stellen die Schuppen von F. exsecta 3 dar: 
der Umriß ist regelmäßig; auffällig ist das Fehlen der großen eigen- 
artigen Haare; der Einschnitt des Oberrandes regelmäßig, ver- 
schieden tief (die beiden Individuen stammen aus demselben Nest). 

Bei Formica fusca 3, Fig. 12, ist die Form der Schuppe eine ganz 
andere; eine größere Anzahl der eigenartigen großen Haargebilde 
sind hier vorhanden. 

Wie ersichtlich, sind die drei Ameisenarten an ihren Stielchen- 
schuppen leicht zu unterscheiden. 

Zu bemerken hätte ich hier, daß ich länger aufbewahrtes 
Alkoholmaterial benutzte, wobei die Möglichkeit vorhanden, daß 
Haare abgebrochen, da sehr viele Exemplare in den Gläschen lagen. 

Sehr merkwürdig sind die erwähnten großen (am Rande der 
Stielchenschuppen befindlichen) Haargebilde bei F. fusca und 
F. rufa; zweifellos stellen sie Sinnesorgane dar. 

Fig. 13 läßt den Bau eines solchen Gebildes bei F. fusca $ 
erkennen (skizziert mit Seitz, Oc. 5, Obj. 5; Reproduktion auf 
2/;, verkleinert); Fig. 14 zeigt ein Haar von F. rufa 3 (bei der- 
selben Vergrößerung). Fig. 13 stellt ein Haar von der Basis der 
Stieschenschuppe, Fig. 14 von der Mitte des Seitenrandes dar. 

Eberswalde, Dezember 1915. 


9. Heft 


156 Dr. A. Krausse: Z.Biol. d.Scolyt. rugul. Ratzeb. u. d. Sc. multistr. Marsh, 


Zur Biologie des Scolytus rugulosus Ratzeb. 
und des Scolytus multistriatus Marsh. 


Von 


Dr. Anton Krausse. 


Im vergangenen Frühjahr erhielten wir von Herrn Prof. 
Eckstein größeres Material von Zweigen des Pflaumenbaumes 
mit Scolytus rugulosus Ratzeb. Von diesem ‚‚kleinen Osbtbaum- 
Splintkäfer‘“ sagt schon Altem (vergl. Judeich-Nitsche, Lehrb. d. 
mitteleurop. Forstinsektenkunde, I, 1895, p. 486), daß er bei 
Eberswalde die Pflaumen empfindlich schädige. Das erwähnte 
Material brachte ich in einer Reihe Zuchtgiäser unter und revidierte 
es hin und wieder. Anfang September fand ich zahlreiche ausge- 
wachsene Käfer lebhaft tätig. Mitte Dezember konnte ich fest- 
stellen, daß sämtliche Käfer tot waren. Die Zweige waren jetzt 
schon mit sehr großen Larven besetzt. 


Nüßlin (Leitfaden d. Forstinsektenkunde, 1913, p. 231) 
bemerkt nun hinsichtlich des Genus Eccoptogaster (= Scolytus):: 
„Fast allgemein wurde einjährige Generation angenommen, auch 
soll die Überwinterung im Stadium der Larve geschehen‘. Nach 
der eben mitgeteilten Beobachtung ist es für Scolyius rugulosus 
Ratzeb. nunmehr gewiß, daß er als Larve überwintert (in unserem 
Klima). 

Eine Reihe Chalcidier konnte ich in den Rugulosus-Gläsern 
sammeln. Die von Herrn Prof. Wolff für rugulosus in Bromberg 
festgestellte Art Chiropachys colon L. (vergl. Max Wolff, Zur 
Kenntnis der natürlichen Feinde von Scolytus rugulosus Rtzb., 
Mitteilgn. a. d. Kaiser-Wilhelm-Inst. Bromberg, Bd. I, 1908) 
befand sich nicht darunter. 

Scolytus multistriatus Marsh. beobachtete ich in der sehr 
heißen Campidano-Ebene auf Sardinien, in der Nähe von Oristano, 
an Ulmus. Von dieser Art — in diesem Klima — fand ich die 
ausgewachsenen Tiere und die Larven verschiedenster Alters- 
stadien den ganzen Winter über bis Anfang April (letzte Beob- 
achtungsnotiz). 


Eberswalde, Dezember 1915. 


Dr. Anton Krausse: Hexapodologische Notizen. 157 


Hexapodologische Notizen. 
(Il; 19—37.) 
Von 


Dr. Anton Krausse in Eberswalde. 
Mit 7 Figuren im Text. 


(19.) Hym. — In den dem Walde zugelegenen Straßen von 
Eberswalde waren im Sommer zum Ärger der Hausbesitzer zahl- 
reiche Grabwespennestereingänge zwischen den Pflastersteinen 
zu beobachten. Am 5. Juni fing ich einige Exemplare an der Ecke 
der Gerichts- und Schweizerstraße. Es handelte sich um Oxybelus 
uniglumis L., eine der gewöhnlichsten Arten der Sphegiden (Cra- 
broniden). In der Nähe der Nesteingänge fand ich zwei verschiedene 
Fliegen, lebend, die eine konnte als Ophyra leucostoma Wd. bestimmt 
werden; ferner eine tote Honigbiene. Im Fluge brachte ein Weibchen 
eine ziemlich große Tachine. — Nicht weit davon, in der Schweizer- 
straße, sah ich eine größere Anzahl Apiden tief auf dem Pflaster 
schwärmen, an demselben Tage; diese Art stellte sich als Sdhecodes 
rufescens Fourcr. heraus. Ebenda, an denselben Eingängen, trieb 
sich eine Mutilla herum: Mautilla rufipes F. Von wem die Löcher 
in diesem Falle ursprünglich stammten, weiß ich nicht. An einer 
Stelle hatten Ameisen die Gelegenheit zum Einziehen benutzt: 
Lasius niger (L.), der überall vorhanden ist. 


(20.) Protura.. — Von Deutschland sind bisher nur wenige 
Fundorte von Vertretern dieser interessanten, erst vor nicht langer 
Zeit in Italien entdeckten Insektenordnung bekannt. Heinrich 
Prell führt — ‚Deutsche Proturen‘, Verh. d. Deutsch. Zool. Ges. 
auf der XXIII. Jahresvers. zu Bremen, 1913 — vier Arten an: 


Eosentomon germanicum Prell 
Eosentomon transitorium Berlese 
Acerentomon Doderoi Silvestri 
? Acerentulus tiarneus Berlese. 


Ich suchte hier bei Eberswalde nach Proturen und fand im April 
und Mai einige wenige Exemplare auf den Leuenberger Wiesen. 
Herr Dr. Prell war so freundlich, dieselben zu untersuchen; sein 
Resultat dürfte nicht uninteressant sein (i. 1. August 1915): ‚Das 
Eosentomon ist vermutlich identisch mit dem von mir beschrie- 
benen, recht variablen E. germanicum, das seinerseits wohl nur 
eine Rasse von E. Ribagai Berlese sein dürfte. — Bei dem Aceren- 
tulus wage ich kein definitives Urteil zu geben. Das Tier ist iden- 
tisch mit dem Acerentulus, welchen Korsakow bei München ge- 
fangen hat. Leider ist es mir nicht möglich gewesen, von Berlese 
Vergleichsmaterial seiner Acerentulus-Arten zu erhalten, und so 
muß ich die Identifizierung mit Acerentulus tiarneus Berlese, die 
Korsakow aussprach, als noch nicht sicher erwiesen bezeichnen, 


9. Heft 


158 Dr. Anton Krausse: 
obschon sie mir recht wahrscheinlich ist“. — Es ist merkwürdig, 
daß die — stellenweise häufigen — Proturen bei uns solange über- 
sehen worden sind; vermutlich sind sie meist als Larven (von 
Thrips etc.) angesehen worden. 

Auf Sardinien fand ich ein Protur bei Sorgono am Rande des 
Gennargentu, ein Acerentomon, jedenfalls A. Doderoi Berlese. 


(21.) Technisches. — Ein neuer Objektträger besonders für 
entomologische Zwecke. Will man, zumal größere Objekte, bei 
stärkeren Vergrößerungen von oben und unten mikroskopisch 
untersuchen, muß man als Objektträger ein größeres Deckglas 
nehmen. Diese Präparate sind recht empfindlich, zerbrechlich, 
schwer festzuklemmen, unbequem aufzubewahren, da die bisherigen 
käuflichen Mappen für solche Formate nicht eingerichtet sind. 
Ich habe deshalb — bei Dr. Bender und Dr. Hobein in München — 
Objektträger aus Metall herstellen lassen. Ihre Form ist leicht aus 
der Fig. 1 zu ersehen. Das zwischen zwei kleinen Deckgläsern 


Fig. 1. 


liegende Objekt ist gut geschützt, man kann den Objektträger 
von oben und unten festklemmen, die Formate sind dieselben, 
wie die der Objektträger aus Glas, so daß man die Mappen 
mit den üblichen Formaten verwenden kann. Das eine Deck- 
glas kann man mit Kanadabalsam, mit Wachs, das man er- 
wärmt, usw. auf dem Metallobjektträger befestigten. Diese Prä- 
parate sind besonders vorteilhaft, wenn es sich um Unica von 
Objekten handelt, die von oben und unten studiert und photo- 
graphiert werden sollen. 


Es ist auch möglich, Objekte (wie kleine Schlupfwespen, 
Milben) trocken aufzukleben, das zweite Deckglas fällt dann weg; 
man erspart sich so das Aufspießen oder Aufkleben auf zu nadelnde 
Zettel und kann derartige Objekte mit der Lupe von oben und 
unten betrachten. 

Die mir vorliegenden Objektträger sind aus Messing; vielleicht 
eignet sich anderes Material noch besser. 

Notizen kann man leicht mit einer starken Nadel einritzen, 
das Aufkleben von Zetteln fällt dann weg. 

Fig. 1 zeigt den Objektträger schräg von oben skizziert. 

(22.) Orth. — Am 8. August hatte ich ein Weibchen von 
Decticus verrucivorus L. eingezwingert, am 9. ein Weibchen von 
Leptura rubra L. in dasselbe Glas gesetzt. Am Morgen des 10. 


Hexapodologische Notizen. 159 


war der Käfer vollständig aufgefressen, nur die Elytren und einige 
Beinfragmente waren übrig. 

(23.) Lit. — Gelegentlich der Benutzung der von Dr. P. 
Brohmer herausgegebenen „Fauna von Deutschland“ — 
„Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt‘; Verlag von 
Quelle und Meyer, Leipzig, 1914 — machte ich verschiedene un- 
liebsame Beobachtungen. So vermisse ich a. e. die Insekten- 
Ordnung der Protura (Myrientoma Berlese) ganz. Die Bearbeitung 
der Trombidiiden ist gänzlich oberflächlich und irreführend. — 
Der Grundgedanke der Fauna ist vorzüglich. Was indes a. e. bei 
Garckes und Wünsches berühmten Floren möglich, ist hier nicht 
erreichbar. Es wäre ein großer Gewinn, bekämen wir ein zusammen- 
fassendes Werk im Rahmen des genannten, das zunächst nur bis 
zu den Familien und Subfamilien führte. Hier müßten unter aus- 
giebiger Beigabe von Figuren besonders alle termini technici 
erläutert werden, so daß auch der Anfänger die Familien, Sub- 
familien und ev. Gattungsgruppen wirklich leicht und exakt be- 
stimmen könnte. 

Würde man dieser Bearbeitung dieser Gruppen ein ausführ- 
liches Literaturverzeichnis — besonders der zusammenfassenden 
Arbeiten — hinzufügen, so daß jeder daraufhin weiter kommen 
könnte, wäre schon viel getan. Die weitere Bearbeitung zahlreicher 
Familien, ganzer Ordnungen wäre überflüssig, da für viele Gruppen 
längst gute Bearbeitungen vorliegen, ich brauche wohl kaum an 
die Käfer, Schmetterlinge zu erinnern, zusammenhängende Ar- 
beiten über andere Gruppen sind geplant (vide a. a. Schröder: 

„Insekten Mitteleuropas besonders Deutschlands“). Gerade für 
den gedachten Kreis wäre das das wichtigste. Übung im Bestimmen 
erzielte man auch zunächst nur bis zu den größeren Gruppen 
herabgehend.. — Annoch nicht zusammenhängend bearbeitete 
Familien wären dann zu bearbeiten. Jede Familie aber gäbe ein 
Buch für sich. — Von Wichtigkeit wäre schließlich, würden zu 
jeder Familie noch die betroffenen Spezialisten genannt. 

Ein solches Werk würde Freude machen, nicht bloß an Schulen, 
und — würde Absatz finden. .. 

(24.) Orth. — Am 30. Oktober (1915) brachte mir meine Frau 
eine große Anzahl Heuschrecken (meist Weibchen) und berichtete 
über eine eigenartige Erscheinung: rings um den Eichen — in der 
Nähe von Eberswalde — lägen in Mengen diese Heuschrecken; 
jedenfalls seien sie infolge der abnormen Kälte gestorben und von 
den Eichen herabgefallen. Die Determination — nach Tümpel — 
ergab Meconema varıum F., das auf Eichen und Linden lebt. Die 
Tiere sind durch die plötzliche hohe Kälte überrascht worden, die 
wir in diesen Tagen hatten und über die die Vossische Zeitung 
(31. Okt. 1915, No. 557) berichtet: ‚Die größte Winterkälte der 
Berliner Witterungsgeschichte haben uns die letzten Tage gebracht. 
Schon der Donnerstag war mit einem Tagesmittel von ungefähr 
— 1 Grad der kälteste Oktobertag, den Berlin seit dem Beginn der 


9. Heft 


160 Dr. Anton Krausse: 


regelmäßigen Temperaturbeobachtungen im Jahre 1701 (die 
215 jährige Beobachtungsreihe weist allerdings größere Lücken auf) 
jemals zu verzeichnen hatte; der Freitag hat aber jenen Mittelwert 
noch bedeutend übertroffen: sein Tagesmittel dürfte ungefähr — 
3 Grad betragen haben! Etwas Derartiges ist im Oktober voll- 
ständig unerhört, und das Kriegsjahr 1915 hat uns somit nicht nur 
den heißesten Junitag, sondern auch den kältesten Oktobertag der 
letzten 200 Jahre und wahrscheinlich obendrein des ganzen 20. 
Jahrhunderts gebracht... .“ 

Nach Tümpel soll die Art trotz der Flügel nicht fliegen; auf 
dem Boden sieht man sie jedenfalls nur selten, unter der dies- 
jährigen Insektenausbeute von Eberswalde fand ich nur ein 
Männchen. — 

Etwas irreführend ist die Angabe in Brohmers Fauna, daß 
die Antennen ‚schwarz‘ geringelt seien; sie sind braun geringelt, 
könnte man besser sagen. Tümpel sagt, die Antennen seien ‚‚hell- 
grün, mit entfernten braunen Punkten, sehr lang, zerbrechlich‘“. 
Herr Oberleutnant Wegener war so freundlich, mir über diesen 
Punkt zu schreiben (i. 1. 5. Nov. 1915): ‚‚Besonders an den Enden 
der dünnsten Stücke, also an den Bruchstellen des Fühlers sind 
die dunklen Ringe deutlich zu erkennen. Es scheint fast so, als 
ob die Fühler an diesen dunklen Ringen noch leichter brechen als 
an den anderen Stellen. Brunner von Wattenwyl sagt in seinem 
Prodromus der Europäischen Orthopteren (pag. 296): ‚Antennae 
longissimae, fragiles, punctis nodulosis, fuscis, valde distantibus 
(circiter 7) signatae“. Das deckt sich also so ziemlich mit der 
Angabe von Tümpel. Die Meconema varium Fabr. meiner Samm- 
lung zeigen Fühler von etwa 25 mm Länge, auf denen sich 6 oder 
7 etwas knotig verdickte und angedunkelte Flecke befinden.‘ 


(25.) Hym. — Formicoxenus nitidulus Nyl. fand ich bei Ebers- 
walde in den Baumstümpfen, um die zumeist die Nester der 
Formica rufa L. angelegt sind. Diese Baumstümpfe, in die Formica 
rufa L. große Kammern nagt, findet man meist nur in Resten, 
tief in den Ameisenhaufen. — Von Formicoxenus % sagt Andre 
(Species des Hyme&nopteres, 1886): ‚Chez quelques individus on 
apercoit des traces d’ocelles“. H. Stitz (In: Insekten Mitteleuropas, 
Stuttgart 1914): ‚‚Ozellen fehlen“. Bei einem Exemplar, das ich 
mikroskopisch untersuchte, waren die Ozellen sehr deutlich, nur 
die Linsen waren nicht hervorgewölbt. Jedenfalls kann man nicht 
einfach sagen, daß die ‚„Ozellen fehlen“. 


(26.) Dipt. — Gelegentlich bei Eberswalde gefangene Dipteren, 
zumeist von Herrn L. Oldenberg determiniert: 


Echinomyia fera L. Leptis scolopbaea L. 25. Mai. 
Gonia divisa Mg. Bibio laniger Mg. 7. April, 8.Mai. 
Phaonia scutellaris Fl. Bibio hortulanus L. 8. Mai. 
Hemipenthes morio L. Bibio marci L. 12. Mai. 


Hydrotaea vellutina. Xiphura atrata L. 28. Mai. 


Hexapodologische Notizen. 


Syritta Pipiens ib 

Syrphus nitidicollis Mg. 20. Mai. 

Laphria flava L. 

Mydaea fratercula Ztt. 

Moydaea duplicata Mg. 

Mydaea impunctata Fl. 

Tabanus maculicornis. 3. Juni. 

Hippobosca equina L. 9. Juni. 

Asilus (Neoctamus) cyanurus Lw. 
3. Juni. 

Asılus (Lophonotus) trigonus Mg. 


Asilus(Pomponerus)germanicusL. 


Rhadiurgus variabilis F. 
Chrysotoxum festivum L. 1. Juni. 
Xylomyia marginata Mg. 
Calliophora erythrocephala Mg. 


161 


Ophyra leucostoma Wd. 
Sapromyza anisodactyla Loew 
Sapromyza plumicornis Fall. 
Sapromyza pallidiventris Fall. 
Muscina stabulans Fall. 
Lauxania aenea Fall. 
Dolichopus acuticornis Wd. 
Dolichopus confusus Zett. 
Chrysosoma Wiedemanni Fall. 
Chrysosoma lobipes Mg. 

Empis tesselata F. 5. April. 
Lasiopogon cinctus Fbr. 8. Mai. 
Dioctria rufipes Dg. | 
Dioctria hyalibennis Fbr. 
Pachyrrhina lineata Scop. 
Thereva nobilitata F. 


Scatobhaga (Scopeuma) sterco- | Thereva subfasciata Sch. 
yaria L. Thereva annulata F. 
(27.) Hym. — Vor kurzem berichtete ich einiges über Lasius 


fuliginosus Latr. (‚Über ein Nest des Lasius fuliginosus Latr.“ 
Archiv für Naturgesch. 1915). Es behauptet Nüsslin (Leit- 
faden der Forstinsektenkunde, 1913), daß diese Ameise sich ver- 
dient mache durch ‚‚Aufzehren verwesender Substanzen“, durch 
Umwandlung vermodernder Pflanzensubstanz in Bodennährstoffe‘“. 
Wie ich schon 1. c. berichtet, ist diese Lasiusart hauptsächlich be- 
ständig auf der Suche nach Blattläusen, verzehrt aber auch andere 
Insekten etc.; pflanzliche Stoffe verzehrt sie aber nicht. Die 
Kartonfabrikation hat mit dem Fressen nichts zu tun! — In der 
neuesten Ausgabe des „Brehm“ sagt Heymons richtig: ‚Die 
(Schwarzglänzenden (Ameisen) sind eifrige ° Blattlausverehrer. 
Blattlaushonig bildet die Hauptkost, doch verschmähen diese 
Ameisen auch tierische Nahrung nicht, und man findet sie daher 
auch manchmal damit beschäftigt, einen Käfer oder Beute ähnlicher 
Art zu skelettieren.‘ 


(28.) Lep. — Hinsichtlich des eigenartigen Verschwindens von 
Aporia crataegi bei uns, teilt mir i. 1. 1916 Herr Oberlehrer Hiller 
zu Rosswein in Sachsen einige Notizen mit, die den Lepidoptero- 
logen interessieren werden; er schreibt :,, Auch hier ist das Tier fast 
verschwunden. Nach der ‚Großschmetterlings-Fauna von Sachsen“ 
(Iris, Dresden) ist Adoria crataegi in Sachsen 1889 häufig, z. T. 
gemein gewesen; auch 1891 war das Tier in der Dresdener Gegend 
häufig. Ich habe im Juni 1908 in Rosswein ein Exemplar beob- 
achtet und 1909 wurden einem hiesigen Sammler 8 Raupen ge- 
bracht, aus denen er die Falter zog; 1 Stück in meiner Sammlung. 
Woher nach so langer Zeit das Tier auf einmal wieder herkommt, 
ist wunderbar. Sollte etwa durch verschickte Obstbäume oder 
Sträucher das Tier wieder einwandern? Sehr häufig scheint es 
Archiy für Naturgeschichte 

1915. A. 9. ll 9. Heit 


162 Dr. Anton Krausse: 


noch in Böhmen zu sein. Ich habe vor einigen Jahren Nester aus 
Königsgrätz bezogen.“ 

(29.) Lit. — Eine — verzeihliche — Namenverwechslung 

möchte ich hier feststellen. In seinem hervorragenden Buche 

„Gli insetti“ (Band I) verwechselt Berlese oder besser wirft zu- 
sammen H. A. Krauss’und A. H. Krausse. In seinem Indice degli 
antori ist deshalb pag. 999 so zu korrigieren: Krauss H. A. — 
(Gd.), 555; (MI), 719. Krausse A. H. — (S), 980. 

- (30.) Lep. — Nach alter Gewohnheit sammelte ich (im Sommer 
1915) auch gelegentlich die Lepidopteren bei Eberswalde. Vielleicht 
hat eine Liste — besonders der Microlepidopteren, die zum größten 
Teil mein verehrter Lehrer Herr Prof. Petry-Nordhausen bestimmt 


hat — für diesen oder jenen Leser gelegentlich Interesse. — 
In allernächster Umgebung von Eberswalde, teilweise in der 


Stadt selber, fing ich: 


Catachysta lemnata L. (In einem Aquarium des Laboratoriums.) 


Semioscopis avellanella Hb. 
Acalla niveana FE. 

Larentia montanalta Schiff. 
Pleurota bicostella Cl. 
Incurvaria pectinea Hw. 
Carpocapsa pomonella L. 
Homoeosoma nimbella Z. 
Endotricha flammealıs Schiff. 
Adela viridella Sc. 


Nemophora Swammerdamella L. 


Larentia ferrugata CI. 
Minoa marinata Sc. 
Ornix sp. 


Cacoecia rosana L. 

Aglossa pinguinalis L. 

Bucculatrix ulmella sircomella 
Stt. 

Ephestia elutella Hb. (Aus einer 
Kirsche gezogen.) 

Thalera putata L. 

Timandra amata L. 

Acidalia immorata L. 

Deilinia pusaria L. 

Phasiane clathrata L. 

Ematurga atomaria L. 

Bupalus piniarius L. 


In der Nähe von Sommerfelde (etwa 3 km von Eberswalde) 


gefangen: 

Euclidia mi |. 
Metrocampa margaritata L. 
Emmelia trabealis Sc. 
Larentia montanata Sch. 
Semiothisa notata L. 
Erastria uncula Cl. 
Deilinia pusaria L. 
Olethreutes arcuella Cl. 
Minoa murinata Sc. 
Acidalia immorata L. 
Pechipogon barbalıs Cl. 
Crambus pratellus L. 
Larentia sociata Bkh. 
Olethreutes variegana Hb. 
Epione advenaria Hb. 
Acidalia pallidaia Bkh. 


Acidalia fumata Stph. 
Larentia ocellata L. 

Crambus hortuellus Hb. 
Pionea pandalis Hb. 
Crambus hortuellus cesditellusHb. 
Eucosmia undulata L. 
Larentia tristata L. 

Abraxas marginalta L. 
Crambus luteellus Sch. 
Phasiana clathrata L. 
Drepana falcataria L. 
Acidaha ornata Sc. 

Crambus pascuellus L. 
Larentia truncata Hufn. 
Asthena candidata Sch. 
Anisotaenia rechifasciana Hw. 


Hexapodologische Notizen. 163 


Olethreutes rivulana Sc. Melitaea athalia R. 
Spilosoma urticae Esp. Macroglossum fusciforme L. 
Hylophila prasinana L. Sphinx pinastri L. 
Ephestia elutella Hb. Catocala nubta L. 
Thamnonoma bruneata Thnbg. | Dasychira pudipunda L. 
Diacrisia sanio L. Leucoma salicis L. 
Cacoecia lecheana L. Scohopteryx hibatrix L. 
Ephyra linearia Hb. Mamestra persicariae L. 
Olethreutes sororculana Zett. Euplexia lucidara. 

Lythria purpuraria L. Dentrolimus pini L. 
Cheimatobia brumata L. Agrotis segetum Sch. 

Ino statices L. Hadena monoglypha Hufn. 
Sarrothripus revayana SC. Pieris napi L. 
Borkhausenia Schaefferella L. Pieris brassicae L. 
Argynnis selene Sch. Euchloe cardamines L. 
Coenonympha pamphilus L. Leptidia sinapis L. 
Adopaea ihaumas Hufn. Colias hyale L. 
Polyommatus phlaeas L. Melanargia galathea L. 
Hesderia malvae L. Aphantopus hyderanthus L. 
Chrysobhanus dorilis Hufn. Chrysobhanus virgaureae L. 
Epinephele jurtina L. Arachnia levana L. 


Am Rande der Sümpfe des Plagefenns (bei Chorin) fing ich 

zwei Arten, die dort in großer Anzahl vertreten waren: 
Coenonympha arcania L. Argynnis aglava L. 

(31.) Hym. — Zwecks Bestimmung einer Chalcididenart 
— Eucomys scutellata Swed. — hatte ich verschiedene Zeichnungen 
angefertigt, die hier wiederzugeben vielleicht nicht zwecklos ist. 
[Der Zoologe würde nach Schmiedeknecht (‚Die Hym. Mittel- 
europas‘“ 1907) und nach Brohmers Fauna, wenn ihm diese Art 
. vorliegt, nicht einmal auf die Chalcididae gelangen! Denn nach 
-diesen Büchern wird der Anschein erweckt, als ob die Chalcididen 
immer sofort an dem Vorhandensein der Ringelglieder — das 
immer als Charakteristikum dieser Gruppe hingestellt wird — 
erkannt würden; es wird gänzlich verschwiegen, daß diese annelli 
auch fehlen können !] 

In Fig. 2 sind die interessanten (annellilosen) Antennen der 
genannten Encyrtinenart dargestellt, in Fig. 3 die Endglieder der 
Antenne. 


a 


(una el SE ER] 
Fig. 2. Fig. 3. Endglieder d. Antenne; 9. 
Antenne; 9. Ein Teilstrich = 10 u. Ein Teilstrich — 10 u. 


11* 9. Heft 


164 Dr. Anton Kräusse: 


In Fig. 4’habe ich den 'Vorderflügel, in Fig. 5 den’ Hinterflügel 
skizziert; Fig. 6 stellt den tibiotarsalen Putzapparat (gegabelter 
Dorn) dar, Fig. 7 den Haftapparat an dem Hinterflügelvoörder- 
rande. 


(32:) Lep. — Vor kurzem berichtete ich über die Limacodiden 
bei Eberswalde (im ‚Archiv f. Nat.‘“); ich kann jetzt noch hinzu- 
fügen, daß aus den im geheizten Laboratorium aufbewahrten Kokons 
vom Herbst 1915. die erste Imago von Heterogenea asella am 


Ye TERN Een . R Ö 


Fig. ku kn. Fig. 5. 
Ein Teilstrich = 50 u. Ein Teilstrich — 504. 


Fig: 6. 3 Fig. 2% a: 
Ein Teilstrich = 10 u. Ein Teilstrich — 10 u. 


5. Februar 1916 ausschlüpfte. Oft sollen die Limacodiden ‚,‚über- 
liegen“, d. h. erst nach der zweiten Überwinterung schlüpfen. 
Von den Ende Oktober 1915 hier eingetragenen Raupen von 
Dasychira pudibunda erhielt ich die ersten Imagines am 12. De- 
zember 1915, eine zweite Gruppe schlüpfte am 1. Jan. 1916. Die 
Tiere wurden ebenfalls im geheizten Laboratorium aufbewahrt. 
(33.) Het. — Nach einigen Berichten können die Bettwanzen 
beträchtlich lange hungern (Brehm, Insektenband von Heymons). 
Mir ist es bisher nicht gelungen, die Wanzen — in Gläsern und 
Kästen — länger als vierzehn Tage am Leben zu erhalten. Auch 
mein Freund Dr. med. Richard Meyer-Nordhausen bestätigte mir, 


Hexapodologische Notizen. 165 


daß seine Tiere nie länger als drei Wochen am Leben blieben. 
Jedenfalls müssen. besonders günstige Umstände herrschen, wenn 
die Wanzen lange hungern sollen (Temperatur etc. dürften von 
größter Bedeutung sein, ebenso Alter und vorhergegangene Er- 
nährung). 

Daß, wie man Taschenberg berichtet hatte, es gegen die Wanzen 
hilft, wenn man nächtlicherweise helles Licht brennen läßt, stimmt. 
Besonders die an der Decke des Zimmers befindlichen Tiere, die 
sich nachts auf den Schläfer herunterfallen lassen — eine auch 
dem Entomologen peinliche Sache —, kommen dann nicht aus ihren 
Verstecken hervor. 

Jeder, der unter die Wanzen gerät, sinnt verzweifelt auf Ab- 
wehr. Ich erinnere a. e. an die Hemdhose, die österreichische 
Entomologen auf der Balkanhalbinsel erfanden, ich glaube Prof. 
Netolitzky war es; sie umschließt den Körper vollkommen, der 
Schläfer ist darin vollkommen enzystiert, die einzige Stelle, am 
Hals, wo die Tiere eindringen könnten, wird exakt mit reichlichem 
Insektenpulver versehen. Ungemütlich dürfte es freilich darin sein. 

Eine Methode kann ich dem Leser anführen, die einen vor 
diesen ekelhaften Hexapoden bewahrt, wenn es darauf ankommt, 
nach anstrengenden Exkursionen einmal tief zu schlafen. Man 
präpariert sich ein Nachthemd mit dem Saft aus dem Stiefel 
seiner Tabakspfeife, möglichst zahlreiche Stellen damit zart 
betupfend (damit es nicht direkt feucht wird); außerdem — vor- 
ausgesetzt, daß keine kleinen Wunden vorhanden — reibt man 
sich mit minimalen OQuantitäten Hals, Handgelenke und Hand- 
rücken (die von den Peinigern bevorzugten Stellen) ein. Wie 
zahlreichen anderen Insekten ist auch den Wanzen dieser Saft 
höchst zuwider. Und man schläft unbelästigt. Allerdings ist 
manchem der Tabaksduft ebenso peinlich, wie die Wanzen selber 
(ich erinnere a. e. an Goethes schönen Vers). 

Die Empfindlichkeit gegen den Wanzenstich ist bei den ein- 
zelnen Menschen sehr verschieden. Die Bewohner eines Hauses 
— in Sardinien — beachteten die cimici gar nicht, obschon es da 
niegesehene Mengen gab, so daß ich in Kürze 1, Liter etwa aus 
ihren Verstecken erhielt. Eine deutsche Dame dagegen, die von 
einem Exemplar einen Stich erhalten hatte, war ganz nervös und 
hielt das für ein großes Reiseunglück. 

Merkwürdigerweise begegneten mir diese Hexapoden auf 
meinen Reisen in Ober- und Mittel-Italien und auf Sardinien nur 
selten (nur einmal in Sassari, in Aritzo und in Sorgono auf Sar- 
dinien), dagegen hatte ich in Deutschland öfter das Malheur unter 
diese Peiniger zu geraten. 

(34.) Hym. — Gegen Stiche und BisseeuropäischerAmeisen 
bin ich bisher gänzlich gleichgiltig gewesen, um so interessanter 
war mir eine Notiz im „Ratgeber für Land- u. Hauswirtschaft“, 
„Wöchentl. Beilage zur Schneidemühler Zeitung“, Nr. 3, 21. Jan. 


9. Heft 


166 L. Oldenberg: 


1916: „Gegen Ameisenbiß ist das Eintauchen oder Betupfen der 
verletzten Stelle mit kalter Milch das beste Linderungsmittel“. 

(35.) Myrmeleon. — Nachtrag zu meinem Aufsatz über Myr- 
meleon europaeus M. L.: Die im Herbst eingetragenen Larven 
haben sich — im geheizten Laboratorium — nicht verpuppt, sie 
verhielten sich den Winter über still, jetzt Mitte Februar haben 
sie begonnen, von neuem ihre Trichter auszuwerfen. 

(36.) Lit. — Infolge des Ausgrabens — oft zweifelhafter — 
Namen (Prioritätsprinzip) begegnet man in der neuesten Literatur 
zahlreichen Genus- und Spezies-Namen, die einem gänzlich fremd 
sind, oft verbirgt sich darunter ein ganz bekanntes Tier, dessen 
früheren Namen man sich so eingeprägt, daß es einem schwer fällt, 
sich an den neuen zu gewöhnen. Es wäre für diese Übergangszeit 
sehr erwünscht, wenn die Schriftsteller hinter den neuen 
Namen (des Genus oder der Spezies) immer den alten noch hinzu- 
fügen würden. Etwas umständlich ist das schon, doch wäre es 
eine große Erleichterung. Am besten wäre es, wenn — vielleicht 
seitens der Deutschen Zoologischen Gesellschaft — eine einheitliche 
sofort auffallende Art von Klammern oder ein anderes graphisches 
Zeichen dafür eingeführt würde, wobei zu beachten, daß wir 
(gewöhnlich runde) Klammern, z. B. zur Bezeichnung: der Sub- 
genera anwenden. 

(37.) Lep. — Bei Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde, 
1913, p. 394, ist als Flugzeit für Hibernia leucophaearia Sch. Fe- 
bruar und März angegeben, bei Berge-Rebel, Schmetterlingsbuch, 
1910, p. 396, finde ich Februar bis April. Am Fuße des Kyffhäusers 
bei Kelbra flog diese Art (1915) im Januar und in den Straßen 
von Eberswalde fing ich an den Laternen sechs Exemplare am 
1. November (1915). 


Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.). 
Von 
L. Oldenberg in Berlin. 


1. Hilara perversa n. sp. 3%. 

Kleine, schwarze Art mit glänzendem Thorax und ziemlich 
mattem Hinterleib; durch ungewöhnlich schmale Flügel und ge- 
schwollene Vorderschenkel, dagegen ganz dünne Mittel- und Hinter- 
schenkel, sowie durch unverdickte Vorderfersen in beiden Ge- 
schlechtern ausgezeichnet. 

Kopf matt schwarz, unten kürzer, oben ziemlich lang behaart. 
Augen getrennt, neben den Fühlern mit kleiner Einkerbung und 
gleich großen Fazetten. Stirn des $ unten ungefähr von Fühler- 
breite, des @ wenig breiter. Fühler etwas länger als der Kopf. 


Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.). 167 


Mundteile rostbräunlich durchscheinend. Von den Tasterborsten 
ragt eine durch besondere Länge hervor. 

Thorax glänzend schwarz mit kaum merklicher Bereifung. 
Die a zweizeilig, ziemlich lang und fein, ihre Länge ungefähr gleich 
dem Abstande von den etwas längeren dc. Thoraxseiten leicht grau 
bestäubt, der Grund zuweilen stellenweise etwas rotbraun. Schild- 
chen vierborstig, das vordere Borstenpaar etwa halb so groß als 
das hintere. Schüppchen und Schwinger dunkel, Stiel der letzteren 
"am Grunde heller. Hinterleib plump, mattschwarz, beinahe glanzlos, 
mit zarter, dunkler Behaarung und Beborstung; die Ringe vorn zu- 
weilen rotbraun durchscheinend. Epipyg schwach glänzend, etwas 
zusammengedrückt, mäßig scharfkantig, vom Hinterleib sich wenig 
abhebend und wenig höher; die kurz schwarzhaarigen Seiten- 
lamellen stehen bei den vorliegenden Exemplaren oben nur wenig ab. 

Flügel den Hinterleib weit überragend, außergewöhnlich 
schmal mit flachem, schwach entwickeltem Flügellappen, ziemlich 
gebräunt, mit langem, dunkelbraunem Randmal. Obere Gabel- 
zinke am Grunde stark gewölbt, dann allmählich schwach S-förmig 
nach oben geschwungen. Diskoidalzelle ziemlich schmal, ihre 
obere Grenze meist kürzer als das Endstück der Diskoidalis, die 
ganze untere Grenze meist länger als das Endstück der Postikalis. 
Adern von gewöhnlicher Stärke. Analader viel schwächer als 
die übrigen, gewöhnlich kurz vor dem Flügelrande erlöschend; 
Axillarader ähnlich, noch undeutlicher. 

Beine schwarzbraun, rostfarbig durchscheinend, an den 
Hüften, Schenkelringen und Knien heller. Schenkel von seltsamer 
Entwicklung: nicht die hintersten sind verdickt, wie bei manchen 
Hilara-Arten, sondern die vordersten sind stark geschwollen, 
während die hinteren Paare auffallend dünn bleiben; hierdurch 
wird die Art in beiden Geschlechtern gut gekennzeichnet. Die 
Vorderschenkel sind unten stark gewölbt bis auf das letzte, weniger 
verdickte Fünftel, welches fast ausgeschnitten erscheint. Die 
Vorderschiene beginnt dort mit einem gelenkartigen, kantigen 
Ansatz (wie er sich ähnlich an den Hinterschienen von Jemorella 
Zett. und verwandten Arten findet), der unterseits eine ganz un- 
scheinbare Hervorragung trägt, und ist ungefähr so lang wie der 
Schenkel. &: Die nicht erweiterte, dünne Vorderferse beträgt 
etwas mehr als die halbe Schienenlänge; zweites Fußglied etwa 
gleich der Hälfte des ersten; die beiden folgenden abnehmend 
kürzer, länger als breit. An den hinteren Beinen sind die Fersen 
höchstens halb so lang als die zugehörigen Schienen; sonst sind 
die Längenverhältnisse ähnlich. Letzteres auch beim 9; die 
Mittelfersen vielleicht noch kürzer. Hinterschenkel beider Ge- 
schlechter leicht gebogen. Behaarung der Beine ziemlich gleich- 
mäßig weichflaumig, an den Vorderschenkeln etwas auftallender; 
Mittelschenkel oben außen mit einer Reihe zarter Haarborsten; 
an den Hinterschienen treten einige stärker entwickelte Haare als 
Börstchenreihen nur_wenig hervor. 


9. Helt 


'168 L. Oldenberg: 


Gesamte Behaarung dunkel. Körperlänge: gegen 3 bis etwas 
über 3 mm. Flügellänge: bis gegen 4 mm. Ich fing 3$ und 72 bei 
Tatrafüred und im benachbarten Kohlbachtal in der Zeit vom 
95. bis 31. Juli 1901. | | 


2. Hilara caerulescens n. sp. 3%. 


Große Art mit dreistriemigem Thorax, mit interstincta Fall. 
nahe verwandt; von dieser durch matt blaugraue, beim & recht 
helle, beim @ mattere Bestäubung des Kopfes, Thorax und Hinter- 
leibs (nur letzterer beim @ schwach glänzend) und durch rein grau- 
gläserne Flügel (ohne jede gelbliche oder braune Beimischung), 
durch etwas breitere, fast kahle Vorderfersen des $ und durch 
ganz gerade, am Ende nur wenig verdickte Hinterschienen des 
verschieden; Schildchen meist sechsborstig. 

Kopf in der Ausbildung seiner Teile, in der Behaarung und 
Beborstung ganz ähnlich dem der interstincta. Die angegebene, 
für das & auffallend helle und dichte Bestäubung erstreckt sich 
auch auf den Hinterkopf. Augen des $ noch ein wenig breiter 
getrennt als bei z., neben den Fühlern mit ziemlich tiefem Einschnitt 
und gleichartigen Fazetten; Stirn unten erheblich breiter als die 
Fühlerbreite. Behaarung des Kopfes verhältnismäßig lang und 
dicht, die oberen Kopfborsten zart und lang. Je zwei lange, feine 
Orbitalborsten divergieren nach rechts und links. 

Der ganz matte, licht bläulichgrau bereifte Thorax trägt drei 
sehr deutliche, schwarzbraune, blaßgrau bereifte Striemen, deren 
mittlere, breiteste, vorn an der Präskutellargrube endet, während 
die äußeren, längeren erst in einiger Entfernung vor dem Schildchen 
verschwinden; zuweilen sind die äußeren etwas stärker markiert. 
a nach hinten zu ziemlich regelmäßig vierzeilig, dc einzeilig an der 
Innenseite der Außenstreifen, ganz hinten größer und weitläufiger, 
im vorderen Verlauf dichter und oft seitlich vermehrt, so daß aus 
der Reihe von Einzelborsten eine sehr schmale Zone wird. Hinter 
den Schultern sind Spuren je eines weiteren, unvollkommneren, 
über die Ouernahtgrube laufenden Streifens erkennbar. Behaarung 
und Beborstung des Thorax, wie auch des Hinterleibes, ungefähr 
mit 7. übereinstimmend, die Borsten scheinen jedoch etwas zarter 
und dünner. Brustseiten aschgrau bereift. Das sonst kahle Schild- 
chen trägt hinten beiderseits meist je 3 lange Randborsten, seltener 
4 auf einer oder beiden Seiten. Schüppchen blaßbraun, am Rande 
dunkelbraun mit bleichen Wimpern. Schwinger schwarzbraun mit 
etwas hellerem Stiel. Die schwarz geaderten Flügel beider Ge- 
schlechter sind rein grauglasartig; sie haben weder einen blaßgelben 
Farbenton, wie i. $ an der Basis, noch einen bräunlichen, wie ?. 2 
jenseits der Basis; Form und Aderung wie bei i. Hinterleib am 
Grunde ziemlich breit, nicht seitlich zusammengedrückt, beim $ 
‚durch die dichte, blaugraue Bestäubung viel lichter erscheinend 
als bei z., völlig matt, beim @ wenigstens etwas lichter als bei z, 
mit schwachem Glanz. Das schwarze, nur wenig glänzende Epipyg 


Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.). 169 


ist, ähnlich dem von :., seitlich zusammengedrückt, in der Längs- 
mitte scharfkantig, kurz schwarz behaart, mindestens so lang als 
der letzte Hinterleibsring, meist etwas länger erscheinend, entweder 
dem Hinterleibsende sich völlig anschließend oder kurz von ihm 
getrennt, dann mit gespreizten, am Ende scharfzähnigen Lamellen, 
welche seitlich und oben den Hinterleib überragen; es ist nicht 
ganz so klein als bei ;. Beine von den Hüften ab schwarz, reichlich 
grau bereift, daher nur wenig glänzend; höchstens unter den 
Knieen und an den äußersten Schienenanfängen ein wenig rost- 
braun. Vorder- und Mittelhüften vorn reichlich behaart, Hinter- 
hüften mit spärlichen Haaren. &: Vorderschenkel oben mit etwas 
längerer, unten rückseits mit deutlich längerer, dichterer Behaarung. 
Mittelschenkel unten rückseits mit etwas längeren, dichteren, vorn 
mit noch längeren, weitläufigen Haarborsten. Hinterschenkel 
schwach gebogen, die Behaarung oben und unten vorn etwas länger, 
hier gegen Ende mit einigen Börstchen. Beborstung der Schienen 
ungefähr wie bei :., nur etwas kürzer und schwächer: (die der 
Mittelschienen dürftig, die der beiden anderen Paare reichlich in 
ein paar Reihen). 2: Schenkel- und Schienenbeborstung ähnlich, 
nurschwächer. &: Vorderferse etwas dicker als bei ., doch schlanker 
als bei Pilosa Zett. und scrobiculata Löw, und noch immer schmal 
zylindrisch zu nennen (wohl dreimal so lang als breit), merklich 
kürzer als die Schiene, borstenlos, sehr kurzhaarig und fast kahl 
erscheinend; auf der Oberseite, besonders am Ende, mit etwas 
längeren Härchen, die jedoch wenig auffallen. Die Vorderferse ist 
etwa so lang wie die folgenden Glieder zusammen; Glied 2 bis 4 
nehmen an Länge allmählich ab; alle Glieder des Vorderfußes sind 
länger als breit.. Im übrigen gelten für die Gliederung der Beine 
ungefähr dieselben Längenverhältnisse wie bei :., auch beim 9. 

Behaarung und Beborstung des gesamten Tieres mit Ausnahme 
der Schüppchenwimpern dunkel. Körperlänge gegen 5 bis über 5 
(9: reichlich 4) mm. 

Ich fing 16 $ und 1 ? im Tschamintal (Tiroler Dolomiten) in 
der Zeit vom 11. bis 26. Juni 1914, 1300 bis 1400 m hoch; dort 
kreisten die Tiere dicht über Wasserlachen an überfluteten Stellen 
des Weges und an Tümpeln des Tschaminbachs. 

Anm. Ähnlich ist auch scrobiculata Lw. Diese ist durchschnitt- 
lich etwas kleiner, hat ein größeres Epipyg und plumpere Beine 
mit dickeren Vorderfersen des $, die auch im Verhältnis zur Schiene 
etwas länger sind; außerdem viel dunkler: Thorax und Hinterleib 
sind bräunlich bestäubt, die Thoraxstriemen weniger ausgeprägt, 
der ganze Kopf ist tiefschwarz, nur mit schwacher bräunlichgrauer 
Bestäubung (am meisten im Gesicht); Schildchen meist nur vier- 
borstig; scr. @ ist noch durch etwas breitgedrückte und gebogene 
Hinterschienen verschieden. 

H. pilosa Zett. zeichnet sich ebenfalls durch andere, dunklere 
Körperfärbung aus, durch weniger auffallende Thoraxstriemen, 
etwas größeres Epipyg, dunklere, meist gebräunte Flügel; das $ 


9. Heft 


170 L. Oldenberg: 


überdies durch breitere, im Verhältnis zur Schiene längere Vorder- 
fersen, welche einige Endborsten tragen. 

H. coerulea Beck. (1 2, das ich vergleichen konnte, von St. 
Moritz) ist mit der neuen Art nicht identisch, sondern scheint ein heller 
gefärbt gewesenes Exemplar der scrobiculata zu sein, mit der sie 
plastisch und in der Flügelfärbung übereinstimmt, soweit ich 
sehen kann; diese Synonymie nahm auch Strobl an. 


3. Hilara coraeina n. sp. 3%. 


Von der verwandten H. paludosa Beck. verschieden. durch 
mattschwarzen, schwächer behaarten Hinterleib, etwas geschwärzte 
Flügel beider Geschlechter, durch kürzere Behaarung der hinteren 
Beine (namentlich der Hinterschienen) des & und einfache Hinter- 
schienen des 9. 

Kopf tiefschwarz, matt, mit zarter Behaarung und Beborstung; 
die obersten Kopfborsten etwa so lang wie die obere Stirnbreite. 
Stirn unten etwas breiter als die Fühlerbreite. Augen neben den 
Fühlern mit Einschnitt und gleichartigen Fazetten. Orbitalborsten 
schwach. Länge des Rüssels normal. 

Thorax ganz wie bei daludosa und bivittata gefärbt: ziemlich 
matt schwarz, mit nur geringem Glanz, mit dreischwarzen Striemen, 
deren mittlere fast doppelt so breit ist wie die äußeren; die beiden 
schmalen, unbehaarten Zwischenräume (demnächst auch die Par- 
tien jenseits der de) tragen dichtere und lebhaftere, graubraune 
Bestäubung als die drei behaarten Streifen, so daß jene meist heller 
hervortreten. a vierzeilig, dc einzeilig, hinten weitläufig und länger, 
sonst dicht, fein und kurz, vorn ungefähr so lang wie die a, gleich 
der Breite der helleren Zwischenstriemen. Schildchen in der Regel 
vierborstig. Brustseiten ein wenig gelbgrau, nach unten hin mehr 
hellgrau bestäubt. Schwinger tief schwarzbraun mit dunklem Stiel; 
Schüppchen im Randteil ebenfalls, dunkel gewimpert, im Basalteil 
etwas blasser. Flügel in Form und Aderung wie longevittata Z. 
und andermattensis Stbl., blaß schwärzlich getrübt, beim $ an der 
Basis etwas blasser, nach dem Ende hin stärker verdunkelt. 

Hinterleib plump, tiefschwarz, so gut wie glanzlos, mit sehr 
schwacher, zarter Behaarung (viel schwächer als bei ?al.), die nur 
vorn etwas länger ist; Randborsten der Ringe ebenfalls sehr zart, 
kaum aus der Behaarung hervortretend. Bauch fast kahl. Epipyg 
schwarz, sich dem Hinterleibsende mit gleicher Höhe anschließend, 
zuweilen auch kurz gestielt erscheinend, oben mit gespreizten, 
etwas glänzenden, das Ende nicht oder wenig überragenden, kurz- 
haarigen Lamellen, welche hinten eine stumpfere, vorn oben eine 
schärfere Ecke aufweisen. 

Beine ganz schwarz, dünn grau bereift mit mäßigem Glanz, 
höchstens unter den Knieen und an den Schienenanfängen in ge- 
ringem Umfang rostbraun durchschimmernd. Hüften mit mäßiger, 
kurzer Behaarung, die an den mittleren am dichtesten, an den 
hintersten am spärlichsten ist. Behaarung der Beine schwach, 
kürzer als bei daludosa. 


Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.). y 


&: Schenkel etwas geschwollen (mehr als bei pal.), besonders 
die vorderen Paare. Vorderschenkel außen etwas länger behaart, 
Mittelschenkel vorn unten mit längeren, Hinterschenkel dort mit 
ungleichen kürzeren Börstchen, gegen Ende der Hinterschenkel 
vorn mehr nach oben hin eine einzelne kleine Borste. Vorderschiene 
nach dem Ende hin allmählich dicker werdend, außen etwas länger 
behaart als innen, mit einigen zweireihigen, die Behaarung über- 
ragenden Börstchen, das Endpaar der letzteren länger. Vorder- 
ferse von etwa °/; der Schienenlänge, so schmal wie bei daludosa 
(die Anfangsbreite beträgt nur ungefähr das Anderthalbfache der 
Dicke des Schienenendes), mit unterseits sehr kurzer, oberseits 
etwas längerer, hier in schwache Börstchenhaare übergehender 
Behaarung, etwa so lang wie die übrigen vier Fußglieder zusammen; 
2. Glied kaum von 4, der Fersenlänge, etwa doppelt so lang wie 
breit, die beiden folgenden Glieder fast so breit wie lang. Mittel- 
schiene bis auf die Endbörstchen so gut wie kahl. Hinterschienen 
auch auf der Rückseite nur schwach behaart mit einigen Börstchen, 
welche nicht viel länger sind als die Schienendicke. Hintere Fersen 
kürzer als die halben Schienen, auch kürzer als die Summe der 
zugehörigen übrigen Tarsenglieder. Zweites Fußglied auch der 
hinteren Beine schlank, ungefähr halb so lang als die zugehörige 
Ferse. 

9: Schenkel dünner; die schmale, ziemlich kahle Vorderferse 
scheint etwas kürzer; die Hinterschienen sind nicht im ganzen 
Verlauf verbreitert, wie bei ?al., sondern verhältnismäßig dünn, 
nach dem Ende hin allmählich etwas verdickt; Beborstung der 
Hinterschienen sehr deutlich; im übrigen gelten ziemlich dieselben 
Angaben wie für die Beine des &. 

Behaarung und Beborstung des Tieres dunkel. Körperlänge 
3 bis über 3%, mm. 

Von nahestehenden Arten sind bivittata Strobl, longevittata 
Zett. und andermattensis Strobl durch zweizeilige a, die erstgenannte 
Art auch durch Kleinheit und plumpere Tarsen, die beiden letzt- 
genannten durch völlig glanzlosen Thorax verschieden. Die ähnlich 
gefärbte borealis m. hat zweizeilige a, viel kürzere a und dc, blassere 
Flügel, viel stärker erweiterte Vorderfersen beim &, und breitere, 
plattgedrückte Hinterschienen beim 9. 

Von der neuen Art fing ich 7 $und 1 Q am. und 7. Juni 1914 
bei Bozen am Ostabhang des Eisaktals, an dem vom Virgl nach 
Campenn führenden Waldwege. 


4. Hilara pilipes Zett. 


H. anomala Loew (Progr. Posen 1840, S. 19) ist nichts anderes 
als die echte, ältere pilides Zett. (Ins. lapp., 555. 5. 1838 u. Dipt. 
Scand. I. 346). Die Beschreibungen dieser recht charakteristischen 
Art stimmen bis auf Kleinigkeiten gut überein. Nicht besonders 
paßt Loew’s Bemerkung: ‚Vorderrandszelle bräunlichgelb, von 
einem gelblichen Randmal nur eine Spur“. In Wirklichkeit ist 


9. Heft 


172 IL. Oldenberg: Einige neue und alte Hilara-Arten (Dipt.). 


das Randmal meist gut ausgebildet, dunkel, der Flügel ziemlich 
gleichmäßig graubraun. Zetterstedt sagt: ‚thorace non vittato‘‘; 
doch bemerkt man bei genauer Betrachtung auf dem Thorax der 
meisten d zwei undeutliche, schmale, schwarze Striemen, welche 
den völlig deutlichen des 2 entsprechen. Dieses ist wesentlich 
heller gefärbt, der Thorax ist braun statt tiefschwarz; es ähnelt 
dem 2 von quadrivitiata Mg. Bei Berlin ist Silipes im Frühjahr 
nicht selten (3 im April und Mai, ? auch noch später), in manchen 
Jahren häufig; einige Exemplare beider Geschlechter fing ich auch 
bei Gellivare in Lappland (7. 1910). Von Frey, der Zetterstedt’s 
Typen gekannt hat, erhielt ich ein finnländisches Pärchen, das mit 
meinen Tieren vollkommen übereinstimmt; die Synonymie scheint 
daher gesichert. Ebenso ist Strobl’s Beschreibung von vier schle- 
sischen &, die er von Becker erhalten und als anomala beschrieben 
hat, zutreffend. Loew’s anomala-$ habe ich im Berliner Museum 
mit meinen und Frey’s Exemplaren verglichen. Die von Loew als 
„pilipes Mg.‘ bezettelten Hilaren stellen eine andere, mehr bräun- 
liche Art dar, welcher die dichte, wollige Behaarung der vorderen 
Beine fehlt; darum hat Loew die echte #ilides für neu gehalten 
und seine anomala daraus gemacht. Loews #ilides ist vermutlich 
dieselbe Art, welche auch Lundbeck als Zilides angesehen hat 
(Dipt. Dan. III. 1910, S. 171), und die von Frey als Lundbecki 
abgetrennt worden ist (Dipterenfauna Finnlands II. Hels. 1913 
S. 54), da sich unter Zetterstedt’s Typen zwei Arten unter diesem 
‚Namen vorfanden. 

5. Strobl hat unter dem Namen ‚Hilara Czernyi‘ zwei ganz 
verschiedene Arten beschrieben: erstens eine der cinereomicans 
ähnliche Art aus Algeciras (Span. Dipt. III. 1908, abgedr. in d. 
Vhdl. d. Zool.-Bot. Ges. Wien 1909, S. 176), zweitens eine steirische, 
der Braueri ähnliche Art (II. Nachtrag zu den Dipt. von Steiermark, 
Graz 1909, S. 69). Für letztere schlage ich daher den neuen Namen 
borealis vor. 

Ich fand diese Art nicht nur in den Alpen (St. Moritz, Gastein) 
und im Glatzer Gebirge (Wölfelsgrund), sondern auch in Lappland 
(Gellivare). Meine alpinen Exemplare sind ein wenig heller bestäubt 
als die von Wölfelsgrund und Gellivare; die lappländischen haben 
meistens etwas breitere Seitenstriemen, so daß diese hinten fast 
die Breite der Mittelstriemen erreichen. 

Im Verzeichnis der boreoalpinen Tierformen der europäischen 
Hochgebirge von Heldhaus (XXVI. Band der Annalen des Wiener 
Hofmuseums 1912; Dipteren: bearbeitet von Speiser). Seite 418, 
Anm. 1, ist daher die auf Grund meiner Angaben gebrachte Notiz 
hinsichtlich des Namens abzuändern. 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 


W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unD E. STRAND. 


a Ne ee nn en 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 


Abteilung A. 
10. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


EMBRIK STRAND 


(BERLIN). 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 
Seite 
Stein. Die Anthomyiden Europas. Tabellen zur Bestimmung 
der Gattungen und aller mir bekannten Arten, nebst mehr oder 
weniger ausführlichen Beschreibungen . . ...... ... 1224 


Die Anthomyiden Europas. 


Tabellen zur Bestimmung der Gattungen und aller 
mir bekannten Arten, nebst mehr oder weniger 
ausführlichen Beschreibungen. 

Von 


Prof. P. Stein in Treptow a. R. 


Die Anthomyiden gehören zu der großen Abteilung der 
Musciden und bilden die 2. Familie derjenigen Gruppe, die Schiner 
als Muscidae calypterae bezeichnet. Der Name ist zuerst von 
Robineau-Desvoidy eingeführt, aber nur für unsere heutigen 
Tachiniden verwendet, die er als Calydteratae bezeichnet, während 
Latreille für sie den Namen Creopdhilae gebraucht hatte. Er kenn- 
zeichnet sie durch die großen Schüppchen und die immer deutliche 
Spitzenquerader. Unsere heutigen Anthomyiden nennt er Meso- 
mydae und bringt damit zum Ausdruck, daß die Größe der Schüpp- 
chen bereits abnimmt; als weiteres Merkmal führt er das Fehlen 
der Spitzenquerader an. Für die durch besonders kleine Schüppchen 
auffallenden Musciden hat er keinen besonderen Namen, sondern 
zerlegt sie in eine Anzahl von Familien, deren Namen längst der 
Vergessenheit anheimgefallen sind. Macquart nimmt den Latreille- 
schen Namen wieder auf und teilt die Musciden in die 3 Gruppen 
Creophilae, Anthomyidae und Acalypierae, eine Einteilung, die 
Meigen nach ihm annimmt, wobei er aber die erste Gruppe 
wieder als Calypterae bezeichnet. In seinem posthumen Werk 
endlich teilt Robineau die Myodaires (Musciden) nur in 2 Gruppen, 
die Calypteratae und Acalydteratae, zu welch letzteren er freilich, 
obgleich es nicht ausdrücklich gesagt ist, unsere Anthomyiden 
rechnet. Bei dieser Einteilung ist dann Schiner und zuletzt 
Girschner in seiner Arbeit „Ein neues Muscidensystem‘“ geblieben, 
nur mit dem Unterschied, daß beide die Anthomyiden zu den 
Calypterae ziehen. Was zunächst dies von Macquart zuerst ge- 
brauchte Wort betrifft, so ist es zweifellos falsch gebildet, da das 
griechische Wort, von dem es abgeleitet ist, «alönzoa heißt. Aus 
demselben Grunde ist auch der Robineausche Name Calypteratae 
nicht ganz richtig. Es muß Calypiratae heißen, ein Name, den 
auch Girschner später in seiner wichtigen Arbeit über die Postalar- 
membran der Dipteren gebraucht hat. So zerfallen die Musciden 
also in die beiden Gruppen Muscidae calyptratae und M. acalyptratae, 
von denen die erstere dann wieder in die Familien der Tachiniden 
und Anthomyiden geteilt wird. Die Tachiniden, für die früher der 
Besitz einer Spitzenquerader als hauptsächlich kennzeichnend an- 
gesehen wurde, sind nach der schönen Entdeckung von Osten- 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 10, 1 10. Heft 


9 Prof. P. Stein: 


Sacken söfort durch die vor dem Schwingerstigma gelegene Hypo- 
pleuralborstenreihe zu unterscheiden. Größere Schwierigkeit hat 
von jeher die Trennung der Anthomyiden von den Akalyptraten 
gemacht. Die von Macquart für die letzteren angegebenen und von 
Meigen wiederholten Merkmale, die in beiden Geschlechtern breite 
Stirn und die rudimentären Schüppchen sind natürlich durch- 
aus unzureichend, da beide nicht immer zutreffen und auch bei 
den Anthomyiden sich finden. Girschner glaubte in seiner schon 
erwähnten Arbeit ‚Ein neues Muscidensystem“ ein sicheres Unter- 
scheidungsmerkmal gefunden zu haben, indem er als charakteri- 
stisch für die Akalyptraten angab, daß bei denselben Posthumeral- 
und Intraalarborsten nie gleichzeitig vorhanden wären. Letzteres 
ist nun aber, wie Becker gezeigt hat, bei einer großen Zahl von 
Scatomyziden der Fall, so daß dieselben zu den Anthomyiden zu 
rechnen wären. Ich habe nach längerem Suchen ein Merkmal ge- 
funden, das zwar auch nicht absolut zutreffend ist, aber doch im 
Verhältnis zu dem Girschnerschen nur verschwindend wenig Aus- 
nahmen erleidet. Bei fast allen Akalyptraten fehlt nämlich die 
vordere obere Sternopleuralborste, die bei den Anthomyiden stets 
vorhanden ist. Folgende kleine Tabelle, die sämtliche Ausnahmen 
berücksichtigt, möge zur Unterscheidung der 3 Muscidengruppen 
dienen. 
1 Hypopleuralborstenreihe vorhanden Tachinidae. 
Hypopleuralborsten fehlen 2 
2 Vordere obere Sternopleuralborste fehlend M. acalyptratae. 
Vordere obere Sternopleuralborste vorhanden 9. 
3 4. Längsader eine mehr oder weniger deutliche Spitzenquerader 


bildend Anthomyidae. 
4. Längsader gerade verlaufend 4. 

4 Auge genähert oder, wenn breit getrennt, dann die Stirn mit 
Kreuzborsten Anthomyidae 
Augen breit getrennt, Stirn ohne Kreuzborsten 

5 Mundborste fehlend M. acalypiratae. 
Mundborste vorhanden 6. 

6 Schüppchen deutlich ungleich Anthomyidae. 
Schüppchen klein und gleichgroß 7. 


7 Auf der Mitte der Stirn eine auffallend nach vorn gebogene, mehr 
oder weniger deutliche Orbital- bzw. Frontoorbitalborste, Rand- 
dorn fehlend M. acalyptratae. 
Unter den Frontoorbitalborsten keine auffallend nach vorn 
gebogene, wenn aber annähernd, dann die Flügel mit deutlichem 
Randdorn Anthomyidae. 

Was nun die Anthomyiden betrifft, die uns allein beschäftigen 
sollen, so hat sie zunächst Meigen in die Gattungen Anthomyva, 

Drymeia, Eriphia, Dialyta, Coenosia und Lispe geteilt, während - 

seine Musca zum Teil Tachiniden, zum Teil Anthomyiden enthält. 

Die außerordentliche Verschiedenheit der unter Anthomyia ver- 

einigten Arten hat dann Robineau-Desvoidy veranlaßt, diese 


Die Anthomyiden Europas. 3 


Gattung in eine große Zahl anderer zu zerlegen, von denen viele 
noch heute Geltung haben, während die meisten schon längst von 
den Dipterologen aufgegeben sind, ohne daß dadurch die Ver- 
dienste des Autors geschmälert werden könnten. Schon Macquart 
hat nur einen Teil der Robineauschen Gattungen übernommen 
und einige neue zugefügt. Sein Hauptverdienst besteht darin, 
daß er zuerst eine verhältnismäßig brauchbare Tabelle zur Be- 
stimmung der Gattungen entworfen und von letzteren eine Kenn- 
zeichnung gegeben hat, die an Kürze und Schärfe vorbildlich ist. 
Meigen läßt im 7. Band seiner europäischen Dipteren eine Anzahl 
der Macquartschen Gattungen wieder fallen, da, wie er richtig 
bemerkt, die von letzterem angezogenen Merkmale, wie Größe der 
Schüppchen, Form des Hinterleibs, Behaarung der Fühlerborste 
außerordentlichen Schwankungen unterworfen seien. Seine Be- 
stimmungstabelle und die Kennzeichnung der Gattungen sind fast 
noch kürzer als die von Macquart und im allgemeinen für die damals 
bekannten Arten ausreichend. Einen Rückschritt in der Systematik 
machte scheinbar Zetterstedt, der sich gerade im Hinblick auf 
sein reiches Material mit seinen vielfachen Übergängen in den 
gebräuchlichen Merkmalen der Schwierigkeit einer scharfen Schei- 
dung der Gattungen bewußt war und deshalb nur die wenigen 
Gattungen Drymeia, Dialyta und Lispa beibehielt, während er alle 
übrigen in die beiden Gattungen Arscia mit ganz schwarzen und 
Anthomyza mit zum Teile gelben Beinen zusammenzog. Da er- 
schien im Jahre 1856 der 1. Band des Rondanischen Prodromus 
und brachte mit einem Schlage Licht in manches Dunkel der 
Systemkunde. Vor allem waren es die Tachiniden und Anthomyiden, 
die durch klare Bestimmungstabellen in eine große Zahl scharf 
- umgrenzter Gattungen zerlegt wurden. Im Jahre 1866 wurde 
dann die ganze Familie der Anthomyiden in den Atti della Soc. 
Ital. bearbeitet und erschien im Jahre 1877 noch einmal verbessert 
und vermehrt als 6. Band des Prodromus. Schiner hat für seine 
Fauna austriaca nur den 1. Band benutzen können, hat mehrere 
Rondanische Gattungen angenommen, im übrigen aber sich zum 
Teil an Macquart gehalten, ohne selbständige Tätigkeit vermissen 
zu lassen. So hat er z. B. mit scharfem Blick die eigentümliche 
Kopfbildung der Gattung Homalomyia erkannt, die so charakte- 
ristisch ist, daß auch die Weibchen daran mit Sicherheit erkannt 
werden können. In den Jahren 1881—1883 erschien im Ent. 
Monthly Mag. eine Arbeit von Meade über die britischen Antho- 
myiden mit einer Bestimmungstabelle, die im Grunde weiter nichts 
war als die Rondanische, nebenbei aber manchen Fehler enthielt. 
Etwas erweitert, aber wenig davon verschieden ist eine zweite, 
im Jahre 1897 erschienene Tabelle. Endlich ist noch eine Zu- 
sammenstellung der Gattungen von Bigot zu erwähnen, die er in 
den Ann. Soc. Ent. Fr. 1882 veröffentlichte, und die dadurch 
bemerkenswert ist, daß er den Versuch machte, auch die von 
Macquart aufgestellten außereuropäischen Gattungen aufzunehmen. 


1% 10. Heft 


4 Prof. P. Stein: 


Einige Gattungen, die er selbst hierin neu einführte, müssen ohne 
weiteres vernachlässigt werden, da er für keine derselben eine Type 
angegeben hat und die genannten Merkmale durchaus unzulänglich 
sind. Daß Bigot die ganze Tabelle ziemlich kritiklos verfaßt hat, 
geht u. a. daraus hervor, daß er nicht einmal das Zusammenfallen 
der Gattungen Fannia R. D. und Homalomyia Bche. erkannt, 
sondern beide als besondere Gattungen angeführt hat. Alle bisher 
genannten Tabellen sind im großen und ganzen nach demselben 
Einteilungsgrund entworfen. Die Hauptabteilungen werden nach 
der Breite der Stirn gebildet, Unterabteilungen nach der Größe 
der Schüppchen, Behaarung der Augen, der Fühlerborste usw. 
Nun hat sich aber im Laufe der Jahre durch gründlicheres Kennen- 
lernen der Arten herausgestellt, daß es auch unter den Gattungen 
mit in der Regel genäherten Augen einzelne breitgestirnte Arten 
gibt, und daß die Größe der Schüppchen, die Behaarung der Augen 
und der Fühlerborste selbst innerhalb einer Gattung außerordent- 
lich schwankt. Endlich haben sich auch die Anschauungen: über 
die Gattungen derartig geändert, und die Zahl der heute bekannten 
Arten ist so groß geworden, daß es nicht mehr möglich ist, die 
genannten Tabellen mit Erfolg zu benutzen. Ich habe deshalb schon 
seit einer Reihe von Jahren Sonderabhandlungen einzelner Gat- 
tungen veröffentlicht und dadurch, wie ich hoffe, wenigstens zur 
Kenntnis der Arten beigetragen. Zu der Bearbeitung einer Gat- 
tungstabelle hatte ich mich trotz vielfach an mich ergangener 
Bitten bisher immer noch nicht entschließen können, um so weniger, 
als ich wußte, daß mein Freund Schnabl seit längerer Zeit mit 
einer großen Arbeit über die Anthomyiden beschäftigt war. Die- 
selbe wurde von allen Dipterologen mit großen Hoffnungen er- 
wartet, hat aber bei ihrem Erscheinen, wie ich leider sagen muß, 
recht enttäuscht, insofern wenigstens, als sich jeder in seiner Hoff- 
nung, mit Hilfe derselben unsere Arten, mindestens aber die Gat- 
tungen sicher bestimmen zu können, betrogen sah. Schnabl teilt 
die Anthomyiden zunächst in 3 Gruppen, Coenosinae, Anthomyinae 
und Gastrophilinae, von denen für uns nur die beiden ersten in 
Betracht kommen, und unterscheidet diese danach, ob das Fulcrum 
penis nach vorn oder nach hinten gerichtet ist. Alle übrigen von 
ihm in der Diagnose beider Gruppen gegebenen Merkmale sind 
so wenig charakteristisch, daß sie zur Unterscheidung nicht benutzt 
werden können und man daher auf die Untersuchung des Hypopygs 
angewiesen ist. Auch die später von denselben Gruppen in noch 
breiterer Darstellung angeführten Merkmale sind oft so nichts- 
sagend, daß man mit ihnen kaum etwas anfangen kann. Die 
Coenosinae werden dann weiter in Gattungen und Untergattungen 
geteilt, und es wird dazu eine im allgemeinen brauchbare Be- 
stimmungstabelle gegeben. Die 2. Hauptgruppe, die Anthomyinae, 
zerlegt Schnabl in 4 Formenreihen, die Hylemyidae, Homalomvyidae, 
Mydaeidae und Aricinae, wobei es dem geneigten Leser überlassen 
bleibt, aus den oft seitenlangen Diagnosen Merkmale herauszusuchen, 


Die Anthomyiden Europas. 5 


mit deren Hilfe er die genannten 4 Reihen unterscheiden könnte. 
Leider wird sein Bemühen vergeblich sein, da es unter den Merk- 
malen gar zu oft heißt: oder — oder — oder. Dasselbe gilt für die 
anderen Gruppen und ihre Unterabteilungen. Nirgends finden sich 
scharf kennzeichnende Merkmale. Bestimmungstabellen werden 
meist erst für die Gattungen und Untergattungen aufgestellt, sind 
aber mit Vorsicht zu verwenden und hauptsächlich nur für den 
brauchbar, der die Gattungen schon kennt. Die zur Unterscheidung 
verwendeten Merkmale sind oft irreleitend und unverständlich, oft 
schwer festzustellen und mehrfach nur dem Weibchen entnommen. 
Ich will nur einige Beispiele für das Gesagte anführen, könnte sie 
aber beliebig vermehren. Auf Seite 89 wird bei der Gattung Egle 
angegeben, daß die Frontoorbitalborsten des Weibchens zwei- 
reihig seien. Darunter versteht doch wohl jeder, daß dieselben 
in 2 deutlichen Reihen angeordnet sind. Untersucht man nun 
aber z. B. das Weibchen von E. muscaria Fbr. daraufhin, so findet 
man, daß die Frontoorbitalborsten von der Fühlerbasis bis etwa 
zur Mitte der Stirn sich eng an die Mittelstrieme anschließen, 
während sie von da an bis zum Scheitel etwas mehr auf die Orbiten 
übertreten, eine Stellung, die man doch kaum als zweireihig be- 
zeichnen kann. Ähnlich verhält es sich auf Seite 121 mit der 
Unterscheidung der Gattungen Fucellia und Fucellina, von denen 
die erstere gleichfalls zweireihige Frontoorbitalborsten haben soll. 
Hier ist die Angabe direkt falsch, denn nur bei der größten Auf- 
merksamkeit kann man vielleicht erkennen, daß ungefähr die 
mittelste Frontoorbitalborste kaum merklich auf die Orbiten über- 
tritt. Auf Seite 143 finden sich die Gegensätze: Kopf vorn breiter 
als hoch und Kopf vorn nicht breiter. Wahrscheinlich ist gemeint, 
Kopf von vorn gesehen breiter als hoch. Aber auch abgesehen 
davon sollten solche Merkmale nicht benutzt werden, da es Fälle 
gibt, in denen die Entscheidung schwer ist. Auch solche Angaben 
wie: Kopf im Profil viereckig oder Kopf im Profil rundlich sind 
nicht empfehlenswert. Ich verzichte auf weitere Beispiele. Jeder, 
der die Arbeit benutzt, wird mir zugeben, daß er bei den Tabellen 
wiederholt in Verlegenheit kommt. Was nun die Gattungen selbst 
und ihre Begrenzung betrifft, so möchte ich auch darüber noch 
einige Bemerkungen machen. Mein lieber Freund Schnabl sah das 
Heil, von dem alles zu erwarten wäre, im Bau des Hypopygs und 
hat sich von Anfang an darauf versteift, mit vorwiegender, ja man 
kann beinahe sagen ausschließlicher Berücksichtigung desselben 
die Anthomyiden in Gattungen zu zerlegen. Ich habe jahrelang 
brieflich mit ihm über diesen Gegenstand verhandelt und mich, 
wenn auch nicht vollständig ablehnend, so doch sehr zurückhaltend 
darüber geäußert. Auch Mik hat mehrfach seinen Widerwillen 
gegen die Exstirpierung des Hypopygs und die aus seinem Bau 
gezogenen Schlüsse ausgesprochen. Daß dies nicht richtig ist, 
wissen wir heute längst. Der Bau des Hypopygs ist zweifellos 
von großer Wichtigkeit für die Systematik und verdient in gewissen 


10. Heft 


6 Prof: P. Stein: 


Fällen unsere volle Berücksichtigung. Es kommt aber auf die Art 
und Weise an, in welcher derselbe benutzt wird. Die Arbeiten 
von Pandelle, Böttcher und Kramer scheinen mir das Richtige ge- 
troffen zu haben. Sie benutzen den Bau des Hypopygs innerhalb 
fest umgrenzter Gattungen zur Unterscheidung von Arten. Da es 
dabei in den meisten Fällen gelungen ist, bei sonst sehr ähnlichen 
Arten noch andere Unterscheidungsmerkmale herauszufinden, so 
läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß ein abweichend gebautes 
Hypopyg auch auf eine besondere Art schließen läßt. Schnabl 
geht in seiner Arbeit von einem andern Gesichtspunkt aus. Er 
ist überzeugt, daß alle Arten mit gleichem oder sehr ähnlich ge- 
bautem Hypopyg zu einer Gattung gehören und bringt auf diese 
Weise oft Arten zusammen, die schon im Äußeren voneinander so 
abweichen, daß sie unmöglich einer Gattung angehören können. 
Als Beispiel führe ich nur die Gattung Anthomyia an, in der er 
so grundverschiedene Arten wie Zluvialis L., discreta Meig., triplex 
Lw., pullula Zett. vereinigt, oder Choriophila mit den Arten 
longula Fall., varicolor Rond., flavibasis Stein, parvicornis Zett. u.a. 
Meiner Ansicht nach müssen die Arten einer Gattung auch äußerlich 
schon soviel Ähnlichkeit haben, daß sie dem geübten Auge auf 
den ersten Blick als nahe verwandt erscheinen. Schnabl hätte 
daher einen andern Weg einschlagen müssen. Er mußte zunächst 
mit Berücksichtigung äußerer Merkmale, z. B. des Kopfbaues, der 
Form des Hinterleibes usw., die verwandt erscheinenden Arten’ 
zusammenstellen und dann erst mit Hilfe des Hypopygs prüfen, 
inwieweit die angenommene Verwandtschaft berechtigt war. Er 
würde dann ohne Zweifel in vielen Fällen zu demselben Resultat 
gekommen sein wie jetzt, würde andrerseits aber nicht auffallend 
verschieden geformte Arten in eine Gattung gebracht haben. 
Brauer und Bergenstamm haben in ihrem großen Werk über die 
Tachinarien, wie ich glaube, den richtigen Weg eingeschlagen und 
mit hauptsächlicher Berücksichtigung des Kopfes ein System ge- 
schaffen, das trotz mancher Mängel für immer die Grundlage 
weiterer Forschungen bilden wird. Noch Vollkommeneres wäre 
ihnen gelungen, wenn sie sich in zweiter Linie hätten entschließen 
können, ihre Ergebnisse mit Hilfe des Hypopygs zu prüfen. Die 
Schwierigkeit der Untersuchung an getrockneten Exemplaren, die 
häufig mit einer Zerstörung des Objekts verbunden ist, wird sie 
wahrscheinlich von einer solchen abgehalten haben. In Zukunft 
wird aber gewiß jeder Sammler bei frisch gefangenen Stücken 
schwierigerer Gruppen sich der leichten Arbeit unterziehen, das 
Hypopyg freizulegen. Um nun auf die Schnablsche Arbeit zurück- 
zukommen, so hat der von ihm eingeschlagene Weg die 2 Mängel 
gezeitigt, die ich schon oben erwähnt habe. Einmal ist es ihm 
nicht gelungen, eine vollständig brauchbare Tabelle zur Auf- 
findung der Gruppen und Gattungen zu entwerfen und zum andern 
hat er kaum eine Gattung scharf und treffend gekennzeichnet. 
Seine oft unendlich langen Diagnosen mit den vielen unwesent- 


Die Anthomyiden Europas. 7 


lichen Merkmalen hat schon Mik getadelt. Als Musterbeispiele von 
solchen habe ich oben die Macquartschen angeführt. Trotz 
alledem liegt es mir durchaus fern, die Bedeutung des Schnablschen 
Werkes zu verkennen. Er hat viele Arten, die bisher in falschen 
Gattungen untergebracht waren, in die richtigen verwiesen und 
durch die vortrefflichen Abbildungen, die er zusammen mit seinem 
Schwager Dziedzicki entworfen, das Studium der Anthomyiden 
erleichtert. Auf Grund seiner Forschungen wird es gelingen, über 
manche Gattung noch mehr Klarheit zu verschaffen und andere, 
die gar zu verschieden geformte Arten enthalten, in mehrere schärfer 
begrenzte zu zerlegen. Vorläufig ist auch die folgende Arbeit, die 
vorzugsweise den Zweck hat, die Bestimmung der Arten zu ermög- 
lichen, von den genannten Fehlern noch nicht frei. Ich habe zu- 
nächst versucht, ohne Benutzung des Hypopygs, nur auf Grund 
leicht erkennbarer äußerer Merkmale und mit Berücksichtigung 
der Schnablschen Resultate eine Tabelle zur Bestimmung sämt- 
licher europäischen Gattungen zu entwerfen. Viele derselben sind 
scharf umgrenzt, andre leider noch recht unzulänglich, so daß es 
fast unmöglich ist, die Grenzen zwischen einigen zu ziehen. 
Letzteres gilt z. B. besonders für die beiden Gattungen Hylemyıa 
und Chortophila mit ihren vielen voneinander abweichenden 
Formen, so daß ich zur Unterscheidung leider immer noch die 
Behaarung der Fühlerborste habe heranziehen müssen. Die weiterer: 
Tabellen gelten der Bestimmung der Arten. Ich habe sämtliche 
Arten meiner Sammlung aufgenommen, neue oder weniger be- 
kannte ausführlich beschrieber, alle übrigen kürzer. Bei sämt- 
lichen Arten, die ich schon früher in Einzelabhandlungen be- 
schrieben hatte, habe ich auf die bezüglichen Arbeiten verwiesen. 
Synonymische Bemerkungen habe ich fortgelassen, da dieselben 
im Katalog der paläarktischen Dipteren zu finden sind. Die Fund- 
ortsangaben sind natürlich nicht erschöpfend, dürften aber eine un- 
gefähre Übersicht über die Verbreitung der Anthomyiden gewähren. 
Ich will noch erwähnen, daß im ganzen 577 Arten besprochen 
sind. Die Frage nach der Gesamtzahl der europäischen Arten 
würde ich dahin beantworten, daß dieselbe vermutlich 1000 
nicht sehr übersteigt. Zum Schluß der Arbeit habe ich noch 
einmal eine Kennzeichnung aller Gattungen in möglichst kurzer 
Fassung gegeben. Viele Arten wird man in anderen Gattungen 
finden, als sie in meiner letzten Arbeit über die Bestimmung der 
Anthomyidenweibchen im Arch. Nat. A. 8, 4-55 (1914) auf- 
geführt sind. Im übrigen beachte man sorgfältig, was ich in der 
Einleitung zu letzterer ausführlich auseinandergesetzt habe. 


Tabelle zur Bestimmung der Gattungen.*) 

1 4. Längsader mehr oder weniger deutlich zur 3. aufgebogen 2. 
4. Längsader ganz gerade verlaufend oder sich nur allmählich 
der 3. nähernd 14. 
” Sämtliche Tabellen gelten nur für das männliche Geschlecht. 

10. Heft 


8 
2 


10 
11 


12 


13 


14 


15 
16 


Prof. P. Stein: 


Beugung der 4. Längsader annähernd winklig, wenn auch mit 
abgerundeter Ecke 3. 
Beugung rein bogenförmig Bau)" 
Thorax und Hinterleib glänzend blaugrün 
Pseudopyrellia Girschn. 
Körper anders gefärbt Musca L. 
Fühlerborste nackt oder höchstens pubeszent, wenn aber länger 
behaart, dann der Hinterleib mit deutlichen Fleckenpaaren 
Limnophora R. D. 


Fühlerborste gefiedert oder gekämmt | 5. 
Mittelschienen innen hinten mit kräftiger Borste 6. 
Mittelschienen innen hinten ohne Borste [£ 
1. Längsader in der Basalhälfte kurz beborstet Dasydhora R.D. 
1. Längsader nackt Pyrellia R.D. 
Rüssel hornig, glänzend, ziemlich spitz und weit aus der Mund- 
öffnung vorragend 8. 
Rüssel fleischig, nicht glänzend und wenig vorragend 10. 
Taster viel kürzer als der Rüssel Stomoxys Geoffr. 
Taster ziemlich so lang als der Rüssel ; 9. 
Fühlerborste doppelt gefiedert Haematobia R.D. 
Fühlerborste nur oberseits gefiedert Lyperosia Rond. 
Augen dicht behaart 11. 
Augen nackt 12. 


Hinterleib kurz und breit, hochgewölbt, 4. Längsader, bevor 
sie sich aufwärts wendet, stark nach unten gebogen, st 1, 2 
Graphomyia R.D. 
Hinterleib länglich, etwas flach gedrückt, 4. Längsader hinter 
der hintern Querader ganz gerade verlaufend und vor der 
Spitze aufgebogen, st 2, 2 M yiospila Rond. 
Große, glänzend schwarze Arten mit auffallend gelber Flügel- 
basis, Srhildchpnbihiement mit zahlreichen Borsten 
Mesembrina Meig. 
Anders gefärhte, Arten mit nicht gelb gefärbter Flügelbasis, 
Schildchenhinterrand nur mit den gewöhnlichen Borsten 13. 
Akrostichalborsten kräftig, deutlich zweireihig, Schildchen an 
der äußersten Spitze stets rötlich Muscina R.D. 
Akrostichalborsten zwischen der feinen Grundbehaarung kaum 
erkennbar oder ganz fehlend, Schildchen an der Spitze nie rötlich 
Morellia R. D. 
Vor der Naht 2 Dorsozentralborsten (dc), die vordere bisweilen 
kurz, aber immer noch als kräftiges Börstchen erkennbar 15. 
Vor der Naht nur eine Dorsozentralborste, davor höchstens ein 
feines Härchen 94. 
Analader (6. Längsader) nicht bis zum Flügelrand fortgesetzt 16. 
Analader bis zum Flügelrand, wenigstens als Falte verlaufend 62 
Vorderschenkel unterseits vor der Spitze gezähnt oder aus- 
geschnitten Hydrotaca R. D. 
Vorderschenkel einfach 17. 


17 


18 
19 


20 


21 


22 


23 


24 


25 


26 


27 


28 


Die Anthomyiden Europas. 9 


Mittelschienen auf der Innenseite der ganzen Länge nach ode: 
wenigstens in der Endhälfte mit deutlicher, oft sehr kurzer 
aber dichter Pubeszenz, oft höckerartig angeschwollen 18. 
Mittelschienen innen nicht pubeszent und nie höckerartig 


angeschwollen 21. 
Fühlerborste nackt oder höchstens pubeszent 19. 
Fühlerborste mehr oder weniger deutlich behaart 20. 
Hinterleib am Ende schmäler als an der Bass Fannia R.D. 


Hinterleib am Ende schwach spatelförmig verbreitert, breiter 
als an der Basis. Coelomyia Hal. 
Augen genähert, Flügel ohne Randdorn, Fühlerborste höchstens 
so lang gefiedert als das 3. Fühlerglied breit ist Piezura Rond. 
Augen sehr breit getrennt, Flügel mit Randdorn, Fühlerborste 
weit länger gefiedert ' Platycoenosia Strobl 
Rüssel an der Spitze hakenförmig zurückgeschlagen 

Drymeia Meig. 
Rüssel einfach 22. 
Färbung des ganzen Körpers glänzend dunkelblau oder erz- 
farben, Hinterschienen bei unsern Arten innen immer zottig 


behaart Ophyra R.D. 
Körper anders gefärbt oder die Hinterschienen innen nicht 
zottig behaart 23. 
Taster vorn löffelartig erweitert, die Pteropleuren unmittelbar 


über der hintern obern Sternopleuralborste mit einem Büschel- 
chen kurzer Härchen Lispa Latr. 
Taster einfach, wenn aber an der Spitze verbreitert, dann die 
Pteropleuren über der hintern Sternopleuralborsteganz nackt 24. 
Augen zusammenstoßend oder wenigstens genähert 25. 
Augen wenigstens so breit getrennt, daß die Stirn an der 
schmalsten Stelle mindestens halb so breit ist als ein Auge an 
derselben Stelle | 46. 
Hauptast der 1. Längsader (Subkostalader) an der Spitze mit 
einigen kräftigen Börstchen, blaßgelb gefärbte Art 
Acanthiptera Rond. 
Subkostalader ganz nackt oder, wenn beborstet, dann anders 
gefärbte Arten 26. 
Hinterschienen auf der Rückseite mit 1 odermehreren Borsten 27. 
Hinterschienen außer der Präapikalborste ohne Rückenborste, 
selten mit einigen kurzen Borsten in der Basalhälfte 40. 
Backen vorn mit zahlreichen aufwärts gekrümmten Borsten 
besetzt 28. 
Backen vorn nicht auffallend beborstet 29. 
Hinterleib an der Spitze mit zahlreichen langen, einwärts ge- 
krümmten Borstenhaaren besetzt Eribhia Meig. 
Hinterleib an der Spitze nicht auffallend behaart 
Pogonomyia Rond. 


29 Präalarborste (pra) mehr oder weniger deutlich 30 


Präalarborste ganz fehlend oder sehr unscheinbar 37. 


10. Heft 


10 Prof. P. Stein: 


30 Behaarung der Fühlerborste oben und unten zusammen- 


genommen länger, als das 3. Fühlerglied breit ist 31. 
Fühlerborste höchstens so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist - 39. 


31 Akrostichalborsten lang, in 2 bis zum Schildchen fortlaufenden 
Reihen, 3. Längsader an der Basis mit einer Anzahl sehr kurzer 
Börstchen, in der Hinterleibsfärbung an Calliphora erinnernde 
Arten Polietes Rond. 
Akrostichalborsten meist ganz fehlend, wenn aber vorhanden, 
dann die 3. Längsader ganz nackt und die Hinterleibsfärbung 
anders 32. 

32 Hinterschienen innen mit 2 Reihen langer feiner Borstenhaare 
besetzt oder mit einem nach unten gerichteten Endsporn, 
Klauen und Pulvillen der Hinterbeine sehr kurz Hera Schnabl 
Hinterschienen nur mit den gewöhnlichen Borsten, wenn aber 
ähnlich behaart, dann die Pulvillen der Hinterbeine lang und 


kräftig Phaonia R.D. 
33 Augen nackt oder mit nur sehr zerstreuten Härchen 34. 
Augen dicht behaart 39. 


34 Größere Arten mit einfarbig gelbem oder grau bestäubtem und 
gestriemtem Thorax, meist zweireihigen Akrostichalborsten 
und ziemlich breitem, eiförmigem Hinterleib 

Alloeostylus Schnabl 
Mittelgroße bis kleine Arten mit meist einfarbig schwarzem 
Thorax, undeutlichen Akrostichalborsten und schmälerem, fast 
kegelförmigem Hinterleib Trichopticus Rond. 

35 Hinterschienen innen der ganzen Länge nach dicht behaart 
oder die Hinterschenkel auffallend gebildet, Arten mit meist 
schwarzem Thorax und kegelförmigem Hinterleib 36. 
Hinterschienen innen nicht behaart, Thorax meist gestriemt, 
Hinterleib breit eiförmig Phaonia R.D. 

36 Mundrand schnauzenförmig vorgezogen 

Rhynchotrichops Schnabl 
Mundrand nicht auffallend vorgezogen Trichopticus Rond. 

37 Fühlerborste so lang oder länger behaart als das 3. Fühlerglied 
breit ist Phaonia R.D. 
Fühlerborste nackt oder pubeszent 38. 

38 Mundrand auffallend vorgezogen Rhynchotrichops Schnabl 
Mundrand nicht vorgezogen 39. 

39 Flügel mit Randdorn, Schwinger schwarz, de 3 Dialyta Meig. 
Flügel ohne Randdorn, Schwinger gelb, dc 4 Lasiops Meig. 

40 Analader bis zum Ende gleich stark verlaufend, plötzlich ab- 
gebrochen, ihr Ende vom Flügelrand weiter entfernt als vom 
Ursprung, Axillarader bogenförmig aufsteigend, kleine, tief 
schwarzbraune Arten Azelia R.D. 
Analader gegen das Ende zu allmählich dünner werdend, länger 
als die Entfernung ihres Endes vom Flügelrand, Axillarader fast 
gerade, größere, anders gefärbte Arten 41. 


41 


42 


43 


44 


45 


46 


47 
48 
49 
50 


51 
52 
993 


Die Anthomyiden Europas. 11 


st 2, 2, aber nie so, daß die untere hintere von der obern vordern 
und der obern hintern gleichweit entfernt ist, oder die Präalar- 
borste deutlich und mindestens halb so lang wie die 1. dc hinter 
der Naht Mydaea R. D. 
st 1,1 oder 1, 2, wenn aber 2, 2, dann so, daß die untere hintere 
von den beiden obern gleichweit entfernt ist, Präalarborste ganz 
fehlend oder sehr kurz 

Fühlerborste entschieden länger behaart, als das 3. F ühlerglied 
breit ist, 3. und 4. Längsader stets divergierend 43. 
Fühlerborste höchstens so lang oder nur wenig länger behaart, 
als das 3. Fühlerglied breit ist, oder 3. und 4. Längsader kon- 


vergierend 44. 
Augen nie ganz eng zusammenstoßend oder Beine ganz gelb 
Mydaea R.D. 


Augen aufs engste zusammenstoßend, Beine nie ganz gelb 
Hebecnema Schnabl 
Kleinere, hellgraue Art mit stark entwickeltem Hypopyg und 
außer den paarigen Flecken noch auf jedem Ring mit einer 
abgekürzten Mittelstrieme Pseudocoenosia gen. nov. 
Größere Arten mit wenig entwickeltem Hypopyg und anderer 
Hinterleibszeichnung 45. 
Beine zum Teil gelb oder der Thorax mehr oder weniger deutlich 
vierstriemig Mydaea R.D. 
Beine ganz schwarz, Thorax in der Regel nicht vierstriemig, 
wenn aber, dann die Striemung auf dem tiefschwarzen Grunde 
kaum erkennbar Limnophora R. D. 


Mundrand auffallend vorgezogen, Hinterschienen innen an der 
Spitze mit einem kräftigen, abwärts gerichteten Dorn, einfarbig 
glänzendschwarze Art Rhynchopsilops Hend. 
Mundrand nicht auffallend vorgezogen, Hinterschienen innen 
ohne Dorn, anders gefärbte Arten 47. 
Stirn mit kräftigen Kreuzborsten Chelisia Rond. 
Stirn ohne Kreuzborsten 48. 
Hinterschienen mit Rückenborste 49. 
Hinterschienen ohne Rückenborste 99. 
Präalarborste ganz fehlend Dialyta Meig. 
Präalarborste deutlich 0. 
Flügel mit deutlichem, verhältnismäßig langem Randdorn 


Syllegopterula Pok. 


Flügel ohne Randdorn 51. 
st 1, 1, kleine 3—4 mm große Art Euryomma Stein 
st 1, 2, größere Arten 52. 
Hinterschienen mit nur 1 Rückenborste Phaonia R.D. 


Hinterschienen mit 3—4 Rückenborsten Pogonomyia Rond. 
Die 3 Sternopleuralborsten so angeordnet, daß die untere 
gleichweit von den beiden obern entfernt ist, so daß sie ein 
mit der Spitze nach unten gerichtetes gleichschenkliges Dreieck 
bilden, Borste nie lang behaart 54. 


10. Heft 


12 


54 


55 


96 


57 


58 


59 


60 


61 


62 


63 


64 


65 


66 


67 


Prof. P. Stein: 


Die untere Sternopleuralborste weiter von der vordern entfernt 


als von der hintern oder die Fühlerborste lang behaart 60. 
Vorderschenkel unterseits bis auf eine Borste vor der Spitze 
nackt Atherigona Rond. 
Vorderschenkel unterseits mit einer mehr oder weniger voll- 
ständigen Borstenreihe 55. 
Hinterschienen außen abgewandt mit 2 kräftigen Borsten 56. 
Hinterschienen außen abgewandt mit nur 1 Borste 98. 
Mindestens die Schienen gelb Lispocephala Pok. 
Beine ganz schwarz 57 


Stirn an der breitesten Stelle breiter als ein Auge, Pulvillen kurz 
Limnospila Schnabl 
Stirn an der breitesten Stelle höchstens °/,; so breit wie ein 
Auge, Pulvillen verlängert Pseudocoenosia gen. NOV. 
Metatarsus der Vorder- und Mittelbeine annähernd so lang wie 
die Schiene, Vorderschienen ohne Borste Coenosia dorsalis v.Ros. 
Metatarsus der Vorderbeine kürzer als die Schiene, Vorder- 
schienen stets mit Borste 59. 
Die erste der vor der Naht befindlichen Dorsozentralborsten 
fast ebenso lang und kräftig als die zweite, Bauchlamellen auf- 
fallend nach unten gerichtet und zusammengedrückt 
Macrorchis Rond. 
Die 1. Dorsozentralborste weit kürzer als die 2., Bauchlamellen 


nicht auffallend Dexiopsis Pok. 
Fühlerborste mindestens so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist Enoplopteryx Hend. 
Fühlerborste nackt oder sehr kurz behaart 61. 

Klauen und Pulvillen lang Mydaea R.D. 
Klauen und Pulvillen kurz Limnophora R.D. 
Augen breit getrennt 69. 
Augen mehr oder weniger genähert 68. 
Fühlerborste langgefiedert 64. 
Fühlerborste nackt oder pubeszent 65. 
Stirn mit Kreuzborsten, pra sehr kurz, Flügel fast ohne Rand- 
dorn Mycophaga Rond. 


Stirn ohne Kreuzborsten, pra fast so lang wie die 1. dc hinter 
der Naht, Flügel mit kräftigem Randdorn Eutrichota Kow. 
Backen mindestens halb so breit als der Längsdurchmesser 
des Auges 66. 
Backen schmäler als der halbe Längsdurchmesser des Auges 67. 
Stirnmittelstrieme fast ganz lehmgelb, Akrostichalborsten kurz 
und feinhaarig Myopina R.D. 
Stirnmittelstrieme fast ganz schwarz, Akrostichalborsten kurz, 
aber kräftig Fucellia R. D. 
3. Fühlerglied kaum etwas länger als das 2., Wangen und Backen 
kaum sichtbar Chiastochaeta Pok. 
3. Fühlerglied mindestens doppelt so lang als das 2., Wangen 
und Backen deutlich Chirosia Rond. 


Die Anthomyiden Europas. 13 


68 Randader nur bis zur Mündung der 3. Längsader laufend 
Acyglossa Rond. 

Randader sich bis zur Mündung der 4. Längsader erstreckend 69. 

69 Schildchen hellgrau, an den Seiten mit schwarzem Fleck, Thorax 
hellgrau mit meist 3 schwarzen Längslinien Eustalomyia Kow. 
Schildchen anders gefärbt, wenn aber ähnlich, dann der Thorax 
mit runden schwarzen Flecken 70. 
70 Fühlerborste gut so lang behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist 


71. 
Fühlerborste nicht so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist 76. 


‘ 71 Hinterschienen außen abgewandt mit 2 Borsten PegomyiaR.D. 
Hinterschienen außen abgewandt mit mehr als 2 Borsten oder 


mit zahlreichen Börstchen gewimpert 72. 
72 Schüppchen ungleich 73. 
Schüppchen gleichgroß 74. 


73 Schienen mehr oder weniger gelb, wenn aber schwarz, dann der 
Thorax mit 4 Striemen, von denen die inneren feiner sind 
Hydrophoria R.D. 

Beine ganz schwarz, Thorax mit 3 breiten Striemen 
Acroptena Pok. 
74 Wangen und Backen breit, pra ganz fehlend oder nur ein kurzes 


Börstchen Ammomvyia Rond. 
Wangen und Backen schmal, wenn aber breiter, dann die Prä- 
alarborste lang und kräftig 75. 


75 Präalarborste kürzer als die 1. Dorsozentralborste hinter der 
Naht, wenn aber annähernd so lang, dann der Hinterleib an 
der Basis deutlich flach gedrückt Hylemyia R. D. 
Präalarborste mindestens so lang und kräftig wie die 1. Dorso- 
zentralborste, Hinterleib stets walzenförmig Pegomyia R. D. 

76 Beine zum Teil gelb gefärbt i 77 
Beine ganz schwarz 78. 

77 Behaarung der Fühlerborste und Randdorn recht deutlich 

Hylemyia R. D. 
Fühlerborste fast ganz nackt, wenn aber pubeszent, dann der 
Randdorn fehlend Pegomyia R.D. 

78 Die 3 letzten Hinterleibsringe mit je 3 dem Vorderrand an- 
liegenden, fast runden, schwarzen Flecken Enneastigma gen. nov. 
Hinterleib anders gezeichnet 79 

79 Augen deutlich behaart 80. 
Augen nackt 8. 

80 Taster weit aus dem Mund vorragend, dicht mit Borsten besetzt, 

7—8 mm lang Alliopsis Schnabl 
Taster nicht vorragend und nicht besonders behaart, kleinere 
Arten Chortophila U. G. Lasiomma nom. novV. 

81 Thorax weißgrau mit runden, sammetschwarzen Flecken 

Anthomyia Meig. 
Thorax anders gefärbt 82. 


10. Heft 


14 


82 


83 


84 


85 


86 
87 


88 


89 


90 


91 


92 


93 


Prof. P. Stein: 
Das untere Schüppchen mehr oder weniger vorragend 83. 
Schüppchen gleichgroß 86. 
Fühlerborste kurz behaart oder wenigstens die Pubeszenz mit 


starker Lupe ohne Anstrengung zu erkennen Acrodtena Pok. 
Fühlerborste ganz nackt oder mit Pubeszenz, die auch mit 
starker Lupe nur schwer zu erkennen ist 84. 
Größere Arten mit kräftigem, walzenförmigem Körper 
Hylephila Rond. 
Kleinere Arten mit streifenförmigem, mehr oder weniger flach- 
gedrücktem Körper | 85. 
Die letzten 3 Hinterleibsringe mit sammetschwarzen, hinten 
dreizackigen Vorderrandbinden, die bisweilen unter dem vorher- 
gehenden Ring versteckt sind, so daß nur die Zacken vorragen 
Calythea Schnabl 


Hinterleib anders gezeichnet Chortophila Macq. 
Sternopleuralborsten 2, 2 87. 
Sternopleuralborsten 1, 2 88. 


Akrostichalborsten vor der Naht ganz fehlend Acroptena Pok. 
Akrostichalborsten vor der Naht deutlich paarig, wenn auch 
oft ziemlich kurz Hylemyia R.D. 
Fühlerborste mindestens mit leicht erkennbarer Pubeszenz 89. 
Fühlerborste nackt oder mit nur schwer erkennbarer Pubeszenz 


Hintere QOuerader sehr schief und geschwungen, Flügel ohne 
Randdorn, 1. Hinterrandzelle etwas verengt Ammomyıia Rond. 
Hintere Querader gerade und wenig schief, Flügel meist mit 
Randdorn, 1. Hinterrandzelle nicht verengt Aylemyia R. D. 
Klauen und Pulvillen auffallend verlängert, 3. Fühlerglied kaum 
länger als das 2., hintere Ouerader sehr schief und geschwungen, 
3. und 4. Längsader genähert, Hypopyg von der Seite gesehen 
mit seinem oberen Teil den Hinterleibsrücken weit überragend 

Hyborites Pok. 
Höchstens eine oder die andere der genannten Eigenschaften 


vorhanden 91. 
Hinterleib walzen- oder kegelförmig 22. 
Hinterleib streifenförmig oder wenigstens an der Basis mehr 
oder weniger flachgedrückt Chortophila Macq. 
Bauchlamellen hornig, glänzend schwarz, oft nach unten ge- 
richtet Prosalpia Pok. 
Bauchlamellen nie glänzend schwarz und stets nach hinten 
gerichtet 9. 


Wangen wenigstens so breit wie das halbe Auge, deutlich ge- 
kielt, hintere Querader meist schief und deutlich geschwungen, 
Flügel ohne oder mit kaum sichtbarem Randdorn, Orbiten an 
der schmalsten Stelle nur wenig schmäler als die Mittelstrieme 
oder breiter Hylephila Rond. 
Wangen schmäler als das halbe Auge, wenn aber breiter, dann 
die hintere Querader nicht schief oder Flügel mit deutlichem 


Die Anthomyiden Europas. 15 


Randdorn, Orbiten an der schmalsten Stelle viel schmäler als 
die Mittelstrieme Chortophila Macg. 
94 2 Präalarborsten vorhanden, kurz aber kräftig, ziemlich tief 
und senkrecht vom Thorax abstehend, st 1,1 Euryomma Stein 
Präalarborste ganz fehlend, st 3, in Form eines gleichschenkligen 


mit der Spitze nach unten gerichteten Dreiecks 9. 
95 Flügel milchweiß, am Vorderrand gebräunt Orchisia Rond. 
Flügel anders gefärbt 96. 


96 Randader nur bis zur Mündung der 3. Längsader verlaufend 

Allognota Pok. 

Randader bis zur Mündung der 4. Längsader reichend 97. 

97 Stirn nach dem Scheitel zu sich stark verbreiternd, Fühler vom 

- Untergesicht abstehend, Mittelschienen innen vorn mit deut- 

licher Borste Schoenomyza Hal. 

Stirn bis zum Scheitel annähernd gleichbreit, Fühler meist 
anliegend, Mittelschienen innen vorn stets ohne Borste 

Coenosia Meig. 


Tabellen zur Bestimmung der Arten. 


1. Graphomyia R. D. 
1. G. maculata Scop. 

Über ganz Europa verbreitet und nirgends selten, wenn auch 
durchaus nicht gemein. Trotz einiger Abweichungen in Färbung 
und Zeichnung handelt es sich, wie ich glaube, immer nur um 
dieselbe Art. 

2. Morellia R. D. 
1 Hinterschienen gekrümmt, Metatarsus der Hinterbeine innen 


mit dichten kurzen Borsten besetzt aenescens R. D. 
Hinterschienen gerade, Metatarsus der Hinterbeine innen nicht 
auffallend beborstet 2 


2 Vorderschienen innen der ganzen Länge nach zottig behaart, 
außerdem noch mit langen feinen Borsten und um die Mitte 
herum auf der dem Körper abgewandten Seite mit einigen 
stärkeren hortorum Fall. 
Vorderschienen nicht auffallend behaart oder beborstet 3. 

3 Mittelschienen außen unmittelbar hinter dem Gelenk mit einer 
Anzahl dicht stehender, äußerst kurzer Börstchen, Hinter- 
schienen innen abgewandt mit einer Reihe von 4—7 Borsten, 
die nicht länger sind als der Ouerdurchmesser der Schiene, 
große Art podagrica Lw. 
Mittelschienen außen an der Basis ohne jedes Börstchen, Hinter- 
schienen innen abgewandt mit einer Reihe von Borsten, die 
viel länger sind als der Schienenquerdurchmesser, mittelgroße 
Art simplex Lw. 

1. M. aenescens R.D. 

Diese und die übrigen Arten sind nach der Tabelle so leicht 
zu bestimmen, daß eine weitere Beschreibung überflüssig ist. Die 


10. Heit 


16 Prof. P. Stein: 


Weibchen sämtlicher Arten sind dagegen einander so ähnlich, daß 
es mir noch nicht gelungen ist, sichere und beständige Unter- 
scheidungsmerkmale aufzufinden. Zu erwähnen dürfte noch sein, 
daß bei allen Arten der Gattung die 3. Längsader bis fast zur 
kleinen Querader hin beborstet ist. 

Ich fange die Art jährlich meist auf Anthriscus in Treptow, 
besitze sieaus Stargardi. M. und Siebenbürgen und kennesienoch aus 
ÜUrdingen am Niederrhein (Riedel), von der Hochschwab und 
Lappland. 

2. M. hortorum Fall. 

Ist nicht nur die gemeinste Art der Gattung, sondern auch 
eine der häufigsten Fliegen überhaupt, die allerwärts vorkommt. 
3. M. podagrica Lw. 

Ich kenne sie aus den verschiedensten Gebirgsgegenden 
Süddeutschlands und Österreichs, während sie auch im Norden 
nicht gerade selten zu sein scheint. Aus Nord- und Mitteldeutsch- 
land ist sie mir nicht bekannt. Die Weibchen sind im allgemeinen 
durch ihre bedeutende Größe von denen der anderen Arten zu 
unterscheiden. 

4. M. simplex Lw. 

Gleicht der hortorum Fall: so, daß sie nur bei genauer Be- 
trachtung zu unterscheiden ist. Ich habe sie vereinzelt in Genthin, 
Muskau und auf Bornholm gefangen und kenne sie noch aus Ober- 
und Niederösterreich, wo sie häufiger zu sein scheint, und aus 
den Pyrenäen. 

3. Musea L. 

1 Augen dicht behaart vitripennis Meig. 
Augen nackt 2. 
2 Augen um die Breite des 3. Fühlergliedes voneinander getrennt 
domestica L. 
Augen eng zusammenstoßend 3. 
3 Thorax mit ziemlich deutlicher Striemung, Hinterleib zum Teil 
gelb corvina Fbr. 
Thorax fast einfarbig glänzend schwarz, Hinterleib nirgends gelb 
gefärbt tempestiva Fall. 

1. M. corvina Fbr. 

Überall häufig, wenn auch nicht so gemein wie domestica. 
Die Weibchen dieser beiden Arten unterscheiden sich dadurch, 
daß bei letzterer die Stirnmittelstrieme mindestens viermalso breit 
ist als die Orbiten, während sie bei corvina höchstens dreimal so 
breit ist. 

2. M. domestica L. 

Über die ganze Erde verbreitet und nur selten in der Breite 
der Stirn etwas varlierend. 

3. M. tempestiva Fall. 

Ich habe sie nur einmal auf Rügen gefangen, besitze sie aus 
Rügenwalde (Riedel), Schweden, Nordafrika und Kleinasien und 


Die Anthomyiden Europas. 17 


kenne sie noch aus verschiedenen Gegenden Österreichs. Das 
Weibchen ist durch die geringere Größe von denen der übrigen 
Arten zu unterscheiden. 
4. M. vitripennis Meig. 

An den dicht behaarten Augen leicht zu erkennen und auch 
im weiblichen Geschlecht dadurch zu unterscheiden. Ich habe sie 
nie gefangen, besitze sie aber aus allen möglichen Gegenden Süd- 
europas und Afrikas. 


4. Dasyphora R.D. 


1 Vor der Naht kräftige Akrostichalborsten saltuum Rond. 
Vor der Naht keine Akrostichalborsten 9, 


9 Metatarsus der Hinterbeine innen an der Basis mit einem Haar- 


büschel | veysicolor Meig. 
Metatarsus der Hinterbeine einfach >. 
3 Hinterleib einfarbig grün glänzend eriobhthalma Macg. 


Hinterleib mit ziemlich dichter Bestäubung und Schillerflecken 
pratorum Meig. 
1. D. eriophthalma Macg. 

Die Art wurde früher und auch von mir noch im Katalog der 
paläarktischen Dipteren zur Gattung Pyrellia gezogen, muß aber 
wegen der Beborstung der 1. Längsader, die nach Pandell& für 
Dasyphora charakteristisch ist, zu dieser Gattung gezählt werden. 
Ich besitze einige Stücke aus Frankreich (Villeneuve) und Corfu. 
Sie scheint besonders im Süden vorzukommen. 

2. D. pratorum Meig. 

Scheint die häufigste von allen Arten zu sein. Ich habe sie 
in Muskau, Kissingen und Riegersburg in Niederösterreich ge- 
fangen und kenne sie noch aus dem Alpengebiet, Italien und 
Montenegro. 

3. D. saltuum Rond. 

In beiden Geschlechtern durch die Akrostichalborsten vor 
der Naht sofort zu erkennen. Ich besitze sie aus Ungarn (Saj6), 
Italien und den Kanarischen Inseln. 


4. D. versicolor Meig. 

Scheint nur in Mittel- und Südeuropa vorzukommen. Ich habe 
sie nur einmal in Chodau in Böhmen gefangen, besitze sie aus Tirol 
(Mik) und von der Hochschwab und kenne sie noch aus Gastein, 
Ratzes auf der Seißer Alp und vom Durmitor in Montenegro. 
Das Weibchen ist nur schwer von dem der fraiorum zu unter- 
scheiden. Im allgemeinen ist die Färbung der letzteren mehr 
grünlich, der ersteren mehr blau. 


5. Pyrellia R. D. 
1 Prothorakalstigma weiß aenea Zett. 
Prothorakalstigma schwarz 2. 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A, 10, 2 10. Heft 


18 Prof. P. Stein: 


3 Thorax glänzend grün, ohne Spur von Bestäubung cadaverinaL. 
Thorax blaugrün, vorn in der Mitte mit deutlicher weißer Be- 
stäubung serena Meig. 

1. P. aenea Meig. 

Ich habe sie nur einmal bei Treptow gefangen, besitze sie aus 
Pöstyen in Ungarn, Frankenfels in Österreich und Stolac in Serbien 
und kenne sie noch aus Steiermark und Tirol. ' 
2. P. cadaverina L. 

Überall verbreitet, aber nirgends gemein. In Genthin habe 
ich sie nur einmal in größerer Menge gefangen. 

3. P. serena Mejig. 

Nicht selten von mir in Genthin und Treptow beobachtet, 
die Weibchen namentlich im Herbst. Die in der Tabelle erwähnten 
Unterschiede gelten auch für die Weibchen, doch will ich noch 
erwähnen, daß die auffallend 'schwarzglänzenden Orbiten bei 
cadaverina so breit sind wie die Mittelstrieme, während die weniger 
glänzenden von serena kaum %, so breit sind. 


6. Pseudopyrellia Girschn. 


1 Vor der Naht ein Paar kräftiger Akrostichalborsten, Dorso- 
zentralborsten 3 caesarion Meig. 
Vor der Naht keine Akrostichalborsten, Dorsozentralborsten 4 

cornicina Fbr. 

1. Ps. caesarion Meig. 

Ich habe die Type dieser Art, die Frey in den Act. Soc. Fenn. 

31. 9. (1908) als /ennica beschrieben hat, in der Sammlung des 

Wiener Museums gesehen. Nach meinen Erfahrungen ist sie in 

unseren Gegenden häufiger als die folgende, im übrigen weit ver- 

breitet. Ich habe sie in Treptow und auf Bornholm gefangen und 
kenne sie aus Spanien, Sardinien, von den Kanarischen Inseln, 
vom Kaukasus und aus Kleinasien. 

2. Ps. cornicina Fbr. 

Mit der vorigen zusammen und ebenfalls weit verbreitet. Auch 
ihre Type befindet sich im Wiener Museum. 


7. Mesembrina Meig. 


1 4. Längsader nur wenig zur 3. aufgebogen, Dorsozentralborsten 
auch vor der Naht deutlich resplendens Wahlb. 
4. Längsader stark aufgebogen, Dorsozentralborsten vor der 
Naht unter der dichten Behaarung kaum zu erkennen 2, 

2 Thorax einfarbig glänzend schwarz meridiana L. 
Thorax auf der Mitte mit dichter gelber Behaarung mystacea L. 

1. M. meridiana L. 

Um Treptow ist die Art häufig, während ich sie in Genthin 
nie gefangen habe. Sonst habe ich sie nur noch auf Bornholm und 
in Lund (Schweden) gesammelt. 


Die Anthomyiden Europas. 19 


2. M. mystacea L. 

Kann sehr leicht mit Volucella bombylans L. var. Plumata ver- 
wechselt werden. Ich habe nur ein Stück in Genthin gefangen. 
In Österreich scheint die Art ziemlich häufig zu sein. 

3. M. resblendens Wahlb. 

Ich besitze nur ein Weibchen aus Zernest in Ungarn und kann 

auch über die Verbreitung nichts weiter sagen. 


8. Stomoxys Geoffr. 

1. St. calcitrans L. 

Überall gemein. 

9. Haematobia R.D. 

1 H. stimulans Meig. 

Seltener als die vorige, aber auch überall verbreitet. Ich habe 
sie unter anderm in Treptow, auf Usedom, Rügen und Bornholm 
gefangen. 

10. Lyperosia Rond. 

1 Tarsen der Hinterbeine dreieckig erweitert und jedes Glied mit 
einem auffallend langen Borstenhaar versehen irritans L. 
Tarsen der Hinterbeine einfach und ohne Borstenhaar 

titillans Bezzi. 

1. E irritans L. 

Ich habe sie auf Rügen und ganz besonders häufig in Treptow 
auf weidenden Kühen gefangen. Letztere wurden von ihnen im 
Verein mit Stomoxys und Haematobia außerordentlich belästigt. 


9. L. titillans Bezzi. 
Ich besitze nur 2 Stück aus Kalabrien und Korsika. 


11. Museina R.D. 
1 Schienen gelb stabulans Fall. 
Beine ganz schwarz 2. 
2 Taster schwarz, 4. Längsader nur schwach aufgebogen 
assimilis Fall. 
Taster gelb, 4. Längsader stark aufgebogen 3. 
3 Striemen des Thorax von hinten gesehen recht deutlich bis 
über die Naht hinaus zu verfolgen, Seiten des Hinterleibs an 
der Basis nie rötlich babulorum Fall. 
Striemen des Thorax, auch schräg von hinten gesehen, nur ganz, 
vorn etwas deutlicher, Hinterleibsseiten an der Basis stets 
bräunlichrot pascuorum Meig. 
1. M. assimilhis Fall. 
Überall verbreitet, aber nicht gerade gemein. Ich habe sie 
auch aus Larven gezogen, die ich in Pilzen. sammelte. 
2. M. pabulorum Fall. 
Ebenfalls nicht selten, namentlich an Bäumen sitzend. 
3. M. pascuorum Meig. 
Die seltenste von allen Arten, die ich bisher nur in Genthin 
in größerer Anzahl gefangen habe. Die Weibchen, für die im all- 


2* 10, Heıit 


Pi] Prof. P. Stein: 


gemeinen die obige Tabelle auch gilt, unterscheiden sich von den 
sehr ähnlichen der vorigen Art dadurch, daß sich vor dem Schild- 
chen in der Regel nur 1 Paar Akrostichalborsten befindet, und daß 
der Hinterleib nur wenig bestäubt ist und keine Schillerflecke 
erkennen läßt, während bei $abulorum der Thorax vor dem Schild- 
chen in der Regel 2 Paar Akrostichalborsten trägt und der Hinter- 
leib deutliche weißliche Schillerflecken zeigt. 

4. M. stabulans Fall. 

Überall gemein und auch in der Stube oft lästig. 


12. Polietes Rond. 

1 Schwinger gelb, letzter Abschnitt der 4. Längsader länger als 
der vorletzte albolineata Fall. 
Schwinger schwarz, letzter Abschnitt der 4. Längsader so lang 
oder kürzer als der vorletzte 

2 Schüppchen weißlich, Hinterschenkel unterseits zugekehrt der 
ganzen Länge nach mit einer Reihe langer Borstenhaare 

lardaria Fbr. 
Schüppchen schwärzlich, Hinterschenkel unterseits zugekehrt 
nackt nigrolimbata Bonsd. 

1. P. albolineata Fall. 

Gleicht ungemein der Morellia hortorum, ist aber sofort durch 
den Verlauf der 3. und 4. Längsader zu unterscheiden. Ich habe 
sie in Treptow, auf Usedom und Bornholm gefangen, besitze sie 
aus Elbing i. O. und kenne sie noch aus Ürdingen, Schweden und 
Slatoust im Ural. 

2. P. lardaria Fbr. 

Überall verbreitet und oft in Massen auf Exkrementen zu 
finden. 

3. P. nigrolimbata Bonsd. 

Ich besitze ein Pärchen aus Jämtland durch Ringdahl und 
habe die Type in der Bonsdorffschen Sammlung gesehen. 


13. Phaonia R. D. 


1 Beine ganz schwarz, zuweilen bei nicht ganz ausgefärbten 
Exemplaren die Hinterschienen schwach durchscheinend 2. 


Beine zum Teil gelb 23. 
2 dc3 3. 
dc 4 11. 
3 Mundrand auffallend weiter vorragend als die Stirn an der 
Fühlerbasis 4. 
Mundrand höchstens so weit vorragend als die Stirn 6. 
4 Augen aufs engste zusammenstoßend lugubris Meig. 


Augen mehr oder weniger deutlich getrennt 

5 Stirn an der schmalsten Stelle höchstens so breit, die Borste 
dagegen mindestens so lang gefiedert, als das 3. Fühlerglied 
breit ist albicola Zett. 


Die Anthomyiden Europas. 21 


Stirn an der schmalsten Stelle etwa doppelt so breit als das 
3. Fühlerglied breit ist, Borste bedeutend kürzer behaart 
chalinata Pand. 
6 Fühlerborste auch bei starker Vergrößerung fast nackt 7. 
Fühlerborste bei starker Vergrößerung deutlich, wenn auch oft 
kurz behaart 
7 Fühler weit über der Augenmitte eingefügt, 3. Glied fast vier- 
mal so lang als das 2., Borsten der Schienen höchstens so lang 
als ihr Querdurchmesser, Flügel ohne Randdorn 
longicornis sp. NOV. 
Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 3. Glied 2—3 mal so 
lang als das 2., Schienenborsten lang und kräftig, Flügel mit 
Randdorn tenuiseta Pok. 
8 pra so lang und kräftig wie die 1. dc hinter der Naht I 
pra sehr kurz oder wenigstens feiner und kürzer als die 1. dc 10. 


9 Vor der Naht ein Paar kräftiger Akrostichalborsten serva Meig. 


Vor der Naht keine Akrostichalborsten confluens Stein 
10 Randdorn sehr kurz, Flügel an Basis und Vorderrand ge- 
schwärzt jugorum SP. nov. 


Randdorn lang und kräftig, Flügelnicht geschwärzt nitidaMacq. 
11 Beide Queradern deutlich, wenn auch nicht sehr auffallend 
gesäumt 12. 
Queradern gar nicht gesäumt 14. 
12 Hinterleib an der Basis gelblich durchscheinend, Fühlerborste 
ziemlich lang behaart cincta Zett. 
Hinterleib nirgends durchscheinend, Borste nur pubeszent 13. 
13 Augen eng zusammenstoßend, Vorderschienen borstenlos 
pullata Czerny 
Augen deutlich etwas getrennt, Vorderschienen mit Borste 
Steinii Czerny 


14 Augen nackt oder mit sehr zerstreuten Härchen 15. 
Augen dicht behaart 18. 
15 pra fast ganz fehlend querceti Bche£. 
pra lang und kräftig 16. 


16 Fühlerborste nackt, a vor der Naht fehlend, Mittelschienen 
innen mit kräftiger Borste angulicornis Pok. 
Borste deutlich behaart, a vor der Naht kräftig, Mittelschienen 
innen ohne Borste 17. 

17 Vorderschenkel unterseits an der Spitze dem Körper zugekehrt 
mit einer Anzahl kammförmig angeordneter, kurzer Borsten, 
Hinterschienen innen zugekehrt kurz, aber dicht behaart 

setifemur Sp. NOV. 
Vorderschenkel unterseits an der Spitze ohne starke Borsten, 
Hinterschienen innen zugekehrt ganz nackt canescens sp. nov. 

18 Vor der Naht zwei Paar deutlicher Akrostichalborsten 
Gobertii Mik 
Vor der Naht keine Akrostichalborsten 19. 


10. Heft 


22 - Prof. P. Stein: 


19 Bee innen der ganzen Länge nach mit kurzer, dichter 
Behaarung ‚20. 
Vorderschienen innen nackt oder mit einzelnen Borsten 21. 

20 Augen eng zusammenstoßend, Fühlerborste mindestens so lang | 
behaart, als das 3. F ühlerglied breit ist morio Zett. 
Augen ziemlich breit getrennt, Fühlerborste kürzer behaart 

disjuncta sp. n. 

31 Borste nicht so lang gefiedert, als das 3. Fühlerglied breit ist 

consobrina Zett. 


Borste sehr lang gefiedert 22. 
29 Hell aschgraue Art mit weißlichen Schüppchen, Vorderschienen 
borstenlos candicans Pand. 
Dunklere Art mit gelblichen Schüppchen, Vorderschienen mit 
kräftiger Borste incana Wied. 
23 de 3 24. 
de 4 i 33. 
24 Schenkel ganz oder zum größten Teil schwarz, bisweilen 
bräunlichgelb und schwach durchscheinend 25. 
Einzelne Schenkel ganz gelb 27. 


25 Vor der Naht einige Paar kräftiger Akrostichalborsten 
austriaca Czerny 


Vor der Naht keine Akrostichalborsten 26. 
26 Augen eng zusammenstoßend balpata Stein 
Augen ziemlich breit getrennt magnicornis Zett. 
27 Schildchen an der Spitze mehr oder weniger gelblich 28. 
Schildchen ganz grau 29. 
28 Schulterbeulen gelblich humerella Stein 
Schulterbeulen grau apicalis Stein 
29 pra ganz fehlend.oder nur ein kurzes Börstchen boleticola Rond. 
pra lang und kräftig S0. 
30 Hinterschienen innen der ganzen Länge nach mehrreihig be- 
haart und beborstet crinipes Stein 
Hinterschienen nur mit den gewöhnlichen Borsten 31. 
31 Queradern deutlich gesäumt | fuscata Fall. 
Oueradern nicht gesäumt 32. 


32 Alle Schenkel ganz gelb, Hinterrand des letzten Hinterleibs- 
ringes auf der Bauchseite nicht auffallend behaart mysticaMeig. 
Vorderschenkel fast ganz gebräunt, Mittel- und Hinterschenkel 
an der Spitze mit bräunlichem Fleck, Hinterrand des letzten 
Ringes auf der Bauchseite mit ziemlich langen Borsten besetzt 

trigonospila Czerny 


33 Hinterleib zum Teil ERRESELN N gelb. |. 34. 
Hinterleib nie durchscheinend gelb 38. 
34 a vor der Naht ganz fehlend vegalis Stein 


a vor der Naht kräftig k 
35 Vor der Naht nur 1 Paar Akrostichalborsten scutellaris Fall. 
Vor der Naht 2 Paar Akrostichalborsten . ‚V 36. 


Die Anthomyiden Europas. 23 


36 Fühlerborste höchstens so lang gefiedert, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, Mittelschienen hinten meist mit 2 Borsten 

variegata Meig. 

Fühlerborste sehr lang gefiedert, Mittelschienen hinten in der 

Regel mit 3 Borsten 37. 

37 Thorax meist ganz gelb oder, wenn sich dunklere Stellen zeigen, 

dann immer eine breite Strieme von den Schulterbeulen bis 

zur Flügelwurzel gelb Dallida Fbr. 
Thorax ganz grau, die Schulterbeulen kaum lichter 

bitincta Rond. 


38 Vor der Naht kräftige Akrostichalborsten 39. 
Vor der Naht keine Akrostichalborsten 43. 
39 Mittel- und Hinterschenkel ganz gelb, Hinterleib ziemlich 
schmal und lang gracilis sp. nov. 
Mittel- und Hinterschenkel fast ganz geschwärzt, Hinterleib 
mehr länglich eiförmig 40. 
40 Queradern nicht gesäumt, auf dem Thorax vor dem Schildchen 
nie ein deutlicher schwarzer Fleck 41. 
Queradern deutlich gesäumt, aufdem Thorax vor dem Schildchen 
ein schwarzer Fleck 42. 
41 Vorderschienen ganz schwarz, Fühlerborste nicht ganz so lang 
behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist Gobertii Mik. 
Vorderschienen gelb, Fühlerborste länger behaart, als das 
3. Fühlerglied breit ist pura Lw. 
42 Augen ziemlich eng zusammenstoßend, Schildchen beiderseits 
mit schwarzem Fleck trimaculata Bche. 
Augen deutlich getrennt, Schildchen beiderseits ohne schwarzen 
Fleck laeta Fall. 
43 pra ganz fehlend rufipalpis Macaq. 
pra lang und kräftig 44. 
44 Augen durch eine deutliche schwarze Strieme und schmale 
Orbiten getrennt 45. 
Augen aufs engste zusammenstoßend oder wenigstens sehr 
genähert 46. 
45 Mittel- und Hinterschenkel fast ganz schwarz, Schildchen an 
der äußersten Spitze schwach rötlich perdita Meig. 
Mittel- und Hinterschenkel fast ganz gelb, Schildchen an der 
Spitze nie rötlich vagans Fall. 
46 Schildchen ganz grau 47. 
Schildchen an der Spitze mehr oder weniger gelb 48. 


47 Borsten auf der Hinterseite der Mittelschienen in 2 Reihen 
basalıs Zett. 

Borsten auf der Hinterseite der Mittelschienen in 1 Reihe 
erronea Schnabl 

48 Vorderschienen mit Borste, vor dem Schildchen nur 1 Paar a 
signata Meig. 

Vorderschienen borstenlos, vor dem Schildchen 2 Paar a. 49. 


10. Heft 


94 Prof. P. Stein: 


49 Vorderschenkel meist gebräunt, Fühler an der Basis ganz 
schwach rötlichgrau, 4. Längsader ganz gerade verlaufend 

errans Meig. 

Vorderschenkel gelb, Basis der Fühler deutlich rotgelb, 4. Längs- 

ader an der äußersten Spitze ein wenig aufgebogen erratica Fall. 


Beschreibung der neuen Arten. 


1. Ph. canescens sp. nov. 

Augen hoch und schmal mit sehr zerstreuten Härchen, die 
ziemlich breiten silberweißen Orbiten in kurzer Strecke zusammen- 
stoßend, Stirn und Wangen im Profil nur wenig vorragend und ganz 
konvex, Backen etwas breiter, Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand etwas überragend, schwarz, 2. Glied grau- 
lich bestäubt, Borste ziemlich lang gefiedert, Taster fadenförmig, 
schwarz. Thorax und Schildchen ziemlich hell aschgrau, die 4 ge- 
wöhnlichen Striemen auf ersterem kaum erkennbar, da sie nur 
wenig dunkler sind als die Grundfärbung; dc 4, a mehrere Paar 
vor der Naht, pra sehr lang und kräftig. Hinterleib länglich, von 
der Form der fuscata Fall., aschgrau mit schmaler schwarzer 
Rückenstrieme, vom Hinterrand des 2. Ringes an abstehend be- 
borstet. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen namentlich an den 
Vorderbeinen stark verlängert; Vorderschienen bei dem einzigen 
Vorderbein des vorliegenden Männchens borstenlos, aber die Borste 
wahrscheinlich nur abgebrochen, Mittelschienen hinten mit 2, 
Hinterschienen außen mit 1, außen abgewandt und innen abgewandt 
mit je 2 Borsten. Flügel schwach graulich, ohne Randdorn, 3. und 
4. Längsader ganz allmählich und nur sehr schwach divergierend, 
hintere Querader steil und nur wenig geschwungen, Schüppchen 
weißlich mit ganz schwach gelblichem Anflug, Schwinger gelblich. 

Die Augen des Weibchens sind durch eine breiteschwarze, hinten 
nur wenig ausgeschnittene Mittelstrieme, der die Kreuzborsten 
fehlen, und schmale hellgraue Orbiten getrennt, die Vorderschienen 
tragen eine deutliche Borste; im übrigen gleicht es völlig dem 
Männchen. Länge 8—8,5 mm. 

Ein Pärchen aus Villeneuves Sammlung, das in Arras (Frank- 
reich) gefangen ist. 

2. Ph. disjuncta sp. nov. 

Augen dicht und lang behaart, ziemlich schmal, aber nicht 
sehr hoch; die an der Fühlerbasis breite schwarze Stirnmittel- 
strieme verschmälert sich nach oben etwas, trennt aber die Augen 
recht breit und wird von schmalen grauen Orbiten eingefaßt. 
Die an der Fühlerbasis langen und kräftigen Frontoorbitalborsten 
werden allmählich kürzer und endigen sehr kurz unmittelbar vor 
dem Ozellendreieck. Stirn im Profil deutlich vorragend, ungefähr in 
der Breite des halben Augenquerdurchmessers, die gekielten Wangen 
nur wenig schmäler, beide silbergrau bestäubt mit schwärzlichen 
Reflexen, Backen halb so breit wie die Augenhöhe, Mundrand 
deutlich vorgezogen und schief abgeschnitten, kräftig beborstet, 


Die Anthomyiden Europas. 95 


Hinterkopf unten gepolstert. Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand erreichend, schwarz, 3. Glied doppelt so 
lang als das 2., Borste im Basaldrittel schwach verdickt, kurz 
gefiedert, Rüssel fast so lang wie die Vorderschienen und so breit 
wie diese, Taster fadenförmig, aber ziemlich kräftig und lang, lang 
behaart. Thorax und Schildchen schwarz, aschgrau bestäubt, 
ersterer mit 4 schwarzen Striemen, von denen die mittleren wie 
gewöhnlich hinten abgekürzt sind und bei gewisser Betrachtung 
zusammenfließen; pra so lang wie die 1. dc hinter der Naht, dc 4, a 
nur vor dem Schildchen, Grundbehaarung des Thorax mäßig lang 
und dicht, abstehend. Hinterleib länglich eiförmig, so lang wie 
Thorax und Schildchen zusammen und kaum breiter als der Thorax, 
ziemlich stark gewölbt, an der Basis kurzhaarig, vom Hinterrand 
des 2. Ringes an mit kräftigen abstehenden Borsten besetzt. Er 
ist ebenfalls dunkel aschgrau bestäubt und läßt bei gewisser Be- 
trachtung auf dem 2. Ring einen sehr undeutlichen trapezförmigen 
Mittelfleck und weiterhin eine ebenfalls undeutliche breite Mittel- 
strieme erkennen. Bauchlamellen kurz eiförmig, am untern Rand 
etwas gelblich. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen verlängert; 
Vorderschienen innen fast der ganzen Länge nach kurz zottig 
behaart, auf der Mitte mit meist 2 Borsten, Mittelschienen außen 
vorn mit 2, außen hinten und hinten mit je 3 Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt von der Mitte bis zur Spitze mit 
einigen längeren Borsten, Hinterschienen außen 1, vor der Spitze 
mit einer längeren, in der Nähe der Basis mit einigen kürzeren 
Borsten, außen abgewandt mit 3—4, innen abgewandt mit 2—3 
Borsten. Flügel graulich, an der Basis mehr oder weniger gelblich, 
mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader ganz allmählich und 
nur wenig divergierend, hintere Querader schief und geschwungen, 
letzter Abschnitt der 4. Längsader nur wenig länger als der vor- 
letzte, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Länge 7,5 mm. 

Villeneuve hat die Art am 30. VI. 1903 auf dem Col du Lautaret 
gefangen, ich selbst besitze sie aus Marienbad. 


3. Ph. gracilis sp. nov. 

Die Art gehört zum Verwandtschaftskreis der fuscata Fall., 
mit welcher sie auf den ersten Blick große Ähnlichkeit hat, von der 
sie sich aber durch eine Reihe von Merkmalen leicht unterscheidet. 
Die sehr zerstreut pubeszenten Augen sind durch ziemlich breite, 
silberweiß bestäubte Orbiten und eine schmälere schwarzgraue 
Mittelstrieme etwas getrennt, Frontoorbitalborsten jederseits 4—6, 
gewöhnlich hinter der Mitte der Stirn aufhörend und hier von 
geringer Größe. Im Profil ragen Stirn und Wange schwach vor, 
während die Backen über Y, der Augenhöhe breit sind; sämtliche 
Teile sind silbergrau bestäubt mit schwärzlichen Reflexen. Fühler 
ein wenig unter der Augenmitte eingelenkt, den unteren Augenrand 
etwas überragend, schwarzgrau, 3. Glied dreimal so lang als das 
rötlichgraue 2., Borste mäßig lang gefiedert, Taster fadenförmig, 
schwarz. Thorax und Schildchen hell aschgrau, ersterer mit 4 


10, Heft 


96 Prof. P. Stein: 


dunkler grauen, sich nicht scharf abhebenden Striemen; pra über 
halb so lang wie die 1. dc, dc 4, a vor der Naht 2—3 Paar, st 1,2. 
Hinterleib annähernd kegelförmig, wie der Thorax gefärbt, mit 
mehr oder weniger deutlicher dunkelgrauer Mittelstrieme; an der 
Basis ist er kurzhaarig, vom Hinterrand des 2. Ringes an ab- 
stehend beborstet, Bauchlamellen kurz eiförmig. Beine gelb, 
Vorderschenkel gebräunt, Tarsen verdunkelt, Pulvillen und Klauen 
verlängert; Vorderschienen mit 1 feinen Borste, Mittelschienen 
hinten mit 2—8, Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der 
Spitze mit nur sehr kurzen Borsten, Hinterschienen außen %, vor 
der Spitze mit 1, außen abgewandt und innen abgewandt mit 
je 2 Borsten. Flügel fast glashell, schwach gelblich, ohne oder 
mit kaum merklichem Randdorn, 3. und 4. Längsader schwach 
divergierend, hintere Querader steil und fast gerade, beide Quer- 
adern schwach gebräunt, aber viel weniger auffallend als bei 
fuscata, Schüppchen weiß mit feinem, gelblichem Saum, Schwinger 
gelb. — Das Weibchen ist mir nicht bekannt geworden, wird aber 
an den kräftigen Akrostichalborsten vor der Naht leicht kenntlich 
sein. Länge 7—8 mm. 

Ich besitze zahlreiche Männchen, die mein verstorbener 
Freund Kowarz 30. V. 1905 in Franzensbad (Böhmen) gefangen 
hat und kenne die Art noch aus Urdingen am Niederrhein (Riedel), 
Innsbruck (Pöll) und Schweden (Ringdahl). 


4. Ph. jugorum sp. nov. 

Augen mit sehr zerstreuten Härchen, durch eine deutliche 
schwarze Strieme und sehr schmale graue Orbiten so weit getrennt, 
daß die Stirn an der schmalsten Stelle reichlich Y, so breit ist als 
ein Auge, Stirn und die gekielten Wangen im Profil schwach vor- 
ragend, Backen etwas breiter, Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
schwarz, 3. Glied etwas über doppelt so lang als das 2., Borste 
haarförmig, sehr kurz behaart, Taster fadenförmig, schwarz. 
Thorax und Schildchen schwarz, sehr dünn grau bereift, so daß 
man auf ersterem bei reinen Stücken eine breite Mittelstrieme und 
schmale Seitenstriemen erkennen kann; dc 3, a fehlend, pra etwa 
halb so lang als die 1. dc. Hinterleib länglich eiförmig, etwas flach 
gedrückt, schwarz, schwach graulich bestäubt, mit schmaler 
schwarzer Mittelstrieme, überall abstehend beborstet, an der Basis 
natürlich kürzer und feiner. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen 
verlängert; Vorderschienen mit 1 Borste, Mittelschienen hinten 
mit 2, Hinterschienen außen kurz nach dem Beginn des letzten 
Viertels mit 1, außen abgewandt mit 1—2, innen abgewandt mit 
2—3 Borsten. Flügel an Basis und Vorderrand ziemlich intensiv 
gebräunt, im Leben wahrscheinlich schwarz, ohne Randdorn, 
3. und 4. Längsader divergierend, hintere Querader steil und gerade, 
Schüppchen weißlich, Schwinger schwarz. — Das Weibchen wird 
sich wahrscheinlich nur durch breitere Stirn und ungestriemten 
Hinterleib unterscheiden: Länge 5—6 mm. 


Die Anthomyiden Europas. 27 


Ich besitze einige Männchen von Strobl, der die Art in Steier- 
mark gefangen und irrtümlich für joveolata Zett. gehalten hat. 
Kleinere Stücke derselben Art hatte er in seiner Sammlung mit 
jugorum i. litt. bezeichnet, weshalb ich diesen Namen gewählt habe. 


5. Ph. longicornis sp. nov. 

Die Art erinnert namentlich im Bau des Kopfes ungemein an 
magnicornis Zett. Die nur sehr kurz und nicht dicht behaarten 
Augen sind durch die breite schwarze, hinten nur wenig aus- 
geschnittene Mittelstrieme und schmale graue Orbiten so breit 
getrennt, daß die Stirn an der Fühlerbasis breiter und am Scheitel 
mindestens 34 so breit ist wie ein Auge an derselben Stelle. Die 
Frontoorbitalborsten erstrecken sich in einer Zahl von etwa 5 bis 
zum Scheitel. Stirn im Profil in stumpfer Ecke recht deutlich vor- 
ragend, Wangen etwas schmäler, Backen !/, der Augenhöhe, 
Mundrand wenig vorgezogen. Fühler deutlich über der Augenmitte 
eingelenkt, kräftig, den untern Augenrand merklich überragend, 
3. Glied fast viermal so lang als das grau bestäubte 2., Borste 
fast nackt, in der Basalhälfte etwas verdickt, dann allmählich 
sich verdünnend, Taster fadenförmig, schwarz. Thorax und 
Schildchen schwarzgrau, dünn aschgrau bestäubt, eine sehr breite 
Mittelstrieme und je eine schmale Seitenstrieme kaum angedeutet; 
dc 3, pra fast so lang wie die 1. dc, a nur vor dem Schildchen, 
st 1,2, Grundbehaarung abstehend und nicht sehr dicht. Hinterleib 
länglich eiförmig, schwarzgrau, schwach glänzend und ebenfalls 
nur sehr dünn graulich bestäubt, so daß von einer Zeichnung 
nichts wahrzunehmen ist, Bauchlamellen wenig entwickelt, der unter 
den Bauch zurückgeschlagene Endteil des Hypopygs in 2 kurze 
Zangen endigend. Der Hinterleib ist fast ganz nackt, von der 
Mitte des 3. Ringes an länger, aber ziemlich fein abstehend beborstet. 
Beine schwarz, Pulvillen und Klauen sehr kurz; Vorderschienen 
borstenlos, Mittelschienen hinten mit 2, Hinterschienen außen !/, 
vor der Spitze mit 1, außen abgewandt mit 2, innen-abgewandt 
mit 1 Borste, sämtlich sehr kurz, Mittelschenkel unterseits nackt, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe feiner und 
ziemlich kurzer Borsten. Flügel graulich, mit gelblichen Adern, 
ohne Randdorn, 4. Längsader ganz gerade verlaufend, 3. allmählich 
nach oben gerichtet, hintere Querader steil und gerade, Schüppchen 
blaßgelb, Schwinger etwas intensiver. Länge 5,5 mm. 


‚ Ich besitze 1 d, welches Ringdahl in Höganäs (Schweden) 
8. V. 1912 gefangen hat. | 


6. Ph. setifemur sp. nov. 

Diese neue Art gleicht auf den ersten Blick ungemein einem 
großen Exemplar von querceti Bch£e., mit welcher sie Färbung und 
Zeichnung gemein hat. Augen hoch und schmal, ganz nackt, durch 
eine feine schwarze Mittelstrieme und schmale graue Orbiten nur 
wenig getrennt, Frontoorbitalborsten 7—8, von der Fühlerbasis 
bis zum Scheitel in abnehmender Länge sich erstreckend. Stimm 


10. Heft 


98 Prof. P. Stein: 


und Wangen nur wenig und ganz flach vorragend, Backen !/, der 
Augenhöhe, sämtliche Teile silbergrau bestäubt. Fühler unter der 
Augenmitte eingelenkt, schwarzgrau, 3. Glied 21, mal so lang 
als das 2., Borste lang behaart, Rüssel ziemlich kurz und dick, 
Taster fadenförmig, so lang wie der Rüssel, schwarz. Thorax und 
Schildchen hellgrau, ersterer mit 4 sehr undeutlichen, etwas dunkler 
grauen Striemen, von denen die mittleren wie gewöhnlich schmäler 
sind und hinter der Naht fast zusammenfließen; dc 4, pra so 
lang wie die 1. dc, a vor der Naht 2 Paar, st 1, 2. Hinterleib läng- 
lich eiförmig, kurz und dicht behaart, vom Hinterrand des 3. Ringes 
an länger beborstet, Bauchlamellen nicht entwickelt. Er ist wie 
der Thorax gefärbt und läßt schräg von hinten gesehen eine ziem- 
lich breite dunkle Rückenstrieme erkennen. Beine schwarz, Pul- 
villen und Klauen kräftig und verlängert; Vorderschenkel unter- 
seits kurz vor der Spitze auf der dem Körper zugekehrten Seite 
mit 6 sehr kurzen und kräftigen, kammartig angeordneten Borsten, 
Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten mit 3, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit etwa 6, all- 
mählich länger werdenden Borsten, zugekehrt nur an der Basis 
mit 1—2 nicht sehr starken Borsten, Hinterschienen außen 13 
vor der Spitze mit 1, außen abgewandt mit 4—5 von wechselnder 
Länge, innen abgewandt mit 7—8 feinen, vom Ende des ersten 
Drittels bis zur Spitze sich erstreckenden Borsten, und innen zu- 
gekehrt endlich in der Endhälfte fein und dicht, aber nicht sehr 
lang behaart. Flügel glashell mit schwach gelblichen Adern, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader schief 
und stark geschwungen, Schüppchen weiß, Schwinger schwarz- 
braun. Länge 9 mm. 


1 3 aus Hälsingborg (Ringdahl) 26. VII. 13. 


Kurze Diagnosen der übrigen Arten. 


1. Ph. alpicola Zett. 

Augen deutlich getrennt, dicht behaart, Fühler schwarz, 
Borste lang gefiedert, Mundrand stark vorgezogen. Thorax 
schwarz, grau bestäubt, mit 4 Striemen, von denen die mittleren 
meist zu einer breiten Strieme zusammengeflossen sind, dc 3. 
Hinterleib schwarz mit grauen Schillerflecken, Beine schwarz, 
Flügel graulich mit kleinem Randdorn, Schüppchen weißlich, 
Schwingerknopf bräunlich bis schwärzlich. Schweden, Italien. 


2. Ph. angulicornis Pok. 

Augen deutlich getrennt, nackt, Fühler schwarz, Borste 
nackt. Thorax schwarz, dünn graulich bestäubt, mit 3 breiten 
schwarzen Striemen; dc 4. Hinterleib bräunlich aschgrau mit kaum 
sichtbarer Spur einer breiten Rückenstrieme. Beine schwarz, 
Hinterschienen innen abgewandt mit zahlreichen kräftigen Borsten. 
Flügel namentlich an der Basis auffallend gelblich, Randdorn 
sehr klein, Schüppchen gelblich, Schwinger bräunlich. Tirol. 


Die Anthomyiden Europas. 29 


3. Ph. apicalis Stein. 

Augen nicht sehr dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler 
schwarzgrau, Borste lang behaart. Thorax aschgrau mit 4 kaum 
erkennbaren dunkleren Striemen, dc 3, Schildchen an der Spitze 
gelblich. Hinterleib aschgrau mit schmaler Rückenlinie. Beine 
gelb. Flügel gelblich, Randdorn klein, Schüppchen weißlichgelb, 
Schwinger gelb. Berlin, Kissingen. 

4. Ph. austriaca Czern 

Augen dicht behaart, deutlich getrennt, Fühler schwarz, 
Borste mäßig lang gefiedert, Thorax aschgrau mit 4 dunkler grauen, 
schwachen Striemen, dc 3, a vor der Naht deutlich. Hinterleib 
aschgrau mit schmaler Rückenlinie und schwach schillernden 
Flecken. Beine gelb mit braunen Schenkeln, Pulvillen und Klauen 
kräftig. Flügel schwach gelblich mit Randdorn und schwach ge- 
bräunten Queradern, Schüppchen weißlich, Schwinger gelb. Lapp- 
land, Österreich. 

5. Ph. basalis Zett. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste lang gefiedert. Thorax aschgrau mit 4 ziemlich deutlichen 
dunkler grauen Striemen, dc 4, Hinterleib gelblich aschgrau, oft 
ziemlich intensiv gelblich, mit schwarzer Strieme auf den ersten 
Ringen. Beine gelb, zuweilen die Schenkel mehr oder weniger ge- 
bräunt. Flügel gelblich, namentlich an der Basis, Randdorn klein, 
Schüppchen und Schwinger gelb. Überall verbreitet. 


6. Ph. bitincta Rond. 

Augen sehr dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler 
lehmbraun, 2. Glied und Basis des 3. gelblich, Borste sehr lang ge- 
fiedert, Taster gelb. Thorax hell aschgrau, Schulterbeulen schwach 
gelblich, 4 Thoraxstriemen schwach ausgeprägt, Schildchen an der 
Spitze gelblich, de 4, a kräftig. Hinterleib gelb, dünn weißlich 
bereift mit schmaler brauner Rückenstrieme. Beine gelb. Flügel 
schwach gelblich, ohne Randdorn, Schüppchen weißlich, Schwinger 
gelblich. Kissingen, Italien. 

7. Ph. boleticola Rond. 

Augen mäßig dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler 
schwarz, Borste lang gefiedert. Thorax und Schildchen aschgrau, 
ersterer mit 4 dunkler grauen Striemen, dc 3, pra ganz fehlend. 
Hinterleib gelblich aschgrau mit Rückenstrieme. Beine gelb, 
Schenkel zuweilen an der Basis gebräunt, Pulvillen und Klauen 
kräftig. Flügel schwach gelblich, ohne Randdorn, Schüppchen 
weißlich, Schwinger gelblich. Ziemlich verbreitet, aber selten. 
8. Ph. candicans Pand. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste sehr lang gefiedert. Thorax und Schildchen ziemlich hell 
aschgrau, ersterer mit 4 schwachen dunkleren Striemen, dc 4. 
Hinterleib hell aschgrau mit dunkler Rückenlinie und graulichen 
Schillerflecken. Beine schwarz. Flügel schwach graulich, ohne 


10. Heft 


30 Prof. P. Stein: 


Randdorn, Schüppchen weißlichh Schwinger gelb. ‘ Kärnten, 
Korsika, Frankreich. 
9. Ph. chalinata Pand. 

Hat große Ähnlichkeit mit alpicola, unterscheidet sich durch 
breiter getrennte Augen, kurzer behaarter Fühlerborste und fast 
einfarbig schwarzen Thorax und Schildchen. Schweiz, Italien, 
Frankreich. 

10 Ph. cincta Zett. 

Augen dicht behaart, deutlich getrennt, Fühler schwarz, 
Borste mäßig lang gefiedert. Thorax 'aschgrau mit 4 deutlichen 
Striemen, dc 4, a vor der Naht deutlich. Hinterleib in der Basal- 
hälfte gelblich durchscheinend, Endhälfte grau, eine breite 
Rückenstrieme und je ein Seitenfleck am Hinterrand von Ring 2 
und 3 schwarz. Beine schwarz. Flügel fast glashell, Randdorn 
kurz, beide Oueradern schwach gebräunt, Schüppchen weiß, 
Schwinger gelb. Ich besitze die Art aus Treptow, Urdingen am 
Niederrhein und Schweden. Ihre sonstige Verbreitung ergibt sich, 
wie auch bei den andern Arten, aus dem Dis der paläarktischen 
Dipteren. 

11 Ph. confluens Stein | 

Augen dicht behaart, etwas getrennt, Fühler schwarz, Borste 
lang behaart. Thorax aschgrau mit 4 deutlichen schwarzen Strie- 
men, von denen die mittleren oft zusammengeflossen sind, 
dc 3. Hinterleib aschgrau mit ziemlich breiter Rückenstrieme und 
Schillerflecken. Beine schwarz, Hinterschienen ziemlich reich be- 
borstet. Flügel graulich mit Randdorn, Schüppchen weißlich, 
Schwinger bräunlich. Deutschland (Wittenberg, Kissingen, Ür- 
dingen), Österreich (Dornbach, Bad Hall, Freistadt, St. Veit). 


12 Ph. consobrina Zett. 

Augen dicht behaart, meist eng zusammenstoßend, Mund- 
rand deutlich, wenn auch nicht so weit wie bei alpicola vorgezogen, 
Fühler schwarz, Borste kurz gefiedert. Thorax schwarz, dünn 
grau bestäubt, mit 3 breiten schwarzen Striemen, von denen die 
mittlere aus 2 zusammengeflossen ist, dc 4. Hinterleib schwarz 
mit weißgrau fleckiger Bestäubung, ohne scharfe Zeichnung. 
Beine schwarz. Flügel ziemlich bräunlich tingiert, Randdorn klein, 
Schüppchen gelblich, Schwinger gelb, bisweilen verdunkelt. Mir 
nur aus Schweden bekannt. 

13. Ph. crinipes Stein 

Augen zerstreut behaart, deutlich getrennt, Fühler schwarz, 
Borste sehr lang gefiedert. Thorax aschgrau mit 4 dunkler grauen 
Striemen, die mittleren genähert und fast zusammengeflossen, 
de 3. Hinterleib aschgrau, auf den ersten Ringen mit breiter 
Strieme, sonst mit schwachen Schillerflecken. Beine gelb, Vorder- 
schenkel zum großen Teil, Mittelschenkel an der Basis etwas ge- 
bräunt, Pulvillen und Klauen sehr stark verlängert, Hinterschienen 
innen zugekehrt und abgewandt der ganzen Länge nach beborstet 


Die Anthomyiden Europas. 31 


und behaart. Flügel gelblich mit deutlichem Randdorn, Queradern 
schwach gebräunt, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Ich 
besitze die Art aus Schweden und habe sie bei Genthin gefangen. 
14. Ph. errans Meig. 

Augen dicht behaart, fast eng zusammenstoßend, Fühler 
schwarz, Borste lang gefiedert. Thorax aschgrau bestäubt mit 
4 deutlichen Striemen, dc 4, Schildchen an der Spitze rötlich. 
Hinterleib gelblich grau bestäubt, die ersten Ringe mit ziemlich 
breitem Mittelfleck, sonst mit Schillferflecken. Beine gelb, Vorder- 
schenkel meist ganz, Mittelschenkel an der Basis gebräunt. 
Flügel gelblichgrau, ohne Randdorn, Queradern schwach gebräunt, 
Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb Überall verbreitet. 

Anm : Die Rondanische Zinctidennis ist wahrscheinlich mit 
dieser Art identisch. 


15. Ph erratica Fall. | 

Ähnlich der vorigen, aber viel größer. Augen noch enger 
zusammenstoßend, 2. Fühlerglied und die Basis des 3. rötlich. 
Schildchen fast ganz gelb, im übrigen Thorax und Hinterleib wie 
bei errans, aber auffallender gelblich bestäubt. Beine ganz gelb. 
Flügel intensiv gelblich, mit gelblich tingierten Adern. Die übrigen 
Unterschiede in der Tabelle. Ebenfalls überall verbreitet. 


16. Ph. erronea Schnabl 

In Färbung und Zeichnung der basalıs gleichend, die Augen 
aber nur sehr zerstreut behaart, die Borsten auf der Hinterseite 
der Mittelschienen in einer Reihe und die Hinterschenkel unter- 
seits abgewandt außer den stärkeren Borsten vor der Spitze noch 
der ganzen Länge nach mit feinen, dichten Borstenhaaren. Ich 
habe die Art in Genthin, Treptow und Kissingen gefangen und 
kenne sie noch aus Urdingen, den Sudeten und Schweden. 


17. Ph. fuscata Fall. 

Durch die fast nackten, deutlich getrennten Augen, die aus 
dreieckigen Mittelflecken bestehende Rückenstrieme des Hinter- 
leibes und die gebräunten Oueradern ist diese allgemein verbreitete, 
aber durchaus nicht gemeine Art leicht zu erkenneu. 

18. Ph. Gobertii Mik 

Augen dicht behaart, zusammenstoßend oder nur wenig ge- 
trennt, Fühler schwarz, Borste kurz gefiedert. Thorax und Schild- 
ehen ziemlich hell aschgrau, ersterer mit 4 deutlichen Striemen 
dc 4, a vor der Naht deutlich. Hinterleib hell aschgrau mit Rücken- 
linie und schillernden Flecken. Beine schwarz, Hinterschienen zu- 
weilen schwach durchscheinend. Flügel fast glashell, ohne Rand- 
dorn, Schüppchen weiß, Schwinger gelb. Ich habe die Art in 
Genthin und Kissingen gefangen und sie gesehen aus Ürdingen, 
Österreich und Dänemark. 

19. Ph. humerella Stein 

Augen dicht behaart, Fühler schwarz, Borste ziemlich lang 

gefiedert. Thorax aschgrau bestäubt mit 4 dunklen Striemen, 


10. Heit 


32 Prof. P, Stein: 


Schulterbeulen und Schildchen rotgelb, de 3. Hinterleib bräunlich- 
grau mit verloschener Rückenstrieme. Beine gelb. Flügel gelblich, 
namentlich an der Basis, Randdorn klein, Schüppchen und 
Schwinger gelb. Das einzige Weibchen, das ich kenne, stammt aus 
Kronstadt in Siebenbürgen. 


20. Ph. incana Wied. 

Augen dicht behaart, ein wenig getrennt, Fühler schwarz, 
Borste sehr lang gefiedert, Mundrand etwas vorragend. Thorax 
schwarz, dünn aschgrau bestäubt mit 4 ziemlich deutlichen dunkel- 
grauen Striemen, de 4. Hinterleib gelblichgrau, auf den beiden 
ersten Ringen mit schwarzem Mittelfleck. Beine schwarz. Flügel 
graulichgelb, an der Basis intensiver, mit kleinem Randdorn, 
Schüppchen und Schwinger gelb. Überall verbreitet, aber nicht 
gemein. 


21. Ph. laeta Fall. 

Augen dicht behaart, durch eine deutliche Strieme getrennt, 
die von vorn gesehen dicht weißgrau bestäubt ist, Fühler schwarz, 
Borste lang gefiedert. Thorax weißgrau mit 4 scharf begrenzten 
dunkelgrauen Striemen, dc 4, a vor der Naht kräftig, Schildchen 
weißgrau mit schwärzlichem Basalfleck. Hinterleib ziemlich hell- 
grau mit breiter schwarzer Rückenstrieme und hier und da schmut- 
ziger grauen Flecken. Beine schwarz. Flügel schwach gelblich, 
ohne Randdorn, Queradern deutlich gesäumt, Schüppchen weiß, 
Schwinger gelb. Ich habe die Art, die recht selten ist, in Genthin 
und Halle gefangen und besitze sie aus Rügenwalde, Schweden, 
Frankreich und Damaskus. 


22. Ph. lugubris Meig. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste ziemlich lang behaart, Mundrand deutlich vorgezogen. 
Thorax und Schildchen schwarz, ohne Striemung, dc 3, a vor der 
Naht kräftig. Hinterleib schwarz, dünn graulich bereift, aber 
nicht gleichmäßig. Beine schwarz. Flügel angeräuchert, Rand- 
dorn klein, Schüppchen gelb, Schwinger bräunlich. Ich habe die 
Art nie selbst gefangen, besitze sie aber aus Thüringen, Tirol, 
österr. Schlesien und Schweden. 


23. Ph. magnicornis Zett. 

Augen dicht behaart, durch eine recht breite Strieme getrennt, 
Fühler lang, schwarz, Borste sehr kurz behaart. Thorax schwarz, 
dünn aschgrau bestäubt mit 4 wenig deutlichen Striemen, von 
denen die mittleren genähert sind, de 3. Hinterleib aschgrau, mit 
dem Anfang einer schmalen Rückenlinie und schwachen Schiller- 
flecken. Beine schwarz, Mittel- und Hinterschenkel an der äußersten 
Spitze und die Schienen gelb. Flügel gelblichgrau, Randdorn sehr 
kurz, Schüppchen weißlich, Schwinger gelb. Ich habe die Art in 
Genthin, Treptow und Eger gefangen und besitze sie aus Sonder- 
burg, Thüringen und Schweden. 


Die Anthomyiden Europas. 33 


24. Ph. morio Zett. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste lang behaart, Mundrand vorgezogen. Thorax schwarz, nur 
sehr dünn graulich bestäubt, mit 4 undeutlichen dunkleren Striemen, 
die mittleren oft zusammengeflossen, de 4. Hinterleib schwarz, 
dünn graulich bestäubt, nur bei reinen Stücken mit einer breiten, 
aus fast trapezförmigen Flecken bestehenden Rückenstrieme. 
Beine schwarz, Vorderschienen innen kurz zottig behaart. Flügel 
ziemlich angeräuchert. Randdorn sehr kurz, Schüppchen gelblich, 
Schwinger gelb, bisweilen verdunkelt. Ich selbst habe nur ie 18 
in Schmiedefeld (Thüringen) und Chodau (Böhmen) gefangen, 
besitze sie aber aus Siebenbürgen, österr. Schlesien, Italien und 
besonders aus Schweden. 

Anm.: Vermutlich kommen hier 2 sehr nahestehende Arten in 
Betracht. Die erste,wahrscheinlich die eigentliche morio ist schwärzer, 
die Augen sind durch eine äußerst feine schwarze Linie und ganz feine 
Orbiten nur wenig getrennt, die Hinterschenkel tragen unterseits 
zugekehrt in der Basalhälfte einige kräftige Borsten und die 
Schwinger sind dunkler. Bei der zweiten, die Schnabl früher als 
hybrida beschrieben hat, stoßen die Augen aufs engste zusammen, 
die Körperfärbung ist mehr dunkel schokoladenbraun, die Hinter- 
schenkel sind unterseits zugekehrt nackt und die Schwinger heller. 


25. Ph. mystica Meig. 

Ungemein ähnlich der fuscata Fall., die Augen stoßen aber 
mit den silbergrau bestäubten Orbiten fast zusammen, die Beine 
sind ganz gelb und die Flügelqueradern nicht gesäumt. Ich fing 
die Art bei Kissingen und besitze sie aus Rügenwalde, Schlesien 
und Italien. 


26. Ph. nitida Macag. 

Augen fast nackt, deutlich getrennt, Fühler schwarz, Borste 
deutlich, aber nicht lang behaart. Thorax und Hinterleib glänzend 
schwarz mit Erzschimmer, beide nur äußerst dünn bestäubt, so 
daß 4 Striemen auf ersterem und große dreieckige Rückenflecke 
auf den Ringen des letzteren nur undeutlich zu erkennen sind, 
dc 3. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen sehr lang. Flügel gelblich, 
Randdorn lang und kräftig, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger 
schwarz. Ich habe die Art ziemlich zahlreich in Genthin auf Schilf 
gefangen und besitze sie noch aus Berlin. Schnabl hat sie als 
Steinii beschrieben. 


27. Ph. pallida Fbr. 

Die Art ist der gelben Körperfärbung wegen mit keiner an- 
dern zu verwechseln. In seltenen Fällen ist der Thoraxrücken ver- 
dunkelt, die Brustseiten bleiben aber immer gelb. Überall ver- 
breitet. 

28. Ph. palbata Stein 

Augen dünn behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 

Borste lang gefiedert, Taster beim Männchen fadenförmig, beim 


Archiv für MBIT UERIG 
1915. A. 10, 3 10, Heit 


34 Prof. P. Stein: 


Weibchen blattartig verbreitert. Thorax aschgrau mit 4 ziemlich 
deutlichen Striemen, dc 3. Hinterleib gelblich aschgrau bestäubt 
mit einer aus schmalen dreieckigen Mittelflecken bestehenden 
Rückenstrieme und schwachen  Schillerflecken. Beine schwarz 
mit gelben Schienen. Flügel gelblich, Randdorn klein, Queradern 
bisweilen schwach gebräunt, Schüppchen weißlich, Schwinger gelb. 
Die Art ist in Treptow namentlich im Spätsommer, nicht selten. 
Ich habe sie ferner in Genthin, Wittenberg, Kissingen gefangen 
und aus Schweden und der Dauphine gesehen. 


29. Ph. perdita Meig. 

Augen ziemlich dicht behaart, durch eine recht breite Strieme 
getrennt, Fühler schwarz, Borste lang gefiedert. Thorax aschgrau 
mit 4 scharf begrenzten, schwarzen Striemen, Schildchen an der 
Spitze rötlich, dce 4. Hinterleib gelblich aschgrau, die 3 ersten 
Ringe mit einem schwärzlichen Mittelfleck, die zusammen eine 
ziemlich breite Rückenstrieme bilden. Beine schwarz, Spitzeder 
Schenkel und Schienen 'gelb, Pulvillen und Klauen aliBerordent: 
lich kräftig. Flügel gelblich, Randdorn sehr klein, Oueradern etwas 
gebräunt, Schüppchen und Schwinger schwach gelblich. Im 
Jahre 1890 Ausgang Mai war die Art in Genthin außerordentlich 
häufig, Gartenmauern und Baumstämme waren zu Hunderten mit 
ihnen bedeckt. In späteren Jahren habe ich nur selten ein Stück 
gefangen. Ziemlich häufig war sie im Sommer 1915 in Treptow. 
Sonst habe ich sie noch auf Rügen gesammelt und kenne sie auch 
aus Schweden. 

30. Ph. Pullata Czerny 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste deutlich pubeszent. Thorax und Schildchen schwarz, ohne 
Striemung, dc 4, a vor der Naht lang und kräftig. Hinterleib 
schwarz, ganz dünn bräunlich bestäubt, mit der Spur einer Mittel- 
strieme. Beine schwarz. Flügel angeräuchert, mit deutlichem 
Randdorn und gesäumten Queradern, Schüppchen gelblich, 
Schwinger schwarz. Ich besitze ein von Czerny in Österreich ge- 
fangenes Männchen, ein Weibchen aus Lappland und habe selbst 
ein Weibchen in Genthin gefangen. 

31. Ph. pura Lw. 

Gleicht vollkommen der Gobertii, hat aber eine ziemlich lang 
behaarte Fühlerborste, noch enger zusammenstoßende Augen und 
gelbliche Schienen. Die Art war in Genthin nicht selten; ich habe 
sie auch noch aus Wien gesehen. 

32. Ph. querceti Bche. 

Augen nackt, deutlich getrennt, Fühler schwarz, Borste mäßig 
lang behaart. Thorax ziemlich hell aschgrau, bei reinen Stücken 
mit 3 breiten Striemen, die mittlere meist nur vorn deutlich, 
dc 4, a vor der Naht deutlich. Hinterleib wie der Thorax gefärbt, 
schräg von hinten gesehen mit nicht scharfer, breiter Rücken- 
strieme. Beine schwarz, Hinterschienen außen abgewandt, innen 


Die Anthomyiden Europas. 35 


abgewandt und innen zugekehrt mit einer mehr oder weniger voll- 
ständigen Reihe von Haaren oder Borsten. Flügel schwach grau- 
lich, ohne Randdorn, Schüppchen weiß, Schwinger schwarz. Ich 
habe die Art in Genthin, Treptow, Muskau, Essen, Kissingen ge- 
fangen, besitze sie aus Franzensbad (Böhmen) und Frankreich und 
kenne sie noch aus Schweden und der Dauphine. 


33. Ph. regalis Stein 

Durch die gelbe Körperfärbung hat die Art mit dallida Ähnlich- 
keit, ist aber größer und unterscheidet sich sofort durch den 
Mangel der Akrostichalborsten. Die von mir beschriebenen Stücke 
stammen aus dem Kaukasus, ich besitze sie noch von der Insel 
Poros. 

34. Ph. rufipalpis Maca. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler lehm- 
braun, 2. Glied und Basis des 3. rotgelb, Borste sehr lang gefiedert, 
Taster gelb. Thorax ziemlich hell aschgrau bestäubt mit 4 deut- 
lichen Striemen, dc 4, pra fehlend. Hinterleib gelbgrau, die ersten 
2, selten 3 Ringe mit ziemlich breiter Mittelstrieme. Beine gelb, 
Pulvillen und Klauen stark verlängert. Flügel gelblich, Randdorn 
klein, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Ich habe die Art 
in Genthin und Essen gefangen, besitze sie aus Berlin, Frankreich 
(Hautes Pyrenees) und Italien (Pavia) und kenne sie noch aus 
Schweden. Sie ist selten. 

35. Ph. scutellaris Fall. 

Augen eng zusammenstoßend, dicht behaart, Fühler dunkel- 
braun, 2. Glied rötlich, Borste deutlich, aber nicht sehr lang ge- 
fiedert, Taster gelb. Thorax aschgrau mit 4 Striemen, von denen 
die mittleren nicht sehr breit sind, Schulterbeulen und Schildchen 
gelb, dc 4, a vor der Naht kräftig. Hinterleib gelb, glänzend, mit 
feiner Mittellinie und oft feinen schwarzen Ringeinschnitten, 
Spitze oft verschmutzt. Beine gelb, Pulvillen und Klauen ziemlich 
kurz. Flügel gelblich, ohne Randdorn, Schüppchen und Schwinger 
gelb. Allgemein verbreitet, hier namentlich im September ziem- 
lich häufig. 

36. Ph. serva Meig. 

Augen dicht behaart, ganz wenig getrennt, Fühler schwarz, Borste 
mäßig lang gefiedert, Mundrand etwas vorgezogen. Thorax schwarz, 
dünn graulich bestäubt, mit 4 Striemen, dc 3, a vor der Naht 
gewöhnlich 1 Paar. Hinterleib gelbgrau bestäubt mit Schiller- 
flecken und bei gewisser Betrachtung mit Rückenlinie. Beine 
schwarz, Flügel gelblich mit kleinem Randdorn, Schüppchen und 
Schwinger ziemlich intensiv gelb. Auch überall verbreitet, aber 
nicht zu häufig. 

37. Ph. signata Meig. 

Augen dicht behaart, aufs engste zusammenstoßend, Fühler 
schwarz, 2. Glied rotgelb, Borste sehr lang gefiedert. Thorax gelb- 
grau bestäubt mit 4 deutlichen gleichbreiten Striemen, Schildchen 


3* 10. Heft 


36 Prof. P. Stein: 


an der Spitze gelblich, de 4. Hinterleib dicht gelbgrau bestäubt, 
die 3 ersten Ringe mit schwärzlichem Mittelfleck. Beine gelb, 
Vorderschenkel bisweilen vom Grunde aus gebräunt. Flügel gelb- 
lich, Randdorn klein, Queradern deutlich gesäumt, Schüppchen 
weißlichgelb, Schwinger gelb. Ist wohl auch über ganz Europa 
- verbreitet, aber nirgends gemein. Ich habe sie ziemlich häufig 
in Genthin, Treptow und Kissingen gefangen. 


38. Ph. Steinii Czemy 

Augen dicht behaart, deutlich getrennt, Fühler schwarz, Borste 
nur pubeszent. Thorax schwarz, sehr dünn bestäubt, so daß man 
3 breite schwarze Striemen, von denen die mittelste aus 2zusammen- 
geflossen ’ist, nur sehr undeutlich erkennt, dc 4, a mehrere Paare 
vor der Naht. Hinterleib schwarz, ebenfalls nur dünn bereift mit 
ziemlich breiter Rückenstrieme. Beine schwarz, Flügel angeräu- 
chert, Randdorn meist sehr klein, Queradern deutlich, aber schwach 
gesäumt, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Ich besitze 
ein Männchen aus Pößneck (Thüringen), ein Weibchen aus Öster- 
reich von Czerny und ein Pärchen aus Tharandt in Sachsen, das 
aus Harzgallen gezogen ist. 


39. Ph. tenuiseia Pok. 

Augen dicht und lang behaart, so breit getrennt, daß die 
Stirn an der schmalsten Stelle fast halb so breit wie ein Auge ist, 
Fühler schwarz, Borste fast nackt, Taster etwas verbreitert. 
Thorax schwarz, 3 breite dunklere Striemen schwach zu erkennen, 
dc 3. Hinterleib schwarz, die graue Bestäubung Schillerflecke 
bildend. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen mäßig verlängert. 
Flügel graulich, Randdorn kräftig, Schüppchen weißlich, Schwinger 
verdunkelt. Ich besitze ein typisches Weibchen vom Stilfser Joch 
und 2 Männchen aus Oberitalien. 


40. Ph. trigonospila Czerny 

Die Merkmale, durch welche diese Art sich von mystica unter- 
scheidet, sind in der Bestimmungstabelle angegeben. Ich besitze 
einige Originalpärchen aus Oberösterreich durch Czerny und ein 
Männchen aus Ürdingen von Riedel gesammelt. 


41. Ph. trimaculata Bch£. 

Die Art gleicht in Größe und Zeichnung außerordentlich der 
laeta, unterscheidet sich aber im männlichen Geschlecht leicht 
durch die zusammenstoßenden Augen, in beiden Geschlechtern 
durch das an der Spitze rötliche, jederseits mit einem schwarzen 
Basalfleck versehene Schildchen und die schwach gelblich durch- 
scheinende F ärbung der Mittel- und Hinterschienen. Ich habe nur 
je ein Weibchen‘in Genthin_und Treptow gefangen, besitze beide 
Geschlechter, aus Frankreich (H. Pyrenees) und je ein Männchen 
aus Berlin, Mazerata in Italien, der Umgegend von Rom und 
Zaghuan in Tunis und kenne sie noch aus Wien, Prachalitz in 
Böhmen und Sizilien. Im Norden scheint sie nicht vorzukommen. 


Die Anthomyiden Europas. 37 


42. Ph. vagans Fall. 

Große Art. Augen deutlich, aber dünn behaart, durch eine 
Strieme recht sichtlich getrennt, Fühler schwarz, Borste lang ge- 
fiedert. Thorax gelblich aschgrau bestäubt mit 4 deutlichen dunkel- 
grauen Striemen, dc 4. Hinterleib etwas heller und dichter be- 
stäubt als der Thorax, ganz schräg von hinten gesehen namentlich 
auf den ersten 3 Ringen mit Mittelstrieme. Beine gelb mit sehr 
kräftigen Pulvillen, Vorderschenkel an der Basis mehr oder weniger 
gebräunt. Flügel, Schüppchen und Schwinger gelblich. Ich habe 
die Art in Genthin, Treptow und Bornholm gefangen und kenne 
sie noch aus Schweden. 

43. Ph. variegata Meig. 

Die Art wird vielfach mit scuiellarıs verwechselt, sie unter- 
scheidet sich durch die auch an der Basis kaum rötlichen Fühler, 
meist noch kürzer behaarte Borste, breitere Mittelstriemen des 
Thorax, die von vorn gesehen fast den ganzen Raum zwischen 
a und dc einnehmen, während sie bei scu£ellaris deutlich schmäler 
sind, den meist weniger glänzenden Hinterleib und dadurch, daß 
die Mittelschienen hinten 2 Borsten tragen, während sich bei 
scutellaris deren 3 finden. Ich muß aber gestehen, daßich Stücke 
gesehen habe, von denen es schwer zu sagen ist, zu welcher Art 
sie gehören. In Genthin war sie nicht selten, während ich sie um 
Treptow noch nicht gefunden habe. Ein vollständig mit unsern 
Stücken übereinstimmendes Exemplar besitze ich aus Italien. 


14. Alloeostylus Schnabl 


1 Ganze Fliege gelb diaphanus Wied. 
Körperfärbung anders 2. 
2 Hinterschienen innen mit Endsporn sudeticus Schnabl 
Hinterschienen innen ohne Endsporn $ 
3 Taster und Beine gelb simplex Wied. 


Taster und Beine mit Ausnahme der Schienen schwarz 
Sundewalli Zett. 
1. A. diaphanus Wied. 

Durch die gelbe Körperfärbung und den Endsporn auf der 
Innenseite der Hinterschienen ist diese Art leicht zu erkennen. 
Von Phaonia pallida, der sie sehr gleicht, unterscheidet sie sich 
sofort durch die nur pubeszente Fühlerborste. Ich habe die Art 
in Genthin, Treptow, Schmiedefeld und Kissingen gefangen und 
aus Schweden gesehen; die Weibchen habe ich hier ziemlich häufig 
im September getroffen. 

2. A. simplex Wied. 

Augen dünn behaart, eng zusammenstoßend, Fühler lehmbraun, 
Basis rötlich, Borste deutlich pubeszent. Thorax dicht gelbgrau 
bestäubt mit den gewöhnlichen 4 Striemen, von denen die mittleren 
ziemlich schmal sind, de 3. Hinterleib gelblich, zum großen Teil 
durchscheinend, mit Rückenstrieme, die Spitze oft verschmutzt. 
Beine gelb. Flügel gelblich, ohne Randdorn, Schüppchen gelblich, 


10. Heft 


38 Prof. P. Stein: 


Schwinger intensiver. Ich habe sie in Genthin, Treptow und 
Kissingen gefangen. Sie sitzt mit Vorliebe an Baumstämmen und 
sonnt sich. 


3. A. sudeticus Schnabl 

Augen in frischen Stücken ziemlich dicht, bei älteren nur 
dünn behaart, eng zusammenstoßend, Fühler und Taster schwarz, 
Borste kurz pubeszent. Thorax gelblich grau bestäubt, mit 4 
wenig deutlichen Striemen, dc 4. Hinterleib dichter gelblich be- 
stäubt mit schwärzlicher Rückenstrieme auf den ersten. Ringen. 
Beine gelb, Schenkel oft mehr oder weniger gebräunt, Hinter- 
schienen innen mit einem aus 2 zusammenliegenden Borsten, von 
denen die eine dicker, die andere dünner ist, gebildeten Endsporn. 
Flügel ziemlich intensiv graulichgelb mit kleinem Randdorn, 
Schüppchen und Schwinger gelb. Ich selbst habe die Art nur in 
Schmiedefeld gefangen, wo sie mit der folgenden zusammen vor- 
kam, und besitze sie noch aus Schlesien, der Schweiz, Österreich, 
Dorpat und vom Onegasee. Ich habe sie ferner gesehen aus der 
Lausitz, Schweden und Montenegro. Sie ist demnach weit ver- 
breitet, aber selten. 


4. A. Sundewalli Zett. 

Hat große Ähnlichkeit mit der vorigen, die Augen sind aber 
auch in frischen Stücken fast nackt, sind durch eine schmale 
Strieme deutlich getrennt, der Thorax hat nur 3 dc, die Schenkel 
sind mit Ausnahme der Spitze geschwärzt, die Hinterschenkel 
unterseits abgewandt mit einer vollständigen Reihe nach der 
Spitze zu immer dichter und länger werdender Borsten besetzt, 
die Hinterschienen haben innen keinen Endsporn und die Flügel 
einen deutlichen Randdorn. Die Art ist häufiger als die vorige, 
im übrigen ebenso verbreitet. Ich habe sie recht häufig in Schmiede- 
feld gefangen, seltener bei Chodau in Böhmen und besitze: sie 
noch aus Innsbruck. Gesehen habe ich sie noch aus der Dauphing, 
Schweden, Lappland und Montenegro. 


15. Hera Schnabl 
1 Augen nackt, paarige Akrostichalborsten vor der Naht, Hinter- 


schienen innen mit Endsporn., Steinii Ringd. 
Augen dicht behaart, Akrostichalborsten fehlen, Hinterschienen 
ohne Endsporn 2. 


2 Grundfärbung des Thorax mehr dunkelbraun, vorn in der Mitte 
mit deutlichem, gelbgrau bestäubtem Fleck, Hinterleib mit 
keiner oder sehr undeutlicher Rückenlinie, Vorderschienen mit 
1 Borste, Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit nicht sehr 
auffallender Behaarung, kleinere Art variabilis Fall. 
Thorax mehr schwarz, vorn nicht deutlich bestäubt, Hinterleib 
mit deutlicher Rückenlinie, Vorderschienen meist mit 2 Borsten, 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt auffallend lang behaart, 
größere Art | longipes Zett. 


Die Anthomyiden Europas. 39 


1. A. longipbes Zett. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, bisweilen durch 
eine schmale Strieme getrennt, Fühler schwarz, Borste lang ge- 
fiedert. Thorax schwarz bis braun, in letzterem Fall vorn in der 
Mitte schwach graulich bestäubt, de 4. Hinterleib kegelförmig, 
dicht grau bis gelbgrau bestäubt, mit feiner Rückenlinie. Beine 
schwarz, Hinterschienen innen ziemlich kurz, innen abgewandt 
und innen zugekehrt der ganzen Länge nach lang behaart, Hinter- 
schenkel unterseits zugekehrt mit sehr langen Borstenhaaren. 
Flügel stark angeräuchert, ohne Randdorn, Schüppchen gelblich, 
Schwinger gelb. — Die Art scheint ausschließlich in Gebirgsgegenden 
vorzukommen. Ich selbst habe sie in Böhmen gefangen und be- 
sitze sie aus Thüringen, Tirol, Steiermark und Schweden. 

2. H. variabilis Fall. 

Sie ist der vorigen so ähnlich, daß eine Trennung beider viel- 
leicht nicht statthaft ist, eine Ansicht, die auch Pandell&@ schon 
ausgesprochen hat. Von den in der Bestimmungstabelle an- 
geführten Unterschieden scheint mir die Behaarung auf der Unter- 
seite der Hinterschenkel am beständigsten zu sein. Die Art ist 
mehr in der Ebene verbreitet, ich habe sie zahlreich in Genthin, 
Treptow, Kissingen, auf der Insel Usedom und in Böhmen ge- 
fangen und kenne sie noch aus Dorpat, Tirol und Schweden. 
3. H. Steimii Ringd. 

Eine von den vorigen sehr abweichende Art, die ich nur mit 
Vorbehalt in der vorliegenden Gattung unterbringe. Augen fast 
nackt, durch eine deutliche Strieme getrennt, Fühler schwarz, 
Borste sehr lang, aber locker gefiedert. Thorax schwarz, dünn 
aschgrau bestäubt, mit 4 ziemlich kräftigen Striemen, dc 4, a vor 
der Naht kräftig, pra mäßig lang. Hinterleib länglich eiförmig 
aschgrau mit schillernder hellgrauer Bestäubung und schwarzer 
Rückenlinie. Beine schwarz, Hinterschienen innen mit abwärts 
gerichtetem Endsporn, innen zugekehrt fast der ganzen Länge 
nach mit kurzer Behaarung. Flügel schwach graulich, ohne Rand- 
dorn, Schüppchen weißlich gelb, Schwinger gelblich. — Die Art 
ist bis jetzt nur aus dem südlichen Schweden bekannt, wo sie 
Ringdahl ziemlich häufig gefangen hat. 

Anm.: Wie schon erwähnt, ist die Stellung dieser Fliege im 
System sehr zweifelhaft. Ich habe sie wegen der langbehaarten 
Fühlerborste und der feinen Behaarung auf der Innenseite der 
Hinterschienen zur Gattung Hera gezogen. Wegen der zwei- 
reihigen kräftigen Akrostichalborsten und des Endsporns der 
Hinterschienen könnte man sie vielleicht auch bei Alloeostylus 
unterbringen. Die Untersuchung des Hypopygs würde wahr- 
scheinlich darüber Gewißheit geben. 


16. Triehoptieus Rond. 
1 Hinterschienen innen an der Spitze mit einem Sporn 2. 
Hinterschienen ohne Endsporn 


10, Heft 


40 Prof. P, Stein: 


2 Mittelschenkel hinten auf der Mitte mit etwa 3 kräftigen ge- 
' krümmten Borsten, dc 4 hirsutulus Zett. 
Mittelschenkel hinten nackt, dc 3 nigritellus Zett. 
3 Hinterschenkel gebogen, unterseits im Beginn des letzten Drittels 
mit einem nach unten gerichteten, aus etwa 7 Borsten bestehen- 


den Büschel frenatus Holmgr. 
Hinterschenkel gerade und ohne besondere Auszeichnung 4. 
4 Augen nackt 5. 
Augen deutlich und meist dicht behaart 6. 


5 Hinterleib dicht gelbgrau bestäubt, mit sehr feiner Rückenlinie, 
Hinterschienen innen zugekehrt nackt, Flügel ohne Randdorn 
lividiventris Zett. 

Hinterleib schwärzlich, kaum bestäubt und ohne Rückenlinie, 
Hinterschienen innen zugekehrt mit einigen Borstenhaaren, 


Flügel mit Randdorn furcatus sp. nov. 
6 Vorderschienen auf der dem Körper abgewandten Seite mit 
9—6 kräftigen Borsten separ Zett. 
Vorderschienen nackt oder höchstens mit 1—2 schwachen 
Borsten innocuus Zett. 


1. Tr. furcatus sp. nov. 

Augen nackt, höchstens bei sehr starker Vergrößerung schwach 
pubeszent, durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
graue Orbiten nur wenig getrennt, Frontoorbitalborsten bis zum 
Scheitel verlaufend, die letzten Paare, wie die Ozellarborsten, auf- 
fallend schräg nach vorwärts gerichtet. Stirn und Wangen im Profil 
wenig vorragend, Backen Y, der Augenhöhe, Mundrand nur wenig 
vorgezogen, Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den 
unteren Augenrand wenig überragend, schwarz, 3. Glied doppelt 
so lang als das 2., Borste pubeszent, Taster fadenförmig, schwarz, 
das graue Mondchen über den Fühlern mehr oder weniger deutlich. 
Thorax und Schildchen bei frischen Stücken mehr oder weniger 
schwarz, schwach glänzend, bei älteren dunkelgrau; bei letzteren 
erkennt man bei seitlicher Betrachtung ganz vorn die Anfänge von 
2 grauen Mittellinien, welche innerhalb der dc liegen, Brustseiten 
graulich bestäubt; dc 3, pra so lang wie die 1. dc, a auch vor dem 
Schildchen kaum angedeutet, st 1, 2, Grundbehaarung fein, zer- 
streut und abstehend. Hinterleib ziemlich schmal, fast walzen- 
förmig, hinten etwas abgestutzt dadurch, daß das von der Seite 
gesehene Hypopyg kaum vorragt, Bauchlamellen wenig entwickelt ; 
der unter den Bauch zurückgeschlagene Abschnitt des Hypopygs 
endet in 2 parallele Zangen, die an der Spitze etwas angeschwollen 
sind. Die Färbung des Hinterleibes ist bei frischen Stücken dunkel 
braungrau, bei älteren mehr gelbgrau, eine verloschene Rücken- 
strieme nur schwer erkennbar. Er ist kurz abstehend behaart, 
an den Einschnitten länger beborstet. Beine schwarz, Pulvillen 
und Klauen kurz; Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen außen 
vorn und innen vorn mit je einer ziemlich kurzen, außen hinten 
mit 2 längeren, innen hinten, mehr nach innen gerichtet mit einer 


Die Anthomyiden Europas. 41 


ziemlich langen und kräftigen Borste, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt fast der ganzen Länge nach beborstet, Hinterschienen 
außen auf der Mitte und vor der Spitze mit je 1 Borste, außen ab- 
gewandt mit 2, innen abgewandt mit meist 4 Borsten, innen zu- 
gekehrt mit einigen längeren, weitläufig stehenden Borstenhaaren. 
Flügel gelblich oder gelblichgrau, an der Basis graulich oder 
schwärzlich, mit deutlichem Randdorn und etwas gedörneltem 
Vorderrand, 3. und 4. Längsader schwach divergierend, hintere 
Querader steil und gerade, Schüppchen weißlichgelb, das untere 
mäßig vorragend, Schwinger braun oder bei älteren Exemplaren 
heller. — Das Weibchen hat eine breite Stirn ohne Kreuzborsten, 
ist heller gelbgrau gefärbt, so daß die Anfänge der Thoraxstriemen 
deutlicher sind, hat einen einfarbig gelbgrauen, zugespitzten Hinter- 
leib, gleicht aber sonst dem Männchen und ist namentlich durch 
die Beborstung der Mittelschienen als zugehörig zu erkennen, 
während den Hinterschienen die feinen Borstenhaare auf der 
Innenseite fehlen. Ganz besondere Ähnlichkeit hat das Weibchen 
mit dem der Syllegoßterula Beckeri Pok., unterscheidet sich aber 
sofort durch die nur pubeszente Fühlerborste und die Beborstung 
der Mittelschienen, da letzteren bei Beckeri die Borste auf der 
Innenseite fehlt. Länge 4,5—5 mm. 

Das Tier ist eine ausgesprochene Gebirgsart. Ich besitze sie 
aus Italien, vom Großglockner, dem Stilfser Joch und aus Trafoi; 
soviel ich mich entsinne, hat sie Villeneuve auch auf dem Col du 
Lautaret gefangen. Interessant ist, daß die Art auch auf der Halb- 
insel Unalaska in Amerika vorkommt, woher ich sie in beiden 
Geschlechtern besitze. 


2. Tr. frenatus Holmgr. 

Augen nicht sehr dicht behaart, etwasgetrennt, Fühler schwarz, 
Borste kaum pubeszent. Thorax schwarzbraun, ganz dünn be- 
stäubt, ohne Striemung, dc 4, a ein nicht sehr kräftiges Paar vor 
der Naht. Hinterleib bräunlich bestäubt, auf den ersten Ringen 
mit ziemlich breiter Mittelstrieme. Beine schwarz, Pulvillen und 
Klauen kurz, Hinterschenkel mit der in der Tabelle erwähnten 
‚Auszeichnung, an der die Art sofort zu erkennen ist. Flügel, 
Schüppchen und Schwinger gelblich. — Ich besitze ein Männchen 
aus Grönland und eins aus dem nördlichen Schweden von Schnabl 
und habe ein Stück aus Steiermark gesehen, das Strobl in seiner 
Sammlung unter dem Namen appendiculatus zu stecken hatte. 


3. Tr. hirsutulus Zett. 

Die deutlich behaarten Augen stoßen eng zusammen, Fühler 
schwarz, Borste lang pubeszent. Thorax und Schildchen schwarz- 
grau, schwach glänzend, de 4. Hinterleib dunkelgrau bestäubt 
mit deutlicher, anfangs breiter, dann schmäler werdender Rücken- 
strieme. Beine schwarz mit kurzen Pulvillen, Hinterschienen 
außen mit wenigstens 2 Rückenborsten, innen mit Endsporn, 
innen abgewandt mit einer Reihe langer, innen zugekehrt mit 


10, Heft 


49 Prof. P. Stein: 


einer Reihe kürzerer Borstenhaare. Flügel rauchbräunlich tingiert; 
Schüppchen gelblichweiß, Schwinger schwarz. — Die Art ist weit 
verbreitet und tritt schon in niederen Berggegenden ziemlich 
häufig auf. Ich selbst habe sie in Schmiedefeld, Kissingen, 
Böhmen und auf Bornholm gefangen und besitze sie aus dem Harz, 
aus anderen Gegenden Thüringens, Gastein, Dorpat, Schweden. 


4. Tr. innocuus Zett. 

Die Art gleicht der vorigen auf den ersten Blick vollkommen, 
unterscheidet sich aber sofort durch den fehlenden Endsporn der 
Hinterschienen. Außerdem sind die Mittelschenkel hinten nackt 
und nicht wie bei hirsutulus mit 3 fast dornartigen, gekrümmten 
Borsten versehen, die Behaarung auf der Innenseite der Hinter- 
schienen ist kürzer, und es findet sich stets nur 1 Rückenborste. — 
Ich besitze die Art aus verschiedenen Gegenden Schwedens und 
habe sie sonst nur noch aus Bosnien gesehen. 


5. Tr. lividiventris Zett. 

Augen eng zusammenstoßend, fast nackt, Fühler schwarz, 
Borste deutlich pubeszent. Thorax schwarzbraun, glänzend, ein 
Mittelfleck vorn und die Schulterbeulen dicht grau bestäubt, an 
Hera variabilis erinnernd, dc 4, a vor der Naht vorhanden, aber 
nicht kräftig. Hinterleib kegelförmig, dicht gelblich bestäubt, mit 
feiner Rückenlinie. Beine schwarz, Pulvillen mäßig verlängert, 
Mittelschienen hinten mit 2, hinten innen mit 1 ziemlich langen 
Borste. Flügel gelblich, namentlich an der Basis, ohne Randdorn, 
Schüppchen und Schwinger gelblich. — Ich besitze ein Pärchen 
aus Lappland und ein Männchen aus der Dauphine. 


6. Tr. nigritellus Zett. 

Von hirsutulus, mit der sie die größte Ähnlichkeit hat, unter- 
scheidet sie sich durch fast nackte Augen, länger behaarte Fühler- 
borste, 3 Dorsozentralborsten und die auf der Hinterseite nackten 
Mittelschenkel. — Sie scheint in gleicher Weise verbreitet zu sein 
wie die genannte Art. Ich selbst habe sie nur in Schmiedefeld 
gefangen, besitze sie aber aus dem Riesengebirge, Tirol, Trafoi, 
Kärnten, Dorpat, dem Ural, Schweden, der Dauphin€ und kenne 
sie noch aus Montenegro. 


7. Tr. separ Zett. 

Hat große Ähnlichkeit mit Hera longides, unterscheidet sich 
aber sofort durch kurz behaarte Fühlerborste und besonders durch 
die 6—7 dornartigen Borsten auf der dem Körper abgewandten 
Seite der Vorderschienen. Ich besitze mehrere Pärchen aus Lapp- 
land und ein Männchen aus Tirol. 


17. Rhynehotrichops Schnabl 


1 Präalarborste ganz fehlend, Hinterschienen innen mit Endsporn 
rostratus Mde. 
Präalarborste lang und kräftig, Hinterschienen ohne Endsporn 2. 


Die Anthomyiden Europas. 43 


2 Hinterschienen innen im Beginn des 2. Drittels mit einem 
schräg abwärts gerichteten, langen, zapfenförmigen Dorn 
aculeipes Zett. 
Hinterschienen innen nur zottig behaart subrostratus Zett. 
1. Rh. aculeides Zett. | 

Die auffallende Bewehrung der Hinterschienen macht die Art 
sofort kenntlich. Sie ist mir bekannt vom Stilfser Joch, Dorpat, 
dem südlichen Schweden und Lappland. 

2. Rh. rostratus Mde. 

Die Behaarung und der Endsporn der Hinterschienen lassen 
sie als nahe verwandt mit Tr. hirsutulus und nigritellus erkennen, 
sie unterscheidet sich leicht durch den weit vorgezogenen Mund- 
rand und den völligen Mangel der Präalarborste. — Ich besitze sie 
vom Stilfser Joch, Krain, dem Tatragebirge und habe sie von den 
Färöern gesehen. 

3. Rh. subrostratus Zett. 

Ist größer als die vorige Art, hat meist ein wenig getrennte 
Augen, eine kräftige Präalarborste und Hinterschienen, die innen 
keinen Endsporn haben, aber zugekehrt und abgewandt der ganzen 
Länge nach mit langen Borstenhaaren besetzt sind. Ich besitze 
sie aus Lappland, anderen Teilen Schwedens und von verschiedenen 
Punkten der Schweiz. 


18. Lasiops Meig. 


1 Mittelschienen hinten mit nur 1 Borste auf der Mitte 2. 
Mittelschienen hinten mit mehreren Borsten oder mit 1 zwischen 
Mitte und Spitze liegenden 3 


2 Zweites Fühlerglied, Spitze des Schildchens, Hinterleib und 
Beine gelb, Borste auf der Hinterseite der Mittelschienen etwa 
halb so lang als die Schiene hians Zett. 
Die genannten Teile meist schwarzbraun, bisweilen der Hinter- 
leib schmutzig gelb und die Schienen mehr oder weniger gelb 
durchscheinend, Borste auf der Hinterseite der Mittelschienen 
höchstens 1, so lang als die Schiene mutatus Fall. 

3 Mittelschienen hinten mit mehreren Borsten, Hinterleib zum 
Teil gelb durchscheinend, Borste deutlich, wenn auch kurz 


behaart semicinereus Wied. 
Mittelschienen hinten mit 1 Borste hinter der Mitte, Hinterleib 
nirgends gelb, Borste fast nackt cristatus Zett. 


1. L. cristatus Zett. 

Augen bei frischen Stücken kurz und deutlich behaart, eng 
zusammenstoßend, Fühler schwarz, Borste kurz pubeszent. Thorax 
und Schildchen einfarbig schwarz, stumpf, dc 4. Hinterleib schwarz, 
schwach bräunlich bestäubt, mit Rückenstrieme. Beine schwarz, 
Pulvillen kurz, Hinterschenkel unterseits abgewandt und zugekehrt 
vor der Spitze mit einer Anzahl dicht stehender, ziemlich langer 
Borstenhaare, zwischen denen oft eine etwas stärkere, senkrecht 


10. Heft 


44 Prof. P. Stein: 


nach unten gerichtete Borste auffällt. Flügel deutlich angeräuchert, 
Schüppchen und Schwinger .gelblich. — Ich besitze die Art aus 
Stolp in Pommern, Ungarn, den Norischen Alpen, Schweden und 
Dorpat. 


2. L. hians Zett. 

Durch den gelben Hinterleib und die gelben Beine von der 
vorigen zu unterscheiden,. mit der sie sonst in der ganzen Gestalt 
und der dichten Beborstung an der Spitze der Hinterschenkel 
Ähnlichkeit hat. Besonders auffallend ist die lange Borste auf 
der Hinterseite der Mittelschienen. — Ich kenne die Art nur aus 
Lappland. 


3. L. mutatus Fall. 

Sie gleicht der cristatus sehr, der Hinterleib ist aber oft schwach 
durchscheinend bräunlichgelb und läßt schmale schwarze Ring- 
einschnitte und eine Rückenlinie erkennen. Die auf der Mitte 
der Hinterseite der Mittelschienen stehende Borste unterscheidet 
sie sofort von der genannten Art. Sie kommt ebenfalls nur in 
Schweden vor. 


4. L. semicinereus Wied. 

Augen und Fühlerborste deutlicher behaart als bei den 3 vor- 
hergehenden Arten, Thorax und Schildchen mehr grau als schwarz. 
Die 3 ersten Hinterleibsringe durchscheinend gelb mit feinen 
schwarzen Ringeinschnitten und Mittellinie, der letzte Ring schwarz, 
grau bestäubt. Beine schwarz, Klauen auffallend verkümmert, 
vorletztes Glied der Vordertarsen mit 2 langen Borsten. — Die Art 
ist von Lappland bis zu den Alpen nicht selten und von mir in 
Genthin, Treptow, Schmiedefeld, Kissingen und a. O. gefangen 


worden. 
ur gen 
Anm.: Die Gattung Lasioßs, wie sie Kowarz in den Mit- 
teilungen des Münchener ent. Vereins (1880) aufgefaßt hat und 
wie ich sie nach seinem Vorgang in dem Katalog der paläarktischen 
Dipteren angenommen habe, besteht zu Unrecht. Meigen hat die 
Gattung im 7. Band seiner europäischen zweifl. Insekten auf Anth. 
apicalis begründet. Da diese Art mit semicinereus Wied. iden- 
tisch ist, so bringe ich die Gattung in der obigen Auffassung wieder 
zu ihrem Recht. Die Gattung Lasiods im Sinne Kowarz’ ist eine 
Untergattung von Chortophila und von mir weiter- unten in La- 
siomma umgeändert worden. 


19. Rhyncehopsilops Hend. 


1. Rh. villosus Hend. 

Durch die breitgetrennten Augen, den stark vorgezogenen 
Mundrand, die glänzendschwarze Körperfärbung und den kräftigen 
Endsporn auf der Innenseite der Hinterschienen ist die Art leicht 
zu erkennen. Sie ist in verschiedenen Gegenden der Schweiz und 
Oberitaliens gefangen worden. 


Die Anthomyiden Europas. 45 


20. Drymeia Meig. 
1. Dr. hamata Fall. 
Ist überall verbreitet und oft auf Kompositenblüten in Menge 
zu treffen. 
21. Eriphia Meig. 
1. E. cinerea Meig. 
Ich besitze die Art, die durch die langen gekrümmten Borsten- 
haare an der Spitze des Hinterleibs kenntlich ist, von verschiedenen 
Punkten der Schweiz. 


22. Pogonomyia Rond. 


1 Augen dicht und lang behaart decolor Fall. 
Augen nackt 2. 
2 Präalarborste unter der dichten Behaarung der Brustseiten kaum 
zu erkennen 3. 
Präalarborste lang und kräftig 4. 
3 Hinterschienen gekrümmt und an der Spitze innen mit einem 
kurzen, stumpfen Fortsatz grönlandica Lundb. 


Hinterschienen fast gerade, innen ohne Fortsatz segnis Holmgr. 
4 Mittelschenkel unterseits vorn zwischen Mitte und Spitze mit 
etwa 6 dicht aneinanderliegenden langen Borstenhaaren 
fasciculata sp. nov. 
Mittelschenkel unterseits vorn nicht auffallend behaart 9. 
5 Augen recht breit getrennt tetra Meig. 
Augen ziemlich eng zusammenstoßend 6. 
6 Fühlerborste deutlich pubeszent, Wangen schmal, Hinterleib 
ganz schwarz, kleine Art Meadei Pok. 
Fühlerborste nackt, Wangen ziemlich breit und gekielt, Hinter- 
leibsseiten an den Ringeinschnitten deutlich bräunlichgrau be- 
stäubt, größere Art alpicola Rond. 
1. P. alpicola Rond. 

Augen eng zusammenstoßend, Fühler ziemlich kurz, Borste 
nackt. Thorax und Schildchen schwarz, erstere mit der Spur von 
3 Striemen, dc 4. Hinterleib schwarz, die hellere Bestäubung so 
verteilt, daß bei reinen Stücken auf Ring 2 ein sehr großer, auf 
Ring 3 ein kleinerer trapezförmiger schwarzer Mittelfleck sichtbar 
wird. Beine schwarz, sämtliche Schienen kräftig beborstet, Hinter- 
schienen innen am Ende mit der Spur eines kurzen Fortsatzes. 
Flügel graulich, an der Basis schwärzlich, Schüppchen gelblich, 
Schwinger schwarz. — Die Art ist über das ganze Alpengebiet 
verbreitet. 

2. P. decolor Fall. 

Durch die dicht behaarten Augen sofort von den übrigen Arten 
zu unterscheiden. Das Weibchen wird wie die mancher A ydrotaea- 
arten durch seine Zudringlichkeit den Menschen lästig. Ich habe 
die Art in Genthin und besonders zahlreich in Treptow gefangen 
und kenne sie von den Sudeten, aus Tirol, Dorpat, der Dauphine 
und Lappland. 


10. Heft 


46 Prof. P. Stein: 


Anm.: Ich habe die Art früher zur Gattung Trichopticus ge- 
zogen. Sie weicht aber von den übrigen Arten der Gattung so 
sehr ab, daß ich sie besser zu der gegenwärtigen Gattung gebracht 
habe, mit deren typischer Art alpicola sie im Bau und der Be- 
borstung des Kopfes große Ähnlichkeit hat. Ich glaube um so 
mehr dazu berechtigt zu sein, als auch der Bau des Hypopygs 
nach Schnabl bei beiden Arten sehr ähnlich ist. 


3. P. fasciculata sp. nov. 

Augen etwas getrennt, Stirn und die gekielten Wangen deut- 
lich, aber weniger vorragend als bei aldicola, Mundrand etwas 
weiter vorgezogen als die Stirn, wie bei den übrigen Arten mit 
dichten, aufwärts gerichteten Borstenhaaren besetzt, Fühler kurz, 
3. Glied kaum länger als das 2., schwarz, Borste nackt, Rüssel 
kräftiger als bei alficola. Thorax und Schildchen schwarz, stumpf, 
kaum etwas graulich bestäubt, dc 4, a fehlend. Hinterleib fast 
walzenförmig, schwarz, grau bestäubt, mit ziemlich breiter, gegen 
das Ende zu schmäler werdende Mittelstrieme, vom 2. Ring an 
abstehend beborstet. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen nur 
mäßig entwickelt; Vorderschienen mit meist 2 Borsten, Mittel- 
schienen außen vorn und außen hinten mit mehreren kräftigen 
Borsten, Hinterschienen außen der ganzen Länge nach mit Borsten, 
außen abgewandt und innen abgewandt ebenfalls der ganzen 
Länge nach kurzborstig, bzw. kurzhaarig, innen an der Spitze mit 
einem ganz kurzen Fortsatz. Mittelschenkel unterseits hinten 
der ganzen Länge nach mit Borstenhaaren, unterseits vorn. vor 
der Spitze mit einer Anzahl dicht stehender langer Borstenhaare, 
Flügel graulich, Basis geschwärzt, Schüppchen gelblich, Schwinger 
schwarz. Länge 6,5 mm. 

2 Sin Villeneuves Sammlung aus La Bastide in der AUNGEEDE. 


4. P. grönlandica Lundb. 

Die Art ist von Lundbeck zur Gattung Ophyra gezogen, mit 
der sie gar nichts zu tun hat. Ich verdanke der Liebenswürdigkeit 
des Entdeckers ein Männchen und kann mit Bestimmtheit ver- 
sichern, daß es zur vorliegenden Gattung gehört. Bau des Körpers 
wie bei der vorigen Art, die Augen aber zusammenstoßend, Thorax 
und Schildchen tief schwarz, stumpf, ziemlich dicht und lang be- 
haart, so daß die stärkeren Borsten sich wenig abheben. *!Hinter- 
leib schwarz, dünn bräunlich bestäubt, mit Rückenstrieme. Beine 
schwarz, Mittelschenkel unterseits vor der Spitze mit ähnlichen 
langen Borsten wie fasciculata, Hinterschienen ziemlich stark ge- 
bogen und innen an der Spitze mit einem kräftigen stumpfen 
Fortsatz, wie er bei der genannten Art immer nur angedeutet 
ist. Flügel an der Basis gelblich, Schüppchen gelblich, Schwinger 
schwarz, Ist nur aus Grönland bekannt. 

5. P. Meadei Pok. 

Kleiner als alpicola und ganz schwarz, Flügel ziemlich intensiv 

geschwärzt. Meade hat die Art in England gefangen und für 


Die Anthomyiden Europas. 47 


alpicola Rond. gehalten. Sie ist mir von verschiedenen Punkten 
der Alpen und aus den Pyrenäen bekannt. 


6. P. segnis Holmgr. 

Bau des Kopfes wie bei den übrigen Arten. Thorax und 
Schildchen tiefschwarz, stumpf, ziemlich dicht und fein behaart, 
so daß man die stärkeren Borsten nur undeutlich wahrnimmt, bei 
‘ reinen Stücken mit 2 noch schwärzeren Mittellinien, eine Zeich- 
nung, die sich auch bei decolor findet. Hinterleib wie bei Meadei 
geformt, schwarz, nur schwach bestäubt. Beine schwarz, Mittel- 
schenkel in der Basalhälfte unterseits ausgeschnitten und am 
Ende mit einem aus langen, senkrecht nach unten gerichteten 
Haaren bestehenden Büschel. Flügel, Schüppchen und Schwinger 
wie bei grönlandica. Ich besitze nur 1 Männchen aus Grönland. 


7. P. tetra Meig. 

Durch die breit getrennten Augen und den weniger beborsteten 
Mundrand weicht diese Art von den bisher genannten ab, zeigt 
aber andrerseits eine Reihe von Merkmalen, die sie derselben 
Gattung zuweisen, auch ohne daß man auf den Bau des Hypopygs 
Rücksicht nimmt. Dazu gehört namentlich die kurze abstehende 
Beborstung auf der Innenseite der Vorderschienen im weiblichen 
Geschlecht, die sich in gleicher Weise bei alpicola und Meadei 
findet, und die ich auch bei nahestehenden amerikanischen Arten 
beobachtet habe. Die Flügel sind auffallend braun tingiert, 
Schüppchen und Schwinger wie bei den übrigen Arten. — Ich 
besitze sie wieder aus den verschiedensten Orten der Alpen, aber 
auch aus der Umgegend Berlins. 


23. Syllegopterula Pok. 
1.:S. Beckeri Pok. 

An den breit getrennten Augen, der verhältnismäßig lang 
behaarten Fühlerborste, dem walzenförmigen braunen Hinterleib, 
dem langen Randdorn und dem gedörnelten Flügelvorderrand ist 
diese kleine Art leicht zu erkennen. Ich habe sie nie selbst ge- 
fangen, besitze sie aber vom Stilfser Joch, vom Semmering, vom 
Monte Stella bei Sondrio in Oberitalien und aus der Dauphin£. 


24. Dialyta Meig. 


1 Hinterschienen innen abgewandt und zugekehrt mit sehr langen 
Borstenhaaren erinacea Fall. 
Hinterschienen innen nur mit einigen starken Borsten 2. 

2 Augen deutlich, wenn auch kurz behaart, schwarzblaue Art 

atriceps Lw. 
Augen nackt oder kaum pubeszent, dunkelgraue Arten 9. 

3 Augen fast zusammenstoßend, 3. Längsader an der Basis ganz 
nackt halterata Stein 
Augen ziemlich breit getrennt, 3. Längsader an der Basis mit 
einigen Börstchen selinerva Sp. NOV. 


10. Heft 


48 Prof. P. Stein: 


1. D. airiceps Lw. 

Augen hoch und schmal, dicht und kurz behaart, durch eine 
Strieme getrennt, die mindestens noch halbmal so breit ist als das 3. 
Fühlerglied, Frontoorbitalborsten ziemlich zahlreich, kräftig und 
gleichlang, Stirn an der Fühlerbasis in deutlicher Ecke vorragend, 
Wangen sehr schmal, Backen etwas breiter, Fühler über der Augen- 
mitte eingelenkt, 3. Glied lang und ziemlich kräftig, Borste pubes- 
zent, im Basaldrittel etwas verdickt. Thorax, Schildchen und 
Hinterleib einfarbig schwarzblau, mit deutlichem Glanz und fast 
ohne jede Beıeifung, letzterer vom Hinterrand des vorletzten 
Ringes an abstehend beborstet, vorher nur sehr kurzborstig. 
Beine schwarz, Pulvillen kurz, Mittelschienen hinten mit 3 Borsten, 
Hinterschienen außen, %z von der Spitze, mit 1, außen abgewandt 
mit 2, innen abgewandt mit 4 Borsten. Flügel mit deutlichem 
Randdorn, Schüppchen weiß, Schwinger schwarz. Länge 5 mm. 

Ich fing sie bisher nur in Genthin, kenne sie aber noch aus 
Stolp, Urdingen, Niederösterreich und Trafeci. 


2. D. erinacea Meig. 

Augen nackt, viel breiter getrennt als bei der vorigen Art, 
Fühler schmäler. Der ganze Körper schwarz, graulich bestäubt, 
auf dem Thorax nur sehr undeutlich 4 grauliche Striemen, von 
denen die mittleren fast zusammenfließen. Kenntlich ist die Art 
an den langen Borstenhaaren auf der Innenseite der Hinterschienen. 
Flügel gelblich, mit sehr kräftigem Randdorn und gedörneltem 
Vorderrand, hintere Querader wie bei der vorigen Art steil und 
gerade, ganz schwach gesäumt, Schüppchen weiß, Schwinger 
schwarz. Länge 7—8 mm. 

Die Art ist nur aus dem Norden bekannt; ich besitze ein 
Männchen aus Lappland und ein Weibchen aus Petrosawodsk am 
Onegasee. 


3. D. halterata Stein 

Ich habe diese Art seinerzeit in den Ent. Nachr. XIX. 217, 9 
(1893) als Spilogaster beschrieben, sie aber später wegen der 
Rückenborste der Hinterschienen zur Gattung Phaonia gezogen. 
Schnabl weist sie in seiner letzten Arbeit mit Rücksicht auf den 
Bau des Hypopygs der Gattung Dialyta zu, scheint aber selbst 
nicht recht klar darüber gewesen zu sein, da er sie anfangs bei 
Phaonia unterbringt. Ich folge ihm vorläufig, aber nicht ohne 
Bedenken. Die Augen sind bei reinen Stücken sehr zerstreut kurz- 
haarig und nur durch die fast sich berührenden silberweißen 
Orbiten etwas getrennt, Fühler kürzer als bei den vorigen Arten. 
Thorax und Hinterleib schwarz, dicht grau bestäubt, so daß der 
ganze Körper bleigrau erscheint, ersterer von hinten gesehen .mit 
3 breiten, sich aber nur sehr undeutlich abhebenden, dunkleren 
Striemen, von denen die mittlere aus 2 zusammengeflossen ist, 
Hinterleib mit ganz feiner Rückenlinie, selten mit schmalen drei- 
eckigen Mittelflecken der Ringe. Beine mit kurzen Pulvillen, Be- 


Die Anthomyiden Europas. 49 


borstung fast wie bei atriceds, die Mittelschienen hinten aber nur 
mit 2 und die Hinterschienen innen abgewandt mit 3 Borsten. 
Flügelranddorn bedeutend kleiner als bei den vorhergehenden 
Arten, Schüppchen und Schwinger wie bei diesen. Länge 6,5 mm. 

Ich habe diese ziemlich seltene Art in Genthin, Treptow und 
Wittenberg gefangen, besitze sie aus Berlin und mehreren Orten 
Thüringens und kenne sie noch aus Stolp, Ürdingen, Schweden 
und England. 

4. D. selinerva sp. novV. 

Schnabl erwähnt diesen Namen nur ohne jede Beschreibung, 
so daß er als in litteris zu gelten hat. Sollte er die Art vor seinem 
Tode irgendwo beschrieben haben, würde er natürlich als Autor 
anzusehen sein. Sie hat mit der vorigen außerordentliche Ähnlich- 
keit, unterscheidet sich aber sofort durch die breite Stirn, die etwa 
doppelt so breit ist wie das 3. Fühlerglied, und die Börstchen an 
der Basis der 3. Längsader, die namentlich beim Weibchen recht 
auffallend sind. Die Hinterschienen tragen innen abgewandt etwa 
6 ziemlich feine Borsten. Alles übrige genau wie bei halterata. 
Daß die Zahl der Dorsozentralborsten bei allen Arten 4 ist, habe 
ich schon beiläufig in der Gattungstabelle erwähnt. 

Ich besitze ein Pärchen vom Malojapaß im Oberengadin 
(Oldenberg) und ein auffallend kleines Stück aus Oberitalien 
(Bezzi). Außerdem habe ich ein Pärchen vor mir, das in Villeneuves 
Besitz ist und von Schnabl auf dem Furkapaß gefangen wurde). 


25. Acanthiptera Rond. 

1. A. inanis Fall. 

Eine durch die gelbe Körperfärbung und die Beborstung der 
1. Längsader so kenntliche Art, daß sich eine weitere Beschreibung 
erübrigt. Ich habe sie in Genthin und Treptow wiederholt, aber 
immer nur einzeln gefangen, sie ferner in Lund und Kissingen 
gesammelt und aus Böhmen gesehen. Sie ist weit verbreitet, aber 
im allgemeinen selten, 


26. Hebeenema Schnabl 
1 Augen deutlich behaart 2. 
Augen nackt 9. 
2 Mittel- und Hinterschienen schwach durchscheinend gelblich, 
2. Hinterleibsring mit kaum erkennbaren, verloschenen, paarigen 


Flecken fumosa Meig. 
Beine ganz schwarz, Hinterleib mit ziemlich deutlicher Rücken- 
linie umbratica Meig. 
3 Beine zum Teil gelb migricolor Fall. 
Beine ganz schwarz vespertina Fall. 


1. H. fumosa Meig. . 

Augen lang behaart, eng zusammenstoßend, Fühler schwarz, 
Borste wie bei allen Arten lang gefiedert. Thorax und Schildchen 
tiefschwarz, stumpf, dc 4. Hinterleib schwarz, erzbraun bestäubt, 


Archiv für a 
1915. A. 10. 4 10. Heft 


50 Prof. P. Stein: 


auf Ring 2 sehr verloschene, nur ganz schräg von hinten wahr- 
nehmbare paarige Flecke von verschiedener Ausdehnung. Beine 
schwarz, Mittel- und Hinterschienen schwach durchscheinend. 
Flügel stark angeräuchert, ohne Randdorn, Schüppchen gleichfalls 
angeräuchert, Schwinger gelb. — Ich besitze die Art aus Ober- 
italien, den Pyrenäen und Nordafrika, wo sie Becker zahlreich ge- 
sammelt hat und kenne sie noch aus Istrien, der Dauphine und 
Damaskus. 


2. H. nigricolor Fall. 

Unterscheidet sich von voriger durch nackte Augen, etwas 
glänzenderen Thorax und die mit Ausnahme der Vorderschenkel 
gelben Beine. — Ich habe sie nur einmal in Genthin, ziemlich häufig 
in Treptow, ferner auf Usedom und in Schmiedefeld gefangen, wo 
sie sich auf Fichtennadeln umhertrieb, besitze sie zahlreich aus 
Oberitalien und habe sie noch aus dem Stubaital gesehen. 


3. H. umbratica Meig. 

Ist nur mit fumosa zu verwechseln, hat aber schwarze Beine 
und auf dem Hinterleib eine deutliche Rückenlinie. Sie ist überall 
verbreitet und ziemlich häufig, wenn sie auch nicht zu den gemeinen 
Arten zählt. 

4. H. vesbertina Fall. 

Einfarbig glänzend schwarz, Hinterleib mehr erzfarben, ohne 
Zeichnung. Die Art ändert ab in der Farbe der Schwinger, die bald 
gelb, bald schwarz sind und in der Beborstung der Hinterschienen, 
die außen abgewandt und innen abgewandt je 1 oder 2 Borsten 
tragen. — Ist die häufigste von allen Arten und von mir allerwärts, 
wo ich gesammelt habe, gefangen. 


27. Mydaea R. D. 
1 Beine ganz schwarz, bisweilen Mittel- und Hinterschienen 


schwach durchscheinend 9, 
Beine mindestens mit deutlich gelben Mittel- und Hinter- 
schienen 28. 
2 Dorsozentralborsten 3 ei 
Dorsozentralborsten 4 18: 
3 Augen nackt oder höchstens mit spärlichen Härchen 4. 
Augen deutlich behaart 8. 


4 Fühlerborste entschieden kürzer behaart, als das 3. Fühler des 
breit ist, Queradern deutlich gesäumt 
Fühlerborste länger oder reichlich so lang behaart, als ii: 
3. Fühlerglied breit ist, Queradern nicht gesäumt 6. 

5 Hinterschienen außen abgewandt mit 1 Borste auf der Mitte, 
Hinterschienen innen mit einzelnen kürzeren und feineren 
Haaren maculipennis Zett. 
Hinterschienen außen abgewandt mit 2—3 kräftigen Borsten, 
Hinterschienen innen der ganzen Länge nach zweireihig behaart 
und beborstet quadrimaculata Fall. 


Die Anthomyiden Europas. 51 


6 Vorderschienen mit kräftiger Borste, MittelSschienen außen vorn 


mit Borste allotalla Meig. 
Vorderschienen und Mittelschienen außen vorn ohne Borste 7. 
Hinterleib auf der Bauchseite langzottig behaart, Bauchlamellen 
weniger, Hinterschenkel unterseits dem Körper zugekehrt mit 
einer Reihe von Borsten mödlingensis Schnabl 
Hinterleib unterseits nur kurz behaart, die Bauchlamellen da- 
gegen langzottig, Hinterschenkel unterseits zugekehrt nackt 
atripes Mde. 
Hinterschienen deutlich gebogen und auf der Rückseite mit 
einer von der Mitte bis zur Spitze sich erstreckenden Reihe 
immer länger werdender Borsten besetzt 
Hinterschienen gerade, auf der Rückseite nicht auffallend be- 
borstet 10. 
Mittelschienen hinten zwischen Mitte und Spitze mit einem 
auffallenden, aus ganz kurzen Börstchen gebildeten Höcker 
fulvisguama Zett. 
Mittelschienen hinten ohne solchen Höcker Iuteisguama Zett. 


10 Hinterleib mit deutlichen Fleckenpaaren, Fühlerborste ge- 


11 


12 


13 


wöhnlich so lang behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist 11. 
Hinterleib ohne Fleckenpaare, Fühlerborste weit kürzer be- 
haart 12. 
Flügel namentlich an der Wurzel deutlich geschwärzt, Vorder- 
schienen meist borstenlos nivalıs Zett. 
Flügel nicht geschwärzt, Vorderschienen mit Borste 
obscuratoides Schnabl 
Augen eng zusammenstoßend, Fühlerborste deutlich behaart, 
Hinterschienen innen zugekehrt mit einer Reihe feiner Borsten- 
haare flavisguama Zett. 
Augen breit getrennt, Fühlerborste nackt, Hinterschienen 
innen ohne Haare latifrons sp. noV. 
Augen deutlich behaart 4 
Augen nackt 20. 


14 Fühlerborste sehr kurz behaart 15. 


15 


16 
14 


Fühlerborste mindestens so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist 16: 
Hinterschienen auf der Rückseite ohne auffallende Beborstung 

orichalcea Zett. 
Hinterschienen auf der Rückseite mit zahlreichen Borsten 9. 
Präalarborste viel kürzer als die 1. dc hinter der Naht 17. 
Präalarborste fast so lang und kräftig wie die 1. dc 18. 
Hinterschienen auf der dem Körper zugekehrten Seite fast der 
ganzen Länge nach mit zahlreichen Borsten, Hinterschenkel 
unterseits zugekehrt an der äußersten Spitze nackt, Schüppchen 
gelblich multisetosa. Strobl 
Hinterschienen auf der dem Körper zugekehrten Seiteganz nackt, 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt vor der Spitze mit längeren 
Borsten, Schüppchen weißlichmit gelblichem Saum lucorum Fall. 


4* 10. Heft 


52 
18 


19 


20 
21 


22 


23 


24 


25 


26 
27 


Prof. P. Stein: 


Augen durch eine verhältnismäßig breite Strieme getrennt, 
Mittelschienen außen vorn mit kräftiger Borste, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt der ganzen Länge nach mit langen Borsten 
obscurata Meig. 
Augen nur wenig getrennt, Mittelschienen außen vorn ohne 
Borste, Hinterschenkel unterseits abgewandt nur vor der 
Spitze mit längeren Borsten 19. 
Stirn an der Fühlerbasis fast ganz konvex, Thorax und Schild- 
chen ziemlich dicht graulich bestäubt, so daß sich feine Mittel- 
linien und breite Seitenstriemen recht deutlich abheben, 
Hinterleib bräunlichgrau bestäubt, mit verloschenen paarigen 
Flecken deleta Stein 
Stirn an der Fühlerbasis in deutlicher Ecke etwas vorragend, 
Thorax und Schildchen nur schwach bestäubt, so daß beide 
ziemlich schwarz erscheinen und breitere Mittel- und Seiten- 
striemen nur schwach zu erkennen sind, Hinterleib mehr 
grünlichgrau bestäubt mit paarigen Schillerflecken 
marmorata Lett. 


Sternopleuralborsten 2, 2 21. 
Sternopleuralborsten 1, 2 23. 
Bauchlamellen glänzend schwarz, mit dichten, nach unten ge- 
richteten Borstenhaaren atripes Mde. 


Bauchlamellen nicht glänzend schwarz und nicht mit langen 
Haaren besetzt 
Hinterleib auf der Bauchseite mit langen feinen Haaren be- 
setzt, Hinterschenkel unterseits zugekehrt vor der Spitze mit 
einigen längeren Borsten duplaris Zett. 
Bauchseite des Hinterleibes nicht langhaarig, Hinterschenkel 
unterseits zugekehrt vor der Spitze fast nackt duplicata Meig. 
Stirn an der schmalsten Stelle breiter als das halbe Auge, Vorder- 
schienen mit Borste rufinervis Pok. 
Stirn viel schmäler, Vorderschienen borstenlos A 
Hinterleib mit sehr verloschenen paarigen Flecken, Flügel in- 
tensiv angeräuchert tinctibennis nom. NOV. 
Hinterleib mit Rückenlinie, Flügel kaum angeräuchert 25. 
Fühlerborste pubeszent, Hinterschienen gebogen, Flügel mit 
Randdorn, Schwingerknopf dunkel palpalis sp. nov. 
Fühlerborste deutlich gefiedert, Hinterschienen gerade, Flügel 
ohne oder mit sehr kleinem Randdorn, Schwinger gelb 26. 
Präalarborste fast so lang und kräftig wie die 1. de nebulosa Stein 
Präalarborste viel kürzer 27. 
Striemung des Thorax sehr deutlich, Hinterleib gelbgrau be- 
stäubt mit Rückenlinie und Schillerflecken ancilla Meig. 
Striemung des Thorax auch von hinten nur schwer erkennbar, 
Hinterleib dunkelgrau bestäubt mit Rückenstrieme 

nubila nom. nov. 


28 Dorsozentralborsten 3 Kg. 


Dorsozentralborsten 4 41. 


Die Anthomyiden Europas. 593 


29 Präalarborste fast so lang und kräftig wie die 1. dc 30. 


Präalarborste ganz fehlend oder sehr kurz 32. 
30 Augen dicht behaart setitibia Stein 
Augen nackt 31. 


31 Fühlerborste 2—3 mal so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, vor der Naht keine Akrostichalborsten, Vorder- 
schenkel an der Basis oft gebräunt debuncta Fall. 
Fühlerborste höchstens so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, vor der Naht ein Paar kräftiger Akrostichalborsten, 
Vorderschenkel ganz gelb impuncta Fall. var. 


32 Borste deutlich länger behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist 33. 
Borste pubeszent oder höchstens kurz behaart DM: 
33 Schenkel fast ganz schwarz, Hinterleib nie durchscheinend 
gelb 34. 
Alle Schenkel gelb, Hinterleib mehr oder weniger durchscheinend 
gelb 39. 
34 Schulterbeulen und 2. Fühlerglied gelblich, Hinterleib glänzend 
schwarz, ohne Zeichnung doubleti Pand. 
Schulterbeulen grau, Fühler schwarz, Hinterleib mit paarigen 
Flecken anceps Zett. 
35 Thoraxrücken einfarbig hellgrau, ohne Spur von Zeichnung, 
Hinterleib ohne deutliche Fleckenpaare, st 1,2 wmoniana Rond. 
Thorax mit deutlichen schwarzen Flecken, Hinterleib mit 
Fleckenpaaren, st 2, 2 36. 
36 Thorax hinter der Naht mit 3 Flecken, Schildchen grau, Basis 
mit brauner, in der Mitte oft sehr schmaler Binde clara Meig. 
. Thorax hinter der Naht mit 2 Flecken, Schildchen grau, an 


der Basis jederseits mit braunem Fleck uliginosa Fall. 
37 Stirn an der schmalsten Stelle etwa halb so breit wie ein Auge, 
Vorderschienen mit kräftiger Borste protuberans Zett. 
Stirn viel schmäler, Vorderschienen ohne oder mit sehr un- 
scheinbarer Borste 38. 
38 Thorax fast weißgrau, ohne Spur von Striemung, pra voll- 
ständig fehlend pollinosa Stein 
Thorax aschgrau, mit deutlicher Striemung, pra wenigstens als 
kurzes Börstchen vorhanden 39. 


39 Mittel- und Hinterschenkel fast ganz gelb, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt vor der Spitze mit nur 2—3 längeren 
Borsten consimilis Fall. 
Mittel- und Hinterschenkel fast ganz gebräunt, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt vor der Spitze mit ziemlich zahlreichen 
Borsten 40. 

40 Hinterschienen innen der ganzen Länge nach feinhaarig, außen 
abgewandt mit 1 Borste auf der Mitte, Hinterschenkel unter- 
seits abgewandt mit etwa 6 von der Mitte bis zur Spitze sich 
erstreckenden Borsten, Queradern auffallend gebräunt 

obscuripes Zett. 


10, Heit 


94 


Prof. P. Stein: 


Hinterschienen innen nackt, außen abgewandt mit etwa 4 
längeren und dazwischen liegenden kürzeren und feineren 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt von der Mitte 
bis zur Spitze mit mindestens 12 kräftigen, ziemlich engstehen- 


- den Borsten, Oueradern nur schmal gesäumt fratercula Zett. 


41 


42 
43 


44 


45 


46 


47 


48 


49 


50 


51 
92 


Fühlerborste pubeszent oder knapp so lang behaart, als das 


3. Fühlerglied breit ist] 42. 
Fühlerborste länger behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist 50. 
Augen dicht behaart 43. 
Augen nackt oder nur zerstreut behaart 44. 
Taster, Schildchen an der Spitze und der Hinterleib zum Teil 
gelb abdominalis Zett. 


Taster schwarz, Schildchen und Hinterleib ohne Spur von Gelb 
lasiophthalma Macq. 


2. Fühlerglied und Taster gelb, vor der Naht meist 1—2 Paar 
kräftiger Akrostichalborsten impuncta Fall. 
Fühler und Taster schwarz, vor der Naht keine oder unschein- 
bare Akrostichalborsten 45. 
Mittel- und Hinterschenkel von der Basis her in größerer Aus- 
dehnung geschwärzt memmnonipes Zett. 
Mittel- und Hinterschenkel ganz gelb oder höchstens an der 
äußersten Basis gebräunt 46. 
Hinterschienen innen mehrreihig fein, aber nicht sehr lang 
behaart pertusa Meig. 


Hinterschienen innen nackt oder mit stärkeren Borsten 47. 
Der Raum vor der Thoraxnaht zwischen den Dorsozentral- 
borsten mit zahlreichen, in mehreren Reihen stehenden Härchen 


besetzt 48. 
Der Raum zwischen den Dorsozentralborsten vor der Naht 
nur mit spärlichen Härchen 49. 
Flügel intensiv angeräuchert, fast ohne Randdorn, hintere 
Querader steil concolor Czerny 


Flügel blaß, mit deutlichem Randdorn, hintere Querader schief 

pubescens Stein 
Augen so eng zusammenstoßend, daß sich die silbergrauen 
Orbiten berühren, Fühlerborste fast ganz nackt, Vorderschenkel 
obenauf gebräunt binotata Zett. 


Augen durch eine ganz schmale schwarze Strieme etwas ge- 


trennt, Fühlerborste deutlich pubeszent, Vorderschenkel ganz 
gelb pubiseta Zett. 
Mittel- und Hinterschenkel ganz oder wenigstens an der Basis 
in größerer Ausdehnung geschwärzt 51. 
Mitte]- und Hinterschenkel ganz gelb, höchstens an der Basis 
etwas geschwärzt 57. 
Augen ziemlich deutlich behaart v. d. Wulpii Schnabl 
Augen nackt 92. 
Vorderschienen ohne Borste 59. 
Vorderschienen mit 1 oder mehreren Borsten 54. 


HB 


54 


99 


56 


97 


98 


59 


60 


61 
62 


Die Anthomyiden Europas. 55 


Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit langen Borstenhaaren, 
Hinterleibsflecke meist fehlend intermedia Villen. 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt nackt, Hinterleibsflecke 
deutlich duplicata Meig. 
Hinterleibsflecke ziemlich klein, die des 3. Ringes kleiner als 
die des 2. und oft ganz fehlend, bisweilen auch die des 2. Ringes 
verschwindend, Hinterleib ziemlich schlank, kegelförmig 55. 
Hinterleibsflecke ziemlich groß, rund und scharf begrenzt, die 
des 3. Ringes gewöhnlich ebenso groß wie die des 2., Hinterleib 
gedrungener 96. 
Hinterschienen außen abgewandt auf der Mitte mit 1 auf- 
fallend langen Borste, Körperfärbung dunkelgrau, pra ganz 
fehlend anceps Zett. 
Hinterschienen außen abgewandt mit keiner auffallend langen 
Borste, Körperfärbung hell gelblichgrau, pra als kurzes Börst- 
chen erkennbar quadrum Fall. 
Behaarung der Fühlerborste noch nicht doppelt so lang, als 
das 3. Fühlerglied breit ist, Vorderschienen meist mit 2 Borsten 
calceata Rond. 

Behaarung der Fühlerborste mindestens 3 mal so lang, als das 
3. Fühlerglied breit ist, Vorderschienen meist mit 1 Borste 
parcepilosa Stein 


Augen dicht behaart, vor der Naht 1 Paar kräftiger Akro- 
stichalborsten quadrinotata Meig. 
Augen nackt oder sehr zerstreut behaart, vor der Naht keine 
auffallenden Akrostichalborsten 98. 
Hinterleib zum Teil gelb gefärbt 99. 
Hinterleib nirgends gelb 61. 
Thorax rotgelb, ganz dünn blaßrot bestäubt, so daß 4 rötliche 
Striemen erscheinen Riedeli sp. nov. 
Thoraxrücken mehr oder weniger graulich bestäubt 60. 


Augen eng zusammenstoßend, Hinterleib breit eiförmig 
 lateritia Rond. 

Augen deutlich getrennt, Hinterleib mehr kegelförmig 
montana Rond. 


Schildchen mehr oder weniger gelb 62. 
Schildchen nirgends gelb 63. 
Schildchen ganz gelb, vor demselben 2 Paar Akrostichalborsten, 


Vorderschenkel ganz gelb, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
der ganzen Länge nach mit einer Reihe langer Borsten, Hin- 
terleib vom Hinterrand des 2. Ringes an abstehend beborstet 

pagana Fbr. 
Schildchen an der Basis stets mehr oder weniger grau, vor 
demselben nur 1 Paar Akrostichalborsten, Vorderschenkel an 
der Basis meist geschwärzt, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
nur etwa von der Mitte bis zur Spitze‘“mit längeren Borsten, 
Hinterleib erst von der Mitte oder dem Hinterrand des 3. Ringes 


-.an mit abstehenden Borsten tincta Zett. 


10. Heft 


56 Prof. P. Stein: 


63 Hinterschienen außen abgewandt in der Endhälfte mit einigen 
sehr langen Borsten, Hinterleib mit Fleckenpaaren 

flagripes Rond. 

Hinterschienen ohne auffallend lange Borsten, Hinterleib mit 

Rückenlinie urbana Meig. 


Beschreibung der neuen Arten. 


1. M. latifrons sp. nov. 

Augen deutlich, bei frischen Stücken wahrscheinlich dicht be- 
haart, durch eine breite schwarze Stirnstrieme und schmale graue 
Orbiten so breit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten Stelle 
fast ?/, so breit wie ein Auge ist. Im Profil ragen Stirn und die ge- 
kielten Wangen deutlich vor, während die Backen fast so breit 
sind wie die Augenhöhe, Mundrand etwas vorgezogen und schief 
abgeschnitten, Fühler ein wenig unter der Augenmitte eingelenkt, 
den unteren Augenrand erreichend, schwarz, 3. Glied etwas über 
doppelt so lang als das 2., Borste fast ganz nackt, im Basaldrittel 
verdickt, Taster fadenförmig, schwarz. Thorax und Schildchen 
schwarz, dünn aschgrau bestäubt, ersterer mit einer sehr breiten, 
kaum sich abhebenden Mittelstrieme, während Seitenstriemen noch 
undeutlicher sind; dc 3, pra fast so lang wie die 1. dc, a auch vor 
dem Schildchen nicht, st 1, 2, Grundbehaarung des Thorax kurz 
abstehend. Hinterleib fast walzenförmig, ganz schwach von oben 
nach unten zusammengedrückt, etwas breiter als der Thorax und 
etwas länger als Thorax und Schildchen zusammen, in der 
Endhälfte abstehend beborstet, bis dahin kurz abstehend behaart, 
Bauchlamellen kurz, aber deutlich und vom Hinterleib abstehend, 
Hypopyg im letzten Ring versteckt. Er ist bläulich aschgrau be- 
stäubt und läßt eine feine Mittellinie nur undeutlich erkennen. 
Beine schwarz, Pulvillen und Klauen verlängert und kräftig; 
Vorderschienen mit 1 kurzen und sehr feinen Borste, Mittel- 
schienen außen vorn mit 2 kurzen, außen hinten mit 2 längeren 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt in der Endhälfte 
mit etwa 6 langen Borsten, zugekehrt mit einer Reihe kürzerer 
Borsten, Hinterschienen außen abgewandt mit 2 längeren, innen 
abgewandt mit 2 kurzen Borsten. Flügel gelblich, mit kleinem 
Randdorn und sehr kurz gedörneltem Vorderrand, 3. und 4. Längs- 
ader etwas divergierend, hintere Querader schief und schwach ge- 
schwungen, beim vorliegenden Exemplar in der Mitte mit einem 
in die Diskoidalzelle reichenden Aderanhang, Schüppchen weiß- 
lichgelb, Schwinger schwarzbraun. Länge 7—7,5 mm. 

Ein Männchen aus Italien VIII. 98. 

Anm.: Die Art scheint in vielen Stücken mit der Schnablschen 
Phaonia glabriseta übereinzustimmen, unterscheidet sich aber so- 
fort durch die den Hinterschienen fehlende Rückenborste. 

2. M. Palpalis sp. nov. 

Augen fast nackt, durch eine schmale schwarze Strieme und 

linienförmige graue Orbiten nur wenig getrennt, Frontoorbital- 


Die Anthomyiden Europas. 57 


borsten jederseits nur 4—5 und schnell an Länge abnehmend, 
Stirn im Profil schwach vorragend, Wangen noch etwas schmäler, 
Backen !/, der Augenhöhe, Mundrand nur wenig vorgezogen, Fühler 
in der Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand erreichend, 
schwarz, 3. Glied reichlich doppelt so lang als das 2., Borste deut- 
lich pubeszent, an der Basis schwach verdickt, Taster nach der 
Spitze zu deutlich keulenförmig verdickt, fast so lang wie der 
mäßiglange, schwarzglänzende Rüssel. Thorax und Schildchen 
schwarz, schwach glänzend, mit sehr dünner graulicher Bereifung, 
eine breite Mittelstrieme, die aus 2schmäleren Striemen entstanden 
ist, nur undeutlich; dc 4, pra recht lang, a nur vor dem Schildchen, 
st 1, 2. Hinterleib länglich, mit anfangs kurzer, dann längerer 
abstehender Beborstung, Bauchlamellen ziemlich kurz, Hypopyg 
versteckt. Er ist bräunlichgrau bestäubt und läßt von hinten ge- 
sehen eine verhältnismäßig deutliche dunklere Mittelstrieme er- 
kennen. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen etwas verlängert; 
Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten mit 2 Borsten, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer lockern Reihe nicht 
sehr langer Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen etwas ge- 
krümmt (ob zufällig?), außen abgewandt mit 2 längeren, innen 
abgewandt mit 2 kürzeren Borsten. Flügel graulichgelb, an der 
Basis intensiver, mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader 
divergierend, hintere Querader etwas schief und schwach ge- 
schwungen, Schüppchen gelblich, Schwinger schwarzbraun. — 
Das Weibchen hat eine breite Stirn, die Striemung des Thorax 
ist etwas deutlicher, namentlich die Mittelstriemen nicht zusammen- 
geflossen, Hinterleib ohne Mittelstrieme, alles übrige wie beim 
Männchen. Länge d 6, 2 7 mm. 
Ein Pärchen von der Halbinsel Kanin. 


3. M. Riedeli sp. nov. 

Leider liegt mir nur ein Weibchen vor, das sich aber so von 
allen unterscheidet, daß es keines Männchens bedarf, um die Art 
erkennbar zu beschreiben. Die nackten Augen sind durch eine 
sehr breite dunkelgraue, hinten schmal, aber tief ausgeschnittene 
Mittelstrieme und schmale graue Orbiten, die mit zarten Börstchen 
besetzt sind, getrennt. Stirn und Wangen ragen im Profil nur 
mäßig vor, während die Backen etwas breiter sind, aber kaum !/, 
der Augenhöhe messen, Mundrand nicht vorgezogen. Fühler über 
der Augenmitte eingelenkt, ziemlich lang, da sie den unteren 
Augenrand erreichen, schwarz, 2. Glied rot, Borste reichlich so 
lang gefiedert, als das 3. Fühlerglied breit ist, Borste fadenförmig, 
gelb. Thorax und Schildchen rotgelb, schwach glänzend, hell- 
rötlich bestäubt, so daß die rotgelbe Grundfärbung auf dem Thorax 
in Form von 4 Striemen recht deutlich zu sehen ist; dc 4, pra 
ziemlich kurz, aber deutlich, a 1 kräftiges Paar vor dem Schildchen, 
st 1, 2, die untere kürzer, im übrigen der Thorax mit dichten, 
sehr kurzen, halb anliegenden Börstchen besetzt. Hinterleib breit 
eiförmig, einfarbig rotgelb, schwach glänzend, durch die äußerst 


10, Heft 


58 Prof. P. Stein: 


kurzen anliegenden Börstchen ganz nackt erscheinend, vom Hinter- 
rand des 3. Ringes an abstehend beborstet. Beine gelb, Tarsen 
schwarz; Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten. mit 3 
nicht sehr langen Borsten, Hinterschienen außen abgewandt mit 2, 
von denen die eine auf der Mitte, die andere zwischen Mitte und 
Spitze steht, innen abgewandt mit 2—3 feineren Borsten. Flügel 
recht breit und lang, schwach gelblich, mit kleinem, aber deutlichem 
Randdorn, 3. und 4. Längsader stark divergierend, hintere Quer- 
ader schief und stark geschwungen, Schüppchen und SCH 
gelb. Länge 10 mm. 

Ein Weibchen von Riedel in Frankfurt a. O. gefangen. Ich 
benenne die Art nach ihm zum Dank für manches interessante 
Material, das er mir in selbstloser Weise zur Verfügung gestellt hat. 


Kurze Beschreibung der übrigen Arten. 


1. M. abdominalıs Zett. 

Augen dicht behaart, eng zusammenstoßend, Fühler lehm- 
braun, 2. Glied und Basis des 3. gelb, Borste lang pubeszent, 
Taster gelb. Thorax und Schildchen aschgrau, ersterer mit 4 deut- 
lichen Striemen, letzteres an der Spitze gelblich, dc 4, pra lang. 
Hinterleib durchscheinend rotgelb, Spitze verdunkelt, je 1 Paar 
rundlich dreieckiger Flecke auf Ring 2 und 3 und ein Mittelfleck 
auf Ring 4 braunrot. Beine gelb. Flügel schwach gelblich, Rand- 
dorn kaum merklich, Queradern gebräunt, Schüppchen weißlich, 
Schwinger gelblich. — Ich besitze ein Männchen aus dem süd- 
lichen Schweden und ein Weibchen aus Mittelitalien. 


2. M. allotalla Meig. 

Augen nackt, ziemlich breit getrennt, Fühler und Tasterschwarz, 
wie stets, wenn sie nicht erwähnt werden, Borste ziemlich lang 
gefiedert. Thorax aschgrau, deutlich vierstriemig, dc 3, pra halb 
so lang wie die 1. de. Hinterleib bräunlichgrau mit kleinen, kaum 
erkennbaren Fleckenpaaren auf Ring 2 und 3. Beine schwarz, 
Pulvillen lang und kräftig, Hinterschienen zugekehrt und innen 
abgewandt mit je einer Reihe von Borsten. Flügel gelblich, Rand- 
dorn deutlich, Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. — Ich habe 
die Art ziemlich zahlreich in Genthin, selten in Treptow gefangen 
und kenne sie noch aus Stolp in Pommern und Schweden. 


3. M. anceds Zett. 

Augen nackt, etwas getrennt, Borste lang gefiedert. Thorax 
aschgrau mit gelblichem Ton, deutlich vierstriemig. Hinterleib 
kegelförmig, wie der Thorax gefärbt, mit je 2 kleinen punkt- 
förmigen Flecken auf Ring 2 und 3. Beine schwarz, Mittel- und 
Hinterschienen gelb, Pulvillen lang. Flügel gelbgrau mit deut- 
lichem Randdorn, Queradern schwach gesäumt, Schüppchen weiß- 
lich, Schwinger gelblich. — Die Art ist weit verbreitet und überall 
nicht allzu selten. 


Die Anthomyiden Europas. 59 


4. M. ancilla Meig. 

Augen nackt, sehr wenig getrennt, Borste ziemlich lang ge- 
fiedert. Thorax aschgrau mit 4 deutlichen Striemen, dc 4, pra 
sehr kurz. Hinterleib länglich eiförmig, gelbgrau mit schmaler 
Rückenlinie und schillernden Flecken. Beine schwarz, Pulvillen 
mäßig lang. Flügel gelblich, ohne Randdorn, Schüppchen weiß- 
lich mit gelblichem Saum, Schwinger gelb. — Die Art war in Gen- 
thin häufig, in Treptow selten. Ich kenne sie noch aus Ürdingen 
und Schweden. 

5. M. atripes Mde. 

Von der gemeinen duplicata Meig., mit der sie außerordentliche 
Ähnlichkeit hat, unterscheidet sie sich sofort durch die glänzend 
schwarzen, unten langzottig behaarten Bauchlamellen. Die Zahl 
der Dorsozentralborsten schwankt zwischen 3 und 4, weshalb ich 
die Art in der Tabelle zweimal aufgenommen habe. — Ich habe 
die Art vereinzelt in Genthin gefangen, ziemlich häufig im Jahre 
1915 in Treptow, ferner auf Rügen und kenne sie aus Stolp, Ür- 
dingen, verschiedenen Orten Böhmens und Dorpat. 


6. M. binotata Zett. 

Eine ausschließlich nördliche Art, die ich nur aus Lappland 
besitze. Augen nackt, so genähert, daß sich die silberweißen 
Orbiten berühren, Borste deutlich pubeszent. Thorax hell aschgrau 
mit 4 nur wenig dunkleren, undeutlichen Striemen, dc 4, pra deut- 
lich und ziemlich lang. Hinterleib länglich walzenförmig, aschgrau 
mit der Spur von 2 Flecken auf Ring 2, seltener auch auf Ring 3. 
Beine gelb, Vorderschenkel obenauf gebräunt, Pulvillen verlängert. 
Flügel deutlich gelblich, Randdorn klein, Schüppchen weißlichgelb, 
Schwinger gelb. 

7. M. calceata Rond. 

Augen nackt, etwas getrennt, Borste ziemlich lang gefiedert. 
Thorax aschgrau, deutlich vierstriemig, dc 4, pra fehlend, st 2, 2. 
Hinterleib länglich eiförmig, aschgrau mit je einem Paar scharf 
begrenzter, runder Flecke auf Ring 2 und 3, meist auch etwas 
kleinerer auf Ring1. Beine schwarz, Spitze der Mittel- und Hinter- 
schenkel und alle Schienen gelb, Vorderschienen meist mit 2 Borsten. 
Flügel graulichgelb, Randdorn klein, Schüppchen weißlichgelb, 
Schwinger gelblich. — In Genthin war die Art in mehreren Jahren 
außerordentlich gemein und ist auch in Treptow von mir gefangen. 
Sonst kenne ich sie noch aus Ürdingen. 

8. M. clara Meig. 

.. Die 3 schwarzen Flecken hinter der Thoraxnaht und die 
Ahnlichkeit mit uliginosa Fall. lassen diese Art leicht erkennen. 
Sie scheint nur im Süden vorzukommen, ich besitze Stücke aus 
Italien und Frankreich. 

9. M. concolor Czerny 

Augen nackt, stark genähert, so daß sie fast in einem Punkt 
zusammenstoßen, Borste deutlich pubeszent. Thorax gelblichgrau 


10. Heft 


60 Prof. P. Stein: 


bestäubt mit 4 dunkelgrauen Striemen, de 4, pra ziemlich lang. 
Hinterleib schwach kegelförmig, dicht gelblich bestäubt, Ring 2 
und 3 mit der Andeutung paariger Flecke. Beine gelb, Vorder- 
schenkel mehr oder weniger gebräunt, Pulvillen mäßig lang. 
Flügel intensiv angeräuchert, Schwinger gelb. — Ich besitze ein 
typisches Pärchen von Czerny und habe die Art in mehreren 
Stücken in Kissingen gefangen. Sonst kenne ich sie nur noch 
aus dem Mandautal in der Lausitz. (Kramer) 


10. M. consimilis Fall. 

Augen nackt, in einem Punkt eng zusammenstoßend, Borste 
pubeszent oder kurzhaarig, bei einem meiner Stücke deutlich be- 
haart. Thorax ziemlich hell aschgrau mit nur wenig dunkleren 
und darum nur undeutlichen, schmalen Striemen, dc 3, pra kurz. 
Hinterleib kegelförmig, wie der Thorax bestäubt, Fleckenpaare auf 
Ring 2 und 3 dunkler grau und nicht scharf ausgeprägt. Beine 
gelb, Vorderschenkel von der Basis aus mehr oder weniger gebräunt. 
Flügel gelblich, Randdorn klein, Queradern schwach gebräunt, 
Schüppchen weißlich, Schwinger gelblich. — Die Art scheint haupt- 
sächlich in Berggegenden vorzukommen. Ich habe sie selbst im 
Harz gefangen, besitze sie aus Thüringen, Tirol, Oberitalien und 
Schweden. 

11. M. deleta Stein 

Ich verweise auf die ausführliche Beschreibung, die ich im 
Arch. Nat. A. 8, 47, 4 (1914) von dieser Art gegeben, habe. 

12. M. depuncta Fall. 

Augen nackt, sehr genähert, aber nicht eng zusammenstoßend, 
Borste sehr lang behaart, Taster gelb, oft gebräunt, bisweilen 
schwarz. Thorax gelbgrau bestäubt mit 4 dunkleren, nicht sehr 
scharfen Striemen, dc 3, pra lang. Hinterleib eiförmig, dicht 
gelblich bestäubt, mäßig große verloschene Flecke auf Ring2 und 3 
nur ganz von hinten gesehen wahrnehmbar. Beine gelb, Vorder- 
schenkel, selten auch die übrigen, an der Basis gebräunt, Pulvillen 
kräftig. Flügel ziemlich angeräuchert, Randdorn klein, aber deut- 
lich, Queradern ganz schwach gesäumt, Schüppchen gelblich, 
Schwinger gelb. Die Art war häufig in Genthin und besonders auf 
Rügen, auch in Treptow und Kissingen habe ich sie gefangen und 
kenne sie aus Urdingen, Tirol und Frankreich. 

Anm.: Die Pandellesche depuncta ist eine andere Art, die sich 
‘durch den Besitz von 4 Dorsozentralborsten, das Fehlen der Prä- 
alarborste und die Anordnung der Sternopleuralborsten zu 2, 2 
unterscheidet. 

13. M. doubleti Pand. 

Ich besitze ein Weibchen aus Berlin, das ich für die Pandellesche 
Art halte. Augen nackt, breit getrennt, Fühler lehmbraun, 2. Glied 
rötlich, Borste lang, aber locker gefiedert. Thorax schwarzglänzend, 
dünn graulich bereift, so daß die 4 gewöhnlichen Striemen sichtbar 
werden, Schulterbeulen gelblich, graulich bestäubt, de 3, pra 


Die Anthomyiden Europas. 61 


ziemlich kurz. Hinterleib eiförmig, glänzend schwarz, ganz dünn 
bereift. Beine gelb, auch die Tarsen, Schenkel schwarz, Vorder- 
schienen mit 1 kräftigen Borste, Mittelschienen hinten mit 2, Hinter- 
schienen außen abgewandt mit 1, innen abgewandt mit 2—3 
feineren Borsten. Flügel intensiv gelblich, mit kleinem Randdorn, 
Schüppchen weißlich mit gelblichem Saum, Schwinger gelb mit 
braunem Knopf. 


14. M. dublaris Zett. 

Gleicht der duplicata Meig. vollständig, ist aber durch den 
ziemlich langbehaarten Bauch sofort zu unterscheiden. Ein zweites 
Merkmal liegt darin, daß die Hinterschenkel unterseits zugekehrt 
vor der Spitze einige längere Borsten tragen, während sie bei 
duplicata an dieser Stelle ganz nackt sind. — Ich habe die Art 
vereinzelt in Genthin, Kissingen und Bornholm gefangen und kenne 
sie noch aus der Umgegend von Wien, Schweden und der Dauphine. 


15. M. duplicata Meig. 
Diese von atripdes und duplaris durch die genannten Merkmale 
zu unterscheidende Art ist überall verbreitet und nirgends selten. 


16. M. flagrides Rond. 

An den außerordentlich langen Borstenhaaren auf der Außen- 
seite der Hinterschienen ist diese Art auch ohne weitere Be- 
schreibung leicht zu erkennen. — Ich habe sie bei Werder in der 
Mark nach Sonnenuntergang auf Roggenähren ungemein häufig 
gefangen und fast ebenso häufig im Ostseebad Deep bei Treptow 
auf Strandgräsern. Auch auf der Insel Usedom habe ich sie 
erbeutet. 


17. M. flavisguama Zett. 

Ich habe in meinem Bericht über die Anthomyiden der Zetter- 
stedtschen Sammlung, Ent. Nachr. XVIII, 325 (1892), diese Art 
für identisch mit Hera longipes Zett. erklärt, muß mich aber nach 
dem, was mir Ringdahl brieflich mitgeteilt hat, doch vielleicht 
geirrt haben. Ich gebe darum eine genaue Beschreibung. Augen 
dicht und lang behaart, fast in einem Punkt zusammenstoßend, 
Frontoorbitalborsten von der Fühlerbasis bis zur schmalsten Stelle 
der Stirn verlaufend, Stirn im Profil etwas vorragend, Wangen 
schmäler, Backen 1; der Augenhöhe, Mundrand etwas vorgezogen, 
Fühler in der Augenmitte eingelenkt, den unteren Augenrand er- 
reichend, schwarz, 3.Glied 2%, mal so lang als das graubestäubte 2., 
Borste kurz gefiedert, Rüssel ziemlich kurz und dick, Taster faden- 
förmig, schwarz. Thorax und Schildchen gelblich aschgrau be- 
stäubt, ersterer mit 4 feinen, dunkler grauen Striemen; dc 3, 
pra ? ,„—%4 so lang als die 1. dc, anur 1 Paar vor dem Schildchen, 
st 1, 2, Grundbehaarung zerstreut abstehend. Hinterleib stumpf 
kegelförmig, etwas länger als Thorax und Schildchen zusammen, 
gelblichgrau bestäubt mit sehr undeutlicher Mittellinie und noch 
undeutlicheren olivengrauen Schillerflecken, Bauchlamellen nicht 
entwickelt, Hypopyg kaum vorragend. In der Basalhälfte ist er 


10. Heit 


62 Prof. P. Stein: 


kurz abstehend behaart, in der Endhälfte länger abstehend be- 
borstet. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen verlängert; Vorder- 
schienen mit 1 feinen Borste, Mittelschenkel unterseits in der Basal- 
hälfte mit einer Reihe langer Borsten, Mittelschienen hinten mit 2, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt fast der ganzen Länge nach 
beborstet, zugekehrt ebenfalls fast der ganzen Länge nach fein 
behaart, Hinterschienen außen abgewandt mit 2,. innen abgewandt 
mit einer Reihe allmählich länger werdender und sich vom Ende 
des 1. Drittels bis zur Spitze erstreckender Borsten, innen und auf 
der dem Körper zugekehrten Seite mit einer lockeren Reihe feiner 
und langer Borstenhaare. Flügel gelblich, namentlich an der 
Basis, mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader divergierend, 
hintere Querader steil und etwas geschwungen, beide Queradern 
schwach bräunlich gesäumt, Schüppchen und Schwinger ziemlich 
intensiv gelb. Länge 7,5—8 mm. — Ich besitze 2 J aus Jämtland 
in Schweden VII. 13 und 1 $ aus dem Engadin VIII. 05. 


18. M. fratercula Zett. 

Verwandt mit duplicata Meig. Die nackten Augen sind sehr 
genähert, Borste deutlich pubeszent, Thorax mit 4 deutlichen 
Striemen, dc 3, pra kurz, st 1, 2. Hinterleib kegelförmig, dicht 
gelblich bestäubt mit 2—3 Paar deutlichen Flecken. Beine schwarz, 
Mittel- und Hinterschenkel durch die in der Tabelle angegebene 
Beborstung auffallend, Hinterschienen außen abgewandt und 
innen abgewandt mit je einer Reihe Borsten. Flügel intensiv an- 
geräuchert, mit deutlichem Randdorn und schwach gebräunten 
Queradern, Schüppchen und Schwinger gelblich. — Mit flagripes 
zusammen fing ich sie im Sommer 1915 sehr häufig in Deep, seltener 
in Genthin, auch in Böhmen habe ich sie getroffen; ich kenne sie 
noch aus Thüringen, verschiedenen Punkten der Alpen, Dorpat, 
Italien und der Dauphine. 


19. M. fulvisguama Zett. 

Der auffallende Höcker auf der Hinterseite der Mittelschienen 
läßt das Tier sofort erkennen. Ich besitze ein Pärchen, das Pokorny 
auf dem Stilfserjoch gefangen und als aegripes beschrieben hat, 
und mehrere Stücke aus Jämtland. 

Anm.: Die zahlreichen Borsten auf der Außenseite der Hin- 
terschienen hatten mich früher verführt, die Art für eine Phaonia 
zu halten. Da sie aber dem Weibchen fehlen, haben wir es mit 
einer echten Mydaea zu tun. 

20. M. impuncta Fall. 

Augen nackt, nur durch eine feine Linie getrennt, 2. Fühler- 
glied rot, Borste kurz behaart, Taster gelb. Thorax dicht gelb- 
grau bestäubt, mit 4 schwachen grauen Striemen, dc 4, pra lang, 
a vor der Naht deutlich, st 1,2. Hinterleib eiförmig, dicht gelblich 
bestäubt, Punktpaare oft ganz fehlend, meist verloschen und nur 
auf Ring 2 deutlicher. Beine gelb, Pulvillen verlängert, Flügel, 
Schüppchen und Schwinger gelblich, Randdorn klein, Queradern 


Die Anthomyiden Europas. 63 


kaum dunkler. — Ist wohl überall verbreitet, aber nirgends sehr 
gemein. Ein Pärchen, das ich aus Ax in den Pyrenäen besitze, 
unterscheidet sich nur durch 3 Dorsozentralborsten. 


91. M. intermedia Villen. 


Große Ähnlichkeit mit fratercula, aber die Borste lang ge- 
fiedert, de 4, st 2, 2, Hinterleib meist ungefleckt, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt und zugekehrt der ganzen Länge nach mit 
langen Borsten bzw. Haaren besetzt. — Ich besitze ein Pärchen 
von Villeneuve aus Frankreich. 


22. M. lasiophthalma Macq. 


Augen dicht und lang behaart, aufs engste zusammenstoßend, 
Borste deutlich pubeszent. Thorax aschgrau, deutlich vierstriemig, 
dc 4, pra ziemlich lang. Hinterleib ziemlich kurz eiförmig, gelblich- 
grau bestäubt mit je einem Paar runder schwarzer Flecke. auf 
Ring 2 und 3. Beine gelb, Vorderschenkel an der Basis gebräunt. 
Flügel gelblich, Randdorn klein, Queradern schwach gesäumt, 
Schüppchen weißlich, Schwinger gelblich. — Die Art ist selten. 
Ich habe sie einmal in Wittenberg gefangen, besitze sie aus Berlin, 
Sonderburg, Pöstyen in Ungarn, Zagreb in Kroatien und kenne 
sie aus Schweden und der Dauphine. 


93. M. lateritia Rond. 


Augen dünn behaart, aufs engste zusammenstoßend, Fühler 
lehmbraun, 2. Glied rotgelb, Borste lang gefiedert, Taster gelb. 
Thorax und Schildchen gelb, ersterer auf dem Rücken hell asch- 
grau bestäubt mit 2 sehr feinen und kaum erkennbaren Mittel- 
linien, de 4, pra meist ganz fehlend, a 2 Paar kräftiger vor dem 
Schildchen. Hinterleib breit eiförmig, gelb, hier und da schwach 
weißlichgelb bestäubt, ohne Flecke. Beine gelb, Pulvillen kräftig, 
aber mäßig lang. Flügel, Schüppchen, Schwinger gelblich, Rand- 
dorn fehlt. — Ich kenne die Art nur aus Italien. 


94. M. lucorum Fall. 


Die eng zusammenstoßenden, dicht und lang behaarten Augen, 
4 dc, kurze pra, st 2, 2, die paarigen, ziemlich großen Hinterleibs- 
flecke und die gebräunten Oueradern lassen diese überall und schon 
im ersten Frühjahr häufige Art leicht erkennen. Im übrigen ver- 
weise ich wegen dieser und einiger anderer Arten auf meine kurze 
Abhandlung über die wahre Aricia marmorata Zett. in der Wien. 
ent. Zeit. XXII, 269—278 (1903). 

25. M. Iuteisguama Zett. 

Gleicht vollkommen der fulvisguama Zett. und unterscheidet 
sich hauptsächlich durch das Fehlen des Borstenhöckers auf der 
Hinterseite der Mittelschienen. Durch die lange Behaarung auf 
der Außenseite der Hinterschienen ist sie ebenso wie jene von 
allen übrigen Arten leicht zu unterscheiden. — Bis jetzt nur aus 
Lappland bekannt. 


10. Heft 


64 Prof. P, Stein: 
26. M. maculibennis Zett. ! 

Augen fast zusammenstoßend, nackt, Borste pubeszent bis kurz- 
haarig. Thorax aschgrau mit 4 deutlichen Striemen, dc 3, pra ein 
kurzes Börstchen, st 1, 2. Hinterleib kegelförmig, dicht gelblich 
aschgrau bestäubt mit je 1 Paar deutlicher, rundlich dreieckiger 
Flecke auf Ring 1—3, von denen die des 1. Ringes oft klein sind. 
Beine schwarz, Hinterschienen zuweilen schwach durchscheinend. 
Flügel angeräuchert, mit deutlichem Randdorn und gesäumten 
Queradern, Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. — Ich besitze 
Stücke aus Trafoi, Deliblat in Ungarn und Schweden. 


27. M. marmorata Zett. 

Wegen der genaueren Beschreibung vergleiche man die bei 
lucorum erwähnte Abhandlung. Außer den dort genannten 
Fundorten führe ich noch Stolp in Pommern, den Engadin und 
Bornholm an. 


28. M. memnonibes Zett. 

Augen nackt, eng zusammenstoßend, Borste fast nackt. 
Thorax aschgrau bestäubt mit 4 dunkler grauen Striemen, dc 4, 
pra halb so lang wie die 1. dc, st 1, 2. Hinterleib fast walzen- 
förmig, aschgrau bestäubt mit 2 länglichen Flecken auf Ring 2, 
die nur schräg von hinten zu sehen und auch dann nicht scharf 
sind. Beine schwarz, Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze in 
wechselnder Ausdehnung und sämtliche Schienen gelb, Pulvillen 
sehr verlängert. Flügel schwach gelblich, Randdorn klein, Schüpp- 
chen gelblich, Schwinger gelb. — Ich besitze je 1 d aus St. Moritz, 
vom Col du Lautaret und aus Schweden und kenne die Art noch 
vom Hochwald bei Zittau i. S., wo sie Herr Kramer fing. 


29. M. mödlingensis Schnabl 

Ist der duplicata Meig. ungemein ähnlich, hat aber 3 de und 
ist von ihr und der noch ähnlicheren duplaris sofort dadurch zu 
unterscheiden, daß die Hinterschenkel unterseits zugekehri fast 
der ganzen Länge nach beborstet sind. — Ich habe nur einige 
Männchen gesehen, die sich in der Sammlung des Wiener Museums 
befinden und in Klosterneuburg gefangen sind. 


30. M. montana Rond. 

Augen nackt, ziemlich breit getrennt, Fühler lehmgelb, 
2. Glied und die Basis des 3. gelb, Borste sehr lang gefiedert, Taster 
gelb. Thorax und Schildchen gelb, der Rücken des ersteren ganz 
hellgrau bestäubt, kaum mit der Spur etwas dunklerer Linien, 
dc 3 oder 4, pra ganz fehlend, st 1, 2. Hinterleib länglich, schwach 
kegelförmig, durchscheinend blaßgelb, Ring 2 und 3 von hinten 
gesehen mit der Spur. etwas schmutziger gelber Flecke. Beine 
blaßgelb, Pulvillen mäßig verlängert. Flügel, Schüppchen und 
Schwinger gelblich, Randdorn fehlt. — Mir nur aus Tirol und Ober- 
italien bekannt. 
31. M. multisetosa Strobl 

Diese Art kann am leichtesten mit großen Stücken von 


Die Anthomyiden Europas. 65 


lucorum verwechselt werden. Die in der Tabelle angegebenen 
Merkmale werden genügen, sie zu unterscheiden. Genaueres findet 
sich in der mehrfach erwähnten Arbeit. Ich habe seitdem die 
Art noch in Deep bei Treptow und Schmiedefeld gefangen und aus 
Stolp und Schweden gesehen. 


32. M. nebulosa Stein 

Augen eng zusammenstoßend, nackt, Borste lang gefiedert. 
Thorax und Schildchen schwarz, sehr dünn graulich bestäubt, 
vorn mit dem Anfang von 4 Linien, dc 4, pra lang. Hinterleib 
eiförmig, schwarz, aschgrau bestäubt mit feiner Rückenlinie. 
Beine schwarz, Pulvillen etwas verlängert. Flügel deutlich an- 
geräuchert, Randdorn klein, Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. 
— Ich habe sie in Genthin, Treptow, Essen und Kissingen gefangen 
und kenne sie noch aus Thüringen und Schweden. 


33. M. nivalis Zett. 

Die dicht behaarten Augen, die geschwärzten Flügel und die 
Borsten auf der dem Körper zugekehrten Seite der Hinterschienen, 
lassen diese Art leicht erkennen. — Um Genthin war sie ziemlich 
häufig. Ich habe sie noch in Treptow, auf Rügen und in Böhmen 
gefangen und kenne sie aus Urdingen, Innsbruck, Trafoi, der Hoch- 
schwab und Schweden. 


34. M. nubila Stein nom. nov. pro obscura Stein nec v. d. Wulp. 

Hat außerordentliche Ähnlichkeit mit nebulosa, unterscheidet 
sich aber durch viel kürzere Präalarborste, breitere Thoraxstriemen 
und meist verdunkelte Schwinger. — Die Art ist mir nur in Genthin 
vorgekommen. 


35. M. obscurata Meig. 

Augen deutlich, aber meist nicht sehr dicht behaart, durch 
eine ziemlich breite Strieme getrennt, Borste lang gefiedert. Thorax 
schwarz, dünn aschgrau bestäubt mit 4 deutlichen Striemen, dc 4, 
pra lang, st 2, 2. Hinterleib stumpf kegelförmig, bräunlich asch- 
grau bestäubt mit je 2 nicht sehr scharfen Flecken auf Ring 2 und 3. 
Beine schwarz, Pulvillen stark verlängert. Flügel gelbgrau, Rand- 
dorn deutlich, Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. — Ich kenne 
sie von Schweden bis zu den Alpen und habe sie ziemlich häufig 
in Genthin, Treptow und auf Rügen, besonders auf Rohr gefangen. 
36. M. obscuratoides Schnabl 

Der vorigen sehr ähnlich, aber außer anderen Merkmalen 
sofort durch den Besitz von nur 3 Dorsozentralborsten, die kurze 
Präalarborste und ziemlich deutlich gebräunte Queradern zu unter- 
scheiden. — Ich habe sie in Genthin ziemlich häufig, in Treptow 
nur einmal und außerdem in Chodau (Böhmen) gefangen. 


37. M. obscuripes Zett. 

Allgemeine Färbung und Zeichnung wie bei duplicata, aber 
sofort durch nur pubeszente Fühlerborste, die roten, innen kurz- 
zottig behaarten Hinterschienen und die auffallende Bräunung der 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A. 10, 5 10. Heit 


66 Prof. P. Stein: 


Flügelqueradern zu unterscheiden. — Sie scheint recht selten. 
Außer mehreren Stücken, die ich in Genthin gefangen habe, be- 
sitze ich noch ein Männchen aus Rügenwalde und habe eins aus 
Stolp gesehen. 

38. M. orichalcea Zett. 

Augen dicht behaart, fast zusammenstoßend, Borste deutlich 
pubeszent. Thorax und Schildchen gewöhnlich ganz tiefschwarz, 
bei frischen Stücken dünn graulich bestäubt, so daß man schräg 
von hinten 3 sehr breite Striemen erkennen kann, dc 4, pra ziemlich 
kurz. Hinterleib ziemlich breit eiförmig, bräunlich bestäubt, ganz 
schräg von hinten gesehen auf Ring 2 mit sehr großen, stumpf 
dreieckigen Flecken. Beine schwarz, Pulvillen mäßig verlängert. 
Flügel deutlich geschwärzt, Randdorn mäßig lang, Schüppchen 
und Schwinger gelb. — Mir nur aus Lappland bekannt. 


39. M. pagana Fbr. i 
Durch das bei nicht gelber Körperfärbung durchscheinend 
gelbe Schildchen nur mit der weiter unten folgenden £incta zu ver- 
wechseln. — Ich habe sie häufig in Genthin und Treptow ge- 
fangen und auch in Muskau (Lausitz) und Böhmen gesammelt. 


40. M. parcepilosa Stein 

Hat die größte Ähnlichkeit mit calceata Rond., unterscheidet 
sich aber sofort durch die sehr lange und ziemlich lockere Be- 
haarung der Fühlerborste. — Ich habe sie nicht selten in Genthin 
und Treptow gefangen und auch aus Dorpat und Schweden gesehen. 


41. M. dertusa Meig. 

Nahe verwandt mit consimilis und fratercula, hat 4 de, kurze 
pra, mit Ausnahme der Vorderschenkel gelbe Beine, deren Hinter- 
schienen innen zugekehrt und abgewandt der ganzen Länge nach 
mit feinen, ziemlich kurzen Haaren besetzt sind, und deutlich ge- 
säumte Queradern. — Ich fing sie ein einziges Mal in Genthin in 
mehreren Pärchen am Stamm einer Kastanie und besitze sie noch 
aus Ürdingen, Schweden und Spanien. 


42. M. pollinosa Stein 

Augen nackt, fast zusammenstoßend, Fühler braun, 2. Glied 
rötlichgrau, Borste kurzhaarig, Taster bräunlichgelb. Thorax und 
Schildchen ganz hellgrau, ersterer kaum mit der Spur feiner Mittel- 
linien, dc 3, pra ganz fehlend, st 1, 2, im übrigen fast kahl. Hinter- 
leib fast walzenförmig, hellgrau mit schwarzgrauen Fleckenpaaren 
auf Ring 2 und 3. Beine schmutzig gelb, Pulvillen wenig ver- 
längert. Flügel blaßgelb, Randdorn kaum vorhanden, Schüppchen 
weißlich, Schwinger gelb. — Ich besitze ein Pärchen aus dem 
südlichen Kroatien. 
43. M. protuberans Zett. 

Die durch eine breite, von vorn gesehen dicht silberweiß be- 
stäubte Strieme getrennten Augen, die pubeszente Fühlerborste, 
die weißgraue Färbung des Körpers, der deutliche Randdorn sind 


Die Anthomyiden Europas. 67 


eine Reihe von Merkmalen, die diese sehr auffallende Art leicht 
erkennen lassen. — Ich habe sie zahlreich in Deep direkt auf 
dem Dünensand oder auf Strandgräsern gefangen und besitze sie 
noch aus Pöstyen in Ungarn, wo sie Lichtwardt ebenfalls in großer 
Menge gesammelt hat. 


44. M. pubescens Stein 

Augen dünn behaart, aufs engste zusammenstoßend, Borste 
kurzhaarig. Thorax aschgrau bestäubt, mit 4 nicht sehr scharfen 
Striemen, dc 4, pra ziemlich lang, st 1,2. Hinterleib mehr gelblich 
aschgrau, nur schräg von hinten gesehen mit einem Paar mäßig 
großer Flecken auf Ring 2. Beine gelb, Vorderschenkel gebräunt, 
Pulvillen kräftig, Flügel gelblich, Randdorn klein, Queradern ganz 
schwach gesäumt, Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. — War 
um Genthin häufig, ich habe sie auch in Treptow und auf Bornholm 
gefangen. 

45. M. pubiseta Zett. _ 

Die Art hat solche Ähnlichkeit mit binotata Zett., daß sie nur 
bei großer Aufmerksamkeit von ihr zu unterscheiden ist. Die 
Augen stoßen mit ihren silbergrauen Orbiten nicht eng zusammen, 
sondern sind stets durch eine, wenn auch nur äußerst schmale 
schwarze Linie getrennt, die Borste ist deutlich pubeszent. Der 
Hinterleib ist hell aschgrau oder gelblichgrau bestäubt und zeigt 
auch schräg von hinten nie die Spur von Flecken, Beine ganz gelb, 
Flügelqueradern namentlich im weiblichen Geschlecht schwach 
gebräunt. Alles übrige wie bei binotata. — In Genthin habe ich 
nur 2 Weibchen, in Treptow ein Männchen gefangen. Zahlreich 
war die Art in Kissingen und Schmiedefeld. Ich kenne sie ferner 
aus Stolp, Gräfenberg (österr. Schlesien), Krain, der Dauphine 
und Schweden. 


Anm.: Die Type der eben beschriebenen Art habe ich im 
Museum zu Lund gesehen; es ist dieselbe Art, die ich im Katalog 
der paläarktischen Dipteren und auch später noch als separata 
Meig. bezeichnet habe. Ein in der Winthemschen Sammlung zu 
Wien steckendes Männchen von separata, das allerdings nicht von 
Meigen bezettelt zu sein scheint, hat außerordentliche Ähnlichkeit 
mit impuncta Fall., hat aber schwarze Taster, ist mehr grau ge- 
färbt statt gelblich, vor der Naht befindet sich ein kräftiges Paar 
von Akrostichalborsten und der Hinterleib ist ganz ungefleckt. 
Alles das stimmt mit der Meigenschen Beschreibung, so daß man 
das Stück wohl als Type ansehen kann. Ich habe daher für die 
obige Art den sicheren Zetterstedtschen Namen eingeführt. 


46. M. quadrimaculata Fall. 

Augen nackt, fast zusammenstoßend, Borste deutlich pube- 
szent. Thorax und Schildchen hellgrau, ersterer schwach vier- 
striemig, de 3, pra fehlend oder sehr kurz, st 1, 2. Hinterleib 
schwach kegelförmig, hellgrau mit je einem Paar ziemlich scharf 
begrenzter runder Flecke auf Ring 2 und 3. Beine schwarz, Pul- 


5® 10. Heft 


68 Prof. P. Stein: 


villen kräftig, Hinterschienen innen zugekehrt und abgewandt der 
ganzen Länge nach mit Borsten besetzt. Flügel schwach gelblich, 
Randdorn deutlich, Queradern etwas gesäumt, Schüppchen weiß- 
lich, Schwinger gelblich. — Ich selbst habe die Art nie gefangen, 
besitze sie aber aus Urdingen, aus verschiedenen Orten Böhmens, 
vom Altvater, aus Thüringen, den Pyrenäen, Dorpat und Lapp- 
land. 


47. M. qguadrinotata Meig. 

Die dicht behaarten Augen, das rotgelbe 2. Fühlerglied und 
besonders das Paar kräftiger Akrostichalborsten vor der Naht 
lassen diese Art leicht erkennen. — Ich habe sie ziemlich häufig 
in Genthin, seltener in Treptow gefangen und kenne sie aus der 
Umgegend Wiens, Schweden und der Dauphine. 


48. M. quadrum Fbr. 

Im Bau hat sie am meisten Ähnlichkeit mit anceps Zett., ist 
aber größer. Die nackten Augen sind nur wenig getrennt, die 
Borste langhaarig. Thorax und Schildchen hellgrau, oft mit einem 
Stich ins Gelbliche, etwas dunkler graue Linien sehr undeutlich, 
dc 4, pra kurz, st 2, 2. Hinterleib kegelförmig, wie der Thorax ge- 
färbt, mit einem mäßig großen Fleckenpaar auf Ring 2 und einem 
mehr punktartigen auf Ring 3; bisweilen verschwindet letzteres, 
manchmal auch beide. Beine schwarz, Spitze der Mittel- und 
Hinterschenkel und sämtliche Schienen gelb, Pulvillen stark ver- 
längert; Flügel schwach gelblich, Randdorn klein, Schüppchen 
fast weiß, Schwinger gelblich. — Ich habe sie in Genthin häufig, 
ferner in Treptow, Usedom, Kissingen, auf Rügen und in Ost- 
preußen gesammelt und kenne sie aus Innsbruck, der Hochschwab 
und Schweden. 


49. M. rufinervis Pok. 

Die fast nackten Augen sind durch eine recht breite Strieme 
getrennt, was allein schon die Erkennung der Art erleichtert, 
Borste deutlich pubeszent. Thorax ziemlich dünn aschgrau be- 
stäubt mit 4 Striemen, dc 4, pra reichlich halb so lang als die 1. dc. 
Hinterleib kräftig, annähernd walzenförmig, bräunlichgrau be- 
stäubt, auf den ersten Ringen mit verschieden langer dünner 
Mittellinie, auf den letzten Ringen mit dunkelgrauen Schiller- 
flecken. Beine schwarz, Pulvillen mäßig verlängert. Flügel durch 
die fast ganz gelben Adern deutlich gelblich, Randdorn klein, 
Schüppchen und Schwinger deutlich gelblich. — Ich besitze nur 
1 Pokornysches Männchen vom Stilfser Joch. 


50. M. setitibia Stein 

Augen dicht behaart, fast eng zusammenstoßend, Borste kurz 
gefiedert. Thorax aschgrau mit den gewöhnlichen 4 Striemen, de 3, 
pra lang, st 1,2. Hinterleib eiförmig, gelblich aschgrau mit schmaler 
Rückenlinie. Beine schwarz, Pulvillen stark verlängert, Hinter- 
schienen innen zugekehrt mit einer Reihe feiner Haare, innen ab- 


Die Anthomyiden Europas. 69 


gewandt mit einer ebensolchen langer Borsten. Flügel, Schüppchen 
und Schwinger gelblich, Randdorn klein. — Ich besitze einige 
Stücke aus Lappland. 


51. M. tincta Zett. 

Nahe verwandt mit dagana Fbr., aber durch mehrere Merk- 
male leicht zu unterscheiden, wie sie in der Bestimmungstabelle 
angegeben sind. Ist fast überall verbreitet und nicht selten. 


52. M. tinctidbennis nom. nov. pro nigridennis Schnabl 

Augen bei reinen Stücken deutlich behaart, fast zusammen- 
stoßend, Borste lang behaart. Thorax nur dünn bräunlich be- 
stäubt mit 4 Striemen, dc 4, pra ziemlich kurz, st 1, 2. Hinterleib 
länglich eiförmig, bräunlich bestäubt, mit verloschenen Flecken- 
paaren auf Ring 2 und 3. Beine schwarz, Pulvillen verlängert. 
Flügel intensiv rauchbräunlich mit deutlichem Randdorn, Schüpp- 
chen gelblich, Schwinger gelb. — Ich habe die Art mehrfach in 
Genthin und Treptow gefangen und kenne sie noch aus Stolp und 
Lappland. 

Anm.: Der Name nigripennis mußte umgeändert werden, da 
Walker bereits eine Mydaea (Anthomyia) gleichen Namens in den 
List Dipt. Ins. IV, 129 (1849) aus Amerika beschrieben hat. Die 
Art ist wahrscheinlich auch identisch mit der von mir in der Berl. 
ent. Zeitschr. XLII, 198 (1897) beschriebenen nigricans, bei der 
sich ausnahmsweise 3 Dorsozentralborsten finden. 


53. M. uliginosa Fall. 

An den 2 schwarzbraunen Längsflecken hinter der Thorax- 
naht, dem hellgrauen, jederseits mit einem braunen Basalfleck 
versehenen Schildchen, dem in der Basalhälfte durchscheinend 
gelben Hinterleib und den gebräunten QOueradern ist die Art außer 
andern Merkmalen leicht kenntlich. Sie wird oft am Fenster ge- 
fangen, ist überall verbreitet, aber keineswegs häufig. Ich habe sie 
in Genthin, Treptow, Kissingen gesammelt und kenne sie aus 
Schweden und der Dauphine. 


54. M. urbana Meig. 

Augen nackt, eng oder fast eng zusammenstoßend, Borste 
lang behaart. Thorax aschgrau mit 4 deutlichen Striemen, dc 4, 
pra kurz bis ziemlich lang, st 1,2. Hinterleib eiförmig, gelblichgrau 
bestäubt mit deutlicher Mittellinie. Beine gelb, Vorderschenkel 
oft von der Basis her mehr oder weniger gebräunt, Pulvillen etwas 
verlängert. Flügel, Schüppchen und Schwinger gelblich, Rand- 
dorn klein. Überall verbreitet. 

Anm.: Der recht auffallende Unterschied in der Länge der 
Präalarborste ließ mich erst verschiedene nahestehende Arten ver- 
muten. Es ist mir aber nicht gelungen, bei den verschiedenen 
Formen plastische Unterschiede herauszufinden. Eine Unter- 
suchung des Hypopygs würde in diesem Fall gewiß von Bedeutung 
sein, 


i0. Heft 


70 Prof. P. Stein: 


55. M. v.d. Wulbi Schnabl 


Augen behaart, etwas getrennt, Borste lang gefiedert. Thorax 
dünn aschgrau bestäubt, 4-striemig, dc 4, pra sehr kurz, st 2, 2. 
Hinterleib kegelförmig, aschgrau, mit je einem Paar wenig scharfer 
Flecke auf Ring 2 und 3. Beine schwarz, die äußerste Spitze aller 
Schenkel und die Hinterschienen rotgelb, Pulvillen verlängert. 
Flügel graulichgelb mit deutlichem, aber mäßig langem Randdorn, 
Schüppchen und Schwinger gelblich. — Ich habe die Art ziemlich 
häufig in Thiessow auf Rügen gefangen, auch in Treptow und 
auf Bornholm gesammelt. 


28. Enoplopteryx Hend. 


1 Alle Schienen deutlich gelb 2. 
Schienen höchstens bräunlich durchscheinend 9. 
2 Sternopleuralborsten 1, 2, große 8,5—10 mm lange Art 
spinicosta Zett. 
Sternopleuralborsten 2, 2, kleinere meist 6 mm lange Art 
ciliatocosta Zett. 
3 Sternopleurafborsten 2, 2, 3. und 4. arbekhsstere rötlich 
durchscheinend obtusipennis Fall. 
Sternopleuralborsten 1, 2, Vordertarsen ganz schwarz 
setigera Pok. 
1. E. ciliatocosta Zett. 


Augen breit getrennt, nackt, 2. Fühlerglied rot, Borste lang 
gefiedert. Thorax und Schildchen hell gelbgrau, ungestriemt, 
de 3, pra fehlend, st 2, 2. Hinterleib fast walzenförmig, wie der 
Thorax gefärbt, je ein Paar runder, mäßig großer Flecke auf Ring 2 
und 3 braun, bisweilen ganz fehlend. Beine gelb, die Vorder- 
schenkel ganz, Mittel- und Hinterschenkel meist an der Basis ge- 
bräunt, Pulvillen verlängert. Flügel gelblich, Randdorn sehr lang, 
Vorderrand gedörnelt, Oueradern schwach gesäumt, Schüppchen 
weißlichgelb, Schwinger gelblich. — Die Art war um Genthin 
häufig, wo ich sie im Kiefernwald durch Streifen auf Gräsern fing; 
ich kenne sie sonst noch aus der Umgegend von Wien, aus Dorpat 
und Schweden. 


2. E. obtusipennis Fall. 


Hat große Ähnlichkeit mit der vorigen, ist aber bedeutend 
robuster, etwas dunkler gefärbt und durch die rotgelbe Färbung 
der mittleren Vordertarsenglieder leicht zu unterscheiden.. Ich 
besitze sie aus Trafoi, vom Stilfser Joch, Mont Cenis und aus Italien 
und kenne sie noch von der Hochschwab und aus der Dauphine. 
3. E. setigera Pok. 

Von der vorigen ist sie nur durch den ungefleckten Hinter- 
leib, die schwarzen Vordertarsen und die Anordnung der Sterno- 
pleuralborsten zu 1, 2 zu unterscheiden. Ich besitze ein Pokor- 
nysches Stück aus Condino in Südtirol und ein Pärchen aus Pavia. 


Die Anthomyiden Europas. 71 


4. E. spinicosta Zett. 

Die Augen sind etwas mehr genähert als bei den übrigen Arten. 
Von ciliatocosta, mit der sie in der Färbung der Beine Ähnlichkeit 
hat, unterscheidet sie sich durch bedeutendere Größe, stets un- 
gefleckten Hinterleib und Anordnung der Sternopleuralborsten 
zu 1, 2. Ich besitze mehrere Stücke aus Lappland. 


29. Myiospila Rond. 
1. M. meditabunda Fbr. 

Diese überall verbreitete, aber nirgends gemeine Art ist durch 
das Aufgebogensein der 4. Längsader von den Mydaeaarten, durch 
die Anordnung der Sternopleuralborsten zu 2, 2 von allen übrigen 
Arten mit ähnlicher Bildung der 4. Längsader zu unterscheiden. 
Ich habe sie noch aus Innsbruck, Dorpat und Damaskus gesehen. 


30. Hydrotaea R. D. 


1 Augen dicht behaart 2 
Augen nackt oder nur dünn behaart 6. 
2 Hinterschenkel unterseits mit einem kräftigen, nach unten 
gerichteten Dorn 3. 


Hinterschenkel unterseits ohne Dorn 4. 
3 Dorn der Hinterschenkel der Basis näher gerückt, Mittel- 
schienen innen gegen das Ende zu ziemlich lang beborstet 
occulta Meig. 
Dorn genau auf der Mitte, Mittelschienen innen nackt 
ciliata Fbr. 
4 Hinterschienen innen auf der Mitte mit einem aus zahlreichen, 
dicht aneinanderliegenden Borstenhaaren gebildeten, senkrecht 
abstehenden Büschel penicillata Rond. 
Hinterschienen innen ohne Borstenbüschel 
5 Mittelschienen hinten der ganzen Länge nach mit Borsten 
besetzt, graue Art Bezzii Stein 
Mittelschienen hinten nur mit 2 Borsten, fast schwarze Art 
cyrtoneurina. Zett. 
6 Hinterleib zum Teil durchscheinend gelb 


Hinterleib nirgends durchscheinend gelb 9. 
7 Mittelschenkel unterseits mit 3—4 in einer Reihe stehenden 
kräftigen Borsten curvipes Fall. 


Borsten auf der Unterseite der Mittelschenkel mehrreihig 8. 

8 Hinterschienen innen genau auf der Mitte mit einem aus zahl- 
reichen Borsten gebildeten, bandförmigen Büschel 

borussica Stein 

Hinterschienen innen mit einem ähnlichen, aber schmalen 

Büschel, der im Beginn des letzten Drittels steht 

pellucens Portsch. 

9 Hinterschenkel unterseits mit einer oder mehreren auffallenden, 

dornartigen Borsten 10. 

Hinterschenkel unterseits ohne solche Borsten 13. 


10. Heft 


72 Prof. P. Stein: 


10 Hinterschenkel unterseits an der Basis mit einem dicken nach 
unten gerichteten Dorn, Hinterschienen innen zugekehrt und 
abgewandt mit nach der Spitze zu immer länger werdenden 
Borstenhaaren Ringdahli sp. nov. 
Hinterschenkel unterseits mit keinem stärkeren Dorn, aber mit 
einer oder mehreren nach unten gerichteten Borsten 11. 


11 Borste auf der Unterseite der Hinterschenkel in der Nähe der 
Basis, Hinterschienen innen auf der Mitte mit einer an der 
Spitze hakenförmig umgebogenen Borste scambus Zett. 
Borste auf der Unterseite der Hinterschenkel genau auf der 
Mitte, Hinterschienen innen auf der Mitte mit mehreren ge- 
näherten Borsten 12. 

12 Hinterschenkel unterseits auf der Mitte mit 2 nebeneinander- 
stehenden Borsten, die starken Borsten auf der Unterseite 
der Mittelschenkel in einer Reihe geordnet albipuncta Zett. 
Hinterschenkel unterseits mit nur 1 Borste, Borsten auf der 
Unterseite der Mittelschenkel in 2 Reihen stehend armipes Fall. 


13 Schwinger gelb, Metatarsus der Mittelbeine innen dicht bürsten- 


artig beborstet irritans Fall. 
Schwinger schwarz, Metatarsus der Mittelbeine innen nicht 
beborstet 14. 


14 Augen durch eine mehr oder weniger deutliche schwarze Strieme 
getrennt, in zweifelhaften Fällen mit kräftigen zweireihigen 


Akrostichalborsten 15. 
Augen eng zusammenstoßend, Akrostichalborsten fehlend oder 
nur schwer erkennbar 18. 
15 Präalarborste kurz aber deutlich, schwarzblaue, graulich be- 
stäubte Art bispinosa Zett. 
Präalarborste ganz fehlend, anders gefärbte Arten 16. 


16 Augen nur sehr wenig getrennt, Mittelschenkel unterseits 
außer der feinen Behaarung mit kräftigen Borsten similis Mde. 
Augen deutlich getrennt, Mittelschenkel unterseits nur mit 
feinen Borstenhaaren 17. 

17 Mittelhüften mit eng aneinanderliegenden kräftigen Borsten, 
die nach hinten und unten gerichtet sind, Thorax von hinten 
gesehen mit 3 breiten Striemen, Schüppchen gelblich 

palaestrica Meig. 
Mittelhüfte nicht mit starken Borsten besetzt, Thorax bei 
reinen Stücken mit den Anfängen von 4 Striemen, Schüppchen 
mehr weißlich dentipes Meig. 

18 Flügel mit einer eigentümlichen, an der hintern Querader ent- 
lang laufenden Trübung, ittelschienen innen hinten mit einer 


deutlichen Borste militaris Meig. 
Flügel ohne solche Trübung, Mittelschienen innen hinten ohne 
Borste 19. 


19, Mittelschienen vorn und hinten fast der ganzen Länge nach 
mit einer Reihe feiner Borsten, Mittelschenkel unterseits hinten 


Die Anthomyiden Europas. 73 


kurz vor der Spitze mit 2 recht auffallend langen Borsten- 
haaren tuberculata Rond. 
Mittelschienen nur hinten mit einigen kräftigen Borsten, 
Mittelschenkel hinten vor der Spitze ohne auffallend lange 
Borstenhaare 20. 
20 Hinterschenkel und Hinterschienen auffallend gekrümmt, letz- 
tere innen auf der Mitte mit einigen eng aneinanderliegenden, 
senkrecht abstehenden Borstenhaaren Pandellei Stein 
Hinterschenkel und Hinterschienen nicht auffallend gekrümmt, 
Hinterschienen innen ohne auffallende Borsten h 
21 Hinterschienen innen abgewandt und zugekehrt mit einigen 


längeren Borsten bzw. Borstenhaaren 22. 
Hinterschienen innen zugekehrt ganz nackt, innen abgewandt 
höchst selten mit einigen kurzen Borsten 23. 
22 Mittelschenkel unterseits mit einigen kräftigen Borsten, kleinere 
kaum über 4 mm große Art pilhitibia sp. nov. 
Mittelschenkel unterseits nur mit feinen Borstenhaaren, größere 
Art von 7 mm Länge pilipes Stein 


23 Kleine, höchstens 3 mm große Art mit zum Teil glänzend 
schwarzblauem, kaum bestäubtem Hinterleib glabricula Fall. 
Größere Art, deren Hinterleib mehr oder weniger bestäubt und 
gestriemt ist 24. 

24 Thorax dunkelgrau, Hinterleib schräg von hinten gesehen dicht 
grau bestäubt mit ziemlich scharf begrenzter Zeichnung, Mittel- 
schenkel unterseits mit einer Reihe von kräftigen Borsten, die 
sich von der Basis bis über die Mitte erstrecken cinerea R.D. 
Thorax tiefschwarz, Hinterleib nur sehr schwach bestäubt, so 
daß die Zeichnung sich nie scharf abhebt, Mittelschenkel unter- 
seits mit wenig auffallenden und sich nicht so weit erstreckenden 


Borsten 25. 
25 Hinterschenkel unterseits zugekehrt der ganzen Länge nach 
lang und fein behaart velutina R. D. 


Hinterschenkel unterseits zugekehrt fast ganz nackt 
meteorica L. 
Beschreibung der neuen Arten. 
1. H. pilitibia sp. nov. 

Die Art gleicht außerordentlich der HZ. meteorica L. und wird 
leicht mit ihr verwechselt werden. Das einzige Männchen, welches 
mir vorliegt, ist etwas zusammengeschrumpft und erscheint daher 
kleiner, wird aber annähernd so groß sein als die erwähnte Art. 
Die Augen stoßen aufs engste zusammen, die Fühlerborste ist noch 
weniger pubeszent als bei meteorica. Thorax und Schildchen tief- 
schwarz und stumpf, ersterer außer den gewöhnlichen Borsten 
mit ziemlich dichter abstehender Behaarung. Hinterleib ähnlich 
wie bei bei meteorica gezeichnet, doch ist seine Färbung nicht recht 
zuerkennen, daer, wie gesagt, zusammengeschrumpft und außerdem 
zum Teil mit Milben besetzt ist. Der hauptsächlichste Unter- 


10. Heit 


74 Prof. P. Stein: 


schied, welcher die Art kenntlich macht, liegt in der Behaarung 
und Beborstung der Beine. Die Vorderschienen sind im End- 
drittel auf der dem Körper abgewandten Seite mit einigen längeren 
Borstenhaaren besetzt, während sie bei meteorica kaum sichtbar 
behaart sind. Die Hinterschenkel sind unterseits abgewandt fast 
der ganzen Länge nach mit ziemlich langen Borsten besetzt, 
während sie auch auf der dem Körper zugekehrten Seite einige 
längere und feinere Haare tragen, was bei meleorica nie der Fall 
ist, und endlich tragen die Hinterschienen innen abgewandt eine 
Reihe von 6 ziemlich langen Borsten, die sich vom Ende des 
1. Drittels bis zur Spitze erstrecken und sind innen zugekehrt mit 
einer Reihe noch längerer, aber feinerer Haare versehen. Alles 
übrige wie bei meteorica. — Das Weibchen gleicht dem der meteorica 
noch mehr, scheint aber im allgemeinen etwas dunkler zu sein. 
Ein plastischer Unterschied liegt in der Beborstung der Mittel- 
schienen. Dieselben tragen nämlich außer den 2 Borsten auf der 
Hinterseite noch 2 allerdings sehr kleine, aber deutliche Börstchen 
außen vorn, welche selbst den größten Stücken von meleorica 
stets fehlen. Außerdem sind die Hinterschienen innen abgewandt 
meist mit 2 Borsten versehen, während sich bei meteorica immer 
nur eine findet. Ich besitze ein Männchen und 2 Weibchen, welche 
Ringdahl in Jämtland fing. 

2. H. Ringdahli sp. nov. 

Augen hoch und schmal, fast aufs engste zusammenstoßend, 
da das kleine schwarze, von kaum sichtbaren Orbiten eingefaßte 
Stirndreieck sich nur linienförmig bis zum Scheitel fortsetzt. 
Frontoorbitalborsten ziemlich lang, jederseits etwa 7, nicht weit 
vor dem ÖOzellendreieck aufhörend. Stirn im Profil nur schwach 
vorragend, Wangen sehr schmal, Backen nur wenig breiter, letztere 
in der Nähe der Vibrissenecke mit aufwärtsgerichteten Borsten- 
haaren besetzt. Fühler deutlich unter der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand nicht erreichend, schwarz, 3. Glied nicht 
ganz doppelt so lang als das 2., Borste auch bei starker Vergrößerung 
fast vollständig nackt, an der Basis nur schwach verdickt und dann 
ganz allmählich dünner werdend, Rüssel ziemlich kurz, Taster so 
lang wie der letzte Abschnitt des Rüssels, nach der Spitze zu 
schwach verbreitert, schwarz. Thorax und Schildchen stark glän- 
zend, tiefschwarz mit einem Stich ins Bläuliche, ohne die geringste 
Bestäubung, auch die Brustseiten bis zu den Hüften hinab von 
derselben glänzend schwarzen Färbung, pra ganz fehlend, a 2 
deutliche Paare vor der Naht, st 1, 2, aber unter der ziemlich 
langen abstehenden Behaarung schwer zu erkennen. Hinterleib 
länglich, kaum breiter als der Thorax, aber länger als Thorax und 
Schildchen zusammen, schwach glänzend, dicht bleigrau bestäubt, 
mit einer ganz schräg von hinten gesehen ziemlich deutlichen 
schmalen dunkleren Rückenlinie. Er ist kurz, halb abstehend be- 
haart, an den Einschnitten länger beborstet. Beine schwarz, Pul- 
villen und Klauen kurz; Vorderschenkel unterseits vor der Spitze 


Die Anthomyiden Europas. 75 


deutlich zweizähnig, Mittelschenkel auf der Hinterseite in der Basal- 
hälfte mit senkrecht abstehenden langen Borstenhaaren, Mittel- 
schienen hinten mit 2 Borsten, die 3 ersten Mitteltarsenglieder auf 
der Innenseite mit dichten, halb abstehenden Borstenhaaren be- 
setzt, die etwas länger sind als die Tarsen breit, in ähnlicher Weise, 
aber nicht so dicht wie bei irritans Fall. der Mittelmetatarsus. 
Hinterschenkel unterseits an der äußersten Basis mit einem nach 
unten: gerichteten, aus 2 eng aneinanderliegenden Borsten ge- 
bildeten Dorn, der etwas länger ist als der Schenkel an dieser 
Stelle breit, Hinterschienen innen von der Mitte bis zur Spitze 
mit langen, halb abwärts gerichteten und nach allen Seiten stehen- 
den Borsten. Flügel graulich, an der Basis recht intensiv gelblich, 
3. und 4. Längsader ganz schwach konvergierend, hintere Quer- 
ader steil und schwach geschwungen, Schüppchen intensiv gelblich, 
Schwinger bräunlich. Länge 8 mm. 

Ich widme diese schöne Art meinem jungen Freunde Ringdahl, 
der sie 10. 7. 1913 in Jämtland fing, in Anerkennung seines Eifers 
und der mancherlei schönen Entdeckungen, die er bereits auf dem 
Gebiet der Dipterologie gemacht hat. Ich freue mich ganz be- 
sonders, daß er sich dem Studium der Anthomyiden mit Interesse 
gewidmet hat. 

Auf eine auch nur kurze Beschreibung der übrigen Arten kann 
ich füglich verzichten, da man alles weitere in meiner Monographie 
der Gattung, Verh. Zool. Bot. Ges. Wien 1903, findet. Wegen der 
Verbreitung will ich nur noch erwähnen, daß ich Pandellei mit 
irritans zusammen häufig in Schmiedefeld gefangen habe, und daß 
ich in Treptow folgende Arten sammelte: albiduncta, armibes, 
ciliata, cyrioneurina, dentipdes, irritans, meteorica, militaris, occulta, 
palaestrica, pilibes (1 2), similis und velutina. y 


31. Ophyra R.D. 
Schüppchen schwärzlich, Dorsozentralborsten vor der Naht deut- 


lich leucostoma Wied. 
Schüppchen weiß, Dorsozentralborsten vor der Naht unter der 
Behaarung kaum sichtbar anthrax Meig. 


Anthrax ist mir aus Franzensbad in Böhmen, Bregenz am 
Bodensee, der Insel Teneriffa, Euböa und Turkmenien bekannt, 
während leucostoma überall vorkommt. 


32. Fannia R. D. 
1 Beine wenigstens mit gelben Hinterschienen 
Beine ganz schwarz, höchstens die Knie gelb 
2 Mittel- und Hinterschenkel gelb 
Schenkel schwarz oder wenigstens gebräunt 


3 Mittelhüften mit einem kräftigen nach unten gerichteten Bon 
hamata Macq. 
4 


neo 


Mittelhüften unbewehrt 
10. Heft 


76 Prof. P. Stein: 


4 Mittelschenkel unterseits auf der Mitte mit 3 auffallend kräf- 
tigen Dornen ornata Meig. 
Mittelschenkel unterseits ohne auffallende Dornen pretiosa Schin. 

5 Mittelhüften mit kräftigem, nach unten gerichtetem Dorn 6. 
Mittelhüften ohne Dorn T 

6 Augen fast ganz eng zusammenstoßend, Hinterleib nur schwach 
grau bestäubt, mit der Spur von dreieckigen Mittelflecken 

insignis Lw. 
Augen durch eine deutliche schwarze Strieme getrennt, Hinter- 
leib ziemlich dicht bestäubt, mit schmaler, sich nie dreieckig 
erweiternder Mittellinie fuscula Fall. 

7 Thorax und Hinterleib hell aschgrau, letzterer, ganz schräg von 
hinten gesehen, ohne Zeichnung, 4—5 mm lang grisea Stein 
Thorax und Hinterleib schwarz, letzterer mit mehr oder weniger 
deutlichen dreieckigen Mittelflecken, 5—6 mm lang 

pallitibia Rond. 

8 Hinterleib zum Teil durchscheinend gelb 9. 
Hinterleib nirgends durchscheinend 11. 

9 Die beiden ersten Hinterleibsringe ganz rötlichgelb, mit kaum 
angedeuteter Mittellinie, 8 mm lange Art speciosa Villen. 
Die ersten Ringe mit deutlichen dreieckigen Mittelflecken, selten 


über 6 mm große Arten 10. 
10 Pubeszenz auf der Innenseite der Mittelschienen äußerst kurz, 
pra ganz fehlend canicularıs L. 


Pubeszenz auf der Innenseite der Mittelschienen sehr deutlich, 

2 kleine senkrecht vom Thorax abstehende Präalarborsten 
difficilis Stein 
11 Metatarsus der Mittelbeine an der Basis innen mit geradem 
oder gekrümmtem, kurzem oder längerem Dorn a 
Metatarsus der Mittelbeine innen ohne Dorn 17. 
12 Augen dicht behaart, Hinterschenkel unterseits abgewandt der 
ganzen Länge nach mit langen Borsten hirticeps Stein 
Augen nackt, Hinterschenkel unterseits abgewandt nicht so 
beborstet 13. 
13 Hypopyg unterseits mit einem Büschel langer gekräuselter 
Haare barbata Stein 
Hypopyg unterseits nackt 14. 
14 Schüppchen und Schwinger braun oder schwarz 15. 
Schüppchen und Schwinger weißlich bzw. gelb 16. 
15 Hinterschenkel unterseits zugekehrt von der Basis bis nicht 
' ganz zur Spitze mit einer lockern Reihe ziemlich kurzer, allmäh- 
lich etwas länger werdender Borstenhaare, abgewandt ganz 
nackt, kleine 3,5 mm große Art aerea Zett. 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt nur vor der Spitze mit 
5—6 ziemlich langen Borsten, abgewandt vor der Spitze mit 
2 längeren Borsten, größere ca. 5 mm lange Art umbrosa. Stein 


Die Anthomyiden Europas. 77 


16 Hinterschienen innen abgewandt der ganzen Länge nach mit 
langen Haaren armata Meig. 
Hinterschienen innen abgewandt nackt cothurnata Lw. 

17 Mittelhüften mit mindestens einem nach unten gerichteten, an 
der Spitze nach hinten umgebogenen Dorn, der bisweilen nicht 
stark ist, sich aber immer von der feinen Behaarung abhebt 18. 


Mittelhüften ohne Dorn 22. 
18 Hinterschienen innen abgewandt und außen der ganzen Länge 
nach lang und dicht behaart ciliata Stein 
Hinterschienen nicht auffallend behaart 19. 
19 Mittelhüften mit 2 Dornen, graue Art mit ziemlich deutlich 
gestriemtem Thorax scalarıs Fbr. 
Mittelhüften mit 1 Dorn, tiefschwarze Arten 20. 


20 Vorderschienen ganz schwarz und fast nackt atripes Sp. nov. 
Vorderschienen in der Basalhälfte rotgelb und an der Spitze 
auf der dem Körper abgewandten Seite deutlich bebartet 21. 


91 Mittelschienen innen in der Endhälfte nur schwach verdickt, 


kleine Art von höchstens 5 mm Länge monilis Hal. 
Mittelschienen innen in der Endhälfte auffallend verdickt, be- 
deutend größere Art manicata Meig. 


22 Hypopyg auffallend kolbig verdickt, Hinterleib glänzend 
schwarzgrün, nur schwach bestäubt und ohne deutliche Zeich- 
nung glaucescens Zett. 
Hypopyg nicht auffallend verdickt, Hinterleib anders gefärbt 23. 


23 Mittelschienen innen der ganzen Länge nach mit äußerst kurzer 
und dichter, überall gleichlanger Pubeszenz, gegen das Ende 
zu ganz allmählich etwas dicker werdend 24. 
Mittelschienen innen in der Endhälfte deutlich länger pubeszent 
als in der Basalhälfte, am Ende oft auffallend verdickt 27. 


24 Taster an der Spitze deutlich etwas verbreitert, pra kurz, aber 
kräftig, Hinterleib grau bestäubt, mit ziemlich breiter, voll 
ständig gleichbreit bleibender Rückenstrieme Jatidalpis Stein 
Taster fadenförmig, pra ganz fehlend, Hinterleib schwach be- 
stäubt, mit mehr oder weniger deutlichen dreieckigen Rücken- 
flecken 25. 

25 Hintere Borstenreihe auf der Unterseite der Mittelschenkel 
sehr locker, aus etwa 6 längeren und einigen kürzeren Borsten 
bestehend 26. 
Hintere Borstenreihe auf der Unterseite der Mittelschenkel 
sehr dicht und aus zahlreichen, nicht zu zählenden Borsten 
bestehend lineata Stein 

26 Größere etwa 7 mm lange Art mit grauem, schwach gestriemtem 
Thorax und deutlicher Hinterleibszeichnung, Vorderknie gelb 

incisurata Zett. 
Kleine, etwa 5 mm große Art mit schwarzem, ungestriemtem 
Thorax und sehr schwach ausgeprägter Hinterleibszeichnung, 
Beine ganz schwarz pubescens Stein 


10. Heft 


78 Prof. P. Stein: 


27 Hinterleib auf Ring 2 und 3 mit einem länglichen Mittelfleck 
und kreisrunden Seitenflecken leucosticta Meig. 
Hinterleibszeichnung anders 28. 

38 Hinterschienen außen ohne Präapikalborste, Mittelschenkel 
unterseits vorn auf der Mitte mit 3 dornartigen Borsten 

sociella Zett. 

Hinterschienen stets mit Präapikalborste, Mittelschenkel unter- 
seits ohne Dorne 29. 
29 Hinterschenkel unterseits vor der Spitze etwas ausgeschnitten 
‚und hier dem Körper zugekehrt mit einem dichten Büschel von 

' Härchen besetzt, die aber kaum länger sind als der Ouerdurch- 
messer des Schenkels an derselben Stelle Kowarzii Verr. 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt ohne Haarbüschel,  bis- 
weilen aber mit einer größeren Anzahl von Borsten, die viel 
länger sind als der Ouerdurchmesser des Schenkels 30. 

30 Mittelschienen außen vorn außer der Präapikalborste mit 
wenigstens 2 Borsten, von denen die obere meist klein ist, 
hinten mit 2 gleichlangen Borsten 
Mittelschienen außen vorn nur mit 1 Borste, hinten ebenfalls 
nur mit 1 33. 

31 Hinterleib schwarzblau mit blaulichgrauem Reif, Pubeszenz 
auf der Innenseite der Mittelschienen viel kürzer als ihr Ouer- 
durchmesser, das untere Schüppchen kaum vorragend, Flügel- 
basis und Schüppchen recht auffallend gelblich 

carbonaria Meig. 
Hinterleib schwarz mit bräunlichgrauer Bestäubung, Pubeszenz 
auf der Innenseite der Mittelschienen mindestens so lang als 
ihr Querdurchmesser, das untere Schüppchen weit vorragend, 
Flügelbasis nicht auffallend gelblich 32. 

32 Taster sehr klein, etwa so lang wie das Basalstück des Rüssels, 
Fühlerborste an der Basis etwa auf 1, ihrer Länge ziemlich deut- 
lich verdickt, kleine Art von 4 mm Länge minutipalbis Stein 
Taster von gewöhnlicher Länge, Fühlerborste an der Basis 
kaum und höchstens auf Y, ihrer Länge verdickt, größere 


5 mm lange Art polychaeta Stein 
33 Unteres Schüppchen gar nicht oder kaum vorragend 34. 
Unteres Schüppchen auffallend vorragend 37. 


34 Hinterschenkel unterseits abgewandt von der Mitte bis zur 
Spitze mit einer Reihe allmählich länger werdender Borsten, 
zugekehrt ebenfalls mit einer Reihe von Borsten, die sich aber 
nicht bis zur Spitze erstrecken und feiner und länger sind als 


jene postica Stein*) 
Hinterschenkel unterseits nicht mit auffallenden Borstenreihen 
35. 


*) Kommt man hier Be eine Art mit schwarzen Schüppchen und 
Schwingern, so ist es carbonella Stein, die sich noch durch ziemlich kurze 
Fühler und an der Basis deutlich verdickte Fühlerborste von postica 
unterscheidet. 


Die Anthomyiden Europas. 79 


35 Kleine, 3,5 mm große Art mit tiefschwarzem und vollständig 
stumpfem Thorax und Hinterleib, Hypopyg unterseits vor der 
Spitze mit 2 glänzendschwarzen kleinen Knötchen Zarva Stein 
Mindestens 4 mm große Arten, die mehr grau gefärbt sind, 
wenn aber schwarz, dann nie ganz stumpf, sondern namentlich 
an der Hinterleibsspitze deutlich glänzend 36. 

36 Thorax tiefschwarz, Beine ganz schwarz, Schüppchen im Leben 
schwärzlich, im Tode blasser serena Fall. 
Thorax grau, Vorder- und Mittelknie deutlich gelb, Schüppchen 
blaßgelb similis Stein 

37 Mittelschienen innen kurz vor der Mitte mit einem deutlichen 
isolierten Höcker, vor und hinter welchem die Schiene ver- 
jüngt ist tuberculata Zett. 
Mittelschienen innen ohne isolierten Höcker 38. 

38 Hinterschenkel unterseits abgewandt und zugekehrt mit. je 
einer Reihe von Borsten, die nach der Spitze zu allmählich 
länger werden und hier fast so lang sind wie die Schiene 


atra Stein 
Hinterschenkel unterseits nie mit Borsten von auffallender 
Länge 39. 


39 Knie und äußerste Basis aller Schienen deutlich gelb, graue Art 
genualis Stein 

Beine ganz hard: tiefschwarze Arten 40. 
40 Mittelschienen innen in der Endhälfte plötzlich und stark ver- 
dickt, Hinterschienen innen abgewandt mit einer Reihe längerer 
Borsten coracina Lw. 
Mittelschienen innen bis zur Spitze nur ganz allmählich und 
wenig stärker werdend, Hinterschienen innen abgewandt mit 

2 kleinen Borsten mutica Zett. 


1. F. atripes sp. nov. 

Augen durch eine ganz schmale schwarze Strieme und kaum 
sichtbare Orbiten etwas getrennt, die etwas vorragende Stirn und 
Wangen silberweiß bestäubt, 3. Fühlerglied gut doppelt so lang 
wie das 2. Borste im Basaldrittel deutlich verdickt. Thorax und 
Schildchen tiefschwarz, gleißend, die Brustseiten kaum etwas 
heller. Hinterleib wie bei manicata u. a. geformt, schwarz mit 
bläulichgrauer Bestäubung, von der sich schräg von hinten ge- 
sehen die bekannten Mitteldreiecke recht deutlich abheben. Beine 
ganz schwarz, Mittelschienen innen im Enddrittel nicht sehr auf- 
fallend verdickt, Hinterschienen außen abgewandt mit einer Reihe 
kurzer Borsten, unter denen eine längere hervorragt, innen ab- 
gewandt mit 4—6 etwas länger und innen zugekehrt mit einigen 
kürzeren und schwächeren Borsten, Hinterschenkel unterseits zu- 
gekehrt nackt, Mittelhüften mit einer nach unten gerichteten, an 
der Spitze etwas umgebogenen Borste, die nicht dornartig ist wie 
bei manicata, sich aber durch größere Stärke von der, übrigen 
Behaarung der Hüften unterscheidet. Flügel deutlich angeräuchert, 


10. Hefi 


80 Prof. P. Stein: 


Schüppchen ungleich, gelblich, Schwinger gelblich mit gesättigt 
gelbem Knopf. Länge 5 mm. 

Ich besitze 2 übereinstimmende Männchen, die ich 24. 5. 08 
und 27. 5. 09 in Treptow gefangen habe. 

Anm.: Ich hielt die Art anfänglich für eine Abänderung von 
coracina Lw., der sie in vielen Merkmalen außerordentlich gleicht. 
Erst bei Abfassung der Bestimmungstabelle bin ich auf die Unter- 
schiede aufmerksam geworden. Es sind dies eigentlich nur die er- 
wähnte Borste an den Mittelhüften, die coracina ganz fehlt, die 
schwache Verdickung auf der Innenseite der Mittelschienen, die 
sich nur auf das Enddrittel erstreckt, während bei coracina die 
Endhälfte, und zwar plötzlich stark verdickt ist, und die auf der 
dem Körper zugekehrten Unterseite der Hinterschenkel fehlenden 
Borsten. 

Eine genaue Beschreibung der übrigen Arten findet sich in 
meiner Monographie der Gattung in der Berl. ent. Zeitschr. XL, 
1—141 (1895), worauf ich daher verweise. Erwähnen will ich hier 
nur noch die dort nicht beschriebenen. 

2. F. speciosa Villen. 

Augen durch die fast zusammenstoßenden, deutlich aus-. 
gebildeten silberweißen Orbiten etwas getrennt, Frontoorbital- 
borsten jederseits nur 5—6, die sich in lockerer Reihe bis zum 
Scheitel erstrecken, Fühler ziemlich lang, 3. Glied dreimal so lang 
als das 2., Borste an der Basis nur schwach verdickt. Thorax 
grau, schwach glänzend, von hinten gesehen mit der Spur von 
3 dunkleren Striemen, Schulterbeulen und Brustseiten heller grau, 
pra fehlend. Hinterleib ziemlich kräftig, länger als Thorax und 
Schildchen, blaß rötlichgelb, eine Mittelstrieme auf Ring 3 und 
der 4. Ring zum Teil schwärzlich; bisweilen erstreckt sich die 
Mittelstrieme auch auf den 2. Ring, während auf dem 1. Ring 
eine Spur davon in Gestalt einer etwas dunkleren, rötlichen Strieme 
zu erkennen ist. Hypopyg ziemlich kräftig, 2. Abschnitt durch 
eine Längsfurche geteilt. Beine schwarz, Vorderknie schwach 
rötlich. Mittelschenkel unterseits ziemlich dicht und bis zur 
Spitze in ganz allmählich abnehmender Länge beborstet, Mittel- 
schienen innen gegen das Ende zu allmählich verdickt mit recht 
deutlicher, nach der Spitze zu etwas länger werdender Pubeszenz, 
außen vorn mit einer längeren, außen hinten mit einer kürzeren 
Borste, Hinterschienen außen auf der Mitte mit einer ziemlich 
langen Borste, außen abgewandt mit einer noch etwas längeren 
in gleicher Höhe stehenden und mehreren kürzeren nach der Spitze 
zu, innen abgewandt mit 2—3 Borsten, von denen die untere 
die längste ist; Flügel, Schüppchen und Schwinger gelblich, 3. und 
4. Längsader nur wenig konvergierend, hintere Querader steil und 
schwach geschwungen. Länge fast 8 mm. — Das etwa 6 mm lange 
Weibchen hat einen ganz ungefleckten, rötlichen Hinterleib. 

Ich habe nur 1 & dieser seltenen Art in Kissingen gefangen, 
besitze ein zweites durch Villeneuve aus Frankreich und 2 Weibchen 


Die Anthomyiden Europas. 81 


aus Frankfurt a. OÖ. und Schweden; ein drittes Weibchen habe ich 
aus Stolp gesehen. 
3. F. pubescens Stein 

Gleicht in der Körperfärbung vollständig der coracina Lw. 
oder der oben beschriebenen afrides und ist von beiden durch die 
lockerer stehenden Borsten auf der Unterseite der Mittelschenkel, 
durch die innen nach der Spitze zu nur ganz allmählich und wenig 
dicker werdenden und mit sehr kurzer Pubeszenz versehenen 
Mittelschienen und die spärlichere Beborstung der Hinterschienen 
zu unterscheiden. Das der Originalbeschreibung zugrunde liegende 
Stück stammt von der Insel Teneriffa und hat mehr schwärzliche 
Schüppchen, während die der übrigen bekannten Exemplare 
schmutzig weißlichgelb sind. Ich habe ein Männchen in Essen 
gefangen, besitze ein anderes aus Franzensbad und kenne die Art 
noch aus dem Mandautal in der Lausitz und der Dauphine. 

Was die Verbreitung der übrigen Arten betrifft, so ergänze ich 
das in meiner Monographie Angegebene dadurch, daß ich .barbata 
noch aus Innsbruck, carbonaria aus Stolp, Böhmen und Schweden, 
ciliata aus Italien, Schweden und Dorpat (von Sintenis aus Pilzen 
erzogen), difficilis aus Schweden, glaucescens aus Kissingen, Dorpat 
und Schweden, grisea aus Ürdingen und Pößneck, hirticeps aus 
Ungarn, Dorpat, dem südlichen Schweden und Lappland, insignis 
aus Stolp, Innsbruck, Dorpat, Italien und Schweden, Jatipalpis 
aus Kissingen, Budapest, Frankreich, lineata aus Genthin und 
Schweden, monilis aus Innsbruck, mutica aus Urdingen, Kissingen, 
Innsbruck, Bornholm, den Färöern, Schweden, ornata aus der 
Wiener Gegend, Kroatien und Italien, pallitibia aus den Donau- 
auen und dem Ötztal in Tirol, ostica aus Urdingen, Bornholm 
und Dorpat, Pretiosa aus Kissingen, similis aus Stolp, Ürdingen, 
Dorpat, Bornholm und Schweden, iuberculaia aus Wien und 
Dorpat, umbrosa aus Thüringen, Wien und Schweden besitze oder 
gesehen habe. In der Umgegend Treptows habe ich folgende 
Arten gesammelt: aerea, armala, canicularis, coracina cothurnala, 
fuscula, genmalis, hamata, incisurata, manicala, minutipalpis, mutica, 
parva, pallıtibia (sehr gemein bis in den Oktober hinein), Dolychaeta, 
scalarıs, serena, similis, sociella und tuberculata. 


33. Coelomyia Hal. 
Hinterleib ganz schwarz spathulata Zett. 
Die beiden ersten Ringe zum Teil durchscheinend gelb 
subbellucens Zett. 
Eine genauere Beschreibung dieser beiden durch die Form des 
Hinterleibes von den Fanniaarten abweichenden und unter sich 
leicht zu unterscheidenden Arten ist überflüssig. Während sdathu- 
lata weit verbreitet, wenn auch nicht häufig ist, scheint subpellucens 
besonders im hohen Norden vorzukommen, woher alle meine 
Stücke stammen. Kuntze hat sie auch in Slatoust im Ural ge- 
fangen. 


Archiv für Naturgeschichte . 
1915. A. 10. 6 10. Heft 


83 Prof. P. Stein: 


34. Piezura Rond. 


Die einzige, nach der Bestimmungstabelle leicht aufzufindende 
Art ist dardalina Rond. Ich habe sie außer auf Rügen noch ziemlich 
zahlreich in Kissingen und in außerordentlicher Menge in Treptow ge- 
fangen, wo sie an einer Stelle des nahe gelegenen Königshains bis in 
den Herbst hinein jährlich zu finden ist; ferner habe ich sie noch aus 
Zürich, Steiermark und Schweden gesehen. 


35. Platycoenosia Strobl 


Die einzige zugehörige, mit P. dardalina Rond. ähnliche, aber 
durch sehr breit getrennte Augen, viel länger gefiederte Fühler- 
borste und kräftigen Randdorn zu unterscheidende Art Mikii 
Strobl ist sehr selten. Außer dem einzigen Männchen, das ich in 
Genthin fing, besitze ich noch je ein Stück aus Ürdingen, Franzens- 
bad und Pöstyen und kenne die Art noch aus Dorpat. 


36. Euryomma Stein 


Während die 4 vorhergehenden Gattungen durch die Pubeszenz 
auf der Innenseite der Mittelschienen ihre "Zugehörigkeit zur 
Fannia-Gruppe leicht erkennen lassen, ist dies bei der vorliegenden 
Gattung weniger der Fall, da sich von der erwähnten Pubeszenz 
kaum eine Andeutung findet. Doch hat sie andrerseits mehrere 
Merkmale mit ihnen gemein, z. B. die Kürze der Analader, die 
2 kurzen, senkrecht abstehenden Präalarborsten und die An- 
ordnung der Sternopleuralborsten zu 1, 1, so daß ihre Unter- 
bringung im System kaum Schwierigkeiten gemacht hat. Die 
einzige europäische Art E. deregrinum Meig. ist bisher nur aus 
Spanien bekannt, während Becker sie ziemlich zahlreich auf den 
Kanarischen Inseln gefangen hat. Außerdem kommt sie nicht 
selten in Südamerika vor und ist auch auf Formosa zu Hause. 


37. Azelia R. D. 


1 Mittelschienen außen mit kräftiger Präapikalborste 
Macquarti Staeg. 

Mittelschienen außen ohne Präapikalborste 2. 
2 Mittelschienen hinten auf der Mitte ohne Borste 3. 
Mittelschienen hinten auf der Mitte mit deutlicher Borste 4. 
Hinterschienen innen abgewandt von der Mitte bis zur Spitze 
mit einer lockeren Reihe starker Borsten, innen zugekehrt fast 
der ganzen Länge nach mit feinen Haaren Zefterstedtii Rond. 
Hinterschienen innen zugekehrt ganz nackt, abgewandt höchstens 


[SV 


vor der Spitze mit einigen kurzen Borsten triguetra Wied. 
4, Vorder- und Mittelschienen deutlich gelb durchscheinend, Hinter- 
schienen außen lang behaart, größere Art cilipes Hal. 


Beine ganz schwarz, Hinterschienen außen nackt, kleine Arten 5. 
„ 5 Hinterleib tief schwarzbraun, mit äußerst feinen, hellen Ring- 
einschnitten, ohne wahrnehmbare Zeichnung, Hinterschienen 


{2} 


Die Anthomyiden Europas. 85 


innen abgewandt nur vor der Spitze mit einigen Borsten, innen 
zugekehrt meist nackt aterrima Meig. 
Hinterleib schräg von hinten gesehen an den Vorderrändern der 
Ringe seitlich heller bestäubt, so daß man in der Mitte sich ver- 
breiternde schwarzbraune Hinterrandsbinden wahrnimmt, die 
durch Zusammenfließen einer Mittelstrieme und je eines Seiten- 
flecks entstanden sind, Hinterschienen innen abgewandt und 
zugekehrt fast der ganzen Länge nach beborstet bzw. behaart 
gibbera Meig. 
Die Arten der Gattung sind gekennzeichnet durch die im 
Leben tiefschwarze Körperfärbung, die im Tode in ein dunkles 
Schokoladenbraun übergeht, und besonders durch die Hinterleibs- 
zeichnung, die bei allen Arten übereinstimmt und darum als 
Gattungsmerkmal angesehen werden kann. Denn auch bei aterrima 
läßt sich dieselbe, wenn auch nur sehr schwer, erkennen und be- 
steht in einer auf jedem Ring befindlichen Mittelstrieme und in 
einem runden Seitenfleck. Auch die Weibchen sind dadurch von 
ähnlichen Arten zu unterscheiden. Loew hat die Gattung bereits 
1874 in den Entom. Miszellen monographisch bearbeitet, und 
später auch Rondani eine brauchbare Bestimmungstabelle ge- 
geben. Die obige weicht von beiden ab und ist daher geeignet, 
die Richtigkeit einer nach den andern Tabellen gemachten Be- 
stimmung zu prüfen. Im übrigen sind die angeführten Arten so 
leicht kenntlich, daß eine weitere Beschreibung überflüssig ist. 
Die gemeinste von allen ist iriguetra, weit verbreitet und nicht 
selten czlides. Macquarti habe ich in Genthin, Treptow, Schmiede- 
feld und Kissingen gefangen und kenne sie aus Ostpreußen, Ür- 
dingen, Innsbruck, Trafoi, Österreich, der Umgegend von Budapest, 
Dorpat und Schweden. Zetterstetitii habe ich in Genthin, Treptow, 
auf Rügen und Bornholm gesammelt und kenne sie aus Dorpat 
und Schweden. Aierrima ist in Treptow sehr gemein, war um 
Genthin seltener und ist mir bekannt aus Stolp, Böhmen, 
Budapest und Dorpat. Die seltenste von allen ist gibbera, die 
ich nur je einmal in Genthin und Schmiedefeld gefangen habe; 
ich besitze sie noch aus Dorpat und Helsingborg in Schweden. 
Um Treptow habe ich sämtliche angeführte Arten außer gibbera 
gesammelt. 


38. Limnophora R. D. 
1 Stirn an der schmalsten Stelle wenigstens halb so breit wie 


ein Auge 
Stirn an der schmalsten Stelle schmäler als das halbe Auge 
oder kaum halb so breit 13. 


2 Entfernung der Fühlerbasis von der Vibrissenecke mindestens 
so groß wie der Längsdurchmesser des Auges (U. G. Melano- 
chelia Rond.) 9. 
Entfernung der Fühlerbasis von der Vibrissenecke kürzer als 
der Längsdurchmesser des Auges 


6* 10. Heft 


84 Prof. P. Stein: 


3 Fühler weit über der Augenmitte eingelenkt, Stirnmittel- 
strieme hinten bis zur Fühlerbasis gespalten und der Einschnitt 
namentlich vorn dicht blaugrau bestäubt, Stirn an der Fühler- 
basis etwas breiter als am Scheitel, meist 3 de ribaria Fall. 
Fühler zwischen Mitte und oberem Augenrand eingelenkt, Stirn- 
mittelstrieme nur etwa bis zur Mitte undeutlich gespalten und 
nie hell bestäubt, Stirn über den Fühlern so breit oder etwas 


schmäler als am Scheitel, meist 4 dc exuta Kow. 
4 Dorsozentralborsten 3 3. 
Dorsozentralborsten 4 8. 
5 Schwinger schwarz, Mundrand deutlich vorgezogen, Wangen 
und Backen verhältnismäßig breit latifrons sp. nov. 
Schwinger gelb, Mundrand nicht verzogen, Wangen und Backen 
sehr schmal 6. 
6 Die letzten Tarsenglieder der Vorderbeine durchscheinend 
rötlichgelb rvufimana Strobl 
Tarsenglieder sämtlich schwarz 7 


7 Orbiten von der Fühlerbasis bis zum Scheitel ungefähr gleich- 
breit, Stirn ganz schräg von vorn gesehen nicht weiß bestäubt, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit einigen 
längeren Borsten triangula Fall. 
Orbiten von der Fühlerbasis bis zum Scheitel sich auffallend 
verschmälernd, Stirn von vorn gesehen dicht silberweiß be- 
stäubt, Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze 
ohne Borsten pollinifrons nom. nov. 

8 Orbiten viel breiter als die Mittelstrieme, diese oft ganz ver- 
schwindend, Hinterleib ungefleckt oder mit kaum angedeuteten 
Flecken, 3. und 4. Längsader deutlich konvergierend, weiß- 
graue Arten 2. 
Orbiten schmäler als die Mittelstrieme, Hinterleib stets mit 
paarigen Flecken, 3. und 4. Längsader deutlich oder fast di- 
vergierend, dunkler graue Arten 10. 

9 Stirnmittelstrieme deutlich, wenn auch schmal, a vor der Naht 
3—4reihig, Hinterleibsflecke schwach vorhanden, schmutzig 
hellgraue, größere Art von 5—6 mm Länge maritima v. Röd. 
Stirnmittelstrieme vollständig verschwunden, a zweireihig, 
Hinterleib ganz ungefleckt, silberweiße kleine Art von 4 mm 


Länge virgo Villen. 
10 Fühlerborste höchstens so lang wie die Fühler, Backen be- 
borstet, größere, 6—7 mm lange Art aestwum Villen. 
Fühlerborste länger als die Fühler, Backen nackt, Arten von 
höchstens 5 mm Länge 11. 
11 Schildchen fast schwarz, Flecken des 2. und 3. Hinterleibs- 
ringes an Größe sehr verschieden signata Stein 
NR grau, Flecken des 2. und 3. Ringes nahezu gleich- 
gro 12. 


12 Hell bläulichgraue Art, deren Stirnmittelstrieme hinten kaum 


13 


14 
15 


16 
17 
18 


19 


20 


21 


23 


Die Anthomyiden Europas. 85 


ausgeschnitten ist, Hinterschienen außen abgewandt mit 
2 Borsten solitaria Zett. 
Dunkelgraue Art mit tief ausgeschnittener Stirnmittelstrieme, 
Hinterschienen außen abgewandt mit nur 1 Borste nigripdes R. D. 


Hinterleib von hinten gesehen dicht silberweiß bestäubt, mit 
nur 2 schwarzen Flecken auf Ring 2 leucogaster Zett. 
Hinterleib anders gefärbt 14. 
Schwinger schwarz oder wenigstens sehr verdunkelt*) 15. 
Schwinger gelb 21. 
Thorax und Hinterleib im Grunde hell silbergrau, letzterer mit 
sehr scharf begrenzten Flecken marginahs Fall. 
Thorax und Hinterleib schwarz oder dunkler grau, mit weniger 
scharfen Flecken 16. 
Behaarung der Fühlerborste annähernd so lang, als das 3. Fühler- 
glied breit ist denigrata Meig. 
Fühlerborste nackt oder nur sehr kurz pubeszent rs: 
Mundrand auffallend vorgezogen triangulifera Zett. 
Mundrand nicht auffallend vorgezogen 18. 
Größere, 4—7 mm lange Arten, deren Hinterschienen außen 
abgewandt stets 2 längere .Borsten tragen 19. 


Kleinere, 3 mm lange Art, Hinterschienen außen abgewandt 
mit einer ziemlich langen Borste auf der Mitte und einigen 
kürzeren caliginosa nom. nov. pro opacula Strobl 
Flügel mit recht langem Randdorn, Hinterschenkel unterseits 
zugekehrt und abgewandt der ganzen Länge nach mit Borsten 
obscuridennis SP. noV. 

Flügel ohne oder mit sehr undeutlichem Randdorn, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt nur vor der Spitze mit Borsten 20. 
Flügelqueradern schwach, aber deutlich gesäumt, Hinterleibs- 
flecke von hinten gesehen deutlich quinquelineata Zett. 
Flügelqueradern nicht gesäumt, Hinterleibsflecke auch von 
hinten kaum erkennbar aerea Fall. 
Thorax hellgrau mit schwarzer Querbinde hinter der Naht 22. 
Thorax anders gefärbt 23. 
Thorax hell gelbgrau, Ouerbinde halb so breit als die Ent- 
fernung zwischen Naht und Schildchen, in der Mittellinie durch 
eine schmale schwarze Strieme bis zum Schildchen fortgesetzt 
notata Fall. 

Thorax weißgrau, Querbinde ?/; so breit als die Entfernung 
zwischen Naht und Schildchen, nach hinten nicht fortgesetzt 
obsignata Rond. 

4. Längsader deutlich bogenförmig zur 3. aufbiegend, Hinterleib 
an der Basis schwach durchscheinend gelb (U. G. Brontaea 
Kow.) polystigma Meig. 


*) Hat die Art paarige, ziemlich kräftige Akrostichalborsten, so ist es 
acrostichalis, deren Schwingerfärbung ich nicht feststellen konnte, da die 
Schwinger bei meinem einzigen Stück abgebrochen sind. Ich habe sie unter 
den Arten mit gelben Schwingern aufgenommen. 


10, Heft 


| 
S6 Prof. P. Stein: 


4. Längsader nicht aufbiegend, Hinterleib nirgends durch- 


scheinend gelb 24. 
34 Dorsozentralbortsen 3 25. 
Dorsozentralborsten 4 39. 
25 Mittelschienen innen auf der Mitte mit kräftiger und langer 
Borste 26. 


Mittelschienen innen ohne oder mit sehr unscheinbarer Borste 27 
26 Mundrand genau so weit vorragend wie die Stirn, Hinterleib 
mit großen paarigen Flecken, die auf Ring 2 fast quadratisch, 
auf Ring 3 rechteckig sind, aber die Seiten des Hinterleibes nie 
erreichen, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten mit 2, 
innen mit 1 Borste dispar Fall. 
Mundrand nicht so weit vorragend wie die Stirn, die Hinter- 
leibsflecken so ausgebreitet, daß auf Ring 2 zu beiden Seiten 
nur ein ganz schmaler, auf Ring 3 ein etwas breiterer Vorder- 
randsaum und auf beiden eine schmale Rückenlinie grau bleibt, 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten, innen hinten 


und innen mit je 2 Borsten taeniata SP. noV. 
27 Stirn an der schmalsten Stelle mindestens Y, so breit wie ein 
Auge 28. 
Stirn viel schmäler s0. 


28 Schildchen grau, an der Basis jederseits mit braunem Fleck, 
Hinterschienen außen abgewandt mit 1 Borste maculosa Meig. 
Schildchen schwarzbraun, Hinterschienen außen abgewandt mit 
2 Borsten 29. 

29 Fühlerborste an der Basis fast so lang behaart, als das 3. Fühler- 
glied breit ist, Thoraxmittelstrieme vor der Naht ziemlich 
deutlich, Hinterschenkel unterseits zugekehrt ganz nackt 

litorea Fall. 
Fühlerborste höchstens pubeszent, Thoraxmittelstrieme nur 
ganz schwach erkennbar, Hinterschenkel unterseits zugekehrt, 
an der Basis mit längeren Borstenhaaren surda Zett. 

30 Thorax und Schildchen hell bläulichgrau, ohne Zeichnung 

glauca sp. nov. 
Thorax und Schildchen anders gefärbt 31. 

31 Thorax meist aschgrau, wenn aber schwarz, dann die Vorder- 

schienen mit einer feinen Borste und die Mittelschienen außen 


vorn mit deutlicher Borste contractifrons Zett. 
Thorax tiefschwarz, Vorderschienen und Mittelschienen außen 
vorn ohne Borste 32. 
32 Fühlerborste recht deutlich pubeszent, Hinterschenkel unter- 
seits zugekehrt ganz nackt depressula Zett. 


Fühlerborste nur kurz pubeszent, Hinterschenkel unterseits 


zugekehrt an der Basis mit einer Reihe längerer Borsten 
fumipennis Zett. 

33 Augen so eng zusammenstoßend, daß nicht einmal Orbiten zu 
bemerken sind, Schüppchen bräunlich septemnotata Zett. 
Augen mehr oder weniger deutlich getrennt 34. 


Die Anthomyiden Europas. 87 


34 Flügel mit deutlichem Randdorn und schwach gesäumten OQuer- 


adern nigriventris Zett. 
Flügel ohne Randdorn, Queradern nicht gesäumt 39. 
35 Thorax schwarz, höchstens ganz vorn etwas lichter 36. 
Thorax heller oder dunkler grau 44. 


36 Mittelschienen innen auf der Mitte mit deutlicher Borste 
armipes SP. Nov. 


Mittelschienen innen ohne Borste 37: 
37 Mittelschienen außen vorn mit Borste 38. 
Mittelschienen außen vorn ohne Borste 41. 


38 Vorderschienen ohne Borste, Augen deutlich zerstreut behäart, 
Hinterleibsflecke auf dem schwach bräunlich bestäubtem Grund 
nicht scharf erkennbar, die Flecken des 2. Ringes hinten die 
Seiten des Hinterleibes fast erreichend depressiuscula Zett. 
Vorderschienen mit Borste, Augen nackt, Hinterleibsflecke von 
hinten gesehen sich scharf abhebend, die des 2. Ringes die-Seiten 


bei weitem nicht erreichend 39. 
39 Thorax mit ziemlich kräftigen, paarigen, einander genäherten 
Akrostichalborsten acrostichalis Sp. noVv. 
Akrostichalborsten nur feinhaarig 40. 


40 Hinterleib bräunlich bestäubt, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt der ganzen Länge nach mit kräftigen Borsten, zu- 
gekehrt von der Basis bis über die Mitte mit feinen Borsten, 
7 mm große Art compuncta Wied. 
Hinterleib aschgrau bestäubt, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt nur vor der Spitze mit einigen Borsten, zugekehrt 
nackt, 5—6 mm lang trianguligera Zett. 

41 3. und 4. Längsader schwach konvergierend, 1. Hinterrandzelle 
an der Spitze also enger als vorher, Thorax von der Seite und 
hinten betrachtet mit 3 ziemlich breiten Striemen vor der 
Naht, Hinterschienen außen abgewandt mit 1 Borste auf der 
Mitte, Mundrand etwas vorgezogen uniseta Sp. NOV. 
3. und 4. Längsader deutlich divergierend 1. Hinterrandzelle 
an der Spitze viel breiter als vorher, Thorax schwarz, ohne 
Striemung, Hinterschienen außen abgewandt mit 2 Borsten 42. 

42 Große Art von 7—8 mm Länge, 1. Kostalzelle intensiver ge- 


schwärzt als die übrige Fläche grandis Stein 
Arten von höchstens 5 mm Länge, 1. Kostalzelle nicht intensiver 
geschwärzt 49. 


43 Thorax vor dem Schildchen auffallend dicht bräunlich be- 
stäubt, Hinterleib von hinten gesehen dicht bräunlichgrau 
bestäubt, Flecken des 2. Ringes den Seitenrand nicht erreichend 

44 nupta Zett. 
Thorax ganz schwarz, Hinterleib auch schräg von hinten ge- 
sehen nur wenig bestäubt, Flecken des 2. Ringes sehr ausge- 
breitet und hinten den Seitenrand erreichend aörea Fall. 
Hinterschienen außen abgewandt mit 1 Borste auf der Mitte 45. 
Hinterschienen außen abgewandt mit wenigstens 2 Borsten 47. 


10. Heft 


88 - Prof. P. Stein: 


45 Thorax vor der Naht mit 3 ziemlich breiten blaugrauen Striemen, 
die sich aber nicht sehr scharf von der Grundfärbung abheben, 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt wie abgewandt der ganzen 
Länge nach mit mäßig langen Borsten bzw. Borstenhaaren 
besetzt exsurda Pand. 
Thorax vor der Naht nicht so gezeichnet, wenn aber annähernd, 
dann die Hinterschenkel mit keinen Borstenreihen 46. 

46 Thorax und Schildchen hell bläulichgrau, vorn fast ohne Spur 
von Striemung, Orbiten breiter als die Mittelstrieme 

orbitalis Stein 
Thorax bräunlichgrau, mit mehr oder weniger deutlicher Strie- 
mung, Orbiten meist viel schmäler, höchstens aber ebenso breit 
als die Mittelstrieme variabilis sp. nov. 

47 Augen durch eine deutliche, wenn auch bisweilen schmale 
schwarze Strieme und feine Orbiten getrennt 48. 
Augen eng mit den Orbiten aneinanderstoßend 49. 

48 Akrostichalborsten kräftig und zweireihig. biseriata sp. nov. 
Akrostichalborsten ganz fehlend Kuntzei Schnabl 

49 Größere, 6 mm lange Art mit einfarbig bläulichgrauem Thorax 
und Schildchen monlana Sp. noV. 
Höchstens 5 mm große Art mit nicht einfarbigem Thorax und 
schwarzem Schildchen signata Stein 


Beschreibung der neuen Arten. 


1. L. acrostichalis sp. nov. 

Augen durch eine deutliche schmale schwarze Strieme und 
sehr schmale silbergraue Orbiten getrennt, Stirn im Profil an der 
Fühlerbasis abgerundet vorragend, Wangen schmal, Backen etwas 
breiter, Fühler in der Augenmitte eingelenkt, ziemlich kurz, 
schwarz, das 3. Glied kaum doppelt so lang als das 2. Borste an 
der Basis schwach verdickt, nur beistarker Vergrößerung pubeszent, 
Taster fadenförmig, schwarz, Rüssel ziemlich kurz und etwas ver- 
dickt. Thorax und Schildchen schwarzgrau, schwach glänzend, 
ohne Striemung, Schulterbeulen und Brustseiten etwas heller 
grau bestäubt, dc 4, a zweireihig, ziemlich kräftig und einander 
genähert, st 1, 2, die untere aber schwer zu erkennen, da die 
Sternopleuren ziemlich lang behaart sind. Hinterleib länglich 
eiförmig, aschgrau bestäubt, 2 kleinere Flecke auf Ring 1, 2 
ziemlich große, stumpf dreieckige auf Ring 2, zwischen welchen 
man noch eine feine Mittellinie bemerkt und wahrscheinlich 
dieselbe Zeichnung auf Ring 3 schwarzgrau, vom Hinterrand 
des 2. Ringes an halb abstehend beborstet. Hypopyg wenig vor- 
ragend, aber die Spitze des Hinterleibes etwas verdickend. Beine 
schwarz, Pulvillen und Klauen ziemlich verlängert; Vorder- 
schienen mit 2 Borsten, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen 
hinten mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt der 
ganzen Länge nach mit einer Reihe mäßig langer Borsten, zu- 
gekehrt mit einigen längeren, von der Basis bis zur Mitte sich er- 


Die Anthomyiden Europas. 89 


streckenden Borsten, Hinterschienen außen abgewandt mit 2—3, 
innen abgewandt mit 2 kürzeren Borsten. Flügel graulich, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader etwas divergierend, hintere Quer- 
ader sehr steil und fast gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger 
beim einzigen Stück abgebrochen. Länge 5—6 mm. 


Ich besitze ein Männchen, das von Sintenis in Dorpat ge- 
fangen ist. 


2. L.. armibes sp. nov. 

Augen im Profil fast halbkugelig, nackt, durch eine schmale 
tiefschwarze Strieme und linienartige weißliche Orbiten etwas ge- 
trennt, Stirn in abgerundeter Ecke etwas vorragend, die gekielten 
Wangen noch schmäler, Backen !/, der Augenhöhe, Fühler etwas 
unterhalb der Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand nicht 
ganz erreichend, schwarz, 3. Glied kaum doppelt so lang als das 2., 
Borste an der Basis etwas verdickt, kurz pubeszent, Taster faden- 
förmig, schwarz. Thorax und Schildchen schwarz, stumpf, ersterer 
ganz vorn schwach bräunlichgrau bereift und hier mit dem Anfang 
einer schwarzen Mittelstrieme, Schulterbeulen und Brustseiten 
gleichfalls graulich bestäubt, de 4, Grundbehaarung ziemlich fein 
und dicht, abstehend. Hinterleib länglich eiförmig, ganz schwach 
flach gedrückt, so lang wie Thorax und Schildchen zusammen 
und etwas breiter als ersterer, abstehend behaart, in der Endhälfte 
länger abstehend beborstet. Von hinten gesehen ist er dicht gelb- 
grau bestäubt, 1. Ring mit Ausnahme einer Mittelstrieme ganz 
schwarz, 2. Ring mit einem Paar recht großer trapezförmiger 
Flecke, die ebenfalls nur durch eine schmale Strieme getrennt sind, 
in welcher man bisweilen eine ganz feine schwärzliche Linie er- 
kennt, 3. Ring mit 2 kleineren Flecken und 4. Ring mit schwacher 
Spur von solchen. An der Spitze ist er meist flach gedrückt, da 
Bauchlamellen und Hypopyg kaum entwickelt sind. Beine schwarz, 
Pulvillen wenig verlängert; Vorderschienen borstenlos, Mittel- 
schienen außen vorn mit 1—2, außen hinten mit 2, innen hinten, 
fast nach innen gerückt mit 1 Borste, welch letztere für die Art 
kennzeichnend ist. Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der 
Spitze mit 3—4 Borsten, Hinterschienen außen abgewandt mit 
4—5 an Länge verschiedenen Borsten, innen abgewandt mit 3 kür- 
zeren Borsten. Flügel intensiv gebräunt, namentlich an der Basis, 
ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader divergierend, hintere Quer- 
ader steil und kaum geschwungen, etwas länger als ihre Entfernung 
von der kleinen, Schüppchen und Schwinger recht auffallend 
gelblich. Länge 5—6,5 mm. 

Ich besitze je 1$ aus dem Kohlbachtal, in der Nähe der Hohen 
Tatra 6./8. 01, und vom Mt. Cenis 5./8. 08 und 2 aus Jämtland 
2./7. 13. 

..  Anm.: Die Art hat in Größe, Färbung und Zeichnung große 
Ähnlichkeit mit depressiuscula Zett., unterscheidet sich aber durch 
ganz nackte Augen, kürzere Fühler und die Beborstung der Mittel- 


10. Heft 


90 Prof. P. Stein: 


schienen hinreichend von ihr. Auch ist bei letzterer die hintere 
Querader kürzer als ihre Entfernung von der kleinen. 


3. L. biseriata sp. nov. 

Augen durch eine schwarze Strieme und schmale silbergraue 
Orbiten so breit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten Stelle 
fast halb so breit ist als ein Auge, im übrigen der Bau des Kopfes, 
Länge der Fühler usw. wie bei acrostichalis, Borste auch bei starker 
Vergrößerung nackt, Rüssel etwas schlanker. Thorax und Schild- 
chen aschgrau, ohne Striemung, Brustseiten etwas heller, dc 4, 
a wie bei acrostichalis, st 1, 2, deutlich erkennbar. Hinterleib 
ziemlich kurz, eiförmig und schwach flach gedrückt, aschgrau, 
Ring 2 und 3 mit je einem Paar ziemlich großer, etwas entfernt 
voneinander stehender, recht scharf begrenzter dreieckiger Flecke, 
die die ganze Länge der Ringe einnehmen, letzter Ring mit 2 klei- 
neren runden, mehr bräunlichen Flecken, der letzte Ring auf Mitte 
und Hinterrand mit abstehenden Borsten, der übrige Teil ziemlich 
kurz anliegend beborstet. Beine schwarz, Pulvillen mäßig ver- 
längert; Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen nur hinten mit 
1—2 Borsten, Hinterschenkel vielleicht ähnlich beborstet wie bei 
der genannten Art, Hinterschienen außen abgewandt und innen 
abgewandt mit je 2 Borsten, alles übrige wie bei acrostichalis, 
Schwinger gelb. Länge ca. 5 mm. 

Ich besitze 1 $, das Schnuse auf Borkum fing. 


Anm.: Einige Männchen, die ich von Thalhammer aus Ungarn 
besitze, gleichen im allgemeinen der vorbeschriebenen Art, nament- 
lich auch durch den Besitz kleiner kräftiger Akrostichalborsten, 
sind aber nur 3,5 mm lang, etwas heller aschgrau, die Hinterleibs- 
flecke kleiner, und unterscheiden sich besonders dadurch, daß die 
Stirn etwas schmäler ist und die Orbiten an der schmalsten Stelle 
etwa so breit, ja zuweilen etwas breiter sind als die Mittelstrieme, 
während sie bei biseriata weit schmäler sind als diese. Ich sehe 
vorläufig von einer Neubenennung ab. Die weibliche Legeröhre 
der Ungarischen Stücke ist mit einem Hakenkranz versehen. 


4. L. glauca sp. nov. 

Die nackten Augen stoßen mit den schmalen silberweißen 
Orbiten eng zusammen, so daß über den Fühlern nur ein schwarzes, 
weiß eingefaßtes Dreieck übrigbleibt, Stirn und Wangen im Profil 
nur schmal und abgerundet vorragend, Backen etwas breiter, 
Mundrand so weit vorragend wie die Stirn, 3. Fühlerglied doppelt 
so lang als das 2., Borste nackt, an der Basis deutlich etwas ver- 
dickt. Thorax und Schildchen ganz hell silbergraublau, ungestriemt, 
nur ganz vorn die Anfänge von 2 linienartigen graulichen Striemen 
sichtbar, dc 3, a nur als zweireihige feine Härchen erkennbar, im 
übrigen der Thorax fast nackt. Hinterleib stumpf kegelförmig, 
von derselben Färbung wie der Thorax, mit je einem Paar bräun- 
licher, oft sehr verloschener Flecke auf Ring 2 und 3. Er ist anfangs 
halb anliegend, später abstehend, aber spärlich beborstet. Hypopyg, 


Die Anthomyiden Europas. 91 


zum größten Teil im letzten Ring versteckt, so daß es von der 
Seite gesehen nur wenig vorragt. Beine schwarz, blaugrau bestäubt, 
Pulvillen mäßig verlängert; Vorderschienen borstenlos, Mittel- 
schienen hinten mit 1, Hinterschienen außen abgewandt mit 1, 
innen abgewandt mit 1—2 Borsten, Hinterschenkel nur unterseits 
abgewandt vor der Spitze mit 2—3 längeren Borsten. Flügel 
schwach graulich, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader divergierend, 
hintere Querader steil und gerade, Schüppchen weiß, Schwinger 
gelblich. — Das Weibchen ist durch die hellgraue Färbung, die 
allerdings nicht ins Blauliche zieht, leicht als zugehörig zu er- 
kennen. Der Thorax zeigt häufig die Spur einer sehr schmalen 
bräunlichen Mittellinie, bisweilen auch von Seitenlinien, die Flecke 
des Hinterleibes sind größer, heben sich aber wenig von der Grund- 
färbung ab. Die Mittelschienen haben hinten stets 2 Borsten und 
werden solche bisweilen wohl auch beim Männchen sein. Länge 
ca. 5 mm. 

Ich fing 1 $ und 2 ? im Juli 1914 in Deep bei Treptow auf 
Rohr und kenne die Art noch aus Stolp i. P., wo sie Herr Mittel- 
schullehrer Karl mehrfach fing. 


5. L. latifrons sp. nov. 

Augen nackt, durch eine ziemlich breite schwarze Mittelstrieme 
und schmale graue Orbiten deutlich getrennt, so daß die Stirn 
über den Fühlern so breit ist wie ein Auge an derselben Stelle, 
während sie an der schmalsten Stelle immer noch etwa 2 so breit 
ist, Frontoorbitalborsten jederseits 6, fast gleichlang und bis zum 
Scheitel verlaufend. Stirn im Profil in stumpfer Ecke etwas vor- 
ragend, Wangen ein wenig schmäler, Backen etwa !/, der Augen- 
höhe, Mundrand etwas weiter vorragend als die Stirn, vorn schief 
abgeschnitten, Fühler ein wenig unter der Augenmitte eingelenkt, 
den unteren Augenrand etwas überragend, kräftig, schwarz, 
2. Glied doppelt so lang als das 2., dieses grau bestäubt, Borste 
kaum etwas pubeszent, im Basalviertel etwas verdickt, Taster 
fadenförmig, gegen die Spitze zu ganz schwach verbreitert, Rüssel 
etwa % so lang als die Vorderschiene und nicht vielstärker, glänzend 
schwarz. Thorax und Schildchen dunkelgrau, schwach blaulich- 
grau bereift, ersterer bei gewisser Betrachtung mit kaum sichtbarer 
Spur von 4 graulichen Striemen, von denen die mittleren fast 
zusammenfließen; dc 3, ziemlich fein und lang, im übrigen der 
Thorax fast ganz nackt. Hinterleib länglich, mit fast parallelen 
Seitenrändern, gegen das Ende schwach zugespitzt, kaum breiter 
als der Thorax, fast nackt, gegen das Ende zu länger abstehend, 
aber fein beborstet. Er ist ganz wenig heller grau als der Thorax 
gefärbt und läßt auf Ring 2 und 3 die ganz verloschene Spur von 
2 ziemlich großen Flecken erkennen, während der 1. Ring bis auf 
eine hellere Mittellinie dunkel aschgrau gefärbt ist. Beine schwarz- 
grau, Pulvillen kurz; Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen 
außen vorn mit 1 sehr kleinen, außen hinten mit 2 etwas längeren 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit 


10. Heit 


9 Prof. P. Stein: 


3—3 etwas längeren Borsten, Hinterschienen außen, etwas dem 
Körper zugekehrt, in der Basalhälfte mit 3 feinen Borsten, außen 
abgewandt mit 4, innen abgewandt mit 2 ziemlich kurzen Borsten. 
Flügel graulich, ohne Randdorn, mit kräftigen Adern, 3. und 
4. Längsader ganz allmählich, aber schwach divergierend, hintere 
Querader steil und gerade, etwas länger als ihre Entfernung von 
der kleinen, Schüppchen weiß, das untere mit 1, seiner Breite 
vorragend, Schwinger schwarz. — Das Weibchen gleicht dem 
Männchen, die Stirn ist an jeder Stelle breiter als ein Auge und die 
Taster recht deutlich verbreitert. Die Hinterleibsflecke sind ebenso 
undeutlich wie beim Männchen. Am vorgezogenen Mundrand und 
den schwarzen Schwingern ist es als zugehörig zu erkennen. Länge 
3—83,5 mm. 

Ich besitze je1 $ aus Schweden und vom Stilfser Joch und ein 
Pärchen vom Großglockner. 


6. L. montana sp. nov. 

Augen auf dem Scheitel so eng zusammenstoßend, daß sich 
die silbergrauen Orbiten berühren, Frontoorbitalborsten allmählich, 
kürzer werdend, von der Fühlerbasis bis zum Ozellendreieck sich 
erstreckend, Stirn im Profil nur wenig und abgerundet vorragend, 
Wangen ebenfalls nur schmal, Backen etwas breiter, sämtliche 
Teile silbergrau bestäubt. Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand fast erreichend, schwarzgrau, 3. Glied 
doppelt so lang als das graubestäubte 2., Borste an der Basis 
schwach verdickt, pubeszent, Rüssel ziemlich kurz mit faden- 
förmigen, aber ziemlich kräftigen schwarzen Tastern. Thorax und 
Schildchen einfarbig hell blaugrau, ersterer kaum mit der Spur 
einer feinen Mittellinie, sehr kurz und zerstreut behaart, dc 4, 
kräftig und gleichlang. Hinterleib ziemlich kräftig, stumpf kegel- 
förmig, wie der Thorax gefärbt, 1. Ring mit der schwachen Spur 
zweier Flecke, 2. und 3. Ring mit je einem Paar rechtwinklig drei- 
eckiger bis rundlicher Flecke, letzter Ring ungefleckt oder mit 2 
sehr undeutlichen Strichelchen oder Fleckchen. In der Basalhälfte 
ist er anliegend behaart, in der Endhälfte abstehend beborstet. 
Hypopyg wohl entwickelt, aber im letzten Ring versteckt, von der 
Seitenichtsichtbar. Beineschwarz, Schenkelgrau bestäubt, Pulvillen 
kaum etwas verlängert; Vorderschienen borstenlos, Mittelschenkel 
unterseits ganz nackt, Mittelschienen hinten mit 2 Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit 3—4 Borsten, 
Hinterschienen außen abgewandt mit 2, innen abgewandt mit 
1 Borste. Flügel schwach graulich, mit äußerst kleinem Rand- 
dorn, 3. und 4. Längsader divergierend, hintere Querader steil 
und gerade oder kaum geschwungen, so lang oder nur wenig länger 
als ihre Entfernung von der kleinen, Schüppchen rein weiß, das 
untere etwa zur Hälfte vorragend, Schwinger blaßgelb. Länge 
5,5 mm. 


Ich besitze je ein in Gastein, Zernest (Ungarn) und Klausen 


Die Anthomyiden Europas. 95 


(Tirol) gefangenes Männchen; das Weibchen ist mir nicht mit 
Sicherheit bekannt geworden. 


7. L. obscuripennis sp. nov. 

Augen nackt, bei frischen Stücken vielleicht pubeszent, durch 
eine schmale schwarze Strieme und linienartige graue Orbiten nur 
wenig getrennt, Stirn im Profil in einem ziemlich kleinen stumpfen 
Winkel etwas vorragend, Wangen noch schmäler, Backen mäßig 
breit, die Vibrissenleisten oberhalb der stärksten Borste mit einigen 
Börstchen. Fühler schwarz, 3. Glied etwas schmäler als das 2. 
und doppelt so lang als dieses, Borste deutlich pubeszent, Rüssel 
und Taster von gewöhnlicher Bildung. Thorax und Schildchen 
tiefschwarz, ohne Striemung, Schulterbeulen schwach graulich; 
dc 4. Hinterleib länglich eiförmig, bräunlich bestäubt, mit großen 
schwarzen Flecken auf Ring 2 und 3, die einander ziemlich genähert 
sind, schon vom Hinterrand des 2. Ringes an abstehend beborstet. 
Beide Teile des Hypopygs sind wohl entwickelt, ragen aber nur 
wenig aus dem letzten Ring hervor. Beine schwarz, Pulvillen etwas 
verlängert; Vorderschienen borstenlos, Mittelbeine fehlen, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt und zugekehrt mit einer ziemlich 
lockern Reihe längerer Borsten, Hinterschienen außen abgewandt 
mit 2, innen abgewandt mit 2—3 Borsten. Flügel intensiv ge- 
schwärzt, namentlich an der Basis, mit ziemlich langem Rand- 
dorn, 3. und 4. Längsader schwach divergierend, hintere Querader 
steil und schwach geschwungen, Schüppchen weißlich mit gelb- 
lichem Saum, Schwinger schwarz. Länge 5 mm. 

In meiner Sammlung 1 $ aus Lappland. 


8. L. taeniata sp. nov. 

Augen in der oberen Hälfte etwas breiter als unten, nackt, 
fast ganz eng zusammenstoßend, da das über den Fühlern ziemlich 
breite schwarze Stirndreieck sich schnell verschmälert und in kaum 
sichtbarer Linie bis zum Scheitel fortsetzt, so daß die schmalen 
Orbiten sich fast berühren, Frontoorbitalborsten ziemlich zahl- 
reich, bis zum Scheitel fast in gleicher Länge verlaufend, Stirn 
im Profil nur wenig und in abgerundeter Ecke vorragend, Wangen 
noch etwas schmäler, Mundrand nicht vorgezogen, Backen kaum 
!/, der Augenhöhe, Unterrand des Kopfes mit zahlreichen, nach 
vorn und aufwärts gekrümmten Borsten besetzt. Fühler ungefähr 
in der Augenmitte eingelenkt, den unteren Augenrand nicht ganz 
erreichend, schwarz, 3. Glied schmäler als das 2. und kaum doppelt 
so lang, Borste deutlich pubeszent, an der äußersten Basis schwach 
verdickt, Taster ziemlich lang,“ fadenförmig, Rüssel schlank. 
Thorax und Schildchen tiefschwarz, kaum etwas gleißend, ersterer 
ganz vorn schwach graulich bestäubt, so daß man den Anfang 
einer schwarzen Mittelstrieme wahrnimmt, Schulterbeulen und 
Brustseiten etwas graulich bereift, dc 3, ziemlich lang und kräftig, 
a nur ein Paar vor dem Schildchen, die abstehende Grundbehaarung 
fein und zerstreut. Hinterleib länglich, fast walzenförmig, an der 


10. Heft 


94 Prof. P. Stein: 


Basis abstehend behaart, vom Hinterrand des 2. Ringes an ab- 
stehend beborstet, das Hypopyg, dessen 2. Abschnitt durch eine 
Längsfurche geteilt ist, von der Seite gesehen kaum vorragend. 
Der 1. Ring ist ganz schwarz, 2 und 3 tragen je ein Paar großer 
schwarzer Flecke, die so ausgebreitet sind, daß beide Ringe schwarz 
erscheinen und nur die Vorderecken zu beiden Seiten, bei Ring 
2 schmäler, bei Ring 3 etwas breiter die graue Grundfärbung er- 
kennen lassen, während eine schmale graue Mittellinie kaum an- 
gedeutet ist, letzter Ring grau bestäubt mit einem mehr oder 
weniger deutlichen dunklen Mittelfleck. Beine schwarz, Pulvillen 
kaum verlängert; Vorderschienen borstenlos, vielleicht aber die 
Borsten abgebrochen, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten 
mit 2 längeren, innen hinten mit 2 kürzeren und innen mit ebenfalls 
2 Borsten, von denen die obere viel kleiner ist, während die untere 
etwa auf der Mitte stehende eine recht ansehnliche Länge erreicht, 
Mittelschenkel unterseits fast der ganzen Länge nach mit anfangs 
längeren, dann allmählich kürzer werdenden Borsten besetzt, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach mit 
einer Reihe zuerst kürzerer, dann länger werdender Borsten, Hinter- 
schienen außen in der Basalhälfte mit 2—3 kurzen und feinen 
Borstenhaaren, außen abgewandt mit 2 langen und kräftigen, 
innen abgewandt mit 2—3 kürzeren Borsten. Flügel schwärzlich, 
namentlich intensiv an der Basis, mit einem kleinen Randdorn, 
3. und 4. Längsader divergierend, hintere Ouerader wenig schief 
und kaum geschwungen, etwas länger als ihre Entfernung von der 
kleinen, Schüppchen weiß, das untere über die Hälfte vorragend, 
Schwinger gelb. Länge 5,5 mm. 
Ein Männchen aus dem Kaukasus. 


Anm.: Die Art hat große Ähnlichkeit mit L. dispar Fall., ist 
aber sofort durch die große Ausdehnung der Hinterleibsflecke zu 
unterscheiden. Ferner sind die Augen von dispar etwas mehr 
getrennt, der untere Backenrand nicht so dicht beborstet, die 
Backen etwas breiter und die Mittelschienen tragen innen hinten 
nie eine Borste, während sie auch innen nur mit 1 Borste versehen 
sind. 


9. L. uniseta sp. nov. 

Augen durch eine deutliche schwarze Strieme und schmale 
weiße Orbiten so weit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten 
Stelle etwas breiter ist als das 3. Fühlerglied, Stirn und Wangen 
etwas weniger vorragend, als die Breite der Fühler beträgt, Backen 
mindestens Y, der Augenhöhe, Mundrand vorgezogen und schief 
abgeschnitten, Hinterkopf unten gepolstert, 3. Fühlerglied über 
doppelt so lang als das 2., Borste kurz pubeszent, Taster ziemlich 
lang, Rüssel schlank, glänzend schwarz, mit kleinem Endknopf. 
Thorax schwarz, vor der Naht zum Teil graulich bestäubt, so daß 
man hier bei gewisser Betrachtung eine Mittelstrieme und große 
schwarze Seitenflecke wahrnimmt, während der hinter der Naht 


Die Anthomyiden Europas. 95 


befindliche Thoraxteil ziemlich gleichmäßig geschwärzt ist, 
Schulterbeulen und Brustseiten heller grau, de 4. Hinterleib 
länglich eiförmig, aschgrau bestäubt, mit großen paarigen Flecken 
auf Ring 2 und 3, die einander ziemlich nahe gerückt sind und hinten 
fast die Seiten des Hinterleibs erreichen, Hypopyg entwickelt, 
aber im letzten Ring versteckt, Beborstung des Hinterleibs in 
der Basalhälfte mehr anliegend, in der Endhälfte abstehend. 
Beine schwarz, Pulvillen mäßig verlängert; Vorderschienen wohl 
borstenlos, wenn auch das eine Bein des vorliegenden Stückes 
eine kleine Borste trägt, Mittelschienen hinten mit 3, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit einigen Borsten, 
zugekehrt nur an der Basis mit wenigen kurzen Borsten, Hinter- 
schienen außen abgewandt und innen abgewandt mit je 1 Borste. 
Flügel ziemlich deutlich geschwärzt, ohne Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader an der Spitze ganz schwach konvergierend, hintere Ouer- 
ader sehr steil und fast gerade, wenig kürzer als ihre Entfernung 
von der kleinen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gesättigter. 
— Das Weibchen, das ich mit ziemlicher Sicherheit als das zugehörige 
ansehen kann, trotzdem es aus anderer Gegend stammt, ist hell- 
bräunlich gefärbt, hat 3 ziemlich deutlich braune Thoraxstriemen, 
verloschene Hinterleibsflecke, gleicht aber in allen plastischen 
Merkmalen dem Männchen. Länge ca. 6 mm. 

Ich besitze ein Pärchen aus dem nördlichen Schweden, das 
Männchen von Schnabl in Abisko, das Weibchen von Becker in 
Gellivara gefangen. 


10. L. variabilis sp. nov. 

Mir liegen 2 Fliegen in beiden Geschlechtern vor, die in Gestalt, 
Größe und Zeichnung im allgemeinen sehr übereinstimmen und 
nur geringe Verschiedenheiten aufweisen. Ich betrachte sie vor- 
läufig als eine Art, halte aber eine spätere Trennung für nicht 
ausgeschlossen. Die hohen und schmalen Augen sind bei beiden 
durch eine Strieme getrennt, die an der schmalsten Stelle fast 
halb so breit ist wie ein Auge. Während aber bei der einen Fliege 
die silbergrauen Orbiten fast so breit sind wie die schmale Mittel- 
strieme, ist die letztere bei der andern Form breiter und die 
Orbiten im Verhältnis zu ihr viel schmäler, beides an der engsten 
Stelle der Stirn gemessen. Stirn an der Fühlerbasis in sehr 
stumpfem Winkel etwas vorragend, Wangen von gleicher Breite, 
Backen etwa !/, der Augenhöhe, Hinterkopf unten gepolstert, 
Mundrand deutlich vorgezogen und schief abgeschnitten, Fühler 
in der Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand er- 
reichend, 3. Glied reichlich doppelt so lang als das 2., Borste an 
der Basis schwach verdickt, deutlich pubeszent, Taster faden- 
förmig, Rüssel ziemlich dünn und lang, glänzend schwarz, mit 
kleinem Endknopf. Thorax bei der einen Form aschgrau, Schulter- 
beulen und Brustseiten heller, eine vorn schmale, hinter der Naht 
breiter werdende und hier fast den ganzen Raum zwischen den 
Dorsozentralborsten einnehmende Mittelstrieme auf dem an und 


10. Heft 


96 Prof. P. Stein: 


für sich schon dunkleren Grunde ziemlich schwer erkennbar, bei 
reinen Stücken aber deutlich zu sehen, wo dann auch die Anfänge 
von Seitenstriemen auftreten, Schildchen ebenfalls ziemlich dunkel 
aschgrau, dc 4, a zweireihig, aber kurz und fein. Bei der andern Form 
ist die Grundfärbung des Thorax heller aschgrau, so daß eine vorn 
schmale, hinter der Naht breitere braune Mittelstrieme sich recht 
deutlich abhebt. Da das Schildchen gleichfalls heller grau gefärbt 
ist, so bemerkt man oft jederseits einen kleinen bräunlichen Basal- 
fleck. Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen, walzen- 
förmig oder schwach kegelförmig, dunkler oder heller bräunlich 
bestäubt, mit je einem Paar ziemlich scharf begrenzter, rundlich 
dreieckiger, schwarzbrauner Flecke auf Ring 2 und 3 und meist 
der Spur solcher auf Ring 1. Er ist anliegend behaart und nur 
auf Mitte und Hinterrand des letzten Ringes abstehend beborstet, 
Hypopyg wohl entwickelt, aber im letzten Ring versteckt und 
von der Seite gesehen kaum vorragend. Beine schwarz, Pulvillen 
etwas verlängert; Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten 
mit 2, Hinterschienen außen abgewandt und innen abgewandt mit 
je 1 Borste, Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze 
mit einigen Borsten. Flügel schwach gelblichgrau, ohne Rand- 
dorn, 3. und 4. Längsader ganz allmählich und nur wenig diver- 
gierend, bei einigen Stücken am Ende fast parallel, hintere 
Querader sehr steil, unten sogar etwas nach außen gestellt, fast 
gerade, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich, — Das 
Weibchen gleicht bis auf die breite Stirn, den breiteren eiförmigen 
Hinterleib und größere Hinterleibsflecke ganz dem Männchen. 
Da die Weibchen im allgemeinen heller gefärbt sind als die 
Männchen, so ist kaum ein Unterschied zwischen den beiden er- 
wähnten Formen zu bemerken. Länge 4,5—5 mm. 


Ich fing zahlreiche Stücke der dunkleren Form mit breiterer 
Stirnmittelstrieme in Schmiedefeld auf Bergwiesen an Kompo- 
siten und ebenfalls zahlreiche Stücke der anderen Form im Ost- 
seebad Deep auf Rohr. 


Die übrigen Arten. 
11. L. aörea Fall. 


Augen durch eine sehr schmale schwarze Strieme getrennt, 
Fühlerborste fast nackt, Thorax und Schildchen tiefschwarz, 
Schulterbeulen kaum etwas graulich, Hinterleib kurz eiförmig, 
ziemlich hoch gewölbt, von hinten gesehen ziemlich dunkel oliv- 
bräunlich bestäubt, 1. Ring meist ganz schwarz, 2. Ring schwaız, 
eine schmale Mittellinie und die Vorderecken zu beiden Seiten 
bestäubt, 3. Ring ähnlich, aber die Vorderecken zu beiden Seiten 
ausgebreiteter bestäubt, 4. Ring mit großem Mittelfleck. Pulvillen 
der Beine wenig verlängert, Vorderschienen borstenlos, Mittel- 
schienen hinten mit 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt in 
der Endhälfte beborstet, Hinterschienen außen abgewandt der 
ganzen Länge nach mit einer Reihe ziemlich kurzer, schräg ab- 


Die Anthomyiden Europas. 97 


stehender Borsten, unter denen einige längere vorragen, innen 
abgewandt mit 1—2 Borsten. Flügel deutlich geschwärzt, wie 
immer an der Basis kräftiger, fast ohne Randdorn, 3. und 4. 
Längsader divergierend, hintere Querader sehr steil, kaum ge- 
schwungen, Schüppchen schmutzig weiß mit gelblichem Saum, 
Schwinger gesättigt gelb, oft sehr verdunkelt. Länge 5 mm. 
Ich habe die Art auf Rügen, Usedom und Bornholm in beiden 
Geschlechtern gefangen, besitze sie noch aus Sonderburg und sehr 
zahlreich aus Dorpat und kenne sie noch aus Lappland. Das 
Weibchen ist durch den glänzendschwarzen Einschnitt der Stirn- 
mittelstrieme leichter zu erkennen als das Männchen. 


12. L. aestuum Villen. (Untergattung Villeneuvia Schnab!). 

An der breiten Stirn, den ziemlich breiten beborsteten Backen, 
den kurzen Fühlern, der ebenfalls kurzen, nackten und senkrecht 
vorgestreckten Fühlerborste und anderen Merkmalen leicht zu er- 
kennen. Ich besitze eine Anzahl Stücke, die Villeneuve im August 
1902 in Blankenberghe gesammelt hat. 

13. L. caliginosa nom. nov. pro odacula Strobl nec Zett. 

Ist eine kleine, nur 3 mm lange Art mit nur wenig getrennten 
Augen, schwarzem Thorax und schwarzen Schwingern. Von der 
weiter unten folgenden denigrata Meig., mit der sie im allgemeinen 
große Ähnlichkeit hat und auch im Besitz von 3 dc übereinstimmt, 
unterscheidet sie sich durch die viel geringere Größe, die fast 
nackte Fühlerborste und dadurch, daß die Hinterschienen außen 
abgewandt nur 1 Borste auf der Mitte tragen. Meine Stücke 
stammen aus Steiermark, vom Mt. Cenis und Großglockner. 


Anm.: Die Zetterstedtsche odacula ist, wie aus der Beschrei- 
bung mit Sicherheit hervorgeht, mit Allognota agromyzina Fall. 
identisch, weshalb der Stroblsche Name für die obige Art geändert 
werden mußte. 


14. L. carbonella Zett. 

Nach reiflicher Überlegung kann ich diese Art nur für eine 
kleine Form von denigrata Meig. halten, mit der sie in allen Merk- 
malen übereinstimmt. Auch Strobl hat sie bereits für eine solche 
erklärt. 

15. L. compuncta Wied. 

In der Auffassung dieser Art bin ich Zetterstedt gefolgt, mit 
dessen Stücken die meinigen völlig übereinstimmen. Ob dieselbe 
aber richtig ist, geht aus der Wiedemannschen Beschreibung nicht 
hervor und wird sich auch mit Sicherheit nie feststellen lassen. 
In der Winthemschen Sammlung steckt unter dem Namen com- 
Duncta außer einer anderen Limnophoraart, über die ich mir 
keine weitere Bemerkung gemacht habe, noch Mydaea quadrima- 
culata Fall. Die Zetterstedtsche Art sei durch folgende Angaben 
gekennzeichnet. Augen durch eine ziemlich breite schwarze Strieme 
und sehr schmale Orbiten getrennt, so daß die Stirn an der 
schmalsten Stelle reichlich doppelt so breit ist als das 3. Fühler- 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 10, 7 10. Heft 


98 Prof. P. Stein: 


glied, dieses letztere auffallend schmäler als das 2., den unteren 
Augenrand nicht erreichend, Borste nackt. Thorax und Schildchen 
tiefschwarz, stumpf, de 4. Hinterleib länglich eiförmig, dicht 
bräunlichgrau bestäubt, mit einem Paar großer trapezförmiger 
schwarzer Flecke auf Ring 2 und einem Paar etwas kleinerer auf 
Ring 3. Beine schwarz, Pulvillen ziemlich stark verlängert ; Vorder- 
schienen mit 1 Borste, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen 
hinten mit 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe 
kräftiger, zugekehrt mit einer Reihe feiner Borsten, Hinterschienen 
außen abgewandt mit 3—5, innen abgewandt mit 2—3 meist in 
der Endhälfte stehenden Borsten. Sämtliche Borsten sind lang 
und kräftig. Flügel stark gelb angeräuchert, ohne Randdorn, 
3. und 4. Längsader divergierend, hintere Querader etwas schief 
und wenig geschwungen, Schüppchen gelblich, Schwinger ge- 
sättigt gelb. Länge 8—8,5 mm. 

Ich habe die Art nur einmal in Thiessow auf Rügen in größerer 
Menge an Rohr gesammelt und sie sonst in keiner Sammlung weiter 
gefunden. Schon ihre Größe unterscheidet sie von den meisten 
anderen Arten, macht aber andererseits ihr Zusammenfallen mit 
der Wiedemannschen zweifelhaft, da der Autor seiner Art nur 
eine Länge von 21, Lin. zuschreibt. 

16. L. contractifrons Zett. 

Augen durch eine sehr schmale schwarze Strieme und silber- 
graue Orbiten nur wenig getrennt, bisweilen mit den Orbiten fast 
zusammenstoßend, Stirn im Profil an der Fühlerbasis in stumpfem 
Winkel etwas vorragend, nach unten sich schnell verschmälernd, 
so daß die Wangen schließlich ganz verschwinden, Backen schmal, 
Hinterkopf unten wenig gepolstert, Fühler in der Augenmitte ein- 
gelenkt, den unteren Augenrand meist nicht ganz erreichend, 
Borste pubeszent, Rüssel mäßig lang und dick. Thorax aschgrau, 
meist ungestriemt, bisweilen mit undeutlicher, dunkler grauer 
Mittelstrieme, dc 3. Besonders kennzeichnend ist der walzen- 
förmige Hinterleib, der meist seitlich schwach zusammengedrückt 
ist und vom Grunde bis zur Spitze gleich hoch ist. Er ist dicht 
und ziemlich hell aschgrau bestäubt und läßt nebst undeutlichen 
Flecken auf dem 1. Ring ein Paar dreieckiger, die ganze Länge 
des Ringes einnehmender Flecke auf Ring 2 und ein Paar kleinerer, 
mehr rundlicher und dem Hinterrand anliegender Flecke auf Ring 3 
ziemlich scharf begrenzt erkennen, während der letzte Ring einen 
kaum merklichen Mittelfleck trägt. Das Hypopyg ist wohl ent- 
wickelt und ragt mit beiden übereinanderliegenden Abschnitten 
zur knappen Hälfte aus dem letzten Ring hervor. Vom Hinterrand 
des 2. Ringes an ist der Hinterleib in zunehmender Länge ab- 
stehend beborstet. Beine mit etwas verlängerten Pulvillen, Vorder- 
schienen mit deutlicher feiner Borste, Mittelschienen außen vorn 
mit 1, außen hinten mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt fast der ganzen Länge nach mit einer Reihe von Borsten, 
zugekehrt etwa vom Grunde bis zur Mitte etwas schwächer be- 


Die Anthomyiden Europas. 99 


borstet, Hinterschienen außen abgewandt mit 2 längeren, innen 
abgewandt mit 1—2 kürzeren Borsten. Flügel gelblichgrau, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader ziemlich stark divergierend, 
hintere Querader steil und schwach geschwungen, Schüppchen 
weißlich mit gelblichem Saum, Schwinger gelblich. Länge meist 
5—5,5 mm, doch kommen auch erheblich kleinere Stücke vor. 

In großer Menge habe ich diese Art in Kissingen gefangen, 
wo sie sich auf Fichtennadeln und Blättern umhertrieb; sonst 
sammelte ich sie noch in Genthin, Treptow, auf Usedom und kenne 
sie noch aus Dorpat, Schweden und Lappland. 

Anm.: Die nordischen Stücke sind oft auffallend schwarz, 
auch die Flügel schwärzlich, stimmen aber in allen sonstigen Merk- 
malen mit der beschriebenen Form überein, so daß ich keine be- 
sondere Art darin erkennen kann. 


17. L. denigrata Meig. 

An der deutlich behaarten Fühlerborste, dem einfarbig 
schwarzen Thorax, den geschwärzten Flügeln und den schwarzen 
Schwingern leicht zu erkennen. Sie scheint weit verbreitet zu 
sein. Ich habe sie häufig in Genthin und Kissingen gefangen, nicht 
selten in Treptow, Potsdam und Böhmen, und kenne sie aus Tirol, 
Schweden und der Dauphine. 


18. L. depressiuscula Zett. 

Augen namentlich bei frischen Stücken recht deutlich behaart, 
durch eine schwarze Strieme und linienartige graue Orbiten so 
breit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten Stelle etwas breiter 
ist als das 3. Fühlerglied, Stirn und Wangen etwas vorragend, 
Backen noch etwas breiter, Fühlerborste pubeszent, Thorax schwarz, 
ganz vorn schwach graulich mit dem Anfang einer nicht sehr 
deutlichen Mittelstrieme, die aus 3 linienartigen zusammengeflossen 
ist, de 4. Hinterleib ziemlich breit eiförmig, flach gedrückt, auf 
dem Rücken schwach gewölbt, ziemlich dunkelbräunlich bestäubt, 
1. Ring bis auf eine schmale Mittellinie ganz schwarz, 2. Ring mit 
einem Paar Flecken, die so groß sind, daß nur eine Mittellinie und 
‘ die Vorderränder zu beiden Seiten frei bleiben, 3. Ring mit einem 
Paar fast rechteckiger Flecke, 4. mit zwei Längsstriemen, die zu- 
weilen zusammenfließen. Hypopyg nicht entwickelt, so daß der 
Hinterleib an der Spitze ziemlich flach ist. Pulvillen deutlich ver- 
längert, Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen außen vorn mit 
1, außen hinten mit 2 Borsten, Hinterschienen außen abgewandt 
und innen abgewandt mit je 2—3 Borsten. Flügel deutlich ge- 
bräunt, fast ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader stark divergie- 
rend, hintere Querader steil undschwach geschwungen, Schüppchen 
gelblich, Schwinger dunkelgelb. Länge 6—6,5 mm. 

Ich besitze nur Stücke aus dem mittleren Schweden und 
Lappland. 


19. L. debressula Zett. 
Kopf ungefähr wie bei contractifrons, Fühlerborste aber deut- 


.* 10. Heft 


100 Prof. P. Stein: 


lich pubeszent, fast kurzhaarig. Thorax ‘'schwarzgrau, stumpf, 
Schulterbeulen heller grau, dc 3, Hinterleib kegelförmig, aschgrau 
bestäubt, paarige dreieckige Flecke auf Ring 2 und 3 fast gleich- 
groß und durch eine schmale Linie getrennt, nicht so scharf be- 
grenzt wie bei contractifrons. Hypopyg weniger vorragend als bei 
dieser Art. Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen nur hinten 
mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits zugekehrt nackt, ab- 
gewandt von der Mitte bis zur Spitze beborstet, Hinterschienen 
außen abgewandt mit 2 längeren, innen abgewandt mit 2 kurzen 
Borsten. Flügel graulich getrübt, ohne Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader allmählich divergierend, hintere Querader steil und schwach 
geschwungen, so lang wie ihre Entfernung von der kleinen, während 
sie bei contractifrons entschieden kürzer ist, Schüppchen weiß, 
Schwinger gelblich. Länge ca. 4 mm. 


Ich besitze zahlreiche Stücke aus Dorpat, von Sintenis ge- 
sammelt, und kenne die Art nur noch aus Schweden. 


20. L. disbar Fall. 


Diese von Schiner und anderen Autoren verkannte Art ist 
an der deutlich, wenn auch kurz behaarten Fühlerborste, der 
kräftigen und langen Borste auf der Innenseite der Mittelschienen 
und den geschwärzten Flügeln leicht von allen ähnlichen Arten zu 
unterscheiden. 


Sie ist wie denigrata weit verbreitet und von mir in Genthin, 
Treptow, Schmiedefeld, Essen, Eger und anderen Orten Böhmens 
und Bornholm gefangen worden; ich kenne sie ferner aus Tirol, 
vom Mt. Cenis, Dorpat, Schweden und der Dauphine. 


21. L. exsurda Pand. 


Sie gehört in die Verwandtschaft der oben beschriebenen 
variabilis, mit der sie den Kopfbau, den schlanken, glänzend- 
schwarzen Rüssel, den Bau des Hinterleibs, die dürftige Be- 
borstung der Schienen, den Verlauf der Flügeladern gemein hat. 
Die Augen sind durch eine schwarze Strieme und äußerst schmale 
Orbiten etwas breiter getrennt, als das 3. Fühlerglied breit ist. 
Borste bei starker Vergrößerung pubeszent. Thorax bläulich asch- 
grau bestäubt mit 3 breiten, dunkler grauen, aber nicht scharf 
begrenzten Striemen, dc 4, a zweireihig, aber kurz und ziemlich 
fein. Hinterleib schwach kegelförmig, grünlich aschgrau bestäubt, 
mit je einem Paar ziemlich großer dreieckiger, die ganze Länge 
der Ringe einnehmender, schwarzgrauer Flecke auf Ring 2 und 3 
und meist einer bräunlichen Mittelstrieme auf Ring 4. Pulvillen 
ziemlich kurz, Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten 
mit 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt wie zugekehrt mit 
einer ziemlich dichten Reihe mäßig langer Borsten, von denen 
jene stärker, diese feiner sind. Flügel schwach graulich, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader ganz allmählich, aber kaum di- 
vergierend, zuweilen schwach konvergierend, hintere Querader 


Die Anthomyiden Europas. 101 


sehr steil, schwach geschwungen, Schüppchen fast weiß, Schwinger 
gelblich. 

Meine Stücke stammen aus Italien, Beirut und Damaskus, 
auch kenne ich sie vom Mt. Cenis. 


29. L. exuta Kow. (Melanochelia). ' 

Außer durch die hoch eingelenkten abstehenden Fühler sind 
die Arten der Untergattung Melanochelia auch noch durch die 
Form der Hinterleibsflecke von den meisten Limnophoraarten zu 
unterscheiden. Dieselben bilden nämlich breite, in der Mitte 
schmal unterbrochene Hinterrandsbinden, die vorn an den vorher- 
gehenden Ring stoßen und sich hinten bis auf die Seiten des Hinter- 
leibes erstrecken. Die Unterschiede zwischen exuta und der ge- 
meineren ridarta Fall. sind aus der Bestimmungstabelle zu ersehen. 

Ich habe einige Stücke in Essen und Kissingen gefangen und 
besitze die Art noch aus Mödling bei Wien, Zernesti in Ungarn und 
dem Kaukasus. Auch aus der Umgegend von Budapest kenne 
ich sie. 

23. L. fumipennis Zett. 

Augen nicht sehr hoch, fast halbkugelig, an der schmalsten 
Stelle der Stirn so genähert, daß die Orbiten sich fast berühren, 
Stirn und Wangen nur wenig vorragend, Backen etwas breiter, 
Mundrand nicht vorgezogen, 3. Fühlerglied kaum doppelt so lang 
als das 2., den unteren Augenrand nicht ganz erreichend, Borste 
kaum pubeszent. Thorax und Schildchen schwarz, stumpf, 
Schulterbeulen graulich, dc 3, st 1, 1, eine zweite untere kaum 
von den anderen Haaren zu unterscheiden. Hinterleib stumpf 
kegelförmig, bräunlichgrau bestäubt, ein Paar großer trapez- 
förmiger bis quadratischer, einander genäherter Flecke auf Ring 2 
und 2, kleinere auf Ring 3, die aber auch die ganze Länge des 
Ringes einnehmen, braungrau, zwar deutlich, aber mit verwaschenen 
Rändern, letzter Ring meist ungefleckt, Hypopyg wohl entwickelt, 
aber im letzten Ring versteckt und von der Seite gesehen nur wenig 
vorragend. Der ganze Hinterleib ist anfangs kürzer, dann länger 
abstehend beborstet. Pulvillen der Beine mäßig lang, Vorder- 
schienen borstenlos, Mittelschienen mit 2 kleinen Borsten auf der 
Hinterseite, Hinterschenkel unterseits abgewandt nur mit 2—3 
Borsten vor der Spitze, zugekehrt mit mehreren längeren Borsten 
in der Basalhälfte, Hinterschienen außen abgewandt mit 1—2, 
innen abgewandt mit meist 1 kürzeren Borste. Flügel im Leben 
deutlich geschwärzt, wovon im Tode nicht mehr viel zu sehen ist, 
ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader divergierend, hintere Quer- 
ader steil und gerade, etwa so lang als ihre Entfernung von der 
kleinen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger dunkelgelb. Länge 
4,5 mm. 

Ich fing die Art in Genthin, Treptow, häufig bei Crossen, auf 
Usedom und. Rügen, zum Teil in der Nähe des Wassers auf Rohr, 
zum Teil aber auch weit ab von jedem Gewässer. 


10. Heft 


102 Prof. P. Stein: 


24. L. grandis Stein 

Eine der größten Arten und dadurch zusammen mit den in 
der Tabelle angegebenen Merkmalen leicht zu erkennen. Die genaue 
Beschreibung nebst Fundorten habe ich im Arch. Nat. A. 8, 47,5 
(1914) gegeben. 


95. L. Kuntzei Schnabl 

Augen nicht sehr hoch, durch eine schwarze Strieme und ganz 
schmale silbergraue Orbiten so breit getrennt, daß die Stirn an 
der schmalsten Stelle gut so breit ist wie das 3. Fühlerglied, während 
sie nach dem Scheitel zu sich nur wenig verbreitert. Die Fronto- 
orbitalborsten sind ziemlich lang und dicht und verlaufen bis zum 
Ozellendreieck in gleicher Länge, während sie bei der ziemlich 
ähnlichen glauca schon anfangs ziemlich kurz sind und dann all- 
mählich noch viel kürzer werden. Stirn im Profil an der Fühler- 
basis in stumpfer Ecke, aber deutlich etwas vorragend, Wangen 
schmäler, Backen etwa doppelt so breit als die Stirn an der schmal- 
sten Stelle. Fühler den unteren Augenrand nicht ganz erreichend, 
3. Glied schmäler als das 2., Borste haarförmig, an der Wurzel 
schwach verdickt, kurz pubeszent, Taster und Rüssel von gewöhn- 
licher Bildung. Thorax und Schildchen ziemlich hell aschgrau mit 
bläulichem Anflug, ersterer vor der Naht meist mit einer vorn 
schmäleren Mittelstrieme, dc 4. Hinterleib länglich, etwas flach 
gedrückt und auf dem Rücken schwach gewölbt, aschgrau be- 
stäubt, selten mit einem Stich ins Bläuliche, Ring 2 und 3 mit 
je einem Paar trapezförmiger, oft fast rechteckiger, die ganze 
Länge der Ringe einnehmender, genäherter Flecke, letzter Ring 
meist mit bräunlicher Mittelstrieme. Die Beborstung ist zum 
großen Teil halb anliegend, der letzte Ring abstehend beborstet, 
Hypopyg wenig entwickelt, so daß der Hinterleib am Ende ziem- 
lich flach gedrückt ist. Pulvillen deutlich, wenn auch nicht stark 
verlängert, Vorderschienen bisweilen mit feiner Borste, in der 
Regel aber wohl borstenlos, Mittelschenkel unterseits im Gegensatz 
zu glauca von der Basis bis über die Mitte mit Borsten, Mittel- 
schienen hinten mit 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt in 
der Endhälfte, zugekehrt an der Basis beborstet, dort länger, hier 
kürzer, Hinterschienen außen abgewandt und innen abgewandt 
mit je 2 Borsten. Flügel graulich, ohne Randdorn, die 1. Kostal- 
zelle deutlich bräunlich, 3. und 4. Längsader divergierend, hintere 
Querader steil und gerade, so lang wie ihre Entfernung von der 
kleinen, Schüppchen weißlich, Schwinger gelb. Länge 5,5 mm. 

Ich besitze Stücke, die Kuntze in Gastein gefangen hat, ein 
von Strobl als Zrianguligera bezeichnetes Männchen aus Steiermark 
und einige Exemplare aus verschiedenen Gegenden Italiens. 


26. L. leucogaster Zett. 

Diese, durch die dicht silberweiße Bestäubung des Hinterleibs 
auffallende Art scheint nur dem Norden anzugehören. Ich besitze 
ein von Palmen gefangenes Stück mit der Ortsangabe Aland und 


Die Anthomyiden Europas. 103 


ein anderes von Frey in Birkkala gesammelt. Beide Orte finde ich 
nicht auf der Karte. 


27. L. litorea Fall. 

In der Stockholmer Sammlung finden sich unter diesem Namen 
verschiedene Arten. Ich folge in meiner Auffassung der Art Zetter- 
stedt, der bei seiner Beschreibung Originalstücke Fallens vor sich 
gehabt hat. Die Augen sind durch eine verhältnismäßig breite 
schwarze Strieme und schmale, aber keineswegs linienartige, silber- 
weiße Orbiten so breit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten 
Stelle doppelt so breit ist wie das 3. Fühlerglied. Stirn und die 
schwach gekielten Wangen etwas vorragend, Backen etwa Y, der 
Augenhöhe, Mundrand nur schwach vorgezogen, vorn mit keinen 
aufwärts gerichteten Borsten besetzt. Fühler den unteren Augen- 
rand erreichend, 3. Glied gut doppelt so lang als das etwas breitere 2. 
Borste recht deutlich kurzhaarig, ein besonders die Art kenn- 
zeichnendes Merkmal. Thorax und Schildchen aschgrau, ersterer 
vor der Naht heller grau bestäubt, so daß man hier eine ziemlich 
deutliche bräunliche Mittelstrieme und undeutlichere graue Seiten- 
flecken bemerkt, Schulterbeulen und Brustseiten gleichfalls heller 
bestäubt, dc. 3. Hinterleib kegelförmig mit deutlich halbkugel- 
förmig vorragendem Hypopyg; er ist ziemlich hell aschgrau be- 
stäubt und zeigt auf den 3 ersten Ringen recht deutliche Flecken- 
paare, von denen die des 2. Rings wie gewöhnlich am größten sind, 
während die des 1. Ringes eine verschiedene Größe besitzen, die 
sämtlich eine abgerundet trapezförmige Gestalt haben. Bisweilen 
zeigt sich zwischen den Flecken die Spur einer feinen Mittellinie. 
Der letzte Ring trägt eine blassere Mittelstrieme, die zuweilen in 
2 Flecke aufgelöst ist. In der Endhälfte ist der Hinterleib ab- 
stehend beborstet. Pulvillen etwas verlängert, Vorderschienen 
borstenlos, Mittelschienen außen vorn mit einer kleineren, außen 
hinten mit 2 längeren Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
nur vor der Spitze mit 3 längeren Borsten, zugekehrt nackt, Hinter- 
schienen außen abgewandt mit 2, innen abgewandt mit 2—3 Borsten 
Flügel gelbgrau, mit meist deutlichem Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader allmählich divergierend, hintere Querader steil und gerade, 
so lang wie ihre Entfernung von der kleinen, Schüppchen weißlich, 
Schwinger gelb. Länge 5—6 mm. 

In größerer Anzahl habe ich die Art bisher nur in Eger in 
Böhmen in der Nähe des Wassers gefunden und kenne sie noch 
aus Dorpat und dem nördlichen Schweden. 


28. L. maculosa Meig. 

Die Art ist vielfach verkannt worden und läßt sich doch an 
einigen Merkmalen ziemlich leicht erkennen. Sie hat mit der 
vorigen rechte Ähnlichkeit, hat auch wie diese eine ziemlich breite 
Stirn, deren Orbiten aber im Verhältnis zur Mittelstrieme etwas 
breiter sind. Der Mundrand ist deutlich vorgezogen, so daß er 
etwas weiter vorsteht als die Stirn, die Borste ist nur pubeszent 


10. Heft 


104 Prof. P. Stein: 


und der Rüssel schlank und glänzend schwarz, durch welche Merk- 
male die Art sich als Verwandte von exsurda, variabilis u. a. zu 
erkennen gibt. Der Thorax ist ziemlich hell aschgrau und zeigt 
vor der Naht eine schmale bräunliche Mittelstrieme, die meist 
ganz vorn von 2 feinen grauen Linien eingefaßt ist, und jederseits 
einen grauen Seitenfleck, der mit der inneren Grenze die Dorso- 
zentralborsten berührt. Hinter der Naht verbreitert sich die Mittel- 
strieme, füllt meist den Raum zwischen den Dorsozentralborsten 
aus, ja überschreitet dieselben noch etwas und setzt sich dann in 
der Mitte hinten bis zum Schildchen fort; dieses selbst ist wie 
der Thorax gefärbt und trägt jederseits einen braunen Basalfleck. 
Hinterleib stumpf kegelförmig, hell bräunlichgrau bestäubt, mit 
je einem Paar ziemlich großer und scharf begrenzter rechtwinklig 
dreieckiger Flecke auf Ring 2 und 3, sehr verloschener auf Ring 1, 
während der letzte Ring meist ungefleckt ist und nur selten eine 
schwache Rückenstrieme trägt. Das Hypopyg ist wie bei litorea 
entwickelt. Die Beine sind einfacher beborstet, indem die Mittel- 
schienen nur hinten 2 und die Hinterschienen außen abgewandt 
und innen abgewandt nur je 1 Borste tragen. Die Flügel sind 
weniger graulich, haben kaum einen Randdorn, und die 3. und 
4. Längsader divergieren weniger, ja sind zuweilen fast parallel. 

Die Art scheint im allgemeinen selten zu sein. Ich habe sie 
nur vereinzelt in Genthin, Kissingen und Bornholm gefangen und 
besitze sie noch aus Alassio und anderen Orten Italiens, aus Steier- 
mark durch Strobl, der sie für surda Zett. gehalten hat und von 
Pandell& aus den Hautes Pyren&es; auch aus Stolp i. P. habe ich 
sie gesehen. 


29. L. marginalis Fall. 

Diese reizende Art ist an den ziemlich breiten silberweißen, sich 
fast berührenden Orbiten, den breiten Backen, dem im Grunde 
weißgrauen Thorax und davon sich scharf abhebenden, schwarz- 
braunen Schildchen und den schwach, aber deutlich gesäumten 
Flügelqueradern so leicht kenntlich, daß ich auf eine ausführliche 
Beschreibung verzichten kann. 

Ich besitze ein Männchen aus Enontekis in Lappland und ver- 
danke mehrere Stücke beiderlei Geschlechts der Liebenswürdigkeit 
des Herrn Kramer, der die Art in Uhyst in der Lausitz mit Para- 
gusia elegantula zusammen am sandigen Ufer eines Teiches fing. 


30. L. maritima v. Röd. 

Durch die breite Stirn, die bis auf eine sehr schmale schwarze 
Mittelstrieme ganz von den sehr breiten, silberweißen Orbiten ein- 
genommen wird, den vorgezogenen Mundrand, die weißgraue 
Körperfärbung und die deutlich konvergierenden 3. und 4. Längs- 
adern leicht von allen Arten zu unterscheiden und nur mit virgo 
Villen. zu verwechseln, weshalb man die in der Tabelle angegebenen 
Unterschiede beachte. 

Ich ‘besitze Stücke durch Schnuse aus Borkum und. durch 


Die Anthomyiden Europas. 105 


Villeneuve aus Palavas an der südfranzösischen Küste und kenne 
sie noch aus Triest und aus Walton und Studland an der eng- 
lischen Küste. 


31. L. nigribes R. D. 

Unter den Arten mit sehr breiter Stirn mit Hilfe der Tabelle 
leicht aufzufinden. Sie gleicht der ZL. triangula Fall. zum Ver- 
wechseln und unterscheidet sich außer der dort angegebenen Zahl 
der Dorsozentralborsten noch dadurch von ihr, daß die Mittel- 
schienen hinten 2 Borsten tragen und die 3. und 4. Flügellängsader 
ganz schwach divergieren oder höchstens nahezu parallel sind, 
während bei Z/riangula die Mittelschienen auf der Hinterseite nur 
1 Borste tragen und die 3. und 4. Längsader deutlich etwas kon- 
vergieren. Die Männchen beider Arten erreichen höchstens eine 
Länge von 3,5 mm, während die Weibchen auffallend länger und 
breiter sind. 


Ich habe die Art ziemlich häufig und auch wiederholt in copula 
in Genthin gefangen und auch in Treptow und auf Bornholm. 


Anm.: Ob die Robineausche Art mit dieser identisch ist, läßt 
sich natürlich nicht entscheiden und ist wahrscheinlich zweifelhaft. 
Ich habe den Namen gewählt, um eine Neubenennung zu vermeiden, 
und weil nichts in der Originalbeschreibung gegen ein Zusammen- 
fallen beider Arten spricht. ’ 


32. L. nigriventris Zett. 


Die Art gehört nebst aerea Fall. zu den wenigen, die leichter 
im weiblichen Geschlecht zu bestimmen sind als im männlichen. 
Bei beiden ist der Ausschnitt der Stirnmittelstrieme glänzend 
schwarz, bei nigriventris der Hinterleib ebenfalls fast glänzend 
schwarz und die Oueradern deutlich gesäumt. Das Männchen hat 
dagegen viel Ähnlichkeit mit anderen Arten, ohne hervorragend 
kennzeichnende Merkmale zu besitzen. Ich habe die Stockholmer 
Type in der Wien. ent. Zeitg. XXI, 37 (1902) genau beschrieben 
und verweise darauf. Im übrigen wird die Art nach der Bestim- 
mungstabelle mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen sein. Ich 
beschränke mich darauf, einige Merkmale zu wiederholen, die ich 
für besonders wichtig halte. Stirn und Wangen ragen im Profil 
nur in feiner Linie vor, Fühlerborste kurz pubeszent, Thorax 
schwarz, Schulterbeulen und Brustseiten grau bestäubt, der An- 
fang einer Mittelstrieme wenig deutlich, Hinterleib schwarz, etwas 
glänzend und so schwach bräunlich bestäubt, daß die großen 
paarigen, auf dem 2. Ring fast zusammenfließenden Flecke sich nur 
sehr schwach abheben, Flügel deutlich gebräunt mit Randdorn, 
3. und 4. Längsader stark divergierend, beide Queradern schwach 
gesäumt, aber wegen der Bräunung der Flügel kaum zu bemerken, 
Schüppchen gelblich, Schwinger schmutziggelb. Die Mittelschienen 
tragen außen vorn 1, außen hinten 2 Borsten. 

Ich besitze mehrere Pärchen, die Becker in Gellivara sammelte 


10. Heft 


106 Prof. P. Stein: 


33. L. notata Fall. 

Diese überall verbreitete und wenn auch nicht gemeine, doch 
nirgends seltene Art ist an der schwarzen Querbinde hinter der 
Thoraxnaht leicht zu erkennen. Die Unterschiede von der sehr 
ähnlichen obsignata Rond. sind in der Tabelle auseinandergesetzt. 


34. L. nubta Zett. 

Das Hauptmerkmal dieser Art, die ich früher für sororcula Zett. 
gehalten habe, ist schon in der Bestimmungstabelle angegeben, 
nämlich die auffallende, bräunliche, tomentartige Bestäubung des 
im übrigen schwarzen Thorax vor dem Schildchen, die auch 
Zetterstedt bei Beschreibung seiner Art erwähnt, wenn er sagt: 
thorax postice (ante scutellum) maculis 2 griseis. Die Augen 
nehmen bei dieser Art fast den ganzen Kopf ein, da Stirn und 
Wangen im Profil fast gar nicht vorragen und die Backen auch nur 
mäßig breit sind, und sind nur durch eine ganz feine schwarze 
Strieme und ebenso schmale weiße Orbiten getrennt. Die Fühler 
sind in der Augenmitte eingelenkt, erreichen aber den unteren 
Augenrand nicht, 3. Glied höchstens doppelt so lang als das 2., 
Borste deutlich pubeszent. Thorax tiefschwarz, etwas gleißend, 
Schulterbeulen und Brustseiten aschgrau, der hintere Teil des 
Thorax ziemlich dicht bräunlich bestäubt, auch die äußerste Spitze 
des schwarzen Schildchens ein wenig grau, dc 4. Hinterleib läng- 
lich eiförmig, kaum länger als Thorax und Schildchen zusammen, 
auf dem Rücken ziemlich stark gewölbt, von hinten gesehen dicht 
hellbräunlich bestäubt, 1. Ring fast ganz schwarz, 2. mit einem 
Paar größerer dreieckiger Flecke, 3. mit einem Paar ebensolcher 
aber kleinerer, sämtlich ziemlich scharf begrenzt. Pulvillen etwas 
verlängert, Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen hinten mit 2, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit 3—4 
längeren Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen ab- 
gewandt mit 2, innen abgewandt mit 1 Borste. Flügel schwach 
bräunlichgelb, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader ziemlich stark 
divergierend, hintere Querader steil und schwach geschwungen, 
Schüppchen gelblich, Schwinger gesättigter. Länge ca. 5 mm. 

Ich habe die Art vereinzelt in Genthin, Treptow und Kissingen 
gefangen und besitze sie zahlreich durch Sintenis aus Dorpat. Auch 
aus Stolp i. P. kenne ich sie. 


35. L. obsignata Rond. 

Sie ist, wie schon erwähnt, notata Fall sehr ähnlich und nament- 
lich im männlichen Geschlecht schwer zu unterscheiden. Das 
Weibchen hat eine vollständige Querbinde hinter der Naht, während 
dieselbe beim Weibchen von notata in Flecke aufgelöst ist. Die Art 
kommt nur im südlichen Europa vor, scheint aber in einem großen 
Teil Afrikas nicht selten zu sein. 

36. L. orbitalis Stein 

Durch den vorgezogenen Mundrand, den gepolsterten Hinter- 

kopf, den schlanken, glänzend schwarzen Rüssel und andere Merk- 


Die Anthomyiden Europas. 107 


male sofort als Verwandte der maculosa Meig., exsurda Pand. 
und anderer zu erkennen. Die Augen sind durch silberweiße 
Orbiten, die an der schmalsten Stelle nahezu so breit sind wie 
das 3. Fühlerglied, und eine etwas schmälere schwarze Mittelstrieme 
recht deutlich getrennt, Frontoorbitalborsten mäßig lang, locker 
und nach dem Scheitel zu allmählich noch kürzer werdend, Stirn 
und Wangen im Profil wenig vorragend, Backen etwa so breit 
wie die Stirn an der schmalsten Stelle, Fühler den untern Augen- 
rand nicht ganz erreichend, Borste fast nackt. Thorax und 
Schildchen bläulich aschgrau, Schulterbeulen und Brustseiten 
fast weißlich, der Anfang einer feinen bräunlichen Mittelstrieme 
zuweilen vorhanden, immer aber die Spur von 2 grauen Linien 
am Vorderrand des Thorax, die innerhalb der Dorsozentralborsten 
liegen, dc 4, a sehr kurz und sehr fein, zweireihig, im übrigen der 
Thorax fast nackt. Hinterleib abgestumpft kegelförmig, Hypopyg 
im letzten Ring versteckt. Von hinten gesehen ist er hellgrau 
gefärbt und zeigt auf Ring 2 und 3 je ein Paar scharf begrenzter, 
rechtwinklig dreieckiger Flecke, die durch eine schmale Strieme 
getrennt sind und deren nach außen liegende Hypotenuse wie 
gewöhnlich etwas abgerundet ist, letzter Ring mit einer schmalen 
bräunlichen Mittelstrieme. Beine schwarz mit grau bestäubten 
Schenkeln, Pulvillen ziemlich kurz, Vorderschienen borstenlos, 
Mittelschienen hinten mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt vor der Spitze mit wenigen Borsten, zugekehrt nackt, 
Hinterschienen außen abgewandt und innen abgewandt mit je 
1 Borste. Flügel fast glashell, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader 
ziemlich parallel, hintere Ouerader steil und schwach geschwungen, 
Schüppchen weiß, Schwinger gelblich. Länge 5,5 mm. 

Die von mir beschriebene Type stammt aus Innerasien, ich 
besitze die Art aus Krain und dem Kaukasus und kenne sie aus 
Stolp, wo sie Herr Mittelschullehrer Karl fing. 


37. L. pollinifrons nom. nov. pro Pacifica Schin. nec Meig. 

Die Type der Meigenschen 2acifica findet sich nicht mehr 
in Paris, die Beschreibung läßt vermuten, daß Meigen das Weibchen 
der Zriangula Fall. vor sich gehabt hat, deren Männchen er für 
das Weibchen von nupta Zett. gehalten hat. Die Schinersche 
pacifica, die Rondanische Zriangula und die Pandellesche albifrons 
sind dasselbe, und zwar eine Art, die sich durch die von vorn 
gesehen dicht weißlich bestäubte Stirnstrieme leicht von anderen 
unterscheidet. Da triangula Fall. und albifrons Zett. andere Arten 
sind, so darf keiner der erwähnten Namen beibehalten werden; 
ich habe den obigen gewählt, der die Bestäubung der Stirn zum 
Ausdruck bringt. Eine ausführliche Beschreibung erscheint mir 
überflüssig, da das 2. Merkmal, das vollständige Verschwinden der 
Orbiten nach dem Scheitel zu, mit dem genannten zusammen die 
Art sicher erkennen läßt. 

Die Art scheint die Nähe der Flüsse oder des Meeres zu lieben. 
Ich habe sie in Wittenberg an den Ufern der Elbe, in Deep an der 


10. Heft 


108 Prof. P. Stein: 


Regamündung und in Genthin in der Nähe des Kanals gefangen, 
besitze sie aus Rügenwalde und der Umgegend Wiens und kenne 
sie noch aus Stolp und Ungarn. 


38. L. (Brontaea) polystigma Meig. 

An dem Aufgebogensein der 4. Längsader ist diese Art sofort 
von allen übrigen Limnopdhoraarten zu unterscheiden. Die Augen 
stoßen eng zusammen, die Fühlerborste ist nackt, der Thorax ist 
ziemlich hell aschgrau und trägt vor der Naht zwei ziemlich große 
schwarze Längsflecke, die über die Dorsozentralborsten laufen, 
sich hinter der Naht noch mehr verbreitern, hier fast aneinander- 
stoßen und nach hinten in eine Spitze auslaufen, die kurz vor dem 
Schildchen endigt; dieses selbst ist schwarz mit grauer Spitze. 
Der Hinterleib ist grau bestäubt, in der Basalhälfte gelblich durch- 
scheinend, und trägt auf Ring 2 ein Paar ziemlich großer Flecke, 
die die Form eines rechten Winkels haben, und auf Ring 3 und 4 
je ein Paar runder, dem Hinterrand anliegender, von denen die 
des 3. Ringes größer, die des 4. fast punktartig sind. — DasWeibchen 
ist so unähnlich, daß man es kaum für das zugehörige halten möchte. 
Der Thorax ist hell bräunlichgrau gefärbt und trägt 2 schmale, 
über die Dorsozentralborsten laufende, braune Striemen, das 
Schildchen ist grau und trägt jederseits einen kleinen braunen 
Basalfleck, der Hinterleib ist wie der Thorax gefärbt und trägt 
auf Ring 2 und 3 je ein Paar mäßig großer, einander genäherter, 
dem Vorderrand anliegender dunkelgrauer Mittelflecke und ein 
Paar weit voneinander entfernter, dem Hinterrand anliegender 
rundlicher Flecke, der letzte Ring 2 Längsstriemen. 

Ich habe die Art nie selbst gefangen, besitze aber ein Pärchen 
von Pandelle aus Südfrankreich und ein Männchen von Thalhammer 
aus Ungarn. 


39. L. quinquelineata Zett. 

An den gesäumten Queradern, den schwarzen Schwingern 
und der Innenborste an den Mittelschienen ist die Art auch im 
männlichen Geschlecht so leicht kenntlich, daß ich von einer aus- 
führlichen Beschreibung absehen kann. Besonders kenntlich ist 
aber das Weibchen, dessen Queradern ziemlich auffallend gesäumt 
sind und dessen Thorax auf grauem Grunde 5 schmale, sich recht 
deutlich abhebende Längsstriemen trägt, die Zetterstedt zur Wahl 
des Namens veranlaßt haben. 

Meine Stücke stammen aus Lappland, ein Männchen aus 
Dorpat. 


40. L. (Melanochelia) riparia Fall. 

Die Unterschiede von exuta Kow. sind in der Bestimmungs- 
tabelle angegeben. Ich habe die Art ziemlich zahlreich in Kissingen 
und Essen gefangen, besitze sie aus Pavia und von den Kanarischen 
Inseln, wo sie häufig zu sein scheint, und kenne sie noch aus Stolp, 
Pößneck in Thüringen, Brumow in Mähren, Schweden und den 
Färöern. 


Die Anthomyiden Europas. 109 


41. L. rufimana Strobl 
Die durchscheinend gelbrote Färbung der Vordertarsen- 
endglieder läßt diese kleine, zur Verwandtschaft der dollinifrons 
gehörige Art im männlichen Geschlecht wenigstens leicht erkennen. 
Ich besitze sie aus dem Prater bei Wien, aus Pavia und dem 
nördlichen Afrika, wo sie Becker in Mehrzahl gesammelt hat. 


42. L. septemnotata Zett. 

Die fast halbkugligen Augen nehmen ziemlich den ganzen 
Kopf ein und stoßen oben so eng zusammen, daß an dieser Stelle, 
kaum ÖOrbiten zu sehen sind, wodurch allein schon diese Art sich 
von allen unterscheidet, Borste auch bei starker Vergrößerung fast 
nackt. Thorax schwarzbraun, stumpf, dc 4, a zweireihig. Hinter- 
leib länglich eiförmig, etwas gewölbt, mit bräunlicher nicht sehr 
dichter Bestäubung und den gewöhnlichen Flecken, die aber selten 
scharf begrenzt sind. Pulvillen kurz, Vorderschienen borstenlos, 
Mittelschienen hinten, Hinterschienen außen abgewandt und innen 
abgewandt mit je 1 Borste. Flügel rauchbräunlich, ohne Randdorn, 
3. und 4. Längsader schwach divergierend, hintere Ouerader steil 
und gerade, Schüppchen rauchbräunlich, Schwinger gelb. Länge 
knapp 5 mm. 

Die Art war in Genthin häufig, ich fing sie aber nur an den 
Fenstern des kurz vor der Stadt gelegenen Progymnasiums im 
Spätherbst und auch bereits Ende Februar und im März. In Trep- 
tow habe ich nur 1 Männchen gefunden; ich kenne die Art noch 
aus Dorpat, Helsingborg und Lappland. 


43. L. signata Stein 

Die genaue Beschreibung dieser niedlichen, in vieler Beziehung 
an marginalis Fall. erinnernden Art habe ich im Arch. Nat. A. 
8, 48, 6 (1914) gegeben und will hier nur noch einmal hervorheben, 
daß schräg von vorn gesehen das Schildchen sich durch schwarze 
Färbung von der weißgrauen Grundfärbung des Thorax abhebt, 
und daß die Hinterleibsflecke des 3. Ringes auffallend kleiner sind 
als die des 2. und dem Hinterrand anliegen, während die des 2. 
die ganze Länge des Ringes einnehmen. 

Ich habe die Art nur im Sande der Flüsse oder des Meeres ge- 
fangen, so in Wittenberg an der Elbe, in Deep an der Ostsee, und 
besitze sie aus Rügenwalde und Borkum und kenne sie aus Stolp 
und Swinemünde. 

44. L. solitaria Zett. 

Ich folge in der Auffassung dieser Art dem Vorgange Strobls, 
obgleich die Beschreibung Zetterstedts einige Merkmale enthält, 
die nicht recht passen. Die Augen sind durch eine ansehnliche 
schwarze Strieme und linienartige Orbiten so getrennt, daß die 
Stirn an der schmalsten Stelle fast 23 so breit ist als ein Auge 
an derselben Stelle. Stirn und Wangen ragen im Profil nur wenig 
vor, während die Backen etwas schmäler sind als die Stirn, Mund- 
rand etwa so weit vorgezogen als die Stirn an der Fühlerbasis, 


10. Heft 


110 Prof. P, Stein; 


sämtliche Teile des Kopfes weißgrau bestäubt, Fühlerborste 
pubeszent. Thorax und Schildchen bläulich aschgrau, Schulter- 
beulen und Brustseiten noch etwas heller, in der Mitte bisweilen 
eine etwas dunklere Strieme angedeutet, außer den stärkeren 
Borsten fast ganz nackt, dc 4. Hinterleib fast walzenförmig, 
seitlich schwach zusammengedrückt, durch das wohlentwickelte 
und von der Seite gesehen etwas vorragende Hypopyg von der 
Basis bis zur Spitze gleich hoch. Er ist hell bläulichgrau bestäubt 
und trägt auf Ring 2 und 3 je ein Paar rundlich dreieckiger, dunkel- 
grauer bis schwärzlicher Flecke. Beine schwarz, Schenkel blau- 
grau bestäubt, Pulvillen kurz, Vorderschienen borstenlos,, Mittel- 
schenkel unterseits fast nackt, Mittelschienen hinten mit 2 Borsten, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt vor der Spitze mit 3—4 
Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen abgewandt mit 2, 
innen abgewandt mit meist 1 Borste. Flügel schwach graulich 
mit ziemlich kräftigen Adern und ohne oder mit sehr kleinem 
Randdorn, 3. und 4. Längsader nur schwach divergierend, 
hintere Ouerader steil und gerade, Schüppchen weiß, Schwinger 
gelblich. 


Ich besitze mehrere Stücke aus dem Harz, Steiermark und 
der Tatra. 


45. L. surda Zett. 


Von dieser vielfach verkannten Art habe ich bereits in der 
Wien. ent. Zeitg. XXI, 42 (1902) eine ausführliche Beschreibung 
gegeben, so daß ich mich hier auf einige Bemerkungen beschränken 
kann. Sie hat sehr große Ähnlichkeit mit litorea Fall. und ist von 
Zetterstedt selbst teilweise mit ihr vermengt worden, läßt sich 
aber durch eine Anzahl von Merkmalen mit Leichtigkeit von ihr 
unterscheiden. Die Augen sind durch eine schwarze Strieme und 
linienförmige Orbiten fast noch etwas mehr getrennt als bei ktorea, 
so daß die Stirn an der schmalsten Stelle etwa halb so breit ist 
wie ein Auge. Im Profil ragt die Stirn deutlich vor und bildet 
einen ziemlich kleinen stumpfen Winkel, während er bei litorea 
entschieden größer ist, Fühler etwas über der Augenmitte ein- 
gelenkt, 3. Glied schmäler als das 2. und fast dreimal so lang, Borste 
deutlich pubeszent, aber viel kürzer behaart als bei liforea. Thorax 
und Schildchen im Leben schwarzgrau mit ziemlich deutlichem 
Glanz, Schulterbeulen und Brustseiten heller bestäubt, der Anfang 
einer schwärzlichen Mittelstrieme nur schwach, dc 3. Hinterleibs- 
flecke nie so scharf begrenzt wie bei liforea. Beine im allgemeinen 
wie bei dieser Art, aber die Hinterschenkel unterseits zugekehrt 
nicht nackt, sondern von der Basis bis etwa zur Mitte mit langen 
und feinen Haaren. Flügel, Verlauf der Adern, Farbe der Schüpp- 
chen und Schwinger wie bei bitorea. 

Sehr häufig, und von mir oft incopula gefangen, war die Art in 
Genthin, seltener in Treptow. Ich kenne sie noch aus Stolp, 
Pößneck, Swinemünde, Dorpat und Helsingborg. 


Die Anthomyiden Europas, 111 


46. L. triangula Fall. 

r die Unterschiede dieser verbreiteten Art von der sehr 
ähnlichen »igrides R. D. vergleiche man das bei dieser Gesagte. 
Sie war um Genthin sehr häufig und trieb sich namentlich auf 
Blättern umher. Ich habe sie auch sonst überall gefangen und 
kenne sie noch aus Tirol, Italien, Dorpat und Schweden bis Lapp- 
land hinauf. Meigen hat das Männchen dieser Art für ein Weibchen 
gehalten und als zugehöriges Männchen in seiner Sammlung 2 Stück 
von nupbta Zett. stecken. 


47. L. triangulifera Zett. 

An dem stark vorgezogenen Mundrand, der tiefschwarzen 
Färbung von Thorax und Schildchen und den schwarzen Schwingern 
im allgemeinen leicht zu erkennen. Bei einigen Stücken erkennt 
man auf dem Thorax bei seitlicher Betrachtung 2 noch schwärzere 
Mittelstriemen, während andere Stücke eine solche Zeichnung nicht 
wahrnehmen lassen. Auch die Stirnbreite wechselt recht, so daß 
es vielleicht nicht ausgeschlossen ist, daß es sich um 2 verschiedene 
Arten handelt. Leider ist mein Material zu gering, um darüber 
entscheiden zu lassen. 


Ich besitze Stücke aus dem mittleren Schweden, Lappland und 
Grönland. 


48. L. trianguligera Zett. 

Die Zetterstedtsche Beschreibung paßt, wie auch manche 
andere, auf viele Limnopdhoraarten, so daß die Bestimmung zwar 
möglich, aber auch zweifelhaft ist. Augen durch eine schmale 
schwarze Strieme und linienartige weiße Orbiten fast so breit 
getrennt, als das 3. Fühlerglied breit ist, Stirn von der schmalsten 
Stelle bis zum Scheitel etwa gleichbreit bleibend, Frontoorbital- 
borsten ziemlich lang, bis zum Ozellendreieck verlaufend, Stirn 
im Profil nur wenig und in stumpfer Ecke vorragend, Wangen 
noch schmäler, nach unten ganz verschwindend, Backen etwas 
breiter als das 3. Fühlerglied, vorn mit einigen aufwärtsgekrümmten 
Borsten, Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den untern 
Augenrand kaum erreichend, 3. Glied kaum doppelt so lang als 
das 2., Borste an der Basis etwas verdickt, fast nackt, Taster und 
Rüssel von gewöhnlicher Form. Thorax und Schildchen schwarz, 
schwach glänzend, ersterer vorn mit dem Anfang einer noch 
schwärzeren Mittelstrieme, Schulterbeulen und Brustseiten weiß- 
lich bestäubt, dc 4. Hinterleib länglich eiförmig, schwach gewölbt 
von der Basis bis zur Spitze allmählich an Höhe abnehmend, 
anfangs kürzer, dann länger abstehend beborstet. Von hinten 
gesehen ist er dicht bräunlichgrau bestäubt und läßt auf Ring 2 
ein Paar schmaler trapezförmiger, auf Ring 3 ein Paar dreieckiger, 
scharf begrenzter Flecke erkennen, die mäßig breit getrennt sind 
und die ganze Länge der Ringe einnehmen, Ring 4 fast ungefleckt. 
Pulvillen wenig verlängert, Vorderschienen mit Borste, Mittel- 
schienen außen vorn mit 1, außen hinten mit 2, Hinterschenkel 


10. Heft 


112 Prof. P, Stein: 


unterseits abgewandt vor der Spitze mit 4—5 Borsten, zugekehrt 
nackt, Hinterschienen außen abgewandt mit 2 längeren, innen 
abgewandt mit 3 kürzeren Borsten. Flügel schwärzlich tingiert, 
fast ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader divergierend, hintere 
Querader steil und schwach geschwungen, Schüppchen weißlich 
mit gelblichem Saum, Schwinger gelblich. — Das Weibchen ist 
wie bei allen Arten in der Färbung dem Männchen sehr unähnlich, 
stimmt aber in allen plastischen Merkmalen mit ihm überein. 
Ich besitze ein Pärchen, das Ringdahl in Jamtons fing. 


49. L. virgo Villen. 
Nahe mit maritima v. Röd. verwandt, aber kleine und durch 
die in der Tabelle angegebenen Merkmale leicht zu unterscheiden. 
Ich besitze ein Pärchen aus Borkum, ein Männchen aus Tunis 
und mehrere Weibchen aus Port Said und Palavas und kenne die 
Art noch aus Venedig. . 


39. Limnospila Schnabl 
1. L. albifrons Zett. 

Der erste, der die Art richtig erkannt hat, war Pokorny. Indem 
er sie mit Zriangula Fall., pacifica Schin. u. a. zu einer Gattung 
Stroblia vereinigte, hat er auch ihre Stellung im System richtig 
getroffen. In dem Katalog der paläarktischen Dipteren habe ich 
die Art fälschlich zur Gattung Coenosia gezogen, wohin sie wegen 
der 2 Dorsozentralborsten vor der Naht und der Beborstung der 
Hinterschienen nicht gehören kann. Von den obengenannten 
Limnophoraarten muß sie aber wegen der Anordnung der Sterno- 
pleuralborsten zu einem gleichschenkligen, mit der Spitze nach 
unten gerichteten Dreieck getrennt werden. Zu diesem Merkmal, 
das Schnabl nicht einmal richtig erkannt hat, kommen noch andere, 
die ihn veranlaßt haben, die obige Gattung aufzustellen. Das 
Männchen, das eine Länge von kaum 3 mm erreicht, hat eine 
breite Stirn, die ganz schräg von vorn gesehen weiß bestäubt ist 
und sich von der ähnlichen 2ollinifrons dadurch unterscheidet, 
daß die schmalen Orbiten bis zum Scheitel in gleicher Breite ver- 
laufen, während sie bei der genannten Art an der Fühlerbasis 
ziemlich breit sind und hinten ganz verschwinden. Die Akro- 
stichalborsten sind sehr kurz, aber kräftig und deutlich zweireihig. 
Der Hinterleib ist ziemlich kurz und breit, eiförmig und etwas 
flach gedrückt, von hinten gesehen grau bestäubt und läßt auf 
Ring 2 und 3 recht breit getrennte, fast rundliche, sich mehr oder 
weniger scharf abhebende schwarze Flecken erkennen, zwischen 
denen oft noch eine Mittelstrieme auftritt. Pulvillen sehr kurz, 
Beborstung der Beine dürftig, Hinterschienen außen abgewandt 
mit 2 Borsten. Flügel fast glashell, ohne Randdorn, 3. und 4. 
Längsader etwas divergierend, hintere Querader steil und gerade, 
etwas kleiner als ihre Entfernung von der kleinen, Schüppchen 
weiß, Schwinger gelb. 


nn 


Die Anthomyiden Europas. 113 


Ich besitze ein Pärchen aus der Wiener Gegend durch Pokorny, 
ein ebensolches aus der Umgegend von Staßfurt und eine größere 
Anzahl Stücke aus Nordamerika, die mit unseren vollständig 
übereinstimmen. 


40. Pseudocoenosia gen. nov. 

Von der Gattung Coenosia, zu der ich die eine mir bekannte 
Art bisher gezogen hatte, unterscheidet sie sich wie die vorige 
durch den Besitz von 2 Dorsozentralborsten vor der Naht, von 
Limnophora durch die Anordnung der Sternopleuralborsten, von 
der vorigen durch die mehr oder weniger genäherten Augen, den 
fast walzenförmigen Hinterleib, das stark entwickelte Hypopyg 
und die verlängerten Pulvillen. 


1 Beine ganz schwarz, Dorsozentralborsten 3, Randdorn deutlich 
longicauda Zett. 
Schienen gelb, Dorsozentralborsten 4, Randdorn fehlend 

abnormis Sp. nov. 

1. Ps. abnormis sp. nov. 
Augen durch eine schmale schwarze Strieme und fast doppelt 
so breite silbergraue Orbiten etwa so weit getrennt, daß die bis 
zum Scheitel fast gleichbreit bleibende Stirn ungefähr 11, mal 
so breit ist als das 3. Fühlerglied, Frontoorbitalborsten sehr spär- 
lich und nach oben zu schnell an Länge abnehmend. Stimm 
und Wangen ragen nur ganz wenig abgerundet vor, während 
die Backen etwas breiter sind als die Stirn und der Hinterkopf 
schwach gepolstert ist. Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
3. Glied höchstens 1 15 mal so lang als das 2., Borste nackt. Thorax 
und Schildchen einfarbig hellgrau, de 4, a deutlich zweireihig, 
st in Form eines gleichschenkligen Dreieckes, aber unter der vor- 
deren deutlich noch eine feine Borste, wodurch die Anordnung 
von der aller andern Arten abweicht. Hinterleib walzenförmig, 
aber ziemlich kurz und etwas abwärts gekrümmt, Hypopyg stark 
entwickelt, beide Abschnitte von der Seite gesehen weit vorragend. 
Er ist wie der Thorax gefärbt und trägt auf Ring 2 und 3 je 2 
ziemlich breit getrennte rundliche, weder den Vorder- noch Hinter- 
rand berührende Flecke, und eine deutliche, hinten mehr oder 
weniger abgekürzte Mittelstreime, die sich auch auf den letzten 
Ring fortsetzt. Vom Hinterrand des 2. Ringes an ist er abstehend 
beborstet, im übrigen ziemlich kahl. Beine schwarz, Schenkel 
grau bestäubt, Schienen gelb, Pulvillen verlängert; Vorderschienen 
borstenlos, Mittelschienen hinten mit 1, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt der ganzen Länge nach mit 5—6 weitläufig stehenden 
Borsten, zugekehrt in der Basalhälfte mit einigen Borsten, Hinter- 
schienen außen abgewandt und innen abgewandt mit je 1 Borste. 
Flügel fast glashell, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader wenig 
divergierend, hintere Querader steil und gerade, letzter Abschnitt 
der 4. Längsader fast dreimal so lang wie der vorletzte, Analader 
bis etwas über die Mitte der Flügelfläche reichend, Schüppchen 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 10, 8 10. Heit 


114 Prof. P. Stein: 


weiß, Schwinger gelblich. — Das Weibchen gleicht dem Männchen 
in Färbung und Zeichnung, hat eine breite Stirn mit tief gespaltener 
ziemlich schmaler Mittelstrieme und weicht in der Beborstung der 
Beine dadurch ab, daß die Vorderschienen 1 Borste tragen, die 
Mittelschienen außen vorn 1, außen hinten 2, die Hinterschienen 
außen abgewandt und innen abgewandt je 2, von denen die obere 
aber immer kürzer ist. Durch die Färbung der Schienen und die 
zweireihigen Akrostichalborsten ist es leicht als zugehörig zu er- 
kennen. 
Ich besitze 2 Pärchen, die bei Berlin gefangen sind. 


2. Ps. longicauda Zett. 

Augen durch eine deutliche schwarze Strieme und an der 
schmalsten Stelle ebenso breite oder bisweilen noch etwas breitere, 
silberweiße Orbiten so getrennt, daß die Stirn an dieser Stelle 
reichlich halb so breit ist wie ein Auge, Frontoorbitalborsten 
4—5, bis zum Scheitel in gleicher Länge verlaufend, Vertikal- 
borsten auffallend lang und kräftig, Stirn im Profil in stumpfer 
Ecke etwas vorragend, Wangen nach unten verschmälert, Backen 
etwa %4 so breit wie die Stirn, Fühler den untern Augenrand 
meistens erreichend, 3. Glied über doppelt so lang als das 2., 
Borste haarförmig, an der Wurzel schwach verdickt, bei starker 
Vergrößerung deutlich pubeszent. Thorax und Schildchen hell 
aschgrau, ohne Zeichnung, dc 3, a zweireihig, aber feiner als bei 
der vorigen Art. Hinterleib deutlich walzenförmig, länger als 
Thorax und Schildchen, auf Mitte und Hinterrand fast sämtlicher 
Ringe ziemlich lang abstehend beborstet, etwas dunkler grau als 
der Thorax mit je einem Paar mäßig großer, fast rundlicher, 
ziemlich verloschener bräunlicher Flecke auf Ring 2 und 3, Hypopyg 
kräftig entwickelt; Pulvillen verlängert, Vorderschienen mit ziem- 
lich langer, aber feiner Borste, Mittelschienen außen vorn mit 
langer, außen hinten mit etwas kürzerer Borste, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt der ganzen Länge nach anfangs feiner, zu- 
letzt kräftiger beborstet, zugekehrt in der Basalhälfte, Hinter- 
schienen außen abgewandt mit 1 langen Borste auf der Mitte und 
einer viel kürzeren zwischen Mitte und Basis, innen abgewandt 
mit 2 kürzeren Borsten. Flügel graulichgelb, mit deutlichem 
Randdorn und kurzborstiger Kosta, 3. und 4. Längsader kaum 
divergierend, hintere Querader steil und gerade, letzter Abschnitt 
der 4. Längsader 115, mal so lang als der vorletzte, Schüppchen 
weiß, Schwinger gelblich. 

Ich habe nur 1 Männchen in Kissingen gefangen, besitze die 
Art noch aus Pößneck, Franzensbad und Schweden und habe sie 
noch von der Hochschwab in Österreich gesehen. 


41. Lispa Latr. 


1 Taster schwarz, bisweilen weißlich bestäubt 2. 
Taster gelb 7. 


ID 


or 


6 


10 


11 


12 


13 


Die Anthomyiden Europas. 115 


Vorletztes Tarsenglied der Mittelbeine mit einem kräftigen, 
abwärts gerichteten Dorn bohemica Beck. 
Vorletztes Tarsenglied der Mittelbeine einfach 8. 


1. Abschnitt des Hypopygs einfarbig grau 4. 
1. Abschnitt des Hypopygs samtschwarz, mit schneeweißem 
oder wenigstens grau bestäubtem Mittelfleck 5. 


Gesicht seidenartig weiß bestäubt, dc 4, Mittelschienen nur 
hinten mit 1 Borste, Fühlerborste fast nackt candicans Kow. 
Gesicht gelblich bestäubt, dc 3, Mittelschienen mit je 1 Borste 
vorn und hinten, Fühlerborste deutlich behaart caesia Meig. 


Mittelschienen innen von der Mitte bis zur Spitze mit einer 
dichten Reihe allmählich etwas länger werdender Borstenhaare, 
aber ohne längere Borsten, am äußersten Ende mit einem 
senkrecht abstehenden langen, feinen Haar litorea Fall. 
Mittelschienen innen nackt oder mit 1 stärkeren Borste 6. 


Mittelschienen innen mit 1 kräftigen Borste auf der Mitte, am 
äußersten Ende mit einem langen, nach unten gerichteten 
Borstenhaar superciliosa Lw. 
Mittelschienen innen ohne starke Borste, am Ende ohne feines 
Haar pilosa Lw. 
4. Längsader etwas zur 3. aufgebogen, Mittelschienen innen 
mit Borste longicollis Meig. 
4. Längsader gerade verlaufend, Mittelschienen innen ohne 
Borste 

1. Abschnitt des Hypopygs sammetschwarz mit schneeweißem 
Mittelfleck 9. 
1. Abschnitt des Hypopygs anders gefärbt 10. 
Weißgraue Art mit milchweißen Flügeln, Vorderschienen mit 
kleiner, aber kräftiger Borste hydromyzina Fall. 
Aschgraue Art mit graulichen, an der Basis schwach gelblichen 
Flügeln, Vorderschienen ohne Borste Hlavicincta Lw. 


Metatarsus der Vorderbeine kaum halb so lang als das 2. Tarsen- 
glied 11. 
Metatarsus der Vorderbeine mindestens doppelt so lang als 
das nächste Glied 12. 
Alle Schienen schwarz, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
mit etwa 3 langen Borstenhaaren tentaculata Deg. 
Mittel- und Hinterschienen gelb, Hinterschenkel unterseits nackt 

consanguinea Lw. 
Hinterleib gelbgrau, mit sehr verloschenen paarigen Flecken 
auf Ring 2 und 3 bygmaea Fall. 
Hinterleib anders gefärbt 13. 
Große, im Durchschnitt 8 mm lange Art, Hinterschienen außen 
abgewandt auf der Mitte mit 1 längeren Borste, daneben noch 


mit 3—4 kürzeren uliginosa Fall. 
Kleine, höchstens 5 mm lange Arten, Hinterschienen außen 
abgewandt nur mit 1 Borste 14. 


8*+ 10. Heft 


116 Prof. P. Stein: 


14 Letzter Hinterleibsring einfarbig glänzend schwarz, Mittel- 
schienen vorn und hinten mit je 1 kräftigen Borste 
melaleuca Lw. 
Letzter Hinterleibsring schwarz, jederseits mit großem, weiß- 
grauem Fleck, Mittelschienen nur hinten mit kleiner Borste 
nana Macq. 
Die Arten sind nach der vorstehenden Tabelle mit Sicherheit 
zu bestimmen, so daß es überflüssig sein würde, ncoh weitere 
Merkmale anzuführen. Wer genauere Beschreibungen der ein- 
zelnen Arten nachzulesen wünscht, findet dieselben in den 
Arbeiten über die Gattung Lisa von Kowarz in der Wien. ent. 
Zeitg. XI (1892) und von Becker in der Zeitschr. Entom. 
Breslau (1904), wo man auch das Nötige über die Verbreitung 
der einzelnen Arten finden wird. In Treptow habe ich die beiden 
häufigsten Arten Zentaculata und consanguinea gefangen und in 
dem benachbarten Deep dygmaea, hydromyzina, ein Stück von 
nana und in großer Menge auf Schilf am Regaufer uliginosa. In 
Stolp hat Herr Karl neben anderen Arten hydromyzina und mela- 
leuca gefangen, Riedel in Rügenwalde an der Ostsee bohemica. 
Von den übrigen Arten kenne ich caesia noch aus Venedig, Rimini 
und Damascus, nana vom Mt. Cenis und Rimini und ?slosa aus 
Schweden. Eine vom hohen Norden bis nach Afrika verbreitete 
Art ist Dygmaea. 


42. Lispocephala Pok. 


1 Fühlerborste ganz nackt, Bauchlamellen stark entwickelt und 
nach unten gerichtet rubricornis Zett. 
Fühlerborste an der Basis stets deutlich pubeszent oder kurz 
behaart, Bauchlamellen wenig entwickelt und anliegend 2. 

2 Flügel mit deutlichem Randdorn verna Meig. 
Flügel ohne Randdorn 3. 

3 Mittel- und Hinterschenkel rotgelb 4. 
Alle Schenkel zum größten Teil schwarz d. 

4 Fühler ganz gelb, Hinterleib mit 3 Paar scharf N runder, 
schwarzer Flecke Mikii Strobl 
3. Fühlerglied schwarz, Hinterleib mit kaum ausgebildeten 
Flecken brachialis Rond. 


5 Queradern gesäumt, Schildchen grau, jederseits mit braunem 
Basalfleck, wenn beides undeutlich, dann die Pulvillen und 


Klauen verlängert alma Meig. 
Queradern ungesäumt, Schildchen einfarbig grau, Pulvillen und 
Klauen kaum sichtbar erythrocera R. D. 


1. L. alma Meig. 

Sie ist durch die angegebenen Merkmale hinreichend gekenn- 
zeichnet. Ich habe sie nur je einmal in Genthin und auf’Usedom 
gefangen, besitze sie aus Thüringen, der Umgegend Wiens, Triest, 
Dorpat, Perpignan in Südfrankreich, Hälsingborg in Schweden 
und habe sie auch aus Lappland gesehen. 


Die Anthomyiden Europas. 117 


2. L. brachialis Rond. 

Der Hinterleib ist oft ganz rot, oft der letzte Ring am Vorder- 
rand in größerer Ausdehnung bläulichgrau gefärbt. Die 3 letzten 
Ringe tragen in der Regel paarige, ziemlich weit voneinander ent- 
fernte Flecke, die oft nur wenig dunkler sind als die Grund- 
färbung und darum nur ganz schräg von hinten gesehen werden 
können; in den meisten Fällen sind aber die beiden hintersten 
Paare schwärzlich und nur das 1. von rötlicher Färbung. Ebenso 
ist die auf den einzelnen Ringen abgekürzte Mittelstrieme ent- 
weder rötlich oder graulich gefärbt. Die Beine sind meist mit 
Ausnahme der Vorderschenkel ganz rot, zuweilen Mittel- und 
Hinterschenkel auf der Mitte blaugrau gefärbt. 

Ich habe die Art nie selbst gefangen, besitze sie aber aus der 
Umgegend Wiens durch Pokorny und Kowarz und aus der Nähe, 
von Paris durch Villeneuve. 


3. L. erythrocera R.D. 

Ist die verbreitetste aller Arten und durch die geringe Größe 
von der vorigen zu unterscheiden. Von der etwa gleichgroßen 
Mikii ist sie leicht durch die schwarze Färbung der Schenkel zu 
trennen. 

Ich habe sie mehrfach in Genthin, Treptow, auf Usedom, 
Rügen und Bornholm gefangen und kenne sie aus Kohlfurt in 
Schlesien, der Umgegend Wiens, vom Mt. Cenis, aus Dorpat und 
Lappland. 


4. L. Mikii Strobl 

Von der vorigen durch gelbe Fühler und Beine zu unterscheiden, 
von allen übrigen durch die geringe Größe. 

Strobl hat die Art aus Zara in Dalmatien beschrieben und sie 
auch in Spanien gefangen. Meine Stücke verdanke ich Becker, 
der die Art zahlreich in Biskra (Algerien) und auf den Kanarischen 
Inseln gesammelt hat. Auch aus Damaskus habe ich ein Stück 
gesehen. 


5. L. verna Fbr. 

Von allen Arten sofort durch den Besitz eines deutlichen 
Randdorns zu unterscheiden. 

Sie ist viel seltener als erythrocera, findet sich aber wie diese 
auf Röhricht und andern Wasserpflanzen. Ich habe sie in Genthin, 
Treptow und auf Rügen gefangen, besitze sie aus Dorpat, und 
kenne sie aus Urdingen, Kohlfurt, Asch in Böhmen, der Umgegend 
Wiens und der Hochschwab. 


43. Atherigona Rond. 
1. A. varıa Meig. 

Die einzige europäische Art der Gattung, die fast nur in den 
Mittelmeerländern vorkommt, aber auch in Ungarn gefunden ist, 
hier ihre nördlichste Grenze erreichend. Durch die eigentümliche 
Kopfbildung und das fast gänzliche Fehlen der Borsten auf der 


10. Heft 


118 Prof. P, Stein: 


Unterseite der Vorderschenkel ist diese Gattung auch im weib- 
lichen Geschlecht leicht von allen anderen Gattungen zu unter- 
scheiden. Eine ausführliche Kennzeichnung der Gattung habe 
ich in meiner Arbeit über afrikanische Anthomyiden in den Ann. 
Mus. Nat. Hung. XI, 529 (1913) gegeben. 


44. Chelisia Rond. 
1. Ch. monilis Meig. 

Die Art ist durch die braune Mittelstrieme des im übrigen 
grauen Thorax, die sich bis zur Spitze des Schildchens fortsetzt, 
und durch die auffallend rauchbräunlich tingierten, an der Basis 
aber blassen Flügel leicht kenntlich. Sie war ziemlich häufig in 
Genthin und ist auch nicht selten in Treptow und auf Usedom 
von mir gefangen; ich kenne sie noch aus Pößneck, vom Altvater, 
aus der Umgegend Wiens, Dorpat und Lappland. Eine zweite, 
durch doppelte Größe, zum Teil gelbe Beine und schwach gesäumte 
QOueradern ausgezeichnete Art besitze ich aus Nordamerika. In 
der Thoraxzeichnung und Flügelfärbung stimmt sie völlig mit 
unserer überein. 

45. Mycophaga Rond. 
1. M. fungorum Deg. 

Die breite, mit Kreuzborsten versehene Stirn, die lang behaarte 
Fühlerborste und der walzenförmige, blaßgelbe, mehr oder weniger 
durchscheinende Hinterleib kennzeichnen die Art. Ich habe sie 
in Genthin und Treptow, namentlich im Spätsommer, ziemlich 
häufig gefangen und auch auf Rügen und an verschiedenen Orten 
Böhmens gesammelt und kenne sie aus der Umgegend Wiens, 
Dorpat und Schweden. 


46. Eutrichota Kow. 
1. Eutr. inornata Lw. 

Die breite Stirn trägt keine Kreuzborsten, die Fühlerborste 
ist lang behaart, der walzenförmige Hinterleib grau und am Hinter- 
rand der Ringe mit auffallenden, makrochätenähnlichen Borsten 
besetzt. Ob die Art wirklich eine eigene Gattung bildet oder viel- 
leicht nur eine breitstirnige, in der nächsten Nähe von Pegomyia 
(Hylemyia) draepotens Wied. stehende Art ist, will ich dahingestellt 
sein lassen. Jedenfalls läßt die Ähnlichkeit im Bau des Hypopygs, 
die auch Schnabl betont, eine solche Vermutung nicht ungerecht- 
fertigt erscheinen. 

Ich besitze ein Stück durch Thalhammer aus Kalocsa in 
Ungarn und mehrere in der Nähe von Budapest von Sajö ge- 
sammelte, und habe noch ein aus Semlin stammendes Stück in 
der Pokornyschen Sammlung gesehen. 


47. Chirosia Rond. 


1 Die beiden ersten Vordertarsenglieder weißlich durchscheinend 
albitarsis Zett. 
Vordertarsen ganz schwarz 2. 


Die Anthomyiden Europas. 119 


» 2 Bauchlamellen wohl entwickelt und glänzend schwarz 
fractiseta Stein 
Bauchlamellen anders gefärbt oder unscheinbar 
3 Bauchlamellen auffallend entwickelt, breit eiförmig 
parvicornis Zett. 
Bauchlamellen wenig entwickelt oder fast fehlend 4. 
4 Fühlerborste im Basaldrittel deutlich verdickt, Mittelschienen 
außen vorn ohne oder mit sehr unscheinbarer Borste 
crassiseta Stein 
Fühlerborste an der Basis nicht verdickt, Mittelschienen außen 
vorn mit langer Borste Jallax Lw. (Chortophila). 


1. Ch. albitarsis Zett. 

Die Färbung der Vordertarsen genügt vollkommen, die Art 
erkennen zu lassen. Die Larven minieren, wie Brischke zuerst fest- 
gestellt hat, im Blattstiel von Pieris aquilina, so daß man die 
Fliege fast überall, wo dieser Farn wächst, finden kann. Ich habe 
sie zahlreich in Genthin, Essen, auf Usedom und Bornholm ge- 
fangen und kenne sie noch aus Kohlfurt. 


2. Ch. crassiseta Stein 

Ist der vorigen Art ähnlich, unterscheidet sich aber sofort 
durch die schwarzen Vordertarsen und die an der Basis ziemlich 
auffallend verdickte Fühlerborste. Eine genaue Beschreibung habe 
ich in der Wien. ent. Zeitg. XXVII, 10. 6. (1908) gegeben. Die 
Larven haben nach de Meijere dieselbe Lebensweise wie die der 
vorigen Art. Ich fing die Art zahlreich in Genthin und kenne sie noch 
von Korsika, wo sie Kuntze sammelte. 


3. Ch. fallax Lw. 

Ich habe diese Art in der Bestimmungstabelle der Gattung 
Chirosia untergebracht, obwohl sie sicher weiter nichts ist als 
eine breitstirnige Hylemyia bzw. Chortophila, wie ich bereits 
in der Wien. ent. Zeitg. XXVII, 9. 5. (1908) auseinandergesetzt 
habe. Die Richtigkeit meiner Annahme ist durch Untersuchung 
des Hypopygs von Schnabl bestätigt. Meine Stücke stammen 
aus der Nähe von Kalocsa durch Thalhammer und aus Pöstyen 
durch Lichtwardt. Außerdem kenne ich die Art noch aus Innsbruck. 


4. Ch. fractiseta Stein 

Die breite Stirn, die hornigen, glänzend schwarzen, auf der 
Unterseite bogenförmig ausgeschnittenen Bauchlamellen und die 
gekniete Fühlerborste machen die Art, von der ich nur ein Männchen 
aus Schweden besitze, kenntlich. Ob letzteres Merkmal aber kon- 
stant ist oder nur zufällig, läßt sich nicht entscheiden. 


5. Ch. darvicornis Zett. 

Eine kleine Art, die an den stark entwickelten Bauchlamellen 
zu erkennen ist, im übrigen aber mit Hylemyia cinerosa Zett. eine 
gewisse Ähnlichkeit hat. Ich habe sie häufig auf Pteris aquilina 
gefangen, wo die Larven nach de Meijere in den umgerollten Fieder- 


10. Heft 


190 Prof. P. Stein: 


spitzen minieren. Meine Fundorte sind Genthin, Treptow, Essen 


und Usedom, auch aus Dorpat kenne ich sie. 


48. Chiastochaeta Pok. 
1. Ch. Trollii Zett. 

Durch das kurze 3. Fühlerglied und die fast fehlenden Wangen 
und Backen von den Arten der vorigen Gattung verschieden. Die 
Biologie dieser Fliege, die ich leider nie selbst gefangen habe, ist 
von Mik in der Wien. ent. Zeitg. X. 193, 95 (1891) ausführlich 
angegeben. Meine Stücke stammen aus dem Harz, wo sie Herr 
v. Röder sammelte, aus Innsbruck von Pöll und vom Schneeberg 
(Niederösterreich) durch Pokorny. Ich kenne die Art ferner noch 
aus Dorpat und Lappland. 


49. Myopina R.D. 
1. M. veflexa R. D. 

Von allen ‚übrigen breitstirnigen Arten mit Kreuzborsten 
durch die lehmgelbe Stirnmittelstrieme und die auffallend dicken 
Fühler zu unterscheiden. Thorax und Schildchen sind hell gelb- 
grau gefärbt, während der Hinterleib schwarz und nur wenig 
graulich bestäubt ist. Die Art ist über ganz Europa verbreitet 
und findet sich meist auf dem Boden in der Nähe schlammiger 
Ufer. Ich habe sie zahlreich in Genthin, Treptow, Essen und 
Österreich gefangen und kenne sie aus Dorpat, Lappland und Korfu. 


Eine zweite Art scoparia Zett. kommt nur im Norden vor und 
ist sofort dadurch zu erkennen, daß die Hinterschenkel des Männ- 
chens auf der dem Körper zugekehrten Seite 4, vor der Spitze 
mit einem flederwischartigen, aus goldgelben Haaren bestehenden 
Büschel besetzt sind. Ich besitze nur ein aus Lappland stammendes 
Weibchen, das sich von dem sonst gleichen der reflexa durch ge- 
dörnelten Flügelvorderrand und kräftigen Randdorn unterscheidet. 


50. Fucellia R. D. 


1 Hinterschenkel unterseits an der äußersten Basis mit einem 
Büschel kurzer Börstchen 
Hinterschenkel unterseits an der Basis nicht auffallend be 
borstet 4. 
9 Hinterschenkel außer dem Borstenbüschel auf der Unterseite 
noch mit einem knopfförmigen Fortsatz, der mehr nach dem 


Körper zu gerichtet ist fucorum Fall. 


Hinterschenkel an der Basis ohne knopfförmigen Fortsatz 3. 
3 Mittelschienen innen vorn mit 1—2 kurzen Borsten, Taster und 
Beine ganz schwarz ariciiformis Holmgr. 
Mittelschienen innen vorn ohne Borste, mindestens die Taster 
an der Basis und Knie gelb maritima Hal. 
4 Flügelspitze mit intensiv braunem Fleck 2ictidennis Beck. 
Flügelspitze ohne Fleck griseola ' Fall. 


Die Anthomyiden Europas. 121 


Alles Nähere findet man in meiner Sonderabhandlung über 
die Gattung Fucellva in der Wien. ent. Zeitg. XXIX, 11—27 (1910), 
wo auch über die Verbreitung das Nötige gesagt ist. 


Anm.: Schnabl teilt die Gattung in 2 Untergattungen, Fucellia 
und Fucellina und trennt beide in der Bestimmungstabelle da- 
durch, daß er der ersteren zweireihige, der letzteren einreihige 
Frontoorbitalborsten zuschreibt. Ich weiß nicht, wie mein ver- 
storbener Freund auf diesen Gedanken gekommen ist. Die ge- 
nannten Borsten sind stets einreihig, nur sind die mittleren gewöhn- 
lich nach außen gerichtet, was aber bei vielen Anthomyiden mehr 
oder weniger deutlich der Fall ist. Auch die Anwesenheit oder das 
Fehlen des Borstenbüschels auf der Unterseite der Hinterschenkel 
darf nicht als unterscheidendes Merkmal angesehen werden, da 
z. B. auch den von mir beschriebenen Arten rufitibia und separata, 
die zur Untergattung Fucellia gehören, der Borstenbüschel fehlt. 
Im übrigen ist die Trennung, die Schnabl zunächst auf den Bau 
des Hypopygs begründet hat, auch durch äußere Merkmale ge- 
rechtfertigt, die er ebenfalls im Text anführt. Das 3. Fühlerglied 
bei Fucellina ist 2—3 mal so lang als das 2. und die Hinterschenkel 
sind unterseits fast der ganzen Länge nach mit nahezu kamm- 
artig angeordneten Borsten versehen, während die Fühler von 
Fucellia viel kürzer und die Hinterschenkel nur in gewöhnlicher 
Weise beborstet sind. 


51. Anthomyia Meig. 


Hinter der Thoraxnaht kein Mittelfleck, sondern jederseits 

2 Seitenflecke, von denen der größere auf dem Rücken, der 

kleinere unmittelbar über der Flügelwurzel steht 

dlurinotata Brulle 
2. 


RN 


Hinter der Naht ein Mittelfleck 
2 Augen so eng zusammenstoßend, daß kaum eine graue Linie zu 
sehen ist, Seitenflecke des Thorax hinter der Naht gewöhnlich 
bis zur Flügelwurzel sich erstreckend, Schildchen schwarz, an 
der Spitze grau procellaris Rond. 
Augen deutlich durch eine sehr schmale schwarze Strieme und 
linienartige Orbiten getrennt, Seitenflecke des Thorax hinter 
der Naht nicht bis zur Flügelwurzel reichend, Schildchen grau, 
jederseits ein schwarzer, fast die ganze Länge des Schildchens 
einnehmender Fleck pluvüalis L. 
1. A. plurinotata Brull& 

Ich besitze diese von den übrigen leicht zu unterscheidende 
Art aus Stolp, wo sie Karl fing, und aus ern durch Sajö. 

2. A. dluvialis L. 

Diese Art ist mit der nächsten überall häufig und wird sich 
mit ihr zusammen in den Sammlungen finden. Daß Meigen schon 
beide miteinander verwechselt hat, geht aus seiner Beschreibung 
der Schildchenfärbung hervor. Daß Linne sie vor sich gehabt 


10. Heft 


122 Prof. P. Stein: 


hat, ergibt sich aus den Worten ‚„supra apicem thoracis macula 
nigra, bipartita‘“. 
3. A. procellaris Rond. 

Ich habe bisher diese Art nur als eine Abänderung der vorigen 
angesehen und demgemäß auch im Katalog aufgeführt und würde 
auch bei meiner Ansicht geblieben sein, wenn sich beide Arten 
nicht durch ein plastisches und, wie esscheint, beständiges Merkmal 
unterschieden, nämlich die in der Tabelle angeführte Stirnbreite. 
Bei genauerer Untersuchung finden sich noch einige andere Merk- 
male, die aber nur im Zusammenhang mit den übrigen von einigem 
Wert sind. 

52. Calythea Schnabl 


Thorax schwarz, Vorderschienen auf der Vorderseite mit der ge- 


wöhnlichen kurzen Präapikalborste albicincta Fall. 
Thorax hellgrau, Vorderschienen vorn-im Beginn des letzten 
Drittels mit einer langen Borste pratincola Panz. 


1. €. albicincta Fall. 

Eine kleine niedliche Fliege, die an dem schwarzen Thorax 
und den dreizackigen Hinterleibsbinden leicht zu erkennen ist. 
Sie ist weit verbreitet, aber im allgemeinen selten. Ich habe sie 
in Genthin nur sehr vereinzelt gefangen, ungemein häufig dagegen 
in Kissingen, und zwar unter Bäumen schwebend. Ich kenne sie 
ferner aus Innsbruck, Niederösterreich, Dorpat, der Dauphine 
und Brumana in Palästina. 

Anm. Schnabl meint, daß die Art eigentlich eine besondere 
Untergattung Calythea bilde. Ich trage kein Bedenken, diese 
Gattung für die Art einzuführen, um so weniger, als es in Süd- 
amerika noch zwei Arten gibt, die unserer außerordentlich ähnlich 
sind, sich aber doch wesentlich von ihr unterscheiden und durch 
ihre gemeinsame Ähnlichkeit sich als Zugehörige einer Gattung zu 
erkennen geben. 

2. C. pratincola Panz. 

Der weißgraue, hinten mit einem schwarzen Längsfleck ver- 
sehene Thorax, das schwarze Schildchen, die zackigen Hinter- 
leibsbinden und die lange Borste auf der Vorderseite der Vorder- 
schienen sind hinreichende Merkmale, die Art erkennen zu lassen. 
Ich habe sie in Genthin und Treptow gefangen. Sie besucht mit 
Vorliebe Kompositenblüten, ist aber ihrer Kleinheit und der 
hellen Körperfärbung wegen leicht zu übersehen, so daß sie wahr- 
scheinlich häufiger ist, als man gewöhnlich annimmt. 


53. Enneastigma gen. nov. 
Augen nackt, Rüssel ziemlich kurz und etwas verdickt triplex Lw. 
Augen dicht behaart, Rüssel schlank und dünn iriseriatum Stein 
1. E. tridlex Lw. 
Augen oben schmäler, unten etwas breiter, durch eine schmale 
schwarze Strieme und linienartige Orbiten nur wenig getrennt, 


Die Anthomyiden Europas. 123 


Stirn deutlich vorragend, noch etwas mehr, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, Wangen nur wenig schmäler, deutlich gekielt, Backen 
noch etwas breiter als der vorragende Teil der Stirn, Mundrand 
nicht ganz so weit vorgezogen wie die Stirn, mit aufwärts ge- 
krümmten Borsten besetzt, sämtliche Teile silbergrau, schwärzlich 
schillernd, Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, so daß 
die Entfernung der Fühlerbasis vom Scheitel beträchtlich länger 
ist als vom Mundrand, 3. Glied doppelt so lang als das 2., Borste 
deutlich pubeszent. Thorax und Schildchen aschgrau, ersterer 
mit mehr oder weniger deutlicher schwärzlicher Mittelstrieme, 
dc 3, pra lang, a deutlich zweireihig, aber nicht sehr stark. Hinter- 
leib länglich, nicht so breit wie der Thorax, fast walzenförmig, 
aber etwas flach gedrückt, etwas heller aschgrau als der Thorax, 
sämtliche Ringe mit einem dem Vorderrand anliegenden schwarzen 
Mittelfleck, die 3 letzten mit ebensolchen Seitenflecken. Der ganze 
Hinterleib ist abstehend behaart, die Hinterränder der Ringe lang 
und kräftig abstehend beborstet. Beine schwarz, Pulvillen nur 
mäßig verlängert, Vorderschienen mit 2 Borsten, Mittelschienen 
außen vorn mit 1, außen hinten und innen hinten mit je 2, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt und zugekehrt ziemlich lang be- 
borstet, Hinterschienen außen mit 2 längeren, außen abgewandt 
und innen abgewandt mit je 2 kürzeren Borsten. Flügel graulich- 
gelb, namentlich an der Wurzel, mit kleinem, aber deutlichem 
Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Ouerader wenig 
schief und kaum geschwungen, Schüppchen deutlich ungleich, 
weißlich, Schwinger gelblich. Länge 6,5—7 mm. 

Die Art scheint sehr selten, ich besitze 2 Stücke aus Krain 
und Spalato in Dalmatien. 


2. E. triseriatum Stein 

Die Art, die ich früher als Lasiops beschrieben habe, stimmt 
bis auf die erwähnten Merkmale mit der vorigen bis ins Kleinste 
überein, so daß die obige Beschreibung auch für sie gilt. Der 
Randdorn ist noch unscheinbarer. Ich besitze ein Pärchen aus 
Triest. 

Anm.: Schnabl zieht iriplex zu seiner Gattung Anthomyia 
und vereinigt in dieser so verschieden geformte Arten, daß sie 
unmöglich einer Gattung angehören können. Es ist dies die natür- 
liche Folge der einseitigen Wertschätzung der Bildung des Hypo- 
pygs. Die Lostrennung der obigen Gattung, die ich auf Grund 
von Zriplex allein nicht gewagt hätte, scheint mir bei dem Vor- 
kommen von 2 so außerordentlich ähnlichen Arten durchaus 
gerechtfertigt. Wie bei den Gattungen Azelia, Anthomyia, Calythea 
bildet auch hier die Hinterleibszeichnung ein Gattungsmerkmal. 


54. Pegomyia R.D. 


1 Fühlerborste deutlich behaart 2. 
Fühlerborste nackt oder höchstens pubeszent n% 


10. Heit 


124 Prof. P. Stein: 


2 
3 
4 
5 
6 


8 
I) 
10 


11 


12 


13 


14 


15 


16 


Beine schwarz, höchstens die Basis der Vorderschienen gelb 3. 
Wenigstens die Schienen gelb 4. 
Beine ganz schwarz, Schüppchen ungleich palposa Stein 
Vorderknie gelb, Schüppchen gleichgroß virginea Meig. 
Alle Schenkel schwarz Schineri Schnabl 
Schenkel zum Teil gelb 3 
Vorderschenkel schwarz praeclara Stein 
Alle Schenkel gelb 6. 
Augen mit den schmalen Orbiten eng zusammenstoßend, 
Hypopyg rötlich praepotens Wied. 


Augen durch ziemlich breite, silberweiße Orbiten und eine 
schmale Mittelstrieme getrennt, Hypopyg grau eximia sp. nov. 
Hinterleib auch im Leben nie rot gefärbt, sondern schwarz, 
braun oder grau 

Hinterleib mehr oder weniger rot gefärbt, wenigstens im Leben, 
wenn aber verdunkelt, dann mit feinen ziegelroten Ringein- 
schnitten | 23. 
Taster ganz oder bis auf die äußerste Spitze gelb 9. 
Taster ganz oder zum größten Teil schwarz oder braun 10. 
Hypopyg und Bauchlamellen glänzend schwarz abbreviata Pok. 


Hypopyg und Bauchlamellen grau pallibes Stein 
Thorax von hinten gesehen bräunlich bestäubt, mit 4 mehr 
oder weniger deutlichen schwarzen Striemen 11. 
Thorax von hinten gesehen nie vierstriemig 12. 


Schenkel meist ganz schwarz, Hinterleib von hinten gesehen 
mit ziemlich breiter Rückenstrieme, etwa 5 mm lange Art 

albimargo Pand. 
Schenkel meist gelb, Hinterleib mit schmaler Rückenlinie, 


6—7 mm lang esuriens Meig. 
Augen durch eine deutliche Strieme und schmale Orbiten mehr 
oder weniger getrennt 13. 
Augen mit den schmalen Orbiten fast aufs engste zusammen- 
stoßend 14. 
Hell aschgraue Art, ohne Präalarborste varibes Pok. 


Braune Art mit kurzer, aber deutlicher Präalarborste 
hyoscyami Panz. 

Große Arten mit fast walzenförmigem Hinterleib und starken 

Borsten an den Hinterrändern der Ringe, die sich deutlich von 


der Grundbehaarung abheben 15. 
Kleinere Arten mit flachgedrücktem Hinterleib und sich 
weniger von der Grundbehaarung abhebenden Borsten 17. 


Beine ganz gelb, pra etwas kürzer als die 1. de setaria Meig. 
Vorderschenkel ganz oder wenigstens obenauf gebräunt, pra 
länger und kräftiger als die 1. dc 16. 
Vorderschenkel ganz braun, Thorax jederseits mit einer dunkeln 
Seitenstrieme bivittata Stein 
Vorderschenkel nur obenauf mit einem Längswisch, Thorax 
ohne deutliche Seitenstriemen longimana Pok. 


Die Anthomyiden Europas. 125 


17 Thorax und Schüppchen im Leben tiefschwarz, letztere im 


Tode noch russigbraun nigrisguama Stein 
Thorax und Schüppchen anders gefärbt 18. 
18 Alle Schenkel gebräunt 19. 
Schenkel zum Teil gelb 2. 
19 Präalarborste mindestens so lang als die 1. dc, Vorderschienen 
gebräunt, Schüppchen gleichgroß flavisguama Stein 


Präalarborste kürzer als die 1. dc, Vorderschienen gelb, das 
untere Schüppchen deutlich vorragend 
90 Mittelschienen außen vorn ohne Borste, Fühlerborste pubeszent 


socia Fall. 
Mittelschienen außen vorn mit kräftiger Borste, Fühlerborste 
nackt soctella Stein 


91 Akrostichalborsten vor der Naht weiter voneinander entfernt 
als von den Dorsozentralborsten, das untere Schüppchen 
deutlich vorragend, 7 mm große Art maculata Stein 
Akrostichalborsten vor der Naht einander näher als den Dorso- 
zentralborsten, das untere Schüppchen nicht oder kaum vor- 
ragend, kleinere Arten 22. 

99 Präalarborste länger als die 1. dc, Bräunung an der Spitze der 
Mittel- und Hinterschenkel auch im Tode noch deutlich 

seitenstettensis Strobl 

Präalarborste kürzer als die 1. dc, Bräunung an der Spitze der 
Mittel- und Hinterschenkel im Tode fast verblaßt 

interrwbtella Zett. 

23 Von der dichten gelbgrauen Bestäubung des Thorax heben 
sich von hinten gesehen 4 dunklere Striemen ab, von denen 


die mittleren hinten abgekürzt sind albimargo Pand. 
Thorax nie vierstriemig 24. 
24 Taster ganz schwarz oder wenigstens an der Spitze deutlich 
geschwärzt 25. 
Taster ganz gelb oder nur die äußerste Spitze undeutlich ge- 
bräunt 35. 
25 Unteres Schüppchen recht auffallend vorragend 26. 


Unteres Schüppchen gar nicht oder nur wenig vorragend 27. 
26 Hinterleib rot mit schwarzen Einschnitten, im Tode meist sehr 
verdunkelt squamifera Stein 
Hinterleib einfarbig rot, auch im Tode nicht verdunkelt 
rufina Fall. 
27 Hinterschienen nur mit einer Rückenborste auf der Mitte 
solitaria Stein 
Hinterschienen stets mit 2 Rückenborsten # 28. 
28 Hypopygialanhänge nach unten gerichtet, stark entwickelt und 
von kompliziertem Bau, Hinterschenkel unterseits zugekehrt 
von der Basis bis zur Mitte mit einer Reihe kurzer, kräftiger 
Börstchen u rmfibes Fall. 
Hypopygialanhänge nicht auffallend entwickelt, Hinter- 
schenkel unterseits zugekehrt ohne kräftige Börstchen 29. 


10. Heft 


126 ‚ Prof. P. Stein: 


29 Kleine, 4 mm lange Art mit sehr schmalem Hinterleib, deren 
Mittelschenkel untegseits ganz nackt sind und deren Mittel- 
schienen hinten nur eine sehr kurze und schwache Borste 
tragen minima Stein 
Größere und kräftigere Arten, deren Mittelschienen stets 
kräftige Borsten tragen 


30 Hinterleib im Tode schmutziggrau, !mit feinen ziegelroten 
Ringeinschnitten, Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze 


gebräunt terminalis Rond. 
Hinterleib ausgebreitet rot, Mittel- und Hinterschenkel ganz 
rot 31. 


31 Augen so eng zusammenstoßend, daß selbst Orbiten kaum 
wahrzunehmen sind, Thorax schwarzbraun, Schüppchen in- 
tensiv angeräuchert, Hinterleib meist mit feinen schwarzen 
Ringeinschnitten fulgens Meig. 
Augen wenigstens durch deutliche Orbiten getrennt, Thorax 
grau, Schüppchen weißlich, Hinterleib ohne schwarze Ein- 
schnitte 32. 

32 Hinterleib annähernd walzenförmig, an der Basis nicht auf- 
fallend flach gedrückt, von hinten gesehen mit deutlicher 
schmaler brauner Mittelstrieme hyoscyami Panz. 
Hinterleib an der Basis auffallend flach gedrückt, auch von 
hinten gesehen ohne oder mit kaum wahrnehmbarer Strieme 33. 

33 Vorderhüften rotgelb, nur vorn graulich, Hinterschienen außen 
abgewandt mit 3 Borsten, von denen die mittlere genau auf 
der Mitte steht caesia Stein 
Vorderhüften ganz grau, Hinterschienen außen abgewandt mit 
2 Borsten am Ende des ersten und zweiten Drittels; sind aus- 
nahmsweise 3 Borsten vorhanden, so steht nie eine in der 
Mitte 34. 

34 Unmittelbar vor den Bauchlamellen nach der Hinterleibsbasis 
zu eine Querreihe kurzer Borsten, Augen durch eine schmale 
schwarze Strieme und schmale Orbiten getrennt versicolor Meig. 
Vor den Bauchlamellen keine Borstenreihe, Augen nur durch 
die sich ganz oder fast berührenden Orbiten getrennt 

nigritarsis Zett. 

35 Hinterschienen außen mit einer auffallend langen Borste hinter 
der Mitte, außen abgewandt der ganzen Länge nach mit feinen 
Borstenhaaren bewimpert pilosa Stein 
Borste auf der Rückseite der Hinterschienen nicht auffallend 
lang, Hinterschienen außen abgewandt ohne Wimperborsten 36. 

36 Schildchen ganz gelb 37. 
Schildchen mindestens an der Basis in größerer Ausdehnung 
gebräunt 40. 

37 Das untere Schüppchen deutlich vorragend, große robuste Art 

| silacea Meig. 
Schüppchen gleichgroß, schmälere Arten 


Die Anthomyiden Europas. 127 


38 Hinterrücken gelb mit 2 schmalen braunen Striemen, Hypopyg 
wenig entwickelt, so daß der Hinterleib bis zum Ende ziemlich 
flach erscheint geniculata Bche. 
Hinterrücken gelb mit brauner Strieme oder ganz grau, Hypopyg 
stark entwickelt, so daß der Hinterleib an der Spitze deutlich 
verdickt ist 39. 

39 Hinterkopf auf der Unterhälfte goldgelb behaart, pra kürzer 
als die 1. dc pallida Stein 
Hinterkopf auf der Unterhälfte schwarz behaart, pra so lang 
oder länger als die 1. dc gilva Zett. od. rittigera Zett. 

40 Unteres Schüppchen weit vorragend 41. 
Schüppchen gleichgroß oder das untere nur wenig vorragend 44. 

41 Hinterkopf und Brustseiten über den Hüften goldgelb behaart 

transversa Fall. 


Die genannten Teile schwarz behaart 42. 
43 Schildchen meist ganz grau, auf der Mitte nackt, pra ziemlich 
unscheinbar ulmaria Rond. 
Schildchen an der Spitze stets rotgelb, auf der ganzen Fläche 
beborstet, pra kurz aber kräftig 43. 
43 Hinterleib mit schwarzen Einschnitten Winthemi Meig. 
Hinterleib ganz rot invisa Zett. 


44 Augen deutlich getrennt, Hinterleib annähernd walzenförmig 
bicolor Wied. 
Augen eng zusammenstoßend, Hinterleib stets flach gedrückt 45. 
45 Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze mehr oder weniger 
deutlich gebräunt 46. 
Beine ganz gelb 49. 
46 Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer lockern Reihe 
sehr langer Borsten, die am Bauch hervortretenden Hypopygial- 
anhänge stark entwickelt und am Rande zottig behaart 
flavipes Fall. 
Borsten auf der Unterseite der Hinterschenkel nicht auffallend 
lang, Hypopygialanhänge nicht stark entwickelt 47. 
47 Vorderhüften und Vorderschenkel mehr oder weniger gebräunt, 
Hinterleib im Tode sehr verdunkelt, ganz schräg von hinten 
gesehen mit einer scharf begrenzten, ziemlich breiten schwarzen 
Strieme flavipalpis Zett. 
Vorderbeine ganz gelb, Hinterleib auch ganz schräg von hinten 
gesehen mit kaum erkennbarer Strieme 48. 
48 Taster an der äußersten Spitze unmerklich gebräunt, Schildchen 
an der Spitze gelblich tenera Zett. 
Taster ganz gelb, Schildchen ganz grau univittata v. Ros. 
49 Hypopyg stark entwickelt, so daß der Hinterleib am Ende auf- 


fallend verdickt ist incisiva Stein 
Hypopyg nicht besonders entwickelt, Hinterleib auch am 
Ende ziemlich flach 50. 


50 Thorax blaugrau, a voneinander so weit entfernt als von den dc, 
mit kleinen Börstchen zwischen sich, Schildchen an der 


10. Heit 


128 Prof. P. Stein: 


Spitze rötlich, Hinterschienen außen abgewandt mit 4—5 
Borsten iniqua Stein 
Thorax bräunlichgrau, a einander mehr genähert als den dc, 
ohne Börstchen zwischen sich, Schildchen an der Spitze nicht 
rötlich, Hinterschienen außen abgewandt mit 2 Borsten 
ventralis Stein 
1. P. eximia sp. nov. 


Die Art gehört in die nächste Verwandtschaft von draepotens 
Wied. und der von mir unlängst beschriebenen raeclara (H ylemyia) 
und hat namentlich mit der letzteren große Ähnlichkeit. Das 
über den Fühlern ziemlich schmale schwarze, rötlich schiimmernde 
Stirndreieck wird nach oben noch schmäler und von ziemlich 
breiten, silbergrau bestäubten Orbiten eingefaßt, welche an der 
schmalsten Stelle mindestens doppelt so breit sind als die Mittel- 
strieme, so daß die Augen recht deutlich getrennt sind. Fronto- 
orbitalborsten finden sich jederseits 4, die sich von der Fühler- 
basis bis zur Mitte der Stirn erstrecken, ziemlich kräftig und fast 
gleichlang sind. Stirn im Profil recht deutlich, aber mehrabgerundet 
vorragend, Wangen etwas schmäler, Backen etwa !/, der Augen- 
höhe, sämtliche Teile wie die Orbiten silbergrau bestäubt, die 
Wangen an der Fühlerbasis wie gewöhnlich mit dunkleren Re- 
flexen. Fühler in der Augenmitte eingelenkt, den untern Augen- 
rand kaum erreichend, 3. Glied kaum doppelt so lang als das 
schwach rötlich gefärbte, ziemlich breite 2., Borste recht lang ge- 
fiedert, Taster fadenförmig, schwarzbraun, die Basis oft braungelb. 
Thorax und Schildchen hell aschgrau, ersterer mit kaum sicht- 
baren, etwas dunkler grauen, feinen Mittellinien und breiteren 
Seitenflecken; pra recht lang, länger als die 1. dc hinter der Naht, 
a vor der Naht 1 Paar von nicht auffallender Länge, st 1,2. Hinter- 
leib fast doppelt so lang wie Thorax und Schildchen, walzenförmig, 
an der Spitze etwas verschmälert, Hypopyg wenig vorragend, 
Bauchlamellen klein, schwach rötlich; er ist fast ganz nackt und 
nur an den Einschnitten lang beborstet. Färbung wie die des 
Thorax, eine schmale, etwas dunklere Rückenlinie kaum angedeutet. 
Beine lang und schlank, nebst den Hüften gelb, nur die Tarsen 
verdunkelt, das letzte Tarsenglied aller Füße gelblich, Pulvillen 
und Klauen verlängert, Beborstung mit der von $raepotens und 
praeclara übereinstimmend. Flügel ziemlich lang und schmal, 
schwach gelblich mit gelblichen Adern, Randdorn mäßig lang, 
3. und 4. Längsader recht auffallend divergierend, hintere Quer- 
ader schief und stark geschwungen, letzter Abschnitt der 4. Längs- 
ader so lang als der vorletzte, Schüppchen ziemlich klein, gleich- 
groß, weißlich, Schwinger blaßgelb. Länge 10 mm. 


In der Wiener Sammlung findet sich ein von Mann in Brussa 
(Kleinasien) gefangenes Männchen. Ich habe die Art mit aufge- 
nommen, da ihr Vorkommen auch in Europa nicht unwahrscheinlich 
ist. Bei ihrer großen Ähnlichkeit mit Zraepotens ist zu vermuten, 


Die Anthomyiden Europas. 129 


daß auch der Bau des Hypopygs, auf Grund dessen Schnabl die 
Art zur Gattung Pegomyia zieht, der gleiche sein wird. 


2. P. terminalis Rond. 

Rondani hat nur das Weibchen beschrieben, und auch mir 
war es nur bekannt. Erst Strobl hat das Männchen in Spanien 
gefangen und in seinen Spanischen Dipteren III, 242 (1909) eine 
allerdings ziemlich dürftige Beschreibung von ihm gegeben. Nach 
Exemplaren, die Becker in Algier gesammelt hat, vervollständige 
ich dieselbe. Das schmale schwarze Stirndreieck setzt sich nach 
oben in kaum erkennbarer schwarzer Linie fort und wird von 
sehr feinen weißen Orbiten eingefaßt, so daß die Augen fast zu- 
sammenstoßen und die Frontoorbitalborsten sich nur in einer 
Anzahl von 4—5 bis zur Mitte der Stirn erstrecken. Stirn im Profil 
etwas, aber in sehr stumpfem Winkel vorragend, dicht silber- 
grau bestäubt, Wangen allmählich ganz schmal werdend, Backen 
ebenfalls nicht breit. Fühler in der Augenmitte eingelenkt, schwarz, 
3. Glied reichlich doppelt so lang als das 2., Taster fadenförmig, 
schwarz, an der Basis meist gelblich. Thorax und Schildchen 
braungrau, Brustseiten etwas heller, eine Mittelstrieme auf ersterem 
bei einigen Stücken vielleicht deutlicher, pra etwa halb so lang 
wie die 1. dc hinter der Naht, a zweireihig, einander näher als den 
dc. Hinterleib streifenförmig, flach gedrückt, an der Spitze mehr 
kolbig, Bauchlamellen deutlich entwickelt, ziemlich weit vor der 
Spitze. Er ist braun gefärbt mit ziegelrötlichem Grund, was im 
Leben wahrscheinlich noch mehr hervortritt, im Tode aber be- 
sonders an den Hinterrändern der Ringe zu erkennen ist; von 
hinten gesehen ist er ziemlich dicht bräunlichweiß bestäubt und 
läßt eine schwarze Mittelstrieme verhältnismäßig scharf erkennen. 
Er ist überall abstehend behaart, an den Einschnitten länger ab- 
stehend beborstet. Beine gelb, alle Hüften, die Vorderschenkel 
ganz, die Mittel- und Hinterschenkel meist an der Spitze, aber 
ohne scharfe Begrenzung gebräunt, Pulvillen mäßig lang; Vorder- 
schienen mit deutlicher Borste, Mittelschienen außen vorn mit 
einer kleinen, außen hinten mit einer längeren, hinten mit 2 kurzen 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt von der Mitte bis 
zur Spitze, zugekehrt in der Basalhälfte mit längeren Borsten, 
Hinterschienen außen und außen abgewandt mit je 2, innen ab- 
gewandt mit meist 1, mehr nach der Spitze zu stehenden Borste. 
Flügel schwach gelblich, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader 
kaum etwas divergierend, hintere Ouerader steil und gerade, die 
gleichgroßen Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 
4 mm. 


3. P. haemorrhoa Zett. 
Von dieser Art war bisher nur das Weibchen bekannt. Meinem 
jungen Freunde Ringdahl glückte es, durch Pärchen, die er in 
copula fing, festzustellen, daß das zugehörige Männchen die be- 
kannte Zetterstedtsche Zransversalis (Aricia) war. Ich habe diese 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 10, 9 10. Heft 


130 Prof. P. Stein: 


in Treptow auf Fichtennadeln jährlich in großer Menge gefangen, 
aber immer vergeblich versucht, das zugehörige Weibchen aus- 
findig zumachen. Da das Männchen ganz schwarzbeinig ist und nur 
in nicht ganz ausgereiften Stücken die rote Färbung an den Schienen 
erkennen läßt, habe ich die Art in der obigen Tabelle nicht auf- 
nehmen können. Man wird sie bei Chortopdhila finden, auf welche 
man durch die Bestimmungstabelle der Gattungen kommt. 

4. P. dalposa Stein 

Ich habe die Art in den Ent. Nachr. XXIII, 320, 4 (1897) 
ausführlich beschrieben und wiederhole daher hier nureinige Merk- 
male. Die Augen stoßen aufs engste zusammen, die Fühlerborste 
ist etwas länger gefiedert, als das 3. Glied breit ist, die Taster sind 
schwach löffelförmig verbreitert, beim Weibchen auffallend breit 
gedrückt. Thorax schwarz, etwas glänzend, dünn graulich bereift, 
so daß je eine breite Seitenstrieme und die Anfänge linienartiger 
Mittelstriemen sichtbar werden, pra lang und kräftig, a zwei- 
reihig. Hinterleib kegelförmig, schwarz, grau bereift, mit ziemlich 
breiter, nach hinten schmäler werdender Rückenstrieme. Pul- 
villen etwas verlängert, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen 
hinten mit 2, hinten mit 1 Borste, Hinterschienen außen und außen 
abgewandt mit je 2, innen abgewandt mit 1 Borste. Flügel gelblich, 
mit kleinem Randdorn, die ungleichen Schüppchen gelblich, 
Schwinger intensiver. 

Ich habe sie zahlreich in Genthin, Muskau und Kissingen ge- 
fangen. Schnabl erwähnt sie in seiner Arbeit fälschlich als Palpata 
und zieht sie zur Untergattung Pegoplata. 

5. P. praeclara Stein 

Mein einziges Pärchen stammt aus Ungarn. Ich habe die Art, 
die mit der folgenden außerordentliche Ähnlichkeit hat, im Arch. 
Nat. A. 8, 50, 7 (1914) beschrieben. Mir ist nur noch ein Weibchen 
aus der Schweiz im Besitz des Wiener Museums bekannt geworden. 


6. P. praepotens Wied. 

Diese schöne, große, früher zu Hylemyia gezogene Art ist 
wohl allgemein bekannt und weit verbreitet, wenn auch nicht 
gerade häufig. Ich habe sie in Genthin, Treptow, auf Rügen und 
in Schweden gesammelt und in den verschiedensten Sammlungen 
gesehen. Von der vorigen unterscheidet sie sich durch eng zu- 
sammenstoßende Augen, ganz gelbe Beine und das rötlichgelbe 
Hypopys. 

7. P. Schineri Schnabl 

Es ist dies die Art, die Schiner als Hylemyia puella Meig. 
beschreibt. Einige Merkmale werden genügen, sie erkennen zu 
lassen. Augen eng zusammenstoßend, Behaarung der Fühlerborste 
wie bei Dalposa, Thorax schwarz, dicht weißlichgrau bestäubt, so 
daß von hinten je eine breite schwarze Seitenstrieme recht scharf 
sich abhebt, pra lang und kräftig. Hinterleib walzenförmig bis 
kegelförmig, schwarz, lichtgrau bestäubt, mit feiner Rückenlinie, 


Die Anthomyiden Europas. 131 


Beine schwarz, Schienen gelb, Pulvillen schwach verlängert, Mittel- 
schienen wie bei dalposa beborstet, Hinterschienen außen normaler- 
weise mit 2, wozu meist noch eine kleinere vor der Spitze kommt, 
außen abgewandt meist mit 3 gleichlangen, innen abgewandt mit 
1 Borste, Flügelintensiv gelblich, besonders an der Basis, mit kleinem 
Randdorn, Schüppchen gleichgroß, gelblich, Schwinger gelb. 

Ich habe sie in Muskau, Essen und Kissingen gesammelt und 
kenne sie aus Frankreich und Schweden. 

8. P. virginea Meig. 

Sie ist mit Paldosa nahe verwandt und ihr namentlich im 
weiblichen Geschlecht durch die stark verbreiterten Taster ähnlich. 
Die Fühlerborste ist länger behaart, der Thorax dicht hellgrau 
bestäubt mit nur schwacher Spur breiterer Seitenstriemen, Hinter- 
leib mit nur sehr feiner Rückenlinie, Vorderknie gelb, Beborstung 
der Beine wie bei ?alposa, Schüppchen gleichgroß, alles übrige 
wie bei dieser Art. 

In Genthin war sie sehr gemein, ich habe sie ferner in Treptow, 
Kissingen und Essen gefangen und kenne sie noch aus Schlesien, 
Wien und Schweden. 

Wer sich über die andern Arten genauer unterrichten will, 
findet das Nötige in meiner Sonderbehandlung der Gattung in der 
Wien. ent. Zeitg. XXV, 47—107 (1906). Was die Verbreitung 
der Arten betrifft, so habe ich dem dort Gesagten nur wenig zu- 
zufügen. In der Umgegend Treptows habe ich folgende beobachtet: 
albimargo, bicolor, esuriens, flavipalpis, fulgens, haemorrhoa, hyos- 
cyami, iniqua, interruptella,. nigritarsis, pallida, praepotens, rufipes, 
setaria, silacea, socia, squamifera (ziemlich häufig unter Fichten 
schwebend), iransversa, univittata, versicolor, virginea und Win- 
themi. Ferner kenne ich noch albimargo aus Urdingen, Innsbruck, 
Dorpat und Newmarket in England, caesia aus Schweden, esuriens 
aus Ürdingen, Innsbruck, Bornholm, Dorpat und Schweden, 
fulgens aus Urdingen, Schmiedefeld, Böhmen und England, hyos- 
cyami aus Dorpat, incisiva aus Pößneck, inigua aus Stolp,Schweden 
und Newmarket, inierruptella aus Innsbruck und Schweden, 
maculata aus Trafoi, nigrisguama aus Graslitz in Böhmen und 
Colchester in England, pallides aus Stolp und Schweden, setaria 
aus Ürdingen, Dorpat und Schweden, sociella aus Genthin, sgua- 
mifera aus Schmiedefeld, Kissingen, Schweden und Newmarket, 
terminalis aus Ungarn und Algier, transversa aus Schmiedefeld, 
Raibl in Kärnten, Hainfeld in Niederösterreich und Mehadia in 
Ungarn, ulmaria aus Triest und Newmarket, varides aus Condino 
in Tirol. 

Anm.: Wie schon oben erwähnt wurde, hat Schnabl mehrere 
Arten, die man früher zur Gattung Hylemyia rechnete, auf Grund 
des Hypopygs zu Pegomyia gezogen. Ich folge ihm hierin, nament- 
lich auch deswegen, weil die Weibchen dieser Arten im Gegensatz 
zu den Weibchen von Hylemyra meist keine Kreuzborsten auf der 
Stirn tragen. 


9%* 10. Heft 


132 Prof. P. Stein: 


55. Acyglossa Rond. 
Ganze Fliege glänzend schwarz, kaum graulich bestäubt 

atramentaria Meig. 
Namentlich der Hinterleib dicht grau bestäubt, mit deutlicher 
Rückenstrieme pollinosa Villen. 
A. atramentaria besitze ich in mehreren Stücken durch Prof. 
Langhoffer aus Kroatien und kenne sie noch vom Semmering und 
aus Spittal in Kärnthen (Pokorny). Die Type von 2ollinosa, die 
Villeneuve im südlichen Frankreich gefangen hat, habe ich zur 
Ansicht bei mir gehabt; nach des Autors Angabe kommt die Art 
auch noch in der Schweiz und in Kroatien vor. Die Beschreibung 

findet sich in der Wiener ent. Zeitg. XXVII, 203, 3 (1908). 


56. Eustalomyia Kow. 


1 Beine zum Teil gelb vittipes Zett. 
Beine ganz schwarz 2. 
2 Fühlerborste kurz pubeszent histrio Zett. 
Fühlerborste lang behaart a 
3 Thoraxmittelstrieme hinten in einen runden Fleck verbreitert, 
st 1, 2, Randdorn ganz fehlend hilaris Fall. 
Thoraxmittelstrieme bis zum Ende gleichbreit bleibend, st 2, 2, 
Randdorn klein, aber deutlich festiva Zett. 


Die Gattung ist von Kowarz in der Wien. ent. Zeitg. X, 101 
(1891) bearbeitet worden. Sämtliche Arten sind an der charakte- 
ristischen Thorax- und Schildchenzeichnung als Zugehörige der 
Gattung sofort zu erkennen und mit Hilfe der gegebenen Tabelle, 
die auch für die Weibchen gilt, leicht zu unterscheiden. Die ge- 
meinste der Arten ist hilaris. Ich habe sie in Genthin, Treptow 
und Kissingen gefangen und kenne sie noch aus Hainfeld in Nieder- 
österreich, Triest und Schweden. Festiva scheint in Österreich 
nicht selten zu sein, wenigstens finden sich in der Sammlung des 
Wiener Museums zahlreiche Stücke aus Böhmen und besonders 
der Nähe von Wien; auch vom Stilfser Joch kenne ich sie. Von 
histrio habe ich einige Weibchen in Genthin gefangen, besitze sie 
aus Berlin und Villach (Tief) und kenne sie aus Hainfeld (Mik). 
Vittidpes kommt wohl nur im Norden vor; ich besitze ein Weibchen 
aus Schweden und kenne sie noch aus England 


57. Acroptena Pok. 

1 Das untere Schüppchen nicht oder kaum vorragend 2. 
Das untere Schüppchen deutlich vorragend 

2 Präalarborste lang, Hinterrand des 3. Hinterleibsringes auf der 
Bauchseite jederseits mit einem nach hinten gerichteten, aus 
langen Borstenhaaren gebildeten Büschel barbiventris Zett. 
Präalarborste kurz, Bauch ohne Haarbüschel zgnobilis Zett. 

3 Hinterrand des 3. Ringes auf der Bauchseite jederseits mit 
einem langen Borstenbüschel caudata Zett. 
Bauch ohne auffallende Borsten 4. 


Die Anthomyiden Europas. 133 


4 Präalarborste so lang und kräftig wie die 1. dc hinter der Naht 
nuda Schnabl 
Präalarborste viel kürzer als die 1. dc 5. 
5 Fühlerborste fast doppelt so lang gefiedert, als das 3. Fühler- 
glied breit ist, Hinterschienen außen abgewandt der ganzen 
Länge nach mit kurzen Borsten bewimpert, unter denen ge- 
wöhnlich 2 etwas längere hervorragen divisa Meig. 
Fühlerborste höchstens so lang behaart, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, Hinterschienen außen abgewandt mit 4—6 längeren 
Borsten 6. 
6 Wangen an der schmalsten Stelle breiter als das 3. Fühlerglied, 
Mundrand deutlich vorgezogen T: 
Wangen schmäler, als das 3. Fühlerglied breit ist, Mundrand 
nicht vorgezogen 8. 
7 Endabschnitt des Hypopygs mit ungemein zahlreichen kurzen, 
kräftigen Borsten besetzt frontata Zett. 
Letzter Abschnitt des Hypopygs nur mit feinen Haaren besetzt 
septimalis Pand. 
8 Mittelschienen außen vorn mit einer sehr kurzen Borste, die 
nicht so lang ist wie der Querdurchmesser der Schiene, Mittel- 
tarsen von außen gesehen messerartig zusammengedrückt, 
letztes Glied stark verbreitert Wierzejskii Mik 
Mittelschienen außen vorn mit einer sehr langen Borste, Mittel- 
tarsen nicht zusammengedrückt, letztes Glied kaum breiter als 
die übrigen ambigua Fall. 
1. A. ambigua Fall. 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
Orbiten an der schmalsten Stelle etwa halb so breit getrennt, als 
das 3. Fühlerglied breit ist, Fühlerborste deutlich gefiedert. Thorax 
schwarz, dünn aschgrau bestäubt, mit 3 breiten schwarzenStriemen, 
die namentlich von hinten gesehen recht deutlich sind, pra etwas 
über halb so lang als die 1. dc, a zweireihig, aber sehr fein, st 2, 2. 
Hinterleib länglich eiförmig, an der breitsten Stelle etwas breiter 
als der Thorax, aschgrau mit deutlicher, anfangs breiterer, dann 
schmäler werdender Rückenstrieme, 2. Abschnitt des Hypopygs 
kugelförmig vorragend und so dünn bestäubt, daß er glänzend 
schwarz erscheint. Beine schwarz, Pulvillen kräftig und verlängert; 
Vorderschienen mit 1 Borste, Mittelschienen außen vorn mit 1 
langen, innen vorn mit 1 kürzeren, bisweilen fehlenden Borste, 
außen hinten mit 1 längeren und einigen darüberstehenden kürzeren 
Borsten, innen hinten mit ähnlicher Beborstung, Hinterschienen 
außen mit 3, außen abgewandt mit mehreren Borsten von ver- 
schiedener Länge, unter denen die auf der Mitte am längsten ist, 
innen abgewandt mit meist 3 kürzeren Borsten. Flügel graulich- 
gelb mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader ganz schwach 
konvergierend, jene an der äußersten Spitze etwas nach oben, 
diese nach unten gebogen, hintere Querader schief und deutlich 
geschwungen, Schüppchen gelblich, Schwinger intensiver. 


10. Heft 


134 Prof. P. Stein: 


Die Art ist ziemlich häufig und namentlich an Schilf und Rohr 
zu finden. Ich habe sie in Genthin, Treptow, Muskau, Ostpreußen 
und auf Rügen gefangen und kenne sie aus Dorpat, dem südlichen 
Schweden und Lappland. 

2. A. barbiventris Zett. 

Durch den auf der Bauchseite des 3. Ringes jederseits befindlichen 
langen Borstenbüschel leicht zu erkennen und nur mit der nächsten 
Art zu verwechseln, bei der noch weitere Unterschiede als in der 
Bestimmungstabelle angegeben sind. Sie ist nur aus Lappland 
bekannt, woher ich einige in Enontekis gefangene Stücke besitze. 
3. A. caudata Zett. 

Unterscheidet sich von der vorigen Art durch deutlich be- 
haarte und nicht bloß pubeszente Fühlerborste, sehr kurze Prä- 
alarborste und dadurch, daß von der Seite gesehen der Borsten- 
büschel etwas hinter der Mitte des Hinterleibs zu entspringen 
scheint, während er bei barbiventris deutlich vor der Mitte seinen 
Anfang nimmt. Da er in beiden Fällen aber ziemlich bis zur 
Hinterleibsspitze reicht, ist er bei der letzten Art merklich länger. 
Im übrigen gleicht caudata in Färbung und Zeichnung fast voll- 
ständig der ambigua. 

Ich habe caudata in Genthin, Kissingen und Bornholm ge- 
fangen, aber nur sehr vereinzelt, besitze sie aus Lappland und dem 
mittleren Schweden und kenne sie aus Stolp und Dorpat. 

4. A. divisa Meig. 

Gleicht ungemein der ambigua, unterscheidet sich aber sofort 
durch sehr lang behaarte Fühlerborste und dadurch, daß die Hinter- 
schienen außen abgewandt der ganzen Länge nach mit kurzen 
Borsten bewimpert sind, unter denen zwei etwas längere hervor- 
ragen, die aber nicht viel länger sind als der Querdurchmesser der 
Schiene, während bei ambigua stets eine auf der Mitte stehende 
eine besondere Länge erreicht. Ein anderer, weniger wichtiger 
Unterschied ist der, daß die Mittelschienen innen vorn bei divisa 
nie eine Borste tragen, wie sie sich regelmäßig bei ambigua findet. 

Die Art war bei Genthin häufig und. fand sich ebenfalls in 
der Nähe des Wassers. Ich habe sie ferner in Treptow, Essen, Ost- 
preußen und auf Rügen gefangen und aus Stolp, Urdingen, Inns- 
bruck und Schweden gesehen. 

5. A. frontata Zett. 

Hat im allgemeinen Ähnlichkeit mit ambigua, hat aber breitere 
Wangen und Backen und ein viel stärker entwickeltes Hypopyg, 
dessen Endabschnitt mit ungemein zahlreichen kurzen, kräftigen, 
etwas aufwärts gekrümmten Borsten besetzt ist, woran allein die 
Art schon zu erkennen ist. Sie kommt im Norden oder im Hoch- 
gebirge vor. Meine Stücke stammen vom Stilfser Joch, dem in 
der Nähe gelegenen Monte Pressura und dem Bernesinapaß, ich 
kenne sie ferner aus Lappland. 

6. A. ignobilis Zett. 
Gleicht ebenfalls sehr der ambigua, ist aber viel kleiner (etwa 


Die Anthomyiden Europas. 135 


5 mm), hat einen schlanken, fast walzenförmigen Hinterleib und 
vor allem kleine, gleichgroße Schüppchen; die hintere Ouerader 
ist viel weniger schief und nur mäßig geschwungen. Ich besitze 
einige von Becker in Lappland gefangene Stücke. 
7. A. nuda Schnabl 
Unterscheidet sich von ambigua, divisa und anderen durch 
nur pubeszente Fühlerborste, lange Präalarborste und die An- 
wesenheit von 1—2 Paar kräftiger Akrostichalborsten vor der Naht. 
Meine Stücke stammen aus Lappland und Jämtland. 


8. A. sebtimalis Pand. 

Gleicht vollkommen der frontata Zett. und ist eigentlich nur 
durch das in der Tabelle angegebene Merkmal zu unterscheiden. 
Ich besitze einige Männchen aus Arosa und vom Stilfser Joch. 


9. A. Wierzejskii Mik 

Hat außerordentliche Ähnlichkeit mit divisa Meig., unter- 
scheidet sich aber leicht durch kürzer behaarte Fühlerborste, die 
verdünnten Mitteltarsen mit dem verbreiterten letzten Glied und 
ständig noch dadurch, daß die Mittelschenkel unterseits nackt 
sind, während sie bei divisa in der Wurzelhälfte lang beborstet sind. 

Die Art war um Genthin auf feuchten Wiesen in der Nähe 
von Teichen nicht selten, ich habe sie auch in Treptow und benach- 
barten Orten ziemlich oft gefangen und kenne sie noch aus Stolp 
und Swinemünde. Früher habe ich sie unter dem Namen Zenur- 
tarsis versendet, und Czwalina hat sie unter diesem Namen in 
seinem Verzeichnis der Fliegen Ostpreußens aufgenommen. Der 
Miksche Name ist so schrecklich, daß es immer von neuem Mühe 
kostet, ihn dem Gedächtnis einzuprägen. 


58. Hydrophoria R. D. 

1 Beine ganz schwarz 2. 
Beine zum Teil gelb 9. 

2 Hinterleib ziemlich hellgrau, nur mit Rückenstrieme 
albiceps Meig. 
Hinterleib gelbgrau, mit Rückenstrieme und auf Ring 2 und 3 
mit halbkreisförmigem, dem Vorderrand anliegenden, aber ziem- 
lich verloschenen Flecken “  annulata Pand. 
3 Mittel- und Hinterschenkel ganz gelb linogrisea Meig. 
Alle Schenkel schwarz 4. 
4 Hinterleib an der Basis von der Seite gesehen durchscheinend 


blaßgelb ruralis Meig. 
Hinterleib nirgends durchscheinend 5. 
5 Präalarborste etwa so lang und kräftig wie die 1. dc hinter 
der Naht conica Wied. 


Präalarborste viel kürzer und schwächer als die 1. dc 
brunneifrons Zett. 
1. H. albiceps Meig. 
Meigen hat nur das Weibchen beschrieben, dessen in der 
Winthemschen Sammlung befindliche Type ich habe untersuchen 


10, Heft 


136 Prof. P. Stein: 


können. Das Männchen hat aufs engste zusammenstoßende 
Augen, die Stirn ragt im Profil an der Fühlerbasis recht deutlich 
vor, während die gekielten Wangen nach unten allmählich schmäler 
werden und das Untergesicht dadurch zurückweicht, Backen etwa 
so breit wie der vorragendste Teil der Stirn, Hinterkopf unten 
gepolstert, sämtliche Teile seidenweißlich bestäubt, Fühler etwas 
unter der Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand erreichend, 
3. Glied doppelt so lang als das 2., Fühlerborste sehr lang, aber 
locker behaart. Thorax und Schildchen hellgrau, ersterer bei ein- 
zelnen Stücken mit einer undeutlichen, ziemlich schmalen grauen 
Mittelstrieme und ebensolchen, aber breiteren Seitenstriemen, die 
besonders von hinten gesehen deutlicher sind. In der Regel ver- 
schwindet die Mittelstrieme, und es zeigen sich die Anfänge von 
2 feinen graulichen Mittellinien; pra fehlend oder sehr kurz, a zwei- 
reihig, aber ziemlich fein, mit noch kürzeren Börstchen zwischen 
sich. Hinterleib ziemlich kegelförmig, wie der Thorax gefärbt, mit 
deutlicher, nach hinten zu allmählich schmäler werdender Rücken- 
strieme, Hypopyg wohlentwickelt. Beine schwarz, Schenkel hell 
aschgrau bestäubt, Beborstung annähernd wie bei A. ambigua, 
aber schwächer. Flügel fast glashell, ohne Randdorn, Aderverlauf 
gleichfalls wie bei der genannten Art, Schüppchen weißlich, 
Schwinger gelblich. Länge ca. 6 mm. 

Ich habe ein Männchen dieser seltenen Art in Deep bei Treptow 
gefangen, besitze ein Pärchen aus Pöstyen (Lichtwardt) und ein 
Weibchen aus Steiermark, das Strobl als coronata Zett. bestimmt 
hatte, kenne die Art ferner aus der Umgegend von Wien und 
Budapest, aus Ancona, Corsica und Spalato in Dalmatien. 


2. H. annulata Pand. 

Die Augen stoßen fast in einem Punkt zusammen und werden 
nur durch linienartige Orbiten und eine kaum sichtbare schwarze 
Linie getrennt. Fühlerborste, wie bei der vorigen Art, sehr lang 
aber sparsam gefiedert. Thorax und Schildchen gelbgrau bestäubt, 
ersterer mit einer feinen Mittelstrieme, die ganz vorn von 2 dunkel- 
grauen Linien eingefaßt wird, und je einer breiteren, an der Naht 
unterbrochenen Seitenstrieme; pra kurz, a deutlich zweireihig mit 
feinen :Börstchen zwischen sich, st 2, 2. Hinterleib kegelförmig, 
wie der Thorax gelbgrau bestäubt mit dunkler Rückenstrieme 
und auf Ring 2 und 3 mit je 2 dem Vorderrand anliegenden halb- 
kreisförmigen Flecken, deren Begrenzung aber nicht sehr scharf 
ist. Beborstung der Beine ähnlich der vorigen Art. Flügel ziemlich 
intensiv gelbgrau, mit kleinem Randdorn, hintere Querader in 
der Regel nicht ganz so schief, aber auch deutlich geschwungen, 
Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. 

Ich habe die Art zahlreich in Genthin, Treptow, Schmiedefeld, 
Kissingen und Bornholm gefangen und kenne sie aus Innsbruck, 
der Umgegend von Budapest, Dorpat und Schweden. Unter 
obigem Namen habe ich sie früher an meine dipterologischen 


Die Anthomyiden Europas. 137 


Freunde versandt, u. a. auch an Pandelle. Da dieser sie aber zu- 
erst beschrieben hat, muß er als Autor gelten. 


3. H. brunneifrons Zett. 

Zetterstedt hat nur das Weibchen dieser Art beschrieben, und 
auch mir ist es nicht geglückt, das Männchen kennen zu lernen. 
Es hat große Ähnlichkeit mit dem Weibchen der divisa, ist aber 
noch größer und plumper. Die Orbiten sind mindestens halb so 
breit als die Mittelstrieme, oben schokoladenbraun, nach vorn zu 
etwas heller gefärbt, und tragen außer 2 kräftigen, nach vorn ge- 
richteten Orbitalborsten noch eine Anzahl feiner Börstchen, 
während die Orbiten von divisa viel schmäler, hellgrau gefärbt 
und ohne Borsten sind. Ein weiterer Unterschied ist der, daß die 
Mittelschienen von drunneifrons innen vorn eine kräftige Borste 
tragen, die bei divisa fehlt. Bei der großen Ähnlichkeit beider 
Arten ist es nicht unmöglich, daß auch das Männchen von brunnei- 
frons dem der divisa ähnlich ist, und daß die Art dann zur Gattung 
Acroptena gezogen werden müßte. 

Ich besitze 2 Weibchen aus Lappland. 


4. H. conica Wied. 

Eine sehr gemeine Fliege, die vom ersten Frühjahr an überall 
häufig ist. Sie variiert sehr in Größe und Grundfärbung, kommt 
auch bisweilen mit ziemlich verdunkelten Schienen vor, kann aber 
kaum verkannt werden, so daß eine genauere Beschreibung über- 
flüssig ist. 

5. H. linogrisea Meig. 

Von der vorigen durch gelbe Beine verschieden, bei denen 
nur die Vorderschenkel obenauf einen schwarzen Wisch tragen. 
Sie ist viel seltener als conica, aber ebenfalls weit verbreitet. Ich 
habe sie in Genthin, Treptow, Kissingen, auf Rügen und in Nieder- 
österreich gefangen und kenne sie noch aus Innsbruck, Schweden 
und Prades in den Pyrenäen. 


6. H. ruralis Meig. 

Hat sehr große Ähnlichkeit mit annulata und gleicht ihr 
namentlich auch in der Hinterleibszeichnung, unterscheidet sich 
aber sofort durch gelbe Schienen und dadurch, daß der Hinterleib 
von der Seite gesehen an der Basis mehr oder weniger durch- 
scheinend blaß rötlichgelb ist. Ich habe die Art zahlreich in Genthin 
gefangen, auch in Wittenberg, Essen, Kissingen und Nieder- 
österreich gesammelt und kenne sie noch aus Ürdingen, Innsbruck 
und Italien. 

Anm.: Pokorny hat seinerzeit die Gattung Acroptena nur auf 
die Art Simonyi, die mit frontata Zett. identisch ist, gegründet 
und in der Wien. ent. Zeitg. XII, 60, II (1893) ausführlich aus- 
einandergesetzt. Schnabl hat in seiner mehrfach erwähnten Arbeit 
die Gattung erweitert und zu ihr alle früheren H ydrophoriaarten ge- 
bracht, deren 1. Hypopygialabschnitt mit einer nach vorn gerichteten 
und auf der Bauchseite gelegenen geißelförmigen Borste versehen 


10. Heft 


138 ‘Prof. P. Stein: 


ist, während er alle Arten, denen diese Borste fehlt, bei der Gattung 
Hydrophoria läßt. Glücklicherweise lassen sich beide Gattungen 
auch ohne Untersuchung des Hypopygs unterscheiden. Der Thorax 
sämtlicher Acroptenaarten ist schwarz und meist nur dünn asch- 
grau bestäubt, so daß sich 3 breite schwarze Striemen mehr oder 
weniger deutlich abheben. Alle Hydrophoriaarten dagegen haben 
einen gelbgrau bis weißgrau gefärbten Thorax, der meist 2 Seiten- 
striemen und oft die Anfänge von linienartigen Mittelstriemen er- 
kennen läßt, so daß außer allen gelbbeinigen Arten auch die- 
jenigen schwarzbeinigen zu dieser Gattung gerechnet werden 
müssen, deren Thorax von hellerer Grundfärbung ist. 


59. Hylemyia R. D.*) 


1 Beine zum Teil gelb 
Beine ganz schwarz 
2 Präalarborste länger und kräftiger als die 1. dc 
Präalarborste viel kürzer als die 1. de oder ganz fehlend 4. 
3 Bauch mit langen, nach hinten gerichteten Borstenhaaren 
criniventris Zett. 
Bauch ohne lange Behaarung pseudomaculibes Strobl 
4 Präalarborste ganz fehlend oder sehr unscheinbar 
Präalarborste ziemlich kurz, aber kräftig 6. 
5 Hinterleib recht schmal, dicht gelbgrau bestäubt, Flügelrand- 


on 


dorn klein coarctata Fall. 
Hinterleib nicht auffallend schmal, hellgrau bestäubt, Rand- 
dorn deutlich lavata Bohem. 
6 Alle Schenkel schwarz strigosa Fbr. 
Mittel- und Hinterschenkel gelb nigrimana Meig. 
7 Fühlerborste länger behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist 8. 
Fühlerborste kürzer behaart 10. 
8 Hinterleib walzenförmig varıata Fall. 
Hinterleib mindestens an der Basis deutlich flach gedrückt 9. 
9 Präalarborste sehr kurz oder fehlend, Augen durch eine schmale 


Strieme getrennt flavipennis Fall. 
Präalarborste deutlich, Augen eng zusammenstoßend 
lasciva Zett. 
10 2. Glied der Mitteltarsen innen an der Basis etwas an- 


geschwollen 11T. 
2. Glied der Mitteltarsen innen nicht verdickt » 15. 
11 Bauch mit langen Borstenhaaren cardui Meig. 
Bauch nackt 12. 


12 Vorderschienen vorn (außen) vor der Spitze mit einer Anzahl 
dicht stehender, auffallend langer Borsten zslitibia sp. nov. 
Vorderschienen vorn ohne auffallende Beborstung 13. 


*) Ist man wegen der mehr oder weniger deutlichen Pubeszenz der 
Fühlerborste einer Art in Zweifel, so suche man dieselbe auch bei C'horto- 
phila. 


Die Anthomyiden Europas. 139 


13 Präalarborste sehr lang und kräftig pseudofugax Strobl 
Präalarborste ziemlich kurz 14. 


14 Thorax namentlich auf der Vorderhälfte im Leben tief schwarz- 
braun, auch im Tode noch ohne deutliche Striemung 

brunnescens Zett. 

Thorax mehr hellgrau mit deutlicher Mittelstrieme, Borste 

schwach pubeszent nuda Strobl 

15 Präalarborste so lang oder beinahe so lang wie die 1. dc 16. 

Präalarborste entschieden kürzer als die 1. dc, oft ganz fehlend 30 


16 Queradern deutlich gebräunt pullula Zett. 
Oueradern nicht gesäumt 172 
17 Mittelschienen innen vorn mit deutlicher Borste 18. 
Mittelschienen innen vorn ohne Borste 20. 


18 Hinterschenkel unterseits zugekehrt fast ganz nackt 
lineariventris Zett. 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit einer Reihe von 
Borsten oder Borstenhaaren 19. 


19 Hinterleib schmäler als der Thorax, nach der Spitze zu all- 
mählich schmäler werdend, a vor der Naht ganz fehlend oder 
schwach, Bauchlamellen unterseits hinten mit etwa 6 dicht 
aneinanderstehenden kurzen Borsten lamelliseta Stein 
Hinterleib so breit wie der Thorax, in der Mitte breiter als 
an beiden Enden, a zweireihig, kräftig, Bauchlamellen ohne 
Borsten brunneilinea Zett. 

20 Hinterschenkel unterseits abgewandt nur vor der Spitze mit 
wenigen längeren Borsten, an der Basis kurz und zottig behaart 

brassicae Bche&., 
Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach 
mit einer, wenn auch oft lockeren Borstenreihe 21. 

21 Hinterschienen innen abgewandt und zugekehrt mit je einer 
Reihe kurzer, gleichlanger Borsten floralis Fall. 
Hinterschienen innen nicht so beborstet 22. 


22 Mittelschienen nur hinten mit 2 Borsten carduiformis Schnabl 

Mittelschienen auch sonst noch beborstet 23. 

23 Akrostichalborsten vor der Naht ganz fehlend oder nur haar- 

förmig 24. 

Akrostichalborsten vor der Naht deutlich zweireihig 25. 

24 Wangen breiter als das 3. Fühlerglied, Hinterleib kräftig, fast 

walzenförmig, Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit Borsten 

varicolor Meig. 

Wangen schmäler als das 3. Fühlerglied, Hinterleib schmal, 
streifenförmig, Hinterschenkel unterseits zugekehrt nackt 

tristriata Stein 

25 Die ersten beiden Hinterleibsringe (wenn im ganzen 5 gezählt 

werden) zusammen fast dreimal so lang als der 3. 
pseudofugax Strobl 
Die ersten beiden Ringe zusammen nur wenig länger als der 3. 26. 


10. Heft 


140 Prof. P. Stein: 


26 Arten mit schwarzgrauem oder schwarzbraunem Thorax 27. 


Arten mit heller grauem Thorax 28. 
27 Thorax schwarzbraun, Flügelbasis, Schüppchen und Schwinger 
auffallend gelblich gnava Meig. 
Thorax schwarz, schwach graulich bereift, Schüppchen. und 
Schwinger nicht auffallend gelblich cinerosa Zett. 


28 1. Abschnitt des Hypopygs glänzend schwarz, große Art 
latipennis Zett. 
1. Abschnitt des Hypopygs grau bestäubt, mittelgroße Arten 29. 
29 Thorax mit deutlicher brauner Mittelstrieme, Hinterschienen 
innen zugekehrt mit einigen Borsten profuga sp. nov. 
Thorax ungestriemt, Hinterschienen innen zugekehrt nur mit 
1 Borste | cinerea Fall. 
30 Metatarsus der Mittelbeine außen beborstet majuscula Pok. 
Metatarsus der Mittelbeine außen nackt 31. 
31 Mittelschienen außen vorn ohne Borste, Hinterleib sehr schmal 
angusta Stein 
Mittelschienen außen vorn mit kräftiger Borste, Hinterleib 
nicht auffallend schmal 32. 
32 Thorax gelbgrau, kaum gestriemt, Hinterschienen innen zu- 
gekehrt mit einer wechselnden Anzahl kurzer, gleichlanger 

Borsten antiqua Meig. 

Thorax dunkel grüngrau mit deutlicher Mittelstrieme, Hinter- 
schienen innen zugekehrt mit einigen längeren Borsten 
fugax Meig. 
1. A. pihtibia sp. nov. 

Das schwarze Stirndreieck setzt sich nach oben in so feiner 
Linie fort, daß die Augen fast in kurzer Strecke zusammenstoßen, 
jedenfalls aber kaum sichtbar getrennt sind, und wird bis zur 
engsten Stelle von ziemlich dicht stehenden Frontoorbitalborsten 
begleitet. Die Stirn ragt im Profil nur wenig vor, die Wangen sind 
noch schmäler, während die Backen fast doppelt so breit sind wie 
das 3. Fühlerglied. Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, 
3. Glied 21, mal so lang als das grau schimmernde 2., schwarz, 
den untern Augenrand etwas überragend, Borste an der Basis 
etwa so lang behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist, die Be- 
haarung nach der Spitze zu allmählich kürzer werdend, Taster 
schwarz, fadenförmig, Rüssel ziemlich schlank. Thorax und 
Schildchen einfarbig gelbgrau, eine Mittelstrieme gar nicht be- 
merkbar, Seitenstriemen durch einen kurzen, etwas dunkleren 
Fleck angedeutet; pra sehr kurz und ziemlich fein, a 2—8 Paar 
ziemlich langer und kräftiger vor der Naht, st 1, 2, die beiden 
hinteren lang und gleichlang. Hinterleib streifenförmig wie bei 
cardui, antiqua und verwandten Arten, der 2. Ring etwas ver- 
längert; er ist gleichfalls gelbgrau bestäubt und läßt schräg von 
hinten gesehen eine feine Mittellinie erkennen, die auf den 2. Ring 
gewöhnlich schwächer ausgebildet ist, Hypopyg und Bauchlamellen 
wie bei cardui, mit welcher die Art überhaupt ‘große Ähnlich- 


Die Anthomyiden Europas. 141 


keit hat. Beine schwarz, Pulvillen und Klauen wenig verlängert, 
Vorderschienen auf der Vorderseite vor der Spitze mit einem 
Büschel langer und dicht stehender, nach vorn gerichteter Borsten- 
haare, 2. Glied der Mitteltarsen innen an der Basis in derselben 
Weise verdickt wie bei brunnescens und cardui, die übrige Be- 
borstung nichts Besonderes bietend. Flügel schwach gelblich mit 
kleinem Randdorn, hintere Ouerader steil und schwach ge- 
schwungen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 
ca. 7 mm. 
Ich besitze nur ein in Italien gefangenes Männchen. 

9. H. profuga sp. nov. 

Augen meist aufs engste zusammenstoßend, selten durch eine 
kaum zu verfolgende schwarze Linie getrennt, Stirn nur wenig 
vorragend, nebst den schmalen Wangen silbergrau bestäubt, 
Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, so daß die Ent- 
fernung der Fühlerbasis vom Scheitel bedeutend länger ist als von 
der Vibrissenecke, 3. Fühlerglied doppelt so lang als das 2., Borste 
bei starker Vergrößerung recht deutlich pubeszent, fast kurz- 
haarig. Thoraxrücken aschgrau mit einem Stich ins Gelbliche, 
3 bräunliche Striemen verhältnismäßig deutlich, die Schulterbeulen 
und eine von ihnen ausgehende, bis zur Flügelbasis reichende 
Strieme dicht weißlich bestäubt; pra lang und kräftig, a vor der 
Naht deutlich zweireihig und verhältnismäßig lang, st 2, 2, die 
untere vordere aber etwas feiner. Hinterleib streifenförmig, aber 
nicht ganz flach gedrückt, sondern schwach gewölbt, hell gelbgrau 
mit ziemlich scharf begrenzter, aber nicht sehr breiter Rücken- 
strieme; er ist überall kurz abstehend behaart, an den Einschnitten 
ziemlich lang abstehend beborstet, Hypopyg kaum entwickelt, so 
daß der Hinterleib auch an der Spitze flach erscheint. Beine 
schwarz, Pulvillen etwas verlängert, Vorderschienen mit 1 Borste, 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten mit 2, hinten mit 
gewöhnlich 3 etwas kürzeren Borsten, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt mit einer Reihe stärkerer Borsten, zugekehrt mit 
einer Reihe schwächerer, die aber vor der Spitze aufhören, Hinter- 
schienen außen mit 3, außen abgewandt mit 4—5, innen abgewandt 
mit meist 3, innen zugekehrt mit 2—3 Borsten. Flügel graulich- 
gelb, an der Basis intensiver gelblich, mit kleinem, aber deutlichem 
Randdorn, 3. und 4. Längsader ganz schwach konvergierend, 
hintere Querader ziemlich steil und etwas geschwungen, Schüppchen 
und Schwinger gelblich. Länge ca. 6,5 mm. 

Ich besitze 3 Männchen, von denen je eins aus Jämtland 
(Schweden), Kittilä in Lappland und Grönland stammt. 

Damit man die Richtigkeit der mit Hilfe der Tabelle gemachten 
Bestimmung nachprüfen kann, gebe ich auch von den übrigen 
Arten mehr oder weniger ausführliche Beschreibungen. 

3. H. angusta Stein 

Augen sehr genähert, durch eine kaum sichtbare schwarze 

Linie und noch schmälere Orbiten sehr wenig. getrennt, Stirn 


10. Heft 


142 Prof. P. Stein: 


wenig vorstehend, Wangen schmal, Backen etwas breiter als das 
3. Fühlerglied, Fühler schwarz, 3. Glied reichlich doppelt so lang 
als das 2., Borste namentlich an der Basis deutlich pubeszent, 
fast kurzhaarig. Thorax und Schildchen einfarbig bräunlich asch- 
grau, pra kurz, a vor der Naht 2 Paar, im übrigen der Thorax 
außer den stärkeren Borsten fast nackt. Hinterleib auffallend 
schmal, flach gedrückt, am Ende durch das entwickelte Hypopyg 
kolbig verdickt, überall ziemlich lang abstehend behaart, an den 
Einschnitten noch etwas länger abstehend beborstet. Von hinten 
gesehen ist er dicht hellbräunlich bestäubt und läßt eine schmale 
Rückenlinie erkennen. Beine schwarz, Pulvillen wenig verlängert; 
Vorderschienen mit 1 kleinen Borste, Mittelschienen außen hinten 
mit 2 nicht sehr langen, hinten mit meist 3 noch kürzeren Borsten, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt mit anfangs kürzeren, dann 
allmählich etwas, aber wenig länger werdenden und ziemlich locker 
stehenden Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit 3, 
wie bei allen folgenden Arten, wenn nichts besonderes erwähnt 
wird, außen abgewandt mit 4—5 nicht sehr langen und gleichlangen 
Borsten, innen abgewandt mit etwa 3 noch kürzeren und innen 
zugekehrt mit 2—3, um die Mitte herum stehenden sehr kurzen 
Borsten. Flügel intensiv bräunlichgelb, mit deutlichem Randdorn 
und etwas gedörneltem Vorderrand, 3. und 4. Längsader parallel, 
hintere Querader steil und gerade, die ziemlich kleinen Schüppchen 
gelblich, Schwinger gelb. 


Die Art scheint selten zu sein. Ich habe einige Stücke in 
Genthin und Kissingen gefangen, besitze sie aus der Umgegend 
Berlins und vom Mt. Cenis und kenne sie noch aus der Dauphine. 


4. H. antigua Meig. 


Die Augen sind unmittelbar vor dem Ozellendreieck stark ge- 
nähert, aber doch immer durch eine schmale schwarze Strieine 
und linienartige silbergraue Orbiten etwas getrennt, Stirn im 
Profil deutlich vorragend, Wangen nur wenig schmäler und bis 
unten gleichbreit bleibend, deutlich gekielt, Backen noch breiter, 
Mundrand meist etwas vorgezogen, so daß er soweit vorragt wie 
die Stirn, und vorn schief abgeschnitten, sämtliche Teile seiden- 
artig gelblichweiß bestäubt mit graulichem Schimmer, 3. Fühler- 
glied höchstens doppelt so lang wie das2., Borste nur kurz pubeszent. 
Thorax und Schildchen einfarbig hell gelbgrau, selten auf ersterem 
die Spur einer Mittelstrieme, pra sehr kurz, a vor der Naht einige 
Paar einander ziemlich genäherter, aber mäßig langer und starker. 
Hinterleib streifenförmig, etwas schmäler als der Thorax, flach 
gedrückt, am Ende durch den wohlentwickelten, scharf abgeschnür- 
ten Endabschnitt des Hypopygs etwas verdickt. Er ist überall 
dicht abstehend behaart, an den hinteren Abschnitten außerdem 
länger beborstet. Von hinten gesehen ist er dicht hell gelbgrau 
bestäubt und läßt eine feine Rückenstrieme deutlich erkennen. 
Charakteristisch für die Art sind die langen Borstenhaare, in welche 


Die Anthomyiden Europas. 143 


der unter den Bauch zurückgeschlagene Endteil des Hypopygs 
ausläuft. Da die Schnablsche Abbildung dieselben vermissen läßt, 
vermute ich, daß er die wirkliche antigua nicht vor sich gehabt hat. 
Beine mit etwas verlängerten Pulvillen, Vorderschienen mit 1 Borste, 
Mittelschienen außen vorn mit einer kräftigen und ziemlich langen, 
außen hinten mit einer kaum kürzeren Borste, innen hinten mit 2, 
von denen die obere weit kürzer ist, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt nur in der Endhälfte mit 4—5 längeren Borsten, zu- 
gekehrt fast nackt, Hinterschienen außen mit 3 längeren und einigen 
kürzeren Borsten, außen abgewandt mit einer Anzahl längerer 
und kleinerer Borsten, innen abgewandt mit 2—3 in der End- 
hälfte stehenden Borsten und innen zugekehrt endlich mit einer 
Reihe kurzer und gleichlanger Borsten, die sich von der Basis 
oder vom Ende des 1. Drittels bis zum Beginn des letzten Drittels 
erstrecken und gleichfalls für die Art kennzeichnend sind. Flügel 
schwach gelblich, mit mäßig langem Randdorn, hintere Ouerader 
schief und nicht geschwungen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger 
gelblich. 


Ich habe die Art nicht selten in Genthin gefangen und auch 
zahlreich aus den Zwiebeln von Allium Ascalonicum gezogen. Um 
Treptow habe ich nur einige Stücke gesammelt. Sonst habe ich 
sie nur noch aus Urdingen gesehen, wo Riedel sie gefangen hat. 


5. H. brassicae Bch£. 

Bau des Kopfes ungefähr wie bei der vorigen Art, die Augen 
aber deutlicher getrennt, Stirn und Wangen etwas weniger vor- 
ragend und sämtliche Teile weißgrau bestäubt mit schwärzlichen 
Reflexen, Borste deutlicher pubeszent. Thoraxrücken aschgrau 
mit 3 ziemlich breiten und verhältnismäßig deutlichen Striemen, 
Brustseiten wie gewöhnlich heller, pra sehr lang, a vor der Naht 
einander genähert und deutlich zweireihig, st 1, 2, die untere 
hintere etwas kürzer und feiner als die obere. Hinterleib streifen- 
förmig, gegen die Spitze zu allmählich verschmälert, flach gedrückt 
und am Ende nicht verdickt, da das Hypopyg wenig entwickelt 
und im letzten Ring versteckt ist. Er ist kurz abstehend behaart, 
an den Einschnitten länger halb anliegend beborstet, von hinten 
gesehen dicht bräunlich- bis grünlichgrau bestäubt und mit einer 
ziemlich scharf begrenzten, verhältnismäßig breiten, gegen die . 
Spitze zu schmäler werdenden Rückenstrieme versehen. Die 
Mittelschienen tragen außen vorn keine Borste, die Hinterschenkel 
unterseits abgewandt nur vor der Spitze 2 Borsten, haben aber 
an der Basis kurze, dichte, zottige Behaarung, wie sie sich bei 
keiner andern Art findet. Flügel graulich mit deutlichem Rand- 
dorn, hintere Querader etwas schief und mäßig geschwungen, 
Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. 


Die Art ist überall verbreitet und nirgends selten. Mit Vor- 
liebe treibt sie sich auf Blättern niederer Pflanzen umher. In den 
meisten Sammlungen ist sie als floralis Fall. bestimmt. 


10. Heft 


144 Prof. P. Stein: 


6. A. brumneilinea Zett. 

Augen nur durch eine sehr schmale schwarze Linie etwas 
getrennt, Stirn wenig vorragend, Wangen schmal, Backen etwas 
breiter als das 3. Fühlerglied, dieses gut doppelt so lang als das 2., 
Borste deutlicher behaart als bei den vorhergehenden Arten, bei 
einzelnen Stücken an der Basis nahezu so lang, als das 3. Fühler- 
glied breit ist, Thorax und Schildchen gelbgrau mit einem Stich 
ins Grünliche, ersterer mit einer bräunlichen, zwischen den Akro- 
stichalborsten liegenden Mittelstrieme und 2 schmäleren über 
die Dorsozentralborsten laufenden Seitenstriemen, bisweilen auch 
noch etwas breiteren, oberhalb der Schulterbeulen beginnenden, 
zur Flügelwurzel hinziehenden Striemen; pra lang und kräftig, 
a deutlich zweireihig, st 2, 2, die vordere untere feiner, die beiden 
hinteren fast gleichlang. Hinterleib streifenförmig, so breit wie der 
Thorax, an der Basis sehr flach gedrückt, am Ende durch das stark 
entwickelte Hypopyg außerordentlich verdickt, 1. Abschnitt des 
letzteren meist glänzend schwarz. Von hinten gesehen ist er dicht 
gelblichgrau bestäubt und zeigt eine deutliche Rückenlinie, die 
gewöhnlich auf den ersten beiden Ringen verschwindet oder wenig- 
stens erst hervortritt, wenn man den Hinterleib ganz schräg von 
hinten betrachtet. Er ist überall abstehend behaart und namentlich 
in der Endhälfte an den Einschnitten lang abstehend beborstet, 
besonders auch der 1. Abschnitt des Hypopygs. Beine mit ver- 
längerten Pulvillen, Vorderschienen mit kräftiger und langer 
Borste, Mittelschienen außen vorn, außen hinten und innen hinten 
mit je 2, innen vorn mit 1 Borste, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt und zugekehrt beborstet, Hinterschienen außer der ge- 
wöhnlichen Beborstung innen abgewandt und zugekehrt der ganzen 
Länge nach mit je einer Reihe gleichlanger Borsten, von denen die 
letzteren etwas länger sind als die ersteren und die die Art recht 
kenntlich machen. Flügel gelblich mit deutlichem Randdorn, 
hintere Querader etwas schief und deutlich geschwungen, Schüpp- 
chen und Schwinger gelb. 

Die Art ist weit verbreitet, aber nicht häufig. Ich habe sie 
in Genthin, Halle, Kissingen, Chodau in Böhmen und auf Born- 
holm gefangen und kenne sie aus Sonderburg, der Umgegend Wiens, 
der Hochschwab, Sondrio in Italien, der Dauphine, Montenegro 
und Schweden. 


7. H. brunnescens Zett. 

Augen fast zusammenstoßend, Bildung des Kopfes ungefähr 
wie bei den bisherigen Arten, sämtliche Teile seidenartig hell- 
bräunlich bestäubt, die Wangen mit dunklerem Schimmer, Fühler- 
borste namentlich am Grunde deutlich pubeszent. Thorax im 
Leben ganz dunkel kaffeebraun, fast schwarz, stumpf, der hintere 
Teil etwas heller bräunlich, auch die Brustseiten wie immer ein 
wenig heller; pra kurz, a deutlich zweireihig, die ersten Paare vor 
der Naht meist länger, st 1, 2, die beiden hinteren annähernd 


Die Anthomyiden Europas. 145 


gleichlang. Hinterleib schmäler als der Thorax, streifenförmig, 
gegen das Ende zu allmählich etwas verschmälert, flach gedrückt, 
an der Spitze kaum verdickt, überall abstehend behaart, an den 
Seiten und den Ringeinschnitten ziemlich lang beborstet, die 
beiden ersten Ringe zusammen bedeutend länger als der 3. Er ist 
hellbraun bestäubt und läßt eine Rückenstrieme deutlich erkennen, 
die auf den beiden ersten Ringen etwas schmäler als auf den übrigen 
ist. Beine schwarz, Pulvillen der Vorderbeine etwas verlängert; 
Vorderschienen mit 1 ziemlich kleinen Borste, Mittelschienen 
außen vorn und außen hinten mit je 1, hinten mit 2 Borsten, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach mit 
anfangs ziemlich kurzen, dann allmählich, aber nur wenig länger 
werdenden Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außer den 
gewöhnlichen Borsten noch innen zugekehrt mit 2—3 kleinen 
Borsten am Ende des 1. Drittels. Flügel, Schüppchen und Schwinger 
im Leben recht intensiv angeräuchert, erstere mit kleinem Rand- 
dorn, hintere Querader etwas schief und kaum geschwungen. 
Länge 6,5—7 mm. 

Die in der Tabelle angegebene Anschwellung auf der Innenseite 
des 2. Mitteltarsengliedes, sowie die schwarzbraune Färbung des 
Thorax, die nach hinten zu ins Hellbräunliche übergeht, machen 
die Art recht kenntlich. Bei ihrer Häufigkeit ist es merkwürdig, 
daß Meigen sie nicht gekannt hat. Ich habe sie in Genthin, Treptow, 
Essen, auf Usedom und an anderen Orten ziemlich zahlreich ge- 
fangen und kenne sie noch aus Innsbruck, Dorpat und Schweden. 


8. H. cardui Meig. 

Die Art ist mit der vorigen nahe verwandt und ihr sehr ähnlich, 
unterscheidet sich aber sofort durch die hellbraune Färbung des 
Thorax und die langen nach hinten gerichteten Borsten auf der 
Bauchseite des Hinterleibes. Durch die Anschwellung auf der 
Innenseite des 2. Mitteltarsengliedes ist sie von anderen Arten zu 
unterscheiden. Sie ist ebenfalls weit verbreitet und nicht selten. 
Ich habe sie in Genthin, Treptow, Kissingen und Chodau in Böhmen 
häufig gefangen und aus Innsbruck gesehen. 


9. H. carduiformis Schnabl 

Es ist dies die Meadesche cardui, die von der Meigenschen 
verschieden ist, wenn sie auch große Ähnlichkeit mit ihr hat und 
ihr namentlich in Färbung und Zeichnung des Thorax und Hinter- 
leibes vollkommen gleicht. Man kann sie aber sofort dadurch unter- 
scheiden, daß die Mittelschienen nur auf der Hinterseite 2 kleine 
Borsten tragen und sonst nackt sind, daß das 2. Glied der Mittel- 
tarsen innen keine Spur von Anschwellung zeigt, und daß die 
Beborstung auf der Bauchseite des 3. Ringes sehr kurz ist, so daß 
sie diesen Ring kaum überragt, während bei cardui die Borsten 
bis fast zum Ende des Hinterleibes reichen. Die Präalarborste ist 
bei dieser und der vorigen Art viel länger als bei brunnescens. 

Sie ist viel seltener als die vorige. Ich habe in Genthin 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. A, 10. 10 10. Heft 


146 Prof. P, Stein: 


5 Männchen, in Treptow 1 Männchen gefangen und kenne sie nur 
noch aus der Dauphine, wo sie Kuntze sammelte. 


10. A. cinerea Fall. 

Entfernung der Augen und Kopfform ungefähr wie bei den 
vorhergehenden Arten, Frontoorbitalborsten aber von der Fühler- 
basis bis zur engsten Stelle der Stirn nur 3—4 jederseits und ziem- 
lich kurz, während sie bei den andern Arten bedeutend länger 
sind und dichter stehen, 3. Fühlerglied reichlich 21, mal so lang 
als das 2., Borste ziemlich kurz pubeszent. Thorax und Schildchen 
hell gelbgrau, die Brustseiten wie immer noch heller, selten auf 
ersterem die schwache Spur einer hellbräunlichen Mittelstrieme, 
pra etwas kleiner als die 1. dc, a deutlich zweireihig, st 2, 2, die 
vordere untere feiner, die beiden hinteren gleichlang. Hinterleib 
walzenförmig, beide Abschnitte des Hypopygs von der Seite ge- 
sehen etwas aus dem letzten Ring vorragend; er ist kurz abstehend 
behaart und an den Einschnitten sowie auf Mitte und Hinterrand 
des letzten Ringes abstehend beborstet. Er ist wie der Thorax 
gefärbt und läßt von hinten gesehen eine sehr schmale, dunkle 
Rückenlinie ziemlich deutlich erkennen. Beine schwarz, die Hinter- 
schienen, bisweilen auch die Mittelschienen gegen das Licht ge- 
halten schwach rötlich, Pulvillen aller Beine deutlich verlängert; 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten und innen hinten 
mit je 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen 
Länge nach mit meist 7 gleichlangen Borsten, zugekehrt mit einer 
Reihe stärkerer und schwächerer Borsten, die nicht ganz bis zur 
Spitze reichen und von denen eine etwa in der Mitte am längsten 
ist, Hinterschienen außer den gewöhnlichen Borsten noch innen 
zugekehrt meist mit 1 Borste ungefähr auf der Mitte. Flügel 
deutlich gelblich mit mäßig langem Randdorn und kurz gedörneltem 
Vorderrand, hintere Querader etwas schief und schwach ge- 
schwungen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 
6,5—7 mm. 

Die Art ist nicht häufig, ich habe sie in Genthin, bei Werder i.M. 
und Kissingen gefangen und kenne sie aus Stolp, vom Hochwald 
in der Lausitz (Kramer) und aus verschiedenen Gegenden 
Schwedens. 

Anm.:2 Männchen, von denen eins vom Mt. Cenis, das andere 
aus Cusiano in Oberitalien stammt, unterscheiden sich nur dadurch 
von unsern Stücken, daß die Hinterschenkel unterseits dichter 
und länger beborstet sind, und daß auch der Bauch und die Bauch- 
lamellen fein und deutlich behaart sind, was bei den übrigen nicht 
der Fall ist. Da sie sonst aber bis ins Kleinste übereinstimmen, 
kann ich sie nur als eine Abänderung ansehen. Die Untersuchung 
des Hypopygs würde übrigens hierüber Gewißheit geben. 


11. A. cinerosa Zett. . 
Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
weiße Orbiten etwas deutlicher getrennt als bei den vorigen Arten, 


m 


Die Anthomyiden Europas. 147 


so daß die Frontoorbitalborsten bis zum Ozellendreieck in fort- 
laufender Reihe und abnehmender Länge, allerdings nur in der 
Zahl von etwa 5, sich erstrecken, 3. Fühlerglied kaum doppelt so 
lang als das 2., unten schwach verbreitert, Borste an der Basis 
etwas verdickt, bis zum Ende kurz pubeszent, Rüssel mäßig lang 
und etwas verdickt, Taster fadenförmig, nicht sehr lang. Thorax 
und Schildchen schwarz, schwach glänzend, mit sehr dünnem, 
blaulichgrauem Reif überzogen, pra etwa so lang wie die 1. dc, 
a zweireihig. Hinterleib etwas schmäler als der Thorax, an der 
Basis flach gedrückt, an der Spitze nur wenig verdickt, meist 
etwas abwärts gebogen, Bauchlamellen deutlich und etwas ab- 
stehend, Hypopyg nur wenig aus dem letzten Ring vorragend. 
Er ist überall lang abstehend behaart, an den Einschnitten nur 
wenig länger abstehend beborstet. Von hinten gesehen ist er wie 
der Thorax mit dünner, blaugrauer Bestäubung bedeckt und läßt 
eine überall gleichbreite Rückenstrieme nicht sehr deutlich er- 
kennen. Pulvillen der Beine nur mäßig verlängert, ihre Beborstung 
im allgemeinen die gewöhnliche, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt wie zugekehrt mit je einer Reihe ziemlich langer Borsten, 
von denen die letzteren nicht ganz die Spitze erreichen, Hinter- 
schienen außer der gewöhnlichen Beborstung noch innen zugekehrt 
mit einigen Börstchen um die Mitte herum. Flügel deutlich gelblich 
mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader vollständig parallel, 
hintere Ouerader steil und gerade, Schüppchen ziemlich klein, 
weißlich, Schwinger gelb. Länge etwa 4,5 mm. 

Da diese Fliege ihre Entwicklung in Blattminen von Pteris 
aquilina durchmacht, so findet sie sich fast überall, wo dieser Farn 
vorkommt. Ich habe sie häufig in Genthin, Essen und auf Usedom 
gefangen und aus Swinemünde und Dorpat gesehen. Sie hat auf 
den ersten Blick große Ahnlichkeit mit Chirosia parvicornis Zett., 
die an denselben Orten vorkommt, unterscheidet sich aber sofort 
durch die schmale Stirn und die weniger auffallenden Bauch- 
lamellen. 


12. A. coarctata Fall. 

Bau des Kopfes wie bei carduiformis und anderen, Fühler- 
borste an der Basis so lang behaart, als das 3. Glied breit ist, die 
Behaarung nach der Spitze zu schnell an Länge abnehmend. 
Thorax und Schildchen hell gelbgrau, pra ganz fehlend, a meist 
nur 1 längeres Paar vor der Naht, die übrigen kurz und haar- 
förmig, sonst der Thorax fast nackt. Hinterleib recht schmal 
und verlängert, flach gedrückt, am Ende etwas verdickt, der unter 
den Bauch zurückgeschlagene Endteil des Hypopygs deutlich zu 
sehen, überall auch auf der Bauchseite abstehend behaart, an den 
Einschnitten länger abstehend beborstet. Er ist dicht seidenartig 
hell gelbgrau bestäubt und läßt eine feine Rückenstrieme deutlich, 
aber nicht sehr scharf begrenzt erkennen. Beine schwarz, Schienen 
gelb, Pulvillen etwas verlängert, Mittelschienen nur hinten und 
hinten innen mit je 2 kurzen und feinen Borsten, Hinterschenkel 

10* 10. Heft 


148 Prof. P. Stein: 


unterseits abgewandt nur vor der Spitze mit einigen mäßig langen 
Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit 3 nicht sehr 
langen, außen abgewandt mit 4 noch kürzeren, gleichlangen, 
innen abgewandt mit 2—3 ebenfalls kurzen und feinen Borsten, 
innen zugekehrt um die Mitte herum auch mit einigen kurzen 
Börstchen. Flügel, Schüppchen und Schwinger deutlich gelblich, 
erstere mit mäßig langem Randdorn. 

Ich habe die Art, die ebenso wie angusta sofort durch ihren 
schmalen Hinterleib auffällt, überall an feuchten Orten getroffen; 
sie scheint nirgends selten zu sein. 


13. H. criniventris Zett. 

Durch die langen auf der Bauchseite des 3. Ringes befindlichen, 
das Ende des Hinterleibes meist überragenden Borsten kann sie 
nur mit cardui Meig. verwechselt werden, unterscheidet sich aber 
sofort durch mehr oder weniger gelbliche Schienen und die fehlende 
Anschwellung auf der Innenseite des 2. Mitteltarsengliedes. 

Ich habe sie in Genthin und Treptow häufig gefangen und 
kenne sie noch aus Stolp, Innsbruck und aus Ebenzweier im 
Salzkammergut. 

14. H. flavidennis Fall. 

Gehört in die nächste Verwandtschaft von cinerosa Zett., mit 
der sie Schnabl in seiner Untergattung Pogonomyza vereinigt und 
der sie so ähnlich ist, daß man sie für ein größeres Exemplar halten 
könnte. Durch die außerordentlich lang und dicht behaarte 
Fühlerborste ist sie aber von ihr und anderen leicht zu unter- 
scheiden. 

Ich habe sie ebenfalls besonders auf Farnen getroffen und 
zahlreich in Genthin, Essen, auf Usedom und Bornholm gefangen 
und kenne sie aus Ürdingen, Krefeld, Swinemünde, Liegnitz, 
Dorpat, Schweden und Bosnien. 


15. H. floralis Fall. 

Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich schon darauf hin- 
gewiesen, daß die von den meisten Autoren als floralis Fall. be- 
schriebene Art nichts weiter ist als brassicae Bche. Auch in der 
Meigenschen Sammlung zu Paris steckt unter floralis die Bouche- 
sche Art, während sich in der Winthemschen Sammlung des 
Wiener Museums neben der wirklichen, von Meigen selbst als solcher 
bezettelten floralis, auch noch die Bouchesche Art findet, ein 
Beweis, daß Meigen beide Arten miteinander vermischt hat. Die 
wahre floralis ist stest größer, da sie mindestens eine Länge von 
7,5 mm erreicht, während brassicae höchstens 6,5 mm lang wird. 
Die Grundfärbung bei der ersteren Art ist gelbgrau, bei der zweiten 
aschgrau; dasselbe gilt für die Grundfärbung des Hinterleibes. 
Der Hauptunterschied aber, an dem man die Art sofort erkennen 
kann, ist der, daß bei floralis die Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt der ganzen Länge nach mit einer Reihe ziemlich langer 
Borsten besetzt sind, während an der Basis keine Spur von der 


Die Anthomyiden Europas. 149 


für brassicae charakteristischen zottigen Behaarung wahrzunehmen 
ist. Außerdem tragen die Hinterschienen bei floralis innen ab- 
gewandt wie zugekehrt je eine fast vollständige Reihe kurzer, 
gleichlanger, senkrecht abstehender Borsten, von denen sich bei 
brassicae höchstens eine Andeutung findet. Die Flügelbasis endlich 
ist bei brassicae im Leben deutlich schwärzlich und hebt sich auch 
im Tode noch von der graulichen Färbung der übrigen Flügelfläche 
ab, während bei floralis der ganze Flügel gleichmäßig und recht 
auffallend gelblich tingiert ist. 

Ich habe die Art zahlreich in Genthin und Treptow gefangen 
und kenne sie aus Stolp, Urdingen und Schweden. 


16. H. fugax Meig. 

Sie hat Ähnlichkeit mit brassicae, ist aber wieder etwas kleiner 
und unterscheidet sich durch eine Reihe leicht ins Auge fallender 
Merkmale. Zunächst stoßen die Augen aufs engste in einem Punkt 
zusammen, während sie bei brassicae und floralis deutlich getrennt 
sind. Sodann ist die Präalarborste viel kürzer als die 1. dc, während 
sie bei den beiden andern Arten lang und kräftig ist. Die Hinter- 
schenkel sind unterseits an der Basis nicht zottig behaart, und die 
Hinterschienen tragen innen zugekehrt um die Mitte herum einige 
Borsten, die entschieden länger sind als der Ouerdurchmesser der 
Schiene, während die bei brassicae etwa vorhandenen kaum die 
Länge des Durchmessers erreichen. Endlich wäre noch zu er- 
wähnen, daß die graue Bestäubung auf Thorax und Hinterleib 
bei fugax einen auffallenden Stich ins Grünliche zeigt. 

Die Art ist nirgends selten. Ich habe sie sehr häufig in Genthin 
und Treptow gefangen und aus Innsbruck, Dorpat, Lappland und 
von den Färöern gesehen. 


17. H. gnava Meig. 

In der Meigenschen Sammlung zu Paris steckt unter diesem 
Namen ein Stück von brunnescens Zett., was zweifellos der von 
Meigen gegebenen Beschreibung widerspricht. In der Winthem- 
schen Sammlung zu Wien dagegen befinden sich 5 & und 2 9, 
von denen das erste von Meigen selbst als aus Stolberg 16./19. Juli 
stammend bezeichnet ist. Diese Art entspricht vollkommen der 
Beschreibung und ist identisch mit lactucae Bche., wie ich auch 
vorher schon ohne Kenntnis der Wiener Type vermutet hatte. 
Die Art ist leicht kenntlich zu machen. Die Augen sind durch 
eine schmale Strieme etwas getrennt, das Stirndreieck bei den 
meisten Stücken dunkelrot und nur bei ganz ausgereiften schwarz, 
aber auch dann noch mit einem deutlichen Stich ins Rötliche. 
Thorax und Schildchen sind tief schwarzbraun, stumpf, ersterer 
von hinten gesehen nur ganz vorn mit geringer gelbgrauer Be- 
stäubung, so daß man hier eine schwarze Mittelstrieme, die ganz 
vorn von schmalen graugelben Seitenstriemen eingefaßt ist, wahr- 
nimmt; pra so lang wie die 1. dc, a mäßig lang, zweireihig, aber 
bei der schwarzbraunen Grundfärbung des Thorax nur schwer 


10. Heft 


150 Prof. P. Stein: 


wahrzunehmen. Hinterleib etwas schmäler wie der Thorax, flach 
gedrückt, an der Spitze wenig verdickt, überall ziemlich dicht 
abstehend behaart, an den Einschnitten, namentlich hinten länger 
beborstet. Ganz schräg von hinten gesehen ist er dicht gelbgrau 
bestäubt, was aber namentlich an den Hinterrändern der Ringe 
auftritt, während die Vorderränder meist etwas dunkler bleiben; 
außerdem erkennt man deutlich eine aus Flecken zusammen- 
gesetzte Rückenstrieme, die etwa so breit ist wie das 3. Fühlerglied. 
Die Pulvillen der Beine sind nur an den vorderen etwas verlängert, 
im übrigen bietet die Beborstung nichts Besonderes. Flügel in- 
tensiv gelb angeräuchert, ohne Randdorn, Schüppchen und 
Schwinger von gleicher Färbung. 

Ich habe die Art besonders häufig in einem Gemüsegarten 
bei Werder a. Havel gefangen, wo sie sich auf Dill- und Petersilien- 
blüten fand. Auch in Genthin, Halle und Riegersburg in Nieder- 
österreich habe ich sie gesammelt und kenne sie noch aus Böhmen. 


18. H. lamelliseta Stein 

Ich habe diese Art sowie die unten folgende Zristriata aus- 
führlich in den Ent. Nachr. XXVI, 312, 7 bzw. 310, 6 (1900) 
beschrieben, so daß ich mich mit einigen Bemerkungen begnügen 
kann. Augen durch eine schwarze Strieme etwas mehr getrennt 
als bei den meisten vorhergehenden Arten, Borste deutlich pube- 
szent, Thorax schwarzgrau, von hinten gesehen mit dunkleren 
Seitenstriemen, die Brustseiten darunter wieder heller, pra an- 
nähernd so lang wie die 1. dc, a zweireihig, aber ziemlich kurz und 
fein. Hinterleib schmal, streifenförmig, flach gedrückt, an der 
Spitze kolbig, aschgrau mit deutlicher Rückenstrieme und schmalen 
Vorderrandbinden, Bauchlamellen unterseits am Ende mit 5-6 
dicht aneinanderliegenden kurzen Borsten. Hinterschenkel unter- 
seits abgewandt wie zugekehrt der ganzen Länge nach lang be- 
borstet, Hinterschienen innen zugekehrt mit einer Reihe ziemlich 
langer Borsten. Flügel intensiv gelblich, mit langem Randdorn, 
Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. 

Ich habe sie häufig in Genthin, nur einmal in Treptow gefangen 
und aus Urdingen, der Umgegend Wiens und Schweden gesehen. 


19. H. lasciva Zett. 

Augen aufs engste zusammenstoßend, Borste sehr lang, aber 
locker behaart. Thorax aschgrau, kaum mit Andeutung von 
Striemen, pra etwa so lang wie die 1. dc, a kurz, zweireihig, st 2, 2. 
Hinterleib etwas schmäler wie der Thorax, flach gedrückt, am Ende 
etwas verdickt, aschgrau mit gleichbreiter, schwarzer Rücken- 
strieme, oberseits und unterseits ziemlich dicht abstehend behaart, 
an den Einschnitten länger beborstet. Hinterschenkel unterseits 
abgewandt und zugekehrt mit Borstenreihen, Hinterschienen innen 
zugekehrt mit einigen längeren Borsten. Flügel gelbgrau mit 
deutlichem Randdorn, die verhältnismänig großen, gleichgroßen 
Schüppchen weißlich, Schwinger gelblich. Länge 5,5 mm. 


Die Anthomyiden Europas. 151 


Ich habe sie in Treptow, Genthin, Essen, Kissingen und auf 
Usedom gefangen und aus Innsbruck, der Wiener Gegend, der 
Hochschwab, Dorpat und Schweden gesehen. 


20. H. latipennis Zett. 

Schnabl zieht diese Art nach dem ‚Bau des Hypopygs zur 
Gattung Pegomyia. Es ist mir nicht möglich gewesen, sie mit 
Hilfe der Bestimmungstabelle darin ohne Zwang unterzubringen, 
weshalb ich sie der vorliegenden Gattung zuweise. Augen mit 
den linienförmigen, silbergrauen Orbiten aneinanderstoßend, Fronto- 
orbitalborsten von der Fühlerbasis bis zur schmalsten Stelle der 
Stirn jederseits nur 4, ziemlich kurz und fein, Stirn etwas vor- 
stehend, Mundrand etwa so weit vorgezogen wie die Stirn, Backen 
fast doppelt so breit wie das 3. Fühlerglied, Hinterkopf unten ge- 
polstert, sämtliche Teile silbergrau bestäubt, mit dunkler grauem 
Schimmer, 3. Fühlerglied doppelt so lang als das graubestäubte 2., 
Borste kurz pubeszent. Thorax, Schildchen und Brustseiten 
ziemlich hell aschgrau, pra lang und kräftig, a fein und kurz, zwei- 
reihig, st 2, 2. Hinterleib länger als Thorax und Schildchen, 
walzenförmig, oben und unten kurz abstehend behaart, an den 
Einschnitten lang abstehend beborstet, Basalabschnitt des Hypo- 
pygs halbkuglig vorragend und glänzend schwarz. Er ist wie der 
Thorax gefärbt und läßt eine dunkler graue Rückenstrieme, die 
etwa so breit ist wie das 3. Fühlerglied, nur verschwommen er- 
kennen. Pulvillen mäßig lang; Vorderschienen mit 2 Borsten, 
Mittelschienen außen vorn mit 2, außen hinten mit 3, innen hinten 
mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen 
Länge nach ziemlich locker und nicht sehr lang, zugekehrt ebenso 
lang, aber ziemlich fein beborstet, Hinterschienen innen zugekehrt 
in der Nähe der Basis mit einigen kurzen und feinen Borsten.*) 
Flügel namentlich an der Basis gelblich, Randdorn klein, Schüpp- 
chen weißlichgelb, Schwinger gelb. Länge 7,5—8 mm. 

Nach de Meijere minieren die Larven dieser Art im Blattstiel 
von Athyrium filix femina. Seine Beschreibung der imago weicht 
etwas von der obigen ab, da die Tiere erzogen und nicht völlig 
ausgereift waren. Daher erwähnt er nichts von der vollkommen 
walzenförmigen Form des Hinterleibes. Ich habe sie zahlreich in 
Genthin gefangen, auch in Treptow, Schmiedefeld, auf Usedom 
gesammelt und aus Stolp, Schweden und Lappland gesehen. 

21. H. lavata Boh. 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
weiße Orbiten an der schmalsten Stelle etwa halb so breit getrennt, 
als das 3. Fühlerglied breit ist, Frontoorbitalborsten jederseits 4, 
mäßig lang und an Länge bis zur schmalsten Stelle abnehmend, 
Stirn deutlich vorragend, die gekielten Wangen etwas schmäler, 


*) Das Weibchen dieser Art hat an den Mittelschienen innen vorn keine 
Borste, wie leider in meinen Bestimmungstabellen der Anthomyidenweibchen 
versehentlich angegeben ist. 


10. Heft 


152 Prof. P. Stein: 


Backen fast %, der Augenhöhe, Hinterkopf unten gepolstert, 
Mundrand nicht so weit vorragend wie die Stirn, 3. Fühlerglied 
doppelt so lang als das 2., Borste lang pubeszent, an der Basis 
fast kurzhaarig, Taster fadenförmig, schmutzig gelb. Thorax, 
Schildchen und Brustseiten einfarbig hellgrau, pra ganz fehlend, 
a ganz vorn 1 Paar kräftiger und langer, sonst der Thorax ganz nackt. 
Hinterleib länger als Thorax und Schildchen und etwas schmäler, 
an der Basis mäßig flachgedrückt, am Ende etwas kolbig, oben 
und unten abstehend behaart, an den Einschnitten etwas länger 
beborstet. Er ist wie der Thorax gefärbt und zeigt bei allen meinen 
Stücken keine Spur von Zeichnung. Beine schwarz, Hinterschenkei 
an der Spitze und die Schienen gelb, Pulvillen verlängert, Mittel- 
schienen nur außen hinten und innen hinten mit ziemlich kurzen 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt in der Endhälfte 
mit mäßig langen Borsten, zugekehrt nackt. Flügel glashell mit 
gelben Adern und deutlichem Randdorn, Schüppchen fast weiß, 
Schwinger gelb. Länge 7—7,5 mm. 

Ich besitze mehrere Pärchen, die Kuntze und Schnuse auf 
Borkum gesammelt haben. 


22. AH. lineariventris Zett. 

Stirn an der schmalsten Stelle etwa halb so breit wie das 
3. Fühlerglied, zuweilen noch etwas breiter, von linienartigen 
weißen Orbiten eingefaßt, Frontoorbitalborsten sich in abnehmen- 
der Länge bis zum Ozellendreieck erstreckend, Stirn in stumpfem 
Winkel etwas vorragend, Wangen schwach gekielt, schmäler, 
Backen ungefähr 14, mal so breit als das 3. Fühlerglied, Hinter- 
kopf unten deutlich gepolstert, 3. Fühlerglied doppelt so lang als 
das 2., Borste an der Basis etwas verdickt, bei starker Vergrößerung 
deutlich pubeszent. Thorax aschgrau, ganz schräg von hinten 
gesehen mit dunkleren Seitenstriemen, die Brustseiten darunter 
heller grau, pra lang und kräftig, a ziemlich dünn, vor der Naht 
undeutlich zweireihig. Hinterleib wenig schmäler als der Thorax, 
streifenförmig, an der Basis in verschiedener Weise etwas flach- 
gedrückt, so daß er bisweilen fast walzenförmig erscheint, an.der 
Spitze schwach verdickt, überall abstehend behaart, an den Ein- 
schnitten länger beborstet. Von hinten gesehen ist er aschgrau 
bestäubt und läßt eine deutliche Rückenstrieme erkennen, die sich 
aus einzelnen ziemlich breiten, nach der Spitze etwas schmäler 
werdenden Mittelflecken zusammensetzt und auf den ersten beiden 
Ringen meist schwächer ausgebildet ist. Beine mit verlängerten 
Pulvillen, Mittelschienen außen vorn und außen hinten mit je 1 ziem- 
lich langen, innen vorn und innen hinten mit je 2 etwas kürzeren 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer lockern 
Reihe anfangs kürzerer, dann längerer Borsten, zugekehrt meist 
nackt, Hinterschienen außer den üblichen Borsten noch innen 
zugekehrt mit einer mehr oder weniger vollständigen Reihe ziem- 
lich langer Borsten. Flügel recht intensiv graugelb tingiert mit 
meist langem Randdorn und gedörnelter Randader, hintere Quer- 


Die Anthomyiden Europas. 153 


ader steil und gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger gelblich. 
Länge 5 mm. 

Meine Stücke stammen vom Brocken und aus mehreren 
Orten Lapplands; Karl hat sie auch in Stolp gefangen. 


23. H. majuscula Pok. 

Die Augen stoßen fast oder ganz zusammen, im übrigen Bau 
des Kopfes wie bei cardut Meig., Borste deutlich pubeszent. Thorax 
gelblich aschgrau mit der Spur von 3 schmalen bräunlichen 
Striemen, pra kurz, a vor der Naht einige Paare, aber wenig kräftig. 
Hinterleib streifenförmig, in der Basalhälfte flachgedrückt, am 
Ende durch das wohlentwickelte Hypopyg kolbig. Er ist wie der 
Thorax gefärbt und zeigt ganz schräg von hinten gesehen eine 
schmale, braune, auf den beiden ersten Ringen fast verschwindende 
Strieme. Beine mit ziemlich kurzen Pulvillen, Mittelschienen 
hinten und hinten innen mit je 2 ziemlich kurzen Borsten, Meta- 
tarsus der Mittelbeine außen lang beborstet, Hinterschenkel unter- 
seits zugekehrt nackt, abgewandt mit einigen Borsten, Hinter- 
schienen innen zugekehrt meist nackt. Flügel schwach gelblich, 
mit kleinem, aber deutlichem Randdorn, Schüppchen weißlichgelb, 
Schwinger gelblich. 

Ich besitze eine Pokornysche Type. 


Anm.: Die Selbständigkeit der Art will mir zweifelhaft vor- 
kommen, und ich möchte beinahe glauben, daß die beschriebene 
Art weiter nichts ist als Chortophila Fabricii Holmgr., da die einzigen 
unterscheidenden Merkmale, die Behaarung der Fühlerborste, die 
Länge des Randdorns und die Breite der Hinterleibsrückenstrieme 
zu variieren scheinen. Auch hier dürfte der Bau des Hypopygs 
entscheidend sein. 


24. H. nigrimana Meig. 

Die Art ist nach der Tabelle so leicht zu bestimmen und so 
bekannt, daß eine genauere Beschreibung überflüssig ist. Sie ist 
überall verbreitet und nicht gerade selten. Ich habe sie in Genthin, 
Treptow, Muskau, Kissingen, Böhmen und auf Bornholm gefangen 
und in den meisten Sammlungen gefunden. 


25. H. nuda Strobl _ 

Hat die größte Ähnlichkeit mit cardui Meig., ist aber stets 
kleiner, die Anschwellung auf der Innenseite des 2. Mitteltarsen- 
gliedes ist weniger auffallend, die Präalarborste viel kürzer und die 
Behaarung auf der Unterseite des 3. Hinterleibsringes ziemlich 
dürftig. Ich habe sie in Genthin, Treptow, Schmiedefeld, in der 
Nähe von Werder, auf Rügen und Bornholm gefangen und kenne 
sie aus Schlesien, Innsbruck, Italien und der Dauphine. 


26. H. pseudofugax Strobl 

Hat noch größere Ähnlichkeit mit cardui als die vorige und 
unterscheidet sich nur dadurch von ihr, daß die Grundfärbung 
des Thorax mehr grünlich aschgrau ist, mit 3 recht deutlichen 


10. Heft 


154 Prof. P. Stein: 


Striemen, daß die Anschwellung des 2.. Mitteltarsengliedes nur 
schwach ist, und daß die lange Behaarung auf der Bauchseite 
fehlt. Ich besitze eine Stroblsche Type aus Steiermark und ein 
von Villeneuve auf dem Col du Lautaret gefangenes Männchen. 
Auch aus Schweden und Montenegro ist mir die Art bekannt. 


297. H. pseudomaculides Strobl 

Bau des Kopfes wie bei cardui, Fühlerborste lang pubeszent. 
Thorax aschgrau, Brustseiten hellgrau, ersterer schräg von hinten 
gesehen schwach heller grau bestäubt, so daß man die Spur einer 
feinen Mittellinie und breiterer Seitenstriemen wahrnimmt, pra lang 
und kräftig, a deutlich zweireihig. Hinterleib streifenförmig, flach- 
gedrückt, aber auf dem Rücken schwach gewölbt, die beiden 
ersten Ringe 1%, mal so lang als der 3., während sie bei den ähn- 
lichen Arten fast dreimal so lang sind. Von hinten gesehen ist er 
dünn gelbgrau bestäubt und läßt eine verloschene schmale Rücken- 
strieme erkennen, während auch die Vorderränder der Ringe oft 
dunkler erscheinen. Beine bräunlichgelb durchscheinend, Tarsen 
schwarz, Beborstung wie bei cardui, aber die Hinterschienen innen 
zugekehrt mit einigen Borsten. Flügel ziemlich intensiv graugelb 
mit gelblicher Basis, Schüppchen und Schwinger gelblich. 

Ich habe ein Männchen in Kissingen gefangen, besitze mehrere 
Pärchen aus Sondrio (Italien) und einige Weibchen aus Lappland 
und kenne die Art noch aus Dorpat. 


28. H. pullula Zett. 

An den gebräunten Queradern und dem glänzend schwarzen 
Basalteil des Hypopygs ist diese weit verbreitete, nicht seltene 
Art leicht zu erkennen. Ich habe sie zahlreich in Genthin, Treptow, 
Kissingen, auf Rügen und Bornholm gefangen und aus Böhmen, 
Innsbruck, Rom, Dorpat, Schweden, der Dauphine und Palästina 
gesehen. 


29. H. strigosa Fbr. 

Unterscheidet sich von nigrimana nur durch ganz schwarze 
Schenkel und ist nach der Tabelle leicht zu bestimmen. Sie ist 
viel gemeiner als die genannte Art und den Sommer über auf 
Blättern oft in Unzahl zu finden. Ich kenne sie aus ganz EurOna, 
und habe auch Stücke aus Damaskus gesehen. 


30. H. iristriata Stein 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme nur wenig ge- 
trennt, Fühlerborste kurzhaarig, Thorax schwarzgrau, von hinten 
gesehen mit 3 ziemlich deutlichen schwarzen Striemen, Brust- 
seiten hellgrau, pra lang, a fehlend, Hinterleib ziemlich schmal, 
streifenförmig, flachgedrückt, an der Spitze etwas verdickt, oben 
und unten lang abstehend behaart, an den Einschnitten etwas 
länger beborstet, aschgrau bestäubt mit schwarzer Rückenstrieme 
und schwarzen Vorderrändern der Ringe, Pulvillen ziemlich kurz, 
Hinterschenkel nur unterseits abgewandt mit einer Borstenreihe, 
Flügel intensiv angeräuchert mit langem Randdorn und gedörnelter 


Die Anthomyiden Europas. 155 


Randader, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 
9,96 mm. 

In Genthin war die Art ziemlich häufig, auch in Treptow habe 
ich sie mehrfach gefangen, ferner aus Thüringen, Dorpat und 
Schweden gesehen. 

31. A. variata Fall. 

Diese häufige Art ist an der lang gefiederten Fühlerborste, 
den schwarzen Beinen, dem langen Randdorn und dem walzen- 
förmigen Hinterleib so leicht zu erkennen, daß es keiner näheren 
Beschreibung bedarf. Sie ist allerwärts von mir gefangen und 
namentlich oft an Kornähren gefunden.*) 


32. H. varicolor Meig. 

Stirn an der schmalsten Stelle in der Regel etwas breiter als 
das 3. Fühlerglied, doch habe ich auch Stücke mit ziemlich schmaler 
Stirn gesehen, Stirn und die gekielten Wangen ziemlich stark und 
beide ungefähr gleichstark vorragend, während die Backen noch 
etwas breiter sind, Hinterkopf unten gepolstert, Mundrand meistens 
so weit vorgezogen wie die Stirn, 3. Fühlerglied doppelt so lang 
als das 2., Borste kurz pubeszent, Taster schwach keulenförmig, 
Rüssel ziemlich schlank. Thorax heller oder dunkler aschgrau mit 
meist recht deutlicher schmaler Mittelstrieme, während Seiten- 
striemen nur ganz schräg von hinten gesehen wahrzunehmen sind; 
pra sehr lang und kräftig, a fehlend, st 1, 2, die beiden hintern 
lang und gleichlang. Hinterleib kaum schmäler als der Thorax, 
sehr robust, fast walzenförmig, in der Basalhälfte nur schwach 
flach gedrückt mit großen eiförmigen, für die Art charakteristischen 
Bauchlamellen. Er ist kurz abstehend behaart, an den Einschnitten 
lang abstehend beborstet, wie der Thorax gefärbt und entweder 
ohne Zeichnung oder mit einer ziemlich verloschenen breiten oder 
auch schmäleren Rückenstrieme. Pulvillen verlängert, Mittel- 
schienen mit je 2 kräftigen Borsten außen vorn, außen hinten und 
innen hinten, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer 
Reihe langer Borsten, zugekehrt besonders in der Basalhälfte be- 
borstet. Flügel gelblichgrau, Basis gelblich, Randdorn deutlich, 
hintere Querader schief und etwas geschwungen, Schüppchen und 
Schwinger mehr oder weniger gelblich. Länge ca. 7 mm. 

Trotzdem die Art vom hohen Norden bis Italien verbreitet 
ist, habe ich sie noch nie selbst gefangen. Ich besitze sie aus ver- 
schiedenen Gegenden Schwedens und Italiens, auch aus Kasan, 
und habe sie aus Stolp, Urdingen, Innsbruck, Dorpat und der 


*) Herr Kramer macht mich darauf aufmerksam, daß hier vielleicht 
2 Arten in Betracht kommen, die sich durch die Form der Genitalgabel 
unterscheiden. Letztere ist bei der einen länger und schmäler, bei der 
andern kürzer und breiter. Beide Arten sind aber sonst fast völlig gleich. 
Es scheint mir, als ob die mit längerer Gabel ganz eng zusammenstoßende 
Augen habe, während letztere bei der andern Art durch eine deutliche 
Strieme getrennt sind. Die erste würde dann die wahre variata Fall. sein, 
während ich die zweite variabilis nennen würde. 


10. Heft 


156 Prof. P. Stein: 


Dauphine gesehen. An der langen Präalarborste, den fehlenden 
Akrostichalborsten, dem fast walzenförmigen, kräftigen Hinterleib 
und den großen Bauchlamellen wird man sie trotz aller Veränder- 
lichkeit leicht erkennen. 


60. Prosalpia Pok. 
1 3. und 4. Glied der Hintertarsen auf der dem Körper zugekehrten 
Seite mit langen Borstenhaaren besetzt pilitarsis Stein 
Hintertarsen ohne auffallende Behaarung 2. 


2 Hinterschienen auf der dem Körper zugekehrten Seite mit 
1—2 deutlichen, senkrecht abstehenden Borsten auf der Mitte 3. 
Hinterschienen an dieser Stelle nackt 4. 


3 Thorax und Hinterleib schwarz, sehr dünn graulich bestäubt, 
Flügel graulich, Schüppchen weißlichh, 7—8 mm große Art 
Billbergi Zett. 

Thorax und Hinterleib dicht gelblich aschgrau bestäubt, Flügel 
an der Basis und Schüppchen intensiv gelblich, 8—10 mm groß 
silvestris Fall. 

4 Bauchlamellen hinten in eine ziemlich schmale, nach unten 
gerichtete Spitze auslaufend, nach der Basis zu mit einem 
schmalen, kurzen, nach unten gerichteten Fortsatz, Flügel 
gleichmäßig schwach gelblich teriolensis Pok. 
Bauchlamellen hinten in eine kürzere stumpfe Spitze endigend, 
nach der Basis zu mit einem kurzen, stumpf dreieckigen Zahn, 
der unterseits mit außerordentlich kurzen, nur bei starker Ver- 
größerung wahrnehmbaren Börstchen besetzt ist, Flügel an der 
Basis im Leben auffallend geschwärzt, im Tode noch deutlich 
angeräuchert conifrons Zett. 


1. P. Billbergi Zett. 

Außer den in der Tabelle angegebenen Merkmalen will ich 
noch erwähnen, daß die Fühlerborste an der äußersten Basis recht 
auffallend verdickt ist, um dann plötzlich dünn zu werden, und 
daß die Flügel fast keine Spur von Randdorn zeigen. Durch den 
schwarzgrauen, deutlich etwas glänzenden Thorax unterscheidet 
sich die Art von allen andern. Die oben angegebene Größe ist 
das Durchschnittsmaß, es kommen aber auch Stücke von nur 
4 mm Länge vor. Ich habe sie in großer Menge schon Anfang 
April in Genthin auf Weidenblüten gefangen und kenne sie noch 
aus Pößneck, Innsbruck, der Umgegend Wiens, Dorpat, Schweden 
und England. | 

Anm.: Die Synonymie habe ich im Katalog der paläark- 
tischen Dipteren genau angegeben. Zetterstedt hat das Weibchen 
der schmalen Stirn wegen für ein Männchen gehalten und das 
Männchen, und zwar ein kleines Stück, als lepturoides beschrieben. 
Seine moerens ist wahrscheinlich nur ein großes Exemplar derselben 
Art. Auch Bonsdorff ist dieser Ansicht gewesen, da sich in seiner 
Sammlung unter moerens ein Pärchen von Billbergi befindet. 


Die Anthomyiden Europas. 157 


2. P. conifrons Zett. 

Durch die im Leben an der Basis deutlich geschwärzten Flügel, 
ein Merkmal, das auch Zetterstedt hervorhebt, durch deutlichen 
Randdorn und die fehlende Borste auf der dem Körper zugekehrten 
Seite der Hinterschienen ist diese Art von der vorigen sofort zu 
unterscheiden. Sie ist identisch mit der Stroblschen incisivalva, 
worauf mich Ringdahl nach Besichtigung der Zetterstedtschen 
Type aufmerksam machte. Meine Stücke stammen aus Jämtland, 
Norrland und Lappland. Kramer hat die Art auf dem Oybin 
gefangen. 


3. P. pilitarsis Stein 

Eine ausführliche Beschreibung habe ich in den Ent. Nachr. 
XXVI, 313, 8 (1900) gegeben. Ich brauche sie hier nicht zu wieder- 
holen, da die eigentümliche Behaarung der Hintertarsen die Art 
hinreichend kenntlich macht. Ich besitze ein Männchen aus Zernest 
in Ungarn, eins aus Pfarrkirchen in Oberösterreich und habe eins 
aus Jämtland durch Ringdahl gesehen. 


Anm.: Über die systematische Stellung dieser Fliege bin ich 
auch heute noch nicht im klaren. Im Katalog der paläarktischen 
Dipteren habe ich sie entgegen meiner ersten Auffassung zur 
Gattung Chortophila gezogen, weil ich von Czerny ein Pärchen 
erhalten hatte, dessen Weibchen unmöglich zur Gattung Prosalpia 
gehören konnte. Da dies Pärchen aber nicht in copula gefangen 
war, so ist mir die Zugehörigkeit des Weibchens wieder unsicher 
geworden und ich lasse die Art in der Gattung Prosalpia. Da 
dieselbe in der Hauptsache auf weiblichen Merkmalen beruht, 
schmaler Stirn und Erweiterung des 2. und 3. Vordertarsen- 
gliedes, so ist es fast unmöglich, ein Männchen ohne das zugehörige 
Weibchen mit Sicherheit dieser Gattung zuzuweisen. Das einzige 
Merkmal, das allen mir bekannten Männchen der Gattung eigen- 
tümlich ist, sind die glänzend schwarzen, hornigen, wohl ent- 
wickelten Bauchlamellen. Da dieselben in gleicher Weise bei 
pilitarsis gebaut sind, so bringe ich auch jetzt wieder wie ur- 
sprünglich diese Art bei Prosalpia unter. 


4. P. silvestris Fall. 

Die größte von allen Arten und an der dichten gelbgrauen 
Bestäubung des ganzen Körpers, der gelben Färbung der Flügel- 
basis und der Schüppchen und der kräftigen Borste auf der dem 
Körper zugekehrten Seite der Hinterschienen leicht zu erkennen. 
Ich habe sie in Genthin, Treptow, auf Usedom, bei Chodau in 
Böhmen gefangen und aus Stolp, Eger, Innsbruck, Schweden und 
Lappland gesehen. 

Anm.: Aus Lappland besitze ich mehrere Männchen, die 
etwas kleiner sind als sölvestris, ihr aber sehr gleichen. Der Thorax- 
rücken ist stark verdunkelt, so daß dagegen die graue Bestäubung 
der Brustseiten sich scharf abhebt, die Färbung des Hinterleibes 
noch mehr ins Gelbe ziehend, und namentlich die Bauchlamellen 


10. Heft 


158 Prof. P, Stein: 


unterseits schwach bogenförmig ausgeschnitten und vom Bauch 
abstehend, während sie bei szlvesiris unterseits ganz gerade ver- 
laufen und dem Bauch ziemlich dicht anliegen. Auch in der Be- 
borstung der Beine scheinen mir einzelne kleine Unterschiede vor- 
handen zu sein. Sollte sich die Selbständigkeit der Art heraus- 
stellen, würde ich für sie den Namen borealis wählen. 


5. P. teriolensis Pok. 

Da Pokorny nur ein Weibchen beschrieben hat, so ist die 
Bestimmung nicht sicher. Zur Vermeidung eines neuen Namens 
lasse ich meiner Art den Pokornyschen. Sie gleicht in Größe und 
Färbung sehr der conifrons, hat aber deutlich längere Fühler, an 
der schmalsten Stelle nur linienförmige Wangen, während sie bei 
conifrons annähernd so breit wie das 3. Fühlerglied sind, gleich- 
mäßig gelbliche Flügel, und ist leicht an dem schmalen Zahn auf 
der Unterseite der Bauchlamellen von ihr und allen anderen Arten 
zu unterscheiden. 

Ich habe ein Männchen in Genthin gefangen und besitze ein 
zweites aus Berlin. 


61. Alliopsis Schnabl 
1. A. glacialis Zett. 

Eine große, 8 mm lange Art, die an der tiefschwarzen Körper- 
färbung, den lang und dicht behaarten Augen, der schwarzen 
Färbung der Flügelbasis und der Schüppchen leicht kenntlich ist. 
Ich besitze Stücke aus Trafoi, vom Similaun in den Ötztaler Alpen, 
aus Gastein, Cusiano und aus Ponoj im Osten der Halbinsel Kola. 


62. Hyporites Pok. 
1. H. montanus Schin. 

Die Gesamtheit der in der Gattungstabelle angegebenen 
Merkmale genügt vollkommen, diese auffallende Art zu erkennen. 
Ich besitze ein Weibchen aus Thüringen (Krieghoff), ein zweites 
aus Oberösterreich (Czerny) und ein Pärchen aus Ungarn (Thal- 
hammer). 


63. Hylephila (Rond.)-Schnabl 


1 Mittelschienen innen mit starker Borste 2. 
Mittelschienen innen ohne Borste 

2 Hinterschienen innen zugekehrt ganz nackt, Mittel- und Hinter- 
schenkel unterseits mit starken Borsten besetzt oblusa Zett. 
Hinterschienen innen zugekehrt mit einer Reihe kürzerer oder 
längerer Borsten, Mittel- und Hinterschenkel unterseits nur fein 
behaart, selten mit einigen stärkeren Borsten 

3 Thorax 'schwärzlichgrau, außer den stärkeren Borsten ziemlich 


dicht zottig behaart unilineata Zett. 
Thorax mehr hellgrau, im Grunde fast nackt inflata Rond. 
4 Unteres Schüppchen deutlich vorragend buccata Fall. 


Schüppchen gleichgroß 5. 


Die Anthomyiden Europas. 159 


5 Augen mit den Orbiten eng zusammenstoßend, Präalarborste 
ganz fehlend dorsalis sp. nov. 
Augen durch eine schmale schwarze Strieme deutlich getrennt, 
Präalarborste stets vorhanden, wenn auch kurz { 

6 Größere Art von 7—8 mm Länge, Wangen neben der Fühler- 
basis von der Seite gesehen mit großem, schwarz schillerndem 
Fleck, Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit einigen deut- 
lichen Borsten sbonsa Meig. 
Kleinere, höchstens 6 mm lange Art, Wangen neben der Fühler- 
basis ohne dunkeln Schillerfleck, Hinterschenkel unterseits zu- 
gekehrt nackt brevifrons SP. noV. 

1. H. brevifrons sp. nov. 

Die Art gleicht im Bau des Kopfes, Stirnbreite, Gestalt des 
Hinterleibes, Beborstung der Beine und Verlauf der Flügeladern 
vollständig der buccata Fall., unterscheidet sich aber sofort durch 
weit geringere Größe und mehr weißgraue Färbung. Das schon 
über den Fühlern schmale, fast linienförmige schwarze Stirndreieck 
wird nach dem Scheitel zu noch etwas schmäler und ist bis zum 
Ozellendreieck deutlich zu verfolgen. Es wird von silbergrauen 
Orbiten eingefaßt, welche an der schmalsten Stelle so breit oder 
noch etwas breiter sind als die Mittelstrieme, so daß die Augen 
deutlich etwas getrennt sind. Die Frontoorbitalborsten verlaufen, 
allmählich etwas kürzer werdend, fast bis zum Ozellendreieck, 
stehen hier aber etwas weitläufiger. Im Profil ragen Stirn und 
Wangen weit vor, so daß ihre Breite mindestens der Länge des 
3. Fühlergliedes gleichkommt, Mundrand vorgezogen und schief 
abgeschnitten, Backen höchstens halb so breit als die Augenhöhe, 
Hinterkopf unten gepolstert. Sämtliche Teile, die in ihrer Bildung 
genau mit buccata übereinstimmen, sind weißgrau bestäubt, 
während sie bei der erwähnten Art gelbgrau gefärbt sind. Fühler 
kurz, 3. Glied etwa 1%, mal so lang als das 2., schwarz, den untern 
Augenrand knapp erreichend, Borste an der Basis schwach ver- 
dickt, auch bei starker Vergrößerung kaum pubeszent, Taster 
fadenförmig, schwarz, an der Basis zuweilen mehr oder weniger 
bräunlichgelb, Rüssel ziemlich schlank. Thorax und Schildchen 
einfarbig weißlichgrau, selten mit der Spur einer Mittelstrieme, 
pra kurz, haarförmig, a vor der Naht 2 Paar, ziemlich kräftig, 
st 1, 2. Hinterleib walzenförmig, schwach von oben nach unten 
zusammengedrückt, mit sehr kurzen anliegenden Börstchen und 
an den Einschnitten ziemlich lang anliegend beborstet, Hypopyg 
wenig vorragend. Er ist wie der Thorax gefärbt und zeigt schräg 
von hinten gesehen auf den 3 letzten Ringen, selten auch vorher, 
eine verhältnismäßig scharf ausgeprägte schwarze Rückenlinie. 
Beine schwarz, Schenkel grau bestäubt, Pulvillen mäßig lang; 
Vorderschienen mit 1 Borste, Mittelschienen außen vorn und 
außen hinten mit je 1 längeren, hinten mit 2 kürzeren, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach mit Borsten, 
zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit 3, von der Basis bis 


10. Heft 


160 Prof. P. Stein: 


zur Spitze an Länge zunehmend, außen abgewandt und innen 
abgewandt ebenfalls mit je 3, fast gleichlangen Borsten, auch auf 
der dem Körper zugekehrten Seite um die Mitte herum mit einigen 
kurzen Börstchen. Flügel schwach gelblich, an der Basis etwas 
intensiver, ohne Randdorn, und mit ganz nacktem Vorderrand, 
3. und 4. Längsader gegen die Spitze zu allmählich etwas kon- 
vergierend, am äußersten Ende selbst aber jene etwas aufwärts, 
diese abwärts gebogen, hintere QOuerader sehr schief und deutlich 
geschwungen, letzter Abschnitt der 4. Längsader nur wenig länger 
als der vorletzte, während er bei dbuccata mindestens 11, mal so 
lang ist, der einzige plastische, bei meinen sämtlichen Stücken 
konstante Unterschied beider Arten, Schüppchen ziemlich klein, 
weißlichgelb, das untere im Gegensatz zu buccata nur ganz wenig 
vorragend, Schwinger gelblich. — Das Weibchen gleicht in der 
Breite der Stirn und in der weißlichgrauen Färbung des Körpers 
vollständig dem Männchen und trägt auf den 3 letzten Hinterleibs- 
ringen eine recht deutliche, ziemlich breite, schwarze Strieme, 
während eine solche beim Weibchen von buccata gewöhnlich ganz 
fehlt oder nur sehr fein ist. Der versteckte letzte Hinterleibsring 
trägt oben in seiner Mitte wie bei buccata eine Anzahl langer, nach 
unten gekrümmter Borsten, und die Legeröhre ist am Ende eben- 
falls mit einem Kranz aufwärtsgekrümmter kleiner Dorne ver- 
sehen. Der Verlauf der Flügeladern ist derselbe wie beim Männchen, 
auch das Längenverhältnis der beiden letzten Abschnitte der 
4. Längsader, die hintere Querader ist nicht so stark geschwungen, 
aber immerhin noch deutlicher als bei buccata, wo sie fast ganz 
gerade verläuft. Länge 5 mm. 

Mein Freund Villeneuve fing die Art in größerer Zahl in voll- 
ständig übereinstimmenden Stücken auf dem Col du Lautaret. 


2. H. dorsalis sp. nov. 

Sie ist noch etwas kleiner als die vorige, da sie nur eine Länge 
von 4—4,5 mm erreicht. Das Stirndreieck, das bei der vorigen 
Art fast lineal ist, hat die Gestalt eines wohlausgebildeten, ziemlich 
breiten Dreiecks und trägt vorn ein recht auffallendes hellgrau 
bestäubtes Mondchen, das auch den andern Arten mehr oder 
weniger zukommt; in der Mitte der Stirn verschwindet die Mittel- 
strieme vollständig, so daß sich die schmalen silbergrau bestäubten 
Orbiten hier berühren. Frontoorbitalborsten recht zart, bis zur 
Mitte der Stirn verlaufend. Stirn und Wangen so breit wie bei 
der vorigen Art, das Untergesicht weicht aber etwas zurück, 
während bei brevifrons und buccata der Mundrand mindestens 
so weit vorsteht wie die Stirn, ja zuweilen etwas mehr vorragt. 
Die Backen sind halb so breit wie die Augenhöhe und nach dem 
Mundrande zu mit einer ziemlich großen Zahl aufwärtsgekrümmter 
Borstenhaare versehen, die bei den übrigen Arten ganz fehlen oder 
sich nur spärlich am untern Rande befinden. Fühler merklich 
unter der Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand etwas 
überragend, ziemlich kurz, 3. Glied kaum doppelt so lang als das 2., 


Die Anthomyiden Europas. 161 


Borste nackt, an der Basis in kurzer Ausdehnung ziemlich an- 
sehnlich verdickt, Taster fadenförmig, Rüssel nicht so schlank 
wie bei der vorigen Art. Thorax und Schildchen weißgrau, ohne 
jede Striemung, pra vollständig fehlend, a vor der Naht 2 Paar, 
aber ziemlich zart. Hinterleib kaum so lang wie Thorax und 
Schildchen, länglich eiförmig, ziemlich kräftig, ganz schwach 
flachgedrückt. Er ist wie der Thorax gefärbt und zeigt auf den 
3 letzten Ringen eine tiefschwarze Mittelstrieme, die aus Flecken 
besteht, welche bei einem meiner Stücke ziemlich breit, beim andern 
etwas schmäler sind. Hypopyg nur wenig aus dem letzten Ring 
vorragend, Bauchlamellen unterseits mit zahlreichen feinen, ab- 
stehenden Haaren besetzt. Beine und ihre Beborstung wie bei 
der vorigen Art, die Borsten aber weniger lang und kräftig, Hinter- 
schenkel unterseits zugekehrt in der Basalhälfte mit einigen Borsten. 
Flügel schwach gelblich, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader 
nahezu parallel, jene an der äußersten Spitze etwas aufwärts, 
diese abwärts gebogen, hintere Querader schief, aber fast gar nicht 
geschwungen, letzter Abschnitt der 4. Längsader 11%, mal so lang 
als der vorletzte. 

Ich besitze ein Männchen aus Italien und ein zweites vom 
Col du Lautaret (Villeneuve). 


3. H. buccata Fall. 

Durch die deutlich ungleichen Schüppchen unterscheidet sie 
sich von allen anderen Arten der Gattung, so daß eine genaue 
Beschreibung überflüssig ist. Sie ist ziemlich selten, aber häufiger 
als die übrigen Arten. Ich habe sie in Genthin, Treptow, Kissingen 
und Bornholm gefangen und kenne sie aus Niederösterreich, Dorpat 
und Schweden. Stücke der Fallenschen Sammlung habe ich in 
Lund gesehen. 


4. H. inflata Rond. 
Die Bestimmung dieser Art ist zweifelhaft, da Rondani nur 
ein Weibchen beschrieben hat, das sich allerdings dadurch von 
anderen Weibchen unterscheiden soll, daß die Stirn kaum schmäler 
ist als ein Auge. Danach ist es überhaupt unwahrscheinlich, daß 
die Rondanische Art eine echte Hylephila ist. Ich folge aber der 
Auffassung Villeneuves, der mir ein Männchen mit der Bestimmung 
inflata zugeschickt hat. Bau des Kopfes genau wie bei brevifrons, 
der sie auch ungefähr in der Größe gleichkommt. Thorax schwach 
gelblichgrau, meist mit der Spur einer vorn und hinten abgekürzten 
hellbräunlichen Mittelstrieme und noch undeutlicheren graulichen 
Seitenstriemen, pra kurz und fein, a paarig, aber kürzer und feiner 
als bei brevifrons. Hinterleib genau so geformt und gezeichnet. 
Die Beborstung der Beine weicht dadurch ab, daß die Mittel- 
schienen innen eine kräftige und lange Borste tragen, und daß 
die Hinterschenkel unterseits zugekehrt in der Basalhälfte mit 
einigen deutlichen Borsten versehen sind. Flügel gelblich, mit 
sehr kleinem, aber deutlichem Randdorn und kräftigen Adern, 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 10, ll 10. Heft 


162 Prof. P, Stein: 


3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader bei einem Stück 
ziemlich steil und schwach geschwungen, beim andern etwas 
schiefer, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 
5,5—6 mm. 

Ich besitze ein Männchen aus Frankreich und eins aus Buckow 
in der Mark, das bis auf die etwas schiefere hintere Querader voll- 
ständig dem ersteren gleicht. 


5. H. obiusa Zett. 

Hat große Ähnlichkeit mit buccata, ist aber bedeutend größer, 
da sie im Durchschnitt eine Länge von 8 mm erreicht. Weitere 
Unterscheidungsmerkmale sind, daß die Mittelschienen innen eine 
kräftige Borste tragen, daß die Hinterschenkel unterseits zugekehrt 
mit mehreren langen Borsten besetzt sind, daß die hintere Quer- 
ader stark geschwungen ist, und daß die Schüppchen nahezu 
gleichgroß sind. Die Pulvillen aller Beine sind recht lang. 

Die Art ist viel seltener als buccata. Ich habe in Genthin nur 
1 Weibchen gefangen, besitze ein Pärchen aus Rauen in der Mark, 
je ein Männchen aus Pöstyen und Wien und ein Weibchen aus 
Macerata in Italien. Auch aus: Schweden ist mir die Art bekannt. 


6. H. sponsa Meig. 

Ich habe die Type in der Winthemschen Sammlung zu Wien, 
in der sich 3 von Meigen bezettelte Männchen befinden, untersucht. 
Kopf wieder genau wie bei obfusa und anderen. Außer den in der 
Tabelle angeführten Merkmalen will ich nur noch erwähnen, daß der 
Hinterleib etwas mehr kegelförmig ist als bei den übrigen Arten 
und daß bei gewisser Betrachtung außer der gewöhnlichen Rücken- 
strieme auch die Hinterränder der mittleren Ringe schwach 
bräunlich gefärbt sind. Im übrigen sind die Borsten auf Thorax 
und Hinterleib, sowie an den Beinen recht auffallend lang und 
kräftig. 

Ich besitze 2 Männchen aus Frankreich und ein drittes, dessen 
Herkunft mir leider völlig unbekannt ist, und kenne die Art noch 
vom Bisamberg bei Wien. 

7. H. unilineata Zett. 

Von allen übrigen Arten durch die dunkel aschgraue Färbung 
von Thorax und Schildchen zu unterscheiden. Betrachtet man 
ersteren schräg von hinten, so nimmt man bei reinen Stücken 
5 schmale schwärzliche Striemen wahr, von denen die mittelste 
über die Akrostichalborsten, die beiden nächsten über die Dorso- 
zentralborsten laufen. Der Hinterleib trägt eine scharf ausgeprägte 
Mittelstrieme, während die Hinterränder der Ringe ebenfalls 
schmal, aber ziemlich scharf gebräunt sind. Sämtliche Pulvillen 
sind recht lang, die Mittelschienen innen mit starker Borste ver- 
sehen, die Mittelschenkel unterseits dicht und fein behaart, aber 
ohne stärkere Borsten. 

Ich habe einige wenige Stücke in Genthin gefangen, besitze 
sie noch aus Wien und Budapest und kenne sie auch aus Lappland. 


Die Anthomyiden Europas. 163 


Das zugehörige Weibchen ist mir noch nicht mit Sicherheit bekannt 
geworden. 
64. Ammomyia Rond. nom. em. 

1 Fühlerborste sehr lang behaart grisea Fall. 
Fühlerborste nur lang pubeszent 2. 

2 Thorax hellgrau, ungestriemt, Augen durch eine schwarze 
Strieme und noch etwas breitere silberweiße Orbiten deutlich 
getrennt albiseta v. Ros. 
Thorax aschgrau mit 3 ziemlich deutlichen schwärzlichen 
Striemen, Augen durch eine schmale schwarze Strieme und 
kaum sichtbare Orbiten nur wenig getrennt sociata Meig. 


1. A. albiseta v. Ros. 

Neben buccata ist dies die häufigste Art beider Gattungen, 
die man namentlich auf Achilleablüten findet. Die helle Körper- 
färbung und die deutlich pubeszente Fühlerborste machen sie 
leicht kenntlich. Im übrigen gleicht sie im Habitus den Arten 
der vorigen Gattung. Ich habe sie in Genthin, Treptow, Kissingen, 
Essen, Riegersburg in Niederösterreich gefangen und kenne sie 
noch aus Trafoi und Schweden. 


2. A. grisea Fall. 

Sieht der vorigen Art so ähnlich, daß man sie als ein Riesen- 
exemplar derselben mit sehr lang behaarter Fühlerborste bezeichnen 
kann. Außerdem kommen noch die fehlende Präalarborste und 
die weniger schiefe Lage der hinteren Ouerader als Unterscheidungs- 
merkmale in Betracht. Die Art ist recht selten. Ich habe nur ein 
Weibchen auf Usedom gefangen und besitze noch ein Pärchen 
aus Thüringen und je ein Männchen aus Bornholm, Schweden und 
Frankreich. 

Anm.: Die Art wurde bisher der lang behaarten Fühlerborste 
wegen zur Gattung Hylemyia gezogen, ein Beweis, wie abhängig 
man sich immer noch in der Systematik von diesem Merkmal 
machte. Erst Schnabl hat ihr die richtige Stellung zugewiesen. 


3. A. sociata Meig. 

Diese Art, deren Type ich in der Winthemschen Sammlung 
zu Wien untersucht habe, ist so selten und wenig bekannt, daß 
ich eine genauere Beschreibung von ihr gebe. Augen nur durch 
eine schmale schwarze Strieme und linienartige Orbiten etwas 
getrennt, Frontoorbitalborsten ziemlich dicht stehend und bis 
zur schmalsten Stelle der Stirn in wenig abnehmender Länge ver- 
laufend. Stirn im Profil stark vorspringend, Untergesicht zurück- 
weichend, die’deutlich gekielten Wangen aber an der schmalsten 
Stelle noch so breit wie das 3. Fühlerglied, Backen gut 44 so breit 
wie die Augenhöhe, nach vorn zu mit aufwärtsgekrümmten 
Borstenhaaren besetzt, Hinterkopf unten stark gepolstert, sämt- 
liche Teile seidenartig hellgrau bestäubt, mit schwärzlichem 
Schimmer. Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den 
untern Augenrand erreichend, 3. Glied doppelt so lang wie das 2. 


11* 10. Heft 


164 Prof. P. Stein: 


Borste kurzhaarig, an der Basis deutlich verdickt und hier schwarz 
gefärbt, weiterhin oft weißlich oder gelblich, Taster fast faden- 
förmig, dicht beborstet. Thorax aschgrau mit einer schmalen 
schwärzlichen Mittelstrieme und 2 breiteren Seitenstriemen, die 
sich von oberhalb der Schulterbeulen bis zur Flügelbasis erstrecken, 
Brustseiten etwas heller grau; pra lang, a vor der Naht gewöhnlich 
1 Paar recht langer, während die übrigen unscheinbar sind. Hinter- 
leib annähernd kegelförmig, aber meist etwas flachgedrückt, 
gelblich aschgrau mit scharf ausgeprägter schwarzbrauner Rücken- 
strieme und ebenfalls recht deutlichen schmalen Hinterrändern 
der Ringe. Er ist überall kurz abstehend behaart, an den Ein- 
schnitten lang halb abstehend beborstet, Hypopyg wenig vor- 
ragend. Beine schwarz mit verlängerten Pulvillen, Beborstung 
wie bei albiseta, nur tragen die Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt wie zugekehrt eine fast vollständige Reihe langer Borsten. 
Flügel graulichgelb, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader an der 
Spitze etwas genähert, am äußersten Ende jene etwas aufwärts, 
diese abwärts gebogen, hintere Querader sehr schief und stark 
geschwungen, Schüppchen und Schwinger gelblich, letztere etwas 
intensiver. Länge 7—7,5 mm. — Das Weibchen ist mir unbekannt. 

Ich habe nur ein Männchen in Genthin gefangen und besitze 
die Art noch aus Berlin (Lichtwardt), Ungarn (Sajö) und Ram- 
bouillet in Frankreich (Villeneuve). 


65. Chortophila Macq. 

1 Präalarborste deutlich und kräftig, so lang oder fast so lang 
wie die 1. Dorsozentralborste ! 
Präalarborste ganz fehlend oder kürzer als die 1. dc 20. 

2 Mundrand deutlich weiter vorgezogen als die Stirn (in zweifel- 
haften Fällen vergleiche man auch die folgenden Nummern) 3. 
Mundrand nicht auffallend vorgezogen 6. 

3 Vor der Naht einige Paar deutlicher, wenn auch nicht starker 
Akrostichalborsten 
Akrostichalborsten vorfder£ Naht ganz fehlend 5. 

4 Hinterleib fast Einlarkie schwarz, Endabschnitt des Hypopygs 
wenig vorragend pratensis Meig. 
Hinterleib bräunlich mit dunkelbrauner Rückenstrieme, End- 
abschnitt des Hypopygs scharf abgesetzt und den Hinterleib 


oben überragend hyboritiformis sp. noV. 
5 Große Art (6 mm), hell aschgrau mit blassen, an der Wurzel 
gelblichen Flügeln prominens Sp. nov. 
Kleinere Art (4—5 mm), dunkelgrau mit an der Basis schwärz- 
lichen Flügeln -  arrogans Zett. 
6 Randdorn kräftig und ziemlich lang 7. 
Randdorn ganz fehlend oder sehr unscheinbar 10. 


-1 


Hinterleib fast vollkommen walzenförmig, an der Basis hr 
flachgedrückt 
Hinterleib an der Basis mehr oder weniger flachgedrückt R 


Die Anthomyiden Europas. 165 


8 Hinterleib rein walzenförmig, mit kaum wahrnehmbarer 
Rückenstrieme penicillarıs nom. nov. 
Hinterleib seitlich zusammengedrückt, mit von hinten gesehen 
recht deutlicher breiter Rückenstrieme compressa nom. nov. 

9 Hinterleib glänzend schwarz, fast unbestäubt und ohne Zeich- 
nung, Bauchlamellen wohl entwickelt, Borste nackt sepia Meig. 
Hinterleib grau mit ziemlich deutlicher breiter Rückenstrieme, 
Bauchlamellen kaum sichtbar, Borste pubeszent uniseriata Stein. 

10 Thorax und Schildchen tiefschwarz, mit schwachem Glanz, 
ohne Spur von Zeichnung anthracina Czerny 
Thorax anders gefärbt 11. 

11 Ziemlich große Arten mit fast kentöhhieem Hinterleib und 
scharf begrenzter schmaler Rückenstrieme, Schüppchen und 
Schwinger auffallend gelblich 12. 
Kleinere Arten, deren Hinterleib nie walzenförmig ist, wenn 
aber annähernd, dann keine scharfbegrenzte Rückenstrieme, 
Schüppchen und Schwinger nicht auffallend gelb 13. 


12 Thorax mit 3 breiten schwärzlichen Striemen, Mittelschienen 
außen vorn mit deutlicher Borste, Hinterschienen innen zu- 
gekehrt nur mit einigen kurzen Börstchen flavisguama sp. nov. 
Thorax einfarbig aschgrau, Mittelschienen außen vorn ohne 
oder mit sehr unscheinbarer Borste, Hinterschienen innen 
zugekehrt der ganzen Länge nach mit ziemlich langen Borsten 

setitibia sp. noV. 

13 Augen aufs engste zusammenstoßend Pegomyia haemorrhoa Zett 
Augen durch eine deutliche, wenn auch oft schmale Strieme 
etwas getrennt 14. 

14 Kleine, 4 mm lange Art, deren Hinterleib im Leben einfarbig 
schwarz erscheint und erst im Tode schwach graulich bestäubt 
ist, so daß man eine breite Rückenstrieme und breite Vorder- 
randbinden undeutlich erkennen kann, Flügel mehr oder weniger 


geschwärzt humerella Zett. 
Meist größere Arten mit anders gefärbtem Hinterleib 15. 
15 Mundrand etwa so weit vorgezogen wie die Stirn 16. 
Mundrand weit weniger vorgezogen, so daß das Untergesicht 
entschieden zurückweicht 18. 
16 Größere, hell aschgraue Art von 6—7 mm Länge und mit ganz 
ungestriemtem Thorax elongata Pok. 
Kleine Arten von dunkler Körperfärbung und mit mehr oder 
weniger gestriemtem Thorax 1% 


17 Kräftig gebaute Art, deren Thorax meist 3—5 Striemen er- 
kennen läßt, Mittelschienen außen vorn mit kräftiger, langer 
Borste discreta Meig. 
Schmale Art, deren Thorax von hinten gesehen dicht seiden- 
artig hellbräunlich bestäubt ist; man erkennt dann, wenn man 
ihn schräg von hinten betrachtet, in der Mitte einen vorn und 
hinten abgekürzten Strich und jederseits davon den Anfang 


10. Heft 


166 ‚ Prof. P. Stein: 


einer breiten Seitenstrieme,' Mittelschienen’ außen vorn mit 
kurzer, feiner Borste lineata Stein 


18 Bauchlamellen senkrecht nach unten gerichtet und an ihrem 
untern Rand mit dichtstehenden kurzen Börstchen bewimpert 
dentiens Pand. 

Bauchlamellen nach hinten gerichtet und unten nicht be- 
wimpert .19. 

19 Hinterleib länger wie Thorax und Schildchen, fast walzen- 
förmig, kaum mit der Spur einer Rückenlinie, Präalarborste 
lang und kräftig, Randdorn deutlich triticiperda Stein 
Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen, flachgedrückt, 
mit deutlicher schmaler Rückenlinie, Präalarborste mäßig lang, 
Randdorn fehlt curticornis nom. noV. 

20 Hinterleib rein walzenförmig, Queradern deutlich etwas ge- 
bräunt longula Fall. 
Hinterleib flachgedrückt, wenn aber walzenförmig, dann die 
Queradern nicht gesäumt 21. 

21 Flügel graulich, an der Basis auffallend geschwärzt vetula Zett. 
Flügel an der Basis nicht auffallend geschwärzt 22. 


22 Metatarsus der Mittelbeine außen mit langen Borsten besetzt 23. 
Metatarsus der Mittelbeine außen nackt 25. 


23 Hinterschienen innen zugekehrt der ganzen Länge nach mit 
einer Reihe gleichlanger Börstchen, die kaum länger sind als 
der Querdurchmesser der Schiene, Hinterschenkel unterseits 
zugekehrt, ebenfalls mit einer Reihe längerer Borsten _ 

trichodactyla Rond. 
Hinterschienen innen zugekehrt nur mit einzelnen meist ver- 
schieden langen Borsten, die nie eine vollständige Reihe bilden, 
wenn aber annähernd, dann entschieden länger sind als der 
Querdurchmesser der Schiene, Hinterschenkel unterseits zu- 
gekehrt meist nur vor der Spitze mit einigen Borsten 24. 


24 Außer dem Metatarsus der Mittelbeine auch die nächsten 
Tarsenglieder außen länger beborstet, Thorax ziemlich hellgrau 
crinitarsata Stein 

Nur der Metatarsus beborstet, Thorax dunkler grau 
Fabricii Holmgr. 
25 Hinterschienen innen zugekehrt der ganzen Länge nach mit 
gleichlangen, dicht stehenden Haaren oder Borsten 26. 
Hinterschienen innen zugekehrt nackt oder auch mit einer 
Anzahl Borsten, die aber nie eine fortlaufende Reihe bilden 31. 


26 Arten von weißgrauer Färbung 27. 
Anders gefärbte Arten 28. 
27 Die silberweißen Orbiten berühren sich, Präalarborste ganz 
fehlend albula Fall. 


Augen durch eine deutliche schwarze Strieme und schmale 
Orbiten getrennt, Präalarborste kurz, aber deutlich 
angustifrons. Meig. 


Die Anthomyiden Europas. 167 


28 Die Borstenreihe auf der Innenseite der Hinterschienen aus 
kurzen starren Borsten bestehend, Mundrand auffallend vor- 


gezogen dictiventris Zett. 
Die Borstenreihe der Hinterschienen aus längeren feinen Haaren 
bestehend, Mundrand nicht vorgezogen 29. 
29 Hinterschenkel unterseits zugekehrt nur vor der Spitze mit 
etwa 3 längeren Borsten cilicrura Rond. 
Hinterschenkel unterseits zugekehrt mit einer ziemlich voll- 
ständigen Reihe langer Borstenhaare 30. 


30 Kleine, nur etwas über4 mmlange,aschgraue Art fusciceps Zett. 

Große, 7 mm lange, fast schwarze Art pilipes nom. nov. 
31 Metatarsus der Hinterbeine innen mit 5—6 gleichlangen, senk- 
- recht abstehenden Borsten besetzt, Hinterleib walzenförmig, 


schwarz, schwach graulich bestäubt setitarsis sp. noV. 
Metatarsus der Hinterbeine innen nicht beborstet, Hinterleib 
meist flachgedrückt 32. 
32 Thorax fast weißgrau mit ganz fehlender oder kaum sichtbarer 
Präalarborste 33. 
Thorax anders gefärbt, wenn aber hellgrau, dann die Präalar- 
borste deutlich 36. 


33 3. Hinterleibsring auf der Bauchseite jederseits mit 2 sehr langen 
nach hinten gerichteten Borstenhaaren qguadripila sp. nov. 
Hinterleib auf der Bauchseite ohne längere Borsten 34. 

34 Hinterschienen innen abgewandt der ganzen Länge nach mit 

© „einer Reihe ziemlich langer abstehender Borstenhaare 

hirtitibia sp. noV. 
Hinterschienen i innen abgewandt höchstens mit einigen Borsten 


| 33: 
35 Hinterleib länger als Thorax und Schildchen zusammen, Mittel- 
schienen außen vorn und innen ohne Borste candens Zett. 


Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen zusammen, 
Mittelschienen innen mit 2, außen vorn mit 1 kräftigen Borste 
diluta sp. nov. 

36 Thorax ohne Spur von Präalarborste, der Raum zwischen den 
vorderen Dorsozentralborsten ganz nackt longicauda Strobl 
Thorax meist mit kurzer Präalarborste, wenn aber ohne, dann 
der Raum zwischen den vorderen Dorsozentralborsten stets 


mit Borsten 37. 
37 Mundrand deutlich schnauzenförmig vorgezogen 38. 
Mundrand nicht oder kaum vorgezogen 44. 


38 Taster lang, nach der Spitze zu ganz allmählich etwas spatel- 
förmig verbreitert, Mittelschienen innen und außen vorn ohne 
Borste (U. G. E gie) 39. 
Taster nicht auffallend lang und gegen das Ende zu nicht ver- 
breitert, Mittelschienen innen und außen vorn mit meist kräf- 
tiger Borste (U. G. Paregle) 40. 

39 Dorsozentralborsten 4, 5—6 mm große Art muscaria Fbr. 
Dorsozentralborsten 3, höchstens 4 mm große Art  $arvaR.D. 


10. Heft 


168 Prof. P. Stein: 


40 Hinterleib walzenförmig | 41: 
Hinterleib mehr oder weniger flachgedrückt 49. 
41 Thorax hellbräunlich cinerella Fall. 
Thorax bläulich aschgrau grisella Rond. 


42, Thorax bläulichgrau, unteres Schüppchen nie vorragend, Borste 
auf der Innenseite der Mittelschienen kurz caerulescens Strobl 
Thorax schwarz oder braun, unteres Schüppchen meist deutlich 
vorragend, Borste auf der Innenseite der Mittelschienen kräftig 

43; 

43 Thorax schwarz mit kaum sichtbarer Striemung aestiva Meig. 

Thorax braun mit 3 ziemlich deutlichen Striemen radicum L. 


44 Augen behaart (U. G. Lasiomma) 45. 
Augen nackt 48. 
45 Das untere Schüppchen meist deutlich vorragend, Augen auf- 
fallend lang behaart ctenocnema Kow. 
Das untere Schüppchen nicht vorragend, Augen kürzer be- 
haart 46. 


46 Hinterschienen innen zugekehrt fast der ganzen Länge nach 
beborstet, Hinterschenkel unterseits zugekehrt nackt 

Roederi Kow. 

Hinterschienen innen zugekehrt höchstens von der Basis bis 

zur Mitte mit einigen Borsten, Hinterschenkel unterseits zu- 


gekehrt mit einigen längeren Borsten 47. 

47 Hinterleib ziemlich schmal und lang, mit deutlichen Vorder- 
randbinden parviceps Kow. 
Hinterleib weniger schmal und lang, Vorderrandbinden un- 
deutlich eriophthalma Zett. 

48 Unteres Schüppchen deutlich vorragend debilis nom. nov. 
Unteres Schüppchen nicht vorragend 49. 
49 Hinterschienen innen zugekehrt ganz nackt 50. 
Hinterschienen innen zugekehrt an der Basis mit einigen Borsten 

52. 


50 Thorax dicht gelblichgrau, fast gelblich bestäubt, Flügel gelblich, 
Mittelschienen außen vorn ohne Borste flavidipennis sp. nov. 
Thorax schwärzlich gefärbt, Flügel nicht gelblich, Mittel- 
schienen außen vorn mit Borste 51. 


51 Hinterleib an der Spitze verdickt, 1. Abschnitt des Hypopygs 
glänzend schwarz, Bauchlamellen deutlich intersecta Meig. 
Hinterleib bis zur Spitze ganz flach, 1. Abschnitt des Hypopygs 
nicht glänzend schwarz, Bauchlamellen kaum erkennbar 

dissecta Meig. 


52 Schwinger schwarz frontella Zett. 
Schwinger gelb 59. 
53 Hinterschenkel unterseits abgewandt und zugekehrt mit je 
einer Reihe sehr langer Borstenhaare exigua Mde. 


Hinterschenkel unterseits nicht mit auffallend langen Borsten 54. 


Die Anthomyiden Europas. 169 


54 Hinterschienen innen abgewandt mit 4—5 Borsten 
cannabina Sp. noV. 
Hinterschienen innen abgewandt mit nur 1 Borste 59. 
55 Thorax tiefschwarz, ohne Striemung octogutlata Zett. 
Thorax dunkelgrau mit ziemlich deutlicher Mittelstrieme 
octoguttata var. moesta Holmgr, 


Beschreibung der neuen Arten. 


1. Ch. cannabina sp. nov. 

Augen eng zusammenstoßend, indem die schmalen, silbergrau 
bestäubten Orbiten sich berühren, während das kleine Stirndreieck 
nach oben hin sich nicht weiter fortsetzt. Stirn in stumpfem 
Winkel etwas vorragend, Wangen schmäler, silbergrau bestäubt, 
neben der Fühlerbasis mit schwärzlich schillerndem Fleck, Mund- 
rand nicht vorgezogen, Backen etwa !/, der Augenhöhe, Fühler 
etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den unteren Augenrand 
überragend, 3. Glied doppelt so lang als das 2., schwarz, Borste 
nackt, Basalviertel etwas verdickt, Taster fadenförmig. Thorax 
und Schildchen weißgrau, eine innerhalb der Akrostichalborsten 
liegende Mittelstrieme auf ersterem ziemlich deutlich, während 
etwas breitere Seitenstriemen verloschener sind, Brustseiten noch 
etwas heller bestäubt; pra ziemlich fein und etwas über halb so 
lang als die 1. dc, a vor der Naht 3 Paar, einander etwas näher 
als den dc, st 1, 2, unter der vorderen aber noch eine feinere Borste, 
die sich von der Grundbehaarung der Sternopleuren weniger ab- 
hebt. Hinterleib streifenförmig, ebenso hellgrau wie der Thorax, 
die 3 letzten Ringe mit einer recht deutlichen schwarzen Mittel- 
strieme, die auf dem 1. Ring gewöhnlich etwas schwächer ist, und 
feinen schwarzen Ringeinschnitten; er ist abstehend behaart, an 
den Einschnitten wie gewöhnlich länger beborstet. Endabschnitt 
des wenig vorragenden Hypopygs glänzend schwarz, Bauch- 
lamellen deutlich, am Ende weißlich durchscheinend. Pulvillen 
und Klauen kaum verlängert; Vorderschienen auf der dem Körper 
abgewandten Seite mit 2—3 Borsten, Mittelschienen außen vorn 
mit 1, außen hinten und hinten mit mehreren Borsten, deren An- 
ordnung sich nicht deutlich erkennen läßt, da die Stücke gezogen 
und daher etwas verschrumpft sind, Hinterschenkel unterseits zu- 
gekehrt und abgewandt mit mehr oder weniger vollständigen 
Borstenreihen, Hinterschienen außen mit 3—4, außen abgewandt 
mit 6—7 abwechselnd längeren und kürzeren Borsten, innen ab- 
gewandt mit 4—5 gleichlangen und innen zugekehrt fast der 
ganzen Länge nach mit recht ansehnlichen Borsten besetzt. Flügel 
glashell mit sehr kleinem und feinem Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader parallel, hintere Ouerader steil und kaum geschwungen, 
Schüppchen gleichgroß, weiß, Schwinger gelb. — Die Augen des 
Weibchens sind durch eine breite mit Kreuzborsten versehene 
Strieme getrennt, die untere vordere Sternopleuralborste ist deut- 
licher als beim Männchen, die Hinterschienen innen zugekehrt 


10. Heft 


170 Prof. P. Stein: 


nackt; im übrigen gleicht es dem Männchen. Länge & 5,5, 
© 4,5 mm. 

In der Sammlung des Herrn Kramer zu Niederoderwitz be- 
finden sich 2 Männchen, die 16. 3. 12 aus einem Hänflingsnest 
gezogen sind; 2 ebenfalls .in der Sammlung befindliche Weibchen 
aus Wien mit der Bezettelung ‚Vogelnest‘ stammend, gehören 
zweifellos zur selben Art. Ein 3. Männchen endlich mit der Be- 
zeichnung Vogelnest 16. 3. 12 ist auffallend klein, an: nichts 
weiter als dieselbe Art. 


9. Ch. diluta sp. nov. 


Augen fast aufs engste zusammenstoßend, da sie nur durch 
eine linienartige Strieme und gleichfalls linienartige Orbiten kaum 
merklich getrennt sind, Stirn im Profil nur wenig und in sehr 
stumpfem Winkel vorragend, Wangen noch schmäler, zuletzt fast 
linienartig, Backen etwas breiter als der vorragende Teil der Stirn, 
Hinterkopf unten mäßig gepolstert, Fühler in der Augenmitte 
eingelenkt, den untern Augenrand nicht erreichend, 3. Glied doppelt 
so lang als das 2., Borste bei starker Vergrößerung namentlich an 
der Basis deutlich pubeszent, so daß die Art fast ebenso gut zu 
Hylemyia gebracht werden könnte, Taster nach der Spitze zu 
etwas verdickt, Rüssel etwas angeschwollen und glänzend schwarz. 
Thorax, Schildchen und Brustseiten einfarbig hellgrau, die Spur 
einer bräunlichen Mittelstrieme auf ersterem kaum angedeutet, 
pra fehlend, a deutlich zweireihig. Hinterleib länglich, ziemlich 
kurz, flachgedrückt, am Ende nur wenig verdickt, die beiden 
ersten Ringe (wenn wie immer 5 gezählt werden) zusammen fast 
doppelt so lang als der 3., dicht abstehend behaart, an den Ein- 
schnitten wenig länger beborstet, von hinten gesehen ebenfalls 
grau, aber ein wenig dunkler als der Thorax, auf den 3 letzten 
Ringen mit deutlicher schwarzer Strieme, die fast so breit ist wie 
das 3. Fühlerglied. Pulvillen schwach verlängert; Vorderschienen 
mit 1 Borste, Mittelschienen außen vorn und außen hinten mit 
je 1, innen mit 2, von denen die obere viel kürzer ist, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt mit anfangs kürzeren, dann etwas längeren, 
aber ziemlich locker stehenden Borsten, zugekehrt nur in der 
Basalhälfte mit einigen kurzen Borsten, Hinterschienen außer der 
gewöhnlichen Beborstung noch innen zugekehrt mit einer mehr 
oder weniger vollständigen Reihe von kurzen, abstehenden Borsten. 
Flügel fast glashell mit kaum sichtbarem Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader kaum etwas divergierend, hintere Ouerader steil und gerade, 
Schüppchen weiß, Schwinger gelblich. — Die Stirnmittelstrieme 
des einzigen Weibchens, das ich besitze, ist rotgelb, hinten bis zur 
Mitte eingeschnitten, während die grauen Orbiten 35 so breit sind, 
pra wie oft beim Weibchen deutlich, aber kurz; im übrigen ist es 
an dem ziemlich kurzen, angeschwollenen, glänzend schwarzen 
Rüssel und den Borsten auf der Innenseite der Mittelschienen 
leicht als.zugehörig zu erkennen. Länge 4 mm. 


Die Anthomyiden Europas. 171 


Ich besitze ein Pärchen, das Lichtwardt in Pöstyen gce- 
sammelt hat. 


3. Ch. flavididennis sp. nov. 

Augen in einem Punkt fast zusammenstoßend, indem sie hier 
nur durch eine linienartige schwarze Strieme und ebenso schmale 
Orbiten etwas getrennt sind, Stirn in sehr stumpfer, abgerundeter 
Ecke nur wenig vorragend, Wangen noch schmäler, Backen fast 
Y, der Augenhöhe, Hinterkopf unten etwas gepolstert, Mundrand 
wenig vorgezogen, sämtliche Teile seidenartig gelbgrau bestäubt, 
Wangen an der Fühlerbasis wie gewöhnlich mit schwärzlich 
schillerndem Fleck, 3. Fühlerglied doppelt so lang als das 2., 
Borste nackt, an der Basis etwas verdickt, Taster deutlich etwas 
keulenförmig, schwach beborstet, Rüssel angeschwollen, glänzend 
schwarz. Thorax und Schildchen dicht gelbgrau, fast gelblich be- 
stäubt, ersterer bisweilen mit einer bräunlichen Mittelstrieme, pra 
fehlend oder ein kurzes Härchen, a zweireihig, aber kurz. Hinterleib 
genau von der Form der Hylemyia cardui, nuda und anderer, die 
beiden ersten Ringe zusammen gut doppelt so lang als der 3.; er 
ist ebenfalls dicht gelbgrau bestäubt, aber etwas gesättigter als der 
Thorax und läßt von hinten gesehen auf den 3 letzten Ringen 
eine schmale bräunliche Linie erkennen. Pulvillen schwach ver- 
längert, Beborstung der Beine äußerst dürftig, Vorderschienen 
meist borstenlos, Mittelschienen hinten mit 2 kaum erkennbaren, 
sehr kurzen und feinen Borsten, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt in der Endhälfte mit einigen ziemlich kurzen Borsten, 
zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit meist 2 längeren 
Borsten, wozu bisweilen noch eine kurze in der Nähe der Basis 
kommt, außen abgewandt mit 2 kürzeren, innen abgewandt mit 
meist nur 1sehr kurzen Borste. Flügel intensiv blaßgelb, namentlich 
an der Basis, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader ganz parallel, 
hintere Querader steil und gerade, Schüppchen wie die Flügel ge- 
färbt, Schwinger noch intensiver gelb. — Die Stirnmittelstrieme 
des Weibchens ist rotgelb, schwach leierförmig und hinten nicht 
ganz bis zur Mitte eingeschnitten, das 2. Fühlerglied rötlich, grau 
bestäubt, der angeschwollene Rüssel meist etwas graulich bereift, 
die Beborstung der Beine reichlicher, indem die Mittelschienen 
auch außen vorn und außen hinten eine deutliche Borste zeigen, im 
übrigen durch den Mangel der Präalarborste und die gelblichen 
Flügel leicht als zugehörig zu erkennen. Länge 5—5,5 mm. 

Ich besitze 2 Pärchen, die in Kittilä im nördlichen Finnland 
gefangen sind (Silen). 

4. Ch. flavisguama sp. nov. 

Augen fast aufs engste zusammenstoßend, indem das schwarze 
Stirndreieck nach oben zu fast vollständig verschwindet, während 
auch die grau bestäubten Orbiten so fein sind, daß man sie kaum 
wahrnehmen kann. Stirn im Profil in stumpfer Ecke etwas vor- 
ragend, Wangen nur wenig schmäler, gekielt, Mundrand ein klein 


10. Heft 


1723 Prof. P. Stein: 


wenig weiter vorgezogen als die Stirn, vorn schief abgeschnitten, 
Backen etwa so breit, wie das 3. Fühlerglied lang ist, vorn an 
seinem untern Rande mit einigen aufwärts gerichteten Borsten 
besetzt, Hinterkopf unten gepolstert, Fühler etwas unter der 
Augenmitte eingelenkt, ziemlich kurz, 3. Glied 1%, mal so lang als 
das 2., Borste kaum pubeszent, an der Basis etwas verdickt, Taster 
fadenförmig, Rüssel ziemlich schlank, ungefähr so lang wie der 
Unterrand des Kopfes. Thorax schwarz, dünn bräunlichgrau be- 
stäubt, 3 ziemlich breite schwarze Striemen heben sich nicht scharf 
ab, sondern gehen allmählich in die Grundfärbung über, Brust- 
seiten von den Schulterbeulen an wie gewöhnlich heller grau be- 
stäubt;; pra so lang wie die 1. dc, a vor der Naht 1—2 Paar, ziemlich 
nahestehend, im übrigen der Thorax außer den stärkeren Borsten 
fast ganz nackt. Hinterleib im Leben fast walzenförmig, im Tode 
an der Basis etwas flach gedrückt, überall abstehend behaart, 
an den Einschnitten länger abstehend beborstet, Hypopyg wenig 
vorragend, Bauchlamellen deutlich, aber anliegend. Von hinten 
gesehen erscheint er dunkelgrüngrau bestäubt und läßt eine 
schmale schwarze Rückenlinie und ganz feine schwarze Ring- 
einschnitte verhältnismäßig deutlich erkennen. Pulvillen und 
Klauen wenig verlängert, Vorderschienen mit 1 Borste, Mittel- 
schienen außen vorn mit 1, außen hinten und innen hinten mit 
je 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt fast der ganzen 
Länge nach beborstet, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen und 
außen abgewandt mit je 5 Borsten, unter welchen meist 2 kürzere 
sich befinden, innen abgewandt mit etwa 5 gleichlangen und innen 
zugekehrt mit einer Anzahl kürzerer Borsten, die in der Regel 
die Basalhälfte einnehmen. Flügel deutlich angeräuchert, an der 
Wurzel bräunlichgelb, mit sehr kleinem Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader nahezu parallel, hintere Ouerader wenig schief und schwach 
geschwungen, die gleichgroßen Schüppchen und die Schwinger 
namentlich im Leben recht intensiv gelb. Länge 7 mm. — Das 
Weibchen ist mir nicht bekannt geworden. 

Ende Mai und Anfang Juni habe ich mehrere Stücke in der 
nächsten Umgegend Treptows auf Gebüsch gefangen und kenne 
die Art noch aus Innsbruck (Pöll) und Schweden (Ringdahl). 


5. Ch. hirtitibia sp. nov. 

Augen durch eine sehr schmale schwarze Strieme und linien- 
artige Orbiten nur wenig getrennt, Frontoorbitalborsten un- 
scheinbar, jederseits nur etwa 3—4 Paar, die schnell an Länge 
abnehmen und ziemlich fein sind, Stirn im Profil deutlich vor- 
ragend, Wangen nur wenig schmäler, an der schmalsten Stelle 
noch mindestens so breit wie das 3. Fühlerglied, Backen fast 13 
der Augenhöhe, Hinterkopf unten stark gepolstert. Mundrand 
nicht ganz so weit vorgezogen wie die Stirn, vorn schief ab- 
geschnitten, die Beborstung der Backen am Unterrand sehr spärlich 
und fein, Fühler unterhalb der Augenmitte eingelenkt, den untern 
Augenrand erreichend, 3. Glied kaum doppelt so lang. als das 2., 


Die Anthomyiden Europas. 173 


Borste nackt, an der Basis verdickt, Taster ganz schwach keulen- 
förmig, Rüssel mäßig verdickt. Thorax, Schildchen und Brust- 
seiten einfarbig hell aschgrau, pra ganz fehlend, a zweireihig, aber 
ziemlich fein und kurz. Hinterleib etwas schmäler als der Thorax, 
fast streifenförmig, an der Basis schwach flachgedrückt, in der 
Endhälfte verdickt, Hypopyg von der Seite gesehen mit beiden 
Abschnitten den letzten Ring überragend, Behaarung und Be- 
borstung die gewöhnliche. Er ist etwas dunkler grau bestäubt wie 
der Thorax und läßt eine Rückenstrieme nicht sehr scharf er- 
kennen. Pulvillen ziemlich kurz, Vorderschienen mit 1 Borste, 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten und innen hinten 
mit je 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt in der Endhälfte 
mit 5 Borsten, zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit 6—7 
Borsten von wechselnder Länge, außen abgewandt meist mit 4, 
innen abgewandt und innen mit je einer fast vollständigen Reihe 
senkrecht abstehender, ziemlich feiner Borsten, innen zugekehrt 
mit einer Reihe ebensolcher, aber kürzerer. Flügel schwach gelblich 
mit sehr kurzem Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere 
Querader steil und gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger gelb. 
— Das Weibchen unterscheidet sich wie gewöhnlich vom Männchen 
und ist namentlich an dem vollständigen Fehlen der Präalarborste 
zu erkennen. Die Hinterschienen sind innen nackt. Länge 4,5 mm. 

Ein Pärchen in meiner Sammlung von der Halbinsel Kola 
in Lappland. 


6. Ch. hyboritiformis sp. nov. 


Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
grauliche Orbiten deutlich getrennt, so daß die Stirn an der schmal- 
sten Stelle etwa 23 so breit ist wie das 3. Fühlerglied, Stirn im 
Profil in sehr stumpfem Winkel so weit vorragend, als das 3. Fühler- 
glied breit ist, die nicht gekielten Wangen nach unten kaum schmäler 
werdend, Backen von gleicher Breite wie die Wangen, Hinterkopf 
unten stark gepolstert, Mundrand vorn schief abgeschnitten und 
mindestens so weit vorgezogen wie die Stirn, sämtliche Teile 
seidengrau bestäubt, die Wangen neben der Fühlerbasis mit schwarz 
schillerndem Fleck, Fühler wenig unter der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand nicht ganz erreichend, 3. Glied doppelt so 
lang als das 2., Borste nackt, an der Basis verdickt, Taster faden- 
förmig, Rüssel ziemlich schlank, von der Seite gesehen nur wenig 
breiter als die Stirn an der schmalsten Stelle. Thorax undSchildchen 
dunkel aschgrau, mit einem deutlichen Stich ins Bräunliche, ersterer 
ganz schräg von hinten gesehen mit kaum angedeuteten feinen, 
dunkleren Striemen, die über die Akrostichal- und Dorsozentral- 
borsten laufen; pra lang und kräftig, a vor der Naht deutlich zwei- 
reihig, st 1, 3, die unterste hintere aber feiner und kürzer, Schildchen 
mit sehr deutlichen Diskalborsten. Hinterleib länglich, fast so 
breit wie der Thorax, nach hinten etwas verschmälert, von hinten 
gesehen bräunlich aschgrau bestäubt, mit ziemlich breiter, aber 


10. Heft 


174 Prof. P. Stein: 


verloschener Rückenstrieme und schwach verdunkelten Vorder- 
rändern der ersten Ringe. Er ist überall ziemlich dicht und lang 
abstehend behaart und an den Einschnitten noch länger abstehend 
beborstet, der 2. Abschnitt des Hypopygs stark entwickelt, scharf 
abgesetzt und von der Seite gesehen mit seinem obern Teil das 
Ende des Hinterleibes ziemlich weit überragend, wodurch es 
Ähnlichkeit mit dem Hypopyg von Hyporites montanus erhält. 
Pulvillen der Vorderbeine etwas verlängert, die der hintern nur 
mäßig, Vorderschienen mit 1 Borste, Mittelschienen außen vorn 
und innen vorn mit je 1, außen hinten und innen hinten mit je 2, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach, zu- 
gekehrt von der Basis bis etwas über die Mitte lang beborstet, 
Hinterschienen außer den gewöhnlichen Borsten noch auf der dem 
Körper zugekehrten Seite mit etwa 4 abstehenden Borsten. Flügel 
graulich, an der Basis schwach gelblich, mit deutlichem, aber nicht 
sehr langem Randdorn und kurz gedörneltem Vorderrand, 3. und 
4. Längsader parallel, hintere Ouerader etwas schief und ge- 
schwungen, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Länge 
ca. 6,5 mm. 


Ringdahl hat die Art in dem nordwestlichen Schonen gefangen 
und sandte sie mir unter dem Namen Paregle macrura Schnabl, 
eine Bestimmung, die mit der Beschreibung nicht vereinbar ist. 


7. Ch. prominens sp. nov. 


Das nicht sehr breite, rotbraun gefärbte Stirndreieck ver- 
schmälert sich nach oben nur wenig und setzt sich in deutlicher 
schwarzer Strieme fort, während die Orbiten nur linienartig sind, 
Frontoorbitalborsten jederseits etwa 5, die nicht sehr kräftig sind 
und sich nur bis zur schmalsten Stelle der Stirn erstrecken. 
Stirn im Profil ziemlich stark vorragend, fast halb so breit wie 
der Augenquerdurchmesser, die schwach gekielten Wangen fast 
ebenso breit, Untergesicht ausgehöhlt, Mundrand stark vorragend, 
vorn schief abgeschnitten, Backen noch etwas breiter als der vor- 
ragende Teil der Stirn, unterseits ziemlich schwach und spärlich 
beborstet, Hinterkopf unten stark gepolstert, sämtliche Teile 
seidengrau bestäubt, neben der Fühlerbasis wie gewöhnlich ein 
schwarz schillernder Fleck, Fühler in der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand wenig überragend, 3. Glied doppelt so lang 
als das 2., Borste nackt, im Basaldrittel verdickt, Taster faden- 
förmig, sehr dünn, Rüssel ziemlich schlank. Thorax und Schildchen 
hell aschgrau, Brustseiten noch heller, die Spur einer etwas dunkler 
grauen Mittelstrieme auf ersterem kaum zu erkennen; pra lang und 
kräftig, a sehr fein und kurz, fast dreireihig. Hinterleib streifen- 
förmig, hinten etwas verbreitert, an der Basis flachgedrückt, an der 
Spitze durch das stark entwickelte Hypopyg kolbig angeschwollen, 
Bauchlamellen deutlich. Er ist kurz abstehend behaart, an den 
Einschnitten länger beborstet, hellgrau gefärbt wie der Thorax 
und läßt von hinten gesehen eine schmale graue Strieme nicht 


Die Anthomyiden Europas. 175 


scharf erkennen. Beine schwarz, Schenkel grau bestäubt, Pul- 
villen namentlich an den Vorderbeinen ziemlich stark verlängert; 
Vorderschienen mit 1 ziemlich feinen Borste, Mittelschienen außen 
vorn mit 1, außen hinten und innen hinten mit je 2, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt der ganzen Länge nach mit stärkeren, zu- 
gekehrt mit schwächeren und kürzeren Borsten, Hinterschienen 
außer den gewöhnlichen Borsten noch auf der dem Körper zu- 
gekehrten Seite mit einigen wenigen feinen, abstehenden Borsten. 
Flügel schwach gelblich, namentlich an der Basis, mit kleinem, 
aber deutlichem Randdorn und schwach gedörneltem Vorderrand, 
3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader wenig schief und 
etwas geschwungen, letzter Abschnitt der 4. Längsader so lang 
wie der vorletzte, Schüppchen weiß, Schwinger gelb. Länge ca. 
6 mm. 
Ich besitze ein Männchen aus Italien (Bezzi). 


8. Ch. quadripila sp. nov. 

Breite der Stirn, Bau des Kopfes etwa wie bei flavidipennis, 
sämtliche Teile aber silbergrau bestäubt, Fühlerborste nackt, an 
der Basis nur schwach verdickt, Taster fast fadenförmig, Rüssel 
ziemlich schlank. Thorax und Schildchen weißgrau, pra fehlend, 
a zweireihig, ein Paar vor der Naht gewöhnlich etwas länger, außer 
den stärkeren Borsten der Thorax fast nackt. Hinterleib wie bei 
Hylemyia nuda geformt, die beiden ersten Ringe wie dort ver- 
längert, kurz behaart, an den Einschnitten etwas länger beborstet, 
aber Haare und Borsten mehr anliegend, 3. Ring auf der Bauch- 
seite am Hinterrand jederseits mit 2 langen nach hinten gerichteten 
Borstenhaaren. Er ist ebenfalls weißgrau bestäubt. und trägt auf 
den 3 letzten Ringen eine von hinten gesehen ziemlich scharf be- 
grenzte, schwarze Rückenstrieme. Pulvillen wenig verlängert; 
Vorderschienen borstenlos, Mittelschienen außen vorn und außen 
hinten mit je 1, hinten mit 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits 
abgewandt in der Endhälfte mit etwa 5 ziemlich kurzen Borsten, 
zugekehrt nackt, Hinterschienen außen mit 3, außen abgewandt 
mit mehreren Borsten von verschiedener Länge, aber nicht sehr 
lang, innen abgewandt mit 2 ziemlich kurzen Borsten, auch auf 
der dem Körper zugekehrten Seite gewöhnlich mit 2 Borsten. 
Flügel ganz blaßgelb, mit deutlichem Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader parallel; hintere Querader steil und gerade, Schüppchen 
weißlich, Schwinger gelblich. Länge fast 5 mm. 

Ringdahl fing das niedliche Tierchen auf Dünensand in Sand- 
hammer (Schonen). 


9. Ch. setitarsis sp. nov. 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
Orbiten so getrennt, daß die Stirn an der schmalsten Stelle etwa 
halb so breit ist wie das 3. Fühlerglied, Stirn an der Fühlerbasis 
nur wenig vorragend, Wangen noch schmäler, nach unten linien- 
artig, Mundrand etwa so weit vorragend wie die Stirn, vorn schief 


10. Heft 


176 Prof. P. Stein: 


abgeschnitten, Backen etwas breiter als das 3. Fühlerglied, Hinter- 
kopf unten ziemlich stark gepolstert, 3. Fühlerglied reichlich doppelt 
so lang’ als das 2., ziemlich kräftig, Borste nackt, an der Basis ver- 
dickt, Taster ganz schwach keulenförmig, Rüssel ziemlich dünn, 
aber nicht sehr lang. Thorax und Schildchen einfarbig schwarz- 
grau, mit deutlichem Glanz, Brustseiten grau bestäubt; pra, wie 
es scheint, gar nicht vorhanden, höchstens ein feines Haar, a deut- 
lich zweireihig. Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen zu- 
sammen, walzenförmig, schwarz, ganz von hinten gesehen mit sehr 
dünnem, bräunlichem Reif und kaum merkbarer Spur einer schmalen 
Rückenlinie; er ist fein abstehend behaart, an den Einschnitten 
etwas länger beborstet, Hypopyg von der Seite gesehen im letzten 
Ring versteckt. Pulvillen kurz, Vorderschienen mit 1 feinen Borste, 
Mittelschienen nur hinten mit 2 ziemlich feinen Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe allmählich länger 
werdender ziemlich feiner Borsten, zugekehrt nur an der Basis 
fein beborstet, Hinterschienen außen mit einigen feinen, leicht 
abreibbaren Borsten, außen abgewandt mit 2, innen abgewandt 
ebenfalls mit 2, aber sehr feinen und kurzen Borsten, Metatarsus 
der Hinterbeine innen mit 5—6 senkrecht abstehenden Borsten, 
die fast doppelt so lang sind als sein Querdurchmesser. Flügel 
schwach angeräuchert, an der Basis im Leben wahrscheinlich in- 
tensiver, fast ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader allmählich und 
deutlich divergierend, hintere Querader sehr steil und gerade, 
Schüppchen?klein, das untere ganz schwach vorragend, weiß, 
Schwinger ziemlich gesättigt gelb. Länge 4 mm. 
Ein Männchen aus Jämtland (Ringdahl). 

10. Ch. setitibia sp. nov. 

Augen durch eine äußerst schmale, schwarze Strieme und noch 
feinere ‚linienartige Orbiten nur so wenig getrennt,daß dieStirnander 
schmalsten Stelle kaum etwas breiter ist als die Taster an der Spitze, 
Stirn im Profil wenig vorragend, Wangen noch schmäler, Backen 
fast so breit, als das 3. Fühlerglied lang ist, Mundrand wenig 
vorgezogen, 3. Fühlerglied kaum doppelt so lang als [das 2., Borste 
fast nackt, an der Basis schwach verdickt, Taster fadenförmig, an 
der Spitze schwach keulenförmig, Rüssel mäßig lang und mäßig 
dick. Thorax und Schildchen grünlich aschgrau, ersterer ganz 
vorn mit der Spur von 2 grauen Linien, pra lang und kräftig, a vor 
der Naht ein kräftiges Paar. Hinterleib länger als Thorax und 
Schildchen zusammen, fast walzenförmig, an der Bauchseite meist 
etwas eingefallen, dicht abstehend behaart und an den Einschnitten 
lang abstehend beborstet. Er ist wie der Thorax gefärbt und läßt 
ganz schräg von hinten gesehen eine linienartige,dunklere Rücken- 
strieme deutlich erkennen, Hypopyg etwas vorragend, Bauch- 
lamellen entwickelt. Pulvillen der Vorderbeine etwas verlängert, 
Mittelschienen außen hinten und hinten mit Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach beborstet, 
zugekehrt nur vor der Spitze, Hinterschienen außer der gewöhn- 


Die Anthomyiden' Europas. 177 


lichen Beborstung innen zugekehrt der ganzen Länge nach mit 
ziemlich langen Borsten, auch innen abgewandt mit mehr oder 
weniger zahlreichen Borsten. Flügel namentlich'an der Basis gelb- 
lich, mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere 
Querader steil und geschwungen, Schüppchen und. Schwinger 
ziemlich intensiv gelblich. Länge 7—8 mm. 


Ich besitze je ein Männchen aus Istrien und vom Schneeberg 
in Krain. 


Die übrigen Arten. 


11. Ch. aestiva Meig. 


Augen fast aufs engste zusammenstoßend, oben schmäler, 
unten breiter, Stirn und Wangen nur wenig vorragend, Backen eben- 
falls ziemlich schmal, Untergesicht deutlich ausgehöhlt und der 
Mundrand stark vorgezogen, Fühler über der Augenmitte ein- 
gelenkt, so daß die Entfernung der Fühlerbasis von der oberen 
Ecke des Mundrandes noch nicht halb so groß ist als ihre Ent- 
fernung vom Scheitel, 3. Fühlerglied kaum 11% mal so lang als 
das 2., den untern Augenrand nicht erreichend, Borste nackt, an 
der Basis etwas verdickt, Taster fadenförmig, Rüssel fast so lang 
wie die Vorderschiene und nicht dicker. Thorax und Schildchen 
schwarz, deutlich gleißend, Brustseiten grau bestäubt; betrachtet 
man ersteren ganz schräg von hinten, so zeigt sich der mittlere Teil 
ganz dünn grünlichgrau bereift, und man erkennt bei großer Auf- 
merksamkeit eine breite schwarze Mittelstrieme; pra sehr kurz, 
a deutlich zweireihig, voneinander ebenso weit entfernt wie von 
den Dorsozentralborsten. Hinterleib kaum länger als Thorax und 
Schildchen zusammen, streifenförmig, flach gedrückt, an der Spitze 
kaum etwas verdickt, oberseits dicht abstehend behaart, gegen 
das Ende zu auch länger beborstet. Er ist schwarz gefärbt und 
läßt bei reinen Stücken, wenn man ihn ganz schräg von hinten 
betrachtet, eine aus breiten Flecken bestehende Rückenstrieme er- 
kennen, die sich an den Vorderrändern der Ringe bisweilen schmal 
bindenartig erweitert, sich aber nur undeutlich von dem kaum 
graulich bereiften Grunde abhebt. Pulvillen wenig verlängert, 
Mittelschienen außen vorn, außen hinten und innen mit je 1 Kräf- 
tigen Borste, Hinterschienen außen und außen abgewandt mit 
je 2, innen abgewandt mit 1 Borste. Flügel graulich, an der 
äußersten Basis zuweilen intensiver, ohne oder mit kaum merklichem 
Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader schief 
und gerade, Schüppchen deutlich ungleich, weiß, Schwinger gelb. 
Länge 4—5 mm. 

Die Art findet sich schon im ersten Frühjahr häufig auf den 
Blüten von Caltha, Taraxacum, Ranunculus usw. und scheint 
überall verbreitet zu sein. Die von Strobl beschriebene Anthomyia 
alpina ist weiter nichts als eine im Hochgebirge vorkommende 
dunklere Abart mit an der Basis oft deutlich geschwärzten Flügeln. 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A. 10, 12 10. Heft 


u 


178 Prof. P. Stein: 


12. Ch. albula Fall. 

Die Art ist an der weißgrauen Färbung des Körpers, den milch- 
weißen Flügeln und der Borstenreihe auf der dem Körper zu- 
gekehrten Innenseite der Hinterschienen so leicht kenntlich, daß 
eine genauere Beschreibung überflüssig ist. Sie paßt sich durch ihre 
Färbung vorzüglich dem Aufenthalt auf dem weißen Dünen- 
sande an und ist bei Sonnenschein nur schwer wahrzunehmen. 
Ich habe sie an der Ostsee bei Treptow, auf Usedom und Rügen, 
aber immer nur ziemlich selten gefangen. Ich will noch erwähnen, 
daß die Vorderknie meist gelb sind und im weiblichen Geschlecht 
auch die Hinterschienen. Da letztere aber außen abgewandt 
mehrere verschieden lange Borsten aufweisen, so kann die Art 
nicht zur Gattung Pegomyia gezogen werden. 


13. Ch. angustifrons Meig. 

Ich habe die von Meigen selbst bezettelte Type dieser Art, 
die von allen Autoren verkannt worden ist, in der Winthemschen 
Sammlung des Wiener Museums gesehen und will darüber nur 
einige kurze Bemerkungen machen. Sie hat große Ähnlichkeit mit 
der vorigen, ist aber größer, nicht ganz so silbergrau gefärbt, die 
Augen sind durch eine deutliche schwarze Strieme und linienartige 
weiße Orbiten getrennt, während sie bei albula mit ziemlich breiten 
Orbiten zusammenstoßen, Wangen und Backen sind noch breiter, 
der Hinterleib mehr walzenförmig und an der Basis nicht flach 
gedrückt und die Beine ganz schwarz. Im übrigen sind die Hinter- 
schienen innen zugekehrt ganz ebenso beborstet. Ich besitze ein 
Pärchen aus Lappland und je ein Weibchen aus Rügenwalde in 
Pommern (Riedel) und aus Ostende (Kuntze). 


14. Ch. anthracina Czerny 

Augen aufs engste zusammenstoßend, so daß selbst Orbiten 
kaum zu bemerken sind, Stirn etwas vorragend, Wangen schmal, 
auch die Backen, 3. Fühlerglied 21, mal so lang als das 2., ziemlich 
breit, Borste nackt, im Wurzeldrittel deutlich etwas verdickt, 
Taster schwach keulenförmig, Rüssel etwa ?/; so lang wie die 
Vorderschienen und so dick wie dieselben an der dicksten Stelle. 
Thorax und Schildchen tiefschwarz, gleißend, nur die Schulter- 
beulen schwach graulich bestäubt, pra etwa so lang wie die 1. dc, 
a deutlich zweireihig und kräftig. Hinterleib fast so breit wie der 
Thorax, länglich, mehr oder weniger flachgedrückt, an der Spitze 
etwas verdickt, überall ziemlich lang abstehend behaart, an den 
Einschnitten nur wenig länger beborstet, ebenfalls tiefschwarz, 
von hinten gesehen dünn bräunlichgrau bereift mit nicht sehr 
scharf begrenzter) Rückenstrieme,{,die bald schmäler, bald breiter 
ist. Pulvillen wenig,,verlängert, Vorderschienen mit 2%Borsten, 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten und innen hinten 
mit je 2, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe 
stärkerer und langer, zugekehrt mit einer ebensolchen kürzerer 
und feinerer Borsten, Hinterschienen außen abgewandt der ganzen 


Die Anthomyiden. Europas. 179 


Länge nach mit etwa 8 abwechselnd längeren und kürzeren Borsten, 
innen abgewandt mit etwa 5 und innen zugekehrt auch meist 
mit 5 ziemlich kurzen und die Basalhälfte einnehmenden Borsten. 
Flügel intensiv bräunlich tingiert, namentlich an der Basis, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader steil 
und gerade, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Länge 
6,5 mm. 

Ich besitze ein typisches Exemplar aus Oberösterreich (Czerny) 
und 2 Männchen aus der Umgegend von Innsbruck (Pöll). 


15. Ch. arrogans Zett. 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme und kaum sicht- 
bare Orbiten so weit getrennt, daß die Stirn an der schmalsten 
Stelle etwas über halb so breit ist als das 3. Fühlerglied, Fronto- 
orbitalborsten ziemlich dicht und lang bis zur Mitte der Stirn ver- 
laufend, Stirn im Profil und Wangen fast halb so breit als der 
Augenquerdurchmesser, Backen noch ein wenig breiter, Hinterkopf 
unten stark gepolstert, Mundrand weiter vorgezogen als die Stirn, 
Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den untern Augen- 
rand erreichend, bisweilen etwas überragend, 3. Glied doppelt so 
lang als das 2., Borste nackt, an der äußersten Basis verdickt, 
Taster fadenförmig, Rüssel 2/; —%4 so lang als die Vorderschiene 
und kaum breiter als die Stirn an der schmalsten Stelle. Thorax 
und Schildchen schwarzgrau bis braungrau, ersterer mit einer 
dunkleren, schmalen Mittelstrieme, pra so lang und kräftig wie 
die 1. dc, a nur äußerst kurze, feine Härchen. Hinterleib länger 
als Thorax und Schildchen, fast walzenförmig, an der Basis schwach 
flachgedrückt, mit wohlentwickelten, nach hinten gerichteten 
Bauchlamellen, Hypopyg im letzten Ring versteckt; er ist kurz 
abstehend behaart, an den Einschnitten länger beborstet, aschgrau 
gefärbt und läßt schräg von hinten eine etwas dunkler graue 
Rückenstrieme ziemlich verschwommen erkennen. Pulvillenschwach 
verlängert, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten und 
innen hinten mit je 2 Borsten, Hinterschenkel unterseits ab- 
gewandt mit etwa 5 sehr weitläufig stehenden und längeren, zu- 
- gekehrt mit zahlreichen kürzeren, enger stehenden und feineren 
Borsten, Hinterschienen außen abgewandt mit 3—4 längeren, 
innen abgewandt mit 3 kürzeren Borsten, innen zugekehrt meist 
nur mit 1 kurzen Borste auf der Mitte. Flügel bräunlich tingiert, 
namentlich am Vorderrand und an der Basis, mit kleinem, aber 
deutlichem Randdorn und kurz gedörneltem Vorderrand, 3. und 
4. Längsader parallel, hintere Ouerader steil und gerade, Schüpp- 
chen weißlichgelb, Schwinger gelblich. Länge 5 mm. 

Ich besitze 2 Männchen, die Schnabl in Abisko (Lappland) 
gesammelt und mir unter obigem Namen zugeschickt hat. Da 
Zetterstedt nur das Weibchen beschrieben hat, so ist die Be- 
stimmung sehr zweifelhaft, aber immerhin möglicherweise richtig. 
Ich lasse den Namen zur Vermeidung eines vielleicht überflüssigen 
neuen. 


12* 10. Heft 


180 Prof. P. Stein: 


16. Ch. caerulescens Strobl 

Augen fast: in einem Punkt zusammenstoßend, hier nur durch 
eine linienartige Strieme getrennt, Stirn und die schwach gekielten 
Wangen: deutlich vorragend, Backen: ebenso breit, Mundrand 
schnauzenförmig vorgezogen, sämtliche Teile silberweiß mit grau- 
lichem Schimmer, 3. Fühlerglied 11% mal so lang als das 2., Borste' 
fast nackt, an der Basis etwas verdickt, Taster fadenförmig, Rüssel 
mäßig lang, .etwa so dick wie die Vorderschenkel. Thorax und 
Schildchen bläulich aschgrau, ersterer mit meist deutlicher, dunkler 
grauer Mittelstrieme, pra fehlend oder nur ein’feines Haar, a 1 Paar 
längerer vor der Naht, die übrigen kurz und haarförmig. Hinter- 
leib so breit wie der Thorax und so lang wie Thorax und Schildchen 
zusammen, streifenförmig, flachgedrückt, an der Spitze kolbig, 
beide Abschnitte des Hypopygs von der Seite gesehen etwas vor- 
ragend, der 2. glänzend schwarz. Von hinten gesehen ist er bläulich- 
grau gefärbt und läßt eine recht scharf begrenzte, ziemlich breite 
schwarze Rückenstrieme erkennen, die auf den einzelnen Ringen 
die Neigung hat, ganz schmale Vorderrand- und Hinterrandbinden 
zu bilden. Pulvillen kurz, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen 
hinten und innen hinten mit je 2 Borsten, die aber sämtlich ziemlich 
kurz sind, Hinterschenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge 
nach mit allmählich länger werdenden, ziemlich feinen Borsten be- 
setzt, zugekehrt in der Wurzelhälfte feinborstig, Hinterschienen 
außen mit 3, außen abgewandt mit 5—6, innen abgewandt meist 
nur mit 1 Borste auf der Mitte. Flügel schwach graulich, an: der 
äußersten Basis etwas intensiver, ohne Spur von Randdorn, 3. und 
4. Längsader nach der Spitze zu ganz schwach genähert, hintere 
Querader schief und schwach geschwungen, Schüppchen ziemlich 
klein, weiß, Schwinger blaßgelb. Länge ca. 4 mm. 

Die Art scheint in den Alpen ihre Nordgrenze zu erreichen 
und auch nur in Gebirgsgegenden vorzukommen. Ich besitze 
durch Bezzi zahlreiche Stücke aus verschiedenen Gegenden Ober- 
italiens und kenne die Art noch vom Mt. Cenis, aus der Dauphine 
(Kuntze) und vom Berg Durmitor in Montenegro: 

17. Ch. candens Zett. 

Hat ziemliche Ähnlichkeit mit albula Fall., ist aber größer 
und nie so auffallend weißgrau. Die Augen stoßen fast zusammen, 
indem sie nur durch eine kaum sichtbare, schwarze Strieme und 
ebenso schmale, weiße Orbiten getrennt sind, Stirn und die ge- 
kielten Wangen deutlich vorragend, etwa so weit als das 3. Fühler- 
glied breit ist, Backen noch breiter, Mundrand' vorgezogen, aber 
höchstens so,;weit,.wie,die;Stirn, Hinterkopf unten gepolstert, 
3. Fühlerglied,doppelt so\lang,wieidas 2.,/Borste bei starker Ver- 
größerung pubeszent,,Taster fast fadenförmig, Rüssel mäßig lang 
und mäßig dick. Thorax,und Schildchen einfarbig hellgrau, mit 
einem schwachen Stich ins Gelbliche, pra fehlend, a vor der Naht 
1—2 Paar, deren Borsten einander oft sehr genähert sind, so daß 
sie fast einreihig erscheinen, im übrigen der Thorax fast nackt. 


Die Anthomyiden Europas. 181 


Hinterleib länger wie Thorax und Schildchen, vollständig streifen- 
förmig, in der Basalhälfte flachgedrückt, am Ende kolbig verdickt, 
Hypopyg deutlich vorragend und unter den Bauch zurück- 
geschlagen. Er ist überall ziemlich dicht abstehend behaart und 
gegen das Ende zu etwas länger abstehend beborstet, ‘wie der 
Thorax gefärbt und mit einer schmalen verloschenen Rückenstrieme 
versehen. Pulvillen, namentlich an den Vorderbeinen, deutlich 
verlängert, Mittelschienen außen hinten mit 1, innen hinten mit 
2 Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer lockern 
Reihe anfangs kurzer, zuletzt etwas längerer Borsten, zugekehrt 
nackt, Hinterschienen außen mit 3, außen abgewandt mit 4, 
innen abgewandt mit 2, innen zugekehrt bisweilen mit 1—2 kürzeren 
Borsten. Flügel schwach gelblich mit mehr oder weniger deut- 
lichem Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere 'Ouerader 
etwas schief und gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger gelblich. 
Länge 5—6 mm. 

Die Art findet sich wie albula auf Dünensand und ist an den 
meisten Küsten nicht selten. Ich habe sie bei Treptow, auf Usedom 
und Rügen gefangen und kenne sie noch aus Stolp, Swinemünde, 
Dorpat, Schweden und Lappland. Die Legeröhre des Weibchens 
ist mit einem Dornenkranz versehen. 


18. Ch. cilicrura Rond. 

Diese überall häufige und z. B. auch über ganz Amerika ver- 
breitete Art ist an der Borstenreihe auf der dem Körper zugekehrten 
Innenseite der Hinterschienen leicht kenntlich und von andern 
Arten gleicher Bildung durch die in der Tabelle angegebenen Merk- 
male zu unterscheiden. Die von mir aus den verschiedensten Gegen- 
den der Erde gesehenen Stücke weichen in der mehr oder weniger 
deutlichen Striemung des Thorax, sowie in der Körperfärbung 
etwas voneinander ab, stimmen aber in allen plastischen Merk- 
malen überein 

Anm.: Die Meadesche florslega unterscheidet sich von der 
vorstehenden Art nur dadurch, daß die Hinterschienen innen zu- 
gekehrt keine fortlaufende Reihe von Borsten tragen, sondern nur 
mit einigen entfernter stehenden Börstchen bewehrt sind. Ich 
hege Zweifel an ihrer Selbständigkeit und möchte sie nur als eine 
Abänderung der cilicrura auffassen. Daß die Zetterstedtsche 
florilega nichts weiter ist als ein Gemisch von cılicrura und tricho- 
dactyla, habe ich bereits vor langer Zeit in meinem Bericht über 
die Anthomyiden der Zetterstedtschen Sammlung dargetan. Aus 
diesem Grunde habe ich auch florslega nicht in die Bestimmungs- 
tabelle aufgenommen. 


19. Ch. einerella Fall. 

Der deutlich vorgezogene Mundrand, die gelbgraue Färbung 
des ganzen Körpers, der walzenförmige Hinterleib mit einer ziem- 
lich scharf begrenzten, an den Hinterrändern der Ringe deutlich 
unterbrochenen Rückenstrieme und die schiefe Lage der hinteren 


10. Heft 


182 Prof. P. Stein: 


Querader sind Merkmale, nach denen die Art zusammen mit den 
in der Bestimmungstabelle gemachten Angaben mit Sicherheit zu 
erkennen ist. Sie ist wie cölicrura über einen großen Teil der Erde 
verbreitet, scheint aber in einzelnen Gegenden ganz zu fehlen, 
während sie in andern häufig ist. Ich selbst habe nur je ein Stück 
auf Rügen und Bornholm gefangen. Um Genthin habe ich sie 
nicht beobachtet, wenn nicht vielleicht ein unbezetteltes Stück 
meiner Sammlung aus der Anfangszeit meiner dipterologischen 
Tätigkeit dorther stammt. Außerdem besitze ich noch Stücke aus 
der Mark Brandenburg, Riegersburg in Niederösterreich, Budapest, 
vom Mt. Cenis, aus Italien und Nordafrika und habe sie gesehen 
aus Stolp, Innsbruck, Dorpat, der Dauphine, dem Kaukasus, 
Beirut, Damaskus und der Oase Merw in Turkmenien. In Zentral- 
asien und auf Formosa ist sie gleichfalls häufig. 


20. Ch. compressa nom. nov. pro varicolor Rond. nec Meig. 


Augen durch eine deutliche schwarze Strieme und linienartige 
Orbiten so getrennt, daß die Stirn an der schmalsten Stelle etwa 
so breit ist wie das 3. Fühlerglied, Stirn und Wangen stark vor- 
ragend, Backen noch ein wenig breiter, an ihrem vordern untern 
Rand mit etwa 4 aufwärtsgekrümmten Borsten versehen, Hinter- 
kopf unten stark gepolstert, Mundrand vorgezogen, aber meist 
nur soweit wie die Stirn, Fühler unter der Augenmitte eingelenkt, 
den untern Augenrand erreichend, 3. Glied doppelt so lang als 
das 2., Borste fast nackt, an der Basis etwas verdickt, Taster lang, 
gegen das Ende schwach keulenförmig, dichtborstig, Rüssel wenig 
länger als die Taster. Thorax und Schildchen grünlich aschgrau, 
ersterer von hinten gesehen mit einer nicht sehr deutlichen dunkleren 
Mittelstrieme und je einer etwas schmäleren Seitenstrieme; pra 
lang und kräftig, a zweireihig, recht lang und einander genähert, 
auch die übrigen Thorakalborsten recht lang. Hinterleib länger 
wie Thorax und Schildchen, walzenförmig, aber namentlich in der 
Endhälfte deutlich seitlich zusammengedrückt, überall abstehend 
rauhhaarig, an den Einschnitten länger beborstet, Hypopyg ganz 
im letzten Ring versteckt. Er ist wie der Thorax gefärbt und läßt 
auf den 3 letzten Ringen eine ziemlich scharf begrenzte breite, 
an den Hinterrändern der Ringe unterbrochene Rückenstrieme er- 
kennen und seitlich davon, den Hinterrand des vorhergehenden 
Ringes berührende, kleine braune Flecke, die je nach der Be- 
trachtung mehr oder weniger deutlich zu erkennen sind. Pulvillen 
ziemlich stark verlängert, Beborstung der Beine reichlich, im übrigen 
nichts Besonderes bietend. Flügel deutlich graulichgelb, mit kräf- 
tigem, bisweilen sehr langem Randdorn und gedörneltem Vorder- 
rand, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader steil und meist 
gerade, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger gelb. Länge. 7”—8 mm. 

Meine Stücke stammen aus Budapest und von der Insel Kreta. 
Pokorny hat die Art zahlreich in der Umgegend: von Wien ge- 
sammelt. ' 


Die Anthomyiden Europas. 183 


21. Ch. crinitarsata Stein 

Die Angabe, daß außer dem Metatarsus der Mittelbeine auch 
die folgenden Glieder mehr oder weniger beborstet sind, genügt, 
um die Art von allen übrigen zu unterscheiden. Die ausführliche 
Beschreibung findet man in den Ent. Nachr. XXVI, 316, 10 (1900). 
Ich habe 2 Männchen auf Rügen und je eins in?Kissingen und auf 
Bornholm gefangen’und ein Stück gesehen, das Ringdahl am Ring- 
see im südlichen Schweden sammelte. 


22. Ch. (Lasiomma) ctenocnema Kow. 

Bei der geringen Anzahl meiner Stücke (4 Männchen aus 
Genthin) wage ich nicht zu entscheiden, ob die Art wirklich von 
der viel gemeineren Roederi verschieden ist, da die ungleichen 
Schüppchen fast das einzige sind, was beide unterscheidet. In der 
Beborstung der Hinterschienen stimmen sie vollständig überein. 
Außer meinen Stücken habe ich noch eins gesehen, das Ringdahl 
in Schweden gefangen hat. 


23. Ch. curticornıs nom. nov. pro brevicornis Strobl nec Zett. 

Ich habe diese Art unter dem Stroblschen Namen im Arch. 
Nat. A, 8, 54, 11 (1914) ausführlich beschrieben und will als Merk- 
mal, welches das Erkennen der Art erleichtert, noch einmal hervor- 
heben, daß das Untergesicht im Profil auffallend zurückweicht, 
und daß die Hinterleibsstrieme nur linienartig ist. Die Mittel- 
schienen tragen außen vorn nur eine sehr unscheinbare, außen 
hinten und innen hinten je 2 etwas längere Borsten, die Hinter- 
schienen außen und außen abgewandt meist 3 Borsten von mäßiger 
Länge, innen abgewandt gewöhnlich nur eine. Ich fing 3 Pärchen 
Anfang April auf Weidenblüten in Genthin und besitze noch ein 
Pärchen aus Ungarn. 


24. Ch. debilis nom. nov. pro infirma Zett. nec Meig. 

Augen aufs engste zusammenstoßend, so daß selbst schmale 
Orbiten kaum wahrzunehmen sind, die vorragende Stirn und die 
Wangen kaum halb so breit wie das 3. Fühlerglied, Backen min- 
destens so breit wie dieses, Mundrand nicht vorgezogen, Hinter- 
kopf unten kaum gepolstert, sämtliche Teile seidenweiß bestäubt, 
in gewisser Richtung grau schimmernd, 3. Fühlerglied doppelt so 
lang wie das 2., Borste nackt, im Basaldrittel etwas verdickt, 
Taster schwach keulenförmig, Rüssel ziemlich kurz. Thorax und 
Schildchen hell aschgrau, ersterer von hinten gesehen mit einer 
dunkelgrauen, aber den Vorderrand meist nicht erreichenden, über 
die Akrostichalborsten laufenden Mittelstrieme und noch un- 
deutlicheren, unmittelbar an die Dorsozentralborsten nach außen- 
hin anstoßenden Seitenstriemen; pra fehlend, a deutlich zwei- 
reihig. Hinterleib etwas schmäler als der Thorax, streifenförmig, 
flachgedrückt, an der Spitze nur ganz wenig verdickt, wie ge- 
wöhnlich behaart und beborstet. Er ist ziemlich hellgrau wie der 
Thorax gefärbt und läßt schräg von hinten betrachtet eine Rücken- 
strieme erkennen, die an den Hinterrändern der Ringe gewöhnlich 


10. Heft 


484 Prof. P. Stein: 


etwas schmäler und unterbrochen ist, und bei reinen Stücken 
beiderseits davon einen undeutlichen, dem Vorderrand anliegenden 
Fleck, der nur bei gewisser Betrachtung zu bemerken ist und ent- 
fernt an ‚die ‚Hinterleibszeichnung von Anth. Pluvialis erinnert. 
Pulvillen deutlich verlängert, Mittelschienen außen vorn und außen 
hinten ‚mit je 1, hinten mit 2 Borsten, Hinterschienen fast regel- 
mäßig außen und außen abgewandt mit je :2, innen abgewandt 
mit 1 Borste. Flügel fast glashell, ohne Randdorn, 3. und 4. Längs- 
ader parallel, hintere Querader steil und gerade, Schüppchen weiß, 
das untere deutlich vorragend, Schwinger gelblich. Länge 5—6 mm. 

Ich habe die Art nicht zu selten in Genthin gefangen, sie aber 
sonst nur aus Innsbruck gesehen. 


25. Ch. dentiens Pand. 

Ich verweise auf die.genaue Beschreibung, die ich von dieser 
Art im Arch. Nat. A, 8, 50, 8 (1914) gegeben habe, und will nur 
noch erwähnen, daß die Hinterschienen außen 2, außen abgewandt 
2—3, innen abgewandt meist 1 Borste tragen. An der Bewimperung 
am untern Rand der Bauchlamellen ist sie leicht zu erkennen. 


26. Ch. discreta Meig. 

Augen durch eine schmale schwarze Strieme und linienartige 
Orbiten manchmal mehr, manchmal weniger getrennt, die schmalste 
Stelle jedoch in der Regel höchstens halb so breit wie das 3. Fühler- 
glied, Stirn im Profil fast von Fühlerbreite vorragend, die ge- 
kielten Wangen kaum schmäler, Backen fast doppelt so breit als 
die Wangen, Hinterkopf unten stark gepolstert, Mundrand etwas 
vorgezogen, aber höchstens so weit vorgezogen als die Stirn, sämt- 
liche Teile mit der üblichen silbergrauen, schwärzlich schimmernden 
Bestäubung, Fühler etwas unter der Augenmitte eingelenkt, den 
untern Augenrand ‚ein wenig überragend, 3. Glied doppelt so lang 
als das 2., Borste fast nackt, an der Basis etwas verdickt, Taster 
fadenförmig, Rüssel ziemlich schlank und etwas verlängert. Thorax 
und Schildchen aschgrau, oft ins Bräunliche ziehend, ersterer von 
hinten gesehen meist mit 3 recht deutlichen, ziemlich schmalen 
über die Akrostichal- und Dorsozentralborsten laufenden, dunkler 
grauen Striemen, wozu bei besonders reinen Stücken oft noch 
äußere Seitenstriemen treten, pra so lang und kräftig wie die 
1. dc, a meist nur feinhaarig, selten vor der Naht ein deutlicheres 
Paar, Grundbehaarung des Thorax im übrigen ziemlich dürftig. 
Hinterleib etwas länger wie Thorax und Schildchen, streifenförmig, 
mehr oder weniger flachgedrückt, am Ende nur wenig verdickt, 
Hypopyg kaum vorragend, Behaarung und Beborstung des Hinter- 
leibes die gewöhnliche. Er ist aschgrau gefärbt und läßt bei der 
üblichen Betrachtung eine ziemlich scharf begrenzte Rückenstrieme 
erkennen, die an den Hinterrändern der Ringe meist etwas ab- 
gesetzt ist, an Breite recht veränderlich ist und an den Vorder- 
rändern der Ringe oft mit wenig scharf ausgebildeten Querbinden 
zusammenhängt. Pulvillen wenig verlängert, Mittelschienen bei 


Die Anthomyiden Europas. 185 


den meisten Stücken außen vorn, außen hinten und innen hinten 
mit je 2 Borsten, von denen die untere die längere ist, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt mit einer vollständigen, zugekehrt 
mit einer von der Basis bis zur Mitte sich erstreckenden Borsten- 
reihe, Hinterschienen außen und außen abgewandt mit je 3, innen 
abgewandt mit 2—3 kürzeren und innen zugekehrt um die Mitte 
herum ebenfalls mit 2—3 kurzen Borsten. Flügel graugelb, mit 
mäßig langem Randdorn und oft etwas gedörneltem Vorderrand, 
3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader steil und gerade, 
Schüppchen weißlichgelb, Schwinger oft rotgelb. Länge ca. 6.mm. 


Bei einigerAufmerksamkeit ist dieArt trotz der etwas wechseln- 
den: Stirnbreite, der verschiedenen Deutlichkeit der Thorax- 
striemen und der gleichfalls etwas wechselndenHinterleibszeichnung 
doch leicht zu erkennen. Ich habe sie in Genthin, Treptow, Kissingen 
und auf Bornholm ziemlich häufig gefangen und kenne sie aus 
den meisten Sammlungen z. B. aus Innsbruck, Dorpat, der Dau- 
phine, Schweden und Lappland. 


27. Ch. dissecta Meig. 

Diese kleine, 3—4 mm lange Art ist ebenfalls durch eine 
Reihe von Merkmalen verhältnismäßig leicht zu erkennen. Die 
Augen stoßen eng zusammen und nehmen fast den ganzen Kopf 
ein, da Stirn und Wangen im Profil nur wenig vorragen und auch 
die Backen ziemlich schmal sind, während auch der Mundrand 
nicht vorgezogen und der Hinterkopf nicht gepolstert ist, 3. Fühler- 
glied doppelt so lang wie das 2., Borste nackt mit schwach ver- 
dickter Basis, Taster an der Spitze schwach, bisweilen fast löffel- 
artig verbreitert. Thorax und Schildchen erscheinen im Leben 
ganz schwarz, schwach glänzend; im Tode aber zeigt der erstere, 
wenn man ihn ganz schräg von hinten betrachtet, allerdings nicht 
sehr deutlich, 3 sehr breite noch schwärzere Striemen, die nur 
durch schmale graulich bestäubte Streifen getrennt sind und 
namentlich hinter der Naht erkennbar sind, während der vor der 
Naht liegende Thoraxteil mehr grau bestäubt ist und jederseits 
einen dunklen Vorderrandfleck und eine schmälere Mittelstrieme 
erkennen läßt; pra fehlend, a deutlich zweireihig. Hinterleib 
schmal, streifenförmig, bis zum Ende flach, Hypopyg kaum ent- 
wickelt; er ist grünlich aschgrau bestäubt und läßt eine schmale, 
nach hinten meist etwas schmäler werdende Rückenstrieme und 
deutliche, wenn auch etwas blassere, mehr oder weniger breite 
Vorderrandbinden erkennen, die nur in sehr seltenen Fällen unter 
dem vorhergehenden Ring versteckt sind. Pulvillen kurz, Vorder- 
schienen mit 1 sehr unscheinbaren Borste, Mittelschienen außen 
vorn mit 1, außen hinten und innen hinten mit je 2, ebenfalls sehr 
kleinen Börstchen, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer 
vollständigen, aber lockern Reihe von fast gleichlangen Borsten, 
zugekehrt nur in der Basalhälfte mit einigen feineren Borsten, 
Hinterschienen regelmäßig außen und außen abgewandt mit je 2, 


10. Heft 


"186 “ Prof. P. Stein: 


innen abgewandt mit 1 Borste. Flügel schwach graulich, im Leben 

etwas deutlicher, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, 

hintere Querader steil und gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger 
elb. 

: Sie ist wohl überall häufig und findet sich gern unter Bäumen 

schwebend. Von Fundorten erwähne ich nur Innsbruck, Dorpat, 

Schweden und die Färöer. 


Anm.: Beieinigen Weibchen ist die löffelartige Verbreiterung 
der Taster oft recht auffallend, während sie bei andern wieder 
weniger bemerkbar ist. Auch einige Männchen meiner Samm- 
lung aus Genthin, Innsbruck und Schweden zeigen diese Eigen- 
schaft in hohem Grade und wurden früher von mir für eine eigene 
Art gehalten. Nach reiflicher Überlegung kann ich aber in ihnen 
nichts weiter als eine leichte Abänderung sehen. 


28. Ch. elongata Pok. 


Augen nur durch eine linienartige schwarze Strieme und ebenso 
feine weiße Orbiten getrennt, Stirn im Profil weiter vorstehend, 
als das 3. Fühlerglied breit ist, die gekielten Wangen wenig schmäler, 
Backen fast so breit, als das 3. Fühlerglied lang ist, Mundrand 
etwas vorgezogen, aber nicht weiter als die Stirn, an dem vorn 
schief abgeschnittenen Teil ziemlich lang und dicht beborstet, 
Hinterkopf stark gepolstert, Fühler unter der Augenmitte ein-. 
gelenkt, den untern Augenrand etwas überragend, 3. Glied reichlich 
doppelt so lang als das 2., Borste nackt, an der Basis schwach ver- 
dickt und ganz allmählich dünner werdend, Taster schwach keulen- 
förmig, fast so lang wie der ziemlich schlanke Rüssel. Thorax und 
Schildchen ziemlich hellgrau, pra lang und kräftig, a vor der Naht 
ein ziemlich langes und kräftiges Paar, die folgenden kürzer und 
feiner. Hinterleib recht auffallend länger als Thorax und Schild- 
chen, ziemlich schmal und nach der Spitze zu noch etwas schmäler 
werdend, flachgedrückt und an der Spitze nur wenig verdickt, 
1. und 2. Ring zusammen nur wenig länger als der 3. Er ist wie 
der Thorax gefärbt und läßt nur ganz schräg von hinten gesehen 
eine schmale graue Rückenstrieme ziemlich verloschen erkennen. 
Pulvillen verlängert, Mittelschienen außen vorn mit einer ziemlich 
kräftigen und langen, außen hinten und hinten mit je 2 kürzeren 
und feineren Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt vom 
Ende des 1. Drittels bis zur Spitze mit einer Reihe anfangs kürzerer, 
dann allmählich länger werdender Borsten, zugekehrt nur sehr kurz 
behaart, erst kurz vor der Spitze mit einigen etwas längeren 
Borsten, Hinterschienen außen mit 3, außen abgewandt mit 4—5, 
innen abgewandt mit 2—3, innen zugekehrt in der Basalhälfte mit 
4—6 abstehenden kurzen Borsten.. Flügel blaßgelb, mit sehr 
kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Quer- 
ader steil und wenig geschwungen, letzter Abschnitt der 4. Längs- 
ader 1%, mal so lang als der vorletzte, Schüppchen weiß, 
Schwinger gelb. Länge 7 mm. 


Die Anthomyiden Europas. 187 


Ich besitze ein typisches Männchen durch Pokorny vom 
Stilfser Joch und ein Pärchen von der Röthelspitze in den Ötztaler 
Alpen. 


29. Ch. (Lasiomma) eriophthalma Zett. 

Unterscheidet sich von allen eigentlichen Chortodhilaarten 
durch die behaarten Augen, von den übrigen Arten der Unter- 
gattung Lasiomma dadurch, daß die Hinterschienen innen zu- 
gekehrt höchstens an der Basis mit 2 Borsten versehen sind. Sonst 
wäre nur noch zu erwähnen, daß die Körperfärbung im allgemeinen 
heller ist als bei den andern Arten, und daß die Hinterschenkel 
unterseits zugekehrt in der Basalhälite ziemlich lang beborstet sind. 

Ich habe nur 4 Männchen um Genthin gefangen, besitze noch 
einige aus Stolp (Karl) und kenne die Art nur noch aus Sizilien. 

Anm.: Ob die Art wirklich mit der Zetterstedtschen zusammen- 
fällt, ist zweifelhaft; ich habe ihr den Namen gelassen, da auch die 
Pandellesche eriophthalma, wie ich mich durch Ansicht der Type 
überzeugen konnte, die obige Art ist. Sie ist wohl identisch mit 
der Kowarzschen adelpha. 


30. Ch. exigua Mde. 

Eine kleine Art von 3,5—4 mm Länge. Augen aufs engste 
zusammenstoßend, Kopf im übrigen wie bei dissecta gebaut, Fühler- 
borste an der äußersten Basis recht deutlich verdickt. Thorax und 
Schildchen bläulich aschgrau, Brustseiten etwas heller bestäubt, 
ersterer mit der schwachen Spur einer schmalen dunkleren Mittel- 
strieme; pra ziemlich kurz, a vor der Naht einige Paar ziemlich 
nahe gerückter. Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen, 
schmal, streifenförmig, an der Basis flach gedrückt, an der Spitze 
etwas verdickt, die ersten beiden Ringe zusammen wenig länger 
als der 3., Hypopyg deutlich vorragend, Endabschnitt glänzend 
schwarz. Der ganze Hinterleib ist ziemlich lang abstehend behaart, 
an den Einschnitten noch länger beborstet, hell aschgrau bestäubt 
und zeigt eine schmale dunkelgraue Rückenstrieme, die an den 
Vorderrändern der Ringe sich mehr oder weniger deutlich schmal 
bindenförmig erweitert. Pulvillen kurz, Mittelschienen außen vorn 
und außen hinten mit je einer längeren, hinten mit 2 sehr kurzen 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt wie zugekehrt mit 
je einer Reihe recht langer Borsten, von denen die letzteren nicht 
ganz bis zur Spitze gehen, Hinterschienen außer den gewöhnlichen 
Borsten noch innen zugekehrt um die Mitte herum mit 4—5 ziem- 
lich langen, senkrecht abstehenden Borsten. Flügel graulichgelb, 
fast ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader schwach konvergierend, 
hintere Querader steil und fast gerade, meist etwas länger als ihre 
Entfernung von der kleinen, Schüppchen weiß, Schwinger gelb. 

Ich habe die Art in mehreren Stücken in Genthin gefangen, 
selten in Treptow, besitze sie durch Villeneuve aus Rambouillet 
und habe sie aus Innsbruck, den verschiedensten Punkten in der 
Wiener Umgegend und aus Schweden gesehen. In der Zetterstedt- 


10. Heft 


188 Prof. P. Stein: 


schen Sammlung zu 'Lund findet sie sich unter dem Namen lepida 
Fall. | 


31. Ch. Fabricii Holmgr. 


Durch die Beborstung auf der Außenseite des Mittelmeta- 
tarsus mit Zrichodactyla verwandt und ihr sehr ähnlich. Meine 
Stücke sind sämtlich größer und unterscheiden sich hauptsächlich 
dadurch von ihr, daß die Hinterschienen innen zugekehrt ‚keine 
kontinuierliche Reihe gleichlanger kurzer Borsten tragen, son- 
dern nur mit einigen zerstreut stehenden Borsten versehen sind. 
Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der, daß die Hinterschen- 
kel von Zrichodactyla unterseits zugekehrt von der Mitte bis 
zur Spitze mit einer ziemlich dichten, fast kammartigen Reihe 
ziemlich feiner und mäßig langer Borsten versehen sind, wäh- 
rend sich bei Fabricii nur kurz vor der Spitze einige Borsten 
finden. Ob Zarcepilosa Villen. von Fabricii wirklich verschieden 
ist, will ich dahingestellt sein lassen. Ein mir von WVille- 
neuve zugeschicktes Originalstück trägt an den Hinterschienen 
innen zugekehrt eine größere Anzahl längerer und ziemlich kräf- 
tiger Borsten und unterscheidet sich auch sonst noch von den 
Stücken meiner Fabricii dadurch, daß die Mittelschienen außen 
vorn eine kräftige und lange Borste tragen, die den andern fehlt. 
Ein, ganz ähnliches Stück habe ich letzthin von Ringdahl aus 
Schweden erhalten, doch weicht auch dies wieder dadurch etwas 
ab, daß die Hinterschienen innen abgewandt mit 5, nach der Spitze 
zu länger werdenden Borsten besetzt sind, während sich hier bei 
dem Villeneuveschen Stück nur 2 finden. Nur reichliches Material, 
das mir zur Zeit noch fehlt, kann entscheiden lassen, ob mehrere 
verschiedene Arten in Betracht kommen, oder ob es sich um Ab- 
änderungen einer einzigen handelt. Man vergleiche auch, was ich 
bei Hylemyia majuscula Pok. gesagt habe. 

Ich besitze ein Pärchen aus Grönland durch Lundbeck, 
einige Stücke aus Dorpat, Schweden und Lappland und habe selbst 


ein Männchen auf Rügen gefangen. 


32. Ch. frontella Zett. 


Eine kleine, fast schwarze Art mit angeräucherten Flügeln, 
die an den schwärzlichen Schwingern leicht zu erkennen ist. Der 
Hinterleib erscheint fast schwarz, ist aber ganz schräg von hinten 
gesehen dünn bräunlich bestäubt und läßt eine dunklere Rücken- 
strieme nur sehr undeutlich erkennen. Die Hinterschenkel 
tragen unterseits zugekehrt wie abgewandt eine fast vollständige 
Reihe ziemlich langer Borsten und die Hinterschienen innen zu- 
gekehrt wie bei exigua ebenfalls eine Anzahl von Borsten. Eine 
Präalarborste ist nicht wahrzunehmen. 


Ich habe nur ein Stück in Genthin gefangen, besitze sie aus 
Schweden (Ringdahl), der Dauphin€ (Kuntze) und kenne sie noch 
aus Innsbruck und Lappland. 


Die Anthomyiden Europas. 189 


33. Ch. fusciceps Zett. 

In meinen Bemerkungen über die Anthomyiden der Zetter- 
stedtschen Sammlung habe ich zwar angegeben, daß fusciceps 
weiter nichts wäre als ein junges Stück von cilicrura Rond. und 
habe dabei die charakteristische Beborstung der Hinterschienen 
im Auge gehabt. Inzwischen habe ich aber aus Lappland und 
Dorpat Stücke kennen gelernt, die ebenfalls diese bisher nur bei 
cilicrura und trichodactyla beobachtete Beborstung aufweisen, von 
beiden Arten aber verschieden sind. Ich möchte diese nun für die 
wirkliche fusciceps Zett. halten, um so mehr, als Zetterstedt in 
seiner Beschreibung die recht auffallende Beborstung der Hinter- 
schienen erwähnt, während er z. B. bei ?latura, unter welcher 
Bezeichnung er Stücke von cilicrura und trichodactyla zu stecken 
hat, nichts davon sagt. Zur Kenntlichmachung der Art, die im 
übrigen den beiden erwähnten Arten in Zeichnung und Färbung 
gleicht und in Größe zwischen ihnen steht, genügt es vollkommen, 
wenn ich die Beborstung der Hinterbeine angebe. Die Hinter- 
schenkel sind unterseits zugekehrt wie abgewandt mit je einer 
Reihe langer und feiner Borsten versehen, die Hinterschienen 
tragen innen zugekehrt dieselbe Borstenreihe wie cilicrura, sind 
aber auch innen abgewandt fast der ganzen Länge nach’ mit einer 
Reihe ähnlicher, nur etwas kräftigerer Borsten bewehrt. 

Ich besitze ein Stück aus Lappland und mehrere aus Dorpat 
(Sintenis). 


34. Ch. grisella Rond. 

Die völlig andere Körperfärbung unterscheidet diese Art von 
der sonst sehr ähnlichen cinerella Fall. Ein weiterer Unterschied 
ist der, daß die Hinterschenkel bei der vorliegenden Art unterseits 
abgewandt der ganzen Länge nach beborstet sind, während sich 
bei cinerella nur vor der Spitze 2—8 Borsten befinden. 

Die meisten meiner Stücke stammen vom Stilfser Joch, einige 
aus Cusiano. 


35. Ch. humerella Zett. 

Die Art ist meist verkannt und von mir in keiner Sammlung 
richtig bestimmt gefunden. worden, was übrigens erklärlich ist, 
da Zetterstedt selbst mehrere Arten zusammengeworfen hat. Die 
von ihm in der Anmerkung erwähnten größeren lappländischen 
Stücke sind nämlich nichts weiter als aestiva Meig. Die kleine, 
etwa 4 mm große Art ist im Leben vollständig schwarz und erst 
im Tode auf Thorax und Hinterleib schwach graulich bestäubt, 
so. daß man auf ersterem 3 schmale schwärzliche Striemen ziemlich 
deutlich, auf letzterem eine breite Mittelstrieme und schwärzliche 
Vorderränder der Ringe nur sehr verloschen: wahrnimmt. Recht 
kennzeichnend ist die auch von Zetterstedt erwähnte Kürze?der 
Fühler, indem das 3. Glied nur wenig länger ist als das graue, 
schwach rötlich durchschimmernde 2. Die Präalarborste ist ziem- 
lich lang, aber nicht stark, der Hinterleib streifenförmig, flach- 


10. Heft 


190 Prof. P. Stein: 


gedrückt und am Ende nur schwach verdickt. Die Pulvillen sind 
kurz, Mittelschienen außen vorn mit 1 ziemlich kleinen, außen 
hinten und innen hinten mit je 2 etwas längeren Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe längerer, zugekehrt 
mit einer ebensolchen kürzerer Borsten, Beborstung der Hinter- 
schienen nichts Besonderes bietend. Flügel im Leben recht schwärz- 
lich mit noch intensiverer Basis, Randdorn fehlend, Vorderrand 
ganz kurz gedörnelt, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Ouer- 
ader steil und gerade, Schüppchen weißlichgelb, Schwinger oft 
schmutziggelb, bisweilen etwas verdunkelt. — Das Weibchen ist 
an den kurzen Fühlern, deren 2. Glied noch deutlicher rötlich ist 
als beim Männchen, der vorn rotgelben Stirnmittelstrieme, dem 
auf den letzten Ringen deutlich glänzenden Hinterleib und der 
weit vorgestreckten, seitlich zusammengedrückten Legeröhre leicht 
kenntlich. 


Ich habe die Art schon Ende April nicht selten, wiederholt 
auch in copula, um Genthin gefangen, sonst nur noch auf Born- 
holm und kenne sie noch aus der Umgegend Wiens (Pokorny) und 
Dorpat. 


36. Ch. intersecta Meig. 


Durch Typen in der Pariser und in der Winthemschen Samm- 
lung zu Wien ist meine Auffassung dieser ebenfalls viel verkannten 
Art bestätigt. Die Augen stoßen aufs engste zusammen und nehmen 
fast den ganzen Kopf ein, 3. Fühlerglied fast dreimal so lang als 
das 2., Borste nackt, an der Basis kaum verdickt. Thorax und 
Schildchen aschgrau, von hinten gesehen etwas heller bestäubt, 
so daß man die Spur einer Mittelstrieme wahrnimmt, pra ziemlich 
kurz und fein, a deutlich zweireihig. Hinterleib so lang wie Thorax 
und Schildchen, streifenförmig, an der Basis mehr oder weniger 
flachgedrückt, in der Endhälfte verdickt, die ersten beiden Ringe 
fast doppelt so lang wie der 3., Hypopyg wohlentwickelt, End- 
abschnitt knopfförmig vorragend, ebenso wie die wohlentwickelten 
Bauchlamellen glänzend schwarz, ein Merkmal, das für die Art 
charakteristisch ist. Von hinten gesehen ist er hell grünlich- bis 
bläulichgrau seidenartig bestäubt und zeigt auf den 3 letzten 
Ringen eine deutliche Mittelstrieme, die auf den vorhergehenden 
entweder gar nicht oder nur an der Basis wahrzunehmen ist. Be- 
haarung des Hinterleibs ziemlich dicht, abstehend, an den Ein- 
schnitten kaum kräftiger und länger. Pulvillen kurz, Mittelschienen 
außen vorn mit 1 ziemlich kurzen, außen hinten mit 1 längeren, 
hinten mit 2 kürzeren Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
der ganzen Länge nach, zugekehrt in der Basalhälfte beborstet, 
Hinterschienen außen mit 2, außen abgewandt mit 3, innen ab- 
gewandt meist mit 1 Borste, innen zugekehrt nackt. Flügel grau- 
lich, mit kleinem Randdorn, 3. und 4. Längsader schwach kon- 
vergierend, hintere Querader steil und gerade, Schüppchen weiß- 
lich, Schwinger gelb. Länge 3,5—4,5 mm. 


Die Anthomyiden Europas. 191 


In Genthin und Treptow habe ich die Art ziemlich zahlreich, 
oft unter Bäumen schwebend, gefangen und sie auch in Thüringen 
und Niederösterreich gesammelt; ich kenne sie ferner aus Sonder- 
burg, Dresden, Ürdingen, Stolp, Franzensbad, Wien, Innsbruck, 
vom Mt. Cenis, aus Dorpat und Schweden. 


37. Ch. lineata Stein 

Im Arch. Nat. A. 8, 53, 10 (1914) habe ich eine so ausführliche 
Beschreibung der Art gegeben, daß ich mich beschränken kann, 
darauf zu verweisen. Bei den Fundortsangaben habe ich mich 
leider eines schweren Versehens schuldig gemacht, auf das mich 
Herr Dr. Speiser gebührend aufmerksam machte. Ich hatte von 
ihm aus Bischofsburg ein Männchen erhalten und diesen Fundort 
irrtümlich nach West- statt Ostpreußen verlegt. Kramer hat 
die Art aus Sonchus oleraceus gezogen. 


38. Ch. longicauda Strobl 

Der fast schokoladenbraune, stumpfe, bis auf die starken 
Borsten vollständig kahle Thorax, dem die Präalarborste und die 
Akrostichalborsten vollständig fehlen, macht die Art schon allein 
kenntlich. Die Flügel sind schwach bräunlich tingiert, an der 
äußersten Basis ziemlich intensiv, was auch im Tode noch, wenn 
auch etwas verwaschener, deutlich ist. Ganz merkwürdigabweichend 
von allen Arten ist die Beborstung der Mittelschienen. Dieselben 
tragen nämlich vorn etwa im Beginn des letzten Fünftels eine kurze 
Borste und hinten 2, etwa am Ende des 1. und 2. Drittels. Das 
Hypopyg endlich trägt am Ende einen aus wenigen langen Borsten- 
bestehenden Haarpinsel, der bis an die Basis des Bauches reicht 
und bei seitlicher Betrachtung meist ohne besondere Präparation 
zu sehen ist. Diese wenigen Bemerkungen werden das niedliche 
Tierchen sicher erkennen lassen. 

Ich selbst habe nur eine Anzahl Stücke in Schmiedefeld ge- 
fangen, besitze sie vom Hochwald im Lausitzer Gebirge (Kramer), 
aus Innsbruck (Pöll), Ungarn, Siebenbürgen, Italien (Bezzi) und 
habe endlich noch ein Weibchen aus Stolp (Karl) gesehen und 
ein Männchen aus Slatous im Ural (Kuntze). 

39. Ch. longula Fall. 

An dem völlig walzenförmigen Hinterleib, der eine schmale 
bräunliche, an den Hinterrändern der Ringe unterbrochene Rücken- 
strieme trägt, dem deutlichen Randdorn und den schwach ge- 
säumten Queradern auch ohne ausführliche Beschreibung leicht 
zu erkennen. Die Größe wechselt sehr ; neben einem Zwergexemplar 
von 3 mm besitze ich solche bis zu 6,5 mm. 

Die Art kann als selten bezeichnet werden. Ich habe nur,wenige 
Stücke in Genthin, Treptow, auf Rügen und Bornholm gefangen, 
besitze sie aus Berlin und anderen Orten der Mark, aus Mecklen- 
burg, Perpignan im südlichen Frankreich und den Kanarischen 
Inseln und kenne sie aus Stolp, Pößneck, Wien, Bozen, der Dau- 
phine, Dorpat und Lappland. 


10. Heft 


192 Prof. P. Stein: 


40. Ch. (Egle) muscaria Fbr. 

Durch den schnauzenförmig vorgezogenen Mundrand und' die 
langen, nach der Spitze zu sich allmählich etwas verbreiternden 
Taster ist die Untergattung Paregle im allgemeinen und durch 
den Besitz von 4 Dorsozentralborsten, durch die sie völlig ver- 
einzelt dasteht, die vorliegende Art insbesondere so deutlich ge- 
kennzeichnet, daß es einer weiteren Beschreibung nicht bedarf. 


Sie findet sich schon Ende März und Anfang April ziemlich 
häufig auf Weidenblüten, wo ich sie in Genthin und Treptow ge- 
fangen habe; auch aus Eger, Wien, Dorpat und Schweden ist sie 
mir bekannt. 


Anm. Die in der Fabriciusschen Beschreibung gebrauchten 
Worte antennis plumatis lassen es zweifelhaft erscheinen, ob wir es 
in der obigen Fliege wirklich mit seiner Art zu'tun haben. Sollte 
es sich jemals herausstellen, daß dies nicht der Fall ist, so müßte 
die Art den Namen brevscornis Zett. erhalten. 


41. Ch. octoguttata Zett. 

Augen aufs engste zusammenstoßend, im übrigen der Kopf 
etwa wie bei dissecta. Thorax und Schildchen tiefschwarz, Brust- 
seiten dünn bräunlich bestäubt, Thorax unmittelbar vor dem 
Schildchen mit grauer Bestäubung, von der sich eine ziemlich 
breite schwarze Mittelstrieme abhebt, am äußersten Vorderrand 
bei reinen Stücken der Anfang einer schwarzen Mittelstrieme, die 
ganz vorn von 2 schmalen, graulich bestäubten Linien eingefaßt 
wird; pra ziemlich kurz, a vor der Naht ein längeres Paar, das 
freilich auf dem schwarzen Grund nur schwer wahrzunehmen ist. 
Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen, streifenförmig, 
flachgedrückt, auch am Ende kaum etwas verdickt, da das Hypopyg 
im letzten Ring versteckt und nur wenig entwickelt ist, 1. und 
2. Ring zusammen nur wenig länger als der 3., von hinten gesehen 
dicht grünlich aschgrau bestäubt mit scharf ausgeprägter, ziemlich 
breiter Rückenstrieme und deutlichen, mehr oder weniger breiten 
Vorderrandbinden. Pulvillen kurz, Mittelschienen außen vorn und 
außen hinten mit je 1etwas längeren, hinten mit 2 kurzen Borsten, 
Hinterschenkel unterseits abgewandt in der Endhälfte miteinerReihe 
anfangs ziemlich kurzer, dann längerer Borsten, zugekehrt nur vor 
der Spitze mit einigen Borsten, Hinterschienen außen abgewandt 
mit 8—10, fast die ganze Länge einnehmenden und ziemlich gleich- 
langen Borsten, innen abgewandt meist nur mit 1, innen zugekehrt 
mit 2—3 um die Mitte herum stehenden Borsten. Flügel rauch- 
bräunlich, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel oder 
schwach konvergierend, hintere Querader steil und gerade, Schüpp- 
chen weißlichgelb, Schwinger gelb mit ziemlich großem Knopf. 
Länge 4—4,5 mm. 

Die Art ist selten, ich habe einige Stücke in Genthin, bei 
Krossen! und auf Rügen gefangen und kenne sie noch' aus‘ der 
Provinz Schleswig und der Umgegend von Meran. 


Die Anthomyiden: Europas. 193 


Anm.: Über die hellere Form dieser Art, var. moesita Holmgr. 
habe ich ausführlich in der Wien. ent. Zeitg. XXI, 59 (1902) be- 
richtet. Außer den Stücken, die ich in Genthin Anfang April auf 
Weidenblüten gefangen habe, habe ich noch ein Männchen aus 
Stolp gesehen. 

49. Ch. (Egle) parva R.D. 

Könnte für ein Zwergexemplar von muscaria gehalten werden, 
unterscheidet sich aber außer einigen anderen Merkmalen sofort 
durch den Besitz von nur 3 Dorsozentralborsten. 

Ich habe sie mit muscaria zusammen Anfang April in Genthin 
auf Weiden gefangen und sie aus der Umgegend Wiens, aus Dorpat 
und Schweden gesehen. Schon durch ihre geringe Größe ist sie 
von allen andern Arten zu unterscheiden. 


43. Ch. (Lasiomma) parvicebs Kow. 

Ich besitze nur ein Stück aus Thüringen, das ich mit großer 
Wahrscheinlichkeit für diese Art ansehen kann. Mit eriophthalma 
Zett. bzw. adelbha Kow. hat es die dürftige Beborstung auf der 
dem Körper zugekehrten Innenseite der Hinterschienen gemein, 
während es sich von allen andern durch den ziemlich langen, 
schmalen Hinterleib und von eriodhthalma außerdem durch deut- 
liche Vorderrandbinden unterscheidet. 


44. Ch. penicillaris nom. nov. pro sedia aut. nec Meig. 

Diese Art wurde bisher von den meisten Autoren für sepia 
Meig. gehalten und ist auch von mir in dem Katalog der paläark- 
tischen Dipteren so aufgefaßt worden. Sie ist bedeutend größer 
als sepia, schwankt aber selbst sehr in der Größe, da neben Durch- 
schnittsstücken von 5 mm auch solche von 7 mm vorkommen. 
Von der wahren sedia und einigen andern ähnlichen Arten unter- 
scheidet sie sich sofort durch das Hypopyg, dessen 2. Abschnitt 
in einen dichten Borstenbüschel ausläuft, der in der Ruhelage 
zwischen den Bauchlamellen versteckt ist. Der Hinterleib ist rein 
walzenförmig, glänzend schwarz und dünn graulich bestäubt, so 
daß man ganz schräg von hinten eine breite, aber sehr verloschene 
Rückenstrieme wahrnimmt. 

Ich fing die Art bei Genthin Ende April und Anfang Mai 
zahlreich auf vorjährigen Rohrblütenständen sitzend und auch 
sonst durch Streifen im Grase und besitze die große Form durch 
Riedel, der sie häufig in Rügenwalde fing; auch in Treptow sammelte 
ich einige Stücke. Sonst sind mir noch Innsbruck und Dorpat als 
Fundorte bekannt. 

45. Ch. Pictiventris Zett. 

Augen durch eine schwarze Strieme und linienartige Orbiten 
deutlich getrennt, so daß die Stirn an der schmalsten Stelle so 
breit ist wie das 3. Fühlerglied, Stirn und Wangen im Profil stark 
vorragend, Backen etwas weniger breit als die Wangen, Unter- 
gesicht ausgehöhlt und der Mundrand schnauzenförmig vor- 
gezogen, Fühler oberhalb der Augenmitte eingelenkt, aber den 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A. 10, 13 10. Heft 


194 Prof. P, Stein: 


untern Augenrand erreichend, da das 3. Fühlerglied 3 mal so lang 
ist als das 2., Borste nackt, in der Grundhälfte deutlich verdickt, 
Taster lang, schwach keulenförmig, Rüssel lang und dünner wie 
die Vorderschienen, glänzend schwarz. Thorax und Schildchen 
glänzend schwarzgrau, Brustseiten heller bestäubt, ersterer nur 
ganz schräg von hinten gesehen mit dünner graulicher Bestäubung 
und der Andeutung von 3 breiten Striemen; pra ziemlich kurz, 
a vor der Naht 1—2 Paar nicht sehr langer, st 2, 2. Hinterleib 
länger als Thorax und Schildchen, streifenförmig, ziemlich schmal, 
flachgedrückt, am Ende wenig verdickt, mit kuglig vorstehendem, 
glänzend schwarzem Hypopyg. Er ist weißgrau bestäubt mit 
einem Stich ins Grünliche und trägt auf den 3 ersten Ringen je 
einen schwarzen, nach hinten zu meist schmäler werdenden Mittel- 
fleck, während der 4. Ring bis auf eine Hinterrandbinde und der 
5. Ring meist ganz schwarz ist. Pulvillen kurz; betreffs der Be- 
borstung ist nur erwähnenswert, daß die Hinterschienen innen 
zugekehrt, mit einer vollständigen Reihe kurzer, starrer Borsten 
besetzt sind, die an Länge noch nicht den Querdurchmesser der 
Schiene erreichen. Flügel graugelb, mit kleinem Randdorn, 
3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader steil und gerade, 
Schüppchen mäßig groß, weißlichgelb, Schwinger schmutziggelb. 
Länge 6,5 mm. — Das Weibchen zeichnet sich durch das letzte 
verlängerte und verbreiterte Glied der Vordertarsen aus. 


Ich besitze ein Männchen dieser seltenen Art aus Thüringen 
und ein Weibchen aus Lappland. 


46. Ch. pilipes nom. nov. pro angustifrons Rond. nec. Meig. 


Das breite schwarze, von linienartigen Orbiten eingefaßte 
Stirndreieck verschmälert sich nach oben so, daß die Augen fast 
eng zusammenstoßen, Stirn im Profil deutlich vorragend, Wangen 
etwas schmäler, Backen etwa so breit wie der vorragende Teil der 
Stirn, an ihrem untern Rand lang und dicht behaart, am vorderen 
kaum vorgezogenen Mundrand mit einigen aufwärts gekrümmten 
Borsten besetzt, sämtliche Teile bei gewisser Betrachtung silber- 
grau, bei anderer schwärzlich erscheinend, Fühler etwas unter der 
Augenmitte eingelenkt, den untern Augenrand ein wenig über- 
ragend, 3. Glied reichlich doppelt so lang als das 2., Borste nackt, 
im Basaldrittel deutlich verdickt, Taster ziemlich lang, keulen- 
förmig und recht dicht behaart, Rüssel wenig länger als die Taster 
und mäßig dick. Thorax und Schildchen schwarzgrau, stumpf, bei 
‘frischen Stücken noch viel dunkler, von hinten gesehen graulich 
bestäubt und mit 3 bzw. 5 schmalen, dunkler grauen Striemen; 
pra mäßig lang und ziemlich fein, anur 1 Paar längerer am Vorder- 
rand, Grundbehaarung des Thorax ziemlich lang und dicht. Hinter- 
leib streifenförmig, ungefähr so breit wie der Thorax, flachgedrückt, 
an der Spitze kaum verdickt, da das Hypopyg nur wenig ent- 
wickelt und im letzten Ring versteckt ist, dicht abstehend behaart, 
gegen das Ende zu länger. Er ist aschgrau bestäubt und läßt ganz 


- 


Die Anthomyiden Europas. 195 


schräg von hinten gesehen eine recht deutliche, ziemlich breite 
schwarze Rückenstrieme erkennen, die sich an den Vorderrändern, 
zuweilen auch an den Hinterrändern der Ringe zum Anfang von 
schmalen OQuerbinden erweitert. Pulvillen kurz, Mittelschienen 
außen vorn und außen hinten mit je 1, hinten mit 2 etwas kürzeren, 
innen mit 1 kräftigen Borste, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
wie zugekehrt der ganzen Länge nach lang und fein, fast zottig 
behaart, Hinterschienen innen zugekehrt der ganzen Länge nach 
mit ziemlich langen, feinen, ebenfalls fast zottigen Haaren, auch 
sonst noch fein und dicht behaart. Flügel graulich, äußerste Basis 
schwach intensiver, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader an- 
nähernd parallel, hintere Ouerader wenig schief und fast gerade, 
Schüppchen weißlichgelb, das untere ganz wenig vorragend, 
Schwinger schmutziggelb. Länge ca. 7 mm. 


Außer Genthin, wo ich die Art schon Mitte Februar bis April, 
aber auch später im Oktober und November teils am Fenster, 
teils im Walde auf Dung fing, ist mir kein anderer Fundort bekannt. 
geworden. 


47. Ch. pratensis Meig. 


Augen durch eine schmale schwarze Strieme und are sicht- 
bare Orbiten höchstens halb so weit getrennt als das 3. Fühlerglied 
breit ist, meist aber noch schmäler, Stirn in sehr stumpfem 
Winkel höchstens so weit vorragend, als das 3. Fühlerglied 
breit ist, Wangen meist etwas schmäler, Backen etwas breiter, 
Mundrand deutlich vorgezogen, gewöhnlich nicht weiter als die 
Stirn, bei einzelnen Stücken aber auch weiter, 3. Fühlerglied 
kaum doppelt so lang als das 2., Borste fast nackt, an der äußersten 
Basis etwas verdickt, Taster fadenförmig, Rüssel ziemlich schlank. 
Thorax und Schildchen einfarbig schwarz, etwas gleißend, Schulter- 
beulen und Brustseiten schwach graulich bestäubt, pra so lang und 
kräftig wie die1. de, a meist 2 Paar ziemlich unscheinbarer vor der 
Naht. Hinterleib so lang wie Thorax und Schildchen, streifen- 
förmig, flachgedrückt, am Ende etwas verdickt, einfarbig schwarz, 
stumpf, auch ganz schräg von hinten gesehen nicht bestäubt. 
Pulvillen der Vorderbeine mäßig verlängert, der übrigen kurz, 
Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten mit 2 ziemlich 
kräftigen Borsten, hinten mit 2 kurzen und feinen Borsten, Hinter- 
schenkel unterseits abgewandt der ganzen Länge nach, zugekehrt 

etwa in der Basalhälfte beborstet, Hinterschienen außer den üb- 
lichen Borsten noch innen zugekehrt um die Mitte herum mit 
3—4 Borsten. Flügel schwärzlich, namentlich im Leben und be- 
sonders intensiv an der Wurzel, meist nur mit sehr kleinem, bei 
einigen Stücken aber auch mit deutlichem Randdorn und in diesem 
Fall auch etwas gedörneltem Vorderrand, 3. und 4. Längsader 
parallel, hintere Ouerader ziemlich steil und gerade, Schüppchen 
weißlich, Schwinger rötlichgelb. Länge recht schwankend von 
3—5 mm. 3 ER 


13* 10. Heft 


196 Prof. P. Stein: 


Die Art war um Genthin ziemlich häufig, wo ich sie vom 
Juni an namentlich auf Kompositenblüten fing; ich habe sie 
ferner in Treptow, Kissingen, auf Usedom, Rügen und Bornholm 
gefangen und kenne sie noch aus Marienbad, von der Hochschwab, 
aus Ratzes in Tirol, Orsova in Ungarn, Dorpat, der Dauphine 
und Schweden. 

Anm.: In der Pariser Sammlung ist diese Art mit sepia Meig. 
vertauscht, worüber man weiter unten das Nähere finden wird. 


48. Ch. (Paregle) vadicum L. 


Trotzdem diese häufige Art leicht zu erkennen ist, ist sie doch 
oft verwechselt worden, und auch in der Meigenschen Sammlung 
findet sie sich unter mehreren Namen. Ich mache daher auf einige 
Merkmale aufmerksam, die für die Art charakteristisch sind. 
Augen aufs engste zusammenstoßend, Mundrand schnauzenförmig 
vorgezogen, der bräunlich aschgraue Thorax mit 3, oft auch 5 
schmalen schwarzen Striemen, pra kurz, a ji Paar vor der Naht, 
Hinterleib bräunlich- bis grünlichaschgrau mit breiter Rücken- 
strieme und feinen Einschnitten, Mittelschienen innen mit kräftiger 
Borste, hintere Querader der Flügel schief, Schüppchen deut- 
lich ungleich. Bei jüngeren Stücken ist das Stirndreieck oft röt- 
lich, was Zetterstedt zur Aufstellung seiner ruficeps veranlaßt hat. 


Die Art ist überall zu finden und meist auf Blättern niederer 
Pflanzen gemein. 


49. Ch. (Lasiomma) Roederi Kow. 


Diese häufigste aller Arten der Untergattung Lasiomma ist 
leicht daran zu erkennen, daß die Hinterschienen innen zugekehrt 
fast der ganzen Länge nach mit einer Reihe von Borsten bewehrt 
sind. Der Thorax ist oft ganz schwarz, so daß man kaum eine Spur 
von Striemung wahrnimmt, oft aber auch mehr grau, so daß min- 
destens eine Mittelstrieme verhältnismäßig deutlich zu erkennen 
ist. Die Hinterleibszeichnung besteht wie bei der vorigen Art 
aus einer recht deutlichen und ziemlich breiten, nach hinten zu 
sich allmählich verschmälernden Rückenstrieme und schmalen 
Einschnitten, das kleine knopfartig vortretende Hypopyg ist in 
der Regel glänzend schwarz, da die dünne grauliche Bestäubung 
meist abgerieben ist. 


Um Genthin war die Art schon im ersten Frühling gemein. 
Sie fand sich mit Vorliebe auf den Holzbänken sitzend, die in den 
Anlagen aufgestellt waren. Auch in Treptow, Essen, Kissingen 
habe ich sie gefangen und aus Dorpat und Schweden gesehen. 
Durch Herrn v. Röder besitze ich auch einige Originalexemplare 
aus dem Harz. Es ist immerhin nicht unmöglich, daß die Zetter- 
stedtsche eriodhthalma vielleicht doch mit gegenwärtiger Art zu- 
sammenfällt; wenigstens findet sich in der Beschreibung nichts, 
was dem widerspricht. 


Die Anthomyiden Europas. 197 


50. Ch. sepia Meig. 

Wie ich schon vorher bemerkte, steckt in der Meigenschen 
Sammlung zu Paris unter sedia die oben auseinandergesetzte 
pratensis und umgekehrt, während in der Winthemschen Sammlung 
zu Wien unter beiden Namen beide Arten sich befinden. Welches 
davon ist nun die wahre sedsa? Vergleicht man die Beschreibungen 
Meigens, so ähneln sie einander so, daß kaum ein wesentlicher 
Unterschied zu sein scheint. Erst bei sorgfältiger Prüfung ergeben 
sich einige Anhaltspunkte, die dazu dienen können, beide Arten 
zu unterscheiden und die mich zunächst zu meiner Auffassung 
bestimmt haben. Es ist dies einmal der Thorax, den Meigen bei 
sepia als grauschillernd, übrigens ohne Glanz, bei Pratensis als 
tiefschwarz, etwas glänzend, an den Schultern weißlich angibt; 
sodann der Hinterleib, der bei sepia als länglich, fast streifenförmig, 
gewölbt, mit einigem Glanz, bei Dratensis dagegen als streifenförmig, 
flach, schwarz mit breiter tiefschwarzer Strieme, die doch nicht 
immer deutlich zum Vorschein kommt, geschildert wird. Beides 
spricht für meine Auffassung, in der ich noch durch die Winthem- 
sche Sammlung bestärkt wurde. Meigen erwähnt bei sepia aus- 
drücklich, daß er sie von Wiedemann und Winthem erhalten habe. 
Nun befinden sich in des letzteren Sammlung unter diesem Namen 
2 Pärchen, die meiner Auffassung entsprechen und noch dazu von 
Meigen selbst bezettelt sind, während nur 1 Weibchen zu Pratensis 
gehört. Unter letzterem Namen finden sich mehrere Pärchen der 
von mir oben beschriebenen fratensis und nur 2 Männchen von 
sepia, worunter allerdings eins von Meigen bezettelt ist. Aus alle- 
dem geht hervor, daß Meigen selbst beide Arten offenbar mit- 
einander verwechselt hat, sie wenigstens nicht immer sicher unter- 
schieden hat, daß ich andrerseits aber zu meiner Auffassung voll- 
kommen berechtigt bin. Die Art, die ich nun hiermit als wahre 
sepia Meig. aufstelle, ist nichts weiter als die Zetterstedtsche 
curvicauda. Sie hat große Ähnlichkeit mit penicillarıs, der sie 
namentlich in allen plastischen Merkmalen gleicht, und ist be- 
sonders in größeren Stücken schwer von ihr zu unterscheiden. In 
der Regel ist sie aber viel kleiner, da sie im Durchschnitt nur 
3,5—4 mm mißt. Das einzig sichere Unterscheidungsmerkmal ist 
der fehlende Borstenbüschel am Ende des Hypopygs. Als weiteres, 
aber nicht durchaus konstantes Merkmal möchte ich erwähnen, 
daß der Hinterleib an der Basis mehr oder weniger flachgedrückt 
und meist einfarbig schwarz glänzend ist, während er bei Peni- 
cillarıs walzenförmig und etwas grau bestäubt ist, so daß man 
eine breite verloschene Rückenstrieme wahrnimmt. Die Schwierig- 
keit in der Unterscheidung wird noch dadurch vermehrt, daß es 
wahrscheinlich noch einige Arten gibt, die bei mangelndem Borsten- 
büschel des Hypopygs von sepia verschieden sind. Die Beschreibung 
eines normalen Stückes von sedia würde folgende sein. Augen durch 
eine schmale schwarze Strieme meist nur sehr wenig getrennt, ihre 
Entfernung an der schmalsten Stelle höchstens etwas über halb 


10. Heft 


198 Prof. P. Stein: 


so breit als das 3. Fühlerglied, Stirn im Profil’ etwas’ vorragend, 
die gekielten Wangen schmäler, Backen wieder etwas breiter, Mund- 
rand nicht vorgezogen, 3. Fühlerglied doppelt so lang als das 2., 
Borste nackt, an der Basis verdickt, Taster fadenförmig. Thorax 
und Schildchen schwarzgrau, ohne Glanz, Schulterbeulen und 
Brustseiten etwas heller bestäubt, pra so lang und kräftig wie die 
1. dc, a zweireihig, aber ziemlich kurz. Hinterleib kaum länger 
als Thorax und Schildchen, in der Basalhälfte meist mehr oder 
weniger flachgedrückt, in der Endhälfte kolbig verdickt, anfangs 
nur spärlich abstehend behaart, an der Spitze länger und stärker, 
beide Abschnitte des Hypopygs deutlich vorragend, Bauch- 
lamellen wohlentwickelt. Er ist meist einfarbig schwarz, schwach 
glänzend, selten an den Seiten etwas graulich bestäubt. Pul- 
villen kurz, Mittelschienen außen vorn mit 1, außen hinten mit 2, 
von denen die untere kräftiger und länger ist, innen vorn meist 
mit 1, selten mit 2, innen hinten meist mit 2 kurzen Borsten, 
Hinterschenkel unterseits der ganzen Länge nach, aber nicht sehr 
dicht beborstet, zugekehrt mit einigen zerstreuten Borsten, Hinter- 
schienen außer den gewöhnlichen Borsten auch innen zugekehrt 
mit einigen Borsten um die Mitte herum. Flügel graugelb, die Basis 
meist intensiver, oft sogar deutlich geschwärzt, mit einem Rand- 
dorn von sehr verschiedener Länge und mehr oder weniger 
gedörneltem Vorderrand, 3. und 4. Längsader parallel, hintere 
Querader steil und gerade, Schüppchen weißlich, Schwinger 
gelblich. 

Ich habe die Art nicht allzu häufig in Genthin, Treptow und 
Kissingen gefangen und aus Innsbruck, Budapest, Dorpat, Lapp- 
land und Damaskus gesehen. 


Anm.: Die vorstehende Beschreibung paßt im großen und 
ganzen auch auf Penicillaris, nur ist bei letzterer die Stirn an. der 
schmalsten Stelle fast regelmäßig mindestens so breit wie das 
3. Fühlerglied, der Thorax heller grau, so daß man oft die Spur 
einer Mittelstrieme wahrnimmt, der Hinterleib rein walzenförmig 
und grau gefärbt mit verloschener Rückenstrieme, seine Beborstung 
länger und kräftiger, der Flügelranddorn recht lang und der Vorder- 
rand kräftig gedörnelt. Die Beborstung der Beine ist dieselbe, 
aber entsprechend der Größe des Tieres viel kräftiger und. länger. 
Ich besitze noch mehrere Stücke, die der denicillaris in Größe und 
Färbung gleichen, am Hypopyg aber keinen Borstenbüschel tragen; 
mangels anderer äußerer Merkmale verzichte ich auf ihre Be- 
nennung und Beschreibung.*) 


*) Während der Drucklegung dieser Arbeit erhielt ich von Herrn 
Kramer noch eine Anzahl sehr ähnlicher, aber durch den Bau des Hypopygs 
verschiedener Arten, von denen 2 als flexicauda Schnabl und genitalis 
Schnabl bestimmt waren. Bei der geringen Anzahl der übersandten 
Stücke war es mir nicht möglich, sichere äußere a 
aufzufinden. FG ANEU IT BOSERFENG 


Die Anthomyiden Europas. 199 


51. Ch. ransversalis Zett. = Pegomyia haemorrhoa Zett. 

Augen aufs engste zusammenstoßend, Stirn etwas vorragend, 
Wangen schmäler, Backen mindestens 4, der Augenhöhe, Mund- 
rand nicht so weit vorgezogen wie die Stirn, schief abgeschnitten, 
3. Fühlerglied doppelt so lang wie das 2., Borste nackt, etwas mehr 
als das Basalviertel deutlich verdickt, Taster nach der Spitze zu 
schwach verbreitert, Rüssel mäßig lang und dick. Thorax und 
Schildchen schwarzgrau, kaum etwas gleißend, ersterer nur bei 
ganz reinen Stücken vorn mit der Andeutung einer Mittelstrieme, 
Schulterbeulen und Brustseiten schwach graulich bestäubt, pra 
ziemlich lang und kräftig, a deutlich zweireihig, einander ziemlich 
genähert. Hinterleib kaum etwas schmäler als der Thorax, flach- 
gedrückt, hinten nur wenig verdickt, Hypopyg kaum entwickelt. 
Er ist ziemlich lang und dicht abstehend behaart, an den Ein- 
schnitten kaum länger beborstet, schwarzbraun gefärbt und nur 
sehr dünn heller grau bestäubt, so daß man nur ganz schräg von 
hinten eine ziemlich breite, dunklere Rückenstrieme wahrnimmt. 
Pulvillen kaum verlängert, Vorderschienen mit 2, Mittelschienen 
außen vorn mit 1, außen hinten mit 2, innen hinten mit 1—2 
Borsten, Hinterschenkel unterseits abgewandt mit einer Reihe 
mäßig langer Borsten, zugekehrt nur um die Mitte herum mit 
einigen, Hinterschienen außen, außen abgewandt und innen ab- 
gewandt mit je 2 Borsten. Flügel bräunlichgelb angeräuchert, 
namentlich an der Basis, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader 
parallel, hintere Querader steil und gerade, Schüppchen gelblich, 
Schwinger ziemlich intensiv gelb. 

Um Genthin habe ich nur einmal ein Männchen gefangen, 
zahlreiche dagegen in Treptow; ich besitze sie ferner aus Frank- 
reich, Schweden und Lappland. Andere Fundorte habe ich in 
meiner Sonderarbeit über Pegomyia bei haemorrhoa angegeben. 


52. Ch. trichodactyla Rond. 

An der Beborstung des Mittelmetatarsus, der vollständigen 
Börstchenreihe auf der innern, dem Körper zugekehrten Seite der 
Hinterschienen und an der fast kammförmigen Borstenreihe auf 
der dem Körper zugekehrten Unterseite der Hinterschenkel ist 
diese Art von allen andern mit Sicherheit zu unterscheiden. 

Sie ist weit verbreitet und überall nicht selten; auch in copula 
habe ich sie wiederholt gefangen. 


53. Ch. triticiderda Stein 

Die ursprüngliche Beschreibung ist nach Stücken angefertigt, 
die gezogen und daher nicht ganz ausgereift waren. Ich bin seitdem 
in den Besitz einer Anzahl im Freien gefangener Stücke gekommen 
und gebe von ihnen eine nochmalige, teilweise verbesserte Be- 
schreibung. Augen durch eine schmale schwarze Strieme und 
linienartige Orbiten nur so wenig getrennt, daß die Stirn an der 
schmalsten Stelle etwa so breit ist wie die Taster an der Spitze, 
Stirn im Profil etwa so weit vorragend, als das 3. Fühlerglied 


10. Heft 


900 Prof. P. Stein: 


breit ist, Wangen allmählich schmäler werdend, Backen noch 
etwas breiter als die vorragende Stirn, Mundrand kaum vorge- 
zogen, 3. Fühlerglied kaum doppelt so lang als das 2., Borste 
nackt, an der äußersten Wurzel ein wenig verdickt, Taster 
schwach keulenförmig, Rüssel verhältnismäßig kurz. Thorax und 
Schildchen hellbräunlich oder bräunlichgrau, ersterer oft ganz 
ungefleckt und nur ganz vorn mit dem Anfang von 2 grauen 
Linien, welche die Akrostichalborsten einschließen, oft aber 
auch mit 3 Striemen, von denen die mittlere genau über die 
Akrostichalborsten läuft, während die seitlichen sich von oberhalb 
der Schulterbeulen bis zur Flügelwurzel erstrecken und breiter 
sind als die Mittelstrieme; pra lang und ziemlich kräftig, a zwei- 
reihig, aber gewöhnlich nur das 1. Paar vor der Naht ziemlich lang 
und kräftig, die übrigen kurz, Grundbehaarung des Thorax sehr 
zerstreut und fein. Hinterleib länger als Thorax und Schildchen, 
fast streifenförmig, nach der Spitze zu etwas schmäler werdend, 
auf dem Rücken schwach gewölbt, auf der Bauchseite etwas flach- 
gedrückt, so daß er die Mitte hält zwischen walzenförmig und flach, 
kurz und dicht abstehend behaart, an den Einschnitten länger be- 
borstet, Hypopyg wohlentwickelt, aber der umgeschlagene Endteil 
dem Bauch dicht anliegend, so daß der Hinterleib am Ende nur 
mäßig verdickt ist, Bauchlamellen deutlich, ziemlich entfernt von 
der Spitze. Von der gelbbräunlichen dichten Bestäubung des 
Hinterleibes hebt sich eine äußerst schmale, nur wenig dunklere 
Rückenstrieme kaum ab und auch nur auf den 3 letzten Ringen, 
oft erscheint der Hinterleib ganz ungestriemt. Pulvillen mäßig 
verlängert, Mittelschienen außen vorn und außen hinten mit je 
einer kräftigen Borste, hinten mit 2 etwas kürzeren, Hinterschenkel 
unterseits abgewandt der ganzen Länge nach beborstet, zugekehrt 
nur auf der Mitte mit einigen Borsten, Hinterschienen außen mit 3, 
außen abgewandt mit 2—8, innen abgewandt mit 1—2 Borsten. 
Flügel graugelb, an der Basis oft ziemlich intensiv gelblich, mit 
einem Randdorn, dessen Länge recht veränderlich ist, 3. und 
4. Längsader parallel, hintere Querader bei einigen Stücken steil 
und ziemlich gerade, bei andern etwas schief und geschwungen, 
Schüppchen gelblich, Schwinger gelb. 

Außer einem typischen Männchen besitze ich noch mehrere 
von Sajö in Ungarn gefangene Männchen, die sämtlich einen recht 
kleinen Randdorn haben, und einige Stücke aus Schweden (Ring- 
dahl), die sich nur dadurch von den andern unterscheiden, daß 
das 3. Fühlerglied etwas länger und der Randdorn recht deutlich 
ist. Auch ist bei einigen von ihnen die Thoraxstriemung ziemlich 
scharf ausgeprägt. 


54. Ch. uniseriata Stein 


An den fast einreihig angeordneten Akrostichalborsten ist 
diese Art, von der ich im Arch. Nat. A. 8, 51, 9 (1914) eine aus- 
führliche Beschreibung gegeben habe, leicht zu erkennen. 


Die Anthomyiden Europas. 201 


55. Ch. vetula Zett. 

Sie ist nahe verwandt mit ?ilitibia und im weiblichen Ge- 
schlecht kaum von ihr zu unterscheiden. Augen nur sehr wenig 
getrennt, Frontoorbitalborsten bis zur schmalsten Stelle ziemlich 
lang, dicht, aber fein, Stirn noch etwas mehr vorragend, als das 
3. Fühlerglied breit ist, die gekielten Wangen nur wenig schmäler, 
Backen Y, der Augenhöhe, ihr unterer Rand nebst dem Hinter- 
kopf dicht borstig ‚der vordere Mundrand mit einigen aufwärts 
gekrümmten Borsten, weniger vorgezogen als die Stirn, sämtliche 
Teile schwarz schimmernd, 3. Fühlerglied 1%, mal so lang als 
das 2., Borste haarförmig, nackt, an der Wurzel etwas verdickt, 
Taster ziemlich lang und beborstet, schwach keulenförmig, Rüssel 
mäßig lang und dick. Thorax und Schildchen tiefschwarz, stumpf, 
ersterer von hinten gesehen mit 3 gleichbreiten schwarzen Striemen, 
die über die Akrostichal- und Dorsozentralborsten laufen und nur 
durch schmale, bräunlich bestäubte Striemen getrennt sind; im 
Tode ist die Grundfärbung des Thorax nicht mehr so tiefschwarz, 
so daß die Striemen auch von vorn deutlich zu sehen sind, pra 
mäßig lang, a 1 Paar kräftiger vor der Naht, Grundbehaarung 
des Thorax ziemlich dicht und lang. Hinterleib länglich, an der 
breitesten Stelle so breit wie der Thorax, im Leben meist flach- 
gedrückt, im Tode der Bauch oft aufgedunsen, ziemlich lang und 
fein behaart, an den Einschnitten meist länger, aber nicht stärker 
beborstet, beide Abschnitte des Hypopygs wohl entwickelt, aber 
die Spitze des Hinterleibs nicht sehr verdickend. Er ist tief 
schwarz gefärbt, von hinten gesehen heller grau bestäubt und 
läßt eine ziemlich breite Rückenstrieme, die sich am Vorder- und 
Hinterrand der Ringe zu schmalen OQuerbinden erweitert, er- 
kennen. Pulvillen kurz, Mittelschienen außen vorn, außen hinten 
und innen hinten mit meist je 2 nicht besonders starken Borsten, 
innen mit 1 kräftigen Borste, Hinterschenkel unterseits abgewandt 
und zugekehrt mit je einer dichten Reihe langer Borstenhaare, 
Hinterschienen außen mit 3—4 langen und einigen kürzeren feinen 
Borsten, außen abgewandt der ganzen Länge nach lang und fein 
behaart, innen abgewandt mit ebensolchen, aber kürzeren Haaren 
und innen zugekehrt endlich ebenfalls, aber nicht in ganzer Länge 
kurz behaart. Flügel graulich, äußerste Basis auch im Tode noch 
intensiv schwärzlich, ohne Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, 
aber jene an der äußersten Spitze ganz schwach aufwärts, diese 
abwärts gebogen, hintere Querader steil und gerade, Schüppchen 
weißlichgelb, Schwinger gelb mit schmutzigrotem, oft gebräuntem 
Knopf. Länge 6—7 mm. 

Außer Ende Oktober und Anfang November fing ich die Art 
ziemlich häufig um Genthin Ende Januar bei tiefem Schnee auf 
Steinen und an Baumstämmen. Sonst kenne ich sie noch aus 
Stolp, Innsbruck, der Umgegend Wiens und Dorpat. Leider ver- 
liert sie im Tode viel von ihrem prächtigen Ansehen, da sie un- 
gemein leicht ölig wird. | 


10. Heft 


209 Prof. P. Stein: 


66. Allognota Rond. 
1. A. agromyzina Fall. 


Eine echte Coenosia, die sich von allen andern Arten dadurch 
unterscheidet, daß die Kosta nur bis zur Mündung der 3. Längs- 
ader verläuft; andere Merkmale sind die sehr genäherten Quer- 
adern und die gegen das Ende zu fast ganz verblassende 4. Längs- 
ader. Ich habe sie ziemlich häufig in Genthin gefangen und auch 
in Treptow und Kissingen gesammelt und kenne sie aus ver- 
schiedenen Örtlichkeiten in der Umgegend Wiens. | 


67. Dexiopsis Pok. 


1 Alle Schenkel verdunkelt lacteidennis Zett. 
Schenkel gelb 2. 
2 Fühler den untern Augenrand nicht erreichend, 3. Fühlerglied 
höchstens doppelt so lang als das 2., Hinterleib an der Basis 
durchscheinend rotgelb litoralis Zett. 
Fühler den untern Augenrand erreichend, 3. Glied mindestens 
3 mal so lang als das 2., Hinterleib nirgends durchscheinend 
gelb minutalis Zett. 


1. D. lacteipennis Zett. 


Augen im Profil in der obern Hälfte etwas breiter als in der 
untern, Stirn ganz wenig und abgerundet vorragend, Wangen 
noch schmäler, linienartig, Backen %, der Augenhöhe, Hinterkopf 
von oben nach unten ganz allmählich etwas breiter werdend, 
Mundrand gar nicht vorgezogen und vorn mehr abgerundet als 
schief abgeschnitten, Vibrissenecke ziemlich hoch über dem untern 
Backenrand, wodurch sich die Gattung besonders von Coenosia 
unterscheidet, Fühler in der Augenmitte eingelenkt, den untern 
Augenrand nicht ganz erreichend, 3. Fühlerglied schwarz, doppelt 
so lang als das grau bestäubte 2., Borste nackt, an der Wurzel 
schwach verdickt, Taster fadenförmig, schwarz, Rüssel ziemlich 
dünn. Thorax und Schildchen hell aschgrau, ersterer meist un- 
gestriemt, a zweireihig, kurz, aber kräftig. Hinterleib so lang wie 
Thorax und Schildchen, länglich, ganz schwach flachgedrückt, 
ziemlich kahl, nur der letzte Ring länger beborstet, Hypopyg 
ganz versteckt, so daß man, wie auch bei den übrigen Arten, die 
Männchen kaum von den Weibchen unterscheiden kann. Er ist 
hellgrau gefärbt, oft ungefleckt, oft auf Ring 3 und 4 mit rund- 
lichen, paarigen, sehr verloschenen grauen Flecken und bisweilen 
mit unterbrochener, ebenso undeutlicher Rückenstrieme. Schenkel 
grau, Schienen rötlichgelb, Tarsen schwarz, Pulvillen kurz; Vorder- 
schienen mit 1 deutlichen Borste, Mittelschienen außen vorn mit 
einer sehr unscheinbaren, außen hinten mit 1 längern Borste, 
Hinterschienen außen abgewandt mit 1 längern, innen abgewandt 
mit 1 kürzern Borste. Flügel weißlich, ohne Randdorn, 3. und 
4. Längsader parallel, hintere Querader steil und gerade, etwa so 
lang wie ihre Entfernung von der kleinen, so daß beide Queradern 


Die Anthömyiden Europas. 203 


ziemlich genähert erscheinen, Schüppchen weiß, das untere, wie 
bei allen Arten, weit vorragend, Schwinger gelb. Länge 3,5—4 mm, 
die Weibchen, die meist deutlichere Hinterleibszeichnung haben, 
bis 5 mm. 

Die Art scheint nur am Meeresstrand oder wenigstens in der 
Nähe vorzukommen. Ich habe sie bisher nur auf Rügen und Born- 
holm gefangen, besitze sie noch aus Sonderburg, wo sie Wüstnei 
aus Puppen zog, die er im Tang gefunden hatte, aus Borkum und 
habe sie aus Stolp, Schweden und England gesehen. 


2. D. litoralis Zett. 

Bau des Kopfes wie bei der vorigen Art, aber sämtliche Teile 
nicht grau, sondern gelblich- bis rötlichgrau gefärbt, Fühler noch 
etwas kürzer, ganz rotgelb, auch die Taster gelb. Thorax und 
Schildchen hellgrau, aber mehr ins Gelbliche statt ins Weißliche 
ziehend. Hinterleib in der Basalhälfte durchscheinend rötlichgelb, 
Endhälfte grau, nur sehr selten mit der Spur schwacher paariger 
Flecke, die beiden letzten Ringe abstehend beborstet. Beine ganz 
gelb, Mittelschienen außen vorn mit kräftiger Borste. Flügel 
schwach gelblich, alles übrige wie bei lacteipennifs. 

Im Gegensatz zur vorigen kommt die Art fern vom Wasser 
vor. Ich habe sie in Genthin und bei Werder i. M. ziemlich häufig 
auf Gräsern mitten im sandigen Kiefernwald gefangen, ferner in 
Treptow, auf Usedom und Rügen und kenne sie noch aus Wien 
und Triest. 


3. D. minutalis Zett. 

Unterscheidet sich von den beiden vorigen durch Bdentind 
längere Fühler, die den untern Augenrand meist etwas überragen, 
und bei denen das 2. Glied und die Basis des 3. rotgelb ist, während 
der Rest schwarz gefärbt ist; der vordere Teil der Stirn ist auch 
ziemlich auffallend rötlichgrau. Thorax und Hinterleib etwa wie 
bei lacteipennis, Beine und Flügel wie bei Iitoralis. 

Kommt wieder ausschließlich am Strand vor. Ich habe sie 
an Strandhafer auf Usedom und Rügen gefangen und kenne sie 
noch aus Rügenwalde (Riedel), Stolp (Karl), Swinemünde und 
Schweden. 


68. Macrorchis Rond. 
1. M. meditata Fall. 

Durch die seitlich stark enaensedrik auffallend nach 
unten gerichteten Bauchlamellen von allen Arten leicht zu unter- 
scheiden. Gleicht an Größe, Färbung und Zeichnung ungemein 
der häufigen Coenosia tigrina Fbr., ist aber durch die höchstens 
pubeszente Fühlerborste und den Besitz von 2 Dorsozentralborsten 
vor der Naht leicht von ihr zu trennen. 

Ich habe sie nie selbst gefangen, besitze sie aber aus Thü- 
ringen (Krieghoff), Steiermark (Strobl), Dorpat (Sintenis), Schwe- 
den (Wahlberg, Ringdahl), Finnland (Frey) und kenne sie noch 
aus Innsbruck, Bozen, Freistadt in Oberösterreich und der Dauphine. 


10. Heft 


904 Prof. P. Stein: 


1 


a1: a 0 an a DD 


10 
11 


12 
13 


14 


15 


16 


69. Coenosia Meig. 
Hinterschienen außen mit 2 langen, dicht nebeneinander- 
stehenden Präapikalborsten } 


Hinterschienen außen mit nur 1 Präapikalborste 3. 
Alle Schienen gelb intermedia Fall. 
Schienen mit Ausnahme der Basis schwarz means Meig. 


Schenkel ganz oder mit Ausnahme der Spitze schwarz 4. 
Mittel- und Hinterschenkel wenigstens an der Basis gelb 12. 
Schienen gelb 5. 


Schienen schwarz 6. 
Fühlerborste ziemlich lang behaart tigrina Fbr. 
Fühlerborste pubeszent humilis Meig. 
Thorax und Hinterleib glänzend schwarz atra Meig. 
Thorax und Hinterleib anders gefärbt T. 
Schüppchen deutlich ungleich 8. 
Das untere Schüppchen nicht oder kaum vorragend 10. 


Kleine, fast weiß gefärbte Art mit ungeflecktem Hinterleib 

albatella Zett. 

Größere, dunkler gefärbte Arten mit geflecktem Hinterleib 9. 

Hinterleib mit wenig sich abhebenden länglichen, dunkelgrauen 
Flecken, 3. und 4. Längsader deutlich divergierend 

octosignata Rond. 

Hinterleib mit bräunlichen, sich deutlich abhebenden, rund- 

lichen oder länglich rundlichen Flecken, 3. und 4. Längsader 


kaum divergierend sexpustulata Rond. 
Fühler ganz rotgelb fulvicornis Zett. 
Fühler schwarz 11. 


Mundrand deutlich vorgezogen, Hypopyg glänzend schwarz 
obscuricula Rond. 
Mundrand nicht vorgezogen, Hypopyg grau gracilis sp. noV. 
Das untere Schüppchen gar nicht oder nur wenig vorragend 13. 
Das untere Schüppchen weit vorragend 
Mittel- und Hinterschenkel ganz gelb bilineella Zett. 
Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze deutlich geschwärzt 
octobunctata "Zett. 
Hinterschenkel unterseits. abgewandt der ganzen Länge nach 
fein und außerordentlich lang behaart 15. 
Hinterschenkel unterseitsabgewandt nicht auffallend behaart 16. 
Hinterleib an der Basis schwach gelblich, Hüften und Schenkel 


ganz gelb barbipes Rond. 
Hinterleib nirgends gelblich, alle Hüften und die Vorderschenkel 
an der Basis grau villipes Rond. 


Fühler weit kürzer als das Untergesicht, Vorderschienen mit 
sehr langer Borste, Mitte- und Hinterschenkel unterseits 
feinhaarig strigipes nom. nov. 
Fühler nicht auffallend kurz, Vorderschienen mit mäßig langer 
Borste, Mittel- und Hinterschenkel unterseits nicht auffallend 


feinhaarig 17. 


Die Anthomyiden Europas. 205 


17 Vorderschenkel und Vorderhüften gebräunt 18. 
Vorderschenkel und Vorderhüften ganz gelb 22. 
18 Hinterschenkel unterseits in der Basalhälfte mit dicht stehen- 
den langen und feinen Haaren besetzt, Hinterschienen ganz 
gelb dubia Schnabl 
Hinterschenkel unterseits nur mit den gewöhnlichen Borsten, 
wenn aber etwas behaart, dann die Hinterschienen gebräunt 19. 


19 Vorder- und Mittelschienen ganz borstenlos, Fühler auffallend 


lang salinarum Stein 
Vorder- und Mittelschienen mit den gewöhnlichen Borsten, 
Fühler nicht auffallend lang 20. 


20 3 mm große Art mit deutlich geflecktem Hinterleib und stark 
vortretendem Hypopyg, Spitzenfleck der Mittel- und Hinter- 
schenkel scharf begrenzt geniculata Fall. 
Höchstens 21, mm große Art mit kaum geflecktem Hinterleib 
und weniger entwickeltem Hypopyg, Mittel- und Hinter- 
schenkel an der Spitze mehr oder weniger gebräunt, aber ohne 


scharf begrenzten Fleck 21. 
21 Hinterschienen stets gebräunt, Mittelschienen außen vorn ohne 
Borste pulicaria Zett. 
Hinterschienen gelb, Mittelschienen außen vorn mit deutlicher 
Borste pygmaea Zett. 
22 Schüppchen ziemlich klein, gleichgroß, Bauchlamellen gelb und 
auffallend verlängert mollicula Fall. 
Das untere Schüppchen deutlich vorragend, Bauchlamellen 
weniger auffallend und nie blaßgelb 23. 
23 en an der Basis mehr oder weniger durchscheinend 
gelb 24. 
Hinterleib nirgends durchscheinend gelb 27. 
24 Fühler mehr oder weniger gelblich 25. 
Fühler ganz dunkelgrau 26. 
25 Hinterleib seitlich etwas zusammengedrückt, Vorder- und 
Mittelschienen ohne Borste dorsalis Ros. 


Hinterleib schwach von oben nach unten zusammengedrückt, 
Vorder- und Mittelschienen mit je 1 Borste rufidalpis Meig. 
26 1. und 2. Hinterleibsring von hinten gesehen kaum mit der 
Spur von Flecken tricolor Zett. 
1. und 2. Hinterleibsring schräg von hinten gesehen mit deut- 
lichen, langgestreckten Fleckenpaaren migridigita Rond. 
27. Kleine und zarte, höchstens 3 mm lange Arten 28. 
Größere und kräftigere Arten von mindestens 4 mm Länge 30. 
28 Hinterleib ganz schräg von hinten gesehen mit ziemlich intensiv 
schwarzen, paarigen Flecken, 3. Fühlerglied am Ende vorn zu- 
gespitzt, kleinste Art, wenig über 2 mm lang ambulans Meig. 
Hinterleib ganz ungefleckt oder mit schwächeren bräunlichen 
Flecken, 3. Fühlerglied vorn nicht zugespitzt, annähernd 3 mm 
lange Arten 29. 


10. Heft 


206 Prof. P. Stein: 


29 Hinterleib ganz ungefleckt, Hintertarsen etwas verdickt und 
auffallend schwarz gefärbt, Flügel deutlich keilförmig, Vorder- 
rand mit feinen Dörnchen, die mindestens so lang sind wie die 
kleine Querader, 3. und 4. Längsader fast parallel, Analader 
auffallend kurz decipiens Meig. 
Hinterleib von hinten gesehen mit mehr oder weniger deut- 
lichen braunen Flecken, Hintertarsen nicht verdickt und nicht 
auffallend schwarz, Flügelvorderrand nackt oder mit kleinen 
Börstchen, die die Länge der kleinen Querader nicht erreichen, 
3. und 4. Längsader deutlich divergierend, Analader auch kurz, 
aber entschieden länger als bei der vorigen Art Pumila Fall. 

30 Hinterschienen auf der Mitte mit 3 Borsten, einer langen außen, 
einer ebenfalls langen außen abgewandt und einer kürzeren 
innen abgewandt, Hinterleib ganz ungefleckt, zuweilen viel- 
leicht mit schwachen Flecken discrebans Sp. noV. 
Hinterschienen stets nur mit 2 Borsten, je 1 außen abgewandt 
und innen abgewandt, Hinterleib stets gefleckt 31. 

31 Bauchlamellen stark entwickelt, unterseits lang und fein be- 
haart trilineata Zett. 
Bauchlamellen weniger entwickelt, unterseits kaum behaart 32. 

32 Analader mindestens so lang als die Entfernung ihres Endes 
vom Flügelrand, Hypopyg von der Seite gesehen oberseits, 
vom Hinterrand des letzten Ringes bis zur Spitze gemessen, 
kaum halb so lang als der letzte Ring, größere Art von wenig- 
stens 5 mm sexnotata Meig. 
Analader weit kürzer als die Entfernung ihres Endes vom 
Flügelrand, Hypopyg bei derselben Betrachtung so lang wie 
der letzte Ring, Arten von höchstens 4 mm 38: 

33. Hinterleib rein walzenförmig, meist abwärts gekrümmt, Mittel- 
schienen außen vorn mit kräftiger Borste, Stirn von vorn ge- 
sehen über den Fühlern schmäler als ein Auge Derpusilla Meig. 

. Hinterleib nicht rein walzenförmig und nicht abwärts ge- 

krümmt, Mittelschienen außen vorn mit feiner und kurzer 

Borste, Stirn an der Fühlerbasis breiter als ein Auge 
lineatibes Zett. 


Neue Arten. 
1. €. discrepans sp. nov. 


Größe, Bau des Kopfes, Färbung des Thorax, Gestalt und 
Farbe des Hinterleibs genau wie bei der bekannten C. intermedia 
Fall., für die man sie auf den ersten Blick hält, so daß es nur nötig 
ist, die unterscheidenden Merkmale anzugeben. Die Beine sind 
mit Einschluß der Hüften ganz gelb, während bei intermedia die 
Hüften und die Vorderschenkel mit Ausnahme der Spitze ge- 
bräunt und die Tarsen schwarz sind. Die Hinterschienen tragen 
außen nur eine Präapikalborste, dagegen außen, außen abgewandt 
und innen abgewandt je eine etwa in der Mitte stehende Borste, 
während iniermedia 2 lange Präapikalborsten trägt, dafür aber 


A 


Die Anthomyiden Europas. 207 


außen in der Mitte borstenlos ist. Endlich ist bei der neuen Art 
die Analader weit kürzer als die Axillarader, während sie bei 
intermedia ungefähr ebenso lang ist. Der Hinterleib ist bei dem 
einzigen mir vorliegenden Männchen ganz ungefleckt, während 
beim Weibchen paarige bräunliche Flecke in schwacher Andeutung 
vorhanden sind. 

Kuntze hat das Männchen in Jekaterinburg im Ural gefangen, 
während ich die Kenntnis des Weibchens Herrn Karl verdanke, 
der mehrere Stücke in Stolp fing. 


2. C. gracilis sp. nov. 

Stirn über den Fühlern, von vorn gesehen, ganz wenig schmäler 
als ein Auge, Orbiten nahezu linienförmig, so daß fast die ganze 
Stirn von der schwarzen, hinten nur wenig ausgeschnittenen Mittel- 
strieme eingenommen wird, im übrigen Bau des Kopfes wie bei 
der vorigen Art, Fühler schwarz, 3. Glied reichlich 3 mal so lang 
als das grauschimmernde 2., Borste haarförmig, an der äußersten 
Wurzel schwach verdickt, pubeszent, Taster sehr dünn, schwarz. 
Thoraxrücken bräunlich, ungestriemt, die ganzen Brustseiten hell 
bläulichgrau, a nur kurze, fasteinreihig stehende Börstchen. Hinter- 
leib auffallend länger als Thorax und Schildchen, an der Basis 
sehr dünn walzenförmig, dann seitlich zusammengedrückt und gegen 
das Ende zu allmählich etwas höher werdend, fast nackt, Mitte 
und Hinterrand der beiden letzten Ringe schwach abstehend be- 
borstet, Hypopyg deutlich entwickelt, aber nur wenig vorragend. 
Die Färbung ist dieselbe wie beim Thorax und geht auf den Seiten 
nach dem Bauch zu ebenfalls allmählich ins Bläulichaschgraue 
über; von Flecken kann ich keine Spur bemerken. Beine sehr 
dünn und schlank, die Vordertarsen mindestens 11, mal so lang 
als die Schiene, schwarz, sämtliche Knie und die Basıs der Vorder- 
und Mittelschienen in größerer Ausdehnung rotgelb, Pulvillen 
ziemlich kurz; Vorderschienen mit 1 ziemlich feinen Borste, Mittel- 
schienen nur hinten mit 1 nicht viel stärkeren, Hinterschienen 
außen abgewandt und innen abgewandt ebenfalls mit je 1 Borste, 
auch die Hinterschenkel unterseits nur sehr dürftig beborstet. 
Flügel keilförmig, graulich, an der Basis schwach gelblich, ohne 
Randdorn, 3. und 4. Längsader parallel, hintere Querader steil und 
gerade, Analader sehr kurz, Schüppchen sehr klein und gleichgroß, 
weißlich, Schwinger gelblich. — Das Weibchen gleicht bis auf die 
Form des Hinterleibes, der ebenfalls ungefleckt ist, vollständig 
dem Männchen und ist durch die sehr kleinen, gleichgroßen 
Schüppchen neben der sonstigen Ähnlichkeit leicht als zugehörig 
zu erkennen. Länge ca. 4 mm, das Weibchen etwas größer. 

Ich besitze 2 Pärchen, die Villeneuve auf dem Col du Lautaret 
sammelte. 

Die übrigen Arten. 
3. C. albatella Zett. 

Eine der kleinsten, durch ihre fast weiße Färbung leicht 

kenntliche Art. .Meine Stücke stammen von Lichtwardt, der sie 


10. Heft 


208 Prof. P. Stein: 


bei Berlin, und von Pokorny, der sie um Wien sammelte. Sonst 
sind mir noch Kärnthen, Dorpat und die Färöer als Fundorte 
bekannt. 


4. C. ambulans Meig. | 

Ich habe diese Art unter ihrem Synonym dygmaeella Pok. 
in der Wien. ent. Zeitg. XVI. 55, 3 (1897) genauer beschrieben 
und in derselben Arbeit auch viele der folgenden Arten auseinander- 
gesetzt. Statt nochmaliger ausführlicher Beschreibungen werde ich 
auf diese Abhandlung verweisen. In Genthin habe ich ambulans 
durch Streifen auf Wiesen nicht zu selten gefangen; durch ihre 
Kleinheit wird sie meist der Beobachtung entgehen. Sonst kenne 
ich sie noch aus Urdingen, vom Mt. Cenis und aus Dorpat. 


5. C. atra Meig. 

Durch die glänzend schwarze Färbung des Körpers von allen 
andern verschieden und nicht zu verwechseln. Im: allgemeinen ist 
sie selten. Ich habe nur einige Stücke in Genthin und Treptow 
gefangen, besitze sie durch Pokorny aus der Umgegend Wiens und 
kenne sie aus Rügenwalde, Stolp, Pößneck, verschiedenen Orten 
Mährens, Venedig und Damaskus. 


6. C. barbipes Rond. 

Mittel- und Hinterschenkel dieser Art sind auf der Unter- 
seite und die Hinterschienen auf der Innenseite mit sehr langen, 
feinen Borstenhaaren besetzt; außerdem tragen die Hinterschienen 
außen abgewandt auf der Mitte .eine lange Borste, die fast die 
Länge der ganzen Schiene erreicht. Ich besitze nur ein Männchen 
aus Macerata in Italien (Bezzi). 


7. C. bilineella Zett. 

Man vergleiche Wien. ent. Zeitg. XVI, 96, 9 (1897). In 
Genthin war die Art selten, häufiger um Treptow, und auch bei 
Landsberg a. W. habe ich sie mehrfach gefangen. Ich kenne sie 
noch aus Stolp, Ürdingen, vom Altvater, Mt. Cenis, Innsbruck und 
Uleaborg in Finnland. 

8. C. decidiens Meig. 

In der Bestimmungstabelle sind die wichtigsten Merkmale 
angegeben, im übrigen sehe man Wien. ent. Zeitg. XVI, 51, 1 
(1897). Die Art ist wohl nirgends selten, wird aber leicht über- 
sehen; am besten findet man sie durch Streifen. Ich sammelte 
sie in Genthin, Treptow und auf Bornholm und kenne sie von 
Wien, Innsbruck, Dorpat und Schweden. 

9. C. dorsalis v. Ros. 

Unter dem Namen longitarsis habe ich diese durch die voll- 
ständige Borstenlosigkeit der Vorder- und Mittelschienen und durch 
den seitlich zusammengedrückten, an der Basis durchscheinend 
gelben Hinterleib kenntliche Art in den Ent. Nachr. XXVI, 323, 14 
(1900) ausführlich beschrieben. Ich besitze Stücke aus Urdingen 
(Riedel), Belgien (de Meijere), Österreich (Czerny) und Macerata 


Die Anthomyiden Europas. 209 


(Bezzi) und.kenne sie noch aus Stolp (Karl) und verschiedenen 
Orten in der Umgegend Wiens (Pokorny). 


10. C. dubia Schnabl 

Schnabl hat diesen Namen in der Deutsch. Ent. Zeitschr. 
66, 10 (1911) für eine Art gewählt, die ich in ziemlich großer Menge 
von Thalhammer aus Ungarn zugesandt bekommen hatte, und die 
ich in meiner Beschreibung der geniculata Fall. a. a. O. 59, 5 als 
fraglich zu dieser Art gehörig bezeichnet hatte. Durch die feine, 
oft zottige Behaarung auf der Unterseite der Hinterschenkel, den 
meist nur:schwach ausgebildeten schwarzen Ring an der Spitze 
der:Mittelschenkel, die gelben Hinterschienen und das entschieden 
weniger vortretende Hypopyg scheint sie in der Tat von geniculata 
verschieden zu sein. Ob aber nicht doch Übergänge zwischen den. 
verschiedenen Eigenschaften vorkommen, möchte ich dahingestellt 
sein lassen. Außer den Thalhammerschen Stücken besitze ich 
noch einige von Kertesz bei Budapest gefangene. 


11. C. fulvicornis Zett. 

Ich habe vor vielen Jahren durch die Freundlichkeit des 
Herrn Aurivillius die im Stockholmer Museum befindliche Type 
dieser Art erhalten und darüber in der Wien. ent. Zeitg. XXI, 47, 
(1902) berichtet. Das Männchen hatte merkwürdigerweise ein 
großes, scheibenrundes 3. Fühlerglied und wich dadurch so sehr 
von allen Anthomyiden ab, daß ich es anfangs für eine Agromyza 
zu halten geneigt war. Dem widersprach aber die Beborstung des 
Thorax und der Sternopleuren. Wir haben es mit einer. wahren 
Anthomyide zu tun, die aber mit Rücksicht auf die Gestalt des 
3. Fühlergliedes als Type einer neuen Gattung zu betrachten wäre, 
falls nicht, was aber kaum anzunehmen ist, diese Gestalt nur eine 
abnorme sein sollte. Die mir aus Stockholm zugegangene Type 
ist vermutlich das von Zetterstedt im 8. Band erwähnte Stück, 
das er von Boheman erhalten. Das als Weibchen im 4: Band 'be- 
sehriebene Stück ist, wie ich schon a. a. O. ausgesprochen habe, 
höchstwahrscheinlich ein Männchen gewesen mit der gewöhnlichen 
Fühlerform, da sonst Zetterstedt in seiner ausführlichen Be- 
schreibung sicher die merkwürdige Scheibenform des 3. Gliedes 
erwähnt hätte. Daß er letzteres bei dem Männchen von Boheman 
nicht getan hat, ist weniger auffallend, da er die Art’ hier mehr 
beiläufig erwähnt. Wie mein verstorbener Freund Schnabl er- 
mittelt hat, gibt es nun wirklich eine Coenosia mit goldgelben 
Fühlern und der gewöhnlichen Fühlerform, auf welche die Zetter- 
stedtsche Beschreibung im 4. Band so gut paßt, daß ich dieselbe 
für die ursprünglich aufgestellte Art halte. Sie liegt mir in einem 
von Schnabl in Lappland gefangenen Männchen vor und ist an 
der Färbung der Fühler, sowie an den kleinen, nahezu gleich- 
großen Schüppchen leicht zu erkennen. Ein von Schnabl als frag- 
lich bezeichnetes Weibchen gehört sicher dazu, wenn auch die 
Fühler bis auf eine kleine rote Stelle zwischen 2. und 3. Fühlerglied 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A. 10, 14 10. Heit 


910 Prof. P. Stein: 


dunkelgrau gefärbt sind. Eine derartige Verschiedenheit in der 
Fühlerfärbung beider Geschlechter habe ich bei mehreren Antho- 
myiden beobachtet. Die Art mit rundem 3. Fühlerglied würde ich 
dann als C. orbicornis m. bezeichnen, wobei ich vorläufig von 
Aufstellung einer neuen Gattung absehe. Von fulvscornis unter- 
scheidet sie sich bei aller sonstigen Ähnlichkeit noch dadurch, daß 
die Hinterschienen außen abgewandt mit 2 Borsten statt 1 ver- 
sehen sind. 


12. C. geniculata Fall. 


Die Unterschiede von dubva sind bei dieser kurz erwähnt, eine 
genaue Beschreibung findet sich a. a. O. 59, 5. Selten bei Genthin 
und Treptow, häufig auf der Insel Usedom von mir gefangen, 
auch auf Bornholm gesammelt. Sonst kenne ich sie nur noch 
aus Dorpat. 


Anm.: In seiner dipterologischen Sammelreise nach Korsika 
(Deutsche ent. Zeitschr. 65, 8 [1911]) erwähnt Schnabl auch die 
vorstehende Art, setzt aber zu dem Autor Fallen die Worte nec 
Stein hinzu. Und warum macht er diese Bemerkung? Nur weil 
ich in meiner Beschreibung von geniculata angegeben habe, daß 
der letzte Abschnitt der 5. Längsader höchstens ebenso lang ist 
als die Entfernung der beiden Queradern, während Schnabl das 
Verhältnis der letzteren zum Endabschnitt der 5. Längsader wie 
1:14, —1% angibt. Die Untersuchung zahlreicher Stücke, die 
ich später auf der Insel Usedom fing, hat mir bewiesen, daß die 
Entfernung der Queradern bei ein und derselben Art sehr wechselt. 
Aus diesem Grunde habe ich auch bei Beschreibung der Arten 
dieser Arbeit selten auf dieses Merkmal Bezug genommen. Jeden- 
falls ist meine geniculata die wahre Fallensche und auch von der 
Schnablschen nicht verschieden. Mein lieber Freund Schnabl hat 
oft auf die kleinsten Abweichungen hin neue Arten aufgestellt und 
dadurch die Synonymie stark belastet. Als ich vor mehreren 
Jahren durch Villeneuve einige von Schnabls neuen Arten erhielt 
und nachweisen konnte, daß es zum Teil bekannte Arten wären, 
schrieb mir Villeneuve mit Bezug darauf zurück: ‚,‚Je ne suis pas 
surpris que la plupart de ces nov. sp. tombent en synonymie. 
Schnabl n’etait pas un esprit reflechi et, si je l’avais laisse faire, il 
aurait decrit une quantite colossale d’especes deja connues.‘ Als 
Beispiel will ich nur die in der Korsikanischen Sammelreise be- 
schriebene Chirosia Villeneuvi anführen, deren Type mir Villeneuve 
zuschickte, und die weiter nichts ist als Ch. albitarsıs Zett. Auch 
Chirosia Kuntzei soll nach Villeneuves Angabe dasselbe sein wie 
Ch. crassiseta Stein. Ob die in der gleichen Arbeit auf 1 Weibchen 
begründete Ch. Beckeri der Kritik standhält, bezweifle ich ebenfalls. 
Egle Steini hat mir Schnabl seinerzeit selbst zugesandt; ich kann 
darin nichts anderes sehen als darva R.D. Und so ließen sich noch 
zahlreiche Beispiele solcher Artmacherei anführen. Dieselbe ist 
um so wunderbarer, als Schnabl andrerseits Arten, die deutlich 


Die Anthomyiden Europas. 911 


plastische Unterscheidungsmerkmale aufwiesen, auf Grund der 
gleichen Hypopygbildung für identisch erklärte. Um auch hierfür 
Beispiele anzuführen, will ich erwähnen, daß er in seiner Ab- 
handlung über die Gattungsrechte der Gattung Pegomyia Hor. 
Soc. ent. Ross. XXXIX, 105—114 (1910) rufides Fall. für identisch 
mit flavipes Fall. ansieht, obgleich sich beide durch eine ganze 
Anzahl von Merkmalen unterscheiden, und daß er Villeneuve 
gegenüber zu dessen Entsetzen einige wohl unterschiedene Ammo- 
myia- bzw. Hyledhilaarten ebenfalls sämtlich zu einer Art zog, 
da die Hypopygbildung bei allen die gleiche wäre. Aus dem 
Gesagten geht hervor, daß man die Schnablschen Arten, zum 
Teil wenigstens, mit Vorsicht annehmen muß. 


13. C. (Caricea) humilis Meig. 

Durch die kurzen Fühler, die bei weitem nicht den untern 
Augenrand erreichen, und durch die lange Borste auf der Mitte 
der Vorderschienen ist die Untergattung Caricea gekennzeichnet. 
Im übrigen ist die vorliegende Art durch die Bestimmungstabelle 
hinreichend charakterisiert und durch die ganz verdunkelten 
Schenkel mit andern kaum zu verwechseln. Ich habe sie in Genthin, 
Treptow, Essen, Kissingen gefangen und kenne sie aus Italien, 
den Pyrenäen, Algier und dem Kaukasus. 


14. C. intermedia Fall. 

Ist eine der größten Arten und von allen gleichgroßen durch 
den ganz ungefleckten Hinterleib zu unterscheiden, den sie nur 
noch mit der oben beschriebenen discrepans gemein hat. Sie. ist 
im allgemeinen sehr zerstreut und kam z. B. in Genthin nur 
vereinzelt vor; dagegen habe ich sie in Treptow sehr zahlreich 
gefangen. Ich kenne sie noch aus Kissingen, Innsbruck, Trafoi, 
der Hochschwab, Dorpat und Schweden. 


15. C. lineatides Zett. 

Schnabl hat sich bis zuletzt hartnäckig gesträubt, Strobls 
und meine Auffassung dieser Art zu teilen und hat meine cingulipes 
für die wahre lineatipes Zett. erklärt, hauptsächlich auf Grund 
der Zetterstedtschen Angabe, daß die antennae breviusculae seien 
Wenn ich nun auch, wie man weiter unten sehen wird, nicht auf 
dem Standpunkt verharre, daß meine cingulipes mit der Zetter- 
stedtschen identisch ist, so kann dieselbe doch unmöglich mit 
lineatipes Zett. zusammenfallen, und zwar aus folgenden Gründen. 
Zunächst gibt Zetterstedt seiner Art eine Länge von ca. 2 Linien, 
die, wie mir Thomson seinerzeit mitteilte, etwa 3 deutschen ent- 
sprechen und nicht auf meine bisherige cingulides passen würden, 
da dieselbe eine Länge von höchstens 1%, deutschen Linien er- 
reicht. Zweitens gibt Zetterstedt als Hinterleibszeichnung an 
„maculis rotundis parvis brunneis obsoletis‘, während cingulipes m. 
nicht nur sehr deutliche paarige Flecke, sondern auch auf jedem 
Ring eine ebenso deutliche Mittelstrieme trägt. Drittens sollen 
die Vorderschenkel von lineatides ganz schwarz sein, während sie 


14* 10. Heit 


212° Prof. P! Stein: 


bei cingulißes m. nur oberseits eine dunkle Strieme tragen. Wenn’ 
man endlich bedenkt, daß breviusculus nicht kurz, sondern''nur' 
etwas kurz bedeutet, was auch ganz gut auf unsere lineatibes 
paßt, so fällt damit der letzte oder vielmehr einzige Grund, der 
Schnabl zu seiner Annahme veranlaßt hat, um so mehr, als Zetter- 
stedt die Fühler meiner cingulides sicher als breves bezeichnet 
haben würde. Zur sichern Kennzeichnung der Art gebe ich eine 
ausführliche Beschreibung. 


Augen ziemlich hoch, oberhalb der Mitte etwas breiter als 
unterhalb, Stirn im Profil an der Fühlerbasis nur in schwacher’ 
Ecke vorragend, Wangen fast gar nicht sichtbar, Backen etwas 
breiter als das 3. Fühlerglied, Hinterkopf unten gepolstert, Mund- 
rand gar nicht vorragend, Fühler etwas oberhalb der Augenmitte 
eingelenkt, den untern Augenrand nicht erreichend, bei einzelnen 
Stücken sogar merklich kürzer, so daß der Ausdruck breviusculae 
durchaus gerechtfertigt ist, 3. Glied am Ende hinten abgerundet, 
so daß es zugespitzt erscheint, schwarz, 2. Glied grau bestäubt, 
Borste haarförmig, an der äußersten Basis schwach: verdickt, 
pubeszent, Taster fadenförmig, meist gelb. Thorax und Schildchen 
grau, bei allen meinen Stücken ohne Striemung, a ziemlich kurz, 
zweireihig. Hinterleib annähernd walzenförmig, bisweilen etwas 
von oben nach unten zusammengedrückt, am Ende meist etwas 
kolbig, da beide wohlentwickelten Teile des Hypopygs deutlich 
vorragen, Bauchlamellen kräftig, dem Bauch eng anliegend. Er 
ist kurz halb abstehend behaart, an den Einschnitten etwas länger 
abstehend beborstet, wie der Thorax gefärbt und trägt auf den 
3. letzten Ringen paarige, rundliche, bräunliche Flecke. Beine gelb, 
Tarsen schwarz, bisweilen alle Schenkel, meist aber nur die Hinter- 
schenkel an der äußersten Spitze mit schwärzlichem Fleck, der 
im Tode noch sehr verbleicht, so daß oft kaum eine Spur davon zu 
sehen ist, Pulvillen kaum verlängert. Flügel schwach’ gelblich, 
mit sehr kleinem Randdorn und sehr kurz- und feingedörneltem 
Vorderrand, 3. und 4. Längsader allmählich etwas divergierend, 
hintere Querader steil und gerade, Analader kurz, Schüppchen 
ungleich, weiß, Schwinger blaßgelb. — Das Weibchen gleicht dem 
Männchen, die Taster sind aber stets geschwärzt, die Hinterleibs- 
flecke sehr verloschen und die Vorderschenkel oft ganz, oft nur‘ 
obenauf gebräunt, während die Spitzenflecke der übrigen Schenkel 
auch im Tode meist deutlich sichtbar bleiben. Länge ca 4 mm. 

Ich habe die Art nur. einmal in größerer Menge in Genthin 


gefangen und ein Stück in Kissingen und kenne sie nur noch aus 
der Umgegend Wiens. 


16. C. means Meig. 
‚An den 2 Präapikalborsten auf der Außenseite der Hinter- 
schienen sofort zu erkennen und von intermedia, mit der'sie dies 


Merkmal gemeinsam hat, durch die Farbe der Beine zu unter- 
scheiden. | 


Die Anthomyiden- Europas. 213 


Außer in Genthin, wo: die Art: ziemlich häufig war, habe ich 
sienurnoch.auf Usedom gefangen.: Ich’kenne sie noch aus Schlesien, 
Innsbruck, Schweden, der Dauphine und dem Kaukasus. 


17. C. mollicula ‚Fall. 

Rondani hat..auf diese Art seine Gattung Hoplogaster auf- 
gestellt und dieselbe durch die. kleinen, gleichgroßen Schüppchen 
und die stark entwickelten Bauchlamellen des Männchens :ge- 
kennzeichnet. Beides sind aber Merkmale, die in weiten Grenzen 
schwanken, und namentlich die Bauchlamellen nehmen alle mög- 
lichen. Formen ‚und‘ Größen. an und sind. auch bei einigen Arten, 
die von Schnabl nicht zur Gattung Hoplogaster gezogen werden, 
stark: entwickelt z. B. bei Zrilineella. Zett. und ociopunctata Zett. 
Daß -Schnabl die letztere Art nicht zu Hoplogasier zieht, ist um 
so auffallender, als bei ihr die Schüppchen klein und fast gleichgroß 
sind und. außerdem das Hypopyg ‚außerordentlich ähnlich gebaut 
ist und besonders dem der odscuricula Rond., der zweiten Art 
der Gattung, gleicht. Da letztere aber durch den schnauzenförmig 
vorgezogenen Mundrand und andere Merkmale so sehr von mollicula 
abweicht, daß sie kaum mit ihr in eine Gattung gebracht werden 
kann, ist es meiner Ansicht nach. besser, die Gattung überhaupt 
aufzugeben oder sie höchstens als Untergattung bestehen zu lassen, 
von welcher dann natürlich odscuricula abgetrennt und als Typus 
einer neuen Untergattung betrachtet werden müßte. 

Die Art ist nicht selten und weit verbreitet. ' Ich habe sie in 
Genthin, Treptow, Kissingen, auf Rügen und Bornholm gefangen 
und gesehen aus Innsbruck, vom Mt. Cenis, Dorpat, Schweden, 
aus den Pyrenäen, vom Kaukasus und von den Färöern, wo sie 
recht häufig ist. 


18. C. nigridigita Rond. 

Ich habe die Art a. a. O. 28. 6. ausführlich beschrieben und 
will hier nur noch einmal hervorheben, daß sie mit #rscolor Zett. 
‚außerordentliche Ähnlichkeit: hat. Ob die geringen, von mir an- 
gegebenen Unterschiede beständig sind, wird sich nur durch reich- 
licheres Material, als ich besitze, ermitteln lassen. 


19. C. obscuricula Rond. 

Durch den schon erwähnten vorgezogenen Mundrand und das 
knopfartig vortretende, glänzendschwarze Hypopyg ist die Art 
sofort zu erkennen. Die eigentümliche Bildung des letzten Hinter- 
leibsringes beim Weibchen habe ich schon in meinen Bestimmungs- 
tabellen der Anthomyidenweibchen erwähnt. ‘Die Art scheint nur 
im Gebirge vorzukommen; ich besitze sie aus Steiermark (Strobl), 
vom Stilfser Joch und verschiedenen Punkten Oberitaliens (Bezzi) 
und-kenne sie noch vom Arlberg (Tirol) und Mt. Cenis. 


20. C.octopunctata Zett. 2 
Kann nur mit geniculata Fall. verwechselt werden, der.sie in 
der Beinfärbung gleicht, von der sie sich ‚aber sofort ‚durch die 


10, Heft 


914 Prof. P, Stein: 


kleinen, fast gleichgroßen Schüppchen unterscheidet. Ich besitze 
sie aus Lappland und kenne sie nur noch aus Dorpat (Sintenis). 


21. C. octosignata Rond. 

Die Art gehört zu den wenigen schwarzbeinigen und kann des- 
wegen nur mit der oben beschriebenen gracilis, mit means und 
sexpustulata Rond. verwechselt werden, da atra ihrer glänzend- 
schwarzen Körperfärbung wegen nicht in Betracht kommt. Da 
gracilis kleine, gleichgroße Schüppchen und means auf der Außen- 
seite der Hinterschienen 2 Präapikalborsten besitzt, handelt es 
sich nur noch um sexpustulata, mit der die Ähnlichkeit allerdings’ 
sehr groß ist. Leider besitze ich nur ein Männchen von octosignata 
und 2 Männchen von sexpustulata, so daß ich nicht mit Sicherheit 
sagen kann, ob die in der Bestimmungstabelle angegebenen Unter- 
schiede beständig sind. Dasselbe gilt auch von einigen andern, 
die ich noch anführen will. Die Analader von ociosignata ist min- 
destens so lang, wie die Entfernung ihrer Spitze vom Flügelrand, 
während sie bei sexfustulata merklich kürzer ist, und endlich tragen 
bei der ersten Art die Hinterschienen innen abgewandt keine 
Borste, während die zweite eine solche aufweist. Daß octosignata 
von kräftigerem Bau ist, kann nur bemerkt werden, wenn man 
beide Arten vor sich hat. Ich besitze ein Männchen aus Ober- 
italien (Bezzi) und ein Weibchen aus Korsika (Schnab!). 


22. C. perpusilla Meig. 

Ich habe sie früher für dZumila Fall. gehalten und als solche 
a. a. OÖ. 94, 8 ausführlich beschrieben. Sie scheint recht selten zu 
sein. Ich fing nur ein Weibchen auf Usedom, besitze sie aus der 
Umgegend Berlins (Lichtwardt), Thüringen (Krieghoff), Franzens- 
bad (Kowarz) und Schweden (Becker) und kenne sie noch aus 
Stolp und Dorpat. 


23. C. Pulicaria Zett. 

Ich besitze nur wenige Stücke dieser in der Größe mit ambulans 
Meig. zu vergleichenden Art, die sämtlich darin übereinstimmen, 
daß der Hinterleib auf dem Rücken gebräunt ist und man nur 
bei seitlicher Betrachtung die schwache Spur von dunkleren Flecken 
erkennt, während die Seiten des Hinterleibs hell bläulichgrau be- 
stäubt sind. Die Vorderschenkel sind dunkelgrau, die Mittel- und 
Hinterschenkel gleichfalls, aber an der Basis in geringerer oder 
größerer Ausdehnung gelb. Meine Stücke stammen aus Schweden 
(Becker, Ringdahl), ich kenne die Art nur noch aus Dorpat. 


24. C. pumila Fall. 

Eine kleine, ziemlich häufige, leicht durch Streifen zu fangende 
Art, die ich für derdusilla Meig. ansah und unter diesem Namen 
a. a. ©. 53, 2 beschrieb. Ich habe sie in Genthin, Treptow, auf 
Usedom und Bornholm zahlreich gefangen und kenne sie aus 
Dorpat, ganz Schweden, den Pyrenäen und Nordafrika. 


Die Anthomyiden Europas. 215 


25. C. Dygmaea Zett. 

Ich habe a. a. O. 57, 4 die Merkmale angegeben, durch welche 
sich diese Art von der ähnlichen ambulans Meig. bzw. dygmaeella 
Pok. unterscheidet und verweise darauf. Durch ihre Kleinheit ent- 
geht sie der Beobachtung und wird wahrscheinlich häufiger sein, 
"als man denkt. Ich habe sie bisher nur in Genthin gefangen, be- 
sitze sie aus Berlin, Wien, Ungarn, und Schweden und kenne sie 
noch aus dem südlichen Kärnten. 


26. C. rufibalpis Meig. 

Nach den Typen der Winthemschen Sammlung zu Wien ist 
diese Art mit elegantula Rond. identisch, wie ich sie a. a. ©. 26, 5 
auseinandergesetzt habe. Es scheint aber, als ob Meigen die vor- 
liegende Art mit bilineella Zett. verwechselt hat, auf welche seine 
Beschreibung auch viel besser paßt. In der Winthemschen Samm- 
lung findet sich nämlich ein mit rufipalpis bezetteltes Weibchen 
von bilineella Zett., während die Männchen die von mir als ele- 
gantula Rond. aufgefaßte Art sind. 

Ich habe sie häufig in Genthin, Treptow, Schmiedefeld, 
Kissingen und auf Bornholm gefangen und kenne sie aus Dorpat, 
Schweden und den Pyrenäen. 


27. C. salinarum Stein 

Beschrieben a. a. O. 91, 6. Von geniculata Fall. durch die 
ganz nackten Schienen und langen Fühler zu unterscheiden. Das 
Weibchen, das mir. damals noch unbekannt war, hat schwarze 
Beine mit gelben Schienen und ist im übrigen ebenfalls an den 
verhältnismäßig langen Fühlern zu erkennen. 

Außer Artern in der Provinz Sachsen sind mir noch Sülldorf 
in derselben Provinz, Triest und verschiedene Orte Englands als 
Heimat dieser hübschen Fliege bekannt geworden. 


28. C. sexnotata Meig. 

Auch diese Art habe ich a. a. ©. 98, 10 hinreichend kenntlich 
beschrieben und namentlich ihre Unterschiede von Zrilineella Zett., 
mit der sie Meigen auch selbst verwechselt hat, auseinandergesetzt. 
Ich habe sie in Genthin und Treptow auf Schilf gefangen und 
kenne sie aus Schlesien, Dorpat und Schweden. 


29. C. sexpustulata Rond. 

Man vergleiche meine Bemerkungen zu ociosignata Rond. Ich 
besitze ein Pärchen aus Oberitalien (Bezzi) und ein Männchen aus 
der Umgegend Wiens (Pokorny). 


30. C. sirigipes nom. nov. pro cingulibdes Stein nec Zett. 

Ich habe bereits oben bei Zineatipes erwähnt, daß ich meine 
Ansicht aufgeben will, daß die von mir a. a. O. 92, 7 genau be- 
schriebene cingulipes die Zetterstedtsche Art sei. Da sie nach 
dem Gesagten aber auch unmöglich mit lineatipes Zett. zusammen- 
fallen kann, so ändere ich den Namen in den obigen um, der nicht 
mit sirigipes Zett. kollidieren kann, da letzteres eine Pegomyia 


10. Heft 


"916 "Prof. P."Stein: 


ist. Die Art ist an den kurzen Fühlern, an der außer den‘ paarigen 
‚Flecken deutlichen, an den Hinterrändern der Ringe abgesetzten 
‚Rückenstrieme des Hinterleibs und den feinen, fast zottigen Haaren 
auf der Unterseite der Mittel- und Hinterschenkel leicht zuerkennen. 
Ich habe sie in Genthin, Treptow, Usedom, Rügen, allerdings 
immer nur vereinzelt, gefangen und kenne sie noch aus Stolp und 
Ungarn. Auch in Afrika kommt sie nicht selten vor. 

31. C. tigrina Fbr. 

Gehört wie die vorige zur Untergattung Caricea und ist von 
allen andern CGoenosiaarten durch die recht deutlich behaarte 
Fühlerborste zu unterscheiden. Sie. ist auf Schilf häufig und ein 
arger Räuber, den man oft mit andern kleinen Insekten in den 
Vorderbeinen antrifft. Ich habe sie allerwärts gefangen und gebe 
nur Innsbruck, :Dorpat, San Remo, die Pyrenäen, den Kaukasus 
und Algier als einige mir bekannt gewordene Fundorte an. Sie 
kann leicht mit Macvorchis meditata Fall. verwechselt werden. 
32. C. tricolor Zett. 

Ebenfalls a. a. ©. 30, 7, von mir beschrieben. Durch den in 
der Basalhälfte durchscheinend blaßgelben Hinterleib von den 
meisten Arten zu unterscheiden. Sie ist überall häufig und findet 
sich gern auf Blättern oder Fichtennadeln, von denen sie abfliegt, 
kurze Zeit umherschwärmt und sich wieder niederläßt. 'Ich habe 
sie allerwärts gefangen und sie unter anderm aus Innsbruck, Dorpat, 
Bornholm, Schweden, den Pyrenäen, Athen, dem Kaukasus und 
Damaskus gesehen. 

33. C. trilineella Zett. 

In der Größe der intermedia nahekommend und an den be- 
haarten Bauchlamellen zu erkennen. Im übrigen vergleiche man 
meine Beschreibung a. a. O. 99, 11, wo ich besonders auch auf 
die Unterschiede des Weibchens von dem ungemein ähnlichen der 
sexnotata Meig. aufmerksam gemacht habe. Ich habe sie nie selbst 
gefangen, besitze aber eine Anzahl Stücke aus Berlin (Lichtwardt) 
und kenne sie noch aus Stolpmünde, Dorpat, Schweden bis hinauf 
nach Lappland. 

34. C. villibes Rond. 

Durch die langen Borstenhaare auf der Unterseite der Hinter- 
schenkel und die feine lange Behaarung auf der Innenseite der 
Hinterschienen der barbipes Rond. außerordentlich ähnlich. Letz- 
tere hat aber einschließlich der Hüften und Tarsen ganz gelbe 
Beine, während bei vsliides die Hüften und ein Längswisch auf der 
Oberseite der Vorderschenkel dunkelgrau und die Tarsen schwarz 
sind. Meine Stücke stammen aus San Remo, Korsika (Kuntze), 
den Pyrenäen und Korinth. 


70. Orchisia Rond. 
1. ©. costata Meig. 
Diese sofort zu erkennende ‘Art! kommt :'nur im Süden: vor. 
Meine Stücke stammen vom Mt. Cenis, Condino, Susa, Alassio, 


Die Anthomyiden’ Europas. "217 


sämtlich in: Oberitalien, ıaus Trient ‘und ‘den Inseln :Poros und) 
Kreta. Auch über ganz Afrika ist die Art verbreitet. 


71. Schoenomyza Hal. 
1. Sch. litorella Fall. 

Diese einzige in Europa vorkommende Art ‘der Gattung 
wird an dem goldgelb bestäubten Untergesichte und'.dem silber- 
weiß bestäubten Vorderrand der Stirn im männlichen Geschlecht 
leicht erkannt, ist aber auch als Weibchen mit keiner andern Art 
zu verwechseln. Sie ist nicht überall häufig. So habe ich sie bei 
Genthin nur sehr selten, ziemlich häufig dagegen in Potsdam ge- 
fangen und auch in Treptow gesammelt. Von sonstigen Fundorten 
‘nenne ich noch die Umgegend Wiens, Dorpat, die Färöer, Lapp- 
land und den Kaukasus. 


Kurze Charakteristik sämtlicher Gattungen. 


A. 4. Längsader mehr oder weniger deutligh aufgebogen, eine 

Spitzenquerader bildend, Fühlerborste lang behaart 

a) Rüssel fleischig und nicht auffallend vorstehend. 

1. Musca L. 4. Längsader winklig aufgebogen, Körper- 

färbung nie metallisch. 

2. Pseudopyrellia Girschn. ‘4. Längsader winklig auf- 

gebogen,  Körperfärbung glänzend ‘grün ‘oder blau. 

3. Dasyphora R. D. 4. Längsader bogenförmig, 1. Längs- 
ader an der Basis kurzborstig, ‘Mittelschienen innen 
mit Borste. 

. Pyrellia. ıR. D. :4. Längsader bogenförmig, 1. Längs- 
ader an der Basis nackt, Mittelschienen innen mit Borste. 

. Graphomyia R. D. Augen behaart,;4. Längsader bogen- 
förmig, Mittelschienen innen: ohne 'Borste, st 1, 2. 

.. Mysospila Rond. Augen behaart,.4. Längsader bogen- 
förmig, Mittelschienen innen ohne>Borste, st 2, 2. 

. Mesembrina Meig. 'Augen:nackt, :4. Längsader bogen- 
förmig, Schildchenhinterrand' mit zahlreichen Borsten, 
„glänzend schwarze Arten mit auffallend gelber Flügel- 
basis und Schüppchen. 

8. Muscina R. D. 4. Längsader bogenförmig, Akrostichal- 
borsten deutlich .zweireihig, Schildchen an der Spitze 
rötlich. 

9. Morellia R. D. 4. Längsader bogenförmig, Akrostichal- 
borsten kaum erkennbar, Schildchen an der Spitze 
nie rötlich. 

b) Rüssel hornig, lang vorgestreckt. 

10. Stomoxys Geoffr. Taster kürzer -als‘der"Rüssel. 

11. Haematobia R. D. Taster so lang als’der Rüssel, Borste 
doppelt: 'gefiedert. 

12..Zyperosia:Rond. Taster so lang:als.der:Rüssel, Borste 
nur oberseits: gefiedert. 


sı 9. a »r 


10, Heft 


218 


Prof. P. Stein: 


B. 4. Längsader nicht aufgebogen, wenn aber, dann die Fühler- 


borste nackt. 


I. Vor der Naht 2 Dorsozentralborsten, von denen die vordere 
bisweilen ein kurzes kräftiges Börstchen ist, aber nie haar- 
förmig, Augen genähert oder breit getrennt. 


a) Analader den Flügelrand nicht erreichend. 


a) Hinterschienen mit Rückenborste. 


19. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


Polietes Rond. Augen behaart, Borste lang ge- 
fiedert, Akrostichalborsten kräftig und zwei- 
reihig, 3. Längsader an der Basis meist mit 
einigen kurzen Börstchen, Hinterleibszeichnung 
an Calliphora vomitoria erinnernd. 

Phaonia R. D. Augen nackt oder behaart, meist 
genähert, wenn aber breit getrennt, dann die Prä- 
alarborste mehr oder weniger deutlich, Borste 
nackt oder behaart, Hinterschienen innen nie 
mit Endsporn und nicht auffallend behaart, 
wenn aber, dann die Klauen der Hinterbeine 
stark verlängert, Körper meist eiförmig, wenn 
aber schmäler, dann etwas flachgedrückt. 

Hera Schnabl Augen nackt oder behaart, Fühler- 
borste lang gefiedert, Hinterschienen mit End- 
sporn oder innen lang behaart. 


Trichopticus Rond. Augen nackt oder behaart, 
Borste nackt oder pubeszent, selten kurzhaarig, 
Akrostichalborsten undeutlich zweireihig, ent- 
weder die Hinterschenkel mit besonderer Aus- 
zeichnung oder die Hinterschienen mit Endsporn 
oder innen behaart, wenn aber die Beine ohne 
jede Auszeichnung, dann der Körper kegelförmig. 
Rhynchotrichops Schnabl Augen behaart, Mund- 
rand schnauzenförmig vorgezogen, Hinterschienen 
innen mit Endsporn oder starkem Dorn auf der 
Mitte oder innen zottig behaart. 

Lasiops Meig. Augen meist kurz behaart, Fühler- 
borste nackt, Präalarborste stets fehlend, dc 4, 
Schwinger gelb. 

Rhynchopsilops Hend. Augen breit getrennt, 
Mundrand stark vorgezogen, glänzend schwarze 
Art. 

Alloeostylus Schnabl Augen nackt oder höchstens 
dünnhaarig, genähert, Borste pubeszent, Akro- 
stichalborsten zweireihig, Hinterleib, eiförmig. 


Drymeia Meig. Rüssel an der Spitze haken- 


förmig zurückgeschlagen. 


22. 


23. 
24. 


25. 


26. 


27. 


28. 


29. 


30. 
31. 


32. 


33. 


Die Anthomyiden Europas. 219 


Eriphia Meig. Backen vorn auffallend beborstet, 
Hinterleibsspitze mit langen gekrümmten Borsten- 
haaren. 

Pogonomyia Rond. Backen vorn auffallend be- 
borstet, Hinterleibsspitze nicht langborstig. 
Syllegopterula Pok. Augen breit getrennt, Borste 
ziemlich lang behaart, Hinterleib walzenförmig, 
Flügel mit langem Randdorn. 

Acanthiptera Rond. Subkostalader an der Spitze 
gedornt, gelbe Art. 

Dialyta Meig. Augen breit getrennt oder ge- 
nähert, nackt oder behaart, Präalarborste voll- 
ständig fehlend, Flügel mit Randdorn, Schwinger 
schwarz. 

Hydrotaea R. D. Vorderschenkel unterseits vor 
der Spitze ausgeschnitten und gezähnt. 

Ophyra R. D. Vorderschenkel einfach, Hinter- 
schienen innen zottig behaart, Körperfärbung 
glänzend blau. 

Fannia R. D. Augen genähert, nackt, selten be- 
haart, Fühlerborste nackt, Mittelschienen innen 
mit Pubeszenz, oft angeschwollen, Hinterleib 
flach, an der Spitze schmäler als an der Basis, 
st #51; 

Coelomyia Hal. Wie Fannia, aber der Hinterleib 
an der Spitze breiter als an der Basis. 

Piezura Rond. Augen genähert, Borste lang be- 
haart, Mittelschienen innen mit Pubeszenz, Flügel 
ohne Randdorn. 

Platycoenosia Strobl Augen breit getrennt, Borste 
lang behaart, Mittelschienen innen mit Pubeszenz, 
Flügel mit Randdorn. 

Euryomma Stein. Augen breit getrennt, Borste 
nackt, Präalarborste kurz, tief eingelenkt und 
senkrecht abstehend, Mittelschienen innen ohne 
merkliche Pubeszenz, st 1, 1. 


Hinterschienen ohne Rückenborste. 


34. 
35. 


Lispa Latr. Taster löffelförmig verbreitert, Augen 
breit getrennt. 

Azelia R. D. Augen nackt, Borste nackt, Taster 
wie bei den folgenden Gattungen nicht löffel- 
förmig erweitert, wenn aber, dann die Augen 
genähert, Analader plötzlich abgebrochen, kürzer 
als die Entfernung ihrer Spitze vom Flügelrand, 
kleine schwarze Arten, deren Hinterleibsringe 
fast stets eine Mittelstrieme und paarige runde 
Flecke tragen. 


10. Heft 


220 


56. 


37. 


38. 
39. 


40. 


41. 


42. 
43. 


‘Prof.’ P. Stein: 


'Hebecnema Schnabl. ‘Augen nackt, aufs engste 
.zusammenstoßend, Borste lang behaart, pra ganz 


fehlend, Thorax stets schwarz und gar nicht oder 


kaum merklich gestriemt, ‚Hinterleib nie mit 


deutlichen paarigen Flecken. 

Moydaea R. D. Augen nackt oder behaart, mehr 
oder weniger genähert, wenn aber sehr breit ge- 
trennt, dann die Borste nie lang behaart, Fühler- 


'borste behaart, selten nackt, pra mindestens als 


kurzes Börstchen erkennbar, wenn aber ganz 
fehlend, dann der Thorax: nie ganz dunkel und 
ungestriemt und die Beine'nie ganz schwarz. 


"Enoploßteryx Hend. Augen nackt, sehr breit ge- 


trennt, Borste lang behaart. 


‚Limnophora R. D. Augen meist nackt, genähert 


oder breit getrennt, Borste nackt oder höchstens 
so lang behaart, als das 3. Fühlerglied breit ist, 
Thorax oft mit ungerader Striemenzahl oder 
Querbinde, pra völlig fehlend, st 1, 2, die hintere 
untere aber meist klein, beim Weibchen fast ganz 
fehlend, Hinterleib fast stets paarig gefleckt, 
Flecke aber nie ganz rund, Beine schwarz (nur 
in: der Untergattung Brontaea, die sich durch 
aufgebogene 4. Längsader unterscheidet, bei 
außereuropäischen ‘Arten zum Teil gelb). 
Limnospila Schnabl Augen breit getrennt, st 3, 
in'Form eines gleichschenkligen, mit der Spitze 
nach unten gerichteten Dreiecks, wofür ich kurz 
gleichschenklig sagen werde, beide Dorsozentral- 
borsten vor der Naht gleichlang, Hinterschienen 
außen abgewandt mit 2 Borsten, Pulvillen kurz, 
Beine ganz schwarz. 

Pseudocoenosia gen. nov. ' Augen mehr genähert 
als bei der vorhergehenden und den folgenden 
Gattungen, so daß die Stirn an der schmalsten 
Stelle höchstens ?/,; so breit ist wie ein Auge, 
st gleichschenklig, Hinterschienen außen ab- 
gewandt mit 2 Borsten, Pulvillen verlängert, 


'Hypopyg stark entwickelt. 


Atherigona Rond. Vorderschenkel unterseits bis 
auf eine Borste vor der ‚Spitze nackt. 
Macrorchis Rond. Augen breit getrennt, st gleich- 
schenklig, Hinterschienen außen abgewandt mit 
1. Borste, ‘Bauchlamellen :auffallend nach unten 
gerichtet. 


.'Dexiodsis Pok. Augen breit getrennt, Borste 
nackt, st gleichschenklig, die 1. der vor der Naht 


befindlichen Dorsozentralborsten kurz, Hinter- 


45. 


46. 


Die Anthomyiden Europas. 221 


schienen außen abgewandt mit 1 Borste, Bauch- 
lamellen und Hypopyg gar nicht entwickelt. 
Lispocephala Pok. Augen breit getrennt, Fühler- 
borste kurzhaarig, in der Endhälfte nackt, st 
gleichschenklig, Hinterschienen außen abgewandt 
mit 2 Borsten, Beine zum Teil gelb. 

Chelisia Rond. Augen breit‘ getrennt, Stirn mit 
Kreuzborsten, Flügellappen fast fehlend. 


b) Ahaldder bis zum Flügelrand fortgesetzt. 
a) Augen breit getrennt. 


ß 


a 


47. 
48: 


49. 


0. 


51. 
52. 


Eutrichota Kow. Stirn ohne Kreuzborsten, Fühler- 
borste lang. behaart, pra lang und kräftig. 
Mycophaga:Rond. Stirn wie bei den folgenden 
Gattungen mit: Kreuzborsten, Fühlerborste sehr 
lang behaart, pra. sehr kurz: 

Myopina R..D. Stirn an jeder Stelle über doppelt 
so breit als ein Auge, Fühler: sehr. dick. 
Chirosia Rond. Stirn weniger breit, Augen läng- 
lich, wenn aber fast rund, dann die Kosta ganz 
nackt, 3. Fühlerglied mindestens doppelt so lang 
als das 2. 

Chiastochaeta Pok. Wie die vorige, 3. Fühlerglied 
aber kaum länger als das 2. 

Fucellia R. D. Augen rund, Kosta hinter dem 
Randdorn mit mehr oder weniger deutlichen 
kurzen Börstchen. 


Augen genähert. 


58. 
94. 


99. 


56. 


57: 


Acyglossa Rond. Randader'nur bis zur Mündung 
der 3. Längsader laufend. 

Eustalomyia Kow. Augen nackt, Fühlerborste 
pubeszent oder gefiedert, Thorax hellgrau mit 
stets deutlicher schwarzer Mittelstrieme, Schild- 
chen grau, jederseits mit schwarzem Fleck. 
Hydrophoria R. D. Augeninackt, Borste lang be- 
haart, Schüppchen ungleich, Beine zum Teil gelb, 
wenn 'aber'schwarz, dann der' Thorax mit 4 Strie- 
men, von denen die mittleren linienartig sind, 
Hinterschienen außen abgewandt mit 3—4 länge- 
renBorsten oder mit zahlreichen kurzenBörstchen. 
Acroptena Pok. Augen nackt, Borste pubeszent 
oder lang behaart, Thorax mit 3 breiten Striemen, 
Beine schwarz, Schüppchen ungleich, wenn aber 
gleich, dann die Akrostichalborsten ganz fehlend. 
PegomyiaR.D. Augen nackt, Borste nacktioder 
pubeszent, wenn aber lang behaart, dann die 
Hinterschienen außen abgewandt mit 9, selten 
3 gleichlangen: Borsten, Beine zum Teil gelb, 


10. Heft 


222 


98. 


99. 


60. 


61. 
62. 
69. 


64. 


69. 


66. 


67. 


‘Prof. P. Stein: 


wenn aber schwarz, dann ebenfalls die Hinter- 
schienen außen abgewandt mit 2 Borsten, Schüpp- 
chen gleich oder ungleich. 

Hylemyia R. D. Augen nackt, Borste mindestens 
deutlich pubeszent, Schüppchen gleichgroß,Hinter- 
schienen außen abgewandt mit mehreren Borsten. 
Enneastigma gen. nov. Augen nackt oder be- 
haart, Borste pubeszent, die 3 letzten Hinterleibs- 
ringe mit je 3 runden, schwarzen, dem Vorder- 
rand anliegenden Flecken. 

Ammomyia Rond. Augen nackt, Borste pubeszent 
oder lang behaart, Wangen und Backen breit, 
pra kurz oder fehlend, Flügel ohne Randdorn, 
hintere Querader sehr schief und geschwungen, 
1. Hinterrandzelle an der Spitze etwas verengt. 
Hylephila Rond. Augen nackt, Borste nackt, 
sonst wie Ammomyia. 

Alliobsis Schnabl Augen dicht behaart, Taster 
weit vorragend, stark borstig. 

Anthomyia Meig. Augen nackt, Thorax hellgrau 
mit runden schwarzen Flecken, die zuweilen eine 
Ouerbinde bilden, Hinterleib ziemlich schmal und 
länger als Thorax und Schildchen, auf den letzten 
Ringen mit einer schwarzen, hinten in drei 
Zacken auslaufenden Vorderrandbinde. 

Calythea Schnabl Augen nackt, Thorax anders 
gefärbt als bei Anthomyia, Hinterleib kürzer und 
breiter, Ringe mit schwarzen, hinten dreizackigen 
Vorderrandbinden, Schüppchen deutlich un- 

gleich. 

Chortophila Macqg. Augen nackt, wenn aber be- 
haart, dann die Taster nicht stark vorragend, 
Fühlerborste nackt oder nur sehr undeutlich 
pubeszent. 

Prosalpfia Pok. Augen nackt, in beiden Ge- 
schlechtern genähert, Hinterleib kegelförmig, 
Bauchlamellen des Männchens glänzend schwarz 
und oft abwärts gerichtet, hintere Querader ziem- 
lich steil und kaum geschwungen. 

Hyporitess Pok. Augen nackt, in beiden Ge- 
schlechtern genähert, 3. Fühlerlgied kaum länger 
als das 2., Hypopyg mit seinem obern Rand den 
Hinterleibsrücken weit überragend, hintere Ouer- 
ader sehr schief und stark geschwungen. 


II. Vor der Naht nur eine Dorsozentralborste, davor höchstens 
ein feines Härchen, Augen breit getrennt. 
68. Allognota Pok. Randader nur bis zur Mündung 


der 3. Längsader laufend. 


Die Anthomyiden Europas. 


225 


69. Orchisia Rond. Schildchen ohne Basalborsten, 
Flügel milchweiß, am Vorderrand gebräunt. 


70. 


Coenosia Meig. Stirn bis zum Scheitel annähernd 


gleichbreit, Mittelschienen innen vorn stets ohne 


Borste. 


71. Schoenomyza Hal. 


Stirn nach dem Scheitel zu 


sich stark verbreiternd, Mittelschienen innen vorn 
mit kräftiger Borste. 


Verzeichnis der behandelten Gattungen. 


Acanthidtera Rond. 
Acroßtena Pok. 
Acyglossa Rond. ... . 
Alkiopsis Schnb. . .,» , '. 
Alloeostylus Schnb. s 
Alenoia Pok, . . . ... 
Ammomyia Rond. . . . . 
Anthomyia Meig. 
Atherigona Rond. 

BroHe RUE, ... 
Calythea Schnb. . . ... . 
Chelisia Rond. 
Chiastochaeta Pok... . . . 
Chtosa Round. ... ....;- 
Chortophila Macq. . . . . 
Coelomyia Hal. 
Coenosia Meig. 
Dasyphora R. D. 
Dessopsis Pok. ...... 
Dieyia Meer... 
Drymeia Meig. ..... 
Enneastigma gen. nov. . . 
Enoploteryx Hend. au 
Eriphaa Mes... , 
Euryomma Stein A 
Eustalomyia Kow. . . . . 
Eutrichota Kow.. ... . 


eretes je: la 


sure arte, 8 


Graphomyia R.D.... . 
Haematobia R.D... ... 
Hebecnema Schnb. . ... . 
Here Schnb. > aa“. 
Hydrophoria R. D. 
Hydrotaea R. D. 

Hylemyia R. D. 


Hylephila Rond. 158 
Hyhartes ok. ı. . . .® 158 
Baseops Meile. 2,00, 5 43 
Limnobhora R.D.. .... 8 
Limnosdila Schnb. . . . 112 
Tıspa Batı? a... 40.1: 114 
Lispocephala Pok. ... . . 116 
Lyperosia Rond. . 19 
Macrorchis Rond. . . . . 208 
Mesembrina Meig. . ... . 18 
Morenan. DM... 0... 10 
Musca Bann. er, 16 
MuscnaR.D. ...:.. 19 
Moycophaga Rond. 118 
Meyaaear Di... 0020... 50 
Myiospila Rond. .... 71 
Mwopine R.DUN.: 0. 120 
OPRWEaRN Den. un. 70 
Orchisia Rond. . .'.... 216 
Pegomyia R. D. 123 
Phaonia RD... 20. 20 
Piezura Road... ... 82 
Platycoenosia Strobl ... . 82 
Pogonomyia Rond. 45 
Foleles Round AN... 20 
Prosalpia'Pok,.v. .. .... 156 
Pseudocoenosia gen. nov. . 113 
Pseudopyrellia Girschn. 18 
PyreliluBD. N. u... 17 
Rhynchopsilops Hend. 44 
Rhynchotrichops Schnb. 42 
Schoenomyza Hal. ... . . 217 
Stomoxys Geoffr. 19 
Syllegopterula Pok. 47 
Trichopticus Rond. 39 


10. Heii 


224: Nachtrag. 


Nachtrag: 


Auf Seite 117 fehlen leider nähere Angaben über Lispocephala 
yubricoynis Zett., die ich hiermit nachhole. 


Wie ich schon in meiner Arbeit über die Anthomyidenweibchen, 
Arch. f. Nat., A.8, 41, Anm. 24 (1913)*) bemerkt .habe, hat die Art 
zwar große Ähnlichkeit mit gewissen .Dexiodsisarten, ist aber aus 
den dort angeführten Gründen besser bei der Gattung Lispocephala 
unterzubringen. Ich verweise auf die genaue Beschreibung, die 
ich von der Type in der Wien. ent. Zeitg. XXI., 52 (1902) gegeben 
habe, und bemerke hier nur noch, daß die dort gemachte Angabe, 
daß die Hinterschienen außen .abgewandt nur 1 Borste trügen, 
darauf beruht, daß wahrscheinlich eine Borste abgebrochen war. 
Bei allen Stücken meiner Sammlung finden sich an dieser Stelle 2, 
Hinterleibsflecke sind meist gar nicht zu erkennen. Im übrigen 
genügen die angegebenen ‚Merkmale, die Art erkennen zu lassen. 
Ich besitze 2 Pärchen, die Herr Collin in Studland an der Südküste 
Englands gefangen hat. Sonst ist mir kein Fundort bekannt. 


*) In der vorliegenden Arbeit ist irrtümlich immer 1914 als Erschei- 
riungsjahr angegeben, weil in diesem das betreffende Heft ausgegeben war. 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A.WIEGMANN, 


FORTGESETZT VON 


W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unD E. STRAND. 


— ee 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 


Abteilung A. 
11. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


EMBRIK STRAND 
(BERLIN). 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


Fahrenholz. Weitere Beiträge zur Kenntnis der ae (Mit 
1 Tafel und 22 Textfiguren.) 

Kröber. Die palaearktischen Arten der Being abe L. Se 

Fruhstorfer. Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. (Mit 1 far- 
bigen Tafel und 1 schwarzen Doppeltafel.) 

Strand. Zentralafrikanische Clubioniden. 


Strand. Über einige exotische Crabroniden der Gattungen Snken! 


und Sceliphron. \ 
Krausse. Über einige neue Oblbosteenarteläten von Sardinien! 
Krausse. Hummeln von Eberswalde. 
Schultze. Neue Rhopaloceren aus Kamerun. 
Strand. Arachnologica varia I—IX. 
Strand. Bemerkungen über Cheiropachys. e 
Strand. Beiträge zur a und insbesondere zur Verbroiinuß 
der Apidae. i 
Strand. Über einige Arschnidhn aus Baba in Kamerun) \ 
Strand. Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Aero 
Strand. Rezensionen. 


Seite 


109 
110 
110 
112 
123 


124 
139 
150 
166 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der 
Anopluren. 
Von 


H. Fahrenholz, Hildesheim. 
(Mit 1 Taf. und 22 Textfig.) 


I. Von Dr. H. Friedenthal gesammelte Läuse. 


Bei der Beschaffung des Materials zu seinen Studien über die 
Haare der Säugetiere sammelte Dr. H.. Friedenthal-Nicolassee 
auch die ihm sich darbietenden Anopluren. Die auf diese Weise 
zusammengebrachte Sammlung derselben, die mir zur Bearbeitung 
freundlichst überlassen wurde, enthält recht beachtenswertes 
Material. 

1. Pedieulus humanus LT. 


Von dieser Art enthält die Sammlung 1 9, das auf einem Austra- 
lier erbeutet ist. — Ferner sind vorhanden einige 3, 2 und Larven, 
die in Japan gesammelt wurden und Veranlassung gaben, die Frage 
der Identität der Läuse der verschiedenen Menschenrassen aufs 
neue anzuschneiden. Die bezüglichen Untersuchungen wurden 
bereits veröffentlicht!). Die japanische Varietät ist beschrieben als 
Pedic. humanus L. var. marginatus Fahrh. 


2. Pedieulus ceapitis de Geer. 
Auch zu dieser Art liegt mir Material aus Japan vor, und zwar 
einige & und zahlreiche @ nebst Larven und Eiern. Die Varietät 
führt den Namen Pediculus capitis de Geer var. angustus Fahrh. 


3. Pedieulus Schäffi Fahrh. 


Diese bislang?) nur duıch das $ bekannte Art von Simia tro- 
glodytes ist in der Sammlung durch 2 4, 1 9, 2 Larven und einige 
Eier vertreten. Die $ sind aber offenbar nicht vollkommen aus- 
gewachsen, so daß ich es mir leider versagen muß, eine Abbildung 
davon zu bringen; aus demselben Grunde darf die folgende kurze 
Beschreibung nicht als erschöpfend angesehen werden: Fühler und 
Kopf sind von gleicher Länge. Am Thorax befindet sich (wie beim 
©) zwischen der Ansatzstelle des Kopfes und dem 1. Beine eine 
Lücke, in der eine Chitinplatte eingelagert ist; letztere tritt beim $ 
sogar zapfenartignach vornehervor. DieBeinesindschlank und unter 


1) Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, Bd. 17, S. 591— 602, 
Taf. 21. Stuttgart 1915. 

?2) H. Fahrenholz, Neue Läuse. [1. Jahresbericht des niedersäch- 
sischen zoolog. Vereins (Zoolog. Abt. der Naturhistor. Gesellschaft zu 
Hannover). Hannover 1910, S. 57.] 
Archiv für Naturgeschichte 

19315. A, 11. 1 11. Heft 


2 H. Fahrenholz: 


sich nach Größe und Bauart gleich. Dies ist insofern sehr auffällig, 
weil die auf dem Menschen lebenden Pediculi an den ersten Bein- 
paaren einen ausgeprägten Sexualdimorphismus aufweisen. Am 
1. Gliede des 2. Beines hat auch das $ den vom 9 erwähnten Chitin- 
fortsatz. Das Abdomen läßt in der vorderen Hälfte eine. Segmen- 
tierung kaum erkennen; die auch beim 2 durch starke seitliche 
Fortsätze ausgezeichneten hinteren Segmente zeigen beim & das- 
selbe Bild. Nur das Endglied trägt in der Nähe der dorsal gelegenen 
Geschlechtsöffnung zahlreiche feine Borsten. Sonst bemerkt man 
am Abdomen nur auf den drei vorletzten Segmenten je eine Quer- 
zeile kleiner Borsten. 


4. Pedieulus Friedenthali n. sp. 
(Taf., Fig. 1.) < 
In meiner Arbeit,, Ektoparasiten und Abstammungslehre‘ 3) 
hatte ich bezüglich der Pediculinen der Affengattung Aylobates 
angegeben, daß auf Hylobates syndactylus die von mir aufgestellte 
Art Pediculus oblongus*) vorkommt und auf Hylobates Mülleri ein 
Pediculus, der von Pediculus oblongus variiert. Diese Ansicht muß 
ich dahin berichtigen, daß für den letztgenannten Wirt eine besondere 
Art in Frage kommt, die ich nach ihrem Entdecker Pediculus 
Friedenthali benenne. Diese Art unterscheidet sich hinlänglich von 
Pediculus oblongus;, beide Arten stehen sich natürlich näher, als 
2. B. Pediculus capitis und Pediculus Schäffi und ob sie zueinander 
vielleicht nur den Rang von Unterarten einnehmen, müssen spätere 
Untersuchungen auf Grund reichlicheren und besser konservierten 
Materials entscheiden. 
Diese Art steht den Menschenläusen so nahe, daß man sie bei 
oberflächlicher Betrachtung für Pediculus capıtis de Geer vom 
Japaner halten könnte. 


Größenverhältnisse:?°) 


Länge: Breite: 
Kopf: 0,45—0,46 0,33 —0,34 
Thorax." a. 0,54—0,58 
7 Abdomen: vo a 0,88—0,93. 


Fühler: 0,31—0,32 
Die ganze Länge beträgt 2,19—2,46—2,85 mm; das Verhältnis der 
größten Breite zur Länge = 1:3,06. — Der Kopf unterscheidet 
sich kaum von dem bei Pedic. cap. Hinter den Fühlern und hinter 
den Augen, die an derselben Stelle stehen wie bei der Vergleichsart, 
bildet der Rand scharfe Ecken und die zwischen diesen Punkten 
liegenden Randstrecken sind gerade und unter sich fast parallel. 
An den Fühlern ist das 2. Glied das längste und das 4. das kürzeste. 


®) Zoolog. Anzeiger, Leipzig 1913, Bd. XLI, 8. 371. 
*) Beschreibung weiter unten 8. 15. 
5) Gemessen wurde nur das 9. (Vergl. Anmerkung 6!) 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 3 


Von der Dorsalseite betrachtet erscheint der Hals sehr kurz, da die 
Insertionsstelle an der Unterseite des Thorax liegt. — Der Thorax 
ist schlanker als bei Pediculus capitis. Der vordere Rand ist 
leicht eingebuchtet. Die Seitenränder sind dunkelbraun chitini- 
siert; von gleicher Farbe sind die drei nach der Mitte zeigenden 
Leisten. Die beiden Tracheenöffnungen liegen am Rande und 
sind nach außen gerichtet. Das Sternum ist nicht sichtbar; nicht 
verwechseln darf man damit eine an derselben Stelle vorkommende 
Faltung der Haut, die so regelmäßig verläuft, daß sie ein Sternum 
vortäuschen könnte. Die Vorderbeine zeigen den Sexualdimorphis- 
mus gut ausgeprägt. Beim Q sind alle 3 Paare unter sich gleich in 
Größe und Bau bis auf den Femur des 3. Paares. Wie bei Peaic. 
cap. ist dies Glied besonders kräftig entwickelt (Fig. 1) und zeigt 
an der Innenseite einen stärker chitinisierten Fortsatz. (Dies 
Merkmal erblickt man deutlich nur dann, wenn das Bein mit der 


Fig. 1. Pediculus 
Friedenthali n. sp. h h 
9. Femur des Fig. 2. Pediculus Friedenthali n. sp. 9. 
3. Beinpaares. Hinterende des Abdomen, ventral. 


Kralle nach dem Kopfe zeigt.) — Das Abdomen) ist recht 
schlank. In Kanada-Balsam ist es von bräunlich-gelber Farbe, 
mit schmalen, scharf abgesetzten Segmenträndern. Die Beborstung 
ist etwas spärlicher als bei Pea. capıtis. Ein gutes Unterschei- 
dungsmerkmal scheint mir das letzte Segment des 2 zu 
bieten; es ist nämlich breiter als lang und daher ragen die Gonopoden 
in den Einschnitt desselben hinein (Fig. 2). Die Gonopoden sind 
zugespitzt und stehen. ihrer Form nach zwischen denen von Fed. 
cap. und Ped. humanus. Oberhalb der Geschlechtsöffnung liegt auch 
bei der neuen Art die braune Chitinplatte. 

An Larven habe ich aus jedem der beiden Hauptstadien nur 
eine untersuchen können. Hinsichtlich der Borsten des Abdomens 
und der Fühler fand ich dieselben Verhältnisse wie bei Ped. cap. 

Vom Ei, das einen flachgewölbten Deckel mit wenigen heraus- 
ragenden Mikropylen-Zellen hat, will ich nur noch hervorheben, 


6) Bei der Beschreibung des Abdomens muß ich mich auf die 2 be- 
schränken, da das einzige vorhandene & noch so jugendlich ist, daß der 
Penis kaum durchscheint. 


1* 11. Heft 


4 H. Fahrenholz: 


daß es mittels der unregelmäßig. geformten Kittmasse an mehreren 
Haaren befestigt ist; dies hat vielleicht seinen Grund in der ver- 
hältnismäßig dichten Behaarung des Wirtes. 


5. Phthirpedieinus micropilosus Fahrh. 


Von dieser Art liegen mir zunächst 2 @ und Eier vor (Fig. 3). 
Letztere, die bislang noch nicht bekannt waren, bieten nichts be- 
sonderes. Wie bei allen Arten der Familie ist der Deckel recht flach 
und es sind nur wenige deutlich sichtbare Mykropylenzellen vor- 
handen. Als Wirt ist angegeben C’ynocephalus spec. — Ferner ge- 
hören hierher $, 2 und zahlreiche Eier, gesammelt auf Cynomolgus 
pileatus, und endlich eine Anzahl Präparate mit der Aufschrift 


Fig.3. Phthir- 


pedieinus 
micropilosus Fig. 4. Phthirpedicinus micropilo- 
Fahrh. Ei. sus Fahrh. 9. Kopf, dorsal. 


„Pediculus hamadryae‘‘ von Hamadryas spec. Ich erwähne diese 
Feststellung hier ausdrücklich, da unter dem Namen oder auch 
unter ‚„Pedicinus hamadryae‘‘ mehrfach in der Literatur Läuse 
aufgeführt werden, obgleich eine solche Art niemals beschrieben 
worden ist. Um bei weiteren Funden die Artfeststellung zu erleich- 
tern, gebe ich hier noch als Ergänzung meiner Beschreibung”) von 
Phthirped. micropil. unter Fig. 4 eine Zeichnung des Kopfes vom 9, 
die namentlich die Chitinplatten veranschaulichen soll, da diese 
wahrscheinlich Artunterscheidungsmerkmale bieten werden. 


”) H. Fahrenholz, Beiträge zur Kenntnis der. Anopluren. (2.—4. 
Jahresbericht des niedersächsischen zoolog. Vereins. [Zoolog. Abteil. der 
Naturhistor. Gesellschaft zu Hannover]. Hannover 1912, S. 23.) 


oT 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 


6. Pedieinus spec. 

Diese Gattung ist in der Sammlung durch einige @ und eine 
Larve II von Cercopithecus griseo-viridis vertreten. Die 9 zeigen 
große Ähnlichkeit mit Pedkicinus rhesi Fahrh. bis auf den Kopf, der 
bei genannter Art recht frei mit Halsbildung aus dem Thorax 
hervortritt, während bei den vorliegenden Präparaten der Kopf 
ein Stück in den Thorax eingezogen erscheint, was aber eine Folge 
mangelhafter Fixierung sein könnte, wofür die Individuen auch 


Fig. 5. Pedicinus rhesi Fahrh. 
3. Kopf, dorsal. 


—ı Ne Eis, 6. Pedi- 
4 cinus rhesi 
Fahrh. 9. 
Kopf, dorsal. 
(Beborstung 
fortgelassen, 
da überein - 
stimmend Fig. 7. Neopedieinus patas n. SP. 
mit d.) d. Kopf und Thorax, dorsal. 


sonst Anzeichen aufweisen. — Bei dieser Gelegenheit willich darauf 
hinweisen, daß die Gattung Pedicinus dıingend der Revision bedarf. 
Es ist das Verdienst Mjöberg’s®), erkannt zu haben, daß bei dieser 
Gattung die Chitinplatten des Kopfes gute Artmerkmale bieten. 
Infolgedessen habe ich von der Art 


Pedieinus rhesi Fahrh. 


nachträglich Zeichnungen des Kopfes angefertigt, die ich an dieser 
Stelle veröffentliche (Fig. 5 und 6). Da die Beborstung bei den 


®) E. Mjöberg, Studien über Mallophagen und Anopluren. (Arkiv 
för Zoologi, Bd. 6. Upsala u. Stockholm. 1910), S. 172. 


11. Heft 


6 H. Fahrenholz: 


Geschlechtern keine wesentlichen Unterschiede zeigt, habe ich sie 
in Fig. 6 (2) fortgelassen. Ohne weiteres geht aus den beiden Fi- 
guren der Sexualdimorphismus bezüglich des Kopfes hervor. 
Letzterer ist beim 3 verkürzt, namentlich im Vorderkopf, wo das 
Feld zwischen den Chitinplatten des Randes eine veränderte Gestalt 
zeigt; das Grundglied der Antenne des & ist aber viel kräftiger 
entwickelt. Bemerken muß ich ferner noch, daß man bei mittlerer 
Einstellung des Mikroskops nur die dunkel gezeichneten Platten 
erblicken kann; das Verbindungsstück auf dem Vorderkopf und die 
nach hinten verlaufenden Randschilder entdeckt man nur, wenn 
man bei stärkerer Vergrößerung genau die Oberfläche des Kopfes 
einstellt; diese Teile sind in der Zeichnung heller gehalten. 


7. Neopedieinus patas n. g. et n. sp. 
(Taf., Fig. 2.) 
In den bestehenden Gattungen der Subfamilie Pedicininae 
Enderl. läßt sich die neue Art nicht unterbringen; ich habe deshalb 
dafür eine neue Gattung gebildet, deren Diagnose ich der Art- 


beschreibung anfüge. — Das Material stammt von Cercopithecus 
patas. 
Größenangaben: 
Länge: Breite: 
ar Kopf: 0,495 —0,525 0,205—0,217° 
Thorax; 9 u r 0,295 —0,300 
Andomen ee 0.555—0,675 
Antenne: 0,285 
Ganz: 1,635 —1,745 
Q: Kopf: 0,615 —0,630 0,210—0,225 
Thorax: ; 0,315 —0,345 
Abdomen: } 1,755 1,800 0,705—0,825 
Antenne: 0,285 
Ganz: 2,175 —2,39. 


a. d. Während bei den Arten der Gattungen Pedicinus Gerv. 
und Phthirpedicinus Fahrh. die Ansatzstelle des Kopfes etwas an 
die Ventralseite des Thorax gerückt ist, ist bei der neuen Art’ der 
Kopf auf der Dorsalseite eingesetzt (Fig. 7), wo der Thorax, einen 
fast halbkreisförmigen Ausschnitt hat; ein Hals fehlt dem Kopfe. 
Der Vorderkopf hat Ähnlichkeit mit dem des @ von Pedicinus rhesi 
Fahrh.; er ist an der Basis eingeschnürt und besitzt zwei Rand- 
leisten mit zahlreichen, etwa gleichlangen Haaren. Der Hinter- 
kopf ist etwas breiter, hat seine größte Breite in der Augengegend, 
und die mit einer schmalen Leiste versehenen Ränder verlaufen in 
einem schwach konvexen Bogen. Vor den Augen stehen 2 Rand- 
haare und 1 etwas nach innen gerücktes; ferner eins über dem Auge 
und 2 gleiche folgen nach hinten in weiteren Abständen; neben dem 
letzten ein ziemlich langes; 3 Paare zwischen den Antennen. — 
Von der Ventralseite erwähne ich nur ein längeres Paar zwischen 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 7 


den Antennen. — Die Antennen gleichen denen von Phthirpedicinus 
microptlosus Fahrh., nur das 1. Glied ist noch mehr verdickt. 


Der Thorax ist etwa 11, mal so lang als breit; die Seiten sind 
fast parallel. Hinter dem Mesothorax trifft man einen Einschnitt, 
der aber nur dorsal sichtbar ist; an dem vorderen Rande desselben 
einige Haare. — Die Beine zeigen Übereinstimmung mit Phthirpe- 
dicinus. Die beiden ersten Glieder sind bei allen Paaren ziemlich 
gleich;. der Femur ist beim 1. Paar etwas länger; bezüglich der 
Tibia und Tarse sind die beiden hinteren Paare überein gebaut: 
Die Tibia ist etwas verkürzt, aber mit breitem Daumen versehen, 
in den eine breite, stumpfe Greifkralle sich einklappen läßt; am 
ersten Paare sind Tibia und Tarse schlanker und länger, die Kralle 
ist schmal und spitz. Onychium deutlich, davor eine hakenförmige 
Borste. 


Das Abdomen läßt die Segmente nur undeutlich erkennen. 
Auf jedem Segment beiderseits eine Querzeile feiner Borsten. Es 
sind drei seitliche Abdominalfortsätze (Pleurite) vorhanden wie bei 
der Gattung Pedicinus. Das letzte Segment ist hinten abgerundet 
und trägt längere Randborsten. Am 8. Segment trifft man jederseits 
3 lange Eckborsten und am 7. Segment nur zwei. 


b. 2. Der Kopf des 2 ist länger; dessen Seitenränder sind fast 
parallel. Ebenso ist das Abdomen etwas schlanker gehalten; die 
Pleurite sind besser entwickelt. — Im übrigen ist nichts besonderes zu 
‚erwähnen. Die letzten Segmente sind nach dem Typ der Vergleichs- 
gattungen gebaut. Die Gonopode ragt nur wenig hervor und trägt 
7 Borsten. 

Die Gattung Neopedieinus 
bildet den Übergang zwischen Pedicinus und Phthirpedicinus. 
Kopf länglich. Augen deutlich gewölbt. Antennen dreigliedrig bei 
Larven und Erwachsenen. — Thorax schmal; ein Stigmenpaar. 
Sternum fehlt. 1. Beinpaar mit spitzer, schlanker Kralle; 
2aundo Basssunter sieh £leich, mit. breiter, stumpfer 
Kralle und starkem Daumen an der Tibia. Onychium .deutlich. 
— Abdomen mit drei Seitenfortsätzen (Pleurite). Jedes 
Segment mit einer Querzeile feiner Borsten beiderseits. Gonopoden 
rudimentär. — Allgemeinfärbung ist schmutzig gelblichgrau. 


8. Haematopinus bufali (de Geer). 
(Taf., Fig. 3.) 
Diese Art ist in der Sammlung Friedenthal durch mehrere 9, 
1 & und mehrere Eier vertreten, die auf einem Kafferbüffel (Buffelus 
caffer) gesammelt worden sind. Bislang existiert dazu keine auch 
nur annähernd brauchbare Beschreibung, obgleich die Art mit zu 
den am frühesten entdeckten gehört. Aufgestellt ist sie von de Geer?) 


2, Ch. de Geer, Memoires pour servir & l’histoire des Insectes. Tome 
VII Stockholm 1778, S. 68, Pl. I, Fig. 11 und 12. 


11. Heft 


S H. Fahrenholz: 


und es ist wirklich schwierig, mit seiner Beschreibung und Zeichnung 
die vorliegenden Präparate zu identifizieren; namentlich steht dem 
seine Größenangabe!®) entgegen. Die späteren Beschreibungen 
von Gervais!!) und von Giebel!2) unter dem Artnamen ‚‚Phthiriopsis“ 
scheinen nicht auf eigenen Untersuchungen zu beruhen, sondern 
sind de Geer entlehnt. Da alle genannten Autoren eigentlich nur 
Gattungsmerkmale angegeben haben, so ist der Vorschlag Piaget’s, 
genannte Art mit Haematop. tuberculatus zu vereinigen, immerhin 
zu begreifen. Mit seinem Vorschlage hat er unbewußterweise so 
ganz unrecht nicht gehabt, da Haematop. bufali dem Haematop. 
tubercul. nahe verwandt ist. 

Nun ist 1909 unter dem Namen Zaematopinus bufalı (de Geer) 
von Neumann ein Haematopinus beschrieben!?), dessen Wirt nicht 
sicher festgestellt ist, sondern der nur auf Grund von Vermutungen 
als Duffelus ca/fer angenommen wurde. Ich darf nunmehr behaup- 
ten, daß die von Neumann beschriebenen Anopluren von einem 
anderen Wirt stammen müssen (vielleicht Buffelus brachyceros), 
da sie eine neue Art bilden, für die ich den Namen 


Haematopinus Neumanni 


vorschlage. Der Verfasser hat seiner ausführlichen Beschreibung!) 
recht klare Detailzeichnungen beigegeben, die das Sternum und 
die Geschlechtsorgane veranschaulichen. Diese Teile geben auch 
bei der Gattung HZaematopinus gute Unterscheidungsmerkmale ab. 
Meine Ansicht über die Beschreibung Neumann’s findet eine Stütze 
in der bereits erwähnten Arbeit Mjöberg’s®). Er bringt auf Seite 166 
unter „Haematopinus phthiriopsis Gerv.“ (von Bubalus caffer) eine 
Zeichnung: vom & (darstellend die letzten Abdominalsegmente), 
die mit dem von mir untersuchten Individuum übereinstimmt. Die 


10) „„Ils sont un peu plus petits que les Poux ordinaires des hommes. ‘“ 

11) Histoire naturelle des Insectes. Apteres par Walckenaer. Vol. III: 
Par. P. Gervais. p. 306, Paris 1844. 

12) ©. G. Giebel, Insecta Epizoa. Leipzig 1874, p. 47. 

13) L. G. Neumann, Notes sur les Pediculides. (Archives de Parasito- 
logie, tome XIII, p. 500, Fig. 2—5. — Paris 1909.) 

14) Bezüglich der Zahl der Abdominalsegmente kann ich mich der Auf- 
fassung Neumann’s nicht anschließen. Er zählt deren ja auch 9, aber sein 
1. Segment gliedert er in drei hintereinanderliegende Teile. Sein 1. Teilstück 
ist aber das Verbindungsstück zwischen Thorax und Abdomen, das man in 
der Draufsicht allerdings in der tiefen Querfurche zwischen den genannten 
Körperabschnitten erblickt. Sein 2. und 3. Teilstück müssen (mit Enderlein) 
als I. und 2. Segment aufgefaßt werden, wie das auch das photographisch 
gewonnene Bild des Integuments der Dorsalseite des Abdomens auf Taf., Fig. 3 
deutlich zeigt. Da vom 1. Segment nur das Tergit deutlich erkennbar ist, 
findet man leider die Auffassung Neumann’s auch noch sonst, selbst in 
neuerer Literatur. Es ist aber zur Vermeidung von Zweideutigkeit sehr zu 
wünschen, daß die Zahlenbezeichnungen der Segmente bei den Autoren 
einheitlich, und zwar nach der richtigeren Auffassung Enderlein’s, gemacht 
werden. — Neumann redet zwar auch noch von einem 9. Segment; dies ist 
aber nur ein Stück desselben; Segm. 8+9 nach Neumann ist das 9. nach 
Enderlein. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 9 


folgende Beschreibung von Haematopinus bufali (de Geer) berück- 
sichtigt nur das 9. 

Der Kopf ist an der Unterseite des Thorax mit stark chitini- 
sierter Basis eingesetzt, so daß der kurze Hals von oben nicht ge- 
sehen wird. Am Grunde des sehr schmalen, aber tiefen Einschnittes 
hinter den Antennen erblickt man einen schwarzen Fleck. Vor den 
Antennen zeigt der Vorderkopf eine leichte Einschnürung, so daß 
durch die beiden Einschnitte eine konvex hervortretende Rand- 
partie abgegrenzt wird, die das Grundglied der unterwärts einge- 
lenkten Antennen beinahe ganz verdeckt und die mit zwei Rand- 
borsten versehen ist. Vor der vorderen Einschnürung steht noch 
eine einzelne Borste und an der Spitze des Kopfes sind mindestens 
2 Paare Borsten wahrnehmbar, die nach vorne gerichtet sind. Die 
sogenannten ‚„Augenecken“ sind gut ausgebildet, so daß sie das 
2. Glied der gestreckt zurückgeschlagenen Antennen noch fast voll- 
ständig verdecken. Hinter den Augenecken wird der Hinterkopf 
allmählich schmäler und trägt an dem hier fast wasserhell (in Ka- 
nada-Balsam) aussehenden Rande jederseits drei einzelne Borsten. 
Auch diese Art zeigt eine Gruppe heller Punkte 35) auf der Ober- 
seite. Am auffälligsten ist ein Paar auf dem Vorderkopfe, un- 
gefähr in gleicher Höhe mit der vorderen Einschnürung gelegen; 
zwei weniger deutliche Paare liegen auf dem Hinterkopfe, an- 
geordnet in einer gedachten Linie, die die Mitte des vorderen 
Thoraxrandes mit den beiden Augenecken verbindet. Die von den 
verwandten Arten beschriebenen hellen Furchen auf dem Hinter- 
kopfe sind auch bei dieser Art vorhanden. — Die Rüsselöffnung 
liegt nicht ganz an der Spitze, sondern ist etwas nach unten gerückt. 
So erblickt man das Labralsklerit als dunkelbraunen Chitinring. 
An großen Borsten zeigt die Unterseite jederseits drei in der Nähe 
des Randes vor den Antennen und zwei dahinter. Die Antennen 
tragen die üblichen Borsten. Das Grundglied ist das kräftigste, 
aber auch zugleich wenig kürzer als die übrigen; die drei folgen- 
den sind unter sich an Länge und Form ziemlich gleich; das 5. 
Glied ist schmäler, aber länger, überall gleich dick und viel dunkler 
gefärbt als die übrigen; die Sinnesgrube ist endständig; ein 
weiteres Sinnesorgan scheint mir in der Mitte des 5. Gliedes zu 
liegen. 

Der Thorax ist breiter als lang. Der Vorderrand erscheint 
von oben gerade, die Seitenwände sind konvex. Die Vorderecken 
sind schräg abgeschnitten, während an den -Hinterecken ein nach 
oben und hinten gerichteter Vorsprung (Fig. 8a) ausgebildet ist. 
Der ganze Rand ist schwarz chitinisiert. — Das Sternum (Fig. Sb) 
ist ähnlich dem von Haematopinus tuberculatus. Die Beine sind 
nach Bauart und Größe unter sich gleich. Das Grundglied trägt am 


15) Mjöberg gibt auf $. 167 seiner vorhin angeführten Arbeit für diese 
Art und für Haematop. punctatus Rud. noch einen einzelnen hellen Fleck 
zwischen dem vorderen und dem 2. Paare an, den ich nicht aufzufinden 
vermag. ; 


11. Heft 


10 H. Fahrenholz: 


inneren Ende einen zahnartigen Fortsatz; hierin stimmt also 
Haemat. bufali mit der Zeichnung Neumanns (Seite 502) vonseinem 
Haem. bufali (jetzt Haemat. Neumanni mihi) überein. Von den 
übrigen Gliedern der Beine will ich nur noch erwähnen, daß sie bis 
auf einzelne dunkle Flecke und bis auf die starken Krallen hell 
gefärbt sind; die Femura zeigen jeder 4 helle, rundliche Flecke, in 
denen Borsten stehen. 
Das Abdomen ist oberseits durch eine QOuerfurche deutlich 
vom Thorax abgetrennt. Das Verhältnis der Länge zur Breite 
—=5:4. Die größte Breite mißt man im 
3 5. Segment. Die Segmente 2—8 tragen 
ee nach “ der Seite gerichtete, große, 
eckige Fortsätze, denen an der Ven- 


tralseite Chitinplatten eingelagert sind; 


b. | letztere lassen aber die äußeren Spitzen 
frei, in denen die Tracheenöffnungen 
liegen. Das 2. Segment hat keine Tra- 

re cheenöffnung. Jeder Fortsatz trägt 
ein Büschel von 5—10 nach hinten 
gerichteter, farbloser Borsten. Auf der 


Dorsalseite zeigt jedes Segment (ausge- 
nommen das 9.) zu beiden Seiten der 
hellen Längslinie (Taf., Fig. 3) die 2 
i“ ae Paare dunkler Ouerstreifen und seit- 
'e us Dufatı (ae ze < . : 2 > 
ren Thorax, er (9.8. Segm.) JSe2® Were 
dorsal. b= Thorax, ventral. dunkle Stelle. Die Borsten sind gut aus- 
gebildet und stehen in der Nähe des 
Randes in Gruppen, die auf jedem Segment durch eine 
QOuerzeile verbunden sind (das letzte Segment zeigt beim 2 
auf der Dorsalseite zwei größere Chitinplatten, die in ihrer Grund- 
form Artmerkmale bieten). — Auf der Ventralseite sind das 3.—9. 
Segment deutlich erkennbar und durch je eine Ouerzeile Borsten 
(ausgen. das 9.) ausgezeichnet. Das vorsderte Segment trägt zwei 
deutliche Borstenzeilen und deutet somit noch an, daß es aus Ver- 
schmelzung von Segment 1 und 2 hervorgegangen ist. Die Gono- 
poden sind breiter als bei Haematop. tubercul. und durch Chitin- 
einlagerungen dunkelbraun gefärbt. Sie werden gestützt durch 
einen längsgerichteten Chitinbalken des Körperinnern, der mit 
verbreiterter Basis an sie hinantritt. Die zu den Gonopoden ge- 
hörenden dichten Borstenzeilen setzen sich auf dem letzten Seg- 
mente fort (Fig. 9). Zwischen den Gonopoden erblickt man zwei 
zum Teil übereinanderliegende Platten, die nach Vorkommen und 
Gestalt bei der Gattung Haematopinus Artmerkmale bieten. : Die 
in der Zeichnung nach hinten gerichteten Fortsätze des 9. Segments 
sind bei einzelnen Individuen nach innen eingeschlagen, so daß sich 
die Spitzen zum Teil decken. 
Das 8 unterscheidet sich von dem vorstehend beschriebenen 2 
— soweit ich es nach dem einzigen vorhandenen Exemplar fest- 


Fig. 8. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 11 


stellen kann — nur in folgenden Punkten: Es ist in allen Teilen 
kleiner, bis auf die Fühler, die durch Streckung der Mittelglieder 
länger sind als beim %; das letzte Segment ist abgerundet; eine 
ventrale Genitalplatte ist kaum zu erkennen. 


Größenangaben: 
Länge: Breite: Länge: Breite: 
Kopf: 0,84 0,61 0,885—0,91  0,60—0,64 
Thorax: 0,59 1,01 0,635—0,65 1,10—1,12 
Abdomen: 1.91 1,54 210 2a Zar 
Fühler: 0,56 0,088 0,50—0,58 0,088—0,096 
Ganze Länge: 3,09 4,07—4,64 


Das Ei (Fig. 10) zeigt ein gekörneltes Aussehen. Die Mykro- 
pylenzellen sind zahlreich, aber sehr klein (in der Zeichnung nicht 
wiedergegeben). Die Kittmasse umfaßt den Schaft des Haares nur 
auf eine kurze Strecke. Länge 1,396 mm; Breite 0,676 mm. 


Fig. 9. Haematopinus bufali (de Geer) 2. Hinterende des Fig. 10. Haema- 
Abdomen, ventral. (Zwischen den Gonopoden 2 Inter- topinus bufali 
gonopodialplatten.) (de Geer). Ei. 


9. Linognathus binipilosus n. sp. 
(rate ki 4, 5) 

Der Wirt dieser neuen Art läßt sich nicht genauer angeben: 
Mazama-Hirsch (Reducina spec.). Da Läuse von Hirschen bislang 
in genügender Weise nicht beschrieben sind, kann ich leider nicht 
vergleichend vorgehen und laufe somit Gefahr, die spezifischen 
Eigentümlichkeiten nicht richtig hervorzuheben. 


Größenverhältnisse: & 
Länge: Breite: Länge: Breite: 
Kopf: 0,31—0,33 0,13—0,16 0,31—0,32 0,15—0,17 
Thorax: 0,26—0,32 0,31—0,33 
Abdomen: 0,75—0,90 0,44—0,52 0,94—1,25  0,48—0,70 
Antenne: 0,23—0,24 0,040—0,043 0,19—0,23 0,039 —0,041 
Ganze L::’1,16-1,34 1,33—1,69 


11. Heft _ 


112 H. Fahrenholz: 


a) Weibchen. Kopf und Thorax zeigen bei beiden Geschlech- 
tern ziemlich dieselben Merkmale. Der Vorderkopf hat in der 
Draufsicht die Gestalt eines Dreiecks mit abgerundeter Spitze; erst 
bei tieferer Einstellung des Mikroskops werden zweiseitliche Wülste 
sichtbar, wie ‚Fig. 4 unserer Taf.‘ zeigt. Am Randeerblickt maneine 
leistenförmige Chitinverstärkung, die an der Spitze etwas zurück- 
tritt. Der Hinterkopf ist nur unmerklich abgesetzt, verläuft in den 
Seitenrändern fast parallel und steckt mit seiner Basis im Thorax. 
Die Rüsselöffnung ist an die Unterseite gerückt. Sie Spitze des 
Kopfes wird von mehreren kleineren Borsten umgeben; etwas 
zurück steht eine dorsale Ouerzeile 
kaum größerer Borsten. Die übrigen 
Borsten der Dorsalseite stehen in 2 Paar 
Gruppen von je 5: die erste in Höhe 
der Antennen, die zweite weiter nach 
hinten (Fig. 11); die erwähnten Wülste 
tragen je eine dem Rande eingefügte 
Borste. Auf der Ventralseite sind nur 
3 Paare bemerkenswert: 1.ein von den 
zuletzt genannten nach innen gerücktes 
Paar, 2. ein längeres noch weiter ein- 
wärts oberhalb der Antennen und 3. 
das längste Paar etwa in der Mitte zwi- 
schen Antennen und Thorax. — Die An- 
tennen sind verhältnismäßig gut ent- 
wickelt; die einzelnen Glieder nehmen 
an Breite vom 1. bis zum 5. ab; das 

“ar 2. ist am längsten. 
Fig. 11. Linognathus bini- Der Thorax ist dorsal tief spitzwinklig 
a sp. 0. Kopf und „usgeschnitten und trägt in der Nähe des 
horax, dorsal. DH, E j - 

Vorderrandes ein kurzes und etwa in der 
Mitte ein sehr langes Borstenpaar. Die beiden großen Tracheenöff- 
nungen liegen etwas vom Rande entfernt ;ein Paar rudimentärer Stig- 
men liegt weiter nach hinten (Fig. 11). — Das erste Beinpaar ist erheb- 
lich schwächer als die beiden übrigen Paare, von denen dasletzte das 
kräftigste ist; es ist an keiner Stelle stärker chitinisiert, sondern zeigt 
überall bräunlich-gelbliche Färbung wie der ganze Körper; die Tarse 
ist gegen den Fortsatz der Tibia so beweglich, daß sie vollständig da- 
rauf gelegt werden kann; die Kralle ist etwa so lang wie die Tibia und 
sehr schlank, spitz und gebogen. Beim 2. und 3. Paare sind diese Ver- 
hältnisse durchaus andere: die Tibia hat noch dieselbe Grundform, 
ist aber mit einem auffällig großen, an der Spitze etwas stärker 
chitinisierten Fortsatz versehen, der nur einige haarähnliche 
Borsten trägt; an der Innenseite bildet der Fortsatz eine breite 
Fläche; da die Breite der Tibia am äußeren Ende größer ist als ihre 
Länge, macht sie einen sehr gedrungenen Eindruck; die Tarse ist 
vollständig mit ihr verwachsen, infolgedessen unbeweglich underhält 
durch eine starke Chitinleiste an der Außenseite noch eine besondere 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 13 


Versteifung; die dunkelbraune, kräftige, stumpfe Kralle läßt 
sich in den Raum zwischen Tibiafortsatz und Tarse ein- 
schlagen. 


Das Abdomen hat länglich elliptische Gestalt und greift auf 
den Thorax hinauf. Die Segmente sind am Rande, in dessen Nähe 
die Stigmen liegen, nur leicht angedeutet. Das erste Segment ist 
zwar klein, aber dorsal gut zu erkennen; es trägt ein Borstenpaar. 
Beim 2. Segment deutet eine dorsale Querfalte eine sekundäre 
Gliederung an, die auch durch das Vorhandensein von 2 Paar 
hintereinanderstehender Borsten zum Ausdruck kommt. Die 
übrigen Segmente tragen 
— wie das erste — nur 
je ein längeres Borsten- 
paar in der Mitte; im gan- 
zen betrachtet bilden die 
erwähnten Borstenpaare 
aller Segmente zweiLängs-, 
reihen neben der Mittel- 
linie des Abdomens. In 
gleichen Längsreihen ge- 
ordnet erblickt man ent- 
sprechende Paare auf der 
Ventralseite (2.—7. Seg- 
ment). In der Nähe des 
Seitenrandes sind Segment 
2—7 noch mit je einer grö- 
ßeren Borste auf der Dor- 
salseite versehen (2. Segm. 
vor der erwähnten noch 
eine kleinere Randborste). 
Sämtliche Borsten nehmen 
vom 1. Segmente ab an er, a 5 
zeıNı = bei u EG ende de Aha 
kerer Vergrößerung zeigen 
sich (dors. und ventr.) auf den Segmenten noch je eine Ouer- 
zeile von 4A—8 recht kleiner Borsten; ebensolche stehen in der Nähe 
der Analöffnung, die ganz auf die Dorsalseite gerückt ist. Die Ven- 
tralseite hat Randborsten nur am 6.—8. Segment aufzuweisen. Ober- 
halb derGeschlechtsöffnung stehen noch2Längszeilen feinerer Borsten 
(Fig. 12). Die Gonopoden bilden abgerundete Lappen, deren Rand 
stark chitinisiert ist und sind mit mindestens acht kräftigen, z. T. 
sehr langen Borsten besetzt. Die randliche Chitinleiste wendet sich 
von der Mitte des Randes fast rechtwinklig nach innen. Als Stütze 
der inneren Geschlechtsorgane scheint eine winklig gebogene 
Chitinleiste oberhalb der Geschlechtsöffnung zu dienen. Die beiden 
Klappen des Telson sind in zwei lange, kräftig chitinisierte, spitze 
Zapfen ausgezogen. 


11. Heft 


14 H. Fahrenholz: 


b) Männchen. Es zeigt bis auf die beiden letzten Abdominal- 
segmente die Merkmale des 9; nur die Segmentierung des Abdomens 
ist deutlicher. Die chitinisierten Teile des Geschlechtsapparates 
sind sehr charakteristisch ausgebildet: Die Basalplatte (Fig. 13) 
ist ziemlich lang, schmal, parallel und nur am Hinterrande leicht 
verbreitert; die Parameren sind sichelförmig gebogen und so lang, 
daß sie zur Hälfte aus der Geschlechtsöffnung herausragen; den 
Hinterrand des letzten Segments umsäumt eine kräftige Chitin- 
leiste, die nach vorne verlaufend den Abdominalrand an den Hinter- 
ecken des vorletzten Segments verläßt, sich bis ins 6. Segment er- 
streckt und in gewundener Linie fast parallel (im ganzen betrachtet!) 
die Basalplatte beiderseits begleitet; zwischen letzterer und der 
beschriebenen Leiste sind 
zahlreiche Muskelstränge 
angebracht, die bei Kon- 
traktion die Basalplatte 
mit Parameren und Penis 
hervor-strecken. Der Prä- 
putialsack ist klein und 
stark chitinisiert. 

c) Larven liegen mir 
nur in fast ausgewachse- 
nem Zustande vor. Sie 
zeigen im wesentlichen die 
Beborstung der erwach- 
senen Individuen, nur daß 
die Borsten z. T. erheblich 
kleiner sind. Ein Exem- 
plar befindet sich kurz vor 
der Häutung zum d; durch- 
| scheinend erkennt man die 
Fig. 13. Linognathus binipelosus n. sp. weit aus der Geschlechts- 


3. Geschlechtsorgan, ventral. nf 
Sa ni öffnung hervorragenden 
Parameren. 


d) Die Eier (Taf., Fig. 5) sind sehr zarthäutig. Die Zahl der Mi- 
kropylenzellen ist nur gering. Die Kittmasse ist klumpenförmig 


und steht rechtwinklig zur Längsachse; unterhalb der Ansatzstelle 
am Außenrande des Eies bildet sie einen zapfenartigen Vorsprung. 


II. Läuse des Zoologischen Museums zu Berlin. 


In den meisten Museen bilden die Läuse ein Arbeitsgebiet, an 
das sich nur selten jemand hinanwagt, ja für das oft genug gar nicht 
mal gesammelt wird. Kein Wunder also, wenn man bei Durchsicht 
des Materials aus Museen zahlreichen neuen Arten begegnet. Von 
dem mir vorliegenden Material des Berliner Museums haben bislang 
anscheinend nur Enderlein und Harms einige Arten untersucht. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 15 


1. Pediculus capitis de Geer. 


Da ich das hierhin gehörende Material bereits zusammen mit 
dem auf Seite 1 dieser Arbeit aufgeführten an anderer Stelle be- 
schrieben habe, gehe ich darauf nicht weiter ein. Es wurde gesam- 
melt auf Negern am Mun-Aya, Nebenfluß des Cross-Flusses in 
Kamerun und bei Misahöhe. Diese afrikanische Varietät habe ich 
Pedic. cap. var. maculatus benannt. Vorhanden sind $ und Q in 
ausreichender Zahl. 


2. Pedieulus humanus L. 


Das zu dieser Art gehörende Material ist von dem Sammler 
ungenügend konserviert worden, so daß man es für Untersuchungen 
nicht verwerten kann. Von 
Negern stammt nur 19, Ü 
das jedenfalls zu der Varie- \ 
tät P. hum. v. nigritarum 
Fabric. gerechnet werden 
muß. 


3. Pedieulus oblongus n. sp. 

16) Wie ich schon an an- 
derer Stelle ausgeführt 
habe, steht diese Art dem 

Pediculus Friedenthali 
Fahrh. am nächsten. Sie 

wurde gesammelt auf Ä 
einem Gibbon (H ylobates Fig. 14. Pediculus oblongus n. Sp. 9. 
syndactylus) des Berliner Hinterende des Abdomen, ventral. 
zoologischen Gartens. Nur das © ist bekannt. 

Der Kopf ist dem bei Pediculus capitis ähnlich; er ist aber 

kürzer und gedrungener als bei Pedic. Friedenthali, namentlich in 
der Augengegend. Seine Ansatzstelle liegt ventral. 


Der Thorax übertrifft den bei P. Friedenthali etwas in der 
Breite und erscheint somit kräftiger gebaut. An den Seitenrändern, 
in denen auch die Tracheen münden, erblickt man die auch bei den 
verwandten Arten vorhandene braune Chitinisierung, von der drei 
nach der Mitte verlaufende Leisten ausgehen. Die Beine bieten 
nichts besonderes. 


Das Abdomen ist — wie bei den beiden bereits herangezogenen 
Vergleichsarten — am Rande deutlich segmentiert. Im Gegensatz 
zu P. Friedenthali sind aber die ersten Segmente nicht wesentlich 
breiter als der Thorax;sie nehmen bis zum 7. an Breite zu, während 
bei der erstgenannten Art die größte Breite im 5. Segment gemessen 
wird. Die Segmentränder zeigen einen schmalen dunkelbraunen 
Chitinrand. Die Färbung des Abdomens ist hellgelb. Die Gono- 
poden sind in der Gestalt denen von P. Friedenthali etwa 


16, Seite 2 dieser Arbeit. 


11. Heft 


16 H. Fahrenholz: 


gleich ; aber während sie bei letzterer Art nach hinten zeigen, so daß 
sich dieSpitzen höchstens berühren (Fig.2), sind sie bei Pedic. oblongus 
nach innen gerichtet (Fig. 14), so daß sie mit den Spitzen überein- 
ander liegen. Das letzte Segment ist so lang wie breit, so daß bei 
dieser Art die Gonopoden mit ihrer Spitze von dem Einschnitt eine 
längere Strecke entfernt bleiben. Die Borsten sind etwas weniger 
zahlreich und kleiner als bei P. cap. 


Größenangaben: o 
Länge: Breite: 
en 0,43—0,45 0,395 —0,36 
orax! ee 0,62—0,64 
Abdomen: m 0,85—0,91 
Antenne: 0,28—0,29 0,061— 0,064 


Ganze Länge: 2,42—2,66. 


Wie die Beschreibung beweist, ist es wirklich nicht leicht, viele 
markante Unterscheidungsmerkmale anzugeben. Wenn man näm- 
lich die Arten P. capitis, P. Friedenthali und P. oblongus vergleicht, 
so bieten sie dem Beschauer gut charakterisierte Totalbilder, so daß 
an der Verschiedenheit der drei Arten kein Zweifel bestehen kann; 
aber es läßt sich das kaum durch Beschreibung genügend zum 
Ausdruck bringen, 


4. Pedieulus lobatus n. sp. 
(Taf, Bir.b, %.) 

Das Material zu dieser neuen Pediculus-Art stammt von einem 
Ateles rellerosus des Berliner zoologischen Gartens (Sammler: 
R. Lemm; IV. 1910) und ist sehr reichlich vorhanden. 

a) d. Die Grundfärbung des Körpers ist bräunlichgelb, die bei 
einem einzigen — augenscheinlich recht alten — Exemplare in 
hellbraun übergeht. Der Kopf unterscheidet sich in seinem Aus- 
sehen kaum von Pediculus capitis, nur daß die Fühler verhältnis- 
mäßig etwas länger sind. Der Vorderkopf trägt an den Seiten je 
eine dunkelbraune chitinisierte Platte, die am Vorderrande durch 
eine schmale, ungefärbte Ouerspange miteinander verbunden sind; 
an den Seiten und vorn mehrere steife Haare. Die Augen sind deut- 
lich vorgewölbt,; davor und dahinter kleine braune Platten mit 
einzelnen Haaren. Die Haare der Oberseite stehen sehr vereinzelt 
und sind sehr klein. An der Unterseite sind die Haare ebenso klein 
und — mit Ausnahme derjenigen in der Nähe der Rüsselöffnung — 
alle in die Nähe der Antennenbasis gerückt. Die Antennen besitzen 
ein kurzes, verdicktes Grundglied; das 2. Glied (das längste) und 
das 5. sind fast parallel, das 3. und 4. am distalen Ende breiter; es 
ist nur eine terminale Sinnesgrube am 5. Gliede zu erkennen, deren 
Borsten sehr klein sind. — Der Thorax trägt am Rande den bei 
dieser Gattung meistens vorhandenen Chitinsaum, von dem aus 
zwei ebensolche Streifen nach der Mitte zu verlaufen. Die Stigmen 


[3 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 17 


findet man an bekannter Stelle dem Rande eingefügt. Die Unter- 
seite bietet ebenfalls nichts besonderes; ein Sternum ist nicht mal 
angedeutet und von Borsten findet man keine Spur. — Das Ab- 
domen ist beim & der übrigen Pediculus-Arten ziemlich schlank, 
bei der neuen Art ist es verhältnismäßig breit. In der zweiten Hälfte 
sind die Segment-Einschnitte sehr tief, so daß das Abdomen 
gelappt erscheint. Die dunkelbraunen Randplatten bilden einen 
schmalen Saum. Auf dem Mittelfelde erblickt man dunkelbraune 
Querstreifen und zwar: III. ein sehr schwacher Streifen; IV. ein 
langer und ein kurzer, die in der Mitte verbunden sind; V. zwei fast 
gleich lange; VI. ein langer und ein kurzer; VII. ein langer Streifen; 
VIII. ein kurzer, schwacher Streifen. Jedes mit Ouerstreifen ver- 
sehene Segm. trägt eine Querzeile kurzer, zahlreicher Borsten, die 
leicht übersehen werden, namentlich auf der Ventralseite, wo die Be- 
borstung die gleiche ist. Abgesehen von einzelnen sehr feinen Haaren 
in der Nähe des Abdominalrandes, trifft man nur noch am letzten 
Segment etwas längere Borsten an, die besonders die Geschlechts- 
öffnung umgeben und den Hinterrand umsäumen. Wo auf der 
Ventralseite des 7. Segments beim & der Negerlaus eine Ouerplatte 
angetroffen wird, erblickt man bei der neuen Art zweinebeneinander- 
liegende Platten, die nur bei einem einzigen alten Exemplar zu 
einer Querplatte vereinigt sind. 

b) Das Weibchen bietet — abgesehen von den Geschlechts- 
organen — nicht viel besonderes. Der Sexualdimorphismus im Bau 
der Vorderbeine ist vorhanden und die Segmentierung des Abdo- 
mens ist noch schärfer ausgeprägt. Wie bei allen andern Arten 
unserer Gattung fehlen dem @ die Ouerplatten des Abdomens; 
dafür haben die Pediculus-Weibchen eine dunkle Ouerplatte ober- 
halb der Gonopoden, die sich bei den Individuen der einzelnen Art 
zwar nur in der Grundform konstant zeigt. Bei der neuen Art ist 
selbige — in der Längsachse des Körpers gemessen — nur sehr 
schmal. Am letzten Segment ist hier nur ein feiner Schlitz, keines- 
wegs ein Ausschnitt vorhanden. Die Gonopoden stehen weit nach 
hinten und erinnern in ihrer Form stark an Pediculus capıtıs. 


Größenangaben: 

d: Länge: Breite: 
Ganz 1,59—2,10— 2,19 
Kopf 0,42—0,45 0,33 —0,34—0,36 
Thorax \ 0,55 —0,60—0,67 
Abdomen | _ 1611,81 0,82—0.94—0,97 
Antenne 0,33—0,39 

90: Ganz 2,34—2,55— 2,83 
Kopf 0,46 0,36—0,37 
Thorax 0,60 —0,67 —0,69 
Abdomen } 2,15 2,26 1,23 1,24 —1,%6 
Antenne 0,32 —0,36. 


Archiv für Naturgeschichte 
1913 A, I 2 11. Heft 


18 


H. Fahrenholz: 
Larve I: Ganz 0,93—1,05 
Kopf 0,31 0,24 
Thorax 0,33 —0,37 
Ah 0,64—0,78 0.280,39 
Antenne 0,25. 
Larve II: Ganz 1,17—1,91 
Kopf 0,33 —0,40 0,28—0,31—0,33 
Thorax 0,43—0,52—0,55 
a! 0,85 1,385 1,49 49_0,70—0,81 
Antenne 0,27 —0,31—0,33 
2% 0,91 0,34 . 


ec) Bei dieser Art habe ich die allgemeinen Resultate, die ich 
bereits bei Pedic. capitis!”) bezüglich der Entwicklung der Gattung 
Pediculus im Larvenzustande gemacht hatte, durchaus bestätigt ge- 
funden, daß man nämlich unter den vielen Larvenformen zwei Haupt- 
entwicklungsstadien annehmen muß auf Grund der Beborstung. 
Selbst bei den jüngsten Formen sind Kopf, Thorax und Beine schon 
fast vollkommen ausgebildet, während das Abdomen anfangs in 
der Größe noch hinter dem Thorax zurückbleibt. Das erste Haupt- 
entwicklungsstadium trägt auf dem fast geradlinig begrenzten 
Abdomen pro ‚Segment nur ein Paar Mittelfeldsborsten. Im 
2. Hauptstadium sind stets mindestens zwei Paare Borsten in einer 
Querzeile vorhanden und die Segmente sind am Rande z. T. schon 
durch tiefe Einschnitte getrennt. 

d) Die Eier stehen oft zu mehreren an demselben Haare, sind 
aber jedes besonders angeheftet. Der Deckel ist beinahe ganz flach 
und läßt große Mikropylenzellen hervortreten. 


5. Pedieinus rhesi Fahrh. 


Je mehr Funde dieser Art mir zu Gesicht kommen, desto mehr 
wird mir klar, daß der spezifische Wirt nicht nachweisbar sein wird, 
solange nur Material von Affen der zoologischen Gärten gesammelt 
wird. Die Behauptung Gervais’s®), daß in den zoologischen Gärten 
die Affen sich gegenseitig mit Läusen infizieren, scheint zu 
stimmen. Das Berliner Museum besitzt Pedicinus rhesi aus dem 
dortigen Garten von Cynopithecus miger Desm. (26. 11. 01). Ich 
habe genannte Art auf Macacus rhesus nachgewiesen. Die in der 
Friedenthal’schen Sammlung befindlichen Individuen von Cerco- 
pithecus griseo-virid. möchte ich auch hierhin rechnen und sehr 
wahrscheinlich werden sich noch weitere, bislang selbständige 
Arten dieser Gattung mit Pedicinus rhesi identifizieren lassen. 
Man muß also für diese Art mehrere Wirte gelten lassen. Oder ist 
die Determination der letzteren nicht immer einwandfrei gewesen ? 


17) Neue Läuse. S. 65-67 und Beiträge 8. 8-12; Fig. 3—7. 
1°) Walckenaer, Histoire naturelle des Insectes. Apteres. Vol. ILL. 
par P. Gervais. Paris 1844, p. 301. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 19 


6. Haematopinus suis (L.). 

Zu dieser Art gehört ein Fund, bestehend aus 2 9, der in 
Bismarckburg (Togo) gemacht wurde. Die Angabe des Wirtes fehlt. 
— Weiteres Material stammt aus Thera (Griechenland), 2 9. — 
Wegen der geringen Zahl der Individuen muß ich mir versagen, 
‚ weiter darauf einzugehen, obwohl es eine Varietät der europäischen 
Schweinslaus zu sein scheint, die in der Form des Sternum und der 
äußeren Geschlechtsorgane gewisse Eigentümlichkeiten aufweist. 
— Es ist durchaus notwendig, beim Sammeln der Ektoparasiten — 
_ unserer Haustiere jedesmal die Rasse des Wirtes sicher mit fest- 
zustellen, da Abweichungen vorzukommen scheinen. 


7. Haematopinus quadripertusus n. sp. 

In der Regel sind in den Materialproben. von Läusen die 
Weibchen am meisten vertreten. Zu dieser neuen Art liegen an- 
nähernd 100 Jndividuen vor, 
unter denen sich auch nicht 
ein einziges @ befindet, son- 
dern es handelt sich nur um 
g und Larven, gesammelt in 
Banjo (Kamerun) von Rin- 
dern durch Ziemann. Der 
Wirt ist also noch zu er- 
mitteln. 

Das präparierte Tier sieht 
kräftig braun aus infolge 
der starken Chitinisierung, 
die nur vereinzelte hellere 
Stellen freiläßt, andererseits 


aber — besonders bei den 
Abdominalplatten — viel- 
fach in eine schwarzbraune F R 2 
. Kr: ig. 15. Haematopinus quadripertusus 
Farbe übergeht; im ganzen n.sp. &. Kopf, dorsal. 


betrachtet erinnert das Aus- 
sehen an die Abbildung von Haematopinus tuberculatus bei Lucas”). 


Größenangaben: 6 
Länge: Breite: 
Ganz: 3,22—3,57 mm 
Kopf 0.690,72 0,45—0,46 
Thorax NEN ZIEGE 
Abdomen 2362,28 1,48 —1,69 
Antenne 0,46—0,49. 


a) d. Der Kopf ist fast zweimal so lang wie breit. Der Vor- 
derrand ist halbkreisförmig und die Seitenränder verlaufen bis 
zum Scheitelpunkt des ‚„Augenwinkels“ parallel, wenn man die 


19) Annales de la Societe entomologique de France. 2. Serie. Tome II, 
Taf. XI, N. IH, Fig. 1,/1852. 


2* 11. Heft 


20 H. Fahrenholz: 


beiderseitigen hellen Lappen außer Betracht läßt, die sich auf der 
Dorsalseite über das Grundglied der Antennen legen (Antennen- 
basis). Diese Organe, die man bei allenArten der Gattung Haema- 
topinus antrifft, sind bei der neuen Art so groß, daß siedie „Augen- 
ecken“ berühren (Fig. 15). Um die Mundöffnung legt sich ein 
dunkelbrauner Chitinring. Ähnlich gefärbte Flecken trifft man an 
der vorderen Ansatzstelle der Antennenbasis und am Grunde des 
Augenwinkels. Die ‚„Augenecke“ ist ziemlich breit und endigt 
stumpf. Die Seitenränder des Hinterkopfes verlaufen von der 
Augenecke bis zur Ansatzstelle des Kopfes konvex. Der Kopf trägt 
zahlreiche sehr kurze Borsten, deren Mehrzahl in einem hellen, ' 
punktförmigen Felde steht. Die Zahl und Anordnung dieser hellen 
Punkte ist auch bei der neuen Art charakteristisch: Auf dem 
Vorderkopf 2 Paare, von denen das vordere den größten Zwischen- 


raum zeigt; durch den gleichen Zwischenraum ist das 3. Paar 

getrennt, das eben vor den Augenwinkeln angetroffen wird; auf 

dem Hinterkopf noch 4 Paare, von denen die drei vorderen zu zwei 

Gruppen vereinigt sind; das letzte 

e» ea raum und am weitesten nach hinten. 

f — Auf der Ventralseite sind die Bor- 

el sten spärlicher; ich erwähne nur 2 

| Paare vor den Antennen in der Nähe 

En des Randes und 2 Paare an entsprechen- 

der Stelle hinter den Antennen. — 

Die Antennenglieder nehmen an Dicke 

Be sp. d. Sternum. das 2. übertrifft das 1. etwas in der 

Länge. Abgesehen von der Sinnesgrube 

am distalen Ende des 5. Gliedes, deren Borsten nur kurz sind, 
tragen Glied 4 und 5 noch je eine seitliche Sinnesgrube. 

Der Thorax trägt einen dunkelbraunen Chitinpanzer, dessen 
Vorder- und Hinterrand stark konkav und dessen Seitenränder 
segmente erkennen. Die großen Stigmen liegen am Rande, während 
die kleinen des Prothorax nach innen gerückt sind. An der Vorder- 
ecke des Prothorax und zwischen je einem kleinen und großen 
Stigma erblickt man je einen hellen Fleck, ähnlich denen auf dem 
Kopfe. Der Panzer läßt einen Teil des Metathorax frei; dort trifft 
man in einer Querreihe zwei einzelne Platten, ähnlich denen des 
charakteristisches Sternum mit drei spitzen Fortsätzen nach vorne 
(Fig. 16). — Die Beine sind unter sich gleich und sehr kräftig gebaut; 
die braune Chitinisierung wird am Außenrande fast schwarz; die 
Tibia ist kaum länger als die fast ebenso starke Tarse; der Daumen- 
fortsatz beginnt bereits an der Basis der Tibia; die Kralle ist kurz, 
breit, etwas zugespitzt und in den Daumen einschlagbar; die Coxen 


Paar ist ziemlich groß, kurzer Zwischen- 
Fig: 16. Hosmatopinus. qua- und Länge vom 1. bis zum 5. ab, nur 
konvex sind; letztere lassen durch Einkerbungen die drei Thorakal- 
Mittelfeldes auf dem Abdomen. — Die Unterseite trägt ein sehr 
laufennach dem Sternum beinahe spitzzu und tragen keinen Fortsatz. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 21 


Das Abdomen bietet auf der Dorsalseite dasselbe Bild wie 
bei Haematopinus bufali (Taf. Fig3). An jeder Segmentecke stehen 
zwei Borsten. — Die Platten der Ventralseite zeichnen sich durch 
ihre schwarzbraune Färbung aus; dadurch treten die Seitenfort- 
sätze der Segmente besonders deutlich hervor. Die Genitalplatte 
(Fig. 17) reicht bis ans 6. Segment und bedeckt dort die halbe Breite 
des Abdomens; sie läßt vier ziemlich große Felder für Borsten frei. 

b) Larve. Die jüngsten mir vorliegenden Larven sehen 
gelblichgrau aus. Die Seitenfortsätze des Abdomens mit den ein- 
mündenden Tracheen sind schon vollkommen ausgebildet, tragen 
an der Ventralseite auch bereits die allerdings graubraunen Pleurite; 
sonst ist an Chitinisierung noch nichts zu entdecken. Größere 
Larven werden mit fortschreitender Entwicklung dem beschrie- 
benen 9 — abgesehen von den 
Geschlechtsorganen — vollkom- 
men ähnlich; sämtliche Platten 
der Dorsalseite des Abdomens 
z. B.sind vorhanden, desgleichen 
auch die hellen Punkte des 
Kopfes und des Thorax. — 
Eben dem Ei erst entschlüpfte 
Larven scheinen nicht darunter 
zu sein. Somit läßt sich nicht 
feststellen, ob Hauptentwick- 
lungsstadien unterschieden wer- 
den müssen. 


Fig. 17. Haematopinus quadripertusus 
n. sp. d. Genitalplatte. 


8. Haematopinus parviprocursus n. sp. 

Im Anschluß an seine Ausführungen zu Haematopinus tuber- 
culatus bringt L. G. Neumann eine Bemerkung?) zu Haematopinus 
eurysternus, der ich entgegentreten muß. Er schreibt: ‚A. euryst. 
(vom- Rinde) nimmt in Afrika Dimensionen, Eigenschaften und eine 
Chitinisierung an, daß leicht eine Verwechslung mit H. Zuberc. 
möglich ist; er hat dieselbe Größe, die hervorragenden Stigmen des 
Abdomens, ebenso die Seitenfortsätze und die Mittelflecken haben 
dasselbe Aussehen, dasselbe Genitalschild beim & und die Platten 
auf dem letzten Segment des 9; Kopf und Thorax geben Anlaß 
zu derselben Verwechslung“. Nun, wenn der europäische Rinder- 
Haematopinus solche Abänderungen an afrikanischen Rindern 
aufweisen sollte, dann wird doch jeder sagen müssen, es liegt nicht 
mehr Haem. euryst., sondern eine neue Art, mindestens eine Unter- 
art vor. Allerdings habe ich anfangs bei Untersuchung von Rinder- 
läusen afrikanischer Herkunft oft auch geglaubt, es sei höchstens 
eine Lokalrasse von H. euryst. vorliegend. Dann habe ich nach 
gründlichem Vergleichen gefunden, daß es sich um neue Arten bezw. 
Unterarten handelt, die in mancher Beziehung nahe verwandt sind. 


20) Notes sur les Pedieulides. (Archives de Parasitologie, Tome XIII, 
S. 499). Paris 1909. 


11. Heft 


DD) H. Fahrenholz: 


Zu dieser neuen Art ist der Wirt nicht angegeben; es wirdaber 
zweifellos eine Rinderart sein. Der Fund stammt aus Rehoboth 
(Deutsch-Südwestafrika); Sammler Dr. Knuth; nur 2 9. 


Größenangaben: Q 
Länge: Breite: 
Ganz 4,05 
Kopf 0,69 (0,61) 0,46 (0,45) 
Thorax ? 0,87 (0,85) 
Abdomen 2,85 (2,77) 2,08 (1,71) 
Antenne 0,37 (0,39). 


Aus vorstehenden Zahlen (denen in Klammern die von H. 
euryst. beigefügt sind) geht bereits hervor, daß die neue Art erheb- 
lich größer als die Vergleichsart ist. Die Farbe ist im allgemeinen 
mehr braun und erreicht in der Stärke der Chitinisierung beinahe 
Haem. bufalt. 

Der Kopf gleicht fast vollkommen dem von Haem. quadri- 
pertusus, namentlich die Perforation an der Oberseite stimmt 
überein. Die Antennenbasis ist verhältnismäßig etwas kleiner, 
berührt daher die Augenecke nicht. Im Vergleich mit A. quadripert. 
ragt der Kopf ferner freier hervor. — Das 4. Antennenglied ist das 
kürzeste, während das 5. an Länge dem 2. gleichkommt. 

Beim Thorax herrscht auf der Oberseite durchaus Überein- 
stimmung mit H. quadır. Das Sternum steht hinsichtlich seiner 
Form dem von HA. euryst. nahe, doch treten die beiden Vorderecken 
schärfer hervor, während der mittlere Vorsprung des Vorderrandes 
etwas schwächer entwickelt ist. Von den Beinen erwähne ich nur, 
daß bei den Coxen Fortsätze angedeutet sind. 

Auf dem Abdomen sind die Mittel- und Seitenflecken gut 
sichtbar, aber sie sind im Vergleich mit 4. bufali kleiner geblieben. 
Die beiden Platten des letzten Segments gleichen in der Form 
denen von H. euryst. Mit dieser Art besteht auch Übereinstimmung 
in der Form der Pleurite. Im Vergleich mit der Größe des Tieres 
treten letztere nebst den zugehörigen Seitenfortsätzen der Segmente 
nur wenig hervor; infolgedessen und wegen ihrer eigenen Kürze 
überragen die Eckborsten meistens den Körperrand nicht. Die 
beiden Spitzen des Telson sind gut entwickelt. Im Bau der Gono- 
poden vermag ich keinen Unterschied von denen bei HZ. euryst. zu 
erkennen, woraus mir hervorzugehen scheint, daß zwischen beiden 
Arten eine enge Verwandtschaft besteht und es ist immerhin 
möglich, daß nach Untersuchung zahlreicherer Exemplare und vor 
allem auch der Männchen diese neue Art nur noch den Rang einer 
Unterart einnehmen wird. 


Haematopinus elegans n. sp. 
(Taf., Fig. 8.) 
Auch diese neue Art stammt aus Afrika und leider fehlt auch 
hierzu die Wirtsangabe. Sammler: Borchmann, 8. 10. 1896, Gobabis 


4 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 23 


(Südwestafr.);2 9. Der Wirt dürfte, nach der Form des Kopfes zu 
schließen, zur Gattung Eguus gehören. 


Größenangaben: Q 
Länge: 3,21—8,36 Breite: 
Kopt 0,91—0,93 0,40—0,43 
Thorax 0,63—0,69 
Abdomen 202 2.21 1,38—1,59 
Antenne 0,33—0,35. 


Die Farbe ist hell gelbraun infolge schwacher Chitinisierung;; 
darin besteht Übereinstimmung mit H. euryst. Der stark verlängerte 
Kopf ist fast dreimal so lang wie breit; der vor den Augenecken 
befindliche Teil ist am längsten. Auf dem Vorderkopfe sind stärker 
chitinisierte Platten nicht ausgebildet; daher sieht man von der 
Oberseite aus bereits die leistenförmi- 
gen Randplatten der Unterseite. Helle 
Punkte, wie man sie bei den übrigen N 
Arten der Gattung gewöhnlich antrifft, ER 
fehlen vollständig. Die Borsten sind 
sehr fein und bieten nichts bemerkens- \ 
wertes. Die Antennenbasis ist nicht 
sehr breit geraten und berührt die 
Augenecke nicht. Letztere ist an der 
Spitze breit abgerundet und erweckt 
daher fast denEindruckeines wirklichen „7, 

5 ö 5 > ig. 18. Haematopinus_ele- 
Auges. Die Seitenränder des Hinter- gans n. sp. 9. Sternum. 
kopfes konvergieren nach hinten in 
schwach konvexen Linien. 


Der Thorax ist weniger kräftig gebaut als bei den Verwandten; 
die Seitenränder parallel. Das Sternum (Fig. 18) springt an den 
Vorderecken und an den Seitenrändern (etwas hinter der Mitte) vor; 
im Gegensatz zu den besprochenen Arten ist an der Mitte des Vorder- 
randes von einem Vorsprung nichts zu bemerken. 


Dem Abdomen fehlen die Mittel- und Seitenplatten der 
Dorsalseite; nur 2 kurze Platten auf dem letzten Segment, die in 
ihrer Form an A. euryst. erinnern, sind vorhanden. Die Gliederung 
ist nur am Rande an den Seitenfortsätzen zu erkennen. Letztere 
sind hier so schwach ausgebildet wie bei keiner anderen Art; dem- 
entsprechend sind auch die Pleurite auf der Dorsalseite sehr klein 
geblieben und wenig chitinisiertt. Die Gonopoden sind ähnlich 
denen von H. euryst. ; aber bei etwa gleicher Breite sind sie verkürzt 
und sehen daher gedrungen aus. Die Spitzen des Telson ragen 
nicht über den Körperrand hinaus. Die Eckborsten übersieht man 
sehr leicht ; da sie nämlich mit den Borstenzeilen der Einzelsegmente 
in gleicher Höhe stehen und dieselben weder an Dicke noch an Länge 
übertreffen, zählt man sie leicht den letzteren zu. 


11. Heft 


94 H. Fahrenholz: 


Linognathus piliferus (Burm.). 

Diese Art ist ebenfalls im zoologischen Garten zu Berlin er- 
beutet, und zwar vom mandschurischen Fuchs (23. V. 10). Auch 
hier ist anscheinend. eine Übersiedlung vorgekommen; denn ich 
betrachte trotz dieses Fundes bislang nur Canis familiaris als 
typischen Wirt genannter Art. 


Linognathus forfieulus (Rudow). 

Bereits Rudow?!) hat diese Art aufgestellt auf Grund von 
Material, das im Hamburger Zoologischen Garten auf Capra ibex 
gesammelt wurde. Es ist unmöglich, sich nach der ungenügenden 
Beschreibung, der keine Zeichnungen beigegeben sind, ein Bild von 
der Art zu machen. In der Annahme, daß das mir vorliegende 
Material immerhin die Rudow’sche Art sein könnte, lasse ich den 
Namen bestehen und beschreibe sie nochmal. 


Größenangaben: 
Länge: Breite: 
6 $ 6) 
Kopf 0,57—0,60 0,52—0,56 0,22—0,23 0,21-0,23 
Thorax 0,32—0,36 0,27—0,38 


Abdomen 1,62—2,08 1,08—1,20 0,92—1,01 0,67—0,74 
Antenne 0,25—0,27  0,25—0,28 
Ganze L. 2,37—2,59 1,72—2,02 


Die Allgemeinfärbung ist in Kanada- 
Balsam ein helles Gelb, das an ein- 
zelnen Stellen dunkler wird und nur bei 
den Krallen und Teilen der Geschlechts- 
organe in ein helles Braun übergeht. 


a) d. Der Kopf macht einen recht 
schlanken Eindruck, obwohl der Vor- 
derkopf nicht sehr groß ist. Letzterer 
hat die Gestalt eines gotischen Spitz- 
bogens (Fig. 19) und ist in Länge und 
Breite etwa gleich. Die Ränder sind 
von einer hufeisenförmigen Chitin- 
leiste eingefaßt, zwischen deren Enden 
sich ein ventral gelegenes Querband 
ausbreitet. Die Antennenbasis ist nur 
Fig. 19. Linognathus forfieulus als schmaler Saum vorhanden. Der 

(Rudow) 3. Kopf, dorsal. Hinterkopf verbreitert sich von den An- 
tennen ab allmählich bis kurz vor den Thorax, wo er seine größte 
Breite erreicht ; von dort ab verjüngt er sich etwas wieder ;am Rande 
sind Chitinleisten, die sich nach hinten verbreitern. Auf dem 
Vorderkopfe stehen nur sehr kleine, unwesentliche Haare. Zwischen 
den Antennen erblickt man 2 Gruppen von je 3 sehr ungleichlangen 


?1) F. Rudow, Einige neue Pediculiden. (Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss., 
herausgeg. von Giebel u. Sievert, 34. Bd., S. 169). Berlin 1869. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 23 


Borsten. An der breitesten Stelle des Hinterkopfes steht jederseits 
in der Nähe des Randes eine recht kleine und gleich dahinter eine 
sehr lange Borste, die fast das Abdomen erreicht. -Weiter nach 
hinten erblickt man in der Mittellinie ein erheblich kürzeres Paar. 
3 Borsten von gleicher Länge bilden jederseits eine Längszeile 
zwischen der Ansatzstelle der Antennen und der erwähnten längsten 
Borste. — Die Ventralseite hat nur zwei bemerkenswerte Borsten- 
paare: eins auf dem Vorderkopf gleich hinter dem bereits bespro- 
chenen Querbande, und das andere hinter den Antennen; letzteres 
reicht bis auf den Thorax. — Die Antennen stehen weit nach vorne 
und sind gut entwickelt. Das 1. Glied ist nicht viel dicker als die 
übrigen; das 2. ist das längste; das 3. und 4. Glied sind fast breiter 
als lang; am 4. und 5. je ein Sinnesorgan; jedes Glied am Rande 
mit gelblichen Chitinplatten. 


Der Thorax ist nicht viel breiter als der Kopf. Der Einschnitt 
am Vorderrande ist sehr tief. Die Seitenränder sind — abgesehen 
von den Abschrägungen der Vorderecken — fast parallel. Die 
Stigmen liegen ganz am Rande. An jeder Vorderecke eine längere 
Borste; ein längeres Borstenpaar etwa in gleicher Höhe mit den 
Stigmen. — Die Unterseite wird fast ganz von den Coxen bedeckt, 
so daß für ein Sternum gar kein Platz bliebe; an dessen Stelle 
erblickt man einen langen Wulst, den die Epidermis bildet. Ab- 
gesehen von einigen kürzeren Borsten, trägt jede Coxe eine Borste, 
die in der Länge der Breite des Thorax gleichkommt. 


Das Abdomen hat die Grundform einer Ellipse; die Segmen- 
tierung ist am Rande und auf der Mitte trotz des Fehlens von 
Platten gut zu erkennen; das II. Segment ist durch eine Ouerfalte 
sekundär gegliedert. Auf dem 1. und 3.—7. Segment stehen je 
2 Zeilen längerer Borsten, auf dem 2. dagegen drei; die am Rande 
stehenden sind stets kräftiger und länger und nehmen so den 
Charakter von Eckborsten an; abgesehen von einigen kleinen 
Borsten in der Mitte, trägt das 8. Segment nur eine Gruppe von 
3 Borsten in der Nähe der sehr langen Eckborste; das letzte Segment 
hat nur kleinere Borsten am Rande und um die Geschlechtsöffnung 
herum. — Auf der Ventralseite erblickt man auf den Segmenten 
2—/ ebenfalls je zwei Borstenreihen; das 8. trägt außer den Eck- 
borsten nur ein Paar in der Mitte. 


b) Beim Q sind Unterschiede vom nur anzuführen bezüglich 
des Abdomens, dessen Segmentierung bei eiertragenden Individuen 
infolge der Ausdehnung viel schwerer zu erkennen ist. Auf der 
Dorsalseite trägt hier auch das 8. Segment die Beborstung des 
vorhergehenden und das 9. hat auch einige längere Borsten aufzu- 
weisen. — Auf der Ventralseite ist die Beborstung mit Ausnahme 
der beiden letzten Segmente dieselbe; allerdings läßt die Ge- 
schlossenheit der Zeilen zu wünschen übrig. Das 8. Segment ist 
in der Mitte von Borsten ganz frei. Gut entwickelt sind die Borsten 


11. Heft 


96 H. Fahrenholz: 


an den etwas zugespitzten Gonopoden (Fig. 20) und auf dem 
Telson, das hier in zwei stumpfe Lappen endigt, dessen Außen- 
ränder ebenso wie die Ränder der Gonopoden etwas chitinisiert 
sind. i 

e) Die Eier sind etwas gestreckt; der Deckel trägt nur wenige, 
aber große Mikropylenzellen. Die der Befestigung dienende Hülse 
ist nur recht kurz und überragt mit ihrem unteren Rande nur etwas 
das Ei. Länge 0,94; Breite 0,39 mm. 


Hoplopleura acanthopus var. aequidentis. 


Auf den ersten Biick könnte man die beiden neuen Varietäten 
mit der Stammform identifizieren. Denn die Unterschiede lassen 
sich erst bei genauer Untersuchung der Pleurite feststellen. Zur 


*@ 


Ic 
II % re 
II WG 


NY 
Q () 


AN 


Fig. 20. Linognathus forficulus (Rudow) 9. Hinterende des Abdomen, ventra 


Charakterisierung genügt es, die Ventralfortsätze der Pleurite des 
3. Abdominalsegments zu vergleichen. Wie Fig. 21a zeigt, hat 
Hoploßl. acanth. 2 (von Arvicola arvalis) an dem betreffenden Pleurit 
zwei zahnartige Fortsätze, von denen der äußere stumpf und der 
innere spitz und länger ist; var. aequidentis (Fig. 21b) trägt zwei 
spitze Zähne, die unter sich gleich sind. 

Der Wirt der neuen Varietät ist Arvicola subleraneus de Selys; 
gesammelt von E. J. Lehmann (25. III. 1906) bei Neustadt (Sieben- 
bürgen). 

Hoplopleura acanthopus var. edentulus. 


Auch diese Varietät stammt aus Siebenbürgen (Kronstadt) 
von Mus rutilus Pall.; Sammler E. J. Lehmann (25. III. 1906). 
Das fragliche Pleurit hat hier nur zwei unbedeutende Höcker 
(Fig. 21c); der Größe nach nimmt der ganze Fortsatz die Mitte 
zwischen denen der beiden vorgenannten ein, wie Fig. 21 veran- 


Wo 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. DT 


schaulicht, da alle drei bei gleicher Vergrößerung gezeichnet 
wurden. Entsprechende Abänderung zeigen auch die Fortsätze der 
übrigen Pleurite; doch lassen die herangezogenen sich am besten 
_ miteinander vergleichen. 


Enderleinellus tamiasis n. sp. 


Es handelt sich bei dieser neuen Art um eine äußerst zarte 
Form, die bei stärkerer Vergrößerung schon in Glyzerin ein hyalines 
Aussehen annimmt; nur einzelne Platten der Antennen, der Beine 
und des Abdomens sehen dann gelblich aus; allein Tarse und Kralle 
des 3. Beines sind braun chitinisiert. 


a) d. Der Kopf ist (dorso-ventral betrachtet) ovalförmig; 
etwa 11% mal so lang als breit; auf den Vorderkopf kommt nur U, 
der ganzen Kopflänge. Am Vorderrande und am Seitenrande des 
Hinterkopfes stehen einige kurze Haare. — Auf der Ventralseite 
fällt besonders eine Stelle zwischen den Antennen auf, wo das 


Fig. 21. Pleurite des III. Abdominal- 
Segments von a) Hoplopleura acan- 


thopus acanthopus (Burm.); b) Hoplopl. Fig. 22. Enderleinel- 
acanth. aequidentis n. subsp.; e) Hopl. lus tamiasis n. sp. 9. 
acanth. edentulus n. subsp. Kopf und Thorax, 


ventral. 

Integument zahlreiche Ouerfalten zeigt, die nach den Seiten von 
ein Paar schmaler, gebogener Chitinleisten abgeschlossen werden, 
deren vorderes Ende verbreitert ist. Vor der gefalteten Partie liegt 
das Labralsklerit, dem der Mundkegel folgt. Außer den nach vorne 
gerichteten Borsten (Fig. 22) in der Nähe der Rüsselöffnung trifft 
man nur noch ein Paar nach hinten gerichtete zwischen den An- 
tennen an. — Die Antennen sind fünfgliedrig; 1. und 2. Glied 
etwas länger als die übrigen; das nur etwas verdickte Grundglied 
wird in der Dicke von dem 4. Gliede fast erreicht, da es durch einen 
spitzen Fortsatz an der äußeren distalen Ecke verbreitert ist. 

Der Thorax ist fast ebenso lang wie der Kopf; seine größte 
Breite hat er in der Mitte, in der Höhe der Stigmen; zwischen 
letzteren ein Paar längerer Borsten. Die Verbindungsstelle mit 
dem Kopf ist dorsal gelegen, wo sich am Vorderrande ein breiter, 


11. Heft 


98 H. Fahrenholz: 


aber nicht sehr tiefer Ausschnitt zur Aufnahme des Kopfes befindet. 
— Das Sternum hat seine größte Breite im proximalen Teile und 
ist auch nur dort chitinisiert; das distale Ende ist so zart, daß die 
Grenzen sich dort nur mit großer Mühe festlegen lassen. — Die 
vorderen Beinpaare sind unter sich gleich, nicht besonders kräftig 
und mit gekrümmter, spitzer Kralle versehen. Im Gegensatz dazu 
ist das 3. Paar sehr kräftig gebaut. Es ist kaum länger als die vor- 
deren, aber namentlich Tarse und Kralle sind sehr verdickt und 
sehr chitinös. Der Femur trägt drei zahnartige Fortsätze, die aber 
nur bei günstiger Lage des Beines zu erblicken sind. Die Tibia ist 
auffällig kurz, mit starkem chitinisiertem Daumen, an dem sich 
eine kurze Borste befindet. 

Das Abdomen hat die Gestalt einer Ellipse. Da das Inte- 
gument von schuppiger Struktur ist, so erscheint der Abdominal- 
rand fein gesägt. Segmenteinschnitte fehlen und die Nähte sind 
nicht mehr zu erkennen; eihe Auffindung der Einzelsegmente ist 
daher schwierig und nur möglich mit Hilfe der Borstenzeilen. Das 
I. Segment ist nackt; II.—VIII. haben je eine Ouerzeile, die nur 
aus zwei medianen Borsten besteht, ausgenommen V. und VL, 
wo vier Borsten in der Reihe vorhanden sind; dazu kommen beim 
VI.—VIII. noch jederseits eine Lateralborste. Jederseits ein Paar 
lange Eckborsten trifft man am VII. und VIII. an. — Auf der 
Ventralseite ist das II. Segment nackt. Das III. ist mit ein Paar 
dunkelbrauner Schuppen ausgestattet, ähnlich denen bei der ver- 
wandten Art vom Eichhörnchen (Sciurus vulgaris). An Median- 
borsten tragen V.—VII. je vier und III., IV., VIII. und IX. je nur 
zwei Borsten in Querzeilen; Lateralborsten wie auf der Dorsalseite, 
nur VII. jederseits zwei. Am letzten Segment, das hinten abge- 
rundet ist, steht noch eine Gruppe feiner Haare um die Genital- 
öffnung herum. — Die Pleurite sind nur schwach entwickelt und 
soweit an die Ventralseite gerückt, daß die Dorsalseite nicht mehr 
bedeckt wird. Die drei ersten Paare haben ferner die Eigentüm- 
lichkeit, daß auf ihnen sich ein Chitinkamm erhebt, der in der 
Seitenlage des Individuums als brauner Längsstrich erscheint. 
Das erste Paar (II. Segment) besteht aus zwei unregelmäßig. ge- 
stalteten Platten. Das Pleurit des III. Segments ist dreieckig, mit 
zwei ausgezogenen Ecken, an der ventralen eine Borste; das fol- 
gende hat dieselbe Gestalt, es tritt aber noch eine sehr lange Borste 
an der dorsalen Ecke hinzu. Das 4. Pleurit (V. Segment) ist sehr 
zart und klein. 

b) Das Weibchen zeigt Abweichungen nur am Abdomen: 
Auf der Dorsalseite wird eine Borstenzeile mehr angetroffen, die 
ich dem 9.-Segment mit zuspreche; je vier Medianborsten tragen 
V.— VIII. Segment; Lateralborsten: Jederseits ein auf VI. und zwei 
auf VII. — Auf der Ventralseite herrscht bezüglich der Beborstung 
Übereinstimmung mit dem d; nur auf dem letzten Segment sind 
hier statt des einen Borstenpaares ein Paar Borstenbüschel vor- 
handen. Die Gonopoden sind rudimentär und mit einer längeren 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren, 99 


und drei kürzeren Borsten besetzt. Der Hinterrand ist beinahe 
grade abgeschnitten, mit einer schwachen Erhebung in der Mitte. 


Größenangaben: 
Länge: 0,6 Breite: 

d: Kopf 0,159—0,161 0,103 
Thorax 0,142—0,159 
Abdomen) 0510-0,547 0.255—0,282 
Antenne 0,081 
Ganz 0,638—0,675 

©: Kopf 0,162—0,166 0,103—0,109 
Thorax’ \) a 0,140—0,155 
Abdomen | 0,5770,592 0.284—0.295 
Antenne 0,081 
Ganz 0,636—0,735 

Junge 2: 0,495—0,555 0,240. 
Wirt: Tamias striatus. — Zoologischer Garten zu Berlin. 


III. Neubenennungen bekannter Arten bezw. Gattungen. 
1. Enderleinellus Nitzschi Fahrh. 


Im Jahre 1818 stellte Nitzsch??) zuerst die Laus des Eich- 
hörnchens (Sciurus vulgaris) als Pediculus sphaerocephalus auf, die 
Denny ?®)dann als Haematopinus sphaerocephalus weiterführte, und 
für die ich 1912 eine besondere Gattung?*) (Enderleinellus) bildete. 
Allen Bearbeitern der Art ist aber bislang entgangen, daß der Name 
Pediculus sphaerocephalus bereits 1816 von Olfers®) für seinen 
Haarling vom Schaf vergeben war; wenngleich Nitzsch letzteren 
gleichzeitig als Trichodectes sphaerocephalus aufführte, durfte er 
den alten Namen für eine neue Art nicht wieder aufnehmen. Ich 
schlage dafür den Namen Enderleinellus Nitzschi vor. 


Die Gattung Enderleinellus Fahrh. umfaßt nunmehr drei Arten: 
1. Enderleinellus Nitzschi Fahrh. von Sciurus vulgarıs. 


2. R laeviusculus (Grube) von Spermophilus Evers- 
MAaANnN!. 
3. tamiasis Fahrh. von Tamias striatus. 


2. Mierothoracius nov. gen. 
In den Jahren 1909/12 hat L. G. Neumann-Toulouse eine 
Anzahl neuer Anopluren beschrieben, durch die unsere Kenntnis 


22) C. L. Nitzsch, Die Familien und Gattungen der Tierinsekten 
(Insecta Epizoa); als Prodromus einer Naturgeschichte derselben. (Germar 
u. Zincken, Magazin der Entomologie, v. Ill, p. 305.) Halle 1818. 

»2) H. Denny, Monographia Anoplurorum Britanniae; or an Essay on 
the Britisch species of Parasitie Insects belonging to the order Anoplura of 
Leach. London 1842, p. 36. 

24) H. Fahrenholz, Beiträge, p. 52-57. 

25) J. F. M. de Olfers, De vegetativis et animatis corporibus in cor- 
poribus animatis reperiundis commentarius. Pars I, Berlin 1816, p. 85. 


11. Heft 


30 H. Fahrenholz: 


dieser Insektengruppe um ein beträchtliches Stück erweitert wurde. 
In vollständiger Verkennung der neueren Systematik seit Enderlein 
rechnet er alle seine Arten zur Gattung Haemalopinus und will 
die neuen Gattungen höchstens als Untergattungen dulden. Ge- 
rade aber die vielen von ihm beschriebenen ausländischen Arten 
beweisen am allerbesten die Haltlosigkeit seiner Ansichten betreffs 
Systematik. Würde man seinen Vorschlägen bezüglich der Nomen- 
klatur folgen, so würde sich etwa eine Systematik ergeben, als 
wenn man in der Systematik der Säugetiere die Raubtiere, Nager 
und Wiederkäuer zu einer Gattung vereinigen würde! 

Einige der Neumann’schen Arten sind so eigenartig, daß sie 


sich in den bisherigen Gattungen nicht unterbringen lassen, mithin _ 


muß man neue Gattungen dafür aufstellen. 

Zur Aufstellung der oben benannten neuen Gattung veranlaßt 
mich Haematopinus (Linognathus) praelongiceps L. G. Neum. von 
Auchenia huanaca H. Smith’®). 

Kopf mindestens dreimal so lang als der Thorax; 
hinter den Antennen eine deutliche Einschnürung. Antennen fünf- 
gliedrig; Grundglied über doppelt so stark als die folgenden. Kopf 
in den Vorderrand des Thorax mit abgerundeter Spitze eindringend. 
Thorax sehr kurz, ventral länger; scheinbar aus nur zwei 
Ringen zusammengesetzt. An den Beinen lange, spitze Krallen. 
Abdomen ovalförmig; Pleuren fehlen. Segmente dorsal gut 
unterscheidbar, mit mindestens je drei Querzeilen Borsten. 

Typus der Gattung ist Microthoracius praelongiceps L. G. 
Neum. Hierher gehört ferner 

Microthoracius cameli (L.). 
Diese Art ist bislang nur bekannt aus einer Zeichnung bei Redi?”) 
als Pediculus cameli. Neumann?®®) will diese Art eingezogen wissen, 
da er Läuse des Kamels untersucht hat, die sich als mit Haema- 
topinus tuberculatus identisch erwiesen haben. Dies Resultat will 
ich durchaus nicht anzweifeln. Das Kamel wird also — wie auch 
z. B. das Rind — Läuse zweier Gattungen beherbergen. Bei Redi, 
auf dessen Abbildung Linn£®®) sich bezieht, handelt es sich nicht 
um Haematopinus, sondern um die neue Gattung Microthoracius. 


Der längliche, zugespitzte Kopf in Verbindung mit dem auffallend . 


kleinen Thorax und das ovalförmige Abdomen ohne jeglichen 
Einschnitt oder Vorsprung am Rande lassen das deutlich erkennen. 

Die Gattung Microthoracius stelle ich in die Nähe von Lino- 
gnathus Enderl. (Subfam. Linognathinae Enderl.). 


>6) L. G. Neumann, Notes sur les Pediculides, p. 508—511. 
7), a) F. Redi, De Insectis. Opusculorum pars I, sive experimenta 
eirca generationem insectorum. tab. XX, Amstelaedami 1686. 
b) F. Redi,Opere. Secondo editione Napoletana. Tom. I, tab. XII. 
Napoli 1778. 
25) L. G. Neumann, Notes sur les Pediculidös. II. (Archives de Pa- 
rasitologie. v. 14, p. 413.) Paris 1911. 
2>) K. von Linne, Systema Naturae. ed. 10, Tom. I, p. 611. 
1758. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren, 31 


3. Neumannellus nov. gen. 


Kopf verlängert; Hinterkopf vorne und hinten fast gleich 
breit. Antenne sehr schlank; 3. Glied etwa so lang wie 2., 4. und 
5. zusammen; Grundglied verdickt. — Sternum vorhanden. Erstes 
Beinpaar erheblich schwächer als die übrigen, die unter sich gleich 
sind. Krallen lang und zugespitzt; hakenförmige Nebenkralle., 
— Abdomen relativ kurz; 1.—8. Segment und Hinterrand des 
Thorax dorsal je eine Ouerzeile Borsten. Pleuren mit dorsalen 
Pleuriten vorhanden, aber nur schwach entwickelt. Gonopoden 
rudimentär. 


Typus und bisher alleinige Art der Gattung ist Neumannellus 
aulacodi (L. G. Neum.) von Aulacodus swinderianus®®). Neuman- 
nellus gehört zur Subfamilie Haematopininae Enderl. 


4. Ratemia nov. gen. 


Vorderkopf nur 1%; so breit wie der Hinterkopf. Hinterrand 
des Kopfes dringt mit einem abgerundeten Vorsprung in den 
Thorax ein. — Thorax dorsal sehr kurz, breiter als der Kopf. Auf 
dem hinteren Teile ein Ouerband. Breites Sternum. 1. Beinpaar 
erheblich schwächer als die übrigen, die unter sich gleich sind. 
Sämtliche Tibien mit deutlichem Daumen. — Abdomen im Ver- 
hältnis zu Kopf und Thorax sehr umfangreich. Segmente 1—7 mit 
je zwei dorsalen Borstenzeilen. 9 auf letztem Segment eine band- 
förmige Platte. Ventrale Pleurite, die etwas über den Rand des 
Abdomens hinausragen. 


Typus®!l) und einzige Art der Gattung ist Ratemia squamu- 
latus (L. G. Neumann); Wirt unbekannt. 


Ratemia gehört zur Subfamilie Haematopininae Enderl. und 
scheint mir ein Bindeglied zwischen den Gattungen Haematopinus 
Leach und Linognathus Enderl. zu sein. 


5. Lutegus nov. gen. 


Kopf nur wenig länger als breit; Vorderkopf beim & vorne 
abgestutzt. Antennen gut entwickelt; nach Geschlechtern 
verschieden: beim 2 gewöhnlich; beim & 1. Glied sehr kräftig 
und doppelt so lang wie jedes andere, am distalen Ende des 
3. Gliedes ein Fortsatz (wie bei Polyplax spinulosa). — Thorax 
nach hinten verbreitert. Sternum umgekehrt schildförmig. Beine 
paarweise verschieden: I. am kürzesten; II. am längsten; III. am 
kräftigsten. Daumen gut ausgebildet. — Die meisten Abdominal- 
Segmente mit je einer Borstenzeile. Letztes Segment beim 9 
hinten leicht ausgerandet; beim Jam Rande mit verbreiterten 
seitlich gerichteten, stumpfen Dornen besetzt. 


»2) Neumann, Notes II, p. 403— 406. 
1) ibid., p. 401—403. 


11 Heit 


32 ; H. Fahrenholz: 


Typus und einzige Art ist Lutegus pectinifer?2) (L. G. Neumann), 
die zuerst als Haematopinus setosus®) von Piaget beschrieben 
worden ist. 


6. Zur Nomenklatur einiger Affenläuse. 


Burmeister®*) beschrieb 1838 die erste Affenlaus als Pediculus 
eurygastervon Simia sinica. Die dürftige Diagnose enthält keinerlei 
Artmerkmale, läßt aber erkennen, daß es sich um die Gattung 
Phthirpedicinus Fahrh. handelt. Auf dasselbe Material beziehen 
sich die Veröffentlichungen von Nitzsch®), der die Art Pediculus 
microps nannte, und von Giebel®®), der dazu eine Beschreibung 
unter ‚„Pedicinus eurygaster‘‘ publizierte. Ich hatte dann 19123”) 
die Art unter Ignorierung Burmeister’s als Phthirpedicinus microps 
erwähnt. Sie muß also heißen 


Phthirpedicinus eurygaster (Burm.). 


1844"°) glaubte Gervais die Burmeister’sche Art wieder gefunden 
zu haben und identifizierte irrtümlicherweise seinen Fund damit, 
stellte dafür allerdings die neue Gattung Pedicinus auf. Wie ich 
bereits früher?®) ausgesprochen habe, muß seine Beschreibung 
als Art-Diagnose gänzlich fallen. Mit dem nun vorhandenen 
Namen ‚Pedicinus eurygaster‘‘ belegte 1880 Piaget??) eine neue 
Art von Inuus nemestrinus, die also einen anderen Namen erhalten 
muß. Sie bildet den Typus für die Gattung Pedicinus und ich 
benenne sie 


Pedicinus vulgarıs. 


Die Subfamilie Pedicininae Enderl. umfaßt bislang 3 Gattungen 
mit insgesamt 10 Arten: 

a) Gattung Pedicinus Gerv. (Typus: P. vulgarıs Fahrh.). 

Pedic. vulgaris Fahrh. von Inuus nemestrinus, 

longiceps Piag. von Semnoßithecus pruinosus, 
„ breviceps Piag. von Cercopithecus mona, 
hamadryas Mjbg. von Hamadryas spec., 
„» paralleliceps Mjbg. von Macacus silenus, 
R rhesi Fahrh. von Macacus rhesus. 


b) ee Phthirpedicinus Fahrh. (Typus: P. micropil.Fahrh.) 
1. Phthirp. micropilosus Fahrh. von Macacus rhesus, 


Sopwwe 


2) Neumann, Notes I, p. 528-29. 

3) E. Piaget, Les Pediculines. Essai monographique. Supplement, 
p. 143. Leide 1885. 

3) H. Burmeister, Genera Inseetorum. v. I, Rhynchota. Berlin 1838. 

(G. Pediculus Nr. 21.) 

3) ©. L. Nitzsch, Beobachtungen der Arten von Pediculus. (Zeitschr. 
f. die gesamten Naturwissenschaften, 23. Bd.) p. 32. — Berlin 1864. 

®6) Giebel, Ins. Epiz., p. 32-33. — Leipzig 1874. 

su) Fahrenholz, Beiträge, p. 26. — Hannover 1912. 

2) Tbıdz, p.. 13. 

9) Piaget, Pedicul. p. 630. 


Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren 33 


2. Phthird. eurygaster (Burm.) von Inuus sinicus, 
3 # piageti (Stroebelt) von Macacus erythraeus. 


c) Gattung Neoßedicinus Fahrh. (Typus: N. patas Fahrh.). 
1. Neop. patas Fahrh. von Cercopithecus patas. 


7. Die Arten der Gattung Haematopinus Leach 
Diese Gattung bildet bei v. Dalla-Torre*) eine recht zusammen- 
gewürfelte Gesellschaft; die meisten der von ihm aufgeführten 
17 Arten gehören nicht dahin. Ein echter Haematopinus hat sich 
anderseits in die Gattung Pediculus verirrt; es ist 


Haematopinus punetatus (Rudow). 
Schon das Vorkommen auf einem Rinde läßt nur die Gattungen 
Haematopinus und Linognathus in Frage kommen. Rudow®) gibt 
selbst zu, daß sich ‚‚die Ähnlichkeit mit Haem. tuberculatus nicht 
verkennen läßt“, und seine Beschreibung der Dorsalseite des 
Abdomens behebt allen Zweifel, daß es sich um die Gattung 
Haematopinus handelt: ‚Auf jedem Segment befindet sich am 
Rande eine kreisförmige, auf der Mitte je zwei elliptische braune 
Zeichnungen, ... welche durch eine Mittellinie in zwei parallele 
Reihen geteilt werden‘. 
Folgende Arten gehören andern Gattungen an: 
a) Pedieinus albidus (Rudow) und 
b) Pedieinus obtusus (Rudow) 
sind vom Autor??) zwar mangelhaft beschrieben; aber soviel kann 
man der Darstellung doch entnehmen, daß sie auf keinen Fall zu 
Haematopinus, sondern in die Subfam. Pedicininae Enderl. gehören. 
Da sich die Gattung nicht mit Sicherheit angeben läßt, bringe ich 
die beiden Arten vorläufig in der typischen Gattung genannter 
Subfam. unter. 
c) Linognathus breviceps und 
d) Linognathus ungulatus (Piag.) 
verraten nach den Zeichnungen ihres Autoren®%) ohne weiteres 
ihre Gattungszugehörigkeit. — dasselbe gilt von 
e) Eehinophthirius triehechi (Boh.). 
Zwei weitere Rudow’sche Arten müssen der Gattung Lino- 
gnathus zugeteilt werden: 
f) Linognathus forfieulus (Rudow), 
von denen es bei Rudow auf S. 169 heißt: ‚,.... von denen der letzte 
(Ring) des 2 in zwei kurze zangenähnliche Spitzen endet“; 
g) Linognathus oviformis (Rudow), 
die „dem 7. (=Linognathus) vituli am ähnlichsten in der Form des 
Kopfes und des Abdomens‘“ ist. 


20) v. Dalla-Torre, Anoplura. (Genera Inseetorum dir. par Wits- 
man.) Bruxelles 1908, p. 10. 

#1) Rudow, Einige neue Pediculiden. (Z. f. d. ges. Naturw., 34. Bd.) 
S. 167. 

22) ibid., p. 168 u. 169. 

12) Piaget, PEdicul. Suppl., p. 142 u. 144. 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 11 


34 H. Fahrenholz: Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren. 


Hieran schließen sich 


h) Linognathus schistopyga (Nitzsch), 
syn. Haematopinus rupicaprae Rudow, die nach Nitzsch“) der 
Ziegenlaus (Linognathus stenopsis) sehr nahe steht, und 


ı) Linognathus erassicornis (Nitzsch), 
wovon Nitzsch auf S. 26 schreibt: „Ihr Kopf erinnert an die 
Hundslaus (Linognathus piliferus) und ragt keilförmig in den 
Thorax hinein‘. 
. Der Name Haem. leptocephalus bei v. Dalla-Torre umfaßt zwei 
Arten, die auch bereits Ehrenberg wohl unterscheidet und die sich 
bislang am besten in der Gattung Linognathus unterbringen lassen: 


k) Linognathus caviaecapensis (Pallas) und 


l) Linognathus leptocephalus (Ehrenberg). 

Endlich sind bei v. Dalla-Torre noch die bereits geänderten 
Namen Haematop. cameli (= Microthoracius cameli) und Haematop 
setosus (= Lutegus pectinsfer) zu streichen, so daß nur fünf Arten 
übrig bleiben, die ich in der folgenden Übersicht als erste anführe: 

1. Haematopinus suis (L.) von Sus scrofa; 
H. suis subsp. adventicius L. G. Neum. von Sus vittatus und 
S. jubatus; 

. H. eurysternus (Nitzsch) von Bostaurus; 
. H. tuberculatus (Burm.) von Bos bubalus; 
H. tuberc. var. penicillata Piag. vom Zebu; 
(H. phthiriopsis) = H. bufali de Geer von Bos cafer; 
. asini (L.) von Equus asinus; 
. macrocephalus (Burm.) von Eguus caballus; 
Neumanni Fahrh. von Bos spec. 
longus L. G. Neum. von Cervus unicolor; 
latus L. G. Neum. von Polamochoerus africanus; 
phacochoeri Enderl. vom Warzenschwein; 
incisus Harms von Potamorchoerus affinis nyasae (?); 
peristictus Kellogg et Paine von Phacochoerus aethiopicus; 
quadripertusus Fahrh. von Bos spec. 
parviprocursus Fahrh. von Bos spec. (?); 
. elegans Fahrh. von Eguus spec. (?). 


Tafelerklärung: 
Pediculus Friedenthali n. sp. 2. 
Neopedicinus patas n. sp. 9. 
Haematopinus bufali (de Geer). Rückendecke des Abdomen. 
Linognathus binipilosus n. Sp. d. 
Linognathus binipilosus n. sp. Ei. 
Pediculus lobatus n. sp. Ö. 
Pediculus lobatus n. sp. 9. 
Haematopinus elegans n. sp. 9. 


ee 


w 
“ 
A 
je) 


#4) Nitzsch, Beobachtungen, p. 31. 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg 1915 Abt. A Fahrenholz 


H. Fahrenkolz 
phot, 


Fahrenholz: Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anopluren 


39 


Die palaearktischen Arten 
der Gattung Conops L. 


Von 


O0. Kröber, Hamburg. 


Kleine und mittelgroße Arten von 9—19 mm Länge. Kopf 
groß, blasig. Untergesicht meistens mit intensivem silberweißen 
oder goldgelben Glanz, von dem die Unterseite des Fühlerhöckers 
manchmal freibleibt. Fühler auf einem + großen Höcker stehend. 
Die Fühlerglieder von sehr charakteristischen Längenverhält- 
nissen bei den einzelnen Arten; gleichfalls die Glieder des End- 
griffels, der stets einen deutlichen Seitenfortsatz trägt. Der 
Rüssel ist bald kopflang und dick, bald weit über kopflang und 
dann meistens sehr zart. Die Stirn trägt oft charakteristische 
schwarze oder braune Zeichnung: bald ein senkrechtes Strichelchen, 
bald ein Querband; manchmal ist sie ganz schwarz. Am Augen- 
rand, in der Höhe des Fühlerhöckers, treten oft Sammetmakeln 
auf, in der Regel schwarze, in einem Falle rotgelbe. Die Backen 
tragen selten schwarze Fleckung. Rückenschild wie bei der Gat- 
tung Physocephala, nahezu quadratisch. Auffällig durch die 
Färbung sind meist immer die Schulterbeulen, in einzelnen Fällen 
auch zwei ähnliche Beulen unterhalb der Flügelwurzel und das 
Schildchen. Die Beborstung ist fast stets spärlich, Kurz, schwarz. 
Brustseiten oft mit Schillerstrieme. Schenkel in einigen Arten 
verdickt, besonders die Hinterschenkel. Manchmal fallen die 
Hinterbeine durch besondere Länge und Stärke auf. Hinterleib 
im $ stets + keulig, im Q@ mehr zylindrisch. Die einzelnen Ringe 
sind manchmal stark gewulstet. Die Färbung korrespondiert fast 
stets mit der des Rückenschildes. Beim 2 liegt die größte Breite 
bei einigen Arten im 4. und 5. Ring, wodurch der Hinterleib merk- 
würdig spindelförmig erscheint. Die Länge der einzelnen Segmente 
ist sehr verschieden, für die Arten, scheint’s, sehr charakteristisch. 
Das Analsegment des 2 ist kurz hakenförmig umgebogen. Vor 
ihm ist die Bauchseite manchmal direkt dreieckig oder viereckig 
ausgekerbt, wodurch die vorragende Partie scharf abgesondert 
wird. Die Theka ist bald groß und hornförmig, bald klein und 
halbkugelig, bald tiefschwarz, bald matt hellgelbbraun. Die Flügel 
sind von gewöhnlicher Bildung, eigentlich immer ohne scharfe 
Binde, die sonst so oft bei Conofiden auftritt. Von den 45 be- 
schriebenen Arten sind mir nur 26 bekannt geworden. Die anderen 
sind nach den Beschreibungen wohl kaum zu deuten; von zweien 
bezweifle ich, ob sie überhaupt in die Gattung gehören. — Nach 
freundlicher Auskunft von Prof. Dr. R. Timm-Hamburg ward mir 
klar, daß das Geschlecht, da es sich um ein feststehendes grie- 
chisches Wort handelt, männlich sein muß, weshalb ich in allen 


3* 11. Heft 


36 O. Kröber: 


Fällen, wo es weiblich gebraucht worden war, die entsprechende 
Änderung vornahm. 
Übersicht über die Arten. 
1. C. aegydtiacus Rond., Nuov. Annal. Sc. Nat. Bologna, ser. III, 
II, 167, 3 (Conopaejus) (1850). 
1a.C. annulatus Gmel., Systema Nat. V, 2895, 13 (Conops) (1792). 


— Europa. 

2. C. atomarius L. (?),1. c., Ed. XII, 2, 1005, 10 (Conops) (1767). 
— Europa. 

3. C. aureifasciatus Rond., Prodr. II, 225, 3 (Sphixosoma) (1857). 
— Italia. 

4. C. aurulentus Big., Ann. Soc. ent. France, 31 (1887). — Europa 
centr. 

5. C. ceriaeformis Meig., Syst. Beschr. IV, 132, 16, T. 36, Fig. 26 
(Conops) [1824] (Conopilla Rond.). — Europa centr. et mer. 
syn. ©. acuticornis Lw. 

6. C. cinereus Vill., Entom. Linn. III, 585, 26, t. 10, fig. 27 


(Conops) (1789). — Gallia. 

6a. C. curtulus Coqu., Proc. Unit. Stat. Nat. Mus. XXI, 328 (1898). 
— Japan. 

7. C. elegans Meig., Syst. Beschr. IV, 122, 2, $ (1824). — Europa, 
Africa sept. 
syn. fuscanipennis Big. 

8. C. elegans var. fuscibennis Meig. — Europa mer., Africa sept. 

9. C. elegans var. minutus m. — Europa mer., Africa sept. 

10. C. euzonatus Big., Ann. Soc. ent. France 6, ser. 7, 33 (1837). — 
Caucasus. Y 

11. €. ferrugineus Macq., Ins. Dipt. du N. de la France 348, 9 
(1834). — Gallia. 

12. C. flavus Gmel., Syst. Nat. V, 2895, 14 (Conops) (1792). — 
Europa. 

13. C. flavicaudus Big., Ann. Soc. ent. France, ser. 5, X, 149 (1880) 


(Sphixosoma). — Pers. sept. ? Caucasus ’? 
14. C. flavifrons Meig., Syst. Beschr. IV, 125, 6 (1824). — Europa 
mer. 


15. €. flavides L., Fauna Suec., 1904 (1761). — Europa. 
syn. C. aterrimus Coucke, C. bicinctus Meig., C. melanocephalus 
Meig., €. trifasciatus Deg., C. vesicularıs Harr. 
16. €. fulvicornis Kröb., Entom. Mitt., Bd. II, No. 9, p. 279 (1913). 


— Formosa. 

17. C, hexagonus Müll., Fauna Ins. Friedrichsdal 87, 781 (1764). — 
Dania. 

18. C. insignis Lw., Stett. entom. Zeitg. IX, 300 (1848). — Europa 
mer. 

19. €. longiventris n. spec. — Austria. 


20. C. luteus Vill., Entom. Linn. III, 585, 24, t. 10, fig. 25 (1789). — 
Gallia. 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 37 


21. C. maculatus Macq., Ins. Dipt. du N. de la France, 348, 8 
(1834). — Gallia. 

22. C. maculifrons n. spec. — Amur. 

23. C. nigrifrons n. spec. — Japan. 

24. C. nigripes Kröb., Entom. Mitt., Bd. II, No. 9, p. 278 (1913). — 
Formosa. 

24a. C. niponensis Voll., Versl. Med. K. Akad. XV, 10 (1863). — 
Japan. 

95. C. nubeculidpennis "Bezzi, Bull., Soc. Ent. Ital. XXXIL, T, 
p. 21 (1901). — Africa sept. 

25a. C. opimus Coqu., Proc. Unit. Stat. Nat. Mus. XXI, p. 329 
(1898). — Japan. 

26. C. petiolatus L., Syst. Naturae Ed. XII, II, 1005, 9 (1767). — 
Sibiria. 

37202 nuncacus Will. Entom. Emm.’ 111,,384, 23,'t. 10, tie. 94 
(1789). — Gallia. 

28. C. Dunctitarsis Rond., Atti Soc. Milano VIII, 143 (1865). — 
Italia. 

29. C. quadrifasciatus Deg., Ins. VI, 104, 1, t. 15, fig. 1 (1776). — 
Europa. 
syn. C. aculeatus F., C. terminatus Meg. 

30. C. Rondanii "Bezzi, Bull. Soc. Ent. Ital. RESX LITE TE.p: 19 
(1901). — Africa sept. 

31. C. rufiventris Mceq., Lucas, Explor. sc. Alg,, III, 474, 183, t. V, 
fig. 4 (1849). — Algeria. 


32. C. rufomaculatus n. spec. — Formosa. 
33. C. scutellatus Meig., Klass. I, 267, 5 (1804). — Europa centr. 
eii.mer. 


syn. C. aculeatus Gmel. 

34. C. sericeus Vill., Entom. Linn. III, 585, 75, t. 10, fig. 26 (1789). 
— Gallia. 

35. C. silaceus Wied., Meig., Syst. Beschr. IV, 136, 21 (1824). — 
Europa mer. 

36. C. strigatus Wied., Meig., Syst. Beschr. IV, 133, 18 (1824). — 
Europa centr. 
syn. ©. auricinctus Lw., C. trifasciatus Meig., CE. tricinctus Lw. 

37. C. superbus v. Röd., Wien. entom. Zeitg. VIII, 6 (1889). — 
Asia min., Syria. 

38. C. tomentosus n. spec. — Turkmenia. 

39. C. tomentosus var. immaculatus m. — Turkmenia. 

40. C. variegatus Ol., Encycl. Method. VIII, 110, 1 (1811). — 
Gallia. 

41. C. vesicularis L., Fauna Suec., 1903, $ (1761). -— Europa. 
syn. ©. cylindricus Meig., C. mactoceplalns L. 2, €. elawicornis 

Fourcer, ©. gibbosus Fourer. 

42. C. vitellinus Lw., Dipt. Beitr. III, 4, 5 (1847). — Europa mer. 

syn. mucronatus Rond. 


11. Heft 


38 0. Kröber: 


Wie in meinen früheren Arbeiten über T’hereviden und Cono- 
piden habe ich auch diesmal die Arten von Formosa wieder mit 
bei den paläarktischen Arten erwähnt und in die Bestimmungs- 
tabelle aufgenommen, ebenso wie bei den orientalischen Arten. 
Meiner Meinung nach tragen die wenigen mir bekannt gewordenen 
Formosaner Arten mehr den Charakter unserer Paläarkter als den 
der orientalischen Tiere. Nur wenige kommen auch in der orienta- 
lischen Region direkt vor, wie z. B. Physocephala limbipennis 
Mejere, die andern nähern sich jenen nur.gSo glaube ich am wei- 
testen zu kommen, wenn ich die Formosaner Fauna als Bindeglied 
zwischen den genannten Faunen betrachte, wenigstens was meine 
Dipterenfamilien betrifft. Die Conopiden von dort passen z. B. 
viel besser in die paläarktischen Formenkreise hinein als manche 
nordafrikanischen Arten, etwa Conops nubeculipennis Bezzi oder 
Conops Rondanii Bezzi, die weit eher mit äthiopischen Conopiden 
harmonieren. Bei der Bestimmungstabelle war es nötig, die Arten 
in 7 verschiedene Gruppen unterzubringen und in den Gruppen 
eine Bestimmungstabelle für $ und ® gesondert. zu geben. Dabei 
sind die Arten, die mir nur aus Beschreibungen bekannt geworden 
sind, unberücksichtigt geblieben. 

Bestimmungstabelle. 

1 Körper rotbraun und schwarz gezeichnet 2: 
— Körper gelb und schwarz gezeichnet : 
— Körper ganz schwarz, auch Schulterbeulen und Schildchen 

7. Gruppe: longiventris mihi. 

2 Rüssel dick, kurz, etwa kopflang 1. Gruppe: vesicularis L. 
— Rüssel dünn, viel länger als der Kopf 2. Gruppe: rufiventris Mcq. 

3 Stirn und Scheitel ganz gelb. Oberhalb des Fühlerhöckers ein 

ganz kleiner brauner Keilfleck. Theka groß, dornförmig 
3. Gruppe: insignis Lw. 
— Stirn mit breiter, schwarzer Querstrieme, von der eine schmale 
schwarze Strieme aufwärts steigt. Backen mit schwarzem Keil- 
fleck. Stirn am Auge mit schwarzem Sammetfleck 
4. Gruppe: sirigatus Meig. 
— Schildchen ganz gelb. Theka äußerst klein 
5. Gruppe: scutellatus Meig. 
— Schildchen ganz schwarz, höchstens der äußerste Rand etwas 
gelb 6. Gruppe: quadrifasciatus Deg. 


1. Gruppe: vesieularis L. 


Männchen. 


1 Scheitel orange, ohne Querbinde. An der Stirn zwei scharf 
isolierte schwarze Sammetflecken C. macuhifrons n. spec. 
— Vor dem Ocellenfleck und über den Fühlerhöcker zieht sich eine 
braune oder schwarzbraune Ouerbinde hin, welch letztere 
am Augenrand meistens in einem + deutlichen Sammetfleck 
endet \ 2. 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 39 


2 Fühler schwarz. Stirn und Scheitel schwarzbraun | 
C. nigripes Kröb. 

— Fühler rotbraun BE 
3 Hinterleib mit einer schmalen hellen Ouerbinde am 2. Ring 
C. vesicularis L. 

— Hinterleib mit einer breiten schwefelgelben Binde, die den 

4. Ring ganz, den 3. im letzten Viertel bedeckt 

C. superbus v. Röd. 


Weibchen. 
1 Fühler schwarz. Stirn und Scheitel schwarzbraun. Flügel 
gleichmäßig braun tingiert C. nigripes Kröb. 


— Fühler rotbraun. Stirn und Scheitel orange mit brauner 
Strieme. Flügel hyalin mit brauner Vorderrandbinde 
C. vesicularis L. 


2. Gruppe: rufiventris Macq. 


Männchen. 
1 Stirn mit + deutlichen Sammetflecken 2. 
— Stirn ohne Sammetflecke 9. 
2 Stirn an der Grenze des Goldtomentes mit zwei orangefarbenen 
Flecken (Formosa!) C. rufomaculatus n. spec. 
— Stirn mit zwei schwarzen Sammetflecken 3. 


3 Flügel intensiv dunkelbraun tingiert mit violettem Schein 
C. Rondanii Bezzi 
— Flügel hyalin oder blaßbraun tingiert 
4 Flügel bräunlich tingiert mit schwärzlichem Apikalfleck 
C. fulvicornis Kröb. 
— Flügel absolut hyalin C. tomentosus n. spec. 
5 Flügel absolut hyalin oder ganz bleich bräunlich tingiert 6. 
— Flügel mit dunkler Vorderrandbinde oder ganz dunkelbraun 
tingiert 9. 
6 Untergesichtskiel mit schwarzem Fleck C. aegyptiacus Rond. 
— Untergesichtskiel ohne Fleck 10. 
7 Fühler hellrotgelb. Brustseiten hellrotbraun 
C. tomentosus var. immaculatus mihi. 
— Fühler schwarzbraun. Brustseiten schwarz 
8 Hinterrücken ganz schwarz. Brustseiten schwarz. Schildchen 


an der Basis rostrot C. flavifrons Meig. 
— Hinterrücken oben rotbraun. Brustseiten rostbraun. Schild- 
chen ganz rostrot C. rufiventris Macq. 
9 Binde auf eine ganz blasse rein braune Trübung zwischen der 
2. und 3. Längsader beschränkt C. nubeculipennis Bezzi. 
— Binde kräftig, mehr rotbraun, die 3. Längsader stets über- 
schreitend 10. 
10 Flügel ganz braun tingiert C. elegans Meig. v. fuscipennis Mcaq. 
— Flügel nur mit einer Vorderrandbinde 11. 


11 Große, blaß messinggelb tomentierte, matt gefärbte Art 
C: elegans Meig. 


11, Heft 


40 


jer\ 


m 


m 


N 


O. Kröber: 


Kleine, intensiv gefärbte, satt goldgelb tomentierte Art 
C. elegans Meig. v. minutus mihi. 


Weibchen. 
Stirn mit Sammetflecken 9, 
Stirn ohne Sammetflecke 22 


Stirn mit zwei orangefarbenen Flecken (Formosa!) 
C. rufomaculatus n. spec. 
Stirn mit zwei schwarzen Sammetflecken (Erythraea!) 
C. Rondanii Bezzi 
Flügel absolut hyalin 
Flügel mit dunkler Vorderrandbinde oder ganz braun tingiert 5. 
Hinterleib schwarz. Theka schwarzbraun C. flavifrons Meig. 
Hinterleib rostrot mit zwei schmalen schwarzen Querbinden 
am Hinterrand des 3. und 4. Ringes Theka rostrot 
C. vufiventris Meg. 
Theka äußerst klein. Binde auf eine ganz blasse rein braune 
Trübung zwischen der 2. und 3. Längsader beschränkt 
C. nubeculibennis Bezzi 
Theka groß, dornförmig. Binde deutlich, mehr rostbraun, stets 


die 3. Längsader übersteigend 6. 
Flügel ganz braun tingiert C. elegans Meig. var. fuscidennis Mcq. 
Flügel nur mit einer Vorderrandbinde 7. 


Große, matt gefärbte, blaß messinggelb tomentierte Art 
C. elegans Meig. 
Kleine, intensiv gefärbte, leuchtend goldgelb tomentierte Art 
C. elegans Meig. var. minutus mihi. 

Hierher: C. auratus Walk. 
3. Gruppe: insignis Lw. 
Kleine, goldgelb tomentierte Art mit ganz gelber Stirn und 
gelbem Scheitel. Oberhalb der Fühler ein kleiner brauner 
Keilfleck. Theka groß dornförmig C. insignis Lw. 
4. Gruppe: strigatus Wied. 
Backen mit schwarzem Keilfleck. Stirn mit breiter, schwarzer 
Ouerbinde, von der eine schmale schwarze Strieme aufwärts 
steigt. Am Augenrand ein schwarzer Sammetfleck. Theka 
sehr klein C. strigatus Wied. 
5. Gruppe: scutellatus Meig. 
Stirn mit senkrechter Strieme C. scutellatus Meig. 
Stirn mit wagerechter, schwarzbrauner Strieme C. silaceus Meig. 
6. Gruppe: quadrifaseiatus Deg. 

Männchen. N 
Brustseite ohne Schillerstrieme. Stirn an den Seiten stets bei 


(nur wenn auch das ganze Untergesicht schwarz ist, fehlt dieser 
Strich am Auge) flavipes L. 


— Brustseiten mit Schillerstrieme. Stirn ganz schwarz a 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 41 


22. und 3. Fühlerglied breit, gleich lang. Fühlergriffel lang 
kegelförmig, in eine lange, spitze Borste endend. Mittel- und 
Hinterschenkel etwas verdickt mit schwarzbraunem Fleck. 
Hinterleibsringe wulstig, glänzend C. ceriaeformis Meig. 

—2. Fühlerglied schlank, gut 43 länger als das 3. Fühlergriffel 
kurz, 3. Glied kurz kegelförmie mit plötzlich abgesetzter Kurzer 
Barzte, Schenkel nicht verdickt 3. 

3 Schulterbeulen rotbraun. Beine lang, schwarz, Schenkelbasis, 
beide Enden der Schienen, 1. bis 4. Tarsenglied braun (Japan!) 

C. nigrifrons n. spec. 

— Schulterbeulen gelb. Beine vorherrschend gelbbraun, Schenkel 
höchstens mit braunem Wisch 4. 

4 Hinterleib vorherrschend schwarzbraun C. quadrifasciatus Deg. 

— Hinterleib vorherrschend mattgelb, mit ganz schmalen, in der 
Mitte zapfenförmig erweiterten schwarzen Querbinden 

C. vitellinus Lw. 
Weibchen. 


1 Theka groß, dornförmig. Stirn mit schwarzer Längsstrieme 
(selten ganz schwarz, dann auch das Untergesicht schwarz!) 
Brustseiten ohne Schillerstrieme. Schildchen an der Spitze 
gelb. Untergesicht weiß schillernd. Hinterleib mit 2 gelben 
Binden C. flavipes L. 

— Theka klein; Schildchen und Stirn ganz schwarz 2. 

2 Theka winzig klein, schwarz. Hinterleib merkwürdig spindel- 
förmig. Schenkel stark verdickt, größtenteils schwarz. 

C. ceriaeformis Meig. 

— Theka + halbkugelig, blaß braungelb 

3 Hinterleib vorherrschend schwarzbraun; die gelben Querbinden 
sind breit und gerade © quadrifasciatus Deg. 

— Hinterleib vorherrschend gelb; die schmalen, schwarzen Quer- 
binden sind in der Mitte zapfenförmig ausgezogen 

C. vitellinus Lw. 


7. Gruppe: longiventris Kröb. 
1 Kleine, sehr schlanke, tief mattschwarze Art 
C. longiventris n. spec. 
1. Gruppe. 
1. Conops maculifrons n. spec. 

d: Kopf groß, fast kugelig, dunkelbraungelb, glanzlos. Unter- 
gesicht und Augenrand bis hinauf zum Scheitel silberweiß glänzend. 
An der Grenze dieses Augenstreifens liegt jederseits am Augenrand 
ein tiefschwarzbrauner Sammetfleck. Backen mit großem, schwarz- 
braunen, dreieckigen Fleck. Untergesichtsmitte wachsgelb. Hinter- 
kopf und Backen gleichfalls weißlichgelb. Fühler lang, schwarz- 
braun; 3. Glied mit rötlichem Schein. Rüssel verhältnismäßig 
kurz, Basis glänzend rotgelb, der Rest schwarz. Rückenschild 
mattschwarz; eine schwarze Mittelstrieme reicht bis zum. Hals. 
Schulterecken, Schildchen, die Partie vor demselben, Brustseiten 


11. Heft 


49 O. Kröber: 


und Hinterrücken rotbraun, glanzlos. Schwinger intensiv messing- 
gelb. Hinterleib rotbraun, die Vorderpartie des 1. bis 4. Ringes 
stark verdunkelt, die Hinterpartie in Rotgelb übergehend und etwas 
weißgelb schillernd. Die letzten Ringe rotgelb mit weißgelbem 
Schimmer. Hüften schwarzbraun, alle spärlich silberglänzend, 
ebenfalls ein Fleck über den Mittelhüften. Beine dunkelbraun. 
Schenkel und Tarsen fast schwarz. Haftläppchen lang, gelbbraun. 
Klauen weißlich mit schwarzer Spitze. Flügel blaß bräunlich tin- 
giert, zwischen der 1. und 3. Längsader an der Basis etwas dunkler, 
aber ohne Strieme. Brustseiten ohne Schillerstrieme. Länge 
19 mm. 
2 d. Amur. — Type &: Koll. Kröber. 


2. Conops nigripes Kröb., SQ. Entom. Mitt., Band II, No. 9, 1913, 
p. 278. 


&: Vor der Scheitelblase liegt auch meistens eine deutliche 
braune Querbinde und neben dem Augenrand in der Höhe der 
Fühler ein + deutlicher Sammetfleck. Die Klauen sind schwarz 
oder braun mit schwarzer Spitze. 

Formosa: Taihorinsho, Sokutsu, Toyenmongei, Kosempo, 
Tapani, Koshun. 


3. Conops vesicularis L. 


&: Kopf hellgoldgelb, die untere Partie neben dem Mund und 
am Augenrand intensiv metallisch gelb schimmernd. Mundpartie 
bräunlich, der Kiel sehr schmal, meistens intensiv schwarzbraun. 
Stirnhöcker schwarz. Oberhalb desselben liegt eine nach oben ge- 
bogene rotbraune Querbinde, die sich neben den Fühlern etwas 
senkt und als sammetschwarze, schmale Querbinde bis zum Auge 
reicht. Von der Höhe der Querbinde steigt ein breites, dunkel- 
rotbraunes Band zur Scheitelblase empor. Diese ist manchmal 
vorn deutlich dunkelrotbraun begrenzt bis an die Augen, an diesen 
etwas herabsteigend, so daß die Stirn zwei ovale rotgelbe Flecken 
trägt, die manchmal dunkelrotbraun gesprenkelt erscheinen. 
Hinterkopf dunkelbraun, der ganze Augenrand heller. Backen 
mit schwarzbraunem Fleck. Fühler lang, dunkel rotbraun. Rüssel 
kurz, kopflang, vorn etwas verdickt. Thorax rotbraun, die Platte 
selbst matt schwarz mit etwas graulicherPubeszenz, in der manch- 
mal feine schwarze Längslinien auftreten. Schulterbeulen und 
Schildchen, Schwielen neben dem Hinterrücken rotbraun, fast 
glanzlos.. Hinterrücken matt schwarz. Erster Hinterleibsring 
schwarzbraun, am Rand dunkelrotbraun. 2. Ring schwarzbraun 
mit hellockergelbem Rand, der etwas glänzt und in der Mitte durch 
die schwarzbraune Partie keilförmig eingeschnitten wird; 3. am 
Vorderrand schwarzbraun, in der Mitte etwas dreieckig nach binten 
ausgezogen, der Rest des 3., der 4. bis 6. Ring total goldgelb be- 
stäubt. Die Mitte des Vorderrandes trägt meist einen + undeut- 
lichen an Größe abnehmenden schwarzbraunen Fleck, so daß eine 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 43 


Art unterbrochener Rückenstrieme entsteht. Analsegment glänzend 
hellrotbraun. Bauch dunkel ockergelb; die feine, kurze, schwarze 
Behaarung läßt diese Partie schwarzpunktiert erscheinen. Beine 
dunkel rotgelb, auch die Hüften. Vorderhüften intensiv weißgelb 
bis messinggelb glänzend, Mittel- und Hinterhüften kaum. Schienen 
und Tarsen intensiver rotgelb. Schienen mit leichtem Messing- 
schimmer. Tarsen seitlich schwarz behaart. Klauen weißgelb, 
Spitze schwarz. Flügel hyalin mit hellbrauner Säumung bzw. 
Fleckung. Vorderrandzelle hell. Zwischen der 1. und 3. Längs- 
ader bis zur Mündung der 2. liegt eine dunklere Binde. Von hier, 
quer über die äußere Begrenzung der Discoidalzelle herabsteigend 
und wieder bis zur kleinen Querader reichend, führt eine ver- 
dunkelte, fleckenartig braun gefärbte Partie. Die Basis der vordern 
Basalzelle, die ganze hintere Basalzelle, die Basis der Discoidalzelle 
und die Spitze des Flügels verwaschen braun. Stets liegen in der 
Discoidalzelle, der vorderen Basalzelle, der Unterrandzelle und 
der ersten Hinterrandzelle helle Flecken. Länge 14—17 mm. 


Q: Gleicht dem {, ist aber wesentlich dunkler und schlanker, 
namentlich der Hinterleib. 1. bis 3. Ringin der Basalpartie schwarz. 
1. hinten und seitlich rotbraun, 2. mit rein schwefelgelber, fast 
glanzloser Hinterrandbinde, die in der Mitte etwas eingebuchtet 
ist, dritter ganz seitlich mit gelber Hinterrandbinde, die nach der 
Mitte zu verschwindet unter einer viel breiteren, nach vorn un- 
regelmäßig ausgezackten rotbraunen Binde, die auch seitlich vor 
der gelben sichtbar ist; 4. größtenteils hellrotbraun mit vereinzelten 
verdunkelten Partien und ganz schmalem, goldgelbem Saum; 
6. und 7. hellrotgelb, teilweise gelblich bestäubt. Theka ziemlich 
groß, hellrotgelb, unterseits schwarz. In schlecht erhaltenen 2 
sind die schwefelgelben Partien + rotbraun. Länge 15—18 mm, 
mit Flügel 20 mm. 


168 d, 96 2. Deutschland, Österreich-Ungarn, Dalmatien, 
Rumänien, Tirol, Schweiz, Italien, Sizilien, Frankreich, Sardinien, 
Sibirien. 

4. Conops superbus v. Röd. 


d: Kopf matt ockergelb; Backen, Scheitel, Hinterkopf matt 
rotbraun. Vor der Scheitelblase verläuft eine dunklere Linie quer 
herüber und steigt hakenförmig etwas am Augenrand auf die 
Stirn herab. Rüssel kaum kopflang, dick. Fühler lang, hellrotgelb; 
1. und 2. Glied zart schwarzborstig. 1. Glied zwei- bis dreimal so 
lang als unten breit, rotgelb; 2. 24,mal so lang als das 1., mehr 
braungelb, weiß bestäubt; 3. länger als das halbe 2., hell rotgelb. 
Griffel Kurz, schwarz, stumpf mit stumpfem Seitenhöcker. Hinter- 
kopf am Augenrand hell weiß glänzend. Der ganze Körper matt 
hellrostbraun. Rückenschild mit Spuren zweier schmaler, dunkler 
Längslinien, zart weißlich bereift, gleich dem Hinterkopf kurz, 
schwarz beborstet. Hüften und Außenseiten der Schienen mit 
Spuren von weißem Reif. Haftläppchen und Klauen weißgelb, 


11. Heft 


44 O. Kröber: 


Klauenspitze schwarz. Behaarung des letzten Tarsengliedes lang, 
braun. Schüppchen und Schwinger gelb. Letztes Drittel des 
3. Hinterleibringes und der ganze 4. Ring auffallend weißgelb, 
scharf begrenzt. Der ganze Hinterleib äußerst zart kurz schwarz 
behaart und beborstet. Flügel ganz blaß braun tingiert. Ader 
hell braungelb. Länge 15—17,5 mm. 
Syria. 
2. Gruppe. 


5. Conops rufomaculatus n. spec. 


d: Untergesicht rotgelb, mit wundervollem Goldglanz, Ge- 
sichtsgruben bleicher, Kiel im untern Teil schwarz. Fühlerhöcker, 
Stirn und Scheitel matt ockerfarben. An der Grenze der gold- 
glänzenden Partie liegen zwei hellrotgelbe matte Punkte, wo in 
andern Arten die sammetschwarzen liegen. Rüssel etwa 115mal 
kopflang, hellgelbbraun. Fühler lang, schwarz. 1. Glied etwa vier- 
bis fünfmal so lang als unten breit; 2. etwa doppelt so lang als das 
1., schlanker, nach der Spitze zu wenig erweitert, 3. von der Länge 
des 1., von der Breite der Spitze des 2., schlank, kegelförmig. 
Griffel unten breit, stark dornförmig zugesritzt. Seitenfortsatz 
klein, stumpf. 3. Glied düster rotbraun. Hinterkopf gelbbraun, 
unterhalb der Scheitelblase etwas rotbraun, am Augenrand gelb- 
glänzend. Rückenschild matt schwarz, Schulterbeulen, Seitenrand, 
Schildchen rotbraun. Von vorn betrachtet, graulich tomentiert, 
besonders die Schulterbeulen. Behaarung am Hinterkopf sehr 
spärlich, schwarz, am Rückenschild ganz kurz, borstig, schwarz. 
Brustseiten hellrotbraun, unten schwarz, desgleichen eine schräge, 
breite Strieme, die von den Mittelhüften nach oben und vorn 
steigt und in der eine schwache, weiße Schillerstrieme auftritt. 
Hüften schwärzlich, Vorderhüften hellrotbraun, alle intensiv 
silberschillernd. Beine hellrotbraun. Tarsen tiefschwarz, breit, 
1. und letztes Glied der Hintertarsen teilweise gelbbraun. Be- 
haarung der Beine kurz borstig schwarz, letztes Tarsenglied mit 
sehr langen, zarten, schwarzen Borsten. Haftläppchen und Klauen 
weißgelb, Klauenspitze schwarz. Schienen außen silberglänzend. 
Schüppchen rotgelb; Schwinger zitronengelb bis orange. Hinter- 
leib schwarz, mit bläulichem Schein, oben und seitlich intensiv 
weißgelb bestäubt. Analsegment an der Spitze etwas rotbraun. 
Alle Ringe mit satt goldgelb schimmerndem Hinterrand. Am 1. 
bis 3. ist derselbe seitlich am breitesten, am 4. und 5. seitlich am 
schmalsten, in der Mitte dringt ein schwarzer Keiltleck ein. Flügel 
intensiv gelbbraun tingiert. Vorderrandzelle, 1. und 2. Basalzelle 
und Basis der Discoidalzelle gelblich. Analzelle fast hyalin, ganz 
bleich gelb. Länge 11—15 mm. Bei einem g sind die Brustseiten 
fast ganz schwarz, alle Hinterleibsegmente seitlich + rotbraun, 
das Analsegment auch oben. — Bei einem Jist nur das Analsegment 
rotbraun mit schwarzem Mittel- und Seitenfleck. — Auch die 
Breite und Form der Hinterleibbinden ist verschieden. 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 45 


9: Gleicht dem 3. Die rotgelben Stirnpunkte sind manchmal 
undeutlich. Hinterkopf auch unterhalb der Scheitelblase gelb- 
glänzend. Tarsen ganz schwarz. Rückenschild mit drei klaren, 
schwarzen Längsstriemen. Toment deutlicher, dichter. Hinter- 
leib am 1. bis 5. Ring matt schwarz, der Rest hellrotbraun. Toment 
am 1. Ring weißlichgrau, 2. bis 5. mit gelber, schimmernder Hinter- 
randbinde, die je nach der Beleuchtung seidig oder glänzend er- 
scheint. Ihre Mitte ist gelblich bestäubt. Analsegment z. T. 
glänzend rotbraun. Theka rotbraun, größtenteils greis bestäubt, 
breit, vorn flach abgestutzt, unten schwarz, bei einem 9 ganz 
schwarz. Alles andere wie beim $. Länge 12—15 mm. 


6 8, 6 2. — Formosa: Kagi, Kanshirei, Takao. 


6. Conops Rondanii Bezzi, in der afrikanischen Fauna abgehandelt. 


7. Conops fulvicornis Kröb., Entom. Mitteilg. II, No. 9, 1913, 
p. 279 und in der asiatischen Fauna. 


8. Conops tomentosus n. spec. 


d: Der ganze Kopf hellockergelb, Untergesicht mit sehr 
zartem, weißem Schimmer. Hinterkopf am Augenrand breit 
silberweiß eingefaßt. Neben den Fühlern liegen am Augenrand 
zwei kleine, tief sammetschwarze Punkte. Die Mitte des Hinter- 
kopfes ist teilweise hellrotbraur. Rüssel hellrotbraun, zart, etwa 
zweimal kopflang, die Lippen schwarz. Fühler hellrotgelb, sehr 
lang; 1. Glied etwa fünf bis sechsmal so lang als unten breit, nur 
an der Spitze mit wenigen schwarzen Borsten; 2. etwa um 1, länger 
als das 1., stark schwarz beborstet; 3. kaum länger als das 1., sehr 
schlank, Kegelförmig, an der Basis oben auffallend hell mit weiß- 
lichem Schimmer, der Rest nahezu schwarz. Griffel schlank, dorn- 
förmig, rotgelb, der Seitenfortsatz unbedeutend. Das Basalglied 
und die Basis des 3. Griffelgliedes schwarzbraun. Oberhalb der 
Fühler ein kleiner, rotbrauner Keilfleck. Der ganze Körper hell- 
rotbraun. Mitte des Rückenschildes vorn etwas verdunkelt, aber 
ohne eigentliche Strieme, dicht weißlich breit bereift. Je nach 
der Beleuchtung erscheinen immer andre Teile des Rückenschildes 
weißlich bereift. Hinterrücken unten etwas schwärzlich, oben und 
seitlich dicht silberweiß bestäubt. Schildchen nur an der Basis 
mit zartem Toment. Brustseiten leuchtend rotbraun mit breiter, 
intensiv silberweißer Strieme. Alle Hüften stark silberglänzend. 
Schenkel und Schienen weniger intensiv weißbestäubt. Tarsen 
schwarz, Basalglied und Schienenspitze + hellbraun. Haft- 
läppchen und Klauen gelb, Klauenspitzen schwarz. Letztes 
Tarsenglied mit auffallend langer, sehr zarter schwarzer Behaarung. 
Hinterleib ohne helle seidige Säume, aber weißlich tomentiert, be- 
sonders die Hinterränder der 1. Segmente und der ganze 5. und 
6. Ring. 4. Ring nur am äußersten Hinterrand seitlich tomentiert, 
sonst schlicht rotbraun; die Mitte des 4. und 3. Ringes etwas 
schwärzlich. Genitalien brennend rotbraun. Flügel absolut hyalin, 


11. Heft 


46 O. Kröber: 


die Adern ganz zart gelblich. Schwinger ockerfarben, ihr Stiel 
weißlich. Länge 10,5 mm, mit Fühler 13 mm. 

Keschofrud 30. IV. (Turkmenien). — Type $: K. k. Hofmus. 
Wien. 


9. Conops tomentosus var. immacnlatus m. 

d: Gleicht in allen Stücken der Stammform, aber der Stirn 
fehlen die Sammetflecken. Der Keilfleck oberhalb der Fühler ist 
hellrotbraun bis schwarz. Rückenschild größtenteils schwarz, 
vor dem Schildchen ein großer hellrotbrauner Fleck. In dem 
Schwarz treten hellere Tomentbinden auf. Beieinem sind auch 
die Brustseiten oberhalb der Hüften schwarzgefleckt. Länge 
10—12 mm. 

3 d Keschofrud 30. IV., Puli-chatun IV. (Turkmenien). 
Type &: K. k. Hofmus. Wien. 

In der Sammlung von Prof. Hermann-Erlangen findet sich 
ein @ dieser Art oder einer sehr nahe verwandten, das leider den 
fraglichen Fundort Konia ? Armenien trägt. 


10. Conops aegyptiacus Rond., in der afrikanischen Fauna ab- 
gehandelt. 


11. Conops flavifrons Meig. 

2: Schwarz mit weißen Schillerstriemen. Kopf ockergelb mit 
Silberschimmer am Untergesicht, besonders breit und intensiv 
am Auge. Oberhalb der Fühler liegt ein kleines, schwarzes Dreieck. 
Stirn eigentümlich radiär gefurcht. Scheitelblase durchscheinend 
bernsteingelb. Hinterkopf unterhalb der Scheitelblase etwas braun, 
am Augenrand breit silberweiß. Fühler dunkelbraun bis schwarz- 
braun, graulich schimmernd. 1. Glied am hellsten, etwa viermal 
so lang als breit; 2. 11%mal länger als das 1., durch Beborstung 
schwarz erscheinend, oben weiter vorstehend als unten, das 3. 
umfassend. 3. Glied so lang wie das 2., kegelförmig. Griffel dorn- 
artig mit ziemlich langem stumpfem Seitenfortsatz. Rüssel etwa 
zweimal kopflang, dünn, glänzend schwarz. Schulterbeulen und 
Schildchenrand düster rotbraun. Erstere, die Partie zwischen 
ihnen, die Seitenplatten des Hinterrückens, die Strieme der Brust- 
seiten, die Hüften und ein Fleck oberhalb derselben glänzend 
silberweiß. Schüppchen weißlich. Schwinger blaßgelb. Hinter- 
leib schwarz, walzig. 1. Ring düster rotbraun; 2. bis 4. mit weib- 
licher Binde auf gelbseidigem Hinterrandsaum; 5. mit seidigem 
undeutlichem Saum, 6. + tomentiert. Analsegment glänzend. 
Theka kurz, schwarzbraun. Der äußerste umgeschlagene Seiten- 
rand der Segmente bräunlich. Beine hellrotgelb, Schienen beider- 
seits silberglänzend, innen am Ende schwärzlich. Tarsen tief- 
schwarz. Haftläppchen und Klauen weißgelb, Klauenspitze 
schwärzlich. Flügel hyalin oder ganz blaß bräunlich tingiert. 
Adern zart braun, z. T. gelbbraun. Länge ohne Fühler 8&—9 mm, 
Fühler allein 2 mm. 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 47 


&: Leuchtend hellrotgelb oder weinrot mit weißlichem Schim- 
mer. Kopf, Thorax und Beine wie beim 9. Hinterleib stark keulig, 
sehr hell gefärbt. 2. Ring größtenteils silberweiß tomentiert; 
3. und 4. nur am Hinterrand, die folgenden größtenteils, nach den 
Seiten zu weniger intensiv. Genitalien rostrot. Flügel mehr gelblich 
tingiert. Manchmal sind die letzten Hinterleibringe gelblichrot mit 
gelblichem Schimmer. Länge 10—11 mm. 


Ein & von Sarepta ist auf den letzten Ringen messinggelb 
tomentiert. Ein besonders dunkles bis schwarzbraun am Hinter- 
leib verdunkeltes $ ist von Löw als var. obscura ausgezeichnet; 
ein d mit rotbraunem Schildchen als var. fallida (Wiener Samm- 
lung). 


52 438 2. Aus allen Mittelmeerländern bekannt: Dalmatien 
(Ragusa, Zara), Griechenland (Paros, Naxos, Syra, Corfu, Tinos), 
Italien, Spanien, Frankreich (Marseille), "Österreich, Ungarn, 
Smyrna, Ak Chehier, Tunis, Sarepta. 


12. Conops rufiventris Macq., in der afrikanischen Fauna ab- 
gehandelt. 


13. Conops nubeculibennis Bezzi, in der afrikanischen anne ab- 
gehandelt. 


14. Conops elegans Meig. 


d: Kopf rotgelb, Untergesicht mit silberweißem Schiller, da- 
durch heller erscheinend. Fühler hellrotgelb. 1. Glied lang, etwa 
1, so lang als das 2. 3. so lang wie das 1., zugespitzt, hellrotgelb. 
Fühlergriffel lang, in eine lange Borste endend. Seitenhöcker 
deutlich vorspringend. Rüssel lang, hellrotbraun mit verdunkelter 
Spitze. Hinterkopf gelbbraun, am Augenrand weißgelb schim- 
mernd. Thorax schwarz, mit grauem, seidigem Reif. Schulter- 
beulen, Seiten- und Hinterrand, Schildchen, obere Partie des 
Hinterrückens und die ganzen Brustseiten intensiv rotbraun. An 
der Innenseite der Schulterbeulen liegt ein silberweißer Toment- 
fleck, jederseits neben dem Hinterrücken und auf dessen oberer 
Partie intensiv hell messinggelbes Toment. Brustseiten eigentlich 
der ganzen Breite nach mit Silberschiller, der aber in einzelne 
Flecken aufgelöst erscheint. Hinterleib im Grunde schwarz, mit 
grauem, seidigem Schein, der die Grundfarbe bei gewisser Be- 
leuchtung vollkommen verdeckt. 1. Ring seitlich und hinten 
weißlichgelb schillernd; 2. bis 4. mit breitem, messinggelbem Hinter- 
randsaum, der am zweiten stark erweitert ist; 5. und 6. fast ganz 
goldgelb tomentiert. Ganz seitlich geht auf allen Ringen das 
Schwarz in ein intensives Rotbraun über, das die ganze Unterseite 
ausfüllt. Beine rotgelb, alle Hüften mit intensivem Silberschiller, 
gleichfalls die Außenseite der Schienen. Spitze der Hinterschienen 
und die Tarsen etwas verdunkelt, was namentlich durch schwarze 
Behaarung bedingt wird. Haftläppchen und Klauen weißgelb, 
äußerste Klauenspitze schwarz. Flügel bräunlich tingiert, mit in- 


11. Heit 


48 O. Kröber: 


tensiver Strieme zwischen der 2. und 4. Längsader bzw. bis zur 
5., die bis zur hinteren Querader begleitet wird. Dann steigt sie 
im Bogen als breiter Saum zur 3. Längsader hinauf, die bis zur 
Flügelspitze begleitet wird. 5. und 6. Längsader gesäumt. Länge 
12—18 mm. 

Q: Gleicht dem $ vollkommen. 5. Ring mit gelbseidiger Hinter- 
randbinde. Analsegment und Theka hellrotbraun. Theka groß, 
dornförmig. Ein 2 ist überall weiß statt gelb tomentiert. 


15 & 7 2. Sizilien, Marseille, Syrien, Sinai, Kairo, Cypern. 


15. Conops elegans Meig. var. fuscidennis Macaq. siehe afrikanische 
Conops-Arten; desgleichen 


16. Conops elegans Meig. var. minutus m. 

Die Var. fuscidennis Macq. liegt mir vor aus Guinea, Portug. 
Kongo, Sizilien, Kairo und vom Sinai. Sie unterscheidet sich von 
der Stammform nur durch total dunkelbraun tingierte Flügel. 
Hierher gehört auch Löws Varietät vom Sinai. 


3. Gruppe. 


17. Conops insignis Lw. 


d: Der ganze Kopf ist ockerfarben, nur das Untergesicht mit 
Ausnahme der Gruben und die Streifen am Auge bis zum Scheitel 
hinauf sind weißgelbglänzend. Oberhalb der Fühler liegt ein 
bräunlicher Längsstrich oder Keilfleck. Hinterkopf am Augenrand 
bis zur Scheitelblase weißgelb glänzend gesäumt. Rüssel etwa 
11,mal kopflang, dick, hellbraun, an Basis und Lippen schwarz- 
glänzend. Fühler lang, hellrotbraun. 1. Glied gut viermal so lang 
als breit; 2. 11&mal so lang als das 1., schlanker, an der Spitze 
wenig verbreitert, schwarzborstig, daher dunkler erscheinend; 
3. so lang wie das 1., schlank, düster rotbraun, mit ziemlich langem 
Endgriffel, dessen Seitenfortsatz Kurz, aber deutlich. Der ganze 
Körper ist schwarz, nur die Schulterbeulen und Beine sind gelb. 
Schulterbeulen, eine breite Strieme der Brustseiten, der Hinter- 
rücken und seine Seitenplatten intensiv matt messinggelb. Rücken- 
schildplatte weißlich bereift; zwischen den Schulterbeulen liegt 
jederseits ein fast silbrig schimmernder Fleck. Die untere’ Partie 
des Hinterrückens ist schwarz. Schwinger weißgelb. 1. Hinter- 
leibsring hinten größtenteils" gelb bestäubt, vorn schwarz, mit 
langer, schwarzer Beborstung; 2. Ring am Vorderrand schmal 
schwarz. Von diesem Rand steigt in der Mitte und ganz seitlich 
je ein spitzes Dreieck bis fast zum Hinterrand; 3. mit ganz schmaler, 
seitlich stark verschmälerter gelber Hinterrandbinde; 4. am Vorder- 
rand mit seitlich verschmälertem schwarzem Mittelfleck; 5. am 
Vorderrand mit fast linienfeiner schwarzer Binde, der Rest gold- 
gelb oder messinggelb tomentiert. Das Gelb ist glanzlos, sieht aus 
wie elektrolytisch niedergeschlagenes Metall. Bauch und Geni- 
talien schwarz oder schwarzbraun, glänzend. Hüften schwarz- 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 49 


braun mit gelbem Schimmer. Schienen außen goldgelb schim- 
mernd. Tarsen von der Spitze des 1. Gliedes an schwarzbraun 
verdunkelt. Haftläppchen und Klauen weißgelb, Klauenspitze 
schwarz. Flügel hyalin, äußerste Basis gelb, zwischen der 1. und 
3. Längsader blaßbraun tingiert, die 1. Hinterrandzelle ganz 
blaßbraun und wesentlich dunkler erscheinend. 5. Längsader 
schmal schwarzbraun gesäumt. Länge 11—13 mm inkl. Fühler, 
die allein etwa 3 mm messen. 

Q: Gleicht dem & vollkommen, aber am Hinterleib ist am 
3. und 4. Ring das Schwarz vorherrschend. Analsegment glänzend 
schwarz. Theka lang, hornförmig, glänzend schwarz. Manchmal 
ist das Toment wärmer goldgelb, manchmal blasser, mehr graugelb. 
Länge 10—13 mm. 

54 4 35 2. Tirol (Bozen, Mori), Norditalien (Susa, Pinerolo), 
Rom, Dalmatien, Griechenland (Peloponnes, Corfu, Paros, Olym- 
pia), Ungarn, Brussa, Kasan, Taurien, Tunis. — Süd-Frankreich. 


4. Gruppe. 


18. Conops strigatus Wied. 
Die Art steht ganz isoliert. Sie erinnert außerordentlich an 
Brachyglossum calceatum Rond. 
d: Kopf braungelb, Untergesichtsgruben glasig, mit hohem 
schwarzglänzendem Kiel. Backen mit großem schwarzem Keil- 
fleck. Rest des Untergesichts stark goldgelb glänzend bis hinauf 
zur Fühlerbasis. Diese ist tiefschwarz. Das Schwarz umklammert 
sie noch beiderseits hufeisenförmig. Zwischen diesem Fleck und 
dem Auge liegt ein isolierter schwarzer Sammetfleck. Von der 
Fühlerbasis steigt eine schmale schwarze Strieme bis zur Scheitel- 
blase hinauf. Hinterkopf glänzend schwarzbraun, am Augenrand 
goldgelb tomentiert. Rüssel wenig länger als der Kopf, schwarz- 
glänzend. Fühler lang, schwarz. 1. Glied etwa 115mal so lang 
als unten breit; 2. 215mal so lang als das 1., trompetenförmig er- 
weitert, direkt in das 3. übergehend, das es breit umfaßt, zart, 
schwarz beborstet; 3. Glied halb so lang als das 2., direkt wieder 
in den scharf zugespitzten Griffel übergehend. Seitenfortsatz sehr 
klein und stumpf. Der ganze Körper ist glänzend schwarz, nur 
die Schulterbeulen sind glasig braungelb und die Beine + dunkel 
braungelb. Rückenschild, von vorn betrachtet, braungrau bereift. 
Eine Strieme von der Schulterbeule bis zur Vorderhüfte, die ge- 
wöhnliche Strieme der Brustseiten, ein großer Fleck zwischen 
Hinterrücken und Flügelbasis und alle Hüften graugelb glänzend 
tomentiert. Schwinger gelbbraun. Schenkel bis auf die Enden 
schwarzbraun; Schienen ohne Schimmer, „Farsen gegen das Ende 
zu verdunkelt. Haftläppchen und Klauen bleich gelbbraun; 
Klauenspitze schwarz. 2. bis 3. oder 4. Hinterleibring mit gelbem 
Hinterrandsaum. Dieser ist intensiv glänzend goldgelb tomentiert. 
5. und 6. Ring mehr graugelb tomentiert, was in der Mitte ziemlich 
Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 11. 4 11. Heft 


50 O. Kröber: 


die ganze Breite einnimmt, seitlich sich schnell verschmälert. 
Genitalien glänzend kastanienbraun. Flügel ganz blaß bräunlich 
tingiert; vom Vorderrand bis zur 3. Längsader intensiv braun 
tingiert, ebenfalls der Vorderrand der 1. Hinterrandzelle; die 
andern Längsadern sind + deutlich braun gesäumt. Länge 10 bis 
12 mm. Hinterleib an den Seiten des 2. Ringes manchmal dunkel 
gelbbraun. Hinterleibbehaarung zart anliegend schwarz. 

2: Gleicht dem &. 1. Fühlerglied hellrotbraun. Rüssel in der 

vordern Partie hinter den Lippen + hellbraun. 1. Hinterrandzelle 
meistens an der Basis bis zur vena spuria braun tingiert. Hinter- 
schenkel oft in großer Ausdehnung braungelb. Hinterleib eigen- 
tümlich walzig spindelförmig, am 4. und 5. Ring am breitesten. 
Alle Ringe seitlich unscharf glänzend rostbraun. 2. bis 4. Ring 
am Hinterleib mit schmalen aber sehr insensiv goldgelb glänzenden 
Tomentbinden. Analsegment rotbraun, wenig vorstehend, der 
Hinterleib dadurch etwas hakenförmig erscheinend. Theka sehr 
klein, halbkreisförmig, schwarz, mit braunem Rand. Länge 10 
bis 11 mm. 
1498552. S.-Deutschland bis Thüringen hinauf, Hannover, 
Österreich, Ungarn, Korsika, Montreux, Südfrankreich. — Susa. 
VI.—VIIL, auf Disteln. — Type 32: (auricinctus Lw.!). Kgl. 
Mus. Berlin. 


5. Gruppe. 
19. Conops scutellatus Meig. 


Hat in beiden Geschlechtern große Ähnlichkeit mit C. stri- 
gatus Meig. 


&: Untergesicht gelb, glanzlos, nur die weißlichen Gruben 
und der Augenrand rein silberweiß glänzend. Stirn satt orange. 
Der tiefschwarze Hufeisenfleck oberhalb der Fühler sendet eine 
schmale schwarze Strieme bis zur durchscheinend bernsteingelben, 
dicht schwarz behaarten Scheitelblase hinauf. Letztere ist hinten 
schmal schwarzbraun eingefaßt. Kiel schwarzbraun. Fühler 
schwarz. 1. Glied etwa doppelt so lang als breit; 2. 215mal so 
lang als das 1., zart schwarz beborstet, 3. etwa 2/; vom 2., weiß- 
schimmernd mit langem starkem Griffel, der einen ziemlich langen 
Seitenfortsatz trägt. Rüssel sehr lang, dünn, mindestens 2mal 
kopflang, schwarz. Der ganze Körper ist schwarz. Am Rücken- 
schild sind nur die stark aufgeblasenen Beulen an der Schulter 
und unter der Flügelwurzel und das Schildchen gelb. Rücken- 
schild, von vorn betrachtet, weiß bereift, die Seiten des Hinter- 
rückens, die gelben Beulen, die Strieme der Brustseiten, alle 
schwarzen Hüften silberweiß glänzend. Schwinger und Beine 
ockergelb. Die zwei Basaldrittel der Schenkel sind hellgelb. Be- 
borstung äußerst zart, schwarz. Tarsen allmählich bis Schwarz 
verdunkelt. Haftläppchen weißgelb. Klauen schwarz, an der 
Basis rotbraun. Hinter der Flügelwurzel und am Schildchen stehen 
lange schwarze Borsten. Hinterleib schlank, wenig keulig. 1. Ring 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 51 


mit zwei großen gelben Beulen und gelbem Hinterrand, ziemlich 
lang schwarz beborstet. 2. bis 4. Ring am Hinterrand schmal, 
aber wulstig gelb, das Gelb in der Mitte etwas eingekerbt; 5. und 6. 
matt weißlich oder graulich gelb tomentiert. Der Vorderrand des 
5. schwarz. Bauch und Genitalien schwarz, Flügel graulich hyalin. 
Vom Vorderrand bis zur 3. Längsader reicht eine ziemlich intensiv 
tingierte braune Strieme, die nach der Mündung der 2. Längsader 
verblaßt. Länge 11—12 mm. Manchmal ist die Spitze der Hinter- 
schenkel oben braun gefleckt. 

Ein & ist aus Vespa vulgaris L. gezogen. 

O: Gleicht dem d. Hinterleib in der Breite des 4. und 5. Ringes 
am stärksten. 5. oder 5. und 6. mit schmalem gelbem Hinterrand, 
saum. Toment der letzten Segmente fast rein weiß. Analsegment 
ganz stumpf, kaum vorstehend, schwarz. Theka kaum vorstehend, 
ganz flach, abgerundet, schwarz. Die 4. und 5. Längsader sind 
unterhalb der Binde in der Basalpartie hellrotgelb. Diese Flügel- 
partie erscheint eigentümlich seidig glänzend. Länge 11—12 mm. 

120 S 68 2. Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, 
Tirol, Italien, Frankreich, Ragusa, Parnaß. VII.—VIII., besonders 
auf Heracleum und Disteln. 


20. Conods silaceus Meig. 


d: Untergesicht ockergelb mit goldgelbem Schimmer auf den 
Wangen und am Augenrand bis hinauf zu den Fühlern, der Rest 
matt. Stirn etwas dunkler. Scheitelblase durchsichtig gelbbraun, 
rundum tiefschwarz. Vor ihr liegt eine breite schwarze Querbinde, 
die von einem Auge zum andern reicht. Der ganze Hinterkopf fast 
schwarz, am Augenrande, fast bis zur Scheitelblase, breit glänzend 
gelb eingefaßt. Rüssel hell rostbraun, 14,mal kopflang. Lippen 
schwarz, kurz, dick. Fühler schwarz, ziemlich robust. 1. Glied 
kurz, etwa 2mal so lang als breit; 2. zart, 3mal so lang als das 1., 
dicht und kurz schwarz beborstet, beide Glieder mit eigentümlich 
hellbrauner Bestäubung; 3. so lang wie das 2., schmal, nach der 
Spitze zu wenig verjüngt. Der Griffel ist an der Basis schmäler 
als das fast gerade abgestutzte 3. Fühlerglied, das somit eine vor- 
springende Ecke bildet. Der Seitenfortsatz ist sehr klein. Das 
Endglied des Griffels ist breit kegelförmig, oben plötzlich in eine 
ziemlich lange, starke Borste übergehend. Rückenschild tief- 
schwarz, fast glanzlos. Schulterbeulen und Schildchen rein gelb. 
Hinterrücken schwarz, nur seitlich goldfarben tomentiert. Dies 
Toment deckt noch eine gelbe Beule unterhalb der Flügelwurzel. 
Brustseiten schwarz mit breiter, gelblicher Schillerbinde. Hüften 
schwarz, nach der Spitze zu etwas gelbbraun, Vorderhüften ganz 
gelbbraun. Alle Hüften etwas gelblich bestäubt. Beine blaßgelb, 
kurz schwarz behaart; die zwei letzten Tarsenglieder braun; 
Klauenspitzen schwarz. Schwinger gelb, Stielbasis’ etwas bräun- 
lich. Hinterleib vorherrschend ockergelb, etwas glänzend, alle 
Ringe am Vorderrand mit schwarzer Binde, die querherüber gleich 


4* 11. Heft 


59 ©. Kröber: 


breit bleibt und schmäler ist als der gelbe Rest. Am 1. Ring fällt 
seitlich je eine ziemlich große, gelbe Beule auf. Am 2. und 3. er- 
weitert sich die schwarze Binde ganz seitlich, am 5. verschmälert 
sie sich ganz bedeutend. Anallamellen hellbraun. Flügel fast 
hyalin, kaum etwas deutlich tingiert. Adern zart gelbbraun. 
Länge inkl. Fühler 12 mm. 

Q: Gleicht dem d, aber bleichgelb. Schiller am Gesicht und 
Augenrand rein weiß. Kiel hellbraun, etwas glänzend. Schienen- 
spitzen etwas bräunlich. An den Vordertarsen ist nur das 1. Glied 
hell, alle andern braun. Die weißgelben Hinterleibbinden sind 
viel schmäler als der schwarze Teil. Hinterleib also im Grunde 
schwarz. Am 2. Ring sendet die schwarze Binde hinten in der 
Mitte einen Keil in das Gelb hinein. 4. bis 6. Ring mit einer seitlich 
stark verschmälerten gelben Binde. Analsegment schwarzbraun. 
Theka klein, stumpf, fast wie bei C. quadrifasciatus gebaut, aber 
schwarzbraun, an der Spitze etwas überhängend. Behaarung des 
Hinterleibes ganz kurz abstehend, sehr sparsam; am Bauch länger. 
Am Augenrand tritt an der Grenze des Silberschimmers ein kleiner, 
schwarzbrauner Sammetfleck auf. Länge 11 mm. 


1 3 aus der Wiener Sammlung liegt mir vor mit schwarzen 
QOuerbinden, so breit wie bei C. quadrifasciatus Deg. Var. ? 

15 & 2 2. Parnaß, Spalato, Görz, Fiume, Foggia, Mont- 
pellier, Arles, Südpyrenäen, Spanien. — Type &: Kgl. Mus. Berlin, 


6. Gruppe. 
21. Conops flavipes L. 


&: Glänzend schwarz. Untergesicht und Seiten der Stirn 
blaßgelb bis gelbbraun, glanzlos, nur der Mundrand und der 
äußerste Augenrand bis hinauf zur Fühlerhöhe ganz schmal hell 
silberweiß glänzend. Untergesicht weißlich mit schwarzem Kiel, 
Mundrand selber rostbraun. Stirn mit breiter schwarzer senk- 
rechter Strieme, die unten den Fühlerhöcker breit umfaßt und sich 
oben so stark verbreitert, daß sie vor der durchscheinend bernstein- 
gelben Scheitelblase eine + breite Querbinde von Auge zu Auge 
bildet. An beiden Seiten der Scheitelblase steigt sie empor. Der 
ganze Hinterkopf glänzend schwarz, nur von den Backen bis zur 
Einrahmung der Scheitelblase läuft ein schmaler, gelber Saum, 
der im obern Teil silbern glänzt. Scheitelblase und Hinterkopf 
abstehend, zart schwarz behaart und beborstet. Manchmal ist der 
Kopf ganz und gar schwarz, oder die Stirn ist ganz schwarz; dann 
liegt oft ein düsterrotbrauner Fleck oben vor der Scheitelblase, 
oder die Stirnstrieme ist von hier aus durch eine rotbraune senk- 
rechte Strieme gespalten. Rüssel etwas über kopflang, schwarz 
glänzend, dick. Fühler über kopflang, tiefschwarz. 3. Fühlerglied 
an der Basis + düster rotbraun oder ganz rotbraun, bei einem & 
geradezu rotgelb. 1. Glied etwa dreimal so lang als unten breit; 
2. mindestens dreimal so lang als das 1., zart schwarz beborstet; 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 53 


3. kegelförmig mit dickem, schwarzem Endgriffel, der von der 
Mitte an plötzlich stark eingeschnürt ist. Seitenfortsatz deutlich, 
warzenförmig. Thorax ganz blauschwarz, wenig glänzend, ganz 
zart bereift. Nur die Schulterbeulen, zwei Beulen zwischen Flügel- 
wurzel und Schwinger rein gelb und der Rand vom Schildchen + 
dunkel braungelb. Bei einem $ von Walouiki sind die Schulter- 
beulen auch teilweise geschwärzt. Nur die Vorderhüften und die 
Seitenplatten des Hinterrückens erscheinen silbergrau übergossen, 
wie verschimmelt, sonst fehlt jedes Toment. Beborstung ganz kurz, 
schwarz. Schwinger gelb. Hinterleib kolbig, stärker glänzend. 
1. Ring mit zwei reingelben Beulen; 2. bis 4. mit einer in der Mitte 
leicht eingebuchteten, etwas wulstigen Binde von reingelber 
Farbe; am 5. Ring manchmal Spuren einer solchen Binde. 5. und 
6. Ring matt messinggelb tomentiert. Anallamellen hellrotgelb 
bis braunschwarz. Beine gelbbraun, äußerst zart schwarz be- 
borstet. Alle Schenkel mit breitem, schwarzem Ring, der die 
Knie und höchstens das Basaldrittel freiläßt. Die letzten Tarsen- 
glieder verdunkelt bis zu schwarz. Haftläppchen und Klauen 
weißgelb, Klauenspitze schwarz. Flügel fast hyalin, ganz blaß 
bräunlich tingiert. Am Vorderrand liegt bis zur 3. Längsader eine 
blaßbraune Strieme, die auch die Spitze der 1. Hinterrandzelle 
ausfüllt. Adern sehr zart braun, die 5. bis 7. gelblich. Die Binde 
beginnt manchmal erst an der 1. Längsader. Länge 9—13 mm. 

Q: Gleicht dem d. Das ganze Untergesicht silberweiß schim- 
mernd. Kiel mit kleinem, braunem Fleck. Stirnzeichnung zarter. 
Hinterleib am 1. Ring mit zwei ganz kleinen, gelben Beulen. Am 
2. und 3. Ring liegt eine sehr zarte, in der Mitte leicht eingebuchtete, 
gelbe Hinterrandbinde. 4. Ring nur ganz seitlich mit den Anfängen 
einer solchen Binde. 5. mit schmalem, goldgelbem, seidigem Saum, 
der seitlich schmäler wird, folgende in der Mitte bleichgelb tomen- 
tiert. Analsegment mäßig groß, wenig vorstehend. Theka sehr 
groß, dornförmig, schwarz, gut 1%4mm lang. Flügel bis zur 5. Längs- 
ader braun tingiert. In der Discoidalzelle und in der 1. Hinter- 
randzelle liegt je ein hyaliner Fjeck. Länge 12—13 mm. 

498 3 153 2. Schweden, Deutschland, Österreich, Ungarn, 
Tirol, Schweiz, Italien, Spanien, Südrußland, Dalmatien, Griechen- 
land, Transbaikalien; — England, Frankreich. — VIL.— VII. 
Besonders auf Compositen (Disteln) und Umbeiliferen (Heracleum). 

Mir lagen 5 & mit ganz schwarzem Kopf vor; eins war aus- 
gezeichnet als melanocephala Meig. In der Wiener Sammlung 
finden sich zwei Typen von C. argentata Schumm., die zu dieser Art 
gehören. 


22. Conops ceriaeformis L. 


&: Untergesicht prachtvoll sattgelb mit goldigem Glanz. Kiel 
zart braun. Stirn und Hinterkopf ganz glänzend schwarz. Scheitel- 
blase durchscheinend braungelb. Auf der oberen Scheitelpartie 
liegt Goldtoment. Hinterkopf am Augenrand breit hell messing- 


11. Heft 


54 0. Kröber: 


gelb tomentiert. Rüssel 11%mal kopflang, zart, an der Basis 
schwarzglänzend, nach der Spitze zu rostbraun. Fühler sehr lang, 
sammetartig schwarz oder schwarzbraun, nur das 1. Glied unten 
der Länge nach rotgelb. 1. Glied etwa zweimal so lang als breit; 
2. mindestens dreimal so lang als das 1., an der Basis sehr dünn, 
oben direkt in das 3. übergehend, zart beborstet. 3. fast so lang 
als das 2., in einen langen schwarzen Griffel übergehend. Griffel’ 
länger als das 1. Fühlerglied, an der Basis stark, dann in eine 
starke, scharfe Borste ausgezogen. Thorax schwarz, nur die 
Schulterbeulen rein gelb. Von vorn gesehen, erscheint der Rücken- 
schild bräunlich bereift. Seitenplatten des Hinterrückens, eine 
zarte Strieme der Brustseiten und alle Hüften fein gelbglänzend. 
Vorderhüften ganz oder teilweise rotgelb. Schwinger fast rotgelb. 
Hinterleib vorherrschend gelb, glänzend, die einzelnen Ringe 
mächtig gewulstet. 1. Ring am Hinterleibs chmal gelb, das Gelb 
seitlich verbreitert. 2. fast in der ganzen hintern Hälfte gelb, das 
Gelb seitlich verschmälert; 3. über ?/; gelb, vorn seicht dreieckig 
eingeschnitten. 4. und 5. mit zarter, schwarzer Vorderrandbinde; 
6. ganz gelb. , Beine gelb. Schenkel mit braunem oder schwarz- 
braunem Ring auf der Mitte. Hinterschenkel verlängert und etwas 
stärker als bei andern Conops-Arten. Die vorgezogenen Tarsen- 
spitzen sind schwärzlich behaart. Tarsen sehr zart und lang schwarz 
behaart. Haftläppchen und Klauen blaß gelbbraun, Klauenspitze 
schwarz. Flügel hyalin. Zwischen Vorderrand und 3. Längsader 
ist die Partie von der Basis bis zur Mündung der 2. Längsader 
und gleichfalls die 1. Hinterrandzelle bis zur vena spuria blaß- 
braun tingiert; eine eigentliche Binde wird aber nicht gebildet. 
Adern sehr zart, braun; 5. und 6. Längsader zart gelblich. — 
Manchmal sind die gelben Hinterleibbinden am 2. bis 4. Ring ein- 
gekerbt, manchmal trägt der Hinterleib vom 2. Ring an nur schmale, 
schwarze Vorderrandbinden. Länge 13 mm. 

2: Durch die merkwürdig schlanke Hinterleibgestalt von allen 
Conopiden- Weibchen sofort zu unterscheiden. Kopf und Rücken- 
schild genau wie beim $. Beine länger, hellgelbbraun. Die braunen 
Schenkelringe scharf begrenzt, an den Vorderschenkel unten nicht 
angeschlossen. Hinterschenkel und Spitzenhälfte der Hinterschienen 
stark verdickt. Bei den Flügeln reicht die zarte braune Färbung 
am Vorderrand bis zur Spitze des Flügels. Hinterleib von merk- 
würdiger Gestalt, sehr schlank und langgestreckt. 1. bis 4. Ring 
schwarz, mit ganz schmaler ockerfarbener oder hellgelber Binde 
am Hinterrand. 3. Ring am längsten; in der vordersten Partie 
bildet er die breiteste Stelle des Hinterleibes. 4. bis 6. wulstig, 
sehr kurz. Analsegment merkwürdig hakig umgebogen. Theka 
ganz klein, eine schwarzbraune, dem Hinterleib anliegende Platte 
bildend. Hinterleib äußerst kurzborstig, Bauch etwas länger be- 
haart. Die Seiten der Hinterleibringe reichen soweit nach unten 
herum, daß die Bauchplatten nur durch einen tiefen Längsspalt 
schauen. Länge 13 mm. VIIL.—IX. t 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 55 


49 $ 26 2: Schlesien, Bayern, Württemberg, Österreich, Un- 
garn, Tirol, Triest, Oberitalien, Parnaß, Andalusien, Süd- und 
Mittelfrankreich. — Type &: Kgl. Mus. Berlin (C. acuticornis Lw.). 
Unter den Wiener Tieren sind zwei als C. varipes Schumm. Type 
ausgezeichnet. 


23. Conops nigrifrons n. spec. 


&: Äußerst schlanke, schwarze Art. Untergesicht dunkelgelb 
mit intensivem, messinggelbem Metallglanz. Fühlerhöcker und 
Gesichtsgruben matt. Kiel schwarz. Stirn, Scheitel, Hinterkopf 
und Backen schwarz, etwas glänzend. Hinterkopf am Augenrand 
silberweiß. Neben dem Fühlerhöcker steigt jederseits ein kurzes, 
schwarzes Strichelchen herab. Rüssel dünn, schwarz, glänzend, 
etwas mehr als kopflang. Fühler lang, schwarz, dünn. 1. Glied 
215mal so lang als unten breit; 2. 215 mal so lang als das 1.; 3. etwa 
2/; vom 2., direkt in den dicken, kurzen, schwarzen Endgriffel 
übergehend, unten düster rotbraun. Fühler mit eigentümlich 
seidigem, braunem Reif. Der ganze Thorax schwarz, nur die 
Schulterbeulen rotbraun. Hinter ihnen ein intensiv silberweißes 
Fleckchen. Von vorn betrachtet, erscheint der Rückenschild 
braun bereift mit Spuren von schwarzen Längslinien. Brustseiten 
mit unscharfer, weißgrauer Schillerstrieme. Beine außerordentlich 
lang und zart, schwarz. Hüften weißgrau glänzend, am Ende 
braun, Vorderhüften vorherrschend hellbraun. Haftläppchen 
gelbbraun, Klauen schwarz, an der Basis etwas gelbbraun. Schüpp- 
chen winzig klein, braungelb. Schwinger ockerfarben mit brauner 
Stielbasis. Hinterleib schlank, tiefschwarz, etwas glänzend. Anal- 
segment auf der Mitte etwas gelbbraun. 1. Ring durch Toment 
bläulichgrau erscheinend, 2. bis 5. mit gelber Hinterrandbinde, die 
am 3. bis 5. weißliches Toment trägt. 4. und folgende am Hinter- 
rand + weißgelb bestäubt, Analsegment fast ganz. Genitalien 
glänzend schwarz. Bauch matt gelbbraun mit schwarzer Längs- 
strieme. Flügel zart grau, Vorderrandzelle zart braun. Adern zart. 
Beborstung des ganzen Körpers äußerst kurz, schwarz, nur unten 
am Hinterkopf lang und zart. Länge 12,5 mm. 

Japan. — Type &: Mus. Hung. 


24. Conops quadrifasciatus Deg. 


&: Kopf gelb, goldgelb glänzend, nur die Unterseite des Fühler- 
höckers glanzlos. Kiel braunschwarz. Stirn, Scheitel und Hinter- 
kopf schwarzbraun, Scheitelblase durchscheinend braungelb, die 
Partie davor blaßgelb bestäubt. Rüssel dünn, lang, glänzend, gut 
115mal kopflang. Fühler lang, schwarz. 1. Glied unten hellrost- 
braun, etwa zweimal so lang als breit; 2. gut dreimal so lang als 
das 1., dicht schwarz beborstet; 3. 43 kürzer als dieses. Griffel 
kurz, kürzer als bei C. vitellinus. Hinterkopf am Augenrand schmal 
goldgelb gesäumt. Thorax schwarz, nur die Schulterbeulen gelb. 
Seitenplatten des Hinterrückens, Strieme der Brustseiten und 


11. Heft 


56 O. Kröber: 


eine Strieme von den Schulterbeulen nach den Vorderhüften und 
alle Hüften gelblich schillernd. Hüften schwarzbraun, Vorder- 
hüften rostrot oder rostbraun. Schwinger orange. Beine braun- 
gelb, die letzten Tarsenglieder etwas braun. Klauen und Haft- 
läppchen gelbbraun, Klauenspitze schwarz. Schenkel nahe der 
Basis + deutlich braun gefleckt. Ein & von Ramsau liegt mir vor 
mit ganz schwarzbraunen Schenkeln, deren Unterseite und Spitze 
ein wenig heller ist. Hinterleib schwarzbraun, glänzend. 1. Ring 
mit großer gelber Beule und zartem, gelbem Hinterrandsaum. 
3. und 3. in den zwei Basaldritteln schwarzbraun, 4. mit schwarz- 
brauner Vorderhälfte, die Grenze ist buchtig; 5. mit schmaler, 
welliger, schwarzbrauner Vorderbinde; 6 gelb. 5. und 6. Ring 
goldgelb bestäubt. Flügel hyalin, etwas graulich. Adern sehr 
zart. Länge 13 mm. — 1 d mit ganz schmalen gelben Binden am 
1. bis 5. Ring. Schenkel manchmal ungefleckt. 

Q: Sehr schlank, gleicht dem &. Der Kiel ist bräunlichgelb 
oder doch bräunlich gefleckt. Hinterleib schlank, walzig, vor- 
herrschend schwarzbraun. 2. und 3. Ring verlängert, beide gleich 
lang. 1. Ring schwarz mit gelbem, schmalem Hinterrandsaum und 
gelben Beulen. 2. und 3. in den zwei vordern Dritteln schwarz- 
braun, am 2. in der Mitte zapfenförmig vorspringend; 4. fast 
quadratisch, die hintere Hälfte gelb; 5. und 6. am Vorderrand 
schwarzbraun. Analsegment glänzend rotgelb, stumpf. Theka fast 
halbkugelig, braungelb, weiter vorstehend als das Analsegment. 
Beborstung des ganzen Körpers kurz, schwarz. Länge 10—15 mm. 
VI.—VIII. Auf Disteln und Bärenklau. 

378311092. Schweden, Deutschland Österreich, Ungarn, Schweiz, 
Frankreich, Italien, Sardinien, Korsika, Dalmatien, Kleinasien. — 
In der Wiener Sammlung ist ein J als C. abdominalis Schumm. 
Type ausgezeichnet. 


25. Conops vitellinus Lw. 

&: Gleicht €. ceriaeformis in allen Stücken. Untergesicht gelb, 
goldglänzend. Kiel zart bräunlich. Stirn, Scheitel, Hinterkopf 
schwarz glänzend. Scheitelblase gelbbraun, durchscheinend, die 
Partie davor messinggelb glänzend. Hinterkopf am Augenrand 
silberweiß eingefaßt. Fühler wie bei C. ceriaeformis gebaut und 
gefärbt, aber das 2. Glied ist um 1% länger als das 3., der Griffel 
hat ein kurzes, zwiebelförmiges Endglied, das plötzlich in eine 
starke Borste übergeht. Griffel kaum so lang als das 1. Fühler-, 
glied. Rüssel wenig über kopflang, schwarzglänzend, zart. Thorax 
schwarz, nur die Schulterbeulen gelb. Seitenplatten des Hinter- 
rückens, Strieme der Brustseiten, Partie vor dem Schildchen, 
Hüften gelb schimmernd. Schwinger ockergelb. Beine hellgelb, 
äußerst kurz schwarz beborstet. Hinterschenkel nicht verdickt, 
auf der Innenseite mit ganz kleinem, braunem Fleck. Vorderhüften 
rotgelb. Letztes Tarsenglied etwas verdunkelt. Hinterleib ganz 
matt gelb, glanzlos, die einzelnen Ringe kaum gewulstet. 1. Ring 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 57 


mit großer gelber Beule und schmalem, gelbem Hinterrandsaum; 
9. in der vordern Hältte schwarz, in der Mitte weit dreieckig aus- 
gezogen; 3. mit schmalem Vorderrand, der in der Mitte zapfen- 
förmig ausgezogen ist; 4. und 5. mit noch schmälerem Vorderrand 
ohne Vorsprung. Analsegment allein goldgelb glänzend. Be- 
borstung äußerst kurz, schwarz. Flügel graulich tingiert, am 
Vorderrand bis zur 3. Längsader ganz bleich braun. Adern sehr 
zart braun, die 5. und 6. Längsader gelblich. Länge 7—12 mm. 


Q: Gleicht dem {, aber viel schlanker. Kiel gelb. Hinter- 
schenkel ohne braunen Fleck. Hinterleib fast parallelrandig, sehr 
schmal. 1. Ring mit gelber Beule und schmalem, gelbem Hinter- 
randsaum; 2. und 3. gleich lang, die Vorderhälfte schwarz, in der 
Mitte und ganz seitlich lang und spitz dreieckig ausgezogen; 4. und 
5. am Vorderrand mit schmaler zackiger schwarzer Binde. Rest 
des Hinterleibes hell gelbbraun. Theka fast halbkugelig, hell 
gelbbraun. Hinterleib zart und kurz schwarz beborstet. Länge 
12 mm. 

68 & 6 2. Lyon, Südösterreich (Küstenland, Südtirol, Dal- 
matien), Norditalien, Ungarn, Kleinasien. IIL.—IX. Auf Eryn- 
gium amethystinum L. — Type 2: (C. mucronata Rond.). K.k. 
Hofmus. Wien. 


7. Gruppe. 
26. Conops longiventris n. spec. 


&: Matte, tiefschwarze Art. Der ganze Kopf ockergelb, glanz- 
los, nur am Augenrand Spuren von silberweißem Schimmer. 
Hinterkopf braun, der Augenrand matt breit ockergelb, oben 
schwach glänzend. Rüssel stark glänzend, kurz, kaum 11,mal 
kopflang, tiefschwarz. Die Fühler stehen auf einem ziemlich hohen 
Höcker. Oberhalb desselben befindet sich derselbe kleine braune 
Strich wie bei C. flavifrons Mg. Fühler schwarz, 1. und 3. Glied 
unten rein braun. 1. Glied mindestens 34,mal so lang als unten 
breit, nach der Spitze zu verbreitert; 2. etwa 15mal länger als das 
1., kurz und dicht schwarz beborstet; 3. schlank, birnförmig, etwas 
breiter als das 2.; der Oberrand fast gerade, der Unterrand leicht 
konvex; etwas kürzer als das 2. Glied. Griffelstark, mit unbedeuten- 
dem Seitenfortsatz, alsstarre dicke Borste endend. Schulterbeulen 
mit Silberglanz, der innen als kurze Längslinie nach hinten sich 
fortsetzt und seitlich in die schmale Schillerstrieme der Brustseiten 
übergeht. Hinterrücken oben und seitlich gelbgrau bestäubt. 
Schwinger rotgelb. Beine gelbbraun, alle Schienen außen zart 
gelbweiß schimmernd. Tarsen schwarz. Haftläppchen und Klauen 
hell gelbbraun, Klauenspitze schwarz. Hinterleib sehr schlank. 
2. und 3. Ring fast von gleicher Länge, allmählich keulig verdickt, 
ohne helle Hinterränder, aber mit schwachen Spuren grauweißen 
Toments. Seitlich erscheinen die Hinterränder vom 2. und 3. Ring 
etwas dunkelbraun. Analklappen glänzend schwarz. Flügel blaß 


11. Heft 


58 O. Kröber: 


bräunlich tingiert, mit sehr starken schwarzen Adern. Abschluß 
der 1. Hinterrandzelle hinten nach außen kurz, konvex. Länge 
9,5 mm. 

Pola. — Type &: K. k. Hofmus. Wien. 


Die übrigen Arten sind mir nicht bekannt geworden; ich gebe 
daher die Originaldiagnosen, soweit sie mir zugänglich wurden. 
Conops maculipes Big. 

Conops maculipes Big. var. erythraspis Bezzi und 

Conops auratus Walk. sind in der afrikanischen Fauna abgehandelt. 
Conops curtulus Coqu. 

Conops niponensis Voll. und 

Conops opimus Coqu. in der indo-australischen Fauna. 

Conops maculatus Carcel. 


„g&: Long. 5 lig. Tete d’un jaune citron. Antennes noires; 
massue un peu fauve en dessous. Thorax noir en dessus; Epaules, 
cötes, bord posterieur du thorax et Ecusson d’un fauve rougeätre; 
poitrine noire. Abdomen noir, une bande fauve & duvet jaune 
aux bords ant£rieurs et posterieurs des deuxicme et troisieme seg- 
ments, quatrieme & bord jaune et tache jaune de chaque cöte; 
sixieme fauve, & tache brune de chaque cöte; septitme fauve, 
Pieds fauves; hanches noires; base des jambes jaune. Bord ex- 
terieure des ailes & bande brune tronquee avant l’extremite;, une 
tache brune & l’extremite. 

France. 


Je regard comme variete de cette espece des individus qui en 
different par les bandes fauves de labdomen un peu plus large. 
La nervure sous-marginale des ailes est appendiculee avant l’ex- 
tremite.‘“ 

Conops ferrugineus Macqu. 

„Long. 51, lig. Noir. Trompe n’atteignant pas l’extremite 
de la tete, A levres assez Epaissez. Face jaune. Front conique, 
d’un fauve rougeätre. Antennes d’un fauve brunätre. Epaules, 
bord posterieure et cötes du thorax d’un ferrugineux rougeätre, 
ainsi que l’ecusson; metathorax noirätre. Abdomen presque 
cylindrique; bord posterieur des segments d’un fauve rougeätre; 
sixieme et septitme segments entierement du m&me fauve. Pieds 
ferrugineux. Moitie exterieure des ailes brune; une petite tache 
hyaline pres de l’extr&mite. 

Paris.‘ — Ist vielleicht syn. zu C. vesicularıis L. 

Conops aureifasciata Rond. 

„Long. mill. 9. Maris antennae nigrae, vix ad conjunctiones 
articulorum paulo ferrugineae. Facies fulva, prope oculos et episto- 
mium aurei micans. Frons rufescente-fusca. 

Proboscis breviuscula, sed non crassa, parum ultra episto- 
mium producta. Thorax niger, callis humeralibus et scutello fulves- 
centibus: vitta transversa pleurarum, et macula lata metathoraeis, 
ad unumquodque latus, aurei micantibus. 


Die palaearktischen Arten der Gattung Conops L. 59 


Halteres et pedes fulvi; coxis nigris, aurei adspersis vel macu- 
latis; tibiis posticis apice, et tarsorum posticorum basi, intus 
nigro-tomentosis.. Abdomen segmento primo fere toto, secundo et 
tertio ad basim late, quarto in medietate basali, quinto et sexto 
incisuris tantum nigris; alibi aurei nitens. Alis sublimpidae. 

Mas speciei semel a me captus in collibus ditionis Parmensis, 
tempore autumnali.“ 


Conops punchitarsis Rond. (Sphixosoma). 


d: „Mas proximus maribus mucronatae Rond., vittelinae Lw., 
et etiam quadrıfasciatae Deg., sed ab indem charactere aliquo se- 
:quentium distinguendus 1° Tota-atra, vertice tantum flavo; 
2° Facies flava, vitta in carina intermedia et genis sub oculis 
nigris; 3° antennae fusco nigrae, articulo primo subtus rufescente; 
4° thorax ut in mucronato niger, humeris scutello et metathoracis 
lateribus flavidis; 5° alarum venum transversa intermedia satis 
extra apicem sita primae longitudinalis; 6° pedes flavi, femoribus 
posticis intus prope medium macula nigra, et extra prope apicem 
vitto nigricante signatis; 7° tarsi fusco flavidi, articulo ultimo toto 
et praecedentium apieibus lateribus nigricantibus. 

In collibus subapenninis.‘ 


Conops aurulentus Big. 


d: „Long 1,4 cm. Trompe depassant de beaucoup l’Epistome; 
cuisses posterieures m&diocrement, et regulierement Epaissies de la 
base 4 l’extremite. Deuxi&me segment abdominal plus £troit et 
a peu pres de m&me longueur que le troisieme. Antennes rougeätres, 
troisieme segment brunätre vers son extr&mite; trompe rougeätre, 
brunätre aux les extr&mites; töte entiörement fauve, face avec 
deux lignes rousses obliques, sises au-dessus des antennes, bord 
des orbites anterieure argentes, joues d’un jaune päle; thorax 
rougeätre, avec trois bandes noirätres, les antero-laterales, de- 
passant a peine la suture, callosite humerale, bord posterieur, deux 
larges bandes dorsales, une autre oblique, sur les flancs, le tout 
couvert d’une pruinosit& d’une jaune dor& päle; Ecusson rougeätre; 
balanciers fauves; metanotum noirätre, lögerement dor& en dessus; 
abdomen fauve, base du premier segment brune, extr&mite des 
troisieme, quatrieme et cinquieme et les suivants entierement 
couverts de la m&me pruinosite jaune dor&; pieds fauves, tous les 
segments tarsiens lateralement teintes de brunätre; ailes d’un 
jaunätre päle, plus fonc&es ä la base ext@rieure, les nervures brun- 
ätres. 

Europe me£rid.“ 


Conops euzonatus Big. 


d: „Long. 5 lig. Trompe depassant notablement l’Epistome; 
cuisses posterieures me&diocrement et regulierement &paissies; 
abdomen ä peine petiole, notablement renfl& avant son extremite, 
deuxieme segment un peu plus &troit que le troisitme, mais d’egale 


11. Heit 


60 O. Kröber: 


longueur. Antennes rougeätres, ä& base brune, extremite du troi- 
sieme segment noire; trompe roussätre; occiput rougeätre, ainsique 
le haut du front oü se montre une bande transversale, mal de- 
terminee, brunätre, retrecie en son milieu, le bas du front et la 
face jaunes, joues roussätres, avec une macule trigonale brune, 
thorax, Ecusson, metanotum rougeätres; balanciers fauves, massue, 
brunätre. Abdomen rougeätre, cötes et extr&emite du troisieme 
segment, sixiöme et derniers obscurement teintes de brunatre, 
marges des troisitme, quatri&me et cinquieme segments entiere- 
ment d’un beau jaune; pieds rougeätres, tarses noirs; ailes jaunes, 
avec l’extr&mite legerement teintee de brunätre et la base rougeätre. 
Monte Caucase.‘“ 


Conops flavicaudus Big. (Sphyxosoma flavicauda Big.). 

Q: „Long. 15 mm. Crocea. Antennis, extremo apice tarsisque 
nigris; vertice castaneo; facie segmentisque quartis et quintis 
abdominis flavis; alis testaceis apice, cinerascentibus. 

Entierement d’un rouge safrane, excepte: l’extremite du 
dernier article des antennes et les tarses, noirs, le premier article 
antennaire un peu brunätre ä sa base, le haut du front avec une 
large bande transversale, retrecie en son milieu, d’un brun rouge- 
ätre; face jaune ainsi que les quatri&me et cinquieme segments 
abdominaux, le troisieme un peu brunätre; balanciers d’un testac& 
päle; ailes testac&es nervures fauves, extr&emite gıisätre. 

Un seul exemplaire.‘“ Caucasus? Persia sept.? — Ist viel- 
leicht das @ von C. supderbus v. Röd. ? 


Conops annulatus Gmel. 

„ C. thorace nigro, abdomine cylindrico flavo nigroque vario, 
alis basi pedibusque ferrugineis, his fusco annulatis. — Habitat. 
in Europa.“ 


Conops flavus Gmel. 

„C. thorace praeter scutellum nigro, abdominis basi dorso 
nigro: utrinque lacinia nigra; segmento secundo tertioque utringque 
macula obliqua mediaque nigra, plantis nigris. — Habitat in 
Europa.“ 


Conops petiolatus L. 

„C. antennis nigris; clava rubra, capite flavo, abdomine 
petiolato. Habitat in Sibiria, nigra, thorace ad angulum anterio- 
rem macula ex albo rufescente, abdominis apice rotundato albo, 
petiolo terete, tenui, rubro, aliis fuscis: margine tenuiore apiceque 
hyalinis, halterum clavis flavis, pedibus rufescentibus; an hujus 
generis et tribus ?“ 


Conops atomarius L. 

„C. grisea, abdomine ovato, alis fuscis albo confertissime 
punctatus. 

Habitat in Europa, alis ovalibus punctis 3 ad marginem 
crassiorem majoribus albis; an hujus generis et tribus ?“ 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 61 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 
Von 


H. Fruhstorfer, Genf. 


(Mit 1 farbigen Tafel und 1 schwarzen Doppeltafel.) 


Neu-Guinea, dieser gewaltige Inselkontinent, ist jetzt das 
Modeland geographischer und zoologischer Forschungen. Eine 
Expedition dorthin löst die andere ab. Deutsche, Engländer und 
Holländer wetteifern in der Erschließung des Innern. Den geo- 
graphischen Pionieren, welche ihren Fuß auf die Hochgipfel des 
Charles Louis- und des Schneegebirges zu setzen vermochten, sind 
entomologische und zoologische Sammler gefolgt. Deren reiche 
Ausbeute hatte naturgemäß eine literarische Flut im Gefolge. 
Allein im Jahre 1915 erschienen außer den prächtig illustrierten 
Arbeiten von Joicey, Talbot und Noakes zwei größere Publi- 
Kationen: 

„Lepidoptera of the British Ornithologists Union and 
Wollaston Expeditions in the Snow Mountains by Lord Walter 
Rothschild, Tring‘ (ausgegeben im Februar). 

„Nova Guinea, Resultats de l’Expedition scientifique neer- 
landaise ä la Nouvelle Guinee par Dr. R. Van Eecke, Leiden“ 
(März). 

Beide Werke behandeln dasselbe geographische Gebiet und 
demzufolge vielfach die gleichen Arten, bieten aber dennoch un- 
abhängig voneinander neue Formen. Neu-Guinea ist eben ein 
Dorado für Schmetterlinge, und jeder Jagdzug dorthin wird uns 
noch auf Jahrzehnte hinaus Unbekanntes bringen, um so mehr 
als Dutzende von Bergen von Ortlerhöhe und mehrere von der 
Erhebung des Matterhorns der Erforschung und Ersteigung harren. 

Meine heutige Liste mit ihren nur 50 Arten bietet dafür gleich 
einen schlagenden Beweis; findet sich doch unter ihnen ein großer 
neuer Papilio, eine neue Euploea, das prächtige, bisher unbekannte 
Q von Doleschallia nacar etc. Aber nicht in einer langen Liste 
trockener Namen kann der Wert einer faunistischen Arbeit liegen. 
Wir im jungen Jahrhundert haben eine andere Pflicht, jene die 
Überfülle des schon vorhandenen Stoffes kritisch zu klären. 

Die Auffindung eines neuen Papilio aus der Papilio deiphobus- 
Serie veranlaßte einen vergleichenden Ausblick über dessen Vi- 
karianten auf Grund der Anatomie. Da ergab sich die Zusammen- 
gehörigkeit von nicht weniger als sieben von Jordan im Seitz noch 
als vollwertig aufgefaßten Species. Außerdem sinken weitere sieben 
Arten der papuanisch-molukkischen Subregion unter die Hauptart 
P. gambrisius. Wir haben somit in einer einzigen Gruppe fernerhin 
statt 14 Arten nur mehr zwei Species zu beachten. Mit stets 
wachsendem Vertrauen werden wir uns der Morphologie der 
Sexualorgane zuwenden, die in ihrer starren Einheitlichkeit ein 


11. Heft 


62 H. Fruhstorfer: 


sicheres Fundament bieten gegenüber der protistischen Mannig- 
faltigkeit an Formen, Farben und deren Kombinationen bei 
den Imagines. Wir werden dann erkennen, daß die bisherige Me- 
thode der Systematik nicht viel höher als die Aussprüche des del- 
phischen Orakels einzuschätzen ist. 

Die heutige Arbeit bildet insofern ein Unikum in der entomo- 
logischen Literatur als sie auf eine Ausbeute basiert wird, deren 
Herkunft mir verheimlicht wurde. 

Man übersandte mir die Falter mit dem Bemerken, selbe 
kämen aus Neu-Guinea. Später wurde zugegeben, daß sie aus 
„Holländisch Neu-Guinea‘“ stammen. Das Vorhandensein einer 
am Eilandenfluß vor einigen Jahren entdeckten Danaide läßt 
jedoch darauf schließen, daß die Ausbeute zwischen dem Mac Cluer- 
Golf und der Pisangbai zusammengebracht sein könnte. Betrachten 
wir also die von Herrn N. in Y. eingesandten Falter als aus der 
Lokalität ‚X.‘ stammend und gehen wir zur Besprechung der 
einzelnen Species über. 


1. Danaida cleona periphas Frhst. 
Das 2 bildet eine Transition von D. citrina Feld. der Key- 
inseln zu Peridhas Frhst. von der Milnebai. 


2. Danaida melissa hamata Mac Leay } 
Die transcellularen Strigae der Vdflgl. etwas schmäler als bei 
D. hamata von Queensland und der Milnebai. 


3. Radena juventa piada Frhst. 

(Radena piada Frhst., Z. f. wiss. Insekt.-Biol. 1915, p. 223.) 
Das einzige vorliegende Exemplar ist eines der wertvollsten Doku- 
mente der Sammlung, weil es entschieden darauf hinweist, daß 
die mit verheimlichter Vaterlandsangabe eingelieferten Schmetter- 
linge vielleicht in der Nähe der Aetnabai gesammelt wurden. 

Das eingesandte & bildet eine Transition von R. jwventa 
metaxa Frhst. zur typischen piada Frhst. vom Eilandenfluß. Das 
Exemplar ist kleiner als die Prachtstücke von fiada und trägt 
gleichwie R. juventa eugenia Frhst. eine Serie kleiner, aber deutlicher 
weißer Fleckchen in der Submarginalregion der Htflgl., welche bei 
piada kaum zu erkennen sind. Durch den dünnen Zellstrich der 
Vdflgl.wirdeineVerbindung hergestellt mit Zanais Frhst.von der Insel 
Mefoor. Die transcellularen Flecke sind von geringerer Ausdehnung 
als jene von fiada, ähnlicher jenen von metaxa, dagegen größer 
als bei eugenia und tanais. Die hyaline Partie beider Flügel läuft 
mehr ins grünliche, statt in das schöne gelblichweiß von Piada. 
Übrigens besteht die glasige Partie der Vdflgl. aus einem dünnen 
Basalstrich und einem isolierten Endfleck, eine Erscheinung, 
welche sich bei tanais Frhst., purpurata Butl. und georgina Frhst. 
wiederholt, während eugenia und metaxa eine zusammenhängende 
transparente Partie der Vdflgl. aufweisen. Die isolierten Flecken er- 
wähnt Herr. Dr. van Eecke bereits für Exemplare von Holländ.- 
Central-Neu-Guinea. 


* 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 63 


Von georgina Frhst. aus Brit.-Neu-Guinea ist diada der Lokali- 
tät X. zu separieren durch größere, glasige transcellulare Partien 
der Vdflgl., welche bei fiada des Eilandenflusses das Maximum 
ihrer Entwicklung erreichen. 


4. Euploea confusa japudia Frhst. 

(R. van Eecke, Nova Guinea, p. 61, t. 2, fig. 6 & 6a.) 
Ein & etwas dunkler als die Type aus Holl.-Central-Neu-Guinea, 
während dd vom Eilandenfluß das für die Form charakteristische 
helle Goldbraun der Htflgl. besonders schön entwickelt zeigen. 
Die benachbarte Rasse catana Frhst. wurde neuerdings auch auf 
der Yuleinsel, am Aroa- und Kumusifluß gefunden. 


5. Euploea alecto fidena forma nova. 


Eine interessante und hochspezialisierte Form, welche die 
Charaktere von diadema Moore mit jenen von zodica Frhst. von 
der Insel Obi in sich vereinigt. Die Vdflgl. führen sogar noch etwas 
ansehnlichere weiße Präapikalflecken als diadema von der Milnebai. 
Die gesamte übrige Oberfläche der Flgl. bleibt zeichnungslos, 
während sich bei zodica noch einige weiße Antemarginalpunkte der 
Htflgl. erhalten haben. Auch die Unterseite nimmt Anteil an der 
Reduzierung der Weißfleckung und fidena präsentiert sich somit 
als die punktärmste Rasse der bisher bekannten alecto Zweig- 
formen. 


6. Euploea pierreti theriodes Frhst. 

(E. melanopa theriodes Frhst., Ent. Rundsch. 31, p. 33; van 
Eecke, 1. c. p. 61.) Das Auffinden einer melanoba-Form neben 
theriodes veranlaßt hiermit die Ausscheidung von iheriodes aus der 


Kollektivspezies melanopa und deren Transferierung zur Gesamtart 
pierreti Feld. 


7. Euploea melanopa Röb. 

Ursprünglich aus Sekar beschrieben, liegt nun ein d aus der 
rätselhaften Lokalität des hier behandelten Faunengebiets vor, 
ein d, das von Sg aus Kapaur kaum verschieden ist. Exemplare 
aus der Aetna-Kajumerabai und von Sorong sind viel heller gelb- 
braun umrahmt. Für die von mir im Seitz IX, p. 243 bereits er- 
wähnte Rasse der Insel Salawati führe den Namen potaissa subspec. 
nova ein. Habituell etwas kleiner als melanopa, führt sie auch einen 
schmäleren Sexualstrich der Oberseite der Vdflgl. Auf der Unter- 
seite macht sich eine Verkleinerung aller weißen Punkte bemerklich. 


8. Euploea doleschalli Feld. 


Nur 1 & mit weißen, blauviolett umgrenzten Präapikal- 
flecken der Vdflgl. (forma moesta Butl.) 


9. Tellervo zoilus limetanus Frhst. 


Eine schöne, relativ große Form mit kreideweißen Fenstern 
der Vdilgl. 


11. Heft 


64 H. Fruhstorfer: 


Als T. zoslus pantänus subspec. nova, möchte ich eine Rasse 
umschreiben, welche mir neuerdings vom Yule Eiland zugegangen 
ist. In der schön gerundeten Flügelform erinnert dantänus an 
meforica Frhst., differiert aber von dieser durch kleinere, mehr an 
zephoris Frhst. von Deutsch-Neu-Guinea gemahnende Fleckung 
der Vdflgl. Die nahezu eiförmige weiße Zone der Htflgl. sehr kurz, 
schmäler als bei meforica und zephoris. 


Familie SATYRIDAE. 
10. Mycalesis mahadeva nigrita van Eecke 


11. Didonis agondas multocellata van Eecke 
Der Autor dieser prächtigen Form vergleicht sie sehr zu- 
treffend mit der Waigiurasse moranda Frhst., von der sie im weib- 
lichen Geschlecht fast nur durch die bedeutendere Größe abweicht. 
Das 3 bildet einen Übergang von E. agondas hagias Frhst. vom 
Eilandenfluß zum & von E. moranda. 


Subfamilie Amathusiidae. 


12. Hyantis hodeva emarginata forma nova. 

Auch das & dieser Form stellt wieder eines jener Bindeglieder 
dar, welche die Rassen von Waigeu mit den Vikarianten vom 
Südwesten der Hauptinsel in Verbindung bringen. Oberseite fast 
identisch mit hodeva Hew. von Waigeu, nur mit jenem tiefschwarzen 
Costalsaum der Vdflgl., wie wir ihn bei xanthophthalma Röb. von 
Britisch-Neu-Guinea und der Rasse von Deutsch-Neu-Guinea 
wiederfinden. Ocellus der Htflgl. relativ klein, fast ohne schwarze 
Peripherie. Die Costalumrahmung der Vdflgl. und der Außensaum 
der Htflgl. schmäler als bei irgend einem der vorliegenden 16 dd 
aus andern Lokalitäten. Die Unterseite harmoniert in der Ozellen- 
größe etwa mit jenen von xanthophthalma. Die schwarze Ocellen- 
peripherie hält in ihrer Ausdehnung etwa die Mitte zwischen den 
dd von Britisch- und Deutsch-Neu-Guinea. Der schwarze’ Costal- 
saum der Htflgl. erscheint jedoch wiederum schmäler als bei 
irgendeiner Vikariante. 

413. Morphopsis albertisi Obthr. 

Ein © das ungefähr der Oberthürschen Abbildung entspricht, 
jedoch sehr klein bleibt. Auf der Unterseite der Htflgl. fehlt ihm 
die braune Bewölkung, welche wir bei der Namenstype und der 
Rasse von Deutsch-Neu-Guinea beobachten. 


14. Taenaris dimona zaitha Frhst. 

Unter diesem Namen beschrieb ich in der Entomol. Rundschau 
1915, p. 27 eine Rasse vom Eilandenfluß, von der mir nur dd 
vorlagen. Von der Lokalität X. ging mir nunmehr das 2 zu. 

Dr. van Eecke bringt Exemplare von Central Neu- 
Guinea in Verbindung mit kapaura Frhst., doch differiert mein 
Q vom kapaura 2 durch intensiveren rotgelben Anflug der Ober- 
seite der Htflgl. Das 2 von zaitha nähert sich im allgemeinen den 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea, 65 


areia Frhst. 2? von Deutsch-Neu-Guinea, nur bleibt die Flügel- 
umrahmung dunkler. 


15. Taenaris bioceulatus avarea subspec. nova. 

Eine interessante Territorialform, welche die bisher vor- 
handene Kluft zwischen den Rassen des Westens der Hauptinsel 
und jenen des Ostens überbrückt. Im Colorit ist noch der Anschluß 
an die Westformen bioculatus Guer. von Waigeu und Pallida Frhst. 
von Sorong zu konstatieren. Die Htflgl.-Oberseite zeigt eine fahle 
Creme-Färbung ohne ockergelbe oder rötlichgelbe Beimischung. 
Der schwarze Ozellenvorhof der Htflgl. ebenso gering entwickelt 
wie bei dallida, die Iris jedoch intensiver blau. Das wesentlichste 
Differenzierungsmerkmal ?allida und bioculatus gegenüber bilden 
jedoch die rein weißen Vdflgl. mit ihrer breiten schwarzgrauen 
Apikalumrahmung. Dadurch erscheint avarea nahezu identisch 
mit der östlichen charonıdes Stdgr. von Deutsch-Neu-Guinea. 


16. Taenaris eatops eatanea Frhst. 


Es liegt nur 1 2 vor, welches von catanea von Kapaur in recht 
natürlicher Weise zu afpina Frhst. aus dem Südosten von Britisch- 
Neu-Guinea überleitet. Die Flügelumrandung auf beiden Seiten 
entschieden ausgedehnter grauschwarz umzogen als bei catanea, 
ohne jedoch so breit ausgeflossene, tiefschwarze Umrahmung wie 
bei appina zu erreichen. Der gelbe Anflug der Htflgl.-Oberseite 
etwa wie bei jJobina Frhst., dunkler ockerfarben als bei catanea 
und fast doppelt so breit als bej affina. 


Taenaris catops jathrippa subspec. nova. 


Kombiniert in sich die Merkmale verschiedener Insel- und 
Arealformen. Die Färbung der Oberseite erinnert etwas an dam- 
phagus Kirsch von Dorey und Jaretita Frhst. von Sorong. Das 2 
steht am nächsten dem catanea 9, doch bleibt es dunkler, und der 
ockergelbe Anflug gewinnt an Ausdehnung. Interessant ist die 
erhebliche Differenzierung fulvida Butl. von Mysole gegenüber, 
die sich durch die Rückbildung des gelben Anflugs der Htilgl.- 
Oberseite ausprägt. Auf der Unterseite kommt der Satellitinsel- 
charakter deutlich zur Geltung, durch die Verbreiterung der 
braunen Umrahmung, die an jene von selenides Stdgr. von Waigeu 
‘ erinnert. Das Q aber gleicht dem catops Wetsw. 2 von Aru, nur 
ist die Randzone beider Flgl. mehr verwaschen. Patria: Salawatti 
d® in Coll. Fruhstorfer. 


Familie NYMPHALIDAE. 
17. Cynthia arsino& rebeli Frhst. 
18. Cethosia eydippe praestabilis Frhst. 

Nur ein 9, das eine Zwischenstufe bildet von praestabilis Frhst. 
von Deutsch-Neu-Guinea zu antianeira Frhst. von Britisch-Neu- 
Guinea. Zu der von mir Iris 1913, p. 139 beschriebenen antianeira 
teilt mir Mr. Riley am British Museum mit, daß sich diese Cothosia 


Archiv für Naturgeschichte 
1915: A, 1. 5 11. Heft 


66 H. Fruhstorfer: 


im englischen Nationalmuseum von nachstehenden Lokalitäten 
vertreten findet: 


Ekeikei 1500 ft. _Jan.-Feb. 198 2812 
Epa 500 ft. Jan. 1903,20 
Dinawa 4000 ft. Aug.-Sept. 1903... 108 
Mt. Kebea 6000 ft. March-Aprii 1908 12 
Mt. Kebea 3600 ft. May- Juli 1903, 0,402 
Mt. Segooda 8000 ft. March-Apriil 198 1& 
Babooni —_ August 1903 1. 


19. Mynes geoffroyi vaneeckei subspec. nova. 


(M. g. van Eeckel. c. p. 70/71.) Die Unterschiede dieser Lokal- 
form den übrigen bekannten Rassen gegenüber hat Dr. van Eecke 
bereits hervorgehoben, nämlich das Verschwinden des roten Basal- 
flecks der Unterseite der Htflgl., von welchem bei einigen 29 nur 
noch ganz schwache Andeutungen vorhanden sind und die weißen, 
statt gelben Präapikalmakeln der Unterseite der Vdflgl. Ein 2 
von Kapaur und 1 Q aus der Gegend X. zeigen außerdem schmälere 
weißliche Subapikalfleckchen der Vdflgl. als 34 Individuen anderer 
Lokalitäten. 


20. Hypolimnas deois divina Frhst. 
Nur 1 2, welches von divina zu albiplaga Röb. überleitet. 
21. Doleschallia nacar Boisduval. 


Von dieser seltenen Species liegt nun das bisher unbekannte 9 
vor, welches so erheblich von allen bekannten Doleschallien 22 
differiertt, daß es noch weniger wie das & mit irgendeiner 
anderen Species verwechselt werden kann. Gemeinsam mit dem & 
besitzt es den ungewöhnlich breiten schwarzen Außensaum der 
Vdflgl., in welchem vier winzige weiße Subapikalpunkte stehen. 
Auf den Htflgln. erscheint die Basalzone etwas heller braungelb 
und die Umrandung etwas mehr verschwommen. Die Vdflgl. 
führen ein goldigbraun überhauchtes Basalgebiet sowie ein weißes 
Mittelfeld. Der schwarze Fleck am Zellende steht noch mitten in 
der weißen Region, ist also nicht so nahe an den Außensaum ge- 
rückt als beim &. Die Unterseite bleibt etwas fahler und auch 
die silbrig weißen Makeln sind etwas verblaßt. Die weiße Be- 
grenzung der schwarzen Mittellinie der Htfgl. liegt proximal und 
nicht distal wie beim $. Das Hauptmerkmal tragen aber wiederum 
die Vdflgl. in Gestalt eines vertikalen weißen Bandes, welches 
am Costalrand etwa 10 mm breit einsetzt und sich gegen die Sub- 
mediane zu etwas verschmälert. Auch dieses Band liegt proximal 
von der fast gerade ansteigenden schwarzen Medianlinie. Der Zell- 
fleck ist wie beim $ scharf gewinkelt und nach außen noch von einem 
hellbraunen Flecken begrenzt. Die von mir im Seitz IX, p. 560, 
beschriebene, t. 112b dargestellte D. irachelus Frhst. kann jetzt 
nicht mehr als Lokalrasse von D. nacar gelten, sondern wird zum 
Speciesrang erhoben, so. daß wir zu behandeln haben: 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 67 


Doleschallia nacar Boisduval. Arfak Gebirge 1 & Coll. Fruhst. 
1 $ aus Andai (Snellen), @ aus Holl.-SW.-Neu-Guinea Coll. 
Fruhst. 


Doleschallia trachelus Frhst. Waigeu 1 d&, 4 22 Coll. Fruhst. 


22. Neptis shepherdi mastusia Frhst. 
Das vorliegende $ kaum von solchen der Insel Yule zu unter- 
scheiden und im allgemeinen mehr der australischen Nominatform 
gleichend als damia Frhst. von Deutsch-Neu-Guinea. 


23. Parthenos sylvia eynailurus Fruhst. (Seitz IX, p. 148, P. ti- 
grina Frhst., Seitz IX, p. 647, t. 120a und P. sylvia tigrina 
vanlEecke ].lc.’ P.73). 

Herr Dr. van Eecke macht mit Recht darauf aufmerksam, 
daß Zigrina Frhst. im Seitz nicht den wirklichen nomenklatorischen 
Typus, der von der Insel Salawati stammt, darstellt. Als ich die 
Form, welche ich jetzt cynailurus nenne, abbilden ließ, fehlte 
mir entscheidendes Material, das sich inzwischen angesammelt hat. 
Durch die Abbildung im Seitz wird eine Beschreibung der neuen 
Form überflüssig und genügt es zu erwähnen, daß mir cynailurus 
vorliegt: vom Aroafluß, von der Lokalität X., der Kajumera- und 
Aetnabai, sowie von Wandesi. In höheren Lagen von Holl.-Central- 
Neu-Guinea, so z. B. am Eilandenfluß findet sich eine von cynai- 
lurus abweichende Form, welche ich als guttata bezeichnen möchte. 
Die Htflgl. führen oberseits im Gegensatz zu cynailurus goldig- 
braune Adnervalstreifen. Die weißen Fenster-der Vdflgl. bleiben 
kleiner. Die Zelle ist vorwiegend grün, statt braun gefleckt, und 
die Unterseite vorherrschend grün, statt hellbraun überflutet. 
Durch die Einführung der heute beschriebenen neuen Parthenos 
steigt die Zahl der von der Hauptinsel von Neu-Guinea bekannten 
Subspecies von 5 auf7. Vom Westen ausgehend finden wir auf ihr: 


P. sylvia cynailurus Frhst. Wandesi im Norden, außerdem im 
ganzen Süden von der Aetnabai bis zum Aroafluß. 

P. sylvia jordani nom. nov. für die oberseits sehr dunkle aber den- 
noch vier bis fünf trübweißliche glasige Flecken tragende 
Rasse der Geelvinkbai. 

P. immaculata Stdgr. von Dorey. Dazu forma Zerentiana Frhst. 

eine durchaus gehwärzte Abweichung vom Arfakgebirge. 

P. sylvia aspila Honrath. Astrolabebai. 

P. sylvia guineensis Frhst. Huongolf. 


P. sylvia eynagyrus subspec. nova. Kumusifluß, Collingwoodbai, 
6 dd 12 Coll. Frhst. 


Ein Verbindungsglied von guineensis zu Dherekides aus der 
Milnebai. Submedianregion der Vdflgl. und die Oberfläche der 
Htflgl. lebhafter braun, jedoch ohne die rötlich ockerfarbene Bei- 
mischung, welche Pherekides auszeichnet. Die glasigen Partien der 
Vdflgl. ausgedehnter, reiner weiß als bei guineensis, unbedeutender 


5* 11. Heft 


68 H. Fruhstorfer: 


als bei dherekides. Unterseite lebhafter grün als bei der Schwester- 
rasse vom Huongolf. 


P. sylvia pherekides Frhst. Milnebai. 
P. sylvia guttata Frhst. Eilandenfluß. 


Herr Dr. van Eecke ist geneigt, alle Parthenos als Zweige 
einer Gesamtart aufzufassen, während ich im Seitz noch drei 
Species gelten ließ. Nach Dr. van Eecke haben sich anatomische 
Zwischenstufen ergeben, die P. cyaneus Moore mit P. sylvia Cramer 
verbinden. Im Seitz ließ ich jedoch nicht allein die übrigens nur 
unbedeutenden anatomischen Charaktere gelten, sondern zog auch 
die Jugendstadien in Betracht. Letzteresollennach Moore bei cyaneus 
von Ceylon erheblich verschieden von jenen von virens Moore von 
Kontinentalindien sein. Ribbe bemerkt allerdings, daß die Raupen 
der beiden Parthenos, welche Deutsch-Neu-Guinea bewohnen, nur 
unwesentlich differieren. Da es nun doch möglich wäre, daß die 
scheinbare Verschiedenheit der Jugendstadien von cyaneus und 
virens auf Zeichnungs- und Coloritfehler basiert sein mögen und 
ferner die Zeichnungsmotive der Unterseite bei allen in Frage 
kommenden Rassen, so verschieden auch die Oberseite sein mag, 
analog sind, möchte ich mich heute doch zu der Ansicht van Eecke’s 
bekehren und alle Parthenos unter dem Namenstypus P. sylvia 
vereinigen. 

Die begleitenden 5 Figuren (1—-5) aber sollen die Variabilität 
derValvenform,was deren Länge und Bewehrung angeht, illustrieren. 


24. Euthalia aeropus eutychius Frhst. (Figur 6). 


Exemplaren von Waigeu und Deutsch-Neu-Guinea gegenüber 
macht sich bei den ?2 eine Verbreiterung der Mittelbinde der 
Htflgl. geltend. Von der Lokalität X. ist nur ein weißes 2 ein- 
gesandt worden. Damit identische Exemplare liegen mir auch vom 
Kumusifluß vor, die der normalen $-Form angehören. 2 22 vom 
Eilandenfluß aber schließen sich vielmehr choirılus Frhst. von 
Waigeu an. Die Stücke sind relativ klein und machen bereits 
den Eindruck einer Gebirgsform. Die Copulationsorgane der 
Species sind durchaus euthaloid, im Gegensatz zu Adolias 
dirtea F., und jenen von A. cyanidardus Butl. von Assam. 
Im Seitz habe ich beide Formen als Arten getrennt gehalten. 
glaube aber jetzt auf Grund der Anatomie für deren Vereinigung 
sprechen zu dürfen. 


25. Dichorragia ninus distinetus Röb. 
26. Apaturina erminia papuana Ribbe (Figur 7). 
27. Charaxes latona papuensis Butl. 


Familie ERYCINIDAE. 
28. Praetaxila statira naram Frhst. 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 69 


Familie LYCAENIDAE. 


29. Hypolycaena phorbas silo Fruhst. (Figur 9). 

Dr. van Eecke vermutete, daß die Kopulationsorgane von 
H. phorbas und H. erylus Godt. identisch seien. Die beigegebenen 
Figuren beweisen aber in Übereinstimmung mit meiner in der 
Berl. Entom. Zeits. 1911, p. 239, ausgesprochenen Ansicht den 
Artcharakter der beiden Formen. Bisher war mir H. erylus aus 
Fundorten östlicher als Waigeu nicht bekannt. Nach van Eecke 
wurde jedoch erylus auch in Central-Neu-Guinea gefunden. 

Aus der Beschreibung Rothschilds glaube ich schließen zu 
dürfen, daß dieser Autor das @ von Hypolycaena erylus als das 9 
der neuen Rasse dseudophorbas R. aufgefaßt hat, während die als 
phorbanta R. beschriebene Form das wirkliche 2 von Pseudophorbas 
darstellt. Wir haben demnach auf Neu-Guinea folgende Hypoly- 
caena zu beachten: 

Hypolycaena phorbas silo Fruhst. Deutsch-Neu-Guinea. Flach- 
land von SW.-Neu-Guinea. 
Hypolycaena phorbas dseudophorbas R. Schneegebirge. 

(2 H. phorbanta R.) 

Hypolycaena erylus walterı nom. nov. für H. pseudophorbas R. 9; 

(H. erylus van Eecke.) Schneegebirge. 


30. Thysonotis danis anaximenes Frhst. 
(Soc Eur 1915, p.sal,.d. 4.) 


31. Thysonotis peri valestinax Frhst. 
(Soc. Ent. 1915, p. 49.) 


32. Lampides euchylas hyphasis Frhst. 
(Zool. Mededeelingen 1915, p. 142.) 


33. Lampides aetherialis ayrus Frhst. 
d nahe aetherialis Butl. von den Key-Inseln und lucianus Röb. 
von Aru. Habituell größer, unterseits dunkler grau. Die schwarzen 
Keile der Unterseite der Htflgl. markanter als bei aetherialıs. 


Familie PIERIDAE. 


34. Delias belisama aruna Boisd. 

Nach van Eecke kommt in Central-Neu-Guinea bereits die 

dunkle, der australischen Unterart inferna Btl. genäherte D. irma 
Frhst. vor. In der Lokalität X. aber treffen wir eine Form, welche 
sich madala Frhst. von Deutsch-Neu-Guinea anschließt, indessen 
durch ein bedeutend verschmälertes und dunkleres gelbes Feld 
der Unterseite der Htflgl. davon abweicht. 
Van Eecke ist auf Grund anatomischer Merkmale zu der 
Überzeugung gelangt, daß alle mit belisama und aruna verwandten 
Formen zu einer Art gehören. Wenn wir auch die Zeichnungs- 
verteilung der Unterseite in Betracht ziehen, müßten dann auch 
noch eine ganze Reihe anderer Formen mit belisama vereinigt 
werden. 


11. Heft 


70 H. Fruhstorfer. 


In Zukunft dürften sich die bisherigen Arten wie folgt unter- 
ordnen: 


*D,. belisama descombesi Boisd. *D. belisama zebuda Hew. 
Sikkim bis Cochinchina. Celebes. 
‚„ ewanthes Frhst. Malay- ‚ diaphana Semp. Min- 


ische Halbinsel. ao 
‚„„ eumolpe Sm. Borneo. 


‚„ glauce Butl. Sumatra. „ aruna Boisd. Neu-Gui- 


nea u. Satellitinseln. 


* „„belisama Cr. Java. | 
*  , vasumitra Frhst. Lom- „ madetes Godm. Bis- 
bok. marckarchipel. 
‚„„ oraia Doherty. Sum- „ inferna Butl. Austra- 
bawa. | lien. 


Damit ist das gesamte Verbreitungsgebiet der herrlichen Art 
umfaßt. Durch euanthes Frhst. ist ohnedies eine Verbindung her- 
gestellt von der Javaform zur kontinentalen descombesi. Das bis- 
her unvermittelte Auftreten der descombesi ähnlichen vasumitra 
Frhst. und D. oraia Doh. auf Lombok und Sumbawa findet durch 
die Verschiebung der bisherigen Specieswerte gleichfalls eine natür- 
liche und einfache Erklärung. 

Die Raupen von D. vasumitra differieren in keiner Weise von 
jenen der javanischen D. belisama und über die Jugendstadien der 
celebischen D. zebuda schrieb mir Dr. Martin im selben Sinne. 

Analog den Formen der belisama-Gruppe haben wir auch 
noch zu vereinigen: 


*D. aglaia aglaia L. In zahl- | D.thysbe ninus Wall. Malay. 


reichen Rassen von Sik- Halbinsel. 
kim bis Südchina, Hai- ‚„, parthenia Stdgr. Borneo. 
nan, Formosa. *  ,, critho& Boisd. Java. 
vn, PRsalea Cr.. ‚Java, *  ,, tobahana Rog. Sumatra. 
„» Dandemia Wall. Nord- | D. georgina georgina Feld. Luzon. 
borneo, Palawan. „ orphne Wall. Malay. 
*  ,, henningia Eschh. Phi- Halbinsel. 
lippinen. [D hyparetehypareteLinne. Java. 
*D. thysbe thysbe Cr. Südchina. „ rosenbergi Vollenh. Ce- 
„, Dyramus Wall. Von Ne- lebes. 
pal bis Birma. „ mitisi Stdgr.Sula-Inseln. 


so daß die Zahl der bisherigen Arten immer mehr zusammen 
schmilzt. 


35. Huphina abnormis Wall. 


Anmerkung: Die mit* versehenen Rassen habe ich auf ihre Klammer- 
organe untersucht und deren Zugehörigkeit zur Collectivspecies festgestellt. 
Die belisama-Abzweigungen sind von anderen Delias leicht zu unter- 
scheiden durch eine fingerförmige Verlängerung der Valve. 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea, 71 


36. Appias ada thasia Frhst. 

Die vorliegenden Exemplare bilden einen Übergang von 
nerva Frhst. von Waigeu, sowie fhasia Frhst. aus der Geelvinkbai 
zu herennia Frhst. von Brit.-Neu-Guinea und der Yule-Insel. 
Die 22 schließen sich völlig den thasia-Q22 an, die JS gleichen 
jedoch mehr den herennia-$3. Als ehorasina subspec. nova glaube 
ich eine Form abtrennen zu dürfen, welche mir aus dem Huongolf 
zuging. 

& beiderseits kenntlich an dem äußerst schmalen schwarzen 
Randgebiet der Htflgl. 

Appias ada dunaetha subspec. nova. 

Eine prächtige und distinkte Inselrasse in der Nähe von 
florentia Sm. von Guadalcanar. & oberseits nur durch etwas mar- 
kanteres Schwarz der Vdflgl. von florentia abweichend. Die 
Differentialcharaktere ergeben sich auf der Unterseite, so durch 
eine rein weiße, statt gelb ausgefüllte Zelle der Vdflgl. Auf den 
Htflgln. dringt das braunschwarze Randgebiet nicht in die Zelle 
ein, sondern bleibt weit ab vom Zellschluß. 


Patria: Insel Rendova. 


37. Appias celestina sekarensis Ribbe 
38. Saletara liberia eyeinna Hew. 

Nur dd dieser äußerst beharrlichen geographischen Form, 
welche mit Ausnahme des deutschen Gebiets die gesamte Haupt- 
insel von Neu-Guinea bewohnt. 


Familie PAPILIONIDAE. 
39. Papilio thule Wall. 

2 88, von welchen ein helles Exemplar fast identisch ist mit 
der Abbildung von Wallace (Trans. L. Soc. 1865, T. 7) und ein 
dunkleres, welches nicht ganz so fleckenlos erscheint, als die Figur 
im Seitz, t. 32b. 


40. Pap. agamemnon ligatus R. 
41. P. eurypylus Iyeaonides R 


42. P. aristeus phereerates Feld. 

1 &, welches sich von der Abbildung im Seitz, T. 41a, unter- 
scheidet durch breitere grünweiße Submarginalbinde der Vdflgl., 
aber durch die ausgedehnte schwarze Bedeckung des Analwinkels 
der Oberseite der Htflgl. damit übereinstimmt. 

2 dS aus Kapaur in meiner Sammlung führen eine ebenso 
dünne Binde der Vdflgl., aber ein vorwiegend weißgraues statt 
verdunkeltes Subanalfeld der Htilgl. 


43. Pap. gambrisius ormenus Gu£r. 

Die von X. empfangenen Exemplare bewegen sich vollständig 
im Rahmen der ormenus-Formen, wie wir sie von Kapaur im Süden 
wie auch von der Nordküste von Holl.-Neu-Guinea kennen, Sie 
stehen im schroffen Gegensatz zu den breit weißbindige Vaflgl. 


11. Heft 


72 H. Fruhstorfer: 


aufweisenden Individuen von Aru, Waigeu und besonders jenen von 
Brit.-Neu-Guinea. Letztere Rasse (aegates Frhst.) zeigt deutlich 
den australischen Einfluß auf die Fauna von Britisch-Neu-Guinea, 
der sich auch noch bei ormenulus Frhst. von der d’Entrecasteau- 
Gruppe und der SO.-Insel erkennen läßt. Dr. Jordan zieht im 
Seitz aegates als Synonym zu ormenus. Wenn jedoch aegates ein 
Synonym wäre, so würde die Rasse doch viel eher mit aegeus 
zusammenfallen als mit ormenus. Dasselbe gilt auch von P. orme- 
nulus Frhst., einer Inselrasse, von welcher Jordan mit Recht eine 
Q-Form als timoxena beschrieben hat, die, wie ihr Autor hervorhebt, 
nur von Trobriand bekannt ist. Ihr zunächst stehen gewisse 99, 
welche für die Insel Waigeu eigentümlich sind. 

Für die Waigeu-Rasse fehlte bisher ein Name, als welchen 
ich arachosius subspec. nova einführe. $ oberseits mit ebenso 
breiten weißgelben Flecken der Vdflgl. als sie d& von den Aru- 
inseln aufweisen und somit den Durchschnitt der SS von aegates 
Frhst. in der Ausdehnung der weißen Schrägbinde übertreffen. 
Unterseite ohne graue Postdiskalflecken und nur mit winzigem 
rotem Analfleck. Diese Farbenarmut der Unterseite hat ara- 
chosius mit aegatinus R. von Mafor gemeinsam. Die 92 von ara- 
chosius weichen in ihren drei Hauptformen von sämtlichen korre- 
spondierenden $-Formen der Hauptinsel von Neu-Guinea ab, und 
es ist sehr leicht, die 2? von Waigeu von ?2 der Vikarianten zu 
unterscheiden. Die der leporina Jord. analoge 2-Form, welche 
Wallace 1865, t. 3, f. 3, bereits abgebildet hat, umschreibe als 
amisia forma nova. Sie ist charakterisiert durch einen ungewöhn- 
lich zurückgebildeten weißgrauen Fleck vor dem Zellapex der 
Vdflgl., der manchmal fast verschwindet. Die intranervale strahlen- 
förmige Aufhellung stets deutlicher als bei ormenus, ohne jedoch 
an Intensität jene von keyanus R. zu erreichen. Der weiße Spiegel 
der Htflgl. ausgedehnter als bei ormenus und keyanus-®9. 
Der Waigeu-Rasse eigentümlich ist dann noch die Häufigkeit der 
Q-forma seleucis Jord. (Wallace, t. 3, f. 1), welche inornatus R. 
von der Hauptinsel ersetzt. Es entfallen nach dem Material 
meiner Sammlung beurteilt, fünf seleucis auf vier amisia, während 
wir unter 50 ormenus 22 noch keine zwei inornätus vorfinden. 
Außergewöhnlich selten ist auf Waigeu dagegen die taenaride 
Farbenspielart, welche als eolasa forma nova bezeichne. 

Sie schließt sich der blanca R. von den Keyinseln an, bleibt 
kleiner als onesimus Hew. und ist oberseits ausgedehnter schwarz 
umrahmt als mein dunkelstes 2 aus Deutsch-Neu-Guinea. Auf 
der Unterseite macht sich das scharfe Hervortreten der gelben 
Submarginalmakeln fast ebenso bemerklich wie bei blanca R. 

Von ormenus sind noch zwei d-Formen zu erwähnen, namlich: 
dolorosa forma nova, welche bisher als ofhello Sm. kursierte. 

Inzwischen hat Dr. Jordan festgestellt, daß othello Sm. als 
die Bezeichnung für die Rasse der Insel Biak zu gelten hat, so 
daß für die Individuen mit fleckenlosen Vdflgln. ein Name frei wird. 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 73 


Als leucotaenia forma nova werden Exemplare bezeichnet, 
welche als Rückschlag zu gambrisius forma oritina Frhst. eine 
Serie von vier quadratischen, sehr breiten Postdiskalmakeln der 
Unterseite der Htflgl. führen. Solche Exemplare besitze ich aus 
der Astrolabebai und von Kapaur. 


Von den taenariden 92 lassen sich ebenfalls zwei Formen aus- 
scheiden, nämlich: onesimus Hew. mit breitem dunklem Rahmen 
der Htflgl., wie sie Hewitson darstellt, und Zenarides Hagen, welche 
ihr Autor als eine ganz helle Form bezeichnete. Den Namen 
tenarides übertrage auf Individuen, denen der schwarze Sub- 
marginalbezug der Oberseite der Htflgl. zwischen der hinteren 
Radiale und der Submediana fehlt. Es ist dies eine seltene Ab- 
weichung, welche mir nur aus Hattam und von der Astrolabebai 
vorliegt. Ein taenarides @ wurde auf Calanthe veratrifolia gefunden 
und trägt am Saugrüssel noch die Staubgefäße der Blüten dieser 
Pflanze. 

Im Papuagebiet haben wir also folgende Hauptrassen zu 
beachten: 

P. gambisius arachosius Frhst. Waigeu, Insel Gebeh. 
a ormenus Guer. Im gesamten Holländisch- und 
Deutsch-Neu-Guinea 
ie aegates Frhst. Mir nur aus der Milnebai bekannt. 
= ormenulus Fruhst. Fergusson, Kiriwina, Goodenough 
und Südost-Inseln. 


Auf Grund der Morphologie der Geschlechtsorgane müssen 
folgende bisher als Arten kursierende Ausstrahlungen dem P. gam- 
brisius untergeordnet werden: 


*P. gambrisius inobinatus Butl. 1883 Tenimber. 


* 1 gambrisius Cr. 1779 Süd-Molukken. 

+ 1 adrastus Feld. 1864 Banda. 

+ Pr tydeus Feld. 1860 Nord-Molukken. 

x m ormenus Guer. 1829 Neu-Guinea und Trabanten. 
+ % bridgei Math. 1816 Salomonen. 


a cartereti Obthr. 1914 Admiralitätsinseln. 
= aegeus Donovan. 1805 Australien. 


Dagegen muß P. woodfordi Godm. & Salv. 1888 als eine 
scharf gesonderte Art gelten, welche zudem wegen der einfachen 
Harpe vielmehr Beziehungen zur P. deiphontes-Gruppe als zu 
P. gambrisius dokumentiert. 


44. P. ambrax Bsd. 


1 3, der in ganz Holl.-Neu-Guinea verbreiteten Territorial- 
form mit den dünnen grauweißen Linien am Apex. 


* 


Anmerkung: Die mit * versehenen Formen wurden auf ihre Genital- 
organe geprüft. 


11. Heft 


74 H. Fruhstorfer: 


45. P. fuseus beccarii Obthr. 

Exemplare analog der Abbildung im Seitz und der Mehrzahl 
meiner Individuen aus Dorey und den Arfakbergen. Unter letz- 
teren befindet sich eine ganze Anzahl, welche eine prägnante Längs- 
binde der Vdflgl. tragen, welche aus deutlich hervortretenden 
Fleckchen zusammengesetzt ist. Die Verteilung der fuscus-Aus- 
strahlungen auf Neu-Guinea ist noch nicht klargelegt; es lassen 
sich folgende Territorialrassen ausscheiden: 

P. fuscus beccarii Obthr. Im gesamten holländischen Gebiet. 

P. fuscus indicatus Butl. Brit.-Neu-Guinea, im Norden auch in 
Deutsch-Neu-Guinea, wo indicatus als große Seltenheit 
vorkommt. 


Unter etwa 10000 Tagfaltern aus der Astrolabebai fanden 
sich nur 2 dd. 


P. fuscus oitylus subspec. nova. Yule Island. 

Eine zierliche Inselrasse, welche naturgemäß dem P. capaneus 
Westw. nahesteht und einen Übergang von capaneus zu indicatus 
Butl. bildet. $ oberseits einem kleinen beccarii ähnlich. Die weiße 
Zone der Htflgl. schmäler als bei beccarii und den meisten cadaneus. 
Q oberseits mit einer prominenteren, gelblichgrauen Fleckenbinde 
als wir sie bei indicatus vorfinden. Diese Binde ist jedoch mehr 
verwaschen als bei capaneus. Die Unterseite kenntlich an den 
wie bei indicatus reduzierten und beim 2 verwischten En 
weißen Postdiscalflecken. 

P. fuscus pyrgoteles subspec. nova. St. Aignan. 

& oberseits von fuscus indicatus zu trennen durch ein viel 
schmäleres, gelblichweißes Feld der Htflgl. Auf der Unterseite 
macht sich der Einfluß des Satelitinselmelanismus geltend durch 
die Reduktion der gelblichen intraradialen und intramedianen 
Fleckchen. 

P. fuscus epibomius Frhst. Florida-Insel. 

Diese Form hat gar keine Ähnlichkeit mit P. f. xanophilus 

Math., wie dies Dr. Jordan im Seitz, p. 57 voraussetzte. 


46. P. albinus Wall. 

d wie in den übrigen Teilen von Holl.-Neu-Guinea. Als 
Pap. albinus lesches Godm. ist eine auf dem Apex der Vdilgl. 
luxuriant weißbedeckte Rasse beschrieben, welche derselben 
Färbungsrichtung folgt wie 
P. ormenus aegates Frhst. und 
P. ambrax mazaios Frhst. 


Zu albinus dürften wohl im Gegensatz zu Seitz- Jorcat noch 
gerechnet werden: 
P. albinus cilix Godm. & Salv. Neu-Mecklenburg. 


P. albinus lamponius Frhst. Neu-Pommern, sowie die neuerdings 
beschriebene Rasse 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea, 75 


P. albinus lamponiides Strand von der Rook-Insel. 


47. Von dem ansehnlichen,P. euchenor Gu£r. wurden mehrere dd 
und 92 eingesandt, welche wegen den breit angelegten, orange- 
farbenen Submarginalmakeln der Unterseite der Htflgl. als 
P. euchenor lasos Frhst. aufzufassen sind. Als 
P. euchenor hippotas Frhst. ist die Arealform von Deutsch-Neu- 
Guinea abgetrennt. Als 

P. euchenor scribonius Frhst. jene von Waigeu und als 

P. euchenor euchenides Frhst. jene der Fergusson-Inseln und von 
Goodenough. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß Papilio 
sataspes Feld. von Celebes, welchen Dr. Jordan im Seitz, p. 55, 
als Species gelten läßt, nur als helenus-Lokalrasse aufzufassen ist. 
Im makromalayischen Gebiet haben wir drei geographische Formen 
der Kollektivspecies zu beachten: 

P. helenus palawanicus Stdgr. Palawan, N. & S. Borneo und die 
nördlichen Satellitinseln von Borneo. 
P. helenus enganius Doherty. Engano, Nias, Sumatra, Java, 
Lombok. 
P. helenus aspadantus subspec. nova. Malayische Halbinsel. 
(P. helenus Dist., Rhop. Malay., t. 29, £. 3.) 


Diese bisher unbeachtete Rasse bewahrt unterseits noch den 
Charakter der kontinentalen Unterart helenus L., differiert jedoch 
durch einen größeren weißen Spiegel der Oberseite der Htflgl. von 
Individuen aus Siam, Annam, Tonkin, Tenasserim und Vorderindien. 
Die Distantsche Abbildung veranschaulicht diese Differenzen dem 
P. enganius und P. helenus gegenüber in überzeugender Weise. 


48. P. polydorus L. 
Zu den bereits bekannten Rassen hat die Lokalität X. nun 
noch eine weitere Territorialform geboten, welche ich als 


P. polydorus eeramites subspec. nova einführe. (Name nach einem 
ziegelroten Edelstein der Alten.) 

g sehr nahe dem typischen godartianus Lc., wie ihn Roth- 
schild und Jordan in ihrer Monographie 1895 behandelten und ab- 
grenzten. Die Htflgl. führen jedoch größere weiße Circumcellular- 
makeln und einen ansehnlichen wie bei albosignatus Frhst. ge- 
formten Zellfleck. Unterseite fast analog godartianus, nur ist das 
diskale Weiß der Htflgl. ausgedehnter. Das 9 hat eine völlig 
schwarze Zelle der Htflgl. Der vorderste Diskalfleck sehr klein, 
die Intranervalmakeln jedoch ungewöhnlich lang. Alle Flecken 
beim @ übrigens genau so zersplittert wie beim leodamas Wall. 
d, wie es Wallace von Mysole (Irans. Linn. Soc. 1865, t. 5, f. 2) 
darstellt. Auf der Unterseite verraten die sehr kleinen vorderen 
Submarginalflecken Beziehungen zu asinius Frhst. von Waigeu, 
während die Analflecken, namentlich beim 2 erheblich größer als 
bei albosignatus erscheinen. 


11. Heft 


76 H. Fruhstorfer: 


P. polydorus zerfällt demnach auf Neu-Guinea in folgende Rassen: 

P. polydorus godartianus Luc. N. W. Holl.-Neu-Guinea, von den 
Arfakbergen, in meiner Sammlung. 

P. polydorus humboldti R. Humboldtbai. Dazu gehören vielleicht 
noch Exemplare aus Dorey in meiner Sammlung. 

P. polydorus plagiatus R. & J. Astrolabebai. 

P. polydorus lascarus Frhst. Huongolf. 

(Ent. Rdsch..1913,;p: 133:) 

P. polydorus albosignatus Frhst. Milnebai, aber auch in der 
Collingwoodbai, im Norden von Brit.-Neu-Guinea dort 
einsetzend, wo lascarus verschwindet. 

P. polydorus orinomus R. Hügelland von Brit.-Neu-Guinea. 

P. polydorus auster van Eecke. Holl.-Zentral-Neu-Guinea. 

Schließt sich eng an albosignatus Frhst. an und differiert von 
dieser in der Hauptsache durch die schärfer umgrenzte weiße Partie 
der Vdflgl. 

P. polydorus ceramites Frhst. Lokalität X., Kapaur. 

Auf den Inseln haben wir 

. polydorus naissus Frhst. Fergusson. 

polydorus phalces R. Trobriand. 

. polydorus aphnits Frhst. Goodenough. 

(Ent. Rdsch. 1913, p. 133.) 

. polydorus neodamas Wall. Mysole. 

. polydorus asinius Frhst. Waigeu. 

. polydorus voluptitius subspec. nova. Patria ignota. 


Q von asinius Q zu separieren durch einen leuchtend und rein 
weißen, proximal ungewöhnlich scha:s f umschriebenen Doppelfleck, 
welcher von der Zellwand an, den Raum zwischen der mittleren 
und der Submediana ausfüllt. Die weiße Scheibe der Htflgl. fast 
kreisrund. Der Zellfleck größer als bei irgendeiner der bisher 
bekannten papuanischen ?olydorus-Rassen. Auf der Unterseite 
erfüllt das Weiß das gesamte vordere Drittel der Zelle und breitet 
sich bis zur vorderen Mediana aus. Die Falter selbst sind kleiner 
als Exemplare von alboßlagiata R. & J. Das weiße Gebiet ohne 
jede graue Überschuppung. 


49. P. deiphobus aristartus subspec. nova. (Vergl. unsre kol. Tafel). 


(P. deipylus R. & J., Nov. Zool., p. 325. P. deiphobus deipylus 
Jordan im Seitz, IX, p. 75. Neu-Guinea ?) 

Q. Das einzige vorliegende 2 gehört einer J-ähnlichen Form 
an, wie wir sie aus der Pap. ascalaphus und P. deiphobus Unter- 
abteilung der Pad. memnon-Gruppe noch nicht kennen. Oberseite 
schwarz. Vrdflgl. mit grünlichgrauen Intramedianstreifen, welche 
etwas länger als bei deidylus Feld. sind und fast ganz mit jenen 
von P. ascalaphus Bsd. insbesonders in ihrer Ausdehnung überein- 
stimmen. Htflgl. mit den für die 22 von P. deiphobus L., deiphontes 
Felder und deipylus Feld. 22 charakteristischen roten Saumflecken. 
Der vorderste ist jedoch im Gegensatz zu den genannten Ab- 


SS SE SEE SER SEN 


Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 77 


zweigungen äußerst prominent, schön fleischrot und reicht von 
der vorderen Radiale bis zur Costale. Die übrigen Flecken sind 
vorwiegend gelblichrot. Der Vorhof des schwarzen Analfleckens 
ist nahezu kreisföürmig und dringt nicht wie bei deidylus und 
deiphontes an der Submediana aufwärts bis nahe zur Flügelmitte 
vor. Die gesamte Postdiskalzone erinnert an deiphylus $, doch 
sind die Intranervalfelder wesentlich dunkler blaugrau bewölkt. 
Der weiße Zellfleck, welchen wir bei deipylus und deiphontes vor- 
finden, fehlt dem arıstartus 9. Die Unterseite wiederholt die 
Zeichnung des deipylus S, nur sind die Intranervalstreifen der 
Vdflgl. länger und reichen nicht bis zur Zellwand. In der Zelle 
selbst einige graue Striemen, deren Andeutungen auch oberseits 
vorhanden sind. Die roten Halbmonde der Htflgl. bedeutend größer 
als beim deidylus $, wie denn überhaupt alle roten Flecke sich ver- 
breitern. 


Durch die Auffindung des @ von aristartus wird der bisher 
nur sagenhafte Fundort „Neu-Guinea‘“ für eine deiphobus-Vika- 
riante endlich bestätigt. Wir bedürfen nur noch der Aufklärung 
über den noch mythischen genaueren Fundort der Rasse selbst. 
Auch in der Paßilio memnon-Gruppe hat die Anatomie den Art- 
charakter von sieben (acht?) im Seitz noch getrennt gehaltenen 
Species aufgehoben. Es ist dies keine besondere Überraschung, 
weil bereits bekannt war, daß die Raupen des celebischen P. ascala- 
phus nicht von jenen des P. memnon aus Sumatra und Java zu 
unterscheiden sind. Auch wenn wir die Beschreibung der Raupen- 
form von P. poymnestor und P. memnon durch Jordan im Seitz 
nachlesen, finden wir keinerlei Differenzialcharaktere. Interessant 
und neu ist nur die prächtige Abweichung der Organe des philippi- 
nischen P. rumanzovia den fast durchaus analogen derphobus 
anderer Herkunft gegenüber. Es wird aber selbst bei dieser ‚Art‘ 
noch von der persönlichen Konzeption künftiger Autoren ab- 
hängen, ob die Abweichungen als spezifisch oder subspezifisch 
gelten sollen. Ich selbst möchte mich der letzteren Auffassung an- 
schließen. Wir haben als zusammengehörig zu betrachten: 


P. deiphobus memnon L. 1758 | P. deiphobus ascalaphus Boisdu- 


Editio X.,p. 460, Nr. 12. val1836. Celebische Sub- 
Ostasien,Nordindien etc. region. 
„ bolymmestor Cr. 1775. ee Pt In 
Südindien, Ceylon. ne SER 
x ‚„„ deiphobus Linne. 1758 
„ mayo Atkinson 1873. «+ Editio X, p. 459, Nr. 6. 
Andamanen. Molukken, Neu-Guinea. 
„ bowi Druce 1873. Pa- „ mmanzovia Eschholz > 
lawan. 1821. Philippinen. 


Damit wird bewiesen, daß Papilio memmon oder wie wir ihn 
mit seinem ‚um eine Seite und 6 Nummern älteren‘ Namen 
deiphobus fortab nennen müssen, ebenso wie P. sarpedon L. 


11. Heft 


78 H. Fruhstorfer: Rhopaloceren aus Holländisch-Neu-Guinea. 


und P. eurypylus L. das gesamte austromalayische Gebiet be- 
wohnt. Das wunderbare ist jedoch, daß die Differenzen des am 
fabelhaftesten unter allen Tagschmetterlingen variierenden poly- 
chromen und polymorphen Papilio deiphobus anatomisch unter 
sich viel geringfügiger sind, als bei dem in Form und Färbung 
so resistenten P. sarpedon. Das Verhalten der Klammerorgane 
von P. deiphobus und P. sarpedon erbringt uns einen interessanten 
Beweis dafür, daß wir auch im Rahmen der Genitaluntersuchungen 
nirgendwo generalisieren dürfen. Was für eine Art maßgebend 
ist, gilt nicht für eine andere. 


Familie HESPERIDAE. 


50. Rhopalocampta illuensis ornatus R. & ]. 
(Nov. Zoolog. 1903, p. 481, t. 2, f.2.) Ursprünglich aus Kapaur 
beschrieben und in einem &, welches mit der Abbildung überein- 
stimmt, jetzt auch aus der Lokalität X. vorliegend. 


Tafelerklärung der Genitalorgane. 


1. Parthenos sylvia cyaneus Moore. Ceylon. 
2. Parthenos sylvia pardalis Fruhst. Waigiu. 
3. Parthenos sylvia terentiana Fruhst. Arfak-Gebirge. 
4. Parthenos sylvia aspila Honr. Astrolabe Bai. 
% 5. Parthenos sylvia gwineensis Fruhst. Huongolf. 
6. Adolias aeropus L. Neu-Guinea. 
7. Apaturina erminia Cr. Neu-Guinea. 

8. Hypolycaena erylus God. Sumatra. Valve. 

9. Hypolycaena phorbas silo Fruhst. Neu-Guinea. 
„10. Papilio deiphobus mayo Hew. Andamanen.« 
„ 11. Papilio deiphobus oenomaus God. Timor. 
„ 12. Papilio deiphobus rumanzovia Eschh. Luzon. # 
„ 13. Papilio woodfordi Godm. Salomonen. 
„» 14. Papilio gambrisius bridgei Math. Salomonen. 
„ 15. Papilio gambrisius ormenus Guer. Neu-Guinea, 
„ 16. Papilio helenus sataspes Feld. Celebes. 


2 I 
Papilio 


de 


N. 
ZI] Lobau 


o 


aristartus Fruhstorfer | 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrgang 1915 Abt. A. 


Fruhstorfer. 


Fruhstorfer: Rhopaloceren aus Holländisch Neu-Guinea. 


Strand: Zentralafrikanische Clubioniden. 79 


Zentralafrikanische Clubioniden. 


(Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Zentral-Afrika- 
Expedition 1907—1908 unter Führung 
Adolf Friedrichs, Herzogs zu Mecklenburg.) 


Von 


Embrik Strand. 


Im Band IV (Zoologie II) der ‚Wissenschaftliche Ergebnisse 
der Deutschen Zentral-Afrika-Expedition 1907—1908 unter Füh- 
rung Adolf Friedrichs, Herzogs zu Mecklenburg‘ habe ich p. 
325—474 unter dem Titel ‚„Arachnida I‘ die Scorpiones, Pedi- 
palpi und den bei weitem größten Teil der Araneae des mir zur 
Bearbeitung anvertrauten Arachnidenmateriales der Expedition 
behandelt, während es, wie p. 474 l. c. angegeben, geplant war, 
daß die damals noch nicht fertige Fortsetzung in einem Supplement- 
band erscheinen sollte. Daraus ist es aber vor dem Kriege nichts 
geworden und um die vorliegende Arbeit nicht noch länger unge- 
druckt liegen zu lassen, bringe ich sie hiermit im folgenden zur 
Veröffentlichung. Es wird hier der Rest der schon im I. Teil an- 
gefangenen, daselbst durch 4 Selenops-, 1 Torania-, 3 Olios-, 1 He- 
teropoda- und 1 Palystes-Art vertretenen Clubioniden behandelt. 
Der noch übrige Teil meiner Bearbeitung des genannten Mate- 
rials wird laut frdl. Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Schubotz vor- 
aussichtlich gleich nach dem Kriege in dem obigen Werk ver- 
öffentlicht werden. 


Gen. Olios Walck. 1837. 

Olios kassenjicola Strand n. sp. 

Ein & von Albert-See, Kassenje III. 1908. 

Körperlänge 8mm. Cephalothorax 4,2 mm lang. Beine: I Femur 
5.5, Patella + Tibia 7, Metatarsus + Tarsus 7 mm; IV bezw. 5.5, 
6, 6.5 mm. Also: I 19.5, IV 18 mm. Patella + Tibia II 8 mm. 

Cephalothorax und Beine bräunlichgelb; der Kopfrücken zeigt 
‚in der Mittellängslinie 1 oder 1.1 schwarze Punkte und er wird 
jederseits von einer von drei schwarzen Punkten gebildeten, von der 
Mittelritze ausgehenden Schrägreihe begrenzt. Augen in tiefschwar- 
zen, linienschmalen Ringen. Mandibeln rotbraun. Lippenteil braun- 
gelb, die Unterseite des Cephalothorax sonst blaßgelb. Endglied 
der Palpen dunkelbraun. Femora blasser als die folgenden Glieder. 

Abdomen hellgrau mit braunschwarzen Punkten und Punktfle- 
cken: inder vorderen Hälfte des Rückens sind in der Mitte zwei aus je 
fünf Punkten gebildete parallele Längsreihen, von dann an erstreckt 
‚sich zuden Spinnwarzen ein Längsstrich, der mit nach hinten allmäh- 
lich kleiner werdenden Zwischenräumen von kurzen Querlinien ge- 
kreuzt wird. Die Seiten des Abdomen mit zum großen Teil länglichen 
oder kommaförmigen, wenig regelmäßig angeordneten dunklen- 
. Punktflecken. 


11. Heft 


so Embrik Strand: 


Vordere Augenreihe gerade; die Augen fast gleich groß, die ein 
wenig größeren M.A.von den S.A.umihrenRadius,untersich umreich- 
lichso weit entfernt. HintereReihe ebenfalls gerade ; dieM.A. untersich 
nicht ganz so weit wie von den etwas größeren S. A. entfernt. Feld der 
M.A. reichlich so breit wie lang und hinten ein wenig breiter als vorn. 
Die vorderen M. A. um kaum ihren Radius vom Clypeusrande entfernt, 
größer als die hinteren. (Alles in Flüssigkeit gesehen.) 

Alle Femoren oben 0.1.1 Stacheln, von denen der proximale 
der längste und kräftigste ist, vorn und hinten je 1.1.1, IV jedoch 
hinten 0.1.1 Stacheln. An den Patellen ist an der Spitze eine Borste, 
an Stacheln aber nichts erhalten. Tibien unten 2.2.0, vorn und 
hinten je 1.1, oben 0.1 Stacheln. Metatarsen unten 2.2.0, vorn 
und hinten auch an der Spitze bestachelt. 

Palpen. Femoralglied am Ende oben 1.2, ebenda innen 1, 
Patellarglied innen 1 Borste, Tibialglied oben und innen je 1 eben- 
solche. Patellarglied am Ende gerundet, nur ganz wenig länger 
als breit. Tibialglied bedeutend länger als das Patellarglied und 
ebenso breit wie lang, indem es in der Endhälfte außen stark und 
innen schwach erweitert ist, in Draufsicht erscheint daher am Ende 
außen eine etwa halbkreisförmige Erweiterung; das Glied ist etwas 
flachgedrückt und unten ausgehöhlt, daselbst einwärts mit einer 
braunen leistenförmigen Erhöhung, die mitten zahnförmig er- 
weitert ist, während die in Draufsicht auffallende Erweiterung der 
Außenseite des Gliedes unten als ein scharf abgesetzter Höcker 
erscheint. Die Spitze des Tibialgliedes ist schwarz und trägt außen 
einen gekrümmten, drehrunden, scharf zugespitzten, dem Tarsal- 
glied angedrückten, an der Spitze jedoch frei vorstehenden Fortsatz 
oder Haken, während die Spitze innen nur einen stumpfen Höcker, 
der gegen einen größeren ebensolchen des Tarsalgliedes anstößt, 
trägt. Bulbus zeigt einen von seiner Basis entspringenden, nach vorn 
und iinnen gerichteten, unten schwach konvex gebogenen Haken. 

Wahrscheinlich nicht das & zu Olios albertius Strand. 


Olios vittifemur Strand n. sp. 


Ein unreifes Ex. von: Steppe südlich von Albert Edward-See, 
Dezbr. 1907. 

Cephalothorax und Extremitäten blaß bräunlichgelb, ersterer 
mit brauner Mittelritze und schwarzen Augen, letztere mit dunkel- 
brauner, die Basis nicht ganz erreichender Längsbinde an der 
Unterseite der Femora I—II. Abdomen hellgrau, oben so dicht 
mit silbergrauen Schüppchen belegt, daß die Grundfarbe nur noch 
als ein feines Netzwerk zum Vorschein kommt; der Herzstreif 
erscheint als eine lanzettförmige, bis fast zur Rückenmitte reichende 
Figur, die im Innern von der Grundfarbe, ohnesilbrige Beschuppung, 
gebildet wird, ringsum mit einer schmalen dunkelbraunen Rand- 
binde, die sich von der Spitze der Herzstreifen an bis zu den Spinn- 
warzen als Einzelbinde fortsetzt. Sonst ist der Rücken und die 
obere Hälfte der Seiten des Abdomen mit kleinen dunkelbraunen, 


Zentralafrikanische Clubioniden. 81 


wenig regelmäßig angeordneten Punktflecken und Punkten ver- 
sehen. Bauch hellgrau, dunkelbraun punktiert. 


Augenstellung (in Alkohol gesehen). Vordere Reihe gerade; 
die M. A. ein wenig größer, unter sich um etwa ihren Durchmesser 
entfernt, den S. A. noch ein wenig näher, vom Clypeusrande um 
ihren Radius entfernt. Hintere Augenreihe schwach procurva; 
die M. A. die kleinsten aller Augen, unter sich ein wenig weiter als 
von den S. A. entfernt, mit den vorderen M. A. ein Viereck bildend, 
das hinten reichlich so breit wie vorn und wie lang ist. 


Am unteren Falzrande drei Zähne, von denen die beiden dista- 
len (der Klauenbasis am nächsten) die größten und zwar unter sich 
gleich groß sind. Am oberen Falzrande scheinen nur zwei Zähne 
vorhanden zu sein. 

Alle Femora haben oben 1.1 Stacheln oder Stachelborsten, 
I außerdem vorn 1 mitten oder gar keine, hinten 1.1, II—IV haben 
wenigstens vorn je 1 Stachel. An den Patellen sind wenigstens 
keine Stacheln erhalten. Tibien unten 2.2; I außerdem hinten 1.1, 
II vorn und hinten je 1.1, III=II, IV vorn 1.1. Metatarsen unten 
2.2, vorn und hinten je 1.1, außerdem sind wenigstens am IV. Paar 
kleinere Apikalstacheln vorhanden. 


Größe (NB. unreif!): Cephalothorax 2.2 mm lang und min- 
destens ebenso breit. Abdomen 3.5 mm lang, 1.9 mm breit. Beine: 
I Femur 2.9, Patella + Tibia 3.5, Metatarsus + Tarsus 3 mm; 
IV bezw. 2.7, 2.9, 2.9 mm. Also: I 9.4, IV 8.5 mm. 


Gen. Heteropoda Latr. 1804. 


Heteropoda (Barylestis?) peltata Strand n. sp. 

1 2 Awakubi 22. IV. 08 (Type!). — 1 2 W. v. Albert-See, 
Mawambi a. Ituri IV. 08. — 1 @ Nördlich vom Albert Edward-See, 
Ruwenzori Fuss, Westseite II. 08. 

Cephalothorax und Extremitäten hell braungelb; ersterer mit 
Andeutung einer helleren Hinterrandbinde, die vorn wie gewöhnlich 
bei Heteropoda von einem dunklen Streifen begrenzt wird, und an 
den Seiten heller als auf der Rückenfläche ist, jedoch der Seitenrand 
selbst schmal schwärzlich und so ist auch der Vorderrand. Mandi- 
beln, Maxillen und Lippenteil wie Cephalothorax, Sternum blasser. 
Beine ziemlich dicht dunkel punktiert und zwar erweitern die an 
der Basis der Stacheln gelegenen Punkte sich mehr oder weniger 
zu Flecken, weshalb diese Zeichnung oben erheblich deutlicher als 
unten ist. Abdomen ist oben und an den Seiten graubräunlich, dicht 
und wenig regelmäßig dunkler punktiert; in der Mitte des Rückens 
finden sich in Ouerreihe, ca. 2 mm unter sich entfernt, zwei große 
dunkelbraune Muskelpunkte und vor diesen ist ein blaßgrauer, 
mitten 1 mm breiter, verloschener Herzstreifen vorhanden. Der 
Bauch ist im Grunde heller und nicht dunkel punktiert, aber 
mit einem den größten Teil des Bauches bedeckenden, matt- 
schwarzen, fast viereckigen Medianlängsfeld, das die Spinnwarzen 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A, 11. 6 11. Heft 


89 Embrik Strand: 


nicht ganz erreicht, etwa 4 Reihen feiner, undeutlicher, hellerer 
Flecke einschließt und an der Spalte nur wenig breiter als in der 
Mitte ist. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein abgerundetes Querfeld, 
das so breit wie die Maxillen und hellgrau gefärbt mit verloschenem 
bräunlichem Rand ist; in der Mitte vorn schließt es ein hellrotes, 
birnenförmiges, hinten zugespitztes, kleines Längsfeld ein, dessen 
Rand linienschmal schwarz erscheint und das im hinteren Drittel 
des Genitalfeldes von einem schwarzen Längsstreifen ersetzt wird. 
Einen kleineren, rundlichen, roten Fleck schließt das Genitalfeld 
hinten jederseits ein. — Trocken gesehen erscheint obiges birnen- 
förmiges Feld als eine ebenso geformte, ziemlich tiefe Grube, die 
durch eine schmale, aber tiefe Grube sich bis zum Hinterrande 
fortsetzt und beiderseits von einem etwa bohnenförmigen Wulst 
umgeben ist. 


Augenstellung (in Flüssigkeit gesehen). Vordere Reihe gerade; 
die M. A. viel kleiner, unter sich um reichlich ihren Durchmesser, 
von den S. A. und vom Clypeusrande um kaum denselben entfernt. 
Hintere Augenreihe so stark recurva gebogen, daß eine die M. A. 
hinten tangierende Gerade die viel größeren S. A. in oder kurz 
vor dem Zentrum schneiden würde; die M. A. unter sich weniger 
als von den S. A. entfernt. Das Feld der M. A. ist vorn so viel 
schmäler als hinten, daß zwei die vorderen M. A. außen tangierende 
Parallelen die hinteren M. A., welche die kleinsten aller Augen zu 
sein scheinen, im Zentrum schneiden würden. 


Am unteren Falzrande vier Zähne, von denen der innere ein 
wenig kleiner als die drei äußeren, gleichgroßen, ist; am oberen 
Falzrande ist ein großer Zahn, vor diesem ein ganz kleiner und 
hinter ihm scheint auch ein kleines Zähnchen zu sein. 


Femora I oben 0.1.1, vorn 2.1.1, hinten 1.1.1, II oben 0.1.1, 
vorn und hinten je 1.1.1, III—IV oben, vorn und hinten je 1.1.1, 
jedoch dürften die Femora IV hinten meistens (ob immer?) nur 
0.0.1 Stacheln haben. Patellen I—II hinten 1 Stachel. Tibien 
I—II unten 2.2.2.2, vorn und hinten je 1, III—IV unten 2.2.2, 
vorn 1.1, hinten 1 Stachel. Metatarsen I—II unten 2.2 kräftige 
Stacheln in der Basalhälfte, vorn und hinten an der Basis je 1 
kleinerer Stachel, III unten wie I—II, vorn 1.1, hinten 1.0, IV wie 
III, aber an der Spitze vorn 1 oder 2 kleine Stacheln vorhanden. 
— Femoralglied der Palpen oben an der Spitze 1.2, vorn und hinten 
ebenda je 1, Patellarglied vorn und hinten je 1, Tibialglied innen 
2.1, oben 1, außen 1.1, Tarsalglied jedenfalls innen 2.1 Stacheln. 

Körperlänge 13 mm. Cephalothorax 6 mm lang. Beine: 
I Fem. 6.2, Patella + Tibia 8, Metatarsus + Tarsus 7.5 mm; 
zusammen also 21.7 mm. 


Die Simon’sche Gattung Barylestis (1909) scheint mir ziemlich 
überflüssig zu sein. 


Zentralafrikanische Clubioniden. 83 


Gen. Chiraeanthium C. L. K. 1839. 
Chiracanthium Riwunum Strand n. sp. 

Ein d von der Insel Kwidschwi (Kiwu-See) IX. 07. 

Körperlänge 9 mm. Cephalothorax 3.6 mm lang. Beine: 
I Femur 4.8, Patella + Tibia 6.2, Metatarsus + Tarsus 7.5 mm; 
II bezw. 3.3, 4.7, 5.2 mm; III bezw. 2.7, 3.2, 4.2 mm; IV bezw. 
3.8, 4.3, 6 mm. Also: I 18.5, II 13.2, III 10.1, IV 14.1 mm oder: 
r. TVo IE. 

Bestachelung. Femur I vorn 0.0.1.1, hinten 0.1.0.1; II hat 
vorn dieselben Stacheln wie I, aber noch kräftiger, hinten scheint 
nur 1 Stachelborste zu sein; die bisweilen auch vorn, überzählig, 
vorhanden sein kann; III vorn 1.1.2.1 oder 1.1.1.1.2.1, hinten 
0.0.1.1; IV vorn und hinten in der Endhälfte 1.1 Stacheln. 
Tibien I unten mit vielen Stacheln (2 Reihen von je ca. 7-9 
Stacheln sowie eine Anzahl kleinerer, überzähliger Stacheln) außer- 
dem scheinen oben einige kleine Stacheln vorhanden zu sein; 
II unten ca. 2.1.2; vorn 1.1, III unten etwa 2.1, vorn und hinten 
je 1.1, IV wie III oder unten 2.1.1 Stacheln. Metatarsus I unten 
an der Basis 2, mitten 1, am Ende 1 oder 2; II wie I; III und IV 
mit vielen Stacheln. Palpen unbestachelt, wohl aber beborstet. 

Mandibeln 2 mm lang, gerade, wenig dick, schräg nach unten 
und vorn gerichtet, etwas divergierend; weder die Klaue noch die 
schwache Bezahnung des Falzrandes durch besondere Merkmale 
ausgezeichnet. 

Die Augen sind, was wohl ein Zufall und auf eine Beschädigung 
zurückzuführen ist, ohne Pigment und daher auf den ersten Blick 
kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Die hintere Augen- 
reihe ist gerade oder ganz schwach procurva; die Augen sind etwa 
gleich groß und gleich weit voneinander entfernt. Vordere Augen- 
reihe gerade; die Augen etwa gleich groß, die M. A. unter sich um 
ihren Durchmesser, von den S. A. um nicht ganz so weit entfernt. 

Im Profil, von innen gesehen, erscheinen die den männlichen 
Kopulationsorganen dieser Gattung eigentümlichen dorsalen Fort- 
sätze als zwei fast gleichlange und fast gleichgeformte, gerade, 
zugespitzte, pfriemenförmige Stäbchen, die sich unter fast einem 
rechten Winkel kreuzen; von außen gesehen erscheint der Fortsatz 
des Tibialgliedes ein wenig länger, in derBasalhälfte leicht gekrümmt 
und von der Basis bis zur Spitze ganz allmählich und schwach an 
Dicke abnehmend, während der Fortsatz des Tarsalgliedes in der 
Basalhälfte absolut wie relativ dicker ist, am Ende aber noch feiner 
und schärfer zugespitzt. — Das Tibialglied trägt oben einen ziemlich 
dichten Büschel langer, nach oben gerichteter und nach vorn ge- 
krümmter_Borstenhaare. 

Ein weiteres $ von wahrscheinlich derselben Art liegt vor von 
Kissenje, Septbr. 1909. Da dieses besser erhalten ist, so möge die 
Färbung nach diesem beschrieben werden. 

Cephalothorax und Extremitäten rötlich braungelb, ersterer 
mit helleren und dunkleren Strahlenstrichen von der Mittelfurche 


6* 11. Heft 


84 '. Embrik Strand: 


aus und einem dunkleren Doppellängsstrich auf dem Kopfteile, 
ferner braunschwarz gefärbt im Augenfelde, auf den Mandibeln 
und dem Lippenteil, ein wenig heller auf den Maxillen. Schwärzlich 
ist auch das Tarsalglied der Palpen. Abdomen ist grau mit grün- 
lichem Ton; Herzstreifen schwach angedeutet; Epigaster heller, 
aber hinten von einer dunkleren Linie begrenzt. Spinnwarzen 
braungelb. 


Chiracanthium ruwenzoricola Strand n. sp. 

Ein @ von: Nördlich von Albert Edward-See, Ruwenzori 
Fuss, Westseite, II. 1908. 

Bestachelung. Femur I scheint unbestachelt zu sein, II’ hat 
vorn im apikalen Drittel 1 Stachel, III vorn 1 (mitten), 1 (im 
apikalen Drittel), hinten 1 (gegenüber dem distalen der Vorderseite), 
IV hinten unweit der Spitze 1 Stachel. Alle Patellen unbewehrt. 
Tibien I—II unbestachelt, III hat vorn 1.1, IV hinten apikalwärts 
1 Stachel. Metatarsen I scheinen unbewehrt zu sein (nur die der 
einen Seite sind erhalten) ; II haben unten nahe der Basis 2 Stacheln 
und an der Spitze unten 1; III unten an der Basalhälfte 2, unten 
vorn in der Apikalhälfte 1, an der Spitze mindestens 3 kleinere 
Stacheln; IV wie III, außerdem vorn in der Basalhälfte mindestens 
1 Stachel, hinten ebenso 1.1 Stacheln. Palpen unbewehrt. 

Cephalothorax hell rötlichbraun mit Andeutung dunklerer 
Strahlenstreifen, Mandibeln dunkelrot, Klauen blutrot, an der 
Basis am dunkelsten; Augen in linienschmalen schwarzen Ringen; 
der Clypeusrand seitlich dunkel; alle Extremitäten einfarbig 
bräunlichgelb und so ist auch Sternum abgesehen vom dunkleren 
Rande; Lippenteil und Maxillen rötlichbraun mit hellerer Rand- 
linie an der Spitze. Abdomen erscheint jetzt hellgrau, dürfte 
aber etwas entfärbt sein. 

Epigyne erscheint in Alkohol als ein dunkelbraunes, nieren- 
förmiges Querfeld, das fast doppelt so breit wie lang ist, den 
Sinus der ‚Niere‘ nach hinten kehrt und mitten unregelmäßig 
schwarz gefleckt ist, was offenbar zum Teil wenigstens durch ge- 
trocknetes Sekret verursacht wird; längs der Mitte erscheint ein 
hellerer Streifen. —: Trocken gesehen erscheint Epigyne als ein 
rundlicher, niedriger Querhügel, der fast ganz von einer anscheinend 
nicht tiefen, hinten mitten breit offenen Grube ausgefüllt wird, 
so daß eigentlich bloß der schmale Rand der Grube vom Hügel 
übrig bleibt. Die Form der Grube ist wie oben beschrieben, jedoch 
tritt die Form nicht so deutlich quer wie in Alkohol hervor. Daß 
die Grube hinten mitten offen erscheint, kommt daher, daß der 
Rand daselbst niedergedrückt ist; seitlich ist letzterer behaart. 
In der Grube befinden sich zwei getrocknete Sekretklümpchen 
(siehe oben!). Die Breite der Epigyne in Flüssigkeit gesehen 
beträgt 1 mm. 

Körperlänge 13.5 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 5 mm 
lang, 3.1 mm breit. Mandibeln 2.5 mm lang. Beine: I Femur 5, 


Zentralafrikanische Clubioniden. 85 


Patella 2, Tibia 4.8, Metatarsus 5.1, Tarsus 2.4 mm; II bezw. 4, 
Patella + Tibia 5, Metatarsus + Tarsus 6 mm; III bezw. 3, 3.6, 
4.5 mm; IV bezw. 4, 5, 6.2 mm. Also: I 19.3, II 15, III 11.1, 
IV 15.2 mm oder IL IV, II, III. 

Der Innenrand der Mandibeln zeigt am Anfang des letzten 
Drittels eine seichte Einbuchtung; sonst divergieren die Mandibeln 
von der Basis an und sind vorn nicht oder nur ganz schwach gewölbt. 


Chiracanthium mohasicum Strand n. sp. 

Ein @ von Mohasi-See, Juli 1907. 

Die Färbung ist wie bei der vorhergehenden Art, jedoch ein 
wenig heller; die Mandibeln sind aber tiefschwarz mit scharf 
markiertem hellem Basalfleck, auch der Lippenteil und die Maxillen 
sind schwarz, wenn auch etwas bräunlich und mit hellerer Apikal- 
linie. Alle Tarsenglieder sind am Ende leicht gebräunt, die der 
Palpen sogar dunkelbräunlich. Sternum hell bräunlichgelb mit 
schmaler dunkler Randlinie. Abdomen, das jedenfalls gut er- 
halten ist, erscheint hell graugelblich, auch ohne Andeutung einer 
Herzbinde; vier wirklich punktförmige Muskel, ‚punkte‘, die ein 
Trapez bilden, das hinten ein wenig breiter als vorn und so lang wie 
hinten breit ist, lassen sich erkennen. Clypeus und Augenfeld sind 
schwarzbräunlich und von den Augen, insbesondere den M. A. 
erstreckt sich nach hinten je ein wenig deutlicher, verloschener, 
dunkler Längsstreifen, von denen diejenigen von den M. A. am 
deutlichsten hervortreten. 

Die Femora I—II haben in der Endhälfte vorn 1.1 Stacheln, 
III außerdem ebenda hinten 1.1, IV hinten nur 1 nahe der Spitze. 
Patellen unbewehrt. Tibien I unten mitten 2, Il gar keine, III—IV 
vorn und hinten in der Endhälfte je 1 Stachel. Metatarsen I unten 
nahe der Basis 2 oder 1, II ebenda 2, III unten ebenda 2, vorn 
und hinten je 1.1, außerdem ein Verticillus kleinerer Stacheln, 
IV wie III und außerdem unten submedian 2 Stacheln. Palpen 
unbestachelt. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein schwarzes, 1 mm breites, 
nur etwa halb so langes, subellipsenförmiges Querfeld, dessen 
Hinterrand als eine schwarze, in der Mitte nach hinten konvex 
gekrümmte, scharf markierte Linie erscheint; vor dieser erscheint 
das Feld graulich, am Vorderrande dagegen schwarz, daselbst aber 
etwas unregelmäßig, wegen des Vorhandenseins von eingetrock- 
neten Sekretmassen. Von der Rima genitalis ist Epigyne etwa 
um Y, ihrer Länge entfernt. Trocken gesehen zeigt die Epigynen- 
grube ihre Struktur nur teilweise wegen des Sekretes; sie ist am 
steil abfallenden, scharfen, in der Mitte nicht niedergedrückten 
Hinterrande tief und dürfte daselbst ein feines Längsseptum haben, 
das sich vielleicht bis zum Vorderrande fortsetzt. 

Körperlänge 13 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 4 mm 
lang, 3mm breit. Mandibeln 2.5 mm lang. Abdomen 8 mm lang 
und 5 mm breit. Beine: I Femur 4.2, Patella + Tibia 6, Metatarsus 


11. Heft 


S6 - Embrik Strand: 


+ Tarsus 6 mm; II bezw. 3.5, 4.2, 4.5 mm; III bezw. 2.8, 3.1, 
3.5 mm; IV bezw. 3.5, 4.8, 4.5, 5 mm. Also: I 16.2, II 12.2, III 
9.4, IV 17.8 mm oder: IV, I, II, III. 


Gen. Clubiona Latr. 1804. 


Clubiona abbajensis Strand 1908. 

92 von: Karisimbi, 3000—83500 m, auf feuchtem Moos und 
in dichtem Kraut; auch unreife Exemplare dabei. 

Von der Beschreibung (in: Archiv for mathematik og naturvid. 
XXIX, No. 2, p. 29 sq.) meiner Clubiona abbajensis Strd. durch 
folgendes abweichend: Die vorderen M. A. unter sich jedenfalls 
so weit wie von den S. A. entfernt, die vorderen S. A. sind von den 
hinteren S. A. reichlich so weit wie von den vorderen M. A. entfernt; 
die Femoren II haben vorn in der Endhälfte 1.1 statt nur 1 Stachel, 
III haben nicht bloß vorn, sondern auch hinten 1.1 Stacheln; 
Tibien III unten 2.2.2 oder 2.1.2, vorn und hinten wie bei abba- 
jensis 1.1. Ferner: in der in Alkohol sich befindenden Epigyne 
erscheint der dunkle Doppelfleck, der hier unregelmäßig und wenig 
scharf markiert ist, hinter der Mitte und zwar entweder nicht oder 
durch einen schattenartigen Längsstrich oder zwei unter sich 
entfernte, nach hinten divergierende Linien mit dem Hinterrande 
verbunden, während ein vorderer besonderer Fleck entweder nicht 
zu erkennen ist oder, wenn vorhanden, etwa in der Mitte des Feldes 
sich befindet und mehr oder weniger deutlich mit dem Doppelfleck 
verbunden ist, mit dem er bisweilen zu etwa einem einzigen Fleck 
zusammenschmilzt; meistens erscheint der vordere Fleck im 
Inneren ein wenig heller. Diese Abweichungen von meiner Original- 
beschreibung scheinen mir, an der Hand des reichlich vorliegenden 
Materiales, nicht dafür zu sprechen, daß vorliegende Form von 
Cl. abbajensis spezifisch verschieden sein kann, zumal das Aus- 
sehen der trocknen Epigyne ganz der Beschreibung entspricht. 

Bei einem 11 mm langen Exemplar ist Cephalothorax 5 mm 
lang und 3.5 mm breit. Die meisten Exemplare sind größer als 
8.5 mm, was in meiner Beschreibung als die ‚‚Größe eines ziemlich 
großen Exemplares‘“ bezeichnet ist, also müssen unter den Typen 
noch kleinere Exemplare vorhanden gewesen sein. Andererseits er- 
reicht keins die für die Form Cl. abb. maxima Strd. angegebene 
Totallänge von 15.5 mm, sondern höchstens 12.5 mm. 

Ob die anscheinend vorhandenen Unterschiede eine besondere 
Varietätsbezeichnung rechtfertigen, würde sich mit Sicherheit 
nur durch Vergleich mit typischem Material von abbajensis f. pr. 

entscheiden lassen. Eventuell möge die Varietät den Namen 
karisimbiensis m. bekommen. 

Weitere Q2 liegen vor von: N. OÖ. Ruanda, Bugoye Urwald, 
Novbr. 1907 (auch ein unreifes Ex.); Vulkangebiet nordöstlich vom 
Kiwu-See, Oktober 1907 (ein nur 8.5 mm langes 9, dessen Epigyne, 
in Flüssigkeit gesehen, fast völlig mit der Originalbeschreibung 
übereinstimmt, während sie trocken gesehen sich durch das kaum 


Zentralafrikanische Clubioniden. 87 


noch erkennbare Längsseptum unterscheidet); Kiwu-See, Nord- 
ufer, Niragongo, 3000 m, 5. Oktbr. 1907 (ein unreifes 9, bei dem 
die dunklen Schrägbinden des Abdomen scharf hervortreten); 
Nynagongo, 3200 mm, 4. Oktober 1907 (ein unreifes 9); Nord- 
Ruanda, Galago-See, Novbr. 1907 (ein 2 von nur 7 mm Körperlänge, 
dessen Epigyne nur insofern von der Originalbeschreibung abweicht, 
als, in Flüssigkeit gesehen, von dem dunklen Doppelfleck nur zwei 
halbkreisförmige, nach vorn konvex gebogene, quergestellte 
Strichflecke übrig sind, welche die direkte Fortsetzung von den 
zwei von der Mitte des Hinterrandes entspringenden, nach vorn 
verlaufenden dunklen Linien bilden; der ganze Cephalothorax und 
Extremitäten sind einfarbig blaß bräunlichgelb und zwar auch an 
der Unterseite. (Das Exemplar wird wahrscheinlich neugehäutet 
sein). 

Daß diese Art ziemlich variierend ist, habe ich schon durch 
die Originalbeschreibung gezeigt, worin zwei Formen beschrieben 
und benannt werden. 

Von: Nördlich vom Kiwu-See, Ssabinio, 3000 m (Bambus- 
Wald), Novbr. 1907, liegen außer Weibchen (auch unreife) ein & 
vor. Dies ist kleiner: Körperlänge 8 mm; Cephalothorax 3.5 mm 
lang, 2.2 mm breit; Patella + Tibia I 4.1, IV 4 mm lang. Die 
l. c. p. 32 gegebene Beschreibung des & der Cl. abbajensis maxıma 
Strnd. paßt, abgesehen von der geringeren Größe des vorliegenden 
Exemplares, bis auf folgendes: Der Fortsatz des Tibialgliedes 
erscheint im Profil dunkelrot, nur an der Spitze und z. T. auch 
sonst am Rande schmal schwarz, diese Spitze läßt sich besser als 
(im Profil gesehen) mitten eingeschnitten beschreiben, indem so- 
wohl ihre untere als obere Ecke stumpf zahnförmig vortreten; an 
der Spitze des Bulbus erscheint im Profil außer dem schwarzen 
oder schwarzbraunen, etwas zurückgerichteten Hakenfortsatz ein 
vor diesem sich befindlicher, ganz kleiner, schwarzer Dorn, der 
senkrecht nach unten gerichtet ist und der Lamina tarsalis so 
dicht anliegt, daß er leicht übersehen werden kann. 

Ein weiteres & liegt vor von: S. W. Ruanda, 1800 m, Rugege- 
Wald, 20. VIII. 1907, sowie eins von: Kiwu-See, S. ©. Ufer, VIII. 
1907. 


Clubiona ruandana Strnd. n. sp. 

Ein @ von: N. O. Ruanda, Bugoye-Urwald, Novbr. 1907. 

Bestachelung. Femur I oben vorn in der Endhältte 1.1, II 
ebenda 1, III ebenda vorn und hinten je 1.1, IV ebenda vorn und 
hinten je 1 Stachel. Tibien I unten mitten 2, II unbewehrt, III 
vorn 1.1 oder 0.1, hinten 0.1, IV vorn und hinten in der Endhältfte 
je 1 Stachel. Metatarsen I—II unten nahe der Basis 2, II außerdem 
in der Mitte 1 oder 2 Stacheln, III—IV mit je einem subbasalen, 
medianen und apikalen Verticillus von Stacheln. — In Flüssigkeit 
erscheint Epigyne als ein in der vorderen Hälfte größtenteils 
schwarzes, in der hinteren schwarzbraunes, abgerundetes, ein 


11. Heft 


88 ' "Embrik Strand: 


wenig breiter als langes, vorn mitten tief eingeschnittenes und da- 
durch fast hufeisenförmig erscheinendes Feld, das so breit wie der 
Lippenteil ist und hinten mitten eine kleine, bis zur Rima genitalis 
reichende Erweiterung, neben der sich beiderseits ein kleiner 
Einschnitt zeigt, hat. Trocken gesehen erkennt man die vordere, 
in Flüssigkeit schwarz erscheinende Hälfte der Epigyne als eine 
vorn fast offene, etwa doppelt so breite wie lange Grube, die hinten 
von einem ungefähr gleich großen und etwas glänzenden Querwulst 
begrenzt wird, dessen Vorderrand beiderseits der Mitte einen 
kleinen, runden, glänzenden, in die Grube hineinragenden Höcker 
bildet, während der Wulst mitten schwach niedergedrückt ist und 
am Hinterrande jederseits der Mitte eine ganz kleine Vertiefung 
zeigt. 

Körperlänge 8 mm. Cephalothorax 3.2 mm lang, 2.2 mm breit. 
Beine: I Femur 3.8, Patella + Tibia 4.8, Metatarsus + Tarsus 
5 mm; II bezw. 3, 3.5, 3.6 mm; III bezw. 2.3, 2.8, 3 mm; IV bezw. 
3.2, 4, 45 mm. Also: I 13.6, II 10.1, III 8.1, IV 11.7 mm oder: 
IV, 2L, DO. | 

Das ganze Tier ist braungelblich, etwas olivenfarbig, auf dem 
Cephalothorax am dunkelsten, wo die Mittelritze und die Strahlen- 
furchen deutlich erkennbar sind, Clypeus und Augenfeld schwach 
gebräunt, mit schmaler, schwarzer Vorderrandlinie und schwarzen, 
linienschmalen Ringen um die Augen. Mandibeln rotbräunlich, 
an der Spitze am dunkelsten, Lippenteil und Maxillen bräunlich 
mit weißlicher Spitze bezw. Innenrand. Sternum mit brauner 
Randlinie. Auf dem Abdominalrücken ist durch seitliche, hellere 
Begrenzung ein Herzstreifen angedeutet. 


Gen. Anahita Karsch 1880. 


Anahita kiwuensis Strand n. sp. 

ds PR von Insel Kwidschwi (Kiwu-See), Septbr. 1907. 

JR Am unteren Falzrande finden sich vier etwa gleich große 
Zähne. Alle Tarsen sind deutlich skopuliert. Beide diese Merkmale 
würden, wenn man sich streng an Simon halten würde, dafür 
sprechen, daß vorliegende Art keine ganz typische Anahita wäre. 
Übrigens sind die Grenzen weder zwischen Anahita und Caloctenus, 
noch zwischen Anahita und Cienus besonders scharf. 

Sg Cephalothorax und Extremitäten rötlich braungelb; ersterer 
mit undeutlich hellerer Mittellängsbinde, die auf der Mitte des 
Kopfteiles fast so breit wie das Augenfeld ist, nach vorn und hinten 
leicht verschmälert ist, jedoch den ganzen Zwischenraum der hin- 
teren Augen ausfüllt, während kurz vor der Mittelritze die Binde 
reichlich bis zur halben Breite zusammengeschnürt ist, dann aber 
um die Mittelritze wieder stark erweitert, um von da an nach hinten 
wieder ziemlich schnell an Breite abzunehmen und ganz schmal 
und undeutlich den Hinterrand zu erreichen. Die Ecken des Clypeus- 
vorderrandes sind geschwärzt. Augenfeld tiefschwarz. Längs der 
Seiten des Brustteiles läßt sich eine feine dunkle, etwas wellige 


Zentralafrikanische Clubioniden. 89 


Linie erkennen. DBasalhälfte des Lippenteiles etwas dunkler. 
Abdomen hellgrau, die Rückenfläche vorn im ersten Drittel 
beiderseits breit graubraun eingefaßt, welche Einfassung nach 
hinten in Form von je einer Fleckenlängsreihe von 3 oder 4 dunklen 
Flecken fortgesetzt wird. 

Die Palpen auffallend lang und dünn. Das Femoralglied hat 
oben 1.1.4 Stacheln, ist so lang wie Patellar- + Tibialglied (in situ 
gemessen!) (= 2.9 mm), zylindrisch und gerade. Das Patellarglied 
1.1 mm lang, in Dorsalansicht etwa doppelt so lang wie am Ende 
breit, daselbst ein klein wenig breiter als an der Basis, ganz unbe- 
wehrt. Das Tibialglied ist 2 mm lang, im basalen Drittel zylindrisch, 
dann apikalwärts allmählich und schwach an Dicke zunehmend, 
in Draufsicht an der Spitze doppelt so breit wie an der Basis er- 
scheinend, sowohl in Draufsicht als Profil am Ende ein wenig 
schräg geschnitten erscheinend, ohne irgend welche Fortsätze, 
höchstens mit einem ganz kleinen, runden Höcker an der Spitze, 
letztere ist außen mit einer wenig regelmäßigen Reihe kurzer 
kräftiger Randborsten besetzt und zeigt oben einen ganz kurzen, 
aber kräftigen, nur unter dem Mikroskop deutlich erkennbaren 
Stachel oder Dorn. Das Tarsalglied ist 1.5 mm lang, in Draufsicht 
in den basalen zwei Dritteln seiner Länge fast kreisförmig erschei- 
nend und von dem schmalen, scharf zugespitzten, konisch er- 
scheinenden Endteil scharf abgesetzt; letzterer erscheint im Profil 
subzylindrisch, am Ende schräg abgerundet, mit dem Ende des 
Bulbus etwa einen rechten Winkel bildend; Bulbus zeigt im Profil 
einen von seiner Basis entspringenden, geraden, gerade nach vorn 
gerichteten, etwa stabförmigen Fortsatz, der am Ende schräg ge- 
schnitten und dessen Oberseite zweimal ausgerandet erscheint. 

Körperlänge 8 mm. Cephalothorax 4 mm lang, 3 mm breit. 
Beine: I Femur 4.5, Patella + Tibia 6, Metatarsus + Tarsus 
6.5 mm; II bezw. 4, 5.5, 6 mm; III bezw. 3.8, 4.5, 5.2 mm; IV 
bezw. 5, 6, 7.5 mm. Also: I 17, II 15.5, III 13.5, IV 18.5 mm 
oder: IV, L IL-IJI. 

Bestachelung. Femora I oben mitten 1.1.1, vorn in der End- 
hälfte 1.1.1 in gebogener Reihe, oben hinten 1.1.1.1, II wie I, 
jedoch ist die vordere Reihe nicht gebogen und kann auch aus 
4 Stacheln bestehen, III—IV oben 1.1.1, vorn 1.1.1.1, hinten 
1.1.1.1 (III) oder 0.1.1.1 (IV). Patellen vorn und hinten je 1 Stachel. 
Tibien I unten 2.2.2.2.2, vorn und hinten je 1.1, oben 1.1.1, II wie I, 
III—IV unten 2.2.2, vorn und hinten je 1.1, oben 1.1.1 Stacheln. 
Metatarsen I unten 2.2.3, vorn und hinten je 1.1.1, II wie I, III 
mit 3 ziemlich regelmäßigen Verticillen, bei IV sind die Stacheln 
weniger regelmäßig angeordnet. 

Das Q weicht vom Z nicht wesentlich ab. Es ist wie immer bei 
den Weibchen etwas robuster und kurzbeiniger, dıe Größe ist aber 
sonst wenig verschieden. Bei 11.5 mm Körperlänge ist Cephalo- 
thorax 5 mm lang und 3.7 mm breit. Beine: I Femur 4, Patella 
+ Tibia 5, Metatarsus 3.3, Tarsus 1.5 mm, zusammen also 13.8 mm. 


11. Heft 


90 Embrik Strand: 


Epigyne bildet ein viereckiges, 1 mm langes und 0.7 mm breites, 
ein ziemlich regelmäßiges Rectangulum darstellendes, hell braun- 
gelbliches, glattes, glänzendes, der Länge nach leicht gewölbtes, 
jedoch nur unbedeutend über die Bauchfläche erhöhtes Feld, dessen 
Seitenrand tiefschwarz und leicht erhöht erscheint und dessen 
beiden hinteren Ecken in je einen kleinen, gerade nach hinten ge- 
richteten, kurzen, konischen Dorn, der leicht zu übersehen ist, 
ausgezogen sind. In Flüssigkeit stechen die tiefschwarzen Seiten- 
ränder, die dabei ganz leicht nach hinten zu divergieren scheinen 
und hinten scharf zugespitzt enden, scharf gegen das helle Innere 
der Epigyne ab. 


Gen. Castianeira Keys. 1879. 

Der Name wird jetzt meistens Casianeira geschrieben, die 
ursprüngliche Schreibweise ist aber Castianeira. Keyserling hat 
immer konsequent Castianeira geschrieben; es kann also kein 
Schreib- und Druckfehler vorliegen. Aber in Petrunkevitch’ 
Katalog amerikanischer Spinnen, dessen Unvollständigkeit und 
Mangel an Genauigkeit ich schon anderswo nachgewiesen habe 
(in: Jahrb. nass. Ver. f. Nat. Wiesbaden 65 (1912), p. 171—7) wird 
überall Castaneira geschrieben, ebenso in Simons Hist. Nat. etc. 


Castianeira (?) insulicola Strand n. sp. 

Ein 2 von der Insel Kwidschwi im Kiwu-See, September 1907. 
Schwarz gefärbt. Hellgelb sind: Je eine Längsbinde oben und 
unten an der Spitze der Femoren und an den ganzen Patellen, 
Tibien und Metatarsen der Beine, sowie am Patellar- und Tibial- 
gliede der Palpen, ferner sind die Coxen II—IV und das Tarsalglied 
der Palpen hellgelb, während die Tarsen der Beine bräunlichgelb 
sind. Die Mandibeln sind unten und innen bräunlichgelb; der 
Lippenteil an der Spitze, die Maxillen an der Spitze und am Innen- 
rand schmal weißlich; die Spinnwarzen graubräunlich. Die vordere 
Rückenhälfte verhornt und braunschwarz, das übrige Abdomen 
graulichschwarz. 

Die hintere Augenreihe ist so stark procurva, daß eine die 
M. A. vorn tangierende Gerade die S. A. hinten nur wenig, jedenfalls 
hinter dem Zentrum schneiden würde; die M. A. sind unter sich 
um etwa ihren anderthalben Durchmesser, von den S. A. um etwa 
den einfachen Durchmesser entfernt und so groß wie diese. Die 
vordere Augenreihe ist in den Zentren gerade, aber eine die vier 
Augen unten tangierende Linie würde recurva, eine oben tangierende 
Linie würde procurva sein, weil die M. A. die größten und die S.A 
die kleinsten aller Augen sind. Das Feld der M. A. länger als breit, 
vorn und hinten fast gleich breit. Die beiderreihigen S. A. sind 
unter sich weit, um reichlich den Durchmesser der vorderen entfernt, 
wenn auch viel näher beisammen als die M. A. Clypeus hoch: 
etwa gleich dem doppelten Durchmesser der vorderen M. A., 
die ganz nahe ihren S. A., wenn auch unverkennbar davon ge- 
trennt sind. 


Zentralafrikanische Clubioniden. 91 


Am oberen und unteren Falzrande je zwei etwa gleich kräftige 
Zähne. Beide Falzränder sind mit kräftigen, gekrümmten Borsten 
dicht besetzt. Stria thoracica vorhanden. Federförmige Behaarung 
ist jedenfalls an der Oberseite der Extremitäten vorhanden, während 
ich an dem offenbar ziemlich abgeriebenen Körper nur kurze, ein- 
fache, anliegende oder schräg abstehende Härchen entdecken kann. 
Scopula ist auch an den Tarsen nicht vorhanden, wohl aber Un- 
guicularfascikeln. 

Bestachelung. (Beine IV fehlen!) Femora oben 1.1 kräftige, 
etwas gekrümmte Stacheln, sowie 1 kleinerer Stachel nahe der 
Spitze. I—IIl außerdem vorn nahe der Spitze 1 oder 2 kurze 
Stacheln, III hat außer den dorsalen Stacheln vorn und hinten 
je 1.1 Stacheln. Alle Patellen haben oben an der Spitze eine 
Stachelborste, scheinen aber sonst unbewehrt zu sein. Tibien I 
haben unten 2.2.2 ziemlich lange Stacheln, die so nahe beisammen 
stehen, daß die hinteren um ihre halbe Länge die Basis der vor- 
hergehenden überragen und von denen die distalen von der Spitze 
des Gliedes weit entfernt bleiben, oben ist 1 Stachelborste in der 
distalen Hälfte, vorn sind 1.1, hinten wenigstens 1 etwa an der 
Mitte; II wie I, jedoch scheinen die Stacheln der Unterseite kürzer 
als am I. zu sein; III ist ebenfalls unten, oben und seitlich besta- 
chelt. Metatarsen I unten mit 2.2 Stacheln, von denen die proxi- 
malen viel länger sind; II wie I, aber die proximalen Stacheln nicht 
so lang; III hat jedenfalls in der Basalhälfte einen Verticillus von 
Stacheln. An dem Tibialglied der Palpen finden sich innen nahe 
der Basis zwei ziemlich lange Stacheln, am Tarsalgliede ebenda 
zwei kleinere. 

Epigyne ist einfarbig schwarz wie die Umgebung und daher 
undeutlich zu sehen. Wenn trocken, erscheint sie als eine niedrige, 
oben mitten flache, glatte und glänzende Erhöhung, die von der 
Umgebung nicht scharf abgesetzt ist und hinten zwei nach vorn 
divergierende Quergruben hat, die unter sich um etwa ihren 
kürzeren Durchmesser entfernt sind. Der Hinterrand des Feldes 
erscheint ziemlich stark procurva. 

Vor den unteren Spinnwarzen ist ein dunkler, Borstenhaare 
tragender, Colulusähnlicher Höcker, der vielleicht pathologisch 
oder „künstlich“ ist. — Körperlänge 5.5 mm. 

Die Art ist keine typische Castianeira und es wird vielleicht 
Saün eine eigene Gattung aufgestellt werden müssen (Castianeiro- 

es m.). 


Castianeira (?) debygata Strand n. sp. 

Ein 3 von der Insel Kwidschwi im Kiwu-See, September 1907, 
die Spitze des Abdomen fehlt, und es ist während der Unter- 
suchung vom Cephalothorax getrennt worden. 

Am unteren Falzrande zwei kleine, gleich große, unter sich 
um etwa ihren doppelten Durchmesser entfernte Zähne. Am 
oberen Rande 3 Zähne, von denen der proximale etwas isoliert 


11. Heit 


99 Embrik Strand: 


steht, während der mediane der größte und der distale der kleinste 
ist. Der obere Rand ziemlich dicht mit langen gekrümmten Borsten 
besetzt, von denen die distalen, von unten gesehen, die eingeschla- 
gene Klaue nach vorn und nach innen überragen. 

Hintere Augenreihe ganz schwach procurva; die Augen groß, 
und zwar gleichgroß oder die S. A. vielleicht ein klein wenig größer, 
die M. A. unter sich um nicht ganz ihren Durchmesser, von den 
S. A. um noch weniger entfernt. Vordere Augenreihe kürzer und 
ihre Augen kleiner als die der hinteren Reihe, verhalten sich aber 
sonst ganz wie diese, jedoch sind die vorderen S. A. unverkennbar 
größer als ihre M. A. Das Feld der M. A. ist reichlich so lang 
wie hinten breit, wo es breiter ist als vorn. Die vorderen S. A. 
sind um nicht ganz ihren Durchmesser, die vorderen M. A. um mehr 
als ihren Durchmesser vom Clypeusrande entfernt. 

Alle Femora tragen oben nahe der Basis einen ziemlich langen 
und kräftigen Stachel, unweit der Spitze ist oben eine kleine 
Stachelborste und näher der Spitze ist einerseits oder beiderseits 
je eine weitere ebensolche. Die Patellen unbewehrt. Tibien I—II 
unbewehrt oder höchstens unten vorn mit einem Borstenstachel, 
III—IV vorn und hinten je 1.1, unten vorn 1.1.1, unten hinten 
nur 1 an der Spitze, oben in der Endhälfte hat jedenfalls IV einen 
Stachel, der wie die übrigen der Tibien klein, wenig abstehend und 
daher nicht leicht zu sehen ist. Metatarsen I—II unten 2.2 kleine 
schwache Stacheln und zwar subbasal und submedian, während 
an der Spitze keine zu sehen sind; III—IV sind auch an den 
Seiten bestachelt. “ 

Cephalothorax dunkel kastanienbraun, Mittelritze fein schwarz, 
Mandibeln mehr rötlich und mit hellerem Innenrand und Spitze 
sowie Klaue, Maxillen braun mit weißlichem Innenrand und Spitze, 
Lippenteil dunkelbraun mit weißlicher Spitze, Sternum schwarz- 
braun. Beine bräunlichgelb, alle Femora sowie die Tibien und 
Metatarsen IV rötlichbraun. Palpen hell rötlichbraun mit dunk- 
leren Palpenorganen. Das verhornte Abdomen braunschwarz, das 
besonders kräftig und dick chitinisierte, wulstig erhöhte Epigaster 
ist rotbraun. (NB. Spitze des Abdomen fehlt; ob auch diese ver- 
hornt gewesen, kann ich also nicht feststellen.) Abdomen ist unten 
und oben mit feinen Federhärchen bekleidet. Unguikularfascikeln 
vorhanden, aber Scopula fehlt. 

Beine ziemlich lang und dünn, mit langen Tarsen, z. B. am 
I. Paar sind die Tarsen 1.2, die Metatarsen 1.5 mm lang. — An 
den Palpen ist das Patellarglied etwa so breit wie lang, am Ende 
in Draufsicht nur ganz wenig schräg erscheinend, innen mitten 
mit einem Stachel, der nur halb so lang wie der Durchmesser des 
Gliedes ist; das Tibialglied ist nur ganz wenig länger als das Patellar- 
glied, fast cylindrisch (im Profil tritt jedoch die Spitze der Unter- 
seite etwas nach unten hervor), am Ende quergeschnitten, innen 
mit zwei fast senkrecht abstehenden Stacheln, von denen der 
proximale der längste ist; das Tarsalglied ist fast doppelt so lang 


Zentralafrikanische Clubioniden. 95 


wie die beiden vorhergehenden Glieder zusammen, mit großem, 
fast kugelförmig vorstehendem Bulbus, von dem sich ein schwarzer, 
nach vorn gerichteter, gerader, fast das Ende des Gliedes erreichen- 
der und hier in eine feine gekrümmte Spina endender Fortsatz 
sich erstreckt, während abstehende Fortsätze fehlen. 


Cephalothorax 2 mm lang, 1.5 mm breit. Beine: I Femur 
1.8, Patella + Tibia 2.2, Metat. 1.5, Tarsen 1.2 mm; II bzw. 
1:6: 88717129 mm; Hliebzw. 1.3; 1.7: 1.53::0:95 mm? IV Bzw. 
22602: 11mm! AlsoT 67; IT 5.6; IH 5.455 IV 77 am 
oder: IV, I, II, III. Abdomen (wie es jetzt vorliegt: mit fehlender 
Spitze!) 2.2 mm lang, 1.6 mm breit. 

Das Tier paßt nicht ganz in den Rahmen der Gattung Castia- 
neira hinein, außerdem ist wie oben angegeben das Abdomen etwas 
defekt, so daß die Spinnwarzen nicht untersucht werden können. 
Die Gattungszugehörigkeit ist daher etwas fraglich. 


Gen. Copa Sim. 1885. 
Copa benina Strand n. sp. 


Ein @ von: Westlich von Ruwenzori, Fort Beni, Januar 1908. 

Bestachelung. Alle Femoren oben 1.1.1, I vorn im Endviertel 
1.1 kräftige Stacheln, hinten mitten und hinten Spitze je 1 ganz 
kleiner Stachel oder Stachelborste; II wie I, jedoch stehen die 
Stacheln der Vorderseite nicht so nahe beisammen; III hat vorn 
und hinten in der Endhältte je 1.1 gleich kräftige Stacheln; IV hat 
vorn 1.1, hinten nahe der Spitze 1 Stachel. Tibia I unten 2.2 
ziemlich lange, feine, etwas abstehende Stacheln, vorn mitten und 
oben subapikal je 1 Stachelborste; II wie I, jedoch vorn 1.1 und 
oben in der Endhälfte 1 Stachel; III unten 2.2.2, vorn und hinten 
je 1.1, oben in der distalen Hälfte 1 Stachel; IV unten vorn 1.1.1, 
unten hinten 0.1.1, vorn und hinten je 1.1 Stacheln, oben wie III. 
Alle Patellen haben oben an der Basis 1 kleine Stachelborste, 
wenigstens III hat oben an der Spitze 1 Stachel. Metatarsen I—II 
unten nahe der Basis und der Mitte je 2 Stacheln, IIIT—IV mit 
mehr Stacheln. Palpen: Femoralglied oben nahe der Spitze 1.4, 
Patellarglied und Tibialglied oben 1.1, innen 1, das Tarsalglied 
hat jedenfalls innen nahe der Basis 2 lange Stacheln, außen 
ebenda 1. 

Jedenfalls die Tarsen I—III sind skopuliert, an IV kann ich 
dagegen bloß Borsten entdecken. Die Metatarsen sind fast bis zur 
Basis skopuliert, III hat bloß nahe der Spitze Andeutung einer 
Skopulierung, an IV ist davon keine Spur zu sehen. 

Körperlänge 9 mm. Cephalothorax 3.5 mm lang, 2.9 mm 
breit. Abdomen 5 mm lang, 3.2 mm breit. Beine: I Femur 2.8, 
Patella + Tibia 3.2, Metatarsus 2, Tarsus 1.3 mm; II bezw. 2.6, 
3.1, 2, 1.3 mm; III bezw. 2.7, 3, 2.1, 1.3 mm; IV bezw. 3.1, 3.8, 
3.5, 1.6 mm. Also: DI5418:9,/ IR IV 12 mm oder: IV, L.II, 
3 oder fast! IV IS. 


11. Heft 


94 Embrik Strand: 


Epigyne erscheint in Flüssigkeit gesehen dunkelbraun, in heller 
braunem Felde gelegen, abgerundet trapezförmig, hinten breiter 
als vorn und reichlich so breit wie der Lippenteil, so lang wie hinten 
breit, daselbst in jeder Ecke einen kreisrunden schwarzen, schmal 
und undeutlich heller umrandeten Fleck einschließend, welche 
Flecke unter sich um ihren anderthalben Durchmesser entfernt 
sind. Trocken gesehen erscheint Epigyne als ein dunkelbraunes, 
leicht erhöhtes, abgeflachtes, etwas glänzendes Feld von der be- 
schriebenen Form und Größe, das hinten zwei runde, scharf mar- 
kierte Gruben seinchließt, die hinten außen am tiefsten sind und 
unter sich um nicht ganz ihren Durchmesser entfernt sind. Cephalo- 
thorax und Extremitäten gelbrot, ersterer mit schwarzem Seiten- 
rand und Augenfeld sowie mit zweischmalen, braunen, verwischten, 
die Rückenfläche des Brustteiles seitlich einfassenden Längsbinden, 
die hinter der Mittelritze konvergieren ohne zusammenzustoßen 
und an der hinteren Abdachung bis oder fast bis zum Hinterrande 
parallel verlaufen. Die Beine zeigen wenig markierte dunkle 
Punkte sowie einen schwarzen Subapikalring und je einen basalen, 
subbasalen und apikalen, mehr oder weniger vollständigen schwärz- 
lichen Rıng an den Metatarsen, beides nur an den Paaren III—IV. 
Abdomen erscheint matt oder bräunlich schwarz, unten nicht oder 
unbedeutend heller. Spinnwarzen und Stigmendeckel braungelb. 
Abdomen dürfte Andeutung eines Herzstreifens haben, ist aber 
jedenfalls etwas abgerieben. Da das Exemplar wahrscheinlich die 
Eier schon abgelegt hatte, dürfte es besonders dunkel gefärbt sein. 


Am unteren Falzrande zwei gleich große, nahe beisammen- 
stehende, von der Klaueneinlenkung weit entfernte Zähne, am 
oberen Rande ebenfalls bloß zwei, von denen der distale bei weitem 
der größere ist und gegenüber dem proximalen der unteren Reihe 
steht. — Jedenfalls Abdomen teilweise mit Federhärchen bekleidet. 

Die Augen stehen ziemlich dicht beisammen. Die vordere 
Reihe ist gerade oder ganz leicht procurva sowie kürzer als die 
zweite; die M. A. sind die größten aller Augen und unter sich um 
ihren Radius entfernt, die S. A., welche die kleinsten aller Augen 
sind, dagegen fast ganz berührend. Das Feld der M. A. erheblich 
länger als breit, vorn etwas breiter als hinten. Hintere Augenreihe 
ziemlich stark procurva; die Augen etwa gleich groß und etwa 
gleich weit unter sich entfernt. In Flüssigkeit ist die Augenstellung 
schwer zu erkennen, weil die Augen selbst schwarz sind und auf 
solchem Grunde stehen. 


Copa lacustris Strand n. sp. 


Ein 2 von: Albert-See, Kassenje, III. 1908. 

Die nahe Verwandtschaft mit der vorigen Art ist unbestreitbar, 
jedoch sind auch, z. B. in der Augenstellung recht wesentliche 
Unterschiede vorhanden, die jedoch ohne großen Zwang sich mit 
der Gattungsdiagnose in Übereinstimmung bringen lassen. 


Zentralafrikanische Clubioniden. 95 


Die vordere Augenreihe ist so stark procurva gebogen, daßeine 
die kleineren S. A. oben tangierende Gerade die M. A. im Zentrum 
schneiden würde; letztere erscheinen in Flüssigkeit unter sich um 
nicht ganz ihren Radius, von ihren S. A. unverkennbar, wenn auch 
fast linienschmal getrennt. Die vorderen S. A. dürften ganz wenig, 
fast unmerklich, kleiner als die hinteren S. A. und um ihren Durch- 
messer von diesen entferntsein. Das Feld der M. A. ist wenig länger als 
breit und vorn ein klein wenig breiter als hinten, weil die vorderen 
M. A. größer als die hinteren sind. Letztere sind mindestens so 
groß wie die hinteren S. A., unter sich um reichlich den Durch- 
messer, von den S. A. ganz deutlich um weniger als den Durch- 
messer entfernt. Die vorderen M. A. sind um mehr als ihren Durch- 
messer vom Clypeusrande entfernt. Vordere Augenreihe ist kürzer 
als die hintere. Die Augen stehen nicht so dicht beisammen wie 
bei der vorigen Art. (Alles in Flüssigkeit gesehen!) 

Cephalothorax rötlich braungelb mit schwarzer Randlinie, 
schwärzlichem Augenfeld und dunkelbraunem Rückenfeld, das 
hinten in der Mitte zwischen der langen Mittelritze und dem 
Hinterrande tiefschwarz endet und von einer gezackten, wenig 
regelmäßigen und nicht scharf markierten, von der Grundfarbe 
gebildeten Medianlängsbinde geteilt wird, von welcher helle 
Strahlenstreifen entspringen, wodurch das dunkle Rückenfeld der 
Ouere nach mehr oder weniger unvollständig geschnitten wird, 
während letzteres auf dem Kopfteile ganz verwischt ist. Längs des 
Seitenrandes trägt der Brustteil jederseits vier ganz verloschene, 
dunkle Wische. Der schwarze Strich der Mittelritze ist reichlich 
1 mm lang. Mandibeln dunkler rot als der Cephalothorax, die 
Extremitäten etwas heller mit je einem dunklen Punktfleck an 
der Basis der Stacheln; die distalen Glieder am stärksten gerötet. 
Sternum bräunlichgelb mit dunklerer Randlinie, Lippenteil dunkel- 
braun mit weißlicher Spitze, Maxillen heller als der Lippenteil und 
mit weißlicher Spitze. Abdomen dürfte etwas abgerieben sein, 
weshalb die Färbung nicht mehr genau zu erkennen sein dürfte. 
Es erscheint oben und an den Seiten bräunlich, mit kleinen, un- 
regelmäßigen, helleren Wischen und einer hellen, unbestimmt 
begrenzten Medianlängsbinde, die etwa so breit wie das Augenfeld 
ist und am Anfang der hinteren Abdachung durch einen großen 
dunkelbraunen, abgerundeten, ‘vorn viereckig ausgerandeten, 
Ouerfleck unterbrochen wird und also lange nicht die Spinnwarzen 
erreicht. Die Bauchseite, Spinnwarzen und Umgebung der letzteren 
sind schmutzig graugelblich; die Spinnwarzen werden beiderseits 
durch einen schmalen schwarzen Strich begrenzt. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein orangerötliches, ab- 
gerundetes Fled, das reichlich so breit wie der Lippenteil und ein 
wenig länger als breit ist; darin finden sich vier dunkelrote, linien- 
schmal dunkler umrandete Flecke, die ein subquadratisches 
Viereck bilden. Die beiden vorderen sind birnenförmig mit dem 
spitzen Ende nach hinten gerichtet, nach vorn leicht divergierend 


11. Heft 


96 Embrik Strand: 


und unter sich um etwa ihren kürzeren Radius entfernt. Die beiden 
hinteren Flecke sind fast kreisrund, berühren die vorderen Flecke 
und fast auch sich selbst. Trocken gesehen erscheint das Genital- 
feld leicht erhöht, etwas abgeflacht und glänzend; den beiden 
vorderen der oben beschriebenen Flecken entsprechen ebenso ge- 
formte Gruben, die sich nach hinten durch je eine allmählich 
seichter werdende und somit verschwindende Längsfurche fort- 
setzt, welche Furchen nach hinten konvergieren, aber kaum ganz 
zusammenstoßen; vor dem Hinterrande des Feldes ist ganz undeut- 
liche, schmale Quereinsenkung, worin sich zwei kleine runde 
Grübchen erkennen lassen, die ziemlich nahe beisammengelegen 
sind, aber sich von den beiden hinteren der in Flüssigkeit erkenn- 
baren Flecken schon der viel geringeren Größe wegen wesentlich 
unterscheiden. Die beiden Gruben sind unter sich um ihren 
kürzeren Durchmesser entfernt. 

Körperlänge 10 mm. Cephalothorax 4 mm lang, 2.9 mm breit. 
Beine: I Femur 3, Patella + Tibia 3.5, Metatarsus + Tarsus 
3.5 mm; IV bezw. 3.5, 4,5 mm. Also: I 10, IV 12.5 mm. 


Gen. Medmassa Sim. 1887. 


(Pseudocorinna Sim.) 
Medmassa Lesserti Strand n. sp. 


Ein @ von: S. W. Ruanda, 1800 m, Rugege-Wald, 20. VIII. 07. 
(Type!) — Ein weiteres von: Kiwu-See, S. O. Ufer, VIII. 1907. 


Körperlänge 11 mm. Cephalothorax ohne Mandibeln 3.3 mm 
lang, 3 mm breit. Abdomen 6 mm lang, 4.5 mm breit. Beine: 
I Femur 3.5, Patella + Tibia 4.5, Metatarsus + Tarsus 4.2 mm; 
II bezw. 3, 4, 4 mm; III bezw. 2.5, 3.1, 3.6 mm; IV bezw. 3.1, 
4.1, 5 mm. Totallänge: I 12.2, II 11, III 9.2, IV 12.2 mm oder: 
LIVE. 

‚Epigyne erscheint höchst einfach, nämlich als eine leichte Er- 
höhung, die glatt, glänzend, mitten abgeflacht, nach hinten ganz 
schwach abfallend und hinten mitten rundlich erweitert ist, so daß 
die Rima genitalis erreicht wird; diese Erweiterung zeigt mitten 
einen schwarzen Punkt und weiter vorn zeigt das Feld zwei in 
Ouerreihe angeordnete, nach vorn divergierende, schwarze, schräge 
Ouerflecke, die unter sich um ihren kürzeren Durchmesser entfernt 
sind. In Flüssigkeit treten diese Flecke am deutlichsten hervor. 


Am unteren Falzrande nur 2 Zähne, die kräftig und unter sich 
um die basale Breite eines derselben entfernt sind, am oberen 
Rande 3 näher beisammenstehende Zähne, von denen nur der 
mittlere so groß wie die des unteren Randes ist, während die beiden 
anderen kleiner sind. 

Hintere Augenreihe ganz schwach procurva, fast gerade; die 
Augen gleich groß oder die M. A. ein klein wenig größer und gleich 


weit unter sich entfernt und zwar um etwa ihren anderthalben 


Durchmesser. Vordere Augenreihe ist ganz schwach procurva: eine 


Zentralafrikanische Clubioniden. 97 


die M. A. unten tangierende Gerade würde die S. A. im Zentrum 
schneiden; letztere sind so groß wie die hinteren S. A. und von 
diesen um etwa ihren Radius entfernt und ebenso weit von den 
vorderen M. A., welche die größten aller Augen und unter sich um 
nicht ganz ihren Durchmesser, vom Clypeusrande um denselben 
entfernt sind. Das Feld der M. A. subquadratisch, so lang wie 
hinten breit, ein klein wenig breiter hinten als vorn. 

Der Kopfteil ist ziemlich stark gewölbt und vom Brustteile 
deutlich abgesetzt. Die Mandibeln sind vorn stark gewölbt und 
an der Basis ausgeprägt geniculat, nicht bestachelt, außen fast 
parallelseitig, nur ganz wenig gewölbt, innen erst in der apikalen 
Hälfte divergierend. Die Randleiste von Clypeus und Sternum ist 
nicht so kräftig entwickelt wie gewöhnlich bei den Corinna-Arten, 
jedoch unverkennbar. Der Basalfleck der Mandibeln ist stark 
entwickelt. 

Metatarsen und Tarsen leicht abgeflacht. Alle Tarsen sind 
skopuliert, wenn auch nicht dicht. Die Femoren I tragen vorn 
unweit der Spitze einen ganz schwachen Stachel oder Stachel- 
borste, wenigstens die Femoren III und IV haben oben mitten 
1 Stachelborste. Patellen unbewehrt. Die Tibien I haben unten 
7 Paare Stacheln, die so lang sind, daß die folgenden um ihre halbe 
Länge die Basis der vorhergehenden überragen, alle sehr schräg 
gerichtet, fast anliegend; II unten 6 Paare (bisweilen fehlt ein 
Stachel der einen Reihe); III unten 1.2 ganz kurze und schwache 
Stacheln oder Stachelborsten; IV unten 1.1, hinten in der Mitte 
1 Stachel oder Stachelborste. Metatarsen I unten hinten 1.1.1.1, 
unten vorn 1.1.1, II unten 2.2.2, III unten 2.2, vorn mitten 1, 
IV unten 2.2, hinten mitten 1 Stachel. 

Cephalothorax schwarzbraun, Mandibeln etwas mehr rötlich 
gefärbt. Extremitäten rötlichbraun, apikalwärts etwas heller; 
Sternum, Maxillen und Lippenteil rötlichbraun, ersteres mit dunk- 
lerer Randlinie, Maxillen mit hellerer Apikallinie. Abdomen grau- 
schwarz, unten etwas heller mit zwei helleren, subparallelen Punkt- 
längsreihen, die vorn plötzlich divergieren, so daß sie das ganze 
Epigaster umfassen, während sie hinten plötzlich konvergieren 
und an der Basis der Maxillen in einen Punkt zusammenstoßen. 
Letztere sind hellgelb. Epigaster braungelb. 

Diese Art würde zu dem von Simon in: Ann. Mus. Civico di 
Genova (3) 4 (1909), p. 385 aufgestellten Genus Pseudocorinna 
gehören, ich glaube aber, daß dies am besten mit Medmassa zu 
vereinigen ist, wenigstens gibt Simon selbst keine stichhaltigen 
Unterschiede an. 

Benannt ist die Art nach Herrn Dr. R. de Lessert. 

Mit derselben Lokalitäts- und Zeitbezeichnung wie die Type 
liegt ein offenbar neugehäutetes Exemplar (9) vor, das ich unter 
etwas Zweifel zu dieser Art stelle. Die Extremitäten sind einfarbig 
gelb, nur die Spitze der Metatarsen III und IV erscheint dunkler, 
wenigstens oben und an den Seiten und die Palpen sind ein klein 


Archiv für Naturgeschichte 
1915:.\A> 1. 7 11. Heft 


98 Embrik Strand: 


wenig dunkler als die Beine. Cephalothorax hell rötlichbraun mit 
Andeutung dunklerer Strahlenstreifen, Mandibeln nicht oder ganz 
wenig dunkler als Cephalothorax. Sternum unbedeutend dunkler 
als die Coxen mit brauner Randlinie. Abdomen schwarz, die Seiten 
des Bauchfeldes ein wenig heller; letzteres jederseits durch eine 
weißliche Fleckenlängsreihe wie bei der Type begrenzt. — Die 
Größe ist bedeutender: Körperlänge 14 mm, Cephalothorax ohne 
Mandibeln 6 mm lang und 5 mm breit, letztere 3.2 mm lang und 
beide zusammen ebenso breit. Beine: I Femur 6, Patella + Tibia 
7.8, Metatarsus + Tarsus 7 mm; II bezw. 5.5, 6.5, 6.5 mm; III 
bezw. 4.5, 5.5, 6 mm; IV bezw. 5.5, 6.5, 7.5 mm. Also: I 20.8, 
11/185, III 16,: IV: 195 mm oder: LAW, IL, II. 


Ueber einige exotische Crabroniden der 
Gattungen Sphex und Sceliphron 


im Deutschen Entomologischen Museum. 
| Von 
Embrik Strand, Berlin. 


Schon wiederholt habe ich in dieser Zeitschrift über Crabroniden 
aus dem Deutschen Entomologischen Museum berichtet*) und die 
vorliegende Arbeit bildet gewissermaßen die Fortsetzung des 1915 
erschienenen Artikels über orientalische und paläarktische Sphex- 
und Scelidhron-Arten, indem hier Material insbesondere aus Ame- 
rika und Afrika behandelt wird. 


Gen. Sphex L. 
A. Amerika. 
Sphex ichneumoneus L. 
Viele Exemplare ohne nähere Bezeichnung als Nord-Amerika, 
sowie welche aus Pittsburg in Pennsylvanien und Sherborn in 
Massachusetts; letztere stammen von C. A. Frost, die anderen aus 


*) Strand: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute. Crabronidae und Scoli- 
idae I (Die Gattungen Sphex, Sceliphron und Ammophila, nebst Litera- 
turverzeichnis als Nachtrag zu Dalla Torres Katalog). Im Archiv für 
Naturg. 1913. A. 3. p. 76—87. — H. Sauter‘s Formosa-Ausbeute etc. II. 
[DR Gattungen Ampulex, Dolichurus, Trirogma, Cerceris und Pison, nebst 

achtrag zu Sceliphron). Ebenda 1913. A. 7. p. 152—165. — Ein neuer 
Nysson von Ceylon, gesammelt von Dr. W. Horn. Ebenda 1913. A. 6, 
p. 110— 111. — Hymenoptera von Ceram, Bali und Perak. Ebenda 1914. 
A. 2, p. 136— 139. — Über das Nest von Sceliphron deforme Sm. Ebenda 
1914. A. 10, p. 116— 117. — Über einige orientalische und paläarktische 
Crabroniden der Gattungen Sphex, Sceliphron und Ammophila im Deutschen 
Entomologischen Museum. Ebenda 1915. A. 5, p. 88—97. — H. Sauter’s 
Formosa-Ausbeute. Crabronidae und Scoliidae. III. (Die Gattung Sphe- 
nulus nebst Nachtrag zu Sphex). Ebenda 1915. A. 7. p. 19sgq. 


Über einige exot. Crabroniden d. Gattungen Sphex u. Sceliphron. 99 


Konows Sammlung. — Zur var. sumptuosus Costa kann ein Q von 
Minas Gera&s, 19. II. 1909 (Schrottky) gestellt werden, die Flügel- 
scheibe ist jedoch hell wie bei var. aurifluus Perty. Ferner ein 
mutmaßliches $ (Fühler abgebrochen!) von St. Cantagarro in 
Süd-Brasilien, bei dem jedoch die Trochanteren schwarz sind, 
ebenso wie der Hinterleib von der Mitte des dritten Segments an. 
— Zwei weitere 99, das eine von Kolumbien, das andere von un- 
bekanntem Fundort zeichnen sich aus durch roten Hinterleibsstiel 
und in der vorderen Hälfte roten, in der hinteren schwarzen Hinter- 
leib (beim Exemplar von Kolumbien sind die Segmente 1, 2 und 
das halbe dritte rot, beim anderen Exemplar ist außer dem 1. u. 2. 
auch das ganze dritte sowie die Basis des vierten Segments rot); 
Beine rot, die Hüften nur an der Spitze etwas rot gezeichnet, sonst 
aber schwarz. Die Flügel etwas gebräunt, aber mit gelblichem 
Schimmer. Petiolus rot. Von der Hauptform wie von sumptuosus 
durch den roten Petiolus leicht zu unterscheiden. Nenne diese 
anscheinend unbenannte Form var. (ab.?) ignota Strand n. v. 
Type von Kolumbien. 


Sphex caliginosus Er. 
Zwei QQ aus Cayenne, eins von S. Jose VI. (C. Rich), eins vom 
Caucatal und zwei lokalitätslose. 


Sphex nearetieus Kohl 

Ein @ ohne Vaterlandsangabe. — Der Artname cyaneum Dahlb. 
(sub Chlorion) müßte jedenfalls, wie es z. T. auch geschehen, 
verwendet werden, trotzdem die Beschreibung auf zwei Arten 
(nearcticus Kohl und occultus Kohl) bezogen werden kann; wie aber 
schon Kohl selbst bemerkt, paßt sie am besten auf Sph. occultus, 
der also als SPh. cyaneus Dahlb. zu bezeichnen wäre. 


Sphex hemiprasinus Sichel 
Ein @ von St. Cantagarro in Südbrasilien. 


Sphex viridieaeruleus Lep. et Serv. (mirandus Kohl). 

Exemplare vom Cauca-Tal in Kolumbien, sowie lokalitätslose 
oder nur ‚Kolumbien‘ etikettiert. Ein Exemplar ist teilweise ziem- 
lich tief blau gefärbt. 

Anm. Über Sphex bifoveolatus Taschbg. findet sich in Kohl’s 
Bestimmungstabelle seiner Monographie als Patria-Angabe ‚‚Neo- 
tropisches Amerika“, in der Beschreibung (p. 164 [362]) heißt es 
aber, die Art sei ‚in Nordamerika verbreitet und häufig“. In 
Taschenberg’s Originalbeschreibung wird aber als einzige Lokalität 
„Nov. Friburgo“ angegeben; daß er darunter die so genannte Lo- 
kalität in Brasilien versteht, geht aus anderen Angaben in seinen 
Bearbeitungen der Pompiliden und Sphegiden des Museums in 
Halle hervor (in: Zeits. f. Naturw. 34 (1869), p. 25sq. und 407sq.). 
Kohl gibt aber selbst in der Beschreibung die Angabe Taschenbergs 
wieder, allerdings in der Form ‚„Neu-Freiburg‘, offenbar ohne 
darauf aufmerksam zu sein, daß dies eine neotropische Loka- 
lität ist, sonst hätte er das hervorheben müssen; statt dessen 


1% 11. Heft 


100 Embrik Strand: 


heißt es: „Während Sphex Thomae der neotropischen Region eigen 
zu sein scheint, ist bifoveolatus in Nordamerika verbreitet und 
häufig“. Außer ‚Neu-Freiburg‘ führt aber Kohl nur noch zwei 
Lokalitäten an: Britisch-Columbia und Neu-Georgien, was kein 
überzeugender Beleg für die Richtigkeit der Angabe ‚in Nord- 
amerika verbreitet und häufig‘ ist. 


Sphex ommissus Kohl 

Ein @ (ohne Antennen!) von Santiago de Chile (Dr. W. Horn, 
1902) dürfte zu dem in Kohl’s Monographie nur im männlichen 
Geschlecht beschriebenen S?hex ommissus Kohl gehören. Von der 
Beschreibung des & wäre folgendes abweichend: Dorsulum ist längs 
der Mitte, etwa in 13 seiner Breite, glatt und glänzend, wenn auch 
punktiert, allerdings ganz fein und spärlich; Skutellum gewölbt, 
jedoch mitten ganz leicht abgeflacht und mit einer schwachen 
Mittellängseinsenkung; Petiolus ist nur so lang wie das zweite 
Hintertarsenglied; Körperlänge 15 mm; der Eindruck vorn auf 
dem erheblich konvexen Kopischild ist ganz deutlich und die Mitte 
des Vorderrandes des letzteren ist tief ausgeschnitten; die hinteren 
Nebenaugen sind unter sich und von den Netzaugen etwa gleich 
weit entfernt (über die Längenverhältnisse der Geißelglieder kann 
ja leider nichts angegeben werden). 

Von Sph. bifoveolatus Taschbg. ist ommissus durch seine 
schwarze Thoraxbehaarung leicht zu unterscheiden; von neoxenus 
Kohl abweichend u. a. durch kürzeren Hinterleibsstiel und dadurch, 
daß der Metatarsus I außen eigentlich keinen entwickelten Dornen- 
kamm hat (etwa 6—7 Borsten sind da vorhanden, die aber, wenn 
man von der apikalen absieht, nur etwa so lang wie der Durchmesser 
des Gliedes sind). — Von dem sehr ähnlichen Sphex Spinolae Sm. 
abweichend u. a. durch einen, obendrein tiefen Ausschnitt der 
Mitte des Vorderrandes des Clypeus. 

Sphex philadelphicus Lep. 

Ein 2 von Sherborn in Massachusetts, im Juli (C. A. Frost). 
Sphex atratus Lep. 

Drei dd, sechs 22 von „N.-Amerika“. Das @ ist charak- 
teristisch. u. a. durch das dichte, messingglänzende Toment im 
Gesicht und durch je zwei weiße Punkte auf der 1. und 2. Kubital- 
querader. Diese Merkmale sind zwar auch beim & vorhanden, aber 
lange nicht so ausgeprägt. 

Sphex pensylvanieus L. 

Ein @ von Sherborn in Massachusetts, 7. VIII. 1911 (C. A. 
Frost); 2 && von ‚N.-Amerika“ (nur 20 mm lang). 

Sphex pensylvanieus L. (var. ?). 

Ein @ mit der Bezeichnung ‚„Patria?“ und ‚23. VIII.“ ist 
nicht leicht zu bestimmen. Es ist ein kräftig gebautes, einfarbig 
schwarzes und schwarz behaartes Tier, dessen schwarz behaartes 
Gesicht seitlich von der Flügelbasis einige messinggelbe Härchen 
zeigt, während silbrige ebensolche ganz fehlen; Abdomen auch 


Über einige exot. Crabroniden d. Gattungen Sphex u. Sceliphron. 101 


am Endring schwarz, sowie matt; der Metatarsus I hat außen etwa 
7 Dornen (außer den 2 Enddornen), die unverkennbar länger als 
der Durchmesser des Gliedes sind; die Nebenaugen sind unter sich 
viel weniger als von den Netzaugen entfernt; letztere sind auf dem 
Scheitel unter sich um die Länge des 2. Hintertarsengliedes und 
etwa ebenso weit auf dem Kopfschilde entfernt ; Petiolus ist kürzer 
als das 2. Hintertarsenglied, aber gleich dem zweiten Geißelglied; 
letzteres ist fast so lang wie das dritte + %% vierte Glied; das dritte, 
vierte und fünfte Geißelglied gleich lang, das sechste ein klein wenig 
kürzer; die Flügel sind braunschwarz, vom Saumfelde abgesehen 
stark blauglänzend, das Saumfeld ist wurzelwärts von einem un- 
deutlich helleren Ouerwisch begrenzt; die zweite Kubitalzelle ist 
rhombisch und empfängt die erste rücklaufende Ader am Anfang 
des distalen Viertels ihrer Länge auf der Kubitalader; die Krallen 
mit jedenfalls 2 kräftigen Zähnen; Collare ohne Eindruck in der 
Mitte; die Kammstrahlen des längeren Hinterschienenspornes dicht 
aneinander gereiht; Stigmenfurche vorhanden, aber seicht und, 
wohl z. T. wegen der dichten Behaarung des Mittelsegments, 
wenig deutlich; die Stigmen des zweiten Hinterleibsringes vor der 
Mitte der Rückenplatte; Mittelsegment zart skulpturiert, ohne 
rippenartige Ouerriefen, kaum noch eine Ouerstrichelung erkennen 
lassend; Hinterschildchen ohne Eindruck in der Mitte; Schildchen 
ziemlich hoch gewölbt mit Mittellängseindruck, matt; die untere 
Afterklappe ragt unter der oberen hervor; die zweite und dritte 
Kubitalquerader an der Radialader so weit wie die erste Kubital- 
querader vom Randmal entfernt; Kopfschild ohne Grube; Hinter- 
‚schienen am Ende innen nicht plötzlich verdickt. Körperlänge 
29—30 mm. Vorderflügellänge 25 mm. 


Durch Kohl’s Bestimmungstabelle kommt man unter den alt- 
weltlichen Arten etwa bis zu Sph. nigripes, ohne daß es diese Art 
sein kann, unter den neuweltlichen kommt man auf Sphex pensyl- 
vanicus L. Von dem einzigen mir vorliegenden 2 dieser Art jedoch 
abweichend durch robusteren Körperbau, das Mittelsegment er- 
scheint ein wenig kürzer und nach hinten mehr allmählich ab- 
fallend, während bei dens. sein Rücken zuerst ziemlich horizontal 
verläuft und dann steil abfällt. Dies mag doch vielleicht je nach 
der Größe der Exemplare etwas variieren, und ich möchte diese 
Form für konspezifisch mit Zensylvanicus halten. — Sollte ein 
besonderer Name nötig werden, so würde ich var. (?) robustisoma 
m. vorschlagen. 


Sphex tibialis Lep. 
Ein 2 mit der Lokalitätsangabe: Pennsylvanien, Jeanette, 
ist nur 17 mm lang. 


Sphex texanus Cress. 

Ein $ ohne Patriaangabe. 

Von Kohls Beschreibung von Sphex brasilianus Sauss. in: 
Ann. Naturhist. Hofm. 10 (1895), p. 60—61 durch folgendes ab- 


11. Heft 


102 Embrik Strand: 


weichend: Beine ohne Rotfärbung; die Behaarung ist weißlich 
oder grauweißlich, kaum gelblich (abgesehen von den metallischen 
Filzflecken), vielleicht aber geblaßt, die Gesamtfärbung macht 
daher den Eindruck von matt- und graulichschwarz; die Flügel 
mit grauem Saumfeld und auch sonst nicht gelblich; die Ent- 
fernung der Augen auf dem Scheitel ist reichlich gleich dem 
1. +2. + 1% 3. Geißelgliede, auf dem Kopfschilde gleich dem 
2.+ 1% 3. Geißelgliede (wie bei brasilianus) ; das blaß messinggelbe 
Toment des Postskutellum ist mitten breit unterbrochen; die ganze 
hintere Abdachung (von einem schmalen, oben leicht erweiterten 
Mittellängsstreifen abgesehen) des Mittelsegments ist blaß messing- 
gelb tomentiert ; das Gesicht unterhalb der Antennen, an den Orbitae 
bis oberhalb der Antennen messinggelb pubeszent; das zweite 
Geißelglied ist so lang wie das 3. + 14% 4. Glied; Körperlänge 23, 
Vorderflügellänge 16 mm. — Diese Abweichungen stimmen 
nun größtenteils ganz mit der sehr nahestehenden, neark- 
tischen Art Sph. texanus Cress., wozu dies Exemplar daher ge- 
hören muß. 


B. Afrika. 
Sphex aegyptius Lep. Ein @ aus Deutsch Ost-Afrika. 


Sphex Englebegi H. Brauns 


Ein @ von Kigonsera (Deutsch Ost-Afrika). — Die nahe Ver- 
wandtschaft mit Sphex aegybtius ist unbestreitbar, ich halte es 
aber für das Richtigste, das Tier als gute Art anzusehen. Denn es 
weicht nicht nur durch die Flügelfärbung ab; das Skutellum z. B. 
ist stärker gewölbt und mitten deutlicher niedergedrückt als bei 


aegybtius. 


Sphex xanthoceros Ill. 


Von der var. maxillaris Pal. liegen unter sich nicht wesentlich 
abweichende 92 von Benguella (Wellman) vor. Die Fühler sind 
bei allen basalwärts rot und zwar ist noch das zweite Geißelglied 
wenigstens größtenteils rot, bei einigen jedoch am Ende leicht ge- 
schwärzt, bei anderen ist auch noch das dritte Geißelglied ganz rot 
und das oder die beiden folgenden teilweise rot; bisweilen ist die 
ganze Geißel unten leicht gerötet. Die Coxen sind bei allen schwarz, 
die Trochanteren und Basis der Femora können rot oder schwarz 
sein. Die Augenränder können ganz oder teilweise rot sein; die 
Mitte des Gesichtes ist in allen Fällen rot. Körperlänge 35—86, 
Vorderflügellänge 25 mm. Länge der Tibien III 9.2 mm, bei 
einem kleineren Exemplar sind die entsprechenden Maße 30, 
23 und 8.5 mm. 

Die var. subeyaneum Gerst. ist durch ein & von Bagamoyo 
vertreten. 

Endlich liegen je zwei d& und 22 der von Kohl als var. 2 be- 
zeichneten ostafrikanischen Form vor; diese sind Kigonsera bezw. 


Über einige exot. Crabroniden d. Gattungen Sphex u. Sceliphron. 103 


Deutsch Ost-Afrika etikettiert. Da von den existierenden Namen 
keiner mit Sicherheit sich auf diese Form beziehen läßt, so muß 
sie einen neuen bekommen (v. kıgonserana Strand n. var.) (Typen 
von Kigonsera). Sie steht zwar der Hauptform (die in Kohl’s 
Monographie nicht als solche bezeichnet oder charakterisiert wird), 
nahe, kann jedoch nicht damit zusammenfallen, weil sie rote oder 
gelbe Antennen haben soll. Es lautet nämlich die Originalbeschrei- 
bung, die ich wiedergeben möchte, weil sie in einer allmählich 
seltener werdenden Zeitschrift (Illiger’s Magazin für Insekten- 
kunde I [1801—2], p. 193) enthalten und nicht leicht zugäng- 
lich ist, wie folgt: 
„22. Sphex xanthoceros. Gelbhornige Raubwespe. 


Atroviolacea, abdomine petiolato atrocyaneo, antennis rufis, 
pedibus nigris. Schwarzveilchenblau, Hinterleib gestielt schwarz 
blau; Fühlerhörner rötlich, Beine schwarz. Über einen Zoll lang. 
Von der bekannten Gestalt der gestielten Arten. Bruststykk 
und Kopf haben eine sehr ins Schwarze ziehende veilchenblaue 
etwas ins Purpur schillernde Farbe und sind mit längeren, weichen, 
schwarzen, nicht anliegenden Haaren bekleidet. Der Mund ist rost- 
bräunlich, die Fühlhörner sind von einer dem Orangerothen sich 
nähernden Farbe. Hinter den Augen scheint etwas Bräunliches 
durch. Der Hinterleibsstiel ist nur so lang, wie der erste Bauch- 
ring auf der Rükkenseite. Der Hinterleib ist oben und unten etwas 
platt, länglich eiförmig, seine Farbe ist stahlblau, wegen eines 
schwärzlichen sammtartigen Anflugs aber von mehreren Seiten 
gesehen, ins Schwarzbraune schillernd. Die Bauchseite zieht ins 
Grünliche. Die Flügel sind dunkel veilchenblau, glänzend, gegen 
das Licht gehalten rußfarbig. Die Beine sind schwarz, die Schenkel 
trübglänzend. 


Aus Sierra Leone. Graf Hoffmannsegg’s Sammlung.“ 


Es dürfte diese Beschreibung wohl am besten mit der var. 
subcyaneum übereinstimmen, welcher Name eventuell eingezogen 
werden müßte, da aber die Hauptform aus Sierra Leone ist, sub- 
cyaneum dagegen von Sansibar beschrieben wurde, so ist es des- 
wegen zum mindesten fraglich, ob sie zusammenfallen, was ich 
nicht sicher entscheiden kann, da mir von Sierra Leone kein 
Material vorliegt. Auf alle Fälle dürfte der von mir vorgeschlagene 
neue Varietätsname haltbar sein. 


Die ursprüngliche Schreibweise ist ‚‚zanthoceros“, nicht 
„xanthocerus“. 


Sphex umbrosus Christ 

Von der var. tuberculata Smith, die wohl besser als eigene Art 
anzusehen wäre, liegen 4 29 aus Dschang und Duala in Kamerun 
(v. Rothkirch) vor. — Var. lanata Mocs. ist durch ein g von Umtali 
in Rhodesia (A. Bodong) vertreten. — Ein schlechtes Ex. (G) 
von umbrosus aus Lindi in Deutsch Ost-Afrika. 


11. Heft 


104 = Embrik Strand: 


Sphex marginatus Smith 
Ein 2 von Deutsch Ost-Afrika (ex coll. Schwarz). 


Petiolus ist nicht ganz rot, sondern hat unten eine schwarze 
Längsbinde. Die Querstreifung des Mittelsegmentrückens ist zwar 
schwach, jedoch unverkennbar. — Aus West-Afrika beschrieben. 


Sphex pelopoeiformis Dahlb. 
Je ein 2 von Benguella (Wellman) und Deutsch Ost-Afrika. 


Sphex volubilis Kohl 


Es liegen fünf weibliche Sphex von Kamerun (Conradt) und 
ein ebensolches, lokalitätsloses, aber wahrscheinlich ebenfalls von 
dort stammendes Exemplar aus der nigripes-Gruppe vor, die ich 
für volubilis, der vielleicht nur eine Varietät von Sph. nigribes ist, 
halte (cfr. Kohl in: Ann. Naturh. Hofmus. Wien X [1895], p. 64). 
Aber schon diese wenigen vorliegenden Exemplare zeigen unter 
sich so unverkennbare Abweichungen, daß die Abgrenzung, zumal 
spezifische Abgrenzung gegen Sphex decidiens Kohl ziemlich 
aussichtslos ist. Wenn Kohl volubilis als. Varietät von nigrides 
beschreibt, aber decipiens als gute Art aufgefaßt wissen will, so 
kommt das mir als ein ganz unlogisches und unbegreifliches Ver- 
fahren vor. Man lese nur die beiden Beschreibungen (l. c., p. 64 
—65) um sich davon zu überzeugen! Diese widersprechen sich 
sogar; p. 64 heißt es von volubilıs S, daß der geringste Abstand der* 
Netzaugen „reichlich so groß wie das 2. + halbe 3.‘ Geißelglied 
sei, p. 65, nachdem dieser Abstand bei decipiens als gleich der 
„Länge des zweiten Geißelgliedes + zwei Drittel des dritten“ 
beschrieben worden ist, wird, offenbar aus dem wohl unbewußten 
Wunsch einen Unterschiedangeben zu können, die ursprüngliche dies- 
bezügliche Beschreibung von volubilis in die folgende geändert: 
„Bei volubilis mißt der Augenabstand auf dem Kopfschilde die 
Länge des 2. + halben 3. Geißelgliedes‘, also hier ohne die p. 64 
gebrauchte Bezeichnung ‚reichlich so groß‘! Vorausgesetzt, daß 
letztere Fassung am meisten zutreffend ist, so muß zugegeben 
werden, erstens, daß der Unterschied zwischen ‚reichlich so groß 
wie das 2. + halbe 3.“ und so groß wie das 2. + zwei Drittel des 
3. so minimal ist, daß dies Merkmal als Spezialcharakter benutzen 
zu wollen, heißen würde, die Variabilität hier ganz leugnen zu wollen, 
zweitens muß man fragen, wo die Grenze zwischen dies ‚reichlich 
so groß...‘ und ‚sogroß.. .“ zu finden wäre ? — Auch die Kamm- 
dornen des Metatarsus der Vorderbeine bieten gewiß kein ganz 
zuverlässiges Artmerkmal; bei vorliegenden Exemplaren stimmen 
sie zwar am besten mit denen von volubilis nach Kohl’s Figur 
(l. c., t. 5, f. 45, welche Figur im Text nicht zitiert ist) überein, 
stehen aber doch gewissermaßen zwischen den beiden Formen 
(decipiens 1. c., t. 5, f£. 44). — Bei allen vorliegenden Exemplaren 
ist wenigstens der Vorderrand des Clypeus rot, bei einem bleibt 
nur eine schmale Basalbinde schwarz. Die Beine sind rot bis auf 


Über einige exot. Crabroniden d. Gattungen Sphex u. Sceliphron. 105 


alle Coxen und Trochanteren, teilweise die Femoren I und mehr oder 
weniger deutlich die Basis der Femoren II und III, die schwarz sind. 


Sphex Bohemanni Dahlb. v. camerunieus Strand n. v. 

Ein 2 von Kamerun (Conradt) ist einfarbig schwarz mit eben- 
solcher Behaarung, das Nebengesicht bis ins Niveau der oberen 
Seite der Basis der Antennen silbrig pubesziert (ebenda aber außer- 
dem schwarze abstehende Behaarung); Metatarsus I außen mit 
etwa 9 Dornen, die wenig länger als der Durchmesser des Gliedes 
sind; der Petiolus ist so lang wie das zweite Hintertarsenglied; die 
Nebenaugen sind unter sich weniger als von den Netzaugen entfernt; 
letztere sind auf dem Scheitel unter sich um das 2. + 13 3. Geißel- 
glied entfernt, auf dem Kopfschilde ist die geringste Entfernung 
gleich dem 2. + 34 3. Geißelgliede, das 1.+2.=3.+% 4; 
das 2. Geißelglied ist gleich dem 3. + "3 4. Geißelgliede; der Kopf- 
schild ist etwas gewölbt, mit schwacher Andeutung eines Mittel- 
längskieles, vor der Mitte mit einer queren Medianeinsenkung, der 
Vorderrand erscheint im Ganzen leicht recurva (nach vorn konvex) 
gebogen, das mittlere Fünftel seiner Länge ist jedoch gerade und 
beiderseits durch einen kleinen rundlichen Ausschnitt von den 
Seitenpartien des Randes getrennt, längs der Mitte ist der Clypeus 
kahl und silbrige Pubeszenz zeigt er höchstens am Seitenrande; 
Postskutellum und Kollare mitten kaum eingedrückt; Skutellum 
gewölbt, mitten jedoch leicht abgeflacht und daselbst kahl und 
etwas glänzend, mit einer Medianlängseinsenkung, die hinten ganz 
deutlich ist, den Vorderrand des Skutellums jedoch nicht erreicht; 
die Flügel einfarbig braunschwarz mit ziemlich starkem blauviolett- 
lichem Glanz; Hinterleib glänzend, nicht tomentiert. Körperlänge 
28 mm, Vorderflügellänge 23 mm. 

Die Art erinnert, u. a. durch den robusten Bau, an Sph. Bohe- 
manni Dahlb., das Gesicht ist aber weniger breit, die Längenverhält- 
nisse der Geißel weichen etwas ab etc. Ob aber spezifisch ver- 
schieden? Nach dem einen Exemplar ist das schwer zu sagen. — 
Sie steht ferner in der Nähe von Sp. nigripes Sm. und wird wohl 
z. T. mit diesem Namen bezeichnet worden sein, mit den echten 
orientalischen nigripes fällt sie jedoch nicht zusammen. 


Sphex umtalieus Strand n. sp. 

Ein $ von Umtali in Rhodesia (Bodong leg.) ähnelt Sphex 
Stadelmanni Kohl (in: Ann. Hofmus. Wien X, p. 67 (1895)), ist aber 
kleiner (Körperlänge 21 mm), die Augen sind am Clypeus um weniger 
als das 2.+3. Geißelglied unter sich entfernt und ebenso auf dem 
Scheitel um weniger als das 2.+?/; des 3. Geißelgliedes unter sich 
entfernt, etc. Von der nach dem 9 allein verfaßten Originalbeschrei- 
bung von Sph. Abboti Fox (in Entom. News, II, p. 42 [1891]), 
dadurch abweichend, daß die ganze Behaarung, auch an den Seiten 
von Kopf und Thorax, schwarz ohne graue Beimischung ist; Cly- 
peus hat weder am Vorderrandenochin der MitteeineEinsenkung und 
ist vorn quergeschnitten, ohne Zähne, wenn auch mitten ein kleiner 


11. Heft 


106 Embrik Strand: | 


Vorsprung erkennbar ist; Labrum ist nicht carinat; Scutellum läßt 
zwar eine Mittellängseinsenkung erkennen, die jedoch seicht und 
undeutlich (wohl auch wegen der dichten Behaarung) ist; Mittel- 
segment höchstens mit Andeutung einer Mittellängseinsenkung; 
die erste rekurrente Ader ist interstitial, die zweite und dritte 
Kubitalquerader sind an der Radialader stark genähert und zwar 
unter sich nur halb so weit wie die erste Kubitalquerader vom 
Flügelmal entfernt ist; Abdomen tomentiert und daher nur wenig 
glänzend. Von dem aus Kapland beschriebenen S?. decipiens Kohl 
(l. c. 1895, p. 65) leicht durch längeren Hinterleibsstiel zu unter- 
scheiden, indem dieser gleich dem 2. +13 des 3. Hintertarsengliedes 
oder gleich dem 2.+ fast dem 153. Geißelglied lang ist ; der geringste 
Abstand der Netzaugen am Clypeus ist gleich dem 2.+%4, des 
3. Geißelgliedes, auf dem Scheitel um etwa das 2.+2%4 des 3. Geißel- 
gliedes. — Die Bauchplatten ohne Seitenbewimperung, die beiden 
letzten aber überall dicht behaart. Die zweizähnigen Mandibeln 
mit einer roten submedianen Querbinde, sonst ist das ganze Tier 
(auch die Hinterleibsspitze) schwarz. Hintere Nebenaugen unter 
sich und von den Netzaugen etwa gleich weit entfernt. — Durch 
Kohls Bestimmungstabelle in seiner Monographie kommt man bis 
„47“, aber auch nicht weiter, indem die Länge des Hinterleibsstieles 
zu keinem der angegebenen Alternative paßt. Von den später 
hinzugekommenen Arten scheint auch keine ganz zu passen. Zwar 
habe ich Exemplare, die konspezifisch sein dürften, als Sphex 
Abboti bestimmt gesehen, die Richtigkeit dieser Bestimmung ist 
mir aber nicht bloß fraglich, sondern auch unwahrscheinlich. — 
Flügellänge 16 mm. Länge der hinteren Tibien 5,5 mm, des I. der 
hinteren Tarsenglieder 3.2 mm. 

Sphex nigripes Sm. var. (?) pachyderma Strand n. var. 

Zwei 2 von Kigonsera. 

Kohls Bestimmungstabellen führen auf Sph. nigripes v. muticus 
Kohl, aber der Petiolus ist fast gleich dem 2.+ 1% des 3. der hinteren 
Tarsenglieder oder etwa gleich dem 2.-+ dem doppelten 1. Geißel- 
gliede, die Entfernung der 2. und 3. Kubitalquerader auf der 
Radialader ist ein wenig geringer als die der 1. Kubitalquerader 
vom Randmale, das letzte Hinterleibssegment, die Mandibeln (mit 
Ausnahme der Spitze) und der Vorderrand des Clypeus sind rot. 
Körperlänge bis 23 mm. Die erste rekurrente Ader ist interstitial. 
Der geringste Abstand der Augen am Clypeus ist gleich dem 1.+ 
2.+1 3. Geißellgiede, auf dem Scheitel gleich dem 1.+2.+1/53. 
Geißelgliede. Das zweite Geißelglied = 3.+13 4. Gliedes. 

Von Sphex nigrides v. muticus liegt mir leider kein weibliches 
Vergleichsmaterial vor, jedenfalls beweisen aber schon die ange- 
führten Merkmale, daß vorliegende afrikanische Form mit der von 
Celebes beschriebenen var. muticus nicht zusammengeworfen werden 
kann, vielmehr wohl auch spezifisch verschieden sein wird. Da 
letzteres mir doch nicht sicher vorkommt, möge sie vorläufig als 
Sphex nigripes var. (?) pachyderma m. bezeichnet werden. 


Über einige exot. Crabroniden d. Gattungen Sphex u. Sceliphron. 107 


C. Orientalische Arten. 


Sphex nigripes Sm. v. celebesianus Strand [isingtauensis Strand n. 
ad int.]. 
Ein $& von Tsingtau, im Juli (Prof. Hoffmann). 


Durch Kohls Bestimmungstabelle (1890) kommt man zur Not 
auf Sphex Pruinosus Germ., von diesem aber durch u. a. folgendes 
abweichend: Die Behaarung des Brustkastens ist nicht weißlich, 
sondern dunkel, an den Seiten sogar ganz schwarz, am Mittelseg- 
mente braungelblich; die ganzen Flügel sind etwas angebräunt, im 
Saumfelde rauchfarbig, sonst gelbschimmernd; Abdomen tief- 
schwarz erscheinend, also ohne graues Toment (daß solches ab- 
gerieben sein sollte, glaube ich nicht). Morphologisch stimmt das 
Ex. ziemlich gut mit S. druinosus überein (cfr. dabei außer Kohls 
Monographie auch seine Bemerkungen in Ann. Naturhist. Hofmus. 
X (1895), p. 53), abgesehen u. a. davon, daß das Mittelsegment nicht 
Ouerrippen trägt, sondern nur eine obendrein ziemlich undeutliche 
Querstrichelung zeigt. Ähnelt auch Sph. luteipennis Mocs., aber 
die Färbung der Behaarung (siehe oben!) weicht ab, indem sie bei 
luteidennis einfarbig schwarz ist; Scutellum ist zwar nur auf einer 
verhältnismäßig breiten Randbinde deutlich pubeszent, zeigt jedoch 
im Profil auch mitten eine, allerdings feine und spärliche Behaarung 
und ist auch da nicht glänzend; die Augen sind unter sich auf dem 
Scheitel und am Clypeus gleich weit entfernt (wie bei S. /uteidennis), 
da aber ihre Innenränder nach außen unverkennbar, wenn auch 
wenig konvex gekrümmt sind, erscheinen sie nicht ganz parallel; 
das erste + zweite Geißelglied ist so lang wie das dritte + halbe 
vierte Glied; Petiolus ist so lang wie das 2.+14% 3. Geißelglied und 
reichlich so lang wie das 2.+13 3. Hintertarsenglied; Körperlänge 
24 mm, Vorderflügellänge 17 mm; Clypeus zeigt eine ganz seichte 
Einsenkung mitten vorn und sein Vorderrand erscheint leicht 
konkav (nach oben konvex) gebogen; Skutellum stark gewölbt, 
mit einer seichten Mittellängseinsenkung; Postskutellum ebenfalls 
hoch gewölbt, nur mit Andeutung einer Mittellängseinsenkung; 
ob das Mittelsegment in frischem Zustande von seidenartigem Aus- 
sehen gewesen ist, läßt sich an diesem Exemplar nicht mehr er- 
kennen; Metatarsus I trägt außen, außer den Enddornen, eine 
Reihe von 6 feinen Stacheln oder Stachelborsten, die höchstens so 
lang wie der Durchmesser des Gliedes sind. Die Nebenaugen unter 
sich unbedeutend weniger als von den Netzaugen entfernt. Die 
Entfernung der zweiten und dritten Kubitalquerader unter sich an 
der Radialader ist reichlich so groß wie die Entfernung der ersten 
Kubitalquerader vom Randmale. — Die Art könnte, wenn in 
abgeriebenen Exemplaren vorliegend, zur Not auch für S. flammi- 
trichus Strand gehalten werden, unterscheidet sich jedoch leicht 
u. a. durch das Fehlen eines basalen Höckers am Clypeus. 


Ob diese Form mit der von Celebes stammenden Sph. nigripes 
Sm. var. celebesianus Strand (in Archiv f. Naturg. 1913, A 3, p. 81) 


11. Heft 


108 Embrik Strand: Crabroniden. 


ganz übereinstimmt, kann ich jetzt wegen Mangels an Vergleichs- - 
material nicht entscheiden. Eventuell möge sie den Namen 
tsingtauensis m. bekommen. 


Sphex Finschi Kohl 
Vier Exemplare, etikettiert: „D. N. Guinea, Salomons Ins.“. 


Sphex subfuscatus Dahlb. 
Ein 2 von Tsingtau, im Juni (Prof. Hoffmann). 


Sphex oceitanieus Lep. et Serv. 
1 2 Tsingtau 7. VII. (Prof. Hoffmann). 


Sphex aurulentus F. 

Da die Art nur aus der orientalischen Region bisher bekannt 
ist, so wird die Angabe ‚Cauca-Tal‘ (in Kolumbien) nicht richtig 
sein. . Das Exemplar ist kaum 20 mm lang. 

Vom ‚Cauca-Tal‘ liegt ein @ vor, dessen Hinterleib schwarz 
ist, nur das 1. Segment (mit Ausnahme des Hinterrandes) und ein 
kleiner Seitenfleck am zweiten Segment sind rot. 


Sphex ermineus Kohl 
Ein @ von Katherine River in West-Australien. 


Sphex formosus Smith 
Ein $ von Finschhafen, Neu-Guinea, 300 m. 


Gen. Sceliphron Klug 
Sceliphron (Podium) ingens Sm. Ein & von Cayenne. 


Sceliphron laevigatum Kohl 

Ein & aus Natal. 

Die Beschreibung des Sceliphron laevigatum Kohl (in: Verhandl. 
Zool.-botan. ‚Ges. Wien 1888, p. 155—6) paßt mit folgenden Aus- 
nahmen: Die Behaarung ist, zumal oben, mehr grau als weißlich, 
schimmert jedoch, schräg angesehen, weißlich; die Tarsen sind zwar 
schwarz oder schwärzlich, die Metatarsen jedoch, insbesondere die 
des III. Paares, rötlich; der Scheitel erscheint bei diesem Exemplar 
nicht glatt, sondern matt und etwas punktiert, wenn auch viel 
feiner und spärlicher als die Stirn; [Fühler abgebrochen!]; Collare 
ist zwar vorn einigermaßen als tief abstürzend zu bezeichnen, jedoch 
daselbst entschieden nicht senkrecht, sondern unverkennbar schräg 
abfallend. — Leider gibt Kohl nicht an, wodurch laevigatum sich 
von Zibiale F. eigentlich unterscheidet, nur daß die Pünktchen des 
Dorsulum kleiner als bei tibiale seien. Aus geographischen Gründen 
müßte denn vorliegende Form Zibiale sein; ob laevigatum dazu eine 
Varietät bildet, kann ich nicht entscheiden, seine angeblichen Art- 
rechte sind mir wenigstens fraglich. Der Originalbeschreibung des 
tibiale (in: Fabricius, Species Insectorum 1, p. 444, No. 8 (1781)), 
die wie folgt lautet: ‚‚tibialis. 8. S[phex] hirta nigra cyaneo.nitida, 
tibiis posticis ferrugineis, alis nigris. Habitat ad Cap. bon. sp. 
Mus. Dom. Banks. Media. Antennae nigrae basi ferrugineae. Caput 


Krausse: Über einige neue Coleopterenvarietäten von Sardinien. 109 


atrum, corpus hirtum, nigrum, cyaneo nitidum. Pedes quatuor 
postici ferruginei femoribus nigris. Alae nigrae‘“, entnehmen wir 
aber, daß die vier hinteren Beine des Zibiale von laenigatum wesent- 
lich verschieden gefärbt sind, weshalb unser Exemplar trotz des 
südlichen Vorkommens (laevigatum war aus Zanzibar beschrieben) 
doch nicht Zibiale sein kann. — Körperlänge 15 mm. 

Ein ebendaher stammendes 2 ist 19 mm lang und stimmt auch 
sonst mit der Originalbeschreibung und den obigen Bemerkungen 
überein. 


Ueber einige neue Coleopterenvarietäten 


von Sardinien. 
Von 
Dr. Anton Krausse, Eberswalde. 
Mit 1 Textfigur. 


Seit einigen Jahren bewahrt Herr Prof. Dr. M. Wolff in seiner 
Sammlung vier Coleopteren auf, die ich seiner Zeit auf dem inter- 
essanten Trachytgebiet bei Asuni auf Sardinien gesammelt habe. 
Herr Rath Reitter hatte sie damals als neue Varietäten bezeichnet 
und ich habe sie, Herrn Prof. Dr. M. Wolff gewidmet, unter den 
hier beibehaltenen Namen versandt; sie wurden indes bisher nicht 
beschrieben. Es sei das im folgenden nachgeholt. 

Phytonomus arator Wolffi m. n. v. 

Es handelt sich um eine auffällige, helle Varietät. Das Chitin 
der Beine ist hell gelbbraun, der Rüssel hell rotbraun, das Chitin 
der Elytren hell gelbbraun, das des Halsschildes rotbraun. 

Stenichnus Damryi Wolffi m. n. v. 

Zum Unterschiede von meinen corsischen Exemplaren ist das 
vorletzte Antennenglied der 
Asunesen sehr deutlich brei- C c Ä) 


A Ss S 
ter als das letzte. In der > 
beigefügten Textabbildung & & ( S 
habe ich die letzten Anten- 3 Q Cı 
en lee 


nenglieder von sardischen 
(S,S) und corsischen (C,C) 9 
Stücken gezeichnet. 
Apion urticarium Woljfi m. n. v. 
Das Chitin des Kopfes und des Halsschildes ist schwarz. 
Apion urticarium Maximi m. n. v. 

Das Chitin des Kopfes, des Halsschildes, des Schildchens und 
das der Elytren an der Basis, in Form eines Dreieckes, ist schwarz. 
Eine Flügeldecke, die die Ausdehnung der Schwarzfärbung zeigt, 
habe ich in der Textabbildung, A, skizziert. 


11. Heit 


110 Dr. Anton Krausse: Hummeln von Eberswalde. 


Hummeln von Eberswalde. 
Von ! 
Dr. Anton Krausse in Eberswalde. 


Im 9. Jahrg. der Intern. Entomol. Zeitschr. (4. Dez. 1915) 
publizierten die Herren G. und W. Trautmann eine interessante 
Liste der Hummeln von Mittelfranken; in fünfjähriger Sammel- 
tätigkeit konnten sie 15 Arten (55 Formen) feststellen. 

Bei Eberswalde, in der nächsten Umgebung der Stadt, sammelte 
meine Frau 1915, es gelang ihr in diesem Jahre 10 Arten (15 Formen) 
zu fangen; da sich einiges Neue darunter findet, sei auch diese 
Liste publiziert: 

Bombus terrestris terrestris L. 

. Bombus terrestris flavoscutellaris G. et W. Trautm. (1915). 

. Bombus pratorum Pratorum L. 

Bombus pratorum jonellus K. 

Bombus lapidarius lapidarius L. 

Bombus muscorum muscorum F. 

Bombus agrorum agrorum F. 

Bombus agrorum tricuspis Schmdk. 

Bombus agrorum maculosus n. v. ? mit wenigen schwarzen 

Haaren mitten auf dem Thorax; Übergang zu iricuspis. 

. Bombus hypnorum hypnorum L. 

. Bombus hypnorum Trautmannorum n. v. @ mit wenigen rost- 
roten Haaren an den Seiten des ersten Abdominalsegmentes; 
Übergang zu hiemalis Friese [= frigidus] aus Sibirien, RBB 

12. Bombus variabilis notomelas Schmdk. 

13. Bombus muscorum muscorum:F. 

14. Bombus pomorum pomorum P. 

15. Bombus hortorum hortorum L. — 

Am frühesten flog hier B. hypnorum L., das erste Weibchen 
fing ich 1916 am 3. April. 


HS ponanpomm 


[ERGEBEN 


Neue Rhopaloceren aus Kamerun. 


Von 


Arnold Schultze. 


1. Papilio policenes v. sudanicus nova var. 

Die grüne Zeichnung ist weit ausgedehnter und breiter als 
bei typischen Stücken. Auf den Vorderflügeln hängen die großen 
Diskalflecken der Felder 1a—3 mit dem 3.—5. Querfleck der 
Mittelzelle zusammen. Auf den Hinterflügeln ist besonders die 
diskale Querbinde sehr breit und in F5—7 zusammenhängend. 


Arnold Schultze: Neue Rhopaloceren aus Kamerun. ala! 


Ich erbeutete diesn Form bereits im Jahre 1903 in ganz ver- 
flogenen Stücken bei Map£o im Alantika-Gebirge (Mittel-Adamaua) 
(vgl. Aurivillius Ark. f. Zool., Bd. 2, No. 12, p. 22), neuerdings 
(1914) wurde sie mir von einem meiner eingeborenen Sammler 
von Babungo im Grashochlande Kameruns zugesandt; sie scheint 
demnach den ganzen Sudan zu bewohnen. 


Ein & coll. Schultze. 


2. Precis silvicola nova spec. 9. 


Diese interessante neue Art, die indessen vielleicht auch nur 
eine Form von Precis milonia ist, zeigt auf der Oberseite wie 
Unterseite gegenüber den verwandten Formen bemerkenswerte 
Unterschiede. Auf der Oberseite ist die sehr breite rotgelbe Quer- 
binde saumwärts sehr gleichmäßig gerandet und dem Saume am 
meisten in F 3 genähert; das schwarze Wurzeldrittel bildet in der 
Wurzel desselben Feldes einen besonders scharf vorspringenden 
Zahn. Auf den Hinterflügeln ist die Grenze der Mittelbinde im 
Vergleich zu den verwandten Formen in F1 weiter vom Saume 
entfernt als in F4 und 5. 

Die Unterseite ist, besonders in der Mitte der Flügel auffallend 
hell; die dunkle blattrippenähnliche Querlinie der Hinterflügel 
fehlt völlig. 

Es verdient auch hervorgehoben zu werden, daß die Vorder- 
flügel bei R6 wenig deutlich ausgezogen sind und der Saum von 
R 1—4 stark gerundet ist. Die Hinterflügel dagegen sind am Anal- 
winkel deutlich blattstielartig ausgezogen. Flügelspannung 45 mm. 

Ein am 9. IV. 06 bei Gadjifu im Gebiet des oberen Croßflusses 
(N.-W.-Kamerun) im primären Urwald erbeutetes 9. 

Coll. Schultze. 


3. Hewitsonia boisduvali v. borealis nov. var. & 9. 


Hew. v. borealis ist eine sehr charakteristische Lokalform aus 
dem Urwald-Gebiete im Oberlauf des Croßflusses und Mungo 
und wie viele der dortigen Falter im Vergleich zur Hauptform 
melanotisch. 

Beim &sind die blauen bezw. weißen Zeichnungen der Vorder- 
flügel stark eingeschränkt. Die weiße, blau beschuppte Subapikal- 
binde der Vorderflügel ist um die Hälfte schmäler als bei typischen 
boisduvali-$$. Die blaue Zeichnung im Hinterwinkel der Vorder- 
flügel erstreckt sich lange nicht so weit wurzelwärts wie bei jenen, 
d. h. sie erreicht nicht die Mitte von R 2; meist ist aber noch ein 
kleiner gesonderter blauer Wisch wurzelwärts des großen Fleckes 
sichtbar. 

Auf den Hinterflügeln ist das blaue Feld stark reduziert, 
indem es weder die Wurzel von F 2 erreicht noch sich bis in die Zelle 
hinein erstreckt. 

Beim 9 sind die helle Subapikalbinde und der Hinterrands- 
fleck ebenfalls bedeutend schmäler und dunkler (matt ockergelb) 


11. Heft 


112 Embrik Strand: Arachnologica varia. _ 


als beim typischen 9. Jene ist nahezu um die Hälfte verschmälert, 
dieser auf F1b beschränkt. 
5 dd 2 22 in Coll. Schultze. 


4. Aphnaeus orcas var. heliodorus nov. var. d. 

Die Beschreibung “und die Abbildungen Drurys (Ill. Exot, 
Ins. 3, p. 46, t. 34, f. 2, 3) lassen erkennen, daß die typischen d& 
auf der Unterseite ganz wie bei dem nahe verwandten argyrocyclus 
Holl. fast durchweg kaffeebraune Grundfarbe haben. dg mit 
solchem Aussehen scheinen. indessen nur in Oberguinea einschl. 
Nordwest-Kamerun vorzukommen. Von hier ab nach Süden 
erscheinen die dd in etwas anderem Gewande. Bei solchen ist 
nämlich die Grundfarbe der Unterseite (ähnlich wie bei den 99) 
dunkel olivgelb, während die dunkelbraune Färbung nur als scharf 
begrenzte Umrandung der silbernen Flecke übrig bleibt. 

Ich nenne diese südliche dJ$ Form von Aphn. orcas var. helio- 
dorus nov. var. (&. 

Nach einer kleinen Anzahl Sg aus Süd-Kamerun und dem 
Kongo-Gebiet. Zool. Museum Hamburg, Mus. Senckenberg 
(Frankfurt a. M.) und Coll. Schultze. / 


Arachnologica varia 
I-IX. 
Von 
Embrik Strand, Berlin. 


Inhalt. 
I. Zwei neue Spinnen aus Guatemala. 
II. Eine neue Lycoctenus- (Ancylometes-) Art. 
III. Gasteracantha frontata Bl. 1864. 
IV. Über Peucetia Lucasi (Vins.) und foliifera (Butl.). 
V. Eine neue Gasteracantha-Art. 
VI. Eine neue Caerostris-Art. 
VII. Eine neue Nephila-Art. 
VIII. Spinnen von Spitzbergen. 
IX. Zwei einheimische Spinnennester. 


I. Zwei neue Spinnen aus Guatemala. 
Tarentula exsiccatella Strand n. Sp. 
Ein @ aus Guatemala? [Fundort nicht ganz sicher!] Das 
Exemplar ist getrocknet gewesen und daher nicht gut erhalten. 
Totallänge des trocknen Exemplares 15 mm. Cephal. 8 mm 
lang und 6 mm breit. Beine: I Fem. 5.5, Pat. + Tib. 7, Met. + 
Tars. 7” mm; II bezw. 5.2, 6, 6 mm; III bezw. 5, 5.2, 6.3 mm; IV 


Arachnologica varia. 113 


bezw. 6, 7.5, Met. 6.5, Tars. 3.5 mm. Totallänge: I 19.5, II 17.2, 
111 16.5. IV 23.5 mm, falso: IV4HlL, IN DI 

Das ganze Tier erscheint jetzt dunkelbraun, an der Unterseite 
beider Körperhälften schwarz, die Beine unten dagegen nicht 
dunkler als oben (d. h. wo nicht skopuliert). Abdominalrücken 
hat vielleicht Zeichnungen gehabt, die durch das Trocknen und 
Schrumpfen des Tieres undeutlich geworden; eine dunklere Längs- 
binde in der Basalhälfte wahrscheinlich vorhanden gewesen. 
Behaarung braun, etwas rostfarbig. Mandibeln schwarz mit 
rötlichbrauner Behaarung. — Bestachelung (so weit erkennbar). 
Alle Femoren oben mitten 1.1.1; I vorn median 1, subapikal 2, 
II—III scheinen vorn und hinten je 1.1.1 zu haben, IV vorn 1.1.1, 
hinten an der Spitze 1. Patellen III—IV vorn und hinten je 1. 
Tibien I—II unten 2.2.2, II vorn 1.1, I scheint daselbst nur 0.1 
Stacheln zu haben, III—IV unten 2.2.2, vorn, hinten und oben 
je 1.1 Stacheln. Metatarsen I—II unten in der Basalhälfte 2.2, 
an der Spitze jederseits 1, unten mitten wahrscheinlich 1, III—IV 
mit vielen Stacheln. — An I—Il sind auch die Tibien skopuliert. 


Epigyne von dem gewöhnlichen Tarentula-Typus; die tiefe 
Grube ist trapezförmig, länger als hinten breit, vorn kaum halb 
so breit wie hinten, der schmale, scharf erhöhte Rand an den 
Seiten leicht wellenförmig gekrümmt, vorn mitten eine kleine, 
nach hinten gerichtete Spitze bildend, von welcher das vorn 
ganz schmale, leistenförmige, nach hinten sich schwach und all- 
mählich erweiternde, am Hinterende mit einem Querseptum von 
etwa derselben Breite sich verbindende und mit dieser somit eine 
ı-förmige Figur bildende Längsseptum entspringt; das Ouer- 
septum ist mitten etwas niedergedrückt und gestreift, zeigt hinten 
jederseits eine runde Grube und ist an den Enden durch eine 
schmale tiefe Furche von dem daselbst schwach nach außen ver- 
breiteten und innen je ein Höckerchen bildenden Längsseptum 
getrennt. Die ganze Epigyne ist 1.2 mm lang und hinten ebenso 
breit. 

Vordere Augenreihe fast so lang wie die zweite, ganz schwach 
procurva gebogen, die M. A. um ein Unbedeutendes größer, alle 
unter sich gleich weit, um fast den Durchmesser der M. A., entfernt 
(in Flüssigkeit gesehen). 


Cienus beregrinus F. Cbr. var. Sapperi Strand n. var. 


Ein @ von Coban, Guatemala (Dr. Sapper). 

Von typischen Cienus peregrinus F. Cbr. durch bedeutendere 
Größe und dunklere Färbung abweichend. Körperlänge 36 mm. 
Cephal. 16.5 mm lang, 12.5 mm breit. Beine: I Fem. 16, Pat. + 
Tib. 23.5, Met. 14.5, Tars. 6.5 mm; II bezw. 15.5, 21, 13.5, 5.5 mm; 
III bezw. 14, 17.5, 12.5, 5.5 mm; IV bezw. 17, 22, 19.5, 6.5 mm. 
Totallänge: I 60.5, II 55.5, III 49.5, IV 65 mm, also: IV, I, II, III. 
Palpen: Fem. 7.5, Pat. 3.5, Tib. 4.5, Tars. 5.5 mm, zusammen also 
21 mm. Auch die relativen Dimensionen stimmen nicht ganz mit 
Archiv für Naturgeschichte - 

1915. A. 11. 8 11. Heft 


114 Embrik Strand: 


peregrinus. — Abdomen oben ohne hellere Längszeichnung, nur an 
der Basis ist ein hellerer Herzstreif angedeutet. 

Epigyne weicht dadurch ab, daß die das Mittelstück begren- 
zenden Randwülste nach vorn nur wenig konvergieren und in ihrer 
ganzen Länge gleichmäßig nach außen konvex gebogen sind. 
Die Seitenfortsätze erscheinen in Profil nach hinten und schwach 
nach unten, bei der von mir als typisch angesehenen Form dagegen 
fast senkrecht gestellt. ’ 

Aus: Guatemala, 850 m Höhe (Sapper) liegt Cephalothorax 
mit Extremitäten einer Cienus-Art, wahrscheinlich Ci. deregrinus f. 
princ. vor. 


II. Eine neue Lycoctenus- (Ancylometes-) Art. 

Lycoctenus baraönsis Strand n. sp. 

Ein fast reifes $ von Para, Brasilien. 

d subad. Alle Femoren oben 1.1.1, I vorn 1.2, hinten 1.1.1, 
II vorn und hinten je 1.1.1, III vorn und hinten je 1.1.1.1, IV vorn 
und hinten je 1.1.1 Stacheln; Patellen I—II keine, III—IV vorn 
und hinten je 1; Tibien I—II unten 2.2.2.2, vorn 1.1, hinten keine 
(?), III—IV unten 2.2.2, vorn und hinten je 1.1, oben 1.1.1; 
Metatarsen I—II unten 2.2.3, III unten 2.2.2 oder 2.1.2.2, vorn 
und hinten je 1.2.2, IV unten vorn 1.1.1.1.1, unten hinten 1.1.1.1, 
vorn 2.1.1.2, hinten 1.2.2 Stacheln; Tarsen III—IV mit 2 regel- 
mäßigen Reihen kleiner Stacheln (an IV je 6—7). — Palpen: 
Femoralglied oben 1.1.4, Pat. innen 1, Tib. innen 2, außen 1.1, 
Tarsalglied (NB. unreif!) innen 2.1, außen 1 Stachel. Ä 

Cephalothorax und Extremitäten rötlichbraun bis rötlichgelb, 
ohne Zeichnungen, die Behaarung hellgelblich bis weißlich, an den 
Mandibeln schön braungelb; letztere dunkel rotbraun. Palpen 
ockergelblich. Unterseite etwa wie oben. Abdomen oben und unten 
ockerfarbig bräunlichgelb, oben mit Andeutung eines helleren 
Herzstreifens. (NB. Das Exemplar ist alt und gebleicht, die 
Behaarung wenig gut erhalten.) 

Totallänge (NB. unreif!) 26 mm. Cephal. 12.5 mm lang, 
10 mm breit. Abdomen 13 mm lang, 8 mm breit. Beine: I Fem. 
11, Pat. +Tib. 15, Met. + Tars. 13 mm; II bezw. 10,5, 13.5, 12.5mm; 
III bezw. 9, 12, 12.5 mm; IV bezw. 12, 15, Met. 13.5, Tars. 5.5 mm. 
Totallänge: I 39, II 36.5, III 33.5, IV 46 mm, also, IV, I, II, III. 


III. Gasteracantha frontata Bl. 1864. 

Es liegen zwei Exemplare vor aus Nom Nam Kum, Siam, bei 
Korat, die unter sich ein wenig abweichen und auch mit den vor- 
liegenden Beschreibungen nicht ganz übereinstimmen. Von 
Thorells Beschreibung in Spiders of Burma, p. 210, in folgendes 
abweichend: Abdomen nicht mehr als doppelt so breit als lang 
(ohne Dornen bezw. 12 und 6 mm; Scutum bezw. 12 und 5.2 mm), 
Scutum reichlich doppelt so lang in der Mitte als an den Seiten 
(bezw. 5.2 und 2.5 mm), die Seiten nach hinten kaum divergierend, 
Sigillen des Scutum groß (beim einen Exemplar kleiner, aber an 


Arachnologica varia. 115 


demselben ist die Haut etwas losgelöst und dadurch die gegen- 
seitige Entfernung und Größe der Sigillen vielleicht beeinträchtigt), 
die beiden jederseitigen der vier mittleren Vorderrandssigillen unter 
sich um nicht mehr als ihren Radius entfernt (die beiden mittleren 
derselben unter sich um ihren kürzesten Durchmesser entfernt), 
die Dornen rot oder am Ende rotbraun, die Vorderdornen kaum 
so lang als der längste Durchmesser des benachbarten Sigillums 
(Länge der Cornua zu derjenigen der Hinterranddornen wie 4.1: 
2 mm), Cornua erheblich länger als Tibia + Metat. III (bezw. 
4.1 und 2.5 mm). — Im Vergleiche mit Cambridge’s Fig. in Pr. 
Zool. S. Lond. 1879 sind die Cornua bei unserer Form deutlich länger 
und mehr zylindrisch. Auffallend ist die Größe der Sigillen; die 
der Vorderrandsreihe mit Ausnahme der beiden mittleren sind 
unter sich nur um kaum den halben Radius der lateralen entfernt 
und ebenso weit sind jederseits die beiden lateralen der hinteren 
Reihe unter sich entfernt; die apikalen beider Reihen unter sich 
um ihren kürzeren Durchmesser entfernt. — Totallänge mit After- 
dornen 10mm. Cephal. 3.2 mm breit, mit Mandibeln ca. 4 mm lang. 
Beine: I Fem. 3, Pat. + Tib. 3.5, Met. + Tars. 3 mm; II bezw. 
3.598.139 mm;»Ill bezw.!24, 21, 2.2: mm;»1LV bezw.)8:8, 3.5, 
35mm. Totallänge: I 9.5, II 9, III 6.7, IV 10.3mm. Mandibeln 
2.2mm lang, beide zusammen 2.8 mm breit. 


IV. Über Peucetia Lucasi (Vins.) und foliifera (Butl.). 
Peucetia Lucasi (Vins.). 


Vinson hat als eine von P. Lucasi verschiedene Art eine 
Form unter dem Namen madagascariensis beschrieben (in: Araneides 
.... Madagascar p. 38—89), die mir als Art immer höchst fraglich 
gewesen ist und die ich schon früher als einfaches Synonym von 
Lucasi aufgeführt hätte, wenn nicht Simon (in: Hist. nat. d. Ar. II, 
p. 376, Fußnote) für die Artrechte der mudagascariensis eingetreten 
wäre. Im Laufe der Zeit sind mir eine ganze Anzahl madagassischer 
Peucetia durch die Hände gegangen; ich habe darunter immer nur 
eine Art, P. Lucasi, erkennen können!), hielt aber bisher die Mög- 
lichkeit, daß ‚‚madagascariensis‘‘ mir dennoch in natura unbekannt 
geblieben, nicht für ausgeschlossen. Aus der völlig nichtssagenden 
Begründung der madagascariensis seitens Vinson 1. c. war nun 
nicht zu ersehen, worin diese sich spezifisch von Lucas: unter- 
scheiden sollte, zumal diese Begründung z. T. offensichtlich un- 
zutreffend ist, indem er angibt, daß madagascariensis sich durch 
u. a. „le volume qui est plus grand“ unterscheide, nach seinen 
eigenen Angaben aber ist madagascariensis 2 19 mm lang, während 
Lucasi 20 mm Länge erreicht. Wie ich früher glaubte erkennen zu 
können und durch das jetzt vorliegende reichlichere Material mit 
Gewißheit erkennen kann, ist der von Simon Il. c. angegebene 


1) Cfr. Strand in: Nyt Magaz. f. naturvidenskaberne, 46, p. 174— 175; 
Zoolog. Jahrb. 25, p. 704—705; ebenda, Bd. 26, p. 482. 


8* 11. Heft 


116 Embrik Strand: 


Unterschied: ‚le P. (Sphasus) Lucasi Vinson a l’abdomen marque 
d’une bande ventrale brun rouge, qui manque dans l’autre Esp£ce, 
P. madagascariensis Vinson‘‘, ebenso unbrauchbar wie die von 
Vinson angegebenen Unterschiede, denn bei den vorliegenden, 
ohne Zweifel konspezifischen Exemplaren sind alle Übergänge 
vorhanden. Auch das so charakteristische Merkmal der schwarzen 
Trochanteren, das allerdings beiden ‚‚Arten‘‘ gemeinsam sein soll, 
ist nicht immer deutlich, bei einigen Exemplaren von Lucasi ist 
in der Tat von der schwarzen Färbung fast nichts vorhanden. 
Übrigens zeigt „madagascariensis“‘ nach Vinson ‚sur la face ab- 
dominale‘‘ eine Längsbinde, die ‚plus verte que le rest du corps“ 
sein soll und daher wohl meistens dunkler als die Umgebung er- 
scheinen wird, wodurch der von Simon angegebene Unterschied 
so ziemlich in Wegfall kommen dürfte. — Auch Sternum variiert 
in Färbung nicht wenig, indem es bei Exemplaren, die gleich lange 
in Alkohol gelegen :haben und daher eventuell auch gleich stark 
entfärbt sein müßten, bald dunkel grasgrün, bald blaß mit oder 
ohne eine dunklere Längsbinde erscheint. — Allerdings, wenn die 
weitere Behauptung von Simon 1. c., die P. foliifera Butl. sei 
mit madagascariensis identisch, zutreffend wäre, dann wäre 
madagascariensis von Lucasi verschieden, diese Identität halte 
ich aber für gänzlich ausgeschlossen, denn die Form der Rücken- 
binden von Lucasi und foliifera ist so verschieden, daß Vinson 
in der Beschreibung seiner madagascariensis ohne Zweifel darauf 
aufmerksam gemacht hätte, wenn er dabei foliifera vor sich gehabt 
hätte. Dies ist wiederum eins der vielen Beispiele von der Leicht- 
tertigkeit, womit Simon die Arten anderer Autoren als ‚sans 
doute‘‘ Synonyma einzieht; wie mich das vorliegende Material 
belehrt hat, ist nämlich foliifera gute Art. 

Peucetia Lucasi ist im mir vorliegenden, von Voeltzkow ge- 
sammelten Material reichlich vertreten. — Anjouan, 99; Groß- 
Comoro, an Alo&, 300—500 m, 1 2; Gr.-Comoro, Morotso 10. VII., 
ein nicht ganz reifes 92; Mayotte, Bro Comoro, Küstengebiet, 
VIII., jung und alt, auch $; Anjouan X. 1903; Gr.-Comoro, Juli- 
Aug. 1903, auf Aloe, Weg nach Boboni, 300—600 m Höhe; Moheli, 
VI11. 1903, ein unreifes Ex.; do. 4 Q? ad.; Gr.-Comoro, Anganye, 
Küste, 1 2; Moheli, Mirimani, alt und jung, auch 4; Gr.-Comoro, 
Morotso 8—10 VII., 300. m, 1 2; Gr.-Comoro, VII. 03, an Aloe, 
1 2 mit Eisack; ferner liegt ein @ mit Eisack und mit (trocken 
aufbewahrtes, wohl erhaltenes) Nest von Anjouan vor. Letzteres 
besteht aus einem ca. 80 mm langen, dünnen, mit kurzen Seitenästen 
versehenen Zweig einer wahrscheinlich niedrigen Pflanze, die mit 
feinem, unregelmäßigem, weißlichem Gespinst überzogen ist; in 
der Mitte ist das Gespinst erweitert, lockerer, aus graulichen Fäden 
gewebt und hier befindet sich der Eisack, der ebenfalls hellgrau 
gefärbt ist, im Durchmesser 6—7 mm, mit unregelmäßiger, offenbar 
ringsum mit dem umgebenden Gespinst verbundener Oberfläche; 
der Sack ist durch das Gespinst deutlich sichtbar. 


Arachnologica varia. 117 


Einige der von mir als nicht ganz reife 92 von P. Lucasi 
aufgefaßte Exemplare zeigen eine Epigyne, deren Typus zwar 
wie bei den reifen Exemplaren ist, aber die Skulptur der Epigyne 
ist, insbesondere in der hinteren Hälfte weniger deutlich und in 
Flüssigkeit sieht man fast weiter nichts als zwei schwarze Flecke 
nebeneinander vorn, von welchen je eine feine schwarze, zuerst 
nach innen, dann nach außen und endlich nach hinten gekrümmte, 
nach hinten undeutlich werdende Linie entspringt. 

Peucetia foliifera (Butl.). 

Diese in Ann. Mag. Nat. Hist. (5) 4 (1879) beschriebene und 
abgebildete, ihrem Autor nur von Johanna bekannte Art ist, wie 
unter Peucetia Lucasi hervorgehoben, nicht Synonym von ‚„Sphasus 
madagascariensis‘‘, sondern bona sp. Sie ist durch die Zeichnung 
des Abdominalrückens (l. c., t. 1, f. 1) leicht zu erkennen und auch 
die Kopulationsorgane weichen erheblich von denen der Peucetia 
Lucasi ab. Epigyne zeigt zwei nach hinten und außen gerichtete, 
gegeneinander konvex gebogene, etwas flachgedrückte, an der 
Basis erweiterte, aber sonst gleichbreite kräftige Fortsätze, die 
etwa so lang wie die ganze Epigyne sind und am Ende querge- 
schnitten mit der äußeren Ecke in eine feine Spitze ausgezogen 
erscheinen. Die Palpen des $ sind länger und schlanker als die der 
Peucetia Lucasi: Femoralglied 3.3, Patellarglied 1.3, Tibialglied 2, 
Tarsalglied ebenfalls 2 oder fast 2 mm lang. Das Tibialglied zeigt 
in der Basalhälfte außen und innen je einen mächtigen abstehenden 
Stachel und ist am Ende verdickt und beborstet, nur außen mit 
einem auffallenden Fortsatze. Im Profil erscheint Lamina tarsalis 
am Ende als eine den stumpf endenden Bulbus weit überragende 
dünne Spitze, nahe der Basis oben zeigt sie einen senkrechten 
Höckerfortsatz; an der Basis des Gliedes außen ist ein kräftiger, 
gekrümmter, nach vorn und außen gerichteter Fortsatz. 

Exemplare, von Voeltzkow gesammelt, beiderlei Geschlechts 
von: Moheli, Mirimani, ein @ von Anjouan. Scheint somit erheblich 
seltener als Lucasi zu sein. 


V. Eine neue Gasteracantha-Art. 


Gasteracantha comorensis Strand n. sp. 

Von der Originalabbildung der Gasteracantha formosa Vins. 
(cf. Vinson 1. c., t. 9, £. 7) abweichend durch die geschwärzten, 
nur an den Femoren, Trochanteren und Coxen roten Extremitäten, 
die Sigillen meistens als tiefschwarze, scharf markierte Fleckchen 
erscheinend, von denen nur die zwei lateralen jeder der beiden 
Hauptreihen unter sich und mit dem schwarzen Rande zusammen- 
geflossen sind, so daß also Scutum von der Basis der Lateraldornen 
an jederseits zweiabgekürzteschwarze Ouerbinden zeigt. Dagegen 
kommen zwei ununterbrochene dunkle Querbinden, wie sie bei 
formosa nach ©. Cambridge (in: Proc. Zool. Soc. London 1879, 
t. 26, f. 11) vorhanden sein können, nur bei zwei der vielen vor- 
liegenden Exemplare vor. Die Breite des Abdomen ist geringer 


11. Heft 


118 Embrik Strand: 


als gewöhnlich bei formosa, indem Scutum kaum mehr als doppelt 
so breit wie lang ist. Ferner sind die Dornen kürzer; während die 
hinteren Seitendornen bei formosa typica (nach der Original- 
abbildung zu urteilen) so lang wie Scutum sind, sind sie bei der 
Comoren-Form höchstens halb so lang. Die beiden hinteren der 
vier zentralen Sigillen liegen in je einem schwarzen OQuerfleck und 
erscheinen daher viel größer als die beiden vorderen. Alle Dornen 
schwarz, der hinter dem Scutum sichtbare Teil des Abdomen ist 
ebenfalls geschwärzt mit einem scharf markierten, runden, gelben 
Fleck in der Mitte und weniger deutliche und regelmäßige, bis- 
weilen fehlende ebensolche beiderseits des runden Flecks. — Der 
Art charakteristisch und von formosa abweichend ist ferner, daß 
die 5 Hinterrandsigillen sehr klein sind; die 4 mittleren der Vorder- 
randserie sind zwar ein wenig größer als die Hinterrandsigillen, aber 
doch kleiner als bei formosa. Alle Sigillen sind einfarbig schwarz 
ohne am Außenrande rötlich zu sein, wie es jedenfalls meistens 
bei formosa der Fall zu sein scheint. An der schwarzen Bauch- 
seite des Abdomen sind die hellgelben Flecke immer scharf markiert; 
auch der vor der Mitte des Sternum gelegene gelbe Fleck ist scharf 
markiert. Der Vorderrand des Scutum ist ein wenig stärker recurva 
gekrümmt als bei /ormosa. Die Grundfarbe des Scutum variiert 
von blaßgelb bis bräunlichgelb. 

Körperlänge (ohne Hinterdornen) 8.5 mm. Das Scutum ist 
5.9 mm lang und 11 mm breit, die Entfernung der Spitzen der 
hinteren Seitendornen 14.5 mm, diese sind 2 mm lang, die Hinter- 
randdornen nur 1 mm lang, die vorderen Seitendornen noch 
kürzer. Die vier mittleren Vorderrandsigillen bilden eine schwach 
recurva gebogene Reihe, die beiden mittleren dieser 4 sind unter 
sich ein wenig weiter als von den seitlichen, von denen sie um etwa 
ihren doppelten Durchmesser entfernt sind. Die 5 mittleren der 
Hinterrandsigillen bilden eine gerade Reihe und zwar sind die drei 
mittleren unter sich nur halb so weit wie von den seitlichen der 
5 genannten Sigillen entfernt. 

Auch mit G. madagascariensis Vins. nahe verwandt und ich 
zweifle nicht daran, daß es dieselbe Form ist, die Butler in: Ann. 
Mag. Nat. Hist. (5) 4 (1879), p. 44 als ‚‚Gasteracantha madagasca- 
riensis? var.‘‘ von Johanna besprochen hat. Die Unterschiede 
von dieser sind jedoch so groß, daß die spezifische Zusammen- 
gehörigkeit mir ausgeschlossen zu sein scheint. 

Es liegen viele Exemplare in Voeltzkow’s Material vor: Groß- 
Comoro, Juli-Aug. 1903, auf Alo&, Weg nach Boboni 300—600 m 
Höhe (Type!); ebenda, an Alo& 300—500 m; ebenda, Nimubadju 
400 m; ebenda Küste; ebenda, Morotso 8—10. VII., ebenda, 
Angange, Küste; Anjouan (einige der Exemplare von dieser Lo- 
kalität sind, wahrscheinlich durch die Konservierung in Formol, 
so dunkel geworden, daß man sie fast für eine andere Art halten 
könnte); Mayotte; Moheli, VIII.—IX. 03; ebenda Mirimani; 
Comoren Küstengebiet VIII. 03. 


Arachnologica varia. 119 


VI. Eine neue Caerostris-Art. 
Caerostris Voeltzkowi Strand n. sp. 


Comoren. 1 2 von: Anjouan, Urwald, 1000 m (Type!). Eins 
ebenda: 800 m, Dzialandze, an Bäumen. Eins von: Gr.-Comoro, 
Juli-Aug. 1903, auf Alo&. Weg nach Boboni 300—600 m. Von 
Prof. Voeltzkow gesammelt. 


Epigyne ist (trocken gesehen) 1.7 mm breit und 1.5 mm lang, 
und von dem gewöhnlichen Caerostris-Typus. Der Hinterrand 
erscheint als eine feine scharfe Ouerleiste, die mitten ganz seicht 
ausgerandet, aber nicht eingeschnitten erscheint und deren Enden 
sich in die gewöhnlichen, die Grube begrenzenden, breiten Seiten- 
wülste, die im Gegensatz zu der übrigen, schwarzen Epigyne 
rötlich sind, fortsetzen. Die Grube ist wenig, oder wenn man will, 
kaum breiter als lang und zeigt einschmales Längsseptum, das kaum 
die Basis der Hinterrandleiste erreicht und sich etwa in der Mitte 
in zwei nach vorn divergierende, eine etwa gleichzeitig dreieckige 
Grube einschließende Aste gabelt. Die unmittelbar am Rande dieser 
Grube sich befindlichen Stachelfortsätze sind kurz und kräftig, 
konisch, nach unten und nur ganz wenig nach hinten gerichtet, 
an der Basis sich berührend, in der Endhälfte aber rasch diver- 
gierend; vor denselben findet sich kein QOuerfeld und die vordere 
Abdachung des Genitalhügels zeigt nur eine ganz seichte Längs- 
einsenkung. In Flüssigkeit erscheint Epigyne schwarz, die Seiten- 
wülste aber bilden zwei rötliche, etwa bohnenförmige, unter sich 
um ihren längsten Durchmesser entfernte Flecke, die ganz charak- 
teristisch sind, ferner ist das Genitalfeld am Vorderrande rötlich 
und letzterer erscheint mitten ausgerandet-eingeschnitten. Das 
Feld erscheint in Flüssigkeit 1.5 mm lang und bildet somit eine 
nur wenig in die Ouere gezogene Kreisfläche. 


Mit C. sexcuspidata aus Kapland nahe verwandt, aber ab- 
weichend durch das Fehlen besonderer Behaarung an den Femoren 
IV, die weiße Querbinde an der Basis der Tibien ist meistens recht 
wenig deutlich und am III. Paar wohl häufig ganz fehlend, das 
Septum der Epigyne ist schmäler, dagegen erscheinen die Seiten- 
wülste der Epigyne breiter, die Femoren sind blutrot etc. Die 
Dimensionen stimmen recht gut mit denen der sexcuspidata überein 
(cf. Strand in: Zoolog. Jahrbücher, Vol. 25, p. 636 und Vol. 24, 
p. 405), ebenso ist die allgemeine Körperform derjenigen von 
sexcuspidata sehr ähnlich. — Ferner mit C. bimaculata Strand nahe 
verwandt, aber Epigyne abweichend (cf. die Beschreibung von 
bimaculata in: Zoolog. Jahrb., Vol. 25, p. 638), indem der Hinter- 
rand niedriger und nicht mitten eingeschnitten ist, die Grube nicht 
so breit etc., ferner hat Sternum hier keinen weißen Mittelfleck, der 
Bauch trägt goldgelbliche Behaarung, die Größe ist geringer etc. — 
Von der ebenfalls sehr ähnlichen C. tuberculosa Vins. u. a. durch 
die roten Femoren und die Epigyne (cf. Strand in: Zoolog. Jahr- 
büch., Vol. 26, (1908), p. 470) zu unterscheiden. Von C. rugosa 


11. Heft 


120 Embrik Strand: 


Karsch ebenfalls durch die roten Femoren abweichend, schwarze 
Längsstreifen oben an den Patellen und Tibien sind nur an den 
beiden hinteren Paaren überhaupt angedeutet (wohl aber sind 
vertiefte Längsstreifen auch an den Paaren I—Il vorhanden), 
die Bauchbehaarung weicht ab und die Epigyne der rugosa soll 
gleich derjenigen von C. mitralis sein. 


VII. Eine neue Nephila-Art. 
Nephila comorana Strand n. sp. 

Viele Exemplare liegen vor und zwar von: Groß-Comoro, 
Küstengebiet VIII. (3 2 1 3 [Typen!]), 1 @ mit Eisack ebenda; 
Gr.-Comoro, Juli-Aug. 1903, auf Alo&, Weg nach Borboni, etwa 
300—600 m Höhe (viele Ex., alt und jung); Moheli VIII., ebenda 
1 @ mit Jungen; Gr.-Comoro, La Grille 1000 m; Moheli, Miremani 
(unreife Ex.); Anjouan (do., & ad.); Mayotte (sehr fragliche Ex.!); 
Gr.-Comoro, Anganye, Küste. Alles von Prof. Voeltzkow ge- 
sammelt. 

Q. Der Nephila inaurata Walck. (cf. Vinson t. 5, f. 1) sehr ähn- 
lich, aber durchgehend etwas kleiner, der Abdominalrücken zeigt 
hellere und dunklere, recurva gebogene Ouerbinden, die allerdings 
nie scharf begrenzt sind und von denen die hellen bei dunkleren 
Individuen fast nicht zu erkennen sind; ein schmales, scharf be- 
grenztes helles Längsfeld wie an der zitierten Figur angedeutet, 
ist nie vorhanden. Färbung der Beine wie bei inaurata, jedoch 
das III. Beinpaar mit insbesondere an der Basis hellerer Tibia, 
die bisweilen ebenso wie die Basis des Metatarsus einfarbig rötlich 
ist; Tibia IV an der Basis gerötet. Die Behaarung der Tibien I 
und II nimmt die ganze Endhälfte derselben ein. — Von N. mada- 
gascariensis Vins. u. a. durch die Zeichnung des Abdominalrückens, 
die dunklen Hintertibien, bürstenförmige Behaarung der Tibien 
etc. abweichend. Färbung der Beine der Hauptsache nach wie bei 
nigra, jedoch die Femoren nur an der Spitze schwarz. 


Die Zeichnung des Abdominalrückens besteht aus 4 gelblichen, 
unbestimmt begrenzten, stark recurva gebogenen, unter sich gleich 
weit entfernten Querbinden, von denen die vordere die deutlichste 
ist; von der Mitte der dritten Binde an zieht nach hinten eine 2 mm 
breite, parallelseitige, ebenfalls unbestimmt begrenzte Längsbinde, 
welche zwei schwarze, vorn divergierende, dann subparallel ver- 
laufende und unter sich um weniger als von dem Seitenrande 
dieser Binde entfernte Linien einschließt. Wenigstens die 2 oder 
3 vorderen der Rückenquerbinden setzen sich linienschmal an den 
Seiten des Abdomen schräg nach unten bis zur Bauchseite fort; 
ferner zeigen die Seiten feine, unregelmäßig angeordnete, hellere 
Punkte und Striche. Der Bauch mit einer schmalen gelben Quer- 
binde hinter der Spalte und von dieser Binde ziehen, als Begren- 
zung des Bauchfeldes, zweiähnliche Binden oder Linien nach hinten, 
die zuerst parallel, dann in ihrer hinteren Hälfte konvergierend 
gegen die Spinnwarzen verlaufen und in der Mitte meistens durch 


Arachnologica varia. 121 


eine ähnliche Querbinde verbunden sind, wodurch die Vorderhälfte 
des Bauches als ein rectanguläres Feld abgetrennt wird; in und 
hinter diesem sind wenig regelmäßige helle Striche und Punkte 
vorhanden. — Sternum, Lippenteil und Maxillen schwarz, letztere 
mit blassem Innenrand, Lippenteil mit ebensolcher Spitze. — 
Femoralglied der Palpen unten heller, oben dunkler braungelb, 
Patell. u. Tibialglied rotbraun, Tarsalglied schwarz. 

Die Grube vor dem Epigynehöcker ist tief, fast lochförmig 
erscheinend, abgerundet, breiter als lang, ohne einen deutlichen 
Höcker in der Mitte; die vordere Abdachung des Hügels zeigt zwei 
kleine, in Querreihe angeordnete, unter sich deutlich entfernte 
Gruben. Der Höcker selbst ist in der Mitte stärker gewölbt, hinten 
fast senkrecht abfallend und hier mit einer seichten, mitten ver- 
schmälerten und daselbst leicht gekrümmten Ouergrube, die von 
dem Bauche durch eine scharfe OQuerleiste getrennt wird und, 
wenn man will, aus zwei Gruben gebildet wird, die zusammen eine 
&-ähnliche Figur bilden. 

Die Höcker des Thoraxrückens und die des Sternum hoch und 
scharf abgesetzt. — Körperlänge 28 mm. Cephalothorax 10.5 mm 
lang, 7.5 mm breit. Abdomen 19 mm lang, 10 mm breit. Beine: 
EL: Fem. ‚18.5, Pat. * Fb. 19, Matet. 1 Tars. 25: mm; IV bezw. 
16.5, 14, 19 mm. Also: I 62.5, IV 49.5 mm. 

Das & ist auf dem Cephalothorax wie das von N. nigra Vins. 
gefärbt (cf. Vinson I. c., t. 6, f. 2), das Abdomen hat dagegen mehr 
Ähnlichkeit mit dem ä von N. inaurata (ct. 1. c., t. 5, f.2), insofern 
eine dunkle Mittellängszeichnung vorhanden ist, die sich aber 
dadurch unterscheidet, daß‘ sie an den beiden erweiterten 
Stellen je einen helleren Fleck einschließt. Die Spitze des Abdomen 
ist tiefschwarz und zwar erstreckt sich die schwarze Färbung an 
den Seiten am weitesten vorwärts und ist daselbst durch einen 
helleren Querwisch begrenzt. Bauchseite schwarz, beiderseits von 
einer hellen, nach außen konvex gebogenen schmalen Binde 
begrenzt, welche Binden vorn fast zusammenstoßen und daselbst 
Lungendeckel und Epigaster trennen; vor den Spinnwarzen ein 
braungrauliches QOuerfeld. Die Spinnwarzen selbst dunkel. Beine 
braungelb, die Glieder am Ende dunkler gerandet. Sternum 
bräunlichschwarz, mit hellgelblichem, keilförmigem, hinten am 
stärksten zugespitztem, den Hinterrand nicht erreichendem Mittel- 
längsfleck. Lippenteil und Maxillen wie Sternum, ersterer am 
Ende, letztere innen breit weißlich. Körperlänge etwa 3 mm, Länge 
des Cephalothorax 1.5 mm, des Abdomen 2.5 mm, Pat. + Tib. 
%2,5, IV, 1.2:mm: 

Schon die geringe Größe dieses $ schließt die Identität mit 
N. inaurata Walck. aus, während es sich von N. nigra Vins. eben- 
falls, wenn auch nicht so stark, durch geringere Größe unterscheidet 
(im Text [Vinson 1. c. p. 189,] wird die Größe des & als ‚4 45° mm 
angegeben, während die Figur |l. c., t. 6, £. 2], die als „grand. nat.“ 
bezeichnet ist, 8 mm lang ist). Das Tier stimmt mit der von Karsch 


11. Heft 


122 Embrik Strand: 


gegebenen Beschreibung des & der Nephila madagascariensis Vins. 
(in: Zeitschr. f. ges. Naturwiss. 52 (1879), p. 838sq.) überein; 
auch die Abbildung der Palpen läßt keine nennenswerte Unter- 
schiede erkennen, während an der Habitusfigur allerdings die 
dunkle Rückenbinde des & viel stärker hervortritt und auch anders 
geformt ist. Diese Figur ist jedoch nicht so detailliert, daß sie für 
die Feststellung der Identität entscheidend ist. — Was Blackwall 
in: Proc. R. Irish Academy (2) III (1877), p. 19, t. 2, £. 13, unter 
dem Namen Nephila plumipes Koch 3 von den Seychellen be- 
schreibt, ist jedenfalls eine nahe verwandte Art, die jedoch schon 
durch bedeutendere Größe abweicht. Auch das & der vielleicht 
auch in Betracht kommenden Nephila pilides (Luc.) ist erheblich 
größer (cf. Simon in: Ann. Mus. Genova (3) 3 (1907), p. 383). 


Ob dies $ zu dem oben beschriebenen @ gehört, dürfte nicht 
ganz sicher sein. Jedenfalls möge das 2 in erster Linie als Type der 
neuen Art betrachtet werden. 


Exemplare, die ich für nicht ganz reife SS derselben Art halte, 
sind größer als die reifen: etwa 6 mm lang und auch entsprechend 
dicker, heller gefärbt und haben nicht ganz dieselbe Rückenzeich- 
nung des Abdomen. Die Palpenorgane bestehen wie beim reifen 
aus einem fast kugeligen proximalen und dünneren distalen Teil, 
ersterer geht aber hier ganz allmählich in den letzteren über und 
dieser erscheint nicht als eine feine Spina, sondern als eine plum- 
pere, etwa stabförmige, ganz schwach nach hinten konvex gebogene 
Verlängerung, die am Ende schräg konkav geschnitten erscheint 
und oben, ebenso wie der basale Teil, senkrecht abstehende Borsten- 
haare trägt. Solche $g liegen vor von: Groß-Comoro, Juli-Aug. 
1903 etc. (siehe oben!); Gr.-Comoro, Küstengebiet; Moheli VIII. 
1903. 

Ein Eisack eines @ von Groß-Comoro, Küstengebiet VIII. 
1903 ist jetzt, in Alkohol, 43x28 mm groß, scheint übrigens aus 
nachträglich zusammengesponnenen Säcken zu bestehen, von 
denen der eine außen mit wenig fest angesponnenen Blättern, 
wahrscheinlich einer kleineren Pflanze (ähneln den Blättern von 
Heidekraut) größtenteils bedeckt ist. Der Sack enthält schon 
geschlüpfte Junge oder wenigstens weit entwickelte Embryonen, 
deren Zahl sehr groß sein muß. 


VIII. Spinnen von Spitzbergen. 

Von Möller-Bay auf Spitzbergen wurden mir durch das Entom. 
Mus. Dahlem zur Bestimmung übergeben: Erigone arctica (White) 
SQ, Lephthyphantes sobrius (Th.) unreifes 3, gesammelt von Prof. 
R. Henneberg (Berlin) 1912. 


IX. Zwei einheimische Spinnennester. 


Chiracanthium erraticum Walck. 
Von Dr. W. Horn bei Bansin Juli 1914 gesammelte Kokons 
dieser Art waren in einer Graminee angelegt und haben die aller- 


Bemerkungen über Cheiropachys. 123 


größte Ähnlichkeit mit dem von Becker in Arachn. de Belgique 
(Ann. Mus. d’hist. nat. Belgique, tome'X) als das Nest von Ocayle 
mirabilis Cl. auf Taf. V abgebildeten Objekt, während das auf 
Taf. VI ebenda abgebildete Nest von ebenfalls Ocyale mirabilis 
ja wesentlich anders aussieht und, nach meiner Erfahrung, jedenfalls 
das richtige mirabilis-Nest ist, während es mir nicht ausgeschlossen 
erscheint, daß seine Figur auf Taf. V in der Tat das Nest von 
Chirac. erraticum darstellt. 

Clubiona $hragmitis C. L. K. 

Nester an Schilf, Bansin VII. 1914 (Dr. W. Horn). Das Nest, 
aus einer feinen, aber ganz soliden, weißen Seidenhülle, die zwischen 
den eingekrümmten Rändern des Schilfes ausgespannt ist und an 
beiden Enden eine Öffnung frei zu lassen scheint, ist von 20 bis 
60 mm lang. 


Bemerkungen über Cheiropachys 
Westw. (Chalcididae). ’ 
Von 


Embrik Strand, Berlin. 


Zu der von Schmiedeknecht in: Genera Insectorum, Chal- 
cididae p. 162, gegebenen Gattungscharakteristik wäre folgendes 
zu bemerken: Ganz nackt sind die Augen nicht, indem man unter 
dem Mikroskop bei schwacher Vergrößerung eine feine spärliche 
Pubeszenz erkennen kann; die Angabe ‚Geißel sechsgliedrig‘“ ist 
als „Geißelfaden sechsgliedrig‘‘ zu verstehen, im ganzen sind ja 
die Fühler dreizehngliedrig, eine ‚Keule‘ läßt sich nur in Drauf- 
sicht zur Not erkennen, während im Profil die Endglieder sogar 
dünner als die vorhergehenden Glieder erscheinen. 

Es liegen mir von Cheiropachys colon L. 16 Exemplare beiderlei 
Geschlechts vor, die von Hohen-Neuendorf stammen und aus 
Scolytus rugulosus Ratzbg. gezogen sein sollen. Ferner einige 
Exemplare von Dresden aus Reinhards Sammlung. Wie aus diesem 
Material zu ersehen ist, kann C. intermedius Först. unmöglich als 
gute Art betrachtet werden; es liegen hier allmähliche Übergänge 
zwischen Colon und intermedius vor, so daß man bei einigen Exem- 
plaren nicht weiß, wohin sie zu stellen wären, und da die Exemplare 
also zusammen gezogen sind, ist an der spezifischen Zusammenge- 
hörigkeit nicht zu zweifeln. Als Varietät wird aber wohl in den 
meisten Fällen intermedius sich unterscheiden lassen. 

Unter den oben genannten Exemplaren aus Scolytus sind nur 
3 von der hellbeinigen Form (f. #r.), die anderen lassen sich am 
besten mit intermedius vereinigen. Abgesehen von der Beinfärbung 
ist unter diesen Formen kein weiterer bemerkenswerter Unterschied 


11. Heft 


124 Embrik Strand: 


erkennbar; ein Paar von den aus Dresden stammenden Exemplaren 
der Hauptform zeichnen sich aber durch ihre bedeutende Größe 
aus: Körperlänge 4.7 mm, Flügellänge 3.8 mm, bei denExemplaren 
aus Hohen-Neuendorf ist die Maximalgröße des Körpers 3.8 mm. 

C. G. Thomson (in: Hymen. Scandin. V. p. 32 (1878)) und 
Dalla Torre (in: Catal. Hym. V, p. 173) schreiben Chiropachys, 
die ursprüngliche Schreibweise (Westwood in: Zool. Journ. IV, 
p. 25 [1828]) ist aber Cheiropachys und so muß es bleiben. 


Beiträge zur Systematik und insbesondere 


zur Verbreitung der Apidae. 
Von 
Embrik Strand, Berlin. 


Die in vorliegender Arbeit behandelten Bienen gehören fast 
ausschließlich dem Deutschen Entomologischen Museum in Berlin- 
Dahlem. Systematische Reihenfolge nach Dalla Torres Katalog. 


Gen. Sphecodes Latr. 
Sphecodes ephippiatus L. Mecklenburg. 
R\ subquadratus Wesm. Mecklenburg. 
h pilifrons Ths. Spandau. 
ni puncticeps Ths. Mecklenburg. 
> dimidiatus Hags. Sylt 16. VI. 02 (Ohaus). 


Gen. Prosopis F. 

Prosopis variegata F. Sorgono, Sardinien (A. H. Krausse). — 
Montana (Wallis) 1. VIII [Fangdatum und also [Flug- 
zeit!] Attica 

N confusa Nyl. Zootzen. Potsdam. Süd-Tirol. 

W dilatata Kby. Mecklenburg. 

„ nigrita F. Schlesien. Mecklenburg. Nidden (Ostpr.). 

M borealis Nyl. Unicum: ‚30. 7. 03 (v. Leonhardi)“. Ob 
von Groß-Karben (Ober-Hessen) ? 

3 genalis Ths. Groß-Karben in Ober-Hessen, 16. VIII. 09 
(v. Leonh.). 

I pratensis Geoffr. Groß-Karben 2. VII. 04. 

N hyalinata Sm. Groß-Karben 21.—28. VI. 09; Poros 
(v. Leonh.). Mecklenburg. Böhmen. 

L annulata L. Groß-Karben 7. VI. —21. VII. (v. Leonh.). 
Schlesien (Letzner). 

” brevicornis Nyl. Ujpest in Ungarn, 27. V. 06 (v. Leonh.). 

F difformis Ev. Zootzen (Schwarz). — Zillertal, Umg. 
Mayrhofen 4. VIII. 14 (H. Wagner). 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae. 125 


Gen. Colletes Latr. 


Colletes albinus Mor. Montana (Wallis) 23. VII. 
„» marginatus Sm. Marseille. 


Gen. Paracolletes Sm. 


Paracolletes melbournensis Cock. 

Aus Victoria (coll. Kraatz) liegt ein leider nicht gut erhaltenes 
Q vor, das ich aber durch Vergleich mit der Type habe sicher be- 
stimmen können. — Kopf + Thorax 5, Abdomen 6 mm lang. 
Kopf, Thorax und Abdomen je 3.5 mm breit oder der Kopf fast 
unmerklich schmäler. Das ganze Gesicht glänzend, auch der 
kräftig, aber nicht dicht punktierte Clypeus und der weniger 
kräftige, aber etwas dichter punktierte Supraclypealraum; bei 
beiden läßt sich zur Not eine glattere Medianlängsbinde erkennen. 


Gen. Halietus Latr. 


Halictus supercaetus Cock., Fragliches Ex. von Guatemala. 

% Jörgenseni Fr. Fragliches Ex. von Mendoza in Argen- 

tinien. 

= tumulorum L. Schlesien (Letzner). Groß-Karben. Pots- 
dam. Montana (Wallis) 2. VIII. (v. Leonh.). Lands- 
berg, W. 23. V., an Taraxacum. 

hi villosulus Kby. Cimina und Manfredonia in Calabria 
(Pag., v. Leonh.). Schlesien (Letzner). 

7 fulvicornis Kby. Schlesien (Letzner). Groß-Karben, 
11.—21. VII. u. 24. VIII. Hagelfelde 30. VII. 11. 

es subauratus Rossi. Antonimina in Calabria (Pag., v. Leonh.) 
Ujpest in Ungarn, 27. V. 06 (v. Leonh.). 

r sexnotatus Kby. Süd-Tirol. Spandau 20. 9. 02. 

F quadrinotatulus Schenck. ‚16. 9. 09, Centaurea“. Spandau 
(M. Müller). Groß-Karben (Oberhessen), 21. 7. 1909 
(v. Leonhardi). 

P: calceatus Sc. Naumburg a. Saale, VI (A. Heyne). Bremen. 
Schlesien (Letzner). Groß-Karben. Mecklenburg. — 
Tolleuse-See (Mecklenburg) 12. VII. 14 (Gennerich). 

< rubicundus Chr. Köpenick, 23. 4. 02, an Salix. Spandau. 
Groß-Karben. Mecklenburg. Zillerthal, Umg. Mayr- 

- hofen, 4. 8 14 (H. Wagner). 

5 tetrazonianellus Strand. Aegina. 

Ft leucozonius Schrk. Spandau 20. 9. 02, Centaurea. — 
5. 10. 09 an Hieracium. — Hagelfelde, 29. 8. 04. — 
Naumburg-Saale VI. (A. Heyne). — Groß-Karben 
(Oberhessen), 24. 8. 1909 (v. Leonhardi). 

57 scabiosae Rossi. Montana (Wallis) 28. VII. Aegina. 
Asuni, Sardinien (Krausse). 

2» en Kby. Groß-Karben in Oberhessen (v. Leon- 
hardi). 

4; rufocinctus Nyl. Kroatien. Groß-Karben, 24. 7. 09 (v.L.). 

11. Heft 


196 Embrik Strand: 


Halictus cephalicus Mor. Asuni, Sardinien (Krausse). 


2, morbillosus Kriechb. Asuni, Sardinien (Krausse). 
un varıpes Mor. Ein & von: ‚Ca. b. Teberda, VI. 1912. 
(Roubal)“. 


Kl costulatus Kriechb. Groß-Karben in Oberhessen, 24. VI. 
(v. Leonhardi). Mecklenburg. 

* zonulus Sm. Groß-Karben, 28. VIII. Mecklbg. 

R* morio F. Groß-Karben, 30. VI. (v. Leonh.); Schlesien 
(Letzner). 

AL albipes F. $S Zillertal, Umg. Mayrhofen, 4. VIII. 14 
(Hans Wagner). Groß-Karben in Oberhessen, 19. 
VIII. 09 (v. Leonh.). 

Kl (Lucasius) clavipes Dours. Calabria: Antonimina, Cimina 
und Gerace (Paganetti, v. Leonh.). Asuni, Sardinien 
(Krausse). 

m malachurus Kby. Gerace in Calabrien (Pag., v. Leonh.) 
Groß-Karben (v. Leonh.). 

s 4-cinctus F. Calabria, Antonimina (Paganetti, v. Leonh.). 
Messina. 


Gen. Nomioides Schenck 
Nomioides variegata Ol. Calabria, Antonimina (v. Leonh.). 


| Gen. Andrena F. 

Andrena trimmerana Kby. Gielsdorf bei Straussberg i. M., 12. 
IV. 14 (Gennerich). Groß-Karben (Oberhessen), 
III.—IV. (v. Leonh.). 

Andrena colletiformis Mor. 

Von Asuni auf Sardinien VI.—VII. liegen eine Anzahl 22 
einer Andrena vor, von denen ein Exemplar schon als Andr. colleti- 
formis Mor. bestimmt war; auch von anderer Seite (u. a. Schmiede- 
knecht) habe ich diese Form so bestimmt gesehen. Exemplare aus 
Syrien jedoch, die ebenfalls unter demselben Namen im Deutschen 
Entomolog. Museum stecken, weichen so deutlich ab, daß ich von 
der spezifischen Zusammengehörigkeit nicht ganz überzeugt bin; 
die Form von Sardinien ist kleiner: Körperlänge 7.5 mm, die Ab- 
dominalbinden sind schmäler, reiner weiß und nur die beiden 
hinteren sind nicht unterbrochen, die Punktierung ist sowohl auf 
Mesonotum als Abdomen dichter und feiner, die Tegulae sind 
heller, die Flügel dagegen ein wenig dunkler. Leider liegen aus 
Syrien nur 2, obendrein nicht gut erhaltene Exemplare vor, so 
daß ich mit völliger Sicherheit weder beurteilen kann, ob diese die 
Hauptform vertreten noch ihr genaues Verwandtschaftsverhältnis 
zu der sardischen Form. Letztere scheint jedoch eine Lokal- 
varietät oder vielleicht sogar eigene Art zu bilden und wäre in 
beiden Fällen mit einem eigenen Namen zu belegen (event. sar- 
dinica m.). 

Andrena lepida Schenck. Asuni, Sardinien (A. H. Krausse). 
hr byrsicola Schmdkn. Es liegen zahlreiche Exemplare 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae. 127 


dieser auch in Tunis vorkommenden Art vor von: Asuni, Sar- 
dinien (A. H. Krausse). Die Exemplare zeigen keine nennenswerten 
Variationen weder in Größe, Färbung noch Behaarung. 
Andrena clarkella Kby. Spandau, 28. IV. 12, an Salix (Max Müller). 
er fulva Schrk. Berlin W., Schildhorn 1. VI. 99; Grunewald 
6. V. 05 (Oldenberg). Groß-Karben (v. Leonh.) 
29. III. —17. IV. 

” ovina Kl. Merseburg. Groß-Karben (v. L.). 

R ephipbium Spin. Trafoi VII. 96 (Oldenberg); Apulia, 
Manfredonia (v. Leonh.). 

£ v. dilecta Mocs. Asterabad (coll. O. Leonhard). 

Re cineraria (L.). Trafoi VII. 96; Berlin, , Pichelsberg, 28. 
IV. 05; Grunewald (Berlin) 6. V. 05; Schildhorn 
(Berlin) 4. V. 10. Alles von Oldenberg gesammelt. 
— Groß-Karben (v. Leonh.). Andermatt 18. VII. 
Montana (Wallis) 25. VII. (v. Leonhardi). Spandau. 

hi praecox Scp. Tegel. Schlesien. Lunz. Harz. Golseninsel 
b. Budapest 6. IV. Ujpest (Ungarn). Mecklenburg. 

7 albicrus Kby. Ostpreußen. Zootzen. Ujpest-(Ungarn). 
Grunewald und Finkenkrug. 

R3 hattorfiana F. Saßnitz, im August (Oldenbg.). Zootzen. 
Mecklenburg. 

„ hattorfiana v. haemorrhoidalis Kby. Zillerthal, Umg. 
Mayrhofen, 4. 8. 1914 (H. Wagner). 

r marginata F. Gravellona 10. VIII. 00, Triest VII. 11, 
Wiesbaden (Oldenberg). Groß-Karben (Oberhessen) 
31. VII. (v. Leonhardi). 

er albicans Müll. Groß-Karben in Oberhessen 6. IV. 10 
(v. Leonh.). Michendorf i. d. Mark, V (Heyne). 

u morio Brll. Calabria, Antonimina (v. Leonh.). 

» carbonariaL. Calabria, Cimina und Antonimina (v.Leonh.) 

3 thoracica F. Calabria, Cimina (v. Leonh.); Szigetcsep, 
7., VLE09,& (do.). 

„» comnvexiuscula Kby. Nicolosi (v. Leonh.). Montana (Wallis) 
DVI. E.). 

? combinata Chr. Calabria, Cimina (v. Leonh.). Schlesien. 
Mecklenburg. 

y chrysopyga Sch. Schlesien (Letzner). 

“ labiahs Kby. Calabria, Antonimina (v. Leonh.). Groß- 
Karben; 25. V. (v. L.). 

” proxima Kby. Groß-Karben (Oberhessen), 9. VI., 19. VII. 
26. V.10; Antonimina in Calabria (v. Leonh.). Montana 
(Wallis) 29. VII. (v. L.). 

F flavipes Pz. Calabria, Antonimina und Sta. Eufemia 
(v. Leonh.). 

A fucata Sm. Schlesien (Letzner). Groß-Karben, 16. VI. 
Thüringen. Michendorf i. d. M. 

Pr nana Kby. Cimina und Antonimina in Calabria (v. Leonh.) 


11. Heft 


128 Embrik Strand: 


Andrena ventralis Imh. Tunesia 3. IV. 08 (v. Leonh.). Schlesien 
(Letzner). Schwerin. 

" rutila Spin. Aegypten, Pyramiden. 

Y taraxacı Gir. Ujpest (Ungarn). 

Pr leucolippa Per. Calabria, Antonimina (v. Leonh.). 

a senecionis Per. Balkan, Parnass (v. Leonh.). 

5 gwynana Kby. Oederan, Sa. VII. (A. Heyne). Groß- 
Karben, IIIL.—IV. (v. Leonhardi). 

6; sericea Chr. Spandau 1. VI. (M. Müller). 

a bimaculata Kby. Spandau 5. V. (M. Müller). 

1 tibialis Kby. Styria (Strobl) 29. IV. 97. &. Groß-Karben 

fr. 3); 

[ varians Kby. Bernsee. Auch v. helvola von Groß-Karben 
(v. Leonh.), im April. 

R: nigroaenea Kby. Spandau 6. V. 12. Groß-Karben (v.L.). 

ss nitida Fourcr. Spandau 8. VI. (M. Müller). Ransern, 
an Flieder. Groß-Karben (v. L.). 

$ argentata Sm. Spandau. 

" fulvierus Kby. Stettin. Swinemünde, an Sedum. Exem- 
plare vom 3. V. an Taraxacum von Woltmarshausen. 
Potsdam. Mecklenburg. Ujpest (Ungarn). Groß- 
Karben (Oberhessen) 9. IV. (v. L.). 

parvula Kby. Klovimoen, Vefsen, Norwegen (Strand leg.) ; 
er Malta (ex coll. Strand). Groß-Karben (Oberhessen) 
III.—IV. (v. Leonh.). Montana (Wallis 1.—80. VIII. 

(v. L.). Mecklenburg. 

Mr minutula Kby. 

Von Catania liegt (excoll.Strand) ein darvula-ähnliches Qvor, das 
wegen seiner aufder Unterseite braungelben Fühlergeißelundder fast 
silberweißen Schienenbürste zu dieser jetzt wohl meistens mit A. Dar- 
vula vereinigten Form gehören muß. — Calabria, Antonimina (v. 
Leonhardi). 

Andrena humilis Imh. Andermatt. Potsdam 24. V., auf Hieracium. 
Spandau (M. Müller). 

Zwei Q9 von Tsingtau (Hoffmann) kann ich nicht mit Sicherheit 
von europäischen Exemplaren von Andr. humilis spezifisch unter- 
scheiden. Zwar ist Nervulus interstitial oder wenn man will, ein 
wenig postfurkal, bei den meisten mir vorliegenden europäischen 
Stücken dagegen unverkennbar antefurkal, jedoch haben Exem- 
plare von Sizilien, die ich für humilis halte, interstitialen Nervulus; 
dieses Merkmal kann daher nicht sehr in Betracht kommen. 


Andrena shawella Kby. Zillertal, Umg. Mayrhofen 4. VIII. 14 
(H. Wagner). 
> flesae Pz. Morav. Montana (Wallis) 28. VII. 
Außerdem von Groß-Karben (Oberhessen) (v. Leonhardi leg.): 
Andrena fulvago Christ, cyanescensNyl. 14.V., spinigeraKby.IV.—V., 
florea F. V.—VI., labiata Sch. V., cingulata F.V., curvungula Ths. VI., 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae. 129 


extricata Sm. 11. IV.—1. V., chrysosceles Kby. 5. V., propingua 
Sch. 12. V. und xanthura Kby. V. 


Gen. Nomia Latr. 
Nomia ruficornis Spin. Mark bei Cairo VI. 


Gen. Panurginus Nyl. 
Panurginus montanus Gir. Andermatt 9. VII. 


Gen. Panurgus Pz. 
Panurgus banksianus Kby. — Chudenice in Böhmen VIII. 1913 
(Roubal). — Schandau a. E. VII. (A. Heyne. — 
Sierra Nevada in Spanien. 
® calcaratus Sc. Schandau a. E., VII. (A. Heyne). 
g dentibes Sc. Montana (Wallis), 14.—28. VII. Ostpreußen. 
Andermatt 17. VII. (v. Leonh.). 


Gen. Dasypoda Latr. 
Dasypoda plumipes Latr. 

Ein männliches Exemplar trägt als Fundortsangabe: Jalappa, 
Mexico (Hoege); wahrscheinlich liegt hier ein Irrtum vor. — 
Spandau (M. Müller). Arnswalde. Schlesien (Letzner).” Zootzen 
(Konow). Schandau a. E. VII. (A. Heyne). Ujpeset in Ungarn. 
Potsdam. Zootzen. Spandau. 

Dasypoda argentata Pz. v. braccata Ev. Deliblat 23. VII. 86 (coll. 

Konow). 

Gen. Melitta Kby. 


Melitta haemorrhoidalis Leach. Montana (Wallis) 31. VII. 
Gen. Systropha Ill. 
Systropha planidens Gir. Groß-Karben in Oberhessen 25. VI.— 


11. VII. 
Gen. Ceratina Latr. 


Ceratina cucurbitina Rossi. Catania (coll. Strand). 
cyanea Kby. Ein & von Catania ( coll. Strand). 


Gen. Xylocopa Latr. 


IE 


Xylocopa valga Gerst. 

dd von: Riva a. G. und ‚‚Oreh“ oder ‚Orcho“ (,‚Orebo“) 
[? ob = Orenburg?] und ‚coll. Konow“. — 92 von: Madrid, 
Susak 11. 5. 88 (coll. Konow), Vezina 20. 5. 88 (do.), Andalusien 
(do.), Xylokastron [ ?]. — Asterabad IV.—VI. 08. 


Xylocopa violacea L. 

gg von: Vallombrosa 18. 6. 08 (Oldenberg), Draga 21. 3. 86, 
Niza, Escurial. — Die P9 von valga und violacea unterscheide ich 
im Anschluß an Frey-Gessner in erster Linie nach der Entwicklung 
der Schienenwarze: klein bei violacea und groß bei valga (contra 
Gerstäcker), denn mit den Längenverhältnissen der Fühlerglieder 
ist als Differentialcharakter wirklich furchtbar wenig anzufangen. 
Es wundert mich, daß Maidl (in: Ann. Naturh. Hofmus. Wien 26 
(1912) p. 254—255) nichts darüber angegeben hat, wie er die 9 
Archiv für Naturgeschichte 

1315. £ 1. 9 11. Heft 


130 - ©  Embrik Strand: 


dieser beiden Arten unterscheidet, und zu den verschiedenen An- 
gaben von Gerstäcker und Frey-Gessner nicht Stellung nimmt; 
allerdings hat Friese die Angaben Frey-Gessners, die richtig sein 
dürften, bestätigt. — 22 von: Riva a. G. (Oldenberg), Escurial, 
Bozen VI. 96 (do.). Susak 11. V. 88 (Konow). Asterabad IV.— 
VI. (Leonhard). Ferner 2-Exemplare von Parnass (v. Leonhardi), 
Poros (do.), Groß-Karben (Oberhessen), 12. VI. 06 (do.), Asuni 
auf Sardinien VI. —VII. (Krausse leg. ; von Friese als valga bestimmt, 
trotzdem es ein selten ausgeprägtes Exemplar von X. violacea ist!). 
— dd von Groß-Karben 23. III. 08. 


Xylocopa cyanescens Br. Syracus (ex coll. Strand). 
® flavorufa De Geer. Bagamoyo. 
Mi nigrita F. Bagamoyo. 
% Stuhlmanni Kohl. Bagamoyo. 
Y scioensis Grib. Bagamoyo. 
% appendiculata Sm. Tsingtau (Hoffmann). 
en caffra L. (apicahs Sm., luteola Vach.) $S$ von Dschang 
in Kamerun 22. X., 7. X. — Bagamoyo. 
R latibes Dr. SG von Pradjekan, Java. 
MR confusa Per. 1 Q@ Pradjekan, Java. 
5 barbata F. Caparo, Trinidad (un.). 


X ylocoda madurensis Fr. 


Von dieser kürzlich (in: Deutsche Entomol. Zeits. 1913, p. 88) 
beschriebenen Art liegt ein Pärchen von der typischen Lokalität 
Shembaganur in Süd-Indien vor. — 8. Wenn Friese als Unterschied 
von X. collaris Lep. & den weißen Basalfleck des Labrum angibt, 
so ist dazu zu bemerken, daß dieser Fleck auch bei collaris vor- 
kommen kann. Die Metatarsen aller Beine des $ mit braungelb- 
licher Behaarung oben, dagegen sind sie, ebenso wie die Tarsen 
unten tiefschwarz. Die Flügel sind in der basalen Hälfte heller 
und können daselbst fast als subhyalin bezeichnet werden. 
XAylocoda brasilianorum (L.) Maidl 

16 22 von: Tehuakan, Mexiko 1650 m, Oktbr., zeigen die von 
Maidl in: Ann. Naturhist. Hofmus. XXVI (1912), p. 312—3, an- 
gegebenen charakteristischen Merkmale seiner X. brasilianorum, 
höchstens mit der Ausnahme, daß die Kniescheibe der Hintertibien 
kaum über die Mitte der Tibia reicht. Sowohl in Flügelfärbung als 
Größe unter sich wenig variierend: die Körperlänge beträgt 23 bis 


25 mm, die Flügellänge 19—21 mm. Drei wahrscheinlich zugehörige 
dd ebenda. 


Xylocoba formosa Sm. 

Von dieser durch die eigentümliche Behaarung des Gesichtes 
des @ charakteristischen Art liegen 7 22 von: Tehuakan, Mexiko, 
1650 m, Oktober, vor. Eine glatte Mittellängslinie auf Clypeus ist 
entweder gar nicht oder höchst undeutlich vorhanden. Die Körper- 
länge schwankt bloß zwischen 26 und 28 mm und auch sonst sind 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae 131 


nennenswerte Unterschiede nicht vorhanden. Die Mitte des 
Mesonotum ist kahl, spiegelblank und daher sehr stark glänzend, 
unpunktiert, aber in der vorderen Hälfte mit deutlicher einge- 
drückter Mittellängslinie. — Ferner 6 dd ebendaher. Diese sind 
22—26 mm lang; der Kopf ist schwarz mit gelbem, dreieckigem, 
oben scharf zugespitztem, Clypeus und Supraclypealraum be- 
deckendem und bis ins Niveau der Antennenbasis reichendem 
Gesichtsfleck. Labrum an der Basis mit kleinem hellgelbem Fleck. 
Mesonotum ist am Rande gelblich behaart und innerhalb dieser 
Randzone schwarz behaart, während die Mitte wie beim © kahl 
und glatt ist. Mesopleuren mit hellgelber, von der umgebenden 
tiefschwarzen Behaarung scharf abstehender Behaarung. Das erste 
Tergit ist gelb behaart, sonst ist Abdomen tiefschwarz und zwar 
am Ende lang abstehend behaart. Die Unterseite der Metatarsen 
und Tarsen mit goldbräunlicher Behaarung, auf dem ersten Paar 
findet sich auch oben solche Behaarung, sonst sind die Beine 
schwarz behaart und zwar auf den Metatarsen III auffallend lang 
und abstehend. Die Femora III sind unten und hinten ziemlich 
kahl, tragen aber ebenda an der Basis eine kleine, scharf markierte 
Haarbürste. Der Blauglanz des Körpers ist mindestens so stark 
wie beim 9. — Die äd dieser Art gehören zu den schönsten aller 
X ylocopa-Männchen. 


Gen. Aneyloscelis Latr. 
Ancyloscelis nigriceps Fr. Santiago del Estero, Argentina. 


Gen. Eucera Scop. 


Eucera parvicornis Mocs. Calabria, Antonimina (coll. v. Leon- 
hardi) d. 

eucnemidea Dours. & Asuni, Sardinien (A. H. Krausse). 
Algier. Palermo (O. Leonhard). 

„ elybeata Er. Asuni, Sardinien (Krausse) 4. 

‚„ longicornis L. Sylt 14. VII. 02 (Ohaus). Das Ex. trägt 
außerdem eine Etikette folgenden Inhalts: © ‚Eucera longicornis L. 
Von Friese fälschlich als E. difficilis aufgefaßt““. — Groß-Karben 
(Oberhessen) IV.—V. (v. Leonhardi). & Syracus (coll. Strand). 
— Die angeblichen Unterschiede zwischen E. loneicornis L. und 
E. difficihs Duf. sind sicherlich nicht spezifisch. 

Eucera nitidiventris Mocs. Asterabad IV.—VI. 1908 (coll. ©. Leon- 
hard). 


) 


Gen. Tetralonia Spin. 
Tetralonia tricincta Er. Jerusalem. 
malvae Rossi. Civita Vecchia. 


Gen. Anthophora Latr. 
Anthophora quadrifasciata Vill. Marokko. Attica. 
albigena Lep. Ashkabad. 
acervorum v. pennata Lep. Calabria, Antonimina 
(v. Leonhardi). 


, 


) 


> 


9* 11. Heft 


132 Embrik Strand: 


Anthophora vuldina Pz. 21. VI.—10. VII. — A. acervorum L. 
III..—V. cum v. nigra Fr. — A. Pdarietinum F. — 
A. rvetusa L. Alles von Groß-Karben (v. L.). 
ii confusa Sm. Shembaganur in Süd-Indien. 
Ye migrocincta Lep. Malta (ex coll. Strand). 
Mr zonata L. v. subcaerulea Lep. Port Adelaide, Austra- 
lien (ex coll. Strand). 


Gen. Diphaglossa Spin. 
Diphaglossa Gayi Spin. 
Mehrere Ex. von Bolivien. 


Gen. Centris F. 
Centris mexicana Sm. Tehuacän, Pue, Mexico, X., 1650 m. 


Gen. Euglossa Latr. 
Euglossa cordata L. Unicum von: „S. Jose, €. Ric. VI.“; ferner 
je eins von Orizaba in Mexico und Guyana. 
r dimidiata F. nebst var. (ab.?) flavescens Fr. Obidos 
(Amazonas). 


Gen. Epieharis Klug 
Epicharis rustica Ol. Mexico. 


Gen. Melecta Latr. 
Melecta luctuosa Scop. Mallorca. 
aterrima Lep. Syracus (ex coll. Strand). 
„ armala Pz. Aegypten, Pyramiden. Groß- Karben in 
Oberhessen (v. Leonhardi). 


Gen. Croeisa Jur. 
Crocisa scutellaris F. Bonn. 
„  qwmartinae Grib. Celebes. Finschhafen, Neu-Guinea b. 
300 m. 
„  emarginata Lep. Shembaganur in Süd-Indien. 


Gen. Chrysantheda Perty 
Chrysantheda dentata L. Unicum von Poserga [?] Campos. 


Gen. Epeolus Latr. 
Epeolus productus C. G. Ths. $ Zehlendorf bei Beslm yaL 1915, 
an Artemisia. | 
Gen. Nomada Scop. 
Nomada fucata Pz. Nauheim 27. IV. 04, an Salix. Groß-Karben 
11. IV.—3. VI. (v. L ' 
nn lineola Pz. Schlesien. (Letzner). 
” jacobaeae Pz. Zootzen und Kalkh. [ob=Kalkberge in 
Brandenburg ?] (coll. Schwarz). 
2 bifida Ths. Zootzen. Groß-Karben 11. IV.—8. V. (v.L.). 
“ albogutiata H.-Sch. Straussberg 17. 6. 1900. 
H rufipes F. Zootzen. Zillertal, Umg. a 4. VIII. 
14 (H. Wagner). 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae 1933 


Nomada succincta Pz. Groß-Karben 13. IV.—25. V. (v. Leonhardi). 


Mecklenburg. 

alternata Kby. Groß-Karben 1.—26. V. 

sexfasciata Pz. Groß-Karben, 8.—30. V. 

lathburiana Kby. Potsdam. 

xanthosticta Kby. Ujpest in Ungarn. 

ochrostoma Kby. Groß-Karben (Oberhessen) 23. V.— 
16. VI. Zootzen. 

ruficornis L. Groß-Karben (v. Leonh.), 11. IV.—29. V. 

flavogutiata Kby. Groß-Karben (v. L.). 


Gen. Eriades Spin. 


Eriades truncorum L. Zootzen. 


crenulatus Nyl. Ujpest 27. V. 

nigricornis Nyl. Tirol. 

campanularum Kby. Montana (Wallis). 

truncorum L. 22. VI., 22. VIII. — E. nigricornis Nyl. 


29. VI. — E. campanularum Kby. 4.—80. VI. Alle 3 Arten 
von Groß-Karben (v. Leonhardi). 


Gen. Osmia Pz. 


Osmia aurulenta Pz. $& Schlesien (Letzner). 


fulviventris Pz. Groß-Karben in Oberhessen, 13. V. u. 
6. VI. 1910 (v. Leonhardi); Calabria, Antonimina (do.). 

coerulescens L. Schlesien (Letzner); Calabria, Antonimina 
(v. Leonh.); Finkenkrug. Messina (ex coll. Strand). 

adunca Pz. Kissingen, VII. (Pape). Potsdam. Zootzen. 

rufa L. Dresden. 

tricornis Latr. Calabria, Cimina; Apulia, Manfredonia. 
(Beides von v. Leonhardi). 

cornuta Latr. Ein $ von Stuttgart (Strand leg.). 

Latreilli Spin. Catania (ex coll. Strand). 

bisulca Gerst. Messina (ex coll. Strand). 

ferruginea Latr. Ein Q@ von Catania (coll. Strand). Der 
Var. B. Lepell. mit schwarzer Bauchbürste angehörend. 

bicornis L. 11. IV.—30. V. — O. caerulescens L. 15. V.— 


2: VI. —O. fulviventris Pz. 29. V., 2. VII. — O. danzeri Mor. 
18. V. auf Cheiranthus. — O. adunca Latr. 16.—80. VI. — 
O. aurulenta Pz. 29. VI.—20. V. — O. papaveris Latr. 20. VI. 
Diese 7 Arten von Groß-Karben (Oberhessen) (v. Leonhardi). 


Gen. Megachile Latr. 


Megachile mucorea Fr. $ Aegypten, Pyramiden, IV. 


argentata F. Zootzen. Attica 30. VI. 

centuncularıs L. Ostpreußen. Zootzen. 

centuncularis 27. VI. — M. lagopoda L. 16. VII. — M. 
ericetorum Lep. 27. VI., 11. VII, 21. VIIL — Alle 
3 von Groß-Karben, lagopoda auch von Zootzen. 

willughbiella Kby. 3 Linthal 30. 6. 13. (Oldenberg). 


11. Heft 


134 Mi ! Embrik Strand: 


Megachile (Chalicodoma) muraria Retz. Syracus (ex coll. Strand). 

2 „ siceula Rossi. Malta (ex coll. Strand). Ein $ mit 
weißer Behaarung des Untergesichts. 

ha aterrıma Sm. Paloe, N. W. Celebes. 
„ rufiventris Guer. Gobabis in D. S. W.-Afrika. 
Y ruficebs Fr. Lombok, Sapit, 2000’, April (Fruhstorfer). 
N, felina Gerst. Bagamoyo. 
2” tithonus Sm. Bagamoyo. 


Gen. Trachusa Jur. 
Tyachusa serratulae Pz. Montana (Wallis) 7. VIII. Diebseich 7.VII. 


Gen. Anthidium F. 
Anthidium florentinum F. Korfu (Paganetti) 
5 septemdentatum L. Apulia, Manfredonia (v. Leonhardi) ; 
Calabria, Sta. Eufemia d’Aspromonte (do.). Bozen 
VI. und 10. VII. (Oldenberg). 
s oblongatum Latr. Bozen VI. — 14. VII. (Oldenberg). 
& variegatum F. Vallombrosa 1. VII. 08 (Oldenberg). 
oh manicatum L. Riva a. G., Bozen, Vallombrosa (Olden- 
berg). Zootzen. Groß-Karben (Oberhessen) 22. VI. 
—11. VII. (v. Leonhardi). 
Y strigatum Panz. Freienwalde a. OÖ. und Jungfernheide 
(Oldenberg). Schlesien (Letzner). 
F sticticum F. Catania (ex coll. Strand). 
r lituratum Panz. Sorgono, Sardinien (A. .H. Krausse). 


Gen. Stelis Pz. 
Stelis aterrima Panz. Wiesbaden (Oldenberg). 
,„. aterrima Panz. 22. VI..—29. VIII. — S. dhaeobtera Kby. 
22. VI..—5. VII. Beide Arten von Groß-Karben (Oberhessen) 
(v. Leonhardi). 
Gen. Coelioxys Latr. 


Coelioxys quadridentata L. Ostpreußen. Spandau. Klosterfelde. 

;> conoidea Ill. Saßnitz im August und Zinnowitz (Olden- 

berg). Calabria, Antonimina (v. Leonhardi). 

@ elongata Lep. Trafoi VII. 96, Berlin W., Zinnowitz, 

Saßnitz (alles von Oldenberg gesammelt). Schlesien 
(Letzner). \ ‘ 
„  acuminata Nyl. Groß-Karben 28. VI.—11. VII. (v. Leonh.) 
7 aurolimbata Först. Berlin W. (Oldenberg). Groß-Karben 
(Oberhessen) 27. VI.—22. VIII. (v. Leonh.). 

»  breuis Ev. In Friese „Bienen Europas“ I, p. 79, findet 
sich eine Notiz, daß Konow diese Art ‚massenhaft bei Fürsten- 
berg, abends an Artemisia-Stengeln angebissen (schlafend)‘“ ge- 
fangen hat. In Konows, jetzt im Entomologischen Museum 
Dahlem.aufbewahrter Sammlung steckten zusammen, in gleicher 
Weise präpariert (auf Minutien gespießt) eine Anzahl mittelgroßer 
Coelioxys, auf welche sich genannte Notiz höchst wahrscheinlich 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae 135 


bezieht. Darunter war zwar Coel. brevis vertreten, aber auch 
Coel. afra und vielleicht noch eine oder zwei Arten, was also darauf 
deuten würde, daß genannte Eigentümlichkeit nicht Coel. brevis 
allein zukommt. Etikettiert waren sämtliche Exemplare nicht, 
was häufig in Konows Sammlung der Fall war, wenn er die 
Exemplare in der Nähe seines Wohnortes gesammelt hatte. 


Gen. Bombus Latr. 


Bombus sonorus Say. Tehuakan in Mexiko, 1650 m, Oktober. 

5 ignitus Sm. Pingshiang in Süd-China (Kreyenberg). 
NB. ein Ex. mit gelbem Kopf! 

R Dahlbomi Guer. Bolivien (Heyne vend.). 

® soröensoides Hff. (canariensis PEr.), Teneriffa, Juni 1910 
(v.. Leonh.). R 

$ eriophorus (Bieb.) Rad. Un. von: Ca. Kislovodsk V. 1912. 

(Roubal). 
;) haematurus Krchb. Asterabad IV.—VI. (coll. O. Leonhard) 
= lapponicus F. Innsbruck 21. VII. und 18. VI. Landro 
30. VI. (A. Weis). Gellivarre 27. VII., Abisko VII., 
Stelvio VIII., Trafoi VII. (Oldbg.). 

a8 soroeönsis F. Spindelmühle VIII. (Oldenberg). 

r „  v. proteus Gerst. Airolo 6. VIII. 02, Andermatt 
6. VII. 02 (v. Leonh.). — Styria. Mte. Rosa. Montana 
(Wallis) 25. VII. 03 (v. L.). — Groß-Karben 11. IX. 02 
(v. L.). — Partenkirchen 700—1000 m VI. (A. Heyne). 

‘ — Swinemünde. — Tollach VII. (M. Müller). 

25 xanthopus Kriechb. — Korsica 4. IV. 

er jonellus Kby. Finkenkrug b. Berlin, VI. und Drossen 
(A. Heyne). — Harburg a. d. Elbe 14. IX. (Brauns). — 
Warnemünde 26. IV. (Konow). 

% silvarum L. Groß-Karben (Oberhessen) 26. VIII. —20. IX. 
10 (v. L.). — Schlesien (Letzner). — Berlin, Zinnowitz, 
Wiesbaden (Oldbg.). — Fürstenberg i. M. und Spandau 
(Konow). — Chudenice in Böhmen (Roubal). 

3 Gerstäckeri Mor. Engelberg 4. VII. Lunz in Österreich 
(Letzner). 

I derhamellus Kby. Finkenkrug b. Berlin, Tölz in Ob.- 

Bayern, 700 m, VI. —VIII. Oederan in Sa., VII. (Heyne) 
— Spindelmühle (Oldbg.). 

? sibiricus F. Sibirien, Minussinsk. 

2 carbonarius Handl. Paraguay. 

„ alticola Kriechb. Simplon 21. VI.; Val Piora, Andermatt, 
5. VIII, 30. VII.; Ob. Innstal 96. VI.; Linthal 3. VII. 
13 (Oldenberg) ; Göschenen 26. VII. (A. Weis). 
arenicola Ths. Rostock, Radegast 14. IX (oder IV.?), 

7. VI. (Konow). — Saßnitz VIII, Thal i. Th. VIII, 
Berlin, Trafoi, Wiesbaden, Zinnowitz (Oldenberg). -— 
Waldenberg, Neumark, Finkenkrug VI. (Heyne). 


11. Heft 


136 wi Embrik Strand: 


Bombus laesus Mor. Pest 29. VII. 

distinguendus Mor. Waldenberg, Neumark (Heyne). — 
Borkum VIII., Spindelmühle VIII. (Oldenberg). — 
Niendorf a. ©. VIII, Mark Brandenburg, Husum, 
Dagebüll (Schleswig-Holstein) (Konow). 

“ pyrenaeus Per. Simplon 21. VI. Val Piora. 

pratorum L. Finkenkrug b. Berlin, Tölz in Ob.-Bayern 
VI. 700 m, Schandaua. E. VII., Michendorf in der Mark 
V., Partenkirchen 700—1000 m (A. Heyne). — Schlesien 
(Schwarz). — Spindelmühle VIII. (Oldbg.). Groß- 
Karben (Oberhessen) 4. IV.—29. V., Montana (Wallis) 
31. VII. —7. VIII. (v. Leonh.). 

v. burellanus Kby. St. Moritz 28. VII. (Oldbg.). — 
Hagelfelde 1. VIII. (Konow). — Finkenkrug, Tölz und 
und Oederan (Heyne). 

v. borealis Alf. Waldenberg, Neumark (Heyne). 

v. citrinus Schmied. Schweden, an Ribes 16. IV. 06. 


er terrestris L. Niza. Misdroy 14. IX. (Konow). — Prignitz, 
Falkenhagen b. Berlin, Schönow b. Berlin VII.—VIII., Jung- 
fernheide V., Partenkirchen 700—1000 m VI., Michendorf i. d. 
Mark VIII., Tölz in Ob.-Bayern 700 m VI.—VII., Schandau a: E. 
VII. (Heyne). — Sylt Marsch 2. IX., Archsum 10. VIII, (Ohaus). 
— Riva a. G., Spindelmühle VIII., Berlin W., Zinnowitz (Olden- 
berg). — Groß-Karpen 4. IV., 10: .IV., 7. V., 22. VIII, 9. VIIL, 
25. VIII, 20. V., 3. VII, 7. IX., 23. II.; Potsdam (v. Leonhardi). 
— Jena 14. IV., an Salix. — Spandau (M. Müller). 

var. lucorumL. Schönau b. Berlin VII. —VIII., Mahlsdorf-Süd 
b. Berlin, Michendorf in d. Mark VIII., Schandau a. E. VIL., 
Wilmersdorf VII., Oederan in Sa. V1I., Jungfernheide v.. Bernsee 
Neumark (Heyne). — Spandau (M. Müller). — Buckow (Schirmer). 
— Schwerin 12. IX., Harz (Konow). — Groß-Karben (Oberhessen) 
8. IX., 24. VIII, 20. IX., 7. VIII, Montana (Wallis), 26. VII. 
(v. Leonhardi). — Schneidemühle VIII., Berlin W., Mehadia VII. 
u. VI. (Oldenberg). — Asterabad IV.—VI. 

var. cryptarum F. Schlesien (Letzner). — Hagelfelde 15. VII. 
04, an Vicia (Konow). — Schönow b. Berlin VIL.—VIII. (Heyne). 


Bombus hybnorum L. Schandau a. E. VII., Oederan Sa. VII., 
Bastei, Mahlsdorf-Süd b. Berlin (Heyne). — Spindelmühle 
VIII, Berlin W. (Oldbg.). — Thüringen. 

m mendaxGerst. Seisser Alp 17. VII., Trafoi VII. (Oldenberg). 

Mi mesomelas Gerst. Innsbruck 20. VIL., 29. IV. an Primula. 

Schlesien. 

» Domorum Pz. Gumperda (Konow). — Groß-Karben 
5. VI. (v. Leonh.). 

" variabilis Schmiedkn. Broüt-Vermet, Gall. — Thüringen. 
— Saßnitz VIII. (Oldbg.). — Montana (Wallis) 25. VII. 
v. iristis Seidl. Styria. 


LE} 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae. 137 


Bombus vorticosus Gerst. v. sulbhureus Fr. Ca. b. Teberda VI. 
1912 und Ca. Kislowodsk V. 12 (Roubal). — v. niveatus 
Kriechb. Syrien (coll. Strand). 

& sassaricus Tourn. Sorgono auf Sardinien 7. V. (A. H. 

Krausse). 
4 sardiniensis Tourn. Sorgono, Sardinien 7. V. (A. H. 
Krausse). 

Bombus lapidarius L. Ostpreußen. Schönow VII.—VIII., Schandau 

a. E. VII., Oederan Sa. VII., Tölz 700 m VII., Partenkirchen 
700—1000 m (Heyne). Misdroy 14. 9. 99 (Konow). Fürstenberg 
i. M. 2. 4. 89 (do.). Groß-Karben in Oberhessen 6. IX. 06 und 
7. IV. 04 an Taraxacum u. Viola (v. Leonh.). Potsdam (Pape). 
Montana in Wallis 14. VII. 03 (v. Leonh.). Friedeberg, Neumark 
(A. Heyne). Sylt, Marsch 2. IX. 03 (Ohaus). Sylt, Archsum 
18. IX. 00 (do.). — Wiesbaden, Berlin W. (Oldenberg). 

v. caucasicus Rad. Hadschakent im Kaukasus. 

Bombus confusus Schenck. Schwerin und Friedeberg, Neumark 
(Konow), Naumburg Saale VI. (Heyne). Groß-Karben 
21. IX. 02, 13.—23. V. 03 (v. Leonh.). 

Bombus agrorum F. Spindelmühle VIII, Wiesbaden, Berlin, 

Pichelsberg V., Schildhorn (Berlin) V., Saßnitz VIII. (Oldbg.). 
Chemnitz, Schandau a. E. VII., Schönow bei Berlin VII.—VIII., 
Finkenkrug b. Berlin V., Oederan Sa. VII., Partenkirchen 700— 
1000 m VI., Michendorf V., Spandau V., Tölz in Oberbayern 
700 m VI.—VII. (ex coll. A. Heyne). — Fürstenberg i. M. u. 
Hagen i. W. (Konow). Groß-Karben 4.—16. V., 14. VIII., 6. IX. 
(v. Leonhardi). | 

v. dascuorum Scop. Antonimina in Calabria (Pag., v. Leonh.). 
Bozen 3. IV. Bagneres de Bigorre in den Pyrenäen (Konow). 

v. iricusfis Schmiedk. Partenkirchen 700—1000 m VI, 
Tölz in Oberbayern 700 m VI. Zielenzig (A. Heyne). — Saßnitz 
VIII., Spindelmühle VIII., Wiesbaden (Oldenberg). 

Bombus hortorum L. Silesia (Schwarz). Spandau. Tölz in Ober- 

bayern 700 m VI.—VII. und Oederan in Sa. VII. (Heyne). 

— Saßnitz, Spindelmühle, Vallombrosa, Berlin (Oldenberg). 

v. nigricans Schmiedk. Schwerin 21. V. (Konow). 

v. ruderatus F. Schlesien (Letzner). Spandau und lokalitäts- 
lose oder fragliche Ex. 

v. fidens Harr. Neu-Seeland (Oldenberg). 

v. argillaceus Scop. Innsbruck 6. V. Carinthia. 

Bombus virginicus F. Pensylvanien, Jeanette. — Ein bloß 10 mm 
langes Exemplar von Sherborn in Massachusetts, August 
1913 (C..A. Frost). 

y muscorum F. Finkenkrug VI., Schönow b. Berlin VII. — 
VIII. (Heyne). — Spandau, an Thymus (M. Müller). — 
Schlesien (Letzner). — Rostock 27. V. Radegast 22. 8. 
84. Wannsee. — Schleswigsche Westküste VII. (Konow). 


11. Heft 


138 Embrik Strand: 


Bombus elegans Seidl. Val Piora. Andermatt 30. VII. 

Be Lefeburei Lep. Kossau b. Plön, Ostholstein (J. Schröder). 

“ mastrucatus Gerst. Partenkirchen 700—1000 m VI, 
Tölz in Oberbayern 700 m VI.—VII. (A. Heyne). — 
Spindelmühle VIII. (Oldenberg). — Innsbruck 24. V. — 
Montana (Wallis) 3. VIII. 03, Andermatt 7. VIII. 02 
(v. Leonhardi). 

in latreillellus Kby. Schneidemühle VIII., St. Moritz 1. VIII., 
Macugnaga 7. VIII. (Oldenberg). — Schlesien (Letzner). 
Niendorf a. ©. — Montana (Wallis) 12. VII., Groß- 
Karben 24. VII. (v. Leonhardi). | 

er fragrans Pall. Ungarn. 


Gen. Psithyrus Lep. 


Psithyrus rubestris F. Frankfurt a. O. Spandau (Heyne). — 
Lam. alb., Schwanenkrug (Konow). — Sylt, Archsum 15. VII. 
(Ohaus). — Tölz in Oberbayern 700 m VI.—VIl. (Heyne). — 
Partenkirchen 700—1000 m VI. (do.). — Groß-Karben in Ober- 
Hessen 9. IX., 20. VIIL., 18. VI., 20. VII. (v. Leonh.). — Kissingen 
W. VIII., Montana (Wallis) 25. VII. (v. Leonh.). — Johannisbad, 
Wiesbaden, Spindelmühle VIII., Berlin, Trafoi VII. (Oldenberg). 


Psithyrus vestalis Fourcr. Borkum VIII., Spindelmühle VIII., 
Saßnitz VIII., Berlin, St. Moritz (Oldenberg). — Schwanen- 
krug bei Spandau (Heyne). — Hagelfelde 10. VIII., Croisette 
15. VIII. (Konow). — Groß-Karben IX., 11.—31. IV., 26. VI., 
Montana (Wallis) 25. VII., 6. VIII. (v. Leonhardi). — Schönow 
b. Berlin VII. —VIII., Bastei, Schandau a. E. VII., Grunewald 
VIII., Oederan in Sa. VII., Tölz in Oberbayern 700 m VI.—VII., 
Mahlsdorf-Süd b. Berlin, Finkenkrug VI., Michendorf V., Naum- 
burg Saale VI. (Heyne). — Basin 15. VII. —1. VIII. 14 (W. Horn). 


Psithyrus vestalis v. amoenus Schmiedkn. Spandau (Max Müller) 
20. VII. 
2 v. corax Hoffr. Spandau 14.—28. VII. (Max Müller). 
quadricolor Lep. Arnswalde, Tölz VI.—VIII., Schandau 
a. E. VII., Bastei (Heyne). — Spandau (M. Müller). — 
Basin 15. VII. —1. VIII. (W. Horn). 
„ gu. v. citrinus Schmiedkn. Finkenkrug b. Berlin VI. 
(Heyne). 
ie campestris Pz. Schönau VII.—VIII, Schandau a. E. 
VII., Finkenkrug Vl., (Heyne). — Groß-Karben 10. IX. 
u. 22. VIII. (v. Leonh.). Wiesbaden. 
“ barbutellus Kby. Montana (Wallis) 19. VII., Groß-Karben 
(Oberhessen) 29. VI., 24. V. (v. Leonh.). — Misdroy 
IX., Potsdam (Konow). 
r globosus Ev. Jind. Hrad. 17. VII., Bohemia (Konow). 
— Spindelmühle VIII. (Oldenberg). 
ih lugubris Kriechb. Kroatien (Konow). 


Beiträge zur Systematik u. insbes. zur Verbreitung d. Apidae 139 


Gen. Trigona Jur. 
Trigona cincta Mocs. 

Es liegt aus der ehemaligen Sammlung v. Leonhardi ein ? 
vor, leider ohne Vaterlandsangabe; da v. L. nicht wenig Material 
aus Zentral-Australien bekommen hatte, ist es wahrscheinlich, 
daß das Exemplar von dort stammt, um so mehr als das Museum 
sonst von ihm Material besitzt, das von Hermannsburg am Finke 
River in Zentral-Australien stammt. Die Art war von Neu-Guinea 
beschrieben; Cockerell hat sie später von Finke River in Australien 
angegeben, ebenfalls aus v. Leonhardi’s Sammlung (cfr. Trans. 
Amer. Entom. Soc. 36 (1910), p. 247.) 

Die Originalbeschreibung paßt bis auf folgendes: Hellere 
Färbung der Spitze des Clypeus ist höchst undeutlich, die vorderen 
Tibien sind nicht ganz einfarbig bräunlichgelb, der innere Augen- 
rand ist nicht gelb, der Fühlerschaft ist oben der Länge nach 
schwarz, die Körperlänge ist 4mm. Cockerell erwähnt bis zu5 mm 
lange Exemplare. 


Trigona capitata Sm. Bolivien. 


Gen. Melipona Ill. 
Melipona quadrifasciata Lep. Porto Alegre, Brasilien, Dezbr. 


Gen. Apis L. 
Apis mellifica L. Tehuakan in Mexiko 1560 m, Oktbr. 
Apis mellifica indica F. 
Eine lange Reihe Arbeiter von Tsingtau (Hoffmann) sind alle 
mehr oder weniger ausgeprägt v. Peroni Sm. 


Ueber einige Arachniden aus Buea 
in Kamerun. 


Gesammelt von Herrn E. Hintz. 
Von 


Embrik Strand. 


Schon wiederholt habe ich Gelegenheit gehabt, über von 
Herrn Ingenieur E. Hintz gesammelte afrikanische Arthropoden 
zu berichten*). Auch durch das im folgenden behandelte, jetzt dem 
Deutschen Entomologischen Museum gehörende Material hat 
Herr Hintz sich um die Erforschung der afrikanischen Arthropoden- 
fauna sehr verdient gemacht. 


*) Strand: Über die von Herrn Ingenieur E. Hintz in Kamerun gesammelten 
Hymenoptera mit Beiträgen zur Kenntnis afrikanischer Paniscus- 
Arten. In: Mitt. aus d. Zoolog. Museum in Berlin, Bd. V, H. 3, p. 485 
—503 (1911). (Fortsetzung umstehend!) 


11. Heft 


140 Embrik Strand: 


ARACHNOIDEA. 
Scorpiones. 
Gen. Opisthacanthus Peters 
Opistacanthus Lecomtei (H. Luc.) 1858. 


Gen. Babyeurus Ksch. 
Babycurus Büttneri Ksch. 
. Beide Arten ohne Patria-Angabe; werden wohl aus Kamerun 
sein. 
Araneae. 
Fam. Dietynidae. 
Gen. Mnesitheus Th. 
Mnesitheus zoropsides Strand n. sp. 
Ein $ von Buea. h 
Bestachelung. Alle Femoren oben in der basalen Hälfte 1, 
II und IV, vielleicht auch III oben submedian 1; an der Spitze 
hat I vorn 2, II vorn 1, III vorn und hinten je 1, IV hinten 1 Stachel. 
Die Patellen I—II haben hinten 1 kleinen Stachel, III hat vorn 1, 
IV scheint unbewehrt zu sein. Tibien I unten 2.2.2.2; II hat 
unten hinten 1.1.1.1, unten vorn an der Spitze 1, beide haben 
vorn und hinten je 1.1, I bisweilen auch oben und zwar in der 
Endhälfte 1 Stachel; III unten vorn 1.1.1, unten hinten 0.1.1 
oder 0.0.1, oben, vorn und hinten je 1.1; IV unten vorn 1.1.1, 
unten hinten an der Spitze 1, hinten 1.1, oben und vorn keine 
Stacheln. Metatarsen I unten 2.2.2 oder 2.2.1, vorn und hinten 
je 2.1.2. Stacheln; "II nnten 2.2.1, ‘vorn und 'hmten je 1.412: 
III und IV haben einen vollständigen Verticillus am Apex und 
je einen mehr oder weniger unvollständigen nahe der Basis 
und in der Mitte. Übrigens scheint die Bestachelung wenig kon- 
stant zu sein, so daß durch Ausfall oder Hinzukommen einzelner 
Stacheln in obiger Anordnung Änderungen eintreten können. 
Femoralglied der Palpen oben in der Endhälfte 1.3 Stacheln; die 
übrigen Glieder unbestachelt. 
Wenigstens am IV. Paar ist eine winzige dritte Kralle er- 
kennbar, wenn die dichten Krallenfascikeln teilweise entfernt 


— Eine neue Pyraustine (Fam. Pyralidae) aus Kamerun. In: Internat. 
Ent. Zeitschr. V, p. 125 (1911). 

— Westafrikanische Lepidoptera der Familien Danaididae, Satyridae, 
Nymphalididae, Notodontidae und Drepanidae. In: Archiv f. Naturg. 
77. I. 4. Suppl. p. 107—123 (1912). 

— Lepidoptera aus Kamerun, gesammelt von Herrn Ingenieur E. Hintz. 
In: Archiv für Naturg. 1912, A. 2, p. 136—141. 

— Weitere Schmetterlinge aus Kamerun, gesammelt von Herrn Ingenieur 
E. Hintz. In: Archiv f. Naturg. 1912. A. 12. p. 121—131. 

— Zwei neue Westermannia. In: Entomolog. Zeitschr. 27, Nr. 16 (1913). 

— Lepidoptera aus Bonaberi in Kamerun, gesammelt von Herrn E. Hintz. 
In: Entom. Mitteilungen IV (1915), p. 153—167 u. 173—194. Mit 
6 Figuren. 

Gleichzeitig hiermit wird in Druck gegeben: 

— Über einige von Herrn E. Hintz gesammelte äthiopische Hymenoptera 

und Lepidoptera. In: Entomolog. Mitteilungen 1917, Heft 1. 


Über einige Arachniden aus Buea in Kamerun. 141 


werden. Die Hauptkrallen desselben Paares mit je 5 langen und 
kräftigen Zähnen; ein winziges sechstes Zähnchen scheint vor- 
handen sein zu können. Cribellum der Länge nach nicht geteilt, 
dagegen kann, wenn man will von einer senkrecht zur Längsachse 
des Tieres stehenden Querteilung gesprochen werden. Ein Cala- 
mistrum nicht erkennbar (weil &?). An beiden Falzrändern der 
Mandibeln 3 Zähne, von denen die des hinteren Randes klein und 
unter sich gleich groß sind, während der mittlere des vorderen 
Randes erheblich größer als alle anderen ist. 


Hintere Augenreihe leicht recurva; die M. A. unter sich um 
4% ihrers Durchmessers, von den S. A. viel weiter entfernt. Die 
vordere Augenreihe gerade oder ganz schwach procurva und so 
viel kürzer, daß zwei die S. A. außen tangierende Parallelen die 
hinteren S. A innen jedenfalls nicht schneiden würden; die S. A. 
sind fast die größten aller Augen, die M.A. sind kleiner als die 
hinteren M.A., sitzen aber an Hügeln, stehen also etwas hervor 
und erscheinen dadurch größer als sie in Wirklichkeit sind; alle 
4 Augen unter sich etwa gleich weit, um den Radius der M.A. 
entfernt. Das Feld der M. A. ist hinten reichlich so breit wie vorn 
und etwa so breit wie lang. Die vorderen S. A. vom Clypeus- 
rande um jedenfalls nicht mehr als ihren Radius entfernt. Die 
S. A. unter sich um den Radius der hinteren entfernt. 


Cephalothorax braun mit einer helleren Mittellängsbinde, die 
vorn so breit wie die vordere Augenreihe lang ist und nach hinten 
nur fast unmerklich verschmälert ist. Mandibeln rötlichbraun, 
Extremitäten, Sternum und. Mundteile braungelb. Abdomen oben 
dunkel mäusegrau mit einer undeutlich helleren Fleckenbinde längs 
der Mitte; an den Seiten undeutlich heller und dunkler gefleckt 
und ohne scharfe Grenze in den einfarbig hellen Bauch übergehend. 


Palpen lang. Das Patellarglied länglich eiförmig, am distalen 
Ende am dicksten. Das Tibialglied so lang wie das Patellarglied, 
an der Basis dünner als dieses, aber apicalwärts schnell dicker 
werdend; oben kurz vor der Spitze mit einem kräftigen, schwarzen, 
schräg nach oben und vorn gerichteten, in Dorsalansicht etwa 
dick fingerförmig erscheinenden Fortsatz, der im Profil leicht 
nach oben konvex gebogen, am Ende schräggeschnitten mit der 
oberen Ecke am stärksten vorstehend, am Ende außerdem mit 
2 anderen kleinen Zacken versehen und im Profil gesehen so 
lang an der dorsalen Seite wie seine Entfernung von der Basis 
des Tibialgliedes erscheint; diesem Fortsatz gegenüber ist an der 
Außenseite ein etwas ähnlicher, aber hell gefärbter, dünner, 
gerader, am Ende zugespitzter, nach vorn und außen gerichteter 
Fortsatz und endlich ist am Ende unten ein ganz kleiner Höcker- 
fortsatz vorhanden, der im Profil, von außen gesehen, zum Vor- 
schein kommt. Das Tarsalglied ist fast so breit wie lang und nicht 
ganz so lang wie die beiden vorhergehenden Glieder zusammen, 
oben stark gewölbt und von der Lamina tarsalis ganz bedeckt, im 


11. Heft 


142 Embrik Strand: 


Profil erscheint Bulbus stark gewölbt und vorstehend, unten jedoch 
etwas abgeflacht, am Ende fast die Spitze der Lamina tarsalis 
erreichend und daselbst unten mit einem kleinen fingerförmigen, 
gerade nach vorn gerichteten Fortsatz sowie oberhalb dieses und 
parallel dazu mit einem ähnlichen, aber viel dickeren Fortsatz. 

Körperlänge 9 mm. Beine: I Femur 9, Patelle + Tibia 5.5, 
Metatarsus 3.2, Tarsus 2.5 mm; IV bzw. 3.5, 4.2, 3;2 mm. Also: 
I 20.2, IV 12.7 mm 

Die Gattungszugehörigkeit ist etwas fraglich, weil die Be- 
schreibung von Mnesitheus (in ‚„Araneae Camerunenses‘ [1899] 
p. 18) etwas kurzgefaßt ist und dies Tier zu den Übergangsformen 
der Familien Dietynidae und Zoropsidae gehört. In Simons Hist. 
Nat. d. Ar. II, p.\975 wird die hintere Augenreihe als recurva 
bezeichnet, trotzdem es in Thorells Diagnose ausdrücklich ‚‚pro- 
curva‘, wenn auch ‚‚modice‘“, heißt, ferner schreibt Simon: ‚‚medii 
[postici] a lateralibus quam inter se haud duplo remotiores‘‘, was 
nicht ganz dasselbe ist wie Thorells Angabe: ‚oculi laterales 
postici non parum longius a mediis posticis quam hi inter se remoti 
sunt‘“. Dabei bezeichnet Simon selbst die Gattung als ihm un- 
bekannt; er muß also seine Gattungsdiagnose durch Auszug aus 
der Beschreibung Thorells gemacht haben, aber dabei nicht mit 
der nötigen Sorgfalt verfahren. — Die Gattung Calamistrula Dahl 
wird von Mnesitheus vielleicht nicht verschieden sein ;die Kennzeich- 
nung derselben (in Sitz.-Ber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1901, p. 
186 und 196—8) ist aber so widerspruchsvoll, daß daraus nicht klug 
zu werden ist: p. 186 heißt es: ‚„‚die hinteren Mittelaugen nur um 
1%, ihres Durchmessers voneinander entfernt, von den hinteren 
Seitenaugen viermal so weit entfernt“, p. 197 dagegen: ‚‚die hin- 
teren Mittelaugen sind um etwa halbe Augenbreite voneinander, 
von den hinteren Seitenaugen etwa dreimal so weit entfernt“; 
ferner heißt es p. 186: ‚‚die vorderen Mittelaugen ein wenig größer 
als die hinteren (Fig. 5)“, was aus der angegebenen Figur aber 
eben nicht hervorgeht, nach p. 186 sollen ‚die Seitenaugen 
nicht um ihren halben Durchmesser getrennt“ sein, p. 197 heißt 
es aber: ‚‚die vorderen Mittelaugen sind um etwa halbe Augenbreite 
voneinander und von den vorderen Seitenaugen entfernt und 
ebensoweit die Seitenaugen voneinander“! Von den 5 Merkmalen, 
wodurch Calamistrula p. 186 von Mnesitheus unterschieden wird, 
werden p. 197 die 4 geändert oder gar verworfen und das einzige, 
was übrig bleibt, nämlich, daß die hintere Augenreihe bei Cala- 
mistrula ‚an den Seiten etwas nach hinten gebogen sein soll‘, bei 
Mnesitheus dagegen ‚etwas nach vorn‘, hat um so weniger Be- 
deutung als nach Dahls eigner Abbildung p. 197 diese Augenreihe 
fast gerade ist! Dazu kommt noch, daß p. 186 die Merkmale von 
Mnesitheus, die nur aus Thorells Beschreibung geholt sind, in 
einem Punkt nicht genau dargestellt sind; die schon oben zitierte 
Angabe Thorells ‚‚oculi laterales postici non parum longius a 
mediis posticis quam hi inter se remoti sunt‘“ sieht bei Dahl 


Über einige Arachniden aus Buea in Kamerun. 143 


nämlich so aus: ‚‚die hinteren Seitenaugen nicht doppelt so weit (?) 
von den hinteren Mittelaugen als diese voneinander entfernt“! 


Fam. Sieariidae. 


Gen. Seytodes Latr. 1804. 
Scytodes marmorella Strand 1906. 

1899 Scytodes marmorata Th. [nec L. K.!], Araneae Cameru- 
nenses (Bih. Kgl. Svenska Vet.-Akad’ Handl. 25. IV. 

No. 1) p. 19. 
1906 Sc. marmorella Strand, Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. 
Württemberg 1906, p. 38—839 (auch als: Mitteil. aus d. 
Kgl. Naturalienkab. Stuttgart, Nr. 31 (1906), p. 38—39). 
1907 Sc. marmorella Sim., Ann. Mus. Civ. Genova (3) 3, p. 228. 
Exemplare beiderlei Geschlechts liegen vor, leider fehlt bei 
allen der Hinterleib ganz oder fast ganz. — Der in meiner Be- 
schreibung 1. c. erwähnte zahnförmige Höcker außen unten unweit 
dem Ende der Stachelspitze des männlichen Kopulationsorgans 
kann bei diesen Exemplaren nicht als ‚zahnförmig‘ bezeichnet 
werden, bildet viel mehr bloß eine Wölbung, die kaum noch einen 
Höcker darstellt. Das mag aber eine individuelle Abweichung 
sein; auch muß man die Stachelspitze in genau der richtigen Rich- 
tung ansehen, um diesen Höcker überhaupt zu sehen zu bekommen. 
Bei beiden Geschlechtern tritt der Unterschied zwischen dem 
dunklen, helle Flecke einschließenden Dorsalfeld und den hellen, 
nur undeutlich dunkler gezeichneten Seiten des Cephalothorax 
recht scharf hervor, ähnlich wie es bei Sc. marmorata L. K. nach 
L. Kochs Beschreibung der Fall ist, während seine Abbildung 
den Unterschied weniger deutlich zeigt. Es können jedoch sämt- 
liche Zeichnungen mitunter verloschen sein. Die Dimensionen 
variieren unter sich etwas, stimmen jedoch in allen Fällen wenig- 
stens der Hauptsache nach mit meinen Angaben 1. c. — Etikettiert: 

Buea 12. XI. 1910. 


Fam. Argiopidae. 


Gen. Pseudopsyllo Strand n. @. 
Pseudopsyllo scutigera Strand n. Sp. 

Ein & von Buea. 

Bestachelung. Alle Femora oben 1.1.1 Stacheln sowie 1 Stachel- 
borste an der Spitze, I vorn 1.1.1 oder 1.1.1.1, hinten nahe der 
Spitze 1, II—III nahe der Spitze vorn und hinten je 1, IV hinten 
im Enddrittel 1.1, vorn nahe der Spitze 1, unten hinten nahe der 
Spitze 1 Stachel. Jedenfalls die Patellen II und III haben oben 
an der Spitze 1 Stachel. Tibien I—II unten 2.2.2, vorn und hinten 
in der Endhälfte 1, oben 1.1; III hat unten 2.1.2 [ob immer? nur 
1 Bein III vorhanden !], oben nur 1 nahe der Basis, vorn und hinten 
in der Endhälfte 1 Stachel, IV hat unten an beiden Enden je 2, 
vorn und hinten je 1, oben 1.1 Stacheln. Metatarsen I—II vorn 
unweit der Basis 1 Stachel, jedenfalls I unten 1.1 kleinere Sta- 


11. Heft 


144 Embrik Strand: 


cheln, III hat unweit der Basis oben und hinten je 1 Stachel, 
IV scheint unbestachelt zu sein. Die Beine auffallend lang und dünn. 

Körperlänge 5 mm. Cephalothorax 2.5 mm lang, 1.9 mm breit, 
der Kopfteil 1.2 mm breit, Abdomen 3 mm lang. Beine I: Femur 3, 
Patella + Tibia 3.2, Metatarsus + Tarsus 5.1 mm; II bzw. 2.8; 
3, 25, ma; III bzw. 1.9; 1.5; 25, am. IV. baw. 9.5; 2; 4 mm. 
Totallänge: um 3; II 10. 3; III 5.9; IV 8. 5 mm oder: I, II, IV, II. 
Die hinteren Coxen nicht länger als die vorderen. 

Die hintere Augenreihe leicht recurva, so daß eine die M.A. 
hinten tangierende Gerade die S. A. etwa im Zentrum schneiden 
würde; die M. A. unter sich um fast ihren doppelten Durchmesser, 
von den S. A. um ein klein wenig weiter als unter sich entfernt; 
letztere erscheinen ein wenig größer, weil stärker vorstehend und 
berühren fast die vorderen S. A., mit denen sie auf einer gemein- 
samen niedrigen Erhöhung sitzen. Die vordere Reihe ist soviel 
"kürzer, daß zwei die vorderen S. A. außen tangierende Parallelen 
die hinteren S. A. im Zentrum schneiden würden, und sie ist so 
stark recurva gebogen, daß eine die S. A. unten tangierende Gerade 
die M. A. oberhalb des Zentrums schneiden würde; letztere sind 
die größten aller Augen, unter sich um fast ihren Durchmesser, 
vom Clypeusrande um denselben, von den S. A. um weniger 
als denselben entfernt und mit den hinteren M.A. ein Viereck 
bildend, das vorn ein klein wenig breiter als hinten und so lang 
wie vorn breit ist. (Alles in Flüssigkeit gesehen!). — Trocken ge- 
sehen erscheint der Größenunterschied zwischen den vorderen M.A. 
und den übrigen Augen sowie die vordere Breite des mittleren 
Augenfeldes noch bedeutender; die vorderen M. A. erscheinen um 
2/sihres Durchmessers unter sich und um nur halb so weit wie unter 
sich von den S. A. entfernt; letztere größer als die hinteren S. A. 
und von denselben unverkennbar getrennt. — Hinter den hinteren 
S. A. findet sich je eine lange, kräftige, gekrümmte, nach vorn, 
außen und oben gerichtete Borste. 

Cephalothorax langgestreckt, der Kopfteil wenig verschmälert 
und in den Brustteil allmählich übergehend, sowie wenig gewölbt, 
die Seitenfurchen seicht. Mittelgrube breit, quer, seicht. 

Abdomen mit verhorntem Dorsalscutum, das nicht auf die 
Seiten übergreift und auch nicht bis zu den Spinnwarzen reicht. 
Auch Epigaster ist etwas verhornt. Mamillen von dem Typus 
der sedentären Spinnen; Colulus ganz klein, der Analhöcker ziem- 
lich groß. Basalfläche des Abdomen mit einigen kurzen, ziemlich 
kräftigen Borsten, die vielleicht eine stridulatorische Bedeutung 
haben. 

Mandibeln mäßig kräftig, kurz, gerade, parallel, vorn gerade 
und kaum gewölbt, senkrecht oder leicht reclinat; die Klauekurz, 
kräftig, stark gekrümmt, Falzränder ausgeprägt, mit je drei 
kurzen, kräftigen, dicht beisammenstehenden Zähnen. | 

Hauptkrallen wenigstens der Beine I mit mindestens 4 Zähnen. 
Coxen ohne besondere Merkmale. Sternum so lang wie vor der; 


Über einige Arachniden aus Buea in Kamerun. 145 


Mitte breit, vorn breit quergeschnitten, von vor der Mitte an 
nach hinten verschmälert und zwischen den Coxen IV in einer 
scharfen, dieselben nicht überragenden Spitze endend. Der Lippen- 
teil überragt die Mitte der Maxillen, ist abgerundet dreieckig, fast so 
lang wie an der Basis breit, ohne eigentlichen Randwulst am Ende. 

Die Längsachsen der langgestreckten Maxillen konvergieren 
ganz deutlich nach vorn, die Innenränder vor dem Lippenteil 
dagegen fast unmerklich, die Spitze ist abgerundet und außen 
außerdem schräggeschnitten; diese abgerundet-schräggeschnittene 
Partie ist mit einer kräftigen Serrula versehen. Überhaupt stimmen 
die Maxillen recht gut mit der typischen Form bei den Theri- 
diidae, so wie Simon diese darstellt. 

Die Palpen sind kurz und voluminös. Das Tarsalglied. allein 
ist so lang wie die vorhergehenden Glieder zusammen und so 
breit wie die Länge von 3 der Augen der hinteren Reihe; Lamina 
tarsalis ist klein, fast kreisrund, den umfangreichen, frei vorstehen- 
den Bulbus nur oben und oben innen schildförmig bedeckend, 
ähnlich wie bei Aranea, mit der die Palpen auch sonst gut über- 
einstimmen, jedoch ist der Basalhaken der Lamina nur angedeutet; 
letztere ist von dem Bulbus durch eine basale Einschnürung des- 
selben abgesetzt; er ist in den proximalen ?/, seiner Länge ab- 
gerundet und annähernd so breit wie lang, im Enddrittel im Profil 
gesehen nur halb so breit erscheinend und zeigt daselbst einen 
kleinen proximalen Höckerfortsatz unten (hinten) und zwei distale 
ebensolche oben (vorn), von. denen der terminale zugespitzt er- 
scheint. Das Patellarglied ist kaum so lang wie breit und hat 
oben an der Spitze offenbar zwei kräftige Borsten oder Stacheln 
gehabt (jetzt abgebrochen!); das Tibialglied ist ein wenig länger 
und etwa so lang wie breit, an der Basis jedoch nicht breiter als 
das Patellarglied, gewölbt, am Ende quergeschnitten mit der 
inneren Ecke zugespitzt und leicht ausgezogen. 

Cephalothorax und Extremitäten braungelb, alle Tibien, 
Metatarsen und Tarsen, teilweise die Patellen und am IV. Paar 
auch das Ende der Femoren geschwärzt. Augen schwarz, Tarsal- 
glied der Palpen braun. Abdomen hellgrau, die verhornte Partie 
leicht braungelblich mit drei Paaren bräunlichen Muskelpunkten. 

Die Gattung erinnert an verschiedene Argiopidengattungen 
(Aranea, Psyllo Th. 1899, Meta, Linyphia); mit Labullula Strand 
1913 hat sie u. a. den verhornten Abdominalrücken gemein, unter- 
scheidet sich aber u. a. durch die vorderen M. A., die bei Labullula 
kleiner als ihre S. A. sind. 


Gen. Aranea L. 


Aranea camerunensis Strand 1906. 

Ein offenbar eingetrocknet gewesenes @ von Buea. — Körper- 
länge 4-5 mm. Cephalothorax 2.5 mm lang, 2.1 mm breit. Beine: 
I Femur 2.7, Patella + Tibia 3.5, Metatarsus + Tarsus 3.3 mm; 
II bzw. 2.5; 3; 2.9 mm; III bzw. 1.9; 1.8; 2 mm; IV bzw. 2.5; 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A, 11. 10 11. Heft 


146 Embrik Strand: 


2.8; Metatarsus 1.8 mm; (Tarsus fehlt!). Also: 19.5; II 8.4; III 5.7; 
IV 7.1 mm ohne Tarsus. Palpen: Femoralglied 0.9, Patellar- + 
Tibialglied 1, Tarsalglied 1 mm, also zusammen 2.9 mm. 

Soweit die nicht ausgezeichnete Erhaltung des Exemplares 
ein Urteil gestattet, wird es der im Jahresh. d. Ver. vaterl. Naturk. 
Württemberg 1906, p. 62—63 (die Arbeit ist auch als Nr. 31 der 
Mitteilungen aus dem Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart er- 
schienen) beschriebenen Aranea camerunensis Strd. angehören. 
Anscheinend abweichend wäre das mittlere Augenfeld, das hier 
vorn ganz deutlich breiter als hinten und reichlich so breit wie 
lang erscheint, was auf die verschiedene Erhaltung dieses und des 
typischen Exemplares zurückzuführen sein dürfte. 


Aranea nigrita Th. 1899. 

Ein @ von Buea. 

Körperlänge 6.5 mm. Cephalothorax ca. 2.8 mm lang, 2.1 mm 
breit. Abdomen 4.5 mm lang, 4 mm breit. Beine: I Femur 2.9, 
Pat. + Tibia 3.5, Metat. + Tarsus 3.1 mm; II bzw. 2.8; 3.1; 
2.6 mm; III bzw. 1.8; 1.9, 2 mm; IV bzw. 2.8; 2.9; 2.7 mm. Also: 
1 95; 11 8.5, 111.5.7; TV.8.4 mm oder 1, 11, IV, 111: 

Die Bestimmung ist nicht ganz sicher, teils weil die Beschrei- 
bung der A.nigrita Th. etwas dürftig ist und teils weil das Exemplar 
am Abdominalrücken etwas beschädigt ist, so daß Färbung und 
Zeichnung nicht mehr genau erkennbar und auch die Form des- 
selben sich verändert haben kann. Das Tier ähnelt sehr A. cameru- 
nensis Strand und hat ziemlich genau dieselben Dimensionen, 
Scapus der Epigyne ist aber nicht an der Basis fast parallelseitig, 
sondern nimmt von der Basis gegen die Spitze allmählich an Breite 
ab, ist also etwa dreieckig, freilich mit abgerundeter Spitze, und 
jedenfalls nicht mehr als etwa um die Hälfte länger als an der Basis 
breit. Wenn Thorell Scapus als lanceolat bezeichnet, so stimmt 
das nicht gut weder mit meinem Exemplar noch mit den übrigen 
Angaben in seiner Beschreibung desselben, z. B.: „Vulva A. nı- 
gritae paene plane ut in A. nautica, L. Koch, conformata est“, 
was auch auf mein Exemplar zutrifft. 

Aranea ? 

Ein getrocknetes, unbestimmbares Exemplar von Musake in 

Kamerun 6. X. 1910. 
Nephila Leach 
Nephila cruentata F. Eine Anzahl Exemplare von Buea X. 1910. 2. 


Cyrtophora Sim. 
Cyrtophora citricola (Forsk.) Buea X. 1910 2. 


Fam. Thomisidae. 
Gen. Thomisus Walck. 
Thomisus bueanus Strand n. sp. 
Ein 2 von Buea. 
Bestachelung. Femur I oben vorn eine Schrägreihe von 
4 kleinen Stacheln, von denen der distale weiter von den anderen 


Über einige Arachniden aus Buea in Kamerun. 147 


als diese unter sich entfernt ist, oben mitten 1 ganz kleiner Stachel; 
II—III oben mitten wie I, sonst unbewehrt; IV ganz unbewehrt. 
Tibia I unten vorn 1.1.1.1, unten hinten in der distalen Hälfte 1, 
IT in der Apicalhälfte unten vorn 1 oder 1.1, ebenda unten hinten 1. 
Metatarsen I—II unten vorn eine Reihe von 6, unten hinten von 
5 Stacheln. 

Körperlänge 7 mm. Cephalothorax 3 mm lang und breit. 
Breite des Abdomen 5 mm, die Länge ebenso. Beine I: Femur 3.5, 
Patella + Tibia 4, Metatarsus + Tarsus 3.5, zusammen also 
11 mm. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit als ein abgerundetes, reichlich 
so breites wie langes, braungelbliches, nicht scharf begrenztes Feld, 
das zwei in Querreihe angeordnete, fast kreisrunde, unter sich 
um ihren Durchmesser entfernte, dunkelbraune Samentaschen hat; 
vor diesen, damit ein etwa gleichseitiges Dreieck bildend, findet 
sich ein gleich großer, dunkler, mitten hellerer und vorn offener, 
somit fast einen Halbkreis oder Halbmond bildender und etwas 
unregelmäßiger Fleck, der trocken gesehen als ein Höcker er- 
scheint, während die Samentaschen, wenn trocken, als ganz seichte 
Einsenkungen erscheinen, die wiederum in einer das ganze oben 
beschriebene braungelbe Genitalfeld einnehmenden seichten Ein- 
senkung gelegen sind, die beiderseits und vor den drei beschrie- 
benen Charakteristica der Epigyne eine leichte Erhöhung zeigt. 
Weiße Behaarung um und z. T. auf der Epigyne. 

Die vorderen M. A. vom Clypeusrande ein klein wenig weiter 
als unter sich entfernt. Die vorderen S. A. erscheinen von der 
Spitze der Höcker unbedeutend weniger entfernt als die vorderen . 
M.A. unter sich. 

Cephalothorax und Extremitäten bräunlichgelb, z. T. mit 
olivenfarbigem Anflug; weiß oder weißlich sind: ein dreieckiges, 
die Augen umschließendes und wie das Augenfeld geformtes, den 
Vorderrand nicht ganz erreichendes Feld, das weder dunklere 
Linien einschließt noch durch solche begrenzt wird, je ein Längs- 
wisch auf der Vorder- und Außenseite der Mandibeln, die Unter- 
seite der Femora, Trochanteren und Coxen hell, jedoch eigentlich 
nicht weiß; der Kopfteil oben mit einem braunen, dreieckigen 
Feld, das reichlich 1 mm lang und vorn etwa 1.5 mm breit ist 
und eine weißliche, vorn erweiterte Medianlängslinie einschließt. 
Abdomen hell graulichgelb, z. T. etwas olivenfarbig, oben, ins- 
besondere vorn mit weißlichen, an Schuppen erinnernden Fleckchen, 
die nur unter der Lupe auffallen, überstreut. 

Die Seitenhöcker des Abdomen sind von der Mitte des Vorder- 
randes ein wenig weiter als von der Hinterspitze desselben ent- 
fernt. Der Vorderrand ist gleichmäßig gerundet und etwas kre- 
nuliert; die Seiten und die hintere Abdachung stark gefaltet, und 
der Bauch zeigt vor den Spinnwarzen 2—3 Querfalten, von denen 
die vordere die kräftigste ist. 


10* 11. Heft 


148 Embrik Strand: 


Fam. Clubionidae. 


Gen. Heteropoda Latr. 


Heteropoda venatoria (L.). 
Ein unreifes Ex. dieser kosmotropischen Art. 


Heteroboda (Barylestis) Blaisei Sim. 


1902, Het. Bl. Sım., ‚Ann. ‚Soc, ‚Ent. France 1902, 9. Pr 

1903 Het. Bil. Sim., Hist.. Nat. d. Araignees II.,:p. 1027: 

1906 Het. Bl. Strand, Jahrb. Nass. Ver. f. Naturk. 59, p. 36. d. 
[Auch als „Mitteil. aus d. Kgl. Naturalienkab. Stuttgart, 
Nr. 35° erschienen.] 

1906 Het. Bl. Strand, 1. c. p. 289. 2. [Auch als ‚‚Mitteil. aus d. 
Kgl. Naturalienkab. Stuttgart, No. 37° erschienen.] 

1909 Barylestis Bl. Sim., Ann. Mus. Civ. Genova (3) 4, p. 339. 


Von dieser interessanten Art, einer Spezialität der Fauna 
Kameruns, liegt ein @ vor. Es ist ein wenig kleiner als das von 
mir 1906 besprochene Exemplar; die Mandibeln rötlich, nur am 
Ende dunkler. Habituell stimmt die Art so gut mit der Type 
von Heteropoda, H. venatoria, überein, daß sie am besten generisch 
nicht getrennt wird, wohl aber können die Barylestes als Sektion 
oder Subgenus vereinigt werden. Das Hauptmerkmal derselben, 
nämlich der Unterschied zwischen den vorderen und hinteren 
Mittelaugen ist aber nicht immer besonders auffallend, denn bei 
Barylestis insularis Sim. sollen ‚‚medii antici postieis vix 4 
majores‘“ sein. 


Gen. Olios Walck. 1837. 
Olios isongonis Strand 1915. 
Ein & von Buea. 


Körperlänge (bei etwas geschrumpftem Abdomen!) ca. 12 mm. 
Cephalothorax 6 mm lang, 5 mm breit. Beine: I Femur 9, Patella 
+ Tibia 11.5, Metatarsus + Tarsus 11.5 mm; II. bzw. 10; 13; 
13 mm; III bzw. 7; 8.5: 8.5 mm; IV bzw. 8; 9.5; 10 mm. Also: 
I 32; II 36; III 24; IV 27.5 mm oder: II, I, IV, III. — Palpen: 
Femoralglied 2.5, Patellarglied 1.2, Tibialglied 1.5, Tarsalglied 
3.5 mm lang, zusammen also 8.7 mm. — Tibia II ist 10 mm lang, 
also reichlich so lang wie Patella + Tibia IV, was ein Merkmal 
der Gattung Nisueta sein soll, hier aber so wenig ausgeprägt ist, 
daß es als solches kaum in Betracht kommen kann. Tibia IV 
7 mm lang, also länger als Cephalothorax. 


Die Type stammte aus Isongo in Kamerun. Die Beschreibung 
findet sich im Jahrb. d. nass. Ver. f. Naturk. 68 (1915), p. 94—6; 
ebenda habe ich mich über die angeblichen Unterschiede der 
Gattungen Olios Walck. und Nisueta Sim. ausgesprochen. Vor- 
liegende Art ist nämlich ein Beweis dafür, wie wenig berechtigt 
als Gattung Nisueta ist. 


Über einige Arachniden aus Buea in Kamerun. 149 


Gen. Ctenus Walck. 1805. 
Cienus bueanus Strand n. sp. 

Ein @ von Buea. 

Körperlänge 18 mm. Cephalothorax 9 mm lang, 7 mm breit. 
Beine: I Femur 9, Patella + Tibia 13, Metatarsus + Tarsus 11 mm; 
II bzw. 8.2; 11.5; 10.5 mm; III bzw. 7.5; 9; 9 mm; IV bzw. 9; 
= u Also: 133; II 30.2; III 25.5; IV 33 mm oder: I = IV, 

T, i 

In Alkohol gesehen fällt als charakteristisch an der Färbung 
auf die tiefrote, in Flüssigkeit leicht goldig schimmernde Färbung 
(richtiger Behaarung) der Unterseite der Femora und der Seiten 
des Abdomens sowie die Zeichnung des Abdominalrückens, die aus 
sechs tiefschwarzen, zwei parallele Längsreihen bildenden Flecken 
in sonst dunkelbrauner Färbung besteht, von welchen Flecken die 
vier hinteren vorn je einen kleinen hell goldgelblichen, scharf ab- 
stechenden Punktfleck einschließen oder anliegen. An den Seiten 
vorn hat Abdomen noch etwa drei ähnliche gelbe, eine Schräg- 
reihe bildende Flecke. Bauch und Mandibeln schwarz. Sonst ist 
die Färbung dunkelbraun. 

Epigyne erscheint in Flüssigkeit gesehen als ein rundliches, 
1.5 mm breites und fast so langes Feld, das längs der Mitte eine 
0.7 mm breite, hellgelbe Längsbinde zeigt, die in der vorderen 
Hälfte beiderseits tiefschwarz begrenzt wird, in der hinteren Hälfte 
aber seitlich je ein rötliches, innen nicht scharf begrenztes, außen 
schwarz umrandetes Feld hat bezw. davon begrenzt wird. Die 
ganze Epigyne bildet eine mäßig hohe, gleichmäßige, auch hinten 
nicht senkrecht abfallende Wölbung, die vorn beiderseits etwas 
ausgehöhlt ist (welche Aushöhlung nebst Umgebung in Flüssigkeit 
schwarz erscheint [siehe oben!]). Hinter diesen Aushöhlungen, die 
als nach hinten divergirende, vorn lange nicht zusammenstoßende, 
fast furchenförmige, in Draufsicht kaum sichtbare Randgruben 
erscheinen, finden sich die bei Cienus-Epigynen gewöhnlichen 
‚Hörner‘, die hier ganz kurz und klein sind, den Hinterrand des 
Feldes lange nicht erreichen und demselben dicht anliegen und 
infolgedessen wenig auffallen, indem nur die konische Spitze frei 
vorsteht, nach innen und hinten gerichtet. Trocken gesehen er- 
scheinen die schwarzen vorderen Seitenpartien der Epigyne, 
welche die Randgruben innen begrenzen, leicht gewölbt, ihr 
Zwischenraum dagegen eine ganz schwache Einsenkung bildend. 

Tibien I haben unten 2.2.2.2.2 Stacheln, von denen die vor- 
letzten ein wenig höher sitzen und daher auch als Lateralstacheln 
aufgefaßt werden könnten, vorn und hinten in der Basalhälfte 
je 1 kleiner Stachel. 

Fam. Saltieidae. 
Gen. Menemerus Sim. 
Menemerus bivittatus (L. Duf.). 
Zwei 92 dieser kosmotropischen Art von Buea. 


11. Heft 


150 Embrik Strand: 


Neue Aberrationen der Noctuiden- 
Subfamilie Acronyctinae. 


Von 


Embrik Strand, Berlin. 


In ähnlicher Weise wie ich in dieser Zeitschrift früher neue 
Nebenformen der Catocalinae, Agrotinae und Cuculliinae auf- 
gestellt habe, bringe ich hier, im Anschluß an Hampsons Katalog 
Band VII, eine Anzahl Nebenformen der ; SEOnpPÜUNEE zur nomen- 
klatorischen Geltung. 


Subfam. Aeronyetinae. 


Gen. Amphipyra Ochs. 

Amphipyra pyramidea L. 

ab. murreensis Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
viel röter; an letzteren ist die Nierenmakel durch einen weißlichen 
Punkt vertreten, die schwarze Färbung nur in und jenseits der 
Zelle hervortretend und bis zur Subterminallinie sich erstreckend. 
— Murree in Punjab. 
Amphipyra livida Schiff. 

ab. postpallida Strand n. ab. Vorderflügel viel grauer, Hinter- 
flügel blasser. — Paläarktische Region. 
Amphipyra erebina Butl. 


ab. centrali-chinae Strand n. ab. Im Vorderflügel fehlen die 
Ring- und die Nierenmakel. — Central-China. 
Amphipyra Schrencki Men. 

ab. apicalis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der apicale 
weiße Wisch verloschen (wenn er ganz fehlt, ist es die ab. uni- 
formis Warr.). — Ostasien. 
Amphipyra glabella Morr. 

ab. brunneoatra Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
bis zur Subterminallinie sind braunschwarz angeflogen. — Ver- 
einigte Staaten. 


Gen. Orthogonia Feld. (Orthogonica Hamps.). 


Orthogonta plana Leech 


ab. Dostmedialis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Post- 
medianfeld blasser und mehr ockerfarbig, sowie braun gestrichelt 
(dürfte von ab. semigrisea Warr. durch Ockerfärbung des Median- 
feldes, das auch dunkler gestrichelt ist, abweichen). 

ab. griseobrunnea Strand n. ab. Vorderflügel mehr graubraun. 

ab. olivaceobrunnea Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die 
Grundfärbung blaß olivenbraun. — China. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae. 251 


Orthogonia plumbinotata Hamps. 

ab. fuscogrisea Strand n. ab. Vorderflügel im Grunde dunkel 
graubraun. 

ab. griseo-suffusa Strand n. ab. Vorderflügel im Postmedian- 
felde und an der Spitze grau angeflogen und mit einem weißlichen 
Wisch jenseits der Postmedianlinie im submedianen Felde. — 
W.-China. — (Was Warren in Seitz als O. conimaculata n. sp. 
beschreibt dürfte vonO.dlumbinotata ab. 1 Hamps. verschieden sein.) 


Orthogonia sera Feld. 

ab. serana Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Grundfarbe 
hell rotbraun. 

ab. serella Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Grundfarbe 
dunkel graubraun. — Japan, China. 


Gen. Magusa WIk. 


Magusa versicolora Saalm. 


ab. subterminalis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Costal- 
feld hell mit einem dunklen Fleck vor der Subterminallinie; unter 
der Basis der Zelle ist ein schwarzer, unten weiß angelegter Strich. 

ab. callixena Strd. n. ab. Der ganze Vorderflügel graulich 
gefärbt, die Costalhälfte blaß bräunlich getönt mit Ausnahme in 
dem Ende der Zelle und auf dem dunklen Fleck vor der Subterminal- 
linie, unter der Basis der Zelle ein schwarzer, unten weiß angelegter 
Strich und von der unteren Ecke der Zelle bis zum Saume er- 
streckt sich ein schwarzer Strich, der durch einen weißen Schräg- 
strich etwa in der Mitte des Saumfeldes unterbrochen wird. — Afrika. 


Magusa tenebrosa Mr. 

ab. dura Strand n. ab. &. Vorderflügel mit breiter verloschener 
dunkler Binde von der Mitte des Flügels in und unter der Zelle 
bis zum Saume unter der Flügelspitze (bei interstrigata Warr. ist 
die Grundfarbe der Vorderflügel viel heller, die dunkle Binde 
schärfer markiert und sich bis zur Flügelbasis erstreckend). 

ab. kala Strand n. ab. 9. Vorderflügel mit verloschenem, ge- 
krümmtem, weißem Strich längs der Submedianfalte (bei ab. longz- 
striata Warr. befindet sich vor diesem Strich eine schwarze, damit 
parallele Längsbinde und der Strich selbst ist in Flecken aufgelöst). 

ab. maja Strand n. ab. &. Vorderflügel mit länglichem weißem 
Fleck in der Submedianfalte vor der Antemedianlinie und etwas 
Weiß jenseits der postmedianen und der subterminalen Linie im 
submedianen Internervalraum (bei ab. albistriga Warr. fehlt das 
Weiß in der Endhälfte der Vorderflügel). 

ab. nupa Strand n. ab. 9. Im Vorderflügel ist die Grundfarbe 
blaß oliven und nicht schwärzlich übergossen wie bei ab. olivata 
Warr. der Fall ist. 


M agusa orbifera WIk. 
ab. orbiferella Strand n. ab. $. Vorderflügel dunkelbraun mit 
etwas Weiß im submedianen Internervalraum aufder antemedianen, 


11. Heft 


152 Embrik Strand: 


medianen und postmedianen Linie und im Costalfelde auf der 
subterminalen Linie. 

ab. orbiferana Strand n. ab. 2. Im Vorderflügel ist das innere 
(dorsale) Feld hell rötlich, die Costalhälfte schwärzlich. 

ab. derversa Strand n. ab. 2. Im Vorderflügel ist das Dorsal- 
feld unter der Submedianfalte grau, welche Färbung sich jenseits 
der postmedianen Linie bis zur Rippe 3 erweitert. — Nord- und 
Südamerika. 


Gen. Parastichtis Hb. 


Parastichtis auranticolor Grote 

ab. Washingtonensis Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorder- 
flügel mehr purpurbraun statt rötlich, die subterminale Linie ist 
auf den Rippen 4 und 3 gegen den Saum gezähnt, die Hinterflügel 
dunkler. — Washington. 
Parastichtis funerea Hein. 

var. orientalis Strand n. var. Gewöhnlich mehr rotgefärbt 
und mit Reihen weißer Punkte jenseits der Postmedianlinie der 
Vorderflügel. — Japan. China. 
Parastichtis occidens Grote 

ab. coloradensis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Median- 
feld und gewöhnlich der Dorsalkamm des Thorax nicht rot. — 
Colorado. Kalifornien. \ 
Parastichtis castanea Grote 

ab. cymosana Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Post- 
medianfeld heller und mehr ockerfarbig ausgenommen gegen die 
Costa. — Nordamerika. 


Gen. Trachea Ochs. 

Trachea subviridis Butl. 

ab. fuscogrisea Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Median- 
feld braungrau. — Ostasien. 
Tyachea indistans Gn. 

ab. annulata Strand n. sp. Im Vorderflügel hat die Ringmakel 
einen weißen Ring, und die Nierenmakel ist weiß ausgefüllt. — 
Indien. 
Trachea atriplicis L. 

ab. deviridata Strand n. ab. Ohne irgendwelche grüne Zeich- 
nungen. — Europa, etc. 
Trachea leucodonta Hamps. 

ab. agualani Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die weißen 
Zeichnungen jenseits der Ringmakel und unter der Zelle durch 
graue ersetzt. — Aqualani in Peru. 
Trachea inordinata Morr. 

ab. columbiae Strand n, ab. Kopf und Thorax ohne rote 
Färbung, Vorderflügel dunkler, im Medianfelde weniger rot, Hinter- 
flügel gelber. — Britisch-Columbia. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae. 153 


Trachea cinefacta Grote 

ab. albertae Strand n. ab. Ante- und Postmedianlinien der 
Vorderflügel unterbrochen und durch weiße Bestäubung längs der 
Rippe 1 verbunden, die subterminale Linie ganz und mit kaum 
einer Spur von schwarzen Zähnchen an irgendeiner Seite. — 
Alberta in Kanada. 
Trachea conciliata Butl. 

ab. Yocohamae Strand n. ab. 2. Thorax mit eingemischter 
weißlicher Beschuppung; Vorderflügel mit etwas weiß auf und 
vor der Antemedianlinie im Dorsalfelde und einem weißlichen 
Wisch jenseits der Postmedianlinie von der Rippe 3 bis zum 
Dorsalrande. — Yokohama. 
Tyachea cuneata Leech 

ab. cuneatella Strand n. sp. Mit Ausnahme im Costalfelde 
sind Ante- und Postmedianfeld und der dorsale Teil des Median- 
feldes der Vorderflügel blaß, rötlich angeflogen. — Yokohama. — 
Ab. semirufa Warr. dürfte sich durch schwärzere Hinterflügel, 
rote Nierenmakel und bedeutendere Größe unterscheiden. 
Trachea consummata WIk. 

ab. fusca Strand n. ab. Hinterflügel gänzlich dunkelbräunlich 
überzogen, Unterseite der Vorderflügel ebenfalls dunkel, jedoch 
das Costalfeld bis zur Postmedianlinie rötlich. 

ab. virilıs Strand n. ab. Die Hinterflügel des Männchen in 
der Basalhälfte viel weißer und mit dunkler Postmedianlinie. 

ab. depunctata Strand n. ab. Vorderflügel ohne weiße Punkte 
am äußeren Rande der Nierenmakel. 

ab. prominens Strand n. ab. Vorderflügel mit auffallendem 
weißem Fleck am äußeren Rande der Nierenmakel. 

ab. zufomacula Strand n. ab. Vorderflügel mit rötlichem 
Fleck am äußeren Rande der Nierenmakel. — Äthiopische und 
orientalische Region. 

Gen. Euplexia Steph. 

Euplexia saldanha Feld. 

ab. saldanhana Strandn.ab.Q. Postmedialfeld der Vorderflügel 
kaum heller als der Rest des Flügels. — Südafrika. 
Euplexia lucipara L. 

var. exotica Strand n. var. Die orientalische und amerika- 
nische Form dieser Art ist im Postmedianfelde der Vorherflügel mehr 
purpurfarbig und weniger rötlich als dietypische europäische Form. 


Gen. Heterochroma Gn. 
Heterochroma chloegrapha Hamps. 
ab. substriata Strand. n. ab. Die schwarzen Striche im Saum- 
felde der Vorderflügel weniger deutlich. — Peru. 
Heterochroma beryllus Gn. 
ab. fpanama Strand n. ab. Vorderflügel mit weißer, crenu- 
lierter Subterminallinie. — Panama. 


11. Heft 


154 Embrik Strand: 


Gen. Perigea Gn. 

Perigea erioboda H.-Sch. 

ab..eriopodoides Strd. n. ab. Vorderflügel graulich und etwas 
fleischfarbig außerhalb der Zelle und außerhalb der postmedianen 
Linie zwischen Rippe 3 und dem Hinterrande. — Südosteuropa, 
Kleinasien. 
Perigea confundens WIk. 

ab. brunneotincta Strand n. ab. Hinterflügel leicht braun ge- 
färbt. — Neu-Guinea. Queensland. 


Perigea punctifera WIk. 
ab. obsoleta Strd. n. ab. Im Vorderflügel ist der weiße Fleck 
in der Nierenmakel verwischt. — Antillen. 


Gen. Oligia Hb. 
Oligia angusta Butl. 


ab. Yocohama Strand n. ab. Im Vorderflügel sind der weiße 
Fleck am Ende der'Zapfenmakel und die weißen Ringe der charakte- 
ristischen Makeln (Stigmata) verloschen (bei ab. obscurata Warr. 
sind nur die drei Makeln ohne weiße Konturen). — Yokohama. 


Oligia sordida Butl. 

ab. sordidula Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Grund- 
farbe grauer und das Postmedianfeld lebhaft rot gefärbt. — Amur. 
Korea. Japan. 


Oligia ambigua WIK. 

ab. decinerea Strd. n. ab. Vorderflügel mehr einfarbig rot- 
braun ohne irgendwelche Graufärbung. 

ab. ambiguella Strand n. ab. Im Vorderflügel Median- und 
Saumfeld rotbraun, Ante- und Postmedianfeld blaß, keilförmige, 
schwärzliche Flecke an den Rippen 5 und 2 vom Saume bis nahe 
an die postmediane Linie. 

ab. subambigua Strand n. ab. Vorderflügel mehr einfarbig 
grau mit kräftigen schwarzen Strichen in der Submedianfalte von 
der Wurzel und von der Antemedianlinie bis zum Saume. 

ab. Zripunctata Strd. n. ab. Vorderflügel mit drei weißen 
Punkten am äußeren Rande der Nierenmakel. — Afrika. 


Oligia arcta Led. 
ab. arctana Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Terminalfeld 
dunkler, die Zeichnungen deutlicher. — Sibirien. Japan. Korea. 


Oligia captiuncula Tr. 

ab. captiunculoides Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das 
Postmedianfeld rot ohne Weiß jenseits der Postmedianlinie. 

ab. albosuffusana Strand n. ab. Im Vorderflügel sind das Ante- 
und das Postmedianfeld weiß überzogen. — Paläarktische Region. 
Oligia includens WIK. 

ab. lunaris Strand n.ab. Im Vorderflügel ist der weiße Disco- 
zellularmondfleck fast gänzlich schwarz überzogen. — Nordamerika. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae, 155 


Gen. Agroperina Hamps. 

Agroperina conradi Grote 

ab. nada Strd. n. ab. Viel röter gefärbt. — Nordamerika. 
Agroperina morna Streck. 

ab. Zalliderufa Strd. n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
blaß rotgefärbt. 

ab. saturatior Strd. n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
tiefrot gefärbt, Abdomen und Hinterflügel mehr rötlich über- 
zogen. — Nearktische Region. 


: Gen. Sidemia Stgr. 
Sidemia Zollikoferi Fır. 
ab. wralensis Strand n. ab. Vorderflügel dunkel überzogen 
in, unter und außerhalb der Zelle und in den Internervalräumen 
des Saumfeldes mit Ausnahme an der Spitze und am Analwinkel. — 
Ural. (Dürfte von ab. iniernigrata Warr. durch u. a. hellere Spitze 
und Analwinkelfeld abweichen.) 


Gen. Luperina Boisd. 
Luberina testacea Schiff. 
ab. scofiae Strand n. ab. Viel dunkler braun. — Skotland. 
Gen. Argyrostrotis Hb. 
Argyrostrotis ditissima WIk. 
ab. iriangularıs Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der Silber- 
fleck jenseits der unteren Ecke der Zelle dreieckig. — Südamerika. 
Argyrostrotis aurifundens WIk. 
ab. rufobrunnea Strand n. ab. Die ganzen Hinterflügel rot- 


braun überzogen. — Zentralamerika. Brasilien. 
ab. atribrunnea Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
im Grunde schwarzbraun. — Peru. 


Argyrostrotis ewbotes Druce 
ab. apicalis Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die apicalen 
Silberzeichnungen verloschen. — Südamerika. 


Gen. Eriopus Tr. 

Eriopus scriptiplena WIk. 

ab. plena Strand n. sp. Vorderflügel ohne weißen Fleck an 
der unteren Ecke der Zelle. — Orient. Region. 
Eriopus rivularıs WIk. 

ab. japonibia Strand n. ab. — Viel röter gefärbt. — Japan. 
Eriopus reticulata Pag. 

ab. duda Strand n. sp. $. Die Ante- und Postmedianlinien 
der Vorderflügel sind außen blaßrot angelegt. — Neu-Hebriden. 


Gen. Chytonix Grote 
Chytonix sensilis Grote 
ab. submediana Strand n. ab. Vorderflügel ohne den weißen 
Strich in der Submedianfalte. — Vereinigte Staaten. 


11. Heft 


156 Embrik Strand: 


Gen. Bryophila Tr. 

Bryophila plumbeola Stgr. 

ab. syriensis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Post- 
medianfeld ausgenommen nahe der Costa und das Saumfeld viel 
gelber gefärbt. — Syrien. 
Bryophila ochrophaea Hamps. 

ab. obscurior Strand n. ab. ?. Vorderflügel dunkler und mehr 
geschwärzt, insbesondere im Medianfelde. — Kaschmir. 
Bryophila stietica Men. 

ab. medioalba Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Ante- 
medianfeld weißlich. 

ab. mediocinerea Strand n. ab. Im Vorderflügel sind Basal- 
und Saumfeld geschwärzt, das Medianfeld grauer. — Japan. China. 
Bryophila algae F. 

ab. antemedioalba Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das 
Antemedianfeld weißlich. — Paläarktische Region. 
Bryophila ravula Hb. 

ab. ravulana Strand n. ab. Ähnelt der ab. vandalusiae Dup., 
aber das Antemedianfeld der Vorderflügel ist rot. — Syrien. 
Bryophila divisa Esp. 

ab. Persica Strand n. ab. Grauweiß; Vorderflügel im Discus 


des Medianfeldes bisweilen rötlicher. — Schahkuh in Persien. 
ab. Palaestinica Strand n. ab. Grauweiß; Vorderflügel mit 
schwarz gestrichelten Rippen. — Jerusalem. 


ab. Zibetica Strand n. ab. Wie aie ab. siriata Stgr., aber die 
Ante- und Postmedianlinien der Vorderflügel stark und schwarz. — 
Lob-noor in Tibet. 
Bryophila contristans Led. 

ab. mediobrunnescens Strd. n. ab. Im Vorderflügel ist das 
Medianfeld unter der Mediana gebräunt, und diese braune Partie 
erstreckt sich schräg bis zum Hinterrande nahe der Basis. — 
Griechenland. Kleinasien. 


Gen. Aucha WIk. 
Aucha variegata Obthr. 
ab. luteotincta Strand n. ab. Vorderflügel gelblich, die GL 
Felder braun statt rot. — Amur. 


Gen. Polyphaenis Boisd. 

Polyphaenis pulcherrima Mr. 

ab. deochreata Strand n. ab. Vorderflügel ohne ockerfarbenen 
Fleck auf der Nierenmakel. — China. Indien. 
Polyphaenis lucilla Butl. 

ab. Sunctisignata Strand n. ab. Die Punkte am Außenrande 
der Nierenmakel der Vorderflügel sind weiß. 

ab. derversa Strand n. ab. Mit diesem Namen bezeichne ich 
die von Hampson in seinem Katalog als die Hauptform beschriebene 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae, 157 


Form, die nach seinen eigenen Angaben von der Type verschieden 
ist und daher nicht als die nomenklatorische forma principalis 
gelten kann; letztere ist vielmehr was Hampson als ‚Ab. 2“ 
beschreibt, denn diese stimmt, nach seinen eignen Angaben, mit 
der Type überein. — Japan. 


Gen. Neophaenis Hamps. 
Neophaenis respondens WIK. 
ab. trinitatis Strand n. sp. Die schwarzen Zeichnungen der 
Vorderflügel sind verloschen mit Ausnahme im Costalfelde, im 
Hinterflügel erstreckt die subterminale Binde sich nicht hinter 
die Rippe 3. — Trinidad. 


Gen. Daseochaeta Warr. 

Daseochaeta metaphaea Hamps. 

ab. meta Strand n. ab. Hinterflügel weiß, nicht grün oder 
dunkel gezeichnet. — W.-China. 
Daseochaeta discibrunnea Mr. 

ab. Dunjabensis Strand n. ab. Vorderflügel olivengrün an- 
geflogen. — Punjab. 

Gen. Thalatha WIk. 

Thalatha sinens WIk. 

ab. cinereoviridis Strand n. ab. Vorderflügel mit graugrünen 
Zeichnungen, der Strich basalwärts von der postmedianen Linie 
ist zu einer unregelmäßigen Binde entwickelt, die von proximal 
und nahe an der Medianlinie bis zum Fleck am äußeren Rande 
der Postmedianlinie sich erstreckt. — Indien. China. — Warren 
beschreibt in Seitz, Großschmett. XI p. 36 eine ab. aecreta, die 
gleich Hampsons ‚‚ab. 1‘ sein soll, nach der Beschreibung aber 
verschieden sein muß. 


Gen. Aeronyeta Ochs. 

Acronycta clarescens Gn. 

ab. centriferruginea Strand n. ab. Nierenmakel im Zentrum 
„ferruginea“. — Kanada. Vereinigte Staaten. 
Acronycta rumicis L. 

var. oriens Strand n. var. Größer und dunkler als die euro- 
päische f. fr. — Japan. Westchina. 
Acronycta lutea Brem. & Grey 

ab. aurantior Strand n. ab. Hinterflügel tief orangegelb. — 
Ostasien. 
Acronycta tridens Schiff. 

ab. variegata Strd. n. ab. Vorderflügel bunter weiß gezeichnet, 
Hinterflügel des $ weiß, die Rippen saumwärts leicht braun- 
gefärbt. — England. 
Acronycta cuspis Hb. 

ab. decyanea Strand n. ab. Vorderflügel ohne Blaufärbung, 
blaß braun überzogen. 


11. Heft 


158 Embrik Strand: 


ab. obscurior Strand n. ab. Vorderflügel fast gänzlich schwarz- 
braun überzogen. — Paläarktische Region. 
Acronycta leucocuspis Butl. 

ab. 2 brunnior Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
brauner, Hinterflügel gänzlich braun übergossen. — Ostasien. 
Acronycta major Brem. 

ab. anaedinella Strand n. ab. Die basalen und postmedianen 
schwarzen Striche der Vorderflügel sind mehr oder weniger ver- 
wischt. — Zentral- und Westchina. — (Bei ab. defigurata Warr. 
sollen alle Zeichnungen verwischt sein und die Exemplare außerdem 
kleiner.) 
Acronycta Radchffei Harv. 

ab. d vancouverensis Strand n. ab. Hinterflügel gänzlich 
braun übergossen, die Fransen weiß mit braunen Punkten, die 
Unterseite wie beim @. — Vancouver. 
Acronycta pulverosa Hamps. 

ab. fuscosuffusa Strand n. ab. Vorderflügel mehr dunkel- 
braun übergossen. — Japan. China. 
Acronycta metaxantha Hamps. 

ab. 2 metaxanthodes Strand n. ab. Hinterflügel mehr braun 
übergossen, die Terminalbinde nicht unterbrochen, im submedianen 
Internervalraum ein gelber Saumfleck. 

ab. Q metaxanthella Strand n. ab. Hinterflügel im Grunde 
weißlich, aber etwas gelblich angeflogen und braun übergossen. — 
Westchina. 
Acronycta centralis Ersch. 

ab. dersica Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die Linien 
deutlicher doppelt, die postmediane Linie weißlich ausgefüllt und 
nicht durch einen dunklen Strich gekreuzt. — Persien. 


Gen. Simyra Ochs. 
Simyra nervosa Schift. 
ab. rubrobrunnea Strand n. ab. Vorderflügel weiß, oral 
angeflogen, Hinterflügel rotbraun übergossen längs der Mediana 
und jenseits der Zelle. — Paläarktische Region. 
Simyra splendida Stgr. 
ab. albicilia Strd. n. ab. Hinterflügel braun übergossen, aber 
mit weißem Saum und ebensolchen Fransen. — Turkestan. Si- 
birien. Korea. Tibet. 
Gen. Eogena Gn. 
Eogena contaminei Evers. 
ab. contaminella Strand n. ab. Hinterflügel blaß rötlich, das 
Saumfeld etwas dunkler ohne braune Färbung. — Südrußland. 


Gen. Andropolia Grote 
Andropolia Theodori Grote 
ab. vancouvera Strand n. ab. Viel brauner, Abdomen dunkel- 
rot, Hinterflügel gleichmäßig rötlich übergossen. — Vancouver. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae, 159 


Gen. Prorachia Hamps. 
Prorachia daria Druce | 
ab. darioides Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Nieren- 
makel schärfer markiert weiß. 
ab. dariella Strand n. ab. Vorderflügel mit schwarzen Flecken 
vor und jenseits der Nierenmakel. — Vereinigte Staaten. Mexiko. 


Gen. Catabena WIk. 


Catabena vitrina WIk. 

ab. bahamensis Strand n. ab. Vorderflügel mehr gleichmäßig 
bläulich grauweiß ohne braune Färbung des Saumfeldes, das & 
mit kaum einer Spur von einem schwarzen Strich auf der Mediana, 
das 2 mit einem schwachen solchen Strich. — Bahamas. Kuba. 


Gen. Spodoptera Gn. 
Spodoptera mauritia Boisd. 
. ab. feminalis Strand n. ab. Vorderflügel des $ wie beim 9. — 
Athiopische und orientalische Region. 


Gen. Laphygma Gn. 
Laphygma exigua Hb. 
ab. canior Strand n. ab. Viel grauer gefärbt; im Dorsalfelde 
der Vorderflügel ist die Antemedianlinie außen und die Post- 
medianlinie innen scharf markiert schwarz angelegt. —N.-S.-Wales. 


Gen. Acroriodes (Druce) Hamps. 


Acroriodes diplolopha Druce 

ab. diplolophella Strand n. ab. Kopf, Thorax und Basalhälfte 
der Vorderflügel im Grunde hell ockerfarbig. 

ab. diplolophana Strand n. ab. Vorderflügel mit schwarzer 
Binde beiderseits der Mediana und mit gekrümmtem, schwarzem 
Strich oberhalb der Rippe 1 zwischen den Ante- und Postmedian- 
linien. 

ab. diplolopodes Strand n. ab. Vorderflügel schwarz über- 
gossen bis zur Subterminallinie, das Dorsalfeld rötlich, das Costal- 
feld hell ockerfarbig bis zur Postmedianlinie. — Peru. 


Gen. Amphidrina Stgr. 

Amphidrina glaucistis Hamps. 

ab. derversa Strand n. ab. Was Hampson in seinem Cat. Lep. 
Phal. VIII. p. 297 als „Ab. 1‘ dieser südafrikanischen Art be- 
schreibt ist nach seinen eignen Angaben die durch die Type ver- 
tretene Form, also nach den geltenden Nomenklaturregeln eben 
die forma principalis, während das was Hampson. c. als die Haupt- 
form beschreibt, in der Tat als Aberration betrachtet werden muß, 
für die ich hiermit den Namen derversa m. in Vorschlag bringe. — 
Dies ist wiederum ein Beispiel, wie bedauerlich es ist, daß Hampson 
in seinem im großen Ganzen so vorzüglichen Katalog sich nicht 
immer an die gültigen Nomenklaturregeln gehalten hat; er hat 


11. Heft 


160 Embrik Strand: 


dadurch viel Konfusion hineingebracht, wo das leicht zu vermeiden 
gewesen wäre. Am meisten auffallend sind dabei seine Entstellungen 
vieler durch Dedikation gebildeter Speciesnamen. Wenn er z. B. 
„Jankowskii“ in ‚jJancousci‘“ ‚‚verbessert‘‘ oder richtiger gesagt 
entstellt, wobei als Vorwand dient, daß letztere Schreibweise 
allein lateinisch sei, so ist das eine sinn- und gänzlich zwecklose 
Belastung der obendrein mehr als genug belasteten Synonymie 
und gleichzeitig eine Geschmacklosigkeit, die in den Nomenklatur- 
regeln ausdrücklich verboten ist, und worauf Hampson sicherlich 
nicht verfallen wäre, wenn auch in seinem eignen Namen ein ‚‚k“ 
oder ‚‚w‘‘ oder sonst ein, streng genommen, nicht echt lateinischer 
Buchstabe enthalten wäre. 


Gen. Athetis Hb. 

Athetis leucosticta Hamps. 

ab. subleucosticta Strand n. ab. Vorderflügel nur mir dem 
weißen Fleck und nicht mit den Punkten an der Subterminallinie 
versehen. — Britisch Ostafrika. 
Athetis fasciata Mr. 

ab. derufata Strd. n. ab. Vorderflügel im Grunde grau, braun 
übergossen, ohne rötliche Färbung. — Indien. 
Athetis terrea Fır. 

ab. zermattica Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
grau ohne braune oder ockerige Färbung. — Zermatt (Schweiz). 
Athetis melanosticta Hamps. 

ab. fuscoirrorata Strand n. ab. Vorderflügel viel dichter braun 
besprenkelt, die Zeichnungen verdunkelt. — Afrika. 
Athetis glauca Hamps. 

ab. elongata Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Ringmakel 
in die Länge gezogen. — Afrika. 
Athetis absorbens WIk. 

ab. kokstadensis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Post- 
medianfeld dunkel übergossen. — Kokstad im Kapland. 


Gen. Omphaletis Hamps. 
Omphaletis metaneura Hamps. 
ab. obscurata Strand n. ab. Thorax und Vorderflügel dunkel- 
grau oder dunkelbräunlich übergossen. 
ab. destrigata Strand n. ab. Vorderflügel ohne rote Striche. — 
N.-S.-Wales. Victoria. 


Gen. Ariathisa WIk. 
Ariathisa Angası Feld. 
ab. fallescens Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
viel heller, letztere mit verloschenen Zeichnungen. — Südaustralien. 
Ariathisa chrysospila Lower 
ab. victoriensis Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die Ring- 
und Nierenmakel weiß. — Victoria in Australien. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae. 161 


Arvathisa gypsina Lower 

ab. occidentalis Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die sub- 
bale Linie und die Nierenmakel fast verloschen. — Westaustralien. 
Ariathisa atra Gn. 

ab. albipunctata Strand n. ab. Vorderflügel mit weißem Punkt 
am unteren Ende der Nierenmakel, die Linien und übrigen Zeich- 
nungen deutlicher. — Australien. 
Ariathisa atrisgquamata Lower 

ab. Zasmaniae Strand n. ab. Vorderflügel mit kleinem weißem 
Fleck am äußeren Rande der Nierenmakel. — Tasmania. 
Ariathisa monochroa Lower 

ab. $ viriis Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
dunkelbraun übergossen, im letzteren ist die Ringmakel durch 
einige schwarze Schuppen begrenzt und die Nierenmakel ist schwärz- 
lich ausgefüllt, Hinterflügel dunkler. — Birchip in Victoria (Austra- 
lien). 
Ariathisa flexirena WIk. 

ab. concolor Strand n. ab. Antemedianfeld der Vorderflügel 
concolor. — Queensland. N.-S.-Wales. 
Ariathisa melanographa Turn. 
ab. atrisuffusa Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
schwarz übergossen. — Victoria in Australien. 


Gen. Ethiopica Hamps. 
Ethiopica micra Hamps. 
ab. micrana Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
dunkelbräunlich übergossen. — Afrika. 


Gen. Hypoperigea Hamps. 

Hypoperigea leprosticta Hamps 

ab. confluens Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der Costalfleck 
sowohl mit der Ring- als mit der Nierenmakel zusammengeflossen 
und jenseits der oberen Ecke der Zelle ist ein kleines längliches 
weißes Zeichen. — Java. 
Hypoperigea tonsa Gn. 

ab. fonsana Strd. n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel ohne 
rote Beschuppung. — Australien. 


Gen. Proxenus H.-Sch. 
Proxenus insipida Streck. 
ab. insipidella Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
röter braun, letztere auf dem Vorderrande bis zum Ende der Zelle 
und auf der Mediana aschgrau. — Wisconsin. 


Gen. Mierathetis Hamps. 
Micrathetis triplex WIK. 
ab. dallidegrisea Strand n. ab. Vorderflügel blaßgrau, Hinter- 
flügel graulich mit bräunlichem Saumfeld. 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. 42 11. 1l 11. Heft 


162 Embrik Strand: 


ab. obscurebrunnea Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorder- 
flügel dunkelbraun übergossen. — Amerika. 
Micrathetis dasarada Druce 

ab. dasaradella Strand n. ab. Vorderflügel rötlich statt oliven- 
braun gefärbt. 

ab. dasaradana Strand n. ab. Vorderflügel viel weißer, kaum 
rötlich oder olivenfarbig angeflogen. 

ab. dasaradoides Strandn. ab. Vorderflügel mit kleinem, mehr 
oder weniger unvollständigem, schwarzem Discoidalring. — Zentral- 
und Südamerika. 

Gen. Gonodes Hamps. 

Gonodes liguida Moeschl. 


ab. Zornalis Strand n. ab. Vorderflügel ohne den schwarzen 
Fleck im Analwinkel. — Zentral- und Südamerika. 


Gen. Monodes Gn. 

Monodes deliriosa WIK. 

ab. deliriosella Strand n. ab. Vorderflügel mit einem schwachen 
schwarzen Strich in der Submedianfalte, drei dunkle Flecke vor. 
der Antemedianlinie, die Medianlinie rötlich. 

ab. deliriosula Strand n. ab. Vorderflügel mit kleinen schwarzen 
Punkten in der Zapfenmakel, Ring- und Nierenmakel. 

ab. atristrigata Strand n. ab. Vorderflügel mit kräftigem, 
schwarzem Strich in der Submedianfalte bis zur Postmedianlinie, 
Ring- und Nierenmakel mit schwarzen Flecken, die Medianlinie 
örtlich und verwischt. — Haiti. Bahamas. 
Monodes festivoides Gn. 

ab. albovariegata Strand n. ab. Vorderflügel bunter weiß 
gezeichnet im Basal- und Costalfelde und jenseits der Postmedian- 
linie. — Kanada. Vereinigte Staaten. 
Monodes bastula Schaus 

var. peruana Strand n. var. Hinterflügel weiß mit dunklem 
Discozellularfleck, im Saumfelde dunkelbräunlich übergossen. — 
Peru. 
Monodes jonea Schaus 

ab. castronis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der Median- 
schatten durch zwei schwarze Streifen von der Costa ersetzt, im 
Medianfelde kein Strich, beim 2 sind Basal- und Saumfeld dunkel- 
bräunlich übergossen. — Castro Paraäa. 


Gen. Hadjina Stgr. 
Hadjina lutosa Stgr. 
ab. Zaurus Strand n. ab. Grauer, dunkelbräunligh bespren- 
kelt und übergossen. — Taurus. 
Hadjina viscosa Fır. 
ab. dersicola Strand n. ab. Viel mehr ockerfarbig oder grau, 
mit dunkelbräunlich besprenkelt und mit kaum einer Spur von 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyctinae. 163 


rötlicher Färbung; im Vorderflügel sind die Ante- und Postmedian- 
linien deutlicher, erstere nach außen winklig gebrochen in der 
Submedianfalte und nahe dem Innenrande und nach innen auf 
der Rippe 1, zwischen Ring- und Nierenfleck ist bisweilen ein 
dunkler Wisch. — Persische Bucht. 


Gen. Namangana Stgr. 
Namangana pectinicornis Hamps. 
ab. medioalba Strand n. ab. Medianfeld der Vorderflügel 
weißlich mit rötlichem Anflug. — Indien. 


Gen. Gortyna Tr. 
Gortyna reniformis Grote 
ab. insignita Strand n. ab. Lebhafter gefärbt, der Schopf des 
Metathorax graulich; Vorderflügel im Medianfelde schwarz über- 
zogen, im Postmedianfelde weißlich; Mediana und Basis der 
Rippen 3 und 4 weiß gestrichelt. — Kanada. Vereinigte Staaten. 


Gen. Papaipema ]J. B. Smith 

Papaipema Harrisi Grote 

ab. mulieris Strand n. ab. 9. Vorderflügel-mehr einförmig 
rot und ohne weiße Flecke auf den Stigmata (maculae characte- 
risticae). — Vereinigte Staaten. 
Papaibema bterisii Bird 

ab. luterpicta Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der obere Teil 
des Zapfenflecks und des Ringflecks sowie Punkte rings um den 
Nierenfleck gelb. — Nordamerika. 
Papaibema nelita Streck. 

ab. orbicularıs Strand n. ab. Im Vorderflügel besteht der 
Ringfleck aus einem gelblichen Punkt, der Nierenfleck aus einer 
gelblichen Linie, die durch gelblichweiße Punkte umgeben ist. — 
Vereinigte Staaten. 
Papaipema frigida J. B. Smith 

- ab. terminalis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Saumfeld 

nicht goldigbraun gefärbt und der Nierenfleck ist weniger längs- 
gestreckt. — New York. 
Papaipema duplicata Bird 

ab. obsolescens Strand n. ab. Postmedian- und Subterminal- 
linien der Vorderflügel verloschen. — New York. 


Gen. Calymniodes Hamps. 

Calymniodes mastoides Hamps. 

ab. saturatior Strandn.ab. Vorderflügel viel tiefer chocolade- 
rot — Zentral- und Süd-Amerika. 
Calymniodes albiorbis Druce 

ab. medioalba Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Median- 
feld so ziemlich rein weiß, die Zeichnungen fast verwischt. — 
Südost-Peru. | | 


11* 11. Heft 


164 Embrik Strand: 


Gen. Ipimorpha Hb. 


Ipimorpha pleonectusa Grote 
ab. manitobae Strand n. ab. Blasser und weniger rot gefärbt. — 
Manitoba, Alberta. 


Gen. Elydna WIk. 
Elydna stellata Mr. 
ab. stellatella Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der Diskalfleck 
gelblich, in der Diskalfalte ein kleiner schwarzer Fleck vor der 
Subterminallinie. — Orientalische Region. 


Gen. Calymnia Hb. 


Calymnia pyralina Schiff. 

ab. saturatebrunnea Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorder- 
flügel brauner. — Paläarktische Region. 
Calymnia affinıs L. 

ab. affinella Strand n. ab. Vorderflügel im Costalfelde jenseits 
der Postmedianlinie weißlich übergossen. 

ab. affineola Strand n. ab. Vorderflügel viel grauer braun, 
kaum rot übergossen, jenseits der Postmedianlinie weiß übergossen. 

ab. subaffineola Strand n. ab. Ähnlich, aber die Vorderflügel 
stellenweise geschwärzt. — Paläarktische Region. 


Calymnia camptostigma Men. 

ab. camptostigmoides Strand n. ab. Vorderflügel grauer mit 
kaum irgendwelcher dunklerer Besprenkelung. 

ab. mediorufa Strand n. ab. Medianfeld der Vorderflügel 
lebhaft rot. 

ab. rufa Strand n. ab. Der ganze Vorderflügel lebhaft rot 
übergossen. — Ostasien. 


Calymnia orina Gn. 

ab. orinella Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
braun statt rot übergossen. 

ab. orinula Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die maculae 
characteristicae dunkel ausgefüllt und mit einem dunklen Fleck 
jenseits der unteren Ecke der Zelle. — Kanada, Vereinigte Staaten. 


Gen. Eetolopha Hamps. 


Ectolopha viridescens Hamps. 

ab. obsoletipicta Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der graue 
Medianfleck des Vorderrandes fast verwischt, die Subterminal- 
linie trägt im Costalfelde einige weißliche zahnförmige Fleckchen. 
— Süd- und Ostafrika. 


Gen. Enargia Hb. 
Enargia decolora WIk. 
ab. mia Strand n. ab. Vorderflügel gelblich weiß, leicht dunkler 
gesprenkelt. 
ab. sia Strand n. ab. Vorderflügel blaßgelb, rot gesprenkelt, 
mit rötlichen Zeichnungen. — Kanada. Vereinigte Staaten. 


Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilie Acronyetinae 165 


Gen. Stiria Grote 

Stiria sulbhurea Neumoegen 

ab. demaculata Strand n. ab. Im Vorderflügel fehlen die den 
Ring- und den Nierenfleck repräsentierenden Punkte mit Aus- 
nahme des Discoidalpunktes, ferner fehlt die Postmedianlinie. — 
Arizona. 

Gen. Arehanara WIk. 

Archanara sparganii Esp. 

ab. rufescens Strand n. ab. Viel stärker rötlich übergossen. 
Hinterflügel schwarz übergossen mit Ausnahme im Saumfelde. — 
Europa. 
Archanara algae Esp. 

ab. brunneo-ochrascens Strand n. ab. Blaß bräunlich ocker- 
farbig mit rotem Anflug. — Europa. 


Gen. Rhyneholita Hamps. 

Rhyncholita atripuncta Hamps. 

ab. nigroalba Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die Ring- und 
die Nierenmakel im Inneren weißlich und mit schwarzen Ringen. — 
Brasilien. 

Gen. Amolita Grote 

Amolita sentalis Kaye 

ab. duplipuncta Strand n. ab. Im Vorderflügel ist der Punkt 
am Ende der Zelle doppelt. — Amerika. 


Gen. Cilla Grote 

Cilla distema Grote 

ab. depunctata Strand n. ab. Vorderflügel ohne die post- 
mediane Punktreihe. — Texas. 

Gen. Dantona WIk. 

Dantona stillata Gn. 

ab. siillatella Strand n. ab. Vorderflügel mit weißlichem Strich 
in der Diskalfalte von der Ringmakel bis zur Postmedianlinie, 
Hinterflügel beim $ mehr einförmig braun übergossen. — Süd- 


amerika. 
Gen. Aegle Hb. 


Aegle vesperialis Hb. 

ab. limbobrunnea Strd. n. ab. Vorderflügel mit undeutlicher 
Antemedianlinie von der Costa bis zur Rippe 1, der mediane 
Schatten und die postmedianen Linien viel mehr hervortretend, 
ein brauner Schatten im Saumfelde von unter der Spitze bis zum 
Analwinkel; Hinterflügel gänzlich braun übergossen. — Süd- 
europa. Westasien. 

Gen. Gerra WIk. 

Gerra sevorsa Grote 

ab. luteomacula Strand n. ab. Unterseite der Vorderflügel mit 
gelbem Fleck in der Zelle am Ende. — Arizona etc. 


11. Heft 


166 Embrik Strand: 


Rezensionen. 


Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur- 
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem 
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von 
Rezensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs: 
Embrik Strand, Berlin N. 4, Chausseestr. 105. 


Mehling, Elsa. Über die gynandromorphen Bienen des 
Eugsterschen Stockes. Separat aus den Verhandl. d. 
phys.-medic. Ges. zu Würzburg N. F. Bd. XLIII, p. 173—236 
(1—64), Taf. III—X (1915). Preis M. 6.—. Verlag von Curt 
Kabitzsch, Kgl. Univ.-Verlagsbuchhändler in Würzburg. 
Das so interessante, auch von Entomologen vielfach beachtete 

Problem des Gynandromorphismus wird hier auf Grund von 

Material aus dem berühmten Eugsterschen Bienenstocke sehr 

eingehend studiert, und die dadurch erzielten speziellen Ergebnisse 

mit Erfolg auf die Beantwortung der Frage nach der Entstehung 
gynandromorpher Insekten im allgemeinen verwertet. Verf. 
findet, daß die Boverische Hypothese den bis jetzt bekannten Tat- 
sachen in jeder Hinsicht am besten entspricht. — Es werden 
zuerst normale Bienen im allgemeinen besprochen, dann gynan- 
dromorphe; ferner werden das Verteilungsverhältnis und das 

Mengenverhältnis der Drohnen- und Arbeitermerkmale, die 

Klassifikation der Gynandromorphen, das Merkmal ‚Größe‘ und 

seine Beziehung zu den anderen Merkmalen, das Verhalten der 

Geschlechtsorgane in gynandromorphenTieren und endlich die 

Entstehung gynandromorpher Insekten behandelt. — Für jeden, 

der sich über die Frage gründlich orientieren will, wird vorliegende 

Arbeit unentbehrlich sein. Embrik Strand. 


Trägärdh, Ivar. Sveriges Skogsinsekter. Stockholm: Hugo 
Geber’s Verlag. 1914, 8°, 279 pp., 136 Textfigg., 16 Taf. 
Preis Kr. 7.50, geb. Kr. 9.50. 

Dieses Werk über die Forstinsekten Schwedens ist die erste 
zusammenfassende Bearbeitung dieses Gebietes seit dem vor bald 
50 Jahren erschienenen und jetzt vergriffenen einschlägigen Buch 
von A. E. Holmgren. Es entsprach daher einem wirklichen Be- 
dürfnis, ein auch den neuesten Errungenschaften der Forst- 
entomologie Rechnung tragendes Handbuch herauszugeben, um 
so mehr, als Interesse und Verständnis für die Bedeutung der 
praktischen Entomologie in Schweden weit verbreitet sind. 

Die fünf ersten Kapitel enthalten eine kurzgefaßte Darstellung 
des Wichtigsten über den äußeren und inneren Bau, Fortpflanzungs- 
‚verhältnisse usw. der Insekten im allgemeinen, weil entomologische 
Vorkenntnisse bei den Lesern nicht vorausgesetzt werden. Die 
Kapitel VI—XI behandeln die Formen der Coleoptera, Lepido- 
ptera, Hymenoptera, Diptera, Rhynchota und Neuroptera, die im 


Rezensionen. 167 


eigentlichsten Sinne als nützlich oder schädlich bekannt geworden 
sind, wobei ausnahmsweise auch einige wenige Formen, die bisher 
zwar nicht in Schweden, wohl aber in den Nachbarländern als 
Schädlinge beobachtet wurden, Aufnahme gefunden haben. Durch 
die zahlreichen, sehr instruktiven Abbildungen wie durch treffende 
Beschreibungen wird die Bestimmung der Schädlinge auch in 
ihren ersten Stadien oder nach ihren Fraßspuren allein möglich 
gemacht; ihre ganze Biologie wird, soweit bekannt, ausführlich 
behandelt und Abwehr- oder Ausrottungsmittel angegeben. In 
erster Linie ist die Arbeit auf Grund der in Schweden gemachten, 
.z. T. nicht früher publizierten Beobachtungen verfaßt, und nur 
wo diese, was nach dem Verf. nur leider allzu häufig der Fall ist, 
unvollständig sind, mußte aus der ausländischen Literatur ergänzt 
werden. Wegen der Unvollständigkeit der bisherigen Kenntnisse 
der in Schweden als Schädlinge auftretenden Insekten mußte von 
der Aufstellung von systematischen Bestimmungstabellen der 
betreffenden Arten abgesehen werden, dagegen hat Verf. als 
Kapitel XIV biologische Bestimmungstabellen der wichtigsten 
der auf den 15 hauptsächlich in Betracht kommenden Pflanzen 
vorkommenden Insekten gegeben, die sehr praktisch sein dürften. 
— Kapitel XII behandelt Gallen und Gallinsekten (auch Gall- 
milben), Kapitel XIII enthält allgemeines über die Bekämpfung 
der Insektenschädlinge. Der wissenschaftliche Wert der Arbeit 
wird durch die vielen Originalabbildungen wesentlich erhöht, 
und durch diese kann das Buch auch dem nützlich werden, der den 
schwedischen Text nicht versteht. Im ganzen ist Referent der 
Ansicht, daß Verf. seine Aufgabe ausgezeichnet gelöst hat, und daß 
das Buch bestens empfohlen werden kann. Der Preis ist in An- 
betracht der feinen Ausstattung als billig zu bezeichnen. 
Embrik Strand. 


Tullgren, Alb. Vära snyltgäster inomhus och i ladugärden 
bland insekter och spindeldjur. Stockholm: P. A. 
Norstedt & Söners förlag [Verlag], 1914, 8°, 297 pp. Mit 
180 Textfiguren, die größtenteils Originalsind. Preis Kr. 4,75, 
geb. Kr. 5,50. 


Verf. behandelt die in Schweden in Häusern, an Menschen und 
an Haustieren vorkommenden, als Schädlinge auftretenden In- 
sekten und Spinnentiere in populär-wissenschaftlicher Dar- 
stellung und will dadurch eine empfindliche Lücke in der schwe- 
dischen Literatur ausfüllen, indem letztere über die in Häusern 
auftretenden Insektenschädlinge bisher keine zusammenfassende 
Darstellung enthalten hat, wohl aber über Schädlinge der Forsten, 
der Nutzpflanzen etc. Auf Vollständigkeit wird dabei kein Anspruch 
gemacht, wohl aber soll das Wichtigste der Biologie der betreffenden 
Arten behandelt werden und Abwehr- bezw. Ausrottungsmethoden 
angegeben werden. Dabei ist Wert auf möglichst vollständige und 
gute Illustration gelegt worden; da die meisten Bilder original 


11. Heft 


168 Embrik Strand: 


sind, hat das Buch schon dadurch wissenschaftliche Bedeutung. 

— Im ersten Kapitel werden die Hauptzüge der allgemeinen Natur- 
geschichte der Insekten und Spinnentiere behandelt, die Kapitel 
II—XI behandeln die einzelnen Insektenordnungen im allgemeinen 
und die diesen angehörenden schädlichen Arten im besonderen, 
Kapitel XII gibt eine entsprechende Darstellung von den Spinnen- 
tieren undzum Schluß, außer Register, eineÜbersicht der behandelten 
Schädlinge, nach ihrer Lebensweise angeordnet. — Das Buch 
kann bestens empfohlen werden. Embrik Strand. 


Bölsche, Wilhelm. StammbaumderInsekten. Mit Abbildungen 
nach Zeichnungen von Prof. Heinrich Harder und Rud. Oef- 
finger. Preis geheftet M. 1.—, gebunden M. 1.80. Stuttgart: 
Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Geschäftsstelle, 
Franckh’sche Verlagshandlung. 92 pp. 

Verf. gibt, hauptsächlich im Anschluß an die Arbeiten von 
Handlirsch, eine populäre Zusammenfassung der heutigen An- 
sichten über den Stammbaum den Insekten, versucht also die 
Fragen: ‚Wer war zuerst, der Schmetterling oder der Käfer? 
Von wem gingen sie beide gemeinsam aus? Wie sah das Insekt 
der Urwelt aus? Kam das Insekt ursprünglich vom Wasser oder 
vom Lande? Wann und durch was für erdgeschichtliche Fügungen 
begann das große Geheimnis seiner Metamorphose ? Wer ist sein 
jüngster, wer sein ältester Sproß?“ zu beantworten. Das sind 
Fragen, die sowohl den Laien als den Zoologen vom Fach inter- 
essieren, über die man sich aber aus der sonstigen Literatur nicht 
leicht und bequem orientieren kann. — Die Ausstattung ist schön 
und der Preis billig. Strand 


Brehms Tierleben. Vierte, neubearbeitete Auflage. Unter Mit- 
arbeit von Prof. Dr. Ludwig Heck, Dr. Friedrich Hempel- 
mann, Prof. Dr. Richard Heymons, Dr. Max Hilzheimer, 
Prof. Dr. William Marshall f, Prof. Dr. Heinrich Simroth, 
Dr. Otto Steche und Prof. Dr. Franz Werner herausgegeben 
von Prof. Dr. Otto zur Strassen. 13 Bände. Mit etwa 
2000 Abbildungen im Text und auf mehr als 500 Tafeln in 
Farbendruck, Ätzung und Holzschnitt sowie 13 Karten. 
Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut. Jeder Band, 
in Halbleder gebunden, kostet 12 M. 

Der altbekannte, hochgeschätzte, in alle Kultursprachen 
übersetzte ‚Brehm‘, eines der berühmtesten Werke der ganzen 
deutschen zoologischen Literatur, erscheint jetzt in vierter Auf- 
lage. Von den 13 Bänden liegen uns Nr. 2 bis und mit 12 vor, 
die beiden übrigen dürften, laut Mitteilung des Verlags, im Laufe 
dieses Jahres erscheinen. Das Werk an sich zu empfehlen oder 
besonders zu beschreiben, brauchte man hier eigentlich nicht, 
denn dazu ist es zu allgemein verbreitet und zu hoch geschätzt, 
wohl aber muß betont werden, daß die neue Ausgabe sich im Text 
wie Illustrierung den Fortschritten der Neuzeit angepaßt hat, in 


Rezensionen. 169 


künstlerischer Hinsicht außerordentlich gewonnen hat, in wissen- 
schaftlicher mehr als je ein auch für den Fachzoologen sehr wich- 
tiges Werk geworden ist. Gerade letzterer Punkt verdient her- 
vorgehoben zu werden, weil die Ansicht nicht selten ist, daß 
„Brehm“ mehr in die Hausbibliothek als in die Fachbibliothek 
gehöre. Gewiß, er müßte in jeder Hausbibliothek seinen Platz 
haben, aber noch weniger darf er in einer Fachbibliothek fehlen. 
Wenn auch der Raum z. T. etwas knapp bemessen ist, was ins- 
besondere auf den Insektenband zutrifft, so darf man daraus 
lange nicht schließen, daß eine sachlich und räumlich so be- 
schränkte Zusammenfassung des Tierlebens nichts Neues zu bieten 
hätte. Es wird hier ein wohlumrissenes Gesamtbild des Lebens 
jeder Gruppe gegeben, das alles Charakteristische hervortreten 
läßt, ohne dabei das weniger Charakteristische verschwinden zu 
lassen, ein Gesamtbild, wie man es in keinem anderen der vielen 
Werke, die wissenswerte Schilderungen aus dem Tierleben ent- 
halten, findet. Daher ist die Lektüre des ‚Brehm‘ in erster Linie 
dem dozierenden Fachmann zu empfehlen, aber auch derjenige, 
der hauptsächlich als Forscher tätig ist, findet darin höchst Wert- 
volles für sich, nicht bloß eine gediegene Zusammenfassung aus 
der Literatur, sondern auch, im Text wie im Bild, viel bisher 
Unbekanntes und Anregung zu Spezialstudien. Daß dabei die 
Darstellung in dieser wie in den früheren Auflagen so gemein- 
verständlich gehalten ist, daß jeder gebildete Laie sie genießen 
kann, möge ausdrücklich hervorgehoben werden. 


Daß die Erneuerung des Werkes nicht bloß in Einfügung des 
Neuentdeckten und Ausscheidung des Veralteten besteht, sondern 
daß auch eine Änderung des Gesamtplanes, der Neuzeit ent- 
sprechend, in mehreren wesentlichen Punkten vorgenommen ist, 
fällt sofort auf. Der Entwicklungsgedanke ist stärker als bisher 
zum Ausdruck gekommen, auf Anatomie und Physiologie ist mehr 
als früher eingegangen und den modernen Errungenschaften der 
Tierpsychologie ist Rechnung getragen. Auf die Illustrierung des 
Werkes ist ganz besondere Aufmerksamkeit gewandt, aus den 
modernen Reproduktionsverfahren sind Vorteile gezogen, von der 
Kamera verbürgte, absolut getreue Bilder sind hinzugekommen, 
der farbigen Darstellung ist ein breiter Raum gewährt, und einige 
der betreffenden Künstler haben, z. T. eigens für das ‚‚Tierleben‘“, 
Studien an Ort und Stelle, in den Tropen etc., gemacht. Die 
tiergeographischen Karten sind von Th. Arldt, dem bekannten 
Spezialisten auf diesem Gebiet neubearbeitet worden. 

Wir nehmen nun die einzelnen der vorliegenden Bände vor uns. 


Bd. 2. Die Vielfüßler, Insekten und Spinnenkerfe. Neu- 
bearbeitet von Richard Heymons unter Mitarbeit von Helene 
Heymons. Mit 367 Textfiguren, 20 farbigen und 15 schwarzen 
Tafeln von Künstlern, 7 Doppeltafeln und 4 einseitigen Tafeln 
nach Photographien und einer Kartenbeilage. 716 pp. 1915. 


11. Heit 


170 Embrik Strand: 


Bd. 3. Die Fische. Von Alfred Brehm. Unter Mitwirkung von 
Viktor Franz neubearbeitet von Otto Steche. Mit 59 Ab- 
bildungen nach Photographien auf 10 Doppeltafeln, 172 Text- 
figuren, 19 farbigen und 34 schwarzen Tafeln sowie 1 Karten- 
beilage. 519 pp. 1914. 

In diesem Band werden auch die Tunicata, Acrania und 
Cyclostomata behandelt. Entsprechend der geringeren Formen- 
fülle konnten die 4 Gruppen, auch in einem etwas dünnen Bande, 
erheblich ausführlicher als die Arthropoden, aber immer noch 
weniger ausführlich als die höheren Wirbeltiere behandelt werden. 
Daher konnte Verf. der systematischen Gliederung weiter in die 
Einzelheiten folgen und, von einigen wenigen rein ausländischen 
abgesehen, alle Familien behandeln, während von Gattungen und 
Arten natürlich nur eine Auswahl gebracht werden konnten. 
Bevorzugt wurde dabei in erster Linie die heimische Fauna, unter 
deren Vertretern die Süßwasserfische vollständig, die Seefische 
zum größten Teile behandelt sind. Von ausländischen wurden 
besonders Arten aus den deutschen Kolonien sowie aus Nord- 
amerika berücksichtigt. Der Bilderreichtum des Bandes ist ein 
ungewöhnlich hoher. 


Bd. 4. Die Lurche und Kriechtiere. Von Alfred Brehm. Neu- 
bearbeitet von Franz Werner. Dieser erste Teil der Lurche 
und Kriechtiere behandelt die Brückenechsen, Schildkröten 
und Panzerechsen. Mit 127 Textabbildungen, 14 farbigen 
und 11 schwarzen Tafeln von Künstlern sowie 12 Doppel- 
tafeln nach Photographien. 572 pp. 1912. 

Verf. hat die in den vorhergehenden Auflagen enthaltenen 
Auszüge aus den alten Schriftstellern zum großen Teil fallen lassen, 
um Wichtigerem Platz zu machen. Zwar konnte nicht jede Art, 
über deren Lebensweise wir einiges wissen, aufgenommen werden, 
jedoch sind wenigstens alle im deutschen Tierhandel und in den deut- 
schen zoologischen Gärten regelmäßiger vertretenen Gattungen, die 
bekanntesten Arten der deutschen Kolonien und schließlich alle 
in bezug auf Lebensweise, Fortpflanzung, Körperbau oder sonstwie 
bemerkenswerte Arten berücksichtigt. Die Abbildungen sind im 
Vergleiche zur früheren Auflage stark vermehrt worden, nament- 
lich wurden solche Arten neu aufgenommen, die einen besonderen 
leicht kenntlichen Typus vertreten. Die europäischen Arten haben 
dabei möglichst reiche Vertretung gefunden, von den deutschen 
wird man wohl keine Art vermissen. 


Bd. 5 enthält die Fortsetzung und Schluß der Lurche und Kriech- 
tiere und behandelt somit die Schuppenkriechtiere. Er ent- 
hält 113 Abbildungen im Text, 19 farbige und 18 schwarze 
Tafeln von Künstlern nebst 28 Doppeltafeln nach Photo- 
graphien und 2 Kartenbeilagen. 598 pp. 1913. 

Die Bemerkungen zum vorhergehenden Band gelten auch 

hier. — Sach- und Autorenregister auch für Band 4. 


Rezensionen. 171 


Bd. 6. Die Vögel. Von Alfred Brehm. Neubearbeitung von 
William Marschall (f), vollendet von F. Hempelmann und 
O. zur Strassen. Erster Band: Flachbrustvögel, Tauchvögel, 
Pinguinvögel, Sturmvögel, Storchvögel, Gänsevögel, Raub- 
vögel. Mit 100 Abbildungen im Text und 36 Tafeln von 
Künstlern sowie 14 Tafeln nach Photographien. 498 pp. 1911. 

Bd. 7 bildet den 2. Bd. der Vögel und enthält die Steißhühner, 
Hühnervögel, Kranichvögel, Regenpfeifervögel und Kuckucks- 
vögel (Kuckucke). Mit 83 Abbildungen im Text und 39 Tafeln 
von Künstlern sowie 11 Tafeln nach Photographien. 492 pp. 
1911. 

Bd. 8 bildet den 3. Bd. der Vögel und enthält die Kuckucksvögel 
(Papageien) und Rakenvögel. Mit 85 Abbildungen im Text, 
32 Tafeln von Künstlern und 8 Tafeln nach Photographien. 
472 pp. 1911. 

Bd. 9 bildet den 4. und letzten Band der Vögel und enthält die 
Sperlingsvögel. Mit 136 Abbildungen im Text, 27 farbigen 
und 13 schwarzen Tafeln von Künstlern, 9 Doppeltafeln 
nach Photographien, 2 Tafeln ‚Eier‘ und 3 Kartenbeilagen. 
568 pp. 1913. 

In dieser Auflage der ‚Vögel‘ sind Abschnitte über das Haus- 
geflügel und über die Urgeschichte der Vögel neu hinzugefügt. 
Die systematische Einteilung ist im Anschluß an Gadow. Außer 
den drei erwähnten Herren hat sich noch Eugene Rey an der 
Arbeit beteiligt und hat insbesondere die Angaben über Nester, 
Gelege und Eier nachgeprüft und mannigfach verbessert. 

Bd. 10. Die Säugetiere. Von Alfred Brehm. Neubearbeitet 
von Ludwig Heck. Erster Band: Kloakentiere, Beuteltiere, 
Insektenfresser, Flattertiere, Erdferkel, Schuppentiere, Xe- 
narthra. Mit 100 Abbildungen im Text und 30 Tafeln von 
Künstlern sowie 21 Tafeln nach Photographien. 580 pp. 1912. 
In systematischer Hinsicht ist diese Neubearbeitung so stark 

erweitert, daß in diesem Bande nicht weniger als 300 Arten be- 
handelt werden, während die entsprechenden Gruppen in der 
vorhergehenden Auflage nur durch 79 Arten vertreten waren. Die 
Systematik schließt sich an Trouessarts Säugetierkatalog. Ferner 
ist eine ganz neue und reich illustrierte anatomische Einleitung 
eingefügt, und die neuere Literatur wurde auch zur Ergänzung 
der Schilderungen des Lebens der Säugetiere vollständig berück- 
sichtigt. Die Illustration ist im Vergleich mit der vorigen Auflage 
wesentlich erweitert und die photographische Illustration ist neu 
eingeführt. 

Bd. 11 enthält Fortsetzung der Säugetiere, und zwar in Neu- 
bearbeitung von Ludwig Heck und Max Hilzheimer. Be- 
handelt werden die Nagetiere (von Heck) und die Robben 
(von Hilzheimer). Mit 94 Abbildungen nach Photographien 
auf 20 Doppeltafeln, 30 Abbildungen im Text sowie 15 far- 
bigen und 4 schwarzen Tafeln von Künstlern. 654 pp. 1914. 


I1JEeft 


172 Embrik Strand: 


Bd. 12 enthält Fortsetzung der Säugetierein Neubearbeitung von 
Heck und Hilzheimer, und zwar flg. Gruppen: Raubtiere, 
Wale, Rüsseltiere, Sirenen, Klippschliefer und Unpaarhufer. 
Mit 146 Abbildungen nach Photographien auf 25 Doppel- 
tafeln, 52 Textfiguren sowie 17 farbigen und 4 schwarzen 
Tafeln von Künstlern. 722 pp. 1915. 

Auch die beiden letzteren Säugetierbände bieten im Vergleich 
mit der vorigen Auflage einen ganz wesentlich erweiterten und 
dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend umgearbei- 
teten Text und dasselbe gilt, fast in noch höherem Maße, von der 
Illustration; unter den neu hinzugekommenen Bildern sind solche 
von großer wissenschaftlicher Bedeutung, zum Beispiel zwei 
Delphinaufnahmen, die aufklärende Belege zu der immer noch so 
rätselvollen Fortpflanzung und Schwimmbewegung der Wale 
liefern. Von bedeutungsvollen, hier zum erstenmal mitgeteilten 
Tatsachen seien erwähnt die über die Lebensweise von Manatis. 

* * 
* 

Daß Schrift, Druck, Papier, Illustration und Einband auch 
die höchsten Ansprüche befriedigen, sei noch erwähnt. — Möge 
der „Brehm“ in seiner neuen Auflage die verdiente Anerkennung 
und Verbreitung finden. Embrik Strand 


Zander, Enoch. Die Zukunft der deutschen Bienenzucht. 
Nr. 2 der ‚„Flugschriften der Deutschen Gesellschaft für an- 
gewandte Entomologie“. 25 pp. Berlin, Verlagsbuchhandlung 
Paul Parey. 1916. Preis M. 1.50, in Partien billiger. 

Verf bespricht zuerst die volkswirtschaftliche Bedeutung der 
Bienenzucht, die im Mittelalter eine Blütezeit hatte, von der 
2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an aber niederging und deren Zu- 
kunft nach dem Verf. ganz trübe aussieht. Das ist aber sehr be- 
dauerlich, nicht bloß wegen des Ausfalls der unmittelbaren Er- 
zeugnisse der Bienen, sondern und zwar noch mehr wegen des 
Ausfalls des mittelbaren Nutzens der Bienenzucht, der durch die 
Rolle der Bienen als Blütenbestäuber entsteht. Der große Wert 
der Bienenzucht, der gar nicht hoch genug veranschlagt werden 
kann, liegt in der vermehrten Samenbildung und dem erhöhten 
Fruchtansatze als die Folgen der Sammeltätigkeit der Bienen. 
Zum künftigen Gedeihen der Bienenzucht sind Verbesserung der 
Bienenweide und Steigerung der Ertragsfähigkeit nötig. Die 
Bienenweide muß durch Ersatz für die infolge der besseren Boden- 
kultur nach und nach verschwindenden Bienennährpflanzen ver- 
bessert werden; die Ertragsfähigkeit wird durch bessere theore- 
tische Schulung der Imker, bessere Ausnutzung der Tracht durch 
Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bienenvölker und durch das 
Wandern mit Bienen, vermehrte Wachsgewinnung und zweck- 
mäßigen Handel gesteigert. Strand 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A.WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 


W.F. ERICHSON,; .F. H.TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unD E. STRAND. 


— 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 


Abteilung A. 
12. Heit. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND 
(BERLIN). 


En u BIETE ELLE CET TEE 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


Fruhstorfer. Zuträge zur Kenntnis der Gattung Didonis. (Mit 1 Tafel). 

Fruhstorfer. Vila, eine anatomische ee Ka 1 EB 
tafel.) . EN Be - 

Krausse. Formica Hukd- Fräse! (Mit L Tafel.) . u a 

Roewer. 7 neue Opilioniden des Zoolog. I enras in Berlin: Mit 
5 Textfiguren.) . 

Arldt. Die Ausbreitung a Vögel. N ner A er ae 

Strand. Psociden-Gespinste aus Paraguy. (Mit einer kolorierten Tafel.) 

Schultze. Weitere neue Rhopaloceren aus der Ausbeute der II. Inner- 
Afrika-Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg 

Strand. Neue Aberrationen der Noctuiden-Subfamilien Agrotinae 
und Cuculliinae. ; 

Strand. H. Sauter’s EEE Audbellie: Hepialidae, Nolchen 
und Drepanidaeı NT Er Bi N N et an 


Seite 
1 


3 


Zuträge zur Kenntnis der Gattung Didonis. 


Von 
H. Fruhstorfer, Genf. 


(Mit 1 Tafel.) 


Eine fremdartige Form nennt Schatz die Gattung Didonis, 
derenrichtige Stellungnoch zweifelhaft ist. Zueiner Gruppe, die bald 
als Ergolini, Eurytelini oder Biblini umschrieben wird, verweist sie 
Seitz. Zwischen die Ageroniden und Euniciden schaltet sie 
Dr. Schatz, zwischen Vanessiden und Marpestiden Dr. Seitz ein, 
Godman Salvin jedoch inmitten von Ageronia und Victorina, 
Aurivillius nach den Kallima und vor den Marpesiiden. 

Während Seitz vorwiegend die Lebensweise betont und für 
die Zusammengehörigkeit von Byblia, Ergolis und Didonis eine 
Lanze bricht, wünscht Reuter die Ergoliden den Vanessiden an- 
gegliedert zu sehen. 

Seitz, den diese Widersprüche beunruhigten, hat aber doch ein 
wesentliches Moment erfaßt, nämlich die übereinstimmende Lebens- 
weise und die ungewöhnliche gemeinsame Futterpflanze, welche 
für drei Gattungen nachgewiesen wurde, als ausschlaggebend be- 
trachtet. Allerdings bemerkt Seitz skeptisch, daß wir über die 
Gruppierung der Ergolini keine Worte verlieren sollten, ehe wir 
die Raupen kennen. Die Raupen der Gattungen Ergolis und 
Byblia kennen wir jedoch bereits. Erstere sogar seit 1827 durch 
Horsfield, auch wurde sie später von Moore in Lepidoptera Indica 
und von mir im Seitz IX, p. 455 beschrieben. Die Raupe nähert 
sich in ihren allgemeinen Charakteren in der Tat etwas den Vanes- 
siden, wenngleich sie auch von diesen durch die langen Kopfhörner 
abweicht. Würden wir also die Raupenform als Hauptfaktor 
gelten lassen, müßten wir die Ergoliden den Vanessiden angliedern. 
Aber allein schon die Adercystose weist den Ergoliden einen weit 
von den Vanessiden entfernten Platz an, ein Widerspruch, den wir 
zunächst nicht ausgleichen könnten. Da kommt uns jedoch die 
Morphologie der Klammerorgane zu Hilfe. Wir finden nämlich 
bei Didonis das Reverdinsche Organ, das weder die Vanessiden 
noch die Marpesiiden aufweisen. Dasselbe Organ besitzen auch 
die Ergolis und Byblia, also ein gemeinsames morphologisches 
Element, das im schärfsten Kontrast steht mit jenen Gattungen, 
in deren Nähe frühere Systematiker die Ergoliden stellten. Wo 
aber sollen wir die Didonis nun endgültig unterbringen ? 


Archiv für Naturgeschichte 
TIL 12. 1 12 Heft 


2 H. Fruhstorfer: Zuträge zur Kenntnis der Gattung Didonis. 


Da bietet uns das Reverdinsche Organ wieder einen Fingerzeig. 
Wir müssen nämlich die Nymphaliden in zwei Hauptgruppen 
aussondern, in 

a) mit dem Organ R. und 
b) in solche ohne dasselbe. 

Die Gattung Didonis muß unter die ersteren eingereiht werden. 
Sehen wir uns weiter um, so finden wir drei Organ R. tragende 
Gattungen in Asien (Byblia, Ergolis, Eurytela), sechs in Afrika 
und etwa 27 im neotropischen Gebiet. Von diesen 27 Gattungen 
führen aber nur zwei (Didonis, Vila) die Müllerschen Haarbüschel, 
so daß sich ganz von selbst eine Untergruppe ergibt. Von den 
indischen Verwandten führen die Eurytela dieselben Haarbüschel 
und gemeinsam mit den Eurytela besitzen wiederum in Asien nur 
die Byblia und Ergolis das Reverdinsche Organ. Für die Byblia 
in Verbindung mit den Eurytela hat Boisduval bereits 1833 die 
Subfamilie Biblinae aufgestellt, ein Name’ der älter ist als Euryte- 
linae, mit welchem Westwood 1851 dieselbe Gruppe umgrenzte. 
Wir sind somit bei der Bezeichnung Biblinae angelangt, einer Sub- 
familie, deren Genera sich auf drei faunistische Regionen verteilen 
und folgende Hauptcharaktere gemeinsam besitzen: 

A. die langen Kopthörner der Raupen, 

B. die Adercystose, welche sich stets bei den Nymphaliden in 

Korelation findet mit 

C. dem Reverdinschen Organ. 

Die Biblinae selbst belassen wir am besten wegen der Ader- 
cystose (Verwandtschaft mit den Satyriden) auf der untersten 
Stufe der Nymphaliden, da wo ich sie im Seitz, Band IX, ein- 
stellte und wohin sie auch de Niceville 1886 verwiesen hat. Wir 
haben nun einen systematischen Ruhepunkt für die ewig hin und 
her geschleuderte Gattung ausfindig gemacht. Lassen wir nun 
aber der Priorität ihre Rechte, dann verliert das Genus jetzt seinen 
Namen. 

Hübner zählt nämlich im Verzeichnis p. 17 auf: 

Nr. 98 Didonis vitellia Cramer, Nr. 99 Didonis biblis F. 

Vitellia ist jedoch congenerisch mit Elymnias Hübner*). Dem- 
nach muß der Name Elymnias fallen und Didonis an seine Stelle 
rücken, was Herr Röber in Nova Guinea bereits konstatiert hat. 

Für Didonis muß somit ein anderer Gattungsname gesucht 
werden und er existiert sogar bereits als Biblis F. in Illiger’s Mag. 
1807, p. 281 und eine Diagnose bot Godart in Enc. Meth. p. 10 und 


p. 325 etwa im Jahre 1819. Wir haben es somit fortab zu tun mit , 


Biblis biblis F. 

Kirby in Wytsman’s Hübner, p. 33, erwähnt B. biblisals auf 
Haiti vorkommend. Die Antillenform hat aber noch keinen Namen, 
so daß wir eine prächtige Insel-Subspezies zu taufen haben werden. 


*) Verzeichnis p. 37. 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg. 1915 Abt. A. Fruhstorfer. 


Figur 1 


Figur 2 


Figur 3 


Fruhstorfer: Gattung Biblis. 


hr a re 


Vila, eine anatomische Wundergattung. 
Von 
H. Fruhstorfer, Genf. 


[Mit 1 Doppeltafel. ] 


Vor sieben Jahren hatte ich Gelegenheit, eine Beschreibung 
und die ersten Abbildungen des Jullienischen Organs zu 
bieten. 

Seit dieser bemerkenswerten Entdeckung, die soviel Aufsehen 
erregte und wie alles Neue lebhafte Kontroversen hervorrief, 
sind nun viele Jahre verflossen. Meine Mitarbeit am Seitz und 
zwei größere Reisen nach China unterbrachen zudem weitere Nach- 
forschungen. Erst im Herbst 1914, als die Ereignisse meine Rück- 
kehr zum Mikroskop erzwangen, wurden die Untersuchungen von 
neuem aufgenommen. 

Da fand sich bei der neotropischen Gattung Ageronia, welche 
ich für Seitz monographisch behandelte und später bei den Crenis 
und Eunica ein eigentümliches paariges Organ, welches ich in der 
Societas Entomologica in Nr. 5 vom 1. Mai 1915 kurz beschrieb. 
Dieses Organ zeigt gewisse Analogien mit dem Jullienischen, 
differiert aber doch in einigen Punkten von diesem. Zunächst be- 
findet es sich am Sternit und nicht wie das Organ ]J. flügelartig 
seitlich am Tergit. Dann entspringt es ventral aus einer gemein- 
samen Basis, manchmal sogar nur aus einem dünnen Stiel, ist also 
nicht wie das Organ J. zu beiden Seiten des Abdominalsegments 
eingefügt. Es trägt außerdem gelegentlich Schuppenstäbchen, 
doch sind diese von nebensächlicher und nicht wie beim Organ ]J- 
von hauptsächlicher Bedeutung. Ferner dient es sicher einem 
ganz anderen, noch unbekannten Zweck und unterstützt ver- 
mutlich die Funktion der eigentlichen Klammerorgane. Das 
Organ differiert bei den verschiedenen Species jener Gattungen, 
die es besitzen, was ein Blick auf die Fig. 3 und 5 unserer Abbil- 
dungen des Genus Vila beweist. Das Organ findet seine vollendetste 
Entwicklung bei der Gattung Epiphile, und es ragt bei Ectima 
besonders tief in die Leibeshöhle hinein. 

Das Organ Reverdin konnte ich bei folgenden Gattungen 
konstatieren: 

Ergolis, Eurytela, Mesoxantha, Neptidopsis, Byblia, Biblıs, 
Vila, Cystineura, Libythina, Cybdelis, Epiphile, Temenis, Bolbo- 
neura, Nica, Peria, Cyclogramma, Callicore, Catagramma, Perisama, 
Antigonis, Mesotaenia, Hacmatera, Pyrhogyra, M'yscelia, Dynamine, 
Peridromia, Ageronia, Batesia, Ectima, Callithea. 

Das Organ ist somit bei allen Genera mit verdickter Costale 
vorhanden, und es hat den Anschein, als ob eine Korrelation der 


1* 12. Heft 


4 H. Fruhstorfer: Vila, eine anatomische Wundergattung. 
Adercystose bei den Nymphaliden mit dem neuen Organ bestünde*). 
Vom Organ selbst müssen wir vier wohldifferenzierte Entwicklungs- 
stufen unterscheiden: 

A. Sichelförmig aufsteigende Hörner, welche Godman und 
Salvin 1883 in der Biologia Centrali Americana, p. 241, bei der 
Gattung Catonephele „als einen separaten, chitinösen Teil der 
Sexualorgane‘“ beschrieben, der nach ihren Angaben wahrschein- 
lich bei den meisten Nymphaliden vorhanden, bei den Catonephele 
aber ungewöhnlich entwickelt sei. 

Stichel, dem die Godmansche Entdeckung unbekannt blieb, 
hat 1899, B. E. Z. p. 14, festgestellt, daß diese Gebilde ein be- 
sonderes Organ darstellen und dieselben als Rami bezeichnet. 


B. Mehr oder weniger stark gebogene Stäbchen, welche in 
Verbindung mit eigentümlichen Spiculae auftreten, das ,„Godman 
& Salvin Organ‘, wie es Reverdin im Ent. Record 15. Mai. 1915 
beschrieb und abbildete. 

Es fand sich bisher nur bei den Ageroniden, Be. aber auch 
von Godman & Salvin 1. c. p. 268 bereits erwähnt. 


C. Ein horizontales Becken, distal mit den mannigfachsten 
Chitinarmaturen ausgestaltet, 

Es fiel mir zuerst bei den Eunica auf und wurde in der Soc. 
Ent. am 1. Mai 1915 als Organ Reverdin bezeichnet. In der 
Zwischenzeit fand es sich bei drei asiatischen, sechs afrikanischen 
und 25 neotropischen Nymphalidengattungen. In der Biologia 
finden wir es erwähnt als abgetrenntes Stück p. 252 für die Gattung 
Haematera ‚‚als gegabeltes Stäbchen‘, p. 266 für die Gattung 
Ectima, wo es den Penis an Länge noch überragt; p. 277 für die 
Gattung Didonis als ein ‚„abgetrennter Teil mit einem stumpfen 
Ende und starken zentralen Borsten‘“. 

D. Als ein dorsaler Vorsprung am Tergit des letzten (elften 
Segments), wo es vor dem Tegumen der Libythaeinae eingeschoben 
ist und somit seine Stellung am ventralen Teil des Sternits verlassen 
und den Platz gewechselt hat. 

Um nun zu unserer Gattung Vila zurückzukommen, so be- 
obachten wir außer dem bei jeder Species anders entwickelten 
Organ Reverdin noch eine luxuriante Ausstattung des Abdomens, 
und zwar mit Duftorganen. Zwischen dem 9. und 10. Segment 
strahlt ein dorsaler Haarbüschel aus, dann lagert seitlich vom 
Tergit des 9. Segments eine Tasche mit langen dichtstehenden, 
jedenfalls ausstreckbaren Borsten gefüllt, und das Tergit des 
8. Segments trägt zudem noch zwei weitere solcher Borstentaschen. 
Die Gattung Vila bietet somit eine wahre Schaustellung sekun- 
därer und tertiärer Greschlechtsauszeichnungen und Organe. 

Rekapitulierend betrachtet, vereinigt die Gattung Vila in sich 
den dorsalen Haarbüschel, der sonst nur den Euytela und Didonis 


*) Eine Ausnahme bildet die Gattung Batesia — welche keine auf- 
geblasene Kostale hat — aber dennoch das Organ Reverdin besitzt. 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg. 1915 Abt. A. Fruhstorfer. 


Vila cacica Stdgr. 
Figur 1 Ecuador 
Klammerorgane 


Abdomen von Vila 
cacica mit den 

Müllerschen Figur 2 

Haarbüscheln 


0X 


Das Reverdin’sche Organ 
am XI. Segment 
von Vila cacica Stdgr. 
Figur3 in 28 x Vergrößerung 


Figur 4 Figur 5 
Organ Reverdin von Vila caecilia Cr. Klammerorgane von Vila caecilia Cr. 


Fruhstorfer: Gattung Vila. 


Krausse 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg. 1915 Abt. A. 


Frass, 


Formica-rufa 


Krausse 


- 


Dr. Anton Krausse: Formica-rufa-Fraß. 5) 


zukommt, die lateralen Borstentaschen, welche bisher nur bei 
den Danaiden, Heliconiden bekannt waren*), und endlich das 
Reverdinsche Organ. Damit aber noch nicht genug, erscheint 
bei den Vila das Organ Reverdin noch in einer prächtigen Kom- 
bination mit den Jullienischen Stäbchen. Das Genus Vila verdient 
durch seine phänomenale Ausstattung mit Organen, deren Zweck 
wir zu kennen glauben und solchen, deren Funktionen wir noch 
zu ergründen haben, das Epitheton einer anatomischen Wunder- 
gattung. 


*) Bei den Danaiden sind die Duftpinsel schon über ein Jahrhundert 
bekannt, nämlich durchCramer , der sie 1782 t. 377, abgebildet und durch 
Herbst, der sie 1783 beschrieben hat. Neuerdings konnte ich sie auch 
für die Gattung Chlothilda nachweisen. 


Formica-rufa -Frass. 
Von 
Dr. Anton Krausse, Eberswalde. 


(Mit 1 Tafel.) 


Als einen Beitrag zur Fraßbildkunde möchte ich hier die Ab- 
bildung eines Fraßstückes unserer Formica rufa L. publizieren; 
das Photogramm verdanke ich der Güte des Herrn Dr. E. Strand 
und des Verlags des Archivs. 

Würde man ein derartiges Fraßstück ohne irgendwelche Daten 
zur Bestimmung erhalten, so würde man wohl kaum an Formica 
yvufa L. denken. Ein Hinweis hierauf ist deshalb wohl nicht un- 
angebracht. 

Die von mir bei Eberswalde untersuchten Rufa-Kolonien 
sind fast durchweg um einen Baumstumpf angelegt; zu allermeist 
ist davon freilich nicht mehr viel zu bemerken, in der Tiefe aber 
findet man fast immer die Reste. 

Die Baumstümpfe sind meist solche von Kiefern, seltener von 
Buchen. 

Lebende Bäume — wie von Camponotus bekannt — sah ich 
von Formica rufa L. nie angefallen. 

Der in Rede stehende Fraß ist übrigens nützlich, da die Baum- 
stümpfe dadurch schneller zerstört werden. 

Der Vollständigkeit halber sei er hier besonders erwähnt. 
Am besten wird er durch unsere Abbildung — in natürlicher 
Größe — illustriert. Im vorliegenden Falle handelt es sich an- 
scheinend um eine Kiefer. 


122 Heft 


6 Dr. F.C. Roewer: 


7 neue Opilioniden des Zoolog. Museums 
in Berlin. 
Von 


Dr. F.C. Roewer, Bremen. 
(Mit 5 Textfiguren.) | 
Mai 1916. 


Bei Bestimmung einer größeren Zahl von Opilioniden des 
Berliner Museums fanden sich die unten beschriebenen neuen Arten, 
wovon 3 neuen Gattungen angehören. Alle 7 ordnen sich in fol- 
gender Weise in das System ein: 


I. Subord.: Cyphophthalmi. 
1. Fam.: Sironidae. 
a) Subfam.: Stylocellinae. 
Miopsalis sauteri n. Sp. 


II. Subord.: Laniatores. 
1. Fam.: Phalangodidae. 
a) Subfam.: Phalangodinae. 
Proscotolemon sauteri n. g. n. SP. 
2. Fam.: Gonyleptidae. 
a) Subfam. Cranainae. 
Inezia curvipes n. Sp. 
3. Fam.: Cosmetidae. 

a) Subfam.: Cosmetinae. 
Eucynortoides brasiliensis n. SP. 
Neocynortoides dorsalis n. g. n. SP. 
Euerginus australis n. Sp. 

b) Subfam.: Discosominae. 
Cosmetigryne unispinosa n. g. N. Sp. 


1. Miopsalis sauteri n. sp. 

(Die Merkmale der Gattung, wie sie Hansen und Soerensen 
1904: On two Orders of Arachnida p. 99 angeben, treffen ohne Ein- 
schränkung auch auf diese Art zu; ihre Wiedergabe erübrigt sich 
mithin.) 

L. des Körpers 2,6; der Palpen 1,7; des I. Beines 2,3; II. 2; 
111. 18; IV 34mm; 

Körper doppelt so lang wie breit. Rückenfläche ohne mediane 
Längsfurche, dicht grob bekörnelt und regellos (nicht in Quer- 
reihen) spärlich und fein behaart. Bauchseite, Coxen und Beine 
sehr fein bekörnelt. Querfurchen des Cephalothorax nirgends deut- 
lich erkennbar (wohl aber bei jungen Tieren!). Vordere laterale 
Ausbuchtungen dicht bekörnelt. Augen fehlend. Stinkdrüsen- 
xegel wagerecht im Cephalothorax-Seitenrande gelegen, diesen 
breit überragend, deutlich um 14 länger als basal breit. I. Glied 


7 neue Öpilioniden des Zoolog. Museums in Berlin. { 


der Cheliceren rings bekörnelt; II. Glied glatt, dorsal-basal in !/; 
der Gliedlänge bekörnelt; Scheren von '/, der Länge des II. Gliedes. 
Beine kurz und kräftig; alle Femora rings gleichmäßig pekörnelt 
und spärlich verstreut behaart wie auch die übrigen Beinglieder. 
Haarsohle des I. Tarsus%der Länge desTar- ! 
sus bedeckend. Sekundäre Geschlechts- 
merkmale des &: IV. Tarsus dorsal in der 
Mitte mit einem kleinen, lateral-basa 1zu- 
sammengedrückten Hakenfortsatz. 

Färbung des Körpers und der Glied- 
maßen hoch rotsgelb, nur Palpen blaß- 
gelb. 

Japan (Yamanaka, Suraga: 1100— 


2000 m im Laubwald), ca. 25 &, Qu. Fig. 1. 
pull. (Type im Mus. Berlin und in Coll. Miopsalis sauteri Rwr. 
Roewer). IV. Bein des {. 


Gen. Proseotolemon. n. 8. 

Augenhügel groß, doppelt so breit wie hoch, basal nicht ver- 
engt, einen quergestellten Stumpfkegel bildend, unbewehrt, nur 
wenig vom Stirnrande entfernt; Augen klein, seitlich basal gelegen. 
Dorsalscutum nach hinten breiter werdend, mit 5 einander paral- 
lelen Ouerfurchen, die nicht durch eine mediane Längsfurche mit- 
einander verbunden sind. Areae des Dorsalscutums und freie 
'Dorsalsegmente des Abdomens mit Körnchenquerreihen, sonst 
unbewehrt. Unterer und oberer Stirnrand des Cephalothorax un- 
bewehrt, hier nur 2 Ausbuchtungen für den Ansatz der Cheliceren. 
IV. Coxa nur wenig breiter als die übrigen, mit dem Abdomen 
nicht durch Brückenzähnchen verbunden; Stigmen sehr klein, 
unbewehrt und zwischen der hinteren Spitze der IV. Coxa und 
einem schrägen Querkiel des benachbarten Abdominalsegmentes 
gelegen. Cheliceren kräftig; I. Glied dorsal gewölbt, doch hier ohne 
deutlich abgesetzten Apicalbuckel. Palpen kurz, kräftig; Femur 
dorsal gewölbt, apical-innen mit 1 und ventral mit mehreren 
Stacheln; übrigen Palpenglieder mehr oder minder bestachelt. 
Beine kurz und kräftig. I. Tarsus 3gliedrig, sein Basalabschnitt 
2gliedrig; II. Tarsus 4gliedrig, sein Basalabschnitt 3gliedrig; 
III. und IV. Tarsus je 5gliedrig; III. und IV. Tarsus ohne Scopula, 
ohne Pseudonychinum, mit einfachen, nicht kammzähnigen Doppel- 
klauen. 

Japan. 

1. P. sauteri n. sp. 

L. des Körpers 1,5; des I. Beines 1,5; II. 3,5; III. 2; IV. 3,6 mm. 

Augenhügel unbewehrt, spärlich winzig verstreut bekörnelt, 
desgleichen die Fläche des Cephalothorax. Die regelmäßigen 
Körnchenquerreihen der Areae des Abdominalscutums und der 
freien Dorsalsegmente des Abdomens nach hinten an Größe zu- 
nehmend, so daß sie auf dem II. und III. freien Dorsalsegment am 


12. Heft 


S Dr. F.C. Roewer: 


gröbsten sind. Ventralsegmente des Abdomens mit je einer feinen 
Körnchenquerreihe; Fläche der Coxen verstreut fein bekörnelt. 
Cheliceren auf beiden Gliedern glatt glänzend. Palpen kräftig; 
Trochanter nur ventral mit 1, Femur ventral mit einer Reihe aus 
3 und apical-innen mit 1 Stachel; Patella nur lateral-innen mit 1 
und Tibia und Tarsus ventral jederseits mit je 2 Stacheln; alle 
Palpenglieder dorsal glatt. Beine kurz; hintere Femora S-förmig 
gekrümmt; basale Beinglieder leicht verstreut bekörnelt, fast glatt, 
sonst unbewehrt; Zahl der Tarsenglieder 3, 4, 5, 5. 


Färbung des Körpers und aller Gliedmaßen einfarbig blaßgelb. 
Japan (Negishi, Kanagawa, Yamanaka), 3 Expl. (Type im 
Mus. Berlin.) 


2. Inezia eurvipes n. sp. 


&. L.des Körpers 12, des T.3Beines 24, IL. 437123322 
40 mm. 


Körper des $ dorsal wenig gewölbt. Stirnrand des Cephalo- 
thorax gerade, über den Cheliceren nicht ausgebuchtet, unten mit 
1 kleinen Medianzahn, oben nur jederseits an den Ecken mit 3 
nebeneinanderstehenden Zähnchen, sonst unbewehrt. Augen- 
hügel jederseits oben mit 1 schräg aufrechtem Kegeldörnchen und 
dahinter mit je 1 Körnchen. Cephalothorax-Fläche glatt, des- 
gleichen die der 1.—III. Area des Abdominalscutums, nur I. Area 
mit einem mittleren Paare stumpfer Tuberkeln und III. Area mit 
einem mittleren Paare größerer Kegelzähnchen; Scutumseitenrand 
regellos dicht und rauh bekörnelt,; Scutumhinterrand und I. —IIl. 
freies Dorsal- sowie alle Ventralsegmente des Abdomens mit je 
einer Körnchenquerreihe; I.—III. freies Dorsalsegment innerhalb 
ihrer Körnchenquerreihe mit je einem mittleren Paare spitzer 
Tuberkeln; dorsale Analplatte unbewehrt. I.—IlI. Coxa mit je 
einer mittleren Längsreihe grober Körnchen; III. Coxa mit je 
einer vorderen und hinteren Randreihe stumpfer Höckerchen; 
IV. Coxa apical-dorsal mit 1 kurzen, kräftigen Hakendorn, sonst 
regellos rauh bekörnelt und beim & inmitten des hinteren Innen- 
randes, also vor dem Stigma, mit einem kurzen, senkrechten 
Kegeldorn. Cheliceren kräftig; beide Glieder beim & stark auf- 
getrieben; dorsaler Apicalbuckel des I. Gliedes hinten mit 3 neben- 
einanderstehenden und vorn jederseits mit je 1 spitzen Zähnchen; 
II. Glied frontal regellos rauh bekörnelt. Palpen etwa so lang wie 
der Körper, kräftig entwickelt; Trochanter dorsal und ventral 
mit je 1 Dörnchen; Femur apical-innen unbewehrt, dorsal, ventral 
und lateral-außen mit je einer unregelmäßigen Längsreihe grober 
Körnchen, ventral-basal mit 1 großen, geraden Dorn, apical-dorsal 
mit 1 kurzen Dornhaken; Patella unbewehrt und wie Tibia und 
Tarsus dorsal glatt; Tibia und Tarsus ventral jederseits mit je 
4 (1. und 3. die größten) Stacheln; Tarsalklaue so lang wie Tarsus. 
Beine relativ kurz, kräftig; III. und IV. Trochanter ventral- 
apical-innen mit je 1 Kegeldörnchen; I. und II. Femur gerade; 


7 neue Opilioniden des Zoolog. Museums in Berlin. 9 


III. Femur schwach und IV. Femur stark S-förmig gekrümmt; 
alle Femora in regelmäßigen Längsreihen fein bezähnelt; Patellen 
und Tibien nur in Spuren bekörnelt; Zahl der Tarsenglieder 8, 
21, 10, 12. Sekundäre Geschlechtsmerkmale (außer an Cheliceren 
und Palpen) nur am IV. Bein des $ wenig entwickelt. Femur 
apical-ventral-innen mit 1 kurzen, aber kräftigen Hakendorn, der 
von unten her aufwärts gekrümmt ist. 

Färbung des Körpers dorsal und ventral dunkel pechbraun; 
I. Area des Abdominalscutums rings (außer am Seitenrande) scharf 
schmal milchweiß berandet; außerdem zeigt die III. Scutum- 
querfurche jederseits nahe dem Seitenrande ein ovales, kleines 
milchweißes Fleckchen. Cheliceren, Palpen und Beine einfarbig 
pechbraun. 

Venezuela (Caracas), nur 1 8. (Type im Mus. Berlin.) 


3. Eueynortoides brasiliensis n. sp. 


L. des Körpers 4; des I. Beines 12; II. 29; III. 17; IV. 22 mm. 

Körper dorsal gleichmäßig gewölbt. Fläche des Cephalo- 
thorax, des Dorsalscutums und des Scutumseitenrandes glatt und 
nicht bekörnelt. Augenhügel etwa dreimal so breit wie hoch und 
lang, median flach längsgefurcht und 
fast unbewehrt bis auf jederseits 2—3 
winzige, verstreute Körnchen. I. und 
IV. Area des Abdominalscutums mit 
je einem mittleren Paare niedriger, 
stumpfer, kleiner Tuberkeln und III. 
Area mit einem mittleren Paare spitzer 
Kegeldornen. Scutumhinterrand und 
freie Dorsalsegmente des Abdomens mit 
je einer Körnchenquerreihe. Ventral- 
segmente des Abdomens glatt. Fläche 
der II. und III. Coxa glatt, letztere vorn 
und hinten mit einer Randreihe stum- 
pfer Höckerchen; I. Coxa mit einer mitt- 
leren Körnchenlängsreihe ; IV.Coxa ven- 
tral glatt, außenseits verstreut rauh be- Fig. 2. 
körnelt, apical-dorsal unbewehrt. Cheli- Eucynortoides brasiliensis Rwr. 
ceren normal gebaut; dorsaler Apical- Körper ohneGliedmaßen dorsal. 
buckel des I. Gliedes hinten mit etwa 3 und vorn jederseits mit 
je 1 Zähnchen; II. Glied unbewehrt. Palpen kurz und normal- 
gebaut; Femur dorsal und ventral mit einer Reihe kleiner Zähn- 
chen. Beine dünn, auch die basalen Glieder der hinteren Beine 
nicht stärker als die übrigen; alle Glieder unbewehrt und gerade; 
Zahi der Tarsenglieder 6, 14, 8, 9. 

Färbung des Körpers, der Cheliceren und Palpen rostbraun; 
Dorsalscutum mit weißer Zeichnung, wie folgt: Jederseits auf den 
hinteren Seitenecken des Cephalothorax je ein größerer, isolierter 
Netzfleck, jederseits vor den Hinterecken des Abdominalscutums 


12. Heft 


10 Dr. F. C. Roewer: 


je ein isolierter Ringfleck, median hinter den beiden Dornen der 
III. Area des Abdominalscutums ein kurzer Ouerstreif auf IV. Scu- 
tumquerfurche, der nach vorn und hinten je einen kurzen Median- 
fortsatz entsendet, so daß ein unscharfes + entsteht. Beine braun, 
Femora schmutzig blaßgelb, apical wie die ganzen Patellen 
schwäfrzlich. 

Brasilien (genaue Loc.?), 1 9. (Type im Mus. Berlin.) 


Gen. Neoeynortoides n. g. 


Schlanke Tiere mit langen und dünnen Beinen. Abdominal- 
scutum: I. und II. Area mit je einem mittleren Paare stumpfer, 
niedriger, aber deutlich hervortre- 
tender Tuberkeln, desgleichen V. Area 
— Scutumhinterrand; III. und IV. 
Area mit je einem mittleren Paare 
kräftiger, aufrechter Kegeldornen; 
‘ freie Dorsalsegmente des Abdomens 
nur mit Körnchenquerreihen, sonst 
unbewehrt. II. Chelicerenglied beim 
d auch normal gebaut, klein? Beine 
lang und dünn; basale Glieder beim 
g& mit besonderer Bewehrung ? I. Tar- 
sus 6-, II.—IV. Tarsus mehr als 6 
gliedrig, variabel; Endabschnitt des 

es TI. und:!1I.- Tarsus je 3ghednie@E 
Fig. 3. und IV. Tarsus mit einfachen, nicht 


53 
‚Neocynortoides dorsalis Rwr. kammzähnigen Doppelklauen. 
Körper ohne Gliedmaßen dorsal. Mittelamerika (Insel St. Thomas). 


1. N. dorsalis n. sp. 


L. des Körpers 5; des I. Beines 9; II. 19; III. 12; IV. 18 mm. 

Körper dorsal gleichmäßig gewölbt, hier überall regellos rauh 
bekörnelt, nur Scutumhinterrand und freie Dorsalsegmente des 
Abdomens mit je einer regelmäßigen Körnchenquerreihe. Augen- 
hügel quer oval, oben jederseits stark rauh bekörnelt. I. und II. 
Area des Abdominalscutums mit je einem mittleren Paare niedriger 
stumpfer Tuberkeln; Scutumhinterrand desgleichen; III. und 
IV. Area mit je einem mittleren Paare kräftiger, stumpfer, leicht 
rückgeneigter, basal sehr grob rings bekörnelter Kegeldornen, die 
auf der IV. Area etwas kräftiger sind als auf der III. Freie Ventral- 
segmente des Abdomens mit je einer Ouerreihe kleiner Körnchen; 
Fläche der Coxen dicht rauh regellos bekörnelt; III. Coxa mit 
je einer vorderen und hinteren Randseite stumpfer Höckerchen; 
IV. Coxa lateral-außen besonders grob bekörnelt und dorsal- 
apical-außen mit einer dicken Warze aus 4—6 groben Höckerchen 
Dorsaler Apicalbuckel des I. Chelicerengliedes überall dicht rauh 
bekörnelt; II. Glied glatt. Palpen normal gebaut und bewehrt; 
Femur dorsal glatt. — Beine lang und dünn; Trochantere bekör- 


7 neue Opilioniden des Zoolog. Museums in Berlin. 11 


nelt; Femora gerade (nur IV. Femur S-förmig gekrümmt) und wie 
Tibien regellos grob rauh bekörnelt, besonders am IV. Bein; Zahl 
derTarsenglieder 6, 14, 7, 8. 

Färbung des Körpers rostbraun; Dorsalscutum mit weißer 
Zeichnung, wie folgt: Augenhügel hinten median mit einem kleinen 
Flecken; I. Scutumquerfurche in der Mitte mit V-Zeichnung, die 
sich dem Cephalothoraxseitenrande zu stark netzartig auflöst; 
I.—IV. Area des Abdominalscutums mit einer Medianfleckenreihe, 
die jeweils die Tuberkel- und Kegeldornenpaare von innen her 
umfaßt und in die II.—V. schmal weiß gezeichneten Scutum- 
querfurche übergeht, die ihrerseits in der Scutumseitenrand- 
Längsfurche in weiße Sprenkelflecken verfließen; Scutumhinter- 
rand nur im medianen Drittel schmal quer weißgestreift. Beine 
blasser rostgelb; Femora und Tibien den Spitzen zu schwärzlich 
angelaufen. Cheliceren und Palpen rostbraun. 

Insel St. Thomas, 2 2. (Type im Mus. Berlin.) 


2. Euerginus australis n. sp. 


L. des Körpers 5; des I. Beines 9; II. 18, III. 15; IV. 16,5 mm. 

Körper dorsal gleichmäßig, aber wenig gewölbt. Fläche des 
Cephalothorax, des Dorsalscutums, des Scutumseitenrandes glatt 
und nicht bekörnelt. Augenhügel etwa dreimal so breit wie hoch 
und lang, median flach und breit längsge- 
furcht und hier jederseits mit 3—4 winzigen 
Körnchen. III. Area des Abdominalscutums 
mit einem mittleren Paare niedriger, stumpfer 
Tuberkeln; Scutumhinterrand, freie Dorsal- 
und Ventralsegmente des Abdomens mit je 
einer deutlichen Körnchenquerreihe; Fläche 
der Coxen fast glatt, sehr spärlich bekörnelt; 
III. Coxa mit je einer vorderen und hinteren 
Randreihe stumpfer Höckerchen; IV. Coxa 
lateral-außen basal mit einer Warze aus 3—4 
stumpfen Zähnchen und apical-dorsal mit 1 
kurzen Kegeldorn. Cheliceren kräftig; I. Glied 
mitrauh bekörneltem, dorsalemApicalbuckel, 
der apical-außen 2—3 größere spitze Zähn- 
chen trägt; II. Glied beim $ enorm aufge- 
trieben und verdickt, glatt, das I. Glied dor- N 
sal mächtig überragend. Palpen auch beim Euerginus australis Rwr. 
& klein und normal gebaut; Femur dor- Körper des 5 
salnicht bezähnelt. Beine kräftig; alle Glieder Ohne Gliedmaßen, dorsal. 
des I. und II. Beines glatt, I. und II. Femur gerade. III. Bein des: 
Femur leicht S-förmig gekrümmt, ventral mit 2 Längsreihen winziger 
Körnchen, übrige Glieder unbewehrt. IV. Bein des &: Trochanter 
unbewehrt; Femur leicht S-förmig gekrümmt, apical leicht keulig 
verdickt, dorsal überall regellos grob bekörnelt, ventral-außen mit 
einer Körnchenlängsreihe, die im apicalen Drittel des Femur 


12, Heit 


12 Dr. F.C. Roewer: 7 neue Opilioniden d. Zoolog. Museums. 


3—4 stumpfe Zähnchen zeigt, lateral-innen mit einer Körnchen- 
längsreihe, die im mittleren und ventral-innen mit einer solchen, 
die im apicalen Drittel des Femur je 3—4 stumpfe Zähnchen zeigt; 
Tibia leicht verstreut bekörnelt. Zahl der Tarsenglieder 6 (die 
3 basalen beim & deutlich verdickt), 12, 7, 8. 

Färbung des Körpers dunkel rostbraun, nur Beine, Cheliceren, 
Palpen heller rostgelb und einfarbig. Dorsalscutum des Körpers 
mit weißer Zeichnung, wie folgt: vom mittleren Drittel des Augen- 
hügels erstreckt sich nach hinten auf die Cephalothorax-Mitte ein 
auf der Spitze stehender, seitlich gezackter, mehrfach genetzter 
weißer Fleck, dessen Mitte durchbrochen ist; II. Area des Ab- 
dominalscutums rings von einer Perlreihe kleiner runder Punkte 
umfaßt, außenseits davon zum Scutumseitenrande ein weiterer 
Punkt; IV. Scutumquerfurche weiß liniiert in Form eines Doppel- 
bogens, der die beiden Tuberkeln der III. Scutumarea von hinten 
her umfaßt, den Scutumseitenrand aber nicht erreicht; V. Scutum- 
querfurche nur im medianen Drittel mit einer Ouerreihe aus 3—9 
weißen Sprenkeln. 

Columbien (genaue Loc. ?), 2 &. (Type im Mus. Berlin.) 


Gen. Cosmetigryne n. g. 


Schlanke Tiere mit sehr langen und dünnen Beinen. Abdo- 
minalscutum: I.—II. und IV.—V. Area nur bekörnelt, ohne mitt- 
lere Tuberkel- oder Dornpaare, desgleichen die freien Dorsal- 
segmente des Abdomens. III. Area des Abdominalscutums mit 
einem nach hinten schräg ansteigenden mächtigen Mediandorn, 

» der sein Entstehen aus 2 sehr 

8 dicht aneinanderstehenden mehr 

3 oder minder deutlich noch er- 

kennen läßt. Cheliceren klein und 
normal gebaut. I.—IV. Bein sehr 
lang und sehr dünn, normal ge- 
baut; basale Glieder des III. und 
IV. Paares von gleicher Stärke 
und gleichem Habitus wie die des 
I. und II. Paares; I.—IV. Tarsus 
mehr als 6gliedrig, variabel; End- 
abschnitt des I. Tarsus 3-, des 
II. Tarsus 4gliedrig ; Doppelklauen 


PA 
M 
53 


Y 
n 
» 
en 
n 


ZD) 
u) 


Fig. 5. des III. und IV. Tarsus kamm- 
Cosmetigryne unispinosa Rwr. zähnig. 
Körper ohne Beine von links. Brasilien. 


1. C. unispinosa n. sp. 


L. des Körpers 5; des I. Beinfemur 7; II. 15; III. 11; IV. 
13 mm. L. des I. Beines 20; II. 54; III. 30; IV. 39 mm. 

Körper dorsal gleichmäßig zum Mediankegeldorn der III. Area 
des Abdominalscutums ansteigend, hinten quer gerundet, überall 


Dr. Th. Arldt: Die Ausbreitung der Vögel. 13 


gleichmäßig mit sehr groben, blanken Buckelkörnchen regellos 
bestreut, die auch den Mediankegeldorn des Abdominalrückens 
bedecken. Augenhügel nahe dem Stirnrande, über doppelt so breit 
wie hoch und lang, median breit längsgefurcht, ganz glatt und 
unbewehrt. Freie Dorsal- und Ventralsegmente des Abdomens 
mit je einer Körnchenquerreihe; dorsale Analplatte verstreut be- 
körnelt; Fläche aller Coxen regellos grob bekörnelt; III. Coxa mit 
je einer vorderen und hinteren Randreihe stumpfer Höckerchen; 
IV. Coxa auch lateral-außen grob bekörnelt. Cheliceren klein, 
normal gebaut; dorsaler Apicalbuckel des I. Gliedes überall rauh 
bekörnelt. Palpen kurz, normal gebaut, Femur auch dorsal mit einer 
Zähnchenlängsreihe. Beine sehr lang und sehr dünn; alle Glieder 
gerade und unbewehrt; Zahl der Tarsenglieder 7, 24—27, 17, 19. 

Färbung des Körpers hoch rostrot bis braun, einschließlich 
Rückendorn, Cheliceren und Palpen. Das Dorsalscutum trägt 
jederseits von den Hinterecken bis fast an die Vorderecken je einen 
etwa Y, der Gesamtbreite des Dorsalscutums einnehmenden, breiten, 
vielfach genetzten und medianwärts vielfach ausgezackten Rand- 
streif von schön weißgelber Farbe. Beine blaß schwefelgelb, teil- 
weise schwarz genetzt; Femurspitzen, ganze Patellen und Tibien- 
spitzen schwarz. 

Brasilien (Bahia), 1 9. (Type im Mus. Berlin.) 


Die Ausbreitung der Vögel. 
Von 
Dr. Th. Arldt, Radeberg. 


Die verschiedenen Tiergruppen haben außerordentlich ver- 
schiedenen Wert, wenn es gilt, aus ihrer Verbreitung Schlüsse auf 
die geographischen Zustände früherer Perioden zu tun und um- 
gekehrt aus diesen wieder die Ausbreitung der Gruppen über die 
Erdoberfläche zu ermitteln, wie das Ortmann!) zuerst in muster- 
gültiger Weise für einige Gruppen der Süßwasserkrebse getan hat. 
Besitzen die Säugetiere infolge ihrer gründlichen Erforschung und 
der zahlreichen, gut erhaltenen und aus den verschiedensten 
Gebieten der Erde bekannten fossilen Reste hervorragenden Wert 
für die Geschichte der geologischen Neuzeit, besonders für die 
großen Züge des Erdreliefs in den Verbindungen der einzelnen 
Kontinentalkerne, so tun gleiches für das Mesozoikum die Mollusken 
des festen Landes und des Süßwassers, die für die neuere Zeit 
außerdem viele kleine Züge besonders aus der paläogeographischen 


!) A. E. Ortmann: The Geographical Distribution of Freshwater 
Decapods and its Bearing upon Ancient Geography. Proc. Am. Phil. Soc. 
XLI, 1902, p. 267 —400. 


12. Heft 


14 Dr. Th. Arldt: 


Inselkunde festzustellen gestatten. Erheblich geringer ist die 
Bedeutung fliegender Tiere, wie der Vögel und Insekten. Sie können 
zahlreiche Schranken überschreiten, die sich den reinen Landtieren 
entgegenstellen und besitzen im allgemeinen erheblich größere 
Verbreitung, wie das ja auch schon unter den Säugetieren die 
Fledermäuse zeigen. Man könnte also meinen, daß diese Tiergruppen 
biotogenetischen Untersuchungen überhaupt nicht zugänglich 
wären, haben sie doch auch meist eben als Lufttiere nur sehr spär- 
liche fossile Reste hinterlassen. Und doch ist das nicht der Fall. 
Wohl können viele Vögel selbst breite Meeresteile recht wohl über- 
schreiten und hohe Gebirge überfliegen, aber die großen Ozeane, 
wie sie besonders die Süderdteile voneinander trennen, sind doch 
auch ihnen zumeist unüberschreitbare Grenzen. Selbst die flug- 
kräftigen Raubvögel machen an diesen halt, und wenn wir dann 
bei weniger flugfähigen Formen doch Beziehungen von Festland 
zu Festland finden, so müssen diese eben genau so erklärt werden, 
wie bei den ausgesprochenen Landbewohnern. Ja selbst schmale 
Meeresstraßen, ja größere Flußläufe bilden oft ganz scharfe Grenzen 
für einzelne Vogelgruppen, ebenso kleinere Gebirge, ja vielfach 
fehlt es sogar ganz an mechanischen Grenzen und solche biologischer 
Wirkung treten an ihre Stelle, verschiedene Temperatur, Feuch- 
tigkeit, Gelegenheiten zur Ernährung, zum Brüten oder zum 
Schutze.?2) So steht einigen wenigen weit verbreiteten Gruppen 
die große Mehrzahl der beschränkt verbreiteten Formen gegenüber, 
deren Verbreitung eben darum ebenso der Erklärung zugänglich 
sein muß wie die der Säugetiere, Reptilien und anderer Landformen. 
Selbstverständlich müssen dabei die den Vögeln speziell offen- 
stehenden Verbreitungsmöglichkeiten gebührend berücksichtigt 
werden, die es ihnen gestatteten, von Festland zu Festland zu 
gelangen, auch wenn beide noch nicht in feste Verbindung mit- 
einander getreten waren. Dies mußte zu allen Zeiten einen regeren 
Faunenaustausch zwischen den verschiedenen Norderdteilen, sowie 
zwischen ihnen und den benachbarten Südkontinenten ermöglichen. 


So sollen im folgenden die Vögel einer biotogenetischen Be- 
trachtung unterzogen werden, wie sie früher schon bei den 
Oligochaeten?); den Arachniden?), den Süßwasserdekapoden°) und 


2) J. Grinnell: An Account of the Mammals and Birds of the Lower 
Colorado Valley with especial Reference to the Distributional Problems 
presented. Univ. Calif. Publ. Zool. XII, 1914, p. 107—110. — Barriers to 
Distribution as regards Birds and Mammals. Amer. Naturalist XLVIII, 
1914, p. 248— 254. 

3) Th. Arldt: Die Ausbreitung der terricolen Oligochaeten im Laufe 
der erdgeschichtlichen Entwicklung des Erdreliefs. Zool. Jahrbücher, 
Abt. f. Syst. XXVI, 1908, S. 285— 313. 

4) Th. Arldt: Die Ausbreitung einiger Arachnidenordnungen (Myga- 
lomorphen, Skorpione, Pedipalpen, Solipugen, Palpigraden). Archiv f. 
Naturgeschichte LXXIV, 1908 I, S. 389—458. F 

5) Th. Arldt: Die Ausbreitung einiger Dekapodengruppen. Archiv 
f. Hydrobiologie und Planktonkunde V, 1910, S. 257— 282. 


Die Ausbreitung der Vögel. 15 


den kontinentalen Mollusken®) durchgeführt worden ist. Unter 
den Wirbeltieren zeigen ja die Vögel insofern günstige Verhältnisse, 
als sie von allen Klassen sicherlich die jüngste sind, deren Ausbrei- 
tung im wesentlichen nur durch die geographischen Verhältnisse 
des obersten Jura, der Kreide- und der Tertiärzeit bedingt ist. 
Zeigen doch die ältesten Vögel aus dem obersten Malme noch eine 
so entschiedene Ähnlichkeit mit den diapsiden Reptilien und leben 
mit so vogelähnlichen Dinosauriern zusammen, daß ihr Übergang 
vom Land- zum Luftleben erst relativ kurze Zeit vorher erfolgt 
seinkann. Wir wollen nun im folgenden der Reihe nach die einzelnen 
Gruppen der Vögel betrachten, wobei wir uns im wesentlichen an 
die Systeme von Fürbringer”) und Gadow*®) anschließen, unter 
Berücksichtigung einiger neuerer Untersuchungen. 


I. Arehaeornithen. 


Fassen wir nun zunächst die Urvögel der Jurazeit ins Auge, 
so sind wir über deren geographische Verbreitung recht wenig 
genau unterrichtet. Wir kennen ja eigentlich fast nur die Archae- 
oßteryx von Solnhofen genauer. Dazu kommt noch der spärliche 
und unsichere Rest von Laopleryx aus dem oberen Jura Nord- 
amerikas. Damit ist natürlich noch nicht gesagt, daß diese Vögel 
nicht auch auf anderen Festländern der Jurazeit hätten vorkommen 
können. Für diese Frage ist von Bedeutung, welches geologische 
Alter man den Stammformen der Vögel zuschreiben möchte. Nach 
den Untersuchungen von Abel), mit dem auch viele andere Palae- 
ontologen übereinstimmen, müssen die Vögel aus baumbewohnenden 
Reptilien hervorgegangen sein, die zugleich auch die Stammformen 
der Dinosaurier sind, und die wir jedenfalls in den Parasuchiern zu 
suchen haben!P), krokodilähnlichen Reptilien der oberen Trias, 
aus denen jedenfalls auch die modernen Krokodile wie auch die 
Pterosaurier der Jura- und Kreidezeit entsprossen sind. Die 
primitiveren, allein als Stammformen der Vögel in Betracht 
kommenden Formen lebten in der Trias besonders in der Nord- 
atlantis, sind aber auch aus Südafrika bekannt, gehörten also auch 
der Fauna der Südatlantis an. Hier lebten die meisten Protero- 
suchiden: Proterosuchus, Mesosuchus, Eosuchus, Euparkeria, 
Browniella, deren einziger nichtafrikanischer Verwandter der 
Erpetosuchus von. Schottland ist. Indessen gehören diese Formen 
jedenfalls einer Seitenlinie an. Den Stammformen der Vögel 


*%) Th. Arldt: Zur Ausbreitung der Land- und Süßwassermollusken. 
Archiv f. Naturgeschichte LXXXT, 1915, S. 16—84. 

”)M.K.Fürbringer: Untersuchungen zur Morphologie und Systematik 
der Vögel. 1888. 

®) H. Gadow: Vögel. II. Systematischer Teil. Bronns Klassen und 
Ordnungen des Tierreiches VI, 4, 1893. 

?) O. Abel: Die Vorfahren der Vögel und ihre Lebensweise. Verhandl. 
k. k. zool. botan. Gesellsch. Wien LXI, 1911, S. 144—191. 

10) F.v. Huene: Die Dinosaurier der europäischen Triasformation. 
Geol. u. palaeontol. Abhand. Suppl. I, 1908, $. 402. 


12. Heft 


16 Dr ThzArldt. 


standen die nordatlantischen Familien näher, die A&tosauriden 
mit Aötosaurus und Dyoplax aus Europa, Stegomus und Typothorax 
in Nordamerika und besonders die Ornithosuchiden, die ‚Vogel- 
krokodile‘“ mit den europäischen Scleromochlus und Ornithosuchus 
und dem nordamerikanischen Hallous. Hiernach hat es doch mehr 
den Anschein, als wenn die jurassische Nordatlantis die Heimat 
der Vögel gewesen wäre. Dafür sprechen auch zeitliche Gründe. 
Im Malm waren die Archaeornithen, die sicher nur sehr mäßige 
Flieger waren, sowohl in Nordamerika wie auf den in Europa dem 
nordatlantischen Festlande vorgelagerten Inseln vorhanden. Lag 
ihre Heimat auf der Nordatlantis, so konnten sie sich aufihr während 
des unteren oder mittleren Jura entwickeln. Lag ihre Heimat 
dagegen auf einem anderen Festlande, so hätten sie noch früher 
sich herausbilden müssen. Denn schon seit der Mitte des Dogger, 
dem Kelloway, war die Nordatlantis vollständig isoliert. Vorher 
hing sie noch mit Asien zusammen, so daß dieses also etwa in zweiter 
Linie als Heimat der Urvögel in Frage kommen könnte, wenn von 
diesem Erdteile erst überhaupt ein Rest von Archaeornithen oder 
auch nur Parasuchiern bekannt wäre. Solange dies aber nicht der 
Fall ist, liegt die Nordatlantis als mutmaßliches Entwicklungs- 
zentrum der Vögel entschieden näher. Eher käme, wie schon er- 
wähnt, aus palaeontologischen Gründen die Südatlantis in Frage. 
Aber diese war schon im Unterdogger durch breites Meer von der 
Nordatlantis getrennt, wahrscheinlich auchschonimLias, undselbst 
im Keuper standen beide nicht miteinander in Verbindung, sondern 
breit flutete zwischen ihnen der mittelmeerische Ozean. Wir müssen 
schon bis in die Mittel- und Untertrias zurückgehen, wenn wir auf 
eine Verbindung der beiden großen Kontinente treffen wollen, 
also in eine Zeit noch vor der der meisten uns bekannten Para- 
suchier. Nun wäre dies ja an sich kein Hinderungsgrund, da auch 
die Dinosaurier mit den Thecodontosauriden und Podokesauriden 
bis in den mitteltriadischen Muschelkalk zurückreichen und deren 
Parasuchiervorfahren also mindestens in der Untertrias schon 
gelebt haben müssen. Wohl aber spricht die Differenzierung der 
oberjurassischen Vögel dagegen, daß sie sich schon in der Mitte 
der Trias hätten sollen gleichzeitig mit den Dinosauriern von den 
Parasuchiern abgezweigt haben. Denn die Dinosaurier haben in 
der Zeit von der Mesotrias bis zum Malm eine gewaltige Weiter- 
entwicklung erfahren. Aus den indifferenten Typen der Trias 
haben sich die gewaltigsten Riesenformen entwickelt wie Bronto- 
saurus, Diplodocus und Atlantosaurus, daneben schlanke Zwerg- 
formen wie Compsognathus, die Megalosauriden haben sich zu 
extremen Räubern ausgebildet, die obengenannten Riesendrachen 
zu ebenso einseitigen Pflanzenfressern. Die meisten Dinosaurier 
sind unter starker Reduzierung der zu Greiforganen gewordenen 
Vordergliedmaßen zum aufrechten Gang übergegangen. Daneben 
haben sich die verschiedensten Waffen herausgebildet wie das 
Nashorn des räuberischön Ceratosaurus, der Knochen-Rückenkamm 


Die Ausbreitung der Vögel. vr 


der Stegosauriden. Nur die Typen der Ancylosauriden und Cera- 
topsiden haben sich noch nicht herausgebildet, doch erscheint auch 
der letztere unmittelbar nachher. Auch die Pterosaurier haben 
sich in der Jurazeit schon weit entwickelt. Neben den lang- 
schwänzigen, an die alten Dinosaurier undParasuchier noch stärker 
erinnernden Rhamphorhynchiden treten im Mittelmalm die kurz- 
schwänzigen Pterodactyliden. Demgegenüber haben die Urvögel 
des Jura noch ganz den alten Typus beibehalten, und erst die 
Zahnvögel der Kreide entsprechen im Ablegen der Reptilien- 
eigenschaften den Pterodactyliden des Malm, wie die zahnlosen 
Vögel des Tertiär den ungezähnten Riesenflugsauriern der Gattung 
Pteranodon in der mittleren Kreide. So sehen wir die Vögel in 
allem beträchtlich später die gleichen Spezialisationsstufen er- 
reichen als die Pterosaurier und können daher als sicher annehmen, 
daß sie auch später aus den Parasuchiern hervorgegangen sind. 
Haben sich die Pterosaurier in der Trias entwickelt, wie wir das 
nach den fossilen Resten annehmen müssen, so werden wir die 
Herausbildung der Urvögel in den Jura zu setzen haben, und dann 
kann sie kaum an anderer Stelle als auf der Nordatlantis erfolgt 
sein. Gerade die Vögel, die sich einen neuen Lebensbezirk er- 
oberten, in dem sie sich infolge ihrer Wärmeregulierung und dem 
ein ideales Flugorgan darstellenden Federflügel allen Mitbewerbern 
weit überlegen zeigten, mußten sich ja außerordentlich rasch diffe- 
renzieren und spezialisieren, wie die Säugetiere im Tertiär, nachdem 
die bisherigen Herren des festen Landes, die Saurier, von dem 
Schauplatze des Lebens abgetreten waren. Tatsächlich setzt dann 
auch bei den Vögeln in der Kreidezeit eine starke Formenspaltung 
ein, sind doch die einzelnen Ordnungen bezw. Unterordnungen 
bei Beginn der Tertiärzeit zumeist schon weit verbreitet, also 
offenbar schon länger vorher herausgebildet. 


II. Carinaten. 


Wenn man in der Systematik auch meist an die Archae- 
ornithen von den Neornithen zunächst die Ratiten anschließt, die 
ja vielfach primitivere Züge zeigen, so gehen wir hier doch zweck- 
mäßiger erst auf die Carinaten ein. Denn sie haben sich offenbar 
direkt an die Archaeornithen angeschlossen, und aus ihnen sind 
erst die Ratiten hervorgegangen, die noch dazu keine natürliche 
Gruppe bilden, sondern als mehrstämmig betrachtet werden 
müssen. Die Carinaten dürften sich nach dem oben Ausgeführten 
ebenfalls in der Nordatlantis entwickelt haben, etwa während der 
unteren Kreide Von der Mitte der Kreidezeit an konnten sie 
dann nach Südamerika und damit nach der Südatlantis gelangen, 
zugleich aber auch nach Asien und durch Vermittlung von Inseln 
nach Australien. Vor dieser Ausbreitung müssen sie aber bereits 
in ihre Hauptstämme, ja z. T. schon in Familien gespalten gewesen 
sein, da sich sonst deren heutige Verbreitung nicht befriedigend 
erklären ließe. 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 12. 2 12. Heft 


18 Dr. Th. Arldt: 


A. Colymbomorphen. 


Den ersten Hauptstamm bilden nach Gadow die Colymbo- 
morphen. Von ihnen sind die Ichthyornithen mit ihrer einzigen 
Familie ganz auf Nordamerika beschränkt, wo sich ihre beiden 
Gattungen Ichthyornis und Apatornis auschließlich in mittelkreta- 
zeischen Schichten fossil finden, zusammen mit den großen Pteran- 
odontiden, Flugvögel ohne Reptilschwanz, aber mit Reptilzähnen 
neben den zahnlosen, höchstspezialisierten Flugsauriern. Daß sie 
sich auch in Nordamerika entwickelt hatten, müssen wir so lange 
annehmen, bis uns an anderer Stelle gemachte Funde an dieser 
Annahme irre machen. 

Die Colymbiformen müssen wir nach dem Gesagten auch 
von der Nordatlantis herleiten. Die Colymbiden (Urinatoriden) 
sind auch heute noch ganz auf die Gestade der holarktischen Region 
beschränkt und hauptsächlich an den arktischen Küsten zu finden, 
wo sich die meisten Arten zu beiden Seiten des Atlantischen Ozeans 
finden. Ihre Heimat lag also wohl in den nördlichen Teilen der 
Nordatlantis, wo bis ins Ouartär Landzusammenhänge vorhanden 
waren. Doch waren sie schon im Miozän bis in die Breite von 
Deutschland verbreitet, wo uns im Untermiozän der fossile Colym- 
boides begegnet. Viel weitere Verbreitung haben die Podicipitiden 
erlangt, die über alle Regionen der Erde verbreitet sind. Fossil 
sind sie aber meist nur aus quartären Schichten der Holarktis und 
Südamerikas bekannt. Hiernach könnte man geneigt sein, an einen 
südlichen Ursprung der Familie zu denken. Aber einmal fehlen 
südliche Beziehungen ganz. Dafür sind umsomehr Beziehungen 
zwischen den Nordkontinenten und zwischen diesen und den Süd- 
kontinenten zu finden. So leben Podiceps cristatus, P. fluviatilis, 
P. nigricollis und P. auritus zu beiden Seiten der Atlantik und die 
afrikanischen Steißfüße P. cristatus, P. capensis und P. nigrıcollis 
sind auch in der paläarktischen Region zu finden, die beiden ersten 
auch in der orientalischen, der erste auch in Australien. Das spricht 
aber bestimmt für eine nordische Heimat dieser Gattung, zumal 
neuerdings auch eine oberoligozäne Art aus Nordamerika beschrieben 
wordenist!!. Dann können aber die Podicipitiden kaum vor dem Plio- 
zän Südamerika, Afrika, Madagaskar und Australien erreicht haben, 
die beiden ersten allenfalls im Miozän, als die erste Annäherung, . 
wenn auch nicht Verbindung der Nord- und Südkontinente begann. 


Ihnen entsprechen im Süden die Sphenisciformen. Bereits 
im Eozän treten sie uns hier in Neuseeland, Südamerika und der 
Westantarktis fossil entgegen. Von Neuseeland kennen wir aus 
dem Obereozän Palaeeudyptes antarcticus. Von den beiden anderen 
Gebieten hat Ameghino!2) zahlreiche Gattungen und Arten zu- 


u) R. W. Shufeldt: Fossil Birds in-the Marsh Collection gf Yale 
University. Trans. Conn. Acad. Arts and Sciences. XIX, 1915, pP. 54. 

12) F. Ameghino: Enumeraciön de los Impennes fösiles de Patagonia 
e de la isla Seymour. Anal. Mus. Nac. Buenos Aires XIII, 1906, p. 97— 167. 


Die Ausbreitung der Vögel. 19 


sammengestellt. Dem Obereozän Patagoniens gehören zunächst 
die beiden Gattungen Cladornis und Cruschedula an, die Familie 
der Cladornithiden bildend. Aus dem Oligozän der Antarktis sind 
die Gattungen Deldhinornis, Ichthyopteryx, Eospheniscus, An- 
thropornis und Pachypteryx beschrieben, sämtlich wie die schon 
erwähnten Gattungen monotyp. Aus dem Oligozän Patagoniens 
kennt man sogar zwölf fossile Gattungen, darunter Paraspheniscus, 
Pseudospheniscus und Arthrodytes mit je zwei Arten, Palaeosphe- 
niscus sogar mit 10, von denen eine schon dem Obereozän angehört. 
Die Sphenisciden müssen sich also schon am Beginne des Eozän 
entwickelt haben, wahrscheinlich aus den noch zu besprechenden 
Procellariformen. Damals stand Südamerika bis zum Mittel- 
eozän noch mit Afrika in Verbindung, ebenso vermutlich über 
Ozeanien mit Australien, sowie zeitweise direkt mit der Antarktis. 
‚Das eigentliche Entwicklungs- und Ausbreitungsgebiet der Pinguine 
müssen wir an den Südküsten dieser Landmassen suchen. Erst 
nach deren Zusammenbrechen konnten sie an der Westküste Süd- 
amerikas entlang bis zu den Galapagos-Inseln gelangen. Der große 
Formenreichtum des patagonischen und des diesem gegenüber- 
liegenden westantarktischen Gebietes läßt es wahrscheinlich sein, 
daß in dieser Gegend die erste Entwicklung der Gruppe vor sich 
ging, um so mehr, als diese von der Nordatlantis aus am schnellsten 
und leichtesten hierher gelangen konnte. Die heute noch lebenden 
Gattungen zeigen durchweg weite Verbreitung, meist über die 
Südküsten aller drei Süderdteile. Diese weite Verbreitung könnte 
auch auf die alttertiären Verbindungen zurückgehen, deren Küsten 
den Tieren jedenfalls die Ausbreitung erleichtert hätten. Wo es 
sich aber um ebensoweit verbreitete Arten handelt, wie bei Catar- 
rhaetes chrysocome und Pygosceles adeliae oder auch noch bei 
Aptenodytes patagonica und Spheniscus demersus, müssen wir 
sicherlich eine Verbreitung über das Meer hinweg annehmen, wobei 
treibende Eisberge und Schollen eine nicht unwichtige Rolle 
gespielt haben mögen. 

Kosmopolitische Verbreitung zeigen dann wieder die Pro- 
cellariformen, bei ihrem durchweg vorzüglichen Flugvermögen 
ganz natürlich. Sie könnten diese Verbreitung, die auch die meisten 
Gattungen aufweisen, erst in neuester Zeit erworben haben, da sie 
imstande sind, auch breite Meeresteile aktiv zu überfliegen und bis 
zu den entferntesten Inseln zu gelangen. Da wir aber nach dem 
Bau der Tiere jedenfalls die Sphenisciformen von ihnen abzuleiten 
haben, und diese uns schon im Eozän nicht bloß in Südamerika, 
sondern auch in Neuseeland entgegentreten, so müssen Procella- 
riden schon am Ende der Kreidezeit nach Südamerika gelangt sein. 
Damit ist natürlich noch nicht gesagt, daß nicht auch später noch 
Wanderungen nach dem Süden stattgefunden haben könnten. Dies 
ist vielmehr im höchsten Grade wahrscheinlich, aber im einzelnen 
ziemlich schwer festzustellen. Die Diomedeinen sind heute fast 
ganz auf die fünf südlichen Regionen beschränkt, wenn auch 


2* 12. Heft 


20 Dr. Th. Arldt: 


Diomedea nigripes an der pazifischen Küste bis nach Nordamerika 
kommt. Im Eozän lebten sie aber auch in Europa, kennt man doch 
aus dem Mitteleozän die fossilen Gattungen Argillornis und 
Odontopteryx, aus dem Untereozän den zweifelhafteren Eußter- 
ornis, ein Beweis für die früher weitere Verbreitung der Unter- 
familie. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß nun auch die weit- 
verbreiteten lebenden Gattungen und Arten von Norden herge- 
kommen sein miissen, denn sie fehlen hier eben vollständig. Wenn 
z. B. Thalassogeron chlororhynchus von Südamerika, Afrika und 
Madagaskar angegeben wird, so müssen wir diese Verbreitung als 
südatlantisch bezeichnen, und wenn auch die Ausbreitung der Art 
nicht an das Fortbestehen der alten südatlantischen Landmasse 
gebunden war, so mögen doch deren bis weit ins Tertiär hinein 
fortbestehende Reste ihre Ausbreitung gefördert haben. Ob 
freilich ihre Heimat im Osten oder Westen lag, können wir nicht 
entscheiden. Vielfach dürfte die Antarktis eine Rolle bei der 
Ausbreitung gespielt haben, besonders bei Arten, die an den Süd- 
spitzen aller drei Süderdteile vorkommen, wie bei Diomedea exulans, 
D. melanophrys, Phoebetria fuliginosa. 


Während bei den Diomedeinen an eine südliche, dann wohl 
südatlantische Heimat gedacht werden kann, wobei wir die Eozän- 
gattungen Europas als spätere Einwanderer zu bewerten hätten, 
dürften die kosmopolitischen Procellarinen eher nordischen Ur- 
sprungs und vielleicht z. T. erst spät nach dem Süden vorge- 
stoßen sein. Procellaria cinerea (Südamerika, Afrika, Australien) 
allerdings weist wieder auf antarktische Verbreitungswege, aber 
sonst sind die im Süden weitverbreiteten Arten meist auch im Norden 
in der ganzen Holarktis heimisch, wie Oceanodroma castro, Hydro- 
bates pelagicus, Oceanites oceanicus (npsaet?)). Siesind offenbar erst 
in neuester Zeit strahlenförmig von Norden aus vorgedrungen. 


Unter den ebenso weit verbreiteten Puffininen finden wir 
wieder einige rein südliche Gattungen wie Ossifraga, Dapßtion, 
Prion, Thalassoeca, Pseudoprion, auch Majaqueus und Priocella 
sind hier noch anzuschließen, wenn sie auch ähnlich Diomedea 
nach Nordamerika vorgestoßen sind. Ihre Heimat suchen wir 
darum vorläufig im Süden und nehmen an, daß sie sich zum 
großen Teile auf antarktischen und subantarktischen Wegen aus- 
gebreitet haben. Oestrelata fehlt auch der paläarktischen Region 
nicht (Oe. mollis), könnte aber trotzdem vom Süden ausgegangen 
sein, wo sie viele Arten besitzt, von denen die hawaiische Oe. sand- 
wichensis mit Oe. phaeopygia von den Galapagosinseln fast identisch 
ist. Dagegen ist Puffinus wohl als nordische Gattung zu betrachten. 
P. conradi aus dem europäischen Untermiozän könnte ja ein süd- 
licher Einwanderer sein, aber auch sonst besitzt er viele lebende 


13) Hier und im folgenden bedeuten a: australische, e: aethiopische, 
m: madagassische Region, n: nearktisches Gebiet, o: orientalische Region, 
p: palaearktisches Gebiet, s: neotropische Region. 


Die Ausbreitung der Vögel. >21 


nordische Arten, darunter den kosmopolitisch verbreiteten P. an- 
glorum, der sich entschieden erst in neuerer Zeit und dann nur von 
Norden aus über alle Regionen ausgebreitet haben kann. Dazu 
kommt noch die untermiozäne Gattung Hydrornis aus Europa. 

Die letzte Unterfamilie der Procellariden, die der Pelecanoi- 
dinen, ist dann wohl sicher wieder als südlich mit antarktischer 
Ausbreitung zu bezeichnen, ist doch Pelecanoides ganz auf die drei 
Süderdteile beschränkt. 


B. Pelargomorphen. 


a) Ciconiiformen. 


Die Familien der Stoßvögel zeigen zumeist sehr weite Ver- 
breitung, da sie vorwiegend vorzügliche Flieger umschließen. 
Infolgedessen ist ihre Ausbreitung vielfach schon als früh erfolgt 
anzunehmen, wenn sich dies auch nicht überall mit Sicherheit 
feststellen läßt. Dies gilt ganz besonders auch von den Ciconi- 
formen. 

Unter den Steganopoden müssen wir die Phaöthontiden als 
südlich betrachten. Sie sind ganz auf die fünf tropischen Regionen 
beschränkt und auch fossil nicht in der Holarktis nachgewiesen 
worden. Ihre Stammformen müßten also vortertiär nach dem Süden 
gelangt sein, am wahrscheinlichsten zunächst auf die Südatlantis, 
tür deren Gebiet Phaöthon lepturus charakteristisch ist und auf der 
sich alle Arten vorfinden. Nach Indien und Australien sind die 
Vögel dagegen wohl erst später gelangt, vielleicht seit dem Miozän, 
da die hier heimischen Ph. indicus und Ph. aethereus auch in Afrika 
heimisch sind, letzterer sogar in Südamerika vorkommt. Eine 
transpazifische Ausbreitung ist auf jeden Fall bei dieser Familie 
nicht wahrscheinlich. 

Ihre Vertreter im Norden waren die Suliden. Deren typische 
Gattung Sula ist aus dem Oberoligozän und Untermiozän Europas 
und dem Miozän Nordamerikas fossil bekannt. Dazu kommt der 
europäische obermiozäne Pelagornis. Zunächst wird man darum 
bei ihnen an die Nordatlantis als Heimat denken, wo noch heute 
S. bassana lebt. Das nordpazifische Gebiet mag vielleicht schon 
im Alttertiär erreicht worden sein, der Süden wohl frühestens im 
Miozän, aber doch früh genug, daß sich die Gattung Sula über den 
Gesamtbereich der südlichen Regionen ausbreiten konnte. 

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Phalacrocoraciden. 
Diese treten sogar schon in der oberen Kreide Siebenbürgens mit 
Elopteryx fossil auf. Sie könnten also schon früh auch die Süd- 
erdteile erreicht haben, doch zeigen sie keine geographischen 
Beziehungen, die diesen Schluß notwendig oder auch nur nahe- 
liegend machten. So sind z. B. die afrikanischen Arten durchweg 
von den südamerikanischen verschieden. Wir möchten also lieber 
annehmen, daß auch bei dieser Gruppe die Ausbreitung nach den 
Süderdteilen nicht vor dem Miozän erfolgt ist. Wenn Phalacro- 
corax carbo außer in der Holarktis auch in Indien, Afrika und 


12. Heft 


PD) Dr. Th. Arldt: 


Australien gefunden wird, so handelt es sich hierbei wohl um eine 
noch jüngere Verbreitung, die dem Pliozän oder gar erst dem 
Quartär angehören dürfte. Allerdings mögen auch schon vor 
Beginn der Tertiärzeit Phalacrocoraciden nach der Südatlantis 
gelangt sein. Diese haben hier aber besondere Entwicklungswege 
eingeschlagen und sich zu der besonderen und gleich den Phaethon- 
tiden auf den Süden beschränkten Unterfamilie der Plotinen 
weitergebildet. Wenn auch die Arten der einzelnen Regionen ver- 
schieden sind, so ist doch die Gattung Plotus s. Anhinga zirkum- 
tropisch verbreitet. Bei ihr ist auch eine Ausbreitung von Süd- 
amerika über ein alttertiäres Ozeanien nach Australien nicht aus- 
geschlossen. In Australien tritt sie allerdings erst im Quartär mit 
einer fossilen Art auf. 

Als südliche Familie müssen wir auch die zirkumtropischen 
Fregatiden bezeichnen, bei denen nicht bloß Familie und Gattung, 
sondern selbst die Art Fregata aguila durch die ganze Tropenzone 
verbreitet ist, eine Folge der außerordentlichen Flugkraft dieser 
Vögel. Infolgedessen läßt sich aus dieser Verbreitung gar nicht 
ersehen, wann diese Ausbreitung erfolgt ist. Da wir aber keinen 
Grund zu der Annahme haben, daß die Fregatiden beträchtlich 
jünger wären als die anderen Familien der Steganopoden, so ist 
doch wohl eine bereits alttertiäre Ausbreitung auch der Fregattvögel 
im höchsten Grade wahrscheinlich. 

Die Pelecaniden zeigen nicht ganz so weite Verbreitung wie 
die Suliden und Phalacrocoraciden, fehlen aber doch auch in keiner 
Region vollständig. Fossile Reste im Norden sprechen bei ihnen 
für eine nordische Heimat. : Der Protopelecanus aus dem euro- 
päischen Unteroligozän ist allerdings ein Rest von zweifelhafter 
Stellung. Aber außerdem kennen wir noch Cyphornis aus dem 
Oligozän Nordamerikas und die lebende Gattung Pelecanus ist 
auch schon im Obermiozän Europas und im Unterpliozän Indiens 
fossil vertreten, wo sie zusammen mit nordischen Formen vorkommt. 
Die Ausbreitung nach dem Süden ist dann wohl erst in der zweiten 
Hälfte des Tertiär erfolgt, zumal sich die afrikanischen Arten P. 
onocrotalus und P. roseus auch in Indien und im südlichen palä- 
arktischen Gebiete finden. Sie sind hiernach wahrscheinlich erst 
nach den Suliden und Phalacrocoraciden nach dem Süden gelangt. 

Gehen wir nun zu den Reihervögeln über, so zeigen die 
Ardeiden wieder kosmopolitische Verbreitung, die sich selbst bei 
mehreren Gattungen von Ardea und Nycticorax, in etwas be- 
schränkterem Maße auch bei Ardetta und Botaurus vorfindet. 
Diese weite Verbreitung muß die Familie schon sehr früh gewonnen 
haben. Schon im Alttertiär lebten sie, fossilen Resten nach, sowohl 
nördlich wie südlich des mittelmeerischen Gürtels. Hier hat z. B. 
Ardea im Eozän Nordafrikas eine Art aufzuweisen, dort kennen 
wir Proherodias, Botauroides und Eoceornis, alle drei ausgestorbene 
Gattungen. Die Gattung Ardea tritt im Norden erst im Ober- 
miozän fossil auf und zwar in Europa. Sie könnte darum dem 


Die Ausbreitung der Vögel. 23 


südlichen Zweige der Ardeiden recht wohl angehören. Ihre Heimat 
hätten wir dann auf der Südatlantis zusuchen. Hier sind von ihren 
Untergattungen Leucophoyx und Syrigma noch heute neotropisch, 
Melanophoyx und Demigretta aethiopisch-madagassisch. Florida 
wäre dann etwa im Pliozän nach dem südlichenNordamerika gelangt. 
/Die Heimat von Bubalcus, Ardea, Ardeola und Herodias, die auch 
das paläarktische Gebiet erreicht haben, sehen wir dagegen mehr 
auf der afrikanischen Seite, von wo sie im Miozän Europa und 
weiterhin Indien und Australien, sowie Nordamerika erreichen 
konnten. Ob Ardea und Herodias Südamerika direkt oder über 
den Norden erreichten, läßt sich nach den vorliegenden Daten 
kaum entscheiden. Auch bei den andern weitverbreiteten Gattungen 
läßt sich kaum etwas sicheres über ihre Zugehörigkeit zum nörd- 
lichen oder südlichen Zweige sagen. Bei Ardetta und Nycticorax 
spricht vielleicht die Verbreitung etwas mehr für nördlichen Ur- 
sprung und radiale Ausstrahlung nach dem Süden. Nycticorax 
griseus (snpeo)ist entschieden eine holarktische Art. Dagegen 
gehört Tigrisoma ebenso entschieden der Südatlantis an. Leben 
doch von seinen Arten vier im tropischen Südamerika, wozu noch 
T. leucolophum in Afrika und eine Art im papuanischen Gebiete 
kommen, letztere kaum: auf frühere Zeiten als auf das Pliozän 
zurückgehend. Cancroma, Nyctanassa, Prlerodias sind ganz oder 
vorwiegend neotropisch, Erythrocnus südaethiopisch, auch sie 
dürfen wir zunächst der alten südatlantischen Fauna zurechnen. 
Das gleiche gilt von Butorides. Diese letztere Gattung findet sich 
aber mit B. javanıca auch im sundanesischen Gebiete, auf Celebes, 
den Molukken und Neuguinea, dringt auch nach Ostasien vor. 
Diesen östlichen Bereich dürfte die Gattung nach der Analogie 
anderer Formen erst in der zweiten Hälfte der Tertiärzeit erreicht 
haben. 

Die Balaenicipiden sind ganz auf die äthiopische Region 
beschränkt. Die Scopiden sind sonst nur noch in der madegassischen 
zu finden. Wir müssen sie hiernach als altafrikanische Elemente 
ansehen. 

Unter den Storchvögeln treten die Ciconiiden in Europa 
mit dem Untermiozän fossil auf (Ciconia, Pelargopsis). Damit ist 
ihr nordischer Ursprung aber noch nicht bewiesen, da gerade im 
Miozän zahlreiche zweifellos südliche Formen in Europa unver- 
mittelt erscheinen. Die gegenwärtige Verbreitung der Gattungen 
wie von Tantalus (semo), Dissura (seo), Mycteria (se oa) spricht 
jedenfalls mehr für eine südliche Heimat, aus der die Familie erst 
im Miozän das paläarktische und orientalische Gebiet erreichte. 
Nach Australien ist Mycieria wohl erst im Pliozän von Indien aus 
gelangt, da M. australis auch in der orientalischen Region heimisch 
ist. Nordamerika wurde wohl von Ciconia um die gleiche Zeit 
von Südamerika aus erreicht. Während die genannten Gattungen 
über die ganze Südatlantis verbreitet waren, gehörten Leptoßtilus, 
Abdimia und Anastomus ausschließlich den Osten an, von dem 


12, Heft 


94 Dr. Th. Arldt: 


aus sie im Pliozän Indien erreichten. Palaeociconia aus der unter- 
quartären Pampasformation Argentiniens ist eine spezifisch 
neotropische Form. 


Älter als die Ciconiiden sind im Norden die Ibiden. Schon im 
Unteroligozän Europas ist die Gattung Ibis fossil vertreten. Im 
Untermiozän kommt dazu außer einer zweiten Art die fossile 
Gattung Ibidipodia. Aber zur gleichen Zeit muß die Familie auch 
schon in der Südatlantis gelebt haben. Dafür spricht besonders 
die Untergattung Theristicus (Hagedashia) von Ibis. Diese umfaßt 
nämlich neben vier äthiopischen Arten nur noch zwei neotropische, 
ist also ganz ausgesprochen südatlantisch. Als südatlantisch 
können wir auch die neotropischen Untergattungen Phimosus und 
Molybdiphanes unbedenklich ansprechen. Zweifelhafter sind 
Ibis s.str. (emoa) undGeronticus (pe oa). Beidem letzteren spricht 
das Fehlen auf Madagaskar eher für eine nordische Heimat. Von 
Europa ausgehend mag er sich im Miozän nach Asien und im 
Pliozän nach Afrika und Australien verbreitet haben. Bei Ibis 
könnte man aber auch an eine äthiopische Heimat denken. Äthio- 
pisch ist dann auch Oreo:bis vom Kenia. Ganz unsicher ist die 
Heimat des fast kosmopolitisch verbreiteten Phlegadıs. Da bei 
diesem aber auch eine Art, Ph. falcinellus, die gleiche weite Ver- 
breitung zeigt, so liegt es nahe, an eine erst pliozäne Ausbreitung 
zu denken, und sie könnte dann nur vom Norden ausgegangen sein. 
Ph. autumnalis (pem) widerspricht dem nicht und auch P%. gua- 
ranna (s) könnte ein pliozäner Einwanderer nach Südamerika sein. 
Ähnlich weit verbreitet sind die Plataleinen, bei denen wir ent- 
sprechende Ausbreitungswege annehmen möchten. 

Die Flamingos zerfallen in eine fossile und eine lebende 
Familie. Die erstere bilden die Palaeolodiden, die neuerdings nur 
noch europäische Arten umfassen. Früher stellte man ja zu ihnen 
auch die Gattung Graculavus aus dem Senon Nordamerikas, die, 
wie der Name besagt, auch Ähnlichkeiten mit den Phalacrocoraciden 
aufweisen. Neuerdings hat aber Shufeldt gezeigt, daß diese Gattung 
aus ganz verschiedenen Elementen besteht. Eine der hierher 
gerechneten Arten stellt er in die Verwandtschaft der Tetraoniden, 
alle anderen sind den Limicolen einzureihen!®). In dem neuen, 
beschränkterem Umfange treten die Palaeolodiden im Senon 
Europas mit dem etwas zweifelhaften Scansornis auf, finden sich 
dann im Unteroligozän mit dem auch nicht ganz sicheren Agno- 
pterus. Im Oberoligozän haben wir dann Elornis mit zwei, im Miozän 
Palaeolodus mit sechs Arten. Wenn wir sie auch aus Nordamerika 
noch nicht fossil kennen, ist doch anzunehmen, daß auch hier 
Flamingos gelebt haben, da sie kaum können auf einem anderen 
Wege nach Südamerika gelangt sein. Hier bezw. in der Südatlantis 
suchen wir die Heimat der Phoenicopteriden. Im Miozän erreichten 


14) R. W. Shufeldt: Fossil Birds. Trans. Connect. Acad. XIX, 1915, 
p. 16—20, 76. 


Die Ausbreitung der Vögel. 25 


sie Europa (Phoentcopterus croizeti), im Pliozän Indien, etwas später 
auch Nordamerika (PA. coper). Australien haben sie überhaupt 
nicht erreicht, nicht einmal Hinterindien oder Ostasien. Gerade 
das spricht gegen eine nordische Heimat, erklärt sich aber, wenn 
wir annehmen, daß sie erst spät von Afrika nach Indien gelangten. 


b) Anseriformen. 


Zu den Anseriformen gehören die primitivsten aller Pelargo- 
morphen, die Wehrvögel mit den Palamedeiden. Sie sind nur 
aus Südamerika bekannt, dessen tropischen Teil sie bewohnen, 
und wir haben keinen Grund in einem anderen Erdteile ihre Heimat 
zu suchen. 

Außerordentlich weit verbreitet sind im Gegensatz zu ihnen 
die Entenvögel, deren lebende Formen alle der großen und kos- 
mopolitisch verbreiteten Familie der Anseriden angehören. Her- 
vorgegangen sind sie aus den vorigen nahestehenden Formen, die 
in der jüngeren Kreide in der Nordatlantis gelebt haben müssen 
und sich von hier aus schon vor Beginn der Tertiärzeit über alle 
Erdteile ausbreiten konnten. Doch gilt dies nicht von allen Unter- 
familien. So haben wir die Cygninen sicher als ein im Alttertiär 
rein nordisches Element anzusehen. Dafür spricht schon ihr Fehlen 
auf Madagaskar. Sie treten zuerst im Oberoligozän Europas mit 
der fossilen Gattung Pienornis auf. Im Obermiozän folgt dann 
.Cygnus, während in Nordamerika der älteste fossile Rest erst 
C. paloregonus im Pliozän ist. Von Bedeutung ist besonders, daß 
die Cygninen den gemäßigten Zonen beider Halbkugeln ange- 
hören. Die Kreuzung der Tropen durch die von Norden kommenden 
Vögel mochte also in einer kühleren Klimaperiode erfolgt sein. 
Dafür kommt aber höchstens das oberste Pliozän oder das Quartär 
in Frage. So mag die eigentliche Heimat der Unterfamilie auf der 
europäischen Seite der Nordatlantis gelegen haben. Im Miozän 
wurden Asien und Nordamerika erreicht, im Spätpliozän frühestens 
Südamerika, Afrika und Australien. Auch bei den Erismaturinen 
möchten wir betreffs der Ausbreitung nach dem Süden das gleiche 
annehmen. Erismatura hat ihr geschlossenes Wohngebiet in beiden 
Amerika und in Europa, wozu noch das südliche Afrika kommt. 
Auch hier ist eine Ausbreitung in einer kühleren Periode naheliegend. 
Der Schwerpunkt der Gruppe, die in Europa fossil noch nicht be- 
Kannt ist, liegt aber mehr aut der amerikanischen Seite, ihre Heimat 
also wohl in Nordamerika, zumal sie weder die orientalische noch 
gar die australische Region erreicht hat. Nordisch sind dann die 
tossilen Remiornithinen aus dem Untereozän Europas mit der 
einzigen Form Remiornis minor und die Laornithinen aus dem 
nordamerikanischen Senon und dem europäischen Obermiozän. 
Auch unter den Merginen müssen wir Mergus für nordischen 
Ursprungs halten, zumal er im Untermiozän Europas und Unter- 
pliozän Indiens fossil bekannt ist, und seine Arten zumeist zu 
beiden Seiten der Nordatlantik zu finden sind. Südamerika, wo 


12, Heft 


96 Dr. Th. Arldt: 


Merganser in Brasilien und Merganetta im andinen Gebiete leben, 
könnte noch im Pliozän erreicht worden sein. Auffällig ist dagegen 
das Vorkommen der Gattung Nesoneita auf den Aucklandinseln 
bei Neuseeland, auf denen auch Mergus angegeben wird. Berück- 
sichtigt man das Fehlen der Gruppe in der sonstigen australischen 
und der orientalischen Region, so möchte man doch an eine frühere 
Einwanderung denken, sei es, daß die Merginen in den genannten 
Gebieten wieder verschwunden oder daß sie von Südamerika im 
Alttertiär über Ozeanien oder über die Antarktis nach den Auckland- 
inseln gelangt wären. Letztere Annahme hat viel für sich. Dann 
könnten aber auch die neotropischen Gattungen schon länger auf 
ihrem Kontinente heimisch sein. Merkwürdig ist das Fehlen der 
Gruppe in Afrika. 

Bedeutend cher sind die drei übrigen Unterfamilien 
der Anseriden, die sämtlich nordische und südliche Elemente in 
sich vereinigen. Unter den Anserinen ist Chen eine rein arktische 
Gattung. Branta ist rein holarktisch, Anser nur ein Stück in Indien 
eingedrungen, wozu auch A. magelhanicus aus dem südlichen 
Südamerika kommt, entschieden ein Einwanderer der Pliozän- 
oder Quartärzeit. Außerdem ist Anser im Norden auch seit dem 
Obermiozän fossil bekannt. Auch Bernicla hat holarktische Arten 
aufzuweisen, daneben freilich auch solche aus den gemäßigten 
Zonen des Süden. Die Verbreitung hat also jedenfalls im Pliozän 
oder Quartär von Norden nach Süden stattgefunden. Diesen nor- 
dischen stehen aber eine ganze Anzahl südliche Gattungen gegen- 
über. Als solche kommt zunächst Sarkidiornis mit S. carunculata 
(s) und S. melanonota (em o) in Frage. Ferner steht Alopochen (s) 
besonders nahe Chenalodex (pe). Beide Gruppen sind offenbar 
von der Südatlantis ausgegangen, von der aus C'henalopex erst spät 
in die südliche paläarktische, Sarkidiornis in die orientalische 
Region eindrang. Dann kommen als südatlantische Elemente 
auch noch Coscoroba (s), Chloöphaga (ns), Plectroßterus (e), Cya- 
nochen (e) und Nettapus (emoa) in Frage, von denen Chloöphaga 
und Nettapus dann kaum vor dem Pliozän die nicht südatlantischen 
Regionen erreichten. Bei Chloöphaga, die für die gemäßigte Zone 
charakteristisch ist, müssen wir an eine kühle Klimaperiode als 
Verbreitungszeit denken. Bei diesen Formen könnte aber doch 
auch eine Ausbreitung von Norden her in Frage kommen. Was 
endlich die australischen Gattungen Cereopsis und Anseranas 
anlangt, so könnte man bei diesen wie bei Nettapus eine junge Ein- 
wanderung annehmen. Da aber die Cereodsis nahestehende fossile 
Gattung Cnemiornis auf Neuseeland lebte, so scheint wenigstens 
diese Gruppe doch zur alttertiären Fauna der australischen Region 
zu gehören und müßte dann von Südamerika aus hierher gelangt 
sein. 

Unter den Anatinen möchten wir die kosmopolitischen 
Gattungen Anas und Querguedula, von denen die erste in Europa 
seit dem Miozän zahlreiche fossile Arten aufzuweisen hat, als nor- 


Die Ausbreitung der Vögel. Zt 


disch ansehen, ebenso die im Norden weit verbreiteten Nettion, 
Mareca, Dafıla, Spatula, Aix, Chaulelasmus. Mit Ausnahme der 
letzten haben sie alle Südamerika erreicht, kaum vor dem Pliozän, 
Spatula auch Südafrika, Indien, Australien und selbst Neuseeland. 
Aix ist für das nordpazifische Gebiet charakteristisch und wird 
darum von Asien oder dem westlichen Nordamerika ausgegangen 
sein. Da sie nur wenig weit in die neotropische Region eingedrungen 
ist, möchten wir die erstere Annahme vorziehen. Mareca ist bis 
Chile gekommen, aber auch nach Australien, und man kann daher 
Asien und Nordamerika in erster Linie als Heimat in Frage ziehen. 
Hier wie bei Nettion und Dafila wiegt aber Amerika in der heutigen 
Verbreitung entschieden vor. Bei Spatula kommt dagegen wieder 
Asien als Verbreitungszentrum in Frage, ebenso bei Tadorna (pa) 
und Casarca (peoa), von denen letztere sogar Neuseeland erreicht 
hat. Südlich ist in erster Linie die zirkumtropische Dendrocygna 
(nsemoa), die nur noch in die subtropischen Gebiete des südlichen 
Nordamerika eingedrungen ist. Sonst kommen von lokalen Gat- 
tungen die neotropischen Hyonetta, Poecilonetta und Heteronetta, 
die westäthiopische Pteroneita und der australische Malacorhynchus 
in Frage. 

Unter den Fuligulinen endlich sind Bucephala, Harelda, 
Histrionicus, Somateria, Oedemia und Fuligula sicher holarktischen 
Ursprungs. Die im Oberpliozän Europas auftretende Fulrgula hat 
aber auch das Gebiet von Indien bisNeuseeland erreicht, entschieden 
erst in neuerer Zeit. Da die in allen Regionen sich findende N yroca 
Fuligula nahe steht, könnte man geneigt sein, auch sie von Norden 
abzuleiten. Zur Vorsicht mahnt aber die Tatsache, daß die afri- 
kanische Art N. cadensis am nächsten der neotropischen N. nettioni 
steht. Diese Beziehung läßt es recht wohl möglich erscheinen, daß 
Nyroca ein südatlantischer Parallelzweig der nordatlantischen 
Fuligula war. Aethya (sn peoa) ist dagegen wohl sicher wieder 
von Norden her verbreitet. In der Südatlantis alteinheimisch mag 
besonders Thalassornis von Südafrika und Madagaskar sein. In 
Frage kommen außerdem die neotropischen Microßterus, Meto- 
biana, Camptolaemus und Nomonyx, ferner als südlich Biziura 
von Australien und Aymenolaemus von Neuseeland. Aber alle 
diese könnten auch der jüngeren Tierschicht der beiden Regionen 
angehören. 


An die Anseriden schließt sich noch die Familie der ausge- 
storbenen Gastornithiden an, z. T. gewaltige Riesenvögel um- 
fassend. Sie lebten im älteren Eozän besonders in der Nordatlantis, 
wo ihre Heimat gelegen haben muß. Hier fand sich in Europa 
Gastornis, in Nordamerika die straußenartige Dratryma, letztere 
in D. ajax die gewaltigsten Vögel umfassend, die wir kennen, 
noch größer als die Moas von Neuseeland!?). Dazu kommt dann 


15) R. W. Shufeldt: The biggest Bird that ever lived. Scientific 
American CX, 1914, p. 248— 249, 


12, Heft 


98 Dr. Th. Arldt: 


noch Mesembriornis aus dem südamerikanischen Tertiär. Süd- 
amerika muß also von ihnen schon vortertiär erreicht worden sein, 
als eine Landbrücke das Felsengebirgsgebiet mit dem andinen 
Gebiete verband. Denn diese Riesenvögel können sich unmöglich 
über das Meer hinweg ausgebreitet haben. 


c) Falconiformen. 


Wenden wir uns nun den Raubvögeln zu, so sind die lebenden 
Catharten ganz auf Nord- und Südamerika beschränkt. Ihr 
ältester fossiler Rest freilich, Plesiocathartes, gehört dem europä- 
ischen Unteroligozän an, damit kann aber natürlich bei derart 
flugkräftigen Tieren noch bei weitem nicht der europäische Ur- 
sprung bewiesen werden, umso weniger, als sich die fossile Gattung 
Dryornis im Tertiär Südamerikas findet, also in dem Gebiete, das 
auch heute noch fast alle Cathartiden beherbergt. Da die Cathar- 
tiden nun auch in Nordamerika erst im OQuartär fossil auftreten 
und dann wieder fast nur im äußersten Westen, so können wir eine 
nordatlantische Heimat der Familie nicht annehmen. Sie muß 
sich im nördlichen Südamerika entwickelt haben. Von hier aus 
konnten sich die Tiere im Untereozän am Nordrande der Süd- 
atlantis entlang nach Osten hin ausbreiten und bis zum Oligozän 
vorübergehend nach Europa gelangen. Das westliche Nordamerika 
wurde erst im Pliozän oder gar erst im Quartär erreicht. Dabei 
ist bemerkenswert, daß die Formen z. T. im Quartär weiter nach 
Norden reichten als heute. So besitzt der jetzt rein neotropisch- 
andine Sarcorhamphus eine Quartärart S. clarkı in Kalifornıen!®), 
wo auch zwei fossile Gattungen der gleichen Familie, Cathartornis 
und Pleistogyps vorkommen.!”) 


Hier in Kalifornien müssen sich auch im Quartär aus den 
Sarcorhamphiden die fossilen Teratornithiden entwickelt haben, 
gewaltige Kaubvögel, deren Schädel mit dem Schnabel nicht weniger 
als etwa 20 cm lang war."®) 

Viel weitere Verbreitung zeigen die Accipitren, die kosmo- 
politisch sind. Einzelne ihrer Familien und Unterfamilien zeigen 
aber doch beschränktere Ausbreitung. Die Gypogeraniden sind 
jetzt ganz auf die äthiopische Region beschränkt, und hier möchten 
wir auch ihre Heimat suchen. Nun kennen wir allerdings einen 
fossilen Gypogeranus robustus aus dem Untermiozän von Allier, 
doch kann dies den nordischen Ursprung nicht beweisen, da, 
wie schon erwähnt, im Miozän Europas viele afrikanische bezw. 
südatlantische Typen unvermittelt auftreten). Wir können 


16) L. H. Miller: The Condor-like Vultures of Rambo La Brea. Univ. 
Calif. Publ. Bull. Geol. VI, 1910, p. 11—14. 

17) Ebenda p. 14—18. 

18) 1. H. Miller: Teratornis, anew Avian Genus from Rancho la Brea. 
Univ. Calif. Publ. Bull. Geol. V, 1909, p. 305— 317. 

1?) Th. Arldt: Afrikanische Elemente in der neogenen und quartären 
Fauna von Südwesteuropa. Naturw. Wochenschr. XXIII, 1908, S. 625-630 


Die Ausbreitung der Vögel. 29 


vielmehr annehmen, daß dieser ein Teil der äthiopischen Welle ist, 
die um die Mitte der Tertiärzeit nach Europa flutete, um dort 
zumeist bald wieder zu verschwinden. 

Dagegen möchten wir die Vulturiden wieder als nordisch be- 
trachten. Schon im Mitteleozän des Londoner Beckens tritt uns 
der fossile Lithornis vulturıinus entgegen. Außerdem fehlen diese 
Vögel trotz ihrer großen Flugkraft auf Madagaskar, was gegen eine 
afrikanische Heimat spricht, während doch sonst die meisten le- 
benden Gattungen, wie Vultur, Gyps, Otogyps, Neophron weit 
verbreitet sind (peo). Afrika, wo Loßhogyps sich als spezielle 
Gattung herausbildete, wurde kaum vor dem Pliozän erreicht, 
etwas früher Vorderindien, von wo aus Pseudogyps nach Afrika 
gelangt sein wird, Hinterindien wohl frühestens im Pliozän, da die 
Familie das malaiische Gebiet noch nicht erreicht hat. 

Die Falconiden müssen schon im Alttertiär über alle Gebiete 
der Erde verbreitet gewesen sein. Als sicher südatlantischen Ur- 
sprungs können wir die Polyborinen ansehen, die jetzt fast ganz 
auf die neotropische Region beschränkt sind. Zu den lebenden 
Gattungen Polyborus, Ibycter und Milvago kommt der fossile 
Palaeoborus umbrosus, ein etwas unsicherer Rest aus dem Ouartär 
Nordamerikas, der andeutet, daß die Unterfamilie um das Pliozän 
nach Nordamerika vorstieß. Die Gypaätinen wohnen von Südafrika 
bis Spanien und Nordchina. Drei ihrer vier Arten fallen dabei auf 
das alte Afrika, Gydaetus meridionalis auf den Süden, G. ossifragus 
auf Abessynien, G. atlantis auf Algier und nur G. barbatus lebt 
ziemlich weit zerstreut auf paläarktischem Boden. Hieraus läßt 
sich mit Sicherheit ihre Heimat nicht erschließen. Das vollständige 
Fehlen fossiler Reste vor dem Ouartär läßt uns aber doch die An- 
nahme einer afrikanischen Heimat vorziehen. Auch bei den 
Buteoninen läßt sich die Verbreitung am bequemsten von Süden 
her erklären. Zunächst sind nicht weniger als acht Gattungen in 
Südamerika heimisch. Von diesen reicht nur Tachytriorchis mit 
einer lebenden Art auf nordamerikanischen Boden, dazu noch 
Geranaetus mit zwei Quartärarten von Kalifornien. An diese Tiere 
ist der quartäre Harpagornis von Neuseeland anzuschließen, der 
im Eozän von Südamerika aus hierher gelangt sein könnte. Als 
afrikanisch sehen wir zunächst Machaerhamphus (emo) an, der im 
Pliozän Malakka erreicht haben mag. Neben ihn ist vielleicht 
Butastur (eoa) zu stellen, der von Nordafrika über die orientalische 
Region bis Neuguinea reicht. Letzteres ist sicher nicht vor dem 
Pliozän erreicht worden. Möglicherweise könnte sich diese Gattung 
aber auch in Indien aus Formen entwickelt haben, die im Miozän 
über Europa hierhin gelangt waren, und dann würde sie Afrika 
erst im Pliozän erreicht haben. Mit ihr gehört Urospizias zusammen, 
der mit seiner einen Art U. torguatus von dem Sundagebiete bis 
nach Australien reicht. Bufeo möchten wir für südatlantisch 
ansehen. Von Südamerika aus erreichte er Nordamerika, von Afrika 
Europa und Indien, alles vielleicht erst im Pliozän. Ganz hol- 


12; Heft 


30 Dr. Th. Aridt: 


arktisch ist Archibuteo, zumeist den nördlichen Gebieten ange- 
hörend. Da er in Nordamerika bis Mexiko südwärts reicht, scheint 
er sich von Südamerika aus nach dem Norden verbreitet und erst 
später, im Quartär, Nordeuropa und Nordasien erreicht zu haben. 
Seine Heimat ist also jedenfalls in Nordamerika zu suchen, wo er 
sich von dem nahe verwandten Duteo abgezweigt hat. 


Bei den bisher genannten Unterfamilien sprach neben ihrer 
gegenwärtigen Verbreitung besonders auch das Fehlen fossiler 
Formen dafür, daß sie ursprünglich nicht im Norden heimisch 
waren. Das umgekehrte gilt bei den Falconinen. Auch sie sind 
im Süden weit verbreitet, aber es fehlen doch ausschließlich süd- 
liche Beziehungen, wie wir sie bei den Buteoninen fanden, und 
fossile Reste von ihnen treten im Norden schon sehr früh auf. 
Aus den obereozänen Bridgerschichten beschreibt Shufeldt(?°) 
neuerdings einen Falco falconella. Von der Nordatlantis aus hat 
sich dann Falco weit nach dem Süden verbreitet. Vier Arten 
reichen von Europa bis ins äthiopische Afrika, eine davon, F. 
peregrinus, bis Madagaskar. Zwei Arten sind der äthiopischen mit 
der madagassischen Region ausschließlich gemeinsam, eine der 
äthiopischen und orientalischen, eine der letzteren und der austra- 
lischen. Alle diese Beziehungen deuten die pliozänen und quartären 
Ausbreitungswege der Gattung an. F. Peregrinus, der auch noch 
bis Südamerika und Indien vorgedrungen ist, hat kaum vor dem 
Quartär diese gewaltige Verbreitung erlangt. Kaum weniger weit 
als Falco ist Cerchneis verbreitet, von dem aber noch keine fossilen 
Formen bekannt sind. Nureine Art €. vesdertinus (p e 0) zeigt weitere 
Verbreitung, allenfalls noch C. neglecta (pe). Von den anderen 
Gattungen ist nur Baza (em oa) sehr weit verbreitet. In Australien 
wurde von ihr nur der Norden erreicht, ein Zeichen, daß die Aus- 
breitung erst spättertiär erfolgte. Die Heimat dieser Gattung 
suchen wir am besten im südlichen Asien. Das gleiche gilt bei 
Poliohierax mit je einer Art in Ost- und Südafrika bezw. in Birma. 
Die andern Gattungen zeigen lokale Verbreitung. Der Norden 
besitzt zwei fossile Gattungen: Palaeohierax aus dem Untermiozän 
Europas, mit Proictinia aus dem Pliozän Nordamerikas. Dazu 
kommen vier Gattungen in Südamerika, von denen Iciinia auch 
im Süden der Union vorkommt, ferner Hierax in Hinterindien 
und auf den Philippinen, Hieracidea in Australien, Harpa auf Neu- 
seeland und den Aucklandinseln. Diese letzteren Gattungen weisen 
auf eine asiatische Heimat wie die neotropischen auf eine nord- 
amerikanische. 


Die Accipitrinen weisen nördliche und südliche Beziehungen 
auf. Zunächst treten sie uns in den fossilen Gattungen Palaeocircus 
und Teracus bereits am Unter- bezw. Oberoligozän Europas ent- 
gegen, gehörten also sicher der Fauna der alttertiären Nordatlantis 


20) R. W. Shufeldt: Fossil Birds. Transact. Connect. Acad. XIX, 
1915, p. 40. 


Die Ausbreitung der Vögel. 31 


an. Auf diese weisen dann auch die weitverbreiteten Gattungen 
Circus, Astur und Accipiter, deren Ausbreitung nach dem Süden 
zumeist erst spät erfolgt sein dürfte. Die einzige auffällige Ver- 
breitung finden wir bei Circus hudsonius, der in ganz Amerika ver- 
breitet, auch aus der australischen Region angegeben wird. Ist diese 
Angabe richtig, so könnte nur eine Ausbreitung über die ozeanische 
Landbrücke vorliegen. Das ist natürlich nicht unmöglich. Denn 
ebenso wie Falco könnte auch Circus bis ins Eozän zurückreichen und 
in dieser Zeit schon nach dem Süden gelangt sein. Doch ist diese 
Beziehung immerhin noch unsicher. Die andere australische 
Circusart C. assimilis ist sicher erst im Pliozän von Indien ge- 
kommen, wo sie heute noch vorkommt. In welchem der drei Nord-- 
erdteile die Heimat unserer drei Gattungen zu suchen ist, ist nach 
ihrer Verbreitung kaum sicher zu entscheiden. Einen kleinen 
Anhalt könnte die Verteilung der Arten auf die drei Kontinental- 
paare: Nord- und Südamerika, Europa- Afrika, Asien und Austra- 
lien geben. Es fallen dann auf das 

amerikanische eurasische australasiatische Kontinen- 


talpaar 
von Circus 29% 44%, 29% ihrer Arten 
von Astur 6% 24% 70% 
von Accipiter 40%, 36%, 24% 


o 

Hiernach könnte man in Asiur eine asiatische Gattung sehen, 
in Circus eine europäische, in Accipiter eine nordatlantische aus 
dem westlichen Teile des alten Festlandes. Diesen sicherlich nor- 
dischen Gattungen stehen nun einige gegenüber, die ebenso sicher 
südlich sind. Der äthiopische Melierax steht der neotropischen 
Asturina außerordentlich nahe, ja von dieser sind neben fünf 
südamerikanischen Arten auch zwei afrikanische beschrieben 
worden. Hier haben wir es sicher mit einer südatlantischen Gruppe 
zu tun. 

Etwas weniger sicher können wir dies für die anderen Gattungen 
behaupten, die alle auf eins der südatlantischen Gebiete beschränkt 
sind. Ziemlich wahrscheinlich ist die südliche Heimat bei den 
madagassischen Gattungen Nisoides und Eutriorchis, bei dem 
afrikanisch-madagassischen Polyboroides, bei Urotriorchıs von 
Westafrika, einem Gebiete, das vielfach ältere Typen bewahrt hat, 
sowie bei Asturinula aus dem tropischen Afrika. Der ostafrikanische 
Micronisus könnte seiner Verbreitung nach eher ein jüngerer 
Einwanderer sein, und bei den neotropischen Gattungen ist erst 
recht jeder Schluß ungewiß. Von ihnen reicht Antenor noch heute 
mit zwei Arten bis zur Union, der jetzt tropisch südamerikanische 
Morphnus nur im Quartär mit einer fossilen Form M. woodwardi. 
Die anderen Gattungen Thrasaötus, Micrastur und Geranospiza 
bewohnen alle auch Mittelamerika, könnten also ebensowohl von 
Norden wie von Süden hergekommen sein. 

Auch die Aquilinen müssen im Alttertiär nördlich wie südlich 
des mittelmeerischen Gürtels gelebt haben. Nördlich ist zunächst 


39. Dr. Th, Arldt: 


die Gattung Aguila, von der wir zahlreiche fossile Arten kennen, 
aus dem Obereozän, Miozän und Pliozän Nordamerikas und dem 
Miozän Europas. Sie war also im Tertiär über die ganze Nord- 
atlantis verbreitet. Die lebenden Arten weisen aber entschieden 
auf Europa als Verbreitungsmittelpunkt hin. Denn in Nord- 
amerika findet sich nur der europäische A. chrysaötus, der auch in 
Afrika vorkommt. Südamerika ist ebenso wenig erreicht worden 
wie Australien, dagegen finden sich acht Arten in Afrika, fünf in 
Indien. Beide mögen im Pliozän bezw. Miozän erreicht worden sein. 
Haliaötus tritt im Obermiozän Europas fossil auf. Da Südamerika 
nicht erreicht wurde, ist Nordamerika als Heimat nicht wahr- 
scheinlich, eher schon Asien, das im Miozän mit Europa in Ver- 
bindung trat. Von ihm aus konnten außer Europa auch Nord- 
amerika (4. leucocephalus), Afrika (H. vocifer), die Maskarenen 
(H. vociferoides) und Australien (7. leucogaster) leicht erreicht 
werden. Bei Milvus liegen die Verhältnisse ähnlich, doch fehlt 
er in Nordamerika. Europa kann er im Miozän erreicht haben, 
wo er uns fossil begegnet, im Pliozän Afrika und Madagaskar, wo 
nur paläarktische Arten zu finden sind. Als weitere altweltliche 
Gattungen können wir noch Pernis (pemo), Circaötus und Nisaötus 
(peoa) anfügen, bei denen ebenfalls ein nordischer Ursprung zum 
mindesten nicht unwahrscheinlich ist. Dies gilt ganz besonders 
von Pernis und Nisaötus. Sehr weit verbreitet ist Elanus (snpeoa). 
Dies könnte auch auf südlichen Ursprung hindeuten. Die nähere 
Betrachtung der Arten zeigt anderes. E. leucurus lebt außer in 
Südamerika auch in Kalifornien, E. melanopterus nicht bloß in 
Afrika, sondern auch in Indien und dem paläarktischen Gebiete. 
Die australischen Arten aber schließen sich wieder eng an orien- 
talische an. Alles das zeigt uns deutlich, daß die Ausbreitung 
auch dieser Gattung vom Norden her erfolgt ist. Südliche Bezie- 
hungen treffen wir zunächst bei Spizaötus, der Südamerika, Afrika 
und Indien bewohnt und bis Neuguinea und Japan vorgedrungen 
ist. Das spricht dafür, daß er sich in der Südatlantis entwickelt 
hat. Dana ist der brasilisische Elanoides dem äthiopischen Nauclerus 
aufs nächste verwandt, ebenfalls eine klare südatlantische Bezie- 
hung. Weniger Sicherheit gewähren die vier rein äthiopischen und 
fünf rein neotropischen Gattungen. Von Lophotriorchis wurden L. 
kieneri aus dem sundanesischen Gebiete und Z. isidori von Bogotain 
Columbien angegeben. Ist diese Bestimmung richtig, dann kann nur 
eine Verbreitung von Südamerika über die ozeanische Eozänbrücke in 
Frage kommen. Die rein orientalischen Gattungen Neopus und 
Spilornis, der indisch-australische Haliastur und die australischen 
Gattungen Uroaötus, Gypoictinia, Lophoictinia und Henicopernis 
dürften wieder eher von Norden hergekommen sein und im Miozän 
bezw. Pliozän ihr jetziges Wohngebiet erreicht haben. 

Die letzte Familie der Accipitren bilden die fast kosmopolitisch 
verbreiteten Pandioniden; die nur dem gemäßigten Südamerika 
fehlen. Dies spricht nicht dafür, daß sie von der Südatlantis und 


Die Ausbreitung der Vögel. 33 


damit vom Süden ausgegangen wären. Auch daß nicht bloß 
die Hauptgattung Pandion, sondern selbst die Art P. haliaätus 
die gleiche weite Verbreitung zeigt, spricht für eine nordische 
Heimat. Denn daraus können wir schließen, daß diese verhältnis- 
mäßig jungen Datums ist. Dann konnte aber die Ausbreitung 
nach allen Landgebieten hin nur von Norden aus erfolgen, am 
besten von Asien aus, umsomehr als darauf auch die zweite Gattung 
Polioaötus hinweist, die von Indien bis Hawaii reicht. 


C. Alektoromorphen. 
a) Tinamiformen. 


Unter den Hühnervögeln sind die primitivsten die Tinami- 
formen, die streng auf die neotropische Region beschränkt sind. 
Wir haben also keinen Grund, die Entwicklung der Tinamiden in 
einem anderen Gebiete zu suchen als in Südamerika. Dabei läßt 
sich noch eine gewisse räumliche Sonderung erkennen. Die Tina- 
motinen gehören ganz der patagonischen Unterregion an und haben 
sich offenbar hier im Süden, auf der v. Jheringschen Archiplata 
entwickelt, als diese durch einen Meeresarm von dem tropischen 
Südamerika abgetrennt war, Tinamotis im Westen, im andinen 
Gebiete, Calodromas in den östlichen, atlantischen Ebenen. Da- 
gegen sind die Tinaminen die der Archamazonis entsprossene 
Unterfamilie. Von ihr ist nach Verschwinden der erwähnten 
Meeresstraße Nothoprocta in den Anden bis Chile, Nothura im 
Osten bis Patagonien südwärts vorgedrungen. Später, nicht vor 
dem Pliozän, sind Tinamus und Crydturus bis Mexiko, Nothocercus 
bis Costarica vorgedrungen. Dagegen hat keine einzige Gattung 
Westindien erreicht, was die Voraussetzung wäre, wenn die Familie 
hätte sollen schon im Miozän nach Mittelamerika gelangen können. 


b) Galliformen. 


Wenden wir uns nun den eigentlichen Hühnervögeln zu, so 
stehen wieder die Mesitiden nach ihrer Entwicklung besonders 
tief. Heute sind sie ganz auf Madagaskar beschränkt und haben 
offenbar auf dem südlemurischen Gebiete ihre spezielle Entwicklung 
erfahren. Ihnen sehr nahe stehende Formen müssen aber vortertiär 
über die ganze Südatlantis weit verbreitet gewesen sein, wo aus 
ihnen eine Reihe anderer Formen hervorgehen konnten. 

Einen eigenartigen, offenbar sehr alten Mischtypus treffen 
wir im Obereozän von Wyoming an. Hier lebte Gallinuloides 
wyomingensis, ein Vogel, der besonders enge Beziehungen zu den 
Hühnervögeln aufweist, aber doch auch Übergänge zu den ebenfalls 
zu den Alektoromorphen gehörenden Limicolen zeigt. Vielleicht 
ist er ein erster uns bekannt gewordener Vertreter eines besonderen 
nearktischen Galliformentypus. 

Beträchtlich formenreicher sind schon die Turniciden, die 
außer der aethiopischen, madagassischen und orientalischen Region 
auch den Süden der paläarktischen und das papuanische und 
Archiv für Naturgeschichte b £ 

1915. A. 12. 3 12. Heft 


Du. Dr. Th. Arldt: 


australische Gebiet bewohnen. Sie könnten hiernach von Europa 
oder Asien ausgegangen sein. Da sie aber nach Gadow aus den 
Mesitiden sehr nahestehenden Formen hervorgegangen sind, so 
ist doch wohl Afrika als Heimat anzusehen, von wo Turnix im 
Miozän Südeuropa und weiterhin Indien, Ostasien und Australien 
erreichen konnte. Hier finden wir neben ihnen die Pedionomiden, 
die Gadow als ihre Verwandten ansieht. Man könnte also meinen, 
daß diese sich aus jenen im Pliozän in Australien entwickelt hätten. 
Dies ist aber nicht wohl möglich, da Pedionomus primitiver ist als 
Turnix. Man möchte infolgedessen eher an eine Ausbreitung des 
ersteren von Südamerika über das eozäne Ozeanien nach Australien 
denken. Doch ist diese Frage noch recht ungewiß. 

Die Hühnervögelim engen Sinne sind im Alttertiär in einen 
nördlichen und einen südlichen Zweig gespalten. Der letztere muß 
von Südamerika ausgegangen sein. Hier vertreten ihn neben den 
eine etwas isoliertere Stellung einnehmenden und besonders pri- 
mitiven Opisthocomiden die Craciden, die im Pliozän auch Mittel- 
amerika erreicht haben, wo die Oreophasinen sich entwickelt haben, 
und teilweise sogar Neumexiko (Ortalis). Verwandte Formen 
gelangten im Eozän über die ozeanische Brücke nach Australien 
und bildeten sich hier zu den Megapodiden um. Diese bewohnen 
hier noch das Festland, Neuguinea und Melanesien, sowie die 
Inseln bis Samoa und zu den Marianen, fehlen aber sowohl auf 
Hawaii und Tahiti, wie auf Neuseeland. Im Pliozän konnten sie 
sich nach Asien hin ein Stück ausbreiten. Sie erreichten in Mega- 
podius zunächst auf der einen Seite Timor, im Norden Celebes und 
von diesem die Philippinen und Borneo. Auf Celebes entwickelte 
sich dann noch Megacephalon als endemische. Gattung. 

Weitere Verbreitung haben die nördlichen Zweige erlangt, die 
man jetzt als Galliden zusammenfaßt, besonders weite die Tetra- 
oninen. Von ihnen sind die Tetraoninen im engeren Sinne ganz auf 
die holarktische Region, besonders auf ihre nördlichen Gebiete 
beschränkt und alle Gattungen zu beiden Seiten des Atlantischen 
Ozeans zu finden. Schon im Oberoligozän Europas treten sie mit 
Taoperdix fossil auf. Die lebenden Gattungen Lagopus und Tetrao 
haben dagegen nur im Quartär fossile Reste hinterlassen. Etwas 
südlicher wohnen die anderen Gruppen. Von diesen sind die Per- 
dicinen rein altweltlich. Auch sie sind im Oligozän und Miozän 
Europas vertreten (Palaeortyx, Palaeoperdix). Hier suchen wir 
daher auch die Heimat der Feldhühner. Weit verbreitet sind unter 
ihnen Francolinus (pemo) und Coturnix (peoa). Da Francolinus 
auch mit einer Art Madagaskar erreicht hat, so ist anzunehmen, 
daß diese Gattung Afrika schon über die miozäne Landbrücke 
erreichte, als Madagaskar noch mit dem Festlande zusammenhing. 
Auch leben j ja von den zahlreichen Arten der Gattung nicht weniger 
als 87% in der äthiopischen Region. Dagegen scheint Indien erst 
spät erreicht worden zu sein, denn die hier lebenden Arten sind nicht 
über Ceylon und Südchina hinaus vorgedrungen. ne ist 


Die Ausbreitung der Vögel. 35 


Francolinus in Asien relativ wenig verbreitet. Coturnix dagegen 
fehlt auf Madagaskar, bewohnt aber die Steppenländereien Asiens 
und ist über die orientalische Region bis Australien und Neuseeland 
vorgedrungen. Waren bei Francolinus 91%, der Arten eurafrisch, 
so sind bei Cofurnix über 80% australasiatisch, so daß wir geneigt 
sind, in der Wachtel einen alten Bewohner Asiens zu sehen, der 
erst im Miozän nach Europa und im Pliozän nach Afrika und 
Australien gelangte. Für asiatisch sehen wir auch Excalfactoria 
(eoa) an, von der eine Art (E. adansoni) Westafrika, eine andere 
(E. lepida) Neuguinea erreicht hat, beides sicher nicht vor dem 
Pliozän, letzteres wahrscheinlich erst nach Cofurnix. Der mada- 
gassisch-maskarenische Margaroperdix muß der miozänen Ein- 
wanderergruppe angehören, die wir als Viverridenschicht bezeichnet 
haben. Bei den anderen rein äthiopischen Gattungen Pternistes, 
Ptilopachus und Peliperdix läßt sich die Zugehörigkeit zur älteren 
oder jüngeren Einwandererwelle nicht sicher feststellen. Bei den 
auch in Europa heimischen Gattungen Ammoperdix und Caccabis 
ist dagegen pliozäne Einwanderung anzunehmen. Beide sind auch 
nicht tief in die äthiopische Region eingedrungen, Caccabis nur bis 
Abessynien. Diese hat auch im Pandschab Indien eben erreicht, 
ist aber entschieden in Europa heimisch. Weit verbreitet in dem 
ganzen paläarktischen Gebiete ist Perdix, wenn auch in verschie- 
dene Arten und Unterarten gespalten. Lerwa ist eine Charakter- 
form von Hochasien und daher wohl ziemlich jung wie die dortigen 
Gebirge. Auch Tetraogallus scheint sich von dem gleichen Gebiete 
aus bis zum Kaukasus ausgebreitet zu haben. Dazu kommen noch 
eine Anzahl orientalische Gattungen, die vorwiegend östlich des 
Bengalischen Meerbusens leben mit Ausnahme von Ortygornis und 
Arborobhila, die sich auch in Vorderindien finden. Solche orien- 
talische Gattungen, wie sie uns in Oreoperdix von Formosa, Calo- 
berdix von Malakka und Sumatra, in Peloderdix, Rollulus, Areo- 
turnix und Bambusicola entgegentr eten, sind zumeist als frühestens 
im Pliozän eingewandert anzusehen. Sie sind auch sämtlich nicht 
über die Philippinen und Borneo hinausgekommen. In Amerika 
werden die Perdicinen durch die Odontophorinen vertreten, die 
hier schon im Obereozän lebten (Palaeophasianus meleagroides), ja 
Shufeldt nimmt sogar an, daß ein Rest aus der obersten Kreide zu 
der lebenden Gattung Pediocaetes und zwar zur lebenden Art 
P. hasianellus gehörte.!) Das letztere ist freilich kaum anzu- 
nehmen, da wir ein auch nur annähernd so hohes fossiles Alter bei 
keineranderen Art der höheren Wirbeltiere finden. Dann kennen wir 
noch eine fossile Gattung aus dem Quartär Nordamerikas (Palaco- 
Zetrix). In Nordamerika wieder sind die meisten Odontophorinen 
im Westen heimisch. Von hier sind sie im Pliozän über Mittel- 
amerika nach Südamerika vorgedrungen, am weitesten, bis Peru 


21) R. W. Shufeldt: Fossil Birds. Transact. Connect. Acad. XIX, 
1915, p. 25. 


+ 12. Heft 


36 Dr. Th. Arldt: 


und Brasilien Odontophorus, bis Ecuador und Brasilien Eupsychortyx, 
bis Honduras Ortyx, bis Guatemala Dendrortyx und Cyrtonyx, bis 
Südmexiko Callidepla. Diese Reihenfolge dürfte auch in großen 
Zügen der Reihenfolge ihrer Ausbreitung entsprechen. Den Osten 
Nordamerikas haben nur Tympanuchus und Ortyx erreicht, letzterer 
auch mit einer einzigen Art Kuba, als einziger Vertreter sämtlicher 
Hühnervögel in Westindien. 

Sind die Tetraoninen in allen Regionen zu finden, so zeigen die 
Phasianinen gegenwärtig eine ausgesprochene Beschränkung auf 
die paläarktische und orientalische Region und haben sich ebenso 
sicher in Asien entwickelt, wie die Tetraoninen in der Nordatlantis. 
Bei allen ihren Untergruppen ist das gleiche anzunehmen. Die 
Gallinen mit Gallus und Galloberdix leben heute in der ganzen 
orientalischen Region bis Borneo, Celebes und Timor. Dazu 
kommen zwei fossile Arten von Gallus aus dem Unterpliozän 
Europas. Wir schließen hieraus, daß die ursprünglich asiatischen 
Gallinen gegen Ende Miozän auf einige Zeit nach Europa vor- 
drangen, ohne sich hier dauernd behaupten zu können. Sie waren 
wohl ursprünglich auch in Asien weiter nördlich verbreitet und 
haben das malaiische Gebiet kaum vor dem Pliozän erreicht, eher 
später. Die Euplocaminen reichen auch heute noch weiter nach 
Norden. Euplocamus bewohnt den Himalaya, Südchina, Hinter- 
indien, Sumatra und Borneo. Im Norden schließt sich ihm in Hima- 
laya und Nordchina Ithaginiıs an. Hier kann die Ausbreitung auf 
die Sundainseln am Anfang des Quartär erfolgt sein, als die Phi- 
lippinen und Java bereits schon vom Festlande getrennt waren, 
nicht aber Formosa, Borneo und Sumatra. An die Euplocaminen 
schließen sich nach Nordwesten hin die Phasianinen im engeren 
Sinne an: Phasianus von Westasien und dem Himalaya bis zum 
Altai und nach Japan und Formosa, Thaumalea in der Mongolei. 
Auch Phasianus hat sich vorübergehend nach Europa ausgebreitet, 
dem er ja mehr benachbart war als eine der anderen Gattungen 
der Unterfamilie. Im Obermiozän erscheinen nicht weniger als 
drei fossile Arten, und auch das Unterpliozän hat noch eine solche 
aufzuweisen. Dann sind die Phasianinen wieder verschwunden, 
um erst durch den Menschen wieder künstlich eingeführt zu werden. 
Phasianus hat aber nach neueren Bestimmungen auch Nord- 
amerika erreicht, offenbar über das jetzige Gebiet der Beringstraße, 
über das ja im Tertiär vielfach ein Faunenaustausch zwischen Asien 
und Nordamerika erfolgte. Die älteste Art ist Ph. americanus in 
den untermiozänen John Dayschichten Oregons??), die von ame- 
rikanischen Geologen auch ins Oberoligozän gestellt werden. Ihm 
folgte in etwas jüngeren Schichten Nebraskas Ph. mioceanus?) 
und in ihrem Alter nicht ganz sicheren Schichten Wyomings 


22) R. W. Shufeldt: Fossil Birds. Transact. Connect. Acad. XIX, 
1915, p. 58— 59. 
22) Ebenda p. 60—62. 


Die Ausbreitung der Vögel. 37 


Ph. alfhildae.°*) Demnach ist die Gattung spätestens im Oligozän 
nach Nordamerika gelangt und hier im Miozän wieder ausgestorben. 
Die Lophophorinen bewohnen hauptsächlich Hochasien vom Hima- 
laya bis Westchina, sitzen also etwa zwischen den Phasianinen und 
Euplocaminen. Die Pavoninen endlich zeigen wieder weite Ver- 
breitung. Während Crossoßtilon Tibet und Nordchina bewohnt, 
reicht Pavo durch die ganze orientalische Region bis Java, Poly- 
blectron über Hinterindien bis Sumatra, während Argusianus von 
Hinterindien nach Borneo übergeht. Auch Pavo hat Nordamerika 
erreicht. Im Quartär Kaliforniens ist ein P. californicus gefunden 
worden.??) Diese Ausbreitung ist aber sicher später erfolgt als die 
von Phasianus, vielleicht im Pliozän. Die Gruppen der Phasianinen 
zeigen also ziemlich weitgehende geographische Sonderung. Die 
Heimat der Lophophorinen ist entschieden in Tibet zu suchen, 
etwa in Turkestan die der Phasianinen s. str., im Jangtsegebiete 
die der Euplocaminen, in Südchina, vielleicht Yünnan, die der 
Pavoninen, im Schangebiete die der Gallinen. 

Den Phasianinen stehen zwei andere Unterfamilien der Galliden 
nahe. Die Meleagriden sind vorwiegend südnearktisch, dringen 
aber bis Yukatan und Guatemala südwärts vor. Im Miozän sind 
sie zum ersten Male fossil vertreten. Meleagris ist hiernach in 
Nordamerika heimisch und wohl aus einer noch vor Phasianus 
nach Nordamerika gelangten Gallidenform hervorgegangen. Mittel- 
amerika wurde sicher erst im Pliozän erreicht, als die Straße von 
Tehuantepec sich geschlossen hatte. 

Die Numidinen endlich bewohnen die äthiopische Region und 
Madagaskar. Das letztere beweist uns, daß ihre Vorfahren schon 
im Miozän hierher gelangt sein müssen. Dann können sie aber nur 
von Europa hergekommen sein. Die Numidinen müßten sich dann 
sehr früh von den Phasianinen getrennt haben und einen beson- 
deren Gallidenstock gebildet haben, der sich am wahrscheinlichsten 
auf den mittelmeerischen Inseln zwischen der Nordatlantis und 
Asien, besonders auf denen in der Gegend Kleinasiens und der 
Balkanhalbinsel entwickelt hat und von hier am Anfange des 
Miozän nach Afrika gelangte. Hier scheinen uns die Agelastinen 
einen westlichen, die Numidinen im engeren Sinne einen mehr 
östlichen Zweig zu repräsentieren. Nur die letzteren konnten in 
Numida Madagaskar erreichen. 


c) Gruiformen. 


An die Galliformen sind nach Gadow die Gruiformen anzu- 
schließen, bei denen wieder weitverbreitete und lokale Gruppen 
durcheinander gemengt sind. Die weiteste Verbreitung zeigen 
unter ihnen die Ralliden, die schon im Alttertiär kosmopolitisch 


24) Ebenda p. 71—72. 

2) 1. H. Miller: Pavo californiens, a fossil Peacock from the Quater- 
nary Asphalt Beds of Rancho la Brea. Univ. Calif. Publ. Bull. Geol. V, 
1909, p. 285— 289. 


12. Heft 


38 Dr. Th. Arldt: 


gewesen sein müssen. Im Norden hat Rallus vom Oligozän an in 
Europa zahlreiche fossile Reste hinterlassen. Von Fulica kennen 
wir einen Rest aus dem nordamerikanischen Eozän und Pliozän, 
in Europa erst seit dem Obermiozän. Beide Gattungen sind wir 
daher geneigt, von der Nordatlantis herzuleiten, von wo sie sich 
im Jungtertiär strahlenförmig über alle Regionen ausbreiten 
konnten, wobei nur Rallus Australien nicht erreichte. Zu ihnen 
kommen noch ein paar nordatlantische fossile Gattungen. Tel- 
matornis findet sich in der obersten Kreide Nordamerikas, GyPs- 
oynis im Unteroligozän Frankreichs. Auch bei der dritten kosmo- 
politisch verbreiteten Gattung Porzana ist mindestens ein nordischer 
Ursprung wahrscheinlich. Bei Gallinula ist aber zu beachten, daß 
diese Gattung auch auf der einsamen Insel Tristan da Cunha eine 
Art G. nesiotis besitzt. Das deutet darauf hin, daß die Gattung 
schon im Eozän auf der Südatlantis heimisch war, von der die Insel 
ihre Fauna erhalten haben muß, wenn auch eine miozäne Einwan- 
derung nicht unmöglich ist. Die europäische Art G. chloroßus findet 
sich auch zugleich in Afrika und aut Madagaskar, kann also recht 
wohl ein jüngerer Einwanderer sein. Auch bei Porphyrio scheint 
ein südlicher Ursprung vorzuliegen. Diese zirkumtropische Gattung 
ist dann erst später nach Südeuropa vorgedrungen. Eulabeornis 
(eo m) können wir als asiatische Gattung betrachten, die im Pliozän 
nach Afrika und Australien gelangte. Eigenartig ist die Verbreitung 
von Coturnicops: Ostasien, Nordamerika, Südamerika, Südafrika. 
Hier kann man nur die Südatlantis als Ausgangsgebiet annehmen. 
Von hier konnte die Gattung im Pliozän nach Nordamerika und 
Asien gelangen. Umgekehrt wäre die Verbreitung nach Afrika 
um diese Zeit nicht mehr möglich gewesen, höchstens käme in 
Frage, daß sich die Gattung schon vor dem Tertiär im Norden 
entwickelt hätte und nach Süden gewandert wäre. Corethura (eo, 
Ostasien) ist wieder asiatisch und wohl im Pliozän von Indien nach 
Afrika gelangt. Auch Rallina kann erst im Pliozän von der orien- 
talischen Region bis Neuguinea vorgedrungen sein. Auch Amaur- 
ornis und Habroptila von den nördlichen Molukken gehören wohl 
der pliozänen ‚„Muriden“-Schicht der australischen Region an. 
Dagegen möchten wir eine Reihe anderer Gattungen der eozänen 
Marsupialierschicht zurechnen, die von Südamerika hergeleitet 
werden muß. Dies gilt besonders von den Ralliden der neusee- 
ländischen Unterregion. Auf Neuseeland und der Norfolkinsel 
lebte der jetzt ausgerottete, zum Fliegen ganz unfähige Notornis, 
der sich also, wie selbst Wallace zugibt, in einer Zeit ausgebreitet 
haben muß, als beide Gebiete noch landfest verbunden waren. 
Das kann aber nur im Alttertiär gewesen sein. Notornis steht dann 
Porphyrio nahe, den wir oben als südliche Gattung bezeichnet 
haben, außerdem auch Tribonyx von Neuseeland und Australien, 
den wir deshalb ebenfalls der alten australischen Fauna zurechnen. 
Cabalus lebt nur auf den Chathamininseln, Ocydromus auf Neu- 
seeland und der Lord Howe-Insel. Bei ihnen gilt entsprechendes, 


Die Ausbreitung der Vögel. 39 


wie wir bei Nofornis ausführten. Auch Pareudiastes von den Samoa- 
inseln müssen wir hierher rechnen. Er ist eine Form, die sich auf 
den Resten der von diesen Rallen benutzten ozeanischen Land- 
brücke erhalten hat. Der alten hawaiischen Halbinsel gehört 
Porzanula von der Laysaninsel an. Ähnliche Beziehungen treffen 
wir auch in der madagassischen Region an. Hier lebten auf den 
Maskarenen die drei ausgerotteten Gattungen Legnatia, Aphana- 
dieryx und Erythromachus, die wir sicher der alttertiären Faunen- 
schicht zuzuzählen haben, zumal sie z. T. flugunfähig waren, also 
sich unter den jungtertiären Verhältnissen gar nicht hätten ver- 
breiten können. Auch die auf den Maskarenen noch lebenden 
Porphyriola, Dryolimnas und Hypotaenıdia dürften ihnen anzu- 
reihen sein. Weniger sicher liegen die Verhältnisse bei den äthio- 
pischen und neotropischen Gattungen. Der westafrikanische 
Himantornis lebt zwar in einem Reliktengebiet, in das aber doch 
auch sonst pliozäne Einwanderer zurückgedrängt wurden. Bei 
Crex (pe) ist eine spätere Einwanderung erst recht anzunehmen. 
Aramides reicht zwar mit einer Art auch nach Nordamerika, die 
Hauptmenge ist aber neotropisch. Trotzdem ist der südliche 
Ursprung nicht ganz sicher. 

Die ausgestorbene Familie der Aptornithiden von Neuseeland 
müssen wir sicher auch der Marsupialierschicht zurechnen, ebenso 
wie die anderen neuseeländischen Ralliden, von denen sie einen 
Seitenzweig darstellen. Die Gruiden sind dagegen im Alttertiär 
in der Nordatlantis heimisch gewesen. Hier kennen wir im Ober- 
eozän Nordamerikas neben dem lebenden Grus den fossilen Aletornıs. 
Im Oligozän Europas begegnet uns der fossile Palaeogrus, im 
Miozän und Pliozän Grus. Im Miozän mögen sie Afrika erreicht 
haben, wo Bugeranus und Balearica endemische Gattungen sind. 
Ihrer Verbreitung nach könnten sie auch erst im Pliozän hierher 
gelangt sein, doch läßt ihr hohes Alter vermuten, daß die gut 
tliegenden Gruiden bereits im Miozän den sich bietenden Weg nach 
Afrika benutzten. Etwa gleichzeitig fanden Grus und Anthropoides 
wie nach Afrika auch den Weg nach Indien, und von hier drang 
Grus im Pliozän auch nach Australien vor. 

Eine ganze Anzahl Familien der Gruiformen gehören aus- 
schließlich Südamerika an, die Aramiden, Psophiiden, Dolicholo- 
phiden, Eurypygiden, die fossilen Phororhachitiden und Stere- 
ornithiden. Sie müssen sich sämtlich innerhalb der neotropischen 
Region entwickelt haben. In dieser wieder gehören die Stere- 
ornithiden und Phororhachitiden sicher der Archiplatis an, die 
Aramiden, Psophiiden und Eurypygiden der Archamazonis. Ara- 
mus hat sich im Miozän auch über Westindien bis Kuba und Mexiko 
ausgebreitet, Eurydyga im Pliozän über Mittelamerika. Bei den 
Dolicholophiden liegt eine Heimat im mittleren Südamerika nahe, 
da sie nicht über das La Platagebiet nach Süden reichen. Diesen 
neotropischen Familien stehen die Rhinochetiden von Neukale- 
donien sehr nahe, . die deshalb mit der Marsupialierschicht im 


12. Heft 


40 Dr. Th. Arldt: 


Eozän über Ozeanien nach ihrem jetzigen Wohnsitze gelangt sein 
müssen. Besonders nahe steht Rhinochetus Eurydyga und Psophia. 
Seine Stammformen müssen also vom nördlichen Südamerika 
ausgegangen sein, nach dem ja auch heute noch die Verteilung der 
ozeanischen Inselgruppen hinweist. 

Die Otididen besitzen heute eine ziemlich weite Verbreitung 
in der alten Welt. Aber nicht weniger als 84%, aller Arten sind in 
der äthiopischen Region heimisch. Dies und die engen Beziehungen 
besonders zu den genannten neotropischen Familien, zwischen 
denen sie Gadow einreiht, veranlassen uns, ihre Heimat in Afrika 
zu suchen, wenn es auch auffällig sein könnte, daß sie auf Mada- 
gaskar fehlen. Indessen sind sie als Bewohner offener Landstriche 
jedenfalls im Norden des alttertiären afrikanischen Festlandes 
heimisch gewesen und hatten von hier aus keine Gelegenheit, nach 
Madagaskar zu gelangen. Dagegen erreichten sie im Miozän Europa, 
wo Otis im Untermiozän von Allier einen fossilen Rest hinterlassen 
hat. Von hier breitete sich Eudodotis nach Indien aus und erreichte 
im Pliozän auch Australien, starb aber später im malaiischen 
Gebiete und auf Neuguinea wieder aus, als diese Gebiete von der 
heute vorherrschenden Waldformation überzogen wurden. Die 
Heliornithiden endlich können nur von der Südatlantis ausgegangen 
sein. Hier bewohnte Heliornis den neotropischen Westen, Podica 
den äthiopischen Osten und zwar anscheinend dessen Norden, da 
sie Madagaskar nicht erreicht hat. Im Pliozän gelangte sie dafür 
nach Indien, wo P. dersonata auf Borneo lebt. Auch hier muß die 
Gruppe nachträglich im Zwischengebiete ausgestorben sein, wie 
das bei so vielen Formen vorgekommen ist. 


d) Charadriformen. 


Die Charadriformen zeigen wieder zumeist außerordentlich 
weite Verbreitung, besonders soweit es sich um Wasservögel 
handelt. Die meisten Familien der Limikolen sind kosmopolitisch 
verbreitet. Da diese von den Charadriformen die primitivsten 
Gruppen umfassen, ist es ja auch ganz natürlich, daß sie bereits 
im Alttertiär alle Gebiete der Erde besiedelt hatten. Dies gilt 
besonders von den Charadriiden mit ihren drei Unterfamilien. 
Von den Charadriinen ist Charadrius im nordischen Oligozän 
nachgewiesen (Ch. shoppardianus). Dazu kommen die fossilen 
Dolichopterus im Oberoligozän Europas und Limicolavis Pluvianella 
im Untermiozän Nordamerikas. Letztere, eine von Shufeldt neu 
aufgestellte Gattung und Art, steht nach ihm den neotropischen 
Formen Belonodterus und Pluvianellus besonders nahe, die beide 
in der patagonischen Unterregion heimisch sind. Diese beiden 
Gattungen werden wir darum als pliozäne Einwanderer in Süd- 
amerika anzusehen haben. Auch sonst weisen viele Gattungen 
nach dem Norden oder es fehlen ihnen wenigstens ausgesprochen 
südliche Beziehungen. So sprechen bei Charadrius die Verbrei- 
tungen von Ch. Pluvialis (npeo) und Ch. dominicus (sn poa) dafür, 


Die Ausbreitung der Vögel. 41 


daß deren Ausbreitung von Norden vor sich gegangen ist. Das 
gleiche gilt von Arten wie Ch. inconspicuus (poa), Ch. fulvus (po), 
Ch. mongolus (p oa), Ch. asiaticus (pe), Ch. geoffoyi (pe), Ch. vir- 
ginicus (sn). Ähnliche Beziehungen treffen wir auch bei den 
anderen kosmopolitischen Gattungen Aegvalıtıs, Haematopus, 
Squalarola, Arenaria, so bei Aegialitis curonicus (peo) oder bei 
Haematopus ostrilegus (p), dem H. durafati aus dem südlichen 
Südamerika und A. humicolor von Australien und Hawaii nahe- 
stehen. Deshalb wäre natürlich immer noch eine wenigstens teil- 
weise frühtertiäre Ausbreitung möglich. Ist bei diesen Gattungen 
nordischer Ursprung anzunehmen, so kommt ein solcher kaum in 
Frage bei den in Nordamerika fehlenden, aber sonst kosmopolitisch 
verbreiteten Gattungen Hoplodterus und Eudromia. Bei ihnen 
möchten wir annehmen, daß sie, in der Südatlantis heimisch, im 
Miozän Europa und über Indien im Pliozän Australien erreicht 
haben. Dagegen kommt bei Gattungen wie Chaelusia (pemo), 
Sarciophorus, Lobivanellus (eoa) und Xiphidiopterus (eo) wieder 
nordischer Ursprung in Frage. Bei rein äthiopischen oder neo- 
tropischen Gattungen ist kaum eine nähere Entscheidung möglich. 
Bei den australischen liegt es nahe, bei den neuseeländischen 
Formen Thinornis und Anarhynchus an südlichen Ursprung zu 
denken. 

Auch die Tringinen sind im Norden fossil mehrfach vertreten. 
In der oberen Kreide Nordamerikas tritt uns die fossile Palaeotringa 
entgegen, im Eozän erscheint Tringa. Im Unteroligozän Europas 
wurde Numenius gefunden, der auch in miozänen und pliozänen 
Schichten Reste hinterlassen hat, im Miozän außer Totanus und 
Tringa auch der fossile Elornıs. Bei allen diesen weitverbreiteten 
Gattungen werden wir an nordischen Ursprung zu denken haben. 
Dem entspricht auch die Verteilung der lebenden Arten. Bei 
Numenius sprechen die Arten N. armatus (npem), N. phaeopus 
(pem), N. variegatus (poa), N. borealis und N. hudsonicus (ns) für 
eine Verbreitung von der Nordatlantis aus, ebenso bei Tringa, 
T. maritima (np) T. albina (pem), T. minula(pemoa), T.temmincki 
(po), T. Zusilla (ns) u. a., bei Tofanus T. glareola (pem), T. solı- 
tarius (ns). Weitere Gattungen schließen sich an, so Tringoides 
mit T. macularius (ns) und T. hyßoleucus (pemoa), Philomachus 
Dugnax (sn pe), der kosmopolitische Himantopus, der selbst Neusee- 
land und Hawaii erreicht hat mit H. candıidus (peoa), die ebensoweit 
verbreitete Limosa mit L. novaezeelandiae (poa) und L. limosa (pe), 
Terekia cinerea (pemoa), letztere jedenfalls in Asien heimisch, 
Recurvivostra (snpeoa) mit R. avoseita (peo) und Phalaropus 
(snpoa) mit dem gleichverbreiteten Ph. lobatus. Gerade bei letz- 
terem sieht man den nördlichen Ursprung und die späte Verbreitung 
deutlich daran, daß er in Südamerika sich nur an der Westküste 
entlang verbreitet hat, ähnlich auch Recurvirostra. Auch müssen 
beide als gemäßigte Formen eine kühlere Periode zu ihrer Aus- 
breitung nach dem Süden benutzt haben. Auch /brdorhyncha von 


12. Helt 


493 Dr. Th. Arldt: 


Hochasien kann nur hier seine Heimat gehabt haben. So bleiben 
höchstens einige neotropische Gattungen als möglicherweise süd- 
lichen Ursprungs übrig, könnten aber schließlich auch vom Norden 
hergeleitet werden, wie Micropelama (ns), die in Südamerika auch 
für das pazifische Gebiet charakteristisch ist. Auch Cladorhynchus 
von Neuguinea kann ebensogut ein jungtertiärer Einwanderer, 
wie ein altes Element der papuanischen Fauna sein. 

Auch die Scolopacinen erscheinen schon im Obereozän Nord- 
amerikas mit Philohela, die noch heute hier im Osten lebt und daher 
sicher in der Nearktis alteinheimisch ist. In Europa tritt seit dem 
Unteroligozän Scolopax auf, die sich im Miozän nach Indien und 
im Pliozän über Java nach Australien ausgebreitet hat. Auch die 
kosmopolitische Gallinago dürfte auf den Norden zurückgehen. 
Dafür spricht z. B. die Art G. media (npe), ebenso Calidris mit der 
einzigen Art C.arenaria (snpemo), die ihre weite Verbreitung erst 
in neuerer Zeit und dann nur von Norden her erworben haben 
kann. Da Caliarıs in Australien fehlt, ist sie kaum von Asien 
ausgegangen, wohl auch kaum von Nordamerika, das im größten 
Teile des Tertiär mit Asien eng verbunden war, sondern jedenfalls 
von Europa, zumal sie hier nach Süden zu sogar Madagaskar 
erreicht hat. Asiatisch ist Eurhinorhynchus von Nordostasien und 
Indien, nordamerikanisch Macrorhamphus (snpo) wegen seines 
Fehlens in Afrika und Australien und vielleicht Zreunetes, der ganz 
Amerika bewohnt, aber auch Östsibirien erreicht hat. Er könnte 
aber auch von Südamerika ausgegangen sein, wo sich sämtliche 
Arten finden, von denen nur E. Pusillus über Nordamerika nach 
Östsibirien reicht. Entschieden südliche Verbreitung zeigt aber 
Rhynchaea (seoa), deren Ausbreitung wohl von der Südatlantis 
ausgegangen ist, wenn sie auch auf Madagaskar fehlt. Endlich 
schließen sich an die Charadriiden noch die Graculavinen an, deren 
einzige Gattung Graculavus aus der oberen Kreide Nordamerikas 
Shufeldt neuerdings als Limosavis bezeichnet, um ihre Zugehörigkeit 
zu den Limikolen hervorzuheben. Sie ist natürlich in der Nearktis 
heimisch. 

Ähnlich weite Verbreitung wie die Charadriiden zeigen die 
Oedicnemiden. Während aber jene im Alttertiär vorwiegend im 
Norden lebten und nur einzelne Gattungen südlich des mittel- 
meerischen Gürtels aufzuweisen hatten, müssen wir diese Familie 
als südlichen Ursprungs ansehen, da Oedicnemus in Nordamerika 
fehlt. Von der Südatlantis ausgegangen, mag er Europa im Miozän 
und von hier über Indien im Pliozän Australien erreicht haben. 
Eine weitere südliche Familie sind die Parriden (semoa), die wir 
ebenfalls von der Südatlantis herleiten, und die im Pliozän nach 
Indien und Australien gekommen sein müssen. In Indien hat sich 
dann von Parra Hydrophasianus abgezweigt. 

Die Chionididen entwickelten sich offenbar im südlichen Süd- 
amerika, in der Archiplatis, aus vortertiär hierher gelangten Chara- 
driiden, die dem nordischen Haematopus nahe gestanden haben 


Die Ausbreitung der Vögel. 43 


müssen, und breiteten sich dann über die subantarktischen Inseln 
aus, wo Chionis alba auf Feuerland, den Falkland-Inseln und Süd- 
georgien vorkommt, Ch. minor und Ch. nasicornis auf den Crocet- 
Inseln und Kerguelen sich finden. Hier liegt sicher transmarine 
Ausbreitung vor, wie wir ähnliche Beziehungen zwischen diesen 
Inseln auch bei .den Oligochaeten und niederen Insekten, sowie 
verschiedenen Pflanzen finden. Ebenfalls in der Archiplatis 
haben sich die Thinocoriden entwickelt und nördlich bis Ecuador, 
südlich bis zu den Falkland-Inseln ausgebreitet. Sonst können 
sie höchstens noch die Antarktis erreicht haben. 

Die letzte Familie der Limikolen bilden die altweltlichen 
Glareoliden. Bei ihnen käme ja auch ein afrikanischer Ursprung 
in Frage, aber wir möchten jetzt doch eine Heimat in Asien oder 
noch lieber in Europa vorziehen. Von hier konnten im Pliozän 
Afrika und Madagaskar, sowie Indien und Australien erreicht 
werden. Mit Afrika hat Europa noch eine ganze Reihe von Arten 
gemeinsam, wie Glareola Ppratincola, G. orientalis (auch Indien), 
Cursorius gallicus, Pluvianus aegyptius (Nordafrika). Immerhin 
ist hier die Richtung der Ausbreitung etwas zweifelhaft, zumal 
fossile Reste dieser Familie aus dem europäischen Tertiär noch 
nicht bekannt geworden sınd. Auch die jetzt an die Glareoliden 
angeschlossenen Drominen weisen aber eher auf europäischen oder 
westasiatischen Ursprung hin, da sich Dromus zwar auch auf Ma- 
dagaskar und den Seychellen, aber sonst in Nordostafrika und 
Indien findet. 

Unter den flugkräftigen, aus den Limikolen hervorgegangenen 
Möwenvögeln treffen wir naturgemäß wieder zahlreiche kosmo- 
politische Formen, deren palaeogeographische Beziehungen nicht 
immer einfach und klar zu ermitteln sind. Zunächst gehört hierher 
eine fossile Art aus der oberen Kreide Nordamerikas, die man früher 
zu Palaeotringa gestellt hatte, ‚Palaeotringa‘“ litoralis. Bei den 
Stercorarlinen sind beide Gattungen kosmopolitisch. Stercorarius 
tritt im Miozän Nordamerikas auf. Eine nordische Heimat liegt 
also hier nahe. Megalestris hat zahlreiche antarktische Arten auf- 
zuweisen, so M. chilensis (s), M. maccormicki (se), M. antarctica 
(asem). Nur M. catarrhactes ist außer als antarktisch auch als 
arktisch zu verzeichnen. Hier ist also wohl ein südlicher und zwar 
antarktischer Ursprung zu vermuten. M. catarrhactes mag sich 
dann in den kühleren Zeiten des Quartär entlang des westlichen 
Amerika, dessen Küsten ja heute noch besonders kühl sind,.nach 
Norden ausgebreitet haben. 

Formenreicher sind schon die Larinen, fast ganz aus nordischen 
Formen bestehend. Fossil treten im Mitteltertiär der Nordatlantis 
Larus und Gavia auf. Letztere ist heute auf die arktischen Gebiete 
beschränkt und sicher in ihnen heimisch. Wenig weiter verbreitet 
sind Rissa und Xema. Rhodosiethia ist spezifisch nearktisch, 
Creagrus nordpazifisch, aber im Quartär vielleicht auch nach dem 
kühleren Südamerika gelangt. Nur Larus hat sich über alle Kon- 


12. Heft 


44 Dr. Th. Arldt: 


tinente ausbreiten können. Daß aber seine Heimat auch der Norden 
ist, zeigen neben den vier fossilen Arten auch eine ganze Anzahl 
zu beiden Seiten des Nordatlantik sich findende Arten wie I. 
glaucus, L. leucoßterus, L. argentatus, L. marinus, L. fuseus. Die 
in den südlichen Regionen sich findenden Larusarten zeigen, soweit 
sie nicht auf eine Region beschränkt sind, zum Teil Beziehungen, 
die eine jungtertiäre Einwanderung annehmen lassen wie L. ridi- 
bundus (peo), L. leucophthalmus (pe) oder L. ichthyaetus (po). 
Andere weisen aber rein südliche Beziehungen auf wie L. cirrho- 
cebhalus (sem) und L. dominicanus (ase). Hier möchten wir doch 
annehmen, daß Larus bereits im Eozän im Süden gewesen ist, so 
daß er sich von Südamerika aus sowohl nach Afrika und Madagas- 
kar, wie nach Neuseeland und Australien ausbreiten konnte, letz- 
teres vielleicht wenigstens teilweise mit Hilfe der damals noch nicht 
vereisten Antarktis. 

Wenig fossile Reste kennen wir von den Sterninen. Nur Sierna 
wird aus dem nordamerikanischen Tertiär angegeben. Die Verbrei- 
tung der Gattungen ist zumeist eine außerordentlich weite, finden 
sich doch Sierna, Hydrochelidon, Gelochelidon und Anous in allen 
Regionen. Da von Gelocheliden G. anglica bei sonst fast kosmo- 
politischer Verbreitung in Südafrika und dem pazifischen Süd- 
amerika fehlt und auch die zweite Art G. nilotica (baltica) von 
Madagaskar nicht angegeben wird, ist diese Gattung ganz sicher 
als nordisch und erst spättertiär verbreitet anzusehen. Ihre Ver- 
breitung, besonders ihr lokales Fehlen erklärt sich am besten, 
wenn wir sie von einer asiatischen Heimat ausgehen lassen. Zahl- 
reiche nordsüdliche Beziehungen finden wir bei den Siernaarten, 
so bei St. caspia (pe), St. hirundo (npe), St. minuta (npm), St. balae- 
narum (pem), die auf europäischen Ursprung hindeuten, ferner 
bei Si. dugalli (npemoa), die von Europa oder Asien ausgegangen 
sein könnte. St. bernsteini (moa) vom Indischen Ozean mag von 
Asien herstammen. Si. macrura (snp), der die südafrikanische 
St. antistropha nahe steht, weist auf die Nordatlantis hin. Die 
indopazifische Si. bergai (Ostasien, moa) ist sicher asiatischen 
Ursprungs. Auf der anderen Seite fehlen aber auch südliche Be- 
ziehungen nicht ganz. Besonders schließt sich an Si. vitiata von 
Kerguelen St. georgiae von Südgeorgia als Abart an, eine Beziehung 
ähnlich der bei den Chionididen angetroffenen. Auch hier ist 
wohl sicher transmarine Ausbreitung anzunehmen, aber doch 
vielleicht unterstützt durch die weitere Ausdehnung des Landes 
in alttertiärer Zeit. Wenn dagegen Si. fuliginosa sich in allen 
tropischen und subtropischen Gebieten findet, ist doch eine Aus- 
breitung von Norden her möglich. Jedenfalls war Siterna wie 
Larus vorwiegend nordisch, aber mit einzelnen Arten früh nach 
dem Süden gelangt, der ja auch noch während der alttertiären 
Isolierung erreicht werden konnte. Hydrochelidon ist wieder ent- 
schieden nordisch, ebenso auch Anous. H.leucodtera (ape) scheint 
mehr von Europa, H. nigra von Nordamerika ausgegangen zu sein, 


Die Ausbreitung der Vögel. 45 


da sich an letztere HM. surinamensis (s) als Unterart anschließt. 
Die Gattung Gygis ist ganz indopazifisch und zwar in ihrer einzigen 
Art G. alba über das ganze weite Gebiet von Afrika bis über die 
ozeanischen Inseln verbreitet. Dies läßt uns eine Ausbreitung von 
Asien her wahrscheinlich sein. Dagegen mag die patagonische 
Naenia schon der alttertiären Schicht Südamerikas angehören. 
Als sicherlich südlich möchten wir aber auch die Rhynchopinen mit 
der einzigen Gattung Rhynchops (seo) betrachten, die in der 
tropischen Südatlantis heimisch gewesen sein muß und sich von 
hier im Pliozän auch über Indien ausgebreitet hat. 

Während die Lariden schon im Alttertiär beide Festlands- 
gruppen in zahlreichen Gattungen bewohnt haben müssen, sind die 
Alciden immer ganz streng auf den Norden beschränkt geblieben. 
Noch heute bewohnen sie nicht einmal die Ufer der ganzen hol- 
arktischen Region, sondern fehlen im Mittelmeergebiete, wie im 
atlantischen Osten der Union. Als ihre eigentliche Heimat möchten 
wir die arktischen Gestade der nördlichen Festländer bezeichnen, 
wo heute noch Alca, Fratercula, Uria, Mergulus leben. Von hier 
breiteten sich einzelne Gattungen, wie Alca, Cedphus, Mergulus 
aufdem atlantischen, Ceratorrhina, Simorhynchus, Brachyrhynchus, 
Phalaris, die fossile Mancalla aus dem kalifornischen Quartär, auf 
dem pazifischen Wege nach Süden aus, Fratercula und Uria auf 
beiden. Dabei hatte Uria Nordkarolina schon im Miozän erreicht 
(U. antiqua), Europa spätestens im Oberpliozän (U. ausonia). 

Eine weitere von den Limikolen ausgehende Linie führt zu den 
Pterocleten. Bei diesen können wir vielleicht an einen palä- 
arktischen Ursprung denken, doch ist auch ein äthiopischer nicht 
ausgeschlossen. Jedenfalls begegnet uns Pterocles zuerst im Unter- 
miozän von Allier, was weder für die eine, noch für die andere 
Annahme etwas beweist. Auffällig erscheint zunächst die geringe 
Verbreitung in der orientalischen Region, wo nur Vorderindien 
erreicht wurde, was auf einen afrikanischen Ursprung deuten könnte. 
Dem steht aber wieder das Fehlen in Westafrika gegenüber. In 
Wirklichkeit handelt es sich in beiden Fällen um ökologische 
Wirkungen. Die Pterocliden sind Formen des offenen Geländes 
und meiden daher die Waldgebiete Westafrikas wie der östlichen 
orientalischen Region. Von den beiden Gattungen der Familie 
ist Syrrhaßtes rein nordasiatisch. Bekanntlich hat er aus dieser 
seiner Heimat in geschichtlicher Zeit mehrfach Vorstöße gewal- 
tigster Art nach Osteuropa und selbst nach Westeuropa, ja nach 
Irland und den Färöer unternommen (z. B. 1863), ohne sich aber 
dort dauernd festsetzen zu können. Die Arten von Pierocles sind 
zumeist in der äthiopischen Region zu finden (67%), doch sind 
nur 40% auf diese beschränkt, die andern auch in Südeuropa und 
teilweise in Indien heimisch. Pierocles s. str. hat auch Madagaskar 
mit einer Art erreicht, die Untergattung Pieroclurus dagegen nicht. 
Nach Bengalen sind aber beide gekommen. Die Ausbreitung nach 
Indien, wie nach Afrika und Madagaskar ist wahrscheinlich erst 


2. Heft 


46 Dr. Th. Arldt: 


im Pliozän erfolgt, doch könnten letztere von einzelnen Formen 
auch schon im Miozän erreicht worden sein. Pierocles coronatus und 
lichtensteini, Pteroclurus exustus und senegallus aber, die alle vier 
paläarktisch, äthiopisch und bengalisch sind, gehören sicher der 
pliozänen Ausbreitungswelle an. 

Die kosmopolitisch verbreiteten Columben möchten wir da- 
gegen wieder aus dem Süden herleiten. Fossil vertreten ist im 
Norden nur Columba aus dem Untermiozän von Allier, was für den 
etwaigen nordischen Ursprung nicht ins Feld geführt werden kann. 
Nur zwei Gattungen, Columba und Turtur, zeigen in dem palä- 
arktischen Gebiete weitere Verbreitung. Aber die rein paläarktischen 
Arten machen bei Turtur nur 10% aus, 10% finden sich auch im 
Süden, 80% sind auf diesen beschränkt. Bei Columba aber sind 
auch nur 15% holarktisch, dagegen wiederum 80% südlich. Auch 
bei den in dem nearktischen Gebiete vorkommenden Gattungen 
überwiegen die neotropischen Arten bei weitem, mit Ausnahme des 
monotypen Ectopistes. Dem stehen aber einige südliche Bezie- 
hungen gegenüber. Allerdings gibt es keine amphipazifischen oder 
amphiatlantischen Gattungen, aber es steht doch z. B. die austra- 
lische Phaps der neotropischen Zenaida nahe. Aus alledem ziehen 
wir den Schluß, daß sich die Columbiden in der Südatlantis ent- 
wickelten und von hier im Eozän über die ozeanische Landbrücke 
Australien erreichten, im Miozän von Afrika aus Europa und 
weiterhin Indien, wohin sie im Pliozän auch von Australien aus 
vordrangen, während sie gleichzeitig von Süd- nach Nordamerika 
gelangten. Daneben gab es natürlich auch kleine Rückwande- 
rungen, wie wir bei der Betrachtung der wichtigeren Gattungen 
sehen werden. Die fast kosmopolitische Columba ist nicht von 
Südamerika aus nach Australien gelangt, wo wir nur die eine Art 
C. pallidiceps von den Fidschi-Inseln kennen. Sie breitete sich 
nur im Pliozän nach Nordamerika aus, wo sich Ecfopistes an. sie 
anschloß, weit früher, im Untereozän, nach Afrika und Madagaskar, 
wo zu der noch lebenden madagassischen C. dolleni die ausgerottete 
maskarenische C. rodericiana Kommt. Im Miozän war Europa 
erreicht worden (C. calcaria) und es bildeten sich hier einige neue 
Arten aus, von denen ein paar im Pliozän vielleicht wieder nach 
Afrika zurückkehrten, wie C. schimperi. Die orientalische Region 
wurde vielleicht auch schon im Miozän erreicht, die Fidschigruppe 
erst im Pliozän über Melanesien, wo die Gattung später wieder 
verschwunden ist. Bleiben wir nun zunächst bei den in Südamerika 
heimischen Gattungen, so haben von diesen Zenaidura, Melopelia 
und Chamaebelia Nordamerika erreicht. Zenaidura hat sein Haupt- 
verbreitungsgebiet im Norden und reicht nur bis Veragua südwärts. 
Hier können wir also annehmen, daß die Gattung in Nordamerika 
aus im Pliozän eingewanderten Columben entstand und sich später 
wieder bis Mittelamerika südwärts verbreitete. Dagegen ist 
Chamaepelia entschieden vom tropischen Südamerika ausgegangen 
und bis Kalifornien, Jamaika und den Südosten der Union vor- 


Die Ausbreitung der Vögel. 47 


gedrungen, also über Mittelamerika und Westindien, Melopelia 
nur über ersteres bis Kalifornien. Merkwürdig ist das Fehlen von 
Chamaepelia auf Kuba und Haiti, während sie auf den kleinen 
Antillen vertreten ist. Möglicherweise hat sie also den Südosten 
der Union doch von Texas her erreicht. Von anderen Columbiden 
haben sich Zenaida und Geotr ygon über ganz Westindien ausgebreitet, 
letzterer ist auf diesem Wege auch bis Mexiko gekommen (im 
Miozän). Starnoenas ist auf Kuba endemisch, Leptoftila hat eine 
Art auf Jamaika. Da diese Gattung sonst von Mexiko bis Paraguay 
verbreitet ist, dürfte sie Jamaika transmarin von Mittelamerika 
aus erreicht haben. Das Hauptentwicklungsgebiet der neotro- 
pischen Columbiden lag entschieden in der Archamazonis. Die 
Archiplatis hat keine einzige spezifische Gattung aufzuweisen. 
Alle sind vielmehr auch im tropischen Südamerika zu finden. 
Wenden wir uns nun Afrika und Madagaskar zu, so haben wir die 
über die ganze madagassische Region verbreitete Aleciroenas wohl 
sicher der eozänen ‚„Lemuriden‘schicht, der alten südatlantischen 
Fauna zuzurechnen. In Afrika heimisch sind Turturoena, Calopelia, 
Chalcobelia, sowie Oena, Aplopelia und Tympanistria, die mit ein- 
zelnen Arten auch Madagaskar erreicht haben, aber wahrscheinlich 
erst spät und vielleicht transmarin, da diese Arten auch noch in 
Afrika leben. Auch Turtur sehen wir als altafrikanische Gattung an, 
die erst im Pliozän Europa und Indien und weiterhin das papua- 
nische Gebiet erreichte, sind doch 57 % ihrer Arten in Afrika oder 
Madagaskar heimisch. Zweifelhafter ist dagegen Treron mit nur 
22%, äthiopisch-madagassischen Arten. Aber da die Gattung von 
Indien nur bis Japan, Celebes, Amboina und Flores vorgedrungen 
ist, kann sie doch kaum aus einem anderen Gebiete als aus Afrika 
hergeleitet werden. Dadurch kommt aber die gleiche Ausbreitungs- 
richtung auch für eine sich an Tveron und Alectroenas anschlie- 
ßBende Gattung in Frage, die in Afrika fehlt und sich also nur im 
indoaustralischen Gebiete entwickelt haben konnte. Pixulopus 
reicht nämlich von Indien über die ganze australische Region, aber 
ohne Neuseeland, was auch eher für die Annahme spricht, also für 
die Zugehörigkeit zur Muriden- und nicht zur Marsupialierschicht. 
Bei den meisten anderen australischen Columbiden möchten wir 
aber doch zunächst an eine Herkunft von Amerika denken. Cardo- 
phaga bewohnt die ganze Region einschließlich Hawaii und Neu- 
seeland in zahlreichen Arten, in der orientalischen Region besonders 
zahlreich das Gebiet um Celebes, aber auch die andere Region 
sowie Japan. Janthoenas bewohnt Japan, die Andamanen, Niko- 
baren, Philippinen und das Gebiet von Halmahera und Timor bis 
zu den Samoainseln. Alsaecomus gehört Vorderindien und dem 
Westen Hinterindiens an, Leucomelaena und Lopholaimus sind 
australisch. 

Diese ganze Gruppe könnte sich aber auch noch von den 
afrikanischen Formen herleiten, zumal sie Treron nahe steht. 
Dies kommt dagegen kaum bei einigen anderen Formen in Frage. 


12. Heft 


48 Dr, Th. Arldt: 


Geopelia ist von Australien bis Java und zu den Philippinen ge- 
kommen, Macrodygia bis Hainan, Nepal und zu den Nikobaren, 
Turacoena bis Celebes und Timor, Reinwardioenas bis Celebes. 
Die letzten beiden sind papuanische Gattungen, die ersten papua- 
nisch-australisch. Ganz besonders rechnen wir der Marsupialier- 
schicht die rein australischen Gattungen zu wie Ocyphaps, Petro- 
bhassa, Phaps, Leucosarcia, Geobhabs, Lophobhaps, die fossile 
Progoura und die papuanischen Trugon, Henicophaps, Otidiphabs, 
Goura, Lithophaps. Daran schließen sich aber noch eine Anzahl 
Gattungen, die in die orientalische Region vorgedrungen sind, 
Caloenas bis zu den Nikobaren, Phlogoenas bis zu den Philippinen, 
M yristicivora bis zu den Molukken, Chalcophaps fast über die ganze 
orientalische Region. Endlich schließt sich hier auch Phaßitreron 
von den Philippinen an. Diese ganze Ausbreitung müssen wir in 
das Pliozän setzen. 


Eine besondere Abzweigung von den Columbiden auf dem 
Boden der alten ozeanischen Landbrücke, auf der sie von Süd- 
amerika nach Australien gekommen waren, bilden die Didunculinen 
von Samoa, deren einzige Art Didunculus strigirostris nur der Mar- 
supialierschicht angehören kann, muß doch eine längere Zeit ver- 
gangen sein, ehe sich dieser höchst abweichende Typus hat heraus- 
bilden können. Seit dem Pliozän wäre dazu die Zeit entschieden 
zu kurz gewesen. Eine noch größere Sonderstellung nehmen die 
ausgerotteten Dididen der Maskarenen ein. Sowohl Didus wie 
Pezophaps müssen der alten Fauna dieser Gebiete zugerechnet 
werden. 

D. Coraeiomorphen. 


a) Cuculiformen. 


Die Cuculiformen zeigen sämtlich geographische Beziehungen, 
die auf eine südliche Heimat hinweisen, am wenigsten vielleicht 
noch die Cuculiden, die einen allerdings recht zweifelhaften Rest 
von Cuculus aus dem europäischen Unteroligozän aufweisen. 
Entschieden südlich sind aber bei ihnen die Zanclostominen oder 
Centropinen, die in der holarktischen Region so gut wie ganz fehlen. 
Ihre Heimat ist in der Südatlantis zu suchen. Die neotropischen 
Gattungen sind alle von der Archamazonis ausgegangen. Piaya 
und Neomorphus sind von hier bis Mexiko vorgedrungen, Coccygus 
über Mittelamerika und Westindien im Pliozän bis Pennsylvanien. 
Drei andere Gattungen haben sich erst seit dem Miozän auf der 
nördlichen Halbinsel des damaligen Südamerika entwickelt. 
Morococcyx in Mittelamerika, Saurothera auf den Großen Antillen, 
Hyetornis auf Kuba und Haiti. Auf der afrikanischen Seite haben 
wir zunächst den artenreichen Centropus, wie Ceuthmochares auch 
auf Madagaskar zu finden, wo Cochlothraustes und Coua endemisch 
sind. Im Pliozän nach Indien gelangt, hat er auch Neuguinea 
und Australien erreichen können, als einziger Vertreter dieser 
Unterfamilie. Dagegen haben sich zahlreiche Gattungen besonders 


Die Ausbreitung der Vögel. 49 


in dem malaiischen Gebiete entwickeln können. Meist zeigen sie 
nur beschränkte Verbreitung, so finden wir nur auf Celebes Rham- 
phococcyx und Pyrrhocentor, auf den Philippinen Lepidogrammus 
und Dasylobhus, auf Java Rhinococcyx, auf Borneo und Sumatra 
Carpococcyx, außerdem auch auf Malakka Rhinortha, Zanclostomus 
und Poliococcyx, auf Ceylon Phaenicophaea. Diese beschränkten 
Verbreitungsgebiete zeigen an, daß die Entwicklung der Gattungen 
in engen Beziehungen zu der Isolierung dieser Gebiete steht. Nun 
sind Celebes und die Philippinen im Pliozän Inseln geworden, die 
andern Gebiete erst im Quartär. Demnach kann die Bildung 
dieser Gattungen auch nicht früher erfolgt sein, ihrer Herleitung 
von Afrika durch eine pliozäne Einwanderung steht also nicht das 
geringste im Wege. Etwas weitere Verbreitung haben Taccocua 
und Rhopodytes, die in der Hauptsache das festländische Indien 
bewohnen, aber bis Malakka, bezw. Sumatra und Borneo gekommen 
sind. Auch dies konnte bequem seit dem Pliozän geschehen. Als 
fast rein neotropische Unterfamilie schließen sich an die Zanclo- 
stominen die Crotophaginen an, von denen nur Geococcyx von seiner 
Heimat im nördlichen Mittelamerika aus im Pliozän Kalifornien 
und Texas erreicht hat, während Crofophaga über die Antillen zur 
gleichen Zeit bis Pennsylvanien vorgedrungen ist. Diese Unter- 
familie hat sich im Pliozän von der Archamazonis hauptsächlich 
nach Mittelamerika ausgebreitet (Diplodterus, Dromococcyx). 

Die beiden anderen Unterfamilien der Cuculiden sind rein 
altweltlich und können daher Australien nicht vor dem Pliozän 
erreicht haben. Die Beziehungen der ersten Unterfamilien ver- 
anlassen uns, bei ihnen eine afrikanische Heimat anzunehmen, 
wiewohl aus ihrer Verbreitung, für sich allein betrachtet, auch auf 
eine europäische Heimat geschlossen werden könnte, besonders 
bei den Coccystinen, da diese auf Madagaskar fehlen. In Afrika 
sind sie durch Coccystes vertreten, der sich im Pliozän bis Java 
und Borneo ausgebreitet hat, ohne aber die Philippinen zu er- 
reichen, und der mit einer der afrikanischen Arten (C. glandarius) 
auch nach Südeuropa gelangt ist. In Indien schließt sich an ihn 
Eudynamis an, der sich auch über die australische Region bis 
Neuseeland und Polynesien ausgebreitet hat, aber auf Hawaii 
fehlt, und an diesen wieder Scythrops von Celebes bis Ostaustralien. 
Daß diese Formen in der australischen Region jung sind, zeigen 
weitverbreitete Arten wie E. taitensis, der auf Neuseeland ebenso 
gut vorkommt wie in Ostpolynesien. Daß unter den Cuculinen 
Cuculus schon im Oligozän Europa erreicht zu haben scheint, 
wurde schon erwähnt. Eine frühe Ausbreitung nach Indien scheint 
aber nicht vorzuliegen, ist doch die Gattung nur bis Australien, 
aber nicht zu den entlegeneren Inseln der Region gekommen. 
Von Afrika aus wurden dagegen die Seychellen erreicht. Der 
afrikanische Pachycoccyx ist auch nach Mauritius gelangt (P. 
rochi). Chrysococcyx gelangte von Afrika über Indien bis Australien, 
Neuseeland und Fidschi. Andere Gattungen entwickelten sich in 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 12. 4 12. Heft 


50 Dr. Th. Arldt: 


Indien. Surniculus kam nur bis Borneo und Sumatra, Cacomanltis 
bis Tasmanien und Fidschi. Auf Neuguinea schließt sich an ihn 
Caliecthrus an. Hierococcyx dagegen hat sich im Südosten nur 
bis Celebes, nach Nordosten aber über ganz Ostasien bis zum 
Amur ausgebreitet. 

Die zweite, zu den Kuckucksvögeln im engeren Sinne gehö- 
rende Familie bilden die Musophagiden. Diese sind lebend voll- 
ständig auf die äthiopische Region beschränkt, und in dieser sehen 
wir darum auch ihre Urheimat. Daß im Obermiozän von Sansans 
in Frankreich die fossile Gattung Necrornis vorkommt, die man zu 
ihnen stellen muß, kann diesen Schluß nicht umstoßen. Sie 
beweist ja nur, daß im Miozän auch in Europa Musophagiden 
lebten. Aber diese können natürlich ebenso gut kurz vorher in 
Europa eingewandert sein. Eine Wanderung hat ja auf alle Fälle 
stattgefunden, und es ist gar nicht einzusehen, warum diese nicht 
auch von Süden nach Norden stattgefunden haben könnte. Man 
muß gerade im Banne einer faszinierenden ‚Theorie‘ stehen, 
wenn man diese Möglichkeit schroff ablehnen will. Wir halten 
jedenfalls die Annahme einer äthiopischen Heimat der Musopha- 
giden nach den uns bekannten Tatsachen für unumgänglich. 
Dann müssen sie also im Miozän nur vorübergehend Europa 
erreicht haben. 

Durchaus südlich sind auch die Papageien. Aber während 
die Kuckucke Australien erst im Pliozän erreichten, haben die 
Papageien gerade hier ihre Hauptentwicklung erfahren, indem wir 
sechs von den acht Familien dieser Gruppe von Australien herleiten 
müssen, wohin sie nur von Südamerika gekommen sein ‚können. 
Zwei Familien sind noch heute ganz aüf die australische Region 
beschränkt, die Nestoriden und die Stringopiden. Die Heimat der 
Nestoriden müssen wir in der Landmasse suchen, die sich noch im 
Alttertiär von Neuguinea über Melanesien nach Neuseeland hinzog, 
wenn auch teilweise schon von schmalen Meeresstraßen unter- 
brochen. Denn nach der Ausbildung ihrer Tierwelt müssen wir 
annehmen, daß solche Trennungen sich z..B. zwischen Neukale- 
donien und den Neuen Hebriden bereits in der oberen. Kreide 
bildeten, ohne doch darum den Faunenaustausch ganz zu unter- 
binden. Seit dieser Zeit mußte Südmelanesien (z. B. Neukaledonien) 
mit Neuseeland zusammen eine große Insel bilden. .Ins Eozän 
fällt dann die Isolierung der Neuen Hebriden und der Fidschi- 
Inseln, ins Oligozän die von Neukaledonien und den Macquarie-, 
Campbell-, Antipoden-, Auckland-Inseln, ins Miozän die von Sta. 
Cruz, Lord Howe-I., Norfolk-I., Salomonen, ins Pliozän die der 
neuseeländischen Inseln, der Chatham-Inseln und von Neuguinea. 
In den lebenden Nestoriden drückt sich die alttertiäre Scheidung 
in ein nördliches und südliches Landgebiet deutlich aus. Nestor 
gehört ganz dem Süden an. N. meridionalis lebt auf beiden neu- 
seeländischen Inseln, N. notabilis im Süden, N. sedtentrionalis im 
Norden. Dazu kommen die subfossilen N. norfolcensis von der 


Die Ausbreitung der Vögel. 51 


Norfolk-Insel und N. froductus von der Philipp-Insel. Dagegen 
ist Dasyptilus auf Neuguinea beschränkt. Auch die Stringopiden 
sind mit ihrer typischen Gattung Stringops auf Neuseeland und den 
Chathaminseln heimisch. Aber ihnen schließen sich vielleicht die 
australisch-tasmanischen Pezophorus und Geopsittacus an, die bei 
diesen Erdpapageien ein ziemliches Alter der Familie beweisen 
würden. 

Auch die Trichoglossiden und Platycerciden greifen nur wenig 
über die Grenzen der australischen Region hinaus. Von den 
Trichoglossiden sind drei Gattungen, Trichoglossus, Eos und Cori- 
philus in die Randgebiete der orientalischen Region eingedrungen 
und bewohnen die Molukken um Ceram, die Sula-Inseln, Celebes 
und sind von dem letzteren nordwärts bis zu den Sanghir-Inseln 
gelangt. Weit größer ist aber ihre Verbreitung in der australischen 
Region. Coriphilus breitet sich über fast ganz Polynesien bis 
Tonga, Samoa, Tahiti und den Marquesas aus, auch Trichoglossus 
erreicht Tahiti. Die Hauptmasse der Arten sitzt aber im papua- 
nischen Gebiete. Auf Neuseeland fehlen sie dagegen ganz. Von den 
Platycerciden hat sogar nur Aprosmictus mit einer Art die Sulainseln 
und Timor erreicht. Dies ist auch ganz erklärlich. Denn während 
die Trichoglossiden vorwiegend papuanisch sind und nur mit 
Tyichoglossus und Nanodes auf das australische Festland über- 
greifen, sind von den zehn Platycercidengattungen sieben in Austra- 
lien heimisch. Von hier aus aber konnte die Familie weniger leicht 
nach dem malaiischen Archipel übergreifen als von Neuguinea. 
Von den australischen Gattungen haben einige weitere Verbreitung 
erlangt, besonders nach Südmelanesien im oben erwähnten Sinne. 
Platycercus findet sich auch auf der Norfolk-Insel, Nymphicus auf 
Neukaledonien und den Loyalty-Inseln. Am weitesten verbreitet 
ist Cyanorhamphus, der offenbar im alten Südmelanesien heimisch 
war, lebt er doch noch in Neukaledonien, auf der Norfolkinsel und 
auf Neuseeland, hat aber auch das weit entlegene Tahiti erreicht. 
Nördlicher ist Pyrrhulopsis von Fidschi und Tonga heimisch, noch 
weiter im Norden Nasıterna von Neuguinea und den Salomonen. 

Größere Ausdehnung nach Indien hin haben die Cacatuiden 
gewonnen. Hat doch Cacatua nicht bloß Celebes erreicht, sondern 
ist auch im Süden bis Lombok, im Norden bis zu den Philippinen 
vorgedrungen. Die Gattungen erstrecken sich meist über Neu- 
guinea und Australien, gehen aber nicht über die Salomonen hinaus. 
Die Cacatuiden gehören also ganz dem nordmelanesischen Lande an, 
von dem sie auch ausgegangen sein mögen. Die weiteste Verbreitung 
haben von allen Papageienfamilien die Palaeornithiden. In 
Australien bewohnen sie allerdings in der Hauptsache nur das 
papuanische Gebiet, in dem wir ihre Heimat suchen müssen, und 
nur Cycloßsitta ist von hier nach Nordostaustralien vorgedrungen. 
Dagegen haben sich alle Gattungen ohne Ausnahme nach der 
orientalischen Region hin ausgebreitet, allerdings sehr verschieden 
weit. Eclectus ist nur bis zu den orientalischen Molukken ge- 


4* 12. Heft 


52 s Dr. Th. Arldt: 


kommen, Geoffroyus bis zu diesen und Timor, Tanygnathus und 
Cyclopsitta reichen bis zu den Philippinen, ebenso Prioniturus, 
der aber erst von Celebes ausgegangen ist. Im malaiischen Gebiete 
schließt sich dann in Borneo, Sumatra, Malakka und Westhinter- 
indien Psiitinus an, und Loriculus hat sich endlich von Neuguinea 
aus über die ganze orientalische Region verbreitet. Hier ist auch 
Palaeornis heimisch, der zwar vorwiegend orientalische Arten um- 
faßt, aber doch auch auf Mauritius und Bourbon (P. eques), Ro- 
driguez (P. exul) und im tropischen Afrika (P. cabicularis) lebt, 
wozu noch der subfossile P. wardi von den Seychellen kommt. 
Hier kann man wohl kaum in allen Fällen von einer Einschleppung 
durch den Menschen und nachträglichen Verwilderung sprechen, 
sondern muß eine pliozäne Ausbreitung von Indien her annehmen. 
Bei der afrikanischen Form bietet diese Annahme ja auch nicht die 
geringsten palaeogeographischen Schwierigkeiten. Auffälliger ist 
das Vorkommen auf den Maskarenen. Man möchte hier beinahe 
an eine direkte Einwanderung der Gattung von Indien her denken. 
Diese Annahme ist auch durchaus nicht von der Hand zu weisen, 
da es noch mehrere ähnliche Beziehungen bei den Vögeln der 
madagassischen Region gibt. Die Wanderung könnte unter Be- 
nutzung der hier im Tertiär noch vorhandenen größeren Inseln 
von Vorderindien aus über die Lakkadiven und Malediven einer- 
seits nach den Seychellen, andererseits über die Tschagos-Inseln 
nach den Maskarenen erfolgt sein. Es wäre aber auch nicht ganz 
ausgeschlossen, daß Palaeornis vom Somalilande her nach den 
Seychellen und weiterhin nach den Maskarenen gelangt wäre. 

In Afrika trafen die Palaeornithiden mit den hier schon länger 
wohnenden Papageien des südatlantischen Stammes zusammen, 
dem zwei Familien angehören. Von den Psittaciden sind die 
Psittacinen ganz auf Afrika und Madagaskar beschränkt. Nur der 
jetzt rein westafrikanische Psittacus ist im Miozän vorübergehend 
nach Europa gelangt und hat uns im Untermiozän Europas in 
P. verreauxi einen fossilen Rest hinterlassen. Paeocebhalus und 
Agapornis sind in Afrika selbst entwickelt, Coracopsis ist dagegen 
von Madagaskar ausgegangen und hat von hier die Komoren und 
Seychellen erreicht. Maskarenisch sind die subfossilen Mascarinus 
von Bourbon, Lophopsittacus von Mauritius und Necropstittacus 
von Rodriguez. Die auffälligste Verbreitung hat Poliopsittacus 
von Westafrika und Madagaskar, eine Verbreitung, wie wir sie 
z. B. auch unter den Säugetieren bei den Potamogaliden finden. 
Es ist das eine typische Reliktenverbreitung einer einst sicher auch 
im Zwischengebiete zu findenden Gruppe, deren Heimat wir wegen 
ihrer Beziehungen zu Agapornis eher in Afrika suchen möchten. 
Im tropischen Amerika werden diese Formen durch die nahe ver- 
wandten Pioninen vertreten. Westindien hat von diesen nur 
Chrysotis erreicht, der dafür über das ganze Gebiet zu finden ist, 
ebenso auch in Mittelamerika. Er könnte also schon im Miozän 
hierhergelangt sein. Die anderen mexikanischen Formen gehören 


Die Ausbreitung der Vögel. 53 


Gattungen der Archamazonis an, wie Caica, Pionus und Psittacula, 
und können erst im Pliozän von Südamerika her eingewandert 
sein. Ebenfalls als in Südamerika heimisch müssen wir die Conu- 
riden ansehen. Als späte Einwanderer in Mittelamerika sind 
Brotogerys und Bolborhynchus anzuführen. Westindien haben 
Ara und Conurus erreicht, und dieser ist sogar nach dem süd- 
östlichen Nordamerika bis Südkarolina und Nebraska vorgedrungen, 
doch wohl von Kuba aus, da er in der südwestlichen Union nicht 
bekannt ist. Diese Einwanderung könnte darum schon im Miozän 
stattgefunden haben, war aber auch im Pliozän noch möglich. Im 
Gegensatz zur vorigen Familie breiteten sich die Conuriden auch 
nach Süden aus und erreichten die Archiplatis, wo Henicognathus 
von Chile eine endemische Gattung bildet. Es ist auch sehr leicht 
möglich, daß sie in den warmen Perioden des Tertiär auf die 
Antarktis hinübergriffen. 
b) Coraciformen. 

Während die Cuculiformen in ihrer Gesamtheit auf den Süden 
als Heimat hinweisen, treffen wir unter den Coraciformen auf eine 
ganz beträchtliche Zahl nordischer Formen. Dies gilt zunächst ein- 
mal von vielen Coraciern, während bei manchen ein südlicher 
Ursprung nicht ausgeschlossen ist. Dies ist z. B. bei den Coraciiden 
der Fall, die ausschließlich die altweltlichen Regionen bewohnen. 
Von ihnen sind die Leptosomatiden jetzt ganz auf Madagaskar 
beschränkt, Leptosoma hat aber auch einen Rest im Untermiozän 
von Allier hinterlassen. Hiernach läßt sich noch keine Entscheidung 
treffen als die, daß Lepfosoma im Miozän die europäisch-afrikanische 
Landbrücke benutzt hat, sei es in dieser, sei es in jener Richtung. 
Von den Coraciinen leben beide Gattungen in Afrika, Madagaskar 
und Indien. Coracias hat sich außerdem über die westliche palä- 
arktische Region bis Schweden und zum Altai ausgebreitet, Eury- 
stomus bis nach Australien und zu den Salomonen. Die Brachy- 
pteracinen endlich sind mit ihren drei Gattungen Brachypteracias, 
Atelornis und Geobiastes in Madagaskar endemisch. Diese Ver- 
breitung der Familie spricht sicherlich mehr für eine afrikanische, 
als für eine europäische Heimat der Tiere, zumal das ganze weite, 
von den Coraciiden bewohnte paläarktische Gebiet nur eine einzige 
Art, Coracias garrula, aufzuweisen hat, die sich auch in Afrika 
findet, also sich wohl erst spät verbreitet hat, wohl kaum vor dem 
Pliozän. Wenn die Coraciiden doch vom Norden stammten, 
müßten sie jedenfalls spätestens im Miozän nach Afrika gelangt 
sein, um Madagaskar und selbst die Maskarenen bequem erreichen 
und sich dort so eigenartig spezialisieren zu können. 

Betrachten wir die Coracüden als altäthiopische Familie, dann 
sind die Momotiden sicher neotropischen Ursprungs und ihre Heimat 
liegt in der Archamazonis. Sind dagegen die Coraciden von Europa 
ausgegangen, so könnten auch die Momotiden erst im Miozän 
unter Überschreitung der trennenden Meeresstraße von Nord- 
amerika her nach der westindisch-mittelamerikanischen Halbinsel 


12. Heit 


54 : Dr. Th. Arldt: 


gelangt sein. Wir möchten auch hier die erste Annahme vorziehen, 
solange dem nichts Ernsthaftes entgegensteht. Von der Archama- 
zonis breiteten sich die Momotinen im Jungtertiär nach Mittel- 
amerika aus, Urospatha bis Costa Rica, Prionirhynchus bis Guate- 
mala, Mimotus bis Mexiko, und es entwickelten sich in seinem 
Süden Eumomota, in Guatemala Hyplomanes als endemische 
Gattungen. Ein anderer Zweig der Familie erreichte im Miozän 
Westindien und bildete sich hier zu den Todinen um. Dabei bildete 
sich auf jeder der großen Antillen mindestens eine endemische 
Art von Todus heraus. 


Konnte man bei den genannten Familien noch schwanken, 
ob man sie als nördlich oder südlich bezeichnen sollte, so sind die 
anderen Coracier ganz sicher als nordisch anzusehen. Dies gilt 
zunächst von den kosmopolitisch verbreiteten Alcediniden, in deren 
Systematik wir Miller?®) folgen. Die Alcedininen haben schon im 
Eozän Europas nicht weniger als drei Gattungen aufzuweisen, 
neben dem lebenden Alcedo die fossilen Halcyornis und Centropus 
und im Oligozän schließt sich dann der fossile Crydiornis an. Die 
lebenden Gattungen dieser Unterfamilie gehören ganz der alten 
Welt an. Nur Alcedo ist weiter verbreitet. Da er Madagaskar 
fehlt, ist er wohl erst im Pliozän nach Afrika gelangt. Dagegen wird 
er wohl Indien schon im Miozän erreicht haben, so daß er im 
Pliozän bis Neu-Mecklenburg vordringen konnte. Dagegen möchten 
wir annehmen, daß die Stammformen von Corythornis und Ispidina 
schon im Miozän nach Afrika gelangt sind, so daß diese Gattungen 
sich nach Madagaskar haben ausbreiten können. Auch bei dem 
im westafrikanischen Reliktengebiete lebenden Myiocoyx mag das 
gleiche gelten. Eine Reihe von Gattungen hat sich seit dem 
Miozän in der orientalischen Region entwickelt und ist von hier 
gegen Australien vorgedrungen, Pelargopsis bis Celebes, wo außer- 
dem der endemische Ceycodsis lebt, und Timor, Ceyx bis Neu- 
guinea, Alcyone bis Australien. Bei der letzteren Gattung liegt 
sogar der Schwerpunkt der Verbreitung entschieden in der austra- 
lischen Region, zumal sie nirgends das indische Festland erreicht. 
Trotzdem müssen wir sie unbedingt der pliozänen Muridenschicht 
Australiens zurechnen. 


Während die Alcedininen von Europa ausgegangen sein mögen, 
suchen wir die Heimat der Daceloninen eher in Asien. Nur nach 
Westasien ist Halcyon gelangt, wohl im Miozän. Im Pliozän kam 
dann diese weitest verbreitete Gattung auch nach Afrika, wo sie 
als einzige die Unterfamilie vertritt, aber nicht nach Madagaskar. 
Dafür breitete sie sich aber über die ganze australische Region mit 
Ausnahme von Hawaii aus, auch ein Hinweis, daß im Norden ihre 
Heimat speziell in Asien lag. Alle anderen Gattungen sind indo- 
australisch. Eine ganze Reihe von Gattungen zeigen beschränkte 


2) W. De W. Miller: A Revision of the Classification of the King- 
fishers. Bull. Anm. Mus. Nat. Hist. XXXI, 1912, p. 239—311. 


Die Ausbreitung der Vögel, bp) 


Verbreitung und damit Beziehungen zu der Isolierung der von ihnen 
bewohnten Inseln, so bewohnten Carcineutes das südliche Hinter- 
indien, Borneo, Sumatra und Java, Carıdonax Lombok und Flores, 
Cittura und Monachalcyon Celebes, Melidora Neuguinea, Syma 
außerdem Nordaustralien, Tanysidtera dazu auch die Molukken. 
Weitere Verbreitung hat wieder Todirhamphus, der von Fidschi, 
Tonga und Samoa bis Tahiti, zu den Marquesas und Hawaii reicht. 
Er kann sich nur transmarin so weit verbreitet haben. 

Im Gegensatze zu den genannten Unterfamilien sind die 
Cerylinen fast über die ganze Erde verbreitet, fehlen aber in Mada- 
gaskar und Australien, was auch ihre nordische Heimat beweist, 
wenn sie auch jetzt in der paläarktischen Region nur auf das 
Mediterrangebiet und auf Japan beschränkt sind. Hier findet sich 
die Gattung Megaceryle, die die Verbreitung der Unterfamilie hat. 
Wir sehen ihre Heimat in der Nordatlantis. Von hier hat sie im 
Pliozän Südamerika erreicht, wo sich an sie C'hloroceryle anschließt. 
Im Miozän kam sie, vielleicht von Nordamerika über Ostasien nach 
Indien und im Pliozän zusammen mit der in Indien entstandenen 
Ceryle nach Afrika, vielleicht auch von hier aus nach Europa. 
Es wäre dann jeder der drei Norderdteile die Heimat einer der 
Unterfamilien der Alcediniden gewesen, eine Annahme, die sicher 
viel für sich hat. 

Rein altweltlich und wahrscheinlich europäischen Ursprungs 
sind die Meropiden, deren Formen jetzt zumeist eurafrisch sind. 
Die weiteste Verbreitung hat Merops. Er bewohnt nicht bloß fast 
ganz Europa, sondern ist im Jungtertiär auch über Afrika bis 
Madagaskar und über Indien bis Neuguinea und: Australien vor- 
gedrungen. Da die madagassische Art M. superciliosus auch in 
Afrika lebt, denken wir hier an eine plioZäne Ausbreitung. Indien 
wurde wohl schon im Miozän erreicht. und von hier dürften 
Gattungen wie Melhttophagus und Meropogon ausgegangen sein, die 
orientalisch-äthiopisch sind. Beide zeigen auffällig lückenhafte 
Verbreitung. Melittophagus ist ja in der ganzen äthiopischen Region 
verbreitet, findet sich aber sonst nur in je einer Art in Vorder- 
indien und auf Java, und Meropogon ist gar auf Westafrika und 
Celebes beschränkt. Hier muß unbedingt eine Wanderung über 
die südarabische Landbrücke stattgefunden haben. Gehen diese 
Gattungen wohl sicher auf miozäne Einwanderer in Indien zurück, 
so müssen wir in Nyctiornis einen weit jüngeren, vielleicht erst 
quartären Einwanderer sehen, da er auf Ceylon und Java fehlt. 

Auch die Upupiden zeigen ähnliche Beziehungen wie die 
Meropiden. Von ihnen zeigen die weiteste Verbreitung die Upu- 
pinen. Sie erscheinen mit Limnatornis im Untermiozän Europas. 
Die einzige lebende Gattung Upupa hat vielleicht schon im Miozän 
Afrika erreicht, da sie auch auf Madagaskar eine besondere Art 
U. marginata besitzt. In der orientalischen Region ist sie dagegen 
nicht über Hinterindien hinausgekommen, also jedenfalls. von 
Europa herzuleiten. Die Irrisorinen sind ganz auf die äthiopische 


12. Heit 


56 Dr. Th. Arldt: 


Region beschränkt. Ihre weitgehende Spezialisation macht es 
wahrscheinlich, daß ihre Vorfahren ebenfalls schon im Miozän nach 
Afrika gelangten. Die Bucerotinen fehlen jetzt in der paläarktischen 
Region, doch lebte im Obermiozän in Europa der fossile Homalopus. 
Ihrer ganzen Verbreitung nach machen die Bucerotinen ganz den 
Eindruck, als wären sie von Asien ausgegangen. Sie fehlen auf 
Madagaskar, dafür ist Calao bis zu den Salomonen vorgedrungen. 
Europa aber konnte gerade im Miozän von Asien erreicht werden, 
da in dieser Zeit beide Festländer durch das Landfestwerden des 
Obgebietes und Vorderasiens miteinander in Verbindung getreten 
waren. Daß von Indien aus Bucerotinen nach Afrika gelangten, 
verrät uns Ortholophus (Berenicornis), der in Westafrika und auf 
Sumatra lebt. Auch bei den andern äthiopischen Gattungen wie 
Lophoceros, Bycanistes, Tmeicceros u. a. haben wir keine Veran- 
lassung zu einer Herleitung von Europa. Die ostorientalischen 
Gattungen sind wieder teilweise sehr lokal, bald an junge Gebirge 
gebunden wie Aceros vom Himalaya, oder an Inseln wie Cra- 
norhinus von Malakka, Sumatra, Borneo, den Philippinen und 
Celebes, Rhinoplax von Sumatra und Borneo, Penelopdides von 
Celebes. Alle diese dürften jüngerer Entstehung sein. 


Auch die Eulen müssen wir als nordisches Element betrachten. 
Auch sie treten schon früh im Norden fossil auf. Der ‚Bubo‘“ 
leptosteus aus dem Obereozän Wyomings gehört allerdings nach 
Shufeldts neuer Untersuchung nicht zu dieser Gattung. Doch ist 
damit noch nicht ausgeschlossen, daß wir in ihm eine strigine 
Form zu sehen haben. Im Miozän Europas sind dann gleich zwei 
Arten von Bubo vertreten. Ganz entschieden spricht aber die 
Verbreitung der Gattung dafür, daß sie vom Norden ausgegangen 
ist. So hat Bubo die australische Region überhaupt nicht erreicht, 
wenn er auch sonst fast kosmopolitisch verbreitet ist. Auch bei 
Asio und Nycialops, die einander sehr nahe stehen, müssen wir 
den gleichen Ausbreitungsweg annehmen. Außerordentliche Ver- 
breitung besitzt besonders N. accipürinus, der auch oft zu Asıo 
gestellt wird. Er ist über alle Regionen mit Ausnahme der austra- 
lischen verbreitet, wo er nur Hawaii erreicht hat. Er kann hierher 
nur von Amerika aus gelangt sein, und wenn auch die alttertiären 
Landverbindungen diese Verbreitung erleichtert haben würden, 
so können wir doch einer Vogelart kaum ein so hohes geologisches 
Alter zuschreiben. Nycialops muß also von Amerika aus transmarin 
nach den Inseln gelangt sein. Pisorhina fehlt auch wieder in Austra- 
lien und Ozeanien, für sie gilt also das gleiche wie für die schon 
besprochenen Gattungen. Nur eine Gattung können wir kaum als 
nordisch ansehen. Lophostrix war früher nur in zwei Arten aus dem 
Gebiete vom unteren Amazonenstrom bis Guatemala bekannt. 
Neuerdings gibt aber Reichenow eine Art L. leiti von Westafrika 
an.?”) Sonst treffen wir aber auch bei den Striginen nur auf nor- 


27) A. Reichenow: Die Vögel Afrikas II, 1901, S. 63. 


Die Ausbreitung der Vögel. 57 


dische Beziehungen. Im Obereozän Nordamerikas lebte die erst 
als Aguilaart gedeutete fossile Minerva antiqua. Die kosmopoli- 
tische Sirix erscheint im Untermiozän Europas. Alle ihre Ver- 
breitungsbeziehungen lassen sich unter der Annahme verstehen, 
daß sie sich erst im Pliozän ausgebreitet hat, besonders auch die 
außerordentlich weite Verbreitung der Hauptart St. fammea. Die 
ebenfalls sehr weit verbreitete Gattung Syrnium fehlt außer in 
Australien auch auf Madagaskar, was einen südlichen Ursprung 
höchst unwahrscheinlich macht. Glaucidium fehlt außerdem auch 
in der orientalischen Region und ist daher wohl sicher von der 
Nordatlantis herzuleiten, von der aus es im Pliozän Südamerika 
und Afrika erreichte. Rein nordatlantisch ist N yciea, auch Nyctala 
und Surnia stammen wohl sicher aus den arktischen Gegenden. 
Speotyto, Micrathene sind von Nordamerika aus im Pliozän nach 
Südamerika gelangt, auch die spezifisch neotropischen Gattungen 
dürften auf gleichaltrige Einwanderer zurückgehen. Meist haben 
sie sich auf die mittelamerikanische Landbrücke und das tropisch- 
südamerikanische Gebiet beschränkt, doch hat Gisella auch 
Westindien erreicht, wo Pseudoscops auf Jamaika endemisch ist, 
Gymnoglaux auf Kuba und Puerto Rico. Ziemlich viele Arten 
hat die orientalische Region aufzuweisen, die seit dem Miozän 
erreicht werden konnte. Phodilus vom Himalaya und von Indo- 
nesien könnte allerdings ein jüngerer Einwanderer sein. Weiter 
verbreitet ist Ninox, der von Japan und Vorderindien bis Celebes 
reicht. Noch mehr als dieser muß Athene als miozäner Einwanderer 
angesehen werden, hat doch diese Gattung nicht bloß die ganze 
orientalische Region besiedelt, sondern ist sogar bis Neuseeland 
vorgedrungen. Sie scheint von Europa her zu stammen, denn sie 
ist auch nach Afrika gelangt, wahrscheinlich bereits im Miozän. 
Denn wenn sie auch gegenwärtig in der madagassischen Region 
nicht lebt, so werden aus dieser doch subfossile Arten von ihr 
angegeben, wie A. murivora von der Maskareneninsel Rodriguez. 

Waren die Coracier zu einem großen Teile und die Strigiden 
zumeist nordischen Ursprungs, so weisen die Caprimulgen 
ebenso entschieden nach dem Süden. Die Steatornithiden wohnen 
im tropischen Südamerika von Columbien und Ecuador über 
Venezuela bis Trinidad und sind darum, wie wegen ihrer isolierten 
Stellung als altsüdamerikanisches Element zu betrachten. Ihnen 
entsprechen auf der anderen Seite des Großen Ozeans die Podar- 
giden und wir müssen annehmen, daß diese sich aus einem im Eozän 
über die ozeanische Landbrücke nach Australien gelangten Zweige 
der Caprimulgiden entwickelt haben. Die Aegothelinen sind mit 
ihrer einzigen Gattung Aegotheles noch jetzt auf Australien, Tas- 
manien und Neuguinea beschränkt, ebenso von den Podarginen 
Podargus. Dagegen hat sich Batrachostomus von der westlichen 
papuanischen Unterregion aus im Pliozän ziemlich weit über das 
orientalische Gebiet ausgedehnt. Nur die Philippinen und Süd- 
china hat er auffälligerweise nicht erreicht. 


12. Heft 


58 Dr. Th. Arldt: 


Im Gegensatze zu diesen auf kleinere Gebiete beschränkten 
Familien sind die Caprimulgiden in allen Regionen zu finden, 
haben aber in der australischen weder Polynesien noch Neuseeland 
erreicht. Fossile Reste von ihnen fehlen im Tertiär ganz und dies, 
das Vorherrschen rein südlicher Gattungen und die Verbreitung 
der ihnen verwandten Familien, spricht eben dafür, daß sie von 
Süden und zwar von der Südatlantis ausgegangen sind. Zahlreich 
sind die Formen in Südamerika. Hier allein finden sich die Nycti- 
biinen. Siesind im Pliozän in Mittelamerika bis Guatemala gelangt. 
Da Nyckibius sich in Westindien nur auf Jamaika findet, so liegt 
die Vermutung nahe, daß er hierher von Mittelamerika aus gelangt 
ist. Bei den Caprimulginen treffen wir dagegen auch auf andere 
Beziehungen. Stenopsis hat sich von Südamerika nur bis Martinique 
ausgebreitet. Unbestimmt ist die Herkunft des endemischen 
Siphonorhis von Jamaika. Antrostomus findet sich in Westindien 
auf Kuba, Jamaika und den kleinen Antillen. Ausgegangen ist er 
offenbar von Südamerika und hat sich sowohl über die Antillen, 
wie über Mittelamerika nach Norden verbreitet, wo er seit dem 
Pliozän bis Kanada gekommen ist. Kaum weniger weit ist Chor- 
deiles vorgedrungen, der aber in Westindien außer Jamaika nur 
Puerto Rico bewohnt. Sonst kennen wir aus der Union noch die 
endemische Gattung Phalaenoßtilus. Andere neotropische Gattungen 
haben den Weg nach Nordamerika nicht gefunden, nicht einmal 
nach Mittelamerika, wo wir nur den endemischen Oiophanes von 
Mexiko finden. In Afrika sind zunächst einmal die endemischen 
Macrodipteryx und Scotornis heimisch. Dann muß aber von hier 
aus auch Caprimulgus ausgegangen sein, der in der äthiopischen 
und madagassischen Region eine stattliche Reihe von Arten aui- 
zuweisen hat, von denen der afrikanische C. ruficollis auch nach 
Europa herübergreift. Da sich die Gattung über die ganze palä- 
arktische und orientalische Region bis nach Nordaustralien, Neu- 
guinea und den Palauinseln ausgedehnt hat, ist die Annahme nahe- 
liegend, daß sie schon im Miozän Europa und von hier Indien er- 
reichte und dann im Pliozän in das papuanische Gebiet gelangte. 
In der östlichen orientalischen Region schloß sich an ihn Lyncornis 
an und breitete sich von Birma bis zu den Philippinen, Borneo, 
Celebes und selbst Neuguinea aus, während sich von hier aus 
Eurostopodus noch über Australien ausdehnte, weiter als eine der 
anderen Caprimulgidengattungen. a 

Die Macrochiren umfassen je eine nordische und eine süd- 
liche Familie. Für vom Norden ausgegangen sehen wir die fast 
kosmopolitischen Cypseliden an, die aber trotz ihrer vorzüglichen 
Flugfähigkeit Neuseeland nicht erreicht haben. Zum mindesten 
in Australien können sie darum unmöglich ein altes Element dar- 
stellen. Auch die Gattungen zeigen z. T. außerordentlich weite 
Verbreitung, allen voran Chaetura. Sie fehlt auf den ozeanischen 
Inseln und im Gebiete der Archiplatis, was ihren nordischen 
Ursprung beweist, aber auch in Europa, Vorderasien und Nord- 


Die Ausbreitung der Vögel. 59 


asien. Ihre Heimat dürfte hiernach Nordamerika sein, von wo aus 
sie Südamerika und über Ostasien Indien erreichte. Von hier ge- 
langte sie einerseits nach Australien, andererseits über Afrika nach 
Madagaskar. Auch die anderen Chaeturinen sind Europa so ziemlich 
fremd. Nephaecetes ist von Nordamerika aus auch nach Kuba und 
Jamaika gelangt, Cydseloides nach Südamerika, wo seine meisten 
Arten heimisch sind und wo sich an ihn Hemiprocne anschließt, 
die auch Jamaika und Haiti, und zwar von Mittelamerika aus, 
erreicht hat, da es sich um eine mexikanische Art handelt. Vor- 
wiegend asiatisch ist Callocallia. Diese hat allerdings einen Unter- 
miozänrest in Europa aufzuweisen, doch war damals ja eben 
Europa mit Asien in Verbindung getreten, so daß ein Erscheinen 
asiatischer Typen nichts auffälliges hat. Im Pliozän hat sich 
Callocallia über Neuguinea und Polynesien bis zu den Marquesas 
ausgebreitet. Außerdem findet sie sich auch in der madagassischen 
Region. Da sie in Afrika fehlt, möchten wir hier eine direkte Ein- 
wanderung von Indien her annehmen, umsomehr als die hier vor- 
kommenden Arten €. fucidhaga und C. francica auch in der orien- 
talischen und australischen Region weit verbreitet sind, ihre Aus- 
breitung nach Madagaskar also offenbar jungen Datums und ein 
nachträgliches Aussterben in Afrika daher höchst unwahrscheinlich 
ist. Ganz orientalisch-papuanisch sind die Macropteryginen mit 
der einzigen Gattung Macroßteryx (Dendrochelidon). Sie mögen 
sich im Miozän im südlichen Asien entwickelt und von hier im 
Pliozän nach Neuguinea ausgebreitet haben. Weite Verbreitung 
haben dagegen wieder die Apodinen aufzuweisen. Die Gattung 
Apus selbst tritt im Untermiozän Europas fossil auf. Die meisten 
Arten gehören der alten Welt mit Ausnahme der australischen 
Region an. Diese Arten zeigen entschieden auf eine Ausbreitung 
von Norden hin, so A. aus (peo), A. melba (po) mit der Abart 
africanus (e), A. affinis (eo), A. pacificus (Ostasien, o). Eurafrische 
Arten wiegen dabei mit gegen 70% beträchtlich vor. Daneben besitzt 
aber Apus auch einige neotropische Arten wie A. leuconyx, A. 
andecolus, A. montivagus. Dies ist einigermaßen auffällig, da er 
in Nordamerika fehlt. Man möchte da bald an eine Ausbreitung 
durch Vermittlung der Südatlantis denken. Doch ist es nicht 
nötig, deshalb bis ins Alttertiär zurückzugehen. Wenn Aus nicht 
doch über Nordamerika in die neotropische Region gelangt und dann 
im ersteren wieder ausgestorben ist, könnte er als guter Flieger 
auch vom mediterranen Gebiete nach Guayana unter Benutzung 
der Inseln gelangt sein, die hier auf der Linie Trinidad-Kanarische 
Inseln noch im Miozän bestanden haben müssen, um den Austausch 
der mediterranen und der westindischen Flachseefauna zu ermög- 
lichen. Eine ähnliche Erklärung möchten wir auch für die Ver- 
breitung von Tachornis heranziehen, wenn wir diese nicht geradezu 
als südatlantisch bezeichnen wollen. Diese Gattung ist jetzt vor- 
wiegend in Afrika, Madagaskar und Indien zu finden. Dazu 
kommt aber 7. phoenicobius von Westindien. Auch hier genügte 


12. Heft 


60 Dr. Th. Arldt: 


ae murte ORTEN 


‘ 


die miozäne Inselkette vollständig, um den gut fliegenden Vogel 
von Nordafrika nach Westindien gelangen zu lassen. Die Gattung 
mag von Südeuropa ausgegangen und hier wieder ausgestorben sein. 
Die andern neötropischen Apodinen sind dagegen wohl im Pliozän 
von Nordamerika hergekommen. Hier lebt noch Aöronautes, an 
den sich von Guatemala bis Guiana Panyptila und außerdem 
Claudia anschließen. 

Während sich die nordischen Cypseliden über fast die ganze 
bewohnbare Erde ausgebreitet haben, sind die südlichen Trochi- 
liden fast ganz auf die neotropische Region beschränkt geblieben. 
Nur ganz wenige Gattungen haben im Pliozän nach Nordamerika 
gelangen können, von 118 nicht mehr als 3. Selasphorus und Atthis 
sind offenbar von Mittelamerika her eingedrungen, denn auch heute 
noch reicht der letztere hier bis Guatemala, der erstere sogar bis 
Veragua südwärts. Aithis hat sich dabei nur nach Kalitornien, 
Selasphorus auch nach dem Mississippigebiete hin ausgebreitet. 
Die weiteste Verbreitung besitzt Tyochüus, der von Veragua bis 
Kanada und Südalaska reicht. Auch er dürfte über Mexiko nach 
Nordamerika gelangt sein, hat aber auch eine kubanische Art, 
T. helenae autzuweisen, die von Florida nach Kuba gelangt sein 
wird. Eine große Anzahl von Gattungen sind Mittelamerika mit 
der Archamazonis ausschließlich gemeinsam und also wohl um 
das Pliozän von dieser in jener eingewandert, so Doryphora, Thre- 
netes, Phaöthornis, Eutoxeres, Pampa, Campylopterus, Florisuga 
Agyrtia, Saucerottia, Amazilis, Hylocharis, Chrysuronia, Chlo- 
rostilbon, Thalurania, Chalybura, Colibri, Heliodoxa, Heliothrix, 
Heliomastes, Lophornis. Ihnen haben wir jedenfalls auch die in 
Mittelamerika endemischen Gattungen anzureihen, wie Phaeo- 
ptiila, Panterpe, Eupherusa, Chrysolampis, Enugenes, Coeligena, 
Oreodyra, Lamprolaema, Calothorax, Tilmatura, Abeillea, Micro- 
chera, P opeleirea. Unter den westindischen Trachiliden dürften 
sich noch Aithurus von Jamaika und Mellisuga von Jamaika und 
Haiti hieran anschließen, die von Honduras aus ihr jetziges Wohn- 
gebiet erreicht haben mögen. Andere Gattungen weisen dagegen 
auf eine Einwanderung von Venezuela hin, so Bellona von St. 
Lucia, Martinique, Dominika und Puerto Rico und Eulampis von 
den gleichen Inseln und Sta. Cruz. Auf dem gleichen Wege dürfte 
auch Lampornis eingewandert sein. Diesesüdamerikanische Gattung 
ist zwar auch in Mittelamerika bis Mexiko gekommen, aber da sie 
außer auf Jamaika, Haiti und Puerto Rico auch auf den kleinen 
Antillen vorkommt, dürfte sie sich doch von Venezuela aus auf dem 
umgekehrten Wege bis Jamaika ausgebreitet haben. Auch bei 
Ricordia von Kuba, Haiti und Puerto Rico möchten wir wegen des 
Fehlens auf Jamaika die gleiche Annahme machen. Sie hat sich 
nur auf ihrem Wege nördlicher gewendet als Lampornis. Ganz, 
eigenartig ist die Verbreitung von Doricha, die außer aus Mittel 
amerika auch von den Bahamas angegeben wird. Ist diese Be_ 
stimmung richtig, dann muß die Gattung früher viel weitere Ver- 


Die Ausbreitung der Vögel. 61 


breitung, mindestens wohl über Kuba und Jamaika besessen haben. 
Auf jeden Fall sind die westindischen Trochiliden auf drei Wegen 
nach den Antillen gelangt, von Venezuela, von Honduras und wahr- 
scheinlich von Florida aus. Bemerkenswert ist endlich noch, daß 
es den Trochiliden auch gelungen ist, die isolierten Juan Fernandez- 
inseln zu erreichen. Auf Mas a Tierra findet sich die im südlichen 
Südamerika verbreitete Art Eustebhanus galerita neben dem ende- 
mischen E. fernandensis, auf Mas a fuera der verwandte E. leyboldi. 
Entschieden handelt es sich hier aber um eine Einwanderung über 
das Meer, die wohl erst vor relativ kurzer Zeit stattgefunden hat. 
Auffällig ist, daß diese Familie die Galapagosinseln nicht erreicht 
hat, trotzdem diese im Alttertiär sicher mit Südamerika zusammen- 
gehangen haben müssen. Vielleicht erklärt sich dies daraus, daß 
sich die Trochiliden erst später in der Archamazonis aus cypseliden- 
artigen Vorfahren entwickelt haben. 

Recht beschränkte Verbreitung besitzen die Coliiden, die 
einzigen Vertreter der fünften Gruppe der Coraciformen. Sie 
gehören ganz der äthiopischen Region an und sind wohl in ihr alt- 
einheimisch. 

Weiter verbreitet sind die Trogoniden, aber auch ganz 
entschieden südlich. Sie sind in der Südatlantis heimisch, wo sie 
heute in Südamerika besonders Trogon und Calurus, in der äthio- 
pischen Region Apaloderma und Heterotrogon vertreten. Calurus 
ist im Pliozän bis Guatemala, Trogon bis Mexiko vorgedrungen. 
Hier schließt sich der endemische Euödtilotis an. Westindien wurde 
wohl schon im Miozän erreicht. Auf Kuba bildet Prionoteles, auf 
Haiti Temnotrogon ein endemisches Element. Zu Trogon stellt 
man nun auch die fossile Art T. gallicus aus dem Untermiozän von 
Allier, eine sehr auffällige Beziehung, da Trogon selbst in Afrika 
nicht vorkommt. Wir müssen also wohl annehmen, daß er doch 
bis zum Miozän, am Nordrande der alten Südatlantis verbreitet, 
auch im nördlichen Afrika noch lebte und von hier aus vorüber- 
gehend Europa erreichte. Nach Indien kamen die Trogoniden 
wohl erst im Pliozän und hier entwickelte sich Harpactes, der sich 
bis Java, Borneo und zu den Philippinen ausbreitete, ohne aber 
Südchina zu erreichen. 

Eine größere Gruppe bilden wieder die Spechtvögel, die 
Madagaskar und Australien vollständig fehlen. Spricht dies im 
ganzen für einen nordischen Ursprung, so möchten wir doch für 
einige der hierher gehörenden Familien eine südliche Heimat 
annehmen. So sind die Galbuliden ganz auf das tropische Süd- 
und Mittelamerika beschränkt. Wir möchten darum ihre Heimat 
in der alttertiären Archamazonis suchen. Von hier drangen einige 
Gattungen im Jungtertiär nach Mittelamerika vor, von den 
Galbulinen Galbula bis Guatemala, von den Bucconinen Bucco 
und Malacoftila ebensoweit, Monasa nur bis Costarica. 

Interessante Beziehungen zeigen die Capitoniden (seo). Sie 
können nur von der Südatlantis stammen. Für diese sind besonders 


12.Hre 


62 Dr. Th. Arldt: 


die Pogonorhynchinen charakteristisch. Von diesen hat sich Tetra- 
gonops von Peru bis Costarica ausbreiten können. Die Hauptmasse 
der Arten (96%) gehört aber der äthiopischen Region an, besonders 
deren tropischen Teilen. Die Capitoninen wieder haben etwa 
gleichviel Arten in Südamerika, wo Capito auch bis Costarica vor- 
gedrungen ist, und in Afrika (Tachyphonus, Trachylaemus). Von 
hier haben sie sich aber im Pliozän nach Indien ausgebreitet, wo 
Calorhamphus jetzt ganz isoliert auf Malakka, Sumatra und Borneo 
lebt, eine Beziehung, die uns aber bei Tieren aller Klassen begegnet. 
Die dritte Unterfamilie der Megalaeminen ist ganz von Afrika aus- 
gegangen und hat sich im Pliozän über die ganze orientalische Region 
bis Borneo ausgebreitet. Neben den artenreichen und weitver- 
breiteten Gattungen Megalaema und Xantholaema haben wir aber 
auch lokale Gattungen, Psilodogon von Sumatra und Cyanods von 
Borneo, die sich im Quartär herausgebildet haben dürften. An die 
Capitoniden sind nach Gadow auch die Indicatorinen anzuschließen, 
die Reichenow aber als besondere Familie betrachtet. Jedenfalls 
stehen sie aber den Capitoniden besonders nahe, und wir sehen 
darum auch in ihnen ein altäthiopisches Element. Nur zwei Arten 
von Indicator finden sich in Sikkim und auf Borneo. Wir haben 
hier also die gleichen Beziehungen, wie bei den Capitoninen. Die 
über Vorderindien weggewanderten Vögel sind hier seit dem Pliozän 
wie so viele andere Formen wieder ausgestorben. 


Rein neotropisch sind wieder die Rhamphastiden, die wir 
darum auch wieder von der Archamazonis herleiten müssen. Die 
meisten ihrer Gattungen sind nach Mittelamerika vorgedrungen. 
Selenidera nur bis Veragua, Pieroglossus bis Nicaragua, Rham- 
phastus und Aulacorhamphus bis Mexiko. Westindien haben sie 
ebensowenig erreicht wie die Galbuliden oder die Capitoniden. 
Wahrscheinlich ist also auch Guayana im Miozän noch nicht von 
diesen Familien erreicht worden. 


Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Familien möchten 
wir dann die Piciden als nordische Familie ansehen. Ganz sicher. 
sind nordisch die Jynginen. /ynx bewohnt heute die ganze palä- 
arktische Region, Ost- und Südafrika und Vorderindien, ohne 
Ceylon. Das ist aber eine Verbreitung, die nur auf ganz junger 
Verbreitung beruhen kann. Nicht bloß Afrika, auch Indien können 
nicht vor dem Pliozän erreicht worden sein, ja das Fehlen auf 
Ceylon macht es wahrscheinlich, daß Vorderindien von Jynx sogar 
erst im Quartär erreicht wurde. Zu dieser lebenden Gattung stellt 
man meist den fossilen Uintornis aus dem nordamerikanischen 
‚Obereozän, doch reicht nach Shufeldt das vorliegende Material 
zu einer sicheren Bestimmung dieses Vogels noch nicht aus®®) und 
es ist durchaus nicht sicher, ob die Jynginen zeitweilig auch in 
Nordamerika gelebt haben. 


28) R. W. Shufeldt: Fossil Birds. Transact. Conn. Ac. XIX, 1915, 
p: 50 —52. 


Die Ausbreitung der Vögel. 63 


Von den Picinen hat nur Picus tertiäre Reste im europäischen 
Untermiozän hinterlassen. Nach der Verbreitung der lebenden 
Arten (snp.o) ist aber eine europäische Heimat trotzdem nicht an- 
zunehmen. Auffällig ist besonders das Fehlen in Afrika. Man 
könnte die Ursache dafür in dem Wüstengürtel sehen, der jetzt 
die äthiopische von der paläarktischen Region trennt, aber dieser 
war ja im Pliozän sicher nicht immer, mindestens nicht geschlossen 
vorhanden, denn sonst könnten wir nicht so vielfache enge Be- 
ziehungen zwischen den Waldgebieten Westafrikas und Indone- 
siens haben. Tatsächlich sind ja auch andere Picinengattungen 
recht wohl nach Afrika gelangt. Es müßte nun gerade Picus auch 
nach Indien besonders spät gelangt sein, als der Waldgürtel zwischen 
diesem und Afrika bereits wieder verschwunden war. Zu dieser 
Annahme liegt aber kein Grund vor, zumal Picus in der orien- 
talischen Region sehr weit verbreitet ist, wenn auch nicht über 
Borneo und Java hinaus. Wir möchten daher eher an eine asiatische 
Heimat der Gattung denken, von der sie im Miozän.nach Europa 
und Nordamerika gelangen konnte. Für asiatisch müssen wir auch 
die ostasiatisch-orientalischen Hyopicus und Jungipicus ansehen. 
Der erste hat sich von China nur bis zum Himalaya verbreitet, 
Jungipicus aber ist bis Celebes und Flores vorgedrungen, weiter 
als irgend eine andere Form der Spechtvögel. Diese Ausbreitung 
muß wohl schon im Miozän stattgefunden haben. Picoides ist auf 
die nördlichen Teile der holarktischen Region beschränkt, also 
offenbar in ihr heimisch. Eine ganze Reihe von Gattungen muß 
von Nordamerika ausgegangen sein. Hylatomus ist ganz auf dieses 
beschränkt. Sphyrapicus gehört ihm ebenfalls mit seinen meisten 
Arten an, doch ist eine Art von Mexiko bis Bolivia vorgedrungen. 
Campephilus hat sich sogar bis Patagonien verbreitet und auch 
Kuba mit einer Art erreicht. Centurus ist über Mittelamerika bis 
Venezuela vorgedrungen und hat auch Kuba, Jamaika und Haiti 
erreicht, sei es von Florida, von Yukatan oder von Honduras aus. 
Colaptes hat nur Kuba erreichen können, dafür aber das ganze 
offene Gelände der Archamazonis besiedelt. Ähnlich weit ist 
Melanerpes gekommen. Dazu kommt er isoliert auf Puerto Rico 
vor. Aufalle Fälle muß er in Zwischengebieten wieder verschwunden 
sein. .Am leichtesten wäre dies auf den kleinen Antillen möglich, 
über die, wie wir sahen, ja überhaupt viele Formen Puerto Rico 
erreicht haben müssen. An diese noch heute nearktischen Gat- 
tungen haben wir dann jedenfalls auch die rein neotropischen an- 
zuschließen. Von diesen sind Xiphidiopicus und Nesoceleus auf 
Kuba beschränkt, also wohl von Nordamerika ‘oder allenfalls von 
Yukatan her gekommen. Die anderen Gattungen aber haben sich 
wohl aus im Pliozän nach Südamerika gelangten Piciden haupt- 
sächlich in der Archamazonis entwickelt und sind dann teilweise 
wieder nach Mittelamerika zurückgewandert wie Celeus und 
Chrysoßtilus bis Mexiko, Picumnus bis Honduras. Chloronerbes 
hat außerdem noch Haiti mit einer Art erreicht. Alle anderen 


Heft 


64 Dr. Th. Arldt: 


Gattungen sind auf Südamerika beschränkt geblieben. Nur 
Dryocopus zeigt eine höchst auffällige Verbreitung, indem er sich 
von Mexiko bis Brasilien, in Afrika und in Europa findet. Hier 
möchte man beinahe an eine Benutzung der Südatlantis denken, 
zumal eine ähnliche Beziehung bei den Picinen noch einmal vor- 
kommt. Der schon erwähnte neotropische Chloronerbes steht 
nämlich dem südafrikanischen Geocolabtes besonders nahe. Man 
kann tatsächlich die Möglichkeit einer südatlantischen Verbreitung 
nicht ohne weiteres ablehnen, nur ist sie bei der Familie wegen ihrer 
sonstigen, unzweifelhaft auf den Norden weisenden Beziehungen 
nicht so recht wahrscheinlich. Besonders in dem Falle von Chloro- 
nerpes-Geocolaptes ist es ja auch recht gut möglich, daß die gemein- 
same Stammform im Norden heimisch war. Wir treffen ja ähnliche 
Beziehungen auch bei anderen Tieren an, hatten doch z. B. die 
Mastodonten im Pliozän Südamerika ebensogut erreicht wie Afrika. 
Auch bei Dryocopus ist dann die Möglichkeit vorzuziehen, daß diese 
Gattung früher auch in Nordamerika lebte und so im Pliozän 
nach Südamerika kommen konnte. Es käme aber auch eine miozäne 
Ausbreitung über die atlantischen Inseln in Frage, die bei reinen 
Landtieren natürlich unmöglich wäre. Dann brauchten wir das 
Aussterben der Gattung in einem großen Gebiete nicht anzunehmen. 
Die Gattung Dendrocopus bewohnt die ganze paläarktische Region 
und die orientalische bis Java und Borneo. Für sicher asiatisch 
möchten wir sie deshalb noch nicht ansehen, da die paläarktischen 
Arten zumeist in Europa und Westasien stark entwickelt sind. 
Dendrocopus scheint sich eher von hier aus nach Nord-, Ost- und 
Südasien ausgebreitet zu haben. Dagegen sind asiatischen Stammes 
wohl die der orientalischen Region eigentümlichen Gattungen, die 
zumeist weitere Verbreitung über mehrere Unterregionen besitzen. 
Am weitesten nach Südosten ist unter ihnen Mulleripicus vorge- 
drungen, der sich auch durch seine lückenhafte Verbreitung als 
etwas ältere Form der Piciden, als früheren Einwanderer ausweist. 
Er bewohnt Südindien, Niederbirma, Malakka, Sundanesien, die 
Philippinen und Celebes. Ein ähnliches Fehlen in Vorderindien 
sehen wir bei Hemicercus, der im Südosten nur bis Borneo und 
Java gekommen ist, ebenso wie Sasia, Venilia, Chrysocolaßtes, 
Tiga, Miglyptes. Nur bis Sumatra und Borneo sind gekommen 
Reinwardtipicus und Micropternus. Jüngste Elemente sind jeden- 
falls die im Himalaya und nördlichen Hinterindien wohnenden 
Vivia und Gecinulus. Von Indien aus sind dann im Pliozän Picinen 
nach Afrika vorgedrungen. Die westafrikanische Verreauxia steht 
der ostorientalischen Sasia besonders nahe. Auch Dendropicus, 
Dendromus und Mesoßicus reihen sich den orientalischen Gattungen 
an. 
c) Passeriformen. 

Die letzte große Gruppe, die formenreichste von allen bilden 
die Passeriformen. Gerade wegen dieses außerordentlichen Formen- 
reichtums sind aber deren systematische und verwandtschaftliche 


Die Ausbreitung der Vögel. 65 


Beziehungen noch am wenigsten geklärt. Wohl stehen die großen 
Abteilungen der Clamatoren und Oscinen, der Subcelamatoren und 
Suboscinen fest, aber über die weitere Gliederung besonders der 
Oscinen gehen die Ansichten noch weit auseinander und die gleichen 
Gattungen werden zum Teil noch zu recht verschiedenen Familien 
gestellt. Das macht natürlich die paläogeographische Unter- 
suchung erheblich schwieriger und unsicherer. Immerhin lassen 
sich doch auch hier die großen Züge der Verbreitung feststellen, 
wenn man auch über Einzelheiten im Zweifel sein kann. In bezug 
auf die großen Abteilungen werden wir dabei Gadow folgen, bei 
der Einordnung der Familien aber auch die neueren Arbeiten von 
Pycraft gebührend berücksichtigen, ?°) hauptsächlich bei den Ani- 
somyoden. Unter diesen sind die Subclamatoren mit den 
Eurylaemiden jetzt ganz auf Hinterindien, Malakka, . Sumatra, 
Borneo und Java, sowie die Philippinen beschränkt. Einzelne 
Gattungen sind beschränkt verbreitet wie Calyplomena auf Su- 
matra und Borneo, Sarcorhamphus auf die Philippinen. Andere 
besiedeln die drei großen malaiischen Inseln und Malakka, wie 
Corydon, der aber auf Java fehlt, und Eurylaemus, oder reichen 
bis Hinterindien, wo auch ein paar endemische Gattungen leben. 
Hieraus läßt sich nichts sicheres über die Herkunft der Eury- 
laemiden schließen. Ganz für sich allein betrachtet, würde man 
sie als orientalische Familie bezeichnen und vielleicht als relativ 
späte Einwanderer von Asien her ansehen. Fassen wir aber auch 
die verwandten Formen mit ins Auge, so kommen wir doch zu 
anderen Schlüssen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die 
Subelamatoren den Clamatoren besonders nahe stehen, mit denen 
sieschon durch Wallace in einer Gruppe der formicariidenähnlichen 
Passeres zusammengefaßt wurden und mit denen sie auch Gadow 
eng zusammenstellt. Diese Clamatoren sind aber ihrer ganzen 
Verbreitung nach auf das entschiedenste als südlich anzusprechen 
und das gleiche müssen wir darum auch für die Eurylaemiden tun. 
Es fragt sich nur, ob man annehmen will, daß ihre Stammformen 
von Australien oder von Afrika herkamen. Beides könnte aber 
erst im Jungtertiär der Fall gewesen sein, und die Verbreitung der 
Familie und ihrer Gattungen ist ja auch nicht derart, daß sie einer 
solchen Annahme widerspräche. Pycraft vereinigt nun mit den 
Eurylaemiden zu einer größeren Gruppe der Eurylaemen die 
neotropischen Cotingiden und Pipriden und die madagassischen 
Philepittiden oder Paictiden. Auch die Voraussetzung, daß diese 
Zusammenfassung richtig ist, gibt noch keine volle Sicherheit. 
Afrika als Urheimat scheidet aber hiernach besser aus. Da- 
gegen könnte man vielleicht an eine Ausbreitung von Madagaskar 
her über die lemurischen Inseln denken. Am nächsten stehen aber 


29», W. P. Pyeraft: Contributions to the Osteology of Birds. VIII. 
The „Tracheophone‘‘ Passeres, with Remarks on Families allied thereto. 
Proc. Zool. Soc. London 1906, p. 133—159. — IX. Tyranni, Hirundines, 
Museicapae, Lanii and Gymnorhines. Ebenda 1907, p. 352— 379. 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 12. d 12. Heft 


66 Dr. Th. Arldt: 


die Eurylaemiden doch den Cotingiden, und daher ist es doch wohl 
am wahrscheinlichsten, daß ihre Vorfahren von dem alten ozea- 
nischen Festlande ausgegangen sind und von dessen Resten, 
vielleicht schon im Miozän, den Osten der orientalischen Region 
erreicht haben. 

Unter den Clamatoren fassen wir nun zunächst die den 
Eurylaemiden nahestehenden Formen ins Auge. Die Cotingiden 
sind eine artenreiche Familie, die ganz auf die tropischen Teile 
der neotropischen Region beschränkt ist. Hier in der Archama- 
zonis müssen sie sich entwickelt haben. Die Unterfamilien zeigen 
etwas verschiedene Verbreitung. Die Tityrinen sind mit fast allen 
Gattungen über Mittelamerika bis Mexiko vorgedrungen. Von 
Mittelamerika hat Hadrostomus mit einer Art auch Jamaika erreicht. 
Sonst fehlen die Cotingiden in Westindien vollständig, haben darum 
im Miozän kaum in Guayana gelebt, sondern mehr im Süden und 
Westen. Auch die Lipauginen sind bis auf den brasilischen Piilo- 
chloris in Mittelamerika eingedrungen, Aulia bis Veragua, Lipaugus 
bis Guatemala, Lathria bis Mexiko. Von den Attilinen ist Attila 
nur bis Costa Rica gekommen, Casiornis nur am Südrande der 
Archamazonis verbreitet. Ganz südamerikanisch sind die Rupi- 
colinen geblieben. Die Cotinginen sind in einer Art von Cotinga bis 
Guatemala vorgedrungen und haben in Nikaragua und Costarica 
Carpodestes als endemische Gattung entwickelt. Von den Gymno- 
derinen endlich haben Chasmorhynchus und Cephalopterus Costa 
Rica erreicht. Dem Grade ihrer Ausbreitung nach Norden zufolge 
ordnen sich also die Unterfamilien in die Reihe Tityrinen, Lipau- 
ginen, Cotinginen, Gymnoderinen und Attilinen, Rupicolinen. Diese 
ganze Ausbreitung gehört jedenfalls in der Hauptsache dem Pliozän 
an. Vollständig fehlen in Westindien auch die Pipriden, von denen 
auch nur wenige Gattungen in Mittelamerika eingedrungen sind, 
Pipra, Chiromachoerus und Hetoropelma bis Mexiko, Chiroxiphia 
bis Guatemala, Piprites bis Costa Rica. Die Heimat auch dieser 
Familie haben wir in der Archamazonis zu sehen. 

Die noch in diese Gruppe gestellten Philepittiden finden sich 
nur in Madagaskar. Man hat sie auch mit den Formicariiden und 
mit den Pittiden verglichen. Schließen sie sich wirklich an die 
Pipriden an, so beweisen sie, daß die Eurylaemengruppe im Alt- 
tertiär über die ganze Südatlantis verbreitet gewesen und in Afrika 
später wieder ausgestorben sein muß. 

Eine zweite Gruppe der Clamatoren bilden nach Pycraft die 
Oligomyoden. Während die Eurylaemen .sich von Südamerika 
im Eozän nach Osten und Westen ausgebreitet haben, haben diese 
sich nur nach Westen hin gewendet und die Ozeanis besiedelt. In 
Südamerika gehören ihnen besonders die Tyranniden, die formen- 
reichste Familie aller Clamatoren an, die auch die weiteste Ver- 
breitung besitzt. Haben doch diese Vögel nicht bloß das südliche 
Südamerika und alle südamerikanischen Inseln, sondern auch 
den größten Teil von Nordamerika besiedelt. 


Die Ausbreitung der Vögel. 67 


Freilich zeigen nicht alle Unterfamilien gleichmäßig diese weite 
Verbreitung. So sind die Conopophaginen, die übrigens Pycraft 
als besondere Familie zur nächsten Clamatorengruppe stellt, ganz 
auf die Archamazonis beschränkt, deren Gebiet sie mit ihren beiden 
Gattungen Conopophaga mehr im Westen, Corythopis im Osten 
vollständig erfüllen. Etwas weiter haben sich die Platyrhynchinen 
ausgebreitet. Nicht weniger als sechs Gattungen sind nach Mittel- 
amerika vorgedrungen, Colopterus bis Veragua, Euscarthmus und 
Orchilus bis Costa Rica, Platyrhynchus, Todirostrum und Oncosotma 
bis Mexiko, letztere auf Mittelamerika beschränkt. Keine einzige 
hat Westindien erreicht. Andere Gattungen haben sich in die 
Archiplatis hinein ausgebreitet, darunter Anaeretes bis auf’ das 
Feuerland und auf die Insel Mas a Tierra von Juan Fernandez. 
Wieder etwas weiter ist die Verbreitung der Elaineinen. Im Süden 
hat Elainea ebenfalls Feuerland erreicht. Besonders zahlreich sind 
sie aber in Mittelamerika vertreten. Mionectes, Leptopogon, Or- 
nithion, Elainea, Legatus, Myiozetes, Rhynchocyclus, Pitangus, 
Myiodynastes, also neun Gattungen reichen bis Mexiko nordwärts, 
Tyrannulus und Tyranniscus bis Guatemala, Campsiempys bis 
Chiriqui. Zwei dieser Gattungen finden sich auch in Westindien. 
Elainea bewohnt in mehreren Arten Jamaika und die kleinen 
Antillen. Ersteres hat sie wohl von Mittelamerika, letztere von 
Venezuela her erreicht. Pıilangus hat dagegen auf Kuba und Ja- 
maika eine gemeinsame Art aufzuweisen, zu denen auch eine Art 
von Puerto Rico kommt. Beide dürften von Mittelamerika her- 
stammen. Wiederum weitere Verbreitung haben die Taeniopterinen. 
Im Süden sind nicht bloß Taenioptera, M yiotheretes, Muscicaxicola 
und Centrites mit je einer Art bis Feuerland vorgedrungen, sondern 
Muscisaxicola hat sogar die Falklandinseln erreicht (M. macloviana). 
Weniger Gattungen sind nach Norden vorgedrungen, dafür aber 
besonders weit, wobei sie aber Westindien durchaus vermieden 
haben. Copdurus ist allerdings nur bis Costa Rica gekommen, 
Sayornis aber reicht von Ecuador über Mexiko bis Kalifornien und 
über die östliche Union bis Kanada, allerdings nur in ganz wenigen 
Arten und sicher erst seit dem Pliozän verbreitet. Die weiteste 
Verbreitung kommt den Tyranninen zu, allerdings nur nach Norden 
hin, denn in die Archiplatis sind sie nicht tief eingedrungen. Dafür 
haben aber Pyrocephalus und Moyiarchus die Galapagos-Inseln 
erreicht. Megarhynchus, Muscivora, Myiobius, Mitrophorus sind 
bis Mexiko gekommen. Pyrocephalus bis zum Gila und Rio Grande 
del Norte, Milvulus bis Texas, Empidias hat sich von Mexiko über 
die östlichen Staaten der Union ausgebreitet, M yiarchus auch über 
deren Westküsten, Contopus über das Felsengebirgsgebiet, Tyrannus 
über die ganze Union, Empidonax auch über Kanada und Britisch- 
Kolumbien. Selbstverständlich wurde auch Westindien von den 
Gattungen dieser Unterfamilie mehrfach erreicht. Contopus hat 
je eine Art auf Jamaika und auf St. Lucia, diese offenbar von 
Venezuela, jene von Mittelamerika gekommen. Myiarchus kommt 


5* 12. Heft 


68 Dr. Th. Arldt: 


auf allen Inseln vor, ist daher wohl schon ein miozäner Einwanderer 
von Venezuela her. Ganz entschieden weist dorthin die Art von 
den kleinen Antillen. Dagegen findet sich von Tyrannus auf Ja- 
maika, Puerto Rico und den kleinen Antillen eine mittelamerika- 
nische Art, die von Westen her gekommen sein muß. Außerdem 
lebt Tyrannus auf Kuba. Auf Kuba, Jamaika und Haiti ist endlich 
der endemische Blacicus heimisch, wobei die beiden ersten eine 
gemeinsame Art besitzen. Da Blacicus jetzt als Untergattung zu 
Contopus gestellt wird, dürfen wir auch in ihm ein mittelamerika- 
nisches Element sehen. 


Einen südlichen Seitenzweig dieser Gruppe bilden die Phyto- 
tomiden. Wie sich die Tyranniden in der Archamazonis entwickelt 
haben, so Phytotoma in der Archiplatis. Ihre drei Arten gehören 
nur Bolivia, Argentinien und Chile an. 


In der alten Welt schließt sich an diese beiden neotropischen 
Familien die Familie der Pittiden an. Diese sind heute ziemlich 
weit verbreitet. Sie bewohnen zunächst in zahlreichen Arten die 
ganze orientalische Region und erstrecken sich von hier nach Süd- 
osten bis Neuguinea und Australien, nach Nordosten bis Japan, 
und dazu kommen noch drei isolierte Arten in Afrika. Die letzteren 
sind offenbar pliozäne Einwanderer von Indien her, ebenso die 
Pittaart von Japan. Dann müssen aber auch die orientalischen 
Pittiden von Australien herstammen, wohin ihre Vorfahren im 
Eozän von Südamerika aus über die ozeanische Landbrücke gelangt 
waren, ähnlich den Vorfahren der Eurylaemiden. Das speziellere 
Entwicklungsgebiet suchen wir dann in der papuanischen Unter- 
region, die Hauptspezialisierung aber hat Piita erst auf den großen 
malaiischen Inseln, besonders auf Borneo und Sumatra erfahren. 
An die Hauptgattung Piita, die die gleiche weite Verbreitung wie 
die Familie besitzt, schließen sich drei lokale Gattungen an, 
Melampitta auf Neuguinea, Hydrornis von der gleichen Insel, den 
malaiischen Inseln und dem Himalaya und Ewueichla von den 
westlichen großen Sundainseln. 


Die dritte Clamatorengruppe, die Pycraft als Trachyphonen 
bezeichnet, ist ebenfalls zu beiden Seiten des Großen Ozeans zu 
finden, also über die ozeanische Landbrücke verbreitet. In der 
australischen Region gehören hierher die Xeniciden, mit beiden 
Gattungen Xenicus und Acanthisitta auf Neuseeland beschränkt. 
Man kann hieraus den Schluß ziehen, daß sich die Trachyphonen 
im wesentlichen am Südrande der ozeanischen Landbrücke aus- 
breiteten, die Oligomyoden in deren Mitte, die Eurylaemen dagegen 
‚am Nordrande. 


Alle anderen Familien dieser Gruppe sind auf die neotropische 
Region beschränkt, hier zumeist von der Archamazonis ausgegangen 
und von ihr teils nach Mittelamerika, teils nach der Archiplatis 
vorgedrungen. Die Oxyrhamphiden sind mit ihrer einzigen Gattung 
Oxyrhamphus bis Costa Rica gekommen. 


Die Ausbreitung der Vögel. 69 


|Die gleiche Verbreitungsrichtung zeigen die Formicarliden. 
Alle drei Unterfamilien müssen von der Archamazonis ausgegangen 
sein. Von den Thamnophilinen haben sich nur Thamnophilus, 
Thamnistes und Dysithamnus bis Mexiko ausgebreitet, von den 
Formicivorinen bloß Formicivora und Cercomacra, während Rham- 
bhocaenus nur bis Guatemala, Gymnocichla bis Honduras, Hypo- 
cnemis bis Costa Rica, Terenura und Myrmeciza bis Veragua ge- 
kommen sind, die meisten nur mit einer vereinzelten Art. Von 
den Formicarinen sind Gyallaricula bis Costa Rica, Pithys und 
Phlogroßsis bis Nicaragua, Formicarius und Grallaria bis Mexiko 
gelangt. 

Die Dendrocolaptiden zeigen etwas weitere Verbreitung. Im 
Norden sind sie freilich auch nicht über Mexiko hinausgekommen, 
dafür haben sie sich aber über die ganze Archiplatis ausgebreitet. 
Dies gilt besonders von den Furnariinen, die Mittelamerika über- 
haupt nicht erreicht haben. Dagegen finden sich Cinclodes und 
Upucerthia nicht bloß auf dem Feuerlande, sondern ersterer sogarauf 
den Falklandinseln und auf Mas a fuera. Die Sclerurinen wieder 
haben sich mit ihrer einzigen Gattung Sclerurus von der Archama- 
zonis nur nach Norden .bis Mexiko ausgebreitet. Die gleiche 
Richtung haben auch die Philydorinen eingeschlagen. Automolus 
ist bei ihnen bis Mexiko gekommen. Nach beiden Richtungen hin 
haben sich die Synallaxinen verbreitet. Allerdings hat nur Synal- 
laxis Mittelamerika besiedeln können, während zahlreichere Gat- 
tungen in die Archiplatis übergegangen oder sogar in ihr endemisch 
sind. Feuerland erreichte Oxyurus, die gleiche Gattung auch das 
einsame Mas a fuera. Nicht ganz soweit sind die Dendrocolaptinen 
in der Archiplatis verbreitet. Sie kommen hier nur bis Chile und 
Argentinien vor. Dagegen ist bei ihnen wieder eine größere Zahl 
von Gattungen nach Mittelamerika gelangt, bis Veragua Xrpho- 
rhynchus, bis Costa Rica Margarornis, bis Guatemala Dendroco- 
laptes, bis Mexiko Xenicopsis, Xenops, Sittasomus, Glyphorhynchus, 
Xrphocolaptes, Dendrornis, Picolaptes. Von Venezuela haben auch 
ein paar Arten die Insel Tobago erreichen können, jedenfalls erst 
nach ihrer Isolierung vom südamerikanischen Festlande. Die 
Unterfamilien der Dendrocolaptiden zeigen so verschiedenartige 
Beziehungen. Wenn sie auch alle von der Archamazonis ausge- 
gangen sein müssen, so haben doch offenbar die Furnariinen und 
in zweiter Linie die Synallaxinen deren Süden, die Sclerurinen, 
Philydorinen und auch die Dendrocolaptinen deren Norden vor- 
wiegend angehört. 

Die letzte hierher gehörige Familie bilden die rein südamerika- 
nischen Pteroptochiden. Da ihre Mehrzahl der gemäßigten Zone 
angehört, werden wir ihre Heimat im Gegensatz zu den beiden 
vorhergehenden Familien eher in der Archiplatis zu suchen haben. 
Nur Merulaxis und Liosceles sind nach Brasilien gelangt und hier 
wohl als junge Einwanderer anzusehen. Früher haben sie sicher 
Feuerland erreicht, wo sie Scylalopus mit einer Art vertritt. 


12. Heit 


70 Dr. Th. Arldt: 


Unter den Diacromyoden sind die Suboscinen vollständig, 
auf das festländische Australien beschränkt, wo die Menuriden 
den Süden und Osten, die Atrichiiden den Osten und Westen be- 
wohnen. Diese Vögel von Norden herzuleiten, wo man bisher von 
den Suboscinen ebensowenig eine Spur gefunden hat wie von den 
Subclamatoren und den meisten Clamatoren, ist sicherlich nicht 
gerechtfertigt. Auch nach der Phylogenie von Pycraft haben sie 
sich von dem Grundstocke der Passeriformen unmittelbar im An- 
schlusse an die südlichen Eurylaemen, Oligomyoden und Tracheo- 
phonen abgezweigt. 

Recht unsicher ist noch die Systematik der Oscinen. Gadow 
teilt sie in Turdiformen und Fringilliformen, und die ersteren 
wieder in Coliomorphen, Cichlomorphen, Certhiomorphen und 
Cinnyrimorphen, bezeichnet aber selbst diese Teilung als eine nur 
provisorische. Pycraft bildet beträchtlich kleinere Gruppen, wobei 
er mehrfach selbst alte Familien wie die Vireoniden auseinander- 
reißt und auf ganz verschiedene Gruppen, im genannten Falle auf 
drei verteilt. Unter diesen Umständen erscheint uns eine umfas- 
sende Paläogeographie aller Singvögel wenig aussichtsreich. Wir 
werden bei ihnen vorläufig nur jede Familie für sich allein be- 
trachten müssen und nur bei Gelegenheit einen Blick auf mut- 
maßliche verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Familien 
werfen können. Jedenfalls haben wir die Oscinen im ganzen als 
nordische Gruppe anzusehen. Für die meisten ihrer Familien ist 
das ganz zweifellos. Bei einigen könnte man ja zweifelhaft sein, 
aber da die Oscinen ganz sicher den Höhepunkt in der Entwicklung 
der Vogelklasse bezeichnen, so dürfen wir annehmen, daß sie sich 
auch relativ spät entwickelt haben. Sie dürften also kaum vor das 
Tertiär zurückreichen, haben sie doch selbst in diesem nur ganz 
wenige fossile Reste hinterlassen. Dann können sie aber im Alt- 
tertiär nur auf einer Seite des die ganze Erde umspannenden 
mittelmeerischen Gürtels gelebt haben, und das kann dann nur 
der Norden sein. Bei der Besprechung der einzelnen Familien 
wollen wir uns der Gadow’schen Klassifikation anschließen, die 
ja die noch am meisten anerkannte Grundlage bietet, ohne seinen 
Kategorien allzugroße stammesgeschichtliche Bedeutung bei- 
zumessen. 

Unter den Coliomorphen bilden die Hauptfamilie die fast 
kosmopolitisch verbreiteten Corviden, die nur Neuseeland nicht 
erreicht haben. Die Corvinen fehlen außerdem auch in ganz Süd- 
amerika, womit der nordische Ursprung dieser Familie allein schon 
ganz sicher gestellt wird. In die neotropische Region ist allerdings 
Corvus doch ein Stück eingedrungen und hat hier im Pliozän 
Guatemala und Puerto Rico erreicht, ist auch auf allen großen An- 
tillen vertreten. In Europa ist er seit dem Obermiozän bekannt 
(€. larteti), aber wohl sicher früher heimisch gewesen. Daß er so 
wenig tief in die neotropische Region vorgedrungen ist, im Gegen- 
satz zu seiner weiten Verbreitung in Afrika und Australien, läßt 


Die Ausbreitung der Vögel. TE 


bei ihm wie überhaupt bei den Corvinen Nordamerika als Heimat 
ausscheiden. Nearktisch-paläarktische Arten wie C. corax und 
C. corone weisen also kaum auf die alte Nordatlantis hin, sondern 
sind junge von Asien herstammende Einwanderer, wo ja auch alle 
beide weite Verbreitung besitzen. Die afrikanischen Arten stehen 
den europäischen nahe und zeigen eine Verbreitung, die für eine 
erst pliozäne Einwanderung spricht. Da nun Corvus in der austra- 
lischen Region bis Hawaii gekommen ist, so könnte man in ihm eine 
asiatische Gattung sehen, die auch Europa erst im Miozän erreicht 
hat. Dagegen ist Colaeus wohl eher von Europa ausgegangen, 
Cyanopica wieder von Nordasien. Bei der holarktischen Pica ist 
die Verbreitung über die drei Erdteile so gleichmäßig, daß eine 
Entscheidung kaum zu treffen ist. Doch kommt Diederich?') zu 
dem Schlusse, daß sie erst postglazial Nordamerika erreicht hat. 
Die im Westen Nordamerikas endemischen Gattungen Picicorvus 
und Gymnokitia haben wir wohl auf jungtertiäre Einwanderung von 
Asien her zurückzuführen. Ob Afrika von den Vorfahren von 
Corvultur, Picarthes, Heterocorax und Rhinocorax schon vor dem 
Pliozän erreicht wurde, läßt sich nicht bestimmen. Nötig ist es 
sicher nicht. Streptocitia von Celebes und Charitornis von den Sula- 
inseln, also von schon im Miozän isolierten Gebieten, mögen auch 
schon in dieser Zeit von Asien her eingewandert sein. Ansie schließt 
sich dann auf Neuguinea Gymnocorvus an. 

Die Garrulinen fehlen in Afrika und Australien. Dagegen sind 
sie über Südamerika verbreitet. Sie könnte man darum vielleicht 
als nearktischen Parallelzweig zu den paläarktischen Corvinen 
ansehen. Von Nordamerika aus sind Calocitta bis Guatemala, 
Psilorhinus bis Costa Rica, Xanthura bis Peru, Cyanurus bis Boli- 
via, Cyanocorax bis Argentinien vorgedrungen. Die alte Welt wurde 
wohl erst spät über Asien erreicht. Von den holarktischen Gattungen 
ist Perisoreus ganz boreal, aus Kanada, Sibirien und Nordeuropa 
bekannt. Von den Abarten von Garrulus glandarius ist es bekannt, 
worauf schon Wallace in seinem Island Life nachdrücklich hin- 
gewiesen hat, daß sie geographisch sehr gut charakterisiert sind. 
Sie begleiten hauptsächlich den ganzen Südrand des Verbreitungs- 
gebietes der Gattung, deren typische Form in Europa heimisch ist. 
Die Verteilung der Abarten auf die beiden Gebiete Europa mit 
Vorderasien und Nordafrika einerseits, das übrige Asien anderer- 
seits ist die folgende: 

Europa: 
G. g. rufitergum: Großbritannien und Irland. 
kleinschmidti: Sierra Nevada 
minor: Marokkanischer Atlas. 
whitstackeri: Nordmarokko bei Tanger. 
oenops: Südmarokko. 


0) F. Diederich: Die geographische Verbreitung der Elstern. Ornis 
1889, S. 51. 


12. Heft 


9 Dr. Th. Arldt: 


cervicalis: Nordalgerien, Nordtunesien. 

ichnusae: Sardinien. 

glandarius: Festländisches Europa bis Polarkreis, Ural und 
severtzowi: Wolgagebiet. [Wolga. 
krynicki: Östl. Balkanhalbinsel, Kleinasien, Kaukasien. 
glaszneri: Kypern. 

atricapıllus: Syrien, Palästina, Südwestpersien. 

caspius: Lenkoran. 

hyrcanus: Nordpersien, Gilan, Masenderan. 


Asien: 

G. g. brandti: Sibirien, Amurgebiet, Mandschurei, Jesso, Nord- 
japonicus: Hondo, Kiuschiu, Schikoku. [china, Korea. 
lidthi: Südjapan G. g. lanceolatus: Kaschmir. 
bispecularıs: Himalaya. rufescens: Sikkim. 
leucotis: Birma. vates: Nordostbirma. 
sinensis: China. tawvanus: Formosa. 


Alle diese Unterarten sind entschieden neue Bildungen, an die 
Isolierung von Inseln und an die Erhebung von Gebirgen geknüpft, 
die in die Zeit vom Miozän an, zum großen Teil ins Pliozän und selbst 
ins Quartär fällt, wie bei Großbritannien, Sardinien, Japan, 
Formosa. Als ursprünglichere Formen könnten nur die weiter 
verbreiteten G. g. glandarius und G. g. brandti in Frage kommen. In 
Asien scheint die Verbreitung von Garrulus schon vor der Erhebung 
von Hochasien erfolgt zu sein, das die südlichen Formen scharf von 
den nördlichen scheidet. In Europa scheint sie dagegen etwas 
jüngeren Datums zu sein. Auch dies stimmt zu unserer Annahme 
einer Ausbreitung von Asien her. Das gleiche gilt dann von Nuci- 
iraga und Podoces. Andere Formen der Garrulinen wendeten sich 
nach der orientalischen Region, kamen aber nirgends über Java und 
Borneo hinaus, sind also kaum vor dem Pliozän hierher gekommen. 

In der orientalischen Region haben sich die Dendrocittinen 
entwickelt, die ebenfalls bis Borneo und Java reichen (Dendhrocitia, 
Temnurus, Crypsirhinus). Im Pliozän sind sie nach Atrika gelangt 
(Cryßtorhina). Von den Pyrrhocoracinen kommt Pyrrhocorax zwar 
auch in den europäischen Hochgebirgen zerstreut vor und hat im 
Pliozän Abessinien erreicht. Aber sein Hauptgebiet ist doch das 
Grebirgsgebiet von Hochasien. Aus nach Australien gelangten 
Formen hat sich dort seit dem Pliozän Corcorax entwickelt. Die 
Gymnorhininen endlich können wir von Indien herleiten. Hier 
lebt noch Pityriasis auf Borneo. Auch HZemipus von Indien und 
Ceylon gehört jedenfalls hierher, der früher zu den Muscicapiden 
gestellt wurde. Die meisten Gattungen leben aber in Australien 
und auf Neuguinea. So sehen wir, daß die Corviden ihrer ganzen 
Verbreitung nach enge Beziehungen zu Asien zeigen. Jedenfalls 
haben sie sich in ihm im Eozän entwickelt und bis zum Oligozän 
auch über das damals mit Asien über Alaska verbundene Nord- 
amerika verbreitet. Dort haben sich die Garrulinen entwickelt, 


Die Ausbreitung der Vögel. 73 


die andern Unterfamilien in Asien selbst, in seinem Süden die Gym- 
norhininen und etwas nördlicher die Dendrocittinen, in Innerasien 
die Pyrrhocoracinen, im nördlichen Asien die Corvinen. Im Miozän 
breiteten sich dann diese Unterfamilien zunächst im Norden und 
im Pliozän auch nach Süden aus. 

An die Gymnorhininen schließen sich nun in der australischen 
Region die Paradiseiden an, auch bei Pycraft. Diese Familie hat 
sich also jedenfalls im papuanischen Gebiete aus im Pliozän dorthin 
gelangten Corviden entwickelt. Daß ihre Heimat hier zu suchen 
ist, ergibt sich schon daraus, daß sie in Australien durchaus nicht 
das ganze Festland besiedelt haben. Vielmehr sind die Paradiseinen 
und Epimachinen nur bis Nordaustralien gelangt, jene z. B. mit 
Manucodia, diese mit Philorhis. Nach Westen hin ist die Paradis- 
eine Semioptera am weitesten gekommen, aber auch nur bis Hal- 
mahera und Batjan, also nicht über die Grenzen der australischen 
Region. Die Chlamydoderinen haben sich stärker nach Süden 
ausgebreitet. Während die australischen Gattungen der ersten 
Unterfamilien auch auf Neuguinea heimisch sind, haben diese in 
Australien eine ganze Anzahl endemische Gattungen aufzuweisen, 
die sich außer im Norden auch im Osten des Festlandes finden. 
Nur Aelurodus ist Australien mit Neuguinea gemeinsam. Einen 
südöstlichen Zweig der Paradiseiden bilden endlich die Glaucopinen. 
Ihre Vorfahren müssen im Pliozän transmarin nach Neuseeland 
gelangt sein und sich hier zu den Gattungen Creadion, Heterolocha 
und Callaeas entwickelt haben. 

Die Orioliden bewohnen heute die orientalische und äthiopische 
Region nebst Teilen der paläarktischen und australischen. Oriolus 
selbst fehlt nur der letzteren. In Europa ist nur ©. oriolus zu finden, 
besonders häufig in Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und 
Vorderasien, während er in England und Skandinavien schon 
selten wird. Er wird hier vielfach als ein Relikt aus der wärmeren 
Tertiärzeit angesehen, doch ist es selbstverständlich, daß er während 
der Eiszeit bis Südeuropa zurückgedrängt gewesen sein muß, also 
nach Mitteleuropa im Quartär von neuem einwanderte. Seine 
ganze Verbreitung zeigt an, daß Oriolus nicht in Europa heimisch 
sein kann. Viel zahlreicher sind schon seine äthiopischen Arten. 
Doch kann eine afrikanische Heimat bei der Familie nicht gut in 
Frage kommen. Es bleibt also nur die Annahme einer asiatischen 
Heimat. Da aber die Orioliden Nordasien ganz fehlen, kann diese 
nur in Indien gesucht werden. Hier haben sich offenbar die Orio- 
liden im Miozän entwickelt und dann im Pliozän nach Europa, 
Afrika und Australien hin ausgebreitet. Auf dem letzteren Wege 
sind Oriolus und Analeipus bis Java und Borneo gekommen. 
Östlich davon schließen sich Mimeta und SPphecotheres an, ersterer 
etwas mehr im Norden von Ceram, letzterer von Timor bis Austra- 
lien reichend. 

Den gleichen Entwicklungsgang müssen wir für die Dicruriden 
annehmen, die aber die paläarktische Region überhaupt nicht 


12. Heft 


74 Dr. Th. Arldt:' 


erreicht haben. Dafür haben aber Dicrurus und Buchanga die mada- 
gassische Region erreicht, jedenfalls auch im Pliozän über Afrika. 
Dicrurus zeigt auch sonst die weiteste Verbreitung. Auch nach 
Osten hin ist er bis Neumecklenburg und Australien vorgedrungen. 
Alle anderen Gattungen sind bis auf wenige Arten von /rena und 
Chaptia auf die östliche orientalische Region und Neuguinea be- 
schränkt, wo auch Dicrurus seine meisten Arten besitzt. 

Den Dicruriden stehen die Prionopiden der äthiopischen Region 
nahe, von denen Pycraft die Malaconotiden als besondere Familie 
abspalten möchte. Man stellte sie früher zu den Laniiden, und auch 
Pycraft schließt sie mit diesen zu einer Gruppe zusammen, der er 
noch die nearktischen Cyclorhiniden anreiht. Die letzte Entschei- 
dung läßt sich hier zur Zeit noch nicht treffen. Da aber, wie wir 
sehen werden, auch die Laniiden als eine asiatische Familie zu 
betrachten sind, so ist diese Frage paläogeographisch von geringerem 
Belang. Die Stammformen der Prionopiden müssen auf alle Fälle 
von Indien her gekommen sein. Dies könnte im Pliozän geschehen 
sein, denn wir sehen ja an den Säugetieren Afrikas, wie besonders 
an den Antilopiden, wie rasch sich diese Einwanderer unter Um- 
ständen differenzieren konnten. Es wäre aber auch möglich, daß 
sich die Prionopiden in Afrika aus Dicruriden (oder Laniiden) 
entwickelten, die im Miozän durch Überfliegen des trennenden 
iranischen Mittelmeeres nach dem tropischen Afrika gelangt waren. 
Von hier konnte sich dann die eine Gattung Vanda nach Mada- 
gaskar ausbreiten, wo sie heute endemisch ist. Malaconotus aber 
bewohnt in Nordafrika auch ein Stückchen der paläarktischen 
Region, das allerdings ursprünglich der äthiopischen Region zu- 
gehörte, als diese noch ganz von den Norderdteilen getrennt war. 

Endlich stellt Gadow in diese Gruppe noch die Eurycerotiden 
von Madagaskar, die man auch unter die Sturniden eingereiht hat. 
Auch hier könnten wir an eine Einwanderung bereits im Miozän 
denken. Wie sich in Afrika die Prionopiden entwickelten, so mag 
auf Madagaskar aus den eingewanderten Coliomorphen Euryceros 
hervorgegangen sein. Sosehen wir, daß sich alle Familien der Colio- 
morphen mit Ausnahme der beiden letzten und der: Paradiseiden 
direkt und diese leicht indirekt von Asien herleiten lassen. Paläo- 
geographisch würden die Coliomorphen also eine recht gute Einheit 
bilden und auf jedem Fall einheitlicher sein als etwa Pycrafts 
Lanier oder Gymnorhinen. Dies hat uns eben auch bestimmt, der 
Gadowschen Einteilung auch hier zu folgen. 

Sehr viele Familien sind in der Gruppe der Cichlomorphen 
vereinigt, die sich wieder in mehrere größere Abteilungen zu- 
sammenfassen lassen. Eine erste bilden die Campephagiden. 
Ähnlich wie bei den Orioliden und Dicruriden weist auch bei diesen 
die Verbreitung auf eine von Indien ausgehende Ausbreitung hin. 
Australien und Afrika kommen ja auch bei ihnen als Heimat nicht 
ernsthaft in Frage. Außerdem sind viele der in diesen beiden Erd- 
teilen vorkommenden Gattungen wie Coracina, Campephaga und 


/ 


Die Ausbreitung der Vögel. 75 


Lalage auch in der orientalischen Region heimisch. Diese hat fünf 
endemische Gattungen, Australien drei, Afrika und die madagas- 
sische Region je eine. Die Ausbreitung nach den genannten Ge- 
bieten brauchen wir nicht vor dem Pliozän anzunehmen. Von den 
weit verbreiteten Gattungen hat Coracina (Graucalus) die ganze 
äthiopische Region und Madagaskar besiedelt und ist im Osten 
bis zu den Neuen Hebriden, Tasmanien und Neuseeland vorge- 
drungen. Campephaga ist, im Westen gleich verbreitet, im Osten 
nur bis Neukaledonien gekommen, zeigt aber in der orientalischen 
Region eine große Verbreitungslücke, wird sie doch hier nur von 
denPhilippinen, Celebes und Timor anostwärts angegeben. Wirhaben 
hier wieder ein ganz auffälliges Beispiel der äthiopisch-malaiischen 
Beziehungen infolge nachträglichen Verschwindens in den Zwischen- 
gebieten. Auch Lalage reicht bis Australien und Neukaledonien. 
Dazu werden ihr zwei Arten von Mauritius und Rodriguez zuge- 
schrieben. Da die Gattung nicht von Afrika bekannt ist, könnte 
sie von Indien aus direkt über die lemurischen Inselreste nach den 
Maskarenen gelangt sein. Hier schließt sich noch die endemische 
Gattung Oxynotus an, die vielleicht einer ähnlichen Einwanderung 
ihre Entstehung verdankt. Die einzige endemisch-äthiopische 
Gattung Lobotes ist auf Westafrika beschränkt. Pericrocotus hat 
sich vom festländischen Indien aus nach Norden bis Nordchina 
und bis an den Amur verbreitet, über die malaiischen Inseln bis 
Lombok. Festländisch-indisch ist wohl auch von Haus aus Volvo- 
cıvora, die wohl Java und Borneo, aber nicht die Philippinen 
erreicht hat und sich darum kaum vor deren im Pliozän ertolgten 
Abtrennung ausgebreitet hat. Cochoa von Himalaya und Java 
zeigt eine eigentümlich diskontinuierliche Verbreitung, die aber in 
manchen Fällen der Säugetierverbreitung Parallelen findet. Es 
kann sich hier nur um ein Zurückdrängen der einst in den Zwischen- 
gebieten heimischen Form handeln. Die anderen Gattungen sind 
auf Einzelgebiete beschränkt, Clamydichaera auf Borneo, Arta- 
mides auf Celebes, Pteropodocis, Symmorphus und Edolisoma auf 
Australien. - 

Die zweite Abteilung der Cichlomorphen bilden die Musci- 
capiden mit über 60 in allen Gebieten der altweltlichen Regionen 
sich findenden Gattungen. Nicht weniger als 26 Gattungen sind 
in der äthiopischen Region endemisch, 2 in der madagassischen, 
12 in der orientalischen, 8 bezw. 11 in der australischen. Hiernach 
und nach den sonstigen Beziehungen der Familie möchten wir bei 
ihr eher an eine europäische als an eine asiatische Heimat denken. 
Von den weiter verbreiteten Gattungen gehört Muscicada ganz, 
vorwiegend Europa an, doch gehen M. grisola auch nach Nord- 
asien und M. atricapilla und M. grisola in die äthiopische Region. 
Daß hier Europa das Verbreitungszentrum ist, ist vollständig klar. 
Erythrosterna breitete sich von Europa über ganz Asien bis Java 
aus. Ihre Hauptdifferenzierung haben aber die Muscicapiden, wie 
aus den obigen Zahlen.über die endemischen Gattungen hervor- 


12, Heft 


76 Dr. Th. Arldt: 


geht, erst in Afrika und Indien erfahren. Besonders Indien wurde 
zu einemsekundären Verbreitungszentrum. Eine Anzahl Gattungen 
drang von hier nach Ostasien vor, wie Hemichelidon, Xantho- 
bygia, Niltava, Cyanoptila, Tschitrea, oder nach Hochasien wie 
Eumyias, Liphia, Stoprola, deren Heimat wir bei allen in der 
orientalischen Region suchen müssen. Andere Gattungen gingen 
in die australische Region über. So hat sich besonders Rhipidura 
bis zu den Samoainseln und Tasmanien ausgebreitet, ja selbst bis 
Neuseeland und bis zu der Lord Howe-Insel. Eine ganze Anzahl 
Gattungen reicht aus den östlichen Randländern der orienta- 
lischen Region nach der australischen hinüber, Monarcha von Ce- 
lebes und den orientalischen Molukken bis zu den Karolinen, 
Marquesas und Tasmanien, Myvagra von den Molukken bis zu den 
Karolinen, Samoa und Australien, Micraeca von limor bis Austra- 
lien. Von den endemischen Gattungen sind besonders Muscıtodus 
von Fidschi und Chasiempis und Phaeornis von Hawaii zu er- 
wähnen, die die außerordentlich weite Verbreitung dieser Familie 
zeigen, die nur transmarin ertolgt sein kann. Auf Hawaii hat 
intolgedessen jede der Inseln Hawaii, Oahu und Kanai ihre be- 
sonderen Arten, wie die nachstehende Zusammenstellung zeigt. 


Hawaii Oahu Kanai 
Chasiempis ridgwayi gayi, iridis sclateri, dolei 
Phaeornis obscura myadestina, 


Von den in der orientalischen Region vorkommenden Gattungen 
leben Cryptolopha und Tschitrea auch in Airika, Z'schitrea auch 
auf Madagaskar (7. mutata). Diese beiden Gattungen müssen also 
im Pliozän von Indien aus nach Afrika gelangt sein, ebenso wie 
Muscicapa (Butalis) von Europa aus. Auch bei einer ganzen Anzahl 
der endemischen Gattungen Airikas wird wohl ein orientalischer 
Ursprung anzunehmen sein, doch läßt sich dies ohne eine eingehende 
Untersuchung der in Frage kommenden Formen nicht entscheiden. 

Nicht weniger als iünf Familien bilden die Abteilung der 
drosselartigen Vögel, zumeist sehr formenreich entwickelt. Alle 
sind ausgesprochen nordischen Ursprungs und sicher auch nicht 
von der orıentalischen Region herzuleiten, was bei den Musci- 
capiden immerhin noch in Frage kam. Bei den fast kosmopoliti- 
schen Turdiden hat die weiteste Verbreitung die Gattung Turdus. 
Sie hat Neuseeland (7. vinstinctus), Feuerland und die Falkland- 
inseln (7. /alelandicus) und die Komoren (7. bewsheri) erreicht, ist 
in Südamerika sehr formenreich, etwas weniger in Atrika, nur 
artenarm in Australien und fehlt ganz in der madagassischen Region 
außerhalb der Komoren. Da sie auch viel orientalische und palä- 
arktische Arten besitzt und unter den letzteren 17 paläarktisch- 
asiatische gegen 6 europäische Arten, von denen nur T. Zorguatus 
nicht in Asien vertreten ist, so suchen wir ihre Heimat in Asien, 
von dem Nordamerika und etwas später Europa sowie die Süd- 
erdteile erreicht wurden. Sicher asiatisch sind auch Oreoeincla mit 
einer Art in Nordostasien und auf ‚Japan, die nur gelegentlich nach 


Die Ausbreitung der Vögel. 77 


Europa kommt, und sonst über Indien bis Tasmanien reichend, 
Orocaetes von Nordchina und vom Himalaya und Geocichla, von 
Nord- und Ostasien bis Nordaustralien reichend, aber auch in 
Afrika und Nordamerika verbreitet. Weiter schließt sich hier noch 
die hinterindisch-malaiische Zoothera an. Andere Gattungen weisen 
auf eine europäische Heimat, so Monticola, die aus dem Mediterran- 
gebiet sich über ganzAfrika undIndien bis JapanundCelebesverbreitet 
hat, Argya und Crateropus, beide mediterran, äthiopisch und orien- 
talisch. Argya ist in Afrika nur bis Abessynien gekommen, in 
Indien bis Birma und zu den Philippinen, Craieropus wohl in Afrika 
weit verbreitet, dagegen nur wenig in Indien. Auch Cossipha 
von Palästina und Afrika sehen wir als europäische Gattung an. 
Unsicher ist aber die Herkunft der zahlreichen endemischen 
Gattungen der äthiopischen Region und der Turdiden Madagaskars. 
Von ihnen mögen einige europäischen, andere indischen Ursprungs 
sein. Nordamerikanisch sind Harporhynchus und Oreoscobtes aus 
der Union. Auch müssen von hier die neotropischen Gattungen 
ausgegangen sein. Daß die Einwanderung wenigstens teilweise über 
Mittelamerika erfolgt ist, zeigen Gattungen wie Catharus, der von 
Mexiko bis Ecuador wohnt. Galeoscoftes hat sich von der östlichen 
Union über Mittelamerika bis Panama ausgebreitet, aber auch 
Kuba erreicht. Fast ganz Amerika bewohnt Mimus, der in West- 
indien Kuba, die Bahamas und Jamaika bewohnt, als offenbar 
in der Hauptsache von Norden gekommen ist, im Gegensatz zu 
dem nur auf Jamaika lebenden und daher wohl über Mittelamerika 
eingewanderten Turdus. Auch Haiti bewohnt noch die auf West- 
indien endemische Mimocichla. Rhamphocinclus, Cinclacerthia 
und Margarops, drei weitere endemische Gattungen Westindiens, 
müssen dagegen von Venezuela her eingewandert sein, denn sie 
finden sich von St. Lucia bis Martinique bezw. Nevis, bezw. Puerto 
Rico und Haiti. Auf den Galapagosinseln hat sich in der Isolierung 
Nesomimus entwickelt, dessen Stammformen die Inselgruppe 
transmarin erreicht haben müssen. So lassen sich alle Gattungen 
der Turdiden bequem vom Norden herleiten. Einige Schwierig- 
keiten bereitet nur Nesocichla von der südatlantischen Insel Tristan 
da Cunha. Diese Insel liegt so weit von den Festländern entfernt, 
daß ihre transmarine Erreichung durch die Turdiden kaum an- 
genommen werden kann. Man möchte in dieser Gattung den Rest 
einer alten südatlantischen Gruppe sehen. Auf der anderen Seite 
fehlen aber gerade den Turdiden die südatlantischen Beziehungen 
ganz, so daß man sich nur schwer zu dieser Annahme entschließen 
könnte. Man könnte auch daran denken, daß Turdiden schon im 
Miozän Afrika erreichten und von hier aus vielleicht damals noch 
bequemer als heute die Insel erreichen konnten. Schließlich ist diese 
Annahme noch am einleuchtendsten, wenn auch noch bei weitem 
nicht gesichert. 

Auch die Sylviiden sind über alle Regionen verbreitet, doch 
nur in einzelnen ihrer Unterfamilien. Die Drymoecinen sind ganz 


12. Heft 


78 Dr. Th. Arldt: 


altweltlich und besonders stark in der äthiopischen Region vertreten. 
In der paläarktischen Region sind nur Scofocerca und Cisticola. 
vertreten, letztere mit der einen Art C. schoenicla im Mediterran- 
gebiet und in Japan. Beide Gattungen sind aber auch äthiopisch. 
Andere äthiopische Gattungen haben nur Randgebiete der palä- 
arktischen Region erreicht, Calamocichla die Kapverdischen 
Inseln, Prinia Agypten. Sehr eng sind die Beziehungen der äthio- 
pischen und der orientalischen Region. Orthotomus, Prinia, Citticola 
sind beiden gemeinsam, und der indischen Drymoeca stehen zehn 
afrikanische Gattungen sehr nahe, wie besonders Adalis, Cama- 
robtera, Sylvietta und andere. Wir können hiernach annehmen, 
daß alle äthiopischen Drymoecinen von Indien herstammen. Von 
Afrika sind dann Cisticola und Calamocichla auch nach Madagaskar 
gelangt. Cisticola hat sich von Indien aus auch nach Südosten 
bis Australien ausgebreitet, wo sich eine ganze Anzahl endemischer 
Gattungen entwickelt hat. Von diesen sind Stipiturus, Malurus 
und Calamanthus bis Tasmanien gekommen. Eine ganz eigen- 
artige Verbreitung zeigt endlich Sphenoeacus. Er besitzt drei Arten 
in Südafrika, vier in Australien, auf Neuseeland und den Chatham- 
Inseln. Daß diese Gattung von Indien ausgegangen ist, kann keinem 
Zweifel unterliegen. Sie ist dann offenbar in den Zwischengebieten 
verdrängt worden, und man könnte diesen siegreichen Konkurrenten 
am ehesten in Cisticola sehen, die in den von Sphenoeacus noch 
behaupteten Gebieten von Südafrika und Australien nur erst in 
wenigen Arten vertreten, sonst aber außerordentlich artenreich, 
also offenbar eine höchst lebenskräftige Form ist. 

Ebenfalls altweltlich sind die Calamoherpinen, doch hat ihre 
Heimat offenbar weiter im Norden gelegen. Nur wenige Formen 
von ihnen sind nach Australien gelangt, die meisten sind palä- 
arktisch. Die weiteste Verbreitung zeigt Acrocephalus (pemoa), 
der nach Südosten bis zu den Karolinen und Australien vorge- 
drungen ist. Unter seinen paläarktischen Arten überwiegen die 
europäischen, und aus dem westpaläarktischen Gebiete dürfte er 
sich darum auch ausgebreitet haben. Auf Madagaskar schließt 
sich an ihn Mystacornis an, von Samoa bis zu den Marquesas 
Tutare. Alle anderen Gattungen sind auf die paläarktische, äthio- 
pische und orientalische Region beschränkt. Unter ihnen können 
noch ein paar als europäischen Ursprungs angesehen werden, so 
Potamodus, der von Mittel- und Südeuropa bis Hochasien vor- 
gedrungen ist, und Ceitia, die von Südeuropa aus sich über ganz 
Afrika verbreitet hat, daneben aber auch je eine Art in Ostasien 
(C. cantans) und auf Borneo (C. oreophila) besitzt. Als asiatischen 
Ursprungs sind zu betrachten Dumeticola von Hochasien und 
Horites von China. Wahrscheinlich gehört hierher auch Locustella, 
die allerdings auch in Europa vorkommt, deren Arten aber doch 
zumeist dem paläarktischen Asien und Vorderindien angehören. 
Bei Lusciniola haben wir auch weite Verbreitung in der paläark- 
tischen Region, dazu je eine Art in Südafrika und auf den Phi- 


Die Ausbreitung der Vögel. 79 


'lippinen. Ein sicherer Schluß auf die Heimat ist hieraus nicht 
möglich. Die Erreichung von Südafrika bei gleichzeitigem Fehlen 
im festländischen Indien spricht vielleicht mehr für Europa. 

Ganz entschieden europäisch sind die Sylviinen. Palaeogittalus 
und Laurillardia treten bereits im Unteroligozän von Europa 
fossil auf. Melizophilus ist in dem westlichen, Pyrophthalma im 
östlichen Mediterrangebiete endemisch. A&don hat sich vom Mittel- 
meergebiet aus über Ost- und Südafrika ausgebreitet, Sylvia von 
Mitteleuropa aus hauptsächlich nach Indien hin, doch finden sich 
S. simplex und S. nisoria auch in Afrika, S. atricapilla auf den 
makaronesischen Inseln. Endlich müssen im Pliozän die Sylviinen 
auch Australien erreicht haben, wo sie durchDrymodes vertretensind. 

Waren die bisher besprochenen Unterfamilien ganz altweltlich, 
so finden sich die beiden nächsten auch in Amerika. Dafür fehlen 
die Phylloscopinen ebenso wie die Sylviinen auf Madagaskar. 
Unter den altweltlichen Gattungen sind Phylloscobus und Hippolais 
besonders verbreitet (peo). Phylloscopus ist allerdings in Afrika 
nur mit europäischen Arten vertreten. Ihn ersetzt hier Eremophila. 
Seine engere Heimat mag Osteuropa oder Westasien sein. Dagegen 
ist Hypolais sicher von Europa ausgegangen, aber doch bis zu den 
Molukken gekommen. Asiatisch sind dagegen Leptfopoecila (Nord- 
asien), Lophobasileus (Ostasien), Adrornis (Hochasien, Indien bis 
Borneo und Java), wohl auch Regulordes (Europa, China, Nord- 
indien). Weiterhin schließen sich an Gerygone von Timor, Celebes 
und den Philippinen bis Australien und Neuseeland, Sericornis 
von Australien und Tasmanien und Acanthiza von Australien und 
Neukaledonien, letzteres ein Fall von Ausbreitung über das Meer, 
da Neukaledonien seit dem Pliozän sicher nicht mit dem austra- 
lischen Festlande verbunden gewesen ist. Regulus bewohnt die 
ganze holarktische Region und ist im Pliozän oder besser im 
Ouartär südwärts bis Guatemala vorgedrungen und hat wohl 
auch kaum vor dieser Zeit den Himalaya erreicht. Auch in Nord- 
amerika möchten wir ihn, wie überhaupt die Phylloscopinen nur 
als jungtertiären Einwanderer von Asien her ansehen. Seine 
eigentliche Heimat aber lag vielleicht in Europa, von wo er auch 
Madeira und die Kanarischen Inseln erreicht hat und erst im 
Miozän nach Asien gelangte. So erklärt sich seine geringe Ver- 
breitung nach der orientalischen Region hin. Tiefer als Regulus 
sind die nearktischen Gattungen Myiadestes und Polioptila in 
Südamerika eingedrungen, nämlich bis Bolivia bezw. Argentinien, 
und in Brasilien schließt sich ihnen noch Cichloßsis an. Diese 
Formen scheinen schon vor Regulus von Nordamerika ausgegangen 
zu sein und auch auf eine ältere von Asien herkommende Ver- 
breitungswelle zurückzugehen. Polioptila hat, wohl von Nord- 
amerika aus, auch Kuba erreicht, Myiadestes außerdem Jamaika 
und St. Lucia. Da es sich dabei um drei verschiedene Arten 
handelt, kommen auch drei verschiedene Einwanderungswege von 
Nordamerika, Honduras und Venezuela in Frage. 


12. Heft 


80 Dr. Th, Arldt: 


Auch die Accentorinen sind sicher von der alten Welt aus- 
gegangen. In Amerika sind sie nur durch Siahia vertreten, die vor- 
wiegend nearktisch, auch mit zwei Arten bis Guatemala vorge- 
drungen ist. Da diese Gattung nun aber auch noch eine Art S. 
chaelicolor in Ostasien besitzt, kann man deutlich erkennen, daß 
sie wie Regulus erst spät nach Amerika gelangt sein kann. Asien 
scheint auch sonst die Heimat der Accentorinen gewesen zu sein, 
wenn auch Accentor bis Westeuropa vorgedrungen ist. Seine meisten 
Arten erstrecken sich aber doch über das paläarktische Asien und 
bis ins Himalayagebiet. Ein Seitenzweig ist auch nach Australien 
gelangt, wo Cinclorhamphus und Origma aufs Festland beschränkt 
sind, während sich Orthonyx auch auf Neuguinea und Neuseeland 
findet. So können wir also von den fünf Unterfamilien der Sylviiden 
die Sylviinen als europäisch, die Accentorinen als nord-, die Dry- 
moecinen als südasiatisch bestimmen, während man bei den 
Calamoherpinen und Phylloscopinen über die engere Heimat 
noch im Zweifel sein kann. 

Den Sylviiden stehen die Saxicoliden sehr nahe, wiederum 
fast ausschließlich altweltliche Formen umfassend. Einzig Saxicola 
ist nach Nordamerika gelangt und auch nur nach seinem Norden, 
z. B. mit der über ganz Europa und Nordasien verbreiteten S. 
oenanthe. Hier handelt es sich ganz entschieden um eine ganz 
junge, quartäre Einwanderung, die Saxicola von Europa her nach 
Nordamerika geführt zu haben scheint. Denn einmal ist sie vor- 
wiegend auf das östliche Nordamerika beschränkt und dann deutet 
ihre Abart. S. oe. leucorrhoa von Island und Grönland noch ganz 
klar den Verbreitungsweg an. Überhaupt möchten wir die Heimat 
von Saxicola in Europa suchen, das zahlreiche Arten mit Afrika 
gemein hat. Auch hat sie die orientalische Region nur in Nord- 
westindien erreicht. Auch sonst zeigen Europa und Afrika enge 
Beziehungen. Wenn Dromolaea das Mediterrangebiet, Afrika, 
Nordwestindien und China bewohnt und Cercomela das aride Gebiet 
von Nordostafrika, Palästina und Nordwestindien, so können beide 
nur von der europäischen Seite der paläarktischen Region aus- 
gegangen sein. Dagegen muß Thamnobia von Indien her nach 
Afrika gekommen sein. Da sie aber dort ganz auf Vorderindien 
und Ceylon beschränkt ist, kann sie sehr wohl auch ursprünglich 
von Europa herstammen. Auch Pratincola (pemo) mußvonEuropa 
nach Afrika gekommen sein, wo ihre paläarktischen Arten besonders 
entwickelt sind. Sie ist dann auch nach Madagaskar und selbst nach 
Rodriguez gelangt, ebenso aber auch in die orientalische Region 
bis Celebes und Timor. Sie findet sich wohl in China und Turkestan, 
aber’nicht in Sibirien. So mögen denn die Saxicoliden ganz all- 
gemein in Europa heimisch sein. Von hier leiten sich leicht die 
zahlreichen endemischen Gattungen der äthiopischen Region ab, 
ebenso Gervasia von Madagaskar und den Seychellen, aber auch 
die orientalische Kittacincla, die ostorientalische Oreicola und selbst 
die australischen Formen. Hier hat sich Petroeca von Neuguinea 


Die Ausbreitung der Vögel. 81 


und Australien bis Samoa, Neuseeland, Chatham und Auckland- 
Inseln ausgebreitet. In Australien schließt sich Ephthianura an, 
auf Fidschi Lamprolia, auf Neuseeland Miro und M yiomoira. 

Ganz altweltlich sind dann wieder die Erithaciden, ebenfalls 
den Sylviiden sehr nahestehend und mit ihnen vielfach zusammen- 
gefaßt. Weder Madagaskar noch Australien haben sie erreicht, 
ein Hinweis darauf, daß ihre Ausbreitung erst relativ spät erfolgt 
ist. Phoenicurus stammt entschieden aus Europa und ist von hier 
nach Hoch- und Ostasien und Afrika gelangt. Erithacus hat wie 
Phoenicurus mehrere eurafrische Arten. Ostasien ist also wohl 
auch erst nachträglich erreicht worden. Ganz eurafrisch ist 
Luscinia. Andere Gattungen sind dagegen ebenso bestimmt auf 
Asien beschränkt, so auf Hochasien Chaemarrhornis, Grandala, 
Tarsiger, der aber von hier aus nach Afrika gelangt ist, auf Hoch- 
asien, China und Vorderindien Calliobe. Dazu kommen noch eine 
Anzahl orientalischer Gattungen, von denen Larvivora bis Japan 
vorgedrungen ist. So verteilen sich die Gattungen ihrer Herkunft 
nach auf Europa und Asien, ohne daß sich entscheiden läßt, wo 
die Familie als ganzes herstammt. 

Die letzte Familie der Drosselvögel ist zwar nicht sehr um- 
fangreich, aber doch ziemlich weit verbreitet, dabei fehlen aber 
die Cincliden vollständig in Afrika und auf Madagaskar und sind 
daher wohl auf keinen Fall von Europa ausgegangen. Cinclus 
bewohnt außer der paläarktischen Region in Nordamerika den 
Norden und das Felsengebirge und ist von hier über Mittelamerika 
bis Peru und Venezuela vorgedrungen. In Nordamerika ist er 
hiernach wohl auch nicht ursprünglich heimisch gewesen, sondern 
erst im Quartär eingewandert, als sein jetziges Wohngebiet nicht 
mehr vom Eis bedeckt war. In Asien ist er aber auch nur bis Süd- 
china und Formosa südwärts gedrungen, doch schließen sich hier 
südlich der ostorientalische Enicurus und der bis Turkestan, 
Ceylon und Jura reichende Myıophonus an, an die sich dann von 
Sundanesien bis Neuguinea Eußetes anreiht. Alles dies stimmt 
gut zu einer asiatischen Heimat der Cincliden. 

Vier weitere Familien bilden die Gruppe der Timalien. Die 
Timaliiden selbst bilden von ihnen die Hauptmasse. Sie sind 
vollständig altweltlich und ganz vorwiegend orientalisch, so daß 
wir ihre Heimat unbedenklich in Indien suchen können. Von hier 
haben sie sich nach den verschiedensten Richtungen ausgebreitet, 
in allen jedenfalls im Pliozän und später. In China und Osttibet 
lebt Pterorhinus, in Hochasien sind Janthocincla und Trochalopteron 
eingedrungen. In das südöstliche Mediterrangebiet ist Malacocircus 
vorgestoßen. Afrika haben von orientalischen Gattungen Alcippe 
und Turdinus erreicht, letzterer in Indien nur östlich des Busens 
von Bengalen, in Afrika im Westen zu finden. An sie schließen 
sich Lroptilus in Südafrika, Alethe und Bathmedonia in Westafrika 
und Parophasma im Osten dieses Erdteils an. Die madagassische 
Region scheint z. T. von Indien direkt durch Vermittlung der 

Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 12. 6 12. Heft 


89 Dr. Th. Arldt: 


lemurischen Restinseln erreicht worden zu sein, findet sich doch 
der orientalische Codsychus auch auf Madagaskar und den Sey- 
chellen. Ebenso wird von dem orientalischen Hydsidetes eine mada- 
gassische Art angegeben. Bei den endemischen Gattungen dieser 
Region Bernieria, Ixocincla, Crossleya, Oxylabes und TYylas aber 
läßt sich über die Herleitung von Afrika oder direkt von Indien 
nichts bestimmtes sagen. Endlich haben sich die Timaliiden auch 
weit in die australische Region hinein verbreitet. Nur bis Neuguinea 
ist dabei Alcippe gekommen, Pomatorhinus bis Australien, wo sich 
die endemischen Psephodes und Struthidea anschließen. Von Austra- 
lien bis Tasmanien hat sich Cinclosoma verbreitet, und endlich 
finden wir auf Neuseeland Turnagra. 

Den Timaliiden stehen die Pycnonotiden nahe, deren Heimat 
auch nur in Indien gesucht werden kann. Nach Südosten sind sie 
nicht annähernd so weit gekommen, wie die Timaliiden: Nur Criniger 
und Jole sind bis zu den orientalischen Molukken gekommen, sonst 
geht die Familie nicht über Borneo hinaus. Dagegen hat Micro- 
scelis von Hinterindien aus Japan erreicht. Pycnonotus breitete sich 
über Palästina und die ganze äthiopische Region aus. Auch 
Phyllastrephus, Pyrrhurus, Criniger sind äthiopisch-orientalisch, 
und auch die anschließenden endemisch-äthiopischen Gattungen 
können nur von Indien hergeleitet werden. Madagaskar haben die 
Pycnonotiden nicht erreicht. Wenigstens ist das Vorkommen vondem 
äthiopischen Anthropadus insularis auf Madagaskar nicht gesichert. 
Es könnte sich auch nur um eine ganz junge Einwanderung handeln. 

Greifen die beiden eben behandelten Familien nach Norden 
nur wenig über die Grenzen der orientalischen Region hinaus und 
sind vorwiegend nach Afrika, die ersten auch nach Australien hin 
verbreitet, so fehlen gerade hier die Troglodytiden, die dafür im 
Norden und nach Amerika hin weitere Verbreitung gefunden haben. 
Es sind sogar die weitaus meisten Gattungen und Arten ameri- 
kanisch. Diese Verbreitung macht es wahrscheinlich, daß die Tro- 
glodytiden vom Westen der Nordatlantis ausgegangen sind. Von 
hier drangen zahlreiche Gattungen im Pliozän in die neotropische 
Region ein, Catherbes nur bis Mexiko, Salpinctes bis Guatemala, 
aber Troglodytes, Cistothorus u. a. bis nach dem südlichen Pata- 
gonien. Thryothorus hat auch Westindien erreicht. In der alten 
Welt hat Troglodytes Europa und Nordasien besiedelt, ist gegen 
Indien hin aber nur bis zum Himalaya vorgedrungen. Wir möchten 
ihn deshalb nicht als alten Bewohner Asiens ansehen, nehmen 
vielmehr an, daß er erst im Jungtertiär von Nordamerika nach 
Europa und erst im Pliozän von hier nach Asien gelangte. Auch 
sonst finden sich Troglodytiden nur im Osten der orientalischen 
Region, nämlich Tesia, Pnoepyga und Rimator im Himalaya, 
Pnoepyga noch auf Java. Hier muß eine ganz junge Einwanderung 
vorliegen. Ganz rein nearktisch sind schließlich die Chamaeiden, 
ist doch Chamaea mit seiner einzigen Art vollständig auf Kali- 
fornien beschränkt. 


Die Ausbreitung der Vögel. 83 


Weitere Familien bilden die Gruppe der Meisenvögel. Von 
diesen sind nur die Pariden weit verbreitet und unter diesen wieder 
die Gattung Parus. Zahlreich sind bei ihr besonders die paläark- 
tischen Arten. Da sie nur bis Mexiko südwärts reicht, aber ganz 
Afrika bewohnt, dürfte sie am ehesten von Europa ausgegangen 
und im Pliozän in die äthiopische Region gelangt sein, ohne aber 
Madagaskar zu erreichen, wo überhaupt die Meisen vollständig 
fehlen. Nordamerika wurde wohl über Nordasien im Jungtertiär 
erreicht. Auch über Indien hat sich Parus bis Borneo ausgebreitet. 
Auch Aegithalusscheint von Südeuropa entsprossen zusein, Anthosco- 
pus hier oder in Vorderasien, von wo ersich über ganz Afrika ausbrei- 
tete. Auch dieendemischenGattungenderäthiopischenRegionschlie- 
Ben sich hier jedenfalls an. Inderorientalischen Region breitetensich 
die Pariden fast nur über den Osten aus, wo sie z. B. auf Java die 
monotype Psaltria entwickelten, und gelangten bis Australien 
(Sphenostoma) und selbst Neuseeland (Certhiparus). In Nord- 
amerika aber entwickelten sich Auridarus im Osten, Psaltriparus 
im Westen, und letzterer drang mit einer Art im Pliozän bis Guate- 
mala vor. Haben sich die Pariden jedenfalls auf der Nordatlantis 
entwickelt, so können wir die Panuriden nur vom nördlichen Asien 
herleiten. Die Paradoxornithinen sind vollständig auf Hochasien 
beschränkt, ebenso von den Panurinen Chlenasicus und Hetero- 
morpha. Suthora ist ostwärts bis China und Formosa vorgedrungen 
und nur Panurus lebt auch außerhalb Asiens in Süd- und Mittel- 
europa, aber auch in Turan, Südsibirien und Ostasien. Er hat sich 
jedenfalls im Anschlusse an die miozäne Gebirgsbildung über 
Vorderasien nach Südeuropa verbreitet. Ebenfalls in Asien, aber 
südöstlicher als die Panuriden, müssen die Liotrichiden entstanden 
sein. Sie sind fast ganz auf Hinterindien und den Himalaya be- 
schränkt. Nur Allofrius hat Java erreicht. 

Die letzte Gruppe der Cichlomorphen endlich bilden die Würger- 
vögel, von denen wiederum nur die Laniiden weit verbreitet sind. 
Im Untermiozän tritt Lanius in Europa fossil auf. Jetzt bewohnt 
er die ganze holarktische Region, Afrika und Indien, erreicht aber 
weder Madagaskar noch die australische Region. In die neotro- 
pische Region ist er überhaupt nicht gekommen, was einen nord- 
amerikanischen Ursprung wenig wahrscheinlich macht. Europa 
und Nordasien kommen etwa gleichmäßig als Heimatgebiete in 
Frage. Nach Afrika ist Lanius mindestens teilweise von Europa 
aus gelangt, erstrecken sich doch z. B. L. collurio und L. senator 
über beide Gebiete. In Indien ist Lanius bis Celebes vorgedrungen, 
das eine Art (L. magnirostris) mit Java gemeinsam hat. Während 
Lanius die madagassische Region nicht erreicht hat, finden sich 
hier eine ganze Anzahl verwandter Gattungen wie Artemia, Calica- 
licus, Cyanolanius u. a. Eine miozäne Einwanderung braucht aber 
deshalb noch nicht angenommen zu werden. Erst recht können 
wir die äthiopischen Gattungen auf die pliozäne Einwanderung 
zurückführen. Sie scheinen von Indien hergekommen zu sein, denn 


6* 12. Heit 


34 Dr. Th. Arldt:. 


Cuphopterus von den Prinzeninseln, Hypodes von Westafrika, 
Urolestes von Südafrika und Corvinella vom Westen und Süden 
stehen Laniellus von Java und dem weiter verbreiteten orienta- 
lischen Tephrodornis nahe. An diese beiden bis Java reichenden 
Gattungen schließen sich Colluricincla von den Sanghirinseln, 
Australien und Tasmanien und Recies von Neuguinea, Fidschi und 
Nordaustralien an. Alles in allem machen die Laniiden am meisten 
den Eindruck, als wären sie von Asien ausgegangen. Ganz sicher 
müssen auf dieses und zwar auf Indien die den Laniiden verwandten 
Pachycephaliden zurückgehen, die heute fast ganz australisch sind, 
aber doch nicht vor dem Pliozän in ihre jetzige Heimat gekommen 
sein können. Einzelne Gattungen sind aber auch heute noch in 
der orientalischen Region vertreten. Hylocharis gehört ihr aus- 
schließlich an, von Birma über Sundanesien bis zu den Philippinen, 
Celebes und Timor reichend. Auch Pachycephala ist von Celebes 
und den orientalischen Molukken bekannt. Von hier hat sie sich 
einerseits über Melanesien bis zu den Tongainseln, andererseits 
über Australien bis Tasmanien ausgebreitet. Von den anderen 
Gattungen gehören Oreoeca und Falcunculus ausschließlich Austra- 
lien an, Eopsaltria hat sich auch über Neukaledonien und die Neuen 
Hebriden verbreitet. 

An Formenreichtum stehen hinter den Cichlomorphen die 
Certhiimorphen weit zurück, bestehen sie doch nur aus zwei 
relativ kleinen Familien. Die Certhiiden fehlen nur der mada- 
gassischen Region. In die neotropische ist aber auch nur Certhra 
und diese nur bis Guatemala vorgedrungen. Zugleich ist Certhia 
die einzige in Nordamerika sich findende Gattung. Sonst ist sie 
über die ganze paläarktische Region verbreitet und dringt auch 
ins Himalayagebiet ein. Die Beziehungen der anderen Certhiiden 
machen es wahrscheinlich, daß auch sie nicht von Nordamerika, 
sondern von Europa oder Asien ausgegangen ist. Diese sind aus- 
nahmslos altweltlich. Fast die ganze paläarktische Region bewohnt 
Tichodroma. Salpornis lebt in Vorderindien (5. spilonata), ist aber 
mit einer zweiten Art (S. salvadoris) auch nach Westafrika gelangt. 
Auf dieses ist Amaurocichla beschränkt. Auf den Philippinen lebt 
Rhabdornis, von Neuguinea aus hat sich Climacteris über Australien 
und bis nach Neuseeland verbreitet. Diese Verbreitung spricht 
am meisten für eine asiatische Heimat der Familie. 

Die den Certhiiden nahestehenden Sittiden fehlen vollständig 
im äthiopischen Afrika, sind aber auf Madagaskar mit einer ver 
einzelten Form vertreten. Von Europa möchten wir sie deshalb 
nicht herleiten, ebensowenig von Amerika, wo Sitta nicht über 
Mexiko südwärts gekommen ist. Diese Gattung ist vorwiegend 
nordpaläarktisch, aber doch auch bis Südindien und Südchina 
vorgedrungen. Nach dem ebengesagten werden wir ihre mut- 
maßliche Heimat im nördlichen Asien suchen müssen. Von Indien 
bis Borneo und Java schließt sich Dendrophila an. Dann folgen 
Sitella von Neuguinea und Australien und die australische Neosiita. 


Die Ausbreitung der Vögel. 8 


Wie diese dürfte sich auch Hypherpes von Madagaskar von Indien 
aus in seine jetzige Heimat ausgebreitet haben. | 

Die letzte Gruppe der Turdiformen bilden endlich die Cinnyri- 
morphen, die wir sämtlich von Indien herleiten müssen. Über 
alle altweltlichen Regionen sind die Nectariniiden verbreitet, vor- 
wiegend aber in derorientalischen, äthiopischen und madagassischen, 
während sie die beiden andern nur teilweise erreichen konnten. 
In der Richtung nach Südosten hin hat sich die orientalische 
Chalcostetha bis Neuguinea ausgebreitet, wo Conneteira endemisch 
ist. Ebenso weit ist die in allen altweltlichen Regionen zu findende 
Cinnyris gelangt, Arachnechthera dagegen bis Nordostaustralien. 
Diese beiden letztgenannten Gattungen sind auch westwärts nach 
Palästina gekommen, Cinnyris auch nach Afrika, Madagaskar 
und den Seychellen. Die äthiopischen Gattungen sind meist 
endemisch. Chalcomitra geht aber auch nach Madagaskar. über, 
wo Neodrepanis endemisch ist. Besonders bemerkenswert ist 
Anthreptes. Neben zehn äthiopischen Arten besitzt dieser je eine 
Art auf Malakka und Celebes und weist damit auf die Richtung 
hin, aus der die Nectariniiden im Pliozän nach Afrika gelangt sein 
müssen. 

Ganz ähnliche Verbreitung besitzen auch die Zosteropiden 
mit der einzigen Gattung Zosterods. In die paläarktische Region 
ist diese nur in Ostasien eingedrungen, das fünf Arten aufzuweisen 
hat. In der orientalischen Region finden sich besonders viele Arten 
auf den malaiischen Inseln bis zu den Philippinen und Celebes. 
An diese schließen sich ebenso zahlreiche Arten in der australischen 
Region an. Zosterops hat hier nicht bloß Melanesien und Australien 
besiedelt, sondern findet sich ebenso auf Neuseeland, Fidschi, den 
Karolinen und anderen ozeanischen Inseln. Formenreich ist 
Zosteroßs auch in der äthiopischen Region, und wir möchten an- 
nehmen, daß sie schon im Miozän hierher gelangt ist, hat sie sich 
doch über die ganze madagassische Region bis zu den Maskarenen 
verbreiten können. Diese Ausbreitung kann dann aber kaum über 
Südeuropa stattgefunden haben, sondern direkt von Indien über 
das iranische Mittelmeer hinweg. Im malaiischen Gebiete haben 
sich von Zosterops zwei lokale Gattungen abgezweigt, Lophozosterods 
und Pseudozosterops, letzterer auf das Gebiet von Timor und der 
Celebes-Unterregion beschränkt. 

Nach ihrer Verbreitung könnte man schließen, daß die Heimat 
der Nectariniiden etwas weiter westlich lag als die der Zosteropiden. 
Noch mehr nach Südosten muß das Stammgebiet der Meliphagiden 
gewesen sein. Diese finden sich jetzt erst von Timor, Bali, Lombok 
und Celebes an ostwärts. Auf Bali, Lombok und den orientalischen 
Molukken finden wir. Piilotis und Philemon, auf Timor Glyciphila, 
auf Timor und Celebes Myzomela. Der Schwerpunkt auch dieser 
Gattungen liegt aber in der australischen Region. Die Meliphagiden 
haben sich hiernach wohl in dem östlichen Teile der Malaiis ent- 
wickelt, sind dann im Pliozän nach Australien gekommen und haben 


12, Heit 


s6 Dr. Th. Arldt: 


sich hier weiter verbreitet und vielseitiger differenziert als irgend- 
eine ihrer verwandten Familien. Rein papuanische Gattungen sind 
Euthyrhynchus, Melirrhophetes, Melidectes, Melibates, papuanisch- 
australisch Entomophila, Glyciphila, Xanthotis, Melitreptus, auch 
auf Neukaledonien ist Philemon zu finden. Rein australisch sind 
Meliphaga und Entomiza, australisch-tasmanisch Acanthorhynchus, 
Meliornis, Manorhina. In Australien, Tasmanien und Neuseeland 
finden wir Anthochaera, nuraufletzterem Prosthemaderaund Pogornis, 
auch auf den Chathaminseln Anthornis. Bis Samoa sind Pirlotis 
und Leptornis gekommen. Anthochaera hat auch Tahiti erreicht, 
Ptilopus und M yzombla finden sich auf den Karolinen. Auf Hawaii 
endlich ist Acrulocercus endemisch mit A. nobilis auf Hawaii, 
A. braccatus auf Kauai und dem subfossilen A. apicalis auf Oahu. 
Dazu kommt auf Hawaii die subfossile Chaetoptila. Die Meliphagiden 
zeigen also in der australischen Region eine ganz auffällig weite 
Verbreitung,müssen abertrotzdem wegen ihrer verwandtschaftlichen 
Beziehungen entschieden von Indien hergeleitet und dürfen auf 
keinen Fall als vorpliozäne Bewohner der australischen Region 
betrachtet werden. Ihre Verbreitung ist in der Hauptsache trans- 
marin erfolgt. 

Ausschließlich orientalisch sind die Phyllornithiden geblieben, 
von denen sich Phyllornis und Iora auch über das malaiische Gebiet 
bis Java und Borneo ausgebreitet haben, aber ohne auch nur die 
Philippinen zu erreichen. Ihre Heimat suchen wir etwa in Hinter- 
indien, wo alle drei Gattungen noch heute zusammen leben. 

Damit können wir uns nun der zweiten großen Abteilung 
der Oscinen zuwenden, den Fringilliformen. Da begegnen uns 
nun zunächst auch wieder zwei Familien, die sicher von der orien- 
talischen Region herzuleiten sind. Hier treten uns noch in'weitester 
Ausdehnung die Dicaeiden entgegen. Alle Gattungen haben sich 
aber auch nach Südosten hin ausgebreitet. So kommen Piprisoma 
bis Timor. Pachyglossa bis Celebes, Prionochilus bis Neuguinea, 
Dicaeum bis Australien und zu den Salomonen, Pardalotes bis 
Tasmanien. Neuseeland und das südliche Melanesien sind von den 
Dicaeiden ebensowenig erreicht worden, wie Polynesien sie auf- 
zuweisen hat. Dagegen treten sie merkwürdigerweise auf Hawaii 
in ziemlich großer Verschiedenheit auf. Über alle Inseln verbreiten 
sich hier Psittirostra und Telespiza, offenbar die älteren Gattungen. 
Dagegen sind Loxioides und Chloridops auf die Insel Hawaii, Oreo- 
myza auf Kauai beschränkt. Die Einwanderung der Stammformen 
dieser Gattungen kann nur von Westen her erfolgt sein, von Neu- 
guinea oder den unmittelbar östlich sich daran anschließenden 
Inseln. Dabei müssen die Vögel unbedingt das Meer überflogen 
haben, denn es liegt gar kein Grund vor, anzunehmen, daß sie 
schon im Alttertiär in Ozeanien gelebt hätten. 

Noch viel auffälliger sind die Drepanididen, die ganz aus- 
schließlich auf Hawaii beschränkt sind, und hier eine ganze Reihe 
von Gattungen entwickelt haben. Man könnte also ganz besonders 


Die Ausbreitung der Vögel. 87 


bei ihnen geneigt sein, sie für alttertiäre Elemente dieser isoliert 
liegenden Inselgruppe anzusehen. Und doch können wir uns an- 
gesichts der sonstigen Beziehungen der Oscinen nicht zu dieser 
Annahme entschließen. Wir möchten vielmehr annehmen, daß 
auch die Drepanididen auf eine im Neogen von Indien her erfolgte 
Einwanderung zurückgehen. Allerdings könnte diese, wie auch 
bei den Dicaeiden, vielleicht schon im Miozän erfolgt sein. Denn 
wenn diese das durch breite Meeresteile isolierte Hawaii erreichen 
konnten, müssen sie auch die schmaleren Meeresstraßen haben 
überschreiten können, die das Gebiet zwischen Indien und Austra- 
lien im Miozän durchschnitten. Die Gattungen der Drepanididen 
zeigen sehr verschiedene Verbreitung. Chrysomitridops ist ganz 
auf die Insel Kauai beschränkt, das nach Ansicht von Pilsbry®!). 
die sich auf die Verteilung der Mollusken gründet, am frühesten 
isoliert wurde. Drepanis findet sich bloß auf Hawaii, das ihm in 
der Isolierung nachfolgte. Die anderen Gattungen sind sämtlich 
weiter verbreitet, Vastiaria und Heniatione über alle Inseln, Hemi- 
gnathus über Hawaii, Oahu und Kauai, Loxops über Hawaii, Molokai 
und Maui. Hier läßt sich gar keine Parallele zu der Reihenfolge 
der Isolierung der Inseln erkennen. Nach dieser hätten wir eher 
eine Gattung zu erwarten, die Oahu mit Maui und Molokai gemein- 
sam wäre. Gerade dies spricht für eine Einwanderung der Familie 
erst nach dem Zerfalle der einst geschlossenen hawaiischen Land- 
masse. Nach den Ausführungen von Ridgway??), nach denen die 
hawaiischen Dicaeiden besonders nahe der Mniotiltide Certhidea 
und dem Fringilliden Camarhynchus von den Gelapagos-Inseln 
ständen, könnte auch eine amerikanische Herkunft derselben in 
Frage gezogen werden. Indessen wäre dies wohl nur denkbar, wenn 
unsere Gattungen nichts mit den orientalischen Dicaeiden zu tun 
hätten. So möchten wir die Ähnlichkeit, noch dazu mit Gattungen 
aus verschiedenen Familien, nur auf Konvergenz zurückführen. 

Außerordentlich weite Verbreitung besitzen die fluggewandten 
Hirundiniden. Sie müssen sich schon früh nach dem Süden ver- 
breitet und dort besondere Gattungen ausgebildet haben. Ihnen 
konnte ja auch die Überschreitung des mittelmeerischen Gürtels 
nicht schwer fallen. Eine solche Gattung scheint uns Petrochelidon 
zu sein (nseoa). Zweifelhaft sind die äthiopischen Psaltdoprogne, 
Lecythroplastes und Waldenia, die äthiopisch-madagassische Phe- 
dina, die neotropischen Pygochelidon, Alopochelidon und Phaeo- 
progne. Die andern Gattungen sehen wir als nordatlantischen 
Ursprungs an. Eine ganze Anzahl ist in beiden Amerika zu finden. 
so Stelgidopteryx, Progne, Iridoprogne. Die kosmopolitische 
Hirundo hat ebenfalls nearktisch-neotropische Arten, dazu eura- 
frische (H. rufula) und australasiatische (H. javanica). Das sind 


321) H. A. Pilsbry: Manual of Conchology II. Pulmonata. XXI, 
Achatinellidae (Amastrinae) 1911, p. XVII— XIX. 

#2) R. Ridgway: Birds of the Galapagos Ei Proc. U. S. 
Nat. Mus. XIX, 1897, p. 465—467. 


12. Heft 


88 Dr. Th. Arldt: 


aber Verbreitungen, die auf eine strahlenförmige Ausbreitung von 
Norden her hinweisen. Besonders weit ist H. rustica verbreitet, 
die von der Nordatlantis aus auch nach Südamerika und Afrika 
vorgedrungen ist, ebenso aber auch nach Ostasien, wo mehrere 
Abarten vorkommen. Ganz altweltlich ist Chelidonaria, die sich 
von der paläarktischen Region vorwiegend in die orientalische 
hinein ausgebreitet hat. Wir suchen darum ihre Heimat in Asien, 
wo einzig Ch. urbica nicht heimisch ist, die Europa angehört. 
Riparia wieder fehlt nur in der australischen Region und ist be- 
sonders artenreich in Afrika. Zwei Arten, R. obsoleta und R. litoralis 
sind eurafrisch, R. ridaria außerdem auch in Indien und Amerika 
zu finden, ist in der neotropischen Region aber nur bis Ecuador vor- 
gedrungen. Sie mag darum von der Nordatlantis und zwar mehr von 
deren europäischer Seite herstammen. In Westindien findet sich 
Petrochelidon auf Kuba, Jamaika und Puerto Rico, Hirundo auf 
Kuba, Haiti und Jamaika, was am meisten für eine Einwanderung 
von Mittelamerika her spricht, zumal die Hirundoart südamerika- 
nisch ist. Das gleiche gilt auch von Progne mit einer Art auf Ja- 
maika, Haiti und Puerto Rico. 

Es schließen sich nun eine Anzahl von Familien an, die ganz 
vorwiegend amerikanisch sind. Die Ampeliden kommen allerdings 
mit Ampelis auch in der paläarktischen Region vor. Die gleiche 
Gattung lebt aber auch in Amerika. und wir sind daher berechtigt, 
sie als altes nordatlantisches Element anzusehen. Eine direkt 
nearktische Heimat ist weniger wahrscheinlich, da die ganze Familie 
nicht allzuweit in die neotropische Region eingedrungen ist. Phae- 
nopepla ist nur bis Nordmexiko gekommen, Ampelis bis Guatemala, 
Ptilogonys bis Costarica, während sich Dulus auf Haiti findet. 

Dagegen müssen die Mniotildiden sicher von Nordamerika 
hergeleitet werden, wenigstens wenn man sich der Gadowschen 
Zusammenfassung der Familien anschließt. 13 von ihren 22 Gat- 
tungen sind in der nearktischen Region noch heute heimisch, 
erstrecken sich aber doch alle ohne Ausnahme auch in die neo- 
tropische Region, so daß die Mniotiltiden heute entschieden vor- 
wiegend neotropisch sind. Aber vielfach dringen doch die nordischen 
Gattungen nur wenig tief in die südliche Region ein, so bis Costarica 
Icteria, bis Veragua Helmintherus, bis Panama Oporornis, bis Co- 
lumbien Siurus, Mniotilta, Helminthobhaga, Myiodectes, bis Vene- 
zuela Protonotaria. Nur Parula, Geothlypis und Setodhaga sind bis 
Brasilien, Dendroeca im andinen Gebiete nach Chile gelangt. Nach 
Westindien ist mit einer nordamerikanischen Art, also wohl von 
Florida aus Periglossa über Kuba, Haiti und Puerto Rico vorge- 
drungen. Über ganz Westindien hat sich Dendroeca verbreitet, die 
ja überhaupt ein außerordentlich weites Wohngebiet besitzt. Dazu 
kommt noch der auf Kuba endemische Teretristis, der ebenfalls 
von Nordamerika herstammen dürfte. Von den südamerikanischen 
Inseln sind nur die Galapagos erreicht worden, wo die endemische 
Certhidea nicht weniger als 8 Arten besitzt. 


Die Ausbreitung der Vögel. 59 


Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Vireoniden, die 
Pycraft neuerdings in drei Familien spaltet, die Vireoniden, Vireo- 
laniiden und Cyclorhiniden. Von diesen werden die Vireoniden an 
die Muscicapiden und Campephagiden angeschlossen, die Vireo- 
laniiden an die Paradiseiden, Gymnorhiniden und Artamiden, die 
Cyelorhiniden an die Laniiden, Prionopiden und Dicruriden. Dem 
mag sein, wie ihm wolle, jedenfalls müssen alle Vireoniden von 
Norden hergekommen sein. Allerdings leben von ihnen nur Vireo 
und Vireosylvia in der nearktischen Region und diese sind nach 
Süden hin bis Costarica bezw. bis Venezuela vorgedrungen. Aber 
auch fast alle neotropischen Vireoniden gehören vorwiegend dem 
Norden der Region an, wenn auch Vrreolanius und Hylophilus bis 
Brasilien vorgedrungen sind, Cyclorhis bis Paraguay. In West- 
indien finden wir Laletes und Phoenicomanes auf Jamaika beschränkt, 
also vermutlich von Mittelamerika stammend. Vireo und Vireo- 
sylvia sind über ganz Westindien verbreitet und wohl von Norden 
hergekommen. | 

In allen Regionen sind die Motacilliden zu finden. Sie besitzen 
auch wieder im Norden fossile Reste. Im Untermiozän Europas 
treten zwei Arten von Motacılla auf. Dies würde ja allein noch nicht 
deren nordischen Ursprung beweisen, umso deutlicher tut dies die 
Verbreitung der lebenden Arten. Das Hauptgebiet von Motacilla 
ist die paläarktische Region, hauptsächlich deren nördlicher Teil. 
Von hier hat sie sich über ganz Afrika und Madagaskar ausge- 
breitet, ebenso ist sie in Indien bis Ceylon, Südchina und bis zu 
den Philippinen vorgedrungen, die wohl von Norden her erreicht 
wurden. In Nordamerika hat die Gattung nur den äußersten Westen 
erreicht. Hier findet sich in Alaska die auch in Ostasien heimische 
M. ocularis. Wir müssen hiernach die Heimat von Motacilla in 
Europa suchen. Im Miozän wurde Asien erreicht, im Pliozän 
Afrika mit Madagaskar, sowie Indien, kaum vor dem Quartär, 
wahrscheinlich auch in diesem noch sehr spät Nordamerika. 
Budytes ist ganz altweltlich geblieben. In der paläarktischen Region 
weit verbreitet, ist er in die orientalische Region tiefer eingedrungen 
als Motacilla. Er fehlt allerdings in Vorderindien, reicht aber über 
China nach den Philippinen, Celebes, Java, Timor und selbst nach 
Nordaustralien. Wir sind geneigt anzunehmen, daß seine Ver- 
breitung etwa in gleicher Weise erfolgt ist, indem Budytes sich von 
Celebes aus einerseits nach Java, andererseits über Timor nach 
Nordaustralien wandte. Während hier Budytes nicht unbeträchtlich 
über das Verbreitungsgebiet von Motacilla hinausgreift, bleibt er 
hinter dieser in Afrika wieder zurück, kommen hier doch nur drei 
auch europäische Arten vor, die offenbar ganz junge Einwanderer 
sind. Madagaskar ist überhaupt nicht erreicht worden. Dies 
erklärt sich am einfachsten, wenn wir annehmen, daß Budytes 
aus dem östlichen Asien stammt. Südlicher dürfte die Heimat von 
Calobates gelegen haben, der in Indien bis Celebes vorgedrungen ist, 
aber auch nach Westen durch das mediterrane Gebiet bis zu den 


12. Heft 


90 Dr. Th. Arldt: 


makaronesischen Inseln. Ähnliche Verbreitung besitzt auch 
Corydalla. Vorwiegend orientalisch, ist sie auch ins Mediterran- 
gebiet eingedrungen, besonders aber auch in das melanesische Gebiet 
bis Neuseeland. Dendronanthus ist ostasiatisch-orientalisch, Nemo- 
ricola orientalisch, Heterura auf den Himalaya beschränkt und wohl 
sicher hier heimisch. Die äthiopischen Macronyx und Tmetothy- 
lacus scheinen sich diesen orientalischen Gattungen anzureihen und 
daher auf pliozäne Einwanderung von Indien her zurückzugehen. 
Besonders weite Verbreitung hat Anthus gewonnen. Madagaskar 
und Australien hat er allerdings nicht erreicht, in Indien nur 
das festländische Gebiet, in Afrika aber den äußersten Süden, 
ebenso in Amerika und sogar die Falklandinseln. Wir müssen 
hiernach annehmen, daß Anthus nicht von Asien ausgegangen 
ist, sondern von der Nordatlantis, vielleicht sogar mehr von 
deren westlichem Teile, während Motacilla im europäischen 
Osten des alten Festlandes sich entwickelte und die dritte Haupt- 
gattung Dudytes in Asien. A. spinolatta und A. cervinus sind auf 
beiden Seiten des nordatlantischen Ozeans zu finden, als Zeugen 
des bis in jüngere Zeit fortdauernden Faunenaustausches. Eine 
ziemliche Anzahl der äthiopischen Arten ist auch euröpäisch, also 
wohl auch von Europa aus im Pliozän nach Afrika gelangt. Doch 
fehlen auch nicht Beziehungen zu Indien, die beweisen, daß auch 
von dorther Anthus in die äthiopische Region einwanderte. So ist 
A. cinnamomeus von Afrika eine Abart des indischen A. rufulus. 
Die nearktische Neocorys von Nebraska endlich dürfte ebenfalls 
schon länger in Nordamerika heimisch sein. 

Nun folgen wieder vier ausschließlich amerikanische Familien, 
deren Arten und Gattungen jetzt meist neotropisch sind, die wir 
aber trotzdem zusammen mit den anderen Fringilliformen für 
nördlichen Ursprungs ansehen möchten. Wir beobachten ja auch 
sonst häufig, daß erst im Pliozän nach dem Süden gelangte Gruppen 
hier eine fast explosionsartige Entwicklung erfahren haben, wie z.B. 
unter den Säugetieren die Cricetidenunterfamilie der Sigmodon- 
tinen. Für sich allein betrachtet, würde man bei den meisten dieser 
Familien eher geneigt sein, sie als in Südamerika alteinheimisch 
anzusehen. So reichen die Caerebiden nur mit einer einzigen Art 
von Certhiola in die nearktische Region herein bis Florida. Die 
Gattungen wohnen fast alle nördlich des Amazonenstromes. Nur 
Dacnis, Chlorophanes und Caereba gehen bis Brasilien. Ihre eigent- 
liche Entwicklung mag die Familie im Pliozän in der Gegend von 
Columbien bis Guayana erfahren haben. Von dieser konnten sich 
dann die genannten Gattungen nach Brasilien hin ausbreiten, 
Diglossa und Conirostrum bis Bolivia, Dacnis bis Costarica, Diglossa, 
Chlorobhanes, Caereba und Certhiola bis Mexiko. Von Caereba ist 
eine südamerikanische Art nach Kuba gelangt, vielleicht von 
Yukatan aus. Certhiola fehlt dagegen auf Kuba, findet sich aber 
von den Bahamas, Haiti und Jamaika bis Dominika und Martinique, 
kann also nur von Venezuela hergekommen sein. Die endemische 


Die Ausbreitung der Vögei. 91 


Glossiptila von Jamaika endlich konnte am bequemsten von Hon- 
duras aus ihr Wohngebiet erreichen. 

Die Tersiniiden bestehen nur aus der einzigen Gattung Tersinia 
(Procnias), die früher zu den Tanagriden gestellt wurde. Sie wohnen 
ausschließlich im tropischen Südamerika und haben sich offenbar 
hier entwickelt. Höchst formenreich sind die Tanagriden. Auch 
sie sind fast ganz neotropisch, und von 45 Gattungen besitzt nur 
Pyranga einige nearktische Arten. Auch sind diese bis Kanada 
verbreitet und könnten allenfalls als Relikte der nordischen Stamm- 
formen gedeutet werden, während wir in der nearktischen Certhiola 
erst einen spätpliozänen oder quartären Rückwanderer sehen 
mußten. Indessen ist auch bei Pyranga die gleiche Verbreitungs- 
richtung möglich, liegt doch der Schwerpunkt der Tanagriden 
ganz entschieden in der Archamazonis. Nur3 von den 45 Gattungen 
sind hier nicht zu finden, nur 15 kommen überhaupt außerhalb der 
Archamazonis vor. So können wir auch hier annehmen, daß die 
Tanagriden sich seit dem Pliozän im amazonischen Südamerika 
entwickelten und erst von hier aus wieder nach Norden vor- 
drangen. Dabei kamen Buthraupis nur bis Veragua, Eucometis 
bis Costarica, Tachyphonus bis Nicaragua, Calliste und Rhampho- 
coelus bis Guatemala, Chlorophonia, Euphonia, Tanagra, Phoeni- 
cothraupis, Lanio, Chlorosping gus und der endemische Phlogothraupis 
bis Mexiko, Pyranga wie schon erwähnt bis Kanada. Auf die west- 
indischen Inseln gingen drei Gattungen über. Eupbhonia hat sich 
über alle Inseln verbreitet, kann daher von Venezuela wie von 
Mittelamerika gekommen sein. Spindalis ist auf den großen Antillen 
und den Bahamas endemisch, also wohl eher von Mittelamerika 
her gekommen. Phoenicophilus von Haiti läßt sich seiner Herkunft 
nach noch nicht bestimmen. 

Am stärksten in Nordamerika vertreten sind von diesen Fa- 
milien die Icteriden. Sie sind auch in der nearktischen Region 
noch viel weiter verbreitet als die Tanagriden. Xanthocephalus, 
Scolecophagus und Quiscalus können wir als in ihr endemisch 
ansehen. Höchstens greifen die beiden ersten ein Stückchen in 
das neotropische Mexiko über, während sich an Quiscalus der 
Megaquwiscalus von Mexiko bis Venezuela anschließt. Auch sonst 
sitzen die Gattungen der Icteriden im ganzen nördlicher als die 
der Tyranniden. Von den 27 Gattungen leben 8 in der nearktischen 
Region, 14 in Mexiko und Mittelamerika, 21 in der Archamazonis. 
Das sind in der letzteren 78% gegen 93% bei den Tanagriden. 
Dieses stärkere Vorwiegen der nördlichen Gebiete (59% gegen 
33%, bei den Tanagriden) ist umso bemerkenswerter, als die Icte- 
riden doch auch weiter nach Süden vorgedrungen sind, hat doch 
die Archiplatis in Curaeus von Chile, Patagonien und Feuerland 
sogar eine endemische Gattung und Siurnella hat sogar außer dem 
Feuerland die Falklandinseln erreicht. Auch auf den Galapagos- 
Inseln finden wir den weit verbreiteten Dolichonyx. Überhaupt 
zeigen die Icteriden z. T. außerordentlich weite Verbreitung. So 


12. Heit 


99 Dr. Th. Arldt: 


reichen Icterus, Dolichonyx, Molothrus, Agelaeus von Kanada bis 
Argentinien, Sturnella sogar bis zum Feuerlande und den Falkland- 
inseln, wie wir oben schon erwähnt hatten. Diese weite Verbreitung, 
die sogar einzelne Arten wie /cterus galbula, Dolichonyx oryzovorus, 
Molothrus pecoris, Sturnella magna zeigen, ist zumeist für in jüngerer 
Zeit erst von Norden ausgegangene Formen charakteristisch, und 
so möchten wir denn die Heimat der Icteriden in Nordamerika 
annehmen. Deshalb sind natürlich gelegentliche Rückwanderungen 
recht wohl möglich, so bei Lampropsar, der vom nordwestlichen 
Südamerika bis Guatemala reicht. In Westindien hat Scolecophagus 
Kuba erreicht. Er muß wohl von Florida hergekommen sein. Da- 
gegen muß Siturnella von Mexiko her nach Kuba gekommen sein, 
da ihre kubanische Art mexikanisch ist. Derauf Jamaika endemische 
Nesopsar weist auf Honduras hin. Icierus ist über ganz Westindien 
verbreitet und könnte auf verschiedenen Wegen die Inseln erreicht 
haben. Megaquiscalus fehlt auf Kuba und dürfte daher entweder 
von Honduras oder von Venezuela herstammen. Da er sich an den 
nearktischen Qusscalus anschließt, möchten wir eher eine Ein- 
wanderung von Mittelamerika her annehmen. Agelaeus endlich 
findet sich auf Kuba und Puerto Rico. Er stammt nach dem oben 
Gesagten jedenfalls von Norden. 

Eine große weitverbreitete Familie bilden die Fringilliden. 
Mit Ausnahme der australischen haben sie alle anderen Regionen 
bis auf ziemlich entlegene Inseln besiedelt. Dieses Fehlen in 
Australien wird dadurch noch ausgeprägter, daß die Fringilliden 
nicht einmal Celebes erreicht haben. Java, Borneo und die Phi- 
lippinen bezeichnen hier die äußersten Grenzen ihres Vorkommens. 
Bei einer Familie, die sogar das Feuerland und Tristan da Cunha 
erreicht hat, ist dies im höchsten Grade auffällig, und wir müssen 
daraus den Schluß ziehen, daß die Fringilliden auch nach Asien 
erst ziemlich spät gelangt sein können. Sie sind ja auch in der 
ganzen orientalischen Region nur recht schwach vertreten. Ihre 
Heimat sehen wir darum in der alttertiären Nordatlantis, von wo 
sie im Miozän nach Afrika und Asien, im Pliozän nach Südamerika 
gelangen konnten. Im Öberoligozän Nordamerikas treten uns die 
fossilen Palaeofringillinen mit der einzigen Gattung Palaeospiza 
entgegen. Einen ebenfalls nearktischen Zweig bilden die Cocco- 
borinen. Jetzt sind diese freilich zum größten Teile neotropisch. 
Nur Pyrrhuloxia ist auf Texas beschränkt und Coccoborus, Guiraca, 
Hedymeles und Spermophila reichen von der Union bis nach Süd- 
amerika, Hedymeles bis Kolumbien, Coccoborus bis Venezuela, 
Spermophila bis Uruguay, Guiraca bis Argentinien. Die meisten 
Gattungen sind in Mittelamerika zu finden (48%), nördlich der 
Archamazonis leben sogar 64%, zu einem großen Teile allerdings 
Gattungen, die auch im Süden vorkommen. Einige dringen aller- 
dings nur in die Randgebiete der Archamazonis ein, wie Coccoborus 
bis Venezuela, Hedymeles und Phonipara bis Kolumbien. West- 
indien hat drei endemische Gattungen aufzuweisen. Melopyrrha 


Die Ausbreitung der Vögel. 93 


von Kuba kann von Florida oder Mexiko stammen. Loxigilla 
bewohnt Jamaika, Haiti, Dominika und Guadaloupe und wird 
darum wohl von Mittelamerika herzuleiten sein, ebenso vielleicht 
Melanospiza. Phonipara kommt auf allen großen Antillen vor. 
Da sie sonst auf das Gebiet von Mexiko bis Kolumbien beschränkt 
ist, muß sie von Mittelamerika nach Westindien gelangt sein. 
Weiter im Süden sind dann Geosfiza und Cactornis als endemische 
Gattungen der Galapagos-Inseln zu erwähnen, die sie transmarin 
erreicht haben müssen. Nach dem Süden der neotropischen Region 
sind dagegen die Coccoborinen nicht gekommen, nur in die Rand- 
gebiete der Archiplatis, in Argentinien und Bolivien sind ein paar 
Gattungen wie Saltator und Guwiraca vorgedrungen. 

In Südamerika mit einer größeren Anzahl von Gattungen 
vertreten sind auch die Fringillinen. Auch sie haben auf den 
Galapagosinseln eine endemische Gattung aufzuweisen, Cama- 
rhynchus mit den Untergattungen Platyspiza und Cactospiza. In 
die Archiplatis haben sie sich aber auch nicht weiter ausgebreitet 
als die Coccoborinen. Daß diese Unterfamilie von Nordamerika 
hergekommen ist, zeigt z. B. Coturniculus, der ost- und nordneark- 
tisch, aber auch südwärts bis Bolivien zu finden ist. Er kommt 
auch auf Jamaika vor und muß hierher von Honduras gekommen 
sein. Auf demselben Wege muß auch Sycalis eingewandert sein, der, 
von Mexiko bis Chile und Argentinien reichend, ebenfalls Jamaika 
erreicht hat. Die meisten anderen Gattungen sind nordatlantisch, 
ein paar auf beiden Seiten des nordatlantischen Ozeans zu finden. 
Coccothraustes bewohnt allerdings in Nordamerika nur den Westen, 
aus dem er bis Mexiko und Guatemala südwärts vorgedrungen ist. 
Dies macht den Eindruck, als sei er erst spät in Nordamerika ein- 
gewandert. Wir finden ihn dann weiter in der ganzen nördlichen 
paläarktischen Region und nehmen darum an, daß er von Europa 
ausgegangen, im Miozän Asien und vielleicht erst im Quartär 
Nordamerika erreichte. In Ostasien hat sich aus g!eichem Stamme, 
wohl auch erst seit dem Miozän, Eophona entwickelt, die sich über 
Östtibet, China und Japan bis in die nordöstlichen Randländer 
der orienta:ischen Region verbreitete. Auch Leucosticte erstreckt 
sich von Turkestan über Sibirien, Alaska bis nach dem Westen der 
Union. Wir müssen hier an eine entsprechende Ausbreitung wie 
bei Coccothraustes denken. Erst recht müssen dann die rein alt- 
weltlichen Gattungen von Europa ausgegangen sein. Fringilla 
tritt hier im Untermiozän fossil auf. Seit dem Miozän hat sie sich 
auch über ganz Nordasien und Nordafrika bis zu den Kanarischen 
Inseln verbreitet. Nur nordpaläarktisch verbreitet ist Monti- 
fringilla, mit der Leucosticte aus einem Stamme entsprossen sein 
dürfte. Rein paläarktisch sind auch Carpospiza und Fringillauda, 
letztere auf Hochasien beschränkt und hier offenbar im Neogen 
entstanden. Einige weitere Gattungen haben sich nach Afrika 
ausgebreitet, so Passer, Petronia und Gymnoris, die sämtlich auch 
eurafrische Arten besitzen. Dies spricht für eine junge, frühestens 


12. Heft 


94 Dr. Th. Arldt: 


pliozäne Einwanderung. Und da die Fringillinen auf Madagaskar 
ganz fehlen, möchten wir auch die in der äthiopischen Region 
endemischen Gattungen Philetaerus, Alario und Auribasser der 
gleichen Schicht zurechnen. Die beiden ersten sind ja südafrika- 
nisch, dagegen sitzt Auridasser besonders im nordöstlichen Rand- 
gebiete. Alle diese Formen müssen von Europa hergekommen sein, 
denn nur Passer hat überhaupt in dieorientalische Region eindringen 
können. Er ist in ihr bis Java, Borneo und zu den Philippinen ge- 
kommen, aber doch wohl ziemlich spät, wenn man seine sonstige 
weite Verbreitung bedenkt. Sonst kommen höchstens ein paar 
Gattungen bis zum Himalaya wie Coccothraustes, Fringilla, 
Fringillauda. 

Während von den lebenden Unterfamilien die Coccoborinen 
sicher von Nordamerika ausgegangen sind und die Fringillinen teils 
von hier, teils von Europa, dürften die Pyrrhulinen ganz von der 
europäischen Hälfte der Nordatlantis herzuleiten sein, trotz ihrer 
weiten Verbreitung auch über Südamerika, wo Chrysomitris bis 
zum Feuerlande vorgedrungen ist. Doch ist diese Verbreitung 
ganz vereinzelt. Außer Chrysomitris hat nur Carpodacus die neo- 
tropische Region erreicht und das nur bis Guatemala. Dabei sind 
beide Gattungen ganz vorwiegend holarktisch. Nicht eine Gattung 
ist in Südamerika endemisch. Carpodacus bewohnt die ganze neark- 
tische Region und die nördliche paläarktische, ebenso Chrysomitris. 
Beide können also vielleicht schon vor dem Miozän Nordamerika 
erreicht haben, kaum dagegen Asien. Chrysomitris ist aber auch, 
vermutlich mit der pliozänen Schicht, von Europa nach Afrika 
gelangt, dagegen nicht nach Indien, was auch für ein relativ spätes 
Erreichen von Asien spricht. Außer den genannten Gattungen finden 
sich in Nordamerika noch Acanthis, Loxia und Pinicola. Acanthis 
findet sich ganz vorwiegend in Europa. Auf dessen Norden ist 
A. flavirostris beschränkt. A. cannabina ist südwärts bis zu den 
Kanarischen Inseln, bis Dalmatien, Kleinasien, Syrien und Persien 
vorgedrungen, wo wir Unterarten von ihr finden. A. linaria hat 
sich dagegen nach Norden hin ausgebreitet und muß dabei die 
quartäre Islandbrücke benutzt haben. Dies verraten die Unter- 
arten holboelli (Skandinavien), hornemanni (Spitzbergen, Island), 
brunnescens (Ostgrönland), rostratus (Westgrönland), fuscescens 
(Kanada), exilipes (Alaska), denen sich auch canescens vom nörd- 
lichen Eismeer und rufescens aus den Alpen anschließen. Wir 
müssen also annehmen, daß Acanthis erst ein ganz junger Bewohner 
des nördlichen Nordamerika ist. Auch bei Zoxia und Pinicola ist 
das gleiche anzunehmen. Loxia tritt im Obermiozän Europas 
fossil auf. Seine beiden lebenden Arten sind holarktisch. L. bifas- 
ciata gehört dem Norden an, ZL. curvirostris reicht bis zum Atlas 
und den Balearen, dem Himalaya und China sowie Nordmexiko 
südwärts. Bei dieser Gattung könnte die Ausbreitung nach Nord- 
amerika auch über Nordasien erfolgt sein, aber sicher frühestens 
spätneogen. Boreal ist auch Pinicola, der nur von Zeit zu Zeit in 


Die Ausbreitung der Vögel. 95 


größeren Massen nach Mitteleuropa vorstößt, wie im Winter 
1892/93. Auch bei ihm ist eine Benutzung Nordasiens als Aus- 
breitungsstraße denkbar. Alle anderen Gattungen sind altweltlich. 
Der Acanthis nahestehende Carduelis ist fast rein europäisch, aber 
im Südwesten bis Madeira und bis zu den Kanarischen Inseln 
vorgedrungen, nach Osten bis Turkestan und Sibirien. Mediterran 
sind Rhodospiza und Rhodopechys. Weitere Gattungen sind eura- 
frisch, also offenbar im Pliozän von Europa nach Afrika gelangt, 
so Chloris, Serinus, Poliospiza und Erythrospiza, letztere vom 
Mediterrangebiet ausgegangen, findet sich doch Poliospiza nördlich 
von Afrika nur in Kleinasien, Erythrospiza von Nordafrika bis 
Turkestan und Afghanistan, Serinus von den makaronesischen 
Inseln bis Syrien und Persien. Nur die Heimat von Chloris scheint 
im festländischen Europa gelegen zuhaben. Ob die rein äthiopischen 
Linurgus und Anomalospiza der pliozänen oder miozänen Schicht 
angehören, möchten wir nicht entscheiden. Dagegen müssen die 
Stammformen von Chrithagra spätestens im Miozän nach dem Süden 
gekommen sein, hat diese Gattung doch nicht bloß Madagaskar, 
sondern auch Tristan da Cunha erreicht. Das letztere kann aber 
kaum in späterer Zeit geschehen sein, da die Isolierung der Insel- 
gruppe dann zu groß gewesen wäre. Chloris ist auch nach Ost- 
sibirien vorgedrungen. In der gleichen Richtung hat sich von 
Osteuropa aus Metoponia ausgebreitet. Dann müssen sich seit 
dem Miozän in Asien noch eine Reihe von endemischen Gattungen, 
ausgebildet haben, in Hochasien Procarduelis, Pycnorhamphus, 
Propyrrhula, Pyrrhospiza, im orientalischen Himalaya Haema- 
tospiza, östlich davon Pyrrhoßlectes, in Turkestan Uragus, der 
über Hochasien bis nach Japan gelangte, auf den Bonininseln 
Channoproctus, Mycerobasis vielleicht in Hochasien, von wo aus 
er sich bis Persien westwärts ausbreitete. Pyrrhula endlich hat 
sich von Europa bis zu den Azoren im Westen, Japan im Osten 
ausgebreitet. 

Fast die gleiche Verbreitung wie die Fringilliden besitzen die 
ihnen sehr nahestehenden Emberiziden. Sie fehlen allerdings in 
der madagassischen Region, haben aber dafür außer Tristan da 
Cunha auch die Falklındinseln erreicht, sind überhaupt in Süd- 
amerika in zahlreichen Formen vertreten. Von diesen zeichnet 
sich durch ganz besonders weite Verbreitung Phrygilus aus, der 
von Kolumbien bis zum Feuerlande und den Falklandinseln wohnt. 
Sonst finden sich nur Diuca, Gubernatrix und Zonotrichia in der 
Archiplatis. Weit zahlreicher sind aber die tropisch-endemischen 
Gattungen in Süd- und Mittelamerika. Dagegen fehlen die Em- 
beriziden auffälligerweise in Westindien. Nicht weniger als 14 
Gattungen sind den beiden amerikanischen Regionen gemeinsam. 
Die meisten sind vorwiegend nearktisch und nur ein Stück in die 
neotropische Region eingedrungen, so Chondestes, Pooecetes und 
Peucaea bis Mexiko, Pipilo, Junco, Melospiza, Spizella, Passerculus 
und Cyanospiza bis Guatemala, Euspiza und Ammodromus bis 


12. Heit 


96 Dr. Th. Arldt: 


Kolumbien. Zonotrichia ist allerdings bis Patagonien gekommen, 
aber ebensoweit in der nearktischen Region verbreitet, daher wohl 
in ihr heimisch. Wenn aber Embernagra von Argentinien bis in das 
Felsengebirgsgebiet nach Norden reicht, so könnte hier allenfalls 
eine Rückwanderung vorliegen, ebenso wenn sich Poospiza von 
Argentinien bis Kalifornien und zu den südlichen Mississippistaaten 
ausbreitet. Doch ist auch hier eine nach Süden gerichtete Aus- 
breitung ebensowohl möglich. Ganz auf Nordamerika beschränkt 
geblieben sind nur Centronyx und Calamospiza. Vier Gattungen 
sind holarktisch. So findet sich Passerella außer in Nordamerika 
auch in Nordasien, hat sich also offenbar über das Gebiet der Bering- 
straße ausgebreitet. Die oben schon erwähnte Euspiza wohnt auch 
von Japan über Sibirien bis Osteuropa, ist auch in Nordindien, 
Birma und China ein Stück in die orientalische Region einge- 
drungen. Auch hier muß die Verbreitung über das Beringgebiet 
gegangen sein. Das gleiche ist wenigstens teilweise bei Passerina 
(Plectrophanes) der Fall. Diese boreale Gattung findet sich freilich 
auch in ganz Nordeuropa und hat ihr eigentliches Verbreitungs- 
zentrum in der arktischen Zone, aber die Abart P. nivalis townsendi 
ist doch auf Kamtschatka und Alaska beschränkt. Auch Calcarius 
muß sich im wesentlichen innerhalb der arktischen Zone zirkum- 
polar verbreitet haben. Ostasiatisch ist Urocynchramus. So weisen 
also alle bisher besprochenen Emberiziden auf eine nordameri- 
kanische oder asiatische Heimat hin. Formenreich und weit ver- 
breitet finden wir in Europa nur Emberiza, noch formenreicher ist 
aber auch diese Gattung in Asien, und dies und die Beziehungen 
der ganzen Familie würden auch bei dieser Gattung von vornherein 
eine asiatische Heimat wahrscheinlich machen. Dies hat nun auch 
eine Spezialuntersuchung von Duncker bis ins einzelne gezeigt.?®) 
und seinen Ausführungen können wir uns hier nur vollkommen 
anschließen. Hiernach lag die Heimat der Gattung im quartären 
Östasien, und von hier breitete sie sich in mehreren Strömen aus, 
die aber im wesentlichen den Gebirgen Hochasiens auswichen und 
durch sie auch von der Ausbreitung nach Indien abgehalten 
wurden. Das eigentliche Entwicklungsgebiet von Emberiza sieht 
Duncker in Japan, Korea, der Mandschurei und dem Amurbecken. 
Von hier wandte sich ein Zweig zunächst nach Sibirien, das eine 
ganze Reihe von Arten mit Ostasien gemeinsam hat, wie E. rutıla, 
E. elegans, E. pallasi. Dann hat er sich über ganz Sibirien und das 
innere Rußland ausgebreitet (E. rustica, E. pusilla, E. leucocephala, 
E. aureola). Von hier aus wurden endlich Skandinavien, Mittel- 
europa, Frankreich und England erreicht (E. schoeniclus, E. citri- 
nella), auch Nordspanien und Norditalien, sowie Griechenland, wo 
besonders E. schoeniclus einige Abarten aufzuweisen hat. Ein 
zweiter Zweig erreichte in einer Abart (E. fucata arenata) über 


8) H. Duncker: Die Verbreitung der Gattung Emberiza, eine ornitho- 
geographische Studie. Journal für Ornithologie 1912, S. 69— 95. 


Die Ausbreitung der Vögel. 97 


Mittelchina den Himalaya, die Hauptmasse breitete sich aber über 
den Altai und Tienschan, also südlich des ersten Zweiges, nach 
Westen aus. Von Ostasien bis in diese Gebirgslandschaften reichen 
E. fucata fucata, E. trisirami, E. chrysophrys. Bis nach Turkestan 
sind E. cooides, E. Pyrrhuloides gekommen. E. cia endlich hat sich 
von der Mongolei (E. c. godlewskii) über Ostturkestan bis zum 
Himalaya (E. c. stracheyı) und über Iran und den Kaukasus 
(E. c. dar) bis in das Mediterrangebiet verbreitet, wo E. c. cia von 
Kleinasien und Palästina bis Spanien und Südfrankreich, aber auch 
in Südwestdeutschland und Österreich-Ungarn wohnt. Aus diesem 
Zweige ist nach Duncker in Turkestan ein dritter Zweig entsprossen. 
Hier finden wir noch E. buchanani, E. luteola und E. stewarti, die 
sich auch nach Hochasien hin ausgebreitet haben. Die Hauptmasse 
wanderte wieder nach dem Westen. Dabei zeigen die Arten recht 
verschiedene Ausbreitung. E. cinerea ist nur bis Kleinasien ge- 
kommen, die ihm sehr nahestehende E. caesia zur Balkanhalbinsel 
und im Süden bis Agypten und Abessinien. E. melanocepbhala ist 
nördlich des Mittelmeeres bis Italien gekommen. Bei E. cirlus 
bezeichnet das Wohngebiet Kaukasus, Kleinasien, Balkanhalbinsel, 
Italien mit Korsika und Sardinien, Südfrankreich und Iberische 
Halbinsel, Marokko, Algerien einerseits, Nordfrankreich, Rhein- 
gebiet, “England andererseits den Weg der Ausbreitung aufs 
deutlichste. Die beiden anderen Arten haben sich zu beiden Seiten 
des Mittelmeeres verbreitet. E. calandra zog ins Süden von Ägypten 
bis zu den Kanarischen Inseln, im Norden besiedelte sie außer 
ganz Südeuropa auch Mitteleuropa bis Kurland, Schonen, Dänemark 
und Großbritannien. Für diese Länder sieht Duncker Frankreich 
als Verbreitungszentrum an. Die weiteste Verbreitung von allen 
Arten hat E. hortulana. Ihr Stammgebiet dürfte zwischen Afgha- 
nistan und der Mongolei liegen. Von hier hat sich die Art über Per- 
sien, Mesopotamien, Syrien, Kleinasien, die Balkanhalbinsel, Italien 
und Südfrankreich ausgebreitet. Vom Balkangebiet ist sie einer- 
seits nach Süd- und Mittelrußland, andererseits über das Donau- 
gebiet nach Deutschland und Skandinavien, neuerdings auch nach 
England gekommen. Alle diese Vögel zeigen besonders nach Westen 
und Norden hin auch heute noch die Tendenz zu weiterer Aus- 
breitung, ein Hinweis auf ihr jugendliches Alter in Europa. Ein 
vierter Zweig muß sich aus den turkestanischen Formen im süd- 
lichen Persien entwickelt haben. Er bildet die alte Gattung 
Fringillaria. Er besiedelte zunächst Südarabien (F. arabica) und 
Sokotra (F. insularis, F. socotrana). Dann spaltete er sich in zwei 
Gruppen. Die erste gelangte teilweise südlich der Sahara bis 
Senegambien (F. sediemstriata). Die andere breitete sich über das 
Somaliland (F. satuwratior) nach Süden aus bis Südostafrika (F. 
reidi), Südafrika (F. capensis, F. impetuani) und von ihr im Westen 
nordwärts über Damaraland bis Gabun (F. tahapisı). Von der 
zweiten Gruppe gelangte F. affinis durch den Sudan nach Sene- 
gambien. Die anderen Arten wendeten sich südwärts. Hier kam 


Archiv für Naturgeschichte 
1913. A. 12} 7 12. Heft 


98 Dr. Th. Arldt: 


F. poliopleura bis Useguha. Von hier wendeten sich F. flaviveniris, 
F. major und F. cabanisi durch das Kongogebiet westwärts. Endlich 
schließt sich an Fringillaria noch Melophus an. Dieser hat sich von 
Südpersien nach Nordindien, Birma und Südchina hin ausgebreitet. 
So erklärt sich die Verbreitung der Gattung aufs beste, wenn wir 
ihre Heimat in Asien suchen, und hier möchten wir auch das 
Entwicklungszentrum der ganzen Familie annehmen, nicht in 
Nordamerika, wie Duncker will. Wie die Fringilliden im Alttertiär 
für die Nordatlantis charakteristisch waren, so mögen es die 
Emberiziden für Asien gewesen sein, doch konnten sie schon vor 
dem Miozän nach dem westlichen Nordamerika gelangen. Daß die 
Emberiziden in dem gleichen Lande sich entwickelt haben sollten, 
wie die ihnen so nahestehenden Fringilliden, ist wenig wahrschein- 
lich. Einige Schwierigkeiten bietet nur Nesospiza von Tristan da 
Cunha und der Gough-Insel. Sie soll den südamerikanischen 
Formen nahestehen, und wir müßten dann annehmen, daß einzelne 
Emberiziden schon im Miozän transmarin Südamerika und weiter- 
hin Tristan da Cunha hätten erreichen können. 

Nur geringe Verbreitung besitzen die Artamiden, die Pycraft 
für mit den Gymnorhiniden und Paradiseiden verwandt ansieht. 
Ihre einzige Gattung Artamus wohnt von Vorderindien bis 
Tasmanien und Fidschi. Sie kann nur in der orienthlischen 
Region heimisch und von ihr im Pliozän nach Australien gewan- 
dert sein. 

Ganz altweltlich sind auch die Sturniden. Sie könnten von 
Europa oder auch von Asien ausgegangen sein, doch möchten wir 
das erstere noch vorziehen, da die Sturniden nach Australien hin 
weit geringere Verbreitung zeigen als nach Afrika und Madagaskar. 
Hier leben heute noch die endemischen Gattungen Hartlaubia und 
Falculia, zu denen auch die subfossilen Fregilubus von Bourbon 
und Necropsar von Rodriguez kommen. Sie mögen auf eine miozäne 
Einwanderung zurückgehen, ebenso der eine besondere Unterfamilie 
bildende äthiopische Budhagus. Bei den 17 anderen endemischen 
Sturnidengattungen Afrikas, wie Lamprotornis, Lamprocolius, 
Cinnyricinclus, Spreo läßt sich dies dagegen nicht allgemein be- 
haupten. Sie mögen zu einem großen Teile der pliozänen Schicht 
angehören. Dies möchten wir besonders für Amydrus annehmen, 
der außer in Ost- und Südafrika auch in Palästina lebt. In Europa 
finden wir nur zwei Gattungen. Pastor bewohnt Südosteuropa und 
hat sich von hier über Indien bis Ceylon und Birma verbreitet, was 
nicht vor dem Pliozän erfolgt sein dürfte. Sturnus hat seine Heimat 
weiter im Norden und hat von hier aus die ganze paläarktische 
Region bis Indien und Südchina besiedelt, ohne aber die makaro- 
nesischen Inseln zu erreichen. Alleanderen Gattungen sind asiatisch 
oder australisch, und dies könnte eben allenfalls für eine asiatische 
Heimat der Familie gedeutet werden. Podoces ist in Ostturkestan 
heimisch. Sturnia hat sich von Sibirien über China und Japan bis 
Ceylon und Celebes ausgebreitet, ganz ähnlich auch Spodiopsar. 


Die Ausbreitung der Vögel. 099 


Saroglossa ist auf den Himalaya, Ampeliceds auf das nördliche 
Hinterindien beschränkt. Interesse bietet dann noch die Ausbrei- 
tung der Sturniden nach Australien hin. Bis Java und Borneo ist 
Sturnopastor gekommen, bis zu den Philippinen Gymnops. Celebes 
haben Scissirostrum, Enodes, Sturnia, Acridotheres erreicht, bis 
Ceram dringt Basilornis vor, bis zu den Salomonen Eulabes, bis 
zu den Tongainseln Aplonis, bis Nordaustralien, Samoa und bis 
zu den Marianen Calornis. Dagegen wird das ganze übrige Austra- 
lien ebensowenig von den Sturniden bewohnt wie Neuseeland, 
und dies spricht eben wenig für eine von Asien her erfolgte Aus- 
breitung. 

Dagegen müssen die Ploceiden von Asien und zwar von Indien 
ausgegangen sein, sind sie doch ganz auf die vier altweltlich- 
tropischen Regionen beschränkt, bei weitem am stärksten aber 
in der äthiopischen Region entwickelt. Dies gilt besonders von den 
Ploceinen. Diese haben in der orientalischen Region überhaupt 
keine endemische Gattung oder auch nur Untergattung aufzu- 
weisen, sondern nur 5 indisch-malaiische Arten von Ploceus, denen 
82 äthiopisch-magadassische gegenüberstehen. Dazu besitzt die 
äthiopische Region 11, die madagassische 3 endemische Gattungen. 
Wenn also auch die Webervögel im ganzen von Asien ausgegangen 
sein mögen, so müssen doch die Ploceinen ihre besondere Entwick- 
lung in Afrika gefunden haben, wohin ihre Stammformen vielleicht 
schon im Miozän gelangten. Von hier aus besiedelten sie dann 
zunächst Madagaskar, die Seychellen und Maskarenen (Foudia, 
Nesacanthus, Nelicurvius). Die orientalischen Ploceus-Arten haben wir 
dann als spätpliozäne oder frühquartäre Rückwanderer anzusehen, 
auch die madagassischen Arten von Ploceus sind wohl erst beträcht- 
lich später als die oben genannten Gattungen nach Madagaskar 
gelangt. Auch die Spermestinen sind in Afrika ganz besonders 
reich entwickelt, leben doch in den beiden dortigen Regionen 
29 Gattungen gegen 7 in Indien und Australien. Aber die Verhält- 
nisse liegen trotzdem hier wesentlich anders als bei den Ploceinen. 
So ist Madagaskar von den Spermestinen offenbar erst sehr spät 
erreicht worden, da es nur die eine Art Spdermestes nana besitzt, 
aus einer sonst äthiopischen Gattung. Ebenso dürfte Estrilda die 
Kap Verdischen Inseln erst spät erreicht haben. Zwei Gattungen 
hat Afrika mit dem Osten gemeinsam. Lagonosticia findet sich 
außer in Afrika auch in Indien, Aidemosyne auch noch in Australien 
Im Osten reicht Munia von Indien bis Timor, Neuguinea und Nord- 
australien, Erythrura von Sumatra über Java, Timor, die Molukken 
und Neuguinea bis zu den Karolinen und Fidschiinseln, während 
Emblema, Donacola und Poephila in Australien heimisch sind. Die 
Spermestinen können wir hiernach als den in Indien zurückgeblie- 
benen Zweig der Ploceiden betrachten, der erst im Pliozän Afrika 
und Australien erreichte. 

Als letzte Familie der Passeriformen und überhaupt der Ca- 
rinaten treten uns endlich die weitverbreiteten Alaudiden entgegen. 


7* 12. Heft 


100° Dr. Th. Arldt: 


Reichenow möchte ihren Ursprung in Afrika suchen.®*) Doch liegt 
dazu gar keine Veranlassung vor. Wohl sind die Alaudiden in 
Afrika besonders artenreich, aber dies kann nie ihren afrikanischen 
Ursprung beweisen. Wir finden ja die gleiche Erscheinung bei 
zahlreichen nachweislich von Norden stammenden Gruppen, wie 
bei den Antilopiden und Giraffiden. Die Alaudiden stammen 
vielmehr sicher von Europa. Schon im Unteroligozän tritt uns hier 
der fossile Protornis entgegen. Infolgedessen können wir annehmen, 
daß die Alaudiden schon im Miozän den Weg nach Afrika fanden, 
und daß dieses für sie ein sekundäres Entwicklungszentrum wurde. 
So könnte sich hier Mirafra entwickelt haben, die ganz vorwiegend 
äthiopisch ist. M. nova erreichte Madagaskar. Im Pliozän gelangte 
die Gattung nach Indien und über die malaiischen Inseln-und Flores 
bis nach Australien, als einziger Vertreter der Alaudiden in dieser 
Region, wie in der madagassischen. Auch die endemisch-äthiopi- 
schen Gattungen mögen z. T. dieser miozänen Schicht angehören, 
besonders die südafrikanischen Heterocorys und Botha, auch wohl 
Pyrrhulauda, die im Pliozän in einer Art Indien und Ceylon erreicht 
hat. Dagegen müssen wir als frühestens pliozäne Einwanderer die 
Afrika mit Europa gemeinsamen Gattungen ansehen wie Otocorys, 
Galerita, Calendrella, Alaudula, Melanocorypha, Certhilauda, Alae- 
mon, Ammomanes. Sie haben meist selbst eurafrische Arten wie 
Galerita, Alaudula, Melanocorypha, Certhilauda, Ammomanes. 
Otocorys, Galerita und Ammomanes haben sich von Europa aus 
auch nach Indien ausgebreitet, die erste hat aber nur Nordindien 
erreicht, und auch die beiden andern sind nur bis Mittelindien ge- 
kommen, so daß diese Einwanderung nur pliozän oder quartär sein 
kann. Auch Alauda hat von Europa aus nur Vorderindien und 
Ceylon besiedelt, ist also kaum ein viel älterer Bewohner der orien- 
talischen Region. Nach Nordasien sind seit dem Miozän Otocorys, 
Alauda, Galerita, Calandrella und Melanocorypha gekommen. Nur 
Otocorys hat aber den Weg nach Nordamerika und selbst über 
Mexiko bis Kolumbien gefunden. Diese Ausbreitung muß aber 
auch dem jüngsten Tertiär oder dem Quartär angehören. Darauf 
deuten die außerordentlich wenigen amerikanischen Arten. 


III. Odontalcen und Ratiten. 


Eine kleine Gruppe für sich bilden die Odontalcen der mitt- 
leren Kreide. Von ihnen sind die Hesperornithen ganz auf Nord- 
amerika beschränkt, die Enaliornithen lebten dagegen auch in 
Europa. Diese Gruppe ist also als in der Nordatlantis heimisch 
anzusehen, so lange wir nicht aus anderen Gebieten hierher gehörige 
fossile Funde machen. 

Die Ratiten sah man früher meist als eine phylogenetische 
Einheit an, die sich besonders früh vom allgemeinen Stamme der 
Vögel abgezweigt haben sollte. Fürbringer hat aber gezeigt, daß 


s) A. Reichenow: Die Vögel Afrikas. III, 1905, 8. 326. 


Die Ausbreitung der Vögel. 101 


es sich bei der Flugunfähigkeit dieser Vögel nur um eine Konver- 
genzerscheinung handelt. Immerhin müssen die Ratiten alle ent- 
wicklungsgeschichtlich schon sehr alt und meist schon vortertiär 
abgezweigt sein. Weitreichende Beziehungen sind bei ihnen nicht 
anzunehmen, sie haben sich jedenfalls durchgängig innerhalb ihrer 
quartären Wohngebiete entwickelt. 

Die Struthiornithen sind äthiopisch. Nun kommen freilich 
fossile Arten von Siruthio auch im Unterpliozän des östlichen 
Mediterrangebietes und Indiens vor, und man hat darauf hin den 
nordischen Ursprung auch dieser Gruppe annehmen wollen. 
Unsere gegenteilige Ansicht hat aber eine Bestätigung darin ge- 
funden, daß man im Unteroligozän Unterägyptens, also auf dem 
‚Boden der alttertiären äthiopischen Region eine fossile Struthio- 
nidengattung Eremopezus gefunden hat. So sehen wir inden nörd- 
lichen Arten nur jungtertiäre Einwanderer aus Afrika. 

Die Rheornithen sind neotropisch und offenbar in der 
Archiplatis heimisch. Man hat ja auch nordische Reste, auf die 
wir noch zu sprechen kommen werden, in ihre Verwandtschaft 
gestellt und Jhering®) vertritt deshalb die Meinung, daß Rhea erst 
im Pliozän in Südamerika eingewandert sei. Aber diese Reste sind 
ihrer systematischen Stellung nach ganz zweifelhaft, so daß sie 
den nordischen Ursprung der Rheornithen nicht beweisen können. 
Es ist jedenfalls auch eher wahrscheinlich, daß sich die Ratiten in 
den südlichen Ländern entwickelten, wo sie nicht durch die nor- 
dischen Raubtiere so in ihrem Bestande gefährdet waren wie in 
Europa oder Nordamerika. Es haben doch die Ratiten nicht gleich 
- von Anfang an so kräftige Formen sein können, wie sie uns heute 
entgegentreten. Pr 

Auf Madagaskar entwickelten sich die subfossilen Aepyor- 
nithen, unter denen Burckhardt die drei Familien der Aepy- 
ornithiden, Flacourtiiden und Müllerornithiden unterscheidet. Die 
Aepyornithiden haben sich im Alttertiär auch nach Ostafrika ver- 
breitet, wo der dem madagassischen Aepyornis nahestehende 
Psammornis gefunden worden ist. Bei dieser Gruppe ist nicht die 
geringste Beziehung vorhanden, die auch nur von fern auf einen 
nordischen Ursprung hinwiese. Die Müllerornithiden sind die 
primitivste Familie, aus der vielleicht auch die Struthiornithen 
hervorgegangen sind. | 

In Australien sind die Hippalectryornithen heimisch. Die 
Dromaeiden gehören jetzt ganz dem Festlande an, wo neben Dro- 
maeus im Quartär oder Pliozän noch Genyornis lebte. Früher müssen 
sie aber weiter verbreitet gewesen sein, da aus dem vorderindischen 
Unterpliozän ein D. sivalensis beschrieben wird. Man hat auch 
hierin einen Beweis dafür sehen wollen, daß die Ratiten alle von 
Norden gekommen wären. Aber ebensogut kann doch dieser 


3) H. v. Jhering: Historia de las Ostras Argentinas. An. Mus. Nac, 
Buenos Aires VII, 1902, p. 199— 223. — Sobre el Centro del Origen de los 
Ratites. Ebend. VIII, 1902, p. 149— 150. 


12. Heft 


102 Dr. Th. Arldt: 


Dromaeus im Pliozän nach Norden gewandert sein. Wohl bereitet 
diese Annahme gewisse Schwierigkeiten, denn im Pliozän hat sicher 
nie eine zusammenhängende Landbrücke zwischen Indien und 
Australien bestanden, aber genau die gleichen Schwierigkeiten 
haben wir auch bei der Annahme einer nordischen Heimat. Es 
sind im indoaustralischen Gebiete sehr wechselnde Landverbin- 
dungen aufeinander gefolgt, wie das z. B. Sarasin zu zeigen versucht 
hat. Dabei muß es dem Dromaeus möglich gewesen sein, schritt- 
weise über die Molukken und Celebes auf das pliozäne, bis Borneo 
reichende Festland zu gelangen, auf dem dann die weitere Aus- 
breitung einfach war. Die Casuariden haben wieder ihr Hauptgebiet 
auf Neuguinea. Von hier ist Caswarius nach Neupommern, nach 
Ceram und nach Nordaustralien vorgedrungen. Im übrigen 
Australien fehlt er, dafür lebte hier im Quartär oder Pliozän 
Dromornis, dessen Reste man in Südaustralien gefunden hat. 

Neuseeland hat gleich zwei, einander allerdings nahestehende 
Gruppen von Ratiten aufzuweisen. Die Apterygen mit dem 
lebenden Adieryx und dem quartären Megalapteryx sind ganz 
auf die beiden Hauptinseln von Neuseeland beschränkt. Auch die 
gewaltigen Dinornithen sind fast durchgängig neuseeländisch, 
so die Palapterygiden Palaßteryx und Euryapteryx mit der Dinor- 
nithide Meionornis. Von Dinornis wird dagegen neben 6 neusee- 
ländischen Arten auch eine australische D. gueenslandiae angegeben. 
Dann müssen aber die Dinornithen schon im Alttertiär voll ent- 
wickelt und über ganz Südmelanesien verbreitet gewesen sein, 
ebenso wie die Hippalectryornithen über Australien und Nord- 
melanesien. 

Es bleiben nun nur noch die nordischen Ratiten übrig, die man 
mit den südlichen hat in enge Verbindung bringen wollen. Zu den 
Struthiornithen stelltemanden oberoligozänen Macrornis aus Europa 
und die eozäne Diatryma aus dem westlichen Nordamerika. Diese 
ist aber anseriform und gehört zu den Gastornithiden, bei denen 
wir sie schon behandelt haben. Von Macrornis ist aber nur ein 
Tibiabruchstück bekannt, das allerdings straußähnlich ist, aber 
doch auch einem mit Sitruthio nicht näher verwandten Laufvogel 
angehören könnte. Zu Rhea hat man Dasornis aus dem Mitteleozän 
des Londoner Beckens gestellt. Dessen Stellung ist aber ganz 
unsicher; besitzt doch Dasornis außer mit Rhea auch mit Siruthio 
und DinornisÄhnlichkeit und könnte schließlich auch mit diesen 
zusammengestellt werden. Megalornis endlich, ebenfalls aus dem 
Londonton, den man zu den Hippalectryornithen hat stellen wollen, 
ist wieder ganz unbestimmt. Wir tun daher besser, diese Gattungen 
als spezielle nordische Ratitenbildungen anzusehen, die den süd- 
lichen nur durch Konvergenz ähnlich geworden sind. Die südlichen 
Ratiten aber haben sich im Süden selbst entwickelt, die Rheor- 
nithen jedenfalls aus Tinamiformen, die Apterygen und Dinor- 
nithen aus rallidenähnlichen Gruiformen, die Hippalectryornithen 
aus Alectorormorphen. 


Die Ausbreitung der Vögel. 103 


IV. Zusammenfassung. 
Auch für die Vögel möchten wir nun unsere Ausführungen in 


einigen übersichtlichen Tabellen übersichtlich zusammenfassen und 
geben zunächst eine Gliederung der Familien nach nordischen und 
südlichen Formen. 


T: 


2, 


Nordische Formen Südliche Formen 

Archaeornithen 
Archaeopterygiden (Nordatlantis) 
Colymbomorphen 
Ichthyornithiden (Nordamerika) Cladornithiden (Archiplatis) 
Colymbiden (Nordatlantis) Sphenisciden (Archiplatis, Ant- 
Podicipitiden (Nordatlantis) arktis) 
Procellariden Procellariden 

Procellarinen Diomedeinen (Südatlantis) 

Puffinen Puffinen 

Pelecanoidinen 
. Pelargomorphen-Ciconiiformen 

Suliden (Nordatlantis) Phaethontiden (Südatlantis) 
Phalacrocoraciden Phalacrocoraciden 

Phalacrocoracinen Plotinen (Südatlantis) 
Pelecaniden Fregatiden 
Ardeiden Ardeiden 


Balaenicipiden (Afrika) 
Scopiden (Afrika) 
Ibiden Ciconiiden (Südatlantis) 
Palaeolodiden (Europa) Phoenicopteriden (Südatlantis) 


. Pelargomorphen-Anseriformen 


Palamedeiden (Südamerika) 


Anseriden Anseriden 
Cygninen (Europa) 
Anserinen Anatinen Anserinen Anatinen 
Fuligulinen Fuligulinen 
Erismaturinen (Nordamerika) 
Merginen Merginen. 


Remiornithinen (Europa) 
Laornithinen (Nordatlantis) 
Gastornithiden (Nordatlantis) 


. Pelargomorphen-Falconiformen 


Vulturiden (Europa) Cathartiden (Südamerika) 
Teratornithiden (seit Pliozän in 
Nordamerika) 
Gypogeraniden (Afrika) 
Falconiden Falconiden 
Aquilinen Gypaetinen (Afrika)Aquilinen 
Buteoninen (Südatlantis) 
Accipitrinen Falconinen Accipitrinen 


Pandioniden (Asien) Polyborinen Südamerika) 
12. Heft 


104 


Dr. Th. Arldt: 


6. Alectoromorphen-Tinamiformenu. Galliformen 


Gallidae 
Meleagrinen (Nordamerika) 
Tetraoninen (Nordatlantis) 
Phasianinen (Asien) 
Numidinen (seit Miozän in 
Afrika) 


Tinamiden (Südamerika) 
Tinaminen (Archamazonis) 
Tinamotinen (Archiplatis) 

Mesitiden (Madagaskar) 

Turnieiden (Afrika) 

Pedionomiden (Australien) 

Megapodiden (Australien) 

Craciden (Archamazonis) 

Opisthocomiden (Archama- 

zonis) 


7. Alectoromorphen-Gruiformen 


Ralliden 
Gruiden (Nordatlantis) 


Ralliden 

Aptornithiden (Neuseeland) 
Aramiden (Archamazonis) 
Psophiiden (Archamazonis) 
Dolicholophiden (Archamazonis) 
Otididen (Afrika) 
Rhinochetiden (Neukaledonien) 
Eurypygiden (Archamazonis) 
Phororhachitiden (Archiplatis) 
Stereornithiden (Archiplatis) 
Heliornithiden (Südatlantis) 


8. Alectoromorphen-Charadriformen 


Charadriiden 
Charadriinen Tringinen 
Scolopacinen 
Graculavinen 

Glareoliden (Europa) 


Lariden 

Stercorarlinen 

Larinen Sterninen 
Alciden 


Pterocliden ? (Palaearktis) 


Charadriiden 
Charadriinen 
Scolopacinen 
Chionididen (Archiplatis) 
Thinocoriden (Archiplatis) 
Oedicnemiden (Südatlantis) 
Parriden (Südatlantis) 


Lariden 
Stercorarlinen 
Larinen Sterninen 


Rhynchopinen (Südatlantis) 


Columbiden (Südatlantis) 
Didunculiden (Samoa) 
Dididen (Maskarenen) 


9. Coraciomorphen-Cuculiformen 


Cuculiden 
Coccystinen (Afrika) 
Cuculinen (Afrika) 
Zanclostominen (Südatlantis) 
Crotophaginen(Archamazonis) 

Musophagiden (Afrika) 

Trichoglossiden (Papuasien) 


Die Ausbreitung der Vögel. 105 


Palaeornithiden (Papuasien) 
Platycerciden (Australien) 
Nestoriden (Melanesien u. Neu- 
seeland) 
Stringopiden (Südmelanesien) 
Cacatuiden (Nordmelanesien) 
Psittaciden (Südatlantis) 
Psittacinen (Afrika) 
Pioninen (Archamazonis) 
Conuriden (Archamazonis) 


10. Coraciomorphen-Coraciformen 


11. 


Alcediniden Coraciden 
Alcedininen (Europa) Leptosomatinen (Madagaskar) 
Cerylinen (Nordatlantis) Coracinen (Afrika) 
Daceloninen (Asien) Brachypteracinen (Madagas- 
Meropiden (Europa) Momotiden [kar) 
Upupiden Mombotinen (Archamazonis) 
Bucerotinen Asien Todinen (Westindien) 


Irrisorinen (seit Miozän in Afrika) 
Upupinen (Europa) 


Strigiden Strigiden 
Buboninen Buboninen 
Striginen Steatornithiden (Archamazonis) 
Podargiden (Australien) 
Caprimulgiden 


Caprimulginen (Südatlantis) 
Nyctibiinen (Archamazonis) 
Cypseliden Trochiliden (Archamazonis) 
Macropteryginen (Südasien) 
Chaeturinen (Nordamerika 


u. Asien) 
Apodinen Coliiden (Afrika) 
Trogoniden (Südatlantis) 
Galbuliden (Archamazonis) 
Piciden Capitoniden [atlantis) 
Picinen Pogonorhynchinen (Süd- 
Jynginen (Europa) Megalaeminen (Afrika) 


Capitoninen (Südatlantis) 
Indicatorinen (Afrika) 
Rhamphastiden (Archamazonis) 


Coraciomorphen-Passeriformen 

Corviden (Asien) Eurylaemiden (Malaiis) 
Corvinen (Asien) Cotingiden (Archamazonis) 
Garrulinen (Nordamerika) Pipriden (Archamazonis) 
Dendrocittinen (Indien) Philepittiden (Madagaskar) 
Pyrrhocoracinen(Hochasien) Tyranniden (Archamazonis) 
Gymnorhininen (Indien) Phytotomiden (Archiplatis) 


12. Heft 


106 


Dr. Th. Arldt: 


Paradiseiden (seit Pliozän Pittiden (Australien) 
Papuasien) 
Paradiseinen (Papuasien) Xeniciden (Neuseeland) 
Epimachinen (Papuasien) Oxyrhamphiden (Archamazonis) 
Chlamydoderinen(Austral.) Formicariiden (Archamazonis) 
Glaucopinen (Neuseeland) Dendrocolaptiden(Archama- 


zonis) 
Orioliden (Indien) Furnariinen (Südamazonis) 
Dicruriden (Indien) Sclerurinen (Nordamazonis) 
Prionopiden (s.MiozänAfrika) Synallaxinen (Südamazonis) 
Eurycerotiden (seit Miozän Philydorinen (Nordamazonis) 

——— [Madagaskar) Dendrocolaptinen (Nordama- 

zonis) 
Campephagiden (Indien) Pteroptochiden (Archiplatis) 
Muscicapiden (Europa) Menuriden (Australien) 
Turdiden (Holarktis) Atrichiiden (Australien) 


Sylviiden 
Drymoecinen (Südasien) 
Calamoherpinen (Nordasien; 
Phylloscopinen (Asien) 
Sylviinen Europa) 
Accentorinen (Asien) 
Saxicoliden (Europa) 
Erithaciden (Palaearktis) 
Cincliden (Asien) 
Timaliiden (Indien) 
Pycnonotiden (Indien) 
Troglodytiden (Nordamerika) 
Chamaeiden(Nordamerika) 
Pariden (Nordatlantis) 
Panuriden (Asien) 
Liotrichiden (Indien) 
Laniiden (Asien) 
Pachycephaliden (Indien) 


Certhiiden (Asien) 

Sittiden (Asien) 

Nectariniiden (westl. Indien) 
Zosteropiden (östl. Indien). 
Meliphagiden (Malaiis) 
Phyllornithiden (Hinterindien) 
Dicaeiden (Indien) 

Drepanididen (seit Miozän Hawaii) 
Hirundiniden (Nordatlantis) Hirundiniden 
Ampeliden (Nordatlantis) 
Mniotiltiden (Nordamerika) 
Vireoniden (Nordamerika) 
Motacilliden (Holarktis) 


Die Ausbreitung der Vögel. 107 


Caerebiden (seit Pliozän Archamazonis) 
Tersiniiden (seit Pliozän Archamazonis) 
Tanagriden (seit Pliozän Archamazonis) 
Icteriden (Nordamerika) 
Fringilliden (Nordatlantis) 
Fringillinen (Nordatlantis) 
Pyrrhulinen (Europa) 
Coccoborinen (Nordamerika) 
Palaeofringillinen (Nordamerika) 
Emberiziden (Asien) 
Artamiden (Indien) 
Sturniden 
Sturninen (Europa) 
Buphaginen (seit Miozän Afrika) 
Ploceiden (Indien) 
Ploceinen (seit Miozän Afrika) 
Spermestinen (Indien) 
Alaudiden (Europa) 


12. Odontalcen und Ratiten 

Enaliornithiden(Nordatlantis) Müllerornithiden (Madagaskar) 

Hesperornithiden(Nordamer.) Flacourtiiden (Madagaskar) 

Macrornithiden (Europa) Aepyornithiden (Madagaskar) 

Dasyornithiden (Europa) Struthioniden (Afrika) 

Megalornithiden (Europa) Rheiden (Archiplatis) 
Casuariden (Papuasien) 
Dromaeiden (Australien) 
Apterygiden (Neuseeland) 
Dinornithiden (Südmelanesien) 
Palapterygiden (Neuseeland) 


Wir sehen aus dieser Zusammenstellung, daß alle größeren 
Gruppen mit Ausnahme der Cuculiformen sowohl nördliche als 
südliche Formen aufzuweisen haben. Sie müssen dann aber bereits 
am Beginne der Tertiärzeit vorhanden gewesen sein; ein Hinweis 
auf die relativ viel raschere Differenzierung der Vogelklasse, als 
wir sie beispielsweise bei den Säugetieren finden. Dann müssen 
aber diese Gruppen auch alle schon in der Nordatlantis entstanden 
sein, die wir als das eigentliche Entwicklungsgebiet der Vögel zu 
betrachten haben. 

Im folgenden verteilen wir nun die einzelnen Gruppen für jede 
Region auf die verschiedenen Schichten, wobei wir aber eine etwas 
andere Anordnung wählen als in den früheren Untersuchungen der 
Oligochaeten, Arachniden, Dekapoden und Mollusken. Die Not- 
wendigkeit dazu ergibt sich einmal aus der großen Zahl der in den 
einzelnen Regionen vorhandenen Familien, die eine derartige 
Zusammenstellung schwer übersichtlich machen würde, dann auch 
aus der weiten Verbreitung vieler Familien und der Tatsache, daß 
ihre Gattungen sich oft ganz verschieden ausgebreitet haben 


12. Heft 


108 Dr. Th. Arldt: 


müssen. Wir wählen deshalb eine Art der Zusammenstellung, wie 
wir sie schon früher zur Charakterisierung der einzelnen 'Regionen 
angewendet haben.?®) Diese macht dann auch eine besondere 
Zusammenstellung nach Formationen überflüssig, da sich die 
Ausdehnung der Regionen im Tertiär nur wenig geändert hat. 
Allerdings erfordert diese Zusammenstellung noch eine Ergänzung 
durch die Darstellung der Wechselbeziehungen der Nordkontinente, 
die wiram Schlusse folgen lassen. Dabeisollen die größeren Gruppen 
durch die oben angegebenen Zahlen kurz bezeichnet werden. 


I. Australische Region. 


N: Neuseeland, H: Hawaii, O: Polynesien, P: nur Papuasien, 
mi: Miozäne Einwanderer, * In der Region entstandene Gruppen, 


1. Monotremen- 2. Marsupialier- 3. Muridenschicht 
schicht schicht 
von Indien von Südamerika von Indien 
obere Kreide Eozän Miozän bis Quartär 
9. Procellariden Sphenisciden N (über Podicipiden NHO 
NHO die Antarktis) 


DiomedeinenNHO(Ant.) Procellarinen NHO 
ProcellarinenNHO(Ant.) Oceanodroma_ castro 


Procellaria cinerea Hoydrobates pelagicus 
Oceanodroma cr ypto- Oceanites oceanicus 
leucura Puffininen NHO 


PuffininenNHO(Antkt.) Puffinus 
Ossifraga Daßtion 


Prion Thalassoeca 
Pseudoprion Majaqueus 
Priocella Oestrelata (Ozean). 
Pelecanoidinen 
3. Phaethontiden MHO 
mi: Suliden MHO 
Plotinen mi: PhalacrocoracinenMHO 
Fregatiden NHO Pelecaniden 
Ardeiden NHO 
Ciconiiden Ibiden 
4. Cygninen 
Anserinen Anserinen 
*Cereopsis Bernicla 
* Anseranas Anatinen 
*iCnemiornis N Anas NHO 
Anatinen Ouerguedula NHO 
Dendrocygna ? Spatula N 
* Malacorhynchus Mareca 


3) Th. Arldt: Die Entwicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt, 
Leipzig 1907. 


Die Ausbreitung der Vögel. 109 


Fuligulinen Tadorna 
* Bizura ? Casarca N 
* HHymenolaemus N? Fuligulinen 
Merginen Fuligula N 
* Nesonelta N Nyroca 
Mergus N Aethya 
Aquilinen Aquilinen 
[Loßhotriorchis O] Haliaetus Milvus 


Circaötus P Nisaetus 
Elanus Spizaetus P 


Haliastur 
*Uryoaetus u. a. 
Buteoninen Buteoninen 
*tHarpagornis N ButasturP Urospizias 
Accipitrinen Accipitrinen 
? Circus hudsonius Circus assimilis 
Astur Aceipiter 


Falconinae N 
Pandionidae NHO 


*Pedionomiden Turniciden 
*Megapodiden Perdicinen N 
Ralliden Ralliden 
’Gallinula NHO Porzana NHO 
? Porphyrio Fulica NHO 
*1Notornis N Eulabeornis 
*Tribonyx N * Amaurornis 
*Cabalus N *Habroßtla P 
*Ocydromus N Rallina P 
* Pareudiastes OÖ 
* Porzanula H 
*Aptornithiden N Gruiden 
*Rhinochetiden P Otididen 


Charadriinen 
*Thinornis N 
* Anarhynchus N 


Charadriinen NHO 
Charadrius NHO 
Aegialitis NHO 
Haematobus NHO 
Sguatarola 
Arenaria 
Hoplopterus 
Eudromia 
Sarciophorus 
Lobivanellus 
Aesacus 
?* Erythrogenys 


Tringinen NHO 


Scolopacinen NHO 
Glareoliden 


12. Heft 


110 Dr. Th. Arldt: 


Oedicnemiden 
Parriden 
StercorariinenNHO(Ant.)Stercorariinen NHO 
Megalestris Stercorarius 


Larinen (Antarkt.) Larinen NHO 
Larus dominicanus N Larus 


Didunculinen O Sterninen NHO 
Columbinen Columbinen 
*Geobelia Columba P 
* Macropygia Ptilopus OH 
*Turacoena P Carpophaga NHO 
* Reinwardtoenas P Janthoenas PO 
*Ocybhaps *Leucomelaena 
*Phaps u. a. * Lopholaimus 
*Goura P Turtur P 


*Trugon P u. a. 
*Calaenas P 
* Phlogoenas P 
*M yristicivora P 
*Chalcophaps 
9. *Trichoglossiden O Cuculiden NO 
*Palaeornithiden P 
*Platycerciden NO 
*Nestoriden N 
*Stringopiden N 


*Cacatuiden 
10. Coraciiden 
Alcediniden NHO 
Meropiden 
Bucerotinen P 
*Podargiden Strigiden NHO 
Caprimulgiden O 
Cypseliden O 
11. [Eurylaemiden O] Corviden HO 
*Pittiden Paradiseiden N 
*Xeniciden N Orioliden 
*Menuriden Dicruriden 


Campephagiden NO 
Muscicapiden NHO 
Turdiden OÖ 
Sylviiden NO 
Saxicoliden NO 
Cincliden P 
Timaliiden N 
Pariden N 
Laniiden 
Pachycephaliden O 
Certhiiden N 


Die Ausbreitung der Vögel. 111 


Sittiden N 
Nectariniden P 
Zosteropiden NO 
Meliphagiden NHO 
mi: Dicaeiden H 
*mi: Drepanididen H 
Hirundiniden NÖ 
Motacilliden N 
Artamiden OÖ 
Sturniden OÖ 
Ploceiden © 
Alaudiden. 


12, *Casuariden P 
*Dromaeiden 
*Apterygiden N 
*Dinornithiden N 
*Palapterygiden N 


II. Neotropische Region. 


P: nur Archiplatis . M: nur Mittelamerika. A: nur Westindien- 
mi: Miozäne Einwanderer. * In der Region entstandene Gruppen- 


1. Edentatenschicht 3. Felidenschicht 
von Nordamerika von Nordamerika 
Obere Kreide Miozän bis Quartär. 
2. *tCladornithiden P Podicipitiden 
*Sphenisciden P Procellarinen 
*Diomedeinen Oceanodroma castro 
Procellarinen Hydrobates pelagicus 
* Pyocellaria Oceanites oceanicus 
*Oceanodroma cryploleucura 
Puffininen Puffininen 
*Ossifraga *Daption P Puffinus 
* Prion *Thalassoeca P 


* Pseudoprion *Majagueus 
* Priocella P_*Oestrelata 


* Priofinus 
*Pelecanoidinen 
3. *Phaäthontiden mi: Suliden 
*Plotinen mi: Phalacrocoracinen 
*Fregatinen Pelecaniden 
Ardeiden Ardeiden 
* Ardea * Tigrisoma Ardetia 
*Cancroma *N yctanassa Nyecticorax 
* Pilerodias * Butorides ? Botaurus 
*Ciconiiden 
*Ibinen Ibinen 
*Theristicus *Phimosus Phlegadıs 


12. Heft 


112 Dr. Th. Arldt: 


*Molybdophanes 
*Guara u. a. Plataleinen 
*Phoenicopteriden 
4. *Palamedeiden Cygninen 
Anserinen Anserinen 
*Sarkidiornis *Alopochen Anser Bernicla 
*Coscoroba *?Chloöphaga P 
Anatinen Anatinen 
*Dendrocygna Anas Ouerquedula 
* Hyonetta Nettion ‘ Marveca 
* Poecilonetta Dafıla Spatula 
* Heteroneita Aix 
Fuligulinen Erismaturinen 
* N yroca * ?Microblerus P 
* ? MetopianaP * ?CamptolaemusP 
Merginen ? 
7Gastornithiden 
5. *Cathartiden 
Aquilinen Aquilinen 
* Spizaetus * Elanoides Elanus 
*Lophotriorchis *Spiziastur u.a. 
*Buteoninen 
Accipitrinen Accipitrinen 
*Circus hudsonius Circus 
* Asturina Astur 
*? Thrasactus Accipiter 
*?Morphnus u. a. 
*Polyborinen Falconinen 
Pandioniden 
6. *Tinaminen 
*Tinamotinen P Meleagrinen 
*Craciden Odontophorinen 
*Opisthocomiden 
7. Ralliden Ralliden 
*?Gallinula *Porphyrio Rallus Fulica 
*Coturnicodps *? Aramides u.a. Porzana 
*Aramiden 
*Psophiiden 
*Dolicholophiden 
*Eurypygiden 
*+Phororhachitiden P 
*+Stereornithiden P 
*Heliornithiden 
8. Charadriinen Charadriinen 
*Hoplopterus Charadrius _Belonopterus P 
* Fudromia PluvianellusP Aegialitis 
*? Phaögornis P Haematopus Sgquatarola 


Arenaria 


Die Ausbreitung der Vögel. 


Tringinae 
*? Tringites 
*? Microbelama u. a. 


Scolopacinen 

* Rhynchaea 
*Chionididen P 
* Thinocoriden P 
*Oedicnemiden 
*Parriden 
Stercorarlinen 

* Megalestris 
Larinen 

*Larus dominicanus 

*L. cirrhocebhalus 

*? Leucobhaeus 
Sterninen 

*Sterna georgiae 

*Naenia P 


* ? Freuneles 


*Rhynchopinen 

Columbiden , 
*Columba *Chamaedelia 
*Melopelia *Zenaida 
*Geotrygon *Leptoptila 


*StarnoenasA *Peristera u.a. 


9. *Cuculiden 
*Psittaciden 
*Conuriden 


10. *Momotinen 
*Todinen A 
Buboninen 

*Lophostrix 


*Steatornithiden 
*Caprimulgiden 
*Trochiliden 
*Trogoniden 
*Galbulinen 
*Bucconinen 
*Capitoniden 
*Rhamphastiden 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. A, 12% 


113 


Tringinen 
Numenius 
Totanus 
Himantopus 
Tringa 
Phalaropus 

Scolopacinen 
Gallinago Calidris 
Macrorhamphus 


Limosa 
Philemachus 
Tringoides 
Recurvirostra 


Stercorarlinen 
Stercorarius 

Larinen 
Larus 
Creagrus P 


Sterninen 

Sierna macrura u. a. 
St. fuliginosa 
Gelochelidon 
Anous 
Columbiden 
Zenaidura M 


Hyadrochelidon 


Alcediniden 


Buboninen 
Bubo 
Nyctalops 

Striginen 

Chaeturinen 

Apodinen 
mi: Adus. (von Afrika) 

mi: Tachornis (von Afrika) 
*Panyptlla *Claudia 

Piciden 
mi?: Dryocopus (von Afrika) 
mi?: Chloronerpes (von Afrika) 
*Picumnus Picus 
*Coleus Centurus u. a. 


Asio 
Pisorhina 


8 12. Heft 


114 


11. *Cotingiden 
*Pipriden 
*Tyranniden 
*Phytotomiden P 
*Oxyrhamphiden 
*Formicarliden 
*Dendrocolaptiden 
*Pteroptochiden 


12. *Rheiden P 


Dr. Th. Arldt: 


Corvinen MA 
Garrulinen 
Turdiden 
Phylloscopinen 
Accentorinen M 
Cincliden (M) 
Troglodytiden 
Pariden M 
Certhiiden M 
Sittiden M 
Hirundiniden 
mi: Petrochelidon 
(von Afrika) 
*mi: Pygochelidon 
*mi: Alopochelidon 
*mi: Phaeoprogne 
Stelgidopteryx 
Progne 
Iridorprogne 
Hirundo 


Riparia (M) 


III. Madagassische Region. 


K: nur Komoren. S: nur Seychellen. M: nur Maskarenen. 
* In der Region entstandene Gruppen. 


1. Lemuridenschicht 


Eozän 
von Afrika 
2. Diomedeinen 
Procellarinen 
Puffininen 


Ossifraga Majaqueus 
Daßtion Oestrelata 


Prion Priofinus 
Pseudoprion 
3. Phaethontiden 
Plotinen 
Fregatiden 
Ardeiden 
Ardea Butorides 
Scopiden 
Ciconiiden 
Ibinen 
Ibis 
Phoenicopteriden 
4. Anserinen 


Sarkidiornis Nettapus 


Suliden 
Phalacrocoracinen 


9. Viverriden- 3. 


Miozän 
von Afrika 


Ampeliden MA 
Mniotiltiden 
Vireoniden 
Motacilliden 
Caerebiden 
Tersiniiden 
Tanagriden 
Icteriden 
Fringilliden 
Emberiziden 
mi: [Nesospiza] 
mi: ?Paroaria 
mi:? Haplospiza 
Alla: 
Zonotrichia 
Embernagra 
Poospiza u. a. 
Alaudiden 


Suidenschicht 
Pliozän 
von Afrika 


Podicipitiden 


Puffininen 
Puffinus 


Pelecaniden 


Ardeiden 
Ardetta Botaurus 
N ycticorax 


Ibinen 
Phlegadis 
Plataleinen 


Die Ausbreitung der Vögel. 115 


Anatinen 
Dendrocygna 
Fuligulinen 
Thalassornis 
. Buteoninen 


Accipitrinen 
Polyboroides 
* Nisoides 
* Futriorchis 


. *Mesitiden 
Turniciden 


. Ralliden 
?Gallinula *Monias 


Numidinen 
Perdicinen 


Margaroperdix 


Francolinus 


Porphyrio *Dryolimnas 
Canirallus Hypotaenidia M 
Sarothrura *}Leguatia M 


* Porphy- 
riola M 
. Charadriinen 
Hoplopterus 
Eudromia 


Oedicnemiden 
Parriden 
Stercorarlinen 
Megalestris 
Larinen 
Larus cirrhocephalus 


Columbiden. 
* Alectroenas 
Treron 
Columba 
Turtur 

*1Dididen M 

. Cuculiden. 


Psittaciden 


*1Aphanableryx M 
*1Erythromachus M 


Anatinen 
Anas 
Querguedula 


Aquilinen 

Haliaötus Milvus 

Pernis 

Accipitrinen 

Circus Astur 

Accıpiter 
Falconinen 
Pandioniden 


Ralliden 
Rallus 
Fulica 
Porzana 


Charadriinen 
Charadrius 
Aegialitis 
Haematopus 
Squatarola 
Arenaria 
Chaetusia 

Tringinen 

Scolopacinen 

Glareoliden 

Stercorarlinen 

Stercorarius 

Larinen 
Larus 

Sterninen. 

Pterocliden. 

Columbiden. 
Oena 
Aplopelia 
Tympanistria 


Palaeornithiden SM 
(v. Indien). 


8* 12. Heft 


116 


10. *Leptosomatinen. 


11. 


12. 


von Südamerika. 


Coracinen. 


*Brachystomatinen. 


Caprimulgiden 


*Philepittiden 


*7Müllerornithiden 
*+Flacourtiiden 
*tAepyornithiden 


. Hyracoiden- 


Eozän 


Dr. Th. Arldt: 


Alcediniden. 
Upupinen. 


Striginen 
* Athene 
Apodinen 


*Eurycerotiden 


Hirundiniden 
? Phedina 


Fringilliden 
Chrithagra 
Sturniden 
Ploceinen 
*Foudia 
* Nesacanthus 
* Nelicurvius 
Alaudiden 


Miozän 


Meropiden 


Buboninen 
Striginen 
Strix 
Chaeturinen SM 
(v. Indien). 


Corviden Dicruriden 
Prionopiden 
Campephagiden 
Coracına 
Campephaga 
Lalage M (v. Indien) 
OxynotusM (v. Ind.) 
Muscicapiden 
Turdiden Sylviiden 
Saxicoliden 
Timaliden 
Copsychus (v.Indien) 
Hypsidetes (v. Ind.) 
* Bernieria 
*Txocincla u.a.(v.Afr. 
Laniiden (od. Ind.) 
Sittiden (v. Indien) 
Nectariniiden 
Zosteropiden 
Hirundiniden 
Hirundo Riparia 
Motacilliden 


Ploceinen 
Ploceus 
Spermestinen 


IV. Aethiopische Region. 
nur Westafrika. S: nur Südafrika. * in der Region entstandene 


Gruppen. 


2. Viverriden- 3. Antilopidenschicht 


Pliozän 


von Europa. von Europa (e) u.Indien (i) 


2. Sphenisciden S 


ot 


Die Ausbreitung der Vögel. 117 


Diomedeinen 
Procellarinen 
Procellaria 
Puffininen 
Ossifraga Daption S 
Prion Pseudoprion 
Majaqueus Priocella 
Oestrelata 
Pelecanoidinen 


. Phaethontiden Suliden 
Plotinen Phalacrocoracinen 


Fregatiden 
Ardeiden 

Ardea Tigrisoma 
*ErythrocnusS Butorides 
*Balaenicipiden 
*Scopiden 
Ciconiiden 
Ibinen 

Theristicus 

*2Jbis  *Oreorbis S 
Phoenicopteriden 


. Anserinen 


*Chenalopex Sarkidiornis 
*Nettapus * Plectropterus 
*Cyanochen 
Anatinen 

Dendrocygna 
* Pteronetta W 
Fuligulinen 

Nyroca 
* Thalassornis 


. *Gypogeraniden 


*Gypaätinen 
Aquilinen 

Spizaetus *Nauclerus 
* Lobhoaetus 
*Dryotriorchis W 
* Helotarsus 
*Gypohierax 
Buteoninen 
* Machaerhamphus 
*? Butastur Buteo 


?Podicipitiden 


Podicipitiden 
Procellarinen 
Oceanodyoma castro 
Hydrobates belagicus 
Oceanites oceanicus 
Puffininen 

Puffinus 


Pelecaniden 


Ardeiden 
Ardetta 
Nycticorax 

? Botaurus 


Ibinen 
Phlegadis 
Geronticus (e) 

Plataleinen 

Cygninen 

Anserinen 
Bernicla 


Anatinen 
Anas Owuerquedula 
Spatula Casarca (i) 
Fuligulinen 
Aethya S 
Erismaturinen S (e) 
Vulturiden 
Vultur(e?) Gypds 
Otogyps (i?) 
Neophron (e?) 
Pseudogybs (1) 
*Lophogyps 
Aquilinen 
Elanus (e?) Aqguila(e) 
Haliaetus (e?) 
Nisaötus (e) 
Circaötus (e) 
Milvus(e) Pernis (e) 
Buteoninen 
? Butastur (i) 


12. Heft 


118 


Dr. Th. Arldt: 


Accipitrinen 

* Polyboroides 

*M elierax 
Asturina 

*Urotriorchis W 

* Asturinula 


‚ *Turniciden *Numidinen 
Perdicinen 
*[Margaroberdix] 
Francolinus 
. Ralliden Gruiden 


?Gallinula *Canirallus W 
*Sarothrura Porphyrio 
Coturnicops S 
* Rougetius 
*Otididen 
Heliornithiden 


. Charadriinen 
Hoplopterus 
Eudromia 


Scolopacinen 
Rhynchaea 
Chionididen S 
Oedicnemiden 
Parriden 
Stercorarlinen 
Megalestris 
Larinen 
Larus dominicanus 
Larus cirrhocephalus 
Rhynchopinen 
Columbiden 
Columba *Treron 
*Turtur *Oena 
* Turturoena * Aplopelia 


Accipitrinen 
Circus(e) Astur (i) 
Accipiter *Micronisus 

Falconinen [(e) 
Falco peregrinus u. a. 
Falco chiquera (i) 
Cerchneis (e?) 

Baza. (i) 
Poliohierax (i) 

Pandioniden 

Perdicinen 
Ammoperdix (e) 
Caccabis (e) 
Coturnix (i) 
Excalfactoria W (i) 

*? Pternistes u.a. 


Ralliden 

Rallus 

Corethura (i) 
Porzana Fulica (e) 
Crex (e) 
Eulabeornis (1) 

? HimantornisW (1?) 


Charadriinen 
Charadrius (e) 
Aegialitis 
Haematopus 
Squatarola 
Arenaria Chaetusia 
Sarciophorus (i) 
Xiphidiopterus (i) 
Lobivanellus (i) 

Tringinen 
Scolopacinen 
Gallinago (e) 
Cahdris (e) 
Glareoliden (e) 
Stercorariinen 
Stercorarius 
Larinen 
Larus leucophthalmus 
Sterninen [(e) 
Sterna (e) 
Hydrochelidon (e) 
Gelochelidon (i) 
Anous  Gygis (i) 
Pterocliden (e) 


Die Ausbreitung der Vögel. 119 


*Tympanistria 
*Chalcopelia u.a. 
9. Cuculiden 
*Musophagiden 
Psittaciden 
10. *Coraciiden Alcedininen 
*Corythornis 
*]spidina 
Upupinen 
*Irrisorinen 
Buboninen 
Lophostrix W 
*Scotobelia 
Striginen 
Athene 
Caprimulgiden Apodinen 
*Coliiden Picinen 
Trogoniden *Dryocobus 
Capitoniden *Geocolaptes 
*Indicatorinen 


11. 


*Prionopiden (von 
Indien) 


Turdiden 
*Nesocichla 


Turdus (1?) 
Monticola (e) 
Crateropus (e) 


Columbiden 
Columba schimperi(e) 


Palaeornithiden (i) 


Alcedininen (e) 
Alcedo (e) 
Myioceyx (e) 

Cerylinen (i) 

Daceloninen (i) 

Meropiden (i) 

Bucerotinen (i) 

Buboninen 
Bubo (e) Asio (e) 
Nyctalops Pisorhina 
Striginen 
Sirix Syrnium 
Glaucidium (e) 

Chaeturinen (i) 

Picinen (i) 

*Verreauxia W (i) 
*Dendropicus (i) 

*Dendromus (i) 

* Mesoßicus (i) 
Jynginen (e) 

Pittiden (i) 

Corvinen 
Dendrocittinen (i) 

Pyrrhocoracinen (i??) 

Orioliden (i) 

Dicruriden (i) 

Campephagiden (i) 

Muscicapiden 
Muscicapa (e) 
Cryptolopha (i) 
Tschitrea (i) 

* Alseonax 
*Dioptrornis u.a. 

Turdiden 

Geocichla (i) 

Argya (e) 
Cossipha (e) 


*Phyllanthus u. a. 


Drymoecinen (i) 
Calamoherpinen 


Acrocedhalus(e) Lusciniola(e ?) 


Cettia (e) 


*Catriscus 


12, Heft 


120 


/Dr. Th. Arldt: 


Phylloscopinen (e) 
Sylviinen (e) 
Saxicoliden 
Saxicola (() ° Thaumobia (i) 
Dromolaea (e) Pratincola (e) 
Cercomela (e) *T’haumolaea 
* Pentholaea u. a. 


Erithaciden 
Erithacus (6) Phoenicus (e) 
Luscinia (e) Tarsiger (i) 

*Erythropygia 


Zosteropiden 
(von Indien) 
Hirundiniden 
*? Phedina W 
* Petrochelidon 
* Psalidoprogne 


Timaliiden (i) 
Pycenonotiden (i) 
Pariden (e) 
Laniiden 
Lanius (6) CorvinellaWS (i) 
*Urolestes S (i) *Hypodes S (i) 
*Cuphopterus W (i) 
Certhiiden (i) 
Nectariniden (i) 
Hirundiniden 
Hirundo (e) 
Riparia (e) 
Chelidonaria (e) 


*Lecythroplastes W Motacilliden 


*Waldenia W 


Pyrrhulinen 
*Chrithagra 
*? Linurgus 


Sturninen 
*Buphaginen 
*Ploceinen (von 

Indien) 

Alaudiden 

* Mirafra 

*Heterocorys S 

*Botha S 

* Pyrrhulauda 


Motacilla(e) Budytes (e) 
Anthus (e) *Macronyx (i) 
* Tmetothylacus (1) 
Fringillinen (e) 
Pyrrhulinen 
Chrysomitris (e) 
Chloris(e) Serinus (e) 
Poliospiza (e) 
? Anomalospiza (e) 
Erythrospiza (e) 
Emberiziden (erst im 
Ouartär, von Iran) 
Sturninen (e) 
Amydrus (e) 
*?Lamprocolius(e)u.a. 
Spermestinen (i) 
Alaudiden (e) 
Otocorys (e) 
Galerita (e) 
Calendrella (e) 
Alaudula (e) 
Melanocorypha (e) 
Certhilauda (e) 


Die Ausbreitung der Vögel. 121 


Melanocorypha (e) 
Ammomanes (e) 
12. Struthioniden (von *Aepyornithiden (v. 
Madagaskar’) Madagaskar) 


V. Orientalische Region. 
* In Indien entstandene Gruppen. 


1. Pteropiden- 2. Sivatherien- 3. Tigerschicht. 
Vormiozän Miozän Pliozän u. Quartär 
von Europa (e), Asien (a), Nordamerika (n), Afrika (ae), 

Australien (au). 


2. Diomedeinen (ae) Podicipitiden 
Procellarinen (e a) 
Puffininen (e a) 


3 Phaäthontiden (ae) 
Suliden (e a) 
Phalacrocoracinen (ea) Plotinen (au?) 
Fregatinen (ae au) 
Pelecaniden (e) 


Ardeiden Ardeiden 
Ardea (ae über e) Butorides (ae) 
Nycticorax (ea) © 
Ardetta(ea) Botaurus (ea) 

Ciconiiden Ciconiiden 
Ciconia (ae über e) Leptoptilus (ae) 


Abdimia (ae) 

Anastomus (ae) 

Tantalus (ae) Dissura (ae) 
M ycteria (ae) 


Ibinen Ibinen 

Geronticus (e) Ibis (ae) 

Phlegadıis (ea) Phoenicopteriden (ae) 
Plataleinen (e a) Anserinen 
Cygninen (e) Anser (ea) 
Anserinen Sarkidiornis (ae) 

[Bernicla (e a)] Nettapus (ae) 
Anatinen Anatinen 

Anas QOuerguedula Dendrocygna (ae) 


[Mareca (n)] Spatula (a) 
[Tadorna (a)] Casarca (a) 
Fuligulinen Fuligulinen 
Fuligula(e) Aethya(ea) Nyroca (ae) 
Merginen (ean?) 


5. Vulturiden Vulturiden 
Gybs (e) Otogybs(e) Pseudogyps (ae) 
Neophron (e) Vultur (e) 


12. Heft 


122 


Dr. Th. Arldt: 


Aquilinen Aquilinen 
Elanus(ea) Aguila (6) Spizaötus (ae) 
Haliaetus(a) Milvus(a) Lophotriorchis (au) 
Pernis (ea) Nisaötus (aa) 

Circaetus (e a) *Neopus 
*Spilornis *Haliastur 
Buteoninen (ae übere) Buteoninen 


? Butastur (ae über e) Machaerhamphus (ae) 
*Urospizias (aeübere) ? Butastur (ae) 
Accipitrinen Buteo (ae) 


Astur (a) Circus (e) 
Accipiter (n) 


Falconinen *Falconinen 
Falco chiquera (e) Falco beregrinus (e). 
Cerchneis *Baza 

* Poliohierax* Hierax 


Pandioniden (a) 
Turniciden (ae über e) Megapodiden (au) 


Perdicinen Perdicinen 
Coturnix (a) Francolinus (e)Caccabis(e) 
N: Bee n ee ® 
rtygornis (ea aloperdix (a 
* Arborophila (e a) * Peloperdix(a)* Rollulus(a) 
* Bambusicola (a) 
* Areoturnix (a 
Lophophorinen 
*Pavoninen Phasianinen 
*Gallinen Euplocaminen 
Ralliden Ralliden 


*Corethura(a) Porzana Porphyrio (ae?) 
Fulica (en)* Rallina(a) Gallinula (ae) 

* Fulabeornis (a) Rallus (e) 
Gruiden (e) 

Otididen (ae über e) Heliornithiden (ae) 


Charadriinen Charadriinen 
Charadrius(e) Aegialitis Hoplopterus (ae) 
Haematopus Squatarola Eudromia (ae) 
Arenaria Chaetusia 

*Sarciophorus* Xiphidiopterus 

*Lobivanellus * Aesacus 


*Orthorhamphus 

Tringinen 

Scolopacinen Scolopacinen 
Gallinago Rhynchaea (ae) 

' Scolodax (e) Eurhinorhynchus (a) 
Calidris (e) Macrorhamphus (n) 


Glareoliden (e) 


10. 


11. 


Die Ausbreitung, der Vögel. 


123 


Oedicnemiden (ae übere) Parriden (a) 


Stercorarlinen 
Larinen Sterninen 
Columbiden 
Columba (ae) 
*? Ptilopus (ae) 


Rhynchopinen (ae) 

Pterocliden (e a) 

Columbiden 
Treron(ae) ?Ptilopus (ae) 


?Carpophaga(ae) ? Janthoenas (ae) 


*?Carpobhaga (ae) ?Alsaecomus(ae) Geopelia (au) 
*? Janthoenas(ae) Macrobdygia(au) Turacoena (au) 
*? Alsaecomus (ae) Reinwardtoenas (au) Turtur (ae) 

Chalcophaps (au) * Phapitreronau 


Caloenas (au) 


Phlogoenas (au) 


M yristicivora (au) 
*Osmotreron (au) 


Alcedininen (e) 
Cerylinen (n) 
Daceloninen (a) 
Meropiden (e) 


Cuculiden (ae) 
Trichoglossiden (au) 
Palaeornithiden (au) 
Platycerciden (au) 
Cacatuiden (au) 
Coraciiden (ae) 


Meropiden (e) 


Merops(e) Merobogon(e) N yctiornis 


Melittophagus (e) 
Bucerotinen (a) 
Upupinen (e) 
Strigiden 


Caprimulgiden (aeüb.e) Podargiden (au) 


Chaeturinen 


Chaetura(n) Calocallia(a) 


*Macropteryginen (a) 
Apodinen (e?) 
Picinen 

Picus (a) *Sasia (a) 


Trogoniden (ae) 
Capitoniden (ae) 

Picinen 

*Vivia (a) Hyopicus (a) 


Jungibicus(a)*Venilia(a)* ? Reinwardtipicus (a) 


*Chrysocolaßtes (a) 
*Hemicercus (a) 
? Dendrocopus (e) 
* Mulleripicus (a) 
*Tiga (a) *Miglybtes (a) 
* Alophonerbpes (a) 
*Furylaemiden (au) 
Corvinen (a) 
*Dendrocittinen (a) 
*Gymnorhininen (a) 
*Orioliden (a) 
*Dicruriden (a) 
*Campephagiden (a) 


*Gecinulus (a) 

* Brachybternus (a) 

* Microbternus (a) 

Jynginen (e), erst im 
Ouartär. 


Pittiden (au) 


Garrulinen (na) 
Pyrrhocoracinen (a) 


12. Heft 


“ 


Dr. Th. Arldt: 


Muscicapiden (e) 


Turdiden Turdiden 
Turdus (a) Orocaetes (a) 
Oreocincla (a) Crateropus (e) 


Geocichla(a) Monticola(e) 
*Zoothera(a) Argya (e) 
*Drymoecinen (a) 


Calamoherpinen Calamoherpinen 
Acrocephalus (e) Locustella (a) 
Lusciniola(e) Ceitia(e) Horites (a) 

Phylloscopinen Phylloscopinen 
Phylloscopus (e) Reguloides (a) 


Hypolais(e) Abrornis(a) Regulus (e) 
*Geryone (a) 


Sylviinen ? Sylviinen 
[Drymodes (e)] Sylvia (e) 
Accentorinen ? Accentorinen 
[Origma u.a. (a)] Accentor (a) 
Saxicoliden (e) Saxicoliden (e) 
* Thamnobia (e) Saxicola (e) 
Pratincola (e) Dromolaea (e) 
* Kittacincla (e) Cercomeles (e) 
*Oreicola (e) 
Erithaciden Frithaciden 
Tarsiger (a) Phoenicurus (e) 
*Notodela (a) Erithacus(e) Grandala (a) 
*Larvivora (a) *Chaemarrhornis (a) 
Calliope (a) 
*Timaliüden (a?) Cincliden (a) 
*Pycnonotiden (a ?) Troglodytiden (n) 
Pariden (e) Panuriden (a) 
*Liotrichiden 


Laniiden (a) 
*Pachycephaliden (a) 
Certhiiden (a) 
Sittiden (a) 


*Nectariniiden 
*Zosteropiden 
*Meliphagiden 
*Phyllornithiden 
*Dicaeiden Hirundiniden 
Motacilliden Motacilliden 
Budytes (a) Calobates(a) Motacilla (e) 
*Nemoricola (a) * Heterura (a) 
Anthus (n) Corydalla(a) Fringilliden 
*Artamiden Emberizinen (a), erst im 
Sturniden Sturniden [QOuartär 


Sturnus (e) Sturnia (a) Pastor (e) 


Die Ausbreitung der Vögel. 125 


Spodiopsar (a) u.a. Ploceinen (ae) 
*Spermestinen Alaudiden 
Otocorys(e) Alauda (e) 
Galerita (e) Mirafra (ae) 
Ammomanes (e) 
Pyrrhulauda (ae) 


12. Struthioniden (ae über e) Casuariden (au) 
Dromaeiden (au) 


VI. Holarktische Region. 
P: paläarktisch, N: nearktisch (in der Region entstandene Gruppen 
siehe nächste Tafel). 
1. Microlestes- 2.Hystriciden- 3. Megalonyxschicht. 
Alteinheimisch Eozän(e), Oligozän (ol) Pliozän u. Ouartär 
und Miozän v. Indien (i), Afrika(ae) 
von Afrika (ae) Südamerika (s) 
1. fArchaeopterygiden PN 
2. fIchthyornithiden N 
Colymbiden PN 


Podicipitiden PN Diomedeinen Diomedeinen 
Procellarinen PN e:tOdontopleryxP(ae) Diomedea N (s) 
Puffininen e:tEupterornisP (ae) Puffininen 
Puffinus PN e:fArgillornisP(ae) Majagueus N (s) 
HAydrornis P Priocella N (s) 


Oestrelata P (ae) 
3. Suliden PN 
Phalacrocoraciden PN 
Pelecaniden PN 


Ardeiden Ardeiden Ardeiden 
Ardetta PN Ardea PN (ae) Florida N (s) 
Botaurus PN Ardeola P (ae) Butorides P (i) 
Nycticorax PN Bubalcus P (ae) Nyctanassa N (s) 
iProherodias N Herodias PN (ae) 
tBotauroides N Ciconiiden Ciconiiden 
TEoceornis N Ciconia P (ae) tCiconia N (s) 
tPelargopsis P (ae) 
Ibinen Ibinen 
PhlegadisPN GeronticusP Ibis N (s) 
tIbidibodia P 
Plataleinen PN 
tPalaeolodiden P Phoenicopteriden PhoenicopteridenN(s) 
P (ae) 
4. Cygninen PN 
Anserinen PN Anserinen 
Anser PN BerniclaPN u.a. Chenalopex P (ae) 
Anatinen PN Anatinen 
AnasPN OuerguedulaPN u.a. Dendrocygna N (s) 


12, Heft 


126 


Fuligulinen 


FuligulaPN Aethya PN u.a. 


Erismaturinen 
Merginen PN 
Remiornithinen P 
tLaornithinen PN 
tGastornithiden PN 


Dr. Th. Arldt: 


Fuligulinen 
Nyroca PN (ae s) 


ol: fCathartidenP(ae) Cathartiden N (s) 


Vulturiden P 
Aquilinen PN 
AguilaPN u.a. 
Accipitrinen PN 
Circus PN Astur PN 
Accibiter PN u. a. 
Falconinen PN 
Pandioniden PN 


. Gallinuloides N 
Meleagriden N 
Tetraoniden PN 
Lophophorinen P 
Phasianinen P N 
Euplocaminen P 


. Ralliden PN 


Rallus PN Porzana PN 
Fulica PN Crex P u.a. 


Gruiden PN 


8. Charadriinen 


Charadrius PN 
Aegialitis PN 
Haematopus PN 
Squatarola PN 
Arenaria PN u.a. 
Tringinen PN 
Scolopacinen PN 
tGraculavinen N 
Glareoliden P 
Stercorariinen 
Stercorarius PN 
Larinen PN 
Sterninen PN 
Alciden PN 


Gypogeraniden *Teratornithiden N (s) 


P (ae) Gypaätinen P (ae) 
Aquilinen P (i) 
Spizaetus P (i) 
Buteoninen 
Tachytriorchis N (s) 
TGeranaetus N (s) 
ButeoPN (ae s) 
Archibuteo NP (s) 
Accipitrinen N (s) 
7Morphnus N (s) 
AntenorN (s) 
Polyborinen N (s) 


Turniciden P (i) 
Craciden N (s) 


Turniciden P (ae) 


Gallinen P (i) Pavoninen PN (i) 


Ralliden 
Gallinula PN (ae s) 
Porphyrio P (ae) 
Coturnicops NP (s) 


Charadrlinen 


Otididen P (ae) 


Charadriinen 
Hoploßterus P (ae) 
Eudromia P (ae) 


Oedicnemiden P (ae) 

Stercorariinen 
Megalestris PN (s) 

Columbiden 
Treron P (i) 
Carpophaga P (i) 


Columbiden 
Columba P (ae) 


L1, 


Die Ausbreitung der Vögel. 127 


Pterocliden P 


Cuculinen P 


Janthoenas P (i) 
Columba N (s) 
Ectopistes N (s) 
Zenaidura N (s) 
Turtur P (ae) 
Chaemepelia N (s) 
Melopelia N (s) 
Coccystinen P (ae) 


Cuculinen P 


ol: Cuculus P (ae) Hierococcyx P (i) 


ZanclostominenN (s) 


tMusophagiden P(ae)Crotophaginen N (s) 
tPsittaciden P (ae) Conuriden N (s) 
10. Alcediniden PN tLeptosomatinen 


Coraciinen P (ae) 


Meropiden P P (ae) 
Upupiden P CaprimulgidenP(ae)Caprimulgiden N (s) 
Strigiden PN CaprimulgusP (ae) Antrostomus N (s) 


Cypseliden PN tTrogonidenP (ae) 
Piciden PN 
Jynginen P N? 
Corviden PN 
Muscicapiden P 
Muscicapa Erythrosterna 
Turdiden PN 
Calamoherpinen P 
Phylloscopinen PN 
Sylviinen P 
Accentorinen PN 
Saxicoliden PN 
Erithaciden P 
Phoenicurus P 
Erithacus P u.a. 
Cincliden PN 
Troglodytiden PN 
Chamaeiden N 
Pariden PN 
Panuriden P 
Laniiden PN 
Certhiiden PN 
Sittiden PN 
Hirundiniden PN 
Hirundo PN Riparia PN 
Stelgidopteryx N Progne N 
Iridoprogne N Chelidonaria P 
Ampeliden PN 
Mniotiltiden N 
Vireoniden N 


Chordeiles N (s) u. a. 
Trochiliden N (s) 


Pittiden P (i) 
Tyranniden N (s) 
Orioliden P (i) 
Prionopiden P (ae) 
Campephagiden P {i) 
Muscicapiden 
Tschitrea P (i) 
Niltava P (i) u. a. 
Drymoecinen P 
Prinia P (ae) 
Cisticola P (1 ae) 
Scotocerca P (ae) 
Calamocichla P (ae) 
Erithaciden 
Larvivora P (i) 
Timaliiden P (i) 
Pycnonotiden P (i ae) 
Liotrichiden P (i) 
Nectariniiden P (i) 
Zosteropiden P (i) 
Hirundiniden 
Petrochelidon N (s) 


12. Heft 


128 Dr. Th. Arldt: 


Motacilliden PN Motacilliden 
MotacillaPN BudytesP u.a. Corydalla P (i) 

Caerebiden N Caerebiden 
[Stammformen] Certhiola N (s) 

Tanagriden N Tanagriden 
[Stammformen] Pyranga N (s) 

Icteriden N 

Fringilliden PN 

Emberiziden PN Emberiziden 
EmberizaP CalcariusPN u.a. Embernagra N (s) 

Sturniden P Porospiza N (s) 


Alaudiden PN 


12. tEnaliornithiden PN 7Struthioniden P (ae) 
7Hesperornithiden N 
?Macrornithiden P 
tDasornithiden P 
fMegalornithiden P 


Diese Tafeln geben eine genügend leichte Übersicht darüber, 
welche Gruppen von Vögeln man in den Faunen der südlichen Fest- 
länder während der einzelnen Perioden der Tertiärzeit zu erwarten 
hat. Nur die Norderdteile treten in dieser Regionalübersicht zu 
wenig hervor, weil sie eben zu einer einzigen großen Region zu- 
sammengefaßt werden müssen. Von ihnen müssen wir darum noch 
eine ergänzende Übersicht zusammenstellen, die allerdings nicht 
erschöpfend sein kann, da es, wie wir oben schon mehrfach aus- 
geführt haben, nicht immer möglich ist, die Heimat einer Gattung 
oder Familie auch nur mit einiger Sicherheit festzulegen. Die 
meisten Familien werden eben schon früh im Tertiär über alle drei 
Norderdteile verbreitet gewesen sein. In der folgenden Übersicht 
ordnen wir darum jedem Festlandsgebiete zunächst die in ihm 
heimischen Formen zu, die durch einen Stern bezeichnet sind und 
bemerken sonst hinter jeder, wann sie mutmaßlich das betreffende 
Festland erreicht hat. Dabei bezeichnen 1: Eozän, 2: Oligozän, 
3: Miozän, 4: Pliozän, 5: Quartär. 


Europa Asien Nordamerika 
1. *Archaeopterygiden *Archaeopterygiden 
(Jura) (Jura) 
*Ichthyornithiden 
2. *Colymbiden Colymbiden 4? *Colymbiden [(Kreide) 
*Podicipitiden Podicipitiden 3? *Podicipitiden 
*Diomedeinen 1 Diomedeinen 4 
TOdontopteryx (1) Diomedea 4 


fEußterornis (1) 

tArgillornis (1) 

Procellarinen Procellarinen Procellarinen 

Puffininen Puffininen Puffininen 
Puffinus Puffinus Puffinus 


Die Ausbreitung der Vögel. 129 


*t Hydrornis (3) Priocella 4 
Oestrelata Majaqueus 4 
3. *Suliden Suliden 2? *Suliden 
Phalacrocoracinen Phalacrocoracinen Phalacrocoracinen 
Pelecaniden Pelecaniden Pelecaniden 
Ardeiden Ardeiden Ardeiden 


Ardea3 Ardeola3 Ardea3 Avdeola3 Ardea 4 Florida 4 
Bubalcus3 Herodias3 Bubalcus3 Herodias3 Herodias4 Ardetta 
Ardetta Botaurus Ardetta Botaurus Botaurus N ycticorax 


Nycticorax Nycticorax 1 Botauroides 
Butorides 4 TEoceornis 
1Proherodias 
Nyctanassa 4 
Ciconiiden Ciconiiden tCiconiiden 
Ciconia 3 Ciconia 3 TCiconia 4—5 
TPelargoßsis 3 
Ibinen Ibinen Ibinen 
Phlegadis Phlegadis Phlegadis 
*Geronticus Geronticus 3 
1Ibidipodia (3) 
Plataleinen Plataleinen Plataleinen 
Phoenicopteriden 3 TPhoenicopteriden4—5 
tPalaeolodiden (bis 3) 
*Cygninen Cygninen 3 Cygninen 3 
Anserinen Anserinen Anserinen 
Anser Chen Anser Chen Anser Chen 
Bernicla Branta Bernicla Branta Bernicla 
Chenalopex 4 *Chloebhaga 
Anatinen Anatinen Anatinen 


Anas Ouerguedula Anas Ouerguedula Anas OQmuerquedula 
Nettion3 Mareca3 Nettion3 ? Mareca3 ? *Nettion *Mareca 
Dafıila 3 Spatula3 Dafila3?*Spatula *Dafila Spatula3 ? 


Chaulelasmus *Aix Chaulelasmus Aix3? Chaulelasmus 
Casarca 3 Tadorna3 *Casarca *Tadorna Dendrocygna 4 
Fuligulinen Fuligulinen Fuligulinen 
Fuligula Fuligula Fuligula 
Somateria u.a. Somateria u.a. Somateria u.a. 
Aethya Nyroca4 Aethya Nyroca4 Aethya Nyroca 4 
Erismaturinen 2 *Frismaturinen 
Merginen Merginen Merginen 
*+Remiornithinen (1) 
tLaornithinen (3) *+Laornithinen (Kreide) 
*tGastornithiden (1) *+Gastornithiden (1) 
4. fCathartiden 2 Cathartiden 4 
Gypogeraniden 3 *tTeratornithiden 4—5 
*Vulturiden Vulturiden 4 
Gypa£tinen Gypaätinen 3 


Archiv für Naturgeschichte 
1915. A. 1. 9 12. Heft 


130 Dr. Th. Arldt:- 


Aquilinen Aquilinen Aquilinen 
* Aquila Haliaötus 3 Aguila3*Haliaetus Agnila 4 


Elanus *Nisaötus Elanus Nisaetus3 Haliaetus 4 
*Cjrcaetus *Milvus Circaetus3 Milvus3 Elanus 
Pernis 3 * Pernis Spizaetus 4 
Buteoninen Buteoninen Buteoninen 
Buteo 4 Buteo 4 Buteo 4 * Archituieo4 
Archibuteo 5 Archibuteo 5 Tachytriorchis 4 
iGeranoaetus —9 
Accipitrinen Accipitrinen Accipitrinen 
*Circus Astur 3 Circus 3 Circus 3 Astur 3 
Accipiter3 } Teracus(2)* Astur * Accibiter Morphnus 
7Palaeocircus (2) Accipiter 3 Antenor 4 4d—5 
Polyborinen 4 
Falconinen Falconinen Falconinen 
Pandioniden 3 *Pandionjden Pandioniden 3 


6. Turniciden 3 Turniciden 4 


*Tetraoninen Tetraoninen 3 
*Perdicinen Perdicinen 
* Francolinus Francolinus 3 


*t Palaeortyx (2 —83) *Coturnix 
*1 Palaeoperdix (3) 


Caccabis3 Perdix 


*tGallinuloides (1) 
Craciden 4 
*Meleagriden 
*Tetraoninen 
*Odontophorinen 


Coturnix 3 *Lerwa *Tetraogallus 

* Ammoperdix Pavoninen 4 tPavoninen 4—9 

*Caccabis Perdix *Lophophorinen 

Phasianinen 3—4 *Phasianinen 1Phasianinen 2—4 

*Fuplocaminen 
Gallinen 3 Gallinen 3 
7. Ralliden Ralliden Ralliden 

Rallus  Porzana Rallus Porzana Rallus Porzana 
Gallinula4 Fulica Gallinula4 Fulica Gallinula4 Fulica 
Porphyrio4*Crex Porphyrio 4 * Aramides ? 

*iGydsornis (2) *Corethura *+ Telmatornis(Kreide) 

Coturnicops 4 
*Gruiden Gruiden vor 3 *Gruiden 
Otididen 3 Otididen 3 
8. Charadriinen Charadriinen Charadriinen 

Charadrius Aegialitis Charadrius Charadrius 
Himantopus Aegialitis Aegiahtis 
Squatarola Arenaria Himantopus Himantopus 
Hoploßterus 3 Squatarola Sqguatarola 
Eudromia 3 Arenaria Arenaria 
Chaetusia Hoploßterus 3—4 *Aphriza | 

*Vanellus Eudromia 3—4 *tLimicolavıs (3) 


*t.Dolichoßterus (2) 


Chaetusia V anellus 


Die Ausbreitung der Vögel. 131 


Tringinen Tringinen Tringinen 
Scolopacinen Scolopacinen Scolopacinen 

Gallinago*Calidris GallinagoCalhdris3 _Gallinago Cahdris3-4 
*Scolodax Scolobax 3 


*Eurhinorhynchus *Philohela 
Macrorhamphus 5 Macrorhamphus 4 *Macrorhamphus 


Ereunetes 5 * Eyeunetes 
*Glareoliden Glareoliden 3 *TGraculavinen 
[(Kreide) 
Oedicnemiden 3 Oedicnemiden 3 
Stercorariinen Stercorarlinen Stercorarlinen 
Stercorarius Stercorarius Stercorarius 
Megalestris 5 Megalestris 5 Megalestris 5 
Larinen Larinen Larinen 
Sterninen Sterninen Sterninen 
*Sterna caspia *Sterna dugalli *Sterna macrura ? 
*St. hirundo *St. bernsteini 
*S}. minulta *St. bergai 


*Sf. balaenarum 
*Hydrochelidon leucobteraHydrochelidon *Hydrochelidon nigra 
Gelochelidon Anous *Gelochelidon Anous Gelochelidon Anous 


Alciden Alciden Alciden 
*Pterocliden Pterocliden 
Columbiden Columbiden Columbiden 
Columba 3 Treron 4 Columba 4 
Turtur 4 Carpophaga 4 *FEctopistes 4 
Janthoenas 4 *Zenaidura 4 
Alsaecomus 4 Chaemepelia 4 


Columba3 Turtur4 Melopelia 4 
9. Coccystinen 4 


Cuculinen Cuculinen Zanclostominen 4 
Cuculus 2 Cuculus 3 Crotophaginen 4 

7Musophagiden 3 Hierococcyx 4 

1Psittaciden 3 Conuriden 4 

10. fLeptosomatinen 3 

Coraciinen 4 Coraciinen 4 

*Alcedininen Alcedininen 3 

Cerylinen 4? Cerylinen 3 *Cerylinen 
Daceloninen 3 *Daceloninen 

*Meropiden Meropiden 3 

tBucerotinen 3 *tBucerotinen 

*Upupinen Upupinen 3 

Buboninen Buboninen Buboninen 

Striginen Striginen Striginen 
Stirix Nyctala Strix Nyctala Strix Nyctala 
Syrnium Syrnium Syrnium*Glaucidium 
*Glaucidium Glaucidium 3 *Sheotyto *Micrathene 


*Athene *Nyctea *Ninox Athene3 *Nyciea Surnia 
9* 12. Heft 


152 


Surnia 
Caprimulgiden 
Caprimulgus 3 


Chaeturinen 
tCallocalia 3 


Apodinen 

* Apus 

tTrogoniden 3 

Picinen 
Picoides 
Picus 3 

*Dryocopus 


*Dendrocopus 
* Tynginen 


11: 
Corvinen 


Dr. Th. Arldt: 


Surnia 
Caprimulgiden 
Caprimulgus 3—4 


Chaeturinen 
Chaetura 3 

*tCallocalia 

Apodinen 
Apus 


Picinen 
Picoides 

* Picus 

* HT yopicus 

* Tungipicus 
Dendrocopus 3 


Jynginen 3 
Pittiden 4 
*Corvinen 


Corvus 3 *Colaeus *Corvus Colaeus 3 


*Prca 
Cyanopica 3 
Garrulinen 3 
Nucifraga 3 
Garrulus 3 


Perisoreus 5 


* Pica 

*Cyanopica 

Garrulinen 2 

*Nucifraga 

*Garrulus 

* Podoces 
Perisoreus 


Pyrrhocoracinen3—4*Pyrrhocoracinen 


Orioliden 4 


Orioliden 4 


Prionopiden 4 (nur Campephagiden 4 


*1 Minerva (1) 
Caprimulgiden 
Antrostiomus 4 
* Phalaenoßtilus 4 
Nyctidromus 4 
Chordeiles 4 
Chaeturinen 
*Chaetura*Cypseloides 
* Nephaecetes 
Apodinen 
* Aöronautes 
Trochiliden 4 
Picinen 
Picoides Picus 3 
*Shphyrodicus 
*Campepthilus 
* Hylatomus 
*Centurus*Melanerpes 
*Colabtes 
tJynginen? (1) 
Tyranniden 4 
Corvinen 
Corvus 3 * Picicorvus 
Pica 5 
*Gymnokitta 


*Garrulinen 


Nucifraga 4—5 
*Cyanurus 
* Psilorhinus 
Perisoreus 


Nordafrika) 
*Muscicapiden Muscicapiden 
* Muscicapda Muscicapa 3 Erythrosterna 3 
* Erythrosterna *Xanthopygia4 Hemichelidon 4 
Niltava 4  Cyanopttila 4 
Eumyias 4 Siphia 4 
Tschitrea 4 Stoprola 4 
Terpsiphone 4 
Turdiden Turdiden Turdiden 
Turdus3 *Monticola* Turdus Monticola4 Turdus 3 Geocichla3 
* Argya *Geocichla * Mimus*Oreoscoptes 
*Cryateropus *Oreocincla *Galeoscoptes 
*Cossipha *Orocaetes * Harporhynchus 
Drymoecinen Drymoecinen 


Prinia 4 Cisticola4 Cisticola 4 


Die Ausbreitung der Vögel. 133 


Scotocerca 4 
Calamocichla 4 (Kap Verd. Ins.) 
Calamoherpinen *Calamoherpinen 


* Acrocephalus Acrocephalus 3 

* Potamodus Potamodus 3 

* Lusciniola ? Lusciniola 3 
Locustella 3 *Locustella Cettia 3 
*Cettia *Horites *Dumeticola 


Phylloscopinen *Phylloscopinen Phylloscopinen 
* Phylloscopus(Osten) Phylloscobus 3 *Polioßtila 3 


*Hybolais Hypolaıs 3 *Myiadestes 3 
Reguloides 3 * Reguloides 
* Regulus Regulus 3 ‚ Regulus 4 
* Abrornis 
*Leptopoecila 
*Lobhobasileus 
*Sylviinen Sylviinen 3 
Accentorinen 3 *Accentorinen Accentorinen 4 
*Saxicoliden Saxicoliden 3—4 Saxicoliden 5 
Erithaciden Erithaciden 
* Phoenicurus Phoenicurus3 Erithacus 3 
* Frithacus *Grandala  *Tarsiger 
* Luscinia Larvivora 4 *Calliope 
Cincliden 3 *Cincliden Cincliden 5 
Timaliiden (nur Timaliiden 4 


Vorderasien) 4 
Pycnonotiden 4 Pycenonotiden 4 
Troglodytiden 3 _Troglodytiden 4 *Troglodytiden 


(v. Europa) *Chamaeiden 
*Pariden Pariden *Pariden 
* Parus Parus 3 Parus 3—4 
* Aegithalus Aegithalus 3 * Psaltriparus 
* Anthoscopus Anthoscopus 3 * Auribarus 
* Aegithaliscus (Iran) 
*Paradoxornithinen 


Panurinen 3—4 *Panurinen 
Liotrichiden 4 


Laniiden 3 *Laniiden Laniiden 4 
Certhiiden 3 *Certhiiden Certhiiden 4 
Sittiden 3 *Sittiden Sittiden 4 
Nectariniiden 4 (nur Nectariniiden 4 

Palästina) Zosteropiden 4 
*Hirundiniden Hirundiniden _*Hirundiniden 

Hirundo * Riparia Hirundo Hirundo Riparia 

Chelidonaria 3 Riparia 3 Petrochelidon 4 

*Chelidonaria * Stelgidopteryx 
* Pyogne *Iridoprogne 

*Ampeliden Ampeliden 3 * Ampeliden 


12. Heit 


134 Dr. Th. Arldt: Die Ausbreitung der Vögel. 


Motacilliden 


*Mniotiltiden 
' *Vireoniden 
Motacilliden Motacilliden 


* Motacilla Budytes3 Motacilla3* Budytes Motacilla 5 


Anthus 3 Calobates 
Corydalla 4 


*Fringillinen 
* Fringilla 
*M ontifringilla 
* Passer * Petronia 
*Gymmoris 
*Carpospiza 
*Coccothraustes 


*Pyrrhulinen 

* Acanthis 

*Chrysomitris 

*Carpodacus 

*Loxia *Pinicola 

*Carduelis*Serinus 

* Metoponia*Chloris 

* Poliospiza 

*M ycerobas 4 
Rhodospiza 

* Rhodopechys 

* Pyrrhula 

* Frythrospiza 

Emberiziden 
Emberiza 5 
Euspiza 4—5 


Calcarius 5 
Passerina 5 


3 Anthus3*Calobates Neocorys 

*Dendronanthus * Anthus 
Caerebiden 4 
Tanagriden 4 


*Icteriden 
Fringillinen *Fringillinen 
Fringilla 3 *Coturniculus 
Montifringilla 3 
*Leucosticte 3 Leucosticte 5 


Passer3 Petronia3 
*Fringillauda 3 


Coccothraustes 3 Coccothraustes 5 
*Fuphona 3 

Pyrrhulinen 3 Pyrrhulinen 
Acanthis 3 Acanthis 5 
Chrysomitris 3 Chrysomitris 2 
Carpodacus 3 Carpodacus 2 
Loxia3 Pinicola3 Loxia A—5 
Carduelis 4 Pinicola 4—5 


* Procarduelis3 Metoponia3 

Chloris 3 Channoproctus 
*M ycerobas Pycnorhamphus 
*Uvagus 3 Pyrrhula 3 

Erythrospiza 4 _*Coccoborinen 
*Propyrrhula 3 *tPalaeofringillinen (2) 
* Pyrrhospiza 3 


*Emberiziden Emberiziden 3 
* Emberiza *Chondestes Euspiza 4—5 
* Fuspiza *Centronyx Calcarius 5 
*Urocynchramus Passerina5 *Embernagra4 
*Calcarius * Pipilo * Tunco 
* Passerina *Zonotrichia *Melospiza 


* Passerella *Spizella  Passerella 4-5 
* Passerculus* Pooecetes 
* Ammodromus * Peucaea 
*Cyanospiza Poospiza 4 


*Sturniden Sturniden 3 
*Sturnus * Pastor Sturnus 3 *Sturnia 3 
* Amydrus *Spodiopsar 3 
*Alaudiden Alaudiden 3 Alaudiden 4—5 
12. }Enaliornithiden (Kreide) +Enaliornithiden (Kr.) 
7Struthioniden 3—4 *+Hesperornithiden 


{Macrornithiden (2) (Kreide) 


Embrik Strand: Psociden-Gespinste aus Paraguay. 135 


tDasornithiden (1) 

‘Megalornithiden (1) 

So läßt sich die Verbreitung der Vögel wenigstens in den 
großen Zügen auf die ehemalige Verteilung von Land und Meer 
zurückführen. Im einzelnen ist freilich noch gewaltig viel zu tun, 
und gerade darauf sollten unsere Ausführungen besonders mit hin- 
weisen. In vielen Fällen läßt sich überhaupt noch nichts sicheres 
über Ort und Zeit der Entstehung einer Gruppe aussagen, und wo 
sich der Ort mit einiger Sicherheit feststellen läßt, da bleibt die 
Frage der Zeit der Verbreitung immer noch offen. Manche Gruppe, 
deren Verbreitung wir vorläufig in die Zeit des Miozän versetzt 
haben, eine Zeit, in der die damals vollzogene Verbindung zwischen 
dem alten, Nordasien umfassenden Angaralande und Europa tief- 
gehende Einflüsse auf die Faunen aller Norderdteile ausüben 
mußte, mag vielleicht erst im Pliozän den Weg aus seinem Heimat- 
lande in periphere Gebiete gefunden haben. Hier kann nur die 
Spezialuntersuchung recht vieler Gruppen zum Ziele führen, etwa 
in der Weise, wie die Untersuchung der Ammern durch Duncker. 
Dann erst wird das jetzt mehr in den allgemeinen Zügen festge- 
haltene Bild schärfere Züge erhalten und allmählich zu einem bis 
ins einzelne gehenden Verständnis der Ausbreitung der Vogelklasse 
führen, trotzdem bei dieser die paläontologischen wie die tier- 
geographischen Grundlagen für eine solche Untersuchung ganz 
besonders ungünstig sind, dort wegen der außerordentlich geringen 
Zahl und schweren sicheren Bestimmbarkeit der fossilen Reste, 
hier wegen der großen Ausbreitungsfähigkeit vieler Vögel, die an 
den Schranken nicht halt zu machen brauchen, die das Meer um 
das Festland zieht. 


Psociden-Gespinste aus Paraguay. 
Von 
Embrik Strand, Berlin. 


(Mit einer kolorierten Tafel.) 


Es liegt mir eine auf unserer Tafel, Fig. 1, wiedergegebene, 
von Herrn Karl Fiebrig in Paraguay stammende, dort an Ort und 
Stelle von ihm angefertigte Abbildung eines Psociden-Gespinstes 
vor, die unsere Kenntnisse dieser interessanten, in diesem Falle 
geradezu wundervollen Gewebe beträchtlich ergänzt, trotzdem die 
betreffende Art leider nicht bekannt ist und trotzdem die zu- 
gehörigen, vom genannten Herrn übersandten Mitteilungen nicht 
so ausführlich sind, wie man hätte wünschen können. Er teilt 
folgendes aus seinem Tagebuch mit: „Nr. 4519. Psoci. 20. 
September. Auf Blatt von Rapanea laetevirens zwei Gespinste [von 


12, Heft 


136 Arnold Schultze: 


denen nur das eine abgebildet wurde], unter denen je 8 grünlich- 
gelbe Eier in zwei Reihen längs des Mittelnerves des Blattes 
lagen. Jedes Gespinst wurde durch drei Schichten gebildet; 
die oberste bestehend aus zwei gegenüberliegenden Reihen von je 
6 Knotenpunkten, von denen straff gespannte seilartige Fäden 
über das Gewebe hin ausstrahlten; die nachfolgende stellt ein 
zartes rundliches Gewebe vor, während eine dritte Schicht, unter 
dieser, das Feld, auf denen die Eier sich befinden, noch extra _ 
bedeckt. An dritter Stelle auf demselben Blatte fanden sich die 

erwähnten 2x6 Reihen von Seilen, ohne das übrige Gewebe; 
dabei saß eine Psocide, die wahrscheinlich im Begriff war, ein drittes 
Ei-Gespinst zu fertigen. (Eier des einen Gespinstes in Formalin.) 
Wundervolles Gewebe! — Junge Psociden abgetötet, 25. Septbr.‘ 

Figur 2 unserer Tafel soll auch ein Psociden-Gespinst dar- 
stellen, jedenfalls von einer ganz anderen Art. Leider liegen dazu 
gar keine Mitteilungen vor. 

Eine besonders ausführliche und interessante Darstellung der 
Spinntätigkeit einer exotischen Psocide (Archipsocus recens End., 
aus Hinterindien) verdanken wir L. Biro in: Rovartani Lapok 
VIIT., p. 204—5. Seine in ungarischer Sprache geschriebene Arbeit 
ist in: Enderlein, Die Copeognathen des indo-australischen Faunen- 
gebietes (Ann. Mus. Nat. Hung. I (1903), p. 198 und 287—9, t. 8, 
f. 50b) in deutscher Übersetzung wiedergegeben und mit einer 
photographischen Abbildung von einem Stück Rinde mit Ge- 
spinsten versehen, welche Gespinste vielfach ganze Baumstämme 
bis zu8m Länge überziehen und jedenfalls von dem hier behandelten 
Gespinst ziemlich verschieden sind. — Sonst ist in der Literatur 
über Gespinste von Psociden so verschwindend wenig enthalten, 
daß es sehr verdienstlich wäre, wenn Sammler, insbesondere Tropen- 
sammler darauf achten würden. 


Weitere neue Rhopaloceren aus der 
Ausbeute der Il. Inner-Afrika=Expedition 
des Herzogs AdolfFriedrich zu Mecklenburg. 


Von 
Arnold Schultze. 


1. Cymotho& theobene Dbl. u. Hew. ab. 2 sordida ab. ? nov. 

Von dieser Aberration, die ich bereits 1906 in zwei Stücken 
bei N’Kore im Gebiet des oberen Croßflusses (Nord-West-Kamerun) 
erbeutete, habe ich keine Beschreibung finden können, weshalb 
ich sie hier bespreche. 


Archiv für Naturgeschichte 81. Jahrg. 1915 Abt.A. Strand. 


TR, Ltr. An sH Merk) 
[1 SLQISET DIL ATSE, NEU [ 


Strand: Psociden-Ge spinnste aus Faraguay. 


Weitere neue Rhopaloceren aus d. Ausbeute der II. Inner-Afrika-Exped. 137 


Ab. 9 sordida unterscheidet sich dadurch von typischen 99, 
daß auf die Oberseite die weiße Färbung (bis auf mehr oder weniger 
deutlich bleibende kleine weiße Flecken saumwärts der post- 
medianen schwarzbraunen Keilflecken bezw. der submarginalen 
Kappenlinie) durch schwarzbraune Beschuppung verdunkelt ist. 
4 99 bilden Übergänge zu dem typischen Cym. theobene Dbl. u. 
Hew. 9, indem die postmediane Querbinde stark eingeengt, aber, 
wenigstens auf den Vorderflügeln, deutlich ist. 


Ab. sordida scheint, soweit: die Fundorte erkennen lassen, 
überall unter der Stammform vorzukommen. 

5 92 der ab. sordida von N’Kore — Nord-West-Kamerun 
(23. IV. 06). Coll. Schultze.; Belg. Congo, Kimuenza (16.—26. 
IX. 10), Süd-Kamerun, Yukaduma (10.—17. IV. 11); sowie 4 29 
trs. adf. ?typ. von Süd-Kamerun, Molundu (27. XI.—11. XII. 10). 
Belg. Congo, Duma (Ubangi-Distr.) (7.—15. X. 10). (Zoolog. 
Mus. Hamburg und Senckenb. Mus. Frankfurt a. M.). 


2. Cymotho& oemilius Doumet ab. achillides ab. nov. 

Diese interessante Aberration bildet ein Gegenstück zu der 
bekannten prächtigen und seltenen ab. frederica Dist. derselben 
Art. Während indessen bei ab. Cym. frederica die Mittelbinde 
auf der Oberseite in jedem Felde zu einem langen den Saum errei- 
chenden Strahl ausgezogen ist, hängt sie bei ab. achillides nur mit 
den Diskalflecken mehr oder weniger vollständig zusammen; 
hierdurch kommt, besonders auf den Hinterflügeln, eine sehr 
breite Ouerbinde zustande, die dem Tiere eine gewissesÄhnlichkeit 
mit dem südamerikanischen Morpho achilles L. verleiht. 

Das einzige Stück, ein $, wurde von mir im Urwald bei N’gola 
— Gebiet des oberen Djah (Süd-Kamerun) — am 28. IV. 11 erbeutet 

Zool. Museum Hamburg. 


3. Cymotho& owassae nov. spec. &. 

Diese schöne neue Art, von der nur ein einziges, leider an beiden 
Hinterflügeln stark beschädigtes Stück, ein d, vorliegt, steht 
ganz isoliert. Oberseits hat sie noch am meisten Ähnlichkeit mit 
Cym. beckeri H.-Sch. &, auf der Unterseite mit dunklen Stücken 
der Cym. adelina, Hew. d, mehr aber noch mit der seltenen Cym. 
heliada Hew. £&. 

Soweit die vollkommen erhaltenen Vorderflügel und die Rudi- 
mente der Hinterflügel bei dem augenscheinlich durch einen nach- 
stellenden Vogel stark verletzten Stück erkennen lassen, ist die 
Grundfarbe der Oberseite rahmgelb wie bei Cym. caenis Drury und 
Verwandten. Das Wurzeldrittel beider Flügelpaare ist grünlich- 
grau beschuppt; auf den Vorderflügeln erreicht die graue Be- 
schuppung den Ursprung von R1, auf den Hinterflügeln füllt sie 
noch die Wurzel vonF 3 aus, reicht aber sonst nach hinten nicht 
über die Zelle hinaus. Auf den Vorderflügeln ist der Saum, fast 
bis zur Mitte des Flügels, breit orangebraun gefärbt, ebenso die 
Wurzel des Vorderrandes bis über die Spitze der Zelle hinaus. 


12. Heft 


138 Arnold Schultze: 


Die helle Grundfarbe bildet also hier zwischen der grauen Wurzel 
und der orangebraunen Saumhälfte eine breite Binde. In dem 
orangebraunen Saum ist die schwarze submarginale Kappenlinie 
die in F 3 und 4 der Wurzel genähert ist, deutlich sichtbar; zwischen 
ihr und dem Rande ist der Saum durch schwarzbraune Schuppen 
verdunkelt. Auf den Hinterflügeln ist der orangebraune Saum 
anscheinend etwas schmäler, aber mit nach hinten zunehmender 
Breite derart durch schwarzbraune Schuppen verdunkelt, daß 
F1a—2 nahezu vollkommen schwarzbraun erscheinen. Die 
schwarze submarginale Kappenlinie ist, soweit man erkennen 
kann, deutlich und wahrscheinlich vollständig. 

Die Grundfarbe der Unterseite ist lebhaft hell ockergelb, 
größtenteils aber durch kastanienbraune, rostfarbige und veilbraune 
Zeichnungen verdrängt. Die sehr kräftige, fast vollkommen ebene 
dunkelkastanienbraune, auf beiden Flügeln deutliche Ouerlinie 
verläuft ganz wie bei Cym. heliada Hew. oder Cym. reinholdi Plötz. 
Auf den Vorderflügeln grenzen sie sowie die hellbraune schwarz 
umrissene Zellmakel, ferner die zackigen, braun eingefaßten 
Zeichnungen am Ende der Zelle und in der Wurzel der Felder 
1a—3 helle Flecke der Grundfarbe ab. Saumwärts der Ouerlinie 
sind die Flügel fast so stark verdunkelt wie bei helleren Stücken der 
Cym. beckeri H.-Sch.; nur wenig deutliche pfeilförmige Flecken 
der Grundfarbe bleiben hier sichtbar. Auf den Hinterflügeln ist 
die Verdunklung der Grundfarbe in der Wurzelhälfte so stark, daß 
nur ein heller, nach hinten spitz zulaufender Fleck längs der Quer- 
linie in F5—8 übrig bleibt. 

Die Flügelspannung beträgt 49 mm. 

Ich erbeutete das einzige Stück am 1. XI. 11 gegen Ende der 
Regenzeit nach einer aufregenden Jagd in dem unwirtlichen Nebel- 
walde des O-Wassa (Fernando-Poo) in 1500 m Höhe, wo auch 
Myc. feae Auriv. flog. Cym. owassae, eine der interessantesten 
Arten der Gattung, scheint auf die Insel beschränkt zu sein und 
ist wahrscheinlich sehr selten. Das Vorkommen einer Cymothoö 
in so großer Höhe ist sehr bemerkenswert. 

Zool. Mus. Hamburg. 


4. Euptera falsathyma nov. spec. 9. | 

Diese interessante, nur in einem Q vorliegende neue Art steht 
der Euptera elabontas Hew. sehr nahe, ist indessen sowohl durch 
etwas andere Anordnung der weißen Zeichnungen wie besonders 
auch durch die abweichende Grundfarbe der Unterseite von dieser 
— d. h. dem @ — verschieden. 

Auf der Oberseite der Vorderflügel ist die bei Eupt. elabontas 
deutliche weiße Querbinde in der Wurzel der Felder 1a—2 nur 
angedeutet, fast verschwunden; die bei Eußt. elabontas in F2 
sehr breit werdende und bis F3 zusammenhängende Diskalbinde, _ 
ist bei R2 und 3 breit unterbrochen und hier um die Hälfte 
schmäler. Auf der Oberseite der Hinterflügel ist die erste Ouer- 


Weitere neue Rhopaloceren aus d. Ausbeute der II. Inner-Afrika-Exped. 139 


binde nicht, wie bei Euft. elabontas wenigstens annähernd, gleich 
breit, sondern am Innenrand sehr schmal, nach vorne dagegen stark 
verbreitert; die zweite Querbinde (Diskalbinde) ist etwas schmäler 
als bei Eupt. elabontas; sie erreicht wie bei dieser Art und allen 
durch eine solche Ouerbinde ausgezeichneten 92 der Gattung (im 
Gegensatz zu der verwandten Gattung Pseudathyma) nicht bis an 
R1a heran, sondern verschmälert sich noch vor Rib um die 
Hälfte und wird dann durch einen kleinen weißen Fleck fortgesetzt, 
der indessen Ria nicht berührt. Auch der Verlauf der feinen 
submarginalen Bogenreihe ist etwas anders wie bei Euff. elabontas, 
denn während sie bei dieser Art am Analwinkel deutlich weiter 
vom Außenrande entfernt ist als in F 7, bleibt sie bei Eubt. falsa- 
thyma überall gleich weit vom Außenrande (der nach hinten 
weniger ausgezogenen, mehr gerundeten Hinterflügel) ab. Auch 
die Form der einzelnen Bogen ist anders; bei Eußt. elabontas sind 
sie unregelmäßig und z. T., besonders deutlich in F 1c, w-förmig 
geschwungen; bei Eu#t. falsathyma sind sie durchweg flach und 
nahezu gleichmäßig. 

Während die Grundfarbe der Unterseite bei Euft. elabontas 
olivgelb ist, stimmt sie bei Eupt. falsathyma mit derjenigen der 
Oberseite überein. Alle weißen Zeichnungen sind hier derart 
verbreitert, daß die weiße Färbung fast vor der (mattschwarzen) 
Grundfarbe vorherrscht. Auf den Vorderflügeln verläuft längs des 
Vorderrandes der Zelle ein weißer Strich, auf den Hinterflügeln 
wurzelwärts der oberseits vorhandenen beiden Ouerbinden eine 
dritte, die nach hinten den Innenrand einfaßt, außerdem begleitet 
ein kleiner weißer Ouerfleck die innerste Grenze der Costa. 


Ich erbeutete das einzige Stück dieser sicherlich enorm seltenen 
Art bei Malen (Süd-Kamerun) am 29. IV. 11 im Urwald. 
Zool. Museum Hamburg. 


5. Euptera hirundo Stgr. 2. 

Das hier besprochene Euftera 2 hielt ich zuerst für ein etwas 
abweichendes @ von Eußt. pluto Ward, dann gar für eine neue Art; 
nach einem genauen Studium der Staudingerschen Beschreibung 
von Euft. hirundo und der später veröffentlichten Abbildung bin 
ich zu der Überzeugung gekommen, daß es sich hier nur um das 
bisher unbekannte ® dieser Art handeln kann. Zwar könnte die 
scharfe Begrenzung der hellen Zeichnungen auf der Unterseite 
dieses @ im Gegensatz zu der hier verschwommenen Zeichnung des 
Eupt. hirundo $ in dieser Auffassung wieder irre machen; allein 
es ist eine bekannte Tatsache, daß die 22 vieler Nymphaliden auf 
der Unterseite weit schärfer gezeichnet sind als die zugehörigen dd. 

Auf der Oberseite hat das @ von Euftera hirundo Stgr. große 
Ähnlichkeit mit dem von Euft. pluto Ward, aber die Begren- 
zung der breiten weißen Mittelbinde ist etwas anders. Auf den 
Vorderflügeln dringt nämlich das scharf umrissene schwarze 
Wurzelfeld bei R 3 und 4 mit je einem langen zahnartigen Vorsprung 


12. Heft 


140 Arnold Sehultze: 


so weit saumwärts vor, daß hier die Binde schmäler wird als in den 
übrigen Feldern. Auf den Hinterflügeln bildet das schwarze 
Wurzelfeld einen ebensolchen Zahn bei R7. Nach hinten läuft die 
innere Grenze der Binde ein beträchtliches Stück an R 1b entlang 
und wird dann nach dem Innenrande zu durch einen kleinen Fleck 
fortgesetzt, der Ria nicht erreicht. 

Die Grundfarbe der Unterseite entspricht etwa der Färbung 
von hellem Milchkaffee. Grenzen und Ausdehnung der weißen 
Zeichnungen sind wie auf der Oberseite. Auf den Hinterflügeln 
befinden sich innerhalb des dunklen Wurzeldrittels einige ver- 
schwommene weißliche Flecken in der Zelle sowie in der Wurzel 
der Felder 6—8. 

Thorax und Abdomen sind auf der schwarzen Rückenseite 
undeutlich schmutzigweiß gefleckt, auf der Unterseite sind beide 
lehmgelb. 

Die Flügelspannung beträgt 41 mm. 


Ich erbeutete das einzige Stück am 25. XI. 10 bei Molundu 
(Süd-Ost-Kamerun) an Leopardenlosung. 
Zool. Mus. Hamburg. 


6. Neptis metella Dbl. u. Hew. ab. brunni ab. nov. (4. 

Diese hübsche (melanotische) Aberration von Neptis metella 
Dbl. u. Hew. unterscheidet sich auf der Oberseite von typischen 
Stücken der Art dadurch, daß die Diskalflecken der Vorderflügel 
und die Mittelbinde der Hinterflügel verschwunden bezw. nur 
noch durch kleine grauweiße verschwommene Flecken angedeutet 
sind, während merkwürdigerweise der weiße Längsstrahl in der 
Vorderflügelzelle gut entwickelt ist. Außerdem sind auf den Hinter- 
flügeln die erste und zweite Reihe von weißlichen Strichen vor dem 
Saume zu einer einzigen Reihe diffuser weißer Flecken zusammen- 
geschwommen, die die wurzelwärts gelegene dunkle Fleckenreihe 
bis zur Mitte des Flügels zurückdrängt. 

Auf der Unterseite entspricht die Ausdehnung der weißen 
Zeichnungen im allgemeinen derjenigen der Oberseite. Besonders 
merkwürdig ist hier auf den Hinterflügeln die Anordnung der 
schwarzen Flecken: Die nächst der Wurzel gelegenen sind sehr 
groß und z. T. zusammengeflossen, die sonst zu beiden Seiten der 
weißen Mittelbinde sichtbaren Flecken sind zu einer Reihe lang- 
gezogener Flecken zusammengeflossen: wurzelwärts von diesen 
befinden sich in F4—#6 verschwommene weiße Flecken. 

Die interessante Aberration erbeutete ich zusammen mit 
typischen Stücken von Neßt. metella Dbl. u. Hew. am 21. XI. 10 
bei Molundu (Südost-Kamerun). 

1 & Zool. Mus. Hamburg. 


7. Neptis lucayensis nov. spec. {. 

Auch diese interessante Neptis ist vielleicht nichts anderes als 
eine melanotische Aberration einer anderen Art; da aber gerade 
die weiße Bindenzeichnung der Vorderflügel fehlt, ist es schwer, 


Weitere neue Rhopaloceren aus d. Ausbeute d. II. Inner-Afrika-Exped. 141 


zu entscheiden, zu welcher Art man sie ziehen soll. Dafür, daß 
wir es hier nur mit einer individuellen Abänderung zu tun haben 
könnten, spricht auch der Umstand, daß das Tierchen asymme- 
trisch gezeichnet ist. 

Vorläufig mag es als eigene Art beschrieben werden und würde 
als solche vielleicht der Nedtis Duella Auriv. am nächsten stehen, 
da in der Randzeichnung sowohl ober- wie unterseits mit dieser 
Art am meisten Übereinstimmung besteht. 

Von den bei Nept. $uella auf der Oberseite vorhandenen weißen 
Zeichnungen fehlt bei Nept. lucayensis die weiße Diskalbinde der 
Vorderflügel bis auf einen länglichen Wisch in F 1a vollständig, 

Auf den asymmetrisch gezeichneten Hinterflügeln ist von der 
weißen Mittelbinde links nur der hintere Teil vom Innenrande bis 
R4 und ein schmaler Wisch in F5 vorhanden, rechts reicht diese 
Binde nur bis R 6, ist außerdem in F 4 eingekerbt. 

Auf der Unterseite sind die weißen Zeichnungen in derselben 
Weise eingeschränkt wie auf der Oberseite, nur ist die Mittelbinde 
der Hinterflügel hier etwas vollständiger. Von den weißen Zeich- 
nungen im Wurzelteil der Vorderflügel ist nur der Ouerstrich am 
Ende der Zelle vorhanden. Flügelspannung 37 mm. 


Ich fing das einzige Stück dieser interessanten Form (ein 5) 
bei Kimuenza (Belgisch-Congo) unweit des Stanley-Pool in der durch 
ihre botanischen Seltenheiten berühmten Waldgalerie des Lucaya- 
Flusses am 26. IX. 10. 

Zool. Mus. Hamburg. 


8. Telipna eitrimaeulata nov. spec. d. 


Diese neue Liptenine, die zwischen Telipna rothi Sm. und 
Telipna bimacula v. semirufa Sm. u. Ky. steht, ist ganz wie letztere 
durch das fast vollständige Fehlen der Subapikalbinde auf der Ober- 
seite der Vorderflügel ausgezeichnet, steht aber trotzdem ersterer 
Art (wie die mir vorliegende Abbildung in H. Gr. Sm. Rhop. Exot. 
Afr. Lyc., t. 28, f. 1, 2 erkennen läßt) am nächsten, ist vielleicht 
sogar nur eine Lokalform von dieser. 

Auf der Oberseite der Vorderflügel scheint die Zeichnung wie 
bei var. semirufa, bei flüchtigem Hinsehen nur aus einer Halbbinde 
der Felder 1a—3 zu bestehen, die indessen deren Wurzel nicht 
ausfüllt. Von einer Subapikalbinde sind nur wenige kaum sichtbare 
braunrote Schuppen der Felder 4 und 5 übriggeblieben. 

Die Hinterflügel sind auf der Oberseite an der Wurzel schwarz, 
das rote Feld reicht also nicht bis an diese heran. 

Die Fransen beider Flügel sind, übrigens auch unterseits, 
vollkommen schwarz. Auf der Unterseite unterscheidet sich Tel. 
citrimaculata von var. semirufa vor allem dadurch, daß die hellen 
Flecken in der schwarzen Saumbinde der Hinterflügel nicht rein 
weiß, sondern gelblichweiß, und daß alle übrigen bei var. semirufa 
weißen Zeichnungen hellgelb sind. Ebendort weicht Tel. citrima- 
culata in der Anordnung eines Teils der schwarzen Zeichnung von 


12. Heft 


142 Embrik Strand: 


var. semirufa (und den übrigen bimacula-Formen) ab, indessen in 
Übereinstimmung mit Tel. rothi. 

Bei Tel. citrimaculata ist nämlich die schwarze hellgefleckte 
Saumbinde der Vorderflügel breiter und vollständiger (d. h. reicht 
bis zum Apex). Auf den Hinterflügeln verläuft die vierte schwarze 
QOuerbinde am Vorderrande nicht parallel mit der zweiten, sondern 
konvergiert nach hinten mit dieser. In der Wurzel der Felder 1c 
befindet sich ein schwarzer Fleck. Die Flügelspannung beträgt 
39 mm. 

Das einzige Stück erbeutete ich am 4. II. 11 im Primärwald bei 
Boenga (Südost-Kamerun). 

Zool. Mus. Hamburg. 


9. Phytala obseura nov. spec. Q. 

Bei dieser auffallend dunklen Art besteht die blaue Zeichnung 
aus einer spärlichen dunkelveilchenblauen Beschuppung, die auf 
den Vorderflügeln nur in F1b und 2 deutlich ist, auf den Hinter- 
flügeln etwa dieselbe Ausdehnung hat wie bei Phytlala hyettina 
Auriv. 

Die Grundfarbe der Unterseite, die Fransen eingeschlossen, 
ist torffarbig und ohne Glanz. Während die Hinterflügel voll- 
kommen zeichnungslos sind, nimmt den größten Teil der Vorder- 
flügel ein grauschwarzes, unscharf begrenztes, nach vorne dunkler 
werdendes Feld ein, das bis R 6 reicht und bei R 2 den Saum berührt. 
An der vorderen Grenze des dunklen Feldes ist in der Mitte von 
F 4 und 5 je ein kleiner verschwommener hellgrauer Fleck sichtbar. 

Flügelspannung 30 mm. 

Ich erbeutete das einzige Stück Ende Oktober 1911 in den 
Kakao-Pflanzungen bei San Carlos (Süd-Fernando-Poo). Phytala 
obscura ist ein weiterer Beweis für die melanotische Färbungs- 
tendenz, die die Falter dieser Insel zeigen. 

Zool. Mus. Hamburg. 


Neue Aberrationen der Noctuiden- 


Subfamilien Agrotinae und Cuculliinae. 
Von 


Embrik Strand, Berlin. 


Gewissermaßen als Fortsetzung meiner im Archiv für Natur- 
geschichte 1913 A 8, p. 63 sq erschienenen Arbeit über neue Aber- 
rationen der Noctuiden-Subfamilie Catocalinae beschreibe ich im 
folgenden in ähnlicher Weise eine Anzahl neuer Nebenformen von 
den Agrotinae und Cuculliinae, wie l. c. im Anschluß an Hampsons 
Katalog. 


B* 


Neue Aberr. der Noctuiden-Subfamilien Agrotinae u. Cuculliinae. 143 


Gen. Heliothis Ochs. 
Heliothis villosa Grote 
ab. coloradica Strand n. ab. Im Vorderflügel sind Basal- und 
Postmedianfeld lebhaft purpurrötlich und mit kleinen weißlichen 
Fleckchen in der Zelle beider Flügel vor der Mitte; die Nieren- 
makel scharf markiert. — Bullion Mt. in Colorado. 


Gen. Chloridea Westw. 


x Chloridea paradoxa Grote 


ab. hyperfusca Strand n. ab. Beide Geschlechter viel brauner 
gefärbt, Vorderflügel schwarz gesprenkelt; die drei charakteristi- 
schen Vorderflügelmakeln beim @ scharf markiert und im Innern 
weiß; die postmediane Linie an der Außenseite von einer dunklen 
Binde begrenzt, im Hinterflügel ist das Basalfeld dunkel angeflogen. 
— Vereinigte Staaten. 
Chloridea peltigera Schiff. 

ab. aurantiaca Strand n. ab. 2. Hinterflügel orangegelb. — 
Süd-Afrika. 
Chloridea armigera Hb. 

ab. hawaiiensis Strand n. ab. Vorderflügel mit scharf, mar- 
kierter, dunkelbrauner, winkliger, außen verloschener Median- 
binde. — Hawaii. 

Gen. Rhododipsa Grote 

Rhododipsa volubia Fitch 

ab. volupides Strand n.*ab. Im Vorderflügel sind die Ante- 
und Postmedianlinien schmäler und weiß und anastomosieren 
nicht hinter der Zelle; die subterminale Linie ist verloschen. — 
Vereinigte Staaten. 

Gen. Sehinia Hb. 

Schinia jaguarina Gn. 

ab. demaculata Strand n. ab. Hinterflügel ohne Diskalfleck, 
die Saumbinde verloschen mit Ausnahme an der Spitze. — Ver- 
einigte Staaten. 

Gen. Timora WIk. 

Timora dora Swinh. 

ab. belgaumensis Strand n. ab. Im Hinterflügel ist das Basal- 
feld verdunkelt und entsendet dunkle Striche auf den Rippen gegen 
den Saum. — Belgaum in Indien. 


Gen. Euxoa Hb. 

Euxoa Graslini Ramb. 

ab. rufotincta Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Zelle 
und ihre hintere und äußere Umgebung lebhaft rotgefärbt. — 
Westfrankreich. 
Euxoa corticea Schiff. 

ab. orbiculella Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Ringmakel 
groß, viereckig, oben offen. — Europa. 


12. Heft 


144 Embrik Strand: 


Euxoa cilricolor Grote 

ab. postmedialis Strand n. ab. Vorderflügel mit gekrümmter 
und wellenförmiger Postmedianlinie und einer sehr unregelmäßigen, 
außen dunkler angelegten Subterminallinie, die dunkle Ringmakel 
sehr undeutlich, die Nierenmakel groß und ebenfalls dunkel und 
undeutlich, die Unterseite mit Diskoidalpunkt und grauer Be- 
sprenkelung gegen die Spitze. — Vereinigte Staaten. 


Euxoa simplonia Geyer 
ab. obsolescens Strand n. ab. Vorderflügel mehr braun übergos- 
sen und besprenkelt, mit verloschener Gelbfärbung. — Süd-Europa. 


Euxoa cursoria Hufn. 
ab. asiae minoris Strand n. ab. Hinterflügel ganz weiß. — 
Kleinasien. 


Euxoa nyciopis Hamps. 

ab. kuijarensis Strand n. ab. Thorax mit schwarzbrauner 
Grundfarbe, Vorderflügel dunkelbraun mit weißlich ausgefüllten 
Doppellinien. — Kaschmir. 


Euxoa conspicua Hb. 
ab. indistincta Strand n. ab. Die Zeichnungen der Vorder- 
flügel undeutlich. — Europa. 


Euxoa hilaris Frr. 
ab. persiae Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
rötlichbraun, die claviforme Makel verloschen. — Persien. 


Euxoa brunneigera Grote 

ab. coloradensis Strand n. ab. Heller und grauer braun, die 
Zeichnungen der Vorderflügel mehr oder weniger verloschen, die 
Hinterflügel heller gegen die Basis. — Colorado. 


Euxoa hispidula Gn. 
ab. /uscalis Strand n. ab. @ überall dunkel bräunlich an- 
geflogen.. — Patagonien, Chile, Falklandinseln. 


Euxoa auxiliaris Grote 

ab. Zegularis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist die Basis der 
Tegulae und das Costalfeld dunkelbräunlich besprenkelt. — Ver- 
einigte Staaten. 


Euxoa intracta WIk. 

ab. uniformis Strand n. ab. Vorderflügel gleichmäßig dunkel- 
oder rötlichbraun ohne dunklere Besprenkelung. 

ab. japonica Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
gleichmäßig schwarzbraun, nicht dunkler besprenkelt, die grauen 
Ringe der charakteristischen Makeln scharf markiert ; Hinterflügel 
weißlich mit braunen Rippen und Saumfeld. — Japan. 


Euxoa opisoleuca Stgr. 
ab. obsoletipicta Strand n. ab. Die Zeichnungen der Vorder- 
flügel verloschen. — Nord-Persien. 


Neue Aberr. der Noctuiden-Subfamilien Agrotinae u. Cuculliinae 145 


Gen. Feltia WIk. 

Feltia xiphias Meyr. 

ab. xidhioides Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
viel mehr einförmig rotbraun, die Basis der Tegulae nicht dunkel, 
Vorderflügel mit gleichfarbigen, nicht durch dunkle Striche be- 
zeichneten Rippen, die elaviforme Makel nicht schwarz ausgefüllt. 
— Hawaii. 
Feltia clerica Butl. 

ab. Hurpurascens Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
im Grunde purpurrot. — Im südlichsten Südamerika. 


Gen. Hermonassa WIk. 

Hermonassa consignata WIk. 

ab. ferruginea Strand n. ab. Vorderflügel mehr roströtlich 
ohne blaugraue Besprenkelung, in der Zelle vor und zwischen 
den Makeln schwarze Bestäubung. 

ab. pallidipicta Strand n. ab. Heller; Kopf, Thorax und 
Basalhälfte der Vorderflügel blaß olivengrünlich, Abdomen weiß- 
lich mit rötlicher Afterbürste, Hinterflügel weißlich. — Thibet, 
Kaschmir etc. 

Gen. Agrotis Ochs. 

Agrotis aurulenta J. B. Smith 

ab. aurulentordes Strand n. ab. Vorderflügel rötlich angeflogen 
mit winkliger Antemedianlinie und unregelmäßiger Subterminal- 
linie, die Ring- und Nierenmakel mit blassen Annuli und dunkel- 
gefärbtem Inneren, die Ringmakel rund. — Vereinigte Staaten. 
Agrotis castanea Esp. 

ab. Syrıae Strand n. ab. Hinterflügel weiß mit dunklem Saum- 
feld. — Syrien. 
Agrotis Stentzi Led. 

ab. punjabensis Strand n. ab. Vorderflügel mehr grau ge- 
zeichnet, die claviforme Makel ganz deutlich und schwarz ab- 
gesetzt, die Ringmakel im Inneren grau, eine wellenförmige Median- 
linie von der Zelle bis zum Hinterrande. — Kaschmir, Punjab. 
Agrotis ditrapezium Schiff. 

var. orientalis Strand n. var. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
dunkler und mehr purpurfarbig, Hinterflügel nur an den Fransen 
ockerfarbig. — Japan, W.-China. 
Agrotis plecta L. 

ab. dlectella Strand n. ab. Vorderflügel im Costalfelde purpur- 
farbig, aber an den Subcostal- und Medianrippen weiße Striche. — 
Paläarktische und Nearktische Region. 
Agrotis signum F. 

ab. Zerminalis Strand n. ab. Im Vorderflügel Costal- und 
Saumfeld (mit Ausnahme der Analwinkelregion) fleischfarbig. — 
Paläarkt. Region. 
Archiv für Naturgeschichte 

1915. A. 12. 10 12. Heft 


146 Embrik Strand: 


Agrotis brunnea Schiff. 

ab. norvegicola Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
bräunlichgrau, olivenfarbig angeflogen, ohne rötliche oder purpurne 
Färbung. — Söndmöre in Norwegen. 
Agrotis rubifera Grote 

ab. derversa Strand n. ab. (= f. pr. Hamps. nec Grote) 9. 
Im Vorderflügel ist die Zelle vor und zwischen den charakteristi- 
schen Makeln nicht schwarz. — Nearktische Region. 


Gen. Lyeophotia Hb. 

Lycophotia Romanowr Christ. 

ab. jura Strandn.ab. Im Vorderflügel verläuft die Postmedian- 
linie näher der Nierenmakel, ist mehr verloschen und fast gerade. — 
Armenien. 
Lycophotia margaritosa Haw. 

ab. fuscobrunnea Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
dunkelbraun, letztere mit Costalfeld, Ringfleck, Subterminalfeld 
und einem Apicalwisch grau. — Fast kosmopolitische Art. 
Lycophotia fimbriola Esp. 

ab. ochraceo-brunnea Strand n. ab. Im Vorderflügel sind die 
dunkelbraunen Partien durch ockerbraune ersetzt. — Syrien. 


Gen. Ufeus Grote 
Ufeus unicolor Grote 
ab. coloradica Strand n. ab. Hinterflügel dunkelbraun, mit 
grau gesprenkelt. — Colorado. 


Gen. Xestia Hb. 
Xestia miniago Fır. 

„ ab. antennalis Strand n. ab. Antennen hellbraun, Vorderflügel 
mit verschwommenem schwarzem Medialwisch, — Süd-Europa, 
Kleinasien etc. 

Gen. Triphaena Hb. 

Triphaena formalis Grote 

ab. faculoides Strand n. ab. Tegulae schwarz an der Spitze, 
Vorderflügel mit schwarzem Strich unter der Basis der Zelle, im 
Vorderflügel ist die Zelle nicht schwarz ausgefüllt. 

ab. faculella Strand n. ab. Tegulae nicht schwarz an der 
Spitze, im Vorderflügel ist die Zelle schwarz ausgefüllt. 

ab. faculana Strand n. ab. Tegulae nicht schwarz an der 
Spitze, im Vorderflügel ist die Zelle nicht schwarz ausgefüllt. — 
Kanada. 
Triphaena variata Grote 

ab. orbitis Strand n. ab. Im Grunde grau, Hinterflügel heller. 
— Kanada. Vereinigte Staaten. 
Triphaena alternata Grote 

ab. alternatella Strand n. ab. Vorderflügel bis zur Subterminal- 
linie geschwärzt. ; 


Neue Aberr. der Noctuiden-Subfamilien Agrotinae u. Cuculliinae 147 


ab. uniformis Strand n. ab. Vorderflügel mehr einfarbig 
graubraun oder dunkelbraun. — Kanada. Vereinigte Staaten. 


Subfam. Cueulliinae. 


Gen. Cueullia Schrk. 
Cucullia tecca Püng. 
ab. judaorum Strand n. ab. 4. Kopf, Thorax und Vorder- 
flügel blauer grau mit viel weniger dunkelbrauner Besprenkelung 
und Anflug. — Jerusalem. 


Gen. Calophasia Steph. 
Calophasia lunula Hufn. 
ab. melanotica Strand n. ab. Melanistisch, im Vorderflügel 
sind die Zeichnungen ziemlich verloschen. — Europa. 


Gen. Oneoenemis Led. 
Oncocnemis cibalıs Grote 
var. canadicola Strand n. var. Thorax und Vorderflügel 
grauer; letztere mehr uniform gefärbt und ohne weißliche Wische 
in den Internervalfeldern, die schwarzen Keilflecke vor der Sub- 
terminallinie stärker entwickelt zwischen den Rippen 6 und 2, 
die Tegulae bilden einen Dorsalkamm. — Alberta in Kanada. 


Gen. Feralia Grote 
Feralia jocosa Gn. 
ab. jocosides Strand n. ab. Die ganzen Vorderflügel schwärz- 
lich angeflogen mit Ausnahme im Saumfelde, jedoch hinter der 
Basis der Costa bleibt etwas Grün übrig, ferner sind die dreicharakte- 
ristischen Makeln und ein Strich von dem oberen Ende der Nieren- 
makel grün. — Vereinigte Staaten. « 


Gen. Bombyeia Steph. 
Bombycia viminalis FE. 
ab. Fabricii Strand n. ab. Vorderflügel in der Basalhälfte 
rotbraun angeflogen. — Europa. 


Gen. Brachylomia Bamps. 
Brachylomia populi Streck. 
ab. albidior Strand n. ab. Weißer, die Vorderflügel nur un- 
bedeutend. rötlichgelb gefärbt, mit einer verloschenen schwärz- 
lichen Medianbinde, die Hinterflügel weißer. 
ab. contrasta Strand n. ab. Thorax schwärzlich; die Vorder- 
flügel mit kaum einer Spur von rötlichgelbem Anflug, die Basal- 
hälfte schwärzlich und durch eine scharf markierte schwarze 
Mittelbinde begrenzt ; die Hinterflügel weißer. — Kanada. Colorado. 


Gen. Cloantha Gn. 
Cloantha solidaginis Hb. 
ab. albertae Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
viel tiefer blaugrau gefärbt mit dunkelbräunlich statt braun, die 


10* 12. Heft 


148 Embrik Strand: 


Hinterflügel größtenteils dunkelbräunlich überzogen. — Alberta 
in Kanada. 
Gen. Graptolitha Hb. 

Graptolitha amanda J. B. Smith 

ab. pallidior Strand n. ab. Blasser gefärbt, die Vorderflügel 
ohne dunkelbräunlichen Anflug, die Hinterflügel nur im Saum- 
felde dunkelbräunlich angeflogen. — Kanada. Vereinigte Staaten. 
Graptolitha pruinosa Butl. 

ab. albidior Strand n. ab. Weißer, mit schwachem, grünlichem 
Anflug. 

ab. hlacına Strand n. ab. Lilagrau ohne grünen Anflug. 

ab. fusco-hlacina Strand n. ab. Lilagrau und mit dunkel- 
bräunlichem Anflug, insbesondere im Medianfelde. — Japan. 
Graptolitha furcifera Hufn. 

ab. debrunneata Strand n. ab. Vorderflügel blaßgrau mit 
kaum irgendwelchem braunen Anflug. — Europa. 


Gen. Diehonia Hb. 
Dichonia areola Esp. 
ab. hyerensis Strand n. ab. Viel mehr grau gefärbt. — Hyeres; 
Andalusien. 
Gen. Eumichtis Hb. 
Eumichtis extima WIK. 
ab. ochraceopuncta Strand n. ab. Vorderflügel mit kleinem 
ockerfarbigem Fleck an der Nierenmakel. — Australien. 


Gen. Valeria Steph. 
Valeria viridimacula Graes. 
ab. deviridata Strand n. ab. Vorderflügel im Medianfelde nur 
am Vorder- und Hinterrande grün gefärbt. — Ostasien. 


Gen. Rhizotype Hamps. 
Rhizotype jodea Gn. 
ab. rubidior Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel viel 
mehrrotgefärbt und ohne weißliche Färbung. —Frankreich, Spanien. 


Gen. Bryomima Stgr. 

Bryomima tenuicornis Alph. 

ab. fuscior Strand n. ab. Kopf, Thorax, Abdomen und Vorder- 
flügel viel stärker dunkelbräunlich besprenkelt. — Turkestan. 
Bryomima chryselectra Grote 

var. orizabae Strand n. var. Kopf und Thorax dunkel oliven- 
bräunlich angeflogen und ebenso das Ante- und das Postmedian- 
feld der Vorderflügel, das gezähnte Medianfeld der letzteren scharf 
markiert. — Orizaba in Mexiko. 


Gen. Triehoridia Hamps. 
Trichoridia endroma Swinh. 
ab. endromides Strand n. ab. Vorderflügel mit kaum irgend- 
welcher silberpurpurfarbener Besprenkelung im Basal- und Post- 
medianfeld. 


Neue Aberr. der Noctuiden-Subfamilien Agrotinae u. Cuculliinae. 149 


ab. ochraceorufida Strand n. ab. Kopf und Thorax ocker- 
farbig mit rötlichem Anflug und ebenso im Vorderflügel die Ring- 
und Nierenmakel sowie das Saumfeld. — Indien (Sikkim, Bhutan). 


Gen. Hypsophila Stgr. 

Hypsobhila jugorum Ersch. 

ab. dostlimbalis Strand n. ab. Im Hinterflügel ist der innere 
Rand der Saumbinde mitten weniger gekrümmt und von dem 
Discozellularfleck weit getrennt. 

ab. medialis Strand n. ab. Im Vorderflügel ist das Medianfeld 
rotbraun überzogen und im Hinterflügel bildet der Discozellular- 
fleck einen schmalen Halbmond, der von dem inneren Rand der 
Saumbinde weit getrennt ist; dieser Rand ist an der Discalfalte 
nach außen gekrümmt und nicht gewinkelt. — Turkestan. 
Kaschmir. 

Gen. Eupsilia Hb. 

Eupsilia satellitia L. 

ab. brunneor Strand n. ab. Brauner. — Europa. 


Gen. Conistra Hb. 

Conistra ardescens Butl. 

ab. obscurior Strand n. ab. Vorderflügel viel dunkler, rot- 
braun, die subterminale Linie und etwas verloschene Färbung 
vor dieser rötlich ockerfarbig, Ring- und Nierenmakel im Innern 
blaß, Hinterflügel dunkler. — Yokohama. 
Conistra Morrissoni Grote 

ab. castanea Strand n. ab. Kopf, Thorax, Abdomen und 
Vorderflügel kastanienrötlich, die Fransen der Hinterflügel rot. — 
Kanada. Vereinigte Staaten. 


Gen. Atethmia Hb. 

Atethmia pampina Gn. 

ab. Hpampinella Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
purpurfarbig mit kaum Spuren von gelb und mit undeutlichen 
Zeichnungen. 

ab. brunneo-ochracea n. ab. Grundfarbe blaß braunlich 
ockerfarbig, nur am Ende des Abdomen und auf den Hinter- 
flügeln orangefarbig oder rot. — Kanada. Vereinigte Staaten. 


Gen. Cosmia Ochs. 
Cosmia gilvago Schiff. 
ab. gilvagella Strand n. ab. Kopf, Thorax und Vorderflügel 
viel gelber ; letztere haben die dunkelbräunliche Färbung in Flecken- 
binden, aufgelöst, die Zeichen vor der Subterminallinie tiefschwarz. 
— England. 


12, Heft 


150 Embrik Strand: 


| H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: 
Hepialidae, Notodontidae und Drepanidae. 


Von 


Embrik Strand, Berlin. 


Das hier bearbeitete Material befindet sich im Deutschen 
Entomologischen Museum in Berlin-Dahlem. 


Fam. Hepialidae. 
Gen. Phassus WIk. 

Phassus signifer WIk. var. (?) Rosemponis Strand n. v. 

Ein Pärchen von Kosempo: 2 VI. 1909, $ 7. VII. 1911. 

Qähnelt Ph. signifer Wlk., ist aber kleiner, die dunklen Costal- 
flecke sind kleiner und anders gestellt, das $ ist dunkler als das 2 
statt umgekehrt, die postmediane Binde ist kaum besser definiert 
als bei Hurpurascens und ebenso scheinen die submarginalen Flecke 
besser mit Durpurascens als mit signifer zu stimmen, das 9 hat 
kaum dunkle Flecke am Ende der Hinterflügel etc. — Leider sind 
beide Exemplare nicht tadellos erhalten, weshalb die feineren 
Zeichnungen z. T. nicht mehr erkennbar sein dürften. — Es wird 
ja angegeben, daß H. signifer eine sehr variable Art sei, ob es aber 
nicht hier wie in so vielen Fällen sich herausstellen wird, daß die 
„variable“ Art in der Tat eine Mischart ist, müßte an der Hand 
eines reichen Materials gründlich geprüft werden. Da ein solches 
mir nicht zur Verfügung steht, so kann ich die ganze Frage nicht 
vornehmen, sondern muß mich damit begnügen, festzustellen, daß 
die vorliegende Form jedenfalls von dem typischen P. signifer so 
abweichend ist, daß sie unterscheidbar ist; ob sie Varietät oder 
gute Art ist, muß dann später noch festgestellt werden. 

Q Flügelspannung 86, Vorderflügellänge 42,5, Körperlänge 
48 mm. Von den dunklen Costalflecken der Vorderflügel sind 
folgende am meisten charakteristisch: - In 6 mm Entfernung von 
der Wurzel ein runder tiefschwarzer Punktfleck; 1 mm weiter 
apicalwärts ist ein ebenfalls tiefschwarzer, 1.5 mm langer, ellipsen- 
förmiger, schräggestellter Längsfleck, der ebenso wie der runde 
Fleck nicht den Costalrand ganz erreicht ; 5 mm weiter apicalwärts ist 
ein tiefschwarzer länglicher Punktfleck, der um11%mm vom Costal- 
rande entfernt ist, damit aber durch einen dunklen Schatten in 
Verbindung steht; 6 mm weiter apicalwärts ist ein den Costalrand 
berührender, 1.5 x 1.5 mm großer quadratischer Fleck, der hinten 
am schärfsten markiert ist; 2.5 mm weiter apicalwärts ein tief- 
schwarzer, kommaförmiger, der Länge nach gerichteter und f.5 mm 
weiter noch ein ebensolcher Punktfleck, welche beide nicht den 
Costalrand erreichen. — Die beiden Silberflecke sind in der typi- 
schen Form und Anordnung vorhanden und ebenso das subtrian- 
guläre dunkle, vorn ausgerandete Feld, worin beide gelegen sind. 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 151 


Das & spannt 67 mm, die Vorderflügellänge ist 31, die Körper- 
länge 36 mm. Die Grundfärbung beider Flügel ist rauchschwärzlich, 
die Zeichnungen stimmen gut mit denen des @ überein. 

Ob diese Form etwa mit Phassus camphorae Sasake aus Japan 
identisch ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich die japanische 
Originalbeschreibung, die einzige, die existiert, nicht verstehe. 
Auch dem Bearbeiter der paläarktischen Hepialiden in Seitz’ 
Werk, Pfitzner, ist es offenbar ebenso gegangen, denn er kennt 
die Art auch bloß dem Namen nach. Schließlich haben die Japaner, 
die neue Arten japanisch ohne fremdsprachiges Resume oder 
Diagnose und ohne Abbildung publizieren, keinen Grund, sich 
zu wundern, wenn ihre Arten unbekannt bleiben; sie müßten im 
Interesse der Wissenschaft und im eigenen Interesse, in einer der 
großen europäischen Kultursprachen publizieren, eben weilnur diese 
unter den Zoologen der ganzen Welt allgemein verstanden werden. 
Damit soll keineswegs bestritten werden, daß auch Japanisch eine 
Kultursprache ist, und daß sie vielleicht auch ım Dienste der 
Zoologie sich ganz geeignet erweisen mag. 


Fam. Notodontidae. 
Gen. Tarsolepis Butl. 
Tarsolepis taıwana Wilem. 

5 22: Sokutsu V. 1912, Shisa V.—VI. 1912. 

Die Originalbeschreibung (in: Entomologist 43 (1910) p. 138) 
stimmt ganz und reicht zur Wiedererkennung vollkommen aus. 
Vorliegende Exemplare sind jedoch etwas kleiner als Wileman’s 
einziges Weibchen, wenn seine Angabe „Expance.... 76 mm 9“ 
genau ist. Das kleinste Exemplar spannt 60 mm bei 29 mm 
Vorderflügellänge und 25 mm Körperlänge, die größten bzw. 66, 
31.5 und 26 mm. 

Gen. Phalera Hob. 
Phalera flavescens Brem. et Grey 
Ein 2 von Kosempo X. 1909. 


Gen. Dudusa WiIk. 

Dudusa nobilis WIk. 

2 22: Kosempo 22. VII. 1911 und VIII. 1911; 3 Sg: Shisa 

V.—VI. 1911. 

Das @ stimmt mit der Beschreibung von Dud. synopla Swinh., 
wie sie von Hampson in Journ. Bomb. Nat. Hist. Soc. 20. No. 1, 
p. 89 (1910) gegeben wird bis auf folgendes: An den Fühlern sind 
nur die Kammzähne schwarz oder schwärzlich, sonst sind die 
Fühler hellbräunlich bis braungelblich, und zwar im unpektinierten 
Endteil am hellsten, Vertex und der obere Teil von Frons kaum 
dunkler als die Umgebung, ‚an oblique blackish subbasal diffused 
line from costa to submedian fold‘ kann ich nicht entdecken, wohl 
aber verläuft daselbst eine ebensolche Binde, was vielleicht auch 
in der Beschreibung gemeint war (also eventuell ‚line‘ ein Schreib- 


12. Heft 


152 Embrik Strand: 


fehler!), die Antemedianlinie wird nicht „crossed‘“ ‚‚by a faint 
diffuse oblique dark fascia from submedian fold to above inner 
margin‘, wohl aber läßt sich da, wo diese ‚‚fascia‘ sein sollte, eine 
sich bis zum Hinterrande erstreckende, höchst undeutliche Ver- 
dunkelung erkennen, schwärzliche Mondflecke an den Fransen 
fehlen, dagegen ist eine zweite postmediane, doppelte Ouerlinie 
vorhanden, die von Hampson nicht erwähnt wird, und die sich 
von der Rippe 8 bis Rippe 5 quergerichtet und leicht S-förmig 
gekrümmt erstreckt, sich daselbst mit der auch in der Beschreibung 
Hampsons erwähnten subterminalen, von der Rippe 7 kommenden 
dunklen Linie verbindend und wie diese bis 3 reichend, daselbst 
durch die dunkle Schrägbinde, die von dem Costalrande bis zum 
Analwinkel verläuft, unterbrochen. Flügelspannung 101 mm, 
Vorderflügellänge 51 mm, Körperlänge (inklus. Analbürste) 48 mm. 

Von den drei vorliegenden $d weicht das eine nur wenig von 
den Q2 ab, die anderen sind im Grunde der Vorderflügel heller als 
das 9, und zwar hellgraulich bis grauweißlich, während die Quer- 
binde und das Subbasalfeld der Vorderflügel sowie die Hinterflügel 
dunkler als beim 9, fast rein schwarz, sind. Von der Beschreibung der 
Dudusa nobilis WIk. (in: List Het. Br. Mus. 32, p. 447) durch folgendes 
abweichend: Von einer ‚plagacostalimaxima albida‘ kanneigentlich 
bloß bei den beiden hellstenExemplaren dieRedesein, und zwar fängt 
dies Feld am Costalrande in etwa 6 mm Entfernung von der Basis 
an und erstreckt sich bis 10—11 mm vor der Flügelspitze bei einer 
Breite von 5—6 mm, wird außen-hinten und innen von der post- 
medianen bzw. derantemedianen Doppelquerlinie begrenzt, in dem 
nur 3 mm breiten Zwischenraum dieser beiden Querlinien hinter 
der Zelle ohne eine besondere Grenzlinie durch die dunklere Fär- 
bung der Mitte des Dorsalfeldes zum Abschluß gebracht und von 
der schwärzlichen, zwischen Costalrand und Analwinkel ver- 
laufenden Querbinde in zwei geteilt, von welchen Teilen der proxi- 
male kaum Y, so.groß wie der distale ist, ferner wird das Feld, 
aber ganz undeutlich, durch zwei dunkle, ebenfalls schräg quer 
verlaufende Zickzacklinien außerhalb der Querbinde aufgeteilt; 
im Costalfelde, zwischen dem Vorderrande und der Rippe 8 ist 
das Feld apicalwärts nicht deutlich begrenzt, weil die postmediane 
Querlinie nach vorn nur die Rippe 8 erreicht. Dies Feld läßt sich 
in der gleichen Gestalt und Ausdehnung auch beim 9 erkennen, ist 
aber ganz verschwommen begrenzt und nicht oder nur ganz wenig 
heller als die Umgebung gefärbt. Wenn Walker davon spricht, 
daß.dies Feld (beim $) ‚contains on each side a dentate dark 
fawn-coloured line, and emits two undulating white lines to 
the interior border“, so paßt das, wenn man annimmt, daß er 
damit die innere Linie der das Feld ‚‚on each side“ begrenzenden 
Doppelquerlinien gemeint hat, während die ‚„undulating white 
lines“ von der das Dorsalfeld schneidenden Fortsetzung der beide n 
Doppelquerlinien, die daselbst eigentlich nur durch ihr weißliches 
innere sich erkennen lassen, gebildet werden. Was Walker als 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 153 


„dark fawn-coulored band“ beschreibt, ist unsere ‚„schwärzliche 
QOuerbinde‘, die bei dem mit den Weibchen am besten überein- 
stimmenden Männchen einigermaßen richtig (bei abgeblaßten 
Exemplaren wohl ganz richtig!) als ‚dark fawn-coloured‘“ be- 
zeichnet werden könnte; diese Binde soll ‚‚traversed by an irregular 
oblique incomplete still darker line‘ werden, was auf die oben 
beim 2 erwähnte subterminale Linie, die sich beim & von der 
Flügelspitze bis zum oder fast zum Innenrande erkennen läßt, 
paßt. Flügelspannung 74—82, Vorderflügellänge 37—40, Körper- 
länge (mit Afterbürste) 49—46 (sic!) mm. 

Daß beide Geschlechter zusammengehören, ist ohne jeden 
Zweifel, und daß das { mit der aus Nordchina beschriebenen, 
dann auch aus Indien und Celebes angegebenen und mir in einem 
Exemplar von Sumatra vorgelegenen Dud. nobilis Wlk. identisch 
ist, glaube ich, ob das 2 aber von Dud. synopla Swh. wirklich 
spezifisch verschieden ist, scheint mir fraglich zu sein. Jedenfalls 
hat Walkers Name die Priorität. 


Gen. Hyperaescehra Butl. 
Hyperaeschra kosembonica Strand n. sp. 


Ein & von Kosempo X. 1911. 

Wenn man die Gattungdieses Tieres nach Hampsons Fauna of 
British India, Moths, bestimmen will, so kommt manauf Lodhoßterys 
Steph. oder Hyperaeschra Butl., aber welche dieser beiden Gat- 
tungen es ist, läßt sich nach diesem Buch kaum feststellen. Nach 
der Bestimmungstabelle sollen sie sich dadurch unterscheiden, 
daß bei L. ‚„fore wing with the outer margin crenulate‘, bei A. 
dagegen ‚not crenulate‘ sein soll; an Hampsons Figuren tritt 
aber dieser Unterschied gar nicht hervor. Ferner wären nach dem 
Text die Palpen bei Z. ‚upturned‘“, bei L. „porrect‘“, die Figuren 
stellen sie aber in beiden Fällen wie bei 7. beschrieben dar. Die 
Antennen sollen bei HZ. „with short stiff branches reaching the 
apex in male‘ versehen sein, die zugehörige Figur von H. läßt 
aber eine lange Spitze der Antennen von „‚stiff branches“ frei sein, 
während das an der Figur von L. kaum erkennbar ist. Bei Z. soll 
„vein 6 [der Vorderflügel] from just above the angle of cell“ ent- 
springen, an der zugehörigen Figur entspringt sie jedoch von 
dieser Ecke! Auch die Angabe bei L., daß im Hinterflügel ‚8 run- 
ning close along 7 to towards the end af cell‘ läßt sich mit der 
Abbildung schwer vereinigen. Also, lauter Widersprüche! — Aus 
meiner Arbeit über Notodontidengattungen in (Entomologisch. 
Zeitschrift XXV [1911—12]) Fauna Exotica 2, No. 7, ist aber ein un- 
trügliches Unterscheidungsmerknal zu ersehen, nämlich: Augen be- 
haart: Lophopteryx, Augen nackt: Hyperaeschra. Von Hyperaeschra 
in meinem Sinnel. c., jedoch dadurch abweichend, daß die Rippen 3 
und 4 der Hinterflügel an der Basis untersich getrennt sind und die 
Verbindung zwischen 7 und 8 im Hinterflügel eher durch Be- 
rührung als durch eine Querrippe hergestellt wird. Diese Merk- 


12. Heft 


154 Embrik Strand: 


male dürften aber nach meiner Erfahrung nicht ganz konstant 
sein; ich lasse daher die Art in Hyderaeschra; will man sie aber 
subgenerisch unterscheiden, so möge der Name Hyperaeschrella. m. 
verwendet werden. 

Von Hyp. basistriga Mr. weicht die Art, nach dem Bild in 
Illustr. Heteroc. Brit. Mus. 7, t. 125, pp. 5—6 (1889) ab durch 
dunklere Hinterflügel, mehr einfarbige und braunere Vorderflügel, 
stärkeren Zahn dieser Flügel etc. — Die Oberseite stimmt recht 
gut mit dem Bild t. 160, f. 11, opusc. cit., vol. 9, von H. dentata 
Hamps., 9, so daß man daran denken könnte, dies für das & dazu 
zu halten. Dem dürfte jedoch nicht so sein. 

Vorderflügel dunkelbraun mit leichtem violettlichem Anflug 
und folgenden hellgraugelblichen Zeichnungen: Die hintere Hälfte 
des Basalfeldes in einer Länge von 6 und Breite von 2.5 mm; 
eine das Basalfeld außen begrenzende zickzack-wellenförmige, 
außen und innen durch je eine schwarze Linie begrenzte Ouerlinie, 
die vom Hinterrande bis zur Mediana scharf markiert reicht, dann 
aber weiter nach vorn bis zum Vorderrande durch einen wenig 
deutlichen, nur außen und zwar nur teilweise schwarz begrenzten 
- Wisch fortgesetzt wird und in ihrem ganzen Verlauf leicht saum- 
wärts konvex gebogen ist; die Discozellulare ist durch eine schwarze, 
mitten leicht winklig gebrochene, ringsum durch eine helle Linie 
eingefaßte und dadurch scharf hervortretende Linie markiert, die 
gegen das Medianfeld, das ebenso wie das Saumfeld ein wenig 
heller als das Basalfeld ist, scharf absticht; das Medianfeld wird 
außen durch eine schwärzliche, leicht wellige, verwischte Linie 
begrenzt, die am Hinterrande an der Außenseite des Zahnes, in 
9 mm Entfernung von der Basis anfängt, den Vorderrand in 10 15mm 
Entfernung von der Basis erreicht und zwischen den Rippen 2 
und 10 eine saumwärts konnvexe Krümmung bildet; etwa1 mm 
weiter saumwärts verläuft subparallel zu dieser Linie eine wei- 
tere Linie, die ziemlich unregelmäßig, etwas gezähnt, schwarz 
und außen hell angelegt ist; im Saumfelde läßt sich zur Not eine 
recht undeutliche, helle, zickzack-wellenförmige Linie nahe dem 
Saume erkennen, die in den hinteren zwei Dritteln ihrer Länge 
nach innen zu von einer zweiten ähnlichen Linie begleitet wird, 
die ihrerseits innen von zwei- bis drei schwarzen länglichen Fleck- 
chen begrenzt wird. Der Saum zeigt eine schwarze, an den Rippen 
sich auf die Fransen fortsetzende Linie; die Fransen sind sonst 
grauschwärzlich. Der Costalrand in der Endhälfte mit 4 hellen 
Punkten. Der Schuppenzahn des Hinterrandes ist schwärzlich. 
Hinterflügel hell graubräunlich mit ebensolchen Fransen, die an 
ihrer Spitze ein wenig heller erscheinen, unten schmutzig grau- 
gelblich mit dunklerer Saumlinie und Fransen und Andeutung 
einer dunkleren, fast linienschmalen Medianquerbinde, die den 
Hinterrand nicht ganz erreicht, saumwärts leicht konvex gebogen 
ist und sich auf den Vorderflügel bis zum Vorderrande, daselbst um 
12 mm von der Flügelwurzel entfernt, fortsetzt. Sonst ist der Vorder- 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 155 


flügel unten etwa so dunkel wie die Hinterflügel oben, und zwar 
dunkler innerhalb als außerhalb der Querlinie. — Der Körper ist 
oben wie der Grund der Vorderflügel, mit helleren Schuppen ein- 
gemischt, die auf den Patagia je einen helleren Wisch und auf dem 
Halskragen eine ebensolche Hinterrandlinie andeuten. Der Hinter- 
leib mehr graulich, der Bauch wie die Unterseite der Hinterflügel, 
der Thorax unten und an den Seiten dunkel graubräunlich. An- 
tennen und Palpen dunkelbraun. Beine graubräunlich, an den 
Tarsen nur mit schwacher Andeutung hellerer Ringe. 
Flügelspannung 43, Vorderflügellänge 21, Körperlänge 18 mm. 


Hyperaeschra tenebrosella Strand n. sp. 


Zwei d& von Kosempo X. 1911 (Type!) und Banshoryo 
Distrikt, Sokutsu VII. 1912. 

Ähneln der soeben als H. kosemponica m. beschriebenen Art 
so sehr, daß ich von der spezifischen Verschiedenheit nicht ganz 
überzeugt bin. Jedenfalls verdient die Form durch einen be- 
sonderen Namen ausgezeichnet zu werden. — Größe ein wenig 
bedeutender: Flügelspannung 45, Vorderflügellänge 22, Körper- 
länge 19—20 mm. Die ganze Färbung dunkler. Vorderflügel 
schwärzlich braun mit nur schwacher Andeutung einer Zeichnung, 
die wie bei kosemponica aus je einer das Medianfeld innen und 
außen begrenzenden schwarzen, ebenso verlaufenden, aber ganz 
verwischten und nicht hell begrenzten Ouerlinie, von denen nur 
die distale und zwar im Costalfelde außen durch einen hellen 
QOuerwisch, der auf dem Vorderrand etwa senkrecht steht, begrenzt 
wird. Der Discozellularfleck erscheint als ein tiefschwarzer, scharf 
markierter, jedoch kaum hell begrenzter Ouerstrich. In der Zelle 
lassen sich zwei tiefschwarze, ganz kurze Längsstriche erkennen 
und hinter der Zelle ein schwarzer, etwas in die Länge gezogener 
Wisch. Im Saumfelde, zwischen der Rippe 5 und dem Hinterrande 
tragen die Rippen je ein weißliches Pünktchen. Andeutung einer 
graulichen, zickzackförmigen Sublimballinie zwischen Flügelspitze 
und Analwinkel; innerhalb dieser Linie zeigt das Saumfeld in 
seiner vorderen Hälfte 8—9 kurze, tiefschwarze Längslinien. 
Saumlinie schwarz, an den Rippen unterbrochen. Auch die Unter- 
seite ist dunkler als bei kosemponica, aber sonst etwa wie bei dieser; 
die Hinterflügel zeigen die dunkle Querbinde jedoch nur im Costal- 
felde, und die Ouerbinde der Vorderflügel ist weniger deutlich 
saumwärts konvex gebogen, ja beim einen Exemplar eher um- 
gekehrt gebogen. 

Die Art ist sehr ähnlich Hyperaeschra tenebrosa Mr. (Exem- 
plar ex coll. Atkinson verglichen!), aber die bei Zen. vorhandenen 
hellen Felder am Saume und Vorderrande der Apicalhälfte der 
Vorderflügel sind hier nur zur Not angedeutet, die Größe ist 
geringer, die Färbung mehr grau getönt, bei Zenebrosa ist unten 
in beiden Flügeln eine deutliche dunkle Ouerbinde vorhanden, 
während eine solche bei unserer Art nur noch im Vorderflügel und 


12. Heft 


156 Embrik Strand: 


im Costalfelde der Hinterflügel einigermaßen erkennbar ist. — 
Hyp. dentata Hamps. weicht u. a. dadurch ab, daß bei letzterer 
Art der postmediane helle Querwisch im Costalfelde stark schräg- 
gestellt ist, während er bei meiner Art etwa senkrecht auf dem 
Vorderrand steht. 


Gen. Norracoides Strand n. g. 


& Rüssel fehlt; sonst eine typische Notodontide. Areolat; 
6 aus der Mitte des Hinterrandes der Areola, 7 +8 +9 + 10 ge- 
stielt, jedoch ist die Verbindung zwischen 7 und dem Stiel von8+9 
+ 10 kurz, letzterer ist lang, die in der’ Mitte zwischen 7 und 9 
entspringende 10 ist kurz. Im Hinterflügel sind 6 + 7 ziemlich 
kurz gestielt, 3 und 4 sind an der Basis nahe beisammen, berühren 
sich aber nicht. Das Geäder also wie bei Phalera, abgesehen davon, 
daß, bei Phalera bucephala und bucephaloides wenigstens, die 
Rippe 7 der Vorderflügel aus der Spitze der Areola entspringt*); 
von dieser Gattung aber abweichend durch das Vorhandensein 
in der Mitte des Hinterrandes des Vorderflügels von einem aller- 
dings undeutlichen Lobus, der, wenn die Beschuppung gut erhalten 
ist, vielleicht zahnförmig vorspringt, sowie durch behaarte Augen 
und das Fehlen des Rüssels. Durch letzteres Merkmal auch von 
der sonst sehr nahestehenden Norraca Mr. abweichend, bei der 
jedoch 6 der Vorderflügel aus der Ecke der Zelle entspringt und 
6 + 7 der Hinterflügel länger gestielt sind. — Die hinteren Tibien 
quadricalcarat. Augen wie gesagt behaart, wenn auch spärlich. 
Fühler in der Basalhälfte ganz kurz bipectinat, die Zähnchen fein 
ciliiert, sonst lamellat, nur Y3 so lang wie der Vorderflügel. Die 
Palpen leicht nach oben gerichtet, aber den Scheitel nicht er- 
reichend; das zweite Glied am Ende reichlich behaart und daher 
im Profil gesehen breit und stumpf endend; das ganz kleine, 
spitze Endglied ist in der Behaarung des vorhergehenden ver- 
borgen. — Type: 

Norracoides discocellularis Strand n. sp. 

Ein $ von Kosempo X. 1911. 

Flügelspannung 42 mm. Vorderflügellänge 20 mm. Körper- 
länge 20 mm. 

In beiden Flügeln fällt der schwarze, scharf markierte Disco- 
zellularfleck auf. Vorderflügel in dem Dorsalfelde unbestimm- 
braungelblich grau, ohne scharfe Grenze von der, insbesondere 
im Basalfelde, dunkleren Färbung der angrenzenden Flügelfläche 
getrennt; wenn das Exemplar ganz frisch wäre, würde das Dorsal- 
feld durch hellere Färbung vielleicht noch weniger auffallen. Das 
Medianfeld wird außen durch eine leicht gezähnte, in der vorderen 
Hälfte saumwärts konvex gebogene, schwärzliche, verloschene 
Schattenbinde begrenzt, die am Vorderrande etwa 11, längs der 


*) Bei einigen indischen Arten, z.B. Phal. raya Mr., ist, wie bei 
unsrer Art, 7 mit 8+9-+-10 gestielt, bei anderen, z.B. Ph. parivala Mr., 
verhält sich 7 in der Beziehung wie bei Ph. bucephala. 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 157 


Mediana etwa 9 mm von der Flügelwurzel entfernt ist, am Vorder- 
rande einen kleinen weißen, länglich ellipsenförmigen Fleck 
einschließt und den Hinterrand kaum ganz erreicht. Gegen das 
in der vorderen Hälfte schwärzliche Basalfeld wird das Medianfeld 
durch eine fast S-förmige, hellere, äußerst undeutliche Ouerbinde, 
die wohl nicht immer erkennbar sein wird, abgegrenzt. Vorn 
mitten, den tiefschwarzen, eiförmig-quergestellten, im größten 
Durchmesser 1 mm messenden Discozellularfleck einschließend 
und bis zum Vorderrande reichend, hat das Medianfeld eine grau- 
weißlich bestäubte Partie, die sich am Vorderrande mit der ebenso 
gefärbten costalen Partie des Saumfeldes verbindet und sich somit 
als ein breiter weißlicher Längswisch bis zur Flügelspitze ver- 
längert; dabei bleibt jedoch der Vorderrand selbst schwarz, aller- 
dings stellenweise durch Weiß unterbrochen. Nach hinten zu 
wird das Saumfeld allmählich mehr bräunlich und zeigt auf den 
Rippen weiße und schwarze Punkte sowie in 1—2 mm Entfernung 
vom Saume eine schmale, etwa Z-förmige, innen breit schwarz 
angelegte, weder Vorder- noch Hinterrand erreichende Ouerlinie; 
zwischen letzterer und dem Saume ist das Saumfeld graubräunlich 
mit dunkleren Rippen, die sich als schwärzliche Flecke auf die 
helleren Fransen fortsetzen. Unterseite der Vorderflügel dunkel- 
graulich mit gelblichem Dorsalfeld, schwarzem, undeutlich heller 
begrenztem Discozellularfleck und Andeutung der oben das Median- 
feld außen begrenzenden dunklen Schattenbinde sowie der dunklen 
Fransenflecke. — Hinterflügel oben grau, etwas gelblich an- 
geflogen, mit schwarzem Discozellularquerfleck, der ein wenig 
größer, aber nicht so scharf markiert wie im Vorderflügel ist; 
die Fransen heller, die Saumlinie undeutlich dunkler punktiert. 
Unterseite hellgelb, nur am Vorderrande grau bestäubt, mit 
schwarzem Discozellularfleck. — Körper und Extremitäten 
größtenteils dunkelbraun; Patagia, Tegulae, Scheitel und Bauch 
graugelblich, die Tarsen undeutlich heller geringelt; an den Seiten 
des Abdomen eine Längsreihe schwarzer Flecke. 


Gen. Pydna WIk. 
Pydna testacea WIk. 


Ein d von Kosempo X. 1911. 

Ich habe die Art als Pydna testacea WIk. bestimmt gesehen 
und möchte auch die von Hampson in Fauna of British India 
unter diesem Namen beschriebene Art für dieselbe halten, die 
Originalbeschreibung (in Walkers List VII, p. 1754) erwähnt aber 
nicht die hier vorhandenen 5—6 schwarzen Punkte, die eine 
Schrägreihe im Saumfelde, von der Flügelspitze bis gegen das 
EndedesHinterrandes verlaufend, bilden, auch nicht denkleinen,aber 
tiefschwarzen und daher scharf markierten Discozellularpunkt; 
ferner ist im gelblichen Dorsalfeld schwarze Punktierung spärlich 
vorhanden, die u. a. 3—4 Schrägquerstriche andeutet. ‚, Endlich 
sind die Hinterflügel dunkler als die Vorderflügel und letztere 


12. Heft 


158 Embrik Strand: 


sind am Saume nicht heller als in der Flügelfläche. Die Vorder- 
flügel sind unten in der Zelle dunkler, sonst unten, ebenso wie die 
Hinterflügel, blaß ockerfarbig und die Unterseite wird wohl mit- 
unter, wie Walker sie beschreibt, ‚‚whitish‘ genannt werden können. 
Die Analbürste des Abdomen ist so hell wie der Bauch. DiePalpen 
überragen nicht den Scheitel, wie sie nach Hampson tun sollten. — 
Unter diesen Umständen ist mir die Bestimmung nicht ganz sicher; 
eventuell könnte meine Art den Namen dseudotestacea m. bekommen. 


Pydna formosicola Strand n. sp. 

Ein 2 von Suisharyo X. 1911. 

Der Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Gattungen der 
Notodontiden wegen sind einige Bemerkungen über die gene- 
rischen Merkmale des Tieres nicht überflüssig; dabei halte ich 
mich hauptsächlich an meine Bestimmungstabelle der Notodon-. 
tidengattungen in Fauna Exotica 2, No. 7. — Quadricalcarate 
Tibien III; diese Sporen sind ziemlich lang, und zwar sind von den 
apicalen die inneren nur um etwa %, länger als die äußeren, während 
bei den mittleren, die übrigens am Anfang des distalen Viertels 
sitzen, der Unterschied noch geringer ist. Augen nackt. Die 
Rippen 3 und 4der Hinterflügel getrennt, und zwar ist 3 von 2 nur 
doppelt so weit wie von 4 entfernt, 6 + 7 gestielt, und zwar nicht 
lang. Hinterrand der Vorderflügel an der Basis auffallend schräg 
nach hinten-außen verlaufend, indem der Flügel sich daselbst 
im basalen Fünftel seiner Länge distalwärts stark erweitert, dann 
aber ist der Hinterrand ganz gerade und bildet mit dem ebenfalls 
geraden und wenig schrägen Saum einen stumpfen Winkel; Vorder- 
rand gerade, mit dem Saum einen ganz spitzen Winkel bildend; 
die scharfe Spitze und eigentümliche Form des Hinterrandes ist 
überhaupt für das Tier charakteristisch. Rippe 8 der Hinterflügel 
mit dem Vorderrande der Zelle nicht verbunden. Im Vorderflügel 
entspringt 6 hinter der Ecke der Zelle; Areola ist auffallend lang 
und schmal (6 mm lang, weniger als %, mm breit und zwar gleich- 
breit), 7” aus der Areola kurz hinter ihrer Spitze, der lange Stiel 
von 8 + 9 sowie die Rippe 10 aus der Spitze der Areola, 8 in die 
Flügelspitze, der freie Teil von 9 ist nur ganz wenig länger als der 
Stiel von 8 + 9. Die Palpen schräg nach vorn und oben gerichtet, 
den Scheitel nicht ganz erreichend, vorn befranst, wenn auch nicht 
lang. Fühler einfach, die Mitte des Vorderflügelrandes nicht ganz 
erreichend. — Übrigens wären nach den Originalbeschreibungen 
die Gattungen Pydna Wlk. und Bireta Wlk. nicht identisch, 
denn bei Pydna sollen die hinteren Tibien bicalcarat, bei Bireta 
quadricalcarat sein. Danach wäre unsere Art eine Bireta. Ohne 
mich jetzt auf eine Nachprüfung dieser Frage einzulassen, führe 
ich im Anschluß an meiner obigen Arbeit die Art als eine Pydna auf. 

Beide Flügel im Grunde strohgelb, die vorderen mit folgenden 
hellbräunlichen, verloschenen und unbestimmt begrenzten Zeich- 
nungen: Von nahe der Mitte der Flügelwurzel bis zur Spitze ver- 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 159 


läuft eine leicht nach hinten konvex gebogene Längsbinde, die in 
ihrer proximalen, die Mediana umfassenden Hälfte etwa 2 mm 
breit ist, am proximalen Ende jedoch etwas verschmälert und die 
Flügelwurzel nicht ganz erreicht, in der distalen Hälfte aber 
sich apicalwärts verschmälert und fast linienschmal in dieFlügelspitze 
oder dicht hinter der Spitze ausläuft; auf und neben der Sub- 
costale sowie der Rippen 7 und 8 finden sich bräunliche Schuppen, 
wodurch Andeutung eines so gefärbten Längsstriches geschaffen 
wird; ferner ist das Dorsalfeld bräunlich und zwar mitten in einer 
Breite von 3—4 mm; vom Ende dieser Dorsalbinde verläuft eine 
ebenfalls bräunliche Binde bis etwa zur Spitze der Rippe 4, welche 
Binde parallel zur Medianbinde verläuft und so breit wie diese 
ist; endlich ist eine Reihe von etwa 5 sublimbalen und inter- 
nervalen dunklen Punkten oder Punktflecken vorhanden und die 
Fransen zeigen einige braune Schuppen, die aber keine eigentliche 
Zeichnung zu bilden scheinen. So verloschen wie diese Zeichnungen 
sind, so halte ich es für sehr wohl möglich, daß mitunter Exemplare 
vorkommen, die keine Zeichnung mehr erkennen lassen oder 
ziemlich gleichmäßig spärlich braun bestäubt sind. Die Hinter- 
flügel sind im Dorsalfelde leicht und unbestimmt angebräunt, 
sonst zeichnungslos. Unterseite im Grunde wie oben,nur im Vor- 
derflügel längs und auf den Rippen leicht bräunlich angeflogen. 
— Körper und Extremitäten wie die Grundfarbe der Flügel, 
die Stirn sowie Ober- und Innenseite der vorderen Femora an- 
scheinend schwach angebräunt. 

Flügelspannung 51 mm. Vorderflügellänge 28 mm. Körper- 
länge 22 mm. 


Pydna swisharyonis Strand n. sp. 


Ein Pärchen von Suisharyo II. 1912. 

QVorderflügel im Grunde blaß strohgelb oder weißlich, spär- 
lich mit feinen dunklen Atomen bestreut, die an dem hellen Total- 
eindruck wenig ändern, dann aber mit einer bräunlichen Median- 
längsbinde und ebensolcher, damit nach außen zu zusammen- 
hängender Färbung im Dorsalfelde, so daß von der Grundfarbe 
nur übrig bleiben: eine das Costalfeld in einer Breite von 2.5 mm 
einnehmende, an beiden Enden verschmälerte und an der Flügel- 
spitze scharf zugespitzt endende Längsbinde, sowie eine die hintere 
Hälfte des Basalfeldes einnehmende und sich dann, allmählich 
schmäler werdend, als ein Längswisch bis zur Mitte des Dorsal- 
feldes erstreckende helle Partie. Auch der bräunliche Teil des 
Flügels, wozu auch die Fransen gehören, ist spärlich und fein 
dunkler besprenkelt; ferner sind 5—6 schwarze Limbal- oder 
Sublimbalpunkte vorhanden. Die Hinterflügel im Grunde wie 
die Vorderflügel, aber graubräunlich angeflogen, so daß die Grund- 
farbe nur noch im Costalfelde erhalten ist; diedunklere Färbungist 
im Saumfelde am stärksten hervortretend. Die Fransen der Hinter- 
flügel sind ein wenig heller als die angrenzende Flügelfläche, was 


12. Heft 


160 Embrik Strand: 


im Vorderflügel nicht der Fall ist. Unten sind die Hinterflügel 
wie im Grunde oben, im Costalfelde nur fast unmerklich heller 
als sonst; die Vorderflügel gleichmäßig blaß ockergraulich mit 
hellerem Dorsalfeld und braunen Fransen sowie je einem schwarzen 
sublimbalen Punkt in den Feldern 5 und 6. — Der Körper ist oben 
von der Färbung der bräunlichen Partien der Vorderflügel, unten 
wie die entsprechenden Flügel. Die Beine wie der Bauch, die 
vorderen Femora und Tibien innen dunkler. 

Die Vorderflügel sind für eine Pydna ziemlich langgestreckt 
mit sehr scharfer Spitze, schrägem Saum und breit gerundetem 
Analwinkel; der Hinterrand hat die für Pydna charakteristische 
Form bzw. Verlauf, der Vorderrand ist gerade. 

Flügelspannung 48, Vorderflügellänge 25, Körperlänge 18 mm. 

Das & ist kleiner (bzw.40, 21 und 22 mm, der Körper also 
länger als beim 9, dabei auffallend schlank). Das Exemplar ist 
leider nicht tadellos erhalten, die Färbung und Zeichnung aber 
so weit erkennbar wie beim 9, jedoch sind die beiden bräunlichen 
Längsbinden der Vorderflügel anscheinend nur im Saumfelde ver- 
bunden und die basal-dorsale helle Partie also der Länge nach 
weiter ausgedehnt, ferner treten die 6 schwarzen Sublimbalpunkte 
deutlicher hervor. Die Vorderflügelspitze ist weniger spitz und 
der Vorderflügel erscheint verhältnismäßig ein wenig breiter. 


Gen. Stauropus Germ. 
Subgen. Quadricalcarifera Strand n. subgen. 


Stauropus subgeneris Strand n. sp. 

Ein $ von Kosempo X. 1911. 

Die Schwierigkeit der Gattungsunterscheidung bei den Noto- 
dontiden zeigt sich hier wiederum in ausgesprochener Weise, indem 
dies Tier, das mir sonst ein typischer Siauropus zu sein scheint, 
quadricalcarate Hintertibien hat. Ferner trägt die Stirn einen 
kleinen Schuppenkamm, das Basalglied der Fühler ist lang ab- 
stehend beschuppt und der Halskragen hat einen fast senkrecht 
abstehenden Schuppenbüschel (der nicht künstlich zu sein scheint). 
Das Geäder, z. B. im Vorderflügel Rippe 6 aus der Ecke, 7 +8 
+ 9 + 10 gestielt, 8 und 9 ganz kurz, auch 10 kurz und 8 ein 
wenig näher als 7 entspringend, 9 unmittelbar hinter der Flügel- 
spitze ausmündend, die bis auf das apicale Fünftel bipectinaten 
Fühler, die lange wollige Behaarung auch der Beine, der Flügel- 
schnitt etc., ja sogar auch die Färbung und Zeichnung sowie das 
auffällig Zarte und Weiche an den Flügeln stimmen ganz mit 
den Siauropus überein. Trotzdem ich die Besporung der Tibien 
für ein wichtiges Merkmal halte, bin ich unter diesen Umständen 
im Zweifel, ob die Abtrennung einer besonderen Gattung be- 
rechtigt wäre, wohl aber die einer Untergattung. Diese nenne 
ich Quadricalearifera m. 

Die Art erinnert etwas an Phalera sigmata Butl. aus Japan 
und China, wenn auch die geringere Größe, lang pectinaten An- 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 161 


tennen etc. sofort beweisen, daß sie davon verschieden ist. — 
Wileman’s Stauropus viridipicta (in: Entomol. 43, p. 312 (1910)) 
dürfte ähnlich, aber verschieden sein. 

Flügelspannung 36, Vorderflügellänge 19, Körperlänge 19 mm. 

Vorderflügel im Grunde grauweißlich, aber so dicht mit 
braunen Schüppchen bestreut, daß die Gesamtfärbung hell bräun- 
lichgrau wird. Im Costalfelde drei kleine, wenig deutliche, weiß- 
liche Ouerwische, die von der Flügelbasis bzw. 1.5, 6 und 9 mm 
entfernt sind; der mittlere wird innen und hinten von einer 
braunen, undeutlich ockergelblich gemischten und begrenzten, 
schmalen und ganz verwischten Querbinde eingefaßt, die leicht 
saumwärts konvex gebogen, sich schräg nach hinten und innen 
erstreckt, kurz vor dem Hinterrande in nur 2.3 mm Entfernung 
von der Flügelbasis endet und zweimal unterbrochen ist. Eine 
zweite ebensolche dunkle, gleichfalls wenig deutliche Ouerbinde 
ist postmedian, am Vorderrande um 13, am Hinterrande um 11 mm 
von der Flügelwurzel entfernt, verläuft vom Vorderrande an 
zuerst schräg nach hinten und innen bis im Felde 4, ist daselbst 
plötzlich unterbrochen und das Vorderende der Fortsetzung ist saum- 
wärts um 11, mm verschoben, erstreckt sich dann aber schräg 
nach hinten und vorn etwa gerade, aber 2—8 mal unterbrochen, 
gegen den Hinterrand ohne denselben ganz zu erreichen. Die 
Fransen wie das Saumfeld, das ein klein wenig dunkler als das 
Basalfeld ist. — Unterseite der Vorderflügel einfarbig graubraun, 
auch die Fransen, nur das Dorsalfeld und die Endhälfte des Costal- 
randes heller. Hinterflügel oben rehgrau, im Costalfelde wie die 
Grundfarbe der Vorderflügel sowie daselbst mit einer undeutlichen 
braunen Postmedianquerbinde. Unten sind die Hinterflügel sowie 
ihre Fransen einfarbig hellgrau mit schwachem gelblichem Anflug. 
— Kopf und Thorax von der grauweißlichen Färbung des Basal- 
feldes der Vorderflügel; Abdomen dunkel graubraun, unten heller. 
Antennen dunkel. 

Fam. Drepanidae. 


Gen. Drapetodes Gn. 
Draßetodes fratercula Mr. 
6 Exemplare, die von Hoozan IX. 1910 und Alikang IX.—X. 
1909 auf Formosa, sowie Karapin VIII. 1911 und Punkiko VII. 
1911 in Japan stammen. 


Gen. Phalacra WIk. 


Phalacra multilineata Warr. 

Ein 2 von Alikang V. 1911. 

Diese aus den Khasis in Indien beschriebene Art (in: Novit. 
Zool. 4, p. 16—17 (1897)) gehört noch zu den wenig bekannten 
Arten, und es ist nicht ganz ohne Zweifel, daß ich das vorliegende 
Exemplar damit identifiziere. Die Originalbeschreibung ist nicht 
sonderlich. gelungen, enthält keine Geschlechtsangabe (es heißt 
bloß: ‚„Several from the Khasis‘) und vergleicht mit ‚vidhisaria 

Archiv für Naturgeschichte 
1915: A. 12, 11 12. Heft 


162 Embrik Strand: 


Guen.‘‘ (müßte heißen: vidhisara WIk.), die nicht sehr nahe ver- 
wandt ist. Hampson hat die Art zweimal verkannt: in Fauna of 
British India‘ beschreibt er als multilineata die Art, die später 
(in: Ann. Mag. Nat. Hist. (7) 11, p. 502 (1903)) von Swinhoe 
acutipennis genannt wurde, und in Bombay Natur. Hist. Soc. XVI, 
p. 195 (1905) erklärt er muliilineata für ein Synonym von excisa, 
was auch nicht richtig ist. Wie diese beiden Formen in Seitz’ 
Groß-Schmetterlinge behandelt werden, ist nicht sicher zu ersehen, 
da der betreffende Text noch nicht erschienen ist, da aber beide 
abgebildet sind (Taf. 48, Reihen h u. k), so werden sie jedenfalls unter- 
schieden werden, und nach diesen Bildern scheint mir kein Zweifel 
möglich zu sein, daß es wirklich gute Arten sind. 

Mein Exemplar stimmt nun aber nicht ganz mit weder der 
Originalbeschreibung noch mit Seitz’ Abbildung überein; diese 
weichen aber auch unter sich etwas ab. — Flügelspannung 35 mm, 
Vorderflügelläinge 19 mm, Körperlänge 12—13 mm. Von dem 
Bild des Q in Seitz abweichend durch ein wenig dunklere Grund- 
farbe, im Vorderflügel ist ein vom Discozellularfleck saumwärts 
gerichteter dunkler Strich zwar erkennbar, aber die nach dem 
Vorderrande gerichtete Fortsetzung desselben ist nicht oder nur 
ganz schwach angedeutet, eine postmediane helle Ouerbinde 
ähnlich wie in Seitz’ Bild des & ist vorhanden, von dem dunklen 
postmedianen Fleck im Dorsalfelde läßt sich aber kaum noch 
eine Spur erkennen; im Hinterflügel ist die Bindenzeichnung der 
Apicalhälfte mehr ähnlich derjenigen des als der des 2 der Seitz- 
schen Tafel. — Ob meine Form einen besonderen Namen verdient, 
kann ich unter diesen Umständen nicht sicher entscheiden; even- 
tuell würde ich Alikangiae m. vorschlagen. 


Gen. Macrauzata Butl. 
Macrauzata fenestraria Mr. 
Ein $ von Hoozan IX. 1910, das nicht mehr als 33 mm spannt 
bei 17 mm Vorderflügellänge. 


Gen. Hypsomadius (Butl.) Strand 
Hypsomadius insignis Butl. 

Ein Ex. von Shisa V—VI. 1912. 

Von der von mir in Seitz’ Groß-Schmetterlinge der Erde, 
Bd. 2, p. 205 gegebenen Gattungsbeschreibung weicht dies Exem- 
plar dadurch ab, daß die Rippen 8 und 11 hier nicht aus einem 
Punkt entspringen, sondern ganz kurz gestielt sind, und daß 9 
nicht neben dem Querast von 7 und 8, sondern etwas weiter apical- 
wärts sich abzweigt. Diese Abweichungen sind so gering, daß 
man solche oder sogar bedeutend größere bei Exemplaren einer 
Art manchmal findet, dennoch wäre es nicht ausgeschlossen, daß 
sie der auf Formosa vorkommenden Form (die Hauptform ist von 
Yokohama) eigentümlich sind. Außerdem ist die Oberseite 
weniger silbergraulich, sondern etwas violettlich angeflogen und 
fast matt. Da leider jetzt wie damals mir nur ein Exemplar vor- 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae. 163 


liegt, so läßt sich nicht entscheiden, ob man hier mit individuellen 
oder geographischen Abänderungen zu tun hat. Eventuell möge 
die Formosa-Form den Namen v. (ab. ?) formosana m. bekommen. 


Gen. Drepana Schrk. 


Drepana crocea Leech 

Je ein & von: Shisa V.—VI. 1912 und Alikang 7. X. 

Die Exemplare sind dunkler und erheblich kleiner als das 
von mir beschriebene und abgebildete 2 in Seitz’ Groß-Schmett. 2, 
p. 201, f. 23b; die Flügelspannung beträgt 31 und 29.5 mm, die 
Vorderflügellänge entsprechend 17 und 15 mm. Nach Leech in 
Trans. Ent. Soc. Lond. 1898 p. 365 wäre das $ 36 mm, was bei 
englischer Spannung wohl etwa meinem größten Exemplar ent- 
sprechen würde. Die Zeichnungen sind wie beim 2 (cfr. Seitz 
f. cit.), im Vorderflügel ist jedoch eine etwa wellig gekrümmte, 
wenig regelmäßige Antemedianlinie undeutlich erkennbar; ferner 
ist, aber nur bei einem Exemplar, eine braune Medianquerlinie 
vorhanden, die aus einem die Rippe 2 hinten berührenden dunklen 
Dorsalfleck entspringt, sich, etwa S-förmig gekrümmt, kurz außer- 
halb des Discozellularflecks verlaufend, bis zur Rippe 6 fortsetzt, 
wo sie scharf gebrochen ist und schräg, nach innen und vorn ge- 
richtet, bis zum Costalrandesich erstreckt. Im Hinterflügel erscheint 
die distale Punktquerreihe vom Saume ein wenig weiter entfernt 
als beim 2 (cfr. fig. cit!). Die Vorderflügelspitze ist noch ein wenig 
schärfer sowie stärker gekrümmt als beim 9. Die Hinterflügel 
überragen Abdomen nur ganz wenig. 

Drepana flava Mr. 

Ein 2 von Suisharyo II. 1912. 

Die Originalfigur dieser Art in Moore’s Lepidoptera coll. At- 
kinson ist nicht ganz genau, indem die apicale Hälfte des Vorder- 
randes der Vorderflügel an dieser Figur eine gleichmäßige und 
ziemlich starke Konvexität bildet, die in der Tat nicht vorhanden 
ist, vielmehr bildet dieser Vorderrand in einer Länge von etwa 
10 mm von der Spitze an eine fast ganz gerade, bei normaler 
Spannung senkrecht auf die Längsachse des Tieres gerichtete 
Linie. Ich habe die Type Moores, die mit den übrigen Heterocera 
der coll. Atkinson in Staudingers Besitz überging, untersucht und 
in dem Zustand dieses einzigen Exemplares, das Moore vorgelegen 
hat, die Erklärung dafür gefunden, daß die Figur in diesem Punkt 
ungenau ist; das Exemplar ist nämlich nicht gut erhalten, die 
eine Vorderflügelspitze fehlt ganz und die andere ist so lädiert, 
daß es leicht begreiflich ist, daß Moore die wahre Form nicht er- 
kannt hat, um so mehr als die von ihm angenommene Flügelgestalt 
mit derjenigen der meisten Drepana-Arten besser übereinstimmt; 
die Art steht in dieser Beziehung ziemlich vereinzelt da. Allerdings 
ist beim &, nach der Abbildung in ‚Seitz‘ zu urteilen, eine un- 
verkennbare, wenn auch schwache Konvexität erkennbar. — Auf 
der Unterseite der Vorderflügel finden sich folgende schwärzliche 


11* 12. Heft 


164 Embrik Strand: 


Zeichnungen: eine fast gerade Schrägbinde von der Flügelspitze, 
den Saum bis zur Rippe 5 bedeckend, gegen die Mitte des Hinter- 
randes sich erstreckend ohne diesen zu erreichen, ein Discozellular- 
punktfleck, zweiinschräger OuerreiheangeordneteFleckeinderMitte 
zwischen Discozellularpunkttleck und Flügelbasis. — Flügelspannung 
52, Vorderflügellänge 26.5 mm. — Die Fühler sind etwa bis zur Hälfte 
ziemlich lang doppelkammgezähnt; beim $ scheint, nach genannter 
Abbildung, der Kamm weiter apicalwärts zu reichen, aber die 
Zähne nicht länger zu sein. 


Drepana fulvata Sn. 

Ein $ von Alikang 7. X. 1909. 

Das Exemplar stimmt mit einem von Snellen selbst be- 
stimmten Exemplar von Java so gut überein, daß die spezifische 
Identität mir nicht fraglich zu sein scheint. Ebensolche Exemplare 
habe ich auch aus Indien gesehen; Hampson führt die Art in Fauna 
of British India aber nicht auf. Die Originalabbildung (in: Tijdschr. 
voor Entom. 20, t. 2, f. 10) weicht aber ab durch drei dunkle 
Punktflecke im Dorsalfelde der Vorderflügel, die weder bei meinem 
Exemplar noch an der Abbildung in Seitz’ Werk erkennbar sind; 
letztere weicht von meinem Exemplar nicht nennenswert ab. 
Dieses ist größer als die Type: Flügelspannung 30, Vorderflügel- 
länge 16 mm. 


Gen. Oreta WIk. 


Oreta (Oretella Strand n. subg.) sguamulala Strand n. sp. 

Ein & von Kosempo XI. 1911. 

Das Geäder weicht von dem typischen der Gattung Orela 
dadurch ab, daß die Rippe 11 frei ist; 7 ist mit 8 nicht gestielt, 
wohl aber damit durch einen Querast verbunden, wodurch eine 
sehr lange Areola wie bei Hypsomadius gebildet wird, und auch 
die aus 8 entspringenden Rippen 9 und 10 verhalten sich wie bei 
Hypsomadius, aber 8 und 11 sind an der Basis deutlich getrennt 
und dann parallel verlaufend bis nahe dem Rande, 6 + 7 sind kurz 
gestielt. Abgesehen von dem Verhalten der Rippe 11 ist sonst 
kein wesentlicher Unterschied von dem Geäder von Oreta vor- 
handen, denn zur Not könnte man es so auffassen: 7 + 8 gestielt, 
9 + 10 gestielt, 9 mit 7 + 8 anastomosierend und dadurch eine 
Areola bildend. Antennen serrat. Zur Aufstellung einer besonderen 
Untergattung (Oretella m.) berechtigen die angegebenen Ab- 
weichungen jedenfalls. R 

Die Art hat mit Oreta obliguilinea Hamps. viel Ähnlichkeit, 
aber schon die kurze und oberflächliche Originalbeschreibung 
(in: Fauna Brit. India, Moths I, p. 349) zeigt, daß von Identität 
keine Rede sein kann, denn die von der Vorderflügelspitze bis 
zum Hinterrande des Hinterflügels sich erstreckende Schrägbinde 
sollte diesen Hinterrand innerhalb der Mitte erreichen (hier da- 
gegen in der Mitte), sie wird als ‚„‚oblique brown line with greyish 
outer edge‘ beschrieben, bei meinem Exemplar dagegen ist sie 


H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Hepial., Notod. u. Drepanidae 165 


im Vorderflügel gelb, beiderseits schmal und z. T. undeutlich 
dunkel eingefaßt, welche Einfassung nur in der Apicalhälfte an 
der Saumseite deutlicher und zwar schwarz ist. Eine direkte 
Fortsetzung dieser Binde im Hinterflügel gibt es eigentlich nicht, 
wohl aber kann man zur Not die Grenze zwischen der basalen 
braunen und der distalen gelben Partie als diese Fortsetzung be- 
trachten, wenn auch daselbst eigentlich keine besondere Binde 
vorhanden und diese Grenze nicht ganz regelmäßig ist, in der Mitte 
einen kleinen, saumwärts gerichteten Höcker bildet und am 
Vorderrande etwas wurzelwärts verschoben ist. Von ‚evenly 
disposed brown striae‘“ an den Flügeln kann auch nicht gesprochen 
werden; das Medianfeld der Vorderflügel ist einfarbig rötlich- 
braun, mit undeutlichem, weißem, dunkel gerandetem Disco- 
zellularpunktfleck und zwei schwarzen Costalflecken im apicalen 
Drittel; das Wurzelfeld zeigt undeutliche gelbliche Ouerstreifen 
und erscheint somit ein wenig heller als das Medianfeld ohne scharfe 
Begrenzung; zwischen dem Saum und der Schrägbinde ist die 
Grundfarbe braungelblich, als ein QOuerwisch längs der hinteren 
Hälfte dieser Binde sogar rein gelb, im Analwinkel ist ein rot- 
» brauner Wisch, die Fransen daselbst schwarz, ein Fleck kurz vor 
der Spitze des Hinterrandes tiefschwarz, sonst ebenda vereinzelte 
schwarze Schuppen. Im Hinterflügel ist das Wurzelfeld wie im 
Vorderflügel, der Discozellularfleck, der im Wurzelfelde, aber am 
Rande desselben gelegen ist, ist ebenfalls wie im Vorderflügel, 
die Flügelspitze ist rotbraun, sonst ist der Flügel gelb mit ver- 
einzelten schwarzen Punkten. Unterseite der Vorderflügel, Wurzel- 
feld und Spitze der Hinterflügel sind rötlich mit fast punktförmigen 
schwärzlichen Ouerstrichen, im Vorderflügel mit einem kleinen 
schwärzlichen Subapicalwisch und einem schwärzlichen, schrägen 
Querstreifen, der nicht ganz der Querbinde der Oberseite ent- 
spricht. Die Hinterflügel sonst gelb wie oben. — Kopf und Vorder- 
beine, z. T. auch die Hinterbeine lebhaft rot, Scheitel orangegelb, 
Halskragen und Spitze des Abdomen weißlich, der Körper sonst 
braungelblich und z. T. rötlich. — Flügelspannung 29, Vorder- 
flügellänge 15—16 mm, Körperlänge 10 mm. 

Sonst ähnelt die Art etwas Oreta aequitermen (cfr. Seitz, 
vol. X, t. 50, Reihe ]), aber bei letzterer ist die Schrägbinde tief- 
schwarz, das Wurzelfeld scharf markiert gelb etc. 


12 Heft 


A Tan 


„tlaict ı L RE il 4a a ik. 4 er 
alsaı » ; Ro HEMER 9 R Mn ‚at my YA 1u8, | 


“ar In roh 


Y Er u 


iR a 
De 


= ——— Ausgegeben im Juni 1916. 


NL 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, 


minm 


ZEIT 


ONLICHCHL IT CCLITLILIIIICNDNDIDITIIC CENT HCC ICH TO TACHO HOCH IC TOC HIT TOT CNC NT DENT NAT 


FORTGESETZT VON 


DER ERLIECHSON .-E-HTFTROSCHEL;, 
EVYONMARTENS, EHIELGENDORF, 
W. WELTNERUNDE STRAND. 


eG 


— 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 
Abteilung A. | 
| 


-9. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 
voN 


EMBRIK STRAND 


(BERLIN). 


[en Se U 


| 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNGR. STRICKER 


Berlin. 


/ 


mrnnnnıd IC DE DE DE DEI I NT DENT DENE DL I DE DE NND KIND DIN NNNNIIIIINLLTLRILNN 
E Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften. 


-_ (Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.) 
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden. 


i N 


22. 


II SL a UTE DI HI I CIE HIT DICKE HR CC TIL INCH LICH IE N HICHC HN N HIT DECHRC IT DICH HI HIHI HOCH DO TOC KG DOG DO DRK DICHT DOC DO HU DIT DO ICH ICH DICHT KO TOT DO DICH DICH DICHT DREI EC N ENCICHTNTTT 


DT 


r 


Anordnung des Archivs. 


Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen 
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen, | | 
Abteilung A: Original-Arbeiten 
Abteilung B: Jahres-Berichte - 
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. 
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist 
für sich paginieıt und einzeln käuflich. 
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im 
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische _ 
Literatur. 
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht 
zugänglich. 
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen. 
Honorar für Jahresberichte . . 50,— M. pro Druckbogen. 


ni ‚„ Originalarbeiten . 25,— M. , M 
oder 40 Separata. 


Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig 


Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an 
den Verlag oder an den Herausgeber. 


Der Verlag: Der Herausgeber: 


Nieolaische Embrik Strand, 


Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 105. 
Berlin W., Potsdamerstr. 90. 


Inhalt der Jahresberichte. 


Heft: 

#- I 
2 II 
3. III. 
4. IV 
by Va. 
b. 

6. c. 
T: d. 
8. Re 
: f. 
9. 8. 
10. VI. 
vl. 

VI 

x GER. 
11. R. 
x. 

XII 

XIEE 

XIV. 

12. XV. 
xXVI. 

XVII. 

XVIII 


Mammalia. . 

Aves. 

Reptilia und Amphibia. 
Pisces. 

Insecta. Allgemeines. 
Coleoptera. 
Hymenoptera. 
Lepidoptera. 

Diptera und Siphonaptera, 

Rhynchota. 

Orthoptera—Apterygogenea. 

Myriopoda. 

Arachnida. 

Prototracheata. 

Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto- 
Tunicata. [straca, Pyenogonida 


Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora. 


.» Brachiopoda. 


Bryozoa. 
Vermes. 
Echinodermata. 
Coelenterata. 
Spongiae. 


Protozoa. 


Nicolaische Verlars-Buchhandinse R. ‚Strick 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. Re 


Archiv für Nafurgeschich! 


zahlt für 1 
Original-Arheiten 7°: "=. Honorar von 5. -M. 
pro Druck 40 Separate 


Man wende sich an den Herausgeber 


Ben Yelae Der Herausgeber: 


5. sick, Embrik Strand 
EEE En N: 4, Chausseestr. 105 


Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90 


Bericht —— 


‚über die wissensehaftliehen Leistungen im Gebiete der | a 


Entomologie 


1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. = 250 M., einzeln je 15 M 
1863-1879 10 E: is 200, © 5 u Ba 
1880-1889 10 a. „30 „ = 
1890-1899 10 „ 9 ER 
1900-1909 10 „ „ 1090 ee ze 1000 „ ER) „ 110 5, 
1910 „156 . 
1911 „198 , 

Die ganze Sammlung 2350 M. | 


Der Bericht enthält Arbeiten von: 


Erichson, ‚Schaum, Gerstaecker , F. Brauer, Bertkau, von Mar 


> @ MW 
R-u- 
3 x 
Is 
> 
= 
(= =) 
wen 
N 
St) 
rs 
5 


B Ausgegeben im Juni 1916. 


mumım 


UNTEN 


3 er u 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 


u un zugegen 


EIER 


BI TE DT N NT TIER ET AUDIT IT CHEN ACC DC HC HC NL TEICHE CNN HNO TG DO TOD TO TECHNO HN KOCHT TO HT DEE DH I HE HT OECD OT IT 
LINE BE DIE DIE DEE DI DEE DE DIE DEE DD DE RI DEE TED DE DES REDE BEENDETE 


NSRLERICHSON ‚ECHT ROSCHEL, 
VON MARTENS, FHILGENDORF; 
W.WELTNER UNDE.STRAND. 


erraten) 
S— 


Go an 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 
Abteilung A. 


10. Heft. 


nn en mm md nn in, 


EUGEN ÜNEGRTETIT ORANGE LENTRTT TBB Da ET NEÄTTDTTRTRTEN TI 


: i HERAUSGEGEBEN | 
: VON 
Ä EMBRIK STRAND 
: (BERLIN). 
ss | 
| _——z 
-E NICOLAISCHE 
u: | VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER 
IE N; Berlin. Sy 
122 N 
z = ii = a N ee 


a ir EN 
a El N en 
ATI ACHC IL ICH IC ICE OLE NCOCHCHTDERCOCHCHCHCHCRCRCHTRTACHEHENCHCHCHTNENTUCHCNCHERCHTRCHLNERCHCTULTTBCNCHTTEHTHCHCHCUENCRCHTCHCHT NCHTCHERTHTUNEHET 

JCHLIENEICNENCNESCNLHCHLUCHLNCHLBCLHCHLNCHENCHNUERCC 


il 


LEN 


u Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften. 
[Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.) 
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden. 


Anordnung des Archivs. 


Das Archiv für Nee ausschließlich zoologischen 
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen, 

Abteilung A: Original-Arbeiten 
Abteilung B: Jahres-Berichte 

Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. 

Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist 
für sich paginieıt und einzeln käuflich. 

Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im 
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische 
Literatur. 

Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht 
zugänglich. 

Die mit f bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen. 

Honorar für Jahresberichte . . 50,— M. pro Druckbogen. 

ei ‚„ Originalarbeiten . 25,— M. ‚, Ir 
oder 40 Separata. 


Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig 
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an 
den Verlag oder an den Herausgeber. 


Der Verlag: Der Herausgeber: 


Nicolaische Embrik Strand, 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 106. 
Berlin W., Potsdamerstr. 90. 


Inhalt der Jahresberichte. 


Heft: 
ER I. Mammalia. 
2. Ins Ayes. 
3. III. Reptilia und Amphibia. 
4. IV. Pisces. 
5. Va. Insecta. Allgemeines. 
b. Coleoptera. 
6. c. Hymenoptera. 
T. d. Lepidoptera. 
8. e. Diptera und Siphonaptera. 
f. Rhynchota. 
9 g. Orthoptera—Apterygogenea. 
10. VI. Myriopoda. 


VII. Arachnida. 
VIII. Prototracheata. 
IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto- 
11. Sg Ponieata. [straca, Pycnogonida 
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophore. 
XII. Brachiopoda. 
XIII. Bryozoa. 
XIV. Vermes. 
12. XV. Echinodermata. 
XVI. Coelenterata. 
XVII. Spongiae. 
XVIII. Protozoa. 


Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Ss 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. 


zahlt für 
Original-Arheiten <>: Honorar von a -M. 
Poren aacr 40 Separate | 


Man wende sich an den Herausgeber 


BEENESE, Der Herausgeber: us i 


URSEEBRER Embrik Strand 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4 Chaussee 0 
Berlin .W. 57, Potedamer Str. 


—— Bericht —— 


‚über die wissensehaftliehen Leistungen im Gebiete der 


Entomologie 


1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. = 
1863-1879 10 & 2.20 = 
1880-1889 10 sa BD 
1890-1899 10 “ „40 ,, #=:.400:,5 R 
1900-1909 10 5“ 100: 4,:=3:3008;;4.0 
1910 

1911 


Die ganze Sammlung 2350 M. 
Der Berieht enthält Arbeiten von: 


Erichson , ‚Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von. 


von Seidlitz, Kine) Schouteden, Rühe, ran ae 
Hennings, Grünberg, ne BeDds Be Tiig, 


ZB ——— Ausgegeben im Juli 1916. : 
= IR s 
| ARCHIV 
| GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, - 
- FORTGESETZT VON > 
|| W.FERICHSON,EH.TROSCHEL, - 
: E.VONMARTENS,F.HILGENDORF, : 
- W.WELTNER UNDE.STRAND. : 
= | EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. - 
= | E 
: | 1915. ji 
- | Abteilung A. | - 
E 11. Heft. : 
- HERAUSGEGEBEN : 
: VON = 
: EMBRIK STRAND = 
g | (BERLIN). = 
= NICOLAISCHE - 
= | VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER ||}: 
|\, Berlin. \ : 
== 2 SE 
113 ir DEUNNENEENUHDNEIDIEIDIDIN N ELTTTLEN 
ME Jeder Jahrgang besteht aus 3 Abteilungen zu je 12 Heften. Meere | 


[Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.] 
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden. 


Anordnung des Archivs. 


Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen 
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen, 


Abteilung A: Original-Arbeiten 
Abteilung B: Jahres-Beriehte 

Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. 

Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist 
für sich paginieıt und einzeln käuflich. 

Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im 
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische 
Literatur. 

Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht 
zugänglich. 

Die mit f bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen. 

Honorar für Jahresberichte . . 50,— M. pro Druckbogen. 


r ‚„ Originalarbeiten . 25,— M. ‚, 
oder 40 Separata. 


Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig 
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an 
den Verlag oder an den Herausgeber. 


Der Verlag: Der Herausgeber: 


Nieolaische Embrik Strand, 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 105. 
Berlin W., Potsdamerstr. 90. 


Heft: 


11. 


12, 


Inhalt der Jahresberichte. 


ar 


Mammalia. 

Aves. 

Reptilia und Amphibia. 

Pisces. 

Insecta. Allgemeines. 

Coleoptera. 

Hymenoptera. 

Lepidoptera. 

Diptera und Siphonaptera. 

Rhynchota. 

Orthoptera— Apterygogenea. 

Myriopoda. 

Arachnida. 

Prototracheata. 

Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto- 
N [straca, Pyenogonida. 
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora. 
Brachiopoda. 

Bryozoa. 

Vermes. 

Echinodermata. 

Coelenterata. 

Spongiae. 


Protozoa. 


Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stri. 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. 


zahlt für " Ka : 
Original-Arheiten Honorar von 5 M. 
ron 40 Separate 


Man wende sich an den Herausgeber 


PETE EEE TEE TUR 


Der Verlag 


Nicolaische 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90 


Der Herausgeber: 


Embrik Strand 
Berlin N. 4, Chausseestr. 105 


7 Bell 


über die wissenschaftliehen Leistungen im Gebiete der & 
"ER 


Entomologie 


1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. —= 250 M., einzeln je 15M. 
1863-1879 10 er „80 == 2DAN, nt 25 
1880-1889 10 > 330 90 “ » 38 5 
1890-1899 10 2 „2.40, .—=' 400, re N 
1900-1909 10 RR ‚100 ‚„ = 1000 ‚, 1 ” 4 
1910 A 
1911 PR KR 
Die ganze Sammlung 2550 M. 


Der Bericht enthält Arbeiten vor: 


Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau. von Ma 
Fowler, Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R 
von Seidlitz, Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Be = 


1 
Mi 


= 


Ausgegeben im August 1916. 


1227 Besen 
TE EEE DEE HE BETEN DD DE ID DIE DIE DIE DD DE DL DE DIE DD DEE DEE BEE DE DE DD DD I 


Me 
_ NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET VON A: F. A. WIEGMANN, 


FORTGESETZT VON 


DEE BRICHSON, EH.TROÖSCHEIL, 
ENONMARTENS: F-HILGENDORE, 
WWELTNER UNDE STRAND. 


ACHT DE INCH CHI I REICHE ICON CHEN TICKET HC CET HOT HIN HIC TIGE HIHI DICH DOC HIT DOC HIT N CHIC GOCH DU GEHE COELHO NOCH OLE LITT 


IL INT DIE DT DIE DIE DE BD DIL DDE KIT DIE DIE KIEL HE DIE DIT DIE KIE BIC DIE BIETE DE DIE IE KIT BE TIE DI DIE DE RE DENE BEE IN 


z He BEN IT EN 


U I EN ICE CL NL NT NEN 


__ o —s 
—— — 


Ge er) 


EINUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1915. 


Abteilung A. 
12. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND 
(BERLIN). 


- % wi u Sal “ KT =. 
E i E 


LHTITIERTRTUCHLITHT OT DT RENT UT NUT NERTREREHTUTRLRFRTHT OTHER BEGEHEN DT I DU DE RTL D 


„LI IL LIU BR NULEIL N OH SELTEN EN DE BI HR EIL AIR U BEL ILL HEN EIER TER EUR ILL AEG AEZ LIE BEL LLR ZEL BELLE LER HIT ZEN TEL UE DEN DIL HU ALL ZUR TIL DEI IEL PEN MU AEL EA N ln ne 


er EEr 
— DZ 


FIT 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNGR. STRICKER 


Berlin. Be 
| 


ATI SKELETT CHIC TO ED DI I HOCH TO HIHI KO 00H HL TOCTCHOT DOCH DL CHLOR DOCH 


NNDNDNINDDINININIENNINIINNRN 


min ET TE IE IL IC I I DEI DENE ILL DE DL DE TE TC T TA SE DU RI DD VD DE DU DE DE DD DD NNNENNNNNDEODDENE DINDNENENE 
el Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften. 


[Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.) 
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden. 


® ET a 
a et Yan . in 3 


Anordnung des Archivs. 


Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen 
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen, 


Abteilung A: Original-Arbeiten 
Abteilung B: Jahres-Beriehte 

Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. 

Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist 
für sich paginieıt und einzeln käuflich. 

Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im 
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische 
Literatur. 

Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht 
zugänglich. 

Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen. 

Honorar für Jahresberichte . . 50,— M. pro Druckbogen. 

x ‚‚ Originalarbeiten . 25,— M. ', ” 
‘oder 40 Separata. 


Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig 
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an 
den Verlag oder an den Herausgeber. 


Der Verlag: Der Herausgeber: 


Nicolaische Embrik Strand, 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 105. 
Berlin W., Potsdamerstr. 90. 


I DA 


% 
# 


Heft: 


11. 


12. 


Inhalt der Jahresberichte. 


Mammalia. 

Aves. 

Reptilia und Amphibia. 
Pisces. 

Insecta. Allgemeines. 
Coleoptera. 
Hymenoptera. 
Lepidoptera. 


' Diptera und Siphonaptera. 


Rhynchota. 

Orthoptera— Apterygogenea. 

Myriopoda. 

Arachnida. 

Prototracheata. 

Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto- 
Timieala: [straca, Pyenogonida. 
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora. 
Brachiopoda. 

Bryozoa. 

Vermes. 

Echinodermata. 

Coelenterata. 

Spongiae. 


Protozoa. 


Nicolaische Verlaks Buche R. Stricker 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. - 


Archiv für Naturgeschichte 


zahlt für N. 
Original-Arheiten 1:32%° Honorar von 25, M. 
Bozen oac 40 Separate 


Man wende sich an den Herausgeber 


BE Der Herausgeber: 
TORE eN Embrik Strand 
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin’N. 4: Chausseestr 105 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90 "© NAUSSEERTE, 


—— Bericht —— 


über die wissensehaftliehen Leistungen im Gebiete der 0 


Entomologie 


1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. — 250 M., einzeln je 5M. 
1863-1879 10 „ BR 7 ERERE ee  Ur 5 2 
1880-1889 10 u, 3 20 = 35 
1890-1899 10 Pr „mM „= 40 „ z 
1900-1909 10 b „100 ‚, 
1910 

1911 


I 

RN 
© 
© 
© 


Die ganze Sammlung 2550 Au Be 
Der Bericht enthält Arbeiten von: eo 


Erichson, Schaum, Gerstaceker, F. Brauer, Bertkau, von 

Fowler, Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeif, Wandolleck, 

Br Seidlitz, Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, 
Hennings, Grünberg, Stobbe, Stendell, Nägler, 


Buchdruckerei Julius Brandstätter (G. Neu 


um 


2